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German Pages 303 [316] Year 1995
Hans Ruef Sprichwort und Sprache
W DE
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Studia Linguistica Germanica
Herausgegeben von Stefan Sonderegger und Oskar Reichmann
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Walter de Gruyter · Berlin · New York 1995
Hans Ruef
Sprichwort und Sprache Am Beispiel des Sprichworts im Schweizerdeutschen
Walter de Gruyter · Berlin · New York 1995
Publiziert mit Unterstützung der Universität Freiburg/Schweiz
© Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.
Die Deutsche Bibliothek — CIP-Einheitsaufnahme
Ruef, Hans: Sprichwort und Sprache : am Beispiel des Sprichworts im Schweizerdeutschen / Hans Ruef. — Berlin ; New York : de Gruyter, 1995 (Studia linguistica Germanica ; 36) Zugl.: Freiburg (Schweiz), Univ., Habil.-Schr., 1991 ISBN 3-11-014494-8 NE: GT
© Copyright 1995 by Walter de Gruyter & Co., D-10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen Printed in Germany Druck: Werner Hildebrand, Berlin Buchbinderische Verarbeitung: Lüderitz & Bauer-GmbH, Berlin
Annemariae filiae
Vorwort Die Anfänge zur vorliegenden Arbeit gehen in die Zeit eines Forschungsaufenthalts an der University of California, Berkeley zurück. Die Denkanstöße, die ich dort empfing, waren so bedeutend, daß die Jahre der Zwischenzeit kaum genügten, um sie angemessen zu verarbeiten. Die Materialgrundlage wurde durch ein vom Schweizerischen Nationalfonds unterstütztes Forschungsprojekt sichergestellt. Die Möglichkeit, einen Teil der hier vorgelegten Gedanken in Lehrveranstaltungen der Universitäten Lausanne und Freiburg vorzutragen, trug zu klareren und besseren Formulierungen bei. Der lange Weg dieser Arbeit brachte es mit sich, daß mir auf vielfältige Weise Hilfe zuteil geworden ist, wofür ich hier gerafft meinen Dank aussprechen will: W. Haas und B.C. Lutz in Freiburg, A. Dundes, Ch. Fillmore und P. Kay in Berkeley, R. Liver und S. Heinimann in Bern, W. Lenschen und Ch. L. Hart Nibbrig in Lausanne, R. Ris in Zürich, P. Dalcher, R. Trüb und der Redaktion des Schweizerdeutschen Wörterbuches in Zürich, V. Portner von der Stadtbibliothek Bern sowie vor allem meiner Frau Theres. Eine Fassung dieser Arbeit, die eine erweiterte Materialsammlung mit einschliesst, ist von der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg/Schweiz als Habilitationsschrift angenommen worden. Den beiden Gutachtern, Walter Haas und Harald Fricke, möchte ich hier meinen besten Dank für ihre Arbeit aussprechen. Ebenso danke ich den Herausgebern für die freundliche Aufnahme in diese Reihe. Für finanzielle Unterstützung danke ich dem Schweizerischen Nationalfonds und der Dienststelle für Stipendien des Kantons Bern. Die Arbeit ist so angelegt, daß der erste, grundlegende Teil ohne Nachschlagen des zweiten, speziellen Teiles gelesen werden kann.
Freiburg, im Juli 1994
Hans Ruef
Inhaltsverzeichnis I. Grundlegung 1. Einleitung 2. Sprichwörter als Worte 3. Sprichwort und Kontext 4. Das Sprichwort als natürliche Kategorie 5. Syntaktische Schemata 6. Paradoxaler Zug und Bedeutungsmotivation 7. Folgeüberlegungen: Der Spielraum des Sprichworts 8. Rekapitulation 9. Literaturverzeichnis
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3 6 18 25 37 45 . 53 58 60
II. Spezieller Teil 1. Vorbemerkungen 71 2. Zu einem schweizerdeutschen parömischen Grundstock . . . 72 3. Schemata schweizerdeutscher Sprichwörter 79 4. Zusammenstellung von Belegen aus schriftlichen Quellen . . . 85 5. Verzeichnis der Quellen 294
I.Grundlegung Man gibt Beispiele und will, daß sie in einem gewissen Sinne verstanden werden. Aber mit diesem Ausdruck meine ich nicht: er solle nun in diesen Beispielen das Gemeinsame sehen, welches ich - aus irgend einem Grunde - nicht aussprechen konnte. Sondern: er solle diese Beispiele nun in bestimmter Weise verwenden. Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen
1. Einleitung Eine berühmte Charakterisierung des Sprichworts ist die selbst sprichwörtliche Züge tragende, Lord John Russell zugeschriebene1: One man's wit and all men's wisdom. Ein Blick auf die bisherige Sprichwortforschung zeigt, daß es vor allem das zweite Element, die Weisheit aller ist, das für bestimmungsrelevant gehalten wird. Man vergleiche nur etwa den Titel des Readers von Mieder/Dundes: The Wisdom of Many. Als kollektive Weisheiten verstanden, können Sprichwörter gesammelt, archiviert und klassifiziert werden. Tätigkeiten solcher Art werden vom Wert des Gegenstandes selbst legitimiert. Aber auch eine Erklärung der "Verwendung" des Sprichworts scheint aus seinem Weisheits-Charakter heraus ohne große Probleme möglich: Eine Weisheit kann verschiedene kommunikative Funktionen haben, darum werden Sprichwörter auch ganz unterschiedlich "gebraucht". Es soll hier allerdings nicht darum gehen, der These, das Sprichwort sei eine kollektive Weisheit, mit Mißfallen zu begegnen, dies vor allem nicht, weil auch im Verständnis der meisten Informanten der Weisheits-Aspekt der sprichwortbestimmende ist. Ein besseres Verständnis dafür, was es mit der Weisheits-These auf sich hat, läßt sich aber nur gewinnen, wenn man den ersten Teil von Lord Russells Charakterisierung ebenso ernst nimmt und ihn zum zweiten in Bezug zu setzen versucht: One man's wit. Der Gegensatz one ...all zeigt an, daß das Sprichwort nicht nur einen kollektiven Aspekt hat, sondern auch einen individuellen. Dieser individuelle Aspekt umfaßt dabei viel mehr als die Binsenwahrheit, daß schließlich jemand da sein muß, der das Sprichwort kommunikativ einsetzt. Ein wenig extensiv ausgelegt, kann unter wit nicht nur die Eingebungskraft oder Klugheit des Sprichwortschöpfers oder die Schlagfertigkeit des einzelnen, der das Sprichwort braucht, sondern (durchaus im Sinne der Bedeutungsbandbreite des deutschen Witz) auch etwas Spielerisches, eine besondere, nicht direkt situationsgebundene sprachliche Aktivität verstanden werden. In dieser Arbeit wird nicht wie üblich der wisdom-Aspekt als gundlegend genommen, sondern der wi'r-Aspekt. Es soll gezeigt werden, daß wisdom in Funktion von wit besser erklärt werden kann als umgekehrt wit in Funktion von wisdom: Die interaktive Verwertbarkeit und damit die soziale Wertigkeit des 1
Vgl. Taylor, The Wisdom of Many and the Wit of One: S. 3. Nach Taylor, ebd. ist Rüssels Ausspruch im Volksmund zur Form The wisdom of many, the wit of one verändert worden.
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Grundlegung
Sprichworts gehen - was die Erklärung anbetrifft - dem Aspekt nach, daß das Sprichwort eine unverwechselbare, spielerisch geprägte sprachliche Erfahrung des Einzelnen ausmacht. Ein Wort noch zum hier angestrebten Wissenschafts Verständnis: Im Zusammenhang mit der oben skizzierten gegenstandsbezogenen Thematik und dem mit ihr verbundenen Erklärungsziel ist diese Arbeit in ihrer Anlage auch eine Auseinandersetzung mit dem Problem des Reduktionismus2. Für die Sprachwissenschaft heißt dies unter anderem, daß vermieden werden soll, den Untersuchungsgegenstand in das Prokrustesbett eines vordefinierten und vordefinierenden Kalküls zu legen. Allerdings bedeutet der Verzicht auf den Rahmen eines Kalküls auch einen Verlust an Stringenz: Wissenschaftliche Aussagen sind so kaum mehr gegen Infragestellung immunisierbar, da die Art ihrer empirischen oder deduktiven Gewinnung immer mit zur Diskussion steht. Ohne Reduktionismus ist der Gegenstand nicht sicher als genau solcher (und nicht anderer) gegeben, und deshalb sind auch beispielsweise Ableitungen von Erklärungsaussagen aus empirischen Aussagen über Gegenstände nicht von vorneherein zwingend. Für mögliche Kritik sind solche Aussagen "schwache" Aussagen, doch muß die Kritik, die selbst in diesem Fall auch ohne den Schutz eines gegebenen Kalküls dasteht (sofern sie nicht ohne zu fragen ein Kalkül für verbindlich erklärt), die Verantwortung gegenüber dem Gegenstand mit übernehmen, so daß kritische Aussagen nicht prinzipiell "stärkere" Aussagen sein werden. Stringenz ist auch in der Sprachwissenschaft nicht etwas Vorgegebenes, sondern etwas, was im Hinblick auf Gegenstand und Erklärungsziel gewissermaßen auszuhandeln ist.3 Sprachliche Gegenstände - so eine Grundannahme, die hier gemacht wird sind alltagssprachlich erlebte und immer schon interpretierte Gegenstände. Es macht unter dieser Annahme keinen Sinn, nach irgend einer vorgefaßten Mechanik Gegenstände zu segmentieren und als Untersuchungsobjekte zu bestimmen. Die Methodologie muß so gestaltet sein, daß möglichst viel Gewähr dafür besteht, daß der sprachliche Gegenstand durch die Untersuchung gewissermaßen in seinem eigenen Recht herausgestellt werden kann 4 . Dies bedingt Überlegungen, wie sie in der Theorie der "natürlichen Kategorisierung" vorgebracht werden. Daß solche Überlegungen gerade an der "volkstümlichen" Kategorie des Sprichworts angewandt und weitergebracht werden sollen, ist ein Zur Situierung des Reduktionismus-Begriffs im Zusammenhang der Wissenschaftstheorie und auch zu Überlegungen zur Wissenschaftlichkeit, die heute gerade auch in den Geisteswissenschaften anwendbar sind, vgl. den Beitrag E. Agazzi, L'objectivito scientifique. 3 Vgl. auch die Bemerkungen von Lakoff zum predicate calculus view of scientific theorizing, in: Lakoff, Women S. 10/11. Vgl. auch Agazzi, L'objectiviti scientifique, S. 16.
Einleitung
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einleuchtendes Postulat. Dies wurde in dieser Arbeit, so weit die bisherigen Ansätze zu tragen vermochten, zu verwirklichen versucht.
2. Sprichwörter als Worte Wo der theoretische Ort ist, an dem es gelingt, das Sprichwort adäquat zu fassen, darüber gehen natürlicherweise die Meinungen je nach Wissenschaft auseinander. Hier soll das Sprichwort als ein sprachliches Phänomen verstanden werden.1 Dies geschieht nicht nur aus der simplen Beobachtung heraus, daß Sprichwörter ja gesprochen (oder geschrieben) werden, sondern auch im Hinblick darauf, daß eine theoretische Grundlage geschaffen werden soll, die im wesentlichen an schweizerdeutschen Dialektsprichwörtern exemplifiziert wird, also an einer durch sprachliche Parameter ausgesonderten Klasse von Sprichwörtern. Mit der Aussage, daß das Sprichwort Sprache sei, hat man jedoch dessen theoretischen Ort noch ungenügend bestimmt. Was unter Sprache verstanden werden soll, darüber herrscht in der Forschung kein übereinstimmendes Einverständnis, so daß sich kein wissenschaftlicher Sprachbegriff implizit voraussetzen läßt. Anderseits ist es jedoch auch nicht opportun, einen bestimmten Die Volkskunde versucht, das Sprichwort theoretisch anders anzusiedeln, etwa Richard Weiss in seiner grundlegenden Darstellung der Volkskunde: Er bezieht es auf das Volk: Es werde vom Volk gebraucht, weil es ihm aus dem Herzen gesprochen sei (Weiss, Volkskunde der Schweiz S. 278). In Gegensatz zum Volk stellt Weiss den Gebildeten, der im allgemeinen den häufigen Gebrauch von Sprichwörtern und sogenannten Gemeinplätzen vermeiden werde, denn er wolle, auch wenn er zitiere, dadurch persönliche Bildung oder einen originellen Geschmack bekunden. Das Sprichwort ist nach Weiss Ausdruck des Volkslebens, seines allgemeinen Untersuchungsgegenstandes, und dieser relativ abstrakt als die zwischen Volk und Volkskultur wirkenden Wechselbeziehungen, soweit sie durch Gemeinschaft und Tradition bestimmt sind (Weiss, Volkskunde der Schweiz S. 11) definierte Bereich ist der theoretische Ort für das Sprichwort. Weiss ist mit dieser theoretischen Festsetzung nicht genötigt, das Sprichwort aus sich selbst heraus als genauen Begriff oder als festumgrenzte Klasse von items zu bestimmen, denn es hat gewissermaßen nur Symptomcharakter. Verschiedene Ausdrucksweisen des Volkslebens können mehr oder weniger als Sprichwörter ausgeprägt sein, wichtig sind aber nicht sie selbst, sondern was hinter ihnen steht, die besondere Beziehung zwischen ihnen und dem Volk. Die Schwierigkeit dieser Konzeption ergibt sich daraus, daß die Ausdrucksform des Sprichworts die Sprache ist. Es genügt nicht, das Sprichwort einfach als Ausdruck der Volkssprache anzusprechen, um diesem Sachverhalt gerecht zu werden. Anschaulichkeit, Bildlichkeit, Vergleich und Personifikation, aber auch Kürze und Geschliffenheit sind sprachliche Eigenschaften, die nicht nur als Ausfluß des Volkstümlichen vorkommen. So muß man in erster Linie fragen, was es mit dem Sprichwort mit all seinen sprachlichen Eigenschaften auf sich hat, bevor man einen Bezug zu Größen wie Volk oder Volksleben herstellt.
Sprichwörter als Worte
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Sprachbegriff hier von vorneherein explizit zu definieren. Die Gefahr ist nämlich groß, daß man mit einer solchen begrifflichen Festlegung die Untersuchung des Gegenstandes selbst beeinträchtigt, indem man die defmitorischen Grenzen gewissermaßen am falschen Ort zieht. Der Sprachbegriff sollte den Zugang zum Gegenstand des Sprichworts so gut wie möglich öffnen. Angesichts dieses Postulates hat es keinen Sinn, einen gängigen Sprachbegriff tel quel anzuwenden, nur weil er eben gängig ist. So scheint es zum Beispiel, daß ein Sprachbegriff, der das Zusammensetzen von kleinsten Elementen nach einer Menge von Regeln zum Grundprinzip macht, im Hinblick auf das Sprichwort unangemessen ist, weil durch ihn Sprichwortsätze entweder ausgeschlossen werden oder aber sich nicht von Nicht-Sprichwortsätzen zu unterscheiden vermögen. Ebenso scheint es, daß ein Sprachbegriff, der Sprache in einfacher Weise als Kommunikationsmittel versteht, zu kurz greift, weil es nicht sicher ist, daß Sprichwörter immer um der Kommunikation willen geäußert werden. Hier soll ein anderer Weg eingeschlagen werden: Der theoretische Ort wird nicht in einem Sprachbegriff, sondern in einer gegenstandsbezogenen Aussage festgemacht: Sprichwörter sind Worte. Äußerlich geht diese Aussage auf die Bezeichnung Sprichwort selbst zurück. Ein Wort (pl. Worte) kann aus mehreren Wörtern bestehen, sofern es nur irgendwie ganz ist und eine Einheit ausmacht2. In diesem Sinne ist die Komponente Wort im Kompositum Sprichwort auch zu verstehen3 . Um die Doppeldeutigkeit des deutschen Nomens Wort hier zu umgehen, soll die Ausgangsaussage so umformuliert werden: Sprichwörter sind lexikalische Einheiten. Damit soll hier außer der Einschränkung auf die Worte-Bedeutung von Wort (abstrahierend von der Wörter-Bedeutung) keine weitere begriffliche Einschränkung damit verbunden sein. Der Terminus lexikalische Einheit bleibt (vorderhand) Undefiniert und wird im Rückgriff auf den alltagssprachlichen Begriff des Wortes verstanden. Die folgenden Ausführungen sind dann als Explikation4 des Sprichwortbegriffs als eines Unterbegriffs des Begriffs der lexikalischen Einheit zu verstehen. Diese Explikation wird auch dem für das Sprichwort angemessenen Sprachbegriff zunehmend Konturen verleihen. Die Ausgangsaussage, Sprichwörter sind lexikalische Einheiten, begründet sich also nicht aus einem übergeordneten Sprachbegriff, aber auch nicht bloß in
Ganz bezieht sich hier vorwissenschaftlich auf eine Struktureigenschaft der Unteilbarkeit, Einheit auf einen Gegenstand, dem diese Eigenschaft zukommt. 3 Die andere Komponente geht nach gängiger Auffassung auf das gleichbedeutende (mhd. allerdings schwach belegte) Nomen spriche zurück. Vgl. Seiler, Deutsche Sprichwörterkunde, S. 1. Zur Theorie der Explikation vgl. Wunderlich, Grundlagen der Linguistik, Kap. 7.
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Grundlegung
alltagssprachlicher Terminologie, sondern, und dies ist als Annahme zu verstehen, in der lebensweltlichen5 Erfahrung von Sprichwörtern. Man kann sich fragen, wieso das Sprichwort in der Alltagssprache terminologisch gerade mit dem Wort in Beziehung gebracht wird. Die heutige Forschung bezieht das Sprichwort auf die Einheit des Satzes (Röhrich/Mieder, Sprichwort: S. 3) oder auf die des Textes (Norrick, How Proverbs Mean: S. 5). Man könnte es auch auf die pragmatische Kategorie der sprachaktkonstituierenden Äußerung beziehen. Ein Sprichwort wie Stille Wasser sind tief ist leicht als Satz ansprechbar, ebenso als Text, falls man es sich ohne Texteinbettung in einer Sammlung aufgeführt vorstellt, und als Äußerung, falls es irgendwo von irgend jemand zu irgend jemandem gesagt (oder geschrieben) wird. Der Bezug auf die Einheit des Wortes ist schwieriger zu vollziehen: Inwiefern soll und kann dieses Sprichwort, das aus vier Wörtern besteht, trotzdem als Wort gelten? Die Beantwortung dieser Frage ist nicht einfach und verspricht gerade darum höheren Erkenntnisgewinn. Allerdings ist nicht gemeint, Aussagen wie Sprichwörter sind Sätze oder Sprichwörter sind Texte die Aussage Sprichwörter sind lexikalische Einheiten ausschließend entgegenzustellen. Für einen wichtigen Teil der Sprichwörter lassen sich vermutlich alle drei Aussagen zugleich machen. Die Annahme ist hier aber, daß nur im Rahmen der Ausgangsaussage das Sprichwort als Sprichwort charakterisiert werden kann und daß die anderen Aussagen gegenüber dieser ersten sekundär sind. Sprichwörter als lexikalische Einheiten in eine Reihe mit Einheiten, die man im Lexikon einer Sprache findet, wie einfache Wörter und Phraseologismen aller Art zu stellen, ist ungewohnt, doch bewahrt dies einen vor verschiedenen impliziten Annahmen, die bisher oft die Sprichwortforschung behindert haben. Fleischer (Phraseologie: S. 80) setzt die Sprichwörter als eigene Mikrotexte von den Phraseologismen ab: Sie seien nicht im Lexikon einer Sprache als Benennungseinheiten gespeichert und würden demzufolge nicht wie lexikalische Einheiten reproduziert, sondern wie andere Mikrotexte und Teiltexte zitiert. Das Kriterium der Abgrenzung, das Fleischer hier anspricht, ist das der Benennungseinheit: Sprichwörter seien keine Benennungseinheiten und darum im Lexikon einer Sprache nicht gespeichert. Dieses Kriterium müßte etwa manifest werden, wenn ein Lehrer zu einem unerwartet glänzenden Schüler sagt: Du bist ein stilles Wasser] anstelle von Stille Wasser sind tief. Im ersten Fall wäre stilles Wasser wohl eine Benennungseinheit und der Ausdruck ein Zur Möglichkeit der lebensweltlichen Begründung von Wissen im Lichte der neueren Diskussion um Letztbegründungen vgl. Gethmann, Letztbegründung vs. lebensweltliche Fundierung. Die Ausgangsaussage Sprichwörter sind Worte kann nicht analytisch sein, da Sprichwort ein festes Kompositum ist, hingegen läßt sie sich möglicherweise durch ein Retorsionsargument sichern: Wer behauptet Sprichwörter sind keine Worte macht eine generische Äußerung, äußert also ein Wort, von dem er nicht garantieren kann, daß es nicht zum Sprichwort wird.
Sprichwörter als Wane
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vom Sprichwort abgeleiteter Phraseologismus. Es läßt sich nun aber darüber streiten, was genau die Referenz dieses Phraseologismus ist: Es ist nicht einfach der Schüler, sondern eher, daß der, Schüler sich auf eine besondere Weise verhalten hat. Vom Sprichwort kann man jedoch genauso sagen, daß es den Sachverhalt, daß sich der Schüler so und so verhalten hat, bezeichnet6. Ein Unterschied zwischen Phraseologismen und Sprichwörtern wird gemeinhin darin gesehen, daß Sprichwörter nicht direkt-syntaktisch oder wenigstens mittels anaphorischer oder anderer Bezugselemente mit dem übrigen Text verknüpfbar sind. Dies rechtfertigt aber nicht, sie grundsätzlich von den Phraseologismen abzugrenzen, sondern es ist vielmehr ein Kontinuum vom Wort (oder Lexem) über die verschiedenen Arten von Phraseologismen (nominale, adverbiale, verbale, satzwertige, vgl. Burger, Idiomatik des Deutschen: S. 33 u. 53) bis zum Sprichwort anzunehmen7 . Evidenz für das Kontinuum gibt das hie und da beobachtbare Fluktuieren zwischen verbalem Phraseologismus (Redensart) und Sprichwort (z.B. mit den Wölfen heulen - Man muß mit den Wölfen heulen) und die Beobachtung, daß im alltagssprachlichen Gebrauch oft auch Redensarten als Sprichwörter bezeichnet werden und umgekehrt. Doch die Eingliederung des Sprichworts in das Kontinuum der lexikalischen Einheiten hat eine größere Dimension als die des Abgrenzungsproblems. Sie bedeutet die Aufgabe des syntaktischen Kriteriums für lexikalische Einheiten (i.e. daß sie in Sätzen vorkommen oder doch wenigstens direkt an einen ändern Satz angeschlossen seien) und bringt eine neue Betrachtungsweise mit sich. Diese sehr vage Aussage ist nicht programmatisch gemeint, sondern gehört in den Zusammenhang des Bemühens, ausgehend von der Ausgangsaussage für das Sprichwort einen Sprachbegriff zu fassen. Lexikalische Einheiten lassen sich als Stücke von Sprache verstehen, die im Prinzip jedem Sprecher einer Sprache zur Verfügung stehen. Als solche Einheiten sollen sie aber unanalysiert verstanden werden, d.h. als sprachliche Entitäten, was immer Sprache sein mag und wie immer es sein kann, daß diese Entitäten Entitäten sind. Linguistische Aussagen syntaktischer, semantischer, pragmatischer etc. Art folgen den lexikalischen Einheiten quasi hintennach, indem ihre Formulierung den notwendigen Ursprung in den lexikalischen Einheiten hat und ihre Geltung in diesen ihre Grenze findet. Daß es lexikalische Einheiten vor aller Wissenschaft ° Von der kommunikativen Funktion her gesehen, sind beide Äußerungen gleichwertig: Sie drücken beide ein Lob aus. 7 Auch Sprichwörter sind mit dem sie umgebenden Text nicht völlig unverbunden. Zumindest sind sie über die Makrostruktur (cf. Van Dijk, Text and Context, Kap. 5) in den Text eingepaßt. Wenn van Dijk (S. 150) davon spricht, daß topical sentences, d.h. Sätze, die aus der Propositionensequenz herausfallen und oft am Anfang oder Schluß eines Textabschnitts stehen, die Makrostruktur des Textstückes ausdrücken können, so gilt dies auch für manche Anwendung von Sprichwörtern in Texten. Sprichwörter können, semantisch gesehen, im Zentrum eines Textes oder Textabschnittes stehen.
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Grundlegung
als sprachliche Entitäten (und nicht erst als Analyseprodukte) gibt, darauf deuten Kategorien der natürlichen Sprache wie Wort, Redensart, Sprichwort hin. Für viele lexikalische Einheiten stellt die natürliche Sprache keine Termini zur Verfügung, so etwa für Einheiten nach der Art von gang und gäbe. Trotzdem lassen sich auch diese als Einheiten beschreiben. Man könnte - was allerdings weit über den Rahmen der Ausgangsaussage hinausführt - den Terminus der lexikalischen Einheit sehr weit auslegen und auch Beispiele wie die folgenden mit einbeziehen: Wenn ich einmal groß bin, dann werde ich y, Es besteht kein Grund zur Beunruhigung oder hat sich nicht entblödet, zu y. Vielleicht müßte man in diesen Fällen allgemeiner von sprachlichen Einheiten sprechen, könnte man doch bei einer so weiten Auslegung vermutlich einen wesentlichen Teil der sprachlichen Äußerungen damit abdecken. Die Untersuchung von lexikalischen Einheiten wie Sprichwörtern würde dann zur Untersuchung von bestausgebildeten und nicht, wie bis anhin oft verstanden, von defektiven sprachlichen Einheiten. In die gleiche Richtung wie diese Überlegungen zielt Ronald W. Langacker mit seinen Aussagen zur Begründung einer kognitiven Grammatik. Eine Sprachtheorie hat es mit einem, wie Langacker formuliert, inventory of conventional linguistic units zu tun (Foundations of Cognitive Grammar I: S. 57). Allerdings versteht Langacker durch seine kognitive Ausrichtung dieses inventory als die Form, wie das Wissen eines Sprechers über seine Sprache organisiert ist. Er siedelt das inventory also, wissenschaftstheoretisch gesehen, nicht in der Sprache an, sondern im kognitiven Bereich. Entsprechend versteht er ein conventional linguistic unit als structure that a speaker has mastered quite thoroughly, to the extent that he can employ it in largely automatic fashion, without having^ to focus his attention specifically on its individual parts or their arrangement (Foundations of Cognitive Grammar I: S. 57). Sein Bestimmungskriterium ist also das Eingeschliffensein bei einem Sprecher. Damit erneuert Langacker das Reproduktionskriterium, wie es zur Bestimmung der Phraseologismen auch schon angewandt worden ist und von Fleischer (Phraseologie: S. 68) zu Recht kritisiert wird: Wie läßt sich feststellen, was reproduziert (bzw. eingeschliffen) ist? In den Zusammenhang des Reproduktionskriteriums gehört das Häufigkeitskriterium. Es referiert zwar nicht auf eine sprecherindividuelle Struktur aber doch auf ein quantitatives Maß (wie immer man dies ermitteln will). Auch hier muß man mit Fleischer skeptisch sein, wenn er die Frage stellt, wann denn eine Bedingung wie häufiger Gebrauch erfüllt sei und wie dies festzustellen sei (Phraseologie: S. 69). Die Frage nach einer genaueren generellen Charakterisierung der Kategorie der lexikalischen Einheiten (und unter ihnen der Sprichwörter) bleibt aber bestehen, vor allem, weil sie auch methodologische Folgen hat.
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Als ein Kriterium bietet sich das der Stabilität an. Sie bezieht sich primär auf die eingeschränkten oder nicht vorhandenen Möglichkeiten der bedeutungskonstanten Veränderung einzelner Elemente. Dieses Kriterium, das sich operational anwenden läßt, wäre gewiß ein leicht akzeptiertes Kriterium, wenn es funktionieren würde. So kann man zwar etwa im Sprichwort E gueti Usred isch e Batze wärt das Element Balze nicht durch 10 Rappe oder Gäldstück o.a. ersetzen, ohne daß der Sprichwortcharakter und damit die Sprichwortbedeutung verloren geht, und in Morgestund het Gold im Mund ist für das Element Mund überhaupt kein Ersatz denkbar, da es sich dabei um eine unikale Komponente (Fleischer, Phraseologie: S. 42) handelt 8 . Doch könnte man sich schon streiten, ob E gueti Entschuldigung isch e Batze wärt nicht doch Sprichwortcharakter habe und ob es nicht auch möglich wäre zu sagen E gueti Usred isch zwe Batze wärt9 Crepeau (The Invading Guest) hat von einem einzigen afrikanischen Sprichwort in ein- und derselben Sprechergemeinschaft 70 akzeptierte Varianten und Versionen festgestellt. Wenn auch vielleicht nicht quantitativ, so doch qualitativ ähnliche Verhältnisse gelten auch für das Schweizerdeutsche. Nach Crepeau sind die Variationsmöglichkeiten definitiv nur durch soziokulturelle Gegebenheiten beschränkt (vergleichbarerweise könnte man im Schweizerdeutschen etwa nicht sagen: E gueti Usred isch e Mark wärt). Andere Ablehnungen von Varianten und Versionen würden (nach Crepeau) nur auf der Ebene von Präferenzen erfolgen, wobei Formen, die schon gehört worden seien, neuen Möglichkeiten vorgezogen würden, auch wenn sie ungebräuchliche oder undurchsichtige sprachliche Elemente enthielten (Crepeau, The Invading Guest: S. 107). Wenn das Eingeschränktsein, das Stabilität ausmacht, im Prinzip nur sprachextern, nicht sprachintern gegeben ist, dann wird Stabilität als Abgrenzungskriterium problematisch. Stabilität durch transformationelle Defekte erweisen zu wollen, ist ein heikles Unterfangen. Die Defekte selbst sind nämlich nicht stabil, in dem Sinne, daß im Sprachgebrauch unmögliche syntaktische Umformungen von Phraseologismen und auch von Sprichwörtern (auch in stilistisch unmarkierten Texten) immer wieder möglich sind. So widerspricht etwa Fleischer (Phraseologie: S. 55) der Ansicht von Burger (Idiomatik des Deutschen: S. 82), wenn er die Redensart den Vogel abschießen für passivierbar hält: Der Vogel wurde diesmal von Otto abgeschossen. Transformationelle Defekte können nur im Zusammenhang eines Sprachmodells, das permutativ die vollständige Kombinierbarkeit von Elementen nach Regeln zur Grundannahme macht, als Indizien für Stabilität gelten. Stabilität ° Zum Sprichwort vgl. Jente, Morgenstunde hat Gold im Munde. " Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: S. 33 gibt das Sprichwort so an: E guete Usred ist drei Batza werth, was von Sutermeister (Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 142) übernommen wird. Vgl. Ausrede l im Material.
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Grundlegung
ist, so verstanden, ein allzu von einer spezifischen Sprachauffassung abhängiges Kriterium. Im ganzen gesehen, ist Stabilität kein Kriterium, mit Hilfe dessen man bestimmen könnte, was eine lexikalische Einheit ist, doch kann man umgekehrt Stabilität auf die eine oder andere Weise (und damit als Problem) den lexikalischen Einheiten zuschreiben. Dies verhält sich auch bei der Idiomatizität nicht anders. Der Bezug auf semantische Ganzheiten als Bestimmungskriterium für lexikalische Einheiten ist wohl am weitesten verbreitet anzutreffen. Nach dem Vorbild von Wörtern wie Baum oder Haus wären dann lexikalische Einheiten solche Einheiten, die notwendigerweise im Wörterbuch stehen müssen, da man ihre Bedeutung sonst nicht herausbekommt. Für ein Syntagma ist dies dann der Fall, wenn seine Bedeutung nicht mehr als eine Funktion der Bedeutungen seiner Bestandteile (was immer diese auch sein mögen) beschreibbar ist, wenn sie also idiomatisch ist. Das Syntagma verhält sich dann als ein Zeichen, das arbiträr ist. Doch schon F. de Saussure (Cours: 2me partie, eh. IV #3) hat in Bezug auf die Zeichen den Terminus der relativen Motivation eingeführt, da idiomatische Bedeutungen oft teilweise doch durchsichtig sind. Viel wichtiger ist aber das weite Feld aller möglichen Inbezugsetzungen von lexikalischer Einheit und idiomatischer Bedeutung, äußere sich eine solche Inbezugsetzung nun in Volksetymologie, Ikonizität oder sonstwie. An der Idiomatizität ist nicht die Bezugslosigkeit zwischen Formierungselementen und Bedeutung interessant, sondern wie diese auf ändern Wegen überbrückt wird. Damit erweist sich auch die Idiomatizität als ein Problem von lexikalischen Einheiten und nicht als ein Bestimmungskriterium. Was Ch. Hockett (in: A course in modern linguistics) als idiom konzipiert, ist in einer Hinsicht vergleichbar mit der hier verstandenen lexikalischen Einheit und soll darum kurz besprochen werden. Für Hockett umfaßt der Terminus idiom nicht nur idiomatische Ausdrücke oder Phraseologismen. Er bestimmt idiom zwar traditionell im Sinne der Idiomatizität als eine Einheit, deren Bedeutung nicht aus ihrer Struktur ableitbar ist, doch er wendet diese Bestimmung auf jede grammatical form10 an, soweit die grammatical form nicht Konstituente einer umfangreicheren grammatical form ist, deren Bedeutung selbst nicht aus ihrer Struktur ableitbar ist (S. 172). Auf der einen Seite sagt Hockett selbst, daß damit alle Morpheme (als the smallest individually meaningful elements in the utterances of a language, S. 123) idiomatischen Status bekommen (S. 172). Auf der ändern Seite kann, nach seinen Beispielen zu schließen, ein idiom (mindestens) Satzumfang annehmen.1' So würde Hocketts Als grammatical form bestimmt Hockett ein Stück (portion) einer Äußerung, das in verschiedenen anderen Äußerungen mit ungefähr derselben Bedeutung wiederkehrt (S. 123). Hockett bringt als Beispiel: Now is the time for all good men to come to the aid of the party (S. 173).
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idiom ungefähr dieselbe Breite abdecken wie sie hier für die lexikalische Einheit postuliert worden ist, und Hockett sagt denn ja auch, idioms seien the stuff of which dictionaries are made (S. 173)., Hocketts Ausweitung des Geltungsbereiches des Idiomatizitätskriteriums ist radikal, aber konsequent. Sie zeigt, daß idiomatische Ausdrücke und auch Sprichwörter in eine umfassendere Systematik eingebunden werden können, was sie vom Geruch der Anomalität befreit. Schwierig verhält es sich allerdings mit dem erkenntnistheoretischen Status von Hocketts idioms. Die Eigenschaft, ein idiom zu sein, kann grammatical forms zukommen, d.h. Einheiten, die auf Grund eines Rekurrenztests (bedeutungskonstantes Auftreten in verschiedenen Äußerungen) ermittelt werden (S. 123). Die Rekurrenz allein gibt aber keinen Hinweis darauf, ob sie zufällig oder nicht zufällig erfolgt ist, d.h. ob es sich um Ganzheiten handelt oder nicht. Hockett löst nun dieses Problem wie gesagt mit Hilfe der Idiomatizität, wobei aber nicht-zufällige Rekurrenzen (also Ganzheiten), die nicht idiomatisch sind, durch die Maschen fallen. (Dieses Problem könnte sich gerade bei Sprichwörtern ergeben.) Daß etwas eine Ganzheit ist, kann die Semantik betreffen oder auch bloß die Syntax (oder beide), so daß anzunehmen ist, diese Eigenschaft gehe sowohl Semantik wie Syntax voraus. Der Ansatz von Hockett zeigt, daß das Problem der Ganzheit nicht distributional zu lösen ist, sondern daß irgendwie auf das Bewußtsein der Sprachträger zurückgegriffen werden muß, in dem Sinne, daß nicht Segmentierungen definierend wirken, sondern Erlebnisinhalte. Wenn die Gewinnung von Einheiten durch Segmentierung nicht willkürlich sein soll, ist es nötig, das Segmentierungsverfahren rekursiv zu bestimmen, was seinerseits zur Folge hat, daß Kriterien angegeben werden müssen, die der Rekursivität eine Grenze setzen, d.h. daß man minimale Formen definieren muß, bei denen das Segmentieren ein Ende findet. Hocketts Tests zur Bestimmung von Morphemen (S. 123) sind nach diesem Muster konzipiert: Was durch Test I auf Grund von Rekurrenz als grammatical form segmentiert worden ist, muß mit Test H auf Minimalität geprüft werden, ansonsten mit kleineren portions bei Test I wieder angefangen werden muß. Einem solchen Verfahren muß angekreidet werden, daß es den Entscheid, welches die echten Einheiten unter den feststellbaren Rekurrenzen sind, vorausnimmt: Warum sind alle grammatical forms, die nach diesem Verfahren nicht minimal sind, composite forms und damit keine Ganzheiten mehr?12 Zugrunde liegt ein Vorentscheid, daß sprachliche Äußerungen grundsätzlich zusammengesetzt sind, und zwar aus den minimalen (und keinen ändern) Einheiten. Als Vorentscheid ist diese Annahme problematisch. Es läßt
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In die gleiche Richtung zielt Filimores Kritik: Durch Hocketts Konzept des idiom würden wir dem Problem konfrontiert, of not being able to recognize that certain expressions are simultaneously fixed expressions AND semantically motivated (Fillmore, Innocence: S. 70).
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Grundlegung
sich nämlich auch annehmen, daß Äußerungen aus grammatical forms zusammengesetzt sind, die nicht minimal sind, aber als solche rekurrent und Ganzheiten sind, obwohl sie sich in minimale Formen segmentieren lassen (und daß die Syntax dann als eine Funktion solcher nicht-minimaler Einheiten erklärt werden kann). Grammatical forms jeder Art können - obwohl sie vielleicht einmal zusammengesetzt worden sind - als Ganze in der Sprache auftreten. Diese Ganzheit allerdings ist im Prinzip nicht von außen faßbar, d.h. die Ganzheit muß sich nicht in der Form niederschlagen und kann nicht von Formkriterien her bestimmt werden. Dies ist besonders für Sprichwörter wichtig, denen man in vielen Fällen äußerlich nicht ansieht, daß es Sprichwörter sind13 . Wenn Lexikalisierung von Syntagmen nur Erscheinungen umfaßt, bei denen grammatische Eigenschaften komplexer Ausdrücke ihre Funktion verlieren1*, im besonderen etwa in Gestalt eines Strukturverlusts ist der Terminus Lexikalisierung für die lexikalische Einheit, wie sie hier verstanden werden muß, zu eng gefaßt. Man darf nicht annehmen, daß sich Ganzheit in jedem Fall in der Form durch irgendwelche Besonderheiten anzeigt. Dies kann anderseits sehr wohl der Fall sein, und solche Symptome sind natürlich wichtige nachprüfbare Mittel, um auf lexikalische Einheiten zurückzuschließen. Diese Position birgt nun allerdings Risiken in sich, indem die Ganzheit als Bestimmungskriterium für lexikalische Einheiten anders als von der Form her begründet werden muß. Vielleicht würde es genügen, sie von der Bedeutung her festzumachen. Die propositionale Bedeutung des Sprichworts Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben etwa unterscheidet sich nicht von der Bedeutung, die der Satz hätte, wenn er nicht sprichwörtlich wäre, außer dadurch, daß die Sprichwortbedeutung individualisiert ist. Etwas Vergleichbares meint auch D. Bolinger (Meaning and Memory), wenn er von collocations (im Gegensatz zu idioms, deren Bedeutung nicht vorhergesagt werden kann) sagt: The meaning of a collocation CAN be predicted, but is nevertheless particularized (S. 5). Bolinger nimmt, was den lexikalen Status betrifft, ein Kontinuum von den B. Silverman-Weinreich (Structural Analysis) hat ein Korpus von jiddischen Sprichwörtern auf linguistische Merkmale hin untersucht und kommt zum Schluß: Every Yiddish proverb then seems to have at least two grammatical markers (nomic verb and generic or abstract subject), one distinctive semantic feature (metaphor, paradox, sharp or surprising contrasts), and generally at least one phonic device as well (rhyme, assonance, consonance, alliteration, meter) (S. 80). Dies sind Bedingungen, die auch für Nicht-Sprichwortsätze gelten können. ^ Vgl. Coulmas, Lexikalisierung von Syntagmen: S. 254. Ob Coulmas dies allerdings genau so meint, ist nicht sicher ersichtlich. Gleich anschließend spricht er nämlich von nach produktiven syntaktischen Regeln gebildeten Wortgruppen, deren Aufnahme ins Wörterbuch allein durch ihren ganzheitlichen Status motiviert sei, sofern die syntaktischen Bildungsregeln ihre Produktivität nicht eingebüßt und der Ausdruck keine idiomatische Bedeutung angenommen, trotzdem aber als ganzer lexikalisch gespeichert und tradiert werde (S. 254).
Sprichwörter als Worte
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nach Regeln generierten Phrasen (nicht lexikal) bis zu stark idiomatischen Ausdrücken, die vom lexikalen Status her Wörtern nahekommen, an. Auf diesem Kontinuum siedelt er auch die collocations an, wobei allerdings impliziert ist, daß von der Bedeutung her auch bei den collocations zwar nicht etwas Unvorhersagbares, aber doch etwas nicht Wahrscheinliches (in stärkerem oder schwächerem Grad) vorhanden ist. Das hieße also, daß sich von der Bedeutung her idioms und auch collocations von frei erzeugten Phrasen unterscheiden lassen. Dasselbe läßt sich wohl auch noch allgemeiner von lexikalischen Einheiten sagen. Damit wird das Problem der Ganzheit jedoch bloß auf eine andere Klasse von Elementen verschoben, nämlich auf die nicht-lexikalen Ausdrücke: Um entscheiden zu können, ob an der Bedeutung eines Syntagmas etwas nicht Wahrscheinliches ist, muß man zuerst die regulär-kompositionelle Bedeutung genau festlegen können. In dieser Festlegung der "unbeeinträchtigten" regulärkompositionellen Bedeutung liegt das verschobene Ganzheitsproblem verborgen. Um den auch nur kleinsten Grad von Abweichung einer collocation-Bedeutung feststellen zu können, muß die Kompositionsbedeutung als Bezugsgrösse vollständig determiniert sein, wobei das Erfordernis der Vollständigkeit mindestens so viele Probleme aufwirft wie das der Ganzheit. Unter diesen Umständen scheint es besser, das Problem der Ganzheit direkt anzugehen. Ganz zu sein stellt sich in Gegensatz zu zusammengesetzt zu sein. Diese Festlegung betrifft nicht Bedingungen der aktuellen Kodierung oder Dekodierung von sprachlichen Äußerungen. Wer ein Sprichwort oder einen Phraseologismus zum ersten Mal hört, vielleicht auch wenn er es (ihn) zum xten Mal hört, kann durchaus Regeln oder Prinzipien des Zusammensetzens im Verstehensprozess anwenden. Anderseits kann jemand, der eine beliebige Äußerung oder einen Teil davon im Gespräch zu wiederholten Malen hört oder sagt, diese ohne erneute Anwendung der Regeln oder Prinzipien dekodieren bzw. kodieren. Jespersen hat in The Philosophy of Grammar Formeln (formulas) und freie Ausdrücke (free expressions) einander gleichwertig gegenübergestellt (S. 18) und seine Überlegungen zur Grammatik darauf aufgebaut. Wie Jespersen festhält, kann ein formelhaftes Sprachelement (formula) ein Satz, eine Wortgruppe, ein einzelnes Wort oder ein Teil eines Wortes sein; es muß aber immer etwas sein, das für das herrschende Sprachverständnis ein Ganzes ist, das nicht zerlegt werden muß, wie das bei den free expressions der Fall ist15 .
l-* Jespersen, The Philosophy of Grammar: S. 24: A formula may be a whole sentence, or a group of words, or it may be one word, or it may be only pan of a word, - that is not important, but it must always be something which to the actual speech-instinct is a unit which cannot be further analyzed or decomposed in the way a free combination can.
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Grundlegung
Jespersen betont, daß formelhafte Elemente nach aktuell gültigen oder nach nicht mehr gültigen syntaktischen Mustern gebaut sein können. Freie Ausdrücke müssen aber nach gültigen Mustern gebaut sein. Dies zeigt, daß Jespersen eine allgemeinere Unterscheidung als die von "grammatischen" und "ungrammatischen" Ausdrücken anvisiert. Freie Ausdrücke haben den grundlegenden Status des ad hoc, sie sind nur für den Augenblick zusammengebaut16. Formeln hingegen sind Einheiten und auf Bestand angelegt, auch wenn sie als zusammengesetzt erklärt werden könnten. Diese wichtige Unterscheidung Jespersens hat das Verdienst, klar herauszustellen, daß der Aspekt der Analysierbarkeit in Bezug auf das Problem der Formeln bzw. der lexikalischen Elemente nicht anwendbar ist17. Über die Ganzheit von Formeln macht Jespersen allerdings keine näheren Bemerkungen, er stellt sie bloß fest. Ganzheit ist durch keinen Rekurs auf Entitäten irgendeines "übergeordneten" Bereichs zu bestimmen, sei dies das Gedächtnis, die Kognition oder die Kommunikation. Ganzheit übersteigt anderseits, wie man aus Jespersens Unterscheidung nehmen kann, die Ebene des Funktionierens von sprachlichen Ausdrücken, wie es durch strukturale Analysen sichtbar gemacht werden kann. Sie kommt sprachlichen Ausdrücken zu, soweit und insofern sie sprachlich sind (obwohl es Ganzheit natürlich nicht nur in der Sprache gibt). Man kann sagen: Ganz ist, was als Beispiel genommen wird. Dies wird primär eine bestimmte sprachliche Äußerung oder ein Teil davon sein. Beispielfunktion wird jeweils eine mehr oder weniger weitgehende Abstraktion von dieser Äußerung bekommen, etwas, was man am besten mit dem Terminus der sprachlichen Konstruktion fassen kann. Eine Konstruktion kann als eine feste Sequenz von Morphemklassen (oder Klassen von Morphemklassen) aufgefaßt werden18 , wobei hier angenommen wird, daß die Klassen einer Sequenz je auf unterschiedlichem Analyseniveau bestimmt sein können. Im Falle eines Sprichworts etwa enthalten alle Klassen der Konstruktion genau ein Element: Morgenstund hat Gold im Mund. In anderen Fällen können einzelne bis alle Klassen mehrere Elemente enthalten, etwa bei der Konstruktion: (NP)ßsch-(a) im trüben, wo im Hinblick auf eine Äußerung ein geeignetes Element aus (a),
Jespersen, The Philosophy of Grammar: S. 20: (...)free expressions are defined as expressions created on the spur of the moment after a certain type (...). ' Jespersen, The Philosophy of Grammar: S. 24: The type or pattern according to which a formula has been constructed, may be either an extinct one or a living one. Allerdings spricht er den Formeln die Möglichkeit ab, produktiv zu wirken, obwohl das nach dem Grundkonzept seiner Unterscheidung von Formeln und freien Ausdrücken möglich wäre. So findet er es unnatural (S. 20), daß man nach dem Vorbild des Sprichworts Handsome is that handsome does ein Prinzip formuliert Loyal is that loyally does, da nicht mehr alle Regelelemente, nach denen das Sprichwort gebildet worden ist, synchron gelten. 18 Nach Harris, Structural Linguistics: S. 326.
Sprichwörter als Wane
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der Klasse der Flexionsmorpheme von fischen, eingesetzt wird, ebenso ein geeignetes Element aus der Klasse (NP). Was als Beispiel genommen wird, hat auf irgend eine Weise Bestand. Dies unterscheidet eine sprachliche Ganzheit von etwas Zusammengesetztem, das nur ad hoc gemacht ist. Wenn etwas als Beispiel vorgestellt wird, heißt dies, daß es auch mehr oder weniger auf Dauer angelegt mental repräsentiert sein muß. Wie es sich mit dieser Repräsentation genau verhält, ist für den sprachbezogenen Standpunkt nicht entscheidend, sondern nur das Daß. Mit dieser Bestimmung der Ganzheit in Bezug auf Sprache ist der Bereich der lexikalischen Einheiten sehr weit gefaßt worden, indem die verschiedensten Spielarten von Konstruktionen lexikalische Einheiten sein können 19 . Wenn es die lexikalischen Einheiten sind, die das Lexikon einer Sprache ausmachen, bedeutet dies nicht nur eine quantitative, sondern auch eine qualitative Erweiterung dieser Hauptkomponente des Sprachbegriffs, worüber jedoch hier nichts weiter gesagt werden soll. Die Eigenschaft, lexikalische Einheit zu sein, kann unter anderen auch Sprichwörtern zugesprochen werden. Sie gehören zum "Sprachschatz" einer Sprechergemeinschaft. Man könnte auch sagen: Sie gehören zum Lexikon einer Sprechergemeinschaft, insofern in einem Lexikon alle Sprachelemente versammelt sind, die man als ganze kennt. Dies ist nicht nur eine Feststellung, sondern auch ein theoretisches Programm: Der lexikalische Ansatz bei der Betrachtung des Sprichworts erlaubt es, das Sprichwort nicht als Sonderfall, als defektives Sprachelement (z.B. Satz oder kommunikative Einheit) zu behandeln, sondern als Normalfall in einer Reihe von vergleichbaren Fällen mit einem eigenen, unverwechselbaren Potential, Sprachliches zu realisieren.
* Von Überlegungen zur Syntax her kommend, macht Fillmore (Syntactic Intrusions) Vorschläge in ähnlicher Richtung: If new-style lexical entries for content words were to be seen instead as constructions capable of occupying particular higher-phrase positions in sentences and included both the needed semantic role and the needed specification of structural requirements (where sometimes nieces and grand-nieces are as important as sisters), we could see such structures as providing expansions of their containing categories. Structures of this son with multiple occurrences of content words would be the language's idioms. Structures of this sort lacking content words would be the language's major and minor grammatical constructions.
3. Sprichwort und Kontext Ausgehend von der Ausgangsaussage, Sprichwörter seien lexikalische Einheiten, ist bis jetzt ein mit dieser Aussage verträglicher Begriff der lexikalischen Einheit skizziert und es sind Züge eines Sprachbegriffs als eines theoretischen Ortes für eine Untersuchung des Sprichworts aufgewiesen worden. Die folgenden Überlegungen legen das Schwergewicht noch immer innerhalb der Ausgangsaussage auf das Sprichwort als lexikalische Einheit. Für lexikalische Einheiten wurde die Eigenschaft, als Beispiel genommen zu werden, als konstitutiv bezeichnet. In der konkreten Auswirkung heißt das, daß lexikalische Einheiten (wieder)verwendet, gebraucht, eingesetzt, zitiert, reproduziert u.a. werden (dies immer auf eine Sprechergemeinschaft bezogen, nicht auf ein einzelnes Individuum). Wichtig ist, daß sich die Beispielfunktion im Grundsatz auf Äußerungen bezieht: Ausgangspunkt und Zielpunkt sind Äußerungen, also Stücke von Sprache, die irgendeinmal von irgendwem gegenüber irgendwem unter irgendwelchen Umständen tatsächlich geäußert worden sind oder geäußert werden. Auch wenn nur gewisse Elemente oder Strukturen beispielgebend wirken mögen, so muß doch letztlich nicht diesen, sondern einer entsprechenden Äußerung der Beispielcharakter zugesprochen werden, (auch wenn dies für dieselben Elemente und Strukturen bei verschiedenen Sprachteilhabern verschiedene entsprechende Äußerungen sind). Diese Festsetzung ist unumgänglich, wenn man sich den Weg zum Gegenstand, hier zum Sprichwort, möglichst offen halten will. Auf das Sprichwort bezogen, ist diese Festsetzung intuitiv plausibel, indem man sich häufig bei einem bestimmten Sprichwort an die erste Gelegenheit (oder eine markante Gelegenheit) erinnert, bei der man das Sprichwort gehört hat 1 . Daß man das Sprichwort später im Lichte einer solchen ersten Gelegenheit einsetzt, scheint ebenfalls plausibel. Für eine Betrachtung des Sprichworts als lexikalischer Einheit kann man daraus entnehmen: Am Sprichwort hängen auch Vorstellungen über Züge der Welt, in der jemand das Sprichwort sagt2. * Dies kommt auch bei Informantenbefragungen zum Vorschein. In den Folklore Archives des Dept. of Anthropology and Folklore der University of California, Berkeley, ist auf die Frage nach der typischen Verwendungssituation eines Sprichworts häufig die erste Situation, in der man es gehört hat, referiert. Besonderen Dank an Alan Dundes für die Erlaubnis zur Benützung dieses Archivs. 2 Fillmore schreibt diese Verankerung in einer realen Situation auch grammatischen Konstruktionen zu: There are lots of grammatical constructions, there are lots of lexical items, there are
Sprichwort und Kontext
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Sprichwortäusserungen machen natürlich eine Art Sprachhandlungen aus, mit Hilfe derer Menschen sinnvoll sprachlich zu handeln vermögen. Es lassen sich auch verschiedene Funktionen ausmachen, die man in der Kommunikation Sprichwörtern zuschreiben kann 3 . Neben einer ganzen Anzahl anderer hat auch Joyce Penfield (Communicating with Quotes) Sprichwörter in diesem Sinn unter ethnographischen Grundannahmen untersucht. Ihre Darstellung des Sprichwort-Verhaltens (sie spricht von quoting behavior als einem besonderen Typ verbalen Verhaltens) bei den Igbo in Südostnigeria unterscheidet fünf funktionale Eigenschaften4 von Sprichwörtern, die sie für möglicherweise universal hält: 1. Depersonalisation (die Mitteilung kann indirekt und unpersönlich übermittelt werden); 2. Herausstellung (Denkanstoß durch Fremdsein in ihrer Umgebung wegen Figurativität und anderer poetischer Elemente), 3. Autorität ( Verbindung mit gesellschaftlich anerkannten Autoritäten, Anerkanntheit in der Gemeinschaft selbst); 4. Verweis auf gesellschaftliche Normen und Werte; 5. Prestige (auch als Ausdruck des Geschicks, Sprichwörter überhaupt anwenden zu können). Diese 5 Funktionen oder Funktionengruppen betreffen alle sehr wichtige soziale und kommunikative Aspekte des Sprichworts. Wenn man es unternimmt, das Sprich wortVerständnis in diesen Funktionen aufgehen zu lassen, dann kann man leicht zur Extremposition gelangen, ein Sprichwort ohne Kontext gebe es nicht (Penfield, Communicating with Quotes: S. 2). Das Sprichwort würde damit jedoch eigener Dimensionen enthoben und zum bloßen Argumentspunkt für Kontextfunktionen gemacht. Eine sprachliche Untersuchung von Sprichwörtern darf (und muß) Sprache als eine eigene Dimension der Erkenntnis annehmen und sich fragen, ob sich nicht Kontextfunktionen eventuell als bloß sekundär erweisen. Einen Hinweis darauf liefern nicht zuletzt die Untersuchungsergebnisse von Joyce Penfield: Ein Igbo Informant erklärt, das Sprichwort mache einen zweimal denken und führt dazu aus: First, he tries to understand the proverb and this puts him in a line of relaxation to think. It becomes food for thought and has an effect on someone's lots of lexical items in particular grammatical contexts, that require for their interpretation an anchoring in some kind of a real situation (in: Verschueren, Concluding Round Table: S. 43). 3 Z.B. überzeugen und beweisen bei Richter, Proverbs in Context. Penfield, Communicating with Quotes: S. 4 f.: This research on Igbo society suggests five defining properties of quotes which account for their effectiveness. These will be referred to here as "functional properties" since they are defined in terms of their social function rather than their linguistic structure. (...) The five functional properties will be referred to as: (1) depersonalization; (2) foregrounding; (3) authoritativeness; (4) reference to societal norms and values; and (5) prestige. Die kontext-funktionale Betrachtungsweise in der Sprichwörterforschung ist vor allem in Untersuchungen über afrikanische Verhältnisse in den Vordergrund gestellt worden. Ruth Finnegan formuliert in ihrer zusammenfassenden Darstellung (Oral Literature in Africa): Proverbs are used on particular occasions, by individuals in a particular context, and their wit, their attractiveness, their insight, even their meaning must be seen as arising from that context (S. 425).
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Grundlegung
actions (Penfield, Communicating with Quotes: S. 7). Dieser Freiraum des nicht unmittelbar handlungsgerichteten Denkens bildet den Grund, auf dem dann die kommunikativen Funktionen erst entstehen. In die gleiche Richtung wie diese Informantenaussage weisen die Mittel, mit denen Sprichwörter als solche signalisiert und herausgehoben werden. Beliebt ist die Charakterisierung eines Sprichwortes als von jemandem jeweils Gesagtes: Meine Mutter hat jeweils gesagt Mi Mueter sälig hat amed gsaat, (in aalte Lüüte gangs we im Gras, wän de Winter uf ene gläge säi, chömid si nümme uf). Bächtold A., De Studänt Räbme: S. 96. Mi Mueter sälig hat amed gsaat, (wä me der Äärn d Öpfel chön zelle a de Bömme, mau me d Huurd zwägmache). Bächtold A., De Studänt Räbme: S. 186. Der Vater hat jeweils gesagt Der Papa sälig het geng gseit, (z'viel schwyge verderbi weniger als z'viel rede). Tavel R.v., Ja gäll: S. 55. (Ei Hang wäscht di angeri,) het dr Papi albe gseit. Stauffer H., Vo nüt chunnt eifach nüt: S. 18. Der Großvater hat jeweils gesagt Üüsen Grossvatter hat amed gsaat, (es mau alls riiffe we de Wii, wo me au zeerschte mau par Johr lagere, wän er wel für reaal gälte). Bächtold A., De Studänt Räbme: S. 186. Neben den Personen wie Mutter, Vater, Großmutter, Großvater wird ein Sprichwort auch oft dem Kollektiv oder einem Anonymus in den Mund gelegt: Man sagt Trotzdäm das s me ja seit: (dr Tüüfel ligt im Detail).Slauffer chunnt eifach nüt: S. 100.
H., Vo nüt
Me säit, (s stoossi kä Gäiss eläi).Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 297. (Daneben musst für dich rechnen, und es ist doch besser öppis äs gar nüt, 'besser e Lus im Kabis äs gar ke Fleisch'), seyt me allbets .Gotthelf L, Der Geldstag: S. 202.
Sprichwort und Kontext
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(Je meh si schreit, je eh si freit -) hei me siner Läbtig gseit. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S.34. Der andere hat gesagt (Me chunt zu nüül,) hat der ander gsäif, (ooni me bschyssi echli). Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 294. Neben diesen expliziten Charakterisierungen als schon einmal Gesagtes gibt es auch das grammatische Mittel des Konjunktivs, um ein Sprichwort in derselben Weise darzustellen: Weer vill rede, miesse vül wissu' old aber vill leigu'. Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 77. In der mündlichen Kommunikation gibt es verschiedene Mittel, mit denen ein Sprichwort von seiner Umgebung abgehoben wird, so etwa veränderte Betonung, Sprechtempo, Tonlage oder Pausen vor bzw. nach dem Sprichwort. In der schriftlichen Kommunikation gibt es das Mittel der Absetzung durch Doppelpunkt und durch Anführungszeichen. Keines dieser aufgeführten Mittel der Sprichwortsignalisation ist jedoch obligatorisch. Sie können alle fehlen. Man kann sie als Hinweise darauf auffassen, daß Sprichwörter anders als andere Äußerungen in die Kommunikation eingefügt sind. Sie stehen einer direkten instrumentalen Verwendung des Sprichworts als Sprachhandlung entgegen und lenken die Aufmerksamkeit zuerst auf das Sprichwort als solches. Das Sprichwort, das gesagt oder geschrieben wird, ist ein wieder gesagtes/geschriebenes. Es weist auf sein Beispiel zurück und weist damit seinen Status als lexikalische Einheit offen aus. Dies wird hier für alle Sprichwortverwendungen postuliert, ob sich entsprechende Signalisationsmittel finden oder nicht. Diese Nicht-Direktheit des Sprichworts, das primär auf sich selbst verweist und erst sekundär in den Kommunikationszusammenhang ist auch ein plausibler Grund dafür, daß Sprichwörtern zugesprochene kommunikative Funktionen eher aufgesetzt erscheinen. Eine Beispielanalyse-* soll zeigen, daß ein Sprichwort zwar die Stelle einer Sprachhandlung versehen kann, jedoch ohne eine eindeutig bestimmbare Funktion zu erfüllen: Situation: Ein Ehepaar sitzt abends im Wohnzimmer. Gesprächsabschnitte werden immer wieder durch minutenlanges Schweigen unterbrochen. Nach einer solchen Schweigepause: Das Beispiel wurde im Jahre 1981 aufgenommen. Sprachliche Äußerungen sind in einer für unsere Zwecke genügenden Laientranskription wiedergegeben.
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Grundlegung
Er: Das Znacht, waa t hyt hescht gchoched, ischt etz eis umhi gued gsyn. (Das Nachtessen, das du heute gekocht hast, ist jetzt einmal wieder gut gewesen)
Sie: Ou es blinds Huenfindt einisch es £ .6 (Auch ein blindes Huhn findet einmal ein Ei)
(Pause)
Er: Hm. (Folgt wieder Schweigen). Auf das Kompliment (die dialektale Ausdrucksweise signalisiert ein solches) für das Nachtessen von Seiten des Ehemannes antwortet die Frau mit einem Sprichwort. Das Sprichwort versieht also die Stelle einer Folgesprachhandlung, wie sie durch die Sprachhandlung des Komplimentes verlangt wird. Ein Kompliment kann angenommen oder zurückgewiesen oder modifiziert werden. Der Verlauf dieses Gesprächsabschnitts läßt sich nun so verstehen, daß durch die Äußerung des Sprichworts nicht ersichtlich war, ob das Kompliment angenommen oder zurückgewiesen wurde. Der Mann verzichtet in der Folge auf weitere Äußerungen zu diesem Gesprächsthema. Es ist sehr schwierig, der Sprichwortäußerung eine bestimmte kommunikative Funktion zuzuordnen: Ist es die Funktion der Annahme, Zurückweisung, des In-der-Schwebe-Haltens oder gar der Thema-Beendigung^ Die Frau reagiert, wie sich herausstellte, auf Situationen dieser Art (Komplimente, besonders in bezug auf Hausfrauenleistungen) gerne mit diesem Sprichwort. Es war für sie eine Standardsituation für dieses Sprichwort. Kenneth Burke (The Philosophy of Literary Form) nimmt das Sprichwort als Modellfall für sein Konzept von literarischen und anderen Texten als strategies for encompassing a situation (S. 109). Strategien fassen Situationen zusammen, benennen ihre Struktur und ihre hervorstechenden Bestandteile und benennen sie in einer Art und Weise, die eine Haltung ihnen gegenüber beinhaltet (S. 1). Ein Sprichwort faßt eine große Vielfalt von Situationen, die unter sich jedoch ähnlich genug sind, in eins und bildet eine strategische Antwort auf sie (S. 3). Sprichwörter sind Namen für Situationen. Dies geht parallel mit der bisher vertretenen Ansicht, daß Sprichwörter als lexikalische Einheiten erste Situatio" Zum Sprichwort vgl. unten Spezieller Teil, Kap. 4 unter Huhn 3. Die hier vorgebrachte Variante {Ei statt Korn) ist in den Belegen nicht zu finden. ' Der Mann mußte sich in der laufenden Evaluation des Gesprächs und im Hinblick auf seinen nächsten Gesprächsbeitrag allerdings für etwas entscheiden. Er entschied sich für die Beendigung des Gesprächsabschnitts und damit des Themas, wobei dies deutlich eine von ihm aufgesetzte Interpretation ist.
Sprichwort und Kontext
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nen oder verallgemeinert Standardsituationen ansprechen.Weiterführend ist nun aber, was Burke unter Name versteht. Er versteht es aktiv als Benennung, und zwar als symbolic action, d.h. das Sprichwort benennt die Situation, indem es eine symbolische Handlung in sich (und als solche gegenüber der Situation) ist. Damit werden zwei Extrempositionen vermieden, einerseits, daß das Sprichwort zum bloßen Instrument der Situation wird, anderseits, daß das Sprichwort zum ästhetischen item ohne Situationsbezug wird8 . Das besondere Verhältnis zwischen Sprichwort und Situation läßt sich weiter mit Hilfe von Malinowskis Theorie des magischen Wortes näher beleuchten. In einer großangelegten ethnographischen Untersuchung (Coral gardens and their magic) befaßt er sich unter anderem mit dem Beschreibungsproblem von Sprache und stellt fest, daß ein einzelnes Wort an sich bedeutungslos ist und daß es seine Bedeutung erst im Kontext der Äußerung, der Situation und der kulturellen Gegebenheiten bekomme. Davon leitet er denn auch seine Anforderungen an eine angemessene Bedeutungsbeschreibung ab (S. 22), und diese Erweiterung und Betonung des Konzepts des Kontextes ist es denn auch, was gemeinhin mit dem Namen Malinowskis in Verbindung gebracht wird. Malinowski stellt im Zusammenhang mit seiner Kontextthese auch fest, daß Wörter tun, handeln, herstellen und erreichen, und daß man eher die dynamische als die intellektuelle Funktion von Wörtern untersuchen müßte, da Sprache in erster Linie ein Instrument des Handelns und nicht ein Mittel, um eine Geschichte zu erzählen, sei (S. 52). Die Dynamik des Wortes sieht er in zwei Möglichkeiten am meisten verwirklicht: Die eine zeigt sich bei sakralen Wörtern, die andere bei direkten pragmatischen Wirkungen von Wörtern (S. 53). Allen sakralen Wörtern schreibt er einen gewöhnlich indirekten kreativen Effekt zu, sie können eine übernatürliche Kraft in Bewegung setzen oder, wenn die sakramentale Formel quasi-gesetzlich wird, soziale Sanktionen erwirken (S. 52). Im Gegensatz dazu werden Wörter, die z.B. Befehle ausdrücken, unmittelbar in Aktivitäten überführt, sie koordinieren Menschen mit Menschen und Menschen mit ihrer Umgebung (S. 56). In beiden Fällen macht die Wirkung im Kontext der Situation die eigentliche Bedeutung der Wörter aus und die Wörter selbst müssen als Handlungen verstanden werden. Der Kontext der Situation gerade von magischen Wörtern ist aber nicht vergleichbar mit dem von direkt pragmatischen Wörtern, denn bei einer magischen Formel scheint die Absicht imaginär, gesellschaftsbezogenes ° Aus einem Blickwinkel des Sprechverhaltens stufen Abrahams/Babcock-Abrahams, A Sociolinguistic Approach to Proverbs (S. 64) das Sprichwort als soziolinguistische Anomalie ein: In its primary social usage it is a foregrounded and stylized conversational device (...). But as a genre, made up of items formally and rhetorically whole unto themselves, the proverb may be detached from interactional use (...). Offenbar gelingt dem soziolinguistischen Ansatz nicht mehr, als dieses Nebeneinander festzustellen.
