Strukturen des Konjunktivs im Französischen 9783111328355, 9783110984835


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INHALT
EINLEITUNG
ERSTER TEIL. Neufranzösisch
ZWEITER TEIL. Latein
DRITTER TEIL. Altfranzösisch
SCHLUSSBETRACHTUNG
BIBLIOGRAPHIE
INDEX
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Strukturen des Konjunktivs im Französischen
 9783111328355, 9783110984835

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B E I H E F T E ZUR Z E I T S C H R I F T FÜR R O M A N I S C H E P H I L O L O G I E B E G R Ü N D E T VON GUSTAV GROBER F O R T G E F Ü H R T VON WALTHER VON WARTBURG H E R A U S G E G E B E N VON KURT B A L D I N G E R

112. HEFT

Wolfgang Rothe

Strukturen des Konjunktivs im Französischen

MAX NIEMEYER VERLAG TÜBINGEN 1967

Strukturen des Konjunktivs im Französischen

von Wolfgang Rothe

MAX NIEMEYER VERLAG TÜBINGEN

1967

Als Habilitationsschrift auf Empfehlung der Philosophischen F a k u l t ä t der ChristianAlbrechts-Universität Kiel, gedruckt m i t U n t e r s t ü t z u n g der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

(C) Max Niemeyer Verlag Tübingen 1967 Alle Rechte vorbehalten • P r i n t e d in Germany Satz u n d D r u c k : Allgäuer Heimatverlag G m b H . , K e m p t e n / A l l g . E i n b a n d von Heinr. Koch, Tübingen

INHALT Einleitung

S. 1 ERSTER TEIL

Neufranzösisch Kap.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Bestandsaufnahme der Formen Zur Frage der Hörbarkeit B-Formen sind gebundene Formen Die auslösenden Moneme B-Form und Tempus Die Opposition Die Variation Die Automatik Typologie der B-Merkmale Die Funktion der B-Form als sprachliches Zeichen .

48 55 59 66 80 86 119 182 207 224

ZWEITER TEIL

Latein Vorbemerkung Kap. 1 Formale Kriterien 2 Die Opposition 3 Die Variation 4 Die Automatik 5 B-Form und Tempus 6 Zur Funktion der lateinischen B-Formen

239 240 252 276 290 296 301

DRITTER TEIL

Altfranzösisch Kap.

1 Die altfranzösischen B-Formen 2 Die B-Form außerhalb von Translaten 3 Die B-Form im Substantiv-Translat

305 313 317

4 Die B-Form im Adjektiv-Translat 5 Die B-Form in den Adverbial-Translaten Schlußbetrachtung Bibliographie Index

353 360 402 410 422

EINLEITUNG Die Verbformen, die in der traditionellen französischen Grammatik „subjonctif" heißen, und die wegen ihrer Herleitung aus Formen des lateinischen „coniunctivus" in deutschsprachigen Grammatiken und Abhandlungen meist „Konjunktiv" genannt werden, haben immer wieder das Interesse der Grammatiker erregt. Der Grund hierfür ist darin zu suchen, daß sie innerhalb der französischen Sprachstruktur augenscheinlich Gesetzen unterliegen, die sich weder auf einen gemeinsamen Nenner bringen noch nach den Maßstäben einer außersprachlichen Logik oder aus irgendwelchen psychologischen Kategorien her erklären lassen. Der Konjunktiv oder „subjonctif" wird zu den Modi des Verbs gerechnet. „Modus" ist aber nun - etwa im Gegensatz zu „Tempus" - ein so verwaschener Terminus mit verschwommenen und nie genau zu fassenden Konturen, daß man mit ihm praktisch für eine Deutung der Verbformen, die darunter subsumiert werden, nichts anfangen kann, es sei denn, man definiert per negationem, „Modus" sei alles das beim Verbum, was nicht einwandfrei „Tempus" ist. Damit ist aber nichts erklärt. Bei den Tempora hat man es nun verhältnismäßig leicht, auf logischem Wege bestimmte zeitliche Kategorien zu gewinnen, die durch die verschiedenen Tempusformen bezeichnet werden können - freilich nur, soweit man der Prämisse folgt, sie stehen für das außersprachliche physikalische Phänomen „Zeit". Es ist aber bisher noch nicht gelungen, entsprechende „modale" Kategorien aufzustellen und in ein in sich geschlossenes, homogenes begriffliches System zu bringen. Damit soll die Möglichkeit, ein solches System zu schaffen, nicht in Abrede gestellt werden. Aber selbst, wenn uns eines Tages ein solches vorläge und wir das sprachliche Zeichen „Konjunktiv" damit in Beziehung setzen würden, wären auf diesem Wege noch keineswegs alle Relationen dieser Form erfaßt, da sie offensichtlich auch Funktionen innehat, die, wie schon seit langem von verschiedenen Forschern anerkannt wurde, 1 mit den sogenannten „Modalitäten" nichts zu tun haben. Dasselbe gilt, nebenbei gesagt, auch weitgehend für den Konjunktiv in den übrigen romanischen Sprachen. Daß sich speziell der französische Konjunktiv in der romanistischen sprachwissenschaftlichen Literatur einer so auffälligen Bevorzugung erfreut, liegt einesteils daran, daß das 1

Dazu s. im einzelnen den folgenden Überblick über die bisherige Konjunktivforschung, bes. S. 3ff. 1

Französische in fast allen Kultirrländern der Welt Schulsprache ist und anderenteils wohl auch an dem besonderen grammatischen Interesse, das die Franzosen an ihrer eigenen Sprache haben. 2 Es wäre nun an dieser Stelle angebracht, eine umfassende und ausführliche kritische Auseinandersetzung mit den bisherigen Arbeiten zu bieten, die sich mit der Problematik des französischen Konjunktivs befassen, ihre Methoden zu erläutern, ihre Theorien darzulegen und ihre Ergebnisse abwägend zu prüfen. Wir glauben jedoch, uns in dieser Hinsicht kurz fassen zu können. Zu einer solchen Beschränkung veranlassen uns in erster Linie die beiden jüngsten wichtigeren Veröffentlichungen auf diesem Gebiet, die eine von Paul I m b s , die andere von Gérard M o i g n e t , 3 die uns einen wertvollen bibliographisch-kritischen Überblick über alles Wesentliche, was besonders in den letzten fünfzig Jahren zum französischen Konjunktiv erarbeitet worden ist, vermitteln. Während Imbs dabei chronologisch vorgeht und in prägnanter, knapper Form die in Frage kommenden Arbeiten mehr referierend als wertend vorstellt, 4 versucht Moignet, 5 die Konjunktivforscher in „Dualisten" und „Unitarier" 6 einzuteilen, je nachdem, ob sie von zwei „Grundbedeutungen" ausgehen oder alle Funktionen des Konjunktivs aus nur einer einzigen Wurzel heraus erklären wollen. Moignet versteht es, den Leser ausgezeichnet in die verschiedenen Theorien einzuführen und die unterschiedlichen Meinungen einfühlend darzulegen. Seine Kritiken treffen fast immer die schwächsten Stellen der einzelnen Systeme; das Kapitel „Les Théories du Subjonctif" 7 ist der größte Aktivposten seines Buches. Wenn wir in dem nun folgenden knappen wissenschaftsgeschichtlichen Abriß dennoch nicht der Einteilung des Autors in Dualisten und Monisten („unitaires") folgen, sondern einer chronologischen Darstellung den Vorzug geben, 8 so geschieht dies aus zweierlei Gründen. Einmal haben sich manche Dualisten im Laufe ihrer Forschungen zu einer 2

Die Frage nach der „Grundbedeutung" des Konjunktivs (und anderer „Modi" wie Optativ, Injunktiv und natürlich auch Indikativ) ist im übrigen ein indogermanisches Problem; die Schwierigkeiten, die einer befriedigenden Lösung im Wege stehen, liegen im Lateinischen, Griechischen und Altindischen auf einer ähnlichen Ebene wie im Französischen. 3 Paul I m b s , Le subjonctif en français moderne. Essai de grammaire descriptive. Mainz 1953. - Gérard M o i g n e t , Essai sur le mode subjonctif en laiin postclassique et en ancien français. T. 1. 2. Alger 1959. 4 Op. cit. S. 53-60. 5 Op. cit. I, S. 13-84. 8 Op. cit. I, S. 17-32 „Les thèses dualistes", S. 32-74 „Les thèses unitaires". ' Op. cit. I, S. 13ff. 8 Wir verfahren also wie Imbs op. cit., ohne allerdings, wie er es tut, Monographien und Zeitschriftenartikel voneinander zu trennen.

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monistischen Auffassung des Konjunktivs durchgerungen wie zum Beispiel Lerch, 9 und zum anderen erscheint es uns unzulässig, alle diejenigen, die dem Konjunktiv zwei verschiedene Funktionen oder „Bedeutungen" zusprechen, mit einem gemeinsamen Etikett zu versehen, das immerhin eine gewisse Übereinstimmung ihrer Auffassungen nahelegt. Zum mindesten müssen zwei in sich grundverschiedene „Dualismen" unterschieden werden. Moignet rechnet zu den Dualisten nur diejenigen, die im Konjunktiv ein sprachliches Zeichen für zwei verschiedene außersprachliche Sachverhalte sehen, wie es etwa der frühe Lerch tut, der einem „Konjunktiv des Wunsches" einen „Konjunktiv der Unsicherheit" gegenüberstellt.10 Es gibt aber noch eine andere Art von Dualismus, den Moignet augenscheinlich übersieht: Man kann, konventionell ausgedrückt, einem Konjunktiv, der eine bestimmte dem Indikativ gegenüber eigenständige Bedeutung hat, einen Konjunktiv entgegenstellen, der lediglich als „servitude grammaticale" 11 auftritt. 12 Die Vertreter einer monistischen Konzeption versuchen dagegen, alle Verwendungsarten des Konjunktivs diachronisch auf eine einheitliche „Grundbedeutung" zurückzuführen. Auch hier sind die Divergenzen in den Ansätzen und den Ergebnissen so stark, daß es sich kaum empfiehlt, sie unter einem rein formalen Gesichtspunkt wie dem des Monismus zusammenzufassen. Die Einteilung in Dualisten und Monisten ist nach äußerlichen Kriterien vorgenommen worden und im Grunde unfruchtbar und nichtssagend. Auch andere Einteilungsprinzipien dürften sich wegen der angedeuteten Unterschiedlichkeit der Auffassungen und Ergebnisse, die sich bis zur diametralen Gegensätzlichkeit steigert, kaum durchführen lassen; wir halten daher einen chronologischen Überblick für die praktischste Lösung. Die Theorien des 17. und 18. Jahrhunderts Der erste französische Grammatiker, der sich prononciert über den Konjunktiv äußert, 13 ist C. M a u p a s . In seiner Grammaire jrançoise von 1607 sagt er auf S. 311 f.: „(. . .) si nous parlons de chose non réellement 9 10 11 la

13

Vgl. vorliegd. Arb. S. 8ff. VgJ. vorliegd. Arb. S. 8. Vgl. vorliegd. Arb. S. 182ff. Forscher, bei denen ein solcher Dualismus ansatzweise durchklingt wie etwa Brunot, Gougenheim u. a., finden sich bei Moignet merkwürdigerweise unter den Vertretern der „thèses unitaires". Das liegt wohl daran, daß Moignet seiner Theorie entsprechend eine „servitude grammaticale" nicht anerkennen kann und sich daher bei den betreffenden Autoren nur für den Konjunktivtyp interessiert, dem diese eine Bedeutung zuerkennen. Über die Grammatiker des 16. Jh. informieren Ch.-L. L i v e t , La grammaire française et les grammairiens du XVle siècle, Paris 1859 und Hugo

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existente, mais d'vne condition ou qualité demandee à la chose pour la distinguer & déterminer, après ladite conjonction 1 4 & relatifs viendront temps de mode optatiues." 1 5 Diese Meinung wird v o n A. O u d i n in sein gleichnamiges Werk v o n 1645 auf S. 191 fast wörtlich übernommen: „(. . .) parlant de chose qui n'est pas existente en effect, mais douteuse ou de condition & qualité requise pour la distinguer, nous nous seruons des optatifs après ladicte particule." N e u gegenüber Maupas ist hieran nur das Adjektiv douteuse,16 Die nächste qualifizierte Meinung über den Konjunktiv findet sich bei A r n a u l d und L a n c e l o t in ihrer Grammaire générale et raisonnée v o n 1660, 17 die unter dem N a m e n Grammaire de Port-Royal bekannt geworden ist. „Mais les hommes ont trouvé, qu'il étoit bon d'inventer encore d'autres inflexions, 1 8 pour expliquer plus distinctement ce qui se passoit dans leur esprit (. . .)", heißt es auf S. 57 im Kapitel X V I . 1 9 Als entscheidend wird in diesem Zusammenhang der menschliche Wille angesehen („volonté"), sei es in der Form des Wunsches, sei es in der der Einräumung. Der Konjunktiv ist bei ihnen der Modus des Willens,

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W . P h i l p , Le subjonctif et les grammairiens français du XVIe siècle, Thèse Upsala, Stockholm 1895. - Bei keinem der damaligen Grammatiker findet sich eine klare Konzeption des „subjonctif" (der zu jener Zeit auch noch nach lateinischem Vorbild „conjonctif" genannt wurde). Man erkannte ein optativisches Element darin, wußte darüber hinaus aber wenig zu diesem Modus zu sagen. Vor allem fehlt eine deutliche Abgrenzung zum „conditionnel", das meist in den „subjonctif" miteinbezogen wird. Die Bemerkungen der Grammatiker des 16. J h . über den Konjunktiv sind f ü r die späteren Auffassungen irrelevant. Gemeint ist que. Mit mode optatiue ist der K o n j u n k t i v gemeint. Moignet op. cit. I, S. 38 sieht einen engen Zusammenhang zwischen diesen beiden Grammatikern u n d M a l h e r b e , dem B r u n o t in La doctrine de Malherbe d'après son Commentaire sur Desportes (Paris 1891) auf S. 439 unterstellt, er habe im K o n j u n k t i v den Modus des Zweifels gesehen. E r k a n n sich dabei allerdings nur auf eine Glosse zu Desportes' „Amours d'Hippolyte" berufen, wo Malherbe sagt: „Bien que vous fussiez, s'entend d'une chose douteuse, bien que vous fûtes d'une chose certaine." (Brunot op. cit. S. 440). - I m übrigen ist das Moment des Zweifels auch erst bei Oudin, nicht bei Maupas vertreten. Zur genauen Angabe aller in der „Einleitung" zitierten Werke vgl. die „Bibliographie" auf S. 410ff. Gemeint sind andere „Inflexionen" neben dem Indikativ als Modus der „affirmation". Zitiert nach der Ausgabe der Œuvres de Messire Antoine Arnauld, Paris 1780, tome 41. - An anderer Stelle (Kap. X I I I , S. 49) ist in diesem Zusammenhang von „d'autres mouvements de notre ame, comme desirer, prier, commander etc." die Rede. 4

nicht mehr der des Zweifels : „ E t c'est de ces dernieres sortes d'inflexions, que les Grammairiens ont fait leur mode appelle subjonctif." Eine sehr modem anmutende interessante Auffassung vertritt der Abbé G i r a r d im 8. Discours seines Buches Les vrais principes de la langue française von 1747. Girard unterstreicht das von späteren Grammatikern und Linguisten meist weitgehend übersehene Phänomen der engen Zusammengehörigkeit des Konjunktivs mit seinem auslösenden Verb: ,,(. . .) le verbe subséquent forme un seul sens complet avec le verbe antécédent, et dans ce rapport de correspondance le premier exerce une certaine influence sur la forme du second." 20 Das Moment der Unterordnung unterstreicht auch C o n d i l l a c , der schon 1775 in seiner Grammaire21 erklärte, der französische Konjunktiv sei vor allem atemporal; die Tempusangabe hege ausschließlich beim übergeordneten Verbum; diese Indifferenz der „Zeit" gegenüber unterscheide ihn vornehmlich vom Indikativ. 22 Beginn der psychologisierenden

Tendenzen

Diese fruchtbaren Ansätze bei Girard und Condillac, die sich beide vom Prokrustesbett der Lateingrammatik zu lösen versuchten und sich die Strukturierung französischer Satzkonstruktionen vorurteilslos ansahen, 23 sind im 19. Jahrhundert leider nicht wiederaufgenommen worden. Man begann nun erneut, nach einer „Bedeutung" des Konjunktivs zu fragen, die ihm, mehr oder weniger losgelöst aus seiner Umgebung im Kontext, als ein ihm inhärentes Grundphänomen zugesprochen werden sollte. In Frankreich bleibt diese Richtung, beginnend mit Girault-Duvivier 24 im allgemeinen in gemäßigten Formen im Hintergrund; in Deutschland hingegen sind seit Mätzner 25 immer wieder die extremsten und abstrusesten, philosophisch oder psychologisch „untermauerten" Deutungsversuche unternommen worden. Eine gewisse in sich widersprüchliche Kompromißhaltung wird noch in der Grammaire des Grammaires von G i r a u l t - D u v i v i e r (1811) eingenommen. Das formale Prinzip der Abhängigkeit des Konjunktivs von „quelques mots qui précèdent" 26 wird durchaus gesehen, ja geradezu 20 21

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Zitiert nach Imbs op. cit. S. 53. Die Grammaire bildet den 5. Band seines Cours d'Études pour l'instruction du Prince de Parme. Über die Modi wird im 2. Teil, Kap. 9 gehandelt. Dazu s. Imbs op. cit. S. 53f. und Moignet op. cit. I, S. 66. Imbs op. cit. S. 54 nennt das bei Condillac etwas abwertend ,,la hantise d'un savant qui a été un des premiers à mettre en tête de la grammaire l'étude de la phrase et des types de propositions". Näheres s. unten. Vgl. S. 6 der vorliegd. Arbeit. Imbs op. cit. S. 54.

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übertrieben, indem die Fälle eines unabhängigen Konjunktivs als Ellipsen deklariert werden; 27 andererseits aber wird der Konjunktiv grundsätzlich zum Modus der Unentschiedenheit („indécision") und des Zweifels erklärt. Auch C. A y e r sieht den Konjunktiv in seiner Grammaire comparée de la langue française von 1851 einerseits als abhängige Form an, 28 spricht ihm aber andererseits die Fähigkeit zu, im Gegensatz zum Indikativ (welcher Tatsachen bezeichnet), die Idee der Möglichkeit auszudrücken. Die erste konsequente Deutung des Konjunktivs auf rein psychologischer Grundlage findet sich einige Jahre früher in Deutschland bei Eduard M ä t z n e r in der Syntax der neufranzösischen Sprache von 1843. Dieser erste ernst zu nehmende Verfasser einer französischen Schulgrammatik für Deutsche definiert den Konjunktiv als „Modus der reflektierten Vorstellung", d. h. der Sprechende stellt den Gehalt seiner Vorstellung dar als einen Gegenstand der Betrachtung; er reflektiert über ihn; die Begriffe der Möglichkeit, Unsicherheit oder gar Unwirklichkeit sind keineswegs integrierende Bestandteile des Konjunktivs, können aber in einzelnen Anwendungsfällen bei ihm durchschimmern. Mätzner erkennt dem Konjunktiv im Gegensatz zu den Anhängern der Unterordnungstheorie auch seinen Platz im Hauptsatz zu. 29 Der Gedanke, daß der Konjunktiv das sprachliche Zeichen für eine irgendwie geartete „Vorstellung" sei, sollte die deutsche Konjunktivforschung sobald nicht wieder verlassen. Im Jahre 1890 erschien eine heute in Vergessenheit geratene Schulprogrammschrift von P. Venzke, 3 0 in der der Konjunktiv der „Modus der unselbständigen, d. h. nur mit einer anderen zu einem Ganzen verbundenen Vorstellung" genannt wird. 31 Wilhelm R i c k e n , der vor allem didaktisch interessiert ist und nach 27

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Dieses Erklärungsprinzip stammt von den Rationalisten des 16. Jahrhunderts. Sie befindet sich normalerweise „sous le joug" eines Hauptverbs, vgl. Imbs op. cit. S. 54. Mätzners Theorie ist unverändert in seine Französische Grammatik mit Berücksichtigung des Lateinischen übernommen worden; s. dort, 3. Auflage, Berlin 1885, S. 356. - Ähnliches klingt auch in der Auffassung G r ö b e r s an, der im Konjunktiv den Modus der „Projektion" sieht, d. h. dessen, was nur im Geiste des Redenden vorhanden ist (im Gegensatz zum Indikativ als dem Modus der „Perzeption"), s. Gröbers Grundriß I, 2. Auflage, S. 274. P. Venzke, Zur Lehre vom französischen Konjunktiv. Programm d. Gymnasiums Stargard 1890. Op. cit. S. 6. Bei konjunktivischen Hauptsätzen, die kein regierendes Verb haben, liegt nur eine regierende, nicht expressis verbis ausgedrückte Vorstellung vor, ebd. S. 10.

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einer einheitlichen Konjunktivregel für den Schulgebrauch sucht, veröffentlichte im Jahre 1900 einen Aufsatz Eine neue wissenschaftliche Darstellung der Lehre vom Subjonctif für die Zwecke der Schule,32 in dem die Rede vom Konjunktiv als Modus „für die als unselbständig gefaßte Vorstellung" ist. 33 Was damit gemeint ist, wird näher erläutert: „Unselbständig ( . . . ) ist eine Vorstellung dann, wenn sie einer anderen, selbständigen, herrschenden Vorstellung innerlich untergeordnet und unterworfen, gleichsam ,untergebunden' ist, so daß sie eine selbständige Bedeutung neben jener nicht hat", mit anderen Worten, der Konjunktiv stehe im Nebensatz nur dann, wenn Hauptsatz und Nebensatz, selbständig gebraucht, keinen oder zum mindesten nicht den vom Sprechenden gewünschten Sinn haben. Das ist natürlich leicht zu widerlegen; der Sinn der beiden Äußerungen Je regrette qu'il vienne mit Konjunktiv und II vient; je le regrette mit Indikativ dürfte derselbe sein.34 Wissenschaftsgeschichtlich ist diese Theorie dennoch interessant, da von hier ein direkter Weg zu Lerchs These vom Konjunktiv als dem Modus des „psychologischen Subjekts" führt, die immerhin auch heute noch vielfach in modifizierter Form vertreten wird. 35 Außerhalb dieser Linie, deren Vertreter den Konjunktiv auf irgendeine Weise mit einer psychologisch bedingten oder zum mindesten psychologisch ausdeutbaren Unterordnung in Beziehung setzen, 36 stehen die Auffassungen bei Hermann S o l t m a n n i n seiner Syntax der Modi im modernen Französisch (1914), bei J . H a a s in der 1916 erschienenen Französischen Syntax37 und bei Eugen L e r c h in seinem Erstlingswerk über den französischen Konjunktiv, dem seinerzeit berühmten Büchlein Die Bedeutung der Modi im Französischen (1919). Für Soltmann spiegelt der Konjunktiv das Gefühl der Unsicherheit 32 33

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ZfSL 22 (1900), S. 273-281. Die gleichen Gedanken werden wiederaufgenommen in NS 28 (1921) 134-152 und ergänzt ebd. 30 (1922) 172-174. - Der Titel des Aufsatzes in NS 28 enthält den Terminus „unterbindender" Modus. Vgl. dazu auch die Bemerkung zu Regula in vorliegd. Arb. S. 11. Moignet op. cit. I, S. 67 sieht in Girard und besonders in Condillac Vorläufer der Theorie von Ricken - zu Unrecht, wie wir meinen. Die beiden Franzosen des 18. Jahrhunderts sind in Wahrheit viel moderner; sie psychologisieren nicht; es ist bei ihnen nirgends die Rede von „unselbständigen Vorstellungen". Sie betonen einen engen Zusammenhang zwischen dem sprachlichen Zeichen „Konjunktiv" und dem auslösenden Verb, teils im Hinblick auf die Bedeutung („sens complet" bei Girard), teils im Hinblick auf die Tempusangabe (Condillac). Das hat nichts mit Vorstellung zu tun. Auf dieser Linie entwickelt sich dann in den zwanziger Jahren die scharfe Polemik zwischen Lerch, Kalepky und Regula. So auch in seinen anderen Arbeiten, s. „Bibliographie" S. 412. 7

wider (im Gegensatz zum Indikativ als dem Modus der Sicherheit), 38 für Haas ist er der Modus der bloßen Irrealitätsvorstellung. 39 Bei L e r c h , der sich strikt gegen jede UnterorcLnungs- oder gar Ellipsen-Theorie wendet, findet sich dann erstmalig ein scharfer Dualismus auf der Ebene der „Bedeutung". Hier wird, historisch untermauert, ein „Konjunktiv des Begehrens" (etwa dem klassischen optativus entsprechend) von einem „Konjunktiv der Unsicherheit" 40 (ungefähr dem klassischen potentialis entsprechend) unterschieden. 41 Schwierigkeiten entstehen dabei natürlich, wenn es nun praktisch um die Zuteilung der einzelnen syntaktischen Typen zu jeweils einer der beiden Gruppen geht. So wird der Konjunktiv im Konzessivsatz der Gruppe des Begehrens zugeordnet, weil hier angeblich eine anmaßende Forderung vorliegt; 42 der Konjunktiv nach den sogenannten Verben der Gemütsbewegung wird als Konjunktiv der Unsicherheit, die von Natur aus den subjektiven Gefühlen eigen sein soll, aufgefaßt 43 usf. Selbst Karl V o ß l e r erhebt in einer Besprechung gegen eine solche starre Verteilung der Verwendungstypen berechtigte Bedenken. 44 Andererseits unterstützt er die These vom Konjunktiv der Unsicherheit nach den Affektverben in dem berühmten Passus, 45 in dem er für diese Entwicklung den „Traité des Passions de l'Âme" Descartes' verantwortlich macht - die Gemütsbewegungen als subjektive Trübungen der Ratio veranlassen die Setzung des Konjunktivs !46 Die Polemik in den zwanziger

Jahren

Einen folgenschweren Schritt für die weitere Diskussion t u t L e r c h dann 1920 in seinem Aufsatz Der Konjunktiv des psychologischen Subjekts im Französischen,47 wo er den Terminus „Konjunktiv der Unsicherheit" aufgibt und hier erstmalig die Bezeichnung einführt, die im Titel des 38 39

40 41

42 43 44 45

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Op. cit. S. 2ff. Haas unterscheidet zwei Arten von Irrealität, eine der Nicht-Existenz und eine, die nur eine veränderte Auffassung der Wirklichkeit darstellt (op. cit. S. 421), ein Gedanke, der später von T a n a s e (s. vorliegd. Arb. S. 18) wieder aufgenommen wird (vgl. auch Moignet op. cit. I, S. 43). Der Terminus ist vermutlich von Soltmann übernommen. S t r o h m e y e r hat die Lerchsche Zweiteilung in seine Schulgrammatik übernommen und in allen Auflagen wiederholt. Op. cit. S. 45ff. Op. cit. S. 84ff. LgrP 40 (1919) S. 246-251. Karl Voßler, Frankreichs Kultur im Spiegel seiner Sprachentwicklung, Heidelberg 1921, S. 317f. Lerch nimmt diese kuriose Deutung positiv bewertend in seine Historische Syntax, Bd. 2, S. 85 auf. NS 27 (1920) S. 338-344.

8

Aufsatzes genannt ist. „Der Konjunktiv steht", sagt er, „in que-Sätzen und Relativsätzen, die psychologisches Subjekt sind", 48 d. h. also, die d e n Teil der Aussage darstellen, der als beim Hörer schon bekannt vorausgesetzt und lediglich besprochen wird; es ist das, w o r ü b e r die Aussage gemacht wird. Wir brauchen uns mit dieser Auffassung nicht im einzelnen auseinanderzusetzen; ein einziges typisches Gegenbeispiel mag genügen: Tu vois bien que l'ami est venu. Dem Hörer ist bekannt, daß der Freund gekommen ist; das wird mit dem Tu vois bien ausdrücklich gesagt; die Ankunft wird besprochen - und dennoch erscheint in diesem Typ nie ein Konjunktiv! I n den folgenden Abhandlungen, die schon im Rahmen der Auseinandersetzung mit Regula und Kalepky stehen, versucht Lerch dann, zu einer monistischen Auffassung des Konjunktivs zu gelangen, so besonders 1928 in seinem Aufsatz Zum Konjunktiv des psychologischen Subjekts,13 wo er diesen Typ historisch aus dem Konjunktiv des Begehrens abzuleiten versucht. Er bedient sich dabei folgender gekünstelter Analyse: Je m'etonne qu'il soit venu = „Er soll gekommen sein? Das wundert mich!" Dabei heißt seiner Ansicht nach „er soll gekommen sein" soviel wie „du willst ( = meinst), daß er gekommen ist", es handele sich also im Prinzip um ein Begehren. 50 Auch auf diese abwegige Deutung brauchen wir nicht weiter einzugehen. 51 Moritz R e g u l a tritt 1925 mit einem Aufsatz Über die modale und psychodynamische Bedeutung der französischen Modi im Nebensatze52 in die bereits zwischen Lerch und Kalepky begonnene Auseinandersetzung ein und baut seine Lehre im Laufe der folgenden Jahre in zahlreicheren weiteren Publikationen zu einem System aus 53 . Regula fußt auf der sogenannten Annahme-Theorie des Philosophen M e i n o n g , von dem er auch die Terminologie größtenteils übernimmt. Aus seinen Ausführungen ergibt sich folgende Formel für die Bedeutung der Modi: Der Indikativ steht, wenn das Objektiv (damit meint er den Inhalt des Nebensatzes) geurteilt wird (er sagt dazu auch „penetrativ gesetzt"), der Konjunktiv dagegen, wenn das Objektiv beurteilt oder nur „vorstellungsmäßig erfaßt", „bloß ergriffen", d. h. „gedanklich affiziert" wird. Das ist im wesentlichen nichts anderes, als Lerchs Theorie vom Konjunktiv des psychologischen Subjekts: Der Inhalt des Nebensatzes bringt nichts Neues; er stellt bereits Bekanntes zur Beurteilung vor. « Op. cit. S. 339. 49 NS 36 (1928) S. 81-104. 50 Op. cit. S. 82. 51 Vgl. auch Moignet op. cit. I, S. 19ff. 62 ZrP 45 (1925) S. 129-197. 63 Eine vollständige Aufführung der Arbeiten Regulas über den Konjunktiv findet sich in der „Bibliographie" S. 414f.

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Innerhalb des Konjunktivs macht Regula dann aber zunächst noch einen Unterschied zwischen einem sogenannten m o d a l e n Konjunktiv, nämlich dem des Begehrens, der dann vorliegt, wenn das „Objektiv", wie er meint, akutbetont ist, etwa in Je veux que tu viennes, und einem „thematischen" oder „psychodynamischen" Konjunktiv, dem eigentlichen Konjunktiv des Beurteilungsgegenstandes, des psychologischen Subjekts, in dem das „Objektiv" angeblich gravisbetont sein soll, so etwa nach den Verben des Affekts. Später nennt Regula diesen letzteren Konjunktiv den a m o d a l e n , womit er sich Kalepkys Auffassung annähert. 54 Die ursprüngliche Einheitlichkeit des Konjunktivs, die Regula ebenso wie Lerch am Herzen liegt, will er dann in dem Aufsatz Über die Beziehungen zwischen Erfassungsart, psychologischem, Gewicht und Modalität des Denkinhaltes55 dadurch erklären, daß sein amodaler Konjunktiv allmählich durch Entmaterialisierung aus dem modalen Konjunktiv entstanden sei; der Übergang liege bei Verben wie aimer,56 wo das Begehrungselement allmählich verblaßte und sich die bloße Beurteilung durchsetzt. Der Konjunktiv bezeichnet alle Gegenstände, die „der Setzung ihres Bestandes entbehren", d. h. er bezeichnet Gedachtes. I n seinem 1951 erschienenen Buch Grundlegung und Grundprobleme der Syntax heißt es auf S. 141, der Konjunktiv, „Ergreifer", „Gleiter", sei der „Modus der vorstellungsmäßigen Erfassung oder Gedachtheit, ( . . . ) das Kennzeichen aller Denkgegenstände (höherer Ordnung), die der sicher entscheidenden' Seinsart entbehren. Es sind dies vor allem die Begehrung, die explizite Annahme und das mit herabgesetztem Überzeugungsgrad gefällte Urteil." Kurz und prägnant wird anläßlich einer Rezension der Grammatik von Klein-Strohmeyer 57 noch einmal - verbunden mit der Klage, wie oft man das eigentlich noch lehren solle - behauptet: „Der beurteilte Inhalt des Qwe-Satzes steht im Konjunktiv, der geurteilte im Indikativ." 5 8 Regula legt an die Sprache die Maßstäbe der traditionellen Logik an und setzt als gesichert voraus, daß es jedem Sprecher, wenn er einen que-Satz äußert, 59 darauf ankommt, ein Urteil zu setzen oder etwas vorher Gesagtes zu beurteilen. Nehmen wir einmal an, diese unbewiesene Prämisse wäre richtig, dann bleibt es doch immerhin sehr fraglich, ob 54

Vgl. S. 11 der vorliegd. Arb. Jahrbuch f. Philologie ( = Idealistische Philologie) 3 (1927/28) S. 273-298. 68 Ebda S. 289. " ZfSL 72 (1962) S. 87-95. 58 Ebda S. 90. 59 Regulas Theorie erweist sich schon dadurch als defektiv, daß er sich in seinen Beispielen fast ausschließlich auf die Verhältnisse in den que-Sätzen beschränkt. Darauf macht auch Moignet op. cit. I, S. 23 n. 2 aufmerksam. 55

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die formale Opposition zwischen Indikativ und Konjunktiv als sprachliche Zeichen für diese logische Opposition von „geurteilt" und „beurteilt" fungiert. Schließlich ist es sinngemäß - zum mindesten in bezug auf eine „Beurteilung des Objektivs" im Sinne Regulas - das gleiche, ob ein Sprecher sagt Je regrette qu'il soit arrivé60 oder II est arrivé - je le regrette oder Je regrette son arrivée. Regula müßte seiner eigenen These gemäß zugeben, daß in allen drei Fällen der außersprachliche Sachverhalt einer Ankunft „beurteilt" wird. Das gilt durchgängig für die Gegenüberstellung von konjunktivischen und indikativischen Beispielen mit jeweils gleichem auslösendem Verbum, die Regula zur Erhärtung seiner These noch 1958 als Beiträge zu den Theorien von Paul Imbs veröffentlicht hat. 81 Sein C'est dommage que ce n'est pas la mode82 setzt er mit einem malheureusement ce n'est pas la mode gleich; warum verfährt er nicht genauso bei seinem konjunktivischen Beispiel C'est dommage que vous n'ayez pas été au commencement? Ist Malheureusement vous n'avez pas été au commencement sinngemäß etwas grundlegend anderes ? Wird im letzteren Falle die Abwesenheit des X. nicht genauso „beurteilt" (nämlich bedauernd) ? Gerade solche Kommutationsproben 63 beweisen zur Genüge die Abwegigkeit der Lehre Regulas. Man sollte es aufgeben, die aus irgendeiner Philosophie gewonnenen Erkenntnisse - die in sich durchaus richtig sein mögen - als sprachbildende Faktoren anzusehen, sie in das System einer Sprache, der langue im Sinne de Saussures, einzubauen und dann nachträglich an die gesprochenen bzw. geschriebenen Äußerungen, die parole heranzugehen (oder gar mit selbstgemachten Beispielen zu arbeiten), um die dort vorgefundenen Gegebenheiten gemäß der privaten Theorie zu interpretieren. Wenn eine sprachliche Äußerung wirklich ein Urteil oder eine Beurteilung enthält, dann wird das nicht durch eine bestimmte Verbform, sondern durch den gesamten Kontext ausgedrückt. Zu einem der schärfsten Gegner dieser von Lerch und Regula vertretenen Richtung entwickelte sich im Laufe der zu einer unerfreulichen Polemik ausartenden Diskussion über den Konjunktiv Theodor K a l e p k y . Dieser wendet sich besonders gegen Lerchs Konjunktiv des psychologischen Subjekts und wird von seinem Antagonisten gründlich mißverstanden. Zwischen Kalepky und Regula gibt es hingegen gewisse Berührungspunkte, die vielleicht aber doch nur terminologischer Natur sind; sie haben zum Beispiel beide einen „amodalen" Konjunktiv. Kalepky hatte schon 1894 in einem Aufsatz unter dem Titel Vom 40

Vgl. auch unsere Bemerkungen zu Ricken auf S. 7. Encore le problème du subjonctif (Contributions aux théories de P. ZrP 74 (1958) S. 259-275. «2 Ebda S. 262. 63 Zur Kommutationsprobe s. vorliegd. Arb. bes. S. 104ff. 61

Imbs).

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begrifjbildenden Konjunktiv64 diesen als Modus der Ignorierung des Realitätsmoments bezeichnet. Er gelangte allmählich zu der Auffassung, daß der Konjunktiv überhaupt jeder modalen Bedeutung entbehre. Diesen seinen amodalen Konjunktiv setzt er 1927 in seiner grundlegenden Abhandlung Die Modi des französischen Verbs65 dem Infinitiv und dem Gerundium (das er „Gerundial" nennt) gleich; der Unterschied liege lediglich darin, daß er sich diesen beiden ebenfalls amodalen grammatischen Kategorien durch die Möglichkeit, Person und Tempus zu unterscheiden, überlegen zeige. Ein Wollen z. B. wird niemals durch die Konjunktivform ausgedrückt, sondern „stets entweder (explizite) durch besondere Worte oder (implizite) durch die ( . . . ) (integrierende Bestandteile der Sprache bildenden) Ersatzmittel", d. h. Gebärden usw.66 Der amodale Konjunktiv wird angewandt, wo der Sprechende Irreales aussagt, oder aber Reales, dessen Realität besonders auszudrücken er keinen Anlaß hat. Kalepky geht zwar wie alle seine Vorgänger und seine Zeitgenossen von der für unumstößlich gehaltenen Prämisse aus, der Indikativ sei der „Modus der Realität". 67 Daher kann er sich auch noch nicht davon lösen, den Konjunktiv nach wie vor irgendwie mit der „Irrealität" zu verbinden. Das interessante Neue bei ihm ist aber der Versuch, die Form „Konjunktiv" in Hinsicht auf ihre morphologische Struktur und ihre Distribution mit anderen Verbformen zu vergleichen und sie gegen diese abzusetzen. Hier wie auch in der Aufwertung von Kontext und Situation sind erste Ansätze zu einer strukturalen Betrachtungsweise gegeben. Daß Kalepky mit dieser Methode zur Blütezeit der Idealistischen Neuphilologie keinen Erfolg haben konnte, liegt auf der Hand. 68 Völlig im Banne dieser Idealistischen Neuphilologie stehen die Ar64 65 68

68

ZrP 18 (1894) S. 159-174. ZfSL 50 (1927) S. 450-463. Ebda S. 457. - Wir würden heute sagen „durch Kontext und Situation". Hierzu s. Teil 1, Kap. 7, S. 119ff. der vorliegd. Arb. Kalepkys Neuaufbau der Grammatik, Leipzig u. Berlin 1928, enthält trotz seiner eigenwilligen deutschsprachigen Terminologie ausgezeichnete und sehr moderne Gedanken. Die für unsere Frage interessante, in seinen Aufsätzen vorgebildete Zusammenfassung von Konjunktiv, Infinitiv und Gerundium weist bereits auf die „Semitempora" Harald W e i n r i c h s hin (vgl. Harald Weinrich, Tempus. Stuttgart 1964, S. 277ff.), wenngleich sich natürlich Abweichungen im einzelnen finden. So wird man dem Infinitiv heute nicht mehr die Fähigkeit absprechen, Tempus zu bezeichnen (chanter — avoir chanté), selbst Personenmerkmale kann er annehmen (der lateinische Acl! Vgl. dazu vorliegd. Arb. S. 249.). Die Tempuskennzeichnung beim Konjunktiv bezog sich bei Kalepky auf die Unterscheidung der Typen qu'il vienne und qu'il vint; hier ist die Auffassung heute ebenfalls eine andere (vgl. S. 80ff.).

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beiten von M. M e r c k und Etienne L o r c k . Merck verfaßte unter Karl Voßler 1925 eine Dissertation Beitrag zur Modusforschung im Französischen, in der er als einheitliche Ursache für die Setzung des Konjunktivs im Französischen den Affekt ansieht, 69 und Lorck stellt in seiner Abhandlung Die Sjrrachseelenforschung und die französischen Modi, die im Jahrbuch für Philologie70 1925 und 1927 erschien, die kühne Behauptung auf, wer frei dem inneren Antrieb folgt, lasse sich bei der Moduswahl vom Gefühl bestimmen. 71 Dabei klammert Lorck die Routinesprecher, die die Sprache gewohnheitsmäßig handhaben, wie selbstverständlich aus. Zitate wie „An die Stelle der Grammatik tritt die Sprachseelenforschung, die Sprachseelenkunde", deren Aufgabe es ist, „die Seelenkräfte aufzudecken, die in der Sprache wirksam sind" 72 oder „In den Modalformen bekundet sich das seelische Verhalten des Denkenden-Sprechenden gegenüber einem Bewußtseinsinhalt (.. ,)"73 kennzeichnen hinreichend die Richtung, in der sich diese Forschung bewegte. Ein auf einer psychologischen Analyse aufbauendes System versucht auch, ohne sich wesentlich um die wirklichen sprachlichen Gegebenheiten zu kümmern, K. E t t m a y e r in seiner Analytischen Syntax der französischen Sprache (1930-1936) aufzustellen. Seine verworrenen und uneinheitlichen Darlegungen laufen auf eine mehr oder weniger in das Indogermanische rückverlegte Zweiteilung des Modusbereichs in „intentionale" und in „intentionierte" Modi hinaus. 74 Dabei wird der von Ettmayer hier postulierte Unterschied nirgends hinreichend klar. 75 Die intentionalen Modi sollen angeblich unmittelbar die Willenserwartung ausdrücken, während die intentionierten Modi den Vorgang als intendierten Gegenstand der Willenserwartung angeben. Mit dem Ausgang der dreißiger Jahre gelangte die Diskussion über den französischen Konjunktiv in Deutschland zu einem vorläufigen Abschluß. Wir haben daher hier zeitlich etwas vorausgegriffen. Diese Durchbrechung unserer chronologischen Darstellung rechtfertigt sich wegen der starken Verzahnung, die in der wechselseitigen Beeinflussung und der gegenseitigen Abgrenzung der damals gleichzeitig diskutierten Theorien zum Ausdruck kommt. Wir werfen nun einen Blick auf die Forschungsergebnisse des Auslandes, wobei verständlicherweise die Meinungen der französischen Syntaktiker quantitativ an der Spitze rangieren. 69

70 71 72 73 74 75

Trotz der historischen Tatsache, daß gerade die Affektverben im Altfranzösischen fast ausschließlich den Indikativ bei sich hatten! Jahrbuch f. Philologie 1 (1925) S. 24-54 und 2 (1927) S. 188-208. Ebda 1, 34. Ebda 1, 25. Ebda 1, 30. Op. cit. II, S. 902ff. - Der Indikativ ist für Ettmayer kein Modus. Vgl. dazu auch die Kritik Moignets op. eit. I, S. 24f.

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Die ausländische Forschung nach 1920 Ferdinand B r u n o t nimmt in seinem bekannten Werk La Pensée et la Langue, das in der ersten Auflage 1922 erschien, zunächst noch eine zögernde Haltung dem Konjunktiv gegenüber ein. In gewisser Hinsicht sieht er im Konjunktiv noch immer den Modus des Zweifels,76 erweist sich aber dennoch77 als ein scharfer Gegner jeder logischen oder psychologischen Ausdeutung des Konjunktivs. Es hieße seine Zeit vergeuden, wollte man einheitliche oder gar dauernde Werte der Modi suchen. Die Sprachgewohnheit ist für Brunot die einzige Beherrscherin des Modusgebrauchs; die Modi werden rein mechanisch und unlogisch angewandt. Der Gedanke der „servitude grammaticale" 78 spielt bei ihm erstmalig eine wesentliche Rolle in der Beurteilung des Konjunktivs. Bezeichnenderweise betont Moignet79 bei seiner Analyse der Gedanken Brunots über den Konjunktiv die Tatsache, daß dieser ihn als Modus des Zweifels ansieht, während Imbs 80 gerade die Rolle der „servitude grammaticale" in Brunots Modustheorie hervorhebt. Zwar heißt es bei Brunot 81 : ,,(. . .) il est certain qu'un doute planant sur une idée amène souvent la substitution du subjonctif à l'indicatif"; unmittelbar vorher aber sagt er: „On a dit longtemps que le subjonctif est le mode du doute. Il y a beaucoup à rabattre de cette affirmation (. . .)." L. C l é d a t , der zunächst in seiner Grammaire classique de la langue française (1896) den Konjunktiv als Ausdruck einer untergeordneten und gleichzeitig dem Zweifel unterworfenen Handlung 82 angesehen hatte, also eine Kombination von formaler und psychologischer Deutung versuchte, löst sich in seiner sich über einige Jahre erstreckenden Artikelserie En marge des grammaires in der Revue de Philologie française besonders bei einer kritischen Betrachtung von Brunots oben genanntem Werk 83 von dieser Auffassung und sieht nun im Konjunktiv den Modus der „action simplement (seulement) envisagée". 84 Dieser Terminus sollte bei den Späteren bis hin zu Moignet Schule machen. Der Konjunktiv drückt danach etwas aus, was nur ins Auge gefaßt, geplant, in Betracht gezogen, aber nicht eigentlich bestätigt wird85. 78 77 78 79 80 81 82 83 84 85

So z. B. op. cit. 3. Aufl. 1953, S. 536. Vgl. z. B. in der 3. Aufl. von 1953, S. 511 ff. Op. cit. passim; s. dort Index S. 945. Op. cit. I, S. 42. Op. cit. S. 55. Op. cit. S. 536. Vgl. Moignet op. cit. I, S. 40. R P h 35 (1923) S. 82-124. Ebda, z. B. S. 89, 122, 124. Ebda S. 105.

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Ganz im Sinne Brunots argumentiert L. F o u l e t in seiner Petite syntaxe de l'ancien français von 1923. Zwar ist nach ihm in der literarischen Sprache auch heute noch der Konjunktiv, soweit grammatische Regeln ihn nicht fest einschnüren, ein gewisses Stilmittel; in der Umgangssprache jedoch gibt es streng genommen gar keinen Konjunktiv mehr, sondern zwei morphologisch verschiedene aber modal gleichwertige Formen des Indikativs : je viens und je vienne sind genau dasselbe ; die Anwendung der einen oder der anderen Form aus dieser „double série" wird von „règles traditionnelles et obscures" bestimmt. 86 Nur dem altfranzösischen Konjunktiv spricht Foulet noch oppositionelle Funktionen zu ; damals sei er der Modus des Zweifels gewesen.87 Wir haben es hier mit einer Sehweise zu tun, die entschieden den moderneren Auffassungen nahekommt. 88 Der Holländer Willem v a n d e r M o l e n ist einer der wenigen ausländischen Forscher, die sich ganz der psychologisierenden Richtung verschrieben haben. In seinem Buch Le subjonctif, sa valeur psychologique et son emploi dans la langue parlée von 1923 spricht er vom Konduktiv als dem Modus der Subjektivität. 89 Er verwahrt sich vor allem gegen Brunots und Foulets mechanistische Auffassung, betont die feinen psychologischen Unterschiede, die sich in der Opposition von Indikativund Konjunktivsetzung auch heute noch evident bemerkbar machen 90 und erklärt den allmählichen Verlust des Konjunktivs im täglichen Gebrauch (aller noch lebenden indogermanischen Sprachen) dahingehend, daß der moderne Mensch eine weniger gefühlsbetonte, sondern mehr logisch bestimmte Haltung einnimmt. 91 Außerdem wird die angebliche Schwierigkeit der Formen für den Rückgang verantwortlich gemacht. 92 Als Modus der Vorstellung erscheint der Konjunktiv dann noch einmal bei H.-F. F i e l d in dem 1925 erschienenen Aufsatz Comparative Syntax and some Modern Theories of the Subjunctive,93 Field bedient sich dabei sogar ausdrücklich des deutschen Terminus „Vorstellung", den 89

In der 3. Aufl. Neudruck 1963, S. 205. Ebda S. 206. 88 Moignet op. cit. I, S. 71 nimmt besonders gegen Foulets Auffassung des Konjunktivs als „fossile linguistique" Stellung. 89 Op. cit. S. 36. so y gl. bes. seine Bemerkungen zu je ne doute pas, op. cit. S. 16f. 91 Op. cit. S. 133f. 92 Diese seltsame Meinung kann man immer wieder — auch in bezug auf das Passé simple - lesen. Hier wird natürlich Ursache und Wirkung verwechselt. Die Formen sind nicht geschwunden, weil sie von Hause aus schwierig sind - sie sind es um kein Haar mehr als jede beliebige andere Verbform - sondern umgekehrt : Sie erscheinen heute als schwierig, eben weil sie selten gebraucht werden und daher ungeläufig wurden. 93 MPh 23 (1925/26) S. 210-224. 87

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er mit „mental représentation" übersetzt. 94 Interessanterweise stellt er darüber hinaus aber fest, daß man über den Konjunktiv in untergeordneten Sätzen nichts Endgültiges sagen kann („through lack of evidence"), da alles eigentlich im Kontext zur Genüge ausgedrückt wird. 95 Dieser Blick auf den Kontext ist ein fortschrittlicher Gedanke, der leider nirgends genügend berücksichtigt oder mindestens stets schamhaft verschwiegen worden ist. Eine Zweiteilung der Modi nach dem Gesichtspunkt der „Realität" und der „Eventualität" schwebt K. S n e y d e r s de V o g e l in der Syntaxe historique du français von 1927 vor; der Konjunktiv ist nach ihm der Modus der Eventualität, die zwischen der Realität und der Irrealität hegt. 96 Für Charles B a l l y in der Linguistique générale et Linguistique française (1932) ist der Konjunktiv ein überflüssiges sprachliches Zeichen geworden, dessen Setzung völlig willkürlich ist, 97 so willkürlich wie das sprachliche Zeichen überhaupt. So wie etwa das Adjektiv valide ein Substantiv validité und nicht validitude neben sich hat, so willkürlich wie die Formation bonté aus bon, so unvorhersehbar und unerklärlich erscheint eben auch etwa der Indikativ nach je crois, der Konjunktiv nach je doute. Wir haben hier in extremistischer Form die Auffassung Brunots und Foulets vor uns; wir werden uns mit dem Gedanken der Willkür im Hinblick auf das Auftreten des Konjunktivs nach bestimmten Verballexemen noch eingehend zu beschäftigen haben. 98 Auf einen besonderen Typ des Konjunktivs im modernen Schriftfranzösisch, den sie „subjonctif du .snobisme'" nennen, machen Ferdinand B r u n o t und Charles B r u n e a u im Précis de Grammaire historique de la Langue française (1933) aufmerksam. 99 Der Konjunktiv tendiert mehr und mehr dazu, ein vornehmer („distingué"), literarischer, akademischer Modus zu werden. Damit wird implizit ausgesprochen, daß ihm eine eigenständige „modale" Bedeutung in den meisten Fällen nicht mehr zukommt und er bestenfalls als ein Stilistikum anzusehen ist. Der „Modus der psychischen Energie", des „vitalen Dynamismus" ist der Konjunktiv für Georges und Robert L e B i d o i s in ihrem umfangreichen 1935 erschienenen zweibändigen Werk Syntaxe du français moderne; er ist „le plus mode de tous les modes, par quoi il faut entendre le plus en relation avec l'âme, le plus en harmonie avec ses modalités profondes, en d'autres termes, le plus chargé de sentiment et d'inten94 95 96 97 98 99

Op. cit. S. 213. Ebda S. 219. Op. cit. S. 153f. „Le conditionnement est arbitraire", op. cit. 3. Aufl. S. 158. Vgl. T. 1, Kap. 7, S. 119ff. der vorliegd. Arb. In der 5. Aufl. von 1949 auf S. 559.

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tions (. . .). Toute notre âme paraît s'y imprimer; ses plus fortes, ses plus fines vibrations y viennent retentir." 1 0 0 Die Verfasser leugnen jede Abhängigkeit des Konjunktivs von irgendeinem „regierenden" Verb. I n Je veux qu'il vienne wird der Sachverhalt des Willens nicht etwa durch das Verb je veux, sondern einzig und allein durch die Form vienne ausgedrückt. Moignet 101 bemerkt dazu mit Recht: „Cela signifie, ( . . . ) qu'on a ici affaire à la parataxe: Je veux : qu'il vienne! Mais alors, s'il s'agit de Je veux que tu viennes, dira-t-on de même: Je veux : que tu viennes! Cet ordre à la seconde personne du subjonctif est bien étrange ! E t que dire de : Il veut : que je farte! ? Il nous semble bien difficile de placer l'idée de volonté ailleurs que dans le verbe vouloir." Und was den „dynamisme vital" anbelangt, so fragt sich Moignet, 102 wo dieser denn eigentlich bei Wendungen wie Soit A égal à B oder II est le seul qui le sache u. ä. zu finden sei. Trotz (oder wegen ?) dieser extrem psychologisierenden Auffassung des Konjunktivs ist Robert Le Bidois bis heute einer der populärsten französischen Forscher auf diesem Gebiet; das beweisen seine laufend in Le Monde erscheinenden grammatischen Plaudereien über dieses Thema. 103 I n diese psychologisierende Richtung ordnen sich auch J . D a m o u r e t t e und E. P i c h o n ein, deren Essai de grammaire de la langue française1^ sich im fünften Band mit den Modi 105 beschäftigt. Für die beiden Verfasser ist der Indikativ der „mceuf du jugement", der Modus des Urteils, dem der Konjunktiv als „mceuf du non-jugement" gegenübersteht. Auf die enge Berührung dieser Auffassung mit der Lerchs vom Konjunktiv als dem Modus des „psychologischen Subjekts" macht Moignet 106 zu Recht aufmerksam. Im übrigen ist es interessant, zu sehen, wie Damourette und Pichon einerseits und Regula andererseits ein und dasselbe Phänomen geradezu gegenteilig fassen: Was f ü r Regula der Gegenstand des „Be-urteilens" ist, 107 eben dieses psychologische Subjekt, das bereits Bekannte, das nur zwecks Beurteilung wieder in die Rede aufgenommen wird, das ist für Damourette und Pichon gerade ein Zeichen der „Nicht-Beurteilung", des „non-jugement". Auf Einzelheiten der leider mit einer privaten Terminologie unerträglich belasteten Interpretationen zu der umfangreichen und ergiebigen Beispiel Sammlung bei 100

Op. cit. I, S. 501. Op. cit. I, S. 35. 102 Op. cit. I, S. 37. 103 So z. B. Pour et contre l'imparfait du subjonctif, Le Monde 25. 3. 59; Réflexions sur le subjonctif, ebda 14. 10. 60; Que vouliez-vous qu'il fît contre trois? ebda 2. 11. 60. 104 Mit dem bezeichnenden Obertitol Des mots à la pensée. 105 Die Autoren nennen den Modus mit einem archaischen Wort le mceuf ! 10 « Op. cit. I, S. 51. 10 ' Vgl. vorliegd. Arb. S. 9-11. 101

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den beiden Autoren kommen wir an geeigneter Stelle in dieser Arbeit noch öfter zurück. 108 Auf die interessanten Untersuchungen, die Georges G o u g e n h e i m in seinem stark von den Methoden der Phonologie beeinflußten Buch Système grammatical de la langue française von 1938 anstellt, wird im einzelnen noch zurückgegriffen werden. 109 Für Gougenheim spielt die „servitude grammaticale" wieder eine eminent wichtige Rolle; er verkennt aber nicht, daß der Konjunktiv durchaus noch oft in Opposition zum Indikativ steht, d. h., daß ein Austausch innerhalb des sonst unveränderten Kontexts den Sinn der Äußerung ändern würde. 110 Sofern sich eine solche Opposition feststellen läßt, spricht Gougenheim dem Konjunktiv die Funktion zu, sprachliches Zeichen für eine nicht realisierte, sondern nur ins Auge gefaßte Handlung zu sein. Wir finden bei ihm wieder wie bei Clédat 111 den Terminus „action simplement envisagée" im Gegensatz zu der im Indikativ ausgedrückten „action réalisée". 112 Eine etwas anachronistisch anmutende Wiederaufnahme der Gedanken von Haas 113 findet sich in jüngerer Zeit in dem Essai sur la valeur et les emplois du subjonctif en français, einer 1943 erschienenen Thèse von Eugène T a n a s e . Der Konjunktiv ist für ihn der Modus der „nichtexistenten Handlung" („action non-existante"). 114 I n dieser von Tanase augenscheinlich als ursprünglich aufgefaßten Funktion erscheint der Konjunktiv aber nie ; der Verfasser unterscheidet daher vier verschiedene einschränkende Abstufungen dieser Nicht-Existenz: Eine n o c h nicht bestehende Handlung („action non-encore-existante"), Bsp. Je veux que P. farte ; eine für den Sprecher aus seiner Unkenntnis heraus noch nicht existierende Handlung („action non-existante par rapport-à-la-connaissance-du-sujet-parlant"), d. h. eine Eventualität, Bsp. Il est possible que P. soit parti; eine Handlung, die zwar existent aber nicht absolut bestimmt, fixiert, feststehend ist („action existante . . . pourvu qu'elle ne présente pas certains caractères de déterminé, d'absolument fixé, stable"), Bsp. Où que vous soyez, n'oubliez pas que . . . ; schließlich eine zwar bestehende Handlung, deren Existenz aber irgendwie unberücksichtigt bleibt („action qui n'est pas considérée à dessein dans son existence même"), Bsp. Dans ce cas, je comprends qu'il soit parti.115 108 109 110

111 112 113 114

116

Vgl. bes. S. 134ff. Vgl. bes. S. 182ff. Mit diesem Fragenkomplex wird sich die vorliegende Arbeit in erster Linie zu beschäftigen haben; s. dazu bes. S. 86ff. Vgl. oben S. 14. Op. cit. S. 187-206. Vgl. vorliegd. Arb. S. 8. Der Indikativ ist nach Tanase der Modus der Tatsache oder der existenten Handlung. Vgl. zu seiner gesamten Einteilung op. cit. S. 321 f. Zur Kritik vgl. Moignet op. cit. I, S. 43-45.

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C. de B o e r vertritt in seiner Syntaxe du français moderne von 1947116 wieder den Gedanken der „psychologischen Unterordnung". Er unterscheidet, streng dualistisch, zwei Konjunktivtypen : Einen psychologisch unabhängigen, der meist eine Nuance des Wollens aufweist 11 ' und einen, der psychologisch irgendwie von der im Hauptsatz ausgedrückten Idee abhängig ist (den ersten nennt er „subjonctif du premier plan", den zweiten „subjonctif du second plan"). 118 Wohlverstanden, es handelt sich hier nicht um Unterordnung im formal-grammatischen Sinne, sondern um die Unterordnung unter eine tragende Idee der Gesamtäußerung. De Boer sagt uns nicht, woher er diese kennt, legt uns aber doch nahe, daß er den Inhalt des den Konjunktiv auslösenden Ver bums meint, wenn er sagt, daß auch in je veux qu'il vienne der Konjunktiv eine Nuance des Wollens hat, die für ihn allerdings eine „valeur secondaire" darstellt. 119 De Boer ist hier durchaus auf dem richtigen Wege, besonders da, wo er betont, daß der Konjunktiv im untergeordneten Satz die psychologischen Nuancen nicht selbst zum Ausdruck bringt, sondern nur dazu beiträgt, sie hervorzurufen 120 - und zwar, wie Moignet 121 mit Recht hinzufügt, mit Hilfe des Kontexts. Es ist nur das Festhalten an dem Gedanken an eine psychologisch bedingte Unterordnung, die Unterordnung einer Vorstellung unter eine andere, dominierende, das De Boer daran hindert, einen weiteren entscheidenden Schritt zu tun. 122 Daher muß er auch für die Fälle der „servitude grammaticale", die er im Gegensatz zu anderen als solche klar erkennt, die aber seiner These zuwiderlaufen, die Grammatiker und ihre verfälschenden Regeln verantwortlich machen. 123 Der Essai de grammaire psychologique von Georges G a l i c h e t (1947) greift den Terminus „Eventualität" von Sneyders de Vogel124 wieder auf, subsumiert unter seinen Modus der Eventualität aber auch den „conditionnel". Diesem umfassenden Modus des Eventuellen steht der 116

In 2. Aufl. erschienen 1954. „une nuance volontive", op. cit. S. 214. us Vgl. bes. op. cit. S. 245ff. - Die Einteilung erinnert an Regulas modalen und thematischen oder amodalen Konjunktiv; vgl. vorliegd. Arb. S. 10. 119 Op. cit. S. 316; vgl. auch ebda S. 258. iao Ygj Gp_ c it. S. 271: , , ( . . . ) que le subjonctif peut produire tous ces effets, qu'il n' exprime pas, mais qu'il aide à suggérer." 121 Op. cit. I, S. 27. m Vgl. vorliegd. Arb. Erster Teil, Kap. 10, S. 224ff. 123 Die Unhaltbarkeit seiner These von der psychologischen Unterordnung wird von Moignet op. cit. I, S. 28 bes. an der von De Boer sehr eigenwillig interpretierten Variation zwischen Dis-lui qu'il vienne und Dis-lui de venir demonstriert. 121 Vgl. vorliegd. Arb. S. 16. 117

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Indikativ als Modus des Realen gegenüber. 125 Unter Galichets Konzeption der Eventualität lassen sich alle Nuancen wie Wunsch, Affekt, Zweifel, Unsicherheit, ja, wohl auch die Höflichkeit einordnen. Wir werden auf diese Fragen noch eingehend zu sprechen kommen ;126 der Ansatz Galichets ist nicht so konventionell, wie es vielleicht auf den ersten Blick scheinen mag. Vorwegnehmend sei nur bemerkt, daß Galichet leider die Rolle der automatischen Setzung des Konjunktivs, die Macht der „servitude grammaticale" nicht genügend hervorhebt. Daher kann ihm Moignet127 auch vorwerfen, die Konjunktive nach den Verben des Affekts, nach bien que oder quoique lassen sich nicht als Zeichen für,, Eventualität" erklären. I m Précis de syntaxe du français contemporain von W. v. W a r t b u r g und P. Z u m t h o r von 1947 wird lediglich Regidas Theorie in popularisierter Form geboten. Im abhängigen Satz gibt es zwei Arten des Konjunktivs, den des „Postulierten" und den des „Existentiellen". 128 Letzterer wurde zunächst von den Autoren auch der Konjunktiv des „déjà vu" genannt. 129 In diesem „déjà v u " haben wir ganz deutlich Regulas beurteiltes Objektiv 130 bzw. Lerchs psychologisches Subjekt wieder vor uns. Für G. de P o e r c k in seinem Aufsatz Modalité et modes en français von 1950131 ist der Konjunktiv, dessen semantischer Inhalt ohnehin sehr dürftig ist, der Realität gegenüber völlig indifferent. Der Indikativ ist daher ein „subjonctif plus quelque chose", 132 und dieses „Etwas" ist das positive oder negative Merkmal („indice") der Realität; der Konjunktiv ist wie ein Substantiv ohne Artikel. 133 Eingebettet ist diese Charakterisierung des Konjunktivs in eine Theorie über die Genese des Satzes, auf die wir hier im einzelnen nicht weiter eingehen können. 134 Der erste Versuch einer streng formalen mit der Methode des asemantischen Strukturalismus Kopenhagener Provenienz vorgenommenen Analyse der Distribution von Modalformen im Neufranzösischen wurde 1951 von Knud T o g e b y in seiner Structure immanente de la langue fran125

Op. cit. S. 98. i2« Vgl. vorlieget. Arb. Erster Teil, Kap. 7, S. 119ff. 127 Op. cit. I, S. 47. 128 Op. cit. in der 2. Aufl. von 1958, S. 223ff. 129 Op. cit. 1. Aufl. S. 110; in der 2. Aufl. fehlt dieser Ausdruck an der entsprechenden Stelle (S. 224). 130 Vgl. vorliegd. Arb. S. 9. 131 FM 18 (1950) S. 81-93, 171-188. 132 Ebda S. 172. 133 Ebda S. 175. 134 Der Verf. unterscheidet hier drei Typen der Genese: accroissement, dissociation et explicitation und coalescence; dazu vgl. Imbs op. cit. S. 58f. und Moignet op. cit. I, S. 52 ff.

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çaise gemacht. Es geht Togeby ausschließlich um das Verhältnis der Modalformen zu den anderen Elementen eines Satzes. Das Kriterium seiner Einteilung ist die Kombinierbarkeit. Er unterscheidet sog. „intensive" und sog. „extensive" Formen. Als intensiv gelten die Formen, die in bezug auf andere Elemente des Kontexts keine oder nur wenige Kombinationsmöglichkeiten bzw. gewisse Positionsbeschränkungen haben; extensiv sind die Formen, bei denen Kombinationsmöglichkeiten in hohem Maße gegeben sind. Dabei ist die Zuteilung einer Form zu einer der beiden Kategorien der Intensivität oder Extensivität immer nur in Relation zu anderen Formen zu verstehen. So ist z. B. gerade der Konjunktiv dem Imperativ als dem intensivsten Modus gegenüber wegen seiner größeren Kombinierbarkeit extensiv, dem Indikativ gegenüber wegen gewisser Kombinationsbeschränkungen, die dieser nicht hat, intensiv. 135 Das alles ist natürlich reine Beschreibung. Eine solche formale Analyse ist sehr nützlich, ja sie muß, wie man heute wohl weitgehend anerkennt, am Anfang einer jeden linguistischen Untersuchung stehen. Nur kann es nicht damit abgetan sein, daß am Schluß dieser Analyse einfach eine Etikettierung steht (intensiv, extensiv) und so der Eindruck erweckt wird, als sei damit alles Notwendige gesagt. Die eigentliche Arbeit beginnt erst, nachdem man sich über die Verhältnisse auf der Ebene der Formen klar geworden ist. Mit der Einteilung in intensive und extensive Modi ist nichts gewonnen, ganz abgesehen davon, daß das Verfahren Togebys nicht ganz frei von gewissen Ungereimtheiten und Widersprüchen ist. 136 Wenn Paul I m b s in seiner Studie Le subjonctif en français moderne von 1953 auf S. 49 als Grundsatz aufstellt: ,,(. . .) le subjonctif s'emploie chaque fois que le fait relaté n'est pas entièrement actualisé, ou que sa réalité actuelle n'est pas la visée principale du sujet parlant", dann ist das, abgesehen von der konventionellen Verbindung von „Modus" und „Realität", 137 nichts weiter als eine Wiederholung der Auffassung Kalepkys. 138 Fruchtbarer jedenfalls ist die von Imbs auf den vorhergehenden Seiten139 entwickelte Theorie der Korrelation: ,,(...) le subjonctif se construit en corrélation ( . . . ) avec un moyen d'expression sémantique ( . . .),140 und weiter unten: ,,(...) le subjonctif est toujours un terme corrélatif.''' Dieses Korrelativ ist zum Beispiel etwa das Verb des „über135

Op. cit. S. 168f. 136 Ygi f e r n e r Adjektiv", 1 4 bei der sich ebenfalls vor dem Translativ /ki/ und seinen Varianten 15 gewisse immer wiederkehrende auslösende Moneme feststellen lassen, ohne daß hier jedoch schon von einer Automatik gesprochen werden könnte. 16 Die auslösenden Moneme der Gruppe

la

Die beiden folgenden Tabellen geben einen Überblick über die Verballexeme, die eine B-Form auslösen. Die Lexeme werden, alphabetisch nach der gängigen Orthographie geordnet, in der Form aufgeführt, in der sie in der 3. Pers. Sing, der Reihe A a auftreten. Fortgelassen werden dabei die veränderlichen Elemente wie das Personalmorphem und in Typen wie /il-e-kötä/ „il est content", /il-a-bazwe/ ,,il a besoin" 17 das prädeterminierende Konjugationsmorphem /-e-/ bzw. /-a-/; sie werden in der Umschrift durch einen Strich vertreten. Lexeme mit Alternation 18 11

12 13 14 15 14

17 18

Letztere erfahren in den folgenden Kapiteln 6 und 7 noch eine weitere Unterteilung, die hier einstweilen unberücksichtigt bleiben kann. Generelle Bemerkungen zur Frage von Automatik und Variation auf Monemebene finden sich im Kap. 8 auf S. 182ff. Vgl. hierzu S. 185ff. u. S. 224. Vgl. S. 78 f. Vgl. Einl. S. 46 f. Vgl. S. 60. Eine solche Teilautomatik (s. dazu Kap. 8, S. 184f.) findet sich z. B. nach /-sers/. Vgl. S. 39 und S. 67. Vgl. Einl. S. 41.

68

werden in < ) gesetzt. Auf ein mit einem Stern versehenes Lexem kann statt einfachem /ka/ ein /dasaka/ folgen. Die Listen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Beispiele werden auf den S. 153ff. und 194ff. gegeben.

a) Die Auslösung der B-Form ist automatisiert accepte accorde admire afflige agit agréable aime amuse appréhende approuve attend besoin bien bien aise bon chance charmé cherche choque commode compte concède conclut content

19 20 21 22

23

24 25

-aksept -akord 19 -admir -afliz* -azi20 -agreabl -em -amyz -apreâd -apruv -atâ 21 -bezwê -bjê -bjenez -bô -sas22 -sarme -sers -sok* -komod -kôt

-kôkly -kôtà*

convenable convient craint curieux dangereux déçu défend dégoûte demande dément déplore désapprouve désespère désire désole déteste disconvenable disconvient dissimule douloureux doute drôle ébahi effraie

-kôvanabl

-kyrj0 -dazar0 -desy -defà -degut* -damàd -demà 23 -deplor -dezapruv 23 {-dezesper) -dezir -dezol* -det3st -diskôvanabl •(-disko vjè) -disimyl 23 -dulur0 24 -dut 23 25 -drol -ebai -efre(j)*

Ebenso il est d'accord usw. Nur mit infigiertem /-s-/ : Il s'agit que. . . Das Morphem /atädyke/ löst eine A-Form aus, s. S. 204. Lexeme wie dieses lösen auch als Substantive mit vorangehendem /kel/ und Ausruf-Prosodem (Typ Quelle chance que. . . !) eine B-Form aus. Bei diesen Lexemen wird die B-Automatik durch /na/ oder andere Negationsmorpheme aufgehoben. Ebenso /kelduloer!/ „quelle douleur"; vgl. die Bemerkung zu /-sâs/n. 22. Mit /-sa-/ kombiniert (bzw. /-ma-/, /-ta-/) löst /-dut/ dagegen stets eine AForm aus (,,il se doute que. . .").

69

oc) Die Auslösung der B-Form ist automatisiert égal émouvant empêche ému enchanté ennuie envie épouvante essentiel étonne étrange évite exaspère extraordinaire fâche fâcheux fatal faut faux félicite fiche fier frémit furieux gêne grave habitude heureux honte honteux horreur horrible impensable implore importe impossible 26

27 28

-egal -emuvâ -âpes26 -emy -àsâte* -ânqi -àvi -epuvät* -esâs j el -eton* -etràz -evit * -ekstraordincr -fas* -fa§0 -fatal

-fo -felisit* -fis -fjer* -fremi* -fyri0* -zen -grav -abityd -œr0 -5t - Substantiv". Das deutsche /dita:tzaxadas/ „die Tatsache, daß" ist auch nur das Translativ /das/ mit einem verdeutlichenden und bestimmte Konstruktionen erleichternden Zusatz. Nach /lofetka/ ist das Auftreten der A-Formen noch häufig. Immerhin scheinen heute die B-Formen zu überwiegen. Die auslösenden Moneme der Gruppe 1b In dieser Tabelle werden die Morpheme zusammengefaßt, die, in enger Verbindung mit /kg/ stehend, als Translative für eine Adverbialtranslation fungieren 52 und - automatisiert oder nicht - B-Formen auslösen. Absolute Vollständigkeit ist nicht beabsichtigt; Beispiele finden sich auf S. 172 ff. u. 204 ff. a) Automatisiert afin que à moins que au cas que avant que bien loin que de crainte que de peur que d'ici que en attendant que en cas que en supposant que jusqu'à ce que loin que non (pas) que posé que pour que 51

53

afëke amwèko54 okako aväko bjslwëke dakrëtka 54 dapœrke 54 disika ànatàdàko àkaka àsypozàks zyskaseka lwêko nô(pa)ka pozeke purke

ß) Nicht automatisiert à condition que après que au lieu que au point que aussi loin que autant que bien que de façon que de manière que de sorte que encore que en dépit du fait que excepté que hors que hormis que malgré que même que

akodisjôka56 apreke olj0ko opwêke osilwêko otâke 67 bj êko dofasôka domanj srko dasortko àkorka àdepidyfetko cksepteko or(mi)k9 malgreke memka

Etwa in Qu'on puisse agir sur lui par cette crainte, Napoléon en est certain, Bainville Nap. S. 444 (Grev. 995).

76

a) Automatisiert pourvu que q u e l q u e . . . que sans que s i . . . que si tant est que supposé que

purvyka kelka. . . ka 53 sàka s i . . . kg 58 sitäekg sypozeka

ß) Nicht automatisiert pour...que quoique sauf que sinon que t o u t . . .que

p u r . . .ka 5 9 kwaka 6 0 sofka sinôke t u . . .ka 6 1

N e b e n diesen Morphemen, die sämtlich Translative für die Translation v o n Verbalkonstruktionen in die verschiedenen Adverb-Unterklassen (final, temporal, konsekutiv, konzessiv, konditional) sind, gibt es noch einige andere ebenfalls eng mit /ka/ und einer B-Form verbundene Morpheme, die als Translative zweier verschiedener Translationstypen dienen. Es sind dies die Formen /kik9/ „qui que", /kwaks/ „quoi que", /kelkg/ „quel(les) que", /kelko.. .ka/ „quelque(s).. .que" u n d /uke/ ,,oü que". I n einem K o n t e x t wie Qui que vienne, il sera accueilli ist qui que vienne Substantiv; es entspricht einem chaque Komme oder chacun; die gesamte Äußerung kann lauten Chacun sera accueilli. D a s Substantiv /kikavjen/ wird durch das Personalmorphem /il-/ im folgenden noch einmal wieder 52

Vgl. S. 360 f. S t a t t /afika/ k a n n auch /kg/ allein auftreten. 54 I n diesen u n d einigen Fällen der Gruppe 1 a (z. B. bei den Lexemen / < - k r ë > / u n d /-pœr/) tritt zu den B-Formen häufig ein zusätzliches Morphem /na/ /amwêkilnofas/ „ à moins qu'il ne fasse", /zakrê kilnavjen/ „je crains qu'il ne vienne"). Dieses /na/ k a n n als Redundanzmerkmal aufgefaßt werden; beim T y p /-sät/ spielt es geradezu die Rolle eines die B-Form kennzeichnenden Funktionsträgers; Näheres darüber s. K a p . 9, S. 221 ff. 55 Zwischen /kelka/ u n d /k9/ treten Adjektive; das Morphem ist also diskontinuierlich. Zu diesem T y p vgl. weiter unten. 56 Auch /suködisjöka/ „sous condition que". " Auch /purotäka/ ,,pour a u t a n t que". 58 Neben diesem m i t / k e l k a . . .ka/ kommutierbaren ein Adjektiv zwischen seine beiden Glieder nehmenden /si. . .ka/ (,,si belle" oder „quelque belle qu'elle soit") gibt es noch zwei andere. I n dem einen Falle ist /si/ gegen /telmä/ austauschbar: Elle est si (tellement) belle que sa beauté est connue dans tout le pays (immer mit A-Form nach /ka/); in dem anderen Falle n i m m t das /ka/, meist mit /e/ „ e t " kombiniert, ein konditionales /si/ wieder auf u n d h a t die B-Form nach sich. 59 I m Gegensatz zum finalen /purka/ in der linken Spalte diskontinuierlich ; es n i m m t wie / k e l k a . . . ka/ ein Adjektiv in sich auf („pour belle qu'elle soit" oder „est"). 60 Zu /kwake/ vgl. auch das weiter u n t e n Gesagte. 1,1 Diskontinuierlicher T y p wie / k e l k a . . .kg/; dabei unterliegt /tu/ der Genusu n d Numerusflexion: L'espérance, toute trompeuse qu'elle est. . . 63

77

aufgenommen. Heißt es dagegen aber etwa Qui que vienne, moi, je me retirerai, dann liegt eine solche Beziehung nicht vor; qui que vienne ist nicht Subjekt des Konstruktionsteils je me, retirerai, es ist nicht Substantiv, es kann hier nicht durch chacun ersetzt werden ; es ist hier vielmehr ein konzessives Adverb, etwa En tout cas, je me retirerai. Derselbe Unterschied ist bei quoi que zu verzeichnen: I n Quoi que tu fasses, je l'accepterai ist quoi que tu fasses ein Substantiv-Translat (j'acc&pterai tout); es ist Akkusativ-Objekt zu j'accepterai und wird durch das Morphem /l(a)/ vertreten. I n Quoi que tu fasses - j'accepte dagegen ist es wieder ein konzessives Adverb : J'accepte en tout cas bzw. quand même, malgré tout. Es hat hier die gleiche Funktion wie das orthographisch in ein Wort geschriebene quoique. Mutatis mutandis gilt schließlich dasselbe für quelque ... que : I n Quelques décisions que vous preniez, je les approuverai ist der erste Teil der Konstruktion ein Substantiv, in Quelques décisions que vous preniez, vous aurez tort handelt es sich dagegen wieder um ein Adverbial-Translat. 62 Das Morphem où que schafft Ortsadverbien : Où que ce soit ... kann gegen partout kommutiert werden. 63 Abschließend sei vermerkt, daß auch zwei mit /ka/ verbundene Morpheme, die nicht Translative sind, B-Formen nach sich ziehen. Es sind dies das schon erwähnte Fragemorphem /duvjkas/ ,,d'où vient que" 64 und das ebenfalls in anderem Zusammenhang genannte Junktiv /swake . . . swake/ „soit que . . . soit que". 65 Selbstverständlich gibt es neben den mit /k9/ verbundenen Translat i v e ^ die eine B-Form auslösen auch solche, die automatisch eine AForm nach sich ziehen. Um nur die häufigsten zu nennen: /dgpqikg/ „depuis que", /dsk9/ „dès que", /parska/ „parce que", /selôkg/ „selon que", /tàkg/ „tant que" und das Morphem /kä/ „quand" ohne /ka/. Aufgehoben wird die B-Automatik, wenn statt des /kg/ ein /u/ „où" eintritt: /okau/ „au cas où", /zyskomomâu/ „jusqu'au moment où". Die auslösenden

Moneme der Gruppe 2

Zu dieser Gruppe gehören nur zwei Morpheme: /si/ „si" als Translativ für den Translationstyp „Verb > Konditionaladverb" und /komsi/, das eine doppelte Translation bewirkt, indem das mit /si/ eingeleitete Kon62

63

45

Der Typ /kelka ADJEKTIV ko/ („quelque riche que vous s o y e z . . .) ist ebenso wie gleichbedeutendes /si. . . ka/, /pur. . . k9/ und /tu(t). . . k9/ immer Adverbial-Translat. Tesnière op. cit. S. 609ff. behandelt diese Translationen etwas summarisch und geht hier entgegen seinen Gepflogenheiten nicht so sehr ins Einzelne. Vgl. S. 74. Beispiel s. S. 167. Bzw. /swakg.. .u/ „soit q u e . . .ou"; vgl. auch S. 206.

78

ditionaladverb mittels des Translativs /kam/ zu einem Adverb des Vergleichs transferiert wird.66 Eine auf /si/ oder /komsi/ folgende B-Form ist im modernen Französisch ziemlich selten geworden. Sie ist immer austauschbar gegen eine Form auf /-re/.67 Im allgemeinen trifft man nur die beiden ohnehin nur graphisch erkennbaren, als prädeterminierende Morpheme fungierenden Formen /-y-/ „eût" und /-fy-/ „ f û t " an (Typ S'il fût venu, il eût chanté).**

Die auslösenden Moneme der Gruppe 3 Die schon auf S. 60 erwähnten Morpheme, die als Translative der Translation vom Verb zum Adjektiv fungieren, /ki/, /k9/, /do/, /kwa/, /lakel/, /lakel/, /lekel/, /dykel/, /delakel/, /dekel/ und /u/69 können ebenfalls unter gewissen Bedingungen eine B-Form nach sich ziehen. Ohne hier schon auf nähere Einzelheiten eingehen zu können,70 sei hier zunächst nur soviel gesagt, daß sich auch in diesen Fällen unschwer bestimmte Lexeme oder Morpheme erkennen lassen, die als immer wiederkehrende Auslöser von zum Teil sogar weitgehend automatisierten B-Formen auftreten. Da sind einmal die Verneinungsmorpheme zu nennen wie /na/, /okœ/, /psrson/, /rjê/, /sä/ u. a. ;71 so z. B. in il n'en est pas un qui ne dise pas . . . Barbusse Feu 37 m J'ai trouvé personne qui me plaise. Queneau Zazie 115 ob. Fernerhin sind hierzu die Superlativ-Morpheme /I... ply/, /œdeply/, /l...mwê/72 und superlativische Adjektive wie /l.. .mcjcer/, /l...pir/, /l.. .dernje/, /l.. .pramje/, /l.. .scel/ und /l.. .mwëdr/ und /lynik/.73 So z. B. in Fällen wie La meilleure qui ait été trouvée jusqu'à présent serait une démission collective ( . . . ) Le Monde 1. 9. 60 M 67 88 69 70 71 72

73

Vgl. hierzu Tesnière op. cit. S. 600. Vgl. auch S. 64. Näheres s. Kap. 5, S. 82 f. qui, que, dont, quoi, le-, la-, lesquel(les), duquel, de laquelle, desquel(le)s, où. Vgl. dazu Kap. 6, S. 104ff. ne, aucun, personne, rien, sans. le (la, les) plus, un (une) des plus, le (la, les) moins, jeweils mit folgendem Adjektiv. le meilleur, le pire, le dernier, le premier, le seul, le moindre, l'unique bzw. die entsprechenden femininen und die Pluralformen.

