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German Pages 68 [71] Year 2023
Hans-Jürgen Wilhelm · Tobias Kurtz
Förderung der Mundgesundheit in der Pflege
Expertenstandard in der Praxis anwenden
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http: / / dnb.d-nb.de abrufbar.
Sämtliche Angaben und Darstellungen in diesem Buch entsprechen dem aktuellen Stand des Wissens und sind bestmöglich aufbereitet. Der Verlag und der Autor können jedoch trotzdem keine Haftung für Schäden übernehmen, die im Zusammenhang mit Inhalten dieses Buches entstehen.
© VINCENTZ NETWORK, Hannover 2023 Besuchen Sie uns im Internet: www.altenpflege-online.net Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbezeichnungen und Handelsnamen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass solche Namen ohne Weiteres von jedermann benutzt werden dürfen. Vielmehr handelt es sich häufig um geschützte, eingetragene Warenzeichen. Titelbild: Tobias Kurtz Illustration: Tobias Kurtz Druck: Pajo AS, 86703 Sindi, Estland ISBN 978-3-7486-0695-6
Ohne gute Mundhygiene ist Essen kein Genuss, sondern eine Qual. Die Folgen sind viel weitreichender als nur schlechte Zähne. Daraus können Mangelernährung und massive Einschränkungen der Lebensqualität entstehen.
Dr. Hans-Jürgen Wilhelm
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Vorwort Der Expertenstandard „Förderung der Mundgesundheit in der Pflege“ des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege ist eine äußerst fundierte wissenschaftliche Arbeit. So wichtig und grundlegend dieser Expertenstandard für die zu pflegenden Menschen ist, haben wir jedoch die Erfahrung gemacht, dass seine Übertragung in den Pflegealltag nicht immer gelingt. Dies liegt aus unserer Sicht vor allem daran, dass lange, wissenschaftliche Texte für die schnelle, praktische Hilfe im Pflegealltag kaum geeignet sind. So entstand die Idee, eine „Zusammenfassung“ und „Pointierung“ des wissenschaftlichen Textes für den Alltag zu erstellen und eine Brücke zwischen Pflegewissenschaft und Pflegepraxis zu bauen.
Unser Ziel ist es, dabei zu helfen, die so wertvollen Erkenntnisse und Inhalte des Expertenstandards leichter verständlich in den Pflegealltag zu übertragen und zu integrieren. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir Ihnen mit diesem Buch eine Hilfe für Ihre tägliche Arbeit bei dem wichtigen Thema Mundgesundheit an die Hand geben können.
Zur Handhabung des Buches Hinter den Zitaten aus dem Expertenstandard zu Beginn eines Abschnitts gibt die in Klammern stehende Zahl die Seite an, auf der das jeweilige Zitat in dem Werk zu finden ist. Der Expertenstandard „Förderung der Mundgesundheit in der Pflege“ wurde im Januar 2023 herausgegeben vom Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP)
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Einführung Für den Einstieg in den Expertenstandard ist es hilfreich, zuerst zu verstehen, warum und wie dieser entstanden ist. Deshalb beantworten wir zunächst einige grundlegende Fragen.
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Strukturen
Prozesse
Ergebnisse 6
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Aufbau Dieser Expertenstandard ist in fünf aufeinander aufbauenden Stufen eingeteilt.
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Inhaltsverzeichnis 1. Erkennen des pflegerischen Bedarfs 2. Maßnahmenplanung und Koordination 3.
Information der Betroffenen und ihrer Angehörigen
4. Umsetzung der pflegerischen Maßnahmen 5. Prüfen und Bewerten, ob die vereinbarten Ziele erreicht wurden.
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S1a „Die Pflegefachkraft verfügt über die Kompetenz zur Identifikation eines pflegerischen Unterstützungsbedarfs bei der Mundpflege.“ (Seite 28)
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Man braucht ein umfassendes Fachwissen, um Erkrankungen und Veränderungen im Mund und an den Zähnen erkennen und die möglichen Ursachen dafür herausfinden zu können. Es gibt zahlreiche Risiken und Symptome, die zu Problemen im Mundbereich führen können. Besonders zu nennen sind hier: » eine unzureichende Mundhygiene » Kauprobleme » Rauchen » Diabetes mellitus » Mundtrockenheit » Mundgeruch » Knirschen oder Zusammenpressen der Zähne » Körperliche Beeinträchtigungen (z.B. Lähmungen, Schluckstörungen) » Nebenwirkungen von Medikamenten.
Vielleicht fallen Ihnen noch weitere Ursachen für Mundprobleme ein. Notieren Sie diese gern in der Auflistung. In dem notwendigen Wissen müssen Pflegefachkräfte regelmäßig geschult werden, sodass sie immer auf dem aktuellen Stand sind.
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S1b „Die Einrichtung stellt sicher, dass erforderliche Materialien für die Einschätzung und Dokumentation der Mundgesundheit zur Verfügung stehen. Sie sorgt dafür, dass bei Bedarf weitere Expertise hinzugezogen werden kann.“ (Seite 31)
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Die Einrichtung trägt die Verantwortung dafür, dass für die Pflegefachkraft, » das notwendige Handwerksmaterial vorhanden ist, » und die wichtigen Ansprechpartner zur Verfügung stehen, damit sie die individuelle Situation der Bewohnerin oder des Bewohners gut erfassen und einschätzen kann.
Die Einrichtung muss dafür Sorge tragen, dass für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese Hilfen (Materialien, Dokumente und Kontakte zu Ansprechpartnern) immer ausreichend zur Verfügung stehen und auf dem aktuellen Stand sind.
Hierbei geht es um Hilfsmittel, wie » Handschuhe, » Mundschutz, » gute Lichtquelle, » Holzspatel, » Nierenschale » … » sowie ein Dokumentationssystem, und ein Experten-Netzwerk aus, den Fachbereichen, » Zahnmedizin, » Gerontopsychiatrie, » Logopädie » …
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P1a „Die Pflegefachkraft erhebt zu Beginn des pflegerischen Auftrags mittels einer ersten Einschätzung (Screenings), ob Probleme im Mundbereich oder Risiken hierfür bestehen. Die Einschätzung wird in settingspezifischen sowie individuell festgelegten Zeitabständen wiederholt.“ (Seite 31)
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Jede Einrichtung bzw. jeder Dienst muss festlegen, in welcher Zeit nach dem Einzug eines Bewohners oder einer Bewohnerin die erste Einschätzung der Mundgesundheit der jeweiligen Person stattfinden soll. Im Expertenstandard wird auf Seite 154 als Beispiel eine niederländische Leitlinie dargestellt:
» Probleme beim Essen / Kauen (auch Nahrungskarenzen (Verzicht auf Nahrung) » Probleme mit herausnehmbarem Zahnersatz » Probleme bei der Mundpflege » trockene / rissige Lippen, Rhagaden (Einrisse in besonders trockene Haut)
Zeitraum Empfehlungen zur Evaluation der Mundgesundheit, der Mundhygiene sowie der pflegerischen Maßnahmen zum Erhalt der Mundgesundheit Innerhalb der ersten 24h nach Aufnahme • Bestandsaufnahme der Mundgesundheit und der Selbstständigkeit des / der Klient:in • Aufzeichnung in einem Beobachtungsformular, das der Pflegedokumentation hinzugefügt wird Innerhalb der ersten zwei Wochen nach Aufnahme oder so schnell wie nötig • Pflegedienstleitung ermittelt den Mundpflegebedarf auf Basis der Informationen aus dem Beobachtungsformular • Eigene Einschätzungen, Ergebnisse der Einschätzung werden der Pflegedokumentation hinzugefügt Bei der Erstellung des Mundpflegeplans • Beurteilung der Mundpflege und potenziell notwendiger Maßnahmen durch die/den Heimärzt*in oder die Pflegedienstleitung
• Ergebnisse werden im Mundpflegeplan festgehalten und mit der/dem Zahnärzt*in diskutiert • Planung von Interventionen in Bezug auf die Wünsche, die Prognosen und den Zustand des/der Klient:in Innerhalb von sechs Wochen nach der Aufnahme oder so schnell wie nötig • Der/die Zahnärzt*in führt eine Bestandsaufnahme der Mundgesundheit durch und stellt einen Mundpflegeplan auf • Wichtige Aspekte sind dabei die Wünsche, die Prognosen, der Zustand der / des Klient:in sowie die Beziehung zwischen der Mundgesundheit und der bestehenden Erkrankungen
Tabelle 18: Evaluation von pflegerischen Maßnahmen zum Erhalt der Mundge sundheit in Anlehnung an (VERENSO 2007)
Diese Einschätzung (Screening) sollte am besten im Rahmen der ersten Pflegeanamnese geschehen. Für den weiteren Aufenthalt in der Einrichtung ist es wichtig, dass die Kontrolle in regelmäßigen Abständen wiederholt wird. Vor allem geht es in diesem ersten Schritt darum einzuschätzen,
» Mundtrockenheit » Mundgeruch“ (Seite 32) und 2. welche Fähigkeiten und Möglichkeiten der Bewohner oder die Bewohnerin selbst noch hat. » Das können sowohl Handlungen sein, die er oder sie noch selbst durchführen kann als auch Menschen in seinem persönlichen Umfeld, die sie oder ihn bei verschiedenen Handlungen unterstützen können.