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Grundlegung
Zusammenwirken nicht existent und die Rolle von Wörtern scheint zu sein, bloß ins Leere geäußert zu werden (S. 214). Magische Wörter haben das Ritual als Kontext und ihre Bedeutung muß als Effekt innerhalb dieses besonderen Kontextes beschrieben werden (S. 223). Aus solchen Überlegungen schließt Malinowski dann, daß Sprache allgemein in ihrer Anlage (bezogen auf den Beginn des Sprechens eines Menschen) einerseits magisch, anderseits pragmatisch sei. Sie sei einerseits mit einer mystischen Wirksamkeit bedacht und werde anderseits als Werkzeug gebraucht (S. 231). Dieselben Wörter und Sätze könnten in der täglichen Kommunikation das Zusammenleben steuern oder in bezug auf emotionale Erfahrungen und kristallisierte emotionale Haltungen, die zum Bereich von Magie und Religion gehören, mit Bedeutungen, die nicht in der Erfahrung oder in kooperativen Aktivitäten verankert seien, versehen sein (S. 232). Für eine Theorie des Sprichworts ist daran interessant: Auch bei Malinowski gibt es einen Aspekt von Sprache, der nicht völlig in der täglichen Kommunikation als context of situation aufgeht. Diesem Aspekt könnte man das Sprichwort zuweisen, ohne es mit irgendwelchen spekulativen magischen Wurzeln versehen zu wollen9. Annehmen kann man, daß der Kontext der Situation für ein Sprichwort ein anderer ist, rituell vielleicht insofern, als ein Sprichwort ein eigenes sprachliches Prozedere involviert. Damit in Zusammenhang stünden auch die Indirektheit des Sprichworts in bezug auf die Äußerungssituation, die Kreativität, indem es als Handlung begriffen wird und etwas in die Welt bringt, was nur es selbst kann, die Unabhängigkeit von der Instanz des Hörers, um trotzdem als Sprichwort wirken zu können, und ein Bezug zur Wirklichkeit, der auf direkterem Weg als auf dem über die Konventionalität erfolgt. Die Frage nach Sprichwort und Kontext erschöpft sich nicht in Methoden der Datenerhebung10 und auch nicht in einer allzu einfachen Kontext-These. Sie eröffnet erst eigentlich den dem Sprichwort genuinen Raum. Es sollte nach all dem nicht mehr abwegig erscheinen, Sprichwörter als lexikalische Einheiten zu betrachten, die eigene und besondere sprachliche Möglichkeiten (die noch zu beschreiben sind) zur Verwirklichung freigeben.
Kenneth Burke (The Philosophy of Literary Form) meint: The magical decree is implicit in all language (S. 4) und verbindet dies mit dem act of naming, durch das ein Gegenstand oder eine Situation als solche und nicht andere herausgestellt wird. 0 Etwa bei Arewa/Dundes, Proverbs and the Ethnography of Speaking Folklore S. 71.
4. Das Sprichwort als natürliche Kategorie Die Aussage, daß Sprichwörter lexikalische Einheiten sind, ist bis jetzt im Sinne der Implikationen, die sie für ihren eigenen theoretischen Rahmen hat, betrachtet worden. Nun soll von ebendieser Aussage her die Kategorie des Sprichworts beleuchtet werden. Was über die Kategorie des Sprichworts so gesagt werden kann, sollte das Material, wie es sich einem einen schweizerdeutschen Dialekt Sprechenden präsentiert, möglichst gut treffen. Es geht also nicht um empirische Verifizierung am Material, sondern um die Übereinstimmung der abgeleiteten Aussage mit den Aussagen, die man angesichts des Materials machen kann. Die Frage Was ist ein Sprichwort? läßt sich nicht auf einfache Weise beantworten. Das Hauptproblem ist, daß sich das Sprichwort beharrlich allen Definitionsversuchen widersetzt. So findet etwa Archer Taylor in seinem heute noch klassischen Sprichwortbuch, das Sprichwort zu definieren sei too difficult to repay the undertaking (The Proverb: S. 3), und Röhrich/Mieder wagen in ihrer zusammenfassenden Darstellung nicht mehr als eine bloße Arbeitsdeßnition1 zu geben. Diese Haltung wird verständlich, wenn man sich nur schon die strukturelle Verschiedenartigkeit der folgenden Aussagen, die alle die Bezeichnung Sprichwort tragen, vor Augen hält: a) Ring derzue - ring dervoo b) Wenn me sich zume Schaf macht, so fressed eim d' Wolf c) Vo nüt chund nüt d) Alti Liebi rostet nid, seit de Dilihänsel, wo-n-er sis verpfändet Zug wider g'stole het
Röhrich/Mieder, Sprichwort: S. 3: Sprichwörter sind allgemein bekannte, festgeprägte Sätze, die eine Lebensregel oder Weisheit in prägnanter, kurzer Form ausdrücken. Pilz, Phraseologie: S. 16 unterstützt das Satzkriterium, beklagt aber allgemein die unklare Situation, was die Definitionen in Phraseologie und Parömiologie betrifft. Eine knappe und klare Übersicht Über die Geschichte der Sprichwortbestimmungen in der klassisch-humanistischen Tradition gibt Schmarje, Das sprichwörtliche Material: S. 3-77. Im Anschluß an Schmarje diskutiert Ricarda Liver einige gängige Definitionspunkte kritisch (Moderne Definitionsversuche: S. 339-343).
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Grundlegung
Wenn man das Sprichwort als einen Satz definieren will, wie das Röhrich/Mieder tun, fallen alle Sprichwörter von der Art des Beispiels a) heraus, denn hier hat es weder ein Subjekt noch ein Verb. Umgekehrt erfüllen solche ungrammatischen Sprichwörter dank ihrer Knappheit das Kriterium der Kürze und der Prägnanz, wie es von verschiedenen Sprichwortforschern verlangt wird 2 . Eine solche Bestimmung trifft aber wiederum für alle Sprichwörter von der Art des Beispiels d) nicht zu. Solche Sagte-Sprichwörter sind meist auf eine besondere Art erweiterte Sprichwörter (Wellerismen)3. Sie können deshalb nicht mehr kurz und prägnant genannt werden. Trotzdem sind es aber Sprichwörter und sollten nicht in einer besonderen Kategorie von den ändern abgetrennt werden4. Auch auf einfache Weise erweiterte Sprichwörter (z.B. Es ist kei Ma, er het e Wolfszah; es ist ekei Frau, sie hei nen au, genügen dem Erfordernis der Kürze nicht unbedingt, wobei es zudem schwierig wäre, eine Grenze zwischen (erlaubter) Kürze und (unerlaubter) Länge zu ziehen. Ein dritter schwieriger Definitionspunkt ist die Figurativität. Vom Sprichwort wird etwa verlangt, daß es seine Aussage in ein Bild kleide. Die obigen Beispiele a) und c) würden dann nicht zu den Sprichwörtern, sondern zu den Gemeinplätzen zählen (Vgl. etwa Gülich, Was sein muß: S. 4). Schwierigkeiten der Zuteilung ergeben sich bei bloß teilweise figurativen Aussagen. Ist Wenn s Gäld redt, mues en andere schwyge (Ineichen H., Der Volksmund im Luzernerbiet: S. 56) ein Gemeinplatz oder ein Sprichwort? Noch schwieriger wird die Sache, wenn ein Sprichwort wörtlich und zugleich übertragen verstanden werden kann: Wenn me der Drück rüert, so stinkt er. Hier müßte man ein und dieselbe Aussage als Gemeinplatz und als Sprichwort bezeichnen. Der Unterschied von figurativen und nichtfigurativen Sprichwörtern (oder Sprichwortverwendungen) darf nicht in einen (terminologischen) Gegensatz umgewandelt werden. Darauf deutet auch die häufige Parallelität von bildlichen und nicht-bildlichen Sprichwörtern hin, wie etwa: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm gegen Wie der Vater, so der Sohn. Der Volksmund versteht es sogar, mit solchen Beziehungen zu spielen und ein nicht-bildliches mit einem bildlichen Sprichwort zu einer einzigen Aussage zu kombinieren: Armuet isch ke Schand, aber läär Seek stöönd nid uufrächt (Ineichen H., Der Volksmund im Luzernerbiet: S. 56. Vgl. Sack 1). Figurativität kann so kaum eine Definitionseigenschaft des Sprichworts sein5. 2
Seiler, Deutsche Sprichwörterkunde: S. 4 etwa verlangt vom Sprichwort, daß es möglichst kurz und knapp sein solle. 3 Dazu etwa Röhrich, Gebärde: S. 192. 4 Röhrich/Mieder, Sprichwort: S. 11 führen den Wellerismus als Sonderform des Sprichworts auf. 5 Coulmas, Routine im Gespräch: S. 51 ff. versucht eine Klassifizierung der verbalen Stereotype in Redewendungen, Sprichwörter, Gemeinplätze und Routineformeln nach funktionalen Krite-
Das Sprichwort als natürliche Kategorie
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Ähnliche Schwierigkeiten ergeben sich bei allen erdenkbaren Eigenschaften, die man definitorisch dem Sprichwort zusprechen will, so daß die Einsicht nahe liegt, daß sich das Sprichwort nicht definieren läßt. Anstatt nun aber bei dieser Einsicht zu verharren, kann man sich auch überlegen, warum sich das Sprichwort einer Definition entzieht 6 . Daß der Appellativ Sprichwort etwas Unterscheidbares, eine Kategorie der Erkenntnis konstituiert, beweisen unter anderem7 auch die vielen Sammlungen von Sprichwörtern, die schon veranstaltet worden sind. Die Frage ist nur, wie wir diese Kategorie intern organisieren. Wenn man verschiedene Beispiele von Sprichwörtern anschaut, so fallt auf, daß man nicht unbedingt geneigt ist, allen Beispielen die Eigenschaft Sprichwort in ein und demselben Masse zuzuschreiben. Es gibt einschlägige Beispiele für ein Sprichwort, so etwa e) We d Chatz usem Huus, so tanzed d M aus. Neben solchen undiskutablen Fällen gibt es aber auch solche, die wir nicht ohne Überlegung als Sprichwörter ansprechen würden, etwa f) Eis Summervögeli macht no nit der Summer, gegenüber dem wir das gängigere g) Ei Schwalbe macht no nit der Summer als besseres Beispiel für ein Sprichwort ansehen würden. Ähnlich verhält es sich etwa mit dem Beispiel h) S' ischt besser es Stuck Brot im Sack als e Federe ufern Huet, im Vergleich mit i) Der Spatz i der Hand isch besser als Tuube ufern Dach.
rien. Sprichwörter sind demnach Sätze mit übertragener oder abgeleiteter Bedeutung zur kollektiv autorisierten Verhaltensbewertung/anweisung bezüglich eines speziellen Situationstyps, Gemeinplätze sind Sätze mit wörtlicher Bedeutung zur situationsunspezifischen Sicherung der "phatischen Gemeinschaft" (S. 69). Auch bei Coulmas geht offenbar die Figurativität der Funktionalität voraus oder zumindest parallel, was beides problematisch ist, besonders noch wenn das Beispiel Von nichts kommt nichts unter den Sprichwörtern aufgeführt ist (S. 60). " Die Zahl von mehr oder weniger expliziten Definitionen ist in der Parömiologie natürlich Legion. Es ist hier nicht die Absicht, diese in irgendeiner Weise zu referieren. Wie in Kapitel 2. oben dargelegt, wird hier ein besonderer Weg der Darstellung eingeschlagen. Auf diesem Weg muß auch die Sprichwortdefinition an sich in Frage gestellt werden. Die Angaben aus der Literatur dienen vor allem dem Zweck, diese Problematisierung zu motivieren. Taylor, The Proverb: S. 3 spricht von einer incommunicable quality, die uns sage, daß der eine Satz ein Sprichwort sei, der andere nicht.
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Grundlegung
Es gibt aber auch noch regelrechte Grenzfälle von Sprichwörtern, wie etwa k) Di letschti Chue tuet ds Gatter zue, das vom Berndeutschen Wörterbuch als scherzhafte Regel für Alpwanderer bezeichnet wird, von P.F. Portmann jedoch zum Titelsprichwort seiner Sammlung erhoben wird. Aus der Betrachtung der letzten paar Beispiele läßt sich folgender Schluß ziehen: Es gibt bessere und schlechtere Beispiele von Sprichwörtern, und es gibt sogar Beispiele, die die einen als Sprichwort ansehen, die ändern nicht. Die Vermutung liegt deshalb nahe, daß man sich bei der Bestimmung, was ein Sprichwort sein soll, weniger an spezifischen Eigenschaften als an eingängigen oder besten Beispielen orientiert. Solche besten Beispiele sind Sprichwörter, die einem am besten im Ohr bleiben, sei es, daß man sie am meisten hört, oder sei es, daß sie (aus welchem Grunde auch immer) am auffälligsten oder einleuchtendsten sind. Eleanor Rösch hat in verschiedenen Untersuchungen evident gemacht, daß natürliche semantische Kategorien kognitiv nicht gleich organisiert sind wie künstliche Kategorien. Im Gegensatz zu einer künstlichen Kategorie, die als eine Kombination von Eigenschaften bestimmt ist, wobei es keine besseren oder schlechteren Beispiele für die Zugehörigkeit gibt, ist eine natürliche Kategorie auf einen Prototyp hin bestimmt. Roschs Untersuchungen bezogen sich zuerst auf Färb- und Formkategorien, wo sich durch die Wahrnehmung bestimmte (deshalb natürliche) Prototypen feststellen ließen. Sie meint aber, daß auch in nicht durch die Wahrnehmung bestimmten Bereichen, in denen sich keine natürlichen Prototypen ergeben, Kategorien auf Prototypen hin organisiert sein können8. Kategorien, die in der menschlichen Erfahrung (sei es in der Wahrnehmung, im Handeln, in der physischen oder sozialen Interaktion) begründet sind, können also im Prinzip prototypisch aufgebaut sein. Da vieles dafür spricht, daß es beim Sprichwort bessere und schlechtere Beispiele gibt, d.h. daß es prototypisch organisiert ist, kann es zu den natürlichen Kategorien gezählt werden. Die besseren Beispiele von Sprichwörtern sind in diesem Fall solche, die in der Erfahrung der sprachlichen Interaktion leichter hervortreten 9 . ° Rösch, Natural Categories: S. 349. Zum anthropologischen Kontext dieser Forschung vgl. Berlin/Kay, Basic Color Terms. Dieses Kriterium, dem hier führende Bedeutung zugemessen wird, ist aus den Ergebnissen von Roschs Experimenten gewonnen, die von Lakoff, Categories (S. 16) zusammengefaßt sind. Versuchspersonen stimmen in folgenden Punkten auffällig überein: a) Direkte Beurteilung, ob ein besseres/schlechteres Beispiel für eine Kategorie vorliegt, b) Reaktionszeit bei der Beurteilung der Kategorienzugehörigkeit (bei besseren Beispielen kürzer), c) Nennung von Beispielen für eine bestimmte Kategorie (v.a. bessere Beispiele werden genannt), d) Asymmetrie in der Generalisierung (von besseren auf schlechtere Beispiele, nicht umgekehrt).
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Daß die Kategorie des Sprichworts prototypisch organisiert ist, sagt an sich noch nicht viel aus, gibt es doch heute ganz verschiedene Ausprägungen der Prototypentheorie der menschlichen Kategorisierung. Hier soll es darum gehen, diese Aussage zu präzisieren und für die Erklärung verschiedener Phänomene am Sprichwort fruchtbar zu machen. Natürliche Kategorie meint hier eine Organisationsform, indem im konkreten Fall ein bestimmter "Kandidat" nach bestimmten Prinzipien über seine Kategorienzugehörigkeit beurteilt wird. Diese Organisationsform ist nicht auf die Grenzen hin orientiert, sondern auf die klaren Fälle von Kategorienzugehörigkeit. Prototypen von Kategorien werden im Sinne von Rösch durch die klarsten Fälle von Kategorienzugehörigkeit begründet, diese operational bestimmt durch Urteile von Menschen über die Güte der Zugehörigkeit in der Kategorie10. Es geht hier im Kern um die erkenntnistheoretische Vorherrschaft des Beispiels: Die Kategorie kristallisiert sich an Beispielen, die mehr oder weniger klare Fälle von Kategorienzugehörigkeit ausmachen können. Rösch betont als Hauptergebnis ihrer Untersuchungen, daß man im Urteil überwiegend darin übereinstimmt, ein wie gutes Beispiel für eine bestimmte Kategorie man in einem konkreten Fall vor sich hat. Daraus kann man entnehmen, daß es bessere und schlechtere Beispiele in bezug auf Kategorienzugehörigkeit gibt. Einen absoluten Endpunkt kann es weder auf der Seite des "Schlechteren" noch des "Besseren" geben. Ein Beispiel als das schlechteste Beispiel einzustufen macht keinen Sinn, ebensowenig ein Beispiel als "das beste", also als objektivierten Prototyp zu betrachten11. Den Prototyp spricht man besser als formale Einheit an, die nicht konkretisiert werden kann, vielleicht am besten als Summe der Vergleichsprinzipien, die bei der Kategorienkonstitution zum Zuge kommen. Faßbarer als der Prototyp sind Beispiele, die als wirklich gute Beispiele eingestuft werden können. Solche Beispiele sollen hier beste Beispiele genannt werden, jedoch nicht im Sinne eines Extremwertes und auch nicht im Sinne eines Prototyps. Beste Beispiele für eine natürliche Kategorie sind solche, die sich in der Erfahrung am stärksten manifestieren, die auffälligsten, herausragenden, eingängigen. Diese erfahrungsbezogene Bestimmung ist mit einer Auffassung, die besten Beispiele machten gleichsam den Kern der Kategorie aus, unvereinbar, denn sie impliziert keine Aussage über irgendwelche Gleichheit von Eigenschaften unter ihnen. Ebenso kann man die besten Beispiele nicht mit den typischsten gleichsetzen, in dem Sinne, daß sie den Durchschnitt
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Rösch, Principles of Categorization: S. 36. ' Der Terminus Prototyp ist in der deutschen Sprache leicht mißverständlich, da im Gegensatz zur englischen Sprache die Bedeutung 'Musterbeispiel' gegenüber der Bedeutung 'Urbild' im Vordergrund steht.
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Grundlegung
der Eigenschaften der Kategorienmitglieder aufweisen müßten12. So verstanden, muß sogar die Ausdrucksweise von "besseren" und "schlechteren" Beispielen in ein neues Licht gerückt werden: Sie darf nicht transitiv aufgefaßt werden, d.h., wenn für Beispiel A das Beispiel B ein besseres Beispiel ist und für Beispiel B das Beispiel C ein besseres Beispiel ist, muß nicht unbedingt auch Beispiel C für Beispiel A ein besseres Beispiel sein. Unter diesen Voraussetzungen ergibt sich mit der natürlichen Kategorie ein von der traditionellen, durch Definitionseigenschaften bestimmten Kategorie grundsätzlich verschiedenes Instrument, das geeignet ist, Sachverhalte, gerade sprachlicher Art, neu zu erklären.13 Sprichwort ist eine Kategorie, die sprachliche Einheiten umfaßt. Als solche kann sie primär nur auf eine einzelne dialektale Sprechergemeinschaft bezogen werden. Das Sprichwort im Schweizerdeutschen, wie es hier zur Diskussion steht, ist eine summative, schwierig zu fassende Kategorie. Für die vorliegende Arbeit wird der Vereinfachung halber angenommen, diese Kategorie sei in dem dieser Arbeit zugrunde liegenden gesammelten Material, gegeben. Die Mehrzahl der von den Sammlern als Sprichwörter kategorisierten Beispiele würde auch in der volkssprachlichen Kategorisierung so eingeordnet. Komplizierter verhält es sich mit den Redensarten, die volkssprachlich oft auch als Sprichwörter bezeichnet werden, hier ev. im Sinne von schlechteren Beispielen. Der Weg, die Kategorie Sprichwort im Schweizerdeutschen im Material konkretisiert zu sehen, wurde auch deshalb gewählt, weil damit die Frage der variierenden dialektalen Terminologie überbrückt werden kann: Bezeichnungen wie Spruch, Sprüchlein, Grundsatz, die auch auftreten, erweisen sich im Rahmen des Materials als synonym zu Sprichwort, und die Frage nach ihrem eigentlichen Begriffsumfang bleibt so ausgeklammert. Dieses Vorgehen scheint auch deshalb gerechtfertigt, weil Sprichworteinleitungen, sofern sie überhaupt vorkommen, öfters nicht eine direkte Bezeichnung enthalten, sondern Charakterisierungen nach der Art: Man sagt... . 12
Es ist vorsichtiger, bei der Bestimmung von Prototypikalität auf Grund von salience zu bleiben, wie Rösch sie in ihren frühen Untersuchungen herausgearbeitet hat (vgl. Natural Categories). Der Fall daß, je prototypischer ein Kategorienelement eingestuft wird, desto mehr Eigenschaften es mit ändern Elementen der Kategorie gemeinsam hat und je weniger mit Elementen gegensätzlicher Kategorien (vgl. Rösch, Principles of Categorization: S. 37 und Rösch, Human Categorization: S. 35 f.) sollte nicht als notwendig hingestellt werden, da er Zentralität und die Möglichkeit der rechnerischen "Distanzbestimmung" eines Elements zum Zentrum impliziert, was man besser als möglichen Spezialfall betrachtet. Lakoff, Categories (S. 27) postuliert zwei Arten von kognitiven Referenzpunkten oder Prototypen: Der eine für repräsentative oder typische Kategorienmitglieder, der andere für die "besten Beispiele", die er als solche am Ende einer Qualitätsskala einer bestimmten Art versteht. Die besten Beispiele hier entsprechen weder den typischsten noch Lakoffs "besten Beispielen". 3 In dieselbe Richtung argumentiert auch Brooks mit seinem nonanalytic, instance-oriented concept formation (vgl. Brooks, Nonanalytic concept formation, bes. S. 207 u. 209).
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Für die Suche nach besten Beispielen aus schweizerdeutschem Blickwinkel könnte man sich etwa an die existierenden Sprichwörtersammlungen halten und annehmen, daß beste Beispiele solche Sprichwörter sind, die immer wieder aufgeführt werden. Hier einige der Sprichwörter, die in jeder der "schweizerischen" Sammlungen von Sutermeister (Die Schweizerischen Sprichwörter), Stucki (Schweizerdeutsche Sprichwörter), Kürz-Luder (Schwiizertütschi Sprichwörter) und Portmann (Di letschti Chue tuet's Törli zue. Schweizerdeutsche Sprichwörter) zu finden sind: Bi den Alte isch me (guet) ghalte. Was der Bock an em sälber weiss, trout er der Geiss. Warn e Drück ufd Nase g hört, gheit er nit ufd Schue. Churzi Hoor si bald pürschtet. Alli Joor e Chääs git nid vil Chääs, aber alli Johr es Ching git glii vil Ching. Was zwänzg Johr es Chälbli gsi isch git kei Chue meh. Nid under jedem Hübli steckt es Tübli. Bei näherem Hinsehen hat man es hier aber zu einem wesentlichen Teil mit Abschreibetraditionen zu tun. Auch wenn man annimmt, daß die Sammler im besten Falle einander wenigstens nicht blind abgeschrieben haben, dann bleibt immer noch die Frage, ob wir hier Sprichwörter vor uns haben, die wirklich die eingängigsten sind. Sammler pflegen oft gerade das "allzu Gängige" wegzulassen. Die hochfigurative Natur aller oben aufgeführten Sprichwörter (das erste ausgenommen) deutet eher auf übereinstimmende Sammlerprinzipien und weniger sicher auf beste Beispiele hin. Auf der Suche nach besten Beispielen darf man die standarddeutschen Sprichwörter nicht vergessen, von denen einige sehr leicht abrufbar sind, etwa: Morgenstund' hat Gold im Mund'. Aller Anfang ist schwer. Wer ändern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Diese leichtere Abrufbarkeit hängt mit der Diglossiesituation in der deutschsprachigen Schweiz zusammen und prädestiniert - zusammen mit der Eigenschaft, daß diese Sprichwörter eben der hochsprachlichen Varietät zugerechnet werden - diese Sprichwörter geradezu zu besten Beispielen für das Dialektsprichwort. Doch umgekehrt ist es nicht denkbar, daß die besten Beispiele ausschließlich hochsprachliche Sprichwörter sind.
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Grundlegung
Die Überlegungen, wie man den besten Zugang zu den besten Beispielen finden kann, gehen von der Ausgangsaussage aus, daß Sprichwörter lexikalische Einheiten sind. Als solche Einheiten ermöglichen sie nicht nur sprachlichinteraktive Erfahrungen, sondern sie sind - auf welche Weise bleibt zu präzisieren - Gegenstände der Aufmerksamkeit der Sprachteilhaber. In dieser Eigenschaft können sie modifiziert werden, und die Annahme hier ist, daß solche Modifikationen nicht auf Zufall beruhen, sondern Ausdruck spezifischer Möglichkeiten sind, die mit dem betreffenden Beispiel gegeben sind. Es lassen sich also, ausgehend von den Modifikationen, Vermutungen über das Verhältnis der Beispiele einer Kategorie und damit auch über die interne Organisation dieser Kategorie anstellen. Die Modifikation, die sich im Hinblick auf beste Beispiele als bedeutsam erweist, ist das Zusatzsprichwort: Ein Sprichwort kann mit einem Zusatz versehen sein, vgl. folgende Beispiele: (1) Di nöie Base wüsche guet, u di alte kenne d'Egge guei. (Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 118). (2) Mit neue Bese wuscht me guet, und di alte b'chönne d'Egge. (Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 51). (3) Neu Besä förbid wohl, die alta wössid d'Winkel wohl. (Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: S. 201). (4) Neui Bese förbid wol - nu gönd si nid i d'Winkel. (Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35). (5) Die neuen Besen wüschen wohl, nur gehen sie nicht in die Winkel. (Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 205). Es lassen sich bei diesen Zusätzen zwei Versionen feststellen: Eine, die die alten Besen "rehabilitiert" (sie kennen die Ecken gut), und eine andere, die die neuen Besen "relativiert" (sie gehen nicht in die Ecken). In beiden Fällen wird einer Sprichwortaussage in derselben Bildsphäre eine Aussage angehängt, die sich wie eine Replik anhört, und dies ist auch die Bestimmung dessen, was hier als ein Zusatzsprichwort gelten soll. Diese Erscheinung des Zusatzsprichworts ist kein Einzelfall, wie die weiteren Beispiele zeigen: (6) D'Zit bringt Roese, aber z!erseht Chnöpf. (Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 331). (7) Naare si au Lüüt, aber nit all Lüüt Naare. (Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 42).
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(8) D Narre sind au Lüüt, aber nöd so wie anderi. (Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 72). (9) Es gfallt jedem Naar si Chappe und mir mi Huet. (Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 19). (10) Morgestund het Gold im Mund - und Blei im Chraage. (Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35). (11) D'Liebi muess zangget ha und wenn si enangere mit Schitere würf. (Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 111). (12) Wüescht isch au schön, wenns Moden isch. (Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 40). Sprichwörter dieser Art mit Zusätzen, die wie Repliken tönen, hat Seiler (Deutsche Sprichwörterkunde: S. 168) dialektische Sprichwörter genannt. Er betrachtet sie jedoch nicht als eigentliche Sprichwörter, sondern als ironische Formen des Sprichworts, wie auch Sutermeister solche Sprichwörter unter der Überschrift Sprichwörterglossen und Parodien aufführt (Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 34). Diese Einschätzung und die damit verbundene Marginalisierung blieb dieser Art von Sprichwörtern seither treu. Sie wurde kürzlich noch verstärkt durch den von Mieder geprägten Terminus des Antisprichworts. In Mieders Sammlung von Antisprichwörtern findet man etwa (13) Liebe macht blind, aber glücklich 14 , so daß offenbar Sprichwörter mit Zusätzen auch unter diese Rubrik der Antisprichwörter fallen. Antisprichwörter sind, nach Mieder, Abwandlungen oder Erweiterungen von bekannten Sprichwörtern, die aber gegen diese ursprünglichen Sprichwörter formuliert seien (S. X). Entsprechend dieser Auffassung sieht er den Sinn solcher Antisprichwörter auch in Ironisierung, Parodie oder einfach Humor.15 14
Mieder, Antisprichwörter, Band I S. 96 (768). Für eine pragmatisch-funktional ausgerichtete Betrachtung sind Sprichwörter mit Zusätzen erklärbar als Varianten, deren Gebrauch aufgrund bestimmter Situationsbedingungen möglich wird. In diesem Sinne verfährt schon Mathilde Hain in ihrer Untersuchung über den Sprichwortgebrauch in einem hessischen Dorfe in den Dreissigerjahren (Hain, Sprichwort und Volkssprache). So reportiert sie als Beispiel (S. 55/56), daß ein angesehener Siebzigjähriger, nachdem jedermann in einem vollbesetzten Bus Platz gefunden hatte, mit lauter Stimme und mit sichtlicher, moralischer Befriedigung das Sprichwort geäußert habe: Gedelliche Schoof giin väil ennen Perch (geduldige Schafe gehen viele in einen Pferch). Hierauf soll er, zu seiner Nachbarin gewandt, gedämpft und zweideutig lächelnd fortgefahren haben: Närrische oawwer noch mii, glaabst' es? Däi springe uffe nanner (närrische aber noch mehr, glaubst du es? Die springen aufeinander). Hain erklärt solche Sprichwörter mit Zusatz in dem Sinne, daß Sinngehalt und
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Grundlegung
Wichtiger als dies sind aber die interaktiven Voraussetzungen, die erst eine Gegenformulierung möglich machen. Bei einem Beispiel wie etwa D Zit bringt Rose, aber zerst Chnöpf tönt der aber-Zusatz wie eine schlagfertige Antwort auf den ersten Teil: D Zit bringt Rose. Man könnte sich die beiden Teile von zwei verschiedenen Sprechern gesprochen vorstellen. Dies meint Seiler wohl, wenn er von dialektischen Sprichwörtern spricht. Da beide Teile aber von derselben Person gesprochen werden, wirkt der erste Teil, der auch für sich allein vorkommen kann, in anderer Weise gesprochen als der zweite Teil. Der Einwand, den der zweite Teil ausmacht (aber zerst Chnöpf), kommt in höherem Grade vom Sprecher selbst als die Behauptung des ersten Teils. (Allerdings ist der Einwand ja auch kein originaler Gesprächsbeitrag des Spechers, sondern selbst zitiert). Damit dieser Unterschied in der Bindung des Sprechers an das, was er sagt, möglich ist, muß der erste Teil (D Zit bringt Rose) sehr geläufig oder, anders ausgedrückt, sehr gut in jedermanns Ohr sein. Zwei Dinge kann man aus dieser Detailüberlegung nehmen: 1. Die alte Erkenntnis wird bestätigt, daß im Sprichwort mehr oder weniger das Kollektiv spricht, hier wird dies jedoch interaktionsbezogen aufgefaßt. Es gehört zum Sprichwort im allgemeinen, daß es einem schon im Ohr liegt, wenn man es spricht oder hört. Sprichwörter haben so die Eigenschaft, daß ihre Äußerung einen Wechsel des footing mit sich bringt, um einen Terminus von Goffman zu gebrauchen16. D.h., wer ein Sprichwort sagt, sagt damit etwas schon Gesagtes und Gehörtes und ist damit zwar auch ein Sprecher, doch in einer Weise, die sich von ändern Weisen, Sprecher zu sein, unterscheidet. Bei Sprichwörtern mit Zusatz, deren Teil ohne Zusatz auch allein geläufig ist, findet dieser Wechsel sogar doppelt statt, indem sich der erste Teil und der Zusatz bezüglich des footing unterscheiden.17
Form des Sprichworts eine funktionale Existenz hätten, was heißt, daß diese im Hinblick auf ihre Funktion veränderlich sind, oder, wie sie es formuliert, von der Situation aus frei gehandhabt werden. Sprichwörter erhalten demzufolge dann Zusätze, wenn die besondere Funktion, die sie in einer Situation zu erfüllen haben, dies erfordert. Wenn der siebzigjährige Bauer mit Befriedigung zur Allgemeinheit spricht, bedient er sich des einfachen Sprichworts; die Nachbarin hingegen verleitet ihn zum erotisch gemeinten Zusatz. Ein solches Erklärungsmodell bietet im Grunde nicht viel mehr, als was schon bekannt ist: Sprichwörter mit Zusatz erfüllen eine Gegenoder Nebenfunktion, also sind es auch hier Antisprichwörter. 16 Goffman, Footing: S. 145 f. 17 Das heißt aber nicht, daß Zusatzsprichwörter nicht auch als eigenständige lexikalische Einheiten betrachtet werden müssen. Wie die Beispiele zeigen, können Zusatzsprichwörter über längere Zeit tradiert werden (vgl. die Belege in Spezieller Teil, Kap. 4, Besen 1). Als Kriterium der Lexikalisierung bezeichnet man oft internen Strukturverlust, der sich etwa in Wortstellungsbeschränkungen äußern kann. In Umkehrung des Kriteriums des Strukturverlusts als Kriteriums für die Lexikalisierung von Syntagmen läßt sich auch das Kriterium der Strukturvermehrung postulieren, wie man es an den Zusatzsprichwörtern feststellen kann.
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2. Damit es möglich ist, daß einem Sprichwort ein Zusatz beigefügt wird, muß es einem schon sehr gut im Ohr liegen, d.h. es muß sehr geläufig sein oder in der sprachlichen Interaktion markant hervortreten. Dies müßte also für jedes der erwähnten Sprichwörter gelten: D Zit bringt Rose; Narre sind au Laut; Jedem Narr gfallt si Chappe; Morgestund het Gold im Mund; D Liebi muess zangget ha; (Rächt) wüescht isch au schön. Zusammenfassend läßt sich sagen: Zusätze solcher Art, die wie witzige Antworten auf das Sprichwort tönen, setzen voraus, daß das ursprüngliche Sprichwort eine auffällige und wohlbekannte Größe in der sprachlichen Interaktion ist. Man hört sich gewissermaßen selbst zu, wenn man das Sprichwort sagt, und kann dann eine "Replik" folgen lassen. Solche Zusätze kann man als Indikatoren für sehr geläufige und prominente, also beste Beispiele von Sprichwörtern auffassen.18 Wenn man die obige Liste der Sprichwörter, die einen Zusatz haben, anschaut, kommt man auch intuitiv zum Schluß, daß es wirklich eingängige und wohlbekannte Sprichwörter sind. So lassen sich diese Sprichwörter als beste Beispiele betrachten (wobei die Liste nicht abschließend verstanden werden darf). Auf dieser Grundlage ist eine Bestimmung der Kategorie des Sprichworts möglich: Zu den Sprichwörtern zählen lexikalische Elemente, die einem oder mehreren besten Beispielen auf direktem oder indirektem Wege ähnlich sind. So wie die besten Beispiele aber als sprachlich-interaktive Erfahrungen (man hat sie "im Ohr", man erinnert sich an sie als geäußerte) verstanden werden müssen, so sind auch alle übrigen Sprichwörter in dieser Weise bestimmt. Die Feststellung der Ähnlichkeit geschieht auf der Ebene von konkreten Erfahrungen. Was für Typen von Ähnlichkeiten festgestellt werden, die für die Kategorie des Sprichworts konstitutiv wirken, ist die Grundfrage für die Analysen, die die Eigentümlichkeiten dieser Kategorie herausarbeiten sollen. Mit Typen von Ähnlichkeiten sind nicht Eigenschaften gemeint, die jedem Sprichwort zukommen oder die wenigstens jedem Sprichwort in einem bestimmten Grade l O 10
Damit ergibt sich eine Möglichkeit zur neuen Bestimmung des parömisehen Minimums. Dieser Terminus ist nach Auskunft von P. Grzybek, How to do things with some proverbs von G.L. Permjakov geprägt worden (vgl. auch: Permiakov, On the Question of a Russian Paremiological Minimum). Es handelt sich um eine Art Grundstock von allgemein bekannten Sprichwörtern und Redensarten, die Permjakov mittels eines Bekanntheitstestes und eines Ergänzungstestes auf offenbar umsichtige Weise gewonnen hat. Das Konzept des parömischen Minimums kann für den Sprachenvergleich und daraus für die Fremdsprachendidaktik fruchtbringend angewandt werden. Auch könnte, davon ausgehend, die Frage nach Sprichwort-Universalien neu angegangen werden. Doch gerade diese Frage und die damit zusammenhängende Tendenz, das parömische Minimum in die Nähe des sprachlichen Systems zu rücken, rufen nach einem stärkeren Verfahren zur Gewinnung dieses Grundstockes, als es Permjakovs empirisch-statistisches Verfahren ist. Ein Verfahrenskriterium, das auf sprachlicher Evidenz beruht, ist dasjenige, ob es zu einem Sprichwort einen Zusatz gibt oder nicht.
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Grundlegung
zugesprochen werden können. Es sind Vergleichsprinzipien (die freilich in Eigenschaften festgemacht werden können), die offensichtlich spezifisch zur Konstitution der Kategorie des Sprichworts herangezogen werden und die so Aufschluß darüber geben, was das Unverwechselbare des Sprichworts ausmacht. Das heißt nichts anderes, als daß bei der Kategorie des Sprichworts (wie bei allen natürlichen Kategorien) keine einfache intensionale Betrachtungsweise möglich ist, sondern im Gegenteil extrem extensional gedacht werden muß. Zusammenfassend gesagt: Bei unserem Verständnis dessen, was ein Sprichwort sein soll, spielen in erster Linie beste Beispiele eine Rolle und weniger abstrakte Eigenschaften, die auf das Sprichwort definiert werden. Die Kategorie Sprichwort wird dabei durch Feststellen von Ähnlichkeiten im Hinblick auf beste Beispiele konstituiert. Es können in verschiedenen Fällen verschiedene Typen von Ähnlichkeiten wirksam werden (s. dazu die unteren Kapitel). Diese Organisation durch ein Netz von Ähnlichkeiten auf beste Beispiele hin hat zur Folge, daß es Sprichwörter gibt, die untereinander kaum gemeinsame Eigenschaften haben (vgl. die obigen Beispiele a) bis c)). Sie hat auch zur Folge, daß es Zweifelsfälle der Zugehörigkeit gibt (etwa im Falle Di letschti Chue tuet's Törli zue\ so daß die Grenzen der Kategorie Sprichwort gewissermaßen ausfransen. Die Möglichkeiten des Sprichworts in bezug auf seine Gestalt und seinen Gebrauch ergeben sich aus seiner anthropologisch begründeten Seinsweise als natürliche Kategorie. Viele Phänomene am und um das Sprichwort, die bisher keine Beachtung oder keine Erklärung gefunden haben, werden daraus verständlich, was zugleich Evidenz ist für die Auffassung des Sprichworts als natürlicher Kategorie.
5. Syntaktische Schemata Das Sprichwort ist als natürliche Kategorie bestimmt worden, d.h. beim Urteil, ob etwas ein Sprichwort ist, richten wir uns auf beste Beispiele aus. Es gilt nun, zentrale Punkte, gewissermaßen moventia der Kategorienbildung des Sprichworts herauszukristallisieren und mit Hilfe von abstrakten Termini zu benennen. Die Annahme ist dabei, daß die Art und Weise, wie die Sprichwörter gestaltet sind, Aufschluß über diese moventia zu geben vermag. Ein erstes movens äußert sich in den syntaktischen Schemata. Daß ein Sprichwort nicht einfach einmal aus Bedürfnissen der Kommunikation heraus entsteht, sondern im Hinblick auf andere Sprichwörter geschaffen wird, darauf lassen auffallende, besondere syntaktische Ähnlichkeiten unter Sprichwörtern schließen. In der parömiologischen Forschung laufen solche Ähnlichkeiten etwa unter der Bezeichnung Sprichwortformeln1 . Wenn man die folgenden Sprichwörter vergleicht, fallen einem die syntaktischen Parallelen sofort auf: Wann d Chatz vor em Huus isch, so tanzed d Müüs. Wenn d'Aaren achunnt, so brennt si. Wenn d'Maas s voll ist, so überlauft si. Wenn en alti Schür brennt, sen ist nid guet lösche. Man kann die syntaktischen Gemeinsamkeiten dieser Beispiele in die Formel fassen: Wenn X, so Y. In derselben Art lassen sich auch viele Sprichwörter finden, die nach der Formel WerX, (der) gebaut sind: Wer ufalli Chilbene goht, überchunntßtle-n Abliss. Vgl. etwa Seiler, Deutsche Sprichwörteikunde: S. 186, auch Krikmann, 1001 Frage: S. 387. Röhrich/Mieder, Sprichwort geben in Kapitel VI.3 unter der Überschrift Struktur und Variabilität eine Zusammenstellung.
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Grundlegung
Wars aline wott rächt mache, machts niemerem rächt. Wer lang Brot isst, wird alt. War bi alle Dokdere dokdere will, mues alliwiil chrank sii. Wer zum Esel gebore ischt, chunt nid ufs Ross. Für das Sprichwort lassen sich aus diesen Beispielen und Formeln aber noch keine spezifischen Schlüsse ziehen, denn es gibt ja sehr viele Sätze, die nicht Sprichwörter sind und trotzdem nach dieser Art gebaut sind. Es kann höchstens gesagt werden, daß Sprichwörter bevorzugt nach diesen Formeln gebaut sind. Daß solche Formeln für das Sprichwort aber eine besondere Bedeutung haben, ergibt sich aus einer Betrachtung von syntaktisch anomalen Sprichwörtern: Fruoh sattlu und spatfahru. Früe sattlu', spaat zwäggaa. Früe sattlu', spaat rytu'. Früe uff, spaat nider. Früe i's Bett und spot uf(isch allefule Lüte Bruch). Diese Beispiele weisen keine Subjekts-NP auf, und auch das finite Verb fehlt. Die Frage ist, ob es sich bei diesem Fehlen um eine Ersparung (im Sinne von Sandig, Syntaktische Typologie der Schlagzeile: S. 22-23) handelt. Ersparung würde heißen, daß das Fehlende auf irgend eine Weise impliziert werden kann, da die inhaltliche Struktur intakt ist. Daß diese als intakt angenommen werden kann, leuchtet für Beispiele, die Sprichwörter sind, ein. Diese Beispiele sind aber trotzdem nicht einfach verkürzte Sätze, deren Ausdrucksstruktur leicht implizierbar wäre. In den ersten drei dieser Beispiele läßt sich kaum entscheiden, ob satteln der Verbalphrase oder der Subjekts-Nominalphrase zuzuordnen ist (vgl. dazu das letzte Beispiel). Das heißt, daß das, was in der Ausdrucksstruktur dieses Satzes fehlt, nicht implizierbar ist, da die Analyse des Vorhandenen nicht eindeutig sein kann 2 . Es bleibt der Ausweg, die Beispiele ad hoc zu behandeln und von der sichtbaren Oberflächenform auszugehen. Auf Grund dieser Beispiele läßt sich eine Formel Früh X, spät abstrahieren. X und sollen dabei als generalisierte Ausdruckselemente verstanden werden, d.h. derselben Kategorie (Ausdruck) zugehörig, jedoch weniger spezifisch. Da einerseits die Syntax dieser Beispiele als nicht-grammatisch eingestuft werden muß, muß anderseits die Formel als 2
Solches hat auch Krikmann (1001 Frage): S. 390/391 nicht in Betracht gezogen, wenn er dem Sprichwort Honig im Munde, Galle im Herzen vier mögliche Analysen zuweist, die alle die Elemente Honig im Munde bzw. Galle im Herzen ausschließlich der VP zuweisen.
Syntaktische Schemata
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Bezugspunkt für die Form der variierenden Beispiele und damit als produktiv angesehen werden. Der Bezug zwischen der Formel und einem Beispiel ist dadurch gekennzeichnet, daß es Repräsentationen desselben sind, jedoch mit unterschiedlichem Grad der Spezifiziertheit. Es ist im Sinne von Langacker3 eine schematische Relation. Langackers Terminus des Schemas soll deshalb hier adaptiert und an die Stelle des Formel-Begriffs gesetzt werden. Schemata sollen also generalisierende Aussagen sein, die in einer schematischen Relation zu einem oder mehreren Beispielen stehen. Sie drücken Annahmen über die interne Organisation der Beispiele aus. Hier soll es nur um den syntaktischen Aspekt gehen (im Gegensatz zum allgemeineren Schema-Begriff bei Langacker). Schemata als syntaktische Schemata beziehen sich hier also auf die syntaktische Organisation von SprichwortBeispielen, wobei das Schema grundsätzlich nicht auf einer anderen Ebene bestimmt ist als das Beispiel. Der Unterschied zwischen Schema und Sprichwort betrifft nur den Grad der Spezifiziertheit. Dies wird besonders deutlich am Sonderfall des schemaartigen Sprichworts Wer A sagt, muß auch B sagen, das ein bißchen spezifischer ist als das Schema Wer X, Y. Beim Schema Früh X, spät sind X und unbestimmt im Hinblick auf die Frage (Subjekts)Nominalphrase oder Verbalphrase, sie stehen für Verben, Präpositionalfügungen und Partikel. Die Position der einzelnen Elemente im Schema ist jedoch fest. Umstellungen der Art Xfrüh, spät oder Xfrüh, spät werden durch die Beispiele nicht gestützt. Das Schema veranschaulicht damit eine Art Echo-Effekt: In bezug auf ein gemeinsames Schema haben zwei oder mehrere Beispiele dasselbe Echo, oder anders gesagt: Über das Echo könnte man vom einen Beispiel zum ändern kommen. Dies gibt die Möglichkeit in die Hand, die Entstehung neuer Sprichwörter nach dem Beispiel bisheriger anzunehmen, auch wenn diese nicht-grammatisch gebaut sind, und damit das Vorhandensein von ganzen Gruppen syntaktisch vergleichbar strukturierter Sprichwörter zu erklären. Auch solche Gruppen mit Sprichwörtern, die im Sinne von gültigen syntaktischen Prinzipien aufgebaut sind, können auf Grund des Echo-Prinzips über ein Schema entstanden sein. Das Schema als Erklärungsgrundlage für syntaktische Ähnlichkeiten unter den Sprichwörtern paßt von seiner Anlage her auch zur Rolle des Beispiels im Rahmen der natürlichen Kategorie Sprichwort. Ein neues Sprichwort kann unter Bezugnahme auf ein schon vorhandenes Beispielsprichwort nach Maßgabe eines Schemas erklärt werden. Das schon vorhandene Beispielsprichwort Langacker, Foundations of Cognitive Grammar I: S. 91: The schema and its instantiation represent the same entity at contrasting levels of specificity: the schema is a coarse-grained representation showing only gross organizational features, whereas its instantiation delineates the entity in precise, fine-grained detail.
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muß dabei nicht ein bestes Beispiel sein.4 Nicht nur beim Entstehen neuer Sprichwörter sind syntaktische Schemata anwendbar, sondern immer dann, wenn es um das Erkennen eines Sprichworts als Sprichwort geht, d.h. in allen Situationen der Kategorienkonstitution. Die Zuweisung eines Sprichworts zu einem Schema ist aber, ob vom Forscher oder vom Laien vorgenommen, immer eine (partielle) systematische Beurteilung von Beispielen; es geht also nicht um Genealogien oder um Sprichwort-Stemmata.5 Das Schweizerdeutsche ist bezüglich der Schemata nicht in jedem Fall ein homogener Raum. Dies leuchtet ein, wenn man Schweizerdeutsch als den Sammelbegriff für alle Ortsdialekte der deutschsprachigen Schweiz betrachtet. Die örtliche Sprechergemeinschaft wird ja normalerweise als die größte homogene Einheit und der Ortsdialekt dadurch als Hauptbezugsgröße angenommen. Aussagen über das schweizerdeutsche Sprichwort sind nach dieser Annahme als auf Grund von mehreren Ortsdialekten vergleichende und generalisierte Aussagen zu verstehen. Doch gibt es sicher auch den gesamtschweizerdeutschen Raum als Bezugsgröße. Dazu einige Überlegungen anhand von Beispielen. Das standardsprachliche Sprichwort Wie man sich bettet, so liegt man6 kann dem Schema Wie X, so zugeordnet werden. Die dialektalen Entsprechungen haben aber zum Teil andere Schemata: Wie me sich bettet so liit me. (1982: Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 29) Wie me bettet, (so) lyt nie. (1948: Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 290) Wie man es macht, so hat mans, und wie man bettet, so liegt man. (1848: Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 397) Wer guot bettot, der lit guot. (1864: Walliser Monatsschrift: 3, 1864 S. 40). 4
Man kann aus diesen Überlegungen nicht ableiten, daß die schweizerdeutschen Sprichwörter nun alle syntaktisch letztlich von den besten Beispielen ableitbar wären. Diese Annahme ist weder als historische möglich, da unter anderem die besten Beispiele sicher gewechselt haben, noch als synchrone, da dies eine homogene Organisation der Kategorie voraussetzen würde. ^ Taylor, The Pro verb: S. 16 ff. faßt das in diesem Kapitel angesprochene Phänomen unter den Terminus Proverbial Type und stellt fest: New proverbs have often been made on old models (S. 16). Diese versteht er jedoch historisch-philologisch und sucht bei den gegebenen Belegen eines Typs jeweils die Abhängigkeitsverhältnisse bis hin zum Archetyp festzustellen. Dies ist eine sehr wichtige und reizvolle Aufgabe, doch - wie Taylor selbst zugibt - occasionally the history of a proverbial type is difficult to decipher (S. 20). ^ Vgl. Duden. Deutsches Universalwörterbuch, hg. v. (...) Günther Drosdowski, Mannheim 1983 S. 193: Wie man sich bettet, so liegt/schläft man, 'es hängt von einem selbst ab, wie man sein Leben gestaltet'.
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Bettoscht güet, so liggoschi güet. (1978: Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 74) Bettisch güet, so lysch güet. (1948: Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 293) Nur die ersten drei aufgeführten Belege entsprechen dem Schema Wie X, so Y. Für den ersten Beleg läßt sich vermuten, daß er neu direkt dem standardsprachlichen Beispiel nachgeformt worden ist. Bei Weber und Gotthelf ist betten nicht reflexiv gesetzt, was auf eine dialektale Überlieferung des Sprichworts mit diesem Schema schließen läßt. Das alte Walliser Beispiel ist nach dem Schema Wer gut X, der gut gebaut, das zeitgenössische Walliser Beispiel nach dem Schema X gut, so gut. Nach dem letzten Schema ist auch das zweite Zürcher Beispiel geformt. Kontrastiv auf der Ebene der Dialekte (oder Dialektgruppen) gesehen, gibt es also das Phänomen, daß das Schema wechselt, während die Variablenstellen X bzw. konstant bleiben. Es können auch Schemata im Laufe der Zeit wechseln oder in demselben Dialekt parallel nebeneinander vorkommen. Innerhalb eines Dialekts können die Variablenstellen eines und desselben Schemas verschieden ausgefüllt sein, so etwa für unser Schema: Wie me spinnt, so tuecheds und Wie der Baum gheit, so lyt er, beide für Solothurn. Dem Status des Schemas als Ausdrucksstruktur (und nicht etwa als unterliegender Struktur) entspricht folgendes: Ausdruckskonstanten sind primär interdialektalem Wechsel ausgesetzt, Ausdrucksvariablen primär intradialektalem Wechsel. Dies ist natürlich eine Grundsatzfeststellung. Schemata müssen beim Übergang des Sprichworts vom einen zum ändern Dialekt nicht wechseln7, und in sehr vielen Fällen tun sie es auch nicht. Es ist aber das Schema, das beim Übergang vom einen zum ändern Dialekt den Widerstand bietet. Die Variablen können übersetzt werden, das Schema hingegen muß entweder in ein eigenes umgesetzt werden (das gleich aussehen kann), oder es muß tel quel (ev. als Fremdelement) übernommen werden. So scheint das Sprichwort in Schema und Variablen zwei verschiedene Dimensionen zu haben, die vor allem bei der Transmission bedeutsam werden. Wenn das Schema umgesetzt wird, wird das Sprichwort als solches eher tangiert, wie die Beispiele oben zeigen. Kann man Wie me bettet, lyt me und Bettoscht güet, so liggoscht güet noch als dasselbe Sprichwort in verschiedenen Dialekten ansprechen? Man ist fast geneigt, von zwei verschiedenen Sprichwörtern zu sprechen, besonders auch, weil im Zürichdeutschen beide Schemata offenbar koexistieren. Die Frage nach dem KriAuf verschiedene Sprachen bezogen, stellt Ricarda Liver immerhin fest, daß nicht etwa bestimmte Sprichwortinhalte an bestimmte Strukturen gebunden sind, sondern daß Inhalt und Form in verschiedenen Sprachen verschieden kombiniert werden (Liver, Sprichwortstrukturen: S. 398).
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terium für dasselbe Sprichwort ist hier gestellt, kann aber noch nicht beantwortet werden. Beim Übergang vom einen zum ändern Dialekt erfahren die variablen Elemente eine Art Übersetzung wie in den folgenden Beispielen: Wenn me d Narre z Märet schickt, so löse d Chrämer Gäld. - We' mu' Noolu'volch z Märt schikcht, berchomunt d Chreemmer Gäält (Wallis). Der Übergang von Übersetzung zu Modifikation ist aber fließend: Wenn d Naare z Märed göi, verdiene d Chreemer Gäld (Solothurn). Während es bei Simon Gfeller (Bern, Emmental) heißt: Der Öpfel fallt nid wyt vom Stamme, verzeichnet Gempeler-Schletti (Bern, Simmental): D Schiiddi falle nit wit vom Stock. Und schließlich findet sich etwa folgende Beispielreihe: War lang labt - wird alt. War lang hueschtet, wird alt. Wer lang jammered, wird alt. Wer lang Brot isst wird alt. Das Beispiel mit den Scheiten, die nicht weit vom Stock fallen, läßt sich als gewissermaßen kulturelle Übersetzung des Apfelsprichworts auffassen, im Sinne C.W. von Sydows also als einen Oikotyp8. Die letzten Beispiele hingegen unterscheiden sich in einer Weise voneinander, von der man nicht weiß, ob sie noch ernsthaft ist, d.h. ob nicht mutwillige Modifikation dahinter steht. (Schwierig ist bloß zu sagen, welches das nichtmodifizierte Ausgangssprichwort sein sollte). Modifikationen setzen ein Ausgangsbeispiel voraus. Das schweizerdeutsche Material legt die Ansicht nahe, daß Abänderungen, die beim Übergang eines Sprichworts von einem Dialekt zum ändern (oder von der Standardsprache in einen Dialekt) geschehen, und beabsichtigte Modifikationen eines Sprichworts innerhalb einer Sprechergemeinschaft sich nicht auseinanderhalten lassen. Transmission von Sprichwörtern ist darum nicht als Wanderung zu verstehen, sondern als sprachliche Aneignung mit Blick auf ein fremdes Beispiel. Damit ergibt sich eine integrierte Hypothese zur Transmission und Modifikation (Neuschöpfung) von Sprichwörtern: Es handelt sich in beiden Fällen um eine Art Echo auf ein schon vorhandenes Beispiel. Echo meint, daß das Neue in mindestens einer Beziehung (etwa im Schema oder in den Variablen) mit dem Beispiel übereinstimmt. Ebenso wichtig ist, daß das Neue in seinem Ent* C.W. v. Sydow, Geography and folk-tale oicotypes (in: Selected Papers) prägte den Begriff mit Bezug auf Volkserzählungen: Ein Oikotyp ist ein Spezialtyp eines allgemein verbreiteten Typs einer Erzählung, der auf ein eingegrenztes, geographisch und kulturell bestimmtes Gebiet beschränkt ist (S. 51 und 243 Anm. 15). Das Besondere dieses Terminus' ist, daß der entsprechende Typ nicht nur geographisch beschränkt vorkommt, sondern auch nur so vorkommen kann, da die besonderen kulturellen Gegebenheiten nach dieser Ausprägung verlangen.
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stehen an sein Beispiel gebunden ist. Das Beispiel-Prinzip ist also kein generierendes, sondern ein imitierendes Prinzip, jedoch nichtsdestoweniger ein Prinzip sprachlicher Produktivität. Unter solchen Voraussetzungen muß auch die Sprechergemeinschaft des Ortsdialektes als Grundbezugsgröße relativiert werden: Der Raum des Schweizerdeutschen mit dem Gesamt der Ortsdialekte und der Standardsprache ist über das Beispiel-Prinzip immer präsent. Dies ist augenfällig beim Extremfall der unveränderten Übernahme standardsprachlicher Sprichwörter in dialektale Rede. Weniger sichtbar ist es bei den standardsprachlichen Beispielen nachgeformten Sprichwörtern wie im oben beschriebenen Fall von Wie me si bettet, so liit me. Direkte Übernahme eines andersdialektalen Sprichworts ist schwieriger nachzuweisen, da die Lautform gewöhnlich adaptiert wird. In meinem Dialekt gibt es etwa das Sprichwort Was ma wyt wirft, geid ma wyt ga rreichen ( Was man weit wirft, geht man weit holen), das, da es das Verb werfen in diesem Dialekt sonst nicht gibt, auf ein Beispiel aus einem Dialekt, der werfen kennt, zurückgehen muß. Es wurde oben von zwei Dimensionen des Sprichworts gesprochen, der des Schemas und der der Variablen. Hierzu noch eine Beobachtung, die vor allem die Schemata Man muß nicht X und Man soll nicht X betrifft, etwa in folgenden Fällen: Me sott kei Chatz im Sack chaufe (Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schpriich: S. 13). Mä mues nüd vor em Brot i-n-Ofe schlaffe (Berner Heim 1902: S. 302). Me sett d Öpfel nit abem Baum schüttle, ab si ryf si (Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 10). Me muess em Drück kei Watsch welle länge (Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 52). Me sett nit Wasser predige und dernäbe Wy trinke (Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 30). Die Beispiele enthalten das Schema und als Variable ein paradoxales Bild. Das Bild kann z.T. auch für sich allein stehen, ohne Schema: D Katz im Sagg kauffe (Suter R., Baseldeutsch-Wörterbuch: S. 125). Ohne Schema spricht man traditionellerweise bei diesem Beispiel von einer Redensart, mit dem Schema von einem Sprichwort. Es liegt nun nahe, diese Beobachtung zu verallgemeinern. Bei der Konstitution der Kategorie des Sprichworts spielt das Schema im herausragenden Falle eine Rolle, bei der der Redensart nicht. Dies heißt nicht, daß jedem Sprichwort ein Schema zugeord-
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net werden können muß, jedoch keiner Redensart. Es heißt vielmehr, daß das Schema Ausdruck eines spezifischen movens der Sprichwort-Kategorienkonstitution ist und immer dann, wenn es um das Erkennen und die Beurteilung einer lexikalischen Einheit als Sprichwort geht, herangezogen werden kann.9 Syntaktische Schemata, wie sie hier vorgebracht worden sind, werden allerdings von der logisch-semiotischen Sprichwortforschung nur als Ausgangspunkt für Klassifikationen und Invariantenbildungen auf einer übereinzelsprachlichen Ebene betrachtet. Kanyo, Sprichwörter (S. 112 f.) hat nach ausgedehnten logischen Analysen von Sprichwörtern als Grundformel für das Sprichwort an sich eine Implikation zweier Prädikationen, die mit einem AllQuantor versehen ist, festgestellt. Ganz abgesehen davon, daß man Krikmanns (1001 Frage) systemimmanenten lobenden und kritischen Bemerkungen zur logischen Sprichwortanalyse voll zustimmen kann, sind solche logischen Strukturanalysen zwar vielleicht für eine konsistente und erschöpfende Klassifikation, jedoch nicht für Aussagen zur Kategorienkonstitution geeignet.
Bei Zwischenformen zwischen Sprichwort und Redensart nach dem Beispiel Da beisst die Maus keinen Faden ab (vgl. auch Spezieller Teil, Kap. 4 unter Maus 3) oder Der hat die Weisheit auch nicht mit Löffeln gegessen lassen sich Schemata zuordnen, etwa: Der hat auch nicht X oder Da X kein Y. Vom Blickwinkel des Schemas müßten solche Ausdrücke eigentlich eher zu den Sprichwörtern gezählt werden. Auch Redensarten können Schemata haben, vgl. die Beispiele bei Burger, Idiomatik des Deutschen: S. 38.
6. Paradoxaler Zug und Bedeutungsmotivation In diesem Kapitel geht es mit dem paradoxalen Zug und mit der Bedeutungsmotivation um weitere Ähnlichkeitsprinzipien, die für die Konstitution der Kategorie des Sprichworts bedeutsam und damit Ausdruck eines entsprechenden movens sind. Die Betrachtungsebene ist hier primär die semantische. Den Ausgangspunkt bildet die Beobachtung, daß Sprichwörter oft als wahr hingestellt werden. Man vergleiche etwa: S' isch wahr und au nid minger: (wie d' Eitere so die Chinger.) Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 116. Sie strafen sich also selbst, und da erwahret sich das Sprüchwort wieder, daß Untreue den eigenen Herrn schlägt (Gotthelf J., Uli der Knecht: S. 225). Und dann hat das Sprüchwort doch auch seinen wahren Sinn: (...) (Bräker U., Der arme Mann: S. 34 (Kap. 17). Wahrheitsbehauptungen werden nicht nur in Kommunikationssituationen, in denen ein Sprichwort tatsächlich angewandt worden ist, gemacht, sondern auch, wenn ein Informant über ein Sprichwort befragt wird und über es nachdenkt. Schließlich ist die "Wahrheit" des Sprichworts selbst sprichwörtlich geworden: Sprichwort - Wahrwort. Es läßt sich vermuten, daß die oft behauptete "Wahrheit" des Sprichworts nicht nur seiner erfolgreichen Verwendung in einem Situationskontext, sondern auch dem Sprichwort als lexikalischer Einheit gilt. Allerdings kann eine solche Wahrheit nicht im wahrheitskonditionalen Sinne verstanden werden. Dies ginge allenfalls bei Tautologien wie Gscheh isch gscheh, Gee isch gee, Döre ist döre, Was übere-n isch, isch däne, die analytisch wahr sind. Andere Sprichwörter, die logisch gesehen Allaussagen entsprechen, könnten leicht durch ein Gegenbeispiel widerlegt werden: Wann de Hund bilt, (so) bysst er nüüd,
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Alli Beri chumunt utnal ripfi. Auch die bekannte Tatsache, daß es Sprichwörter gibt, die sich untereinander glatt widersprechen (z.B. Eile mit Weile und Zeit ist Geld), hat schon lange zur Einsicht geführt, daß Sprichwörter nicht allgemein gültige, sondern nur partiell gültige Lebensregeln sind, wie etwa Bausinger (Formen der "Volkspoesie": S. 103) sagt. Man findet jedoch Informanten, die auch in Kenntnis der beschränkten Gültigkeit eines Sprichworts diesem trotzdem Wahrheit oder zumindest ein Körnchen von Wahrheit zusprechen. Es liegt nun nahe, solche Wahrheitsbeteuerungen, anstatt auf das Verhältnis der Sprichwortaussage zur Weltsicht des Informanten, auf das Verhältnis zwischen Sprichwortform und Sprichwortbedeutung zu beziehen und letztlich als weitgehende Bereitschaft aufzufassen, die Zuordnung von Bedeutendem und Bedeutetem des Sprichworts als gerechtfertigt anzunehmen. Dies heißt in anderen Worten, daß die Bedeutung von Sprichwörtern als lexikalischer Einheiten auf eine besondere Weise motiviert sein muß. Der Begriff der Motivation ist von F. de Saussure linguistisch angewandt worden, der in seinem Cours die Arbitrarität von Zeichen graduiert, indem er beispielsweise sagt, daß frz. vingt ganz unmotiviert sei, während dix-neuf relativ motiviert sei, da es Zeichen wie dix, neuf, vingt-neuf, dix-huit etc. hervorrufe (Saussure, Cours: 2. Teil, Kap. 6, Par. 3 (2094)). Dieser Begriff läßt sich dynamisch erweitern1 , indem man unter Motivation alle Vorgehen und Prozeduren versteht, die geeignet sind, direkte (d.h. nicht-konventionelle) Beziehungen zwischen dem Bedeutenden und dem Bedeuteten eines sprachlichen Ausdrucks herzustellen (ungeachtet der Frage, ob es sich um einen idiomatischen Ausdruck handelt oder nicht). Die angesprochenen Instanzen des Bedeutenden und Bedeuteten sollen hier in bezug auf Sprichwörter als lexikalische Einheiten noch näher beleuchtet werden. Das Sprichwort Dopplet gnäit hed besser ist als lexikalische Einheit mit Situationselementen verbunden, die wesentlich eine Handlung umfassen, die zweimal nacheinander ausgeführt wird, obwohl dies eigentlich nicht nötig oder üblich wäre (etwa zweimaliges Abschiednehmen von derselben Person). Die Bedeutung des Sprichworts, wenn es in einem Situationskontext solcher Art gesprochen wird, kann, wie Bieri (vgl. Bieri, Läbigs Bärndütsch S. 133) es erklärt, sein: 'Sicher ist sicher'. Sie kann auch darin liegen, eine durch die Unüblichkeit erzeugte soziale Spannung (etwa beim doppelten Abschiednehmen) abzubauen: "Nehmen wir es einander nicht übel!' Wie Haiman, Natural syntax: S. 14 feststellt, meint Saussure mit Motivation eine Beziehung unter Zeichen, die entweder syntagmatischer oder paradigmatischer Natur sein kann. Insofern es aber um Graduierung von Arbitrarität geht, geht es auch um das Verhältnis zwischen Bedeutendem und Bedeutetem. Vgl. auch die Varianten 2090 in Saussure, Cours: le lien du signe par rapport a l'idee representee.
