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German Pages 364 [372] Year 2009
Friedrich Heinrich Jacobi Werke · Band 4,2
FRIEDRICH HEINRICH JACOBI WERKE Gesamtausgabe herausgegeben von Klaus Hammacher und Walter Jaeschke Band 4,2
Meiner
FRIEDRICH HEINRICH JACOBI KLEINE SCHRIFTEN I 1771–1783 ANHANG von Catia Goretzki und Walter Jaeschke
Meiner
Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über abrufbar. ISBN 978-3-7873-1818-6 eBook-ISBN: 978-3-7873-3375-2
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INHALT
Zeichen, Siglen, Abkürzungen …...................................... 431 Über Jacobis Mitwirkung am Deutschen bzw. Teutschen Merkur …........................................................................ 434 Editorischer Bericht zu Préface zu Traductions de diverses œuvres par Jacobi, Chanoine d’Halberstat …........................................................ Discours Préliminaire zu Le Noble …................................ Betrachtung über die von Herrn Herder in seiner Abhandlung vom Ursprung der Sprache vorgelegte genetische Erklärung der thierischen Kunstfertigkeiten und Kunsttriebe …. Rezension zu Art Militaire des Chinois …......................... Briefe an eine Junge Dame … ........................................... An den Herausgeber des Teutschen Merkurs …................. Briefe über die Recherches philosophiques sur les Egyptiens et les Chinois, par Msr. de P*** … ................................... Literarische Neuigkeiten aus Frankreich …........................ Fragment einer Reise nach Spanien … .............................. An Mariane ….................................................................. Briefe des Königs von Preußen an d’Alembert … .............. Zwei Politische Rhapsodien … ......................................... Über Recht und Gewalt, oder philosophische Erwägung eines Aufsatzes von dem Herrn Hofrath Wieland, über das göttliche Recht der Obrigkeit … ...................................... Schreiben des Hrn. Geheimenraths Jacobi in Düsseldorf … An Voss. In einer Bibliothek, worin alle deutsche Kritiken befindlich waren … .......................................................... Etwas das Leßing gesagt hat … .......................................... Gedanken Verschiedener bei Gelegenheit einer merkwürdigen Schrift … ................................................................... Erinnerungen gegen die in den Januar des Museums eingerückten Gedanken über eine merkwürdige Schrift ….........
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455 458 459 461 464 469 471 476 479 481
493 505 508 512 531 535
VI
Inhalt
Über und bei Gelegenheit des kürzlich erschienenen Werkes, Des Lettres de Cachet et des prisons d’état … .................... Kommentar zu Préface zu Traductions de diverses œuvres par Jacobi, Chanoine d’Halberstat …........................................................ Discours Préliminaire zu Le Noble …................................ Betrachtung über die von Herrn Herder in seiner Abhandlung vom Ursprung der Sprache vorgelegte genetische Erklärung der thierischen Kunstfertigkeiten und Kunsttriebe …. Rezension zu Art Militaire des Chinois …......................... Briefe an eine Junge Dame … ........................................... An den Herausgeber des Teutschen Merkurs …................. Briefe über die Recherches philosophiques sur les Egyptiens et les Chinois, par Msr. de P*** … ................................... Literarische Neuigkeiten aus Frankreich …........................ Fragment einer Reise nach Spanien … .............................. An Mariane ….................................................................. Briefe des Königs von Preußen an d’Alembert … .............. Zwei Politische Rhapsodien … ......................................... Über Recht und Gewalt, oder philosophische Erwägung eines Aufsatzes von dem Herrn Hofrath Wieland, über das göttliche Recht der Obrigkeit … ...................................... Schreiben des Hrn. Geheimenraths Jacobi in Düsseldorf … An Voss. In einer Bibliothek, worin alle deutsche Kritiken befindlich waren … .......................................................... Etwas das Leßing gesagt hat … .......................................... Gedanken Verschiedener bei Gelegenheit einer merkwürdigen Schrift … ................................................................... Erinnerungen gegen die in den Januar des Museums eingerückten Gedanken über eine merkwürdige Schrift …......... Über und bei Gelegenheit des kürzlich erschienenen Werkes, Des Lettres de Cachet et des prisons d’état … ....................
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552 557 560 573 574 634 656 665 665 672
678 693 694 694 711 714 718
Literaturverzeichnis …...................................................... 752 Personenverzeichnis … ..................................................... 779
ANHANG
ZEICHEN, SIGLEN, ABKÜRZUNGEN
1. Zeichen Bembo-Schrift Bodoni-Schrift Legacy-Schrift g e s p e r r t e B e m b o-Schrift Bembo-Kapitälchen
VERSALIEN gesperrte Bodoni Bodoni-Kapitälchen kursive Legacy gesperrte Legacy gesperrte kursive Legacy KURSIVE LEGACY-VERSALIEN Kursive Bembo-Schrift
Seitenzahlen am Außenrand | / [] ] die1 11811
**
Fraktur-Schrift des Drucks bzw. deutsche Handschrift Schwabacher-Schrift des Drucks Antiqua-Schrift des Drucks bzw. der Handschrift gesperrte Fraktur bzw. unterstrichene deutsche Handschrift gesperrte und vergrößerte Fraktur bzw. doppelt oder mehrfach unterstrichene deutsche Handschrift Versalien in allen Schriften gesperrte Schwabacher vergrößerte Schwabacher kursive Antiqua gesperrte Antiqua gesperrte kursive Antiqua KURSIVE ANTIQUA-VERSALIEN 1. im Text: von den Herausgebern aufgelöste Abkürzungen 2. in den Apparaten und im Kommentar: Herausgeberrede Paginierung der Originale (die hinzugefügte Indexzahl bezeichnet die Auflage) neue Seite im Original Zeilenbruch Hinzufügungen der Herausgeber Abgrenzung des Lemmas tiefgestellte Ziffern in den Apparaten geben bei öfterem Vorkommen des gleichen Wortes in einer Zeile die Reihenfolge an hochgestellte Ziffern geben die Auflage eines Werkes an nicht genannter Autor
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Zeichen, Siglen, Abkürzungen 2. Siglen
a) der Werke Jacobis: ABW JBW JWA WW
Auserlesener Briefwechsel Jacobi: Briefwechsel Jacobi: Werke. Gesamtausgabe Werke. Leipzig 1812–1825.
b) anderer Werke: AA ADB ALZ JubA KJB LM
Kant: Gesammelte Schriften bzw. Schelling: Historisch-kritische Ausgabe Allgemeine Deutsche Bibliothek Allgemeine Literatur-Zeitung Moses Mendelssohn: Gesammelte Schriften. Jubiläumsausgabe Die Bibliothek Friedrich Heinrich Jacobis (Katalognummer) Lessing: Sämtliche Werke (hg. Lachmann / Muncker)
3. Abkürzungen AA Abt. Anm., Anmm. Bd, Bde Br., Br.e BW cap. chap. D Dv Ep. ed., Ed. Fr. H, h H. hg., Hg. J. Kap. Lib. Ms
Akademie-Ausgabe Abteilung Anmerkung, Anmerkungen Band, Bände Brief(e) Briefwechsel capitulum, caput chapitre Druck Druckfehlerverzeichnis zu den jeweiligen Editionen (in Zweifelsfällen mit Angabe der Edition in Klammern) Epistola edidit, Editio Fragment Handschrift Heft herausgegeben, Herausgeber Friedrich Heinrich Jacobi Kapitel Liber Manuskript
Zeichen, Siglen, Abkürzungen ND Nr p. P. Praef. sect. Sp. St. SW Tom. T. V. Vf. vol., vols. Z.
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Nachdruck, Neudruck Nummer pagina, page Pars Praefatio sectio Spalte Stück Sämtliche Werke Tomus, tome Teil Vers Verfasser volume, volumes Zeile
Biblische und apokryphe Schriften werden nach dem Verzeichnis der Theologischen Realenzyklopädie abgekürzt. Platon- und Aristoteleszitaten wird die gebräuchliche Zählung nach den Ausgaben Stephanus bzw. Bekker beigefügt.
ÜBER JACOBIS MITWIRKUNG AM DEUTSCHEN BZW. TEUTSCHEN MERKUR
Acht der neunzehn Abhandlungen dieses Bandes sind ursprünglich im Deutschen Merkur – wie er zunächst überwiegend genannt worden ist – erschienen. J. ist aber nicht allein Autor des Deutschen Merkur gewesen, sondern er hat an ihm maßgeblich Anteil gehabt. Der Briefwechsel insbesondere zwischen J. und Wieland läßt erkennen, daß der Plan zur Begründung des Merkur sehr kurzfristig gefaßt worden ist, und er läßt auch erkennen, daß die Motivation hierfür von Beginn an sowohl literarisch als finanziell gewesen ist. J. hatte zu Beginn des Jahres 1772 die Stellung eines Hofkammerrats angenommen und sich von seiner kaufmännischen Tätigkeit weitgehend zurückgezogen.1 Friedrich Roth berichtet, J. sei in den Anfangsjahren des Deutschen Merkur in finanziellen Umständen gewesen, die ihn zwar nicht mit Mangel, doch mit Verlegenheit bedrohten, und ihm den ansehnlichen Erwerb, den jene Monatsschrift gewährte, sehr schätz|bar machten.2 Eine ähnliche Motivlage ist auch bei Christoph Martin Wieland, dem späteren Herausgeber des Merkur, festzustellen. Mitte des Jahres 1772 trägt Wieland J. seinen Einfall vor, zusammen mit dessen Bruder Johann Georg und mit Johann Gottlieb Bärstecher eine gemeinschaftliche Buchhandlung zu etablieren: Wir Autoren gäben unsere Werke, gegenwärtige und zukünftige, in die Handlung. An anderem guten Verlage sollte es uns auch nicht fehlen. Wir würden uns zum Grundgesetze machen, schön und correct zu drucken, wohlfeile Preise zu machen, und die guten Autoren besser als irgend ein deutscher Verleger zu bezahlen. Hierdurch würden wir uns gar bald der besten Schriftsteller bemächtigen. Besonders würden wir die vortrefflichen Genien an uns ziehen, welche erst vor Kurzem zu glänzen angefangen haben, und von denen noch große Dinge zu erwarten sind, z. B. eines Herder, eines Kant, Garve, Schlosser. Mit einem Capital von 10,000 bis 12,000 Rthlr. für den Anfang wollten wir Wunder thun. Der Profit ist noch immer größer, als bei anderen Handlungen; und dann bedenken | Sie, wie viel Gutes wir der ganzen Nation dadurch thun wollen. Ich gestehe Ihnen, daß ich ganz verliebt in das Project bin, […].3 J. nimmt diesen Vorschlag begeistert auf, bereits in seinem am 23. Juni 1772 aus Koblenz an Wieland geschriebenen Brief, der leider nur als Fragment überliefert ist,4 und erneut nach seiner Rückkehr nach Düsseldorf. In diesen Briefen gibt er 1
Wieland an J., 19. Januar 1772, JBW I,1.151; J. an P. E. Reich, 6. März 1772. 2 ABW I. XIII f. 3 Wieland an J., 19. Juni 1772, JBW I,1.156. 4 J. an Wieland, 23. Juni 1772, JBW I,1.157 f. – Anderenfalls wäre ein weiterer Brief an Wieland aus Koblenz zu erschließen, da J. sich am 10. August darauf bezieht.
Jacobi und der Teutsche Merkur
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Wielands Plan jedoch eine andere Wendung: Nur ein paar Worte, liebster Bruder, von unserm Buchhändler-Project. Bärstecher ist ganz entzückt davon. Mit Freuden will er nach Düsseldorf ziehen und sich ganz dem Dienste der Gesellschaft widmen. Die Interessen|ten sollen seyn: Sie, mein Bruder, ich, der hiesige Doctor Brinkmann, Bärstecher und vielleicht Gleim. Ich fürchte mich vor dem Eigensinne und dem Despotismus dieses letzteren; sonst ist er ein ganz herrlicher Mann, um ihn zu einer Unternehmung zu gebrauchen, voll guter Anschläge, unermüdet in der Ausführung, und mit der halben Welt in Verbindung. / Das Journal, wovon ich Ihnen von Coblenz aus schrieb, müßte ein Ding seyn wie der Mercure de France. Wir müßten es so schreiben, daß es nicht für Gelehrte allein, sondern auch für Damen, Edelleute u. d. m. interessant würde …5 Wielands Antwort auf diesen Vorschlag ist lediglich indirekt überliefert, durch eine Rückantwort J.s: Es gereicht mir zur großen Freude, daß mein vorgeschlagenes neues Journal Ihren vollkommenen Beifall hat. Es wird nunmehr darauf ankommen, daß wir geschickte Mitarbeiter erhalten. Lessing, Herder und Möser wären Leute, wie wir sie brauchen; aber welcher Gestalt machen wir ihnen den Antrag? Der Titel: d e u t s c h e r M e r c u r , gefällt auch mir nicht recht; sinnen Sie auf einen bessern.6 Der Fortgang der Planungen für den Deutschen Merkur läßt sich aus dem überlieferten Briefwechsel zwischen J. und Wieland nicht mehr lückenlos rekonstruieren. Am 6. Oktober 1772 klagt J. in einem Schreiben an den Verleger Philipp Erasmus Reich, er habe – gegen Wielands Rat – mit dem zunächst von Wieland ins Gespräch gebrachten Verleger Johann Gottlieb Baerstecher einen Kontrakt abgeschlossen, wenig später jedoch gemerkt, daß Baerstecher – bei dem sich bereits etliche Pränumeranten gemeldet hatten – ein Schurke sei und deshalb den Kontrakt wieder aufgelöst.7 Diese Nachricht betrifft zwar primär den Verlag von Wielands Agathon, doch hat sie fraglos Folgen nach sich gezogen – nicht allein Baerstechers Ausscheiden aus dem gemeinsamen Projekt, sondern auch, daß Wieland die organisatorischen Aufgaben an sich gezogen hat. An den Verleger Philipp Erasmus Reich schreibt Wieland am 14. September 1772, J. habe ihn durch sein allzugroßes Feuer und durch seinen Mangel an Kentnis des Büchercommercii bei seinen Bemühungen um die Publikation des Agathon so irre geführt, daß er, nach einer Menge von verfehlten demarchen, endlich selbst anfängt gewahr zu werden, daß er mir nicht wieder aus dem Labyrinth heraushelfen kan, in welches er mich verwickelt hat. Er – Wieland – habe die Sache einmal in die Hände dieses zwar sehr für mich eingenommenen 5
J. an Wieland, 10. August 1772, JBW I,1.158 f. J. an Wieland, 20. August 1772, JBW I,1.162. – Es ist deshalb wenig wahrscheinlich, daß der Plan zur Herausgabe des Deutschen Merkur, wie Peter-Paul Schneider schreibt, im Sommer oder Herbst mit Wielands Aufenthalt in Pempelfort beschlossen wird (Schneider: Die ›Denkbücher‹ Friedrich Heinrich Jacobis, 10). – Von einem Aufenthalt Wielands zu dieser Zeit in Düsseldorf – oder gar in Pempelfort, das damals ja noch nicht J.s Wohnsitz gewesen ist – ist nichts bekannt. 7 J. an Philipp Erasmus Reich, 6. Oktober 1772, JBW I,1.164–166. 6
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aber allzu hitzig zu Wercke gehenden Freundes gestellt, und ich musste ihn machen lassen. Doch nun mehr, da | die Noth an den Mann geht, […] da Jacobi sich nicht mehr zu helfen weiß, und nun selbst reumüthig bejammert daß er sich verleiten ließ von Ihnen [sc. dem Verleger Reich] abzugehen, und mir vor lauter Begierde mir grosse Vortheile zuzuwenden, den empfindlichsten Schaden zu thun, Nun sehe ich mich gezwungen die Sache aus seinen Händen zu nehmen, und mich selbst unmittelbar an die Spitze zu stellen.8 Diese Einschätzung von J.s [Un-]Kenntnis des Büchercommercii ist fraglos nicht ohne Wirkung auf die Beteiligung J.s an der Organisation des Deutschen Merkur geblieben: Auch hier scheint Wieland die Sache aus seinen – sc. J.s – Händen genommen zu haben. Bereits am 17. September trägt Wieland brieflich dem Verleger Friedrich Justus Riedel ein weitgehend ausgearbeitetes Konzept für die neue Zeitschrift vor. Sie solle quo ad formam einige Ähnlichkeit mit dem Mercure de france haben, deshalb der deutsche Merkur heißen und in die folgenden Abteilungen gegliedert sein: Prosaische Original-Aufsätze, Litterarische Nachrichten, Recensionen und Revisionen unrichtiger Urtheile über interessante Schriften. Wieland führt weiter aus: Ein Hauptgesetz soll seyn, alles was irgend einer in Deutschland recipirten Religion anstößig seyn könnte, zu vermeiden; denn mein Merkur soll in den katholischen Staaten eben so gangbar werden, als in den protestantischen. Und Wieland redet nicht allein von ›seinem‹ Merkur; er betont auch, er werde der eigentliche Entrepreneur und Direktor des Werkes seyn9 – von J. hingegen ist nicht mehr die Rede, ebensowenig wie in anderen Briefen Wielands aus diesen Tagen. Im Blick auf die ausführlichen, teils auch kritischen Bemerkungen, die er Wieland zu dessen Agathon gesandt hat, spricht J. den Grund für die entstandenen Probleme in einer Form an, die sich auch im Blick auf die Zusammenarbeit beim Deutschen Merkur später mehrfach bewahrheitet hat: Zwar nicht in den Empfindungen des Herzens, jedoch in unsern Köpfen können zuweilen kleine Dissonanzen entstehen, welche wir gegenseitig ohne alle Anweisung aufzulösen nicht im Stande sind, weil wir zu wenig persönlichen Umgang mit einander gehabt haben.10 Doch trotz dieser hörbaren Dissonanzen kann der briefliche Austausch zwischen J. und Wieland über die Begründung des Deutschen Merkurs damit nicht beendet gewesen sein; die aus den folgenden Wochen und Monaten überlieferten Briefe haben jedoch nicht die geplante Zeitschrift, sondern primär Wielands Dichtungen zum Gegenstand. Der Deutsche 8 Wieland an Philipp Erasmus Reich, 14. September 1772, in Christoph Martin Wieland: Briefwechsel. Hg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Bd 4. Hg. von Annerose Schneider und Peter-Volker Springborn. Berlin 1979, 630 f. – Wieland stellt sich in dieser Lage allerdings ins beste Licht; er betont Reich gegenüber, er habe sich von Bärstecher nie blenden lassen, verschweigt jedoch, daß er Bärstecher selber J. gegenüber für den Plan einer Buchhandlung ins Gespräch gebracht hat. 9 Wieland an Friedrich Justus Riedel, 17. September 1772, ib. 633 f. 10 J. an Wieland, 27. Oktober 1772, JBW I,1.167.
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Merkur wird im Briefwechsel zwischen Wieland und J. nur noch erwähnt, wenn es darum geht, Mitarbeiter zu gewinnen. In einem verschollenen Brief vom Herbst 1772 kündigt J. – soweit sich erschließen läßt – Johann Wilhelm Ludwig Gleim weitläufig den Deutschen Merkur an; Gleim geht in seiner Antwort jedoch nicht darauf ein, und so berichtet J. ihm am 1. Dezember: Es ist damit nun endlich so weit gediehen, daß wir in künftiger Ostermeße das deutsche Publicum mit dem ersten Bande deßelben – zu beschenken? nein! – hinter das Licht zu führen? Auch nicht! – sondern, gegen billigen Ersatz, trefflich zu amüsiren gesonnen sind, weil nun doch einmahl unser Jahrhundert la saison des amusemens, der große Carnaval des menschlichen Geschlechts seyn will und ist. Und für dieses Treiben sucht er Gleim zu gewinnen: Ich wünschte recht sehr, mein liebster Gleim, Sie überreden zu können, sich auch ein paar Federn hinter die Ohren stecken zu laßen, und mit uns zu fliegen. In Ihren Brieftaschen liegen gewiß eine Menge intereßanter Dinge aufbewahrt, womit Sie einen dürftigen Journalisten beschenken könnten, ohne dadurch ärmer zu werden. Sagen Sie mir doch mit ehestem, mein Liebster, ob ich eine Beysteuer von Ihnen hoffen darf, oder noch beßer, fügen Sie sie gleich bey.11 Ermuntert durch Sophie von La Roche wendet J. sich im November 1772 an Johann Heinrich Merck ebenfalls mit der Anfrage, ob er am Deutschen Merkur mitarbeiten wolle; gegenüber Sophie von La Roche betont er, ihm sei sehr daran gelegen, fertige Stücke zur Veröffentlichung zu erhalten, und deshalb werde er nach Maßgabe der Umstände und des Werthes der Arbeit, das ausgesetzte Honorarium aus meiner eigenen Börse vergrößern.12 In seinem Antwortschreiben kündigt Merk für Ende Februar 1773 4 Bogen ManuScript an und äußert Rezensionswünsche;13 mit den Manuskripten, die Merck im Februar übersendet, ist J. allerdings nicht zufrieden.14 Mitte Januar 1773 bittet Wieland J., gemeinsam mit Merck am Artikel R e v i s i o n mitzuwirken, da das Publikum am meisten auf diesen aufmerksam sei;15 Ende Januar oder Anfang Februar wendet J. sich an Heinse mit der Bitte, die Musikkritik für den Deutschen Merkur zu übernehmen, und 11
J. an Johann Wilhelm Ludwig Gleim, vor dem 18. Oktober 1772, und am 1. Dezember 1772, JBW I,4.325. 12 J. an Sophie von La Roche, 29. November 1772, JBW I,1.177. 13 Merk an J., 25. Dezember 1772, JBW I,1.180 f. 14 J. an Wieland, 18. Februar 1773, JBW I,1.183. 15 Wieland an J., Mitte Januar 1773, JBW I,1.184. – Bei der von Wieland hier genannten Revision handelt es sich, wie er in seiner Vorrede zum Ersten Stück des Deutschen Merkur, Januar 1773, XIV, ausführt, um eine Art von litterarischem Revisions-Gericht, worinn über die Beurtheilungen geurtheilt, und was von andern gelehrten Richtern entweder versehen oder gesündiget worden, vergütet oder gerüget würde. – Vgl. Cornelia Ortlieb: Die Bruderschaft der Revisoren. Forster, Jacobi und der Deutsche Merkur. In Georg-Forster-Studien XII (2007), 257–280, hier 261. Siehe auch Andrea Heinz (Hg.): »Der Teutsche Merkur« – die erste deutsche Kulturzeitschrift? Heidelberg 2003, sowie Ursula Rautenberg: Art. Revision. In Ursula Rautenberg (Hg.): Reclams Sachlexikon des Buches. Stuttgart 2003, 435.
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Heinse willigt ein.16 Dies sind aber sicherlich nur spärliche, eher zufällig erhaltene Quellen. Das erste Heft des Deutschen Merkur nennt zwar den Monat Jenner, also Januar, doch ist es wohl mit erheblicher Verspätung – wie von J. schon gegenüber Gleim erwähnt – erst zur Ostermeße erschienen. Erst am 31. März 1773 schreibt J. an Wieland, er habe gestern das erste Heft des Merkur erhalten und wolle ihm tout le plaisir que m’a fait le premier cahier du Mercure ausdrükken: Ihre Vorrede, mein bester Bruder, übersteigt alles, was ich erwartet hatte; was viel gesagt ist. Sie ist männlich gedacht und männlich geschrieben. Der Epilog zu den Gedichten ist eben so vortrefflich in seiner Art. Kurz, es war nicht möglich, uns mit einer bescheideneren Würde bei dem Publicum einzuführen. Weniger erfreut ist J. hingegen über die äußere Aufmachung des Merkur: Sie dürfte wohl etwas niedlicher sein. Eine Freundin, die ich hier habe, sagte bei Erblickung des Titelblattes: Ei, das sieht ja aus wie der hinkende Bote von Nürnberg! – Zu Paris, wohin fünf Exemplare unseres Journals gehen, wird man sagen: mon Dieu, que cela est gothique! – Die eben gedachte Freundin fragte: Der hölzerne Merkur auf dem Titel predigt wohl mit der ausgestreckten Hand? Nein, antwortete ich, er reicht nach dem Beutel mit Gold, den er noch nicht hat. Dies belegt, daß J. – obgleich er sonst bei ähnlichen Gelegenheiten gern ihm bekannte Künstler empfohlen hat – auch an der Gestaltung des Äußeren keinen Anteil mehr gehabt hat. – Über der erwähnten, den Gott Merkur darstellenden Vignette hat Wieland als Motto die letzten Verse aus Horaz’ Hymne auf Merkur setzen lassen: Tu pias lætis animas reponis / Sedibus, virgaque levem coerces / Aurea turbam, superis Deorum Gratus et imis.17 Das Echo auf die ersten Hefte des Merkur scheint für den Herausgeber nicht befriedigend gewesen zu sein; am 4. Juni 1773 schreibt Wieland an J.: Ich hoffe, das ehrsame Publicum soll mit dem zweiten Theile des Merkurs etwas besser als mit dem ersten zufrieden seyn.18 Kurz darauf, im Juli 1773, wird das gute Einvernehmen mit Wieland erneut schwer getrübt, diesmal durch Wielands lobende Besprechung19 von Christoph Friedrich Nicolais Pasquill
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Heinse an Gleim, 18. Februar 1772, JBW II,1.181. Horaz: Oden. I,10, Verse 17–20 (Du bringst fromme Seelen zum Sitz der Freude / Lenkest mit dem goldenen Stab die Schwärme / Leichter Schattenbilder, der obern Götter / Freund und der untern.) 18 Wieland an J., 4. Juni 1773, JBW I,1.189. Mit dem zweiten Theile ist hier nicht das – damals bereits erschienene – zweite Stück, sondern der zweite Band des Jahres 1773 gemeint. 19 Wieland: Fortsetzung der Anmerkungen des Herausgebers zum vorstehenden Artikel. In Der Deutsche Merkur. 1773. Bd 2, St. 3: Junius, 231 f. – Zu J.s Verärgerung s. sein Schreiben an Wieland, 10. Juli 1773, JBW I,1.191 f. – Es handelt sich hier um eine ähnliche Situation wie bereits zwei Jahre zuvor, als jedoch Wieland sich durch die Zustimmung der Brüder Jacobi zu einer Piece von Michaelis düpiert gesehen hat; s. Wieland an J., 8. und 9. September 1771, JBW I,1.129– 135. 17
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Sebaldus Nothanker.20 J. hat dieses Buch bei seiner ersten Lektüre als trivial und höchst langweilig beurteilt, es jedoch – nach Wielands überschwenglichem Lob und auch auf Grund eines Hinweises von dritter Seite – nochmals gelesen und dabei gemerkt, daß Nicolai in der Gestalt des Herrn von Säugling seinen Bruder Johann Georg lächerlich macht.21 Nachdem J. deshalb einen aufs äußerste erregten Brief an Wieland schreibt und die Tilgung des Lobes für Nicolais Schrift fordert,22 tritt Wieland mit schaamvollem Angesicht und als ein dummer Teufel vor J. hin, entschuldigt sich damit, ihm sei nicht bewußt gewesen, daß Nicolai in der Gestalt des zärtlichen Herrn von Säugling (auf die Wieland das Publikum sogar noch eigens hingewiesen hat) auf Johann Georg Jacobi gezielt habe. Ferner macht er geltend, daß das Heft des Merkur, das seine lobende Besprechung enthält, bereits broschiert und zur Auslieferung bereit liege, also nicht mehr – wie von J. verlangt – geändert werden könne, und er rät eindringlich von einer öffentlichen Auseinandersetzung mit Nicolai ab, wie – mit ähnlichen Worten – auch Gleim.23 Wieland spricht nun auch von seiner Seite die Mißverständnisse zwischen ihm und J. offen an: Mir ist leid daß die alle Augenblicke wieder Verhoffen sich ereignende Disparaten unsrer beyden Köpfe solche närrische und gleichwohl für ihre Ruhe so fatale quiproquos hervorbringen. Am 8. August 1773 schreibt J. schließlich – nach mehreren Anfragen Wielands – einen ausführlichen Brief an ihn, in dem er seine Sicht der Gründe, die zum Zerwürfnis geführt haben, nochmals verdeutlicht und seine Haltung rechtfertigt – und kurz darauf gibt er seiner Hoffnung Ausdruck, daß die gegenwärtige Epoche eine der heilsamsten für unsere Freundschaft werde.24 Wieland jedoch antwortet mit einer kühlen Rechtfertigung seines eigenen Verhaltens und deutet schließlich eine Konsequenz an: Ein für allemal, mein lieber Jacobi, Ihr Genius ist dem meinigen zu stark. Abraham und Loth waren auch Brüder wie wir; aber wie sie merkten, daß es mit ihnen dahin kommen w o l l t e , wohin es mit uns gekommen i s t , waren sie so klug und schieden in Frieden. Das ist nunmehr wohl das Beste, was wir thun können. In der drei Tage später verfaßten Nachschrift zu diesem Brief fühlt er jedoch wieder die Unmöglichkeit, mein Herz von Ihnen loszureißen – und an die Stelle des Entschlusses zur Trennung setzt er nun die Einsicht, daß sich nunmehr zwar auch sein Herz J. gegenüber gewandelt habe, aber daß wir ganz hübsch auf dem Wege sind, weder ohne einander, noch mit einander leben zu können.25 Diese Haltung behält Wieland auch in der Folgezeit bei; am 11. März 1774 beschwört er J.: 20
Christoph Friedrich Nicolai: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. 3 Bde. Berlin/Stettin 1773–1776. 21 J. an Gleim, 6. August 1773, JBW I,1.200; Wieland an J., etwa 4. Juli 1773, JBW I,1.190 f. 22 J. an Wieland, 10. Juli 1773, JBW I,1.191 f. 23 Wieland an J., 16. Juli 1773, JBW I,1.192–195; Gleim an J., 18. Juli 1773, JBW I,1.195–198. 24 J. an Wieland, 8. August 1773, JBW I,1.202–205; J. an Wieland, 11. August 1773, JBW I,1.205 f. 25 Wieland an J., 14. und 17. August 1773, JBW I,1.206–210; ähnlich auch im folgenden Brief vom 20. August 1773, JBW I,1.210.
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Nur wenigstens keinen Enthusiasmus von Freundschaft mehr! Gehen wir in Gottes Namen jeder seinen Weg, so nah beisammen als möglich, nur nie wieder so nah, daß wir uns die Köpfe an einander zerschellen. Vielleicht ist dieß das wahre Mittel, mit der Zeit unzertrennliche Freunde zu werden.26 Eine Weile konnte es scheinen, daß sich dieses Ziel – unterstützt durch Wielands stereotype beschwörende Warnungen vor dem Enthusiasmus27 – erreichen lasse. J. akzeptiert Wielands Herausgeberrolle und versichert ihn seiner Loyalität: Verlassen Sie sich darauf, daß ich mir die Entschließung, welche Sie in Absicht unseres Merkurs zu fassen für gut finden werden, ununtersucht gefallen lasse. Hier ist Ihr Wille mein höchstes Gesetz. Auf jeden Fall und unter jeder Bedingung trete ich mit meinen Rittern und Knappen bei.28 J. versichert Wieland, seine Abonnenten zum Merkur blieben zusammen; er habe auch noch neue hinzugewonnen und die nächsten Stücke würden lebhaft erwartet;29 er bedauert auch, daß er und Wieland nicht an einem Orte zusammen leben – doch nun nennt er primär einen geschäftsmäßigen Grund: weil wir alsdann vieleicht Mittel fänden, den Merkur ohnmittelbar auszugeben, u Jährlich einen reinen Uberschuß von wenigstens 8 bis 10000 Rth herauszubringen. – Es bekümmert mich um Ihretwillen nicht wenig, daß Sie mit Hoffmann [sc. dem Verleger des Merkur] übel bedient zu seyn scheinen.30 Im Sommer 1775 schreibt J. an Wieland, er sei oft ganz ingrimmisch darüber, daß es mit unserer Correspondenz so hinderlich geht. Ich hätte schon allein über das, was ich im Merkur von Ihnen lese, so viel mit Ihnen zu sprechen, und fühle auch den stärksten Trieb dazu; aber die heitere Muße, die zu solchem Geschäft vorbereiten, die es begleiten muß, daran gebricht es Ihrem armen Freunde.31 Noch Ende Oktober 1777 sucht J. auf Wielands Sorgen um gute Beiträge einzugehen: Deine Noth wegen des Merkurs geht mir zu Herzen.32 Hierin ist – neben literarischen Erwägungen – wohl auch ein Grund dafür zu sehen, daß J. seinen Briefroman Eduard Allwills Papiere, den er zunächst in der Iris seines Bruders zu publizieren begonnen hat, schließlich im – nunmehr Teutschen – Merkur veröffentlicht, ohne sich als Verfasser zu nennen.33 Auch den ersten Band seines zweiten, später Woldemar genannten Romans läßt er zunächst im 26
Wieland an J., 11. März 1774, JBW I,1.223. Wieland an J., 1. Juli 1774, JBW I,1.241: Bei allem dem – resistite diabolo, d. i. widerstehet dem Enthusiasmo, so sehr er auch die Gestalt eines Engels des Lichtes annimmt. 28 J. an Wieland, 5. Oktober 1773, JBW I,1.213. 29 J. an Wieland, 6. November 1773, JBW I,1.219. 30 J. an Wieland, 4. Juni 1774, JBW I,1.240. 31 J. an Wieland, 30. Juli 1775, JBW I,4.328. 32 J. an Wieland, 29. Oktober 1777, JBW I,2.67. 33 [Jacobi:] Eduard Allwills Papiere. In Der Teutsche Merkur. 1776. 2. Vierteljahr, 1. St.: April, 14–75; 3. Vierteljahr, 1. St.: Juli, [57]–71; 4. Vierteljahr, 3. St.: December, 229–262. – S. jetzt JWA 6,1 sowie den Editorischen Bericht hierzu, JWA 6,2. 27
Jacobi und der Teutsche Merkur
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Merkur anonym erscheinen.34 Dem Rezept jedoch, das Wieland zur Verbesserung der Lage des Merkur vorschlägt: ihm mehr Mannichfaltigkeit, mehr Journalmäßigkeit zu geben,35 stimmt J. nur verbal zu, um es sogleich als untauglich, wenn nicht als unwürdig zu verwerfen: Dem Merkur mehr Journ a l h e i t zu geben, darauf muß freilich ernstlich gesonnen werden. Leider! um einem solchen Wesen würdig vorzustehen, muß man selber nichts Rechtes hervorzubringen im Stande seyn. Man muß triviales Zeug mit Enthusiasmus schreiben, oder wenigstens mit allerhand trivialen Leuten von Herzen gut Freund seyn können, und überhaupt nicht wissen, wo man eigentlich zu Hause, oder wie alt man ist.36 Wenige Tage später aber führt Wielands Abhandlung Ueber das göttliche Recht der Obrigkeit oder: Ueber den Lehrsatz: »Daß die höchste Gewalt in einem Staat durch das Volk geschaffen sey«37 zum Bruch zwischen beiden – und damit auch zum Ende von J.s Mitarbeit am Teutschen Merkur.38
34
[Jacobi:] Freundschaft und Liebe. Eine wahre Geschichte, von dem Herausgeber von Eduard Allwills Papieren. In Der Teutsche Merkur. 1777. 2. Vierteljahr, 2. St.: May, [97]–117; 2. Vierteljahr, 3. St.: Juny, 202–231; 3. Vierteljahr, 1. St.: Juli, 32–49; 3. Vierteljahr, 3. St.: September, 229–259; 4. Vierteljahr, 3. St.: December, 246–267. – S. jetzt JWA 7 sowie den Editorischen Bericht hierzu, JWA 7,2. 35 Wieland an J., 14. Oktober 1777, JBW I,2.66. 36 J. an Wieland, 29. Oktober 1777, JBW I,2.67. 37 In Der Teutsche Merkur. 1777. November, 119–145; s. oben 259–287. 38 S. den Editorischen Bericht, unten 493–505.
EDITORISCHER BERICHT
Dieser Band enthält 19 kleinere Schriften – Vorreden, Anzeigen, Übersetzungen, Abhandlungen –, darunter aber auch ein in Buchform erschienenes Werk J.s: Etwas, das Leßing gesagt hat. Sie stammen aus der Zeit vom Beginn seiner schriftstellerischen Tätigkeit, im Jahr 1771, bis zur Publikation der Schrift, mit der J. sich einen Platz in der Geschichte der Philosophie gesichert hat: der Spinoza-Briefe39 des Jahres 1785. Die nach dieser Zäsur, vom Jahre 1787 bis zu seinem Tode, erschienenen Kleinen Schriften sind in Band 5,1 dieser Ausgabe (Kleine Schriften II. 1787–1817) veröffentlicht. Allen oder doch fast allen Schriften des vorliegenden Bandes sind zwei Charakteristika gemeinsam: J. hat sie sämtlich anonym veröffentlicht. Lediglich seine Zuschrift an die Redaktion des Deutschen Museums ist von dieser unter seinem Namen publiziert worden. Fraglos ist diese Anonymität kein Spezifikum J.s; sie liegt dem damaligen Diskussions- und Publikationsstil näher als dem heutigen, und sie ist auch durch die Kennzeichnung von Zeitschriftenbeiträgen durch relativ konstant bleibende Siglen abgemildert. Dennoch ist sie auch nicht völlig losgelöst zu sehen von dem zweiten Charakteristikum: Bis auf wenige Ausnahmen sind die hier veröffentlichten Schriften politischen Inhalts – sei es, daß sie ein politisches Interesse mehr zwischen den Zeilen andeuten als aussprechen, sei es, daß sie überaus massiv Stellung zu Streitfragen der Zeit beziehen. Selbst die Auswahl der von J. eingeleiteten oder übersetzten Texte folgt fast stets politischen Gesichtspunkten: dem Interesse des frühen Bürgertums, das sich gegen die Privilegien des Adels formiert, vor allem aber dem Interesse eines aufgeklärten Bürgertums, das ›Aufklärung‹ an die Herrschaft von Recht und Gesetz bindet. Diese politische Ausrichtung prägt den Gesamtcharakter des vorliegenden Bandes. Die Vielzahl der in diesem Band veröffentlichten Kleinen Schriften hat eine Abweichung von den früheren Bänden erfordert: Der Kommentar ist durch Zwischenüberschriften untergliedert, so daß die Zuordnung einer Kommentarnotiz zum kommentierten Text nicht allein über die Seitenzählung des Textbandes vorgenommen werden muß. Dem entsprechend ist das Inhaltsverzeichnis zu diesem zweiten Teilband ausführlicher gestaltet; es vermerkt sowohl für den Editorischen Bericht als auch für den Kommentar den Beginn des jeweils behandelten Textes. Abgesehen hiervon folgt die Gestaltung des vorliegenden Bandes den vorhergehenden Bänden: Unter dem Grundtext sind, soweit erforderlich, zwei Apparate angeordnet: Der Variantenapparat verzeichnet gegebenenfalls sämtliche Varianten der jeweils zweiten Auflage (D2) gegenüber der ersten (D1); da es zu keiner Schrift eine dritte Auflage gibt (lediglich ein hier mit D0 bezeichnetes Separatum zu den 39
Jacobi: Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn. Breslau 1785, JWA 1.1–146.
Editorischer Bericht
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Zwei politischen Rhapsodien40 – wird im allgemeinen auf die Anführung dieser Siglen verzichtet; abweichend von dieser Regel werden sie aber dort mitgeteilt, wo eine zusätzliche handschriftliche Überlieferung (h bzw. h1) hinzutritt. Für die im vorliegenden Band versammelten Schriften bildet die zweite Auflage generell die noch von J. veranstaltete Werkausgabe (W), sofern J. sie in diese Ausgabe aufgenommen hat; die jeweilige Bandzahl wird im Editorischen Bericht genannt. Lediglich der kleine Text An Mariane … weicht hiervon insofern ab, als er erstmals in der Werkausgabe erschienen ist; für ihn also bildet die Werkausgabe den Erstdruck (D1). Als Varianten werden nur solche Abweichungen verstanden, die über bloße Schreib- und Druckkonventionen hinausgehend mögliche Träger von Bedeutung sind: sämtliche Abweichungen im Wortbestand, in der Interpunktion, der Hervorhebung sowie der Absatzgliederung usf. Nicht berücksichtigt werden Differenzen in der Schreibweise wie etwa zwischen -ieren und -iren, c- und k- bzw. ssund ß-Schreibung, Auslassung oder Einfügung des e z. B. in unsre oder insbesondre sowie das hinzugefügte oder entfallende Dativ-e, ferner Differenzen in der Zusammenschreibung von Wörtern usf. sowie in der in den Quellen stark schwankenden Groß- und Kleinschreibung, schließlich bei Abkürzungen von Personennamen (wie Spinoza, Lessing, Mendelssohn) und Titeln von Werken (z. B. O. P. oder Opp. posth. für Opera Posthuma, p. für pagina), sofern die Auflösung aus dem Kontext heraus unstrittig ist, ebenso die Verwendung von & für et oder umgekehrt. Nicht als Variante verzeichnet wird ferner die abweichende Anordnung von Schlußzeichen und Fußnotenzeichen vor oder nach dem Satzzeichen. Der Textkritische Apparat verzeichnet sämtliche editorischen Eingriffe in den Text des jeweiligen Originals wie auch diejenigen abweichenden Stellen der späteren Auflagen, die nicht als Varianten, sondern als verderbt anzusehen sind. Eindeutig erkennbare Dittographien werden nicht verzeichnet. Gegebenenfalls vorhandene Errata-Verzeichnisse sind für die Textkonstitution berücksichtigt; die einzelnen Eintragungen zu D1 werden zusätzlich im Textkritischen Apparat nachgewiesen, die Verzeichnisse zu späteren Auflagen jedoch nur dann, wenn sie für die Textkonstitution des vorliegenden Bandes von Bedeutung sind, nicht hingegen, wenn sie nur gegenüber D1 neu aufgetretene Fehler korrigieren oder wenn hierdurch eine in D2 gegenüber D1 abweichende Schreibung korrigiert wird, die nach den Prinzipien der Variantenerstellung ohnehin nicht im Variantenapparat berücksichtigt worden wäre, wie etwa die Veränderung von irgend wo zu irgendwo. Anders als im Variantenapparat werden im Textkritischen Apparat jeweils die Siglen der Auflagen (D, D1, D2) sowie der Druckfehlerverzeichnisse Dv(D1) bzw. Dv(D2) (Druckfehlerverzeichnis D1 bzw. D2) genannt. Am Außenrand wird die Paginierung der jeweiligen Originalausgaben angezeigt; gegebenenfalls bezeichnen hinzugefügte Indexzahlen die Auflagen. Die Zahlen stehen am Rande der Zeile, in der das erste Wort der nach dem Seitentrennungsstrich beginnenden Seite steht. Fallen mehrere frühere Seitenumbrüche im vorliegenden Band in eine Zeile, entspricht die Reihenfolge der Paginierungen 40
S. unten 481f.
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Anhang · Editorischer Bericht
der Reihenfolge der Seitenanfänge. Bezeichnet ein Seitentrennungsstrich einen übereinstimmenden Seitenwechsel in zwei Ausgaben, werden die Paginierungen durch einen Schrägstrich verbunden. Für Textauslassungen stehen in den Originalen Punkte in unterschiedlicher Zahl, zum Teil auf Grund der graphischen Gegebenheiten. Im vorliegenden Band werden solche Auslassungen einheitlich durch drei Punkte bezeichnet. PRÉFACE ZU TRADUCTIONS DE DIVERSES ŒUVRES PAR JACOBI, CHANOINE D’HALBERSTAT 1. Überlieferung D Traductions de diverses œuvres / composées en allemand en vers & en prose. Par Mr. Jacobi, Chanoine d’Halberstat. Paris 1771. III–XVI: [Friedrich Heinrich Jacobi:] Préface. J. ist nicht nur der Autor der Préface, sondern auch der Übersetzer und Herausgeber dieses Bandes, ohne sich jedoch in dieser oder jener Funktion zu nennen. Der Band ist in Antiqua und in Oktavformat gesetzt. Hervorhebungen sind durch Kursivierung ausgeführt; der Kolumnentitel zur Préface lautet ebenfalls PRÉFACE. Am unteren Rand der Seiten III–IX findet sich eine Bogenzählung (A 2 bis A 5), jedoch nicht mehr auf den folgenden Seiten XI–XVI. Die Préface ist mit breitem Zeilenabstand gesetzt; über dem Titel PRÉFACE. zeigt eine rechteckige Vignette eine Sonne über einem Altar, umspielt von Füllhörnern und Zweigen. 2. Entstehungsgeschichte In einem Brief vom Ende Juli 1769, in dem J. dem ihm vertrauten Amsterdamer Verleger und Buchhändler Marc Michel Rey u. a. eine Übersetzung von Moses verspricht – gemeint ist, wie aus vorhergehenden Briefen erhellt, Moses Mendelssohns Phaedon41 –, erwähnt er auch den unmittelbar bevorstehenden Abschluß seiner Arbeiten an einer Übersetzung einiger Dichtungen seines Bruders Johann Georg Jacobi, die er in Paris bei Guy in Druck zu geben beabsichtigt: 41
Moses Mendelssohn: Phaedon oder Ueber die Unsterblichkeit der Seele. Berlin/Stettin 1767; Phädon oder Ueber die Unsterblichkeit der Seele. Vermehrte und verbesserte Auflage. Berlin/Stettin 1768; Phädon oder Ueber die Unsterblichkeit der Seele, in drey Gesprächen. Berlin/Stettin 1769 (KJB 969). – Am 21. Oktober 1768 schreibt J. bereits an Rey und erwähnt im Interesse einer Übersetzung, daß dieses Werk drei Auflagen innerhalb nur eines Jahres erfahren habe; s. JBW I,1.62.
Traductions des diverses œuvres · Préface
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Vous pouvez compter que je Vous ferai la traduction de Moses. Je my mettrai des que jaurai achevé de traduire quelques feuilles des poesies de mon frere, que je ferai imprimer a Paris par Guy, pour que cela se debite plus promptement sur la place. Dans 15 jours mon manuscript partira, et je travaille ensuite pour Vous.42 In einem weiteren Brief an Rey vom 20. Oktober 1769 kommt J. auf seine Übersetzung zurück: J’avois envoyé mes traductions de quelques poësies de mon frere, à un de mes amis à Berlin, pour qu’il les montrât à quelques académiciens francois; et entre autres a Bitaube, le traducteur d’Homere: je les ai reçus de retour, avec un jugement tres favorable, et quelques legeres corrections, pour le tour de la langue, par Bitaubé.43 Um welchen Freund in Berlin mit Verbindungen zu französischen Akademiemitgliedern es sich hier handelt, läßt sich nicht mehr bestimmen. Zu diesem Zeitpunkt ist die Übersetzung aber noch nicht abgeschlossen: Am 2. Mai 1770 bestellt J. bei der Buchhandlung Weidmanns Erben und Reich in Leipzig u. a. zwei Exemplare der im selben Jahr in Halberstadt, bey Gross erschienenen ersten zwei Teile der Saemtlichen Werke seines Bruders (der dritte und letzte Teil wird erst 1774 publiziert).44 In einem nicht genau datierbaren, im Frühling oder Sommer 1770 verfaßten Brief an Johann Georg meldet er die Fertigstellung seiner Übersetzung von dessen Schauspiel Elysium, eines Vorspiels mit Arien;45 in den Traductions erscheint es auf den Schlußseiten 67–127 unter dem Titel L’Élysée drame, mêlé d’ariettes. J. hält eine Überprüfung seiner Arbeit durch Johann Georg selbst für notwendig, bevor er eine Kopie für Sissonet (vermutlich den Kalligraphen Anton Sisonet, den Leiter einer Akademie für den Nachwuchs des jülisch-bergischen Adels in Düsseldorf) anfertigt: Les Elisées sont traduits, et mis au net; aussi je suis tout bête à force d’avoir travaillé. Il faudra que tu examine mon ouvrage, avant que je le fasse copier par Sissonet.46 Möglicherweise hat J. aber auch nach diesem Zeitpunkt weiter an der Übersetzung 42
J. an Marc Michel Rey, Ende Juli 1769, JBW I,1.78. J. an Marc Michel Rey, 20. Oktober 1769, JBW I,1.88 44 J. an die Buchhandlung Weidmanns Erben und Reich, 2. Mai 1770, JBW I,1.92 45 L’Élysée ist 1768 oder 1769 entstanden. In den Traductions wird auf dem Titelblatt zu L’Élysée mitgeteilt: Représentée pour la premiere fois à Hannovre, par les Comédiens ordinaires du Roi, le 18 Janvier 1769. Bibliographisch läßt sich heute jedoch nur ein etwas späterer Zeitpunkt nachweisen: Elysium: Ein Vorspiel mit Arien, an dem Geburtsfeste Ihro Majestät der Königinn aufgeführt von der Gesellschaft königlicher Schauspieler zu Hannover, den 18ten Januar 1770. Dieses spätere Datum wird auch in Ungedruckte Briefe von und an Johann Georg Jacobi mit einem Abrisse seines Lebens und seiner Dichtung herausgegeben von Ernst Martin. Straßburg/London 1874, 9 f. genannt: Ganz voll rührender Unschuld und Tugend ist das Vorspiel mit Arien »Elysium«, welches im Januar 1770 zum Geburtsfest der Königin von Hannover aufgeführt wurde. Jacobi war selbst bei der Aufführung | gegenwärtig und verkehrte, wie aus Gleims Briefen hervorgeht, mit den Schauspielern, mit Madame Hensel, mit Eckhof. 46 J. an Johann Georg Jacobi, Frühling oder Sommer 1770, JBW I,1.93; zur Person Sissonets s. JBW II,1.109, Anm. zu 93,5. 43
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Anhang · Editorischer Bericht
gearbeitet, denn er erwähnt sie erst wieder Ende März 1771 in einem zu erschließenden Brief an Wieland, dem er auch die Préface beilegt, sehr wahrscheinlich zunächst in einer Abschrift.47 Diesen Vorbericht kommentiert Wieland in seinem Antwortschreiben vom 11. April 1771 mit den begeisterten Worten: Der Gedanke, Sie bald zu sehen, […] ist für mich eine Quelle der angenehmsten Empfindungen. Tausend Dinge, die ich Ihnen gerne sagen möchte, und die Antwort auf Ihren letzten, angenehmsten Brief verspare ich auf diese seligen Tage. Dann, mein liebster Jacobi, werde ich Ihnen auch sagen, wie sehr Sie mit den Talenten, die Sie haben, verbunden sind, ein Schriftsteller für unsere Nation zu werden. Wie vortrefflich ist Ihr Vorb e r i c h t zu den Uebersetzungen einiger Werke unseres Bruders! Und wie begierig bin ich nach dieser Uebersetzung!48 Am 13. August 1771 schließlich erhält Wieland ein Exemplar der Traductions de diverses œuvres, die er mit einer Lobeshymne bedenkt: Diesen Morgen, mein liebster Jacobi, erhalte ich etwas, das mir auf einmal alle Lust benimmt, wegen Ihres letzten Briefes mit Ihnen zu hadern; etwas, das mir eine so herzliche Freude gemacht hat, daß ich heiter und aufgeräumt zu einer Zeit geworden bin, wo es so dunkel in meinem Kopfe aussah, als in dem schwärzesten Rembrandt. Dieses wunderthätige Etwas ist das angenehmste Geschenk, das Sie mir jemals gemacht haben, die Uebersetzung einiger Werke unseres Bruders, des Liebenswürdigen. Auch wenn ich nicht in diesem engesten Verhältniß mit euch stände, meine vortrefflichen Brüder Jacobi, würde dieses Phänomen meinem Patriotismus unendlich interessant gewesen seyn. Denket also, wie sehr ich mich freue, da der Dichter, durch welchen die deutschen Musen diesen glänzenden Triumph erhalten, mein Lieblingsdichter, und in jeder andern Betrachtung der Liebling meines Herzens ist. Diese wenigen Stücke geben den Ausländern einen richtigeren Geschmack von den Werken unsers Bruders, als eine vollständige Dolmetschung aller seiner Gedichte thun könnte. Die Unmöglichkeit einer Uebersetzung, wobei der Dichter nicht noch immer v i e l verlöre, ist in der Vorrede unverbesserlich dargethan. Indessen, was der vollkommenste Kupferstich eines Gemäldes von Guido oder Alban, das ist diese Uebersetzung von den unnachahmlichen Gemälden meines Jacobi; und das ist alles, was möglich ist. Es ist Wahrheit, Wärme, Leben, Geist und Grazie darin; und selbst von der zauberischen Musik der Verse unsers Bruders glaubt man in dem schönen Numerus dieser poetischen Prose einen sanft verflossenen Nachhall wie aus tiefer Ferne zu hören. Kurz, die Uebersetzung macht dem Uebersetzer Ehre, und setzt die Ausländer in den Stand, sich von der Wahrheit der Lobsprüche zu überzeugen, welche die Vorrede dem Dichter giebt. Diese Vorrede ist ein Beweis, was für ein großer Schriftsteller der werden könnte, der sie geschrieben hat, wenn er sich entschließen | wollte, Schriftsteller zu seyn. Ueberall zeichnet der Verfasser seine Gedanken mit der Kühnheit und zugleich mit der Richtigkeit 47 48
J. an Wieland, Ende März 1771, JBW I,1.104. Wieland an J., 11. April 1771, JBW I,1.105.
Traductions des diverses œuvres · Préface
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und Leichtigkeit einer Meisterhand. Nichts kann besser seyn, als die Skizze des Charakters unsers Dichters: »Une délicatesse, une profondeur de sentiment, qui le met en communication intime avec tous les êtres qui l’environnent, et fait que les rapports les plus cachés qu’ils ont avec l’homme, se présentent naturellement à son esprit sous mille formes nouvelles.49 – Au milieu même des ris il ne perd jamais ce recueillement touchant qui est la marque d’une ame sensible. – Quand il traite des sujets sérieux, il sait y répandre une douce sérénité, et les larmes qu’il fait verser sont toujours accompagnées d’un agréable sourire.“50 Das nenne ich Züge, die das Eigene, das Bezeichnende des Dichters umschreiben. Noch einmal, liebster Jacobi, Sie haben mir eine vollkommene Freude mit diesem unverhofften Geschenk gemacht, und mein ganzes Herz dankt Ihnen dafür.51 Hocherfreut über diese äußerst positive Aufnahme seiner Arbeit antwortet J. wenige Tage später, und hierbei geht er auch kurz auf den Umstand ein, daß er als Übersetzer der Werke seines Bruders nicht genannt ist: Eine Nervenkrankheit hat mich seit acht Tagen zu allen und jeden Geschäften untüchtig gemacht; wie wäre es sonst möglich gewesen, auf den Brief nicht zu antworten, worin Sie mir den Empfang meiner Uebersetzungen in den entzückendsten Ausdrücken anzeigen? Ich bin nunmehr hinlänglich für die Mühe, die ich mit dieser Arbeit gehabt habe, belohnt; und sollte sie auch den größten Succeß in Frankreich und Deutschland erhalten, so werde ich doch nicht in Versuchung gerathen, mich zu nennen, weil ich schon mein hinlängliches Theil Lob eingeerndtet habe.52 Im folgenden Jahr erscheint jedoch eine – wenig schmeichelhafte – Rezension der Traductions in der Allgemeinen deutschen Bibliothek, in der es an einer Stelle heißt: Uebrigens gesteht der Uebersetzer selbst, daß er die Züge seines Originals nur sehr schwach kopirt habe; wir glauben mehr sagen und beweisen zu können; nemlich er hat den ganzen Charakter desselben verfehlt und verfehlen müssen.53 Die unvermeidliche Diskrepanz zwischen Original und Übersetzung steht auch im Blickpunkt der vergleichsweise ausführlichen und affirmativen Rezension der Traductions de diverses Œuvres im Mercure de France.54 Sie nimmt auch – ohne J.s Préface zu erwähnen – den dort angestellten Vergleich der Dichtung Johann Georgs mit dem Maler Albani auf. Einleitend heißt es: Lorsqu’un artiste a entrepris de nous faire voir sous les traits de son crayon, | un tableau de l’Albane, tout ce que l’on a droit d’exiger de lui, est qu’il nous rende l’heureuse disposition des grouppes, la naïveté des expressions, les graces du dessin; mais on ne doit point espérer qu’il reveille en nous les mêmes sentimens que le modèle qu’il copie. Cette couleur tendre & 49
Vgl. JWA 4.4,22–26. Vgl. JWA 4.5,11–15. 51 Wieland an J., 13. August 1771, JBW I,1.125 f. 52 J. an Wieland, 24. August 1771, JBW I,1.126. 53 ADB 16, St. 1 (1772), 633. 54 Mercure de France, Janvier 1772. Second volume. 83–87. 50
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Anhang · Editorischer Bericht
animée qui distingue les poësies originales de M. Jacobi, disparoît nécessairement dans une traduction. On pourra néanmoins se convaincre, en lisant plusieurs piéces de ce recueil, de l’heureuse application que l’on a faite aux poësies de M. Jacobi, de ce jugement porté sur les tableaux de l’Albane; qu’ils inspiroient la joie, & que sans jamais blesser la pudeur, ils faisoient naître le plaisir. – Diese in der Rezension kursiv gesetzte Wendung ist wörtlich aus J.s Préface übernommen,55 ohne daß diese erwähnt würde. Es ist deshalb zu erwägen, ob der ungenannte Autor der Rezension nicht vielleicht J. selber sei, der hier Aussagen seiner Préface in die Diskussion einzubringen sucht, ohne diese eigens hervorheben zu wollen. Für diese Hypothese spricht, daß Rezensionen deutschsprachiger, aber auch ins Französische übersetzter deutscher Literatur im Mercure de France eine große Ausnahme bilden. Es gibt jedoch keinen Belege für eine Verfasserschaft J.s. – Im Anschluß an dieses Zitat werden Partien aus Belinde und L’Elysée – im letzten Fall mit einer kurzen Einführung – als Beispiel wiedergegeben. DISCOURS PRELIMINAIRE ZU LE NOBLE 1. Überlieferung D [Isabelle-Agnès-Élisabeth van Tuyll van Serooskerken van Zuylen:] Le Noble, Conte. Londres [statt richtig: Amsterdam] MDCCLXXI. V–VIII: [Friedrich Heinrich Jacobi:] Discours préliminaire. J. ist nicht nur der Autor des Discours préliminaire, sondern auch der Herausgeber dieses Bändchens, ohne sich jedoch in dieser oder jener Funktion zu nennen. Es ist in Antiqua und im Octavformat gesetzt. Der Discours préliminaire ist mit größerem Zeilenabstand gesetzt als der daran anschließende Haupttext. Die römische Paginierung des Discours préliminaire (V–VIII) wird im Haupttext mit arabischen Zahlen fortgesetzt ([9]–32). Über dem Titel DISCOURS PRÉLIMINAIRE steht – über die gesamte Satzspiegelbreite – eine rechteckig geformte Vignette, die in einem durch ein rautenähnliches Geflecht und Halbmonde gebildeten Rahmen stilisierte Blumenformen und wiederum Halbmonde zeigt. DISCOURS PRÉLIMINAIRE lautet auch der Kolumnentitel zu J.s Einleitung; der Haupttext steht unter dem Kolumnentitel (linksseitig:) LE NOBLE, (rechtsseitig:) CONTE. Unter der Schlußzeile des Discours préliminaire steht wiederum eine an die Titelvignette stilistisch angelehnte, jedoch kleinere Vignette; am Ende des Haupttextes ist in einer neuen Zeile das Wort FIN. eingefügt, gefolgt von einer kleinen, sonnenförmigen Vignette. Das erste Wort jedes Abschnitts des Discours préliminaire wie auch des Haupttextes ist in
55
JWA 4.4,34–35.
Le Noble · Discours préliminaire
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Kapitälchen gesetzt; da diese Hervorhebung nur ein Schmuckelement darstellt, wird sie im edierten Text nicht nachgebildet.
2. Entstehungsgeschichte Die von J. neu herausgegebene und mit einem Vorwort versehene Erzählung Le Noble ist zunächst im Journal étranger combiné avec l’Année littéraire erschienen; sie ist die erste Publikation der Isabelle van Tuyll, verheiratete de Charrière.56 Als Erscheinungsdatum ist im Titel des Journals der August 1762 angegeben; neben der Nennung des Erscheinungsortes und des Herausgebernamens findet sich jedoch die Jahreszahl M. DCC. LXIII.57 Der Jahrgang 1762
56
Zur Biographie der Verfasserin siehe Stephanie Meer–Walter: Der Edelmann – die Herausgabe des ersten Werks Isabelle de Charrières speziell für das deutsche Publikum durch Friedrich Heinrich Jacobi. In Vossische Nachrichten Nr 6, September 2000, 44–60. Sie wurde als Sproß des alten holländischen Adelsgeschlechts van Thuyll am 20. Oktober 1740 auf Schloß Zuylen bei Utrecht geboren. Der Stammbaum ihrer Familie, die zu den ersten ihres Landes zählte, läßt sich bis auf das Jahr 1125 zurückverfolgen. Diese Herkunft hat vermutlich den Anstoß zu ihrer Erzählung gegeben, in der sie den Standesdünkel altadliger Familien ironisch-kritisch bloßstellt. Die Abfassung der Erzählung in französischer Sprache verdankt sich einer besonderen Neigung der holländischen Autorin zur französischen Kultur, mit der sie vor allem durch ihre Genfer Gouvernante vertraut wurde. Schon 1750, im Alter von zehn Jahren, unternahm sie mit dieser eine mehrmonatige Reise in die Schweiz und nach Frankreich. Als sie schließlich nach Holland zurückkehrte, bediente sie sich der französischen Sprache so selbstverständlich, daß sie ihre Muttersprache fast vergaß. In den Jahren nach der Veröffentlichung von Le Noble verfaßte sie Gedichte, Novellen, Romane und Theaterstücke. Zusätzlich entfaltete sie einen regen Briefwechsel, aus dem insbesondere die Korrespondenz mit dem schweizerischen Oberst David-Louis Constant d’Hermenches (ab 1762) und mit Benjamin Constant (ab 1787) herausragt. Diese gehört zu den wenn auch nicht berühmtesten, so doch wichtigsten Dokumenten der Briefkultur des 18. Jahrhunderts. – Nach ihrer Heirat im Jahre 1771 mit CharlesEmmanuel de Charrière übersiedelte sie nach Colombier bei Neuchâtel, wo sie ein offenes Haus führte. Sie unternahm in den folgenden sechszehn Jahren bis 1787 noch mehrere Reisen und starb am 27. Dezember 1805. Seine im genannten Brief an Marc Michel Rey geäußerte Begeisterung für diese Erzählung, die J. zu einer Neuauflage motiviert hat, ist, wie sein Discours préliminaire erkennen läßt, durch die Anprangerung der Standesvorurteile und die mit ihnen verbundenen sozialen Ungerechtigkeiten veranlaßt. J.s Polemik gegen die Unwissenheit und das geistige Desinteresse des alten Adels entspricht der bissigen Schilderung der Atmosphäre geistiger Beschränktheit, in welcher die von ihrer vornehmen langen Ahnenreihe völlig eingenommenen adligen Personen leben. Daneben dürfte aber auch das die Handlungsweise der beiden Protagonisten prägende Motiv der »Stimme des Herzens« J. an diesem Werk fasziniert haben. Hierin liegt auch, wie Stephanie MeerWalter erwogen hat, ein möglicher Grund für die Wahl des Voltaire-Zitats, das J. seiner Neuedition vorangestellt hat. 57 Le Noble. Conte. In Journal Étranger Combiné avec l’Année Littéraire.
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Anhang · Editorischer Bericht
dieses Journals ist also mit Verspätung erschienen, nur kurz vor der zweiten, separaten Auflage, die die anonym bleibende Verfasserin selbst besorgt hat,58 wie J. in einem Brief vom 6. Dezember 1770 an den Amsterdamer Buchhändler und Verleger Marc Michel Rey vermerkt: Je Vous envoi un petit manuscrit, mon cher ami, que je Vous prie d’imprimer au plutot. Ce conte a eté imprimé dans le journal etranger Aoûst 1762[.] l’auteur, Mlle de Thuil,59 à Utrecht, le donna ensuite separement, mais ses parens prirent des mesures pour retirer cette edition, dont il n’y a des exemplaires que dans les mains de quelques amis.60 Eines dieser Exemplare wird J. vermutlich von einer Reise in die Niederlande, in deren Verlauf er auch nach Amsterdam und in die Nähe des Wohnortes der Verfasserin, nach Utrecht, kam, mitgebracht haben. Auf der Grundlage dieser zweiten, separaten Ausgabe veranstaltet J. im Jahr 1771 die dritte Auflage der Erzählung, mit London als fingiertem Verlagsort. Es ist nicht bekannt, ob dies mit Wissen und im Einverständnis mit der Verfasserin geschehen ist; einige Anhaltspunkte sprechen jedoch dafür. Es ist nicht bekannt, auf welchem Weg J. eines dieser nur noch im Freundeskreis der Verfasserin kursierenden Exemplare und die dem Verleger Rey mitgeteilten zutreffenden Informationen erhalten hat. Sein Gewährsmann könnte Maximilien-Henri, Marquis de Saint-Simon, gewesen sein, der – wie auch Isabelle de Charrière – in der Nähe von Utrecht gewohnt hat.61 Im März oder April hat J. den ältesten Sohn von Marc Michel Rey, Isaac Rey, gebeten, ein Paket, das ein Manuskript enthielt, an den Marquis weiterzuleiten und den Marquis gebeten, den Druck dieses Manuskriptes zu veranlassen. Auch wenn es sich hierbei nicht um das Manuskript zu Le Noble, sondern zur Traduction de diverses œuvres gehandelt haben sollte, spricht dies doch für eine enge Verbindung nach Utrecht.62 Seine Neuauflage stellt J. nicht unter den Titel des Separatdrucks – Le Noble. Conte morale. – sondern er greift auf den Titel der ursprünglichen ZeitAmsterdam, chez E. van Harrevelt. Jahrgang 1762, Aout, 540–574. – Die Erzählung ist hier am Ende des August-Heftes in der Rubrik Additions de l’editeur de Hollande erschienen; hierdurch wird bereits eine geographische Spur zur Verfasserin gelegt. Die weibliche Verfasserschaft wird in der dem Titel der Erzählung angefügten Fußnote angedeutet: Ce Conte ingénieux & tout-à-fait moral, nous étant tombé entre les mains, nous avons cru que nos Lecteurs nous sauroient gré d’en faire pour eux l’acquisition. A une première lecture, nous crumes que l’Auteur avoit cherché à se déguiser, en imitant l’esprit, les agrémens & le talent de peindre qui sont propres à M. Marmon|tel, & dont il semble que lui seul posséde le secret. Mais en relisant le Conte, nous avons plûtot pensé que l’Auteur, loin de se cacher, trahissoit son sexe au contraire, par cette légéreté, cette naïveté & ces graces badines, que la négligence même pare & embellit. 58 [Isabelle-Agnès-Élisabeth van Tuyll van Serooskerken van Zuylen:] Le Noble. Conte morale. Amsterdam 1763. 59 J. nennt hier die erst seit 1771 verheiratete Verfasserin noch unter ihrem Mädchennamen Mlle de Thuil. 60 J. an Marc Michel Rey, 6. Dezember 1770, JBW I,1.100. 61 S. JBW II,1.96, Erläuterung zu JBW I,1.79,33. 62 Diese Vermutung wird JBW II,1.121, Erläuterung zu 104,6, geäußert.
Le Noble · Discours préliminaire
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schriftenpublikation – Le Noble. Conte. – zurück. Darüber hinaus modifiziert er den Text an manchen Stellen stilistisch und ersetzt außerdem das von der Autorin für ihre Erzählung ausgewählte Motto. Die Verfasserin hatte Le Noble folgende Zeile aus der Fabel L’éducation von Jean de La Fontaine vorangestellt: On ne suit pas toujours ses Aïeux, ni son Pere.63 J.s Ausgabe hingegen trägt als Motto ein Wort Voltaires: Vous mettez la grandeur / Dans les blazons: je la veux dans le cœur. / L’Homme de bien, modeste avec courage, / Et la Beauté spirituelle, sage, / Sans bien, sans nom, sans tous ces titres vains, / Sont à mes yeux les premiers des Humains. / Voltaire, dans Nanine. Acte I. Sc. I. Die Wahl dieses Mottos könnte – abgesehen von seiner spezifischen Aussage – dadurch veranlaßt sein, daß die Verfasserin, wie im Kontext der Chronologie in Bd 1 der Gesamtausgabe ihrer Werke zu lesen ist, im Oktober 1755, also als 15jähriges Mädchen, bei einer Aufführung des genannten Stücks die Rolle der Baronin De L’Orme übernommen hat.64 Dies würde allerdings eine enge Vertrautheit J.s mit ihrer Biographie voraussetzen; es ist deshalb auch nicht auszuschließen, daß die Wahl dieses Mottos entweder auf die Verfasserin selber oder auf diejenige Person aus ihrem Freundeskreis zurückgeht, die J. den seltenen Text und die erforderlichen Informationen übermittelt hat. J.s Interesse an diesem Stück dürfte durch seinen Inhalt – eine drastische Kritik an der Selbstgefälligkeit des ›alten Adels‹65 – geweckt und durch persönliche 63
Isabelle de Charrière: Œuvres completes. Amsterdam 1979–1981, Bd 8.19. – S. Fables choisies, mise en vers par J. de La Fontaine. Tome troisième. Paris 1756, 96: Fable XXIV. L’Éducation. Die letzten vier Verse dieser Fabel lauten: On ne suit pas toujours ses ayeux ni son pere: / Le peu de soin, le temps, tout fait qu’on dégénére. / Faut de cultiver la nature & ses dons, / O combien de Césars deviendront Laridons! 64 Isabelle de Charrière: Œuvres completes. Bd 1.14. 65 Zum Inhalt der Erzählung Le Noble: Der verarmte Baron Arnonville, der eine lange Ahnenreihe, auf die er auch selber zurückblicken kann, für den entscheidenden Faktor des Lebens und insofern alle darüber hinausgehenden Interessen und Verpflichtungen für unerheblich hält, widmet folgerichtig seine gesamte Zeit und Energie der Instandhaltung seiner Ahnenportraits sowie der Pflege und Erweiterung seiner Adelsprivilegien. Als sich nun seine schöne Tochter Julie, die diesem Ahnenkult distanziert gegenübersteht und weitergefaßte Interessen hegt, und Valaincourt, ein liebenswürdiger, reicher, aber neuadliger junger Mann, ineinander verlieben, versucht der Baron, diese Verbindung zu verhindern, indem er Julie von der alten Haushälterin der Familie einschließen und überwachen läßt; den jungen Mann verweist er des Hauses. Die Liebe des Paars ist jedoch stärker als die Furcht vor den äußeren Widrigkeiten. Nach einem heimlich zugestellten Brief Valaincourts an Julie flieht diese aus ihrem Gefängnis, wobei sie pikanterweise drei der Ahnenbilder benutzt, um eine ihr hinderliche Vertiefung innerhalb des um das väterliche Schloß gezogenen Grabens aufzufüllen. Das junge Paar heiratet, wird glücklich und kann schließlich sogar die Versöhnung mit dem alten Baron herbeiführen, als es anläßlich der Hochzeit von Julies Bruder mit einer wenig ansprechenden, dafür aber aus sehr altem Adel stammenden Dame in das elterliche Schloß zurückkehrt und sich dem Vater zu Füßen wirft. Selig über die vornehme Verbindung seines Sohnes und berauscht durch reichlichen Weingenuß vergibt er Tochter und Schwiegersohn.
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Anhang · Editorischer Bericht
Verbindungen sei es zur Verfasserin, sei es zu ihrem Freundeskreis verstärkt worden sein – vielleicht auch durch J.s Heirat mit Elisabeth (»Betty«) v. Clermont, deren Familie den Adelstitel erst auf Grund ihrer wirtschaftlichen Verdienste durch den Kaiser erhalten hat. J.s Herausgeber- wie auch seine Autorschaft des Discours préliminaire und dessen Entstehungszeit gehen lediglich aus seinem Brief an Marc Michel Rey hervor; er schreibt dort – in Fortsetzung des vorhin gegebenen Zitats –: Comme je trouve ce conte un des plus agreables qu’on ait jamais fait, je ne puis souffrir qu’il reste enterré; mais comme il y avoit plusieurs passages qui me blessoient, je les ai ou retranchés ou corrigés, et j’y ai ajouté une preface. Je Vous prie de faire revoir l’une et l’autre par un de Vos amis, nès en France, pour quil corriges les fautes contre la pureté de la langue francoise qui pourroient s’y être glissées, mais qu’il ne touche pas au stile. Recommandez, je Vous prie, que ce soit avec la plus grande attantion. / Vous ne direz absolument à personne, pas mème à Leuchsenring, que je suis l’editeur de cette brochure; il me feroit mème plaisir qu’on ignorasse qu’elle sort de Vos presses. / Pour l’execution, ayez soin, je Vous supplie, quelle soit propre et correcte. Envoyez en dabord quelques exemplaires a Dufour à Maestricht, et 30 a moi, que je Vous payerai. / Vous connoissez ma vivacité, mon impatience, ainsi tachez de me satisfaire au plus vite: je suis tout amoureux de ce petit conte, et je brule de le voir repandu en Allemagne. In der Nachschrift zu diesem Brief, im Anschluß an seine Grußformel und eine Nachschrift seiner Frau Betty, unterstreicht J. nochmals sein Interesse an dieser Publikation: On m’apporte la copie de mon manuscrit au moment ou la messagere de Neus vient pour prendre mon paquet. Je ne puis absolument pas le relire: Ainsi faites bien soigneusement examiner s’il n’y a nulle part un contresens, faute d’ortographe de ponctuation &cet. Je Vous recommande encore une fois d iligence, corection et propreté.66 Wenig später, in einem Schreiben aus den ersten Januartagen an Marc Michel Rey, unterstreicht J. sein Interesse an einer Beschleunigung der Publikation: Seine wenigen Zeilen dienten uniquement pour Vous supplier de hater l’exécution de mon n o b l e , que j’attends avec une impatience, dont Votre sagesse Vous empeche d’avoir une idée tant soit peu juste. Imprimez le un peu moins bien, et faites que je le recoive. J’attends sans faute 1 ou 2 exemplaires par le courier.67 Das besondere Interesse, von dem J. an Marc Michel Rey schreibt, diese Erzählung auch in Deutschland bekannt zu machen, dürfte weniger durch seine Herausgabe der französischen Fassung als durch deren deutsche Übersetzung durch Johann Lorenz Benzler befriedigt worden sein.68 Benzler stand dem Halberstädter Kreis um Johann Wilhelm Ludwig Gleim und Johann Georg Jacobi nahe, der Benzlers Verbindung zu J. hergestellt haben wird. Benzler scheint nicht allein die Identität des Herausgebers und Verfassers des Discours préliminaire – 66
J. an Marc Michel Rey, 6. Dezember 1770, JBW I,1.100 f. J. an Marc Michel Rey, etwa 4. Januar 1771, JBW I,1.103. 68 Die Vorzüge des alten Adels / eine Erzählung aus dem Französischen [übersetzt von Johann Lorenz Benzler]. Lemgo 1772. 67
Le Noble · Discours préliminaire
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den er einen unsrer schönsten Geister nennt – bekannt gewesen zu sein, sondern auch die Identität der Verfasserin, denn er bezeichnet sie im Nachbericht des Uebersetzers als eine Dame von Adel, deren Namen mir nicht erlaubt ist zu nennen. In diesen Nachbericht des Uebersetzers hat Benzler J.s Discours préliminaire in Übersetzung eingefügt; er sei deshalb hier mitgeteilt: Nachbericht des Uebersetzers. Die Erzählung, von welcher ich dem Leser eine treue Uebersetzung geliefert, hat eine Dame von Adel, deren Namen mir nicht erlaubt ist zu nennen, zur Verfasserin. Einer unsrer schönsten Geister hat im vorigen Jahre eine neue Ausgabe derselben [D: derselden] besorgt, und sie mit folgendem Vorberichte begleitet: »Der Edelmann, welcher vor einiger Zeit zu Paris gedruckt worden, ist in Deutschland wenig bekannt; dieses hat mich bewogen, eine neue Ausgabe desselben zu veranstalten, damit diese reitzende Erzählung mehreren in die Hände komme. Sie scheint vornehmlich für diesen Theil von Europa gemacht zu seyn, wo man das Lächerliche, welches darinn angegriffen wird, in seiner größten Stärke antrift. Jedermann weiß, daß keine Art von Verdienst daselbst den Mangel der Ahnen ersetzen kann. Ihr möget immer einem Mann von sechszehn Ahnen noch so weit an Verstande und Empfindung überlegen seyn, die Natur mag ihm selbst eine so glückliche Anlage gegeben haben, daß er eu|ren Vorzug empfindet und erkennet, demohngeachtet wird er euch immer als weit unter sich ansehen, weil ihr nicht, gleich ihm, mit der Geburth das Privilegium erhalten habt, auf Stelzen zu gehen. Der größte Theil der Baronen und Grafen des Römischen Reichs glauben, daß Apollo wie ein Bauer lebt, und begegnen den Musen nicht anders, als geringen Bürgermädchen, welche nicht dazu g e m a c h t sind, in gute Gesellschaft aufgenommen zu werden. Die tiefe Barbarey, worinn ein beträchtlicher Theil dieser sonst so erleuchteten Nation, in diesem Betracht sich noch befindet, übersteigt allen Glauben. In der Hauptstadt69 eines Landes, welches durch einen Fürsten70, der ein großer Mann ist, im letzten Kriege gerettet und unterstützt wurde, war man willens zur Ehre dieses Helden, welchen man in derselben erwartete, eine Illumination zu machen. Der A d e l aber weigerte sich Theil an demselben zu nehmen, und das deßwegen, weil dieser große Mann nicht regierender Fürst war. Eine Dame aus eben dieser Stadt, | welche sich mit einem Geistlichen, einem Manne von großem Verstande, der sich durch vortrefliche Werke bekannt gemacht hatte, unterhielt, sagte zu ihm: »Solt’ es denn wohl wahr seyn, daß in der andern Welt aller Unterscheid des Standes aufgehoben 69 70
H***r. den Prinz F***d.
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Anhang · Editorischer Bericht
seyn wird? Mein Gott! man ist so wenig gewöhnt, alle Arten von Leuten zu sehen, wie würde man sich darein schicken?« Beruhigen Sie sich, Madame, erwiederte der Geistliche, die Damen werden in derselben ihre besondern Balcons haben. Ich enthalte mich mehr Anekdoten von dieser Art, die ich auf einer Reise durch Deutschland gesammelt habe, anzuführen, weil sie gar zu wiedrig sind, und ich sie nicht ohne Ekel niederschreiben könnte. Die Leute von Stande in Deutschland möchten sich gern in allen Stükken von andern unterscheiden. Sie reden nicht einmal die Sprache ihres Landes, um auch darinn nichts mit dem Pöbel, welcher sie umgiebt, gemein zu haben; ja, wenn es möglich wäre, so würden Sie auch gern ein anderes Vaterland annehmen. Daher kömmt es, daß einem bey jedem Schritte eine von den grotesken Masken der Italiäner, Franzosen oder | Engländer aufstößt, und daß man fast niemals ein menschliches Geschöpf erblickt, an welchem man das Betragen und die Denkungsart eines Menschen fände. Als diese vornehmen Personen erfuhren, daß es in Frankreich Leute vom Stande giebt, welche zu ihrer Unterhaltung die Werke eines Voltaire, Chaulieu, G r e s s e t und D o r a t lesen, so versuchten sie es, ebenfals ein Vergnügen daran zu finden. Jetzt giebt es viele, welche durch den Herrn von V o l t a i r e erfahren haben, daß es einen L e i b n i t z gegeben, und durch den Dorat, daß W i e l a n d ein Menschenname ist; sonst sind ihnen selbst die Namen der größten Genies der Nation unbekannt. Was die Werke derselben anbetrift, so zweifl’ ich, daß sie solche jemals im Original lesen werden; denn wer auf der Welt würde sie daran erinnern, daß dergleichen ihnen gefallen müsse. Das einzige Mittel, welches ich zu erdenken wüßte, wäre, daß der Herzog v o n N i v e r n o i s oder der Cardinal v o n B e r n i s deutsch lernte, und hernach eine Schrift herausgäbe, in welcher er bezeugte, daß Empfindung, Witz, feiner Scherz und artige Tändeley in dieser Sprache ausgedrückt wer|den können. Ohne das mögen Klopstock, Wieland, R a m l e r und G l e i m immerhin Homer, Lucian, Tibull, H o r a z und A n a k r e o n seyn, sie werden weder eine Empfindung noch ein Lächeln aus ihnen erzwingen. In diesen guten Köpfen sind die gesunde Vernunft und der Witz einander vollkommen ähnlich. Ich würde gern noch ein paar Worte davon sagen; aber ich bemerke, daß meine Vorrede für eine kleine Erzählung schon zu lang ist. Vielleicht kann ich bey einer andern Gelegenheit wieder auf diese Materie zurück kommen.« Was der Herausgeber hier von unserm Adel sagt, ist so wahr und so bekannt, daß kein Deutscher sich darüber wundern wird. Allein durch eine neue Ausgabe hat er seinen Endzweck, diese Erzählung in Deutschland bekannter zu machen, wenigstens beym Adel nur halb erreicht. Derjenige Theil desselben, welcher es so weit gebracht hat, sie im Original lesen zu können, pflegt doch großen Theils schon aufgeklärter über seine Vorzüge zu denken. Wie viele Baronen vom ältesten Adel aber kenn’ ich nicht, besonders in Westphalen, welche in einer solchen Barberey le|ben,
Betrachtung über Herders Abhandlung
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daß man den Kutscher nur durch die Liverey vom gnädigen Herrn unterscheidet; wie sollten diese dazu gekommen seyn, eine fremde Sprache zu lernen, da sie ihre eigne kaum lesen können; und doch sind sie gemeiniglich am mehrsten stolz auf eine Geburth, die sie so sehr beschimpfen. Ihrentwegen hab’ ich mir die Mühe genommen, diese Erzählung in ihre Muttersprache zu übersetzen. Und damit desto eher einer oder der andre von ihnen angelockt werde, sie zu lesen, wenn er sie etwa von ungefähr bey seinem Verwalter finden sollte, (denn in Buchläden pflegen solche Herren nicht zu kommen;) so hab’ ich den Titel, welchen sie im Französischen hat, so wie man gesehen haben wird, verändert, und den Vorbericht, weil der sonst gleich alles verrathen würde, in einen Nachbericht verwandelt. Ich war anfangs willens, sie mit recht saubern lateinischen Lettern abdrucken zu lassen; aber es fiel mir bald ein, daß wenige von diesen westphälischen Baronen solche Schrift würden lesen können, und daher hab’ ich lieber den alten deutschen Calenderdruck, als den einzigen, welchen sie kennen, beybehalten. Halberstadt den 15 Dec. 1771. Benzlers Übersetzung wurde in den Frankfurter gelehrten Anzeigen vom 2. November 1772 – wie zeitüblich: anonym – rezensiert; der Rezensent konnte bisher nicht mit Sicherheit identifiziert werden.71
BETRACHTUNG ÜBER DIE VON HERRN HERDER IN SEINER ABHANDLUNG VOM URSPRUNG DER SPRACHE VORGELEGTE GENETISCHE ERKLÄRUNG DER THIERISCHEN KUNSTFERTIGKEITEN UND KUNSTTRIEBE72 1. Überlieferung D1 Titelblatt: Der / Deutsche Merkur. / Des ersten Bandes / Zweytes Stück. / [Vignette] / Februar 1773. / Weimar / Im Verlag der Gesellschaft. [99]–121: [Vignette] / Der / Deutsche Merkur. / Februar 1773. / I. / Betrachtung / über die / von Herrn Herder in seiner Abhandlung / vom Ursprung der Sprache / vorgelegte / Genetische Erklärung der Thierischen Kunst/fertigkeiten und Kunsttriebe. J.s Abhandlung eröffnet das Februarheft des Jahrgangs 1773 des Deutschen Merkur. Über der Kopfzeile Der / Deutsche Merkur. zeigt eine Vignette einen Schmetterling auf einer stilisierten Blume. Der Text ist in Fraktur gesetzt, fremdsprachige Wörter in Antiqua. Hervorhebungen sind durch Schwabacher vorgenommen. Die Blätter tragen am Fuß die Bogenzählung G 2 bis H 5, wobei die Bogen G 6 bis G 8 blind gezählt sind. Längere Zitate im Text und in den Fuß71
Siehe hierzu wiederum Stephanie Meer-Walter: Der Edelmann, ib. 59 f. Vgl. oben, 434–441: Über Jacobis Mitwirkung am Deutschen bzw. Teutschen Merkur. 72
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Anhang · Editorischer Bericht
noten sind am Rande mit fortlaufenden Zitatstrichen markiert; diese Form wird hier nicht übernommen. – Unterzeichnet ist der Text mit der Sigle W. S. I., mit der mehrfach J.s Abhandlungen im Deutschen bzw. Teutschen Merkur signiert sind; ihre Bedeutung konnte nicht geklärt werden.73 J.s Autorschaft ist durch die im Folgenden zitierten Briefe wie auch durch den Brief von Cornelius de Pauw an J. vom 3. August 1773 74 sowie durch den Umstand gesichert, daß er diese Abhandlung in die Ausgabe seiner Werke aufgenommen hat. Das drei Einträge umfassende Druckfehlerverzeichnis findet sich in Der Deutsche Merkur. Des zweyten Bandes Erstes Stück. April 1773, 96.