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( . . . ) car le bonheur prochain ( . . . ) est le seul ici-bas qui soit reel. Barbusse Feu 88 u. 74 Eine gewisse Automatik macht sich auch hier nach einigen Verballexemen bemerkbar, so besonders nach /-sers/, /bezwe/, /-fo/, /-truv/ u. a. Es handelt sich dabei um den Typ von Äußerungen wie Je cherche, j'ai besoin, il me faut, trouvez-moi un komme qui sacke . . . Wir befinden uns hier im Bereich jener Konstruktionen, die in der traditionellen Grammatik „Relativsätze mit finalem Sinn" genannt werden. Auf diesen Typ werden wir an geeigneter Stelle noch näher eingehen müssen. 75 5. Kapitel. B - F o r m u n d Tempus „The tense traditionally classified as ,subjunctive' contrasts with the past and present tenses by absence of any reference to time; cf. such sentences in modern colloquial speech as zavulekilvjsn I wanted him to come (lit. that he come). I t is better, in general, to avoid this and other traditional names ( . . . ) , as they are misleading and bear little or no relation to the structural features ( . . . ) " Diese grundlegende, leider nur in eine Fußnote verbannte Feststellung von Robert A. H a l l jr., 1 die darauf abzielt, unsere gesamte traditionelle grammatische Terminologie auf Grund der Ergebnisse strukturaler Analysen eingehend zu überprüfen, interessiert in unserem Zusammenhang in erster Linie wegen ihres ersten Teiles. Hall jr. ist konsequent genug, einen neuen Terminus für den „subjonctif" anzubieten, nämlich Timeless.2 Die traditionelle Grammatik, und zwar die Schulgrammatik ebenso wie die Historische Formenlehre, hat in seltener Einmütigkeit die uns vom Lateinischen her überkommene Einteilung der „Modi" unbefangen übernommen - die einen wohl mehr aus Ehrfurcht vor dem klassischen Ideal als aus purer Bequemlichkeit, die anderen konnten dann sogar gewichtige Gründe ins Feld führen; denn ohne Frage ist ja nun einmal ein afr. chant aus dem zum lateinischen Präsens gerechneten cantet entstanden, während sich afr. chantast leicht aus lat. cantävisset herleiten läßt, das sich durch sein /-v-/ als zum Perfektstamm gehörig ausweist, also doch wohl etwas mit dem Sachverhalt,, Vergangenheit" zu tun haben 74 75 1 2

Weitere Beispiele s. S. 178ff. Vgl. Kap. 6, S. 104ff. Robert A. Hall jr., French (.Language Monograph 24, 1948), S. 26 n. 20. Hall geht damit noch über Kalepky hinaus; Kalepky hatte im Konjunktiv einen Modus der Amodalität gesehen; vgl. dazu Einleitung S. 11 f. - Hall unterscheidet bei seiner Einteilung der Verbformen in drei Stämme (Present stem = A, Future stem = B, Preterite stem = C) zwischen Timeless A und Timeless C.

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muß. Die starre Grammatikregel der correspondance des temps, die mehr dem lateinischen als dem romanischen Sprachgebrauch gerecht wurde, t a t ein übriges, die altehrwürdige Einteilung als etwas selbstverständlich Gegebenes für alle Zeiten hinzunehmen. Und es läßt sich nicht leugnen, daß auch die morphologische Struktur der B-Formen einer solchen Zuordnung rechtzugeben scheint: Die Formen der Reihe B 2 weisen vor ihrem /-s-/ (dem in der 3. Pers. Sing. /-©/ entspricht) stets den gleichen Vokal auf wie das ,,passé simple": /-a-/, /-as-/; /-i-/, /-is-/; /-y-/, /-ys-/; in der 3. Pers. Sing, besteht sogar Formengleichheit. Andererseits läßt sich von einer Übereinstimmung der Vokale, synchronisch gesehen, nicht auf Strukturzusammenhänge schließen; denn die Form /-is-/ t r i t t bei den Verben vom Typ /-fini/ auch in der Reihe B 2 auf. Nur eine Überprüfung dessen, was sich in der Sprache tatsächlich auf syntagmatischer Ebene findet, wird uns hier weiterführen. Hall weist mit seinem Beispiel den richtigen Weg: I n /zovuk kilvjen/ „je voulais qu'il vienne" hat /-vjen/ in der T a t nichts mit dem im voraufgehenden Kontext erscheinenden „imparfait" /-vule/ zu tun. Da die Form /-vjen/ sowohl nach /zev0/ als auch nach /zevule/ (bwz. /zevuly/, /zavudre/) auftreten kann, erweist sie sich einwandfrei als nicht tempusgebunden; das Tempus wird durch entprechende Morpheme des Verbums im ersten Teil der Gesamtkonstruktion ausgedrückt. 3 Nun kann man aber im Kontext /zavule kilvjen/ das /-vjen/ gegen ein /-ve/ „vint" derReihe B 2 austauschen. 4 Das heißt jedoch nicht, daß die Formen der Reihe B 2 nun etwa das Tempus „imparfait" ausdrücken, also irgend etwas implizieren, was mit der Zeitstufe „Vergangenheit" zu tun hat; 5 das besorgen immer nur entsprechende Morpheme anderer Verben der betreifenden Gesamtäußerung. Die Formen der Reihe B 2 sind hier lediglich fakultative Varianten zu den Formen der Reihe B l t Varianten, die entweder ein Stilistikum darstellen oder einer gewissen Pedanterie entspringen. 6 Dennoch existieren B-Formen, die tatsächlich als Signifikanten für 3

4

5 6

Die Tempuslosigkeit zeigt sich auch darin, daß man in bestimmten Kontexten diese Formen austauschen kann gegen jene Verbform, die auch auf ein eignes Personenmerkmal verzichtet, den „infinitif": /zevulevanir/, /zavavonir/; die Kennzeichnung der Person übernimmt auch hier das erste Verb der Gesamtkonstruktion; ein /zasqikötä kazapqisdormir/ „je suis content que je puisse dormir" zeigt Redundanz in bezug auf die Personenangabe. Der Hörbarkeit wegen müßte man als Beispiel besser /katyves/ wählen; das gehört der heutigen Sprache aber nicht mehr an. Vgl. aber auch weiter unten S. 84f. Darüber hinaus kommen die B 2 -Formen noch im sog. „hypothetischen" Satzgefüge vor; s. dazu weiter unten S. 82f.

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das Signifikat „Vergangenheit" verwendet werden - und schon insofern ist der von Hall jr. vorgeschlagene Terminus ,,Timeless" als Sammelname für alle B-Formen nicht akzeptabel - nur lauten diese Formen normalerweise eben nicht /-säta(s)/, /-vê(s)/ usw., sondern /-esäte/ „ait chanté", /-swaVQny/ ,,soit venu" usf.: /zasqikötä kilesäte/ „je suis content qu'il ait chanté" /zasqikötä kilswaveny/ ,,je suis content qu'il soit venu". Wir nennen diese Formen B \ ;7 sie werden mittels der Morpheme /-e-/, /-swa-/8 gebildet, die zwischen das Personalmorphem und das Lexem infigiert werden. Das Lexem weist dabei eine ganz bestimmte Gestalt auf; es wird in den meisten Fällen durch die Suffixe /-e/, /-i/, /-y/ determiniert oder tritt in einer besonderen Lautung auf, teils mit Alternation (/-vy/, /-mi/ „vu", „mis"), teils ist es gleich der 3. Pers. Sing, der Reihe A j (/-fe/, /-krs/ „fait", „craint") 9 . Schließlich haben auch die Formen /-esâte/, /-swavony/ „ait chanté", „soit venu" ihre Varianten mit beschränktem Aktionsbereich, nämlich /-ysäte/ „eût chanté" und /-fyveny/„fût venu", und speziell diese haben noch eine besondere Eigentümlichkeit : In ihrer Eigenschaft als Varianten sind sie „Diener zweier Herren" ; sie sind auch austauschbar gegen /-ave-/ „avait", /-ore-/ „aurait", /-ete-/ „était" und /-sers-/ „serait" und treten vornehmlich in der sogenannten „irrealen Bedingungsperiode" auf: 10 /sileteveny iloresäte/ „s'il était venu, il aurait chanté" /silfyvony ilysäte/ „s'il fût venu, il eût chanté" 11 Außerhalb der Bedingungskonstruktion, in der sie immer von /si/ determiniert werden, finden sie sich auch sonst gelegentlich, sind aber auch da fast immer mit einer /-re/-Form kommutierbar. Dazu haben wir uns schon im 3. Kapitel auf S. 64 geäußert. 12 Zu erwähnen sind hier aber auch ' Vgl. dazu unseren Vorschlag zur Einteilung der neufranzösischen Verbformen nach strukturalen Gesichtspunkten S. 65. 8 Bzw. /-ejö/, /-eje/, /-swajö/, /-swaje/. 9 Diese Formen sind in solchen Kontexten keine eigenständigen Elemente („Partizipien"), sondern bilden mit dem prädeterminierenden Tempusmorphem eine Einheit. Ohne dieses, bzw. entsprechend ohne Personalmorphem, sind sie Adjektive; vgl. S. 65. 10 Da dieser Konstruktionstyp für die Probleme der B-Formen im Neufranzösischen keine große Rolle mehr spielt, sparen wir uns seine eingehende Analyse für den 2. und 3. Teil der vorliegenden Arbeit auf, wo die lateinischen und die altfranzösischen Verhältnisse beleuchtet werden (T. 2, Kap. 2, S. 266ff. und T. 3, Kap. 5, S. 378ff. 11 Der Typ /silvene ilsätre/ kennt heute keine Variante mehr; /silvë ilsäta/ kommt nicht mehr vor. 12 Bsp. : Quel eût dû être ce mot ou ce geste, je n'en sais rien; vgl. S. 62.

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die Fälle vom Typ /fytil/ ,,fût-il", /fysa/ „fût-ce" in den Beispielen 3 und 4 auf S. 62.13 Hier handelt es sieh um eine Translation vom Verb zum Konzessivadverb mit dem Translativ /6/ statt /kwaka/, /bjêke/ u. dgl. Die Form B 2 selbst ist es hier, die, zusammen mit dem postdeterminierenden Personalmorphem, die Funktion eines Translationsmerkmals übernimmt. Wir können das Ergebnis in einer Tabelle zusammenfassen : Auslösendes Monem -V014

-vule -vuly16 -vudra -vudre17 -vœj e

s(i)

Tempusfrei kilfas kilfas kilfas kilfas kilfas kilfas kilfas

Variante 15

kilfi kilfi _ kilfi _ -

Vergangenheitstempus kilefe kilefe kilsfe kilefe kielfe kielfe -

ilave-/-eteilore-/-S9re-

Variante _ kilyfe kilyfe -

kilyfe -

ily-/-fyily-/-fy-

Ziehen wir an dieser Stelle eine Zwischenbilanz, dann sind wir zu den folgenden Feststellungen berechtigt: Die von Hall jr.18 vorgeschlagene Bezeichnung des „subjonctif", d, h. unserer Formen der B-Reihen läßt sich nicht aufrechterhalten. Wir haben eine Formenreihe vorgestellt, /-esäte/ „ait chante", /-swavony/ „soit venu", die wir B \ nannten, und die auf jeden Fall Tempuscharakter hat; denn in einer Äußerung wie /zasqikötä kiksäte/ „je suis content qu'il ait chante" bezieht sich der 13

14

15

16 17 18

II est certain que jusqu'à présent aucun pays ne possède une fusée, fûtelle géante, capable de projeter autour de la Terre une masse pareille en une seule fois. - On prévoit que M. M. . . S . . . encouragera M. , , H " à faire preuve d'énergie, c'est-à-dire, à maintenir l'ordre public au Congo, fût-ce contre l'avis d'un gouvernement congolais(. . .). Beispiele mit auslösendem Morphem wären etwa /ilparl säkilfas. . ./ ,,il parle sans qu'il fasse" und /ilparle säkilfas/ „il parlait sans qu'il f a s s e " mit seiner Variante /ilparle säkilfi/ ,,il parlait sans qu'il f î t " . Der Sachverhalt „Vergangenheit" ergibt sich aus dem Teil des Kontexts, in dem das auslösende Morphem auftritt (das /-e/ von /-parle/). Vgl. dagegen aber auch die weiter unten auf S. 84f. behandelten Ausnahmen. Ebs. /-avuly/, /-avevuly/, /-yvuly/ ,,a voulu", „avait voulu", ,,eut voulu". Ebs. /-oravuly/, /-orevuly/ „aura voulu", „aurait voulu". Op. cit., loc. cit. 83

zweite Teil der Aussage fraglos auf etwas Zurückliegendes. Als „timeless" hingegen können wir mit voller Berechtigung die Formen vom Typ /-vjen/, d. h. also die der B^Reihe ansehen, da das Tempus hier stets durch ein oder mehrere Morpheme des (meist vorangehenden) Kontexts ausgedrückt wird. Wir hatten ferner gesehen, daß die Formen der Reihe B 2 , sofern der voraufgehende Kontext ein Lexem mit Präteritumsmorphem enthält, als Varianten zu Bj^ fungieren, oder aber, daß sie in der sog. „irrealen Bedingungsperiode" und in einigen Sonderfällen Varianten zu /-ave/, /-ors/, /-Ete/, /-SOTS/ sind. Nun können wir aber nicht an Beispielen wie diesen vorübergehen : J e ne c r o i s pas qu'il perdît jamais son sang-froid ( . . . ) Genet Journ. Vol. 24 u. Est-il quelqu'un de vous ( . . . ) qui conteste que cette femme fût une ondine ? Giraud. Ond. III, 4 (191 m.) Mais comment p e n s e r que le restaurateur ( . . . ) ne payât pas son loyer ? A. France, Œuvr. II, 220 (Robert IV, 239) Il e s t d'ailleurs possible ( . . . ) que beaucoup de ces ouvriers travaillassent en ville. Jullian, Hist. de la Gaule VIII, chap. X, p. 173 n. 3 (Dam. Pich. V, 622) Hier weisen die auslösenden Verballexeme kein Präteritumsmorphem auf (/-krwa/, /-e/, /päse/, /-eposibl/), so daß von dieser Seite her eine Berechtigung für die (im übrigen außer im letzten Beispiel nicht einmal hörbare) B 2 -Form entfällt. Vielmehr drückt diese hier ganz ohne Frage einen zeitlich zurückliegenden Sachverhalt aus. Sie ist in den jeweiligen Fällen austauschbar nicht gegen Formen der B 1 -Reihe, sondern gegen /-eperdy/ „ait perdu", /-stete/ „ait été", /-epeje/ „ait payé", /-etravaje/ „ait travaillé", d. h. also gegen Formen der Reihe B'j. Gewiß, die Formen sind hier rein literarisch und in den meisten Fällen nur für das Auge da. Man wird ihnen auf Grund dieser Beispiele jedoch eine gelegentliche Tempusfunktion nicht mehr ganz absprechen können. Es geht hier ähnlich wie mit der immer wiederkehrenden Grammatikerbehauptung, der Indikativ sei der Modus der „Realität" und der Konjunktiv drücke etwas dieser Realität nicht voll Entsprechendes aus, eine Behauptung, die ihren Einfluß auf den Sprachgebrauch nicht verfehlt. 19 So haftet nun einmal auch den B 2 -Formen als Folge der Grammatikerregel über die „correspondance des temps" ebenso wie aus Gründen ihrer historischen Herkunft der Ruf an, ein „imparfait du subjonctif" zu sein. Was liegt näher, als daß sich dann und wann Autoren finden, die sie auch tatsächlich, ihrer Schulgrammatik wohl bewußt, sei es aus stilistischen 18

Darüber Näheres in Kap. 7, S. 119ff.

84

Gründen, sei es aus einem gewissen Snobismus heraus, in diesem Sinne verwenden. Das kann dann sogar auf die gesprochene Sprache übergreifen, wie ein Beleg aus der umfangreichen Sammlung von Damourette und Pichon 20 zeigt : - J e l'ai vue quand il n'y avait pas de lap. - C'était mieux. - Oui, j ' a i peur que ça ne fût mieux. 21 Wie unsicher man aber auf diesem Sektor ist, beweisen Kombinationen von A j -)- B 2 , in denen letztere Form sich nicht auf Zurückliegendes bezieht, sondern tatsächlich nur Variante von B x und nicht von B' x ist: Mais en fonction de ce qui a été établi ci-dessus de la non-pertinence de la part émotive dans l'intelligibilité, on p e u t s'attendre qu'une fois créé un tel symbole évoluât rapidement. Bull, signalétique du C. N. S. R. XII, 168 (Cohen, Le subj. en français contemp. 81) Il e s t possible qu'une dissection anatomique permît de retrouver des traces du bulbe oculaire. Souques, Exposé des titres et des travaux scient. II, 9, p. 135 (Dam. Pich. V, 630) ( . . . ) mais les peuples ne t o l é r e r o n t 2 2 pas qu'un groupe quelconque déchaînât la guerre. Appell, Souv. d'un Alsacien XVI, 314 (Dam. Pich. loc. cit.) Hier spricht wohl nur der Gedanke mit, die B 2 -Form sei besonders vornehm und zeuge von hoher Sprachkultur. 23 In Ergänzung zu unserer Tabelle auf S. 83 müssen wir nun sagen, daß /kilfi/ ,,qu'il f î t " nicht nur Variante der tempuslosen Form /kilfas/, und daß /-y-/ ,,eût" nicht nur Variante von /-ave/ „avait" ist, sondern daß 20 21

22

23

Op. cit. V, S. 625; als Aufnahme einer Unterhaltung gekennzeichnet. Obwohl das B-Merkmal hier nicht hörbar ist, dürfte der Sprecher wegen des auslösenden Lexems /-pcer/ an einen „subjonctif" gedacht haben; die Schreibung fût ist also berechtigt. Die Futurformen sind in bezug auf die „correspondance des temps" denen der Reihe A j gleichgestellt. Camus läßt seinen Helden in der Chute sagen: „Quand je vivais en France, je ne pouvais rencontrer un homme d'esprit sans qu'aussitôt j'en fisse ma société. Ah! je vois que vous bronchez sur cet imparfait du subjonctif. J'avoue ma faiblesse pour ce mode, et pour le b e a u l a n g a g e , en général" (S. 10 m.). „Broncher sur les imparfaits du subjonctif, en effet, prouve deux fois votre c u l t u r e puisque vous les reconnaissez d'abord et qu'ils vous agacent ensuite" (S. 13 u.).

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beide Typen in der literarischen Sprache, 24 sei es als Archaismen, sei es aus Gründen der Preziosotät, als Varianten von B' x , d. h. mit Tempusfunktion auftreten können. Dennoch behält die Tabelle für die g e s p r o c h e n e Sprache im wesentlichen ihre Gültigkeit. 6. Kapitel. Die Opposition Wir haben in unserer Einleitung die Frage angeschnitten, ob es erlaubt ist, auf der Ebene der signifikativen Einheiten, der Moneme, die Methoden der Phonologie anzuwenden, die es bekanntlich mit den distinktiven Einheiten der Sprache, den Phonemen, zu tun hat. 1 Georges G o u g e n h e i m hat diesen Versuch bereits 1938 bis zu einem gewissen Grade durchgeführt. 2 Wir haben gesehen, daß es auf der Ebene der distinktiven Einheiten Oppositionen (/pur/: /por/), fakultative Variation (/roz/ ,,rose" einmal mit [R], einmal mit [r]) und Automatik (Archiphonem /O/ auslautend immer fo], nicht [o]) gibt. Gerade im Hinblick auf diese Automatik mußten wir schon eine Einschränkung für die Monemebene machen. 3 Immerhin haben wir aus der Kenntnis des Neufranzösischen heraus mit unseren Listen der auslösenden Moneme durch die Einteilung in „automatisiert" und „nicht automatisiert" eine gewisse Vorentscheidung getroffen. 4 Das zahlenmäßig große Übergewicht der dort verzeichneten Moneme der Gruppe 1 a a) zeigt, daß das Vorkommen von B-Formen im heutigen Französisch weitgehend einer Automatik unterliegt. Daneben existieren aber noch eine Reihe von Fällen, bei denen die Sprache - oder die Grammatiker - dem Sprechenden oder Schreibenden noch eine gewisse Wahl zwischen der B- und der A-Form lasssen. Dieses Phänomen der freien Auswahl soll uns nun in diesem Kapitel als erstes beschäftigen. Es geht dabei vor allem darum, festzustellen, ob in bestimmten Kontexten die Setzung einer B-Form womöglich den Sinn einer Aussage verändert, oder ob es sich um beliebig austauschbare Varianten handelt. In ersterem Falle hätten wir es mit einer signifikativen Opposition zwischen A- und B-Form zu tun, die durchaus mit der distributiven Opposition auf der Phonem-Ebene vergleichbar wäre, da in jedem Falle beim Austausch des in Frage stehenden Elements gegen ein anderes, adäquates, eine neue Information geliefert wird. 24

1 2 3

4

Bzw. in dem, was für „literarisch" gehalten wird, und woraus die Umgangssprache oft ihre Klischees bezieht. Vgl. dort S. 42-44. Vgl. dazu Einl. S. 18. Vgl. dazu S. 66f. - Wir nehmen diese Frage in Kap. 8, S. 182fF. noch einmal wieder auf. S. 69-72, S. 73 u. S. 76f.

86

Der Typ /8 kilsät/ Als klare Fälle einer Opposition B : A sind die Formen vom Typ /6 kilsät/, /9 kilfas/ anzusehen, die wir bereits im 3. Kapitel 5 analysiert haben. Die entsprechenden A-Formen lauten hier /ilsät/, /ilfe/. Das gemeinsame BMerkmal dieser Formen ist das präfigierte Morphem /k(o)/, dem bei diesem Typ grundsätzlich eine Pause (6) voraufgeht; sie sind auch von keinem anderen Element des ihnen folgenden Kontexts abhängig. Das /ka/ bringt hier ohne Frage gegenüber der Form ohne /kg/ eine neue Information; es steht in Opposition zu /6/. Die Information wird im Typ /kilfas/ redundant vermittelt. Die Formen bezeichnen eine Aufforderung, einen Befehl und bilden damit gleichzeitig die 3. Pers. Sing. bzw. Plur. zu der Form /8 sät/, /0 säte/ „chante!", „chantez!", die unter dem Namen „impératif" als sprachliches Zeichen für den Sachverhalt „Befehl an die angeredete (2.) Person" fungiert. Wir hatten sie auf S. 65 C-Form genannt. Sie können mit den hier beschriebenen B-Formen in ein Paradigma gebracht werden : Pers. 2. Sg. 3. Sg. >)

))

2. PI. 3. PI. 55

Form

Aussage

Befehl

Form

tysät ilsät elsät ösät

tyfe ilfe elfe ofe

A A A A

sät kilsät kelsät kösät

fe kilfas kelfas kôfas

C B B B

vusäte ilsät elsät

vufet ilio elfo

A A A

säte kilsät kelsät

fet kilfas kelfas

C B B

Einige wenige Beispiele mögen genügen; sie lassen sich beliebig vermehren : Clotilde ( . . . ) , qu'on dise ce qu'on voudra, se fichait pas mal de moi! Barbusse Feu 157 u. Qw'un certain Albert ( . . . ) fasse pousser des radis sur une tombe, et voilà une intrigue qui se noue. Arts Lett. Spect. 1960/768 Qu'il aille le chercher. Beckett Godot I (70 u.) Mit der literarischen Variante B 2 : Ah ! que m'emportât une lame assez forte ! Gide Amyntas 128 (Grevisse 650) Die B-Form für die 1. Pers. Sing, lautet /kazasät/, /kazefas/ usw. Die Form entspricht erstens einem deutschen „laß mich . . . " , „ich möchte 5

Vgl. S. 59 f.

87

Mais que je prenne en mains cette petite aristocrate ( . . . ) , et je vous en ferai une vraie Carmélite ( . . . ) Bernanos Dial. Carm. III, 3 (86 ob.) und zweitens - mit dem Prosodem der Frage - einem deutschen „darf ich . . . " , „sollich „Prenez garde!" dit-elle. - „Que je prenne garde ? ( . . . ) à quoi ? Gyp (nach Lerch, Hist. Frz. Synt. I, 245) Dies letztere gilt analog auch für die 1. Pers. Plur. /kanusätjo/, /kanufasjö / usw. Für den Typ „laßt uns . . . " steht hier jedoch eine besondere Form der C-Reihe, d. h. ohne prädeterminierendes Personalmorphem, zur Verfügung: /sätö/, /fazö/ „chantons!", „faisons!" 7 Können

B-Formen

die Bedeutung des auslösenden verändern ?

Lexems

Es existiert bekanntlich im Neufranzösischen eine Anzahl von Lexemen, die sowohl eine A- als auch eine B-Form auslösen können. Folgen wir hier unseren Grammatikern, so werden wir die Meinung vertreten finden, daß unter ihnen solche sind, die im Rahmen eines Kontextes mit einer A-Form eine andere Bedeutung haben als in der Kombination mit einer B-Form, mit anderen Worten, das Auftreten einer B-Form soll den Sinn der Äußerung ändern; die B-Form wäre hier nicht ohne weiteres gegen eine A-Form austauschbar. 8 Die wichtigsten dieser Lexeme sind : /-adme/ „admet", /-me/ „met", /-sypoz/ „suppose", /-kôprâ /„comprend", /-kôswa/ „conçoit", /-di/ „dit", /-ätä/ „entend", /-edavi/ „est d'avis", /-prêta/ „prétend", /-sygzer/ „suggère", /-pràgard/ „prend garde" und einige andere. Wenn es richtig ist, hätten wir es hier mit B-Formen zu tun, die heute noch imstande sind, eine Opposition zu einer entsprechenden A-Form in der Weise zu bilden, daß sie dem Signifikanten des auslösenden Lexems ein anderes Signifikat verschaffen. Lassen wir am besten die Texte selbst sprechen! Wir führen zu Beginn eines jeden Artikels einige Beispiele auf und versuchen dann, an Hand dieser Texte unserem Problem auf die Spur zu kommen. 9 8

Im ersten Fall besteht die Möglichkeit einer Kommutation etwa mit je veux prendre, im zweiten kann /9/ vor que z. B. gegen tu veux ausgetauscht werden, in manchen Fällen gegen est-il permis oder dgl., z. B. Que j'entre 1 = Est-il permis que j'entre. Das bedeutet natürlich nicht, daß wir die Fälle mit que in Anfangsposition etwa als „Ellipsen" ansehen. ' Anhangsweise sei vermerkt, daß auch in Wendungen wie je ne sache pas, que je sache eine klare Opposition zu je sais besteht. 8 Im Gegensatz zu den Automatik-Fällen, wo ein Austausch zwar eine sprachlich unrichtige Form hervorriefe aber am Sinn der Äußerung nichts ändern würde. 9 U m den kontinuierlichen Ablauf der theoretischen Ausführungen über

88

Das Lexem /-adme/ ,,admet" 1. J'admets qu'il y ait six mille graines semées qui meurent. Grevisse 986 (nach Littré) 2. L'Église admet que la Bible soit susceptible de trois interprétations différentes. Jouhandeau, Ess. sur. moi-même 119 (Grevisse loc. cit.) 3. D'abord cela est contestable. En admettant que cela soit vrai ,en gros'. Maurois Ét. litt. I, 36 (Robert I, 52) 4. N'aurait-il pas déclaré jadis à un dirigeant yougoslave qui lui rendait visite qu'en admettant qu'il y ait trois cent millions de Chinois tués, il en resterait toujours autant pour bâtir le socialisme ? Le Monde 20. 8. 60 5. La vertu patiiotique ( . . . ) admet volontiers qu'un certain degré d'égoïsme ait un caractère sacré. Figaro 29. 8. 60 6. On admet facilement en tout cas que le président du Conseil soviétique lui ait fait l'honneur ( . . . ) d'un entretien prolongé ( . . . ) Arts Lett. Spect. 1960/768 7. Chevalière, admettons que j'aie la main humide. Quand vous aurez touché toutes les mains de la cour, peut-être serez-vous d'opinion différente . . . Admettons-le et admettons que je l'admette ... Giraud. Ond. II, 9 (116 m.) 8. Tu admets que je doive partager toute ta vie. Sagan Merv. Nuages 113 u. 9. J'admets qu'il en est ainsi. Grevisse 986 (nach Littré) 10. Tous les peuples primitifs ont admis que le fou est habité par un démon. Maurois, Col. Bramble X I X (Robert I, 52) 11. ( . . . ) ont doit admettre que ( . . . ) un contrôle précis ( . . . ) serait indispensable. Figaro 25. 8. 60 12. J e n'admets pas que rien me nuise (...) Gide Journ. 203 (Robert I, 52) 13. En même temps que cette lassitude, ils ne pouvaient admettre, plus profondément, que ce départ ( . . . ) , ces quinze jours ( . . . ) , le vent ( . . . ) la peur - que tout cela ne correspondît pas à une décision. Sagan Merv. Nuages 113 m. 14. ( . . . ) lui, qui n'admettait jamais qu'il plût, consulta un thermomètre intérieur ( . . . ) Giraud. Siegfr. Lim. 98 u. Opposition, Variation und Automatik nicht zu gefährden, wird zunächst jeweils nur eine kleinere Auswahl von Textbeispielen zur Verdeutlichung der Analyse gegeben. Am Schluß einer jeden der drei Unterabteilungen folgt d a n n eine ausführlichere Beispielsammlung.

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15. De ne pas admettre que ( . . . ) les possibilités du passage du système capitaliste au système socialiste sont plus réelles dans de nombreux pays. Figaro 31. 8. 60 16. Il admet à priori que t u te trompes. Maurois, B. Quesnay IX, 60 (Robert I, 52) 17. Quand j'ordonne d'urgence un traitement que je juge opportun, je «'admets pas qu'on le discute. Martin Du Gard VII, 61 (Robert I, 52) 18. Mais comment admettre que les distributeurs obligent les téléspectateurs à voir des films que l'on n'ose plus projeter dans une salle ? Arts Lett. Spect. 1960/768 G r e v i s s e 1 0 gibt für den Gebrauch des „subjonctif" und des „indicatif" nach admettre que und dem mit ihm gleichbedeutenden seltneren mettre que11 folgende Erläuterung: Ist admettre gleichzusetzen mit reconnaître pour vrai (Bsp. 9), so steht der „indicatif", bedeutet es vielmehr supposer oder agréer pour valable (Bsp. 1 für ersteres, Bsp. 2 für letzteres), dann ist der „subjonctif" zu setzen. Zunächst heißt es, x durch y erklären zu wollen, wenn man ausgerechnet supposer hier heranzieht, das selbst unter diese Lexem-Kategorie mit folgender A- oder B-Form „selon le sens" 12 fällt, und dessen Sinn im Kontext ja auch gerade durch die Verwendung von folgendem A oder B festgelegt werden soll. Vermutlich ist hier supposer im Sinne von établir l'hypothèse13 gemeint. Wenden wir die uns von Grevisse vorgeschlagene Kommutationsprobe auf die Beispiele 1-11 an und setzen überall dort, wo der Kontext eine B-Form aufweist, je nach dem Sinn ein établir l'hypothèse bzw. ein agréer pour valable ein, und tauschen wir admettre dort, wo wir eine A-Form (zu der wir auch das serait des Bsp. 11 zählen können) vorfinden, gegen reconnaître pour vrai aus, so können wir feststellen, daß dieser Austausch durchaus dem Sinn der Äußerungen gerecht wird. Wie steht es nun aber mit den Fällen, in denen zu unserem auslösenden Lexem /-adme/ noch das Morphem /na/ hinzutritt ? Bestimmen die Formen nuise in Bsp. 12, corrrspondît in Bsp. 13 und plût in Bsp. 14 ebenfalls die Bedeutung von admettre, oder können sie nicht vielmehr durch das vorangehende /na/ ausgelöst worden sein ? Zugegeben, das /na/ hat - wenigstens in der Literatursprache - keine absolut automatisierende Kraft, und das Bsp. 15 scheint darauf hinzuweisen, daß hier tat10 11

12 13

Op. cit. S. 986. Ein Beispiel: Mettons que vous partiez maintenant. Beckett Godot I (45 u.). Grevisse op. cit., loc. cit. Grevisse op. cit., loc. cit.

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sächlich dem admettre = reconnaître pour vrai zuliebe trotz ne ein sont erscheint. Aber wäre beispielshalber in Bsp. 15 das admettait nicht - trotz plût - besser gegen reconnaissait pour vrai als gegen mettait l'hypothèse oder agréait pour valable zu vertauschen ? Vollends fragwürdig wird die Oppositionsfunktion von A- und BFormen nach /-admc/ jedoch in solchen Kontexten, wie sie die Beispiele 16 bis 18 bieten mit ihren neutralen Formen trompes, discute und obligent, zumal es hier durchaus Ausweichmöglichkeiten zur Aufrechterhaltung der Opposition gegeben hätte. Eine solche Möglichkeit ist in Bsp. 8 verwirklicht worden : Das /-dwav/ ist hier nämlich nicht als Lexem mit Eigenbedeutung zu werten ; es ist vielmehr nur ein Morphem zur Kennzeichnung der B-Form. Dieser Typ wird in Kapitel 9 noch eingehend erörtert werden. 14 Nun brauchen freilich solche Fälle, wie sie uns die Beispiele 12-14 und 16-18 zeigen, der Existenz einer Opposition noch nicht unbedingt zu widersprechen. Es könnte sich hier um ein Phänomen handeln, das uns auch aus der Phonologie hinreichend bekannt ist, um die Neutralisierung von Oppositionen. Wir haben auf diese Erscheinung in der Einleitung auf S. 43 schon kurz hingewiesen. So wird z. B. im Neufranzösischen die Opposition der Phoneme /o/ und /o/ (/pom/ : /pom/ ,,pomme" : „paume") im Auslaut aufgehoben, da in dieser Position das Archiphonem /O/ lediglich mit dem Merkmal „geschlossen" auftritt: /sato/ „château". Im Neuhochdeutschen gibt es - wenigstens in Norddeutschland - eine Opposition zwischen /s/ und /z/: /raisn/ gegenüber /raizn/ „reißen" : „reisen"; im Anlaut eines Monems und inlautend vor stimmlosem Konsonant ist diese Opposition hingegen neutralisiert, im ersten Falle in Richtung auf /z/: /zaifo/ „Seife", im zweiten in Richtung auf /s/: /en raist/ „er reißt" und „er reist". Ebenso werden im Neuhochdeutschen die Oppositionen /b/ : /p/, /d/ : /t/, /g/ : /k/ im Auslaut neutralisiert; die Archiphoneme /P/, /T/, /K/ kommen auslautend nur mit dem Merkmal „stimmlos" vor. 15 Es besteht aber doch zunächst ein wesentlicher Unterschied zwischen den Neutralisierungen auf der Ebene der Phoneme und der oben beschriebenen Erscheinung auf der Ebene der größeren Einheiten, der Moneme. Die phonologischen Neutralisierungen sind nämlich unver14

15

Besonders /-pqis/ bietet sich häufig zwanglos als B-Morphem an, wenn man auf die Hörbarkeit einer B-Form Wert legt, oder wenn die Automatik so stark wirkt, daß sie eine Kompensation für eine neutrale Form herbeizwingt. Hier einstweilen nur ein Beispiel: L'Irak ( . . . ) ne peut non plus accepter qu'un éventuel Etat palestinien puisse tomber un jour sous la coupe du nassérisme. Le Monde 27. 8. 60. So z. B. /blat/ : /plat/ „Blatt" : „platt" ; /laidn/ : /laitn/ „leiden" : „leiten" ; /e:gl/ : /e:kl/ „Egel" : „Ekel" - aber nur /gra:p/ „Grab", /lait/ „Leid", /burk/ „Burg" usw. 91

meidlich ; auf der Ebene der Moneme hingegen läßt sich immer ausweichen. Die phonologischen Neutralisierungen sind fest an ihren Kontext gebunden, an ihre Position innerhalb der Phonemfolge gekettet. Das Archiphonem /O/ k a n n sich im Neufranzösischen im Auslaut eines Monems eben gar nicht anders realisieren, es m u ß also /o/, also mit dem Merkmal „geschlossen" auftreten, und das Archiphonem /P/ m u ß sich im Neuhochdeutschen in der genannten Position als /p/ realisieren. I m übrigen wäre es in den genannten Fällen für den Sinn einer Äußerung völlig irrelevant, wenn hier einmal fälschlich */sato/ oder */gra:b/ auftreten würden. 16 Es würde sich um bloße Varianten handeln ; die Oppositionen sind eben durch die Neutralisierung tatsächlich aufgehoben. Auch selbst Fälle wie nhd. /raist/ als Realisierung der 3. Pers. Sing. Präs. sowohl von /raizn/ als auch von /raisn/ können in Kauf genommen werden, weil der Kontext oder die Situation hier stets bestimmen, welches der beiden Lexeme gemeint ist. Bei den Äußerungen vom Typ /-adme... k e . . . fe/ : / - a d m e . . . k a . . . fas/ soll es nun aber gerade das /fe/ bzw. /fas/ sein, welches bestimmt, was das /-adme/ bedeuten soll, mit anderen Worten, auf die Setzung einer A- oder einer B-Form stützt sich die geforderte Opposition reconnaître pour vrai : mettre l'hypothèse bzw. agréer pour valable. Wir wollen hiermit natürlich nicht behaupten, daß es eine solche semantische Opposition überhaupt nicht gäbe. Selbstverständlich sind reconnaître pour vrai und mettre l'hypothèse jeweils verschiedene Lexeme ;17 nur erweist sich die Behauptung, daß diese semantische Verschiedenheit durch /-adme/ + A in Opposition zu /-adme/ + B ausgedrückt wird, als sehr fragwürdig, eben weil sie an einem Kontext wie /zenadmepa kilfas/ „je n'admets pas qu'il fasse" nicht abzulesen ist. Die Kombination /na/ + B-Form kollidiert hier mit der geforderten semantischen Opposition, genau wie im Deutschen die Kombination /-st/ nicht gestattet, die Bedeutung von /ei$ raist/ zu erkennen. Noch deutlicher wird das, was wir hier mit Neutralisation meinen, durch die häufige Konstruktion mit den Formen auf /-e/, /-ir/, /-r(a)/ und /-war/, den sog. Infinitiven, aufgezeigt, die immer dann gesetzt werden, wenn auf das Personalmorphem im Translat verzichtet werden kann, weil die handelnde Person bereits an anderer Stelle der Gesamtäußerung bezeichnet wurde oder wenn ein neutrales /ö-/ vorliegt. Sämtliche Lexeme können eine solche Konstruktion nach sich ziehen; so kann das Bsp. 17 auf S. 90 auch heißen: /zanadmepa alodiskyte/. Dieses /diskyte/ verhält sich der geforderten Opposition gegenüber genauso neutral wie die BForm im Typ / n e . . . adme/ oder das /s/ in dt. /raist/. 16 17

Vgl. auch die süddeutsche Normalform /saifo/. Wir können sie sogar als Einheiten betrachten; /-rakonepurvre/ und /-melipotez/ (oder /-etablilipotez/) sind jeweils e i n Verb.

92

Wir sagten oben, daß die Neutralisierung von Oppositionen auf Phonemebene unvermeidbar sind. I m Gegensatz dazu steht die Vermeidbarkeit solcher Neutralisierungen auf Monemebene. So ist es, wie bereits auf S. 91 gezeigt, jederzeit möglich, eine neutrale Form vom Typ /-sät/ 18 durch ein zusätzliches /-pqis-/, gelegentlich auch durch /-dwav-/, mit Morphemcharakter einwandfrei als B-Form zu kennzeichnen. Auch läßt sich nach /na/, das nicht der Automatisierung unterliegt, um /-adme/ auf reconnaître pour vrai festzulegen, jederzeit eine A-Form setzen (in unserem Bsp. 15 wurde davon Gebrauch gemacht). Und schließlich könnte man im Zweifelsfalle das /-adme/ selbst aufgeben und dafür ein anderes eindeutiges Lexem setzen. Von all diesen Möglichkeiten wird aber nur selten eine genutzt. Die Tatsache rechtfertigt den Verdacht, daß die von der Grammatik postulierte Opposition bei /-adme/ den sprachlichen Realitäten nicht mehr voll entspricht. Für welches Signifikat /-adme/ gesetzt wird, bestimmt n i c h t die ausgelöste B- oder A-Form. Das geht im übrigen schon daraus hervor, daß beim Auftreten einer B-Form das Lexem /-adme/ zwei recht verschiedene Bedeutungen haben kann ; denn mettre l'hypothèse und agréer pour valable sind schließlich grundverschiedene Dinge. E n t s c h e i d e n d i s t in jedem Falle n u r der e r w e i t e r t e K o n t e x t . Sehen wir von dem reinen Grammatikerbeispiel 9 ab, so finden sich unter den 18 aufgeführten Fällen nur zwei mit einer eindeutigen A-Form (Bsp. 10 und 15). Die B-Formen scheinen im Vordringen zu sein; es bahnt sich eine Automatisierung nach /-adme/ in Richtung auf die BForm an. Daher nimmt man dann auch die neutralen Formen der Beispiele 16 bis 18 ohne Bedenken in Kauf. 19 Das Lexem /-sypoz/ „suppose" 1. Il faut donc supposer que quelque malhonnête personne ait fait main basse sur la caisse. Pt. Courrier 2. 9. 41, p. 2 (Cohen Subj. fr. contemp. 106) 2. On suppose donc qu'elle se soit jetée à l'eau à cette date. Ebda 29. 9. 39, p. 3 (Cohen loc. cit.) 3. Depuis longtemps on suppose que le fait de respirer des poussières puisse créer de gros troubles pulmonaires. A. Meyer, Servir la France, janv. 1946, p. 43 (Cohen loc. cit.) 4. Pour aller d'un village A à un village B un homme parcourt la 18 19

In unseren Beispielen trompes, discute, obligent. Das Beispiel 11 mit serait stellt hier vielleicht einen Kompromiß zwischen A- und B-Form dar.

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8. 9.

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14.

15. 16.

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distance AC à pied et la distance CB en autobus. On suppose qu'il ne perde pas de temps dans l'attente de l'autobus ( . . . ) Brevet élém., Alger, 2ième session de 1950 (Cohen loc. cit.) ( . . . ) supposons que C, au lieu de rester là à attendre une confusion imminente, se replie devant l'envahisseur et maintienne une marge de sécurité constante ( . . . ) Martinet, Économie des changements phonétiques 59 m. Supposons que le phonème /r/ ait été ( . . . ) une vibrante uvulaire. Martinet op. cit. 80 ob. Supposons que la France soit prête à arrêter pendant un certain délai toutes les opérations militaires ( . . . ) Le Monde 27. 8. 60 Mais supposez que je sois seule dans le parc un soir. Anouilh Invit. Chât. I (9 m.) En règle générale, il sera ( . . . ) difficile de prouver que A s'est mis à changer avant B et C, et, à supposer qu'on y parvienne, les traditionalistes pourront toujours arguer que ( . . . ) A était plus susceptile de changer ( . . . ) Martinet op. cit. 49 u. Car il y a loin, très loin, d'une résolution de principe désapprouvant notre pays (en supposant qu'une telle résolution soit votée) à l'arrivée des casques bleus à Alger. Figaro 8. 9. 60 Avec ce verbe l'usage mathématique est intéressant. On dit, avec l'indicatif: ,,On suppose que ce triangle est rectangle"; mais si on use de l'impératif, le subjonctif apparaît: „Supposons que le triangle soit rectangle." Cohen op. cit. 106-107 J e suppose par contre que le sort t'a donné tout ce qui est le lot du petit bourgeois français ( . . . ) Giraud. Siegfr. Lim. 34 ob. Ah, ça! mais je suppose que ce n'esi pas seulement ce traité de paix qui gonfle ainsi votre portefeuille ( . . . ) Ohnet, Forges 33 (Oetken, Der Modus d. Obj.-Satzes im Frz. 131) La violence de vos regrets me donne à supposer que vous aviez de bien grandes prétentions. Ohnet, Forges 135 (Oetken op. cit.) On suppose qu'elle avait appartenu à un adolescent pressé, leste (...) Genet Journ. Vol. 141 u. Pour faire de Néron un „chrétien", on suppose que saint Paul

conçut l'ambition de convertir le maître du monde, et qu'il y parvint ( . . . ) Nouv. Litt. 16. 8. 62 17. Ce que nous supposons c'est qu'il y a en français assez de couples comme lent - long (...) Martinet op. cit. 28 m. 18. On peut en effet supposer que seule la palatalisation de ci latin s'est étendue hors de son domaine originaire jusqu'aux provinces (...) Martinet op. cit. 61 u. 19. Nous devons bien entendu supposer que la tendance à l'intégration structurale est constamment à l'œuvre. Martinet op. cit. 88 u. Für unsere Kommutationsprobe bietet uns Grevisse 20 die beiden Lexeme établir l'hypothèse und mettre en fait an. Ähnlich äußert sich u. a. auch C o h e n . 2 1 Es ist nach Meinung der Grammatiker also ähnlich wie bei /-adme/; es geht um die „Realität" und um das ..bloß Vorausgesetzte". 2 2 Aber schon P l a t t n e r erhebt Zweifel an der Richtigkeit einer so strengen Scheidung. 23 Nun ist supposer ein besonders in der wissenschaftlichen Literatur geschätzter Terminus; die Beispiele 3-6, 11 und 17-19 entstammen dieser Kategorie. Auf diesem Sektor bedient man sich verständlicherweise gern der von den Grammatikern geforderten Opposition, um durch Setzung einer A- bzw. B-Form den immerhin nicht ganz unwesentlichen Gegensatz zwischen Fakten und Hypothesen grammatisch auszudrücken. Wir können sicher sagen, daß der Verfasser in den Beispielen 18 und 19 die A-Formen deshalb gewählt hat, weil es sich bei dem von ihm Dargelegten seiner Ansicht nach um Tatsachen und nicht um bloße Vermutungen handelt. Dagegen könnte man sich in Beispielen wie 12-15 statt der A-Form, ohne daß sich am Sinn der Äußerung Wesentliches änderte, 20 21

22 23

Op. cit. S. 986. M.Cohen, Le subjonctif en français contemporain, Paris o. J., S. 107: „Dans le langage courant, ce verbe à l'indicatif peut avoir deux sens différents suivant que la subordonnée est à l'indicatif ou au subjonctif. Ainsi: ,A votre aspect je suppose que vous êtes japonais', mais: ,je suppose (je fais l'hypothèse) que vous soyez Japonais et non Français; alors votre aspect serait différent.' " Vgl. dazu Kap. 7, S. 119ff. Ph. Plattner, Ausführliche Grammatik der französischen Sprache, T. 2, Freiburg (2. Aufl.) 1917-1922; Das Verbum in syntaktischer Hinsicht, S. 49f. Vgl. auch J. O e t k e n , Der Modus des Objektsalzes im Französischen, Diss. Göttingen 1911, S. 130: „Der in den Grammatiken angeführte Unterschied zwischen supposer ,vermuten' und supposer ,den Fall setzen', .annehmen' ( . . . ) ist nicht in der Schärfe vorhanden, wie die Grammatiker behaupten."

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eine B-Form denken. I m Beispiel 16 sind vielleicht überhaupt nur die Zirkumflexe vergessen worden; das t u t dem Verständnis aber nicht den geringsten Abbruch. Die Beispiele 9 und 10 nehmen insofern eine Sonderstellung ein, als /asypoze/und/äsypozä/Morpheme sind(kommutierbar etwa gegen/purvy/) und nicht mehr als flektierte Formen des Lexems /-sypoz/ aufgefaßt werden dürfen; sie lösen automatisch eine B-Form aus. Hierzu gehört auch /sypozeko/ „supposé que". 24 Eine solche Automatik macht sich aber vielleicht auch schon bei den Formen /Gsypozo/ „supposons" und /8sypoze/ „supposez" (Bsp. 5-8) bemerkbar. Darauf deutet auch Cohens Bemerkung zu dem in der Mathematik häufig verwandten „supposons" hin (Bsp. II). 25 Während sich bei /-adme/ die Oppositionsfunktion langsam verliert (man beachte die zahlreichen Beispiele mit Neutralisierung!), scheint sich bei /-sypoz/ noch deutlich die Bemühung widerzuspiegeln, sie aufrechtzuerhalten. Diese besondere Stellung verdankt /-sypoz/ fraglos der Tatsache, daß es eine beachtliche Frequenz in wissenschaftlichen Abhandlungen aufweist. Die Lexeme /-kôprà/ „comprend," und /-koswa/ „conçoit" 1. J e comprends qu'il ait refusé cette offre. Grevisse 986 2. D'où je comprends ( . . . ) que trop peu d'hommes sachent que le monde existe. Alain, Entretiens au bord de la mer 180 (Grevisse loc. cit.) 3. J e comprends que t u ne veuilles plus de moi ( . . . ) Sagan Merv. Nuages 104 m. 4. On comprend que des affinités électives aient uni Proust à Ruskin. Maurois, A la rech, de Proust IV, 2, 108 (Robert I, 863) 5. Seigneur, je comprends qu'il vous soit pénible de voir ausculter celle qui fut votre compagne ( . . . ) Giraud. Ond. III, 4 (190 u.) 6. On comprend, certes, qu'elle n'ait pas voulu s'exposer à se contredire elle-même en approuvant l'intervention de M. ,,H" ( . . . ) Figaro 26. 9. 60 24

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Grevisse op. cit. S. 986 mit zwei Beispielen aus der älteren Literatur (La Fontaine, Voltaire); vgl. auch Oetken op. cit., loc. cit. Daß im „usage mathématique" nach on suppose der „indicatif" stehe, widerlegt das von Cohen selbst gegebene Beispiel (unser Bsp. 4). - Plattner op. cit., loc. cit. nennt einige Beispiele mit supposons, supposez mit A-Formen. Vgl. aber Oetken loc. cit.: „Nach dem Imperativ von supposer steht fast ausschließlich der Konjunktiv." Vgl. auch die dort aufgeführten Beispiele, von denen allerdings keines in das 20. Jh. gehört.

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7. On comprend, dans les milieux occidentaux, que la thèse soviétique ait recueilli à Bucarest ( . . . ) la majorité des suffrages ( . . . ) Figaro 29. 8. 60 8. Vu d'Elisabethville, le régime de M. T s c h . . . paraît relativement solide. On comprend que les gens fuissent avoir confiance. Figaro 18. 8. 60 9. J e conçois qu'il n'ait pas été satisfait de votre conduite. Acad. (Grevisse loc. cit.) 10. J e conçois qu'il ne vienne pas. Robert I, 872 11. On conçoit que l'Organisation du traité de l'Atlantique Nord ( . . . ) ait besoin d'être remaniée et reformée ( . . . ) Figaro 10. 9. 60 12. On conçoit, d'autre part, que l'atmosphère de cette Babel qu'est l'O. N. U., ( . . . ) les palabres interminables, les scènes ridicules dont elle offre le spectacle soient jugés déplaisants et que l'on soit tenté de s'en détourner ( . . . ) Figaro 26. 9. 60 13. Vous comprenez que cela doit m'inquiéter. Acad. (Grevisse loc. cit.) 14. Il commençait à comprendre ( . . . ) qu'il ne s'agit pas de se mesurer, mais de s'assassiner. Malraux, L'espoir 47 (Robert I, 864) 15. ( . . . ) dans l'humiliation où je me trouve, il m'est plus facile de comprendre qu'il en est de la règle de l'honneur mondain ( . . . ) Bernanos Dial. Carm. II, 7 (60 u.) 16. J'avais cru comprendre ( . . . ) que vos angoisses s'étaient bien apaisées cette nuit . . . Ebda II, 7 (56 ob.) 17. J'ai mis, à comprendre que mon âpreté était un mensonge autant de temps qu'à devenir vieille. Colette, L'étoile Vesper 92 (Robert I, 864) 18. C'est quand y a plus rien qu'on comprend bien qu'on était heureux. Ah ! était-on heureux ! Barbusse Feu 153 ob. 19. J e comprends fort bien qu'il songe à vous détruire. Anouilh Invit. Chat. I I I (61 u.) 20. Vous comprenez qu'il me reste vraiment trop peu de temps pour savoir si le cœur correspond bien à cet ensemble. Ebda I (9 m.) 21. J e ne comprends pas qu'il puisse s'ennuyer. Robert I, 863 22. On ne comprendrait pas autrement qu'il l'ait fait conduire au camp Léopold où il savait fort bien qu'une partie des soldats sont toujours en faveur de L . . . Figaro 13. 9. 60 97

23. Aucun Katangais, aucune nation du monde civilisé, ne comprendrait que l'invasion du territoire national puisse être tolerée sans résistance. Figaro 10. 9. 60 24. Ce que je ne comprends pas, c'est qu'on ait inventé la seconde. Anouilh Eurid. I (316 m.) 25. On ne peut concevoir que les Etats-Unis, bien qu'étant le pays le plus industrialisé, soient les seuls à fournir les capitaux nécessaires à notre développement. Figaro 15. 9. 60 26. M. „ H " ne conçoit pas en effet que l'action des Nations unies ( . . . ) fuisse s'exercer de façon autre que pacifique. Le Monde 20. 8. 60 Auch hier geben uns wieder die Grammatiker und Lexikographen die Möglichkeit einer Kommutationsprobe in die Hand. Sind comprendre und concevoir gleichbedeutend mit saisir par l'esprit, dann, so heißt es, erfordern sie den „indicatif", bedeuten sie vielmehr trouver naturel, ne pas s'étonner, muß der „subjonctif" gesetzt werden. 26 Das bedeutet, daß wir in den Beispielen 1-12 jeweils (gleichwertig) trouver naturel oder ne pas s'étonner, nicht aber saisir par l'esprit setzen dürfen, in den Beispielen 13-18 jedoch umgekehrt verfahren müßten. Verlegenheit bereiten wieder die Beispiele 19-26, die ersteren beiden wegen der neutralen Form songe bzw. reste, die übrigen wegen des Verneinungsmorphems /na/.27 Wie steht es etwa mit dem Beispiel 26: M. ,,H" ne trouve pas naturel? M. ,,H" s'étonne? Doch wohl eher M. ,,H" ne saisit pas par l'esprit. Die B-Form ist hier also durch das /ne/ hervorgerufen worden ; die Opposition wird nicht formal bezeichnet. Oder sind nicht im Bsp. 21 alle Möglichkeiten gegeben : Je ne trouve pas naturel, je m'étonne sind denkbar, aber ebenso, oder vielleicht noch eher je ne saisis pas par l'esprit („ich kann es einfach nicht begreifen . . .") ? Die neutralen Formen songe und reste in den Beispielen 19 und 20 lassen alles offen; der Kontext legt, wenn man die feinen Unterschiede aufrechterhalten will, einen Austausch mit je ne m'étonne pas nahe ; auf eine besondere Kennzeichnung der B-Form konnte daher verzichtet werden. I n Bsp. 11 kann das conçoit gegen trouve naturel ausgetauscht werden, daher vielleicht die B-Form im folgenden Kontext; ebensogut ließe sich hier aber auch ein saisit par l'esprit vertreten („man sieht ein, man begreift verstandesmäßig"). Die Crux liegt hier unseres Erachtens darin, daß die Grenzen zwischen den vorgeschlagenen Kommutationsmöglichkeiten außerordentüch fließend sind. Man wundert sich nicht mehr über das, was man einmal verstandesmäßig erfaßt hat und findet es schließlich ganz natürlich. Es mag gewiß einige Fälle geben, bei denen n u r eine der beiden Austauschmöglich 28 27

Grevisse op. cit. S. 986; unsere Beispiele 1, 2, 9 u. 13. Vgl. auch die Diskussion zu /-adme/ S. 90ff.

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keiten in Frage kommt; man wird im Bsp. 18 schlecht mit on trouve naturel, on ne s'étonne pas operieren können. Meist sind die Nuancen aber sehr geringfügig; der individuellen Auffassung ist viel Spielraum gelassen. Es ist ja auch nicht von ungefähr geschehen, daß sich die verschiedenen Signifikate in dem einen Lexem /-köprä/ bzw. /-köswa/ vereinigt haben. Es sei dabei an das Deutsche erinnert, wo bei dem Lexem verstehen die gleichen Nuancierungen zu beobachten sind, ohne daß übrigens im Translat der Gesamtäußerung eine besondere grammatische Form des Verbs auf eine dieser Nuancen eigens hinweist. Hier wie da entscheidet allein der gesamte Kontext. Es ist daher wohl legitim, auch das Paar /-köprä/ und /-köswa/ aus dem Bereich der klaren Oppositionen (aus anderen Gründen als bei /-adms/) auszuklammern und es vielmehr den fakultativen stilistischen Varianten zuzuordnen. Die Alternative zwischen A- und B-Form wird der ihr zugeschriebenen Funktion, als Opposition zu dienen, jedenfalls auch hier nicht gerecht. Dem Schreibenden mag bisweilen vorgeschwebt haben, daß er hier tatsächlich eine formale Opposition setzt - die Grammatiker sagen es ihm ja so; dem Leser nützt er damit aber nicht viel; dieser muß den Sinn der Äußerung jedenfalls aus dem Kontext entnehmen. Der Typ /zadi kilvjen/ ,,je dis qu'il vienne" Nun gibt es darüber hinaus jedoch eine Reihe von Lexemen, die ebenfalls sowohl eine A- als auch eine B-Form auslösen können, bei denen die Opposition aber klarer zu erfassen ist, als in den auf S. 89-99 behandelten Fällen. Grevisse28 zählt die wichtigsten unter ihnen auf. Es handelt sich um /-kösä/ „consent", /-di/ „dit", /-ekri/ „écrit", /-ätä/ „entend", /-edavi/ „est d'avis", /-fesavwar/ „fait savoir", /-pràgard/ „prend garde", /-prêta/ „prétend" und /-sijiiii/ „signifie". Es ließe sich hier noch das von Grevisse nicht genannte /-sygzer/ „suggère" anreihen. Als Standardbeispiele für die in diesen Fällen vorliegende Opposition zwischen A- und B-Form erscheint in fast allen Grammatiken das Paar /zadi kilvjê/ „je dis qu'il vient" /zadi kilvjen/ „je dis qu'il vienne". 29 Wir legen es auch unserer Untersuchung zugrunde. Daß der Sinn der Äußerung 1 ein anderer ist als der der Äußerung 2 zeigt sich unter anderem auch darin, daß im Deutschen, das wir hier wieder als Vergleichssprache heranziehen wollen, tatsächlich auch zwei verschiedene Signifikanten vorliegen: /-kamt/ und /-kamenzal/, „ich sage, 28 29

Op. cit. S. 990f. Wir greifen diese beiden Konstruktionstypen noch einmal in anderem Zusammenhang auf S. 235f. (Kap. 10) auf.

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daß er kommt" und „ich sage, daß er kommen soll" bzw. „ich sage, er soll(e) kommen". Eine ganz einfache Kommutationsprobe zeigt uns den Unterschied: I n Äußerung 2 ist /-di/ gegen /-v0/ austauschbar, in Äußerung 1 nicht. Vom formalen Standpunkt aus gesehen, ist dagegen nichts einzuwenden ; denn /zev0 kilvjen/ kommt ebenso in der Sprache vor wie /zedi kilvjen/. Darüber hinaus sind hier noch zwei weitere Austauschmöglichkeiten gegeben. Die eine betrifft die ausgelöste Form selbst: In Äußerung 2 läßt sich /kilvjen/ bei gleichzeitiger Infigierung des Morphems /lqi/ „lui" zwischen /ze-/ und /-di/ gegen /devenir/ austauschen, ohne daß der Sinn des Textes verändert würde: Je lui dis de venir. Und schließlich kann ich noch /zedi/ mit /0/ kommutieren und stelle dann fest, daß Kontext 1 /kilvjs/ isoliert nicht vorkommt, Kontext 2 /kilvjen/ aber durchaus, ja, daß das selbständige /kilvjen/ sogar den gleichen Sachverhalt bezeichnet wie die gesamte Äußerung /zedi kilvjen/. Darin liegt auch die über die rein formale Richtigkeit hinausgehende Berechtigung einer Kommutation von /zedi/ gegen /zev0/, auch wenn /zedi/ und /zev0/ in beiden Äußerungen nicht haargenau dasselbe besagen. Ein Gesprächspartner wird auf ein /ze(te)di ketyvjen/ in jedem Falle ebenso reagieren wie auf ein /zev0 ketyvjen/ (bzw. wie auf den „impératif" /vjê/ „viens!"). 30 Es zeigt sich hier demnach etwas grundsätzlich anderes als in den bisher behandelten Fällen mit /-adme/, /-sypoz/, /-kôprâ/ und /-kôswa/31, wo sich entweder bei einem Austausch gegen die vorgeschlagenen Ersatzlexeme am Sinn des Kontextes kaum etwas änderte, oder aber es der gesamte Kontext selbst war, der den Sinn der Äußerung bestimmte und nicht die Setzung einer A- oder B-Form. I n dem Typ /zedi kilvjen/ ist die B-Form für das richtige Verständnis des Kontextes eminent relevant. Bevor wir auf Beispiele mit den anderen vorn angeführten Lexemen eingehen, sei hier noch einmal darauf aufmerksam gemacht, daß die Rolle des /ko/ in den beiden miteinander verglichenen Äußerungen jeweils eine andere ist. Wie schon auf S. 61 dargelegt, hat das Morphem /ko/ einmal die Funktion eines Translativs: Es transferiert eine Äußerung mit verbalem Kern in ein Substantiv, in unserem Falle /zedi kilvj ë/ wird /ilvjê/ zum „Akkusativobjekt". 32 Eine völlig andere Funktion hat das /ke/ in der selbständigen Form /kilvjen/, bzw., wo es noch deutlicher zum Ausdruck kommt, in /kilsät/. Hier ist es ein Element, welches eine A- in eine B-Form verwandelt, ein Morphem zur Kennzeichnung der 30

31 32

Ähnlich verfährt R o b e r t in seinem Wörterbuch (s. „Bibliographie") mit prétendre-. „Je ne prétends pas qu'il fasse sera interprété: ,je ne désire pas, je n'exige pas qu'il le fasse. 1 Si l'on veut dire : ,je n'affirme pas' on emploiera l'indicatif: je ne prétends pas qu'il le fera" (Bd. IV, S. 584). Vgl. S. 89-99. Vgl. auch Einl. S. 46.

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B-Form, ein Merkmal der Opposition A : B. 33 Äußerungen vom Typ /z9V0 kilsät/, /zev0 kilvjsn/, /zadi kilvjen/ usf. zeichnen sich nun dadurch aus, daß in ihnen das /ko/ d i e b e i d e n g e n a n n t e n F u n k t i o n e n miteinander v e r e i n i g t : Es ist sowohl Translativ für die Translation „Verb > Substantiv" als auch g l e i c h z e i t i g B-Morphem, wie die Kommutation /z9V0/ gegen /9/ („je veux qu'il chante" gegen „qu'il chante!") beweist. Anhand einiger Beispiele soll im folgenden die Richtigkeit der oben vorgeschlagenen Kommutationsprobe nachgeprüft werden. I n Gruppe 1 werden einige Kontexte zusammengestellt, in denen das die B-Form auslösende Lexem gegen /-v0/ bzw. gegen /0/ ausgetauscht werden kann, in Gruppe 2 solche, in denen die genannten Austauschmöglichkeiten nicht bestehen. Gruppe 1 1. Dis-lui que, profitant du tumulte, elle fuie, avec toi. Claudel Soul. Sat. I, 11 (Th. II, 615) Austausch gegen /9/: Qu'elle fuie avec toi! 2. Ils posaient en postulat leur conception de l'Algérie, et entendaient que les musulmans, la métropole et le monde entier se modifiassent dans leurs structures ( . . . ) Figaro 30. 11. 60 Austausch gegen f-wj : ( . . . ) et voulaient que les musulmans ( . . . ) se modifiassent ( . . . ) 3. J e consens que vous le fassiez. Acad. (Grevisse 991) Austausch gegen /-w/: J e veux que vous le fassiez. 4. Le président du Libéria suggère que les Etats africains aux Nations Unies fassent part au Conseil de sécurité ( . . . ) Figaro 20. 8. 60 Austausch gegen ¡-m/: Le président ( . . . ) veut que les Etats ( . . . ) fassent part ( . . . ) Austausch gegen /©/ : Que les Etats ( . . . ) fassent part ( . . . ) ! Im folgenden Beispiel empfiehlt sich eine Kommutation gegen /-äpes/; empêcher ist soviel wie ne pas vouloir : 5. Prenez garde qu'il ne vous soit aussi nécessaire ( . . . ) Bernanos Dial. Carm. II, 7 (59 m.) Austausch : Empêchez qu'il ne vous soit aussi nécessaire (Ne veuillez pas... ) 33

Im Falle von /kilvjen/ treten noch zwei weitere Merkmale hinzu: Das Merkmal „Nasalität" und ein zusätzlicher Konsonant. Es ist also eine Redundanzform. Das ändert aber nichts an der Funktion des prädeterminierenden Morphems /ko/. 101

Gruppe 2 1. J'entends bien que vous n'en êtes pas responsable. Robert I, 1613 Würde in diesem Text /-et/ gegen /-swaje/ ausgetauscht werden, welches die Voraussetzung dafür wäre, daß für /-ätä/ ein /-v0/ bzw. für /zätäbje/ ein /©/ eintreten dürfte, dann wäre der Sinn der Äußerung vollständig verändert. Die A-Form bezeichnet hier ganz deutlich eine Opposition zu einer potentiellen B-Form. Ebenso : 2. J e consens que le haut clergé n'est pas coupable. Gide Caves Vat. 206 (Grevisse 991) 3. Des informations officielles ( . . . ) suggèrent que l'Union soviétique tient à ce que cette réunion ait lieu à Moscou. Figaro 29. 8. 60 4. Mais le Chinois -prétend que c'est le dieu des amours et non celui des voleurs ( . . . ) Claudel Soul. Sat. I, 13 (Th. II, 619)34 Beide Typen nebeneinander finden wir in 5. Dis-lui qu'il va crever, dis-lui qu'il veut la voir, dis-lui qu'elle aille le rejoindre aussitôt ( . . . ) Claudel Soul. Sat I, 11 (Th. II, 615) Nun ist es aber auch bei den oben beschriebenen Fällen nicht so, daß die hier fraglos vorhandene Oppositionsmarkierung immer einwandfrei und deutlich zum Ausdruck kommt. Das Morphem /ne/, das Prosodem der Frage, ein /si/ vor dem auslösenden Lexem, die Verlagerung des durch /ke/ eingeleiteten Teiles der Konstruktion an den Anfang (vor das auslösende Lexem) und nicht zuletzt eine neutrale Form nach /k&/ vom Typ /-sät/ ohne besonderes B-Merkmal können stets die Kennzeichnung der Opposition neutralisieren. In diesen Fällen zeigt sich dann dasselbe wie bei der Gruppe /-adms/, /-sypoz/, /-kôprâ/ und /-köswa/ ganz allgemein : Der Kontext allein und nicht die ausgelöste B-Form bestimmt den Sinn der Aussage. Das schließt freilich nicht aus, daß die Kommutationsmöglichkeit für das auslösende Lexem gegen /v0/ bestehen bleibt; nur eben die B-Form selbst kann dann andere Ursachen haben. Hier einige Beispiele: 1. J'dis pas ( . . . ) que ces deux-là n 'soient pas un peu garnis, ni un peu vaseux ( . . . ) Barbusse Feu 181 u. 35 34 35

Zu /-prêta/ mit B-Form vgl. S. 100 n. 30. Vgl. speziell zu je ne dis pas, je ne veux pas dire auch L. C. H a r m e r , The French Language to-day, London 1954, S. 200-208; dort finden sich auch zahlreiche Beispiele, die in geschickt ausgewählter Gegenüberstellung die Unsicherheit in der Setzung von A- und B-Formen zeigen.

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2. J e n'ai jamais entendu dire qu'à l'occasion du traité de Verdun ( . . . ) personne, pas même Charles le Chauve, ait eu la pensée de crier: „Vive la France éternelle!" Le Monde 1. 9. 60 3. Est-ce à dire que la lecture des journaux ne soit pas utile ( . . . ) ? Figaro 15. 9. 60 4. Qui pourrait ( . . . ) prétendre sérieusement que ( . . . ) le sentiment national français se soit amoindri ( . . . ) Figaro 10. 9. 60 5. Que quelqu'un puisse impunément crier en public ( . . . ) qu'il considère comme un devoir envers la démocratie ( . . . ) d'aider le F. L. N., voilà qui dépasse l'entendement de ceux-là mêmes qui ne font pas profession d'activisme. Figaro 23. 9. 60 6. J e ne -prétends pas ( . . . ) que nous soyons plongés dans le bonheur, que tout un chacun croie à la solution possible, rêve de paix et d'harmonie. Arts Lett. Spect. 1961/804 Im Beispiel 1 zeigt der erweiterte Kontext, daß /-di/ hier nicht gegen /-v0/ austauschbar ist; es wird hier von zweien gesprochen, die eben schon ,,un peu garnis" sind; es wird nicht verlangt, daß sie es sein sollen. Ähnlich verhält es sich mit den meisten anderen Beispielen. Zweifel bezüglich einer Wahl des richtigen Austauschlexems verspürt man aber bei einigen Kontexten mit /-pretä/. Sollen wir im Bsp. 4 das prétendre gegen vouloir, désirer austauschen und mit verlangen übersetzen, oder ist hier eine Kommutation mit affirmer angebracht ? In dem gleichen Dilemma befinden wir uns auch beim Beispiel 6. Es kommt vor, daß diese Schwierigkeit bewußt vermieden wird, indem man trotz des Morphems /na/ eine A-Form setzt : 7. On ne peut pas dire qu'il a convaincu les officiers. Figaro 14. 9. 60 8. Il »'est pas exagéré de dire que la collaboration américaine ( . . . ) a sauvé et sauve encore tous les jours l'Europe et la paix. Figaro 10. 9. 60 9. Mais ai-je dit que je tenais cette goutte d'eau ? Claudel Soul. Sat. III, 8 (Th. II, 714) Da das Verneinungsmorphem /na/ (ebenso wie die Frage) nicht automatisch eine B-Form hervorruft, kann man hier von der fakultativen Variante A Gebrauch machen, um die Kennzeichnung der Opposition zu retten. Da dieses aber keineswegs durchgehend geschieht, ist auch die sonst bei diesen gegen /-v0/ austauschbaren Lexemen so klare Oppositionsfunktion zwischen A- und B-Formen durch formale Neutralisation ge103

fährdet. 36 Man wird ihr aber trotzdem noch eine größere Bedeutung einräumen, als dies bei den Fällen vom Typ /-adme/, /-sypoz/, /-kôprâ/ und /-koswa/ möglich ist. Der finale

Sinn

1. I m Adjektiv - Translat Im Zusammenhang mit Morphemen vom Typ /ki/,37 den Translativen der Translation „Verb > Adjektiv", haben wir schon im 4. Kapitel auf einen bestimmten Typ solcher adjektivischer Translate aufmerksam gemacht, der in der traditionellen Grammatik „Relativsatz mit finalem Sinn" genannt wird. 38 Die Frage ist nun, ob wir diesem etwas vagen „finalen Sinn" mit Hilfe einer von der Form ausgehenden Analyse näherkommen können. Läßt sich hier eine bestimmte Automatik aufzeigen, eine kaschierte Automatik vielleicht, die sich demaskieren läßt, indem wir etwa in diese Konstruktionen ein ganz bestimmtes Lexem oder Morphem einführen, von dem wir wissen, daß es automatisch eine Form der B-Reihen auslöst ? Ein solcher Versuch wird sich nicht ohne Veränderung der Kontexte durchführen lassen; die conditio sine qua non muß dabei freilich sein, daß der Sinn der Aussage für den auch hier wieder als „Testperson" gedachten Hörer, von irrelevanten Feinheiten abgesehen, der gleiche bleibt. Zunächst die Reihe der Versuchsbeispiele : 1. ( . . . ) nous cherchons à faire une émission d'information qui soit aussi une émission de témoignage. Arts Lett. Spect. 1960/768 2. ( . . . ) un jeune homme et une jeune fille ( . . . ) doivent posséder ( . . . ) leur langue maternelle ( . . . ) et une seconde langue d'appoint, dans laquelle ils soient capables ( . . . ) de „se débrouiller". Figaro 29. 8. 60 3. Le problème ( . . . ) qui se pose ( . . . ) est celui de l'exercice du pouvoir par un gouvernement ( . . . ) qui ait la volonté ( . . . ) pour affronter ses tâches. Figaro 20. 9. 60 4. ( . . . ) il lui promettait chaque année un train de vie qui correspondît enfin à sa fortune réelle. Figaro 18. 3. 61 5. Il cherchait quelque chose qui nous liât (...) Sagan Cert. Sourire 96 u. 36

37 38

Auch die Formen /ôdire/ „on dirait" u n d /vudirje/ „vous diriez" haben heute eine automatisch eintretende B - F o r m nach sich; vgl. auch Gre visse op. cit. S. 989. Vgl. S. 79. Vgl. S. 80.

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6. ( . . . ) ce qu'il fallait ( . . . ) neutraliser par quelque action, quelque parole qui me donnât du prestige à ses yeux. Butor Empl. Temps 198 m. 7. ( . . . ) s'il a un pied-à-terre là-bas ou un hôtel assez bon marché qui lui convienne ( . . . ) Butor Modif. 43 m. 8. ( . . . ) il aurait fallu une alliance qui ne fût pas, qui ne soit pas circonscrite seulement dans les limites de l'actuelle 0 . T. A. N. Figaro 6. 9. 60 9. I'faut bien qu'i'y en ait qui fassent fortune. Barbusse Feu 70/71 10. ( . . . ) trouver à louer chez un habitant un emplacement ( . . . ) où l'escouade puisse s'installer ( . . . ) Ebda 64 ob. 11. ( . . . ) il te faut quelque chose de confortable avec quoi tu puisses courir, c'est pour aller à l'école ! Ici Paris 16/795 (1960) Wir tauschen nun den durch die Translative /ki/ usw. eingeleiteten adjektivischen Teil der oben genannten Kontexte aus gegen eine Konstruktion vom Translationstyp „Verb > Substantiv" mit dem Translativ /ko/ und einem Lexem mit automatischer Auslösung der B-Form, einem Lexem, das darüber hinaus die Garantie bietet, daß der so veränderte Kontext dem Hörer eine Information gleichen Inhalts vermittelt. Ein solches Lexem ist /-v0/.39 1. ( . . . ) nous cherchons à faire une émission d'information, et nous voulons qu'elle soit aussi une émission de témoignage. 2. ( . . . ) et une seconde langue d'appoint, et l'on voudrait qu'ils soient capables de se débrouiller dans cette langue. 3. Le problème ( . . . ) est celui de l'exercice du pouvoir par un gouvernement ( . . . ) , et l'on voudrait qu'il ait la volonté ( . . . ) pour affronter ses tâches. 4. ( . . . ) il lui promettait chaque année un certain train de vie, et il voulait que ce train de vie correspondit enfin à sa fortune réelle. 5. Il cherchait quelque chose, et il voulait que ce „quelque chose" nous liât (...) 6. ( . . . ) ce qu'il fallait ( . . . ) neutraliser par quelque ( . . . ) parole, et je voudrais que cette parole me donnât du prestige ( . . . ) 7. ( . . . ) s'il a un pied-à-terre là-bas ou un hôtel ( . . . ) ; il voulait au moins qu'il lui convienne (...) 8. ( . . . ) il aurait fallu une alliance, et l'on aurait voulu que cette alliance ne fût pas ( . . . ) circonscrite ( . . . ) 39

Vom stilistischen Standpunkt aus werden diese Konstruktionen freilich oft abzulehnen sein; das ist in diesem Zusammenhang aber irrelevant.

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9. I'faut bien qu'i'y en ait, et je veux bien qu'i'fassent fortune. Für die Beispiele 10 und 11 bietet sich als Kommutationsmonem besser das Adverbial-Translativ /afêka/ „afin que" an, das bekanntlich auch automatisch eine B-Form auslöst: 10. ( . . . ) trouver à louer chez un habitant un emplacement ( . . . ) , afin que l'escouade puisse s'y installer. 11. ( . . . ) il te faut quelque chose de confortable, afin que tu puisses courir avec ça ( . . . )40 Wichtig für unseren Zusammenhang ist hier nun noch die Frage, ob die B-Form oppositionellen Charakter hat. Sicher ist, daß, wie schon auf S. 80 angedeutet, nach gewissen Lexemen wie /-sers/,, cherche", /-truv/ „trouve", /-abezws/ „a besoin" u. a. die B-Formen nach /ki/ usw. heute schon mit einer gewissen Selbstverständlichkeit auftreten, so daß sich hier eine ziemlich fortgeschrittene Automatik, der natürliche Feind der Oppositionsfunktionen, bemerkbar macht. Der „finale Sinn" wird meist durch den gesamten Kontext (bzw. oft auch durch die Situation) hinreichend klar. Aber immerhin kann doch ein geäußertes Je cherche une jeune fille qui me plaît vom Hörer anders gedeutet werden als Je cherche une jeune fille qui me plaise. Im ersteren Falle sucht der Sprecher ein ihm schon bekanntes Mädchen, im zweiten Falle hat er noch keines gefunden, das ihm gefällt; mit anderen Worten, nur im zweiten Falle läßt sich eine Kommutation vom Typ Je cherche une jeune fille, et je veux qu'elle me plaise durchführen. A- und B-Form stehen hier eben doch in Opposition zueinander. 2. Die Morpheme /defasöke/, /demanjsrke/ und /dosortka/ Auch die drei oben genannten Morpheme de façon que, de manière que und de sorte que lösen gemäß der bekannten grammatischen Regel immer dann eine B-Form aus, wenn die Äußerung einen „finalen Nebensinn" hat ; liegt dieser finale Sinn nicht vor, folgt ihnen eine A-Form. Wir wollen den Versuch machen, bei den hier zur Debatte stehenden Fällen durch leichte Veränderung des Kontextes diesem finalen Sinn mit seiner BForm durch Einfügen von /-v0/ oder /afë-/ näherzukommen. Da es sich hier um adverbiale Translate handelt, wird meist eine Kommutation 40

I n Bsp. 10 läßt sich auch eine Kommutation mit ¡-va/ durchführen: . . .veut qu'elle s'y installe oder besser . . .veut s'y installer; dabei geht aber das B-Merkmal verloren (. . .veut qu'elle puisse s'installer gibt keinen Sinn; /-pqis/ ist hier ohnehin nur Ersatz für das fehlende Merkmal bei /-estai/ (s. dazu Kap. 9, S. 212ff.). - Gelegentlieh sind stärkere Veränderungen des Kontextes notwendig. Einem Fall wie ( . . . ) quelle est la puissance qui puisse s'y prêter ( . . . ) ? (Figaro 6. 9. 60) entspräche etwa ein On veut qu'une puissance s'y prête - quelle est cette puissance ?

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gegen /afëka/ am praktischsten sein. Zunächst die Beispiele: mit BFormen : 1. ( . . . ) voudriez-vous les en aviser immédiatement, de façon que l'on puisse continuer ces débats. Figaro 15. 9. 60

2. Le général G . . . a annoncé ( . . . ) que les élections générales auraient lieu en Turquie le 27 mai 1961 ( . . . ) , ou en tout cas avant l'automne de la même année, de façon que la nouvelle Assemblée puisse se réunir le 29 octobre 1961 ( . . . ) Figaro 29. 8. 60 3. Saturne placera des charges utiles considérables sur des orbites calculées de façon que les satellites artificiels aient une longue et fructueuse carrière. Figaro 20. 8. 60 4. ( . . . ) pourquoi intervertir l'ordre des vers de manière que la suite en devienne complètement incompréhensible ? Gide, Nouv. prêt. 129 (Robert I I I , 63) 5. Il demande à l'O.N.U. d'évacuer des aéroports et la station de radio du Congo, et de faire en sorte que le gouverment congolais puisse assurer son autorité sur l'ensemble du territoire. 41 Figaro 16. 9. 60 6. Ses robes ( . . . ) étaient conçues de telle sorte qu'elie pût se laisser tomber en n'importe quelle circonstance dans la rivière ( . . . ) Giraud. Siegfr. Lim. 102 ob.