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Diese Bedeutungen und Situationselemente gehören zur ersten oder Standardsituation des Sprichworts. Sie sagen etwas über die Welt aus, in der das Sprichwort geäußert werden kann. Diese, Sprich Wortbedeutung betrifft also den Aspekt, den man mit Fillmore2 textextern nennen kann. (In der Folge wird hier oft auch einfach von externer Bedeutung gesprochen.) Der textinterne Aspekt bezieht sich hingegen reflexiv auf die Sprichwortaussage, auf das Sprichwort"Bild" im weiten Sinne (d.h. auch auf die "Bilder" "nichtbildlicher" Sprichwörter). Das "Bild" kann dabei leicht auf eine zu statische Art verstanden werden (in Analogie etwa zu einem Gemälde). Es gehört zu diesem "Bild", daß es nicht nur durch die "Requisiten" bestimmt wird, die durch die sprachlichen Elemente hineingesetzt werden, auch nicht nur durch die Zusammensetzung oder Zusammenstellung, wie sie durch entsprechende sprachliche Elemente und die Struktur des Ausdrucks vollzogen werden, sondern auch durch selbständige Aktivitäten des verstehenden Individuums. Solche Aktivitäten sind dadurch geprägt, daß Sprichwörter (als lexikalische Einheiten) als etwas Ganzes verstanden werden und dieses Ganzheitspostulat auch auf das "Bild" übertragen wird: Es müßte ein abgerundetes Bild entstehen, eines das in sich Sinn macht. Diese ganzen Aktivitäten sollen textinterne Kontextualisierung genannt werden. Für die Bedeutungsbeschreibung lexikalischer Einheiten hat Fillmore die Termini Schema und Frame ins Spiel gebracht. Wirklichkeitserfahrungen treten uns immer in Zusammenhängen, Szenen, entgegen. Auch unsere kognitive und sprachliche Bewältigung der Wirklichkeit ist von diesem Sachverhalt grundlegend beeinflußt. Wir können eine Erfahrung interpretieren, wenn wir ihr ein konzeptuelles Schema zuordnen können, wobei in einem Schema eine ganze Anzahl zusammenhängender Kategorisierungen verschiedener Art zusammengeordnet sind. Auf ein Schema bezogen, umfaßt ein Frame das Ganze der sprachlichen Möglichkeiten, um Kategorien und Relationen des Schemas zu benennen und zu beschreiben. Ein Wort aus einem Frame aktiviert also im Verstehensprozeß das ganz sprachliche Frame und das entsprechende kognitive Schema. Dieses Schema spielt eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, einen Text zu verstehen, d.h. wenn es darum geht, auf Grund der Wörter eines Textes ein Textmodell oder Modell, das mit dem Text kompatibel ist, zusammenzubauen (vgl. Fillmore, Topics in lexical semantics: S. 127). Dieses Vorhandensein von Frames und Schemata gibt den Hintergrund ab, daß textinterne Kontextualisierung, besonders auch im Hinblick auf "abgerundete Bilder" möglich und naheliegend ist. Während nun die externe Kontextualisierung eines Sprichworts dadurch gegeben ist, daß es sich um eine Welt handeln muß, in der das Sprichwort selbst als Äußerung sinnvoll seinen Platz haben kann, gibt die interne Kontextualisie2
Fillmore, Pragmatics: S. 149.
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rung gewissermaßen Rätsel auf. Es scheint nämlich, als seien Sprichwortaussagen direkt darauf angelegt, der internen Kontextualisierung Widerstände entgegenzusetzen. Es geht ja bei der internen Kontextualisierung darum, einen Wirklichkeitsausschnitt zu bestimmen, in den das Sprichwort-Bild nahtlos hineinpaßt. Ein Sprichwort wie Am Abig wird de Fuul flüssig setzt dem nun Widerstand entgegen, indem für das gängige Verständnis der Faule eben nie fleißig ist (sonst wäre er ja auch nicht faul). Ziel der internen Kontextualisierung wird es nun sein, diese Unstimmigkeit des Bildes als gegenstandslos zu erweisen, indem man es in einen größeren Zusammenhang setzt, oder anders gesagt, indem man das Bild mit geeigneten Elementen erweitert, so daß die Unstimmigkeit "Sinn" macht; hier im Beispiel etwa, indem man flüssig auf das Abholen des Taglohns bezieht. Die Unstimmigkeit im Bild des Sprichworts besteht also nur scheinbar. Soweit es sich bei der Unstimmigkeit um einen Widerspruch handelt, läßt sich von Paradoxon, einem scheinbaren, da auflösbaren Widerspruch sprechen. Da sich die Unstimmigkeiten in Sprichwortbildern meist nicht in eigentlichen Widersprüchen zeigen, sondern in weniger starken Spielarten, soll hier, auf alle Spielarten bezogen, von einem paradoxalen Zug die Rede sein. Man kann einem Großteil der Sprichwörter bei näherer Betrachtung einen paradoxalen Zug zusprechen. Deutlich ist die scheinbare Widersprüchlichkeit an folgenden Beispielen ersichtlich: Wenn de Buur bsoffe-n ist, laufe d'Ross am beste. An willige Eschil ischt am eerschtu' uberbrüüchte. E Sack voll Flöö ischt besser hüete als jungi Wiiber. E Frau cha im Fürtich meh zum Huus useträge, as e Maa mit vier Rosse vermaa ynezbringe. Seiler (Deutsche Sprichwörterkunde S. 4f.) schreibt, das Sprichwort liebe alles, was die Aufmerksamkeit des Hörers an sich zu reißen und zu fesseln geeignet ist, also die Groteske, die Paradoxie, die Ironie, scharfe Kontraste, überraschende Zusammenstellungen, unerwartete Umbiegungen. Alle diese von Seiler aufgeführten Eigenschaften sind dazu geeignet, der internen Kontextualisierung Widerstände entgegenzustellen, die sich dann überwinden lassen. Evidenz für den paradoxalen Zug bietet auch die Tatsache, daß die Variation von Sprichwörtern oft auf diesen Effekt zielt: Wenn dr Battler uf ds Ross chund, so weiss er nid wie er rite soll gegenüber: Wenn der Battler ufs Ross stygt, so ryted ers z Bode. Ebenso in der folgenden Reihe: Warn s Glück will, dam chalberet der Holzschlegel -
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Wem ds Glück will, dem chalberet der Holzschlegel ufder Ruessdili Wem s Glück will, dem chalberet der Mälchstuel Wäm ds Glück wil, dam chalberat dr Schidstock. Es ließe sich höchstens für die tautologischen Sprichwörter denken, sie würden für die interne Kontextualisierung keinen Widerstand bieten. Das Beispiel Gee isch gee - nümm umegee, bis d Aare obsig lauft deutet jedoch darauf hin, daß Tautologien im Sprichwortverständnis in die Nähe von Paradoxien gerückt werden, indem das tautologische Gegeben ist gegeben mit einer paradoxalen Erweiterung versehen ist. Auch Max Lüthi stellt Paradoxon und Tautologie in der Volksliteratur nahe zusammen, indem er die Tautologie als Kryptoparadox bezeichnet. Lüthi, Volksliteratur und Hochliteratur: S. 186. Verallgemeinernd kann man so dem Sprichwort einen paradoxalen Zug zusprechen, in dem Sinne, daß es in seiner Aussage ein Element enthält, das gegen die vordergründige Erwartung gerichtet ist - also paradox ist im alten Sinne des Wortes.3 Dieser festgestellte paradoxale Zug des Sprichworts wirkt sich dynamisch aus. Die interne Kontextualisierung, die er in bestimmter Weise beeinflußt, besteht ja in einer Tätigkeit des Sprachteilhabers4 und wird als solche auch erfahren. Diese Erfahrung ist spezifisch sprachlich - sie ist nur möglich durch Sprache. Eine solche Erfahrung machen zu können macht einen Typus von Ähnlichkeit aus, der für die Konstitution der Kategorie des Sprichworts bedeutsam ist. Weitere Evidenz für den paradoxalen Zug von Sprichwörtern bieten auch die Zusatzsprichwörter: Zusätze werden oft im Sinne einer Verstärkung dieses Zuges formuliert: D Liebi muess zangget ha und wenn si enangere mit Schitere warf. Hier hat der Zusatz deutlich verstärkenden Charakter. Er übertreibt das zangge in einem handfesten Bild. In dieser Weise akzentuiert der Zusatz den im Sprichwort inhärenten Widerspruch von Liebe und streiten auf seine Weise, indem er die Seite des Streitens "bereichert". Den deutlichsten Hinweis auf den Vorgang der internen Kontextualisierung geben die Wellerismen: Dabei wird ein durch interne Kontextualisierung eines Wer im Felde arbeitet, erlebt immer wieder, wie Einsichten und Erkenntnisse des Alltags - ohne daß sie Sprichwörter wären - paradoxale Züge tragen. Für das "Volk" bedeutet Weisheit nicht die Deklaration des Selbstverständlichen, sondern die Feststellung des vordergründigen Widerspruchs. Fricke (Aphorismus) stellt für den Aphorismus Signale fest, die die reflektierende Leseraktivität auslösen oder sogar verlangen (S. 140). Er systematisiert sie als aphoristische Techniken unter den Stichworten Überspitzung, Aussparung, Überrumpelung und Verrätselung (Kap. IV). Die Parallelität zum paradoxalen Zug des Sprichworts ist offensichtlich.
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Sprichworts gewonnener möglicher Situationszusammenhang als externer dargestellt, wodurch wiederum Unstimmigkeit entsteht, diesmal zwischen der "echten" und der "gestellten" externen Kontextualisierung: Vil Chöpf, vil Sinn - het de Chabisma gseit, wo-n em s' Fueder usenand gfahre-n ist. Wellerismen machen in ihrer Art den dem Sprichwort eigenen Vorgang der internen Kontextualisierung sichtbar. Sie geben zudem - wie die Zusatzsprichwörter - Hinweise auf beste Beispiele. Sie sollten deshalb nicht als Sonderkategorie neben die des Sprichworts gestellt werden. Sprichwörter veranlassen also den, der sie zu verstehen versucht, auch ihr "Bild" zu verstehen. Sich auf diese Tätigkeit der internen Kontextualisierung einzulassen, muß attraktiv sein: Es ist eine Art Problemlösungsprozess. Was sich als das Interessanteste daran herausstellt, ist der Umstand, daß es sich bei der internen Kontextualisierung um eine Tätigkeit handelt, die natürlich als solche erfahren wird. Jemand, der die Erfahrung der internen Kontextualisierung eines Sprichworts gemacht hat, hat die Hauptsache getan im Hinblick auf die externe Sprichwortbedeutung: Er braucht nur seine Erfahrung umzuorientieren, um mit der äußeren Situation fertig zu werden. Im Beispiel Bellende Hunde beißen nicht kann die interne Kontextualisierung darin bestehen, eine auf den ersten Blick nicht einleuchtende Szene (warum sollten ausgerechnet bellende Hunde nicht beißen?) verstandbetont in den Griff zu bekommen, indem man sich auf die Alternative besinnt: Entweder bellt ein Hund, oder er beisst, aber beides zusammen kann er nicht, da er beim Bellen die Schnauze offen halten muß. Eine verstandbetonte Tätigkeit liegt auch der Bedeutung dieses Sprichworts zugrunde, die etwa so umschrieben werden kann: "Auf große Drohungen folgen keine entsprechenden Taten". In einer Situation von Drohungen wird die Furcht mit dem Verstand überwunden. Man könnte eine vergleichbare Parallelität auch für andere Sprichwörter zeigen, so daß es scheint, daß die Art der internen Kontextualisierung zugleich die Art der Tätigkeit ist, die notwendig ist, um mit den Situationen fertig zu werden, in denen das Sprichwort gesagt werden kann. Textinterne Kontextualisierung auszuführen würde deshalb heißen, genau die Erfahrung zu machen, die relevant für die externe Sprichwortbedeutung ist. Ruef, Understanding Proverbs (mit englischem Material). Der paradoxale Zug bestimmt also die interne Kontextualisierung und diese ist zugleich relevant für die Sprichwortbedeutung. Diese Verbindung zwischen interner und externer Bedeutung ist eine starke Verbindung in der folgenden Hinsicht: Sprichwörter bringen uns dazu, uns mit ihrem Bild auseinanderzusetzen, und indem wir dies tun, rechtfertigen wir faktisch ihre Bedeutung. Dies erklärt, warum wir eine Art Verpflichtung fühlen, die Bedeutung eines Sprich-
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worts anzunehmen, wenn wir uns bemühen, es zu verstehen. Dieses Gefühl von Verpflichtung mag auch der Grund dafür sein, daß Sprichwortbedeutungen oft in der Imperativ- oder Optativform verbalisiert werden. Diese Aussagen können an einem Beispiel wie folgt illustriert werden: Die Bedeutung des Sprichworts Stille Wasser sind tief wird gewöhnlich so angegeben, daß man eine Person nicht nach ihrem äußeren Erscheinen beurteilen soll: Außen scheint alles glatt, doch darunter geht viel vor sich. In eine kurze Form gebracht, ist die Bedeutung: Paß auf, was unter einem glatten Äußeren vor sich geht. Dies ist auch die Art der Tätigkeit, die die interne Kontextualisierung dieses Sprichworts charakterisiert. Die Frage, warum gerade stille Wasser tief sein sollten, findet in Sprichworterklärungen meist eine Antwort der folgenden Art: Weil nur in tiefem Wasser die Strömungen nicht nach oben dringen und die Oberfläche stören. Die interne Kontextualisierung ist also darauf ausgerichtet, den Teil des Bildes, der unter der Oberfläche liegt, auszubauen, in der Vorstellung zu konkretisieren. Dieselbe Art von interner Kontextualisierung ist in einem etwas anderen Bild realisiert. Ein Informant hat für dieses selbe Sprichwort ein "Sumpf-Bild entworfen und argumentiert, daß gerade Wasser in einem Sumpf charakteristischerweise unbewegt sei. So verleite es den Wanderer zu Annahme, der Sumpf sei nicht tief, während das Gegenteil der Fall sei. Stilles Wasser sei nicht seicht, sonst würde es schnell austrocknen. Daran müsse man denken, um nicht Gefahr zu laufen, unversehens einzusinken. Für die Bedeutung Paß auf, was unter der Oberfläche einer ruhigen Person vor sich geht, ist nicht relevant, welches der beiden Bilder hier entwickelt wird. Relevant ist die Art der internen Kontextualisierung, die man umschreiben kann: Schau unter die Oberfläche. Das Schau unter die Oberfläche einer ruhigen Person kann sich entweder in einer Warnung oder in einem vorteilhaften Urteil konkretisieren. Ein Informant sagt, daß das Sprichwort auf jemand angewandt werden kann, der Intrigen spinnt und deshalb nicht viel spricht. Ein anderer Informant sagt, daß das Sprichwort dann gebraucht wird, wenn die Vermutung besteht oder wenn zum Vorschein gekommen ist, daß sehr viel mehr in einer ruhigen Person steckt als es den Anschein macht. Warnung und Lob sind zwei Funktionen dieses Sprichworts. Sie berühren aber die Art der internen Kontextualisierung nicht und können deshalb sekundär genannt werden. Die grundlegende "Funktion", die einem Sprichwort zugeordnet werden kann, ist, uns dazu zu bringen, sein Bild zu kontextualisieren und damit in eine Tätigkeit einzutreten, die sowohl für die textinterne als auch für die textexterne Welt des Sprichworts relevant ist. Die Frage, die am Anfang des Kapitels im Vordergrund stand, war: Warum hat man das Gefühl, Sprichwörter seien wahr? Die Antwort, die hier vorge-
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schlagen wird, ist: Weil wir im Verlaufe des Verstehensprozesses in der aktiven Erfahrung der internen Kontextualisierung zugleich ihre externe Bedeutung vorwegnehmen - und damit teilweise motivieren. So motiviert die interne Bedeutung über eine Homomorphie der Erfahrung die externe Bedeutung, was hier Bedeutungsmotivation genannt werden soll. Bedeutungsmotivation unterläuft die Konventionalität der externen Sprichwortbedeutung, sie setzt sie auch an sich voraus. Sie ist sekundär5, indem sie das Sprichwortzeichen schon voraussetzt. Anderseits ist sie dem Sprichwort als lexikalischer Einheit als solcher zuzusprechen: Sie hängt nicht davon ab, daß das Sprichwort gerade kommuniziert wird. Sie benützt das, was man den "Spielraum" des Sprichworts nennen kann.
Umgekehrt können aus der internen Kontextualisierung, auf der die Bedeutungsmotivation beruht, verschiedene Traditionen der externen Sprichwortbedeutung erklärt werden. Vgl. Ruef, Das Sprichwort als Ausgestaltung eines Paradoxons, wo mittelalterliche Bedeutungstraditionen des Sprichworts Jäher Mann soll Esel reiten nachgezeichnet werden.
7. Folgeüberlegungen: Der Spielraum des Sprichworts In seiner berühmten Studie über Einfache Formen hat Andre Jolles das Sprichwort herbeigezogen, um die Einfache Form des Spruchs herauszuarbeiten. Der Spruch ist die litterarische Form, die eine Erfahrung abschließt, ohne daß diese damit aufhört, Einzelheit in der Welt des Gesonderten zu sein (Jolles, Einfache Formen: S. 156). Es geht beim Spruch also darum, eine individuelle Erfahrung in einen Zusammenhang gleichartiger Erfahrungen einzuordnen, wobei nach Jolles die Welt der Erfahrungen eine Welt der Sonderungen, des summativen Nebeneinanders ist. In dieser Sichtweise kann Jolles sagen, daß die Erfahrung - in der Form, in der sie ein Spruch fasse - ein Schluß (und nicht ein Anfang) sei, daß ihre Tendenz Rückschauen, ihr Charakter resignierend sei, und daß dasselbe vom Sprichwort gelte (S. 158). Die Einfache Form ist eine grundlegende Form der Gestaltungskraft der Sprache, also eine Invariante der Gestaltung. Das Sprichwort ist Ausdruck (Jolles: Vergegenwärtigung) der Gestaltungsinvariante, die eine Lebenssituation auf die Welt der Erfahrungen abbildet und ihr damit gewissermaßen einen Stempel aufsetzt, ohne allerdings einen Zusammenhang der Erklärung oder anderer Art herstellen zu wollen. Indem Jolles die "Benennungsfunktion" des Sprichworts in den Vordergrund stellt, trifft er sicher ein wesentliches Moment. Zwei Punkte müssen aber an Jolles1 Konzeption modifiziert werden. Zum einen führt Jolles mit seiner Einfachen Form, die auf eine besondere Gestalt zielt, ein holistisches Prinzip ein. Der theoretische Status der Einfachen Form als einer Art hypostasierter Gestaltungskraft "der Sprache" ist jedoch problematisch. Es ist besser, die Ganzheit den Sprichwörtern selbst zuzusprechen, wie dies in dieser Arbeit getan wird, und anzunehmen, daß die einzelnen Sprichwörter nach den Organisationsprinzipien einer natürlichen Kategorie einander zugeordnet sind. Zum ändern nimmt Jolles das Sprichwort zum Benennungswert, d.h. das Sprichwort ist eine unbefragte Instanz der Einordnung von Erfahrungen in einen Erfahrungszusammenhang. Hier wird vergessen, daß das Sprichwort sprachlich ist und nicht als reines Instrument gedanklicher Erfahrungssystematik angesehen werden kann. Ein in einen Kommunikationsprozeß integriertes Sprichwort fällt zugleich auch gewissermaßen aus ihm heraus. Anhaltspunkte liefern schon die Mittel der Sprichwortsignalisation (vgl. oben Kap. 3).
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Grundlegung
Dieses Herausfallen bringt auch eine gewisse Rückbezüglichkeit mit sich: Die Aufmerksamkeit gilt nicht allein der Sprichwortbedeutung, sondern auch dem Sprichwort selbst. Man kann sagen: Das Sprichwort als Zeichen weist nicht nur auf seine Bedeutung, sondern zugleich auch auf sich selbst. Die Äußerung eines Sprichworts bewirkt damit auch eine Änderung des Interaktionsarrangements: Es zählt nicht nur die kommunizierte Bedeutung, sondern auch das Mittel, mit dem die Bedeutung kommuniziert wird. Das Sprichwort bekommt einen Freiraum der Aufmerksamkeit. Die Möglichkeit, durch Rückverweisen auf sich selbst sich einen solchen Freiraum zu verschaffen, ist eine spezifisch sprachliche Möglichkeit, die beim Sprichwort ausgenützt wird. In diesem Freiraum richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Sprichwortaussage als solche, abstrahiert von der direkten interaktiven Verwendung. Hier findet die "Bewegung" statt, die durch die Tätigkeit der internen Kontextualisierung geschieht, wobei hier jegliche Art von Formaspekten hineinspielen kann. Man könnte dieser "Bewegung" fiktionalen Charakter zusprechen, insofern man mit J. Anderegg sagen kann, daß das Spezifische des fiktionalen Vorstellungszusammenhangs darin bestehe, daß hier der instrumentelle Charakter der Vorstellungen verlorengehe1 . In bezug auf das Sprichwort gilt allerdings, daß diese Bewegung nicht sich selbst Ziel bleibt, sondern in einem zweiten Schritt außerhalb des Freiraums als gesamte (Bewegung) zur Anwendungssituation in Relation gesetzt wird. Es ist eine solche uneingebundene Sphäre des spielerischen Sprichwortverstehens, die die Lust an der Sprichwortabwandlung begründen kann 2 . So wird das berühmte Tempora mutantur in einer dialektalen Sprechergemeinschaft zu D Syten andre, wenn der Spack drab isch. abgewandelt. Diese Abwandlung scheint bei gleichbleibender externer Bedeutung geschehen zu sein, was auf den spielerischen Freiraum hinweist. Ebenfalls bei gleichbleibender externer Bedeutung wird in der Sprechergemeinschaft, in der der Schreibende aufgewachsen ist, das standardsprachliche Sprichwort Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm fest in der Abwandlung Anderegg, Zum Problem der Alltagsfiktion: S. 382. Vgl. auch ebenda: Fiktionalität wird konstituiert, wenn die Sprache so wahrgenommen wird, als meine sie den durch sie evozierten und in gewissem Masse definierten Vorstellungszusammenhang, als meine sie ihn um seiner selbst willen, in seiner sich selbst genügenden Gegenwärtigkeit. 2 Daß das, was innerhalb des durch die Aussage Dies ist ein Spiel charakterisierbaren Freiraums des Sprichworts passiert, durchschlägt auf die Formulierung des Sprichworts oder seine Verwendungsbedingungen, ist von Batesons Spielbegriff her erklärbar (vgl. Eine Theorie des Spiels und der Phantasie, in: Bateson, Ökologie des Geistes, S. 241-261).
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Der Apfel fällt nicht weit vom Zwetschgenbaum zitiert. Das 'Spiel mit der Sprache, dessen Ergebnis hier an Unsinnigkeit grenzt (und in dieser Eigenschaft natürlich auch wieder den paradoxalen Zug akzentuiert), hat zu einer neuen Sprichwortversion geführt, die die alte verdrängt hat. Ebenfalls stark sprachspielerischen Charakter trägt das Sprichwort Lieber en Alti vo tused Wuche äs ejungi vo achtzg Johre. Auf Grund des bisher gesammelten Materials kann zu diesem Sprichwort keine externe Bedeutung ausgemacht werden. Das Sprichwort ist aber nur in dieser Form mit der witzigen Verkehrung der Elemente alt und jung denkbar, so daß es scheinbar schon als Spiel mit der Sprache geformt worden ist und keiner direkten Ursprungsfassung als Abwandlung an die Seite gestellt werden kann. Es gibt auch Sprichwörter, bei denen das Spiel mit Formelementen wie dem Reim stark im Vordergrund steht. Ein Beispiel dafür ist: Mit drei Assä sett mä nidjassä, das unabhängig davon gesagt wird, ob einem das Spiel mit drei Assen gut oder schlecht geglückt ist. Hier dürfte wohl der Nachvollzug der Reimelemente das wichtigste sein, obwohl es nicht auszuschließen ist, daß ein passionierter Kartenspieler eine perfekte interne Kontextualisierung zustande brächte. Wie schon angedeutet worden ist, kann auch Sprichwortvariation zur Verstärkung des paradoxalen Zuges im Sinne eines Spiels mit der Sprache verstanden werden. Dasselbe gilt auch für Zusatzsprichwörter, für Wellerismen und andere Sprichworterweiterungen, deren Humor auf den Spielcharakter hinweist. Solche Sprichwortumformungen können von einer Sprechergemeinschaft angenommen werden (und eventuell ihr direktes Vorbild verdrängen), also in die Kategorie des Sprichworts integriert werden, und scheinen deshalb auch den Bedingungen der Kategorienkonstitution zu genügen. Anders verhält es sich mit den sprachspielerischen Abwandlungen von Sprichwörtern in der heutigen Werbesprache, z.B. Wo ein Sachs ist, ist auch ein Weg (Mieder, Antisprichwörter: S. 182, Nr. 1423). Hier wird der interaktive Freiraum des Sprachspiels benützt, um auf den Produktenamen hinzulenken 3 . Die interne Bedeutung wird mit der externen Bedeutung gewissermaßen kurzgeschlossen.
Vgl. auch das Kapitel IV, Sprichwort und Illustriertenwerbung in: Mieder, Das Sprichwort in unserer Zeit, besonders S. 32.
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Grundlegung
Der interaktive Freiraum, der dadurch entsteht, daß die Aufmerksamkeit in einem ersten Verstehensschritt auf das Sprichwort selbst gelenkt wird, eine Möglichkeit, die dem Sprichwort daraus erwächst, daß es eine lexikalische Einheit, also eine Ganzheit ist. Ein solcher Freiraum ist deshalb nicht auf das Sprichwort beschränkt (für das Sprichwort jedoch besonders wichtig), sondern er kann irgendeinem lexikalischen Element zugestanden werden.4 Für einfache lexikalische Elemente betrifft das nicht nur den mention-Status (vgl.: Das Wort Wort), sondern alle interaktiven Verwendungsweisen, die solche Elemente auch als Elemente selbst herausstellen. Es ist plausibel, daß dies im Dialekt häufiger geschieht als in der Standardsprache, denn der Dialekt (gerade in den Verhältnissen der Deutschschweiz) steht in fast immerwährendem Kontrast zu ändern Dialekten und zur Standardsprache. Lexikalische Elemente, die aus der Standardsprache oder ändern Dialekten übernommen sind, können durch ihre fremde Herkunft diesen Status der Selbstbezüglichkeit erhalten, aber auch lexikalische Elemente des eigenen Dialekts können in diesen Status geraten, wenn sie als eigene im aktuellen Kontrast zu andersdialektalen oder standardsprachlichen verstanden werden (z.B. immer dann, wenn es darum geht, besonders "reinen" oder "guten" Dialekt zu sprechen oder zu schreiben). Hieran läßt sich die (spekulative) Vermutung schließen, daß das Sprichwort aus dem Grunde als dem Dialekt "nahe" empfunden wird, weil auch im Dialekt die interaktive Eigenschaft der Selbstbezüglichkeit von lexikalischen Elementen eine wichtige Rolle spielt. Ein Sprichwort wird also auf eine besondere Art interaktiv gehandhabt, indem in einem ersten Schritt die Aufmerksamkeit auf es selbst gelenkt wird, wodurch es aus der direkten pragmatischen Verwertung herausgenommen wird und einen Freiraum oder Spielraum erhält (der wörtlich verstanden werden kann als ein Raum zum Spiel mit der Sprache), und erst in einem zweiten Schritt, der begründet ist im ersten Schritt, pragmatisch auf den Situationskontext bezogen wird. Dieses besondere interaktive Verfahren hängt auch damit zusammen, daß das Sprichwort eine Form eingebetteter Rede ist. Im Sinne von Goffman kann man sagen, daß damit ein besonderes footing mit dem Sprichwort verbunden ist, d.h. daß die Interaktionsbedingungen, die Organisation des Verstehensprozesses und die Definition der Instanzen von Sprecher und Hörer mit der Äußerung eines Sprichworts wechseln.5 Das Verständnis der Instanzen von Sprecher und Hörer richtet sich auf die Herausstellung des Gesagten durch Einbettung und Selbstbezüglichkeit aus.6 Eine solche Interaktionsgrundlegung 4
Man könnte hier versuchsweise den Unterschied festmachen, der behauptet wird, daß Sprichwörter zitiert werden, Wörter hingegen reproduziert (und nur selten zitiert). 5 Vgl. Goffman, Footing; besonders S. 150 f. Dies bedeutet auch, daß Übereinstimmung herrscht, daß der Autor ein Unbekannter (nicht derjenige, der das Sprichwort sagt) ist und daß hinter der Aussage auch das Kollektiv steht.
Der Spielraum des Sprichworts
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bringt es auch mit sich, daß die Beteiligten relativ unabhängig operieren: Der erste Schritt, in dem sich die Aufmerksamkeit auf das Sprichwort als solches richtet, beinhaltet eine sprachgebundene Aktivität, die je individuell ausgerichtet ist. Hier stößt also die Vorstellung, daß Sprache prinzipiell als übertragene (kommunizierte) existiere, an eine Grenze. Es ist eine parallel erfahrene Aktivität, die wesentlich zum interaktiven Verfahren des Sprichworts gehört.7 Johnson/Lakoff, Metaphor and Communication sprechen im Zusammenhang mit ihrer Darstellung der Metapher von einem process of evocation and imaginative projection (S. 11). Einen solchen Vorgang kann man auch für das Sprichwort ansetzen. Natürlich werden externe Bedeutungen, Bedeutungen, die Sprichwörter im Kontext der Anwendungssituation haben, gewöhnlich auch konventionalisiert kommuniziert, als "Gegenstände" übertragen.8 Das besondere beim Sprichwort ist aber, daß auch jener andere Vorgang (mehr oder weniger) dazugehört. Diese besonderen interaktiven Bedingungen mit sich zu tragen, macht einen weiteren Typus von Ähnlichkeit aus, der für lexikalische Einheiten, die Sprichwörter sein sollen, bedeutsam ist. Wenn die Beteiligten (angesichts der Anwendungssituation) einem Sprichwort als solchem ihre Aufmerksamkeit zuwenden und gemeinsam diese Tätigkeit als bedeutungsvoll empfinden, dann ist wohl auch die Voraussetzung dafür gegeben, daß das Sprichwort zur "Weisheit" erhoben werden kann.
7
Johnson/Lakoff, Metaphor and Communication: S. 8 f. übernehmen von Michael Reddy den Terminus der Conduit-Metapher für ein Sprachverständnis, das sprachliche Ausdrücke als Behälter von Bedeutungs-Objekten konzeptualisiert, die dann gewissermaßen vom einen Kopf zum anderen gesandt werden. Gegen ein solches Sprachverständnis wenden sie ein: This objectificatian of meaning ignores the fact that cases of significant communication involve a process of dialogue in which meanings emerge gradually (not as fixed entities) and are continually developed and refashioned by the participants as though they were craftsmen making some finished product (S. 11). ° Wer es unternimmt, externe Bedeutungen von Sprichwörtern zu erfragen, macht die Erfahrung, daß sie oft nicht festumrissen und leicht formulierbar vorhanden sind. Gossen hat verschiedene Sprichwörter in Tzotzil bei den Chamula-Indianern in Mexiko untersucht und hat dort für jedes Sprichwort ganz verschiedene externe Bedeutungen festgestellt (Gossen, Chamula Tzotzil Proverbs: S. 229). Er hat sogar festgestellt, daß die Bedeutungen (und im übrigen auch die GenreZugehörigkeit eines solchen Ausdrucks) ambig sein müssen, damit die Sprichwörter ihre soziale Funktion der verdeckten Zurechtweisung erfüllen können. Im Vergleich damit könnte man für das Sprichwort, wie es hier besprochen wird, vermuten, daß es durch seine besonderen Interaktionsbedingungen die Anlage zu mehrfachen (und damit zu eventuell verdeckten) Anwendungsmöglichkeiten behält. Für das Sprichwort Di aalte Chüö lacken o gääre Salz (vgl. unten, Spezieller Teil, Kap. 4 unter Kuh) existiert die Bedeutung; 'Alter schützt nicht vor Lüsternheit'. Vgl. Ritschard, Bödellitüütsch: S. 268.
8. Rekapitulation Mit Blick auf schweizerdeutsche Sprichwörter ist eine Explikation des Sprichwortbegriffs vorgenommen worden. Als Ausgangspunkt diente eine basic /eve/-Aussage, die zwar nicht das Sprichwort selbst als basic category, d.h. als eine Kategorie der Ebene, die der Wahrnehmung am unmittelbarsten zugänglich ist 1 , ausweist, sondern als eine Unterkategorie des Wortes, i.S.v. lexikalischer Einheit. Die Wahl der basic level-Kategorie des Wortes als Bezugsgröße war zum einen durch den alltagssprachlichen Gebrauch von Wort für Ausdrücke dieser Art, zum ändern durch die Bezeichnung Sprichwort selbst motiviert. Die Aussage, Sprichwörter seien lexikalische Einheiten, wirkte sich auf den übergeordneten Sprachbegriff aus, indem dieser u.a. die Möglichkeit zulassen mußte, daß Ausdrücke, die als zusammengesetzt erklärbar wären, trotzdem als Ganzheiten wirken. Als Kriterium für Ganzheit wurde bestimmt, daß ein sprachlicher Ausdruck als Beispiel bzw. als Vorbild für die Hervorbringung oder Beurteilung eines anderen Ausdrucks herbeigezogen wird. Dies entsprang der Absicht, eine Logik der natürlichen Kategorie, in der das Beispiel eine herausragende Rolle spielt, anzuwenden. Die Organisationsform der Kategorie des Sprichworts selbst wurde im Sinne einer natürlichen Kategorie beschrieben, d.h. als grundsätzlich prototypisch aufgebaut. Die wichtigste Rolle für die Kategorienkonstitution spielen die besten Beispiele, d.h. Sprichwörter, die in der sprachlichen Erfahrung unwillkürlich hervortreten oder hervorstechen. Die Erscheinung der Zusatzsprichwörter wurde als eine Auswirkung des Sachverhalts, daß es solche beste Beispiele von Sprichwörtern gibt, erklärt. Umgekehrt wurden Zusatzsprichwörter als Indikatoren für beste Beispiele benutzt. Die Rede von Beispielen für Elemente einer Kategorie bekommt im Rahmen einer natürlichen Kategorie ihren Sinn dadurch, daß bei der Beurteilung der Kategorienzugehörigkeit andere Elemente der Kategorie als Beispiele herbeigezogen werden. Die Beispielfunktion kann sich in unterschiedlichen Fällen an unterschiedliche Kriterien halten, so daß eine natürliche Kategorie wie die des Sprichworts nicht durch eine Menge von Das basic level ist nicht die taxonomisch "unterste" Ebene, sondern eine "mildere". Sie entspricht in vielen Fällen der Ebene des genus. Für eine ausführlichere Darstellung vgl. Lakoff, Categories: S. 17 ff. und Berlin, Ethnobiological classification, der von generic rank spricht (v.a. S. 14-17).
Rekapitulation
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Eigenschaften bestimmt ist, sondern durch ein Netz von unterschiedlichen Vergleichskriterien unter den Kategorienelementen, also durch ein Netz verschiedener Ähnlichkeiten. Ein solches Netz von Ähnlichkeiten entspricht dem, was Wittgenstein als Familienähnlichkeiten, Ähnlichkeiten, die einander übergreifen und kreuzen2, beschrieben hat. Ähnlichkeiten werden unter Beispielen festgestellt, also unter Ganzheiten, was heißt, daß sie sich nicht in inhärenten Eigenschaften festmachen lassen müssen, sondern auch holistische Aspekte wie z.B. den der Gestalt betreffen können. Für das Sprichwort ist nun versucht worden zu beschreiben, in welchen Hinsichten Ähnlichkeiten bei der Kategorienkonstitution wirksam sein könnten. Diese Beschreibung stützt sich auf eine Analyse des vorhandenen Materials, beruht also auf den Erscheinungsformen des Sprichworts. Sie macht die Annahme, daß die nicht beobachtbaren Vorgänge der Kategorienkonstitution in der sprachlichen Erscheinung ihren Ausdruck finden können. Umgekehrt ist gerade die Tatsache, daß Eigentümlichkeiten der Erscheinung einer Kategorie - hier derjenigen des Sprichworts - in einen Erklärungszusammenhang gebracht werden können, ein Hinweis darauf, daß die theoretischen Bemühungen dem Gegenstand angemessen sind. Für die untersuchten Sprichwörter wurde festgestellt, daß für die Kategorienkonstitution Ähnlichkeit nach folgenden Typen bedeutsam ist: Im Bereich der Sprichwortformung sind es die syntaktischen Schemata, die in vielen verschiedenen Ausprägungen als Vergleichsprinzipien angenommen werden können und für die auffällige Formelhaftigkeit des Sprichworts Erklärungsmöglichkeiten bieten. Im Bereich der Semantik ist ein paradoxaler Zug in verschiedenen Spielarten im "Bild" des Sprichworts festgestellt worden, der die interne Kontextualisierung zu einer besonderen Aufgabe werden läßt. Interne Kontextualisierung wird vor allem bei den Wellerismen sichtbar, wo interne und externe Kontextualisierung oft humorvoll verkehrt werden. Bei der Bedeutungsmotivation kann die symbolische Tätigkeit der internen Kontextualisierung auf die Handlungsanweisung der externen Bedeutung abgebildet werden. Ein weiterer Typus von Ähnlichkeit wurde darin gesehen, daß in Sprichwörtern durch semiotische Reflexivität eine Art interaktiver Freiraum geschaffen wird. Ein Zeichen dafür ist die Lust zur Abwandlung von Sprichwörtern, die es seit je gegeben hat. Das Vorhandensein eines solchen Spielraums ist schließlich zugleich eine wesentliche Voraussetzung dafür, daß Sprichwörter im Interaktionszusammenhang als "Weisheiten" wirken können.
2
Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen: S. 324/325 (Nr. 66/67).
9. Literaturverzeichnis Vorbemerkung: Dieses Literaturverzeichnis enthält die für die Grundlegung verwendete Literatur. Es löst zugleich auch die im Text und in den Fußnoten eingesetzten Sigeln auf. Ein Verzeichnis der Quellen für Sprichwortzitate findet sich am Schluß der Arbeit. Abrahams, Introductory Remarks: Roger D. Abrahams, Introductory Remarks to a Rhetorical Theory of Folklore, in: Journal of American Folklore 81, 1968 S. 143-158. Abrahams/Babcock-Abrahams, A sociolinguistic approach: Roger D. Abrahams/ Barbara Babcock-Abrahams, A sociolinguistic approach to proverbs, in: Midwestern Journal of Language and Folklore 1, 1975 S. 60-64. Agazzi, L'objectivite scientifique: Evandro Agazzi, L'objectivite scientifique, in: Evandro Agazzi (Hrg.), L'objectivite dans les differentes sciences. Die Objektivität in den verschiedenen Wissenschaften, Fribourg: Editions Universitaires 1988 S. 13-25. Anderegg, Das Fiktionale und das Ästhetische: Johannes Anderegg, Das Fiktionale und das Ästhetische, in: Dieter Henrich, Wolfgang Iser (Hrg.), Funktionen des Fiktiven, München: Fink 1983 (Poetik und Hermeneutik X) S. 153-172. Anderegg, Zum Problem der Alltagsfiktion: Johannes Anderegg, Zum Problem der Alltagsfiktion, in: Dieter Henrich, Wolfgang Iser (Hrg.), Funktionen des Fiktiven, München: Fink 1983 (Poetik und Hermeneutik X) S. 377-386. Arewa/Dundes, Proverbs and the Ethnography of Speaking Folklore: E. Ojo Arewa and Alan Dundes, Proverbs and the Ethnography of Speaking Folklore, in: American Anthropologist 66(6), 1964 S. 70-85. Barras, Les proverbes dans les patois: Les proverbes dans les patois de la suisse romande, These presentee ä la Faculte des Lettres de l'Universite de Neuchätel par Christine Barras, 1984. Bascom, Four Functions of Folklore: William R. Bascom, Four Functions of Folklore, in: Dundes, The Study of Folklore S. 279-298 (Reprint aus: Journal of American Folklore 67, 1954 S. 333-349). Bateson, Ökologie des Geistes: Gregory Bateson, Ökologie des Geistes. Anthropologische, psychologische, biologische und epistemologische Perspektiven, übersetzt von Hans Günter Holl, 5. Auflage, Frankfurt am Main:
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Literaturverzeichnis
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Grundlegung
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II. Spezieller Teil
1. Vorbemerkungen In diesem zweiten Teil wird Material als Illustration zu den grundlegenden Konzepten, die im ersten Teil entwickelt worden sind, zusammengestellt. Dies läuft zugleich auf eine nähere Charakterisierung des Sprichworts im Schweizerdeutschen hinaus. Dieser zweite Teil kann aber nicht als selbständige Beschreibung gelten, er setzt immer den ersten Teil voraus. Es sei hier nochmals betont, daß das Verständnis von Sprichwort in dieser Arbeit sich auf das Verständnis des Sprichworts im Blick auf das gesammelte Material, und nicht auf ein absolutes Verständnis bezieht. Dies ist vor allem in zwei Beziehungen wichtig: 1. Es ist kein rein zeitgenössisches Verständnis, sondern ein Verständnis in der historischen Perspektive: es betrifft hauptsächlich den Raum der letzten zweihundert Jahre, indem das gesammelte Material vorwiegend aus dem 19. und 20. Jahrhundert stammt. 2. Es handelt sich um das Verständnis des Sprichworts im Schweizerdeutschen. Diese Formulierung ist gewählt worden, um dialektpuristische Mißverständnisse zu vermeiden, indem an ein Sprichwort zuerst lautliche, grammatische oder sonstige Kriterien der Dialekt-"Echtheit" angelegt werden müßten. Das Material spiegelt zu einem wesentlichen Teil die Wirklichkeit des Sprichworts im Schweizerdeutschen - und in diesem Sinne wird hier auch vom schweizerdeutschen Sprichwort gesprochen. In den folgenden zwei Kapiteln sind zwei wichtige Aspekte herausgenommen und gesondert dargestellt worden. Im Hauptkapitel dieses Teils sind schriftliche Quellenbelege nach Prinzipien zusammengestellt, die aus den Überlegungen der obigen Grundlegung erwachsen.
2. Zu einem schweizerdeutschen parömischen Grundstock Der Terminus des parömischen Grundstockes ist in Anlehnung an den Terminus des parömischen Minimums von Permjakow gewählt worden. Permjakow versteht darunter nach Auskunft von Grzibek (How to do things with some proverbs) eine Auswahl von Sprichwörtern (bezogen auf eine Sprechergemeinschaft), die hohen Anforderungen bezüglich Bekanntheit und Geläufigkeit genügen. Im parömischen Grundstock, wie er hier verstanden wird, sind Sprichwörter versammelt, die durch einen Zusatz ausgezeichnet sind. Wie oben in der Grundlegung Kap. 4 schon dargelegt ist, deutet ein Zusatz darauf hin, dass das Sprichwort wohlbekannt und eingängig ist. Zusatzsprichwörter1 sind Sprichwörter, die mit einem erweiternden und wie eine Replik anzuhörenden Zusatz aus derselben Bildsphäre versehen sind 2 . Ein- und dasselbe Sprichwort kann verschiedene Zusätze zu sich nehmen. Zusätze können, wie die Belege aus dem Material schließen lassen, längere Zeit überdauern. Es kommt auch vor, daß nur das Zusatzsprichwort belegt ist und das einfache Sprichwort aus standardsprachlichen oder nichtschweizerdeutschen regionalen Parallelen bekannt ist.3 ' Der Terminus ist nach einer Umschreibung von Friedrich Seiler (Deutsche Sprichwörterkunde: S. 166) gebildet, der auch viele Belege dazu auffuhrt: Ungemein beliebt ist femer die Form der Ironie, dass einem allgemeinen Satze ein Zusatz angehängt wird, der ihn in überraschender Weise einschränkt oder geradezu aufliebt. Seiler selbst gebraucht den Terminus dialektische Sprichwörter. Die Begriffsbestimmung ist hier neu und weniger umfassend. Einige dieser Zusatzsprichwörter hat schon Sutermeister (Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 34-35) unter der Überschrift Sprichwörterglossen und Parodieen mit anderen vermischt zusammengestellt. Obwohl die Beispiele nur für die jeweiligen Dialekt-Sprechergemeinschaften und für die jeweilige Zeit gelten, lässt sich doch annehmen, dass die Mehrheit von ihnen im schweizerdeutschen Raum heutige Geltung haben. Viele beste Beispiele haben für schweizerdeutsche Ohren einen starken standardsprachlichen Zug: Zeit bringt Rosen, Narren sind auch Leute, Morgenstund hat Gold im Mund etc. Dies lässt darauf schliessen, dass eine Reihe von standardsprachlichen Sprichwörtern für das Sprichwortverständnis des Deutschschweizers konsumtiv sind. Allerdings darf man nicht unbedingt immer auf das standardsprachliche Sprichwort als bestes Beispiel schliessen: Neue Besen wischen gut braucht nicht unbedingt auf das standardsprachliche Neue Besen kehren gut bezogen zu werden, wie der alte Beleg in Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz zeigt: Neu Besä förbid wohl. Daneben gibt es auch beste Beispiele, die von der Lexik her nicht standardsprachlich sind: D Liebi muess zangget ha. Rächt wüescht isch au schön. Die Frage nach dem allgemeinen Charakter der besten Beispiele kann also nicht auf einfache Weise
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Neue Besen wischen gut Neu Besä förbid wohl, die alia wössid d'Winkel wohl. Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: S. 201 (1837). Die nöie Base wüsche guet u di alte kenne d' Egge guet. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 118(1958). Die neuen Besen wüschen wohl, nur gehen sie nicht in die Winkel. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 205 (1824). E nüüa Base wuscht suuferer, äs fragt si nume wie lang. Ritschard G., Bödellitüütsch: S. 270 (1983). Zeit bringt Rosen Die Zeit bringt Rosen aber auch Dornen. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 185 (1824). D'Zit bringt Rose - aber zerst Chnöpf. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35 (1869). D'Zit bringt Roese - aber z' erseht Chnöpf. Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 331 (1904). Es hat alles seine Zeit Alles hat seine Zeit, nur die alten Weiber nicht. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 202 (1824). 's het All's sy Zyt, numme die alte Wyber nit. Schild F.J., Der Grossätti: S. 70 (1863). Es wott Alles si Zyt ha - no sogar e galti Chue. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35 (1869).
in Richtung der Standardsprache beantwortet werden, obwohl das standardsprachliche Sprichwon für das schweizerdeutsche Dialektsprichwort eine wichtige Rolle spielt. Diese Rolle wird auch durch die in der Deutschschweiz herrschende Diglossie ermöglicht, indem standardsprachliche Sprachelemente als Elemente der high variety leicht Beispielfunktion übernehmen können. Interessant ist, dass das standardsprachliche Sprichwon im Dialektkontext ohne weiteres akzeptiert wird, wie etwa bei Reichtum allein macht nicht glücklich, das bei Alben Bächtold einen Dialektzusatz bekommt.
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Spezieller Teil
Jedem Narren gefallt seine Kappe. Es gfallt jedem Naar si Chappe und mir mi Hue t. Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 19 (1983). Narren sind auch Leute D'Narra sönd au Lüt, aber nüd wie ander. Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: S. 29 (1837). D'Narre sy au Lüt, aber nit all' Lüt Narre. Schild F.J., Der Grossätti: S. 67. ebenso bei Schild: D'Schelme sy au Lüt', aber nit all Lüt' Schelme (S. 68). Naare si au Lüüt, aber nit all Lüüt Naare. Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 42. D Liebi muess zangget ha D'Liebi muess zangget ha und wenn si enangere mit Schitere würf. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 111. Die Liebe ist blind Die Liebe ist blind, es küsst a Mutter ihr roziges Kind. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 190. D'Liebi ist blind -fallt ebe so Hecht ufe Chüedr. äs uf e liebs China. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 34. D'Liebi ischt blind u het es Bridd am Grind. Gempeler-Schletti D., Heimatkunde; S. 332. Wüst ist auch schön Wüescht isch au schön, wenns Moden isch. Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 40. Selbst getan, selbst haben Selb than, selb hob, blas dir selbs du Schadun ab. Walliser Monatsschrift: 4,1865 S. 7. Selb than selb heb - bis der d'Hechje am F. chlebt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 34.
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Morgenstund hat Gold im Mund Morgestund het Gold im Mund - und Blei im Chraage. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35. Der Apfel fällt nicht weit vom Baum Der Öpfel fallt nid wit vom bäum, (oder er stehe an einem Rain). Ineichen H., Aus Sprache und Sitte des Luzerner-Volkes: S. 661 (1887). Unkraut verdirbt nicht 's Uchrut verdirbt nit, 's chunnt gang e Hung und s... d'ra. Schild F.J., Der Grossätti: S. 69. Rechte Leute haben rechte Kartoffeln Rächt Lüüt hei rächt Härdöpfel, und anger Lüüt hei Cheibe. Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 31. Rächti Püru' heint rächti Häärpfla, nur der Pfarrer het Gagla. Schmid V. Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 139 (1978). Es kommt nichts Besseres nach Es kommt nichts besser s nach, so komm da in der Zigersuppe ("... wie es in der Ziegersuppe kommt"). Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 255 (1824). s' Chunnt niene -n öppis bessers noche - äs i der Zigersuppe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35 (1869). Es kommt alles Äs chunt alls, nummu' der Sakch mim Broot nit. Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 93 (1978).
In allem ist der Teufel / allem isch dr Tüfel, numme i dr Milch isch Wasser. Bieri W., Läbigs Bärndütsch:S. 127(1958).
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Spezieller Teil
Es ist allenthalben etwas s'Isch doch au alethalben öppis, nu in eusem Chuchigänterli nid. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 33 (1869). Man muss immer die Wahrheit sagen Me muess eisder d Wohred säge, aber d Wohred muess nit eisder gseit sy. Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 38 (1983). Reichtum allein macht nicht glücklich Reichtum allein macht nicht glücklich. Näi, mi mo en au haa. Bächtold A., De Studänt Räbme: S. 44 (1947). Gott erhält alle Gott erhaltet Alli - aber sumi numme schlecht. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35 (1869). Halte Gott vor Augen Heb Gott vor Auge - und s' Brod im Sack und de Choch vor em Ofeloch. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35 (1869). Geduld überwindet Sauerkraut Giduld übenvingt Surchrut und der Spack d'Rüebe. Schild F.J., Der Grossätti: S. 60(1863). Es geht nichts über gescheite Leute Es gaht nüt über gschiid Lüt - weder d'Hüt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35.
Was klein ist, ist artig Was chlii ist, ist artig - aber nu ke chliises Stückli Brod. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35.
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Im Düstern ist gut flüstern Im Düstere ist guet flüstere - aber nid guet Flöh fange. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35. Alle guten Dinge sind drei Alli guete Ding sind drü - und die böse vier. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35. Der Glaube macht selig De Glaube macht sälig - de Tod stärrig. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35. Ein blinder Mann, ein armer Mann En blinde Ma en arme Ma - doch ist de no schlimmer dra, wo si Frau nid meistre cha. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 34. Arbeit macht das Leben süß Arbeit macht das Leben süss, aber er het drum ds Süesse nid gärn. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 118 (1958). Ordnung muß sein Ornig mues sy, u wes grad e Souornig isch. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 146(1958). Es haben viele geduldige Schäflein in einem kleinen Stall Platz Es hei vil geduldigi Schöfli ime chline Stall Platz, ungeduldig! (willigt) no me (si hocked uf-enand ufe). Id.: Bd. 8 Sp. 286. Obwohl die Beispiele nur für die jeweiligen Dialekt-Sprechergemeinschaften und für die jeweilige Zeit gelten, läßt sich doch annehmen, daß die Mehrheit von ihnen im schweizerdeutschen Raum heutige Geltung haben. Viele beste Beispiele haben für schweizerdeutsche Ohren einen starken standardsprachlichen Zug: Zeit bringt Rosen, Narren sind auch Leute, Morgenstund hat Gold im Mund etc. Dies läßt darauf schließen, daß eine Reihe von standardsprachli-
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Spezieller Teil
eben Sprichwörtern für das Sprichwortverständnis des Deutschschweizers konstitutiv sind. Allerdings darf man nicht unbedingt immer auf das standardsprachliche Sprichwort als bestes Beispiel schließen: Neue Besen wischen gut braucht nicht unbedingt auf das standardsprachliche Neue Besen kehren gut bezogen zu werden, wie der alte Beleg in Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz zeigt: Neu Besä förbid wohl. Daneben gibt es auch beste Beispiele, die von der Lexik her nicht standardsprachlich sind: D Liebi muess zangget ha, Rächt wüescht isch au schön. Die Frage nach dem allgemeinen Charakter der besten Beispiele kann also nicht auf einfache Weise in Richtung der Standardsprache beantwortet werden, obwohl das standardsprachliche Sprichwort für das schweizerdeutsche Dialektsprichwort eine wichtige Rolle spielt. Diese Rolle wird auch durch die in der Deutschschweiz herrschende Diglossie ermöglicht, indem standardsprachliche Sprachelemente als Elemente der high variety leicht Beispielfunktion übernehmen können. Interessant ist, daß das standardsprachliche Sprichwort im Dialektkontext ohne weiteres akzeptiert wird, wie etwa bei Reichtum allein macht nicht glücklich, das bei Albert Bächtold einen Dialektzusatz bekommt. Sprichwörter als Zusätze In einer besonderen Form des Zusatzsprichworts wird einem Sprichwort ein weiteres Sprichwort (oder eine Aussage, die stark nach einem Sprichwort aussieht) im Sinne einer Replik, allerdings mit einem Wechsel der Bildsphäre, angehängt. Beispiele sind folgende: Chleider mached Lüt - und e Moosig Brüt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35. Vil Chöch versalze de Brei - kein Dokter ist besser äs drei. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 34. Armuet isch ke Schand, aber läär Seek stöönd nid uufrächt. Ineichen H., Der Volksmund im Luzernerbiet: S. 56. Früsch g'wogt, isch halb g'wunne, D Stäge-n- ab drolet, isch au ertrunne. Schild F.J., Der Grossätti: S. 69. D' Liebi mues zangged ha, War Flö hett, mues g'rangged ha. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 234. Das folgende Beispiel scheint nach demselben Muster gebaut zu sein, obwohl die Teilsprichwörter im Material (bisher) nicht einzeln belegt sind: Was recht isch, isch Gott lieb, Wer e Geiss stilt, isch kei Bocksdieb. Schild F.J., Der Grossätti: S. 67.
3. Schemata schweizerdeutscher Sprichwörter Hier wird der Versuch gemacht, die wichtigsten Schemata (zur Bestimmung von Schema vgl. oben in der Grundlegung Kap. 5), die in schweizerdeutschen Sprichwörtern auszumachen sind, zusammenzustellen. Daraus ergibt sich eine Übersicht über die hauptsächlichen syntaktischen Prinzipien der schweizerdeutschen Sprichwortformung. Schemata kann man je nach den Beispielen, denen man sie zuordnet, mehr oder weniger spezifisch formulieren. So gibt es innerhalb des Schemas Wer X, der etwa das spezifischere Schema Wer gut X, der gut, das eine Teilmenge der Beispiele abdeckt. Über spezifischere oder generellere Formulierung läßt sich im folgenden wohl oft streiten. Es sind auch neben allgemeineren Schemata besonders markante spezifischere Schemata gesondert aufgeführt, obwohl diese von den allgemeineren eigentlich einbegriffen wären. Auch die einzelnen Gruppen der Materialzusammenstellung des nächsten Kapitels sind z.T. implizite Aussagen über relativ spezifische Schemata, etwa wenn unter Katze 4 sowohl die Beispiele In der Nacht sind alle Katzen schwarz als auch diejenigen In der Nacht sind alle Katzen grau zusammengefaßt sind, was das Schema ergäbe: In der Nacht sind alle Katzen X. Die Belege zu den einzelnen Schemata sind aus Platzgründen nicht vollständig aus dem Material aufgeführt. Das Ganze sieht nach einer syntaktischen Sprichworttypologie aus, soll aber keine sein, da es kein vollständiges System ausmacht, ausmachen kann: Die Schemata geben Hinweise auf Organisationsprinzipien der Kategorie Schweizerdeutsches Sprichwort, und diese Kategorie ist im Sinne einer natürlichen Kategorie von innen her, von besten Beispielen her, nicht von außen, von den Grenzen her, bestimmt. 1. Wer X, (der)
Wer A seit mues au B säge. Wer vill freegt, berchunt vill Gsetzi. 2. Wer lang X, (der) Wer lang Brot isst, wird alt.
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Spezieller Teil
3. Wer nicht X, (der) War nit starchi Füüscht bed, bruucht e breite Rügge. 4. Wem
,
Wem s Glück will, dem chalberet der Mälchstuel. 5. Wenn X, (so) Wenn d1 Aaren achunnt, so brennt si. Wenn en alti Schüür i Brand chund, cha se kei Mönsch me lösche. 6. Was X, (das)
Was dahinnen ischt, ischt gmäid. Was una ischt, ischt nide. 7. Was man ,
Was me z1 Abed em Vieri tuet, chunnt eim z'Nacht am Nüni z'guet. 8. Man kann nicht X Me cha nit uf beeden Achsle Wasser träge. 9. Man kann nicht X ohne Mi cha dr Chatz dr Balg nid wasche, ooni se nass z'mache. 10. Man muß X
Me mues d Goofe vergumpe loo. 11. Man muß X solange Du Baum muoss mu biegu, so lang er jung ist. 12. Man muß nicht X Me muess em Dräck kei Watsch welle länge.
Schemata schweizerdeutscher Sprichwörter
13. Man soll(te) nicht X Me sott nöd mit em Füür spile. 14. Man soll nicht X bevor (gab) Me sell nit flüge, gab me Federe het. 15. Lieber X als Lieber en Alti vo tused Wuche as e jungi vo achtzg Johre. 16. Ein X ist nicht alle X li Zit ischt net ali Zit. 17. Es ist nicht alles X, was Es isch nit alls Anke, was d Chue git. 18. Es ist kein X, es hat auch S isch käs Ugfell, s hat ä es Gfell deby. 19. (Es ist) kein X so
,
Es isch kes Öpfeli so rot, s'isch nid es Würmli drin. 20. Es ist kein X, er/es S ischt kein Born, er ischt zerscht e Riietli gsi. 21. Es sind noch keine X Es si no keini Bäum i Himel gwachse. 22. Kein X ohne Kei Rägo ooni Sago.
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23. Je X, je Υ
Je grosser dr Her, je str ber dr Hund. 24. Je/wie X, desto Υ Je lter de Bock, desto heiter sind d'Horn. 25. Wie X, wie/je Υ Wie chleiner der Vogil, je greesser ds Gschrei. 26. Wie X, so Υ
Wie me spinnt, so tuecheds. 27. Wo X, (da) Υ
Wo-si der Esel walet, da verl rt-er au d'Haar. 28. (Es ist) besser X als Υ 'S isch besser e Lus im Chrut s gar kei Spack. 29. X ist X
Gscheh isch gscheh. 30. Ein X (ist) kein X Ei Chind - kei Chind. 31.X macht X Hochzit macht Hochzit. 32. X ist nicht Υ Bluet isch nid Wasser.
Schemata schweizerdeutscher Sprichwörter
33. X ist nicht , aber Z ist Alts Brot isch nit hert, aber kei Brot, das isch hert. 34. X ist
Frisch g'wagt, ist halb g'wunne. 35. X ist auch Aennet em Bach sind au Lüt. 36. Auch Au nes blings Huen fingt einisch es Chorn. 37. X ist mehr als Chöne lose isch meh, äs chöne rede. 38. ,
Demaa Lyt, dernaa Vee. E truurigi Brut, e fröhlichi Frau. 39. Viel X, viel Vil Ching, vil Vaterunser. 40. Recht X hat recht Es rächts Huus hed es rächts Chemi. 41. Gut X ist halb Guet gsässe isch halb ggässe. 42. X tut selten gut Übermuet tuet sälte guet.
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43. Was hilft/nützt X, wenn Y? Was nützt es schön's Huen, wenn's keini Eier leit. 44. X und
(sind) Z
E bravi Frau und en warmen Ofe i der Stube sind der best Husrot. 45. ,
und Z (sind) Q
Bete, lehre und gebäre sind die drei schwerste-n Arbeite uf Erde. Kommentar Generell läßt sich sagen, daß die schweizerdeutschen Sprichwörter in ihren Schemata nicht wesentlich von den standardsprachlichen abweichen. Allerdings sind Aussagen über die "Produktivität" der einzelnen Schemata schwierig zu machen. Es scheint z.B., als sei das Schema Lieber X als im Schweizerdeutschen häufiger angewandt. Auch Schemata, vor allem parallelistische, die "ungrammatischen" Sprichwörtern entsprechen (z.B. , , oben Nrn. 38 und 39), sind im Dialekt reicher belegt als in der Standardsprache.
4. Zusammenstellung von Belegen aus schriftlichen Quellen Das Ziel ist es hier, die im ersten Teil dieser Arbeit postulierten Organisationsprinzipien der Sprich wort-Kategorie (beste Beispiele, Ähnlichkeitsprinzipien) in ihren integralen Auswirkungen darzustellen. Die Grundlage bildet eine eigene Sammlung von einigen Tausend Belegen aus schweizerdeutschen schriftlichen Quellen.1 Aus dieser Sammlung sind hier diejenigen Sprichwörter ausgewählt, die in mehreren Belegen vorkommen. Eine solche Auswahl verhält sich natürlich relativ zur Grundsammlung: Wenn in der Grundsammlung andere oder eine größere Anzahl Quellen berücksichtigt worden wären, ergäbe sich eine andere Auswahl. Die auf Grund der Auswahl hier gegebene Zusammenstellung von Belegen zielt also nicht auf Vollständigkeit. Sie will vielmehr an einem (trotzdem wesentlichen) Teil des schweizerdeutschen Sprichwörterrepertoires den Niederschlag der Organisationsprinzipien in der Sprichwortformung und, in Ansätzen, der Sprichwortbedeutung und -anwendung sichtbar machen. Indem sie beweist, daß dies so in größerem Stil möglich ist, liefert sie zugleich eine Rechtfertigung für die Annahme dieser Organisationsprinzipien. Zur Belegsammlung Es erweist sich immer wieder, daß Materialsammlung und Forschungsinteressen untrennbar miteinander verbunden sind und jede neue Forschung im Grunde auch wieder eine eigene Materialsammlung bedingt. Allerdings soll dies nicht mala fide verstanden werden: Der Forscher wählt nicht einfach bloß das Material aus, das zu seinen Hypothesen paßt. Es muß so verstanden werden, daß gegenüber der übergroßen Vielfalt der Erscheinungen eine sammelnde Kategorisierung und Auswahl notwendig solche oder andere Vorentscheide über den Gegenstand voraussetzt. Diese Vorentscheide betreffen nicht einmal in erster Linie die Definition des Gegenstandes, die über die Aufnahme oder Abweisung eines Belegs entscheidet, sondern bereits das Erkennen der Belege als solcher. Als Sprachteilhaber weiß auch der Forscher immer schon, was ein Sprichwort ist und wird dieses Wissen auch nie ganz hinter sich lassen können. Vgl. auch meinen Arbeitsbericht: Lexikon der schweizerdeutschen Sprichwörter, vor der 8. Arbeitstagung alemannischer Dialektologen 1984.
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Spezieller Teil
Zu einer Erweiterung oder eventuell Korrektur dieses Wissens dienen die expliziten Kennzeichnungen von sprichwörtlichem Material (z.B. Titel von Sammlungen, Sprichworteinleitungen in Texten) durch andere. So läßt sich eine zwar bloß implizit begründete und sicher heterogene, dafür aber in der sprachlichen Praxis verankerte Materialgrundlage erreichen. Die möglichen Quellen wurden in vier Kategorien eingeteilt, innerhalb derer in erster Linie einmal eine Auswahl getroffen wurde. Auf diese Weise sollte trotz der beschränkten Auswahl das Zusammenspiel von Belegen verschiedener Quellenkategorien möglich werden. Diese Kategorien von Quellen sind: a. Gesamtschweizerdeutsche Sammlungen. b. Regionale und lokale Sammlungen. c. Dialektwörterbücher und Grammatiken. d. Texte der Mundartliteratur. Beispiele für die erste Kategorie sind die maßgebliche Sammlung von Sutermeister oder die neueren kleinen Sammlungen von Kürz-Luder und Bürgin. Die neue Sammlung von Portmann (Di letschti Chue) schöpft aus bestehenden schriftlichen Quellen (z.B. Sutermeister, Die Schweizerischen Sprichwörter)2. Wichtige Beispiele für regionale und lokale Sammlungen sind die Solothurner Sammlungen von Franz Josef Schild (Der Grossätti aus dem Leberberg, 1863) und Elisabeth Pfluger (Ahnen am Bach heds au Lüüt, 1983) oder die Walliser Sammlungen von Tscheinen (Walliser Sprichwörter, 1897) oder von Schmid (Das Sprichwort im Walliserdeutschen, 1978). Dialektwörterbücher sind deshalb wertvolle Quellen, weil sich die Autoren (im Gegensatz zu Autoren reiner Sammlungen) vielfach genötigt fühlen, eine Bedeutungserklärung mitzuliefern. Allerdings sind Sprichwörter im Gegensatz zu den Redensarten nur sporadisch berücksichtigt3. Da die Autoren natürlicherweise auch frühere Sammlungen und Texte in ihrem Bereich auf- und einarbeiteten, ergibt sich zudem ein Problem der Mehrspurigkeit: Belege er2
Für detailliertere Angaben zu Portmann, Di letschti Chue vgl. Liver, Aspekte des Sprichworts und Ruef, Zwei Sprichwörter-Fundgruben, sowie oben Kap. B.5. Das Schweizerische Idiotikon als wichtigstes schweizerdeutsches Wörterbuch hat auf die systematische Dokumentation der Sprichwörter bewusst verzichtet, vgl. Id.: Bd. l Sp. VI: Aberglaube, Bräuche, Sitten, Rätsel, Sprichwörter, Lieder und Sagen konnten im Wörterbuch nur zur Behandlung kommen, soweit die Erklärung einzelner Wörter es mit sich brachte. Die vollständige Sammlung dieser kulturhistorisch so wichtigen Äusserungen des Volksgeistes ist eine Aufgabe für sich, welche sich nur ausserhalb des Wörterbuches sachgemäss lösen lasst. Allerdings darf man das Idiotikon auch hier nicht unterschätzen: Es dokumentiert einen wesentlichen Teil des schweizerdeutschen Sprichwörterschatzes.
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scheinen im Material mehrfach, zum einen aus der Primärquelle, zum ändern sekundär aus dem Dialektwörterbuch, wenn der Autor die Quelle des Belegs nicht angibt. Texte der Mundartliteratur bieten viele wertvolle Belege für Sprichwörter und Redensarten. Ein Vorteil dieser Belege ist, daß man sie im Textzusammenhang studieren und so Aufschlüsse über Bedeutung und Standardsituation gewinnen kann. Die implizit volkskundliche Haltung, die man bei sehr vielen Mundartautoren beobachten kann, erleichtert solche Aufschlüsse, indem in minderem Masse literaturästhetische Momente zu berücksichtigen sind. Ältere Schweizer Texte sind nur im Sinne einer Perspektive nach hinten herbeigezogen worden. Die interessante Frage wäre, ob das Traditionskontinuum des schweizerdeutschen Sprichworts, das im 19. und 20. Jahrhundert festzustellen ist, auch in älteren Texten schon gegeben ist. Die mittelalterlichen Parallelen im hier gesammelten Material sind nicht zahlreich und reichen zur Beantwortung dieser Frage nicht aus.4 Alle Belege sind nach den angegebenen Quellen ausgezogen worden. Es war das Bestreben, keine Sekundärquellen zu benützen. Die Ausnahme macht hier das Schweizerische Idiotikon, aus dem Einzelbelege verschiedener, zum Teil schwer zugänglicher Autoren genommen worden sind. Die Belege haben allgemein nicht nur den eigentlichen Sprichworttext zum Inhalt. Wenn möglich, wurde versucht, weitere Information zum Sprichwort zu gewinnen. Diese besteht im besten Falle aus einer Sprichworterklärung des Quellenautors. Zitate, die aus Texten stammen, sind oft durch ihre Textumgebung indirekt in bezug auf ihre Bedeutung oder mögliche Verwendungssituation erläutert. Wo es nicht zu aufwendig schien, wurden solche Textelemente mitzitiert, daneben gibt die genaue Angabe des Fundortes die Möglichkeit, die originale Textumgebung des Sprichwortes aufzusuchen. Auf diese Weise ist natürlich nur ein kleiner Teil des Materials mit Erklärungselementen versehen. Die meisten Zitate stammen aus größeren Sprichwörtersammlungen, wo keine Erklärungen oder Erläuterungen mitgeliefert werden. Die Zusammenstellung sehr ähnlicher Sprichwortbelege ergibt oft SynergieEffekte im Hinblick auf die Bedeutungserklärung, wobei diese genau reflektiert werden müssen. Es ist sicher nicht statthaft, eine vorhandene Erklärung eines Beleges auf alle anderen Belege zu generalisieren. Umgekehrt würde es auch der Natur des Sprichworts nicht entsprechen, wenn man jeden Beleg als strikten Einzelfall behandeln würde. Eine Erklärung müßte also zum einen die Besonderheiten der Quellen und der Quellenautoren in ihren TraditionszusamSinger, Alte Schweizerische Sprichwörter gibt verschiedene Parallelen aus mittelalterlichen "schweizerischen" Autoren zu aktuellen schweizerdeutschen Sprichwörtern. Eine grosse Zahl seiner alten schweizerischen Sprichwörter sind aktuell jedoch nicht belegt.