D2 Titelblatt: Friedrich Heinrich Jacobi’s / Werke. / Sechster und letzter Band. / Leipzig, bei Gerhard Fleischer. / 1825. [243]–264: Betrachtung / über die / von Herrn Herder in seiner Abhandlung vom / Ursprung der Sprache / vorgelegte / genetische Erklärung der thierischen Kunstfertigkeiten / und Kunsttriebe. Auf diesen Zwischentitel (S. [243], gezählt als Bogen Q 2) folgt eine unbedruckte Rückseite; der Text beginnt auf S. [245] bzw. Bogen [Q 3]; die weiteren Bogen bis [Q 8] sind blind gezählt. S. 257 beginnt Bogen R; diese Zählung wird fortgesetzt mit R 2 (S. 259), während die S. 261–264 wiederum nur eine blinde Bogenzählung aufweisen. Wie in D1 ist der Text in Fraktur gesetzt, fremdsprachige Wörter in Antiqua. Hervorhebungen sind durch Schwabacher vorgenommen.
2. Entstehungsgeschichte Zur Entstehung der meisten Abhandlungen J.s für den Deutschen Merkur liegen nur spärliche Nachrichten vor – und so auch zu J.s erster Abhandlung, seiner Auseinandersetzung mit Herders genetischer Erklärung der Kunsttriebe. Hinweise, warum J. – wie er später an Kraus schreibt – seine Schriftstellerische Laufbahn mit einem An|griffe auf ihn [sc. Herder] eingesegnet75 und wann er sie abgefaßt hat, gibt es nicht. Seine Stellung zu dem ihm damals noch nicht persönlich bekannten Herder ist eher durch hohe Wertschätzung geprägt: Er zieht 73
Am 6. November 1773 schreibt J. an Wieland: Ich bitte, unter meine Beiträge nie andere Buchstaben, als W. S. I. zu setzen; denn nimmt man mehrerlei und es kommt heraus, so schreibt man mir hernach auch wohl andere Beiträge zu, die nicht von mir sind, und das hätte ich nicht gern. – Entgegen diesem Wunsch sind jedoch auch die Rezension Art militaire des Chinois und die Anzeige der Briefe des Königs von Preußen an d’Alembert mit der Sigle F. gezeichnet. Da die letztere sicher von J. stammt, ist auch seine Autorschaft der Rezension als gesichert anzunehmen. 74 de Pauw an J., 3. August 1773, JBW I,1.199. 75 J. an Christian Jacob Kraus, 14. September 1788, JBW I,7.
Betrachtung über Herders Abhandlung
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Herder als einen Mitarbeiter am Deutschen Merkur in Betracht,76 und an Fürstenberg schreibt er, in Herders Fragmenten fänden sich ein paar ganz vortreffliche Abschnitte, w i e über die Philosophie gelehrt werden müsse;77 er empfiehlt Fürstenberg auch die Lektüre von Herders Kritischen Wäldern.78 Zu dieser Zeit könnte J. bereits an seiner Revision über Herder’s Preisschrift gearbeitet haben, die er Wieland gegenüber am 18. Februar 1773 als gut gerathen bezeichnet.79 Eine negative Haltung zu Herder findet sich erst in J.s Zustimmung zu Wielands Urteil über Herders Älteste Urkunde80: Die Stelle: »Herder, g e s t e h e n w i r s i n G o t t e s N a h m e n ist ein Narr, der vor großer Weisheit raset: ist unvergleichlich. – Man fängt seine Urkunde an, liest, liest – schüttelt den Kopf – weiß nicht was man denken oder sagen soll; endlich u endlich g e s t e h t m a n s i c h s i n G o t t e s N a h m e n – der Narr ist ein Narr!81 Für Herder andererseits – wie damals auch für Goethe – zählt J. zu dem empfindsamen Kreis, der anderen den Magen mit Milchspeise verdirbt.82 Er schätzt Friedrich Heinrich Jacobi sogar als den Verderber seines Bruders Johann Georg und zudem als sehr unzuverlässig ein.83 Dies mag ein Grund dafür sein, daß keine Stellungnahme Herders zu J.s Abhandlung überliefert ist. In den späteren Jahren kommt J. nur selten auf seine frühe Abhandlung zurück. Neben dem bereits erwähnten Brief an Kraus ist noch J.s Aufforderung an Margarethe Elise Reimarus zu nennen: Sagen Sie Ihrem Herrn Bruder – besser sagen Sie u n s e r m B r u d e r , wenn er einmal nicht aufgelegt wäre, etwas Gescheidtes zu lesen, so solle er im allerersten Theil des Merkurs eine gewisse Abhandlung über Herders Erklärung von den Kunsttrieben 76
J. an Wieland, 20. August 1772, JBW I,1.162. J. an F. F. W. M. von Fürstenberg, 17. Juli 1771, JBW I,1.121. Gemeint ist: [Herder:] Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Eine Beilage zu den Briefen, die neueste Litteratur betreffend. Erste und zweite Sammlung. [Riga] 1767; dritte Sammlung: […] Fragmente als Beilagen zu den Briefen, die neueste Litteratur betreffend. Riga 1767 (KJB 2574 bzw. 2., völlig umgearbeitete Aufl.: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Fragmente. Riga 1768: KJB 2575). 78 J. an F. F. W. M. von Fürstenberg, 16. Oktober 1771, JBW I,1.144. – S. [Herder:] Kritische Wälder. Oder Betrachtungen (3: einige Betrachtungen) die Wissenschaft (2: über die Wissenschaft) und Kunst des Schönen betreffend, nach Maasgabe neuerer Schriften. Wäldchen 1–2: o. O.; Wäldchen 3: Riga 1769 (KJB 798). 79 J. an Wieland, 18. Februar 1773, JBW I,1.186. 80 Herder: Aelteste Urkunde des Menschengeschlechts. 2 Bde. Riga 1774.1776 (Bd 2: KJB 289) 81 J. an Wieland, 4. Juni 1774, JBW I,1.240. 82 Herder an Karoline Flachsland, 1. Mai 1771, in Johann Gottfried Herder: Briefe. Gesamtausgabe. Unter Leitung von Karl-Heinz Hahn hg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (Goethe und Schiller-Archiv). Bd 2. Mai 1771–April 1773. Bearbeitet von Wilhelm Dobbek und Günter Arnold. Weimar 1984, 16. 83 Herder an Karoline Flachsland, 16. November 1771 bzw. 24. März 1773, ib. 103 bzw. 328 und 380 f. 77
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lesen. Diese Abhandlung ist von mir. Ich habe nicht das Herz, sie wieder anzusehen, und möchte doch wissen, ob an dem Dinge noch so viel ist, daß es allenfalls des Aufhebens werth wäre.84 Dies ist aber wohl nicht als eine Distanzierung von seiner frühen Abhandlung zu verstehen, sondern eher als ein zurückhaltender Versuch, Johann Albert Henrich Reimarus auf seine Abhandlung hinzuweisen, die sich ja auch auf eine Schrift seines Vaters Hermann Samuel Reimarus bezieht,85 und eine Stellungnahme von ihm zu erhalten. Daß J. an dieser Abhandlung ein bleibendes Interesse genommen hat, belegt Peter-Paul Schneider: J.s Kladde XII,301 enthält ein Zitat-Referat aus Charles Bonnet »Recherches sur l’usage des feuilles | dans les plants« (Göttingen und Leiden 1754), das er [sc. J.] einer Rezension zu einer Biographie Charles Bonnets aus dem »Morgenblatt für gebildete Stände« (1813, Nr. 20) entnahm – mit J.s Vermerk: »Zu der Abhandlung über die Kunsttriebe«. Dies bezieht sich sehr wahrscheinlich auf die geplante Neuedition im Rahmen der Werkausgabe. REZENSION ZU ART MILITAIRE DES CHINOIS86 1. Überlieferung D Der / Deutsche Merkur. / Des ersten Bandes / Drittes Stück. / [Vignette] / März 1773. / Weimar / Im Verlag der Gesellschaft. 260–263: Art militaire des Chinois […]. Der Text ist in Fraktur gesetzt, fremdsprachige Wörter in Antiqua. Hervorhebungen sind durch Schwabacher vorgenommen. Das einen Eintrag enthaltende Druckfehlerverzeichnis findet sich in Der / Deutsche Merkur. / Des zweeten Bandes / Erstes Stück. / April 1773, 96. Die Rezension ist mit dem Buchstaben F. signiert, mit dem auch die unzweifelhaft von J. stammende Anzeige der Briefe des Königs von Preußen gezeichnet ist. 2. Entstehungsgeschichte Zu dieser Rezension haben sich keine Hinweise auf die Entstehungsgeschichte finden lassen. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß J. sie übernommen hat, da er zur gleichen Zeit an dem Artikel Briefe über die Recherches Philosophiques sur les Egyptiens et les Chinois, par Msr. de P***87 gearbeitet hat, in dem er sich 84
J. an Margaretha Elise Reimarus, 15. März 1781, JBW I,2.285. S. unten den Kommentar zur Abhandlung. 86 Vgl. oben, 434–441: Über Jacobis Mitwirkung am Deutschen bzw. Teutschen Merkur. 87 S. vorliegenden Band, 59–112. 85
Briefe an eine junge Dame
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ebenfalls ausführlich mit Nachrichten über China befaßt und auch auf Art militaire des Chinois verweist.88 BRIEFE AN EINE JUNGE DAME89 1. Überlieferung D Erster Brief: Der Teutsche Merkur. / Des zweeten Bandes / Erstes Stück. / April 1773. / Frankfurt und Leipzig, / Im Verlag der Gesellschaft. 59–75. Zweiter Brief: Der Deutsche Merkur. / Des zweyten Bandes / Zweytes Stück. / May 1773. / Weimar / Im Verlag der Gesellschaft. 113–119. Dritter Brief: Der Deutsche Merkur. / Des zweyten Bandes / Drittes Stück. / Junius 1773. / Frankfurt and Leipzig, / Im Verlag der Gesellschaft. 235–247. Der Text ist in Fraktur gesetzt, fremdsprachige Wörter in Antiqua. Hervorhebungen sind durch Schwabacher vorgenommen.
2. Entstehungsgeschichte Die Briefe an eine junge Dame sind, wie auch die anderen Abhandlungen J.s zum Deutschen Merkur, nicht namentlich gekennzeichnet; der erste und der zweite Brief sind jedoch mit J.s Chiffre W. S. I. signiert, und auch der Briefwechsel weist J. als ihren Verfasser aus. Wieland schreibt J. am 4. Juni 1773: Ich bin mit Ihrem zweiten und dritten Briefe sehr zufrieden. Ich denke, in diesen Briefen haben Sie gerade den Geschmack der meisten Leser, und die angemessenste Methode, Licht und Wärme in diese truncos ficulneos hineinzubringen, getroffen.89 Und auch seinen Freund de Pauw weiht J. in das Geheimnis seiner Autorschaft ein, wie de Pauws Brief an J. vom 3. August 1773 belegt.90 Die junge Dame, an die J.s Briefe adressiert sind, dürfte keine reale Person gewesen sein; J. hat durch diese Anrede wohl insbesondere die weibliche Leserschaft ansprechen wollen, die er ja – neben den traditionellen Lesergruppen – für den Deutschen Merkur gewinnen wollte. Sie beginnt zu dieser Zeit eine besondere Rolle zu spielen, wie auch aus Johann Georg Jacobis etwa gleichzeitiger Begründung des Journals Iris erhellt, das sich bereits durch seinen Titel als eine Vierteljahresschrift für Frauenzimmer zu erkennen gibt.91 88
S. vorliegenden Band 81,16. Vgl. oben, 434–441: Ueber Jacobis Mitwirkung am Deutschen bzw. Teutschen Merkur. 90 Wieland an J., 4. Juni 1773, JBW I,1.189 bzw. De Pauw an J., 3. August 1773, JBW I,1.199. 91 Iris. [Hg. von Johann Georg Jacobi.] Bd 1. Düsseldorf 1774 (KJB 123). 89
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Anhang · Editorischer Bericht
Die Entstehung der Briefe an eine Junge Dame läßt sich aus J.s Briefwechsel nicht mehr rekonstruieren; es finden sich keine Hinweise auf seine Arbeit an ihnen, nicht einmal auf ihr Eintreffen bei Wieland. Einen Anstoß zu seinem Artikel dürfte J. aber vor allem durch die Rezension der den Briefen zu Grunde liegenden Schrift Jacques Henri Bernardin de Saint-Pierres durch D. L. Harpe (vermutlich Jean François de la Harpe) erhalten haben. Sie ist im März 1773 im Teutschen Merkur erschienen und wird zuvor durch J.s Hände gegangen sein.92 Sein Interesse an der Schrift Saint-Pierres93 entspringt ohne Zweifel seiner Rousseau-Begeisterung insbesondere in den 1760er und 1770er Jahren. Rousseau selber brachte dieser Schrift Bernardin de Saint-Pierres, der seit 1771 in engem Kontakt mit ihm stand, Aufmerksamkeit entgegen. Diese Verbindung mit Rousseau bildet auch den Hintergrund für Bernardin de Saint-Pierres 1784–87 entstandene Études de la nature,94 mit denen ihm der Durchbruch als Schriftsteller gelang.95 Es dürfte aber nicht allein diese vermittelte Beziehung zu Rousseau gewesen sein, die J.s Interesse an dieser Schrift geweckt hat; Peter-Paul Schneider verweist in diesem Zusammenhang auf einen sehr viel späteren Brief, in dem J. an Julie Gräfin Reventlow schreibt: Es ist in der That schrecklich was uns die Reisebeschreiber von den Verfassungen und dem Zustande der schwarzen Menschen erzählen und keine Lectüre hat mich je so melancholisch wie diese gemacht.96
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D. L. Harpe: Voyage à l’isle de France, à l’isle de Bourbon, au cap de bonne ésperance &c. par un officier du Roi. In Der Deutsche Merkur. Bd 1, St. 3: März, 256. (Der Titel ist durch die irrtümliche Schreibung von & statt &c. entstellt.) – Der Rezensent hebt hervor, die Schrift mache dem Herzen und dem Geist des Verfassers Ehre; er deutet aber auch Kritik an: Manchmal ist die Schreibart des Verfassers gesucht. Sein Journal enthält auch viele geringfügige Bemerkungen, und viele Irrthümer über die Entstehung der Pflanzen. – Vgl. auch die ausführliche Rezension im Mercure de France, Dédié au Roi. Par une Société de gens de lettres. Paris, Mars 1773, 132–154. 93 Jacques Henri Bernardin de Saint-Pierre: Voyage à l’Isle de France à l’Isle de Bourbon au Cap de Bonne-Ésperance, etc. Avec des observations nouvelles sur la nature et sur les hommes, par un officier du Roi. 2 Bde. Amsterdam/Paris 1773 (KJB 2425). 94 Jacques Henri Bernardin de Saint-Pierre: Études de la nature. Paris 1784– 87. 95 S. Nouvelle Biographie Générale, Bd 43. Paris 1864. 96 J. an Julie Gräfin Reventlow, 5. November 1790, s. JBW I,7. – Vgl. PeterPaul Schneider: Die ›Denkbücher‹ Friedrich Heinrich Jacobis. Stuttgart-Bad Cannstatt 1986, 27.
An den Herausgeber des Teutschen Merkurs
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AN DEN HERAUSGEBER DES TEUTSCHEN MERKURS97 1. Überlieferung D Der Teutsche Merkur. / Des dritten Bandes / Drittes Stück. / [Vignette] / September 1773. / Weimar / Im Verlag der Gesellschaft. 220–222: An den Herausgeber des teutschen / Merkurs. Der Text ist in Fraktur gesetzt, fremdsprachige Wörter in Antiqua. Hervorhebungen sind durch Schwabacher vorgenommen. J.s Schreiben ist – wie üblich – mit der Chiffre W. S. I. unterzeichnet.
2. Entstehungsgeschichte Die Bekanntschaft J.s mit Johann Heinrich Jung, genannt Stilling (1740– 1817), datiert vom Herbst 1772, als J. und sein Bruder sich in Elberfeld aufhalten, wo sich Stilling im selben Jahr als Arzt niedergelassen hat. So zumindest berichtet es dieser in seiner von ihm verfaßten Lebensgeschichte, deren erste drei Teile in den Jahren 1777 und 1778 erschienen sind. Schon 1776 hatte Goethe ohne sein Wissen den ersten Teil unter dem Titel Stillings Jugend in den Druck gegeben. Von der Begegnung mit J. und dessen Bruder berichtet Stilling jedoch erst im 1789 erschienenen vierten Teil, welcher Heinrich Stilling’s häusliches Leben betitelt ist. Er läßt die Brüder Jacobi dort unter dem Namen Vollkraft auftreten, und auch die in diesem Kontext wichtigen Städte Düsseldorf und Elberfeld erhalten die Phantasienamen Rüsselstein und Schönenthal: Gegen den Herbst des 1772sten Jahres kamen die beyden vortreflichen Brüder Vollkraft von Rüsselstein nach Schönenthal; der älteste war Hofkammerrath und ein edler, rechtschaffener, vortreflicher Mann, dieser hatte eine Commißion daselbst, welche ihn etliche Wochen aufhielt, sein Bruder, ein empfindsamer, zärtlicher und bekannter Dichter und zugleich ein Mann von der besten, edelsten und rechtschaffensten Gesinnung begleitete ihn, um ihm an einem Ort, wo so gar keine Seelennahrung für ihn war, Gesellschaft zu leisten. Herr Doctor Dinckler war mit diesen beyden edlen Männern sehr wohl bekannt, beym ersten Besuch also schilderte er ihnen Stillingen so vortheilhaft, daß sie begierig wurden ihn kennen zu lernen; Dinckler gab ihm einen Wink, und er eilte sie zu besuchen. Dies geschah zum erstenmal an einem Abend; der Hofkammerrath ließ sich in ein Gespräch mit ihm ein, und wurde dergestalt von ihm eingenommen, daß er ihn küßte und umarmte, und ihm seine ganze Liebe und Freundschaft schenkte, eben das war auch der Fall mit dem andern Bruder, beyde verstunden ihn, und er ver|stund sie, die Herzen flossen in einander über, es 97
Vgl. oben, 434–441: Über Jacobis Mitwirkung am Deutschen bzw. Teutschen Merkur.
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entstanden Seelengespräche, die nicht jeder versteht.98 Des weiteren erzählt Stilling, wie es zur Entstehung seiner Erzählung Ase-Neitha gekommen ist, zu der J. die Vorrede in Form des Schreibens An den Herausgeber des Teutschen Merkurs. verfaßt hat: Friedrich Vollkraft (so hieß der Hofkammerrath) fragte ihn bey dem ersten Besuch, ob er nicht etwas geschrieben habe? Stilling antwortete: Ja! denn er hatte seine Geschichte in Vorlesungen, stückweise an die Gesellschaft der schönen Wissenschaften in Strasburg, welche damals noch bestund, gesandt, und die Abschrift davon zurück behalten; die beyden Brüder wünschten sehr sie zu lesen; er brachte sie also bey dem nächsten Besuch mit, und las sie ihnen vor; sowohl der Styl als die Declamation war ihnen so unerwartet, daß sie laut ausriefen und sagten: das ist schön – unvergleichlich! – sie ermunterten ihn also zum Schreiben und bewogen ihn einen Aufsatz in den teutschen Merkur, der damals anfieng, zu liefern, er that das, und schrieb Ase-Neitha, eine orientalische Erzählung,99 sie steht im ersten Stück des dritten, und im ersten Stück des vierten Bandes dieser periodischen Schrift und gefiel allgemein.100 Jung-Stillings Formulierung, daß der Teutsche Merkur damals anfieng, trifft nur zu, wenn man ihn auf die Einwerbung von Manuskripten in der Vorbereitungsphase bezieht, denn das erste Heft ist erst im März 1773 erschienen. Es wäre dann jedoch eine relativ lange Zeit, vom Herbst 1772 bis zum September 1773, vergangen, bis seine Erzählung schließlich im Merkur erschienen ist. Von einem nicht unbedingt zuverlässigen Gedächtnis zeugen auch die nicht korrekten Angaben zum Altersverhältnis der Brüder J. – nicht Friedrich Heinrich, sondern
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Henrich Stillings häusliches Leben. Berlin/Leipzig 1789, 29 f. Ase-Neitha ist ein ägyptisches Mädchen, das auf dem Wege nach Sais Joseph, dem Sohn Jakobs, begegnet. Joseph erzählt ihr vom Gott Abrahams; beide lieben sich, aber Joseph muß wieder als Sklave zurück nach Memphis, und Ase-Neitha wird Priesterin der Athor. Sie verkündet, nur den zum Manne nehmen zu wollen, der das Zeichen der wahren Liebe zu deuten weiß. Mehrere andere Bewerber scheitern, doch eines Tages kommt Joseph, nunmehr als freier und hochgeachteter Mann, und löst dieses Rätsel: Das Zeichen der wahrhaften Liebe sei: Der Obelisk Abrahams, der neben dem Tempel der Neitha steht. 100 Henrich Stillings häusliches Leben, 31. – Jung-Stilling fährt in seinem Bericht fort: Vollkraft wurde durch diese Bekanntschaft Stillings Stütze, die ihm seinen schwe|ren Gang sehr erleichterte, er hatte nun in Rüsselstein, wenn er dahin reiste, eine Herberge und einen Freund, der ihm durch seinen Briefwechsel manchen erquickenden Sonnenstral mittheilte. Indessen wurde er durch diese Verbindung bey seinen Mitbürgern, und besonders bey den Pietisten, noch verhaßter, denn in Schönenthal herrscht allgemein ein steifes Anhangen ans Religionssystem, und wer im geringsten anders denkt, wie das bey den Gebrüdern Vollkraft der Fall war, der ist Anathema Maranatha; so gar, wenn sich einer mit Schriftstellerey abgiebt, in so fern er ein Gedicht, das nicht geistlich ist, oder einen Roman, er mag noch so moralisch seyn, schreibt, so bekommt er schon in ihren Augen den Anstrich des Freygeistes und wird verhaßt. 99
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sein Bruder Johann Georg ist der ältere – sowie zu seiner Erzählung AseNeitha, die erst im dritten Stück des dritten und im zweiten Stück des vierten Bandes des Merkur abgedruckt ist.101 Sehr wahrscheinlich ist indes, daß JungStilling seine Lebensgeschichte sofort nach seiner Niederlassung in Elberfeld unter dem Titel Heinrich Stillings Lebensgeschichte in Vorlesungen zu verfassen beginnt.102 Auch ein Aufenthalt J.s in Elberfeld zu der in Frage stehenden Zeit ist wahrscheinlich, da dieser ja im Januar 1772 zum Jülich-Bergischen Hofkammerrat ernannt wird und von Amts wegen in der Gegend zu tun hat.103 Das Verhältnis zwischen J. und Jung-Stilling, so herzlich es nach dem Zeugnis der Lebensgeschichte Stillings zunächst auch war, kühlte sich schließlich ab. In seinem 1784 und 1785 erschienenen Roman Theobald oder die Schwärmer, in dem er J. unter dem Namen Bokey auftreten läßt und sich selbst hinter der Titelfigur verbirgt, beschreibt Stilling diese Entfremdung: Bokey, so warm er auch anfänglich war, so kalt wurde er gegen den Theobald, und das vorzüglich aus der Ursache, weil sich letzterer von seiner Thorheit, ans Evangelium von Jesu Christo zu glauben, durchaus und schlechterdings nicht wollte befreyen lassen. Er erklärte sich daher frey und öffentlich: der Doktor sey bei dem allen doch nur ein mittelmäßiger Kopf, es werde nie etwas rechts aus ihm, usw. und so abbandonnirte er ihn allmälig ganz.104 Einen solchen Vorbehalt hat J. laut eigener Aussage nie gegen Jung-Stilling gehegt, wie er noch über dreißig Jahre später, am 20. Juni 1818, in einem Brief an Dohm feststellt, in dem er sich auch allgemeiner zu seinem und Stillings Verhältnis äußert: Du wunderst Dich in Deinem Briefe vom Jänner, daß ich Dir nie von Heinrich Stilling gesprochen habe, da ich doch, wie Du jetzt aus seinem Leben sähest, genau mit ihm bekannt gewesen sey. Ich selbst wundere mich, daß uns nie das Gespräch auf ihn geführt, und glaube fast, daß was ich Dir beiläufig von ihm erzählt, Dir wieder aus dem Gedächtnisse verschwunden ist, weil der Mann damals noch nicht wie jetzt Deine Aufmerksamkeit erregt hatte. Ich habe viel Umgang mit ihm gehabt, wie auch Göthe. […] Seine Erzählungen sind nicht überall ganz lauter, sondern zusammengesetzt aus Wahrheit und Dichtung, mehr und noch ganz anders als die Götheschen, denen ich das Zeugniß geben muß, (ich erlebte ja so vieles mit!) daß sie oft wahrhafter sind, als die Wahrheit selbst. Jung hingegen erdichtet in einem seiner Bücher (Theobald oder die Schwärmer, worin ich, unter welchem Namen weiß ich nicht mehr, aufgeführt 101
[Jung-Stilling:] Beschluß der Ase-Neitha. In Der Deutsche Merkur. 1773, Bd 4, St. 2: November, 119–134. 102 Von dieser frühesten Fassung spricht Jung-Stilling bereits in einer Antwort auf einen Leserbrief, der in den Rheinischen Beiträgen zur Gelehrsamkeit im Jahr 1779 erschienen ist. Stillings Antwort ist ebenfalls in den Rheinischen Beiträgen I.291 ff. und auch in der Berliner Litteratur- und Theaterzeitung 1779, II.372 ff. erschienen; s. G[otthilf] Stecher: Jung Stilling als Schriftsteller. Berlin 1913, 26–28. 103 Vgl. den Editorischen Bericht zu den Politischen Rhapsodien, unten 481– 492. 104 Theobald oder die Schwärmer / eine wahre Geschichte von Heinrich Stilling. Bd 2. Leipzig 1785, 77.
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werde,) ich sey ein Feind des Christenthums, habe versucht, ihn zum Naturalismus zu bekehren, und, da mir dieß nicht gelungen, mich von ihm abgewandt.105 Den wirklichen Grund der eingetretenen Entfremdung spricht J. allerdings nicht an, wie überhaupt auffällig ist, daß er sich zu Jung-Stilling in seinen Briefen ansonsten nicht äußert. BRIEFE ÜBER DIE RECHERCHES PHILOSOPHIQUES SUR LES EGYPTIENS ET LES CHINOIS, PAR MSR. DE P***106 1. Überlieferung D1 Titelblätter: Erster Brief: Der / Teutsche Merkur. / Des vierten Bandes / Zweytes Stück. / [Vignette] / November 1773. / Weimar / Im Verlag der Gesellschaft. 175–192. Zweiter Brief: Der / Teutsche Merkur. / Des Fünften Bandes / Drittes Stück. / [Vignette] / März 1774. / Weimar, / bey Carl Ludolf Hoffmann. [259]–286. Dritter Brief: Der / Teutsche Merkur. / Des sechsten Bandes / Erstes Stück. / [Vignette] / April 1774. / Weimar, / bey Carl Ludolf Hoffmann. 57–75. Vierter Brief: Der / Teutsche Merkur. / Des siebenten Bandes / Zweytes Stück. / [Vignette] / August 1774. / Weimar, / bey Carl Ludolf Hoffmann. 228–251. Der Text ist in Fraktur gesetzt, fremdsprachige Wörter in Antiqua. Hervorhebungen werden durch leicht vergrößerte Schwabacher ausgeführt. Die Zeilenabstände schwanken zum Teil stark. Der Druckfehler im Zweiten Brief ist am Ende von Bd 5, St. 3, S. 380 verzeichnet.
D2 Titelblatt: Friedrich Heinrich Jacobi’s / Werke. / Sechster und letzter Band. / Leipzig, bei Gerhard Fleischer. / 1825. [243]–264: Briefe / über die / Recherches philosophiques sur / les Egyptiens et les Chinois / par M. de Pauw. Wie in D1 ist der Text in Fraktur gesetzt, fremdsprachige Wörter in Antiqua. Hervorhebungen sind durch Sperrung vorgenommen.
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J. an Christian Konrad Wilhelm Dohm, 20. Juni 1818, ABW II.487 f. Vgl. oben, 434–441: Über Jacobis Mitwirkung am Deutschen bzw. Teutschen Merkur. 106
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2. Entstehungsgeschichte Mit dem Verfasser der Recherches philosophiques sur les Egyptiens et les Chinois,107 dem Amsterdamer Cornelius de Pauw, der Kanonikus in Xanten war, ist J. befreundet gewesen.108 J. hat ihm wohl im Juli 1773 zwei Bände des Deutschen Merkur gesandt, also die damals erschienenen Bände 1 und 2, mit seinem Beitrag Betrachtungen über die von Herrn Herder in seiner Abhandlung vom Ursprung der Sprache vorgelegte Genetische Erklärung der Thierischen Kunstfertigkeiten und Kunsttriebe und seinen Briefen an eine junge Dame;109 dabei hat er sich de Pauw auch als ihr Verfasser zu erkennen gegeben und vermutlich um die Recherches gebeten. Dieser Brief ist nicht erhalten; sein Inhalt ist aus de Pauws Antwortschreiben zu erschließen. Als Beilage zu diesem sendet de Pauw seine Recherches, und er hebt als ihr Anliegen hervor, die von den Forschungsreisenden verbreiteten und hierzulande auch unbesehen akzeptierten Erzählungen über China zu bekämpfen: Monsieur, vous trouverez ci-joints deux volumes de mes Recherches. Si cet ouvrage pouvoit avoir quelque mérite, ce seroit de combattre la folie de ceux qui ont cru aveuglément tout ce que des voyageurs ou des moines ont conté sur la Chine, qui ne vaut point notre Allemagne, de quelque côté qu’on la considère.110 De Pauw kritisiert vor allem de Guignes’ Mémoire, wegen dessen These von der Verwandtschaft der Chinesen mit den Ägyptern.111 J. hat sich wohl erst nach der im Juli erschienenen negativen Besprechung dieses Werkes in den Göttingischen Anzeigen von Gelehrten Sachen112 dazu 107
[Cornelius] de P[auw:] Recherches Philosophiques sur les Egyptiens et les Chinois. Berlin 1773. 2 Bde (KJB 1000). 108 Vgl. ABW I.XII. – Als Freund bezeichnet J. Cornelius de Pauw in seinem Brief an Gleim, 6. August 1773, JBW I,1.202. 109 S. JWA 4.13–25 bzw. 33–52. 110 De Pauw an J., 3. August 1773, JBW I,1.199. 111 Guignes, Joseph de: Mémoire dans lequel on prouve, que les Chinois sont une colonie égyptienne. Paris 1759. 112 Göttingische Anzeigen von Gelehrten Sachen. Bd 2, St. 79: 3. Juli 1773, 670–680: Berlin / Bey Deckern: Recherches philosophiques sur les Egyptiens et les Chinois par Mr. de P. 2 Bände 8. 1773. – Als Beispiel für den sehr kritischen Ton dieser Besprechung – durch Christian Gottlob Heyne – sei hier ihr Anfang angeführt, ib. 670 f.: Der gelehrte Domherr kömmt nun aus der neuen Welt in die alte herüber; und wie er Amerika von Einwohnern entblösset, und die Americaner ihres Verstandes, Muthes und selbst ihrer Mannhaftigkeit beraubet hat [sc. in de Pauws früherer Schrift Recherches philosophiques sur les Américains, ou mémoires intéressants pour servire à l’histoire de l’espèce humaine. Berlin 1770, vgl. KJB 2409], so gilt es nun den armen Chinesern; ihr ganzer Ruhm von Weisheit geht verlohren, sie werden zur gröbsten Unwissenheit und natürlichen Unfähigkeit verdammt und selbst einen Grad unter das übrige Menschengeschlecht herunter gesetzt; zur Strafe | daß sie sich auf das Wort der Jesuiten an die Spitze aller gesitteten Völker setzen, und selbst mit den alten Aegyptiern haben vergleichen lassen. Man weiß die Muthmassung einiger Gelehrten und unlängst des Hrn. Deguignes, daß die Chineser eine Colonie der alten Aegyp-
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entschlossen, einen Auszug aus diesem Werk im Deutschen Merkur zu veröffentlichen. Vermutlich unmittelbar nach Erhalt der Recherches, am 6. August 1773, fragt er bei Gleim an: Was sagen die Gelehrten in Ihren Gegenden von dem neuen Werke meines Freundes Pauw über die Egyptier und Chineser? – Was die Göttinger davon sagen habe ich gelesen. Der III. Teil des Merkurs wird einen vollständigen A u s z u g daraus liefern.113 Diese Ankündigung hat J. nicht einlösen können. Erst am 5. Oktober 1773 teilt er Wieland die baldige Fertigstellung seiner Bearbeitung der Recherches mit: Mein Auszug aus den Recherches sur les Egyptiens et les Chinois ist so gut als fertig.114 Schließlich schickt er Wieland am 6. November den ersten der Briefe über die Recherches philosophiques und kündigt die Sendung des zweiten an: Mein liebster Wieland, hier kommt endlich ein Beitrag von mir zum vierten Theile unseres Merkurs. Da ich selbst ganz gut mit dem Dinge zufrieden bin, so sehe ich Ihrem Urtheile darüber mit desto größerer Sehnsucht entgegen. Der zweite Brief soll künftigen Sonnabend nachkommen. Ich habe besondern Fleiß auf diese Arbeit verwendet, aber nicht sowohl um meiner Leser, als um mein selbst willen; auch müßte das ein Erznarre seyn, der ein Buch, bloß in der Absicht, es zu recensiren, so studiren wollte, wie ich des Hrn. von Pauw Untersuchungen studirt habe.115 Die überwiegend affirmative Haltung, die J. der Arbeit de Pauws gegenüber einnimmt und die er auch von Wieland erwartet, teilt dieser allerdings nicht. In seiner Antwort vom 22. November kritisiert Wieland den vorurteilsbelasteten Standpunkt, von dem aus de Pauw, unterstützt durch Belesenheit und Eloquenz, historische Fakten so darstelle, daß dem Leser dasjenige negative Bild über China vermittelt werde, welches er selbst schon mitbringe. Zudem hält Wieland, ebenso wie der Göttinger Rezensent, de Pauw die fehlende eigene Reiseerfahrung vor. Manche der von J. mitgeteilten Ausführungen der Recherches philosophiques erscheinen ihm derart unangebracht, daß er sie für die Veröffentlichung im Merkur streicht: Mein liebster Jacobi, ich habe Ihren zweiten Brief über des Hrn. von Pauw Recherches so bedächtlich durchgelesen, als es in der kurzen Zeit, die ich darauf zu verwenden hatte, möglich war, und bin mit demselben, als Auszug betrachtet, höchlich zufrieden. Indessen däucht mich, Sie sind zu gut zu dieser Art von Arbeiten, und wer selbst denken und schreiben kann, wie Sie, soll sich der Mühe überheben, Auszüge aus fremden Werken, wie des Hrn. von Pauw seines, zu machen. Ich bin Ihnen indessen dennoch für tier seyn könnten. Diese Muthmassung zu vernichten hat sich der Hr. v. P. vorgesetzt, und zwar auf Kosten der Chineser, die er freylich nur aus Büchern kennt und China nie gesehen hat […]. Das Werk enthält indessen eine Menge vortreflicher Bemerkungen, und wir bewundern aufrichtig des V. Scharfsinn, Mannichfaltigkeit der Kenntnisse und weitläufige Belesenheit. Nur das Einzige wünschten wir noch hinzu, daß die schönen Sachen, die er sagt, auch immer wahr seyn möchten. – Zu J.s Kritik an dieser Rezension s. auch die Anm. zu 90,15– 16. 113 J. an Gleim, 6. August 1773, JBW I,1.202. 114 J. an Wieland, 5. Oktober 1773, JBW I,1.213. 115 J. an Wieland, 6. November 1773, JBW I,1.218.
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diesen Artikel, der dem Merkur sehr wohl anstehen wird, sehr verbunden; aber mich verlangt ungleich mehr nach dem versprochenen Briefe, worin Sie sagen, was Sie an des Hrn. v. P.auw, wie mich däucht, oft mehr scheinbaren, als wahren Räsonnements auszusetzen haben. Nach meiner Ueberzeugung haben Sie im ersten Briefe zu viel Gutes von ihm gesagt. Ich finde ihn mehr Sophist als Philosoph; es ist nichts, was ich nach seiner Methode nicht behaupten und durch facta beweisen will. Er blendet bei der ersten Lectüre durch seine große Belesenheit, seinen schimmernden Witz, seinen Styl und seinen Encyclopädisten-Ton. Aber lesen Sie ihn zwei- oder dreimal, und ich wette, der Zaubernebel wird verschwinden. Ich wollte, er wäre, ohne Vorurtheil für, noch wider die Chine|sen, zwanzig Jahre in China gewesen, und schriebe alsdann, was er g e s e h e n hätte. So wie er jetzt schreibt, ist sein Ton an einem Manne, der nie aus Europa gekommen ist, fast sehr lächerlich und einem ehrlichen Bürger der gelehrten Demokratie zuweilen unausstehlich. Ein paar Perioden, die europäischen Mönche betreffend, habe ich wegstreichen müssen, weil sie im Merkur anstößig wären. Hr. v P.auw spricht von den Mönchen immer wie von der elendesten Canaille, und hat darin ganz gewiß Unrecht. Auch das Mönchswesen hat zwei Seiten. Er sieht an allen Dingen nur die einzige, die er sehen will. Eben so muß ich an der Stelle, wo die Frage ist, ob China eine Monarchie oder ein despotischer Staat sey, den Ausdruck ausstreichen: »und keine andere Triebfeder, als die Hand des Henkers, d. i. die Kriegsmacht hat.« Außerdem, daß man keine Classe von Menschen im Staate beleidigen muß, denke ich auch, es sey nicht wahr, daß die Hand des Henkers und die Kriegsmacht dasselbe sey. Hr. v. P.auw liebt solche kühne Ausdrücke sehr; ich hasse sie wie den Teufel, weil ich weiß, daß sie beleidigen, ohne das mindeste Gute zu wirken.116 Ob Wieland auch in den Text des Ersten Briefes eingegriffen hat, und ob seine Eingriffe in den Zweiten Brief über die hier genannten Stellen hinausgehen, läßt sich nicht mehr rekonstruieren; es ist auch nicht überliefert, wie J. diese Kritik an den Recherches und an seiner Darstellung aufgenommen hat. Am 11. März 1774 aber urteilt Wieland zustimmend über J.s dritten Brief über die Recherches philosophiques: Heute ist Ihr dritter Brief über die Chinesen und Aegypter angelangt, mit dem ich sehr zufrieden bin. Den vierten wünschte ich, wenn es seyn könnte, binnen drei Wochen auch zu bekommen.117 Es läßt sich nicht mehr feststellen, wann J. diesen Vierten Brief an Wieland geschickt hat. Am 28. Mai 1774 mahnt Wieland: Auf Ihren Beitrag zum 7ten Theile des Merkurs warte ich mit Schmerz.118 Dies könnte sich auf den Vierten Brief beziehen, doch deutet die unbestimmte Form weniger auf ihn als auf einen anderen, Wieland noch nicht bekannten Beitrag – vermutlich auf J.s Fragment einer Reise nach Spanien.119 In seiner Antwort vom 4. Juni 116 117 118 119
Wieland an J., 22. November 1773, JBW I,1.219 f. Wieland an J., 11. März 1774, JBW I,1.223. Wieland an J., 28. Mai 1774, JBW I,1.236. S. JWA 4.131–187 sowie den folgenden Editorischen Bericht.
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stellt J. dann endlich den angesprochenen Beytrag in Aussicht, jedoch wiederum ohne ihn beim Namen zu nennen: Zu Ende dieser Woche werde ich hoffentlich dem Merkur mit einem Beytrage aufwarten können. Zu den VIIten Bande bin ich im Stande mehr zu liefern als nöthig seyn wird.120 Im August 1774 schließlich erscheint der vierte Brief in Band 7, Stück 2 des Deutschen Merkur. J. beschließt ihn mit der Versicherung seiner unverändert positiven Bewertung der Arbeit de Pauws.121 Seine Briefe über die Recherches philosophiques hat J. in höherem Grade als ein eigenes Werk angesehen als andere Texte, die er damals im Merkur veröffentlicht hat. Dies zeigt sich sowohl darin, daß Friedrich Roth sie – vermutlich nicht ohne den Wunsch J.s – nach dessen Tod in Band VI seiner Werke aufgenommen hat, als auch darin, daß J. in späteren Briefen mehrfach auf sie zurückgekommen ist. Sechs Jahre nach ihrem Erscheinen, am 1. Juni 1780, erwähnt er Lessing gegenüber diesen vierten Brief: Wenn Sie, in einer verlorenen Stunde einen Blick auf meinen 4ten Brief über Pauws recherches sur les Egypt.iens et les Chinois werfen wollten, so wäre es mir sehr lieb. Dieser Brief steht im VIIten Bande des deutschen Merkur, August 74; eine flüchtige Sudeley, aus der aber eine gewiße Idee vieleicht gerettet zu werden verdiente.122 J. wird sich mit dieser Wendung auf die Behauptung beziehen, die den Kern des Vierten Briefes bildet: daß die entschiedenste und erhabenste Wahrheit, unter sichern Modificationen, und durch ein gewisses Medium von Zeit und Umständen gesehen, als der gröbste Irrthum erscheinen müsse, und daß insbesondere die Religion eines Volkes in ihrer ganzen lebendigen Continuität müsse betrachtet, und bis auf ihren Keim entwickelt werden können, wenn ein richtiger Begriff von ihr möglich seyn soll.123 Im übrigen aber wird die Einschätzung dieses Briefes als eine flüchtige Sudeley nicht als eine scharfe Selbstkritik zu werten sein; sie entspricht einer unausgesprochenen literarischen Konvention der Bezugnahme auf eigene Arbeiten. Schließlich nimmt J. in diesem Brief eingangs ja auch Bezug auf Lessings Beiträge Zur Geschichte und Litteratur. Am 28. November 1780, nach der ihn sehr verletzenden Bemerkung Christoph Friedrich Nicolais über seinen Briefroman Allwills Papiere,124 sendet J. an Lessing ein – nicht mehr erhaltenes – Verzeichniß seiner Arbeiten für den Deutschen Merkur und hebt aus ihnen im Blick auf eine erneute Publikation – neben 120
J. an Wieland, 4. Juni 1774, JBW I,1.240. S. JWA 4.112. 122 J. an Lessing, 1. Juni 1780, JBW I,2.141. 123 S. JWA 4.103,11–17. 124 In seiner Rezension der von J.s Bruder Johann Georg Jacobi herausgegebenen, für Frauen gedachten Zeitschrift Iris streift Christoph Friedrich Nicolai auch kurz J.s dort erschienenen Briefroman Allwills Papiere und behauptet, daß die guten Leser i n n e n mit dem unnatürlichen bombastischen Zeuge wohl nichts anfangen könnten, denn sein K r a f t t o n sticht gar sonderbar mit dem übrigen weichlichen Wesen der sanften Iris ab. – S. Allgemeine deutsche Bibliothek. Anhang zu den Bänden 25–36. Berlin/Stettin 1780. VI. Abt., 3426. 121
Litterarische Neuigkeiten aus Frankreich
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einigen Briefen des Allwill – wiederum diese Abhandlung hervor: Das einzige was dienen könnte, möchte der IVte Brief über Pauw seyn; aber wie trennen wir diesen v. dem übrigen?125 Acht Jahre später scheint J. mit Johann Georg Hamann über die Recherches philosophiques gesprochen oder korrespondiert zu haben und ihm ihre Zusendung versprochen zu haben; dies geht aus einem Brief Hamanns an J. vom 10. Mai 1788 hervor, in dem Hamann jedoch nur kurz bemerkt: Ich freue mich auf Pauw Recherches. Er erwähnt hier jedoch nicht J.s Briefe über die Recherches philosophiques und scheint unmittelbar an de Pauws Darstellung interessiert gewesen zu sein, denn er berichtet in den Briefen dieser Monate außerdem von der Lektüre weiterer, einen ähnlichen Stoff behandelnder Bücher wie Antoine Court de Gébelins Monde primitif, analysé et comparé avec le monde moderne oder François Noëls Livres Classiques de l’Empire de la Chine vom Abt Pluquet übersezt.126 LITTERARISCHE NEUIGKEITEN AUS FRANKREICH127 1. Überlieferung D Der / Teutsche Merkur. / Des fünften Bandes / Drittes Stück. / [Vignette] / März 1774. / Weimar, / bey Carl Ludolf Hoffmann. 287–309: Litterarische Neuigkeiten / aus Frankreich. Der Text ist in Fraktur gesetzt, fremdsprachige Wörter in Antiqua. Hervorhebungen sind durch Schwabacher vorgenommen.
2. Entstehungsgeschichte Über die Entstehung dieses Artikels liegen keine Nachrichten vor. Obwohl er mit J.s Chiffre W. S. I. gezeichnet ist, stammt sein Corpus, die eigentlichen Litterarischen Nachrichten, nicht von J., sondern von Jean-François de La Harpe, dem Herausgeber des Mercure de France, der ja auch eine – wohl von J. bearbeitete – Rezension zum Deutschen Merkur beigetragen hat.128 Große Teile des Textes entsprechen dessen Ausführungen in den Lettres XVII, X, I und LXVII der Correspondance litteraire, adressée a son altesse impériale M.GR Le Grand-Duc, aujourd’hui empereur de russie, et a M. Le comte André Schowalow, […] bzw. Christopher Todds Ausgabe von La Harpes Letters to 125 126
J. an Lessing, 28. November 1780, JBW I,2.226. Hamann an J., 10. Mai 1788, vgl. 27. April 1788 und 14. Mai 1788, JBW
I,6. 127
Vgl. oben, 434–441: Über Jacobis Mitwirkung am Deutschen bzw. Teutschen Merkur. 128 S. oben 460.
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Anhang · Editorischer Bericht
the Shuvalows.129 J. besaß später die Ausgabe Correspondance littéraire (KJB 3304); er muß 1774 jedoch schon auf andere Weise Zugang zu La Harpes literarischem Briefwechsel, soweit er in diesem Jahr bereits vorlag, gehabt haben. Es ist wahrscheinlich, daß La Harpe die gleichen Nachrichten, die er den beiden genannten Adressaten mitgeteilt hat, in Form einer Gelehrtenkorrespondenz einem größeren Adressatenkreis und so auch J. für die Sparte Litterarische Neuigkeiten des Teutschen Merkur zugänglich gemacht hat. J. wird dieses Manuskript übersetzt und überarbeitet sowie durch seine Zugaben zu dem vorstehenden Artikel für die deutschen Leser angereichert haben. Die Verbindung mit Jean-François de La Harpe (1739–1803), dem langjährigen Herausgeber des Mercure de France und Mitglied der Académie Française, ist von großem Einfluß auf J.s Schaffen in den beiden Jahrzehnten von 1772 bis 1790. Auf sie geht nicht allein der Inhalt der Litterarischen Neuigkeiten zurück, sondern wahrscheinlich auch J.s scharfe Kritik an Simon-Nicolas-Henri Linguet, die später ein wichtiges Moment seiner Auseinandersetzung mit Wieland wie auch seines Artikels Ueber und bei Gelegenheit des kürzlich erschienenen Werkes, Des lettres de Cachet et des prisons d’etat bildet.130 Soweit sich erkennen läßt, bricht sie ab mit der scharfen Kritik, die J. in seinem Brief an La Harpe von 1790 an dem Programm der Französischen Revolution übt, eine Alleinherrschaft der Vernunft zu errichten.131
129 Correspondance litteraire, adressée a Son Altesse Impériale M.GR Le Grand-Duc, aujourd’hui Empereur de Russie, et a M. Le Comte André Schowalow, chambellan de l’impératrice Catherine II. Depuis 1774 jusqu’a 1789, par Jean-François La Harpe. 6 Bde. Paris 1801 (KJB 3304: T. 1–4). Einige dieser Berichte sind nun nach den überlieferten Manuskripten ediert in Jean François de La Harpe: Letters to the Shuvalows edited by Christopher Todd. In Studies on Voltaire and the Eighteenth Century edited by Theodore Bestermann. Bd 108. Oxford 1973. Die Berichte La Harpes, die in beiden Editionen enthalten sind, stimmen über weite Strecken wörtlich überein; die Varianten sind in Todds Edition verzeichnet. Auch in dem einen, in beiden Editionen enthaltenen Brief, den J. übersetzt (Nr XVII der Correspondance littéraire bzw. Nr 5 der Lettres to the Shouvalovs), treten Abweichungen auf. An diesen Stellen stimmt J.s Übersetzung stets genau – bis in die Schreibung von Namen – mit der Fassung überein, die nun in den Lettres to the Shuvalovs aus dem überlieferten Manuskript ediert ist; die Druckversion der Correspondance littéraire weist demgegenüber insgesamt geringfügige, aber doch markante nachträgliche Eingriffe – Hinzufügungen wie Verkürzungen – auf. Die von J. übersetzten Passagen des einen in beiden Editionen enthaltenen Briefes werden deshalb hier nach der Version der Lettres to the Shuvalovs (unter Mitteilung der jeweiligen Fundstelle in der Correspondance littéraire) wiedergegeben; die anderen Briefe liegen nur in der Correspondance littéraire vor. – Zu den einzelnen Partien s. den Kommentar zu 115,19-30, 115,31–117,9; 117,10–26; 117,33–118,22; 118,28–29; 119,9–11; 119,39 –120,4 und 121,17–20. 130 S. unten 494 f. und 504 f. bzw. 540 die Editorischen Berichte zu diesen beiden Stücken. 131 S. JWA 5.169–183.
Fragment einer Reise nach Spanien
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FRAGMENT EINER REISE NACH SPANIEN132 1. Überlieferung D Der / Teutsche Merkur. / Des siebenten Bandes / Zweytes Stück. / [Vignette] / August 1774. Weimar, / bey Carl Ludolf Hoffmann. 153–213: Fragment einer Reise / nach Spanien. Der Text ist in Fraktur gesetzt, fremdsprachige Wörter in Antiqua. Hervorhebungen sind durch Schwabacher vorgenommen.
Do Requête / d’attenuation / pour / Le Sr Caron de Beaumarchais. Quatrième / Mémoire / a consulter, / pour Pierre-Augustin Caron de / Beaumarchais, Écuyer, Conseiller-Secré/taire du Roi, Lieutenant-Général des Chasses, &c. / Accusé de corruption de Juge. / Contre M. Goezman, Juge accusé de subornation & de faux; Madame Goezman, & le Sieur Bertrand, accusés; les Sieurs Marin, Gazetier; Darnaud-Baculard, Conseiller d’Ambassade, & Consorts. / [Motto] / Et réponse ingénue à leurs Mémoirs, Gazettes, Lettres courantes, Cartels, Injures, & mille & une Diffamations. / [Motto] 64–99 [hier nur 64–92]: Année 1764. / Fragment de mon voyage d’Espagne. Auf diesen Text folgt auf den S. 100–108 noch eine Consultation. Danach sind am unteren Rande von S. 108 Druckort und -datum vermerkt: De l’Imprimerie de J. G. Clousier, rue Saint-Jacques, / vis-à-vis celle des Mathurins, 10 Février 1774. Der Text ist in Antiqua gesetzt; Hervorhebungen sind durch Kursive, doppelte Hervorhebungen durch kursive Versalien vorgenommen. Auch die eingefügten Originaldokumente sind durchgängig kursiv gesetzt. Die Namen der Unterzeichnenden stehen jeweils in kursiven Versalien.
2. Entstehungsgeschichte Dieser Beitrag – ein einleitender, auf Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais’ Mémoire gestützter Bericht J.s und seine Übersetzung einer Episode von Beaumarchais’ Quatrième Mémoire – ist im zweiten Quartal des Jahres 1774 entstanden. Dies ist jedoch nur aus den Veröffentlichungsdaten der übersetzten Quelle – Februar 1774 – und der Reise nach Spanien im August-Heft des Teutschen Merkur 1774 zu erschließen, in Verbindung mit einer vagen brieflichen Notiz. Sie findet sich in J.s Schreiben an Wieland vom 4. Juni 1774: Zu 132
Vgl. oben, 434–441: Über Jacobis Mitwirkung am Deutschen bzw. Teutschen Merkur.
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Ende dieser Woche werde ich hoffentlich dem Merkur mit einem Beytrage aufwarten können. Zu den VIIten Bande bin ich im Stande mehr zu liefern als nöthig seyn wird.133 – Diese Ankündigung ist nicht so zu lesen, als ob der zunächst erwähnte Beytrag noch für den sechsten Band gedacht sei, da dieser schon im gleichen Monat erschienen ist. Die beiden nächsten Veröffentlichungen J.s im Teutschen Merkur sind im 2. Stück des siebenten Bandes das Fragment einer Reise nach Spanien und der vierte Brief der Recherches philosophiques.134 Die unbestimmte Form, in der J. seinen Beitrag Wieland ankündigt, deutet jedoch weniger auf die ja schon seit längerem erscheinenden Briefe über die Recherches philosophiques, über die er ja auch mehrfach mit Wieland korrespondiert hat, sondern auf eine neue, diesem noch unbekannte Arbeit – also auf das Fragment einer Reise nach Spanien. Das genaue Datum, zu dem J. seinen Beitrag an Wieland abgesandt hat, ist daraus zwar nicht zu entnehmen, doch wird es – seiner Ankündigung zu Folge – etwa der 11. Juni 1774 gewesen sein. Die präzise Datierung auf Mitte Juni 1774 ist in diesem Fall besonders wichtig, da Beaumarchais’ Mémoire zur gleichen Zeit auch noch von anderer Seite bearbeitet wird: Es dient als historische Vorlage für Goethes Trauerspiel Clavigo, das ebenfalls im August 1774 erschienen ist. J. und Goethe haben diesen Stoff gleichzeitig bearbeitet, ohne dies von einander zu wissen. Denn sie begegnen sich erstmals anläßlich der Rheinreise Goethes, am 22. Juli 1774. Goethe hat am 21. Juli in Düsseldorf J. aufsuchen wollen, dort aber weder ihn noch seine Frau angetroffen und ist ihm nach Elberfeld nachgereist, wo J. sich im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Hofkammerrath aufgehalten hat.135 Vor dieser Begegnung aber ist ihr Verhältnis gespannt, wie man sowohl Goethes als auch J.s Äußerungen über den jeweils anderen entnehmen kann. Es ist deshalb nicht anzunehmen, daß Goethe und J. von ihrer gleichzeitigen Bearbeitung desselben Stoffes Kenntnis gehabt haben. Anfang August scheint Goethe mehrere Exemplare des Clavigo an J. gesandt zu haben, denn er fügt seinem Schreiben vom 13. und 14. August den Nachsatz an: Schick doch Jung einen Clavigo – also Jung-Stilling, in dessen Gesellschaft sich Goethe und J. am 22. Juli 1774 getroffen haben. Über Goethes Clavigo urteilt J. am 27. August 1774 gegenüber Wieland ähnlich enthusiastisch wie über seine Seelenfreundschaft mit Goethe – ungeachtet 133
J. an Wieland, 4. Juni 1774, JBW I,1.240,13–16. JWA 4.98–112. – Vgl. den Editorischen Bericht zu Briefe über die Recherches philosophiques, oben 467 f. – Am 5. Oktober 1773 hat J. noch mitgeteilt, er sei nun – bei Beendigung seines Auszugs aus den Recherches philosophiques – mit dem unendlich sonderbaren Rechtshandel der Erben Veron gegen den Grafen von Morangies beschäftigt; das exposé davon kann nicht anders als interessant werden, und zwar für alle und jede Menschen, die keine Menschen von Stroh oder Pantoffelholz sind. – Vgl. JBW I,1.213. – Dieses Projekt hat J. anscheinend zu Gunsten der Reise nach Spanien fallengelassen. 135 S. die in JBW II,1.218–221 mitgeteilten Berichte über die Begegnung J.s und Goethes. 134
Fragment einer Reise nach Spanien
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der damals noch starken Spannungen zwischen Wieland und Goethe. Hierzu sieht er sich durch Wielands ironisch-ablehnendes Urteil über Goethes Clavigo im Brief vom 15. August herausgefordert: Göthen’s Clavigo habe ich nun gesehen. Wenn ich nicht selbst Autor wäre, so wollte ich den Kunstrichter von Professsion spielen, und als solcher wollt’ ich einem ehrsamen Publico leicht beweisen, daß noch viel fehlt, daß Göthe der Wundermann sey, für den man ihn hält; und dazu sollte mir gerade dieser Clavigo Stoff genug geben. Man muß dergleichen blendende Dinge nur drei- bis viermal lesen, so fallen einem die Schuppen ziemlich von den Augen. Indessen fühle ich so gut als einer, daß schöne Stellen darin sind, und daß die Wärme und Wahrheit des Dialogs viele Sünden zudeckt. Nur die Verwandlung des Hrn. Beaumarchais in einen Kannibalen finde ich sehr unglücklich. Das Gemälde seiner Wuth, seines Rachdurstes im vierten Act ist Shakspeare’s würdig, w e n n die Rede von der Wuth eines I r o k e s e n wäre. Und was dünkt Ihnen zu der Französin Marie, die vor Liebe und Liebesschmerz ihr zartes Seelchen aushaucht?136 Wahrscheinlich hat J. in einem Mitte August geschriebenen, verschollenen Brief an Goethe diesem von Wielands sehr distanziertem Urteil berichtet, denn wenige Tage später, in seinem Antwortbrief an J. vom 21. August 1774, geht Goethe fast apologetisch auf seinen Clavigo ein: Dass mich nun die Memoires des Beaumarchais de cet avanturier francois freuten, romantische Jugendkrafft in mir weckten, sich sein Charackter seine Taht, mit Charackteren und Thaten in mir amalgamirten, und so mein Clavigo ward, das ist Glück, denn ich hab Freude gehabt drüber, und was mehr ist ich fordre das kritischte Messer auf die blos übersezten Stellen abzutrennen vom ganzen, ohn es zu zerfleischen, ohne tödtliche Wunde (nicht zu sagen der Historie) sondern der Strucktur, Lebens organisation des Stücks zu versezzen! Also – Was red ich über meine Kinder, wenn sie leben; so werden sie fortkrabbeln, unter diesem weiten Himmel. Aber wer auch fürs Publikum Kinder machte! damit er hörte que ce cul est t i r é en partie du Huron de Mr. d.e Voltaire. Aber ich bitte dich lass mir die Menschen. die sind von mir gestempelt, und die wird Merkurius und Iris nicht wiedergebähren so wenig als der Bär auf den Schrifften Gottschedischen aevi!137 Die Wendung que ce cul est t i r é du Huron de Mr. d.e Voltaire138 läßt sich wegen der Bedeutungsgleichheit von Irokese und Hurone leicht als Replik auf Wielands abschätzige Rede von der Wuth eines I r o k e s e n verstehen, und Goethes Erwähnung der beiden Zeitschriften Teutscher Merkur und Iris deutet auf eine Abgrenzung seines Trauerspiels gegenüber J.s im Merkur erschienener Übersetzung und anderen Beiträgen in der von J.s Bruder Johann Georg herausgegebenen Zeitschrift Iris.
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Wieland an J., 15. August 1774, JBW I,1.245. Goethe an J., 21. August 1774, JBW I,1.246. 138 Goethe spielt hier an auf die Titelgestalt in [Voltaire:] Le Huron ou l’Ingénu. 2. édition. 2 Bde. Lausanne 1767. 137
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Anhang · Editorischer Bericht
Vor diesem Hintergrund hebt sich J.s ausführliches und begeistertes Urteil über Goethes Clavigo im Brief an Wieland vom 27. August 1774 ab. Er stellt sich hier vorbehaltlos auf die Seite Goethes und damit zugleich auf die Seite einer gegenüber Wielands Schaffen neuen Form von Dichtung: Ihr U r t h e i l über Clavigo, mein lieber Wieland, ist sehr weit entfernt, das meinige zu seyn. Für mich ist M a r i e ein ganz herrliches Geschöpf. Schon in der zweiten Scene beklemmt sie mir die Brust, nimmt mir Thränen aus dem Tiefs t e n , I n n e r s t e n . K a r l o s scheint mir nicht ein | bloßes Meisterstück, scheint mir ein W u n d e r des Genie’s zu seyn. Und wie vortrefflich ist nicht C l a v i g o gebildet, gestellt, wie wird er nicht von innen und von außen gewaltthätigt! Welche Wahrheit, welch Leben in allen Personen des Stücks! welch ein Wandel zu, von und wider einander! Da stehe ich nun mitten unter, und mir fällt gar nicht ein, daß dieß und jenes aus dem französischen historischen Roman genommen sey, sondern sehe alles vor meinen Augen wirklich anfangen und fortgehen. Und wenn ich nun selbst, in Beaumarchais Person, bei Marie und Sophie ankomme, hingehe zu Clavigo, ihn befehde, überwältige, nachher mich aussöhne mit dem Reuigen, ihm die ausgestellte Schrift zerrissen zurückgebe – und dann nun neben Marie stehe, und zweifle, und doppelten gräßlichen Meineid ahnde, und halte in meinen Armen den bebenden, sterbenden Engel – und nun ihm, in meinem Angesicht, an meinem Busen, der letzte Todesstoß! mir Fesseln, Gefängniß – von Clavigo, dem Treulosen, dem Feigen, dem Verräther, dem unendlich Niederträchtigen – Wühle, wühle im finstern, moderhaften, erstickenden Abgrund, wühle, wühle! – Ha! der Himmel offen! Rache, Rache! Rache? Hab’ ich ihn? Ich muß ihn haben! – Sehen Sie, lieber Wieland, alles das ist so ganz aus meiner Seele heraus empfunden, daß ich Ihnen nicht bergen kann, auch mir »glüht in jeder Ader, zuckt in jedem Nerv die Begier nach ihm, nach ihm.« Maries Tod in dieser Lage kommt mir ganz natürlich und höchst wahrscheinlich vor. Ich mag es nicht darthun psychologisch und medicinisch, daß sie sterben konnte, nicht kritisch, daß sie sterben d u r f t e , und das letztere noch weniger moralisch. M i r hätte man am Ende dieses vierten Actes den Tod der ganzen Natur verkünden können, ich hätte ihn geglaubt. In der That begriff ich nicht, wie das Stück noch weiter fortgehen könnte; wähnte, alle Nerven meines Herzens seyen verbraucht, nun müsse das Herz mir erkalten; aber da faßt er mir sie bündelweise, frische, unberührte Nerven, und hieß mein Herz glühen und schlagen, immer heftiger und höher, bis es bebte, bis es brach und ich verging.139
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J. an Wieland, 27. August 1774, JBW I,1.251 f. – Vgl. J. an Johanna Katharina Sybilla Schlosser, 10. November 1779, JBW I,2.127: Ich holte mir heute früh den Clavigo, des C a r l o s wegen, worinn Göthe so ganz leibt und lebt. Indem ich das Buch aufschlug, kam mir die Erinnerung, wie ich dies Stück zum erstenmahl gelesen. – – Alles, alles von Göthe, mit welcher Liebe nahm ich es nicht auf?
Fragment einer Reise nach Spanien
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Es ist ein Indiz für den bewegenden Eindruck, den Beaumarchais’ Quatrième Mémoire auf die Zeitgenossen auch in Deutschland gemacht hat, daß nicht nur Goethe und J. diesen Stoff bearbeitet haben. Im gleichen Jahr ist er noch in einer weiteren Übersetzung erschienen unter dem Titel: Die wahre Geschichte des Clavigo.140 Diese Veröffentlichung steht auf eigentümliche Weise zwischen Goethes Clavigo und J.s Übersetzung: Mit dem Anspruch, die wahre Geschichte des Clavigo zu geben, wendet sich der anonyme Autor gegen Goethes Trauerspiel, wenn auch in der Absicht weniger einer Korrektur als einer historischen Ergänzung: Da nun das schöne Trauerspiel: C l a v i g o , wozu Herr G o e t h e den Stoff aus diesen Memoiren genommen, so allgemein Beyfall gefunden, und ein jeder weiß, daß eine wahre Geschichte den Stoff zu diesem Stück hergegeben; so hab’ ich um so mehr den neugierigen Lesern einen Gefallen zu thun geglaubt, wenn ich ihnen die eigentliche Geschichte des C l a v i g o übersetzt lieferte; da zumal | die Memoiren des Herrn v o n B e a u m a r c h a i s selten zu haben und in wenigen Händen sind. Ueberdem wird man hieraus das Verdienst des Herrn G o e t h e um sein Stück näher bestimmen können; da ich, wo er bloß übersetzt hat, seine Worte ganz beybehalten habe.141 Als Übersetzung hingegen bildet Die wahre Geschichte des Clavigo ein konkurrierendes Gegenstück zu J.s Übersetzung. Auf sie geht der Autor jedoch nicht ein, obschon sie ja zeitgleich mit Goethes Trauerspiel erschienen ist. Seine Veröffentlichung unterscheidet sich dadurch von derjenigen J.s, daß er ihr nicht, wie J., einen Vorbericht voranstellt, in dem er den Gesamtzusammenhang der Beschuldigungen gegen Beaumarchais skizziert und die spezifische Funktion verdeutlicht, die Beaumarchais’ Fragment im Kontext seiner gerichtlichen Auseinandersetzungen hat. Andererseits greift seine Übersetzung weiter aus als diejenige J.s: Während J. seine Übersetzung dort beendet, wo der Franzose – also Beaumarchais – vom spanischen König Gerechtigkeit erhält und Clavigo verbannt wird, schließt der anonyme Übersetzer auch noch den Fortgang der Erzählung an: Nach der für ihn glücklichen Entscheidung stellt Beaumarchais Betrachtungen über sein Schicksal unter einer fremden Nation an, über die Hilfe, die er durch den König und seine Minister sowie insbesondere durch den Marquis d’Ossun und Herrn von Whal (sc. Richard Wall) erhalten hat. Bei seiner Rückkehr nach Madrid erhält er von Clavigo, der sich seiner Verhaftung durch die Flucht zu Kapuzinermönchen entzogen hat, noch einen langen Brief, in dem Clavigo sich in der für ihn charakteristischen betrügerischen Weise rechtfertigen will und Beaumarchais seiner Liebe versichert; diesen Brief versieht Beaumarchais mit berichtigenden Marginalien, die ebenfalls in der anonymen Übersetzung wiedergegeben sind. Den Schluß bildet ein Absatz über Beaumarchais’ versöhnliche Bemü-
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Anonym: Die wahre Geschichte des Clavigo. Aus dem Französischen der Memoiren des Herrn von Beaumarchais übersetzt. Hamburg, in der Heroldischen Buchhandlung, 1774. – [3]–6: Vorrede, [7]–64: Fragment / meiner / Spanischen Reise–Geschichte / im Jahr 1764. 141 Ib. 4 f.
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hungen um die Erleichterung von Clavigos Schicksal, die jedoch an der festen Haltung des Ministers Grimaldi abprallen. Der anonyme Übersetzer übernimmt von Goethe die Schreibung Clavigo statt des im Original stehenden Clavijo, während J. Clavico schreibt. Er berücksichtigt nicht die Absatzgliederung des Originals, differenziert jedoch – nicht stets konsequent – zwischen berichtenden Partien in Petitsatz und Zitaten im normalen Schriftgrad. Seine Übersetzung ist teils näher am Original als diejenige J.s, teils erlaubt er sich kleine Hinzufügungen, wie man bereits am ersten Satz erkennen kann: Seit einigen Jahren genoß ich das Glück, ganz in meine Familie zurückgezogen zu seyn, und nur für sie zu leben. Nur an wenigen Stellen weichen beide Übersetzungen ganz von einander ab, wie etwa bei dem Satz: Je pris un peu d’humeur de la conclusion; J. übersetzt: Ich wurde über die Folgerung […] verdrüßlich, der anonyme Übersetzer: Ich war etwas zufrieden mit dem Schlusse, […].142 Insgesamt folgt die anonyme Übersetzung enger dem Original. Den Satz etwa, Je l’embrassai de toute mon ame übersetzt J. mit Ich umarmte sie mit der innigsten Rührung; der Anonymus übersetzt: Ich umarmte sie mit meiner ganzen Seele.143 Doch ist sie literarisch weniger anspruchsvoll als diejenige J.s, wie sich hier und auch am folgenden Absatz zeigt: Mein Freund nahm die Kleinodien und Spitzen an, da er kaum glauben konnte, wie er sagte, daß man zu Madrid sie von einem so guten Geschmack bekommen könne; aber ich mochte bitten, soviel ich wollte, so weigerte er sich doch, das Geld anzunehmen, welches ich also wieder bey mir stecken mußte.144 AN MARIANE 1. Überlieferung D Titelblatt: Friedrich Heinrich Jacobi’s / Werke. / Erster Band. / Leipzig, bey Gerhard Fleischer d. Jüng. / 1812. 327–336: An Mariane … Der Text ist in Fraktur gesetzt; er enthält weder fremdsprachige Wörter noch Hervorhebungen.
2. Entstehungsgeschichte Das auf den 1. Juli 1775 datierte Schreiben An Mariane hat J. erst 37 Jahre später in Band I seiner Werke veröffentlicht – ohne dem Leser einen Hinweis zu geben, ob es an eine historische Person gerichtet und wer gegebenenfalls diese Per142 143 144
S. JWA 4.168,13–14 bzw. Die wahre Geschichte des Clavigo, 36. Vgl. JWA 4.164,2 mit Die wahre Geschichte des Clavigo, 32. Die wahre Geschichte des Clavigo, 37; vgl. JWA 4.169,17–20.
An Mariane
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son sei. Es ist allein aus J.s Briefwechsel aus dem Zeitraum vom 26. April bis zum 23. Juni 1775, also kurz vor dem fraglichen Schreiben An Mariane, zu erschließen, daß es sich bei der Adressatin um Sophie von La Roche handelt, die Cousine Wielands sowie die Großmutter (mütterlicherseits) der Geschwister Clemens und Bettina v. Brentano. Marie Sophie von La Roche (1730–1807) wurde bekannt durch ihren 1771 anonym veröffentlichten (Brief)roman Geschichte des Fräuleins von Sternheim;145 J. spricht sie später sogar noch unter dem Namen Sophie Sternheim an.146 Da Wieland als Herausgeber fungierte, wurde sie als Verfasserin jedoch bald identifiziert. Die enthusiastische Aufnahme dieses Romans machte Sophie von La Roche zu einer in intellektuellen Kreisen geschätzten Persönlichkeit. In ihrem Haus in Koblenz-Ehrenbreitstein, wohin sie auf Grund der zur selben Zeit erfolgenden Einstellung ihres Mannes Georg Michael La Roche als Geheimrat am Hof von Kurtrier übersiedelt, etabliert sie allmählich einen literarischen Salon. Dort verkehren neben Wieland, Goethe, Merck, Heinse, Basedow, Lavater u. a. auch die Brüder Jacobi. Von der starken Wirkung, die Persönlichkeit und Erscheinung Sophie von La Roches ausübten, zeugen die schwärmerischen, wenn auch dem ersten Eindruck entspringenden Ausführungen über sie, die sich in J.s Brief vom 16. Juni 1771, kurz nach seinem Besuch in Ehrenbreitstein, an den Grafen Chotek finden.147 Auch seine Briefe vom 9. Oktober 1773 und vom 11. April 1774 an Sophie von La Roche selber drücken unverminderte Verehrung und Zuneigung aus. Zu einer ersten Irritation scheint es im Juli 1774 gekommen zu sein, als die Freundin es versäumte, während eines dreiwöchigen Aufenthaltes in Frankfurt die Tante J.s, Johanna Fahlmer, der er sehr eng verbunden war, zu besuchen.148 Gleichwohl ist es dadurch nicht zu bleibenden Differenzen gekommen; J. versichert Sophie von La Roche im gleichen Briefe, daß die unauslöschlichen Eindrücke von ihr in seiner Seele blieben, und auch die Briefe der folgenden Zeit zeugen von keinerlei Mißstimmung. Im Brief vom 26. April 1775 schreibt J. an Sophie von La Roche, daß er sich sehr über ihren geplanten Besuch in Düsseldorf im Mai freue.149 Dieser Besuch hat sich dann etwas verschoben, denn erst am 14. Juni 1775 schreibt J. von Köln aus an Goethe, er sei mit seinem Bruder Johann Georg Sophie Laroche entgegen gereiset. Wir erwarten sie gleich nach Mittag, und hoffen gegen Abend mit ihr zu Düßeldorff zu
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Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Von einer Freundin derselben aus Original-Papieren und andern zuverläßigen Quellen gezogen. Hg. von C. M. Wieland. 2 Bde. Leipzig 1771. 146 J. an Sophie von La Roche, 11. April 1774, JBW I,1.226. 147 J. an J. R. Graf Chotek, 16. Juni 1771, JBW I,1.109–114. – J. teilt hier Chotek in einer Fußnote mit, daß Wieland diese Dame in seinen Jünglings Jahren, wo sie die Quelle seiner besten Begeisterung gewesen, unter dem Namen D o r i s und P a n t h e a besungen hätte. […] Wieland wird niemals feürigere, und mit einem wahren Enthusiasmus beseelte Verse machen, als diejenigen sind, die ihm diese reine und tugendhafte Liebe eingegeben hat. 148 J. an Sophie von La Roche, 10. August 1774, JBW I,1.242. 149 J. an Sophie von La Roche, 26. April 1775, JBW I,2.11 f.
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Anhang · Editorischer Bericht
seyn.150 Sie dürfte wie erwartet eingetroffen sein, denn am 18. Juni teilt J. seinem Freund Johann Friedrich Müller mit: Sophie Laroche aus Coblenz ist seit vergangenen Mittwoch – d. h. seit dem 14. Juni – bey mir.151 Der kritisch-enttäuschte Ton, der den Brief An Mariane vom 1. Juli 1775 motiviert und durchzieht, muß wohl auf Vorgänge während ihres Besuches in Düsseldorf zurückgeführt werden. Nachrichten über den Verlauf und das Ende des Besuchs fehlen. In einem nicht überlieferten Brief hat J. jedoch Wieland von dem Besuch kritisch berichtet, wie Wielands Antwort vom 23. Juni 1775 zu entnehmen ist: Sie sind ein glücklicher Mann, mein Jacobi! Sie haben Sophie La Roche, können sich nach Herzenslust an ihr erlaben, und dürfen ihr horreurs sagen, ohne daß sie mucksen darf, und dieß, weil Sie sie kennen. Ich hätte wohl der dritte Mann dabei seyn mögen. Ich bin zwar keiner von denen, welche die Kniee beugen; der Nimbus, den ich ehemals um unsere Freundin sah, ist längst verschwunden; aber wie man ihr horreurs sagen könne, w e i l m a n s i e k e n n t , ist mir ein gänzliches Geheimniß. Wahrheiten, ganz sanfte Wahrheiten möchte ich ihr wohl zuweilen sagen; aber ich wollte alles wetten, meine Wahrheiten würden schlimmer aufgenommen werden, als Ihre horreurs, und das aus dem einfachsten Grunde von der Welt.152 Den Brief An Mariane wird J. bald nach Sophie von La Roches Abreise, vermutlich – wenn das im Briefkopf genannte Datum 1. Jul. 1775. korrekt ist – nach Erhalt von Wielands eben genanntem Brief geschrieben und auch Wieland mitgeteilt haben. Hierzu hat sich zwar kein Beleg aus dieser Zeit erhalten, doch eineinhalb Jahre später, am 27. Januar 1777, kommt Wieland auf J.s Brief zurück, den er jedoch nicht unter dem Titel An Mariane anspricht: Dieser Tagen fiel mir Dein Brief an die La Roche wieder in die Hände, worinn Du ihr so herrlich deducirst, wie es zugegangen, daß sie aus dem Liebe athmenden, alles anziehenden, alles bezaubernden Geschöpfe so eine – Prätensionsvolle, unleidliche Art von sentimentalischer Bulerin oder vielmehr nachgerade Moquerelle geworden etc. etc. Ich hätte vor Dir hinknien mögen, so bewunderte ich Deine Gabe, ihr das alles so deutlich und faßlich und in einem so verdammt bonhommischen Ton vorzudemonstriren.153 J.s Brief scheint in der Tat nicht zu einer länger andauernden Verstimmung zwischen ihm und Sophie von La Roche geführt zu haben; bereits am 11. September 1775 empfiehlt er Johann Friedrich Müller, sie auf der Reise von Zweibrücken nach Düsseldorf zu besuchen: Zu Coblenz rufen Sie bey Frau GeheimRäthin von Laroche an, die Sie zu kennen wünscht.154 Anfang oder Mitte März 1776 sendet Sophie von La Roche J. ein liebes Briefchen mit Beilagen, und J. bedankt sich am 18. März mit dem Manuskript der Fortsetzung des Allwill, und zwar des Teils, der wenig später in Nr 4 des Teutschen Merkur veröffentlicht worden 150
J. an Goethe, 14. Juni 1775, JBW I,2.14. J. an Johann Friedrich Müller, 18. Juni 1775, JBW I,2.15. 152 Wieland an J., 23. Juni 1775, JBW I,2.16. 153 Wieland an J., 27. Januar 1777, JBW I,2.52. 154 J. an Johann Friedrich Müller, 11. September 1775, JBW I,2.26. 151
Briefe Friedrichs II. an d’Alembert
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ist, damit sie diesen Teil einige Wochen früher und im Manuscript lesen könne. Und er bittet sie, daß sie ja ohne Deutung lesen möge, denn Sie würden dabei ganz gewiß irre gehen und sich nur stören. So hat mir z. B. kein sterbliches Wesen zu meiner S y l l i gesessen. Als ich die Briefe, welche ihren Namen tragen, schrieb, befand ich mich in einer Situation, wo mir alles, was ich sie sagen ließ, gerades Wegs aus eigenem Herzen kam.155 J. hat den Brief An Mariane erst 1812, nach dem Tode von Sophie von La Roche, im ersten Band seiner Werkausgabe veröffentlicht, und soweit sich erkennen läßt, hat er die fiktive Anrede An Mariane erst bei dieser Veröffentlichung gebraucht. Warum er sich jedoch gerade für diesen Frauenvornamen entschieden hat, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Möglicherweise ist darin eine Anspielung auf die Adressatin des zweiten Briefromans der Sophie von La Roche, Rosaliens Briefe an ihre Freundinn Mariane von St***,156 zu sehen. Teile des ersten Bandes dieses Werkes wurden schon 1775 in der von J.s Bruder Johann Georg herausgegebenen Zeitschrift Iris unter dem Titel Freundschaftliche Frauenzimmerbriefe veröffentlicht.157 Mariane verkörpert in diesem Kontext eine selbstsichere, geistig unabhängige Frau von absoluter moralischer Integrität. Da J.s Vorhaltungen gegenüber Sophie/Mariane im Kern darauf abzielen, daß sie geradezu ängstlich darauf bedacht sei, in ihrer Umgebung stets den Eindruck einer Wolke des Wunderbaren um sich zu halten, so liegt es nahe, die Wahl des Namens der Freundin Mariane als eine Anspielung J.s auf diesen spezifischen Charakterzug seiner Freundin Sophie von La Roche aufzufassen. BRIEFE DES KÖNIGS VON PREUSSEN AN D’ALEMBERT158 1. Überlieferung D Der / Teutsche Merkur / vom / Jahre 1777. / Ihro Römisch-Kayserlichen Majestät / zugeeignet. / [Vignette] / Mit Königl. Preuß. und Churfürstl. Brandenburg. / gnädigstem Privilegio. / Erstes Vierteljahr. / Weimar. Der / Teutsche Merkur. / Februar. 1777.
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Sophie von La Roche an J., Anfang oder Mitte März 1776; J. an Sophie von La Roche, 18. März 1776, beide JBW I,2.41. 156 [Sophie von La Roche:] Rosaliens Briefe an ihre Freundinn Mariane von St***. Von der Verfasserin des Fräuleins von Sternheim. Bde 1–3: Altenburg, Bd 4: Offenbach 1779–1781. 157 Iris. Hg. von Johann Georg Jacobi. Düsseldorf. 1775. Bd 2, St. 2: Februar, 115–147; Bd 3, St. 1: April, 53–71; Bd 3, St. 2: May, 83–113; Bd 4, St. 1: Juli, 17–45. 158 Vgl. oben, 434–441: Über Jacobis Mitwirkung am Deutschen bzw. Teutschen Merkur.
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Anhang · Editorischer Bericht
154–165: Briefe des Königs von Preußen / an / D’Alembert. / Schreiben an den Herausgeber des Teutschen Merkurs. Der Text ist in Fraktur gesetzt, fremdsprachige Wörter in Antiqua. Hervorhebungen sind durch Sperrung bzw. durch Schwabacher vorgenommen.
2. Entstehungsgeschichte Dieser kurze Text ist J.s letzte Veröffentlichung im Teutschen Merkur. Auch über seine Entstehung ist wenig bekannt. Das früheste briefliche Zeugnis datiert aus dem Monat seines Erscheinens: Am 12. Februar 1777 schreibt Wieland an J.: Deine Uebersetzung der Briefe des Königs der Könige ist nach m e i n e m Geschmack zu wörtlich und klingt mir zu französisch-deutsch. Z. B. Cicéron adora sa fille, er b e t e t e seine Tochter a n , ist mir fatal; wir Deutschen sagen, er liebte sie abgöttisch, und das ist richtiger und stärker als das flache Französische adorer. Ich dachte aber, Du hättest, aus lauter Respect gegen Friedrich, mit Fleiß de verbo ad verbum übersetzen wollen, und ließ es also gut seyn.159 Hierauf antwortet J. am 23. Februar 1777: Ich hoffte mit der gestrigen Post No. 2 vom Merkur zu erhalten. Ich hätte Dir alsdann sagen können, ob ich selbst beim Wiederlesen König Friedrichs Briefe nicht wörtlich übersetzt gefunden. Mit dem Ausdruck adorer hast Du Recht. Uebersetzen ist meine Sache nicht; es macht mir eine gewaltige Mühe und geräth mir nur halb. Mich verlangt zu sehen, ob Du die Note mit hast abdrucken lassen, wo ich mich wegen einer Stelle entschuldige, daß sie sich im Deutschen nicht habe wörtlich geben lassen. Diese Note sollte andeuten, daß ich so gut nicht bin, als man wohl glauben könnte. […] Ich bewundere an dem Könige nicht Empfindsamkeit, nicht Philosophie, sondern Lebendigkeit, ich liebe den ehrlichen Enthusiasmus, wovon er so manche Probe gegeben hat. Auch seine Großmuth ist manchmal ächt, freilich aber oft nur Menschenverachtung.160 Die dritte Erwähnung dieses Artikels erfolgt erst vier Jahrzehnte später, in J.s Antwort vom 24. April 1817 auf eine Bemerkung von Christian Konrad Wilhelm Dohm: Die Stelle in Deinem Briefe, wo Du des Briefwechsels Friedrichs II. mit d’Alembert erwähnst, hat mich gereizt, die Briefe beider Männer wieder zu lesen, und ich kann Dir nicht sagen, wie ich dabei genossen habe. Wie hoch steht der Deutsche über dem Franzosen, und das in jeder Absicht! So urtheilte ich schon vor 30 Jahren, da ich diesen Briefwechsel zum ersten male las; aber wie ganz anders noch hat mich dießmal dieser Unterschied ergriffen! Es ist merkwürdig, daß der König, obgleich er selbst keine andere Philosophie, als die sensualistische der d’Alembert und Voltaire hatte, er mit dieser Philosophie doch ein ganz anderer und achtungswürdigerer Philosoph war, als diese Leute. Er hätte gern jene Phi159
Wieland an J., 12. Februar 1777, JBW I,2.53. J. an Wieland, 23. Februar 1777, JBW I,2.54. – Die erwähnte Note hat Wieland im Text belassen; sie findet sich oben 201,32–34. 160
Zwei politische Rhapsodien
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losophie, von der er sich nicht los zu | machen wußte, wenigstens veredelt, welches denn freilich eine unmögliche Sache war. Ich bin unaussprechlich begierig auf Deine Schilderung des ganzen Mannes und seiner Regierung; laß mich hoffen, daß dieser Genuß mir noch werden könne!161 ZWEI POLITISCHE RHAPSODIEN 1. Überlieferung D1 Eine politische Rhapsodie. Aus einem Aktenstock entwendet. Ein eingesandtes Stück. In Baierische Beyträge zur schönen und nützlichen Litteratur. 1. Band, München Mai 1779, 407–418. Noch eine politische Rhapsodie, worinn sich verschiedene Plagia befinden; betittelt: Es ist nicht recht, und es ist nicht klug. In Baierische Beyträge […]. Ib. 418–458. Der Text ist in Fraktur gesetzt, fremdsprachige Wörter in Antiqua. Hervorhebungen sind durch Sperrung bzw. durch Schwabacher vorgenommen.
