238 113 20MB
German Pages 160 [166] Year 1918
SIEBENBÜRGISCH- SÄCHSISCHES
WÖRTERBUCH.
MIT BENÜTZUNG DER SAMMLUNGEN JOHANN
WOLFFS
HKRAUSGKQEBEN VOM
AUSSCHUSS DES VEREINS FÜR SIEBENBÜRGISCHE LANDESKUNDE.
ERSTER BAND: FÜNFTE LIEFERUNO BEARBEITET VON
ADOLF
SCHULLERUS
(Beute — Brett).
STRASSBÜRG VERLAG
V O N K A R L J. T R Ü B N E R . 1917.
DRUCK VON W . KRAFFT. HERMA.NNSTi.DT.
Um ein rascheres Erscheinen der einzelnen Lieferungen zu ermöglichen,. ist neben dem
ersten
auch
der zweite Band
des
Siebenbürgisch-sächsischen
Wörterbuchs im Druck, so dass nunmehr parallel mit den weiteren Lieferungen de» ersten Bandes auch die Lieferungen des zweiten Bandes ausgegeben werden können.
Lesezeichen. •f nicht mehr gebraucht. * vor einem Wort bedeutet eine nur erschlossene, nicht bezeugte Form. , Hauptakzent, \ Nebenakzent. ) geworden zu, ( entstanden aus. [ ] sprachliche Bemerkungen.
( ) inhaltliche Erläuterungen. , ' neuhochdeutsche Umschreibung. » < Zitate aus gedruckten Quellen. Kursiv mundartliche Redewendungen (qlt). Kursivschrift bei Ortsnamen bezeichnet den Ortsnamen als nösnisch (Bistritx),
Sechster Nachtrag häufiger gebrauchter Abkürzungen. Adolf Hausen blas, Grammatik der nordwestböhmischen Mundart. (Beiträge zur Kenntnis der deutsch-böhmischen Mundarten. Herausg. von H. Lambel. II.) Prag 1914.
HAUSENBLAS,
Altäre, Victor Roth, Siebenbürgische Altäre. (Studien zur deutschen Kunstgeschichte 192.) Strasburg 1916.
ROTH,
Hermann Schmoeckel, Das Siegerländische Bauernhaus. Bonn 1912.
SCHMOBCKEL,
Agrargeschichte, J. Wölfl, Beiträge zur siebenbürgisch - deutschen Agrargeschichte.. Programm Mühlbach 1885.
WOLFF,
Um ein rascheres Erscheinen der einzelnen Lieferungen zu ermöglichen,. ist neben dem
ersten
auch
der zweite Band
des
Siebenbürgisch-sächsischen
Wörterbuchs im Druck, so dass nunmehr parallel mit den weiteren Lieferungen de» ersten Bandes auch die Lieferungen des zweiten Bandes ausgegeben werden können.
Lesezeichen. •f nicht mehr gebraucht. * vor einem Wort bedeutet eine nur erschlossene, nicht bezeugte Form. , Hauptakzent, \ Nebenakzent. ) geworden zu, ( entstanden aus. [ ] sprachliche Bemerkungen.
( ) inhaltliche Erläuterungen. , ' neuhochdeutsche Umschreibung. » < Zitate aus gedruckten Quellen. Kursiv mundartliche Redewendungen (qlt). Kursivschrift bei Ortsnamen bezeichnet den Ortsnamen als nösnisch (Bistritx),
Sechster Nachtrag häufiger gebrauchter Abkürzungen. Adolf Hausen blas, Grammatik der nordwestböhmischen Mundart. (Beiträge zur Kenntnis der deutsch-böhmischen Mundarten. Herausg. von H. Lambel. II.) Prag 1914.
HAUSENBLAS,
Altäre, Victor Roth, Siebenbürgische Altäre. (Studien zur deutschen Kunstgeschichte 192.) Strasburg 1916.
ROTH,
Hermann Schmoeckel, Das Siegerländische Bauernhaus. Bonn 1912.
SCHMOBCKEL,
Agrargeschichte, J. Wölfl, Beiträge zur siebenbürgisch - deutschen Agrargeschichte.. Programm Mühlbach 1885.