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menhängen beurteilen und zum ändern eine Theorie des Sprichworts mit einbeziehen. Für das zweite ist die Voraussetzung durch diese Arbeit einigermaßen gegeben, für das erste jedoch trotz des Materialumfangs noch nicht. Darstellungsweise Jeder Sprichwortbeleg steht im Prinzip für das Wissen um ein Sprichwort, gelte dies nun in einem engeren oder weiteren örtlichen Bereich. Die nachfolgende Sprichwörterzusammenstellung behauptet nun einerseits enge Ähnlichkeitsbeziehungen unter verschiedenen Belegen, indem diese in geschlossene Gruppen gefaßt werden. Es betrifft dies hauptsächlich Ähnlichkeiten, was die textinterne Bedeutung und das syntaktische Schema betrifft. Diese Gruppenbildung kommt auch dem intuitiven Verständnis dessen, was als "dasselbe" Sprichwort gilt, entgegen, ohne aber zu bestimmen, ob die Belege tatsächlich dasselbe Sprichwort repräsentieren oder nicht. Die weiteren Ähnlichkeitsbeziehungen sollen durch das Netz der Lemmata angedeutet werden. Für jede Gruppe wird ein Hauptstichwort als Lemma bestimmt. Obwohl diese Lemmata (auch aus Gründen der Auffindbarkeit der Belege) an tatsächlich vorkommenden lexikalischen Einheiten hängen, haben sie doch weiterreichende Möglichkeiten. Sie eröffnen einen Rahmen (im Fillmore'sehen Sinne) und darüber werden Beleggruppen zu ändern Gruppen des gleichen Lemmas und über die lexikalischen Beziehungen unter den Lemmata zu Beleggruppen weiterer Lemmata in Bezug gesetzt. Die Inbezugsetzungen, die über das hier festgesetzte Netz von Lemmata vorgeschlagen werden, sind jedoch nicht als Aussagen über im einzelnen tatsächlich abgelaufene, auf Ähnlichkeitsbezügen beruhende Prozesse der Sprichwortformung zu verstehen. Durch sie kann bloß plausibel gemacht werden, daß solche Ähnlichkeitsbezüge wirksam sind. Für die vorliegenden Zwecke wird diese Darstellungsweise im Detail so angewandt, wie im folgenden beschrieben ist: Lemma Maßgeblich für die Zuweisung zu einem Lemma ist im Normalfall das auffälligste (in schwierigeren Fällen: das erste) Nomen (oder nominal isierte Adjektiv), das im Sprichwort erscheint, z.B. Am Abunt nit nider, am Morgu nit uff, ischt aller föülu Lytu Brüüch: zu Abend; Bi den Alte isch me guet ghalte: zu alt. Bei Sprichwörtern, die kein Nomen enthalten, dient das erste autosemantische Wort zur Lemmazuweisung, z.B.
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Vo mit chund nüt: zu nichts. Gruppen Im Bereich eines Lemmas sind die zugewiesenen Belege in Gruppen geordnet, die fortlaufend numeriert sind (z.B. Katze l, Katze 2 etc.). Es kommt vor, daß in einer Gruppe die Belege genau gleich lauten oder höchstens in bezug auf den jeweiligen Dialekt in ihrer Lautform oder Morphologie variieren. Es wurde darauf verzichtet, solche Mehrfachzitate auszumerzen, da dies sofort einen Informationsverlust für den Benutzer bedeutet hätte (waren die Belege ganz oder nur annähernd gleich?; wann sind zwei Belege gleich?). Die Reihenfolge der Belege innerhalb einer Gruppe ist umgekehrt chronologisch bestimmt: Zuerst wird der jüngste Beleg aufgeführt, zuletzt der älteste. Diese Reihenfolge entspricht zwar nicht dem Usus, doch hat sie den Vorteil, daß der Blickrichtung der Frage woher? Rechnung getragen werden kann, ohne daß der Eindruck erweckt wird, der älteste schweizerische Beleg stehe am "Anfang". Ein gewisser Nachteil ergibt sich trotzdem durch die umgekehrt chronologische Reihenfolge, indem im Falle einer Abschreibetradition die abgeschriebenen Belege vor den Originalbelegen erscheinen. Es soll aber zugunsten der Abschreiber angenommen werden, daß die abgeschriebenen Sprichwörter auch ihrem eigenen Sprichwörterschatz oder dem ihrer Sprechergemeinschaft angehören. Die einzelnen Belege enthalten verschiedene Elemente. Zuerst folgt eine zeitliche Einordnung des Belegs, meistens durch eine Jahrzahl. Diese Jahrzahl entspricht normalerweise dem Publikationsjahr der Quelle. Wo die Entstehungszeit bekannt ist und wesentlich vom Publikationsdatum abweicht, ist diese berücksichtigt. Die Zitate selbst sind diplomatisch nach der Quelle wiedergegeben. Beim Sprichwort steht die lexikalische Dimension stärker im Vordergrund als die lautliche, so daß auch lautlich weniger genaue oder schlecht interpretierbare Transkriptionen ihren Dienst erfüllen. Wenn das Zitat vom Wortlaut her nur schwer verständlich ist, sei es wegen obsoleten Vokabeln oder wegen einer besonderen Dialektform, ist eine wörtliche Übersetzung in Anführungszeichen beigegeben. Wenn die Übersetzung von einem Quellenautor übernommen worden ist, wird dessen Name am Schluß der Übersetzung in Klammern angegeben. Wo es aus der Quellenangabe nicht sowieso ersichtlich ist, wird dem Zitat in Klammer eine Lokalisierung beigefügt. Diese Lokalisierung beruht, wo möglich, auf Angaben des jeweiligen Autors selbst. Dies bringt es mit sich, daß diese Lokalisierungsangaben nicht unbedingt als Dialektbestimmungen aufzu-
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fassen sind, sondern eher als Herkunftsbestimmungen (oder als Gültigkeitsbestimmungen in bezug auf das Sprichwort).
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A l
1982 Wer A seit mues au B säge. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 29. 1848 Des Müllers Gegenrechnung war gar greulich. Es dünkte Uli doch stark, zu jedem A, welches der Müller vorsagte, B nachzusagen, aber was sollte er machen? Gotthelf I, Uli der Pächter: S. 333. 1824 Wer A sagt muss auch B sagen. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 136. Abend l 1982 Was me z aabed em Vieri tuet, chunt eim z nacht am Nüüni zguet. KürzLuder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 34. 1918 Was me z'Abed em Vieri tuet, chunnt eim z'Nacht am Nüni z'guet. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 50. 1869 Was me z'Abed um Vieri thuet, chunnt eim z'Nacht am Nüni z'guet. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 126. Abend 2 1978 Am Aabunt nit nider, am Morgu' nit uff, ischt aller füülu'Lytu' Brüüch (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 110. 1978 Am Abud nid nider, am Morgu nid üf, ischt aller füülu Litu Brüüch (Wallis) "Am Abend nicht nieder, am Morgen nicht auf, ist aller faulen Leute Brauch" Walliser- und Walsersprüche: S. 48 Nr. 30. 1881 Am Aabe nüt nider un am Morge nüt uuf, ist aller fuule Lüüte Brüüch (Bern). Id.: Bd. 4 Sp. 670. 1863 Friieh i's Bett und spot uf, isch alle fule Lüte Bruch (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 60. 1858 Am Aba nit nidr, am Morga nid uf, isch allr fula Lüüta Bruch. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 55 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 249). Abend 3 1982 Am Abig wird de Fuul flüssig. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 73. 1978 Am Aabunt wirt der Füüle flyssig (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 44.
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abends l 1869 Z'Obde isch nid früe; wer lang schiebt uuf, het Müe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 126. abschlagen l 1982 Sibe Mol abgschlagen ischt erseht rächt zuegseit. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 7. 1918 Sibe Mol abg'schlagen ist erst recht zueg'seit. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 3. 1869 Drümol (sibemol) abgschlage ist erst rechtzuegseit. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: 5. 113. 1824 Dreymal Abschlag erst recht Zusag. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 348. Sutermeister: Bei Heirathsbewerbungen. all l
1983 Wars aline wott rächt mache, machts niemerem rächt (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 45. 1983 Nit emol euse Herrgott chas allne Lüüte rächt mache (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 57. 1982 Wer s allne rächt mache will muess früeh ufschtoh. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 24. 1982 Me chas nie allne rächt mache. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 34. 1824 Man kann nicht allen Leuten recht thun. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 235. 1824 Es muss einer früh aufstehen, der allen Leutenrecht thun will. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 235. 1824 Der ist noch nicht geboren, der allen Leuten recht thun kann. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 235. 1824 Wer allen Leuten recht thun kann, der tilg mich aus und schreib sich an. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 235. 1824 Wer thun will, was allen Leuten gefallt, muss Athem haben warm und kalt. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 235. all 2
1983 Es isch nit alls Anke, was d Chue git (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 43.
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1982 Es isch nöd alles Gold wo glänzt. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 55. 1978 Äs ischt nit alles Golt wa' glänzt (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 48. 1978 Äs ischt nit alles Golt wa am Sattil schynt (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 48. 1948 S isch nüd alls Gold, was glänzt. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 297. 1901 Es isch zwar o da nid alles Guld gsi, was glänzt het (Bern: Stadt). Tavel R.V., Ja gäll: S. 98. 1840 "Es ist nicht immer alles Glück, was glänzt," sagte sie halblaut und ging zur Türe hinaus. Gotthelf J., Uli der Knecht: S. 136.
alt l 1983 Alt Lüüt gsäi id Wyti (Solothurn: Härtungen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 62. 1983 Alt Lüt gsee am beschte i d Wyti. Ritschard G., Bödellitüütsch: S. 266. 1982 Alt Lüüt gseend am beschte i d Wyti. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 20. 1918 Alt Lüt g'sehnd am beste i d'Witi. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 43. Bödellitüütsch: Alter bringt Weitblick.
alt 2 1983 Wenn en alti Schüür i Brand chund, cha se kei Mönsch me lösche (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 60. 1918 Wenn en alti Schür brennt, sen ist nid guet lösche. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 4. 1900 Wen en alti Schür brennt, sen ist nid guet lösche. Berner Heim: 1900 S. 371. 1869 Wen en alti Schür brennt, sen ist nid guet lösche. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 113.
alt 3 1983 Bi den Alte isch me guet ghalte (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 62. 1983 Bin Aalte isch mu guet ghaalte. Ritschard G., Bödellitüütsch: S. 269. 1982 Bin den Aalten ischt mu ghaalte. Schmid MTIssler G., Davoserdeutsches Wörterbuch: S. 17.
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1982 Bi den Alte isch me ghalte. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 13. 1982 Bi den Aalte isch me guet ghalte. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schpriich: S. 47. 1978 Be dän Altä isch mä ghaltä (St. Gallen: Berschis). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 381. 1978 Bi de Aaltu' ischt mu1 ghaaltu' (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 33. 1918 Bi den Alte isch me g'halte. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 9. Schmid: l. 'Bei den alten Leuten ist man gut aufgehoben, sie helfen, durch ihre Erfahrung mit Rat und Verständnis.1 2. (häufiger) 'Beim ALten weiss man, was man hat, man wird bei Bekanntem nicht enttäuscht und geht kein Risiko ein.' Davoserdeutsches Wörterbuch: Bei den Alten ist man gut aufgehoben (S. 17). Auf S. 59 zitiert das Davoserdeutsche Wörterbuch: Bin den Aalten ischt mu gchaalte und erklärt dazu: Bei den Alten ist man wohlversorgt, meint eine junge Tochter, die einen altern Mann heiratet. Gchaalte wird erklärt: 'versorgen, wegräumen, an den richtigen Platz legen'. alt 4
1982 Wenn di Alte Narre si, so si di Junge nid gschiid. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 21. 1869 Wenn die Alte Nare si, so si die Junge nid gschiid. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 132. 1863 Wenn die Alte Narre sy, so sy die Junge nit g'schyd (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 56. 1824 Die Alten sind auch keine Narren gewesen. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 50. alt 5
1983 War wott alt wärde, darf der Verdruss nit über d Chneu ufe lo choo (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 63. 1869 We me will alt werde, sell me Chnüperrüebe ässe und der Verdruss nit über d'Strumpfbängel uehe lo cho. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 149. 1863 Wenn me will alt werde, sell me Chnuperiiebe -n-esse-n- und der Verdruss nit über d'Strumpfbängel uehe lo cho (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 56.
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Schild: Bei einfacher Kost bleiben und Verdruss nicht zu Herzen nehmen. Chnuperiiebe: 'weisse Rüben', Strumpfbängel: 'Strumpfband'. Sutermeister: Chnüperrüebe: 'weisse Rüben' alt 6
1983 Me sett zersch alt wärde, ab jung (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 64. 1982 Me sett zerscht alt werde, gab jung. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 20. 1863 Me sett' z'erst alt werde, gab jung (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 56. Schild: gab: 'bevor'. alt 7
1978 An aalte Mansch in der Hüsshaaltig ischt nit z zalu' (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 135. alt 8
1982 War lang labt - wird alt. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 48. 1982 Wer lang Brot isst wird alt. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 48. 1982 Wer lang jammered, wird alt. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 39. 1958 War lang hueschtet, wird alt. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 138. Bieri: Trost für einen, der viel hustet, alt 9
1947 Mi Mueter sälig hat amed gsaat, in aalte Lüüte göngs we im Gras, wän de Winter uf ene gläge säi, chömid si nümme uf. (Schaffhausen: Wildlingen). Bächtold A., De Studänt Räbme: S. 96. Alter l 1978 Der aalt Tagg ischt äs Blagg (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 143.
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1978 Der aalt Tagg ischt an Plaag (Wallis: Saas Ausserberg Lötschental Eischoll Goms Salgesch). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 143. 1918 's Alter ist en schwere Malter. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 42. 1881 Alter ist ein schweres Malter (Zürich). Id.: Bd. 4 Sp. 214. 1869 S'Alter ist en schwere Malter. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 127. 1869 S'Alter ist de Verstalter. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 127. 1863 's Alter isch der Verstalter (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 56. 1824 Das Alter ist ein schwer Malter. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 204. 1677 Senectus ipsa morbus, das Alter ist ein bös Malter "Das Alter selbst ist eine Krankheit (...)" Id.: Bd. 4 Sp. 214 (Johann Jakob Denzler). Red.: Malter: 'Hohlmass für Getreide', nach Id. Bd. 4 Sp. 214. Alter 2 1978 Ds Alter bringt allerläi Uugstalter (St. Gallen: Flums). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 321. 1978 Der aalt Tagg chunt mit alle Iblu1 (Wallis: Saas Lötschental). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 143. 1869 Mit dem Alter chönd d'Ogstalter. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 127. 1824 Das Alter kommt mit viel Unlust Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 349. Senti: Uugstalter, unerfreuliche Veränderungen. Schmid: Alter bringt Mühsal. Amt l
1982 Es ischt kei Ämtli, es het au e Schlämpli. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 45. 1948 S isch käs Ämtli, s hat nüd au es Schlämpli. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 301. 1918 Es ist kei Aemtli, es het au e Schlämpli. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 20. 1869 Es ist kei Aemtli, es het au e Schlämpli. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 117.
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1824 Es ist kein Aemtli, es hat auch ein Schlämpli. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 209. Weber:... das nicht auch einen Nachteil hätte. Amtmann l 1869 Der Amtme verdammt me. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 118. 1824 Amtmann, verdammt Mann. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 209. ändern l 1948 Ändere chan i s nüüd, so blyb i halt, won i bi und wien i bi. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 292. 1940 Aber i das, wo me nid ändere cha, muess me si schicke (Bern: Emmental). Gfeller S., Eichbüehlersch: S. 119 . 1848 Ach Gott, es gibt Sachen, welche man nicht mehr ändern kann, und wenn man das Leben dafür geben wollte. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 66. 1848 Dass wir uns nicht kümmern sollen um das, woran wir nichts machen können, was aus Gottes Hand alleine kommt. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 139. 1848 Was man nicht ändern kann, darin muss man sich schicken! Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 249. 1840 Jedenfalls sei die Sache jetzt so, lasse sich nicht ändern; es wäre daher am besten, wenn man sich hineinschicken würde, und sowenig als möglich davon redete. Gotthelf J., Uli der Knecht: S. 139. Anfang l 1982 Jede Aafang isch schwär. Bürgin Y., Alti und neui Schweizer Schprüch: S. 29. 1824 Aller Anfang ist schwer. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 136. anfangen l 1901 Afuh ist schü und ufhöre nuch schüner. Berner Heim: 1901 S. 398. 1869 Afoh ist guet, aber höre no besser. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 131.
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Anke l 1983 Es isch nit alls Anke, was d Chue git (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 43. 1982 Äs isch nid alls Ankä. Aschwanden FVClauss W., Urner Mundartwörterbuch: S. 46. Urner Mundartwörterbuch: Es ist nicht lauter Gold, die Sache hat auch ihre Kehrseite. Ansehen l 1869 Ugsehe macht oft en Asehe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 127. 1824 Ungesehen macht oft ein Ansehen. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 342. Antwort l 1983 Kei Antwort isch au en Antwort (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 40. 1982 Nut säge isch au en Antwort. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 29. 1824 Nichts ist auch eine Antwort. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 236. 1824 Keine Antwort ist auch eine Antwort. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 236. Apfel l 1984 Aber was wott me, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Der Edi schlot gottlob meh sir Muetter no. Burren E., Näschtwermi: S. 70. 1940 "Un i gloube nid, dass es es Hoor besser syg weder die Alti! Der Öpfel fallt nid wyt vom Stamme", het Änni nidergha (Bern: Emmental). Gfeller S., Eichbüehlersch: S. 73. 1881 Dr Öpfel fallt nit wit vom Baum, oder er siig am-ene Rainli, ass (so dass) er troli (rolle) (Solothurn). Id.: Bd. l Sp. 366. 1864 Der Aepfel fallt nit wit vom Baum. Sprichwörter im Wallis: Nr. 18 (Walliser Monatsschrift: 3, 1864 S. 40). 1824 Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 192.
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Apfel 2 1983 Me sett d Öpfel nit abem Baum schüttle, ab si ryf si (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 10. 1869 Me soll der Öpfel nid vom Baum schüttle gab er ruf ist. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 149. 1863 Me sell der Öpfel nit vom Baum schüttle, gab er ryf isch (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 67. Apfel 3 1983 Es fallt ekei Süessorcher abeme Suurgrauecherbaum (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 32. 1982 Es fallt kei Süessöpfel vome Suröpfelbaum. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 18. 1918 Es fallt kei Süessöpfel vome Suröpfelbaum. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 14. 1869 Es fallt kei Süessöpfel vom e Suuröpfelbaum. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 137. Apfel 4 1947 Mi Mueter sälig hat amed gsaat, wä me der Äärn d Öpfel chön zelle a de Bömme, mau me d Huurd zwägmache. (Schaffhausen: Wilchingen). Bächtold A., De Studänt Räbme: S. 186. Appetit l 1982 Der Appetit chunt bim ässe. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 7. 1848 Wie aber manchem über dem Essen der Appetit kommt und das Begehren nach immer mehrerem, so ging es auch Uli. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 22. 1848 Und machte es dem Uli doch nicht ganz recht; es ging nach dem Sprüchwort, dass über dem Essen der Appetit wachse. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 80. Arbeit l 1869 Grobi Arbeit, grobs Geld. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 139. 1863 Grobi Arbet, grobs Geld (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 61.
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Arbeit 2 1869 Me muess d'Arbet uusmache, sust wird si e Brotwurst. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 147. 1824 Man muss die Arbeit ausmachen, sonst wird sie zur Bratwurst. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 137. 1824 Ich muss die Arbeit ausmachen, und sollte es den Mäusen in den Schwänzen wehe thun. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 291. Arbeit 3 1869 Bete, lehre und gebäre sind die drei schwerste-n Arbeite uf Erde. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 115. 1869 Drei Arbeite sind schwer: Regiere, gebäre und lehre. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 115. 1824 Die vier schwersten Arbeiten auf Erden sind: Studieren, beten, lehren und gebären. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 137. Arbeit 4 1958 Arbeit macht das Leben süss, aber er het drum ds Süesse nid gärn. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 118. Bieri: Er arbeitet nicht gerne, ist faul. Arbeiter l 1869 De best Arbeiter hebet am wenigste ane. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 144. 1824 Die besten Arbeiter heben am wenigsten ana. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 337. arm l
1982 Es ischt e Mueter no sen arm, so git si irem Chindli warm. Kurz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 18. 1948 Isch e Mueter na so aarm, irem Chindli git si waarm. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 295. 1918 Es ist e Mueter no sen arm, so git si irem Chindli warm. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 12. 1901 Es ist e Mueter no sen arm, so git si ihrem Chindli warm. Berner Heim: 1901 S. 50. 1869 Es ist e Mueter no sen arm, so git si ihrem Chindli warm. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 116.
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arm 2
1982 Den Arme stärbe d Geisse und de Rüche d Chind. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 30. 1919 De ryche Lüte stärbe d'Ching u de-n-arme d'Geisse. Berner Woche: 1919 S. 19 (J. Bürki). 1918 Den Arme sterbe d' Geisse und de Riche d' Chind. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 38. 1869 Den Arme sterbe d'Geisse und de Rüche d'Ching. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 116. Armut l 1869 Nadle i der Tasche, Wasser i der Flasche, im Winter en Schatthuet ist e grossi Armueth. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 126. 1824 Nadeln in der Taschen, Wasser in der Flaschen; im Winter ein Schatthut, ist eine grosse Armuth. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 249. Arzt siehe unter Doktor Asche l 1978 Weer nit geit uss der Äschu', berchunt nix in di Täschu' (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 121. 1918 Wer nit geit us der Aschu, 'berchunnt nit in d'Täschu (Wallis) "Wer nicht aus der Asche geht, bekommt nichts in die Tasche". Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 50. Stucki: us der Aschu, d.h. vom Herde weg in die Fremde. Schmid: In der Fremde soll man was lernen. Auge l 1982 Vier Auge gsend meh als zwei. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 29. 1848 Vier Augen sehen ja, wie das Sprüchwort sagt, mehr als zwei. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 246. 1824 Vier Augen sehen mehr als zwey. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 240.
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Spezieller Teil
Auge 2 1983 Es gub mänge nes Äug drum, si Nochber weer bling (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 53. 1982 S gab mänge es Oug drum, der anger gsääch nüüL Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 49. 1918 's gab mängen es Äug drum, der ander g'säch nüt. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 28. 1869 s'Gäb Mänge-n es Äug drum, der Anger gsäch nüt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 144. 1869 s'Gäb Mänge-n es Äug drum, der Anger gsäch nüt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 144. 1863 's gab Mänge-n- es Äug, der Anger g'säch nüt (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 71. Auge 3 1983 Ab Äug - ab Herz (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 20. 1982 Us de n Auge - us em Sinn. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 18. 1982 Ab Äügg ap Harz. Aschwanden FVClauss W., Urner Mundartwörterbuch: S. 51. 1947 Si losed zwoor, wä me öppis von im saat, aber mi hat s Gfüel: Ab Äug, ab Harz (Schaffhausen: Wilchingen). Bächtold A., De Studänt Räbme: S. 209. 1946 Ab Äug, ab Harz! (Basel: Baselbiet). Schweizerische Lehrerzeitung: 91,1946 S. 46 (Müller G. und Strübin Ed., E Hämpfeli Sprüchwörter). 1881 Ab Äug, ab Herz. Id.: Bd. l Sp. 25. 1837 Ab Auga, ab Herza. Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: S. 3. 1837 Os de n'Auga, os dem Sinn. Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: S. 30. 1824 Aus den Augen, aus dem Sinn. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 197. 1824 Ab Augen, ab Herz. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 197. Tobler: "Aus den Augen, aus dem Sinne". Sobald man sich von Jemanden entfernt, so vergisst man (d.h. die leichte Welt) ihn. Id.: Aus den Augen, aus dem Sinn. Red.: Vgl. Franck S., Sprichwörter(1541): Bd. l Bl. 9a: Ausz den äugen ausz dem sinn / was weit hindan / das leszt man ganz.
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Auge 4 1978 Mit de Öügu' tärfe mu1 stälu' (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 137. 1978 Mit de Öügu' seile mu1 stälu' (Wallis: Saas Lötschental). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 137. 1978 Mit de Öügu1 miesse mu' stälu' (Wallis: Salgesch). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 137. Auge 5 1982 Lappi, tuo d Augen offe - oder den Gääldseckel. Schmid M./Issler G., Davoserdeutsches Wörterbuch: S. 96. 1982 Lappi tue d Auge uuf. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 22. 1978 Tue d Öügu1 uff ölt du' Gäältsakch (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 73. 1937 Lappi, tuo d'Auge uf oder dr Gäldseckel! Bätschi J., Der Davoser: S. 38. Davoserdeutsches Wörterbuch: Sei vorsichtig, öffne die Augen, sonst wirst du Schaden erleiden oder vergüten müssen. Auge 6 1837 Nünt ist guet for d'Auga. Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: S. 30. 1824 Nichts ist gut für die Augen, aber nicht für den Magen. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 240. Tobler: eig.: das Abhalten des Lichts ist schwachen oder kranken Augen zuträglich; fig.: man sieht oft nur ärgerliche Dinge, so dass es besser wäre, wenn kein Gegenstand vor den Augen läge. ausessen l 1982 Wer vil gäschtlet, het bald usgässe. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 30. 1918 Wer vil gästlet, het bald usg'esse. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 41. 1869 Wer vil gästlet, het bald uusg'gässe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 133. ausessen 2 1958 Er mues jez usässe, was er ybrochet het. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 152.
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Spezieller Teil
1937 Was einä inbroched muoss er au usässe. Bätschi J., Der Davoser: S. 70. Bieri: Er muss die Folgen selber tragen. auslernen l 1982 Me lernt nie uus. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 48. 1904 Numme-n du hü uusglehrt, die uf-em Chilchhof lige (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 331. Ausrede l 1983 E gueti Usreed isch e Batze wärt (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 38. 1982 E gueti Uusred isch en Batze wert. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 58. 1879 E gueti Usred isch 3 Baze wärt. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 26. 1869 E gueti Usred ist drei Batze wärth. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 142. 1837 E guete Usred ist drei Batza werth. Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: S. 33. 1824 Eine gute Ausrede ist ein Batzen werth. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 358. Tobler: Eine gute Ausrede ist von Werth. Seiler: Ist von Werth. Bach l 1983 Ahnen am Bach heds au Lüüt (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 46. 1982 Ännet em Bach sind au Lüt. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 43. 1901 Ennert dem Bach sind au Lüt. Berner Heim: 1901 S. 86. 1869 Ennert dem Bach sind au Lüt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 144. 1824 Ennert dem Bach wohnen auch noch Leute. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 236. Bauch l 1982 De Buuch frogt nid, wie vil s gschlage het. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 23. 1918 De Buch frogt nid, wie vil 's g'schlage het. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 15.
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1869 De Buuch fragt nid wie vil's gschlage het. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 138. 1824 Der Bauch fragt nicht wie viel es geschlagen hat. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 355. Bauer l 1982 Wenn men e Buur bittet, so wirt em der Buuch gross. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 45. 1918 Wenn men e Pur bittet, so wirt em der Buch gross. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 22. 1869 We me ne Buur bittet, so wird em der Buuch gross. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 118. 1824 Wenn man einen Bauern bittet, so grosset ihm der Zehrsack, oder so wird ihm der Bauch gross. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 211. 1530 Das sprüchwort ist ein alter sitten: Wenn man die buren anfacht bitten, So grosset in' der köpf und grind "Das Sprichwort ist eine alte Moral: Wenn man die Bauern zu bitten anfängt, wird ihnen der Kopf und Grind gross". Manuel N., Werke: S. 277 (Elsli: V. 546-548). Bauer 2 1982 Me mues de Hunden iri Holzig und de Puren iri Chilbi loo. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 26. 1918 Me mues de Hunden iri Hossig und de Puren iri Chilbi . Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 18. 1869 Me muess de Hünde'n ihri Hossig und de Buure ihri Chilbi lo. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 148. 1824 Lass der Edelleuten ihr Wildprät, den Bauern ihre Kirchweih, den Hunden ihre Hochzeit, so bleibst du ungerauft und von Schlägen frey. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 210. Bauer 3 1982 Es ischt besser mit de Buuren umgoo, wenn si briegge, als wenn si juuchze. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 46. 1982 Mit em Puur wo jommeret isch besser umgah als wenn er juchzet. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 73. 1918 Es ist besser mit de Puren umgoh, wenn si brieggen als wenn si juchze. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 22. 1869 Es ist besser mit de Buure-n umgoh, wenn si briegge als wenn sie juchze. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 118.
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Spezieller Teil
1824 Es ist besser mit den Bauern umgehen wenn sie weinen, als wenn sie jauchzen (lachen). Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 212. Bauer 4 1934 Der Pur isch nie arm. Dr Schwarzbueb: 12, 1934 S. 42 (Fringeli A., Der Bauer im Sprichwort). 1918 Der Pur ist nie arm. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 22. 1869 Der Buur ist nie arm. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 118. 1824 Der Bauer ist nie arm. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 212. Bauer 5 1983 Di dümmschte Buure hei di gröschte Härdöpfel (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 42. 1983 Di tümschte Pure hei fiiüraa die grööschte Häärpfla. Ritschard G., Bödellitüütsch: S. 266. 1982 De tümscht Puur hätt die grööschte Herdöpfel. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 51. 1978 Di tummschtu' Püüru' heint di greeschtu1 Häärpfla (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 140. Bödellitüütsch: Den Dummen blüht oft das Glück. Bauer 6 1934 D'Bure lure, so lang sie dure. Dr Schwarzbueb: 12, 1934 S. 42 (Fringeli A., Der Bauer im Sprichwort). 1869 D'Buure luure so lang si duure. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 118. 1869 Buure sind Luure und Schelme vo Nature. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 118. 1863 d'Bure lure, so lang si dure (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 57. 1824 Bauern sind Lauern. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 211. 1824 Bura sind Lura, und Schelmen in natura. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 211. Bauer 7 1900 Wenn d'Buure herre und d'Herre buure, so git's Lumpe. Berner Heim: 1900 S. 381.
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1869 Wenn d'Buure herre und d'Herre buure, so git's Lumpe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 117. 1824 Wenn d'Herren burend und d'Buren herrend, so gibts Lumpen. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 216. Bauer 8 1869 D'Buure sind allwäg is zuekünftig Johr räch. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 118. 1824 Die Bauern sind allweg ins zukünftige Jahr reich. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 211. 1824 Der Ackermann ist auf das folgende Jahr reich. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 361. Bauer 9 1869 Wenn de Buur bsoffe-n ist, laufe d'Ross am beste. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 118. 1824 Wenn der Bauer besoffen, laufen die Pferde am besten. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 350. Bauer 10 1978 Rächti Püru1 heint rächti Häärpfla, nur der Pfarrer het Gagla (Wallis: Salgesch). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 139. 1978 Rächti Püru1 heint rächte Wy (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 139. 1978 Rächti Püru1 heint rächti Häärpfla (Wallis: Saas, Goms). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 139. Bauer 11
1879 Müliwarm und Ofewarm Macht die räche Buren arm. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 212. 1869 Mühliwarm und bäckewarm macht die riiche Buure arm. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 118. 1869 Mühliwarm und ofewarm macht die riiche Buure arm. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 118. 1858 Mühliwarm u n'Ofewarm macht sälber grossi Pura n'arm. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 49 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 249). 1824 Mühle warm, macht die Bauern arm. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 211.
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Spezieller Teil
1824 Mühlewarm, ofenwarm, beckewarm, macht die reichen Bauern arm. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 211. Bauernbub l 1934 Wenn e Purebueb nid will Purelümmel heisse, soll mene nid in'n Rot tue und nid lo Lütenant wärde. Dr Schwarzbueb: 12, 1934 S. 42 (Fringeli A., Der Bauer im Sprichwort). 1934 Wenn e Purebueb nid will Purelümmel heisse, soll mene nid in'n Rot tue und nid lo Lütenant wärde. Dr Schwarzbueb: 12, 1934 S. 42 (Fringeli A., Der Bauer im Sprichwort). 1918 Wenn e Purebueb nid will Purelümmel heisse, soll mene nid in'n Rot tue und e nid lo Lütenant werde. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 22. 1869 Wenn e Buurebueb nid will Buurelümmel heisse, sell me ne nid i Roth thue und e nid lo Lütenant werde. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 118. 1863 Wenn e Burebueb nit will Burelümmel heisse, seil me-n-e nit i Roth thue und e nit lo Lütenant werde (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 57. Baum l 1983 Wie der Baum gheit, so lyt er (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 64. 1863 Wie der Baum fallt, so lyt er (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 56. 1824 Wie der Baum fällt, so bleibt er liegen. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 305. Baum 2 1982 S ischt kein Born, er ischt zerscht e Rüetli gsi. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 31. 1948 S isch kän Baum, er isch nüd z eerschten es Rüetli gsy. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 301. 1918 's ist kein Born, er ist z'erst e Rüetli g'si. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 40. 1869 s'Ist kein Born, er ist zerst e Rüethli gsi. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 145.
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Baum 3 1983 Es si no keini Bäum i Himel gwachse (Solothurn: Härtungen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 14. 1982 Es isch no kein Baum in Himmel gwachse. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 65. 1824 Gott lässt keinen Baum in den Himmel wachsen. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 130. Baum 4 1983 En alte Baum soll mi nit versetze (Solothurn: Härtungen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 63. 1982 En aalte Baum chame nümme verpflanze. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 47. Baum 5 1983 Wenn e Baum wo« abdoore, foots bi de Würzen aa (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 64. 1869 Wenn de Baum verdorre will, so foht's bi de Würze- a. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 132. 1863 Wenn der Baum verdorre will, so foht's by de Würze- - a (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 57. Baum 6 1982 So lang dr Baum blüet, chan er au Frucht trääge. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 40. 1869 So lang der Baum blüet, chan er au Frucht träge. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 115. 1869 So lang der Chriesibaum blüet, bringt er Frucht. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 115. 1863 So lang der Baum blüejet, cha-n- er Frucht träge (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 56. Baum 7 1865 Du Baum muoss mu biegu, so lang er jung ist. Sprichwörter im Wallis: Nr. 73 (Walliser Monatsschrift: 4, 1865 S. 7). 1824 Man muss den Baum biegen, weil er jung ist. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 193.
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Baum 8 1983 Ufen erseht Streich gheit ekei Baum um (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 39. 1683 Es fallt kein bäum ab einem streich. Id.: Bd. l Sp. 27 (Rodolphus Hospinianus). Beere l 1978 Alli Beri chumunt umal ripfi (Wallis) "Alle Beeren werden einmal reif. Walliser- und Walsersprüche: S. 47 Nr. 24. 1978 Alle Beerä cheämen emuol riffe (Piemont: Gressoney) "Alle Beeren werden einmal reif. Walliser- und Walsersprüche: S. 48 Nr. 58. beissen l 1982 Wänns di bisst - so chratz. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schpriich: S. 40. 1978 Wenns di nid biisst müoscht öi nid chräwju (Wallis) "Wenn's dich nicht beisst, musst du auch nicht kratzen". Walliser- und Walsersprüche: S. 47 Nr. 28. 1978 Was de nid bisst, moscht ni chrauo (Piemont: Gressoney) "Wo es dich nicht beisst, musst du nicht kratzen". Walliser- und Walsersprüche: S. 48 Nr. 45. Berg l 1983 Barg und Tal chöme nit zäme, aber rächt Lüüt (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 57. 1982 Berg und Tal chömed nöd zäme aber d Lüüt. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schpriich: S. 29. 1864 Zwei Berge kommen nit z'sämu, aber zwei Menschen. Sprichwörter im Wallis: Nr. 28 (Walliser Monatsschrift: 3, 1864 S. 72). 1858 Berg u Thal chöma nid zsäma, abr d'Lüüt. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 3 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 248). 1824 Berg und Thal kommen nicht zusammen, aber die Leute. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 234. Besen l 1983 E nüüa Base wuscht suuferer, äs fragt si nume wie lang. Ritschard G., Bödellitüütsch: S. 270.
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1982 Neui Base wüsched guet. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 18. 1982 Di nüüwe Bäsmä wüsche guot, aber di aalte nämen s us de Wiichle. Schmid M./Issler G., Davoserdeutsches Wörterbuch: S. 197. 1978 Di niwwu1 Base wische wool, dass mu' di aaltu1 nit verwäärffu' soll (Wallis) "Die neuen Besen kehren gut, man soll (aber) die alten nicht wegwerfen". Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 73. 1958 Di nöie Base wüsche guet u di alte kenne d'Egge guet Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 118. 1918 Mit neue Bese wuscht me guet, und di alte b'chönne d'Egge. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 51. 1869 Neui Bese förbid wol - die alte wössid d'Winkel wol. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35. 1869 Neui Bese förbid wol - nu gönd si nid i d'Winkel. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35. 1848 "Rühme nicht zu früh!" sagte Vreneli; "neue Besen kehren gut." Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 177. 1837 Neu Besä förbid wohl, die alta wössid d'Winkel wohl. Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: S. 201. 1824 Die neuen Besen wüschen wohl, nur gehen sie nicht in die Winkel. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 205. 1824 Die neuen Besen wüschen wohl, nur gehen sie nicht in die Winkel. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 205. 15. Jh. Nüwe bössem fürbend wol. Quam bene, quam munde scopa nova purgat abunde! "Neue Besen wischen gut. Wie gut, wie reichlich sauber reinigt ein neuer Besen". St. Galler Handschrift 841: Nr. 21. Bei Gotthelf, Pächter im Sinne von: Man zeigt seine Fehler und Laster nicht von Beginn weg. Bieri: Neue Besen kehren gut, Neues gilt immer mehr als Altes Tobler: Neues Gesinde z.B. lässt sich Anfangs gewöhnlich gut an. Schmid/Issler: Die neuen Arbeitskräfte werden geschätzt, aber die alten arbeiten gründlicher. besser l 1869 s'Chunnt niene-n öppis bessere noche - äs i der Zigersuppe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35. 1824 Es kommt nichts bessers nach, so komm da in der Zigersuppe. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 255. 1824 Es kommt selten etwas bessers nach. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 261.
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Spezieller Teil
Seiler, Deutsche Sprichwörterkunde: S. 168 erklärt dazu: besser 2 1869 Es isch nüt besser äs öppis Guets. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 132. bessern l 1869 Bessert's nit, so rückt's. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 146. 1865 Besserte nicht, so rückts. Sprichwörter im Wallis: Nr. 99 (Walliser Monatsschrift: 4, 1865 S. 8). Walliser Monatsschrift: So sagt man im Verdruss. beten l 1982 S bated nid all, wo d Hand ufhebed. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 57. 1918 's beted nid all, wo d' Hand ufhebed. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 65. 1869 S'bäted nid AH wo d'Händ ufhebe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 129. Bett l 1982 Es lyt eine niene besser als i sym Bett. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 16. 1918 Es lit eine niene besser äs i sim Bett. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 10. 1869 Es Hit Eine niene besser äs i siim Bett. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 138. 1824 Es liegt einer nirgends besser als in seinem Bett. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 189. Bett 2 1982 Im Bett spart me nüüt as d Schue. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 34.
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1918 Im Bett spart me nüt as d'Schueh. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 51. 1881 Im Bett spart-me Nüüt äs d' Schueh, bim Esse chunnt dann Alls nohe (Solothurn). Id.: Bd. 4 Sp. 1810. Id.: Von einem Genesenden, der, nachdem er das Bett verlassen, einen starken Appetit hat. betteln l 1983 Es isch eitue, ob battle oder Brot heusche (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 50. 1958 Pättle u Brot höische isch däich ds glyche. Bieri W., Läbigs Bämdütsch: S. 120. 1869 Bettlun und Brod heischun sind einerlei. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 119. 1865 Bettlu und Brod heischu, sind Einerlei. Sprichwörter im Wallis: Nr. 81 (Walliser Monatsschrift: 4, 1865 S. 8). Bieri: Betteln und Brot verlangen ist dasselbe. betteln 2 1990 Vom Bettle weert me nüd aarm, aber ooweerd! (Appenzell: Hinterland). Mühlemann-Messmer E., Was duu nüd sääscht: S. 76. 1904 Dur d's Bäddle dduet mu nit arme, aber unwärdde (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 333. 1869 S'Bättle macht nüd arm, aber uwärd. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 119. 1824 Durch Betteln wird man reich, aber unwerth. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 213. Mühlemann-Messmer: ooweerd: 'unbeliebt, unerwünscht'. betten l 1982 Wie me sich bettet so Hit me. Bürgin Y., Alti und neui Schweizer Schprüch: S. 29. 1978 Bettoscht güet, so liggoscht güet (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 74. 1948 Wie me bettet, (so) lyt me. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 290. 1948 Bettisch güet, so lysch güet. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 293.
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Spezieller Teil
1881 Wie-me-si bettet, so schlaaft-me (Zürich: Dättlikon). Id.: Bd. 4 Sp. 1822. 1881 Wie-me-si bettet, so liit-me (Basel, Bern, Zürich: Oberland, Solothurn). Id.:Bd.4Sp. 1822. 1881 Bettist guet, so liist guet (Zürich: Oberland, Weinland). Id.: Bd. 4 Sp. 1822. 1881 Es heisst nicht umsonst im Sprüchlein: Wie sich einer bettet, so liegt er. Id.: Bd. 4 Sp. 1822 (Jonas Breitenstein). 1864 Wer guot bettot, der lit guot. Sprichwörter im Wallis: Nr. 16 (Walliser Monatsschrift: 3, 1864 S. 40). 1848 Wie man es macht, so hat mans, und wie man bettet, so liegt man. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 397. 1840 Sie meinen, um recht wohl zu sein auf der Welt, müsse man das Christentum an den Nagel hängen; und das ist gerade das Gegenteil: daher das beständige Klagen in der Welt, daher betten sich die meisten Menschen so, dass sie liegen wie in Nesseln. Gotthelf J., Uli der Knecht: S. 376. Walliser Monatsschrift: Jeder macht sein Glück oder Unglück selbst. Bettler l 1983 Wenn der Battler ufs Ross stygt, so ryted ers z Bode (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 31. 1982 Wen der Bättier uf ds Ros chund, wäis er nid, wie er riite sol. Schmid M./Issler G., Davoserdeutsch.es Wörterbuch: S. 129. 1982 Wen der Bättier uf ds Ros chund, riit er reez. Schmid M./Issler G., Davoserdeutsches Wörterbuch: S. 129. 1948 S isch nüd guet, wann de Bättier uf s Ross chunt. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 207. 1937 Wenn dr Battler uf ds Ross chund, so weiss er nid wie er rite. soll. Bätschi J., Der Davoser: S. 52. 1869 Wenn de Bättier zum Herre wird, so ritet er vil stercher as en Herr. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 119. 1824 Wenn der Bettler zu einem Herrn wird, so reitet er viel stärker als ein Herr. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 213. 1824 Wenn der Bettler aufs Ross kommt, so reitet er vornehmer als der Herr. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 213. Davoserdeutsches Wörterbuch: Der Emporkömmling weiss sich in den neuen Kreisen nicht zu benehmen, oder eher im gegenteiligen Sinne (das zweite): Dem Emporkömmling geht es nie schnell genug weiter. Bätschi: Wie stolz er darauf sitzen will.
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Bettler 2 1982 S isch kei Messer wo scherpfer schirt, als wenn e Bättier zum Herre wirt. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 47. 1918 's isch kei Messer, wo scherpfer schirt, als wenn e Bettler zum Herre wirt. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 25. 1869 S'isch keis Mässer, das scherpfer schirt, als wenn e Bättier zum Herre wird. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 119. 1863 's isch keis Messer, das scherpfer schirt, As wenn e Bettler zum Herre wird (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 66. 1848 Von wegen es wird noch immer sein, wie es im Sprichwort heisst: 'Es ist keine Schere, die schärfer schiert, als wenn ein Bettler zum Herren wird.' Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 25. 1848 Wie der Christ das Sprüchwort "Es gibt keine Schere, die schärfer schiert, als wenn der Bettler zum Bauern wird," Lügen strafet. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 428/429. 1824 Es ist kein Messer das schärfer schirrt, als wenn der Bauer (Bettler, Knecht) zum Herrn wird. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 211. Red.: Vgl. Franck S., Sprichwörter(1541): Bd. l Bl. 16b: Es ist kein kling die herter schirt / dann so ein betler gewaltig würt. Bettler 3 1982 S isch ein e schlachte Bättier, wen er nit vermaa es Huus z überhupfe. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 43. 1900 'S isch ein e schlachte Bättier, wen er nit verma es Huus z'überhupfe. Berner Heim: 1900 S. 287. 1869 S'isch ein e schlachte Bättier, wen er nit verma es Huus z'überhupfe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 119. 1869 Au der misrabligst Bättier cha e Huus müde. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 119. 1824 Es ist einer ein schlechter Bettler, wenn er nicht auch ein Haus missen kann. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 213. Bettler 4 1937 Jedem Bättier gfalld schi Stacke. Bätschi J., Der Davoser: S. 46. 1824 Es gefällt jedem Bettler sein Stecken. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 213.
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Spezieller Teil
Biene l 1983 Chlyni Imbeli stüpfen au (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 26. 1982 Chlyni Beiji stächen au. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 14. 1918 Chlini Beiji stechen au. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 45. 1869 Chliini Beji stächen au. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 135. 1863 Chlyni Beyi steche-n- au (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 64. Birne l 1983 Du muesch nit a dyne Bure anee, wie anger Lüüte ihri teigge (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 54. 1904 Ar nimmts bi sine Bire, ob ander Lüdde iru ziddig si (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 335. 1858 I cha das a mina Bira abnäh. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 2 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 248). 1824 Er nimmts an seinen Birren ab, wie andrer Leute ihre teigen. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 305. blasen l 1982 Was mi nöd brännt, blaas i nöd. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 29. 1978 Waa mu' nit will, soll mu' nit blaasu1 (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 95. 1978 Waas eim nit wee tuet, soll mu1 nit blaasu' (Wallis: Ausserberg). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 95. 1978 Was mi nit brännt, da blaasi nit (Wallis: Saas). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 95. Blut l 1982 Bluet isch dicker als Wasser. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 29. 1918 Eiguns Bluet geit nid z1 Wasser (Wallis). Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 26. 1869 Eiguns Bluet geit nid z'Wasser. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 117.
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1869 Bluet isch nid Wasser. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 122. 1824 Blut ist nicht Wasser. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 203. Sutermeister: Geschwister verläugnen sich nicht. Blut 2 1982 Z nachseht bim Bluet, z nachseht bim Guet. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 48. 1918 Z' nächst bim Bluet, z'nächst bim Guet. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 26. 1869 Znächst bim Bluet, znächst bim Guet. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 122. 1824 Z'nächst beym Blut, z'nächst beym Gut. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 249. Blut 3 1937 Gschwiabluot tuod sälten guot. Bätschi J., Der Davoser: S. 32. 1824 Heurathen ins Blut, thut selten gut. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 199. Bätschi: In bezug auf die Schwägerschaft. Bock l 1983 Alls das trout der Bock der Geiss, woner von ihm sälber weiss (Solothurn: Härtungen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 26. 1982 Was der Bock von im selber weiss, das meint er vo der Geiss. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 58. 1978 Was der Bokch va1 schich weiss, das meint äär va' der Geiss (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 75. 1978 Was der Bokch um in sälber weiss, das trybet er der Geiss (Wallis: Lötschental). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 75. 1978 Was der Bokch va schich weiss, das glöüpt äär va der Geiss (Wallis: Salgesch). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 75. 1978 Was der Bokch va schich sälbscht weiss, das meint äär va der Geiss (Wallis: Eischoll). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 75. 1937 Was dr Bock va schi sälber weiss, das triid er au dr Gais. Bätschi J., Der Davoser: S. 49. 1918 Was der Bock von im selber weiss, das meint er vo der Geiss. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 66.
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Spezieller Teil
1904 Was d'r Bock an-im sälber wiis, das ddruwedder der Giis (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 331. 1897 Was der Bock va schieb weiss, Das meint er van der Geis (Wallis: Grächen). Tscheinen M., Walliser Sprichwörter: S. 162 (Schweizerisches Archiv für Volkskunde: l, 1897). 1869 Was der Bock an em sälber weiss, trout er der Geiss. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 124. 1864 Was der Bock von sich weiss, das meint er von der Geis. Sprichwörter im Wallis: Nr. 9 (Walliser Monatsschrift: 3, 1864 S. 40). 1858 Was dr Bock vo n'ihm sälbr weiss, das trouwat 'r füra o dr Geiss. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 67 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 250). 1848 Was der Bock an sich selbsten weiss, trauet er der Geiss. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 361. 1824 Der Bock traut der Geiss, was er selbst wohl weisst. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 272. Walliser Monatsschrift: Er misst andere nach sich. Bock 2 1982 Je elter de Bock, deschto herter sind d Hörn. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 20. 1978 Wie elter der Bokch, wie herter d Hooru' (Wallis) "Wie älter der Bock, wie härter die Hörner." Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 76. 1978 Wie elter der Bock, je herter d Hooru (Wallis) "Je älter der Bock, desto härter werden die Hörner". Walliser- und Walsersprüche: S. 47 Nr. 15. 1918 Je elter de Bock, desto herter sind d' Horn. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 42. 1869 Je älter de Bock, desto herter sind d'Horn. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 135. 1824 Je älter der Bock, desto härter das Hörn. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 272. Braut l 1978 E freelichi Gschpusa, es trurigs Wiib (Piemont: Gressoney) "Eine fröhliche Braut, ein trauriges Weib". Walliser- und Walsersprüche: S. 48 Nr. 56. 1869 E truurigi Brut, e ftöhlichi Frau. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 114. 1863 E trurigi Brut e fröhligi Frau (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 57.
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1824 Eine traurige Braut, eine freudige Frau. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 198. brechen l 1869 Wie goht's? wenn's nid bricht so loot's; ritet's nid so goht's. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 7. 1863 So isch's, so goht's, wenn's bricht, so lot's (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 61. brennen l 1869 Was? Es Hämpveli Gras, wenn's di brönnt, so blas. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 9. 1869 Los! Wenn's di brännt so bloos. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 10. Brot l 1982 Fremd Broot macht d Bagge root. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 35. 1978 Främts Broot ässu' tuet güet (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 106. 1978 Främts Broot ischt herts (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 106. 1978 Främts Broot het sibu' Gruschte (Wallis) "Fremdes Brot hat sieben Krusten (Schmid)". Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 106. 1918 Fremd Brot macht d'Bagge rot. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 50. Brot 2 1982 Chääs und Brot macht d Bagge root. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 8. 1978 Milch und Brout macht d Paggä rout (St. Gallen: Sargans). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 296. 1937 Salz und Brot macht Wangen rot. Bätschi J., Der Davoser: S. 41. 1879 Härtöpfelchost, nitt Zukerbrot, macht jungi Bake rund und rot. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 163. 1869 Troche Brot macht d'Bagge roth. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 125.
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Spezieller Teil
Brot 3
1983 Alts Brot isch nit hert, aber kei Brot, das isch hert (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 45. 1982 Aalts Brot isch nöd hart aber kei Brot isch hart. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 7. 1978 Herts Broot ischt nit herts Broot, keis Broot ischt herts Broot (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 94. 1869 Alles Brod ist guet, aber kei Brod ist nid guet. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 139. Brot 4 1982 Wer lang Brot isst wird alt. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 48. 1869 Wenn me lang grobs Brod isst, so wird men alt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 133. 1869 Grobs Brod macht starch. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 139. 1837 Wenn ma lang grobs Brod esst, so werd-ma n'alt (starch). Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: S. 236. Sutermeister: grob: 'grau'. Tobler: Wer lange Brot beisst, lange ins Gras nicht beisst. Brot 5 1982 De cha meh als Brot ässe. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 7. 1958 Da cha mee als Brot ässe. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 120. 1824 Man muss mehr können als Brod essen. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 252. Bieri: Der kann mehr als Brot essen, als andere Leute. Bruder l 1983 Der Fulänz und der Liederli si übelhübschi Briiederli (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 12. 1982 Der Fulänz und der Liederli sind bedi gliichi Briiederli. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 36. 1982 De Fuulenz und de Liederli sind Zwillingsbrüederli. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 20.
Zusammenstellung von Belegen
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1918 Der Fulenz und der Liederli sind bedi glichi Brüederli. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 52. 1869 Der Fulenz und der Liederli sind beedi gliichi Brüederli. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 125. 1864 Brüederli liederli. Sprichwörter im Wallis: Nr. 27 (Walliser Monatsschrift: 3, 1864 S. 72). 1824 Der Faulenz und der Liederli, Sind beyde seine Brüderli. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 148. Bruder 2 1978 Der Hetti und der Welti sind Brieder gsy (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 53. 1978 Der Hetti und der Welti sind beidi in der Hell (Wallis: Ausserberg, Goms). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 53. 1978 Der Hätti und der Wellti sind Brieder gsi (Wallis) "Der und der sind Brüder gewesen". Walliser- und Walsersprüche: S. 47 Nr. 10. 1958 Dr "Hätti" u dr "Wetti" sy Brüeder gsy u het e keene nüüt g'haa. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 120. 1904 Häddi u Welddi si Brüeder g'sii u nun e-ddwäde-ra nüüt g'häbe (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 332. 1881 Der Hätti und der Wetti sind Brüedere g'sii und hat Keine nie Vil (Nut) g'ha (Aargau, Bern, Luzern, Schwyz, Obwalden, Zug). Id.: Bd. 2 Sp. 1768. 1881 (...) un hein etwedere Nut g'häbe (Bern: Ringgenberg). Id.: Bd. 2 Sp. 1768. 1881 Der Hätti und der Wetti sind Briedere g'sii und sind Beed i der Hell (Nidwaiden). Id.: Bd. 2 Sp. 1768. 1879 Der Hätt-i und der Wett-i si Brüedere g'si. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 158. 1869 Der Hetti und der Wetti sind Brüeder gsii. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 142. 1858 Hätt i u wett i si Brüedar gsi; hett abr keina nia vil gha. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 8 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 249). 1824 Der Hätti und der Wetti sind Brüdern gewesen, es hat keiner nichts gehabt. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 185. Id.: Sagt man zu einem unschlüssigen Menschen. Bieri: Sagt man zu einem, der immer sagt: "wenn ich hätte, dann wollte ich..." Red.: Vgl. haben.
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Spezieller Teil
Bruder 3 1982 Der Hansheiri Früegnueg und der Hansheiri Guetgnueg sind zwee Brüeder gsii. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 37. 1948 Hanshäiri Früegenueg und de Hanshäiri Guetgnueg sind Brüedere gsy. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 324. 1918 Der Hansheiri Früehg'nueg und der Hansheiri Guetg'nueg sind zwe Brüeder g'si. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 52. 1869 Der Hansheiri Früegnueg und der Hansheiri Guetgnueg sind zwee Briieder gsii. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 125. Weber: Einer ist so bequem, lässig wie der andere.
Brusttuch l 1982 En bständige Lächler ischt under em Bruschttuech nid suuber. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 42. 1958 Da isch nid sufer under em Bruschtuech. Bieri W., Läbigs Bärndutsch: S. 120. 1869 En bständige Lächler ist underem Brusttuech nid suuber. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 131. Bieri: Der ist nicht sauber ums Nierenstück, der hat etwas auf dem Kerbholz. Bub l
1982 En unprüglete Bueb ischt en ungsalzni Suppe. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 18. 1918 En un'prüglete Bueb ist en ung'salzni Suppe. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 13. 1869 En unprüglete Bueb ist en ungsalzni Suppe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 116. Bub 2
1869 E hölzige Bueb ist es güldigs Meitschi wärth. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 113. 1863 E hölzige Bueb isch es güldigs Meitschi werth (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 57.
Zusammenstellung von Belegen
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Bub 3
1869 Chrut füllt de Buebe d'Hut. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 126. 1824 Kraut füllt den Buben d'Haut, und den Meitlinen d'Magen. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 254. Bub 4
1978 Rüebli git starchi Büebli (St. Gallen: Flums). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 300. 1837 Rueba ged guet Bueba. Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: S. 85. Tobler: Ausruhen sammelt die Kräfte. Bub 5
1937 E lustigä Buo verdirbt oft es par Schuoh, E trurige Narr hed es Jahr arem Paar (Graubünden: Davos). Bätschi J., Der Davoser: S. 16. 1921 E luschtige Bub, brucht bald es Paar Schue, E trurige Narr, hett lang a-nem Paar. Stebler F.G., Die Vispertaler Sonnenberge: S. 133. Bürde l 1982 Jede hält siis Bürdeli. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 29. 1840 Es hätte im Leben jeder sein Bürdeli, und je eher man sich daran gewöhne, das manierlich zu tragen, desto leichter komme es einem später vor. Gotthelf J., Uli der Knecht: S. 200. 1824 Ein jeder muss seine eigene Bürde tragen. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 160. Büssi siehe unter Katze Chilbi l 1983 Es isch nit eisder im glyche Chappeli Chilbi (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 25. 1982 Äs isch nid all Tag im glyychä Chäppäli Chilbi. Aschwanden F./Clauss W., Urner Mundartwörterbuch: S. 93. Urner Mundartwörterbuch: Das Glück ist unstet, heute hier, morgen dort.
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Spezieller Teil
Chilbi 2 1904 Isch es Chilbi, so sei's Chilbi, Giiger mach uf! Berner Heim: 1904 S. 184. 1869 Isch es Chilbi so sei's Chilbe, Giiger mach uf! Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 141. 1869 Isch es Chilbi, so isch es Chilbi. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 128. 1824 Ists Kilbi, so ists Kilbi. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 133. Chilbi 3 1900 Juchz nid bis d'ab der Chilbi bist. Berner Heim: 1900 S. 371. 1869 Juchz nid bis d'ab der Chilbi bist. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 147. 1869 Me muess nid juchze bis d'Chilbi übere-n ist. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 147. 1824 Man muss nicht jauchzen bis die Kilbe vorüber ist. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 134. Chilbi 4 1918 Wer uf alli Chilbene goht, überchunnt fulen Abliss. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 18. 1869 Wer uf alli Chilbene goht, überchunnt fule-n Abliss. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 133. 1869 Uf söttige Chilbene git's söttige-n Ablass. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 143. 1824 Wer auf alle Kilben geht, erlangt faulen Ablass. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 133. Chilbi 5 1982 Mä reedet vonerä Chilwi bis si chunnt. Aschwanden F./Clauss W., Urner Mundartwörterbuch: S. 101. 1869 Ma säd all vo der Chilbi bis si emol do ist. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 144. 1837 Ma säd all vo der Chilbe, bis si emol do ist. Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: S. 103. 1824 Man redet von der Kilbe bis sie da ist. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 133. 1824 Wenn man lang von der Kilbe redet, so kommt sie. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 133.
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Tobler: Man spricht lange und viel von einer Sache, und sie erscheint nicht, am Ende aber erscheint sie doch. Urner Mundartwörterbuch: Sprichwort. Dach l 1983 Undar jedum Tach escht schijs Ach "Jedes Dach hat sein Ach (Portmann)". Portmann P.F., Di letschti Chue: S. 36 (Gerstner Emilie, Sprichwörter aus Bosco-Gurin). 1824 Jedes Dach hat sein Ungemach. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 189. Dach 2 1978 As eigunts Tach über dum Chopf macht waarum (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 108. 1978 As eigunts Tach über dum Chopf ischt vill wäärt (Wallis: Ausserberg). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 108. Darm l 1982 Besser en Darm im Lyb versprängt, äs em Wirt en Batze gschänkt. KürzLuder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 24. 1937 Lieber en Darm im Lib zersprengt, äs dem Würt e Tropfe gschenkt. Bätschi J., Der Davoser: S. 44. 1918 Besser en Darm im Lib versprengt, äs em Wirt en Batze g'schenkt. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 15. 1863 's isch besser, e Darm im Lyb versprängt, As 'em Meister 's Esse g'schänkt (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 58. Dieb l 1869 Vier Diebe sind in und usser dem Huus: e Chatz, e Loch im Sack, en Rab und e Mus. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 125. Ding l 1869 Alli guete Ding sind drü - und die böse vier. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35. 1840 "Gib mir noch ein Kacheli!" sagte sie zu Vreneli; "alle guten Ding sind drei; es dünkt mich, ich könne gar nicht aufhören." Gotthelf J., Uli der Knecht: S. 280.
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Spezieller Teil
Doktor l 1904 War bi alle Dokdere dokdere wiil, mues alliwiil chrank sii (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 333. 1900 Wer bi alle Doktere doktere will, muess alliwiil chrank sii. Berner Heim: 1900 S. 371. 1869 Wer bi alle Doktere doktere will, muess alliwiil chrank sii. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 135. doppelt l 1983 Doppled gnäit, hed besser (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 39. 1982 Dopplet gnäht hebet besser. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 30. 1982 Toppled gebüezt hebt besser. Schmid M./Issler G., Davoserdeutsches Wörterbuch: S. 165. 1958 Topplet g'näit het besser Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 133. Davoserdeutsches Wörterbuch: Doppelt genäht hält besser, doppelt abgesichert ist dauerhafter. Bieri: Doppelt genäht hält besser, sicher ist sicher. Dreck l 1983 Wäm e Dräck ufd Nase ghört, gheit er nit ufd Schue (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 44 1982 Wem e Dräck uf d Nase ghört, dem fallt er nid uf d Schue. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 38. 1918 Wem e Dreck uf d'Nase g'hört, dem fallt er nid uf d1 Schueh. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 33. 1904 Wem en Dräck uff d'Nase g'höert, dem fallt'r nit uff d'Schue (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 332. 1869 Wem e Dräck uf d'Nase ghört, dem fallt er nid uf d'Schue. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 134. Dreck 2 1978 We' Chatzu'dräkch zu Pfäffer chunt, so stychts (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 115. 1937 Wenn Bättlerdräck zu Pfäffer würd, so ist er rätzer äs andrä. Bätschi J., Der Davoser: S. 52. 1918 Wenn Dreck zu Pfeffer wirt, bisst er am sterchste. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 41.
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1904 We d'r Dräck z'Pfeffer würdt, su ischt'r für Reezzi nüüt z'bruuhe (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 331. 1881 Wenn Bettlerdreck zu Pfeffer würd, gid er rezer äs andre (Graubünden: Davos). Id.: Bd. 2 Sp. 75. 1869 Wenn Dräck zu Pfeffer wird, biisst er am sterkste. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 132. 1824 Wenn der Dreck zum Pfeffer wird, so beisst er am stärksten. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 159. Id.: hat er schärferen Geschmack. Dreck 3 1983 Wenn me der Dräck rüert, so stinkt er (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 53. 1863 Wenn me der D.... rüert, so stinket er (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 58. 1824 Einen alten Dreck soll man nicht aufrühren, sonst stinkt er. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 176. Dreck 4 1918 Allerlei Dreck anknet si nid. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 16. 1869 Allerlei Dreck anknet si nid. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 139. 1863 Allerlei D.... anknet si nit (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 58. Schild: Mannigfaltiges lässt sich nicht vereinigen. Ankne: 'buttern' Dreck 5 1982 Wann Dräck zu Mischt wird, will er gfaare si. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 33. 1918 Wenn Dreck zu Mist wirt, will er g'fahre si. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 41. 1869 Wenn Dräck zu Mist wird, wil er gfahre si. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 132. 1824 Wenn Dreck zu Mist wird, will er gefahren seyn. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 159.
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Spezieller Teil
Dreck 6 1983 Me muess em Dräck kei Watsch welle länge (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 52. 1824 Er hat dem Dreck eine rechte Ohrfeige gegeben. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 237. Dreck 7 1946 Dräck löscht au Füür (Basel: Baselbiet). Schweizerische Lehrerzeitung: 91,1946 S. 46 (Müller G. und Strübin Ed., E Hämpfeli Sprüchwörter). 1946 Dräck löscht au Füür (Basel: Baselbiet). Schweizerische Lehrerzeitung: 91,1946 S. 46 (Müller G. und Strübin Ed., E Hämpfeli Sprüchwörter). 1869 Dräck löscht au Für. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 139. 1863 D... löscht au Für (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 58. 1858 Dräck löscht o Füür. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 113 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 250). 1824 Kühdreck löscht auch Feuer. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 289. Dreck 8 1978 Dräkch macht öü feisst (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 95. 1978 Dräkch macht öü feisst, we' mu' derva' nit weiss (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 95. 1879 Dräk macht faiss, war 's nitt waiss. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 83. drei l 1982 Der Mensch chunt driimal zum Chind: wenn er geboore wird, wenn er afaat karisiere und als steinalte Maa. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 13. 1937 Dri mal ist der Mensch es Chind: zerst i schiner Juged, zletscht im höjen Alter, und derzwüsched i, wenn er verliebt ist. Bätschi J., Der Davoser: S. 17. 1918 Der Mensch chunt drimal zum Chind: wenn er gebore wird, wen er afaht karisiere und als steinalte Ma. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 12.
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drei 2 1869 Drü Ding bringet de Buur urn's Aeckerli: Thee, Kaffee und Läckerli. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 119. 1824 Thee, Kaffe und Leckerli, Bringet den Metzger ums Aeckerli. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 351. drei 3 1869 Drümol tränkt ist besser äs eimol schlächt ghirtet. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 131. dreschen l 1869 Me cha nid trösche und Holz spalte. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 144. 1863 Me cha nit drösche-n- und Holz spalte (Solothum: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 58. dumm l 1983 Es isch mänge nit so dumm, wie d Chappe schynt (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 55. 1963 Dar ischt net su tumm, das d'Chappa schint (Bern: Frutigen). Lauber M., Frutigdeutsche Wörter: S. 79. 1958 Da isch nid so tumm, wi d'Chappe schynt Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 121. Bieri: Er ist merkiger als er scheint. dumm 2 1978 Tumm giboru' als Leerru' verlooru' (Wallis) "Dumm geboren ist alles Lernen verloren." Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 45. 1978 Tumm giboru1 und nyt derzüegleert und der Räscht no vergässu' (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 45. 1978 Tumm giboru', tumm gschtoorbu' (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 45. dunkel l 1982 Im Dunkle isch guet munkle. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 19.