D0 Zwey politische Rhapsodieen. München 1779. Diese Fassung ist bereits im April 1779 erschienen, also einen Monat vor der Veröffentlichung in den Bayerischen Beyträgen. J. wie auch seine Zeitgenossen haben jedoch anscheinend die letztere Fassung als die ›eigentliche‹ angesehen, denn Bezugnahmen auf die Politischen Rhapsodien beziehen sich auf die Veröffentlichung in den Bayerischen Beyträgen und nicht auf die Buchfassung.162 Deshalb ist hier nicht die Buchfassung, sondern die Fassung der Bayerischen Beyträge zu Grunde gelegt worden. Die Druckstöcke von D1 und D0 sind ohnehin fast völlig identisch,163 so sehr, daß selbst der, auf D0 bezogene Verweis auf die 15 Seite164 in der Fassung der Bayerischen Beyträge nicht korrigiert worden ist, obschon deren Paginierung erst mit S. 418 beginnt. Die einzige Abweichung 161
J. an Christian Konrad Wilhelm Dohm, 24. April 1817, ABW II.460. Siehe unten 489 f. sowie etwa Friedrich Roths den Auserlesenen Briefwechsel einleitende Nachricht von dem Leben Friedrich Heinrich Jacobi’s, ABW, XIX: J. sei in München bald in Ungnade gefallen, u. a. weil er zugleich in einem Aufsatze, der unter dem Titel: Politische Rhapsodie, in den Baierischen Beiträgen erschien, mit der in Deutschland noch wenig bekannten Lehre Adam Smiths, die beliebte Thorheit der Leitung des Handels durch Auflagen und Verbote, angriff. 163 Auch Ralf Hillemacher: Die wirtschaftstheoretischen Anschauungen Friedrich Heinrich Jacobis. Thun/Frankfurt am Main 1993, Teil B, 4–14, verzeichnet außer der Abweichung im Titel keine weiteren Differenzen zwischen D0 und D1. 164 S. oben 220,26. 162
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findet sich im Titel der Ersten Rhapsodie: Hier fügen die Bayerischen Beyträge die Wendung Ein eingesandtes Stück. 165 hinzu.
D2 Titelblatt: Friedrich Heinrich Jacobi’s / Werke. / Sechster und letzter Band. / Leipzig, bei Gerhard Fleischer. / 1825. [345]–362: Eine politische / Rhapsodie. / Aus einem Aktenstock entwendet. [363]–418: Noch eine politische / Rhapsodie, / worin sich verschiedene Plagia befinden; / betitelt: / Es ist nicht recht, und es ist nicht klug.
h1 Acta / die von I h r o C h u r f ü r s t l i c h e n / D u r c h l a u c h t z u P f a l t z / H öc h s t d e r o HofCammerrathen / Jacobi gnädigst aufgetragene / Comission, das Commerzium der / beyden Herzogthümer Jülich und / Berg zu untersuchen, betreffend. / (1773–1774). / No. 1. (Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Jülich-Berg II 1797).166 Das Manuskript ist von Schreiberhand geschrieben. Es läßt sich in drei Teile gliedern. In einer einleitenden Passage (S. 2r–3r) begründet J., wieso er seinem Bericht zunächst eine grundsätzliche Darlegung seiner wirtschaftspolitischen Prinzipien voranstellt: Bey Erstattung des ersten vorläufigen Berichts über den Erfolg der von Ihro Churfürstl. Durchlaucht mir gnädigst aufgetragenen Commißion, den Handlungszustand der beyden Herzogthümer Jülich und Berg zu untersuchen, halte ich mich für verpflichtet, zuvörderst von denjenigen Grundsätzen kürzlich Rechenschaft zu geben, nach welchen ich mein Geschäfte würklich angefangen habe, und bis ans Ende zu verfolgen gedenke. Alle meine Observationen gehen von diesen Grundsätzen aus, alle meine Vorschläge führen auf sie zurück; es müßen also vor allen Dingen diese Grundsätze an- und für sich betrachtet, in ihrem Zusammenhange erwogen, und durchgängig geprüft werden. Werden sie richtig befunden, so ist nöthig, daß man sie beständig gegenwärtig habe, denn man muß nicht nur in meinen Horizont treten, sondern unverrückt darinn stehen bleiben, wenn man alle Gegenstände, die sich meinem Auge darstellen, in einem Lichte mit mir sehen und über ihre Verhältnisse urtheilen will.
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S. oben 209,4. Erstdruck: W. Gebhard: Bericht des Hof-Kammerrats Friedrich Heinrich Jacobi über die Industrie der Herzogtümer Jülich und Berg aus den Jahren 1773 und 1774. In Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins. 18 (1882), Bonn 1883, 1–148; erneut herangezogen von Ralf Hillemacher: Die wirtschaftstheoretischen Anschauungen Friedrich Heinrich Jacobis, Teil B, 4–14. 166
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Ein Systematischer Entwurf meiner Grundsätze war auch um deswillen nöthig, damit ich in der Folge nicht bey jedem besondern Vorfalle zu weitläufigen Demonstrationen und eckelhaften Wiederholungen meine Zuflucht nehmen müßte, sondern nur auf meine Einleitung zurück weisen dürfte, woselbst der vollständige Zusammenhang aller Grundsätze, einen jeden ins besondere mit der ihm zukommenden Stärke und Evidenz versieht. | Sollte ich vor Endigung des mir befohlenen Unternehmens mit Tode abgehen, so kann die gegenwärtige Einleitung ferner noch dazu dienen, daß ein mir nachgeordneter Commissarius desto leichter den Faden der Untersuchung, da wo ich ihn liegen gelassen, aufzunehmen, und die bereits von mir gelieferten Bruchstücke in ein Ganzes zusammen zu ordnen im Stande sey. Es wäre mir ein leichtes noch mehrere Gründe zur Rechtfertigung meiner Methode anzuführen, aber die bereits angeführten scheinen mir zu diesem Zweck schon mehr als hinreichend zu seyn: ich schreite also ohne weiteres zur Ausführung meines Vorhabens. Bey der Erforschung des Commerzii eines Landes, seiner Natur, Beschaffenheiten, Verhältnisse, seines würklichen und möglichen Umfanges, muß nothwendig der ganze oeconomische Zustand dieses Landes in Betrachtung gezogen werden. Die Bande gegenseitiger Dienstleistungen, welche die Glieder der bürgerlichen Gesellschaft zusammen halten, machen ein so mannigfaltiges, durcheinander geschlungenes Gewebe aus, daß es unmöglich | ist, einen einzelnen Faden herauszuziehen, um ihn besonders zu betrachten, ohne das ganze Gewebe aufzulösen. Die Untersuchung des Commerzii eines Staates kann auf nichts anders hinauslaufen, als zu entdecken was dasjenige Gewerbe, welches man im engeren Verstande Handelschaft nennt, für eine Stelle in dem ganzen System der Glückseligkeit dieses Staats einnehme. Ließe man diesen Gesichtspunkt außer Acht, oder faßte ihn verkehrt, so würde man nichts als eine verworrene, nichts bedeutende, ja wohl gar gefährliche Geschichte schiefer Beobachtungen zu liefern im Stande seyn. E s i s t a l s o v o r a b e i n e g r ü n d l i c h e E i n s i c h t i n d a s j enige, was überhaupt den Wohlstand eines Staats ausmacht, gebiehrt und erhält, unentbehrlich. Ueber diesen letzten Punkt trift man sowohl in den Anordnungen der Staatsmänner, als in den Schriften der Gelehrten, sehr viel schwankendes und widersprechendes an. Auf diese einleitenden Partien folgt ohne Absatz der Text, den J. sechs Jahre später unter dem Titel Eine politische Rhapsodie. / Aus einem Aktenstock entwendet. veröffentlicht hat.167 Den Obertitel Eine politische Rhapsodie hat J. anscheinend erst für die Publikation formuliert, und der – sonst nicht verständliche – Untertitel erklärt sich aus der ursprünglichen Einbettung seiner Untersuchungen in den Kontext der Acta. An den Beginn der Publikation hat J. den letz167
S. 3r–11v; siehe oben 209–219.
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ten eben zitierten Satz – leicht redigiert – gestellt.168 Die handschriftliche Fassung h1 und die Druckfassung D1 stimmen weitgehend überein; die Varianten sind oben verzeichnet. In den Acta hat J. seinem Aufsatz jedoch noch eine resümierende, zur zweiten Hälfte überleitende Bemerkung angefügt: Hiemit schliesse ich diesen vorläufigen Aufsatz. Aus allem, was darinn gesagt worden, erhellet, daß eine vollständige Untersuchung des Commerzii eines Landes, die Untersuchung seiner Grundverfaßung, seiner Staats-, Bürgerlichen-, Finanz- und Polizey-Gesetze in sich begreifen würde. Indeßen kann man, ohne so tief unterzutauchen, von einigen hervorstehenden Seiten des Gebäudes Abriße nehmen: dem Auge des Genies bleibt alsdann zu errathen überlaßen, wie das Gebäude im Ganzen beschaffen; welcher Grad der Vollkommenheit, Dauerhaftigkeit und Schönheit ihm beyzumeßen sey. In der anschließenden zweiten Hälfte der Acta (S. 12 r–20 v) wendet J. sich dann einzelnen Untersuchungen zur Wirtschaft der Herzogtümer Jülich und Berg (S. 11 v–20 v) zu, beginnend mit Untersuchungen bey Fabriken des Herzogthums Berg. Die Akte schließt mit der Unterschrift: Düßeldorf den 4ten August 1773. Jacobi – Diese detaillierten Ausführungen zur Wirtschaftslage des Herzogtums haben nicht den Charakter eines Werkes; sie werden deshalb in die vorliegende Ausgabe der Werke J.s nicht aufgenommen.
h2 Staatsarchiv Brünn, Nachlaß von Hompesch, Nr. 1335, Ka. 233 Dieses Manuskript, ebenfalls von Schreiberhand, stimmt weitgehend mit h1 überein; in einigen Passagen, in denen h1 von der Publikation abweicht, steht es bereits näher an der Publikation D1 als h1. Bemerkenswert ist, daß es bereits nicht mehr den Passus enthält, daß die Verkaufung aus der ersten Hand, und die Consumption an dem Orte der Produktion zu befördern sei.169 Andererseits weist es – fehlerhafte – Abweichungen gegenüber h1 auf, die nicht in D1 eingegangen sind, so daß es also nicht die Druckvorlage gebildet haben kann.170 h2 ist deshalb im Variantenapparat nicht eigens berücksichtigt worden.
2. Entstehungsgeschichte Im Jahrzehnt bis zum Beginn seiner schriftstellerischen Tätigkeit, 1771, ist J. als Geschäftsführer der väterlichen Zuckerfabrik tätig gewesen. Gegen diese Tätigkeit hat J. eine starke Abneigung empfunden; am 1. Juni 1771, nach der 168
Siehe oben 209,5–8. Siehe oben 218,6. – J. hat diesen Passus offenbar getilgt, da man durch ihn die Einschränkung des Zwischenhandels rechtfertigen kann. 170 Vgl. oben 210,29: um mit h : und; oben 214,23: nicht eben mit h : eben 2 2 nicht. – Auch die Verkürzung von oder den freywilligen Früchten zu oder freywilligen Früchten (s. oben 209,26) deutet auf einen Abschreibefehler. 169
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Rückkehr von dem Treffen mit Wieland und Sophie von La Roche auf dem Ehrenbreitstein,171 schreibt er an diese: Geschäfte, insonderheit Handlungsgeschäfte, und frostige, langweilige Besuche, die ich entweder geben oder aushalten muß, machen mich zu einem ganz andern Menschen, als ich sonst bin; meine besten Lebensgeister verfliegen, und mein Herz verdorret dabei. Ich weiß aus innigster Ueberzeugung, meine besten Freunde, daß ich Sie unaussprechlich liebe, aber ich gestehe Ihnen, daß ich anjetzt sehr wenig | davon fühle, so grausam bin ich gestern und heute zugerichtet worden.172 Hieran läßt sich die Erleichterung J.s ermessen, als er wenige Monate später, am 2. Januar 1772, auf Betreiben des Grafen Goltstein, der seit 1768 kurfürstlicher Statthalter in Düsseldorf war, zum Mitglied der Hofkammer und zum Jülich-Bergischen Hofkammerrat mit einem vergleichsweise hohen Gehalt ernannt wurde173 und die ungeliebte Geschäftsführung abgeben konnte. Seine Freude darüber teilt J. sogleich Sophie von La Roche mit: Une nouvelle qui vous étonnera, ma chère amie, c’est que j’ai accepté l’offre que m’a faite notre Electeur, de me placer dans son conseil de finances, avec une pension extraordinaire, et que je me défais de mon commerce en faveur de mes frères et soeurs. Ce changement d’état m’est plus agréable que je ne puis vous l’exprimer, et mes amis, qui prétendent, que de me voir négociant cela faisait peur à voir, en sont au comble de la joie.174 Eine ähnliche Mitteilung wird J. wenige Tage zuvor an Wieland gerichtet haben, denn dieser antwortet am 19. Januar 1772: Mir gefällt sehr wohl, meinen Jacobi von den Geschäften und Sorgen eines Comptoirs losgemacht zu sehen, wiewohl nach dem edlen Begriffe, den ich mir von der Handelschaft mache, der Charakter eines Kaufmannes in meinen Augen nichts hat, das unter meinem Fritz Jacobi sey. Der Begriff der mehreren Muße und Freiheit, den ich mit dem Abschiede von der Schreibstube verbinde, ist es ganz allein, was mich geneigt macht, ein solche Veränderung gut zu finden. Aber werden Sie bei Annehmung der Stelle eines Kammerraths nicht von dieser Seite mehr verlieren als gewinnen?175 Trotz der Befreiung J.s von den Tagesgeschäften ist diese Sorge nicht ganz unbegründet, wie aus einem Brief J.s vom 29. November 1772 an Sophie von La Roche hervorgeht: Vom Hofe aus ist mir eine Arbeit aufgetragen worden, von der ich zwar Ehre und Vortheil zu erwarten habe, die aber hingegen auch mit sehr großen Beschwerden verknüpft ist. Ich soll einen Etat von dem ganzen Landesvermögen der Herzogthümer Jülich und Berg formiren, und die Proportion ausfindig 171
S. oben 477. J. an Sophie von La Roche, 1. Juni 1771, JBW I,1.107 f. 173 S. das Ernennungsreskript im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Jülich-Berg III, Nr. 689 Bd I, f. 62 recto. Vgl. Klaus Hammacher / Hans Hirsch: Die Wirtschaftspolitik des Philosophen Friedrich Heinrich Jacobi. Amsterdam 1993, 21 (= Fichte-Studien. Supplementa 1), sowie Hillemacher: Die wirtschaftspolitischen Anschauungen Jacobis, 6 mit Fußnote 11. 174 J. an Sophie von La Roche, 18. Januar 1772, JBW I,1.150. 175 Wieland an J., 19. Januar 1772, JBW I,1.151. 172
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machen, in welcher sie in Absicht der Vortheile stehen, welche die angrenzenden Länder von ihnen, und sie von jenen ziehen. Dieser Auftrag wird mich in die Nothwendigkeit setzen, einen großen Theil des künftigen Jahres in Landstädten und Dörfern zuzubringen, und damit bin ich sehr wohl zufrieden, zumal da die Landluft meinem schwächlichen Körper sehr zuträglich ist; aber das Verdrießliche des Geschäfts selbst verdirbt alles.176 Zu diesem Zweck bereist J. 1773 das Bergische Land und liefert – trotz seiner vielfältigen Arbeiten für den Deutschen Merkur – schon am 4. August 1773 – so das Datum der Unterschrift in den Acta – den diesbezüglichen ersten Teil seines Wirtschaftsgutachtens ab, für das ihm, wie er Wieland am 5. Oktober 1773 berichtet, großes Lob zuteil wird: Ich habe Ihnen wohl noch nicht gemeldet, daß meine Commissions-Acta eine ganz außerordentliche Fortüne gemacht haben. Wissen Sie: ich bin ein Mann von Genie, und wohl gar der Einzige im Lande; mein Churfürst hat es gesagt. Nun bewundern Sie einmal meine Bescheidenheit, da ich das schon seit Anfang Augusts geworden, daß ich es Ihnen heute erst, zur unzielsetzlichen Respectbezeigung, melde.177 Im darauf folgenden Jahr bereist J. das Herzogtum Jülich und reicht den zweiten Teils des Gutachtens am 25. August 1774 ein.178 Hierauf spielt er in seinem Brief vom 27. August 1774 an Wieland an: ich habe in der abgelaufenen Woche eine sehr schwere, dornichte Ausarbeitung zu Ende bringen und nach Hof absenden müssen.179 In den folgenden fünf Jahren sucht J. mehrere Reformen des Zollwesens durchzusetzen, doch haben seine Versuche nur einen Teilerfolg, bei den Rheinzöllen, während sie bei den Landzöllen scheitern,180 da sie den Interessen des Zollpächters Bertoldi zuwiderlaufen und dieser die Mehrheit der Mitglieder der Hofkammer für sich gewinnen kann. In dieser Situation beabsichtigt J. im November 1778 sogar, von seinem Amt zurückzutreten; Franz-Karl von Hompesch-Bollheim, der frühere Vorgesetzte J.s, der inzwischen Finanzminister in Bayern geworden ist, sucht ihn jedoch vor diesem übereilten Schritt zurückzuhalten und deutet auch an, daß er Pläne habe, J. zu befördern: Ich bin gesonnen, und eröffne Ihnen unter dem Auftrag der Verschwiegenheit, dem Kurfürsten zu proponiren, daß er nach Ihrem ehemaligen Verlangen Sie in den geheimen Rath seze, wo Sie in beyden Fächeren gute Diensten leisten können –.181 Da Bayern Ende 1777 durch einen Erbgang an den Kurfürsten Karl Theodor gefallen ist und die unterschiedlichen kurfürstlichen Landesteile in einer Han176
J. an Sophie von La Roche, 29. November 1772, JBW I,1.177. J. an Wieland, 5. Oktober 1773, JBW I,1.213. 178 Gebhard: Bericht des Hof-Kammerrats Friedrich Heinrich Jacobi über die Industrie der Herzogtümer Jülich und Berg aus den Jahren 1773 und 1774, 60. 179 J. an Wieland, 27. August 1774, JBW I,1.250. 180 Siehe Klaus Hammacher / Hans Hirsch: Die Wirtschaftspolitik des Philosophen Friedrich Heinrich Jacobi. Amsterdam 1993, 21–35 sowie 134–146 (= Fichte-Studien. Supplementa 1). 181 F. K. von Hompesch-Bollheim an J., Ende November 1778, JBW I,4.335– 337. 177
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delsunion zusammengefaßt werden sollen, sucht v. Hompesch J. für das Gremium zu gewinnen, das diesen Kommerzialverband entwerfen soll. Am 12. Januar 1779 schreibt er an Ludwig Anton Joseph v. Blankart, den Präsidenten der Jülich-Bergischen Hofkammer: j’ai d’abord jetté les yeux sur Mr Jacobi que je prefere à tout autre. Voules vous bien, mon Cher Cousin, avoir la Bonté de lui en faire la Proposition comme il a de Connoissances etendues et des Idees justes sur tout le commerce en general qui vont tant soit peu plus loin que la petite sphere d’un conseiller de finances ordinaire. il pourra nous etre d’une grande utilité non seulement dans le Projet sus dit mais encore dans d’autres objets de plus grande Consequence.182 Wenige Tage später bespricht Blankart das Vorhaben mit J., und dieser entschließt sich, noch Ende Januar nach München aufzubrechen.183 Anfang Februar beginnt er hier seine Arbeiten, und am 4. März 1779 wird er zum Geheimen Rat ernannt.184 Die kurze Zeit seines Aufenthaltes in Bayern ist jedoch geprägt von Auseinandersetzungen innerhalb der Kommission, die den Kommerzialverband gestalten soll. Über einige der Schwierigkeiten gibt sein Briefwechsel mit Hompesch vom Monat März 1779 Auskunft.185 J. ist, wie aus seinem Wirtschaftsgutachten von 1773 hervorgeht, Vertreter der physiokratischen Richtung, in den späten 1770er Jahren primär des Freihandels, und steht damit im Gegensatz zu den meisten Mitgliedern der Expertenkommission, die das merkantilistische Wirtschaftssystem, also die Steuerung der Wirtschaft durch strikte staatliche Regelungen, befürworten. Diese Kontroversen veranlassen J., im April 1779 mit seiner wirtschaftstheoretischen Position an die Öffentlichkeit zu treten. Unter dem Obertitel Zwey politische Rhapsodieen publiziert er, ohne sich zu nennen, zum einen – unter dem Untertitel Eine politische Rhapsodie. Aus einem Aktenstock entwendet – die allgemeinen, bereits in den Acta von 1773 enthaltenen Eingangspartien seines Wirtschaftsgutachtens, also abzüglich derjenigen Ausführungen, die speziell auf die Wirtschaftsstruktur der Herzogtümer Berg und Jülich bezogen sind. Ihr folgt – unter dem Untertitel Noch eine politische Rhapsodie, worinn sich verschiedene Plagia befinden; betittelt: Es ist nicht recht, und es ist nicht klug – eine zweite wirtschaftstheoretische Schrift, die im wesentlichen aus teils wörtlichen, teils sinngemäß wiedergegebenen Auszügen aus dem 2. Band der Übersetzung von Adam Smith’ Wealth of Nations durch Johann Friedrich
182
Franz Karl v. Hompesch an Ludwig Anton Joseph v. Blankart, 12. Januar 1779, JBW II,2.95. 183 S. Klaus Hammacher / Hans Hirsch: Die Wirtschaftspolitik des Philosophen Friedrich Heinrich Jacobi, 21–35, sowie die ausführlichen Quellenbelege in JBW II,2.94–97. – Hieraus geht auch hervor, daß etwa J.s späterer Münchener Kontrahent, der Vertreter der rheinpfälzischen Regierung und Zollkommissar Hofkammerrat Karl Ludwig Hannibal Petit v. Maubuisson, am 1. Februar 1779 durch den Niederländer J. noch Unterstützung derjenigen Gruppierung erwartet, die sich für die Beibehaltung des Mautsystems einsetzt. 184 S. JBW II,2.97–100. 185 J. an Hompesch, 11. März 1779, etwa 12. März 1779 und 19. März 1779, JBW I,4.338–340.
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Schiller besteht.186 Diesen Band hat J. am 5. Mai 1778 beim Verleger Philipp Erasmus Reich bestellt: so erwarte ich … den IIten. Theil von Smiths NationalReichtümern.187 Damit ist der terminus a quo für die Ausarbeitung der Zweiten Rhapsodie gegeben; es ist allerdings wahrscheinlich, daß die Arbeiten an ihr insbesondere in die ersten Monate des Jahres 1779 fallen, als J. in München mit den darin behandelten Problemen unmittelbar konfrontiert ist und – wenn der briefliche Bericht Maubuissons an Franz Freiherr von Oberndorff vom 28. April 1779 zutrifft – damals schon sechs Wochen nicht mehr an den Sitzungen der Kommission teilnimmt188 und die internen Auseinandersetzungen durch eine Publikation auf eine allgemeine Stufe zu heben sucht. Maubuisson teilt ferner mit, J. lasse den Band zum Mißvergnügen des Kurfürsten nur in wenigen Exemplaren gezielt verteilen und vor ihm verbergen. Im April 1779 erscheinen die beiden Rhapsodien in Buchform und im Mai nochmals in den Baierischen Beyträgen zur schönen und nützlichen Litteratur, einer nur kurzlebigen, aber wichtigen Zeitschrift für wirtschaftliche Reformliteratur. Das Echo auf J.s Politische Rhapsodien ist sehr unterschiedlich gewesen. In einer kurz nach der Veröffentlichung anonym erschienenen Publikation mit dem Titel Beleuchtung zweyer politischer Rhapsodien. Im Jahr 1779.189 wird der Versuch unternommen, J.s Ausführungen, welche auf der jeweils linken Seite des Textes mit abgedruckt sind, von einem merkantilistischen Standpunkt aus en detail zu widerlegen, indem sie Satz für Satz durchgegangen werden. Die Partie aus J.s Erster Rhapsodie etwa, die oben S. 210,9–27 wiedergegeben ist, kommentiert der Autor, wie folgt: Einen S t a a t vorausgesetzt: so fallen die hier angebrachte Begriffe vom Eigenthum hinweg. / Der Staat, selbst als be s c h ü t z e n d e M a c h t betrachtet, kann seinen Gliedern kein Eigen186
Adam Smith: Untersuchung der Natur und Ursachen von Nationalreichthümern […]. Aus dem Englischen [übersetzt von Johann Friedrich Schiller]. Leipzig 1776 und 1778, 2 Bde. Im Katalog der Bibliothek J.s sind zwei später erschienene Ausgaben nachgewiesen, die vierte englische von 1786 und eine deutsche Übersetzung von 1799 (KJB 1384 und 1385). 187 J. an Philipp Erasmus Reich, 5. Mai 1778, JBW I,2.74. 188 Karl v. Maubuisson an Franz Albert v. Oberndorff, 28. April 1779, JBW II,2.106, sowie ders. an den Kurfüsten Carl Theodor, 1. Mai 1779, JBW II,2.107. – S. auch die weiteren dort mitgeteilten Quellen über die wenig günstige Aufnahme, die J. in München erfahren hat. – Diese, im Rahmen des Forschungsprojekts zu J.s Wirtschaftsreform von J. Käse aufgefundenen Quellen (s. Hammacher / Hirsch: Die Wirtschaftspolitik Jacobis, 33 f.) wurden der Ausgabe des Briefwechsels J.s zur Verfügung gestellt; s. JBW II,2.VII. 189 München 1779, 2 Teile. Der 1. Teil befindet sich zusammen mit vier weiteren Schriften in einem unbetitelten Sammelband, und zwar als vierter, also vorletzter Beitrag. Der 2. Teil ist als Einzelband unter dem Titel Fortsetzung der Beleuchtung zweyer politischer Rhapsodien. Im Jahr 1779. erschienen. Diese beiden Bände konnten in der Staatlichen Bibliothek Neuburg an der Donau ausfindig gemacht werden (Signatur des Bandes, welcher den 1. Teil enthält: S 67/8 Var. 1–411/415; Signatur des Bandes Teil 2: 01/8 Jus. 545–2). Weitere Bandexemplare finden sich in der Bayerischen Staatsbibliothek München (Signatur: Pol. G. 56–1/2) (s. Hillemacher: Die wirtschaftspolitischen Anschauungen Jacobis, 11, Fußnote 26).
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th u m einräumen, welches nicht auch zugleich das S e i n i g e ist. | Sobald der Staat des Grundes bedarf, hört das Eigenthum auf, so sich ein Glied vom Staat beygelegt haben mag, und ich möchte in diesem Verstande die Grund-Eigenthümer unsers Phisiokraten vielmehr Grund-Pachtere des Staats nennen; denn dadurch erklärte sich am einfachsten alles, was hieneben von der Sicherheit, dem Schutz, und den Pflichten deren, die den ersten Kartoffel gebaut, und aller ihresgleichen nun sogenannten Grundeigenthümer erwehnt wird.190 Auf diese Rezension sowie auf J.s Rhapsodien selbst wird am 19. Juni 1779 in Münchener-Intelligenzblätter, Für das Jahr 1779. durch einen Anonymus hingewiesen: Bey Herrn Strobl ist zu haben. Politische Rhapsodien aus einem Acktenstock entwendet: in 8vo, enthält Grundsätze für die Policey, Handlung und Gewerbe: ist auch in die baierische Beyträge pro Majo 1779. ganz einverleibt. 15 kr. / b) Beleuchtung dieser Rhapsodien in 8vo. 20 kr. Man muß beyde dieser Schriften lesen, studiren, und ein bisgen nachdenken; beyde Schriften sind lesenswürdig. (D: lesenswüsdig).191 In einer gegen die physiokratische Lehre gerichteten Schrift Andreas Ludolph Jacobis, eines Vetters J.s, werden dessen Rhapsodien ebenfalls kritisch erwähnt, seine Argumentationsweise wird jedoch anerkennend vermerkt. In einer Fußnote zur Erläuterung der physiokratischen Theorie verweist der Autor zunächst beispielhaft auf Abhandlungen von Smith, Mauvillon und Schlettwein sowie auf die zu München kürzlich herausgekommenen zwey politischen Rhapsodien, deren ungenannter Verfasser, voll edler Begierde Gutes unter Menschen zu stiften, zu den entlegensten Wahrheiten unermüdet hinzu dringt, und wo er sie gefunden zu haben glaubt, solche mit der scharfsinnigsten Beurtheilung anwendet.192 Auch inhaltlich geschätzt werden J.s wirtschaftstheoretische Erörterungen hingegen in den Annalen der Baierischen Litteratur vom Jahr 1779. wiederum von einem Anonymus, und zwar in der Rubrik Polizei und Oekonomie: Zwei politische Rhapsodien. München 1779. 8vo. 52. Seiten. / Die erstere Rhapsodie hat die Ueberschrift: E i n e p o l i t i s c h e R h a p s o d i e a u s e i n e m A ktenstock. Die zwote: Noch eine politische Rhapsodie, worinn sich verschiedene Plagia befinden; betittelt: Es ist nicht r e c h t , u n d e s i s t n i c h t k l u g . Da diese zwo Rhapsodien aus einer Reihe kurzer, gedrängter Gedanken bestehen, welche die engste Verbindung mit einander haben: so ist es kaum möglich einige Hauptsätze herauszuheben, und einen Auszug davon zu liefern. So viel kan man denjenigen, welche diese Schrift noch nicht gelesen haben, zur Nachricht dienen, daß der Verfasser den Wohlstand eines Staats, die Funda|mente, Wirkun190
Beleuchtung zweyer politischer Rhapsodien, 11 / 13. Münchener Intelligenz–Blätter. Für das Jahr 1779. München, 236. 192 Andreas Ludolph Jacobi: Betrachtungen über einige neuere Zweifel, wider den Nutzen der Fabriken und Manufacturen in fruchtbaren Staaten, und die zu ihrem Aufkommen gebräuchlichen Beförderungsmittel. Hannover 1779, 5. – Derselbe Text auch in Hannoverisches Magazin, 5. November 1779, 1409– 1484 (dort 1414) sowie in Münchener-Intelligenz-Blatt, 12. Januar 1780, 16. 191
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gen und Kennzeichen dieses Wohlstandes zu bestimmen sucht, und daß darinn sehr vieles über Agrikultur, Kommerz, Manufakturen, und Freiheit des aus- und innländischen Handels gesagt ist. / Als eine Probe, wie warm und menschenfreundlich der Verf. durchgehends denke, und in welcher Schreibart er seine Gedanken vortrage, kann folgende Stelle dienen. Sie steht S. 24. in der Anmerk.193 Ferner verweist der Rezensent auch auf die oben genannte Beleuchtung zweier politischer Rhapsodien 1779. 8vo. S. 161 f. heißt es dazu: Auf der einen Seite dieser Piece sind die Sätze des Rhapsodisten, und auf der andern gegen überstehenden Seite die Beleuchtung hierüber abgedruckt. Auch von | diesem Werkchen kan kein Auszug gemacht werden. Es wird darinn gerade das Gegentheil von dem bekräftiget, was jener behauptet hatte.194 Sehr positiv urteilt auch ein anonymer Rezensent [vermutlich Christoph Friedrich Nicolai] in der Allgemeinen Deutsche Bibliothek. In der Schlußrubrik Vermischte Nachrichten bespricht er eingangs die von Januar bis August erschienenen Ausgaben der Baierischen Beyträge und kommentiert in diesem Kontext J.s Schrift wie folgt: Zwey politische Rhapsod i e n – sie bestreiten mit starken Gründen die tyrannischen Grundsätze, als wenn man niedre Getraidpreiße, Geldumlauf, Nationalreichthum, und den Absatz inländischer Fabriken und Manufakturen, durch Getraidsperrungen, Monopolien, Verbote ausländischer Waaren, Zolltarife, und durch alle die unzähligen Plakereyen der Unterthanen, die mit der Einschränkung des Handels verbunden sind, befördern könnte. Eine Ehrensäule verdiente dieser freymüthige Vertheidigeer [!] des Systems der natürlichen Freyheit, wenn seine Vorstellungen Eingang fänden! Beherzigung wenigstens verdienen sie gewiß.195 Ausführlich berichtet Nicolai wenig später in seiner Reisebeschreibung über J.s Rhapsodien und über die Schwierigkeiten, die ihm in München gemacht worden sind. Hierbei steht zwar Nicolais Interesse an einer mit J.s Wirken verbundenen antiklerikalen Anekdote im Vordergrund, doch hebt Nicolai auch das Verdienst J.s hervor, daß er in einem Aufsatze, der unter dem Titel: Politische Rhapsodie [!], in den Baierischen Beiträgen erschien, mit der in Deutschland noch wenig bekannten Lehre Adam Smiths, die beliebte Thorheit der Leitung des Handels durch Auflagen und Verbote, angriff.196 Und auch Franz Karl von Hompesch, der J. nach München berufen hat, schreibt ihm später: Le traité de Smitt sur la richesse nationale me fait un plaisir infini, […].197 Weniger respektvoll und zustimmend werden die Rhapsodien von der Wirtschaftskommission, aber auch vom Kurfürsten selbst aufgenommen. Auf seinen 193 Annalen der Baierischen Litteratur vom Jahr 1779. Ersten Bandes zweites Stück. Nürnberg 1781, 160 f. – S. oben 230 f. Fußnote. 194 Ib. 161 f. 195 Allgemeine Deutsche Bibliothek. Berlin/Stettin 1780. Bd 40, St. 1.304. 196 Friedrich Nicolai: Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz, im Jahre 1781. Nebst Bemerkungen über Gelehrsamkeit, Industrie, Religion und Sitten. Bd 6. Berlin/Stettin 1785, 746 Anm. – S. das ausführliche Zitat in JBW II,2.107 f. 197 F. K. von Hompesch an J., etwa 20. März 1780, JBW I,4.348.
Zwei politische Rhapsodien
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Wunsch reist J. am 23. Mai 1779 wieder nach Düsseldorf zurück.198 Zuvor gelingt es ihm jedoch in diesen letzten Münchener Tagen, die besitzrechtliche Verordnung vom 3. Mai 1779 zu Gunsten der Bauern zu erwirken.199 An Lessing schreibt er am 20. August 1779, er habe in München 4 saure Monathe zugebracht.200 Die Differenzen und Verstimmungen gehen jedoch nicht so weit, daß J. auch aus der Jülich-Bergischen Hofkammer ausscheiden muß; ihr gehört er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1802 an. Allerdings muß er noch einen weiteren Akt kurfürstlicher Ungnade über sich ergehen lassen. Wie er seinem Onkel Johann Friedrich Jacobi in Celle am 26. September 1780 erregt berichtet, hat ihn bei der Heimreise aus Norddeutschland in Kassel eine unangenehme Nachricht ereilt: Bey einer Gelegenheit, wo durch meine Arbeit u. meinen unbestechlichen Muth, die Churfürstl.ichen Einckünfte abermals um 4000 Rth jährlich vermehret werden, nimt man mir mein Geh:eime Raths Gehalt, das in 1000 f und fourage für 2 Pferde besteht. Die Sache ist zu weitläuftig, als daß ich Ihnen die gantze Ungereimtheit u. Niederträchtigck.eit davon auseinander setzen könnte. Im Anschluß daran geht J. aber doch auf einiges Detail ein.201 Einen ähnlichen, verschollenen Brief hat J. auch an Lessing geschrieben, unter Erwähnung dieses Schreibens an seinen Onkel und zugleich mit der Bitte, Lessing möge in Boies Deutschem Museum über diesen Unrechtsakt eine Anzeige einrücken. Dies ergibt sich aus Lessings Antwort vom 4. Dezember 1780: Ich verstehe es sehr wohl, was Ihnen eckeln mußte, mir noch einmal zu schreiben, nachdem Sie es Ihrem Oheim schon einmal geschrieben hatten. Tausend Thaler können S i e zu I h r e m Glücke unmöglich vermissen. Unmöglich können Sie den ersten Schritt thun, sie wieder zu haben! Unmöglich jemand interessiren zu wollen, sie so schändlich verloren zu haben! Es wäre denn ein alter guter Oheim, der Ihre Denkungsart unmöglich annehmen kann, u. den Sie zu verachten scheinen würden, wenn Sie die Seinige anzunehmen nicht scheinen wollten. / So etwas dacht ich ungefehr, als ich an Boje n i c h t zu schreiben beschloß. Wie sollte die Nachricht an B o j e klingen, die eine solche Erklärung nach sich ziehen könnte? Diese Nachricht mußte weder Jacobis unwürdig seyn, noch meiner, der i c h sie von i h m gebe. – Verzeihen Sie 198
Vgl. Karl v. Maubuisson an Franz Albert v. Oberndorff, 23. Mai 1779, Generallandesarchiv Karlsruhe, 69, von Oberndorff, Nr. 295. – Wieweit neben den wirtschaftspolitischen Differenzen bei J.s Entlassung auch noch andere Aspekte eine Rolle gespielt haben, läßt sich nicht mehr mit Sicherheit bestimmen. Solche Aspekte deutet J. in seinem späteren Brief an George-Louis Le Sage vom 30. Januar 1788 an, und seinem Sohn Georg Arnold gegenüber nennt er am 27. August 1787 als Entlassungsgrund seine Widerspenstigkeit, an einem RäuberComplott Antheil zu nehmen, bey dem die natürlichen Kinder des Churfürsten, indirecte, am mehrsten gewinnen sollten; s. JBW I,6. 199 S. Friedrich Roth in seiner den ABW einleitenden Nachricht von dem Leben Friedrich Heinrich Jacobi’s, I. XVII f., sowie vor allem die ausführliche Darstellung in JBW II,2.112–116. 200 J. an Lessing, 20. August 1779, JBW I,2.103. 201 J. an Johann Friedrich Jacobi, 26. September 1780, JBW I,2.187.
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mir also, daß ich lieber gar nicht that, was ich nicht absahe, auf eine gute Art thun zu können. Auch wüßte ich nicht, was ich nicht lieber von Ihnen lesen möchte, als eine Rechtfertigung Ihrer selbst. Der Mann, wie Sie, hat bey mir niemals Unrecht, wenn er es auch gegen eine ganze Welt haben könnte, i n d i e e r s i c h n i c h t h ät t e m e n g e n s o l l e n . 202 Hierauf antwortet J. drei Wochen später: Aus Ihrer Antwort auf meinen jüngsten Brief sehe ich, daß ich mich über die Anzeige die ich im Museo zu finden wünschte, nicht bestimmt genug ausgedrückt haben muß; und darum ist es d o p p e l t gut daß alles unterblieben ist. Die herzerhöhenden Worte die Sie mir bey dieser Gelegenheit sagen, Edler Mann, sind mir lieber als alles was mir der größte Fürst auf Erden schenken könnte.203 Wahrscheinlich hat J. im ersten Ärger noch über weitere Verbindungen versucht, öffentliche Aufmerksamkeit für das erlittene Unrecht zu finden, denn am 15. März 1781, inzwischen durch Lessings Antwort beruhigt, schreibt J. an Margarethe Elise Reimarus: Sie haben wohlgethan, Ihren Freund [sc. August Adolph Friedrich Hennings204] zu verhindern, meiner in seiner Schrift zu gedenken. Der Grund hierfür ist weniger eine geringere Einschätzung seines Wirkens, als daß er sich darüber im klaren ist, daß selbst das, was er bewirken konnte, nicht ihm zugerechnet wird: Meine politischen Verdienste sind zu unbekannt, zu gering, zu wenig evident, als daß sie ein öffentliches Lob vertrügen. Was ich in Bayern wirklich zu Stande gebracht habe, ist ganz auf anderer Leute Rechnung gemünzt, so daß ich genöthigt seyn würde, es abzulehnen, wenn man mir je öffentlich dieses Verdienst beimessen wollte. – Und was die Ungnade betrifft, | worin ich gefallen, die ist bei Gott! nicht der Rede werth. Gleich im Anfange hätte ich wohl leiden können, wenn man mich gezwungen hätte, den wahren Vorgang mit wenigen Worten an das Tageslicht zu bringen.205 Eine vollends gelassene Haltung zu seiner cameralistischen Vergangenheit spricht schließlich aus seinem Brief an Lorenz Westenrieder vom 6. November 1781: Wenn Strobel [sc. der Verleger] noch einzelne Exemplare v meinen politischen Rhapsodien hat, so bitten Sie ihn mir ein halb Dutzend davon zu schicken. Die Physiokratische Lehre greift, trotz allem was die Pfälzer dagegen schreiben, je mehr u mehr in Deutschland um sich. Wollte Gott, es könnte sie dem Kaiser jemand einflößen! Wer weiß ob nicht der abbé Raynal wenigstens einigen Eindruck von dieser Seite auf ihn gemacht hat. Aus dieser Quelle allein ist Verbeßerung der Menschheit zu hoffen; sonst müßen wir, durch eine abscheuliche Verwandlung, in die roheste Wildheit zurück.206
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Lessing an J., 4. Dezember 1780, JBW I,2.228. J. an Lessing, 22. und 26. Dezember 1780, JBW I,2.246. 204 August Adolph Friedrich Hennings: Ueber das Schiksal der Tugend. Nach dem ersten, zweiten und sechsten Buche der Republik des Plato. In Deutsches Museum 1781, Bd 1, St. 2: Februar, 98–116; s. JBW II,2.276. 205 J. an Margarethe Elisabeth Reimarus, 15. März 1781, JBW I,2.283 f. 206 JBW I,2.372. 203
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ÜBER RECHT UND GEWALT, ODER PHILOSOPHISCHE ERWÄGUNG EINES AUFSATZES VON DEM HERRN HOFRATH WIELAND, ÜBER DAS GÖTTLICHE RECHT DER OBRIGKEIT 1. Überlieferung D1 Titelblatt: Deutsches Museum. / Erster Band. / Jänner bis Junius. / 1781. / Leipzig, / in der Weygandschen Buchhandlung. Deutsches Museum. / Sechstes Stük. Junius 1781. 522–554: Ueber Recht und Gewalt, / oder / philosophische Erwägung eines Aufsatzes von dem / Herrn Hofrath Wieland, über das göttliche Recht / der Obrigkeit, / im deutschen Merkur, November 1777. Der Text ist in Fraktur gesetzt, fremdsprachige Wörter in Antiqua. Hervorhebungen im Frakturtext sind durch Sperrung, durch Vergrößerung des Schriftgrads und durch Schwabacher vorgenommen, im Antiquatext durch Kursivierung. Die zahlreichen Bezugnahmen auf Wielands Aufsatz im Deutschen Merkur sind so gestaltet, daß nur die erste Fußnote jeder Seite die Zeitschrift nennt (D. Merk. oder D. Merk. 1777 oder D. Merk. Nov. 1777) und die auf der gleichen Seite folgenden Fußnoten jeweils mit Ebendas. darauf Bezug nehmen. Wegen des unterschiedlichen Seitenfalls konnte diese Eigentümlichkeit im vorliegenden Band nicht nachgebildet werden; die hierdurch entstehenden Differenzen werden im Variantenapparat nicht berücksichtigt. Das Druckfehlerverzeichnis (Dv) hat J. in den folgenden Text (Schreiben des Hrn. Geheimenraths Jacobi in Düsseldorf) einbezogen; siehe JWA 4.[291].
D2 Titelblatt: Friedrich Heinrich Jacobi’s / Werke. / Sechster und letzter Band. / Leipzig, bei Gerhard Fleischer. / 1825. [419]–464: Ueber Recht und Gewalt, / oder / philosophische Erwägung eines Aufsatzes / von dem Herrn Hofrath Wieland, über / das göttliche Recht der Obrigkeit. / Im deutschen Merkur, November 1777. Der Text ist in Fraktur gesetzt, fremdsprachige Wörter in Antiqua. Hervorhebungen im Frakturtext sind durch Sperrung, durch Vergrößerung des Schriftgrads und durch Schwabacher vorgenommen, im Antiquatext durch Sperrung und Kursivierung.
2. Entstehungsgeschichte In den fünf Jahren nach der Begründung des Deutschen bzw. Teutschen Merkurs durch J. und Wieland ist das zunächst vom Enthusiasmus der Freundschaft geprägte Verhältnis beider zahlreichen Belastungen ausgesetzt gewesen, die jedoch dank der engen Freundschaft und großen wechselseitigen Achtung beider
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immer wieder überwunden werden konnten.207 Zu ihrem endgültigen Zerwürfnis kommt es erst im November 1777, durch Wielands Aufsatz Ueber das göttliche Recht der Obrigkeit oder: Ueber den Lehrsatz: »Daß die höchste Gewalt in einem Staat durch das Volk geschaffen sey.« An Herrn P[rofessor] D[ohm] in C[assel].208 Wie aus dem Untertitel hervorgeht, wendet sich Wieland mit seinem Aufsatz gegen Christian Konrad Wilhelm Dohm, den langjährigen Freund und Weggenossen J.s, und zwar gegen Dohms Aufsatz Einige der neuesten politischen Gerüchte, gesammelt von Christ. Wilhelm Dohm.209 In der ersten Fortsetzung der neuesten politischen Gerüchte schreibt Dohm S. 266: Sollte man sich nicht schämen noch zuweilen in aufgeklärten Ländern sich so auszudrücken, als wenn das Volk um des Monarchen, nicht dieser um jenes willen da wäre, und als verkennte man die große Wahrheit, daß in einem Staat keine Gewalt von oben herab dem Volk aufgedrückt, sondern allemahl von unten herauf durch das Volk (dem sie nutzen und frommen soll) geschaffen sey.210 Diese Aussage ist Wieland so unrichtig erschienen, daß er – als Herausgeber – seine abweichende Ansicht in einer Fußnote zu dieser Stelle zu Protokoll gibt: Ich bin selbst einer von den Ketzern, die diese Wahrheit verkennen. In den darauf folgenden Wochen, bis zum 31. Oktober, hat Wieland seine Gegendarstellung abgefaßt – bestärkt wohl auch durch seine Lektüre von Linguets Annalen, die er J. am 14. Oktober 1777 mit den Worten empfiehlt: Du liesest doch vermuthlich auch Linguet’s Annalen. Wirf doch zuweilen etwas aufs Papier von dem, was Dir haufenweise bei dieser Lectüre einfallen muß. Wiewohl der Mensch nur ein Sophist und Schönsprecher ist, so hat er doch die Gabe, seine Leser in einen Fluß von Gedanken zu setzen.211 Über Linguet ist J. damals zumindest durch La Harpes kritische Bemerkungen in den Litterarischen Neuigkeiten aus Frankreich unterrichtet gewesen, die J. für den Teutschen Merkur bearbeitet und kommentiert hat.212 Kurz nach Wielands Veröffentlichung hat J. ihm etwa Mitte Dezember 1777 geschrieben, daß er Wieland nicht – wie verabredet – in Mannheim treffen werde.213 Dies ist sehr wahrscheinlich der Brief, in dem er – abgesehen von dieser 207
Zum Verhältnis Wielands und J.s in diesen Jahren siehe oben 434–441. Wieland: Ueber das göttliche Recht der Obrigkeit oder: Ueber den Lehrsatz: »Daß die höchste Gewalt in einem Staat durch das Volk geschaffen sey.« An Herrn P[rofessor] D[ohm] in C[assel]. In Der Teutsche Merkur. 1777. Nr 11: November, 119–145. – Dieser Aufsatz ist, wie bei Wieland üblich, mit dem Kürzel W. unterzeichnet. 209 Einige der neuesten politischen Gerüchte, gesammelt von Christ. Wilhelm Dohm. In Der Teutsche Merkur. 1777. Bd 1, St. 1: Januar, 75–91. 210 Christian Wilhelm Dohm: Fortsetzung der neuesten politischen Gerüchte. Ib. Bd 3, St. 9: September, 259–273. – Die zweite und letzte Fortsetzung der neuesten politischen Gerüchte erfolgt ib. St. 10: Oktober, 3–22, also in dem Monat, an dessen Ende Wieland seine Abhandlung schreibt. 211 Wieland an J., 14. Oktober 1777, JBW I,2.66. 212 S. JWA 4.118 f. 213 J. an Wieland, Mitte Dezember 1777, JBW I,2.69; vgl. JBW II,2.64 f. – 208
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Nachricht – Wieland die Freundschaft aufkündigt. Leider ist dieser Brief nicht erhalten; vermutlich hat er Friedrich Roth noch vorgelegen, denn dieser zitiert aus ihm in seiner Einführung in den Auserlesenen Briefwechsel: »Zwischen dem Geiste dieses Aufsatzes, schrieb Jacobi an Wieland, und meinem Geiste ist die entschiedenste Feindschaft.« Es war gleichwohl kein Scheidebrief; aber obgleich in der Folge noch oft Grüße und Briefe gewechselt wurden, die Freundschaft grünte nicht mehr.214 Daß es hierdurch zur fortdauernden Entfremdung zwischen J. und Wieland gekommen ist, geht zum einen aus dem – zumindest längerfristigen – Abbruch des Briefwechsels zwischen beiden hervor, zum anderen aus mehreren Zeugnissen aus dem Umkreis Wielands. Wielands Interesse an Linguet scheint durch J.s Reaktion sogar noch zugenommen zu haben, denn am 14.–15. Mai 1778 äußert er gegenüber Johann Heinrich Merck unter anderem seinen Unwillen darüber, daß keine Möglichkeit ist, Georg Jacobin von seinem und seines Bruders angeblichen R e c h t an den Merkur zu excludiren. Gegen Ende dieses Briefes stellt er Noch eine Frage: Was meynt Ihr von einer Art Auszug aus Linguets Annales | Politiques Civiles et Litteraires, den ich tentirt bin, künftig Monatlich zu geben, und wo ich dann und wann Gelegenheit hätte die Torts dieses ehrlichen Manns, der zwar ein ganzer Kerl aber oft ein ganz impertinenter Sophist ist, und oft über Dinge decidirt die er nicht weiß, zu redressiren. Da doch die wenigsten geneigten Leser in Teutschland Linguets Annales selbst halten, so däucht mich ein solcher fortgehender Artikel sollte dem lesenden plebs angenehm seyn.215 Diesen Plan hat Wieland zwar nicht in der ursprünglichen Form verwirklicht, doch hat er zu Beginn des Jahres 1779 eine längere Abhandlung im Teutschen Merkur veröffentlicht, die – trotz der darin geübten Kritik an Linguets hochmütiger Oberflächlichkeit – J.s Verärgerung erneuert und verstärkt haben dürfte.216 Siehe Wieland an Sophie von La Roche, 24. und 26. Dezember 1777, in Wieland: Briefwechsel. Bd 5. (21. September 1772–31. Dezember 1777). Hg. von Hans Werner Seiffert. Berlin 1983, 693 f. – In einem Brief an Gleim vom 18. Januar 1778, JBW II,2.65, spottet Heinse über Wieland, der in Mannheim den Kurfürsten Carl Theodor treffen wollte: Wieland ist itzt fort, und hat allein da gesessen. […] Der Fürst ist zu München, und protestirt gegen das göttliche Recht der Stärke; Und wird mit einer Extrapost voll Juwelen und goldner Schnupftabacksdosen, übrigens aber fast unverrichteter Sachen, bald wieder nach Hause kommen; und wenn Wieland noch da wäre, vermuthlich ihm ein sauer Gesicht machen, daß er dem Kaiser sein göttlich Recht in der sonderbaren und unbegreiflich wunderlichen Epistel an Dohm im Merkur so herausgestrichen. 214 ABW I. XIII f. 215 Wieland an Johann Heinrich Merck, 14.–15. Mai 1778, in Wieland: Briefwechsel. Bd 7. Januar 1778-Juni 1782. Bd 1. Text. Bearbeitet von Waltraut Hagen. Berlin 1992, 61 f. 216 Wieland: Ueber Linguets Annales Politiques, Civiles et Litteraires du XVIII. Siecle. In Der Teutsche Merkur. 1779. 1. Vierteljahr, St. 3: März, 240– 258 (Wieland: Werke. Bd 22: Kleine Schriften II (1778–1782). Hg. von Wilhelm Kurrelmeyer. Berlin 1954, 133–143).
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Zuvor schon, am 20. Juli 1778, berichtet Johann Heinrich Merck an Wieland zwar noch von einem Zusammentreffen mit den Brüdern Jacobi: Friz Jacobi hat sich sehr gut aufgeführt, u. George hat sich durch Originalität empfohlen. Wieland jedoch setzt am 2. und 3. August 1778 Merck von dem Bruch der Freundschaft in Kenntnis: Uber die Jacobis möcht’ ich wohl daß du mir deine Meynung sagtest – wiewohl meine resolution fest genommen ist. Er berichtet Merck, daß er in einem Gespräch mit der Weimarer Herzogin Sottisen über J. gesagt habe, und er schließt: Mein Schluß steht feste, mit Frizen in meinem Leben nichts mehr zu thun zu haben – und ich müßte mich sehr betrügen wenn du meine rationes nicht gültig fändest. Daraufhin schlägt Merck in seiner Antwort vom 8. August 1778 einen anderen Ton an: Die Jacobis sind Scheißkerle. Ihre Eitelkeit ist unausstehlich, und Friz war bey nahe nicht 5 Minuten, ohne sich gegen mich zu messen in Gestalt, u. Wiz u. Gott weiß was. […] Pfui – Laß die Kerls, u. denk nicht mehr dran. Ich hab alles gethan, was ich thun konnte, sie eines bessern zu belehren. Es ist nun aber aus; u. so laß’s seyn. Trotz seiner Entrüstung über Wielands Aufsatz hat J. zunächst keinen öffentlichen Einspruch gegen ihn eingelegt; es hat wohl auch einen – wenn auch spärlichen und kühlen – Briefwechsel gegeben; belegt ist allerdings nur ein Brief Wielands.217 Den Anlaß für J.s Streitschrift gegen Wieland bildet erst, wie er in ihr auch berichtet, die Verteidigung Wielands in dem von Ludwig Schneider anonym veröffentlichten Schreiben über das Recht des Stärkern.218 Es ist im Januarheft des Deutschen Museum erschienen; in den drei folgenden Monaten hat J. seine Entgegnung verfaßt, denn Ende April sendet er sie an Freunde. Bereits am 15. März 1781, noch während seiner Arbeit an der Entgegnung, schreibt J. an Elise Reimarus: Sie glauben nicht, was ich bei der Zergliederung des Wielandischen Aufsatzes ausgestanden habe. Aber ich bin fest entschlossen, mich je mehr und mehr abzuhärten. Sobald ich mit dem Aufsatz gegen das Recht des Stärkeren fertig bin, gebe ich mich an eine Epistel gegen die Colbertisten, die an Ihren vortrefflichen Bruder gerichtet seyn soll. Ich hatte diese Epistel eben angefangen, als mich Wieland’s Vertheidiger m i t d e n H a a r e n zu einer andern Arbeit hinzog. J. berichtet sodann über Lessings letzte Lebensmonate und fährt fort: Wenn meine Abhandlung gegen die S t a r k e n siegt, so lasse ich sie besonders drucken und widme sie dem Schatten des Freyen,219 d. h. des am 15. Februar 217
Wieland an J., 1. Februar 1779, JBW I,4.337. Schreiben über das Recht des Stärkern. (Eine Beilage zum deutschen Merkur. November 1777.) In Deutsches Museum. 1781. St. 1: Jänner, 70–84. – Als Autor wurde vielfach Johann Georg Schlosser vermutet. In den Gothaischen gelehrten Zeitungen (Jg. 1781, 9. Juni) heißt es jedoch: Von dem schönen S c h r e i b e n ü b e r d a s R e c h t d e s S t är k e r n, im Jänner des deutschen Museum 1781. (das manche Herrn Schlosser zuschrieben,) […], ist der Herr Kammersecretair Schneider zu Merseburg, Verfasser. – Vgl. JBW II,2.276: Schneider, Ludwig (1750–1826), von Kranichstein bei Darmstadt; Privatsekretär, auch Kammersekretär. 219 J. an Margaretha Elise Reimarus, 15. März 1781, JBW I,2.283, 285. 218
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1781 verstorbenen Lessing.220 Ende April hat J. ihr diese Abhandlung zugesandt, wie aus ihrem Schreiben an August Hennings vom 1. Mai 1781 hervorgeht: So hat m e i n Jacobi (ich nenne den Düsseldorfer Patrioten so) mir noch in diesen Tagen ein Manuscript zu geschickt, was im Juni des Musäums kömmt, und wie ers nennt dem ehrwürdigen Schatten des freyen Mannes [G. E. Lessing] öffentlich gewidmet ist. Es geht wieder Wieland und eines andern Ungenannten Behauptung des Rechts des Stärkern, deren Sie sich vielleicht noch aus dem Merkur 77. und dem ersten Stück des Musäums dieses Jahres erinnern werden. Mich soll verlangen was Wielands Sophismus gegen diese klare Vernunft wird aufbringen können.221 Zur gleichen Zeit, am 27. April 1781, sendet J. seinen Aufsatz auch an Fürstin Gallitzin: Hier der Aufsatz von dem ich Ihnen mündlich sprach, u über den ich Ihr u Fürstenbergs Urtheil erwarte. Sorgen Sie aber daß ich mit der Post die am Mitwoch von Münster abgeht mein Manuscript unfehlbar zurück erhalte.222 Dieser Wunsch schien zunächst nicht in Erfüllung gegangen, denn am 3. Mai 1781 klagt J., sein Manuskript sei heute Abend nicht angekommen. Leider wird es nunmehr abgedruckt wie es ist, u ich kann von Ihren u Fürstenbergens Anmerkungen erst bey einer zweyten Ausgabe gebrauch machen. Ainsi Vous avez très mal fait cette fois ci de n’être pas plus exacte à s u i v r e m e s o r d r e s s u p r êm e s . / Sagen Sie meinem Bruder nichts von dieser meiner neuen Arbeit. Er soll glauben ich hätte den ganzen Winter nichts gethan, bis er das Werk gedruckt sieht. Warnen Sie auch Fürstenbergen in dieser Absicht. Am nächsten Morgen fügt J. jedoch hinzu: So eben erhalte ich Ihr Packet, […] | […] Tausend Dank, meine Liebe, u tausend Dank unserm edlen Füstenberg. Seine zweyte Anmerkung ist sehr richtig. Dieser ganze Absatz verlangt eine zu angestrengte Aufmerksamkeit. Aber ich wußte ihn nicht anders zu machen, ohne weitlauftig zu werden. – Uber die 3te Anmerkung ein andermal. In der Stellung ist freylich etwas versehen, u wenn mein elender Kopf es mir zu läßt, so will ich diesen Absatz ändern. Eigentlichen Mißvers t a n d aber glaube ich nicht zu besorgen zu haben. – Was den Strudel angeht, so habe ich ja nur gesagt daß v o n w e i t e m wie ein Strudel auss a h e – – 223 Die Anmerkungen Fürstenbergs und der Fürstin Gallitzin sind nicht überliefert, und so ist auch nicht erkennbar, ob J. sie in der Eile noch berücksichtigt hat. Seine Abhandlung ist, wie Elise Reimarus ihm mitteilt, bereits Ende 219
J. an Margaretha Elise Reimarus, 15. März 1781, JBW I,2.283, 285. S. dazu den Brief Helene Elisabeth (Betty) Jacobis an Sophie von La Roche vom 9. März 1781, in Aus F. H. Jacobi’s Nachlaß. Hg. v. Rudolf Zoeppritz. Leipzig 1869, Bd II.181–183. 221 Margaretha Elise Reimarus an August Hennings vom 1. Mai 1781, JBW II,2.285. 222 J. an Fürstin Gallitzin, 27. April 1781, JBW I,2.298. 223 J. an Fürstin Gallizin, 3. und 4. Mai 1781, JBW I,2.299 f. – Zum Bild des Strudels vgl. JWA 4.266 f. 220
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Mai oder in den ersten Junitagen 1781 im Deutschen Museum erschienen, wie aus J.s Antwort vom 8. Juni 1781 hervorgeht: Die Nachricht, daß meine Abhandlung gedruckt und wirklich schon im | Publico erschienen ist, war mir sehr angenehm.224 Am Abend des 1. Juli 1781 hält J. schließlich seine Abhandlung in Händen, wie er am Tag darauf der Verlagsbuchhandlung Christian Friedrich Weygands in Leipzig, in der das Deutsche Museum erschienen ist, mitteilt – allerdings wegen mehrerer Druckfehler und einiger Kommunikationsschwierigkeiten sehr verstimmt.225 Insbesondere bei dieser Abhandlung ist J. sehr an ihrer Aufnahme in seinem Freundeskreis und in der Öffentlichkeit interessiert gewesen. Am 16. Mai 1781, also noch vor ihrer Veröffentlichung, kündigt er Karl Ludwig von Knebel ihr Erscheinen an: Etwas von mir werden Sie im Museum finden; worüber ich sehr begierig bin Ihr Urtheil zu hören; auch was andre in Ihrer Gegend davon meinen.226 Viel gelegen ist ihm auch an der Einschätzung Mösers; dieser habe schon seines Woldemars … sehr rühmlich, aber doch auf eine Weise gedacht, die mir nicht angenehm ist.227 Am 2. August 1781 schreibt J. deshalb an Johann Friedrich Kleuker: fragen Sie unseren vortrefflichen Justus advoc.atus patriae, ob er mit meiner Abhandlung über Recht und Gewalt nicht ganz unzufrieden ist.228 Wieland selbst hält J.s Reaktion auf seine Schrift für völlig überzogen. Mit Herablassung und beißendem Spott kommentiert er am Schluß eines Briefes an Johann Heinrich Merck vom 8. Juni 1781: Daß der Hr. Geh. Rath J a c o b i zu Düsseldorf mit großer Heereskraft (im letzten Stück des deutschen Museums) vor eine vor 3 Jahren ungefähr von mir aufgerichtete Rabenhütte gezogen ist, und sie mit etlichen Batterien von 120 Kanonen unter schrecklichem Dampf und Knallen zusammengeschossen hat, wird Dir ohne Zweifel, wie mir, großen Spaß gemacht haben. Es ist ein närrisches Ding, wenn ein großherziger Mann so in Galla in einer Venetianischen Rathsherrn Perücke, die ihm, wie die Lappen einem Bullen, zu beiden Seiten bis an den Nabel herunterhängt, ohne Hosen einhergeschritten kommt, und vor der ganzen ehrbaren Welt seinen – bloßen ….. sehen läßt!!229 Weniger emotional geht Wieland 1787, also sechs Jahre nach Veröffentlichung von Schneiders Schreiben über das Recht des Stärkeren und J.s Streitschrift, auf seine Abhandlung Ueber das göttliche Recht der Obrigkeit ein. Er toleriert, daß im Teutschen Merkur eine weitere kritische Reaktion auf sei224
J. an Margaretha Elise Reimarus, 8. Juni 1781, JBW I,2.312 f. S. Schreiben des Hrn. Geheimenraths Jacobi in Düsseldorf. JWA 4.289– 291 sowie JBW I,2.315. 226 J. an Karl Ludwig von Knebel, 16. Mai 1781, JBW I,2.300. 227 J. an Margaretha Elise Reimarus, 8. Juni 1781, JBW I,2.313. 228 J. an Johann Friedrich Kleuker, 2. August 1781, JBW I,2.330. 229 Wielands Briefwechsel. Hg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften durch Siegfried Scheibe. Bd 7,1. Bearbeitet von Waltraut Hagen. Berlin 1992, 340. 225
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nen Artikel erfolgt230 – vermutlich um die Debatte nochmals aufzunehmen und J.s Abhandlung Ueber Recht und Gewalt nicht das letzte Wort zu überlassen. Die Worte Ludwig Heinrich Jacobs: Hobbes und Spinoza zogen sich auf eben diese Art [sc. durch die Verteidigung des Rechts des Stärkeren] den Haß ihrer Zeitgenossen zu ergänzt Wieland in der Fußnote zu: ihrer albernen und intoleranten Zeitgenossen – was fraglos als Seitenhieb auf J. gemeint ist; Wieland fügt dem neuen Artikel auch noch einen Zusatz des Herausgebers hinzu, in welchem er sich sehr erstaunt darüber zeigt, wie sehr doch seine Schrift mißverstanden und die Ironie darin völlig verkannt worden sei – von seinem Verteidiger Schneider sogar noch mehr als von seinem Gegner J. und dem ebenfalls kritischen, hinter dem Kürzel J..b. anonym bleibenden Verfasser des gegenwärtigen Artikels. Im Zuge dieses Rechtfertigungsversuchs verwirrt Wieland aber auch noch die historische Folge: Zunächst habe J. ihn im Deutschen Museum angegriffen, und ein paar Jahre später sei ihm, wegen seines eigenen zurückhaltenden Stillschweigens, ein unbekannter Verteidiger – also Schneider – erwachsen; J.s Streitschrift ist jedoch vielmehr erst durch Schneiders Zustimmung zu Wieland veranlaßt worden. Wieland verwechselt somit J.s Brief vom Jahr 1777, in dem er Wieland die Freundschaft aufkündigt, mit J.s Kritik im Deutschen Museum. Vor allem aber dementiert Wieland den wörtlichen Sinn seiner Abhandlung und verweist statt dessen auf sein 1778 im Teutschen Merkur veröffentlichtes Märchen Schach Lolo231, vor allem auf den Prolog desselben, durch den er den wahren Sinn seiner Schrift über das göttliche Recht hinreichend klargestellt geglaubt habe. Dieser Versuch einer nachträglichen Uminterpretation seiner Schrift und insbesondere ihres Grundgedankens von der Herrschermacht des Stärkeren scheint wenig geglückt, und er hat bei den Zeitgenossen keine Beachtung gefunden. Daß Wieland seinen Aufsatz in die erste Ausgabe seiner Sämmtlichen Werke232 nicht aufgenommen hat, kann als Ausdruck der Distanzierung, zumindest aber als Rücksichtnahme auf die befremdeten Reaktionen gewertet werden. Schon vor diesem Versuch einer öffentlichen Rechtfertigung haben sich – trotz J.s ›Aufkündigung der Freundschaft‹ und der Heftigkeit seines literarischen Angriffs auf Wielands Aufsatz – die Wogen des gegenseitigen Grolls über die Jahre wieder geglättet. Am 1. August 1783 schreibt J. – angesichts der Reaktion Wielands auf J.s Etwas und seiner vermuteten Reaktion auf J.s Abhandlung über Mirabeaus Lettres de cachet – noch sehr verärgert an Anton Matthias Sprickmann: Was ist von einem solchen läppischen Menschen zu sagen? Ich zieh’ ihm aber doch das Fell über die Ohren, wenn er’s darnach anfängt.233 Der 230
[Ludwig Heinrich Jacob:] An Herrn Sr., Verfasser des Schreibens über das Recht des Stärkern. (Eine Beylage zum teutschen Musäum Jänner 1781., verglichen mit dem teutschen Merkur November 1777.) In Der Teutsche Merkur. 1787. Erstes Vierteljahr, Nr 3: März, 239–259. Wielands Zusatz des Herausgebers findet sich auf den anschließenden Seiten 259–262, seine ergänzende Fußnote auf der ersten Seite des Beitrags, S. 239. 231 Wieland: Schach Lolo. In Der Teutsche Merkur. 1778. Zweites Vierteljahr, Nr 5: May, 97–130. 232 Christoph Martin Wieland: Sämmtliche Werke. Leipzig 1794–1805. 233 J. an Anton Matthias Sprickmann, 1. August 1783, JBW I,3.175.
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Briefwechsel wird durch ein Kondolenzschreiben Wielands anläßlich des Todes von J.s Frau Betty wieder aufgenommen – doch redet Wieland hier J. an als den Mann, der einst mein Freund war.234 Doch im September 1784 sind J. und Wieland einander in Weimar begegnet, und am 30. Oktober 1784, also drei Jahre vor der erneuten öffentlichen Diskussion des Themas, antwortet Wieland auf einen nicht erhaltenen Brief J.s: Liebster Jacobi! / Ich wünschte wohl Ihnen die Freude, die mir ihr so liebevoller Brief vom 13. d. gemacht hat, so rein und warm aus meinem Herzen zurükgeben zu können als die Liebe ist, die Ihre Gegenwart wieder darin angefacht hat: aber Worte und Phrasen sind ein zu grobes Medium dazu. Wir haben uns wieder gesehen, ich habe in Ihre Seele geschaut Sie in die meinige, und das ist genug.235 Von J.s Freunden hat sich lediglich Hamann vier Jahre später auf Wielands Seite gestellt. In einem ausführlichen Brief, in dem er auf mehrere Abhandlungen J.s eingeht, bemerkt er: Hernach find ich 81. wider ein Fragment über R e c h t u G e w a l t, das Sie mir mit ein wenig animosität gegen den Mercur geschrieben u mit ein wenig Laune gegen das Museum scheinen abgebrochen zu haben. Ich bin mehr auf W.ielands Seite und die herrliche Stelle welche Sie selbst ausgezogen haben, daß hinter dem Minimo von Weisheit eine in allen Regierungen hinter die Scene spielende und stark in die Augen leuchtende Theokratie sey, ist für mich ein recht evangelisches und christliches Senfkorn, trotz aller der sophistischen Erde, in die es verscharrt ist, ein ächter Diamant auf einem Misthaufen –236 Am 17. und 18. November 1785 weist J. Hamanns Unterstellungen zurück: Das Fragment über Recht u Gewalt habe ich weder aus Animosität gegen den Merkur, noch in irgend sonst | einer persönlichen Rücksicht geschrieben. Wielands Aufsatz hatte mich dergestalt revoltiert, daß ich ihm gleich bey der Erscheinung schrieb, um ihm die Freundschaft aufzukündigen. Ich hatte unzählige Unarten, die nur meine Person angiengen, von ihm ertragen, weil ich ihn akkurat wie ein Kind von Seite des Characters betrachtete. Durch diesen Aufsatz wurde er mir eckelhaft u abscheulich. Wegen dieses Eckels und Abscheues, hat es mich keine geringe Ueberwindung gekostet die Widerlegung dieses Aufsatzes zu unternehmen, u wenn ich es mit Geld hätte abkaufen können, ich hätte es gethan. Aber es war etwas in mir, das mir keinen Frieden ließ bis ich mich entschloß.237 Anders als Hamann haben insbesondere Johann Jakob Wilhelm Heinse und Christian Konrad Wilhelm Dohm J.s Streitschrift begeistert begrüßt. Heinse schreibt am 17. Juli 1781 aus Florenz an J.: Was mir Ihre Schrift gegen Wielanden für Seelenlust gemacht hat, kann ich Ihnen nicht ausdrücken. Sie sind darin ganz frey der Mann, der Sie sind. Sie ist ein Meisterstück von 234
Wieland an J., 23. Februar 1784, JBW I,3.295. Wieland an J., 30. Oktober 1784, JBW I,3.379. – J. und Wieland hatten sich 1784 in Weimar wiedergetroffen. 236 Hamann an J., 22., 23., 26., 28. und 30. Oktober 1785, JBW I,4.216. – Zu Hamanns Anspielung vgl. JWA 4.266,9–13. 237 J. an Hamann, 17. und 18. November1785, JBW I,4.249 f. 235
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Scharfsinn und Umfassung, und giebt Ihnen allein den Rang unter den ersten Philosophen. Hätten Sie gehört, was ich bey dem Grafen Hochenwart darüber sprach, dem ich sie sogleich die zweyte Stunde nach Empfang zum lesen lassen mußte! mir bleibt keine Zeit übrig davon nieder zu schreiben. Ich bin heute darnach noch nicht bey ihm gewesen. Wieland steht so recht desarmiert auf einer Ferse gedrückt an die Wand da. Ich möcht ihn abgemahlt haben, wenn er eben die letzte Periode davon im leibe hat; und hernach das stammelnde Verstummen seiner Weimeraner um ihn. Sie muß den größten Eindruck zu Ihrer Ehre auf ganz Deutschland machen, es ist ein Kronwerk von heißer Sonne des Verstandes u langer gedeyhender Erfahrung zur Vollkommenheit gereift; Inhalt zu Bänden gediegen in wenig blättern.238 Einem weiteren Brief Heinses an J. vom 15. September 1781 ist zu entnehmen, wie der hier erwähnte Graf Hochenwart J.s Schrift aufnahm: Der Hofmeister in Florenz hat aus Ihrer Schrift gegen Wieland gar große Hochachtung für Sie gewonnen, ob ihm gleich manches darin gegen seine Meynungen zu gehen schien; aber er getraute sich nicht auch nur ein Wort gegen die klare augenscheinliche Vernunft hervorzubringen.239 Ähnlich erfreut schreibt Dohm am 20. September 1781: Eine andere Veranlassung, Ihnen mit diesem Schreiben beschwerlich zu fallen, ist, Ihnen zu sagen, daß ich Ihren trefflichen Aufsatz im Museum mit dem herzlichsten Vergnügen gelesen habe, auch mit dem kleinen Stolz, zu einer solchen Schrift Veranlassung gegeben zu haben. Ihre Ideen sind hell, groß und einen neuen Gang der eigenen veranlassend, und Ihre Manier, Ihre Freimüthigkeit ist herrlich!240 Insgesamt aber ist das Echo aus dem Freundeskreis hinter J.s Erwartungen zurückgeblieben. Noch vor der Veröffentlichung, am 4. Mai 1778, schreibt J. an Fürstin Gallitzin: Ihr Leute macht mir aber nicht Wesens genug von meinem Dinge. Glaubt Ihr, ich habe das nur so aus dem Ermel geschüttelt?241 Auch bei anderen Freunden muß J. sich eine Antwort einfordern. So fragt er am 30. Juli 1781 etwas unwirsch bei Johann Georg Forster an: Warum haben Sie die Bitte, die ich Ihnen wegen meiner Abhandlung über Recht und Gewalt gethan habe, in keinem Theile erhört? Sie haben es wohl vergessen, und das ist Beweis genug, daß mein Aufsatz in Ihrer Gegend keinen Eindruck gemacht hat.242 Forster wehrt sich in einem Brief vom 8. August 1781: Wie es kommt daß ich Ihre Abhandl.ung über Recht u. Gewalt noch nicht gelesen habe? Sie steht im Museo, u Herr Kr.iegs Rath Dohm, von dem ich laut Abrede, das Museum, gegen das Götting.ische Magazin bekam, hat vorgut befunden, ohne mich davon zu benachrichtigen, eine 238
Heinse an J., 17. Juli 1781, JBW I,2.323. Heinse an J., 15. September 1781, JBW I,2.341. – Der genannte Hofmeister ist Sigmund Anton Graf von Hohenwart; s. JBW II,2.316. 240 Christian Konrad Wilhelm Dohm an J., 20. September 1781, JBW I,2.344. 241 J. an Fürstin Gallitzin, 4. Mai 1778, JBW I,2.299. 242 J. an Johann Georg Forster, 30. Juli 1781, JBW I,2.329. 239
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preußische Oekonomie zu machen, und mir das Museum seit Anfang d.ieses J.ahres nicht mehr zu schicken. […] Ich will mein möglichstes thun, um das Stück habhaft zu werden, worin ihre Abh.andlung steht, auch das worauf sie sich bezieht; ohne welches vielleicht eins und andres mir undeutl.ich bleiben mögte. Ob es hier Sensation gemacht? kann ich nicht beantworten.243 Auch an Sophie von La Roche schreibt J. am 17. August 1781 etwas enttäuscht: Auf Ihre Erzählungen die Sie uns schicken wollen, freuen wir uns alle. Hier auch etwas von mir, worüber ich mir besonders das Urtheil von Laroche, und, wenn er mich recht sehr verbinden will, seine Anmerkungen ausbitte. Ich kann mir nicht wohl vorstellen, daß Sie es nicht schon gelesen haben sollten, da es schon vor 3 Monaten im Museo erschienen ist. Wenn Sie es aber | schon gelesen hätten, so begriffe ich die Politik nicht wohl, daß Sie in Ihrem Briefe mit keinem Wort davon Erwähnung gethan hätten.244 – Ein vergleichsweise spätes Zeugnis für die zustimmende Aufnahme und die Wirkung seines Aufsatzes im Freundeskreis bietet auch noch das Ende der Widmung, mit der Johann Georg Schlosser seine Schrift Seuthes oder der Monarch J. übergibt: Du aber, der Du so innig gefühlt hast, daß das Recht der Menschheit, auf etwas ganz anderm ruhe als auf der Gewalt, wie man uns neulich überreden wollte; Du wirst hier und da finden, wie brüderlich und innig sich unsre besten Gefühle paaren.245 Äußerst betroffen über die Auseinandersetzung J.s mit Wieland reagiert – wie stets bei Streitigkeiten – Johann Wilhelm Ludwig Gleim: Ihr Vorfall mit Wieland, mein theurer Fritz, macht mir unendlichen Kummer! Ich hielt euch beyde für glüklich, ihr wart einmal die besten Freunde, | Freunde wie Gleim und Spalding.246 Und wer denn ist von Ihnen Spalding? Fragt ich mich bisher so Tag als Nacht. Wieland, antworten Sie. Und, wenn ich Wielanden fragte so wäre die Antwort: Fritz Jacobi! gott im himmel, deine Menschen, die ersten, die besten, die weisesten u. so wie Wieland und Jacobi, Welche Geschöpfe deiner hand, nach deinem Bilde, für welche Christus gestorben ist des Todes am Creutz, Ihr Armen! ich bitt euch, Ihr gebt dem Troß der Menschen, welchen ihr veredlen sollt durch Eure Weisheit, ein allzuböses Exempel, Und, wenn ihr nur in Briefen mit einander verfallen wäret, oder ein Satan unter den Menschen hätt euch entzweyet, der Welt aber wär’s verborgen geblieben, wie denn, ums himmels willen gings zu, daß es zum öffentlichen krieg kam. / Zwar ich bitte, mirs, nur nicht zu sagen; beßer ist, ich wüßte nie etwas, als daß ich die ganze Teufelsgeschichte noch erfahre. Daß ein Teufel im Spiel dabey gewesen ist, daran, Freund, ist wohl kein zweifel, ich schließ es mit Gewißheit dar243
Johann Georg Forster an J., 8. August 1781, JBW I,2.333. J. an Sophie von La Roche, 17. August 1781, JBW I,2.335 f. 245 Johann Georg Schlosser: Seuthes oder der Monarch. An Jacobi. Straßburg 1788 (Widmung nicht paginiert) (KJB 1667). 246 Zum Zerwürfnis zwischen Gleim und Spalding s. JBW II,1.138, Anm. 129,30. 244
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aus, daß Wieland sich als ihren Feind bewiesen haben soll, seit dem er gewust hat, daß Fritz Jacobi von Wielands Oberon nicht bezaubert worden ist. / Lieber herzensbruder! Ein Teufel hat gelästert, ein Teufel euch aneinander gehetzt, und ihr beyde große Männer ließt den Teufel euch reiten, daß den Hetzern es gelingen könnte. Gott! ich kan mir keinen Menschen geschweige Wielanden so jämmerlich klein vorstellen, daß er toll werden könnte, wenn irgend einer von seinem Oberon nicht bezaubert würde. / Laßen Sie, mein theurer Fritz, mich kurz abbrechen! Mein herz blutet, zwey Brüder so zu sehn, in öffentlichem Krieg, von welchem Keiner Ehre haben kan […] | […] Was auch eine große Anzahl der besten Köpfe Deutschlandes behauptet, mein bester herzensbruder, so wirds doch gut seyn, wenn Wieland u. Jacobi sich betragen gegen einander wie Griechen u Römer oder wie edle deutsche Männer!247 J. antwortet darauf am 11. Oktober 1781, wie aus einem weiteren Brief Gleims an J. vom 24. Oktober 1781 hervorgeht: Ich bin einmahl so glüklich einige Muße zu haben; also geschwind noch ein Briefchen an meinen lieben Fritz Jacobi – denn gestern laß ich noch einmahl sein Schreiben vom 11ten und fand noch etwas das in meiner Antwort so ganz übergangen ist, […] Gleim zitiert sodann aus J.s Brief und kommentiert: »So bald ich Wielands Abhandlung über das göttliche Recht gelesen, hab ich mit ihm gebrochen – / Wer denn? Wer hat gebrochen? Du? mein lieber Fritz? und einer Meinung wegen? Ist nicht alles Meinung? / »Schonung verdiente der nicht, der Mann nicht, der eine solche hohnlache über die Menschheit aufschlagen konnte. / Hohnlache? Wieland hätte solch eine hohnlache gegen die Menschheit aufgeschlagen, in s.einer Abhandlung vom göttlichen Recht. Ich will sie gleich noch einmahl mit Andacht lesen, denn ich laß sie flüchtig, u. habe die hohnlache nicht bemerkt – Hätt es aber auch seine Richtigkeit mit dieser unglaublichen hohnlache Wielands, mustest Du, mein lieber Bruder Fritz, so bitter deinem alten Freunde begegnen, vor den Augen der ganzen Welt, die’s wuste, was für Herzensfreunde die Verfaßer des Woldemar, und der Musarion einst waren? Gott! ihr großen Leute! Wir kleinen wißen nichts davon, daß schon lange Wieland durch eines Schinders Hände s.einen Fritz Jacobi hat an den Pranger stellen laßen! Gott! ihr Großen Leute! Laßt mich nur immer in meinem Closter, in dem ich nichts erfahre von euren Teufeleyen – ich würde euch nicht so lieben, wenn ich sie wüste – Nun fürcht ich mich nach Weimar zu kommen, und ich wollte mit dem herrn von Berg in diesen Monath noch hinfliegen, fürcht’ mich im künftigen Mey, nach Dußeldorf, nein, nach Pempelfort zu kommen, nach dem so viele Jahre schon so herzlich mich verlangt hat – ach, Man möchte sich verkriechen in ein Mause Loch vor Priestern sonst, und itzt vor Euch ihr großen Leute.248 Am 4. November 1781 kommt Gleim gegenüber J. noch einmal auf das Zerwürfnis zwischen diesem und Wieland 247
Johann Wilhelm Ludwig Gleim an J., 21. Oktober 1781, JBW I,2.353–
355. 248
Johann Wilhelm Ludwig Gleim an J., 24. Oktober 1781, JBW I,2.360 f.