WOLFF,
Um ein rascheres Erscheinen der einzelnen Lieferungen zu ermöglichen,. ist neben dem
ersten
auch
der zweite Band
des
Siebenbürgisch-sächsischen
Wörterbuchs im Druck, so dass nunmehr parallel mit den weiteren Lieferungen de» ersten Bandes auch die Lieferungen des zweiten Bandes ausgegeben werden können.
Lesezeichen. •f nicht mehr gebraucht. * vor einem Wort bedeutet eine nur erschlossene, nicht bezeugte Form. , Hauptakzent, \ Nebenakzent. ) geworden zu, ( entstanden aus. [ ] sprachliche Bemerkungen.
( ) inhaltliche Erläuterungen. , ' neuhochdeutsche Umschreibung. » < Zitate aus gedruckten Quellen. Kursiv mundartliche Redewendungen (qlt). Kursivschrift bei Ortsnamen bezeichnet den Ortsnamen als nösnisch (Bistritx),
Sechster Nachtrag häufiger gebrauchter Abkürzungen. Adolf Hausen blas, Grammatik der nordwestböhmischen Mundart. (Beiträge zur Kenntnis der deutsch-böhmischen Mundarten. Herausg. von H. Lambel. II.) Prag 1914.
HAUSENBLAS,
Altäre, Victor Roth, Siebenbürgische Altäre. (Studien zur deutschen Kunstgeschichte 192.) Strasburg 1916.
ROTH,
Hermann Schmoeckel, Das Siegerländische Bauernhaus. Bonn 1912.
SCHMOBCKEL,
Agrargeschichte, J. Wölfl, Beiträge zur siebenbürgisch - deutschen Agrargeschichte.. Programm Mühlbach 1885.
WOLFF,
— 577
Beute
Beutel
Vgl. auch Beutenstein. Syn. IweStin (Alzen), Eosdredäsch ',Ausdrehtisch', Hemgklichdäsch (Reussen), Bq,ekdasoh (Tomen). Fladebritf, Huibesbrirt, Wirkbri't (Magarei), SchässelbriH. — Hyngklichbekt. — Die oben verzeichneten kurzen Beschreibungen lassen keinen Zweifel, dass wir es hier mit dem alten ,Backtisch' zu tun haben. (Vgl. HEYNE, Nahrungswesen, 279). Die Benützung geschieht in der Art, dass der Teig zuerst aus der Teigmulde (Malt) ausgebrochen (ousbreehen) und aui die Bekt, die mit Mehl bestreut ist, gegeben wird. Dort werden die Brote geformt und auf den Schüssel gelegt und sodann in den Ofen geschoben. (Vgl. die genaue Einzelschilderung unter backen und Backes.) Im kleineren Haushalt weiss übrigens die geschickte Hausfrau auch ohne Bekt auszukommen. Es wird nur so viel Teig ausgebrochen, als für ein Brot genug ist, indem mit beiden Händen (die zu diesem Zwecke nass gemacht sind) von den Seiten aus am Teigende ein Stück Teig abgezwackt, in der Luft übereinandergeschlagen, geballt und geschickt sofort auf den Schüssel gelegt wird. Vgl. dazu in Hessen den ,Bäckertisch, auf welchem das Brot aus dem Backtrog ausgewirkt wird' (VILMAK, 34). »Die Beude« (,die beiden Brottische'; Oberhessen, Zeitschr. f. rhein. Volksk. 6, 204; CREZEL. 156). Zips. bait ,Teigbrett'. SCHRÖEE 25, 244; 31,259. beiten (PI.) ,ein Gestell, auf dem der Bäcker den Teig wirkt' (Grafschaft Beichlingen, BECH, Progr. Zeitz 1868, III). — Entspricht lautgerecht mhd. biute fem., got. biuds m., ahd. biut ,Tisch'. Die Grundbed. ist nach WEIG. 1, 226 ,Holzblock'.