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Spezieller Teil
1981 Hanke Znacht, wenn rächti Lüt schlofe, in der Finkestross alli Gartegätterli uus und gheie se uf e Haseblatz. Vorewägg müese natürli no alli Strosselampe draglaube. Im Dunkle isch guet munggle (Basel: Land). Baselbieter Heimatbuch: 14, 1981 S. 253 (Bossert H., Nachtbuebestückli). 1978 Im Tungglä isch guet mungglä (St. Gallen: Mels). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 359. Senti: mungglä: 'munkeln, tuscheln'. durch l 1982 Döre isch döre. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 59. 1869 Döre ist döre. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 128. Sutermeister: Geschehenes lässt sich nicht ändern. düster l 1869 Im Düstere ist guet flüstere - aber nid guet Flöh fange. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35. eben l 1983 Der Ebe und der Unebe ässe zäme s Brot (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 50. 1869 Der Ebe-n und der Unebe hend mitenand es Brod g'gässe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 144. Eber siehe unter Sau Ehe l
1983 Geit s güad, es s Chritz und Lijda, geit s schlacht, es s nit z arlijdan "Geht es gut, ist es Kreuz und Leiden, geht es schlecht, ist es nicht auszuhalten (Portmann)". Portmann P.F., Di letschti Chue: S. 69 (Gerstner Emilie, Sprichwörter aus Bosco-Gurin). 1978 Wes guet gee, gäbes in der Ee Chryz und Lydu', wes schlacht gee mages der Tyfil nit erlydu1 (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 97. 1824 Es ist kein Eh ohne ein Weh. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 348.
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Ei l
1983 Für ne Pfanntätsch z mache, muess men Eier verschloo (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 36. 1982 Me cha kei Pfannetätsch mache, ooni das me mues Eier bräche. KürzLuder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 24. 1918 Me cha kei Pfannetätsch mache, ohni das me mues Eier breche. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 17. 1881 Wer en Eiertätsch will mache, muess d'Eier uufschloh (Luzern). Id.: Bd. l Sp. 14. 1869 Me cha kei Pfanntätsch mache ohni dass me muess Eier breche. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 138. 1863 Me cha kei Pfanntätsch mache-n-, ohni dass me muess Eier breche (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 57. Ei 2
1918 Wenn men emol en Aä g'no hed, cha me nomme höre stele. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 63. 1881 Wenn men emool en Ä (en Öpfil) g'noo hed, cha-me nomme höre stele (Appenzell). Id.: Bd. l Sp. 14. 1869 We me emol en Ae gno hed, cha ma nomma höra stehla. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 133. 1837 Wenn ma n'emol e n'Ä gnoh hed, cha-ma nomma höra stehla. Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: S. l. Tobler: "Wer einmal gestohlen hat, kann vom Stehlen nicht mehr lassen". Ä: 'Ei1. Ei 3
1978 Ds Ei will immer gscheider sy, wa d Hanna (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S, 35. 1978 Ds Ei will immer gscheider sii wa d Henna (Wallis) "Ein Ei will immer klüger sein als das Huhn". Walliser- und Walsersprüche: S. 47 Nr. 1. 1881 Das Ei will g'schiider sii weder 's Hüendli (Luzern, St. Gallen). Id.: Bd. l Sp. 14. Eigenlob l 1982 Eigeloob schtinkt. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 20. 1978 Eigu'lop stycht (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 36.
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Eile l 1869 Niene mit II äs uf der Flöhjagd. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 147. 1869 Im last sott me nüt thue as flöhne. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 147. ein l
1978 Eis ischt keis (Wallis: Ausserberg). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 92. 1978 Eis ischt keis, vill sind de Rychtum (Wallis: Ausserberg). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 92. einbrocken l 1982 D Suppe wo me sich iibrocket hätt muess me sälber uuslöffle. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 9. 1978 D Suppa wa' der sälber ischnätzoscht, müescht sälber frässu1 (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 83. 1958 Er mues jez usässe, was er ybrochet het. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 152. 1937 Was einä inbroched muoss er au usässe. Bätschi J., Der Davoser: S. 70. 1924 Zerscht het es schier eso öppis wie Schadefreud gspürt, ob der Suppe, wo sech der Unggle Gabriel ybrochet het; (Bern: Stadt). Tavel R.v., Unspunne: S. 73. 1840 "Da hast dus jetzt," sagte Joggeli, "da siehst dus, wies geht; da kann ich die Suppe ausessen helfen, die ihr eingebrockt." Gotthelf J., Uli der Knecht: S. 297. Schmid: ischnätzu1: 'kleine Stücke Käse (auch Brot) in die Suppe schneiden'. Bieri: Er muss die Folgen selber tragen. einmal l 1982 Eimal isch keimal. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 30. 1979 Es isch mit em Michel iinig gange: iinischt sygi ja kinischt (Bern: Simmental). Meinen M., Mys Täälti: S. 113. 1848 Das erstemal ist eins, hat Hamglaus gesagt. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 194. M. Meinen fährt weiter: "Das Sprüchwort hett o niemer andersch als der Tüüfel erfunde, nebeby gsiit."
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Eisen l 1901 Dastnal net's gheisse, ds Yse schmide, so lang es heiss isch (Bern: Stadt). Tavel R.v., Ja gäll: S. 161. 1864 Man muss das Eisen schmieden, so lang es glühend ist. Sprichwörter im Waliis: Nr. 35 (Walliser Monatsschrift: 3, 1864 S. 72). 1824 Man muss das Eisen schmieden, weil es warm ist. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 226. erben l 1982 War si uf s Erbe verloot, chunt z früe und z spoot. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 48. 1978 Wels schi uf ds Erpu verlaat ischt entwäder z früo oder z spaat (Wallis) "Wer sich aufs Erben verläset, kommt entweder zu früh oder zu spät". Walliser- und Walsersprüche: S. 48 Nr. 37. 1978 Wer schi uf ds Erpa verlot, ischt z früa oder z spaat (Vorarlberg) "Wer sich auf das Erben verlässt, ist entweder zu früh oder zu spät". Walliser- und Walsersprüche: S. 49 Nr. 82. 1937 Wer schi uf ds Erpe spitzt, dick leid uf ds Füdli sitzt. Bätschi J., Der Davoser: S. 40. 1918 Wer si uf 's Erbe verlot, chunnt z'früeh und z'spot. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 26. 1881 Wer uf 's Erben baut und uf de Mooschii goot, chunnt z' früeh oder z' spoot. Id.: Bd. l Sp. 428 (Sulger). 1869 Wer si uf Erbe verlot, chunnt z'früe und z'spot. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 115. 1869 Wer si uf Erbe spitzt, wird nebe usi glitzt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 115. 1869 Wer si uf Erbe tröst, ist zum Bettle gröst. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 115. erben 2 1983 Ersch wenn me zäme nes Erb teilt hed, könnt me inanger (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 24. 1978 An Mansch leert mu' de eerscht bchännu' bim erpu (Wallis: Goms). Schmid V„ Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 105. erben 3 1982 Ds Erpe mached käi Wäärchblaaträ. Schmid M./Issler G., Davoserdeutsches Wörterbuch: S. 47.
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1937 Erpe mached kei Blaträ. Bätschi J., Der Davoser: S. 40. 1881 Erpen macht kei Blootere (Graubünden, Luzern). Id.: Bd. l Sp. 428. Davoserdeutsches Wörterbuch: Das Erben verursacht keine Blasen an den Händen. Esel l 1982 Wenn s em Esel z wohl wird gaht er ufs lis. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 14. 1918 Wenn 's em Esel z'wohl wird, goht er uf 's Is. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 58. 1881 Wenn 's dem Esel z'wol ist, so scharret-er (Unterwaiden). Id.: Bd. l Sp. 514. 1881 Wenn 's dem Esel z' wol ist, so goot-er uf 's lis und tanzet, bis-er 's Bei bricht. Id.: Bd. l Sp. 514 (Sulger). 1824 Wenn dem Esel zu wohl ist, so geht er aufs Eis tanzen, und bricht ein Bein. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 273. Esel 2 1982 De Gschiider git nah de Esel bliibt schtah. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 21. 1982 De Gschiider git noh der Esel bliibt schtoh. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 13. 1978 Dr Gschyder git naa, der Esel blybt staa (St. Gallen: Murg). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 325. 1978 Ds Gscheidra git naa und der Eschil blybt staa (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 91. Esel 3 1978 An willige Eschil ischt am eerschtu1 uberbrüüchte (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 109. Esel 4 1881 Me muess nit eisder uff-em gliiche Esel z1 Märet riite (Solothurn). Id.: Bd. ISp. 514. 1869 Me soll nid uf Eim Esel z'Müli füere. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 149. 1863 Me sell nit uff Eim Esel z'Mühli füere (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 59.
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Esel 5 1904 En Esel grauwet schoe-n im Muedderlyb (Bern: Simmental). GempelerSchletti D., Heimatkunde: S. 332. 1881 Der Esel grauet schu im Mueterliib (Schaffhausen, Solothurn). Id.: Bd. l Sp. 514. 1869 En Esel grobet im Mueterliib, e Norr und en Narr gär nöd. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 135. 1824 Der Esel ergrauet im Mutterleib. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 358. Esel 6 1881 Wo-si der Esel walet, da verlürt-er au d'Haar (Schaffhausen, Schwyz). Id.: Bd. ISp. 514. 1881 Der Esel verlüürt d' Hoor, wo-n-er g'legen ist (Aargau). Id.: Bd. l Sp. 514. 1869 Wo sich der Esel wälzt, muess er d'Hut la. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 136. 1824 Wo sich der Esel walet, muss er die Haut lassen. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 273. Id.: Das Verbrechen wird an dem Orte bestraft, wo es begangen wurde. Esel 7 1982 Me schlaat de Sack und meint de Esel. Bürgin Y., Alti und neui SchwiizerSchprüch: S. 13. 1824 Man schlägt den Sack und meint den Esel. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 273. essen l 1983 As escht bessar allds assa wiadar allts glöiba "Besser alles essen als alles glauben (Portmann)". Portmann P.F., Di letschti Chue: S. 45 (Gerstner Emilie, Sprichwörter aus Bosco-Gurin). 1881 Es ist besser Alles esse, als Alles säge (Zürich). Id.: Bd. l Sp. 522. 1869 Es isch besser alles ässe als alles täsche. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 129. 1824 Es ist besser alles essen, als alles tatschen. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 168. Sutermeister: täsche: 'ausplaudern'.
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Spezieller Teil
essen 2 1983 Glücklig isch, war cha ässe und vergässe (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 63. 1982 Me mues ässe und vergässe. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schpriich: S. 29. 1982 Iss und vergiss. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 24. 1978 Mä muess ässä und vergässä (St. Gallen: Flums). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 306. 1869 Iss und vergiss. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 146. essen 3 1978 Ds Gfrässna, ds Vergässna (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 44. 1978 Is gfrässis, is vergässis (Wallis: Lötschental). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 44. 1978 Ds Gfrässna, ds Vergässna (Wallis) "Gegessen und vergessen!". Walliser- und Walsersprüche: S. 47 Nr. 4. 1897 D's Gfressna D's Vergessna (Wallis: Grächen). Tscheinen M., Walliser Sprichwörter: S. 162 (Schweizerisches Archiv für Volkskunde: l, 1897). 1865 G'essun und Vergessu. Sprichwörter im Wallis: Nr. 96 (Walliser Monatsschrift: 4, 1865 S. 8). Walliser Monatsschrift: d.h. undankbar sein. Schmid: dieses Sprichwort richtet sich gegen die Undankbaren. essen 4 1990 Selber esse macht fääss! Mühlemann-Messmer E., Was duu nüd sääscht: S. 37. 1982 Sälber ässe macht feiss. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schpriich: S. 8. 1978 Sälber ässu' macht feisst (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 79. 1960 Salben ässen macht feiss, war s nid weis (Bern: Brienz). Streich A., Sprüche. 1958 Sälber ässe macht feiss. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 118. Schmid: Oft wird dieses Sprichwort mit dem Nachsatz erweitert: ... sälber deichu' gscheit. Bieri: Ändern nichts gönnen. Mühlemann-Messmer: Er ist geizig, er gibt nichts weg.
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essen 5 1978 Di wa' über Tisch nit ässunt, sint di tyrschtu' Lit (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 144. essen 6 1982 Hani ggässe, so wird i fiiul, han i nüüt, so hänk i s Muul. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 25. 1869 Han i g'gässe, so wird i fuul; han i nüt, so hänk i s'Muul. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 126. 1863 Ha-n-i g'gässe, wird i ful, Ha-n-i nüt, so hänk i's Mul (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 59. essen 7 1863 Er ma esse, was er will, so thuet em 's Schaffe nit guet (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 80. Schild: Ist ein Faulenzer. essen 8 1982 Wer nütz zum Asse isch, isch nütz zum Werche. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 25. 1978 Wer nüt zum Essa ischt, ischt o nüt zum Wärcha (Vorarlberg) "Wer nicht isst, taugt auch zum Arbeiten nicht". Walliser- und Walsersprüche: S. 49 Nr. 89. 1869 Wer nütz zum Ess- isch, isch nütz zum Werche. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 134. essen 9 1983 Vo der Ehr und vo der Hübschi hed me nit gässe (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 18. 1982 A de Schööni hat me nöd g ässe. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 9. 1978 Va' der Hipschi het mur nit gässus (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 54. essen 10 1978 Besser z vill gfrässu', als z vill gredt (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 99.
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Spezieller Teil
1897 Besser ist z'vil gfressu, als z'vil gredt (Wallis: Grächen). Tscheinen M., Walliser Sprichwörter: S. 162 (Schweizerisches Archiv für Volkskunde: l, 1897). etwas l 1983 Es isch a allne Orte öppis (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 26. 1869 s'Isch doch au alethalben öppis, nu in eusem Chuchigänterli nid. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 33. Faden l 1983 Z Faade gschlage, isch noni gnäit (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 13. fahren l 1958 Es chlepft männge, wo nid cha faare. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 122. 1918 's cha mänge chlöpfe, er cha nid fahre. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 66. 1869 s'Cha Mänge chlöpfe, er cha nid fahre. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 145. Bieri: Befehlen ist leichter, als selber machen. Färli siehe unter Sau Faust l 1983 War nit starchi Füüscht hed, bruucht e breite Rügge (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 52. Faust 2 1983 Gang mach e Pfuscht, wenn kei Hang hesch (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 53. 1982 Mach e Fuuscht, wenn d kei Hand hescht! Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 39. 1982 Mach e Fuuscht - wand kei Hand hasch! Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 30.
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1947 Mit dam Bitzili Galt chaasch di aanewäg nid grooss ufloo; mi mo nid wele e Fuuscht mache, wä me kani Finger hat (Schaffhausen: Wilchingen). Bächtold A., De Studänt Räbme: S. 5. 1918 Mach e Fust, wenn d' kei Hand hest! Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 35. 1869 Mach e Fuust, wenn d' kei Hang hest. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 138. 1863 Mach e Fust, wenn kei Hang hesch (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., DerGrossätti: S. 81. Fett siehe Schmutz Feuer l 1982 Groosses Füür löscht chlyses. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 52. 1869 Grosses Für löscht chliises. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 143. 1824 Grosses Feuer löschet das Kleine. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 306. Feuer 2 1982 E Für, e Wiib und e Spil säged nie: s isch z vil. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 8. 1918 E Für, e Wib und e Spil säged nie: 's ist z'vil. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. l. 1869 E Für, e Wiib und e Spül säged nie: s'ist z'vil. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 127. Fisch l 1982 Drei Tag Fisch und Gascht, hebed s au, so stinked s fascht. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 49. 1982 Gascht und Fisch bliibed nöd lang frisch. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 21. 1918 Drei Tag Fisch und Gast, hebed's au, so stinked's fast. Stucki C.r Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 27. 1869 Drei Tag Fisch und Gast, hebet's au, so stinket's fast. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 126. 1824 Drey Tag Fisch und Gast, hebends auch, so stinkends fast. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 275.
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Spezieller Teil
1824 Dreytägiger Fisch, gehört auf keinen Tisch. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 275. Fisch 2 1983 Grossi Fisch frässe di chlyne (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 52. 1824 Die grossen Fische fressen die kleinen. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 275. fischen l 1982 Im Trüebe isch guet fische. Bürgin Y., Alti und neui Schweizer Schprüch: S. 25. 1982 De tuet im Trüebe fische. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 74. 1901 Der Herr Vilbrecht isch nid vo denen eine gsi, wo gärn im Trüebe fische (Bern: Stadt). Tavel R.v., Ja gäll: S. 117. fix l 1978 Aussen fix und innen nix (St. Gallen: Sargans). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 322. 1848 Grosse, aber hohle Bäuche, aussen fix und innen nix, war damals noch nicht so gebräuchlich. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 100. Flegel l 1982 Jung Fleglä, aalt Schleglä! "Junge Flegel, alte Schläger (Schmid/Issler)". Schmid MTIssler G., Davoserdeutsches Wörterbuch: S. 148. flicken l 1978 Flikchu' und Sparu1 het ds Wallis bhabu1 (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 143. 1978 Flikchu1 und Sparu1 het ds Wallis erhaaltu' (Wallis: Lötschental, Salgesch). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 143. Schmid: Der Walliser Boden ist zu karg, als dass er Verschwendung zuliesse. Fliege l 1978 Ma sötti nid zun allen Fleugen schlaan (Graubünden: Klosters) "Man sollte nicht nach allen Fliegen schlagen". Walliser- und Walsersprüche: S. 49 Nr. 74.
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1963 Mi chan in der Nachpurschaft net na jeder Flüüge schla (Bern: Frutigen). Lauber M., Frutigdeutsche Wörter: S. 86. fliegen l 1983 Me cha nit flüge, ab me Fadere hed (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 9. 1982 Me soll nid fliiüge, gab me Fadere het. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 53. 1948 Me mues zeerschte Fäcke haa, (s)eb me cha flüüge. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 288. 1918 Me soll nid flüge, gab me Federe het. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 55. 1869 Me soll nid flüge gab me Fadere het. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 149. 1863 Me sell nit flüge, gab me Federe het (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 59. fliehen l 1869 Was Ein flüecht, das wird em. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 142. Floh l 1983 Es isch ringer e Wanne voll Flöh z hüete, äs es jungs Meitschi (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 18. 1982 E Sack voll Flöö ischt besser hüete als jungi Wiiber. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 12. 1918 E Sack voll Flöh ist besser hüete als jungi Wiber. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 7. 1869 E Sack voll Flöh ist besser hüete äs jungi Wiiber. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 114. 1863 E Sack voll Flöh isch besser z'hüete-n- äs jungi Wyber (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 59. 1824 Es ist besser einem Sack voll Flöhe zu hüten, als Mädchen. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 276. Fohlen l 1869 Wenn's dem Füli wohl ist, so gumpet's. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 132.
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Spezieller Teil
Frage l 1982 Uf e tummi Frog git s e tummi Antwort. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 20. fragen l 1982 "Dihr müesset mir das nid übel näh", hani's versuecht z beschwichtige, "i ha nume dankt frage syg öppe geng erloubt" (Bern). Dähler K.W., Momou: S. 17. 1978 Frage, Wasser trengä un ussna schloafe esch gang erloubt (Piemont: Gressoney) "Fragen, Wasser trinken und draussen schlafen ist immer erlaubt". Walliser- und Walsersprüche: S. 48 Nr. 60. Frau l 1982 Me cha weder Fraue no Tuech bi Liecht chaufe. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 8. 1918 Me cha weder Fraue no Tuech bi Liecht chaufe. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 2. 1869 Me cha weder Fraue no Tuech bi Liecht chaufe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 113. Frau 2 1983 Es sett eine ersch hüroote, wenn er zwoo Fraue vermaa z erhalte (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 20. 1982 Me sett kei Frau nee, wemme nid zwoo chan erhalte. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 12. 1918 Me sett kei Frau ne, wenn me nid zwo chann erhalte. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 6. Frau 3 1983 E schöönni Frou ischt ringer z uberchoo, wa sä z bhaalte. Ritschard G., Bödellitüütsch: S. 269. 1982 E schöni Frau ischt Hecht uberchoo, aber schwer z bhalte. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 12. 1982 E schöni Frau isch liecht über z cho aber schwer z bhalte. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 43. 1978 Äs ischt Liechts a' hipschi Frow z heiratu', aber scha hipschi z erhaaltu' ischt schweer (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 52.
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1918 E schöni Frau ist Hecht übercho, aber schwer z1 b'halte. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 7. 1869 E schöni Frau ist liecht übercho, aber schwer z'bhalte. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 113. 1824 Es ist leicht eine schöne Frau zu bekommen, aber schwer schön zu behalten. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 348. Frau 4 1982 War e hübschi Frau hürootet, het guet Nacht und böös Tääg. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 11. 1918 Wer e hübschi Frau hürotet, het guet Nacht und bös Tag. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 7. 1881 Wer e hübschi Frau hörotet, hed guet Nacht und bös Tag (Luzern). Id.: Bd. l Sp. 1243. Frau 5 1978 Häts mei Frauä äs Öüfä im Huus, isch mit em Friidä gly uus (St. Gallen: Mels). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 355. 1978 Sovill Wybovolch wie Efu' (Wallis: Lötschental). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 117. 1978 Mee wa' ei Ofo und mee wa1 eis Wybervolchji sellti mu nit im Hüüs ha' (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 117. 1978 Sovill Frowwe wie Efu' (Wallis: Saas). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 117. 1978 Mee wa ei Ofo und mee wa eis Wiibuvolchji sellti mu nit im Hüüs ha (Wallis) "Mehr als einen Ofen und mehr als eine Frau sollte es in einem Haus(halt) nicht geben". Walliser- und Walsersprüche: S. 47 Nr. 22. 1918 Wenn meh Frauen im Hus sind als Öfe, so ist ke Fride drin. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 8. 1900 Wenn meh Fraue-n im Huus sind äs Oefe, so ist ke Fride drin. Berner Heim: 1900 S. 381. 1881 Wenn zwo Frauen i eim Hus sind, so ist eini z'vil. Id.: Bd. l Sp. 1244 1869 Wenn meh Frau- im Huus sind äs Oefe, so ist ke Fride drin. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 114. Frau 6 1983 E Frau isch niene schöner äs deheim (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 24. 1982 E Frau isch niene hübscher als deheime. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 16.
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Spezieller Teil
1918 E Frau ist niene hübscher als deheime. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 11. 1824 Eine Frau ist am schönsten daheim. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 348. Frau 7 1982 E Frau ooni Chind isch wien e Chue ooni Schälle. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 16. 1918 E Frau ohni Chind ist wie-n-e Chue ohni Schelle. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 11. 1869 E Frau ohni Chind ist wie e Chue ohni Schälle. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 115. 1824 Eine Frau ohne Kinder, ist wie eine Kuh ohne Schelle. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 201. Frau 8 1983 E Frau cha im Fürtich meh zum Huus useträge, as e Maa mit vier Rosse vermaa ynezbringe (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 24. 1982 E Frau pringt im Schoos mee ewäg, äs der Man in der Zumma zuochi. Schmid MTIssler G., Davoserdeutsches Wörterbuch: S. 152. 1978 Was der Ma mit Ross und Wago züefierre, chänne d Frow im Forscher fortträägu' (Wallis) "Was der Mann mit Ross und Wagen hereinfahre, könne die Frau in der Schürze forttragen". Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 66. 1978 Anar Frow, wa' nit cha' sparu1, cha der Ma mit sibu' Wägu faaru' (Wallis: Goms). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 66. 1978 Was der Ma mit Ross und Wagu züofiere, chenne d Frow im Foschscher fortträägu (Wallis) "Was der Mann mit Ross und Wagen heimführt, vermag die Frau in der Schürze wegzutragen". Walliser- und Walsersprüche: S. 47 Nr. 12. 1946 Was e Maa mit vier Rossen yfüehrt, das trait e Frau im Fürtech uuse (Basel: Baselbiet). Schweizerische Lehrerzeitung: 91,1946 S. 46 (Müller G. und Strübin Ed., E Hämpfeli Sprüchwörter). 1918 Was es Wib ime Fürte (Schürze) furttreit, möge vier Ross nit zuehe g'füehre. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 8. 1881 E Frau cha mee i der Schooss furtträge, als e Ma mit-eme Wage zuefüere. Id.: Bd. l Sp. 1244 (Sulger). 1879 Was es Wib imme Fürtuech fürt drait, möge fier Ross nitt zue g'füere. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 125.
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Davoserdeutsches Wörterbuch: Eine Frau kann in vielen kleinen Mengen mehr aus dem Hause tragen, als der Mann mit dem Verdienst hereinbringt. Frau 9 1983 E gueti Frau cha ne guete Maa mache (Solothum: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 24. 1982 E gueti Frau chan e guete Maa mache. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 13. 1863 E gueti Frau cha-n- e guete Ma mache (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 60. 1863 E guete Ma cha-n-e gueti Frau mache (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 66. Frau 10 1978 As Ross und a' Frow seile mu' nie antleennu' (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 42. 1978 As Auto und a' Frow seile mu' nie antleennu1 (Wallis: Saas, Ausserberg, Salgesch). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 42. 1978 As Welo und a1 Frow seile mu' nie antleennu' (Wallis: Ausserberg, Lötschental, Goms, Salgesch, Eischoll). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 42. 1978 A Streel und a1 Frow seile mu1 nie antleennu' (Wallis: Goms). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 42. 1978 A Fäderhaalter und a1 Frow seile mu' nie antleennu' (Wallis: Salgesch). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 42. Frau 11 1978 A1 rychi Froww gä' beeschi Zyt (Wallis) "Eine reiche Frau gebe harte Zeiten (Schmid)". Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 124. 1924 Gället! E rychi und luschtigi Frou war e schöni Sach; aber es isch lybermänt allimal öppis Ungrads derby (Bern: Stadt). Tavel R.v., Unspunne: S. 113. Schmid: Wer eine reiche Frau nimmt, die viel Gut in die Ehe bringt, muss später viel arbeiten. Frau 12 1982 Wer es aalts Huus und e jungi Frau hält hält gnueg z tue. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 47. 1982 Jungi Wiiber und alti Hüüser gäbe z schaffe. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 11.
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1918 Jungi Wiber und alti Hüser gebe z' schaffe. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 7. Frau 13 1982 Es alts Wiib wo tanzet macht vil Staub. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 21. 1918 En alts Wib, wo tanzet, macht vil Staub. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 43. 1869 En alt Wiib wo tanzet, macht vil Staub. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 113. Red.: Vgl. Franck S., Sprichwörter(1541): Bd. l Bl. 5b: Wann alte weiber tantzen / so machen sie ein grosz gestewb. Franck setzt diese Zitat zum lateinischen: Anus subsultans multum excitat pulueris. Frau 14 1978 Gip dum Bär äs Wyp, de stillet er (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 119. 1918 Gib dem Bär es Wib, so g'steit er bald. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 5. 1869 Gib dem Bär es Wiib, so gsteit er bald. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 111. Freund l 1869 Fründ wie Hund, Nochbuure wie Chälber, Vetter wie Chabisbletter. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 115. 1869 D'nächsti Frind, die grösstu Hind. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 115. 1863 Fründ, wie Hund, Und Vetter, wie A...bletter (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 60. 1848 Ein alter Pfarrer hat immer gesagt: 'Fründ wie Hund'. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 155. 1848 Nicht jeder hat Freunde, so wie nicht bei jedem Menschen die Hunde bleiben. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 331. 1824 Fründ wie Hund, Gevatterlüth, wie Hundsfütt; Vetter wie Kabisbletter. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 203. früh l 1978 Früe sattlu', spaat zwäggaa (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 43.
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1978 Früe sattlu', spaat rytu' (Wallis: Saas, Ausserberg, Salgesch). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 43. 1978 Früe kcharisierru', spaat heiratu' (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 131. 1978 Früo sattlu, spaat zwägga (Wallis) "Früh satteln, spät losziehen". Walliser- und Walsersprüche: S. 47 Nr. 3. 1918 Früeh g'sattlet, spot g'ritte ist Städtler Sitte. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 22. 1869 Früe gsattlet spot gritte ist Städter Sitte. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 125. 1865 Fruoh sattlu und spat fahru. Sprichwörter im Wallis: Nr. 74 (Walliser Monatsschrift: 4, 1865 S. 7). Walliser Monatsschrift: Nicht rücken. früh 2 1978 Früe uff, spaat nider (Wallis). Schmid V„ Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 90. 1978 Früe uff, spaat nider, friss gschwint, schaff wider (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 90. 1947 Da hat jo de Schwiizer: Früe uf und spoot nider, friss gschwind und rann wider! Und da ischt äbe nüüt (Schaffhausen: Wilchingen). Bächtold A., De Studänt Räbme: S. 248. 1881 Früeh uuf und spoot nider Bringt verlores Guet wider. Id.: Bd. l Sp. 1293. früh 3 1983 Früechi Hochzyt - langi Liebi (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 20. 1978 Früe zandu', früe landu' (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 111. 1947 A dam isch no niemer gstoorbe, kunträäri, früe Vögel, faass Würmm (Schaffhausen: Wilchingen). Bächtold A., De Studänt Räbme: S. 24. Schmid: Ein Kind, das sich rasch entwickelt, heiratet früh. Fuchs l 1978 As würd bal widr an Fux mi ama andara Schwanz durs Dorf gjagt (Vorarlberg) "Bald wird wieder ein Fuchs mit einem ändern Schwanz durchs. Dorf gejagt" Walliser- und Walsersprüche: S. 49 Nr. 85.
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Spezieller Teil
Walliser- und Walsersprüche: Bald geht wieder ein neues Gerücht um. Red.: Vgl. Kuh. Fuder l 1982 Wenn e Fueder umfalle sell, sen isch es no Zyt gnueg under em Tennstoor. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 38. 1918 Wenn e Fueder umfalle sell, sen isch es no Zit g'nueg under em Tennstor. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 33. 1869 Wen e Fueder umfalle sell, sen isch es no Zit gnueg under em Tännsthor. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 132. Fuhrmann l 1983 I der Eebni isch ring Fuerme z sy (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 31. 1982 Wo s ehe goot, isch guet Fuermaa sy. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 39. 1982 Wenn s eben n uus gaht isch guet Fuhrmaa sii. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 51. 1918 Wo 's ehe goht, ist guet Fuehrma si. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 35. 1824 Wo es eben ist, ist es gut Fuhrmann seyn. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 214. Fuhrmann 2 1983 En alte Fuerme hed Freud, wenns chlöpft (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 62. 1982 En alte Fuerme het immer Fröid, wenn s chlepft. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 54. 1918 En alte Fuehrme het immer Freud, wenn's klepft. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 47. 1858 Alti Fuerlüüt ghöra gärn chlepfa. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 19 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 249). 1824 Alte Fuhrleute hören auch noch gerne klatschen. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 214. fünf l 1982 Mer mues feufi graad sii loh. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 30. 1958 Er lat Föifi la grad sy. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 130.
Zusammenstellung von Belegen
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1947 Zaled Si, dän wömmer füüfi graad si loo (Schaffhausen: Wilchingen). Bächtold A., De Studänt Räbme: S. 93. 1936 Feufi lo grad si. Glur J./Nüesch V., Roggwiler Chronik: S. 527 1901 Nume bi sich sälber - so het es se dünkt - laj er gärn füfi la grad sy (Bern: Stadt). Tavel R.v., Ja gäll: S. 14. Bieri: Er nimmt es nicht so genau. gähnen l 1869 Wenn Eine gänet, so gänet der Ander au. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 133. Galgen l 1982 Wer an Galge ghört, versuuft nid. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 38. 1918 Wer an Galge g'hört, versuft nid. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 33. 1869 Wer an Galge ghört, versuuft nid. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 133. Gans l 1869 Guets Gänsli, bösi Gans. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 135. 1824 Gutes Gänslein, böse Gans. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 277. Gans 2 1983 Me rupft die Gäis, wo Fadere hei (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 52. 1869 Me rupft die Gans wo Fadere het. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 136. 1863 Me rupft die Gans, wo Federe het (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 60. Gassenlächler l 1978 Gassälächler, Lütuushächler (St. Gallen: Flums). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 370. 1937 Gasselächler - Hushächler. Bätschi J., Der Davoser: S. 24.
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Spezieller Teil
1881 Gasse-lächler (-dächler), Huushächler (Schwyz, Zürich). Id.: Bd. 2 Sp. 971. 1869 En Gassedächler, en Huushächler. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 114. Senti: Gespielte Freundlichkeit täuscht. Bätschi: Von einem Manne, der zu Hause immer murrt, grob ist und viel schimpft, sich ändern gegenüber und öffentlich aber freundlich und höflich benimmt. Id.: Wer auf der Gasse zu freundlich ist, dagegen zu Hause herb und mürrisch. Sutermeister: Gassendächler: 'Eckensteher1. Red.: Vgl. Strassenlächler. Gast l 1978 Uggladnä Gascht, Ferg ä Stuel, As d sitzä chascht! (Graubünden: Safien) "Ungeladener Gast, bring einen Stuhl mit, damit du sitzen kannst". Walliserund Walsersprüche: S. 48 Nr. 62. 1869 Wer ungladne Gast ist, ist nit gstuelet. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 134. 1824 Du musst ein Stuhl mit dir bringen, wie ein ungeladener Gast. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 252. 1824 Ungeladenen Gästen ist nicht gestuhlet. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 252. Gast 2 1982 Der erseht Tag en Gascht, der zweit en Überlascht, der dritt Tag en Ufloot, wenn er nid heigoot. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 50. 1918 Der erst Tag en Gast, der zweit en Ueberlast, der dritt Tag en Uflot, wenn er nid hei got. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 27. 1901 Der erst Tag en Gast, der zweit en Ueberlast, der dritt Tag en Ufloht, wenn er nid hei goht. Berner Heim: 1901 S. 398. 1869 Dreitägige Gast ist en Überlast. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 125. 1869 Der erst Tag en Gast, der zweit en Ueberlast, der dritt Tag en Ufloht, wenn er nid hei goht. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 126. 1824 Dreytägiger Gast, ist Ueberlast. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 251.
Zusammenstellung von Belegen
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Gast 3
1982 Wer vil gäschtlet, het bald usgässe. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 30. 1918 Wer vil gästlet, het bald usg'esse. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 41. 1869 Wer vil gästlet, het bald uusg'gässe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 133. Gauch l 1978 Riemet du Göüch, de tüot ärs öüch (Wallis) "Rühmt den Narren, dann macht er es auch". Walliser- und Walsersprüche: S. 47 Nr. 7. 1978 Riemet du' Göüch, de tuet är he öü "Rühmt den Narren, dann tut er euch auch.". Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 48. 1921 Rühmet der Goich, so schaffet er oich. Stebler F.G., Die Vispertaler Sonnenberge: S. 132. 1897 Riehm der Gäüch, So tuot er auch (Wallis: Grächen). Tscheinen M., Walliser Sprichwörter: S. 162 (Schweizerisches Archiv für Volkskunde: l, 1897). Gaul siehe unter Ross geben l 1946 Gib und nühm, / tuan Allen dienen. Rüegg R., Haussprüche (Prättigau): Nr. 665 S. 170. 1865 Wer git, muoss auch neh. Sprichwörter im Wallis: Nr. 87 (Walliser Monatsschrift: 4, 1865 S. 8). Rüegg: Gekerbt in Deckenbalken über Büffet der Gaststube. Klosters. geboren l 1983 Du chausch nit als Kanarievögeli stärbe, wenn als Muneli gebore bisch (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 60. 1982 Wer zum Esel gebore ischt, chunt nid ufs Ross. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 33. 1978 Wer fer ds halp Roggu'brootji giboru' ischt, chunt nie zum ganzu' (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 107. 1918 Wer zum Esel geboren ist, chunnt nid ufs Ross. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 32.
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Spezieller Teil
Geduld l 1901 Geduld überwindet Suurchrut. Berner Heim: 1901 S. 235. 1869 Geduld überwindet Standechrut (Suurchrut). Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 144. 1869 Geduld überwindet Suurchrut - und der Spack d'Rüebe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35. 1863 Giduld überwingt Surchrut und der Spack d'Rüebe (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 60. 1824 Geduld überwindet Standenkraut. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 151. gefallen l 1983 Au zweu Übelhübschi chöne inanger gfalle (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 18. 1982 Zwöi Wüeschti chönne enand au gfalle. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 9. 1918 Zwei Wüesti chönd enand o guet g'falle. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 4. 1869 Zweu Wüesti chöne enand o guet gfalle. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 113. gehen l 1983 Es goht alls so lang äs s maa, me muess nume möge gwarte (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 45. 1982 Es gäid alls bis an emaal. Schmid M./Issler G., Davoserdeutsches Wörterbuch: S. 43. Davoserdeutsches Wörterbuch: Der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht. gehen 2 1960 Drin und dernäb geid viel (Bern: Brienz). Streich A., Sprüche. 1863 D'ry und dernebe goht vil (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 77. Schild: Redensart, wenn man beim Eingiessen neben das Gefäss schüttet. gehen 3 1978 Der Geendo biziet du' Löüffundo (Wallis) "Der Gehende holt den Laufenden ein (Schmid)". Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 125.
Zusammenstellung von Belegen
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1864 Der Gehende bezieht den Laufenden. Sprichwörter im Wallis: Nr. 14 (Walliser Monatsschrift: 3,1864 S. 40). Walliser Monatsschrift: bezieht: 'holt ein'. Schmid: Mit Hast erreicht man wenig. Geiss l 1983 Ei Geiss putscht nit elei (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 26. 1982 Es cha kei Geiss elei stoosse. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 43. 1948 Me sail, s stoossi kä Gäiss eläi. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 297. 1918 Es cha kei Geiss elei stosse. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 19. 1869 Es cha kei Geiss elei stosse. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 136. Geiss 2 1983 Wenns der Geiss z wohl isch, so meggeled si (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 44. 1879 Wenn's der Gaiss z'wol isch, so schärt-si. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 129. 1869 Wen e Gäss wol stoht, so stampfet si. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 133. 1858 We's dr Geiss z'wohl isch, su scharat si. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 33 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 249). 1824 Wenn der Geiss zu wohl ist, so scharret sie. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 277. 1824 Wenn der Geis zu wohl ist, so geht sie aufs Eis tanzen, und bricht ein Bein. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 273. Geiss 3 1982 De Rebe und de Geiss wird s nie z heiss. Bürgin Y„ Alti und neui Schwiizer Schpriich: S. 14. 1879 Innere Rabe und innere Gaiss, git's nie z'haiss. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 129. 1824 Einer Rebe und einer Geiss, Wirds nicht leicht zu heiss. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 316.
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Spezieller Teil
Geiss 4 1869 Me muess d'Geiss nid z'wit i de Garte lo. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 148. 1824 Man muss die Geiss nicht zu weit in den Garten gehen lassen. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 278. Geiss 5 1983 E Geiss und es Ching chrankne und gsungne gschwing (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 8. 1982 E Geiss und es Ching chranket und gsundet gschwing. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 22. 1869 E Geiss und es Ching chranket und gsunget ring. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 116. 1863 E Geiss und es Ching Chranket und g'sunget g'schwing (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 60. Geiss 6 1982 Wenn d Geiss tütsche will muess si Hörner ha. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 14. 1869 Wenn e Geiss stosse will, so muess si Hörner ha. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 132. 1863 Wenn e Geiss stosse will, so muess si Hörner ha (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 60. Geiss 7 1869 s'Isch nit bloss wägem Hauderidau z'thue, me muess au luege gab s'Mässer d'Geiss erlange ma. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 139. 1863 's isch nit bloss wäge 'm Hauderidau z'thue, me muess au luege, gab 's Messer d'Geiss erlange ma (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 62. Schild: Man soll im Wirthshaus nicht nur lustig sein, sondern auch sehen, ob die Mittel dies erlauben. Geiss 8 1983 En alti Geiss schläcked au gärn Salz (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 60.
Zusammenstellung von Belegen
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1824 Alte Geissen lecken auch gern Salz. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 277. Red.: Vgl. Franck S., Sprichwörter(1541): Bd. l Bl. 5b: Alt geysz lecken auch gern saltz. Geiss 9 1918 Äsen e Gitzi git mit der Zit e Geiss. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 14. 1879 Fill chlini Mökli mache faiss Und e Gizi gitt mit-der Zitt e Gaiss. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 138. 1869 Äsen e Gitzi git mit der Zit e Geiss. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 137. Geissel l 1983 Nume dää wo d Geisle hed, cha chlöpfe (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 30. 1982 War d Geissle het, da chlöpft. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 38. 1918 Wer d' Geisle het, de chlöpft. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 34. 1869 Wer d'Geisle het, de chlöpft. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 134. 1863 Wer d'Geissle het, da chlöpft (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 60. Geiz l 1904 De Giz und de Vergunst sieht dem Muul voll Brot dur nüün Muure nach. Berner Heim: 1904 S. 99. 1869 De Giz und de Vergunst sieht dem Muul voll Brod dur nüün Muure nach. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 130. 1864 Der Geiz und Vergunst sieht dem Mulvoll Brod durch neun Muren nach. Sprichwörter im Wallis: Nr. 8 (Walliser Monatsschrift: 3, 1864 S. 40). Geizhals l 1978 A' ryche Gizhals und äs feissts Schwy heint eerscht wäärt naa dum Toot (Wallis). Schmid V„ Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 46. 1824 Der Geizige thut nie wohl als wenn er stirbt. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 152.
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Spezieller Teil
Geld l 1982 Galt regiert d Walt. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 55. 1978 Gäält rigiert d Wäält (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 90. 1879 Galt regiert d1 Walt und der Düfel d1 Lütt. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 90. 1824 Geld, verführt die Welt. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 245. Red.: Vgl. Franck S., Sprichwörter(1541): Bd. l Bl. 33b: Gelt regiert die weit. Das Sprichwort geht wohl zurück auf: Pecuniae obediunt omnia, wie es in der Vulgata erscheint (Eccles. 10,19). Bei Franck ist es zum ersten Mal in dieser Form belegt. Vgl. auch bei Franck Bd. 2 Bl. 86a. Geld 2 1983 Wo Gäld isch ischt der Tüüfel, wo keis ischt, da ischt er toppleta. Ritschard G., Bödellitüütsch: S. 270. 1982 Wo Gäld ischt, ischt de Tüüfel: wo kei ischt, ischt er topplet. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 28. 1982 Waa Gääld ischt, ischt der Tüüfel, und waa käis ischt, si zwäi. Schmid M./Issler G., Davoserdeutsches Wörterbuch: S. 169. 1978 Keis Gäält ischt ei Tyfil, zvill Gäält sind zwei Tyfla. Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 91. 1978 Wa Gäld ischt, ischt der Tiiful, wa keis ischt sind zwee (Wallis) "Wo Geld ist, ist der Teufel; wo keins ist, sind zwei" . Walliser- und Walsersprüche: S. 48 Nr. 36. 1937 Wa Gäld ist, ist dr Tüfel, und wa keis ist sin zwei. Bätschi J., Der Davoser: S. 38. 1869 Wo Geld ist, ist der Tüfel; wo keis ist, ist er dopplet. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 130. 1824 Wo viel Geld ist, da wohnt der Teufel; wo aber keins ist, da sind zween. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 246. Davoserdeutsches Wörterbuch: Es ist nicht gut, wenn man viel Geld hat, aber keines zu haben, ist noch schlimmer. Geld 3 1983 S Gäld macht der Märed nit d Lüüt (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 56. 1982 S Galt macht de Märt, nid d Lüt. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 28.
Zusammenstellung von Belegen
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1918 's Gelt macht de Markt, nid d1 Lüt. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 37. 1869 s'Geld macht de Markt, nid d'Lüt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 141. 1824 Das Geld macht den Markt, nicht der Krämer. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 351. Red.: Vgl. Franck S., Sprichwörter(1541): Bd. 2 Bl. 86a: Gelt macht den marckt. Auch dieses Sprichwort stellt Franck zu: Pecuniae obediunt omnia (Eccles. 10,19). Geld 4 1982 Galt ischt e gueti Waar: si goot Summer und Winter. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 28. 1918 Gelt ist e gueti War: si goht Summer und Winter. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 37. 1869 Geld ist e gueti Waar: si goht Summer und Winter. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 141. 1824 Geld ist die beste Waar, sie gilt Sommer und Winter. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 246. Geld 5 1983 Mänge meint, er sig rych, aber er hed nume vill Gäld (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 34. 1963 Es hanget nid am Huufe, / U hanget nid am Gäldt, / Im Zfridesy a dam was hesch / Lyt ds Gfeel uf user Wäldt! (Bern: Mittelland). Zulliger H., Es Büscheli Matte-Meie: S. 69. Geld 6 1978 Gäält macht Gäält (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen:S. 91. 1978 Gäält macht Gäält, und keis Gäält frisst Gäält (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 91. Geld 7 1937 Gäld, du bist mer lieb, Guod, i han di gäre. Bätschi J., Der Davoser: S. 20. 1840 Er (Uli) sagt auch: 'Geld, du bist mir lieb'; und dann soll eine verstehen: 'Gäll, du bist mir lieb!1. Gotthelf J., Uli der Knecht: S. 333. 1824 Geld du bist mir lieb. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 152.
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Spezieller Teil
Bätschi: Was die arme Betörte so verstand als sage er: "Gelt du bist mer lieb, guot, i han di gäre." Geld 8 1869 S'Geld wo stumm ist, macht grad was chrumm ist. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 126. 1824 Geld das stumm ist, macht recht, das krumm ist. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 356. Red.: Vgl. Franck S., Sprichwörter(1541): Bd. 2 Bl. 61a: Gelt das stumm / macht schlecht was krumm. Geld 9 1869 s'Geld werchet am meiste. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 141. 1824 Das Geld werchet am meisten. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 246. gelehrt l 1983 Wie glehrter, descht verchehrter (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 36. 1978 Wie gloorter, wie verchoorter "Wie gelehrter, wie verdrehter." Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 47. 1978 Je gloorter, je verchoorter (Wallis) "Je gelehrter - desto verkehrter". Walliser- und Walsersprüche: S. 47 Nr. 6. 1948 S git ekäi esoo vercheerti Lüüt äs wi(e) di gleerte. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 290. 1864 Wie gelehrter, wie verkehrter. Sprichwörter im Wallis: Nr. 22 (Walliser Monatsschrift: 3, 1864 S. 72). gelingen l 1869 Wer will dass s'em ling, der lueg selb zu sim Ding. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 146. 1869 Wer will dass s'em ling, der lueg selb zu sim Ding. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 146. 1789 Er könnt' ihn (d.h. den Knecht) nur ein Jahr behalten und sah noch zu rechter Zeit die Wahrheit des Sprüchworts ein: Wer will, dass es ihm ling', schau selber zu seinem Ding! Bräker U., Der arme Mann: S. 23 (Kap. 10).
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gemein l 1978 Ds Gmeina ischt ds Ureina (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 47. 1881 (Alles) g'mei ('s G'mei) ist urei (Zürich). Id.: Bd. 6 Sp. 990. 1881 (Taal und) g'maa ist uraa (Schaffhausen, Thurgau). Id.: Bd. 6 Sp. 990. 1881 G'mooa ist urooa (Graubünden: Rheintal). Id.: Bd. 6 Sp. 990. 1881 D's G'miina ist d's Uriina (Bern: Simmental). Id.: Bd. 6 Sp. 990. 1869 Thal und gma ist ura (Schaffhausen). Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 122. 1824 Gemein wird nie rein. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 183. Sutermeister: ura: 'unrein'. Id.: Sprichwort. Gemeinsamer Besitz führt zu Streit; auch: bei gemeinsamem Eigentum geht es unehrlich zu (Zürich). Gemeinderat l 1983 We ne Chue nid wollt suufe, su mues mu sä nummen i Gmeindrat tue. Ritschard G., Bödellitüütsch: S. 268. 1982 Wenn e Chue nid will suuffe, so mues me si nume in Gmeindroot tue, si leert s de scho. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 44. 1869 Wen e Chue nid will suufe, so mues me si nume in Gmeindroth thue, si lehrt's de scho. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 118. Bödellitüütsch: Im Rat lernt man trinken. Gemeinderat 2 1983 E gueti Frau soll me nit vertäube und erne Gmeinroot nit wüeschtsäge (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 24. 1869 Wo gwinnt me nüt? Me soll es guets Rasiermesser und e gueti Uhr nid verchaufe, e gueti Frau nid taub mache und ime Gmeindroth nid wüest säge. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 149. 1863 Wo g'winnt me nüt? Me sell es guets Rasiermesser und e gueti Uhr nit verchaufe, e gueti Frau nit taub mache-n- und eme Gmeinroth nit wüescht säge (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 61. Schild: taub: 'zornig'. genug l 1978 Gnüeg geit du1 Rotto ab (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 127. 1978 Gnüeg geit du' Bach ap (Wallis: Saas). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 127.
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Spezieller Teil
1978 Gnüeg geit d Vischpa üüss (Wallis: Saas). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 127. 1978 Gnüeg geit nit a'maal du' Rotto ab (Wallis: Ausserberg). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 127. 1978 Gnüeg geit d Lonza üüss und daa nit a'maal immer (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 127. 1978 Gnüog geit der du Rotto umbri (Wallis) "Genug fliesst die Rhone hinunter". Walliser- und Walsersprüche: S. 48 Nr. 34. 1865 Gnuog geit du Rottnu ab. Sprichwörter im Wallis: Nr. 78 (Walliser Monatsschrift: 4, 1865 S. 8). Walliser Monatsschrift: d.h. genug ist nur im Rodan. Schmid: Genug gibt es nirgends. Der Mensch hat nie genug. genug 2 1982 Wo gnueg ischt, darf e Sou güüde. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 31. 1904 Wo ggnueg ischt, cha mu Suwhuse (Bern: Simmental). GempelerSchletti D., Heimatkunde: S. 332. 1869 Wo gnueg ist, darf e Sou güde. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 136. Geschütz l 1983 Wyt vom Gschütz git alti Chrieger (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 63. 1982 Wut vom Gschütz git alti Chrieger. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 48. 1978 Wyt fam Gschitz git aalti Chrieger (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 49. 1879 Witt fom G'schütz gitt alti Chriegslütt. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 151. 1848 Er war ein Held weit vom Geschütz. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 169. Schmid: primär: 'dem Abwesenden geschieht nichts; der, welcher weit entfernt ist, wird nicht getroffen'; sekundär: 'man soll sich nicht in anderer Händel einmischen (sonst wird man selbst hineingezogen)'. Seiler: Auf Prahler angewendet. Geschwisterkind l 1918 Metzger, Gerber und Schinder sind z'sämme G'schwüsterti-Chinder. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 23.
Zusammenstellung von Belegen
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1879 Wiberlune und Abrellewätter si G'schwisterti-Chinder. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 151. 1869 Metzger, Gerber und Schinder sind z'säme Gschwüsterti-Chinder. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 120. 1863 's Lüge, 's H....-n- und 's Stähle sy Gschwisterching (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 65. geuden l 1982 Es isch besser güden und spare, als gang z chessle und z chare. KürzLuder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 30. 1918 Es isch besser güden und spare, als gang z'chesslen und z'charre. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 39. 1869 Es isch besser güde und spare als gang z'chessle und z'chare. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 129. 1863 Es isch besser güde-n- und spare, As gang z'chessle-n- und z'chare (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 61. Gewalt l 1983 Mit Gwalt lüpft men au nes Ross hingenume (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 39. 1981 Mit Gwalt stellt men e Geiss hindenume. Greyerz O.v. / Bietenhard R., Berndeutsches Wörterbuch: S. 133. 1960 Mid Gwaald bringd ma en Geis hinneum (Bern: Brienz). Streich A., Sprüche. 1946 Mit Gwolt bringt me ne Geiss hindenumme (Basel: Baselbiet). Schweizerische Lehrerzeitung: 91,1946 S. 46 (Müller G. und Strübin Ed., E Hämpfeli Spruch Wörter). 1936 Mit G'wait lüpft men e Geiss hindenume. Glur J./Nüesch V., Roggwiler Chronik: S. 526. 1879 Mig G'walt cha-me ne Gaiss hindenumme lüpfe. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 129. 1869 Mit Gwalt cha me-n e Geiss hingen ume lüpfe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 136. 1863 Mit G'walt cha me-n- e Geiss hinger umme lüpfe (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 61. 1858 Mit Gwalt bringt m1 n' Geiss hinda n'uma. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 6 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 248). 1824 Mit Gewalt kann man eine Geiss hinten herum lüpfen. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 278.
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Spezieller Teil
Berndeutsches Wörterbuch: 'Kann man Störrigkeit besiegen1. Gewalt 23 1983 Grossi Gwalt wird nit alt (Solothum: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 30. 1869 Strenge Gwalt wird nid alt - het mer bi sinem Eid en alte Schwizer gseit. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 34. 1837 Grossa Gwald werd nüd aid. Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: S. 247. gewinnen l 1936 Wie gewönne, so zerrönne. Glur J./Nüesch V., Roggwiler Chronik: S. 526. 1865 Wie gewonnen, so zerronnen. Sprichwörter im Wallis: Nr. 91 (Walliser Monatsschrift: 4, 1865 S. 8). 1864 Wie gewonnen, so zerronnen. Sprichwörter im Wallis: Nr. 30 (Walliser Monatsschrift: 3, 1864 S. 72). gewinnen 2 1990 Nüd loggloo gwönnt! Mühlemann-Messmer E., Was duu nüd sääscht: S. 61. 1984 Nit lugg Iah - gwinnt! (Wallis). Gruss aus St. Ursula Brig: 69/2, 1984 S. 42. 1982 Nöd lugg loh gwünnt. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 66. 1978 Nit lugglaa gwinnt (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 116. 1958 Nid lugg la g'winnt. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 135. 1937 Nid lugg la gwinnd. Bätschi J., Der Davoser: S. 39. 1928 Nid lugglah gwinnt. Rüegg R., Haussprüche (Prättigau): Nr. 569,1 S. 155. Bieri: Ausdauer führt zum Erfolg. Kommentar in Gruss aus St. Ursula Brig: Grundsatz van am altu Wallissärpüür. Rüegg: Ober- und unterhalb der Tür eines Schränke gemalt. gewöhnen l 1982 Wie mes gwöhnt - so hätt mes. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 31 u. S. 48.
Zusammenstellung von Belegen
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1982 Aber äbe, we mes einisch gwanet isch, so cha me nümm anders (Bern). Dähler K.W., Momou: S. 20. Gitzi siehe unter Geiss Glas l 1869 Uf en Glas Lei und uf en Lug e Muulschelle. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 144. 1824 Auf ein Ey, ein Glas ley, und auf einen Lug eine Maulschelle. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 163. Glashaus l 1983 War im Glashuus hocked, darf keini Stei rüere (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 30. 1982 Wer im Glaashuus sitzt sott nöd mit Schtei rüere. Bürgin Y., Alti und neui Schweizer Schprüch: S. 31. 1962 Me mues nid go Stäi rüere, wenn mer im ene Glaashuus inne sitzt. Bossard H., Zuger Mundartbuch: S. 227. Zuger Mundartbuch: Verletze niemand, wenn du leicht verletzbar bist. Glaube l 1982 Äichäliholz isch Galgäliholz, der Gläübä phaltet d Lyt. Aschwanden F./Clauss W., Urner Mundartwörterbuch: S. 38. 1869 Der Glaube bhaltet d'Lüt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 129. 1863 Der Glaube b'haltet d'Lüt (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti:S. 61. Urner Mundartwörterbuch.· Beim Ausspielen von Eichel. Glaube 2 1982 De Glaube macht seelig und de Tod schtärrig. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 65. 1869 De Glaube macht sälig - de Tod stärrig. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35.
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Spezieller Teil
Glück l
1864 Glück und Glas, wie bald bricht das. Sprichwörter im Wallis: Nr. 17 (Walliser Monatsschrift: 3, 1864 S. 40). 1865 Glück und Glas, wie bald bricht das. Sprichwörter im Wallis: Nr. 97 (Walliser Monatsschrift: 4, 1865 S. 8). 1824 Glück und Glas, wie bald bricht das. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 155. Gof siehe unter Kind
Gold l 1983 Mängs Guld isch Chatzeguld, wenn mes nööcher aluegt (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 20. 1982 Es isch nöd alles Gold wo glänzt. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 55. 1978 Äs ischt nit alles Golt wa' glänzt (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 48. 1978 Äs ischt nit alles Golt wa am Sattil schynt (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 48. 1948 S isch nüd alls Gold, was glänzt. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 297. 1901 Es isch zwar o da nid alles Guld gsi, was glänzt het (Bern: Stadt). Tavel R.V., Ja gäll: S. 98. 1840 "Es ist nicht immer alles Glück, was glänzt," sagte sie halblaut und ging zur Türe hinaus. Gotthelf J., Uli der Knecht: S. 136. 1824 Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 167. Gott l 1918 Gott schloht nid Hecht e Ma, er stricht em au e Sälbli a. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 29. 1902 Gott schlot nit liecht e Ma, er striicht em au e Sälbli dra. Berner Heim: 1902 S. 102. 1869 Gott schlot nid liecht e Ma, er striicht em au e Sälbli a. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 123.
Zusammenstellung von Belegen
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Gott 2 1978 Jedes soorget fer schieb und Gott ver alli {Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 81. 1978 Ich soorge fer mich und Gott ver alli (Wallis: Lötschental). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 81. 1824 Ein jeder für sich, Gott für uns alle. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 129. Gott 3 1982 De lieb Gott hält vill gschpässigi Choschtgänger. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 31. 1960 Mier siin-is ds gliichen Aabeds rätig worden, der Herrgott heigis eigetli den mid allergattig Liite z'tuen (Bern: Brienz). Streich A., Ds Lampenglas gchlepft. 1824 Der liebe Gott hat wunderbare Kostgänger. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 131. Gott 4 1918 We de Herrget nass macht, de macht er au wider troche "Wenn der Herrgott nass macht, dann macht er auch wieder trocken". Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 29. 1901 We de Herrget nass macht, de macht er au wider troche. Berner Heim: 1901 S. 50. 1869 We de Herrget nass macht, de macht er au wider troche. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 129. grasen l 1982 Wer graset, de heuet nit. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 31. 1869 Wer graset, de heuet nid. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 134. 1863 Wer graset, da heuet nit (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 61. grau l 1948 Wie grauer, wie schlauer. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 291. 1869 Je grauer je schlauer. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 126.
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Spezieller Teil
Grind siehe unter Kopf greifen l 1869 Wit griife thued d'Händ bschiisse. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 112. 1869 Wit g'griffe, eister bschisse. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 112. gross l 1982 We die Grosse gross tue, so werde si chly. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 43. 1904 We di Groesse groess ddüe, su wärdi si gäre chlii (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 333. 1869 We die Grosse gross thue, so werde si chlii. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 133. Güggel l 1879 E guete Güggel isch nitt faiss. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 155. 1869 E guete Güggel isch nit feiss. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 136. 1863 E guete Güggel isch nit feiss (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti:S. 61. 1824 Ein guter Hahn ist selten fett. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 279. Schild: Besser zuweilen sich gütlich thun und wieder sparsam sein, als zwecklos arbeiten und geizen. Gunst l 1983 Eis Hämpfeli Gunscht wigt meh, as e ganze Chratte voll Grächtigkeit (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 56. 1982 Es ischt besser e Hampfeie Gunscht as e Chratte Grächtigkeit. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 42. 1918 Es ist besser e Hampfeie Gunst äs e Chratte G'rechtigkeit. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 19. 1869 Es ist besser e Hampvle Gunst as e Chratte voll Grechtigkeit. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 131. 1863 's isch besser es Hämpfeli Gunst, as e Chratte voll G'rechtigkeit (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 61.
Zusammenstellung von Belegen
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gut l
1982 Es isch nüüt besser äs öppis Guets. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 25. 1900 Es isch nüt besser äs öppis Guets. Berner Heim: 1900 S. 371. gut 2
1990 E Guets get wider e Guets (Appenzell: Hinterland). Mühlemann-Messmer E., Was duu nüd sääscht: S. 47. 1982 E Guets git all wieder e Guets. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schpriich: S. 65. Mühlemann-Messmer: Wer Gutes tut, wird auch Gutes erfahren. Gut l
1982 Ungrächt Guet loot wie s Choot vom Rad. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 33. 1918 Un'grecht Guet lot wie 's Chot vom Rad. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 41. 1901 Ungrecht Guet lot wie's Choth vom Rad. Berner Heim: 1901 S. 86. 1869 Ungrecht Guet lot wie s'Choth vom Rad. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 145. 1824 Unrecht Gut, thut nicht gut. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 174. 1760 Urecht Guet (das) faslet nid. Id.: Bd. l Sp. 1057 (Johann Jakob Spreng). 1688 Unrecht gut fasslet und gedeiet nicht, ungrecht gut hat zwei dieben. Id.: Bd. l Sp. 1057 (Anton Klingler, Der Gnadenberueff Zachei). 1676 Unrecht Gut das faselt nicht: de male quaesitis non gaudet tertius haeres. Id.: Bd. l Sp. 1057 (Sylloge und: Johann Jakob Denzler). Red.: faslen: nach Id. Bd. l Sp. 1057 'sich fortpflanzen, vermehren'. Vgl. Franck S., Sprichwörter(1541): Bd. 2 Bl. 149a: Vnrecht guot faselt nit. Haar l 1990 Huut ond Hoor wachst all Taag! (Appenzell: Hinterland). MühlemannMessmer E., Was duu nüd sääscht: S. 54. 1982 Haar und Schade wachsen alli Tag. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 39. 1982 Huut und Haar - wachst all Tag no. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 39.
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Spezieller Teil
1978 Haar und Schado waxunt alli Tago (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 51. 1918 Haar und Schade wachsen alli Tag. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 35. 1900 Haar und Schade wachse-n alli Tag. Berner Heim: 1900 S. 371. 1869 Haar und Schade wachse-n alli Tag. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 145. 1865 Haar und Schaden wachsen alle Tag. Sprichwörter im Wallis: Nr. 98 (Walliser Monatsschrift: 4, 1865 S. 8). 1824 Unglück und Haar wachst alle Tag. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 157. 1824 Unglück und Haar wachsen über Nacht. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 340. Mühlemann-Messmer: Diese kleine Wunde wird schnell heilen. Red.: Vgl. Brant S., Narrenschiff(1494): Kap. 56 V. 55: Dann noch der altten spruch vnd sag, Vnglück vnd hör, das wechszt all tag. Haar 2 1982 Churzi Hoor si bald pürschtet. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 36. 1978 Kurz Hoor isch bal bürschtat (Vorarlberg) "Kurzes Haar ist bald gebürstet". Walliser- und Walsersprüche: S. 49 Nr. 92. 1946 Churz Hoor sy gly bürschtet (Basel: Baselbiet). Schweizerische Lehrerzeitung: 91,1946 S. 46 (Müller G. und Strübin Ed., E Hämpfeli Sprüchwörter). 1936 Kurzi Hoor si bald bürstet. Glur J./Nüesch V., Roggwiler Chronik: S. 527. 1918 Churzi Hoor si bald 'bürstet. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 51. 1879 Churzis Hör isch gli bürsted. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 138. 1879 Churz Hör si gli bürsted. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 170. 1864 Kurze Haare sind bald gebirstet. Sprichwörter im Wallis: Nr. 6 (Walliser Monatsschrift: 3, 1864 S. 8). 1863 Churzi Hoor sy bal bürstet (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 65. 1858 Churzi Har si gli bbürstat. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 44 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 249). 1840 Mir hey se (die Sichelten) erst über acht Tag; aber es ist sich nichts zu verwundern, kurzi Haar sy bald bürstet. Gotthelf J., Uli der Knecht: S. 207. 1824 Kurz Haar ist bald bürstet. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 242.
Zusammenstellung von Belegen
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Seiler: Wenig Gut, wenig Sorge. haben l 1978 Mä wäiss nid, was mä hat, winn mä nüt hat (St. Gallen: Flums). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 374. 1954 Me het vill, wemme nüt net. Redensarten aus dem Baselbiet (Jurablätter: 16, 1954 S. 48). Senti: Schwacher Trost für Besitzlose. haben 2 1982 Je meh me hätt deschto meh will me. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 56. 1978 Vill ha, heischt mee (Wallis: Goms). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 37. 1978 Vill ha, verlangt mee (Wallis: Goms). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 37. 1978 Wer vill het, will no mee (Wallis: Salgesch). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 37. 1978 Vill ha, näme kei Bigirda wäg (Wallis: Ausserberg). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 37. haben 3 1982 Der Hetti und der Wetti hend nie nüt gha. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 36. 1918 Der Hetti und der Wetti hend nie nüt g'ha. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 52. 1869 Der Hetti und der Wetti hend nie nüt gha. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 142. 1869 Der Hetti und der Wetti hend beed nüt gha. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 142. hageln l 1983 Es isch besser, es hagli is Paid, as id Chuchi (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 27. 1879 'S isch besser, der Hagel schlöi in's Feld, ass i g'Chuchi. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 65. 1869 Es ist besser der Hagel schlat is Fäld äs i d'Chuchi. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 131.
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Spezieller Teil
Seiler: Hagelschlag im Feld ist besser zu ertragen, als verschwenderische Wirthschaft in der Küche. halb l 1983 E halbi Chuchi isch e ganzi Höll (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 26. 1918 Es halbs Hus isch e halbi Hell. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 10. Haus 2 1824 Ein halbes Haus, eine halbe Höll. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 346. halb 2 1982 Guet gsässe isch halb ggässe. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 25. 1982 Schön zämmegleit isch halbe büglet. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 31. 1978 Güet gwezt ischt halp gmeet (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 102. 1978 Güet gladu' ischt halp gfaaru' (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 102. 1946 Guet gladen isch halb gfahre (Basel: Baselbiet). Schweizerische Lehrerzeitung: 91,1946 S. 46. (Müller G. und Strübin Ed., E Hämpfeli Spruch Wörter). 1917 Zytig uf isch halber gmäiht. Reinhart J., Im grüene Chlee: S. 10. 1869 Guet gsässe ist halb g'gässe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 128. Hahn siehe unter Güggel halten 2 1982 Me müess gang e chlei han und gang e chlei tan. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 34. 1869 Me muess gang e chlei han und gang e chlei lan. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 149. 1869 Me muess wüsse z'hebe und z'lo. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 149.