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zurück und knüpft dabei an Heinses Sicht an: Daß er, mein lieber, gleich denkt mit Ihnen über Wieland, das wundert mich nicht; die Ursach ist, er hat mit Wieland auch schon ofte sich gezankt, und einmahl wärs zum Ausbruch gekomen, zur Fehde die den bösen Menschen Freude macht, wenn ich zum Glück es noch zu rechter Zeit nicht standhaft verhindert hätte. Solcher Fehden hab ich manche schon erstikt beym ersten Aufkeimen; ich bin ein großer Feind von Federkriegen, wünsche, die Gelehrten mögten wie die Ritter, sich die hälse brechen, Zwar lieb’ ich den Streit, das Reich der Wahrheit wird durch Streit erweitert, nur aber wenn gestritten wird, wie helden sich streiten, ohne dem schlechten Theile der Zuseher zu Spott u. Gelächter zu werden. Die Gelehrten sind verachtet, dürfen nicht selbst noch sich verächtlicher machen, u. wenn, in s.einer Schrift vom Recht des Stärkern Wieland die Rechte der Menschheit würklich auch beleidigt hätte, wärs nicht herrlich gewesen, wenn, mein lieber, Sie den irrenden gewiesen hätten auf den rechten Weg der Wahrheit mit dem sanftesten Thon – Wenn Leyen nicht duldsam sind wie denn sollens Priester seyn? Sie hätten glaub ich den Rechten der Menschheit nichts vergeben – Allein, es scheint, Sie haben nicht den besten Begriff von unserm Publicum, sie wollen’s mit dem Nachdruk ihrer Schreibart auf den Standpunct hinstoßen, auf den’s von selbst nicht hingeht. Ich will nicht forschen. Es sey genug! Ich habe nun in Zweyen Briefen von dem herzen weggesprochen – Sie nehmen’s, das weiß ich, nicht übel –249 J. erwidert ihm am 16. November 1781, nunmehr sehr besänftigt: Dieser gute Wieland, dem ich noch eine öffentliche Lobrede schuldig bin, die ich gewiß ihm auch noch halten werde, hätte allerdings sanfter von mir behandelt werden können, den Rechten der Menschheit vieleicht unbeschadet. Dieses war auch mein vester Vorsatz; | aber das sophistische u hämische entortillage seiner Abhandlung, u das (nach meiner fünf Jahre hindurch unverändert gebliebenen Empfindung) Satanische Gespött am Ende, machte mich wild, daß ich meinem Grimm nicht wehren konnte.250 Einen – und wahrscheinlich den ausschlaggebenden – Grund für seinen Grimm nennt J. nur Elise Reimarus: Hinter Wielands Aufsatz steht für J. der von ihm verachtete Linguet. Am 28. Mai 1781, also noch vor der Veröffentlichung seines Aufsatzes, schreibt er ihr: Wissen Sie, wo all dieser Wust sich herschreibt? Von dem elenden Schwätzer Linguet. Ich erinnere mich, daß Wieland mir im Jahre 1777 die | Annalen des Linguet anpries251, als eine Schrift, welche eine Menge neuer Ideen erweckte. Ich war damals noch in Verbindung mit Wieland, und brach mit ihm bloß wegen der Schrift über das Recht des Stärkern. Ihr entgegen ließ ich durch Heinse die Théorie du paradoxe des Abbé Morellet in einem Auszuge übersetzen; aber dieses Meisterstück von Witz ist für unsere Deutschen zu fein gewesen. Lesen Sie diese Theorie, wenn Sie dieselbe noch nicht gelesen haben, und lassen Sie, 249 250 251
Johann Wilhelm Ludwig Gleim an J., 4. November 1781, JBW I,2.368. J. an Johann Wilhelm Ludwig Gleim, 16. November 1781, JBW I,2.375. S. oben 494.
Schreiben des Herrn Geheimraths Jacobi
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wenn es möglich ist, das Publicum von neuem aufmerksam darauf machen. Der Recensent könnte sich stellen, als wenn er durch meine Erwägung des Wielandischen Lehrsatzes daran erinnert worden wäre. Eine solche Erinnerung läßt sich um so leichter denken, da in den Annalen des Linguet zwei Abhandlungen sur le droit de la force stehen. Diese müßten nachgeschlagen werden. Aus der ersten dieser Abhandlungen hat Wieland vermuthlich seine Idee genommen. Zugleich müßte unserm Publico sein dummer Enthusiasmus für den seichten, niederträchtigen Linguet nachdrücklich verwiesen werden. Wenn unser Doctor keine Zeit hat, so wenden Sie sich an Klopstock, der die Sache durch Ebeling ins Werk richten lassen kann. Sie können Klopstock dieses Blatt schicken. Wahrhaftig, meine Liebe, wir müssen uns regen, oder die Sclaven werden Meister. Mein Herz ist voll bis oben an über diesen Gegenstand.252 SCHREIBEN DES HRN. GEHEIMENRATHS JACOBI IN DÜSSELDORF 1. Überlieferung D Titelblatt: Deutsches Museum. / Zweiter Band. / Julius bis Dezember. / 1781. / Leipzig, / in der Weygandschen Buchhandlung. Deutsches Museum. / Siebentes Stück. Heumond. 1781. 95–96: Schreiben des Hrn. Geheimenraths Jacobi in Düsseldorf Der Text ist in Fraktur gesetzt, fremdsprachige Wörter in kursiver Antiqua. 2. Entstehungsgeschichte Im engeren Sinne bildet die Entstehungsgeschichte dieses kurzen Textes einen Teil seines eigenen Inhalts: J. teilt der Redaktion des Deutschen Museum mit, daß er am Abend zuvor, also am 1. Juli 1781, seine Abhandlung über Recht und Gewalt erhalten habe, daß sie fehlerhaft gesetzt worden sei und vor allem, daß er, weil er keine Nachricht über ihren Druck erhalten habe, die am Ende seiner Abhandlung angekündigte Fortsetzung nicht an die Redaktion gesandt habe. Und er teilt mit: Ich bin nunmehr gesonnen, diese Fortsezung zurück zu halten und das Ganze mit einigen Zugaben besonders erscheinen zu lassen.253 252
J. an Margaretha Elise Reimarus, 28. Mai 1781, JBW I,2.309 f.; s. die Anm. zu 421,32–33. 253 Siehe das hier edierte, im Deutschen Museum veröffentlichte Schreiben des Hrn. Geheimenraths Jacobi in Düsseldorf vom 2. Juli 1781. In JBW I,2.315 wird dieses nur in der Druckversion überlieferte Schreiben unter der Briefnummer 673 ohne weitere Begründung mit der Kopfzeile Jacobi an die Weygandsche Buchhandlung
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Diese Fortsetzung und die Gründe für ihr Erscheinen oder Nichterscheinen werden in J.s Korrespondenz der folgenden Monate thematisiert. J.s Formulierung konnte so aufgefaßt werden, als wolle er die Fortsetzung aus Ärger über die Redaktion des Deutschen Museums dort nicht erscheinen lassen. Christian Konrad Wilhelm Dohm etwa hat dies so aufgefaßt; am 20. September 1781 schreibt er an J.: Ich bedaure, daß ein Mißverständniß die Fortsetzung dieses Aufsatzes im Museum gehindert hat, welches diesem einen großen Verlust und Uebelstand verursacht. […] Aber wenn es noch zu ändern ist, so ersuche ich Sie, doch Ihre Abhandlung dem Museum ganz zu geben. Wenigstens | wünsche ich sehr, Sie bald zu lesen. Auch Hamann hat darin später den Grund vermutet: J. scheine seine Abhandlung mit ein wenig Laune gegen das Museum […] abgebrochen zu haben.254 J. dementiert dies jedoch umgehend: Die Fortsetzung blieb aus, weil eine Unpäßlichkeit, eine Reise, u andre Hinderniße dazwischen kamen. Hernach schien es mir auch beßer, es dabey zu laßen. Die üble Launen gegen das Museum, auf die ich mich nur dunkel besinne, hat nichts dazu gethan.255 J. scheint in den auf seine Abhandlung Ueber Recht und Gewalt folgenden Monaten – auch wegen der Ungewißheit über eine etwaige Reaktion Wielands – unentschlossen gewesen zu sein, ob er sie fortsetzen oder aus seinen Materialien etwas Neues komponieren solle. An Wilhelm Gleim schreibt er am 16. November 1781: Was ich Ihnen schon gesagt habe, wiederhole ich. Läßt mich Wieland in Ruhe, so will ich meine Abhandlung nicht vollenden, sondern aus meinen Materialien ein ganz neues Ding zusammen setzen.256 Dohm hingegen rechnet – möglicher Weise auf Grund einer entsprechenden Zusage J.s – noch am 18. Dezember 1781 mit einer Fortsetzung: Es ist mir sehr lieb, daß Sie Ihre Abhandlung im Museum fortsetzen wollen. Bleiben Sie doch ja bey dem Vorsatz. Als alter Freund von Wieland mögen Sie ihn zu hart behandelt haben, aber die Rechte der Menschheit haben noch höheren Anspruch auf uns, als die Freundschaft. Ich kann Ihre Kritik um so weniger mißbilligen, da mich W.ieland in seinem ganz ungeforderten und vielwiedergegeben; in JBW I,4.353 wird nun unter Nr 672.1 ein weiterer Brief J.s an Heinrich Christian Boie aus diesen Tagen – etwa Anfang Juli 1781 – erschlossen, in dem J. offenbar ähnliche, wenn nicht die gleichen Vorwürfe wie in seinem Brief vom 2. Juli an die Weygandsche Buchhandlung erhebe. Da der Adressat des gedruckten Briefes jedoch nicht bekannt ist, handelt es sich hier sehr wahrscheinlich um nur einen einzigen Brief. – Boie hat sich, wie aus sekundären Nachrichten zu erschließen ist, Anfang oder Mitte Juni bei J. über dessen Brief beklagt, und J. hat sich etwa am 20. Juli 1781 bei Boie entschuldigt; s. JBW I,4.353. Damit ist die Verstimmung zwischen beiden beseitigt; Mitte August sendet J. weitere Beiträge für das Deutsche Museum – wobei es sich aber wohl nur um J.s Epigramm An Voß handeln kann, denn weitere Beiträge J.s sind im Deutschen Museum zu dieser Zeit nicht erschienen –, und die freundschaftliche Korrespondenz zwischen J. und Boie wird fortgesetzt; s. JBW I,4.356 f. 254 Hamann an J., 22., 23., 26., 28. und 30. Oktober 1785, JBW I,4.216. 255 J. an Hamann, 17. und 18. November 1785, JBW I,4.250. 256 J. an Johann Wilhelm Ludwig Gleim, 16. November 1781, JBW I,2.375.
Schreiben des Herrn Geheimraths Jacobi
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mehr verbetenen Ausfall so sehr chicanirt hat, und sein Ansehn der Wahrheit Abbruch zu thun im Stande ist. Sein Schweigen erklärte ich ganz einfach durch Unvermögen zu antworten. Sie haben ihm zu deutlich gezeigt, daß er über die Dinge nie hätte schreiben sollen. Indeß polemisch oder nicht, liefern Sie nun bald die Untersuchung: Was ist Freyheit? Gewiß ist es itzt nöthig für die Rechte der Menschen den Kopf zu erleuchten, daß Herz zu erwärmen, da so viele Menschen fast zweifeln, ob die Menschen überall auch Rechte haben?257 Etwa zu dieser Zeit scheint J. sich jedoch entschlossen zu haben, auf eine eigentliche Fortsetzung zu verzichten und die vorbereiteten Materialien für eine andere Publikation zu verwenden. Hierzu hat sich schon wenig später Gelegenheit geboten: in J.s Abhandlung Ueber und bei Gelegenheit des kürzlich erschienenen Werkes, Des lettres de Cachet et des prisons d’état.258 Der Inhalt der ursprünglich geplanten Fortsetzung läßt sich nur einigen Andeutungen entnehmen, die J. am 23. Oktober 1781 gegenüber Johann Albert Henrich Reimarus macht. J. hebt hier Übereinstimmungen zwischen seinen eigenen Ansichten und Reimarus’ vertragstheoretischen Ausführungen über das Verhältnis der vergesellschafteten Familien zum Staat259 hervor: Ihre Vorstellung des gemeinschaftlichen Bundes ist gerade so wie ich sie in einem Schreiben an Sie, das ich im vergangenen Winter angefangen hatte geben wollte, u wie ich sie im 2ten Theil meiner Abhandlung über Recht u Gewalt entworfen habe. In Bayern soll würklich einmal der Befehl an den Hofraths Präsidenten ergangen gewesen seyn, die Sachen nicht mehr per majora, sondern per Saniora zu entscheiden. Aber der Hofraths Präsident, Graf v Törring, bat um seine Entlaßung. – So bald sich im Staat eine Gewalt festsetzt, deren Erkenntniß des Besten, aller Gerechtigkeit den Weg weisen darf, so hat Freyheit ein Ende, u Tiranney gewonnen Spiel. Nichts kann richtiger seyn als Ihre Bemerkung, daß wenn wir verbunden sind, einer für den andern auch m i t G e w a l t zu sorgen so bald wir die Klügsten – sind? Gesundheit, Leben und Reichthümer nicht das angelegentlichste bleiben dür|fen; daß die ewige Seeligkeit unendlich wichtiger: folglich das Verfahren der Made de Maintenon gegen die Kinder der Protestanten nicht im mindesten zu tadeln sey: nur gefällt mir jener Christliche Mann noch beßer, der dem Wilden in Amerika die Kinder stahl, sie tauffte u hernach umbrachte, damit sie ihm auf keine Weise mehr aus dem Himmel bleiben könnten.260 257 Christian Konrad Wilhelm Dohm an J., 18. Dezember 1781, JBW I,2.392. 258 JWA 4.365–425. 259 [Johann Albert Henrich Reimarus:] Untersuchung der vermeinten Nothwendigkeit eines autorisirten Kollegii medizi und einer medizinischen Zwang–Ordnung. Hamburg 1781, 93 f.; s. das Zitat in JBW II,2.331. 260 J. an Johann Albert Henrich Reimarus, 23. Oktober 1781, JBW I,2.359. Zu den Verfahren der Made de Maintenon gegen die Kinder der Protestanten und des Christlichen Mannes s. den Kommentar, JBW II,2.331 f.
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Anhang · Editorischer Bericht AN VOSS. IN EINER BIBLIOTHEK, WORIN ALLE DEUTSCHE KRITIKEN BEFINDLICH WAREN 1. Überlieferung
D Titelblatt: Deutsches Museum. / Zweiter Band. / Julius bis Dezember. / 1781. / Leipzig, / in der Weygandschen Buchhandlung. Deutsches Museum. / Zehntes Stük. Oktober. 1781. 289: An Voss. / In einer Bibliothek, worin alle deutsche Kritiken befind/lich waren. Der Text ist in Fraktur gesetzt.
2. Entstehungsgeschichte J.s kurzem Epigramm an Johann Heinrich Voß geht ein langer und bekannter, wenn auch keineswegs rühmlicher Gelehrtenstreit voraus. Unter dem Titel Verhör über einen Rezensenten in der allgemeinen deutschen Bibliothek von Johann Heinrich Voß261 hat dieser im August 1779 eine Kritik einer 1778 in der Allgemeinen deutschen Bibliothek anonym erschienenen Rezension der Übersetzungen von Homers Werken durch Johann Jakob Bodmer und von Homers Ilias durch Friedrich Leopold Graf zu Stolberg veröffentlicht. In dieser Rezension hat der anonyme Rezensent – Johann Jakob Köhler – nach Voß’ Urteil Bodmer und Stolberg […] als Schulknaben behandelt. Gegen Voß’ Kritik verteidigt sich der Rezensent zunächst wieder anonym, doch diese anonyme Verteidigung enthält zugleich einige von Christoph Friedrich Nicolai, dem Herausgeber der Allgemeinen Deutschen Bibliothek, untergeschobene, gegen Voß gerichtete hämische Sätze. Voß seinerseits reagiert 1780 mit der Folge des Verhörs über einen Berliner Rezensenten, durch Johann Heinrich Voß.262 In seiner Erwiderung hierauf erklärt nun Nicolai offen, in Köhlers Verteidigung einige Bemerkungen eingebaut zu haben. Dieses Bekenntnis pariert Voß schließlich in angemessener Weise mit der Zweiten Folge des Verhörs über einen Berliner Rezensenten.263 Hierauf reagiert J. mit emphatischer Zustimmung; am 16. Dezember 1780 schreibt er an Heinrich Christian Boie, den Herausgeber des Deutschen Museum: Dank, Preis und Ehre Ihrem unvergleichlichen Schwager [d. i. Voß, der seit 1777 mit Boies Schwester verheiratet ist], daß er 261 Verhör über einen Rezensenten in der allgemeinen deutschen Bibliothek von Johann Heinrich Voß. In Deutsches Museum. 1779. Bd 2. St. 8: August, 158–172. 262 Folge des Verhörs über einen Berliner Rezensenten, durch Johann Heinrich Voß. In Deutsches Museum. 1780. Bd 1, St. 3: März. 1780, 264–272. 263 Zweite Folge des Verhörs über einen Berliner Rezensenten, von Johann Heinrich Voß. In Deutsches Museum. 1780. Bd 2, St. 11: November, 446– 460.
An Voß
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den eiteln, rachsüchtigen, niederträchtigen, heuchlerischen Schubjack N.icolai einmal nach Verdienst gezüchtigt hat.264 Ein weiterer Opponent von Voß auf dem Gebiet der altgriechischen Literatur ist Georg Christoph Lichtenberg, der sich im Goettinger Taschen-Calender vom Jahr 1782 über Voß’ These zur Aussprache des griechischen h lustig machen wird.265 J. erfährt von diesem Text Lichtenbergs schon vor der Veröffentlichung, da Forster ihm im Juli 1781 einen Bogen aus dem Göttinger Taschenkalender zuschickt, welcher einen vom ihm verfaßten Aufsatz enthält, dem der genannte Text Lichtenbergs unmittelbar vorangeht. Empört über dessen spöttische Äußerungen gegen Voß schreibt J. am 30. Juli 1781 an Forster: Ich habe auch das Vorhergehende gelesen, und bin aufgefahren vor Unwillen, bei der Stelle gegen Voß. Wahrhaftig, ich werde in Absicht der Gelehrten bald ein zweiter Rousseau, da ich täglich mehr erfahre, daß sie nur huren und buben wollen mit der Wahrheit, und keiner an ihr mit treuer Liebe hängt. – Die griechische Aussprache macht mir wenig Kummer, und den Rector Voß habe ich in meinem Leben weder gesehen noch gesprochen; aber in seinen Schriften erscheint er überall als ein Mann von seltener Gelehrsamkeit, von seltenen Talenten, und von äußerst seltner Würde des Charakters. Darum, eben d a r u m muß er nun ausgehöhnt und ausgezischt werden. Der unnütze, halsstarrige Mensch will sich auf das, was er für Recht und wahr hält, verlassen. Man muß ihn klein machen, man muß ihn Mores lehren. Er soll fühlen und erfahren, daß alles umsonst, alles vergebens ist, daß er ducken und k r i e c h e n muß. Gerade dies, mein Freund, was in Deutschland so gemein ist, geht mir immer durch die Seele, daß unartige Leute einen vortrefflichen Mann vor | unserm albernen Publico mit seiner Vortrefflichkeit auslachen können; in ihrer abscheulichen Seele darüber triumphiren können, daß sie auf ihn die Verachtung zu bringen wußten, die ihnen selbst gebührte, daß sie ihn bezwungen haben. – Die ärgerliche Stelle ist sicher nicht von Lichtenberg, sondern von Kästner’n; schon allein der Ton ist mir dafür Bürge. Aber der Kalender heißt nun doch einmal nach Lichtenberg, und Theil an der Unart hat er immer.266 Forster hingegen kann, obwohl er Lichtenberg nicht verteidigt, diese aufgebrachte Reaktion 264
J. an Heinrich Christian Boie, 16. Dezember 1780, JBW I,2.244. [Georg Christoph Lichtenberg:] Neue Erfindungen Moden, physikalische und andere Merkwürdigkeiten. In Taschenbuch zum Nutzen und Vergnügen fürs Jahr 1782. Mit Kupfern von Chodowiecki, nebst den neuesten Frauenzimmer-Moden, in Kupfer. Göttingen [Goettinger Taschen-Calender vom Jahr 1782], 65 f.: Herr Rector Voß zu Otterndorf hat, hauptsächlich aus der Uebereinstimmung des Lauts der Schöpse des alten Griechenlands mit dem | Laut ihrer Brüder an der Elbe, und andern ähnlichen Gründen, nunmehr bewiesen, daß die Griechen ihr h wie ä, oder besser wie äh gelesen, und folglich den Nahmen des schönsten Mädchens im Himmel nicht Hebe ausgesprochen, sondern häbäh geblökt haben. Diese Abhandlung ist gedruckt. – Zur Frage der Autorschaft Lichtenbergs, die zunächst, wie weiter unten zu lesen ist, von J. selbst angezweifelt wird, s. den zitierten Antwortbrief Forsters. 266 J. an Georg Forster, 30. Juli 1781, JBW I,2.328 f. 265
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nicht recht verstehen und erwidert am 8. August 1781: Voß hatte Lichtenbergen im Deutschen Museum gröblich beleidigt, und ist der hochmüthigste Gelehrte, aus seinen Schriften zu urtheilen den ich kenne. Das geht mich so wenig an, als Sie, und ist übrigens eine solche Kleinigkeit, daß Herr Voß darüber nicht so in Harnisch gerathen mußte, wie er es bisher gethan, wodurch er Lichtenbergen zu dem bittern Spotte gereizt hat, denn er ist ganz sein eigen, und K.ästner hat keinen Antheil dran; […]. Nichts blos menschliches ist mir ehrwürdig; L.ichtenberg ist Mensch und V.oß ist Mensch; beide sind die ärgsten Sklaven der Leidenschaft, und dünken sich theils frey, theils glücklich durch ihre Kette. Dies ist der Fall mit dem ganzen großen Haufen der jetzigen Welt, besonders der scriblerisirenden. Wenn ich daher so einen Vorfall wie eben den, der Sie ärgerte, unterwegs antreffe, so werde ich nicht mehr aufgebracht.267 J. indessen bleibt bei seiner Verurteilung Lichtenbergs, wie er Forster in einem Brief vom 4. und 5. Oktober post scriptum ausdrücklich mitteilt: Ueber Voß bin ich ganz andrer Meinung als Sie. Ich kenne zwanzig Gelehrte, die zwanzigmal stolzer sind als er, und zwanzigmal weniger Ursache dazu haben. Sein drittes Verhör scheint mir ein Meisterstück in jedem Betracht. Das vierte ist freilich nicht, wie es sollte, aber die Hundejungen, mit denen ers zu thun hat, verdienen doch, daß man sie unter die Füße tritt.268 Verdienen sie etwas besseres: so laß sie ihren Namen sagen. Sie werden ja nur darum so mißhandelt, daß sie herauskommen, wenn sie sich sehen lassen dürfen. – / Was Lichtenbergen angeht, so begreife ich nicht, wie Sie sagen mögen, Voß hätte L.ichtenbergen gröblich beleidigt. – Wer hat denn angefangen? 269 Und verdient nicht derjenige, der mir aus Muthwillen einen Rippenstoß giebt, eine Maulschelle zur Antwort, ja eine Tracht Schläge, und nach dem der Fall ist, ein kaltes Eisen durch die Rippen, oder ein laues Blei durch das Hirn? – […] / Verzeihen Sie meinen Eifer. Wie ich Ihnen schon neulich sagte: 267
Georg Forster an J., 8. August 1781, JBW I,2.331. Anfang oder Mitte August 1781 äußert J. sich – Voß gegenüber – erfreut über das ›vierte Verhör‹; s. JBW I,4.354. 269 Johann Heinrich Voß hatte im Deutschen Museum, 1781, Bd 1, St. 5: Mai, 465 f. Ueber einen wizigen Einfal im Göttingischen Magazin. geschrieben. Darin verteidigt er seinen Standpunkt hinsichtlich der Aussprache altgriechischer Namen und bezieht sich am Schluß mit folgenden Worten auf Lichtenberg: Aber im 6. St. des Gött. Magazins 1780, scherzt ein wiziger Kopf, im Namen unsrer alten Mutter, über gewisse Leute, die Herr Jäsus und gebena, stehena schreiben wolten. / Ein Mann, der über schöngeistrische Ignoranz, und über die unwissenden Tröpfe, die nur die Possen anderer Monatsschriften, und nicht die gründliche Gelehrsamkeit des Göttingischen Magazins verständlich finden, so richtig denkt und so artig schreibt: hätte doch eigentlich wissen sollen, wovon hier die Rede war. Voß reagiert also seinerseits auf eine Einlassung Lichtenbergs, die sich in dessen Schrift Gnädigstes Sendschreiben der Erde an den Mond findet, welche in dem von Voß angegebenen Heft des Göttingischen Magazins erschienen war. Infolgedessen sieht J. in Voß’ Sätzen auch keine ›gröbliche Beleidigung‹, sondern lediglich eine durch Lichtenberg provozierte Entgegnung. 268
An Voß
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ich kenne Voß nur aus seinen Schriften; aber da ist er mir auf ewig lieb und werth geworden.270 Dem entgegnet Forster am 12. Oktober 1781 bedauernd: Es ist mir ordentlich schmerzlich, daß wir über irgend etwas so gerad entgegengesetzter Meynung seyn müssen, wie über V–oß u L.–ichtenberg und ich mußte doch erwarten, daß so verschieden gestimmte Menschen, einmal verschieden denken müßten. […] Ich mag in der ganzen querelle, V.oß contra L.ichtenberg nichts entscheiden; sie ist mir gleichgültig; bey einem großen Theil des lieben Publikums thut sie den Effekt eines Stiergefechts, oder eines Katzenkriegs, man amüsirt sich, man lacht auf Kosten beider streitenden Partheyen. Ich kenne Voß nicht; | seine Gelehrsamkeit habe ich immer rühmen hören, sein menschenfreundliches sanftes Herz noch nie. – L.ichtenberg mag ich nicht vertheidigen.271 In diesen Tagen, im Oktoberheft des Deutschen Museum, erscheint das Epigramm An Voß. Daß es aus J.s Feder stammt, läßt sich einem Brief Klopstocks an Voß etwa vom 26. September 1781 entnehmen, in dem es heißt: Ire beiden Schriften wider L. u N. überzeügen mich fon neüem, daß Si keine Helfer nötig haben. Di Unwiderläglichkeit Irer Gründe gibt Inen mer als Ansen, si macht Si furchtbar. Dis wird sich zeigen, so bald Ire Faszes zusammen gebunden sein, u nicht mer zerstreüt herum ligen wärden. Warum wollen Si Ire Ere mit anderen teilen? – Im nächsten Museum wird ein Epigram an Si erscheinen. (es ist fon Jakobi). Es sagt, (ich kenne es nur so weit; denn Boie wuste es nicht auswendig) man habe es Herkules, da är wägen seiner Arbeiten unter di Unsterblichen sei aufgenommen worden, nicht angesen, er habe auch / Den grösten Oxenstal auf Erden ausgemistet.272 Voß selbst erwähnt in einem Brief vom 5. November 1781 an Leopold Friedrich Günther Goekingk das an ihn gerichtete Epigramm und bezieht sich dabei auf Klopstocks Schreiben: Eben erhalte ich das Novemberst.[ück] des Mus.[eums]273, das mit einem Epigramm an mich anfängt. Friz Jacobi hat es gemacht, schreibt mir Klopstock.274 Mit J.s Epigramm ist die Auseinandersetzung zwischen Voß und Lichtenberg aber keineswegs beigelegt. Dieser verspottet weiterhin Voß’ Thesen zur griechischen Aussprache in nochmals gesteigerter Form: Ueber die Pronunciation der Schöpse des alten Griechenlands verglichen mit der Pronunciation ihrer neuern Brüder an der Elbe: oder über Beh, Beh und Bäh Bäh, eine litterarische Untersuchung von dem Concipienten des Sendschreibens an den 270
J. an Georg Forster, 4. und 5. Oktober 1781, JBW I,2.348. Georg Forster an J., 12. Oktober 1781, JBW I,2.352 f. 272 Klopstock an Johann Heinrich Voß, 26. September 1781, in Friedrich Gottlieb Klopstock: Werke und Briefe. Hamburger Klopstock-Ausgabe. Abt. Briefe, Bd VII,1. Berlin 1982, 221. 273 Daß Voß hier vom Novemberstück spricht, könnte dadurch begründet sein, daß das Oktoberheft mit J.s Epigramm möglicherweise erst im November erschienen ist. 274 Johann Heinrich Voß an Leopold Friedrich Günther Goekingk, 5. November 1781, in Johann Heinrich Voß: Briefe an Goeckingk 1775–1786. München 1976, 116. 271
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Mond.275 Voß kontert 1782 im Deutschen Museum mit der Vertheidigung gegen Herrn Prof. Lichtenberg.276 Über diese Entgegnung sagt J. in einem Brief an Amalia Fürstin von Gallitzin vom 10. Mai 1782: Voß hat im Museo des Merz Lichtenbergen dahingestreckt, so kurz u krum als er ist.277 Georg Forster hingegen behauptet in einem Brief etwa vom 19. Mai 1782, Voß und sein Kreis hätten versucht, Lichtenberg von einer Antwort abzuhalten, und er wisse viel Schlechtes von Johann Heinrich Voß. Dies ist nur aus einem Brief J.s an Fürstin Gallitzin vom 29. Juli 1782 bekannt, in dem er sie bittet: Grüßen Sie Forstern u Müllern vielmals von mir, u sagen Sie ersterm: das l ö g e Lichtenberg, daß von Voßens Seite – nur ein Strohhalm sey bewegt worden, geschweige denn alles (wie er mir geschrieben) Himmel u Hölle, »von Seiten seiner Freunde u seiner selbst«, um von Lichtenbergen mit einer Antwort verschont zu bleiben. Ein braver Mann wie Forster, u der sich der Freundschaft von braven Leuten zu erfreuen habe, sollte billig auch nicht sagen, daß er »viel schlechtes von einem Manne weiß«, von dem er sicher doch nicht schlechtes wißen kann, w a s m a n w i ß e n h e i ß t . Daß er von Voßen nichts schlechtes weiß, daß Voß ein gerader edler Mann ist: d a f ü r s t e h e i c h m i t m e i n e r e i g n e n E h r e . 278 ETWAS DAS LESSING GESAGT HAT 1. Überlieferung D1 Titelblatt: Etwas / das Leßing gesagt hat. / Ein Commentar / zu den Reisen der Päpste / nebst / Betrachtungen von einem Dritten. / [Motto] / Berlin, / gedruckt bey George Jakob Decker. 1782. Der Text ist in Fraktur gesetzt, fremdsprachige Wörter in Antiqua. Hervorhebungen sind durch Sperrung und durch Vergrößerung des Schriftgrads ausgeführt, in der Antiqua durch Kursivierung. Die Vorrede ist in größerem Schriftgrad und Zeilenabstand gesetzt als der Haupttext. In den Exemplaren, die als erste gedruckt und J. zugesandt wurden, scheint S. 17 fehlerhaft gedruckt gewesen zu sein, denn als J. am 15. November 1782 275
In Göttingisches Magazin der Wissenschaften und Litteratur. Hg. von Georg Christoph Lichtenberg und Georg Forster. 2. Jg., St. 3. Göttingen 1781, 454– 479. 276 Johann Heinrich Voß: Vertheidigung gegen Herrn Prof. Lichtenberg. An den Herausgeber des deutschen Museums. In Deutsches Museum. 1782. Bd. 1, St. 3: März oder Lenzmond. 213–251. – Voß’ Vertheidigung trägt das Datum 21. Dez. 1781. 277 J. an Fürstin Gallitzin, 10. Mai 1782, JBW I,3.27. 278 J. an Fürstin Gallitzin, 29. Juli 1782, JBW I,3.43. – Hierauf repliziert Georg Forster in seinem Brief an J. vom 16. und 23. November 1782, JBW I,3.84– 86, nochmals sehr ausführlich, wobei er seine harten Ausdrücke gegen Voß zurücknimmt und erneut sein Desinteresse an dem Streit bekräftigt.
Etwas das Leßing gesagt hat
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die ersten Exemplare an Fürstin Amalia von Gallitzin sendet, bittet er sie: vergeßen Sie nicht die ausgelaßene Stelle, Seite 17, vorher an den Rand schreiben zu laßen.279 Hierauf kommt er auch am 26. November nochmals zurück: Ich kann nicht einmal erhalten daß in den Zeitungen der abscheuliche Druckfehler, Seite 17, angezeigt werde – Wir sind weiter herunter als ich dachte.280 Die Exemplare, die den Herausgebern vorgelegen haben, weisen auf S. 17 jedoch keinen identifizierbaren Fehler und auch keine Abweichung von der in Münster lagernden Handschrift h auf,281 und ebensowenig eine Differenz zu D2, abgesehen von der Verkürzung von Zeugniß, daß zu Zeugniß, da. J. spricht jedoch von einer ausgelaßenen Stelle. Vermutlich ist der abscheuliche Druckfehler vor dem Druck weiterer Exemplare doch noch berichtigt worden.
D2 Titelblatt: Friedrich Heinrich Jacobi’s / Werke. / Zweyter Band. / Leipzig, bey Gerhard Fleischer d. Jüng. / 1815. [325]–388: Etwas / das Lessing gesagt hat. / Ein Commentar / zu den Reisen der Päpste. / [Motto]. Der Text ist in Fraktur gesetzt, fremdsprachige Wörter in Antiqua. Hervorhebungen im Frakturtext sind durch Sperrung, im Antiquatext durch Kursivierung ausgeführt. Die Einleitung Statt der Vorrede ist in größerem Schriftgrad und Zeilenabstand gesetzt als der Haupttext. Das Druckfehlerverzeichnis zu WW II verzeichnet zu diesem Text 6 Fehler; sie sind im vorliegenden Band im Textkritischen Apparat vermerkt.
h Westfälisches Landesmuseum Münster Das Westfälische Landesmuseum Münster besitzt einen Band mit dem Titel Briefe von Jacobi, die an die Fürstin Amalia von Gallitzin gerichtet sind. Entgegen diesem knappen Titel enthält der Band auch Briefe anderer Absender, etwa von J.s Schwestern, wie auch Briefe an andere Adressaten, wie etwa Franz Friedrich Wilhelm Maria Reichsfreiherrn von Fürstenberg, die aber in die Papiere der Fürstin gelangt und zusammen mit den an sie gerichteten Briefen überliefert sind. Am Ende dieses Bandes finden sich Beilagen, und unter ihnen eine Abschrift von J.s Etwas das Leßing gesagt hat. Die Abschrift ist – wie auch die meisten Briefe – im Quartformat gehalten. Sie umfaßt die Seiten 541r–582 v in der – nachträglichen – Gesamtzählung des Bandes, doch ist der Hauptteil des Etwas – also ohne Vorrede und ohne Anmerkungen und Zusätze – im Zuge der Niederschrift eigens als S. 1–45 paginiert worden, schon um die Anmerkungen präzise auf die im Text markierten Hinweise beziehen zu können. Beide Zählungen laufen somit parallel, doch sind die Seiten 279 280 281
J. an Fürstin Gallitzin, 15. November 1782, JBW I,3.82 f. J. an Fürstin Gallitzin, 26. November 1782, JBW I,3.98. Zu dieser Handschrift siehe unten 513 f.
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19–20 der ursprünglichen Zählung im Band falsch eingebunden und als Blatt 552 gezählt; danach folgen erst die Seiten 17–18 als Blatt 553. Der Hauptteil des Etwas endet auf Blatt 566 v mit dem Livius-Zitat; 282 Blatt 567 ist frei gelassen, und hierauf folgt auf Blatt 568 r der Zwischentitel Anmerkungen und Zusätze, die Rückseite 568 v ist frei gelassen, und die Anmerkungen und Zusätze beschließen die Abschrift auf den Blättern 569 r–582 v; sie enden – wie in D1 – mit dem Voltaire-Zitat.283 Die Abschrift h stammt von Schreiberhand. Ihr liegt nicht etwa D1 zu Grunde, sondern das Manuskript J.s, das am 29. September 1782 zum Druck an den Verlag gegangen ist. Zwei Tage später, am 1. Oktober, kündigt J. Fürstin Gallitzin an, er werde ihr bei seinem bevorstehenden Besuch eine Abschrift des nunmehr vollständigen Textes mitbringen – und hierbei handelt es sich um die Abschrift h. Die Abschrift stimmt fast vollständig mit D1 überein; die Sperrungen in D1 sind in h als Unterstreichungen ausgeführt. In der Orthographie finden sich geringfügige Differenzen, die auf Grund der hier befolgten Regeln der Variantenverzeichnung nicht notiert werden. In einigen Fällen, in denen sich in D1 Druckversehen finden, bietet h den besseren – und in D2 auch wiederhergestellten – Text; an zwei anderen Stellen enthält h jedoch denselben Fehler wie D1. Diese Stellen sind oben im Textkritischen Apparat vermerkt worden;284 in allen anderen Fällen, in denen h mit D1 übereinstimmt, wird h hingegen im Textkritischen Apparat nicht eigens erwähnt. Einmal weicht h gezielt von der durch D1 repräsentirten Fassung ab: Die Zeilen Man könnte … werden kann. sind eigens unleserlich gemacht.285 In D2 hat J. diese Zeilen aber wieder aufgenommen. Die Abschrift h ist sehr sauber und sorgfältig ausgeführt. Es finden sich nur wenige, vom Schreiber korrigierte Fehler, wie etwa die Verbesserung von Staatsverfassung in Staatsverwaltung oder die Einfügung der übersprungenen Wörter als den letzten Gegenstand, jeweils über der Zeile.286 An zwei Stellen hat der Abschreiber zunächst einen Absatz gemacht und sodann – durch Wiederholung der Anfangsworte Ich rede nur von bzw. Wäre am ursprünglichen Absatzende und ihre Streichung am irrtümlichen Absatzbeginn – die auch durch D1 überlieferte Version wiederhergestellt.287 Auf S. 9 (Blatt 548 r) hat der Abschreiber J.s Anmerkung 2) irrtümlich als Fußnote unter den Text gesetzt und wieder gestrichen; dies ist ein zusätzliches Indiz für die Annahme, daß h keine Abschrift von D1 sei.
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Vgl. oben 330,12. Vgl. oben 331,4. 284 Besseren Text als D bietet h oben 306,6, 306,34, 307,32, 318,29 und 1 326,25; 323,36 und 335,2 findet sich derselbe Fehler in D1 und h. 285 Vgl. oben 336,30–34. 286 Vgl. oben 326,9 und 327,34–35 287 Vgl. oben 342,1 sowie 342,29. 283
Etwas das Leßing gesagt hat
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2. Entstehungsgeschichte Mit der gegen Wieland gerichteten Abhandlung Ueber Recht und Gewalt hat J. sich in die zeitgenössischen politischen Auseinandersetzungen über Monarchie und Despotie eingeschaltet, die damals – nicht zuletzt auf Grund der Politik des Kaisers Joseph II. – breiten Raum eingenommen haben. Dieses Thema durchzieht auch J.s Schriften und seinen Briefwechsel insbesondere aus den Jahren 1781 bis 1783. Einer seiner wichtigsten Gesprächspartner hierbei ist Christian Konrad Wilhelm Dohm, dessen Position ja den Anlaß zu Wielands Schrift Ueber das göttliche Recht der Obrigkeit und somit indirekt auch zu J.s Gegenschrift gegeben hat. Auch nach ihrem Erscheinen bleibt das Thema im Briefwechsel mit Dohm präsent. In einem nur sekundär und im Ausschnitt überlieferten Brief an J. vom 25. Februar 1782 bekennt Dohm sehr freimütig: Ob unser Staat ein monarchischer sey oder nicht? würde am Ende auf einen Wortstreit hinauslaufen. Können Sie r e i n m o n a r c h i s c h und de s p o t i s c h unterscheiden? Wir können, wenn wir wollen nur den Staat Monarchie nennen, wo die Gewalt des Einen beschränkt ist; aber mich dünkt, dieß ist wider den ältesten Sprachgebrauch, und ich würde lieber alle Staaten, wo die höchste Gewalt auf irgend eine Art getheilt ist, in mehr oder minderm Grade frey nennen. Sie haben recht zu behaupten, daß die Verfassung nichts nütze, wo die Gerechtigkeit auf irgend eine Weise von der höchsten Gewalt b e s t i m m t w e r d e n könne. Aber gerade dieß ist der Fall in der Monarchie, und doch ließe sich’s untersuchen, ob es auch da nicht abusive geschehe? Denn so toll läßt sich keine Menschenrace denken, die einem Menschen die Gewalt gegeben, in jedem einzelnen Falle über ihr Leben und Vermögen frey nach Ihrer Maj.estät Laune zu disponiren. Nur das Recht, den Handlungen Vorschriften zu geben, und Dieser Verletzung zu strafen, hat das Volk dem Despoten übertragen; er kann freylich diese Vorschrift abändern, so oft er will, aber sie beziehen sich doch immer nur ad casus futuros, – bey den praeteritis ist er allemal an die gegebenen Vorschriften verbunden, und Vergleichung der Handlungen mit denselben ist das einzige, was geschehen kann. Also könnte man sagen, hat auch der Despot nicht das R e c h t , der Gerechtigkeit den Weg zu weisen. Aber weil er am öftesten versucht wird, es zu thun, weil er sich auch noch außerdem in den Besitz so edeler anderer Rechte gesetzt hat, die nur der Societät gehören – weil der zum Alleinherrscher Geborene eben deßwegen der Regel nach, nicht dazu taugt – deßwegen liebe ich diese Verfassung nicht.288 Nur wenige Wochen später erscheint – anonym – Johannes Müllers Schrift Reisen der Päpste.289 Auf sie wird J. von Wilhelm Gleim angesprochen, im Postscriptum seines Briefes vom 1. Mai 1782: Was sagen sie zu den Reisen d e r P äb s t e ? Sie haben sie doch schon? Viel politisch gutes – viel das zu
288 289
Christian Konrad Wilhelm Dohm an J., 25. Februar 1782, JBW I,3.9. [Johannes Müller:] Reisen der Päpste. [Frankfurt am Main] 1782.
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glänzend gesagt ist p p p.290 Zu diesem Zeitpunkt kennt J. das Buch Johannes Müllers jedoch noch nicht; erst am 14. Mai 1782 berichtet er diesem: Gestern Abend spät brachte mir die Post von Münster R e i s e n d e r P äp s t e . Ich durchlief im Bette noch die kleine Schrift, ergriff sie freudig wieder bey’m Erwachen, und schrieb, was auf dem einliegenden Blatte steht.291 Dieses von J. datierte Blatt enthält den Grundgedanken der späteren Schrift J.s: Bey Gelegenheit der Schrift / R e i s e n d e r P äb s t e . S. 41 bis ans Ende / Febronius und seine Anhänger, sagte Leßing, schmeichelten den Fürsten auf die unverschämteste Weise; denn alle ihre Gründe gegen die Rechte des Papstes, wären entweder keine Gründe, oder sie gölten doppelt und dreyfach die Fürsten selbst. Um dieses nicht zu faßen, müßte einer dümmer seyn als dumm; und daß es noch keiner gesagt hätte, mit aller Bündigkeit und Schärfe, unter so Vielen die es zu sagen den Beruf gehabt, dieses wäre unbegreiflich und ein äußerst schlimmes Zeichen. / Und ein noch viel schlimmeres Zeichen, daß man in unsern Tagen die Zunge eines Todten rühren muß, damit laut werde was in diesen Worten liegt. / Noch kein Deutscher hat seinen Mund dazu aufgethan, denn jener Edle, welcher die R e i s e n d e r P äb s t e schrieb, ist kein Deutscher, sondern diejenigen die ihm wiedersprechen, die ihn verhöhnen und auszischen werden, das werden D e u t s c h e seyn. / Aber nicht unter diesen J u s t u s M ös e r , advocatus patriae, der edle Deutsche Mann! Dafür leistet uns die Stelle über den M ü l l e r A r n o l d die Gewehr, in dem Briefe über Deutsche Sprache und Litteratur, und noch mehr der merkwürdige Aufsatz Von dem wichtigen Unterschiede des würklichen und förmlichen Rechts. Da heißt es unter andern: »Alle Menschen können irren, der König wie der Philosoph, und letztere vielleicht am ersten, da sie beyde zu hoch stehen, und vor der Menge der Sachen, die vor ihren Augen schweben, keine einzige vollkommen ruhig und genau betrachten können. Dieserwegen haben es sich alle Nationen zur Grundfeste ihrer Freyheit und ihres Eigenthums gemacht, daß dasjenige was ein Mensch für Recht oder Wahrheit erkennet, nie eher als Recht g e l t e n solle, bevor es nicht das Siegel der Form erhalten.« / »Zur Form Rechtens gehört, daß es von einem befugten Richter ausgesprochen, und in die Kraft Rechtens getreten sey. Dies ist ein Grundgesetz worinn ebenfalls alle Europäische Nationen überein kommen, und der Monarch, der eine würkliche Wahrheit gleich einer förmlichen zur Erfüllung bringen läßt, wirft dieses erste und jedem Staate heilige Grundgesetz, ohne welchem es gar keine Sicherheit mehr giebt, über einen Haufen. Ein Unternehmen, das die Weisheit Salomons nicht entschuldigen kann, da alle Weisheit in der Welt nur zur würklichen, nicht aber zur förmlichen Wahrheit führet.« / Unsere mehrsten Philosophen sind noch nicht so weit; denn sie glauben so gar an eine Aufklärung, d i e d o c h n i c h t i m V e r s t a n d e g e s c h i e h t , und an einen Weg der Gewaltthätigkeit und Unterdrückung zu unserm Höchsten Wohl. Die 290 291
Johann Wilhelm Ludwig Gleim an J., 1. Mai 1782, JBW I,3.25. J. an Johannes Müller, 14. Mai 1782, JBW I,3.28.
Etwas das Leßing gesagt hat
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Gewalt aber, wo sie in der Welt auch immer war, vertheilt unter Mehrere oder nur bey Einem – die Gewalt, deren eigne Erkenntniß oder Willkühr jeder andern Erkenntniß den Weg zur Wahrheit, so wie jedem Triebe den Weg zur Glückseligkeit vorzeichnen und sie hineinzwingen darf – eine solche Gewalt, die nur Gesetze giebt und keine hat, und die heiligsten Rechte mit Heiligkeit verletzen mag – nie hat eine solche nur einen Funken echter Wahrheit und daurender Glückseligkeit hervorgeschlagen. Wer dieses nicht weiß, wem es nicht einleuchtender ist wie Sonn’ am Mittag, der mag alle Geschichte wißen auf ein Haar, aber Erfahrung hat er nicht daraus erbeutet. / den 14ten May 1782.292 J. hat dieses einliegende Blatt damals nicht nur im Interesse der Selbstverständigung oder eines Dialogs mit Johannes Müller verfaßt; im Anschluß an den oben zitierten Eingang des Briefes an Johannes Müller fährt er fort: Gerade gieng den Augenblick die Post nach Hamburg; ich gab ihr den Aufsatz mit, an meinen Freund Reimarus, der in einem oder andern öffentlichen Blatte denselben bekannt machen soll.293 Johannes Müller hat J. umgehend, am 23. Mai 1782, geantwortet, in einem Brief, in dem er das künftige Schicksal Europas in düsteren Farben malt. Gegen Ende fragt er J. nach der Quelle des Lessing-Wortes: Wo steht ihre vortreffliche Stelle aus L e s s i n g , um die ich ihn höher ehre, als um die ganze Dramaturgie?294 Mit seiner Antwort läßt J. auf sich warten. Unterdessen teilt er Gleim, vermutlich als Reaktion auf dessen Erwähnung der Reisen der Päbste, in einem Brief vom 31. Mai 1782 Überlegungen zum Despotismus und Furcht vor (religiösem) Aberglauben mit: Ich haße den Kaiser nicht mehr als jeden andern Despoten, als nur aus Furcht, weil er mächtiger ist; und ich ärgere mich über die Dummheit der Leute, die in unserm Jahrhundert den Aberglauben für gefährlicher ansehen, als die anwachsende Macht unumschränkter Alleinherrscher. Ich wün|sche oft, daß uns die Hälse nur schon gebrochen wären, denn von unsrer Schlechtigkeit, wird uns kein Mittel heilen, und verfault seyn, ist doch beßer, als noch faulen.295 Erst am 26. Juli 1782 antwortet J. in einem Postscriptum Müller auf dessen Frage nach dem Lessing-Wort: Die Stelle von Leßing steht nicht in seinen Schriften; ich hörte sie aus seinem Munde. Und nun teilt er Müller auch das vorläufige Scheitern seines Publikationsplans mit: Meinen Aufsatz haben die Hamburger nicht das Herz gehabt zu drucken. Dieses hat mich auf den Gedanken gebracht, ihn etwas weiter auszuführen u besonders drucken zu laßen, unter dem Titul: »Etwas das Leßing gesagt hat, ein Commentar zu den Reisen der Päpste, nebst Betrachtungen eines Dritten.« Noch ist diese kleine Arbeit nicht vollendet, weil ich nur Stunden weise daran fördern konnte, u sie ganze Wochen mußte liegen laßen. Nun hoff’ ich aber doch, sie endlich in der nächsten Woche abzufertigen.296 292 293 294 295 296
J. an Johannes Müller, 14. Mai 1782, JBW I,3.29–31. J. an Johannes Müller,14. Mai 1782, JBW I,3.28. Johannes Müller an J., 23. Mai 1782, JBW I,3.31–34. J. an Wilhelm Gleim, 31. Mai 1782, JBW I,3.35 f. J. an Johannes Müller, 26. Juli 1782, JBW I,3.42.
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Anhang · Editorischer Bericht
Den Titel scheint J. erst zu diesem Zeitpunkt gefunden zu haben, doch das Scheitern des Hamburger Publikationsplans297 und die Absicht einer separaten Publikation teilt er bereits am 7. Juni 1782 Amalia Fürstin von Gallitzin mit: die Hamburger haben nicht das Herz gehabt, u, wie es scheint, auch nur halbe Lust meinen Aufsatz zu drucken. Die Narren freuen sich über die Vertilgung des Aberglaubens mehr, als sie sich vor der täglich anwachsenden Macht unumschränkter Alleinherrscher fürchten. An die Schrecken des Unglaubens – a n d i e V e r l äu g n u n g u V e r t i l g u n g a l l e r u n s i c h t b ar e n K r äf t e , kommt ihnen der Gedanke nicht einmal. – Das ist aber eigentlich die Dringendste Gefahr, die ich in meinem Briefe an Müller hauptsächlich meinte. Doch sollte das Wortlein W a s den pluralem involvieren. […] Meinen Aufsatz, den die Hamburger nicht haben drucken wollen, will ich umarbeiten, erweitern u besonders drucken laßen. Ich bin würklich daran. – An der soeben ausgelassenen Textstelle läßt J. jedoch – wie an anderer Stelle auch298 – erhebliche Distanz gegenüber Johannes Müller erkennen: Müller und ich ziehen wohl an verschiedenen Strängen. Ich sehe noch immer nicht recht – seine Schweizer Geschichte auch dazu genommen – was er will. Auch ist zu viel Cabale in seinem Wesen. Ich mag nur das offenbare u das gewiße. 299 Drei Tage nach dem Schreiben an Johannes Müller, am 29. Juli 1782, übersendet J. Amalia Fürstin von Gallitzin die Hälfte eines Aufsatzes, den ich vor einiger Zeit unserm Fürstenberge angekündigt habe. Meine elende Gesundheit hält die Vollendung deßelben auf. Nur 3 oder 4 gesunde Tage, so wär’ ich fertig. Aber wo habe ich nur 3 oder 4 gesunde Stunden? Er wird aber doch allmählich fertig, u ich hoffe es sollen nun nicht mehr, als noch etwa 14 Tage darauf hingehn. Sorge [!] Sie, daß ich das Manuscript am Montag Abend zurück erhalte, denn ich habe keine andre Abschrift, als die ich Ihnen schicke. Es haben mich diese wenigen Blätter nicht wenig Mühe gekostet, u ich habe dabey empfunden, daß gewiße Dinge noch lange nicht so sehr entwickelt sind, als man sich wohl einbildet. Wenn Sie wegen Ihrer nahen Abreise nach Hofgeismar nicht zu sehr beschäfftigt oder zerstreut sind, so theilen Sie mir Ihre Anmerkungen über das fertige mit. In diesem S i e ist Fürstenberg mit einbegriffen. Von dem was noch kommen soll, mag ich nichts sagen, um Sie nicht zu viel u nicht zu wenig erwarten zu laßen. Es wäre mir viel werth, wenn ich ein paar Tage bey Fürstenberg seyn könnte, um die besten Facta aus der Geschichte, die mir zum Beweise dienen sollen, auszusuchen.300 Seinem Wunsch entsprechend teilt die Fürstin am folgenden Montag, den 6. August 1782, mehrere Anmerkungen mit.301 Dieses Schreiben ist jedoch nur aus 297
Die Absage der Hamburger – übermittelt vermutlich durch Johann Albert Henrich Reimarus – ist leider nicht überliefert. 298 Siehe den unten zitierten Brief J.s an Johann Albert Henrich Reimarus, 30. Oktober 1782, JBW I,3.73. 299 J. an Fürstin von Gallitzin, 7. Juni 1782, JBW I,3.37. 300 J. an Fürstin von Gallitzin, 29. Juli 1782, JBW I,3.43. 301 Fürstin Gallitzin an J., 6. August 1782, JBW I,3.45.
Etwas das Leßing gesagt hat
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J.s Antwort vom 22. August 1782 in den Grundzügen rekonstruierbar: Auf Ihre Anmerkungen, meine Theureste, werde ich Ihnen nur weniges Antworten, weil ich zu schwach bin; und denn, wer weiß ob ich nur so viel Kräfte noch einmal sammeln werde, um diese Schrift zu vollenden? – Was Ihre erste Note angeht, so haben Sie meinen Sinn getroffen. Ich werde an dieser Stelle noch einen Satz einrücken, der den Übergang zu dem folgenden erleichtern, u damit auch das vorherghende mehr aufklären soll. Ihre 2te Note ist so gut als ein Strich durch meine ganze Arbeit, denn ich will nichts anders als nur dieses ins Licht stellen: daß die Gesetzgebung, in so ferne sie mit Zwangsmitteln verknüpft wird, schlechterdings nur negat i v e Zwecke haben darf. Ich hoffe die Fortsetzung, wenn es dazu kommt daß ich sie noch schreibe, soll Sie mit meinen Ideen versöhnen. Ich halte den Despotismus für das größeste | von allen Ubeln, u mag ihm keine Brücke laßen, wenn auch darüber manches Gute zurück bleiben sollte. Die ganze Geschichte, s o w e i t s i e g e h t , bestärkt mich in diesen Gesinnungen. – Was Ihre 3te Note angeht, so ist sie vollkommen richtig, aber nur durch einen Fehler meines Abschreibers: In meiner Handschrift steht: »ohne irgend einen Zwang, zu irgend einem a n d e r n Ende.«302 Es dauert jedoch noch bis zum 1. Oktober 1782, bis J. Amalia Fürstin von Gallitzin mitteilt, er komme zu Besuch nach Münster und bringe ihr auch seine Schrift gegen die Tyranney, die ganz vollendet ist, u wovon Sie nicht einmal den 4ten Theil gesehn haben, so sehr hat sichs unter meiner Feder ausgedehnt. Alles was Sie geandert zu sehen wünschten, habe ich vollkommen nach Ihrem Sinne geändert, u ich glaube daß Sie überhaupt zufrieden seyn werden, u freue mich nicht wenig darauf, Ihnen u Fürstenbergen das Ding vorzulesen.303 Am 29. September 1782 sendet J. sein Manuskript an den Leipziger Verleger Philipp Erasmus Reich,304 und drei Tage später, am 4. Oktober, berichtet er Johannes Müller, er habe endlich seinen Aufsatz wider die Quacksalber der menschlichen Glückseligkeit vollendet. Am vergangenen Sonntag [d. h. am 29. September] ist er würklich schon nach Leipzig abgereist; ich fürchte aber daß mir ihn Reich, an den ich ihn geschickt habe (der einzige Buchhändler zu Leipzig mit dem ich in Verbindung stehe) nicht drucken wird, weil ich mir ausdrücklich vorbehalten habe, daß ich nicht castriert seyn will, folglich die Censur umgangen werden muß. Denn Reich ist ein sehr gravitätischer Mann, der es vermuthlich gegen seine Würde hält, etwas eines Kayserlichen Privilegii so höchst unfähiges, in Verlag zu nehmen. Darum habe ich mich zum voraus auch schon nach Hamburg gewendet, 302
J. an Fürstin Gallitzin, 22. August 1782, JBW I,3.47 f. – Zur dritten Note vgl. JWA 4.310,23–24. Die beiden erstgenannten Noten lassen sich nicht in gleicher Weise lokalisieren. 303 J. an Fürstin von Gallitzin, 1. Oktober 1782, JBW I,3.53. – Bei der erwähnten Schrift gegen die Tyranney handelt es sich also nicht um das veröffentlichte Buch, sondern die Abschrift h. 304 J. an Philipp Erasmus Reich, 29. September 1782, JBW I,3.52.
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wo ich sicher hoffe, daß sich ein Verleger finden wird. Im Fall der Noth wende ich mich an Ihren Brönner; oder wißen Sie noch einen beßern Rath? Zu Frankfurt wüßte ich 3 Verleger für Einen; nur die Leute drukken dort so schlecht. / In der Vermuthung daß mein Aufsatz v Leipzig zurück kömmt, habe ich geschwinde noch eine Abschrift machen laßen, um sie Ihnen mitzutheilen; denn in diesem Falle könnte ich Urtheile u Anmerkungen v Ihnen noch benut|zen. Sie sind so gütig u schreiben alles was Ihnen über dem Lesen einfällt an den Rand. Und gesetzt, Reich behielte das Werk, so ist es doch im Augenblick nicht ganz gedruckt; auch bleibt auf allen Fall das Mittel der Cartons noch übrig. Sie werden finden daß ich am Schluße, des Wielandischen Gesprächs zwischen W a l d e r u D i e t h e l m gedacht habe.305 Erst heute sah ich, daß mir das No 7 des Merkurs ausgeblieben, u nach No 6 No 8 geschickt worden ist. Uebermorgen reise ich nach Münster, da werde ich erfahren ob das Gespräch noch eine Fortsetzung bekommen hat. Wie dem auch sey; gehen Sie hurtig einmal mit Ihrem Genius zu Rathe, ob er Ihnen vieleicht ein Seitenstück zu der Nachricht von den Californiern306 eingäbe. Das wäre eine treffliche Zugabe. Bey Ihrer ungeheueren Gelehrsamkeit, kann es Ihnen am Stoff dazu nicht fehlen; u ein Geist wie der Ihrige braucht den nur anzusehen, so hat er auch die Form. Wie beneid ich Euch nicht Eure Elohims, Ihr Götter!307 – Johannes Müller hat auf diese Aufforderung zwar mit einem langen Brief geantwortet, in dem er J.s Darstellung erfreut zustimmt, ohne aber ins einzelne zu gehen. Gegen Ende bemerkt er: Betreffend Wielands Gespräch, ist mir diesmal nicht möglich, hierüber zu schreiben: es ist vielmehr meine Natur, als meine Regel, immer ganz Einer Sache zu seyn; so bin ich von der Geschichte der Schweiz wie besessen, wache damit auf und schlafe in ihren Gedanken auch ein,308 und so steuert er auch nicht die von J. gewünschten Anmerkungen bei. J.s Ungewißheit hinsichtlich der Bereitschaft Reichs, den Verlag seiner Schrift zu übernehmen, spricht auch aus einem Schreiben, das er zugleich mit dem Brief an Müller, am 4. Oktober 1782, an den Verleger schickt: Die Absendung meines Manuscripts geschah am vergangenen Sonntag unter so vielen Hindernißen, daß darüber der letzte Bogen des Textes unter andere Papiere kam und zurück blieb. Dieses bin ich erst gestern gewahr geworden, da er mir auf einmal in die Hände fiel. Sie erhalten ihn einliegend, nebst der SchlußAnmerkung. Sollten Sie, vor Ankunft dieses Briefes, mein Manuscript schon nach Münster zurück gesendet haben, so bitte ich, auch diese Blätter ohnverzüglich dahin zu befördern.309 Doch schon am 18. Oktober 1782, noch von Münster aus, teilt er Johannes Müller mit: mein Manuscript ist durch Reich an Decker abgegeben worden, der es schleunig drucken will. Sagen 305 306 307 308 309
S. JWA 4.329,14–330,8. S. JWA 4.330,5–6. J. an Johannes Müller, 4. Oktober 1782, JBW I,3.54 f. Johannes Müller an J., 16. Oktober 1782, JBW I,3.62–64. J. an Philipp Erasmus Reich, 4. Oktober 1782, JBW I,3.56.
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Sie dieses Niemand, denn vermuthlich druckt es Decker ins geheim, u da ich Verschwiegenheit von ihm verlange, so wäre es nicht gut, wenn er mich einiger Indiskretion beschuldigen könnte.310 In diesen Tagen erfährt J. – sehr wahrscheinlich nicht durch Campe selbst, sondern durch Johann Albert Henrich Reimarus311 –, daß auch Johann Heinrich Campe in Hamburg Interesse am Verlag seiner Schrift gezeigt habe; er antwortet Campe am 21. Oktober 1782, nunmehr von Pempelfort aus: Von unserm lieben Reimarus habe ich zu Münster eine lange sehr freundschaftliche Epistel über meine Schrift gegen die Bemühungen der Regenten erhalten. Letztere war schon seit 8 Tagen an einen Buchhändler nach Berlin geschickt worden, u ich weiß nun, daß sie würklich unter der Preße ist. Elise hat mich auch eine Beurtheilung von Ihnen hoffen laßen. Wenn Sie mir nothwendige Verbeßerungen vorschlagen, so kann ich sie vieleicht noch durch Cartons bewerksteligen. Ich habe befohlen, daß kein Exemplar ausgegeben werden soll, bis ich ein Probestück gesehen. Vierzehn Tage vergehen wahrscheinlich bis dahin. Zu einem Seitenstücke von Claudius zu Wielandens Nachricht von den Californiern, habe ich nicht die mindeste Hoffnung. – Ihnen, lieber Mann, meinen wärmsten Dank für Ihr gütiges Anerbieten, wegen des Drucks u Verlags … Gott im Himmel, wie man mich die Creutz die Quere mißverstehen wird! Mais, vogue la galere!!!312 Mit solchen Mißverständnissen, vor allem hinsichtlich seines Verhältnisses zu Johannes Müller, setzt J. sich in zwei Briefen auseinander, noch vor dem Erscheinen seines Buches. An Johann Albert Henrich Reimarus schreibt er am 30. Oktober 1782: Daß Sie den Argwohn auf mich werfen würden, ich wollte Müller’s Schrift an der Seite vertheidigen, an welcher Sie dieselbe angreifen, ist mir nicht in die Gedanken gekommen. Ich glaubte durch die Art, wie ich ihrer erwähnt hatte, mich überhaupt dagegen hinlänglich gesichert. Hintennach | sehe ich freilich meine Unvorsichtigkeit, und daß das Publicum die Reise der Päpste mit ganz andern Augen betrachten und mit ganz anderm Gewichte wägen muß, als ich sie betrachtet und gewogen habe. Die Gefahr des kirchlichen Despotismus schien mir in unserm Jahrhundert gegen die Gefahr des weltlichen außer aller Proportion zu stehen, und also war mir wenig daran gelegen, was für jenen gesagt werden mochte, wenn dabei nur dieser hart genug getroffen würde. Den Verfasser der Reisen der Päpste betrachtete ich nicht als den mir bekannten Johannes Müller, sondern als einen völlig unbekannten Mann, der mir mit den derben Wahrheiten, die er vorbrachte, sehr willkommen war, und dessen Vorurtheile (wirkliche oder angenommene) mich wenig bekümmerten. Dem Johann e s M ü l l e r habe ich die Vermummung, unter welcher er erschien,
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J. an Johannes Müller, 18. Oktober 1782, JBW I,3.65. Die Briefe Campes vom 23. September 1782 und Johann Albert Henrich Reimarus’ etwa vom 10. Oktober 1782 sind verschollen. 312 J. an Johann Heinrich Campe, 21. Oktober 1782, JBW I,3.67. 311
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gleich verdacht, weil sie ihn als Maske, da er das Gesicht bloß ließ, nicht genug bedeckte, und als ordentliche Kleidung dem Gespött aussetzte.313 Am 24. Oktober 1782 erhält J. auch eine freundschaftliche Epistel Johann Heinrich Campes vom 13. des Monats, die allerdings nicht überliefert ist; sie dürfte aber eine sehr ausführliche Kritik an J.s Schrift enthalten haben, denn dieser antwortet Campe am 1. November 1782 und kündigt ihm an, er werde in diesem Schreiben nur einige Punkte daraus kurz berühren, u mich weitläuftiger in einem Briefe an Reimarus äußern, den ich schreiben werde, so bald das Mißvergnügen, das ich jetzo über meine Schrift empfinde, sich ein wenig gelegt hat. Mir fehlt zu einem Schriftsteller, neben vielen andern Dingen, die erste u allernothwendigste Eigenschaft, die Gabe mich verständlich zu machen. Meine ganze Behandlung ist zu individuell, u ich bin nicht im Stande diesen Fehler zu verbeßern, denn ich kann nicht schreiben ohne eine gewiße Begeistrung, u diese verläßt mich, so bald ich mich aus meinem Kopfe heraus in andre Köpfe denken u einen Plan nach andern u nicht nach mir selbst machen will. / Den Reisen der Päpste glaubte ich keinen unbedingten, sondern einen sehr b e d i n g t e n B e y f a l l gegeben zu haben. Was ich von ihrer H ü l l e sagte, nach der man greiffen würde, u die hinzu gefügte Anmerkung mit der Stelle aus dem Hobbes, deuteten, nach meiner Meinung, sattsam an, daß mir, den angeführten Punkt ausgenomen, bey dem Dinge nicht gar wohl zu Muthe sey. Ihre Fehler aber konnten bey denen Gesinnungen womit ich sie las, bey der Stimmung worin mein Geist in Absicht der Gegenstände welche sie behandelt schon seit Jahren ist, u nun im allerhöchsten Grade war, mich nicht so beleidigen, wie sie vieleicht jeden andern Leser beleidigen mußten. Die Gefahr des Kirchlichen Despotismus schien mir u scheint mir noch in unserem Jahrhundert gegen die Gefahr des weltlichen außer aller Proportion zu stehen: wenig mußte darum mich bekümmern was für jenen gesagt wurde, wenn dabey nur dieser hart genug getroffen wurde. Den Verfaßer der Reisen der Päpste betrachtete ich nicht als den mir bekannten Johannes M ü l l e r , sondern als einen völlig unbekannten Mann, der nur den Kayser Joseph nicht als einen Beförderer der Menschheit, die gewiß viel dringendere Angelegenheiten als die Aufhebung einiger Klöster hat; nicht als einen Eifferer für die Rechte der Vernunft: sondern als einen dreisten Despoten ansah, der seine Gesinnungen schon bey mehreren Gelegenheiten unbesonnen genug an den Tag gelegt hatte. Als ein solcher war er mir, mit den derben Wahrheiten die er vorbrachte, sehr willkommen, u seine Vorurtheile (würkliche oder fingierte) verzieh ich ihm sehr gerne. Hierzu kam noch das Verdienst, daß er der erste u einzige war, der nicht mitklatschte; sondern pfiff. Und hätte er, ich weiß nicht worauf gepfiffen, genug es war gepfiffen, u mir gefiel der Klang unter dem Geklatsche. Außer dem ließ sich noch manches, nicht allein zu Müllers Entschuldigung, sondern zur Rettung verschiedner seiner Sätze beybringen, so bald man das Ding nicht rein philosophisch, sondern nach angenommenen | 313
J. an Johann Albert Henrich Reimarus, 30. Oktober 1782, JBW I,3.72 f.
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Sätzen behandelt, und nicht was an und für sich selbst betrachtet gelten sollte, sondern das was würklich gilt, u so auch nur verhältnißmäßig gelten darf, zu Rathe zieht. Man läßt in der That dem System der catolischen Kirche u den Päpsten nicht Gerechtigkeit genug wiederfahren. Von diesen sagt so gar Voltäre in seiner Geschichte (Tom III p. 368 ed. de Geneve) que les decrets des papes, etoient toujours sages, et de plus toujours utiles à la chrétienté dans ce qui ne concernoit pas leurs interets personels. – Ich muß abbrechen um nur noch die Bitte einzulegen, daß Sie oder Freund Reimarus doch sorgen wollen, daß meine Schrift, gleich nach ihrer Erscheinung in der Hamburger Zeitung beurtheilt werde, u zwar auf solche Weise, daß es auffallend wird, daß ich nur in E i n e m P u n k t e mit Müllern gemeine Sache mache, u weit entfernt bin, weder Hyrarchie noch Aberglauben begünstigen zu wollen. Der Schluß meiner Schrift, den ich einzig u allein in dieser Absicht gemacht habe, beweiset ja auch dieses klar genug – Und er soll mir auch beweisen, daß ich noch in manchen andern Punkten Ihnen u Reimarus näher bin als sie glauben. – Sehr lieb wäre mir, wenn das Publikum besonders auf die VIIIte Anmerkung u der darin geäußerten Gleichgültigkeit gegen die Nominalbeschaffenheit der Staaten aufmerksam gemacht würde. / Nun zu Ihrem 2ten Punkte. Haben Sie wohl glauben können, mein Lieber, daß ich die Glieder eines Staats nicht genothiget sehen wollte, Ihre Schulden zu bezahlen, ihre Contracte zu erfüllen u.s.w? Das Beyspiel aber das Sie anführen, fällt offenbar in diese Claße. Holland kann nicht ohne seine Dämme bestehen; wer also in diese Gesellschaft tritt, der kann sich ohne die offenbarste Ungerechtigkeit nicht weigern, zur Unterhaltung dieser Dämme Verhaltnißmäßig beyzutragen. – Die Gesellschaften können tausend verschiedene Gegenstände haben, aber nur einen unwandelbaren allgemeinen, u diesen m ü ß e n sie haben: was diesem wiederspricht das ist vom Despotismus, u für keinen Preis soll man diesem eine Brücke bauen. – Was die Trägheit der Menschen angeht, die ich wahrhaftig nicht zu läugnen denke, so glaube ich daß sie daraus gelockt aber nicht gepeitscht werden dürfen. Erinnern Sie sich nur, mein Lieber, unter welchen Umständen die Menschen von je her zu ihrem wahren Besten am thätigsten gewesen sind. / Was ihren 3ten Punkt angeht, so beziehe ich mich auf den Schluß meiner Abhandlung, welcher keines Weges ihrem übrigen Inhalte widerspricht. Wo Rechte verletzt, u keine hinlängliche Mittel der Herstellung vorhanden sind, da muß sich ein jeder helfen wie er kann. – Das Beyspiel von Luthers Reformation ist aber nicht paßend, wie ich in meiner Antwort an Reimarus bewei|sen werde – Von Gott wollen wir gar nicht sprechen, der ist mir überall zu hoch. / Ad Art. IV. So bin ich gar nicht der Meinung daß der Kayser nicht auf einem andern Wege viel beßer zu dem ihm beygemeßenen Zwecke hätte kommen können. – Xstus war auch ein Reformator, u der größte der je gewesen ist. Peter der große aber war kein Reformator, denn er machte daß die Früchte auf den Bäumen faul wurden eh sie reif waren – Die heroische Moral war die Moral Knipperdollings u Münzers, sie war die Moral der Abscheulichsten Schwärmer, sie setzt den Eigendünkel auf den Thron –
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ich mag sie nicht. – – Kranke müßen freylich curiert werden; aber Gott bewahre uns vor einer Zunft von Aerzten, welche sich das Recht anmaßten, uns ungefragt in die Kur zu nehmen. / Ad V. – Wenn ich das jahrliche Besauffen nicht anders als durch eine despotische Handlung einstellen könnte, so ließ ichs. Es ist beßer alle Jahre einmal u auch 12 mal besoffen, als durchaus schlecht seyn. – Verzeihen Sie dies Gesudel, lieber edler Freund; die Post will fort. Theilen Sie meinen Brief mit tausend Grüßen u tausend Danksagungen unserm lieben Reimarus mit. – Sie glauben nicht wie sehr mich Ihr Anerbieten wegen des Drucks u Verlags meiner Schrift gerührt hat. Hätt’ ich dieses nur voraussehen können!314 Der Bitte um Veranlassung einer Rezension in der Hamburger Zeitung (d. i. die Neue Hamburgische Zeitung) scheint Campe nicht nachgekommen zu sein, wie aus einem Brief J.s vom 5. Dezember 1782 an Elise Reimarus hervorgeht: Ich bin ganz darein ergeben, daß sich mein E t w a s allein durch die Welt schlage, so gut es kann. Es war auch nichts weniger als eine Anpreisung, warum ich Campe bat; es hätte mit dem schärfsten Tadel sich vertragen. Besser aber, ich erkläre bei Gelegenheit mich selbst, und Gelegenheit dieser Art wird sich bald genug hervorthun.315 Erschienen ist J.s Schrift in den ersten Novembertagen 1782. Noch am 1. November 1782 schreibt J. an den ihm zuvor unbekannten Verleger Georg Jacob Decker: Ich vermuthe daß mein E t w a s , welches Ihnen H Reich überantwortet hat, abgedruckt, ausgegeben und die Versendung der mir bestimmten 60 Exemplare, schon geschehen seyn wird. Sollte letzteres noch nicht statt gefunden haben, so bitte ich von diesen 60 Exemplaren 4 an H KriegsSekretär Dohm abzugeben, (Es wäre denn daß Sie nicht als Verleger dieser Schrift bekant seyn wollten,) und 16 Exemplare dem H Doctor Reimarus nach Hamburg zu schicken. Die übrigen 40 Exemplare erwarte ich mit dem Postwagen. Ich wünsche so sehr die baldige Erscheinung meiner Schrift, daß es mich nicht verdrießen wird wenn dieser Brief zu spät kömt. | […] / Schicken Sie beliebigst von denen 40 Exemplaren noch 4 H Prof.essor Müller nach Caßel.316 J.s Vermutung, sein Brief könne zu spät eintreffen, ist wahrscheinlich zutreffend, denn bereits am 12. November 1782 schreibt er an Amalia Fürstin von Gallitzin, seine Schrift sei heraus, und mit des Verlegers Nahmen, G. J. Decker zu Berlin;317 er habe ihr am Vortag bereits Exemplare zusenden wollen. Und als er diese – drei Tage später – durch Christoph Ludwig Hoffmann nach Münster überbringen läßt, bittet er die Fürstin: vergeßen Sie nicht die ausgelaßene Stelle, Seite 17, vorher an den Rand schreiben zu laßen.318 Offiziell scheint das Etwas jedoch zunächst nur am Erscheinungsort Berlin erhältlich gewesen zu sein. Denn am 13. Dezember schreibt J. der Fürstin 314
J. an Johann Heinrich Campe, 1. November 1782, JBW I,3.74–76. J. an Margaretha Elise Reimarus, 5. Dezember 1782, JBW I,3.101. 316 J. an 1. November 1782, JBW I,3.76 f. 317 J. an Fürstin von Gallitzin, 12. November 1782, JBW I,3.81. 318 J. an Fürstin von Gallitzin, 15. November 1782, JBW I,3.82 f. – Zur ausgelassenen Stelle siehe oben 512 f. 315
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von Gallitzin: Bald allerhand neues, das E t w a s betreffend, welches, außer Berlin, erst seit ohngefähr 8 Tagen, in den Buchläden zu haben ist. Allerdings: Aufsehen aber hat es früher schon erregt.319 Dieses Aufsehen erregt das Etwas jedoch weniger durch Zustimmung als durch überwiegend kritische Stellungnahmen. Am 25. Januar 1783 vermerkt J. in einem Brief an Johannes Müller: Vier Exemplare v meinem Etwas werden Sie zu seiner Zeit erhalten haben. Sie würden sich wundern, wenn Sie verschiedene Briefe sähen die mir darüber sind geschrieben worden, u die Ausfälle darinn gegen die Reisen der Päpste.320 Diese kritischen Stellungnahmen stammen auch von denjenigen, die J. mit einem Exemplar bedacht hat. In seinem Schreiben vom 16. November 1782 bekennt Georg Forster zunächst seine Unzuständigkeit, da er nicht Jurist sei, läßt dann aber den schlichten Menschenverstand sprechen: Ich glaube ich habe begriffen, daß der Verfasser die Begriffe von Freyheit, von R e c h t und G e w a l t sehr einleuchtend auseinander gesetzt und gezeigt habe, wohin jedes gehört. Dies hat er nicht allein gethan, sondern auch mit einem Nachdruck und soviel ichs beurtheilen kann, einer Präcision, und in einem Geiste, die ihm eigen sind. – Sehr schön hat er Müllern unterstützt, sehr schön den Schwanengesang deutscher Freyheit gesungen – aber umsonst. So lang es wahr bleiben wird, daß die größte Anzahl Menschen, mehr sinnlich oder thierisch als vernünftig leben und handeln, so lange wird Despotismus bleiben und das geduldigere Thier sich vom unbändigeren leiten, treiben, quälen und aussaugen lassen. – Sie sagen noch in Ihrem Briefe, der Papst habe am Verfasser den rechten Freund noch nicht gefunden, – und das ist auch wahr. Da ich nicht weiß, was Febronius wider die Päpstliche Gewalt gesagt, kann ich auch nicht beurtheilen in wie fern Lessing recht hat, wenn er sagt: eben das gölte doppelt und 3 fach auch die weltlichen Fürsten. Der politische Despotismus ist freilich eben so arg wie der religiöse; aber nur in so fern er mit diesem einerley unbefugte Gewalt ausübt. – Mir scheint es jedoch, daß die innere Sanktion oder Authorität, womit sich der religiöse Despot verschanzt, dieser Heiligenschein womit er blenden will, und würklich blendet, ihn in den Augen des Menschenfreundes noch gehässiger als den weltlichen Tyrannen machen muß. Im Anschluß daran macht Forster noch weitere Ausführungen zum Verhältnis von weltlicher und geistlicher Gewalt und auch zu den konfessionellen Unterschieden, in denen er J. implizit widerspricht, doch schließt er mit einer versöhnlichen Wendung: Wo der Geist ist, da ist Freyheit – das sagt Paulus, und das sagt auch der Verfasser des Etwas. 321 Außerdem fügt er seinem Brief eine Woche später einen relativierenden Nachsatz hinzu, der wahrscheinlich auch auf seine Ausführungen zum Etwas zu beziehen ist: Jetzt las ich den Brief noch einmal über, und nun gefällt er mir nicht – doch schick ich ihn ab, weil ich nicht im Stande bin einen andern zu schreiben. Was darin schwankend ausgedruckt, schlecht philo319 320 321
J. an Fürstin von Gallitzin, 13. Dezember 1782, JBW I,3.102. J. an Johannes Müller, 25. Januar 1783, JBW. I,3.112. Georg Forster an J., 16. November 1782, JBW I,3.86 f.
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sophirt ist, werden Sie […] auf Rechnung eines elenden Kopfwehs und verdorbnen Magens setzen, womit ich mich heut geplagt habe. Erst zwei Monate später, am 26. Januar 1783, reagiert J. auf den Brief und zeigt sich angetan von dem zitierten Paulus-Wort: Daß Sie bey Gelegenheit des Etwas das Lessing gesagt hat den Spruch 2. Kor. III. 17. anführen, hat mich über alle Maßen gefreut, weil ich wirklich diesen Spruch beym Schreiben oft in Gedanken hatte. Und weiter unten antwortet er dann eingehender auf Forsters Ausführungen: Dies ist mein Gedanke: daß verworrenes Gefühl des Unsichtbaren noch immer besser, als ganz ertödtetes Gefühl desselben ist.322 In seinem Antwortbrief vom 11. Februar 1783 formuliert Forster seine Einwände abwägender: Seit ich Ihnen letztens schrieb hab’ ich über den Inhalt Ihrer Schrift mehr nachzudenken Gelegenheit gehabt, und finde immer mehr Wahrheit in allem was Sie darin sagen. Es ist wahr, daß zuviel glauben nicht so gefährlich ist, als zu wenig glauben – nur scheint es mir im weltlichen wie im geistlichen gleich gefährlich, daß man gezwungen wird an Menschen, nicht Sachen oder Sätze allein zu glauben: der Fürst will es, also ist es Recht; der Priester sagt es, also ist es wahr: in beiden Fällen sehe ich die Gränzen des Despotismus nicht ab, sobald der Priester aus keinen bessern Gründen Sachen für wahr, als der Fürst Sachen für rechtmäßig ausgiebt. Wer ist Bürge, daß der Pfaff, der allein im Besitz ist, Wahrheit zu verkündigen nicht dieses Aberglaubens sich zu nutze macht, um den schrecklichsten Despotismus einzuführen, und zugleich Pfaff und Fürst zu werden? Beyspiele sind überall auf der Erde häufig. – Braminendespotismus, und Päbstliche Alleingewalt haben Asien und Europa beynah Jahrtausende in Dummheit und Elend versenkt erhalten.323 Die ausführlichste und detaillierteste Kritik aber trägt Wilhelm Gleim vor; er kommt in mehreren Briefen auf dieses Thema zurück. Gleich im ersten Brief, vom 18. November 1782, verbirgt er seine tiefe Abneigung nicht: Lieber Theurer! ich müste dir ein Büchlein schreiben, wenn ichs alles sagen sollte, was ich alles habe gegen dis dein Buch, das so vortreflich und so dunkel ward im Kampf mit dir, und dem Geist der Kunst, mit Licht und Finsterniß – […] / Wo denn steht geschrieben jener Spott des großen Königs, der wie Du wohl weist, beschirmet wird von mir, in seine Memoires de Brandenburg? auf welcher Seite? / Welche sind die Haufen Kinder, die die Lichter auslöschen wollen daß es Tag werde. / Welche sind die Wünsche, die niedern Wünsche, deren Erfüllung der Despotismus nicht einmahl verstattet? / Welche sind, mit Nahmen die Betrüger, die Heuchler, die seichten Köpfe, welchen mein feuriger Herzensbruder ihre LorbeerKränze von den Köpfen reißen will? / Wodenn sucht man izt im Lachen Ehre? / Welche denn ist diese neuere Geschichte, die der Gräuel mehr zu erzählen | hat in einem Zeitraum von fünfzig Jahren, als die Römische und die Griechische Geschichte in einem Zeitraum von fünfhundert Jahren, welche? / Was denn ists das [!] Wieland. S. 89 bey den Haaren herbeygezogen wird? 322 323
J. an Georg Forster, 26. Januar 1783, JBW I,3.117 f. Georg Forster an J., 11. Februar 1783, JBW I,3.124.
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Wirds nicht neuen Krieg veranlaßen?324 Nur zwei Tage später, am 20. November, weist Gleim J.s Kritik und Befürchtungen erneut zurück, zum Teil mit ähnlichen Worten, aber ausführlicher,325 und noch am selben Tage wendet er sich ein drittes Mal an J.: Ich muß, mein lieber Freund, mit Ihnen noch sprechen über / Etwas das L e ß i n g n i c h t g e s a g t h a t : Leßing hat nemlich nicht gesagt, es hätte Febronius nicht vollkommen recht, sondern nur, die Gründe, die er hätte gegen den Pabst, die wären entweder keine Gründe, oder sie gölten gegen die Fürsten doppelt, und dreyfach – / Auch dieses lezte, glaub ich hat unser Leßing nicht gesagt, und Sie, mein lieber! haben’s entweder nicht recht gehört, oder sie haben erweitert, was Leßing genau, wie er pflegte gesagt hat! Im Anschluß vertritt Gleim die Meinung, daß die Menschen mehr unter den Päbsten als unter den Fürsten litten, und leiden, da jene den Menschen die geistlichen, diese hingegen die leiblichen Güter nähmen. Und er wendet sich schließlich gegen Johannes Müller: Denn, ists nicht wahr? Daß er des Pabsts sich annimt, als wär’ an seiner Freyheit zu denken Ihm nichts gelegen.326 Dennoch versagen auch die Kritiker der Schrift eine gewisse Anerkennung nicht: Das hat mir Gott gerathen, daß ich das Ding mit so viel ansehnlichen Citationen versah. Tiefsinn u Richtigkeit der Gedanken, einzeln genommen, haben ihm bisher auch die schärfsten Tadler zugestanden: aber das Ganze, das Ganze! Konkret bezieht sich J. dann auf eine kritische Stellungnahme, die er wörtlich in den Erinnerungen […] gegen die Gedanken über eine merkwürdige Schrift aufgreifen wird. Sie stammt von Moses Mendelssohn, den er namentlich jedoch nicht nennt: Einer der berühmtesten Männer v Deutschland fragt: O b d e n n P a p s t t h u m D e m o c r a t i e s e y? Welch ein Inhalt von Critik in diesen 5 Worten!!327 In zwei nicht erhaltenen Briefen vom 16. Dezember 1782 und 16. Januar 1783 an Dohm beklagt sich J. über Mendelssohns Kritik und reagiert auf dieselbe mit Erörterungen, die Mendelssohn offensichtlich überzeugen und von seinen Einwänden Abstand nehmen lassen. So zumindest berichtet es Dohm in seinem Antwortschreiben am 27. Januar 1783: Ihre beiden lieben Briefe, mein Theuerster, vom 16ten p.raeteriti und c.urrentis habe ich richtig erhalten, und sie haben mir ausnehmende Freude gemacht. […] Den ersten habe ich Mendelssohn gezeigt. Es machte ihn traurig, daß Ihnen sein Tadel empfindlich gewesen wäre. Er habe, wie ich 324 325
Johann Wilhelm Ludwig Gleim an J., 18. November 1782, JBW I,3.91 f. Johann Wilhelm Ludwig Gleim an J., 20. November 1782, JBW I,3.93–
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Johann Wilhelm Ludwig Gleim an J., 20. November 1782, JBW I,3.96 f. J. an Fürstin von Gallitzin, 13. Dezember 1782, JBW I,3.102. – Erst in seiner späteren Schrift Friedrich Heinrich Jacobi wider Mendelssohns Beschuldigungen betreffend die Briefe über die Lehre des Spinoza. 1786, wird J. Moses Mendelssohn als den Urheber dieser lobenden Worte identifizieren: Die Schrift: E t w a s w a s L e ß i n g g e s a g t h a t, hatte Herr Mendelssohn wenigstens gesehen, denn er hatte Bemerkungen darüber aufgesetzt; auch dem Verfasser Richtigkeit des Urtheils und selbst Tiefsinn beygemessen. Siehe JWA 1.291. 327
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es ausdrücklich forderte, sein Urtheil so gerade hin ohne alle Verzuckerung gesagt. Man sey jetzt so gewohnt, meinte er, allen Tadel so zu versüßen, daß Jeder dieß voraussetze, und daher immer noch mehr zu dem, was gesagt worden, sich hinzudenke. Er habe aber schlechterdings nichts sich hinzugedacht, und Ihre Erörterungen haben ihn wirklich jetzt überzeugt, daß er die Sache unrecht angesehen.328 In der das Etwas reflektierenden, von Dohm zum Druck besorgten Schrift Gedanken Verschiedener bei Gelegenheit einer merkwürdigen Schrift veröffentlicht J., mit Mendelssohns Einverständnis, dessen ursprüngliche Kritik, allerdings ohne die zugespitzte Frage nach dem demokratischen Charakter des Papsttums. Die Entgegnungen Mendelssohns, der namentlich nicht genannt wird, bindet J. dabei an Einwürfe des ebenfalls anonym bleibenden Dohm, der hier in die Rolle des kritischen, dem Autor des Etwas jedoch wohlgesonnenen Rezensenten schlüpft.329 Ein enthusiastisches Echo hört J. hingegen von Heinse. Am 25. Januar 1783 schreibt dieser aus Rom: Ich möchte Ihnen einen Altar aufstellen und Opfer bringen! So stehen Sie mir da in Ihrer neuen Schrift, wie ein alter Heros, der für das Wohl des Vaterlandes und der Menschheit kämpft. Sie ist lauter Kraft und Stärke; und muß ein wahres labsal seyn für jeden Biedermann in diesen kriegsknechtischen Zeiten. Wenn man die göttlichen Gedanken darin nur so volksmäßig machen könnte, wie das tägliche Brod, damit jeder Bürger davon seine Seele nährte zur E m p ör u n g gegen alle Unterdrückung! Nach weiterem Lob für die Auswahl der den Haupttext rahmenden Zitate von Sallust und Livius und für die Beendigung des Schlußteils Anmerkungen und Zusätze mit den Worten Voltaires bemerkt Heinse jedoch kritisch: Nur scheint mir der Titel zu einem so ernsten Werk nicht würdig genug; und überhaupt wünscht ich die obgleich fürtrefliche Bemerkung Leßings nicht gerad an der Spitze, und Müllers Reisen der Päbste ganz heraus, so wie den Ausfall, bey dieser Gelegenheit, auf die armseeligen Kritikaster, samt dem nur halbwahren und unvollständigen Gedanken des Hobbes vom lachen, und noch den Advocatum patriae anders eingewebt. Gleich darauf schränkt er jedoch ein: Doch seh ich vielleicht, einige hundert Meilen entfernt, dieß nicht aus dem gehörigen Gesichtspunkt, und bescheide mich gern, Unrecht zu haben. Und er fährt anerkennend fort: Gewiß aber verdient die originelle und scharfsinnige Art, womit Sie in der Abhandlung über Recht und Gewalt und in diesem sogenannten Etwas einen so großen Vorwurf betrachten, von Wieland und Leßing unabhängig, für sich allein wie das Feuer des Prometheus unsre todte bürgerliche Maschiene zu beleben; kurz, die Gestalt eines eignen klaßischen Ganzen. Auf der andern Seite hingegen wirken wiederum diese Schriften als Gelegenheitsstücke vielleicht desto mächtiger, und Ihr Ruhm ist eben so glänzend. – / Dank sag ich Ihnen besonders, daß Sie dem Machiavell so bündig und schön Recht und Gerechtigkeit haben wiederfahren lassen; […]. Gegen Wielands Geschichte von Walder und Diethelm hegt er jedoch Vorbe328 329
Christian Konrad Wilhelm Dohm an J., 27. Januar 1783, JBW I,3.119. S. den Editorischen Bericht zu Gedanken Verschiedener, unten 531–535.