wider forn hingehn vnd der arm man hinden vnd sali im helfen vf die beut«, deutet schon das »uf« entscheidend auf den , Backtisch' und nicht den ,Backtrog'.] Söeutel, Beg(d)el m., nösn. Bairel m., Baigel (S.-Reen). 1. ,der (lederne) Geldbeutel' (der vom Bauern alten Schlags erst recht noch im breiten Riemen verwahrt wird), ,Geldkasse'. Ist der Geldbeutel an der Öffnung mit einer Schnur zusammengezogen, so heisst er der Zopperbegdel. Em kün enem ned ä/n de Beddel sam ,man kann nicht wissen, wie der andre wirtschaftlich steht' (Schönbg.). E leckt sij im de Beddel ,er lügt sich in den Beutel, d. h. er macht mehr aus seinem Vermögen, als er wirklich besitzt' (Ebda.). Nor senge Beddel teil ich hun ,sein Vermögen hätte ich gerne' (Ebda.). »Dieweil einer im ampt lebet, so braucht er der zeit, er hangt die arm dieb an den galgen, die reichen in den b e u t eil, er schinnet, plükt, schabet« (DAM. DÜKB, Hdschr. 911). »wer dass Haus bauen will muss iL 500 in den b e u t t e l thuen« (1650, Ger.-Prot.). Alsu der Bimehes (Bömches) äs der Froier (Freier) ? Na, wässe se, se kännen am de Duehter gv>n, awer det Bedjeltschen (den Geldbeutel) soll det Freila MSmehen (das Fräulein Muhme) än de Hont ni&n (Krönst.). Diw äs gor e grüss Knäppdebedjel ,ein grosser knüpf - den Beutel - zu', ,Geizkragen' (Ebda.). Um Begdel hen ,Geldansprüche stellen'. » Won enem des elänt Zegdungk nor ned ängden um Begel he sil/« (Sch. T. 1895, 57). Vom betrügerischen Handwerker: »Aller äugen, aller sinn steht nur dem kauffer im b e u t e l l , unangesehen, obgleich kein dingeichen gutt an der arbeit ist« (DAM. DÜRR, Ami. 44). »Der Härr Finanxminister hwt sij af menge Begel pränumerire lossen« (Sch. T. 1884, 58). ». . wird aber jemand auf eine andere wirthschaft mit fort gehen und trincken wollen, so zahle er auss seinem B e u t e l « (1672, Nachb.Art. Gr.-Lasseln, Kbl. 27, 24). Sprw. L>& hwt schrqn (weinen) uch lachen än enem Begdel. Der Begdel ellin did et net, et maussen och Kriwöken dran senj ,der Beutel allein macht es nicht aus, es muss auch Geld drin sein' (Krönst.).
— DWB. 1 , 1 7 5 0 . [Die hier verzeichneten Stellen aus Weistümern (GR., Weist. 2, 160 und 167) von Windesheim an der Nahe sind unrichtig als ,Backtrog' gedeutet, sie bezeichnen ebenso wie die stammverwandte ss. Bekt den ,Backtisch'. In der ersten: »der becker soll auch das backhaus im baw halten mit müllen, schussel und mit der beuten«, ist der Backtrog (müllen, ss. Malt) schon genannt, in der zweiten: »und so sie kummen vor das backhauss, sali der becker
— 2.,Hodensack'. — 3. F. N. »Beutels Hannes von der Heitau« (1615, Ger.-Prot.). »Joannes B e i t t e l s Heltensis« (1609, Ebda.). Davon — 4. Fl. N. » B e u t e l s Graben« (1762, Heitau). — Kirche- (Kirchenkasse), Krt%- (Jammerkatze), Noberschefts(Nachbarschaftskasse), Schrot-, Tabaks-, Zopperbegdel. »Gestepp beytel« (Gewürzbeutel). In den »Matergebüchern« der Med. und Hermannst. Schneiderzunft wird unter den Kleidungsstücken aufgeführt »der Guldenstuck
Doot as eingt keen de En reekt det wei en
wai en Ohss; doot redt not Loit, Möl gor sihr, en dachet, Boit. SCHÜLLER, Oed. 58; Zeidner M&.
In der Hochzeitsrede: Beschmiert, beschmutzt mal Fädd uch Köchen, Als kern se durj en Bekt geschlächen. SCHUSTER, 129.
Siebenbürgisch-sächsischen Wörterbuch I.