Zusammenstellung von Belegen
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Hand l 1985 Ein Hang wäscht di angeri, het dr Papi albe gseit. Stauffer H., Vo nüt chunnt eifach nüt: S. 18. 1983 Ei Hang wäscht di angeri (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 49. 1982 Ei Hand wäscht die ander. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 55. 1848 Das Sprüchwort "Eine Hand wäscht die andere" erwährt sich wohl nirgends unfehlbarer als hier. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 202. 1848 Wenn in solchen Fällen nicht eine Hand die andere waschen muss. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 388. 1824 Eine Hand wäscht die andere. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 145. Red.: Bei Gotthelf im Sinne von Erpressung. Hand 2 1983 Wenn men em Teufel der chly Finger git, nimmt er di ganzi Hang (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 54. 1982 Wenn me eim de chlii Finger git Nimmt er di ganz Hand. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 55. 1978 We' mu' de Lytu' der chlei Finger git, welluntsch die ganzi Hant (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 65. 1940 Isch me mit ne fründtlig u reckt nen e Finger, so schrysse sie die ganzi Hang nohe! (Bern: Emmental). Gfeller S., Eichbüehlersch: S. 67. 1869 Zieh vor dem Tüfel de Huet ab, se nimmt er de Huet und d'Hand derzue. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 130. 1848 Gibt man ihm (d.h. dem Teufel) einen Finger, nimmt er gleich die ganze Hand. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 376. 1824 Wenn man einem den Finger giebt, so will er die ganze Hand. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 175. Hand 3 1982 Wo s eim wee tuet, do het me si Hand. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 41. 1918 Wo 's eim weh tuet, do het me si Hand. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 65. 1869 Wo's eim weh thuet, do het me si Hand. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 143.
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Spezieller Teil
hängen l 1869 Hanke hat kei II. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 143. 1869 Henke het kei Jl, het de Schölm gseit. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 39. Hase l 1958 Mir wei luege, wi dr Haas louft. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 136.. 1869 Wer weiss, wo de Haas lauft, hat desäb gseit, wo-n er s'Garn uf s'Dach gspenne hat. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 41. 1824 Wer weisst, wo der Hase lauft, hat derselbe gesagt, wie er's Garn aufs Dach spannte. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 279. Bieri: Wir wollen sehen, wie die Sache ausgeht. Haus l 1982 Besser im Huus bi schmalem Tisch als im Wirtshuus bi Brootis und Fisch. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 16. 1918 E fridlechs Habermues im eigne Hus ist besser als Braten im Schänkhus. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 10. 1918 Besser im Hus bi schmalem Tisch, als im Wirtshus bi Brotis und Fisch. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 10. 1901 E fridlechs Habermues im ägne Huus ist besser als Brate im Schänkhuus. Berner Heim: 1901 S. 132. 1869 E fridlechs Habermues im ägne Huus ist besser als Brate im Schänkhuus. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 115. Haus 2 1918 's lit vor jedem Hus e Stei, ist er nid gross, sen ist er chlei. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 11. 1869 S'liit vor jedem Huus e Stei, ist er nid gross, sen ist er chlei. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 115. Haus 3 1982 Wenn e Huus sächs Stockwärch hoch isch, so isch s oberscht leer. KürzLuder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 14. 1918 Wenn e Hus sechs Stockwerch hoch ist, so ist 's oberst lär. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 44.
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1881 Wenn e Hus sechs Stockwerk hoch ist, so ist 's oberst lär (Schaffhausen). Id.: Bd. l Sp. 52. 1869 Wen e Huus sächs Stockwärch hoch ist, so ist s'obers leer. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 140. Id.: von hochgewachsenen Leuten. Haus 4 1983 Es rächts Huus hed es rächts Chemi (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 31. hausen l 1963 Der Huser müessi en-Güder ha (Bern: Frutigen). Lauber M., Frutigdeutsche Wörter: S. 86. 1863 E Huser muess e Güder ha (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 63. 1824 Der Sparer muss einen Güder haben. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 152. Schild: Von den verschwenderischen Söhnen geiziger Väter. Lauber: was zusammengespart, müsse wieder verzettelt werden. hausen 2 1983 Huuse tüei die, wo Hüser hei (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 34. 1863 Huse die, wo Hüser hei (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 63. Schild: huse: 'mögen haushälterisch sein'. hausen 3 1983 Huuse und schinte isch zweuerlei (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 34. 1982 Huusen und hunde si zwöi. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 32. 1869 Huuse-n und hunde si Zweu. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 130.
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Spezieller Teil
hausen 4 1982 Huuse isch nöd muuse susch chönd s e jedi Chatz Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 56. 1978 Huusä isch mei äs muusä, sus chünts jedi Chatz (St. Gallen: Mels). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 356. 1918 Husen ist nid muse, sust chönnt's en iederi Chatz. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 39. 1901 Huuse-n ist nid muuse, sust chönt's e jederi Chatz. Berner Heim: 1901 S. 132. 1869 Huuse-n ist nid muuse, sust chönnt's e jederi Chatz. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 130. 1869 Huuse-n ist nid holde. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 142. hausen 5 1982 Wo alli Völli ischt, cha me scho huuse. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 27. 1918 Wo alli Völli ist, cha me scho huse. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 39. 1869 Wo alli Völli ist, cha me scho huuse. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 143. 1824 Wo alle Volle ist kann man schon hausen. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 189. hausen 6 1982 Me mues huuse, wie wann me eebig chönnt blühe, und bäte, wie wann me morn müesst steerbe. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 28. 1918 Me mues huse, wie wann men ebig chönnt blibe, und bete, wie wann me morn müesst sterbe. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 39. 1902 Me muess huuse, wie wann mer ebig chönnt bliibe, und bäte, wie wann me morn müesst sterbe. Berner Heim: 1902 S. 302. 1869 Me muess huuse wie wann mer ebig chönnt bliibe, und bäte wie wann me morn müesst sterbe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 148. hausen 7 1869 Huuse het e wit's Muul. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 142.
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1840 Warte nur, du wirst dein Geldli sonst noch brauchen können - haushalten hat gar ein weites Maul. Gotthelf JM Uli der Knecht: S. 383. 1824 Hausen hat ein weites Maul. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 189. Haut l 1982 Jede mues siini eige Huut uf de Määrt trääge Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 32. 1978 Jede müess mit schyner Hut in di Gäärwi (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 92. 1978 Jede müoss mit schiiner Hut in di Gäärwi (Wallis) "Jeder muss mit seiner eigenen Haut in die 'Gerbe'". Walliser- und Walsersprüche: S. 47 Nr. 18. 1863 Er muess sy eigeni Hut i d'Gerbi träge (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 86. Heiliger l 1978 Nitschi hälfunt alli Heiligu', obschi müess mu' sälber (Wallis: Ausserberg). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 117. 1978 Nitschi hälfunt alli Heiligu', obschi numma eine (Wallis: Goms). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 117. 1978 Nitschi hälfunt alli Heiligu', obschi kei Tyfil (Wallis: Salgesch). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 117. 1978 Nitschi hälfunt alli Heiligu' (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 117. 1978 Nitschi hälfend all Heilig (Graubünden: Pany) "Abwärts helfen alle Heiligen". Walliser- und Walsersprüche: S. 49 Nr. 69. 1918 Nidschi helfund alli Heilige, und obschi numme eine (Wallis). Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 30. 1869 Nidschi helfed alli Heilige, und obschi nu Eine. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 130. Heiliger 2 1948 Me glaubt ekäm Häilige, oder er tüeg es Zäie. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 295. 1918 Me glaubt kern Heilige, oder er tue es Zeiche. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 30. Weber: ... es sei denn, er tue Wunder.
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Spezieller Teil
heiraten l 1937 Hüraten ist wie en gedeckt! Pasteta. Bätschi J., Der Davoser: S. 23. 1918 Hüroten ist e verdeckt Esse. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 6. 1869 Hürothe ist e verdeckt Esse. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 112. Bätschi: Womit angedeutet wird, dass man nicht wissen kann, wie die Füllung ist, ehe man den Deckel abhebt, wie man auch nicht weiss, wie der Ehepartner sich entwickelt, bis man es sieht und erfahrt. heiraten 2 1983 Hüroote, isch nit Chappe tuusched (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 20. 1869 Hürothe ist nid ume Chappe tuuschet. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 112. heiraten 3 1983 Hüroote und Baue isch scho mänge groue (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 22. 1982 S Wiibe und s Boue ischt scho mänge groue. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 10. 1937 Hüraten ist e fehligä Tüfel. Bätschi J., Der Davoser: S. 23. 1937 Hürat oder hürat nid, es rüd di gwüss! "Heirate oder heirate nicht, du wirst es sicherlich bereuen". Bätschi J., Der Davoser: S. 23. 1918 's Wiben und 's Bouen ist scho mänge g'roue. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 5. Bätschi: Es kann gar leicht fehlen statt gelingen. heiraten 4 1978 Gheiratot und gfeelt, ischt gibirschtot und gschtreelt (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 113. 1869 Wer hürothet und fehlt, ist bald gchämblet und gstrehlt; wer hürothet und groth, de het gnueg Huusroth. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 112. 1869 Wer hürothet und fehlt, de ist gstriglet und gstrehlt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 112. Schmid: In einer unglücklichen Ehe ist alles verloren.
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Hemd l 1983 S letschte Hömmli hed ekei Tasche (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 64. 1982 S letscht Hämp het kein Sack. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 65. 1978 Ds Tootu'hämt het kchei Sekch (Waliis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 145. Schmid: In den Tod kann man nichts mitnehmen. Hemd 2 1982 S Hemp isch eim nöcher als de Tschoope. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 55. 1978 Ds Hämmli lyt needier wa1 der Rokch (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 52. 1978 Ds Hämmli lyt neecher wa' der Tschoopo (Wallis: Ausserberg). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 52. 1978 Ds Hemmli lit eim neecher wa der Tschoopo (Wallis) "Das Hemd liegt einem näher als der Kittel". Walliser- und Walsersprüche: S. 47 Nr. 9. Herrengunst l 1983 Heeregunscht und Vogelsang si schön, aber si duure nit lang (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 49. 1863 Herregunst und Vogelg'sang. Isch gar schön, aber durt nit lang (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 62. Heu l
1937 Heu und Chore hed no nie de Ward verlöre. Bätschi L, Der Davoser: S. 38. 1982 Hau und Choore häin no nie de Wäärd verloore. Schmid M./Issler G., Davoserdeutsches Wörterbuch: S. 34. Bätschi: Die bleibenden Werte im Gegensatz zum schwankenden Geld und den veränderlichen Papieren bezeichnet (dieser) schöne Spruch. Davoserdeutsches Wörterbuch: Altes Sprichwort. Heu und Korn behalten immer ihren Wert. Himmel l 1978 Keis fer du' Himmil, keis ver d Hell (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 129.
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Spezieller Teil
1978 Hani keis fer du' Himmil, so hani keis fer d Hell öü nit. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 129. Schmid: Mit diesem Sprichwort tröstet sich die Kinderlose. Im weiteren Sinne: Hat man keine Kinder, hat man keine Sorgen. Keis, d.h. kein Kind. hinein l 1983 Dry und dernäbe goht vill (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 39. 1960 Drin und dernäb geid viel (Bern: Brienz). Streich A., Sprüche. 1879 D'ri und dernäbe got fill. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 84. 1869 Drii und dernäbe het vil Platz. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 143. 1863 D'ry und dernebe goht vil (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 77. Schild: Redensart, wenn man beim Eingiessen neben das Gefäss schüttet. Seiler: Redensart beim Verschütten von Flüssigkeiten. hinüber l 1879 Was übere isch, isch däne. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 289. 1869 Was übere-n isch, isch däne. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 142. 1863 Was übere-n- isch, isch däne (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 69. Hitze l 1918 Hitz ist kei Witz. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 55. 1869 Hitz ist kei Witz. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 124. hitzig l 1978 Hitzig ischt nit witzig (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 54. Hochzeit l 1869 Hochzit macht Hochzit. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 114. 1869 Es ist e Hochsig nie so chlii, es git au es Briitli derbii. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 114.
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1869 Chleider mached Lüt - und e Hoosig Brüt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35. 1824 Hochzeit macht Hochzeit. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 199. 1824 Es ist eine Hochzeit nie so kli, es giebt auch ein Bräutli dabi. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 199. 1824 Es wird nit bald eine Hochzeit vollbracht, es wird eine andere dabey erdacht. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 199. Hochzeit 2 1982 Me cha nöd uf zwei Hochziite tanze Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 32. Hochzeitstag l 1982 Wenn s am Hoochziitstag rägned, gid s es treeneriichs Eeläbe. Schmid M./Issler G., Davoserdeutsches Wörterbuch: S. 83. 1982 Wenn s am Hochziitstag schniid, schniid s dem Hochziitspaar Guod zäme. Schmid M./Issler G., Davoserdeutsches Wörterbuch: S. 151. 1937 Rägnet's am Hochzitstag, so gid's es tränerichs Ehläbe. Bätschi J., Der Davoser: S. 26. 1937 Wenn's am Hochzitstag schnid, schnid's dm Hochzitspar 'Guod' zämma. Bätschi J., Der Davoser: S. 26. Davoserdeutsches Wörterbuch (S. 83): Regen am Hochzeitstag bedeutet eine tränenreiche Ehe. Sprichwort. Davoserdeutsches Wörterbuch (S. 151): Wenn es am Hochzeitstag schneit, werden sich die Besitztümer des Paares mehren. Bätschi: d.h. ihre Güter werden sich mehren. Hoffart l 1983 Hoffart u Fortschritt wollte verchöschtiget sy. Ritschard G., Bödellitüütsch: S. 270. 1848 Die Hoffart habe reichere Leute auf die Gasse gebracht. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 200. 1517 Nach grosser hoff art volgt gern merck meich/ Solch jomer/ hertzeleid vnd not. Gengenbach P., Der Nollhart: V. 842-843. Bödellitüütsch: Hoffart kostet viel. Hoffart 2 1982 Koffert muess lüde. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 22.
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Spezieller Teil
1824 Hoffart muss Zwang leiden. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 159. Hölle l 1958 War nahe dr Höll wont, mues mit dm Tüfel Fride ha Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 137. 1904 We mu nahe n d'r Höll z'Huus ischt, su mues mu mit dem dDüüfel Friede ha (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 331. Bieri: Man muss sich den Umständen anpassen Holz l 1982 Vil Holz isch chlyne Rychtum, kei Holz e grossi Armuet. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 33. 1978 A' Hüffo Holz ischt kei groosse Rychtum, aber keis Holz ischt an groossi Aarmüet (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 114. Holz 2 1990 Wenns nüd am Holz ischt, gets ke Pfiiffe! (Appenzell, Hinterland). Mühlemann-Messmer E., Was duu nüd sääscht: S. 53. 1983 Wenns nit im Holz isch, wo gits kei Pfyffe (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 9. 1982 Nöd us jedem Holz cha me Pfiife schnitze. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 47. 1937 Es muoss am Holz si (sonst wird einer nichts) (Graubünden: Davos). Bätschi J., Der Davoser: S. 15. 1881 Was (wenn 's) nid am Holz ist, git ('s) kei Pfiiffe (Glarus, Schwyz, Zürich). Id.: Bd. 2 Sp. 1247. 1869 Wenn's nid im Holz ist, so git's kei Pfiife. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 132. 1863 Wenn's nit im Holz isch, so git's kei Pfyfe (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 62. 1824 Es muss am Holz seyn, wenn es will Pfeiffen geben. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 310. Schild: Wozu man nicht geboren ist, das kann man nicht werden. Holz 3 1982 Äichäholz git güät Galgäneegel. Aschwanden FVClauss W., Urner Mundartwörterbuch: S. 38.
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1881 Eicheholz git guet Galgenägel (Luzern). Id.: Bd. l Sp. 72. 1869 Eichis Holz git guet Galgenegel. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 138. Holz 4 1869 Grüen Holz, warm Brod, und trüebe Wii, do het e Huus kei Schick derbi. Alt Brod, alt Mehl, alt Holz, alte Wii sind Meister. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 126. 1869 Alt Brod, alt Mehl, alt Holz und alte Wii sind Meister. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 140. hören l 1982 Der Loser a der Tür verstoot alls hinderfür. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 57. 1978 Der Loser an der Want kcheert schyni eigunt Spott und Schant (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 65. 1978 Dr Louser an dr Tüür verstout alls z hindervüür (St. Gallen: Mels). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 385. 1978 Dr Louser an dr Wand gkört syni äigä Schand (St. Gallen: Mels). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 386. 1918 Der Loser a der Tür verstoht alls hinderfür. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 61. 1879 Der Loser ann der Wand Hört si aigni Schand. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 193. 1869 Der Loser a der Thor verstohd Alls hönderför. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 128. hören 2 1990 Vom Ghööresäge lernt me lüüge! (Appenzell: Hinterland). MühlemannMessmer E., Was duu nüd sääscht: S. 43. 1982 Vom ghöre säge lernt me lüüge. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 34. 1978 Vum Gköüräsäägä lügt mä gäärä (St. Gallen: Flums). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 368. 1960 Vom Gheeresägen lehrd ma lügen (Bern: Brienz). Streich A., Sprüche. 1937 Va ghöre säge lügt me gäre. Bätschi J., Der Davoser: S. 70. 1918 Vom G'höresäge lehrt me lüge. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 62.
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Spezieller Teil
Hose l 1982 Hose hilft Hose, und Rock hilft Rock. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 8. 1918 Hose hilft Hose, und Rock hilft Rock. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 1. 1869 Hose hilft Hose, und Rock hilft Rock. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 111.
hü l 1982 Nume nit gsprängt, aber gang hü. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 34. 1982 Nume nid gschprängt aber gang e chli hü. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 31. 1973 asset nume / trinket nume / näht nume / hü nume / nume gang hü (Solothurn). Burren E., um jede priis: S. 50. 1963 Gang hü, u ändtlig chunnt me hei (Bern: Mittelland). Zulliger H., Es Büscheli Matte-Meie: S. 76. 1958 Nume nid g'schprängt, aber geng hü Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 134. 1924 Hütt diser u morn d'Franzose. Eis um ds angere, nume geng hü! (Bern: Stadt). Tavel R.v., Unspunne: S. 168. 1869 Nume nit gsprängt, aber gang hü. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 147. Bieri: Nur immer langsam aber stetig vorwärts, nichts überstürzen. hübsch l 1869 Recht thue ist über hübsch. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 145. 1869 Recht thue ist über hübsch. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 139. 1869 Frei ist ober höbsch. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 139. hübsch 2 1879 Bisch nitt hüpsch, so due doch hüpsch! Seiler O.A., Die Basler Mundart: S. 173. 1869 Bist nid hübsch, so thue hübsch. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 149.
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Huhn l 1982 War Eier will, mues d Hüehner lo gagge. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 54. 1918 Wer Eier will, mues d'Hüehner lo gagge. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 55. 1869 Wer Eier will, muess d'Hüener lo gagge. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 135. Red.: Vgl. Franck S., Sprichwörter(1541): Bd. l Bl. 14b: Der die eyer wil haben / musz das gatzen der nennen auch leiden. Huhn 2 1982 Was nützt es schöns Huen, wenns keini Eier leit. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 15. 1918 Was nützt e schöns Huehn, wenn's keini Eier leit. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 46. 1869 Was nützt e schöns Huen, wenn's keini Eier leit. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 135. 1863 Was nützt es schön's Huen, wenn's keini Eier leit (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 62. Huhn 3 1983 Au nes blings Huen fingt einisch es Chorn (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 19. 1982 E blindi Sau het e Eichle gfunde. Bürgin Y., Alti und neui Schweizer Schprüch: S. 15. 1937 En blindi Henna findt au es Chöreli. Bätschi J., Der Davoser: S. 71. 1824 Es hat eine blinde Huhn eine Erbse gefunden. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 280. 1824 Es hat eine blinde Huhn ein Korn gefunden. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 280. Huhn 4 1983 Au di gschyde Hüener leggen öppe id Nessle (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 36 . 1936 G'schidi Hüner lege au i d'NessIe. Glur J./Nüesch V., Roggwiler Chronik: S. 526. 1904 Di g'schide Henni lege mengischt o-i d'Nessli (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 331.
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Spezieller Teil
1858 Sälbr witzigi Hüenar lega n'öppa einisch i d'Nessla. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 70 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 250). 1824 Die gescheiden Hühner legen auch in die Nesseln. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 280. Huhn 5 1904 Di junge Henni lege d'Eier u di aldde Chüe gee d'Milch (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 331. hui l
1937 Obna hui, unna pfui. Bätschi J., Der Davoser: S. 45. Bätschi: Dass man grösste Reinlichkeit auch in bezug auf Unterkleider und Wäsche verlangte, sagt (dieser) Spottvers. Hund l 1983 Wenn eine ne Bänggel rüert, brüeled dää, wos preicht hed (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 52. 1978 Der Hunt, wa mu' trättot, bellt (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 54. 1978 Du Hunt, wa bellot, gits a1 (Wallis) "Den Hund, der bellt, geht es an (Schmid)". Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 130. 1948 Wann s de Hund trifft, se bilt er. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 206. 1937 Wem-me dm Hund uf de Schwanz tritt, so billd er. Bätschi J., Der Davoser: S. 71. 1865 Der Hund bellot, den der Bengel trifft. Sprichwörter im Wallis: Nr. 95 (Walliser Monatsschrift: 4, 1865 S. 8). 1824 Wenn man den Hund trift, so bellt er. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 281. 1824 Wenn einer einen Bengel unter die Hund wirft, geusset der, wo es trift. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 283. Hund 2 1983 Eme böse Hung muess me ne Bitz Brot is Muul schiesse (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 49. 1901 Me muess im e böse Hung es Stückli Brot is Muul werfe. Berner Heim: 1901 S. 132.
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1869 Me muess im e böse Hung es Stückli Brot is Muul werfe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 148. 1863 Me muess eme böse Hung es Stücki Brod i's Mul werfe (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 63. 1824 Man muss einem bösen Hund ein Stück Brod ins Maul werfen. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 281. Hund 3 1983 Me cha eme Hung s Bälle nit verbiete (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 43. 1982 Me cha de Hund s Bälle nid verhüte. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 41. 1918 Me cha de Hunde 's Belle nid verbüte. Stücki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 47. 1869 Me cha de Hunde s'Bälle nid verbüte. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 135. Hund 4 1982 S isch nüüt, wann men e Hund mues uf d Jagd trääge. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 37. 1918 's isch nüt, wenn men e Hund mues uf d'Jagd träge. Stücki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 53. 1869 S'Isch nüt we me-n e Hung muess uf d'Jagd träge. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 137. 1863 's isch nüt, wenn me-n-e Hung muess uff d'Jagd träge (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 63. 1824 Es ist ein schlechter Hund, den man aufs Jagen tragen muss. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 282. 1824 MUSS man den Hund zum Jagen tragen, So wird man nicht viel erjagen. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 359. Schild: Wenn man Einen zur Arbeit zwingen muss, so wird nicht viel ausgerichtet. Hund 5 1983 War kei Hung hed, muess sälber balle (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 38. 1946 Wemme kei Hund het, muess me sälber balle (Basel: Baselbiet). Schweizerische Lehrerzeitung: 91,1946 S. 46 (Müller G. und Strübin Ed., E Hämpfeli Sprüchwörter).
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Spezieller Teil
Hund 6 1978 Di byssundu' Hint träägunt am meischtu' zerschrissni Oorini (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 55. 1824 Beissende Hunde tragen zerrissene Haut. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 359. Hund 7 1978 A1 Schuppo Hint sint ds Hasusch Toot (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 55. 1936 Viel Hund si d's Haase Tod. Glur J./Nüesch V., Roggwiler Chronik: S. 527. 1824 Viele Hunde sind des Hasen Tod. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 281. Hund 8 1983 Wet e Schooshund abstellscht, de bysst er di i dScheichi. Ritschard G., Bödellitüütsch: S. 270. 1904 We me-n e böse Hund treit und stellt ne-n ab, so biisst er eim i d'Wade. Berner Heim: 1904 S. 200. 1869 We me-n e böse Hund treit und stellt ne-n ab, so biisst er eim i d'Wade. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 132. 1863 Wenn me-n- e böse Hung treit und stellt e-n- ab, so bysst er eim i d'Wade (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 63. Schild: Undank. Bödellitüütsch: Undank ist der Welt Lohn. Hund 9 1982 E schüüche Hung wird nit feiss. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 30. 1869 E schüche Hung ist nit feiss. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 136. 1863 E schüche Hung isch nit feiss (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 63. 1824 Ein blöder Hund wird selten fett. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 282.
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Hund 10 1869 Me muess de Hund ha wie-n er si gwänet ist. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 148. 1824 Man muss den Hund haben, wie er gewohnt ist. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 282. Hund 11 1948 Wann de Hund bilt, (so) bysst er nüüd. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 289. 1824 Ein bellender Hund beisst nicht. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 282. Hund 12 1881 De Hund ist frech im eigne Huus. Id.: Bd. 2 Sp. 1423 (Sulger). 1881 Es ist jede Hund i siim Nest Meister (St. Gallen: Toggenburg). Id.: Bd. 2 Sp. 1423. 15. Jh. Der hund ist da haiment her. In propriis domibus extat dominus canis omnis "Der Hund ist daheim Herr. Im eigenen Haus ist jeder Hund der Herr". St. Galler Handschrift 841: Nr. 67. Hund 13 1869 D'nächsti Frind, die grösstu Hind. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 115. 1869 Friind wie Hund, Nochbuure wie Chälber, Vetter wie Chabisbletter. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 115. 1863 Fründ, wie Hund, Und Vetter, wie A...bletter (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 60. 1848 Ein alter Pfarrer hat immer gesagt: 'Fründ wie Hund'. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 155. 1848 Nicht jeder hat Freunde, so wie nicht bei jedem Menschen die Hunde bleiben. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 331. 1824 Fründ wie Hund, Gevatterlüth, wie Hundsfütt; Vetter wie Kabisbletter. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 203. Hund 14 1937 Wenn dr Hund nid gschissen hätti, hält' er den Hase bezöge. Bätschi J., Der Davoser: S. 70. 1824 Hält' der Hund nicht gesch..., hätt' der Jäger den Hasen gefangen (erloffen). Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 281.
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Spezieller Teil
Bätschi: Beziehen: 'einholen'. Hund 15 1982 En Hund wo schlaaft sott me nüd wecke. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 15. 1824 Schlafende Hunde soll man nicht aufwecken. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 281. Hund 16 1990 Wers het ond vermag, het en Hond oder zwee (Appenzell: Hinterland). Mühlemann-Messmer E., Was duu nüd sääscht: S. 53. 1982 Wers het und vermag, de het en Hund, und wers nid vermag, cha sälber balle. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 30. 1982 Wer s hält und vermag, hält en Hund Wer s nöd vermag, muess sälber balle. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 25. 1946 Wemme kei Hund het, muess me sälber balle. (Basel: Baselbiet). Schweizerische Lehrerzeitung: 91,1946 S. 46 (Müller G. und Strübin Ed., E Hämpfeli Spruch Wörter). 1918 Wer's het und vermag, het en Hund, und wer's nid vermag, cha selber belle. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 39. 1881 We-me 's hat und vermag, so hät-men en Hund. Id.: Bd. 2 Sp. 1421 1881 Wer Geld hat, hat en Hund. (Zürich). Id.: Bd. 2 Sp. 1421. 1881 Wenn Eine e Heer ist, vermag er e Hund (Glarus). Id.: Bd. 2 Sp. 1421. 1881 Wer's vermag, chann (e Chatz und e Hung) en grosse Hund ha oder zwe chlii (Solothurn). Id.: Bd. 2 Sp. 1421. 1869 Wer's het und vermag, de het en Hund. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 134. 1869 Wer's vermag, het en Hund; und wer's nid vermag, cha sälber balle. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 134. Id.: Macht man unnötige Ausgaben. Der Hund gilt für ein Luxustier. Mühlemann-Messmer: Er zeigt, dass er vermögend ist. Spottvers. Hund 17 1881 En Tröscher, en Wöscher, en Rätscher und en Hund möged (fressed) alli Stund (Luzern, Schaffhausen, Zürich). Id.: Bd. 2 Sp. 1421. 1869 Es Chind, es Huen und en Hund möged alli Stund. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 116.
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1869 En Dröscher, en Wöscher und en Hund möged alli Stund. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 119. Sutermeister: d.h. essen. Id.: Rätscher: 'Hanfbrecher'. hüten l 1978 Geits um äs Hietu', so geits um äs Etzu' (Wallis) "Geht es um ein Hüten, so geht es um ein Ätzen (Schmid)". Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 113. 1904 Wes a d's hüedde chundt, so chundts a d's ezze (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 331. 1869 Chunnt's an's Hietu, so chunnt's an's Gschentu (Wallis). Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 145. 1869 Chunnt's an's Hietu, so chunnt's an's Etzu (Wallis). Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 145. 1865 Geitz an es Hietu, so geits an äs Etzu. Sprichwörter im Wallis: Nr. 66 (Walliser Monatsschrift: 4, 1865 S. 7). Walliser Monatsschrift: Sobald man seine Sachen vor Untreuen bewachen muss, nehmen sie ab. Das Gleichniss ist genommen vom Hüten des Viehs: Beim Hüten nimmt die Weide ab. Jahr l 1983 All Johr es Chees isch nit vill Chees, aber all Johr es Ching isch gly vill Ching (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 8. 1982 Alli Joor e Chääs git nid vil Chääs, aber alli Joor es Ching git glii vil Ching. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 21. 1963 Alli Jahr es Chind, si vili Chind. Aber ali Jahr e Cheeäs, ischt net viel Cheeäs (Bern: Frutigen). Lauber M., Frutigdeutsche Wörter: S. 79. 1958 Alli Jaar e Chäs git nid viil Chäs, aber alli Jaar es Chind git grad viil Chind. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 139. 1904 Alli Jahr e Cheäs ischt nit viel Cheäs, aber alli Jahr es Chind si grad viel Chind (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 331. 1869 Alli Johr e Chäs git nid vil Chäs, aber alli Johr es Ching git glii vil Ching. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 116. 1863 Alli Johr e Chäs, git nit vil Chäs, aber alli Johr es Ching, git gly vil Ching (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 63. 1858 Alli Jahr a Chäs isch nid gli vil Chäs, aber alli Jahr 's Chind isch gli vil Chind. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. l (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 248). Bieri: Wenn jedes Jahr ein Kind kommt, gibt es eine schwierige Familie.
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Jugend l 1982 Me cha d Jugund nit vellig inar Vogulchäbig isperru (Wallis). Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 18. 1918 Me cha d'Jugund nit vellig inar Vogulchebig isperru (Wallis). Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 13. 1869 Me cha d'Jugund nit völlig in am Bockhoru ha. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 112. 1869 Me cha d'Jugund nit völlig in ar Vogulchäbig iisperru. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 112. Jugend 2 1982 D Juget mues tobet ha, het der Bettelmaa gseit, do ischt em s Chind zum Bündel usgheit. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 18. 1982 Me mues d Goofe vergumpe loo. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 18. 1918 D'Juget mues 'tobet ha, het der Bettelma g'seit, do ist em 's Chind zum Bündel us g'heit. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 13. jung l 1978 Lieber jung und schön, als aalt und leit (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 146. jung 2 1983 E junge Bärzi - en alte Gruchsi (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 15. Jupe l 1982 Jüppen und Hose decke mängi Mose. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 7. 1918 Jüppen und Hose decke mängi Mose. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 1. 1869 Jüppe und Hose decke mängi Mose. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 111. Kalb l 1983 Was zwenzg Jaar es Chalb ischt, gid nie e grächti Chue. Ritschard G., Bödellitüütsch: S. 266.
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1982 Was zwänzg Joor e Chälbli ischt, get ke Chue mee. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 19. 1982 Was zwänzg Johr es Chälbli gsi isch git kei Chue meh. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 13. 1978 Hundert Jaar äs Chalp git nie a1 Chue (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 57. 1918 Was zwänzg Johr e Chälbli ist, ged ke Chue meh. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 14. 1869 Was zwänzg Johr e Chälbli ist, ged ke Chue meh. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 135. 1837 Was zwenzg Johr e Chälbli ist, ged ke Chue meh. Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: S. 92. Tobler: Wer zwanzig Jahre ein Narr ist, wird nicht mehr gescheidt. Bödellitüütsch: Wer jung nichts lernt, wird auch im Alter nicht klug. Kalb 2 1978 Ret mu' vam Chalp, gamplots bis dar (Wallis: Ausserberg). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 114. Schmid: gamplu: 'springen, gaukeln'. kalben l 1983 Teilne chalbered no der Holzbock und d Ofechrucke (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 22. 1982 Dem chalbered no de Schiitschtock. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 54. 1982 Wem s Glück will, dem chalberet der Mälchstuel. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 38. 1978 Mengam kelbarat dr Holzschlegel uf dr Dille doba (Vorarlberg) "Es gibt Leute, denen der Holzschlegel noch Junge wirft". Walliser- und Walsersprüche: S. 49 Nr. 94. 1958 Warn ds Glück will, dam chalberet dr Mälchschtuel. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 133. 1958 Dam tuet no dr Holzschlegel chalbere. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 137. 1946 Warn s Glück will, dam chalberet der Holzschlegel (Basel: Baselbiet). Schweizerische Lehrerzeitung: 91,1946 S. 46 (Müller G. und Strübin Ed., E Hämpfeli Sprüchwörter). 1937 Warn ds Glück wohl will, dam chalbred dr Schitstock. Bätschi J., Der Davoser: S. 55.
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Spezieller Teil
1937 Im chalbred der Holzschlägel uf dr Dili. Bätschi J., Der Davoser: S. 55. 1918 Wem d's Glück will, dem chalberet der Holzschlegel uf der Ruesstili. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 33. 1904 Wem d's Glück wiil, dem chalberet d'r Schidstock (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 331. 1869 Wenn's Eim glücke muess, dem muess der Heustock (der Bleistock, d'Laterne) chalbere. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 134. 1869 Wem ds Glück will, dem chalberet der Melkstuel. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 134. 1869 Wem ds Glück will, dem chalberet der Zügstuel. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 134. 1869 Wem ds Glück will, dem chalberet der Holzschlegel uf der Ruessdili. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 134. 1863 Der Holz-Schlegel chalberet em uff 'em Esterig obe (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 73. 1863 Der Esel-Stuel chalberet ein vor 'em Hus (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 73. 1858 's isch ke Chunst rieh zwärda, we n'eim dr Holzschlegl ufm Esterich chalberat. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 32 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 249). 1858 Warn ds Glück wil, dam chalberat dr Schidstock. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 32 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 249). 1824 Wem s'Glück wohl will, dem kalbert der Holzschlegel auf der Russdiele. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 156. 1824 Wenn's einem glücken muss, dem muss der Heustock kalbern. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 156. 1824 Wenn's einem glücken muss, dem muss der Bleystock kalbern. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 156. 1824 Wenn's einem glücken muss, dem muss die Laterne kalbern. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 156. Bieri: Wer Glück hat, dem gelingt alles. Bätschi: Manche ... Leute (haben) immer Glück, sie mögen tun und machen was sie wollen, ja sogar ihr Nichtstun bringt ihnen nur Vorteile. Von solchen Glücklichen sagt das Sprichwort: (...). Schild: Er hat blindes Glück. Esel-Stuel: 'Schnitzelbank, Schneidestuhl1. Red.: Vgl. Franck S., Sprichwörter: Bd. l Bl. 14b: Wers glück hat dem kelbert ein ochs. Siehe auch unter Holzbock.
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Kalbfell l 1904 Es si meh Chalbfääl i-n d'r Gärbi wa Chüehütt (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 333. 1869 s'Git meh Chalberhüt als Chüehüt i der Gerwi. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 135. Karren l 1982 Wenn me de Charre nit cha bhebe, mues men e faare loo. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 40. 1918 Wenn me de Charre nit cha b'hebe, mues men e fahre lo. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 54. 1869 We me de Chare nit cha bhebe, muess me-n e fahre lo. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 149. Katze l 1982 Wann d Chatz us em Huus isch so tanzed d Müüs. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 13. 1978 Isch d Chatz us em Huus, so tanzet d Muus (St. Gallen: Mels). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 340. 1978 Isch d Chatz us dum Hüüs, so tanzot d Müüs (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 59. 1962 Isch d Chatz us em Huus, so tanzet d Muus. Bossard, Zuger Mundartbuch: S. 203. 1865 Wann d Chatz us um Hus, so tantzot d1 Mus. Sprichwörter im Wallis: Nr. 94 (Walliser Monatsschrift: 4, 1865 S. 8). 1858 We d'Chatz isch us'm Hus, su tanzat d'Mus. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 39 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 249). 1824 Wenn die Katze aus dem Hause ist, so tanzen die Mäuse. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 285. 1824 Wenn die Katze schläft, so roden sich die Mäuse. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 285. Zuger Mundartbuch: Ist die Herrschaft fort, vergnügt sich die Dienerschaft. Katze 2 1982 E Chatz mit Händsche feet kei Müüs. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 35. 1918 E Chatz mit Händsche fäht kei Mus. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 50.
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1904 Wen e Chatz Hendsche-n and het, su feet si kiner Müüs (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 332. 1869 E Chatz mit Händsche feht kei Mus. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 135. Katze 3 1983 Es cha der schlauste Chatz e Muus vertwütsche (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 36. 1982 Au de beschte Chatz verlauft emol e Muus. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 13. 1978 A nara gschida Katz kan o a Muus entgo (Vorarlberg) "Auch einer klugen Katze kann eine Maus entwischen". Walliser- und Walsersprüche: S. 49 Nr. 86. 1958 Es isch scho mängere g'schickte Chatz e Muus etrunne. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 121. 1858 's isch scho gschida Chatza n'öppa n'a Mus atrunna. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 45 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 249). 1837 Es ist ke Chatz so gschid, es vertrönnt-er nüd au e Mus. Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: S. 190. 1824 Es können den bessten Mauskatzen auch noch etwa eine Maus entrinnen, wie viel mehr den ändern. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 286. Bieri: Es ist schon oft anders gekommen, als man meinte. Tobler: Niemand sieht so gut, dass er nicht etwas übersieht. Katze 4 1982 Z Nacht sind alli Chatze schwarz. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 13. 1978 In der Nacht sind alli Chatze graawi (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 69. 1978 In der Nacht sind alli Chatze schwaarzi (Wallis: Saas, Ausserberg, Goms, Eischoll). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 69. 1824 Zu Nacht sind alle Katzen schwarz. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 285. 1824 Zu Nacht sind alle Katzen grau. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 285. Schmid: Ungenügende Prüfung ergibt kein detailliertes Urteil.
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Katze 5 1869 Wenn d'Chatz Mus frisst, so muess si füre gä. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 149. 1863 Wenn d'Chatz Mus frisst, so muess si se füre gä (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 64. Schild: Wenn man gegen Jemanden grollt, muss man seinem Zorn durch Vorwürfe Luft machen. Katze 6 1869 D'Chatz ist der best Huusroth. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 135. 1824 Die Katz ist der beste Hausrath. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 286. Katze 7 1869 D'Chatz isst gern Fisch, aber si netzt nid gern d'Füess. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 135. 1869 D'Chatz isst gern Fisch, aber si will nit is Wasser. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 135. 1824 Die Katz isset gern Fisch, aber sie netzt nicht gern die Füsse. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 286. 1824 Die Katz isset gern Fisch, aber sie will nicht ins Wasser. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 286. Katze 8 1869 Niemer will gern der Chatz Schelle- ahänke. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 135. 1824 Niemand will gern der Katze die Schellen anhenken. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 285. 1824 Wenn man der Katz die Schelle anhängt, so mauset sie nicht. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 285. Katze 9 1869 Es ist no kei Chatz ab em Mo abe cho. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 135.
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Spezieller Teil
Katze 10 1904 Es ischt nit guet vo d'r Chatz ga d's Schmeer chuuffe (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 331. 1869 Es ist nit guet vo de Chatze ds Schmeer chöufe, wil schi's selber fressund. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 137. 1858 M1 mues nid ga ds Schmär bi dr Chatz chouffa. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 31 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 249). 1824 Man muss der Katze den Schmär nicht abkaufen. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 285. Katze 11 1958 War mit Chatze jagt, bringt Müüs hei. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 122. 1904 War mit Chazze jagt, bringt Müüs hum (Bern: Simmental). GempelerSchletti D., Heimatkunde: S. 331. Bieri: Wie man sich bettet, so liegt man. Katze 12 1978 Mu' seile nit aalti Chatze leerru1 müüsu1 (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 59. 1978 Mu seile nit alti Chatze leeru müüsu (Wallis) "Man soll alte Katzen nicht das Mausen lehren". Walliser- und Walsersprüche: S. 47 Nr. 11. Katze 13 1918 E Chatz und e Mus, zwe Güggel ime Hus, en alte Ma und e jungs Wib blibed selten ohni Chib. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 8. 1869 E Chatz und e Muus, zwee Güggel im e Huus, en alte Ma und e jungs Wiib blühet sälte-n ohne Chiib. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 113. Katze 14 1978 Huusä isch mei äs muusä, sus chünts jedi Chatz (St. Gallen: Mels). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 356. 1918 Husen ist nid muse, sust chönnt's en iederi Chatz. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 39. 1901 Huuse-n ist nid muuse, sust chönt's e jederi Chatz. Berner Heim: 1901 S. 132.
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1869 Huuse-n ist nid muuse, sust chönnt's e jeden Chatz. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 130. Katze 15 1983 Phiata-mi Gott vor solchar Chatz, di mi vorna lakcht un henna chratzt. Portmann P.F., Di letschti Chue: S. 88 (Gerstner Emilie, Sprichwörter aus Bosco-Gurin). 1824 Das sind böse Katzen, die vornen lecken und hinten kratzen. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 286. Katze 16 1982 Wann d Chatz tauft ischt, so will en jedere Götti sy. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 48. 1918 Wenn d1 Chatz 'tauft ist, will en iedere Götti si. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 26. 1904 Wenn d'Chatz tauft ist, will en njedere Götti sii. Berner Heim: 1904 S. 23. 1869 Wenn d'Chatz tauft ist, will en Njedere Götti sii. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 133. Red.: Vgl. Kind. Katze 17 1958 Mi cha dr Chatz dr Balg nid wasche, ooni se nass z'mache. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 122. Bieri: Man kann das Fell nicht waschen, ohne es nass zu machen Katze 18 1984 D Katz im Sagg kauffe. Suter R., Baseldeutsch-Wörterbuch: S. 125 1982 Me sott kei Chatz im Sack chaufe. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 13 1982 D Chatz im Sack chäüffä. Aschwanden F./Clauss W., Urner Mundartwörterbuch: S. 96 1837 Ke Chatz im Sack chaufa. Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: S. 91 1824 Eine Katze im Sack kaufen. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 285
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Spezieller Teil
Tobler: Nichts kaufen, das man nicht sieht. Baseldeutsch-Wörterbuch: Unbesehen etwas kaufen oder übernehmen. Urner Mundartwörterbuch: Eine Sache unbesehen kaufen. Kauf l 1879 Chöüff und Löüff gange ferschide. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 144. 1869 Chäuf und Lauf göh verschide. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 123. Kessel l 1983 Amene alte Chessi isch nüt me z platze (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 63. 1978 Nässje miessunt jungi brännu', aalti brännuntsch nimme (Wallis) "Nesseln müssen jung brennen, alt brennen sie nicht mehr (Schmid)". Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 136. 1869 Am en alte Chessi ist nüt meh z'blätze. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 137. 1863 A 'me-n- alte Chessi isch nüt z'blätze (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 56 Schild: Einem alten Menschen hilft keine Arznei mehr. Blätze: 'flicken'. Kind l 1983 Chlyni Ching trampe der Mueter ufd Füess, di grosse ufs Harz (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 15. 1983 Chlyni Chind chlyn Sorge, grossi Chind gross Sorge. Ritschard G., Bödellitüütsch: S. 266. 1982 Chlini Chind - chlis Leid, grossi Chind - grosses Leid: sy si chly , so trampe si eim uf d Füess; sy si gross, so trampe si eim uf ds Harz. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 17. 1982 Chliini Chind - chliini Sorge grossi Chind - grossi Sorge. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 47. 1978 D Soorge fer d Chint sint chleini, solang mu am Aabunt di Poort no cha' bschliessu' (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 142. 1978 Chleini Chint, chleini Soorge, groossi Chint, groossi Soorge (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 59. 1978 Chleini Chint trätte der Mueter uf du1 Rokch, groossi uff ds Häärz (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 60.
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1963 Chlini Chind stahn der Mueter uf d'Füess, grossi uf ds Harz (Bern: Frutigen). Lauber M., Frutigdeutsche Wörter: S. 86. 1958 Chlyni Chind trappe eim uf d'Füess u grossi uf ds Harz. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 122. 1918 Chlini Chind - chlis Leid, grossi Chind - grosses Leid: si si chli, so trampe si eim uf d'Füess; si si gross, so trampe si eim uf d's Herz. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 12. 1904 We d'Chind chlini sii, su ddrabbe si um uff d'Füess, u we si groessi sii uff d's Harz (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 331. 1869 Chliini Ching chliis Leid, grossi Ching grosses Leid: si si chlii, so trampe si eim uf d'Füess; si si gross, so trampe si eim uf ds Harz. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 116. 1863 Chlyni Ching chlys Leid, Grossi Ching grosses Leid. Sy si chly, so trambe si eim uff d'Füess. Sy si gross, so trambe si eim uff s Herz (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 64. 1858 Chlini Chind chline Chummar, grossi Chind grosse Chummar. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 90 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 250). Schmid: Früher gab es nur einen Hausschlüssel, kam ein Familienmitglied später nach Hause, blieb die Haustüre solange offen. Bieri: Kleine Kinder kleine Sorgen, grosse Kinder grosse Sorgen. Kind 2 1982 Vil Ching, vil Vaterunser. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 22. 1982 Ei Chind - kei Chind, zwei Chind - Spilchind, drü Chind - vil Chind. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 17. 1978 Eis Chint ischt keis Chint (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 92. 1978 Eis Chint ischt keis Chint, zwei Chint sind de afa Chint (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 92. 1978 Eis ischt keis (Wallis: Ausserberg). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 92. 1978 Eis ischt keis, vill sind de Rychtum (Wallis: Ausserberg). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 92. 1978 Besser zwei wäder eis (Wallis: Saas). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 92. 1937 Es Chind allein ist nie wie andri. Bätschi J., Der Davoser: S. 27. 1918 Ei Chind - kei Chind, zwei Chind - Spilchind, drü Chind vil - Chind. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 12.
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Spezieller Teil
1869 Nu eis Chind ist en Schräcke. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 115. 1869 Vil Chind viel Vaterunser. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 116. 1869 Eis Chind ist wie keis, und zweu wie eis, drü nes Paar, u vieri e Schaar. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 115. 1869 Ei Chind kei Chind, zwei Chind Spielchind, drü Chind vil Chind. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 115. 1869 Zweu Chind es Päärli, drü Chind es Schäärli, vier Chind e Stube voll. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 115. Bätschi: Mindestens drei Kinder mussten es nach allgemeiner Volksansicht sein. Kind 3 1983 Schmids Ching si der Funke gwöhnt (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 34. 1982 Schmids Chind sind si der Funke gwonet. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 19. 1918 Schmids-Chind sind si der Funke g'wonet. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 14. 1869 Schmids-Chind sind si der Funke gwont. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 145. Kind 4 1983 E Mueter cha nes Dotze Ching erhalte, aber es Dotze Ching ekei Mueter (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 15. 1978 Äs chänne an Mueter güet zää Chinder erhaaltu', aber nit zää Chinder an Müeter (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 68. 1978 Äs chänne an Müeter güet zää Chinder erhaaltu', aber eis Chint nit an Müeter (Wallis: Lötschental). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 68. 1978 Di Aaltän tuend lichter sibän Chind erhaltän, äs sibän Chind di Aaltän (Graubünden: Pany) "Die Eltern erhalten leichter sieben Kinder, als dass sieben Kinder die Eltern erhalten". Walliser- und Walsersprüche: S. 49 Nr. 71. 1960 Uf d Hilf vo Chinden ischt e ghei Verlass. I han no nie gsehn, dass e junga Vogel en aalta Vogel ghirted hed (Bern: Brienz). Streich A., Aussprüche.
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Kind 5 1982 Chind und Narre säged d Wahret. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 47. 1978 D Jungini und ds Narruvolch redunt d Waarheit (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 58. 1978 D Chenn on d Narra tien d Woarheit seägä (Piemont: Gressoney) "Kinder und Narren erzählen die Wahrheit". Walliser- und Walsersprüche: S. 48 Nr. 46. 1879 Chinder und Nare säge d'Wored. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 219. 1869 Chind und Nare und Ruschmanne säged d'Woret. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 117. 1837 D'Gofa ond d'Narra (oder die rüschiga Lüt) sägid d'Wohrecht. Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: S. 231. Tobler: Die Kinder und Narren reden die Wahrheit. Kind 6 1982 Chind erzühe ischt au gwerchet. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 17. 1960 Mid Teubleiggi und schwarzem Ggaffi cheu mma nid Chind uufziehn (Bern: Brienz). Streich A., Sprüche. 1918 Chind erzühen ist au g'werchet. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 13. 1869 Chind erzühe ist au gwerchet. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 115. Kind 7 1983 Wenn s Ching tauft isch, hält no mange wolle als Götti zuestoh (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 39. 1983 We ds Chind toufts ischt, de wollt ejedra Götti sy. Ritschard G., Bödellitüütsch: S. 268. Bödellitüütsch: Nachträglich bietet mancher seine zu späte Hilfe an. Red.: Vgl. Katze. Kind 8 1963 Jedes Chind bringi si Säge mit ma, aber miner frässe nen-grad nahi (Bern: Frutigen). Lauber M., Frutigdeutsche Wörter: S. 79.
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Spezieller Teil
1869 Niederes Chind bringt si Bündeli Liebi mit uf d'Wält. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 115. Sutermeister: Niederes: 'jedes'. Kind 9 1936 Brönti Ching förchte 's Für. Glur J./Nüesch V., Roggwiler Chronik: S. 526. 1917 Brönnti Chinder förchte 's Füür! Reinhart J., Im grüene Chlee: S. 37. 1848 Uli wird eins von den Kindern sein, welche sich brennen müssen, um das Feuer fürchten zu lernen. GotthelfJ., Uli der Pächter: S. 257. Kind 10 1869 E Chind und e Hue mögend vornezue. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 116. 1869 Es Chind, es Huen und en Hund möged alli Stund. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 116. Sutermeister: d.h. essen. Kind 11 1982 Der Mensch chunt driimal zum Chind: wenn er geboore wird, wenn er afaat karisiere und als steinalte Maa. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 13. 1937 Dri mal ist der Mensch es Chind: zerst i schiner Juged, zletscht im höjen Alter, und derzwüsched i, wenn er verliebt ist. Bätschi J., Der Davoser: S. 17. 1918 Der Mensch chunt drimal zum Chind: wenn er gebore wird, wen er afaht karisiere und als steinalte Ma. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 12. 1869 Der Mensch chunnt driimal zum Chind: wen er gebore wird, wen er afaht karisiere und als steinalte Ma. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 113. Kinderhand l 1982 Es Chinderhändli und en Söitroog mues immer voll sy. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 19. 1918 Es Chinderhändli und en Söütrog mues immer voll si. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 14. 1869 Es Chinderhändli und en Söütrog muess immer voll sii. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 116.
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Kinderhand 2 1982 E Chinderhand isch bald gfüllt. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 22. 1869 E Chingerhang isch bald gfüllt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 116. 1863 E Chingerhang isch bal g'füllt (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 64. Kirsche l 1982 Mit dem isch nöd guet Chriesi ässe. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 8. 1901 Der salb Tag isch nid guet meh gsi Chirsi z'ässe mit ihm (Bern: Stadt). TavelR.v., Jägäll:S. 21. 1840 Er wusste nicht, dass auch hier das Sprüchwort giltet, es sei bös, mit grossen Herren Kirschen essen, weil sie einem gerne Steine und Stiele ins Gesicht würfen, das Fleisch aber behielten. Gotthelf J., Uli der Knecht: S. 55. Kirsche 2 1869 We me Chirsi gwinnt, so seil me-n ungeruche afoh. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 149. 1863 Wenn me Chirsi g'winnt, so seil me-n- ungernohe -n- afoh (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 64. Schild: Vom natürlichen Entwicklungsgang. Kleid l 1869 Chleider mached Lüt - und e Hoosig Brüt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35. 1848 Und, Kleider machen ja Leute. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 201. klein l 1983 Chlyni Ding freue d Ching (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 8. 1982 Chlyni Ding fröie d Ching. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 21. 1869 Chliini Ding freue d'Ching. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 116.
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Spezieller Teil
klein 2 1983 Was chly isch, isch ordlig (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 8. 1869 Was chlii ist, ist artig. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 140. 1869 Was chlii ist, ist artig - aber nu ke chliises Stückli Brod. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35. Klotz l 1982 Uf en grobe Chlotz ghört en grobe Keil. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 19. 1978 Uff an grobe Chlotz kcheert an grobe Kcheil (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 61. Knecht l 1869 Me soll kei Chnächt vor em Fürobe lobe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 120. 1863 Me sell kei Chnecht vor 'em Fürobe lobe (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 64. Koch l 1982 Vil Chöch versalze de Brei: kein Dokter ischt besser als drei. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 47. 1982 Viel Chöch versalzed de Brei. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 8. 1918 Vil Chöch versalze de Brei: kein Dokter ist besser äs drei. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 24. 1869 Vil Chöch versalze de Brei - kein Dokter ist besser äs drei. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 34. kommen l 1982 Wer z erseht chunnt - mahlet zerscht. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 58. 1948 Wee zletscht chunt, maalt zletscht. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 261. 1948 Dee wo zeerschte chunt, maalt zeerschte. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 301. 1879 War z'erst chunt, maalt z'erst. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 202.
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Weber: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. kommen 2 1982 Chum i hüt nöd - chum i morn. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 19. 1978 Chumm i nit hytu', so chumi de mooru (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 115. 1978 Chumm i nit hytu', so weisi de mooru', dass i ubermooru' daa bi (Wallis: Ausserberg). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 115. 1978 Chumm i nit hytu', so chumi de ubermooru' ganz sicher (Wallis: Lötschental). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 115. 1948 Chumm i hüt nüüd, (so) chumm i moorn. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 293. 1858 Chuma n'i nid hütt, su chuma n'i de morn, u vilicht gar übrmorn. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 12 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 249). 1845 Wir haben gesehen, dass die Leute in seinem elterlichen Hause eben nicht meinten, dass alles in einem Tage gemacht sein müsse; da ihnen apart niemand aufpasste, so galt bei ihnen das Sprichwort: "Chumme ih nit hüt, so chumme ih doch morn". Gotthelf J., Der Geldstag: S. 75. 1840 Wo alle nach dem Takte "Komm ich nicht heute, so komme ich doch morgen" arbeiten, einer hier aus zieht, der andere dort aus liegt. Gotthelf J., Uli der Knecht: S. 189. Red.: Wander, Deutsches Sprichwörterlexikon: Bd. 2 Sp. 1466 bemerkt dazu: Trostspruch der Faulen und Lahmen. kommen 3 1971 D' Chruglen ischt rund. Was chun müös, chund. Ringgenberg F., In hangenden Rächten: S. 15. 1947 Aber es chunnt aliwill, wes mo (Schaffhausen: Wildlingen). Bächtold A., De Studänt Räbme: S. 97. 1924 Hab nid Chummer, es chunnt, wie's soll (Bern: Stadt). Tavel R.v., Unspunne: S. 156. Kopf l 1982 Wer kein Chopf het, het Füess. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 51. 1982 Wer kein Chopf hat - hat Bei. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 19.
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Spezieller Teil
1978 Was der Chopf nit bhaaltot, miessunt d Fiess antgäältu' (Ausserberg). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: Anhang S. I. 1918 Wer kein Chopf het, het Füess. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 60. 1904 Wer nit e b'sindde Chopf het, muess gueddi Füess ha (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 331. 1879 War nit Sinn hett, hett Füesz. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 269. 1869 Was der Chopf vergisst, müesse d'Füess entgelte. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 144. 1863 Wer nit Chopf het, da het Füess (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 64. Schmid: Was man vergisst, muss man holen. Seiler: Wer beim Weggehen etwas vergisst, muss zurücklaufen, es zu holen. Kopf 2 1978 Daa wa äs aalts Wyp der Chopf setzt, mag nu äs Stieri nit umgidreeju' (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 147. 1924 ... es muess halt di zwöi Jahr warte, und de chan es mynetwäge sy Chopf düresetzen und ds Glück sueche, wo-n-es meint, dass es z'finde sygi (Bern: Stadt). Tavel R.v., Unspunne: S. 69. 1921 Da, wo es alts Wib der Chopf setzt, Dene mag es en Stier nimme umdreihe! Stebler F.G., Die Vispertaler Sonnenberge: S. 132. 1863 Er het der Chopf g'setzt (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 75. 1840 Diese Sucht, nichts Ungewohntes zu machen, geht so weit, dass viele, wenn sie nur die geringste nicht täglich vorkommende Arbeit machen sollen, den Kopf aufsetzen, poltern, fluchen, aus dem Dienst laufen. Gotthelf J., Uli der Knecht: S. 225. Schild: Er ist halsstarrig. Kopf 3 1982 Vil Chopf, vil Sinn, het de Chabismaa gseit, won em s Fueder usenand gfaare ischt. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 56. 1918 Vil Chopf, vil Sinn, het de Chabisma g'seit, wo-n-em 's Fueder usenand g'fahren ist. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 60. 1869 Vil Chopf vil Sinn - het de Chabisma gseit, wo-n em s'Fueder usenand gfahre-n ist. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35. Red.: Vgl. Franck S., Sprichwörter(1541): Bd. l Bl. 7a: Wie vil köpff so vil sinn.
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krachen l 1982 Wer geng chrachet,bricht nid; wer geng breschtet, stirbt nid. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 21. 1918 Wer geng chrachet, bricht nit; wer geng brestet, stirbt nit. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 42. 1869 Ahnde weh, stirbt nit dest eh. Eister bärze stirbt nit, eister chrache lot nit. Wer geng chrachet, bricht nit; wer geng brestet, stirbt nit. Wehliidig Lüt sterbed nid so bald. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 127. Sutermeister: ahnde: 'täglich'. Krähe l 1983 Ei Chräi pickt imen angere keis Äug uus (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 49. 1982 Kei Chräije chratzt der andre d Auge uus. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 41. 1982 Ei Chräje pickt der andere kei Äug uus. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 16. 1918 Kei Chräije chratzet der andere d'Augen us. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 48. Red.: Vgl. Franck S., Sprichwörter(1541): Bd. l Bl. 145a: Es beiszt kein kraw der ändern die äugen ausz. Kraut l 1983 Wenn me s Chruut könnt, muess me nit nach de Würze grabe (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 32. 1982 We me s Chrut kennt, grabt me nid na der Würze. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 55. 1918 We me 's Chrut kennt, grabt me nid na der Würze. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 54. 1869 We me s'Chrut kennt, so mu nit na der Wurzle grabe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 149. Kraut 2 1983 Am Chruut könnt me d Rüebe (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 32.
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Spezieller Teil
Krug l 1864 Man treit du Chrug zum Brunnen, bis er bricht. Sprichwörter im Wallis: Nr. 31 (Walliser Monatsschrift: 3, 1864 S. 72). 1848 Indessen der Krug geht so lange zum Wasser, bis er bricht. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 191. 1848 Der Krug geht zum Wasser, bis er bricht. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 219. Red.: Vgl. Franck S., Sprichwörter(1541): Bd. l Bl. 53a: Wann der krug lang ghen wasser geht / so bricht er zuletzst. Küche l 1982 Ängi Chuchi, wyte Spycher macht di chlyne Puure rycher. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 31. 1918 Engi Chuchi, witi Spicher macht di chline Pure richer. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 40 1869 Engi Chuchi witi Spiicher macht die chliine Buure riicher. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 118. kücheln l 1983 Derglychetoo, isch noni gchüecheled (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 40. 1946 Derglyche to isch nit küechlet (Basel: Baselbiet). Schweizerische Lehrerzeitung: 91,1946 S. 46 (Müller G. und Strübin Ed., E Hämpfeli Sprüchwörter). 1901 Dergliiche thue ist nonig gchüechlet, sust hetti scho mängs Chüechli gha. Berner Heim: 1901 S. 126. 1869 Dergliiche thue ist nonig gchüechlet, sust hetti scho Mängs Chüechli gha. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 145. Kuchen l 1982 Me sott de Chueche nöd verteile bevor er bache isch. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 7. Kuh l
1982 De letscht macht Türe zue. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 25. 1981 Di letschti Chue tuet ds Gatter zue. Greyerz O. v. / Bietenhard R., Berndeutsches Wörterbuch: S. 196.
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1978 Di letscht Chuä macht ds Gatter zuä (St. Gallen: Murg). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 328. Kuh 2
1983 Anderlüüte Chüö hey geng breeveri Uuter wa die eigete. Ritschard G., Bödellitüütsch: S. 269. 1982 Andrer Lüt Chüje hend allewiil e grosser Uter. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 27. 1918 Andrer Lüte Chüeh hend allewil e grosser Uter. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 28. 1869 Andrer Lüte Chüje hend allewiil e grosser Uter. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 135. Bödellitüütsch: Fremder Besitz verlockt. Kuh 3
1918 Was hilft's, wenn d' Chueh vil Milch git, wenn si de Chübel wider umstosst? Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 33. 1904 Was nützt en gueddi Chue, we si d'Milch wieder dur-e Stall uusschleet (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 332. 1869 Was hilft's, wenn d'Chue vil Milch git, wenn si de Chübel wider umstosst? Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 136. Kuh 4
1983 Di aalte Chüö lacken o gääre Salz. Ritschard G., Bödellitüütsch: S. 268. 1982 Di alte Chüe schläcked au gärn Salz. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 20. 1918 Di alte Chüeh schleckid au gern Salz. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 42. 1869 Die alte Chüe schleckid au gern Salz. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 136. Bödellitüütsch: Alter schützt nicht vor Lüsternheit. Kuh 5
1982 Wann s uf d Grössi acheem, so würd e Chue en Haas erlaufe. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 14. 1918 Wenn's uf d' Grössi achäm, so würd e Chueh en Has erlaufe. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 44.
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Spezieller Teil
1869 Es überlauft e Chue en Has. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 136. 1869 Wenn's uf d'Grössi achäm, so würd e Chue en Has erlaufe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 140. Kuh 6
1981 Me seit ker Chue Tschägg, oder si heig öppis Wysses. Greyerz O.v. / Bietenhard R., Berndeutsches Wörterbuch: S. 83. 1918 Mu seit ekeir Chueh Blösch, öl si heig öppis Wisses. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 65. 1904 Mu siit e-ne-re Chue nit lang Blösch, we si kiis wiisses Haar a-ra het (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 331. 1869 Mu seit e keir Chue Blösch öl si heig öppis Wiisses. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 135. Berndeutsches Wörterbuch: 'Etwas Wahres ist an jedem Gerücht'. Red.: Vgl. Franck S., Sprichwörter(1541): Bd. l Bl. 16b: Es heiszt kein kuw pläszlin / sie hab dann ein sternlin. Kuh 7
1983 Wie feischter äs s inere Chue isch, cha nume nes Chalb wüsse (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 42. 1983 Dunkel wi inere Chue - das weiss nu es Chalb. Portmann P.F., Di letschti Chue: S. 100 (Thürer Georg, Schweizerdeutsche Sprichwörter). 1958 Es isch feischter wi ire Chue inne. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 124. Bieri: Es ist stockdunkel Kuh 8
1983 Mängi Chue vergisst, wie si als Chutschi gumped isch (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 60. 1978 Jedi Chue ischt amal äs Chalp gsy (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 62. 1978 D Chua vrgisst, dasch äs Chalb gsin ischt (Graubünden: Klosters) "Die Kuh vergisst, dass sie einst ein Kalb war". Walliser- und Walsersprüche: S. 49 Nr. 73. 1904 Es git ki Chue wäder si ischt z'erscht es Chalb (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 335.
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Kuh 9
1983 Alt Lüüt und alt Chüe si eisder verachted (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 62. 1982 Alt Lüt und alt Chüe sy eischter verachtet. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 20. 1869 Alt Lüt und alt Chüe si eister verachtet. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 136. 1863 Alt Lüt und alt Chüeh sy eister verachtet (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 56. Kuh 10
1869 Chüe mache Müe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 125. 1869 Hett me d'Chüe nid, so hett me d'Müe nid. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 125. Kuh 11
1904 Di guedde Chüe milcht mu dur d's Muul (Bern: S immental). GempelerSchletti D., Heimatkunde: S. 332. 1904 Me muess de Chüene d'Milch zum Bare-n i schoppe. Berner Heim: 1904 S. 184. 1869 Me muess de Chüene d'Milch zum Bare-n i schoppe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 148. Kuh 12
1981 Es chunt grad einisch e Chüe wo lengeri Hörner het. Greyerz O.v. / Bietenhard R., Berndeutsches Wörterbuch: S. 83. 1960 Es ghiid gad eppa en andri Chueh in Graben (Bern: Brienz). Streich A., Aussprüche. Berndeutsches Wörterbuch: 'Solches Geschwätz wird rasch vergessen'. Red.: Vgl. Fuchs. lachen l 1983 Räägge und Lache sind zämebache. Portmann P.F., Di letschti Chüe: S. 101 (Thürer Georg, Schweizerdeutsche Sprichwörter). 1983 S Lächle und s Bächli si im glyche Chrättli (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 13.
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Spezieller Teil
1978 Räägen und lachen sind zsämmen gabachen (Graubünden: Klosters) "Weinen und Lachen sind miteinander gebacken". Walliser- und Walsersprüche: S. 49 Nr. 77. 1978 Ds Rära und ds Lacha sind i am Hafa bacha (Vorarlberg) "Weinen und Lachen werden im gleichen Hafen gebacken". Walliser- und Walsersprüche: S. 49 Nr. 84. 1963 Si het ds Lachen u ds Räären im glihe Seckli (Bern: Frutigen). Lauber M., Frutigdeutsche Wörter: S. 79. 1937 Hünen und Lache ist zämmengebache. Bätschi J., Der Davoser: S. 55. Portmann: Räägge: 'weinen'. Bätschi: Hünen: 'weinen'. Lauber: Weinen und Lachen sind bei ihr nahe beisammen. lachen 2 1982 Us emene Lächle gits es Bächli. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 32. 1978 Usemä Lächli gits ä Bächli (St. Gallen: Sargans). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 373. 1978 Uff äs Lache chunt äs Planne (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 62. Landammann l 1937 E Landamme und e Schwineimer verliere de Namme nie. Bätschi J., Der Davoser: S. 71. Länge l 1869 D'Längi macht d'Strängi. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 124. 1865 D' Längi macht d'Strengi. Sprichwörter im Wallis: Nr. 85 (Walliser Monatsschrift: 4, 1865 S. 8). langen l 1869 Wit glängt, isch d'Hang gschängt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 112. 1863 Wyt g'längt, Isch d'Hang g'schängt (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., DerGrossätti:S. 65. Schild: Wer viel will, bekommt nichts. G'schängt: 'geschändet'.