Etwas das Leßing gesagt hat
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halte: Wielanden gönn ich übrigens gern sein lob, nur nicht gerad bey solchen Betrachtungen, oder er müßte noch immer wie der Miltonische gestürzte Erzengel in verloschnen Strahlen ursprünglicher Herrlichkeit, oder wie Klopstocks Abadona da stehen; wie er denn endlich, wenn mans recht beschaut, auch so auftritt.330 Zwei Monate später, am 22. März 1783, vermeldet Heinse in einem weiteren Brief aus Rom andere positive Reaktionen auf J.s Schrift: Beroldingen [Joseph Anton Sigismund Freiherr von Beroldingen, Domherr in Speyer und Hildesheim] … ist ganz voll Bewunderung über Ihr Etwas, so wie Müller, und jedermann, der es hier lesen kann.331 Begeisterte Zustimmung hat J. schließlich von einem erfahren, mit dem er bis zu dieser Zeit nicht in Verbindung gestanden hat: von Friedrich Leopold Graf zu Stolberg. Der Brief, den dieser damals wegen des Etwas an J. schreibt, ist zwar nicht erhalten, doch ist die Begeisterung Stolbergs wie auch seines Bruders Christian über J.s Schrift aus Briefen an seinen Bruder und an Ernst Schimmelmann zu entnehmen. An diesen schreibt Stolberg: Ich schicke Dir hier ein Büchlein welches mir unendlich viel Freude gemacht hat, auch sehr oft an Dich erinnert hat. Ich beneide den Franzosen nicht mehr ihren Montesquieu. Er schoß mit Pfeilen, wohl hinter dem Schilde sich sichernd, dieser stöst dem Drachen den Stal in den Leib. […] Ich zöge gern avec un bateau blanc durch Deutschland, u predigte, das Büchlein in der Hand.332 Und auch für Herder, den J. im Vorwort seiner 1781 erschienenen Vermischten Schriften mit auszeichnenden Worten bedacht hat, wird das Etwas zum Anlaß, seine länger schon gehegte Absicht, J. zu schreiben, nun wahr zu machen. Endlich – so heißt es in Herders Brief vom 29. Mai 1783, anläßlich eines Besuchs bei Matthias Claudius – kam Ihr »Etwas von Leßing« u. wenn Sie Einen zustimmenden Bruder-Leser in Europa haben, bin ichs gewesen. Dieselbe Philosophie, die Sie uns mit männlicher Stärke u. Kühnheit in Gerichten auftragen, käue ich in sparsamen Wurzeln: u. Ihre claßischen Quellen sind auch die Meinen. Ich labte mich am Buch, wie sich ein matter hungriger Wandrer labt […].333 Überaus zustimmend, aber inhaltlich wenig aussagekräftig wird J.s Etwas im Anzeiger des Teutschen Merkur. May 1783. S. LXVf. besprochen: Nur eine Broschüre von 8 bis 9 Bogen, aber so reichhaltig an goldenen, zu wenig erkannten Wahrheiten, daß vielleicht in unserm ganzen Jahrhundert nichts wichtigers zum Vorscheine gekommen ist. Sie ist keine Neuigkeit mehr, aber sie hat, wie uns dünkt, noch zu wenig auf diejenigen gewürkt, die über die Gegenstände der allgemeinen | Aufmerksamkeit 330
Wilhelm Heinse an J., 25. Januar 1783, JBW I,3.112 f. Wilhelm Heinse an J., 22. März 1783, JBW I,3.136. 332 Friedrich Leopold Graf zu Stolberg an Ernst Schimmelmann, 16. Januar 1783, in Friedrich Leopold Graf zu Stolberg: Briefe. Hg. von Jürgen Behrens. Neumünster 1966 (Kieler Studien zur Literaturgeschichte, 5), 149, sowie ders. an seinen Bruder Christian Stolberg, 15. Januar 1783, ib. 148. – Vgl. JBW II,3.90. – Siehe auch unten 542. 333 Herder an J., 29. Mai 1783, JBW I,3.155. 331
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Anhang · Editorischer Bericht
unsrer Zeiten schreiben, als daß es unnöthig seyn sollte, sie manchen, welche sich mit Belehrung des Publici über diese Dinge abgeben, zu genauerer Beherzigung zu empfehlen. Man spricht soviel von der Aufklärung unsrer Zeiten! Daß wir, aus einem langen, dicken Schlafe erwachend, mit blinzenden Augen Dämmerung um uns her zu sehen anfangen, möchte nicht zu läugnen seyn: aber ehe die Zeit gekommen ist, wo, vom Königssohne bis zum Sohne des Tagelöhners, jeder Mensch von 20 Jahren von den Wahrheiten welche L e s s i n g s Geist, und die Geister einiger andern grossen Männer, die zum Besten der Menschheit nicht oft genug wiederkommen können, uns in diesen Blättern offenbaren, nicht eben so überzeugt ist, als davon daß 2 mal 2 Vier ist; und also eben so gewiß darnach thut, als er im Handel und Wandel nach dem Einmal Eins rechnet: ehe wollen wir uns ja nichts auf unsere Aufklärung einbilden! Der V.erfasser entläßt seine Leser mit e t w a s , d a s V o l t a i r e gesagt hat, und das vielleicht das Beste ist, was dieser Bileam unter den Propheten unsrer Zeit jemals gesagt hat: »Der Antheil des braven Mannes ist, seine Gedanken frey von sich zu geben. Wer nicht das Herz hat die beyden Pole des menschlichen Lebens, Religion und bürgerliche Regierung, mit festem Blick anzuschauen, ist kein Mann, sondern eine Memme.« Unsern Ungenannten wird wohl niemand beschuldigen daß er eine Memme sey; und wir müßten sehr irren, wenn nicht noch wichtige Beyträge zu unsrer fernern Uebung im A b c und Einmaleins des menschlichen Lebens von ihm zu erwarten wären.334 Angesichts des Kontrastes zwischen dem überwiegenden Tenor der Aufnahme der Schrift und der Bedeutung, welche die im Etwas behandelte Thematik für J. insbesondere in diesen Jahren gehabt hat, ist es nicht überraschend, daß er sich ein paar Jahre später mit dem Gedanken einer Überarbeitung trägt. Auf eine Frage Lavaters nach dem Fortgang seiner Schriften antwortet er am 27. Mai 1785: Wenn meine Gesundheit diesen Sommer erträglich bleibt, so hoffe ich eine Umarbeitung meines E t w a s , | w a s L e s s i n g g e s a g t h a t , unter dem Titel: Ueber die Grenzen des Zwanges, zu Stande zu bringen. Es soll ein ganz neues und etwas beträchtliches Werk werden.335 Hierzu ist es jedoch – wohl wegen des zeitlich anschließenden Spinoza-Streites und der Auseinandersetzung mit Kant – nicht mehr gekommen, auch nicht bei der Bearbeitung der zweiten Auflage dieser Schrift im Jahre 1815. 334
Siehe JBW II,3.139 f. – Im Brief an Anton Matthias Sprickmann vom 1. August 1783, JBW I,3.175, vermutet J., diese Anzeige habe vermuthlich Wielanden selbst zum Verfaßer. Dieses mag er wohl geschrieben haben, nachdem er das e r s t e Stück meines Aufsatzes über die Verhaftbriefe gelesen hatte; u was ich v Ihnen erhielt, nachdem ihm in der Fortsetzung pagina 472 vor Augen gekommen. – Mit dem letzteren meint J. wahrscheinlich die mit Wielands Paraphe W. gezeichnete Abhandlung Antworten und Gegenfragen auf einige Zweifel und Anfragen eines neugierigen Weltbürgers. In Der Teutsche Merkur. 1783. Nr 6: Junius, 229–245, und Nr 7: Julius, 87–96. 335 J. an Johann Kaspar Lavater, 27. Mai 1785, JBW I,4.103 f.
Gedanken Verschiedener
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GEDANKEN VERSCHIEDENER BEI GELEGENHEIT EINER MERKWÜRDIGEN SCHRIFT 1. Überlieferung D1 Deutsches Museum. / Erster Band. / Januar bis Junius. / 1783. / Leipzig, / in der Weygandschen Buchhandlung. Deutsches Museum. / Erstes Stück. Jänner, 1783. 3–9: Gedanken Verschiedener bey Gelegenheit einer / merkwürdigen Schrift. Der Text ist in Fraktur gesetzt, fremdsprachige Wörter in Antiqua. Hervorhebungen im Frakturtext sind durch Vergrößerung des Schriftgrads ausgeführt, im Antiquatext durch Kursivierung.
D2 Titelblatt: Friedrich Heinrich Jacobi’s / Werke. / Zweyter Band. / Leipzig, bey Gerhard Fleischer d. Jüng. / 1815. [389]–400. Anhang. / I. / Gedanken Verschiedener bey Gelegenheit einer merkwürdigen Schrift. Der Text ist in Fraktur gesetzt, fremdsprachige Wörter in Antiqua. Hervorhebungen im Frakturtext sind durch Sperrung, im Antiquatext durch Kursivierung ausgeführt. Das Druckfehlerverzeichnis zu WW II verzeichnet zu diesem Text 2 Fehler; sie sind im vorliegenden Band im Textkritischen Apparat vermerkt.
2. Entstehungsgeschichte Die Entstehung dieser, schon durch ihren Titel eng auf das Etwas das Leßing gesagt hat bezogenen kleinen Schrift schließt zeitlich und sachlich unmittelbar an das Etwas an. Dennoch greift J. hinter das Etwas zurück: An den Anfang der Gedanken Verschiedener stellt er einen Brief des Münsteraner Ministers Franz von Fürstenberg vom 20. Juni 1779, gefolgt von seiner eigenen Antwort vom 5. Oktober 1779. Diesen an ihn gerichteten Brief Fürstenbergs sowie seine Antwort bringt J. sofort nach seinem ersten Eindruck von Johannes Müllers Reisen der Päpste ins Spiel. Schon in dem Brief, den er unmittelbar nach Lektüre des Buches an Johannes Müller schreibt und dem er seine Notizen, die den Kern seines Etwas bilden, auf einem Blatt einlegt, heißt es in einem Nachsatz: Beym Uberlesen meines Briefes ist mir der Gedanke gekommen, Ihnen einen Brief, den ich vor 3 Jahren v Fürstenberg erhielt, nebst meiner Antwort mitzutheilen. Ich muß aber um Zurücksendung dieser Stücke bitten. – Wenn Sie in dem was ich so flüchtig an Sie hingeschrieben habe, mich nur nicht mißverstehen? Ich bin nicht ganz ohne Furcht dabey. Aber ich wag es drauf! Behielt
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ich meinen Brief bis zum nächsten Posttag, um mich bestimmter zu erklären, so behielt ich ihn ewig.336 Am 29. Oktober 1782, wenige Tage vor dem Erscheinen des Etwas, hat J. die Konzeption der Gedanken Verschiedener bereits entworfen. Er bittet die Fürstin von Gallitzin, Fürstenberg dazu zu bewegen, die Erlaubnis zum Abdruck seines Briefes an J. zu geben: Einliegend ein Brief den ich vor einigen Jahren von Fürstenberg erhielt. Er ist in den schlechten Zustand, in dem sie ihn antreffen, nicht durch mich, sondern durch H v Hompesch,337 dem ich ihn mittheilte versetzt worden. Ich wollte Fürstenberg erlaubte mir diesen Brief | mit den nöthigen retranchemens drucken zu laßen. Ich fügte eine Antwort von mir hinzu, u gäbe dem Ding ein Ansehen, als wenn die Bekanntmachung mir zum Poßen geschähe. Fürstenbergs Nahme würde nicht genannt; aber freylich würde man gleich auf ihn rathen. Beyde Briefe erschienen auf französisch, u so, als wenn sie jemand von Leßing hätte, dem sie ehmals von mir wären mitgetheilet worden. Dafür steh ich Fürstenbergen, daß niemanden einfallen soll, daß weder er noch ich um die Bekanntmachung wiße. Machen Sie daß ich bald hierüber eine Entschließung erhalte. Die Erscheinung dieser Briefe würde zu sehr nützlichen Erläuterungen Anlaß geben.338 J.s Wunsch nach einer baldigen Entschließung wird entsprochen: Schon Anfang November 1782 erhält er Fürstenbergs Erlaubnis zum Abdruck des Briefes, und am 3. Dezember schließlich sendet er das zu diesem Zeitpunkt noch titellose Manuskript zu den Gedanken Verschiedener an Dohm, den Mitherausgeber des Deutschen Museum, mit der Eingangsbemerkung: Sie haben mich um Beiträge für das Museum gebeten, mein lieber Dohm, und sehen Sie, hier empfangen Sie einen schon mit umlaufender Post. Und J. fährt nicht ohne Ironie fort: Was aber alles übertrifft und Sie zu einer grenzenlosen Dankbarkeit verpflichtet, der Aufsatz, den ich Ihnen schicke, ist gegen meine eigene Person gerichtet. Daß ich auf diese Weise ein Verräther an mir selbst werde, bleibt unter uns. Fürstenbergs Erlaubniß, seinen Brief drucken zu lassen, habe ich schon seit vier Wochen. Ich sah schon damals, was ich noch immer nicht begreifen kann, daß auch Männer am Titel des E t w a s und einer gewissen Incohärenz des ersten Bogens mit den übrigen würden hangen bleiben, ohne sich einfallen zu lassen, daß der Verfasser hiebei seine guten Absichten gehabt haben könne. – Manum de tabula! / Ich habe einen breiten Rand bestellt, damit Sie nach Wohlgefallen ändern und zusetzen können. Den Titel überlasse ich Ihrer Wahl. Wenn es immer möglich ist, so machen Sie, daß es noch in den December kömmt. Ob dieses geschehen kann, oder ob es im Januar erst erscheinen wird, darüber erbitte ich mir so bald als möglich eine zuverlässige Antwort aus; denn ich schicke Ihnen alsdann sogleich für das folgende Stück eine directe oder indirecte Rettung meiner Wenigkeit. Ich mag nicht gerne früher dazu thun, als nöthig ist, weil man noch alle 336 337 338
J. an Johannes Müller, 14. Mai 1782, JBW I,3.29. Zu Franz Karl v. Hompesch s. oben 486 f. und 490. J. an Fürstin von Gallitzin, 29. Oktober 1782, JBW I,3.72.
Gedanken Verschiedener
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Tage etwas Neues lernt, und bei einer so schlimmen Sache, wie die meinige, nicht genug auf seiner Hut seyn kann. Billig hätte ich die Diatribe gegen mich dem n o b e l n S c h l öz e r schicken sollen, der hätte noch ein paar herzbrechende Anmerkungen gegen den Janhagel hinzugefügt. / Die Berliner Preßfreiheit muß ich loben; aber das verbitt’ ich mir, daß Sie meine Schrift für eine Apologie der Demokratie verschreien. Ich habe im Gegentheil meine Gleichgültigkeit gegen Nominalbeschaffenheiten der Staaten auf das nachdrücklichste an den Tag gelegt; jede willkührliche Gewalt verdammt, und allein die Herrschaft der Gesetze angepriesen.339 Der Titel der Schrift geht – wie hier von J. gewünscht – auf Dohm zurück; dies bestätigt J. auch einige Jahre später, 1786, indirekt in seiner Schrift Friedrich Heinrich Jacobi wider Mendelssohns Beschuldigungen betreffend die Briefe über die Lehre des Spinoza. Dort teilt er mit: Diese Bemerkungen (sc. diejenigen Mendelssohns zum Etwas) wurden mit Mendelssohns Genehmigung mir mitgetheilt. Ich verband mit seinen Einwürfen die eines andern würdigen Mannes, und schickte den Aufsatz einem gemeinschaftlichen Freunde, der ihn, meinem Wunsche gemäß, mit Mendelssohns Bewilligung, dem Drucke übergab; unter dem von ihm gewählten Titul: Gedanken Verschiedener über eine merkwürdige Schrift.340 Der gemeinschaftliche Freund, der die Schrift drucken läßt und als Titelgeber fungiert, ist ohne Zweifel Dohm. Um wen es sich bei dem andern würdigen Manne handelt, dem die mit Mendelssohns Bemerkungen verbundenen Einwürfe zugeschrieben werden, läßt sich in diesem Kontext jedoch nicht ohne weiteres sagen, zumal der Wortlaut nicht nahelegt, ihn mit dem gemeinschaftlichen Freunde zu identifizieren. Gleichwohl spricht J. in zwei späteren Briefen unmißverständlich von Dohm als einem Mitautor der Gedanken Verschiedener: Im Postscriptum zu seinem Brief vom 18. Oktober 1784 schreibt J. an Hamann: Wenn Sie die G e d a n k e n v e r s c h i e d e n e r ü b e r e i n e m e r k w ü r d i g e S c h r i f t (Etwas das Leßing gesagt hat) im Januar des Museum 1783 gelesen haben; so dient hiemit zur Nachricht, daß die Inhaber dieser Gedanken Dohm u Mendelssohn waren. Ich selbst beförderte damahls sie zum Druck.341 Letzteres trifft allerdings nur insoweit zu, als die Initiative zur Publikation von J. ausgegangen ist; hingegen ist es Dohm gewesen, der – wie eben zitiert – die Schrift dem Drucke übergab. Und J. gibt Hamann noch eine weitere Auskunft über Mendelssohns Bemerkungen: In Mendelssohns Aufsatz standen würklich die Worte, die ich in meinen Gegenerinnerungen (Februar des Mus.eum 83) blos supponierend anführte: »Ist denn aber Papstthum Demokratie?«342 Dies berichtet J. indirekt Fürstin Gallitzin bereits im Postscriptum zum Brief vom 13. Dezember 1782: Tiefsinn u Richtigkeit der Gedanken, e i n z e l n g e n o m m e n , haben ihm bisher auch die schärfsten Tadler zugestanden: aber das Ganze, das Ganze! – Einer der berühmtesten 339
J. an Christian Konrad Wilhelm Dohm, 3. Dezember 1782, JBW I,3.100. S. JWA 1.291 Fußnote 2. 341 J. an Hamann, 18. Oktober 1784, JBW I,3.374. 342 J. an Hamann, 18. Oktober 1784, JBW I,3.374. 340
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Anhang · Editorischer Bericht
Männer v Deutschland fragt: O b de n n P a p s t t h u m D e m o c r a t i e s e y ? Welch ein Inhalt von Critik in diesen 5 Worten!!343 J. ist also nicht eigentlich Autor, sondern Redaktor des den beiden Briefen angefügten Teils der Gedanken Verschiedener, da er Dohms und Mendelssohns – nicht überlieferte – Stellungnahmen aufgenommen und sie in ein Ganzes integriert hat. Den Anteil Mendelssohns bezeichnet J. in Wider Mendelssohns Beschuldigungen noch präziser: von den Worten an (S. 8.) »Auch geht unser Verfasser über alles dies sehr schnell hinweg« – gehört alles Mendelssohn bis ans Ende.344 Durch Mendelssohns Bemerkungen, insbesondere wohl durch seine von J. wiederholt zitierte Frage, ob Papsttum Demokratie sei, scheint J. sich aber doch getroffen oder verletzt gefühlt zu haben, wie aus dem Bericht Dohms vom 27. Januar 1783 hervorgeht, daß Mendelssohn darüber traurig gewesen sei, daß sein Tadel J. empfindlich gewesen wäre.345 Auf J.s briefliche Aufschlüsse antwortet Hamann am 14. und 15. November 1784: Um die angeführte Stücke des Museums werd ich mir hier Mühe geben um Ihren Wink davon beßer zu verstehen.346 Er scheint die beiden Texte dann aber doch nicht vor Augen gehabt und J.s Nachricht schließlich vergessen zu haben, denn ein Jahr später, am 23. Oktober 1785, fragt er abermals: Wer ist aber der Verfaßer von den Gedanken Verschiedener? Ferner fragt er J.: und wo finde ich Ihre Vergleichung zwischen Protestanten und Katholiken? und hinsichtlich des französischen, von Fürstenberg stammenden Briefs, als dessen Verfasserin er Fürstin von Gallitzin vermutet, erbittet er folgende Auskünfte: Erklären Sie mir doch auch die Buchstaben mit Puncten in dem französischen Briefe der vortrefl.ichen Fürstin – Auf dem Denkmal ihres großen würdigen Freundes heißt Sie Adelaide u in Ihrer Antwort Emilie –347 Darauf geht J. in einem Brief vom 17. November 1785 ein: Die Gedanken Verschiedener – so wiederholt er seine Information vom Oktober 1784 – sind von Mendelssohn u Dohm, aber auf meine eigene Veranlaßung zum Druck befördert durch Dohm. Dann klärt er Hamann über den wahren Absender des französischen Briefs auf und erläutert die darin sowie auch in dem von ihm selbst stammenden Antwortbrief enthaltenen, mit Punkten versehenen Leerstellen: Der französische Brief ist nicht v der Prinzeßinn, sondern v dem H v Fürstenberg. Die Buchstaben B… et H… bedeuten Bokum et Ham. Pour le votum de … bedeuten die Punkte, M ü n c h e n . W.–r. Woldemar. – In meiner Antwort: ch… E…: chere Excellence. – Die Prinzeßinn hat den Nahmen Amalia; vielleicht aber heißt sie auch Adelaide. Ich meine auch daß ich sie so habe in Briefen genannt gefunden. – Mit der Ergänzung des Buchstaben B durch Bokum weicht J. – wohl aus mangelnder Erinnerung – von Fürstenbergs Originalbrief ab, 343
J. an Fürstin Gallitzin, 13. Dezember 1782, JBW I,3.102. S. JWA 1.291 Fußnote 2. 345 Christian Konrad Wilhelm Dohm an J., 27. Januar 1783, JBW I,3.119; s. das Zitat oben 527f. 346 Hamann an J., 14. und 15. November 1784, JBW I,3.389. 347 Hamann an J., 23. Oktober 1785, JBW I,4.216. 344
Erinnerungen gegen die Gedanken Verschiedener
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denn dort ist von BorgSteinfort die Rede. – Schließlich beantwortet er auch die Frage nach seinen Ausführungen über Protestantismus und Katholizismus, die Bestandteil des Woldemar sind: Meine Vergleichung zwischen Protestanten und Katholicken steht in meinen vermischten Schriften S. 128; u im Museum 1779. May. S. 420.348 ERINNERUNGEN GEGEN DIE IN DEN JANUAR DES MUSEUMS EINGERÜCKTEN GEDANKEN ÜBER EINE MERKWÜRDIGE SCHRIFT 1. Überlieferung D1 Deutsches Museum. / Erster Band. / Januar bis Junius. / 1783. / Leipzig, / in der Weygandschen Buchhandlung. Deutsches Museum. / Zweites Stück. Februar, 1783. [97]–105: Erinnerungen / gegen die in den Januar des Museums eingerückten / Gedanken über eine merkwürdige Schrift. Der Text ist in Fraktur gesetzt, fremdsprachige Wörter in Antiqua. Hervorhebungen im Frakturtext sind durch Vergrößerung des Schriftgrads ausgeführt. Von den Erinnerungen hat J., parallel zum Druck im Deutschen Museum, eine größere Anzahl Separatdrucke anfertigen lassen und sie zum Teil noch vor dem Erscheinen des Deutschen Museums an Freunde versandt.349
D2 Titelblatt: Friedrich Heinrich Jacobi’s / Werke. / Zweyter Band. / Leipzig, bey Gerhard Fleischer d. Jüng. / 1815. 400–411: [Anhang.] II. / Erinnerungen gegen die Gedanken Verschiedener über eine merkwürdige Schrift. Der Text ist in Fraktur gesetzt, fremdsprachige Wörter in Antiqua. Hervorhebungen im Frakturtext sind durch Sperrung ausgeführt. Das Druckfehlerverzeichnis zu WW II verzeichnet zu diesem Text 7 Fehler; sie sind im vorliegenden Band im Textkritischen Apparat vermerkt. 348
J. an Hamann, 17. November 1785, JBW I,4.249. – Vgl. JBW I,2.97,10 bzw. unten die Anm. zu 349,9–351,12. – Zu der genannten Passage des Woldemar s. jetzt JWA 7.192,3–193,9. 349 S. etwa J. an Fürstin Gallitzin, 7. und 8. Februar 1783, JBW I,3.122, J. an Georg Forster, 9. Februar 1783, JBW I,3.123. – Eines dieser Exemplare sendet J. am 15. Februar 1783 an Johannes Müller und gibt dabei seiner Hoffnung Ausdruck, daß die Erinnerungen nun bald im Museum erscheinen mögen: Die beyliegenden Erinnerungen werden hoffentlich im Februar des Museums erscheinen; sie sind besonders gedruckt für Freunde u Bekannte, doch will ich auch ein paar 100 Exemplare an Buchhandler geben so bald der Februar des Museums heraus ist. (JBW I,3.130).
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Anhang · Editorischer Bericht 2. Entstehungsgeschichte
Die Erinnerungen sind wiederum schon durch ihren Titel sowohl auf die unmittelbar vorangegangenen Gedanken Verschiedener als auch auf die dort erörterte merkwürdige Schrift, nämlich Etwas das Leßing gesagt hat, bezogen. Der Plan zu ihrer Veröffentlichung ist spätestens bei der Absendung des Manuskripts zu den Gedanken Verschiedener an Dohm entstanden, wie aus dem, im Editorischen Bericht zu den Gedanken Verschiedener ausführlich zitierten Brief J.s an Dohm vom 3. Dezember 1782 hervorgeht: J. bittet Dohm darin um eine zuverlässige Antwort, in welchem Heft des Deutschen Museum die – vermeintlich gegen ihn gerichteten – Gedanken Verschiedener erscheinen würden: denn ich schicke Ihnen alsdann sogleich für das folgende Stück eine directe oder indirecte Rettung meiner Wenigkeit. Ich mag nicht gerne früher dazu thun, als nöthig ist, weil man noch alle Tage etwas Neues lernt, und bei einer so schlimmen Sache, wie die meinige, nicht genug auf seiner Hut seyn kann.350 Es läßt sich nicht mehr erkennen, ob J. bereits im Dezember mit den Erinnerungen begonnen oder sie erst Anfang Januar 1783 niedergeschrieben hat. Aus Dohms Brief vom 27. Januar 1783 geht jedoch hervor, daß J. ihm das druckfertige Manuskript zu den Erinnerungen zusammen mit einem nicht erhaltenen Schreiben vom 16. Januar 1783 gesandt hat. Dohm notiert dazu: Die Bemerkungen Ihrer Briefe und Ihres Aufsatzes gefallen mir sehr. Das Aufsatzmanuskript will Dohm nun an den Verleger senden: Ihren Aufsatz für den Februar schicke ich heute an W.eygand und gebe ihm dessen Einrückung auf. Ob es indeß geschehen wird, weiß ich nicht, denn es ist W.eygand. Ich hoffe, er soll das Museum nicht lange mehr behalten; doch bitte ich, dieses als ein Staatsgeheimniß für sich zu behalten.351 In einem Brief vom 7. und 8. Februar 1783 an die Fürstin Gallitzin kündigt J. die Publikation und Zusendung seines Aufsatzes an und betont noch einmal, daß über seine Initiative, die den Erinnerungen zugrundeliegenden Gedanken Verschiedener zu veröffentlichen, besser Schweigen bewahrt werde: Mit nächster Post bekommen Sie meine Erinnerungen gegen die im Januar des Museums befindlichen Gedanken über eine merkwürdige Schrift. Sie wißen daß ich die Publizierung dieser Gedanken selbst befördert habe, welches aber n i e m a n d a n d e r s zu wißen braucht. Meine Gegenerinnerungen werden im Februar des Museums erscheinen; unterdeßen habe ich für gut befunden, sie auch noch besonders abdrucken zu laßen, u v diesem besondern Abdruck bekommen Sie am Dienstag Exemplare.352 Am 9. Februar 1783 sendet J. den Separatdruck seiner Erinnerungen auch an Georg Forster, mit einem weiteren, für Christian Gottlob Heyne bestimmten
350
J. an Christian Konrad Wilhelm Dohm, 3. Dezember 1782, JBW I,3.100. – Siehe das ausführliche Zitat oben 532 f. 351 Christian Konrad Wilhelm Dohm an J., 27. Januar 1783, JBW I,3.119. 352 J. an Fürstin Gallitzin, 7. und 8. Februar 1783, JBW I,3.122.
Erinnerungen gegen die Gedanken Verschiedener
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Exemplar.353 Hierfür bedankt sich Forster sehr erfreut am 14. Februar 1783, und er schreibt: Diesen Augenblick mein Theuerster! erhalte und lese ich Ihren Brief vom 9ten und Ihre Erinnerungen. Ich freue mich über die Masse, daß diese letztern so sehr mit einigem was ich Ihnen gestern schrieb, übereinstimmen. Auffallend ist der Schlußabsatz, wo Sie von den anscheinenden Unwahrscheinlichkeiten im Gange der Weltregierung sprechen, mit der Stelle meines Briefes einerley, wo ich von den Menschen als Werkzeugen der Vorsehung sprach.354 So ist auch S. 5. die Stelle: »auch wäre wohl noch eher zu bedenken, was uns j e t z t am mehresten bedroht und würklich in die Enge treibt«355 mir aus der Seele geschrieben, und steht etwas gleichbedeutendes in meinem gestrigen Briefe.356 Daß ich hier wohl nicht im Gefühl der Eitelkeit triumphire, wissen Sie; aber Einen Sinn mit Ihnen zu haben für Wahrheit, ist doch tröstlich.357 Am 15. Februar 1783 schickt J. zusammen mit einem Schreiben auch einen Separatdruck an Johannes Müller und gibt im Nachsatz dieses Schreibens seiner Hoffnung Ausdruck, daß die Erinnerungen nun bald im Museum erscheinen mögen: Die beyliegenden Erinnerungen werden hoffentlich im Februar des Museums erscheinen; sie sind besonders gedruckt für Freunde u Bekannte, doch will ich auch ein paar 100 Exemplare an Buchhandler geben so bald der Februar des Museums heraus ist.358 Auch Müller zeigt sich sehr angetan von J.s Aufsatz: Georg Forster, so schreibt er am 24. Februar zurück, (ein seltener unter den heutigen Gelehrten, empfindlich für alles Gute im Himmel und auf Erden, ein Freund ohne Falsch) hatte mir die Erinner u n g e n schon gegeben. Sie gefallen mir fast noch besser als das Etwas: erstlich weil jede Entwiklung einer guten Wurzel schöner als die leztere zu seyn pflegt; aber auch weil sie diesem bestimten Gegner so gar pertinent und nachdrukvoll antworten. Die lezten beyden Seiten und viel anderes ist 352
J. an Fürstin Gallitzin, 7. und 8. Februar 1783, JBW I,3.122. J. an Georg Forster, 9. Februar 1783, JBW I,3.123. 354 Diese Stelle lautet in Georg Forsters Brief vom 11. Februar 1783, JBW I,3.124: Hier, mögte ich fast sagen, ist die Vorsehung am bewundernswürdigsten. Alles ist Instrument in Ihrer Hand, jetzt Pabst, dann Kaiser; aber der einzige glückliche ist der, der es sich bewußt ist, daß er Instrument ist, und auf den Werkmeister und auf sein grosses immer in der Stille fortschreitendes Werk sieht, und doch etwas von seinem schönen grossen Plane errathen kann: Wenn die Wahrheit gekreuzigt wird, steht sie am 3ten Tage herrlicher auf. 355 Vgl. JWA 4.358,9–10. 356 Nachdem Forster ausgeführt hat, daß die Gefahr des Despotismus gleichermaßen vom Fürsten wie vom Priester ausgehen könne, schreibt er: Soviel scheint indessen auch wieder recht, daß in u n s e r m Zeitalter mehr von weltlichen Despoten, als von den Nachfolgern Hildebrands zu befürchten steht, und da muß freylich die vernünftige und philanthropische Oppositionsparthey es allezeit mit dem halten, der der unschädlichste ist, wider den der alles verschlingen will, – bis sich das Blat wieder umdreht. (JBW I,3.124) 357 Georg Forster an J., 14. Februar 1783, JBW I,3.126. 358 J. an Johannes Müller, 15. Februar 1783, JBW I,3.130. 353
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mir aus dem Herzen geschrieben.359 Zustimmend reagiert auch Mendelssohn, wie Elise Reimarus im Brief vom 25. März 1783 aus Berlin berichtet: Ihnen selbst, bester Jacobi, ist Mendelssohn wirklich gut, und mit Ihren Erinnerungen gegen die Gedanken Verschiedener zufrieden.360 Eigenartiger Weise unterläuft J. einige Jahre später eine Verwechslung der Gedanken Verschiedener mit den Erinnerungen, als er – auf eine Bitte Johannes Müllers hin – diesem am 23. Dezember 1786 ein Exemplar des Etwas schickt und unaufgefordert auch ein Exemplar der Erinnerungen beilegt und hierzu bemerkt: Die »Erinnerer« sind Dohm und Mendelssohn.361 Dieser Fehler könnte dadurch entstanden sein, daß J. zuvor zweimal auf Fragen Hamanns hin Dohm und Mendelssohn als die Verfasser der Gedanken Verschiedener genannt hat.362 Noch vor dem Erscheinen der Erinnerungen ist es J.s Absicht gewesen, die öffentlichen Kontroversen über das Etwas und die folgenden Schriften weiterzuführen. Lene Jacobi berichtet der Fürstin Gallitzin am 9. Januar 1783, J. verwende seine verbliebene Zeit, um sich auf die Rechtfertigung seines Etwas zu prepariren, die nächsten erscheinen wird. Sie werden sich wundern, daß er darinn nicht nur den Papst und die Cleresey; sondern den Aberglauben selbst vertheidigt.363 Dies scheint zunächst auf J.s Arbeit an den Erinnerungen zu deuten, doch im Brief an Fürstin Gallitzin vom 7. Februar 1783 unterscheidet J. ausdrücklich zwischen den Erinnerungen, die im Februarheft des Deutschen Museum erscheinen werden, und einem weitergehenden Plan: Das Kind aber das ich trage, u wovon Lenchen Ihnen geschrieben hat, ist ganz etwas anders. Leider daß ich es über die Zeit trage, u vieleicht am Ende tod zur Welt bringe. Kommt es aber noch lebendig zur Welt, so weiß ich, Sie adoptieren es. Sein Name ist: Fortgesetzte Betrachtungen eines D r i t t e n . Ich vergleiche darin geistlichen u weltlichen Despotismus; geistliche u weltliche Hierarchie; Priesterthum u Fürstenthum; Folgen der Lehre u Folgen der Handlungen, u bringe Sachen an den Tag, worüber die Herren Philosophen sich verwundern sollen. Aber, wie ich Ihnen sagte, alles dieß ist jetzt erkrankt u geht vieleicht zu Grunde.364 Den gleichen Titel – und die gleichen Schwierigkeiten – kündigt J. am 25. Januar 1783 Johannes Müller an: Ich habe fortgesetzte Betrachtungen eines Dritten angefangen; wenn nur meine Gesundheit mir erlaubt sie vor der Ostermeße zu vollenden.365 Diesen Plan hat J. nicht ausgeführt; es ist jedoch zu vermuten, daß Materialien oder Partien aus diesem Arbeitsplan in J.s Abhandlung
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Johannes Müller an J., 24. Februar 1783, JBW I,3.130. Margaretha Elise Reimarus an J., 25. März 1783, JBW I,3.138. 361 J. an Johannes Müller, 23. Dezember 1786, JBW I,5.441. 362 J. an Hamann, 18. Oktober 1784 bzw. 17. November 1785, JBW I,3.374 bzw. I,4.249. 363 Susanne Helene Jacobi an Fürstin Gallitzin, 9. Januar 1783, JBW I,3.109. 364 J. an Fürstin Gallitzin, 7. und 8. Februar 1783, JBW I,3.122. 365 J. an Johannes Müller, 25. Januar 1783, JBW I,3.112. 360
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über Mirabeaus Lettres de Cachet et des Prisons d’état eingegangen sind, die er in den auf diese Ankündigungen folgenden Wochen geschrieben hat. ÜBER UND BEI GELEGENHEIT DES KÜRZLICH ERSCHIENENEN WERKES, DES LETTRES DE CACHET ET DES PRISONS D’ÉTAT 1. Überlieferung D1 Deutsches Museum. / Erster Band. / Januar bis Junius. / 1783. / Leipzig, / in der Weygandschen Buchhandlung. Deutsches Museum. / Viertes Stück. April, 1783. 361–394: Ueber und bei Gelegenheit des kürzlich erschienenen / Werkes, Des lettres de Cachet et des prisons d’état. Deutsches Museum. / Fünftes Stück. Mai, 1783. 435–476: Ueber und bei Gelegenheit des kürzlich erschienenen / Werks, Des lettres de Cachet et des prisons d’état. / Fortsetzung. / (S. April des Museum 1783. S. 361–394.) Der Text ist in Fraktur gesetzt, fremdsprachige Wörter in Antiqua. Hervorhebungen im Frakturtext sind durch Vergrößerung des Schriftgrads und Sperrung, im Antiquatext durch Kursivierung ausgeführt. Zu Beginn der Fortsetzung, in D1 in der Fußnote zu S. 435, hat J. ein sieben Positionen umfassendes Druckfehlerverzeichnis eingefügt. Da es sich hierbei nicht um einen Bestandteil des Textes handelt, der aber doch in den Zusammenhang des Textes eingefügt ist, sei es hier – mit angefügten Verweisen auf JWA 4,1 – mitgeteilt: S. 363. in der letzten Zeile ist diese für Dinge gedruckt, welches die Periode ungereimt, und den ganzen Absatz dunkel macht. (JWA 4.368,39) S. 369. Zeile 6. von unten: tenta l. lenta. (JWA 4.374,41) S. 372. Zeile 19. folie l. Folie. (JWA 4.376,38) S. 377. Zeile 18. seine l. eine. (JWA 4.380,36) S. 381. Zeile 27. tehm l. them. (JWA 4.383,41) S. 384. Zeile 23. despotischen l. despotischten. [!] (JWA 4.385,38) S. 392. Zeile 27. davon l. daran. (JWA 4.392,38)
D2 Titelblatt: Friedrich Heinrich Jacobi’s / Werke. / Zweyter Band. / Leipzig, bey Gerhard Fleischer d. Jüng. / 1815. 411–453: Ueber das Buch: Des lettres de Cachet / und eine Beurtheilung desselben. / (Zuerst gedruckt im deutschen Museum 1783.) Der Text ist in Fraktur gesetzt, fremdsprachige Wörter in Antiqua. Hervorhebungen im Frakturtext sind durch Sperrung ausgeführt.
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Anhang · Editorischer Bericht
Das Druckfehlerverzeichnis zu WW II verzeichnet zu diesem Text 11 Fehler. Sieben von ihnen sind in D2 neu gegenüber D1 entstanden; diese Fälle, in denen das Druckverfehlerverzeichnis den Text von D1 wiederherstellt, werden im vorliegenden Band nicht verzeichnet, da D1 der edierte Text ist. Drei von diesen Fehlern sind fehlerhaft verzeichnet: Statt der beiden Einträge zu 418 lies 416, statt 446 Zeile 20 lies 446 Zeile 18–19. Die vier anderen Korrekturen, die man zugleich als Korrekturen zu D1 lesen kann, sind im vorliegenden Band im Textkritischen Apparat verzeichnet. Von ihnen ist eine in D2 falsch notiert: Statt 453 Zeile 12 lies 452 Zeile 15.
2. Entstehungsgeschichte J.s Abhandlung über Mirabeaus Des Lettres de Cachet et des prisons d’état schließt thematisch zwar auch an den Komplex des Etwas das Leßing gesagt hat an, vor allem aber greift sie dahinter zurück, zu J.s scharfer Kritik an Wieland in der Abhandlung Ueber Recht und Gewalt von 1781. Es ist sehr wahrscheinlich, daß nicht allein Materialien aus der geplanten Schrift Fortgesetzte Betrachtungen eines Dritten,366 sondern insbesondere aus der ursprünglich geplanten Fortsetzung zu Ueber Recht und Gewalt in die Abhandlung über Mirabeaus Schrift eingegangen sind. Hierauf deutet die große thematische Nähe insbesondere zu Ueber Recht und Gewalt, wie sie auch in der überaus scharfen Kritik an Linguet in beiden Texten deutlich wird. Den Anstoß zu J.s Schrift aber hat nicht so sehr Mirabeaus Schrift gegeben als vielmehr eine in den Göttingischen Anzeigen von gelehrten Sachen im 17. Stück (30. Januar 1783) – dem zeitgenössischen Brauch entsprechend – anonym erschienene Rezension. Auch darin zeigt sich eine Analogie zur Abhandlung Ueber Recht und Gewalt, zu der J. ja ebenfalls nicht unmittelbar durch Wielands Aufsatz, sondern durch eine spätere Verteidigung Wielands motiviert worden ist. Wann J. diese Rezension gelesen hat, läßt sich nicht mehr feststellen. Als ihren Verfasser hat er zunächst den Göttinger Historiker August Ludwig Schlözer (1735–1809) vermutet; deshalb könnte es einen Anhaltspunkt für die Datierung geben, daß J. am 15. Februar 1783 bei Johannes Müller anfragt: Ich sah gestern ganz von ohngefähr in einem Stück v Schlözers Magazin, das ich wenig lese, eine Notiz, die ein Schreiben an den Verf.asser der Reisen der Papste verheißt. – Ist diese Verheißung in Erfüllung gegangen; u an welchem Orte?367 J. hat jedoch die Göttingischen Gelehrten Zeitungen,368 in denen die Rezension erschienen ist, regelmäßig gelesen, so daß von einer Lektüre der Rezension kurz nach ihrem Erscheinen, also Anfang Februar 1783, auszugehen ist. In den überlieferten Briefen findet sich jedoch kein Hinweis auf J.s Absicht, eine umfassende Kritik dieser Rezension zu schreiben. Indirekt bezieht er sich auf seinen Plan im Brief an Fürstin Gallitzin vom 28. März 1783: Ich 366 367 368
S. oben 538. J. an Johannes Müller, 15. Februar 1783, JBW I,3.129 f. J. an Fürstin Gallitzin, 18. März 1783, JBW I,3.134.
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habe seit meinem letzten Briefe einige erträgliche Tage gehabt, u sie, wie ich glaube, nicht übel benutzt.369 Daß er mit diesem Hinweis seine Arbeit an der Schrift über Mirabeau meint, ist aber erst dem Brief an die Fürstin vom 15. Mai 1783 zu entnehmen, mit dem er ihr die gedruckte Abhandlung übersendet: Einliegend, liebe Amalia, erhalten Sie die erste Abtheilung des Aufsatzes gedruckt, wovon ich Ihnen in meinem jüngsten Briefe schrieb, daß ich einige gesunde Tage darauf verwendet hätte. Die zweyte u letzte Abtheilung, die ohngefähr um einen vierten Theil stärker als die erste ist, erscheint im nächsten Museum. Gefällt Ihnen die erste, so kann ich Ihnen die zweyte allenfalls in der Handschrift schicken; denn 3 bis 4 Wochen werden noch hingehen, bis das folgende Museum kommt. Sie sagen mir zugleich, ob unser verehrungswürdiger Fürstenberg mir diese Arbeit dankt. Ich ersuche, die Anmerkung, S 387, nicht zu übersehen.370 Zu diesem Zeitpunkt, Mitte Mai 1783, liegt also auch der zweite Teil von J.s Abhandlung in der Handschrift vor. Über seine irrige Annahme, die Rezension stamme von Schlözer, berichtet J. später Hamann, auf dessen Frage, ob J. des Grafen von Mirabeau Werk von den Staatsgefängnißen kenne: Mirabeau sur les lettres de Cachet et les prisons d’Etat habe ich schon im Anfange des Jahres 83 nicht allein gelesen, sondern auch darüber weitläufig gegen eine Rezension in den Göttingischen Anzeigen geschrieben. Ich glaubte die Rezension wäre von Schlözer, dem ich schon ein wenig über die Nase hauen mochte, u erfuhr nachher, daß sie von meinem Freunde Müller war.371 Erfahren hat J. dies von Georg Forster, dem J. – im verschollenen Brief vom 17. Mai 1783 – vermutlich den ersten Teil der Abhandlung zusendet und dabei auch seine Vermutung mitteilt, daß Schlözer der Autor der Rezension sei. Denn am 24. Mai 1783 antwortet Georg Forster: Fast mit moralischer Gewisheit muß ich Ihnen aber sagen, daß nicht Schlötzer, sondern er selbst, unser Müller, der Verfaßer jener Recension ist, wogegen Ihr Aufsatz gerichtet ist. Ich glaube mit völliger Gewisheit sagen zu können, daß ich mich erinnere es aus seinem eignen Munde zu haben, daß ihm Heyne das Buch zum recensiren geschickt habe. Nach J.s Briefwechsel zu urteilen, hat seine Abhandlung nur ein schwaches Echo gefunden. Lediglich Forster äußert im eben genannten Brief seine Freude und Zustimmung; daneben vermerkt er auch eine Passage, in der ihm der Ausdruck undeutlich erscheint: Darf ich eine Erinnerung machen? so wünschte ich Sie hätten den Satz: pag. 393. »Wer kann läugnen – daß Religion, als äusserliches Mittel gebraucht, von Schwärmerey und Aberglauben unbegleitet, n i c h t s ; in dieser Begleitung aber l a u t e r B ös e s würket,« – etwas bestimmter ausgedrückt; soll es heissen, ohne Schwärmerey und Aber369
J. an Fürstin Gallitzin, 28. März 1783, JBW I,3.138. J. an Fürstin Gallitzin, 15. Mai 1783, JBW I,3.142. – Die genannte Anm. s. oben 387 f. 371 Hamann an J., 22. Juli 1785, JBW I,4.139 bzw. J. an Hamann, 29. Juli und 5. August 1785, JBW I,4.145. 370
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Anhang · Editorischer Bericht
glauben würkt die Religion als äußerl.iches Mittel überall gar n i c h t s , oder n i c h t s B ös e s ? Ersteres wäre doch wohl zu viel gesagt. Sonst ist alles auf diesen letzten Seiten Ihres Aufsatzes so herrlich und zu seiner Zeit geredet, wie was seyn kann.372 Doch ist dies die einzige – überlieferte – briefliche Reaktion. Deshalb ist es nicht verwunderlich, daß J. am 21. Juli 1783 Elise Reimarus auffordert: Wenn Sie mir wieder schreiben, so sagen Sie mir doch etwas von meinem Aufsatz über die lettres de cachet.373 Eine indirekte – und in sich gespaltene – Reaktion auf seine Abhandlung vermutet J. in Wielands sehr lobenden Worten über J.s Etwas und in Wielands Antworten und Gegenfragen auf einige Zweifel und Anfragen eines neugierigen Weltbürgers.374 Eine weitere, überschwengliche Reaktion auf den ersten Teil von J.s Abhandlung über die Verhaftbriefe, aber auch schon auf das Etwas, dürfte in Friedrich Leopold Graf zu Stolbergs An Friedrich Heinrich Jacobi gerichtetem Gedicht zu sehen sein, das in vielen historischen Beispielen den Verlust der Freiheit anprangert und demgegenüber die innerliche Bewahrung des wahren Gutes der Freiheit auch unter den Bedingungen äußerer Knechtschaft preist und – ohne im Gedicht direkt auf J. einzugehen – durch die im Titel ausgedrückte Widmung J. als einen Vorkämpfer der Freiheit feiert. So heißt es in den Versen 7–10: Es bluteten für Freiheit Tausende; Nun küssen Tausende der Knechtschaft Joch. In diesen starb der Geist der Freiheit aus Und kein Timoleon kan sie befrein.375 Im Briefwechsel J.s mit Johannes Müller tritt – soweit die Überlieferung zu erkennen erlaubt – nach der Publikation von J.s Abhandlung eine angesichts des zuvor lebhaften Austausches auffällig lange Pause ein, die allerdings auch andere Gründe – wie Müllers Übersiedelung von Kassel nach Mainz – haben könnte. Der letzte Briefwechsel datiert vom 15. Februar bzw. 24. Februar 1783;376 er wird anscheinend erst nach drei Jahren dadurch wieder angeknüpft, daß J. ein Exemplar seiner Briefe Ueber die Lehre des Spinoza an Müller senden läßt 377 und Müller hierauf am 20. März 1786 mit einem pathetischen, aber wenig persönlich gehaltenen Brief antwortet.378 In dem anschließenden, nun wieder regen Briefwechsel ist von Müllers Rezension und J.s Abhandlung über die Verhaftbriefe nicht die Rede; bei dem Besuch Johannes Müllers und Christian Konrad Wilhelm Dohms in Pempelfort, wahrscheinlich sogar erst bei der gemeinsamen 372
Georg Forster an J., 24.Mai 1783, JBW I,3.151 f. – In der zweiten Auflage seiner Abhandlung hat J. diesen Vorschlag nicht berücksichtigt. 373 J. an Margaretha Elise Reimarus, 21. Juli 1783, JBW I,3.173. 374 S. oben 530. 375 Friedrich Leopold Graf zu Stolberg: An Friedrich Heinrich Jacobi. In Deutsches Museum. 1783, St. 6: Junius, [485]–487. 376 J. an Johannes Müller, 15. Februar 1783, bzw. Johannes Müller an J., 24. Februar 1783, JBW I,3.129 f. bzw. 130–132. 377 J. an Samuel Thomas Soemmerring, 20. Februar 1786, JBW I,5.72. 378 Johannes Müller an J., 20. März 1786, JBW I,5.118 f.
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Reise nach Köln in der ersten Septemberhälfte 1786 muß aber über dieses Thema gesprochen worden sein, denn sogleich nach seiner Rückkehr nach Pempelfort, am 22. September 1786, schreibt J. an Johannes Müller und unterbreitet ihm den folgenden Vorschlag: Hier meine Rhapsodie über Mirabeau v den Verhaft Briefen. Einzelne Stellen darin erhalten vielleicht Ihren Beyfall. Mehrere meiner Freunde u besonders auch Herder sind der Meynung, ich müßte diesen Aufsatz nicht untergehen laßen. Ich kann ihn aber nicht erhalten, wenn ihm nicht sonst jemand unter die Arme greift. Sie könnten dieses beßer als ein Mensch auf Erden, auch ohne sich als den Verfaßer der Rezension anzugeben. Dieser Aufsatz war Ihnen ja würklich bis diese Stunde unbekannt geblieben. Sie konnten durch meine Apologie, wo er S 89 angeführt ist, oder sonst durch einen Zufall darauf aufmerksam gemacht worden | seyn, lasen ihn nun, u schrieben mir darüber. Damit wäre zugleich unser Briefwechsel auf eine sehr natürliche Weise eingeleitet, u wir könnten einen Faden ziehen so lang, daß er die ganze Welt umfaßte. Ueberlegen Sie die Sache. Beschließen Sie aber nichts, wozu Sie sich nicht durch Ihren eigenen Geist getrieben fühlen.379 Zu der vorgeschlagenen erneuten Erörterung des Problems ist es jedoch aus unbekannten Gründen nicht gekommen.
379
J. an Johannes Müller, 22. September 1786, JBW I,5.351.
KOMMENTAR
PRÉFACE ZU TRADUCTIONS DE DIVERSES ŒUVRES PAR JACOBI, CHANOINE D’HALBERSTAT 3,2–3 recueil de lettres … Jacobi.] Briefe von den Herren [Johann Wilhelm Ludwig] Gleim und [Johann Georg] Jacobi. Berlin 1768 (KJB 2985). 3,10–12 Monsieur Gleim … sa nation;] Gleim wurde z. B. von Johann Peter Uz der deutsche Anakreon genannt; s. seinen Brief vom 3. Juli 1747 an Gleim: Ich erfreüe mich, daß Sie an den Liedern Anakreons wieder Ehre einlegen wollen. Niemand ist im Stande, sie mit solcher Anmuth deütsch zu geben, als derjenige, der selbst ein deütscher Anakreon ist. – S. Briefwechsel zwischen Gleim und Uz. Hg. und erläutert von Carl Schüddekopf. Tübingen 1899, 174. – Der Vergleich Gleims mit dem griechischen Elegiker Tyrtäus beruht darauf, daß beide Kriegslieder gedichtet haben; er findet sich bereits bei [Johann Gottfried Herder:] Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Erste Sammlung von Fragmenten. Eine Beilage zu den Briefen, die neueste Litteratur betreffend. o. O. 1767, im Abschnitt Von der Griechischen Litteratur in Deutschland, 258 ff., Fragment 4: Tyrtäus und der Grenadier / Aber Gleim gilt bei mir in einem andern Gesichtspunkt noch mehr – er ist unser Grenadier. – Tyrtäus und der Grenadier – ich glaube bei dieser Vergleichung eine zuversichtliche Mine annehmen zu können. – Vgl. Herder: Sämtliche Werke. Hg. von Bernhard Suphan. Bd I. Nachdruck der Ausgabe Berlin 1877, 335. – Auch bei Lavater ist dieser Vergleich zu finden; s. Schweizerlieder. Von einem Mitgliede der Helvetischen Gesellschaft zu Schinznach. Zweyte vermehrte verbesserte Auflage. Bern 1767, [XIV]: An den Leser. Wenn Leser! dir mein Reim gefällt, Danks dem Tyrtäus Gliim! Der sang von Helden, wie ein Held, Und dessen ist mein Reim! 3,14–15 le Chaulieu, le Dorat, le Gresset, le Bernis] Vier französische Schriftsteller, deren Werke J. vollständig oder teilweise besaß: Guillaume Amfrye de Chaulieu (1639–1720), Œuvres. Paris 1757 (KJB 3234). – Claude Joseph Dorat (1734–1780), Mes Fantaisies. Paris 1770 (KJB 3258). – François Joachim de Pierre de Bernis (1715–1794), Œuvres complettes. London 1767 (KJB 3215). – Jean Baptiste Louis Gresset
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(1709–1777), Œuvres. London 1758 (KJB 3289). Alle vier zählen zu einer poetischen Richtung, der die deutsche Anakreontik verwandt ist. 3,15–16 Quelque tems … en été,] Ende Januar 1769 bricht Johann Georg Jacobi von Halberstadt aus zu einer Reise auf, die ihn über Braunschweig und Celle nach Hannover und von hier über Osnabrück, wo er Justus Möser besucht, nach Münster und weiter über Duisburg schließlich nach Düsseldorf führt, wo er am 5. März eintrifft. Diese Reiseroute ist sowohl dem Erste[n] Capitel, das Johann Georg zu seiner Dichtung Die Winterreise verfaßt hat, als auch seinen Briefen an Gleim zu entnehmen. Zu diesen Briefen s. Joseph Longo: Laurence Sterne und Johann Georg Jacobi. Wien/Leipzig 1898. Der Autor hatte Zugang auch zu den ungedruckten Briefen Johann Georg Jacobis an Gleim, die im Halberstädter Gleimschen Familien-Archiv aufbewahrt werden. (S. 16, Fußnote 1) – Diese Reise bildet den Hintergrund für seine Mitte Juni 1769 in Düsseldorf erschienene Dichtung [Johann Georg] Jacobi: Die Winterreise. Allerdings dient sie mehr als lockere Orientierung für die Leser, damit die Scene für sie nicht ganz in der Luft sey. Letztlich aber spielen Ort und Zeit, wie Johann Georg Jacobi selber im ersten Kapitel, S. 4, betont, eine nur untergeordnete Rolle. Von der Arbeit an seiner Dichtung berichtet Johann Georg erstmals in einem Brief vom 10. April 1769 an Gleim: Zu einer Reisebeschreibung sind schon viele Ideen gesamlet, und in der Hofnung, daß sie noch zu Stande kömt, sag’ ich, mein Theuerster, Ihnen jetzt viele Sachen nicht, die ich auf dem Herzen habe. Zimmermann, Schlegel, Andreä, Möser; allen diesen ist schon ihre Stelle darin angewiesen. Rufen Sie nur die Mädchen des Parnaßes für mich an; die ersten Veilchen will ich zu einem Cranz auf ihren Altar bringen, wenn sie mich die Reise beschreiben laßen. S. J. Longo: Laurence Sterne und Johann Georg Jacobi, 19. – Von Düsseldorf aus reist Johann Georg am 9. Juli, also nach gut dreimonatigem Aufenthalt, über Hannover, Celle und Braunschweig zurück nach Halberstadt, wo er am 22. Juli 1769 ankommt. So zumindest skizziert er in einem Brief vom 6. Juli 1769 an Gleim (ib. 17, Fußnote 4) seinen Reiseplan. Von Anfang August bis zum 26. September hält er sich bei Christian Adolph Klotz in Halle auf; s. ib. 31, Fußnote 6. Doch im Unterschied zu seiner ersten, von Januar bis März unternommenen Reise setzt er diese Reisen nicht in bezug zu seiner wahrscheinlich Anfang Oktober 1769 in Halle erschienenen Dichtung Die Sommerreise: Diesmahl hab’ ich meine Reise so eingerichtet, daß meine Leser keine Landcharte dabey nöthig haben. Keinen einzigen Ort will ich nennen; der Weg könte durch ganz Deutschland gehen, denn überall giebt es Städte, Dörfer, Wiesen, Flüsse u. s. w., und mehr brauche ich nicht. S. [Johann Georg] Jacobi: Die Sommerreise. Halle im Magdeburgischen 1770, 3. – In einem Brief vom 2. Oktober 1769 an Gleim äußert sich Wieland enthusiastisch über Die Sommerreise (Wielands Briefwechsel. Bd 4. Hg. von Annerose Schneider und Peter-Volker Springborn. Berlin 1979, 39). Die erste Auflage des Werks ist allerdings erst mit der Jahreszahl 1770 nachzuweisen. 3,16–17 il changea … Yorick.] In der Vorrede zur Winterreise bezieht Johann Georg Jacobi sich u. a. ausdrücklich auf Laurence Sternes Roman A sentimental journey through France and Italy, by Mr. Yorick. London 1768
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Anhang · Kommentar
(Todesjahr des Autors). Bei diesem Werk Sternes handelt es sich um einen Reisebericht, in dem jedoch nicht die äußeren Erlebnisse, sondern die seelischen Vorgänge, die sie im reisenden Erzähler auslösen, im Vordergrund stehen. Dieser Erzähler tritt auf als ein Landpfarrer namens Yorick, hinter dem allerdings unschwer die Person des Autors selbst zu erkennen ist. Sich Sterne bzw. Yorick anverwandelnd, verfaßt Johann Georg seinen winterlichen Reisebericht. 3,17–18 Un petit opéra] J. spielt wahrscheinlich an auf: Elysium: Ein Vorspiel mit Arien, an dem Geburtsfeste Ihro Majestät der Königinn aufgeführt von der Gesellschaft königlicher Schauspieler zu Hannover, den 18ten Januar 1770; vgl. den Editorischen Bericht, 445. 3,19 Favart] Charles Simon Favart (1710–1792), französischer Dramatiker und Librettist. In J.s Bibliothek befand sich dessen Komödie Soliman second, comédie en 3 actes, en vers. La Haye 1762 (KJB 3274). – Am 11. November 1766 bestellt J. bei seinem Amsterdamer Buchhändler Marc Michel Rey La Fée Urgelle, Comédie en quatre Actes, meslée d’Ariettes von Charles Simon Favart und Claude-Henri de Fusée de Voisenon; s. JBW I,1.25,20 mit Kommentar II,1.37; vgl. JBW I,1.64,11–12. Da Johann Georg Jacobi auch ein Libretto geschrieben hat (s. die vorhergehende Anm.), ergibt sich ein Vergleich mit Favart. 3,33–34 le Guide est le Titien des Lombards,] Diese Wendung spielt auf die Herkunft Guido Renis aus der Lombardei an; er ist 1575 in Calvenzano in der Provinz Bergamo geboren, während Tizian Ende des 15. Jahrhunderts in Pieve di Cadore im Venetianischen geboren ist. 4,12 Blackfort] Wieland erwähnt in seinem Brief an Riedel vom 2. Juni 1768, in Wielands Briefwechsel. Hg. von Hans Werner Seiffert. Berlin 1975, Bd 3.521, einen Dominique de Blackfort, welcher ihm eine Übersetzung seiner Geschichte des Agathon (Frankfurt/Leipzig 1766–1767) ins Französische ankündigt: Dieser Tage schickt mir ein gewisser Quidam, der sich Dominique de Blackfort unterschreibt, und mir von sich selbst keine andere Nachricht gibt, als daß er à l’hotel de deux ponts rue neuve St. Augustin zu Paris residirt, eine Übersetzung der Sympathien, nebst einem sehr wohlgesetzten deutschen Brief de sa façon. […] Wer dieser Seigneur Dominique de Blackfort wohl seyn mag? Vielleicht haben Sie Gelegenheit, ihn durch Herrn Weiße bey Herrn Huber zu erfragen. Seine Übersetzung ist von Herzen schlecht, das wissen die Götter! Er kündigt mir an, daß auch der Agathon unter dem Titel: Tableau philosophique des moeurs de la Grece wirklich unter der Presse sey; ich bekenne Ihnen, daß mir angst und bange auf diese Übersetzung ist. Nachdem diese Übersetzung unter dem Titel L’histoire d’Agathon, ou tableau philosophique des moeurs de la Gréce: Imité de l’allemand. Paris 1768, erschienen ist, kommt Wieland in seinem Brief an van Goens vom 21. August 1769, in Wielands Briefwechsel. Bd 4.23, noch einmal darauf zurück: Souffrés, mon cher Monsieur, qu’avant que je prenne congé de vous pour quelques semaines, je prenne la liberté de vous confier l’extreme deplaisir que me cause le malheur d’etre de tous les auteurs de mon tems le plus mal traduit, au moins en françois; le malheur extremement sensible à mon amour propre qui veut ou que je ne
Traductions de diverses œuvres · Préface
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sois pas connu du tout, ou qu’on me connoisse tel que je suis. A peine j’avois un peu oublié le tort que m’a fait un certain Blackford par une tres mauvaise traduction de mon Agathon, que voila un autre nommé Rohde ou Rhode, qui s’avise de traduire la Philosophie des Graces, d’une maniere si disgracieuse, si pesamment, si bêtement, enfin si mal, que je vous avoue que je ne m’en console pas. La belle idée que les François se formeront de moi! Je sens même le tort que cela pourra faire à ma nation; voila pourtant, dira-t-on à Paris, sur quoi les Allemands se recrient! – Das Personenregister zu den Bänden 3–5 der Ausgabe Wielands Briefwechsel (Bd 6.3) weist den Namen Dominique de Blackford (bzw. Blackfort) als Pseudonym des französischen Schriftstellers und Übersetzers Joseph Pierre Frénays (auch Fresnais und Fresnois) aus. 4,34 Albane] Francesco Albani (1578–1660), bedeutender italienischer Maler des Barock. – Auf Albani bezieht J. sich auch in seinem Roman Eduard Allwills Briefsammlung; vgl. JWA 6.120,23–24: Der kleine Edmund, den Du bisher nur aus den Portraits kennst, die Albano von ihm gemacht hat, mit seinen großen hellbraunen Augen, deren Augäpfel man so klar da sieht, wo lauter Herzens-Fröhlichkeit und Güte heraus kommt; […]. 5,1–2 La premiere … recueil] Traductions des diverses œuvres, 19– 23: Au lit de Belinde. 5,3–4 »sentiment produit, … passionnée«] Konnte nicht nachgewiesen werden. 5,6–9 »Il ne … imitation.«] Konnte nicht nachgewiesen werden. 5,21–32 »Le savant … coureuse.«] Diese Stelle lautet in der ersten französischen Übersetzung der sentimental journey, Voyage sentimental, par M. Stern, Sous le nom d’Yorick, Traduit de l’Anglois par M. Frénais. Premiere partie. Amsterdam 1769. Chapitre XVII. La manière de voir. 104 f.: Le sçavant Smelfungus voyagea de Boulogne à Paris, de Paris à Rome, & ainsi de suite. Le sçavant Smelfungus avoit la jaunisse. Accablé d’une humeur sombre, tous les objets qui se présenterent à ses | yeux lui parurent décolorés & défigurés … Il nous a donné la relation de ses Voyages: ce n’est qu’un triste détail de ses pitoyables sensations. / Je rencontrai Smelfungus sous le grand portique de Panthéon … Il en sortoit … Hé bien! que dites-vous de ce superbe édifice? lui dis-je. Moi? Ce n’est qu’un vaste Cirque pour un combat de Coqs … Je voudrois, lui dis-je, que vous n’eussiez rien dit de pis de la Vénus de Médicis … J’avois appris, en passant à Florence, qu’il avoit fort mal traité la Déesse parce qu’il la regardoit comme la beauté la plus prostituée du pays.
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Anhang · Kommentar DISCOURS PRELIMINAIRE ZU LE NOBLE
9,1–2 Le Noble … Edition,] [Isabelle Agnès Elisabeth de Charrière:] Le Noble. Conte morale. Amsterdam 1763. Zu den Editionen von Le Noble siehe den Editorischen Bericht. 9,18–22 Dans la Capitale … régnant.] Der Übersetzer von Le Noble, Johann Lorenz Benzler, der über gute Hintergrundinformationen verfügt, ergänzt den Namen der Stadt: H***r (wohl für Hannover) und den Namen des Fürsten F***d (wohl für Ferdinand). – Es handelt sich vermutlich um Herzog Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel (12. Januar 1721–3. Juli 1792), der als preußischer Oberst am Ersten und Zweiten Schlesischen Krieg teilnahm und nach der Schlacht bei Roßbach vom englischen König 1757 den Oberbefehl gegen die Reichsarmee und die Franzosen erhielt und in Niedersachsen, Hessen und Westfalen mehrere Siege erfocht. Eine ausführliche Darstellung seiner militärischen Erfolge bietet Ph. E. v. Westphalen: Geschichte der Feldzüge des Herzogs Ferdinand von Braunschweig-Lüneburg. 6 Bde. 1859–1873. – Die von J. mitgeteilte Anekdote konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. 9,23–29 Une Dame … les Dames.«] Die Herkunft dieser Anekdote konnte nicht nachgewiesen werden. 10,8–9 Maintenant … Leibnitz,] In Le Micromégas de Mr. de Voltaire. Avec une histoire des croisades & un nouveau plan de l’histoire de l’esprit humain. Par le meme. Londres 1752, 38, setzt sich Voltaire ironisch u. a. mit Leibniz’ Lehre von der prästabilierten Harmonie auseinander, und zwar indem er dessen berühmtes Uhrengleichnis aufgreift: Auf die Frage Micromegas’ an die menschlichen Gelehrten, was denn die menschliche Seele sei, bekommt er widersprüchliche Antworten. Einer von ihnen, ein Leibnizianer, antwortet: C’est, répondit le Leibnitien, une aiguille qui montre les heures pendant que mon corps carillonne; ou bien si vous voulez, c’est elle qui carillonne pendant que mon corps montre l’heure; ou bien, mon ame est le miroir de l’univers, & mon corps est la bordure du miroir, tout cela est clair. – In Candide ou l’optimisme (1759 anonym erschienen) verspottet Voltaire Leibniz’ These, daß diese Welt die beste sei, weil Gott die beste aller möglichen Welten geschaffen habe. 10,9–10 par celui … d’homme:] Claude Joseph Dorat hatte Wielands Dichtung Selim et Selima von 1752 ins Französische übersetzt: Sélim et Sélima: poëme imité de l’Allemand [de Wieland]; Précédé d’une idée de la poësie allemande par le traducteur. In Recueil de contes et de poemes, par M. D ***. Troisième édition. La Haye 1770. In der einleitenden idée de la poësie allemande äußert Dorat sich über Wieland im allgemeinen (wie z. B. 129: M. d e W i e l a n d est plus clair, plus suivi [gegenüber M. De Cramer], mais aussi est-il moins Poëte que Moraliste: il laisse D a v i d & Pindare, pour P l a t o n & Shaftesbury.) und über die besagte Dichtung im besonderen (130 f.): Je n’ai garde d’oublier M. W i e l a n d à qui nous devons le joli Poëme de S él i m & Sélima, dont j’offre au Public une foible imitation. La
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lecture de ce petit ouvrage m’a si vivement intéressé, que je n’ai | pu me refuser au plaisir de le mettre en vers françois; mais on ne doit point s’attendre à trouver dans cet essai la fraîcheur, les grâces, surtout cette couleur tendre & animée, qui caractérisent l’original. Wieland seinerseits nimmt auf diese französische Fassung seiner Arbeit im Gedicht Die Grazien. Leipzig 1770, 7, Bezug: Wie dem auch sein mag, genug, daß Sie keine französischen Grazien wollen; sonst würd’ ich Ihnen den liebenswürdigen Dichter vorschlagen, der Z e l i s i m B a d e so reizend gesungen, und die deuts c h e S e l i m a durch seine Nachahmung verschönert hat. 10,14 Monsieur le Duc de Nivernois] Louis-Jules Mancini-Mazarini, 46. Duc de Nevers (1716–1798). Er wird 1743 im Alter von 27 Jahren in die Académie française gewählt. 1748–1752 ist er Botschafter in Rom. In dieser Eigenschaft kann er die Indizierung der Schrift De l’Esprit des lois von Montesquieu verhindern. 1755 wird der Herzog als Botschafter Frankreichs nach Berlin geschickt, um gegen das Bündnis Preußens und Großbritanniens zu arbeiten. Dieses Unterfangen bleibt allerdings erfolglos, und am 12. Januar 1756 wird der Allianzvertrag in London unterzeichnet. Nach dem Siebenjährigen Krieg erhält Nivernois 1763 den Auftrag, in London die Friedensbedingungen zu verhandeln. 1787 wird er Staatsminister in Frankreich unter Louis XVI. Neben seinen politischen Täigkeiten ist er bis ins hohe Alter auch literarisch tätig. 1796, also zwei Jahre vor seinem Tod, veröffentlicht er selbst seine Werke in einer achtbändigen Ausgabe. Darin sind Fabeln, Übersetzungen und Prosaarbeiten enthalten. 1807 besorgt François de Neufchâteau eine zweibändige Ausgabe der postumen Werke des Herzogs von Nivernois, die seine diplomatische Korrespondenz, seine akademischen Abhandlungen und kleine Untersuchungen über Dramen umfassen. 10,14–15 le C. de B.] In seiner Übersetzung von J.s Discours Préliminaire löst Benzler, der über die Hintergründe gut informiert ist (siehe den Editorischen Bericht), diese Buchstaben auf: Cardinal v o n B e r n i s . Es handelt sich um François Joachim de Pierre de Bernis (1715–1794). Vgl. oben 3,15. 10,18 Klopstock … Gleim] Friedrich Gottlieb Klopstock, Dichter (1724– 1803). Sein Hauptwerk ist Der Messias, ein Epos in zwanzig Gesängen, dessen Entstehung den Zeitraum von 1748–1773 umfaßt. Es feiert den Leidensweg Christi als Versöhnung der gefallenen Menschheit mit ihrem Schöpfer und endet mit einer Vision des Jüngsten Tages. Auch nach der Fertigstellung arbeitete Klopstock bis ins hohe Alter immer wieder an diesem Werk. Neben diesem dichterischen Großunternehmen entwickelt Klopstock gegen Ende der 1760er Jahre den sogenannten Wiener Plan zur Beförderung der deutschen Kultur. Er setzt seine Hoffnungen dabei auf den österreichischen Kaiser Joseph II., dem er, um seinen Plan zu realisieren, 1768 die Gründung einer Akademie der Wissenschaften vorschlägt. Sein Vorhaben läßt sich jedoch nicht umsetzen, und so verleiht er seinen Ideen in der Prosaschrift Die deutsche Gelehrtenrepublik. Ihre Einrichtung. Ihre Geseze. Geschichte des lezten Landtags. […] Ausdruck. Von ihr erscheint 1774 ein Erster Theil; ein Zweyter und lezter Theil wird am Ende des Subskribentenverzeichnisses des ersten Teils (S. 70) angekündigt, erscheint jedoch nicht mehr. Außerdem verfaßt Klopstock das Drama Hermanns Schlacht. Ein Bardiet für die Schaubühne. (Hamburg/Bremen 1769) und in den Jahren
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1747–1770 Oden (Hamburg 1771). – Karl Wilhelm Ramler (1725–1798), Lyriker, Übersetzer, Herausgeber. In Berlin lernt er Gleim kennen; dieser verschafft ihm eine Hauslehrerstelle in der Nähe von Werneuchen, damit er sich seiner eigentlichen Neigung, den schönen Wissenschaften, widmen kann. Wenig später, 1747, kehrt er jedoch nach Berlin zurück, wo er 1748 eine Stelle als Dozent für Philosophie antritt, die er bis 1790 innehat. Durch die Bekanntschaft mit Moses Mendelssohn und Friedrich Nicolai kommt er mit den Zielen der Aufklärung in Berührung und gelangt in den Kreis der Berliner Aufklärer. 1750 publiziert Ramler zusammen mit Johann Georg Sulzer die Zeitschrift Critische Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit, in der die in diesem Umfeld geführten Diskussionen reflektiert werden. Wichtig wird für ihn die Freundschaft mit Gotthold Ephraim Lessing, mit dem er seit 1754 persönlich und brieflich verkehrt. Beide tauschen sich kritisch über ihr Schaffen aus; 1759 geben sie gemeinsam Friedrichs von Logau Sinngedichte heraus (Friedrichs von Logau Sinngedichte. Zwölf Bücher. Mit Anmerkungen über die Sprache des Dichters herausgegeben von C. W. Ramler und G. E. Lessing. Leipzig 1759). 1786 wird Ramler von Friedrich Wilhelm II., dem Nachfolger Friedrichs des Großen, zum Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften ernannt, 1787 wird er zusammen mit Johann Jakob Engel und Johann August von Beyer in die Direktion der Königlichen Schauspiele berufen. Der Schwerpunkt seines eigenen literarischen Schaffens liegt auf dem Gebiet der Lyrik. Seine Preußischen Oden, Gedichte über Friedrich den Großen, erzielen bei den Zeitgenossen beachtliche Wirkung; siehe etwa Ode auf die Wiederkunft des Königes. Berlin, den 30 März, 1763. von Karl Wilhelm Ramler. Auch Goethe spricht in Dichtung und Wahrheit lobend von ihnen (Teil II, Buch VII, WA 27.105); späterhin werden sie jedoch eher abwertend beurteilt. Umstritten ist besonders Ramlers Tätigkeit als Herausgeber der Werke zeitgenössischer Autoren, da er sich nicht scheut, massiv in deren Arbeiten einzugreifen, wenn ihm Gesetze der Poetik verletzt zu sein scheinen. Schon Goethe kritisiert dieses rigide, pedantische Vorgehen (Dichtung und Wahrheit, ib., WA 27.89), und später bezeichnet ihn Joseph von Eichendorff in Die Poesie der modernen Religionsphilosophie, die Bestandteil seiner literarhistorischen Schriften ist, als poetischen Exerziermeister seiner Zeit; s. Sämtliche Werke des Freiherrn Joseph von Eichendorff. Historisch-kritische Ausgabe. Begründet von Wilhelm Kosch und August Sauer. Fortgeführt und hg. von Hermann Kunisch. Bd IX: Geschichte der poetischen Literatur Deutschlands. Hg. von Wolfram Mauser. Regensburg 1970, 200. – Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Lyriker (1719–1803). Gleim ist vor allem bedeutend als Anreger bestimmter Richtungen innerhalb der Dichtung und als Förderer literarischer Talente wie Anna Luisa Karsch, Wilhelm Heinse, Jean Paul u. a. Mit seinem Versuch in scherzhaften Liedern (1744, 1745 und 1749 in drei Teilen erschienen) begründet er die sogenannte deutsche Anakreontik, deren Charakteristikum formal in der Abkehr vom schweren Alexandrinervers der poetischen Tradition besteht; inhaltlich beschwört sie eine unbeschwerte, sinnenfrohe, der Liebe, dem Wein, dem Gesang und Scherz zugetane Lebensweise. Mit seinen Preussischen Kriegsliedern (Preussische Kriegslieder in den Feldzügen 1756 und 1757 mit Melodieen von einem Grenadier. Hg.