37
Beutelmacher—Beutler
— 578 —
B e u t e l l « (Kbl. 10, 130). — Lautt. 111 und B. CAPESITTS, 48 f. mhd. biutel. DWB. 1. 1750. SBeutelmadier, als F. N. »Kwnez P e - f t t e l m a c h er« (15. Jahrh.). — DWB. 1, 1752. 93euteinteile, Det Bedelmisken n. (Birth.); Bedjelmeisken (Krönst.). Parus pendulinus. — DWB. 1, 1792. S e u t e l m f i l j l e , De Begdelmill fem. »von der B e u t e l M ü h l e n « werden in Hstdt. 1763 eingenommen fl. 32. Wenn »wegen Maitz und Kayserl. Vermahlung« der Beutel abgenommen werden muss, kommt nichts ein (Hstdt. AlmosenRechnung 1763). s. begdeln (beuteln). — DWB. 1, 1792. b e u t e l n , begdeln schw., nösn. bairein schw. 1. ,beuteln, schütteln'. Gäw Ueeht, ich begdeln dieh ,beutle dich an den Ohren'. E hutd en irengklich gebegdelt ,ordentlich an den Ohren gepackt' (z. B. auch der Hund den Fuchs). Im Zorn zu einem altern Mädchen: Wdbrst dä neteh sehim e su en ölt Gois, Luisi, werd ech dir nä den Zop bedjeln, dä änätxet Säläder dä! (Krönst.). Von einem groben Lehrer: De Gängen än der Sehul äm näst och weder näst um Schop %e bedjeln, wör senj Passion (Ebda.). — 2. ,fein sieben', ,mit dem Beutelsieb (in der Beutelmühle) sieben'. Gebegdelt Miel ,Feinmehl'. Protziger Stolz: Mir backe nor vu gebegdeldem MM,. — 3. ,flott kneipen, zechen'. Se hu weder gebegdelt ,die Nacht durch gekneipt'. E äs bebegelt ,betrunken' (Neppendf.). — DWB. 1,1752. —, Begdelzims fem. ,Beutelsieb'. Das feinste Sieb, so dass das gesiebte Mehl so fein wird wie ,gebeuteltes Mehl'. (®eu t e u f t e tn), Botchenstin m. (Peschendf.) ,der Stein, der als Backtisch (Beute) dient'. Im Kindervers: Bitehefarrn (Stier) Klqpp de Kam, 4/" dem Botehegtin, Drqch denjem Lefken en Stri^ss mät Mm. Variante:
Ebda.
Bikefarren Klq,pp de Karren Klq,pp •?' q,w äsem UiweStoin.
Agnetheln.
— s. Beute. S ä e n t l e r , Begdler m. 1. ,Beutelmacher'. — 2. ,der gut beuteln ( = zechen) kann' (Med.). TÖA bäst der Begier Zechmister ,bist ein gehöriger Trinker' (Ebda.). Sonst gelten die Bürstenbinder als handfeste Trinker. — 3. In der alliter. Verbindung mit Beck: »Stadtbackes Beck und B e u t l e r « (1709, Prot. civ. Cib.). »Kappens Beck
Beutlergasse — bevor
und B e u t l e r « (Ebda.). »Der Bäck im Schuller Bacbhauss. Item der B e u 11 e r«. Hier ,der Mehl feiD siebt', ,beutelt' (offenbar damals noch durch Handbetrieb). »Frau Porkolabin Bäcfcm, B e u t l e r i n « ; Frau Franckin Bäckin« (Ebda.). »Fr. Haesin Bäckin und B e u t l e r i n « (ffueseBackes). — 4. F. N. (Bistritx). — s. begdeln (beuteln). S e u t l e r g a f f e , nösn. Paitlerg$ss fem., Gassenname in Bistr. ,Gasse der Beutelmacher'. Die Lautform, p- ist nicht mundartlich sondern zeigt Einfluss der (österr.) Schriftspr. (*Bairler ,Beutler', Bistr.). — V.-A. 34, 16. $ e u t l e r g ä f f e r £ o x , nösn. Paitlergâsser Dôr n. (Bistr.). s. d. vorige Wort. b e u t l e r i n , f ,Mehlsieberin', ,die das feine Mehl siebt'. »Hedwig ein Fraw von Dobrenk: Ich bin b e i d 1 e r e n in des Baslen Thomes seinem Bäkes gewesen und die mejdt heissen knetten des morgens frw« (1600, Ger.