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laufen l 1983 Lieber schön laufe, äs wüescht ryte (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 13. 1918 Es ist besser hoffartig laufen äs g'mei fahre. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 57. 1869 Es ist besser hoffährtig laufe äs gmein fahre. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 131. 1863 's isch besser, hoffärtig laufe-n- äs g'mein fahre (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 65. Schild: Besser, beim Gehen Aufwand machen, als zu fahren, wo es die Vermögensumstände nicht erlauben. laufen 2 1983 Mitgloffe - mitgsoffe - mitgstole - mitghänkt (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 54. 1982 Mitgloffe - mitgsoffe - mitgstole - mitghänkt. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 59. 1958 Mit g'loffe, mit g'soffe, mit g'hänkt. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 133. 1879 Mig g'loffe, mig g'soffe, Mig g'stole, mig g'hänkt! Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 188. 1869 Mit gloffe mit gsoffe, mit gstole mit ghänkt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 125. 1863 Mit g'loffe, mit g'soffe, Mit g'stohle, mit g'hänkt (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 65. Bieri: Jeder muss die Folgen der schlechten Gesellschaft selber tragen. laufen 3 1982 Ufeme Wääg wo alles lauft wachsed keini Blueme. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 61 . 1978 Wo vil drüber geit, waxt kei Chrut (Vorarlberg) "Wo viele drüber gehen, wächst kein Kraut". Walliser- und Walsersprüche: S. 49 Nr. 79. 1960 Waa mma viel dir ds Chruud leuft, steid s niimma uuf, waa mma weenig leuft, schteids umhi uuf (Bern: Brienz). Streich A., Sprüche. 1937 Uf rem Wäg wa alls lauft, waxt keis Gras. Bätschi J., Der Davoser: S. 70. Kraut 3
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Spezieller Teil
Laus l 1983 Lieber e Schnägg im Saloot, äs gar kei Fleisch (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 19. 1982 Es ischt besser e Luus im Chrut äs gar kei Fleisch. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 24. 1982 Besser e Luus im Chrut als gar kei Fleisch. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 7. 1982 Äs isch besser ä Lüüs am Chrut ass gar käis Fläisch. Aschwanden F./Clauss W., Urner Mundartwörterbuch: S. 120. 1978 Äs ischt besser an Lüüs im Hafo, wa1 gaar keis Fleisch (Wallis: Ausserberg). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 74. 1978 A Luus im Chruut ischt besser äs gar käis Fläisch (Graubünden: Klosters) "Eine Laus im Kraut ist besser als kein Fleisch". Walliser- und Walsersprüche: S. 49 Nr. 75. 1958 Lieber e Luus im Chrut als gar ke Fleisch. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 142. 1918 Es ist besser e Lus im Chrut äs gar kei Fleisch. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 17. 1881 Besser e Lus im Chrut als gar kei Fleisch (Speck) (Basel, Bern, Glarus, Zürich). Id.: Bd. 3 Sp. 885. 1879 'S isch besser, e Lus im Chrutt, ass gar kai Flaisch. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 65 und 196. 1869 Es ist besser e Luus im Chrut äs gar kei Spack. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 131. 1863 's isch besser e Lus im Chrut, äs gar kei Spack (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 66. 1858 's bessr a Flöuga n'im Chrut wedr nüüt. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 94 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 250). 1845 Daneben musst für dich rechnen, und es ist doch besser öppis äs gar nüt, 'besser e Lus im Kabis äs gar ke Fleisch', seyt me allbets. Gotthelf J., Der Geldstag: S. 202. Bieri: sagt man, wenn in einer langweiligen Rede wenigstens ein guter Gedanke ist. Seiler: Besser ein Ueberbleibsel Speck, als gar nichts, lieber etwas, als nichts. läuten l 1983 Me cha nit lüüte, umgoh und Mählsuppen ässe (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 43.
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1918 Me cha nid lüten und umgoh. Stucki C M Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 49. 1869 Me cha nid lüte und umgoh. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 144. 1863 Me cha nit lüte-n- und umgoh (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 66. Schild: Man kann nicht gleichzeitig zwei Geschäfte besorgen. Umgoh: 'in Prozession um die Kirche gehen' leben l 1982 War lang labt - wird alt. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 48. Leder l 1983 Vo anger Lüüte Läder isch guet Rieme z haue (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 54. 1982 Von andere Lüüt Läder isch guet Rieme schnyde. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 58. 1978 Va främdum Läder ischts Hechts breiti Riemme z schnydu' (Wallis: Saas, Ausserberg, Lötschental). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 41. 1937 Us ander Lüte Läder ist guot Riemä schnide. Bätschi J., Der Davoser: S. 39. 1918 Von ander Lüte Leder isch guet Rieme schnide. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 64. Red.: Vgl. Franck S., Sprichwörter(1541): Bd. l Bl. 7b: Es ist gut riemen ausz ander leut haut schneiden. Vgl. Speck. ledig l 1982 Ledigi Huut schreit überluut. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 9. 1918 Ledigi Hut schreit überlut. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 5. 1869 Ledigi Hut schreit überlut. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 112.
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Spezieller Teil
Lehrbub l 1983 Der Teufel bed alls wolle sy, nume nie Lehrbueb (Solothurn: Härtungen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 15. 1958 Dr Tüfel het alls wolle sy, nume nid Leerbueb u Süniswyb. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 127. Bieri: Lehrling und Schwiegertochter (Sohnsfrau) ist nicht gut sein. Leiche l 1983 Sununtagg Lijch, drij Lijch "Sonntags Leiche, drei Leichen (Portmann)". Portmann P.F., Di letschti Chue: S. 103 und 136 (Gerstner Emilie, Sprichwörter aus Bosco-Gurin). 1978 Am Mitwuchä ä Lych, am Samstig glych (St. Gallen: Flums). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 377. 1978 Am Frytig ä Lych, gärn aini noha schlycht (St. Gallen: Bad Ragaz). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 378. 1937 Am Fritig e Lieh - en andri glich! Bätschi J., Der Davoser: S. 60. Leute l 1982 Ischt me de Lüüten im Muul, so ischt men e bald under de Füess. KürzLuder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 57. 1918 Ist me de Lüten im Mul, so ist men e bald under de Füesse. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 62. 1904 Isch mu de Lüdde im Muul, su ischt me-ne blötzlich un-der-de Füesse (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 331. 1869 Ist me de Lüte im Muul, so ist men e bald under de Füesse. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 145. 1865 Ist mu de Litu im Mul, so ist mu ne bald unter de Füesse. Sprichwörter im Wallis: Nr. 75 (Walliser Monatsschrift: 4, 1865 S. 7). Walliser Monatsschrift: Übler Ruf ist im Zunehmen. Leute 2 1983 Di chlyne Lüüt hed Gott erschaffe; di grosse Stock si sälber gwachse (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 8. 1982 Di chlyne Lüüt het Gott erschaffe, und di grosse Bängel wachsen im Wald. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 14. 1918 Di chline Lüt het Gott erschaffe, und di grosse Bängel wachsen im Wald. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 44.
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1881 Die chliine Lüüt hat Gott erschaffe, die grosse Chalber sind selber g'wachse (Bern). Id.: Bd. 3 Sp. 216. 1869 Die chliine Lüt het Gott erschaffe und die grosse Bängel wachsen im Wald. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 140. 1863 Die chlyne Lüt het Gott erschaffe-n-, und die grosse Bänggel wachse-nim Wald (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 64. Schild: Wortspiel von Bengel 'Knüttel', 'grober Mensch'. Leute 3 1983 Alt Lüüt gsäi id Wyti (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 62. 1983 Alt Lüt gsee am beschte i d Wyti. Ritschard G., Bödellitüütsch: S. 266. 1982 Alt Lüüt gseend am beschte i d Wyti. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 20. 1918 Alt Lüt g'sehnd am beste i d'Witi. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 43. 1869 Alt Lüt gsehnd am beste i d'Witi. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 140. Bödellitüütsch: Alter bringt Weitblick. Leute 4 1983 Alt Lüüt und alt Chüe si eisder verachted (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 62. 1982 Alt Lüt und alt Chüe sy eischter verachtet. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 20. 1869 Alt Lüt und alt Chüe si eister verachtet. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 136. 1863 Alt Lüt und alt Chüeh sy eister verachtet (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 56. Leute 5 1982 A de riiche Lüt wirt me nid riiüdig. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 29. 1918 A de riche Lüte wirt me nid rüdig. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 37. 1869 A de riiche Lüte wird me nid rüdig. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 143. 1837 A-de richa Lüta werd-ma nüd rüdig. Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: S. 372.
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Spezieller Teil
Tobler: Von den reichen Leuten bekommt man nicht leerere Hände. Leute 6 1983 Rächt Lüüt hei rächt Härdöpfel, und anger Lüüt hei Cheibe (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 31. 1869 Rächt Lüt händ rächt Sache und rächt Härdöpfel. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 145. 1869 Rächt Lüt händ e Gattig. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 145. 1863 Recht Lüt hei recht Sache (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 67. Schild: Ausruf, wenn man sich reich und wichtig machen will. Leute 7 1983 Füila Litu un gghaara Hendu geit s nia schlacht "Faulen Leuten und langhaarigen Hunden geht es nie schlecht (Portmann)". Portmann P.F., Di letschti Chue: S. 47 (Gerstner Emilie, Sprichwörter aus Bosco-Gurin). 1982 Je füüler d Lüüt, deschto besser s Glück. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 37. 1918 Je füler d'Lüt, desto besser Glück. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 53. 1869 Je füler d'Lüt, desto besser Glück. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 144. 1837 Je füler d'Lüt, desto besser Glöck. Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: S. 207. Tobler: Je ärger Schelm, je besser Glück. Leute 8 1982 Fuul Lüüt hend all Fiirtig. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 37. 1982 Fuuli Lüüt händ all Taag Sunntig. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch:S. 71. 1918 Ful Lüt hend all Firtig. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 53. 1869 Fuul Lüt hend all Firtig. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 131. 1837 Ful Lüt hend all Firtig. Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: S. 22. Tobler: 'Faulenzer haben das ganze Jahr Feiertage'.
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Leute 9 1978 Am Abud nid nider, am Morgu nid üf, ischt aller fiiülu Litu Brüüch (Wallis) "Am Abend nicht nieder, am Morgen nicht auf, ist aller faulen Leute Brauch". Walliser- und Walsersprüche: S. 48 Nr. 30. 1881 Am Abe nüt nider un am Morge nüt uuf, ist aller fuule Lüte Bruuch (Bern). Id.: Bd. 4 Sp. 670. 1881 Am Aabe nüt nider un am Morge nüt uuf, ist aller fuule Lüüte Bruuch (Bern). Id.: Bd. 4 Sp. 670. 1869 Früe is Bett und spot uf ist alle fuule Lüte Bruuch. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 124. 1863 Früeh i's Bett und spot uf, isch alle fule Lüte Bruch (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 60. 1858 Am Aba nit nidr, am Morga nid uf, isch allr fula Lüüta Bruch. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 55 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 249). Leute 10 1983 Jung-gi Lit, ledagi Lit, ggsiat-mu-schi nit, ggheert-mu-schi wit "Junge Leut, ledige Leut, sieht man sie nicht, hört man sie weit (Portmann)". Portmann P.F., Di letschti Chue: S. 86 (Gerstner Emilie, Sprichwörter aus Bosco-Gurin). 1978 Ledigi Lyt, luschtigi Lyt, gseet mu1 schi nyt, kcheert mu1 schi wyt (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 104. 1937 Lustigi Lüt, ledigi Lüt, gsiehd ma schi nid so ghörd ma schi wit. Bätschi J., Der Davoser: S. 20. 1921 Ledige Lüt, lustige Lüt, Gseht me schi nit, So ghört me schi witt. Stebler F.G., Die Vispertaler Sonnenberge: S. 133. Leute 11 1978 Gscheidi Lyt chännunt öü d Schüe verdreeju' (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 104. 1978 Gscheidi Lyt chännunt öü dr Absatz verdreeju' (Wallis: Salgesch). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 104. 1978 Gscheidi Lit chennunt öü d Schüo verdrääju (Wallis) "Auch gescheite Leute können die Schuhe verdrehen". Walliser- und Walsersprüche: S. 47 Nr. 20. 1869 Gschiid Lüt narriered au. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 141.
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Spezieller Teil
Leute 12 1983 Es goht nüt über gschyd Lüüt (Solothum: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 35. 1904 Es gut nüüt über schlimi Lüt äs d'Hut (Bern: Simmental). GempelerSchletti D., Heimatkunde: S. 333. 1881 Es gaad Nüüd über g'schiid Lüüt - weder d1 Huut (Zürich) "Es geht nichts über gescheite Leute - nur die Haut". Id.: Bd. l Sp. 57/58. 1869 Es gaht nüt über gschiid Lüt - weder d'Hüt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35. Leute 13 1983 Tuesch nit wie anger Lüüt, so gohts dir au nit wie anger Lüüt (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 12. 1982 We me nit isch wie ander Lüt, so geit s eim nit wie ander Lüt. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 42. 1978 Tuä we d Lüt, sä gouts dr we da Lüt (St. Gallen: Flums). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 332. 1869 We me nit ist wie ander Lüt, so geit's eim nit wie ander Litu. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 133. Leute 14 1904 War dem Wädder d'r Luuf u de Lüdde d'r Wille laat, het säldde Verddruus (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 331. 1869 Me muess de Lüte de Lauf la und de Nare de Gang. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 149. Leute 15 1983 Me muess d Lüüt lo rede und Chüe lo chalbere (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 52. 1982 Me mues d Lüüt lo säge und Chüe lo trääge, so git s Chalber. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 43. 1982 Las d Lüüt rede und d Hund balle. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 33. 1978 Mu' muess d Lyt la redu' und Chie la chalbju (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 115. 1978 Mu' muess d Lyt la redu1 und Chie la chalbju de gits Milch (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 116. 1914 D'Lüt lan reden, d'Hünd lan waulen, d'Vögel lan gaggen, und gang grad usi der rächt Wäg gähn. Berner Woche: 1914 Nr. 27 VI.
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1869 D'Lüt lan rede, d'Hünd lan waulen; d'Vögel lan gaggen und geng grad usi de rächt Wäg gan! Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 147. 1869 Me muess d'Lüt lo säge u d'Chüe lo träge, so git's Chalber. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 147. Berner Woche: Rubrik 'müssen'; in diesem Fall bedeutet es: 'Etwas tun müssen ist schwer'. Bieri: Höhere Gewalt. Mutter l 1982 Es ischt e Mueter no sen arm, so git si irem Chindli warm. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 18. 1948 Isch e Mueter na so aarm, irem Chindli git si waarm. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 295. 1918 Es ist e Mueter no sen arm, so git si irem Chindli warm. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 12. 1901 Es ist e Mueter no sen arm, so git si ihrem Chindli warm. Berner Heim: 1901 S. 50. 1869 Es ist e Mueter no sen arm, so git si ihrem Chindli warm. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 116.
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Spezieller Teil
Mutter 2 1869 Wenn in ere Mueter s'erst Chind stirbt, so soll si d'Tischdrucke grosser mache lo. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 116. 1869 Wenn in ere Mueter s'erst Chind stirbt, so soll si no gross Suppeschüssle zweg mache. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 116. 1869 Wenn in ere Mueter s'erst Chind stirbt, so soll si d'Stube grosser mache lo. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 116. Nachbar l 1982 Birne bööse Nochber und binere bööse Frau sell me nid säge: "Gott stroof mi", me isch scho gstrooft gnue. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 11. 1918 Bimene böse Nochber und ere böse Frau sell me nid säge: Strof mi Gott! Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 8. 1869 Bim ene böse Nochber und ere böse Frau sell me nid säge: Strof mi Gott! Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 114. 1863 By-n-eme böse Nochber und by-n-ere böse Frau sell me nit säge "strof mi Gott", me-n-isch scho g'stroft g'nue (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 67. nachlassen l 1978 A'ha' und nit naalaa bi der Aarbeit sy an Sach, wa' miesse verfaa' (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 121. 1958 Nut nala g'winnt. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 145. 1936 Nut nohloh g'wünnt. Glur J./Nüesch V., Roggwiler Chronik: S. 526. 1879 Nitt no lo günt, d'rum dure! Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 155. 1869 Nid nahla gwünnt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 145. Schmid: a'ha': 'sich anstrengen, anhaben'. Bieri: Steter Tropfen höhlt den Stein. Seiler: Wahlspruch der Landschäftler. Nacht l 1869 Was me z'Nacht no de Nüne redt, gilt nüt meh. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 142. 1863 Was me z'Nacht noh de Nüne redt, gilt nüt meh (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 67. Schild: Vom Rausche Nachts nach neun Uhr, der unzurechnungsfähig macht.
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nahe l 1983 Di Neechschtu, di Schlemmschtu "Die Nächsten, die Schlimmsten (Portmann)". Portmann P.F., Di letschti Chue: S. 113 (Gerstner Emilie, Sprichwörter aus Bosco-Gurin). nähen l 1869 Was hinten ist, ist gnäit. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 142. Sutermeister: Nach hinten kehrt man die schlechte Seite. Red.: Vgl. mähen 1. Narr l 1983 Es gfallt jedem Naar si Chappe und mir mi Huet (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 19. 1982 Jedem Narr g fallt sini Chappe. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 23. 1978 Jedum Lappi schys Chappi (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 63. 1879 Jedem Nar g'fallt si Chappe. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 219. 1879 'S mues jede Nar si Chappe ha. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 219. Schmid: Lappi: 'Narr'. Narr 2 1983 Wenn d Naare z Märed göi, verdiene d Chreemer Gäld (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 56. 1982 Wenn me d Narre z Märet schickt, so löse d Chrämer Gäld. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 33. 1978 We' mu' Noolu'volch z Märt schikcht, berchomunt d Chreemmer Gäält (Wallis: Lötschental, Saas). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 94. 1918 Wenn me d' Narre z' Märet schickt, so löse d'Chremer Geld. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 59. Narr 3 1982 Zur rächte Zyt e Narr sy isch au e Kunscht. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 56. 1918 Zur rechte Zit e Narr si ist au e Kunst. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 59.
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Spezieller Teil
1869 Zur rechte Zit e Nar sii ist au e Kunst. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 141. Narr 4 1983 De Naar traumts nie nüt Witzigs (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 42. 1982 S träumt de Narre nüüt Gschiids. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 56. 1918 's träumt de Narre nüt G'schids. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 59. 1869 s'Traumt de Nare nüt Gschiids. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 141. Narr 5 1990 D Nare send au Lüüt, gad nüd wie ander! (Appenzell: Hinterland). Mühlemann-Messmer E., Was duu nüd sääscht: S. 67. 1983 Naare si au Lüüt, aber nit all Lüüt Naare (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 42. 1982 D Narre sind au Lüüt aber nöd so wie anderi. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 72. 1869 D'Nare si au Lüt, aber nid wie ander. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 141. 1863 D'Narre sy au Lüt, aber nit all1 Lüt Narre (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 67. 1837 D'Narra sönd au Lüt (Appenzell: Mittelland, Hinterland, Kurzenberg). Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: S. 29. 1837 D'Narra sönd au Lüt, aber nüd wie ander (Appenzell: Innerrhoden, Hinterland). Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: S. 29. Tobler: Auch die Narren sind Menschen, man darf sich als Mensch nur nicht zu viel einbilden, weil auch die Narren Menschen sind. Red.: Vgl. Schelm. Narr 6 1918 D'Narre wachse, me brucht si nid z' b'schütte. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 59. 1869 D'Nare wachse, me bruucht si nid z'bschütte. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 140. Stucki: D'Narre: auch hochaufgeschossene Rübe u. dgl.
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Narr 7 1978 Jede Nool macht a'maal im Tag äs Zeichu1 (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 136. 1858 A Nar tuet geng 's Zeicha. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 111 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 250). Narr 8 1978 Mu1 soll nit Noolu'volch halpgmachti Aarbeit zeichu1 (Wallis) "Man soll nicht Narrenvolk halbfertige Arbeit zeigen". Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 71. 1978 Mu seile dum Nooluvolch nit halbgmachti Arbeit zeichu (Wallis) "Man soll den Narren nicht halbgemachte Arbeit zeigen". Walliser- und Walsersprüche: S. 47 Nr. 14. 1937 Me soll keim Narr en halbgmacheti Arbet zeiche. Bätschi J., Der Davoser: S. 49. Bätschi: Wenn jemand ein Werk tadelt, ehe es fertig ist. Narr 9 1983 Dar Narrschu weiss bessar tschim Hüiss z regiaran widar dar Gschijdu z andra Litu Hüiss "Der Narr weiss seinem Hause besser vorzustehen als der Kluge anderer Leute Häusern (Portmann)". Portmann P.F., Di letschti Chue: S. 115 (Gerstner Emilie, Sprichwörter aus Bosco-Gurin). nass l 1904 Nasse Lüdde-n ischt grad gnueg g'wädderet (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 332. 1869 Im Nassen ist bald gwettret (Wallis). Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 145. 1869 s'Het Nassne glii gnueg grägnet. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 143. Sutermeister: Der Reizbare ist bald gereizt. Neid l 1983 Dar Nid und tar Hass varderbt schin eiganda Heer "Neid und Hass ruinieren ihren eigenen Herrn (Portmann)". Portmann P.F., Di letschti Chue: S. 117 (Gerstner Emilie, Sprichwörter aus Bosco-Gurin). 1978 Nyt und Hass frässe Löüp und Graas (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 136.
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Spezieller Teil
Schmid: Neid und Hass kennen keine Grenzen. nichts l 1983 Nit ha, escht schtrangs, abar niama ha, escht no veil schtrang-gar "Nichts haben, ist hart, aber niemand haben, ist noch viel härter (Portmann)". Portmann P.F., Di letschti Chue: S. 117 (Gerstner Emilie, Sprichwörter aus Bosco-Gurin). 1978 Nyt ha' ischt a' herti Sach (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 100. 1978 Nyt ha' ischt a' herti Sach, z vill ha' ischt nit vill wäärt, eppis ha' ischt güet (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 100. nichts 2 1983 Vo nüt chund nüt (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 10. 1982 Us nüüd gid s nüüd. Schmid M./Issler G., Davoserdeutsches Wörterbuch: S. 115. 1982 Vo nüüt chunt nüüt. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 34. 1978 Va nix chunt nix (Wallis: Goms). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 70. 1978 Uss nix wirt nix (Wallis: Ausserberg). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 70. Davoserdeutsches Wörterbuch: Wo nichts vorhanden ist, kann nichts wachsen, doch auch: Alles hat seine Ursache. nichts 3 1982 Nüüt und nüüt goht uf. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 23. 1948 Nüüt vo nüüt gaat uuf. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 270. 1840 Aus nichts wird nichts, und nüt von nüt geht auf. Gotthelf J., Uli der Knecht: S. 40. nichts 4 1978 Waa nit ischt, verdäärbent d Mysch (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 102. 1879 Wo nütt isch, isch gli dailt. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 170. 1848 Und wo nichts ist, hat ja selbst der Kaiser sein Recht verloren. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 413
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nichts 5 1978 Mit nyt het mu' nyt (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 70. 1848 Aber Geld kann dir mein Seel keins geben: habe selbsten keins, und wo nichts ist, ist nichts, wie du weisst. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 336. nichts 6 1983 Niemer isch nüt, und niemer isch alls (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 15. 1978 Niene nix und niene alls (Wallis: Ausserberg). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 130. 1937 Keinä ist nüd und keinä ist alls, / wärest du alls, so war i nüd, / und war i alls, so wärest du nüd. Bätschi J., Der Davoser: S. 53. nichts 7 1982 Nüüt si und nüüt meine isch vil nüüt. Bürgin Y., Alti und neui Schweizer Schprüch: S. 23. 1869 Nütz see ond nütz schina ist gar fitz nütz. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 143. Nisse l 1982 Wo Niss sind, het s Lüüs. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S.41. 1918 Wo Niss sind, het 's Lüs. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 65. 1869 Wo Niss sind, het's Lüs. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 137. nützen l 1982 Nüzt s nüüt - so schadt s nüüt. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 39. 1978 Nitzots nit, so schadots nit (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 71. 1958 Nützt es nüt, so schad't es o nüt. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 145. 1948 Nützt s der nüüt, so schadt s der nüüt. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 293. Bieri: Wenn es nichts nützt, so schadet's nicht.
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Ordnung l 1958 Ornig mues sy, u wes grad e Souornig isch. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 146. Bieri: Ordnung muss sein. Pelz l 1983 Mä cha der Pelz nüd wasche, ohni ne nass z mache. Portmann P.F., Di letschti Chue: S. 119 (Thürer Georg, Schweizerdeutsche Sprichwörter). 1958 Mi cha dr Chatz dr Balg nid wasche, ooni se nass z'mache. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 122. 1948 Me cha kän Pelz wasche, ooni das men e nass macht. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 302. Bieri: Man kann das Fell nicht waschen, ohne es nass zu machen. Pfaffensack l 1978 Im Pfarrerssakch het vill platz (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 75. 1978 Der Pfarrerssakch het kei Bodo (Wallis: Goms). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 75. 1918 Der Pfaffusack ist teiffe (Wallis). Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 30. 1869 Der Pfaffusack ist teiffe (Wallis). Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 122. 1863 Er het's wie-n-e Pfaffesack, er het kei Bode (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 73. 1837 En Boda wie en Pfaffasack hah. Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: S. 45. 1837 En Pfaffasack hed kan Boda. Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: S. 45. 1522 Noch hat der sack kein boden nit "Noch hat der Sack keinen Boden". Manuel N., Werke: S. 57 (Vom Papst und seiner Priesterschaft: V. 650). Tobler: Die Pfaffen sind nicht zu sättigen. Man erzählt sich, dass einst zwei Brüder waren: einer ein Bauer, der andere ein Pfaff. Bei einem Erbe hatten sie unter Anderem auch einen Sack zu vertheilen, worüber sie sich nicht vereinigen konnten, indem der Pfaffe den Werth desselben zu hoch anschlug. Nun kamen sie über Eines, den Sack in zwei gleiche Theile zu theilen, und durch das Loos entscheiden zu lassen, welcher Theil dem Einen oder Ändern zufallen
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solle. Der Bauer erhielt den Theil des Sackes mit dem Boden, der Pfaff den obern, also bodenlosen Theil. Darum hat der Pfaffasack keinen Boden. Pfanne l 1982 Ds Chessi hed dem Pfanni nüüd uufzhebe, schi sin beedi schwaarzi. Schmid M./Issler G., Davoserdeutsches Wörterbuch: S. 30. 1978 Ds Häfi seile der Pfannu' nit d Schwerzi verwyssu (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 51. 1978 Ds Häfi seile der Pfannu nit d Schwerzi verwiissu (Wallis) "Der Hafen soll der Pfanne nicht die Schwärze vorwerfen". Walliser- und Walsersprüche: S. 47 Nr. 8. 1937 Ds Chessi brucht dr Pfanna nid ufzhebe, dass seh schwarzi si. Bätschi J., Der Davoser: S. 70. Davoserdeutsches Wörterbuch: Jede Überheblichkeit wäre also fehl am Platz. Pfarrer l 1982 De Pfarrer prediget nöd zweimal. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 73. 1869 Was seist? De Pfarer prediget nu eimol. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 9. Pfarrer 2 1978 Di Pfarrherru' seile mu' brüüchu' wie Saalz (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 137. 1978 Di Pfarrherru1 seile mu' brüüchu' wie Saalz und Pfäffer (Wallis: Goms). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 137. Pfarrer 3 1978 Pfarrerssüü und Müllers Chüä choschted vil und grooted niä (St. Gallen: Walenstadt). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 329. 1947 Uf der andere Siite so e Puuresprüchli: "Pfarerschind und Miillerchüe ggrooted sälte oder nie" ischt au nid us der Lufft ggriffe (Schaffhausen: Wilchingen). Bächtold A., De Studänt Räbme: S. 245. Pfeffer l 1879 Pfäffer hilft de Buebe ufs Ross, de Maitle in's Grab. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 27.
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Spezieller Teil
1863 Der Pfeffer hilft 'em Rüter uff s Pferd und 'em Wybervolch i d'Erd' (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 57. Pferd siehe unter Ross probieren l 1982 Probiere gaht über schtudiere. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schpriich: S. 34. 1978 Prabierä gout über studierä (St. Gallen: Flums). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 326. 1978 Probierru' geit über Studierru' (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 76. 1947 Aber de Lehrer hat blooss glachet: Probiere goht über studiere (Schaffhausen: Wildlingen). Bächtold A., De Studänt Räbme: S. 110. Prozess l 1983 Bim Prozidiere goht ein im Hömmli und der anger blutt (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 53. 1982 Wenn zwöi mitenangere prozediere, goot eis im Hemmli und s angere blutt. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 44. 1978 Der Gwinner verliert du' Rokch, der Verlierer no ds Hämmli derzüe (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 113. 1921 Der Gwinner (im Prozess) verliert der Rock, der Verlierer noch das Hemd drzue. Stebler F.G., Die Vispertaler Sonnenberge: S. 132. 1918 Wenn zweu mitenangere prozediere, goht eis im Hemdli und d's angere blutt. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 19. 1869 Wenn Zweu mit enangere procediere, goht eis im Hemli und s'Angere blutt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 132. 1863 Wenn Zweu mit enangere prozediere, goht Eis im Hemmli und 's Angere blutt (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 57. Schmid: Warnung vor dem Prozessieren; beim Prozessieren verlieren alle. Rast l 1978 As Raschtji ver äs Trachtji (Wallis: Lötschental). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 107. 1978 As güets Raschtji git as güets Trachtji (Wallis) "Eine gute Rast gibt eine gute Last (Schmid)". Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 107
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1869 S'Rastje ist au es Trachtje (Wallis). Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 127. Rat l
1982 Schwiizerrat chunt no der Tat. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 43. 1978 Walliser Raat chunnt naa der Taat (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 77. 1978 Naa der Taat chunnt Walliser Raat (Wallis: Lötschental, Salgesch). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 77. 1918 Schwizerrat chunnt no der Tat. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 19. 1864 Guter Rath nach der That. Sprichwörter im Wallis: Nr. 36 (Walliser Monatsschrift: 3, 1864 S. 72). Rat 2
1978 Verdäärbu1 will Raat ha' (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 37. 1869 Verderbe will Rath ha. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 145. 1864 Verderben, will Rath ha. Sprichwörter im Wallis: Nr. 7 (Walliser Monatsschrift: 3, 1864 S. 8). Schmid: Die Bedeutung dieses Sprichwortes scheint nicht mehr ganz klar zu sein: 'alles Unheil beginnt bei einem Rat,' meinen die einen, oder: 'willst du in einer Arbeit, einer Sache versagen, soll dir ein Werk nicht gelingen, dann tue nur das, was man dir rät.' raten l 1983 Warn nit z rooten isch, dam isch nit z hälfe (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 13. 1982 Wem nöd z roote isch dam isch nöd z helfe. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 67. 1948 Dene (desäbne), wo nüd z raaten isch, isch ä nüd z hälffe. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 301. 1848 Wem nicht zu raten ist, ist auch nicht zu helfen. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 370. Weber: Wem nicht zu raten ist, ist auch nicht zu helfen.
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Rauch l 1982 Wo Rauch isch - isch au Füür. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 34. 1978 Waa Röüch ischt, ischt Fyr (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 78. 1958 Wo Rouch isch, isch o Für. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 147. 1948 Won es Röichli isch, da isch au es Füürli. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 288. Bieri: Es wird wohl etwas daran sein. Rauch 2 1869 Drei Sache sind im Huus ugläge: de Rauch, e böses Wiib und de Rage; die viert druckt ein vor aline us: vil Chind und doch kei Brod im Huus. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 116. Rausch l 1869 Es ist besser en Ruusch as e Burdi Strau. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 131. 1869 En rächte Ruusch isch besser äs e Fieber. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 131. Rechen l 1869 E Räche muess e Gable ha. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 138. Red.: Vgl. sparen. Rechnung l 1982 Je chürzer d Rächnig, je lenger d Fründschaft. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 49. 1918 Je chürzer d'Rechnig, je lenger d'Fründscheft. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 27. 1901 Je chürzer d'Rechnig je länger d'Fründscheft. Berner Heim: 1901 S. 75. 1869 Je chürzer d'Rächnig, je lenger d'Fründscheft. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 142.
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recht l 1983 Rächt hesch, aber schwyge settsch (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 48. 1947 Er känned jo salb Sprüchli: "Rächt hascht, aber schwige söttischt!" (Schaffhausen: Wilchingen). Bächtold A., De Studänt Räbme: S. 239. 1937 Rächt hescht - aber schwige söttescht. Bätschi J., Der Davoser: S. 26. recht 2 1983 Rächt Lüüt hei rächt Härdöpfel, und anger Lüüt hei Cheibe (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 31. 1978 Rächti Püru' heint rächte Wy (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 139. 1978 Rächti Püru' heint rächti Häärpfla (Wallis: Saas, Goms). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 139. 1978 Rächti Püru' heint rächti Häärpfla, nur der Pfarrer het Gagla (Wallis: Salgesch). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 139. 1863 Recht Lüt hei recht Sache (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 67. Schild: Ausruf, wenn man sich reich und wichtig machen will. recht 3 1881 Was rächt ist, ist Gott lieb (Luzern). Id.: Bd. 2 Sp. 208 (Ineichen). 1869 Was recht ist, ist Gott lieb - wer e Geiss stilt ist kei Bockdieb. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 34. 1869 Recht thue ist Gott lieb - seit de Chernedieb: hett i nu e Mugge gnoo, so wer i besser furtchoo. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 34. 1863 Was recht isch, isch Gott lieb, Wer e Geiss stilt, isch kei Bocksdieb (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 67. Rede l 1982 Churzi Rede und langi Brootwürscht, so hend s d Lüüt gern. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 25. 1918 Churzi Reden und langi Brotwürst, so hend's d'Lüt gern. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 15. 1900 Churzi Rede und langi Brootwürst, so hend's d'Lüt gern. Berner Heim: 1900 S. 381. 1869 Churzi Rede und langi Brootwürst, so hend's d'Lüt gern. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 121.
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Spezieller Teil
reden l 1982 Wenn me vom Tüüfel redt dann chunt er. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 25. 1978 Ret mu' vam Hunt, chunt er im Sprung (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 114. 1978 Ret mu' vam Chalp, gamplots bis dar (Wallis: Ausserberg). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 114. Schmid: gamplu: 'springen, gaukeln'. reden 2 1983 Me muess rede mit de Lüüt, midem Veh redt men au (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 48. 1968 mi mues haut rede mitenand (Bern: Emmental). Eggimann E., Henusode: S. 21. 1962 Me mues halt mit de Lüüte rede, mit em Vee redt mer au. Bossard H., Zuger Mundartbuch: S. 212. Zuger Mundartbuch: Man soll den Leuten das Wort gönnen. reden 3 1869 Du muest redu wenn d'Henne brunzunt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 148. 1864 Red du denn, wenn d' Henne brunzen. Sprichwörter im Wallis: Nr. 32 (Walliser Monatsschrift: 3, 1864 S. 72). reden 4 1983 War vill redt, lügt vill (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 44. 1978 Weer vill rede, miesse vill wissu' old aber vill leigu' (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 77. 1978 Weer vill redot, tuet vill leigu (Wallis: Saas). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 77. 1978 Weer vill redt, lygt vill (Wallis: Ausserberg). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 77. 1978 Wer vill rede, miesse vill wissu old vill leigu (Wallis) "Wer viel rede, müsse viel wissen oder viel lügen". Walliser- und Walsersprüche: S. 47 Nr. 16. 1863 Was me z'Nacht noh de Nüne redt, gilt nüt meh (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 67.
Zusammenstellung von Belegen
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Regen l 1978 E früeja Rage und e spaatä Bättier hed mu nid den ganze Tag (Graubünden: Safien) "Einen frühen Regen und einen späten Bettler hat man nicht den ganzen Tag". Walliser- und Walsersprüche: S. 48 Nr. 63. 1937 E früöjä Rage und e spatä Bättier chomme z'churz. Bätschi J., Der Davoser: S. 65. 1918 Früehregen und Bettellüt blibed nid bis 's Mittag lüt'. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 25. reich l 1982 Rychi Meitschi und arme Lüt Chäs si gly ryf. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 29. 1978 Ds aarmu' Maasch Ghees und ds rychu1 Maasch Techter sint eenner rypfi (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 67. 1978 Da Riichu Techtre und dar Armu Chees schind b'hend ripfi (Piemont: Gressoney) "Reicher Leute Töchter und armer Leute Käse sind früh reif. Walliser- und Walsersprüche: S. 48 Nr. 55. 1918 Richi Meitschi und arme Lüte Chäs si gli rif. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 38. 1904 Arme Lüdde Winddercheäs u riich Bureddächderi sii-n grad ziddig (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 333. 1901 Riicher Lüte Töchter und armer Lüte Chäs werde nid alt. Berner Heim: 1901 S. 75. 1869 Riicher Lüte Töchter und armer Lüte Chäs werde nid alt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 116. reich 2 1983 Bi de Ryche lehrt me huuse (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 34. 1982 Bi de Rüche lernt me huuse bi den Arme choche. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 57. reich 3 1982 Lieber gsund und riich als arm und chrank. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 39. 1978 Lieber rych und gscheit, als aarum und tumm (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 146.
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Spezieller Teil
reich 4 1982 Di Rüche schicked d Frau is Baad di Arme wäsched ihn Schünggli sälber ab. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 57. reich 5 1918 Der Isch-mer-glich wird niemals rich. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 40. 1904 Der Istmergliich würdt nienischt riich (Bern: Simmental). GempelerSchletti D., Heimatkunde: S. 331. 1869 Der Ischmergliich wird niemals riich. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 125. Reue l 1983 D Reui, d Füürspriitze und di guete Gedanke chöme meischtens z spot (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 36. reuen l 1983 Groue gee, isch besser, äs groue bhalte (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 50. 1918 Es ist besser g'ge und g'rouen äs g'ha und g'roue. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 57. 1904 Besser ggruwe ggeen, äs ggruwe b'häbe (Bern: Simmental). GempelerSchletti D., Heimatkunde: S. 332. 1869 Es ist besser ge und graue äs gha und graue. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 131. 1869 Es ist besser groue ga als groue bha. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 131. ring l 1983 Ring derzue - ring dervoo (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 35. 1958 Ring drzue u ring drvo. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 147. 1936 Ring derzu, ring dervo. Glur J./Nüesch V., Roggwiler Chronik: S. 526. 1869 Ring g'gunne, ring verspilt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 143. 1869 Ring derzue, ring dervo. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 143.
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1869 Ring derzue, ring dervo, seit der Chisteträger über d'Hulfegg, wen er z'Obig sis Trägerlöhnli durebutzt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 46. Bieri: Wie gewonnen, so zerronnen. Rose l 1983 Geduld bringt Rose, aber zersch Chnöpf (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 18. 1982 D Zyt bringt Rose - aber zerscht Chnöpf. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 40. 1918 D'Zit bringt Rose - aber z'erst Chnöpf. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 36. 1904 D'Zit bringt Roese, aber z'erscht Chnöpf (Bern: Simmental). GempelerSchletti D., Heimatkunde: S. 331. 1869 D'Zit bringt Rose - aber zerst Chnöpf. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35. Rose 2 1982 Kei Roose ohni Dorn. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 34. 1940 So wi die Hagröseli sötti d'Wybervölcher sy; Röseli u nienen e Dorn dranne! (Bern: Emmental). Gfeller S., Eichbüehlersch: S. 97. Ross l 1983 D Ross schlöi inanger am leere Baare (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 26. 1982 D Ross schlönd enand nu bim leere Baare. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 25. 1918 D'Ross schlönd enand nu bim leere Barre. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 16. 1901 D'Ross schlönd enand nu bim leere Bahre. Berner Heim: 1901 S. 75. 1881 D1 Ross schlahid denand bi der lääre Kreapp (St. Gallen: Berneck). Id.: Bd. 6Sp. 1414. 1881 D1 Ross schlöh enandere bim lääre Bare (Bern: Oberland, Aargau). Id.: Bd. 6Sp. 1414. 1869 D'Ross schlönd enand nu bim leere Bahre. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 137. Id.: Mit Bezug auf Ehehändel, die bei Mangel im Haushalt eintreten.
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Spezieller Teil
Ross 2 1982 Amene gschänkte Gaul lueget me nöd is Muul. Bürgin ., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 14. 1936 G'schenkte Rosse luegt me nit i's Mu. Glur J./Nüesch V., Roggwiler Chronik: S. 527. 1881 G'schenkte Rosse soll-me nid i d's Muul luege (Bern). Id.: Bd. 6 Sp. 1419. 1848 Sonst hat man geschenkten Rossen nicht ins Maul gesehen. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 293. 1824 Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 293. 1701 Als geschenkten Rossen will ich trawen, keinem nicht ins Maul einschawen. Id.: Bd. 6 Sp. 1419 (Johann Caspar Weissenbach). Id.: In Solothurn auch sinnlos: "g'chaufte". Ross 3 1983 Chlyni Ross blybe lang Füli (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 8. 1982 Chlini Ross blibe lang Füli. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 14. 1958 Chlyni Rössli blybe lang Füli. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 147. 1946 Chlyni Ross blybe lang Füüli (Basel: Baselbiet). Schweizerische Lehrerzeitung: 91,1946 S. 46 (Müller G. und Strübin Ed., E Hämpfeli Sprüchwörter). 1918 Chlini Ross blibe lang Füli. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 44. 1904 Chlini Rössle-ni blibe lang Füle-ni (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 332. 1881 Chliini Ross bliibe lang Füli (Aargau, Bern, Solothurn). Id.: Bd. 6 Sp. 1413. 1879 Chlini Ross blibe lang Füli. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 124. 1869 Chliini Ross bliibe lang Füli. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 140. Bieri: Kleine Menschen erscheinen länger jugendlich. Id.: Kleine Weibchen bleiben lange jung. Seiler: Haben lange das Ansehen von Jugendlichkeit. Auch von kleinen Personen. Ross 4 1978 Främdi Ross heint a1 starche Rigg (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 99.
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1958 Etleenti Ross sy starch. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 147. Bieri: Zu geborgten Sachen trägt man weniger Sorge. Ross 5 1978 D willigu' Ross übertuet mu' (Wallis) "Den willigen Rossen lädt man zuviel auf (Schmid)". Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 109. 1881 Me muess di willige Rössli nid übertriibe. Id.: Bd. 6 Sp. 1414 (Sulger). Ross 6 1983 Me chlöpft eisder die Ross, wo scho ziei (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 30. 1946 Me chlöpft die Ross, wo zieje (Basel: Baselbiet). Schweizerische Lehrerzeitung: 91,1946 S. 46 (Müller G. und Strübin Ed., E Hämpfeli Spruch Wörter). Ross 7 1898 Ist d's Ross hin, so chan d' Halftere au naa (Graubünden: Prätigau). Id.: Bd. 6 Sp. 1420 (Georg Fient). 1881 Hed de Tüüfel 's Ross g'no, so sel-er de Zaum ä no grad ne. (Aargau: Freiamt, Kelleramt). Id.: Bd. 6 Sp. 1420. 1881 Häd der Tüüfel 's Ross gno, so nem-er de Wage au (grad) (Aargau). Id.: Bd. 6Sp. 1421. 1881 ... se sell-er de Charre (Schütte) au na ne (Zürich). Id.: Bd. 6 Sp. 1421. 1819 Hat er (der Teufel) das Ross, so nehm er den Zaum auch. Id.: Bd. 6 Sp. 1420 (Johann Heinrich Pestalozzi). 1603 Hat nu der Ritt das Ross dahin, so nemm er auch den Zaum mit hin. Id.: Bd. 6 Sp. 1420 (Hans Heinrych Grob). 1548 Hat dann der tüfel s ross gefressen, so fress er ouch den zoum grad mit. Id.: Bd. 6 Sp. 1420 (Hans Rudolf Manuel). Ross 8 1962 Das Ross, wo de Haber verdienet, chund e nid über. Bossard H., Zuger Mundartbuch: S. 183. 1881 Die Ross, wo-n-en verdiene worid, chomed de Haber ned ober (Thurgau: Müllheim). Id.: Bd. 6 Sp. 1416. Zuger Mundartbuch: 'Dem Fleissigsten entgeht der verdiente Lohn'.
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Spezieller Teil
rot l
1982 Roti Haar - Galgewaar. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 15. 1982 Roti Hüütli - Tüüfelsbrüütli. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 15. 1978 Routi Lüt hind sibä Hut, sächs mei äs ander Lüt (St. Gallen: Flums). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 315. 1978 Rooti Lyt, beeschi Lyt (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 115. 1978 Rooti Lyt, beeschi Lyt, sibu' Hyt, sägsch mee wa andri Lyt (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 115. 1937 E Mittwuchamaned, en Holderboge und e rotä Mann, wenn die grate, so sind seh besser äs ander. Bätschi J., Der Davoser: S. 48. 1918 Di rote Lüt hend en Tuck meh as ander Lüt. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 45. 1918 Roti Lütli - Tüfelshütli. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 45. 1869 Rothi Färb schöni Färb, schwarzi Färb Tüfelsfarb. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 139. 1869 Roth Ufloth. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 139. 1869 Roths Hoor hend d'Baiersöu. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 139. 1869 Die rothe Lüt hend en Tock meh as ander Lüt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 140. 1869 Rothi Lüt chömed vo Gott ewegg. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 140. 1869 Die rothe Lüt hend sibe Hut, sechsmol meh äs ander Lüt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 140. 1869 Rothi Lütli Tüfelshütli. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 140. 1869 Die Rothhörige sind eitweders recht guet oder recht schlimm. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 140. rot 2
1982 Fremd Broot macht d Bagge root. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 35. 1982 Chääs und Brot macht d Bagge root. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 8. 1978 Milch und Brout macht d Paggä rout (St. Gallen: Sargans). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 296.
Zusammenstellung von Belegen
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1978 Härdöpfelchoscht, nit Zuggerbrout, macht jungi Paggä frisch und rout (St. Gallen: Mels). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 298. 1937 Salz und Brot macht Wangen rot. Bätschi JM Der Davoser: S. 41. 1918 Fremd Brot macht d'Bagge rot. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 50. 1869 Troche Brot macht d'Bagge roth. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 125. Ruhe l 1879 E guet Riejeli isch besser ass e guet Briejeli. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 242. 1869 E Rüeli ist über e Brüeli. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 126. Sutermeister: Ruhe über Nahrung. rühmen l 1918 En grosse B'rüehmer, en chline Tüener. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 62. 1869 En grosse Brüemer en chline Thüener. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 125. 1824 Ein grosser Brühmer, ein kleiner Thüner. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 165.. Sack l 1982 E lääre Sack stoot nid uufrächt. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 30. 1978 An lära Sack stoot net ufrächt. (Vorarlberg) "Ein leerer Sack steht nicht aufrecht". Walliser- und Walserspriiche: S. 49 Nr. 91. 1918 E läre Sack stoht nid ufrecht. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 39. 1869 E leere Sack stoht nid aufrecht. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 139. Sack 2 1983 Da wo der Sack ufhed und dää wo dry tuet, si di glyche Schelme. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 44. 1982 Dää, wo der Sack uufhet, und dää, wo dri tuet, si beed glich Schelme. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 58.
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Spezieller Teil
1978 Deer wa' du' Sakch üüfhet, ischt der glych Schelum, wie deer wa1 dritüet. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 78. 1918 De, wo der Sack ufhet, und de, wo dri tuet, si bed glich Schelmen. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 63. 1863 Da, wo der Sack uf het, und da wo d'ry thuet, sy bed glych Schelme. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 68. Sack 3 1978 So geits uff discher Wäält, der eine het du Sakch und der andre ds Gäält. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 84. 1869 So goht's i der Welt - der Eint het de Seckel, der Ander s'Gelt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 30. sagen l 1982 War nüüt seit, het glii gmeint. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 51. 1918 Wer nüt seit, het gli g'meint. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 61. 1869 Wer nüt seit, het glii gmeint. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 134. sagen 2 1978 Z lieb oder z läid würt äim alles gsäit. (St. Gallen: Flums). Send A., Reime und Sprüche: Nr. 369. 1904 Z'Lieb u z'Liid würdt alz gsiit. (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 333. 1869 Z'Lieb ond z'Läd werd eim alls gsäd. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 127. Senti: So oder so erfährt man alles. Sau l
1982 Je schlimmer d Sou, deschto besser d Eichle. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 39. 1918 Je schlimmer d'Sou, desto besser d'Eichle. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 34. 1869 Je schlimmer d'Sou, desto besser d'Eichle. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 136. 1869 Der fülste Suu die beste Eichle. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 136.
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Sau 2
1918 Wenn e Sou g'wonet ist z'nuele, so isch's ere nid Hecht abz'tue. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 47. 1869 Wenn e Sou gwohnt ist z'nuole, so isch's ere nid Hecht abzthue. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 133. 1863 Wenn e Sou g'wohnt isch z'nuele, so isch's ere nit Hecht abz'thue. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 68. Schild: Leidenschaften sind nicht leicht zu unterdrücken. Sau 3
1904 Hungrige Süwwe eddruumt von Acheram. (Bern: Simmental). GempelerSchletti D., Heimatkunde: S. 330. 1881 Hungregen Süüwwen traumd na Achrand. (Bern: Ringgenberg) "Hungrige Säue träumen von Buchnüssen". Id.: Bd. l Sp. 70 Sau 4
1982 Me mues s Färli aluegen und nit der Troog. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 55. 1978 Mu1 müess ds Schwinggi alüege und nit ds Trogji. (Wallis) "Man muss das Schwein anschauen und nicht den Trog (Schmid)". Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 118. 1921 Mi muess s'Färli bschaue, nit der Terrog. Stebler F.G., Die Vispertaler Sonnenberge: S. 132. 1918 Me mues 's Färli alüege und nit der Trog. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 54. 1869 Me muess s'Färli alüege und nit der Trog. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 148. Stebler: Sagt man von einer dicken Frau, die klagt. Schmid: Das Endprodukt, die Wirkung, muss man beurteilen, nicht die Entstehung, die Ursache. Sau 5
1881 Vor der Eiche und vor-enere feisse Sou söll-me der Huet abzieh. (Solothurn) "Vor der Eiche und vor einer fetten Sau soll man den Hut abnehmen". Id.: Bd. l Sp. 72 1869 Me soll vor ere feisse Suu ehnder der Huet abzieh äs vor me Rothsherr. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 118.
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Sau 6
1990 Suhäfeli - Suteckeli! (Appenzell: Hinterland). Mühlemann-Messmer E., Was duu nüd sääscht: S. 87. 1982 Sauhäfeli - Sauteckeli. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 24. 1978 Sou Hääfäli, sou Teggäli. (St. Gallen: Flums). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 324. 1869 Söuhäfeli, Söudeckeli. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 137. Senti: Einer ist wie der andere. Mühlemann-Messmer: Die beiden passen zusammen: sie ist genau so ordinär wie er. Schaden l 1869 Es ist besser e Schädli äs e Schade. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 131. 1824 Es ist besser ein Schädli als ein Schaden. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 181. Red.: Vgl. Franck S., Sprichwörter(1541): Bd. l Bl. 158v: Besser ein schädlin, dann ein schad. Wittenwiler H., Der Ring: V. 5051 - 5052 (um 1400): Triefends tach man bessern mag: Schädli wäger dann ein schad. Das Sprichwort erscheint auch in der Tradition des lateinischen Freidank. Schaden 2 1978 Äs git kei Schado, wa nit a' chleine Nutzo' derby ischt. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 118. 1869 Es ist keis Schädli, es ist au es Nützli. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 141. Schaden 3 1982 Dur Schade wird me gschiider. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 57. 1978 Mit Schado leert mu'. (Wallis: Salgesch). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 122. Schaf l 1881 Es hei vil geduldig! Schöfli ime chline Stall Platz, ungeduldig! (willigi) no me (si hocked uf-enand ufe). (Graubünden: Prätigau, St. Gallen: Sarganserland, Zürich: Weinland). Id.: Bd. 8 Sp. 286.
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1881 Es hei vil geduldig! Schöfli ime chline Stall Platz. (Basel: Land, Graubünden: Herrschaft). Id.: Bd. 8 Sp. 286. 15. Jh. Man tuot vil gemacher schauff in ainen stal. Unum claudis oves plures in ovile volentes "Man tut viele zahme Schafe in einen Stall. In einen Schafstall sperrst du viele willige Schafe ein". St. Galler Handschrift 841: Nr. 34. Schaf 2 1918 Wenn me sich zume Schaf macht, so fressed eim d' Wolf. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 56. 1896 Wenn-me sich zume Schaaf macht, so fressed Eim d1 Wolf. (Graubünden: Langwies). Id.: Bd. 8 Sp. 293. (Martin Tschumpert). Schaf 3 1978 Der Wolf frisst öü gizeichnoti Schaaf. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 86. 1881 Au di gezeichnete Schaaff werdend g'stolen. (Graubünden: Prätigau). Id.: Bd. 8 Sp. 290. 1881 Der Tüfel nimmt (Der Wolf frisst / holt) di (ge)zeichnete Schaaff au. (Aargau: Kölliken, Graubünden: Jenins, Zürich: Mettmenstetten). Id.: Bd. 8 Sp. 289. 1863 Der Wolf frisst die zeichnete Schof au. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 69. Id.: Einem, der ängstlich sein Eigentum durch äussere Zeichen kenntlich zu machen sucht. Schaf 4 1978 D Schaaf frässunt schich sälber uff. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 140. 1911 Es Schaf frisst-si zwü Mal uf (dür). Id.: Bd. 8 Sp. 286 (Friedli E., Guggisberg). Schmid: Der Gewinn ist Null. Id.: Ein Schaf frisst zweimal so viel, als es leistet. Schaf 5 1958 I re Kuppele Schaf isch geng öppe es rüdigs. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 140. 1879 Under fill Schofe isch alliwil au es rüdigs. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 9.
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Spezieller Teil
Bieri: Unter viel Menschen ist meist ein Spitzbube. schaffen l 1982 Wie me schafft - so isst me. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schpriich: S. 9. 1840 We sie arbeite solle, su muss me ne o z'esse gä. Gotthelf J., Uli der Knecht: S. 146. Scheit l 1982 Was nit Schiter git, git Stock. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 19. 1918 Was nit Schiter git, git Stock. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 14. Scheit 2 1982 D Manne hei alli es Schit im Rügge; wenn s nid brönnt, so mottet s. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 8. 1869 D'Manne hei alli es Schit im Rügge, wenn's nit brönnt, so mottet's. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 111. Scheit 3 1982 Me cha nit us jedem Schiit en Orgelpfiiffe mache. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 19. 1918 Me cha nit us jedem Schit en Orgelpfife mache. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 14. Scheit 4 1978 As Schyt alleinig brinnt nit lang. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 141. 1978 Us Schid aleinigu brennt nit. (Wallis) "Ein Holzscheit allein brennt nicht". Walliser- und Walsersprüche: S. 47 Nr. 25. 1978 Es Schild allein brännt nid. (Piemont: Gressoney) "Ein Holzscheit allein brennt nicht". Walliser- und Walsersprüche: S. 48 Nr. 59. Scheit 5 1982 D Schäita springt nid wiit vam Stock. Schmid M./Issler G., Davoserdeutsches Wörterbuch: S. 143.
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1904 D'Schiiddi falle nit wit vom Stock. (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 333. Davoserdeutsches Wörterbuch: Schäita: 'Holzspan'. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Gempeler-Schletti: Schiiddi: 'Späne'. Schelm l 1982 D Schelme sind au Lüüt, aber nid all Lüüt Schelme. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 58. 1918 D'Schelme sind au Lüt, aber nid all Lüt Schelme. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 63. 1869 D'Schelme sind au Lüt, aber nid all Lüt Schelme. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 130. 1863 D'Schelme sy au Lüt', aber nit all' Lüt1 Schelme. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 68. Red.: Vgl. Narr. scheu l 1958 Heiter schüch u feischter zaam. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 136. 1904 Hiidder schüch, fiischder zahm. (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 331. Bieri: Scheinheilig. Scheuer l 1983 En alti Schüür isch gleitig abebrönnt. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 64. 1983 Alti Schüürli gäbe heissi Füürli. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 60. 1983 Wenn en alti Schüür i Brand chund, cha se kei Mönsch me lösche. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 60. 1918 Wenn en alti Schür brennt, sen ist nid guet lösche. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 4. 1900 Wen en alti Schür brennt, sen ist nid guet lösche. Berner Heim: 1900 S. 371. 1869 Wen en alti Schür brennt, sen ist nid guet lösche. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 113.
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Spezieller Teil
schmieren l 1982 Schmiere und salbe hilft allethalbe. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 39. 1978 Schmierä und salbä hülft allenthalbä, hülfts nid da Herrä, so hülfts da Chärrä. (St. Gallen: Mels). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 342. 1937 Schmiere und Salbe Hülft allethalbe, Hülft's nid bin de Herre, Hülft's doch bin de Chärre! Bätschi J., Der Davoser: S. 51. 1879 Schnüren und salbe hilft alledhalbe. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 248. Seiler: Salbe: 'bestechen'. Schnecke l 1983 Lieber e Schnägg im Saloot, äs gar kei Fleisch. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 19. 1978 Äs ischt besser an Schnäggo im Salat, wa1 gaar keis Fleisch. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 74. 1869 Es ist besser e Schnägg im Gköch äs gar keis Fleisch. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 131. schön l 1983 Wüescht isch au schön, wenns Moden isch. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 40. 1983 Rächt wüöscht ischt mengischt o schöön. Ritschard G., Bödellitüütsch: S. 270. 1982 Rächt wüescht isch au schöön. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 15. 1982 Wüescht isch au schön, wenn s Moden isch. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 15. 1937 Rächt leid ist au hübsch. Bätschi J., Der Davoser: S. 48. 1918 Recht wüest ist au schön. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 46. 1900 Recht wüest ist au schön. Berner Heim: 1900 S. 287. 1869 Recht wüest ist au schön. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 139. 1869 Du weerist en schöne Burst, wenn d'Mode weerist. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 58.
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Schönheit l 1983 Vo der Ehr und vo der Hübschi hed me nit gässe. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 18. 1982 A de Schööni hat me nöd g ässe. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 9. 1978 Va' der Hipschi het mu' nit gässus. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 54. 1978 Va' der Hipschi het mu1 nit gläbts. (Wallis: Eischoll). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 54. 1947 Vo der Scheenhäit eläi het me nid gläbt. Bächtold A., De Studänt Räbme: S. 198. Bei Bächtold: Nachgemachter Urnerdialekt. Schütze l 1982 S isch eine en schlachte Schütz, wann er kei Uusred weiss. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 47. 1948 S isch äinen en schlachte Schütz, wann er kä Uusreed wäiss. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 293. 1918 's ist ein en schlechte Schütz, wenn er kei Usred weiss. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 25. 1869 s'Ist Ein en schlachte Schütz, wen er kei Uusred weiss. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 142. 1863 's isch Eine-n-e schlechte Schütz, wenn er kei Usred weiss. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 68. 1858 's isch eine n' schlächta Schütz, we n'r kei Usred weiss. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 87 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 250). Schwalbe l 1981 Eis Schwalbeli macht no ke Summer. Greyerz O. v. / Bietenhard R., Berndeutsches Wörterbuch: S. 275. schwarz l 1978 Schwaarz giboru', alls Wäschu' verlooru'. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 45. 1869 Schwarz gebore het s'Wäsche verlöre. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 139.
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Spezieller Teil
schweigen 2 1983 Zvill schwige, verdirbt weniger, äs zvill rede. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 56. 1901 Der Papa sälig het geng gseit, z'viel schwyge verderbi weniger als z'viel rede. (Bern: Stadt). Tavel R.v., Ja gäll: S. 55. Schwein siehe unter Sau sein l 1983 Was nit isch, cha wärde. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 9. 1982 Wa nöd isch cha no werde. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 67. 1978 Was nit ischt, cha no wäärdu'. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 56. 1840 "Was nicht ist, kann werden," sagte des Johannes Frau, "so etwas kömmt oft ungesinnet." Gotthelf J., Uli der Knecht: S. 315. selbst l 1983 Sälber too, sälber haa. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 38. 1937 Salb ta, salb ha. Bätschi J., Der Davoser: S. 55. 1869 Selb tha, selb gha. Selber gmacht, selber gha. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 128. 1869 Selb than selb heb - bis der d'Hechje am F. chlebt Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 34. 1869 Selb tha selb hab blas dir selb du Schadu ab. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 34. 1865 Selb than, selb hab, blas dir selbs du Schadun ab. Sprichwörter im Wallis: Nr. 70 (Walliser Monatsschrift: 4, 1865 S. 7). 1863 Selber g'macht, selber ha. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 68. 1848 "Selbst getan, selbst haben!" musste er denken. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 86. Bätschi: Was du dir eingebrockt hast, musst du auch ausessen. Schild: Eigenes Verschulden.
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selten l 1982 Übermuet tuet sälte guet. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 26. 1904 Di geije Hübscheni dhüe säldde-n guet. (Bern: Simmental). GempelerSchletti D., Heimatkunde: S. 333. sich_kehren l 1983 Es chehrt si alls bim Dräie. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 38. 1958 Es het sich ab allem Cheere no träit. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 122. Bieri: Es ist anders herausgekommen, als man dachte. sich_schicken l 1983 War si nit cha schicke, da hed nüt z picke. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 12. 1982 Muess es sii - so schick di drii. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 33. 1982 Wer si nid cha schicke, het au nit z bicke. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 35. 1918 Wer si nit cha schicke, het au nit z'bicke. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 49. sitzen l 1869 Guet gsässe ist halb g'gässe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 128. Sommer l 1983 Eis Summervögeli macht no nit der Summer. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 14. Sommer 2 1978 Im Summer müess mu' gaa und im Herpscht löüffu'. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 107. Schmid: Bedeutung: l. bäuerlich: 'Im Sommer gibt es zwar viel zu tun, doch im Herbst, zur Erntezeit, noch viel mehr'; 2. übertragen: 'Man muss für seine Zukunft Vorsorgen'.
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Spezieller Teil
Sorge l 1983 Der Sorghaa isch au scho d Stägen abe gheit. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 43. 1918 De Sorg-ha ist au scho d'Stegen ab g'heit. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 57. 1879 Der "Sorg-ha" isch au scho d'Stägen ap-g'heit. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 270. 1869 Der Sorgheber (der Sorgha) ist au d'Stäge-n abgkeit. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 142. 1863 Der Sorg-ha isch au d'Stäge -n- abg'heit. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 68. Schild: Bei aller Sorgfalt kann auch der Vorsichtige irren. Der Sorg-ha: 'der Vorsichtige'. Seiler: Der Vorsichtige ist auch schon gestrauchelt, gestürzt. sparen l 1983 Uf ne Spaarer chund e Güüder. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 62. 1978 Der Sparer het no immer an Brücher gfunnu'. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 81. 1869 E Sparer muess e Güder ha. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 138. 1845 Das ist vielleicht eine vorherrschende Richtung dieser Zeit, bei welcher sehr oft das Kind schwer leiden muss, viel entbehren muss, sehr oft eben durch den Druck der entgegengesetzte Sinn geboren wird, der das Sprichwort wahrmacht, dass der Sparer einen Güder (Verschwender) mache. Gotthelf J., Der Geldstag: S. 121. 1789 Nach dem herrlichen Sprichwort: Ein Sparer muss einen Geuder haben. Bräker U., Der arme Mann: S. 209 (Kap. 74). Red.: Vgl. Rechen. Spass l 1983 War kei Gschpass ma verlyde, soll nit unger d Lüüt (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 57. 1982 Wer nit chan Gspass verstan, soll nit zu Liiten gan. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 26. 1869 Wer nit chan Gspass verstan, soll nit zu Liiten gan. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 146.
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1865 Wer nit chan Gspass versta, soll nit zu Litu ga. Sprichwörter im Wallis: Nr. 86 (Walliser Monatsschrift: 4, 1865 S. 8). Spatz l 1982 Lieber en Schpatz i der Hand als e Tuube uf em Dach. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 16. 1848 Er begann dafür zu halten, dass ein Spatz in der Hand besser sei als eine Taube auf dem Dache. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 139. 1840 Wenn er aufblickt zu dem da oben, so kommt ihm der Trost ins Herz, dass der den jungen Anfänger sowenig vergessen werde als den Sperling auf dem Dache, als die Lilie auf dem Felde, sobald derselbe seiner nicht vergisst. Gotthelf J., Uli der Knecht: S. 355. Speck l 1978 Va' främdum Späkch ischts Liechts breiti Riemme z schnydu1. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 41. Red.: Vgl. Leder. Speck 2 1982 Mit Schpäck fangt me Müüs. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 15. 1924 Aber er hätti nid müessen en erfahrene Ma sy, hält er welle lougne, dass me sit unvordänkleche Zyte d'Müüs mit Spack faji. (Bern: Stadt). Tavel R.v., Unspunne: S. 40. 1848 Merke wohl, woher es kömmt, un damit soll mich niemand mehr fangen, wie man mit Speck die Mäuse fängt. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 330. 1848 Wie ich das nicht merkte, dass dieses eben die Speckbrocken waren, mit welchen man die Mäuse fängt. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 331. Speck 3 1983 D Syten ändere, wenn der Spack drab isch. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 22. 1904 D'Sidde-n en-de-re sich, we mu d'r Spack drab haut. (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 331. Spiel l 1982 Es ischt e ke Spyl, es ischt e Sau drin. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 26.
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Spezieller Teil
1869 Es ist e ke Spiel, es ist e Sau drin. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 137. Spiel 2 1978 Zweenig und zvill verderpunt alli Spill. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 89. 1960 Zweenig und zviel verhehnnen alli Schpiel. (Bern: Brienz). Streich A., Sprüche. 1958 Z'weni u z'viil verhörnt alli Spül. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 150. 1848 Zuwenig und zuviel verderben alle Spiel! Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 30. Bieri: Zu wenig und zu viel verdirbt jedes Spiel. Red.: Vgl. Franck S., Sprichwörter(1541): Bd. l Bl. 5a: Zu lützel vnd zuuil verderbt alle spil. Spiel 3 1982 E Für, e Wiib und e Spil säged nie: s isch z vil. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 8. 1918 E Für, e Wib und e Spil säged nie: 's ist z'vil. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 1. 1869 E Für, e Wiib und e Spül säged nie: s'ist z'vil. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 127. spinnen l 1983 Wie me spinnt, so tuecheds. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 10. 1982 Wie me schpinnt so tuecheds. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch:S. 51. 1918 Wie me spinnt, so tuechet's. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 33. 1869 Wie me spinnt, so tuechet's. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 141. spitz l 1982 Spitznaas - übli Baas, spitzes Chinn - bööse Sinn. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 15. 1978 Spitzi Näsli, gääru' räsli. (Wallis) "Spitze Nasen sind gern räss (Schmid)". Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 93.