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mit Vorrede von Gotthold Ephraim Lessing. Berlin 1758) begründet Gleim eine weitere poetische Richtung, die patriotische Dichtung. Seine Kriegslieder sollen eine authentische Schilderung des Schlachtgeschehens in der Zeit des Siebenjährigen Krieges sein, über das Gleim u. a. durch seinen Freund Ewald von Kleist unterrichtet ist; sie sind jedoch keineswegs von nüchterner Schilderung bestimmt, sondern von einer ideologisierenden Sicht und einer tiefen Verehrung Friedrichs des Großen geprägt. Sie sind Vorbild für Ramlers Preußische Oden, die Friedrichs-Lieder der Anna Luise Karsch, Heinrich Wilhelm von Gerstenbergs Kriegeslieder u. a. Ihre Wirkung reicht jedoch sehr viel weiter bis in die Kriegslyrik zur Zeit des Ersten Weltkrieges. 10,19 Lucien, … Anacréon,] Lukian von Samosata in Syrien, griechischer Satiriker (120 – ca. 180). Er ist der Schöpfer des satirischen Dialogs, den er in Orientierung an der sogenannten Menippeischen Satire entwickelt, deren Bezeichnung auf den griechischen Kyniker Menippos von Gadara (3. Jh. v. Chr.) zurückgeht, dessen Werke heute allerdings bis auf wenige Titel sämtlich verloren sind und der wohl auch zu Lukians Zeiten schon fast in Vergessenheit geraten ist. Lukian selbst steht den Kynikern nahe. Seine skeptische Grundhaltung macht ihn zum Religionsfeind, aber auch zum Kritiker der Philosophie, insofern sie mit ungerechtfertigten Wahrheitsansprüchen auftritt und zu Überspanntheiten neigt. Beispiele für seine ablehnende Haltung der Religion gegenüber sind die satirischen Dialoge Der tragische Zeus, Die Götterversammlung oder Über die Opfer, in denen der Glaube an die Vorsehung als unhaltbar kritisiert, das Problem kulturfremder Gottheiten erörtert und die Sinnlosigkeit des Opferkults dargestellt wird. Mit beißendem Spott überzieht Lukian in der Philosophenversteigerung schließlich auch die Philosophie, die seinem Urteil nach bei den meisten ihrer Vertreter zum leeren Geschwätz verkommt. Auch die Eitelkeiten, Gelüste, Anmaßungen, Grausamkeiten etc. des Menschenlebens werden der satirischen Betrachtung unterzogen, etwa in den Totengesprächen, den Wahren Geschichten oder in Charon oder die Weltbeschauer. Im 18. Jh. gelangt Lukians Werk, nicht zuletzt über die französische Lukian-Rezeption des 17. Jh.s, in Deutschland zu großer Popularität, die schon durch die Übersetzung durch Johann Heinrich Waser (1769–1773) sowie später durch Christoph Martin Wieland ihren Höhepunkt erreicht. So verweist auch J. in seinen Briefen Ueber die Lehre des Spinoza zur Rechtfertigung seines Abdrucks von Goethes damals anstößigem Gedicht Prometheus auf Lukians – damals für atheistisch angesehene – Schriften. – Tibull, römischer Dichter (geboren um 50, gestorben nach 19 v. Chr.). Seine Gedichte zählen zur Gattung der sogenannten Subjektiven Liebeselegie, die sich vom Epos und Drama dadurch unterscheidet, daß sie unmittelbar aus dem eigenen Erleben heraus verfaßt ist. Zusammen mit Gallus und Properz ist er Vorbild für die Liebesdichtung Ovids, dessen Gedichtsammlung Amores einen Nachruf auf Tibull enthält. – Anakreon, frühgriechischer Lyriker (2. Hälfte des 6. Jh.s v. Chr.). Geboren in Teos in Kleinasien, muß Anakreon 545 vor den persischen Eroberern aus seiner Heimat fliehen. Er geht nach Abdera in Thrakien, wo er einige Jahre lebt, bis ihn der von 538 an regierende Polykrates von Samos an seinen Hof holt. In der üppigen und kultivierten Atmosphäre des Adels erhält Anakreons Lyrik die Ausprägung, die in der Nach-
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welt das Bild vom leichtlebigen, Wein und Liebe besingenden Dichter prägen wird. Nach dem Tod des Polykrates im Jahr 522 holt ihn Hipparch, der Sohn des Peisistratos, nach Athen, wo Anakreon eine neue Heimat findet und seinen höfisch großzügigen Lebensstil fortsetzen kann. Als Hipparch 514 ermordet wird, muß er auch Athen wieder verlassen. Über seinen späteren Aufenthaltsort und die weiteren Lebensumstände kann nichts Gesichertes mehr gesagt werden. Von Anakreons Werk sind nur rund 150 Fragmente erhalten, die jedoch zeigen, daß seine Dichtung tiefgründiger, unter der beschwingten Oberfläche auch trauriger und melancholischer ist, als das Bild, das von ihm gemeinhin gezeichnet wird und das eher seine Nachahmer charakterisiert, vermuten läßt. – Quintus Horatius Flaccus, römischer Dichter (65–8 v. Chr.). Geboren wurde er in Venusia (heute: Venosa); später ging sein Vater, ein Freigelassener, nach Rom, um seinem Sohn eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Auf den Elementarunterricht in Grammatik und Rhetorik folgen philosophische Studien in Athen. Als dort im Jahr 44 der Caesar-Mörder Brutus auftaucht, um den Widerstand gegen Antonius zu organisieren, geraten viele sich zu Studienzwecken in Athen aufhaltende junge Römer in seinen Einflußbereich, unter ihnen auch Horaz. Nach Brutus’ Niederlage in der Schlacht bei Philippi kehrt Horaz mittellos nach Rom zurück, wo ihn seine ärmlichen Verhältnisse zur Dichtung treiben: Zwischen 42 und 31 entstehen die sogenannten Epoden, Gedichte in verschiedenen Metren, die eine Orientierung an den frühgriechischen Lyrikern Archilochos und Hipponax zeigen. Durch sie wird Vergil auf Horaz aufmerksam und macht ihn mit Maecenas bekannt, der zu seinem Gönner und Freund wird. Gleichzeitig beginnt er seine Arbeit an den Satiren oder, wie er selbst sie nennt, den Sermones, die in zwei Büchern in den Jahren 35 und 30 erscheinen und zehn bzw. acht in Hexametern verfaßte Gedichte enthalten, deren Vorbild der römische Satirendichter Lucilius ist. In den Satiren werden hauptsächlich Fragen der rechten Lebensführung erörtert. Seit etwa 33 entstehen die Bücher 1–3, 17 das vierte Buch der Carmina bzw. Oden, die zum Besten auf dem Gebiet der römischen Lyrik gezählt werden. Die Epistulae, ebenfalls in zwei Büchern, werden 20 und um 13 veröffentlicht. In ihnen geht es, wie schon in den Satiren, um philosophische und um Fragen der Lebensführung. BETRACHTUNG ÜBER DIE VON HERRN HERDER IN SEINER ABHANDLUNG VOM URSPRUNG DER SPRACHE VORGELEGTE GENETISCHE ERKLÄRUNG DER THIERISCHEN KUNSTFERTIGKEITEN UND KUNSTTRIEBE 13,1–2 s e i n e r A b h a n d l u n g … Sprache] Johann Gottfried Herder: Abhandlung über den Ursprung der Sprache, welche den von der Königl. Academie der Wissenschaften für das Jahr 1770 gesezten Preis erhalten hat. Berlin 1772 (KJB 787). Vgl. Johann Gottfried Herder: Sämtliche Werke. Hg. von Bernhard Suphan. Bd V. Berlin 1891, 1–147. 13,13–20 »Da die Menschen … machte.«] Ib. 30 (Suphan, 21 f.). 13,21–24 »So wie … können.«] Ib. 31 (Suphan, 22). 13,25–28 Zu diesem Ende … nicht habe.] Ib. 31 (Suphan, 22): Daß
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d e r M e n s c h d e n T h i e r e n a n S t är k e u n d S i c h e r h e i t d e s Instinkts weit nachstehe, ja daß er das, was wir bei so vielen Thiergattungen angebohrne Kunstfähigkeiten und Kunstt r i e b e n e n n e n , g a r n i c h t h a b e , ist gesichert; (hierauf folgt das Zitat 13,21–24). 14,1–5 »Jedes Thier, … Kunstwerk.«] Ib. 32 (Suphan, 22). 14,9–17 »Wenn unendlich … Stufen.«] Ib. 33 f. (Suphan, 23 f.). 14,31–34 wenn Vorstellungskräfte, … hervorbringen!] Ib. 34 (Suphan, 23 f.): Wenn Vorstellungskräfte in einen kleinen Kreis eingeschlossen, und mit einer analogen Sinnlichkeit begabt sind, was müssen sie würken! 15,5–8 es bedient … hat.] Dieser Hinweis konnte nicht belegt werden. 17,35–36 perturbationem criticam] Zur damaligen Sichtweise siehe Encyclopädisches Wörterbuch der medicinischen Wissenschaften. Hg. von den Professoren der medicinischen Facultät zu Berlin: D. W. H. Busch, C. F. v. Gräfe, W. Hufeland, H. F. Link, K. A. Rudolphi. Bd 8. Berlin 1832, 645–676: Artikel Crisis. 651: Die alten Aerzte gaben jeder Krankheit drei Stadien und nannten diese das Stadium cruditatis, den Zeitraum der Rohheit, das Stadium coctionis, den Zeitraum der Kochung und das Stadium criseos, den Zeitraum der Crise oder der Entscheidung. – 673: Crisen können an allen Tagen erfolgen; aber die günstigen und einflußreichen geschehen in der Regel an sogenannten ungleichen Tagen, vorzüglich am 7ten und dem diesen entsprechenden 14ten Tage der Krankheit. Weniger gewöhnlich erfolgen sie am 3ten, 5ten, 9ten und 11ten Tage, wiewohl auch diese Tage zu günstigen Crisen geeignet sind. Entscheidet sich die Krankheit nicht bis zum 14ten Tage, so ist dann nach Hippokrates sehr gegründeter Lehre auf den 21sten, 27sten, 34sten, 40sten, 66sten und 100sten Tag zu hoffen. Crisen, die noch später erfolgen, berechnete Hipp o k r a t e s nun nicht mehr nach Tagen, sondern nach Monaten und selbst nach Jahren. 17,36 Metastases materiæ morbosæ] Ib. Bd 23.270–276: Artikel Metastasis. S. insbesondere 270 f: Hier wird zunächst der auf Hippokrates zurückgehende humoralpathologische Hintergrund der Lehre von der Metastasis beschrieben; die neuere Pathologie könne hierbei zwar nicht stehenbleiben, aber auch nicht leugnen, daß bei den Metastasen die Beschaffenheit der Bildungsflüssigkeiten eine so wichtige Rolle zu spielen scheint, daß diese Lehre eine der wichtigsten Stüzen der humoralpathologischen Ansichten bildet. / Die Metastase in dem allgemein angenommenen Wortsinne besteht entweder in der Verwandlung einer allgemeinen in eine örtliche Krankheit, oder in der Umsetzung der örtlichen Krankheit in eine andere. […] In Bezug auf die Materia morbifica, die Kochung und Ausscheidung, läßt sich von den Metastasen dasselbe sagen, was von den Krisen überhaupt gilt, die materielle Erscheinung, das Stofflich-Ausgeschiedene steht allerdings in einer nicht abzuläugnenden Beziehung zur Krankheit, es kann aber eben sowohl das Ursächliche, als das Produkt des krankhaften Prozesses sein, dessen Entfernung wir bemerken.
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18,10–29 »Es … komme…] Allgemeine Betrachtungen über die Triebe der Thiere, hauptsächlich über ihre Kunst-Triebe: zum Erkenntniß des Zusammenhangs der Welt, des Schöpfers und unser selbst, vorgestellt von Hermann Samuel Reimarus, Professor in Hamburg. Hamburg 1760. Kap. 10: Wahrscheinliche Beschaffenheit der thierischen KunstTriebe. – 300–304: § 129, Zitat S. 301 f. 18,29–37 Es erhellet … werden.«] Ib. 304. 18,38 ferner §§ 128.132.] Ib. – § 128 (S. 295–300) führt Beispiele für die Vorzüge des mechanischen Körperbaus der Tiere an, die von Natur aus über Werkzeuge zur Verteidigung, Körperbeherrschung, Nahrungsaufnahme und Sicherung ihrer Jungen verfügen, die der Mensch sich erst erschaffen muß. In § 132 (S. 323–327) werden Betrachtungen über den Zusammenhang der Körperwerkzeuge und des Sinnenapparats mit den inneren Empfindungen der Tiere angestellt. 19,18–19 von unserm Reimaro gemuthmaßet] Ib. § 95. 171 f.: Man bemerkt bey einigen Thieren einen Trieb zu einen bestimmten Gebrauch ihrer Werkzeuge, noch ehe die Werkzeuge wirklich da sind. Folglich lernen sie den Gebrauch ihrer Werkzeuge nicht dadurch, daß sie dieselben wirklich haben, sondern ihr voreiliges Bemühen zu deren Gebrauche zeiget, daß sie den Gebrauch schon vor ihrem Daseyn von Natur kennen. Die jungen Kälber, Widder und Böcke wollen nämlich schon mit den Hörnern stoßen, ehe sie hervorgewachsen sind: der junge Eber will von der Seite um sich hauen, ehe ihm diese Zähne herausgeschossen sind […]. Hier lernen wir daraus besonders die Kunst-Triebe der Thiere auch so ferne kennen, daß sie nicht bloß mechanisch sind […] | […] sondern, daß sie ein Bemühen der Seele voraussetzen, welches mit dem abgezielten Gebrauch der körperlichen Werkzeuge übereinstimmet, und durch eine innere Empfindung seiner Natur thätig wird. – § 127 (293–295). 293 f.: Alles aber, was wir in ihnen [sc. den Tieren], der Erfahrung gemäß, von Natur-Gaben antreffen, besteht in einem empfindlichen Leben, das durch einen organischen Leib, vermittelst eines mit der Art des Lebens harmonirenden Mechanismi, unter halten wird: eine Seele […] auch innerlich eine Empfindung von ihrer und ihres Körpers Natur und Kräften […]. 20,6–26 Reaumür, … hinaus.] Die engste Übereinstimmung dieser Textpartie mit den von J. genannten Autoren findet sich in dem physikotheologisch inspirierten Werk Der monatlich-herausgegebenen Insecten-Belustigung Erster Theil, in welchem die in sechs Classen eingetheilte Papilionen […] vorgestellet werden von August Johann Rösel, Miniatur-Mahlern. […] Nürnberg 1746. Siehe darin Der monatlich-herauskommenden Insecten-Belustigungen sechste Sammlung, worinnen die Nacht-Papilions der vierten und letzten Classe, […] beschrieben und […] abgebildet von August Johann Rösel, Miniatur-Mahlern. Nürnberg. – 37: N. XIV. Der grünlicht-graue / dunckel- und hell-gestreiffte Blat-Wickler, auf der grossen Brenn Nessel, nebst seiner Verwandlung zum Papilion. – 38: Hat sie [sc. die Raupe] hingegen ihre halbe Grösse erreichet, so naget sie von einem Blat ein etwas grosses Stuck ab, und hefftet solches auf eben demselbigen,
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zuweilen aber auch auf einem andern so geschickt an, daß sie ganz geraumig darunter wohnen, zugleich aber auch von dem frischen Uberrest des Blates ihre Speise nehmen kan. Dieses angehefftete Blat wird nachgehends, indem es vertrocknet, schwarz oder braun, […] hinten und vornen aber stehet es offen, damit sich die Raupe im Fall der Noth heraus begeben und der Nachstellung entwischen könne: in welchem Fall sie sich allezeit an einem Faden herab auf den Boden lässet. – 39: Wann sie nicht gar vierzehen Tage gelegen, so verändert sich ihre Farbe in etwas, und da siehet man durch die Flügel-Scheiden verschiedene schwarze Flecken durchschimmern […]; hieraus aber ist ganz wahrscheinlich zu schlüssen, daß nunmehr der Papilion bald durchbrechen werde. – Zum Blatwickler vgl. Friedrich Christian Lesser: Insecto-theologia, Oder: Vernunfft- und Schrifftmäßiger Versuch, Wie ein Mensch durch aufmercksame Betrachtung derer sonst wenig geachteten Insecten Zu lebendiger Erkänntniß und Bewunderung der Allmacht, Weißheit, der Güte und Gerechtigkeit des grossen GOttes gelangen könne. Franckfurt/Leipzig 1738, 116–118 (§§ 88, 91), 174 f. (§ 120). – Mit der Nennung der Namen Reaumür und Bonnet verweist J. auf [René-Antoine Ferchauld] de Reaumur: Mémoires pour servir à l’histoire des insectes. 3 Bde. Amsterdam 1737–1738 (KJB 3543) und auf Charles Bonnet: Traité d’Insectologie; ou observations sur quelques especes de vers d’eau douce, qui coupés par morceaux, deviennent autant d’animaux complets. 2 Bde. Paris 1745. 22,31–32 Hr. Reimarus … anzuführen.] S. Reimarus: Allgemeine Betrachtungen über die Triebe der Thiere, § 83 (S. 140 f.): Ich muß gewiß lacheln, wenn ich bey Herrn Büffon (III. Th. II. B. p. 37) lese, daß die Biber sich nicht aus einer natürlichen Nohtwendigkeit zusammen hielten und zusammen arbeiteten, sondern aus Wahl, wenn sie sich zu|sammenschickten, und in unbewohnten Ländern alle Freyheit hätten, Wohnungen anzulegen. Aber in Ländern, wo die Menschen sich ausgebreitet hätten, da fünde, vor Schrecken, keine Gesellschaft mehr statt, da würde alle Kunst erstickt, da gedächten sie nicht mehr ans Bauen, da verlangten sie nichts weiter als zu leben und sich zu verbergen. Wenn also die Menschen fortführen die Erde zu besetzen, so würde man in einigen Jahrhunderten die Geschichte der itzigen Biber für eine Erdichtung halten. Ich fürchte aber, daß solche Beschreibung der Natur der Biber, und anderer Thiere, schon von diesem Jahrhunderte an eine Erdichtung seyn und bleiben wird, wenn die Biber noch immer wirklich fortfahren werden, allenthalben gesellschaftlich zu leben und zu bauen, wie sie von allen Jahrhunderten her gethan haben. Denn dieses ist in den Bedürfnissen ihrer Lebens-Art von Natur gegründet. Vertreiben kann sie der Mensch zwar hie und da; aber man findet sie doch in Deutschland und andern bevölkerten Ländern, und wo sie sind, da sind sie nicht einsam und ohne Bau, wie Hr. Büffon dichtet. 23,17–24 Eines … werden.] Dieser Bericht über den Beutefang des Weißköpfigen Adlers wird durch die damals führenden ornithologischen Werke nicht bestätigt. Erwähnt werden der Weißköpfige Adler und der Ossifraga etwa in
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Herrn von Buffons Naturgeschichte der Vögel. Aus dem Französischen übersetzt, mit Anmerkungen, Zusätzen, und vielen Kupfern vermehrt, durch Friedrich Heinrich Wilhelm Martini […]. Bd 1. Berlin 1772, 125 f.: Die Gattung des Fischadlers scheint mir wieder aus drey Spielgattungen, als 1) dem großen, 2) dem kleinen und 3) dem weißköpfigen Fischadler (Fußnote: Der weißköpfige Adler, mit halb weißem Schwanz … Der weißköpfige Adler mit glattem Kopf …), zu bestehen. – Auch Jakob Theodor Klein: Verbesserte und vollständigere Historie der Vögel. Danzig 1760, berichtet nichts über den Beutefang des Weißköpfigen Adlers. Auch ein weiterer Bericht bestätigt J.s Angaben nicht: Die Naturgeschichte der Thiere in sistematischer Ordnung. Bd 2: Die Vögelgeschichte. entworfen durch Johann Samuel Hallen [!]. Berlin 1760, 178 f.: Der weisköpfige Adler. Mit glattem Kopfe; Schwanz ganz kurz. Schnabel ohne Haken. / […] Dieser Adler verläst sich eben so wohl auf seine Kräfte, er fällt, Lämmer, Ferkel, Hirschkälber an. Er horstet an den | Seen, auf allen [richtig: alten?] verdorrten Fichten oder Cipressenbäumen; und dergleichen Baum besucht er alle Jahre wieder. Er leidet keine Fischhabichte und Reiher neben seinem Neste. – Mit Blick auf den Schwarzen Adler schreibt Halle ib. 180: Er […] verschlingt die Fische, so daß er den Kopf derselben zuerst in den Rachen bringt. 23,19 Ossifraga] Krünitz: Oekonomische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- u. Landwirthschaft, in alphabetischer Ordnung; von D. Johann Georg Krünitz. Berlin 1773–1858. T. 4. 1774, 156: Bein-Brecher, L. Ossifraga, Ossifragus, Aquila barbata, Fr. Orfraye, ist ein Geschlecht der Adler, viel größer als ein gemeiner Adler. Er führet diesen Nahmen daher, weil er aller Thiere Beine bricht, die er mit seinem Schnabel und Greifen gefangen hat. – S. auch Herrn von Buffons Naturgeschichte der Vögel, Bd 1. Berlin 1772, 143–156: Der Beinbrecher. – Johann Samuel Halle: Die Vögelgeschichte, 181: Der Meeradler. Unter dieser Überschrift ist auch der Ossifraga oder Beinbrecher aufgeführt. Zum Beutefang s. 182: Er stösset auf Wasservögel, Muscheln und Fische; er zertheilt, wenn er mit Ungestüm herabstürzt, die Fluhten mit der Brust, und es glückt ihm allemal, den Raub, wenn sich dieser gleich untertauchen will, in den Klauen davon zu tragen. Zuweilen ziehen ihn auch die schweren Fische, in deren Schuppen sich die Klauen einmal verwikkelt haben, mit sich in das Wasser zurück. 24,13–15 »daß es … Vernunft wird.«] Herder: Abhandlung über den Ursprung der Sprache, 43 (Suphan, 28 f.).
Art militaire des Chinois · Rezension
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REZENSION ZU ART MILITAIRE DE CHINOIS 29,1–6 Art militaire … in 4to.] Der Titel des rezensierten Werkes lautet vollständig: Art militaire des Chinois, ou recueil d’anciens traités sur la guerre, composés avant l’ere chrétienne, par différents généraux chinois. Ouvrages sur lesquels les aspirants aux grades militaires sont obligés de subir des examens. On y a joint dix préceptes adressés aux troupes par l’empereur Yong-Tcheng, pere de l’empereur régnant. Et des planches gravées pour l’intelligence des exercises, des evolutions, des habillements, des armes & des instruments militaires des Chinois. Traduit en François, par le P. Amiot, Missionaire à Pe-king, revu & publié par M. Desguignes. Paris 1772. 29,7–8 welches … Muckden] Siehe Anm. zu 75,3–4. 29,9–10 Die drey … Se-ma-fa] Art militaire des Chinois, 45–159: Les treize articles sur l’art militaire, Ouvrage composé en Chinois par Sun-Tse, Général d’Armée dans le Royaume de Ou, & mis en Tartare-Mantchou par ordre de l’Empereur Kang-Hi, l’année 27e du cycle de 60, c’est-à-dire, l’année 1710. – Ib. 161–224: Les six articles sur l’art militaire. – Ib. 225–302: Les cinq articles du Se-Ma-Fa, ou principes de Se-Ma sur l’art militaire. 29,12–15 Der vierte … Verfasser haben.] Ib. IX (Avis): Le septieme & dernier [in der Schriftensammlung Vou-king, s. Anm. zu 29,29–33] est intitulé Lou-tao, & il est attribué à Liu-vang, le même que Tai-kong, qui vivoit 1122 ans avant J. C. au commencement de la Dynastie des Tcheou. Cet Ouvrage est partagé en soixante petits articles; le P. Amiot en a traduit seulement le vingt-unieme, qui traite de l’établissement du Général, & les vingt-quatrieme & vingt-cinquieme, qui tous les deux ont pour objet la maniere de se communiquer les secrets. Ils sont réunis tous les deux dans l’article II de l’extrait du Lou-tao [s. ib. 307: Extrait du livre intitulé Lou-Tao, sur l’art militaire. – Ib. 312–315: II. / De la maniere dont le Souverain & le Général se communiquoient leurs secrets.]. 29,15–16 Der fünfte … selbst.] Ib. 317–397: Instruction sur l’exercice militaire. 29,17–21 eine Schrift … worden.] Ib. 13–44: Les dix preceptes adressés aux gens de guerre, par Yong-Tcheng, Troisieme Empereur de la Dynastie régnante. – Ib. 13 (Preface de l’Empereur.): Kang-hi, mon Pere, a régné plus de soixante ans [Fußnote: Kang-hi n’a régné dans la réalité que 60 ans; mais on compte toute l’année dans laquelle il mourut, comme étant de son regne.]. – Ib. 11 (Discours preliminaire): […] la traduction d’un petit livre qu’Yong-tcheng, fils de Kang-hi & pere de l’Empereur régnant, a composé autrefois pour l’instruction des troupes, comme membres de la société civile. 29,25–26 Anekdoten … Ou-tse] Zu den Anekdoten aus dem Leben des Generals Sun-tse s. ib. 47–56 (Préface), zu denen des Ou-tse s. ib. 163–169 (Préface).
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29,26 (wovon … lebte)] Ib. 47: Sun-tse, disent-ils, né sujet du Roi de Tsi [Fußnote: Le Royaume de Tsi étoit dans le Chan-tong.], […]. – Ib. 48: Persuadé que le personnage de spectateur n’étoit pas fait pour lui, il [sc. Sun-tse] alla se présenter au Roi de Ou pour obtenir de l’emploi dans ses armées. [Zum Royaume de Ou heißt es in einer Fußnote ib. 47]: Le Royaume de Ou étoit dans le Tche-kiang. Il s’étendoit dans le Kiang-si, & dans le Kiang-nan, & occupoit une partie de chacune de ces Provinces. – Ib. 163: Ou-tse ayant mis des habits de Lettré [Fußnote], alla se présenter à Ouen-heou, Roi d’Ouei [Fußnote: Ouen-heou, Roi d’Ouei, étoit de la Famille Impériale de Tcheou: on l’appelle aussi Ouen-kong. Il gouvernoit son Royaume ou sa Principauté d’Ouei dans le temps qu’Ouei lié-ouang étoit sur le Trône Impérial, c’est-à-dire, vers l’an 425 avant J. C. qu’on compte pour la premiere année de Ouei-lié-ouang.], dans le dessein de lui offrir quelques Mémoires qu’il avoit composés sur l’Art Militaire. 29,29–33 Das Werk … ablegen.] Ib. VII (Avis): Voilà ce que j’ai rassemblé, de quelques notes qui étoient éparses dans l’Ouvrage du P. Amiot. Qu’il me soit permis d’y ajouter quelques observations sur les Ouvrages qu’il a traduit. Tous sont en Chinois à la Bibliotheque du Roi, dans un recueil qui est intitulé Vou-king, c’est-à-dire, Livres classiques des Militaires. Le premier est Sun-tse: son vrai titre est Sun-tse-ping-fa, c’est-à-dire, Regles de l’Art Militaire par Sun-tse ou Sun-vou. / Cet ouvrage étoit en quatre-vingt-deux Chapitres; il n’en reste que treize. – Ib. 4 (Discours du traducteur): Le premier des Ouvrages que je leur présente, est le plus estimé de tous: il a été composé par Sun-tse, un des plus vaillants & des plus habiles Généraux que la Chine ait eus. Les Chinois font si grand cas de cet Ouvrage, qu’ils le regardent comme un chef-d’œuvre en ce genre, comme un vrai modele, & comme un précis de tout ce qu’on peut dire sur l’art des Guerriers. Leurs Docteurs d’armes (car la Milice a ici ses Docteurs comme les Lettres), leurs Docteurs d’armes, dis-je, ne sont parvenus au grade qui les distingue, que parcequ’ils ont su l’expliquer, ou en commenter simplement quelques articles, dans l’examen qu’on leur a fait subir avant que de les admettre. 29,34–35 Die grosse … gesetzt,] Ib. 2 ff.: Cependant cette même Nation [sc. les Chinois], depuis près de quatre mille ans qu’e le subsiste dans l’état à-peu-près où on la voit aujourd’hui, a toujours, ou presque toujours, triomphé de ses ennemis; […] Un Ou-ouang [Fußnote: Ou-ouang est le Fondateur de la Dynastie des Tcheou: il monta sur le Trône l’an 1122 avant J. C.], | un Kao-ti [Fußnote: Kao-ti, autrement dit Kao-tsou, est le Fondateur de la Dynastie des Han: il monta sur le Trône l’an 206 avant J. C.], un Han-sin, un Tan-tao-tsi [Fußnote: Han-sin & Tan-tao-tsi sont deux fameux Généraux, dont les Chinois parlent encore aujourd hui avec admiration: ils leur joignent Keng-kan, Ou-han & Lai hi.], un Ouen-ti [Fußnote: Ouen-ti, troisieme Empereur de la Dynastie des Soung, & Ouen-ti, quatrieme Empereur des Han, sont fameux par leurs exploits militaires. Ouen-ti des Han régnoit l’an 179 avant J. C. & Ouen-ti des Soung monta sur le Trône l’an 424 après J. C.], un Ou-ti [Fußnote: Ou-ti étoit le sixieme
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Empereur des Han Occidentaux; il vivoit 140 ans avant J. C. Il y a eu un autre Ou-ti, treizieme Empereur de la Dynastie des Tsin, ou, pour mieux dire, neuvieme Empereur des Tsin Occidentaux, lequel s’est rendu recommandable par ses qualités guerrieres: il régnoit l’an 373 après J. C.], un Taitsou [Fußnote: Tai-tsou est le Fondateur de la Dynastie des Ming. Il monta sur le Trône l’an de J. C. 1368: il est connu sous le nom de Houng-ou, qui est celui de son regne.], un Che-tsou [Fußnote: Che-tsou, autrement dit Chun-tche, est le premier de la Dynastie régnante, qui ait porté, de son vivant, le titre d’Empereur de la Chine. Dans la révolution qui arriva l’an 1644, il s’est fait, de la part des Tartares Mantchous, des actions de sagesse, de bravoure & de politique, qu’on seroit tenté de regarder comme fabuleuses, si elles ne s’étoient passées dans un temps si voisin du nôtre: mais il faut tout dire; c’est en suivant les conseils des Chinois que ces Tartares ont fait tout ce que nous admirons. Je pourrai dans la suite donner une histoire un peu détaillée de cette révolution.], & presque tous les Fondateurs de Dynastie, quels Politiques! quels Guerriers! quels Héros! non, les Alexandres & les Césars ne les surpassent point. D’ailleurs, ces grands hommes, ces puissants génies, qui ont | fait de si belles Loix pour le Politique & le Civil, ne peuvent-ils pas en avoir fait d’aussi belles pour ce qui concerne le Militaire? Il ne me convient pas de m’ériger en juge sur cette matiere; c’est à nos Guerriers qu’il appartient de prononcer à cet égard. – Ib. 8: Je consentis sans peine à ce qu’il exigeoit de moi. On apprend à s’exprimer en latin, naturellement & avec délicatesse, en lisant les Commentaires de César: pourquoi n’apprendroit-on pas à bien parler tartare en étudiant dans des Commentaires faits pour former des Césars Mantchous? Telle fut la réflexion que je fis alors. A peu près vers le même temps, j’appris qu’en France on étoit curieux d’avoir des connoissances sur la Milice Chinoise; ce fut pour moi un nouveau motif qui acheva de me déterminer. 30,2–5 »Die vorgeschriebenen … wird.«] Ib. 228: La Doctrine Militaire du grand Se-ma, exposée dans son Ouvrage, disent les Commentateurs, est suffisante pour former d’excellent Guerriers. […] / Se-ma, ajoutent les mêmes Commentateurs, a écrit cinq articles sur l’Art Militaire; ils sont si clairement énoncés & d’une pratique si utile, qu’en les étudiant, on s’instruit de tout ce qu’il y a de plus essentiel, & qu’en suivant ce qu’il indique, on est aisément vainqueur de tous ses ennemis. 30,6–18 Molierens ... démonstration.«] Œuvres de Molière, avec des remarques grammaticales, des avertissemens et des observations sur chaque pièce par M. Bret. Bd V. Paris 1773 (KJB 3334), 579-759: Le Bourgeois Gentilhomme, comédie-ballet. Acte II, Scène III, Zitat S. 612 f. 30,22–23 in Deutschland ... Pistolen] Pistole ist ursprünglich eine spanische Goldmünze; im 18. und 19. Jahrhundert wurde in Deutschland ein Fünftalerstück oder ein Friedrichsd’or als Pistole bezeichnet. 30,24 Hrn. U*s] Diese Anspielung konnte nicht nachgewiesen werden.
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33,7–8 Betrachtung über die Kunsttriebe] S. oben, 13–25. 33,21–22 Camaldulensische Gesinnungen] Die Camaldulenser sind ein Eremitenorden, der zu Beginn des 11. Jahrhunderts von Romuald von Camaldoli gegründet worden ist. 33,23 Tonne des Diogenes] Plutarch: Vitae parallelae Alexandri et Caesaris, 14. – Diogenes Laertius: De vitis, VI,2,43. – Von Plutarchs Vitae parallelae verzeichnet der Katalog zu J.s Bibliothek erst die spätere Teilausgabe: Vitae parallelae Themistoclis et Camilli, Alexandri et Caesaris […]. Berlin 1788 (KJB 3726), von Diogenes Laertius die Ausgabe: Les vies des plus illustres philosophes de l’antiquité, avec leurs dogmes, leurs systèmes, leur morale et leurs sentences les plus remarquables; […]. Auxquelles on a ajouté la vie de l’auteur, celles d’Epictete, de Confucius et leur morale et un abrégé historique de la vie des femmes philosophiques de l’antiquité. 3 Bde. Amsterdam 1758 (KJB 2669). 33,32–33 Pacotille] Dieses Wort hat zu J.s Zeiten als Fremdwort im Deutschen nicht den pejorativen Akzent wie im Französischen der Gegenwart; es bezeichnet damals neutral Reisegepäck. 34,4 Reisebeschreibung] Jacques Henri Bernardin de Saint-Pierre: Voyage à l’Isle de France à l’Isle de Bourbon au Cap de Bonne-Espérance. Amsterdam/Paris 1773 (KJB 2425). 34,4–5 welche … worden ist.] Im Teutschen Merkur des Jahres 1773, Bd 1, St. 3: März, 256, rezensiert D. L. Harpe – vermutlich Jean François de La Harpe – die von J. paraphrasierte Schrift; er urteilt dort: Diese Schrift macht dem Herzen ihres Verfassers Ehre; denn sie verräth überall Liebe zum Menschen, die Begierde etwas zu seiner Glückseligkeit beyzutragen, und den herzlichen Wunsch das Elend jener unglücklichen Nation vermindert zu sehen, welche die Europäer von dem menschlichen Geschlecht abgesondert, und zu den Lastthieren herunter gesetzt haben. Auch dem Geiste des Verfassers macht diese Schrift Ehre; sie ist unterhaltend und mit vieler Lebhaftigkeit geschrieben: zuweilen trift man auch starke Züge an. Eine einzige Stelle aus dem Eingange zu den Betrachtungen über die Sclaverey der Schwarzen mag zum Beweise dienen. »Ich weiß nicht, ob Coffee und Zucker zu Europens Glückseligkeit unentbehrlich sind; aber so viel weiß ich, daß diese Früchte das Unglück zweener Welttheile ausmachen. Man hat Amerika entvölkert, um einen Acker dafür zu gewinnen. Man entvölkert Afrika, um eine Nation zu haben, die diesen Acker baut.« Manchmal ist die Schreibart des Verfassers gesucht. Sein Journal enthält auch viele geringfügige Bemerkungen, und viele Irrthümer über die Entstehung der Pflanzen. 34,7–10 Anatomie … durchlaufen] Voyage à l’Isle de France. In Bd 1 sind zwischen den Seiten 100 und 101 vier doppelseitig beschriebene Leporellos eingefügt. Die Rückseite des ersten und die Vorderseite des zweiten Leporellos (S. 2 und 3) enthalten detaillierte Angaben über die Proportions du vaisseau Le Marquis de Castries, du port de sept cent tonneaux. Die restlichen Seiten (S.
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4–8) verzeichnen Observations nautiques, & table de la route, des vents &c. pendant le voyage. Parti de l’Orient le 3 Mars 1768. Irrtümlicherweise ist für die Monate März, April und Mai dieser Reise die Jahreszahl 1758, erst für Juni und Juli die korrekte Jahreszahl 1768 angegeben. Diesen Beobachtungen liegen folgende Kategorien zugrunde: Jours du mois. Vents qui ont regnés. Chemins estimés. Route corrigée. Variation nord-ouest. Latit. estimée. Latit. observée. Longit. estimée. Die erste Seite enthält ein Avertissement. / Independament de l’utilité des Observations Nautiques de ce Journal, j’ai cru que la forme en pourroit plaire aux Marins. Ils enchevestrent les évenements de leur navigation, avec les calculs de variation, de latitude, &c. ce qui en rend la lecture d’une sécheresse insupportable. L’ordre que j’ai imaginé me paroît plus commode; on a d’un côté tout ce qui peut être utile à la route d’un vaisseau, & de l’autre ce qui intéresse les hommes. 34,10–22 genaue … noch mehr.] Ib. 1.21–100 (Lettre IV: 1.21–93; Lettre V: 1.94–100). Insbesondere die Berechnung der Winde sowie die Beschreibungen der beobachteten Vögel und Fische finden sich auf den Seiten 94– 96, 64–69 und 42–54. 35,4–5 Orient (einer … Bretagne)] Ib. 1.13: L’Orient est une petite ville de Bretagne […]. 35,5 1sten Merz 1768. zu Schiffe,] Ib. 1.23: Journal. / En mars, 1768. / Nous sortîmes le 3 à onze heures & un quart du matin. J.s Datierung der Einschiffung auf den 1. März könnte, sofern ihm nicht ein Lesefehler unterlaufen ist, darauf zurückzuführen sein, daß er zwischen dem Tag der Einschiffung und dem der Abreise unterscheidet. 35,5–7 und langte, … an.] Ib. 1.86: Juillet, 1768. Ib. 1.89: Le 14, en approchant de terre, beaucoup de personnes se trouverent mal. – Ib. 1.90: Nous prîmes un peu du large, en approchant de l’Isle de France, à cause des bas-fonds de la Pointe aux canoniers. Nous entrâmes, à une heure & demie d’après midi, dans le port. Deux heures après, je mis pied à terre, en remerciant Dieu de m’avoir délivré des dangers & de l’ennui d’une si triste navigation. / Nous avons tenu la mer, sans relâcher, quatre mois & douze jours. Suivant mon Journal, nous avons fait environ 3800 lieues marines, ou 4700 lieues communes. Nous avons perdu onze personnes, y comprenant les trois hommes enlevés d’un coup de mer, & un malade qui mourut en débarquant. 35,8–9 Von einem … erlitten,] Ib. 1.74–77: Schilderung des Sturms und seiner Folgen. 35,14–36,19 Von dem weiblichen … zurück kommen.] Ib. 1.184– 187: La plupart des gens mariés vivent sur leurs habitations. Les femmes ne viennent gueres à la ville que pour danser ou faire leurs Pâques. Elles aiment la danse avec passion. Dès qu’il y a un bal, elles arrivent en foule voiturées en palanquin. C’est une espece de litiere enfilée d’un long bambou que quatre Noirs portent sur leurs | épaules: quatre autres les suivent pour les relayer. Autant d’enfans, autant de voitures attelées de huit hommes, y compris les relais. Les maris économes s’opposent à ces voyages qui dérangent les travaux de l’habitation; mais faute de chemins, il ne peut y
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avoir de voitures roulantes […]. / Les femmes ont peu de couleur, elles sont bien faites, & la plupart jolies. Elles ont naturellement de l’esprit: si leur éducation étoit moins négligée, leur société seroit fort agréable: mais j’en ai connu qui ne sçavoient pas lire. Chacune d’elles pouvant réunir à la ville un grand nombre d’hommes, les maitresses des maisons se soucient peu de se voir hors le temps du bal. Lorsqu’elles sont rassemblées, elles ne se parlent point. Chacune d’elles apporte quelque prétention secrette qu’elles tirent de la fortune, des emplois ou de la naissance de leurs maris; d’autres comptent sur leur beauté ou leur jeunesse; une Européenne se croit supérieure à une créole, | & celle-ci regarde souvent l’autre comme une aventuriere. / Quoi qu’en dise la médisance, je les crois plus vertueuses que les hommes qui ne les négligent que trop souvent pour des esclaves Noires. Celles qui ont de la vertu sont d’autant plus louables, qu’elles ne la doivent point à leur éducation. Elles ont à combattre la chaleur du climat, quelquefois l’indifference de leurs maris & souvent l’ardeur & la prodigalité des jeunes marins: si l’hymen donc se plaint de quelques infidélités, la faute en est à nous qui avons porté des mœurs Françoises sous le ciel de l’Afrique. / Au reste elles ont des qualités domestiques très-estimables, elles sont fort sobres, ne boivent presque jamais que de l’eau. Leur propreté est extrême dans leurs habits. Elles sont habillées de mousseline, doublée de taffetas couleur de rose. Elles aiment passionnément leurs enfans. A peine sont-ils nés qu’ils courent tout nuds dans la | maison: jamais de maillot: on les baigne souvent, ils mangent des fruits à discrétion, point d’étude, point de chagrin. En peu de temps ils deviennent forts & robustes. Le temperament s’y développe de bonne heure dans les deux sexes: j’y ai vu marier des filles à onze ans. / Cette éducation qui se rapproche de la nature, leur en laisse toute l’ignorance; mais les vices des Negresses qu’ils sucent avec leur lait & leurs fantaisies qu’ils éxercent avec tyrannie sur les pauvres esclaves, y ajoutent toute la dépravation de la société. Pour remédier à ce mal, les gens aisés font passer de bonne heure leurs enfans en France, d’où ils reviennent souvent avec des vices plus aimables & plus dangereux. 35,19–24 L’isle de France … Besitz.] Ib. 1.101: L’isle de France fut découverte par un Portugais de la Maison de Mascarenhas, qui la nomma l’isle Cerné. Ensuite elle fut possedée par les Hollandois qui lui donnerent le nom de Maurice. Ils l’abandonnerent en 1712, peut-être à cause du Cap de Bonne-Espérance où ils s’établissoient. Les François qui occupoient l’Isle de Bourbon qui n’est qu’à 40 lieues de l’Isle de France, vinrent s’y établir. 35,25–27 Die Stadt, … Festungs-Werke.] Ib. 1.102: La Ville, appellée aussi le Camp, & qui ne ressemble gueres qu’à un bourg, est bâtie au fond du port à l’ouverture d’un vallon qui peut avoir trois quarts de lieue de profondeur sur quatrecents toises de large. 35,27–29 Die Häuser … Pflasters] Ib. 1.103: Quant à la Ville ou Camp, elle est formée de maisons de bois qui n’ont qu’un rez-de-chaussée. Chaque maison est isolée & entourée de palissades. Les rues sont assez bien alignées; mais elles ne sont ni pavées ni plantées d’arbres.
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35,30–35 Der Boden … gar nicht.] Ib. 1.105: A commencer par le Sol, il est presque partout d’une couleur rougeâtre. Il est mêlé de mines de fer qui se trouve souvent à la surface de la terre en forme de grains de la grosseur d’un pois. – Ib. 1.106: Il n’y a point de véritable sable […]. / La terre est couverte par-tout de rochers depuis la grosseur du poing jusqu’à celle d’un tonneau […]. Les montagnes en sont formées par grands bancs dont les couches sont obliques à l’horison, quoique paralleles entre elles. 35,37 Man zählt … Landeigenthümer.] Ib. 1.187: On ne compte gueres que quatre-cents cultivateurs dans l’Isle. 35,37–42 »Ich weiß … Frankreich.«] Ib. 1.315: Une lettre ne suffiroit pas pour détailler ces trois objets, qui sont immenses. A commencer par le premier, je ne connois point de coin de terre qui étende ses besoins si loin. Cette colonie fait venir sa vaisselle de Chine, son linge & ses habits de l’Inde, ses esclaves & ses bestiaux de Madagascar, une partie de ses vivres du Cap de Bonne-Espérance, son argent de Cadix, & son administration de France. 35,42–44 Sie kostet … zu halten.] Ib. 1.317: Ce pays, qui ne produit qu’un peu de caffé, ne doit s’occuper que de ses besoins; & il devroit se pourvoir en France, afin | d’être utile, par sa consommation, à la Métropole à laquelle il ne rendra jamais rien. 36,21–26 Diese Unglücklichen … gute Nacht.«] Ib. 1.192 f.: Le commandeur, armé d’un fouet de poste, leur donne sur le derriere nud, cinquante, cent, & jusqu’à deux-cents coups. Chaque coup enleve une portion de la peau. Ensuite on détache le misérable tout sanglant; on lui met au cou un collier de fer à trois pointes, & on le | ramene au travail. Il y en a qui sont plus d’un mois avant d’être en état de s’affeoir. Les femmes sont punies de la même maniere. / Le soir de retour dans leurs cases, on les fait prier Dieu pour la prospérité de leurs maîtres. Avant de se coucher ils leur souhaitent une bonne nuit. 36,27–28 Die Negern … gebracht.] Ib. 1.189: C’est à Madagascar qu’on va chercher les Noirs destinés à la culture des terres. 36,28–38,4 Sie sind … Einzüge sieht.] Ib. 1.194–196: Le caractere des Negres est naturellement enjoué, mais après quelque temps d’esclavage, ils deviennent mélancoliques. L’amour seul semble encore charmer leurs peines. Ils sont ce qu’ils peuvent pour obtenir une femme. S’ils ont le choix, ils préferent celles qui ont passé la premiere jeunesse: ils disent qu’e l l e s f o n t m i e u x l a s o u p e. Ils lui donnent tout ce qu’ils possedent. Si leur maîtresse demeure chez un autre habitant, ils feront la nuit trois ou quatre lieues dans des chemins impraticables pour l’aller voir. Quand ils aiment, ils ne craignent ni la fatigue ni les châtiments. Quelquefois ils se donnent des ren|dez-vous au milieu de la nuit. Ils dansent à l’abri de quelque rocher, au son lugubre d’une calebasse remplie de pois: mais la vue d’un Blanc ou l’aboiement d’un chien dissipe ces assemblées nocturnes. / Ils ont aussi des chiens avec eux. Il est connu de tout le monde que ces animaux reconnoissent parfaitement dans les ténébres non-seulement les Blancs, mais les chiens même des Blancs. Ils ont pour eux de la crainte & de
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l’aversion: ils heurlent dès qu’ils approchent. Ils n’ont d’indulgence que pour les Noirs & leurs compagnons qu’ils ne décelent jamais. Les chiens des Blancs de leur côté ont adopté les sentiments de leurs maîtres, & au moindre signal ils se jettent avec fureur sur les esclaves. / Enfin lorsque les Noirs ne peuvent plus supporter leur sort, ils si livrent au désespoir. Les uns se pendent ou s’empoisonnent, d’autres su mettent dans une pirogue, & sans voiles, sans vivres, sans boussole, | se hazardent à faire un trajet de deux-cents lieues de mer pour retourner à Madagascar. On en a vu aborder; on les a repris & rendus à leurs maîtres. / Pour l’ordinaire ils se réfugient dans les bois, où on leur donne la chasse avec des détachements de soldats, de Negres & de chiens. Il y a des habitans qui s’en font une partie de plaisir. On les relance comme des bêtes sauvages. Lorsqu’on ne peut les atteindre, on les tire à coup de fusil, on leur coupe la tête, on la porte en triomphe à la ville au bout d’un bâton. Voilà ce que je vois presque toutes les semaines. 36,29–36 Diese Nation … Fleisse.] Ib. 1.190: Cette nation n’a ni le nez si écrâsé, ni la teinte si noire que celle des Negres de Guinée. Il y en a même qui ne sont que bruns; quelques-uns, comme les Balambous, ont les cheveux longs. J’en ai vu de blonds & de roux. Ils sont adroits, intelligents, sensibles à l’honneur & à la reconnoissance: la plus grande insulte qu’on puisse faire à un Noir, est d’injurier sa famille: ils sont peu sensibles aux injures personnelles. Ils font dans leurs pays quantité de petits ouvrages avec beaucop d’industrie. 36,36–37 Sie sind … Gesänge.] Ib. 1.191: Ils aiment passionnément la danse & la musique […]. Ils entirent une sorte d’harmonie douce dont ils accompagnent les chansons qu’ils composent. L’amour en est toujours le sujet […]. – Vgl. Anm. zu 35,14–36,19. 36,38–37,37 Die Gastfreyheit … ihnen.] Ib. 1.191: Ils sont très-hospitaliers. Un Noir qui voyage entre, sans être connu, dans la premiere cabanne; ceux qu’il y trouve partagent leurs vivres avec lui: on ne lui demande ni d’où il vient, ni où il va; c’est leur usage. 37,38–40 Einige Negers … zu machen.] Ib. 1.192: Quelquefois ils se désespèrent; ils s’imaginent que les blancs les vont manger; qu’ils font du vin rouge avec leur sang, & de la poudre à canon avec leurs os. 38,5–21 Die flüchtigen Negern … Geburt umbringen.] Ib. 1.289 f.: On parla des Noirs marons; car ils avoient aussi rencontré le détachement où étoit cette malheureuse, qui portoit peut-être la tête de son amant! M. Étienne nous dit qu’il y avoit des troupes de deux & trois cents Noirs fugitifs aux environs de Belle-ombre, qu’ils élisoient un chef auquel ils obéïssoient sous peine de la vie. Il leur est défendu de rien prendre dans les habitations du voisinage, d’aller le long des rivieres fréquentées chercher du poisson ou des souges. La nuit ils descendent à la mer pour pêcher: le jour ils forcent des cerfs dans l’intérieur des bois avec des chiens bien dressés. Quand il n’y a qu’une femme dans la troupe, elle est | pour le chef: s’il y en a plusieurs, elles sont communes. Ils tuent, dit-on, les enfans qui en naissent, afin que leurs cris ne les dénoncent pas. Ils s’occupent tous les matins
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à jetter les sorts pour présager la destinée du jour. Das von J. erwähnte Vorgebirge Brabant als Sammelplatz der flüchtigen Neger läßt sich in diesem Kontext nicht nachweisen. Saint-Pierre erwähnt allerdings an anderer Stelle den morne Brabant; s. Anm. zu 40,6 – 41,34. 38,22–27 Man bemüht … Hölle machen.] Ib. 1.197: Ce n’est pas que la religion ne cherche à les consoler. De temps en temps on en baptise. On leur dit qu’ils sont devenus freres des Blancs, & qu’ils iront en paradis. Mais ils ne sçauroient croire que les Européens puissent jamais les mener au ciel; ils disent qu’ils sont sur la terre la cause de tous leurs maux. 38,28–40 »Meine Feder … Erbarmung!] Ib. 1.198 f.: Ma plume se lasse d’écrire ces horreurs; | mes yeux sont fatigués de les voir, & mes oreilles de les entendre. Que vous êtes heureux! quand les maux de la Ville vous blessent, vous fuyez à la campagne. Vous y voyez de belles plaines, des collines, des hameaux, des moissons, des vendanges, un peuple qui danse & qui chante; l’image au moins du bonheur! Ici, je vois de pauvres Negresses courbées sur leurs bêches avec leurs enfans nuds collés sur le dos, des Noirs qui passent en tremblant devant moi; quelquefois j’entends au loin le son de leur tambour, mais plus souvent celui des fouets qui éclatent en l’air comme des coups de pistolet, & des cris qui vont au cœur…. Grace, Monsieur!…. miséricorde! 39,1–14 Man redet … gefärbt!«] Ib. 1.204: Ils parlent de la SaintBarthelemi, du Massacre des Mexicains par les Espagnols, comme si ce crime n’étoit pas celui de nos jours, & auquel la moitié de l’Europe prend part.Y a-t-il donc plus de mal à tuer tout d’un coup des gens qui n’ont pas nos opinions, qu’à faire le tourment d’une nation à qui nous devons nos délices? Ces belles couleurs de rose & de feu dont s’habillent nos Dames, le coton dont elles ouattent leurs jupes, le sucre, le caffé, le chocolat de leur déjeûner, le rouge dont elles relevent leur blancheur, la main des malheureux Noirs a préparé tout cela pour elles. Femmes sensibles, vous pleurez aux Tragédies, & ce qui sert à vos plaisirs est mouillé des pleurs, & teint du sang des hommes! 39,15–17 Unser Verfasser … nützlichen Esel.] Ib. 1.247 f.: Les mulets y sont rares, les ânes y sont petits, & il y en a peu. L’âne | seroit peutêtre l’animal le plus utile du pays, parce qu’il soulageroit le Noir dans ses travaux. On fait tout porter sur la tête des esclaves, qui en sont accablés. 39,17–20 »Ein Esel … glücklicher.«] Diese Aussage konnte nicht nachgewiesen werden. 39,24–35 »Die Zimmerleute … Wirthin ist.«] Ib. 1.201 f.: Il est, diton, de notre intérêt de cultiver des denrées qui nous sont devenues nécessaires plutôt que de les acheter de nos voisins. Mais puisque les charpentiers, les couvreurs, les maçons & les autres ouvriers Européens travaillent ici en plein soleil, pourquoi n’y a-t-on pas des laboureurs blancs! Mais que deviendroient les propriétaires actuels? Ils deviendroient plus riches. Un habitant seroit à son aise avec vingt fermiers, il est pauvre avec vingt esclaves. On en compte ici vingt mille qu’on est | obligé de renouveller tous les ans d’un dixhuitieme. Ainsi la Colonie abandonnée à elle-même, se
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détruiroit au bout de dixhuit ans; tant il est vrai qu’il n’y a point de population sans liberté & propriété, & que l’injustice est une mauvaise ménagere. 39,36–38 Unser Officier … Insul an.] Ib. 1.266: Lettre XVII. / Voyage, à pied, autour de l’Isle. – Ib. 1.268: Nous partîmes de bon matin le 26 Août 1769; […]. 39,38 Den vierten Tag] Die folgenden Ereignisse finden sich ib. 1.274 unter den Aufzeichnungen Le 31.; dies wäre der sechste und nicht der vierte Tag. 39,38–40,4 öde … der Gegend] Ib. 1.277: J’allois faire plus de vingt lieues dans une partie déserte de l’Isle, où il n’y a que deux habitans. C’estlà où se refugient les Noirs marons. Je défendis à mes gens de s’écarter: mon chien même qui me devançoit toujours, ne me précédoit plus que de quelques pas; à la moindre alerte il dressoit les oreilles & s’arrêtoit: il sentoit qu’il n’y avoit plus d’hommes. 40,6–41,34 Als die Nacht … Glück fühlte.«] Ib. 1.278–283: Comme la nuit s’approchoit, je ne voulus point faire le tour du morne; mais je le coupai dans le bois, par l’isthme qui le joint aux autres montagnes. Cet isthme n’est qu’une médiocre colline. Etant sur cette hauteur je rencontrai un Noir appartenant à M. le Normand, habitant chez lequel j’allois descendre & dont la maison étoit à un quart de lieue. Cet homme nous devança pendant que je m’arrêtois avec plaisir à | considérer le spectacle des deux mers. […] Comme je descendois ce monticule, un Noir vint audevant de moi avec une caraffe pleine d’eau fraîche, & m’annonça que l’on m’attendoit à la maison. J’y arrivai. C’étoit une longue case de pallissades, couverte de feuilles de lataniers. Toute l’habitation consistoit en huit Noirs, & la famille en neuf personnes: le maître & la maitresse, cinq enfans, une jeune parente, & un ami. Le mari étoit absent: voilà ce que j’appris avant d’entrer. / Je ne vis dans toute la maison, qu’une seule piece; au milieu, la cuisine; à une extrémité, les magasins & les logemens des domestiques; à l’autre bout, le lit conjugal, couvert d’une toile sur laquelle une poule couvoit ses œufs; sous le lit, des canards; des pigeons sous la feuillée, & trois gros chiens à la porte. Aux parois étoient accrochés tous les meubles qui | servent au ménage ou au travail des champs. Je fus véritablement surpris de trouver dans ce mauvais logement une Dame très-jolie. Elle étoit Françoise, née d’une famille honête, ainsi que son mari. Ils étoient venus il y avoit plusieurs années, chercher fortune: ils avoient quitté leurs parents, leurs amis, leurs patrie, pour passer leurs jours dans un lieu sauvage, où l’on ne voyoit que la mer, & les escarpemens affreux du morne Brabant: mais l’air de contentement & de bonté de cette jeune mere de famille, sembloit rendre heureux tout ce qui l’approchoit. Elle allaitoit un de ses enfans; les quatre autres étoient rangés autour d’elle, gais & contens. / La nuit venue, on servit avec propreté tout ce que l’habitation fournissoit. Ce souper me parut fort agréable. Je ne pouvois me lasser de voir ces pigeons voler autour de la table, ces chevres qui jouoient avec les enfans, & tant d’animaux réunis autour de cette famille charmante. Leurs | jeux paisibles, la
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solitude du lieu, le bruit de la mer, me donnoient une image de ces premiers temps où les filles de Noé, descendues sur une terre nouvelle, firent encore part aux especes douces & familieres du toît, de la table & du lit. / Après souper on me conduisit coucher, à deux-cents pas de-là, à un petit pavillon en bois que l’on venoit de bâtir […]. Le maître de la maison étant revenu pendant la nuit, il m’engagea à différer | mon depart jusqu’à l’après-midi: il vouloit m’accompagner une partie du chemin. Il n’y avoit que trois petites lieues de-là à Belle-ombre, derniere habitation où je devois coucher. Comme mon Noir étoit blessé, la jeune Dame voulut ellemême lui préparer un remede pour son mal. Elle fit sur le feu une espece de baume samaritain, avec de la terebenthine, du sucre, du vin, & de l’huile. Après l’avoir fait penser, je le fis partir d’avance avec son camarade. A trois heures après dîner je pris congé de cette demeure hospitaliere, & de cette femme aimable & vertueuse. Nous nous mîmes en route, son mari & moi. C’étoit un homme très-robuste: il avoit le visage, les bras, & les jambes brûlées du soleil. Lui-même travailloit à la terre, à abattre les arbres, à les charrier; mais il ne souffroit, disoit-il, que du mal que se donnoit sa femme pour élever sa famille: elle s’étoit encore, depuis peu, | chargée d’un orphelin. Il ne me conta que ses peines, car il vit bien que je sentois son bonheur. 40,34 Der Latanier … Palmbäume,] Ib. 1.118: Le latanier est un palmier plus grand: […]. 40,36–38 Die Blätter … gebraucht.] Ib.: il produit à son sommet des feuilles en forme d’éventail; on les emploie à couvrir des maisons. Il n’en produit qu’une par an. – Die übrigen in dieser Fußnote gegebenen Informationen zur Latanier-Baumart konnten in der Quelle nicht nachgewiesen werden. 41,35 Unser … Tage] Le 12. ist als der letzte Reisetag verzeichnet; s. ib. 1.310 f. 42,6 W.S.I.] Zu diesem Kürzel bemerkt J. in seinem Brief an Wieland vom 6. November 1773, JBW I,1.218: Ich bitte, unter meine Beiträge nie andere Buchstaben, als W. S. I. zu setzen; denn nimmt man mehrerlei und es kommt heraus, so schreibt man mir hernach auch wohl andere Beiträge zu, die nicht von mir sind, und das hätte ich nicht gern. 42,8–13 ich habe … natürlich vor.] Briefe des angegebenen Inhalts lassen sich in der Entstehungszeit dieser Erzählung nicht nachweisen; es handelt sich hier wie in ähnlichen Fällen wohl nur um eine literarische Einkleidung. 42,20–28 Erinnern Sie … gewesen wären.] Die Herkunft dieser Anekdote konnte nicht nachgewiesen werden. 42,30–43,1 einer Stelle … Verbrechen würde] S. oben 39,20–35. 43,11–45,5 ein Ungenannter … Menschheit komme.«] Bei diesem Text handelt es sich wahrscheinlich nicht um ein wirkliches Zitat, sondern um Überlegungen J.s, die er einem Ungenannten in den Mund legt; s. auch PeterPaul Schneider: Die ›Denkbücher‹ Friedrich Heinrich Jacobis. StuttgartBad Cannstatt 1986, 23 f. 44,14–28 die Fabel … Europa.] Publius Ovidius Naso: Metamorphosen. III,1. – J. beschreibt hier nur das Ende dieser Metamorphose, als Kadmus
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auf Geheiß der Pallas die Zähne des von ihm erschlagenen Drachen aussäht und aus ihnen bewaffnete Männer sprießen, die sich gegenseitig vernichten. – S. Ovids Verwandlungen ins Deutsche übersetzt und mit Anmerkungen herausgegeben von Johann Samuel Safft, […]. Berlin 1766, 110 f.: Er gehorchet; und nachdem er mit dem Pfluge eine Furche gezogen: so streuet er die Zähne, wie ihm befohlen war, als so viel Saamenkörner, woraus sterbliche Menschen hervorkommen sollten, hinein. Sogleich fangen die Erdklöße (kaum sollte man es glauben) an, sich zu bewegen, und erscheinen zuerst aus den Furchen, Spitzen von Spießen, bald darauf aber Bedeckungen der Häupter; und Helme, worauf ein bunter Federbusch nicket; hiernächst Schultern und Brust; und mit Pfeilen angefüllte Arme; kurz, es wächst eine Saat von geharnischten Männern, aus der Erden hervor. Sie gleichen den Bildern, welche bey feyerlichen Schauspielen, so bald der Vorhang sich hebt, in die Höhe steigen; da denn zuerst das Gesicht hervorkommt, hernach aber allmählich das übrige sich zu zeigen pflegt, und endlich durch eine sanfte Bewegung, die ganze Gestalt sich sehen lässet und mit den Füssen auf den Rand des Schauplatzes tritt. Cadmus, den nunmehr ein neuer Feind in Schröcken gesezt hatte, wollte zu den Waffen greifen. Einer aber von diesem Volke, das die Erde hervorgebracht, | schriee: »Ergreif sie nicht, und mische dich nicht in bürgerliche Kriege« und sogleich erschlug er einen, von seinen aus der Erde entsprossenen Brüdern mit dem Schwerdte in der Nähe; er selbst aber fiel durch einen Wurfspieß, der ihn traf, von ferne. Auch jener, der ihn dem Tode überlieferte, lebte nicht länger als dieser, und blies den Athem aus, den er kaum empfangen hatte. Auf solche Art raset der ganze Haufen. Diese plötzlich entstandenen Brüder gehen, durch eigene Schwerdter und durch gegenseitige Wunden, eben so geschwinde wieder unter, als sie aus der Erde entsprossen sind, und eine Jugend, die nur auf so kurze Zeit des Lebens genossen, schlägt im sterben, mit zitternder Brust, wider die blutige Erde, die sie als Mutter zur Welt gebracht hat. – Zwei der Ovid-Ausgaben aus J.s Bibliothek waren damals noch nicht erschienen: die Bipontina-Ausgabe der Opera (1783, KJB 2739) und die Übersetzung der Metamorphosen durch Johann Heinrich Voß (1798, KJB 2740). Zur Zeit der Niederschrift könnte ihm jedoch die folgende Ausgabe vorgelegen haben: Nouvelle traduction des Metamorphoses d’Ovid par [Jean Gaspard Dubois-] Fontenelle. Lille 1767 (KJB 2741). 46,4–5 Diese Insul … entdeckt,] S. die Anm. 35,19–24. 46,5–8 nachher legte … niederliessen.] Jacques Henri Bernardin de Saint-Pierre: Voyage à l’isle de France, Bd 2.17: On sçait que ses premiers habitans furent des Pirates qui s’allierent avec des Négresses de Madagascar. Ils vinrent s’y établir vers l’an 1657. La Compagnie des Indes avoit aussi à Bourbon un Comptoir, & un Gouverneur, qui vivoit avec eux dans une grande circonspection. 46,8–12 Diese Helden … 60 000 Negers.] Ib. 2.19: Lorsque des occupations plus paisibles eurent adoucis leurs mœurs, il ne leur resta plus qu’un certain esprit d’indépendance & de liberté qui s’adoucit encore par
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la société de beaucoup d’honnêtes gens qui vinrent s’établir à Bourbon pour s’y livrer à l’agriculture. On compte 60 mille Noirs à Bourbon & cinq mille habitans. 46,13–47,4 Die Sitten … entgegen gehen.] Ib. 2.21–23: Les mœurs des anciens habitans de Bourbon étoient fort simples, la plupart des maisons ne fermoient pas. Une serrure même étoit une curiosité. Quelquesuns | mettoient leur argent dans une écaille de tortue au-dessus de leur porte. Ils alloient nus pieds, s’habilloient de toile bleue, & vivoient de riz & de caffé; ils ne tiroient presque rien de l’Europe, contents de vivre sans luxe pourvu qu’ils vécussent sans besoins. Ils joignoient à cette modération les vertus qui en sont la suite, de la bonnefoi dans le commerce, & de la noblesse dans les procedés. Dès qu’un étranger paroissoit, les habitans venoient sans le connoître lui offrir leur maison. / La derniere guerre de l’Inde a altéré un peu ses mœurs. Les Volontaires de Bourbon s’y sont distingués par leur bravoure; mais les étoffes de l’Asie & les distinctions militaires de France sont entrées dans leur isle. Les enfans plus riches que leur pere veulent être plus considérés. Ils n’ont pas cru jouir d’un bonheur ignoré. Ils vont chercher en Europe des plaisirs & des honneurs en échange de l’union des familles, & du repos de la vie champêtre. | Comme l’attention des peres se porte principalement sur leurs garçons, ils les font passer en France, d’où ils reviennent rarement. Il arrive de-là que l’on compte dans l’isle plus de cinq-cents filles à marier qui vieillissent sans trouver de parti. 46,30–35 L’ile de Bourbon … die Erde.] Ib. 2.5 f.: Cette Isle est à 40 lieues sous le vent de l’Isle de France. Il ne faut qu’un joúr pour aller à Bourbon, & souvent un mois | pour en revenir […] Ses montagnes sont fort élevées. On y cultive, dit-on, la terre à huit-cents toises de hauteur. On donne seize-cents toises d’élevation au sommet des trois salasses, qui sont trois pics inaccessibles. / Ses rivages sont très-escarpés; la mer y roule sans cesse de gros galets, ce qui ne permet qu’aux pirogues d’aborder sans se briser. 46,35–40 Im Jahr … verkauft worden.] Ib. 2.20: Elle avoit produit cette année vingt mille quintaux de bled, & autant de caffé, sans le riz & les autres denrées qu’elle consume. Les troupeaux de bœufs n’y sont pas rares. Le Roi paye le cent pesant de bled 15 liv. & les Habitans vendoient le quintal de caffé 45 livres le en piastres, ou 70 livres en papiers. 47,6–10 Seiner Beschreibung … getreu.] J. greift hier auf die folgende Schilderung der Einzelheiten voraus; s. aber auch insbesondere ib. 2.37: C’étoit pour moi une distraction bien agréable qu’une société tranquille, un peuple heureux & une terre abondante en toutes sortes de biens. Zur Qualität der Luft s. Anm. zu 47,29–40. 47,11–15 Der Hauptort … erblickt.] Ib. 2.33: Les rues du Cap sont très-bien alignées. Quelques-unes sont arrosées de canaux, & la plupart sont plantées de chênes […]. La façade des maisons étoit ombragée de leur feuillage, & les deux côtés de la porte étoient bordés de siéges en brique ou en gason, où des Dames fraîches & vermeilles étoient assises.
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47,16–23 Die Sclaven … so reich.] Ib. 2.67: L’abondance de pays se répand sur les Esclaves. Ils ont du pain & des légumes à discretion. On distribue à deux Noirs un Mouton par semaine. Ils ne travaillent point le Dimanche. Ils couchent sur des lits avec des matelats & des couvertures. Les hommes & les femmes sont chaudement vétus. […] Un Esclave coûte ici une fois plus qu’a l’Isle de France. L’homme y est donc une fois plus précieux. 47,24–48,9 Die gute … Bedürfnisse hat.] Ib. 2.68 f.: Le bon traitement qu’ils éprouvent influe sur leur caractere. On est étonné de leur trouver le zele & l’activité de nos domestiques. Ce sont cependant ces mêmes Insulaires de Madagascar, qui sont si indifferens pour leurs Maîtres dans nos Colonies […]. / Les Hottentots sont les naturels du pays, ils sont libres. Ils ne sont point voleurs, ne vendent point leurs enfans, & ne se réduisent point entr’eux à l’esclavage […]. Quelques-uns se louent comme | Domestiques pour une piastre par an, & servent les Habitans avec tant d’affection, qu’ils exposent souvent leur vie pour eux […]. / L’administration du Cap ménage beaucoup les Hottentots. Lorsqu’ils portent des plaintes contre quelque Européen, ils sont favorablement écoutés: la présomption devant être en faveur de la Nation qui a le moins de desirs & de besoins. 47,29–40 Die Holländer … nicht.] Ib. 2.64–66: Les Hollandois ont formé des établissemens à trois-cents lieues le long de l’océan, & à centcinquante sur le canal | Mosambique; ils n’en ont guères à plus de cinquante lieues dans les terres. On prétend que cette Colonie peut mettre sous les armés quatre ou cinq mille Blancs; mais il seroit difficile de les rassembler […] L’air y est pur & tempéré; tous les vivres y abondent; un quintal de bled n’y vaut que cent sols, dix livres de moutons douze sols, une legre de vin contenant deux bariques & demie, cent cinquante livres […] Ce Pays donne encore au commerce, des peaux de mouton, de bœuf, de veau marin, de tigre; de l’aloës, des salaisons, du beurre, des fruits secs, & toutes sortes de comestibles. On a essayé inutilement | d’y planter le caffé & la canne de sucre; les végétaux de l’Asie n’y réussissent pas. 48,10–49,27 »Die zärtlichste … unterworfen sieht.«] Ib. 2.72–74: L’union la plus tendre regne entre les parents. Le frere de mon hotesse étoit un paysan du Cap venu de 70 lieues de-là. Cet homme ne disoit mot & étoit presque toujours assis à fumer sa pipe. Il avoit avec lui un fils âgé de dix ans qui se tenoit constamment auprès de lui. Le pere mettoit la main contre sa joue & le caressoit sans lui parler; l’enfant aussi silentieux que le pere, serroit ses grosses mains dans les siennes, en le regardant avec des | yeux pleins de la tendresse filiale. Ce petit garçon étoit vétu comme on l’est à la campagne. Il avoit dans la maison un parent de son âge habillé proprement; ces deux enfants alloient se promener ensemble avec la plus grande intimité. Le Bourgeois ne méprisoit pas le Paysan, c’étoit son Cousin. / J’ai vu Mlle. Berg, âgée de seize ans, diriger seule une maison trèsconsidérable. Elle recevoit les Étrangers, veilloit sur les domestiques, &
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maintenoit l’ordre dans une famille nombreuse, d’un air toujours satisfait. Sa jeunesse, sa beauté, ses graces, son caractère, réunissoient en sa faveur tous les suffrages; cependant je n’ai jamais remarqué quelle y fit attention […]. / Le plaisir de ce Conseiller étoit de s’asseoir, au retour de ses affaires, au milieu de ses enfans. Ils se jettoient à son | cou, les plus petits lui embrassoient les genoux; ils le prenoient pour juge de leurs querelles ou de leurs plaisirs, tandis que la fille aînée excusant les uns, approuvant les autres, souriant à tous, redoubloit la joie de ce cœur paternel. Il me sembloit voir l’Antiope d’Idoménée. /[…] Il n’y a pas de spectacles au Cap, & on ne les desire pas. Chacun en voit dans sa maison de fort touchans; des domestiques heureux, des enfans bien élevés, des femmes fidelles. Voilà des plaisirs que la fiction ne donne pas. Ces objets ne fournissent guère à la conversation, aussi on y parle peu […]. – Ib. 2.75 f.: Lorsque les filles du Cap deviennent sensibles, elles l’avouent naïvement […]. / Elles ne font point un mystere de l’amour: elles l’expriment comme elles le sentent. Êtes-vous aimé? Vous êtes accepté, distingué, fêté, chéri publiquement. J’ai vu Mlle. Nedling pleurer le départ de son amant. Je l’ai vu préparer en soupirant les présens qui devoient être les gages de sa tendresse. Elle n’en cherchoit pas de témoins, mais elle ne les fuyoit pas. / Cette bonne foi est ordinairement suivie d’un mariage heureux. Les garçons portent la même franchise dans leurs pro|cédés. Ils reviennent d’Europe pour remplir leur promesses; ils reparoissent avec le mérite du danger & d’un sentiment qui a triomphé de l’absence: l’estime se joint à l’amour, & nourrit, toute la vie, dans ces âmes constantes, le desir de plaire qu’ailleurs on porte chez ses voisins. 49,28–50,13 »Den Magistratspersonen … beste Politik.«] Ib. 2.77– 79: On porte au Cap un grand respect aux Magistrats, & surtout au Gouverneur. Sa maison n’est distinguée des autres que par un sentinelle, & par l’usage de sonner de la trompette lorsqu’il dîne. Cet honneur est attaché à sa place; d’ailleurs | aucun faste n’accompagne sa personne. Il sort sans suite; on l’aborde sans difficulté. Sa maison est située sur le bord d’un canal ombragé par des chênes plantés devant sa porte. On y voit des portraits de Ruiter, de Tromp, ou de quelques hommes illustres de la Hollande. Elle est petite & simple, & convient au petit nombre de solliciteurs qui y sont appellés par leurs affaires; mais celui qui l’habite est si aimé & si respecté, que les gens du pays ne passent point devant elle sans la saluer. / Il ne donne point de fêtes publiques, mais il aide de sa bourse des familles honnêtes qui sont dans l’indigence. On ne lui fait point la cour. Si on demande justice, on l’obtient du Conseil; si ce sont des secours, ce sont des devoirs pour lui: on n’auroit à solliciter que des injustices. / Il est presque toujours maître de son temps, & il en dispose pour maintenir l’union & la paix, persuadé que ce sont elles qui sont fleurir les sociétés. Il ne croit pas | que l’autorité du chef dépende de la division des membres. Je lui ai ouï dire que la meilleure politique étoit d’être droit & juste. 50,17–21 Ein Volkan … herum irren.] Ib. 2.89 f.: On y distingue un morne pointu appellé la montagne verte. Le reste de l’Isle est formé de
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collines noires & rousses, & les parties | des rochers voisines de la mer étoient toutes blanches de la fiente des oiseaux […]. Nous apperçûmes au pied de ces mornes noirs comme les ruines d’une ville immense. Ce sont des rochers fondus, qui ont coulé d’un ancien volcan; ils se sont répandus dans la plaine & jusqu’à la mer, sous des formes très-bisarres. – Ib. 2.93: La lune faisoit briller leur sommet blanchi de la fiente des oiseaux. Ces têtes blanches sur ces corps noirs, dont les uns étoient debout, les autres inclinés, paroissoient comme des spectres errans sur des tombeaux. 50,25–32 »der Betrachtungen … im Kopf.«] Ib. 2.115: Lettre XXVII. / Observations sur l’Ascension. Départ. / Arrivée en France. / Mes réflexions sur l’Ascension m’avoient mené assez loin; c’est qu’on jouit des objets agréables, & que les tristes font réfléchir. Aussi l’homme heureux ne raisonne guère: il n’y a que celui qui souffre qui médite, pour trouver au moins des rapports utiles dans les maux qui l’environnent. Tant il est vrai que la nature a fait, du plaisir, le ressort de l’homme; quand elle n’a pu le placer dans son cœur, elle l’a mis dans sa tête. 50,33–51,12 Als unser …Leben herstellte.«] Ib. 2.129: A quatre heures nous vîmes un petit chasse-marée; on le questionna; il ne put rien nous répondre: le mauvais temps l’avoit mis hors de route. A cinq heures on cria, terre, terre, à bas-bord: nous courûmes aussitôt sur le gaillard d’avant. Quelques-uns grimperent dans les hautsbancs. Nous vîmes distinctement à l’horison, des rochers qui blanchissoient: on assura que c’étoient les rochers de Penmare. – 2.130 f.: Les Commis des Fermes, suivant l’usage, monterent sur le vaisseau; après quoi, une infinité de barques de pêcheurs nous aborderent: on acheta du poisson frais: on se hâta de préparer un dernier repas; mais on se levoit, on se rasseyoit, on ne mangeoit point, nous ne pouvions nous lasser d’admirer la terre de France. / Je voulois débarquer avec mon Équi|page; on appelloit en vain les matelots; ils ne répondoient plus. Ils avoient mis leurs beaux habits: ils étoient saisis d’une joie muette; ils ne disoient mot: quelques-uns parloient tout seuls. / Je pris mon parti; j’entrai dans la chambre du Capitaine pour lui dire adieu. Il me ferra la main, & me dit, les larmes aux yeux: j’écris à ma mere. De tous côtés je ne voyois que des gens émus. J’appellai un pêcheur, & je descendis dans sa barque. En mettant pied à terre, je remerciai Dieu de m’avoir enfin rendu à une vie naturelle. 51,13–52,17 Unser Verfasser … dort gemacht.«] Ib. 2.222: Lettre XXVIII, & derniere. / Sur les Voyageurs & les Voyages. – Ib. 236–238: Je préférerois Paris à toutes les villes, non pas à cause de ses fêtes, mais parce que le peuple y est bon, & qu’on y vit en liberté. Que m’importent ses carrosses, ses hôtels, son bruit, sa foule, ses jeux, ses repas, ses visites, ses amitiés si promptes & si vaines? Des plaisirs si nombreux mettent le bonheur en surface, & la jouissance en observation. La vie ne doit pas être un spectacle. Ce n’est qu’à la campagne qu’on jouit des biens du cœur, de soimême, de sa femme, de ses enfans, de ses amis. En tout la campagne me semble préférable aux villes: l’air y est pur, la vue riante, le marcher doux, le vivre facile, les mœurs simples & les hommes meilleurs. Les passions s’y
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développent sans nuire à personne. Celui qui aime la liberté n’y dépend que du ciel; l’avare en reçoit des présents toujours renouvellés, le guerrier s’y livre à la chasse, le vo|luptueux y place ses jardins, & le philosophe y trouve à méditer sans sortir de chez lui. […] Je préférerois de toutes les campagnes celle de mon pays, non pas parce qu’elle est belle, mais parce que j’y ai été élevé. Il est dans le lieu natal un attrait caché, je ne sçais quoi d’attendrissant qu’aucune fortune ne sauroit donner, & qu’aucun pays ne peut rendre. Où sont ces jeux du premier âge, ces jours si pleins sans prévoyance & sans amertume? La prise d’un oiseau me combloit de joie. Que j’avois de plaisir à caresser une perdrix, à recevoir ses coups de bec, à sentir dans mes mains palpiter son cœur & frissonner ses plumes! Heureux qui revoit les lieux où tout fut aimé, où tout parut | aimable, & la prairie où il courut, & le verger qu’il ravagea! Plus heureux qui ne vous a jamais quitté, toît paternel, asyle saint! Que de voyageurs reviennent sans trouver de retraite! de leurs amis, les uns sont morts, les autres éloignés, une famille est dispersée, des protecteurs […]. Mais la vie n’est qu’un petit voyage, & l’âge de l’homme un jour rapide. J’en veux oublier les orages pour ne me ressouvenir que des services, des vertus & de la constance de mes amis. Peut être, ces Lettres, conserveront leurs noms, & les feront survivre à ma reconnoissance! Peut être iront elles jusqu’à vous, bons Hollandois du Cap! Pour toi, Negre infortuné qui pleures sur les rochers de Maurice, si ma main, qui ne peut essuyer tes larmes, en fait verser de regret & de repentir à tes tyrans, je n’ai plus rien à demander aux Indes, j’y ai fait fortune. / A Paris, ce premier Janvier 1773. / D. S. P. / Fin de la seconde & derniere Partie. AN DEN HERAUSGEBER DES TEUTSCHEN MERKURS 55,5 Dat somnos, adimitque?] P. Virgilii Maronis Opera, varietate lectionis et perpetua adnotatione illustrata a Chr[istian] Gottl[ob] Heyne. Accedit index uberrimus. 4 T. Lipsiae 1767–1775 (KJB 2842). Aeneis, Buch IV, Vers 244. 55,11 der … Aufsatz] s. Anm. zu 56,3: Ase-Neitha. 55,17 Joseph,] s. Gen 37–50. 55,23 Geßners Tod Abels] Salomon Geßner: Der Tod Abels. In fünf Gesængen. In Salomon Gessners Schriften. I.er Theil. Zurich 1770 (KJB 2980), 1–249. 55,32–56,2 (Herder) … Klopstocks.«] [Johann Gottfried Herder:] Oden (von Klopstock.) Hamburg, 1771. In Allgemeine deutsche Bibliothek. 1773. Bd 19, St. 1.109–123. Das von J. angeführte Zitat findet sich auf S. 112: Möge der Autor als Mensch, als Religionsverwandter denken, was er wolle: als Dichter mußt du ihm glauben. Und ausser dem Gedicht sollte es nicht eben so viel Ungläubige an Rammlers Friedrich geben können, als Ungläubige an K l o p s t o c k s J e s u s C h r i s t u s ? – Herder: Sämtliche Werke. Hg. von Bernhard Suphan. Bd V. Nachdruck der Ausgabe Berlin
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1891, 352. (Gemeint sind Ramlers Preußische Oden, patriotische Gedichte auf Friedrich den Großen (s. oben 550 f.), bzw. Klopstocks Meßias.) 56,3 Ase-Neitha] Ase-Neitha. Eine Orientalische Erzählung. In Der Teutsche Merkur. 1773. Bd 3, St. 3: September, 223–237. Fortsetzung unter dem Titel Beschluß der Ase-Neitha. ib. 1773. Bd 4, St. 2: November, 119– 134. Dieser anonym erschienenen Erzählung von Johann Heinrich Jung, genannt Stilling, hat J. sein Schreiben auf den S. 220–222 als Vorrede vorangeschickt. 56,3 Charmides] Charmides und Theone, oder die Sittliche Grazie, von Georg Jacobi. In Der Teutsche Merkur. 1773. Bd 1, St. 1: Jenner, 72– 84. BRIEFE ÜBER DIE RECHERCHES PHILOSOPHIQUES SUR LES EGYPTIENS ET LES CHINOIS, PAR MSR. DE P*** 61,9 zehn Sectionen] [Cornelius] de P*** [Pauw]: Recherches philosophiques sur les Egyptiens et les Chinois. Berlin 1773. – Tome I. Part. I. 3–31: Sect. I. Discours Préliminaire. – 32–101: Sect. II. De la condition des femmes chez les Egyptiens & les Chinois, & de l’état de la population chez ces deux peuples. – 102–190: Sect. III. Du Régime diététique des Egyptiens & de la maniere de se nourrir des Chinois. – Part. II. 193–297: Sect. IV. De l’état de la Peinture & de la Sculpture chez les Egyptiens & les Chinois & tous les Orientaux en général. – 297–360: Sect. V. Considération sur l’état de la Chymie chez les Egyptiens & les Chinois. –Tome II. 5–103: Sect. VI. Considérations sur l’état de l’Architecture chez les Egyptiens & les Chinois. – Part. III. 107–189: Sect. VII. De la Religion des Egyptiens. – 190–263: Sect. VIII. De la Religion des Chinois. – 263–329: Sect. IX. Du Gouvernement des Egyptiens. – 330–363: Sect. X. Considérations sur le Gouvernement des Chinois. 61,14–15 Hauptzweck … können.] Ib. 1.XVIIf.: Quant à la communication, qu’on suppose avoir existé entre la Chine & l’Egypte, on se convaincra par la lecture de cet ouvrage que jamais supposition ne fut moins fondée. Il est étonnant d’ailleurs qu’on ne se soit point apperçu, qu’en l’an 1122 avant notre Ere les Egyptiens se servoient déja d’un caractere alphabétique, composé de vingt-cinq lettres suivant Plutarque, & seulement de vingt-deux suivant les découvertes modernes. Or c’est une absurdité bien grande de vouloir que les Egyptiens n’ayent point porté à la Chine leur Alphabet qui étoit fort simple, & de soutenir qu’ils y ont porté leurs Hiéroglyphes employés uniquement par les Prêtres, & qui ne ressemblent point aux caracteres de la Chine, | comme l’ont soutenu des Ecrivains, dont l’esprit étoit fécond en rêveries. On ne découvre d’ailleurs aucun rapport ni entre la religion de ces deux pays, ni entre les langues. 62,24 IV. Abschnitte … Theils.] Ib. 1.193–297, Sect. IV.: De l’état de la Peinture & de la Sculpture chez les Egyptiens, & les Chinois & tous les Orientaux en général.