-Prot.). »Testimonia pro B e i 11 e r i n in der Schuller Backhaus« (1615, Ebda.). B e u t s c h e r , F. N. »Greger Beutscher« (1596, Bistr.); Be»tscher (Umgebung von Bistr.). Vgl. Bötscher (aus Bötseh). b e b o r , bevîr, nösn. bevor. 1. Adv. ,voraus', ,voran'. Di äs ängde bevîr ,der befindet sich immer an erster Stelle', ,ist der erste, frühste, klügste, fleissigste'. Wi geng bevuir am den Elter? ,welcher Schüler ging (als erster) um den Altar?' (beim Opfergang an Hochfesten). Di äs âne (immer) mät der lurxer Bunt bevuir ,ist linkhändig' (Schönbg.). — ,vorhin'. Ewornor bevuir hat ,vor kurzer Zeit' (Ebda.). — ,vorher'. Beim Eintritt in die Bruderschaft: Esi sienj mer beviw ausem leawen Härrgeaut sehaldieh xe dämgkm . . . (Bekokten). — 2. Konj. [Geh. Spr.]. In der echten Ma. dafür idiem, i- (ehe-). Verbunden: i mit bevir ,zuvor'. In der umständlichen Überleitung zum Gesang während der Predigt : I awer unt bevûr mer än qser Betrôehtungk wekter gôn, beride mer es vûr durj m fromme Oesçng . . (ümgeb. von Hstdt.). I unt bevir mes ich rweh det dân. Bevir dad ich dq,t so (dä) sil, üblicher Î dad ich dqt sô (da) sil. Nösn. bevor e xeräck könnt g3.. (V.-A. 37, 502). Dagegen gebräuchlich in einigen Verbindungen (und losen Zusammensetzungen). Bevir gin ,voraus, als Vorempfang geben', »die drey Cübel Meel, welche mir von denen F. W. H. Divisoribus b e v o r gegeben (dem alten Gebrauch nach) hat seine Liebste mir nicht lassen folgen, sondern hat sie weg lassen tragen« (1692, Cap. Cib.). »also liessen sie mich bef or gehen« (1609, Ger.-Prot.). — bevir htm ,einen Vorempfang
bevoran— beVoraus
— 5? 9 —
haben1 (z. B. bei einer Erbschaft). »Darann (am Haus) hatt frau Agneta von ihrem verstorbenen Erben Paulus b e v o r . . 62fl.«(ein Vorrecht, Erbrecht nach andrem Erblasser, 1592). — bevir kun ,(einem) zuvorkommen, den Rang ablaufen, etwa ein Amt früher erlangen als einer, der sich ebenfalls darum bewerben wollte1. Auch: ,einen Yorsprung erlangen', etwa im "Wettlauf. Emestem bevir kun (kommen) ,jemanden an etwas hindern'. Ich wäll em sehi bevir kwn! Em äs der Krint bevuir kun ,hat Heilmittel erfolgreich angewendet, bevor die Krankheit ganz ausgebrochen ist' (Gr.-Schenk). Em sol diflm bevuir kun ,man soll dieser Sache vorbeugen' (Schönbg.). Bei Übergabe der Zunftlade (Zechelq,t): »Nee [ee] säd er, dq,t mer ich bevuir kun, en bronjen ich de Lqd oeh't Schaaken, am doed er gebaden hört« (Agnetheln, V.-A. 21, 104). Dod äs e besemgder Mängtseh; et kun em ni'mest beviu-rkun ,das ist ein besonderer Mensch, es kann ihm niemand zuvorkommen' (sich nicht vor ihm hüten; Holzm.). »aber er ist mir armen gesellen allezeit b e f o r kommen« (1580). — bevir lossen ,voraus geben', »spricht die fraw das ir Mutter ir beforgelassen hett die klein Stüblein« (1565). — bevir nim,vorwärts reissen'. Won int det Mel bevir nit (mitreisst), rn.es em b ,brenne, leuchte'. In Gr.-Alisch z. B. wird genau bläkm (ahd. *blakjan) und bleuen (ahd. blehhan) unterschieden. — DWB. 2, 86. ERUIER, 1 2 .
—, Bledemort (Zendrisch), ss Name für Balaväsär. Blqdemcdrt Gr.-Alisch). nösn. bledn ,blähen', für süds. blen. Der Dental ist aus der Flexion eingedrungen: et bled-n.
KISCH, N . W . U. W . 2 1 .