7. J e l'ai installé dans la chambre à côté de la mienne, de sorte que je puisse recevoir des visites sans le déranger. Gide, Faux-Monn. 396 (Grevisse 1026)42 8. E t là-haut, toute à la pointe extrême en sorte qu'il n ' y ait plus audessus que la croix, qu'est-ce que je vois ? Claudel, L'Œil écoute 158 (Grevisse 1026) 41 42

/àsortka/ ist nur eine fakultative (literarische) Variante von /desortka/. Bei Gide, der stets eine besondere Vorliebe für B-Formen (auch die außergewöhnlichsten) hat und sie gern setzt, wo sie nicht hingehören, findet sich folgendes Beispiel: Ce travail l'absorbait complètement, semblait-il, au point que ses lèvres en perdissent toute expression et ses yeux toute lueur (La Porte étroite 161). Dazu Grevisse op. cit. S. 1026: „Cela est insolite." Hier läßt sich eine Einfügung von /-v0/ oder ein Austausch gegen /afêke/ nicht bewerkstelligen, es sei denn, man meint, der Autor habe ce travail personifizieren wollen, so daß es dann heißen könnte Ce travail voulait que ses lèvres ( . . . ) perdissent (...); doch resultiert unseres Erachtens die Form perdissent eher aus dem Hang des Autors, sich in hohem Maße der Formen der Reihe B 2 zu bedienen.

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Nach Austausch der Morpheme /ctafasö-/, /demanjer-/ und /dasort-/ gegen das Morphem /afg-/ bzw., unter stärkerer Veränderung des Textes, gegen das Lexem /-v0/, würden die Beispiele, unter der Bedingungung, daß der grundlegende Sinn der Äußerungen gewahrt bleibt, wie folgt lauten : 1. ( . . . ) voudriez-vous les en aviser immédiatement, afin que l'on puisse continuer ( . . . ) oder : ( . . . ) voudriez-vous les en aviser ( . . . ) ; on veut continuer ces débats. 2. Le général G. a annoncé ( . . . ) que les élections ( . . . ) auraient lieu ( . . . ) le 27 mai 1961 ( . . . ) , afin que la nouvelle Assemblée puisse se réunir ( . . . ) oder : ( . . . ) il veut que la nouvelle Assemblée se réunisse (...) 3. S. placera des charges utiles ( . . . ) sur des orbites calculées afin que les satellites ( . . . ) aient une longue ( . . . ) carrière. oder : ( . . . ) on veut que les satellites ( . . . ) aient une longue ( . . . ) carrière. 4. ( . . . ) pourquoi intervertir l'ordre des vers ? Veut-on que la suite en devienne complètement incompréhensible ? 5. Il demande à l'O.N.U. d'évacuer des aéroports ( . . . ) , afin que le gouvernment ( . . . ) puisse assurer son autorité ( . . . ) oder : ( . . . ) on veut que le gouvernement puisse assurer son autorité. 43 6. Elle voulait se laisser tomber en n'importe quelle circonstance dans la rivière. Ses robes ( . . . ) étaient conçues de la sorte. 7. J e l'ai installé dans la chambre à côté de la mienne, afin que je puisse recevoir des visites ( . . . ) oder: ( . . . ) je voulais recevoir des visites sans le déranger. 8. E t là-haut, toute à la pointe extrême (on ne veut pas qu'il y ait plus au-dessus que la croix), qu'est-ce que je vois ? A-Formen 1. La France ( . . . ) a rempli sa tâche en assurant la formation des chefs politiques de ces pays, de telle façon que les transferts d'autorité se sont accompli ( . . . ) sans heurts. Figaro 16. 9. 60 2. Il a parlé, il a agi de manière que l'on a vu clairement ses intentions. Robert III, 417 3. De sorte que, bien avant d'avoir rejoint l'auto ( . . . ) j'avais déjà l'impression d'une race qui surpassait ( . . . ) toutes les autres ( . . . ) Giraud. Siegfr. Lim. 77 m. 43

Oder mit einem anderen ebenfalls automatisch eine B-Form auslösenden Lexem : Il demande ( . . . ) d'évacuer des aéroports ( . . . ) et de réclamer que le gouvernement ( . . . ) puisse assurer son autorité ( . . . ) .

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Hier würde ein Austausch der Morpheme /dafasoka/ usw. gegen /afêko/ ohne Frage eine Änderung des Sinnes zur Folge haben. Es handelt sich hier nicht darum, daß etwas geschehen oder nicht geschehen soll, oder daß jemand die Absicht gehabt hat, daß etwas in dieser oder jener Weise ausgeführt werden sollte, sondern daß etwas in einer bestimmten Weise geschehen ist ; es liegt der Sachverhalt der Folge, nicht der der Absicht vor 44 . Die Verhältnisse sind hier also ganz ähnlich wie bei dem Typ je cherche un homme qui sache . . . ; die B-Form gibt dem Sinn der Äußerung eine andere Richtung. Das schließt freilich nicht aus, daß, wie auch bei allen anderen hier behandelten Oppositionen, vielfach der Kontext allein schon genügen würde, um den Sachverhalt der Absicht auszudrücken, so daß man auf eine B-Form verzichten könnte. Auch eine sich anbahnende Automatik ist nach den drei Morphemen /defasöke/, /domanjerka/ und /desortke/ unverkennbar. Ein „impératif" des auslösenden Lexems wird immer automatisch eine B-Form nach diesen dreien bewirken - écrivez de façon qu'on fuisse le lire - und diese B-Form ist auch hier nicht unbedingt für das Verständnis notwendig; der Sinn des Kontextes ändert sich nicht, wenn es hieße *écrivez de façon qu'on peut le lire ; bestimmend für den Gesamtsinn der Äußerung ist das Morphem /0...e/ beim Lexem /-ekri(v)-/. Im übrigen gibt es natürlich auch bei dieser Gruppe von Morphemen den Fall der Neutralisation. Für das (literarische) Morphem /opwêka/ „au point que" verlangt Grevisse eine B-Form, wenn es mit dem Verneinungsmorphem /ne/ gekoppelt ist, während es sonst den gleichen Regeln wie /dafasöka/ usw. unterliegt 45 : Elle avait les bras chargés de divers paquets au point qu'elle ne put relever sa robe dans cet escalier affreux. Mauriac, Pharisienne 183 Il n'est pas habile au point qu'il soit sans rival. Grevisse 1026

41

45

Bs gibt hier freilich auch Ausnahmen. In einem Beispiel bei Barrés, Les Déracinés 243 (zit. bei Grevisse 1025) heißt es: „Tout était préordonné de façon que le journalisme devait être leur voie tracée." Hier ist auch ein afin que le journalisme fût. . . denkbar. Augenscheinlich hat hier das devait Morphemcharakter wie so häufig das puisse (s. Kap. 9, S. 212ff.) ; /-dovetetr/ ist hier einfach Variante zu dem (als B-Form nicht hörbaren) /-fy/. Allerdings spielt hier gewiß auch noch die von den Grammatikern sehr gepflegte Realitätsfrage mit hinein: Das était préordonné weist auf einen „realen" Sachverhalt hin; vgl. dazu bes. Kap. 7, S. 119ff. Grevisse op. cit. S. 1025f., dort auch noch mehr Beispiele.

109

Seltene

Oppositionen

1. Das Morphem /olj0ks/ Wenn das Morphem „au lieu que" eine A-Form auslöst, kann es gegen das Morphem /tädi(s)k9/ „tandis que" ausgetauscht werden, ohne daß sich der Sinn der Äußerung ändert. Weitaus häufiger jedoch findet sich /olj0ka/ mit einer folgenden B-Form. Dann ist die Kommutation mit /tädi(s)ke/ nicht möglich, da die betreffende Äußerung dann nicht mehr sinnvoll wäre. Mit /olj0ks/ wird in solchen Fällen zum Ausdruck gebracht, daß sich der von ihm eingeleitete Teil der Konstruktion auf einen außersprachlichen Sachverhalt bezieht, der tatsächlich nicht eingetreten ist; vielmehr hat sich stattdessen das ereignet, was im zweiten Teil der Äußerung seinen sprachlichen Niederschlag findet46. So ist zum Beispiel in dem Kontext Or, au lieu que jadis le mot spéciel ne sortait guère de sa sphère, il tend aujourd'hui . . . à se répandre torrentiellement. Brunot-Bruneau, Précis de Gramm, hist. XLV (nach Le Bidois II, 51 lf.) /olj0ko/ bei gleichbleibendem Sinn gegen /tàdi(s)ka/ austauschbar. Dasselbe gilt für Voilà encore un exemple de cet élan des pensées qui semble dépasser le but, au lieu qu'il l'atteint à peine. Alain, Hist. de mes pensées 104 (Grevisse 1034) Dagegen ist diese Kommutation nicht möglich in Au lieu que son histoire l'ait calmé, on dirait plutôt qu'il s'aigrit. Romains, Humbles X X I I I , 206 (Robert III, 262) Ein tandis que.. .l'a calmé ergäbe hier keinen Sinn. Der mit au lieu que eingeleitetete Teil der Äußerung ist vielmehr austauschbar gegen Son histoire ne l'a pas calmé. Dennoch ist es auch hier stets der Kontext, der über den „sens" von /olj0ke/ entscheidet. Der Austausch von /olj0kg/ gegen /tädi(s)k9/ ist 4S

Vgl. hierzu Le Bidois, Syntaxe du Français moderne, Bd. 2, S. 511f.: „Cette locution offre cette particularité qu'elle a deux sens tout différents selon qu'elle est suivie de l'indicatif ou du subjonctif. - Avec l'indicatif, au lieu que énonce la simple opposition ( = tandis que, alors que) (...) Suivi du subjonctif, au lieu que devient une locution franchement subordonnante, et introduit un fait qui n'a pas eu lieu, mais a été remplacé par le fait énoncé dans la principale." - Anders, aber kaum richtig, Grevisse op. cit. 1034.

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nämlich in allen Fällen, in denen /olj0ke/ mit einer B-Form erscheint, gar nicht möglich, weil die betreffende Äußerung dann sinnlos und unverständlich wird. Auch eine A-Form im oben erwähnten Beispiel würde nichts am Sinn der Äußerung ändern; /olj0ke/ ist hinreichend durch den Kontext fixiert. 47 Die Oppositionsmarkierung liegt also auch hier wieder nicht im Wechsel von A- und B-Formen begründet. 2. /legrä.. .kipqis/ statt /leplygrä/ Abschließend sei noch auf eine besonders geartete, rein literarische und in der heutigen Sprache sehr seltene Opposition aufmerksam gemacht. Es gibt Kontexte, in denen eine B-Form als Ersatz für das SteigerungsMorphem /leply-/ auftreten kann :48 Le grand reproche que l'on puisse faire à ce fils est ( . . . ) Humanité 1. 6. 57 p. 2 (Cohen 182) Une des belles occasions qu'il puisse rencontrer, en roulant, de s'étonner et d'admirer. Chevallier Clochemerle 17 (Le Bidois II, 408) I n beiden Fällen ist ein Austausch gegen /-p0/ ,,peut", bzw., wenn wir /-pqis/ als ein bloßes B-Morphem auffassen wollen, im zweiten Beispiel gegen das neutrale /-räkotr/, nicht zulässig, da der Sinn der beiden Äußerungen verändert würde. Nicht „der große Vorwurf", nicht „die schönen Gelegenheiten" sind hier gemeint, sondern „der größte", die „schönsten". Die B-Form in einer mit /ki/ usw. eingeleiteten Konstruktion nach einem superlativischen Adjektiv, sonst nur als Redundanzform zu betrachten und als fakultative Variante zu werten, tritt hier aus ihrer Redundanzfunktion heraus und wird semantisch relevant. Die Superlative lauten hier nicht /leplygrä/, /deplybel/, sondern /legrä... pqis/, /debel... pqis/.49 Fassen wir zusammen! Es gibt im Neufranzösischen Fälle, in denen eine B-Form in klarer Opposition zu der ihr in der Person entsprechenden A-Form steht, mit anderen Worten, Kontexte, in denen allein die BForm den Sinn der Äußerung bestimmt, oder, anders ausgedrückt, in denen der Austausch der B-Form gegen eine A-Foim den Sinn der Äuße47

48

49

Bei einer Übertragung ins Deutsche würde es auch bei Unkenntnis der „Regel" keinerlei Schwierigkeiten geben; niemand käme auf den Gedanken, hier wie im ersten Beispiel „während" zu setzen; es käme als einzig richtiges Äquivalent „anstatt" in Frage. Über /leply/ als auslösendes Morphem einer fakultativen Variation s. Kap. 7, S. 130. In der älteren Sprache finden sich solche Beispiele öfter: C'est une des grandes erreurs qui soient parmi les hommes (Moliere, Dom Juan III, 1). Weitere Bsp. Grevisse op. cit. 1007.

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rung grundlegend ändern würde. Das tritt besonders bei den auslösenden Lexemen vom Typ /-di/, /-ätä/ usw. (S. 99ff.) auf. Diese Lexeme sind, wenn sie eine B-Form nach sich ziehen, gegen /-v0/ oder /9/ austauschbar. Das Morphem /ka/ hat dann eine Doppelfunktion: Es ist sowohl Translativ für die Translation „Verb > Substantiv" als auch Merkmal der B-Form. Dennoch kann hier aber der Kontext allein ausschlaggebend für den Sinn der Äußerung sein; daher können Neutralisationen der Oppositionsfunktion B : A, z. B. durch /na/, durch die Frageform des auslösenden Lexems einerseits oder eine neutrale Form ohne hörbares B-Merkmal andererseits, in Kauf genommen werden. Vielfach bleibt dabei aber doch die Möglichkeit zu Mißverständnissen bestehen, so daß die Oppositionskraft A : B auch in diesen Fällen gemindert ist. I n etwas geringerem Maße tritt die oppositionelle Funktion der BForm bei den Morphemen /defasoka/ usw. und bei dem Typ /-sers... k i . . . / in Erscheinung, da es hier in den weitaus meisten Fällen der Kontext allein ist, der den Sinn der Aussage genügend festlegt ; die B-Formen haben hier mehr oder weniger Redundanzfunktion und unterliegen weitgehend schon einer Automatik. Für die Lexeme /-adme/, /-sypoz/, /-köprä/ und /-köswa/ ist die Opposition A : B wohl im wesentlichen nur noch ein Postulat der Grammatiker, was nicht ausschließt, daß sich viele Schriftsteller danach zu richten bemühen. 50 Für die Alltagssprache sind sie von sehr fragwürdigem Wert. Ergänzende

Beispiele zum Kapitel

,,Opposition"

1. Zur Gruppe /-adme/ (S. 89ff.) Mit

B-Form Vous a d m e t t r e z alors que je puisse parler ( . . . ) d'une vie réussie. Camus Chute 35 m. Admettons que ce soit un petit caprice. Romains, Hom. bon. vol. V, 10, 81 (Dam. Pich. V, 482) J e s u p p o s e que ma pièce soit jouée par exemple un jour de Mardi-Gras ( . . . ) Claudel Soul. Sat. Préface (Th. II, 565) Supposons qu'on vous ait chargé de garder quelqu'un, oui, disons un grand criminel. Claudel Soul. Sat. I, 13 (Th. II, 619) Mathias n'avait pas le temps d'attendre la suite - à supposer qu'une suite dût se produire. Robbe-Grill. Voyeur 29 ob.

50

Hier liegt eine gewisse Wechselwirkung vor. Näheres darüber bringt das folgende Kapitel.

112

En supposant que tout (...) fût resté tel qu'il l'avait laissé lors de son départ, il devait encore compter avec les imprécisions ( . . . ) de sa propre mémoire ( . . . ) Ebda 25 u.51 Mais on c o m p r e n d que les pauvres aient de la peine à se représenter ( . . . ) Romains, Hom. bon. vol. V I , 3, 28 (Dam. Pich. V , 477) Comme on comprend qu'à Bruxelles le supérieur d'un Ordre religieux ait pu dire qu'il ne craindrait pas de mettre ses statues dans les cellules de ses moines ! Merc. France 1.4. 34 p. 99 (Dam. Pich. V, 505) Voici comment nous c o n c e v o n s que doive être traité ce sujet. Moujallon, L'épreuve de math. 2, 63 (Cohen 108) M L'empereur n'admet pas que l'essayage soit fait par d'autres que les dames d'atours. Sardou/Moreau, Mme Sans-Gêne I , 5 (Dam. Pich. V, 481) Je sais bien que le goût du linge fin ne suppose pas forcément qu'on ait les pieds sales. Camus Chute 10 m. Cet orchestre est bien mauvais. Je ne comprends pas que Votre Altesse fuisse le tolérer. Claudel Soul. Sat. I I I , 9 (Th. I I , 728) /si/ Si l'on veut bien admettre ( . . . ) qu'après le scientisme rationaliste ( . . . ) notre pensée d'Europe occidentale soit en train de passer de ( . . . ) Pichon, Temps et idiome 232 (Cohen 107) Mit

A-Form On devait en outre ( . . . ) a d m e t t r e que les recherches de Maria ne représentaient que le temps de vendre une montre ( . . . ) Robbe-Grill. Voyeur 116 m. Pour moi dont vous savez les idées, je donne à ces deux faits une signification naturelle. J'admets que l'épée était scellée au mur de l'église ( . . . ) A . France, L'orme du mail X , 148 (Dam. Pich. V, 481)

51

Zu /asypoze/, /âsypozâ/ als Morpheme vgl. S. 96. 113

J e s u p p o s e que vous attendez la réponse avec quelque impatience. Claudel Soul. Sat. II, 11 (Th. II, 669) J e suppose que ce sont ces pêcheurs que notre galère de police a ramassés l'autre jour près de l'Ile ( . . . ) Claudel Soul. Sat. III, 9 (Th. II, 729) ( . . . ) je suppose que certaine appréhension, certain souci d'affermir mes pas m'ont amené en effet à recourir à un intermédiaire (...) Nouv. Litt. 19. 7. 62 p. 2 J e suppose qu'elle est encore chez elle. Dam. Pich. V, 488 (mdl. Aufn.) Nous devons bien entendu supposer que la tendance à l'intégration structurale est constamment à l'œuvre. Martinet, Écon. changement 88 u. Mathias supposa qu'il s'adressait à sa jeune compagne, mais rien n'en fournissait la moindre preuve. Robbe-Grill. Voyeur 142 ob. ( . . . ) et le temps n'est peut-être pas loin où l'on c o m p r e n d r a qu'il est urgent de faire quelque chose. Jean-Charles, Foire Cane. 12 - Quand tu vois *** faire des scènes comme l'autre j o u r . . . - Eh bien, je comprends qu'il est saoul, mais je ne comprends pas qu'on se saoule comme ça. Dam. Pich. V, 476 (mdl. Aufn.) 52 Déjà je lui avais fait comprendre que l'Amérique de nouveau allait le requérir. Claudel Soul. Sat. I, 6 (Th. II, 592)

M ( . . . ) car je ne puis supposer qu'ils ne l'ont pas entrevue. Genet Journ. Vol. 13 m. Mit A- und B-Form im Wechsel A d m e t t o n s un moment que M. Guillaume ait raison . . . Admettons ( . . . ) que sa méthode d'analyse a vraiment l'efficacité qu'il lui prête . . . Admettons derechef que la méthode soit légitime, que je fais erreur sur toute la ligne, que ma critique est inopérante. Poerck, FM 21 (1953) 55 (Harmer 206) 52

Die Behauptung bei Damourette und Pichon op. cit., loc. cit., „saoule, formellement indifférencié, s'entend subjonctif ( . . . ) " ist durch nichts beweisbar, es sei denn, man erkennt eine Automatik nach /ne/ an. Die Autoren wollen hieraus aber eine Oppositionsfunktion herleiten („jugement" im ersten Teil der Äußerung, „non-jugement" im zweiten; vgl. dazu Einl. S. 17f.).

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Impossible de faire admettre à Martin, que, pour assurer la sélection, il ne suffise point de prédilectionner la variété délicate et rare, qu'il faut encore assurer sa difficile victoire sur les variétés plus communes, en supprimant alentour celles-ci. Gide, Nouv. Prétextes, Journ. sans date 244 (Dam. Pich. V, 482) Soit. M e t t o n s que ce sont des rêves. Mettons que la jeune Parque soit un rêve. Thibaudet, Valéry 126 (Harmer 206) Mit Merkmal /G/ Dois-je comprendre qu'elle vous relève au chevet de ce cavalier ? - Non. Elle ne l'a pas vu. Claudel Soul. Sat. II, 3 (Th. II, 636) 2. Zur Gruppe /-di/ (S. 99ff.) Mit B-Form Aussi dis-je à Françoise que pour une course que j'avais à faire, elle voulût m'envoyer ( . . . ) telle ou telle de ces petites ( . . . ) Proust, Rech. Temps perd. VI, 1, 189 (Dam. Pich. V, 474) J e c o n s e n s qu'il soit bon parfois que l'art se remette au vert. Gide, Nouv. Prétextes, Deux confér. p. 12 (Dam. Pich. V, 480) Si la vertu périt, je consens qu'elle périsse. A. France, Thaïs 169 (Dam. Pich. V, 519) M. de Saint-Papoul représente exactement ma politique. J ' e n t e n d s qu'il soit élu. Romains, Hom. bon. vol. VIII, 1, 12 (Dam. Pich. V, 507) Tardieu voudrait laisser entendre que le plan de celui-ci soit „fondamentalement différent" du sien. Humanité 17. 11. 32 (Cohen 107) Rien ( . . . ) n'indique que le Conseil ( . . . ) ait entendu que cette assistance serve à réprimer la révolte ( . . . ) Figaro 22. 8. 60 On peut p r é t e n d r e enfin que le voleur ait assisté jeudi soir au départ du magasin du neveu des victimes. Pt. Courrier 1. 9. 41 p. 2 (Cohen 108) M. V. Z. ( . . . ) s u g g è r e alors que l'admission des nouveaux membres et la question du Congo soient toutes deux remises à la journée de dimanche ( . . . ) Journ. Dim. 18. 9. 60 ( . . . ) la délégation soviétique avait suggéré que l'ensemble des 115

problèmes débattus soient portés devant l'assemblée générale de l'O. N . U. Figaro 2. 9. 60 P r e n d s g a r d e qu'il ne reçoive ton M. Roland comme il a reçu ton M. Fontaine. J. Renard, La Bigote I , 3 (Dam. Pich. V, 515) /ne/ Je ne vous dis pas que je sois vexé. Romains, Trouhadec débauche I I , 1 (Dam. Pich. V, 511) - Ici, le jour où elle nous a écrit, il ne faisait pas un si beau soleil. - Mais oui, elle ne dit pas qu'il ait plu. Dam. Pich. V, 510 (mdl. Aufn.) Je ne peux pas dire que ça ne m'ait pas fait gros cœur. Duhamel, Not. du Havre 31 53 (Harmer 201) Je ne dis pas que je sois un imbécile! Non. Je vaux quelque chose par l'intelligence. Bernstein, La galerie des glaces I I , 5 (Harmer 200)54 Frageform Qui oserait cependant prétendre que la pratique des vertus héroïques soit le privilège des moines ( . . . ) Bernanos Journ. Curé 84 (Harmer 209) Mit

A-Form J'ai cependant étudié tous les livres que vous m'avez donnés et je pourrais les réciter d'un bout à l'autre. Frère Léon p r é t e n d que j'en sais autant que lui. Claudel Soul. Sat. I , 7 (Th. I I , 595) L'expérience phonologique s u g g è r e effectivement que le maintien de la compréhension mutuelle dans le sens étroit du terme n'est pas le seul facteur ( . . . ) Martinet Économie changem. 41 u. P r e n e z g a r d e que les paysans sont volontiers incestueux, ivrognes et parricides, comme l'a montré Zola. A. France, L'Orme du mail X I I , 207 (Dam. Pich. V , 515)

53

54

Vgl. dazu das bei Harmer loc. cit. daneben gegebene Bsp. dess. Autors loc. cit. 95 (s. u. unter A-Form /na/). Vgl. dazu Bsp. Bernard (s. u. unter A-Form /ne/). Harmer loc. cit. hat eine Menge solcher Fälle konfrontiert. 116

M J e ne peux pas dire ( . . . ) qu'il n'a pas été convenable. Duhamel, Not. du Havre 95 (Harmer 201) J e ne dis pas que maintenent je suis plus tranquille. Ah fichtre non! je ne suis pas plus tranquille. Bernard, M. Codomat II, 8 (Harmer 200) Personne n'a jamais dit que tous les franc-maçons sont malhonnêtes. Act. Franç. 3. 4. 34 p. 3 (Dam. Pich. V, 498) Frageform La France était autrefois renommée pour son honnêteté. Q u i oserait prétendre qu'il en est encore ainsi ? Figaro 29. 6. 46 (Harmer 209)55 Prétendenz-vous, Monseigneur, que ce n'est pas à cause d'une certaine femme que vous partez ? Claudel Soul. Sat. III, 11 (Th. II, 748) Mit Merkmal /9/ Il prétend qu'il „travaille à ne rien faire" ( . . . ) Nouv. Litt. 19. 7. 62 p. 1 3. Zum Typ /-Sers.. .ki/ (S. 104ff.) ( . . . ) il va être appelé à l'arrière ( . . . ) où on a besoin d'un malingre qui sache se servir de la machine à écrire. Barbusse Feu 88 u. Ils ont pris quelque chose qui ne soit pas trop grand. Dam. Pich. V, 564 (mdl. Aufn.) Nous avons placé nos troupes à la disposition des Nations Unies et nous ne voulons rien faire qui puisse modifier cette situation. Figaro 31. 8. 60 C'est pourquoi je me réjouis de voir enfin un film de ce cinéaste qui soit un peu meilleur que les autres. Arts Lett. Spect. 1961/804 C'est pour rendre la bouillotte à Alphonsine, qui s'en fasse chauffer pour elle. Dam. Pich. V, 560 (mdl. Aufn.) 56 ( . . . ) les Français ( . . . ) souhaitaient ( . . . ) un tyran qui leur obéît, à part deux ou trois souhaitaient un doux roi qui leur commandât. Giraud. Siegfr. Lim. 55 m. ( . . . ) mais il était logique qu'en faisant à notre état opérer un 55 68

Vgl. das Bsp. Bernanos S. 116 unter B-Form/Frage. Dort noch weitere Beispiele. 117

rétablissement qui se justifiât, nous justifiions du même coup le signe de cet état. Genet Journ. Vol. 27 u. Il s'agissait d'un projet qui modifiât une loi de 1930 relative à (...) Thérive, Clinique du langage 29757 4. Zur Grappe /-dafasoka/ (S. 106ff.) Mit

B-Form J e m'installais dans une place, choisie de façon qu'en levant les yeux de dessus les cartes, la jeune fille fût obligée de me voir. Bourget Disciple 193 (Soltmann 217) Il ne garda que sa secrétaire, de façon que la maison conservât un semblant d'existence. Frapie, Amitiés par le livre 158 (Cohen 144) Elle avait parlé de maniere que les autres n'entendissent pas. Vailland, La loi, 258 (Cohen 144) ( . . . ) l'Organisation des Nations Unies ne peut rendre à ces nouveaux membres africains ( . . . ) de plus grand service que de les aider ( . . . ) à donner forme à leur nouvelle vie nationale (...), de telle sorte que l'Afrique puisse occuper sa place légitime sur la scène internationale. Figaro 13. 9. 60 En somme, dans les jours précédants, changement de caractère et amaigrissement, mais pas au point que la famille s'en 'préoccupât. Dam. Pich. V, 614 (mdl. Aufn.)

Mit

A-Form Landri l'avait regardé d'une telle manière que l'autre dut détourner les yeux. Bourget, L'émigré 114 (Soltmann 215) Elle écartait les doigts, en sorte qu'on voyait cinq petits rayons roses au bout des manches. A. France, Livre de mon ami 197 (Le Bidois Synt. II, 488) La glace unique qui le décorait était de telle sorte ^w'elle semblait en réfléchir une trentaine d'autres. Proust, Guermantes I, 153-4 (Le Bidois Synt. II, 490)

57

Die A-Form in diesem Typ ist selten, sie ist aber möglich, wo der Kontext den Sinn klärt: Nous continueront nos pères, mais nous voulons pour nous ( . . . ) le chef qui sait les rassembler ( . . . ) (Act. franç. 27. 1. 28 p. 3, Dam. Pich. V, 567).

118

Mit Merkmal /G/ Du côté des Soviets, on s'efforce, tout en prenant, bien entendu, les moyens de faire en sorte que les allogènes qui dépendent de la Russie ne posent pas la question ( . . . ) Figaro 6. 9. 60 5. /olj0ka/ (S. llOf.) Mit

B-Form ( . . . ) quand cela vous plaira à tous les deux, au lieu que cela soit cette pesante obligation chaque soir à table ( . . . ) Butor Modif. 130 ob. Au lieu que nous l'apportions ce soir ( . . . ) , elle le portera dimanche ou lundi. Dam. Pich. V, 532 (mdl. Aufn.) (...) au lieu que l'adieu prît place à la Stazione Termini, ( . . . ) il s'allongeait durant tout ce voyage ( . . . ) Butor Modif. 125 u.

Mit A-F orm Les véritables professeurs n'ont pour se défendre que leurs services, leurs mérites ( . . . ) , toutes choses qui ne votent point ou très peu. Au lieu que les professeurs politiciens peuvent mobiliser des bataillons de défenseurs: élus qui votent à la Chambre, grands électeurs qui font voter pour ces élus. Act. franç. 29. 4. 34 p. 1 (Dam. Pich. V, 532) 7. Kapitel. Die Variation Der Indikativ,

ein Modus der „Realität" ?

Im vorhergehenden Kapitel haben wir eine Anzahl von Fällen behandelt, in denen trotz gewisser Neutralisierungserscheinungen eine Oppositionsfunktion zwischen A- und B-Form deutlich zutage tritt oder zum mindesten von den Grammatikern noch aufrecht erhalten wird. Soweit es sich dabei um auslösende Lexeme handelt, erstreckt sich die Oppositionsfunktion auf die Bedeutung eben dieser Lexeme, in Fällen mit auslösendem Morphem auf den Sinn der Gesamtäußerung. Nun gibt es aber eine beträchtliche Reihe von Monemen, die ebenfalls eine B- oder eine A-Form auslösen können, ohne daß sich dabei das Signifikat des betreffenden Monems irgendwie ändert. Im Gegensatz zu /-di/ und seiner Gruppe, wo das auslösende Lexem bei folgender B-Form gegen /-v0/ austauschbar ist, bei folgender A-Form hingegen nicht, oder auch im Gegensatz zu den etwas fragwürdigen Fällen vom Typ 119

/-adme/, /-sypoz/, /-kôprâ/ und /-koswa/1, stehen Lexeme wie /ilsäbl/ „il semble", /ilariv/ „il arrive" u. a. Hier steht dem Signifikanten stets das gleiche Signifikat gegenüber; die Bedeutung der betreffenden Lexeme ändert sich nicht, ob hier nun (wie meistens) eine B-Form oder (seltener) eine A-Form ausgelöst wird. Auch Morpheme wie /bjëke/ „bien que", /kwake/ „quoique" u. a. unterliegen dieser Variation. Es fragt sich daher, ob vielleicht der Sinn der Gesamtäußerung von jenem Wechsel zwischen A- und B-Form abhängig gemacht werden darf, so wie wir es ähnlich beim Typ /-sers...ki/ 2 und bei den Morphemen der Gruppe /dafasöko/ 3 gesehen hatten. Von den Grammatikern wird tatsächlich eine solche Oppostionsfunktion postuliert. Der A-Zweig dieser Oppositionsformel, der des „indicatif", wird dabei durch den Begriff „Realität" besetzt; der B-Zweig, der des „subjonctif", umfaßt alles das, was wir in der Einleitung an uns vorüberziehen ließen, 4 und das wir vielleicht unter dem Sammelnamen „Nicht-Setzung der Realität" zusammenfassen können. 5 So heißt es etwa bei G r e v i s s e 6 anläßlich il arrive, il advient u. a.: „ ( . . . ) on met ( . . . ) l'indicatif si le fait est considéré dans sa réalité ( . . . )" und weiter unten: „On met le subjonctif si le fait est simplement envisagé dans la pensée ( . . . ) . " 7 Diese Formulierung findet sich in stereotyper 1 2 3 4

5

6 7

Vgl. S. 89ff. ; zum Typ /-di/ s. S. 99ff. Vgl. S. 104ff. Vgl. S. 106ff. Vorstellung (Mätzner, Venzke, S. 6 ; Ricken, S. 6f. ; Haas, S. 7 ; Field, S. 15f.) ; Unsicherheit (Soltmann, S. 7f.; Lerch, ebda); Begehren (Lerch, S. 8); Außerachtlassung des Realitätsmoments (Kalepky, S. 11 f.; de Poerck, S. 20; Imbs, S. 21f.); Affekt (Merck, Lorck, S. 13); Zweifel (Clédat, S. 14); Subjektivität (van der Molen, S. 15); Eventualität (Sneyders de Vogel, S. 16;Galichet, S. 19f,)i psychische Energie (LeBidois,S. \§ï.)\„non-jugement" (Damourette/Piohon, S. 17); ,,action non-existante" (Tanase, S. 18); ,,simplement envisagé" (Gougenheim, S. 18); Möglichkeit (,,le possible") (Guillaume, Moignet, S. 22ff.). Eine andere Basis hat die von Regula (vgl. S. 9ff.) konstruierte Opposition zwischen Oeurteiltem und Beurteiltem ebenso wie die Theorie von Lerchs psychologischem Subjekt (vgl. S. 8f.); der Realitätsfaktor spielt hier keine Rolle. Dies ist nur ein vorläufiger Terminus, den wir nach einer eingehenden Diskussion der Realitätsfrage sofort wieder aufgeben werden. Op. cit. S. 979. Dazu tritt als dritte Form der „conditionnel" für Hypothese und Eventualität, Grevisse op. cit., loc. cit. — Für die Hypothese besitzt das Französische ohne Frage eine eigne Form. Sie wird durch Morpheme wie /-re/, /-rj -/ und /si/ gekennzeichnet und hat bekanntlich eine Variante, die formal zur Reihe B 2 gehört (vgl. dazu S. 64 u. 82f.). Die /-re/-Form hat aber auch darüber hinaus in ihrer Funktion mancherlei mit den B-Formen

120

Wiederholung bei fast allen für diesen Typus in Frage kommenden Fällen; besonders betont wird dabei stets, daß der „indicatif" die „Realität" bezeichnet. So z. B. noch mehrfach expressis verbis bei Grevisse: „On emploie l'indicatif dans la relative toutes les fois qu'on exprime un fait dont on considère la certitude, la réalité"; 8 „ ( . . . ) l'indicatif pour marquer la réalité ( . . . ) " . 9 Wir lassen eine Reihe weiterer Belege aus gängigen Grammatiken 10 und einigen sprachwissenschaftlichen Abhandlungen folgen : u Lerch, Die Bedeutung der Modi im Französischen (1919) S. 87 : „Über den Indikativ ist nicht viel zu sagen. Er steht im großen ganzen da, wo er auch im Deutschen steht: zur Angabe eines objektiven Geschehens oder Seins ( . . . ) " Damourette und Pichon, Essai de grammaire de la langue française. Tome V. (1936) S. 602 : „II est exact que l'indicatif est le mode de l'affirmation réelle." Oougenheim, Système grammatical de la langue française (1938) S. 195: „D'une façon générale on peut dire que le subjonctif est le mode de l'action simplement envisagée par l'esprit tandis que l'indicatif est le mode de l'action réalisée." Gressot, Le style et ses techniques (1947, 51963) S. 138: „L'indicatif affirme la réalité du fait énoncé." Dauzat, Grammaire raisonnée de la langue française (1947) S. 207 : „Parmi les modes personnels, l'indicatif exprime un énoncé, un fait positif, indépendamment des intentions du sujet."

8 9 10

11

gemeinsam; gelegentlich kann sie auch als Variante von Formen der Reihe I?! auftreten; vgl. auch Kap. 9, S. 216ff. Op. cit. S. 1008. Op. cit. S. 1032. In jüngster Zeit hat L. C. H a r m e r , The French Language to-day (London 1954) eine brillante Attacke gegen alle diejenigen Grammatiker geritten, die sich allen sprachlichen Tatsachen zum Trotz immer wieder darum bemühen, die Wahl zwischen Indikativ und Konjunktiv nach logischen oder psychologischen Gesichtspunkten zu erklären. Im Kapitel 5, das den bezeichnenden Titel ,,(Il)logicality" trägt (S. 190£f.), weist er an Hand zahlreicher Beispiele nach, daß die Setzung dieser beiden Modi nichts mit Logik zu tun hat, und daß die von den Grammatikern gebotenen Deutungen einzelner Beispiele einfach an den Haaren herbeigezogen sind. Freilich geht auch Harmer stillschweigend von der Voraussetzung aus, daß eben der Indikativ der Modus der Realität ist. Nur wenn man diese Lehre akzeptiert, kann man nämlich überhaupt den Mangel an Logik in diesem Punkte ins Spiel bringen. Hat man einmal erkannt, daß der Indikativ und die „Realität" (so wie sie die Grammatiker auffassen) nichts miteinander zu tun haben, dann bedarf es auch keines Nachweises mehr, daß eine Sprache gegen diese „Regel" der Logik verstößt. Genauere Angaben s. „Bibliographie", S. 410ff.

121

v. Wartburg und Zumthor, Précis de syntaxe du français moderne (1947) S. 94 : „L'indicatif. - Le propre de ce mode est d'exprimer une simple constatation objective, ou un jugement donné comme tel, sans nuance affective. Il peut, par le sens propre du verbe, indiquer un sentiment ( . . . ) , mais en tant que mode il expose simplement la réalité de ce sentiment ( . . .)" 12 Brunot, La pensée et la langue (3. éd., 1953) Gibt keine besondere Definition des Indikativs, aber S. 511: „Pour comprendre ce que c'est que le réel et Véventuel, il suffit de quelques comparaisons: un enfant embrasse sa mère, c'est le réel. Une mère, s'écrie: Oh! comme j'embrasserais volontiers mon petit! c'est l'éventuel." Dazu im Index S. 922: INDICATIF: l'indicatif, mode du réel, 511. De Boer, Syntaxe du français moderne (2. éd., 1954) S. 68: „Opposé aux autres modes, l'indicatif est celui de la réalité (affirmative, négative, etc.). Il ,indique' l'action ou l'état; ( . . . ) Cependant, cette indication de la réalité peut s'affaiblir à tel point, qu'il n'en reste plus qu'une présentation absolument neutre de l'action ou de l'état." 1 3 Galichet, Grammaire française expliquée (1958) S. 79: „II y a donc deux sortes de modes: 1. Ceux qui présentent les événements comme certains. C'est le rôle du mode indicatif ( . . . ) 2. Ceux qui présentent les événements comme plus ou moins incertains: ce sont le conditionnel, le subjonctif et l'impératif." Klein/Strohmey er, Französische Sprachlehre (1958) S. 56: „Der Indikativ steht in Mitteilungen, die als Tatsachen angesehen werden." Fischer und Hacquard, A la découverte de la grammaire française (1959) S. 324: „L'indicatif est essentiellement le mode de l'énonciation pure, positive ou négative. En l'employant, nous avons l'impression que nous nous bornons à constater du réel ( . . . ) Cette réalité peut être d'ordre simplement subjectif ( . . . ) Nous dirons que l'indicatif est le mode de la constatation, du réel (et au besoin de l'imaginaire, sorte de réel de remplacement), que cette réalité soit objective ou d'ordre psychologique." Kreuzberg ¡Scheff buch, Französische Sprachlehre (1962) S. 70 f. : „Der Indikativ ( . . . ) dient der Erfragung, Feststellung und Mitteilung von Tatsachen ( . . . ) Was als wirklich erscheinen soll, steht im Indikativ. Was als unwirklich erscheinen soll, steht im Konjunktiv." M 13

Ebenso in der 2. Aufl. 1958, S. 208. Ebenso in der 1. Aufl. 1947, S. 212.

122

Dies alles ist im letzten Grunde nur ein Nachklang dessen, was schon im Jahre 1607 von M a u p a s zum Indikativ im Französischen gesagt wurde :14 „ ( . . . ) si nous parlons de chose certaine & qui est realement & de fait, après la conjonction Que ( . . . ) viendront verbes indicatifs." 15 Daß sich dieselbe Auffassung auch in den Latein-Grammatiken wiederfindet, braucht vielleicht nicht eigens betont zu werden. Wir lassen dennoch eine kleine Auslese folgen : Madvig, Lateinische Sprachlehre für Schulen (2. Aufl., 1847) S. 307: „Der Indicatif ist derjenige Modus, in welchem etwas einfach (bejahend oder verneinend) als wirklich ausgesagt wird ( . . . ) Er wird deshalb in allen, sowohl Haupt- als Nebensätzen, gebraucht, wo keine besonderen Regeln einen anderen Modus erfordern." Juret, Système de la syntaxe latine (1926) S. 37: „Par l'indicatif on affirme le prédicat comme réel ( . . . ) il sert à énoncer un fait, même avec fortasse. S. 358 : „Mode de la réalité : Indicatif ( . . . ) Pour affirmer une réalité dans une énonciative subordonnée, même avec sive... sive „soit que", on emploie l'indicatif." Leumann-Hofmann-Szantyr, Lateinische Grammatik I I (1963) S. 326: „Der Indikativ als Modus des wirklichen oder modal indifferenten Tatbestandes (. ..) bedarf keiner weiteren Erläuterung ( . . .)" 16 Thomas, Recherches sur le subjonctif latin (1938) S. XIV: „En face de l'indicatif mode du réel, le subjonctif exprime tout ce qui n'est pas donné comme réel ( . . . ) " Ernout und Thomas, Syntaxe latine (2. Aufl. 1953) S. 215: „L'indicatif énonce un fait comme réel dans le présent ( . . . ) ou dans le passé ( . . . ) , ou comme devant se réaliser dans l'avenir." Kühner)Stegmann, Ausführliche Grammatik der lateinischen Sprache. Satzlehre. T. 1. (4. Aufl., 1962) 14 15

16

Vgl. hierzu auch Einleitung S. 3f. Nur selten wird dieser Realitäts-Theorie direkt widersprochen, so z. B. bei L e B i d o i s , Syntaxe du français moderne I, 492: ,,Ce qui semble caractériser ce mode (sc. l'indicatif), c'est non pas qu'il indique l'action ,d'une manière absolue' (puisqu'il peut l'indiquer aussi d'une façon relative), ce n'est pas non plus qu'il l'indique comme réelle, (il peut la présenter comme simplement hypothétique), mais c'est qu'il se borne à l'indiquer d'une façon objective, sans plus ( . . . ) ; il la présente seulement comme un concept de l'esprit où le cœur n'intervient pas. Ainsi l'indicatif est un mode exclusivement intellectuel (. . .)." Ebs. Stolz/Schmalz, Lateinische Grammatik, 5. Aufl. München 1928, S. 565. 123

S. 169: „Der Indikativ ist der Modus der Wirklichkeit, d.h. der Redende stellt etwas als wirklich, als tatsächlich vorhanden hin." Dann weiter unten vorsichtig eingeschränkt: „Aus dem Gesagten ergibt sich, daß die Modusformen durchweg einen subjektiven Charakter haben, also nie etwas Objektives bezeichnen ( . . . ) , sondern nur subjektive Beziehungen ausdrücken ( . . . ) . Daher kann man etwas, was subjektiv, d.h. nicht in der Wirklichkeit, sondern bloß im Gebiete der Vorstellung liegt, als etwas Wirkliches durch den Indikativ ( . . . ) ausdrücken." Soviele verschiedene „Bedeutungen" oder Funktionen man dem Konjunktiv, unserer B-Form, bisher auch immer zugeschrieben haben mag Ausgangspunkt aller Theorien ist stets die als gesichert geltende These gewesen, der Indikativ (A-Form) sei der „Modus der Realität", habe irgend etwas mit den realen Fakten zu tun, repräsentiere die Wirklichkeit, und dieser „Realität" stehe nun eine irgendwie geartete NichtRealität, Schein-Realität, etwas „nur Gedachtes", die subjektive Auffassung des einzelnen Sprechers oder dergleichen gegenüber; für diese Fälle haben dann die Sprachen ihre diversen Modi zur Verfügung. Wie nun aber, wenn sich die Prämisse, der Indikativ sei das sprachliche Zeichen für den außersprachlichen Sachverhalt „Realität", als ein Mythos erweisen sollte ? Und gilt, wenn der Indikativ diese Rolle jemals gehabt haben sollte, für die heutige Sprache, das moderne Französisch, noch dasselbe? Ein einfaches Beispiel wie je crois qu'il vient lehrt das Gegenteil. Alle Versuche, hier dem Indikativ die Rolle eines „RealitätsModus" zuzuschreiben (etwa von der Art: Der Sprecher glaubt so fest daran, daß X kommt, daß für ihn das bloß Geglaubte bereits zur subjektiven Wirklichkeit geworden ist), sind doch wohl nur Finten, um diesen „Realitätsindikativ" am Leben zu erhalten. Es gibt auch in der Grammatik so etwas wie Ideologien. Vielleicht sind wir hier einer solchen auf der Spur, einer Ideologie, die durchschlagend genug ist, um im sprachlichen Leben tatsächlich einen gewissen Niederschlag zu finden. Bevor wir im einzelnen auf den möglichen Ursprung dieser „Realitätsideologie" eingehen, wollen wir hier an Hand von Beispielen versuchen, ihre Unhaltbarkeit nachzuweisen. A-Form,

Realitätstheorie

und sprachliche

Wirklichkeit

Von der zur Debatte stehenden angeblichen Opposition A-Form/Realität : B-Form/Nicht-Setzung der Realität werden die folgenden Moneme als Auslöser betroffen: Lexeme: /-advje/ „advient", /-ariv/„arrive",/-kötsst/ „conteste",/-domaz/ „dommage", /-cgzakt/ „exact", /-ijior/ „ignore", /-ubli/ „oublie", /-sop0/ „se peut", /-säbl/ „semble", /-syrvje/ „survient", /-satruv/ „se trouve"; 124

Morpheme : /apreka/ „après que", /otâka/ „autant que", /bj êka/ „bien que", /àkarka/ „encore que", /lafetk9/ „le fait que",17 /malgreka/ „malgré que", /msmko/ „même que", /pur.. .ko/ „pour... que", 18 /0k9/ „que", 19 /kwaka/ „quoique", /si.. .eka/ „ s i . . . et que", 2 0 /tu.. .ka/ „ t o u t . . . que". 21 Ferner lösen auch Lexeme in Verbindung mit dem Negationsmorphem /na/,22 mit dem Merkmal „Frage" 23 und mit dem Morphem /si/24 eine B- oder A-Form variierend aus. Hinzu kommen die Morpheme und Lexeme des Superlativs. Wenn den Translativen /ki/, /dö/, /ka/, /u/, /lakel/ usw., die den verbalen Teil einer Äußerung in ein Adjektiv transferieren,25 ein Morphem oder Lexem vorangeht, das den höchsten Steigerungsgrad ausdrückt, findet sich im allgemeinen in dem durch /ki/ usw. eingeleiteten Translat eine B-Form. Auch hier wird aber wiederum eine A-Form gestattet „toutes les fois qu'on exprime un fait dont on considère la certitude, la réalité".26 Die üblichen Morpheme zur Kennzeichnung des höchsten bzw. niedrigsten Steigerungsgrades sind /lsply/ und /lamwê/, die fast allen Adjektiven präfigiert werden können. Die superlativischen Lexeme vom Typ /lamcjoer/ statt */laplybo/ ebenso wie /ladernje/ u. dgl. haben wir bereits auf S. 79 aufgezählt. Ubereinstimmung zwischen Realitätstheorie und sprachlichen Gegebenheiten Zunächst soll in einer ersten Gruppe eine Reihe von Beispielen vorgeführt werden, die den Vertretern der Auffassung recht zu geben scheinen, die da meinen, der Indikativ sei der Modus der Realität und der Tatsachen. Es handelt sich dabei einmal um Fälle, bei denen die Grammatiker ohne Einschränkung die Alternative zwischen A- und B-Form nach dem Gesichtspunkt der angeblichen Oppositionsfunktion A/Realität : B/Nichtsetzung der Realität anerkennen und zum anderen um solche, bei denen die strenge grammatische Regel zwar die B-Form vorschreibt, 17 18

19 20 21 22

23 24 25 26

Vgl. Kap. 4, S. 75f. Die Punkte stehen für ein beliebiges Adjektiv. Dieses Morphem ist nicht mit dem gegen /afèka/ austauschbaren /purke/ mit B-Automatik zu verwechseln; vgl. auch S. 77. Das ist que im absoluten Anlaut bei der sog. Inversion; vgl. S. 75f. Vgl. S. 77 n. 58. Ebenso /komsi. . .eka/ „comme si. . . et que". Vgl. n. 18. Bzw. mit anderen Negationsmorphemen wie /pa/, /persan/, /rjë/, /okœ/, /nyl/ u. a. Vgl. hierzu S. 74f. Vgl. S. 73f. Vgl. Einleitung S. 46 f. Grevisse op. cit. S. 1008. 125

die konzilianteren modernen Grammatiker jedoch die A-Form konzedieren, wenn nach ihrer Ansicht der Sprecher oder der Autor besonderen Wert auf den Sachverhalt des „Realen", „Faktischen" gelegt haben will.27 Ob es sich bei dem Teil einer sprachlichen Äußerung, dessen verbaler Kern in A-Form gesetzt ist, tatsächlich um die Aussage über etwas „Reales" handelt, läßt sich ganz einfach dadurch feststellen, daß man den betreffenden Teil aus seiner Abhängigkeit vom auslösenden Monem löst und sieht, ob der Sinn der Äußerung dann noch dem außersprachlichen Sachverhalt „Realität" entspricht. Wir folgen dabei zunächst gutgläubig den Grammatikern, die „real" immer primär im Sinne von „tatsächlich geschehen", „tatsächlich vorhanden", „objektiv wahr" auffassen. I m Rahmen einer Erzählung kann der Leser jeweils aus dem erweiterten Kontext entnehmen, ob eine gegebene Äußerung im oben genannten Sinne dem „realen" Sachverhalt entspricht. Hierzu einige Proben : Il se trouve que, moi, je me tais depuis dix ans. Cocteau, L'aigle à deux têtes I, 6 (Grevisse 979) Selbständiges je me tais depuis dix ans ist eine Tatsache ; die Aussage entspricht der „Realität", bzw. der Sprecher will seinen Hörern dieses sein jahrelanges Schweigen über einen bestimmten Gegenstand als tatsächlich geschehen hinstellen. Quoique je ne m'y connais pas en livres : c'est courageux, ça ( . . . ) Barbusse Feu 169 m. Der Sprecher sagt über seine Person aus : Je ne m'y connais pas en livres. Da es sich um einen literarisch uninteressierten Mann handelt, wie es der erweiterte Kontext ausweist, ist nicht daran zu zweifeln, daß seine Aussage der „Realität" entspricht. Les derniers événements qui se sont déroulés à L. ne sont pas encore mentionnés ( . . . ) Figaro 14. 9. 60 Losgelöst von den auslösenden Monemen /dsrnje.. .ki/ ergibt sich als Aussage über realiter Geschehenes : Des événements se sont déroulés à L. ; les derniers (de ces événements) ne sont pas encore mentionnés. ( . . . ) il ne sait pas que Jeanne d'Arc a été brûlée. Jean-Charles, Foire Cane. 16 u.

27

Vgl. hierzu auch Harmer op. cit. S. 190ff. und die dort zusammengestellten Beispiele, die der angeblichen Logik der französischen Sprache widersprechen, neben solchen, die dieser Logik gerecht zu werden scheinen; dazu s. auch unsere Bemerkung S. 121 n. 10.

126

Die Aussage Jeanne d'Arc a été brûlée gilt als geschichtlich anerkannte Tatsache, als „Realität". Si tu ne crois pas que je vois ce que tu penses . . . Giraud. Ond. I, 9 (77 ob.) Verselbständigt : Je vois ce que tu penses. Die Sprecherin stellt diese ihre Fähigkeit als Realität dar. Wir geben nun eine kleine Auslese von Kontexten, die sich dieser Probe mit Erfolg stellen :28 1. Mit auslösendem Lexem Il arrivait que ces festins finissaient par des saouleries. Bordeaux, Les Déclassés 88 (Grevisse 979) Il se trouva que ces cailloux étaient des phosphates. Henriot, Livre de mon père 25 (Grevisse 979)29 L'idée que Poil de Carotte est quelque fois distingué amuse la famille. Renard, Poil de Car., Les Poux (Grevisse 996)30 Il est exact ( . . . ) que sans Baligant le récit du sacrifice de Roland est pour nous plus intensément émouvant ( . . . ) Delbouille, in : La technique litt, des Chansons de geste 340 J e conteste que votre bidoche vaut celle de votre concurrent. Thérive, Clinique du langage 6131 ( . . . ) il est possible que nous le connaissions sous son vrai nom, tout en ignorant que c'est lui qui a écrit ,,Le Meurtre de Bleston". Butor Empl. Temps 64 m. Dans n'importe quel pays, il y a toujours un „certain milieu" pour nier que la terre est ronde. Merc. France 1. 9. 35 p. 239 28 29

30 31

verweisen aber auch auf den umfangreicheren Beispiel-Anhang S. 153ff. Das bei Grevisse loc. cit. angeführte Beispiel mit B-Form widerspricht der von ihm selbst gegebenen Regel : Et voilà comment il se trouvait que Tartarin de Tarascon n'eût jamais quitté Tarascon (Daudet, Tart. I, 6). /lideke/ nähert sich hier dem Morphem /lefetke/ an; vgl. dazu S. 75f. Thérive op. cit., loc. cit. stellt dieses Beispiel einem Je conteste qu'elle vaille ( . . . ) gegenüber. Er sieht die Setzung einer B-Form hier als Ausdruck der Höflichkeit an. Der Sprecher will, obwohl er etwas als „real" anerkennt, dieses seinem Partner nicht so apodiktisch entgegenschleudern, da letzterer ja anderer Meinung sein dürfte. Daher stellt er das Gesagte gewissermaßen als „simplement envisagé", als unmaßgebliche persönliche Meinung hin. Wir werden dieser Frage noch nachgehen müssen.

127

2. Mit Negation ( . . . ) et il we sait même pas qu'il a fait quelque chose de défendu en emmenant une jeune fille mineure. Dam. Pich. V, 497 (mdl. Aufn.) J e vais tâcher de ne pas penser qu'ils vous ont déjà tenue. Anouilh Eurid. I (326 ob.) Qu'il s'agisse des engins ou des avions, il ne fait aucun doute que leur utilisation avec des explosifs classiques n'est guère rentable. Le Monde 26. 8. 60 Une grande discrétion a été observé sur le déroulement de cette réunion, mais il n'y a pas de doute que l'une au moins des deux très importantes questions a été abordée. Figaro 30. 8. 60 Pour nous, le regret est plus vif car nul doute que cette surdité nous a privés de considération passionnante sur le galbe d'Euterpe. Arts Lett. Spect. 1960/768 Le F . . .Peigné, collaborateur de F . . . Chautemps, n'a, pas pu nier qu'il connaissait Darius. Action frç. 3. 6.34 p. 5 (Dam. Pich. V, 479) J e n'ignore pas que le vers français a subi ( . . . ) d'incessantes modifications. A. France, Le mannequin d'osier I, 24 (Dam. Pich. V, 500) „Bien sûr, les commissions d'élus sont à la dévotion du gouvernement!" affirment les activistes. La chose n'est pas encore prouvée d'une part et, ( . . . ) elle n'empêche pas que ces élus ont été élus et ont donc des prolongements dans la population. Figaro 5. 9. 60 Il n'empêche que l'affaire confessionnelle est là ( . . . ) Figaro 14. 9. 6032 3. Frageform 33 Ignorez-vous qu'il est malade ? Bernanos, M. Ouine 88 (Grevisse 985)

32 33

Zu /-näpes/ s. bes. S. 162f. Verbindet sich ein Fragemerkmal mit dem Morphem /ne/, pflegt eine A-Form aufzutreten (auch die grammatische Regel will es so). Trotz dieser mit der Realitätstheorie übereinstimmenden „logischen" Regelving finden sich auch Fälle mit B-Formen.

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4. Mit Morphem /si/ 34 Si t u ne crois pas que je vois ce que t u penses ( . . . ) (s. S. 127) 5. Mit /ka/ in Anfangsposition und mit /lsfctka/ Qu'elle l'aimait, il le savait depuis longtemps. Billy, Princesse folle 116 (Grevisse 995) Toutefois, la nouvelle selon laquelle ils n'avaient pas encore convolé en justes noces et le fait que la cérémonie était maintenant imminente se répandirent ( . . . ) France Dim. 15/21. 9. 60 6. Mit auslösendem Morphem La littérature ( . . . ) n'est pas le bien d'une fraction ( . . . ) encore qu'il y a des gens qui s'emploient à le faire croire. Humanité 10. 4. 59 (Cohen 124) Le train ( . . . ) écrasait des pétards, bien que le sémaphore indiquait voie libre. Humanité 18. 1. 58 p. 1 (Cohen 125) Il n'en f a u t pas d'avantage [de permanganate de potasse], à cause des feuilles ( . . . ) quoique la feuille de rosier est résistante. Dam. Pich. V, 546 (mdl. Aufn.) ( . . . ) il demande le 3 novembre 1820 au Tribunal de Commerce la résiliation de son engagement ( . . . ) malgré qu'en fin d'année le ministre lui assurait un traitement annuel ( . . . ) Merc. France 15. 3. 34 p. 478 (Dam. Pich. V, 541) Vous m'avez donné une poire, même qu'elle était blette. A. France, Crainquebille I I I , 1, 62 (Dam. Pich. V, 541) Il la secoua jusqu'à ce gw'elle se couronna d'écume. Poncetton, L'aventure des treize filles... 148 (Cohen 165) Jamais satisfaits, jusqu'à ce gw'ils obtinrent le titre. Dauzat, Génie de la langue franç. 110 (Cohen 165)35 L'abbé Féraud ( . . . ) , tout disciple qu'il est de l'abbé d'Olivet, n'a cure de l'Académie ( . . . ) Brunot, Hist. de la langue franç. VI, II, 933 34

35

Der Fall einer Stimmigkeit nach der Realitätstheorie kann nur bei einer Kombination von /si/ und /na/ eintreten. Man ist sich heute allgemein darüber einig, daß eine A-Form nach /zyskasoko/ einen Archaismus darstellt. 129

7. Mit auslösendem superlativischem Adjektiv J'attendais Zelten avec quelque angoisse, car non seulement il allait m'aider à percer le mystère S. V. K., mais parce qu'il était, de mes nombreux camarades allemands, le premier que je revoyais ( . . . ) Giraud. Siegfr. Lim. 23 u. C'est la seule voie qui répond, à l'intérêt et à l'honneur français en même temps que la seule conforme à l'esprit de notre temps. Humanité 5. 10. 57 p. 4 (Cohen 179) C'est le type le plus doux que je connais. Cohen 181 (mdl. Aufn.) Nous assistons au dernier effort qui est tenté pour sauver le franc. Action franç. 26. 3. 34 p. 1 (Dam. Pich. V, 574) J e sais: l'un des principaux reproches que l'on me fasse, que l'on me fait, c'est encore ce don d'observation ( . . . ) Aragon, Le Paysan de Paris 107 (Dam. Pich. V, 579)36 Die Realitätstheorie

versagt

Wie wenig nun aber in Wahrheit eine A-Form dem außersprachlichen Sachverhalt „Realität", wie die Grammatiker ihn verstehen, entspricht; wie sie vielmehr in einer Unzahl von Fällen mit größter Selbstverständlichkeit auftritt, wenn sich die sprachliche Äußerung auf etwas bezieht, was keineswegs der Wirklichkeit entspricht oder jedenfalls nicht zu entsprechen braucht, soll eine kleine Auswahl der hier in einer zweiten Gruppe zusammengefaßten Beispiele veranschaulichen. Auch hier zuvor eine Probe von der Art, wie wir sie auf S. 126f. vorgenommen haben: Wir lösen den auf seinen angeblichen Realitätsgehalt hin zu untersuchenden Teil der Äußerung von seinem auslösenden Monem ab und stellen die Frage, ob er tatsächlich eine Aussage über etwas „Reales" bzw. etwas, was nachgewiesenermaßen bereits eingetreten ist, darstellt. Vous aviez l'air si triomphant que j'ai cru un moment que c'était votre frère. Anouilh Invit. Chât. I (9 ob.) 36

Beispiele dieser Art sind f ü r die Vertreter der Realitätstheorie von besonderem Wert, weil sie zu beweisen scheinen, daß ihre These vom Indikativ als dem Modus der „ R e a l i t ä t " s t i m m t ; korrigiert sich der Autor hier doch bewußt, u m dem Gedanken der „ R e a l i t ä t " größeren Ausdruck zu verleihen (vgl. hierzu auch die Deutung von Damourette u n d Pichon loc. cit.). I n Wahrheit zeigen sie nur, welche Strahlungskraft ein von Grammatikern gepflegter Leitsatz auf die Angehörigen einer Sprachgemeinschaft ausüben k a n n ; darüber s. noch S. 144ff.

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Man könnte diesen Text sinngemäß durch die Äußerung mais ce n'était pas lui ergänzen; gerade das war ja der reale Tatbestand. Ein losgelöstes c'était votre frère besagt genau das, was der Wirklichkeit n i c h t entspricht. Diese Situation ist stets gegeben, wenn /-krwa/ „croit", /-pas/ „pense", /-cstim/ „estime" und zahlreiche andere Lexeme des gleichen Bedeutungsfeldes vorliegen - sie lösen aber alle automatisch jene Form aus, die angeblich das sprachliche Zeichen für den Sachverhalt „Realität" ist, nämlich eine A-Form. Ein weiteres Beispiel : En ce moment, il semble que Mobutu a perdu la partie avant même de l'avoir engagée. Figaro 16. 9. 60 Losgelöst : Mobutu a perdu la partie. Gerade diese Behauptung aber soll ja gar nicht aufgestellt werden; warum denn sonst würde sich der Berichterstatter hier des Lexems il semble bedienen ? Es scheint eben nur so, als ob M. die Partie verloren hätte. Das Lexem /säbl/ (ob mit oder ohne /me/ usw. ist dabei völlig irrelevant) soll ja gerade die „Realität" eines Ereignisses, eines Phänomens in Frage stellen. Die A-Form gibt hier ganz gewiß etwas wieder, über das der Sprecher keine bindende Aussage machen kann oder will, etwas, dessen „reale" Existenz bis zum Zeitpunkt der Aussage noch in Frage gestellt ist. 37 Hier kann man nun freilich einen Einwand erheben. Ein Vertreter der Realitätstheorie würde hier sagen, der Berichterstatter ist so fest von einem Scheitern M.'s überzeugt, daß für ihn persönlich das verlorene Spiel bereits „Realit ä t " geworden ist. Würde er auch nur den leisesten Zweifel daran hegen, hätte er hier - eine feine Nuancierung, deren nur die französische Sprache in ihrem logischen Aufbau fähig ist - den Konjunktiv gewählt. An einem solchen Einwand ist gewiß etwas Wahres, wenngleich es sich auch kaum beweisen läßt, daß der Reporter hier an eine so feinsinnige Nuancierung gedacht hat, zumal gerade beim Lexem /-säbl/ die Verhältnisse reichlich verwischt sind. Wir sagten aber schon auf S. 124, daß die immer wieder erhobene Behauptung, die A-Form sei ein sprachliches Zeichen für den außersprachlichen Sachverhalt der „Realität", ihren Einfluß auf das sprachliche Leben nicht verfehlt. Wir werden darüber noch mehr zu sagen haben. 38 Auch die folgenden Beispiele weisen die Diskrepanz zwischen A-Form und „Realität" auf; sie ließen sich beliebig vermehren.

37

38

Genau das gleiche gilt f ü r /-pars/ „parait", das bekanntlich automatisch eine A-Form nach sich zieht u n d f ü r /-mesäbl/ (bzw. /-te-/, /-li[isäbl/ usw.), f ü r das die Grammatiken ja heute noch die A-Form fordern. K a p . 7, S. 144ff. 131

1. Mit auslösendem Lexem - E t t u n'a pas honte de me dire une chose pareille ? - Démensla. Prouve que c'est une erreur et une calomnie. Guiches, Vouloir III, 6 (Dam. Pich. V, 488) Au-dessous de cent mille francs de rentes, je trouve qu'un homme n'a pas de sexe. Donnay, Educ. de prince III, 2 (Dam. Pich. V, 486) Il l'avait fait construire pour une femme qu'il aimait, ( . . . ) il pensait que c'était pour la vie. Ebda II, 6 (Dam. Pich. V, 485) Il m'a semblé qu'il nous voyait. Beckett Godot 155 u. J'imagine que je suis vieille. Dam. Pich. V, 478 (Eintragung in einem Album) 39 Peut-être se figurent-Us que nous sommes encore en ce temps du déséquilibre où le peuple français attendait dans l'incertitude (...) Figaro 6. 9. 60 2. Mit Negation J e ne suis pas sûr que cette question peut recevoir une réponse valable. Duhamel, Japon (Thérive, Clinique 60)40 Sa dépouille a été brûlée: il ne faut pas croire qu'il en est rien resté. Davignon, Souvenirs (Thérive, Clinique 63) Jamais on ne me fera croire qu'il faut avoir peur du bon Dieu ; qu'on peut avoir peur du bon Dieu. Péguy, Le mystère de la charité de Jeanne d'Arc 441 (Dam. Pich. V, 498) J e ne doute pas que je leur plaise, mais il ne doute moins qu'il ne peut pas épouser une femme qui leur déplaise. Bloch, Et Compagnie 315 (Dam. Pich. V, 502)41 39

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Natürlich kann hier ein losgelöstes je suis vieille eine Aussage sein, die durchaus den Tatsachen entspricht. Genau das aber will die Verfasserin dieser Album-Eintragung ja nicht sagen; sie bringt vielmehr zum Ausdruck, daß sie es sich (nur) einbildet. Die Frage, ob das mit der Wirklichkeit übereinstimmt, ist hier völlig irrelevant. Nach Auffassung derer, die im Konjunktiv den „Modus des simplement envisagé" erblicken, müßte gerade hier eine B-Form erwartet werden. Die A-Form soll hier laut Thérive loc. cit. ironisch gemeint sein. Es ist nicht einzusehen, warum. Laut Damourette und Pichon loc. cit. erklärt sich der Konjunktiv im

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E h bien ! N'y a personne qui veut prendre le train. Dam. Pich. V, 567 (mdl. Aufn.) 4 2 3. Frageform Croit-on vraiment ( . . . ) qu'il est désirable de centraliser à la Direction ( . . . ) les dossiers et fiches ( . . . ) ? Enseignement public 1946, Nr. 7 (Cohen 109) Tu es sûr que les tiennes (se. les chaussures) étaient noires ? Beckett Godot I I (114 ob.) 43 Crois-tu que j'ai oublié l'atroce jour où ( . . . ) je me suis heurté aux cadavres des miens ? Ici Paris 16 (1960) 795 Est-il vrai que vous acceptez d'être à moi ? Claudel Ann. Marie I I , 3 (Th. I I , 49) 4. Mit Morphem /si/ Pour moi, si Rapprenais que des Français se laissaient séduire par le fantôme voilé d'une paix hideuse, je demanderais au Parlement de déclarer traître à la Patrie quiconque proposerait de traiter avec l'ennemi ( . . . ) A. France, Sur la voie glorieuse (Dam. Pich. V, 638)

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ersten Teil der Äußerung daraus, daß er der „moeuf du non-jugement", der Modus der Nicht-Beurteilung, ist; der Indikativ im zweiten Teil resultiere daraus, daß „le protagoniste prend entièrement à son compte Vassertion du fait". Warum soll diese Feststellung für den ersten Teil nicht eigentlich auch gelten ? Weil da eine B-Form steht ? Da der Bahnsteig in Wahrheit überfüllt war, legen Damourette und Pichon dieser Äußerung mit Recht einen ironischen Unterton bei. Kennzeichen dieser Ironie sei nun aber speziell die Wahl des Indikativs veut. Es heißt dann weiter: ,,Si la gare eût été déserte, cette femme eût probablement dit ,Eh bien! N'y a personne qui veuille prendre le train'." Fest steht, daß veut gesagt wurde. E s ist unseres Erachtens unzulässig, einen Kontext, der in einer bestimmten Situation eventuell anders hätte lauten können, als er in Wirklichkeit lautet, zum Beweis einer psychologisierenden These heranzuziehen. Eine Opposition „Ironie" : „NichtIronie" liegt gewiß nicht in der Wahl zwischen A- und B-Formen. Das Ironie-Signal dürfte hier im „ton qui fait la musique" gelegen haben. Ein selbständiges les tiennes étaient noires entspricht, wie sich aus der Situation der Szene ergibt, hier freilich der „Realität". Der Sprecher kann dies aber im Augenblick seiner Äußerung noch nicht wissen. 133

Si vous croyez que ce n'est pas extraordinaire d'en être arrivé là, écoutez plutôt son histoire telle qu'elle me l'a racontée hier à Londres. France-Soir 2Ö./26. 9. 60 Mme de Guerne ne serait pas l'émouvante chanteuse d'aujourd'hui si c'était simplement d'un calme paysage grec que sa voix sembla la voix. Proust, Chroniques, La comtesse de G. 64 (Dam. Pich. V, 621)44 5. Mit auslösendem Morphem L'idée n'a de prix que pour autant gw'elle est liée à une cogitation personnelle. Benda, La France byzantine 77 (Grevisse 1051)45 Il faut me laisser m'en aller d'ici sans scène, sans larmes, tant que je le peux encore. Anouilh, Sauvage I I (166 u.) Fehlleistungen Die angeführten Beispiele lehren zur Genüge, daß A-Form und sprachliche Wiedergabe des Sachverhalts „Realität" keineswegs in einem selbstverständlichen inneren Zusammenhang stehen. An der Struktur der heutigen Sprache läßt sich etwas Derartiges jedenfalls nicht nachweisen, wenn man nicht zu gekünstelten Deutungen Zuflucht nehmen will. Daran ändern auch gewisse sprachliche Fehlleistungen46 nichts, bei denen A-Formen unerwartet und regelwidrig da auftreten, wo normalerweise automatisch eine B-Form erscheint. Freilich werden solche Kontexte 44

45

48

Hier (wie auch sonst öfter) schlagen Damourette und. Pichon eine andere Lesart vor - semblât - damit auch dieses Beispiel in das Schema ihrer Theorie paßt. In der Loslösung ergibt sich elle est liée à une cogitation personnelle. Eine solche Betonung der „Realität" ist hier aber nicht gemeint; das zeigt ja gerade die Einschränkung durch /purotäke/. Grevisse op. cit. S. 1051 sagt hierzu: „Pour autant que se construit avec l'indicatif, ou avec le conditionnel, ou avec le subjonctif, selon le sens." Mit selon le sens ist hier die Opposition „Realität" : „Nur Gedachtes" gemeint. Gerade dieses Beispiel paßt dann aber nicht ! Unter Fehlleistungen verstehen wir einen Verstoß gegen die heutige S t r u k t u r der Sprache, nicht gegen mehr oder weniger starre oder antiquierte grammatische Regeln. Eine B - F o r m nach après que sehen wir in diesem Sinne heute nicht mehr als Fehlleistung an (vgl. auch S. 136f.) ; eine A-Form nach il veut hingegen wäre so außergewöhnlich, daß sie als Feileistung interpretiert werden müßte.

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von den Vertretern der Realitätstheorie gern als Kronzeugen herangezogen, ebenso wie auch die Fälle, in denen eine B-Form erscheint, wenn die Automatik eine A-Form erfordert, 47 das ,,Realitäts"-Moment aber tatsächlich nicht gegeben ist. Damourette und Pichon verzeichnen auf S. 54848 eine Reihe von Beispielen mit A-Form nach dem Morphem /säko/ „sans que" : Sans que j'ai hé ça, ça fuirait tout le temps. Sans qu'il y avait sa femme, ça se serait pas arrangé. Sans que j'ai mis sa clef, elle aurait encore été à la porte. 49 Dazu bemerken die Verfasser auf S. 547: „L'emploi de l'indicatif est à peu près désuet en français normal, mais, en littérature, on obtiendrait, en imitant la tournure ancienne, un sens parfaitement clair. L'indicatif marque que le fait subordonné est réel, un jugement est porté à cet égard et sans que sert seulement à se placer dans l'hypothèse où ce fait n'aurait pas réellement existé." 50 Man braucht hier nun wirklich nicht die „Realität" zu bemühen; die /-re/-Form in allen drei Kontexten legt nahe, daß hier das Automatik-Schema /si.. .-e . . .-re/ 51 das Muster abgegeben hat; /säka/ ist hier einfach eine Variante von /si.. .n9/; es ist gegen /si.. .na/ austauschbar. 52 Parallel hierzu wird im umgekehrten Sinne argumentiert, wenn überraschenderweise eine B-Form auftritt, wo eine A-Form zu erwarten wäre : Si tu veux venir, donne un coup de téléphone, pour être sûre que j'y sois. Zu dieser mündlichen Aufnahme äußern Damourette und Pichon op. cit. V, S. 597: „Mme TU, locutrice, ne sait en réalité pas si elle sera ou ne sera pas là lors du coup de téléphone de son interlocutrice; quant à 47

18 49 50

51

52

Die Automatik auf Morphemebene ist, wie schon auf S. 66f. angedeutet, nicht hundertprozentig wie bei den Phonemen. Vgl. dazu auch Kap. 8, S. 182 ff. Op. cit. Bd. V. Alle drei Beispiele mündliche Aufnahmen. Dazu ein Reformwunsch der Verfasser auf S. 549 ob.: „II serait à souhaiter qu'un tour aussi utile et aussi différencié se réintroduisît dans le français normal." In den beiden Beispielen mit /ze-/ handelt es sich außerdem wahrscheinlich um nichts weiter als um die in der heutigen Umgangssprache immer mehr zu beobachtende Aufgabe des Merkmals „offen" zugunsten von „geschlossen" beim Archiphonem /E/ im Vorton; der Unterschied zwischen /s/ und /e/ ist in dieser Position heute weitgehend verwischt. In einem anderen Beispiel op. cit. V, 636 : Robert allait rentrer bientôt et nous nous reverrions. Mais les semaines passaient sans que je le vis (Sandy, L'employé du Gaz, Le Journal 17. 5. 26), handelt es sich einfach um eine Unsicherheit in der Wahl zwischen den beiden in gleicher Weise ungebräuchlichen Formen /zavi/ und /-zavis/.

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l'allocutaire, qui serait protagoniste d'une phrase comme: ,Je suis sûre qu'elle y est', elle ne possède pas encore dans la phrase réelle de Mme TU cette certitude. Pour cette double raison, le subjonctif exprime plus finement la nuance voulue que ne l'auraient fait les indicatifs serai ou suis." Stünde das hier zitierte Beispiel irgendwo in der Literatur, könnte man dieser Argumentation unter Anerkennung der Realitätstheorie vielleicht noch zustimmen; ob sich jemand aber bei einem alltäglichen Telephongespräch derartig subtilen Reflexionen hingibt und nun mit Bedacht hier wegen der feinen Nuancierung die B-Form einem /-sqi/ oder /-sere/ vorzieht, ist doch zum mindesten zweifelhaft. 53 Wie nun aber, wenn sich eine exzeptionelle und regelwidrige B-Form einstellt, wo es sich ganz evident um eine Aussage über etwas tatsächlich schon Eingetretenes, also um „Realität" im Sinne der Grammatiker handelt 1 Auch dafür gibt es ein Rezept. Da äußert eine Schülerin J'ai déjà fait ma prépa de Catulle pour vendredi prochain; comme ça, je serai sûre qu'elle soit faite. Bei Damourette und Pichon findet sich op. cit. V, S. 553 eine Erklärung für diesen Konjunktiv: „Mlle AU ne porte pas son attention sur le fait que sa préparation de Catulle sera en effet faite, mais sur la certitude qu'elle en a. Le fait subordonné lui-même apparaît dès lors au second plan sans affirmation propre, ce qui explique que le subjonctif soit venu aux lèvres de cette locutrice." Messerscharf wird hier wieder einmal bewiesen, daß nicht sein kann, was nicht sein darf. 54 Das Morphem

/aprska/

I n diesen Bereich gehört auch die Polemik gegen das heute immer häufiger werdende Auftreten einer B-Form nach /aprcke/ „après que". 55 53

54

55

Für die beiden folgenden Beispiele geben Damourette und Pichon hingegen eine richtige Deutung : Il faudra que, quand tu descendes déjeuner, tu dise à M. de monter ( . . . ) . Elle propose qu'on reçoive madame Y . . . pendant que ses filles fassent le déménagement. Auch Damourette und Pichon sehen in diesen beiden auf S. 597 gegebenen mündlichen Beispielen eine Wirkung der Lexeme /-fo/ und /-propoz/ über den ihnen zukommenden Ausstrahlungsbereich hinaus. Diese Erscheinung ist nicht selten; wir behandeln sie noch eingehender auf S. 140f. Harmer op. cit. S. 190ff. führt in zahlreichen gut gewählten Gegenüberstellungen gleich konstruierter Kontexte die spitzfindigen Deutungen der Konjunktivforscher dieser Richtung ad absurdum; vgl. bes. op. cit. S. 200ff., S. 208f. und S. 211ff. Cohen op. cit. 154ff. führt allein für die Zeit von 1929 bis 1959 35 Beispiele an; bei Damourette und Pichon finden sich 14; das älteste ist wohl

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Hierzu sagt Grevisse: 56 , , 0 n constate, dans l'usage des journalistes et aussi dans la littérature, une tendance à construire après que avec le subjonctif. Cette construction heurte les principes : La subordonnée introduite par après que exprime un fait passé, enregistré dans la réalité: l'indicatif est donc normal." Die im folgenden mit Recht als Analogie nach avant que gedeutete Setzung der B-Form wird also getadelt, weil sie gegen die Realitäts-Ideologie verstößt. 57 Damourette und Pichon versuchen es hier mit einem Konjunktiv des „psychologischen Subjekts" nach dem Vorbild von Lerch 58 ; so z. B. im Zusammenhang mit Après qu'elle ait eu passé ses bachots, elle a tout plaqué. Op. cit. V, 534 (mdl. Aufn.) Hierzu heißt es: „Peut-être faut-il penser que la locutrice emploie ici le subjonctif parce qu'elle considère le fait d'avoir passé les baccalauréats dans sa relation chronologique avec celui de tout abandonner ( . . . ) , sans croire avoir à affirmer de nouveau ce fait, considéré comme d é j à c o n n u . 5 9 Da dies jedoch nur auf eine kleine Gruppe von Beispielen zuträfe, ziehen sie sich am Schluß des Kapitels über après que auf ein resignierendes „Adhuc sub judice Iis est" 6 0 zurück. 61

59 57

68 59

60 61

der von ihnen op. cit. V, 536 zitierte außergewöhnliche Text von Verlaine (Œuvres V, 241): Après que j'eusse eu fini nous fûmes invités, Zilcken et moi, à une soirée chez les Haverman. Op. cit. S. 1014. Auch /dska/ „dès que" und /depqika/ „depuis que" lösen heute gelegentlich eine B-Form aus: N'importe quoi. Dès l'instant que ça m'aille. Le Matin 22. 2. 36 (Dam. Pich. V, 538) Mais dès qu'elie eût t â t é l'eau du pied, elle partit se rhabiller. Sagan, Cert. Sourire 74 ob. Il semble souvent ( . . . ) que ni Le Sage ni Balzac n'aient existé depuis que le „flaubertisme" ait gauchi toute entreprise ( . . . ) . Europe 7 (1948) S. 114 (Cohen 163) Vgl. Einleitung S. 8f. Op. cit. S. 535; ferner weiter unten: „En somme, dans cette première série d'exemples, on peut admettre qu'il s'agit d'une sensibilité spéciale au caractère propre du subjonctif, c'est-à-dire à l'inutilité d'énoncer dans la subordonnée même, un jugement d'affirmation sur le fait subordonné." Op. cit. V, S. 536. Eine völlig abwegige Erklärung versucht Moignet op. cit. I, 116f. im Rahmen der Guillaumeschen These von der „Schwellenüberschreitung" (vgl. Einl. S. 24ff.) anläßlich des berühmten Beispiels aus der französischen Verfassung von 1946: „Le President du Conseil et les ministres ne peuvent être nommés qu'après que le Président du Conseil ait été investi 137

Die Realitätstheorie

und der strikte

Befehl

Eine besondere Art von Variation findet sich bei den Lexemen, die den Sachverhalt eines Befehls oder einer Verordnung bezeichnen, als da sind : /-aret/ „arrête", /-komäd/ „commande", /-desid/ „décide", /-dekrst/ „décrète", /-dispoz/ „dispose", /-établi/ „établit", /-sgziz/ „exige", /-mäd/ „mande", /-ordon/ „ordonne", /-preskri/ „prescrit", /-regl/ „règle" und /-stipyl/ „stipule". Ihnen folgt gewöhnlich gemäß grammatischer Regel eine Form mit einem /r/-anlautenden Morphem, ein „futur" oder ein „conditionnel". Wegen ihrer starken semasiologischen Verwandtschaft mit Verballexemen vom Typ /-v0/ lösen sie aber auch nicht selten eine B-Form aus: 62 La Commune arrêta que les églises et les temples des différents cultes existant à Paris seraient fermés sur-le-champ. Gaxotte, La Révol. frç. 369 (Grevisse 991) ( . . . ) maintenant on vient de décider ( . . . ) que désormais chaque soldat de l'armée française aurait son vase de nuit. Feydeau, On purge Bébé, sc. II. (Dam. Pich. V, 489) Le gouvernement du Congo demande au Conseil de décider que M. ,,H" n'aura de contacts ou négotiations qu'avec le seul gouvernement légal de la République du Congo. Figaro 22. 8. 60 ( . . . ) il a été décidé que je repartirai définitivement. Butor Empl. Temps 36 u. Elle avait décrété ( . . . ) qu'on le servirait dans l'appartement. Hermant, Le Caravansérail V (Grevisse 991) Il avait disposé que les bagages seraient laissés à l'arrière. Cohen 54 Le colonel, furieux, ordonna que les vingt coupables demeureraient au garde-à-vous ( . . . ) Ambrière, Les grandes vacances 280 (Grevisse 991)

62

de la confiance de l'Assemblée." Das après que werde hier semantisch vertieft, indem eine „pesée critique" es von der temporalen in die kausale Ebene verlagert, wie es mit dem lat. cum seinerzeit auch geschah (vgl. Einl. S. 26 n. 165). So ist etwa /zadesid/ austauschbar gegen /z9V0 desidemä/. Überhaupt läßt sich f ü r alle hier genannten Lexeme ein /-VD/ einsetzen, wobei der Unterschied lediglich darin besteht, daß die Lexeme vom Typ /-ordon/ einen kräftigeren, nachdrücklich ausgesprochenen Willen bezeichnen.