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1918 Spitznas - übli Bas, spitzes Chinn - böse Sinn. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 45. 1869 Spitznas übli Bas, spitzes Chinn böse Sinn. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 140. 1869 E spitz Gnäs, e bös Gfräs. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 140. stehlen l 1982 Es ischt nid guet stale, wenn de Wirt sälber en Schölm ischt. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 58. 1948 S isch nüd guet stääle, wann de Wiirt sälber en Schölm isch. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 292. 1918 Es ist nid guet stele, wenn de Wirt selber en Schölm ist. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 63. 1869 Es ist nid guet stale, wenn de Wirth sälber en Schölm ist. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 131. Stein l 1978 Mu müess mit dene Steinu1 hüüsu1 wa mu' het. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 83. 1978 Mu müess mit dene Steinu müüru wa mu het. (Wallis: Goms). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 83. 1978 Mu müoss mit dene Steinu hüüsu, wa mu het. (Wallis) "Man muss mit den Steinen bauen, die man hat". Walliser- und Walsersprüche: S. 47 Nr. 17. Stein 2 1982 E troolendä Stäi wasmed nid Schmid M./Issler G., Davoserdeutsches Wörterbuch: S. 195. 1978 Uf anam troolundu Stei waxt keis Miesch. (Wallis) "Auf einem rollenden Stein wächst kein Moos". Walliser- und Walsersprüche: S. 47 Nr. 27. 1978 En trelänä Stei macht keis Miäsch. (Piemont: Gressoney) "Ein rollender Stein setzt kein Moos an". Walliser- und Walsersprüche: S. 48 Nr. 61. 1937 E rollendä Stei wasmed nid. Bätschi J., Der Davoser: S. 70. Schmid/Issler: Auf einem rollenden Stein kann kein Rasen entstehen, was im Flusse ist, nimmt seinen Lauf, ist nicht aufzuhalten. Stier l 1982 De Stier hebt me bin Hörnere, de Ma bin Worte und s Wiib bi der Jüppe. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 7.
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1918 De Stier hebt me bin Hörnere, de Ma bin Worte und 's Wib bi der Jüppe. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 1. 1904 De Stier hebt me bin Hörnere, de Ma bin Worte und 's Wiib bi der Jüppe. Berner Heim: 1904 S. 200. 1881 Der Ochs hebt me bi de Hörnere, de Ma bim Wort (und d' Wiiber bi-der Juppe). Id.: Bd. l Sp. 76 1869 De Stier hebt me bin Hörnere, de Ma bin Worte und s'Wiib bi der Jüppe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 136. Stier 2 1982 Wann de Stier d Chroone treit, so hend d Chälber Würdigkeit. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 44. 1918 Wenn de Stier d'Chrone treit, so hend d' Chälber Würdigkeit. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 20. 1904 We d'r Stier e Chron ddriit hü d'Chalber d'Würdigkiit. (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 332. 1904 Wenn de Stier d'Chrone treit, so hend d'Chälber Würdigkeit. Berner Heim: 1904 S. 134. 1869 Wenn de Stier d'Chrone treit, so hend d'Chälber Würdigkeit. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 117. Stier 3 1978 Stier, gip naa, i gibu' nit naa. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 118. 1897 Stier, gib na! i gibu nit na. (Wallis: Grächen). Tscheinen M., Walliser Sprichwörter: S. 162. (Schweizerisches Archiv für Volkskunde: l, 1897). 1881 Stier, gib nah, ich gibu nit nah. (Wallis). Id.: Bd. 2 Sp. 91. 1881 Dr G'schiider git nahe: Munni gib du nahe. (Bern). Id.: Bd. 2 Sp. 91. Schmid: Starrköpfigkeit. Jemandem, der richtig starrköpfig ist, wird dieses Sprichwort vorgehalten. Stier 4 1982 Der Muni isch guet abloo, aber böös aabinde. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 26. 1918 Der Muni ist gut ablo, aber bös abinde. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 56. 1904 D'r Muni ischt guadda abzlah, aber böesa az'binde. (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 331.
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1879 Der Muni isch guet ap-lo aber nitt (guet) abinde. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 213. 1869 Der Muni ist guet ablo, aber bös abinde. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 137. Stolz l 1983 Dümmi und Stolz wachse ufern glyche Holz. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 42. 1978 Hochmuet und Stolz waggsen us aim Holz. (St. Gallen: Flums). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 327. 1978 Tummhait und Stolz, dia wachsen uf am glycha Holz. (St. Gallen: Bad Ragaz). Senti A., Reime und Sprüche: Anm. zu 327, S. 186. streiten l 1982 Zum schtriite bruuchts immer zwei. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 44. suchen l 1983 Me suecht niemer hingerem Hag, wenn me nit au scho derhinger gsi isch. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 41. 1948 S suecht käne der ander hinder em Ofe, ooni er sei ä scho dihine gsy. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 294. 1937 Me suocht niemed hindrem Ofe, wem-me sälber nid dert gsin ist. Bätschi J., Der Davoser: S. 49. Tag l
1982 Me soll de Tag nöd vor em Obed loobe. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 35. tanzen l 1983 S Tanze und s Nussufbysse bruucht me niemerem z verbiete, es vergeht vorem sälber. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 10. 1904 D's ddanzze-n u-n obbsich z'luuffe vergilt van-im sälber. (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 332. Taube l 1990 Nüd onder jedem Hüübli ischt e Tüübli! (Appenzell: Hinterland). Mühlemann-Messmer E., Was duu nüd säascht: S. 103.
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Spezieller Teil
1982 Nöd under jedem Hüübli steckt es Tüübli. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 72. 1982 Nid under jedem Hüübli steckt es Tüübli. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 8. 1978 Nid under jedem Hüübli häts äs Tüübli. (St. Gallen: Walenstadt). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 351. 1963 Net under jedem Hübeli ischt es Tübeli. (Bern: Frutigen). Lauber M., Frutigdeutsche Wörter: S. 86. 1962 Nid under jedem Hüübeli isch es Tüübeli. Bossard H., Zuger Mundartbuch: S. 187. 1918 Nid under jedem Hübli steckt es Tübli. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 2. 1869 Nid under jedem Hübli steckt es Tübli. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 113. Zuger Mundartbuch: Sagt man von unangenehmen Ordensschwestern. Senti: Der Schein trügt. Mühlemann-Messmer: Nicht jede Krankenschwester hat das sanfte Wesen einer Taube. Taube 2 1869 Me muess d'Zit abwarte we me jung Tuube ha will. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 148. 1858 M1 mues dr Zit 'rwarta, we m'jung Tuba ha wil. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 46 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 249). Taubenschlag l 1983 En Eh isch e Tuubeschlag: War duss isch, möcht yne, war dinn isch, möcht use. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 20. 1982 S Hürote glicht em Tuubehuus: Die wo dinne sind, möchted wider uus. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 10. 1962 S Hürooten isch es Tuubehuus; wer dusse, wott dry, wer dinne, wott druus. Bossard, Zuger Mundartbuch: S. 189. 1918 's Hürote glicht em Tubehus: Die, wo dinne sind, möchted wider us. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 5. 1869 En Eh ist wie en Tubeschlag: wer dinnen ist, möcht use; und wer dussen ist, möcht ine. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 114. 1863 E-n- Eh' isch wie-n-e Dubeschlag: wer dinne-n-isch, möcht' use- -, und wer dusse-n-isch, möcht' yne. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 59.
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taufen l 1983 Wenn s Ching tauft isch, hätt no mange wolle als Götti zuestoh. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 39. 1982 Wann d Chatz tauft ischt, so will en jedere Götti sy. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 48. 1918 Wenn d' Chatz 'tauft ist, will en iedere Götti si. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 26. 1904 Wenn d'Chatz tauft ist, will en njedere Götti sii. Berner Heim: 1904 S. 23. 1869 Wenn d'Chatz tauft ist, will en Njedere Götti sii. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 133. tauschen l 1983 War begährt z Umsehe, begährt z bschysse. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 53. 1982 Wer begäärt z tuusche, begäärt z bschysse. Kürz-Luder B„ Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 33. 1869 Wer begährt z'tuusche, begährt z'bschiisse. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 134. Teufel l 1983 Wenn der Teufel alt isch, wott er Waldbrueder wärde. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 37. 1982 Wann der Tüüfel alt ischt, so will er Waldbrueder werde. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 55. 1918 Wenn der Tüfel alt ist, so will er Waldbrueder werde. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 43. 1869 Wenn der Tüfel alt ist, so will er Waldbrueder werde. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 130. 1863 Wenn der Düfel alt isch, so will er Waldbrueder werde. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 58. Teufel 2 1983 Der Teufel hed alls wolle sy, nume nie Lehrbueb. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 15. 1958 Dr Tüfel het alls wolle sy, nume nid Leerbueb u Süniswyb. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 127.
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Spezieller Teil
1869 De Tüfel het alles welle sii nume nid Bueb: wil's aliwil heisst: gang Bueb, lauf Bueb, de Bueb het's gmacht. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 116. Bieri: Lehrling und Schwiegertochter (Sohnsfrau) ist nicht gut sein. Teufel 3 1982 De Tüfel hat meh als zwölf Aposchtel. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 58. 1918 Der Tüfel het meh äs zwölf Apostel. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 30. 1901 Der Tüfel het meh als zwölf Apostel. Berner Heim: 1901 S. 86. 1869 Der Tüfel het meh äs zwölf Apostel. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 130. Teufel 4 1983 Me schloot ehnder zwee Teufle yne, äs eine use. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 10. 1947 Noch mir Erfahring schloot me halt doch eh zwee Tüüfel ie weder ann usse. (Schaffhausen: Wilchingen). Bächtold A., De Studänt Räbme: S. 242. 1918 Me schlaht ehner zwe Tüfel ine, gab (als) einen use. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 13. 1869 Me schlaht ehner zwee Tüfel ine gab eine use. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 117. 1863 Me schloht ehnder zwe Düfle-n-yne, gab eine-n- use. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 58. Schild: Bei der Erziehung erlangt man durch Schlagen eher Verschlimmerung als Verbesserung. Gab: 'bevor', ehnder: 'eher' Teufel 5 1982 S isch ei Tüüfel - gab bättlen oder Brod höische. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 48. 1918 s' isch ei Tüfel, gab Bettlen oder Brod heusche. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 25. 1869 S'Isch Ei Tüfel gab Battle oder Brod heusche. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 119. 1863 's isch ei Düfel, gab bättle-n- oder Brod heusche. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 57.
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Teufel 6 1982 Der Tüüfel schiisst albig uf den groosse Huufe. Schmid M./Issler G., Davoserdeutsches Wörterbuch: S. 169. 1978 Der Tyfil schysst öü immer uff du' glychu Hüffo'. (Wallis: Eischoll). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: Anhang S. II. 1937 Der Tüfel schisst albig uf den grossen Huffe. Bätschi J., Der Davoser: S. 21. Davoserdeutsches Wörterbuch: Reich kommt immer zu reich. Bätschi: Wenn zwei junge Leute aus wohlhabenden Familien zusammenkommen. Schmid: Wo Geld, Glück, Macht ist, kommt immer noch mehr hinzu. Red.: Vgl. Franck S., Sprichwörter(l541): Bd. l Bl. 2a: Der teuffei scheiszt nun auff den grossen hauffen. Teufel 7 1869 Me muess em Tüfel uf e Chopf trappe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 148. 1869 Me muess em Tüfel uf e Stiil trappe. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 148. 1863 Me muess 'em Düfel uff e Chopf drappe. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 58. 1863 Me muess 'em Düfel uff e Stil drappe. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 58. Schild: Eigene und fremde Leidenschaften bekämpfen. Teufel 8 1982 I de Noot frisst de Tüfel Flüüge. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 56. 1978 In der Noot frisst der Tyfil Fleige. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 72. 1978 In der Noot frisst der Tyfil Mysch und Fleige. (Wallis: Ausserberg). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 72. 1869 Wenn der Tüfel Hunger het, so frisst er Mugge. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 130. 1863 Wenn der Düfel Hunger het, so frisst er Mugge. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 58. Schild: Mugge: 'Mücke'.
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Spezieller Teil
Teufel 9 1982 Me sott de Tüüfel nöd a d Wand mole. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 35. 1973 wo mer em / dr tüfu a d wang / gmolet hei / het er / d chuchi / lo wissge (Solothurn). Burren E., um jede priis: S. 44. Teufel 10 1869 Der Tüfel chönnt e Schelm sii! Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 21. 1863 Der Düfel chönnt e Schelm sy. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 78. 1858 Dr Tüüfl isch a Schelm. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 80 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 250). 1848 "Weisst nicht, Uli," sagte Vreneli, "dass er Teufel ein Schelm ist?" Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 376. Schild: Der Sache ist nicht zu trauen. Teufel 11 1958 I allem isch dr Tüfel, numme i dr Milch isch Wasser. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 127. Bieri: Alles hat auch seine Kehrseite. Tod l
1983 Gage Tod isch keis Chrüütli gwachse. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 59. 1982 Gege de Tod isch keis Chruut gwachse. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 66. 1918 Für e Tod ist kes Chrütli g'wachse, sust wurdid's d'Dökter für sich spare. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 25. Tod 2
1983 Vergäbe isch nit emol der Tod - er choschted s Labe. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 58. 1983 Vergäben isch der Tood u dar choschtet ds Labe. Ritschard G., Bödellitüütsch: S. 269. 1982 Umesuscht ischt der Tod, aber er choscht Lüüt. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 40.
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1982 De Tod isch vergäbe aber er choscht s Labe. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 66 . 1948 Umesuscht isch de Tood und dee choscht s Lääbe. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 284. 1918 Umsüsch isch der Tod, und de chost' 's Lebe. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 36. 1881 Ummesust ist de Tod und der chost 's Lebe. (Zürich). Id.: Bd. 3 Sp. 968. 1869 Umesust ist de Tod, aber er chost Lüt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 142. 1863 Umsüsch isch der Tod, und da chost 's Labe. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 58. Tod 3
1978 Der Toot ischt d einzig Grächtigkeit uff der Wäält. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 144. 1978 Der Toot ischt ds Sicherschta und öü ds Grächschta, wa' wer uf der Wäält hei. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 144. trauen l 1983 War eim nit troued, dam isch au nit z troue. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 50. 1982 Wer eim nit trout, dem isch ou nit z troue. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 43. 1937 War niemed nüd trüd ist sälber nüd. Bätschi J., Der Davoser: S. 48. 1863 Wer eim nit trout, dem isch au nit z'troue. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 58. trauen 2 1940 "Aber zell de no guet nohe", het der Graber glachet, "es isch niemmere nüt z'troue!" (Bern: Emmental). Gfeller S., Eichbüehlersch: S. 137. 1848 Daneben sieh, was du bekommen kannst, die Welt ist schlimm, man weiss fast nicht mehr, wem trauen. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 216. 1840 Man kann keinem zuviel trauen; wenn man schon meint, man habe es getroffen, so ist man gerade am übelsten zweg. Gotthelf J., Uli der Knecht: S. 200. Treppe l 1983 Bim Stägewüsche foot me zoberisch aa. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 31.
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Spezieller Teil
1982 Wenn me d Stage wuscht, so foot men oben aa. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 58. Treppe 2 1918 Frisch g'wagt, ist halb g'wunne - d'Stegen ab g'heit ist au etrunne. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 49. 1869 Frisch gwagt ist halb gwunne - d'Stäge-n ab gheit ist au etrunne. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 34. trommeln l 1978 Churz gitrummot, wyt ghoolot. (Wallis) "Kurz getrommelt, weit gejohlt, gejauchzt, gebrüllt (Schmid)". Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen:S. 119. 1869 Kurz getrommelt, tief geholet. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 140. Schmid: Kleine Leute können soviel als grosse. Die Bedeutung dieses Sprichworts ist nur noch den wenigsten bekannt.Sutermeister: Kleine Leute können so viel essen als grosse. tun l
1982 Tuo, wie d witt, so rüüd s di nid! "Tu, wie du willst, so reut es dich nicht! (Schmid/Issler)" Schmid M./Issler G., Davoserdeutsches Wörterbuch: S. 170. 1982 Tuo, wie d witt, es rüüd di gwüss! "Tu, wie du willst, es wird dich auf jeden Fall reuen! (Schmid/Issler)" Schmid M./Issler G., Davoserdeutsches Wörterbuch: S. 170. umziehen siehe unter zügeln ungerecht 2 1978 An einzige ungrächte Chrytzer frisst hundert derzüe. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 61. 1978 An einzige ungrächte Chrytzer frisst nynuninzig grächti (Wallis: Saas). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 61. 1978 An einzige ungrächte Heller frisst hundert derzüe. (Wallis: Ausserberg, Salgesch). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 61. 1918 Der ung'recht Chrüzer frisst zehe g'recht. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 41.
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1897 An einzige ungrechte Chryzer frisst hundert darzuo. (Wallis: Grächen). Tscheinen M., Walliser Sprichwörter: S. 162. (Schweizerisches Archiv für Volkskunde: l, 1897). 1869 Der ugrecht Chrüzer frisst zehe grecht. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 139. 1865 A einzige ungerechte Chreizer frisst hundert grechti. Sprichwörter im Wallis: Nr. 90 (Walliser Monatsschrift: 4, 1865 S. 8). 1863 Der ung'recht Chrüzer frisst zache g'recht. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 65. 1848 Hast du nie gehört, dass ein ungerechter Kreuzer zehn gerechte frisst? Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 257. Walliser Monatsschrift: d.h. ungerechtes Gut thuot nit guot. ungesund l 1982 Nüüt isch so uugsund wie chrank sii. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 39. Unglück l 1982 S Unglück bindt de Lüüt d Chöpf zäme. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 39. 1918 's Unglück bind't de Lüte d' Chöpf z'säme. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 35. 1869 s'Unglück bindt de Lüte d'Chöpf zsäme. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 141. Unglück 2 1982 Eis Unglück chunnt sälte elei. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 35. 1982 Eis Unglück chunnt sälte alleini. (Bern). Dähler K.W., Momou: S. 121. Unkraut l 1982 Uuchrut verdirbt nöd. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 26. 1869 s'Uchrut verdirbt nit - s'chunnt gang e Hung u seicht dra Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35. 1863 's Uchrut verdirbt nit, 's chunnt gang e Hung und s.... d'ra. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 69.
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Spezieller Teil
Schild: Von einem liederlichen Menschen, der eine Lebensgefahr oder eine schwere Krankheit überstanden hat. Uchrut: 'Unkraut'. Unrecht l 1983 Urächt lyde isch eisder no besser, äs Urächt tue. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 14. 1978 Besser Urächt lydu', wa' Urächt tue. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 84. 1881 'S ist wääger Urecht lüden als Urecht tue. Id.: Bd. 6 Sp. 277. (Sulger). unten l 1983 Was una ischt, ischt nide. Eschler W., Alpsummer: S. 20. unwert l 1879 Wenn d'Sach am unwärtesten isch, se söll-me-sen am wärteste ha. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 246. 1869 Wenn d'Sach am uwärthste ist, so soll me se am wärthste ha. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 149. Sutermeister: Von den Feldfrüchten. Seiler: d'Sach: 'die Feldfrüchte'. Vater l 1978 Sälber ha1 geit über Vatter und Müeter. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 100. 1978 Sälber mägu' geit über Vatter und Müeter. (Wallis: Saas, Ausserberg, Lötschental). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 100. 1978 Sälber ha' geit über Vatter und Müeter und alli güetu' Lyt. (Wallis: Ausserberg, Salgesch, Eischoll). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 100. verreden l 1978 Mu1 soll nit versägu1, eim sälber d Nasa apzbyssu1. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 98. 1869 Me muess nünt verrede äs s'Nasenabbiisse. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 148. Schmid: versägu: 'ausschliessen'.
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verwandt l 1978 Wie verwandter, wie verdammter. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 37. 1978 Wie verwandter, wie verdammter. (Wallis) "Wie verwandter - desto verdammter". Walliser- und Walsersprüche: S. 47 Nr. 2. 1958 Wi verwandter, wi verdammter. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 129. Bieri: Je näher verwandt, um so unverträglicher. Vieh l 1982 Mit Mänscheverschtand cha me au mit em Vieh rede. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 15. 1918 Me cha mit em Veh rede, wenn me Menscheverstand het. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 54. 1869 Me cha mit dem Veh rede we me Menscheverstand het. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 145. Vogel l 1978 We mu' will ga' Vogla faa', müess mu' nit zeerscht in d Stüüde schlaa! (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 110. 1978 We mu will Vogla faa, müoss mu nid uf d Stüüde schlaa. (Wallis) "Will man Vögel fangen, muss man nicht auf die Stauden schlagen". Walliser- und Walsersprüche: S. 48 Nr. 33. 1921 Wenn me will go Vogle fan, Muess me nit z'erscht in d'Stude schlan. Stehler F.G., Die Vispertaler Sonnenberge: S. 132. 1918 We mu will Vogla fah, mues mu nit mit dum Stecko an d'Stude schlah. (Wallis). Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 56. 1869 We nu will Vogla fah, muess nu nit mit dum Stecko an d'Stude schlah. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 146. 1848 Wenn man Vögel fangen will, brüllt man nicht die Haut voll. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 187. Vogel 2 1983 Es flügt ekeis Vögeli so hoch, es chund wider z Bode. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 19. 1982 Es flüügt keis Vögeli so hoch, es chunt wider abe. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 41. 1978 Äs ischt kei Vogol no so hoo gflogu', är hei nit Bodo bizogu'. (Wallis). Es flog kein Vogel noch so hoch, er habe nicht (wieder den) Boden erreicht. Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 39.
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1978 Äs ischt kei Vogol no so hoo gflogu, ooni Fäkcha, är sy nit amap gfallu in di Dräkcha. (Wallis: Ausserberg). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 39. 1978 Äs ischt kei Vogol no so hoo gflogu, är sy nit zrugg cho. (Wallis: Goms). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 39. 1948 S flüügt käs Vögeli so hööch, s chunt wider abe. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 296. 1918 Es flügt keis Vögeli so hoch, es chunnt wider oben abe. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 58. 1864 Es fliegt kei Vogol so hoch, er kome nit amum auf d'Erde. Sprichwörter im Wallis: Nr. 5 (Walliser Monatsschrift: 3, 1864 S. 8). 1863 Es flügt kei Vogel so hoch, er chunnt wieder abe. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 69. 1858 's flüügt keis Vögeli so hoch, 's chunt widr aba. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 63 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 250). Vogel 3 1983 Chlyni Vögeli chöne d Schnäbeli au wyt uftue. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 8. 1982 Zarti Vögeli hend zarti Schnäbeli. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 15. 1918 Zarti Vögeli hend zarti Schnäbeli. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 45. 1901 Zarti Vögeli hend zarti Schnäbeli. Berner Heim: 1901 S. 398. 1869 Zarti Vögeli hend zarti Schnäbeli. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 137. 1858 Chlini Vögeli chönna d'Schnäbeli o wiit uf tua. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 93 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 250). Vogel 4 1982 Vogel friss oder schtirb. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 16. 1978 Vogol friss ölt verdirp! (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 38. 1978 Vogol friss ölt stirp! (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 38.
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Vogel 5 1982 A de Fadere kennt me de Vogel. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 16. 1978 Mu' benannt du1 Vogol am Gsang und du' Mansch am Gwant. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 39. 1978 Der Vogol benannt mu1 an de' Fädru! (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 90. 1879 Me kent der Fogel ann-de Fadere. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 102. Red.: Vgl. Kraut. Vogel 6 1982 Latsch mache faat nid Vögel, aber zuezie. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 36. 1918 Latsch mache faht nid Vögel, aber zuezieh. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 51. 1869 Latsch mache faht nid Vögel, aber zuezieh. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 143. Volk l 1983 Es gid kei nüdnutzigeres Volch, als s Wibervolch und Mannevolch. Portmann P.F., Di letschti Chue: S. 153 (Koch Hans, Zug). 1982 Es git keis nütnützigers Volch als s Mannevolch und s Wiibervolch. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 42. 1902 Es git keis nütnützigers Volch als 's Mannevolch und 's Wiibervolch. Berner Heim: 1902 S. 52. 1869 Es git keis nütnützigers Volch als s'Mannevolch und s'Wiibervolch. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 111. wachsen l 1982 Ufeme Wääg wo alles lauft wachsed keini Blueme. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 61. 1978 Wo vil drüber geit, waxt kei Chrut. (Vorarlberg) "Wo viele drüber gehen, wächst kein Kraut". Walliser- und Walsersprüche: S. 49 Nr. 79. 1937 Uf rem Wäg wa alls lauft, waxt keis Gras. Bätschi J., Der Davoser: S. 70.
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Spezieller Teil
wagen l 1936 Frisch gewagt, ist halb gewonnen. Glur J./Nüesch V., Roggwiler Chronik: S. 526. 1918 Frisch g'wagt, ist halb g'wunne - d'Stegen ab g'heit ist au etrunne. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 49. 1879 Früsch g'wogt isch halb g'wunne; D'Stägen appg'heit isch au ertrunne. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 135. 1869 Frisch gwagt ist halb gwunne - d'Stäge-n ab gheit ist au etrunne. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 34. 1869 Frisch gwagt ist halb gwunne - d'Stäge-n ab gheit ist au etrunne. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 34. 1864 Frisch gwagt, ist halb gewonnen. Sprichwörter im Wallis: Nr. 29 (Walliser Monatsschrift: 3,1864 S. 72). 1863 Früsch g'wogt, isch halb g'wunne, D'Stäge-n- ab drolet, isch au ertrunne. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 69. wägen l 1978 Gweegts und Gmässus ischt bait gässus. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 50. 1904 G'weegts u G'messes ischt bblötzlich ggässes. (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 332. Wahrheit l 1982 D Woret isch nid gschägget. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 52. 1918 D'Woret ist nid g'schegget. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 62. 1869 D'Woret ist nid gschägget. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 123. Wahrheit 2 1983 Me muess eisder d Wohred säge, aber d Wohred muess nit eisder gseit sy. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 38. Wald l 1983 Wie men i Wald riieft, so tönts zrugg. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 57. 1982 Wie me in Wald rüeft so tönts zrugg. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 61.
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Wand l 1917 Und alli Wand hei Ohre Am Tag und bi der Nacht. Reinhart J., Im grüene Chlee: S. 35. 1869 D'Wänd händ Ohre - und d'Stude-n Auge. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35. Wasser l 1983 Me sett nit Wasser predige und dernäbe Wy trinke. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 30. Wasser 2 1983 Stilli Wasser frässen au Grund. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 36. 1982 Schtilli Wasser sind tüüf. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 35. 1978 Di stillu' Wasser prierunt öü du' Grünt. (Wallis) "Die stillen Wasser berühren auch den Grund". Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 85. 1978 Di stillu Wasser prierunt öü du Grünt, erbarms Gott wer drunner chunt. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 85. 1978 D stillu' Wasser chännunt öü triebu'. (Wallis). Die stillen Wasser können auch trüben.. Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 86. 1978 Au d stelle Wassre rieren de Gronn. (Piemont: Gressoney) "Auch die stillen Wasser wühlen den Grund auf. Walliser- und Walsersprüche: S. 48 Nr. 44. 1858 Stilli Wassr gründa tiaf. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 43 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 249). Schmid: Stille, ruhige Leute können auch wütend werden (dann gnad dir Gott, sagt der Zusatz). Wasser 3 1869 Mit Wasser und Brod chunnt me dur alli Nod. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 125. 1869 Bi Wasser und Brod wird me nid tod. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 125. Weib siehe unter Frau
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Spezieller Teil
Wein l 1982 Ooni Wii und Broot ischt d Liebi tood. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 9. 1982 Ohni Wii und Brot isch d Liebi tot. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 44. 1918 Ohni Wi und Brod ist d1 Liebi tod. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 7. 1869 Ohni Wii und Brod ist d'Liebi tod. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 125. 1869 Ohni Wii und Brod ist d'Liebi tod. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 125. Red.: Vgl. Franck S., Sprichwörter(1541): Bd. l Bl. 30b: Ohn wein und brot / ist Venus todt. Wein 2 1982 De Wii macht d Manne zu Böcke und d Wiiber zu Geisse. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 23. 1918 De Wi macht d'Manne zu Böcken und d'Wiber zu Geisse. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 18. 1869 De Wii macht d'Manne zu Böcke und d'Wiiber zu Geisse. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 114. Wein 3 1978 Wy redt, Cheesmilch redt nit. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 147. 1921 Wi redt, Chäsmilch redt nit! Stebler F.G., Die Vispertaler Sonnenberge: S. 132. Wein 4 1982 D Nacht, d Liebi und de Wii gänd vercheert Gedanken ii. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 9. 1918 D' Nacht, d' Liebi und de Wi gend verchehrti Gedanken i. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 3. 1869 D'Nacht, d'Liebi und de Wii gänd verchehrti Gedanke- ii. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 127. 1869 Wiiberlist und Wii git mängi Thorheit ii. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 127.
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weit l 1869 Wit griife thued d'Händ bschiisse. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 112. 1869 Wit g'griffe, eister bschisse. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 112. 1869 Wit glängt, isch d'Hang gschängt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 112. werken siehe unter schaffen werfen l 1978 Was mu' wyt wirft, müess mu' wyt ga reichu'. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 120. 1978 Was mu1 am wytschtu1 wirft, müess mu1 am wytschtu ga reichu1. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 120. Wespe l 1983 Wenn me d Wäschpi gusled, so stüpfe si. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 53. 1982 Wenn me d Wäschpi stüpft, so surre si. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 40 1918 Wenn me d'Wäspi stüpft, so surre si. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 47. 1869 We me d'Wäspi stüpft, so surre si. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 132. Wiegenkind l 1978 Schüüni Wiegächind gind wüeschti Gassächind. (St. Gallen: Mels). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 316. 1879 Wüesti Waglechind, schöni Gassechind. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 308. 1863 Wüeschti Wagle-Ching, Schöni Gasse-Ching. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 69. Senti: Auch umgekehrt.
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Spezieller Teil
Winter l 1978 Weer im Öügschtu nit zablot, het im Winter nit z schnablu'. (Wallis) "Wer im August (sich) nicht beeilt, hat im Winter nichts zu essen (Schmid)". Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 105. 1978 Weer im Üüstag nit zablot, het im Winter nit z schnablu'. (Wallis: Saas). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 105. 1978 Weer im Summer nit schaffet, het im Winter gässus. (Wallis: Goms). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 105. 1951 War im Heuet nit gablet, i dr Aern nit zahlet un im Herbst nit frieh uffstoht, seil luege, wies em im im Winter goht. Jurablätter: 13, 1951 S. 78 (Fringeli A., Vom Walter). 1947 Waasch nid, wes haasst: "Wer im Heuet nid gablet, Und der Äärn nid zahlet, Und im Herbscht nid früe ufstoht, Da cha luege, wes im em Winter goht". (Schaffhausen: Wilchingen). Bächtold A., De Studänt Räbme: S. 125. 1865 Im Ustag gablu, im Sommer zaplu, im Herbst früh ufstah, sust muos mu im Winter mit hungrigem Buch inds Bett gah. Sprichwörter im Wallis: Nr. 67 (Walliser Monatsschrift: 4, 1865 S. 7). Wirtstochter l 1918 Wirtstöchter und Müllerross sind nit für en iedere Poss. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 24. 1904 Würzhuusddächderi u Müliross sige-n-böes na-hi-z'ha. (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 332. 1869 Wirthstöchter und Müllerross si nit für niedere Poss. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 113. wischen l 1978 Wischu1 und Wäschu1 git nit Spys in di Täschu'. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 109. 1978 Wischu' und Wäschu' fillt nit di Täschu'. (Wallis: Saas). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 109. wissen l 1982 Was ich nöd weiss, macht mer nöd heiss. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 35. 1978 Was ich nit weiss, macht mer nit heiss. (Wallis) . Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 86. 1864 Was i nit weiss, macht mir nit heiss. Sprichwörter im Wallis: Nr. 21 (Walliser Monatsschrift: 3, 1864 S. 72).
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Wolf l
1978 Der Wolf frisst öü gizeichnoti Schaaf. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 86. 1881 Der Tüfel nimmt (Der Wolf frisst / holt) di (ge)zeichnete Schaaff au. (Aargau: Kölliken, Graubünden: Jenins, Zürich: Mettmenstetten). Id.: Bd. 8 Sp. 289. 1863 Der Wolf frisst die zeichnete Schof au. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 69. Id.: Einem, der ängstlich sein Eigentum durch äussere Zeichen kenntlich zu machen sucht. Wolf 2 1978 Wari der Wolf ghüütet, dari ghaaret är öü. (Wallis) "Worin der Wolf sich häutet, darin haart er sich auch". Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 87. 1904 Wo d'r Wolf g'huddet, da g'haaret'r. (Bern: Simmental). GempelerSchletti D., Heimatkunde: S. 331. 1897 Wary der Wolf ghuutot, dary ghaarot er. (Wallis: Grächen). Tscheinen M., Walliser Sprichwörter: S. 162. (Schweizerisches Archiv für Volkskunde: l, 1897). 1869 Worin der Wolf gehütet, darin ghaaret er. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 136. 1864 Worin der Wolf gehuutet, darin g'haaret er. Sprichwörter im Wallis: Nr. 3 (Walliser Monatsschrift: 3, 1864 S. 8). Walliser Monatsschrift: Die Haut, welche den Wolf bedeckt, bedeckt ihn mit Haar. Wolf 3 1937 Dr Wolf hed dr Winter no nie gfrässe. Bätschi J., Der Davoser: S. 65. 1869 Der Wolf het no kein Winter gfresse. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 136. Wolf 4 1983 Dar Wolf laat woll la ts Haar gaa, abar net t Natüir "Der Wolf lässt wohl die Haare, nicht aber die Wolfsnatur (Portmann)". Portmann P.F., Di letschti Chue: S. 157 (Gerstner Emilie, Sprichwörter aus Bosco-Gurin).
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Spezieller Teil
1337 Ein wolf, der Hesse wol sin har, aber sin nature niht vürwar "Ein Wolf würde zwar sein Haar lassen, aber seine Natur gewiss nicht". Konrad v. Ammenhausen: V. 9201. Wolf 5 1982 Mit de Wolf mue me hüüle. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 16. wollen l 1982 Wenns nid will, so tagets nid, und wenn men alii Läden uuftuet. KürzLuder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 39. 1978 Wes mu' nit will, so tagets nit. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 96. 1978 Wes mu' nit will, so tagets nit, und we' mu' ds Hindra zum Pfeischter üüscheert. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 96. 1978 Wes mu' nit will, so tagets nit, und we' d Sunna uff ds Hindra schynt. (Wallis: Salgesch). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 96. 1937 Wenn's nid will, so taged's nid. Bätschi J., Der Davoser: S. 71. 1918 Wenn's nid will, so taget's nid, und wenn men alii Läden uftuet. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 34. 1904 Wes nit will su ddagets nit. (Bern: Simmental). Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: S. 335. 1879 Wenn's nitt will, se daged's nitt. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 70. 1869 Wenn's nid will, s taget's nid und we me-n alli Lade ufthuet. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 132. Seiler: Wem das Glück nicht hold, der müht sich vergebens ab. wollen 2 1982 Wer nid well, dem esch böös z hälfe. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 59. 1982 Wer nöd will, hat gha. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 26. 1982 Wenn d nöd wotsch dann hasch g haa. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 35. 1978 Weer nit will, het kcha'. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 119. 1960 War niid wil, hed ghäben. (Bern: Brienz). Streich A., Sprüche.
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Wort l 1978 Weer um äs güets Woort nit tuet, dem geits säältu' güet. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 87. 1897 Wer um äs guots Wort nit tuot, Dem geit es seltu guot. (Wallis: Grächen). Tscheinen M., Walliser Sprichwörter: S. 162 (Schweizerisches Archiv für Volkskunde: 1,1897). 1869 Wer um äs Wort nid thuet wie um a Schlag, der erlebt kein gutun Tag. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 124. 1864 Wer um äs Wort nit thuot, wie um Aschlag, der erlebt kein gutun Tag. Sprichwörter im Wallis: Nr. l (Walliser Monatsschrift: 3, 1864 S. 8). Wort 2 1902 Gschliffni Wort und e schlächti Meinig sind hunderttusigbeinig. Berner Heim: 1902 S. 318. 1869 Gschliffni Wort und e schlächti Meinig sind hunderttusigbeinig. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 125. wüst l 1983 Wüescht tued wüescht. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 34. 1982 Wüescht tuet wüescht. Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: S. 35. 1937 Wüest tuod wüest. Bätschi J., Der Davoser: S. 48. 1869 Wüest thuet wüest. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 128. Bätschi: Meinung, dass aus dem äussern Aussehen eines Menschen auf seine innern Eigenschaften geschlossen werden könne. wüst 2 1990 Wüescht tue chonnt dezue! (Appenzell: Hinterland). Mühlemann-Messmer E., Was duu nüd sääscht: S. 115. 1982 Wüescht tue chunt derzue. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 11. 1918 Wüest tue chunnt dezue. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 4. Mühlemann-Messmer: Sie wollte auf keinen Fall einen Bauern heiraten und tut es nun doch.
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Spezieller Teil
zahlen l 1983 Lieber es Schöppli zvill zahle, äs eis zvill trinke. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 45. 1982 Es ischt besser e Schoppe z vil zaalt äs eine z vil trunke. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 32. 1869 Es ist besser e Schoppe zvil zahlt äs eine zvil trunke. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 131. Zaun l 1978 Daa, wa1 der Züü am nidrigschtu' ischt, springt alls drüber. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 88. 1978 Über an nidrige Züü springt alls. (Wallis: Ausserberg Salgesch Saas). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 88. Zaun 2 1983 Me suecht niemer hingerem Hag, wenn me nit au scho derhinger gsi isch. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 41. Zaun 3 1879 'S haisst als: D'Heg haigen alii Ore und d'Faister alli Auge. Seiler G.A., Die Basler Mundart: S. 159. 1869 Feld und Hag hend au Ohre. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 138. Zeit l 1958 Mi mues d'Zyt abwarte, we me jung Tube wott. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 153. 1869 Me muess d'Zit abwarte we me jung Tuube ha will. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 148. 1863 Me muess der Zyt abwarte, wenn me jung Tube ha will. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 70. 1858 M' mues dr Zit 'rwarta, we m' jung Tuba ha wil. Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Nr. 46 (Album des Litterarischen Vereins in Bern: S. 249). Schild: Man muss nichts übereilen. Bieri: Man muss warten können. Zeit 2 1958 Es mues alls sy Zyt ha. Bieri W., Läbigs Bärndütsch: S. 153.
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1869 Es het Alles si Zit - nume die alte Wiber nit. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 34. 1869 Es het Alles si Zit - wenn Eine bi sim Stöckli ist, so muess er goh wie en andere au. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35. 1869 Es wott Alles si Zit ha - no sogar e galti Chue. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35. 1863 's het All's sy Zyt, wenn Eine by sym Stöckli isch, so muess er goh wie-ne-n- Angere-n- au. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 70. 1863 's het All's sy Zyt, numme die alte Wyber nit. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 70. 1840 Es wäre wohl gut; aber zwingen könne man nicht alles auf einmal, es wolle alles seine Zeit haben. Gotthelf J., Uli der Knecht: S. 153. 1824 Alles hat seine Zeit, nur die alten Weiber nicht. Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: S. 202. 1517 (Ecclesiastes) Ein schoene leer dar von vn(sz) gydt Spricht/ vif erd hand alle ding sein zyt Die mit der weil doch all zergon Vnd bleibt auch keins nit ewig ston. Gengenbach P., Der Nollhart: V. 1207-1210. Schild: Einer muss sterben wie der Andere. Stöckli: 'gestecktes Ziel'. Bieri: Man muss warten können. Sutermeister: galt: 'die Kuh, die wenig Milch gibt vor dem Kalbern.' Zeit 3 1982 D Zyt bringt Rose - aber zerscht Chnöpf. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 40. 1918 D'Zit bringt Rose - aber z'erst Chnöpf. Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 36. 1904 D'Zit bringt Roese, aber z'erscht Chnöpf. (Bern: Simmental). GempelerSchletti D., Heimatkunde: S. 331. 1869 D'Zit bringt Rose - aber zerst Chnöpf. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 35. Red.: Vgl. Franck S., Sprichwörter(1541): Bd. l Bl. 20b: Zeit bringt Roszen / nit der stock. Zeit 4 1983 Bhüetis Gott vor tüürer Zyt, vor Muurer und vor Zimmerlüüt. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 35. 1982 Bhüet is Gott vor tüürer Zyt, vor Muurer und vor Zimmerlüüt. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 47.
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Spezieller Teil
1918 B'hüet is Gott vor türer Zit, vor Murer und vor Zimmerlüt! Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 24. 1902 Bhüet is Gott vor türer Zit, vor Muurer und vor Zimmerlüt. Berner Heim: 1902 S. 102. 1869 Bhüet is Gott vor thürer Zit, vor Muurer und vor Zimmerlüt. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 120. Zeit 5 1990 Ee Zit ischt nüd ali Zit! (Appenzell: Hinterland). Ql Mühlemann-Messmer E., Was duu nüd sääscht: S. 118. 1983 Ei Zyt isch nit alli Zyt. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 22. 1963 li Zit ischt net ali Zit. (Bern: Frutigen). Lauber M., Frutigdeutsche Wörter: S. 82. 1869 Ei Zit isch nid all Zit. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 143. 1848 Aber eine Zeit ist nicht alle Zeit; es gibt alle Jahre neue Bräuche. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 62. 1848 Ihr seid beide jung, eine Zeit ist nicht alle Zeit, und wer das Unglück brav ertragen hat, der wird dann wohl auch mit dem Glück umzugehen wissen. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 380. 1848 "Ein Jahr ist nicht alle Jahre," so sagt ein Sprüchwort, die Wahrheit desselben erfuhr Uli. Gotthelf J., Uli der Pächter: S. 134. Mühlemann-Messmer: Die Verhältnisse / die Umstände werden sich wieder ändern. Zeit 7 1978 War nüd chunt zur rächtä Zyt, der muess haa, was übrig blybt. (St. Gallen: Murg). Senti A., Reime und Sprüche: Nr. 307. 1978 Weer nit chunt zer rächtu' Zyt, deer müess nä was übrig blybt. (Wallis). Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: S. 88. Zeit 8 1979 Dass di Zytte sich endere, isch für ihn no eki Grund gsy, sich äbefalls chönne z endere. (Bern: Simmental). Meinen M., Mys Täälti: S. 98. Red.: Vgl. Speck.
Zusammenstellung von Belegen
293
Zeuge l 1982 Züüge lüüge. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 45. 1869 Züge lüge. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 122. 1863 Züge lüge. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 70. Zimmermann l 1869 Zimmerlüt und Muurer sind die fülste Luurer: si essed, messed, bsinned si, so goht en halbe Tag verbi. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 120. 1869 Zimmerma und Muurer sind alli zsäme Luurer. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 120. zufrieden l 1869 Wenn Alles zfriede-n ist, ist niemer höhn. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 132. 1863 Wenn All's z'friede-n- isch, isch Niemer hon. (Solothurn: Leberberg). Schild F.J., Der Grossätti: S. 70. Schild: Sich über den Zorn eines Ändern leicht hinwegsetzen. Hon: 'zornig'. zügeln l 1983 Lieber zeise, äs zügle. (Solothurn: Härkingen). Pfluger E., Ahnen am Bach: S. 35. 1982 Lieber zügle als ziise. Bürgin Y„ Alti und neui Schweizer Schpriich: S. 26. zwei l 1982 Was sich zweielet, das drittelet sich. Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: S. 40. 1979 Was sich zwiiet, chönnti sich driie, u däwäg han i gfunde, i welli lieber ledig blibe. (Bern: Simmental). Meinen M., Mys Täälti: S. 71. 1948 Was si zwäiet, das drittel si. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: S. 242. 1918 Was sich zweielet, das drittelet sich. Stucki C, Schweizerdeutsche Sprichwörter: S. 35. 1869 Was sich zweielet, das drittelet si. Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: S. 115. Weber: Was zweimal geschehen, kann auch ein drittes Mal passieren.
5. Verzeichnis der Quellen Aschwanden F./Clauss W., Urner Mundartwörterbuch: Felix Aschwanden/Walter Clauss, Urner Mundartwörterbuch, hrg. von der Bibliotheksgesellschaft Uri in Verbindung mit dem Bund Schwyzertütsch, Altdorf: Verlag Bibliotheksgesellschaft Uri 1982 (19. Jahresgabe der Bibliotheksgesellschaft Uri. Band VIII der Grammatiken und Wörterbücher des Schweizerdeutschen in allgemeinverständlicher Darstellung betreut vom Bund Schwyzertütsch). Jahr: 1982 Bächtold A., De Studänt Räbme: Albert Bächtold, De Studänt Räbme, Zürich: Büchergilde Gutenberg 1947. Jahr: 1947 Dialekt: Schaffhausen: Wilchingen Bätschi J., Der Davoser: J(osias) Bätschi, Der Davoser im Lichte seiner Sprichwörter und Redensarten, Davos: Buchdruckerei Davos AG 1937. Jahr: 1937 Dialekt: Graubünden: Davos Bieri W., Läbigs Bärndütsch: Walter Bieri, Läbigs Bärndütsch. E Sammlig vo bärndütsche Wörtere u Redesarte, Bern: Haupt 1958 (HochWächter-Bücherei Band 27). Jahr: 1958 Dialekt: Bern Boner U., Der Edelstein: Der Edelstein, von Ulrich Boner, herausgegeben von Franz Pfeiffer, Leipzig: Göschen 1844 (Dichtungen des deutschen Mittelalters, Vierter Band). Jahr: 1349 Bossard H., Zuger Mundartbuch: Zuger Mundartbuch. Grammatik und Wörterverzeichnisse. Ein Wegweiser zur guten Mundart von Hans Bossard. Unter Mitwirkung von Dr. Peter Dalcher. Herausgegeben vom Bund Schwyzertütsch, Gruppe Zugerland, Zürich: Schweizer Spiegel Verlag 1962 (Grammatiken und Wörterbücher des Schweizerdeutschen, Band IV). Jahr: 1962 Bräker U., Der arme Mann: Ulrich Bräker, Lebensgeschichte und natürliche Ebenteuer des Armen Mannes im Tockenburg, Mit einem Nachwort herausgegeben von Werner Günther, Stuttgart: Reclam 1969. Jahr: 1789
Verzeichnis der Quellen
295
Brant S., Narrenschiff(1494): Sebastian Brant, Narrenschiff, hrg. v. Friedrich Zarncke, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1973 (Unveränderter reprografischer Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1854). Bühler V., Davos: Valentin Bühler, Davos in seinem Walserdialekt. Ein Beitrag zur Kenntniss dieses Hochthals und zum schweizerischen Idiotikon, I. Lexicographischer Theil, Heidelberg: Selbstverlag, 1870. Jahr: 1870 Bürgin Y., Alti und neui Schwiizer Schprüch: Alti und neui Schwiizer Schprüch, zämetreit vo de Yvonne Bürgin, illuschtriert vom Röbi Wyss, Niederteufen: Schellen o. J. (1982). Jahr: 1982 Dialekt: unbestimmt Burren E., Näschtwermi: Ernst Burren, Näschtwermi. Mundarterzählung, Gümligen: Zytglogge 1984. Jahr: 1984 Dialekt: Solothurn Burren E., um jede priis: ernst burren, um jede priis. mundart gedieht, Bern: Zytglogge 1973. Jahr: 1973 Dialekt: Solothurn Dähler K.W., Momou: Momou, das git's. Gschichte us em obere Ammital, erzellt vom Karl Walther Dähler, mit Zeichnige vom Jörg Ewald Dähler, Langnau: Emmentaler Druck 1982. Jahr: 1982 Dialekt: Bern Eggimann E., Henusode: Ernst Eggimann, Henusode. Gedichte, Zürich: Arche 1968. Jahr: 1968 Dialekt: Bern: Emmental Eschler W., Alpsummer: Walter Eschler, Alpsummer. Gschichti us em obere Simetal, Gümligen: Zytglogge 1983 Jahr: 1983 Dialekt: Bern: Obersimmental Eschler W., Tüüflisches Chrut: Walter Eschler, Tüüflisches Chrut. E Gschicht us der Zyt vom Tubakverbot, Gümligen: Zytglogge 1988. Jahr: 1988 Franck S., Sprichwörter(1541): Sebastian Franck, Sprichwörter / Schöne / Weise / Herrliche Clugreden / und Hoffsprüch, mit einem Vorwort von Wolf gang Mieder, Hildesheim: Olms 1987 (Nachdruck der Ausgabe Frankfurt a.M. o.J. (1541). = Volkskundliche Quellen VII).
296
Spezieller Teil
Friedli E., Lützelflüh: Bärndütsch als Spiegel bernischen Volkstums, von Emanuel Friedli, Erster Band: Lützelflüh, Bern 1905. Auszugsprinzipien: Nur Zitate, die keine Quellenangabe haben und so vermutlich aus dem Volksmund sind, wurden ausgezogen. Die meisten Zitate stammen aber aus der Literatur. Gempeler-Schletti D., Heimatkunde: D. Gempeler-Schletti, Heimatkunde des Simmentals, Bern: Francke 1904. Jahr: 1904 Dialekt: Bern: Simmental Gengenbach P., Der Nollhart: Pamphilus Gengenbach, Der Nollhart. Bearbeitet von Violanta Uffer, Bern: Haupt 1977 (Schweizer Texte, Band 1). Jahr: 1517 Gfeller S., Eichbüehlersch: Simon Gfeller, Eichbüehlersch. E Wägstrecki Bureläbtig, Bern: Francke 1952, 3. Aufl. 1976. Jahr: 1940 Dialekt: Bern: Emmental Glur J./Nüesch V., Roggwiler Chronik: Des Johannes Glur, Arzt, Roggwiler Chronik, oder, historisch-topographisch-statistische Beschreibung von Roggwil im Oberaargau, Amts Aarwangen, Cantons Bern. Nach hundert Jahren neu bearbeitet, auf die Gegenwart fortgeführt und herausgegeben von Valentin Nüesch, Pfarrer in Roggwil, Langenthal: Buchdruckerei Merkur 1936. Jahr: 1936 Ausgezogen: Abschnitt Übliche Sprüchwörter, S. 526/527. Gotthelf J., Der Geldstag: Jeremias Gotthelf (Albert Bitzius), Sämtliche Werke in 24 Bänden, Achter Band, bearbeitet von Rudolf Hunziker und Eduard Böhler, Der Geldstag oder Die Wirtschaft nach der neuen Mode, ErlenbachZürich: Rentsch 1923. Jahr: 1845 Gotthelf J., Uli der Knecht: Jeremias Gotthelf (Albert Bitzius), Sämtliche Werke in 24 Bänden, Vierter Band, bearbeitet von Rudolf Hunziker, Wie Uli der Knecht glücklich wird. Eine Gabe für Dienstboten und Meisterleute, Erlenbach-Zürich: Rentsch 1921. Jahr: 1840 Gotthelf J., Uli der Pächter: Jeremias Gotthelf (Albert Bitzius), Sämtliche Werke in 24 Bänden, Elfter Band, bearbeitet von Hans Bloesch, Uli der Pächter, Erlenbach-Zürich: Rentsch 1921. Jahr: 1848 Greyerz O. v., Schweizerdeutsch: Schweizerdeutsch. Proben schweizerischer Mundart aus alter und neuer Zeit, Erstes Bändchen: Ältere Mundartproben, hrsg. v. Otto von Greyerz, Zürich: Rascher 1918.
Verzeichnis der Quellen
297
Greyerz O. v. / Bietenhard R., Berndeutsches Wörterbuch: Otto von Greyerz/Ruth Bietenhard, Berndeutsches Wörterbuch. Für die heutige Mundart zwischen Burgdorf, Lyss und Thun, Zweite, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bern: Francke 1981. Jahr: 1981 Hebel J.P., Allemannische Gedichte: Johann Peter Hebel, AHemannische Gedichte. Für Freunde ländlicher Natur und Sitten, in: Poetische Werke, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1972, S. 541-738. Jahr: 1820 (Erscheinen der 5. Auflage), für spätere Gedichte 1826 (Todesjahr). Id.: Schweizerisches Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache (...), Begonnen von Friedrich Staub und Ludwig Tobler und fortgesetzt unter der Leitung von Albert Bachmann, Otto Gröger, Hans Wanner und Peter Dalcher, Frauenfeld: Huber Bd. l, 1881 - Bd. 14, 1987. Bemerkung: Für Belege, die nicht anderweitig nach dem Quellenverzeichnis datiert werden konnten, ist das Erscheinungsjahr des ersten Bandes (1881) angesetzt worden. Ineichen H., Aus Sprache und Sitte des Luzerner-Volkes: Aus Sprache und Sitte des Luzerner-Volkes. Sammlung von Sprichwörtern, Redensarten, Reimen, Sprüchen, Liedlein, Witz- und Spitzreden, Sitten und Bräuchen, Glauben und Aberglauben und dgl. (von Heinrich Ineichen), Burgerbibliothek Luzern, Ms. 241 4 (= S. 649-1128 als Fortsetzung von Ms. 240). Jahr: 1887. Ineichen H., Der Volksmund im Luzernerbiet: Heinrich Ineichen, Der Volksmund im Luzernerbiet. Sprichwörter und Reimsprüche. Ausgewählt und herausgegeben von Walter Haas, Hitzkirch: Comenius 1982 (Luzerner Poeten, Band 4). Kirchhofer M., Wahrheit und Dichtung: Wahrheit und Dichtung. Sammlung Schweizerischer Sprüchwörter. Ein Buch für die Weisen und das Volk. Von Melchior Kirchhofer, Pfarrer zu Stein am Rhein, Zürich: bey Orell, Füssli und Compagnie 1824. Jahr: 1824 Kürz-Luder B., Schwiizertütschi Sprichwörter: Schwiizertütschi Sprichwörter, ausgewählt von Barbara Kürz-Luder, Küsnacht/Zürich: Kürz 1982. Jahr: 1982 Lauber M., Erzählungen: Maria Lauber, Erzählungen, Bern: Francke 1967 (Gesammelte Werke, Band 2). Dialekt: Bern: Frutigen Jahr: 1967 Lauber M., Frutigdeutsche Wörter: Maria Lauber, Frutigdeutsche Wörter und Redensarten, Frutigen: Altels 1984. Jahr: 1983
298
Spezieller Teil
Dialekt: Bern: Frutigen Lenz J., Der Schwabenkrieg: H. v. Diesbach, Der Schwabenkrieg, besungen von einem Zeitgenossen, Johann Lenz, Bürger von Freiburg, Zürich 1849. Jahr: 1500 Liliencron R.v., Die histor. Volkslieder d. Deutschen: Die historischen Volkslieder der Deutschen vom 13. bis 16. Jahrhundert, gesammelt und erläutert von R. v. Liliencron, Bd. l - 4, Leipzig: Vogel 1865 -1869. Maaler J., Die Teütsch spraach: Josua Maaler, Die Teütsch spraach. Dictionarium Germanicolatinum novum, Hildesheim: Olms 1971 (Nachdruck der Ausgabe Zürich 1561). Jahr: 1561 Manuel N., Werke: Nikiaus Manuel, herausgegeben von Jakob Baechtold, Unveränderte Studienausgabe, Frauenfeld und Leipzig: Huber 1917. Manuel N., Der Ablasskrämer: Nikiaus Manuel, "Der Ablasskrämer". Genaue Textwiedergabe nach der Originalhandschrift des Dichters, herausgegeben von Paul Zinsli, Bern: Francke 1960 (Altdeutsche Übungstexte, Band 17). Jahr: 1525 Matter M., Warum syt dir so truurig?: Mani Matter, Warum syt dir so truurig? Berndeutsche Chansons, Zürich: Benziger 1973. Jahr: 1973 Dialekt: Bern: Stadt Meinen M., Mys Täälti: Maria Meinen, Mys Täälti. Simetaler Gschichtleni u Gstaalti, Bern: Francke 1979. Jahr: 1979 Dialekt: Bern: Simmental Michel H., Rund um den Schwarzmönch: Hans Michel, Rund um den Schwarzmönch, 3. Aufl., Interlaken: Schlaefli o.J. Jahr: 1922 (Jahr der 1. Aufl.) Der Text ist hochsprachlich, doch bezieht er sich in seinem Gehabe auf Bern: Lauterbrunnental. Mühlemann-Messmer E., Was duu nüd sääscht: Emmi Mühlemann-Messmer, Was duu nüd sääscht! Eine Sammlung von Wörtern, Ausdrücken und Redensarten aus der Sprache des Appenzeller Hinterlandes. Illustriert mit Scherenschnitten von Elsi Hohl-Lauchenauer, Herisau: Schläpfer 1990. Jahr: 1990 Dialekt: Appenzell: Hinterland Nil Ch., Oh löeg: Christoph Nil, Oh löeg doch äis zum Pfäischter üüs. Haslitiitsch Väärsa. Mid Holzschnitta vun Heinrich Würgler, Bern: Francke 1984. Jahr: 1984 Dialekt: Bern: Hasli
Verzeichnis der Quellen
299
Pfluger E., Ahnen am Bach: Elisabeth Pfluger, Ahnen am Bach heds au Lüüt. Solothurner Spruchweisheiten, mit Aquarellen und Zeichnungen von Oskar Fluri, Solothurn: Aare 1983. Jahr: 1983 Dialekt: Solothurn: Härkingen Portmann P.F., Di letschti Chue: Di letschti Chue tuet s Törli zue. Schweizerdeutsche Sprichwörter, herausgegeben von Paul F. Portmann, Vorwort Ricarda Liver, Frauenfeld: Huber 1983. Jahr: 1983 Ausgezogen wurden nur die Sprichwörter aus den drei handschriftlichen Quellen: Gerstner Emilie, Thürer Georg und Koch Hans. Ramseier J., alli sy mer wi mer sy: Johann Ramseier, alli sy mer wi mer sy. Fabulösi Gschichte zum Vorläse u Verzelle, Bern: Benteli 1982. Jahr: 1982. Dialekt: Bern. Reinhart J., Im grüene Chlee: Joseph Reinhart, Im grüene Chlee, 3. Aufl., Bern: Francke 1917 Jahr: 1917 Dialekt: Solothurn Ringgenberg F., In hangenden Rächten: Fritz Ringgenberg, In hangenden Rächten. Alts und Niwws us em Oberhasli, Bern: Francke 1971. Jahr: 1971 Dialekt: Bern: Meiringen Ris, Bibliographie: Roland Ris, Bibliographie der berndeutschen Mundartliteratur. Selbständig erschienene, rein oder mehrheitlich berndeutsche Publikationen von den Anfängen bis und mit Erscheinungsjahr 1987, Langnau: Emmentaler Druck 1989. Ritschard G., Bödellitüütsch: Bödellitüütsch. Wörterbuch mit Bildern aus dem Volksleben. Volkssprache der Gemeinden Bönigen, Interlaken, Matten, Unterseen und Wilderswil, Gustav Ritschard und Arbeitsgruppe für das Bödellitüütsch, Unterseen: Verlag Bödellitüütsch 1983. Jahr: 1983 Rüegg R., Haussprüche (Prättigau): Haussprüche und Volkskultur. Die thematischen Inschriften der Prättigauer Häuser und Geräte, Kirchen und Glocken, Bilder und Denkmäler, gesammelt und bearbeitet von Robert Rüegg, Basel: Krebs 1970. Jahr: verschiedene Schaller M., Farbigi Bletter: Meinrad Schaller, Farbigi Bletter, seislertütschi Gedicht u Gschichte, mit Illuschtratione vam Donat Schaller, Freiburg im Uechtland: Paulusdruckerei 1984. Jahr: 1984
300
Spezieller Teil
Dialekt: Freiburg: Seisler Schild F.J., Der Grossätti: Der Grossätti aus dem Leberberg. Was derselbe in alten Zeiten gesungen und gereimt, und über Wind und Wetter, über Handel und Wandel, über geheuere und nicht geheuere Dinge in Schimpf und Ernst sich ausgedacht, gesammelt und getreulich nacherzählt, von Frz. Jos. Schild, Solothurn: Weinau 1863. Jahr: 1863 Dialekt: Solothurn: Leberberg Schmid M./Issler G., Davoserdeutsches Wörterbuch: Martin Schmid, Gaudenz Issler (Mitarbeiter: Christian und Tilly Lorez), Davoserdeutsches Wörterbuch. Der Wortschatz einer Bündner Walsermundart, Chur: Verlag Walservereinigung Graubünden 1982 (Grammatiken und Wörterbücher des Schweizerdeutschen, Band VII). Jahr: 1982 Dialekt: Graubünden: Davos Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen: Das Sprichwort im Walliserdeutschen. Lizentiatsarbeit, vorgelegt von stud. phil. I. Volmar Schmid, bei Prof. Dr. E. Studer, Ordinarius für Germanische Philologie an der Universität Freiburg i. Ue., 1978 (Typoskript). Jahr: 1978 Dialekt: Wallis (verschiedene Orte). Transkription nach Wallis: Ausserberg. Bemerkung: Apostrophe bedeuten in der Schreibweise von V. Schmid Nasalierung. Schneeberger F.U., Vo hienache: Franz Ulrich Schneeberger, Vo hienache bis änedra. Gedichte in Berner Mundart, Bern: Wyss 1984. Jahr: 1984 Dialekt: Bern Schwab-Plüss M., Deheim und Dusse: M(argarethe) Schwab-Plüss, Deheim und Dusse. Värs und Gschichte-n-us im Baselbiet, Liestal: Lüdin 1928. Jahr: 1928 Dialekt: Basel: Baselbiet Seiler G.A., Die Basler Mundart: G(ustav) A(dolf) Seiler, Die Basler Mundart. Ein grammatisch-lexikalischer Beitrag zum schweizerdeutschen Idiotikon, zugleich ein Wörterbuch für Schule und Haus. Basel: C. Detloff 1879. Jahr: 1879 Senti A., Reime und Sprüche: Alois Senti, Reime und Sprüche aus dem Sarganserland, Basel: Krebs 1979 (Volkstum der Schweiz, Band 12). Gesammelt in den Jahren 1975 - 1978 (vgl. Vorwort S. 7), als Jahr deshalb 1978 angesetzt. Jahr: 1978 Dialekt: St. Gallen (verschiedene Orte)
Verzeichnis der Quellen
301
Stauffer H., Vo nüt chunnt eifach nüt: Heinz Stauffer, Vo nüt chunnt eifach nüt. Bärndütschi Gschichte, Muri-Bern: Cosmos 1985. Jahr: 1985. Dialekt: Bern. Streich A., Aussprüche: Albert Streich, Aussprüche, Aus dem Nachlass zitiert. Jahr: 1960 (Todesjahr) Dialekt: Bern: Brienz Streich A., Ds Lampenglas gchlepft: Albert Streich, Ds Lampenglas gchlepft, Erzählung aus dem Nachlass (unpubliziert). Jahr: 1960 (Todesjahr) Dialekt: Bern: Brienz Streich A., Feehnn: Albert Streich, Feehnn und andri Gschichtleni in BrienzerMundart, Bern: Francke o.J. (1948). Jahr: 1948 Dialekt: Bern: Brienz Streich A., Sprüche: Albert Streich, Sprüche, Aus dem Nachlass zitiert. Jahr: 1960 (Todesjahr) Dialekt: Bern: Brienz Streich A., Underwägs: Albert Streich, Underwägs. Värsa in Brienzer Mundart, Interlaken: Schlaefli o.J. Jahr: 1944 Dialekt: Bern: Brienz Stucki C., Schweizerdeutsche Sprichwörter: Schweizerdeutsche Sprichwörter, Zürich: Rascher 1918 (Schweizerische Bibliothek 3). Autor: Carl Stucki (auf dem Titelblatt nicht genannt). Jahr: 1918 Suter R., Baseldeutsch-Wörterbuch: Rudolf Suter, Baseldeutsch-Wörterbuch, Basel: Merian 1984 (Grammatiken und Wörterbücher des Schweizerdeutschen 9). Jahr: 1984 Dialekt: Basel: Stadt Sutermeister O., Die Schweizerischen Sprichwörter: Die Schweizerischen Sprichwörter der Gegenwart in ausgewählter Sammlung, von Otto Sutermeister, Aarau: Christen 1869. Jahr: 1869 Tavel R.v., Ja gäll: Rudolf von Tavel, Ja gäll, so geit's! E luschtigi Gschicht us truuriger Zyt, Bern: Francke 1972 (1901). Jahr: 1901 Dialekt: Bern: Stadt Tavel R.v., Unspunne: Rudolf von Tavel, Unspunne. Wie's der Haselmuus wyter ergangen isch, Bern: Francke 1966.
302
Spezieller Teil
Jahr: 1924 Dialekt: Bern: Stadt
Tobler T., Appenzellischer Sprachschatz: Appenzellischer Sprachschatz. Eine Sammlung appenzellischer Wörter, Redensarten, Sprichwörter, (...). Herausgegeben von Dr. Titus Tobler, Zürich: Orell, Füssli und Compagnie 1837. Jahr: 1837 Tscheinen M., Walliser Sprichwörter: Walliser Sprichwörter. Aus einem Manuskript von +Pfarrer M. Tscheinen in Grächen, in: Schweizerisches Archiv für Volkskunde l, 1897 S. 162. Jahr: 1897 Dialekt: Wallis: Grächen Walliser- und Walsersprüche: Walliser- und Walsersprüche, in: Die Waiser. Ein Arbeitsheft für Schulen, zusammengestellt von Othmar Kämpfen u.a., herausgegeben von der Vereinigung für Walsertum, Brig, Visp: Wir Waiser o.J. (1978) (= Wir Waiser 1978/2) S. 47 - 50. Jahr: 1978 Dialekt: Verschiedene Walliser- und Walserdialekte Quellen: Z.T. unveröffentlicht, daneben u.a. auch Schmid V., Das Sprichwort im Walliserdeutschen. Auf S. 49/50 werden hochsprachliche Übersetzungen gegeben, die auch ausgezogen worden sind. Weber A., Zürichdeutsche Grammatik: Zürichdeutsche Grammatik. Ein Wegweiser zur guten Mundart von Prof. Dr. Albert Weber. Unter Mitwirkung von Prof. Dr. Eugen Dieth, Zürich: Schweizer Spiegel Verlag, 1948. Jahr: 1948 Dialekt: Zürich: Stadt und See Wittenwiler H., Der Ring: Heinrich Wittenwilers Ring. Nach der Meininger Handschrift, herausgegeben von Edmund Wiessner, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1973 (Deutsche Literatur. Reihe Realistik des Spätmittelalters, Band 3). Jahr: 1400 Zulliger H., Es Büscheli Matte-Meie: Hans Zulliger, Es Büscheli Matte-Meie. Landbärndütschi Värsli, Bern: Francke 1963. Jahr: 1963 Dialekt: Bern: Land Zyro F., Zur Charakteristik des bernischen Dialektes: Zur Charakteristik des bernischen Dialektes. Ein Beitrag von Friedrich Zyro, Professor, derzeit Pfarrer in Kappelen, in: Album des Litterarischen Vereins in Bern, Bern: Blom 1858, S. 247-251. Jahr: 1858
Verzeichnis der Quellen
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Bemerkung: Zyro bezeichnet die geschlossenen Vokale i und u mit Zirkumflex, was hier nicht übernommen werden konnte. Die Markierung des geschlossenen ü durch Doppelschreibunghingegen ist auch hier wiedergegeben.