Ble«ser Fl. N. (Kl.-Schenk). [am bleassr ¿ w i / - — Unter der ripa Plesoru (Kaltenbrunn, rum. Kaibor zu). Wohl nur mundartl. Einlautung (nach ,blasen') des rum. Fl. N. ~ , nösn. Blehän ~ J. m. ,Tölpel'. Aus rum. dial. blezän. — KISCH, N. W. U. W. 21. 991 e i, BI$ n., nösn. Blqi n. 1. Wird gegenwärtig in Siebenbürgen nicht mehr erzeugt (früher in den Silbergruben in Rodna). »1 czenten b l e y . (1478, V.-A. 29, 326). Als Einfuhrartikel in Kronstädter Zwanzigstrechnungen. »Blay glett 42 cent« (1545, Qu. Kr. 3, 293). »play Ertze 14 cent«.(Ebda.). »1 czenten bley« (1478, V.-A. 29, 326). — 2. Als Term. techn. det Blq ,Bleistift'. Ebenso: det Reissblq. Im sächsischen Schülerhochd.: Gib mir das Blei! ,den Bleistift'. — 3. Blei für Kugeln, »awff das schlos Thewrch . . . B l e y , puluer Eyserin Kugelin« (1513, Qu. Kr. 1, 200). - 4. Bleigiessen in der Neujahrsnacht (Blq gessen) tritt gegenwärtig an Stelle des volkstümlicheren Brauches, ein Ei in das4Glas Wasser zu schlagen und aus den so entstehenden Figuren die Zukunft zu deuten (H.-W., 283; Kbl. 17, 92). 5. In bildlichen Wendungen für ,schwer'. Ich gon, wd wem, ich Blq än de Fessen hdt. Ed äs, wd won ich Bld än de Fessen hat (Gr.Sch.). Derber: Hwst te Blq äm U'rseh? ,wie bist du so langsam, schwerfällig?'. Te hest wd Blq u mer ,heftest dich immer an mich an'. Et Iqeh mer wd Blq äm Muegen. SchwSr wd (schwer wd det) Blq. Det Rängt Iqt mer schwer wd Blq af'm Arm. De Armen se mer schwör wd Blq. Von grünem Holz, nicht gut getrocknetem Heu, schweren Garben. Na, se (sc. die Garben) se schwer wd det Bld, se sen haier hoisch de Kejder (Gr.-Sch). Dies Oqrwe se schwer wä der Blä (Agn.). — nösn. Schqssblqi ,Senkblei'. — Lautt. 91. mhd. bli(wes). ahd. blio — DWB. 2, 88.
bleiben
— 641 —
b l e i b e n , ble'wen st. [eck, blif, bä bliwen], nösn. blaibrn st. Imp. Bleif hdt! [i Bleko e wmich! [JL w i. Nösn. ich blif, bäm geblibm; blaif hai. In Verbindung mit anderen Verben diesen auch im Inf. vorangestellt. ("Wie die Hilfsverben). E äs blekoen hen ßtdn) ,er ist hangen (stehn) geblieben'. Se äs blekoe g&n ,sie ist niedergekommen'. E äs blekoen, hqlden ,hält beim Fahren an', auch: ,ist stecken geblieben'. Im Prät. mangelt der echten Ma. süds. noch die Verstärkung ge-, doch dringt sie von der Stadt her vor [gebliwen]. Die einzelnen Entsprechungen s. Lautt. 89. 1. In der Bed. ,verharren', a) ,festbleiben', ,in der früheren Weise beharren'. D$t bleift na (na ist) est. Und esi äs et (eine Abmachung, eine Anordnung) bliwen. »bei welchem es demnach blieb« (1609, Ger.-Prot.). Hai, di«rten blif dt& Fttrr, w& ech se am hatt gedret ,hier, dort blieb die Furche, wie ich sie (mit dem Pfluge) umgedreht hatte' (Holzm.). »in ihrem Dritteil aber kan sie (dieWitwe) voll blei ben« (1650, Ger.-Prot.). »Zeuge: Von alters weiss ich das czu sagen, das die Theilungen bey dem hoff b l e i b e n , vnndt nicht unter die geschwestriget getheilet« (1600, Ger.-Prot.). Ät wit se bliwen ,es wird wohl so geblieben sein'. Die Mutter zornig zum unnützen Jungen, der in der Schule zurückgeblieben ist: Te bäst ent bleifst en anätx, SU. Thcllnbr, B. 23. Mit tiefem Gefühlston in der Totenklage: Denj Nume bleift es, awer deeh würde mer nemi s&n (Ebl. 27,111). In diesem blekoen tritt der ganze konservative Grundzug des sächsischen Wesens zutage. »(Schuldigkeit der »zweyen obristen Amtsherren« ist, dass) sie beyde das B l e i b e n und Nutzen der gantzen Nation . . . eyfrich zu suchen... schuldig seyn« (1698, Matn. 121). — Ein Kranker (ein neugebornes Kind, Kalb) bleift,stirbt nicht', ,wird besser'. Besonders auch verneinend. Ich grqlen (fürchte mich), dqt bleift net. Ich groalen, ueh det bleift net ,auch dieses Kind (nachdem schon mehrere gestorben), wird nicht am Leben bleiben' (Schönbg.). Besonders von auffallend klugen Kindern gilt: et wid ich net blekoen. (Vgl. Schüller, T. u. B. 1, 25). »von der Gronn aber ist kein kind b l i e b e n , sei hatten eins, Danielchen, welches starb« (1619, Ger.-Prot.). Na, et sql e Wangder sen, wo dqt bleift ,wenn es am Leben bleibt'. — b) ,an einem Ort beharren'. — Et bleift näst b& em ,er (Mensch, Vieh) kann nichts mehr vertragen', ,bricht alles heraus'. Auoh: Bd är bleift näst Siebenbiügüch-s&cliaisches W8rt»rbuch I.