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. . . le Conseil ordonne que la façade de la maison Commune sera ( . . . ) illuminée. A. France, Les Dieux ont soif XXVII (Robert IV, 8) On a réglé que les choses se passeraient ainsi. Grevisse 991 (nach Littré) Rome stipula un jour que la divinité de la ville de Lanuvium protégerait dorénavant les Romains. Fustel de Coulanges, La Cité ant. III, 15 (Grevisse 991) * Un jeune décorateur avait décidé que la table à manger fût soutenue par des cariatides démesurées. Colette, T r o i s . . . s i x . . . neuf 66 (Grevisse 991) Toutefois, le président défère au vœu de Mc V . . . et ordonne q u ' H . . . soit transféré dans la journée. Figaro 23. 9. 60 Il faut alors que l'général en chef donne Vordre cça'ïri pleuve plus. Barbusse Feu 38 ob. Die üblichen Deutungen dieses Phänomens laufen etwa auf folgende Formel hinaus : Der Befehlende ist im allgemeinen der berechtigten Ansicht, daß sein Befehl strikt befolgt wird. Daher ist für ihn die Ausführung seines Befehls bereits zur Wirklichkeit geworden. 63 Das Futur gilt dabei mit allergrößter Selbstverständlichkeit als „Indikativ" 6 4 - man fragt sich, mit welchem Recht eigentlich ? Weil ihm im Lateinischen kein „coniunctivus" zur Seite steht ? Wenn man schon im „Indikativ" den Modus der „Realität", der geschehenen Tatsachen sehen will, dürfte eine Tempusform, die Zukünftiges, noch nicht Wirklichkeit Gewordenes bezeichnet, nicht als Indikativ angesprochen werden. 65 So wird also auch die Tempuswahl nach den Lexemen vom Typ /-ordon/ der herrschenden Realitäts-Ideologie unterworfen. Es ist schwer zu sagen, ob sie es war, die der Futurform (die hier, wie auch sonst oft, nichts als eine Variante der B-Form ist) zum Durchbruch verholfen hat, oder ob sie sich umgekehrt dieser Erscheinung erst bemächtigt hat, nachdem sich, aus purem Zufall vielleicht, gerade nach diesen Lexemen eine Futurform-Automatik 66 schon durchgesetzt hatte. Möglicherweise hat 63

E i n Beispiel f ü r viele: „Mais si le ,voliteur' juge p r o b a b l e l'effet de son c o m m a n d e m e n t , l'indicatif v i e n t de façon aisée." Moignet op. cit. I , S. 107. 84 Die / - r e / - F o r m gilt in diesen F ä l l e n g e m ä ß der Regel v o n d e r Zeitenfolge als „ V e r g a n g e n h e i t s f o r m des F u t u r s " , es w i r k o m m e n d a r a u f auf S. 149 noch einmal k u r z z u r ü c k . 66 Ähnlich liegen die Dinge bei d e m L e x e m /-esper/ „ e s p è r e " , das n a c h

139

die Tempussetzung in den Zehn Geboten hier sprachbildend gewirkt. 6 7 D a ß zwischen dem Vorkommen einer bestimmten grammatischen Form und ihrer Erklärung auf logischer bzw. psychologischer Grundlage durch die Grammatiker enge Wechselwirkungen bestehen, wurde schon auf S. 131 angeschnitten. Eine greifbare Oppositionsfunktion zwischen Futur und B-Form läßt sich jedenfalls hier nicht vertreten. Variation

durch

Fernwirkung

Fakultativ und daher ohne jeglichen Wert zur Bezeichnung irgendwelcher Oppositionen ist die Setzung einer B-Form da, wo es sich u m die aus der traditionellen Grammatik bekannte „Modus-Attraktion" handelt. Normalerweise erstreckt sich der Auslösungsbereich eines Monems nur auf d a s Translat, das unmittelbar v o n ihm abhängt. I n einem K o n t e x t wie Il faudra que tu dises à M. de monter ist /ketydiz/ substantivisches Translat zu /ilfodra/. Wird nun zwischen diese beiden Konstruktionsteile ein weiterer K o n t e x t infigiert, z. B. quand tu descends déjeuner

67

strenger Regel auch eine /-r-/-Form nach sich ziehen soll, Typ J'espère qu'il viendra. I n der heutigen Sprache gibt es aber genügend Belege f ü r /-esper/ + B-Form, etwa: Le „ministre" F . L. N. était le dernier à espérer que sa démarche puisse aboutir. Le Monde 27. 8. 60 Henriette ( . . . ) ne renoncerait à aucune de ses prérogatives, et c'est pourtant cela que vous aviez espéré en y amenant sa rivale, qu'elle cédât du terrain, reconnût sa défaite ( . . . ) Butor Modif. 155 m. I m übrigen gibt es auch eine von der Grammatik voll legitimierte Variation zwischen /-r-/-Formen und B-Formen, und zwar bei den beiden Morphemen/aködisjöka/ und/suködisjöko/, die normalerweise eine B-Form nach sieh ziehen, aber auch „ f u t u r " u n d „conditionnel", „surtout quand la condition est présentée d'une façon t r a n c h a n t e " (Grevisse op. cit. S. 1046): Cuba est prête à résoudre le conflit ( . . . ) à condition que les EtatsUnis ne prennent d'ici là aucune mesure unilatérale. Le Monde 27. 8. 60 Elle est au service des nationalismes sous condition qu'il s'agisse des nationalismes antioccidentaux. Figaro 2. 9. 60 À la condition que je ne me mettrai là-bas dans aucune espèce de mauvais cas. Loti, Aziyadé 228 (Grevisse 1046) (il) a légué sa fortune à la gare d. E. . . . sous condition qu'un orchestre de tziganes y jouerait. Morand, Bucarest 240 (Grevisse 1046) Vgl. z. B. das 5. Gebot: Tu ne tueras pas. 140

also: II faudra que, quand tu descends déjeuner, tu dises... so hat der Teil der Äußerung /kätydesä.../ normalerweise mit dem Auslöser /-fo/ nichts zu tun ; er gehört nicht dem Auslösungsbereich des eine B-Form fordernden Monems an ; er ist seinerseits ein eignes, hier adverbiales, Translat mit dem Translativ /kä/ und seine Verbform richtet sich eben nach diesem Translativ. Der oben genannte Text ist aber in der Form Il faudra que, quand tu descendes, tu dises... belegt. 68 Das auslösende Lexem /-fo/ wirkt also hier über den ihm unmittelbar unterstehenden Bereich hinaus. Diese Erscheinung ist vornehmlich bei Adjektiv-Translaten zu beobachten, die von einer Konstruktion abhängen, in der sich bereits eine durch ein voraufgehendes Monem ausgelöste B-Form findet. Hier noch einige Beispiele: Elle propose qu'on reçoive madame V . . . pendant que ses filles f a s s e n t le déménagement. Dam. Pich. V, 597 (mdl. Aufn.) Oui, c'est vrai que c'est rare que tu trouves qu'il f a s s e bon. Ebda 598 (mdl. Aufn.) Il se pourrait qu'il en crève un ou deux pendant que nous s o y o n s au Japon. Ebda 543 (mdl. Aufn.) J e me cache un des yeux pour pas voir le noir, parce que j'ai peur d'un loup qui v i e n n e me manger. Ebda 560 (mdl. Aufn.) Il faut que ce soit vous deux qui j o u i e z , mais non pas toi seul. Ebda 598 (mdl. Aufn.) Il est certain que si elle transporte des armes ( . . . ) , et qu'il y ait sur terre des personnes qui ne s'en s a t i s f a s s e n t pas, ses occupants seront avisés de surveiller le ciel ( . . . ) Le Monde 23. 8. 60 ( . . . ) il a fallu que ce soit Rose qui v î n t m'annoncer ( . . . ) les fiançailles de James et d'Ann. Butor Empl. Temps 252 u. Il y a même de fortes chances pour que ce soit le public parisien qui se f a s s e avoir, comme on dit. France-Soir 25./26. 9. 60 Oui, c'était bien là le pire: la disparition de quelqu'un qui a i t entière confiance en vous, qui vous a i t remis sa vie. Sagan Merv. Nuages 82 ob. Mais je ne pense pas que ce soit cette légère avance qui m ' a i t mûri. Anouilh Invit. Chât. I (6 u.) 68

D a m . Pich. V, 597; vgl. auch S. 136 n. 53. 141

Auch der Übergriff der B-Form auslösenden Moneme in die Konstruktion der indirekten Frage hinein gehört in diese Kategorie : On comprend pourquoi les Marocains s o i e n t contraints de consommer une huile puante. Humanité 13. 6. 48 p. 4 (Cohen 109) Nous ne voyons pas comment la non-universalité de l'un p u i s s e être liée à celle de l'autre. Schaeffner, Origine des instrum. de musique 362 (Cohen 113)69 Die Automatik

siegt über die

Variation

Es braucht nach all dem kaum betont zu werden, daß natürlich auch der weitaus größte Teil der a u t o m a t i s c h ausgelösten B-Formen in krassem Widerspruch zur Realitäts-Theorie steht. Ebensowenig wird die Variationsmöglichkeit nach Morphemen wie /bjèka/ oder nach dem Superlativ-Morphem /leply-/ u. ä. normalerweise für diese angebliche Oppositionsfunktion ausgenutzt. 70 Man folgt hier viel lieber der alten grammatischen Regel, d. h. man beugt sich eben auch in diesen Fällen einer gewissen weit fortgeschrittenen Automatik, ohne auf das Moment einer objektiven oder auch nur subjektiven „Realität" Rücksicht zu nehmen. Das triift für das Gros der unendlichen Fülle von Beispielen zu und kann auf den S. 194ff. und 153ff., wo wir eine Auswahl jeweils für Automatik und Variation zusammengestellt haben, überprüft werden. Hier mag eine Handvoll zur Illustration genügen : J e suis content que tu sois venu. Sagan Cert. Sourire 100 m. ( . . . ) c'est le chemin dont elle a l'habitude, qu'elle préfère bien qu'il ne soit pas le plus court ( . . . ) Butor Modif. 49 m. On ne sait pas cependant exactement quels sont les pays qui y seront représentés quoique L . . . ait cité entre autres ( . . . ) l'U. R. S. S. ( . . . ) Figaro 25. 8. 60 Cette décision est la plus importante que j'aie prise durant les sept années que j'ai passées au Pentagone ( . . . ) Figaro 18. 8. 60 ( . . . ) je montai dans ma chambre mettre une robe- du soir, la seule d'ailleurs que je possédasse. Sagan Bonj. Tristesse 48 u. 69 70

Cohen op. cit. S. 109ff. h a t zahlreiche Belege dieses Typs gesammelt. Wir haben auf S. 130f. einige Belege mit A-Formen vorgeführt, die der Realitätstheorie recht zu geben scheinen.

142

In allen fünf Fällen werden uns Tatsachen berichtet. Die fragliche Person ist tatsächlich gekommen; der genannte Weg ist de facto nicht der kürzeste; L. hat wirklich den Namen jenes Landes zitiert; der wichtigste Entschluß, von dem die Rede ist, wurde in der Tat gefaßt, und warum sollten wir zweifeln, daß die Heldin der Traurigkeit damals eben diesen Rock als einzigen besaß ? Hier versagt nicht nur jede „logische" Deutung nach den Gesichtspunkten der Realitätstheorie ; hier wird diese Theorie insgesamt ad absurdum geführt und als Mythos entlarvt. Neutrale

Formen

Endlich sei noch bemerkt, daß jene Opposition zwischen der „Realität" und ihrer „Nicht-Setzung" ohnehin in sehr vielen Fällen nicht zum Ausdruck kommen kann, weil die ausgelöste Form neutral ist. Auch hierzu einige Beispiele unter vielen : En variétés, il arrive souvent que le gars loupe son numéro. Arts Lett. Spect. 1960/768 Il semble que la proximité de la proclamation de l'indépendance mauritanienne ranime à Rabat un esprit annexionniste ( . . . ) Le Monde 20. 8. 60 Parfois Martha ( . . . ) décidait de me punir ( . . . ) pour dire que la glace était froide, pour dire que le froid est chose agréable, ne sachant pas qu'un seul sens délivré délivre tous les autres. Giraud. Siegfr. Lim. 96 m. J e ne nie pas que dans bien des cas ce sentiment d'affinités ne se ramène à des souvenirs confus . . . Romains, Hom. bon. vol. III, 23, 316 (Robert III, 781) La France lui est fermée, bien gw'elle médite d'aller trouver Napoléon et chercher avec lui une solution au conflit ( . . . ) Arts Lett. Spect. 1960/768 E t vous ne la quittez pas, bien çw'elle vous ennuie. Sagan Merv. Nuages 75 u. Le problème le plus immédiat qui se pose au Congo ( . . . ) est celui de l'exercice du pouvoir par un gouvernement véritablement efficace ( . . . ) Figaro 20. 9. 60 Hinzukommt die Tatsache, daß in einer Unzahl von Fällen statt der durch Personalmorphem flektierten Formen, bei denen allein eine Unterscheidung von A und B möglich ist, eine allen solchen Feinheiten unzugängliche Form auf /-e/, /-ir/, /-r(a)/ oder /-war/, der „infinitif", anzutreffen ist: 71 71

Die enge Affinität, die zwischen „infinitif" und „subjonctif" in der Tempus-Struktur des neufranzösischen Verbs besteht, weist Harald

143

( . . . ) même s'il lui arrivait de prononcer une phrase interrogative ( . . . ) Robbe-Grill. Voyeur 138 u. Chacun exige d'être innocent ( . . . ) Camus, Chute 95 u. Les vagues semblaient naître à une très faible distance ( . . . ) Robbe-Grill. Voyeur 130 m. 72 Ferner wird in der Umgangssprache der Typ je ne crois pas que ce soit vrai meist vermieden und durch ein c'est pas vrai, je crois /sepavrezkrwa/ ersetzt. Auch diese alltäglichen Beispiele machen hinreichend klar, daß kein Interesse daran besteht, die genannte Opposition in der sprachlichen Wirklichkeit des Neufranzösischen durch den Wechsel zwischen A- und B-Formen auszudrücken. Virtuelle

Opposition

Daß zwischen A-Form und „Realität" eine Diskrepanz besteht, ist natürlich vorsichtigeren Vertretern der Realitätstheorie auch schon aufgefallen. Daher wird man heute selten so apodiktische Äußerungen über den Indikativ finden wie die von M a u p a s . 7 3 Man ist etwas zurückhaltender geworden und hat das s u b j e k t i v e Moment ins Spiel gebracht. Daher liebt G r e v i s s e auch besonders die Wendung ,,on met l'indicatif si le fait est c o n s i d é r é dans sa réalité". 74 Diese Einschränkung ist für die gesamte Modustheorie in zweierlei Hinsicht eminent wichtig: Dem Grammatiker wie dem Modusforscher gestattet sie jederzeit, eine von der sprachlichen Norm abweichende Form nach Belieben als subjektiven Ausfluß des Sprechers oder des Autors zu beurteilen 75

72

73 74

75

W e i n r i c h , Tempus, Kap. 11, S. 277ff. überzeugend nach. Beide Formen nehmen nach ihm (mit noch einigen anderen Formen zusammen) den Status von „Semitempora" ein. Deshalb können sie auch ohne großen Verlust für den Sinn eines Kontextes oft gegeneinander ausgetauscht werden. Selbst andere Formenklassen können an die Stelle des Verbums treten, Substantive oder Adjektive zum Beispiel: (. . .) l'autre n'exigeant jamais de réponse (. . .), Robbe-Grill. Voyeur 138 u. ; Il roulait à une allure vive (. . .), quoique gagné par une légère nervosité, ebda. 157 ob. Vgl. S. 123. Vgl. hierzu auch einige der auf S. 121 ff. gegebenen Belege aus den Grammatiken, z. B. Galichet, Klein/Strohmeyer, Fischer/Hacquard, Kreuzberg/Scheffbuch; für das Lateinische Kühner/Stegmann. Hier klingt überall das subjektive Moment bei der Realitätsauffassung durch. Je namhafter der Autor ist, um so eher wird man ihm seine subjektiven Stileigentümlichkeiten nachsehen. Selbst ausgesprochene sprachliche Fehlleistungen können dann immer noch als feinste Nuancierungen ge-

144

bzw. die v o m bon usage erlaubten Schwankungen „logisch" oder psychologisch zu erklären. Der reflektiert Sprechende oder Schreibende wiederu m gewinnt dadurch bei der W a h l zwischen A- und B-Formen einen gewissen Spielraum, in dessen Grenzen er, mit der wohlwollenden Billigung der Grammatiker ausgerüstet, seinem subjektiven Sprachempfinden und bestimmten stilistischen Bedürfnissen freie Entfaltung lassen kann. Beide, der Grammatiker wie der A u t o r (bzw. der reflektiert Sprechende), stehen nun aber unter der Gewalt dieser Realitätsideologie, und insofern erweist sich diese als ein s p r a c h b i l d e n d e r F a k t o r . Die Subjektivität in der Auffassung über die „ R e a l i t ä t " eines bestimmten sprachlich wiederzugebenden Ereignisses oder Sachverhalts, die unterschiedlichen Interpretationen solcher sprachlichen Äußerungen durch die Forschung, die in diesem Zusammenhang vorgebrachten Haarspaltereien, die zahlreichen Fälle von K o n t e x t e n , die sich dieser konstruierten Oppositionsfunktion entziehen, 76 und vor allem die Tatsache, daß der unreflektiert Sprechende die W a h l zwischen A- und B-Formen nach ganz anderen Gesichtspunkten trifft 7 7 - alle diese F a k t e n zeigen hinreichend, daß sich die Opposition „ A - F o r m = R e a l i t ä t " gegen ,,B-Form = Nicht-Setzung der R e a l i t ä t " in dieser Form nicht aufrechterhalten läßt. W e n n wir nun aber zugegeben haben, daß die über Jahrhunderte hinweg gepflegte Meinung der Grammatiker tatsächlich als sprachbildender F a k t o r wirksam ist, d. h., daß die Wahl zwischen A- und B - F o r m nicht immer völlig nach Belieben erfolgt, sondern - gelegentlich wenigstens Reflexion voraussetzt, dann ist die in diesem K a p i t e l beschriebene Variation n i c h t in allen Fällen rein f a k u l t a t i v . E s ist ähnlich wie bei der geforderten Opposition beim T y p /-adme/: Der Sprecher glaubt gelegentlich, eine Opposition durch A und B zu bezeichnen; der Hörer hingegen kann diese Absicht nicht unbedingt an der A- bzw. B - F o r m erkennen. D a f ü r sind die sprachlichen, strukturellen Gegebenheiten hier zu sehr verwischt und verschwommen. W i r sprechen hier am besten von einer v i r t u e l l e n O p p o s i t i o n . Die A - u n d B-Formen k ö n n e n - z u m mindesten nach dem Willen des grammatisch geschulten Sprechers - die hier zur Debatte stehende Opposition ausdrücken; 7 8 in den meisten Fällen priesen werden. Häufen sich nun in der gehobeneren Literatur die Beispiele eines bestimmten Typus, dann finden sie Eingang in den „bon usage", und man kann aus dem Nebeneinander von A- und B-Formen nach einem bestimmten Monem bei einigermaßen günstig gelagerten Bedingungen eine Oppositionsfunktion konstruieren. 76 Vgl. hierzu Harmer op. cit., loc. cit. 77 Er beugt sich meist unbewußt einer bestimmten Automatik. 78 W j r werden sie allerdings im folgenden Abschnitt noch aus der Verklammerung mit der „Realität", so wie die Grammatiker sie auffassen, lösen und umformulieren. 145

wird diese eingeschränkte Oppositionsfähigkeit aber sprachlich nicht genutzt, und es ist müßig, sprachliche Kontexte auf Biegen und Brechen auf diese virtuelle Opposition hin zu interpretieren. Wir kommen auf jene latente Oppositionsmöglichkeit im altfranzösischen Teil der vorliegenden Arbeit noch zu sprechen. Wir verschieben die Diskussion deshalb, weil sie für den heutigen Sprachgebrauch eine immer geringer werdende Rolle spielt und vielfach nur noch künstlich, „ideologisch", aufrecht erhalten wird. Die Grenze zwischen virtueller Opposition und fakultativer Variante ist fließend; vor allem aber hat das alles nichts mit „Realität" zu tun, weil der Sprecher im allgemeinen gar keinen Wert auf diese „Realität" legt. Hierin liegt der grundsätzliche Irrtum derer, die immer wieder die A-Form als „Realitäts"-Merkmal ansprechen. Fast immer Hegt der Sinn der Äußerung schon im auslösenden Lexem begründet. Für Nuancierungen steht dann eine große Anzahl lexikologischer Mittel zur Verfügung : Adverbien vom Typ /p0tstr/ „peut-être", /sädut/ „sans doute", /sâzokœdut/ „sans aucun doute", /scrteninà/ „certainement", /firmomä/,.Armement" usw. oder Verben wie /-dwa/ „doit", /-p0/ „peut", /-säbl/ „semble" u. a. und schließlich an formalen Mitteln die /-ra/- und /-re/-Formen des Verbums.79 Eingeschränkte und uneingeschränkte Gültigkeit Es wird nun im folgenden zu erläutern sein, wie es überhaupt dazu kommen konnte, daß Generationen von Grammatikern immer wieder diese enge Verbindung zwischen dem „Indikativ" als grammatischer Kategorie und der „Realität" als außersprachlichem Sachverhalt herstellen konnten. Der erste französische Grammatiker, der hier unmißverständlich eine Beziehung herstellt, scheint M a u p a s (1607) zu sein.80 Unter den französischen Grammatikern des 16. Jh. äußert sich nur Robert E s t i e n n e eingehender über den Gebrauch der Modi, ohne dabei den Terminus „réalité" zu verwenden.81 Da das klassische Latein die Wörter realis und realitas noch nicht kennt, müssen die Definitionen, die uns die 79

80

81

Über die besondere Rolle dieser Formen als Varianten von B-Formen s. Kap. 9, S. 216ff. ,,(. . .) si nous parlons de chose certaine & qui est r e a l e m e n t & de fait, après la conjonction Que (. . .) viendront verbes indicatifs." Vgl. S. 123. „Les Modes sont de cinq sortes. La premiere sappelle indicative, pourtant que le verbe aucunesfois demonstre que quelque chose se fait, ou qu'elle se faisoit, ou qu'elle a esté faicte, ou qu'elle se fera (. . .)"; zit. nach Ch.-L. Livet, La grammaire française et les grammairiens du XVIe siècle, Paris 1859, S. 427f. 146

antiken Grammatiker hinterlassen haben, naturgemäß anders ausfallen.82 Aber auch in der Scholastik scheint eine Verbindung zwischen indicativus und realis nicht hergestellt worden zu sein.83 Nun kann ein Sprecher seinem Hörer mitteilen, daß sich seines Wissens, seiner Meinung nach, eine Handlung mit Sicherheit im Augenblick abspielt, daß sie irgendwann einmal geschehen ist, oder daß ein bestimmter Zustand gegenwärtig vorliegt bzw. in einer vergangenen Zeit vorlag. Er kann seine Mitteilung aber auch über etwas machen, was erst sein wird oder sein soll; er kann fernerhin erklären, daß er nicht sicher ist, ob sich eine Sache so und so verhält. Im ersten Falle schränkt der Sprecher den Inhalt der Aussage in keiner Weise gegenüber dem außersprachlichen Sachverhalt ein, d. h. er setzt den Inhalt seiner Rede als gültig. Wir können hier von Äußerungen mit uneingeschränkter Gültigkeit auf der Inhaltsebene sprechen. Eine Handlung spielt sich im Augenblick in einer bestimmten Weise ab, bzw. es liegt im Augenblick ein bestimmter Zustand vor, oder aber, im zeithchen Rückgriff, eine Handlung hat sich nach Wissen des Sprechers so oder anders abgespielt, dieser oder jener Zustand hat vorgelegen. Der Sprecher macht gemäß seiner Erinnerung, seines Gedächtnisses oder aus anderen Gründen darüber eine verbindliche Aussage. Im zweite Falle besitzt der Inhalt der Aussage im Hinblick auf den 82

So z. B . P r i s c i a n 421, 20: ,,(. . .) indicativus, quo indicamus vel definimus, quid agitur a nobis vel ab aliis, qui ideo primus ponitur (. . . ) " ; D i o m e d e s 338, 17: „finitus modus est cum quasi definita et simplici utimur expositions, ipsa dictione per se commendantes sensum sine alterius diversae conplexu" (zit. nach Jeep, L . : Zur Geschichte der Lehre von den Redetheilen bei den lateinischen Grammatikern, Leipzig 1893, S. 217). Vgl. auch die verschiedenen Bezeichnungen dieses Modus: indicativus haben z. B . Charisius, die Excerpta Bobiensia, Dositheus, Victorinus, Audax; pronuntiativus findet sich (neben indicativus) bei Donatus, Probus, Consentius und in den Explanationes ad Donatum; Sacerdos hat „pronuntiativus, quem quidam indicativum vel finitum dicunt"; vgl. hierzu Jeep op. cit, loc. cit. n. 7. In allen Fällen handelt es sich natürlich um verschiedene Übersetzungen des gr. 6piOTwr| zu opi^oj „grenze ab", „definiere", „erkläre".

83

Vgl. z. B . Albertus Magnus, Ord. Praed., Periherm. I, IV, 1 (Op. ornn. I, 407 b): „Haec autem oratio perfecta quae diffinita est, dividitur: non enim omnis oratio enuntiatio est in qua indicative verum et falsum est significatum: hoc enim non omnibus inest perfectis orationibus. Deprecatio enim seu deprecativa oratio perfecta est, quia perfectum sensum generat: et tarnen neque vera neque falsa est, quia neque verum neque falsum significat. E t similiter est de aliis orationibus, ut de optativa et conjunctiva."

147

außersprachlichen Sachverhalt nur eine e i n g e s c h r ä n k t e G ü l t i g k e i t . Diese eingeschränkte Gültigkeit wird vom Sprecher bewußt gesetzt. Er kleidet seine Aussage der Form nach, auf der Ausdrucksebene, absichtlich in ein weniger verbindliches Gewand. Er gibt mittels sprachlicher Zeichen zu erkennen, daß eine Handlung sich vielleicht in einer bestimmten Weise abgespielt hat bzw. noch abspielt oder abspielen soll. Die Formen des neufranzösischen Verbums verteilen sich auf dieses dichotomische Schema wie folgt : I. Sprachliche Äußerungen mit u n e i n g e s c h r ä n k t e r Gültigkeit des Inhalts A. Außerhalb von Translationen zweiten Grades 85 1. Il f a i t son travail. 2. Il f a i s a i t son travail. 3. Il f i t son travail. 4. Il a f a i t son travail. 5. Il a v a i t f a i t son travail. 6. Enfin, il e u t f a i t son travail. B. Innerhalb von Translationen zweiten Grades 1. J e sais qu'il f a i t son travail. 2. J e savais qu'il f a i s a i t son travail. 3. J e sais qu'il a f a i t son travail. 86 4. Aussitôt qu'il a eu f a i t son t r a v a i l . . . 5. Il est bon qu'il f a s s e son travail. 6. Il était bon qu'il f î t son travail. 7. Il est bon qu'il a i t f a i t son travail. 8. C'est le travail le plus mauvais qu'il a i t f a i t . 8 7

85 8S

87

Vgl. Einleitung S. 46 ff. Es erübrigt sich für unsere Darlegungen, beim Typ I B 3 und einigen folgenden alle möglichen Kombinationen (Je savais qu'il avait fait . . . usw.) durchzuspielen. Die Form il fit wird in Translaten verhältnismäßig selten erscheinen; das ist in diesem Zusammenhang aber irrelevant. Daß die psychologisierende Richtung in der Konjunktivforschung diesen Fall unter Ausnutzung der hier gegebenen Gültigkeitsopposition mißbräuchlich für ihre Zwecke ausnutzen und hierin gerade einen Fall von eingeschränkter Gültigkeit erblicken könnte, ist unerheblich. Es wird durch die weitgehende Automatisierung widerlegt; im übrigen gilt das auf S. 144 f. über die sprachbildende Kraft von grammatischen Theorien Gesagte.

148

I I . Sprachliche Äußerungen mit e i n g e s c h r ä n k t e r Gültigkeit des Inhalts A. Außerhalb von Translationen zweiten Grades 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.

Peut-être, il f a i t son travail. 8 8 Demain, il f e r a son travail. 8 9 Il n'est pas venu; il f e r a son travail. Il a u r a f a i t son travail. 9 0 F e r a i t - i l son travail ? On ne peut pas le croire. Il f e r a i t son travail. 9 1 F a i s ton travail! Qu'il f a s s e son travail! J e v o u d r a i s bien f a i r e mon travail. 9 2

B . Innerhalb von Translationen zweiten Grades 1. J e crois qu'il f a i t son travail. 2. J e croyais qu'il f a i s a i t son travail. 3. J'espère qu'il f e r a son travail. 4. Il m ' a dit qu'il f e r a i t son travail. 5. S'il f a i t son travail, il ne viendra pas. 6. S'il f a i s a i t son travail, il ne viendrait pas. 7. S'il a v a i t f a i t son travail, il ne serait pas venu. 8. S'il e û t f a i t son travail, il ne fût pas venu. 9. J e doute qu'il f a s s e son travail. 88

89

90 91 92

Peut-être steht hier als Typus für alle möglichen lexikalischen Mittel zur Einschränkung der Gültigkeit; man könnte auch etwa il semble qu'il fait . . . wählen. Auch die Setzung eines Futurs schränkt die Gültigkeit ein. Vgl. dazu E . A l a r c o s L l o r a c h , La forme ,cantaria' en espagnol, Lisbonne 1959, S. 11: ,,I1 faut, donc, conclure que eantaré et cantaria, puisqu'ils se comportent différemment, n'appartiennent pas au même groupe que le .présent' et les .passés' de l'indicatif (. . .) Puisque la postériorité dans l'avenir et la possibilité dans le passé et le présent, sont toutes deux des notions forcément non-réelles, il semble préférable de parler d'un mode .potentiel'." Leider ist der Terminus „Potentialis" vorbelastet und daher wenig glücklich gewählt. - Die gleiche Meinung über die Affinität von „ F u t u r " und „modalen" Formen vertritt (diachronisch untermauert) auch E . C o s e r i u , Sincronia, diacronia e historia, Montevideo 1958, S. 89-100. - Wir nehmen diese Frage auf S. 152 noch einmal kurz wieder auf. Zu P . 3 u. 4 vgl. S. 152 und die obige Fußnote 89. „ E r s o l l seine Arbeit machen", im Sinne von dicitur. P . 9 ist ein Beispiel für eine hypochoristische Formel. Diese Formelhaftigkeit darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß es sich hier um etwas anderes handelt als um die ebenfalls oft als hypochoristisch charakterisierte B - F o r m nach /loply-/ (s. P . I B 8), da sie nicht wie letztere automatisch eintritt, sondern bewußt gesetzt wird. 149

10. J e doutais qu'il f î t son travail. 11. J e veux qu'il f a s s e son travail. 93 12. J e lui dis qu'il f a s s e son travail. An diesem Schema interessiert uns vor allem die Feststellung, daß in der Gruppe I A ausschließlich Formen unserer A-Reihen auftreten, und zwar A x „présent", A 2 „imparfait", A 3 „passé simple" und die Formen mit präfigiertem Tempus-Morphem /-a-/, /-ave-/ und /-y-/. F ü r d i e BF o r m e n i s t d i e s e G r u p p e v e r s c h l o s s e n . Halten wir also zunächst einmal fest : Will ein Sprecher dem Inhalt einer nicht transferierten („unabhängigen", „nicht untergeordneten") sprachlichen Äußerung u n e i n g e s c h r ä n k t e G ü l t i g k e i t dem besprochenen außersprachlichen Sachverhalt gegenüber verleihen, so ist er gezwungen, sich der A - F o r m e n , d. h. der „Indikative" des „Präsens" bzw. der verschiedenen Vergangenheits-Tempora zu bedienen. B-Formen finden sich erst in der Gruppe I B, also bei den Translationen. Das ist verständlich, denn hier liegt die Bezeichnung der uneingeschränkten Gültigkeit bei anderen Elementen des Kontextes. 94 In der Abteilung I I hingegen - und zwar in beiden Gruppen A und B begegnen uns schlechtweg sämtliche Formen des neufranzösischen Verbalsystems. Um eine irgendwie geartete Gültigkeitseinschränkung auszudrücken, kann sich der Sprecher je nach Situation und Kontext bzw. nach Maßgabe bestimmter fester Sprachstrukturen aller dieser Formen auch des „Indikativs" - bedienen. Um dem „Indikativ" seine Funktion als sprachliches Zeichen der uneingeschränkten Gültigkeit zu nehmen, bedarf es dabei nur des Zusatzes bestimmter lexikalischer Formen wie peut-être usw. 95 Die B-Formen spielen bei alldem im System des Neufranzösischen nur eine sehr untergeordnete Rolle. Die B-Form als a l l e i n i g e s Kennzeichen für eingeschränkte Gültigkeit tritt nur in I I A 8 und in I I B 12 auf; 96 sie ist nur eines unter zahlreichen anderen Mitteln — und nicht einmal ein sehr wirksames (man denke nur an die formale Neutralität beim Typ /-sät/) - um die eingeschränkte Gültigkeit auszudrücken. 97 Wenn also, wie wir auf S. 144ff. dargelegt haben, einer 93

94

95

96

97

P. 11 steht für die ungezählten sonstigen Fälle mit B-Form im transferierten Teil der Äußerung bei eingeschränkter Gültigkeit. Deshalb glauben wir auch, daß wir uns bei unserer Zusammenstellung nicht auf einzelne Verbformen beschränken und auf Kontext verziehten dürfen. Wir bezeichnen diese nur deshalb nicht als Morpheme, weil sie nicht grammatikalisiert sind, d. h. nicht zum Paradigma gehören. Im Lateinischen und im Altfranzösischen lagen die Verhältnisse noch anders, wie wir noch in Teil 2 und 3 zu zeigen haben werden. Auch Tempora, z. B. das „imparfait", können die Gültigkeit der Rede einschränken. Vgl. dazu, wie auch allgemein zur Frage der Gültigkeitseinschränkung neuerdings H. Weinrich, Tempus, 1964, bes. S. 106ff.

150

B-Form, etwa nach /-säbl/, überhaupt eine v i r t u e l l e Oppositionsfunktion zuzusprechen ist (und wir haben gesehen, daß man dieses wegen gewisser Forderungen der Grammatiker und deren Einfluß auf die sprachliche Wirklichkeit nicht ganz in Abrede stellen darf), dann kann diese Funktion bestenfalls als Redundanzphänomen aufgefaßt werden. Die Gültigkeit der Rede wird durch das Lexem /-säbl/ zur Genüge eingeschränkt; daher kann sich hier auch jederzeit eine A-Form einstellen. Wir kommen nun zum Ausgangspunkt unserer Fragestellung zurück : Wie konnte der Eindruck entstehen, der „Indikativ" sei der „Modus der Realität" und der „Konjunktiv" sein Widerpart ? Wir haben bereits gesehen, daß innerhalb der Gruppe I A, also bei den Fällen von uneingeschränkter Gültigkeit außerhalb von Translationen zweiten Grades, lediglich Formen der A-Reihen, also der „Indikative" möglich sind. Da man nun stets geneigt war, die sog. „Hypotaxe", d. h. die Translationskonstruktionen, als etwas sekundär Entstandenes zu betrachten, da man außerdem lexikalische Zusätze wie peut-être u. dgl. von der durch sie bestimmten Verbform isoliert sah, und da man schließlich die Bedeutung der auslösenden Lexeme, die ja ihrerseits schon die Gültigkeit einschränken können, außer acht ließ, begrenzte man die Funktion der „Indikative" auf die Fälle der Gruppe I A, bzw. sah darin zum mindesten deren ursprüngliche Funktion und interpretierte die Fälle der Gruppen I I A und I I B entsprechend um. Hinzu kam nun die etwas naive Anwendung des aus der Philosophie bezogenen Terminus „Realit ä t " für ein Phänomen, das auf der Inhaltsebene sprachlicher Äußerungen liegt, eben für die uneingeschränkte Gültigkeit des Äußerungsinhalts. In dieser unberechtigten Gleichsetzung von außersprachlicher Realität und uneingeschränkter Gültigkeit der Rede, kombiniert mit einer Verallgemeinerung eines nur auf bestimmte Fälle begrenzten, allerdings eminent häufigen Funktionstyps des Indikativs Hegt die Wurzel der grammatischen Realitätstheorie. 98 Daß man im „Konjunktiv" die entscheidende Oppositionsform zum „Indikativ" sah, liegt natürlich daran, daß er im L a t e i n i s c h e n in den Äußerungen, die in unserem Schema in den Gruppen I I A und I I B vertreten sind, also bei der eingeschränkten Gültigkeit, tatsächlich viel häufiger vorkam als etwa im Neufranzösischen. Man kann in ihm dort mit viel größerer Berechtigung d a s sprachliche Zeichen für die eingeschränkte Gültigkeit des Äußerungsinhalts sehen. Es ist nur der unre98

Dem Gedanken der eingeschränkten Gültigkeit nähert sich auch J. H a n s e , La valeur modale du subjonctif, Bruxelles 1960, an („un recul, line hésitation devant le plan de la réalité affirmée" S. 26). Seine Darlegungen sind jedoch fest in der Realitätstheorie verankert und leiden vor allem daran, daß auch Automatikfällen diese „modale" Kraft des „recul", der „hésitation", zugesprochen wird. 151

flektierten Übertragung von Erscheinungen in der Struktur der einen Sprache - des Lateinischen - auf die sehr unterschiedlich geartete Struktur der anderen Sprache - des Neufranzösischen - zu verdanken, daß unsere B-Formen, die „Konjunktive", eine so unverdiente Aufwertung erfahren haben und nun auch für das Neufranzösische als sprachliche Zeichen für die eingeschränkte Gültigkeit in Opposition zu den A-Formen gesehen werden. Automatismen wie /-dut/ + B-Form fördern natürlich das Gefühl für diese B-Funktion; dabei wird aber auch nicht genügend bedacht, daß nicht die B-Form, sondern eben das auslösende Lexem die Gültigkeit der Äußerung einschränkt. Daß man die Futurformen immer zu den „Indikativen" gerechnet hat, liegt auf einer anderen Ebene. Von den lateinischen Formen her gesehen man denke an die 1. Pers. Sing, vom Typ legam - hätte es eigentlich nahegelegen, sie als einen „Konjunktiv des Futurs" zu deklarieren, dem kein temporal entsprechender „Indikativ" gegenübersteht. Hier wirkte sich aber das bekannte Zeitschema Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft aus, das man den Verbformen zugrunde legte. Man wollte auf der Seite der uneingeschränkten Gültigkeit in bezug auf diese drei Zeitstufen keine Unvollständigkeit zulassen und sprach dem „Futur" die Funktion zu, etwas uneingeschränkt Gültiges über die Zukunft auszusagen." Wir wollen aber dennoch beim „Futur" hier nicht allzu apodiktisch sein. Wer meint, man könne auch im Hinblick auf Zukünftiges eine Aussage machen, deren Inhalt uneingeschränkte Gültigkeit besitzt, 100 der mag die „Futur"-Formen - und damit auch die „Imperative" - unserer Gruppe I A 101 (bzw. natürlich auch I B) zuordnen. 102 Man kommt dann aber nicht um eine funktionale Aufspaltung der „Futur"-Formen herum; denn Fälle wie die Typen I I A 3 und 4 103 müssen wohl stets der Seite der eingeschränkten Gültigkeit zugeordnet werden. Doch Hegt diese Frage für unser Thema am Rande. 104

99

V g l . h i e r z u z. B . die G r a m m a t i k e r - I n t e r p r e t a t i o n e n , die zur V e r w e n d u n g d e s „ F u t u r s " n a c h V e r b e n v o m T y p /-ordon/ g e g e b e n w e r d e n (S. 138ff.). 100 S o z . B . , w e n n j e m a n d a n e i n e m 10. J a n u a r ä u ß e r t : Demain, nous serons Je onze janvier. 101 V g l . S. 148. 102 W i r w ü r d e n d a n n i n die Gruppe I A allerdings a u c h eine B - F o r m , n ä m lich d e n T y p Qu'il fasse son travail s e t z e n m ü s s e n . 103 y g i ¿ t ¡¡r wiTfi (wohl) seine Arbeit machen; s p a n . serdn las ocho „ e s wird e t w a a c h t U h r sein". 104

E s sei hier n o c h m a l s auf Alarcos Llorach u n d Coseriu op. cit. h i n g e w i e s e n .

152

Ergänzende Beispiele zum Kapitel

„Variation"

1. Mit auslösendem Lexem Mit

B-Form

Il a d v i e n t ainsi que nos désirs s'en aillent vers l'Afrique. Bosco, Sites et Mirages 22 (Grevisse 979) ( . . . ) il a r r i v e qu'elle me fasse illusion à moi-même ( . . . ) Bernanos, Dial. Carm. I, 1 (17 m.) Mais il arrive que les cerises ne soient pas fraîches et qu'on ait envie de cracher les noyaux. France-Soir 25./26. 9. 60 ( . . . ) mais il peut arriver que le degré de destruction provoqué par la guerre rende la marche de la société vers le communisme sensiblement plus longue. Figaro 31. 8. 60 Il arrive qu'un bataillon, qui compte sur le papier un millier d'hommes, n'en ait, dans la réalité, que six cents à sept cents. Figaro 10. 9. 60 Dieses Beispiel ist für die Widerlegung der Realitätstheorie besonders instruktiv. Kaum irgendwo wäre eine A-Form besser angebracht, als in einem Kontext mit dem Adverb dans la réalité. Die Wahl der B-Form hängt von einer fortschreitenden B-Automatik nach /ilariv/ und nicht von außersprachlichen Gegebenheiten ab. D o m m a g e que vous nous ayez arrêtés. France-Soir 25./26. 9. 60 Quel dommage qu'elle ne nous ait rien dit, la belle caissière. Anouilh Eurid. I I (344 m.) Ce serait dommage tout de même que cette décision vous fît renoncer au délicieux petit ensemble ( . . . ) Anouilh Sauvage I I I (186 m.) Il est e x a c t que M. Blum se soit montré hostile aux conversations directes. Marianne 2. 1. 34 (Cohen 97) Il est exact que j'aie terminé par les cris de ( . . . ) . Il est exect aussi que les assistants aient repris en chœur ces cris. Aube sociale 5. 6. 27 (Cohen 97) Il est exact qu'une perquisition ait eu lieu au siège de la représentation commerciale ( . . . ) Communiqué Havas 9.2.40 (Cohen 97)104a Moignet op. cit. I, 102f. versucht, die Setzung der B-Form nach il est exact daraus zu erklären, daß exactitude etwas anderes sei als réalité. Das ist richtig ; aber man braucht eben die „Realität" überhaupt nicht ins Spiel zu bringen. Die B-Form zweifelt sie weder an, noch würde eine A-Form sie bestätigen. Hier macht io4a Weitere Belege s. Cohen loc. cit. 153

sich rein formal eine Analogie nach il est juste und ähnlichen Lexemen mit B-Automatik bemerkbar; vgl. dazu auch Harmer op. cit. S. 218f. Mon Dieu, f a i t e s que cet enfant en moi ( . . . ) soit un créateur de musique et que sa joie à toutes les âmes ( . . . ) serve de rendez-vous. Claudel Soul. Sat. III, 1 (Th. II, 692) ( . . . ) on réussit en partie à faire que l'évolution devienne une espèce de crise chronique ( . . . ) Figaro 6. 9. 60 On i g n o r e communément qu'il en soit ainsi. Grevisse 985, nach Littré J'ignorait que la pneumonie fût contagieuse. Chardonne, L'Epithalame III, 1 (Grevisse 985) Il avait o u b l i é qu'elle eût le teint aussi fortement bistré. Martin Du Gard, Thibault VIII, 30 (Grevisse 986) Mrs. Fletcher ( . . . ) semblait avoir oublié qu'elle existât. Green, Mont-Cinère X X X V I I I (Grevisse 986) Die Setzung einer B-Form nach /-ubli/ ist etwas exzeptionell, durchaus literarisch und dabei leicht archaisierend (vgl. Grevisse 985). Dort auch die übliche Deutung: „Parfois on met le subjonctif: le fait est alors envisagé non dans sa réalité, mais simplement dans la pensée." ( . . . ) et il se p e u t très bien que j'en sois quitte pour quelques précautions dont j'aurai vite pris l'habitude ( . . . ) Bernanos Dial. Carm. III, 13 (125 m./u.) Lorsque nous serons parvenus à projeter des êtres humains sur Mars ( . . . ) , il se peut que nous ayons trouvé la seule façon de sauvegarder la continuité de notre espèce. Figaro 20. 8. 60 Il se pourrait qu'à la lueur des épreuves subies les jésuites fussent entraînés à assouplir le rigide concept de pauvreté ( . . . ) Le Monde 8. 9. 57 Il s e m b l e que d'être totalement étranger à l'univers pourissant de Willams lui ait permis justement de mieux mettre en valeur les réelles beautés qu'il recèle. Arts Lett. Spect. 1960/768 Il semble que M. ,,H" ne soit nullement décidé ( . . . ) à engager l'O. N. U. (...) Figaro 29. 8. 60 Il semble qu'un choix préalable de mots ait été opéré. Figaro 6. 9. 60 Sans y être jamais venu encore, il m e semble que je reconnaisse cette maison et ce jardin. Candide 8. 8. 35 (Dam. Pich. V, 523) 154

Mais il me semble que vous vous soyez efforcé de passer mon nom et mes travaux sous silence. Merc. France 1. 10. 31 p. 96 (Dam. Pich. V, 523) Cependant même dans ces cas, il n o u s semble qu'il faille distinguer. Dam. Pich. V, 523 (mdl. Aufn.) Für die von den Grammatikern geforderte Differenzierung zwischen /säbl/ und /mosäbl/ (ersteres mit B-, letzteres mit AForm) geben Damourette und Pichon V, 522 folgende bezeichnende Erklärung: „Cet usage s'explique aisément. A lui seul, le verbe il semble ne comporte pas assez de probabilité pour entraîner l'indicatif: le fait repère n'est pas considéré comme affirmé. Mais si, au contraire, une substance diaplérome apparaît, cette substance devient en quelque sorte garante de la probabilité ( . . . ) Cf.: ,11 semble qu'il fasse froid', où le froid est une simple apparence non garantie, avec: ,11 me semble qu'il fait froid', où je suis garant de cette apparence. Par contre, il est naturel qu'il ne me semble pas gouverne le plus ordinairement le subjonctif ( . . . ) Mais la règle que nous venons de donner ici n'a aucune valeur impérative ; la souplesse de la langue française permet au locuteur d'employer librement l'indicatif ou le subjonctif suivant les circonstances sémantiques ( . . . ) Le subjonctif apparaît en particulier au lieu de l'indicatif, par emploi locutoral, quand le locuteur, par une réinvasion nynégocentrique, intervient en sens inverse du protagoniste pour retirer sa valeur à la garantie donnée par celui-ci." - Diese Deutung steht übrigens im krassen Gegensatz zu der sonst immer für die sog. „Ausdrücke des persönlichen Urteils" gegebene, wo ja gerade das subjektive Moment des Urteils für die Setzung der B-Form ausschlaggebend sein soll; auch das /ms/ ist aber schließlich Ausdruck des subjektiven Urteils! Zu il se trouve mit B-Form s. S. 127 n. 29. Mit A-Form Il a d v i n t que cette cour fut dépavée. A. France, Livre de mon ami 40 (Grevisse 979) Il a r r i v a i t même qu'on écrivait sur son testament des personnes qu'on n'avait jamais vues. Boissier, Cicéron et ses amis éd. 1910, p. 89 (Cohen 95) C'est d o m m a g e que Mlle n'était pas là tout à l'heure. Van der Molen op. cit. 79 C'est dommage que je ne suis pas habillée comme elles. Ebda 155

C'est dommage que nous ne nous comprenons pas du tout. Ebda 1 0 5 Zu il est exact mit A-Form s. S. 127. Chaque pulsation de ton cœur avec moi me rend le supplice, cette impuissance à échapper au paradis dont tu f a i s que je suis exclu. Claudel Soul. Sat. II, 14 (Th. II, 683) Tu as fait que tu nous as lassés. Lavedan, Bon temps 28 (Robert I, 1893) Ces hommes veulent i g n o r e r que les processus révolutionnaires ,,à l'état pur" ne peuvent exister sur notre planète. Le Monde 27. 8. 60 ( . . . ) James ( . . . ) qui ignore toujours que Rose m'en a averti ( . . . ) Butor Empl. Temps 264 ob. Das Lexem /-ijior/ ohne Verneinungsmorphem /ne/ soll nach Maßgabe der Grammatiker eine B-Form nach sich ziehen; das ist in Wirklichkeit heute nicht mehr der Fall. Von den auf S. 154 zitierten Beispielen mit B-Form ist eines eine reine Grammatiker-Konstruktion, das andere enthält die literarische Form B 2 . ES scheint sich heute eine A-Automatik durchzusetzen; die Belege für die A-Form überwiegen bei weitem; vgl. auch S. 160. Il s e m b l e donc que les soldats qui ont déposé leurs armes ont suivi l'appel du président K. Figaro 10. 9. 60 D'après une automobiliste venant en sens inverse, il semble que le conducteur ne connaissait pas la route et qu'il ait été surpris par le double tournant qui précède l'entrée du village. Figaro 8. 9. 60 Man beachte hier den Wechsel zwischen A- und B-Form im ersten und zweiten Teil der Äußerung. Realitätstheoretisch argumentierend würde es zu diesem Beispiel heißen: Im ersten Teil der Aussage ist die Zeugin des Unfalls von ihrer Meinung so fest überzeugt, daß die Unkenntnis des Fahrers für sie bereits zur Realität geworden ist, während sich beim zweiten Teil ihrer Aussage gewisse Zweifel anmelden, die sie veranlassen, hier den Konjunktiv zu gebrauchen. Der Konjunktiv erweist sich hier wieder einmal als ein vorzügliches Mittel, die feinsten psychischen Regungen des Sprechers zum Ausdruck zu bringen. Die Vertreter des „Nur-Beurteilten", des „psychologischen Subjekts", des „déjà vu" (Regula, Lerch, v. Wart105

Van der Molen loo. cit. f ü h r t ca. 20 Beispiele mit /-domaz/+A-Form an. Es handelt sich grundsätzlich u m mündliche Aufnahmen. Die Setzung der B - F o r m ist hier mehr oder weniger literarisch.

156

burg/Zumthor) hingegen müßten um eine Deutung verlegen sein, denn in beiden Fällen handelt es sich hier um etwas dem Gesprächspartner noch nicht Bekanntes, nämlich die persönliche Meinung des Sprechers über die mögliche Ursache des Unfalls. Die wahrscheinlichste Deutung dieses Wechsels liegt in der Analogie nach der Automatik beim Morphemtyp / s i . . . eka/ begründet, wo bekanntlich auf /si/ eine A- und auf das „wiederaufnehmende" /(e)k9/ eine B-Form folgt: S'il vient et qu'il dise. . . Il semble que les fauteurs de troubles prirent la fuite dès qu'ils eurent connaissance de l'accord entre les autorités responsables du maintien de l'ordre. Le Monde 26. 8. 60 Il semblait que la tragédie approchait de son dénouement non point de force et de sang, mais de sagesse et d'honneur. Le Monde 26. 8. 60 Il semble ( . . . ) que Washington ne s'attendait pas à un dénouement aussi dramatique. Figaro 8. 9. 60 Il semble bien qu'il n'en est rien. M . . .est resté fidèle à L . . . Figaro 13. 9. 60 Il semble bien à présent que le gouvernement de la zone soviétique veut créer l'insécurité ( . . . ) Le Monde 1. 9. 60 Il semble que tu n'a pas toujours dit ça. Sagan Merv. Nuages 139 m. Après ce qui s'est passé, il semble que c'est le mieux ( . . . ) Ebda 46 m. Il semble bien en effet que César s'intéressait d'abord à l'Égypte ( . . . ) Jean-Charles Foire Cane. 16 m. Die A-Form nach /-sàbl/ scheint heute im Vordringen zu sein; sie ist wesentlich häufiger als etwa die B-Form nach /-masäbl/. Hier handelt es sich am ehesten um eine Analogie nach /-pars/ einerseits und um eine Folge der fragwürdigen Grammatikerregelung mit /masäbl/ + A-Form andererseits. Es ist kaum anzunehmen, daß gerade bei diesem Lexem die auf S. 144ff. genannte virtuelle Oppositionsfunktion realisiert wird. ( . . . ) il n o u s semble bien que l'ordonnance du président de la République révoquant M. L . . . est parfaitement légale. Figaro 8. 9. 60 Il me semble que Sartre n'a pas tellement changé. Arts Lett. Spect. 1961/804 Zu il se trouve (bei dem die A-Form vorherrschend ist) s. S. 126f.

157

2. Mit Negation a) Negiertes Verballexem mit A-Automatik bei Bejahung Mit

B-Form

Die B-Form nach Negationsmorphem stellt den Normalfall dar, daher können wir uns hier mit wenigen Beispielen begnügen. Ce que vous ne me ferez jamais c r o i r e , c'est que ce garçon soit capable de parler à Romuald. Anouilh, Invit. Chât. I I (13 ob.) ( . . . ) faut pas croire qu'i'soyent mieux ni plus bien que nous. Barbusse Feu 133 ob. C'était maintenant des troupeaux de loufiats qui surgissaient de toutes parts. Jamais on upu croire qu'il y en u (sic!) tant. Queneau Zazie 239f. Il est pas du tout d é m o n t r é que ça eille (sic!) été un satyre. Ebda 129 u. On ne doit jamais oublier ses ennemis. Il n'a, pas d é p e n d u d'eux que nous ne fussions écrasés. Rolland, Jean-Christ. 81 m. On ne. peut e s p é r e r qu'un journaliste ( . . . ) puisse prendre toutes les précautions qui sont une garantie contre l'erreur. Figaro 15. 9. 60 ( . . . ) les milieux officiels britanniques n ' e x c l u e n t pas toutefois la possibilité que M. K . . . ait ( . . . ) des propositions concrètes à formuler. Figaro 21. 9. 60 Moi, j'peux pas me f i g u r e r que je vous aye pas mis des serviettes. Van der Molen 92 (mdl. Aufn.) L ' i d é e ne m'était pas venue qu'il pût s'agir de celui-là. Butor Empl. Temps 62 u. IVallez pas vous i m a g i n e r que le premier devoir de notre état soit de vous venir en aide les unes aux autres ( . . . ) Bernanos Dial. Carm. II, 1 (36 m.) Rien dans les débats qui ont conduit à la résolution ( . . . ) M'indique que le Conseil (...) ait entendu que cette assistance serve à réprimer la révolte ( . . . ) Figaro 22. 8. 60 Oh! je w ' i n s i n u e pas que le nôtre soit un pécheur en eau-trouble! Romains, Hom. bon. vol. V, 17,121 (Dam. Pich. V, 496) Je ne p e n s e pas qu'il ait écrit étant normalien ( . . . ) Arts Lett. Spect. 1961/804 Les couvents ont été épargnés jusqu'à présent, rien ne p r o u v e qu'ils ne le soient pas à l'avenir. Bernanos Dial. Carm. IV, 1 (135 u.) Il n'y a pas de p r e u v e que P . . . ait été soumis à un lavage de cerveau (...) Figaro 18. 8. 60 158

Il w'est pas q u e s t i o n que je me défende. Romains, Horn. bon. vol. VI, 34, 287 (Dam. Pich. V, 527) Elle ne r a c o n t e pas qu'elle ait été à Forges. Dam. Pich. V, 510 (mdl. Aufn.) Il n'en r é s u l t e pas nécessairement qu'elle soit la bonne. Le Monde 20. 8. 60 J e ne s a v a i s pas que Ninon eût fait ( . . . ) tant de mal aux hommes ( . . . ) Giraud. Siegfr. Lim. 55 m. Zazie tremble de désir ( . . . ) , car elle n'est pas du tout s û r e que le type ait vraiment des intentions malhonnêtes. Queneau Zazie 62 m. On a déjà dit et répété qu'il n'y avait pas la t r a c e qu'un seul discours ait ici influé sur un seul vote. Figaro 23. 9. 60 Elle a été acceptée par moi dans les conditions que vous savez, et je ne v o i s pas qu'elle soit remise en question en Amérique. Clémenceau, Disc, à la Chambre 23.12.19 (Dam. Pich. V, 496) Die Funktion eines Negationsmorphems können gelegentlich auch Lexeme wie /ercer/, /ilyzjö/, /vë/ „vain", /pen/, /-rofyz/ u. ä. übernehmen : L ' e r r e u r des démocrates est de c r o i r e que leur vérité en soit une pour tout le monde ( . . . ) Suarès, Trois hommes, Ibsen VII, 161 (Robert I, 1045) C'est une i l l u s i o n de c r o i r e que le langage puisse jamais s'arrêter. Vendryès, Le langage 325 (Harmer 211) Man vgl. hierzu das Parallelbeispiel bei Harmer loc. cit. mit A-Form: Ce serait une illusion de croire que patriote, au XVe, ou patriotique, au XVIe siècle, avaient la même valeur qu'aujourd'hui. Brunot/Bruneau, Précis de gramm. 135 ( . . . ) et sans doute il est v a i n d ' e s p é r e r qu'elle fuisse croire cette phrase-là ( . . . ) Butor Modif. 133 u. J'avais p e i n e à c r o i r e que, de l'autre côté de la rue, se trouvât mon modeste intérieur, que la jeune fille qui l'écoutait, fût une pauvre dactylographe. Jaloux, L'escalier d'or 77 (Harmer 212) Vgl. dazu bei Harmer loc. cit. : J ' a i peine à croire qu'aucune idée politique n'inspirait pareille mesure. Brunot, Hist. de la langue fr. II, 31. On se r e f u s e toutefois pour l'instant à c o n f i r m e r officiellement qu'un tel document soit parvenu à Washington. Le Monde 27. 8. 60 159

Mit

A-Form

Le gouvernement suédois ne c o n s i d è r e pas que cette condition a été remplie pour le moment. Humanité 17. 7. 58 (Cohen 109) Il ne faut pas c r o i r e que c'est très compliqué d'être mystérieuse. Anouilh Eurid. I (321 u.) Je ne crois donc pas que la sensibilité est trop changeante ( . . . ) Trahard, Les maîtres de la sensibilité française I, 8 (Harmer 211)106 Le gouvernement central congolais «.'estime pas que l'évacuation de l'armée belge est terminée. Le Monde 1. 9. 60 Zu /-pas/ s. S. 128. Vous ne s a v i e z peut-être pas que j'avais été promis à la belle carrière de marin ( . . . ) Nouv. Litt. 19. 7. 62 Il ne savait pas qu'il y avait une chambre là. Donnay, Educ. de prince III, 2 (Dam. Pich. V, 497) ( . . . ) il ne me s e m b l e pas que je t'ai haïe dès la première année ( . . . ) Mauriac, Le nœud de vipères VI, 87 (Dam. Pich. V, 523) Cet adolescent qui avait traversé, indifférent, l'occupation, ne s o u p ç o n n a i t certes pas que telles choses existaient. Lettres françaises 28.7.55 p.3 (Cohen 117) b) Die Negation hebt die B-Automatik auf Die Lexeme /-disimyl/, /-dut/, /-ni/ und nach strenger Grammatikerregel auch /-ijior/ unterliegen außerhalb der Wirkung von Negationsmorphemen einer B-Automatik. Während /-ijior/ heute hier nicht mehr mit einzubeziehen ist (vgl. die Bern. S. 156), kann dies für /-dut/ und /-ni/ und das seltenere /-disimyl/ heute durchaus noch gelten. Ein Negationsmorphem soll nun, wenn wir den Anweisungen der Grammatiken folgen, diese BAutomatik aufheben und die Setzung einer A-Form bewirken. Von einer Automatik kann im heutigen Sprachgebrauch aber nicht die Rede sein; die Variation ist heute recht beträchtlich. Mit

B-Form

Il ne se d i s s i m u l e pas qu'il n'ait plus de chances de succès. Dict. gén. (Grevisse 985) 106

Dort noch weitere Beispiele dieses Typs.

160

J e ne d o u t e pas qu'une solution politique puisse être trouvée maintenant à brève échéance d'une façon ou d'une autre. Figaro 10. 9. 60 Celle-ci ( . . . ) ne doutait pas que son mari et son beau-père n'eussent raison. Rolland, Jean-Christ. 89 ob. Peut-être n'a-t-il pas tort, car si nul ne peut douter que le prince S. soit sincèrement d'accord avec les principes proclamés au lendemain du coup d'Etat, il est certain qu'il va lui falloir tenir compte de circonstances difficiles. Figaro 10. 9. 60 ( . . . ) George Burton que j'avais pourtant déjà aperçu ( . . . ) sans me douter qu'il pût y avoir un rapport entre ce monsieur ( . . . ) et le livre (...) Butor Empl. Temps 278 u. Nul doute que M. Jacques F . . . ( . . . ) se soit employé à la provoquer. Figaro 23. 9. 60 Il n ' i g n o r a i t pas qu'Estelle et Célestin dussent partir. Châteaubriant, M. des Lourdines 245 (Harmer 217) Mme de Sévigné n'écrivait point ( . . . ) pour être publiée, mais enfin, elle n'ignorait pas qu'elle pût l'être et n'y répugnait pas. Le Monde 19. 2. 53 (Harmer 217) Nous ne n i o n s pas que la maladie soit infectieuse, mais nous en doutons. Dam. Pich. V, 504 (mdl. Aufn.) Quelque grief que l'on ait contre elle, on ne peut pas nier ( . . . ) qu'elle ait empêché les Soviets de prendre pied au Congo ( . . . ) Figaro 26. 9. 60 Certes, il ne niait pas qu'il y ait eu tout d'abord une atteinte non contestable à ses droits ( . . . ) Queneau Zazie 157 m. Mit

A-Form

On ne d o u t e plus qu'il y a des choses au-dessus de l'esprit. Bernanos, Dial. d'ombres 162 (Grevisse 985) Il n'est pas douteux qu'un harcèlement sporadique de la ville est attendu pour les mois à venir ( . . . ) Figaro 6. 9. 60 Qu'il s'agisse des engins ou des avions, il ne fait aucun doute que leur utilisation avec des explosifs classiques n'est guère rentable. Le Monde 26. 8. 60 Tout cela pour ôter le respect de ses supérieurs au vulgaire grossier en ne laissant i g n o r e r à personne que la terre est ronde ( . . . ) Claudel Soul. Sat. III, 2 (Th. II, 696) On ne peut n i e r que la méthode historique est tout à fait impropre à lui procurer les certitudes dont il a besoin. A. France, Crainquebille 32 (Grevisse 985) 161

c) /näpes/ und /sanepa/ Das Lexem /-äpes/ „empêche" löst automatisch eine B-Form aus. Bei Verbindung mit dem Verneinungsmorphem /n9/ ist aber zu unterscheiden, ob es sich bei der fraglichen Form tatsächlich um die Verneinung des Lexems handelt, wie es z. B. immer der Fall ist in Kombination mit den Personalmorphemen /ze-/, /ty-/, /nu-/, /vu-/ bzw. einem Substantiv anstelle des Personalmorphems der 3. Pers. Sg., oder aber ob hier lediglich die Form /Onäpes/ vorliegt. Dieses /näpes/ ist genaugenommen nicht mehr in das Paradigma des Verballexems einzubeziehen ; es ist ein Morphem, gegen /neâmwê/ „néanmoins" austauschbar und entspricht einem dt. „dessenungeachtet". Während nun im ersten Falle ebenfalls mit B-Formen zu rechnen ist, herrscht bei /Onäpes/ strikte A-Automatik. Die Variation zwischen A- und B-Formen findet sich dagegen in Verbindung mit den Morphemen /il-/, /el-/, /s(el)a/, obwohl /ilnäpes/, /s(9l)anäpes/ oft mit /önäpes/ gleichzusetzen, d. h. ebenfalls mit /neâmwê/ kommutierbar sind. /-näpes/ als Verbform B- Variante Je n'empêche pas que t u le mettes aujourd'hui ( . . . ) Dam. Pich. V, 516 (mdl. Aufn.) Où que vous alliez désormais, vous ne pourrez plus empêcher que mon souvenir ne soit allié à votre réflexion. Claudel Soul. Sat. II, 11 (Th. II, 669) Rien n'empêche qu'il y ait un peu de musique indistincte pendant cette scène. Claudel Soul. Sat. III, 1 (Th. II, 685) Cela n'empêche pas qu'il ne soit mon ami. Dam. Pich. V, 516 (mdl. Aufn.) Cela n'empêche pas que les deux commissions qui ont préparé ce volume aient dû y traiter des nombreux points. Bull. Soc. Ling. 1956, 193 (Cohen 53) A-Variante La chose n'est pas encore prouvée d'une part et, d'autre part, elle n'empêche pas que ces élus ont été élus ( . . . ) Figaro 5. 9. 60 Ça n'empêche pas que, quand on reçoit un étranger d'importance, on se met en frais pour lui. Feydeau, On purge Bébé, sc. I I (Dam. Pich. V, 516) ( . . . ) mais il n'empêche qu'elle ne peut connaître tous les cas ( . . . ) Figaro 15. 9. 60 162

Il n'empêche que l'affaire confessionnelle est là ( . . . ) Figaro 14. 9. 60 Das Fehlen von /-pa/ in den beiden letzten Beispielen nähert /ilnäpes/ dem Morphem /önäpes/ an. /näpes/ als Morphem N'empêche que c'est à moi que ça arrive ( . . . ) Queneau Zazie 14 m. N'empêche que c'est moi qui t'ai tirée du ruisseau pour te hisser sur le trottoir! Ici Paris 16/795 (1960) ( . . . ) n'empêche qu'on l'y a encore vu hier soir. Brunot Pensée Langue 30 ob. /sonepaka/ Auch /sanepa-/ ist trotz der Veränderlichkeit seines zwischen /-n-/ und /-pa-/ befindlichen Segments /-e-/, welches z. B. gegen /-ete-/ austauschbar ist, zu den Morphemen zu rechnen. Es ist Translativ und kann gegen /nöpako/ ausgewechselt werden. 107 Mit

B-Form

Ce n'est pas que dans sa famille ( . . . ) on n'ait pas été strict sur la morale, mais avec de plus larges idées. Flament, La vie de Manet II, 52 (Dam. Pich. V, 607) Ce n'est pas que les avocats aient délibérément résolu de lui battre froid (...) Figaro 28. 9. 60 Ce n'est pas que vous ayez vraiment faim puisque vous avez déjà bu un café ( . . . ) Butor Modif. 20 u. Un Belge m'a dit : „Ce n'est pas que nous soyons vraiment en danger ( . . . ) Figaro 18. 8. 60 Ce n'est pas que j 'aie peur d'être malheureuse ( . . . ) Anouilh Eurid. I (312 ob.) Mit

A-Form

Ce n'est pas qu'il est mauvais, reprit Michel. A. France, Hist. com. IV (Grevisse 1021) Enfin le digne bouffon vint à Paris. Ce n'est pas qu'il voulut comparer son talent au génie de la pauvre ville. Suarès, Sur la vie I, 101 (Grevisse 1021)108 107 108

Ein anderes veränderliches Morphem ist /duvjëke/; vgl. dazu S. 74 n. 45. Auch das kausale Translativ /seka/ „c'est que" (mit Alternation /seteka/ usw.), das normalerweise eine A-Form auslöst (/sske/ = /parska/ mit

163

d) Negation und Adjektiv-Translat Mit

B-Form

Il n'en est pas une qui ne connaisse son auteur et ne retrace fidèlement son contour. Claudel Soul. Sat. II, 13 (Th. II, 678) ( . . . ) mais il n'y en a pas où Becker se soit révélé si complètement ( . . . ) Arts Spect. Lett. 1960/768 ( . . . ) nous ne voulons à aucun prix adopter une procédure qui compromette les possibilités de coopération ( . . . ) Figaro 17. 9. 60 Ce qu'il peut, comme s'il y avait rien qui ne Vous appartînt et comme s'il pouvait être ailleurs que là où Vous êtes. Claudel Soul. Sat. I, 1 (Th. II, 570) ( . . . ) parce qu'il n'y avait personne alors avec qui la comparaison s'imposât ( . . . ) Butor Modif. 121 m. Elle n'avait jamais connu d'homme que son passé intéressât si peu. Sagan Merv. Nuages 24 m. Un sac, ce «'est pas un endroit où soient des gros billets. Dam. Pich. V, 560 (mdl. Aufn.) Nous avons placé nos troupes à la disposition des Nations Unies et nous ne voulons rien faire qui puisse modifier cette situation. Figaro 31. 8. 60 I n diesen beiden letzten Beispielen wird die B-Form nicht nur durch das Morphem /ne/ bestimmt. Es handelt sich hier um den „finalen" Typ, der auf S. 1040". eingehend analysiert wurde. Die B-Form hätte hier also Oppositionswert, wäre diese Funktion nicht durch das Morphem /na/ neutralisiert. Im Bsp. Figaro 31. 8. 60 kompensiert /pqis/ das 0-Morphem der B-Form /-modifi/ (vgl. dazu S. 212ff.). Ma mère me disait toujours que je ne savais pas écrire une lettre, et qu'il n'y avait qu'elle qui sachait écrire une lettre. Dam. Pich. V, 613 (mdl. Aufn.) Trotz des der Reihe A2 angehörenden Morphems /-e/ ist die Form /-sase/ als B 2 anzusehen. Es ist eine mittels des Elements /sas/ der B r R e i h e gebildete volkstümliche Variante für das ungebräuchliche (und nicht mit einem hörbaren Merkmal versehene) /-sy/ „sût". In diesem und in den drei folgenden Beispielen handelt es sich A-Automatik), kann gelegentlich (in Analogie zu /sanepake/ mit einer B-Form auftreten; vgl. etwa Si je vous châtie, c'est que je veux votre bien (Grevisse 1019) gegenüber C'est que Bertha vienne habiter avec nous (. . .) Giraud. Ond. II, 11 (147 u.).

164

übrigens nicht um eine Negation; das Morphem / n a . . .ka/ hat lediglich beschränkenden Charakter; das Verhältnis zur Variation zwischen A- und B-Formen ist aber das gleiche wie bei / n e . . . pa/ usw. ( . . . ) en Europe il n'y avait, je crois, que la Russie et la Turquie qui exigeassent un passeport avant 1914 ( . . . ) Figaro 2. 9. 61 Il n'y a que la femme qui ne soit pas un rêve ? Claudel Soul. Sat. II, 4 (Th. II, 643) ( . . . ) il n'y a que Rose qui sache le dire, que Rose. Butor Empl. Temps 135 ob. I n den folgenden Beispielen finden sich Negationsmorpheme ohne /ne/. Auch /sä/ „sans" und /p0/ ,,peu" können im Sinne eines Verneinungs- oder Einschränkungsmorphems verstanden werden : (...) pas une croix que je ne connusse déjà par le Petit ou le Grand Testament. Giraud. Siegfr. Lim. 68 ob. (...) personne avec qui le plus myope d'entre nous puisse se donner l'émotion de le confondre une seconde. Giraud. ebda 15 u. J'ai trouvé personne qui me plaise. Queneau Zazie 115 ob. ( . . . ) tout ce labeur à quoi vous perdiez votre vie, sans autre résultat qui vous importât que d'avoir une place plus sûre ( . . . ) Butor Modif. 173 m. Il y a peu d'hommes qui soient contents de leur sort. Grevisse 1007 Mit

A-Form

Rien de ce que je pus lui dire ne lui donna même un éclair d'espoir. Louys, Contes choisis 115 (Harmer 221) J e ne crois pas qu'aucun auteur dont je ne suis occupé dans ce feuilleton depuis quinze ans m'ait jamais valu une correspondance aussi abondante et aussi suivie. Figaro Litt. 8. 9. 51 (Harmer 222)109 Il n'y a pas de mur qui tient.

Van der Molen 95 (mdl. Aufn.)

Vous n'avez rien qu'on peut prendre de votre chambre ? Van der Molen 96 (mdl. Aufn.)

los Weitere Beispiele loc. cit.

165

e) Typ / n a . . .si ADJ ko/ Das Negationsmorphem /na/ kann auch die Verbform von Kontexten beeinflussen, die mit dem gegen /telmâ/ austauschbaren /si/ (/osi/) mit folgendem Adjektiv eingeleitet werden: 110 ( . . . ) une cérémonie comme celle-là n'est jamais si clandestine qu'il n'en soit su quelque chose ( . . . ) dans une ville remplie d'espions. Bernanos Dial. Carm. I I I , 16 (132 u.) ( . . . ) cette pièce w'est pas si écartée que votre voix peut-être n'aille directement aux oreilles de Son Excellence. Claudel Soul. Sat. II, 11 (Th. II, 670) Voilà L e b . . . et Madame L e b . . . , qui «'est pas aussi vexée qu'elle ne soit pas venue. Dam. Pich. V, 554 (mdl. Aufn.) L'homme «'était pas d'une qualité telle que l'on fuisse accorder beaucoup d'attention à sa courbe de température. Jourdain, Sans remords ni rancune 91 (Cohen 183) Obwohl die Konstruktion etwas anders gebaut ist (Substantiv + /tel/ statt /tslmä/ oder /si/ + Adjektiv), gehört sie typmäßig hierher. 3. Frageform 1 1 1 a) Mit folgendem Substantiv-Translat Mit

B-Form

Peut-on imaginer qu'en régime communiste des ouvrages soient imprimés (...)? Figaro 5. 9. 60 Crois-tu que Dieu ait abandonné Sa création au hasard? Crois-tu que la forme de cette terre qu'il a faite soit privée de signification ? Claudel Soul. Sat. I I I , 8 (Th. II, 727) E t croyez-vous que ce soit le Fils prodigue qui ait demandé pardon ? Ebda I, 3 (Th. II, 597) Est-il croyable qu'un gouvernement puisse se donner le ridicule de supprimer les vœux ? Bernanos Dial. Carm. III, 16 (129 u.) 110

111

Dieses /si . . . ke/ ist nicht zu verwechseln mit dem gegen /kelko . . . ke/ austauschbaren mit B-Automatik. Bei der Kombination von Frage und Verneinungsmorphem (nicht bei per se verneinendem Lexem; vgl. das Bsp. mit /-ni/) tritt automatisch die A-Form ein: (. . .) croyez-vous pas qu'il avait moyen à lui de le faire ? Claudel Soul. Sat. III, 13 (Th. II, 752) (. . .) n'étais-je pas sûr que celle de ma prochaine demeure se trouvait parmi les cinq ou six premières ? Butor Empl. Temps 45 u.

166

Nies-tu encore que ce soit toi le meurtrier ? Châteaubriant, La Brière 205 (Grevisse 984) Sentez-vous que je veuille lui faire du mal ? Claudel Soul. Sat. II, 3 (Th. II, 640) Trouvez-vous que j'aie beaucoup à me réjouir? Curel, La danse dev. le miroir II, 1 (Dam. Pich. V, 500) Est-ce pour cela qu'il faille les dire incompréhensibles ? Dam. Pich. V, 528 (mdl. Aufn.) Mais comment penser que le restaurateur ( . . . ) ne payât pas son loyer ? A. France, Le chat maigre VIII (Robert IV,239) Qui te donne cette assurance que je ne puisse cesser de t'aimer ? Claudel Soul. Sat. III, 13 (Th. II, 761) D'où vient qu'une parole, un geste puissent faire des ronds à n'en plus finir, dans une destinée ? St.-Exupéry, Pilote de guerre 99 (Grevisse 996) Mit

A-Form

S'imagine-t-il que je viens pour le soigner ? Guiches, Vouloir I, 8 (Dam. Pich. V, 486) Ignore-t-il donc que je suis Jean Pesnel, fils de failli ? Estaunié, Le Labyrinthe 39 (Grevisse 985) Crois-tu que c'est pour toi qu'il a été créé et mis au monde ? Claudel Soul. Sat. III, 8 (Th. II, 718) (...) êtes-vous sûr que vos balances sont justes ? A. France, Le puits de Ste. Claire, Les Pains noirs 86 (Dam. Pich. V, 553) Se peut-il que je t'ai livrée, sans le vouloir, à l'ineffable déchirement ? Suarès, Rêves de l'ombre 81 (Grevisse 979) In den folgenden Beispielen ist das Prosodem der Tonhöhe einziges Fragemerkmal. Diese Form der Frage ist die mit Abstand häufigste in der Umgangssprache; sie löst automatisch die A-Form aus :112 112

Die Verwendung des Fragemorphems /eske/ ,,est-ce que" ist in der Umgangssprache gar nicht so häufig, wie allgemein angenommen wird. Es wird besonders dann vermieden, wenn dem von /eska/ begleiteten Lexem noch ein durch /ka/ eingeleiteter Kontext folgt (etwa: Est-ce que tu crois qu'il vient?) Statt dessen wird entschieden der unten angeführte Typ bevorzugt. Die Schriftsprache bleibt dagegen, wenn irgend möglich, bei dem Typ mit nachgestelltem Personalmorphem.

167

Tu crois que c'est bien le moment pour lui demander ta main 1 France-Dim. 15/21. 9. 60. Vous êtes absolument sûr qu'il y a une femme ? Claudel Soul. Sat. III, 12 (Th. II, 750) (...) vous ignorez donc qu'il ne faut jamais freiner sur le verglas ? Ici Paris 16/795 (1960) b) Mit folgendem Adjektiv-Translat Mit

B-Form

Vois-tu autre chose que tu aies commis, contre cette dame, en dehors des pensées dont tu me parles ? Romains, Hom. bon. vol. VI, 18, 138 (Dam. Pich. V, 563) Quel est l'ami que vous n'ayez découragé ? Claudel Soul. Sat. I, 3 (Th. II, 578) Avez-vous l'impertinence de penser qu'il y avait en moi quelque chose qui fût fait spécialement pour vous ? Claudel Soul. Sat. III, 10 (Th. II, 739) Y aurait-i'pas quelqu'un d'entre vous qui soye des pays envahis ( . . . ) ? Barbusse Feu 155 ob. 113 Mit

A-Form

Est-ce que tu connais une femme qui est très jolie, à la Grande Chaumière ? Dam. Pich. V, 567 (mdl. Aufn.) Pourquoi y a-t-il des communes où les fournitures sont gratuites et s'en trouve-t-il d'autres où l'on fasse des exceptions ? Pt. Courrier 6. 6. 41 (Cohen 175) In diesem Beispiel mag tatsächlich die virtuelle Oppositionsmöglichkeit der B-Form ausgenutzt worden sein. I m ersten Teil der Frage handelt es sich um wirklich existierende Gemeinden, im zweiten Teil jedoch nicht; hier wird die Frage nach der Existenz bestimmter Gemeinden erst gestellt. Das Beispiel Dam. Pich. V, 567 darüber zeigt jedoch, daß auch da, wo die Existenz des Gefragten keineswegs sicher ist, A-Formen auftreten können. c) Frage + /si ADJ ko/114 Votre détermination est-elle si fragile gw'elle soit à la merci des récriminations, des plaintes ( . . . ) ? Butor Modif. 113 ob. 113

114

Bei Adjektiv-Translaten kann die B-Form auch bei der Kombination von Frage und Negation auftreten. Grevisse op. cit. S. 1026 verlangt nach negiertem und fragendem / s i . . . ke/

168

Est-ce que la vie est déjà si joyeuse qu'il faille encore, en son par-dedans, se forger des soucis ? Genevoix, Raboliot II, 3 p. 82 (Dam. Pich. V, 554) 4. Mit Morphem /si/115 Mit

B-Form

Si vous trouvez qu'il fasse froid, on pourra allumer un peu de feu toutà-l'heure. Dam. Pich. V, 596 (mdl. Aufn.) Si j'avais su que M. soit avec vous . . . Van der Molen 91 (mdl. Aufn.) Si vous voyez que nous puissions rentrés (sic!) en pourparlers je vous prierai de me faire réponce (sic!) Van der Molen 92 (Brief) Si j'avais pensé que ce soit lourd, je vous aurais bien demandé. Van der Molen 92 (mdl. Aufn.) Si j'avais su qu'il y eût un tableau de Madame Quinet, j'aurais été voir le tableau de Madame Quinet. Dam. Pich. V, 596 (mdl. Aufn.) Dieses Beispiel ist besonders interessant. Obwohl die B-Form hier kein Hörbarkeitsmerkmal hat (/-y-/) und obwohl darüber hinaus die Setzung einer B-Form in diesem Typ nicht obligatorisch ist, wurde mit Recht bei der schriftlichen Fixierung des Gesprächs der Zirkumflex verwandt, da eine Form /-y-/ „eut" („passé simple") in diesem Kontext nicht vorkommen kann. Hätte es sich hier um die Alternative zwischen den beiden ebenfalls nur graphisch unterschiedenen Formen voit und voie (/-vwa/) gehandelt, wären beide Schreibungen möglich gewesen. /S'il rencontre alors un sujet qui l'émeuve (...) Lemaitre, Jean Racine 96 (Grevisse 1007) Auch im Adjektivtranslat kann das Morphem /si/ eine B-Form hervorrufen. Mit

A-Form

( . . . ) donc Monsieur si vous voyez que nous pouvons faire votre affaire ( . . . ) Van der Molen 92 (mdl. Aufn.) Weitere Beispiele dieser Art s. S. 133f. /S'il y avait de petites mèches qui montaient, ce serait très gentil. Dam. Pich. V, 638 (mdl. Aufn.)