1. welche Risiken für die Mundgesundheit vorliegen, wie » „Schmerzen, Schwellungen oder Verletzungen
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P1b „Die Pflegefachkraft führt bei festgestellten oder zu erwartenden Problemen im Mundbereich ein Assessment durch und zieht bei Bedarf weitere Expertise hinzu.“ (Seite 33)
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Probleme im Bereich Mund, Mundhöhle, Zähne
Im Unterschied zu dem unter Punkt P1a beschriebenen „Screening“ ist das Assessment eine „umfassende Beurteilung der Risikofaktoren und Probleme sowie eine systematische Beschreibung von Auffälligkeiten im Mundbereich“ (Seite 33).
» Lippen, Mundwinkel, Mundschleimhaut bzw. Zunge sind belegt, gerötet, geschwollen, verletzt, trocken/rissig, auffällig verändert. » Zahnfleisch ist geschwollen, gerötet, auffällig verändert oder blutet. » Zähne, Zahnzwischenräume, Zahnersatz zeigen weiche bzw. harte Beläge oder Speisereste. » Zähne sind stark beweglich, stark verfärbt, defekt, abgebrochen, scharfkantig, auffällig verändert oder fehlen. » Bei Schmerzen, Schwellungen oder Verletzungen: lokalisieren und gegebenenfalls Ursache feststellen.
Gemeint ist hier eine sehr intensive und gründliche Untersuchung, deren Ziel es ist, mögliche Ursachen für die Probleme im Mundbereich zu erkennen und zu beschreiben. Bei der Beurteilung sind zusätzlich auch: » die Selbstauskunft des betroffenen Menschen, » bereits vorliegende Befunde, » Erfahrungen und Beobachtungen anderer Pflegekräfte » sowie die Erfahrungen der Angehörigen zu berücksichtigen. Es kann durchaus sinnvoll sein, dass einzelne Einrichtungen oder Dienste festlegen, dass sie auf das unter Punkt P1a beschriebene Screening verzichten und sofort ein umfassendes Assessment durchführen. Die folgenden Kriterien werden für das Assessment empfohlen:
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Probleme mit dem Zahnersatz
Mundgeruch
» Zahnersatz fehlt oder wurde längere Zeit nicht getragen. » Zahnersatz ist beschädigt – scharfkantig, gesprungen, gebrochen. » Herausnehmbarer Zahnersatz sitzt zu locker, es gibt Probleme beim Einsetzen oder Entfernen des Zahnersatzes, er hält auch mit angemessener Menge Haftcreme nicht oder verursacht Druckstellen.
» Nahrungsmittel, Diäten. » Auffälligkeiten, vor allem Beläge an Zähnen, Zahnfleisch, Zahnersatz. » Auffälligkeiten im Bereich der Zunge bzw. der Mundschleimhaut. » Diabetes, Reflux, Antibiotika, Tumor.
Pflegerischer Unterstützungsbedarf bei der Mundpflege » körperlich bzw. kognitiv bedingte Beeinträchtigung, » erschwerter Zugang zur Mundhöhle, » fehlende oder nicht angemessene Hilfsmittel und Pflegemittel oder nicht angemessener Umgang mit diesen“ (zitiert mit kleinen Änderungen nach der Tabelle auf Seite 34). » Es ist wichtig, das Assessment mit der notwendigen Sensibilität und Empathie durchzuführen und die Ergebnisse sorgfältig zu dokumentieren.
Mundtrockenheit und reduzierter Speichelfluss » Flüssigkeitsaufnahme unzureichend, » Medikamente mit Nebenwirkung, » Mundatmung aufgrund gestörter Nasenatmung, » Speicheldrüsen-Funktion beeinträchtigt.
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E1 „Für Menschen mit einem pflegerischen Unterstützungsbedarf bei der Durchführung der Mundpflege oder mit zu erwartenden Problemen im Mundbereich liegt eine aktuelle, systematische und zielgruppenspezifische Einschätzung der Mundgesundheit vor.“ (Seite 35)
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Das Ziel der ersten Stufe ist:
5. A ll dies wurde ausführlich und nachvollziehbar dokumentiert. 6. Andere Berufsgruppen und Fachleute wurden informiert.
1. D ie aktuelle Situation ist sorgfältig untersucht. 2. Mögliche Risikofaktoren für Probleme im Mundbereich und 3. die jeweiligen Ursachen sind erkannt. 4. Bei all diesen Punkten wurde auch » die Selbstauskunft des betroffenen Menschen und » die Erfahrungen und Einschätzungen der Angehörigen » oder anderer Experten und Expertinnen mit einbezogen.
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S2a „Die Pflegefachkraft verfügt über Kompetenzen zur Planung und Koordination von Maßnahmen zur Förderung der Mundgesundheit.“ (Seite 35)
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Gemeinsam mit der Bewohnerin oder dem Bewohner erarbeitet die Pflegefachkraft individuelle Ziele, um die Gesundheit des Mundes zu fördern und sicherzustellen. Anhand dieser Ziele erarbeitet die Pflegefachkraft einen Maßnahmenplan, der den Blick nicht nur auf die fachlich notwendigen Bereiche richtet, sondern auch die individuellen Bedürfnisse und Wünsche des betroffenen Menschen berücksichtigt. Es handelt sich um einen gemeinsamen Prozess. Neben der zeitlichen Planung ist von der Pflegefachkraft festzulegen, welche Qualifikationen notwendig sind, um die einzelnen
Maßnahmen durchzuführen, und wann weitere Berufsgruppen und Experten hinzugezogen werden müssen. Um die hier beschriebenen Aufgaben zu bewältigen, braucht die Pflegefachkraft regelmäßige Schulungen und Fortbildungen.
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S2b „Die Einrichtung verfügt über eine Verfahrensregelung zur Förderung der Mundgesundheit, in der Vorgehen, Zuständigkeiten und Schnittstellen benannt sind.“ (Seite 36)
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Für jede Einrichtung sind Regeln aufzustellen, die konkret beschreiben, wie eine gute Versorgung und Pflege des Mundes für alle Bewohnerinnen und Bewohner sichergestellt werden kann. Diese Regeln müssen den gesamten Prozess berücksichtigen und allen Beteiligten bekannt sein.
2. die Zusammenarbeit mit anderen externen Berufsgruppen, 3. der Umgang mit Informations- und Schulungsmaterial, 4. die konkrete Beschreibung der Durchführung von Mundpflege und -versorgung, 5. die Sicherstellung einer fortlaufenden Prüfung des gesamten Prozesses.