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63,1–5 »Unter einem … können.«] Ib. 1.282: Dans cette forme de Gouvernement le peuple est toujours très-ignorant; de sorte que tous les Arts & les Métiers, qui ont besoin du secours des sciences, de la Géométrie & des Mathématiques, ne peuvent jamais s’élever à aucun degré de perfection. 63,6–18 »Unter einem … Tischgeschirr.«] Ib. 1.282 f.: Dans cette forme de Gouvernement le peuple est toujours très-pauvre; de sorte que les artisans n’y ont jamais le moyen d’acquérir le nombre des machines & des instruments dont ils auroient besoin. Tous les Voyageurs, qui ont parcouru l’Asie Méridionale, ont été étonnés d’y voir travailler avec cinq ou six outils à des ouvrages où l’on en employe plus de cinq-cents en Europe. [Fußnote: Le Comte, Nouveaux Mémoires sur la Chine. Tom I. Lettre VIII.] Cela ne | vient point, comme on seroit d’abord tenté de le croire, de la paresse ou du défaut d’industrie de ces peuples; mais cela résulte réellement de leur indigence. Tout ce qui sort de leurs mains se ressent de cette disette d’instruments, & on ne peut rien voir de plus mal travaillé que la vaisselle d’or ou d’argent qu’on fait en Turquie, en Perse, au Mogol & à la Chine où il y en a, à la vérité, fort peu. 63,19–24 »Diejenigen Künste … gerichtet ist.«] Ib. 1.283: Ainsi tous les Arts, comme l’Orfévrerie, l’Horlogerie, &c. qui ont besoin de beaucoup de machines & d’outils, ne se perfectionnent point dans ces contrées, & pas même dans les atteliers qui appartiennent aux Princes; parce que leur luxe s’y dirige vers d’autres objets. 63,25–32 »Aus allem … bey sich.«] Ib.: De tout ceci il a encore résulté une chose qui ne nous auroit pas semblé possible, si nous n’en étions bien exactement instruits. Les Métiers, qui ne sont exercés que par des ouvriers sédentaires en Europe, sont exercés dans les Etats despotiques de l’Asie par des ouvriers ambulants: on y voit des Orfevres, qui cherchent de l’occupation de porte en porte, qui vont travailler dans les maisons des particuliers, qui s’établissent en un instant par tout où on les appelle; car ils portent leurs outils sur eux, & je viens de dire qu’ils en ont peu. 63,33–64,7 »Man würde … zwingen kan.«] Ib. 1.283 f.: Les rues des villes de la Chine ne seroient pas du tout remplies de monde, si la plupart des artisans y possédoient, comme chez nous, un attelier à demeure; mais là ils sont dans une agitation & un mouvement continuel pour aller d’un quartier vers l’autre. Les maréchaux travaillent dans neuf ou dix endroits différents en un seul jour, & transportent autant de fois leur enclume & leur | souflet. [Fußnote: Salmon, Etat présent de la Chine. Tom. I. pag. 34.] Or il ne faudroit avoir aucune pénétration pour ne pas s’appercevoir que c’est l’excès de la pauvreté qui oblige tous ces malheureux à une vie errante, qu’on ne peut nommer qu’une honnête mendicité. 64,8–65,21 »Man ist … hören?«] Ib. 1.284 f.: On est bien revenu de l’erreur où on a été pendant long-temps au sujet des Lettrés de la Chine: on croyoit qu’ils honorent ceux qui exercent les Arts mécaniques; tandis qu’ils les méprisent souverainement: mais on est toujours resté dans ce préjugé par rapport aux Turcs, & on s’imagine encore ridiculement que les
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Empereurs de Turquie doivent eux-mêmes apprendre un métier, suivant les loix fondamentales de l’Etat. Le prétendu travail de ces Princes s’est toujours borné à faire avec un coûteau, des cure-dents ou des anneaux à tirer de l’arc. Et il n’y a qu’à lire avec attention un passage d’Elien, pour se convaincre que les anciens Empereurs de Perse s’occupoient tout de même. [Fußnote: Persarum Rex iter faciens, ne tædium obreperet ex tempore, Philyrium gestare solebat, & quo id scinderet, cultellum; atque huic operi regiæ manus deditæ fuerunt. Prorsus enim neque libellum, neque cogitationes vel ad necessarium aliquid, dignumque scitu legendum, vel ad magnum aliquid & memorabile consultandum versavit. Hist. divers. Lib. XIV. Cap. 12.] Ainsi ce qu’on a pris pour un métier n’en est pas un; & ce qu’on a pris encore pour une loi particuliere aux Turcs est un usage immémorial de toutes les Cours despotiques de l’Asie, où les Princes sont ordinairement aussi imbéciles que les enfants; de sorte qu’ils ne peuvent s’amuser que comme des enfants. Nous avons quelques remontrances faites par un Moufti au Sultan Mahomet IV, qui n’aimoit au|cune espece d’occupation manuelle: or dans ces remontrances il n’est question d’autre chose, sinon du danger de l’oisiveté. Lorsque le Chevalier d’Arvieux rendit visite à un des plus grands Princes de l’Arabie, il le trouva occupé comme l’etoit l’Empereur de Perse, dont parle Elien, c’est-à-dire qu’il découpoit un bâton avec son couteau. Ce seroit se moquer du monde, si l’on soutenoit sérieusement que ce misérable Arabe avoit appris un métier, ou qu’il en exerçoit un. / Lorsqu’on considére la nature du luxe Asiatique, on voit clairement que c’est un effet nécessaire du Despotisme: ainsi nous pouvons établir à cet égard une regle, dont l’application sera encore très-vraie même en Europe. Plus la servitude augmente dans un pays, & plus le luxe y croît, & il continue de croître jusqu’à ce qu’il arrive à ce point où il se change en une ostentation vaine & grossiere, qui exclud tous les ouvrages faits avec goût, & tous les chef d’œuvres des Beaux-Arts. Nous avons ouï parler de ces housses si riches dont on couvre les Eléphants des Empereurs de la Chine, & de ces vestes qui valent deux lacs, ou deux-cents mille roupies, dont les Empereurs du Mogol font quelquefois habiller les Omrahs: on nous a dit que les cuves, où boivent les chevaux des Empereurs de Perse, sont d’or; & que la vaisselle de leur table vaut exactement trente-deux millions. Mais qui a jamais entendu parler des tableaux & des statues des Empereurs de la Chine, du Mogol & de la Perse? 65,22–29 »Menschen, welche … Namen ändert.«] Ib. 1.285 f.: Des hommes, qui sont tous également méprisables, qui n’ont aucun mérite personnel, qui n’ont | rien fait pour acquérir la vertu, & ausquels le Ciel ne donna point le génie, ne sauroient se distinguer les uns des autres que par la couleur ou la richesse de leurs habits, & enfin par des choses qui frappent uniquement les yeux de la plus vile populace; & c’est alors que le luxe change de nature, & qu’il change même de nom. 65,30–34 »Um einen … bezeichnen.«] Ib. 1.286: Pour concevoir comment cette révolution s’opere, & quel est le point intermédiaire entre les deux extrêmes, il ne s’agit que de choisir un exemple dans
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l’Histoire d’un peuple célebre, & de marquer les époques avec quelque précision. 65,35–66,4 »Der Luxus … mehr aus.«] Ib.: Ce ne fut qu’immédiatement après la conquête de l’Egypte, que les Romains eurent un grand luxe: [Fußnote: Explicuitque suos magno Cleopatra tumultu, / Nondum translatos Romana in sæcula luxus.] il alla en augmentant jusqu’à ce qu’il se convertit en faste précisément sous le regne de Commode, & enfin, sous le regne de Constantin il se changea en une ostentation barbare & Asiatique. Or depuis la premiere de ces époques jusqu’à la derniere la liberté diminua toujours, & les Arts dégénérerent aussi toujours. 66,5–20 »Man ziehe … können.«] Ib. 1.286 f.: Il n’y a qu’à consulter tout ce qui nous reste de monuments de l’antiquité sur les Etats despotiques de l’Orient, & on trouvera qu’on y a été sans cesse occupé, comme aujourd’hui, à fabriquer des étoffes d’un prix excessif, d’un prix presque incroyable: on fait en Perse, dit Chardin, des brocards d’or, dont l’aûne coûte onze-cents écus ou trois-mille-trois-cents livres. Mais on n’y rencontre pas un seul meuble, ni un seul ouvrage fait avec goût | ou avec élégance. Comme on y estime beaucoup plus la matiere que le travail, il s’ensuit que les grands Artistes, s’il pouvoit s’en trouver dans de tels pays, y mourroient de faim; puisqu’on n’y employe que des ouvriers. Et en effet, le luxe dégénéré en ostentation n’a besoin que d’ouvriers: un maréchal eût pu faire à la fois la monnoye de l’Empereur Constantin, son diadême, son sceptre & les harnois de son cheval. 66,21–25 »Es ist … Gestalt auf.«] Ib. 1.287: On a dit mille fois, qu’il n’y a que des hommes libres qui puissent réussir dans les Beaux-Arts. Mais la raison n’en est point si connue, ni même si aisée à trouver qu’on le pense. […] Voici, à ce qu’il nous semble, la véritable solution de ce problême. 66,26–67,34 »Die gebohrnen … vergiessen.«] Ib. 1.288 f.: Il faut distinguer les esclaves nés en deux classes: il y en a qui ne réfléchissent jamais à leur malheur: il y en a qui y réfléchissent toujours. Dans le premier cas, il est clair qu’ils manquent de pénétration & qu’ils n’ont point beaucoup plus de sentiments que les Negres ou les animaux domestiques: or de quelque maniere qu’on instruise de tels hommes, on est sûr de perdre ses peines. Dans le second cas, qui est celui des esclaves qui conçoivent toute la grandeur du bien que la fatalité & l’injustice leur ont ôté , il est visible que cette idée de leur propre infortune les occupe sans cesse; & que chez eux cette pensée attristante absorbe tellement les autres, qu’ils ne sauroient avoir une attention assez suivie & assez opiniâtre pour réussir dans l’étude des Arts, ausquels un homme doit se consacrer tout entier, & être inaccessible aux soins & aux soucis: car enfin, s’il est permis de le dire, notre ame ne sauroit porter deux fardeaux à la fois; & de tous les fardeaux, la servitude est sans doute le plus pesant pour les Esclaves qui réfléchissent: ils deviendroient plutôt des Philosophes comme Epictete, qui embrasseroient la vertu la plus rigide, laquelle pourroit seule les consoler de la perte de la liberté, que de devenir d’excellents Peintres ou de grands Poëtes, dont
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l’esprit doit être divin, & le style fort & mélodieux. Les affranchissements faits parmi cette espece d’esclaves ont produit quelquefois de très-bons effets, & l’Histoire ancienne en offre plusieurs exemples: mais par le plus grand des malheurs imaginables, on ne sauroit, dans les Etats despotiques de l’Orient, donner la liberté comme on la donnoit chez les Grecs & les Romains: on peut bien y tirer un malheureux des fets de la ser|vitude domestique; mais il reste toujours dans l’esclavage civil. Il est bien triste après tout cela, de voir aujourd’hui tant de Philosophes allarmés par les efforts réitérés que fait le pouvoir arbitraire pour s’établir en Europe, qu’on suppose devoir ressembler à l’Asie en moins de trois siécles. Il faut observer que la combustion sera plus rapide en Europe qu’elle ne le fut jadis dans l’Asie mineure, öù les hommes avoient moins de besoins réels & physiques; de sorte qu’on pouvoit leur prendre beaucoup avant que de les faire mourir de faim; & cependant ils moururent de faim. Lorsque les Empereurs Grecs de Constantinople, qu’on fait avoir été des Princes infâmes & chargés de tous les crimes, mirent un impôt sur l’air qu’on respire, pro haustu aëris, le nombre de ceux qui respiroient encore dans l’Ionie, étoit déja très-petit, & les financiers, qui reprirent cet impôt à ferme, ne gagnerent pas alors autant qu’ils avoient gagné sous Constantin. L’Histoire des Finances du Bas-Empire seroit une piece fort intéressante; mais qu’aucun honnête-homme ne pourroit lire sans verser des pleurs. 68,1–18 »Die alte … Tugend.«] Ib. 1.254 f.: L’ancien Gouvernement des Dairis, quoiqu’il fût en quelque sorte féodal, & par consequent | sujet à de grands inconvénients, semble pourtant avoir été moins défavorable aux arts & aux Sciences que le Despotisme rigide du Gouvernement actuel, [folgenden Nebensatz überspringt J.: qu’on fait avoir été introduit par ce monstre odieux, nommé Fide-Schossi, qui né dans une chaumiere mourut sur le Trône en 1598.] On a dit que les troubles excités par différents Cubos, n’étoient plus tolérables; mais ces troubles, qui cessoient de temps en temps, valoient mille fois mieux que le pouvoir arbitraire, qui dure toujours. Il faut considérer les anciens Grecs dans les guerres intestines, d’ailleurs si fréquentes; & les Grecs modernes, changés en bétes sous le joug Othoman; & ensuite on pourra juger assez sainement de tout ceci. Nous voyons au moins par Kempher, [Fußnote: Histoire du Japon, Liv. second p. 270.] qu’au huitieme siécle il y eut dans le Japon des Sculpteurs, dont on a beaucoup honoré la mémoire, & depuis la nouvelle forme de Régence on n’honore plus la mémoire de personne; parce que l’honneur & le despotisme sont aussi incompatibles que le crime & la vertu. 68,27–33 »Der äuserste … können.«] Ib. 2.94: Dans la Colchide il est arrivé une chose étrange: l’extrême Despotisme y a replongé les habitants dans la vie sauvage, & je ne connois d’autre cause capable de replonger un peuple une fois policé, dans la vie sauvage, que le Despotisme: car la célebre peste noire & tous les ravages des Huns n’ont rien pu produire de semblable en Europe. 69,25–27 Fontenelle sagte: … wehren.«] Im Jahr 1686 erschien in Paris anonym Bernard le Bovier de Fontenelles Schrift Histoire des oracles, welche
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aus zwei Abhandlungen besteht. In der ersten zeigt der Autor, daß entgegen urchristlicher Sichtweise die heidnischen Orakel nicht das Werk von Dämonen, sondern dasjenige betrügerischer Priester waren. Mit der zweiten Abhandlung widerspricht er der Lehre der katholischen Kirche, wonach das Orakelwesen mit der Ankunft Christi sein Ende gefunden habe, und hält dem entgegen, daß es auch nach Christi Erscheinen noch Orakel gegeben habe. Vielmehr sei als Grund für das allmähliche Verschwinden derselben die Aufklärung zu nennen. Als diese kirchenkritische Schrift Fontenelles 1707 erneut, und zwar dieses Mal unter seinem Namen, erscheint, tritt im selben Jahr der Jesuit Jean François Baltus in Straßburg mit einer Erwiderungsschrift an die Öffentlichkeit: Réponse à l’histoire des oracles, de Mr. de Fontenelle, […]. Dans laquelle on réfute le systéme de Mr. Van-Dale, sur les auteurs des oracles du paganisme, sur la cause & le temps de leur silence; & l’on établit le sentiment des Peres de l’Eglise sur le même sujet. Strasbourg 1707, Seconde édition. Strasbourg 1709. Darin wirft er Fontenelle die Mißachtung einer langen, heiligen Trdition vor und fordert ihn schließlich zu einer weiteren Stellungnahme auf. Fontenelle, dem klar ist, daß er sich mit einem Beharren auf seiner Position in Gefahr begäbe, unterläßt es jedoch, sich in dieser Angelegenheit nochmals öffentlich zu äußern. Er begnügt sich mit der hier von J. etwas frei zitierten lapidaren Bemerkung, die er in einem Brief vom 3. August 1707 an den protestantischen Theologen Jean Leclerc, der ihn gegen Baltus verteidigte, fallen läßt: Je n’ai point du tout l’humeur polémique et toutes les querelles me déplaisent. J’aime mieux que le diable ait été prophète, puisque le Père jésuite [sc. Baltus] le veut et qu’il croit cela plus orthodoxe. In Herrn Bernhards von Fontenelle […] Auserlesene Schriften […] von Johann Christoph Gottscheden. Leipzig 1751 wird diese Affäre in der Vorrede des Herausgebers und Übersetzers S. XIVf. wie folgt kommentiert: Damit dieser Band nicht zu dick und unbequem würde, hat man es für gut befunden, bey dem Tractate von den Orakeln der Heyden, alle fremde Zusätze wegzulassen. Die ohnmächtigen Einwürfe des P. Baltus, gegen den Lehrsatz des van Dale und Herrn von Fontenelle: daß alle Orakel der Heyden bloße Betrügereyen der Götzenpfaffen gewesen; haben in Deutschland nicht den geringsten Eindruck gemacht. Unsre evangelische Gottesgelehrten sind viel zu gelehrt, und zu vernünftig gewesen, als daß sie in Vertheidigung eingebildeter Teufeleyen, mit diesem jesuitischen Widersacher der Wahrheit, gemeine Sache hätten machen wollen. Und folglich | brauchte dieser so gründliche, als angenehme Tractat auch keiner Vertheidigung gegen dieselben. 70,16–18 vorgeblichen Riesen … gesetzt sind.] J. bezieht sich hier sehr wahrscheinlich auf die Erwähnung riesenhafter Menschen im Kontext von Antonio Pigafettas Reisebericht über die Weltumsegelung des portugiesischen Seefahrers Fernando Magellan: Magellan’s voyage around the world 1519–1522. Dieser Reisebericht gilt als einer der bedeutendsten der Neuzeit. Die ohnehin nicht durch die zwei originalen Ausfertigungen Pigafettas, sondern durch vier, z. T. stark voneinander abweichende Kopien in italienischer, französischer und englischer (zwei Kopien) Sprache überlieferte Reisechronik stellt nicht durchgängig einen Augenzeugenbericht dar; sie enthält auch Nacherzählungen von Schilde-
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rungen, die beispielsweise auf Lotsen zurückgehen, so daß dem Text stellenweise fiktiver Charakter zukommt. Eine französische Version hiervon ist von de Brosses herausgegeben worden unter dem Titel Histoire des Navigations aux Terres Australes […]. Paris 1756; von dieser Version ist eine deutsche Übersetzung erschienen: Vollständige Geschichte der Schiffarthen nach den noch gröstentheils unbekanten Südländern aus dem Französischen des Herrn Präsidenten de Brosse übersetzt, mit Anmerkungen begleitet und mit verschiedenen Zusätzen versehen von Johann Christoph Adelung. Halle 1767. Unter Magellanica sind hier nicht diese Reiseberichte zu verstehen, sondern die von Magellan entdeckten Gebiete; in den Titeln der Abschnitte des zweiten Buchs wird fast stets von den Reisen nach Magellanicam gesprochen. Die Erzählung von den Riesen findet sich im 4. Abschnitt: Reise des Ferdinand Magellans nach Magellanicam und Polynesien, 80 f: § 8. [richtig: 7.] / Der Winter nöthigte uns in einem Hafen unter 49 1/2 ° (P o r t S . J u l i e n) zu verbleiben, wo wir uns zween Monathe aufhielten, ohne eine lebendige Seele zu | erblicken; bis endlich einesmals ein Riese mit Singen und Tanzen auf uns zu kam, wobey er Staub über den Kopf warf. Der Capitain befahl ein gleiches zu thun, welches dem Wilden Muth machte. Er kam zu uns auf eine kleine Insel, und lies Merkmale der grösten Verwunderung von sich blikken; indem er einen Finger gen Himmel hob, und damit andeuten wolte, daß wir daher kämen. Unsere Leute reichten ihm kaum bis an den Gürtel. Er war leicht auf den Füssen, hatte ein langes Gesicht, welches um die Augen gelb, und auf den beiden Wangen mit Herzfiguren bemahlet war; die Haare aber waren weiß gefärbet. Seine Kleidung bestand aus einer ziemlich geschickt zusammengenäheten Thierhaut. Dieses Thier hatte, so viel wir aus dem Fell urtheilen konten, Kopf und Ohren wie ein Maulesel, Hals und Körper wie ein Kamel, und einen Schwanz wie ein Pferd. Der Wilde hatte seine Füsse in das Ende des Felles gestecket, wie in ein paar Pantoffeln, so daß er Thierpfoten zu haben schien; welches denn unsern General bewegte, ihn P a t a g o n zu nennen. Er trug einen dicken und kurzen Bogen mit Saiten von Nerven, und ein Bündel langer befinderter [!] Pfeile von einem Rohr, welche am Ende mit gespitzten Flintensteinen versehen waren. M a g e l l a n lies ihm zu Essen und zu Trinken geben. Man reichte ihm einen Spiegel, aber er erschrack dermassen, als er seine Gestalt in demselben sahe, daß er auch zurück sprang, und dadurch viere von unsern Leuten zu Boden warf. Nachdem man ihm diesen Spiegel, einen Kamm, einige Glöckgen und gläserne Rosenkränze zum Geschenk gemacht, schickte man ihn mit vier der Unsrigen wieder an das Land. Als ihn einer seiner Landesleute mit unsern Leuten ankommen sahe, eilete er, dem Haufen der Wilden Nachricht davon zu geben, welche sich ganz nakkend auszogen, an zu tanzen und zu singen fiengen, den Finger gen Himmel hoben, und unsern Leuten ein gewisses weisses Mehl vorsetzten, welches ihre gewöhnliche Speise war. Sie schienen 10 P a l m e n (oder ohngefähr 7 Fus) hoch zu seyn [Fußnote: Argensola macht sie in seinem Bericht 12 Fus oder 15 Spannen gros, […].]. – Im Anschluß hieran werden auf den S. 81–83 weitere Ereignisse mit den Riesen berichtet.
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70,34–71,2 So wie … Wüsteneyen.] de Pauw: Recherches philosophiques, 1.62: [den Beginn dieses Zitats s. unter Anm. zu 73,17–18 und zu 71,23 –24] tandis qu’ils laissent l’intérieur des Provinces absolument inhabité, absolument inculte. 71,3–15 Die Jesuiten … leben.] Ib. 1.75–77: D’abord les Jésuites avouent, que, si l’Empereur Can-hi ne leur eût ordonné de lever la Carte de la Chine, que les Chinois ne pouvoient lever eux-mêmes, ils n’auroient jamais sçu, »que dans la plupart des grands Gouvernements on trouve des | contrées de plus de vingt lieues, très-peu peuplées, presque incultes, & assez souvent si sauvages, qu’elles sont tout à fait inhabitables. Comme ces contrées sont éloignées des grandes routes qu’on suit dans les voyages ordinaires, elles ont échappé à la connoissance des Auteurs des Relations imprimées.« [Fußnote: Description de l’Empire de la Chine. Tom. I. pag. 18. in–4to.] / […] / Presque tous les Voyageurs, qui ont pénétré au centre de la Chine, conviennent qu’on ne peut y marcher pendant la nuit, hormis qu’on ne se fasse escorter par des hommes, qui portent des flambeaux ou des torches pour écarter les Tigres & les autres animaux carnaciers, qui craignent tous le feu & la lumiere. Tant de Tigres ne sauroient se trouver dans un pays régulierement habité: il faut donc que ces bêtes si terribles ayent de vastes solitudes où elles se retirent, où elles propagent, & d’où elles font des excursions […]. / Mais ces endroits incultes, qu’on rencontre dans presque tous les Gouvernements, ne sont encore rien en comparaison du terrein qu’occupent les Sauvages de la Chine, nommés Mau-lao ou rats de bois; parce qu’ils sont répandus par petites troupes | dans des forêts & des landes qu’on sait être étendues quelquefois de quarante lieues. Par tout ce que j’ai pu recueillir des mœurs & des usages de ces Mau-lao, qui se trouvent dans six Provinces de l’Empire, il conste qu’ils sont aussi sauvages que les Américains de la Guiane, que l’on nomme les Worrous. 71,15–16 Die Colonien, … gesandt,] Ib. 1.82: Toutes les Colonies, qu’on envoye de la sorte dans les solitudes des Provinces pour décharger les villes du surplus de leur populace, désertent; 71,16–18 haben sich … können.] Ib. 1.83: Si ces irruptions de voleurs sont si à craindre dans le centre de l’Empire, & sur les grandes routes que suivoit ce voyageur, on peut bien croire qu’il n’y a pas beaucoup de sureté dans les lieux écartés: il n’y en a pas même pour les étrangers aux environs de Canton, […]. 71,18–20 die Menge … werden.] Ib. 1.74: Il faut observer ici que le nombre des voleurs est à peu près toujours le même à la Chine, comme l’on en juge par le nombre de ceux qu’on y arrête, pour les jetter dans des prisons: on compte année par année trente à quarante-mille criminels arrêtés de la sorte: […]. 71,20–23 Unter den … lag.] Ib. 2.331: Et cet Empire étoit alors dans un fort mauvais état: de redoutables bandes de voleurs pilloient les Provinces, & une garnison de soixante-mille hommes qu’on avoit jettée dans Pekin, ne put défendre cette Place contre les brigands.
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71,23–24 Das Volk … zusammen,] Ib. 1.62: [Beginn dieses Zitats s. unter Anm. zu 73,17–18] des Chinois, qui, pour gagner beaucoup, s’accumulent dans les villes commerçantes & le long des rivieres [Fortsetzung dieses Zitats s. unter Anm. zu 70,34–71,2]. 71,26–30 in diesen … kosten müsse.] Ib. 1.78 f.: Pour gagner beaucoup par la peche, par la navigation & par les fabriques, ils s’établissent le long des côtes de la mer & sur les bords des grosses rivieres, & pour gagner beaucoup par le trafic, ils s’entassent les uns sur les autres dans la capitale & dans les villes commerçantes, les mieux situées: de sorte que leur pays a dû paroître sept fois plus peuplé qu’il ne l’est, aux yeux de ceux qui n’ont vu que ces rivieres & ces villes. Ceci explique d’abord la cause de l’infanticide; & ceci explique encore comment les famines peuvent faire de si fréquents & de si horribles ravages parmi ces gents entassés [Fußnote: Voyez sur les fréquentes famines de la Chine l’extrait des Gazettes Chinoises du P. Coutencin.]. / Comme ils se multiplient dans de certains cantons, & en laissent d’autres absolument vuides, il se trouve souvent qu’il n’y a aucune proportion entre le nombre des habitants & la grandeur du terrein habité; quoiqu’on le cultive avec tout le soin imaginable. Dès que la moisson vient à manquer, la mort enleve tous les surnuméraires qui | ne se sauvent pas, […]. 71,30–34 Aus eben … reichen.] Ib. 1.80 f.: On s’est étonné de ce qu’on ne forme pas dans tous les Gouvernements de grands magasins; mais | outre la difficulté de les remplir, la police de la Chine est trop foible, & les troupes y sont trop peu disciplinées pour mettre ces dépôts à l’abri des voleurs & des familles errantes, qui viendroient les piller. D’un autre côté, le commerce extérieur, par le moyen duquel on pourroit en un temps de disette tirer du riz de l’Inde & de Java, n’y a jamais été dirigé comme il devroit l’être, & jamais on n’y a sauvé la vie d’un seul homme par une précaution semblable. 72,1–5 Das Gerücht … kamen,] S. das Zitat unter Anm. zu 71,26–30. 72,7–8 Das ist … wollte.] Ib. 1.186 (J. bezieht sich hier eher indirekt auf den Text der Recherches): […] comme dans beaucoup d’autres Gouvernements despotiques, où il paroît que la sureté diminue à mesure qu’on s’éloigne des grandes villes, tellement que beaucoup trop de monde s’y refugie. On ne croiroit pas, en voyant la population de Constantinople, d’Alep & du Caire, que les Etats du Grand-Seigneur sont dans un délabrement qu’on ne sauroit ni exprimer, ni dépeindre. 72,14–16 mit Fußnote Nichts kan … darinn.] Ib. 1.74: Il seroit très-superflu de s’engager ici dans de longues discussions pour démontrer que les premiers Historiens, qui ont parlé de la population de la Chine, n’étoient point du tout instruits: aussi ont-ils varié entre eux de cent millions, ce qui est impardonnable: cependant cette différence de cent millions d’hommes se trouve en effet entre le calcul du P. Martini & celui du P. Bartole. 72,16–22 Um nur … seyen?] Ib. 1.75: J’ose dire qu’il n’y a pas une seule ville à la Chine, sur laquelle on nous ait procuré des notions exactes,
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& que tous ceux, qui en parlent, parlent au hazard. Le P. du Halde donne à Pekin trois millions d’habitans: le P. le Comte ne lui en donnoit que deux millions, & le P. Gaubil s’exprime d’une maniere si vague, qu’on n’en sauroit rien conclure. 72,23–26 Auszügen aus … zehn.] Ib. 1.74 f.: Les extraits des régistres de la Capitation, qu’on prétend avoir été fournis par les Chinois mêmes, me paroissent tout au contraire, avoir été fabriqués par des Européens, qui assurément n’étoient | pas fort habiles. En examinant ces extraits, je me suis d’abord apperçu qu’ils sont en tout point faux & controuvés; puisqu’en une Province on y fait les familles de dix personnes, & dans une autre de cinq personnes [Fußnote: En voici un exemple; les 45305 familles de la Province de Koei-Tchoru sont évaluées à 251365 personnes, tandis que dans la Province d’Yun-nan on évalue 132958 familles à 1433110 personnes.]. 72,26–73,2 Die Tartaren … Teutschland.] Ib. 2.352: Les Tartares ne trouverent dans tout l’Empire que onze-millions-cinquante-deux-millehuit-cents-soixante-douze familles. Ainsi, pour trouver à peu près le total des habitants, il suffit de quintupler le total des familles, qui ne donne point à beaucoup près cinquante-six millions d’ames. Eu égard à la prodigieuse étendue de la Chine, cette population est sans comparaison plus foible que celle de l’Allemagne […]. 73,3–5 In einem … lassen;] Ib. 1.77 f.: car un tel Empire, eu égard à sa prodigieuse étendue, devroit contenir tout au moins quinze-mille vil|les murées, […]. 73,5–7 es sind … worden.] Diese Stelle konnte in den Recherches nicht nachgewiesen werden. 73,9–10 so bleiben … übrig.] Ib. 1.77: car les Jésuites, qui ont levé la Carte, ne font monter le nombre des villes qu’à 1453; […]. 73,10–12 Nun finden … beträgt.] Ib. 1.84: Et la chose du monde la plus absurde seroit de n’avoir aucun égard à la grandeur respective de deux contrées, dont l’une est six fois plus étendue que l’autre, puisque l’Allemagne n’équivaut tout au plus qu’à la sixiéme partie de la Chine. 73,14–15 Das Clima … günstig.] Ib. 1.71: J’ai dit que le climat tempéré des Provinces Méridionales de l’Asie paroît être très-favorable à la multiplication de l’espece humaine, […]. 73,15–16 Die Erziehung … Aufwandes:] Ib. 1.72: Il résulte de tout ceci que l’éducation, dans les climats dont je parle, est non seulement trèsaisée: mais encore très-peu coûteuse. 73,17–18 so sehr … ergeben,] Ib. 1.62: On verra dans l’instant, que la véritable cause de ces infanticides existe […] dans la sordide avarice des Chinois [Fortsetzung dieses Zitats s. unter Anm. zu 71,23–24 und unter Anm. zu 70,34–71,2]. 73,19 erwachsen zu Sklaven verkaufen.] s. die Anm zu 97,9–11. 73,20–74,10 »Entweder ersticken … zählen.«] Ib. 1.60 f.: car outre le droit de vendre, leurs Législateurs ont donné au pere le droit de vie & de mort, pour autoriser l’infanticide, qui se commet dans ce pays-là de diffé-
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rentes manieres. Ou les accoucheuses y étouffent les enfants dans un bassin d’eau chaude, & se font payer pour cette exécution, ou on les jette dans la riviere après leur avoir lié au dos une courge vuîde; de sorte qu’ils flottent encore longtemps avant que d’expirer [Fußnote: Toreens Reise nach China, Fünfter Brief.]: Les cris, qu’ils poussent alors, feroient frémir par tout ailleurs la nature hu|maine; mais là on est accoutumé à les entendre, & on n’en frémit pas. La troisieme maniere de les défaire, est de les exposer dans les rues où il passe tous les matins, & surtout à Pékin, des tombereaux, sur lesquels on charge ces enfants ainsi exposés pendant la nuit; & on va les jetter dans une fosse où l’on ne les recouvre point de terre, dans l’espérance que les Mahométans en viendront tirer quelques-uns; mais avant que ces tombereaux, qui doivent les transporter à la voirie, surviennent, il arrive souvent que les chiens & surtout les cochons, qui remplissent les rues dans les villes de la Chine, mangent ces enfants tout vivants: je n’ai point trouvé d’exemple d’une telle atrocité, même chez les Anthropophages de l’Amérique. Les Jésuites assurent qu’en un laps de trois ans, ils ont compté neufmille-sept-cents-deux enfants ainsi destinés à la voirie: mais ils n’ont pas compté ceux qui avoient été écrasés à Pékin sous les pieds des chevaux ou des mulets, ni ceux qu’on avoit noyés dans les canaux, ni ceux que les chiens avoient dévorés, ni ceux qu’on avoit étouffés au sortir du ventre de la mere, ni ceux dont les Mahométans s’étoient emparés, ni ceux qu’on a défaits dans des endroits où il n’y avoit pas de Jésuites pour les compter. 74,10–13 daß die … nicht.] Ib. 1.62: Comme ce peuple se conduit dans toutes ses actions par l’intérêt, il a calculé que, quand il s’agit d’un assassinat, il y a plus de profit à détruire une fille qu’un garçon: la fille coûte plus à élever qu’ils ne peuvent la vendre: le garçon se vend plus qu’il ne leur coûte à élever. 74,14–20 Die Menge … Abscheu;] Ib. 1.67: L’Histoire de la Chine commence déja dès l’an 2037 avant notre Ere, à parler du crédit des Eunuques: ils gouvernoient alors l’Empereur, & bientôt ils parvinrent au point de gouverner l’empire, si l’on peut donner ce nom de Gouvernement à une association de voleurs, qui sous le régne de Te-Tsong envahirent non seulement, comme je l’ai dit, les Magistratures; mais qui s’approprierent encore le tribut des Provinces, qu’ils partageoient comme on partage des dépouilles. Il n’étoit pas possible alors d’obtenir le moindre Mandarinat sans être mutilé; parce que les grands Eunuques du Palais ne conféroient les emplois qu’à des hommes aussi vils & aussi méprisables qu’eux. – Ib. 2.335 f.: Mais lorsque les Vice-|Rois & les Tsong-tou étoient Eunuques, on fermoit les yeux sur leurs exactions; parce que l’Empereur héritoit d’eux. C’est surtout cette infamie qui a révolté les Tartares: ils n’ont pas voulu être héritiers d’un châtré aux dépens du peuple, & ils font gouverner les Provinces par des hommes. 74,21–22 sie setzten … Bedienungen.] Diese Stelle konnte in den Recherches nicht nachgewiesen werden. 74,27–29 Die Gesetzgebung … regiert.] Ib. 2.332: Il faut observer que la Chine est plus gouverneé par la police que par les loix; & sans une
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autorité absolue de la part de ceux qui gouvernent, il ne seroit point possible de contenir une si immense étendue de pays sous le pouvoir d’un seul homme; […]. / Les principaux ressorts de ce Gouvernement sont le fouet & le bâton […]. 74,30–38 Der Landleute … Fleis.] Ib. 2.345: La propriété des Chinois seroit à l’abri de beaucoup d’inconvients, si elle étoit à l’abri des confiscations, lesquelles tombent néanmoins rarement sur les gens de la campagne, qui ont autant de vertus que la populace des villes en a peu: on ne peut leur reprocher ni la mauvaise foi, ni la fourberie, ni le meurtre des enfants, ni la débauche la plus grossiere: car rien n’égale leur retenue, leur sobriété, & leur ardeur pour le travail. Mais s’ils sont moins exposés aux confiscations, ils le sont en revanche davantage aux corvées, qu’on exige avec beaucoup de rigueur comme dans les autres parties de l’Asie. 75,3–4 der itzt … denken.] Éloge de la ville de Moukden et de ses environs; poeme composé par Kien-Long, empereur de la Chine & de la Tartarie, actuellement régnant. Traduit en françois par le P. Amiot, Missionnaire à Peking; et publié par M. Deguignes. Paris 1770, 97: Pour ce qui est des Artisans & de ceux qui trafiquent ou font le commerce, on ne daigna pas même penser à eux; ils n’ont point de rang; ils composent le dernier ordre de la Nation [Fußnote: Les Artisans & les Marchands, même sous le Gouvernement Chinois, ont toujours tenu le dernier rang dans l’Empire. Les Marchands & les Artisans, dit un Moraliste Chinois, font naître la molesse, entretiennent le luxe, & excitent la cupidité. […] Ils sont, en les servant, les ennemis des autres hommes, & c. Les Mantchous qui avoient des mœurs plus simples, & qui par conséquent avoient moins de besoins, faisoient encore moins de cas de ces deux professions.]. 75,4–8 Um sich … ablegt.] de Pauw: Recherches philosophiques, 1.82 f.: mais comme le vice de tout ceci est dans les principes mêmes du Gouvernement, ces moyens ont été aussi inutiles que les Sermons des Mandarins & des Lettrés, | qui exhortent souvent les gens à défricher les landes; [Fußnote: Voyez le Mémoire d’un grand Mandarin sur les défrichements dans le XXI. Recueil des Lettres Edifiantes.] mais en prêchant de la sorte, ils n’ont garde de se couper ces grands ongles, qu’ils portent aux mains, & qui contrastent horriblement avec leurs maximes. 75,9–13 Ein wichtiger … wird.] Ib. 1.193–297: De l’état de la Peinture & de la Sculpture chez les Egyptiens, les Chinois & tous les Orientaux en général. 75,13–15 Die Indianer … machen,] Ib. 1.264: sur les Indiens, qui ont la réputation de travailler le plus mal de tous les Asiatiques, si on en excepte peut-être les Chinois. 75,15–17 am wenigsten … wissen.] Ib. 1.236 f.: Il doit paroître un peu étrange après cela, que | le Pere le Comte dise que les Chinois n’avoient point absolument bien approfondi les principes de la Perspective; puisque la vérité est qu’ils n’en eurent jamais la moindre idée; quoiqu’ils ne cessassent de faire des paysages, où il n’y avoit ni point de vue, ni lointain. Les lignes fuyantes leur étoient aussi inconnues que le point où il faut
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qu’elles se réunissent: n’ayant aucune notion des regles ausquelles les effets de la lumiere sont invariablement soumis, & ignorant la pratique des repoussoirs ou des grandes masses d’ombre qu’on met sur les devants, ils tâchoient inutilement d’éloigner les objets en plaçant fort haut dans le ciel des tableaux; ce qui ne les éloignoit point; car le plan de l’horizon étant ainsi porté au-delà de toute borne, l’illusion de la Perspective étoit détruite. Et d’ailleurs ils ne savoient ni rompre, ni dégrader les couleurs. / On peut croire combien de tels Peintres ont dù être embarrassés, lorsqu’ils vouloient représenter la vue d’un jardin Chinois, où il y a des montagnes artificielles, qui en cachent d’autres, des précipices, des fossés, des allées tortueuses, des arbres plantés sans ordre, sans symmétrie, des canaux qui vont en serpentant, & tant de choses si confuses qu’il n’y a qu’une imagination dépravée qui ait pu en enfanter l’idée. Au reste, quoiqu’ils maltraitassent singulierement le paysage, ils maltraitoient encore davantage les figures. 75,18–32 Das Gefallen … entspringt.] Ib. 1.241: A ne consulter que les monuments que nous avons dans l’Occident sur l’ancien état du commerce & des arts de l’Asie Méridionale, il n’y a point de doute que ce ne soit aux Indiens qu’il faut attribuer l’invention del’Imprimerie en coton, dont les toiles ont toujours été comme aujourd’hui une branche considérable de leur négoce; ainsi qu’on le voit par ce qu’en rapporte l’Auteur incertain du Périple de la Mer Erithrée. [Fußnote: Pag. 165. Tom. II. in collect.Operum Arriani.] Et ces toiles ont encore été dans l’Antiquité comme de nos jours, chargées d’un dessin baroque, de chimeres & d’êtres fantastiques; [Fußnote: Il est déja parlé dans Claudien des toiles peintes de l’Inde. / Jam Cochleis homines junctos, & quidquid inane / Nutrit, in albatis quæ pingitur India velis. / In Eutrop. I. / C’est ainsi qu’il faut lire ces vers, & non pas Attalicis, Judaicis, ou Isiacis, comme quelques éditions le portent. Le passage du livre de Job qu’on a cru concerner aussi les toiles peintes de l’Inde, ne les concerne pas. L’erreur provient du traducteur Latin. Tome I.] ce qui provient de l’esprit exalté des Orientaux, de leur passion pour les allégories, & de leur ignorance: il est aisé de peindre des monstres, & fort difficile de bien représenter des animaux réels, dont la forme & les proportions sont connues au point qu’on ne sauroit s’en écarter sans détruire la ressemblance; ce qui n’est pas à craindre, quand on peint des chimeres. Il n’y a point de pays au Monde où l’on fasse plus de fleurs artificielles qu’à la Chine; mais un Botaniste, qui y a examiné les plantes naturelles, atteste que parmi les fleurs de cette espece, dont on apporte des caisses entieres tous les ans en Europe, il n’y en a pas une qui ne | soit monstrueuse, soit par les feuilles qui sont d’un genre différent de la tige sur laquelle on les a mises, soit enfin par les calices & les autres parties de la fructification. Cet exemple prouve quelle confusion il regne dans l’esprit de tous les ouvriers Chinois; & combien l’imagination, qui les entraîne toujours, les éloigne de l’étude de la Nature. 75,32–76,2 Hiezu gesellen … findet,] Ib. 1.195: J’expliquerai comment le monstre du Despotisme influe sur les arts, & comment il influe
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encore sur les Métiers. – Ib. 1.276: Ainsi avant même que de traiter de l’influence du Climat, il convient d’examiner celle du Despotisme; & on verra que de la réunion de ces deux causes il résulte un obstacle que l’esprit humain n’a pu surmonter, & qu’il ne surmontera jamais. 76,2–5 warum das … habe.] Ib. 1.193: Dès qu’il y eut des Peintres dans les villes Grecques de l’Europe, & dans les villes Grecques de l’Asie, on remarqua une si grande différence entre leurs ouvrages, que cela fit diviser la Peinture en deux genres: l’Helladique & l’Asiatique. [Fußnote: Pline Lib. 35 cap 10.]. 76,6–7 Es ist … antrift;] Ib. 2.26: Cependant leurs Historiens voudroient bien nous faire accroire, qu’on voit encore dans leurs pays des Observatoires construits depuis trois-mille ans; mais nous osons dire qu’il n’existe point dans toute la Chine un seul monument authentique & avéré, qui approche seulement d’une telle antiquité. 76,8–12 Dieses sonderbare … befinden.] Philosophical transactions [of the Royal Society], giving some account of the present undertakings, studies, and labours, of the ingenious, in many considerable parts of the world. Vol. LIX. For the year 1769. London 1770, 489–504: LXVI. Extract from the Journals of the Royal Society, June 23, 1768, respecting a letter addressed to the Society by a member of the House of Jesuits at Pekin in China; by Charles Morton, […]. In diesem Brief geht es vor allem um die Frage, ob es historische Beziehungen zwischen China und anderen Staaten, insbesondere Ägypten, gegeben habe, durch die sowohl die Sprache als auch die (angeblich monotheistische) Religion der Chinesen erklärt werden könne. – Bei den folgenden Ausführungen de Pauws ist zu berücksichtigen, daß er sie in einer wissenschaftsgeschichtlichen Situation macht, in der sich die beginnende Ägyptologie erst allmählich von der phantasievollen, stark theologisierenden Deutung der ägyptischen Schrift und Kultur befreit, die insbesondere der Jesuitenpater Athanasius Kircher sehr einflußreich vertreten hat: Athanasii Kircheri Fvldensis Bvchonii E Societate Iesv. Prodromvs coptvs sive Egyptiacvs […] in quo cùm linguæ Coptæ, siue Ægyptiacæ, quondam Pharaonicæ, origo ætas, vicissitudo, inclinatio; tùm hieroglyphicæ literaturæ instauratio, […] exhibentur. Romæ 1636. Die Entzifferung der Hieroglyphen ist – nach der Auffindung des ‘Steins von Rosetta’ zu Beginn des 19. Jahrhunderts – erst Thomas Young und Jean-François Champollion gelungen. 76,15–19 Man hat … sind.] de Pauw: Recherches philosophiques, 1.246: Quant à des statues chargées de quelques attributs de Divinités Egyptiennes, on n’en a découvert ni la moindre trace, ni le moindre vestige dans toute l’étendue de l’Empire [sc. Chine], & rien ne sauroit être plus opposé au style des Artistes de l’Egypte, que celui dans lequel les Chinois travaillent: […]. Ib. 2.254: Il n’y a donc, comme on l’a vu, aucun rapport entre la Fête célebrée en l’honneur de Minerve, & la grande illumination de la Chine, où toutes les Divinités symboliques de l’Egypte sont inconnues […]. 76,19–24 Der Hr. v. P*** … fallen.] Ib. 1.24: & surtout depuis l’avanture singuliere, arrivée à un Anglois, nommé Needham, & à un Pro-
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fesseur en langue Chinoise [gemeint ist damit wahrscheinlich, wie J. auflöst, de Guignes]. On envoya, il y a quelques années, de Turin à Rome le dessin d’un buste d’Isis, haut de deux pieds; & qu’on disoit être très-ancien: il portoit sur le front, sur les joues & la poitrine, trente-deux caracteres fort baroques: là-dessus le Professeur dont je parle, décida hardiment, que ces caracteres, quoique gravés sur un antique Egyptien, n’en étoient pas moins Chinois; & il tâcha de le prouver par des extraits d’un Vocabulaire apporté de Canton à la Bibliotheque du Vatican. M. Needham, qui voyageoit alors en Italie, y apprit cette prétendue découverte, & fut assez inconsidéré pour la publier dans toute l’Europe. Aujourd’hui on sait que ce buste d’Isis, qu’on avoit cru si ancien, a été fait il n’y a pas long-temps dans le Piémont, & même qu’il a été fait d’une pierre noirâtre, fort commune dans ce payslà [Fußnote: M. l’Abbé de Guasco fait aussi mention de tout ceci dans son Ouvrage intitulé de l’usage des statués chez les Anciens. Pag. 296, in–4to. à Bruxelles 1768.]. – Zu dieser Begebenheit um die Büste der Isis s. Lettre de Pekin, sur le Génie de la langue Chinoise, et la nature de leur écriture symbolique, comparée avec celle des anciens Égyptiens; En réponse à celle de la Société Royale des Sciences de Londres, sur le même sujet: On y a joint l’Extrait de deux Ouvrages nouveaux de Mr. de Guignes, de l’Académie des Inscriptions & Belles-Lettres de Paris, relatifs aux mêmes matieres. Par un Pere de la Compagnie de Jesus [d. i. Pierre Martial Cibot], Missionnaire à Pekin. Bruxelles 1773 (KJB 2462). Avis préliminaire / Par Mr. Needham, de la Société Royale des Sciences & de celle des Antiquaires de Londres, Directeur de l’Académie Impériale & Royale des Sciences & Belles-Lettres de Bruxelles, Membre de la Société Royale Basquoise, des Amis de la Patrie, en Biscaye, & Correspondant de l’Académie des Sciences de Paris. IV: Etant à Turin en 1761, j’examinai, avec beaucoup d’attention, certaines pieces Egyptiennes qui s’y conservent dans le riche Cabinet de S. M. le Roi de Sardaigne. Il me vint alors à l’esprit d’avoir une esquisse d’un ancien Buste d’Isis, portant sur le front, sur les joues, & sur la poitrine, plusieurs caracteres inconnus. Je crus entrevoir dans ces caracteres une ressemblance très-sensible, tant pour la forme, que pour la disposition, avec les Caracteres Chinois, & j’eus soin d’en faire tirer une copie fidelle […]. 76,24–28 Es wird … Erdbewohnern.] Wahrscheinlich führt J. hier einen eigenen Gedanken aus. 76,28–29 Das System … Guignes] Wahrscheinlich bezieht sich J. hier nicht auf eine Stelle in den Recherches, sondern auf die unter Anm. 76,19–24 angeführte Lettre de Peking. Dort heißt es S. VI: Il seroit fort inutile, après des faits de cette nature, de vouloir répondre aux chicanes que certains Savants ont avancées à Rome, à Turin & à Paris contre la réalité de mes observations, & les inductions que j’en ai tirées en faveur du systême de Mr. de Guignes, dont le nom est assez connu | dans la République des Lettres. 76,29–30 gründet sich … Orus] Ib. Darin: de Guignes: Second extrait du Journal des Savans, sur les Moyens de parvenir à la lecture & à l’intelligence des Hiéroglyphes Egyptiens. XXX: De ces rapports qui n’ont pour objet que la forme extérieure des Caracteres Egyptiens & Chi-
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nois, rapports que l’on apperçoit aisément sur la planche qui accompagne ce mémoire, on passe à la composition de ces mêmes caracteres, c’est-àdire, aux différentes parties dont un groupe est formé. Ceux des Hiéroglyphes Egyptiens dont Orus Apollo nous a conservé la signification, sont-ils composés des mêmes idées ou des mêmes élemens que ceux des Chinois? – Ib. XXXIf.: Si avec tous ces traits de ressemblance, les groupes Egyptiens sont encore composés des mêmes idées ou des mêmes élémens, il faudra conclure que ces deux Peuples ont eu la même écriture & les mêmes mots, & que les Caracteres Chinois doivent servir à nous faire entendre ceux des Egyptiens. Mais afin d’éviter toute espece de conjectures, Mr. | de Guignes se sert d’Orus Apollo qui nous a conservé l’analyse & l’interprétation de plusieurs Hiéroglyphes Egyptiens, & se propose de faire voir que les Caracteres Chinois, composés des mêmes élémens que ceux des Egyptiens, ont également la même signification. – Ib. XXXIII: De ces Hiéroglyphes que nous connoissons par Orus Apollo, & d’après lesquels il résulte que les Caracteres Chinois sont composés des mêmes élémens & qu’ils ont la même signification que ceux des Égyptiens, Mr. de Guignes a cru devoir inférer que ceux qui sont sur les monumens, qui ont exactement la même figure & les mêmes élémens que les Chinois, devoient avoir aussi la même signification & par conséquent que les Dictionnaires des anciens Caracteres Chinois nous offroient l’interprétation des Hiéroglyphes de l’Égypte. – Zu dieser Frage der Vergleichbarkeit bzw. Nicht-Vergleichbarkeit ägyptischer und chinesischer Schriftzeichen s. auch Recherches philosophiques, 2.242 f.: car sans remonter ici à des époques plus reculées que celles dont nous avons besoin, il est certain qu’au temps de Moïse les Egyptiens employoient le caractere alphabétique, tout comme nous l’employons aujourd’hui, & ce n’est que pour de certaines matieres qu’on conserva les Hiéroglyphes dont le nombre paroît avoir été très-borné: puisqu’on voit les mêmes figures revenir dans presque tous les monuments. Ainsi Conring a eu grand tort de comparer un peuple, tel que les Egyptiens, qui se servoient de l’Alphabet, à un autre peuple, tel que les | Chinois, qui ne s’en sont jamais servis, & qui n’ont jamais eu la moindre connoissance des vingt-deux caracteres retrouvés de nos jours à l’aide des langes des Momies. M. de Guignes n’a pas lui même connu ces caracteres; de sorte qu’il faut envisager comme un simple jeu d’imagination tout ce qu’il a écrit sur cette matiere: car il n’y a pas plus de réalité en cela que dans le Voyage des Chinois qu’il faisoit aller en Amérique par la route du Kamschatka, comme Bergerac alloit à la Lune par la route de Québec. 77,4–6 daß die Egyptier … haben.] de Pauw: Recherches philosophiques, 2.217: Ce qu’on a dit jusqu’à présent de la Religion des Chinois suffiroit pour démontrer qu’elle differe dans tous ses points de la Religion des Egyptiens: il existe même une opposition si sensible entre les rits de ces peuples, qu’il faudroit être aveugle pour ne s’en point appercevoir, ou singuliérement opiniâtre pour n’en pas convenir. – Ib. 2.353: Comme les institutions politiques de cet Empire [sc. Chine] n’ont point la moindre analogie avec le Gouvernement de l’ancienne Egypte, […].
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77,9–15 Was das … nannten.] Ib. 1.16 f.: J’ai parlé vaguement de l’origine des Chinois, dans un temps où il ne m’étoit pas possible d’avoir la moindre connoissance de quelque expérience faite avec le barometre sur la hauteur du terrein habitable de la Tartarie Orientale: maintenant je parlerai d’après des expériences. On a donc porté des barometres dans quelques cantons occupés par les | Mongoles, & on a vu avec la plus grande surprise, que le Mercure y descendoit aussi bas, qu’il descend sur les plus hautes pointes des Alpes [Fußnote: Novi Comment. Acad. Scient. Petropolitanæ. Tom. VI. ad an. 1756. & 1757.]: cependant on n’a pas mesuré vers les sources de l’Orka & du Sélinga, où il y a encore infiniment plus de convexité, & on sait à n’en pas douter, qu’on y trouve des habitations humaines. Que les Chinois soient venus de ces hauteurs-là, c’est, selon moi, un fait incontestable; [Fortsetzung dieses Zitats s. unter Anm. zu 77,30–78,4]. – Ib. 2.85: Avant que de parvenir au Van-ly de la Chine, on trouvoit jadis à l’Orient de la Mer Caspienne deux Murs, qui ont fait partie de la chaîne de retranchements, dont a environné presque toute cette prodigieuse portion du Globe, que nous appellons la Tartarie, comme les Anciens l’appelloient la Scythie; […]. 77,15–17 Ohne Grund … vermischen,] [Heyne:] Rezension: Berlin / Bey Deckern: Recherches philosophiques sur les Egyptiens et les Chinois par Mr. de P. 2 Bände 8. 1773. In Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen. Bd 2, St. 79: 3. Juli 1773, 672: Die Chineser seyen Scythischen oder Tartarischen Ursprungs, weil sie den Drachen in den Fahnen haben, und an den Trank der Unsterblichkeit glauben, und weil Herr v. P. in den Petersburger Commentarien fand, im Lande der Mogoln falle das Quecksilber im Barometer so tief als auf den höchsten Alpen. (S. hierzu die folgende Anm. sowie die Anmm. zu 77,9–15 sowie 78,19–20.) 77,19–26 Wenn die … haben;] de Pauw: Recherches philosophiques, 1.XIVf.: Si, dans le cours de ces Recherches, on a constamment parlé des Chinois comme d’un peuple d’origine Scythique ou Tartare, on verra qu’il n’a point fallu faire de grands efforts pour découvrir qu’ils ont encore aujourd’hui de singuliers rapports avec les anciens Scythes qui portoient aussi dans leurs armes l’emblême ou le symbole du Dragon, & dont toutes les enseignes militaires consistoient en pieces d’étoffes de différentes couleurs, qui représentoient des Monstres horribles. Lorsque leur Cavalerie, dit Arrien dans sa Tactique, part au grand galop, ces enseignes saisissent le vent, & s’enflent comme les voiles d’un navire, d’où il résulte un effet très-effrayant: [Fußnote: Tactique pag. 80. Voyez aussi Suidas sur les enseignes Scythiques.] c’est ce qui engagea les Ro|mains à les copier sur des modeles qu’ils ont pu prendre dans quelque combat, comme le présume Juste-Lipse dans son Traité de la Milice. / Nous avons aussi démontré que la chimere du breuvage de l’immortalité, sur laquelle les Chinois ne se laissent pas encore désabuser, a été jadis fort répandue parmi différents peuples d’extraction Scythique, comme on le voit par les passages qui ont été cités, & par ce que Platon dit d’un Médecin de la Thrace, qui étoit sectateur de Zamolxis, sur lequel les Anciens paroissent avoir eu des préjugés fort
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approchants de ceux que des Voyageurs ont depuis insérés dans leurs Relations touchant le Grand-Lama. – Ib. 2.191: […] Y-King, qui n’est assurément autre chose que la Table des sorts; & je crois que, dans l’Antiquité, presque tous les Scythes ont fait usage de cette divination. (die Fortsetzung dieses Zitats über das Y-King und die mit diesem verbundene Wahrsagerey aus Stäben s. unter Anm. zu 81,17–20). – Ib. 2.214: Ce n’est proprement que parmi les Issedons, dont les uns habitoient au Sud de l’Oxus, & les autres dans l’Igour, qu’on trouve les sacrifices annuels en l’honneur des Ancêtres, & les offrandes faites aux Morts, ainsi que cela se pratique de tout temps chez les Chinois, qui paroissent avoir eu des Miao, c’est-à-dire des endroits où ils nourrissent les ames, avant que d’avoir eu des Temples; & on sait que cette superstition a fait un point essentiel de leur culte & de leurs rits. Aujourd’hui les Tartares Mandhuis ont très-sagement aboli le grand deuil: [Fußnote: Les Tartares ont réduit le grand deuil à cent jours; mais ils sont tombés de leur côté dans un autre excès en faisant des dépenses prodigieuses aux funérailles, où ils boivent & mangent comme tous les Scythes, mais plus particuliérement comme les Getes & les Issedons.] […]. 77,30–78,4 Daß die … belegen.] Ib. 1.17 [den Beginn dieses Zitats s. unter Anm. zu 77,9–15]: & comme ils ont pénétré dans la Chine par le milieu de la ligne, que décrit aujourd’hui la grande Muraille ou le Van-lyczyn, il a dû arriver par là nécessairement, que les Provinces Septentrionales de leur Empire se sont policées avant les Provinces Méridionales. Et voilà ce qui est attesté par tous leurs Monuments, & par le nom même, qu’ils donnent encore de nos jours aux habitants des Provinces Méridionales: lorsqu’ils veulent les injurier, ils les nomment Man-dzy, ce qui signifie les Barbares du Midi [Fußnote: Quæstiones Petropolitanæ de Nominibus Imperii Shinarum. p. 35. Gotting 1770.]. Parce que la vie sociale commença vers le Nord, & que quelques-unes de leurs Hordes, qui coururent d’abord audelà de Choang-cho ou du Fleuve Jaune, y conserverent plus long-temps les mœurs féroces de la vie pastorale, qu’elles avoient apportées de la Tartarie, le vrai pays des peuples Bergers: il y en a toujours eu là, & il y en aura probablement toujours. 78,8–19 Eine besondere … reichen.] Ib. 1.340 f.: Les missionnaires, qui ont écrit sur la Chine dans des temps postérieurs, prétendent que ce n’est que depuis Laokium qu’on s’y est appliqué à l’Alchymie, & que ce sont principalement les disciples de cet homme assez obscur, qui ont répandu ce goût dans différentes Provinces de l’Empire. Mais comme on connoît l’acharnement des Jésuites contre les Tao-essé & contre les Bonzes, & celui des Bonzes & des Tao-essé contre les Jésuites, il est de la prudence & de l’équité de se défier de tout ce que l’esprit de parti a fait dire à ces différents Ordres de Religieux. Et on peut juger si la soif de l’or n’avilit pas extrêmement le cœur de l’homme; puisque les avares mêmes se la reprochent les uns aux autres comme un crime inexpiable. / Voici la véritable origine de toutes les fables dont on vient de rendre compte. Il est vrai que les Chinois ont cherché le breuvage de l’immortalité dans des siecles anté-
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rieurs à notre ére; & cette folie superstitieuse leur vient des Tartares leurs ancêtres, qui ont tâché de se rendre immortels dès les temps de la plus haute antiquité. Et il n’y a personne, qui en lisant ce qu’Hérodote & Strabon rapportent de certains Scythes, ne reconnoisse d’abord la liaison qu’il y a entre toutes ces choses: [Fußnote: Herod. Lib. IV … Strab. Lib. VII.] Héro|dote même entre dans de grands détails en décrivant la coûtume adoptée chez une nation Gétique; & il a été bien prouvé que cette nation suivoit la religion du Grand-Lama, qui a aussi été surnommé l’immortel par quelques voyageurs d’Europe; […]. – Ib. 1.342: Je pense que le systême de la Métempsycose a fait imaginer qu’on pouvoit se rendre immortel, c’est à dire qu’on pouvoit mettre son ame en état de passer d’un corps humain dans un autre corps humain pendant une suite de siecles innombrables sans passer par celui des bêtes immondes, ou par celui des plus foibles insectes. Ensuite il est survenu, comme cela arrive toujours, des charlatans qui ont expliqué dans un sens purement physique ce qui devoit s’entendre dans un sens purement moral. Alors on ne crut plus que la justice, la charité, le travail, étoient des vertus ou des qualités nécessaires; mais qu’il falloit découvrir des plantes, qui pussent opérer directement sur les organes, & leur donner de l’indestructibilité. 78,19–20 Er hat … gebracht.] Ib. 1.182: on sait qu’ils [sc. les Chinois] ont porté l’extravagance jusqu’au point de chercher pendant plusieurs siecles le breuvage de l’immortalité; & ils le cherchent peut être encore; quoiqu’il ait empoisonné quelques-uns de leurs Empereurs: & probablement la plus grande partie de ceux qui l’ont pris. 78,21–22 Uebertreiber Martini … hat,] Ib. 1.339: Ce sont principalement les Jésuites, qui ont tâché de nous dépeindre les Chinois comme des Alchymistes déterminés, dans les premieres Relations qu’ils publierent touchant ce peuple; & comme chez lui le prix de l’or n’est point à beaucoup près aussi haut qu’en Europe, les Missionnaires ne manquerent pas de dire qu’il avoit surtout cherché le secret de faire de l’argent. Le Pere Martini n’a point eu honte d’assurer [Fußnote: Libro XI.] que l’Empereur Hoangti, qui n’a vrai-semblablement jamais existé, travailloit fort bien & avec le plus grand succès dans un laboratoire situé sur le lac Yotang, dans la Province de Setchuen, à peu de distance de la ville de Puki-ang. Et ce qu’il y a de réellement surprenant, c’est que le Pere Kircher, homme capable de tout rêver & de tout croire, a rejetté ce fait comme une fable dans son Monde souterrain, Ouvrage qu’on fait d’ailleurs être rempli des plus puériles chimeres. 78,25–32 so hat … verfertiget.] Ib. 1.339 f.: La-dessus le Médecin Cleyer entreprit de faire des recherches à la Chine, & il attesta à son retour, qu’il n’avoit pu trouver dans tout ce pays un seul Alembic. [Fußnote: Medicina chinensium ex pulsibus & linguâ in 4to.] Mais la figure de ces machines peut beaucoup varier; & à peine en reconnoîtroit-on la forme primitive dans ces tuyaux que les Tartares | ajustent sur des vases remplis de lait de jument, dont ils ont su tirer la partie la plus volatille long-temps avant qu’on eût distillé quelque liqueur que ce soit en Europe, où l’on ne
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croit pas que l’esprit de vin ait été connu avant l’an 1200; époque qui m’a néanmoins toujours paru incertaine. – Ib. 2.196 f.: & les Chinois paroissent avoir été alors, comme les autres Scythes, très-sujets à s’enyvrer dans les Provinces Septentrionales, qui sont les premieres où ils ayent formé des établissements: car on leur fait de fréquentes remontrances sur le danger du Sampsu; dont les buveurs se blasent; parce que c’est une espece d’eau de vie tirée du riz, du millet, du froment, & même comme on le prétend, du bled Sarrasin, que nous croyons être inconnu dans ce pays où la graine doit en avoir été apportée d’ailleurs, & il y a des Voyageurs qui regardent aussi la vigne comme étrangere à la Chine où, suivant eux, elle n’existoit pas encore du temps de Confucius; mais cela est incertain, & tout ce qu’on sait, c’est qu’anciennement comme | aujourd’hui les Chinois n’exprimoient aucune liqueur du raisin; mais leur premiere méthode pour tirer du riz une boisson spiritueuse, semble avoir été la même que celle qu’employent les Tartares pour distiller le lait de jument. 78,31 Reisen des Hrn. Pallas] P[eter] S[imon] Pallas: Reise durch verschiedene Provinzen des Rußischen Reichs. Bd 1. St. Petersburg 1771, 314 f.: Im Sommer haben die Kalmücken bey ihren zahlreichen Heerden an Milch einen Ueberfluß, und selbige macht alsdenn auch einen Haupttheil ihrer Nahrung aus. Sie haben durchgängig mehr Pferde als Hornvieh und die Stutenmilch | ist ihnen auch die angenehmste, weil sie blos gesäuert schon so geistig wird, daß zwey bis drey grosse Schaalen voll hinlänglich sind einen kleinen Rausch zu Wege zu bringen. – 315–318: Die frische Pferdemilch ist viel flüßiger, als Kuhmilch, allein wegen eines geringen, lauchhaften Nebengeschmacks etwas unangenehm. Hingegen, bekömmt sie bey einer reinlichen Säurung einen überaus annehmlichen, weinsäuerlichen Geschmack. Sie sezt kaum einige Tropfen Schmant, und kann also nicht, wie man geschrieben hat, zum Buttermachen gebraucht werden. Desto reichlicher führt sie, wie ich schon gesagt habe, gährende und berauschende Bestandtheile. Im Sommer bedient man sich daher der Pferdemilch fast allein zum gemeinen Getränk und zum Branntweinmachen. Im Winter aber, wenn wenige Stuten Milch geben, behilft man sich mit der Kuhmilch, ob wohl selbige, nach einmüthiger Versicherung derer Kalmücken, viel weniger geistiges enthält, auch gesäuert | einen viel unangenehmern und recht ekelhaften Geruch und Geschmack annimmt. / Die Milch wird zum Säuren nach und nach in grosse lederne oder andere Gefäße geschüttet, welche im Winter nahe bey dem Feuerplatz, über oder in die Erde gestellt werden. Gemeiniglich sind die unreinlichen Gefässe allein hinlänglich, um die Säurung zu bewerkstelligen. Sonst befördern einige dieselbe mit getrockneten aus Mehl bereiteten und scharfgesalznen Sauerteig. Die Horden-Kalmücken thun entweder etwas von dem Rest einer vorigen Branntwein-Destillation, den sie selbst aufgehoben oder von einen Nachbar bekommen haben, oder auch etwas von der geronnenen Milch welche im Magen geschlachteter Lämmer gefunden wird, hinzu. Man nimmt von der zu Branntwein bestimmten Milch keinen Schmant ab, sondern mischt vielmehr von Zeit zu Zeit alles mit einer Art
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von Butterstock wohl unter einander; und weil sie die Milch des Sommers in ledernen Schläuchen sammlen, so dürfen diese nur täglich ein paar mal wohl gerüttelt werden. Die also gesäuerte Pferdemilch wird auf kalmükkisch Tschigan, die gesäuerte Kuhmilch aber A r j än [Fußnote] genannt, und theils also zum Getränk verbraucht, theils zum Branntweinmachen gesammlet. / Wenn eine hinlängliche Masse solcher Milch, um sich lustig zu machen, beysammen ist, und man selbige zulezt noch im Winter einige Tage, im Sommer aber wenigstens einen Tag hat durchsäuern lassen, so wird die Uebertreibung des Branntweins, welche ganz allein denen Weibern überlassen ist, folgendermassen vorgenommen. Auf den Dreyfuß wird der gröste vorhandne eiserne Kessel [Fußnote] über ein kleines Feuer gesezt, mit etwas Wasser oder zerlassenem Schnee ausgeschwenkt und mit der nochmals recht durchgearbeiteten sauren Milch bis fast auf zwey Finger breit vom Rande, angefüllt. Solche Kessel halten ohngefähr drey Rußische Eimer und | drüber. Alsdenn wird ein paßlicher und etwas ausgehölter Deckel, der aus einem oder zwey Stücken Holz besteht, und zwey viereckigte Oefnungen hat darauf gesezt, und am Rande sowohl, als in denen Fugen mit Thon, Leim oder frischem Kuhmist wohl verstrichen. Die Stawropolischen Kalmücken nehmen im Winter, anstatt des Thons, einen zähen Teig von groben Mehl. Darauf wird ein kleinerer Kessel mit seinem Deckel, welcher nur eine grosse Oefnung und ein kleines Luftloch haben muß, versehen, wohl verschmiert und in einen Trog, voll Schnee oder eine krumme hölzerne Röhre, welche aus zweyen mit einer Rinne versehenen Hälften genau zusammen gepast und mit Leder oder Gedärm überzogen ist, mit dem einen Ende auf die Oefnung des kleinen Kessels, mit dem andern aber auf die eine Oefnung am Deckel des grossen Kessels fest angeschmiert, und nachdem noch ein kleiner Deckel aus Thon oder Teig, mit einer kegelförmigen Spitze verfertigt, und neben die andre Oefnung des grossen Kessels gestellt worden, so wird frisch Feuer gegeben. Man giebt durch die unbedeckte Oefnung des grossen Kessels Acht bis man die Milch in demselben stark aufkochen, und einen starkriechenden Dampf, welcher sich bey Pferdemilch mit einer blauen Flamme leicht entzündet, aufsteigen sieht. Alsdenn sezt man den obgedachten kleinen Dekkel auf die Oefnung, klebt ihn fest an und mindert das Feuer. Die kleine Luftöfnung hingegen in dem Deckel des Vorlage-Kessels bleibt offen, ohngeachtet viel entzündbarer Dunst durch dieselbe verlohren geht; denn die Kalmücken sagen ohne diese Oefnung gerathe die Destillation nicht. Nach weniger als anderthalb Stunden vermindert sich der Dunst, alsdenn ist der Branntwein abgetrieben und man hat, wenn Kuhmilch [D: Kuhmlich] abgezogen worden, ohngefähr zwey Neuntheil, höchstens ein Viertheil, von Pferdemilch aber wohl ein Drittheil der ganzen Quantität an schlechten Branntwein oder A r a k a gewonnen, der aber selten, und von Kuhmilch niemals, so stark wird, daß er sich entzünden liesse, ausser wenn man ihn nochmals überzieht. / Sobald kein Branntwein mehr übergeht; so wird die Röhre mit denen Deckeln abgenommen und der Branntwein in eine grosse hölzerne Schaale mit einem Guß aus dieser aber
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| in lederne Flaschen übergegossen. Alsdenn ist das erste, daß der Inhaber des Gezelts, bey welchem sich die Nachbarschaft zum Gelag versammlet hat, etwas Branntwein in eine Schaale giest, einen Theil davon aufs Feuer schüttet, und das übrige gegen das Rauchloch fliegen läst; ferner bricht er die Spitze des kleinen thönernen Deckels ab, und giest auch auf diesen einige Tropfen. Alsdenn schenkt er volle Schaalen, die ohngefähr eine Flasche halten, ein, und giebt nach dem Alter, ohne Unterschied des Geschlechts, das noch warme Getränk herum. Die Kalmücken bezeugen, daß ihr Milchbranntwein nicht so geschwind und in so geringer Quantität, als der rußische rausche, wenn man aber davon trunken wird, so bleibe man zwey Tage lang närrisch und habe noch länger daran auszuschlafen. 79,4–10 Die Beweise … könnte.] de Pauw: Recherches philosophiques, 1.5: ce qui les rend inférieurs à tous les peuples policés, c’est leur ignorance dans l’Astronomie. Les Japonis, les Indous, les Persans & les Turcs font au moins des Almanachs sans le secours des Etrangers: mais les Chinois, qui croyent avoir observé les astres depuis tant de siécles, ne sont pas encore de nos jours en état de composer un bon Almanach. Ce qu’il y a de triste, c’est qu’il leur est souvent arrivé, & qu’il leur arrivera probablement encore fort souvent, de faire, par une fausse intercalation, l’année de treize mois, lorsqu’elle devoit être de douze. On en eut un exemple mémorable en 1670, & personne dans toute l’étendue de l’Empire, ne s’apperçut de l’erreur, hormis quelques Européens, qui se trouvoient à Pékin par hazard, & qui y acquirent la réputation d’être de grands Philosophes; parce qu’ils prouverent si clairement, qu’il s’étoit glissé dans l’année courante en mois surnuméraire, […]. – Ib. 2.26: Nous en avons une preuve, & même une démonstration dans l’Edit du premier Empereur Tartare Mandhuis: cet Edit publié en 1650, dit que depuis l’expulsion des Mongols, les Chinois n’avoient pas été en état de faire un seul Almanach exact, que d’année en année l’erreur avoit augmenté, & qu’enfin c’étoit là un opprobre pour les vaincus & les vainqueurs, qu’il falloit faire cesser en abandonnant le prétendu Tribunal des Mathématiques aux Européens, qui en sont encore en possession aujourd’hui; & si on les en chassoit, le Calendrier de l’année prochaine pécheroit grossiérement; car si les Chinois ne changent point de langue & d’écriture, je les tiens incapables de faire des progrès dans quelque science que ce soit. 79,14–23 Wie viel … gezeiget.] Mit diesem Urteil über die Schriften des Menzius (Meng-tzu) und des Konfuzius (Kung-tzu) bezieht J. eine Gegenposition zur Hochschätzung der ›Weisheit der Chinesen‹ insbesondere durch Leibniz: Opera omnia, nunc primum collecta, in classes distributa, praefationibus et indicibus exornata, studio Ludovici Dutens. Genève 1769 (KJB 45), Bd IV, Teil I: Traité sur quelques points de la religion des Chinois, par le P. Longobardi, avec des remarques de M. Leibniz. (Edit. Paris. a. 1701.) 89–144. und Lettre de M. Leibniz sur la philosophie Chinoise, à M. de Remond. (Recueil de Kortholt.) 169–210. – Siehe auch Christian Wolff: Oratio de sinarum philosophia practica, in solemni panegyri recitata, cum in ipso Academiæ Halensis natali XXVIII. d. XII. Julii A. O. R. 1721. […]
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Francofurti ad Moenum 1721, in Christian Wolff: Gesammelte Werke, II. Abteilung (lateinische Schriften), Bd 35, Sectio III. Nachdruck der Ausgabe Halle 1755, 25–126. (In diesem Band wird die oratio den Schriften des Jahres 1723 zugeordnet). Damit stellt J. sich in die gegenüber China kritische Tradition, die bereits Christian Thomasius in seiner Rezension des Werkes Confucius Sinarum Philosophus von Philippe Couplet (1689) und später die Gegner Christian Wolffs, aber auch sein Biograph Carl Günther Ludovici repräsentieren; s. dessen Artikel in Johann Heinrich Zedler (Hg.): Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschaften und Künste. 64 Bde und 4 Supplementbände. Halle/Leipzig 1732–1754, Bd 58, Sp. 574–576. 79,23–25 Die Chinesischen … gesezt.] de Pauw: Recherches philosophiques, 1.351: Quant aux Jésuites françois de Pékin, les fragments, qu’ils envoyent de temps en temps à leurs correspondants d’Europe, sont des pieces de nulle importance; & on ne sauroit dire combien peu l’ouvrage intitulé l’Art militaire des Chinois par le P. Amiot, a répondu à l’idée qu’on s’en étoit formé avant qu’il eût paru. Je soupçonne ce Missionnaire d’avoir été très-peu versé dans les matieres qu’il a traitées; & ce qui a semblé surprenant, c’est qu’il assure qu’à la Chine chaque soldat fait lui-même sa poudre, tant celle qui sert à la charge que celle qui sert aux amorces. [Fußnote: Art Militaire des Chinois in 4to avec des fig. enluminées. Paris 1772. pag. 370. Nous parlerons ailleurs plus amplement de cet ouvrage.] – Ib. 2.195 f.: Après l’Y-King ou la Table des sorts, quelques|uns font suivre immédiatement dans l’ordre des livres canoniques le Chou-King, qui n’est pas un Ouvrage original, complet & suivi; mais un recueil imparfait de quelques traits d’Histoire, de quelques lieux communs de Morale, & de différentes superstitions. On ne connoît pas le véritable compilateur de cette piece, qui mériteroit bien mieux le nom de rapsodie, que ne l’ont mérité l’Iliade & l’Odyssée; mais on voit clairement qu’il vivoit dans des temps très-postérieurs aux événements dont il parle. – Ib. 1.XIf.: Plus on publie en Europe d’Ouvrages venus de la Chine, comme le Chou-King & l’Art Militaire par le Pere Amiot, & plus on décele la foiblesse de ces Ouvrages-mê|mes, [Fußnote: Ils ont paru à Paris en 1770 & 1772.] dont le texte traduit littéralement eût formé une Brochure: mais comme on l’a accablé d’un ramas de Notes, de vaines Observations, & d’Estampes enluminées d’une maniere puérile, il en a résulté deux volumes in 4to, bien plus propres, sans doute, à enrichir les Editeurs, qu’à instruire les Savants, qui sont souvent trompés par les titres des livres qu’on apporte de l’Asie: leur surprise a été très-grande de ne trouver dans ceux-ci que des lieux communs de la Morale la plus triviale. Et tout le Chou-King ne renferme pas un seul passage, qui puisse répandre la moindre lumiere sur l’origine des Chinois, & ce qui concerne le développement des Arts & des Métiers, y est aussi mal traité, & d’une maniere aussi peu vrai-semblable que dans d’autres livres, dont nous aurons encore occasion de parler. 79,26–32 das Lob … gebracht.] Éloge de la ville de Moukden (vgl. Anm. zu 75,3–4), 13: C’est-là, c’est sur cette Montagne fortunée, qu’une Vierge céleste, sœur cadette du Ciel [Fußnote 15 (Notes S. 221 ff.): On a vu
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ci-dessus quelle étoit la mere du Fondateur des Tcheou, & comment elle conçut celui qui donna le commencement à la race; je vais rapporter à présent l’origine dont les Mantchous se glorifient, & je la rapporterai telle qu’elle est dans leurs Livres les plus authentiques. »Au dessus de la montagne blanche (Tchang-pé-chan), vers le lieu d’où le Soleil se leve, il y a un Lac renommé, qui porte le nom de Poulkouri, ainsi que la partie de la montagne sur laquelle il est placé. Nous avons appris par la Tradition, que la Fille du Ciel étant descendue sur les bords de ce Lac, goûta d’un fruit rouge, l’avala, conçut & mit ensuite au monde un fils de la même nature qu’elle. Comme cet enfant miraculeux étoit rempli des dons célestes, il parla dès le moment de sa naissance. – Ib. 223: Je suis, répondit le jeune homme, je suis le fils de la fille du Ciel: mon nom est Aisin Kioro ou Kioro d’or. C’est ainsi que [D: qne] le Ciel-lui même m’a appellé. Mon surnom est Poulkouri yongchon. Je suis destiné à terminer vos disputes, & à faire regner l’union & la concorde parmi vous.], […]. 79,32–80,2 Damit … Wunders.] Ib. 224 f.: Ce que je viens de rapporter ici est tiré du Livre intitulé Tay-tsou-han-i Yarguien koli, c’est à-dire, véritables usages de l’Empereur Tay-tsou. La même histoire est répétée dans plusieurs autres Livres, tels que le Dictionnaire de Kang-hi, &c. / Dans l’explication des figures qui sont dans le Livre qui traite des Montagnes & des Mers (Chan-hai-king) il est dit que la Fille du Roi du Ciel est couverte de cheveux, & qu’elle a la contenancee d’un tigre. On lit dans l’Article Ta-ya du Ché-king que l’Enfant qui est dans le grand Royaume est comme la sœur cadette du Ciel. | Dans le Tchouen fait par Mao-tchang, Livre connu sous le nom Mao-tchang-tchouen, il est dit: Sachant ou connoissant la vertu de Tay-see il l’a célébré à l’égal de la sœur cadette du Ciel, &c. Il ne m’a pas été possible de trouver la racine du mot Kioro, non plus que les racines des mots Poulkouri & yongchon qui composent le surnom du chef de la Famille régnante. Aisin signifie or. Tous ceux que j’ai interrogés, tant Chinois que Mantchous, même de la famille des Kioro, m’ont répondu qu’ils ignoroient l’étymologie de ces trois mots Kioro, Poulkouri [D: Poulkouvi], Yongchon: peut-être sont ils d’une langue étrangere. 80,10–12 Der Abschnitt … Beobachtungen.] de Pauw: Recherches philosophiques, Tome II, Part. II, Sect. VI: Considérations sur l’état de l’Architecture chez les Egyptiens & les Chinois. 80,12–15 Von … hätte.] Ib. 2.15: Et cette particularité prouve, comme mille autres, que leur maniere de bâtir s’éloigne extrêmement de la maniere des Egyptiens, dont l’imagination avoit beaucoup travaillé sur les chapiteaux; & il ne faut pas croire qu’ils se soient contentés de la seule forme que décrit Athénée, comme la plus généralement employée. [Fußnote: Lib. V. Cap. 6.] Car on en a encore découvert neuf ou dix autres especes dans les ruines du Delta & dans celles de la Thébaïde: aussi de quelque côté qu’on considere une Pagode de la Chine, n’y trouve t on pas la moindre ressemblance avec un temple de l’Egypte: on n’y trouve ni l’enfilade des Sphinx, ni les murs inclinés, ni des combles en terrasses, ni des Obélisques, ni des cryptes, ni aucune apparence de souterrain. – Ib.