115

dieses Typs stets eine B-Form. E s ist möglich, daß sich hier bereits eine Automatik herausgebildet h a t ; Beispiele mit A-Formen sind uns tatsächlich nicht bekannt. Es handelt sich um das gegen /okau/ „au cas o ù " austauschbare /si/.

169

( . . . ) et s'il n'y avait que le pain du corps qui nous manquait (...) Péguy, Myst. charit. Jeanne d'Arc 13 (Dam. Pich. V, 638) In diesem Zusammenhang verdienen einige Fälle Erwähnung, bei denen nicht /si/, sondern die /-re/-Form des vorangehenden Lexems die B-Form nach /k9/ auslöst : On croirait qu'il se soit laissé forcer la main. Le Temps 22. 10. 23 p. 3 (Dam. Pich. V, 493) Tu aurais pensé que je vienne juste pour le Jour de l'An. Van der Molen 92 (mdl. Aufn.) J'aurais cru volontiers que ce fussent les filles du directeur. A. France, Vol dornest. 313 (Dam. Pich. V, 492) J e considère que la meilleure des solutions serait que la Grande-Bretagne se joignît à nous ( . . . ) Figaro 17. 9. 60 On pourrait croire qu'il eût aimé s'entendre interroger sur les institutions elles-mêmes ( . . . ) Figaro 6. 9. 60 Selbstverständlich sind hier auch A-Formen zu verzeichnen : Mais peut-être pourrait-on croire que cette entreprise n'est dictée que par un souci d'originalité spectaculaire. Figaro 13. 9. 60 5. Mit /ka/ in Anfangsposition u n d mit /lafstka/ Mit

B-Form

Que Segrais ait reproduit assez fidèlement le récit du Conte de Cézy, cela paraît probable. Lemaitre, Jean Racine 210 (Grevisse 995)116 Que les magistrats instructeurs l'aient encouragé dans cette attitude, c'est l'évidence même. Figaro 20. 8. 60 Que les moutons aient donné leur laine avant qu'on ait pensé a dresser des chiens pour les garder, cela ne saurait être retenu ni contre les moutons, ni contre les chiens, ni contre le berger. Bernanos Dial. Carm. III, 5 (93 ob.) Que cet ordre soit injuste, il ne nous appartient pas d'en faire état ( . . . ) Ebda IV, 1 (134 m.) Qu'elles aient pu s'élever démontre que ceux qui les ont poussées avaient au moins la liberté de les faire entendre (se. des clameurs). Figaro 5. 9. 60 118

Grevisse loc. cit. bringt hierfür noch zahlreiche Beispiele.

170

Que ses amis le méconnussent, le remplissait d'amertume. Rolland, Jean-Christ. III, 200 (Grevisse 995)117 Nous ne sommes pas toujours d'accord avec les Etats-Unis, mais le fait que nous ( . . . ) gardions notre régime indépendant, est la preuve que les États-Unis n'ont pas de desseins agressifs. Figaro 27. 9. 60 Mais le fait que M. K. ait annoncé qu'il prendra la tête de la délégation soviétique n'est pas considéré comme une raison suffisante ( . . . ) Figaro 3. 9. 60 Nous n'ignorons pas que le fait que la langue française soit parlée ( . . . ) par soixante millions de personnes ( . . . ) favorise son adoption comme langue de culture ( . . . ) Arts Lett. Spect. 1960/768 ( . . . ) et le fait que vous soyez séparé de sa mère ne vous empêchera pas de continuer à le voir quand vous voudrez ( . . . ) Butor Modif. 130 ob. Le fait que le ministre de l'intérieur de Pankow ait publié l'ordonnance indique qu'à Berlin-Est on entend bien la mesure comme une manifestation naturelle de la souveraineté ( . . . ) Le Monde 1. 9. 60 Le fait que L . . . ait accepté cela montre assez à quel point il a perdu de sa puissance. Figaro 21. 9. 60 Le fait que nous ayons rompu avec l'U. R. S. S. ( . . . ) ne signifie pas que nous sommes contre les pays de l'Est ( . . . ) Figaro 19. 9. 60 Peut-être était-ce simplement le fait que Luc ne s'étonnât pas de ma présence ( . . . ) Sagan Cert. Sourire 161 ob. 118 Mit A-Forrn Qu'elle l'aimait, il le savait depuis longtemps. Billy, Princesse folle 116 (Grevisse 995) 117

118

Diesem Typus (/ka/ in Anfangsposition) ähnlich und ohne Frage durch ihn beeinflußt sind Fälle wie : Croire que j'aie pu être l'objet d'une déception de leur part serait, de la mienne, un singulier trait de vanité. Donnay, Mes débuts . . . 102 (Harmer 212) Une pièce qui ait un commencement (. . .), c'est dans les hymnes védiques une rare exception. Henry, Litt, de l'Inde I, I, 3, 27 (Dam. Pich. V, 563) Die Ähnlichkeit besteht darin, daß hier ein Teil der Gesamtäußerung in Anfangsposition erscheint, der normalerweise diese Stellung nicht einnimmt. Die B-Form ist hier gewissermaßen ein Merkmal der exzeptionellen Distribution. Eng verwandt mit dem Typ /lsfctka/ ist auch das seltenere /Ii de ko/ in Anfangsposition: L'idée qu' il puisse risquer sa vie pour moi m'est intolérable. Gide Faux-Monn. 398 (Grevisse 996) 171

Que l'homme est né pour le bonheur, certes toute la nature l'enseigne. Gide, Les nourrit, terr. 93 (Grevisse 995)119 ( . . . ) mais je voudrais souligner le fait que je n'ai jamais éprouvé de sentiments d'hostilité envers les Russes. Le Monde 20. 8. 60 Le fait que l'adolescente est de bonne famille, qu'elle est cultivée ( . . . ) , le fait que son père est honorablement connu à Varsovie, rien ne compte devant six petits mots implacables ( . . . ) E. Curie, Mme. Curie 64 (Harmer 215)

6. Mit auslösendem Morphem Mit B-Form, Le débarquement des passagers s'est effectué rapidement a p r è s q u e l'équipe d'atterrissage (...) ait conduit l'appareil jusqu'au hangar. Humanité 6. 8. 29 (Cohen 158)120 Après que les élèves de M . . . aient donné une petite séance de danse et rythmique ( . . . ) j'ai donc parlé aux parents assemblés. Educateur prolét. 1. 10. 37 p. 3 (Cohen 159) Peu après qu'il soit rentré à la maison, le jeune R. assistait à une scène terrible. Humanité 17. 7. 50 p. 1 (Cohen 161) ( . . . ) cette bouteille que j'ai rangée après qu'elle ait été lavée ( . . . ) Dam. Pich. V, 534 (mdl. Aufn.) Il vaudrait mieux que je fasse la chambre après qu'on ait déjeuné. Dam. Pich. V, 535 (mdl. Aufn.) Ça lui a redonné une poussée, après que les trois autres aient eu l'air de guérir. Ebda (mdl. Aufn.) On les a ouverts après qu'ils aient mangé. Ebda (mdl. Aufn.) Leurs meilleurs moments étaient toujours au milieu de la nuit, après qu'ils se soient bien acharnés l'un sur l'autre ( . . . ) Sagan Merv. Nuages 54 u. Le commandement de l'O. N. U. ( . . . ) a étendu dans la soirée son contrôle à toute la capitale après que les soldats de la force publique congolaise aient ouvert le feu sur des partisans de M. K. Figaro 7. 9. 60 ( . . . ) elle a été longue et agaçante, après que j'eusse recopié dix adresses, la recherche de leur localisation ( . . . ) Butor Empl. Temps 45 m. 119

120

Grevisse loc. cit. h a t noch weitere Belege; vgl. auch vorliegd. Arb. S. 61 n. 6. Da die Auslösung einer A-Form durch /apreka/ noch durchaus zur sprachlichen Norm gehört, erübrigt es sich, hierfür Belege anzuführen.

172

( . . . ) M. B . . . a fait savoir que ces soldats étaient quelques instants plus tôt fidèles à M. L . . . , mais qu'ils avaient changé de camp „après que le problème leur eût été expliqué". Figaro 14. 9. 60 A u t a n t qu'on puisse le savoir l'appel formulé une première fois en novembre par le même K. B. a suscité deux candidatures en Irak ( . . .) Figaro 25. 8. 60 ( . . . ) autant que ça soye le plus vite possible. Queneau Zazie 209 m. L'O. N. U. fournira son assistance pour ce processus créateur, mais cela n'est possible que p o u r a u t a n t qu'on lui fasse confiance ( . . . ) Figaro 22. 8. 60 Pour autant qu'on puisse le savoir, le nom même du Katanga ne sera pas mentionné dans le communiqué final. Figaro 31. 8. 60 Non point captive, Monsieur, pour autant que je puisse savoir, mais son épouse honorée. Claudel Soul. Sat. III, 12 (Th. II, 750) B i e n que, d'autre part, aucun avion ne soit autorisé à survoler le quai 73 ( . . . ), M. K . . . fera bien de ne pas lever le nez en l'air ( . . . ) Figaro 20. 9. 60121 La nouvelle organisation syndicale sera indépendante vis-à-vis de toute organisation politique ( . . . ), bien que les deux organisations soient de la même obédience marxiste. Figaro 15. 9. 60 ( . . . ) l'article de La Gazette Littéraire, bien que le journal ne paraisse que trois fois par semaine, est particulièrement révélateur. Figaro 14. 9. 60 Bien qu'officiellement les demandes présentées par la Jordanie ne soient pas révélées, on croit savoir à Beyrouth que le roi Hussein ( . . . ) désirerait que le conseil condamne ( . . . ) l'attentat ( . . . ) Figaro 7. 9. 60122 J . M . . . était effectivement un réfugié hongrois, e n c o r e qu'il soit venu aux États-Unis en 1951 ( . . . ) Figaro 23. 9. 60 121

122

Die Morpheme /bjêka/, /äkorko/, /kwaka/, /malgreka/ und /memlra/ (die alle untereinander austauschbar sind), erfreuen sieh in der gesprochenen Sprache nur geringer Beliebtheit. Statt dessen wird entweder der Äußerung (meist unmittelbar vor der Pause) ein /kämem/ „ q u a n d m ê m e " (oder / t u d i m m / „ t o u t de même") beigefügt, oder aber es t r i t t die Wendung /-abo/ + D j („infinitif") d a f ü r ein. S t a t t Bien que je n'en aie pas eu envie, j'y suis allé wird gesagt Je n'en avais pas envie, j'y suis allé quand même-, s t a t t Quoique P. soit l'ami de M. . . . heißt es umgangssprachlich il a beau être l'ami de M . . .; vgl. auch Cohen op. cit. S. 121. Diese Beispiele mit /bjêke/ u n d einer folgenden B-Form ließen sich beliebig vermehren. I n der Schriftsprache ist /bjëko/ heute das meist gebrauchte Translativ f ü r die konzessive Adverbial-Translation. 173

Us se verront plus facilement accorder le contrat d'association, encore que le contrat simple soit prévu par la loi et puisse être envisagé. Figaro 18. 8. 60 ( . . . ) et comme il était naturellement musicien, il y arrivait tant bien que mal, encore qu'elles ne signifiassent rien. Rolland, Jean-Christ. 87 u. ( . . . ) parce que ( . . . ) vous lui apparaissiez vous trahir un peu plus vous même à Paris dans cette occupation de plus en plus fructueuse financièrement, encore que cela ne dépassât point ( . . . ) des limites fort contraignantes ( . . . ) Butor Modif. 122 m. E n d é p i t du fait q u e la conférence (...) ait donné lieu à une rupture, nous sommes persuadés qu'il existe des conditions objectives pour une solution ( . . . ) Figaro 24. 9. 60 ( . . . ) en dépit qu'il en ait eu sans doute, il y a mis les germes de la cafardise, de la tyrannie, de la tartufferie. Europe 7/8 1957, p. 190 (Cohen 130) ( . . . ) quoique licencié en droit et m a l g r é qu'i' soit clerc de notaire. Barbusse Feu 120 ob./m. E t malgré qu'tu soyes dehors, si tu n'es pas content et qu'tu l'ouvres trop, on t'expulse de là. Barbusse Feu 73 ob. C'est la phrase sacramentelle. Elle fait rire, malgré qu'on l'ait entendue cent fois ( . . . ) Ebda 34 ob. U est content quand on lui donne quelque chose, m ê m e q u e ce soit plutôt pour toi que pour lui. Dam. Pich. V, 541 (mdl. Aufn.) U fait moins de bruit q u o i q u ' i l soit melon. Queneau Zazie 90 ob. ( . . . ) j'ai constaté que la rouille commençait sérieusement à les (se. les locomotives) attaquer, quoique ces engins parussent encore bien tenus (...) La Vie du Rail 11. 12. 60 Bei den nun folgenden Morphemen / s i . . . eka/ und /komsi... eka/ handelt es sich um die bekannte Erscheinung, daß die Wiederholung des Morphems /si/ (mit automatisch folgender A r oder A 2 -Form) vermieden wird; /si/ wird, meist nach folgendem /e/ in diesen Fällen durch /ke/ vertreten. Diesem /ko/ folgt meist eine B-Form; als fakultative Variante ohne jede Relevanz für den Sinn der Aussage, der ohnehin als konditionales Translat allein durch das /si/ bestimmt wird, kann gelegentlich unter dem Einfluß der Realitätstheorie auch eine A-Form vorkommen; Belege hierfür s. S. 178. E h bien, si vous êtes mon amant, si je vous retrouve et que je veuille vous reprendre . . . Vous êtes assez ridicule pour trouver cela mal ? Anouilh Voyageur sans bag. I I I (263 ob.) I l est certain que si elle transporte des armes comme dans le projet von 174

Braun, et qu'il y ait sur terre des personnes qui ne s'en satisfassent pas (...) Le Monde 23. 8. 60 Mais si vos enfants avaient faim et vous suppliaient de leur donner à manger, et qu' on ne peuve pas leur en donner ( . . . ) Dam. Pich. V, 639 (mdl. Aufn.) Si j'avais une bonne santé et que je vécussais cent ans ( . . . ) Ebda 648 (mdl. Aufn.) Si tu faisais un petit tas régulier [des autres feuillets], et que tu le [ce feuillet] posas dessus ( . . . ) Ebda 613 (mdl. Aufn.) Zu morphologischen Neubildungen von B-Formen vgl. Kap. 9, S. 209ff. Auch /-vekyse/ ist trotz des Morphems /-e/, das der A 2 -Reihe angehört, als B-Form anzusprechen; Merkmal hierfür ist das /-s-/. Mit Recht sehen Damourette und Pichon loc. cit. auch die Form /-poza/ als B-Form an, da die gleichlautende A-Form („passé simple") nach /si...eko/ nicht vorkommt. Il me semblait retrouver sa bouche, comme si je n'avais connu qu'elle et que je n'eusse pensé qu'à ça ( . . . ) Sagan Cert. Sourire 91 u. ( . . . ) leur progression s'est arrêtée comme s'ils avaient rencontré un obstacle ou gw'ils fussent parvenus à la limite de leur force. Butor Empl. Temps 115 m. 123 ( . . . ) vous avez profité du temps qui vous restait ainsi pour flâner un peu ( . . . ) , comme si c'était Rome votre habitation régulière et que vous ne vinssiez à Paris que de temps en temps ( . . . ) Butor Modif. 52 m. ( . . . ) il crut distinguer de l'autre côté de la rivière comme le galop d'un cheval et même un cri, quelques syllabes se répercutant de roc en roc, comme si quelqu'un s'était aperçu de sa présence et cherchât à le retrouver (...) Butor Modif. 176 u. 124 Le malheur est que je n'ai pas d'autre choix s i n o n que tu me serves. Claudel Soul. Sat. III, 3 (Th. II, 704) Die B-Form nach /sinoka/ ist ebenso wie nach /sofke/ „sauf que", /eksepteke/ „excepté que", /orka/ „hors que" und /sisancke/ „si ce n'est que" heute selten und gehört meist der älteren Sprache an. Einige Beispiele s. Grevisse op. cit. 1054. C'est elle, malgré tout, p o u r meurtrie et salie q u e le destin l'ait faite. Prévost, H. vierge III, 132 (Le Bidois, Syntaxe II, 517) 123 124

Statt /e/ können dem /ka/ auch gelegentlich /u/ oder /me/ vorangehen. Auch das /ka/ selbst kann gelegentlich weggelassen werden.

175

( . . . ) et les enseignes lumineuses sur la place de l'Hôtel-de-Ville pour brouillées, ( . . . ) , pour noyées qu'elles fussent, demeuraient lisibles. Butor Empl. Temps 68 u. Mais t o u t humide q u e soit ma main, mon bras est long, il touche au trône ( . . . ) Giraud. Ond. II, 9 (114 u.) Tout périssable que vous soyez, vous l'êtes bien moins que mes songes. Valéry, Eupalinos 119 (Dam. Pich. V, 586) Mit

A-Form

Tel est l'âge magique, a u t a n t qu'on peut le décrire. Alain, Prop. de Litt. L X X I I I (Grevisse 1051) Il m'avait écrit, autant qu'il me souvient, à propos d'un des livres que j'ai fait paraître en ces temps lointains. Martin du Gard, Thibault V, 74 (Grevisse 1051) Vgl. dazu ein Beispiel wie Un visage, autant qu'il m'en souvienne, très régulier. Mirbeau, Dingo I (Grevisse loc. cit.) Hier dürfte die ohnehin labile Grenze zwischen der virtuellen Opposition und der fakultativen Variation zugunsten letzterer überspielt worden sein. Es ist schwer zu sehen, welchen Status man dem Wechsel zwischen den beiden Formen nach /otäka/ zuerkennen will, wenn nicht den einer rein fakultativen Variante. Auch die Gültigkeit der Aussage dürfte im zweiten Falle kaum mehr eingeschränkt sein als im ersten. Ces jeunes gens ne sont blâmables que p o u r a u t a n t q u e le sont leur roman et leur métaphysique. Arland, Ess. crit. 35 (Grevisse 1051) Pour autant qu'il pouvait attacher de l'importance à si peu de chose . . . Proust, A l'ombre des jeunes filles en fleurs I, 61 (Le Bidois, Syntaxe II, 259) Le Bidois wendet sich op. cit., loc. cit. gegen die Verwendung von B-Formen nach /purotäk9/ mit dem Bemerken, hier liege eine unzulässige Analogie nach /purp0ko/ „pour peu que" vor. Das ist Pedanterie. Aucun scellé n'a été apposé, b i e n q u e la loi le prévoit. Humanité 9. 10. 52 p. 6 (Cohen 124) Bien que l'édition du Coopérateur de France est mensuelle. Coop. de France 15.1.48 p. 2 (Cohen 123) Un peu plus tard, il me raconta qu'il avait vu L. D. manger quatorze 176

gâteaux de suite, que c'était un record qu'il ne pourrait certainement pas battre, bien qu'il les aima beaucoup lui-même. Le Goff, A. France à la Béchellerie XIV, 246 (Dam. Pich. V, 614) Bien qu'ils furent vaincus, les Saliens signèrent un traité. Verlinden, Les origines de la front, ling. en Belgique 62 (Cohen 125) Bien que cela l'avait vexée, j'étais tout de même heureux, car ma trouvaille me plaisait. Datz, Jours fériés 47 (Dam. Pich. V, 538) Ils ont arrêté Mélanie et Gertrude, bien qu'elles criaient qu'elles n'avaient rien fait. Rolland, Jean-Christ. IV, 317 (Grev. 1032) Es ist auffallend, daß die A-Formen besonders da recht häufig sind, wo das vor dem auslösenden Morphem stehende Verballexem ein Vergangenheitstempus aufweist. Der Grund dürfte darin Hegen, daß man zwar bestrebt ist, die Regel der „Zeitenfolge" einzuhalten, andererseits aber die heute schwerfällig wirkende B 2 -Form vermeiden möchte. Daher kann man sich hier nach solchen Morphemen wie /bj ëkoj die Variation zwischen A- und B-Formen zunutze machen. Wenn das voraufgehende Lexem in A r F o r m erscheint, ist die B-Form (Bx) im Translat wesentlich häufiger. E n c o r e q u e précisément ici je ne vois pas trop l'empêchement d'une traduction quasi litterale ( . . . ) Gide, Journ. 1942—49, 260 (Grevisse 1032) Les victimes sont abandonnées sur place, q u o i q u e le génie ne se repaît que de leur sang. Laoust, Mots et choses berbères 347 (Cohen 123) Ainsi Nane se trouva libre, quoique pour combien de temps elle ne savait avec exactitude. Toulet, Mon amie Nane I, 18 (Dam. Pich. V, 546) Ça m'a fait quelque chose de le revoir, quoique je m'y attendais je ne sais pas pourquoi. Datz, Jours fériés 159 (Dam. Pich. V, 546) J e sentais l'animosité de mes grands-parents contre ma mère, quoiqu'ils ne veuillent pas . . . qu'ils ne voulaient pas . . . me la montrer. Dam. Pich. V, 638 (mdl. Aufn.) Das Zögern und der Wechsel von einer B- zu einer A-Form ist auch hier ganz ohne Frage bedingt durch das Bedürfnis, einerseits ein Vergangenheitstempus anzuwenden, andererseits aber das ungebräuchliche /-vulys/ zu vermeiden, das die „concordance des temps" hier vorschriebe. Das sehen selbst die sonst so gern zu psychologisierenden Überinterpretationen neigenden Damourette und Pichon loc. cit. : „C'est ce que montrent nettement des hésitations comme la suivante, où l'on sent que le 177

locuteur avait besoin à la fois d'un subjonctif et d'un toncal." (Unter „toncal" verstehen die Autoren ein Vergangenheitstempus). Dazu ist nur noch zu bemerken, daß das Bedürfnis für den „subjonctif" natürlich auf der fortgeschrittenen Automatik bei /kwaka/ beruht. Si les forces en présence sont trop disproportionnées e t q u e l'ennemi a mauvaise réputation, les civils sont pris dans un engrenage d'épouvantes (...) Chardonne, Vivre à Madère (Thérive, Clinique 61) Si elle vous quitte et que vous savez pourquoi, je vois mal ce que je peux ajouter. Sagan Merv. Nuages 74 u. Si le monsieur s'était décidé à refuser à temps et qu'on avait eu le temps de préparer autre chose ( . . . ) Dam. Pich. V, 640 (mdl. Aufn.) ( . . . ) pour que s'étirent mille arborescences de rubis, c o m m e si c'était l'été e t q u e le soleil changeait le vert des feuilles en feu. Aragon, Les plaisirs de la capitale 10 (Dam. Pich. V, 638) Quand l'enfant demande pourquoi, il n'est pas d'autre réponse, s i n o n q u e c'est ainsi: la règle les défend. Rolland, Jean-Christ. 113 m. P o u r petite qu'elle est, elle est précieuse. A. France, P. Nozière 65 (Grevisse 1032) Les réserves et les critiques, pour judicieuses qu'elles sont, tiennent fort peu de place. Merc. France VI (1947) 321 (Grevisse 1032) Pour jeune fille qu'elle était alors, ma mère ne comprenait pas la vie de cette façon. A. France, Livre de mon ami 51 (Le Bidois, Syntaxe II, 518) Die A-Form bei / p u r . . . k a / ist nach Le Bidois loc. cit. exzeptionell: „II (sc. l'indicatif) se justifie cependant si l'on veut insister sur la réalité de la caractéristique mise ainsi en relief." T o u t e dépaysée et terrifiée qu'elle était, elle goûtait le soulagement d'être plus anonyme ici que partout ailleurs. Romains, Hom. bon. vol. VI, 3, 26 (Dam. Pich. V, 586) 7. Mit auslösendem superlativischem Adjektiv Mit

B-Form

( . . . ) la d e r n i è r e vacherie qu'on puisse faire c'est d'faire croire qu'on a risqué. Barbusse Feu 125 m. ( . . . ) je n'arrivais plus à penser à l'un sans penser à l'autre, surtout 178

depuis la dernière conversation ( . . . ) que nous eussions eue avec Georges (...) Butor Empi. Temps 146 u. La m e i l l e u r e qui ait été trouvée jusqu'à présent serait une démission collective des candidats déjà élus ( . . . ) Le Monde 1. 9. 60 D'emblée, un full ! Le meilleur qu'on puit avoir. Dam. Pich. V, 578 (mdl. Aufn.) /pqi/ ist hier als eine B-Form aufzufassen, da innerhalb der AReihe die Alternation /0/ gegen /qi/ nur nach /za-/ vorkommt; lui/ fungiert im obigen Beispiel als B-Merkmal ohne das Redundanzzeichen /-s/. Le m o i n s qu'on puisse dire, c'est qu'il a déjà donné matière à copie ( . . . ) Figaro 16. 9. 60 Le moins qu'il puisse faire, c'est de saisir l'assemblée d'une proposition de désarmement ( . . . ) Figaro 19. 9. 60 Cette „déclaration de San José" est incontestablement l'un des documents les p l u s énergiques qui aient jamais été adoptés par l'organisation des États américains. Figaro 29. 8. 60 L'expérience la plus hallucinante à laquelle puisse se livrer le visiteur non prévenu est aussi la plus simple. Figaro 7. 9. 60 Un des plus extraordinaires débats qu'cwi connus le Conseil de sécurité s'engage ce soir ( . . . ) Aurore 12. 9. 60 Votre tempérament est des plus forts qu'il ait vus. Bernanos Dial. Carm. II, 7 (57 ob.) Il est le p r e m i e r leader africain qui ait porté le débat sur ce terrain essentiellement racial. Figaro 23. 8. 60 Il écrit à l'âge de dix ans, et c'est la première lettre que nous ayons de lui. Arts Lett. Spect. 1960/768 Au voyage suivant, vous l'aviez prévenue de votre arrivée par la première lettre que vous lui eussiez écrite ( . . . ) Butor Modif. 101 u. ( . . . ) le s e u l point commun que l'on puisse trouver aux deux drames est celui de l'intérêt direct qu'y portent les Nations Unies. Figaro 14. 9. 60 ( . . . ) mais elles sont aussi la seule institution qui permette aux petites nations de se défendre ( . . . ) Le Monde 20. 8. 60 Alan signait des papiers pour sa mère, seul travail qu'il ait accepté ( . . . ) Sagan Merv. Nuages 61 u. ( . . . ) mais des Etats qui sont les seules entités qui aient le droit d'ordonner et le pouvoir d'être obéies. Figaro 6. 9. 60 Le parti communiste cubain est l ' u n i q u e parti politique qui puisse agir librement. Figaro 25. 8. 60 179

Mit

A-Form

Zu dernier s. S. 126 u. 130. Le petit bourg de la Brèche a été le témoin d'une des p l u s belles manifestations de la Résistance qui a eu lieu depuis la libération. Le Semeur 7. 8. 49 p. 1 (Cohen 181) La cliente me demandait le plus petit qui existait. Humanité 5. 10. 58 (Cohen 182) C'est la p r e m i è r e chose qu'elle dit au roi d'Angleterre. Rev. des deux Mondes 1. 3. 29 (Dam. Pich. V, 574) La première lettre qu'il écrivit à Mlle Aricie, bien que tendre, était embarrassée et assez triste. Henriot, Aricie Brun I, 7 p. 92 (Dam. Pich. V, 575) ( . . . ) une s e u l e délégation représente le gouvernement congolais, et c'est la s e u l e qui peut être admise à la table du Conseil. Figaro 15. 9. 60 C'est là le seul point des routes de la Gaule où les efforts des empereurs ont été constants au IVe siècle. Jullian, Hist de la Gaule VIII, 4, 204 (Dam. Pich. V, 575)125 Neben diesen gängigen superlativischen Lexemen gibt es noch eine Reihe weiterer, die die B-Form auslösen, von den normativen Grammatiken gewöhnlich aber nicht zu den Superlativen bzw. Adjektiven mit superlativischem Charakter gerechnet werden. Es sind dies /tu/ „tout", /sak/ „chaque", /otr/ „autre", /rar/ „rare", /prèsipal/ „principal", die Zahladjektive mit dem Morphem /-jem/ ,,-ième" und sogar gelegentlich solche ohne dieses Kennzeichen. Dabei wird man den Monemen /tu/ und /sak/ den superlativischen Charakter ebenso zuerkennen müssen wie etwa /sœl/ „seul". Bei den Zahlen auf /-jem/ handelt es sich ohne Frage um eine Analogie nach /pramje/ „premier". Das Lexem /prësipal/ ist ohne Schwierigkeit austauschbar gegen ein mit /lsply-/ präfigiertes Lexem wie /grä/ „grand", /gportä/ „important" u. ä., und das Lexem /rar/ zieht als Verbum /ilerar k a . . . / „il est rare q u e . . . " automatisch eine B-Form nach sich, was augenscheinlich hier vom substantivischen auf das adjektivische Translat übertragen wurde. Das Beispiel mit /otr/ dürfte exzeptionell sein. Dans t o u s les cas qu'on puisse saisir au niveau de l'objet, l'intention technique apparaît ( . . . ) Leroi-Gourhan, Milieux techn. 412 (Cohen 180) 125

Bei Damourette tond Pichon loc. cit. noch zahlreiche weitere Belege f ü r A-Formen nach /sœl/.

180

Cette conclusion vaut pour toutes les sociétés indoeuropéennes dont la structure nous soit connue. Rev. des ét. lat. 1932, 439 (Cohen 180) Ils se voyaient tous les jours, tous les jours que Dieu fasse. Dam. Pich. V, 564 (mdl. Aufn.) 126 Le cœur ( . . . ) dont le nom revient avec une insistance douce dans presque c h a q u e page qu'il ait écrite. Conjonction 19 (1949) 22 (Cohen 180) Le p r i n c i p a l péril que nous courions aujourd'hui, c'est de ne pas écrire assez clair, assez simple. Nouv. Litt. 3. 10. 25 (Le Bidois Syntaxe II, 408) Wegen des Lexems /ozurdqi/ weist sich /-kurjo/ hier einwandfrei als B-Form aus. Les r a r e s accents lyriques que l'on ait entendus résonner dans notre poésie classique ( . . . ) Brunet, Évol. poés. lyr. I, 115 (Le Bidois Syntaxe II, 408) ( . . . ) dans les a u t r e s parlers pour lesquels nous ayons une notation. Basset, Le verbe berbère 92 (Cohen 180) Un de ces passages de Bergotte, le t r o i s i è m e ou le q u a t r i è m e que j'eusse isolé du reste ( . . . ) Proust, Swann I, 138 (Le Bidois Syntaxe loc. cit.) C'est à peine si . . . nous pouvons compter t r o i s ou q u a t r e tours nouveaux qui aient réussi à se faire adopter. Bréal, Sémantique 297 (Le Bidois Syntaxe loc. cit.) Dazu sagt Le Bidois loc. cit: ,,On remarquera que, dans ces deux exemples, il y a incertitude quant au choix du numéral; dans la phrase de Bréal, il y a en outre une nuance accessoire de réserve, marquée par la locution ,c'est à peine s i . . . ' " Harmer op. cit. S. 223 lehnt diese Deutung mit Recht ab : „Such a traetment of the subject, inadéquate in both examples and exposition, provides no explanation at all of the phenomen o n . . . " und führt weitere Beispiele an, u. a. Savez-vous que cette canne est la neuf cent quarante-troisième qu'on m'ait offerte depuis l'année dernière ? Dutourd, Au bon beurre 181 Weder in diesem noch in den anderen bei Harmer loc. cit. auf-

12

' Selbstverständlich sind A-Formen noch durchaus gebräuchlich, z. B. : On ne peut espérer qu'un journaliste (. . .) puisse prendre toutes les précautions qui sont une garantie contre l'erreur. Figaro 15. 9. 60 (. . .) de faire en sorte que toutes les agitations qui peuvent surgir (. . .) Ebda 6. 9. 60

181

geführten Belegen findet sich eine „incertitude quant au choix du numéral". Les t r o i s cours où je sois allé se sont trouvés être dans un amphithéâtre où il y avait huit cent personnes. Dam. Pich. V, 571 (mdl. Aufn.) Dans les sœurs, nous étions q u a t r e qui ayons le goitre. Dam. Pich. V, 564 (mdl. Aufn.) Die psychologisierenden Deutungen von Damourette und Pichon sind feinfühlig wie stets. Im ersten Falle steht ein gedachtes seuls vor trois. Für das zweite Beispiel mag die Erklärung in ihrem vollen Wortlaut hierher gesetzt werden: „La phrase de Mme TE nous apprend que parmi le groupe formé par ses sœurs et elle, quatre femmes avaient un goitre ( . . . ) Mme TE répond à un médecin qui s'enquérait s'il y avait dans sa famille d'autres femmes qu'elle qui fussent goitreuses. Avoir un goitre est un fait requis ( . . . ) ; l'affirmation propre de Mme TE, qui a pour factif central étions aide à rattacher cette qualité requise qui ayons le goitre à l'étance 127 quatre. La relative constitue donc un couvercle d'étance." - Durch die Wendungen un fait requis, cette qualité requise und einen besonderen Stellenverweis nähern die Autoren diesen Kontext dem „finalen" Typ /-sers.. .ki/ an. 8. Kapitel. Die A u t o m a t i k Keine ausnahmslose

Automatik

auf

Monem-Ebene

Das Wesen der Automatik in der Sprache besteht darin, daß sich hier ein Vorgang abspielt, der dem Angehörigen der betreffenden Sprachgemeinschaft bei unreflektiertem Sprechen - und besonders dann, wenn ihm die Vergleichsmöglichkeit mit anderen sprachlichen Systemen fehlt - unbewußt bleibt. Daraus ergibt sich zwangsläufig, daß ein automatisch eintretendes Phonem oder Monem niemals für die Bedeutung eines Lexems oder Morphems oder für den Sinn einer sprachlichen Äußerung relevant sein kann. Dieser Tatbestand trifft nun weitgehend im Neufranzösischen für die B-Formen zu. Ein Blick auf die auf den S. 69ff. und 76 f. angeführten Tabellen zeigt das große Übergewicht der Lexeme und Morpheme, denen eine B-Form in „servitude grammaticale" folgen muß; den darin verzeichneten 186 auslösenden Monemen mit B-Automatik stehen nur 63 Fälle gegenüber, bei denen aus Gründen, die in den 127

Unter étance ist einfach das Lexem zu verstehen, auf das sich das Morphem /ki/ bezieht.

182

Kapiteln 6 und 7 untersucht wurden, die Möglichkeit einer Wahl zwischen A- und B-Formen besteht; letztere Kategorie wird allerdings noch durch die nicht automatische Setzung von B-Formen nach /na/, nach einer /si/-Konstruktion, in der Frage, bei /ka/ in Anfangsposition und in den Adjektiv-Translaten vermehrt. Der Begriff der Automatik stammt, wie schon in der Einleitung auf S. 43 dargelegt, aus der Phonologie, und wir haben bereits die Frage angeschnitten, ob wir berechtigt sind, ein Phänomen, das sich auf der Ebene der kleinsten bedeutungstragenden Einheiten, der Lexeme und Morpheme, zeigt, unter dem gleichen Aspekt zu betrachten und nach den gleichen Methoden zu untersuchen wie ein auf den ersten Blick gleich oder ähnlich geartetes auf der Ebene der kleinsten distinktiven Einheiten, der Phoneme. Es liegt immerhin nahe, die schon seit langem bekannte Erscheinung der „servitude grammaticale" 1 mit der Automatik im Bereich der Phoneme zu vergleichen. Wenn wir die Erscheinung der Automatik auf die Monem-Ebene übertragen wollen, so wird das nicht ohne gewisse Einschränkungen möglich sein. Auf eine dieser Einschränkungen wurde bereits auf S. 66 hingewiesen. Es wurde dabei festgestellt, daß beispielshalber das Phonemkontinuum /v0/ nicht überall, wo es vor /k©/ auftritt, automatisch eine B-Form nach sich zieht, so wie etwa im Toskanischen jedes intervokalische /1/ automatisch als Aspirata realisiert wird. Das auslösende Phonemkontinuum darf - und das ist eine Grundbedingung - n i c h t a u s s c h l i e ß l i c h aus der kontextlichen Umgebung heraus beurteilt werden; man muß es vielmehr stets im Rahmen der Formenklasse und des Paradigmas, dem es angehört, sehen. Das /v0/ von /lenev0/ erweist sich damit sofort als etwas anderes als das von /zenev0pa/, das /afe/ von /lafe/ ,,la fin" als etwas anderes als das in /afeke/. Darüber hinaus aber muß noch eine weitere Einschränkung gemacht werden. Der Bruch einer Automatik auf Phonem-Ebene ist für einen einheimischen Sprecher nur dann möglich, wenn er, von außen her auf seine Automatik aufmerksam gemacht, sich b e w u ß t bemüht, diese zu vermeiden, was nicht ohne philologische Schulung und oft nur unter gewissen Anstrengungen zu erreichen ist. So fällt es einem Spanier unbedingt schwer, vor /b/ ein /n/ zu artikulieren; es wird ihm dagegen keinerlei Schwierigkeiten machen, ein (falsches) *quiero que viertes zu artikulieren, ebensowenig wie einem Franzosen ein */z9V0ketyvje/Mühe in der Aussprache bereiten dürfte. Damit fällt aber ein wesentliches Hindernis, die Automatik zu durchbrechen, fort. Die Aufmerksamkeit eines 1

Vgl. Einl. S. 14 (Brunot) und S. 18 (Gougenheim). Der Terminus „servitude grammaticale" wurde bereits von Vaugelas verwendet. - Zur „servitude grammaticale" vgl. ferner H. W. K l e i n , NS Beih. 5, S. 19-31 und dazu bes. die Rezension von K. B a l d i n g e r , ZrP 76 (1960) S. 585f.

183

Sprechers konzentriert sich im allgemeinen nicht auf die Aussprache seiner Phoneme oder deren Varianten; über den I n h a l t seiner Äußerung hingegen wird er eher geneigt sein, zu reflektieren. Er wird sich gelegentlich, verführt von nach den Gesichtspunkten einer falsch verstandenen Logik aufgestellten Grammatiker-Regeln, tatsächlich zum Bruch einer Automatik bewegen lassen - in unserem besonderen Falle etwa, weil er an die Realitätstheorie glaubt. Niemals hingegen wird er sich veranlaßt sehen, auf der Phonemebene eine ungewohnte Variante zu gebrauchen, selbst dann nicht, wenn sie ihm artikulatorisch keine Schwierigkeiten machen würde. Ein Deutscher wird /iç/ „ich" nicht mit dem ,,ach"-Laut, /ix/, sprechen, einfach deshalb nicht, weil dafür kein zwingender Grund besteht (es sei denn, er will bewußt einen Schweizer oder einen anderen Ausländer imitieren). Die Grenze zwischen Automatik, virtueller Opposition und fakultativer Variation auf der Monem-Ebene ist also im Gegensatz zur PhonemEbene fließend. Diese Tatsache muß man sich immer vor Augen halten, wenn man von Automatik auf der Monem-Ebene spricht. Es gibt hier keine h u n d e r t p r o z e n t i g e A u t o m a t i k . Teilautomatik,

Aufhebung der Automatik

Abgesehen von eklatanten strukturwidrigen Brüchen der Automatik, auf die wir auf S. 188ff. noch näher eingehen wollen, kann man zwischen den Phänomenen der Variation und der Opposition einerseits und der Automatik andererseits einen Bereich feststellen, den wir vielleicht am besten mit T e i l a u t o m a t i k bezeichnen. So kommt es beispielshalber vor, daß von einem Lexem mit A-Automatik bestimmte Formen seines Paradigmas regelmäßig eine B-Form auslösen. Ein Beispiel hierfür ist das Lexem /-imazin/ „imagine", das gewöhnlich eine A-Form bei sich hat, dessen ,,impératif"-Formen /imazin/, /imazinö/, /imazine/ hingegen fast nur B-Formen nach sich ziehen : Mais imaginons que par miracle L . . . se soit trouvé présent. Figaro 23. 9. 60 Imaginons maintenant que l'arc AB soit divisé en parties égales ( . . . ) Legendre, Élém. de géom. II, 45 (Dam. Pich. V, 478) Imaginez encore que le public qui assiste à un match de rugby soit très partisan. Arts Lett. Spect. 1960/768 Imagine que par le plus grand des hasards tu viennes à apprendre un fait important pour moi. Romains, Hom. bon. vol. VII, 29, 261 (Dam. Pich. V, 478) 184

Dagegen : J'imagine que je suis vieille. Dam. Pich. V, 478 Eh bien! j'imagine qu'il ne doit pas y avoir beaucoup de rondsde-cuir de son espèce. Sartre Âge de rais. VI, 83 (Robert II, 622) E t pour qui me prennent-ils moi-même ceux qui s'imaginent que je pourrais conférer avec les chefs de la rébellion ( . . . ) Figaro 6. 9. 602 Fernerhin sind gewisse Fälle einer weit fortgeschrittenen Automatik zu verzeichnen, wie z. B. bei dem Typ /-ssrs.. .ki/, worauf auf S. 80 und S. 106 schon aufmerksam gemacht wurde. Auch das Negationsmorphem /na/ und die Superlativ-Morpheme und -Lexeme lösen heute fast automatisch die B-Form aus. Nur die Wirksamkeit der Realitätsheorie in den präskriptiven französischen Grammatiken verhindert hier vorläufig die vollständige Automatisierung. Oft ist es schwierig, zu entscheiden, ob man eine Erscheinung schon zur Teilautomatik rechnen soll oder sie noch einer fakultativen Variation zusprechen muß. Hierzu gehören etwa Fälle, bei denen das auslösende Monem über seinen üblichen Wirkungsbereich hinaus wirkt. So ist das /swajö/ in einem Kontext wie Il se pourrait qu'il en crève un ou deux pendant que nous soyons au Japon. Dam. Pich. V, 543 (mdl. Aufn.) ohne Frage durch die „Fernwirkung" des Lexems /-sop0/ „se peut" bedingt. Da diese Fälle immerhin noch relativ selten sind und im übrigen nicht nur bei Automatik-Monemen auftreten, haben wir sie besser unter das Kapitel „Variation" gestellt. 3 Beschränkt wird die Wirksamkeit von Monemen, die automatisch eine B-Form auslösen, dadurch, daß gewisse vor das /ko/ tretende Morpheme die Automatik verhindern können. Dies sind besonders die beiden das /ka/ lediglich formal verstärkenden Morpheme /desa-/ und /se-/.4 Diese Erscheinung, die wir A u f h e b u n g d e r A u t o m a t i k nennen wollen, ist nicht zu verwechseln mit einem durch keinerlei aus der Form des Kontextes ersichtlichen Grund gelegentlich vorkommenden krassen Bruch der Automatik (der im übrigen in gleicher Weise die A-Automatik betreffen kann). 2

3 4

E s ist n i c h t verwunderlich, d a ß die B - F o r m bisweilen a u c h a n d e r e n als d e n „ i m p é r a t i f " - F o r m e n folgen k a n n , so z. B . in On imagine q u e ce ne soit p a s facile . . . Ce Soir 15. 9. 46 (Cohen 108) Die s t a r k e F r e q u e n z gerade der m i t /imazinö/ oder /imazine/ eingeleiteten Ä u ß e r u n g e n k a n n sich d u r c h a u s als s t a r k g e n u g erweisen, das L e x e m /-imazin/ in seiner G e s a m t h e i t in die B - A u t o m a t i k hineinzuziehen. Vgl. S. 140ff. Vgl. a u c h S. 72 f. u n d besonders noch K a p . 9, S. 223 f. 185

Das Morphem /dasaka/ „de ce que" Wie schon auf S. 72 erwähnt, gibt es eine Reihe von Lexemen, nach denen das Translativ, das den ihm folgenden Teil der sprachlichen Äußerung in ein Substantiv transferiert, nicht in der üblichen Form /ko/ auftreten muß, sondern die erweiterte Form /dasaka/ annehmen kann. Die fraglichen Lexeme sind in der Liste loc. cit. mit einem Stern versehen worden. Die traditionelle Grammatik verlangte nach /dasaka/ die A-Form. Als Begründung wurde meist angeführt, daß es sich in diesen Fällen um ein kausales Verhältnis handelt, welches angeblich durch das /dase-/ besonders unterstrichen wird. Diese „logische" Deutung geschah freilich nur deshalb, weil man der A-Form eben nun einmal als ausschließliche Funktion zugesprochen hat, den Sachverhalt „Realität" auszudrücken und diese „Realität" in einem „kausalen Verhältnis" wiederzufinden glaubte. Im übrigen ist diese Regel zu keiner Zeit hundertprozentig beachtet worden ; dennoch läßt sich nicht übersehen, daß die Phonemfolge /dasa-/ vor /k9/ in der Lage ist, die B-Automatik nach den zur Debatte stehenden Lexemen zu verhindern. I n der heutigen Sprache ist die BForm aber keine Seltenheit mehr: On se montre ( . . . ) très satisfait de ce que M. M . . . ait informé le gouvernement ( . . . ) Figaro 26. 9. 60 On s'était montré assez mécontent ( . . . ) de ce que M. D . . . ait accepté de montrer ses papiers à un fonctionnaire de l'Allemagne de l'Est ( . . . ) Figaro 27. 9. 60 Pourtant son père ne se fâchait point de ce qu'il y ait toujours la même chose à manger ( . . . ) Poulaille, Le pain quotidien 187 (Cohen 77) Mit A-Form dagegen : Dégoûté de ce que les rôdeurs volaient la nuit ses poules et ses lapins ( . . . ) A. France, Hist. com. VI (Grevisse 993) M. Singlin souffrait de ce que le monde avait contribué au succès des „Provinciales" ( . . . ) Mauriac, Biaise Pascal 203 (Grevisse 993/4)5 Das veränderliche Morphem /sska/ „c'est que" Auch auf dieses Morphem wurde schon auf S. 72 hingewiesen. Es handelt sich um ein vor das /ke/ tretendes Element /se/, das sich noch in 5

Bezeichnenderweise wird die B-Form vermieden, wenn ein Vergangenheits-Tempus gefordert ist.

186

weitere kleinere Einheiten segmentieren läßt und dessen Teil /e/ sich, je nach den Erfordernissen des umgebenden Kontextes oder der außersprachlichen Situation, austauschen läßt gegen /-ete-/, /-fy-/, /-sera-/ oder /-sors-/.6 Ist das dem /sska/ voraufgehende Lexem ein Verb, so wird dieses grundsätzlich durch ein /sski/ „ce qui" eingeleitet, oder - andersherum ausgedrückt - lautet das Personalmorphem des auslösenden Verballexems /soki/, dann wird das folgende Translativ /ko/ grundsätzlich durch das alternierende /se-/ verstärkt. Wenn dagegen das auslösende Lexem ein Substantiv 7 ist, kann das Element /s(a)/ vor /-£-/, /-sare-/ usw. fehlen (/lamalœrsska = lomalœreko/ ,,le malheur c'est que" = „le malheur est que"). I n jedem Falle ist jedoch die Automatik gestört; statt der nach den betreffenden Lexemen zu erwartenden Bkommt eine A-Form vor. 8 Hier einige Beispiele: Mit

A-Form

Ce q u i m'ennuie, c ' e s t qu'il ne dort pas. Dam. Pich. V, 528 (mdl. Aufn.) L e m a l h e u r , c ' e s t q u e la plupart des chefs politiques de l'Afrique noire ( . . . ) se sont tous sentis marqués par le destin. Figaro 3. 9. 60 Ce qu'il y a d'encore plus é t o n n a n t dans cette expérience, c ' e s t q u e son mari ne s'est jamais douté de rien ( . . . ) France Dim. 15./21. 9. 609 Drei weitere Beispiele mit A-Form s. S. 72f. Mit

B-Form10

Ce q u i plaisait à l'auteur, c ' e s t q u e le héros de son aventure ne soit ni par son physique ni par son métier prédisposé à ce genre d'exploit ( . . . ) Arts Lett. Spect. 1960/768 ( . . . ) ce q u i est étonnant ( . . . ) c ' e s t q u e ça n'ait pas brûlé plus tôt ( . . . ) Butor Empl. Temps 215 ob. 6 7

8

9

10

Vor den letzteren drei Formen wird das Element /s/ um ein /a/ erweitert. Als solches kenntlich an seinem Index /la/, /la/, /le/ bzw. /œ/, /yn/; vgl. dazu Einleitung S. 46 n. 248. Wir verweisen hier auf eine ganz anders geartete Möglichkeit, die Morpheme /dasaka/ und /sska/ und ihre Funktion in der Struktur des Neufranzösischen zu bestimmen; vgl. dazu Kap. 9, S. 223f. Trotz /saki/ ist das auslösende Lexem hier ein Substantiv, nämlich /etanä/, das, von Hause aus Adjektiv, durch das Morphem /d(a)/ hier zum Substantiv transferiert wird; /saki/ ist hier nicht Personalmorphem des Verballexems /-eton/ ; dann würde die Äußerung /sekietetonä/ ,,ce qui est étonnant" lauten, was allerdings den Sinn nicht ändern würde. Die B-Form tritt bei diesem Typ entschieden häufiger auf.

187

L ' i m p o r t a n t , c'est q u e je l'aye faite pour ma femme ( . . . ) Barbusse Feu 40 u. L e p r i n c i p a l , c'est q u e Brigitte soit heureuse ( . . . ) France Dim. 15./21. 9. 60 E t le s c a n d a l e u x , c ' e s t q u e ce prophète du respect qui a chanté la noblesse des vivants ( . . . ) , ait pu faire scandale et passer pour un profanateur. Arts Lett. Spect. 1961/804 Il arriva un peu en retard, distrait, et je n'eus plus q u ' u n d é s i r , c ' é t a i t qu'il montrât quelque trouble ( . . . ) Sagan Cert. Sourire 34 u. L ' i m p o r t a n t e s t qu'ils ne soient pas ensemble. Claudel Soul. Sat. II, 8 (Th. II, 658) ( . . . ) le s o u h a i t que je forme s e r a i t que l'on poursuive avec la même rigueur ceux qui dans leur désarroi ont pu perdre le fil de leur esprit ( . . . ) Journ. Dim. 18. 9. 6011 Bruch der Automatik

zugunsten einer

A-Form

Zwei Faktoren dürften es in erster Linie sein, die das automatische Eintreten einer B-Form gelegentlich verhindern: Der Einfluß der Realitätstheorie und die starke Frequenz neutraler Formen, d. h. solcher, denen das distinktive Merkmal zwischen A- und B-Form abgeht. Die Wirksamkeit dieser beiden Faktoren ist wesentlich soziologisch bedingt. Wird man in schriftlichen Äußerungen gebildeter (und halbgebildeter) Kreise das außergewöhnliche Vorkommen einer A-Form als eine Reaktion gegen die Auffassung werten müssen, der „subjonctif" sei das sprachliche Zeichen für die „Nicht-Setzung der Realität" und demzufolge da, wo es sich um „Reales" handelt, durch den „indicatif" zu ersetzen, so dürften derartige Reflexionen in der gesprochenen Sprache der weniger Gebildeten (wie auch oft in deren schriftlichen Äußerungen, familiären Briefen u. dgl.) kaum eine wesentliche Rolle spielen. Hier wird es vielmehr der so eminent häufige Typ /ilfo kilsät/ „il faut qu'il chante" sein, der dann auch ein /ilfo kiltjê/ „il faut qu'il tient" usw. (vgl. die folgenden Beispiele) hervorruft. Selbstverständlich sind die Grenzen hier fließend, und 11

Einem besonderen Typus, bei dem die auslösenden Lexeme einem Substantiv zugehörige Adjektive sind, gehören die folgenden beiden Beispiele an: Cependant une autre issue est exceptionellement possible, c'est que cette espèce de compensation (. . .) provienne d'un acte extraordinaire de la liberté de l'homme. Le Monde 26. 8. 60 Toutefois il y aurait une circonstance préférable encore, c'est que mon cheval bronchât tout à l'heure sur le chemin ( . . . ) Claudel Soul. Sat. II, 3 (Th. II, 637)

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es wird im einzelnen schwer, wenn nicht gar unmöglich sein, bei einem einmal gesprochenen oder geschriebenen Kontext mit Sicherheit festzustellen, welcher der beiden Faktoren hier entscheidend gewesen ist. Gelegentlich hat der Bruch der B-Automatik auch noch andere Ursachen. So werden manchmal auslösende Moneme nicht in ihrem allgemein üblichen Sinne verwendet, sondern treten f ü r ein anderes Monem ein, das der A-Automatik unterliegt. Das /purka/ in unserem vorletzten Beispiel 12 ist nicht, wie sonst üblicherweise, gegen /afëka/ austauschbar, sondern wurde für /parska/ mit A-Automatik gebraucht. Darüber hinaus muß man bei nicht hörbarem, nur graphisch gekennzeichnetem B-Merkmal immer damit rechnen, daß bei der schriftlichen Fixierung des Textes die sich nur graphisch von der B-Form unterscheidende A-Form erscheint. Hierzu sind die drei letzten Belege der Gruppe a) zu rechnen. a) Beispiele aus der Schriftsprache Mais je vous a c c o r d e qu'il vaut mieux être bête comme tout le monde que d'avoir de l'esprit comme personne. A. France, Hist. com. I (Robert I, 31) E n leur nom, Clemenceau requérait le „maximum de République". Il n'était pas f a u x qu'on la dosait. Bainville, La trois. Rép. V, 103 (Dam. Pich. V, 526) Pendant un moment on put c r a i n d r e que le Gouvernement avait l'intention de céder à l'odieuse pression du tsarisme. Humanité 14. 2. 07 (Cohen 82) Allons, c'est c u r i e u x que lorsqu'ils arrivent, ils ont tous cette habitude. Courteline, Train de 8 H. 47 p. 30 (Van der Molen 87) ( . . . ) à l'alcoolisme ( . . . ) dont il est m e r v e i l l e u x vraiment qu'aucun des accusateurs de Poe n'a jamais pu constater par lui-même l'existence. Merc. France 15. 1. 31 p. 320 (Dam. Pich. V, 526) S a n s qu'ils le veulent les gestes de ces gosses, leurs destins, sont tumultueux. Genet Journ. Vol. 16 m. On est tous c o n t e n t s qu'il est venu. Rosny Aîne, Vague rouge 310 (Van der Molen 84) Elle n'a pu voir son enfant a v a n t qu'il meurt. Humanité 11. 5. 51 p. 6 (Cohen 149) A v a n t q u e j'ai eu le temps de me rendre compte, je partis dans le vide. Almanach ouvrier et paysan 1958, 149 (Cohen 149) 12

Gruppe b), S. 191. 189

( . . . ) mais il a suffi de ces quelques mots p o u r q u e le sourire revint ( . . . ) Butor Empl. Temps 87 m. b) Beispiele aus der gesprochenen Sprache und der Vulgärsprache 13 C'est d r ô l e qu'il ne peut pas reconnaître une plante. Van der Molen 88 Ce n'est pas é t o n n a n t que ma jupe ne tient p a s . . . Dam. Pich. V, 528 (mdl. Aufn.) F a u t qu'il y a le départ pour les abeilles. Van der Molen 75 E h ben, il f a u t que vous partez à sept heures et quart. Ebda Il f a u t qu'il tient sa place. Ebda Non, f a u t que j'attends à G. Ebda J e suis c o n t e n t que ton oncle est venu te rejoindre. Ebda 85 C'est m a l h e u r e u x qu'il est pas causeur. Benjamin, Sous le ciel de France 80 (Van der Molen 81) C'est m a l h e u r e u x qu'c'esi pas l'époque des cerises. Benjamin, Grandgoujon 82 (Van der Molen 81) C'est m a l h e u r e u x pour moi quille me faut én achetér un Bonnier, Lettres de soldat X I (Van der pontalon. Molen 82) C'est m a l h e u r e u x qu'il est pas là. Van der Molen 83 C'est m a l h e u r e u x qu'il ne fait pas de soleil, si vous voulez voir Notre Dame. Ebda C'est m a l h e u r e u x qu'on ne peut pas y aller. Ebda 1 4 Ça m ' e n n u i e qu'il faut que j'aille là-bas. Ebda 13

14

Zu dieser Gruppe zählen nicht nur mündliche Äußerungen, sondern auch solche in Briefen Ungebildeter und Wiedergaben vulgärsprachlicher direkter Rede in der Literatur. Bei der Fülle von Beispielen mit A-Formen nach /malcero/ (und einigen anderen Lexemen) in der Umgangs- und Vulgärsprache könnte man fast der Annahme zuneigen, die B-Automatik sei in diesen Fällen nur schriftsprachlich, während es sich in der Umgangssprache um eine fakultative Variante handelt.

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Ça m ' e n n u i e que vous n'avez pas une couverture quand même. Ebda E t c'est h e u r e u x ( . . . ) qu'ils m'ont réveillé ( . . . ) Barbusse Feu 8 J e suis très h e u r e u s e que maman est revenu depuis quinze jours. Van der Molen 84 Sa me fait beaucoup de p e i n e quil est mort près de moi. Bonnier, Lettres de soldat XV (Van der Molen 82) J'avais p e u r que c'était celle du voisin. Van der Molen 89 . . .les enfants doivent bien r e g r e t t e r que vous ni êtes plus. Ebda 82 (Brief) J e pourai aller vous chercher en voiture à m o i n s q u e vous préferez venir à bicyclette. Van der Molen 126 (Brief) . . . et je vous répondrai par retour du courrier en vous envoyant Références à m o i n s q u e vous me convoquez. Ebda (Brief) Nous en parlions, a v a n t q u e vous êtes venu. Ebda 103 J'aide ma tante en a t t e n d a n t qu'il y a du travaille. Van der Molen 105 (Brief) . . . n o n p a s qu'ils ne veulent pas en avoir, mais parce que la nature ne veut pas. Ebda 130 Faut fermer votre porte, p o u r qu'on vous prend pas autre chose. Ebda 114 Mais, et p o u r q u e j'ai mal au genou ? Dam. Pich. V, 544 (mdl. Aufn.) J e l'amène [à la consultation] p o u r qu'il a des boutons. Ebda 1 5 (mdl. Aufn.) . . . p o u r v u qu'on ne prend pas mes serviettes. Van der Molen 12516 Bruch der Automatik

zugunsten einer

B-Form

Diese Fälle gehören weitgehend der Schriftsprache an. Auch hier zeigt vornehmlich die Realitätstheorie ihre Wirkung. Da dem „Indikativ" nun einmal der Ruf anhaftet, ein „Modus der Realität" zu sein, ist es 15 19

Vgl. S. 189. Van der Molen op. cit. bringt an den angegebenen Stellen noch eine Fülle weiterer Belege. - Beispiele für /säke/ mit A-Form s. vorliegend. Arbeit S. 135 f.

191

verständlich, wenn ein Autor sich gelegentlich bemüßigt fühlt, seine subjektive Einstellung zu einem außersprachlichen Sachverhalt dadurch zum Ausdruck zu bringen, daß er die A-Automatik nach einem auslösenden Monem durchbricht und die Form setzt, die nach allgemeiner Auffassung nur eine in Frage gestellte Realität zum Ausdruck bringt. Man kann in vielen Fällen die B-Formen auch als Hyperurbanismen auffassen. Gelegentlich mag es sich sogar um puren Snobismus handeln ; die B-Form gilt manchem als die elegantere. Auch kann die Funktion eines auslösenden Morphems oft eine Rolle beim Bruch der A-Automatik spielen. Wir haben auf S. 136 f. bereits gesehen, daß /aprske/ als temporales Translativ heute vornehmlich deshalb die B-Form so oft nach sich zieht, weil es sich nach dem Vorbild des in gleicher Funktion verwendeten /aväk9/ richtet. Diese Analogie wirkt sich dann auf weitere Translative gleicher Funktion wie /dsk9/ „dès que", /dymomäk9/ ,,du moment que" u. dgl. aus. ( . . . ) des auteurs qui vont a f f i r m a n t au monde que dans la France d'aujourd'hui il y ait un écart sensible entre le langage écrit et le langage parlé. Dam. Pich. I, 51 De sorte qu'il lui était fidèle jusqu'à la mort, la vénérait pour sa bonté et a c c r é d i t a i t qu'elle se fût rendue coupable de trahison. Proust, Rech. Temps perd. IV, 2, 176 (Dam. Pich. V, 492) Il e s t é v i d e n t que dans de telles conditions le parler des Juifs soit resté plus conservateur... Brunot-Malka, Textes judéo-arabes de Fès p. I I I (Cohen 96) Ce qui e x p l i q u e que quelques machines électriques ( . . . ) fussent porteuses depuis de nombreuses années d'une large plaque „ESTADO" ( . . . ) La Vie du Rail 18. 12. 60 Cléopâtre était belle, ce qui e x p l i q u e qu'elle ait retenu auprès d'elle Jules César et Marc Antoine. Jean-Charles, Foire Cane. 15 Le problème des tarifs ( . . . ) est un problème très sensible et nous e s t i m o n s qu'il faille en discuter avec beaucoup de sangfroid. Humanité 5. 5. 37 (Cohen 108) Tout i n d i q u e que là soit la vérité. Cohen 107, noté à la Radio 12. 9. 58 J e c r o i s certainement que dans le négoce il puisse y avoir de braves gens. H. de Monfreid, Hachich 31 (Cohen 107) 192

Il y a des raisons de croire que ce titre soit, non du copiste, mais bien de Mme de La Fayette. Beaunier, Préf. à son éd. de la Princ. de Montpensier p. 20 (Dam. Pich. V, 493) Je le crois tonnerre de Dieu bien qu'il ne puisse tenir sur ses pieds ( . . . ) vous lui avez pris les deux jambes dans la même jambe du pantalon. Courteline, Coco, Coco et Toto, Le petit malade (Dam. Pich. V, 493)17 . . . quelque diplomate allemand - de ces gens, vous savez, qui p e n s e n t qu'en frac, ça veuille dire en vrac. Toulet, Béhanzique 140 (Dam. Pich. V, 493) Des amas gigantesques..., des pyramides de pages! - P e n s a n t que ce fussent sans doute des romans... Boulenger, Souv. du marq. de Floranges 142 (Dam. Pich. V, 493) Je p e n s a i s bien que vous vinssiez me dire bonjour avant de quitter Paris. Cohen 117 (mdl. Aufn.) Il est p r o b a b l e sans doute qu'il ne faille chercher aucun sens concret dans cette expression. Labat, Comm. assyro-babyl. 15 (Cohen 96) Il est c e r t a i n que la bêtise puisse fasciner. Lett. françaises 4. 7. 57 p. 3 (Cohen 96) Nous avons quelques amis; nous voulons être sûres que vous veniez. Dam. Pich. V, 553 (mdl. Aufn.) Il est donc v r a i que Descartes ait écrit le projet de sa métaphysique avant celui de sa physique. Il est v r a i aussi que l'arbre futur ait crû organiquement ( . . . ) Rev. philos. 1957, 448 (Cohen 97) Il est plus v r a i s e m b l a b l e , toutefois, que M . . . attende (...) Œuvre 28. 10. 43 p. 2 (Cohen 96) N'importe quoi. Dès l ' i n s t a n t que ça m'aille. Le Matin 22. 2. 36 p. 5 (Dam. Pich. V, 538) Aussi, dès que Rose se fût rassise ( . . . ) , je me suis efforcé d'obtenir des renseignements ( . . . ) Butor Empl. Temps 66 ob. Mais dès qu'elle eût tâté l'eau du pied, elle partit se rhabiller. Sagan Cert. Sourire 74 ob. D u m o m e n t qu'il ne soit pas malade, je serai contente. Dam. Pich. V, 539 (mdl. Aufn.) 17

Dieses Beispiel hat seinerzeit eine eminent wichtige Rolle in der großen Polemik zwischen Lerch, Kalepky und Regula gespielt; s. „Bibliographie" S. 413ff.

193

A u s s i l o n g t e m p s q u e je poursuive cette savante destruction de moi-même toujours plus lointain reculera le terme de mon anéantissement. Hoppenot, Moharem 11, Vocation (Dam. Pich. V, 554) . . . e t pendant une demi-heure, le t e m p s qu'elle s'endorme, sa vie lui apparut comme une vaste catastrophe. Sagan Merv. Nuages 78 u. Vgl. ferner noch die auf S. 135f. besprochenen Beispiele.

Kleine Zusammenstellung

von Beispielen

zum Kapitel

,,Automatik"

Mit auslösendem Lexem Il mourra parce que j'ai a c c e p t é qu'il meure s'il me trompe. Giraud. Ond. II, 11 (138 m.) ( . . . ) il avait peur d'être entraîné à des dépenses excessives, car il n'aurait pas accepté que je payasse une seconde fois sa part ( . . . ) Butor Empl. Temps 41 u. J e veux bien t ' a c c o r d e r qu'il meure à la seconde même où tu oublieras. Giraud. Ond. III, 5 (213 m.) On peut a d m i r e r que les tribunaux algériens n'aient condamné pour crime de guerre que deux soldats f r a n ç a i s . . . Figaro 23. 9. 60 On veut bien q u e . . . la France sorte de l'abîme. Mais il ne s ' a g i r a i t pas qu'elle parvienne jusqu'aux sommets. De Gaulle, Mém. de guerre II, 232 (Cohen 86) C'est très a g r é a b l e que ce soit fini. Van der Molen 86 (mdl. Aufn.) Moi, voyez-vous, cher Monsieur, j ' a i m e que la jeunesse soit ambitieuse! Anouilh Eurid. IV (402 m.) Il aimait boire et il aimait qu'elle boive avec lui. Sagan Merv. Nuages 19 m. Elle a i m e r a i t p't'êt' m i e u x que ce soit son oncle ou un ami de son père ( . . . ) Barbusse Feu 159 u. ( . . . ) mais dans ce cas-là, j'aimerais mieux que ce soit pas de la peau de porc. Queneau Zazie 36 u. Ce qui m ' a m u s e , c'est que vous soyez devenu gai. Van der Molen 86 (mdl. Aufn.) A partir du moment où j'ai a p p r é h e n d é qu'il y eût en moi quelque chose à juger ( . . . ) Camus Chute 92 m. Non seulement il a p p r o u v a que grand-père eût recueilli les inspirations de Christophe ( . . . ) Rolland Jean-Christ. 97 ob. 194

D'autres de ces épouses ( . . . ) poussent le machiavélisme jusqu'à a t t e n d r e qu'il y ait tiers, des témoins, pour lancer leurs remarques-venin-deserpent. Ici Paris 16/795 Le gouvernement soviétique attend que le gouvernement américain garantisse au chef de la délégation ( . . . ) la possibilité de se déplacer ( . . . ) Figaro 14. 9. 60 ( . . . ) nous attendons que Godot vienne. Beckett Godot I I (134 u.) ( . . . ) j'ai b e s o i n que vous ayez l'air passionnément amoureux d'elle. Anouilh Invit. Chât. I I I (89 u.) J'ai pas b'soin qu't'en reçoives d'aut' . . . Benjamin, Gaspard 125 (Van der Molen 75) C'est b i e n que vous soyez resté. Van der Molen 86 (mdl. Aufn.) Il serait très b o n maintenant qu'il pleuve et que ce soit f i n i . . . Ebda 64 (mdl. Aufn.) Mais c'était si ancré dans l'esprit de Charrier qu'il me demanda un jour s'il ne serait pas bon qu'il eût un entretien ( . . . ) avec Sacha ( . . . ) France Dim. 15./21. 9. 60 Il serait bon qu'ils ne laissassent pas traîner l'affaire. Radio Suisse 3. 2. 61 Quelle c h a n c e que celle que vous aimez soit évidente et claire comme vous ( . . . ) Anouilh Sauvage I (117 ob.) A moins d'une intervention directe des gouvernements arabes ou autres, il y a peu de chances que cette „relance" ait plus d'effet. Figaro 25. 8. 60 C h e r c h e z à ce qu'on soit content de vous. Robert I, 741 Il n'y a pas à s'étonner que les cardinaux ( . . . ) de France n'aient point pavoisé leurs cathédrales en l'honneur de M. K h . . . : il eût même été c h o q u a n t qu'ils fissent ! Le Monde 30. 3. 60 C'est très c o m m o d e qu'il dorme. Van der Molen 86 (mdl. Aufn.) J e suis bien c o n t e n t que vous ayez entendu cela. Arts Lett. Spect. 1960/768 Dans ce but il c o n v i e n t tout d'abord que les besoins et désidérata de la linguistique générale fussent formulés. Husson, Progr. Ass. Ét. de la Phonation, mars 1952 (Cohen 93) ( . . . ) et je c r a i g n a i s de plus en plus qu'elle n'ait gardé quelque trace de cette lamentable rencontre ( . . . ) Butor Empl. Temps 198 ob./m. 195

Il est c u r i e u x que Hitler ait laissé faire Himmler dans des circonstances pareilles. Figaro 25. 8. 60 Ah, le danger, ce n'était point une bataille entre elles deux, incapables de supporter plus longtemps leur masque de bienséance, mais que ce masque devint le visage même ( . . . ) Butor Modif. 155 ob. Je vais être franche, Patrice, je serais d é ç u e qu'il ne le fît pas. Anouilh Invit. Chât. III (61 u.) Les États-Unis ont d e m a n d é à plusiers reprises que leurs représentants à Moscou soient autorisés à rencontrer P. Figaro 18. 8. 60 ( . . . ) le commandement de l'O. N. U. ( . . . ) a d é m e n t i ( . . . ) que le bataillon du Mali ait eu une „conduite incorrecte" au cours des troubles. Figaro 25. 8. 60 Le porte-parole de la délégation générale a formellement démenti que de nouvelles mesures de cette nature soient envisagées actuellement. Figaro 14. 9. 60 La jeune femme ( . . . ) d é p l o r e que „ses espoirs en une paix juste, valable, aient été anéantis par l'échec des entretiens de Melun". Figaro 14. 9. 60 ( . . . ) je n'ai jamais ( . . . ) „déploré ( . . . ) qu'une partie de notre jeunesse soit sous les armes et accomplisse là-bas une besogne qui n'est pas la sienne". Figaro 20. 9. 60 Je désire pour vous que vous rencontriez une personne qui vous donne un peu plus de satisfaction. Van der Molen 61 (mdl. Aufn.) Il ajouta pour conclure qu'il d é t e s t a i t que la police fourrât son nez dans ses affaires ( . . . ) Queneau Zazie 157 m. ( . . . ) mais on est autorisé à d o u t e r qu'il ait leur plein appui. Figaro 7. 9. 60 ( . . . ) il est d o u t e u x qu'elle rende l'homme plus heureux. Figaro 19. 9. 60 Pour lui c'est absolument égal qu'il soit à droite. Van der Molen 86 (mdl. Aufn.) Il s'agit d'empêcher que des fusées ( . . . ) ne soient spécialement construits ( . . . ) pour lancer de telles bombes ( . . . ) Figaro 25. 8. 60 Les „droujinniki" ( . . . ) ont pour mission d'empêcher que l'ordre public ne soit troublé ( . . . ) Figaro 15. 9. 60 ( . . . ) le président du Comité de Saint-Mandé de la Croix-Rouge française s'est ému que l'on ait pu dire de plusieurs de ces jeunes amputés qu'ils n'avaient „ni visite, ni lecture, ni rien". Figaro 15. 9. 60 196

Il me disait qu'il avait envie que je sois là. France Dim. 15./21. 9. 60 Ce n'est pas é t o n n a n t qu'avec de tels parents, P . . . ait accepté de survoler notre territoire pour gagner de l'argent. Aurore 24. 8. 60 ( . . . ) et l'on s'étonne que vous puissiez penser que tout va bien ainsi. Figaro 5. 9. 60 Nous aimerions é v i t e r que la prolongation de la situation présente ne fasse naître chez les citoyens de la République démocratique allemande des sentiments inamicaux ( . . . ) à l'égard des États-Unis ( . . . ) Figaro 27. 9. 60 Selon le délégué soviétique la question posée n'est pas de savoir si l'action des Nations Unies doit être poursuivie ou non, mais de déterminer les moyens d'éviter que les décisions déjà prises ( . . . ) soient déformées et ignorées ( . . . ) Figaro 17. 9. 60 A ton âge il était f a t a l que de nouveau les puissances de joie qui sont en toi réclamassent leur part naturelle. Fauchois, La dame aux gants verts, Acte I (Cohen 86) Je ne peux plus tenir, il f a u t que je voie la robe. Anouilh Invit. Chât. II (30 u.) Avec toutes ces bagnoles, faut que vous ayez choisi justement la mienne. Queneau Zazie 152 ob. Il s'en est f a l l u d'un cheveu qu'on ne s'y soit pendu. Beckett Godot II (102 ob.) ( . . . ) il s'en faut de beaucoup que le mal qui afflige l'un d'entre eux soit aussitôt ressenti par les autres comme un mal personnel ! Figaro 29. 8. 60 Il est f a u x , après tout, que je n'aie jamais aimé. Camus Chute 68 u. Je me fiche qu'il soit de Versailles. Benjamin, Justices de Paix 36 (Van der Molen 85) Je me fiche un peu que vous manquiez le train ! Courteline, Train de 8 H. 47 p. 241 (Van der Molen 85) L'étranger qui vient à Paris, c'est presque f o r c é qu'il aille là. Van der Molen 76 (mdl. Aufn.) Ça gêne pas ces dames qu'on fasse une vieille pipe ? Benjamin, Sous le Ciel de France 192 (Van der Molen 85) Mais je considère comme extrêmement g r a v e que des officiers aient 197

été les principaux artisans de la situation créée ( . . . ) Aurore 24. 8. 60 C'était l ' h a b i t u d e que les gosses fussent baptisés et qu'ils fissent leur première communion. Thorez, Fils du peuple 17 (Cohen 87) Quelle heure est-il ? Il n'est pas l ' h e u r e qu'il boive, celui-ci ? Dam. Pich. V, 550 (mdl. Aufn.) Jean, il est leur que tu aille te couchez ; il est 9 heures du soir. Paroles sortant de la bouche d'un personnage d'un dessin 1933 (Dam. Pich. V, 550) J e serais h e u r e u s e qu'il ait un emploi. Van der Molen 83 (mdl. Aufn.) Pour y parvenir, les Européens que nous sommes seraient heureux que l'assemblée de Strasbourg (...) fût élue directement ( . . . ) Figaro 10. 9. 60 ( . . . ) il serait i m p e n s a b l e pour tout É t a t socialiste que l'actuel secrétaire général en puisse prendre le commandement. Figaro 27. 9. 60 Il est i m p é r i e u x que le secrétaire général soit doté des pouvoirs nécessaires pour faire sortir le Congo du chaos ( . . . ) Figaro 20. 9. 60 Il n'est pas i m p o s s i b l e que le but de cette boutade ait été de susciter des commentaires montrant le cauchemar ( . . . ) Figaro 22. 9. 60 Maintenant je sais pourquoi les femmes l'appellent le Dieu! Parce qu'il semble vraiment impossible qu'un homme puisse faire éprouver tant de sensations. France Dim. 15./21. 9. 60 Elle trouvait plus i n d é c e n t qu'il exposât ce passé glacé et confortable et qu'il s'en glorifiât presque. Sagan Merv. Nuages 53 u. „Si" ( . . . ) répliqua Zazie i n d i g n é e qu'on puisse mettre en doute une seule de ses paroles. Queneau Zazie 114 ob. ( . . . ) parce qu'il est absolument i n d i s p e n s a b l e pour cette nouvelle vie qui va commencer entre vous deux qu'il n'y ait non seulement point de mensonge à sa base ( . . . ) Butor Modif. 82 u. Il était i n e x a c t de penser que nous ayons jamais demandé la constitution d'un directoire à trois. Figaro 17. 9. 60 ( . . . ) et s'il y avait bien ( . . . ) quelque i n q u i é t u d e qu'il nous jugeât sots ( . . . ) , l'essentiel c'était que nous tenions à obtenir un aveu clair ( . . . ) Butor Empl. Temps 170 m. Si l ' i n t e n t i o n du Conseil était que les forces des Nations Unies soient utilisées aussi pour cela, il aurait fallu le dire ( . . . ) Figaro 22. 8. 60 198

Il est i n u t i l e que d'autres que toi le sachent. Rolland Jean-Christ. 85 u. C'était bien plus j u s t e qu'il aille chez ses parents. Van der Molen 76 (mdl. Aufn.) Il était donc l o g i q u e qu'on pensât à l'utiliser surtout pour pallier cet inconvénient. Gaston Cohen, CuivTe et nickel 78 (Cohen 87) C'est m a g n i f i q u e qu'elle puisse manger seule! Van der Molen 86 (mdl. Aufn.) Quel m a l y a-t-il à ce que j'aille le voir ( . . . ) Claudel Soul. Sat. I, 13 (Th. II, 620) . . . c'est m a l h e u r e u x . . . qu'étant fidèle . . . elle ne soit pas plutôt Madame Grandgoujon que . . . Benjamin, Grandgoujon 58 (Van der Molen 81) Quel m a l h e u r ( . . . ) que ce ne soit pas vous aujourd'hui qui plaidiez! Benjamin, Grandgoujon 26 (Van der Molen 80) Il n'est pas m a l s é a n t non plus, s'il leur arrive de parler vrai, qu'ils aient l'air de parler faux. Giraud. Ond. II, 9 (113 u.) J e trouve m a u v a i s réellement qu'il aille s'étourdir à Paris. Van der Molen 62 (mdl. Aufn.) Le gouvernement américain s'associe ( . . . ) au communiqué de la récente conférence des États africains à Léopoldville qui m e t t a i t en g a r d e contre le danger que le Congo ne devienne une arène pour la guerre froide (...) Figaro 16. 9. 60 C'est bien m i e u x qu'y en aye pas. Barbusse Feu 27 Il aurait m i e u x v a l u ( . . . ) qu'elle n'en sût rien. Butor Modif. 134 m. ( . . . ) il est tout n a t u r e l que les États de l'Europe aient à leur disposition des organismes spécialises ( . . . ) Figaro 6. 9. 60 Il me paraissait à la fois prodigieusement naturel et prodigieusement inconvenant que Luc me proposât son ht. Sagan Cert. Sourire 37 u. J'aurais été n a v r é e qu'une autre le portât. Anouilh Sauvage I I I (186 m./u.) Il était n é c e s s a i r e que la division du travail soit déjà très avancée pour permettre la production manufacturière. Baby, Principes fondamentaux de l'économie politique 89 (Cohen 91) ( . . . ) il eût été nécessaire qu'il n'y eût pas là une autre carrière ( . . . ) Figaro 6. 9. 60 199

( . . . ) le département des relations publiques a n i é que la Thaïlande ait institué un blocus ( . . . ) Figaro 20. 9. 60 ( . . . ) ü serait très n o r m a l que ( . . . ) j'aie sur moi ( . . . ) le poids ( . . . ) Sagan Cert. Sourire 85 u. ( . . . ) personne, ici, ne s ' o p p o s e à ce que vous alliez rejoindre notre père. Bernanos Dial. Carm. I I I , 8 (106 m.) Il s'oppose avec vigueur à ce que toute idée de polémique religieuse soit injectée dans la campagne électorale ( . . . ) Figaro 8. 9. 60 Il faut o b t e n i r qu'elle ne dise rien. Anouilh Invit. Chât. I I (46 u.) Les représentants de l'O. N. U. ont obtenu ( . . . ) qu'ils fussent aussitôt relâchés. Le Monde 20. 8. 60 C'est bien la p e i n e ( . . . ) que je me sois levé si tôt. Genet Journ. Vol. 25 ob. Ça v a u t la p e i n e qu'on attende. Beckett Godot I I (30 m.) ( . . . ) Dieu a voulu qu'il en soit ainsi, non pas en faisant d'elle (se. la prière) ( . . . ) un besoin aussi impérieux que la faim ou la soif, mais en p e r m e t t a n t que nous fuissions prier les uns à la place des autres. Bernanos Dial. Carm. II, 1 (39 u.) Permettez que j'aille dans ce sens pour vous voir. Van der Molen 60 (mdl. Aufn.) J e ne permets pas que ça soit sale. Van der Molen 63 (mdl. Aufn.) J ' a i p e u r qu'il ne soit sérieusement touché. Beckett Godot I I (141 m.) ( . . . ) je n'ai qu'une peur, c'est que toi, tu meures. Sagan Merv. Nuages 104 ob. D'aut'fois, pour que tu t ' p l a i g n e s pas qu'c'soii dur, i't'collent en fait d'bidoche, qué'qu'chose de mou. Barbusse Feu 20 u. Elle s'est plainte, quand je lui ai remué les jambes, que j'aille lui casser la jambe. Dam. Pich. V, 608 (mdl. Aufn.) Un Parisien ( . . . ) se plaignait que plusieurs centaines de voitures ( . . . ) eussent été ( . . . ) retenues ( . . . ) Martin Du Gard, Thibault VII, 76 (Robert II, 118) Il est p o s s i b l e que cela soit juste, répond P . . . Figaro 18. 8. 60 ( . . . ) il est fort probable, il est fort possible en tout cas, qu'elle accomplisse progressivement dans les faits ce qu'un jour le suffrage décidera d'établir dans le droit. Figaro 6. 9. 60 200

( . . . ) il est p r é f é r a b l e qu'elle n'en croie pas d'abord ses yeux ni ses oreilles, et continue à frotter les meubles. Bernanos Dial. Carm. I I I , 2 (82 m.) Elle eût préféré qu'il peignît. Sagan Merv. Nuages 129 m. A la fontaine toute nue Elle s'alla baigner souvent ( . . . ) E n p r i a n t Dieu qu'il fît du vent. Brassens, Dans l'eau de la claire fontaine, Radio franç. France I I , 12. 11. 61 ( . . . ) le p r i n c i p a l , c'est que nous ayons la santé. Van der Molen 76 (Brief) ( . . . ) M. K h . . . avait p r o p o s é que les débats de l'assemblée générale sur le désarmement soient dirigés par les chefs de gouvernements ( . . . ) Figaro 2. 9. 60 En proposant que le siège de l'organisation internationale soit transféré des États-Unis à quelque autre endroit ( . . . ) Figaro 24. 9. 60 Il se rencontre r a r e m e n t que la physionomie soit en accord complet avec la personne intérieure. Soltmann, Syntax 112 Elle était ( . . . ) si confiante, que j'étais r a v i e à l'idée qu'il ne se soit rien passé entre Luc et moi ( . . . ) Sagan Cert. Sourire 53 ob. Le gouvernement ( . . . ) r é c l a m e que les armes ( . . . ) soient immédiatement saisies. Figaro 22. 8. 60 Le second texte r e c o m m a n d e que le gouvernement de Washington ,,soit averti que le renforcement de la solidarité ( . . . ) requiert ( . . . ) qu'il s'abstienne de toute manifestation ( . . . ) " Le Monde 27. 8. 60 Une telle arme ne saurait grandir ceux qui la brandissent et l'on peut r e d o u t e r que son tranchant ne s'abatte précisément sur ceux-là qu'elle croit protéger. Figaro 20. 9. 60 ( . . . ) il était bien ce J.-C. Hamilton qui avait r e f u s é que l'on imprimât sa photographie sur la dernière page ( . . . ) Butor Empl. Temps 160 ob. ( . . . ) on a r e g r e t t é que l'auteur ait déployé tant de virtuosité pour un sujet aussi mince ( . . . ) Arts Lett. Spect. 1960/768 ( . . . ) le renforcement de la solidarité ( . . . ) r e q u i e r t ( . . . ) qu'il s'abstienne de toute manifestation d'hostilité ( . . . ) Le Monde 27. 8. 60 ( . . . ) j'ai r é u s s i à ce qu'elle soit avec moi ailleurs que dans Rome ( . . . ) Butor Modif. 119 u. Mon amour est une chose trop belle, j'attends trop de lui pour r i s q u e r qu'elle le salisse lui aussi. Anouilh Herm. I (41 u.) 201

Ne croyez-vous pas qu'en ayant l'air de trop savoir qu'il sait, nous risquons peut-être un peu inconsidérément qu'il sache % Anouilh Invit. Chât. I I I (64 m.) Il est tout de même s c a n d a l e u x que, secrétaire général à la police, j'aie eu à prendre cette décision. Journ. Dim. 18. 9. 60 ( . . . ) n'est-il pas scandaleux pour le monde que j'aie invité ce nabab en même temps que Dorothée ? Anouilh Invit. Chât. I (16 m.) C'est bien plus s i m p l e qu'il ait des chemises de sport. Van der Molen 64 (mdl. Aufn.) Il apparaîtrait pour le moins s i n g u l i e r aujourd'hui qu'un de ses premiers gestes fût de se laisser porter à la tête d'une faction. Figaro 23. 9. 60 S o u f f r e z que j'en instruise mes confrères, qui sont désormais les vôtres. Arts Lett. Spect. 1960/768 On aurait s o u h a i t é que sur un tel sujet ( . . . ) les considérations personnelles s'effaçassent devant la gravité des problèmes à l'ordre du jour. Figaro 3. 2. 55 E t nous souhaitons vivement qu'ils en viennent là. Figaro 6. 9. 60 Il s u f f i t qu'on soit pas là pendant un temps pour qu'on ne compte plus ? Barbusse Feu 157 u. Il suffisait ( . . . ) que la rebelle partît vraiment pour que je l'oubliasse sans effort ( . . . ) Camus Chute 78 m. Tu vois donc pas que Gabriel répète n'importe quelle connerie sans la comprendre, suffit qu'il l'ait entendue une fois. Queneau Zazie 95 m. Ils avaient mal s u p p o r t é que leurs plans soient déjoués trop vite. Humanité 18. 8. 52 (Cohen 79) Il serait s u r p r e n a n t que M. H . . . n'ait pas été informé d'avance de la proposition tunisienne. Figaro 16. 9. 60 J e ne suis pas surpris que tu aies trouvé un oiseau rare ( . . . ) Sagan Merv. Nuages 63 u. Il était t e m p s d'ailleurs que le gouvernement et moi prissions cette décision. Can. enchaîn. 11. 4. 34 (Dam. Pich. V, 527) ( . . . ) il est temps que les États-Unis fassent savoir à M. K h . . . „qu'une nouvelle génération prend maintenant les rênes en Amérique ( . . . ) " Figaro 22. 9. 60 ( . . . ) l'Union soviétique t i e n t à ce que cette réunion ait lieu à Moscou (...) Figaro 29. 8. 60 ( . . . ) et il me tendit les deux mains, tenant à ce que le côté sacrifié participât à cette fête ( . . . ) Giraud. Siegfr. Lim. 30 m. 202

J e ne tiens pas à te faire „ronronner" comme tu dis! Ni à ce que tu sois Sagan Cert. Sourire 115 m. béate avec moi. Un patron ne peut évidemment pas t o l é r e r qu'un employé lui réponde avec insolence. Romains Hom. bon. vol. VI, 20, 168 (Dam. Pich. V, 510) M. K . . . a fait savoir ( . . . ) qu'il était „ t r a g i q u e " que, à l'époque où tant de nations obtiennent leur indépendance ( . . . ) il soit impossible de parvenir à une solution ( . . . ) Figaro 22. 9. 60 Christophe revenait, t r i s t e que l'oncle n'eût pas compris. Rolland Jean-Christ. 94 ob. Mon père, qu'une paysanne vienne insulter votre fille adoptive, en notre palais, ne croyez-vous pas que c'est t r o p ? Giraud. Ond. I I , 10 (130 u.) Ce sont là des choses qui sont u t i l e s qu'elle les sache. Van der Molen 76 (mdl. Aufn.) ( . . . ) et capables de v e i l l e r à ce que l'organisation soit toujours prête Figaro 13. 9. 60 à faire face ( . . . ) ( . . . ) il veillerait à ce qu'aucune arme ne soit expédiée au Katanga. Aurore 12. 9. 60 C'est la police new yorkaise qui ( . . . ) veillera à ce qu'il n'y ait pas de bombes cachées sous ces décorations. Figaro 19. 9. 60 Qu'est-ce que vous v o u l e z que cela me fasse, à moi, que ce soit la vie ? Anouilh Euridice I V (405 u.) Veux-tu que j'te dise ?