bleiben
(sie kann nichts verschweigen), det Mel gid er ängden. Na, di bleift ,häItem krancke undt abgestorbene Menschen soltu nicht besuchen, auch nicht ansehen, Ich geschweige küssen, Wie unsere Ungesaltzene Crohner Fräule thun, den todten Cörper auf der Baar liegende, welche Sie williglich umb den Halss b r e n g e n , zu solcher bösen Gewohnheidt soll ein Ehrsamer Raht sehen« (1530, Kbl. 8,122). Auch: de Uisse (Ochsen) branje mäd mernder (wenn sie sich stossen; Gr.-Sch.), Vom Gewitter (doch wohl unsächsisch): Si brq,ng sieh, wäld xerässän, E schwer Oewädder Iws. KIST., 130. — Übertragen auf sonstigen Wettkampf, Wetteifer. Da» xwin brainje mäd enünder, w% sil iwerkim? ,wer wird wohl im Wettkampf siegen' (bei Wahlen usw.; Schönbg.). Se hun amjem (stark) mäd enünder gebramgen ,es war ein harter Wahlkampf1 (Ebda.). Enxt xwe Gör brunge se sieh jetzt vor 2 Jahren raDgen sie miteinander' (Holzm.). Ärgerlicher Seufzer: Em sol sieh ängde bränje mäd e/n ,man soll sich immer nur streiten mit ihnen' (Ebda.). — Auch vom Kampf in Krankheiten gebraucht (BINDER, Coli). E brängt mät dem Duit ,liegt im Sterben«. (Mettersdf.). — 2. Nösn.,ausringen', ,auswinden'. Bräng det Himt gäd aus, hiwStc! (Wallendf.).
brangkesen — Bränsmäck
,Bringerin', , Muttertier'. än gät Brqngeren (Bistr.). Dim. Brqmgerchi. — s. brängen (bringen). KISCH, N . W . U. W . 24.
— b r a n g k e s e n schw. 1. ,(heftig) husten, (Med.). Wi bremgkest hng ängden nor äm de Brq, eräm! ,greif doch endlich an!' auch: ,komm doch auf die Sache selbst zu reden!'. — 1. In Zusammensetzungen: ,Maisbrei' s. Palokes; ,Hirsebrei' s. Hirschpalokes, HirSch-ä-Mälteh, BirSch-ä- Oech (in Krautsuppe); ,Buchweizenbrei' s. Haritschpalokes (HALTR., Neg. Id. 21). 2. ,dünne Masse', Sehlippa ,Brei aus Lehm und Wasser'; Pabelatseh dasselbe. Vgl. jedoch das häufiger gebrauchte Gebrqssel. B r e i b e r t , F. N. Bräibart (Treppen). »Breiv o r t « (15. Jahrh.). » B r e i v e r t « (18. Jahrh.). — s. Breiwert. B r e i m e r , Brekrier, Übername f. Wellmann (Tomen). B r e i n s d ö r f e r , F. N. » B r e i n s t o r f f e r « (1795, Hstdt.). » B r e i n t s c h d o r f e r « (1772). — s. Bränsdorf. breinzögeln schleichen' (von Stoof in Rosenau mitgeteilt) (?). breissein schw. .brenzein', ,einen unangenehmen (Brand-)Geruch verbreiten' (Krönst.). Zusammensetzung: ubreisseln (an-) ,anbrennen,
breissemen — brassen
— 732 —