Die folgenden Punkte müssen konkret benannt und beschrieben sein: 1. WER ist für die ersten Einschätzungen (Screening – P1a und Assessment – P1b) verantwortlich und legt für jede Bewohnerin und jeden Bewohner fest, WIE, WANN und von WEM diese vorgenommen werden,
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P2 „Die Pflegefachkraft plant gemeinsam mit dem Menschen mit einem pflegerischen Unterstützungsbedarf und ggf. seinen Angehörigen sowie den an der Versorgung beteiligten weiteren Berufsgruppen geeignete Maßnahmen zur Förderung der Mundgesundheit. Die Planung erfolgt auf Grundlage des Assessments unter Berücksichtigung von individuellen Vorlieben, Abneigungen, Gewohnheiten und vorhandenen Selbstmanagementkompetenzen.“ (Seite 37)
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Die Maßnahmenplanung wird gemeinsam mit dem pflegebedürftigen Menschen, seinen Angehörigen sowie dem gesetzlichen Betreuer oder der Betreuerin erstellt. Hierbei sind die individuellen Vorlieben, Wünsche, Abneigungen, ethischen Hintergründe, aber auch die vorhandenen Fähigkeiten und Ressourcen zu berücksichtigen.
» bei einem erschwerten Zugang zur Mundhöhle, » bei abwehrendem Verhalten, » mögliche Risiken (Aspirationsgefahr, Allergien). » geplante Hilfsmittel und Produkte » sowie Maßnahmen zur Deckung eines Informations-, Schulungs- bzw. Beratungsbedarfs.“ (Seite 37) Anhand der in S2b beschriebenen einrichtungsbezogenen Verfahrensregelung plant und organisiert die Pflegefachkraft ebenfalls die Zusammenarbeit mit externen Berufsgruppen wie Zahnärztinnen und -ärzten, Logopädinnen und Logopäden, Ergotherapeutinnen und -therapeuten und Ernährungsfachkräften.
Aus der Maßnahmenplanung muss für alle Beteiligten ersichtlich sein: » welche Maßnahmen zur Unterstützung der Mundpflege zum Einsatz kommen sollen, » wann und wie oft diese Maßnahmen geplant sind, » wer für die Durchführung zuständig ist » welche individuellen Besonderheiten bei der Durchführung zu beachten sind, wie z. B.: » zum Umgang mit herausnehmbarem oder fest sitzendem Zahnersatz,
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E2 „Eine individuelle Maßnahmenplanung, welche die aktuellen Probleme im Mundbereich, mögliche Risiken, die individuellen Pflegeziele und die Selbstmanagementkompetenzen des Menschen mit einem pflegerischen Unterstützungsbedarf bei der Durchführung der Mundpflege berücksichtigt, liegt vor.“ (Seite 39)
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Diese Maßnahmenplanung » hat als Grundlage die persönliche Ausgangssituation der Bewohnerin oder des Bewohners, » berücksichtigt das fachlich Notwendige » und das individuell Gewünschte, » beschreibt die individuellen Ziele » und die notwendigen Maßnahmen, um diese Ziele zu erreichen, » nutzt und fördert hierbei die vorhandenen Möglichkeiten und Fähigkeiten des Menschen.
Das Ziel dieser Stufe ist erreicht, wenn für jede Bewohnerin und jeden Bewohner eine individuell erstellte Maßnahmenplanung vorliegt.
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S3a „Die Pflegefachkraft verfügt über die Kompetenz zur Information, Schulung und Beratung in Bezug auf die Förderung der Mundgesundheit.“ (Seite 39)
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Die Pflegefachkraft kann die Bewohnerin, den Bewohner oder deren Angehörige gut und ausführlich beraten und informieren. Sie ist in der Lage, auf jeden Menschen individuell und einfühlsam einzugehen. Darüber hinaus hat sie sich ein umfassendes Wissen über das Thema Mundgesundheit angeeignet.
» welche Arten des Zahnersatzes es gibt und wie dieser zu pflegen und zu handhaben ist. Die speziell für den Bereich Mundgesundheit geschulte Pflegefachkraft ist innerhalb der Einrichtung die Expertin oder der Experte auf diesem Gebiet und kann die Kolleginnen und Kollegen bei der täglichen Arbeit begleiten und beraten. Durch regelmäßig stattfindende praktische Schulungen innerhalb der Einrichtung trägt sie dazu bei, dass bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein ausreichendes Wissen und die nötige Sensibilität für die Mundgesundheit und Mundpflege vorhanden sind.
Konkret weiß die Pflegefachkraft, » wie die Mundhöhle aufgebaut ist, und sie kennt die Aufgaben und Funktionen der einzelnen Teile des Mundes (z. B. Zunge, Zähne, Zahnfleisch, Lippen). » dass sich Erkrankungen, Schmerzen oder Verletzungen im Mund auf das gesamte Wohlbefinden und die Gesundheit des Menschen auswirken können. » wo Risiken bestehen, die zu einer Erkrankung des Mundes führen können. » was alles getan werden kann, was hilfreich und wichtig ist, um Erkrankungen oder Schmerzen im Mund zu verhindern. » dass es viele verschiedene praktische Techniken, Strategien, Materialien und Unterstützungen gibt, um die Mundhöhle zu reinigen, zu pflegen und zu schützen. So kann sie jeweils die individuell richtige Maßnahme finden und zeigen, wie diese praktisch umgesetzt werden kann.
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S3b „Die Einrichtung stellt entsprechendes Informations-, Schulungs- und Beratungsmaterial zur Verfügung.“ (Seite 41)
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Die Einrichtung sorgt dafür, dass ausreichend aktuelles Informationsmaterial vorhanden ist. Eine gute Auswahl finden Sie auf der Internetseite des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP): www.dnqp.de Wenn Sie dort über die Suchfunktion gehen und „Mundgesundheit und Beratungsmaterialien“ eingeben, gelangen Sie auf die richtige Seite. Hier sind Materialien aufgelistet, die zur Information, Schulung oder Beratung genutzt werden können.
Mundgesundheit Gute Pflege ist essenziell
ent r e Exp dard n sta
Hier der Link: https://www.dnqp.de/fileadmin/HSOS/Homepages/DNQP/Dateien/Expertenstandards/ Mundgesundheit/Mund_Anhang-Informations-Beratungsmaterialen.pdf
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P3a „Die Pflegefachkraft informiert, schult und berät den Menschen mit einem pflegerischen Unterstützungsbedarf und ggf. seine Angehörigen bei der Durchführung der Mundpflege. Sie unterstützt und fördert dabei die Selbstmanagementkompetenzen. Die Information, Schulung und Beratung erfolgt in enger Abstimmung mit den an der Versorgung beteiligten Berufsgruppen und auf Basis der vereinbarten Ziele.“ (Seite 41)
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Die von der Bewohnerin oder dem Bewohner gewünschte Schulung oder Beratung richtet sich stets nach ihren oder seinen Wünschen, Zielen und Bedürfnissen. Oberstes Ziel ist es immer, die Menschen in die Lage zu versetzen, selbstbestimmt die für sie passenden Entscheidungen zu treffen. Danach ist es wichtig, diese auch in die Lage zu bringen, die jeweilige Lösung möglichst eigenständig umzusetzen.
Es ist ein großer Gewinn an Lebensqualität, wenn man den zu versorgenden Menschen nicht alle Aufgaben aus der Hand nimmt, sondern sie so weit wie möglich befähigt, sich selbstständig zu versorgen.
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P3b „Die Pflegefachkraft zieht bei speziellem Informations-, Schulungs- und Beratungsbedarf weitere Expertise hinzu.“ (Seite 42)
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Natürlich kann es vorkommen, dass die Pflegefachkraft in besonderen Situationen und bei Problemen an ihre fachlichen Grenzen stößt. In einem solchen Fall weiß sie aber, welche internen oder externen Spezialisten (wie Zahnärztinnen, Logopäden) sie zurate ziehen kann oder wo sie Informationen zum Nachlesen findet.
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E3 „Der Mensch mit einem pflegerischen Unterstützungsbedarf bei der Durchführung der Mundpflege und ggf. seine Angehörigen sind über die Bedeutung von Mundgesundheit sowie Maßnahmen zu ihrer Förderung informiert, geschult und beraten. Die Selbstmanagement-kompetenz zur eigenständigen Durchführung der Mundpflege ist im Rahmen der vereinbarten Ziele unterstützt und gefördert.“ (Seite 42)
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Die Bewohnerin oder der Bewohner ist über ihre / seine individuelle Situation der Mundgesundheit umfassend informiert. Sie oder er hat, entweder allein oder mit den Angehörigen, soweit es möglich ist, die notwendigen Entscheidungen getroffen über den Erhalt und die Verbesserung der eigenen Mundgesundheit.
Die einzelnen Maßnahmen sind so geplant, dass die Bewohnerin oder der Bewohner möglichst viel selbstständig durchführen kann, um die gemeinsam vereinbarten Ziele zu erreichen.
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S4a „Die Pflegefachkraft verfügt über die Kompetenz zur Umsetzung von pflegerischen Maßnahmen zur Förderung der Mundgesundheit.“ (Seite 43)
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» bei der Pflege der Zahnzwischenräume, » bei der Pflege und Handhabung von herausnehmbarem Zahnersatz, » bei der Pflege der Lippen und Mundschleimhaut, » bei Mundtrockenheit, » bei Schmerzen im Mund, » im Umgang mit kognitiv und/oder körperlich eingeschränkten Personen, » um gefährliche Situationen wie Abwehrverhalten oder Aspiration der zu pflegenden Person zu erkennen und damit sicher umgehen zu können.
Um bei den Bewohnerinnen und Bewohnern eine optimale Mundversorgung sicherzustellen, müssen Pflegefachkräfte über umfangreiches Fachwissen und verschiedene fachliche Fertigkeiten verfügen. Die Pflegefachkraft kennt die unterschiedlichen Hilfsmittel bei der Mundpflege sowie die jeweils für die einzelne Person notwendigen, sinnvollen Maßnahmen und kann diese anwenden. Sie kann entscheiden, welche fachliche Qualifikation (z. B. Pflegefachkraft oder Pflegehilfskraft) der Kollegin oder des Kollegen notwendig ist, um die einzelnen geplanten Maßnahmen am oder mit der Bewohnerin oder dem Bewohner durchführen zu können. Die folgenden Beispiele zeigen, bei welchen Aufgaben und in welchen Situationen eine Pflegekraft spezielles Fachwissen braucht:
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S4b „Die Einrichtung trägt dafür Sorge, dass Hilfsmittel, Materialien sowie geeignete räumliche Voraussetzungen zur Durchführung der Mundpflege verfügbar sind.“ (Seite 44)
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Die Einrichtung stellt das für die Versorgung notwendige Hilfsmaterial zur Verfügung.
Als weitere Hilfsmittel werden bei Bedarf benötigt: » Zungenreiniger, » Prothesenabzieher, » Dosen zur Aufbewahrung und Reinigung des herausnehmbaren Zahnersatzes, » Mundsperren aus Schaumstoff, » fetthaltiger Lippenbalsam, » Mundspüllösung, » Prothesenhaftcreme, » Reinigungsmittel (Reinigungstabletten, -schaum oder -creme), » Tee oder pflanzliche Öle bei Mundtrockenheit oder Borken.
Zur Basisausstattung gehören folgende Artikel: » Zahnbürste mit mittelharten und weichen Borsten und kurzem Kopf, » Zahnpasta mit Fluorid, » Mundspülbecher. Im Bereich der Bürsten gibt es verschiedene Varianten, die die Pflegefachkraft kennen sollte. Werden besondere Bürsten für die Versorgung benötigt, ist die Einrichtung verpflichtet, diese anzuschaffen. Das wären zum Beispiel: » Handbürsten mit Griffverstärkung, » elektrische Zahnbürsten, » Dreikopfzahnbürsten, » Absaugzahnbürsten, » Zahnprothesenbürsten, » Bürsten für die Zahnzwischenräume.
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P4a „Die Pflegefachkraft führt in Abstimmung mit dem Menschen mit einem pflegerischen Unterstützungsbedarf bei der Durchführung der Mundpflege und ggf. seinen Angehörigen die pflegerischen Maßnahmen zur Förderung der Mundgesundheit durch.“ (Seite 46)
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Bei der Umsetzung der für jede Bewohnerin und jeden Bewohner individuell geplanten Maßnahmen sind drei Dinge von besonderer Bedeutung:
3. Die Maßnahmen müssen stets so durchgeführt werden, dass die Verletzungsgefahr sowohl für die Pflegefachkraft (Arbeitssicherheit, ergonomisches Arbeiten) als auch für die Bewohnerin oder den Bewohner (z. B. Aspirationsgefahr, Verletzung der Schleimhäute oder Lippen) so gering wie möglich ist.
1. Grundlage der einzelnen Handlungen sind immer die individuelle Maßnahmenplanung und die organisatorischen Verfahrensregeln der Einrichtung. 2. Die Bewohnerin oder der Bewohner werden vor der Durchführung über die einzelnen Maßnahmen informiert oder führen diese soweit möglich selbst oder mit Unterstützung der Pflegefachkraft durch.
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Durchführung der allgemeinen Mundpflege (Seite 47)
» Zahnersatz herausnehmen (falls vorhanden) und eventuell noch Speisereste entfernen, entweder » durch Ausspülen des Mundes » oder mit einer feuchten Kompresse. » Zähne mit einer Zahnbürste und einer fluoridhaltigen Zahncreme reinigen, » mindestens zwei Minuten, » nach einem möglichst immer gleichen System (z. B. zuerst die Außen-, dann die Innenflächen, danach die Kauflächen der Zähne). » Stellen, auf denen der herausnehmbare Zahnersatz aufliegt, Schleimhäute (Gaumen und Wange) und die Zunge mit einer Zahnbürste, einem Zungenreiniger oder mit Kompressen reinigen. » Zahnzwischenräume mit einer Interdentalbürste reinigen. » Mund immer wieder ausspülen lassen oder vorhandene Zahnpasta- oder Speisereste mit einer Kompresse entfernen. » Zum Abschluss nochmals Lippenbalsam auftragen.
Im Normalfall sollte die Mundversorgung morgens und abends durchgeführt werden. Täglich also zweimal, wenn aufgrund der persönlichen Situation der Bewohnerin oder des Bewohners keine zusätzliche Versorgung erforderlich ist. Von der Pflegefachkraft ist immer wieder zu prüfen, ob: » die Begleitung bei der Mundpflege, » oder die konkrete Hilfe und Übernahme der Mundpflege für die Bewohnerin oder den Bewohner notwendig ist. Die Mundpflege sollte an den gewohnten Tagesablauf der Bewohnerin/des Bewohners angepasst werden und deren bisherige Gewohnheiten und Vorlieben berücksichtigen. Wichtig ist es zudem, die Bewohnerin/ den Bewohner durch die Mundpflege nicht zu überfordern und deren körperliche Möglichkeiten zu berücksichtigen, aber auch zu nutzen. So kann eine optimale Mundpflege ablaufen: » Zu Beginn die Lippen mit einer fetthaltigen Salbe eincremen, um Verletzungen zu verhindern. » Brille und Hörgeräte anziehen, um der betreuten Person ein gutes Mitwirken zu ermöglichen.
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Hygienische Aspekte (Seite 48)
Umgang mit herausnehmbarem Zahnersatz (Seite 49)
Es muss darauf geachtet werden, dass alle Materialien in einem gesonderten Behältnis gut aufbewahrt sind.
Ebenso wie die natürlichen Zähne ist auch der herausnehmbare Zahnersatz regelmäßig und gründlich zu reinigen. Dabei sind Kompressen, Einmalhandschuhe und ein Prothesenabzieher zum Herausnehmen der Prothese nützlich.
Einzelne Hilfsmittel müssen regelmäßig erneuert werden: » Zahnbürsten spätestens alle vier Wochen, » Zahnprothesenbürsten circa alle drei Monate, » Interdentalbürsten mindestens jede Woche.
Konkret bedeutet dies: » Zahnersatz nach den Mahlzeiten unter fließendem Wasser reinigen, » Speisereste mit einer Bürste entfernen, » einmal täglich gründlich mit Zahnpasta putzen, » Reste der Haftcreme sowohl am Gaumen als auch am Zahnersatz mit einer Bürste oder einer Kompresse entfernen, » für besondere Ecken Mono- oder Einbüschelbürsten benutzen.
Selbstverständlich sind alle Materialien umgehend zu ersetzen, etwa wenn sie verschmutzt oder defekt sind. Bei allen Handlungen sind immer die Hygienevorschriften des Robert Koch-Instituts (RKI) zu beachten und die individuell gesundheitliche Verfassung der Bewohnerin oder des Bewohners zu berücksichtigen. Zum Beispiel bei Personen mit einem erhöhten Infektionsrisiko aufgrund von Immundefekten können bei Bedarf weitere spezielle hygienische Maßnahmen notwendig sein.
Selbstverständlich muss jede Prothese immer auf Beschädigungen kontrolliert werden. Stellt man scharfe Kanten, Brüche oder hartnäckige Verschmutzungen fest, ist immer ein Zahnarzt oder eine Zahnärztin zu informieren. Darüber hinaus wird empfohlen, den Zahnersatz dreimal in der Woche mit einer Reinigungstablette in einer Prothesendose für 10 bis 15 Minuten zu reinigen.
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Nicht oder nur schwer einsetzbarer bzw. herausnehmbarer Zahnersatz (Seite 50)
Beim Einsetzen des Zahnersatzes ist zu beachten: » Das Anfeuchten der Prothese kann beim Einsetzen helfen. » Beim Verwenden von Haftcreme muss die Unterseite der Prothese trocken sein. » Schlecht sitzende Prothesen dürfen nicht durch mehr Haftcreme passend gemacht werden, sondern müssen angepasst werden. » Nach dem Einsetzen der Prothese mit Haftcreme, muss sie für 10 Sekunden angedrückt werden. » Danach darf für 10 Minuten nichts gegessen werden. » Zur Nacht sollte der Zahnersatz herausgenommen und in einer Prothesendose trocken aufbewahrt werden. » Wenn noch eigene Zähne vorhanden sind, kann es in manchen Fällen besser sein, den Zahnersatz im Mund zu belassen. Dies sollte jedoch immer nur auf Empfehlung einer Zahnärztin oder eines Zahnarztes erfolgen.
Hier gibt es verschiedene Varianten, die wir im Folgenden kurz vorstellen. Oft sind kleine Tricks oder eine bestimmte Richtung beim Herausnehmen oder Einsetzen wichtig, um die Prothese richtig zu platzieren. Diese kleinen Tricks kennen die Bewohnerinnen oder Bewohner meist selbst am besten. Sie sollten deshalb ihre Prothese möglichst selbst einsetzen oder herausnehmen oder zumindest miteinbezogen werden. Klammerprothesen: Hier müssen die Klammern von unten (vom Zahnhals) über den Zahn gedrückt werden. Dabei muss aber besonders darauf geachtet werden, dass der Zahnersatz dabei nicht von den Zähnen „springt“ und in den Rachen rutscht. Um dies zu verhindern, muss der Zahnersatz von oben gehalten werden. Teleskopprothesen: Beim Herausnehmen hilft ein leichtes Rütteln, abwechselnd links und rechts. Riegelverankerte Prothesen: Beim An- und Ausziehen der Prothese ist es am besten, wenn die Pflegefachkraft seitlich hinter der betreuten Person steht und ihren Kopf mit dem Arm hält. Der Zahnersatz wird dabei links und rechts sicher mit Daumen und Zeigefinger gehalten. Auch hierbei ist darauf zu achten, dass der Zahnersatz festgehalten wird, damit er nicht nach hinten rutschen kann.
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Zugang zur Mundhöhle – Initiierung und Aufrechterhaltung der Mundöffnung (Seite 51)
Totalprothesen: Bei diesem Zahnersatz kann das Aufblasen der Wangen beim Ausziehen helfen. Als Hilfsmittel können Prothesenabzieher angeschafft werden. Manchmal ist allerdings die Haftcreme der Grund, warum das Ausziehen nicht gelingt. Dann sollte man es später noch einmal versuchen. Hilfreich ist es immer, beim Ausziehen mit dem kleinsten Teil zu beginnen und dieses auch beim Anziehen als letztes wiedereinzusetzen.
Alle Handlungen und Maßnahmen bei der Mundpflege sind natürlich nur bei geöffnetem Mund durchführbar. Doch ganz wichtig: Das Öffnen des Mundes und der Zugang zur Mundhöhle darf NIEMALS mit Gewalt erzwungen werden! Es gibt verschiedene Strategien, Handgriffe und Hilfsmittel, um die Bewohnerin oder den Bewohner dabei zu unterstützen, den Mund zu öffnen und offen zu halten. Durch Anleitungen oder Schulungen müssen die Einrichtungen dafür Sorge tragen, dass diese bei allen Pflegefachkräften bekannt sind.
Um Verletzungen zu vermeiden, sollte auf die Lippen vorher Lippenbalsam aufgetragen werden.
Inspektion der Mundhöhle (Seite 51) Voraussetzung für eine gute Überprüfung der Mundhöhle ist ausreichendes Licht. Für die Untersuchung im Mund eignen sich stabile Kunststofflöffel oder auch der Griff einer Zahnbürste. Weniger geeignet sind Holzspatel oder Metalllöffel, da diese oft als unangenehm empfunden werden und ein höheres Verletzungsrisiko haben.
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Umgang mit abwehrendem Verhalten (Seite 51)
Bewohner motiviert werden, das Gleiche zu tun – die Handlung zu spiegeln. Verkettung: Die Pflegefachkraft beginnt, der Bewohnerin oder dem Bewohner die Zähne zu putzen, und hofft darauf, dass sie oder er die Zahnbürste übernimmt und selbstständig weiter putzt. Hand-über-Hand: Die Pflegefachkraft legt ihre Hand auf die der Bewohnerin oder des Bewohners und führt die jeweilige Handlung dann gemeinsam mit ihr oder ihm durch. Spieglein-Spieglein: Es kann oft helfen, dass Menschen die Situation verstehen und ihren Mund öffnen, wenn sie sich im Spiegel sehen. Rettung: Wenn alles nichts hilft und man nicht vorankommt, ist es häufig sinnvoll, die Bedingungen zu ändern, also eine andere Zeit oder einen anderen Ort für die Mundpflege zu wählen oder vielleicht auch eine andere Pflegefachkraft, die dabei begleitet. Manchmal ist auch das eingesetzte Material der Grund dafür, dass sich der betreute Mensch abwehrend verhält: Die Zahnpasta schmeckt nicht, oder die Borsten der Zahnbürste sind zu hart.
Ein Grund für abwehrendes Verhalten einer Bewohnerin oder eines Bewohners können Schmerzen sein. Ist das der Fall, sollte die Pflegefachkraft zahnärztliche Hilfe dazu holen, um die Ursachen abzuklären. Grundsätzlich ist es immer wichtig, vorab für eine ruhige und entspannte Umgebung zu sorgen. Freundliche Worte und ein Lächeln sind nie verkehrt, wenn die Pflegefachkraft dann im Blickfeld der Bewohnerin oder des Bewohners mit ihr oder ihm in Kontakt tritt. Es gibt verschiedene Konzepte, wie man mit abwehrendem Verhalten am besten umgeht. Zu nennen sind hier zum Beispiel die CRB-Konzepte wie MCWB (Mouth Care Without a Battle) oder MOUTh (Managing Oral Hygiene Using Threat Reduction). Die im Expertenstandard genannten Strategien stellen wir im Folgenden kurz vor. Diese Auflistung kann aber eine praktische Anleitung oder Schulungen nicht ersetzen. Es ist wichtig, dass die Pflegefachkräfte die einzelnen Vorgehensweisen und jeden Schritt praktisch erlernen, um die Mundpflege sicher durchführen zu können. Bahnung: Die Pflegefachkraft bahnt den Weg, indem sie der zu pflegenden Person die Zahnbürste anreicht und diese dann selbstständig zu putzen beginnt. Vielleicht sind noch kurze mündliche Hinweise oder Hilfestellungen notwendig. Spiegelung: Hier tut die Pflegefachkraft so, als würde sie sich selbst die Zähne putzen. So kann die Bewohnerin oder der
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Mundpflege bei Menschen mit Aspirationsrisiko (Seite 54)
Mundpflege bei Menschen, die Trinknahrung zur Nahrungsergänzung zu sich nehmen (Seite 55)
Für Bewohnerinnen und Bewohner, bei denen ein besonderes Risiko besteht, dass Speisereste oder andere feste Dinge in die Luftröhre gelangen können, ist besondere Vorsicht bei der Versorgung und Pflege des Mundes geboten.
Das Karies-Risiko für noch verbliebene natürliche Zähne steigt, wenn die Ernährung durch Trinknahrung ergänzt oder ersetzt werden muss. Das liegt sowohl an der inhaltlichen Zusammensetzung der Trinknahrung – oft ist viel Zucker enthalten – als auch an der Tatsache, dass diese über den Tag verteilt getrunken wird und die Zähne deshalb immer wieder damit in Berührung kommen. Es reinigt und beugt Karies vor, wenn die Bewohnerin oder der Bewohner möglichst nach jedem Trinken den Mund mit Wasser ausspült und überhaupt am Tag viel Wasser trinkt. Auch das Trinken mit einem Strohhalm kann den Kontakt der Nahrung mit den Zähnen deutlich verringern.
Bei diesen Personen muss die Mundpflege nach jeder Mahlzeit und vor jedem Ins-BettBringen erfolgen. Noch im Mund vorhandene Speisereste müssen dabei entfernt werden. Wichtig ist es ebenfalls, die Mundschleimhäute mehrmals täglich mit feuchten Kompressen auszuwischen. Die Zahnpasta sollte nicht stark schäumen, im besonderen Fall kann diese auch durch eine Fluorid- oder CHX-Lösung ersetzt werden. Mit dieser Lösung wird die Zahnbürste nur angefeuchtet. Zum Ausspülen des Mundes sind Nasenausschnittbecher praktisch, oder man benutzt einen Tee- oder Esslöffel zum Anreichen der Flüssigkeit.
Mundpflege bei Menschen mit geringer oder keiner Nahrungsaufnahme (Seite 55) Bewohnerinnen und Bewohner, die nur noch wenig oder gar keine Nahrung mehr zu sich nehmen, benötigen dennoch eine umfassende, sorgfältige Mundpflege. Bei ihnen müssen alle zwei bis drei Stunden die Schleimhäute befeuchtet werden, auch die Reinigung der Zähne oder des Zahnersatzes zweimal täglich ist wichtig.
Herausnehmbarer Zahnersatz muss ebenfalls täglich sorgfältig gereinigt werden.
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Mundpflege am Lebensende (Seite 55)
Mundpflege bei speziellen Problemen der Mundgesundheit (Seite 55)
Am Lebensende sind vor allem das Wohlbefinden und das Vermeiden von Schmerzen für die Bewohnerinnen und Bewohner das Wichtigste. Auf keinen Fall sollten deshalb Mundpflegemaßnahmen durchgeführt werden, die der sterbende Mensch nicht wünscht, die für ihn unangenehm sind oder ihm sogar Schmerzen bereiten.
Auf den folgenden Seiten werden besondere Probleme und mögliche Lösungen vorgestellt. Mundtrockenheit / Verkrustungen (Borken) Bei einer Trockenheit im Mund ist immer zu prüfen, ob die Bewohnerin oder der Bewohner einen Flüssigkeitsmangel hat und täglich ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt. Das muss eventuell mit der Ärztin oder dem Arzt abgeklärt werden.
Hilfreich und angenehm für den betroffenen Menschen kann es oft sein, den Mund mit Kompressen oder Schaumstoffstäbchen zu befeuchten.
Bei Mundtrockenheit können verschiedene Maßnahmen helfen, zum Beispiel: » das Benetzen der Schleimhaut alle 2 bis 3 Stunden mit einer feuchten Kompresse oder Flüssigkeiten, die mithilfe einer Sprühflasche aufgebracht werden. Als Flüssigkeiten eignen sich: » Tee (je nach Geschmack Kamille, Pfefferminz, Fenchel oder Salbei). Dieser muss aus hygienischen Gründen immer mit kochendem Wasser zubereitet werden und darf auf keinen Fall länger als 8 Stunden verwendet werden. » Pflanzliche Öle wie z. B. Mandelöl. » die Stimulation der Speichelproduktion, indem man dem Betroffenen etwas zum Lutschen anbietet: » kleine Eiswürfel, » gefrorene Früchte, » weiche Fruchtbonbons (ohne Zucker) » oder Zitronen-Eis oder -Sorbet
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» der Einsatz von Speichel-Ersatzmitteln, » der Einsatz von speziellen Haft-Tabletten oder zuckerfreien Kaugummis oder Bonbons. All diese sind aber ungeeignet für Menschen mit Schluckstörungen oder kognitiven Beeinträchtigungen.
Erhöhter Speichelfluss (Hypersalivation) / Drooling Für erhöhten Speichelfluss und unkontrolliertes Ausfließen von Speichel (Drooling) kann es mehrere Ursachen geben, unter anderem: » neurologische Erkrankungen (Parkinson, Schlaganfall), » Tumore im Kopf-Hals-Bereich, » Entzündungen in der Mundhöhle, » fehlende Zähne oder nicht getragener Zahnersatz, » bestimmte Medikamente, vor allem Neuroleptika, » körperliche oder geistige Behinderung » …
Bei Belägen oder Borken, die auf einer trockenen Mundschleimhaut entstehen können, ist zu beachten, dass diese nach und nach vorsichtig gelöst werden, ein paar Tropfen Mandelöl helfen, sie leichter zu entfernen. Auf keinen Fall dürfen Verkrustungen einfach abgezogen werden, da dies zu Blutungen führen kann und schmerzhaft ist. Mundwinkelrhagaden Hierbei handelt es sich um Einrisse oder Entzündungen in den Mundwinkeln. Entstehen können Rhagaden aus verschiedenen Gründen: » zu viel oder zu wenig Speichel, » fehlende Zähne oder schlecht sitzender Zahnersatz, » Infekte » …
Um die Ursache abzuklären, muss bei erhöhtem Speichelfluss auf jeden Fall eine Ärztin oder ein Arzt informiert werden. Bei dem pflegebedürftigen Menschen ist darauf zu achten, dass » der Bereich um den Mund herum möglichst trocken ist, » die Gesichtshaut mit einer feuchtigkeitsspendenden Creme gepflegt wird, » und die Lippen mit einem fetthaltigen Balsam.
Behandelt werden Rhagaden durch mehrmaliges Auftragen eines fetthaltigen Lippenbalsams. Wenn nach einigen Tagen keine Besserung eintritt, muss eine Ärztin oder ein Arzt informiert werden.
Karies, Gingivitis, Parodontitis, Periimplantitis, Komplikationen bei Zahnersatz Bei den folgenden Veränderungen, die Sie bei einer Bewohnerin oder einem Bewohner bemerken, sind die pflegerischen Möglichkeiten sehr begrenzt, weshalb Sie immer eine Ärztin oder einen Arzt hinzuziehen sollten:
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» Verfärbungen oder eingebrochene Oberflächen der Zähne (Karies), » Rötungen oder Blutungen im Bereich des Zahnfleisches (Halitosis, Parodontitis) bzw. der Schleimhaut um Implantate (Periimplantitis), » scharfe Kanten an Zähnen oder Zahnersatz, » Sprünge, Abplatzungen oder Brüche an Zahnersatz, » schlecht sitzender Zahnersatz.
» Schmerzkontrolle und wenn nötig Information an die Ärztin oder den Arzt. Das sollte vermieden werden: » Alkohol, » zuckerhaltige Lösungen, » Tabak, » scharfe oder heiße Speisen und Getränke, » säurehaltige Lebensmittel. Druckstellen durch herausnehmbaren Zahnersatz Um Druckstellen, die durch einen Zahnersatz entstanden sind, zu entlasten, ist es sinnvoll, den Zahnersatz so lange nicht zu tragen, bis sich die Beschwerden gebessert haben. Die Bewohnerin oder der Bewohner muss mit dieser Maßnahme selbstverständlich einverstanden sein. Wenn der Zahnersatz über noch vorhandene eigene Zähne oder Kronen fixiert wird, sollte er allerdings täglich für kurze Zeit getragen werden. Ansonsten könnten sich die vorhandenen Zähne verstellen und der Zahnersatz würde dann nicht mehr passen. Bei Schmerzen kann ein lokales Schmerzmittel als Gel (z. B. Lidocain) auf die Druckstelle aufgetragen werden.
Mukositis / Stomatitis Bei einer Mukositis handelt es sich um eine Entzündung der Schleimhäute. Ist die Mundschleimhaut betroffen, spricht man von einer Stomatitis. Häufig tritt sie als Nebenwirkung einer Chemotherapie auf. Aber auch Mundtrockenheit und mangelhafte Mundpflege können eine Stomatitis auslösen. Das ist zu tun: » Zähne und Zahnzwischenräume mindestens dreimal täglich nach den Mahlzeiten mit einer weichen Bürste reinigen, » regelmäßige Kontrolle auf Verletzungen und Schmerzen, » Mundspülungen mit Wasser oder einer 0,9-prozentigen Kochsalz-Lösung, » wenn möglich Lutschen von Eiswürfeln oder das Spülen mit Eiswasser täglich für 30 min, » das Führen eines Symptom-Tagebuches kann eine sinnvolle Hilfe sein, » Mundspülungen mit einer BenzydaminLösung, nach Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt,
Auch hier ist es wichtig, eine Ärztin oder Arzt zu informieren, wenn sich die Situation nicht verbessert oder gar verschlechtert.
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Vermieden werden sollten scharfe und salzige Speisen.
Prothesenstomatitis Auch durch das Tragen einer Prothese kann es zu einer Entzündung der Mundschleimhaut oder des Zahnfleisches kommen. Meist ist eine unzureichende Reinigung und das zu lange oder ununterbrochene Tragen der Prothese die Ursache. Es kann jedoch auch daran liegen, dass eine Unverträglichkeit auf das für die Prothese benutzte Material vorliegt, was dann eine Entzündung auslöst. Wichtig ist in erster Linie, die Prothese und den Mund des betroffenen Menschen gründlich zu reinigen. Es kann außerdem helfen, den Zahnersatz eine Weile nicht zu tragen und die Schleimhaut so zu entlasten. Wenn sich die Situation dadurch nicht verbessert, muss eine Ärztin oder ein Arzt informiert werden.
Verbessert sich die Situation nach zwei Wochen nicht oder handelt es sich um große oder sehr viele Aphten, sollten Sie unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt hinzuziehen. Herpes labialis Herpes an den Lippen kennen die meisten von uns selbst. Durch das Jucken und die schmerzenden nässenden Bläschen ist Herpes sehr unangenehm, aber normalerweise nicht gefährlich. Anders kann dies für Bewohnerinnen oder Bewohner mit einem geschwächten Immunsystem sein. Bei ihnen kann Herpes zu schweren Erkrankungen wie etwa Lungenentzündung oder Encephalitis führen. Die Bläschen heilen wie die Aphten ebenfalls meist binnen ein bis zwei Wochen von selbst ab. Doch schon bei den ersten Anzeichen (Kribbeln, Jucken, Brennen oder Spannen der Haut) kann mit einer antiviralen Salbe die Heilung beschleunigt oder die Infektion sogar gestoppt werden. Sind die Bläschen bereits sichtbar, lindert man die Symptome » durch regelmäßige Kühlung, z. B. mit Eiswürfeln, » mit einem lokal angewandten Schmerzmittel in Gelform wie z. B. Lidocain.
Aphten Aphten sind schmerzhafte Schleimhautdefekte, die meist im Mund, aber auch im Genitalbereich auftreten können. Sie sind nicht ansteckend und erfordern keine spezielle Behandlung, können aber sehr unangenehm sein. Sie erscheinen als milchig-weiß belegte Flecken, häufig umgeben von einem roten Rand. In der Regel heilen sie innerhalb von ein bis zwei Wochen von selbst ab, folgende Mittel können aber zur Linderung beitragen: » verdünntes Nelkenöl (aufgrund des hohen Allergie-Risikos das Öl immer nur verdünnt anwenden), » Myrrhe-Tinktur, » ein lokales, leicht betäubendes Schmerzmittel in Gelform wie z. B. Lidocain.
Verbessert sich die Situation nach zwei Wochen nicht oder wird der Verlauf schwerer, sollten Sie unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt hinzuziehen.
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Lymphstau Treten Schwellungen der Weichteile im Mund auf, häufig infolge von Operationen oder einer Strahlentherapie, sollten Sie immer einen Arzt oder eine Ärztin informieren.
Pilzerkrankungen Bei einer Pilzerkrankung der Mundschleimhaut ist als Pflegefachkraft Folgendes zu tun: » Zähne, Zahnfleisch und Schleimhaut mindestens dreimal täglich mit der Zahnbürste und Zahnpasta reinigen, » herausnehmbaren Zahnersatz sehr gründlich reinigen, » herausnehmbaren Zahnersatz nachts außerhalb des Mundes trocken lagern, » ärztlichen Rat hinzuziehen, wenn keine Besserung erkennbar ist.
Bissverletzung / Blutung Uns allen ist es schon passiert, dass man sich beim Essen mal auf die Zunge oder die Wange beißt, weil man womöglich zu schnell oder unachtsam gekaut hat. Doch Bissverletzungen oder Blutungen werden auch durch verschiedene Erkrankungen verursacht wie etwa: » Dyskinesien (Störungen des normalen Bewegungsablaufes), » Bruxismus (unwillkürliche Aktivität der Kaumuskeln, die zum Knirschen oder Zusammenpressen der Zähne führt) oder ein epileptischer Anfall.
Mundgeruch Mundgeruch kann viele Ursachen haben, zum Beispiel: » Lebensmittel wie Zwiebeln oder Knoblauch, » Rauchen, » Alkohol, » Medikamente wie etwa Antibiotika, » Diabetes mellitus (Erkrankung des Stoffwechsels – „Zuckerkrankheit“), » Helicobacter pylori (ein Stäbchenbakterium, das sich im Magen ansiedelt), » Verdauungsstörungen, » Diäten, » Stress, » Hormone, » Tumore.
Kommen Bissverletzungen oder Blutungen bei einer pflegebedürftigen Person häufiger vor, sollte auf jeden Fall die Ursache dafür festgestellt werden. Komplikationen im Zusammenhang mit herausnehmbaren kieferorthopädischen Apparaturen (Zahnspangen) Entstehen durch Zahnspangen » Druckstellen, » scharfe Kanten » oder sitzen diese schlecht, sollten Sie immer zahnärztliche oder besser noch kieferorthopädische Hilfe hinzuziehen.
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Um Mundgeruch zu beheben oder vorzubeugen, müssen Zähne, Schleimhaut und Zunge der pflegebedürftigen Person intensiv gereinigt werden. Die Zunge kann mit » einem speziellen Zungenreiniger, » einer Zahnbürste, » oder einem Löffel (die Zunge vorsichtig von hinten nach vorn abschaben) gesäubert werden.
Wenn Schäden zu erkennen sind oder die Bewohnerin oder der Bewohner Probleme mit der Schiene zu haben scheint, muss eine Ärztin oder ein Arzt hinzugezogen werden.
Tritt durch diese Maßnahmen keine Besserung ein, sollte eine Ärztin oder ein Arzt hinzugezogen werden. Knirschen und Pressen der Zähne (Bruxismus) Zähneknirschen ist wie das Zusammenpressen der Zähne eine unbewusste, wiederholte Aktivität der Kaumuskeln, die man als Bruxismus bezeichnet. Dies kann verschiedene Folgen haben: » Schädigungen der Zahnhartsubstanzen (Zahnschmelz, Zahnbein und Wurzelzement) sowie des Zahnhalteapparates (Zahnbett), » Störungen, Defekte oder Geräusche der Kiefergelenke, » Verspannungen der Kaumuskulatur » häufig auch Gesichts- und Kopfschmerzen bis hin zu Rückenschmerzen, » Beweglichkeitseinschränkungen der Kiefergelenke. Abhilfe kann man mit verschiedenen Schienen schaffen. Diese müssen regelmäßig auf Beschädigungen geprüft und gereinigt werden.
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P4b „Die Pflegefachkraft koordiniert die Zusammenarbeit der beteiligten Berufsgruppen.“ (Seite 60)
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Die Pflegefachkraft arbeitet eng mit den verschiedenen Berufsgruppen zusammen, die an der jeweiligen Maßnahme zur Mundgesundheit beteiligt sind. Dazu gehören sowohl die Kolleginnen und Kollegen aus der Pflege (Pflegehelfer und -helferinnen, Pflegeassistentinnen und -assistenten sowie die anderen Pflegefachkräfte) als auch weitere Berufsgruppen, zum Beispiel Ergo- und Physiotherapeuten, Logopäden und Ärztinnen und Ärzte. Eine besondere Aufgabe der Pflegefachkraft ist es hierbei, die individuellen Bedürfnisse und Wünsche jeder Bewohnerin oder jedes Bewohners in die multiprofessionelle Zusammenarbeit einzubringen. Sie stimmt mit allen Beteiligten die jeweiligen Maßnahmen ab und koordiniert die Zusammenarbeit.
Im Internet finden Sie weitere Hilfen. Unter anderem: » Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat eine Information unter dem Titel „Zusätzliche zahnärztliche Leistungen für Pflegebedürftige und Menschen mit Behinderung“ im Internet veröffentlicht. (siehe Link 1) » Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) und die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) haben unter dem Titel „Zusätzliche zahnärztliche Versorgungsangebote für Menschen mit Pflegebedarf oder einer Beeinträchtigung“ Informationen im Internet veröffentlicht. (siehe Link 2)
Links 1 g-ba.de/downloads/17-98-4557/2018-06-05_G-BA_Patienteninformation_Mundgesundheit_bf.pdf 2 kzbv.de/kzbv2010-konzept-mundgesund-pflegebeduerftige.download.08b5be6f8cc0fdedac2297fa1219037b.pdf
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E4 „Die Maßnahmen sind mit allen Beteiligten abgestimmt und gemäß der Maßnahmenplanung durchgeführt worden.“ (Seite 61)
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S5 „Die Pflegefachkraft verfügt über die Kompetenz, das Erreichen individuell vereinbarter Ziele und die Auswirkungen der pflegerischen Maßnahmen auf die Mundgesundheit zu beurteilen.“ (Seite 61)
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Damit die Pflegefachkraft die geplanten und durchgeführten Maßnahmen prüfen kann, benötigt sie ausreichendes Wissen und fachliche Kompetenz.
» wissen, wann es notwendig und wichtig ist, andere Berufsgruppen einzubeziehen, » die oben in P1a und P1b beschriebenen Prüfinstrumente (Screening- und Assessment) beherrschen.
Sie muss … » die pflegefachlichen Einschätzungskriterien kennen, » die Risikofaktoren kennen, die zu Problemen bei den betroffenen Menschen führen können, » Veränderungen frühzeitig erkennen und Entwicklungen beurteilen können, » sowohl die Planung als auch die Durchführung umfassend dokumentieren können,
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P5 „Die Pflegefachkraft beurteilt regelmäßig und anlassbezogen die Wirksamkeit pflegerischer Maßnahmen sowie den Behandlungserfolg anhand individuell vereinbarter Ziele.“ (Seite 62)
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In regelmäßigen und individuell festzulegenden Abschnitten müssen die durchgeführten Maßnahmen durch die Pflegefachkraft daraufhin überprüft werden, ob … » die geplanten Maßnahmen noch angemessen sind oder sich die Situation der Bewohnerin oder des Bewohners so sehr verändert hat, dass sie angepasst werden müssen, » die geplanten Maßnahmen die gesetzten Ziele erreichen oder vielleicht sogar negative Folgen haben, » die geplanten Maßnahmen durch die Bewohnerin oder den Bewohner akzeptiert und toleriert werden,
» die geplanten Maßnahmen das Wohlbefinden der betroffenen Person tatsächlich verbessern oder ihr möglicherweise sogar schaden.
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E5 „Eine Evaluation der pflegerischen Maßnahmen liegt vor. Die Maßnahmen haben sich im Rahmen der vereinbarten Ziele positiv auf die Mundgesundheit und das Selbstmanagement des Menschen mit pflegerischem Unterstützungsbedarf bei der Durchführung der Mundpflege ausgewirkt.“ (Seite 64)
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Die Überprüfung der pflegerischen Maßnahmen kann drei Ergebnisse haben:
Die unterschiedlichen Gründe gilt es herauszufinden, um dann andere und bessere Lösungen zu finden.
1. Ergebnis: Die gewünschten Ziele wurden erreicht. Die Maßnahmen können so fortgesetzt oder sogar reduziert werden.
3. Ergebnis: Die Situation hat sich verschlechtert, und die geplanten Ziele wurden nicht erreicht. Hier kann es sinnvoll sein, andere Berufsgruppen und Experten hinzuzuziehen, um die Maßnahmen besser an die Bedürfnisse und Anforderungen der Bewohnerin oder des Bewohners anzupassen.
2. Ergebnis: Die Ausgangssituation hat sich nicht verändert. Es traten zwar keine Verschlechterungen auf, aber leider auch keine Verbesserungen. Vielleicht waren die bisher geplanten Maßnahmen nicht ausreichend, oder sie wurden nicht in ausreichendem Maße umgesetzt. Vielleicht waren sie aber auch unangenehm oder unpassend für die Bewohnerin oder den Bewohner, sodass die notwendigen Handlungen von ihr oder ihm nicht umgesetzt wurden und aus diesem Grund nicht zu dem erwünschten Ziel führten.
Schlusswort Von vielen Praktikerinnen und Praktikern wissen wir, dass es noch zahlreiche Tipps, Anregungen und Hilfen gibt, die hier nicht genannt wurden. Eine solche Sammlung war aber nicht das Ziel dieses Buches. Wir wollten den wissenschaftlich verfassten Expertenstandard zur Förderung der Mundgesundheit in der Pflege „übersetzen“ und den Inhalt kurz und leicht verständlich formulieren, um auf diese Weise eine Brücke zwischen Theorie und Praxis zu schaffen. Eine fachliche Diskussion sowie eine Bewertung oder Ergänzung des so wertvollen Werkes war nicht beabsichtigt. Liebe Leserinnen und Leser, wir hoffen sehr, Ihnen mit diesem Buch eine praktische Hilfe an die Hand zu geben und Sie damit bei Ihrer täglichen Arbeit unterstützen zu können. Danken möchten wir Frau Nicole Böldt für die fachliche Hilfe und Unterstützung.
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Autor Dr. (phil.) Hans-Jürgen Wilhelm ist Soziologe und Wirtschaftsjurist und arbeitet seit 30 Jahren als Einrichtungsleiter, Geschäftsführer und Vorstand in der stationären Altenpflege. Das Ziel seiner zahlreichen Publikationen ist es immer, eine Brücke zwischen Theorie und Praxis zu bauen und komplexe Themen praxisnah aufzubereiten. Seine Bücher sind immer sehr anschaulich und praxisnah, aber nie belehrend, geschrieben. Sie unterstützen den Leser im Alltag, die für ihn und die konkrete Situation jeweils passende Lösungen zu finden.
Grafiker Tobias Kurtz ist Kommunikationsdesigner und Marketingberater mit langjähriger Erfahrung im internationalen Agenturgeschäft. Sein Spezialgebiet ist die Kommunikation im Gesundheitswesen, in dem es besonders gilt, erklärungsbedürftige Produkte und Dienstleistungen verständlich darzustellen. Er ist seit über 30 Jahren für zahlreiche Unternehmen gestalterisch und illustrativ tätig.
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Unser Tipp
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Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz Expertenstandard in der Praxis anwenden Hans-Jürgen Wilhelm, Tobias Kurtz
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