Barbusse Feu 20 ob.

Le synode ( . . . ) veut bien qu'on vous entende. Coppée, Mme de Maitenon I I , 2 (Dam. Pich. V, 475) J e voudrais bien que ce soit moi qui l'aie fait. Van der Molen 58 (mdl. Aufn.) 18 ( . . . ) il faudrait v o i r à c'que vous vous fassiez la paire d'ici, en moins de deux. Barbusse Feu 103 m. 18

Wenn sich das Lexem /-va/ mit /bjë/ verbindet, ist die Auslösung der BForm allerdings nicht mehr automatisch. Damourette und Pichon op. cit. V, 475 führen eine Reihe von Belegen mit /-vebjl/ + A-Form an: J e veux bien que ce n'est pas un milieu très séduisant, mais venez-y pour moi. (mdl. Aufn.) J e veux bien que M. P . . . . Ch. . . . n'a rien dit à son frère Act. franç. 29. 6. 34 J e veux bien que je n'avais pas tout à fait raison de l'agacer . . . Céline, Voyage au bout de la nuit 468 In allen diesen Fällen ist, worauf auch loc. cit. hingewiesen wird, eine Kommutation mit /-kôsed/ „concède" möglich.

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Mit auslösendem Morphem Il faut bien fermer volets, portes et fenêtres, a f i n q u e personne ne puisse s'introduire. Van der Molen 112 (mdl. Aufn.) 19 Entre deux georgées de coca-cola, une idée avait germé, en effet, dans sa tête, à m o i n s q u e quelqu'un ne la lui ait soufflée entre deux sandwiches au jambon. Figaro 21. 9. 60 A moins que ce ne soit pas la saison. Beckett Godot I (20 u.) A moins que vous preniez le ouisqui. Queneau Zazie 199 ob. Nous avions passé une semaine angoissée ( . . . ) a v a n t q u e je ne reparte pour l'été chez mes parents. Sagan Cert. Sourire 14 m. ( . . . ) de c r a i n t e q u e la pression normale autour du corps n'y soit mal préservée ( . . . ) Le Monde 23. 8. 60 Après quoi, de p e u r sans doute q u e tout le monde n'ait pas compris ( . . . ) il ajouta: ( . . . ) Figaro 27. 9. 60 Oui, mais d ' i c i qu'elle soit là, qu'est-ce qu'elle peut encore me causer comme emmerdements ( . . . ) Queneau Zazie 118 m. E n a t t e n d a n t qu'une nouvelle base de négociations soit trouvée entre la Grande-Bretagne et les „Six", lord G . . . a suggéré un eifort de coordination ( . . . ) Figaro 8. 9. 60 Faut faire ce qu'on nous dit de faire, en attendant qu'on nous dise de nous en aller. Barbusse Feu 28 ob. 20 Il s'est t u souvent, ses dents mordant sa lèvre j u s q u ' à ce q u e le sang jaillisse ( . . . ) Anouilh Eurid. IV (403 u.) Nous reviendrons d e m a i n . . . Jusqu'à ce qu'il vienne. Beckett Godot I (21 m.) ( . . . ) le bataillon égyptien ( . . . ) restera au Congo jusqu'à ce que le gouvernement congolais ait exprimé un avis contraire. Figaro 14. 9. 60 Elle nous défend de respirer jusqu'à l'instant qu'elle jaillisse... Valéry, L'Âme et la Danse 35 (Dam. Pich. V, 550)21 19

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Relativ selten ist das gegen /afêke/ austauschbare Morphem /aka/ ; hier ein Beispiel aus Damourette und Pichon op. oit. V, 531 (mündliche Aufnahme) : Je prenais des trucs pour arriver â gw'elle comprenne ce que je veux. Das Morphem attendu que löst dagegen automatisch eine A-Form aus ; ein Beispiel : Qu'est-ce que ça fait, ça ira bien, attendu qu'y a une planche ici là: c'est un banc tout trouvé. Barbusse Feu 68 m. Obwohl es noch hier und da etwas archaisierende Fälle gibt, in denen

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( . . . ) c'est que ce déplacement-ci, b i e n l o i n qu'il vous soit demandé et remboursé par la maison Scabelli, vous le faites à l'insu de vos directeurs ( . . . ) Butor Modif. 17 m. N o n p a s à vrai dire qu'on ait précisément besoin de nous. Beckett Godot I I (134 ob.) N o n qu'ils crussent beaucoup l'un ou l'autre à ces termes, mais c'était une sorte de coup de chapeau ( . . . ) Sagan Merv. Nuages 113 m. ( . . . ) les gens sont si méchants qu'ils se dépêcheront de vous le dire p o u r q u e j'aie mal. Anouilh Eurid. I (318 u.) C'est une petite phrase simple et fragile, mais assez puissante pour que Tennessee Williams construise sa pièce sur elle ( . . . ) Arts Lett. Spect. 1960/768 ( . . . ) je sais bien qu'il y aura du boulot pour que ça finisse (...) Barbusse Feu 160 m. Pour qu'il m'arrive la même chose qu'à toi ? pour que je me fasse linnecher par le vulgue homme Pécusse ? Queneau Zazie 53 m. P o u r v u qu'il lui soit rien arrivé. Ebda 252 ob. Allez-vous vous placer, qu'on prenne vos noms, bon Dieu! Benjamin, Gaspard 27 (Van der Molen III)23

Toutes les techniques mises au service de l'information, qu'il s'agisse de la presse, de la radio ou de l'image, influent les unes sur les autres. Arts Lett. Spect. 1960/76823 Que j'aie à représenter un forçat - ou un criminel - je le parerai de tant de fleurs que lui-même disparaissant sous elles en deviendra une autre, géante, nouvelle. Genet Journ. Vol. 9 m.

22

23

/zyskasekg/ mit A-Form auftritt, können wir heute die Setzung der BForm als automatisiert ansehen. Hier noch einige Beispiele mit A-Form : Nul qui ne bissât, jusqu'à ce que les forces de la danseuse fléchirent. Rev. afric. 84 (1940) 90 (Cohen 165) Il la secoua jusqu'à ce gw'elle se couronna d'écume. Ponoetton, L'Aventure des 13 filles de Mlle d'Oche 148 (Cohen loc. cit.) Jamais satisfaits, jusqu'à ce g7i'ils obtinrent le titre. Dauzat, Génie de la langue frç. 110 (Cohen loc. cit.) Einfaches /ke/ anstelle von /afêke/ oder /purke/ als Translativ eines finalen Adverbialtranslats ist besonders in der Volkssprache sehr häufig; Van der Molen loc. cit. führt hierfür eine ganze Reihe von Belegen an. Es handelt sich hier um das diskontinuierliche Morphem /ka . . . u/ „ob . . . oder".

205

Qu'ils approuvassent ou non la politique du chef de l'État ils refusaient de voir l'armée se transformer en instrument de „pronunciamento". Le Monde 11. 3. 60 E t des douceurs s a n s qu'on soit obligé pour en profiter ( . . . ) Barbusse Feu 55 m. Notre Souabe s'étendait jusqu'aux Alpes ( . . . ) sans que je visse au-dessus d'elle la Souabe des airs ( . . . ) Giraud. Ond. III, 3 (183 m.) Il conquerra par d'autres moyens - si t a n t e s t qu'il les ait jamais conquis - ces Rhénans si différents des Prussiens. Bordeaux, Sur le Rhin 225 (Grevisse 1045) Cependant si l'expérience et la capacité du général Giraud ne pouvaient se déployer à la tête des opérations, elles n'en étaient pas moins susceptibles de rendre de grands services, s o i t que, renonçant à présider le gouvernement, il y exerçât les fonctions du ministre des armées, s o i t que, peu enclin à jouer ce rôle administratif, il devînt l'inspecteur général ( . . . ) De Gaulle, Mém. de guerre II, 136 (Cohen 45) Où qu'elle fût, le regard d'Alan la suivait ( . . . ) Sagan Merv. Nuages 114 ob. ( . . . ) tout vient en aide à la chasteté du prêtre, p o u r p e u qu'il y tienne. Romains, Hom. bon. vol. VI, 21, 181 M. H . . . jouit encore du soutien de la majeure partie des membres du groupe afro-asiatique, q u e l l e s q u e soient les réserves qui peuvent être faites ( . . . ) Figaro 17. 9. 60 ( . . . ) on est prêt à accueillir toutes les décisions quelles qu'elles soient. Aurore 24. 8. 60 ( . . . ) pour faire face à toute menace, à toute intimidation, de q u e l q u e côté qu'elles vinssent. Figaro 6. 9. 60 Quelque grief que l'on ait

(...) Figaro 26. 9. 60 Le malheur est qu'il est impossible d'entrer en contact avec lui ou avec q u i q u e ce soit de son entourage. Figaro 20. 9. 60 Les dockers ont annoncé ( . . . ) qu'ils refuseront d'amarrer le Baltika, de décharger le navire ou d'aider en q u o i q u e ce soit les passagers. Figaro 16. 9. 60 Quoi qu'il en soit j'ai oint la jointure de mes genous ( . . . ) Queneau Zazie 202 m. D'ailleurs, elle a l'air attirée: si vite interceptée qu'ait été sa figure au clair décor de cheveux, je l'ai bien vue grave ( . . . ) Barbusse Feu 66 m. Si pauvres que nous soyons désormais, nous n'imiterons encore que de loin notre Maître ( . . . ) Bernanos Dial. Carm. IV, 3 (139 m.) 206

9. Kapitel. Typologie der B-Merkmale Bereits im Kapitel 1 wurde auf den S. 51-55 eine Bestandsaufnahme der Merkmale gemacht, die als Kennzeichen der B-Formen zu gelten haben und als solche - rein formal gesehen - in Opposition zu den Merkmalen der A-Formen stehen. Wir müssen diesem Fragenkomplex noch einmal näher treten. Es bleibt zu untersuchen, ob die dort tabellarisch aufgeführten Merkmale tatsächlich die einzigen sind, deren sich die Sprache bedient, um eine Form als zur B-Reihe gehörig zu kennzeichnen. Es waren loc. cit. unter dem Gesichtspunkt der Hörbarkeit drei Kategorien der Kennzeichnung herausgearbeitet worden. Das erste Kriterium ist ein negatives: Das Merkmal der B-Form ist Null. Die zweite Gruppe umfaßt solche B-Formen, die sich von den A-Formen dadurch unterscheiden, daß sie um ein postdeterminierendes Element (ein konsonantisches Phonem) erweitert werden; der Unterschied zwischen A- und B-Formen besteht in dieser Kategorie in nur einem Merkmal. Eine dritte Gruppe weist dann zwei oder mehr Merkmale auf; meist handelt es sich dabei um eine zusätzliche Alternation eines Vokals innerhalb des Lexems. In diesen Fällen haben wir es mit Redundanz zu tun. Wir wollen uns hier diese drei Kategorien noch einmal kurz vor Augen führen und danach fragen, ob es darüber hinaus nicht noch mehr Möglichkeiten gibt, eine B-Form gegen eine A-Form abzuheben. Wir gelangen so zu einer Typologie der B-Merkmale, die allerdings in manchen Punkten stark von den Gepflogenheiten der traditionellen Grammatik abweichen wird. 1. Das Merkmal

/9/

In dem Kontext-Typus /zev0 kilsät/ „je veux qu'il chante" bleibt die hier von der Automatik postulierte B-Form unbezeichnet; sie unterscheidet sich in nichts von der A-Form etwa in /zätä kilsät/ „j'entends qu'il chante". In einer Äußerung wie /ilsäbl kilsät/ „il semble qu'il chante" können wir nicht einmal mit Bestimmtheit etwas darüber sagen, ob der Sprecher hier eine A- oder eine B-Form „meint", da die vom Lexem /ilsäbl/ ausgelösten Verbalformen nicht der Automatik unterliegen. Dem Typus mit B-Merkmal /©/ gehören sämtliche Verballexeme an, deren „infinitif" durch das Morphem /-e/ „-er" postdeterminiert wird. Bei voraufgehendem auslösendem Monem + /ka/, bei voraufgehendem /ki/ und dessen in das gleiche Paradigma gehörigen Formen /do/, /ke/, ebenso bei /u/, /lakel/ usw. 1 ist die B-Form also nicht von der A-Form zu unterscheiden. 2 1 2

Vgl. S. 60. Dasselbe gilt für die Formen /-uvr/, /-kuvr/, /-sufr/, /-kcej/ mit dem „infinitif" auf /-ir/. 207

Dieser Typ mit Merkmal /9/ hat eine Untergruppe. Wir dürfen, da es sich bei der Sprache, die wir hier analysieren, um eine Kultursprache mit jahrhundertealter Tradition handelt, nicht an der schriftlichen Fixierung von Kontexten ganz achtlos vorübergehen, sosehr wir auch immer wieder betonen müssen, daß für die Struktur einer Sprache nur das relevant ist, was auch tatsächlich gehört wird. 3 Die Tabelle 1 auf S. 52 führt eine Reihe von Formen auf, die sich trotz des Merkmals /0/ dennoch im Schriftbild von den entsprechenden A-Formen unterscheiden. I n Fällen wie /-vwa/, /-krwa/, /-ri/, /-fqi/, /-kur/, /-mœr/ und einigen anderen führt die Orthographie aus Gründen der Tradition weiterhin eine Differenzierung der beiden Formenreihen mittels verschiedener Grapheme (-1 für die A-Form, -e für die B-Form) durch. Nur die Kenntnis über die Wirksamkeit der auslösenden Moneme kann einem Schreibenden hier zur vorgeschriebenen Anwendung des jeweils „richtigen" Graphems verhelfen. 4 Das gleiche gilt im übrigen auch für die Form der 3. Pers. Sing, der B 2 -Reihe, die in orthographischer Opposition zur 3. Pers. Sing, des „passé simple" steht: chantât : chanta, fût : fut usw. 2. Nur ein

Merkmal

a) Das Merkmal ist ein prädeterminierendes Morphem Hierzu gehören die Fälle vom Typ /kilsät/ in Opposition zur A-Form /ilsät/; das B-Merkmal ist hier das präfigierte /k/ (bzw. /ke/ etwa in /katysät/) 5 . 3 4

5

Vgl. dazu auch das in Kap. 2, S. 55 n. 1 Gesagte. Eine orthographische Fehlleistung besonderer Art stellt das bei Cohen op. cit. S. 78 zitierte Beispiel aus der „Information Universitaire" ( !) vom 22. 5. 34, p. 3, col. 5 dar: Il est regrettable toutefois que le commentaire n'est pas toujours valu l'explication. Hier wurde die B-Form ait von avoir mit der A-Form est von être auf Grund ihres Gleichklanges verwechselt - und das, obwohl das Lexem /-vo/ „vaut" niemals zur Bildung seiner prädeterminierten Tempusformen das Morphem /-e-/ „est", sondern nur /-a-/ (il a valu) verwendet! Während in einem Kontext wie /ilsäbl kilsät/, wie wir gesehen haben, die B-Form unbezeichnet bleibt, da das /k(e)/ ja hier nicht mehr B-Merkmal ist (vgl. a. S. 59f.), kann man im Zweifel darüber sein, ob dies auch für einen Fall vom Typ /zeve kilsät/ zutrifft. Auf Grund unserer Erfahrung wissen wir ja, daß z. B. das Lexem /-fs/ hier automatisch als /-fas/ realisiert wird, während wir beim Kontext /ilsäbl . . ./ nicht wissen können, welche Form der Sprecher hier gewählt hätte, wenn er ein Verb vom Typ /-fe/ verwendet hätte. Man kann also, wenn man will, im zweiten Falle die B-Form als durch e i n Merkmal gekennzeichnet ansehen, nämlich durch /-v0/; sie würde dann /v0 . . . sät/ lauten, wobei nun allerdings die Schwierigkeit

208

b) Das Merkmal ist ein postdeterminierendes Morphem I n den Personen 1.-3. Sing, und 3. Plur. der Reihe besteht das postdeterminierende Merkmal bekanntlich aus einem Konsonanten. Wie die Tabelle 2 auf S. 53 zeigt, treten hier die Phoneme /d/, /j/, /k/, /I/, /m/, /p/, /s/, /1/, /v/ und /z/ auf. 6 Zu diesem Typ gehören Kontexte wie /ilsäbl kilväd/ usw. I n den Personen 1 und 2 des Plurals findet sich bei allen Verben das Merkmal /-j-/ als Infix zwischen Lexem und den Personalmorphemen /-ö/ und /-e/.7 Bei der Reihe B 2 kommen, soweit sie nur e i n distinktives Merkmal aufweisen, die Morpheme /-as/, /-is/ und /-ys/ bzw. in der 3. Pers. Sing, /-a/, /-i/, /-y/ vor. 8 I n dem Bestreben, einen Unterschied zwischen A- und B-Formen auch dort zu schaffen, wo ihn die Hochsprache nicht kennt, bedient sich das Vulgärfranzösische oft der oben angeführten distinktiven Merkmale auch bei Verben, die normalerweise in der B-Form das Merkmal /©/ haben. Besonders beliebt ist hier das Morphem /-j/. Es treten Formen auf wie /-vwaj/, /-ublij/, /-krwaj/; auch /-v/ findet gelegentlich Verwendung (/-krwav/). Zahlreiche Belege finden sich für den Fall /-ej/ statt /-e/ ,,ait". Da das Archiphomen /E/ im Vorton in der Umgangssprache heute meist nicht mehr als /e/, sondern als /e/ realisiert wird, hat sich die Vulgärsprache durch die Verwendung des suffigierten /-j/ hier einen Ausweg geschaffen. Will man strenge Maßstäbe anlegen und /e/ statt /e/ nach wie vor als die alleingültige Aussprache ansehen, 9 muß man die Form /-ej/ in der 1. Pers. Sing, gegenüber /-e/ in j'ai als Redundanzform bezeichnen. Hier einige Beispiele: Quoi, mon ami me demande Que je ne Youblye pas. Dam. Pich. V, 471 10

6 7

8

9

10

besteht, dem Monem /-ve/ die doppelte Eigenschaft sowohl eines Lexems als auch eines Morphems zuzusprechen. Diese Art der Analyse empfiehlt sich daher nicht. Die hierher gehörigen Lexeme finden sich loc. cit. Diese Formen haben die gleiche Kennzeichnung wie die entsprechenden der Reihe A 2 („imparfait"). Auf die dadurch evtl. entstehenden Schwierigkeiten wurde auf S. 59 schon aufmerksam gemacht. Zur Gleichlautung dieser Form mit der entsprechenden des „passe simple" vgl. ebenfalls S. 59. So haben wir es aus praktischen Gründen in unserer Transkription gehalten. Notiert beim Aufsagen eines Gedichtes; vgl. auch die Transkription dieser Form bei Damourette und Pichon loc. cit.

209

J ' a i voulu qu'ell' l'voye, comprenez-vous ? Van der Molen 58 (mdl. Aufn.) Il n'est pas possible qu'un homme ne krway pas ce qu'il krwa, qu'il ne vway pas ce qu'il vwa. Frei, Grammaire des fautes 76 C'est pour que les personnes croivent qu'il y en a plein (se. de carnets). Dam. Pich. V, 471 (mdl. Aufn.) Il est pas du tout démontré que ça eille été un satyre. Queneau Zazie 129 u. C'est bien mieux qu'y en aye pas ( . . . ) Barbusse Feu 27 ob. ( . . . ) i's'donnait beaucoup d'mal pour que les copains ayent besoin de lui. E b d a 112 m. Qu'on aye besoin d'traîne-pattes, j'veux b i e n . . . Ebda 109 m. 3. Zwei und mehr

Merkmale

Bei diesen Redundanzformen handelt es sich um solche, die neben dem Merkmal des postdeterminierenden Morphems zusätzlich eine Veränderung im Phonembestand des Lexems aufweisen. Meist zeigt sich Vokalalternation; oft tritt noch ein infigierter Konsonant hinzu. Die Tabelle 3 auf S. 54 gibt über die hierher gehörigen Verben Auskunft. Auch bei den Formen der Reihe B 2 zeigen sich solche Redundanzen. Natürlich gehören hierher auch die Substitutionsfälle wie /-va/: /-aj/, /-e/: /-swa/ usw. 11 Die Vulgärsprache bedient sich manchmal anderer Merkmale als die Hochsprache, ohne daß die Redundanz dadurch aufgehoben wäre. So z. B. in Kontexten wie: J e ne crois pas que ga vale grand'chose ( . . . ) Frei, Gramm, des fautes 171 II aurait fallu que je save. Ebda 1 2 Oü voulez-vous que j 'alle ? Ebda Qu'il falle. Ebda Non, ce n'est pas la peine; faudra que j'y alle. Dam. Pich. V, 471 (mdl. Aufn.) 11 12

Vgl. Tabelle 4, S. 54. Für die 3. Pers. PI. wäre, wenn dieses System durchgeführt würde, damit die Distinktion zur entsprechenden A-Form aufgehoben. 210

Comment voulez-vous qu'on sasse ? Van der Molen 58 (mdl. Aufn.) 13 Il est venu me demander que je veule bien communiquer. Ebda 62 (mdl. Aufn.) 14 Que voulez-vous que j'y peuve % Ebda 58 (mdl. Aufn.) 14 D'emblée, un füll! Le meilleur qu'on puit avoir. Dam. Pich. V, 578 (mdl. Aufn.) 15 Mais Mme B.-M. demande qu'on surseoive au d é p a r t . . . Dam. Pich. V, 471 (Notiz) Sehr häufig ist die Redundanzform /-swaj/ : ( . . . ) aussi y avait des chances qu'elle soye pas enfoncée dans l'eau et la vase. Barbusse Feu 102 u. Y aurait-i' pas quelqu'un d'entre vous qui soye des pays envahis ( . . . ) ? Ebda 155 ob. Elle ne peut pas s'empêcher d'être bien ( . . . ) , que j'y soye ou que j'y soye pas ( . . . ) Ebda 158 ob. Faudrait pas que je soye en retard. Ebda 251 u. 16 Daneben gibt es in der Vulgärsprache auch Fälle, bei denen auf die Redundanz verzichtet wird, so daß die Opposition zur entsprechenden A-Form nur noch auf e i n e m Merkmal beruht. Dabei nimmt man sogar Formengleichheit mit A 2 („imparfait") in Kauf: Avez-vous besoin d'un jeune homme énergique ( . . . ) en qui vous pouviez avoir confiance ? Frei, Grammaire des fautes 171 Im folgenden Beispiel ist zwar die Opposition zu A x , nicht aber die zu A2 gewahrt : Alors, il m'a dit: „Pour ça, il faut que vous faisiez lever leurs actes de naissance." Dam. Pich. V, 471 (mdl. Aufn.) 17 13 14 15 19

17

Hierzu loc. cit.: Femme du peuple (n'a jamais été à Paris). Vgl. n. 12. Zu diesem Beispiel vgl. auch S. 179. In einem Beleg wie Je ne prétends pas ( . . . ) que nous soyions plongés dans le bonheur (. . .) Arts Lett. Spect. 1961/804 kann es sich um einen Druckfehler handeln, der aber vielleicht auch durch die Aussprache [swaj] im Sing, bedingt ist. In dem Kontext (. . .) car nous ne sachons pas que depuis sa première communication aucun cas de ce genre ait paru dans la littérature. Rev. neurol. 1912,1, 679 (Dam. Pich. V, 595) ist formal ein „impératif" verwendet worden. Vermutlich liegt hier aber eine Beeinflussung durch das formelhafte (non) que je sache vor.

211

Anhangsweise seien hier noch einige Beispiele beigefügt, die die Unsicherheit in der richtigen Bildung von B 2 -Formen demonstrieren : Il m'a bien dit que c'était dommage que mon garçon soyait si mal tombé. Dam. Pich. V, 613 (mdl. Aufn.) Ma mère me disait toujours que je ne savais pas écrire une lettre, et qu'il n'y avait qu'elle qui sachait écrire une lettre. Ebda 1 8 Si j'avais une bonne santé et que je vécussais cent ans ( . . . ) Ebda 648 (mdl. Aufn.) Ne bave pas sur ma robe ; c'est bien assez qu'Etienne y ferasse pipi. Ebda 606 (mdl. Aufn.) On s'est opposé à ce que j'y allas. Ebda 619 (mdl. Aufn.) Il aurait été enchanté que je me confessas à lui. Ebda 612 (mdl. Aufn.) Il aurait fallu que je me rapprochas. Ebda 619 (mdl. Aufn.) 4. Kompensation

der

Nicht-Hörbarkeit

a) Das Morphem /pqis/ Wir haben im voraufgehenden gesehen, daß das Vulgärfranzösische ein Mittel geschaffen hat, nicht hörbare B-Merkmale dadurch zu umgehen, daß man der betreffenden Form eines der von anderen Lexemen her bekannten Merkmale der B r F o r m beifügt. Es handelt sich dabei um einen einfachen Vorgang der Analogie; so ist /-krwav/ etwa nach /-reswav/ oder /-bwav/ bzw. /-z\j, /-krwaj/ nach /-aj/ oder den Formen der 1. und 2. Pers. Plur. /-sjo/ usw. gebildet. Wir nennen diesen Vorgang hier K o m p e n s a t i o n . I n der Hochsprache bedient man sich dieser Mittel freilich nicht. Dennoch ist das Phänomen der Kompensation auch der gehobenen Sprache keineswegs unbekannt. Kompensationen für die Nicht-Hörbarkeit von B-Merkmalen treten hier sogar nicht nur dann auf, wenn, wie in den angeführten vulgärsprachlichen Beispielen die Automatik im Spiele ist, 19 sondern auch, wenn die Realitätstheorie ihre 18

19

In der Form séchait des Kontextes C'est parce que j'ai attendu que ça séchait. Dam. Pich. V, 648 (mdl. Äußerung eines Zehnjährigen) wollen Damourette und Pichon ebenfalls eine Form der B 2 -Reihe sehen (nach dem Muster von sachait im obigen Beispiel). Hier scheint aber eher ein Bruch der Automatik vorzuliegen. Das Negationsmorphem /na/ wirkt gerade in der Umgangssprache weitgehend automatisierend, da hier nicht die subtilen Postulate der Realitätstheorie störend dazwischentreten; vgl. auch S. 185.

212

Wirksamkeit entfaltet. Das Morphem, das die Hochsprache für diese Kompensation verwendet, lautet (je nach Lexem verschieden) /pqis.. .e/, /pqis.. .ir/, /pqis.. .r/, /pqis.. .war/. 20 Wenn wir etwa in dem folgenden Beispiel Cet orchestre est bien mauvais. J e ne comprends pas que Votre Altesse 'puisse le tolérer. Claudel Soul. Sat. III, 9 (Th. II, 728) die Form /-pqistolere/ austauschen gegen /-tokr/, so zeigt es sich, daß der Sinn der Äußerung dadurch nicht verändert wird. Dagegen wird die Neutralität der Form /-tokr/ hier durch die Verwendung von / p q i s . . . e/21 aufgehoben und die gewünschte B-Form deutlich hörbar gemacht, sei es, weil der Autor sich der fortgeschrittenen Automatik von /na/ fügt, sei es, weil er dem Lexem /-köprä/ hier die Bedeutung „je m'étonne" in Opposition zu „je ne saisis pas par l'esprit" beilegen will.22 In dem Kontext J'admire que l'on puisse appeler roman un ouvrage tel q u e . . . Lettres frç. 17. 7. 58 (Cohen 105) ist es allein der Zwang der Automatik nach /-admir/, der der hörbaren B-Form /-pqisaple/ vor dem neutralen /-apsl/ den Vorzug geben ließ. In einem Beispiel wie Si oui, quelle est la puissance qui puisse s'y prêter (...) Figaro 6. 9. 60 (De Gaulle) ist die Kompensation sogar unerläßlich, um der Äußerung ihren „finalen Sinn" 23 zu erhalten. 24 Es soll gesagt werden on veut qu'une puissance s'y prête, nicht il y a une puissance qui s'y prête (déjà), mais on ne sait pas où elle est, ein Sinn, der durch einfaches /-prêt/ im Text des Originalbeispiels leicht hervorgerufen werden könnte. Auch im folgenden Beispiel leistet die Kompensation gute Dienste : ( . . . ) et l'on s'étonne que vous puissiez penser que tout va bien ainsi. Figaro 5. 9. 60 Ein on s'étonne que vous pensiez könnte heißen „man wundert sich, daß ihr dachtet". Hier noch ein paar weitere Beispiele : Mieux vaut Le prier humblement pour que la peur ne nous éprouve pas au delà de nos forces, que nous n'en sentions que l'humiliation sans qu'elle nous puisse pourtant pousser à quelque action blâmable. Bernanos Dial. Carm. IV, 1 (136 ob.) 20 21 22

23 24

Auf S. 106 n. 40 wurde daruf schon kurz hingewiesen. Mit Alternation /e/ zu /e/ innerhalb des Lexems. Über die Fragwürdigkeit dieser Opposition bei /-köprä/ vgl. Kap. 6, S. 96 ff. Vgl. S. 104ff. Man nimmt hier sogar die Kakophonie puissance . . . puisse in Kauf!

213

Quant à la R. A. U., comment imaginer qu'elle puisse renoncer à sa mystique de l'unité ( . . . ) Le Monde 27. 8. 60 ( . . . ) je tenais à ce qu'il puisse seul raconter tout ce qu'il voulait au docteur. Van der Molen 62 (mdl. Aufn.) ( . . . ) on doit admettre que, pour empêcher que fusées, satellites, avions et navires ne puissent lancer soudain des engins de destruction nucléaires, un contrôle précis ( . . . ) serait indispensable. Figaro 25. 8. 60 Quels que soient les sentiments généreux qui puissent animer la plupart des membres des Nations Unies, nous sommes convaincus qu'un nouveau débat retardera un règlement ( . . . ) Figaro 23. 9. 60 Nous avons placé nos troupes à la disposition des Nations Unies et nous ne voulons rien faire qui puisse modifier cette situation. Figaro 31. 8. 60 ( . . . ) j'ai honte de penser qu'une fille de grande naissance puisse (...) manquer de cœur. Bernanos Dial. Carm. II, 7 (60 ob.) Les regroupements, l'évolution vers l'unité africaine, sont assez importants aujourd'hui pour que les perspectives d'union à terme puissent l'emporter partout sur les menaces de division. Le Monde 20. 8. 60 Comment ne pas être frappé à ce sujet de la promptitude mise par Me B. A. à recueillir les clientes abandonnées par Me H. empêchant ainsi qu'un avocat commis d'office puisse fausser le jeu préétabli. Figaro 15. 9. 60 Il faut que les cadres puissent déjà travailler ( . . . ) dès la fin de l'année. Figaro 15. 9. 60 Que l'on puisse songer à confier le soin de commenter les événements du jour à un chansonnier fera sans doute frémir les techniciens. Arts Lett. Spect. 1960/768 Die Funktion von /-pqis-/ als Kennzeichen der B-Form ist bereits so weit fortgeschritten, daß es auch vielfach da auftritt, wo das Lexem selbst eine deutlich hörbare B-Form besitzt. I n solchen Fällen handelt es sich nicht mehr um eine Kompensation; vielmehr kann die /pqis/Form dann als fakultative Variante angesprochen werden. Auch hierzu einige Beispiele : Si, ( . . . ) , répliqua Zazie indignée qu'on puisse mettre en doute une seule de ses paroles. Queneau Zazie 114 ob. 85 25

Gerade bei diesem Beispiel wird das besonders deutlich. Die Äußerungen

214

Cette démarche vient confirmer à quel point les diverses crises ( . . . ) ne cessent de réagir entre elles, si différentes que puissent être les situations ( . . . ) Le Monde 27. 8. 60 D'autre part, il ne faut évidemment pas compter qu'on puisse obtenir des réalisations effectives de désarmement ( . . . ) Figaro 25. 8. 60 ( . . . ) il est parfaitement vain de supposer qu'il puisse (...) tenir un autre langage. Aurore 24. 8. 60 Il regrette que les problèmes de la politique étrangère ne puissent pas être laissés en dehors. Le Monde 26. 8. 60 ( . . . ) il n'est pas possible qu'après tout redevienne pareil, il n'est pas possible que je puisse dire un autre prénom que le tien. Sagan Merv. Nuages 30 u. Non point captive, Monsieur, pour autant que je puisse savoir, mais son épouse honorée. Claudel Soul. Sat. III, 12 (Th. II, 750) Autant qu'on puisse le savoir, l'appel ( . . . ) a suscité deux candidatures ( . . . ) Figaro 25. 8. 6026 ( . . . ) il serait impensable pour tout É t a t socialiste que l'actuel secrétaire général en puisse prendre le commandement. Figaro 27. 9. 6 0 " Gelegentlich tritt statt /-pqis-/ ein anderes Kompensationsmorphem auf; so in den Beispielen: Tu admets que je doive partager toute ta vie. Sagan Merv. Nuages 113 u. Même qu'un poilu l'a vu et qu'il lui a donné la porte pour en faire du bois à brûler, à cette fin que l'copain ïn'aille pas ébruiter la chose. Barbusse Feu 30 u. Zazies sind, wie der erweiterte Kontext zeigt, bereits in Zweifel gezogen worden; es soll hier nicht gesagt werden ,,. . . daß man in Zweifel ziehen

könnte". 26

27

Vgl. hierzu Pour autant que nous le sachions, les contenus inconscients „constellés" sont toujours en même temps projetés. Rev. philos. 1957, 515 (Cohen 111) Die Einordnung von /-pqis-/ unter die B-Merkmale will natürlich nicht besagen, daß dieses /pqis/ nicht auch ein selbständiges Lexem sein kann. In unzähligen Kontexten ist das sogar durchaus der Fall, und zwar immer dann, wenn durch Austausch der /pqis/-Form gegen die entsprechende Form ohne /pqis/ der Sinn der Äußerung verändert würde. Einige Beispiele mögen genügen:

215

b) Die /-r-/-Formen und das Morphem /-va-/ Das obige Beispiel (Barbusse Feu 30) berührt sich mit einem anderen Kompensationstyp, der Variation zwischen B-Formen und den Formen mit den Morphemen /-r-/ und /-va-/ bzw. /-ale-/.28 Anstelle einer zu erwartenden automatisierten B-Form treten in Kontexten mit Bauslösendem Monem häufig Formen auf, die die konventionelle Grammatik mit „futur" bzw. „conditionnel" bezeichnet. Dabei gilt das „futur" im allgemeinen als „indicatif", während man dem „conditionnel" in solchen Fällen die Funktion zuspricht, eine Eventualität oder eine Hypothese auszudrücken.29 Das Merkmal dieser Formen ist entweder das Morphem /-r-/ mit nachfolgendem Personalmorphem (/-e/, /-a/, /-o/ bzw. /-e/, /-jo/, /-je/) oder ein zwischen das prädeterminierende Personalmorphem und das Lexem infigiertes Morphem mit den personenbedingten Varianten /-ve-/, /-va-/, /-alö-/, /-ale-/, /-vö-j bzw. /-ale-/, /-aljö-/, /-alje-/; im letzteren Falle hat das Lexem zusätzlich ein postdeterminierendes Morphem /-e/, /-ir/, /-r/ oder /-war/. Auch diese Formen haben gelegentlich die Funktion, eine neutrale

J e ne doute pas qu'une solution politique puisse être trouvée maintenant (. . .) Figaro 10. 9. 60 Ein soit trouvée ergäbe hier einen anderen Sinn. Ebenso : Comme lui-même ne ment jamais, il n'imagine pas que je puisse lui mentir. Romains, Hom. bon. vol. V I I , 21, 192 E n conséquence, voudriez-vous les en aviser (. . .), de façon que l'on puisse continuer ces débats. Figaro 15. 9. 60. Décide-toi, il te faut quelque chose de confortable avec quoi t u puisses courir (. . .) Ici Paris 16/795 Le parti communiste cubain est l'unique parti politique qui puisse agir librement. Figaro 25. 8. 60 N'avez-vous pas honte de croire que votre vie puisse racheter la vie de qui que ce soit ? Bernanos Dial. Carm. I I , 6 (54 m.)

28 29

Qui te donne cette assurance que je ne puisse cesser de t'aimer ? Claudel Soul. Sat. I I I , 13 (Th. I I , 761) Die Übergänge sind hier eben sehr fließend, und es soll nicht in Abrede gestellt werden, daß m a n bei manchem K o n t e x t geteilter Meinung über die Rolle des /pqis/ sein kann. Von einer Grammatikalisierung k a n n hier noch keine Rede sein; die Tendenz der Entwicklung von /pqis/ zum bloßen Morphem zeichnet sich aber deutlich ab. Vgl. bes. zum „ f u t u r " auch K a p . 7, S. 149 n. 89 u. S. 152. So z . B . Grevisse op. cit. S. 980f.: „. . . on met, dans la subordonnée introduite par que . . . Le conditionnel quand la proposition substantive exprime u n fait éventuel, hypothétique." Die gleiche oder eine ähnliche Formulierung findet sich zahlreich passim op. cit.

216

Form zu ersetzen und spielen in diesen Fällen die gleiche Rolle wie das oben besprochene /-pqis-/; es sind Kompensationsformen. Oder, anders ausgedrückt, die Morpheme /-r-/, /-va-/ usw. sind in solchen Kontexten Merkmale von B-Formen. Dabei ist es interessant zu sehen, daß sich, wie einige der folgenden Beispiele zeigen, die /-re-/-Formen immer dann einstellen, wenn auch das auslösende Lexem entweder mit demselben Morphem auftritt oder aber eine Form der Reihe A 2 („imparfait") bzw. A3 („passé simple") aufweist. Il faut craindre que leurs illusions les ramèneront en arrière. Thérive Clinique 67 Faut que je vas tâcher de ( . . . ) Van der Molen 75 (mdl. Aufn.) J e suis bien heureux que vous allez m!envoyer un petit colis. Ebda 84 (Brief) ( . . . ) et je suis aussi content que vous allez encore m'envoyer des timbres. Van der Molen 85 (Brief) J e suis content que vous allez venir à Paris. Ebda. La chose n'alla pas sans nombre de manœuvres et de contremanœuvres, dont on put craindre un instant qu'elles ne s'éterniseraient. Le Journal 18. 3. 32 p. 1. col. 6 (Dam. Pich. V, 645) Faudrait que ça durerait. Dam. Pich, ebda (mdl. Aufn.) ( . . . ) on pouvait craindre aussi que Stil se confinerait à cette réalité qui risquait de le ramener aux cadres du régionalisme. Aragon, Lett. Franç. 10. 4. 52 p. 10 (Cohen 81) C'te saleté-là, bonne pour les Boches; j'voudrais qu'ils l'avaleraient sitôt qu'ils la débarquent. Benjamin, Sous le Ciel de France 43 (Van der Molen 56) ( . . . ) faudrait pas aussi que l'curé il s'aviserait de m'dire qu'ça y plaît pas. Benjamin, Gaspard 62 (Van der Molen 70) Ebenso wie bei /pqis/ wird nun aber auch hier der Rahmen der Kompensation gesprengt, so daß die Formen des besprochenen Typs auch da auftreten, wo sie eine hörbare B-Form ersetzen. Bei auslösenden Lexemen, die ein Morphem der Reihen A 2 oder A 3 aufweisen oder selbst in /-re-/Form auftreten, dürfte die Vermeidung der durch die Regel der „concordance" geforderte B 2 -Form maßgeblich für diese Kompensation sein. 217

Applaudissons la réussite de cette manifestation en souhaitant vivement que cette heureuse initiative se reproduira l'année prochaine dans notre ville. Renaiss. de Seine-et-Oise 9. 11. 57 p. 3 (Cohen 54) Souhaitons que les socialistes sauront défendre leur point de vue devant le pays. Humanité 20. 6. 46 p. 1 (Cohen 54) Nos études spéciales nous font craindre qu'on sera un peu trop tenté d e . . . Clairières 1. 4. 19 p. 1989 (Cohen 82) S i . . . les démocrates reviennent au pouvoir . . . il y a de fortes chances que M. K. reprendra du service actif. Le Monde 1. 1. 59 (Cohen 95) J e vous remets son adresse afin que vous pourrez continuer vos recherches. Frei, Grammaire des fautes 200 J e voudrais que vous direz pour moi adieu à tous les enfants . . . Van der Molen 57 (Kinderbrief) T'as peur qu'on va t'faire neyer mon gars. Benjamin, Gaspard 276 (Van der Molen 88)

Il est très possible que, si la loi n'avait pas été votée, le prix du blé serait tombé brutalement. Le Matin 10. 6. 34 p. 1, col. 7 (Dam. Pich. V, 645) Ce serait heureux qu'il finirait. Dam. Pich. V, 645 (mdl. Aufn.) Il faudrait que j'en aurais une autre. Ebda. (mdl. Aufn.) J e voudrais que vous m'écriveriez le plus vite possible . . . Van der Molen 57 (Kinderbrief) Ce serait malheureux qu'il viendrait du mauvais temps pour les arbres en fleurs. Van der Molen 82/3 (mdl. Aufn.) Sinon, je serais allé là-bas, mais je crains que ce serait trop difficile pour toi. Van der Molen 89 (mdl. Aufn.) J e crois que je ne vous dois rien, à moins que je me serais trompée. Van der Molen 126 Das Bedürfnis nach einer hörbaren Form macht sich besonders dann bemerkbar, wenn die B-Form noch in Opposition zur A-Form steht, z. B. in dem folgenden Kontext, in dem zur Unterstreichung des „finalen Sinns" die Form /-kötiny/ nicht genügen würde: M. B r é a l . . . a souhaité d'avoir pour successeur un disciple que le continuerait en ne le répétant pas. Meillet, Ling. hist. et Ling. gén. I, 1 (Cohen 172) 218

Freilich geht die Setzung der /-r-/- und der /-va-/-Formen ebenfalls über die Notwendigkeit der Kompensation neutraler Formen hinaus, wie die folgenden Beispiele zeigen : J e suis moi-même à la recherche d'une place à la campagne ou (sic!) j'y vivrai tranquille. Yan der Molen 100 Les brochures seront publiées dans un ordre chronologique, de sorte que les lecteurs issus du peuple seront mis en mesure de suivre... Pierre, traduisant Gorki, Temps 10.11. 20 (Cohen 140) Si on en trouvait un où on pourrait déjeuner. Van der Molen 102 (mdl. Aufn.) Pourtant je cherche encore une âme sœur qui aurait mes goûts. Vie Parisienne 7. 1. 22 p. 10 (Van der Molen 100) . . . et cherchons justement une place ou (sic!) nous pourrions rester tous les deux. Ebda. Sehr häufig treten nun die /-r-/- und /-va-/-Formen nach Monemen auf, bei denen die Auslösung einer B-Form nicht automatisch erfolgt. Auch hier mag vielfach das Bedürfnis einer Kompensation eine Rolle spielen. Viel eher wirkt aber wohl die Realitätstheorie ein. Da man ja nun einmal das „futur" traditionsgemäß als „indicatif" ansieht, 30 wird man es überall da finden, wo der Sprecher oder der Autor angeblich besonderen Wert auf die „Realität" des Ausgesagten legt. 31 Der Vollständigkeit halber seien auch für diese Fälle einige Belege angeführt, ebenso wie für das „conditionnel", dem als typischer Form der Bedingungskonstruktionen der Ruf anhaftet, da, wo es anstelle einer B-Form auftritt, den „hypothetischen Charakter" der betreffenden Äußerung zu unterstreichen.32 Croyez-vous que je vous laisserai plus longtemps abuser de la terreur d'une enfant ? Bernanos Dial. Carm. III, 10 (118 u.) En outre, il ne croit pas que cela se matérialisera. Figaro 15. 9. 60 D'ailleurs toutes ces précautions n'empêcheront pas que les propres microbes saprophytes du malade n'iront coloniser... Dam. Pich. V, 516 (mdl. Aufn.) 30 31

32

Vgl. S. 152. Bezeichnenderweise werden bei Grevisse op. cit. sämtliche „futur"-Fälle ohne besondere Hervorhebung unter die „indicatif"-Beispiele gesetzt. Das „conditionnel" kann im Rahmen dieser Arbeit nur interessieren, sofern es irgendwie in Verbindung zur B-Form steht.

219

Croyez-vous que vous en sortirez diminuée à mes yeux ? De Curel, La danse dev. le miroir I, 3 (Dam. Pich. V, 499) Ne doutez pas que son cerveau désorienté . . . manquera sa naturelle destinée. Barrés, L'Appel au soldat II, 99 (Grevisse 985) Il ne trouvera jamais personne qui l'écoutera. Van der Molen 95 (mdl. Aufn.) ( . . . ) et il semble que le poète ne fourra pas l'esquiver. Bédier, Légendes épiques III, 420 f. Personne ne peut douter que l'Amérique latine sera libre un jour ou l'autre. Le Monde 1. 9. 60 ( . . . ) il n'est pas douteux que la population entendra l'appel ( . . . ) Figaro 13. 9. 60 ( . . . ) il ne fait de doute pour personne ( . . . ) que le leader soudanais choisira „les solutions extrêmes". Aurore 24. 8. 60 Croyez-vous que le Vice-Roi la recevra de vos mains sans soupçon ? Claudel Soul. Sat. III, 2 (Th. II, 701) ( . . . ) et je n'imagine pas que les „grosses têtes" du ministère de l'Éducation nationale me prendront tout de suite au sérieux. Jean-Charles Foire Cane. 11 ob. Qui donc oserait penser que ces belles inventions de l'intelligence ... vont ruiner les sociétés humaines ( . . . ) Duhamel, Temps de la rech. IX, 121 (Robert I, 21) Elle n'imaginait pas alors qu'elle pût quitter ce peuplier ni qu'en revenant là ( . . . ) elle le trouverait coupé à ras ( . . . ) Sagan Merv. Nuages 14 ob. Si j'étais le gouvernement et que je trouverais des jean-foutre qui auraient prêté leur argent aux Russes, je leur ferais faire quinze jours de tôle. Dam. Pich. V, 640 (mdl. Aufn.) Voilà les seuls raisons qui l'obligerait a quitté son métier. Van der Molen 98 (Brief) ( . . . ) je vous dirai que si malheureusement mon père viendrais malade quille ceserai de travailler . . . Van der Molen 115 (Lettres de soldat II) Estimez-vous que ce serait un service de l'empêcher de mourir ? Claudel Soul. Sat. II, 4 (Th. II, 644) Tu ne crois pas ( . . . ) que tu devrais essayer de la retrouver ? Queneau Zazie 52 ob. T'imaginais-tu ( . . . ) que je ferais venir ici des illettrés ? Butor Empl. Temps 204 m. 220

J e me trouvais donc à l'intérieur de la salle appelée le billard, quoiqu'on aurait pu y chercher en vain ce meuble. Rev. des deux Mondes 1. 6. 23 (Dam. Pich. V, 546) J e ne doute pas qu'il n'y aurait beaucoup à apprendre... Gide, Voyage au Congo 24 (Grevisse 984) Si je pensais que Guillaume serait plus heureux en menant une vie ( . . . ) , je fuirais avec lui ( . . . ) Maurois, Les Roses de sept. 45 (Grevisse 984) Vois-tu, François, si j'étais un homme et que j 'aurais à choisir... Rosny Aîné, Vague rouge 89 (Van der Molen 115) ( . . . ) on doit admettre que ( . . . ) un contrôle précis ( . . . ) serait indispensable. Figaro 25. 8. 60 Tout s'était bien passé jusqu'à Gex au pied du col de la Faucille, dont on ne pensait pas qu'il allait si vite lui cowper les jambes. Humanité 18. 7. 58 p. 12 (Cohen 109) Tout contrebandier et pauvre qu'il allait être. Loti, Ramuntcho 19 (Grevisse 1034) 5. Das Morphem

/na/ als

B-Merkmal

Es gibt im Französischen eine Reihe von Monemen, die nicht allein automatisch eine B-Form auslösen, sondern daneben auch - fakultativ ein Morphem /na/, das der auf /ka/ folgenden Verbalform präfigiert wird. Dieses /na/ wird von den Grammatikern „expletiv" genannt. Da es nicht den Sachverhalt der Negation ausdrückt, und da im übrigen sein Austausch gegen /0/ den Sinn der Äußerung in keiner Weise ändert, dürfte es sich als praktisch erweisen, in diesem /na/ ein besonderes prädeterminierendes Merkmal für eine B-Form zu sehen. Die B-Form nach den Lexemen /-krë/ „craint", /-pœr/ „peur", /-evit/ „évite", /-àpes/ „empêche", /-sâfo/ „s'en faut", /-pràgard/ „prend garde",/-(na)dut/ „(ne) doute" und /-(ne)ni/ „(ne) nie", 33 sowie nach den Morphemen /avàka/ „avant que", /amwëka/ „à moins que", /sàka/ „sans que", /dakrëtka/ „de crainte que" und /dapœrka/ „de peur que" lautet dann eben nicht einfach /-fas/ 33

In den beiden letztgenannten und einigen anderen Fällen (vgl. Grevisse op. eit. 827) tritt /na/ nur dann auf, wenn die auslösenden Lexeme verneint gebraucht werden bzw. wenn das Merkmal „Frage" vorliegt. Man kann hier auch anders analysieren, indem man etwa von einem diskontinuierlichen Verneinungsmorphem /na . . . na/ spricht, bzw. das /ne/ als Merkmal der Frage ansieht. Das ändert aber nichts daran, daß das /na/ hier a u c h Merkmal der B-Form ist.

221

„fasse" usw., sondern - redundant - /-nafas/ „ n e fasse". Bei neutralen Formen vom Typ /-sät/ kann dann das /na/ als e i n z i g e s B-Merkmal angesprochen werden. 34 Daß das /ne/ fakultativ ist, schließt seine Einordnung unter die Merkmale für B-Formen nicht aus. Es empfiehlt sich jedoch nicht, es unter die Kompensationsmöglichkeiten einzureihen, da es - im Gegensatz zu /-ptjis-/ oder den /-r-/- und /-va-/-Formen - an bestimmte auslösende Moneme gebunden ist, also nicht jederzeit als günstige Ausweichmöglichkeit beim Auftreten neutraler Formen gewählt werden kann. Hier einige Beispiele : a) /na/ als einziges hörbares Morphem A moins que je ne fume encore une pipe avec vous. Beckett Godot I (44 m.) Dehors ils firent trois pas incertains avant qu'il ne se décide à lui prendre le bras. Sagan Merv. Nuages 101 m./u. Tu ne crains pas qu'il n'envoie des échos aux journeaux ? Pagnol, Topaze I I I , 3 (Grevisse 825) C'est l'heure où le bon Seigneur relève ses sentinelles De peur que sa captive ne s'envole. Claudel Soul. Sat. I, 10 (Th. I I , 609) Xavier ne doutait pas qu'il ne fît semblant de lire. Mauriac L'Agneau 13 (Grevisse 827) ( . . . ) car il craignait qu'elle ne le fuît à nouveau ( . . . ) Sagan Merv. Nuages 114 m. b) /na/ als Redundanzmerkmal J e craignis que mes soins ne fussent mauvais. A. France, L'Étui de nacre 174 (Grevisse 825) J e ne nie pas que ces interprétations ne soient ingénieuses. A. France, Livre de mon ami 289 (Grevisse 827) 34

Freilich kann das hier zur Debatte stehende /na/ auch noch andere Funktionen haben. In den sog. „Vergleichssätzen", etwa Vouloir faire les choses autrement que Dieu ne les a faites. Renan, L'eau de Jouvence IV, 1 (Grev. 828) ist es mit Morphemen wie /otremâ/ „autrement", /ply/ „plus", /pir/ „pire" u. a. ein Komparationsmorphem. Solche mehrfachen Funktionen finden sich aber auch bei anderen Morphemen, vgl. etwa /si/ „ob" und /si/ „wenn" oder auch die Doppelrolle des /ka/ S. 61. 222

( . . . ) une idée avait germé ( . . . ) dans sa tête, à moins que quelqu'un ne la lui ait soufflée ( . . . ) Figaro 21. 9. 60 Elle devait le quitter avant qu'il ne soit trop tard ( . . . ) Sagan Merv. Nuages 143 ob. (...) de crainte que la pression normale autour du corps n'y soit mal préservée. Le Monde 23. 8. 60 c) Ohne das fakultative /ne/ A moins que vous preniez le ouisqui. Queneau Zazie 199 ob. ( . . . ) ce qui s'accorderait parfaitement avec l'hypothèse qu'il est allé à Paris voir un parent malade, à moins qu'il soit Parisien et que ce soit à Bourg ou à Mâcon qu'il aille voir ce parent malade 1 Butor Modif. 74 u. Sans doute pourrais-je craindre que tu déchires cette lettre. Mauriac, Le nœud de vipères 18 (Grevisse 825) Mais la main empêchait qu'on vît la bague. Colette, Le Fanal bleu 186 (Grevisse 826)35 6. /dosake/ und /seke/ als

B-Merkmale

Anhangsweise sei vermerkt, daß man auch diese beiden Morpheme ,,de ce que" und „c'est que" als Kennzeichen einer B-Form ansehen kann. Auf den S. 186 ff. haben wir sie zwar unter die Morpheme eingereiht, die die Automatik verhindern können. Es ist aber genauso legitim, so zu formulieren: Die B-Form nach einem Lexem wie /mekötä/ „mécontent" lautet nicht nur z. B. /kilfas/ „qu'il fasse", sondern auch - fakultativ /desskilfe/ „de ce qu'il fait". Auch hier kann /dese/ als einziges Merkmal auftreten wie etwa in /dasokilsät/ „de ce qu'il chante"; es kann aber auch Redundanzmerkmal sein; denn die Beispiele auf S. 186 zeigen, daß auch der Typ /desekilfas/ möglich ist. Ein Kontext wie On se montre ( . . . ) très satisfait de ce que M. M . . . ait informé le gouvernement ( . . . ) kann ohne Änderung des Sinnes auch lauten On se m o n t r e . . . très satisfait que M. M . . . ait informé. . . oder . . . très satisfait de ce que M. M . . . a informé. Dasselbe gilt für /sska/ : 35

Zahlreiche weitere Belege ohne /no/ s. Grevisse loc. cit.

223

( . . . ) ce qui est étonnant (...)

c'est que ça n'ait pas brûlé ( . . . )

ist nicht nur gleichbedeutend mit . . . ce qui est étonnant...

c'est que ça n'a pas b r û l é . . .

sondern - wenn man von der Hervorhebung des Lexems hier einmal absieht - auch mit . . . il est étonnant que ça n'ait pas brûlé. Zum Abschluß ein kurzer tabellarischer Überblick zu Kap. 9 : Die B-Form zu /-fe/ und zu /-sät/ kann lauten: -fas -pipsfer -fera 36 -fore -vafer -alefsr -nefas d e s e . . . fe dese...fas SE . . . FE

-pqissäte -sätra -sätrE

-vasäte -alélate -nesät dese...sät SE . . . sät 37

sc.. .fas

10. Kapitel. Die F u n k t i o n der B-Form als sprachliches Zeichen B-Form und

Information

Wir haben im Verlauf dieser Untersuchung mehrfach und in verschiedenem Zusammenhang festgestellt, daß es im sprachlichen System des Neufranzösischen hörbare und nicht hörbare B-Formen gibt. 1 Das äußerliche Charakteristikum der hörbaren B-Formen in ihrer Eigenschaft als Lautkörper, als Lautkontinuum, besteht naturgemäß darin, daß sie sich von vergleichbaren Lautkontinuen, etwa den A-Formen desselben Verbums, durch ein oder mehrere Merkmale mehr oder weniger deutlich unterscheiden. Diese Unterschiede hegen auf der Ebene des „Bezeich36

37

1

Die /-r-/- und /-va-/-Formen sind natürlich nur da als B-Formen zu werten, wo sie gegen diese austauschbar sind. Zur Veränderlichkeit des Morphems /ssko/ s. S. 186 f. - Wir können in /se/ ein B-Merkmal sehen, das gleichzeitig die Funktion der Reliefgebung erfüllt. Vgl. besonders Kap. 2, S. 55 ff. 224

nenden", des Signifikanten. 2 Wechseln wir eine A-Form gegen eine BForm in einem Kontext aus, so muß die Frage beantwortet werden, ob sich dabei auf der Ebene des „Bezeichneten", des Signifikats, 3 etwas verschiebt, mit anderen Worten, ob dem Lautkontinuum „B-Form" eine bestimmte Bedeutung auf der Inhaltsebene gegenübersteht. Die Kapitel 6 und 7 sind dieser Frage gewidmet, und wir gelangten zu der Feststellung, daß sich auf der Ebene des Signifikats keineswegs immer etwas ändert, da vor allem die Fälle der Automatik hier ausscheiden. Nur bei den Oppositionen, z. B. etwa bei dem auslösenden Lexem /-di/ „dit" oder bei den freien Formen /kilsät/ gegen /ilsät/ hat das sprachliche Zeichen „B-Form" noch eine bedeutungsdifferenzierende Funktion; es ändert gegenüber einer A-Form den Sinn der gesamten Äußerung. Mag man nun den Kreis der Oppositionen sehr weit ziehen, indem man dem Phänomen der virtuellen Opposition 4 einen wichtigen Platz einräumt und das einer fakultativen, den Sinn der Äußerung nicht beeinflussenden Variation weitgehend leugnet, oder mag man die Oppositionsfunktion, wozu wir in dieser Analyse eher neigen, so eng wie möglich begrenzen fest steht, daß immer ein ungelöster Rest übrigbleiben wird, nämlich der der A u t o m a t i k f ä l l e . Und gerade dieser „Rest" ist beträchtlich; er umfaßt bekanntlich den größten Teil aller vorkommenden B-Formen überhaupt. Wenn nun ein sprachliches Zeichen nicht in der Lage ist, den Sinn einer Äußerung zu ändern - welche Funktion hat es dann ? Handelt es sich da nicht um ein höchst unökonomisches, das reibungslose Funktionieren des Systems nur unnötig belastendes, überflüssiges Gebilde, dessen die Sprache ohne Schwierigkeiten entraten könnte ? Wir haben schon in der Einleitung auf S. 40 darauf hingewiesen, daß dem keineswegs so ist. Wohl jedes sprachliche System kennt, wie dort kurz dargelegt wurde, eine gewisse Anzahl zusätzlicher Merkmale, deren einzige Funktion es ist, als Sicherungen gegen den Kurzschluß des Mißverständnisses zu dienen. Das sind die Redundanzmerkmale. 5 2

3 4 5

Wenn man will, kann man hier die nicht hörbaren, rein graphischen Unterschiede miteinbeziehen; sie sind nur für das Auge da. Zu den Termini vgl. Einleitung S. 35f. Vgl. Kap. 7, S. 144ff. Wir betonen dabei nochmals, daß Redundanz keineswegs Überfluß oder Luxus bedeutet. Es könnte sonst der Eindruck entstehen, wir wollten die B-Formen als überflüssig und systembelastend charakterisieren. Wir verweisen in diesem Zusammenhang noch einmal auf den Vergleich zwischen französischer und deutscher Pluralbildung auf S. 40. - Gelegentlich schafft man sogar künstlich Redundanzen, so etwa, wenn man im Deutschen aus fernmeldetechnischen Gründen das bereits ausgestorbene zwo wiederbelebte oder die an das Englische angelehnte Form Julei am Fernsprecher bevorzugt.

225

Sind nun vielleicht die B-Formen des Neufranzösischen, soweit ihnen nicht in dem erwähnten eingeschränkten Maße die Funktion der Oppositionsbezeichnung zufällt, samt und sonders Redundanzen ? Fest steht, daß sie in den Automatikfällen k e i n e n e u e I n f o r m a t i o n liefern. Das tun Redundanzen freilich auch nicht. Wenn wir aber die B-Formen des Neufranzösischen als Redundanzmerkmale ansehen wollen, so erhebt sich sogleich die Frage : Redundanz - wofür ? Die Redundanz ist ja immer eine zusätzliche Stütze für ein Ausdrucksmerkmal, dem auf der Inhaltsebene etwas gegenübersteht. I n den auf S. 40 angeführten Beispielen handelt es sich um Redundanzmerkmale zur Pluralbildung im Deutschen. 6 Wofür könnte nun aber z. B. das Redundanzmerkmal /-as/ (gegen /-e/) in einem Kontext wie /zav0 kilfas/ „je veux qu'il fasse" gegenüber /zavwa kilfe/ „je vois qu'il fait" stehen ? Wenn wir daran denken, daß das isolierte /kilfas/ den außersprachlichen Sachverhalt des Wunsches bezeichnet, dann kann man die Form /-fas/ im Translat der Konstruktion /z9V0 kilfas/ wohl mit einigem Recht als R e d u n d a n z m e r k m a l für die B e d e u t u n g des auslösenden Lexems ansehen. Um e i n e n Sachverhalt auf der Inhaltsebene auszudrücken, bedient sich die Sprache hier z w e i e r Merkmale auf der Ebene der Form; in unserem Beispiel /-v0/ und /-as/, d. h. eines bestimmten Lexems und zusätzlich eines (an anderer Stelle im Kontext erscheinenden) Morphems. Damit ist aber das Phänomen der neufranzösischen B-Formen noch nicht erschöpfend gedeutet. B-Form und semantisches Feld Man wird sich jetzt die Frage vorlegen müssen, ob sich nicht vielleicht bestimmte abgrenzbare semantische Felder ermitteln lassen, die mit dem Redundanzproblem in engerem Zusammenhang stehen. Ein Blick in eine beliebige Schulgrammatik zeigt uns, daß man es von jeher aus didaktischen Gründen unternommen hat, die Verben, die den „Konjunktiv regieren", zu bestimmten Gruppen zusammenzufassen. Dabei ergab sich ein relativ festgefügtes Schema, das mit geringfügigen Abweichungen und gelegentlich etwas unterschiedlicher Akzentsetzung seit mehr als hundert Jahren konstant blieb. Daß hierbei auch gelegentlich psychologische oder logische Deutungen der einzelnen Kategorien versucht wurden, ist eine sekundäre Erscheinung. In erster Linie ist das Schema aus der Beobachtung an der lebenden Sprache gewonnen worden. Ein modernes Beispiel mag hier für viele andere stehen. H. W. K l e i n faßt die auslösenden Moneme zu folgenden Gruppen zusammen: 7 6

7

Auch im Französischen gibt es nebenbei gesagt redundante Plurale, wie z. B. /lesvo/ gegenüber /lasval/. H. W. K l e i n u. F. Strohmeyer: Französische Sprachlehre (Études françaises), Stuttgart 1958, S. 57-62.

226

Verben, die ein Verbot, einen Befehl, einen Wunsch, eine Erlaubnis u. dgl. ausdrücken, unpersönliche Verben, die eine Forderung, eine Billigung, Mißbilligung usw. enthalten, Verben der Annahme (Einräumung, Zugeständnis), Verben des Sagens und Denkens, die an sich schon besagen, daß etwas zweifelhaft ist, Verben des Sagens und Denkens in verneinter, fragender (selten in bedingender) Form, Verben der Gemütsbewegung. Diese (hier nur grob skizzierte) traditionelle Einteilung in unseren Schulgrammatiken ist nun nichts anderes, als der Versuch, die Moneme, die eine B-Form auslösen, bestimmten semantischen Feldern zuzuordnen bzw., anders ausgedrückt, auf der Inhaltsebene semantische Strukturen zu ermitteln, die mit dem Phänomen der Auslösung von B-Formen, sei es automatisch, sei es als Varianten, in Verbindung gebracht werden. Sehen wir einmal von der in der Grammatik fest verankerten, aber als semantisches Feld unbrauchbaren, weil viel zu verschwommenen Kategorie der „Verben des Sagens und Denkens" ab, so läßt es sich nicht bestreiten, daß wir zum Beispiel Verben, die einen Wunsch bezeichnen, in einem relativ fest gefügten semantischen Feld zusammenfassen können. Dasselbe wird uns ohne Frage auch mit Ausdrücken des Zweifels oder der Gemütsbewegung gelingen. Um nun aber über die auf S. 226 getroffene Feststellung, die B-Form könne ein Redundanzmerkmal für die Bedeutung des auslösenden Lexems sein, hinauszugehen und diese Lexeme zu bestimmten Feldern zusammenzugreifen, müßten wir allerdings mindestens zwei Bedingungen erfüllt sehen: 1) Die hier ins Auge gefaßten semantischen Felder müßten zunächst einmal als wirklich existent festgestellt und, soweit möglich, scharf umgrenzt werden, und 2) Es müßte nachgewiesen werden, daß tatsächlich a l l e zu einem dieser Felder gehörigen Lexeme das gleiche Verhältnis zu der ausgelösten B-Form haben, d. h. die Auslösung müßte bei den Lexemen des gleichen Feldes i m m e r entweder automatisch oder i m m e r nicht-automatisch sein (bzw. sie muß überhaupt erfolgen). Mit anderen Worten: Es wäre sicherzustellen, daß ein innerer Zusammenhang zwischen dem semantischen Feld und der Art der B-Auslösung besteht. Dabei ließe es sich eventuell ermöglichen, einzelne Felder zu größeren Gruppen zusammenzufassen, so daß etwa eine Gruppe semantisch zusammengehöriger Fel227

der mit automatisch auftretendem Redundanzmerkmal der Lexeme einer zweiten Gruppe mit als Variante auftretendem Redundanzmerkmal gegenüberstünde. 8 Gewiß läßt sich nun ein semantisches Feld des Wunsches einigermaßen deutlich abgrenzen, und die Verballexeme, die ihm traditionsgemäß zugeordnet werden, sind auch durchaus richtig ausgewählt. Aber letzten Endes müßten auch Verben wie /-ordon/ „ordonne", /-desid/ „décide" usw.9 hier miteinbezogen werden; schließlich ist auch der Befehl dem Feld des Wunsches zugehörig. Hier sehen wir aber schon, daß das Verhältnis zwischen dem semantischen Feld des Wunsches und der B-Form gestört ist; denn diese Form ist bei den genannten Verballexemen im heutigen Französisch nur ausnahmsweise anzutreffen. Beträchtlichen Schwierigkeiten sehen wir uns dann bei jenen Lexemen gegenüber, die in den Schulgrammatiken meist als Ausdrücke der „Billigung" oder „Mißbilligung" bzw. vielfach auch als solche des „persönlichen Urteils", der „persönlichen Stellungnahme" bezeichnet werden. Sie werden oft mit den „Verben des Wünschens" im Zusammenhang gesehen. 10 Die Grenzen zum Feld des Wunsches sind hier tatsächlich fließend. Lexeme wie /-kösed/ „concède", /-kôsâ/ „consent", /-perme/ „permet", /-tolsr/ „tolère", ja selbst die sog. „unpersönlichen Ausdrücke" wie /ilfo/ „il faut", /iletä/ „il est temps", /ilêport/ „il importe" und zahlreiche andere können durchaus in manchen Kontexten einen Wunsch implizieren. 11 Hier laufen aber in den Grammatiken meist eine Reihe

8

9 10

11

Man würde dadurch wieder zu einem dualistischen Einteilungsprinzip gelangen, das eine unverkennbare Ähnlichkeit mit dem besonders von E. Lerch entwickelten Zweierschema „Wunsch" und „Unsicherheit" hätte (vgl. dazu auch Einl. S. 8). Vgl. Kap. 7, S. 138ff. So z. B. E. L e r c h in seinem Buch Die Bedeutung der Modi im Französischen, Leipzig 1919, S. 26. Einige Beispiele : Un patron ne peut évidemment pas tolérer qu'un employé lui réponde avec insolence. Romains, Hom. bon. vol. VI, 20, 168 (Dam. Pich. V, 510) Permettez que j'aille dans ce sens pour vous voir. Van der Molen 60 Quand il a été invité ici, il a fallu que la petite vienne (etwa = on voulait que . . .) Anouilh Invit. Chât. II (32 m.) Il est temps que les États-Unis fassent savoir à M. K. . . . Figaro 22. 9. 60 Il importe que le Gouvernement ( . . . ) ne puisse être contesté (. . .) Figaro 20. 9. 60 228

von Lexemen mit, die sich kaum einem der im allgemeinen vorgeschlagenen Felder zuordnen lassen. In Kontexten wie den folgenden : C'était l'habitude que les gosses fussent baptisés et qu'ils fissent leur première communion. Thorez, Fils du peuple 17 (Cohen 87) Il est tout naturel qu'une surveillance obligée d'être aussi constant devienne un peu maladive. Romains, Hom. bon. vol. VI, 1, 8 (Dam. Pich. V, 525) Il se rencontre rarement que la physionomie soit en accord complet avec la personne intérieure. Soltmann, Syntax 112 Il s'agit que nous favorisions de toute notre ardente amitié l'épanouissement de ce qui toujours désire d'exister: le Génie du Rhin. Barrés, Mes Cahiers XIV, 165 (Grevisse 978) handelt es sich weder um Billigungen noch um Mißbilligungen und schon gar nicht um irgendwie versteckte Wünsche, sondern um einfache Feststellungen: Es war so Sitte, es ist ganz natürlich, es kommt selten vor, es handelt sich um . . . Freilich kann man hier, wenn man unbedingt will, von einer Art persönlicher Stellungnahme sprechen; eine solche allgemein gehaltene Feststellung läßt sich aber kaum für die Abgrenzung eines klar strukturierten semantischen Feldes verwenden. Eine persönliche Stellungnahme ist es schließlich auch, wenn jemand eine Äußerung mit je suis d'avis... beginnt - dieses Lexem hat aber keinesfalls automatisch eine B-Form nach sich.12 Ebenso vage ist das Feld „Annahme, Einräumung, Zugeständnis". Hier setzt man gern Lexeme wie /-adme/ ,,admet", /-sypoz/ „suppose" usw. hin, 13 die nun wiederum gerade keine automatische B-Redundanz hervorrufen, sondern von den Grammatiken in die Oppositionsfälle eingereiht werden. 14 Gehören aber nicht auch Verben wie /-kosä/ „consent", /-kôsed/ „concède" (mit B-Automatik) zu diesem Feld - ebenso wie man sie auch dem Feld des Wunsches oder der Billigung zurechnen kann ?15 Etwas schärfer abgrenzen läßt sich zwar wieder das Feld des Affekts, dessen Lexeme bekanntlich heute automatisch eine B-Form auslösen. Vollends ins Schwimmen geraten wir aber, wenn wir zu den sog. „Verben 12

13

14 15

So z. B . : E t moi je sais d'avis qu'il faut finir . . . Claudel Soul. Sat. I I I , 13 (Th. I I , 754) Vgl. K l e i n op. cit. S. 59. H i e r z u w ü r d e n a u c h die Morpheme wie /kwaka/ „quoique", /bjêke/ „bien q u e " usw. z u rechnen sein. Vgl. K a p . 6, S. 88ff. Vgl. Klein, op. cit. S. 58.

229

des Sagens und Denkens" gelangen, es sei denn, wir setzen hier ein weitumgreifendes Feld des „Nichtsagens oder -behauptens" bzw. des „Nicht-genau-Wissens" an, mit anderen Worten ein Feld der „Unsicherheit". In ein solches Feld würde aber ein /-krwa/ „croit" genauso hineingehören wie ein /-n9krwapa/ „ne croit pas"; das eine löst aber bekanntlich automatisch eine A-Form aus, das andere schwankt zwischen A- und B-Form. Andererseits läßt es sich nicht leugnen, daß Lexeme, die verhältnismäßig selten als „Auslöser" fungieren, neuere Wendungen und Ausdrücke des Argot, sich zwanglos in bezug auf die Auslösung von B-Formen nach Vorbildern richten, die dem gleichen semantischen Feld angehören. So zieht ein gewiß seltenes je suis partisan que... mit größter Selbstverständlichkeit eine B-Form nach sich : J e serais partisan qu'on fasse des conditions plus favorables à . . . Van der Molen 64. Man wird hier schwerlich davon sprechen können, daß das Lexem /-partizä/ „automatisch eine B-Form auslöst", eben weil es Ariel zu selten als Auslöser auftritt. Dasselbe kann man sagen von . . .et j'ai bien hâte que le beau temps s'établisse. Van der Molen 62. Ebenso läßt das relativ junge Lexem paradoxal eine B-Form folgen : Il serait au moins paradoxal que dans l'Europe du Marché commun, les produits industriels du bassin rhénan ( . . . ) s'en allassent faire le grand tour par la mer du Nord ( . . . ) Figaro 5. 12. 60 Es schließt sich hier Lexemen an wie il est fatal, il est impensable, il est normal, il est naturel, il est inadmissible usw. Aber welches „Feld" ist das? Affekt (fatal), Zweifel (impensable), Billigung (normal), persönliche Stellungnahme (naturel), Mißbilligung (inadmissible) ? Bei Argot-Lexemen wie cucu finden wir das gleiche Phänomen : Donc, ça ne te paraît pas cucu en principe que ( . . . ) j'aie une vague envie de le connaître ? Romains, Hom. bon. vol. VI, 26, 229 (Dam. Pich. V, 530)16 18

Andererseits: C'est u n peu rigolo t o u t d'même que je ne peux pas m'rappeler ce nom-là. Courteline, Train de 8 H . 47, S. 30 (Van der Molen 87) Chiche que je fais marcher cette machine-là. Dam. Pich. V, 530 (mdl. Aufn.)