(Krönst.). De Abré (Einbrenn) as mer ugebreisselt (Ebda.). Vgl. breissemen. , breissemen schw. ,anbrennen, anbraten 1 . Wat hwd er hé, et recht esi gebreissemt (GrossSchenk, Herrenma.). Det Fatt schmückt esui gebrahsemt ,brennzlich', ,etwas angebrannt' (Gr.-Sch.). Et recht braisseman, et rness sij äst begrétxt hun ,es muss etwas angesengt sein' (z. B. Fett, Mehl usw. Bei Milch: em recht se, Ebda.). Et recht mer wa gebreissemt (Agnetheln). Ed äs e wenich beraiüssemt [baraiüasamt] (Magarei). De Abrei (Einbrenn) as mer ugebrefssemt (Krönst.), det breissemt u ,brennt an' (D.-Zepling). Det Flansch äs verbr&ssemt (Bekokten, Mskpt. 1869). Syn. se hwt sij ugeperSchelt; ugebreisselt; S. auch breisseln. Syn. ubrén (anbrennen), per Schein, uperScheln, perein, uperein (Seligstadt, D.-Weisskirch). —, breigsemich. Adj. und Adv. ,brennzlich'. Det Fmntchen mät dem Fatt mess rannen, et recht esu breissemich (Schönbg.). Schmffl-ss Ésch af de Platt, dat sich der breissemich Gerefich verlsit ,damit sich dieser brennzliche Geruch verzieht' (Schönbg.). —, breissen st. ,winden', ,ausringen' z. B. Wäsche (Tartlau). brassen ,nach der Seite biegen oder drücken' (Petersbg.). Breiss de Teisselt hä'r. Det Holx as gebrassen ,verbogen' (Ebda.). Im Part. Prät. gebriässen ,verbogen' (Gr.-Sch. Syn. verschlämmt). Det Dirgerét (Türstock) äs gebrässen ,auseinandergerissen' (Gross - Lassein): det Hülx, det Däschblirt äs gebrässen ,nach der Seite verbogen 1 (Birthälm); gebrässen ,gebogen' (Rosch); de Hunfre^st breissen ,die Hanfreiste zusammenbiegen' (Stein); det Bret as gebrassn (Dürrbach). Braiss da»t Färt e kait mi nef> der raiden Sait ,drück das Pferd ein wenig nach der zu reitenden (nach der linken) Seite' (Wallendf.); brassen (Arbegen, Schönau), breissen (Zeiden, Petersbg.), bräussn (Kl.-Bistr.). Net sätx esui gebriässen ,so gebückt' (Gr.-Sch.); e hol sich gebrässen ,er hat sich (durch Yornüberbücken) gedrückt' (Reussen). yls der Koxen (Bettdecke), det Lenjdach net gebrässen? ,nicht verkrüppelt' (fragt die Hausfrau besorgt den Gast, Kelling). Übertragen: en gebrässä Sach ,eine Sache, die nur mit viel Winden und Drehen zustande kommt'. Ded äs gebrässen ,da kommt nichts Rechtes heraus'. (Allgemein.) Et wer gebrässe gewiest, hekt xe fufiren ,es wäre eine zu überhastete Sache gewesen, schon heute abzureisen'. — Vgl. siegerl. brisse (bress, gebresse) ,winden, ringen'; we brisse Weidenruten winden, um sie zum Binden geschmeidig zu machen'; verbrisse ,verdrehen, verrenken'.
breit
HETNZBRLING, Probe 36. Entspricht lautlich genau ahd. [w]rî?an, altsächs. wrîtan ,reissen' wr- ) br. s. unter brängen ,ringen'. Inhaltlich ist zu vergleichen ahd. rîdan, ags. wrîdan ,winden, drehen'. S. W E I G . 2, 564 unter ,Reiste'. Vgl. Bredel ,Reitel'. b r e i t , brît (flekt. -der), Adj. und Adv. Komp. bredder, Superi, um bredsten; nösn. brèt. Als Schnellsprechübung: Drq, rît, brît Bireblädder.
Ich Sprung iwer dese Orôwen, Ich Sprung iwer gene Orôwen, Ich pleflkt mer dr