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2.53: Les Chinois n’ont pas, dans leur langue, de mot pour exprimer un Labyrinthe, comme ils n’ont pas, dans tout leur pays, un seul édifice, qui approche de cette forme. 80,15–17 Da die … ein.] Ib. 2.9: Les Chinois n’ont jamais connu la méthode de bien bâtir en pierres un édifice de deux ou trois étages. Et ils ne veulent pas même l’entreprendre avec leurs charpentes; tellement que chez eux les villes occupent toutes trois ou quatre fois plus de terrain que cela ne seroit convenable, dans un pays comme le leur, où le fort de la culture est dans le voisinage des villes. 80,17–21 Von weitem … getragen.] Ib. 2.15 f.: J’ai toujours soupçonné qu’on s’est mépris beaucoup sur l’objet qui a servi de modele aux premiers | bâtiments des Egyptiens; mais à la Chine il n’est presque pas possible de s’y méprendre. On y a contrefait une Tente; & cela est trèsconforme à tout ce qu’on peut savoir de plus vrai sur l’état primitif des Chinois, qui ont été, comme tous les Tatares, des Nomades ou des Scénites: c’est à dire qu’ils ont campé avec leurs troupeaux avant que d’avoir des villes. Et c’est là sans doute l’origine de cette singuliere construction de leurs logis, qui restent sur pied, lors même qu’on en renverse les murailles; parce qu’elles enveloppent seulement la charpente sans porter le toit; comme si l’on y avoit d’abord commencé par faire autour des tentes une enceinte de maçonnerie pour renfermer le bétail; & tel a dû être en effet le premier pas de la vie pastorale & ambulante vers la vie sédentaire. 80,22–25 Eine mittelmäßige … bauet.] Ib. 2.10: Quelques Voyageurs pensent, que les Chinois n’ont jamais voulu se résoudre à bâtir des maisons de plusieurs étages; parce qu’ils craignent les tremblements de terre, qui sont néanmoins beaucoup plus rares chez eux que dans les isles du Japon & les Moluques, où ils paroissent être périodiques. Mais ce qu’il y a de bien certain, c’est que les maisons Chinoises quelque basses qu’elles soient, ne résistent point contre les moindres secousses, qui y rasent quelquefois des villes entieres, comme si un violent tourbillon ou un ouragan y eût passé. 80,25–26 Zu Nankin … ein.] Ib. 2.11: Un jour le clocher de Nankin succomba sous le seul poids de la cloche. 80,27–31 Der große … gebracht.] Ib. 2.22: Mais il ne faut point s’imaginer maintenant que le Canal Royal ait été fait par les Chinois: leurs Architectes n’ont pas été en état de l’entreprendre, & bien moins de l’exécuter. Ce sont les Tartares Mongols, qui ont creusé ce lit immense, par lequel des fleuves coulent dans des lacs, & des lacs dans des fleuves, sans que les uns tarissent, & sans que les autres débordent. On peut naviguer ainsi pendant plus de six cens lieues: on peut aller ainsi d’une extrêmité de l’Empire à l’autre en bateau. / Le Conquérant Koublai, dont jamais le nom ne mourra, étoit un Prince très-instruit, & qui aimoit tous les Arts: il appella à la Chine beaucoup de Savants […]. – Ib. 2.23: Quant aux Architectes, il les employa à faire le grand Canal vers l’an 1280 après notre ére. 80,31–34 Man trift … gewesen;] Ib. 2.87: Convenons que de tous les ouvrages élevés pour arrêter les Tartares, la Muraille de la Chine est sans
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contredit le plus grand & le plus foible: puisqu’ici la force diminue à mesure que la grandeur augmente. Et comment ceux, qui ne sauroient défendre une redoute, pourroient-ils défendre des lignes si prodigieuses, & qui étant bien percées en un endroit deviennent inutiles par-tout ailleurs? Au reste le Vanly de la Chine n’étoit pas dans son origine ce qu’on en a fait depuis. Des Princes indépendants éleverent quelques pans de muraille pour contenir la cavalerie impétueuse des Tartares, sans s’appercevoir qu’en de tels cas une double ou triple palissade valoit beaucoup mieux. Et cela est si vrai que la palissade, qu’on voit aujourd’hui regner le long du Zeang-tong a moins de fois été forcée que la grande Muraille. 80,34–37 hier … reichte;] Ib. 2.79: Les Egyptiens paroissent être le premier de tous les peuples, qui ait cru qu’on pouvoit fortifier un pays comme on fortifie des citadelles: car il faut regarder le grand rempart de l’Egypte comme beaucoup plus ancien que le rempart de la Médie, dont nous indiquerons la position dans l’instant. / Séiostris, dont on fait si mal à propos un Con|quérant, tâcha de mettre un peu son Royaume en état de défense en élevant une muraille, qui alloit par une ligne oblique depuis la ville du soleil située hors du Delta, jusqu’à Péluse, par un trajet de quinzecents stades de la petite mesure, & qui étant évalués comme ils doivent l’être, font précisément trente lieues de 2500 toises chacune. – Ib. 2.93 f.: La grande route des Barbares, lorsqu’ils méditoient de sortir de la Scythie suivant la maniere de parler des Anciens, étoit jadis entre la Mer Caspienne & le Pont Euxin; ce qui fit qu’on se détermina à murer contre eux des gorges entieres du Mont Caucase; & on trouve encore, dans le district des Souanis, plusieurs vestiges de cette maçonnerie; mais l’ouvrage le plus considérable élevé dans cette partie du Globe, c’est la muraille de la Colchide. Cette Province aujourd’hui si désolée recevoit alors dans son sein les marchandises des Indes par une route trop connue pour qu’on la décrive. Ces richesses accumulées par les Phéniciens & les Grecs, qui avoient de grands entrepôts de commerce sur le Phase, irritoient sans cesse la cupidité d’un peuple Barbare, que les Géographes François nomment les Acbas ou d’un terme encore plus corrompu; quoique leur véritable nom soit Awchaszi, & on les soupçonne même d’être la souche des Ases, qui sous la conduite d’Odin pénétrerent jusqu’en Suéde suivant les fables septentrionales. Au reste les Awchaszi ont toujours habité & habitent encore entre l’embouchure du Don & le fleuve Corax: ils faisoient leurs irruptions au centre de la Colchide en longeant les côtes de la Mer Noir, & en passant le détroit au-delà de Pétyunta; tellement qu’on résolut de les arrêter dans ce détroit même, en y bâtissant un mur, qu’on regardoit comme le plus fort qu’on eût jamais construit de main d’hommes. Et voilà pourquoi on | le nommoit par excellence le Murus validus; [Fußnote: D’Anville Géographie ancienne. Tom. II. pag. 115] mais les Awchaszi le rendirent pour le moins aussi inutile qu’il étoit fort: car ils le tournerent, & le laisserent à leur droite […]. 80,37–81,2 dererjenigen Arbeiten … worden.] Ib. 2.98 f.: Agricola, | qui connoissoit bien la Bretagne, étoit d’avis que pour s’y maintenir il fal-
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loit conserver le détroit entre la riviere de Clyd & le Firth of Forth. Cependant Hadrien, au lieu de choisir ce terrain large seulement de 32 milles, en choisit un autre, large de 80, & il faut observer que sur les voies militaires de cette Isle, le mille est évalué à 420 pieds plus que sur les voies du Continent. Cela engagea alors les Romains à faire un vallum ou un rempart de pieux & de gazons une fois plus long qu’il n’auroit dú l’être. Ce rempart de l’Empereur Hadrien ne résista pas: l’Empereur Antonin Pie en fit faire un autre, qui fut encore bientôt renversé: l’Empereur Sévere en fit faire un troisieme, qui fut encore renversé. Enfin sous Valentinien III, Aëtius se mit dans l’esprit que tous ces ouvrages avoient péché par leur construction, de sorte qu’il fit élever en Angleterre une véritable muraille, épaisse de vingt pieds; mais ce qui prouve qu’Aëtius s’étoit prodigieusement trompé, c’est que son rempart résista moins que les autres: car il n’étoit achevé que depuis cinq ans, lorsqu’on le força à Gramsdyck, & ensuite on le força partout. Buchanan assure que ce ne fut que de son temps qu’on en retrouva les ruines, qui ont au moins servi à quelque chose, puisqu’elles ont servi à bâtir des maisons. 81,2–4 Nichts … bevestigen.] Ib. 2.99 f.: On voit par ces faits & par d’autres circonstances qui y ont rapport, que c’est au regne d’Hadrien qu’il faut faire remonter l’origine de la puissance des Barbares. La maniere, dont on se fortifioit contre | eux, leur apprit le secret de leurs forces; car plus les Romains retranchoient les limites de l’Empire, & plus la discipline militaire dégéneroit parmi eux; & je croi qu’elle a dégéneré dans tous les pays qu’on a tâché de fermer par des murailles, sans même excepter la Chine. – Diesen letzten Teil des Kapitels über die Geschichte der Mauerwerke beendet Verf. ib. 2.103 mit den Worten: Telle est l’histoire des plus grands & des plus inutiles ouvrages, que les hommes ayent élevés sur la surface de l’ancien Continent. 81,5–14 Die … macht;] Ib. 2.33 f.: La passion des Chinois pour le nombre neuf doit aussi être comptée parmi les superstitions qui leur sont communes avec les Tartares. On voit dans | leur pays beaucoup de clochers ou de Tours à neuf étages, bizarrerie qui n’a d’autre fondement que leur penchant pour ce nombre mystérieux, suivant lequel on fait aussi la plus humiliante révérence qu’on ait pu imaginer, lorsqu’on se présente devant les Empereurs de la Chine, qui veulent qu’on se courbe neuf fois jusqu’à terre devant leur trône; & on voit par l’Histoire de Gengis-Kan, que ce cérémonial, digne des plus méprisables esclaves, étoit aussi établi à la Cour de ce Prince. [Fußnote: Petit de la Croix Hist. de Gengis-Kan. pag. 79. ] / Parmi toutes ces Tours à neuf étages il n’y en a pas à la Chine qui soit de Porcelaine, comme des exagérateurs l’ont débité dans leurs Relations, sans qu’on puisse même savoir sur quoi une telle fable est fondée. – Ib. 2.210: On assure que le plus ancien simulacre religieux, que les Chinois ayent fabriqué, a été un Trépied; ou pour parler d’une maniere plus intelligible, un grand vase à trois supports, garni de deux anses, […]. – Ib. 2.211: Au reste, les anciens Chinois ne se contenterent pas d’avoir un vase mystérieux; car ils en firent encore huit autres. Et ce sont là les Talismans, ausquels
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on attacha les destinées de l’Empire, partagé alors en neuf Provinces, dont chacune étoit, par conséquent, sous la protection d’un de ces Chaudrons à trois pieds. – Ib. 1.257: Une partie du cérémonial & des institutions politiques de la Chine est analogue à cette superstition puérile, comme la division des Mandarins en neuf classes, & mille autres absurdités, dont la plus forte & la plus triste est qu’ils punissent ou dégradent les parents d’un criminel jusque dans le neuviéme degré. 81,16 Verfasser der chinesischen Kriegskunst] s. Art militaire, oben 29 f. 81,17–20 Man sollte … frägt.] de Pauw: Recherches philosophiques, 2.191: L’Y-King des Chinois renferme soixante-quatre marques, composées de lignes droites, dont les unes sont brisées & les autres entieres. Or celui, qui consulte le sort, prend en main quarante-neuf baguettes, & les jette à terre au hazard: alors on observe en quoi leur position fortuite correspond aux marques de l’Y-King; & on en augure bien ou mal, suivant de certains points dont on est d’accord, & c’est Confucius, qui a prescrit le plus de regles pour ce genre de sortilege, ce qui a fait un tort infini à sa réputation aux yeux de tous les véritables Philosophes, & même de ceux qui peuvent lire sans préjugés & sans prévention l’Histoire de la Chine. 81,27–29 In dem … gewesen.] Ib. 2.192–194: Ceux, qui veulent interroger le sort, operent comme on vient de le dire, & on observe en quoi leur jet s’accorde avec les traits de l’Y-King, où il n’est, par conséquent, non plus question de l’Arithmétique binaire que de l’Algebre; & le | terme de Grimoire eût été ici appliqué beaucoup plus heureusement par M. de Leibnitz, qui étoit en correspondance, comme on fait, avec les Jésuites de Paris, & sur-tout avec le P. Bouvet: cependant ces Religieux lui ont laissé ignorer, que les Chinois n’employent leur Y-King qu’à des sortileges très-repréhensibles; & si ce Philosophe eût été instruit de toutes les circonstances, comme on l’est maintenant en Europe, il eût d’abord changé d’idée: car jamais homme ne fut plus éloigné que lui de chercher la réalité dans de vaines superstitions. Et lorsqu’il entreprit de justifier les Chinois sur quelques imputations qu’on leur faisoit alors, il avoua ingénuement qu’on ne peut trouver dans leurs livres, qu’ils ayent eu de véritables notions sur la Création de Monde; [Fußnote: Voyez le Recueil de ses lettres, & les Notes qu’il a faites sur les Traités de Longobardi & d’Antoine de Ste. Marie.] ce qui affoiblit leur Deïsme. Car ceux-là sont encore éloignés d’être Deïstes, qui ne reconnoissent pas dans l’Eternel le fabricateur libre de l’Univers, & le maître de la Nature comme parle Newton. / Lorsque le Pere Mersenne fit imprimer, qu’il connoissoit jusqu’à douze Athées en une maison de Paris, & que le nombre total montoit à soixante-mille dans cette ville, la Police vint arrêter les exemplaires de son Ouvrage: on y inséra des cartons, & cette calomnie grossiere, hazardée par un Moine mendiant, qui vivoit aux dépens du public, fut rayée. Mais on n’usa pas de cette précaution à l’égard du Traité de Longobardi, autre Moine, qui | n’accusoit point d’Athéisme cinquante ou soixante mille hommes, mais tous les Lettrés de la Chine en général. D’abord une imputation de cette
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nature ne put jamais provenir d’un principe de charité; car elle est pour cela trop atroce, & plus elle est atroce, plus elle devroit être démontrée clairement: cependant rien au Monde n’a moins été démontré. Ces prétendus Lettrés sont des personnages dont l’ignorance est très-profonde: ils disputent souvent sans se comprendre les uns les autres; & comme ils ne sauroient plus alors se servir de leur langue, ils ont recours à leur éventail avec lequel ils tracent le caractere des mots dont ils veulent indiquer le sens. Enfin jamais idiome ne fut moins propre à discuter des sujets de Métaphysique que le Chinois, appellé par les voisins-mêmes de la Chine la langue de confusion: parce que les obscurités & les équivoques y sont trèsfréquentes. Toutes les regles de Grammaire & de Syntaxe, qu’on a inventées pour rendre les autres langues distinctes, claires, & intelligibles, sont inconnues dans celle-ci, qui n’a d’ailleurs que trois temps, & quinze ou seize cents mots radicaux, parmi lesquels on n’en trouve aucun qui soit synonyme de celui de Dieu, ni aucun qui soit synonyme de celui de Création ou Créateur: plus on y employe de circonlocutions, plus on s’y embrouille. Si donc quelques Lettrés de ce pays sont tombés dans des erreurs sur l’essence de la Divinité, il ne s’ensuit nullement qu’ils soient Athées; puisque leur superstition même dépose du contraire. Tout ceci s’explique de la maniere la plus claire, lorsqu’on se donne la peine de réfléchir à un passage, que nous avons extrait de l’Ouvrage du Pere du Halde. 81,30–33 Noch … wird;] Über Tempel der Sonne und des Mondes in Peking ist im Religionsartikel der Recherches nichts zu finden. 82,2–4 Cardinal Dü Tournon … nennt;] Ib. 2.232: Ainsi il s’ensuivroit qu’à la Chine on a eu plus besoin qu’ailleurs de Mysteres, pour y préserver l’esprit humain de l’abyme où l’apparence du culte public pouvoit l’entraîner, & où il l’a entraîné en effet, si l’on en croyoit les Relations de quelques Missionnaires, & le célebre Décret que le Cardinal de Tournon publia à Nankin. [Fußnote: C’est le troisiéme article de ce Décret, qui condamne comme une Idolâtrie détestable le culte que les Lettrés rendent à Confucius. Mais si des Chinois venoient en Italie, en Espagne & en Portugal, & qu’on les obligeât à prononcer sur les apparences, il est croyable qu’ils feroient un Décret dans le goût de celui que publia le Cardinal de Tournon en 1707.] 82,4–7 ein … mildern.] Ib. 2.230: Lorsqu’on disputoit en Europe sur les cérémonies de la Chine, avec cette fureur atroce qu’on appelle la haine Théologique & qui métamorphose les hommes en Tigres, on soutint que les Lettrés de ce pays étoient Athées dans la théorie, & Idolâtres dans la pratique, sans s’appercevoir que c’est là une contradiction si grande, que l’esprit humain, malgré tous ses écarts, n’en paroît pas susceptible. / Les Lettrés ne croyent certainement point que l’ame de Confucius soit la Divinité même: ainsi les jours de jeûne qu’ils observent, les victimes qu’ils immolent, & toutes les ridicules pratiques qu’ils ont empruntées des Bonzes de Fo, prouvent évidemment leur superstition, & non pas leur idolâtrie.
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82,8–10 Bayle … Gottesläugner;] Dictionnaire historique et critique, par Mr. Pierre Bayle. Sixieme edition, revue, corrigée, et augmentée. Avec la vie de l’auteur, par M r Des Maizeaux. Basle 1741 (KJB 1). Bd 4.253– 271: Spinoza. 266: Mais de toutes les Hypotheses d’Athéïsme, celle de Spinoza est la moins capable de tromper; car, comme je l’ai déjà dit, elle combat les notions les plus distinctes qui soient dans l’entendement de l’homme. Les Objections naissent en foule contre lui; & il ne peut faire que des Réponses qui surpassent en obscurité la These même qu’il doit soutenir. [Marginalie] Cela fait que son poison porte avec soi son remede. Il auroit été plus redoutable, s’il avoit mis toutes ses forces à éclaircir une Hypothese qui est fort en vogue parmi les Chinois [Fußnote], […]. In der Fußnote geht Bayle ausführlich auf den sog. Atheismus der Chinesen ein, unter Rekurs auf den Kirchenvater Arnobius sowie auf griechische Philosophen. – Dieser Bezug auf das von Bayle entworfene Bild Spinozas bildet das früheste Zeugnis für J.s eigene Auseinandersetzung mit Spinoza. 82,14–17 die Chinesischen … findet.] de Pauw: Recherches philosophiques, 2.195. 82,18–37 Die unglaubliche … § 97.] Johann Baptista du Halde: Ausführliche Beschreibung des Chinesischen Reichs und der grossen Tartarey. Aus dem Französischen mit Fleiß übersetzet, nebst vielen Kupfern. […] 4 Bde. Rostock 1747–1749 (KJB 2343). Hier: Bd 3. Rostock 1749, 51, § 97. Von diesem Zitat hat de Pauw, Recherches philosophiques, Bd 2.195 (vgl. vorige Anm.) nur den zweiten Teil (ab 82,26) in seine Darstellung aufgenommen: Les plus habiles Docteurs de la Chine, dit-il, à un peu de Morale près, ignorent ordinairement les autres parties de la Philosophie. Ils ne savent ce que c’est quel raisonner avec quelque justesse sur les effets de la Nature qu’ils se mettent peu en peine de connoître, sur l’ame, sur le premier Etre qui n’occupe gueres leur attention, sur l’état d’une autre vie, sur la nécessité d’une Religion. Il n’y a pourtant point de Nation qui donne plus de temps à l’étude: mais leur jeunesse se passe à apprendre à lire, & le reste de leur vie à remplir les devoirs de leurs charges, ou à composer des Discours Academiques. – De Pauw fügt an: C’est cette ignorance grossiere de la Nature, qui fait qu’un grand nombre attribue presque toujours ses effets les plus communs à quelque mauvais Génie. 83,1–5 sie glauben … locken.] de Pauw: Recherches philosophiques, 2.248: Il faut observer ici que l’année des Chinois a toujours été lunaire, & qu’elle n’a jamais commencé vers le lever de la Canicule; de sorte que ce peuple differe autant des Egyptiens par rapport au Calendrier que par rapport aux institutions religieuses. S’ils ont été l’un & l’autre adonnés à l’Astrologie judiciaire, cette erreur leur est commune avec presque toutes les nations de l’Asie & de l’Afrique, où l’ancien culte des astres & des planetes a dû nécessairement engendrer cette superstition, que les Arabes n’avoient garde de réprimer à la Chine lorsqu’ils étoient maîtres du Tribunal des Mathématiques, sans quoi ils seroient morts de faim; […]. – Ib. 2.238: Tchao-Kouey, qui étoit un Prélat ou un Chef de l’institut de LaoKium, promit à l’Empereur de lui donner le breuvage de l’immortalité, s’il
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vouloit signer un Edit contre les Moines de Fo ou de Ché-Kia. – Ib. 2.220: Ce systême singulier ne peut se combiner en aucune maniere avec la doctrine d’un Enfer ou d’un Paradis, d’où les ames ne s’échapperoient pas si aisément à l’aspect d’un plat chargé de riz ou de viande, que des superstitieux iroient leur présenter. Et on voit maintenant quel est le véritable sens de l’arrêt prononcé contre les deux Missionnaires, arrêt qui ne prouve assurément point que les Chinois nient l’immortalité de l’ame, de la maniere dont on l’a soutenu jusqu’à présent en Europe. Les Lettrés euxmêmes se donnent mille peines pour faire descendre sur une table l’esprit de Confucius, dont l’histoire est peu connue, & plusieurs Savants la regardent comme un Roman ou un amas de fables Chinoises, ausquelles d’imbéciles Missionnaires ont joint les leurs. 83,6–8 die größte … nachfolgt.] Ib. 2.230 f.: De véritables Philosophes tâcheroient d’honores | la mémoire de Confucius, en se rendant de plus en plus vertueux, & non en répandant le sang des animaux. 83,13–14 mit Fußnote sie seyen … verriethe.] Des Herrn Admirals, Lord Ansons Reise um die Welt […] aus dessen Aufsätzen und Urkunden zusammengetragen und unter seiner eigenen Aufsicht an das Licht gestellet von M. Richard Waltern, Capellan auf Sr. Majestät Schiffe, dem Centurion, in diesem Kriegszuge, aus dem Englischen in das Deutsche übersetzt. Göttingen 1763. Drittes Buch, Zehntes Hauptstück (nicht, wie J. angibt, Cap. XVIII.), 561 f. Und wenn wir uns von ihren Handwerkern zu den Künstlern von einer höhern Art, als Malern, Bildhauern ec. ec. wenden: so scheinen | sie in dergleichen Arbeiten noch mangelhafter zu seyn; […]. Kurz, in den meisten Chinesischen Arbeiten ist etwas gezwungenes und gekünsteltes, welches einem durchaus nicht gefällt; und vielleicht kann man mit Wahrheit versichern, daß diese Fehler in ihren Künsten ganz und gar von der angebohrnen Gemüthsart dieses Volkes herrühren, unter welchem nichts grosses, oder erhabenes zu finden ist. 83,15–18 Wenn … unzählig.] de Pauw: Recherches philosophiques, 2.233: Le vain prétexte de parvenir à cet état de tranquilité, qui n’est point l’état de l’homme, ni même celui de la bête remplit enfin la Chine d’une incroyable multitude de Moines, dont les plus fourbes & les plus intrigants se procurerent des établissements fixes dans les meilleures provinces; & dont les autres se mirent à errer, à mendier & à voler le peuple. 83,18–19 Zuweilen … gesiegt.] Ib. 2.237: Il n’y a eu, comme l’on voit, jusqu’à présent, ni plan ni regle dans la conduite des Chinois qui vouloient se délivrer des Bonzes: on ne les réformoit pas, mais on les attaquoit tout à coup comme on attaque des ennemis; ensuite on les favorisoit: on leur prenoit beaucoup: on leur rendoit davantage, & enfin on passoit sans cesse d’une extrêmité à l’autre avec une inconstance dont il n’y a pas d’exemple, sinon dans les faits mêmes que nous allons rapporter. 83,20–27 Da … arbeiten.] du Halde: Ausführliche Beschreibung des Chinesischen Reichs und der grossen Tartarey, Bd 3. Rostock 1749, 32 f.: §. 60. / Gleichwie aber die Bonzen keinen andern Zweck haben, als nur Geld zusammen zu bringen, und sie selbst auch überdies, so gros auch
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sonst ihr Ansehen seyn möchte, nichts anders als eine rechte Grundsuppe des elendesten Pöbels sind; so wissen sie auch die Kunst vollkommen, sich vor jederman bis zur Erde zu schmiegen. Sie beweisen eine Sanftmuth, Gefälligkeit, Demuth und Bescheidenheit, die anfänglich jederman in Verwunderung setzet. Die Chineser, die weiter nicht als auf ihre äusserliche Verstellung sehen, halten sie daher für lauter Heiligen; zumal wenn sie mit dieser äusserlichen einnehmenden Gestalt strenge Fasten verbinden, des Nachts etlichemal aufstehen, den F o anzubeten, und willig sind, sich für das algemeine Beste aufzuopfern. In der Absicht nun, daß sie bey dem Volke Verdienste erlangen, es zum Mitleiden und Mildthätigkeit bewegen möchten, nehmen sie auf öffentlichen Strassen und volkreichen Plätzen die strengsten Busübungen vor. Einige haben theils am Halse, theils an | den Füssen grosse Ketten hängen, die wol dreyßig Ehlen lang sind, und die sie mit grausamer Mühe hinter sich herschleppen. Sie bleiben vor der Thür eines jeden Hauses stehen. Ihr sehet wohl, was es uns kostet, eure Sünden zu versöhnen; wollet ihr uns denn nicht ein klein Almosen dafür reichen? Man findet andere, die auf den Märkten und volkreichsten Plätzen sich selbst blutrünstig machen, und sich ihre Stirne mit grossen Steinen zerschlagen. – Im Anschluß hieran berichtet Du Halde in § 61 von einer besonders herausragenden Form der Selbstkasteiung. 83,29–84,8 welche nie … erweißt.] de Pauw: Recherches philosophiques, 2.217 f.: On observe la même différence entre les dogmes sur l’état futur de l’ame: car loin que les Chinois ayent ouï | parler de l’Amenthès des Egyptiens, on ne trouve, dans leurs anciens Kings ou dans leurs livres canoniques, aucune notion d’un Purgatoire ou d’un Paradis. Et voilà pourquoi tant de Savants d’Europe & tant de Missionnaires ont constamment soutenu que ce peuple ne croit point l’immortalité de l’ame. Mais en ce cas les offrandes, qu’il fait aux Morts, renfermeroient en elles mêmes la plus grande contradiction dont l’esprit humain soit capable. S’il supposoit une destruction totale des facultés spirituelles, l’usage où il a toujours été de présenter des viandes aux Morts, seroit, dis-je, une cérémonie sans but, sans objet & enfin une preuve manifeste de délire. / Mais la vérité est, que les Chinois ont des idées si bizarres sur toutes ces choses, qu’ils ne peuvent naturellement admettre des endroits où les ames soient en captivité: car ils croyent qu’elles deviennent Kuei-chin ou Manitous, qu’elles voltigent, & conservent jusqu’à un certain point la liberté d’aller & de venir. [Fußnote: On ne parle pas ici du peuple de la Chine, qui suit la Religion des Indes, & qui croit à la transmigration des Ames, le système le plus généralement adopté. / On ne sauroit dire que l’ancienne doctrine des Chinois, dans laquelle les ames sont supposées devenir Manitous ou Kueinchin, exclud entiérement les peines & les récompenses: car ces Manitous peuvent être tranquiles ou persécutés par les mauvais Génies, qu’on appelle en Chinois d’un terme qui a quelque rapport avec celui de Démons.] 84,9–16 In dem … Divans.] Ib. 2.334: Ceux, qui ont voulu soutenir en Europe que la Constitution politique de la Chine n’est point despotique, étoient extrêmement mal instruits; & c’est envain qu’ils disent
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qu’on y a des Tribunaux pour décider les affaires; puisqu’il y a des Tribunaux ou Divans dans tous les pays despotiques de l’Asie. Et voudroit-on qu’un seul homme décidât toutes les contestations qui s’élevent dans une contrée six fois plus grande que l’Allemagne? 84,19–23 Von … Kraft.] Eine ausdrückliche Erwähnung über das Fehlen bestimmter auch für den Fürsten verbindlicher Grundsätze sowie die dem P. Frigault zugeschriebene Äußerung und deren Zurückweisung konnte in den Recherches nicht nachgewiesen werden. 84,24–29 In denjenigen … ausübten.] Ib. 2.330 f.: Ce fut dans ces temps où la Chine étoit divisée en un grand nombre de petits Etats, qu’on fit dans quelques-uns des reglements fort sages & des loix qui ont été depuis | alterées & refondues dans la constitution générale de l’Empire. Parmi les Souverains indépendants, on vit des hommes réellement respectables, qui aimoient la vertu & qui la pratiquoient: […]. 84,29–32 Damals … werden.] Ib. 2.331: Confucius brilla beaucoup dans le petit Royaume de Lou, où il fut même premier Ministre. S’il renaissoit aujourd’hui, il ne seroit peut être pas Mandarin du neuvieme ordre: car plus le Gouvernement d’un pays devient absolu, & plus l’élévation d’un homme y dépend du hazard. 85,1–9 Das Wort … besuchen.] Ib. 2.361: Leur attachement pour le pays où ils sont nés, résulte du culte des Ancêtres, dont ils visitent souvent les tombeaux: ils ne croyent donc pas qu’il faille beaucoup s’éloigner des tombeaux de ses Ancêtres. L’amour de la Patrie ne peut exister dans un Empire si étendu: on n’aime pas ce qu’on ne connoît point. Lorsque de certains peuples de l’Antiquité n’eurent pour tout domaine qu’une ville, & quelques campagnes autour des remparts, l’amour de la patrie fut parmi eux extrême: ils aimoient ce qu’ils connoissoient & ce qu’ils possédoient. Un Chinois, né à Pekin, ne comprend point la langue que parle un Chinois né à Canton; & comment des hommes, qui ne sauroient se comprendre entre eux, pourroient-ils se croire compatriotes? 85,15–17 Wenn … besteigen.] Ib. 2.362: Une Dynastie Chinoise est-elle précipitée du Trône, aussi-tôt il se présente un homme pour y monter: on ne donne pas au peuple le temps de se reconnoître: les Provinces ne sont point encore informées, & cet homme est déja sur le Trône: souvent on ne sait point d’où il est venu: souvent on ne sait pas qui il est: on n’apprend tout cela que quand sa puissance s’est affermie. Un cordonnier s’est fait Empereur à la Chine: un cuisinier de Moines s’y est fait Empereur, & nulle part, si nous en exceptons la Dynastie des Mongols aux Indes, il n’y a eu tant de Souverains détrônés, égorgés & empoisonnés, qu’à la Chine, sans parler de celui qui se pendit à l’arrivée des Tartares. 85,17–20 Man … er.] J. orientiert sich hier möglicher Weise an dem Bericht von Du Halde: Ausführliche Beschreibung des chinesischen Reichs und der grossen Tartarey, Bd 1.412–414, §§ 407–410. – Du Halde berichtet zunächst über den Zustand Chinas am Ende der Ming-Dynastie: In diesem und in den folgenden Jahren hörete man von nichts als von innerlicher Unruhe, Mord und Strassenraub. Eine erstaunliche Menge Aufrührer hat-
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ten acht besondere Heere aufgebracht; ein jegliches hatte seinen Anführer. Mit der Zeit aber vereinigten sie sich so weit, daß nur zween Heerführer waren, die über die sämtlichen Truppen Befehle gaben, deren einer Li, der andere aber T c h a n g hieß. Du Halde beschreibt nun ausführlich, wie Li durch Geschick und Grausamkeit so mächtig wurde, daß er sich getrauete den Kayserlichen Titul anzunehmen. Darauf gieng er auf die Kayserliche Residenz los, […]. Der Kaiser und die meisten seiner Angehörigen töteten sich selbst, andere ließ Li töten, der damit der oberste Machthaber wurde: Es schmiegete sich nun alles unter der Gewalt des Cronenräubers. Lediglich der Prinz Ou San guey widersetzte sich ihm mit seinen Truppen; um die Ermordung des Kaisers zu rächen, schloß er einen Frieden mit den morgenländischen Tartarn von Mantcheoux, und rief sie gegen den Rebellen zu Hülfe. Diese schickten Truppen, fanden aber wenig Widerstand und setzten den noch unmündigen Sohn des soeben verstorbenen Manchu-Herrschers als Kaiser von China ein. Prinz Ou san guey aber erkante seinen Fehler gar bald, den er damit begangen, daß er die Tartarn gegen einen Tyrannen zu Hülfe gerufen, und er pflegte zuweilen selbst zu sagen, daß er Löwen kommen lassen, um damit Hunde wegzujagen. 85,23–25 In einem … statt findet;] de Pauw: Recherches philosophiques, 2.229: D’autres veulent que Schi-chuandi ait fait détruire les ouvrages de Confucius; parce qu’il les croyoit favorables au Gouvernement féodal, qui est le pire de tous après le Gouvernement arbitraire. Mais je doute qu’on connoisse dans le monde entier, des ouvrages plus favorables au Despotisme, que ceux qui ont paru sous le nom de ce Chinois, qui exige une soumission aveugle [D: a veugle] aux caprices du Prince; & il ne condamne ni le pouvoir paternel dégénéré en tyrannie, ni la servitude réelle, ni la servitude personnelle, ni l’usage de vendre ses propres enfants, ni la polygamie, ni la clôture des femmes. 85,27 wo man … regiert;] Ib. Bd 2.332: Les principaux ressorts de ce Gouvernement sont le fouet & le bâton: […]. 85,29–35 Nie hat … Unterwürfigkeit.] Ib. 2.333: Cependant les Chinois s’imaginent que la forme de leur Gouvernement a eu pour modele l’autorité paternelle; mais ils se trompent, comme on voit, beaucoup; & cette idée ne leur seroit jamais venue, si leurs Moralistes ou leurs Législateurs avoient pu déterminer jusqu’où l’autorité paternelle doit s’étendre. Mais ceux, qui ont d’abord trouvé le Despotisme dans chaque famille, ont été ensuite moins étonnés de le trouver dans l’Etat. Et les Princes ont profité de cette disposition des choses, & de cette fausse Morale pour introduire une soumission servile, qu’on a confondue très-mal à propos avec la subordination politique. – Ib. 1.60: Les Chinois ont été extrêmement éloignés d’avoir trouvé les bornes du pouvoir paternel: je ne croi pas même qu’ils les ayent jamais cherchées; […]. – Ib. 1.VIIf.: Je souhaiterois de tout mon cœur, que l’esclavage fût à jamais aboli parmi les Chinois: mais si trois ou quatre-mille ans n’ont pas suffi pour leur inspirer des idées justes sur le Droit naturel de l’homme, que peut-on attendre actuellement de leurs prétendus Moralistes; qui dans tous leurs livres,
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n’ont pas même agité une seule question relative à la servitude, ou relative à la polygamie. Ils prêchent les uns après les autres, suivant des maximes fort rebattues, une soumission sans bornes au peuple & aux femmes qu’on tient dans la dépen|dance, & par la maniere dont on les estropie, par la crainte des supplices, qui font pour elles les mêmes que pour les Criminels de leze-majesté au premier chef. 86,7–13 »Die Chinesische … erweckt.«] Ib. 1.181: Tous les Voyageurs attestent que les Parsis des Indes vivent d’une maniere irréprochable, en comparaison des Chinois; & cela sous un climat aussi ardent que l’est celui de la Province de Canton. Cette différence ne peut provenir que de ce que les principes de leur Morale sont meilleurs que les principes de la Morale Chinoise, qui a plus reglé les manieres que les mœurs: elle a consumé sa force dans les petites choses, & n’en a plus eu pour les grandes. Quand on confond de vaines opinions, des cérémonies & des rits avec les devoirs les plus essentiels de l’Homme, on affoiblit en lui les remords & la conscience qui les donne. 86,30–87,14 Wahrscheinlicher Weise … hätten.] Diese Ausführungen lassen sich so in den Recherches nicht nachweisen. 87,15–21 Da zwoo … sind.] Ib. 2.183: Indépendamment des autres causes, ausquelles nous avons déja rapporté l’origine de la peste en Egypte, il faut observer que les deux chaînes de montagnes, qui bordent cette contrée depuis les Cataractes [sc. du Nil; vgl. 2.144] jusqu’à la hauteur du Caire, en forment une vallée longue, profonde & étroite où l’air ne pouvant circuler comme en un pays de plaine, est par-là même plus sujette à s’altérer. Et cette vallée fait d’ailleurs trois ou quatre coudes; de sorte que le vent ne peut la parcourir en ligne droite. – Ib. 1.90 f.: C’est sans doute par le plus grand hazard du monde, que cette même maladie des yeux a affligé & afflige encore de nos jours les habitans de l’Egypte, | qui l’ont imputée au nitre dont l’air est chargé, & à ces vents brûlants […]. Ces tourbillons entraînent un sable fort fin, & si chaud qu’il blesse les glandes lacrymales & la retine de ceux qui le reçoivent au visage, comme seroit un feu volant. – Ib. 1.85: Les Egyptiens avoient beaucoup corrigé le climat de leur pays: ils devoient se précautionner contre deux grands maux, contre la peste & contre la lepre. 87,25–26 Die Aegyptier … beraubt.] Ib. 1.200: Et comme la Nature n’y avoit pas accordé les charmes de la beauté à ce sexe, […]. 87,26–27 Ihr ernsthafter … aus,] Ib. 1.126: il n’y eut jamais au Monde une nation plus portée vers la tristesse que les Egyptiens: […]. – Ib. 1.224: mais tandis que leur [sc. des Egyptiens] caractere sombre les portoit vers une mélancholie invincible, leur imagination étoit très-vive: […]. 87,30–32 den Herodotus, … an.] Ib. 1.44: C’est pour n’avoir pas distingué des choses qu’il ne faut jamais confondre, je veux dire les mœurs du petit peuple avec les mœurs des personnes élevées au-dessus du peuple par leur fortune ou leur naissance, qu’on a tiré des conséquences si ridicules d’un passage d’Hérodote, répété presque mot pour mot dans la Géogra-
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phie de Méla [Fußnote: Lib. I Cap. IX. édition de Vossius.]. En Egypte, ditil, les hommes restent dans l’intérieur du logis, & travaillent à faire des toiles tandis que les femmes sortent, vendent, achetent & font les affaires de dehors. Comment est-il possible qu’on ne se soit pas apperçu qu’il n’est question ici que des tisserands & des bas ouvriers, qui, attachés comme eux à des métiers sédentaires, ne pouvoient se charger des affaires de dehors, & qui ne renferment leurs femmes ni en Turquie, ni en Perse, ni à la Chine où la clôture est néanmoins plus sévere qu’en aucun pays du Monde? Ces gents-là sont trop pauvres pour avoir des esclaves, & ils ne sont pas assez riches pour être polygames. Ils envoyoient en Egypte leurs femmes échanger des Toiles contre de la Colocase: car tout ce négoce se bornoit aux fruits & aux étoffes, comme les auteurs Arabes, qui ont parlé de cet ancien usage en conviennent généralement. A mesure que le mauvais gouvernement des Mamélucs, & le gouvernement encore plus mauvais des Turcs, y ont ruïné les fabriques, on y a vu ce trafic cesser par degrez & enfin finir. 87,33–34 Was man … Pöbels.] Ib. 1.44: Ce sont ces femmes de la lie de la nation, qui ont commis anciennement en Egypte tous ces excès, dont il est tant parlé dans l’Histoire: […]. 87,34–88,3 Aus dem … befunden,] Ib. 1.40: Car si l’on considere avec plus d’attention qu’on ne l’a fait, les mœurs des anciens Egyptiens distingués par leur rang, ou par leur naissance, il est facile de s’appercevoir que la clôture même des femmes étoit établie parmi eux. D’abord il y a toujours eu des Eunuques à la Cour de leurs Rois, […]. 88,3–5 und, … Verschwörung.] Ib.: puisqu’on voit clairement dans Manéthon, que longtemps avant les Rois bergers, le Pharaon [D: Pharon] Ammaménès fut la victime d’une conspiration qu’avoient tramée contre lui les grands Eunuques du Palais. 88,6–8 Daß die … bezeugen.] Ib. 1.41: cette opération [sc. la castration] est si ancienne qu’on ne fait absolument rien du temps auquel elle a commencé: il en est deja parlé en termes exprès dans le Deutéronome, dont l’Auteur n’a pu en parler, que parce qu’il savoit qu’on la pratiquoit chez les Egyptiens, peuple si jaloux qu’on l’a même accusé de craindre les embaumeurs: Hérodote croit que ces terribles hommes insultoient effectivement à des cadavres; mais il faut croire que la jalousie, qui exagére tout, y avoit fait naître à leur égard ces soupçons injurieux. Ce qu’il y a de bien vrai, c’est que le temps n’a point adouci la passion dominante des habitants de cette malheureuse contrée, comme on peut le voir par ce qu’en dit le Chevalier d’Arvieux, & surtout par ce qu’en dit M. Maillet [Fußnote: Arvieux Voyage au Levant. Tom. I. pag. 206. Maillet Description de l’Egypte. Part. II. pag. 115. de l’édition in 4to.] 88,8–14 Plutarch erzählt, … aufbewahren.] Ib. 1.43: Plutarque dit que les Egyptiens ne permettoient pas à leurs femmes de porter des souliers [Fußnote: Præcepta connub. Folio 121. ]: […] Le Kalife Hakim, troisiéme des Fathimites, & fondateur de la religion des Druses, remit cette ancienne coutume en vigueur & défendit sous peine de mort aux cordonniers de l’Egypte de faire des souliers ou d’autres chaussures pour les femmes, &
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c’étoit bien connoître le génie des Orientaux, que de soutenir un usage par une loi. Si je n’avois pas trouvé cette loi-même dans le Kitab-al-Machaid [Fußnote: Le Kitab-al-Machaid est comme la Bible des Druses: il contient tous les Mysteres de leur Religion, fondée par le Kalife Hakim, & entre dans de grands détails sur la vie de cet homme singulier.], j’aurois pu douter de ce que Plutarque rapporte; mais ces deux faits se confirment tellement l’un l’autre, qu’il n’est point possible d’en douter. 88,14–17 Dieses Buch, … worden,] Im avertissement zu François Pétis de la Croix: Histoire de Timur-Bec. Paris 1722 (KJB 2277), Bd 1.xlvii, ist unter den von François Pétis de la Croix (1653–1713) übersetzten Werken aufgeführt: Traité de la Religion des Druses en Arabe, traduite en François, deux tomes. – Dieses Werk ist den Herausgebern nicht zugänglich gewesen. 88,20–27 Unser Verfasser … geheyrathet,] de Pauw: Recherches philosophiques, 1.55: Voici ce qui en est. Par une sanction du droit Macédonique on pouvoit épouser sa sœur, comme l’on en rencontre différents exemples dans l’Histoire: or la famille des Ptolémées, qui étoit, ainsi que tout le monde sait, une famille Macédonienne, se voyant transplantée en Egypte, usa, comme cela étoit assez naturel, de son droit national; & permit aux Grecs établis à Alexandrie d’en user aussi; parce que ces Grecs ne pouvoient s’allier avec des femmes Egyptiennes, ausquelles les loix interdisoient toute union avec les étrangers. Voilà pourquoi aucun Historien antérieur au siécle d’Alexandre, n’a pensé seulement à dire, que les Egyptiens épousoient leurs sœurs; puisque cet usage ne s’introduisit chez eux qu’après la mort d’Alexandre. 88,27–30 ohne daß … hat.] Ib. 1.55 f.: Je sai sans doute, que les Conquérants peuvent à la longue s’accoutumer aux manieres bizarres, & même aux mauvaises loix des conquis: mais on ne sauroit dire cela des Ptolémées; puisque leur domination étoit à peine fondée, que Phila|delph, fils de Soter, débuta par épouser sa sœur Arsinoé, comme cela s’est pratiqué dans la famille des Lagides jusqu’à Cléopatre; sans qu’il en ait résulté, au moins par rapport aux facultés corporelles, quelque dégénération dans cette famille-là, si l’on en excepte Ptolémée Physcon, qui étoit une espece de nain si difforme, que les Ambassadeurs Romains ne purent s’empêcher de rire en le voyant [Fußnote: Il naissoit beaucoup de Nains en Egypte aux environs d’Alexandrie: la plûpart de ceux qu’on voyoit anciennement à Rome venoient de là.]. Je dis ceci; parce qu’on soupçonne de plus en plus qu’il arrive effectivement quelque dégénération aux Animaux par les accouplements incestueux, & surtout en ligne collatérale au premier degré. Dans l’Ouvrage que M. Michaélis vient de publier en Allemand sur le Droit Mosaïque, (Mosaische-Recht,) il rapporte à ce sujet des expériences singulieres, faites sur des chevaux en Hongrie, & dont il prétend qu’aucun Naturaliste n’avoit eu connoissance. 88,31–89,1 Obgleich … aus:] Ib. 2.315: J’ai déja eu occasion de parler, dans une section sur les Beaux-Arts, de la maniere dont le peuple étoit jadis divisé en Egypte. Maintenant il faut ajouter ici que l’élection des
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douze Gouverneurs, qui devoient régner conjointement dans cette contrée après la mort du Pharaon Séthon, est la plus forte preuve qu’on puisse alléguer pour persuader au Lecteur que les Egyptiens avoient été originairement partagés en douze Castes: car on ne peut gueres douter que ces Gouverneurs, qui furent choisis alors, n’ayent été les Chefs des Tribus, & on trouve aussi de tels Chefs dans les Tribus Juives. Mais indépendamment de cette division, il en existoit une autre plus générale, par laquelle le peuple étoit censé former trois grands corps, comme cela s’observe encore de nos jours parmi les Coptes ou les Egyptiens modernes, […]. 89,2–9 in den … nennt,] Ib. 2.140: Et c’est en cela qu’on voit au moins quelque ombre de ce qu’on a affecté d’appeller la sagesse des Egyptiens, dont les Prêtres étoient d’ailleurs chargés des Magistratures, de la conservation des loix, des archives, du dépôt de l’Histoire, de l’éducation publique, de la composition du Calendrier, des Observations Astronomiques, de l’arpentage des terres, du mesurage du Nil, & enfin de tout ce qui concernoit la Médecine, la salubrité de l’air, & les embaumements; de sorte qu’en y comprenant leurs femmes & leurs enfants, ils composoient peut être la septiéme ou la huitiéme partie de la nation. On se forme donc sur ce corps des idées fausses & ridicules, lorsqu’on le compare au Clergé de quelque pays de l’Europe que ce soit, où sept ou huit Couvents de Moines ont plus de revenus que tout l’Ordre sacerdotal de l’Egypte; quoiqu’il fut d’ailleurs accablé de travail & soudivisé en différentes classes qui avoient leurs occupations particulieres. La premiere de toutes les classes comprenoit les Prophetes, qu’on sait avoir présidé dans les tribunaux, […]. – Ib. 2.141 f.: Il faut observer ici que les anciens Grecs étoient déja tombés dans de grandes erreurs par rapport à la signification de ce terme de Prophete, quoique ce soit un terme Grec; […]. Quant aux Egyptiens, Clement d’Alexandrie indique plus positivement quelles étoient les fon|ctions de leurs Prophetes: ils devoient être versés dans la jurisprudence, […]. 89,11–12 Da weder … beschäftigten,] Ib. 2.316: Ensuite on défendit à chaque soldat en particulier trois choses de la derniere importance: on leur défendit de cultiver, de commercer & d’exercer des Arts mécaniques. Bezüglich der Funktionen der Priester s. die vorhergehende Anm. 89,13–17 daß aber … angiebt.] Ib. 1.208 f.: On a extrêmement blâmé les Egyptiens; parce que l’on s’est imaginé qu’ils avoient rendu toutes les professions héréditaires dans de certaines familles: on a cru même que les Peintres & les Sculpteurs étoient du nombre de ceux qui devoient continuellement suivre l’état de leurs peres, sans pouvoir en choisir aucun autre. M. Goguet passe pour avoir écrit des choses très-judicieuses, lorsqu’il a tâché de démontrer que ce fatal usage y avoit porté aux BeauxArts un coup mortel. Mais il est étonnant que personne ne se soit apperçu que cet usage n’a jamais existé, & qu’il n’en a même jamais été question. / | Il eût été impossible d’occuper toujours les familles Egyptiennes, qui ne se seroient appliquées qu’à peindre, à sculpter & à graver. Si avec cela elles avoient eu encore le malheur de procréer beaucoup d’enfants, la plupart auroient dû mourir de faim faute d’ouvrage. Une telle institution n’est
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praticable à la rigueur, que là où les Souverains ont des atteliers qui leur appartiennent en propre, comme on verra dans l’instant que presque tous les Despotes de l’Asie en ont. Soit qu’on travaille dans ces atteliers, soit qu’on n’y travaille pas, les ouvriers y restent toujours attachés, & on les doit nourrir exactement comme on nourrit des esclaves. 89,23–33 »Die Mythologie … schienen.«] Ib. 1.222 f.: Indépendamment des causes générales, qui ont arrêté les progrès des Beaux-Arts chez tous les peuples de l’Orient, & dont je parlerai plus amplement en particulier, il semble que la Mythologie des Egyptiens étoit fondée sur des spéculations qui | n’offroient pas beaucoup de ressource ni aux Peintres ni aux Statuaires, lesquels dûrent toujours recourir à des sujets, énigmatiques, mystérieux, où peu de corps pouvoient rester tels qu’ils ont été créés, & tels que nous les voyons. Il fallut mettre des têtes humaines sur des troncs d’animaux, ou des têtes d’animaux sur des corps humains, il fallut décomposer les êtres, & multiplier les monstres; ce qui fit qu’on ne consulta plus la Nature pour redresser les défauts du dessin, & pour en adoucir la rudesse. On dessinoit sans modele des formes fantastiques, qui paroissent appartenir à un univers différent du nôtre. [Die in der Fußnote (89,34) angegebene Seitenzahl 234 ist nicht korrekt.] 90,1–5 daß die … mußten.] Ib. 1.210 f.: mais, quoique les Sculpteurs & les Peintres fussent compris parmi les artisans, ils paroissent néanmoins avoir été dans une grande connexion avec les Prêtres: car on ne sauroit douter que les Scribes sa|crés ou les Grammatistes n’ayent dressé euxmêmes la formule des inscriptions destinées à être gravées en pierre; & pour cela les Grammatistes devoient se faire instruire dans les éléments du dessin; afin de pouvoir distinguer par le seul contour les différentes especes de quadrupedes & d’oiseaux, qui entroient dans les Hiéroglyphes. 90,9–20 Mit den … nehmen.] Ib. 1.195: On croit que les Philosophes de ce siecle ont trop étendu la force du climat par rapport aux productions du génie; mais il est aisé de s’appercevoir que les Anciens l’étendoient bien davantage; puisqu’ils avoient imaginé une différence presque infinie entre l’air de l’Attique & l’air de la Béotie; quoique ces deux petites contrées fussent précisément limitrophes. Il est vrai que la plupart des statues, qu’on voyoit à Thebes en Béotie, avoient été exécutées par des Artistes étrangers, comme Pausanias le dit: mais il est vrai aussi que les Thébains avoient fait une loi dont Pausanias n’a point parlé, & qui me paroît avoir été bien plus pernicieuse que leur climat. Ils mettoient à l’amende les Peintres & les Sculpteurs qui travailloient mal; [Fußnote: Elien Hist. divers. Lib. IV. cap. 4.] & par là ils avoient découragé les uns & les autres. Cette loi péchoit singuliérement contre la nature des choses: il s’agifloit de récompenser les bons ouvriers, & non pas de punir les mauvais: car ceux-ci étoient déja assez punis par leurs propres ouvrages. Cet exemple prouve qu’il ne faut pas séparer absolument les causes physiques des causes morales. 90,15–16 das Gegentheil vorgeworfen] J. wendet sich hier – im Sinne Montesquieus – gegen den von Christian Gottlob Heyne in seiner Rezension
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mehrfach erhobenen Vorwurf, de Pauw habe dem Clima zuviel Einfluß zugebilligt; s. Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, Bd 2, St. 79: 3. Juli 1773, 671: Herr v. P. verfolge die Regel: ehe man die Religion und politische Verfassung einer Nation studiren will, muß man ihr Clima, ihren Boden, ihre Bedürfnisse und Nahrungsmittel kennen, dann zu ihrem Landbau und Künsten fortgehen, und nun kann man ihre Gebräuche, Sitten und ihren Charakter richtig fassen. Dies ist eine vortrefliche und oft gegebene Regel. Der Herr v. P. macht aber die Anwendung so: aus dem, was wir (und doch meistens sehr unvollständig) vom Clima, Boden und Cultur wissen, folgert er nach der Logik, wie die Sitten, Gebräuche, Gesetze und Religion des Volks gewesen seyn müssen. […] Man denke sich einen Philosophen, der die Gesetze, Staatsverfassung und Religion Deutschlands a priori aus dem Clima erweisen wollte. Und so bauen wir auf diesem Wege schöne Romane, aber keine Geschichte. – 677: Herr v. P. legt dem Clima weit mehr Einwirkung bey, als wir glauben sollten, daß eine gute Philosophie erlauben könnte: auch in Ansehung der Künste. – Zu den schädlichen Wirkungen der Despotie auf die Kultur s. 678: Diesen Artikel führt der V. vortreflich aus: so daß wir uns wundern, wie er anderwärts wieder dem Clima alles einräumen kann. Wir würden glauben, daß selbst zur allgemeinen Einführung des Despotismus im Orient das Clima wirke; wenn nicht die Geschichte eben so arge Despoten in Europa kennte. 90,24–34 »Bey den Morgenländern … gewesen.] Johann Joachim Winckelmann: Geschichte der Kunst des Alterthums. Dresden 1764. Bd 1.25: Die Art zu denken so wohl der Morgenländer und Mittägigen Völker, als der Griechen, offenbaret sich in den Werken der Kunst. Bey jenen sind die figürlichen Ausdrücke so warm und feurig, als das Clima, welches sie bewohnen, und der Flug ihrer Gedanken übersteiget vielmals die Gränzen der Möglichkeit. In solchen Gehirnen bildeten sich die abentheuerlichen Figuren der Aegypter und der Perser, welche ganz verschiedene Naturen und Geschlechter der Geschöpfe in eine Gestalt vereinigten, und die Absicht ihrer Künstler gieng mehr auf das außerordentliche, als auf das Schöne. / Die Griechen hingegen, welche unter einem gemäßigtern Himmel und Regierung lebeten, und ein Land bewohneten, welches die Pallas, [Fußnote: Plato Tim. P. 475. I.43.] sagt man, wegen der gemäßigten Jahreszeiten, vor allen Ländern, den Griechen zur Wohnung angewiesen, hatten, so wie ihre Sprache malerisch ist, auch malerische Begriffe und Bilder. […] Ihre Einbildung war nicht übertrieben […]. (In J.s Bibliothek befanden sich später die Ausgabe Wien 1776 sowie die französische Übersetzung Paris an II (1793/94), s. KJB 1318–1319.) 90,35–91,4 Und ein … würke.] Ib. 29: Je wärmer die Länder in Italien sind, desto größere Talente bringen sie hervor, und desto feuriger ist die Einbildung, und die Sicilianischen Dichter sind voll von seltenen, neuen und unerwarteten Bildern. Diese feurige Einbildung aber ist nicht aufgebracht und aufwallend, sondern wie das Temperament der Menschen, und wie die Witterung dieser Länder ist, mehr gleich, als in kälteren
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Ländern: denn ein glückliches Phlegma wirket die Natur häufiger hier, als dort. 91,5–10 Der gelehrte … Einsamkeit her.] Johann Georg Zimmermann: Von der Einsamkeit. Leipzig 1773 (KJB 1216, vgl. KJB 1217), 80: Das mehrentheils sehr heiße und trockene Clima von Asien zeuget eben dieselbe Unwirksamkeit bey sehr vielen Völkern dieses Welttheils. Daher kommt ihre wenige Neugier, ihr Kleben an alten Sitten und Gewohnheiten, ihr Müßiggang, ihre Unterwürfigkeit, ihr Hang zur Ruhe, und zur Einsamkeit. 91,10–21 Zugleich aber … antreffe.] Ib. 82 f.: Das Temperament der Einwohner sehr heißer Länder ist ebenfalls eine Ursach ihrer vorzüglichen Neigung zur Einsamkeit. Ihre Trägheit schließet nicht, wie die schwerfällige Trägheit einiger nordischen Völker, die Empfindlichkeit aus. Sie haben sehr viel Gefühl, und die stärkste Einbildungskraft. Kein Wort ist in ihren bilderreichen Sprachen ohne Nachdruck, und selbst die eigenthümlichen Namen sind jedesmal Gemählde der damit bezeichneten Sachen. Aber diese Einbildungskraft ist auch oft in Verwirrung, und versteiget sich bis zu den heftigsten Ausbrüchen des Aberglaubens, und der zügellosen Schwärmerey. | Ob nun gleich diese Beobachtung der Schwachheit, Trägheit, und Unwirksamkeit der morgenländischen Völker zu widersprechen scheint, so deucht sie mir doch, nach andern Beobachtungen, der menschlichen Natur sehr gemäß. Gar zu oft sieht man in der Hypochondrie, in der Melancolie, und überhaupt in den Nervenkrankheiten, die äußerste Schwachheit, Trägheit und Unwirksamkeit mit der äußersten Empfindlichkeit verbunden. 91,25–26 Geschmack am … Verborgenen] de Pauw: Recherches philosophiques, 2.52: Ce goût pour les Mysteres & les énigmes passa au peuple, & fit une partie de son caractere. 91,26–28 Ihre Priester … einsperrten,] Ib. 2.49 f.: il doit exsister, | tout comme en Egypte, un nombre prodigieux d’excavations très profondes, dont quelques unes servoient aux Prêtres à faire des sacrifices ou des initiations, & au fond desquelles ils se retiroient même pour étudier. 92,3–5 schüzte ihre … Unheiligen.] Lucius Apuleius: Metamorphoses. – De asino aureo. – In J.s Bibliothek befanden sich später die lateinische Ausgabe der Opera (Biponti 1788) sowie die 2. Auflage der Übersetzung durch August Rode (Der goldene Esel, aus dem Lateinischen des Apuleius von Madaura. Berlin 1790) (KJB 2601 bzw. 2602). Siehe die nach der Originalausgabe der Übersetzung von August Rode, Dessau 1782, von R. Da Ponte durchgesehene und bearbeitete Ausgabe, Wien 1928. 11. Buch (Die Mysterien der Isis), Kap. 22, § 8. – 310: nach Vollendung des Morgenopfers holte er Bücher aus dem Allerheiligsten hervor, welche in unbekannten Charakteren geschrieben waren. Sie enthielten gewisse Formeln, welche, teils durch die sinnbildliche Bedeutung der Figuren von allerhand Tieren, teils durch verschränkte, nach Art eines Rades gewundene, oder wie die Gäbeleien der Weinreben sich ringelnde Züge vor dem Verständnis jedes vorwitzigen Unheiligen gesichert sind. – Diese abschließende Passage von Kap.
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22 sowie die Kapp. 23–28 fehlen in der Ausgabe: Sehr liebliches / kurzweiliges künstliches vnd nützliches Gedicht Lucii Apuleii / deß Fürtrefflichen / Weitberümmten / alten Philosophi vnnd Oratoris; Von seiner auß einem Menschen / in einen Vernünfftigen Esel / Wunderbaren / schnellen vnnd gefährlichen Metamorphosi / Transmutation und Verwandelung / In Eylff außerlesene Bücher abgetheilet / Auß dem Latein ins Hochteutsch vbersetzt Durch Johann Siedern […]. Franckfurt 1605, 487; sie kann somit nicht J.s Quelle sein. 92,6–12 Die Aegyptische … seyn.] de Pauw: Recherches philosophiques, 2.44 f.: Tout | démontre que les Egyptiens, avant que d’être réunis en corps de nation, vivoient comme des Troglodites dans les creux des rochers de l’Ethiopie. De sorte que c’est bien plutôt une grotte qui a servi de modele aux premiers essais de leurs Architectes, qu’une cabane. Les Sauvages de la Grece au contraire dûrent se construire des huttes à cause de la diversité du climat & du sol, qui ont en tout ceci une grande influence: aussi n’y eut-il jamais aucun rapport entre les combles des Temples de la Grece & les combles des Temples de l’Egypte, qui étant entiérement plats n’avoient point été, par conséquent, copiés d’après le toit de la Cabane rustique de Vitruve. – Zur Wohnweise der Chinesen s. die Anm. zu 80,17–21. 92,13–15 Sie blieben … Felsen.] Ib. 2.45: Quand on réfléchit aux excavations prodigieuses que les Egyptiens ne cessoient de faire dans leurs montagnes, & à la passion singuliere de leurs Prêtres pour les souterrains où ils consumoient une moitié de leur vie, alors on ne doute pas que ce penchant ne leur fût resté de leur ancienne maniere de vivre en Troglodytes. De là provient le caractere imprimé à tous leurs édifices, dont quelques-uns paroissent être des rochers factices, […]. 92,15–19 Von der Bauart … anlegen.] Ib. 2.7: De là il résulte déja que le caractere de l’Architecture Chinoise est diamétralement opposé au génie de l’Architecture Egyptienne, qui tendoit à rendre indestructible, & pour ainsi dire immortel, tout ce que les Chinois rendent extrêmement fragile, […]. 92,20–24 Die Obelisken … worden.] Ib. 2.58: Les Pyramides ont été, tout comme les Obélisques, des monuments érigés en l’honneur de l’Etre qui éclaire cet Univers; & voilà ce qui a déterminé les Prêtres à les orienter. 92,25–26 daß die Obelisken … haben.] Ib. 2.61 f.: Ce qu’il y a de bien plus important à savoir, c’est qu’on se trompe généralement aujourd’hui au sujet des Obelisques, qu’on dit avoir servi en Egypte de Gnomons. Il suffit d’examiner attenti|vement leur position & leur forme, pour s’appercevoir qu’on n’y a jamais pensé: les Egyptiens élevoient toujours deux de ces aiguilles l’une à côté de l’autre, à l’entrée des Temples; & lorsqu’il y avoit trois grandes portes, on y plaçoit jusqu’à six Obélisques. Tout cela se voit encore de nos jours dans les ruines du Temple de Phylé, dans celui de Thebes & à l’entrée de ce qu’on prend pour le Tombeau d’Osimendué, mot visiblement composé de Mendès & d’Osiris. / Par là on peut déja s’appercevoir qu’il n’est point du tout question de Gnomons,
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qu’il seroit absurde de poser si près les uns des autres que leur ombre se confondît. D’ailleurs la partie supérieure de ces aiguilles, qu’on nomme le Piramidium ne sauroit donner aucune indication précise, hormis qu’on n’y ajoute un globe, comme l’on fit à Rome sous Auguste & sous Constance. 92,27–33 Eben so wenig … gehabt,] Ib. 2.58 f.: Il eût été très-aisé de pratiquer dans la capacité de ces édifices un grand nombre de sales sépulchrales pour y déposer les corps de toutes les personnes de la famille Royale; & c’est ce qu’on n’a néanmoins pas | fait: puisqu’on n’y a découvert que deux apartements & une seule caisse, que, malgré l’autorité de Strabon, beaucoup de Voyageurs éclairés comme M. Shaw, ne prennent pas pour un Sarcophage où il y ait jamais eu un cadavre humain; & en effet cela n’est pas même probable. On a hazardé à l’occasion de cette caisse mille conjectures: cependant je ne connois point d’Ecrivain, qui ait deviné que ce pourroit être là ce qu’on nommoit parmi les Egyptiens le Tombeau d’Osiris, comme il y en avoit beaucoup dans leur pays; […]. 92,33–34 das vorgebliche … Name] Ib. 2.62: Tout cela se voit encore de nos jours dans les ruines du Temple de Phylé, dans celui de Thebes & à l’entrée de ce qu’on prend pour le Tombeau d’Osimendué, mot visiblement composé de Mendès & d’Osiris. 93,1–3 Die Ursache … Fabel.] Ib. 2.72 f.: S’il est vrai que tous les Colleges de l’Egypte ayent témoigné du mécontement au sujet de la conduite du Roi Chéops, ce n’est sûrement point parce qu’il faisoit travailler à une Pyramide; mais parce qu’il faisoit travailler pendant les jours de fête; quoique le récit d’Hérodote à cet égard soit une pure fiction, qui choque toutes les idées que nous avons du Gouvernement de l’Egypte, bien moins | despotique que les Ecrivains modernes le prétendent. 93,3–9 Wäre es … würden.] Ib. 2.297 f.: Diodore dit à la vérité que les Pharaons, qui ont, suivant lui, bâti les deux grandes Pyramides, n’a|voient osé y faire déposer leur corps, de peut que les Egyptiens ne vinssent l’en arracher: mais c’est là un bruit populaire, dont Hérodote n’avoit pas même ouï parler. Et il suffit d’y réfléchir pour concevoir l’absurdité où ces Princes seroient tombés en élevant des Pyramides qui devoient leur servir de sépulture: tandis que d’un autre côté ils étoient certains d’avance qu’on ne les y enterreroit jamais. 93,9–14 Aber die … machte.] Ib. 2.297: Enfin on ne sauroit trop répéter, qu’il faut bien distinguer en lisant l’Histoire de l’Egypte, les loix qui furent réellement en vogue d’avec ces anciennes constitutions, qui n’existoient que dans les livres; sans quoi les Prêtres eux-mêmes n’eussent point parlé d’une si longue suite de Rois paresseux qui s’étoient endormis dans leur Serrail, & ausquels le peuple ne disputa cependant jamais les honneurs de la sépulture: je doute même que le peuple ait eu ce droit, comme on le croit vulgairement. 93,14–18 Der despotische … ruheten.] Ib. 2.298: On trouve dans l’Histoire un fait décisif, par lequel il est démontré que les Egyptiens ne penserent pas même à refuser la sépulture aux mauvais Rois. Ils haïssoient mortellement un des Pharaons despotiques nommé Apriès, qu’on soupçon-
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noit d’avoir commis des crimes atroces, dont quelques-uns étoient réels: or le peuple se fit livrer ce Prince dès qu’il fut vaincu par Amasis: on l’étrangla & on le porta ensuite dans le tombeau de ses peres qu’on voyoit à l’entrée du Temple de Minerve de Saïs, où reposoient tous les Pharaons de la Tribu Saïtique. Ce fait est, comme on voit, décisif. 93,19–32 Die Obelisken … dargethan.] Ib. 2.66: Les Ecrivains de l’Antiquité, & Manéthon lui-même, nous apprennent que les Stéles Hermétiques étoient renfermés dans la partie la plus secrette des Temples, dans l’Adytum, & même au fond des caveaux où les Prêtres se retiroient pour étudier. [Fußnote: Apotelesmat. Lib. V. vers. 2. & 3. Edit Gronovii.] / Par là on voit qu’ils différoient infiniment des Obélisques, exposés aux yeux de tout le monde à l’entrée des principaux édifices publics; & sur des monuments ainsi exposés, & significatifs par leur figure, les Inscriptions n’étoient point essentielles; tandis que les Inscriptions seules constituoient les Stéles Hermétiques. / M. Jablonski, dont l’autorité sera à jamais d’un grand poids dans toutes ces matieres, a prouvé par d’invincibles arguments, que le Thot, le Mercure Trimégiste, l’Hermès des Egyptiens, est un pur spectre Mythologique; c’est à dire un personnage qui n’a jamais existé. [Fußnote: Pantheon Ægyp. Lib. V. Cap. 5.] 93,32–94,8 Unter dem … worden.] Ib. 2.176: On n’a pu découvrir que les Egyptiens ayent eu des livres qu’ils attribuoient à des Auteurs inspirés; mais les grands Colleges faisoient paroître sous le nom de Thoth ou de Hermès, tous les ouvrages qui concernoient la Religion: car aucun Prêtre, ni aucun particulier n’écrivoit en son propre nom sur de telles matieres. Au reste, le peuple regardoit comme sacrés tous les livres relatifs à la Jurisprudence, à l’Histoire & à l’Astrologie; & surtout lorsqu’ils avoient été rédigés ou calculés par des Pharaons mêmes: […]. 94,8–13 Dem Hrn. … zu.] Ib. 2.66 f.: Tout le temps pendant lequel les Prêtres ne graverent leurs Hiéroglyphes que sur des pierres, est le temps du premier Hermès: les siécles postérieurs, pendant lesquels ils se servirent de livres composés de feuilles de papyrus, car ils n’osoient toucher des livres de parchemin, appartiennent au second Hermès; ces hommes là | parloient toujours allégoriquement, & ils ont trompé tous nos Chronologistes modernes. 94,14–15 Die Kunst, … Glasmachen;] Ib. 1.304: Les Egyptiens sont de tous les anciens peuples connus, ceux qui ont le mieux travaillé le verre, & les ouvriers de ce pays dirent à Strabon, que l’Egypte produit une certaine substance sans laquelle on ne sauroit faire du beau verre. [Fußnote: Geograph. Lib. XVI.] 94,15–17 vielleicht haben … nachzuahmen] Ib. 1.303 f.: D’ailleurs ces Juifs allégoristes n’ont point ignoré que les Egyptiens, qui travailloient aux verreries de la grande Diospolis & d’Alexandrie, avoient des procédés secrets pour contrefaire les pierres précieu|ses, & les vases Murrins qu’on fait avoir coûté quelquefois infiniment plus que les pierres précieuses. 94,17–18 das Mährchen … Metalle] Ib. 1.298: Or ce sont ces visionnaires, pris très-mal à propos par Eusebe pour des Chrétiens, [Fußnote:
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Historia Eccles. Lib. II. Cap. 16. / Si Eusebe eût bien réfléchi à la narration de Philon, il se seroit aisément apperçu que ces Ascétiques de l’Egypte étoient des Juifs & non des Chrétiens.] que je soupçonne d’avoir les premiers imaginé la fable grossiere touchant la transmutation des métaux, dont ils attribuoient le secret à une femme Juive, à un mage de Perse & à tous les anciens Prêtres de l’Egypte, qui n’y penserent jamais. 94,18–19 eine Wissenschaft … worden,] Ib. 1.304: Ces opérations cachées de la verrerie étoient elles seules en état de faire soupçonner à des visionnaires que les Prêtres de l’Egypte doivent avoir été très-versés dans l’Alchymie: aussi ne doute-je nullement que ce ne soit là la véritable source de toutes ces fables, qui germerent dans l’esprit des Arabes, lorsqu’ils appliquerent aux siences; car ce sont eux qui ont jetté les premiers fondements de la Chymie réelle, ou du moins ils ont ressuscité cet Art presqu’entiérement perdu. 94,24–27 den Höfen … wird.] Ib. 1.277: Tous les Princes de l’Asie, sans en excepter les Empereurs de la Chine, ont eu de temps immémorial la pernicieuse coutume de former à leur Cour des manufactures & de grands atteliers où ils font exécuter généralement tous les ouvrages qui entrent dans l’ameublement de leurs palais. Et on peut bien croire que cet ameublement comprend tant de choses, qu’il n’y a presque aucun métier qui n’y soit employé. On n’a jamais pu découvrir l’origine d’un tel usage; mais ce que j’en dirai dans l’instant éclaircira tout ceci. 94,31–95,13 »Die Kaiser … nieder.«] Ib. 1.279 f.: En cherchant l’origine de ces institutions [D: institutious], je l’ai découverte là où je n’avois point cru pouvoir la trouver; c’est-à-dire dans le Code de Justinien: car enfin, il n’y a pas de doute que les loix, qu’on lit dans ce Code, ne soient très-conformes aux idées qu’ont eues tous les Despotes de l’Orient, lorsqu’ils établirent les premiers atteliers à leur Cour. Il faut reprendre les choses d’un peu plus haut. / Les Empereurs de Constantinople, après avoir défendu à leurs sujets de porter des habits de pourpre, crurent que cette loi étoit d’une telle conséquence qu’il falloit mettre un chacun dans l’impossibilité de la transgresser. Là-dessus ils défendirent encore de teindre dans toute l’éntendue de l’Empire, des étoffes de cette couleur; de sorte que pour s’en procurer, il ne restoit plus d’autre moyen que de les teindre dans le Palais même. On établit donc dans le Palais des Teinturiers & des faiseurs d’encre pour la signature des Diplômes, des Patentes & des Rescripts: car cette encre étoit aussi de couleur pourpre, & nous avons encore la loi par laquelle il est interdit à tout particulier de la faire & de s’en servir. / Enfin, l’inquiétude & la foiblesse de ces Princes augmentant à mesure que leur tyrannie augmentoit, ils s’imaginerent qu’il falloit pour leur | propre sûreté faire fabriquer aussi tous les ornements Impériaux dans le Palais de Constantinople; & comme ces ornements étoient de la compétence d’une infinité d’ouvriers, on établit à la Cour, outre les Teinturiers, des Orfevres, des Diamantaires, des Tisserands, des Cordonniers; des Brodeurs, des Faiseurs de baudriers, des Selliers, des Maréchaux, & une sorte d’hommes, qui se faisoient passer pour des Graveurs en pierres fines.
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95,16–21 »Was zum … parari.«] Ib. 1.280: Tout ce qui concerne, dit-il, les marques de l’autorité souveraine ne doit pas être indistinctement travaillé dans les boutiques & les maisons des particuliers. Mais il faut que les ouvriers du Palais le fabriquent dans l’enceinte-même de ma Cour. / Ornamenta enim regia intrà Aulam meam fieri à Palatinis artificibus debent; non passim in privatis domibus aut officinis parari. [Fußnote: Lib. XI. Tit. 9. Nulli prorsus liceat. / Je prie le Lecteur de voir aussi les loix, qui se trouvent dans le Titre de Murilegulis & dans celui de Vestibus Holoberis. (D: Ho-/oberis.)] 95,22–27 Die Besorgniß … werden.«] Ib. 1.280 (die in Fußnote 2 (95,37) angegebene Seitenzahl ist nicht korrekt): Le soupçon, qu’eut ce Prince sur la maniere dont on pourroit éluder sa loi, est aussi remarquable que sa loi-même. Les particuliers, dit-il, qui feront faire des ornements Impériaux sous prétexte de venir ensuite me les offrir en présents, seront punis de mort; […]. 96,23–30 »entweder … erwählten.«] Die Quelle dieses Zitats konnte nicht nachgewiesen werden. 96,34–97,2 So gar … halten.] La Cyropædie, ou l’histoire de Cyrus; Traduite du Grec de Xenophon, par Mr. Charpentier, de l’Academie Françoise. La Haye 1717. (Der Katalog der Bibliothek J.s verzeichnet die spätere Ausgabe Paris 1777, KJB 2852.) – Im Argument zum Livre septième, Kapitel V, ist folgender Inhalt angekündigt: Cyrus commence à se faire traitter à la Royale. Il prend tous Eunuques pour Officiers de sa Maison. Tatsächlich sind die Ausführungen zu diesem Thema jedoch erst in Kapitel VI nachzuweisen, dessen Inhalt in der Übersicht folgendermaßen umschrieben wird: Cyrus exhorte ses amys de ne point se relascher de leur vertu en suitte de leurs victoires. Die Rede zum Lob der Eunuchen findet sich S. 375–377: A son entrée il y fit des sacrifices à Vesta & à Jupiter Roi, & aux autres Dieux que les Mages lui dirent, puis il commença à regler ses affaires. Considerant donc qu’il entreprenoit de commander à plusieurs peuples, & qu’il se disposoit à faire sa demeure dans la plus grande ville de l’Vnivers, & qui d’ailleurs ne lui vouloit point de bien, il creut qu’il avoit besoin d’une forte garde pour la sureté de sa personne. Considerant en suitte que jamais les hommes ne sont plus exposez aux trahisons que lors qu’ils sont à la table, ou au bain, ou au lit, il pensa en soi-mesme à choisir les | gens qu’il devoit avoir aupres de lui à ces heures là, & qui lui seroient les plus fideles. Sur cela, il songeoit que nul ne pouvoit estre fidele s’il portoit plus d’affection à une autre personne qu’à celle à qui il appartenoit; que ceux qui ont des enfans, ou des femmes, ou des maistresses, sont naturellement portez à les aymer plus que toute autre chose; mais que les Eunuques estant privez de ces attaches, n’estiment que les personnes qui peuvent les enrichir & les eslever aux dignitez, & qu’en l’estat où il estoit il ne devoit pas craindre qu’un autre leur pust faire plus de bien que lui. De plus, comme ils sont ordinairement mesprisez, ils ont besoin d’appartenir à un maistre qui puisse soustenir leurs interests; car il n’y a point d’homme qui en quelque rencontre que ce soit ne voulust l’emporter sur un Eunuque, à moins qu’une puissance superieure ne s’en mesle. Cependant, rien n’empesche
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qu’un Eunuque quand il est fidele à son maistre, ne soit honoré des emplois les plus considerables. Enfin, il n’estoit point de l’opinion commune, qui tient que les Eunuques sont lasches, & il se fondoit sur l’exemple des autres animaux. Car un cheval n’est pas moins propre à la guerre pour n’estre plus entier, & mesme il en est plus souple & moins vicieux. Ainsi des taureaux, ils n’en rendent pas moins de service, & au contraire n’en sont | pas si fougueux. Ainsi des chiens, ils ne sont pas si sujets à quitter leurs maistres; mais ils ne laissent pas de garder la maison ou de chasser aussi bien qu’auparavant. Ainsi donc des hommes, ils deviennent sans doute moins emportez, quand la source de la plus violente passion leur est ostée; mais ils n’en deviennent pas plus negligens pour faire ce qu’on leur commande, ils n’en sont pas moins bons Cavaliers, ni moins adroits, ni moins ambitieux. Cela se remarque tous les jours à la guerre & à la chasse, où ils sont assez paroistre que le desir de la gloire n’est pas esteint dans leur ame. Quant à leur fidelité, elle s’esprouve particulierement dans l’infortune de leur maistre; car il n’y a point de gens qui en ces occasions ayent donné plus d’exemples d’une affection inviolable. Qu’au reste, s’ils avoient perdu quelque chose de leur force, l’espée égaloit les foibles aux plus robustes. Estant de cét avis il prit tous Eunuques pour Officiers de sa Maison. 97,6–7 die Chineser … sind,] de Pauw: Recherches philosophiques, 1.64: les Lettrés, beaucoup mieux, conviennent que cette invention a été suggérée par la politique & la jalousie pour tenir les femmes dans un esclavage si étroit qu’on ne peut comparer l’exactitude avec laquelle on les garde, qu’à la sévérité avec laquelle on les gouverne. 97,7–9 die Castration … ist,] Ib. 1.70: on a été bien éloigné d’y compter la castration au nombre des crimes: mais ce n’est point cette cause-là, qui y a produit ce peuple d’Eunuques dont j’ai tant parlé. Cela provient de la sévérité avec laquelle on y garde les femmes, & du prix modique auquel ces esclaves sont vendus: ce prix est sans comparaison moindre qu’en Perse & en Turquie, où suivant les préceptes de l’Alkoran, il n’est permis de châtrer ni les hommes, ni les bêtes; […]. 97,9–11 die Väter … ermorden:] Ib. 1.59: Lorsqu’ils accordoient au pere le droit de vie & de mort sur ses enfants, ils ne voyoient pas, qu’un homme ne sauroit être juge dans sa propre cause: lorsqu’ils accordoient au pere le droit de vendre ses enfants, ils ne voyoient pas, que les parents ne possedent point leurs enfants, de la même maniere qu’on possede des bestiaux: il ne falloit nulle pénétration pour comprendre cela, & cependant on ne l’a pas compris. 97,12–17 Als nun … waren.] Ib. 1.68: Il n’étoit pas possible alors d’obtenir le moindre Mandarinat sans être mutilé; parce que les grands Eunuques du Palais ne conféroient les emplois qu’à des hommes aussi vils & aussi méprisables qu’eux. Il seroit réellement ennuyeux de parler ici de toutes les conspirations qu’ils ont tramées, de tous les meurtres qu’ils ont commis, & de ceux qu’ils ont tentés: il suffra de dire que depuis la mort d’Hien-Tsong qu’ils empoisonnerent, jusqu’en l’an 904 de notre Ere, ils ne firent que se jouër de la vie des Empereurs, & en couronnerent successive-
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ment quatre plus imbéciles, plus stupides les uns que les autres, qu’ils mettoient aux arrêts comme des enfants. 97,18–22 die Verschnittenen …herholet,] Ib. 1.70: indépendamment de l’Alkoran, il y a encore en Perse une loi civile; de sorte qu’on y fait venir à grands frais les Eunuques dont on a besoin, de l’Afrique, des Indes & surtout de Golconde, où au 17me siecle, on mutiloit presque tous ces enfants, qui ont toujours été, & seront toujours la principale cause de la foiblesse des Cours de l’Asie. 97,27–29 Weil aber … Ausschweifungen] Ib. 1.66 f.: avant le temps de la conquête des Tartares, c’est-à-dire avant l’an 1644, on y avoit porté les choses à un excès incroyable, à un excès qui seul pourroit démentir les | éloges, que des Ecrivains très-peu instruits ont prodigués à cette forme de Gouvernement où l’on a vu tous les Magistrats châtrés, & toutes les provinces pillées par ces Magistrats-là. 97,30–34 daß sie … öffnen.] Ib. 1.68: Cependant dans le cours du dixieme siécle on parvint à chasser les Eunuques des Tribunaux; mais ils y rentrerent. Dans le douzieme siécle on les chassa une seconde fois des Tribunaux; mais ils y rentrerent: alors leur pouvoir parut indestructible, parce que leur nombre, loin de diminuer, augmentoit d’année en année, de jour en jour. Les pauvres & les riches faisoient également émasculer leurs enfants, dans l’espérance qu’étant faits de la sorte ils parviendroient plutôt aux charges, qu’en lisant toute leur vie la prétendue Morale de Confucius & de Mentsé. 97,34–98,1 Zwar haben … Hof;] S. die Anm. zu 97,27–29 sowie ib. 1.68 f.: Les choses étoient dans cet état, lorsque les Tartares Mandhuis ou Mantcheoux survinrent, & conquirent en un instant toute la Chine. […|…] ensuite ils réduisirent à la moitié le nombre des Eunuques attachés à la Cour, & qui se montoit à douze-mille sous le régne de l’Empereur Tien-Ki, homme sans honneur, sans genie, sans talents, & que le bruit de l’Empire, qui s’écrouloit de toute part, put à peine tirer de sa léthargie. Le P. Schal, qui par ses connoissances dans l’Artillerie, avoit acquis beaucoup d’accès auprès du conquérant Chung-Tchi, fondateur de la Dynastie actuellement régnante, dit que ce Prince entretenoit encore six-mille châtrés. [Fußnote: De Ort. & progres. Fidei Christ. in China. Cap. 24.] 98,24–30 Hr. Lessing … machen.«] Zur Geschichte und Litteratur. Aus den Schätzen der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel. Erster Beytrag von Gotthold Ephraim Lessing. Braunschweig 1773 (KJB 2578), 215 f.: L e i b n i t z nahm, bey seiner Untersuchung der Wahrheit, nie Rücksicht auf angenommene Meynungen; aber in der festen Ueberzeugung, daß keine Meynung angenommen seyn könne, die nicht von einer gewissen Seite, in einem gewissen Verstande wahr sey, hatte er wohl oft die Gefällig|keit, diese Meynung so lange zu wenden und zu drehen, bis es ihm gelang, diese gewisse Seite sichtbar, diesen gewissen Verstand begreiflich zu machen. – Vgl. LM XI.470. 99,33 Jahrhundert der Evidenz] J. spielt an auf die Preisfrage der Berliner Akademie, bei der Moses Mendelssohn den ersten und Kant den zweiten Preis
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erhalten hat; s. [Mendelssohn:] Abhandlung über die Evidenz in Metaphysischen Wissenschaften, welche den von der Königlichen Academie der Wissenschaften in Berlin auf das Jahr 1763. ausgesetzten Preis erhalten hat. Nebst noch einer Abhandlung über dieselbe Materie, welche die Academie nächst der ersten für die beste gehalten hat: [d. i. Kant:] Untersuchung über die Deutlichkeit der Grundsätze der natürlichen Theologie und der Moral. […] Berlin 1764 (KJB 965). – Zu J.s Beurteilung beider Schriften s. J.: David Hume über den Glauben, JWA 2.42, sowie J. an F. F. W. M. v. Fürstenberg, 17. Juli 1771, JBW I,1.121. 100,31 Robertson, eines de Thou] J. spielt an auf William Robertson und Jacques Auguste de Thou. Zu J.s Kenntnis von Robertsons Geschichte Kaiser Carls V. und seiner Geschichte von Amerika s. die Anmm. zu 101,25–38 sowie zu 277,24. – Von den vielen Arbeiten Robertsons, die sich in J.s Bibliothek befanden (KJB 1992, 1994–1998, 2422–2423), war zur Zeit von J.s Viertem Brief über die Recherches philosophiques – abgesehen von der Geschichte Carls des V., die J. 101,25–38 anführt; s. die Anm. – erst eine erschienen: Histoire d’Écosse sous les règnes de Marie Stuart et de Jacques VI. […] Trad. de l’anglois. Nouv. éd. rev., corr. et augm. par le traducteur […] Guillaume Robertson. 4 Bde. Londres 1772 (KJB 1998). – Von Jacques Auguste de Thou besaß J: Jac. Aug. Thuani Historiarum sui temporis opera. T. 1. Offenbachi, Ysenburgicorum 1609 (KJB 2061) sowie die französische Übersetzung: Histoire universelle […] avec la suite par Nicolas Rigault; les mémoires de la vie de l’auteur. […] Le tout trad. sur la nouv. éd. latine de Londres. […] 11 T. Basle 1742 (KJB 2062). 101,12–18 welcher … gewesen:] [Pierre Bayle:] Pensées diverses, Ecrites à un Docteur de Sorbonne, a l’occasion de la comete qui parut au mois de Decembre 1680. [Bde 3 und 4 fügen hinzu: Réponse A plusieurs difficultez que Mr *** a proposées a l’Auteur.] Nouvelle édition corrigée. 4 Bde. Rotterdam 1721. (Der Katalog der Bibliothek J.s verzeichnet die Ausgabe Amsterdam 1749 (KJB 546).) – S. die Titel der Paragraphen CXIV–CXIX; Bd 1.312–323: §. CXIV. / IV. Reponse. Que l’Athéisme n’est pas un plus grand mal que l’Idolatrie. – §. CXV. / I. Preuve. L’imperfection est aussi contraire pour les moins à la nature de Dieu, que le non-être. – §. CXVI. / II. Preuve. L’Idolâtrie est le plus grand de tous les crimes selon les Peres. – §. CXVII. / III. Preuve. Les Idolâtres ont été de vrais Athées en un certain sens. – §. CXVIII. / IV. Preuve. La connoissance de Dieu ne sert à un Idolâtre qu’à rendre ses crimes plus atroces. – S. insbesondere 319 (§ 118): Donc c’est un plus grand crime à un Idolâtre de faire de faux sermens, de piller les Temples, & de commettre toutes les autres actions qu’il sçait n’être pas agreables à ses Dieux, qu’il ne l’est à un Athée de faire les mêmes choses. Donc la condition des Idolâtres est pire que celle des Athées, puisque les uns & les autres étant également dans l’ignorance du vrai Dieu, & incapables également de le servir, les Idolâtres ont en particulier certaines persuasions, contre lesquelles ils ne sçauroient agir sans une malice extrême, & sans un mépris visible de leurs Divinitez. 101,13 aus dem Hesiodus, dem Homer] Hesiodus Ascraei, quae
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extant. Daniel Heinsius interpretationem infinitis locis emendavit. Introductionem in opera et dies, in qua Hesiodi philosophia nunc primum exponitur, idem notas addidit. Lugduni Batavorum 1613 (KJB 3663); vgl. die spätere Übersetzung KJB 2692. – Von Homer besaß J. damals die Ausgaben L’Iliade d’Homère, trad. en françois, avec des remarques par [Anne Lefebvre] Madame Dacier. […] Avec quelques reflexions sur la préface angloise de [Alexander] Pope. Nouvelle édition rev. corr. et augm. 4 Bde. Paris 1756, sowie L’Odyssée d’Homère, trad. en françois, avec des remarques, par [Anne Lefebvre] Madame Dacier. Nouvelle édition rev. corr. et augm. 4 Bde. Paris 1756 (KJB 2696 bzw. 2699). Später besaß J. auch die Übersetzungen von Friedrich Leopold Graf zu Stolberg und Johann Heinrich Voß (KJB 2694, 2695, 2697 und 2698). 101,22 dyptischen Registern] Als dyptische Register werden im Blick auf die Antike Verzeichnisse der Konsuln und anderer politischer Persönlichkeiten bezeichnet, im Blick auf die christliche Kirche Verzeichnisse der Bischöfe. 101,25–38 St. Eloy, … Absch. I.] Herrn Dr. Wilhelm Robertsons, Principals der Universität Edimburg, und königlichen Historiographen für Schottland, Geschichte der Regierung Kaiser Carls des V. Nebst einem Abrisse vom Wachsthume und Fortgange des gesellschaftlichen Lebens in Europa, vom Umsturze des römischen Kaiserthums an, bis auf den Anfang des sechszehnten Jahrhunderts. Aus dem Englischen übersetzt [von Matth. Theod. Chr. Mittelstedt]. Bd 1. Braunschweig 1770, 297 f.: Note XI, Abschn. I. Seite 26. (L). – Diese Note führt Robertson an als Beleg für die folgenden Ausführungen des Haupttextes, 25 f.: Selbst die Christliche Religion, deren Lehren und Einrichtungen gleichwohl in der Schrift mit einer Genauigkeit vorgetragen, und bestimmt sind, die beydes über alle Verdrehungen, oder unrichtige Vorstellungen hätte hinaus setzen sollen, artete in diesem Alter der Dunkelheit [sc. vom 7.–11. Jahrhundert] aus, und verwilderte in einen knechtischen Aberglauben. Die barbarischen Nationen änderten, bey ihrem Uebergange zum Christenthum, nur den Gegenstand, aber nicht den Geist ihres Gottesdienstes. Sie bestrebten sich, die Gnade des wahren Gottes ungefehr durch solche Mittel zu erwerben, die sie zur Versöhnung ihrer falschen Gottheiten angewandt hatten. