Mobilität: PSG II, Expertenstandard und Pflegebedürftigkeitsbegriff in der Praxis anwenden 9783748601180

Wie ist die Mobilität von pflegebedürftigen Menschen zu fördern und zu erhalten? Alle Aufgaben rund um Bewegung und Mobi

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Inhalt
Magazin
Mobilität bedeutet Selbstständigkeit
Praxistauglich machen
Normalität als Schlüssel
Bewegungskompetenz entwickeln
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Mobilität: PSG II, Expertenstandard und Pflegebedürftigkeitsbegriff in der Praxis anwenden
 9783748601180

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Altenpflege Vorsprung durch Wissen

DOSSIER 05

Mobilität 2015 I www.altenpflege-online.net

Ressourcen erkennen, Bewegung fördern: Wie Sie die Eigenaktivität fachgerecht unterstützen

Mit freundlicher Unterstützung von

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Mobilität ist Leben! Vor über 50 Jahren erkrankte meine Großmutter an MS und ihre Bewegungsfähigkeit wurde nach und nach eingeschränkt. Da begann mein Großvater, der Tischlermeister Karl Thomas, Hilfen für seine Frau zu entwickeln. Damit konnte sie viele Alltagssituationen wieder eigenständig meistern. Für meinen Großvater war wichtig, die soziale Teilhabe und – noch viel wichtiger – die Selbstständigkeit meiner Großmutter so lange wie möglich zu erhalten. Denn wer möchte schon gerne ständig auf fremde Hilfe angewiesen sein? Diese Pionierarbeit meines Großvaters war die Geburtsstunde von Thomashilfen. Förderung und Erhalt der Mobilität hat dabei für uns einen besonderen Stellenwert: Denn Mobilität verstehen wir als ein Grundbedürfnis des Menschen, sie ist Grundvoraussetzung für ein selbstständiges Leben. Mit den Easy-Walker Gehtrainern, die stetig weiterentwickelt wurden, haben wir seit fast 40 Jahren eine Mobilitätshilfe, mit der schon viele Menschen wieder den Weg in ein bewegtes, aktives Leben gefunden haben. Unser Ziel ist immer noch das meines Großvaters: Die Selbstständigkeit und Lebensqualität von Menschen so lange wie möglich zu erhalten. Das ist und bleibt unsere Mission! Ihr

Gunnar Thomas, Inhaber Thomashilfen

Wie Sie in Ihrer Einrichtung die Mobilität fördern, erfahren Sie im neuen Ratgeber.

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Editorial

DOSSIER

Mobilität

Existenzielle Fähigkeit Wenn ein Kind seine ersten Schritte auf eige-

nen Beinen unternimmt, hat es einen großen Schritt in Richtung Selbstständigkeit getan. Sich im Raum bewegen zu können, ist für uns so selbstverständlich, dass wir kaum darüber nachdenken, welch existenzielle Fähigkeit dies ist. Wie unabhängig es macht, mobil zu sein – und wie abhängig, wenn die Mobilität eingeschränkt ist. Man frage nur jeden, der sich schon einmal ein Bein gebrochen oder einen „Hexenschuss“ erlitten hat. Mobilität ist eine Grundvoraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben, für soziale Teilhabe und Lebensqualität. Daher rückt sie zurecht immer stärker in den Fokus pflegerischer Handlungsgrundlagen.

Wenn ein alter Mensch sich kaum noch auf

Diskutieren Sie mit uns auch unter www.facebook.com/ altenpflege.vincentz

eigenen Beinen fortbewegen kann, dann liegt es nahe, seinen Mobilitätsverlust zu kompensieren, etwa mit Transfers oder Handreichungen. So richtig dies im Einzelfall sein kann, so sehr besteht die Gefahr, damit die Unselbstständigkeit des Betroffenen zu verstärken. Besser ist es, alles zu tun, um die noch vorhandenen Ressourcen zur Bewegung und zur Fortbewegung zu nutzen. Dieser Gedanke findet sich entsprechend im neuen Expertenstandard „Erhaltung und Förderung der Mobilität“, wo es heißt: „Pflegerische Maßnahmen zur Erhaltung der Mobilität tragen nicht nur dazu bei, elementare Grundlagen der selbstständigen Lebensführung zu erhalten. Sie leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Verhinderung der Entstehung neuer Funktionseinbußen und gesundheitlicher Störungen, die ihrerseits auf die Mobilität rückwirken und somit einen Prozess befördern, der in eine weitgehende Abhängigkeit von pflegerischer Hilfe führt.“

Wenn Sie nun wissen möchten, wie Sie die Mobilität pflegebedürftiger Menschen in diesem Sinne am besten unterstützen, dann können Sie das mit Hilfe dieses Dossiers erfahren. So erläutert Siegfried Huhn, wie wichtig der Aspekt Mobilität bei der Ausgestaltung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs ist. Manuela Ahmann, Sabine Hindrichs und Annette Pelzer zeigen, wie der Expertenstandard „Mobilität“ effektiv umgesetzt wird. Und Maren AsmussenClausen stellt das Lernkonzept Kinaesthetics vor, das zur besseren Wahrnehmung von Bewegung in alltäglichen Aktivitäten verhilft.

Klaus Nolte, Redakteur der Zeitschrift Altenpflege [email protected] Tel. 05 11 / 99 10-122

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So gelingt Ihnen die Umsetzung des Expertenstandards „Erhaltung und Förderung der Mobi­ lität in der Pflege“. Seite 14

05 Magazin 06 Mobilität bedeutet Selbstständigkeit Der Expertenstandard „Mobilität“ und das Neue Begutachtungsassessment stellen die Förderung der Bewegungsfähigkeit in den Vordergrund. 14 Praxistauglich machen Lesen Sie, wie Ihnen auf Grundlage des Strukturmodells eine einrichtungs­ spezifische Leitlinie zur Umsetzung des Expertenstandards gelingt.

Foto: Werner Krüper

Zentrales Kriterium bei der Ermittlung von Pflegebedürftig­ keit ist künftig die Frage, wie selbststän­ dig ein Mensch ist. Seite 6

Foto: Werner Krüper

Inhalt

20 Normalität als Schlüssel Mit dem Erfassungsbogen Mobilität (EBoMo) können Sie die Mobilität von Menschen mit Demenz durch kontinu­ ierliche Förderung von Bewegung in täglichen Handlungen beeinflussen. 26 Bewegungskompetenz entwickeln Das Lernkonzept Kinaesthetics basiert auf der Wahrnehmung und Erfahrung der eigenen Bewegung in allen alltäglichen Aktivitäten. 33 Service/Impressum/Vorschau

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Titelcover: Fotolia/Jenny Sturm Foto: Werner Krüper

So unterstützen Sie die Eigenaktivität pflegebedürftiger Menschen im Alltag. Seite 26

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MAgazin

Modellhafte Implementierung des Expertenstandards durch Uni Bremen

Wirksamkeit steht auf dem Prüfstand Schreiben Sie eine Mail an exmo@ uni-bremen.de oder rufen Sie an unter 04 21 - 21 86 89 02

Der Expertenstandard „Erhaltung und Förderung der Mobilität in der Pflege“ wird derzeit bundesweit in 45 stationären und teilstationären Pflegeeinrichtungen sowie ambulanten Pf legediensten unterschiedlicher Träger erprobt. Konkret geht es darum, die Praxistauglichkeit und Wirksamkeit des Expertenstandards zu testen sowie die damit verbundenen Kosten zu ermitteln.

Wissenschaftlich begleitet wird die modellhafte Implementierung durch Prof. Dr. Stefan Görres und Prof. Dr. Heinz Rothgang von der Universität Bremen. Ergebnisse aus der modellhaften Umsetzung des Expertenstandards werden 2016 erwartet. Auf dieser Basis entscheiden die Vertragspartner nach § 113 SGB XI dann über die verpflichtende bundesweite Umsetzung des Standards.

Entwickelt wurde der Expertenstandard vom Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) im Auftrag der Vertragsparteien. Die fachlich konsentierte Entwurfsfassung des Expertenstandards steht zum kostenfreien Download zur Verfügung. Allerdings ist er in diesem Entwurfsstand für die Pflegeeinrichtungen und Dienste noch nicht verbindlich.

Hilfsmit telversorgung

Note mangelhaft Barrieren abbauen Dem Jahresbericht der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD) zufolge behindern Krankenkassen in zahlreichen Fällen eine adäquate Versorgung mit Hilfsmitteln wie Rollstühlen oder Gehhilfen. In dem „Monitor Patientenberatung 2015“ wird unter anderem beklagt, dass Anträge zunächst pauschal abgelehnt würden und eine Bewilligung bis zu zwei Jahre verzögert werde. Häufig hätten die Hilfsmittel auch eine schlechte Qualität.

Bayern: Träger in der Pflicht

Foto: Werner Krüper

Weitere Infos:

Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml (CSU) lässt beim Thema Barrierefreiheit nicht locker und fordert die uneingeschränkte Nutzbarkeit der Pflegeheime mit dem Rollstuhl. „Hier sehe ich die Träger in der Pflicht“, sagte Huml. Bauliche Mindeststandards können eine selbstständige und selbstbestimmte Lebensführung unterstützen, betont das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege. Die entsprechende Verordnung zur Ausführung des Pflege- und Wohnqualitätsgesetzes (AVPfleWoqG) ist bereits am 1. September 2011 in Kraft getreten.

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Foto: Werner Krüper

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Mobilität bedeutet Selbstständigkeit Der neue Expertenstandard zur Erhaltung und Förderung der Mobilität in der Pflege gewinnt durch der Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs zusätzlich an Bedeutung. Text: Siegfried Huhn

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Foto: Werner Krüper

der Selbstständigkeit der Person bei der Bewältigung Im Kontext des Neuen Pflegebedürftigkeitsbeihres Alltags. Dabei stehen die Ressourcen stärker als griffs ist die Definition von Mobilität wichtig, bisher im Vordergrund: weil sie sowohl im Expertenstandard „Erhal„Pflegebedürftig sind Personen, die wegen einer körtung und Förderung der Mobilität in der Pflege“ als perlichen, geistigen oder seeliauch im Neuen Begutachschen Krankheit oder Behintungsassessment (NBA) einderung in erheblichem oder geschätzt wird. Im ExpertenUnter Mobilität wird die höherem Maße der Hilfe bestandard führt die Erhebung Fähigkeit verstanden, dürfen. Nach der Definition des Mobilitätsstatus zur Bedes Pflegeversicherungsgesetdarfsermittlung und weiteOrt und Körperpositionen zes sind damit Personen erren Maßnahmenplanung. Im im Raum zu verändern. fasst, die wegen einer körperliNeuen Begutachtungsassesschen, geistigen oder seelischen ment führt die Bewertung zur Krankheit oder Behinderung Feststellung des Pflegegrades. im Bereich der Körperpflege, der Ernährung, der MoDeshalb werden diese beiden Vorgehensweisen nachbilität und der hauswirtschaftlichen Versorgung auf folgend miteinander verglichen. Dauer – voraussichtlich für mindestens sechs Monate Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff – in erheblichem oder höherem Maße der Hilfe bedürfen.“ (Bundesministerium für Gesundheit, 2015) Mit dem Pflegestärkungsgesetz II stellt die Bundesregierung die Versorgung pflegebedürftiger Menschen Die Bedeutung von Mobilität auf eine neue Grundlage. Wesentlich ist dabei der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff, bei dem somatische Unter Mobilität wird die Fähigkeit verstanden, Ort und mentale Beeinträchtigungen gleichermaßen und Köperpositionen im Raum zu verändern. Als berücksichtigt werden. Dabei soll das neue Verfah„gehfähig“ wird ein Mensch beschrieben, der ohren der Begutachtung besonders den Menschen mit ne fremde Hilfe aus einem für ihn geeigneten Stuhl Demenzerkrankung gerechter werden. Es soll nicht aufstehen, drei Meter gehen, sich umdrehen, zurück mehr um den defizitorientierten und in Minuten abgehen und sich wieder hinsetzen kann. Dabei dürfen gebildeten Hilfebedarf gehen, sondern um den Grad Gehhilfen benutzt werden.

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checkliste

Vincentz Network GmbH & Co KG, Altenpflege 10.2015

Die Module des NBA ☐ Modul 1: Mobilität Es werden motorische Fähigkeiten wie der Positionswechsel im Bett, Fort­ bewegen innerhalb des Wohnbereichs und Treppensteigen eingeschätzt. Die Bewertung findet innerhalb einer vierstufigen Skala mit den Abstufungen „selbstständig“, „überwiegend selbstständig“, „überwiegend unselbstständig“ und „unselbstständig“ statt. Gewichtung = 10 Prozent

☐ Modul 2: Kognitive und kommunikative Fähigkeiten Es werden geistige Funktionen wie die zeitliche und örtliche Orientierung, das Verstehen von Aufforderungen und die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, bewertet. Das Modul bildet mentale Fähigkeiten ab, die Auswirkung auf die gesamte Lebensführung der Person haben. Gewichtung = 15 Prozent (zusammen mit Modul 3)

☐ Modul 3: Verhaltensweisen und psychische Problemlage Es geht um krankheitsbedingte Verhaltensweisen, die selbst nicht gesteuert werden können und wiederkehrend auftreten, wie z. B. motorische Verhaltensauffälligkeiten, Beschädigung von Gegenständen, Ängste, Antriebsverarmung, Aggressivität und nächtliche Unruhe. Gewichtung = 15 Prozent (zusammen mit Modul 2)

☐ Modul 4: Selbstversorgung Es geht um die Einschätzung des Hilfebedarfs bei Tätigkeiten der Körperpflege, des An- und Auskleidens, der Ernährung und der Ausscheidung. Gewichtung = 40 Prozent

☐ Modul 5: Umgang mit krankheits-/therapiebedingten Anforderungen Es wird der Grad der Selbstständigkeit bei Maßnahmen wie Medikamenteneinnahme und Verbandwechsel eingeschätzt. Die Bewertung hängt von der Komplexität der der Maßnahmen ab. Gewichtung = 20 Prozent

☐ Modul 6: Gestaltung des Alltagslebens und soziale Kontakte Es sind sowohl kognitive als auch motorische Fähigkeiten von Bedeutung. Bewertet wird u. a., ob die Personen mit anderen Menschen in Kontakt ­treten und ihren Tagesablauf gestalten können. Gewichtung = 15 Prozent

☐ Modul 7: Außerhäusliche Aktivitäten Es wird bewertet, ob die Person ihre Wohnung/ihren Wohnbereich selbstständig verlassen, sich außerhalb des Wohnbereichs selbstständig fortbewegen, öffentliche Verkehrsmittel nutzen oder in einem PKW mitfahren kann. keine Gewichtung

☐ Modul 8: Haushaltsführung Es geht u. a. um das Einkaufen für den täglichen Bedarf, Zubereiten ­einfacher Mahlzeiten, Aufräum- und Reinigungsarbeiten oder die Regelung finanzieller Angelegenheiten. keine Gewichtung

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Unter einer beeinträchtigten körperlichen Mobilität werden Einschränkungen der unabhängigen und zielgerichteten physischen Bewegung des Körpers bzw. einer oder mehrerer Extremitäten verstanden. Der Mensch ohne Mobilitätseinschränkung nimmt die Bedeutung von Bewegungsfähigkeit im Lebensalltag in der Regel unreflektiert hin. Kaum jemandem ist bewusst, dass es nahezu keinen Lebensbereich gibt, der nicht an Mobilität gebunden ist und bei Einschränkungen in Mitleidenschaft gezogen wird. Bewegungsfähigkeit ist die Grundlage aller körperbezogen Verrichtungen wie Waschen, Mundpflege, An- und Ausziehen, Toilettenbenutzung und aller hauswirtschaftlichen Tätigkeiten. Der Zusammenhang zwischen Mobilitätseinschränkung und einem erhöhten Risiko für Stürze, Kontrakturen, Dekubitus, Pneumonie und Obstipation ist belegt. Aber auch Kontaktaufnahme zu anderen Menschen und in Beziehung treten sind ohne Mobilität massiv eingeschränkt. Gleichzeitig erhöht sich im Alltag die Abhängigkeit je nach Ausprägung der Bewegungseinschränkung bis in allerkleinste Bereiche, weshalb

die Mobilitätseinschränkung häufig das ausschlaggebende Moment für Resignation und Selbstaufgabe darstellt.

Einschränkung der Mobilität Die Einschränkung der Mobilität gehört zu den häufigsten Gesundheitsproblemen alter Menschen und wird neben Instabilität und Stürzen, Inkontinenz und intellektuellen Einbußen zu den „vier Riesen“ der Altersmedizin gezählt. Altersbedingt kommt es zu Veränderungen im Bewegungsapparat und der Bewegungsfähigkeit, die sich in einer Minderung der groben Kraft, der Feinmotorik und der Gelenkbeweglichkeit, im Nachlassen der Reaktionsgeschwindigkeit sowie in herabgesetzter Stell- und Gleich­ gewichtsreaktion zeigen. In die altersbedingte Einschränkung seiner ­Mobilität wächst der Mensch langsam hinein und lernt gleichzeitig dabei, diese Einschränkungen auszugleichen. Zu einer Störung wird die herabgesetzte Mobilität erst, wenn sie Schmerzen verursacht, ­wesentliche Einschränkungen der Funktionalität www.altenpflege-online.net I 2015

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mit sich bringt oder die Fähigkeit zur Lebensbewäl­ tigung mindert, wie es etwa bei hoher Sturzangst sein kann. Mobilitätseingeschränkte Personen mit Pfle­ gebedürftigkeit haben zu den altersbedingten Bewe­ gungseinschrän­ kungen in der Regel zusätzliche Die beste Möglichkeit, einer Erkrankungen, die dazu führen, eingeschränkten Mobilität entgegen­ dass dieses an zuwirken, ist die Mobilität selber. sich fein ausba­ lancierte System der Alterungs­ prozesse nicht aufrecht erhalten werden kann und es zu gravierenden Einschränkungen bei der Orts- und Lageveränderung des Körpers kommt.

Einschätzung der Mobilität Die beste Möglichkeit, einer eingeschränkten Mo­ bilität entgegenzuwirken, ist die Mobilität selber. Werden vorhandene Bewegungsmöglichkeiten nicht kontinuierlich in Form von Alltagstraining durch­ geführt, kann es schon nach wenigen Tagen zu wei­ teren Einschränkungen oder zum Verlust der Bewe­ gungsfähigkeit kommen. Diese Mobilitätseinbußen wiederum fördern weitere Gesundheitsprobleme und Funktionseinbußen, Abhängigkeit und Pflege­ bedürftigkeit.

Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass dem Erhalt oder der Förderung von Mobilität im Pflegealltag nicht ausreichend Zeit und Raum gege­ ben wird. Zwar besteht der Anspruch, die Personen mit Einschränkungen der Mobilität zu „mobilisie­ ren“, jedoch beschränkt sich das häufig auf einen Ortswechsel vom Bett in einen Stuhl – oder wie von der Pflegewissenschaftlerin Angelika Zegelin for­ muliert, „von einer Ortsfixierung in eine andere Ortsfixierung“. Dadurch findet keine Förderung der Mobilität statt, und die Wahrscheinlichkeit, den Mobilitätsstatus zu erhalten, ist kaum gegeben. Das macht deutlich, weshalb eine ausführliche Aus­ einandersetzung mit dem Thema nötig ist und der Expertenstandard entwickelt wurde. Er rückt die Bedeutung von Mobilitätserhalt und Mobilitätsför­ derung in den Pflegealltag und gibt dem Thema mehr Gewicht. Im Expertenstandard ist die Einschätzung der ­Mobilität im Prozesskriterium 1 (P1) festgelegt: „Die Pflegefachkraft schätzt zu Beginn des pflege­ rischen Auftrages die Mobilität des pflegebedürftigen Menschen sowie seine Probleme, Wünsche und Res­ sourcen im Zusammenhang mit der Erhaltung und Förderung der Mobilität ein. Sie wiederholt die Ein­ schätzung regelmäßig in individuell festzulegenden Abständen sowie bei Veränderungen der mobilitäts­ relevanten Einflussfaktoren.“

Das neue Begutachtungs-Assessment (NBA): Modul 1 „Mobilität“ 1.1 Positionswechsel im Bett

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1.2 Stabile Sitzposition halten

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1.3 Aufstehen aus sitzender Position / Umsetzen

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1.4 Fortbewegen innerhalb des Wohnbereichs

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1.5 Treppensteigen

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0 = selbstständig 1 = überwiegend selbstständig

2 = überwiegend unselbstständig 3 = unselbstständig

Beispiel Modul 1: Hier wird der Grad der Selbstständigkeit bei zentralen Aspekten im Bereich Mobilität anhand einer vierstufigen Skala ermittelt. Quelle: Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e. V. (MDS)

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Die im Expertenstandard beschriebenen Aspekte der Einschätzung orientieren sich an der Definition von Mobilität. Dabei werden folgende Merkmale er­ hoben: Aktueller Status der Mobilität • selbstständige Lagewechsel in liegender Position • selbstständiges Halten einer aufrechten Position • selbstständiger Transfer (aufstehen, sich hinset­ zen, sich umsetzen) • selbstständige Fortbewegung über kürzere ­Strecken (Wohnräume) • selbstständiges Treppensteigen

• kognitive und psychische Beeinflussungen • Merkmale der materiellen und sozialen ­Umgebung • Erkrankungen und aktuelle therapeutische ­Maßnahmen Im Ergebnis beschreibt die Pflegefachperson die ­Bewegungseinschränkung. Die Expertengruppe gibt dazu drei Beispiele, die zumindest eine gute Orien­ tierung in der Einschätzung und Beschreibung ­bieten:

Früherer Status der Mobilität • Veränderungen erheben • Abgleichen mit aktueller Situation • Lebensgewohnheiten mit Mobilitätsbezug

Weitgehende Immobilität beschreibt, dass die ­Person trotz massiver Einbußen in der Mobilität noch die Möglichkeit besitzt, kleine Veränderun­ gen in unterschiedlichen Positionen durchzuführen. ­Diese müssen dann als Pflegeziel erhalten bleiben oder g­ efördert werden.

Einflussfaktoren auf den Status der Mobilität • körperliche Beeinträchtigungen und Ressourcen

Teilmobilität außerhalb des Bettes beschreibt ­beispielsweise, inwieweit Transfer, Balance, Rumpf­ www.altenpflege-online.net I 2015

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kontrolle, Stehen und Gehen möglich sind. Zu ­beachten sind die Kraft- und Energiereserven, aber auch die Motivation. Eine Unterstützung muss stets die Über- beziehungsweise Unterforderung im Blick haben. Die pf legerische Unterstützung sollte im ­gesamten Team abgesprochen und gleichermaßen gestaltet werden, damit es nicht durch den Wechsel der Pflegeperson zu einem Wechsel des Assistenz­ angebots kommt. Mobilität außerhalb des Bettes beschreibt den selbstständigen Transfer, das aktive Rollstuhlfahren, Nutzung von Gehhilfen, Umgehen im Wohnraum und dem Wohnbereich. Hier sind die Umgebungsfaktoren besonders zu beachten – etwa Hindernisse auf den Wegen, aber auch Haltemöglichkeiten und angemessene Sitzmöglichkeiten auf Fluren oder bei längeren Strecken.

Neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff Pflegebedürftigkeit geht überwiegend mit Mobilitätseinschränkungen einher. Entsprechend ist die Mobilität als das erste von acht Modulen des Neuen Begutachtungsassessment aufgeführt (siehe auch Checkliste auf Seite 8). Dabei sind die zu erhebenden Merkmale identisch mit den Merkmalen des Expertenstandards zu Erhebung des aktuellen Status der Mobilität, was sowohl die Einschätzung zur Bewegungsmöglichkeit als auch die Fragen zu Veränderungen in der Mobilität der letzten Wochen betrifft (siehe auch AbDer Zusammenhang bildung auf Seite 10). zwischen MobilitätseinEs bestehen lediglich sprachliche Unterschiede, die schränkung und einem jedoch hier nicht von Bedeuerhöhten Risiko für Stürze, tung sind. Weitere Module, bei denen MobilitätsfähigkeiKontrakturen, Dekubitus ten bzw. -einschränkungen und Pneumonie ist belegt. eine Rolle spielen, sind das Modul 4 „Selbstversorgung“ und das Modul 8 „Haushaltsführung“. Die Module fließen mit unterschiedlicher Gewichtung in die Endbewertung ein. Da die Module 1 „Mobilität“ und 4 „Selbstversorgung“ mit 10 Prozent bzw. 40 Prozent gewichtet werden, hat die gutachterliche Einschätzung zu 50 Prozent einen konkreten Bezug zur Mobilität des Betroffenen, was als angemessen anzusehen ist. Aus den Ergebnissen, die für die ersten sechs Module ermittelt werden, berechnet sich der Pflegegrad zur Bemessung des Leistungs­

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anspruchs. Unterschieden werden künftig fünf Pflegegrade (PG): • PG 1: Geringe Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit oder Fähigkeiten • PG 2: Erhebliche Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit oder Fähigkeiten • PG 3: Schwere Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit oder Fähigkeiten • PG 4: Schwerste Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit oder Fähigkeiten • PG 5: Schwerste Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit oder Fähigkeiten mit besonderen Anforderungen an die pflege­ rische Versorgung

Zusammenfassung Mobilität bedeutet Selbstständigkeit und hat somit eine hohe Bedeutung für die Lebensqualität. Pflegebedürftigkeit geht meistens mit Mobilitätseinschränkungen einher. Zur Förderung von Selbstständigkeit und Lebensqualität muss deshalb zukünftig dem ­B ereich der Mobilität mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Der Expertenstandard liefert dazu ­Informationen, aktuelles Wissen und Anregungen. Die Inhalte des Expertenstandards zur Einschätzung der Mobilität sind identisch mit denen zur Einschätzung des Neuen Begutachtungsassessments. In dem Neuen Begutachtungsassessment und in dem Neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff wird das Thema Mobilität ausreichend berücksichtigt. Der Neue Pflegebedürftigkeitsbegriff entspricht aus pflegefachlicher Sicht den Anforderungen an zeitgemäße Pflege.

Siegfried Huhn ist Gesundheitspädagoge und Pflegeberater [email protected] www.pflegeberatung-siegfriedhuhn.de

Meine Spaziergänge sind heute zwar nicht mehr so lang wie früher, aber die Bewegung draußen tut mir immer noch gut.

Gehen ohne Sturzgefahr! Der neue Expertenstandard „Erhaltung und Förderung der Mobilität“ bestätigt die Wichtigkeit der Mobilitätsförderung in der Pflege. Er nimmt eine „übergeordnete Funktion“ im Kreise der weiteren Expertenstandards ein. Seine zukünftige Verbindlichkeit wird Einfluss auf Qualitätsprüfungen nehmen und auch haftungsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Wir unterstützen bei der erfolgreichen Umsetzung des neuen Expertenstandards „Mobilität“:  Beratungs- und Informationstag mit unseren Medizinprodukte-Beratern in Ihrer Einrichtung  kostenlose „Ratgeber Gehen“ für Angehörige und Ihr Pflegepersonal  unverbindliche Gehhilfen-Erprobung zur Mobilitätsförderung bei

Ihren Bewohnern

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Foto: Werner Krüper

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Praxistauglich machen Wie Ihnen auf Grundlage des Strukturmodells eine einrichtungsspezifische Leitlinie zur ­Umsetzung des Expertenstandards „Erhaltung und Förderung der Mobilität in der Pflege“ gelingt. Text: Manuela Ahmann, Sabine Hindrichs & Annette Pelzer

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• Sie kann zu einer erheblichen Beeinträchtigung Expertenstandards sind die schriftliche Zuder Lebensqualität bis hin zu einer Ortsfixierung sammenfassung des aktuellen pflegerischen und Bettlägerigkeit führen und mit dem Risiko Expertenwissens. Sie bieten Einrichtungen im weiterer gesundheitlicher Beeinträchtigungen (wie Gesundheitswesen zum einen eine solide Grundlage, zum Beispiel Dekubitus oder ­d ieses Wissen ihren MitarSturz) einhergehen. beitern in kompakter Form • Durch eine regelmäßige Einzur Verfügung zu stellen, und schätzung des Mobilitätsstazum anderen die Chance, ProFür eine tiefergehende tus, differenzierte Informazesse zu entwickeln und diese tions- und EdukationsangeErkenntnisse in den VersorEinschätzung der Mobilität bote, eine motivierende und gungsalltag der pflegebedürfwird der „Erfassungsbogen mobilitätsfördernde Umgetigen Menschen zu integrieren. Mobilität“ (EBoMo) für bungsgestaltung, das AngeEin einrichtungsspezifibot sowie die Koordination scher Umsetzungsstandard Menschen mit Demenz zielgerichteter, die Eigenakpasst das Wissen und die Ereingesetzt. tivität fördernder Maßnahkenntnisse aus dem Expermen kann zur Erhaltung tenstandard den Bedürfnisund Förderung der Mobilität sen der eigenen Einrichtung beigetragen werden. an und bricht die Inhalte des • Eine so verstandene pflegerische Unterstützung Expertenstandards so herunter, dass eine sinnvolle hat gesundheitsfördernden Charakter und ist Arbeitshilfe für den pflegerischen Alltag dabei herVoraussetzung für die gesellschaftliche Teilhabe auskommt. Damit hat die Einrichtung eine Leitlinie pflegebedürftiger Menschen. für alle am Prozess Beteiligten, die für einzelne individuelle Pflege- und Betreuungssituationen nutzbar ist. Im nachfolgenden Beispiel haben wir das Strukturmodell zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation als Grundlage für unsere fachliche Konzeption zur Dokumentation und für den Aufbau des einrichtungsspezifischen Umsetzungsstandards zum Expertenstandard „Erhaltung und Förderung der Mobilität in der Pflege“ gewählt. Dies ist eine mögliche Option, mehrere Aspekte pflegefachlichen Vorgehens in der Langzeitpflege in einem Qualitätsrahmen darzustellen. In einem solchen Umsetzungsstandard sollten folgende Bereiche aufgegriffen werden: • das inhaltlich fachliche Wissen zu einem Thema, • die Darstellung von Prozessabläufen, • der Umgang mit der erforderlichen Dokumen­ tation.

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Der Umsetzungsstandard führt die fünf Ebenen des Expertenstandards auf und ordnet diese dem Pflegeprozessablauf (vier Phasen) der Einrichtung zu.

Der Standard Jeder pflegebedürftiger Mensch erhält eine pflegerische Unterstützung, die zur Erhaltung und/oder zur Förderung der Mobilität beiträgt. Denn: • Eine eingeschränkte Mobilität ist ein Risiko für pflegebedürftige Menschen.

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Beispiel für ein Ablaufdiagramm für den Umsetzungsstandard des Expertenstandards „Erhaltung und Förderung der Mobilität“

Aufnahme/ Einzug eines neuen Klienten/Bewohners

Einschätzung des Mobilitätsstatus

SIS Themenfeld 2 „Mobilität und Beweglichkeit“ Initial Assessment

Schnittstellen – weitere Risikobereiche

Mobilität ein mehrdimensionales Phänomen

Bei Bedarf (Begründeter Einzelfall) Differenzial Assessment Sturz

Beratung des Betroffenen in Form im Rahmen des Aufnahmegespräches

Mobilität

Dekubitus Thrombose Pneumonie Obstipation

Beratungsgesprächsprotokoll (ambulant)

Kontrakturen

Verständigungsprozess Mobilitätserhaltung Mobilitätsförderung Maßnahmenplanung Mobilitätserhaltung

Maßnahmenplanung Mobilitätsförderung

Durchführung der Mobilitätsmaßnahmen

Maßnahmenplanung

Berichtswesen Dokumentation von Abweichungen

Überprüfung des Mobilitätsstatus bei Veränderungen und zu individuellen, regelmäßigen Zeitabständen

Mobilitätsstatus hat sich verbessert

Mobilitätsstatus ist erhalten

Weiterführung der Mobilitätsmaßnahmen: bzw. kann eine Steigerung der Bewegungsübungen erfolgen.

Weiterführung der Mobilitätsmaßnahmen: Steigerungen der Bewegungsübungen

A: durch Intervall-Erhöhung B: durch Schwierigkeitsgrad

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Mobilitätsstatus hat sich nicht verbessert

Ursachenanalyse:

A: durch Intervall-Erhöhung

A: erforderliche Anpassung wegen Verschlechterung des Allgemeinzustandes

B: durch Schwierigkeitsgrad

B: Betroffene lehnt Maßnahmen ab

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Grundlage hierfür ist der Entwurf des Expertenstandards „Erhaltung und Förderung der Mobilität“ des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege“ (DNQP) aus dem Jahr 2014. Dieser Standard definiert Mobilität als „die Eigenbewegung eines Menschen mit dem Ziel, sich fortzubewegen oder eine Lageveränderung des Körpers vorzunehmen“.

Erster Pflegeprozess-Schritt: Strukturierte Informationssammlung (SIS)

Der Item-Score des EBoMo besteht aus insgesamt 14 Items zur Einschätzung der mobilitätsbezogenen Fähigkeiten. Diese werden den folgenden fünf Mobilitätskategorien zugeordnet: • Positionswechsel im Bett, • Transfer, • Sitzen im Stuhl, • Stehen / Gehen / Treppensteigen, • Bewegung innerhalb / außerhalb der Einrichtung.

Ebene 1 des Expertenstandards: ­Einschätzung der Mobilität Bei Neuaufnahme erfolgt zunächst die Einschätzung zur Mobilität in der Strukturierten Informationssammlung (SIS ambulant/stationär) im Themenfeld 2 „Mobilität und Beweglichkeit“. Mit Hilfe der ­R isikomatrix werden die häufigsten Risiken und Pflegephänomene mit der Thematik Mobilität in Verbindung gebracht und eingeschätzt. In diesem ersten Schritt wird eingeschätzt, ob bei der pflegebedürftigen Person eine Mobilitätsbeeinträchtigung vorliegt. Wird ein Risiko oder Phänomen im Kontext zur Mobilität erkannt, wird dies in der Risikomatrix mit „Ja“ in einem oder mehreren Risikobereichen der SIS erfasst. Die Expertenarbeitsgruppe empfiehlt, zur Einschätzung des aktuellen Mobilitätsstatus unter anderem folgende Fähigkeiten zu beurteilen: • selbstständiger Lagewechsel in liegender Position, • selbstständiges Halten einer aufrechten ­ Sitzposition, • selbstständiger Transfer (aufstehen, sich hinsetzen, sich umsetzen) • selbstständige Fortbewegung über kurze Strecken (Wohnräume), • selbstständiges Treppensteigen.

Foto: Werner Krüper

Ist keine genaue Einschätzung des aktuellen Mobilitätsstatus möglich, kann durch den Einsatz eines Differenzialassessments der Mobilitätsstatus tiefergehend analysiert werden. Der Einsatz eines Differenzialassessments sollte allerdings nur dann erfolgen, wenn aus den sich daraus ergebenden Hinweisen und Erkenntnissen eine Veränderung der Pf lege- und Betreuungssituation erkennbar und ­abzuleiten ist. Für eine tiefergehende Einschätzung der Mobilität wird der „Erfassungsbogen Mobilität“ (EBoMo) von Zegelin/Reuther (modifiziert nach Hindrichs) für Menschen mit Demenz eingesetzt. www.altenpflege-online.net I 2015

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Foto: Werner Krüper

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Kernbereiche des modifizierten EBoMo-Bogens sind: • Mobilitätsdiagnosen (ärztliche Diagnosen, die die Mobilität beeinflussen); • Demenz / neurologische bzw. psychiatrische ­Diagnosen; • Mobilitätsstatus (bei Einzug und aktuell); • i n jedem der 14 Items wird das Ausmaß der Jeder Bewohner mit mobilitätsbezogenen ­ermittelten Mobilitäts­ ­Fähigkeiten mit Hilfe einschränkungen eines vierstufigen Rasters eingeschätzt: erhält eine individuelle 4 = selbstständig, Maßnahmenplanung. 3 = mit Hilfsmitteln, 2 = Personenhilfe, 1 = komplett unselbst­ ständig; • zu jedem Item wird angegeben, ob ein entsprechender Handlungsbedarf besteht, der in der Maßnahmenplanung aufgegriffen werden sollte;

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• Unterstützungsbedarf im Bereich der Mobilität für die Bereiche Positionswechsel, Transfer, Sitzen im Stuhl, Stehen / Gehen / Treppensteigen, Bewegung innerhalb bzw. außerhalb der Einrichtung. Wird ein Differenzialassessment eingesetzt, ist dies in der Risikomatrix anlog zu den bereits ausgewählten Risiken und Phänomen im Feld „Weitere Einschätzung“ mit „ja“ zu kennzeichnen.

Zweiter Pflegeprozess-Schritt: Maßnahmenplanung Ebene 2 des Expertenstandards: Koordination und Maßnahmenplanung Jeder Klient beziehungsweise Bewohner mit ermittelten Mobilitätseinschränkungen erhält eine individuelle Maßnahmenplanung. In dieser Maßnahmenplanung sind die pflegerischen Interventionsmaßnahmen zu den erkannten Mobilitätseinschränkungen entsprechend dem Tagesablauf des Klienten bzw. ­Bewohners geplant.

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Dabei werden die eingeschätzten Einschränkun­ gen in den fünf Mobilitätskategorien in der Maßnah­ menplanung berücksichtigt: • Positionswechsel im Bett, • Transfer, • Sitzen im Stuhl, • Stehen / Gehen / Treppensteigen, • Bewegung innerhalb / außerhalb der Einrichtung. Zur Erhaltung und zur Verbesserung des ermittel­ ten Mobilitätsstatus erhält der Klient / Bewohner eine entsprechende Beratung zum Einsatz eines möglichen Mobilitätshilfsmittels sowie die Einwei­ sung und Schulung zum Umgang mit diesem Hilfs­ mittel. Ebene 3 des Expertenstandards: Information und Beratung Für die Beratung von Klienten beziehungsweise Bewohnern und Angehörigen zum Mobilitätsstatus wie zum Einsatz von entsprechenden Mobilitäts­ hilfsmitteln wird der Beratungsflyer der Einrichtung „Erhaltung und Förderung der Mobilität“ ergänzend zu der mündlichen und praktischen Beratung einge­ setzt.

Manuela Ahmann Gesundheits- und Krankenpflegerin, Dipl.-Medizinpädagogin, Qualitäts­beauftragte www.puma-bildung.de

Sabine Hindrichs Gesundheits- und Krankenpflegerin, Gerontopsychiatrische Fachkraft, Pflegesachverständige www.hindrichs-pflegeberatung.de

Annette Pelzer Altenpflegerin, Qualitätsbeauftragte, Inhaberin ambulanter Pflegedienst www.puma-bildung.de

Ebene 4 des Expertenstandards: Zielgruppenspezifische Angebote Folgende Maßnahmen zur weiterführenden Erhal­ tung und Förderung der Mobilität gibt es: • gezielte Einzel- und Gruppeninterventionen, • Integration von mobilitätsfördernden Aspekten in Alltagsaktivitäten, • alltägliche pflegerische Maßnahmen.

Dritter Pflegeprozess-Schritt: Berichteblatt Abweichungen von den geplanten Maßnahmen ­sowie Veränderungen des Mobilitätsstatus werden im Berichteblatt in der Berichtskategorie „Mobilität“ erfasst. Fallbesprechungen bzw. Fallgespräche zur Mobilität werden bei Bedarf durchgeführt.

Vierter Pflegeprozess-Schritt: Evaluierung Ebene 5 des Expertenstandards: Überprüfung der Maßnahmen Die Überprüfung der Maßnahmenplanung erfolgt bei gravierender gesundheitlicher Veränderung bzw. bei Veränderung des Mobilitätsstatus unmittelbar sofort und spätestens nach sechs Monaten.

Unbenannt-1 1

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25.08.15 16:43

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Foto: Werner Krüper

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Normalität als Schlüssel Wie Sie die Mobilität von Menschen mit Demenz durch die kontinuierliche Förderung von Bewegung in täglichen Handlungen positiv beeinflussen. Text: Manuela Ahmann, Sabine Hindrichs, Annette Pelzer

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Es geht um die Erhaltung riert hat. Es geht vielmehr Wie kann der Expertenum die Erhaltung und Förstandard „Förderung und Förderung der Alltagsderung der Alltagsmobilität und Erhaltung der Momobilität unter Wahrung unter Wahrung der Würde bilität“ unter Berücksichtieines jeden Menschen, ungegung der speziellen Anfordeder Würde des Einzelnen. achtet seines Alters und seirungen und Besonderheiten ner Erkrankung. von Menschen mit Demenz Deshalb verwende ich den Begriff „Normalitätsbeumgesetzt werden? Im Rahmen meiner Facharbeit wegung“ in Anlehnung an Böhms Normalitätsprinzur Gerontopsychiatrischen Fachkraft, die sich inzip, da nach meiner Einschätzung die Beurteilung haltlich mit dem Themenkomplex „Mobilität und von Mobilität immer im Kontext von Lebensalter Demenz“ befasste, kam ich zu dem Ergebnis, dass und Biographie des Betroffenen erfolgen muss. eine signifikante Verbesserung bzw. Erhaltung von Mobilität nicht durch gesonderte Maßnahmen und Verschiedene Instrumente Interventionen zur Bewegung und Mobilität erreicht zur Erfassung der Mobilität wird, sondern durch eine kontinuierliche Förderung der Bewegung in den alltäglichen Handlungen und Auf Grundlage des im März 2014 vorgestellten EntVerrichtungen. wurfs des Expertenstandards „Erhaltung und FördeIn der beruflichen Praxis erleben wir immer wierung der Mobilität“ habe ich zunächst die Literatur der, dass demenzielle Erkrankungen oft zu Unrecht nach möglichen Einschätzungsinstrumenten (Initial zu einer zunehmenden Immobilität führen. Dahinund Differenzial Assessments) zur Erfassung des Moter steckt die Beobachtung, dass bei der Diagnose bilitätsstatus gesichtet und mich neben der kriterien­Demenz alle anderen Diagnosen nicht mehr ihre entgeleiteten Einschätzung als Initial Assessment für den sprechende Beachtung finden. Ja, dass Mobilität eher „Erfassungsbogen Mobilität“ (EBoMo) von Zegelin/ als störend empfunden wird, zum Beispiel bei WanReuther als Differenzial Assessment entschieden. dertendenz, und deshalb Bewegung verhindert statt gefördert wird. Initial Assessment: Bei der Einschätzung von Mobilität im Alter ist bedie kriteriengeleitete Einschätzung sonders zu beachten, dass zumeist Multimorbidität Überprüft werden dabei: vorliegt. Die Mehrdimensionalität von Mobilitätseinschränkungen bei Demenz ergibt sich zum einen aus 1. Der aktuelle Mobilitätsstatus rein körperlichen Erkrankungen, wie zum Beispiel • selbstständiger Lagewechsel in liegender Position, Arthrose und Osteoporose. Zum anderen kann sie • selbstständiges Halten einer aufrechten Sitzposieine Ausformung der demenziellen Erkrankung sein. tion, Angestoßen durch die Facharbeit, haben wir in • selbstständiger Transfer (aufstehen, sich hinsetunserer Einrichtung, dem „Seniorenzentrum Belzen, sich umsetzen), vita“ in Uhldingen am Bodensee, ein Projekt mit • selbstständige Fortbewegung über kurze Strecken dem Titel „Normalitätsbewegung im Alltag für (in Wohnräumen), Menschen mit Demenz“ ins Leben gerufen. Dessen • selbstständiges Treppensteigen. Ziel ist die Integration der Bewegungsförderung in den Alltag der Bewohner, um sowohl den geistigen 2. Merkmale der materiellen und sozialen als auch den körperlichen Leistungsverlust so lan­Umgebung, zum Beispiel Hilfsmittelnutzung, ge wie möglich hinauszuzögern. Denn körperliche Raumgestaltung etc. Leistungen – etwa zu gehen, von einem Stuhl aufzustehen oder Treppen zu steigen – sind Schlüssel zur 3. Individuelle körperliche, kognitive und psychische Selbstständigkeit älterer Menschen. Fällt etwa das Beeinträchtigungen und Ressourcen, z. B. MotivaGehen schwer, ist die selbstständige Lebensführung tion, Schmerzen ... unmittelbar gefährdet. „Es geht nicht darum, jeden alten Menschen um 4. Erkrankungen und aktuell durchgeführte jeden Preis zu mobilisieren und um Aktivierung bis ­t herapeutische Maßnahmen, z. B. Medikation zum letzten Lebenstag“, hat Angelika Zegelin in ihrem Buch „Festgenagelt sein“ formuliert, das mich Differenzial Assessment: maßgeblich zum Thema meiner Facharbeit inspider Erfassungsbogen Mobilität (EBoMo) www.altenpflege-online.net I 2015

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Erfassungsbogen Mobilität (EBoMo) 

©Zegelin/Reuther, modifiziert von Hindrichs

Demenzdiagnose Neuro./psych. Diagnose Mobilitätsdiagnosen Mobilitätsstatus

Bei Einzug

A1

Positionswechsel im Bett

A1.1

Dreht sich im Bett von einer Seite zur anderen

4

3

2

1

A1.2

Aufstellen der Beine

4

3

2

1

Aktueller Mobilitätsstatus

Gesamt A1.1 - A 1.2 A2

Transfer

A2.1

Von Rückenlage im Bett in die Sitzposition

4

3

2

1

A2.2

Kann in der sitzenden Position das Gleichgewicht zum Stehen verlagern

4

3

2

1

A2.3

Oberkörper aufrichten

4

3

2

1

Gesamt A2.1 - A 2.3 A3

Sitzen im Stuhl

A3.1

Kann frei sitzen (Rumpfkontrolle)

4

3

2

1

A3.2

Kann für _____ Minuten/Stunden sitzen

4

3

2

1

Gesamt A3.1 - A 3.2 A4

Stehen/Gehen/Treppensteigen

A4.1

Kann im Stehen das Gleichgewicht halten

4

3

2

1

A4.2

Kann mindestens _____ Minuten stehen

4

3

2

1

A4.3

Kann beim Gehen das Gleichgewicht halten

4

3

2

1

A4.4

Kann auf dem Wohnbereich mindestens _____ Meter gehen

4

3

2

1

A4.5

Kann Treppen steigen

4

3

2

1

Gesamt A4.1 - A 4.5 A5

Bewegung innerhalb/außerhalb der Einrichtung

A3.1

Bewegt sich innerhalb der Einrichtung

4

3

2

1

A3.2

Bewegt sich außerhalb der Einrichtung

4

3

2

1

Gesamt A5.1 - A 5.2 Gesamtpunkte A1-A5 Unterstützungsbedarf im Bereich der Mobilität

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56 Punkte A1: Positionswechsel: A2: Transfer: A3: Sitzen im Stuhl: A4: Stehen/Gehen/Treppensteigen: A5: Bewegung innerhalb/außerhalb der Einrichtung:

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Handlungsbedarf bitte ankreuzen

Handzeichen Mitarbeiter

komplett unselbständig

Pflegestufe

Personenhilfe

Name des Bewohners

Mit Hilfsmittel

Datum des Einzuges

Selbständig

Datum der Erfassung

D O S S I E R m o b i l i tät

Wie von Zegelin beschrieben, gibt es innerhalb des ersten Jahres eine erkennbare nachweisliche Verschlechterung des Mobilitätsstatus von Menschen, die in eine stationäre Pflegeeinrichtung einziehen. Wingenfeld hat in seiner Untersuchung „Die Entwicklung von Mobilität bei Heimbewohnern“ ermittelt, dass 60 Prozent der kognitiv beeinträchtigen Menschen in Pflegeeinrichtungen innerhalb der ersten sechs Monate eine veränderte, verschlechterte Mobilität aufweisen. Dies war der Grund, den EBoMo von Zegelin/ Reuther in den für uns fehlenden Bereichen in Hinblick auf Menschen mit Demenz zu ergänzen. Folgendes ist im EBoMo-Bogen von Zegelin/ Reuther erfasst (die Modifizierungen durch Hin­ drichs sind farblich ­gekennzeichnet): • Einzugsdatum des Bewohners; • Pflegestufe (Kontextbetrachtung zum Hilfebedarf im Bereich der Mobilität zur Demenzdiagnose und den damit verbundenen kognitiven Einschränkungen); • Mobilitätsdiagnosen (Ärztliche Diagnosen die die Mobilität beeinflussen); • Demenz /Neurologische /Psychiatrische Diagnosen; • Mobilitätsstatus bei Einzug in die Einrichtung sowie der aktuelle Mobilitätsstatus. Im Bereich „Mobilitätsstatus“ werden die Aspekte „Mobilitätshilfsmittel“ und „Hilfebedarf bei der Mobilität“ berücksichtigt und erfasst; • in jedem der 14 Items wird das Ausmaß der ­mobilitätsbezogenen Fähigkeiten mit Hilfe eines vierstufigen Rasters eingeschätzt: 4 = selbst­ ständig, 3 = mit Hilfsmitteln, 2 = Personenhilfe, 1 = komplett unselbstständig; • zu jedem Item wird angegeben, ob ein entsprechender Handlungsbedarf besteht, der in der Maßnahmenplanung aufgegriffen werden sollte;

• Unterstützungsbedarf im Bereich der Mobilität für die Bereiche Positionswechsel, Transfer, Sitzen im Stuhl, Stehen / Gehen / Treppensteigen, Bewegung innerhalb / außerhalb der Einrichtung. Nach der Modifizierung des EBoMo haben wir zunächst alle 36 Bewohner, die zum damaligen Zeitpunkt in unserer Einrichtung lebten, mit diesem Differenzial Assessment einmalig eingeschätzt. Die Altersstruktur der Bewohner umfasst bei dieser Ersteinschätzung zu Projektbeginn 46 bis 101 Jahre. Der modifizierte EBoMo ist nicht nur ein differenziales Einschätzungsinstrument hinsichtlich des ­Hilfebedarfs des Betroffenen, sondern er gibt ganz konkrete Hinweise hinsichtlich des Handlungsund Unterstützungsbedarfs für den Betroffenen. So ist der Modifizierte EBoMo nicht nur ein Einschätzungsinstrument im ersten Pf legeprozessschritt, sondern stellt auch eine direkte inhaltliche Verbindung zum zweiten Prozessschritt her – der Maßnahmenplanung – her.

Maßnahmen des Expertenstandards Für die Erhaltung und Förderung der Mobilität werden im Expertenstandard drei verschiedene Maßnahmen vorgeschlagen, die sinnvoll erscheinen: • gezielte Einzel- und Gruppeninterventionen, • Integration von mobilitätsfördernden Aspekten in Alltagsaktivitäten, • alltägliche pflegerische Maßnahmen. Zur Erhaltung und zur gezielten Förderung der Mobilität reicht es nicht aus, zufällig und nur vereinzelt (zum Beispiel einmal in der Woche) Sitzgymnastik

Foto: Werner Krüper

Für den Einsatz bei Menschen mit Demenz wurde der EBoMo modifiziert bzw. angepasst und um persönlich-biographische und medizinisch-diagnostische Daten und bereits eingesetzte Interventionsmaßnahmen erweitert. Der originale EBoMo nach Zegelin/Reuther besteht aus 14 Items zur Einschätzung der mobilitätsbezogenen Fähigkeiten. Diese werden fünf Mobilitätskategorien zugeordnet: • Positionswechsel im Bett, • Transfer, • Sitzen im Stuhl, • Stehen / Gehen / Treppensteigen, • Bewegung innerhalb / außerhalb der Einrichtung.

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Die vier Schritte im Pflegeprozess Überprüfung der geplanten und durchgeführten Mobilitätsmaßnahmen, nach individuell festgeleg­ tem Zeitraum Überprüfung der geplanten und durch­ geführten Mobilitätsmaßnahmen nach gravierender gesundheitlicher Veränderung, insbesondere im Bereich Mobilität

• Erfassung von Abweichungen zu den geplanten Mobilitätsmaßnahmen

Initial Assessment Kriteriengeleitete Einschätzung

Prozessschritt 4 Überprüfung der Maßnahmen

Prozessschritt 1 Pflegerische Einschätzung

Prozessschritt 3 Berichteblatt

Prozessschritt 2 Maßnahmenplanung

• Fallbesprechung zum Thema Mobiltät

Differenzial Assessment Modifizierter EBoMo

Mobilitätsmaßnahmen • Gezielte Einzel- und Gruppeninterventionen • Integration von mobilitätsfördernden Aspekten in Alltagsaktivitäten • Alltägliche pflegerische Maßnahmen

durchzuführen. Es muss vielmehr ein Angebot ge­ zielter, geplanter und individuell auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Einzelnen abgestimmter Mobi­ litätsmaßnahmen geben, das in den Lebensalltag der Einrichtung integriert ist. Neben der individuellen Beratung, der Gestaltung der räumlichen Umgebung, der Nutzung von Hilfs­ mitteln und der Integration der Mobilitätsförderung in Alltagshandlungen sind körperliche Aktivität und Bewegungsübungen zentrale Maßnahmen zur Errei­ chung des Zieles, Mobilität zu erhalten und zu fördern. Ursache für den körperlichen Leistungsverlust ist, neben der eigentlichen Erkrankung, die mangelnde körperliche Aktivität der Betroffenen. In deren Fol­ ge kommt es zu einem Rückgang motorischer Fähig­ keiten, wie etwa Kraft und Balance (Gleichgewicht). Durch verminderte Kraft und Balance können All­ tagsbewegungen gravierend eingeschränkt sein oder gar unmöglich werden. Beispiele hierfür sind Un­ sicherheiten beim Gehen (Schwanken, Ausgleichs­ bewegungen) oder Fehlversuche beim Aufstehen (Abbrechen des Aufstehvorganges). Im schlimmsten Fall kann der Kraft- und Gleichgewichtsverlust zu Stürzen führen. Bei demenziell Erkrankten ist das Sturzrisiko dreifach höher als bei nichtbetroffenen Personen. Die Wahrscheinlichkeit, sich bei Stürzen schwer zu verletzen, ist bei ihnen drei- bis viermal höher als bei Menschen ohne Demenz.

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Das Alltagsleben enthält eine Vielzahl von Si­ tuationen, in denen Bewegung und gleichzeitig geistige Anforderungen koordiniert werden müs­ sen. Beispiele sind ein Spaziergang während ei­ ner Unterhaltung oder das Halten des Gleichge­ wichts in einem schwankenden öffentlichen Ver­ kehrsmittel, während man gleichzeitig versucht, sich an die Einkaufsliste zu erinnern. Die Fähig­ keit zu solchen Mehrfachhandlungen (so genannte Dual Task-Handlungen) setzt eine ausreichende Auf­ merksamkeit voraus. Bei einer Demenz ist die Fähig­ keit des Dual-Taskings stark herabgesetzt. In der Fol­ ge kann es bei Mehrfachhandlungen, zum Beispiel beim Gehen während einer Unterhaltung, zu Bewe­ gungsfehlern (Sturz) kommen. Die Aufmerksamkeit des Betroffenen reicht nicht aus, um ein sicheres Ge­ hen während des Gespräches zu gewährleisten. So ist davon auszugehen, dass Mehrfachhandlungen und verminderte Aufmerksamkeit die Hauptursachen von Sturzereignissen sind.

Gezieltes körperliches Training hilft Menschen mit Demenz Durch gezieltes Training kann dem Abbau, auch bei bestehender Demenz, effektiv entgegengewirkt wer­ den. Daher ist es ratsam, nicht nur die Bewegung im Alltag zu fördern, sondern auch in gezielten Ein­ zel-, aber auch Gruppenaktivitäten die Bewegungs­

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fähigkeit zusätzlich zu trainieren und auch gezielt zu fördern. Bewegung beugt den degenerativen Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates vor. Körperliche Aktivität erhöht den Mineralgehalt der Knochen und senkt so das Risiko von Osteoporose sowie das damit einhergehende Frakturrisiko. Gehtraining, asiatische Bewegungsübungen wie Tai Chi oder auch Bewegung mit Musik in Form von Rhythmik oder Tanz können dazu anregen, den Alltag „bewegter“ zu gestalten. Sport in der Gruppe wirkt sich als soziale Interaktion durch das gemeinsame Üben und Treffen anderer Menschen positiv auf das Befinden aus. Folge regelmäßiger Aktivität kann ein stärkeres und positiveres Körpergefühl sein. Die Beibehaltung der Mobilität und der Unabhängigkeit im Alltag stärkt das Gefühl der Selbstständigkeit und der Würde im Alter. Im nachfolgenden Projektverlauf entwickelten die Mitarbeiter des Seniorendomizils „Belvita“ bereichsübergreifend klientenbezogene Mobilitätsmaßnahmen für Menschen mit Demenz. Hierbei war es uns besonders wichtig, dass der Handlungs- und der Unterstützungsbedarf in den fünf Mobilitätskategorien mit berücksichtigt und die Maßnahmen in den Alltag unserer Bewohner integriert werden können. Für das Gruppentraining orientieren wir uns an den „Richtlinien der Landesstiftung Baden Württemberg – Training bei Demenz“. Wir wollen damit vor allem auch die Begegnung und das Zusammensein mit anderen Menschen fördern und soziale Isolation vermeiden. Demenzbedingte Einschränkungen schließen ein körperliches Gruppentraining nicht von vornherein aus. Allerdings müssen die Bedingungen an das Krankheitsbild angepasst werden, um den Betroffenen ein effektives und erfolgreiches Training zu ermöglichen. Von großer Bedeutung sind einfache Übungsanleitungen und ein vertrautes Umfeld, in welchem das Training stattfindet. Speziell geschulte Mitarbeiter sorgen für einen reibungslosen Trainingsablauf. Im Laufe des Projektes haben wir gemeinsam mit den Bewohnern viel hinzugelernt, so manche festgefahrene Maßnahme zur Förderung der Mobilität hinterfragt und sicherlich auch den einen oder anderen in seinem bisherigen Verständnis von Altersmobilität verunsichert. An dieser Stelle ist es wichtig darauf hinzuweisen, wie förderlich es für die Aktivität und Mobilität der Bewohner mit Demenz ist, dass sie regelmäßig Besuche von Angehörigen und Freunden erhalten. Zusammen mit den Mitarbeitern ist es so möglich, vorhandene Unruhezustände bei Bewohnern zu lindern, aber auch dem Zusammenleben in

der Wohngruppe für Menschen mit Demenz aktiv und dem Teilhabegedanken verpflichtet Rechnung zu tragen. Trotzdem oder auch gerade deshalb freut es mich, dass es nicht nur ein Projekt im Rahmen einer Weiterbildungsmaßnahme war, sondern zugleich ein kleines Saatkorn ist, das schon zarte Blüten treibt und bereits die „Felder“ weiEs muss ein Angebot terer Einrichtungen erobert gezielter, geplanter und hat. In der „Stiftung Hospital zum heiligen Geist“ mit ihindividuell abgestimmter ren beiden SenioreneinrichMobilitätsmaßnahmen tungen „Kronthal“ und „Hogeben, das in den Lebenshenwald“ in Kronberg wurde im Sommer 2014 ebenfalls alltag der Einrichtung ein ähnliches Projekt gestarintegriert ist. tet. Und zwar in Verbindung mit speziellen mobilitätsfördernden Angeboten, wie z.B. tiergestützter Bewegung, Bewegungs- und Erlebnispfaden in- und außerhalb der Einrichtung, musikgestützter Bewegung und Alltagsbewegung als festem Bestandteil der pflegerischen Versorgung. Dadurch ist in beiden Einrichtungen ein sich stetig weiterentwickelndes lebendiges und mobilitätsförderndes ­Lebensumfeld entstanden.

Manuela Ahmann Gesundheits- und Krankenpflegerin, Dipl.-Medizinpädagogin, Qualitäts­beauftragte www.puma-bildung.de

Sabine Hindrichs Gesundheits- und Krankenpflegerin, Gerontopsychiatrische Fachkraft, Pflegesachverständige www.hindrichs-pflegeberatung.de

Annette Pelzer Altenpflegerin, Qualitätsbeauftragte, Inhaberin ambulanter Pflegedienst www.puma-bildung.de

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Foto: Werner Krüper

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Bewegungskompetenz entwickeln Das Lernkonzept Kinaesthetics setzt nicht auf einzelne Maßnahmen, sondern unterstützt die Eigenaktivität pflegebedürftiger Menschen im Alltag auf mobilitätsfördernde Weise. Text: Maren Asmussen-Clausen

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Foto: Kinaesthetics Deutschland

wird deutlich, dass es um die gezielte Unterstützung Seit über 30 Jahren beschäftigt sich das erfahder Eigenaktivität geht. Es geht in diesem Expertenrungsbezogene Lernkonzept Kinaesthetics mit standard also nicht um die Durchführung passiver der Förderung von Mobilität in der Pflege. DaTransfers, sondern um die Ermöglichung der aktiven bei geht es um die Unterstützung und Begleitung in Beteiligung in den Alltagsakden alltäglichen Aktivitäten. tivitäten. Pflegende entwickeln mit KiDamit dieser Expertennaesthetics eine Sensibilität standard nicht auf einer forfür ihre eigene Bewegung und Beim Expertenstandard malen Ebene abgehandelt können damit Klienten ein „Mobilität“ geht es um die wird, braucht es eine tiefe individuell angepasstes pflegezielte Unterstützung der inhaltliche Auseinandersetgerisches Angebot unterbreiten. Zukünftig kann der „ExEigenaktivität des Menschen. zung mit den verschiedenen Möglichkeiten in der alltägpertenstandard zur Erhaltung lichen pflegerischen Unterund Förderung der Mobilität stützung. Dabei stellt sich in der Pflege“ einen Rahmen die grundsätzliche Frage, wie bei unterschiedlichen für diese Kompetenz bieten. Ein bewegungsfördernAlltagsaktivitäten die Eigenaktivität und damit Modes, pflegerisches Handeln kann damit strukturiert bilität unterstützt werden kann. Muss es also zum erfasst und bewusst gelebt werden. Beispiel sein, dass jeder Bewohner in einer AltenpfleAktive Beteiligung statt passiver Transfers geeinrichtung den Kaffee mit Milch und eventuell Zucker schon fertig serviert bekommt? Oder kann Die Zielrichtung des neuen Expertenstandards zeigt das individuell angepasst werden, sodass eine Besich bereits in seinem Titel: Erhaltung und Förderung wohnerin, die diese Aktivität noch ausführen kann, der Mobilität in der Pflege. Es geht also darum, die sich selbst mit einem Löffel Zucker und Sahne in den pflegerische Unterstützung für den pflegebedürftigen Kaffee rührt? Menschen so zu gestalten, dass er in seiner Mobilität Dieses Beispiel zeigt, dass es bei der Förderung der gefördert wird. Der Expertenstandard definiert MoMobilität um individuelle Fragestellungen bei Allbilität als die Eigenbewegung des Menschen. Damit

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Foto: Kinaesthetics Deutschland

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tagsaktivitäten geht. Die Pflegenden und die Institutionen sollten sich gezielt mit der Frage beschäftigen, wie Mobilitätsförderung in die pflegerische Unterstützung integriert werden kann. Wenn dies mit einer grundsätzlichen Veränderung der Haltung und einer Erweiterung der Kompetenzen geschieht, kann eine nachhaltige Qualitätsentwicklung stattfinden.

Alltägliche Aktivitäten im Mittelpunkt So wie wir uns verhalten und bewegen, so entwickeln wir uns weiter. Wer Bewegung bewusst und differenziert wahrnehmen und anpassen kann, erweitert seine Möglichkeiten. Der US-amerikanische Verhaltenskybernetiker Karl Ulrich Smith hat schon vor mehr als 50 Jahren die Bedeutung der Bewegung für die menschliche Entwicklung aufgezeigt. Er hat dargestellt, dass die Qualität der Bewegung, mit der ein Mensch seine alltäglichen Aktivitäten ausführt, einer der wichtigsten Einflussfaktoren für seine Entwicklung ist (Karl U. Smith, Margaret Foltz Smith: Cybernetic principles of learning and educational design. New York, Holt, Rinehart and Winston, 1966). Es geht um die Qualität in den alltäglichen Aktivitäten – somit ist es von großer Bedeutung, wie sich ein Mensch bewegt. Es ist für seine Entwicklung nicht egal, wie jemand aufsteht. Tut er es mit Hau-

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Ruck und mit Kraft? Oder findet er verschiedene Wege, je nach Situation? Wie zieht jemand seine Socken an? Muss er sich dazu immer setzen, oder kann er es auch im Stehen? Wie steht jemand jeden Tag auf, wie setzt er sich hin? Diese Aspekte sind für die Pflege von Menschen, besonders in der Langzeitbetreuung, von enormer Bedeutung. Wenn man der Art und Weise der alltäglichen Aktivitäten Bedeutung beimisst und erkennt, dass die Qualität der Bewegung der Schlüssel ist, dann braucht die Pflege nicht über isolierte mobilitätsfördernde Maßnahmen nachdenken. Das Nachdenken muss vielmehr in folgende Richtung gehen: Wie kann jede Unterstützung in den Aktivitäten des täglichen ­Lebens mobilitätsfördernd gestaltet werden? Diese Frage wird seit 30 Jahren untersucht, denn seit 1985 stellen sich jedes Jahr Tausende von Pflegenden in ­Kinaesthetics Grund- und Aufbaukursen dieser Frage. Die Frage, wann die Unterstützung der alltäg­ lichen Aktivitäten mobilitätsfördernd gestaltet ist, lässt sich einfach beantworten: Wenn der Bewohner die Aktivität selbst nachvollziehen und aktiv mitgestalten kann. Jede Unterstützung, die so gestaltet ist, wird zu einem Beitrag für mehr Bewegungskompetenz und mehr Bewegungsmöglichkeiten. Leider funktioniert diese Logik auch in der umgekehrten

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Richtung. Wenn es den Pflegenden nicht gelingt, Menschen in ihrer Selbstkontrolle der Aktivität zu unterstützen, stellt die Pflegehandlung einen Beitrag zu ihrer Immobilität dar und führt zur Abnahme ­ihrer Möglichkeiten.

Was bietet Kinaesthetics? Das Lernkonzept Kinaesthetics bietet mit dem Programm „Kinaesthetics in der Pflege“ die Entwicklung der Bewegungskompetenz im Rahmen eines beruflichen Pflege- oder Betreuungsauftrages gegenüber anderen Menschen. Pflegende lernen, ihre alltäglichen Handlungen situationsangepasst und in Interaktion mit der betroffenen Person lern- und gesundheitsfördernd zu gestalten. Pflegende entwickeln ein Verständnis dafür, dass jedes pflegerische Angebot auch ein Lernangebot ist. Und sie lernen, die jeweiligen Kompetenzen von Klienten grundlegend zu erkennen, gezielt darauf einzugehen und in alltäglichen Aktivitäten ein individuell angepasstes

Kinaesthetics Begriff: Kinaesthetics kann mit „Kunst bzw. Wissenschaft der Bewegungswahrnehmung“ übersetzt werden und bezeichnet jene Erfahrungswissenschaft, die sich mit Bewegungskompetenz als einer der zentralen Grundlagen des menschlichen Lebens beschäftigt. Geschichte: Der amerikanische Forscher Frank Hatch entwickelte mit seiner Lebensgefährtin Lenny Maietta in den 1980er-Jahren auf der Grundlage seines Studiums der Verhaltenskybernetik bei Karl Ulrich Smith und seines Interesses für Tanz die Grundkonzepte von Kinaesthetics. Dieses Konzept stieß insbesondere bei Fachkräften aus dem Bereich der Pflege auf großes Interesse. Um die wachsende Nachfrage nach Kursen abzudecken, wurden Anfang der 1990er-Jahre die ersten Kinaesthetics-TrainerInnen ausgebildet. Einsatz: Kinaesthetics basiert auf der Erfahrung und Wahrnehmung der eigenen Bewegung. Es führt zu einer erhöhten Achtsamkeit für die Qualitäten und Unterschiede der eigenen Bewegung in allen alltäglichen Aktivitäten. Hierzu gehören die Entwicklung der eigenen Bewegungskompetenz, d. h. eines gesunden und flexiblen Einsatzes der eigenen Bewegung in privaten und beruflichen Aktivitäten, die differenzierte Analyse menschlicher Aktivitäten mit Hilfe des erfahrungsbasierten Blickwinkels sowie die Fähigkeit, die eigene Bewegung im Kontakt mit anderen Menschen so einzusetzen, dass diese in ihrer eigenen Bewegungskompetenz bzw. in ihrer Selbstwirksamkeit gezielt unterstützt werden. Info: www.kinaesthetics.de/

Angebot zur Eigenaktivität zu unterbreiten. So kann zum Beispiel beim Ankleiden darauf eingegangen werden, wie sich ein Bewohner selbst in die Kleidung bewegt. Das Vorgehen ist nicht vorgegeben, sondern jeweils an die Fähigkeiten und die Situation angepasst. Der eine kann seinen Arm in den Ärmel stecken, der andere seinen Kopf noch vorbeugen und ihn so seinen Pullover drüberziehen. Dieses individuelle Vorgehen lässt sich nicht Pflegende lernen, alltägliche verordnen. Es muss aus dem Grundverständnis, der KomHandlungen situationspetenz und der Situation herangepasst und in Interaktion aus erwachsen. mit den Betroffenen gesundPflegende lernen nicht nur die Bewegungskompetenz heitsfördernd zu gestalten. und Selbstwirksamkeit der Klienten in alltägliche Aktivitäten zu unterstützen, sie lernen auch, auf ihre eigene Bewegung zu achten und ihre Bewegungswahrnehmung so zu nutzen, dass sie sich körperlich nicht überlasten, sondern ihre eigene Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit immer weiter entwickeln. Konkret bedeutet dies, dass Pflegende auf Heben und Tragen verzichten, dass sie in ihrem Bewegungsablauf dynamisch mitbewegen und dass sie ihre Anstrengung im direkten Handling mit Bewohnern reduzieren können. Diese Reduktion der Anstrengung bewirkt, dass Pflegende auch sehr kleine Eigenbewegungen von Klienten aufgreifen können. In Kinaesthetics Grund- und Auf baukursen entwickeln Pflegende ihre Bewegungskompetenz und vertiefen ihr Verständnis. Kinaesthetics-PeerTutorInnen und -TrainerInnen führen praktische Begleitungen durch und helfen in der Umsetzung. Aus qualitativen Erhebungen wissen wir, dass gerade mit den Aufbaukursen die nachhaltige Umsetzung der individuellen Lernangebote enorme Veränderungsprozesse in Gang setzen. Wo Menschen teilweise noch passiv transferiert wurden, werden sie in ihre Entwicklung so gefördert, dass sie sich nach einigen Monaten nur noch mit leichter Sicherung selbst in den Stuhl setzen. Die Situation in den Einrichtungen wird lebendiger. Bewohner bewegen sich selbstständiger. Dazu müssen mit begleitenden Peer-TutorInnen und TrainerInnen Rahmenbedingungen geschaffen werden, sodass Pflegende sich ihrer Kompetenz bewusst werden und Verantwortung für ihr Handeln übernehmen können. Unterstützt auch die Leitungsebene diese Prozesse, wird in der jeweiligen Einrichtung ein deutlicher Wandel zu mehr Mobilität und Lebenswww.altenpflege-online.net I 2015

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qualität erreicht. Diese Entwicklungsprozesse konnten in Einrichtungen nachgewiesen werden, welche sich mit dem Lernkonzept Kinaesthetics auseinandergesetzt haben (Maren Asmussen-Clausen, Stefan Giannis: Wirkungsforschung – Die Veränderung des Handelns, in: Lebensqualität. Die Zeitschrift für ­Kinaesthetics, 3/2013).

Hierarchie der Kompetenzen In der Arbeit mit älteren Menschen ist relativ häufig zu erkennen, dass hochkomplexe Aktivitäten weiterhin durchgeführt werden können, aber grundlegende Aktivitäten, wie das Ausbalancieren in der Schwerkraft, schwerfallen. Nehmen wir an, ein Mensch hat Schwierigkeiten, zu gehen. Eine naheliegende Maßnahme ist Gehtraining. In den letzten Jahren ist aus dem Feldforschungsprozess von Kinaesthetics das Modell der sogenannten „Hierarchie der Kompetenzen“ entstanden. Dahinter steht folgendes Verständnis: Dass ein Mensch eine Aktivität wie Gehen auf zwei Beinen bewältigen kann, hat wenig mit Gehen selbst zu tun. Hinter der Aktivität Gehen liegen grundlegende Kompetenzen, wie etwa das Gewicht von einer Körperhälfte auf die andere ver-

lagern zu können. Wenn ein Mensch das nicht mehr so gut kann, lernt er es in tieferen Positionen gut und meistens leichter, weil dort die Kontrolle des Gewichtes gegenüber der Schwerkraft einfacher zu gestalten ist. Mit anderen Worten: Die Art und Weise, wie ein Mensch in seiner Bewegung beim Waschen, Anziehen, bei der Bewegung im Bett oder beim Aufstehen unterstützt wird, ist ein Beitrag dazu, ob er all die anderen Aktivitäten einfacher und mit einem größeren Repertoire durchführen kann oder nicht. Kinaesthetics beschreibt im Konzept „Menschliche Funktion“ sieben Grundpositionen (siehe Abbildung unten: 1. Rückenlage 2. Bauchlage mit Ellbogenstütze 3. Schneidersitz 4. Hand-Knie-Stand 5. Einbein-Knie-Stand 6. Einbeinstand 7. Zweibeinstand Die erste Grundposition „Rückenlage“ erfordert die Kompetenz, das Gewicht jeder Masse (d. h. von Kopf, Brustkorb, Becken, Beinen und Armen) einzeln auf die Unterstützungsfläche abgeben zu können. Wenn

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6

5

4

3

1

Die sieben Grundpositionen des Kinaesthetics-Konzepts „Menschliche Funktionen“

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das gelingt, sind alle Zwischenräume frei beweglich und man kann die Massen einzeln auf der Unter­ stützungsfläche rollen. In der Rückenlage ist es am einfachsten zu kontrollieren, wie die Körperteile ihr Gewicht in der Schwerkraft abgeben. Die nächste Grundposition „Bauchlage mit Ell­ bogenstütze“ erfordert zusätzlich die Kompetenz, dass man das Gewicht des Kopfs und teilweise des Brustkorbs indirekt über die Arme auf die Unterstüt­ zungsfläche abgeben kann. Deshalb ist diese Grund­ position anspruchsvoller. Mit jeder folgenden Positi­ on geben immer weniger Massen ihr Gewicht direkt auf die Unterstützungsfläche ab und die Herausfor­ derung der indirekten Gewichtsabgabe nimmt zu. Spezifische Kompetenzen, die in diesem Sinn hier­ archisch gestuft sind, haben durch alle Grundpositio­ nen hindurch und auf allen Wegen von einer Grund­ position in eine andere eine elementare Bedeutung. In der Rückenlage kann man z. B. relativ einfach lernen, mit den Beinen die Bewegung des Beckens zu unterstützen und zu kontrollieren – eine Kompe­ tenz, die auch in allen höheren Grundpositionen eine wichtige Rolle spielt. Sie ist auch eine Erleichterung oder gar Voraussetzung, dass man mit angemessener Anstrengung in die nächsthöhere Position gelangt. Entsprechend gilt auch für die anderen spezifischen Kompetenzen, die die Grundpositionen oder der Weg zwischen ihnen erfordert, dass man sie sinnvol­ ler und leichter in tieferen Positionen erwirbt oder erweitert, als in höheren Positionen.

Bewegungskompetenz erfassen Ein übersichtlicher und erster Schritt zu Erfassung der Bewegungskompetenz einer Person kann aus dem Verständnis dieser Grundpositionen entliehen werden. Diese Struktur findet sich im Expertenstan­ dard auf der Ebene der Einschätzung zum Status der Mobilität wieder. Der Status der Mobilität beschreibt die vorhandene Mobilität mit ihren Fähigkeiten und möglichen Problemen sowie Ressourcen anhand Kri­ terien geleiteter pflegefachlicher Einschätzung. Die erste Erfassung mit dem Blick auf Bewegungs­ kompetenz kann wie folgt strukturiert sein: • selbstständiger Positionswechsel im Liegen, • selbstständiges Aufrichten in die sitzende Position, • selbstständiges Ausbalancieren in Sitzposition, • selbstständiges Aufstehen und hinsetzen, • selbstständiges Gehen, • selbstständiges Treppensteigen, • selbstständiges zu Boden gehen und wieder aufstehen.

Dieser erste Schritt im Assessment zeigt auf, was je­ mand von sich aus tun kann. Bei der jeweiligen Posi­ tion oder dem Positionswechsel, welche nicht mehr selbstständig oder mit Auffälligkeiten durchgeführt werden können, ist differenzierter zu erfassen – et­ wa wenn Unsicherheiten oder übermäßige Anstren­ gung erkannt werden. Daraus erfolgt ein spezifisches und erfahrungsbasiertes Einschät­ zen und Dokumentieren des Hinter der Aktivität Gehen Mobilitätsstatus. Es geht nicht liegen grundlegende darum „mehr“, sondern das Kompetenzen, etwa das „Wesentliche“ zu dokumen­ tieren. Die Entwicklung der Gewicht von einer KörperMobilität kann mit dem Blick hälfte auf die andere der „Hierarchie der Kompe­ tenzen“ konkret abgebildet verlagern zu können. werden. Die Erkenntnisse der Ver­ haltenskybernetiker und auch die Feldforschungsprozesse beweisen: Pflege leistet einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheitsentwicklung und Selbstständigkeit der Menschen. Es geht darum, dass möglichst jede Pflegehandlung den Menschen in die Lage versetzt, die eigene Wirksamkeit zu erfahren und dabei zu ­lernen, die eigenen Möglichkeiten zu erweitern. Eine Schlüsselkompetenz ist die bewusste Gestal­ tung der jeweiligen Interaktion über Bewegung und Berührung. Der Nutzen ist vielfältig. Der Bewohner hat einen Gewinn, weil er mit zunehmender Bewe­ gungskompetenz über mehr Lebensqualität verfügt. Gleichzeitig schützen die Pflegenden ihre eigene Ge­ sundheit, indem sie mit ihrem eigenen Körper acht­ sam umgehen und nicht heben. Der „Expertenstan­ dard Erhaltung und Förderung der Mobilität in der Pflege“ bietet eine Chance, dass Einrichtungen sich strukturiert und grundlegend mit der Entwicklung von Bewegungskompetenz und Lebensqualität aus­ einandersetzen.

Maren Asmussen-Clausen ist Diplom-Pädagogin, Krankenschwester, Kinaesthetics-Trainerin und -Ausbilderin sowie Geschäftsführerin von Kinaesthetics Deutschland

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Altenpflege Vorsprung durch Wissen

Die Sprichwortwürfel Raten, Bewegen, Erzählen

Sprichwörter sind häufig im Langzeitgedächtnis gespeichert. Auch hochaltrigen und demenziell erkrankte Menschen sind sie deshalb vertraut. Genau hier setzt das Aktivierungsangebot Sprichwortwürfel an. Das gemeinsame Ergänzen von über 400 Sprichwortkarten macht Spaß und garantiert Erfolgserlebnisse. Fünfzehn verschiedene Themengebiete – von Fahrzeugen über Körperteile bis zu Musik und Liebe – regen den Austausch über die Bedeutung der Redewendungen an. Schwung und Bewegung bringt der aufblasbare Sprichwortwürfel in die Stuhlkreisrunde. Alternativ lässt sich mit Holzwürfeln am Tisch das jeweilige Sprichwortthema erwürfeln und die Feinmotorik trainieren. Ob als Wettspiel oder gemeinsames Würfelspiel, die Spielvarianten lassen sich an die Fähigkeiten der Mitspieler anpassen.

Maria Metzger Die Sprichwortwürfel Raten, Bewegen, Erzählen 2014, Karton: 26 x 19 cm, 400 Spielkarten, 3 Holzwürfel, 1 aufblasbarer Würfel, Spielanleitung, 59,– €, Best.-Nr. 768

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D O S S I E R m o b i l i tät

service

Video: Mobilität als Schlüssel zur Selbstständigkeit

Foto: Thordis Gooßes

Fähigkeit richtig einschätzen Wer Experte für Mobilität werden will, muss vor allem lernen, Mobilitätsfähigkeit richtig einzuschätzen. Pflegekräfte sollten natürliche Bewegungsabläufe nachvollziehen können, um Pflegebedürftige in ihrer Mobilität nicht einzuschränken. Worauf es auch in Bezug auf den Expertenstandard Mobilität noch ankommt, erläutert Siegfried Huhn, Gesundheitspädagoge und Pflegeberater, Berlin, im Gespräch mit der Redaktion Altenpflege. Das Video ist zu sehen unter www.altenpflege-online.net/Infopool/Videos/ Video-Mobilitaet-ist-Schluessel-zur-Selbststaendigkeit

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Psychomotorik

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Bewegung für Begegnung Der Mensch braucht Bewegung, um beweglich zu bleiben – ­körperlich, geistig und seelisch. Denn was nicht trainiert wird, verkümmert. Das Handbuch ist für alle Betreuungskräfte, die Senioren „bewegen“ wollen, eine wahre Fundgrube. Ob es um ­Themenstunden mit Musik, Geschicklichkeitsspielen, Bewegungsexperimenten oder Gesprächen geht: Die jahreszeitlich ausgerichteten Inhalte sind für die Begleitung hochbetagter, nahezu immobiler ­Senioren und demenziell erkrankter Menschen geeignet. Der ausführliche Praxisteil ist in der Arbeit mit alten ­Menschen entstanden.  M. Eisenburger, E. Gstöttner & T. Zak: In Bewegungs­ runden aktivieren – Ideen und Anregungen aus der Psychomotorik; Vincentz Network, Hannover, 128 Seiten, 24,80 Euro

Standard Entwurf online Der Abschlussbericht zum Expertenstandard „Erhaltung und Förderung der Mobilität in der Pflege“ steht unter www.gkv-spitzenverband.de/ pflegeversicherung/qualitaet_in_ der_pflege/expertenstandards/ expertenstandards.jsp als Download zur Verfügung. Der 120 Seiten umfassende Entwurf wurde im Auftrag der Vertragsparteien nach § 113 SGB XI entwickelt und im Juni 2014 veröffentlicht. Für alle Pflegeeinrichtungen in Deutschland verbindlich ist der Expertenstandard allerdings erst mit der Veröffentlichung im Bundesanzeiger.

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D O S S I E R m o b i l i tät

service

Altenpflege spezial

Pflege auf DVD

Expertenstandards kompakt

Sturzprophylaxe: Mobilität erhalten

Seit 1998 wurden vom Deutschen Netzwerk für Qualitätssicherung in der Pflege (DNQP) Nationale Expertenstandards zu zentralen pflegerischen Themen entwickelt. Sie bilden wesentliche Eckpfeiler einer qualitätsorientierten Versorgung von Menschen mit Pflegebedarf. Dieser Band der Reihe „Altenpflege spezial“ bietet gebündeltes Wissen zu den sieben Expertenstandards „Chronische Wunden“, „Dekubitusprophylaxe“, „Sturzprophylaxe“, „Harnkontinenz“, „Schmerzmanagement“, „Entlassungsmanagement“ und „Ernährungsmanagement“. Erfahren Sie kurz und knapp, wie die Expertenstandards als verbindliche Grundlage der pflegerischen Arbeit in die Praxis umzusetzen sind.

Sturzprävention sichert Mobilität und Lebensqualität, denn 40 Prozent aller Stürze sind vermeidbar. Der Film zeigt den aktuellen Wissenstand zu Risikofaktoren und vorbeugenden Maßnahmen. Ausführlich stellt er Kraft- und Gleichgewichtstraining vor, thematisiert den richtigen Gebrauch von Rollatoren sowie die – mittlerweile haftungsrechtliche wichtige – Beratung der Bewohner. Sturzprophylaxe – Risiken mindern, Mobilität erhalten; Vincentz Network, DVD, 30 Minuten, 99 Euro

Altenpflege spezial: Expertenstandards, Vincentz Network, Hannover, 56 Seiten, 16,80 Euro

Im Januar 2016 erscheint das Altenpflege DOSSIER „Chronische Wunden“ Impressum Altenpflege DOSSIER www.altenpflege-online.net Fax Redaktion: F +49 511 9910-119 Chefredaktion: Monika Gaier T +49 511 9910-110, [email protected] Redaktion: Klaus-Dieter Nolte T +49 511 9910-122, [email protected] Verlagsleitung: Miriam von Bardeleben, T +49 511 9910-101, [email protected]

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Vertrieb Leitung: Dirk Gödeke T +49 511 9910-025, F +49 511 9910-029 [email protected] Das vierteljährlich erscheinende Themenheft Altenpflege Dossier kostet im Einzelverkauf € 19,00 inklusive Mehrwertsteuer und Versand. Abonennten der Fachzeitschrift Altenpflege erhalten es als Bestandteil des Abonnements kostenfrei. Bei höherer Gewalt keine Lieferungspflicht. Gerichtsstand und Erfüllungsort: Hannover Druck: Strube Druck & Medien OHG, Felsberg Auf chlorfrei gebleichtem Papier © Vincentz Network GmbH & Co. KG ISSN 0341-0455 10/2015

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Bettina M. Jasper Das Bewegungsbuch Mit Alltagsmaterialien trainieren und Spaß haben

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Wie viel Spaß doch leichte körperliche Anstrengung machen kann! Begeistern Sie mit den Übungen aus dem Bewegungsbuch auch Gymnastik-Muffel. Nach der gemeinsamen Anstrengung geht es in Quizrunden und Gesprächen um das jeweilige Alltagsthema. Alle Aktivierungsideen lassen sich in der Gruppen- wie in der Einzelbetreuung einsetzen.

Nach dem Motto raus aus dem (Roll-) Stuhl, rein ins selbstbestimmte Leben, stellt Bettina M. Jasper, Fachfrau in Sachen Gehirn- und Bewegungstraining, Ideen zur Aktivierung vor. Sie gibt Denkanstöße und zeigt Pflegekräften, wie sich mehr Bewegung in den (Pflege-) Alltag integrieren lässt.

Bewegung hält fit, hebt die Stimmung und verbessert auch die Lebensqualität demenzkranker Menschen. Das Handbuch stellt zahlreiche Bewegungsübungen vor. Darüber hinaus vermittelt es Hintergrundwissen zu den Themen: Auswirkungen von Bewegungen auf das Gehirn und Organisation der Aktivierungsangebote.

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