230

Hier liegen einfach überall bestimmte Analogien vor, aber es ist wohl nicht nötig, für diese Fälle das semantische Feld zu bemühen, wenn man auch vielleicht je suis partisan und j'ai bien hâte etwas gewaltsam in das Feld des Wunsches einordnen könnte. Die Form cucu z. B. ist nichts weiter als eine volkssprachliche Variante von curieux - was Hegt da näher, als daß sie ebenso wie letzteres eine B-Form auslöst ? Die Analogie bei il est paradoxal hingegen liegt eher im Formalen als im Semantischen. Es gehört zu jenen zahlreichen Lexemen, die mit /ile-/ beginnen und die fast alle, soweit nicht, wie bei /ilesertê/ ,,il est certain" der Faktor der uneingeschränkten Gültigkeit obsiegt, eine B-Form nach sich ziehen. Es soll nun nicht bestritten werden, daß die Zusammenfassung der Lexeme, so wie es in der Praxis unserer Schulgrammatiken seit Jahrzehnten geübt wird, durchaus ihre d i d a k t i s c h e Berechtigung hat; w i s s e n s c h a f t l i c h exakt faßbar ist jedoch das Verhältnis zwischen B-Form und semantischem Feld n i c h t . Einerseits sind solche Felder eben nicht scharf genug gegeneinander abgrenzbar, so daß sie sich einer genauen Analyse entziehen, 17 und zum anderen sind die Beziehungen zwischen Feld und B-Form nicht so einheitlich, daß man daraus bindende Schlüsse ziehen könnte. Man k a n n zwar gewisse Lexemgruppen zu feldähnlichen Einheiten zusammenfassen, ja, man kann, wenn man es didaktisch für nützlich hält, auch zu größeren Einheiten vorstoßen und etwa „Wunsch", „Billigung" und „Zugeständnis", so wie es L e r c h seinerzeit getan hat, zusammensehen und - mit einigen Vergewaltigungen - einem übergeordneten Feld zuteilen (bei Lerch ist es das Feld „Wunsch"); z w i n g e n d sind solche Felder jedenfalls nicht. Redundanz

und Information

Null

Wir kommen damit auf die auf S. 226 aufgeworfene Frage zurück: Ist die B-Form Redundanzmerkmal ? Wir können die Antwort jetzt etwas mehr präzisieren. Die B-Formen können in begrenztem Umfange als Redundanzmerkmale für die B e d e u t u n g bestimmter Lexeme aufgefaßt werden, derjenigen nämlich, die einwandfrei den Sachverhalt des Wunsches bezeichnen, da die isolierte B-Form vom Typ /Okilfas/ eben auch die gleiche Bedeutung hat. Um den Sachverhalt eines Wunsches auszudrücken, bedient man sich im Neufranzösischen z w e i e r sprachlicher Zeichen, einmal eines Lexems, etwa /-dezir/ „désire" und zum anderen der B-Form des auf das von /-dezir/ abhängige /ka/ folgenden Verbs, des Verbs inner17

Es ist auch schwer zu sehen, ob es etwa eine günstigere Feldeinteilung geben könnte, als die, die die Schulgrammatiken vornehmen. Die Lexeme sind in dieser Hinsicht zu heterogen, und es würden immer einige übrig bleiben, die sich in keines der konstruierten Felder zwingen ließen.

231

halb des Substantiv-Translats. „Ich wünsche, daß V E R B " heißt im Neufranzösischen nicht /zadezir ke VERB/, sondern /zedezir ke VERBB-FORM/. Etwas anders gelagert ist die Problematik in Fällen der von N e g a t i o n , F r a g e f o r m oder K o n d i t i o n a l - T r a n s l a t e n ausgelösten BFormen. Auch hier ist es vielleicht erlaubt, von Redundanz zu sprechen, nicht etwa, weil im Typ /zenesepa kilfas/ „je ne sais pas qu'il fasse" das isolierte /kilfas/ die Negation ausdrückt und somit als Redundanzmerkmal derselben aufzufassen wäre, sondern weil tatsächlich eine f o r m a l e Opposition zwischen Bejahung und Verneinung besteht, die in einem überwiegenden Prozentsatz von Fällen 19 eben nicht nur auf dem Morphem /n9/ gegen /6/20 beruht, sondern auf der Kombination /n9/ + BFORM gegen / 6 / + A-FORM. „Ich weiß nicht, daß; weißt du, daß; wenn er weiß, daß V E R B " heißt im Neufranzösischen nicht /zenesepa ke/, /sety ke/, /silse ke VERB/, sondern /zenesepa ke/, /sety ke/, /silse ke VERB-B-FORM/. Gestützt wird diese Deutung der B-Form als redundantes Negations-, Frage- oder Konditional-Translat-Morphem durch die Tatsache, daß sich die gleiche Erscheinung auch bei den AdjektivTranslaten findet, Typ /zenekoneperson k i s a s . . . / „je ne connais personne qui s a c h e . . . " Schließlich und endlich läßt sich die B-Form aus den gleichen Erwägungen heraus auch im Adjektiv-Translat nach voraufgehendem S u p e r l a t i v als Redundanzmerkmal ebendieses Superlativs deuten, zumal, wie die Beispiele auf S. 111 zeigen, die B-Form tatsächlich auch als e i n z i g e s Superlativmerkmal auftreten kann. 21 „Der Größte, d e r . . . " lautet normalerweise nicht nur /leplygrä ki VERB/, sondern /leplygrä ki VERBB-FORM/. In allen anderen nicht-oppositionellen Typen ist die B-Form jedoch nicht einmal ein Redundanzmerkmal. In Fällen wie /zedut kilfas/ „je doute qu'il fasse", /aväkilfas/ „avant qu'il fasse" usw. liegt keine Redundanz vor, weil, semantisch gesehen, isoliertes /kilfas/ weder etwas mit dem Sachverhalt des Zweifels, noch mit der temporalen AdverbialTranslation primär etwas zu tun hat. Auch findet sich hier kein formales Element wie /ne/, Frageform, /si/ oder ein Superlativ, dem man die BForm als Redundanzmerkmal zuteilen, für das man die B-Form als zusätzliches Informationselement auffassen könnte. Sie ist hier nichts weiter als ein i n f o r m a t i o n s l o s e s zusätzliches Formans, ein S y n t a x e m , das qua Formans zum auslösenden Monem gewissermaßen als diskon19 20 21

Nur die Realitätstheorie verhindert hier die volle Automatisierung. Bzw. „ F r a g e f o r m " gegen /0/, /si/-Translat gegen /6/. Daß die historische Entwicklung hier umgekehrt verlaufen sein dürfte, ist f ü r diese Analyse unerheblich.

232

tinuierliches Morphem 22 hinzugehört. Auch hier können wir die Formel aufstellen: „Ich zweifle, daß V E R B " heißt im Neufranzösischen nicht /zedut ke VERB/, sondern /zedut ke VERB-B-FORM/, bzw. „bevor" heißt im Neufranzösischen nicht /aväko VERB/, sondern /aväke VERBB-FORM/. Nur hat hier die B-Form semantisch nichts mit der Bedeutung des Auslösers zu tun, sondern ist, wie oben gesagt, ein informationsloses Syntaxem. 23 Eine andere Frage ist die, ob wir in der B-Form nicht vielleicht ein Redundanzmerkmal für „Unterordnung", bzw. in Tesnieres Terminologie gesprochen, für Translation erblicken könnten. Dafür müßten unseres Erachtens zwei Bedingungen erfüllt sein. Entweder müßte das Neufranzösische Typen aufweisen, in denen die B-Form als e i n z i g e s Translationsmerkmal, d. h. also als Translativ fungiert (Typ: span. ruego vengas, it. pare sia), oder aber, es müßte sich mindestens die Tendenz abzeichnen, daß die B-Form in a l l e n Translattypen mit weitgehend automatischer Sicherheit auftritt. Eine derartige Tendenz hat es im nachklassischen Latein gegeben; 24 das Neufranzösische ist von einer solchen Entwicklung aber weit entfernt. Die

Inhärenz

Wir kommen daher, nachdem wir festgestellt haben, daß wir an das Phänomen der B-Auslösung vom semantischen Feld her nur mit vielen Vorbehalten herankommen können, zu dem Schluß, daß wir jedes Monem in seinem Verhältnis zu der von ihm ausgelösten B-Form mehr oder weniger isoliert betrachten müssen. Ob ein L e x e m o d e r M o r p h e m e i n e B- o d e r e i n e A - F o r m a u s l ö s t , ob die Auslösung der B-Form automatisch oder nicht automatisch erfolgt, i s t in j e d e m M o n e m p o t e n t i e l l angelegt als ein i n t e g r i e r e n d e r B e s t a n d t e i l des M o n e m s s e l b s t . Oder, in Anlehnung an eine konventionelle Terminologie ausgedrückt: Der „Modus", den ein Verb oder eine „Konjunktion" „regiert", ist diesem Verb bzw. dieser „Konjunktion" i n h ä r e n t . Diese Inhärenz aber hat weitgehend etwas W i l l k ü r l i c h e s an sich. Das geht schon daraus hervor, daß man beim Erlernen der Sprache diese Erschei22 23

24

Vgl. Einleitung S. 41. Zur Frage der Informationslosigkeit vgl. neuerdings Uriel W e i n r e i c h , On the semantic structure of language, in: Universals of Language, Cambridge/Mass. 1963, bes. S. 160 n. 37. Weinreich dehnt hier den Terminus redundant auch auf die Fälle aus, bei denen es sich nicht nur um z u s ä t z l i c h e Information, sondern um Informationslosigkeit handelt. Unter diesem Gesichtspunkt könnten wir alle oben behandelten Fälle als Redundanzen bezeichnen, nur darf die Frage „Redundant - wofür ?" dann nicht mehr gestellt werden. Vgl. dazu im Zweiten Teil, Latein, S. 302 ff.

233

nung mit der Vokabel zusammen lernen muß. Es nützt nichts, wenn man weiß, daß im Französischen „wünschen" désirer lautet; man muß wissen, daß dieses désirer, sofern ihm ein /k9/-Satz folgt, dem Verbum dieses /ke/-Satzes die B-Form verleiht. 25 Gewisse Feldeinteilungen der auslösenden Moneme können dabei dem Lernenden als Stütze dienen. Jede Stütze vom Feld her versagt aber etwa bei einem Lexem wie il est rare ; hier kann nur ganz schlicht und einfach gelernt werden : „II est rare regiert den Konjunktiv." Die Auslösung der B-Form ist in dem Lexem /-rar/ potentiell angelegt, ist ihm inhärent; /-rar/ ist ein Lexem mit BSyntaxem. Man muß es lernen, genauso wie man lernen muß, daß /tabl/ ein Femininum ist. Es gehört zum System der Sprache. Die Erscheinung, die wir hier I n h ä r e n z nennen, ist nicht auf das Verhältnis von Lexem bzw. Morphem und „Verbform A oder B " beschränkt. Nicht zufällig haben wir eben den Vergleich mit /tabl/ gewählt. Auch das Genus beim Substantiv ist solch ein Inhärenz-Phänomen, mit dem sich der Lernende nebenbei gesagt genauso abzufinden hat wie mit der variierenden Setzung von A- und B-Formen, eine Erscheinung, die er ebenfalls einfach zur Kenntnis nehmen muß. Hier zeigen sich in der Tat recht interessante Parallelen, die im folgenden kurz aufgezeigt werden sollen. Jedem Lexem, das der Formenklasse „Substantiv" angehört, ist das Genus inhärent ; es gehört fest zum Lexem und muß als sein integrierender Bestandteil mitgelernt werden. Das Genus ist im Substantiv potentiell angelegt, sozusagen „versteckt" vorhanden - auch dann, wenn es nicht formal realisiert wird wie z. B. in tant de poules dans la cour ! gegenüber tant de poules blanches dans la cour\ (mit Genusmerkmal /-s/ beim Adjektiv). 26 Das ist vergleichbar etwa mit je le veux gegenüber je veux que tu viennes. Dem Genusmerkmal k a n n ein außersprachlicher Sachverhalt entsprechen. Das Lexem /pul/ gibt an, daß es sich um ein weibliches Tier handelt ; Morpheme wie /la/, /yn/, /set/ usw. zeigen das Genus zusätzlich, redundant, an.27 Ebenso gibt das Lexem /-v0/ den außersprachlichen Sachverhalt des Wunsches an, und das B-Merkmal beim Verb im Translat tritt als Redundanzmerkmal hinzu. 25

D a s /ko/ ist gewissermaßen der Auslöserknopf, auf den der Sprecher drückt, damit sich die im auslösenden Monem inhärente B - F o r m am V e r b des Translats sprachlich realisiert. W e n n kein /k9/ da ist, also wenn beispielshalber /9/ oder ein „infinitif" folgen (/Z9I9V0/, /z9v0vanir/), wird die Inhärenz sprachlich nicht wirksam.

26

D a s gilt auch f ü r Sprachen, denen ein besonderes Genusmerkmal beim Substantiv fehlt. D a s inhärente Genus k o m m t sofort z u m Ausdruck, wenn das betr. Substantiv gegen ein „ P r o n o m e n " kommutiert wird, z. B . engl. the bull - he, the cow — she, the table — it.

27

D a ß diese Morpheme dabei noch andere Funktionen haben (Angabe der

234

Nicht immer gehen Sexus und grammatisches Genus zusammen, z. B. la vedette, la recrue; lat. nauta, poeta; russ. sluga „Diener" - ebensowenig geht, wie wir gesehen haben, etwa der Sachverhalt „Wunsch" immer mit der B-Form zusammen wie z. B. beim Lexemtyp /-ordon/. 28 Andererseits sind natürlich nicht alle B-Formen Merkmal für den Sachverhalt „Wunsch", genau wie bekanntlich das grammatische Geschlecht in den seltensten Fällen dem natürlichen Geschlecht entspricht. I n diesem Falle ist es dann ein informationsloses Morphem; das zeigt sich schon daran, daß ein falsches */lotabl/ (oder dt. *das Tisch) von dem Angehörigen der betreffenden Sprachgemeinschaft ohne Schwierigkeiten verstanden wird - ebenso wie ein Franzose ein falsches */säkilvje/ „sans qu'il vient" versteht. „Weibliche Lebewesen" ist ohne Frage ein semantisches Feld. Daneben lassen sich gelegentlich noch andere Felder im Zusammenhang mit dem Genus herausschälen. So sind bekanntlich im klassischen Latein alle Lexeme, die Bäume bezeichnen, feminini generis. I n den meisten Fällen regelt sich allerdings die Genuszugehörigkeit mehr nach formalen Kriterien; so sind z. B. alle französischen Substantive auf /-ityd/ ,,-itude", /-asjö/ ,,-ation", /-isjö/ ,,-ition", /-äs/ ,,-ance", ,,-ence" u. a. weiblich. Der arbiträre Charakter kommt aber selbst bei diesen formalen Merkmalen zum Ausdruck; honneur z. B. ist als einziges unter allen Substantiven auf -eur (soweit sie nicht männliche Personen oder Maschinen bezeichnen) maskulinum. 29 Genauso wie das B-Merkmal nicht n u r Redundanzzeichen oder informationsloses Syntaxem ist, sondern auch gelegentlich zur Kennzeichnung von Oppositionen benutzt wird (je dis qu'il vienne - je dis qu'il vient), kann auch im Genusmerkmal eine Opposition zum Ausdruck gebracht werden, z. B. le communiste: la communiste, le livre: la livre,30 und in beiden Fällen kann diese Oppositionsfunktion formal neutralisiert werden. Im Plural wird das Genus - soweit kein kennzeichnungsfähiges Formenklasse, Kennzeichnung des Numerus usw.) kann in diesem Zusammenhang unbeachtet bleiben. 28 Dies braucht nicht im Widerspruch zu dem auf S. 216ff. Gesagten zu stehen. F o r m a l gesehen sind die /-r-/-Formen auf alle Fälle etwas anderes als die B-Formen, genau wie /la/ formal anders ist als /le/. 29 Struktural gesehen gehören auch /boncer/ und /maloer/ zu den „Ausnahmen". Wüßte man nichts von der Etymologie dieser Lexeme, würde man sie den anderen Substantiven auf /-cer/ gleichstellen. Dass. gilt mutatis mutandis für /säs/ „sens". 30 w e r i n /lolivr/ : /lalivr/ aus mancherlei Gründen zwei grundverschiedene Lexeme sehen will, kann das selbstverständlich tun. Konsequenterweise müßte dann aber auch von zwei verschiedenen Lexemen /-di/ gesprochen werden, einem /-di/ + A-Form = „sagt" und einem /-di/ + B-Form

,,befiehlt 235

Adjektiv zur Verfügung steht - bekanntlich nicht angegeben : les communistes, les livres. Das /le/ ist im Hinblick auf das Genus eine neutrale Form, wie auch das /-sät/ in je dis qu'il chante eine neutrale Form ist. Und so wie etwa in je ne dis pas qu'il vienne die Oppositionsfunktion der B-Form durch das /na/ aufgehoben ist, ist sie es auch in Kontexten wie je Tie connais pas de communistes. Schließlich und endlich gibt es auch beim Genus die Erscheinung der fakultativen (oft stilistisch bedingten oder archaisierenden) Variation. Après-midi ist maskulinum oder femininum; amour kann im Plural im poetischen Stil femininum sein; sun und moon sind im Englischen normalerweise neutrum — in der Dichtersprache kann ersteres jedoch männlich, letzteres weiblich sein; im Deutschen heißt es der oder das Konditional, der oder das Meter - die Wahl des Genus ist hier oft ganz individuell bedingt. 31 *

Wir sind hiermit am Ende der Untersuchungen über die neufranzösischen B-Formen, den „subjonctif", angelangt und schließen den Ersten Teil mit einem Überblick über die Funktionen der B-Form im sprachlichen System des Neufranzösischen ab.

Zusammenfassung 1. In den meisten Fällen unterliegt die Auslösung einer B-Form der Automatik. 32 Die B-Form bildet dann einen integrierenden Bestandteil des auslösenden Monems; sie ist ihm inhärent wie das Genus dem Substantiv. Ihre Funktion kann darin bestehen, die Bedeutung des auslösenden Lexems zusätzlich auszudrücken. Sie hat dann alle Eigenschaften eines R e d u n d a n z m e r k m a l s . 3 3 31

32 33

Ein weiterer Inhärenzfall zeigt sich bei dem Verhältnis eines Verbal lexems zu einem von ihm abhängigen „infinitif". Die Morpheme, die die Verbindung zwischen beiden herstellen, meist /de/, /a/ oder /9/, sind ebenfalls völlig willkürlich und müssen bekanntlich auch zum auslösenden Verb hinzugelernt werden: II essaie de faire, il cherche ä faire, il ose faire (0). Auch hier gibt es fakultative Varianten: il commence de . . . oder d . . .; ebenso Oppositionen wie z. B. il vient de faire, il vient ä faire, il vient faire: Die Morpheme /da/, /a/ oder /©/ bestimmen hier die Bedeutung des auslösenden Lexems. Die Parallelen zu den Verhältnissen beim Wechsel von B- und A-Formen sind nicht zu verkennen. Vgl. Kap. 8, S. 182ff. sowie die Tabellen S. 69ff. u. 76 f. Vgl. Kap. 10, S. 224ff.

236

2. Sie kann aber auch b a r j e d e r I n f o r m a t i o n sein und ist dann nichts als ein zum Auslöser gehöriges diskontinuierliches Morphem, ein Syntaxem, das eine formale Verbindung zwischen dem Auslöser und dem Verb im Translat herstellt. 34 3. Auch da, wo noch eine Wahl zwischen A- und B-Form möglich ist, ist die Redundanzfunktion der B-Form unverkennbar, so etwa bei der Negation oder den Komparativen, 3 5 zumal sich gerade hier immer stärker die Tendenz zur Automatik durchsetzt. 36 Allerdings läßt es sich nicht bestreiten, daß darüber hinaus der Wechsel A/B als Merkmal f ü r eine Opposition „Uneingeschränkte Gültigkeit" gegen „Eingeschränkte Gültigkeit" fungieren k a n n , eine Funktion, die besonders von den Grammatikern gefördert wird (wobei die „uneingeschränkte Gültigkeit" fälschlich mit „Realität" gleichgesetzt wird). 37 Wir nannten diese Erscheinung v i r t u e l l e O p p o s i t i o n . 3 8 Allerdings sind die Grenzen zu einer fakultativen Variation, d. h. einer völligen Außerachtlassung irgendwelcher Oppositionsfunktionen durch den Sprecher, sehr schwer zu ziehen, was sich besonders bei Lexemen wie il semble zeigt. 39 Die oben erwähnte Tendenz zur Automatik nach /na/ oder /ply/ macht deutlich, daß die virtuelle Opposition f ü r den Sprecher normalerweise irrelevant ist. Die formal-neutralen Formen vom Typ /-sät/ machen es ohnehin notwendig, die eingeschränkte Oppositionsfähigkeit der B-Form durch andere sprachliche Mittel zu ersetzen. 40 4. Klarer tritt die Oppositionsfunktion der B-Form zutage nach bestimmten Lexemen wie /-di/, 41 nach Morphemen wie /defasöke/ 42 und in den Adjektiv-Translaten zur Bezeichnung der Finalität. 4 3 Neutrale Formen oder die Einwirkung anderer B-Auslöser (z. B. /ne/) können aber auch hier die Oppositionsfunktion aufheben. Fragwürdig und mehr oder weniger auf Grammatikerthesen gestützt ist die Oppositionsfunktion nach Auslösern wie /-adme/, /-sypoz/ ;44 eine virtuelle Oppositionsfunktion soll aber auch hier nicht ganz in Abrede gestellt werden. 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44

Ebda S. 232. Vgl. ebda. Vgl. Kap. 7, S. 142 ff. Ebda S. 146 ff. Ebda S. 144ff. Vgl. S. 146. Vgl. S. 207ff. Vgl. Kap. 6, S. 99ff. Vgl. S. 106 ff. Vgl. S. 104ff. Vgl. Kap. 6, S. 89ff.

237

5. Absolut einwandfrei und uneingeschränkt fungiert die B-Form in O p p o s i t i o n zur A-Form nur noch da, wo sie außerhalb von Translaten auftritt: I n dem unabhängigen Typ /kilsät/ Qu'il chante! Das unter allen Verbformen nur ihr eigne Kennzeichen des prädeterminierenden /k(e)/, das hier seinerseits in dieser Position n u r B-Merkmal und nichts weiter ist, schützt sie hier auch vor einer Neutralisierung, einer Aufhebung ihrer oppositionellen Funktion. 45

45

Vgl. Kap. 6, S. 87.

238

ZWEITER

TEIL

LATEIN Vorbemerkung Es kann in diesem Zweiten Teil der vorliegenden Arbeit nicht darum gehen, neue Erkenntnisse über den lateinischen Konjunktiv-Gebrauch zu gewinnen oder gar, die lateinische Grammatik zu revolutionieren. Der Hauptakzent unserer Untersuchung liegt auf dem Neufranzösischen, und es handelt sich hier ausschließlich darum, in großen Zügen die wichtigsten Unterschiede herauszustellen, die sich in der Verwendung lateinischer coniunctivus- und französischer subjondif-Formen zeigen. Daß das Lateinische für diesen Strukturvergleich herangezogen wird, versteht sich natürlich aus der geschichtlichen Entwicklung des Französischen. Wir gehen in den folgenden Kapiteln in der gleichen Weise vor wie beim Neufranzösischen, indem wir mit einer formalen Analyse beginnen und dann die Funktion der Formen innerhalb von Kontexten auf die Kriterien von Opposition, Variation und Automatik hin untersuchen. Dabei kommt es freilich auch hier bisweilen zu einigen Abweichungen von der herkömmlichen grammatischen Betrachtungsweise. Als Grundlage für unsere Analyse wählen wir die Sprachform, die unter der Bezeichnung „klassisches Latein" läuft. Seltene Varianten sowie alt- und spätlateinische Abweichungen werden nur berücksichtigt, wenn sie für die Analyse von Interesse sind. Auch glauben wir, auf individuelle Eigentümlichkeiten einzelner Autoren hierbei verzichten zu können, da diese für die großen Entwicklungslinien nicht ins Gewicht fallen und am generellen Strukturmuster einer Sprache nichts ändern. Eine alle Feinheiten des lateinischen Stils berücksichtigende Vollständigkeit kann in diesem Rahmen nicht angestrebt werden. I m übrigen gelten die Einschränkungen, die wir für das Neufranzösische, etwa in bezug auf den Begriff der Automatik auf Monemebene 1 gemacht haben, selbstverständlich auch für das Lateinische. Auf eine phonologische Umschrift kann bei den lateinischen Formen verzichtet werden, da die Orthographie weitgehend phonologisch orientiert ist. Es werden hier lediglich, den üblichen Gepflogenheiten gemäß, die Vokallängen bezeichnet. 1

Vgl. z. B. Teil I, Kap. 4, S. 66f. und Kap. 8, S. 182ff.

239

1. Kapitel. Formale Kriterien Syntagmatische

Analyse

Wenn wir die abgeschlossene lateinische sprachliche Äußerung quid facit ? in der Weise mit einem präsentisch determinierten Verballexem, etwa narrö, zu einer größeren, wiederum in sich abgeschlossenen Äußerung kombinieren, daß das quid facit zu einem Substantiv-Translat 1 wird, dann zeigt es sich, daß auf der formalen Ebene automatisch eine Veränderung eintritt, die auf der Inhaltsebene keine Entsprechung hat. Die Form facit wird um ein infigiertes Element -a- erweitert, und es ergibt sich ein narrö quid faciat I n anderen Sprachsystemen findet sich in beiden Fällen die gleiche Verbalform: Was tut er? - Ich erzähle, was er tut-, Qu'est-ce qu'il fait? - Je raconte ce qu'il fait; Que estd haciendo? - Relato lo que estd haciendo, usw. Führen wir die gleiche Operation mit einer in einem Vergangenheitstempus gestellten Frage durch, also quid faciebat? quid fecit? so erhalten wir narrö quid fecerit. Auch hier ändert sich in anderen Sprachsystemen nichts: Ich erzähle, was er getan hat (tat)-, je raconte ce qu'il a fait usw. entsprechend Was hat er getan (tat er)?3 Qu'est-ce qu'il a fait? usw. Diese beiden Äußerungen quid faciebat und quid fecit haben aber noch eine weitere Variante, die dann realisiert wird, wenn das „übergeordnete" Lexem die Präterital-Morpheme -äbam, -ävi, -äveram aufweist ; wir haben dann den Typ narräbam quid faceret, d. h. Ich erzählte, was er getan hat; je racontais ce qu'il faisait usw. entsprechend Was hat er getan ? Qu'est-ce qu'il faisait ? Schließlich findet sich noch eine vierte Form, die unter den eben genannten Bedingungen in Erscheinung tritt, wenn die Äußerung selbständig lautet: quid fecerat? 1 2 3

Zum Begriff der Translation vgl. Einleitung S. 44ff. Ebenso bei narräbö, narräverö. Die Umstellung im Deutschen er getan hat gegenüber hat er getan findet sieh in allen Translationen und hat nichts speziell mit dem Typ der sog. „indirekten Frage" zu tun. Wir kommen auf diese deutsche Struktureigentümlichkeit auf S. 303 zurück.

240

Wir finden dann den Typ narräbam (usw.) quid fecisset Hier können wir also zunächst folgende vorläufige Feststellung machen: Neben selbständig auftretenden Formen wie facit, faciebat, fecit, fecerat besitzt das lateinische Verbalsystem eine weitere Reihe von Formen, die diese ersetzen, sobald ein irgendwie geartetes Translationsverhältnis eintritt. 5 Diese Formen lauten faciat, fecerit, faceret, fecisset. Wir wollen auch hier, ähnlich wie in unserer Analyse des Neufranzösischen, die Formen der ersten Reihe A, die der zweiten B nennen. 6 Diese Formen stehen in einem doppelten Abhängigkeitsverhältnis: sie richten sich einmal nach dem Tempus der Form in der selbständigen Äußerung, zum anderen aber hängen sie auch von dem Tempus des Lexems ab, dem die betreffende Äußerung ihre Selbständigkeit opfert. So wird facit unter dem Zwang von narrö als faciat, fecerat unter dem Zwang von narräbam als fecisset realisiert; faciebat und fecit hingegen haben jeweils zwei Varianten: ein narrö r u f t ein fecerit, ein narräbam ein faceret hervor. 7 Die traditionelle Grammatik teilt die B-Formen jeweils einer der vier A-Formen zu und zwar nach dem Muster facit - faciat, faciebat - faceret, fecit - fecerit, fecerat - fecisset. Da die A-Formen Tempuscharakter haben (bzw. wie fecit und faciebat auch den „Aspekt" wiedergeben), wird dadurch die Meinung insinuiert, als hätten auch die entsprechenden BFormen etwas mit Zeitstufen zu tun. Dies spiegelt sich einwandfrei in der Terminologie wider; man spricht von den Konjunktiven „des" Präsens, Imperfekts, Perfekts und Plusquamperfekts. Die Berechtigung einer solchen Zuteilung läßt sich auf Grund der eben vorgenommenen Analyse 4

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6

7

Diese unter dem N a m e n consecutio temporum allgemein bekannte Erscheinung kennt natürlich auch ihre „Ausnahmen". Hier kann es nur darum gehen, diese consecutio in groben Umrissen zu zeichnen, u m Anhaltspunkte f ü r die Funktionsbereiche der lateinischen Konjunktivformen zu gewinnen. - N B . Auch die selbständige Futurform faciet kennt Varianten in der consecutio (bei sog. „Nachzeitigkeit"): Exspectö quid facturus sit, exspectäbam quid facturus esset. Die Regeln der consecutio sind bekanntlich nicht auf die „indirekte Frage" beschränkt. Für die lateinischen B-Formen kann freilich nicht die auf S. 64f. für die französischen B - F o r m e n gegebene Definition gelten, da die B-Formen im Lateinischen bekanntlich freie Formen sind; vgl. dazu noch S. 242ff. u. S. 252ff. E s handelt sich hier u m das aus der Grammatik unter den Termini „Gleichzeitigkeit" und „Vorzeitigkeit" bekannte Phänomen; faciat und faceret treten bei gleichzeitiger Handlung in den beiden Konstruktionsgliedern auf, fecerit und fecisset hingegen, wenn die Handlung des Translats vor der des nicht transferierten Gliedes liegt.

241

jedoch nur für die B-Formen faciat und fecisset (zu facit und fecerat) feststellen; fecerit und faceret hingegen könnten hiernach, wie wir gesehen haben, beide gleichermaßen sowohl faciebat als auch fecit angegliedert werden. Das Verhältnis der lateinischen B-Formen zum Tempus wird im folgenden noch von anderer Seite her beleuchtet werden müssen. 8 Zuvor soll eine kurze Bestandsaufnahme der Morpheme gemacht werden, die als Kennzeichen der lateinischen B-Formen auftreten. 9 Zu den Merkmalen der lateinischen

B-Formen

Die lateinischen B-Formen haben bis auf wenige Ausnahmen bestimmte morphologische Merkmale, die nur ihnen eigen sind und die sie somit stets deutlich hörbar von den A-Formen abheben. Man kann diese distinktiven Merkmale ermitteln, indem man die verschiedenen Typen von B-Formen jeweils einer ihnen entsprechenden A-Form gegenüberstellt. Da bei einem großen Teil der lateinischen Verba durch bestimmte Alternationen innerhalb des Lexems zwei verschiedene sog. „Stämme", der Präsens- und der Perfektstamm, entstanden sind, empfiehlt es sich aus rein praktischen Gründen, für eine Strukturanalyse jeweils zwei Vergleichsformen zugrunde zu legen; denn auch die B-Formen spiegeln die Veränderungen innerhalb der Lexeme getreulich wider. Wir nennen die Form vom Typ cantet B 1 ; die vom Typ cantäret B 2 und vergleichen sie mit der Form A t cantat. Entsprechend verfahren wir mit den Formen vom Typ cantäverit10 und cantävisset, die wir B 3 und B 4 nennen und mit der Form A 3 cantävit vergleichen. 11 I n allen genannten Reihen werden die sechs Personen durch po st determinier ende Morpheme voneinander unterschieden. 12 Das Morphem der 3. Pers. Sing., 8 9

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Vgl. bes. Kap. 5, S. 296ff. Wir betonen hier nochmals, daß wir keineswegs eine erschöpfende Analyse der lateinischen Formen anstreben; wir beschränken uns vielmehr auf die wichtigsten Typen. Mit dieser formalen Analyse sollen vor allem die Strukturunterschiede zwischen dem Lateinischen, dem Neufranzösischen und dem Altfranzösischen in seiner Mittlerstellung unterstrichen werden. Gemeint ist die Form, zu der die 1. Pers. Sing, mit dem Personalmorphem -m gehört; über cantäverö/ -it vgl. S. 247f. Die Formen cantäbat (A2) und cantäverat (A4) werden für diese Analyse nicht benötigt. Eine bestimmte Tempuszugehörigkeit der B-Formen soll durch die Auswahl der genannten Vergleichsformen aus der A-Reihe nicht vorweggenommen werden. Beim Vergleich spielen nur formale und praktische Gesichtspunkte eine Rolle. Auf den wesentlichen Strukturunterschied zwischen dem Lateinischen als post- und dem Französischen als hauptsächlich prädeterminierendem Sprachtypus wurde schon in der Einleitung S. 38f. hingewiesen; dort finden sich auch weitere Beispiele.

242

die wir auch hier wie im Neufranzösischen als Typ der Untersuchung zugrunde legen, ist in allen Fällen -t: canta-t, cante-t, cantäre-t, cantävi-t, cantäveri-t, cantävisse-t.13 Das Merkmal der Formenreihe B x ist entweder -e- oder -a-.14 Dabei ergibt sich die folgende Verteilung: Hat die Reihe als Merkmal ein -a-,15 erscheint in der Reihe Bj in Alternation dazu das Merkmal -e-; ist das A-Merkmal -e-, wird in der B-Reihe ein -a- zwischen dieses -e- und das Personalmorphem eingeschoben. Bei i-Merkmal in der A 1 -Reihe ist sowohl die Möglichkeit der Alternation -i- gegen -a- als auch die der Infigierung gegeben. Wir haben also die Typen cant-a-t: cant-e-t hab-e-t: hab-e-a-t leg-i-t : leg-a-t 16 cap-i-t : cap-i-a-t aud-i-t : aud-i-a-t 17 Die genannten Merkmale der Reihe B x finden sich in gleicher Weise bei allen Verballexemen, die in der Reihe A1 das Personalmorphem 3. Pers. Sing, -tur haben, z. B. hortä-tur : horte-tur.1B Bei der Reihe B 2 wird zwischen Präsensmerkmal und Personalmorphem die Lautfolge -re- infigiert. Bei den Typen canta-t, habe-t, audi-t ergeben sich dabei gleichzeitig prosodische Veränderungen: cantä-re-t, habe-re-t, audi-re-t-, der Typ capi-t weist Alternation des -i- zu -e- auf: cape-re-t.19 Die Formen der Reihen B 3 und B 4 stehen formal gesehen in engem Zusammenhang mit der Reihe A3. Das gemeinsame Merkmal aller Per13

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19

In den anderen Personen ergeben sich über die eigentlichen Personalmorpheme hinaus gewisse automatisch eintretende zusätzliche Merkmale wie die des Prosodems „Länge" vor dem Personalmorphem -mus mit gleichzeitiger Akzentverlagerung im Typ cantämus. Auf diese Einzelheiten braucht hier nicht eingegangen zu werden, da sie für unsere Fragestellung nicht von Bedeutung sind. Bzw. die entsprechenden Längen -ö- und -e-. Bzw. in der 1. Pers. Sg. -6, in dem die beiden Merkmale f ü r Präsens und 1. Pers. Sg. zu einer synchronisch nicht weiter zu analysierenden Einheit amalgamiert sind; vgl. Einl. S. 38. Über die 1. Pers. Sing, legam usw. s. noch S. 246. Die Infigierung des -a- erfolgt immer, wenn dem -i- der 3. Sg. ein -i- in der 2. Sg. entspricht; hat auch die 2. Sg. -i-, findet sie sich nur bei einer beschränkten Anzahl von Lexemen. - Auf Sondertypen wie fer-t : fer-a-t, vult: velit u. a. braucht hier nicht näher eingegangen zu werden. Vor -tur treten die betonten Längen -ä- und -e- auf; -l- nur im Typ auditur. Bei den Formen des Passivs, das die gleichen Personalmorpheme hat, ist die Regelung dieselbe. Andere Merkmale sind z. B. Längung des Auslautkonsonanten beim Lexem und Infigierung von -e-: es-t: ess-e-t, fer-t: ferr-e-t; zusätzlich mit Alternation innerhalb des Lexems vul-t: vell-e-t, potes-t: poss-e-t. 243

fekt-Typen (mit einer Ausnahme, s. u.) ist ein -i- vor dem Personalmorphem (mit der Variante -l in der 1. Pers. Sing., -e- in der 3. Pers. Plur.). Darüber hinaus sind die Perfekte meist zusätzlich durch verschiedene Infixe, oft verbunden mit vokalischen und konsonantischen Alternationen innerhalb des Lexems, gekennzeichnet. Damit ergibt sich eine Reihe sehr unterschiedlicher Typen. 2 0 Die Formen der Reihe B 3 haben als gemeinsames Merkmal -eri-, welches zwischen den A 3 -Stamm des Lexems und das Personalmorphem t r i t t : cantäv-eri-t, crepu-eri-t, dix-eri-t, cucurr-eri-t usw. Alle Personen außer der 1. Sing, gelten auch als sog. „futurum exactum". Ein hörbares eigenes Merkmal hat nur die 1. Sing, mit -eri-m gegenüber fut. exact. -er-ö. Beim Typ -us est wird das Morphem -est durch -sit ersetzt, übrigens genauso wie selbständiges A x est durch B x sit substituiert wird. Das Merkmal der Reihe B 4 ist -isse-, das in gleicher Weise infigiert wird wie das oben genannte -eri-: cantäv-isse-t, crepu-isse-t, dix-isse-t, cucurr-isse-t usw. 21 I m Typ -us est erscheint -esset statt -est. Eines weiteren zusätzlichen Morphems zur Kennzeichnung der B-Formen, das etwa dem nfr. /ke/ entspräche, bedarf es im Lateinischen nicht; mit anderen Worten, die B-Formen sind - natürlich immer zusammen mit den Personalmorphemen - f r e i e Formen: Sie können selbständig als abgeschlossene sprachliche Äußerung vorkommen. 22 Dem nfr. /kil20

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22

Mit Infix z. B. cant-a-t: cant-äv-i-t, crep-a-t: crep-u-i-t, st-a-t: st-et-i-t, dic-i-t: dlc-s-i-t (dixit) usw.; mit alleiniger oder zusätzlicher Veränderung innerhalb des Lexems z. B. lav-a-t: läv-i-t, curr-i-t: cu-cu-rr-i-t, scind-i-t : scid-i-t, scnb-i-t: scrip-s-i-t, pön-i-t: pos-u-i-t usw. Auch Merkmal /9/ kommt vor, z. B. bib-i-t: bib-i-t, contend-i-t: contend-i-t u. a. Substituiert werden z. B. es-t durch fu-i-t, fer-t durch tul-i-t. Einen besonderen Typ bilden die Lexeme mit dem diskontinuierlichen und genuskennzeichnenden Perfekt-Merkmal -us est, (-a est, -um est), das sich bei allen denen findet, die in der Reihe A t als Personalmorphem 3. Sg. -tur haben (außer revert-i-tur : revert-i-t); darüber hinaus tritt es noch bei einigen anderen auf. Beispiele: hort-ä-tur : hort-ä-t-us est, sequ-i-tur: sec-ü-t-us est; aud-e-t: aus-us est, gaud-et: gävis-us est. Eine eingehende, historische Gegebenheiten nicht weiter berücksichtigende Analyse würde hier zu einer in mancher Hinsicht anders gearteten Einteilung der lateinischen Perfektstämme in den Grammatiken gelangen als der, die heute üblich ist. Soweit als Perfektmorpheme hier -äv-, -ev-, -Iv- vorliegen, können diese Formen in einer gekürzten Gestalt auftreten: cantässet, delesset, audisset, eine Erscheinung, die besonders für die Entwicklung in Richtung auf die romanischen Sprachen wichtig ist. Zwei Beispiele unter vielen: Valeant cives mei, valeant! Sint incolumes, sint florentes, sint beati! Stet haec urbs praeclara mihique patria carissima! Cic. Mil. 93 244

finis/ „qu'il finisse" mit seiner doppelten, einmal präfigierenden, einmal suffigierenden Determination / k . . . s/ entspricht ein einfach determiniertes /flniat/ mit Morphem /-a-/ in Opposition zum Morphem /-0-/ der entsprechenden A-Form /flnit/. Das schließt freilich nicht aus, das zusätzliche prädeterminierende Morpheme auftreten können. Das bekannteste und häufigste unter ihnen ist utinam.23 Wenn wir utinam gegen /9/ austauschen, bezeichnet die Äußerung nach wie vor den Sachverhalt des Wunsches. Hierin liegt ein wesentlicher Unterschied zum neufranzösischen präfigierten /ka-/, das bekanntlich nicht mit /6/ kommutiert werden kann, ohne daß die betreffende Äußerung dadurch die Fähigkeit, einen Wunsch auszudrücken, verliert; /ilsät/ „il chante" ist etwas grundlegend anderes als /kilsät/.24 Der freie Status der B-Formen schließt natürlich nicht Fälle aus, in denen sie fest an ihren Kontext gebunden sind. Dabei handelt es sich dann um Automatikerscheinungen, wie sie uns in der neufranzösischen Sprachstruktur so eminent häufig begegnen.25 Darauf kommen wir im einzelnen noch im Kapitel 4 dieses Teiles zu sprechen.

Zur Frage der Hörbarkeit Bei der Diskussion über die neufranzösischen B-Formen war uns im Kapitel 2 (S. 55ff.) jener häufige Typ von Verben begegnet, deren BFormen den A-Formen gegenüber kein eignes Merkmal aufweisen, mit anderen Worten, Verben, bei denen der Unterschied zwischen diesen beiden Formen nicht hörbar ist. In den meisten Fällen ist dieser Mangel an besonderer Kennzeichnung für den Sinn der Äußerung unerheblich, da die Regeln der Automatik entscheiden, ob wir eine bestimmte Form als B-Form ansprechen sollen oder nicht: Das /-sät/ in /zav0 kilsät/ „je veux qu'il chante" kann deshalb als B-Form gelten, weil /-v0/ automa-

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25

Restitisses, repugnasses, mortem pugnans oppetisses. Cic. Sest. 45 Diese B 4 -Formen treten im übrigen vornehmlich in solchen Kontexten auf, die sinngemäß durch eine mit dem Morphem sl eingeleitete Äußerung ergänzt werden können, etwa hier: restitisses, si pügnavisses. Neben utinam auch - klassisch seltener - ut. Allerdings gibt es auch im Lateinischen ein obligatorisch präflgiertes utinam, nämlich vor den Formen der Reihen B 2 und B 4 , soweit die Äußerung sinngemäß den Sachverhalt eines Wunsches wiedergibt. Auch velim, nölim, mälim bzw. vettern, nöllem, mallem fungieren in solchen Fällen als präfigierte Morpheme, z. B. in vettern possemus, Cic. Tusc. 5, 20. Vgl. Teil 1, Kap. 4, S. 69ff. und bes. Kap. 8. 245

tisch eine solche auslöst, und weil im Falle einer Kommutation etwa mit /-vje/ „vient" hier die B-Variante /-vjen/ „vienne" auftreten muß. Auch bei der virtuellen Opposition 26 erweist es sich nicht als allzu großer Mangel für das Verständnis sprachlicher Äußerungen, wenn B-Formen keine hörbaren Merkmale haben. Anders liegen die Verhältnisse aber, wenn eine B-Form ein Merkmal aufweist, das gleichzeitig Tempuszeichen einer A-Form ist. Das gilt, wie wir gesehen haben, für das /-j-/ der Formen /nusätjo/, /vusätje/ „nous chantions", „vous chantiez". Das /-]-/ ist einmal Merkmal eines Vergangenheitstempus („imparfait", A 2 ), zum anderen Kennzeichen der temporal neutralen B-Form /kenusätjö/ usw. I n einem aus dem größeren Zusammenhang bzw. der Situation losgelösten Kontext wie /ilsäbl kavusätje/ „il semble que vous chantiez" ist - wegen der Variation nach /ilsäbl/ - Doppeldeutigkeit gegeben.27 Dieser Typus existiert nun auch im Lateinischen. Das -a- von legam, audiam usw. ist nicht nur Merkmal von B 1 ; sondern auch von einer Form mit Tempuscharakter, dem sog. „futurum", und -eri- ist nicht nur Merkmal von B 3 , sondern in der 2. und 3. Pers. Sing, und im gesamten Plural auch Kennzeichen des „futurum exactum". Eine lateinische Äußerung wie quid legam ? kann tatsächlich zweierlei Sinn haben: 1) „Was soll ich lesen?" und 2) „Was werde ich lesen?" Bei einer Kommutation mit einer anderen Person desselben Paradigmas, etwa der 3. Sing., sind, wenn erweiterter Kontext oder außersprachliche Situation nicht bekannt sind, beide Möglichkeiten gegeben: Quid legat? „Was soll er lesen ?" und Quid leget? „Was wird er lesen ?" Dasselbe gilt bei einem Austausch gegen ein Verballexem anderen Typus: Quid cantem ? Quid cantäbö ? Derartige Fälle sind aber relativ selten. Es ist, wie noch im einzelnen auszuführen sein wird, im Lateinischen nicht viel anders als im Neufranzösischen : Das Vorkommen der B-Formen ist weitgehend automatisiert oder zum mindesten stark kontextgebunden. So besteht kein Zweifel, daß in einem Text wie rogat me ut legam bei Kommutation mit der 2. Pers. Sg. nur ein rogat te ut legäs bzw. bei Austausch gegen das Lexem cantat nur cantem und nicht leges bzw. cantäbö möglich sind. Anders ausgedrückt : Die Form legam in unserem Beispiel weist sich durch ihre Umgebung einwandfrei als eine B r F o r m aus. Im übrigen tritt die 1. Pers. Sing, der B r R e i h e außerhalb von Transi t e n ohnehin nur sehr selten auf (z. B. in festen Wendungen wie exlstimem „ich möchte annehmen" u. ä.). I n einer Äußerung wie cräs legam bedarf es nicht einmal des Adverbs cräs, um die Form legam als „futu2

« Vgl. Teil 1, Kap. 7, S. 144ff. Näheres s. Teil 1, Kap. 2, S. 58f.

27

246

rum", also austauschbar gegen cantäbö, nicht gegen cantem, festzulegen. Ähnlich liegen die Verhältnisse bei den Formen der Reihe B 3 . I n unserem auf S. 240 gegebenen Beispiel narrö quid fecerit kann die 1. Pers. Sing, nur fecerim lauten, da die Automatik dieses Äußerungstyps ein fecerö ausschließt. Bei Kommutation mit einem Lexem, das die Unterscheidung zwischen B 3 und „futurum exactum" in allen Personen durchführt, etwa fit, besteht ebenfalls kein Zweifel über die richtige Wahl der F o r m : narrö quid factum, sit und nicht . . . erit. Andererseits ist eine 1. Pers. Sing, auf -im nicht möglich in einem Text wie cräs advenerit. Ein advenerim kommt in dieser Umgebung nicht vor, wie überhaupt die 1. Pers. Sing, der Reihe B 3 als selbständige Form sehr selten ist und sich ebenfalls nur in festen Wendungen findet (wie die der Reihe B^). Eine Kommutation mit einem Lexem wie regreditur führt in Verbindung mit cräs zwangsläufig zu regressus erit und nicht zu regressus sit. Auch in den sog. „untergeordneten" Konstruktionen, den Translaten (vgl. Einleitung S. 44ff.), regelt sich die Verwendung des „futurum exact u m " im allgemeinen nach einer gewissen Automatik. Ob eine entsprechende Form als F u t u r I I oder als B 3 anzusprechen ist, läßt sich meistens einwandfrei entscheiden, ohne daß man die formale Ebene bei der Analyse zu verlassen braucht. Die syntagmatische Struktur des Lateinischen legt es nahe, in einem Text wie U t sementem feceris, ita metes. Cic. de or. 2, 261 wegen der (einwandfrei gekennzeichneten) Futur-Form metes das feceris als „futurum exactum" anzusehen. Wenn die Bedeutung der beiden Lexeme sementem facit und metit bekannt ist, wird man sich ohnehin über den Sinn dieser sprachlichen Äußerung kaum im unklaren sein. Dagegen läßt es sich bei Beispielen mit dem Morphem si, soweit sie isoliert zitiert werden, tatsächlich nicht immer bestimmen, welches der Sinn der Äußerung ist; so etwa in Gratissimum mihi feceris, si ad eum ultro veneris. Cic. Fam. 7, 21 (Kühner-Stegm. I, 149) Der F o r m nach stimmt dieser Kontext vollkommen mit dem sog. „Potentialen Fall" eines auf die Gegenwart bezüglichen Bedingungssatzes überein vom Typ si quid habueris, dederis, z. B. Nam si quid ab homine ad nullam partem utili utilitatis tuae causa detraxeris, inhumane feceris contraque naturae legem. Cic. Off. 3, 29 28 Nur ein erweiterter Kontext kann hier über die Bedeutung der -eriForm entscheiden. Dies ist der springende Punkt. Die formale Neutrali28

Näheres s. Kap. 2, S. 266ff. 247

sierung der Oppositionsfunktion zwischen den Formen der Reihe B j und dem „futurum" bzw. zwischen den Formen der Reihe B 3 und dem „futurum exactum", die durch die Homophonie der hier besprochenen Fälle eingetreten ist, wird weitgehend wieder durch den K o n t e x t aufgehoben bzw. durch die zur lateinischen Sprachstruktur gehörenden Automatismen unerheblich gemacht. 29 Auslösende

Moneme

Bei dem im Ersten Teil, Kapitel 4 (S. 66ff.) gegebenen Überblick über die Moneme, die im Neufranzösischen eine B-Form auslösen - sei es automatisch oder nicht - konnten drei Hauptgruppen unterschieden werden: 1) solche Moneme, die zur Auslösung einer B-Form zusätzlich eines obligatorischen Morphems /ke/ bedürfen, wobei dieses /ke/ a) als Translativ für die Translation vom Verb zum Substantiv fungiert, und das auslösende Monem selbst sich dabei zwangsläufig mit Morphemen verbindet, die dem Verb eigen sind, und b) als Bestandteil eines Translativs auftritt, das die Translation vom Verb zum Adverb vollzieht, 2) Moneme, die diese letztgenannte Translation ohne das sonst obligatorische /ke/ vollziehen und 3) die Translative der Translation vom Verb zum Adjektiv (z. B. /ki/). Während nun die Gruppen 2 und 3 im Lateinischen in gleicher Weise vertreten sind - die Gruppe 2, der im Neufranzösischen nur die Morpheme /si/ und /komsi/ angehören, ist im Lateinischen sogar bedeutend stärker besetzt - liegen die Verhältnisse bei der Gruppe 1 zum mindesten auf der Ebene der Formen wesentlich anders, und zwar deshalb, weil es für das französische Einheitsmorphem /ke/ im Lateinischen keine Entsprechung gibt. Damit entfällt zunächst einmal die Gruppe 1 b; diese Translative ordnen sich im Lateinischen in die Gruppe 2 ein; man vergleiche etwa nfr. /afe ke/, /bjeke/, /avä ke/ mit lat. ut, ne, quamquam, etsl, licet, priusquam u. ä. 30 Ebensowenig existiert aber bei der Gruppe 1 a im Lateinischen ein dem nfr. /ke/ entsprechendes einheitliches Translativ, wie schon eine vorläufige Gegenüberstellung von Beispielen wie nfr. /zasqikötä ke/ „je suis content q u e " , /zedmäd ke/ „je demande q u e " , /zekrs ke/ „je crains q u e " , /zendutpa ke/ „je ne doute pas q u e " mit lat. gaudeö quod, rogö ut, timeö ne, nön dubitö quin zeigt. Natürlich kann auch im Neufranzösischen die Translation vom Verb zum Substantiv durch andere Translative als /ke/ erfolgen; so etwa allerdings nur bei gleichem Subjekt in beiden Teilen der Konstruktion 29 30

Zur Automatik s. Kap. 4, S. 290ff. Dasselbe gilt natürlich auch für Morpheme, die eine A-Form auslösen, etwa /parske/, /pqiske/, /pädäke/, /ositoke/ gegenüber cum, quia, dum,

dönec, ubl usw. 248

durch /da/, /a/ oder /0/ in Kontexten wie je suis content de vous voir, il est prit ä partir, j'ose dire u. dgl. Dabei ist die Frage nach A- oder B-Formen aber irrelevant, da das Verballexem des transferierten Konstruktionsteils dann grundsätzlich die neutralen Morpheme /-e/, /-ir/, /-war/ oder /-r/ annimmt. Dieser Translationstyp ist im Lateinischen mindestens ebenso stark verbreitet; er kann uns hier aber höchstens in dem Maße interessieren, als er - genau wie im Neufranzösischen - geeignet ist, Oppositionen, die zwischen A- und B-Formen existieren, zu neutralisieren. 31 Eine weitere Art dieser Translation vom Verb zum Substantiv, die im Neufranzösischen nur eine sehr eingeschränkte Bedeutung besitzt, wird uns hier allerdings, obwohl sie keine B-Form erzeugt, näher beschäftigen müssen, freilich nicht deshalb, weil sie im Lateinischen so besonders stark verbreitet ist, sondern weil sie oft in einer gewissen Wechselbeziehung zu den Fällen steht, bei denen die Translation durch Morphem + B-Form erfolgt. 32 Gemeint ist jene Konstruktion, die allgemein unter dem Namen „accusativus cum infinitivo" (A. c. I.) bekannt ist. Das Wesen des ,,A. c. I . " besteht darin, daß statt der üblichen Personalmorpheme -ö, (-m), -s, -t, -mus, -tis, -nt usw. eine andere, meist prädeterminierende, Reihe eintritt, nämlich me, te, se, eum, nös, vös, eös usw. Postdeterminiert wird das Verb dabei durch seine neutralen Morpheme -re, -se usw. Ist das Subjekt ein Nomen, so nimmt dieses Morpheme wie -um, -em, -ös, -es usw. an; dabei entfällt dann die Redundanz, die im Typ pater venit bezüglich der Personenkennzeichnung vorliegt. Man kann also sagen, daß im Lateinischen neben einem selbständigen Paradigma amö, amäs, amat ein unter gewissen Bedingungen von bestimmten Verballexemen abhängiges zweites Paradigma me.. .amäre, te.. .amäre, se.. .amäre, eumjeam.. .amäre usw. besteht. Auch das Neufranzösische kennt diesen Typ, er ist aber selten, vgl. etwa /ilvje/ ,,il vient" neben /zalavwavnir/ „je le vois venir", also ein Paradigma / m a . . . vanir/, / t a . . .vanir/ neben /zavje/, /tyvje/ usw. Auch die Auslösung des ,,A. c. I . " ist eine Erscheinung, die weitgehend einer Automatik unterliegt; allerdings finden sich hier auch verschiedentlich fakultative Variationen und gelegentlich sogar semantische Oppositionen zu den entsprechenden B-Konstruktionen. 33 Abgesehen nun von diesem im Lateinischen so außergewöhnlich häu31

Ausklammern können wir aus unseren Betrachtungen auch Translationstypen wie cubitum Ire („Supinum"), dat edendum („Gerundivum") und

facit disputantem. 32

33

Man kann, wenn man will, das Morphem der B-Form mit zum Translativ rechnen; wir haben es dann mit einer redundanten Translationsform zu tun. Darüber s. bes. Kap. 2, S. 271 ff. 249

figen Translationstyp, dessen Charakteristikum in erster Linie das Eintreten eines anderen Personalmorphems bzw. einer besonderen Form des Nomens ist, und dem im Neufranzösischen in den allermeisten Fällen eine Translation mittels des universalen /ka/ entspricht, besteht bezüglich der Translative aber auch sonst gegenüber dem Neufranzösischen keine Einheitlichkeit, wie schon auf S. 248 angedeutet wurde. Die dem nfr. /k9/ entsprechenden Translative lauten im Lateinischen ut, ne, quöminus, quin und quod. Dabei ist die Setzung der jeweiligen Translative aber keineswegs willkürlich. Hier zeigt sich im Lateinischen gewissermaßen eine d o p p e l t e Automatik. Ein Lexem wie hortätur ruft als Translativ automatisch ein ut hervor; 34 dieses Translativ ut löst seinerseits automatisch eine B-Form aus. Während es also für das Neufranzösische genügt, zu wissen, daß ein bestimmtes Lexem stets eine B-Form nach sich zieht, reicht eine solche Kenntnis für das Lateinische nicht aus; man muß zusätzlich über die Gestalt des Translativs informiert sein, das als Vehikel dieser Auslösung fungiert. Das gilt selbstverständlich nicht nur für die Automatikfälle, sondern auch für die Variationen und die Oppositionen. Bei letzteren ist dann das Translativ selbst natürlich in die Kennzeichnung der Opposition mit eingeschaltet, ja, kann gelegentlich sogar allein Träger der Opposition sein, wie der Unterschied zwischen timeö ne „ich fürchte, daß" und timeö ut „ich fürchte, daß nicht" (klassisch selten) zeigt. 35 Die auslösenden Lexeme lassen sich unter diesen Gesichtspunkten in folgende Gruppen einteilen: 1. Das Translativ ist ut, seine negative Form ne 36 (z. B. bei hortätur, invitat, merlt(ur), quaerit, ternptat u. a. m.). 2. Das Translativ ist ut, seine negative Form ut nönsl (z. B. bei contingit, est, prope est u. a. m.). 3. Neben ut/ne oder ut/ut nön tritt der ,,A. c. I . " auf (wobei der Unterschied eine semantische Opposition ausdrücken kann) (z. B. bei censet, cögitat, docet, exspectat, precätur-, officium est, tempus est u. a. m.). 4. Das Translativ ist ne (mit der vorklassischen Negation ut, für die in klassischer Zeit meist ne nön eintritt) (z. B. bei horret, metuit, pavet, periculum est, timet, veretur u. a. m.). 34

35 36

37

Sofern nicht aus besondern Gründen eine Infinitiv-Konstruktion vorliegt; vgl. die Bemerkungen auf S. 248f. Vgl. auch S. 291 f. Bei vielen Lexemen ist das Morphem ut gegen /0/ austauschbar, so daß als Translationsmerkmal die B-Form allein fungiert: Typ rogö veniäs neben rogö ut veniäs. Dieser Translationstyp existiert heute noch z. B. im Spanischen: te ruego vengas statt te ruego que vengas. Über die beiden Negationsformen von ut s. S. 260.

250

5. Das Translativ ist quin (das grundsätzlich nur in Verbindung mit Negationsmorphemen auftritt) (z. B. bei nihil abest, facere nön pot est, fierl non potest; meist bei non dubitat u. a. m.). 6. Das Translativ ist në mit Variante quöminus, bei Negation (nön) ...quin (z. B. beiabstinêtur,arcet, impedit, intercëdit, recüsat, repügnat u. a. m.). 7. Das Translationsmerkmal ist der „A. c. I . " (z. B. bei arguit, conclüdit, constat, decet, discit, licet, mentïtur, narrat, spondet, tolérât u. a. m.). 8. Neben häufigerem ,,A. c. I . " treten auch ut/në bzw. utjut non auf (z. B. bei animadvertit, considérât, cupit, dësïderat ; falsum est, necesse est, oportet, appäret, rärurn est u. a. m.). 9. Das Translativ ist quod + A-Form (z.B. bei accüsat, paenitet, reprehendit ; daneben auch seltener mit A. c. I. bei gaudet, grätiäs agit, laetus est u. a. m.). Zu den auslösenden Morphemen Während das Morphem quöminus stets nur als Translativ für die Translation „Verb > Substantiv" vorkommt und somit immer von bestimmten Verballexemen abhängig ist, fungieren die übrigen bisher aufgeführten Morpheme ut, né, quin und quod auch unabhängig von irgendwelchen Verben als Transtative für die Translation „Verb > Adverb". Nur wenige dieser Adverbialtranslative lösen automatisch eine B-Form aus ; etwas häufiger ist hier die A-Automatik vertreten ; in den meisten Fällen aber kommen beide Formen vor, wobei, wie noch näher dargelegt wird (S. 257ff.), meist semantische oder funktionale Oppositionen zu verzeichnen sind. Die wichtigsten Adverbialtranslative des Lateinischen sind: 1. Mit B-Automatik dummodo né quin 39 38 38 licet quamvis quo 40 modo quasi quöminus

postquam quamquam 41 38 39

40 41 42

2. Mit A-Automatik quia quod 42

simul, -ac, -atque tamquam

Erst nachklassisch auch mit A-Formen. Erscheint grundsätzlich nur in Verbindung mit einem Negationsmorphem; s. o. Dieses quo (im Altlat. dafür auch qui) ist gegen ut austauschbar. Erst nachklassisch öfter mit B-Formen. nön quia, nön quod unter Gruppe 3.

251

quando quemadmodum

antequam cum dönec dum

quömodo quoniam

ubi

3. Nicht-automatische Fälle etsi priusquam nisi quoad nön quia si nön quod ut 43

Zu einer weitgehenden Automatisierung ist es im Laufe der lateinischen Sprachentwicklung fernerhin bei zwei weiteren Kategorien von auslösenden Morphemen gekommen: 1. Die Fragemorpheme quis und quid lösen, sofern sie von einem Verballexem abhängen, d. h. als Translative einer Translation „Verb > Substantiv" auftreten, bis auf wenige Fälle 14 automatisch eine B-Form aus. 45 2. Das Translativ qui,*6 das die Funktion hat, eine Verbalkonstruktion in die Formenklasse „Adjektiv" zu transferieren (vgl. Einleitung S. 46f.), neigte im Laufe der Entwicklung vom Altlatein zum klassischen Latein immer mehr dazu, das Verbum des Translats in einer BForm erscheinen zu lassen, ohne daß damit irgendwelche Veränderungen auf der Inhaltsebene verbunden sind. Man wird gerade bei dieser Kategorie den traditionellen Grammatiken mit einiger Skepsis gegenübertreten müssen, die hier immer wieder versuchen, Deutungen nach der Realitätstheorie zu geben.47 2. Kapitel. Die Opposition Opposition außerhalb von Translaten Am klarsten läßt sich die Opposition zwischen B- und A-Formen, nicht anders als beim neufranzösischen Typ /Gkilsät/: /ilsät/ „qu'il chante" : „il chante", überall dort fassen, wo die B-Form nicht durch irgendein anderes Monem der Gesamtkonstruktion ausgelöst wird, d. h., wo keine Translation eines Verbs in eine der anderen drei Formenklassen (Sub43

44 45 48

47

Eine A-Form löst ut aus, wenn es gegen ubi oder gegen slcut austauschbar ist; Näheres s. S. 258ff. Vgl. dazu S. 286f. Vgl. S. 240 f. Natürlich ebenso alle anderen Formen des gleichen Paradigmas wie quae,

quod, cuius, cui, quo usw. Zur Realitätstheorie vgl. Teil 1, Kap. 7, S. 119ff.

252

stantiv, Adverb, Adjektiv) erfolgt. 1 Tauschen wir etwa die Form cantet, die ja im Lateinischen durchaus als selbständige abgeschlossene Äußerung vorkommen kann, gegen die entsprechende Form cantat aus, so ändert sich fraglos auch etwas auf der Inhaltsebene. Haben wir es im ersten Fall mit einem Wunsch, einer Aufforderung - dt. „er möge singen", „er soll singen" - zu tun, so entspricht dem letzteren ein dt. „er singt", d. h., es handelt sich um eine einfache Aussage. Die freie, durch kein anderes Monem bedingte Form cantet steht also in Opposition zu cantat. Als Redundanzmorphem k a n n in solchen Fällen noch ein (von der Verbform durch andere Moneme trennbares) utinam hinzutreten: utinarn cantet.2 Auf zwei der lateinischen Sprachstruktur eigentümliche Phänomene ist in diesem Zusammenhang noch aufmerksam zu machen, zumal sie auch von formaler Seite her interessant sind. 1. Die an einen oder mehrere Gesprächspartner gerichtete Aufforderung kann im Lateinischen natürlich durch den „Imperativ" cantä! cant&te! ausgedrückt werden; oft ist hier aber auch die 2. Person der BForm anzutreffen, etwa tu, T. Quincti, equitem intentus.. .teneas. Liv. 6, 12, 10. Während nun das Negationsmorphem bei den bisher in diesem Abschnitt besprochenen B-Formen, das grundsätzlich né (nicht nön) lautet, normalerweise einfach hinzutritt, so genügt dies (wenigstens in klassischer Sprache) hier nicht: Statt der Form B j tritt die Form B 3 ein, also ne cantäveris, so z. B. t u vero istam ne reliqueris. Cic. Tuse. 1, 1123 Für diese Negationen steht noch ein weiterer Typ zur Verfügung, nämlich nöli cantare. Es ergibt sich somit für den lateinischen „Imperativ" folgendes Paradigma: Nicht negiert: cantä mit fakultativer (stilist.) Variante cantes cantäte mit fakultativer (stilist.) Variante cantétis 1 2

3

Vgl. Einl. S. 44ff. Vgl. dazu die Erörterungen im vorigen Kapitel, S. 244f. Neben utinam kommen auch ö si, ferner die schon erwähnten velim, nölim, mälim (die hier, losgelöst aus ihrem Verbalparadigma, als reine Morpheme aufzufassen sind) und in älterer Zeit ut(l) vor. - Die von der Grammatik getroffene Einteilung in „coniunctivus optativus", ,,c. iussivus", ,,c. prohibitivus" usw. ist für unsere Betrachtungen irrelevant und kann hier außer acht gelassen werden. Statt ne kommen natürlich auch andere Negationsmorpheme wie nemo, nüllus, nihil, nunquam vor, niemals aber nön.

253

Negiert: nöll cantäre mit fakultativer (stilist.) Variante ne cantäveris nölite cantäre mit fakultativer (stilist.) Variante ne cantäveritis4 2. Ein Wunsch wird im Lateinischen nicht nur durch die oben erwähnte Form B 1 ; Typ (utinam) cantet, sondern auch durch B 2 utinam cantäret und B 4 utinam cantävisset5 ausgedrückt. Bei den beiden letzten Formen ist utinam im übrigen keineswegs nur mehr ein Redundanzmerkmal, sondern steht in Opposition zu /©/; ohne utinam würden diese Formen „er würde singen" und „er hätte gesungen" bedeuten6. Die traditionelle Grammatik operiert hier im allgemeinen mit dem Begriff der Erfüllbarkeit. So heißt es meist, der „Konjunktiv des Präsens" (Bx) werde gesetzt, wenn es für den Sprecher irrelevant ist, ob der geäußerte Wunsch in Gegenwart oder Zukunft erfüllbar ist oder nicht; der (seltene) „Konjunktiv des Perfekts" (B3) werde entsprechend für die Vergangenheit gebraucht. Soll jedoch die Nicht-Erfüllbarkeit eines Wunsches besonders hervorgehoben werden, dann würde auf Gegenwärtiges bezogen der „Konjunktiv des Imperfekts" (B2) und auf Vergangenes bezogen der „Konjunktiv des Plusquamperfekts" (B4) gebraucht.7 4

5 6 7

Ein so starker formaler Unterschied zwischen der negierten u n d der nicht negierten Imperativ-Reihe ist dem Neufranzösischen f r e m d ; hier genügt jeweils der Zusatz des üblichen Negationsmorphems: chante! chantez! - ne chante pas! ne chantez pas! Wir kennen ihn hingegen aus anderen romanischen Sprachen: span. / canta // cantad! - ¡ no cantes ! ¡ no cantéis ! port. canta ! cantai ! - nao cantes ! nao cantéis ! it. canta! cantate!non cantare! rum. cinta! cíntafi! — nu cinta! Die italienische u n d die rumänische Negationsform wird oft aus dem lateinischen T y p ne cantäveris hergeleitet; vgl. dazu f ü r das Italienische G. R o h l f s , Historische Grammatik der italienischen Sprache, Bern 1949-1954, I I , 407; f ü r das Rumänische W. R o t h e , E i n f ü h r u n g in die historische Laut- u n d Formenlehre des Rumänischen, Halle 1957, S. 90f. Seltener durch B 3 utinam cantäverit. Zu vettern usw. in der Funktion von utinam vgl. S. 245 n. 24. „Ein Wunsch k a n n zunächst unentschieden sein, d. h. er wird ausgesprochen ohne alle Rücksicht darauf, ob er erfüllbar ist oder nicht; alsdann wird er im Lateinischen durch den K o n j u n k t i v des Präsens ausgedrückt, wenn er auf die Gegenwart oder Zukunft bezogen wird, oder (jedoch naturgemäß nur selten) durch den K o n j u n k t i v des Perfekts, wenn er auf die Vergangenheit bezogen wird ( . . . ) oder der Wunsch ist ein solcher, von welchem der Redende ausdrücklich aussagt, daß er nicht in Erfüllung gehen k a n n (Imperfekt) oder nicht in Erfüllung gehen konnte (Plusquamperfekt)." Kühner-Stegmann, Ausführl. Grammatik der latein. Sprache, Satzlehre, 4. Aufl., München 1962, Teil I, S. 182 bzw. 184.

254

Während also veniat „er soll kommen", „er möge kommen", „er komme" bzw. (seltenes) utinam venerit „wäre er doch gekommen" nichts darüber aussagen soll, ob sich der Sprecher überhaupt Gedanken über die Möglichkeit des Kommens, über die Erfüllbarkeit seines Wunsches macht, so soll mit utinam veniret und utinam venisset „möge er doch kommen", „käme er doch" bzw. „wäre er doch gekommen" ausdrücklich gesagt sein, daß der hier ausgesprochene Wunsch nicht in Erfüllung gehen kann bzw. nicht in Erfüllung gehen konnte - freilich nach der rein subjektiven Auffassung des Sprechers oder Autors. Wenn man sich die folgenden Beispiele daraufhin einmal ansieht: Utinam ego tertius vobis amicus adscriberer! Cic. Tusc. 5, 63 U t i n a m . . . vere auguraverim! Cic. Rep. 4, 8 Quid ? Tu dignitatis iudicem putas esse populum ? Fortasse nonnunquam est. Utinam vero Semper esset! Sed est perraro. Cic. Plane. 7 Illud utinam ne vere scriberem\ Cic. Farn. 5, 17, 3 Utinam, Quirites, virorum fortium atque innocentium copiam tantam haberetis u t . . . ! Cic. Pomp. 27 U t i n a m . . . istam calliditatem hominibus dii ne dedissent! Cic. N. D. 3, 75 Utinam res publica stetisset nec in homines evertendarum rerum cupidos incidissetl Cic. Off. 2, 3 Quam vellem Romae mansisses! Cic. Att. 2, 22, l 8 so wird man der Schulgrammatik in zwei Punkten gern recht geben: 1) Die Formen der Reihe B 4 beziehen sich stets auf Vergangenes. Der Sprecher wünscht, daß etwas hätte eintreten sollen; es ist aber zu seinem Bedauern nicht eingetreten. 2) Wo eine B 2 -Form vorkommt, bleibt die Möglichkeit einer Erfüllung ebenso wie bei B t in jedem Falle offen; der Wunsch bezieht sich auf Gegenwärtiges. In keinem Falle aber wird „ausdrücklich" 9 ausgesagt, daß sich der Autor den geäußerten Wunsch als unerfüllbar gedacht hat. 10 Zur Frage der Erfüllbarkeit geben die Kontexte jedenfalls keinerlei Auskunft. 8

9 10

Beispiele aus Kühner-Stegmann loc. cit. und Ernout-Thomas, S y n t a x e latine, 2. ed., Paris 1953, S. 241. Vgl. das Zitat S. 254 n. 7. Auch das sed est perraro im Beispiel Cic. Plane. 7 ist kein Hinweis auf Gedanken des Autors über die Erfüllbarkeit oder Unerfüllbarkeit des Wunsches.

255

Dennoch besteht beispielshalber zwischen veniat und utinam veniret ganz gewiß ein Oppositionsverhältnis. Die beiden Formen sind keineswegs nur Varianten und als solche beliebig austauschbar, wenngleich sie sich auch beide auf die Gegenwart des Sprechenden beziehen. 11 Ein utinam vero semper sit wäre durchaus etwas anderes als das oben zitierte utinam vero Semper esset bei Cic. Plane. 7. Auch im Deutschen stehen hier zwei verschiedene Formen (jeweils mit fakultativen Varianten) zur Verfügung: veniat = er soll kommen, er möge kommen, er komme; utinam veniret = möge er d o c h kommen, käme er doch. 12 Wir werden mit diesem Problem noch einmal bei den oi typisch f ü r den Osten und das Zentrum ist.

309

Im morphologischen Typ 2 ist /0/ das Merkmal der A-Reihe gegenüber dem -e- der B-Reihe :17 di-t: di-e-(t) punis-t: puniss-e-(t) crei-t: crei-e-(t) creis-t: creiss-e-(t) cor-t: cor(r)-e-(t) Die genannten Alternationen ergeben sich hier natürlich entsprechend in der A-Reihe: vien-t: vie(i)gn-e-(t) dor-t: dorm-e-(t) sal-t (sau-t): saill-e-(t) vi-t: viv-e-(t) nuis-t /s/: nuis-e-(t) /z/ li-t: lis-e-(t) par-t: part-e-(t) sol-t: solv-e-(t) ven-t: vend-e-(t) Auch bei diesem Typ sind die 3. Pers. Plur. beider Reihen gleich (dient: dient usw.), nicht aber die 1. Pers. Sing.: di-die, cor - corre, part - parte usw. Darüber hinaus gibt es bei diesem Typ 2 einige Fälle, bei denen auch der Stammvokal des Lexems einer Alternation unterliegt; damit ergeben sich Unterschiede auch für die 3. Pers. Plur. Einige der wichtigsten sind: f a i t : face(t) vuelt: vueille(t) piaist: place(t) p u e t : puisse(t) set: sache(t) a(t): aie(t) 18 m u e r t : muire(t) Stärkere Abweichungen finden sich schließlich bei: donet: doinse(t), doinst, doigne(t), doint 19 va(i): voise(t), voist, aille(t), alt 20 est: seit Der morphologische Typ 3 umfaßt die Verben, bei denen sich schon im Altfranzösischen keinerlei Unterschiede zwischen den Reihen A x und 17

18

19 20

Hier liegen die lateinischen Konjugationstypen dicit: dicat, jacit: faciat, venit: veniat, nocet: noceat usw. zugrunde. Neben häufigerem ait. - In den obigen Fällen findet sich die formale Opposition auch in der 3. Pers. Plur.: font — faeent, plaisent - placent, sevent — sachent, muerent - muirent, vuelent - vueillent, pueent - puissent, ont - aient. In der 1. Sg. ist die Diskrepanz (außer bei sai) geringer; vgl. faz, muir, vueil, puis, ai. Selten ist die Form dont, die das Verb auch dem Typ 1 zuweist. Den B-Formen entspricht formal in der A-Reihe die 1. Pers. Sing.: doins, vois. - Die nordwestlichen Mundarten kennen ein besonderes B-Morphem -g-, das sich nach n, l, r findet. Rol. kennt alge, muerge, Alexius prenge. Der Typ entspricht den ital. und span. Formen wie tenga, venga und dürfte seinen Ursprung in lat. Formen wie plangam usw. haben (auch eine Form auf -c für die 1. Sg. der A-Reihe existiert, z. B. Rol. muerc, vgl. span. tengo usw.) Vgl. hierzu auch G. Rohlfs, Vom Vulgärlatein zum Altfranzösischen, Tübingen 1960, S. 143 n. 378.

310

B j zeigen; in beiden Fällen erscheint das Morphem -e-. Das ist bei allen Verballexemen der Fall, deren Stamm auf die Gruppe Konsonant + r oder l ausgeht,21 z. B.: entre(t): entre(t)

tremble(t): tremble(t) 22

Abschließend sind noch einige Bemerkungen zu den Morphemen der 1. und 2. Pers. Plur. zu machen. Das „klassische" Altfranzösisch hatte hier die formale Opposition zwischen A- und B-Reihe weitgehend aufgegeben ; normalerweise kommen in beiden Personen nur die (betonten) Morpheme -ons und -ez vor. 23 Daneben erscheint in der 1. Pers. Plur. ein Morphem -iens, dessen Herkunft in Fällen wie faciämus > faciens zu suchen ist, das dann aber auch auf Verben der 1. Konjugation übertratragen wurde.24 I n der 2. Pers. Plur. konkurrierte -ez noch eine Zeitlang mit dem aus lat. -etis entwickelten -eiz.25 Die Form -iez, die sich seit dem 16. Jh. durchsetzt, diente im Altfranzösischen nicht zur Kennzeichnung der 2. Pers. PI. der B-Reihe, sondern war auf eine Anzahl von Verben beschränkt, bei denen sie in gleicher Weise auch in der A-Reihe auftrat. Das -i- war hier also nicht B-Morphem; es kam in diesen Verben grundsätzlich vor Morphemen vor, die mit betontem -e- anlauteten, also auch vor dem -er des „Infinitivs" und dem -et bzw. -e(d)e des „Partizips", so z. B. traitier - traitiez - traitiet, laissier - laissiez - laissiet.26 Erst als sich auf Grund einer lautlichen Entwicklung das -i- überall in solchen Fällen verlor, konnte es wegen des nun schon gefestigten -i- in der 1. Pers. Plur. hier in der B-Reihe für ein spezielles B-Merkmal gehalten werden.27 21 22

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27

Auch die 1. Pers. Sg. der A-Reihe hat dieses -e. Dieser Typ trägt letztlich auf dem Wege zum Neufranzösischen den Sieg davon. Schon im Oxforder Psalter finden sich Formen wie cante, munit usw. Vgl. dazu u. a. K . Nyrop, Grammaire historique de la langue française. Kopenhagen 1908-30. Bd. 2 (2. Aufl. 1924), S. 109; F. Brunot, Histoire de la langue française des origines à 1900. Paris 1905-45. Bd. 1 (4. éd. 1933), S. 341. Das Anglonormannische kennt daneben auch das Morphem -um, das bes. wegen der Abwesenheit des -s auffällt (vgl. dazu Rohlfs op. cit. S. 173 n. 466). Es dient aber ebenfalls beiden Reihen. Vgl. bei Joinville doutiens u. a. (Nyrop op. cit. I I , 110). Das moderne -ions, eine Kontamination von -iens und -ons, beginnt im 14. Jh.; vgl. dazu Brunot op. cit. I, 455. In der fortgeschrittenen Form -oiz noch bei Villehardouin; vgl. Nyrop op. cit. I I , 108. Daneben gibt es freilich auch Verben, bei denen „Infinitiv" und „Partizip Perfekt" ganz andere Formen haben, z. B. faire, fait (mit 2. Pl. AReihe faites). Da dieses -i- nur nach bestimmten Konsonanten auftritt (/t/, /s/, /j/, /ts/, /ts/, /dz/, /}/, /n/) fehlt es z. B. auch in der Form avez trotz der dazugehörigen B-Form aiiez. Durch die Entwicklung der A2-Morpheme -iions, -iiez nfr. /-jö/, /-je/ 311

Die Formen der Reihe B 2 , entwickelt aus denen der lateinischen B 4 Reihe, haben im Altfranzösischen ebenso wie im Latein und - bis auf die 3. Pers. Sing, auch noch im Neufranzösischen - als distinktives Merkmal das Morphem -s-. An dieses -s- treten die Personalmorpheme -e, -es, -t, -ons, -ez28 und -ent an. Wie im Lateinischen und im Neufranzösischen steht diese Form in strukturalem Zusammenhang mit der Reihe A 3 (Perfekt bzw. passé simple). Hier sind zwei Grundtypen zu unterscheiden. Sind die zwischen Lexem und Personalmorphem infigierten als A 3 -Merkmal fungierenden Vokale /-a-/,29 /-i-/ und /-y-/ (graphisch u) in allen sechs Personen betont, so tritt das -s- der B 2 -Formen an ebendiese Vokale an; als Beispiel diene die 3. Pers. Sing.: A3 B2 chant'a-(t) chant'a-s-t pun'i-(t) pun'i-s-t val'u-(t) val'u-s-t Daneben existieren im Altfranzösischen aber A 3 -Reihen, die einen solchen charakteristischen betonten Vokal /-i-/ oder /-y-/ 30 nur in der 2. Pers. Sing, und in der 1. und 2. Pers. Plur. haben. Die übrigen drei Formen haben den Akzent auf dem Vokal des Lexems, der außerdem meist ein anderer ist, als der der morphem-betonten Formen. 31 Die Reihe B 2 richtet sich dann formal nach den letzteren. Hierzu einige typische 3. Sing. vi-t vin-t mis-t plains-t nu-t du-t ou-t

28 29

30 31

32 33 34 35

A3

1. Plur. ve-i-mes ven-i-mes mes-i-mes plains-i-mes no-u-mes de-u-mes o-u-mes

B2 3. Sing. ve-i-s-t ven-i-s-t mes-i-s-t plains-i-s-t no-u-s-t 32 de-u-s-t 33 o-u-s-t 34

Ai 3. Sing. veit vient met plaint nuit deit a(t) 35

wurde später der distinktive Wert dieses -i- (/-j-/) als Merkmal für die B-Form wieder eingeschränkt. Auch -iens, -ions, -iez wie in B ^ Daß die 3. Pers. Plur. in diesem Typ statt /-a-/ ein /-e-/ hat, ist für unsere kurze Analyse unerheblich. /-a-/ kommt bei diesem Typ nicht vor. In den meisten Fällen besteht außerdem Vokalalternation gegenüber dem sog. „Präsensstamm" (z. B. gegen A 1 ; A 2 , B x ); s. Spalte 4 der obigen Liste. Statt no- tritt auch ne- auf. Statt de- tritt auch do- auf. Statt o- tritt auch e- auf. Die Ag-Form volt (zu A j vuelt) hat verschiedene Nebenformen, u. a. volat, 1. PI. volsimes, wozu die häufigste B 2 -Form volsist gehört.

312

2. Kapitel. Die B-Form außerhalb von Translaten Auch im Altfranzösischen steht die B-Form, sofern sie außerhalb von Translaten auftritt, immer in Opposition zur A-Form. Daß die Formen noch nicht des prädeterminierenden Morphems que bedürfen, wurde auf S. 308 bereits gesagt. Im allgemeinen bezeichnet die B-Form in diesen Fällen den Sachverhalt des Wunsches: Or diet, nus l'orrum. Rol. 424 Or guart chascuns que granz colps i empleit. Ebda 1013 E §o duinst Deus qu'or en puisum guarir. St. Alex. 370 Fast überall haftet ihr, wie im oben zitierten Beispiel aus dem AlexiusLied, bereits ein formelhafter Charakter an. Weitere solche Formeln, wie sie uns in der altfranzösischen Literatur auf Schritt und Tritt begegnen, sind etwa: Salvet seiez de Deu. Rol. 123 Ne placet Damnedeu! Ebda 358 Deus me cunfunde. Rol. 788 Deus vos guarisset. Pel. Charl. 305 Beispiele mit einem einleitenden que, das wir dann als redundantes BMorphem auffassen können, sind schon früh zu verzeichnen: Cil qui prendra larrun . . . que eil en leist a ki il avrad le damage fait. Leis Willame 1 Que joie et bone avanture et Cil qui de vos presant m'a fet. CdT Perc. 4021 Neben que tritt in gleicher Funktion auch car auf: Et car fust or Ii roncins igue. CdT Perc. 71542 Auch das or in Rol. 424 und 1013 (s. o.) läßt sich in diesem Sinne auffassen. Daß sich gerade que als prädeterminierendes B-Morphem durchgesetzt hat, erklärt sich leicht aus seinem überragend häufigen Vorkommen als Translativ. 3 Interessant ist das Auftreten von puist in Kontexten wie 1

2 3

Zit. nach E. Gamillscheg, Historische französische Syntax, Tübingen 1957, S. 488. Ebs. vor dem Imperativ: Car m'eslisez un barun de ma marche. Rol. 275. Daraus resultiert die früher vertretene Auffassung, in Fällen wie nfr. qu'il chante „Ellipsen" zu sehen.

313

Dex me puist sauver ma vie anuit et mun sens ( . . . ) Perlesvaus 5038 Es vos Bertran, qui diex puïst beneïr. Aliscans 105 Hier scheint sich schon die Funktion anzubahnen, die das nfr. /pips/ in den auf S. 212iF. behandelten Kontexten innehat: die eines redundanten bzw. kompensatorischen B-Morphems. Besonders aufschlußreich ist hierfür eine Stelle im Perceval. Die Handschrift A, die der großen Ausgabe von Alfons Hilka4 zugrunde liegt, hat die folgenden Verse : ( . . . ) J e ne puis savoir Quel reison il i puisse avoir. Hilka emendiert hier nach Handschrift P : ( . . . ) J e ne puis savoir Quele raison i doit avoir. CdT Perc. 8880 Nichts zeigt deutlicher, wie wenig wir solchen Formen wie puet, puisse, doit, doive u. ä. semantischen Inhalt zusprechen dürfen, wenn sie in solchen Kombinationen auftreten. Die handschriftlichen Varianten sprechen hier für sich. Auch die B 2 -Form kommt zur Bezeichnung des Sachverhalts „Wunsch" vor: Car fusse je ore autreteus, Einsi luisanz et einsi fez ! CdT Perc. 1805 Iceste c[h]ose nus doüses nuncier. St. Alex. 3186 Vus fussiez miez en Estampeiz. Gorm. Isemb. 103 Das Neufranzösische verwendet hier, von einigen stehenden Wendungen7 und bewußten stilistischen Archaismen8 abgesehen, die /-rs-/-Form (je voudrais être..., tu aurais dû..., il serait mieux que...).9 Halle 1932. fusse entspricht hier lat. utinam essem. E s kann im Altfranzösischen aber auch für utinam juissem stehen. F ü r dieses tritt aber sehr bald die „zusammengesetzte" Form ein; so z. B . beides nebeneinander in Car Ii eüst or Deus randu Le san au miauz, qu'il eüst onques, E t puis si Ii pleüst adonques, Qu'il ( . . . ) CdT Y v . 2934 Über diesen Punkt wird im Zusammenhang mit den «¿-Konstruktionen Näheres gesagt werden; s. S. 378ff. ' Hier: „hättest sollen"; vgl. n. 5. 7 E t w a nfr. Plût à Dieu / 4

5

314

Der Ersatz der B 2 - durch die /-r£-/-Formen ist überall da zu beobachten, wo im Altfranzösischen diese B 2 -Formen in nicht transferierten Konstruktionen auftraten, so vornehmlich in den nicht transferierten Satzteilen der si-Konstruktionen ; diese Frage wird noch eingehender diskutiert werden. 10 Aber auch außerhalb der Bedingungsperioden und der oben genannten „Wunsch"-Fälle findet sich im Neufranzösischen anstelle der alten B 2 -Form normalerweise eine /-re-/-Form; mit anderen Worten, überall da, wo eine irgendwie geartete eingeschränkte Gültigkeit vorliegt, z. B. : E ki quidast ke il mentist ? (Et qui penserait... ) Wace Brut 430 Vis vus fust que lune tens eüst Que Bretainne poplee fust. (Il vous semblerait... ) Ebda 1207 Cil le peust bien avoir sauvé, qui m'a gari ( . . . ) Jos. Arim. (Prosa) 81611 Amis Girard si io te ossasse quere ( . . . ) (j'oserais... ) Chans. Guil. 63512 Besonders zu beachten ist der Typ, der im Deutschen etwa mit „sollte (später)" wiedergegeben werden kann: Cele preist Guillelmes Ii guerriers ( . . . ) Com vos orrez ainz le soleil colchier. Coron. Loois 1375 De hui a quinze anz ne deust ceindre espee. Chans. Guill. 682 Damit sind die Fälle von B-Formen in nicht transferierten Satzteilen bis auf die der Bedingungskonstruktionen und bis auf einen altfranzösischen Sondertypus, den wir hier unten anschließen, erschöpft. Es muß an dieser Stelle noch einmal darauf hingewiesen werden, daß wir unter dem „nicht transferierten Teil" einer Konstruktion nicht das verstehen, was man in der traditionellen Grammatik mit „Hauptsatz" bezeichnet, 8

9

10 11

12

So z. B.: Ah! que m'emportât une lame assez forte! Gide, Amyntas 128 (Grevisse op. cit. 650). Die Form B 2 kann in diesem Falle im Translat auftreten (. . . que vous fussiez) ; ein selbständiges vous fussiez mieux ist heute nicht mehr möglich. Vgl. S. 378 ff. In der (älteren) Versfassung des Josephe d'Arimathie von Robert de Boron, Le roman de Vestoire dou Graal, heißt es an dieser Stelle : Bien le pourroit avoir gardé Cil meïsmes qui m'a gari (v. 2000). Dies ist keine «»-Konstruktion ; si ist im Altfranzösischen = et, or oder dgl. ; das Konditionaltranslativ ist se.

315

wenngleich sich beides freilich auch meistens deckt. Daher gehören die sog. „konzessiven Hauptsätze" vom Typ afr. vueillet o nun, nfr. fût-ce... fût-ce oder arrive que pourra nicht hierher, sondern zu den AdverbialTranslationen. 13 Andererseits muß hier auf das Auftreten der B-Form im zweiten Teil eines Vergleichssatzes mit Komparativ-Morphem aufmerksam gemacht werden, da es sich hierbei nicht um eine Translation handelt. 14 Soweit nach einem Komparativ + que überhaupt eine Verbform vorkommt, findet sich hier im Altfranzösischen neben der A- auch recht häufig eine B-Form, ohne daß sich mit Sicherheit ein irgendwie geartetes oppositionelles Verhältnis eruieren läßt. Hier einige Beispiele : Mit

B-Form

Plus sui haus hom ke il ne soit d'asés. Aliscans 7538 Il s'entresloignent plus qu'uns ars ne traisist. Coron. Loois 2537 Puis s'en va à la tour, si l'a plus tost rampée K'escurieus n'ait kesne en la selve ramée. Fierabras 3061 Mais je vos aim plus que vos ne faciès mi. Auc. Nie. 14, 16 Mit

A-Form

Melz en valt l'or que ne funt eine cenz livres. Roi. 516 Plus est isnels que nen est uns falcuns. Ebda 1572 Plus curt a piét que ne fait un cheval ! Roi. 89015 Hier liegt ohne Frage eine Variante vor, die im Zusammenhang mit dem Wechsel von A- und B-Formen in Adjektiv-Translaten nach Superlativen zu sehen ist. 16 Die formale Berührung hegt in dem für beide Fälle 13

Vgl. bes. S. 372f. Komparativsätze sind nachTesnière op. cit., S. 353f. Teile einer Junktion (jonction) ; das verbindende que fungiert als Junktiv (vgl. dazu auch Einl. S. 47). Bs liegt also keine Überführung von einer Formenklasse in die andere, d. h. keine Translation, vor. 15 Bezeichnend ist die Stelle bei Froissart XV, 223 : Sire de Coucy, vous avés trop plus veu que ces deux n'aient mit der Variante aus einer anderen Handschrift : n'ont. (Zit. nach Bernent, The subjunetive in relative clauses from Commynes to Malherbe. Philol. Quarterly 10 (1931) S. 300. ™ Vgl. S. 357 ff. 14

316

gleichermaßen gültigen Morphem plus bzw. den Suppletiven vom Typ mielz usw. Auf jeden Fall ist die B-Form hier als Redundanzmerkmal der Komparation zu werten. 17 3. Kapitel. Die B - F o r m im Substantiv-Translat Typologisch besteht bei den Substantiv-Translationen zwischen dem Altund dem Neufranzösischen kaum noch ein nennenswerter Unterschied. Das Translativ ist bis auf eine Ausnahme 1 das Morphem que, nfr. /ka/. Wesentlich stärker hingegen ist der Einschnitt, der sich dem Lateinischen, genauer dem literarischen, klassischen Latein gegenüber zeigt: Der Paradigmentyp me cantäre ist als Translationsmerkmal bis auf die Fälle, die auch im Neufranzösischen noch auftreten (je le vois venir usw.) nicht mehr zu verzeichnen. An seine Stelle rückt der gwe-Typus, vorbereitet schon im nachklassischen Latein durch das Wuchern der Translative quod und quia. Die Vielfalt der lateinischen Translative - ut, ne,, quin, quöminus ist zugunsten des einheitlichen que aufgegeben worden. 2 Damit hat der gwe-Typus das gesamte Terrain der Substantiv-Translationen erobert; die Struktur ist vereinfacht worden; lediglich die Wahl, die zwischen A- und B-Formen besteht, hat eine vollständige Vereinheitlichung verhindert. I n bezug auf den funktionalen Wert der B-Formen treffen wir auf die üblichen Erscheinungen: Sie können automatisiert sein, als Varianten zur A-Form mit virtueller Oppositionsfunktion 3 auftreten oder das auslösende Verb semantisch beeinflussen. 17

1 2

3

Gelegentlich findet sich eine B-Form auch in Komparationskonstruktionen der Gleichheit nach comme: Espoir si ne fui pas si sage, Si cortoise ne de tel estre, Come pucele deüst estre. CdT Yvain 1066 und später im 15. Jh.: ( . . . ) vous devez penser que vous estes de si haulte et de si noble parente, et aussi puissant, comme il en y ayt point en France. Paris et Vienne 130,8 (zit. nach Biedermann S 17; s. „Bibliographie") Im ersten Falle dürfte das Negationsmorphem den Ausschlag gegeben haben. Für das 15. Jh. gilt, daß die B-Form nach dem Morphem comme in jeder Funktion sehr beliebt ist; das ist als reiner Latinismus zu werten; s. dazu auch S. 365 f. Vgl. dazu S. 350 ff. In diesem Zusammenhang ist das Notwendige im Lateinischen Teil gesagt worden; vgl. bes. S. 249f. und 272. Mit der damit verbundenen fließenden Grenze zur rein stilistischen Variation.

317

Es kann hier nicht unsere Aufgabe sein, das Verhältnis der B-Formen zu ihren auslösenden Lexemen im Altfranzösischen bis in alle Einzelheiten und Raffinessen hinein zu untersuchen. Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt in einer Analyse des B-Formen-Gebrauchs im Neufranzösischen. Wir können um so eher auf eine detaillierte Anführung von Beispielen und Übersichtslisten für das Altfranzösische verzichten, als uns hier eine sehr große Fülle von minutiösen Einzeluntersuchungen zur Verfügung steht, die, wenngleich sie auch durchweg älteren Datums sind und demzufolge dem konventionellen Schema und den logisch-psychologisch orientierten Deutungstheorien folgen, als ausgezeichnete und gewissenhafte Beispielsammlungen nach wie vor ihren Wert behalten. 4 Wir können uns hier auf kurze Hinweise beschränken, wobei vor allem auf die Fälle aufmerksam gemacht wird, die Abweichungen zum neufranzösischen Sprachgebrauch zeigen. a) Zur Automatik Als weitgehend automatisiert ist das Auftreten der B-Form, ebenso wie im Neufranzösischen, bei all den auslösenden Verballexemen anzusehen, die im weitesten Sinne sprachliche Zeichen für den Sachverhalt des Wunsches (bzw. eines negativen Wunsches im Sinne einer Verhinderung) sind. Daß sich gerade bei diesen Lexemen eine B-Automatik durchsetzt, ist auch da leicht verständlich, wo die entsprechenden Verben im Lateinischen den ,,A. c. I . " auslösten. Bei Ablösung des „A. c. I . " durch die gwod-Translation bot sich die B-Form besonders dadurch an, daß auch außerhalb der Translationen der Sachverhalt des Wunsches mittels BForm ausgedrückt wird. Im übrigen fand sich die B-Auslösung, wenn auch oft nur als Variante, bei zahlreichen dieser Lexeme auch schon im Lateinischen. Hier einige Beispiele : Tiebauz a toz abandona Qu'il s'armassent et s'an ississent Trestuit armé cil qui volsissent. CdT Perc. 4950 Tant est gentix et frans Ii rois qu'il a jet ban a ses borjois ( . . . ) que prodom qui veigne de hors an lor meisons ostel ne truisse.5 CdT Erec 5437 4 5

Vgl. die „Bibliographie" S. 410ff. truisse ist häufige B-Form zum Lexem trueve(t) bildung zu puisse.

318

(trover), eine Analogie-

Jo atendi quet a mei repairasses, Par Den merci que t u m'reconfortasses. St. Alex. 389« J o vus defend que n'i adeist nuls hom. Rol. 2438 Or ne lairai ne m'mete an lur bailie ( . . . ) St. Alex. 209 Ne leserat ( . . . ) que n'i parolt. Rol. 1206 Ne pot muer que de s[es] oilz ne plurt. Rol. 773' ( . . . ) de tot son pooir porchace Que mes sire Gauvains remaigne La nuit et que son ostel praigne. CdT Perc. 5614 Pur Deu vos pri que ne seiez fuiant Rol. 1516 E t avuec ce priier vos doi, Que vos Ii dites de par moi ( . . . ) CdT Y vain 4293 8 Quë il querreient que Rollanz fust ocis. Rol. 404 Torment reclaime Ihesu le t u t poant Quil li tramette Willame le bon franc. Chans. Guill. 896 Suvent regretent Oliver et Rollant, Les doze pers, qu'il lor seient guarant. Rol. 1512 9

« Vgl. hierzu aber auch S. 362 n. 8. 7 Wendungen wie ne laiet, ne laisset, ne puet muer entsprechen dem nfr. il ne peut s'empêcher. 8 Die Formen dites und faites können im Alt französischen als fakultative Varianten zu di(s)iez, faciez angesehen werden. Ein Beispiel mit faites: Rainouart sire, un don te voeil rover, Que ce mesfait me faites pardoner. Aliscans 7791. Diese Verwendung von dites und faites läßt sich noch bis ins 15.-16. J h . hinein verfolgen, z. B. l e vous prye . . . que vous nous le dictes. Marg. Hept. I I I , 12. (Bernent, French Mod. Synt., S. 49). . . . vous priant (. . .) que ( . . . ) faictes. Ant Sal. Jeh. Saintré 399 (Biedermann, S. 5). ' regreter bedeutet im Altfranzösischen u. a. „klagend nach jem. verlangen"; es ist noch kein „Affekt-Verb" wie heute. 319

E t l'altre voiz lur dist altre summunse, Que l'ume Deu qufiJergent ki est an Rome. St. Alex. 296 E n talant ai que mult vos voeillf e] amer. Rol. 521 1 0 J a tute gent ne m'en soüst turner Qu'a tei ansemble n'oüsse converset. St. Alex. 488 Que s'il traeve el vergier nelui Qui veer Ii vuelle et desfandre Le palefroi qu'il ne l'aut prendre ( . . . ) CdT Perc. 6744 ( . . . ) ne voeill que mot en suns. Rol. 1027 11 E Romulus ( . . . ) Ruvat que chascuns meis Fust Kalende apelet ( . . . ) Phil. Thaon Cumpoz 1099 12 Bemerkenswert sind einige Kontexte, in denen das Translativ que fehlt: Mais n'ad talent Ii facet se bien nun. Rol. 3681 Se Ii reis vuelt, prez sui pur vus le face. Ebda 295 Qo vuelt Ii reis par amur cunvertisset. Rol. 3674 13 10

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Nach talant treten, allerdings auch /-r-/-Formen auf: N ' a en talent que mais se conbatra. Mon. Guill. I, 109 E t mes sire Keus ot talant, Qu'il demanderoit la bataille. CdT Yvain 2228 Auffallend ist: An la fin volantez me vint, Qu'a mon oste covant tandroie (. . .) CdT Yvain 554 Dieser Bruch der Automatik erklärt sich am besten aus der Konkurrenz, die in der Bedingungsperiode zwischen den -roit- und den B 2 -Formen besteht. Eine neutrale Form erscheint z. B. in: Mes im don vos demant et ruia (...) Que vos mon non ne demandez. CdT Perc. 8350 Die Herausgeber setzen in dem Bsp. Rol. 3674 nach reis einen Doppelpunkt, wozu das po im ersten Teil der Äußerung Anlaß gibt. Es ist möglich, daß in solchen Fällen, in denen von dem auslösenden Lexem schon ein Objekt abhängt, das auf das folgende Translat hinweist, tatsächlich eine Trennung vorzunehmen ist. Das ist aber nur eine Frage der Interpretation. 320

Wir kennen diesen Typ noch im heutigen Spanisch : te ruego vengas. Diese Fälle mögen, diachronisch gesehen, aus der sog. Parataxe entstanden sein ; so wie sie uns hier vorliegen, handelt es sich aber fraglos um einheitliche Äußerungen ohne Pause nach dem auslösenden Verballexem. Es sind Translationen; als Translativ fungiert hier die B-Form selbst. Wenig Anlaß zu Bemerkungen bieten auch die Verballexeme, die den Sachverhalt der Furcht ausdrücken. Hier führt eine gerade Linie vom Lateinischen zum Neufranzösischen hin. Obwohl gelegentlich /-r-/-Formen statt der zu erwartenden B-Form auftreten, 14 kann auch hier von einer Automatik gesprochen werden. Einige wenige Beispiele mögen genügen : ( . . . ) mult criem que ne t'em perde. St. Alex. 60 J o me crendreie que vos vos meslisez. Roi. 25715 ( . . . ) sunt en mult grant fréor que li rois ne face et honte et déshounour. Gr. Rom. Alexandre 348, 29 La gent en f u tote effree E grant poür aveient tuit Qu'il ne fussent en fin destruit. Wace Brut 2842 L'abes l'öi, mout durement s'esmaie, Car paor a que a lui ne s'assaie. Mon. Guill. I I 557 Dolent furent, kar mult duterent16 Que par cele gent alïene Ne perist la lei crestïene. Wace Brut 6316 que ne fust conneus, forment se redouta. Gr. Rom. Alexandre 68, 10 Jou dout ce soient Sarrasin renoiét. Mon. Guill. I I 304317 14 15

18 17

So auch bisweilen, im Neufranzösischen; vgl. S. 216ff. Ebensowenig wie im Neufranzösischen ist in der älteren Zeit die Setzung des Morphems ne nach diesen Lexemen obligatorisch; vgl. dazu S. 221 ff. Afr. doter entspricht oft nfr. redouter „fürchten". Auch bei diesen Verben kann das Translativ que fehlen. In Fällen wie Crient ne fust mauvais hon qui venist por son mal. Aiol 5634 kann das ne als Translativ aufgefaßt werden; im obigen Beispiel aber ist die B-Form wiederum das einzige Translationsmerkmal. Weitere Belege finden sich bei I. Solltmann, Die Rektion der Ausdrücke der Furcht im Französischen. Göttingen 1918.

321

Die /-r-/-Formen zeigen sich u. a. in: et crient qu'asez tost 1'ocirroit, se devant lui son nain feroit. CdT Erec 229 Plusor dotoent e cremeient Qu'a lor parenz se combatreient. Wace Rou I I I , 1041318 Zu den bemerkenswertesten Unterschieden zwischen den Strukturen des Alt- und des Neufranzösischen gehört das oft diskutierte Phänomen, daß die Verballexeme, die zu dem - sehr weit und etwas vage gefaßten Feld der Affektbezeichnungen gehören, normalerweise, wenn man einmal von den „Verben der Furcht" absieht, nicht eine B-Form wie im Neufranzösischen, sondern eine A-Form auslösen. Hier ist zunächst einmal festzuhalten, daß diese Verben in den weitaus meisten Fällen im Altfranzösischen gar kein Substantivtranslat nach sich ziehen, es sei denn, sie lösen, wie auch im Neufranzösischen die neutrale Form des „Infinitivs" aus. 19 Die Szene wird vielmehr von folgenden Konstruktionstypen beherrscht : 1. Kein Merkmal irgendwelcher Verbindung Nicolas ot paour, ne vus esmervillies. Gr. Rom. Alexandre 43,11 Le tertre vit achastelé, A merveille li ad pesé. Wace Brut 953 2. en, ço u. ä. N'ourent amfant, peiset lur en forment. St. Alex. 22 Vo[e]illent o nun, si l'iaissent metre en terre. Ço peiset eis ( . . . ) Ebda 579 Mais ne régna pas longement, De ço furent li suen dolent. Wace Brut 364320 18

19

20

I m Beispiel Erec dürfte für die Wahl der -roit-Form das Modell der Konditional-Translationen ausschlaggebend gewesen sein. Das Beispiel Rou steht im Verdacht des Reimzwanges; dies wird besonders nahegelegt durch ebda 8887, wo sogar eine A-Form auf crient folgt : Co diseient et co cremeient, Que li Normant près les siueient. Freilich kann hier auch das ço für die Wahl der A-Form bestimmend gewesen sein; vgl. dazu das zu den Affektverben Gesagte (s. u.) Beim „Infinitiv" handelt es sich um eine Translation e r s t e n Grades vom Verb zum Substantiv; vgl. auch Einl. S. 46 n. 249. Bei diesen Fällen handelt es sich um anaphorische Konstruktionen im

322

3. Infinitiv Nen unt poür ne de murir dutance. Rol. 828 Liez fu d'adeser si haut hume. Wace Brut 4051 4. Indirekte Frage Tant avoit gent, mervelle estoit Comment terre les sostenoit. Wace Brut 12034 5. Mit Adjektiv-Translat Mes eel jor mout s 'esmerveillierent Del roi, qui d'antr'aus se leva ( . . . ) CdT Yvain 42 Tel home vnt mort dut (d. i. dunt) mult vus deit peser. Chans. Guill. 1635 ( . . . ) jeo me merveil De baron de tun vasselage A qui l'en face tel viltage. Wace Brut 2366 LiTroïen ( . . . ) E li altre se merveillouent Del grant hardement qu'il portout E des granz cops que il dunout. Wace Brut 873 6. Mit temporalem Adverbialtranslat Quant jo [t'jvid ned si'n fui l[i]ede e goiuse. St. Alex. 458 Molt me poise, quant ge la voi atornee si povremant. CdT Erec 512 7. Mit konditionalem Adverbialtranslat Nen est merveille, se Karies ad irur. Roi. 2877 Sinne Tesnières; en und ço sind hier sog. „anaphoriques" (s. Tesnièreop. cit. S. 85-91). Sie stellen eine Verbindung zwischen den beiden Teilen der Gesamtkonstruktion her. Man wäre versucht, in ihnen (was Tesnière nicht tut) Translative für die Substantiv-Translation zu sehen; sie würden dann hier die Rolle eines que spielen, etwa peiset lur que n'ourent . . . im Beispiel St. Alex. 22.

323

/S'il le me tolent, bien devrai esragier. Mon. Guill. I 326 ( . . . ) mout m'an mervoil, Quant je consoil n'i puis avoir. CdT Yvain 47 7621 8. Mit kausalem Adverbialtranslat kar mult fud marriz é pur David é pur çô que sis peres l'out si laidith par parole. Quatre Liv. Reis I, 20, 3422 Li poples fist granz plainte é plur pur çô que Deus out fait tele venjance sur sun pople. Ebda I, 6, 1923 Hoel fu dolans de sa nièce E t mult en fu triste grant pièce, Por ce que si estoit périe. Wace Brut 12002 Kausal zu fassen sind selbstverständlich auch Anknüpfungen mit dem Morphem car24 wie z. B. Mais emprés furent corucied, Kar Nennius ( . . . ) Ne pout medicine trover De la plaie ( . . . ) Wace Brut 4114 Zweifel über den Typ der Translation - Kausaladverb oder Substantiv erheben sich bei dem (auch im Neufranzösischen bekanntlich noch gebräuchlichen) Morphem de ce que :25 Sur tuz sunt lied si cher frere De ço qu'ov unt lur dulz pere. St. Brendan 1825 21

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25

Daß besonders in den Beispielen unter 4 bis 7 inhaltlich oft etwas anderes vorliegt als das, was ein que-Satz ausdrücken würde, steht hier nicht zur Debatte; hier sollen nur die vorherrschenden Konstruktionstypen aufgezählt werden. Vulg. 1. Sam. ebda.: Contristatus est enim super David, eo quod confudisset eum pater suus. Vulg. 1. Sam. ebda.: Luxitque populus, eo quod Dominus percussisset plebem plaga magna. aar wird von Tesniere op. cit. S. 336 konventionell nicht als Translativ, sondern als Junktiv („jonctif causal") aufgefaßt. Darüber kann man streiten; formale Kriterien sind nicht gegeben. Dieser Frage kann hier aber nicht nachgegangen werden. Zum nfr. /deseka/ vgl. bes. auch S. 186ff. u. S. 223.

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de cou qu'il fu en mer n'est-il point irascus. Gr. Rom. Alexandre 264, 10 Li quens Guillaumes ot le euer mout trié, De chou qu'il s'est malgré suen despoulliés. Mon. Guill. I I 1445 E Ragaü out entendu Corne sa suer out respundu A ki sis peres tel gré sout De ço que si forment l'amout. Wace Brut 1705 Mais de ço sui jo repentant Que jo t'en ai esté nuisant. Wace Brut 4459 „Weil", „da", „denn" oder „daß" ? Die Entscheidung fällt schwer. Dazu kommen die Fälle, in denen als Morphem que allein auftritt : ( . . . ) tant me pois esmaier Que je ne fui a l'estur cumencer! Roi. 2412 N'i ad icel [ki] ne demeint irance Que il ne sunt a Rollant le cataigne. Roi. 184526 Li peres mult se desdeinna (...) Que si l'aveit l'on fait descendre. Wace Brut 1889 ( . . . ) Dame, mout me mervoil, Que folemant vos voi ovrer. CdT Y vain 1598 Alixandres ot joie qu'il l'oi si parler. Gr. Rom. Alexandre 18, 27 Ore m'en relent que fait ai Saiil rei sur Israel. Quatre Liv. Reis I, 15, 1127 In allen angeführten Beispielen, die sich noch vermehren ließen, können Übersetzungen mit „weil", „da" oder „denn" einerseits und „daß" andererseits gleichberechtigt nebeneinanderstehen, 28 ohne daß am Sinn der Äußerung dadurch etwas geändert würde. Nun wissen wir, daß das 26

27 28

H. W. Klein übersetzt in der Ausg. La Chanson de Roland (München 1963) das erste Beispiel - unseres Erachtens zutreffend - mit: „wie tief bin ich erschüttert, weil ich nicht zu Beginn des Kampfes hier war" (S. 137), das zweite hingegen mit „Da ist nicht einer, der seinen Zorn nicht äußert, daß sie nicht bei dem Heerführer R. sind (S. 107). Vulg. 1. Sam. ebda.: Poenitet me, quod constituerim (. . .) Vgl. oben n. 26.

325

sehr universale Morphem que im Altfranzösischen auch sonst, ohne daß eines jener „Affektverben" im Kontext auftritt, ohne weiteres gegen car, j>ar ce que oder puis que kommutierbar ist, z. B . : Veez avant, de dous liwes de nus Vedeir puez les granz chemins puldrus; Qu'asez i ad de la gent paienur. = car29 Rol. 2425 Carles est fols que ne s'en est alet. Rol. 3171 = puis que, cor30 Es hindert uns also nichts daran, in den auf S. 325 angeführten Beispielen das Morphem que entweder als Translativ für die Translation vom Typ „Verb > Kausaladverb" oder aber als kausales Junktiv zu sehen. Wir können sogar noch einen Schritt weitergehen und speziell die A-Form als Kennzeichen dafür betrachten, daß es sich hier eben um ein kausales que handelt. Es wäre somit also die A- bzw. B-Form, die bestimmt, welche Funktion das Morphem jeweils innehat. Wir hätten hier eine Parallele zum Lateinischen vor uns, wo die jeweilige spezielle Translationsfunktion von ut und cum in ähnlicher Weise durch die von ihnen ausgelöste A- bzw. B-Form festgelegt wird.31 Es muß aber nochmals betont werden, daß die gwe-Konstruktionen im Zusammenhang mit den sog. „Affekt-Verben" im Altfranzösischen allen anderen Typen gegenüber in der Minderzahl sind; viel häufiger treten die Translate mit quand oder se auf. Erst im 16. und 17. J h . vollzieht sich hier ein grundlegender Wandel. Sehr selten sind im Altfranzösischen die Fälle, in denen ein „AffektVerb" + que tatsächlich einmal eine B-Form auszulösen scheint, z. B . : 1. Mult sui dolenz et trepensez Que nul hume de vostre eage Deüsse faire tel ultrage. Marie de France Milun 426 2. Bernart ( . . . ) fu forment du Dus liez, Ke par congiez del Reis fust si tost repairiez. Wace Rou 3474 (Ausg. Pluquet) 3. Forment fu corociez k'as Engleiz fust medlez. Ebda 981 4. Qex dolors est que Saisne vos aient a baillier. Jeh. Bodel Saisnes 248, 21 28 30

31

Klein op. cit. S. 139: „denn dort reiten viele . . ." Klein op., cit. übersetzt hier S. 177 mit: „Karl ist ein Tor, daß er nicht abgezogen ist"; dieses daß ist hier aber auch im Deutschen Kausaltrans lativ und mit da gleichzusetzen. Vgl. S. 258ff. 326

5. Par grant duil sunt ke ne seient o Ii e Ii aient. Wace Rou 2736 (Ausg. Pluquet) 6. Ne fu mie merveille qu'il cuidast k'il mentist. Ebda 450032 7. Desdein lur semblout e vil chose Que porte i fust pur le rei close. Wace Brut 8905 8. e ce correscerent que par auenture il ne rompissent ses conuenances. Machab. II, 13, 25 Einige dieser B-Formen lassen sich, leicht durch andere Einflüsse erklären. So steht die B-Form im Bsp. 8 fraglos unter dem Einfluß des zugrunde liegenden Vulgatatextes: indignantes, ne forte foedus irrumperent. In Bsp. 7 dürfte das Lexem semble den Ausschlag gegeben haben, und das cuidast in Bsp. 6 wird durch das Negationsmorphem ne ausgelöst worden sein, das im Altfranzösischen schon ungefähr die gleiche Rolle spielt wie heute. 33 Die Form deüsse in Bsp. 1 kann völlig selbständig gefaßt werden; die Übersetzung würde dann lauten: „Ich bin sehr traurig und nachdenklich; d e n n niemand in Eurem Alter sollte (dürfte) eine solche Ausschweifung begehen." Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß auch in den Bsp. 3 und 5 die B-Formen einen selbständigen Status haben und nicht als Auslösungsprodukte der Verballexeme anzusehen sind; etwa in Bsp. 3: , , . . . d e n n er würde mit den Engländern aneinandergeraten, und in Bsp. 5 ist es einfach eine Frage der Interpunktion: Par grant duil sunt! Ke ne seient o Ii e Ii aient! - der Sinn bleibt der gleiche. Zum Abschluß dieses Kapitels über die Automatik sei noch auf die stattliche Reihe der Verballexeme aufmerksam gemacht, denen das Substantiv-Translat als Subjekt zugehört. 34 Auch von diesen lösen die meisten wie im Neufranzösischen schon automatisch eine B-Form aus, so u. a. afiert, ateint, ehalt, est droiz, estuet, est mestiers, est mielz, piaist, est raison, est tart usw. Auch hier mag eine kleine Auswahl von Beispielen folgen. N'afiert a moine que il doie estre armes. Mon. Guill. I I 463 32

33 31

Die Belege 1-6 stammen aus E. S i m o n , Die Rektion der Ausdrücke der Gemütsbewegung im Französischen, Göttingen 1907, S. 23f. Es sind die einzigen unanfechtbaren, die S. für diese Zeit nachgewiesen hat. Wenn es über die oben zitierten hinaus wirklich noch einige wenige weitere geben sollte, so fielen sie für die Strukturierung insgesamt nicht ins Gewicht. Zu ne im Altfranzösischen s. S. 344ff. Es handelt sich, konventionell ausgedrückt, um die sog. „impersönlichen Verben", die einen „Subjektsatz regieren".

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N'a moi n'ataint n'a moi n'afiert, Que je desdire vos an doive. CdT Yvain 480835 Petit vos chaut, que on vande la blee. Aliscans 2794 Cunseill d'orguill n'est dreiz quë a plus munt. Roi. 22836 (...) s'estuet la reïne Votroit et que Lanceloz l'acreant ( . . . ) CdT Lanc. 3890 Reis orguillos, nen est fins que t'en alges. Roi. 2978 Mestier ert que la sauvagine Lor aïdast en la gaudine Berol 1768 (Moign. II, 325)37 M[i]elz me venist, amis, que morte fusse. St. Alex. 485 Mielz est ( . . . ) sul moerge que tant bon chevaler. Roi. 359 38 ( . . . ) Ne placet Damnedeu Que mi parent pur mei seient blasmét. Roi. 1062 Ploiïst al rei de gloire ( . . . ) Que la tenisse en France ( . . . ) Pel. Charl. 405 ( . . . ) mais li dous Jhesu-Crist ( . . . ) plout que il venist en terre. Jos. Arim. (Prosa) 9 39 ( . . . ) je voil servir ma dame la roïne tant com li fiera que je soie ses bien voillanz. Perlesvaus 3685 35

38

37

38 39

Ebenso gegen afiert austauschbares avient: N'a roi n'avient qu'il face duel. CdT Erec 6469; dagegen im Sinne von nfr. il arrive mit A-Form: si ceo avient, que aucuns coupe le puing a l'auter ( . . . ) Leis Willame 11 (H le) Auch „persönlich" konstruiert mit dem Translat als Objekt; Typ N'a droit qu'il vive. Konstruktion wie n. 36 : Totes vos ordenes n'i avreient mestier Ne vos feïnse toz les membres trenchier. Coron. Loois 1992 Mit B-Form als einzigem Translationsmerkmal. Nach piaist finden sich gelegentlich auch A- oder /-r-/-Formen: Ja fu près de nuit, si li plot Qu'ilueques se herbergeroit ( . . . ) CdT Yvain 3456 e plout a deu que Neemias fu mandez (. . .) Machab. II, 1, 20

328

si est resun, qu'il duinse X sol. Leis Willame 4 (Hk) Bien est resons que vos l'aiez.

CdT Erec 4657 Mais lui est tart quet il s'en seit turnet. St. Alex. 6540 b) Zur semantischen Opposition Eine klare semantische Opposition im Substantiv-Translat findet sich im Altfranzösischen nur bei den Verben vom Typ dit, die, ebenso wie im Lateinischen und im Neufranzösischen, mit A-Form die Bedeutung „sagt", mit B-Form die Bedeutung „befiehlt" haben: 41 Mit

A-Form

Ço dit Ii reis que sa guere out finee. Rol. 705 N'est hom kil veit et conuistre le set Que ço ne diet que l'emperere est ber. Roi. 530 Per deu, duce Rigmel, ne dirrez ke sui lent. Horn 376642 Mit

B-Form

Mun seignur dites qu'il me vienge veeir ! Roi. 2746 L'amirail dites s'ost i seit amenee ; Par vos li mand bataille i seit justee. Ebda 276043 Après escriet Rollant qu'il li ajut. Ebda 1964 40

41

42

43

Andere mit est gebildete Lexeme haben A-Automatik, z. B. (c'J est damages. Variation findet sich bei est bien, est bon(e chose) im Gegensatz zum Neufranzösischen. Bspe. Aliscans 7603; CdT Perc. 2956; Oxf. Psalt, Cambr. Psalt. 118, 71. Dieselbe Opposition liegt, ebenfalls entsprechend dem Lateinischen und dem Neufranzösischen, nach Lexemen wie respont, escrit, (es)criet u. ä. vor. Zit. nach Rudolph 54 (s. „Bibliographie" S. 415). Die A-Form erscheint trotz ne; vgl. auch S. 344ff. Den Doppelpunkt, den die Ausgaben setzen, können wir weglassen; es handelt sich um eine Translation ohne que.

329

c) Zur Variation Wenig Anlaß zu Bemerkungen geben die Verballexeme, die zum semantischen Feld des „Befehlens" oder „Beschließens" gehören, bei denen sich die Grammatiker bekanntlich im Neufranzösischen für eine /-r-/Form entschieden haben. 44 I m Altfranzösischen findet sich beides: Mit

B-Form

Caries comandet que face sun servise. Roi. 298 Il fist un establissement (...) Que tuit li temple e les citez Eussent si granz dignetez ( . . . ) Wace Brut 2287 Puis establi que pais eussent. Wace Brut 2297 Mais il me mandet quë en France m'en alge. Roi. 187 Mit j-r-l-Form E il commenda que tuit ( . . . ) seroient gité de toz les pooirs à l'annemi. Jos. Arim. (Prosa) 34 Jurai et si establissoie Que tes jugemens garderoie. Psalt. vers. 118, 10245 E t il te mande qu'il te donra assés. Mon. Guill. I I 2528 Dieselbe Variation findet sich bei Verballexemen, die den Sachverhalt eines Beschlusses bezeichnen : Mit

B-Form

Si pren cunseill que vers mei te repentes ! Rol. 3590 E a Locrin unt conseilled Que t u t sun covenant li tiegne. Wace Brut 1378 Li cuens li porofre et presante et prie que il li cotisante " Vgl. S. 138ff. Zitiert nach J. O e t k e n , Der Modus des Objektsatzes im Französischen, Göttingen 1911, S. 12; dort auch noch zahlreiche weitere Beispiele.

45

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que de lui ses gaiges repraigne. CdT Erec 3269 Si as juget qu'a Marsiliun en alge. Rol. 288 Sor tuit Ii altre l'unt otriet Ii Franc Que Guenes moerget par merveillus ahan. Rol. 3962 Mit

l-r-j-Form

Conseil pristrent qu'il s'en ireient. Wace Brut 1045 II est jugdt que nus les ocirum. Rol. 884 Mit beiden Formen A la pes toz Ii pueples cort, et devisent que a la cort le roi Artus iert la bataille, qui tient Bretaigne et Cornoaille: la devisent que ele soit, (...) CdT Lanc. 3885 Die Lexeme cuide(t),

croit, pense(t), semble(t), est (a)vis und

(a)pert

Bei den oben genannten Lexemen ergibt sich in bezug auf die Auslösung von A- oder B-Formen im Altfranzösischen ein recht buntes und sehr uneinheitliches Bild. Die Frage nach dem Verhältnis dieser Verben zu den von ihnen ausgelösten Formen gehört zu den schwierigsten in der Struktur des Altfranzösischen. In groben Zügen läßt sich folgende Linie festlegen: cuide(t) löst normalerweise, man kann sagen automatisch, eine B-Form aus mit einer wesentlichen Ausnahme: Der 1. Pers. Sing, und Plur. (je) cuit und (nos) cuidons folgt in der älteren Zeit meist eine A-Form; erst im 13. Jh. beginnt auch hier die B-Form einzudringen. croit und pense(t) ziehen beides nach sich; nach (je) croi nimmt, die B-Form im 13. Jh. zu; bei pense(t) geht die B-Form allgemein zurück. semble(t), sofern es ohne Personalmorphem oder Substantiv im Dativ auftritt, löst automatisch die B-Form aus; kombiniert mit einem Dativ (Typ me semble(t), Ii semble(t), semble(t) al roi) kann es wiederum beides, Aoder B-Form bei sich haben. 331

est (a)vis, das fast ausschließlich mit einem Dativ kombiniert vorkommt, zeigt Variation wie der Typ me semble(t), wobei zusätzlich zu bemerken ist, daß es, je nach Kontext, entweder mit me semble(t) „mir scheint" oder mit (je) cuit „ich bin der Meinung" kommutierbar ist. 46 (a)pert hat A-Automatik; im 13. J h . finden sich allerdings auch einige Belege mit B-Form. M o i g n e t widmet diesem Phänomen für die Verhältnisse im 12. J h . 17, für die im 13. Jh. 24 Seiten47 und gelangt trotz der Fülle gut ausgewählter Beispiele auch mit seiner Methode bei aller Subtilität, derer er sich bei der Interpretation der Gedanken von Autoren befleißigt, die vor sechs- bis siebenhundert Jahren schrieben, zu keiner auch nur ihn selbst restlos befriedigenden Deutung. 48 Gemäß seiner Gesamtkonzeption des „subjonctif" ist für Moignet bei diesen „Verben des Meinens" („verbes d'opinion") das Hinzutreten einer „pesée critique", eines kritischen Abwägens, für die Setzung der B-Form entscheidend. 49 Es kommt für ihn also darauf an, in den von ihm ausgewählten Kontexten jeweils diese „pesée critique" nachzuweisen, wenn nach diesen Lexemen die B-Form erscheint, bzw. ein solches „kritisches Abwägen" des Autors auszuschließen, wenn eine A-Form auftritt. Schon die einschränkende Bemerkung auf S. 373f. : „ ( . . . ) mais ils y ajoutent une nuance qu'il est souvent bien difficile de définir" läßt ahnen, daß sich die Texte nicht immer willig seiner Theorie beugen, , , ( . . . ) parfois, des pesées plus subtiles peuvent entrer en jeu". Zu cuide(t) heißt es, daß die B-Form regelmäßig dort erscheint, wo der Sprecher die Meinung eines anderen wiedergibt, die sich nicht mit der seinen deckt. 50 . Unter den zahlreichen dort (II, 374ff.) angeführten Beispielen können hier als repräsentativ gelten : Mout par est fous cil qui ço cuide Que mais puessent estre tenu. Thebes 7162 tuit cuident que ce soit deables qui leanz soit antr'ax venuz. CdT Erec 4832 46

Bei einigen anderen Lexemen wie entent, esme(t), prisie(t) liegen die Dinge ähnlich. - Zur Negation s. S. 344ff. " Op. cit. II, S. 374-390 und 554r-577. 48 Zur allgemeinen Kritik an der Methode Moignets vgl. Einleitung S. 22-28. 49 Op. cit. II, 373. 50 „Ce subjonctif est le signe de l'intervention d'un regard critique se portant sur l'idée regardante, la mettant en discussion, et de ce fait, entravant son opérativité." (op. cit. II, 377).

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de l'onbre blanc et de l'image cuida por voir ce fust fromage. Rom. Renart 1077 oder etwa auch unter den von Moignet nicht zitierten Beispielen : Quias le guant me caïst en la place Cum(e) fist a tei le bastun devant Carie ? Roi. 764 Quidat Ii reis quil eust pris de darz tel haan. Chans. Guill. 1894 Hinzukommt, daß in den meisten Fällen der Autor die Meinung der von ihm dargestellten Person als irrtümlich hinstellen will. Wenn dann im 13. J h . Fälle auftreten, in denen cuide(t) eine A-Form auslöst wie z. B. in der Handschrift A des Ménestrel de Reims 209 E t cuidoit que Solehadins ne s'en donnoit garde, mais si faisoit il51 oder, noch peinlicher, in Phil. Nov. II, L X X I I I , 91 ein Nebeneinander von A- und B-Form innerhalb ein und derselben sprachlichen Äußerung : Quant l'on oï cele frapaille, Si ont cuidé de voir, sans faille, Qu'il soit de mort en grant paour E c'om perdoit mout bon seignor dann bleibt nichts anderes übrig als zu sagen, daß ,,ces quelques faits isolés n'entament pas le principe de la construction subjonctive de cuidier", bzw. zum zweiten Beispiel: „où l'inconséquence syntaxique recouvre peut-être une intention stylistique", 62 ohne daß auch nur angedeutet wird, worin diese Stilabsicht denn bestehen soll.53 Die geforderte „pesée critique" ist ausgeschaltet, wenn es sich um die 1. Pers. Sing, oder die 1. Pers. Plur. handelt: „Une pesée critique du locuteur est généralement exclue quand il exprime ce qui constitue une possession actuelle de son esprit. Dans l'expression de l'opinion du moi pensant dans le moment présent, rien ne vient s'interposer entre l'idée regardante et l'expression du contenu de la pensée. L'opération de pensée 51 52 53

Die Versionen B und C haben donnast. Moignet op. oit. II, 555. Die op. cit. II, 378 zitierten Fälle mit /-r-/-Formen (die Moignet traditionsgemäß als „indicatif" ansieht), brauchten in diesem Zusammenhang nicht zu genieren, wenn man sich dazu durchringt, auch in den /-r-/-Formen sprachliche Zeichen für die eingeschränkte Gültigkeit zu sehen. Das dürfte besonders für die /-reit-/-Formen (nfr. /-rc-/) gelten: Pur 90 cuida que Ii plusur Serreient mis hors de l'errur. Marie de Fr. Espurg. 335.

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est pure opération et le contenu est pur résultat. La pensée est assimilable à une constatation, à une simple perception, et je cuit équivaut à je voi. Il n'y a guère de place pour une restriction critique quand on énonce sa propre opinion."54 So etwa in: Et por ce cuit je qu'il li plest, Qu'assez otroie qui se test. Philomena 315 mes je cuit que vos ne savez. CdT Erec 621155 oder (nicht bei Moignet) Jo quit qu'il a tous les larrons ocis. Mon. Guill. II 1797 Dont vient chis hom 1 Jou quit qu'il vient d'infer. Ebda 258456 mais ge quit bien qu'il l'ont ocis. Jos. Arim. (Prosa) 561 Daß cuide(t) in den ersten Personen der anderen Tempora dieser „Regel" nicht folgt, also z. B. E quidoue que fust celet A lui qui fist cel estelet. St. Brendan 1283 Cuidai ( . . . ) qu'il queïst amistiez Ou itel chose que ferne a home quiert. Char. Nimes 561 Mais ge cuidai qu'il me seguist. Eneas 5151 u. a., stört Moignet nicht. Obwohl auch hier eine „opinion du moi pensant" vorliegt, bei der sich nichts zwischen die „idée regardante"57 und den Ausdruck des Gedankeninhalts („expression du contenu de la pensée") einschieben dürfte, sieht Moignet hier dennoch so etwas wie ein „kritisches Abwägen": „ ( . . . ) le regard critique consiste dans le sentiment d'un écart existant entre ce qui est pensé dans une autre époque que le présent et ce qui est pensé dans le présent" (op. cit. II, 377). 54 55

56

57

Vgl. Moignet op. cit. II, 376. Interessanterweise haben von den 14 von Moignet op. cit. II, S. 374-376, angeführten Beispielen 9 eine /-r-/-Form bzw. iert, dreimal darunter die /-reit-/-Form. Die A-Form tritt hier auf, obwohl es sich evidentermaßen um einen Irrtum des Sprechers handelt. Diesen für Moignet und Guillaume typischen Terminus lassen wir am besten unübersetzt; vgl. dazu Einl. S. 24f.

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Wenn man aber einmal je cuit mit je voi gleichsetzt und daraus die AForm erklärt, warum darf man dann nicht ein je cuidoie mit je veoie, ein je cuidai mit je vi ebenso gleichsetzen % Leider gibt es nun aber auch eine Reihe von Beispielen mit je cuit -fB-Form, die Moignet etwas in Verlegenheit bringen. Mag die Interpretation der Stelle aus Eneas 3243 Par ce si com ge vos oi dire cuit ge que ce soit vostre sire noch hingenommen werden, daß nämlich Dardanus, der hier spricht, den im vorhergehenden Orakel angekündigten Fremden nicht ohne weiteres mit Eneas identifizieren will, so wirkt die Deutung der B-Form in Dame, je quid, par sen J o h a n Kil seit le messager Tristran. Folie Trist. (Oxf.) 597 reichlich gesucht: , , ( . . . ) l'idée critique consiste probablement dans la réserve légitime avec laquelle une servante peut hasarder devant sa maîtresse une supposition assez inattendue." 5 8 Aber vorsichtshalber fügt Moignet hier ja ein „probablement" ein, und außerdem hatte er auf S. 376 ja auch gesagt: „II n ' y a g u è r e de place pour une restriction critique quand on énonce sa propre opinion". Das „guère" läßt die Tür für die B-Form nach je cuit jedenfalls offen, und hier hätten wir denn also einen Fall, wo so ein Plätzchen f ü r die „restriction critique" der eigenen Meinung gegenüber frei geblieben wäre. Zu den beiden anderen Beispielen, die Moignet hier anführt, Je cuit que mout pleisir Ii doive. CdT Cliges 3286 und Cuit que granz anconbriers Ii vaingne. Ebda 3376 sagt er mit Recht, hier handle es sich um etwas Zukünftiges, „l'opération de pensée est une supposition". Eine kritische Distanz des Sprechers läßt sich daraus selbstverständlich leicht erklären. Fehlt diese kritische Distanz aber in all den vorhergehenden Beispielen, in denen je cuit mit einer /-reit-/-Form zusammen auftritt, und die Moignet zu denen rechnet, die die selbstverständliche Identifizierung des Sprechers mit seiner eigenen Meinung belegen sollen ? je cuit qu'ele le conuistroit. CdT Erec 1106 je cuit qu'il se vodroit desfendre. Renart 4677 58

Moignet op. cit. II, 378. 335

Cest plait cuit jo que en fereit Que la terre li partir eit. Thebes 4125 Gewiß, aber sie läßt sich auch nicht für die beiden Cliges-Beispiele nachweisen. I m ersten Falle brauchte Chrétien einen Reim auf ne vuel que... boive, im zweiten auf ainz que... teigne-, d a r i n liegt das Geheimnis.59 Im 13. Jh. geht nach Moignet 60 die A-Form nach je cuit zurück; der Verfasser führt zwölf Beispiele mit je cuit¡nos cuidons mit B-Formen an. 61 Die „subordination critique" erfaßt das ganze Lexem, das nun in allen Personen die Bedeutung von „vermuten" („conjecturer") hat. An die Stelle von je cuit im Sinne des 12. J h . tritt nun allmählich je croi + A-Form. 62 Bei den anderen Lexemen, croit, penseft ), est (a)vis und semble(t) gilt nach Moignet im Prinzip das gleiche; nur ist die Handhabung hier weniger riguros („moins rigoureux") (op. cit. II, 380). Bei „confusion du locuteur et du protagoniste dans le présent", d. h. also bei je croi, je pens, m'est (a)vis und me semble(t) bzw. entsprechend nos croions, nos est vis usw. wäre danach die A-Form die Regel, sonst hingegen die BForm. Natürlich lassen sich dafür Beispiele anführen : Jo crei qu'il pensa d'el que del ventre farsir. Guernes Beck. 1983 Unques mes si long jor ne furent, Ge pans qu'il an a en un trois. Eneas 10028 Ce m'est avis que est droiture. Ebda 4202 Wir können weitere hinzufügen : Vis m'est que c'est molt granz bontez. CdT Erec 630 Après me fu avis que je le vi despendre de la croiz. Perlesvaus 9242 (...) moi semble que vos n'estes pas très bien liee. Ebda 964 Aber es gibt in beiden Jahrhunderten auch genügend Gegenbeispiele : 59

Moignet zitiert überdies nach einer älteren Cliges-Ausgabe; in seinem Bsp. 3376 wird heute die Variante Griem . . . bevorzugt (Ausg. Micha, Vers 3334, s. „Bibliographie" S. 418). Das ändert die Lage gründlich! 60 Op. cit. II, 555 f. 41 Sie sind allerdings nach Aussage Moignets noch den A-Formen gegenüber in der Minderzahl. ** Op. cit. II, 556.

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Bien crei que César l'en taïst E l'un od l'altre retenist. Wace Brut 4071 E si croi que il soient preudome et bien créant. Rustebuef 47, 131 Je croi bien des preudommes i ait a grant plante. Ebda 19, 41 Je croi qu'il soient orendroit compaignon. Adenet Enf. Ogier 256 63 Si soie je sauvés Que il me samble que ce soit vérités. Ebda 4444 (...) M ei est vis que trop targe. Roi. 659 Zahlreich sind die Beispiele bei Moignet selbst, 64 etwa: Quant Ii solauz est resconsez, ainçois que il resoit levez, pens ge mil foiz qu'il soit perduz. Eneas 10037 Brenguain respunt : Je pens pur dreit K'iço Tristran meïsmes seit. Folie Trist. (Oxf.) 575 Besonders unangenehm sind für Moignet wieder Fälle, bei denen entweder in kurz aufeinanderfolgenden Textstellen oder innerhalb einer in sich abgeschlossenen Äußerung ein Wechsel der Formen eintritt : Dont m'est a vis que me semonge Sovent Ne sai quel voiz o plaignement ( . . . ) Piramus 564 Quant me rendorm, dont m'est a vis Que vos estes devant mon vis. Ebda 559 E dune m'est vis n'est turmente Que del freid dunt plus me sente ; E de chascun si m'est avis Ne seit si fort quant enz sui mis. St. Brendan 1401 63

64

Rustebuef zit. nach Schumacher, S. 94; Adenet nach Wolff, S. 26f., s. „Bibliographie" S. 415f. Op. cit. II, 380f., 560f., 574 und 576ff. - Im 13. Jh. nimmt die B-Form nach je croi sogar noch zu ; bei me semble ist das Verhältnis A : B nach Moignets Erhebungen 23 : 19 (S. 575), bei m'est avis 19 : 4 (S. 572).

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„II est bien embarrassant de préciser quelle est la nature de l'idée critique qui justifie le subjonctif. Peut-être, pour Folie Trist. Oxf. 575, s'agit-il d'une réserve respectueuse de domestique; pour Eneas 10037 et Piramus 564, ce peut être l'idée de la répétition (mil foiz, sovent) qui entraîne une appréciation de généralité, de caractère critique; pour l'exemple de Benedeit (d. h. Brendan), il paraît bien difficile d'alléguer une raison plausible." Soweit Moignet op. cit. II, 381 zu seinen Beispielen. Da wird einmal wieder die Domestiken-Servilität herangezogen ; dann bringt die Wiederholung ein kritisches Moment ins Spiel (was haben diese beiden Dinge eigentlich miteinander zu tun?), und schließlich, wenn sich beim besten Willen nichts mehr heranziehen läßt für die Rechtfertigung einer „pesée critique", bleibt nur noch - die Resignation. Das Bild ändert sich im Prinzip auch nicht im 13. J h . Da, wo nun Autor und Protagonist getrennt sind, also bei allen Personen außer den beiden ersten, bzw. bei semble(t) und est (a)vis mit den Dativen te, Ii, vos, lor oder a + Nomen, wäre wegen der hier ja gegebenen Distanz des Autors zu der Meinung der sprechenden Person - wie bei cuide(t) - die B-Form das Gegebene. „Le subjonctif correspond généralement à l'intervention critique du locuteur; c'est une réserve concernant le bien-fondé du jugement qui empêche la pleine opérativité de l'idée regardante", heißt es auf S. 382. Das stimmt freilich für das angeführte Beispiel (und gewiß auch für tausend andere) : Quant t u ce croiz que Mahomez soit Dé, Que par lui aies richece ne planté, . . . L'en te devroit toz les membres coper. Char. Nimes 896 „Mais les choses ne sont pas toujours aussi nettes, et souvent, la pesée critique qui amène le subjonctif est bien malaisée à définir" (S. 383) und es folgen zwei Kontexte, die dieses Unbehagen unterstreichen : Granz semblant ert qu'il se haient. Thebes10190 Bien loing les fait aler derière, Car il firent mout grant poudrière, Car d'eus i out mout grant compaigne, E t s'arengierent par la plaigne : De ci qu'ai ciel la poudre en vait ; Bien semble que grant gent i ait. Ebda 7547 Wir lassen am besten auch hier Moignet wieder selbst sprechen: „Dans les deux cas, ce qui apparaît est conforme à la réalité: dans le second passage, il nous est dit expressément qu'il y a troupe nombreuse : aucune réserve du narrateur n'est possible. La nuance critique consiste peut338

être dans un accent particulier mis sur le verbe principal, laissant l'idée regardée au second plan ( . . . ) Mais on ne saurait affirmer cela avec certitude. En définitive, il apparaît que le subjonctif suggère que semble fait allusion au sentiment du protagoniste, le locuteur - le narrateur n'éprouvant pas le besoin de poser à nouveau ce qui a été posé précédemment: il y a économie de visée. Mais il faut avouer que la nuance est extrêmement fugace, et qu'elle pourrait apparaître avec autant de raison dans la première phrase." „Infime" ist der Unterschied zwischen den Nuancen in einem Beispiel wie La dame qui tant par est gente, Ce li est vis que il la sente Entre ses dras dedenz son lit Et qu'il en fait tot son délit. Guillaume au Faucon 35565 - oder sollte sente nicht vielleicht doch reimbedingt sein ? - und eine „nuance ( . . . ) extrêmement ténue" findet Moignet in Il m'est avis que celi trespasse sa foi et n'aint mie loiaument son seignor qui mavais conseil li done ( . . . ) Troie 55, 3 , , ( . . . ) il semble correspondre à une opinion que le locuteur veut indiquer comme n'engageant que lui." Abschließend sei zu den Lexemen pert und apert, die im 12. Jh. ebenso wie nfr. paraît automatisch die A-Form auslösen, noch bemerkt, daß sich auch hier gegen Ende des 13. Jh. B-Formen einstellen. Beispiele hierfür finden sich bei Moignet op. cit. II, 545f. Dazu der Verfasser loc. cit. : „ ( . . . ) on note chez quelques écrivains lettrés quelques exemples du subjonctif: une pesée critique rend ainsi apert, pert, synonymes de semble." Wir brauchen auch hier nicht die „pesée critique" zu bemühen; der Schlüssel liegt in „écrivains lettrés", denen, am Lateinischen geschult, eine B-Form als die einer Translationskonstruktion angemessene Form erschien. In seiner Rezension zu Moignets Werk sagt S t e m p e l : 6 6 , , ( . . . ) das System ,stimmt' nie, es wird permanent modifiziert durch stilistische Ausbrüche ( . . . ) " Wir schließen uns dieser Kritik vorbehaltlos an.67 Nur einmal möchten wir Moignet im Rahmen dessen, was er über die hier behandelten Lexeme sagt, recht geben: „Le choix du mode dépend évidemment de préférence d'ordre stylistique. Il arrive qu'on en pénètre 65

Op. cit. II, 574. •• Roman. Forschungen 71 (1959) S. 470-474. " Allerdings müssen wir Stempels Meinung, es handle sich hier um Strukturalismus, entschieden zurückweisen; vgl. dazu Einl. S. 27f.

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mal les raisons." 68 Und wir wollen gleich hinzufügen, daß Silbenzahl und Reim für die Wahl zwischen A- oder B-Formen nicht minder mitbestimmend gewesen sind. So dürfte unseres Erachtens die S i l b e n z a h l ausschlaggebend gewesen sein in den Beispielen CdT Erec 4832 (S. 332), Mon. Guill. I I 2584 (S. 334), Eneas 3243 (S. 335), CdT Erec 630 (S. 336), Adenet Enf. Ogier 4444 (S.337) und vielleicht noch einigen anderen; der R e i m hingegen entschied die Wahl bei Philomena 315 (S. 334), Folie Trist. (Oxf.) 575 (S. 337), Thebes 7547 (S. 338) und Guillaume au Faucon 355 (S. 339). Wenn nun aber die Wahl zwischen zwei grammatischen Formen oder zwei Lautkörpern überhaupt von literarischen Formelementen - Metrik, Symmetrie der Konstruktion, Satzrhythmus, Stil - abhängig gemacht werden kann, dann muß es um ihre oppositionellen Funktionen auf der Inhaltsebene schlecht bestellt sein. Keinem altfranzösischen Dichter wäre es eingefallen, nur um des Reimes, der Assonanz oder der Silbenzahl wegen etwa eine Imperfektform zu setzen, wo dem Inhalt nach eine Futurform, einen Singular, wo dem Inhalt nach ein Plural hingehört oder gar ein vielz, wo ein novel erforderlich ist. Wir wollen dennoch auch hier eine beschränkte Oppositionsmöglichkeit A : B, eine virtuelle Oppositionsfunktion, in den genannten Fällen, besonders bei croit und pense(t) nicht von vornherein ausschließen. Das Lexem cuide(t), das - sehen wir einstweilen mal von dem Sonderfall je cuitjnos cuidons ab - praktisch tatsächlich automatisch eine B-Form auslöst, hat im Altfranzösischen eine ganz bestimmte Bedeutung, die es von den beiden anderen - croit und penseft) - absetzt. Es wird, wie zahlreiche Kontexte beweisen, immer dann gesetzt, wenn gesagt werden soll, daß etwas i r r t ü m l i c h geglaubt wird. Der Leser weiß das meist schon aus dem Vorhergehenden oder erfährt es mindestens in Kürze; cuide(t) bedeutet also „er glaubt fälschlich", „er nimmt an", „er bildet sich ein": Cil dedenz s'esbahissent tuit, Li plus hardiz avant Ii fuit, Car cuident qu'il seit aucuns deus Qui se combate por les Greus. Thebes 4811 Mout par est fous eil qui §o cuide Que mais puessent estre tenu. Ebda 7162 Quias le guant me caist en la place ( . . . ) ? Rol. 76469 ,8 69

Moignet op. cit. II, 561. Der Handschuh fällt in Wirklichkeit nicht.

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Erec tote voie ne fine de chevalchier a grant esploit la ou Enyde l'atandoit, qui puis ot eü grant deshet, qu'ele cuidoit tot antreset, qu'il l'eüst lessiee del tot. E t il restoit an grant redot ( . . . ) si se hastoit molt del retor. CdT Erec 4542 tuit cuident que ce soit deables qui leanz soit entr'ax venuz. Ebda 4832 voient Erec, qui t a n t est biax que par sanblant cuident et croient que trestuit li autre a lui soient. Ebda 5450 70 de l'onbre blanc et de l'image cuida por voir ce fust fromage. Rom. Renart 1077 Aide la bel(e) est a sa fin alee. Quidet Ii reis quë el se seit pasmee. Roi. 3723 E t t u cuidas que m'alas.se couchier Dedenz mon tref por mon cors aesier. Ge fis monter dos mile chevalchiers. Char. Nimes 223 71 DiesejBeispiele ließen sich beliebig vermehren; cuide(t) ist ein ungemein häufig gebrauchtes Lexem im Altfranzösischen. Träger der Bedeutung „irrtümlich glauben" bzw. sprachliches Zeichen für die hier sehr stark eingeschränkte Gültigkeit der Aussage ist natürlich nicht die BForm - oder zum mindesten nicht diese allein - , sondern in erster Linie selbstverständlich das Lexem cuide(t). Das geht schon daraus hervor, daß gelegentlich - als Bruch der Automatik - auch /-r-/-Formen von cuide(t) ausgelöst werden können: Pur ço cuida que li plusur Serreient mis hors de l'errur. Marie de France Espurg. 335 ce cuida il veraiement qu'il n'estordront de cel peril. Eneas 5348 70 71

Man beachte hier die Kombination cuident et croient. Weitere Belege s. Moignet op. cit. II, 374ff. 341

Auch hier handelt es sich um irrtümliche Annahmen. Nun ist cuide(t) ja aber keineswegs das einzige Verballexem, das als lexikalisches Mittel zur Bezeichnung einer eingeschränkten Gültigkeit auftritt und gleichzeitig eine B-Form auslöst. Hier ist vor allem dote(t) zu nennen, das, vom Lateinischen ererbt (dubitat ne + B-Form) automatisch (wie /-dut/ im Neufranzösischen) eine B-Form nach sich zieht; da sind Fälle wie neie(t)lnie(t) und nicht zuletzt die Kombinationen mit dem Negationsmorphem ne (Tie set, ne dit, ne croit, ne voit usw.), bei denen die Setzung der B-Form besonders in der älteren Zeit (12. Jh.) als absolut automatisch anzusehen ist und wo auch meist die Gültigkeit der Aussage eingeschränkt ist. Und schließlich ist die B-Form ja auch da, wo sie außerhalb von Translaten auftritt, ein Zeichen für eingeschränkte Gültigkeit, wenn auch in anderer Weise.72 Da nun, wie wir gesehen haben, die AForm auf Grund ihrer Funktion außerhalb von Translaten als d a s sprachliche Zeichen für die uneingeschränkte Gültigkeit empfunden wurde, konnte die B-Form gelegentlich aus ihrem Redundanzverhältnis mit cuide(t) gelöst und einem normalerweise die A-Form auslösenden croit oder pense(t) zugeordnet werden, wobei sie dann tatsächlich alleiniges sprachliches Zeichen für die eingeschränkte Gültigkeit sein kann. 73 Damit werden croit und pense(t) allerdings - und insofern können wir Moignet recht geben 74 - semantisch affiziert: croit + B-Form und pense(t) + B-Form können dann gleich „glaubt irrtümlich", d. h. gegen cuide(t) austauschbar sein: Quant t u ce croiz que Mahomet soit Dé, Que par lui aies richece ne p l a n t é . . . Char. Nimes 89675 Li rois pense que par folie, Sire Tristran, vos aie amé. Berol Trist. 20 (Moignet II, 384) E t lors croient bien tuit cil de la place que Lancelot die voir et que les letres dou pont soient veraies. Queste 6, 26 Li rois Artus, qui entent ceste parole, ne puet pas cuidier que ce soit voirs, einz croit veraiement que ce soit mençonge. Mort Artu 6, 26 72 73

74 75

Vgl. hierzu bes. S. 146-152. Sofern eben nicht, wie so oft auch bei den von Moignet nicht ausdeutbaren Beispielen, formale Gründe eine Rolle gespielt haben. Moignet op. cit. II, 384, 386 u. 559. Im Gegensatz etwa zu: Bien creit qu'ileoc ad grant glorie Si cum nus dit veire storie. St. Brendan 53 (Moignet II, 381) Weitere Belege auch Moignet op. cit. II, 557.

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Gefördert wurde eine solche Beeinflussung von croit und penseft) durch cuide(t) natürlich besonders in Kontexten, in denen die drei Lexeme aneinandergereiht auftreten wie im Bsp. CdT Erec 5450 7 6 oder in Li dus cuide, et croit bien, et pansse Que Cligés riait vers lui desfansse CdT Cliges 3965 Daneben gibt es dann auch wieder Belege wie diesen : Idunkes fu ocis e al coeu fu livrez. Li keus manja le euer. Quant li fu demandez, Fist al seignur acreire que senz quer esteit nez. Guernes Beck. 1 2 9 1 " Ein fust hätte hier den Alexandriner zerstört. Vor Überinterpretationen kann nicht eingehend genug gewarnt werden. Fassen wir zusammen! Was hier gesagt wird, gilt im Prinzip für alle Fälle, in denen im Altfranzösischen die B-Form nicht automatisiert ist, noch eine so aufdringliche semantische Opposition zur A-Form zeigt wie im Typ dit que face : dit que fait, also für alle Fälle, in denen sie in buntem Wechsel zur A-Form auftritt. E s steckt in der B-Form eine latente Oppositionsmöglichkeit, eine Opposition, die aktualisiert werden kann oder auch nicht; sie ist beschränkt oppositionsfähig in dem Sinne, daß sie als sprachliches Zeichen für die eingeschränkte Gültigkeit gegenüber der A-Form als Zeichen für die uneingeschränkte Gültigkeit auftreten kann, wobei die Änderung des Sinnes auf der Inhaltsebene sich, wie in unseren hier besprochenen Fällen, am auslösenden Lexem bemerkbar macht, indem dieses eine andere Bedeutungsnuance erhält. Die B-Form ist aber keineswegs immer und überall sprachliches Zeichen für die eingeschränkte Gültigkeit und schon gar nicht d a s sprachliche Zeichen schlechthin, weder im Lateinischen, noch im Altfranzösischen und noch viel weniger im Neufranzösischen, ebensowenig wie die A-Form eben immer und überall das sprachliche Zeichen für die uneingeschränkte Gültigkeit ist. Beide Formen haben die verschiedenartigsten Funktionen. Eine monistische Ausdeutung der B-Form führt bestenfalls zu einer Fülle von Aporien ; es läßt sich kein gemeinsamer Nenner finden. Daß sie als sprachliches Zeichen für die eingeschränkte Gültigkeit auftreten k a n n - und zwar nicht nur redundant, sondern auch selbständig bleibt unbestritten; vermutlich hat gerade diese Funktion sie mit Lexemen wie cuide(t) zusammengeführt, 78 wobei es dann zu jener automati'« S. 341. Moignet op. cit. II, 385. 78 Vom Lateinischen her kommt es wohl nicht; gerade im Sinne von „ist der Meinung" löst cögitat den ,,A. c. I." aus, und die Bedeutung von cogitai ut + B-Form „sorgt für" hat sich im Französischen nicht erhalten und ist auch in älterer Zeit nicht nachweisbar. 77

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sierten Redundanzverflechtung kam wie bei so vielen anderen Lexemen. Daß sich Autoren des 12. und 13. Jh. (und später) diese latente Oppositionsmöglichkeit, diese virtuelle Oppositionsfunktion, gelegentlich zunutze gemacht haben, wird ihnen niemand absprechen wollen, zumal auch sie ja gewiß gute Latinisten gewesen sind und sie außerdem den Vorteil hatten, daß die Struktur i h r e r Sprache noch nicht so viele Automatisierungserscheinungen auf diesem Sektor kannte wie die ihrer Nachfahren des 18.-20. Jahrhunderts. Die spärlichen Oppositionsmöglichkeiten, die ihr verblieben sind, wurden dann allerdings von den Grammatikern liebevoll gepflegt, so daß manche davon, wie wir bereits dargelegt haben, 79 auch heute noch von sprachbewußten Menschen realisiert werden können - von sehr Empfindsamen sogar noch bei il semble qu'il fait: il semble qu'il fasse. Daß nun speziell je cuit (nos cuidons) sich der sonst bei cuide(t) zu beobachtenden B-Automatik weitgehend entzogen hat, wird aus dem Gesagten verständlich. Hier liegt gewissermaßen der umgekehrte Vorgang wie bei croit + B-Form vor: Die A-Form als sprachliches Zeichen der uneingeschränkten Gültigkeit affiziert den semantischen Inhalt des Verballexems; sie nimmt dem cuide(t) sozusagen das Moment der Irrtümlichkeit. 80 So will z. B. Enide ihrem Partner im folgenden Beispiel ja gerade einreden, er habe nur geträumt, und äußert deshalb: H a ! biax sire, onques ne l'oistes, mes je cuit bien que ce fu songes. CdT Erec 2530 I m übrigen war dieses (jo) cuit auf dem Wege, eine bloße Floskel zu werden, ein Einschiebsel, dem deutschen „meine ich" zu vergleichen: E si'n avrez, po quid, de plus gentilz. Rol. 15081 Wie wenig gefestigt derartige Oppositionen aber sind, zeigt die bereits erwähnte Entwicklung von jo cuit im 13. Jh., wo die B-Automatik des gesamten Lexems in erhöhtem Maße auch auf diese Form überzugreifen beginnt. Negation, Frage, Koppelung

mit se „wenn"

Die Negationsmorpheme - im Altfranzösischen normalerweise ne, nen, non, nul - lösen im 12. Jh. nach Ausweis der Texte automatisch eine '» Vgl. bes. S. 144ff. 80 Freilich auch hier nicht immer; vgl. das Bsp. Mon. Guill. II, 2584 auf S. 334. 81 Ähnlich entzieht sich im Neufranzösischen /zenakrwapa/ der B-Setzung in der Umgangssprache: /sepavrezkrwa/ „c'est pas vrai, je crois" statt „je ne crois pas que ce soit vrai" (vgl. auch S. 144). In der 3. Pers. kommt das unseres Wissens nicht vor; */sepavrei(l)krwa/ wird nicht gesagt.

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B-Form aus. 82 Erst im 13. Jh. läßt sich eine größere Anzahl von Fällen nachweisen, in denen sich auch eine A-Form findet, so daß wir hier nur noch (wie etwa heute in der neufranzösischen Umgangssprache) 83 von einer Teilautomatik sprechen können. Eine engere Verbindung von Negationsmorphemen und der B-Form ist im Lateinischen zwar bereits angelegt, hat aber bei weitem nicht die Ausmaße erreicht, die uns später in den Systemen der romanischen Sprachen begegnen. Das Negationsmorphem nön, kombiniert mit Verballexemen wie dicit, seit, credit, putat usw., ist weit davon entfernt, irgendeinen Einfluß auf die Wahl von A-, B- oder ,,A. c. I."-Formen auszuüben; hierüber bestimmt das Lexem selbst. Dennoch ist die Tendenz, Negation und B-Form miteinander zu koppeln, im Lateinischen jedenfalls nachweisbar. Den entscheidenden Einfluß in dieser Richtung dürfte das Morphem ne gehabt haben. Gewiß, ne ist nicht nur Negationsmorphem; es ist im Lateinischen gleichzeitig Translativ; seine „positive" Entsprechung ut löst die B-Form in gleicher Weise aus. Im Typ timet ne ist das ne samt seiner automatischen B-Form das obligatorische Morphem für die Translation vom Verb zum Substantiv; es hat hier - synchronisch betrachtet - nicht einmal etwas mit einer Verneinung zu tun; es ist dem Lexem timet gewissermaßen inhärent. 84 Als in der späteren Latinität ne aber allmählich seine Translationsfunktion an das immer häufiger werdende und sich zum hauptsächlichsten Translativ aufschwingende quod verliert 85 (Typ *timet quod ne..., *rogat quod ne...), als auch das finale ut durch quod ersetzt wird, dessen Negation nun auch nicht mehr einfach das mit einer Doppelfunktion behaftete ne, sondern eben *quod ne ist, konnte die B-Form als einzig und allein von der Negation abhängig aufgefaßt werden. Daß nön dabei in die gleiche Rolle hineingerät, ist um so verständlicher, als es nach bestimmten Lexemen ja auch mit ut kombiniert auftrat; 8 6 auch hier wurde ut durch quod ersetzt ; die B-Form, ursprünglich eine Folge von ut, konnte in der Verbindung quod nön ebenfalls als vom Negationsmorphem abhängig empfunden werden. Hierbei ist sogar noch besonders der Umstand entscheidend, daß das Kausaltranslativ nön quod im Gegensatz zu nicht negiertem quod schon in der klassischen Latinität die B-Form nach sich zog; auch bei nön quia findet sie sich von jeher. 87 Die B-Form, ursprünglich vom Translativ abhängig, 88 schließt sich im Laufe der Entwicklung, während 82 83 84 85 88 87 88

Das gilt weitgehend auch für die Adjektivtranslate; vgl. S. 355f. Vgl. S. 184f. Zur Inhärenz vgl. S. 233ff. Vgl. S. 303. Vgl. S. 250 u. 260. Vgl. S. 295 n. 11. Es kann seinerseits vom Lexem abhängen.

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das Translativ selbst formal ersetzt wird, dem mit ihm kombinierten Negationsmorphem an. 89 Wir können uns auf einige wenige altfranzösische Beispiele beschränken: Onques de rien ne m'aper$ui (...) Que mains volantiers me veissent Ne que mains d'enor me feissent (...) CdT Yvain 565 J a ne1 dirat de France Ii emperere Que suis i moerge en l'enstrange cuntree. Rol. 4 4 7 " ( . . . ) ce ne ferai je mie Que vo Deu croie et ma loi deguerpisse. Char. Nimes 1450 E se t u en nus ne te fies Que prod n'aies chevalerie, Va en Norwege quere aie. Wace Brut 2388 II ne poet estre qu'il seient desevrez. Rol. 391391 Nenil, vaslez, ce ne puet estre Que nule riens puisse einsi nestre. CdT Perc. 283 Erec de ce rien ne savoit qu'il deüssent sa mort pleidier ( . . . ) CdT Erec 3418 Mes bien sai, qui dame m'apele Ne set que je soie pucele. CdT Cliges 5181 Unches ne trovai, ne ne truis, Que a nul tens ( . . . ) I eüst morz ensemble tanz. Wace Brut 6297 Ne ne ten vanteras iamais a nul dis Que mort aiez le barun Lowis. Chans. Guill. 794 89 90

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Weitere lateinische Fälle wie der Typ nemo est qui + B-Form s. S. 285. Über seinen eigentlichen Bereich hinaus wirkt ne in Ja ne creront message qui leur die Ke ma compaigne soit si morte et perie. Aliscans 1934 s. ähnliche Beispiele von Fernwirkung im Neufranzösischen S. 140ff. Nicht negiertes puet estre löst meist die A-Form aus: il puet molt bien estre qu'ele est sa suer. Perlesvaus 4163 346

Daß die Setzung der B-Form hier nichts mit „eingeschränkter Gültigkeit" zu t u n hat, sondern rein automatisch erfolgt, zeigt besonders das Bsp. Cliges 5181 oder auch Perceval 283. Es ist natürlich möglich, daß sprachbewußte Autoren des 13. J h . in solchen Negationsfällen absichtlich die Automatik durchbrachen und die A-Form setzten, wo es ihnen auf eine besondere Hervorhebung der uneingeschränkten Gültigkeit ankam; die Beispiele bei Moignet 93 sind diesbezüglich gut ausgewählt : Dieus, que ne set ma mere, fait ele au cors apert, Qu'ele Berte, sa fille, en cette forest per t. Adenet Berte 874 besonders, wenn die Äußerung sich auf vollendete Tatsachen bezieht, wie Seignors, ne cuidés pas que pour felonie ne por lecherie j'ai ocis le serf, mais por ma garison l'ai fait. Phil. Nov. I I , CLIII In solchen Texten wie Mais il veaut que vous ly faites un poi d'ennor, por ce que les gens ne puissent dire que vous l'avés vencu. Ebda I I , CL ist es wohl mehr der Gedanke an dit + B-Form = „befiehlt", der dem Autor die A-Form in die Feder gegeben hat. 9 4 Auch metrische Bedingungen sind wiederum nicht ganz auszuschließen, wie in dem (sehr frühen) Beispiel : Seinurs de Rome, pur amur Deu, mercit ! Aidiez m(ei) a plaindre le duel de mun ami. Granz est li do[e]ls ki sor mei est vertiz. Ne puis t a n t faire que mes quo[e]rs s'en aizit. N[en] est merveile, n'ai mais filie ne filz. St. Alex. 461 95 Die B-Form aisisse(t) wurde hier ohne Frage wegen der männlichen Assonanz verhindert. Das Lexem neie(t)jnie(t) folgt den gleichen Regeln. Wir haben einerseits Va ! fet ele, puez t u noiier Que par toi ne soit morz mes sire ? CdT Yvain 1760 93 94

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Op. cit. II, 588ff. Fälle wie: Car je ne croi que nus doit estre despis (. . .) (Brun. Lat. Très. II, 95 ; Moignet II, 589) sind ohnehin nicht sehr beweiskräftig, denn auch doit ist hier Zeichen der eingeschränkten Gültigkeit ; vgl. dazu auch S. 215. Hier ist Moignet eine Interpretationsmöglichkeit entgangen; er setzt dieses Beispiel, op. cit. II, 348, unter die ,,subjonctif"-Fälle, betrachtet es also unter dem Gesichtspunkt seiner „pesée critique" als normal. Zwar benutzt er eine andere Lesart: sazit statt aizit (Var. L, P, V; vgl. Ausg. Rohlfs, S. 45); das ändert aber nichts daran, daß hier eine A-Form vorliegt. 347

andererseits (im 13. Jh.) Car forment Ii touche et anoie Que la bele pucele noie Que ele sa femme n'&si point. Adenet Cléom. 6817 Car je vous oy bien noier Que cil pas vos barons n'estoit. Ebda 728196 Wie auch im Neufranzösischen, braucht die Negation nicht nur durch Morpheme wie ne usw. zum Ausdruck gebracht werden ; es genügen einschränkende Adverbien wie etwa a peine : A painnes croi qu'il l'eüst fait. Vair Palefroi 806 (Moign. II, 561) Von hier aus wird es verständlich, daß sich die B-Form nicht nur nach den Negationsmorphemen findet, sondern sich auch dort eine Teilautomatik etabliert, wo das auslösende Lexem in anderer Weise eine Gültigkeitseinschränkung erfährt; so z. B. wenn es von dem Morphem se ( = nfr. /si/ „wenn") abhängt oder in F r a g e f o r m auftritt: Il ne m'faldrat, s'il veit que jo lui serve. St. Alex. 495 Car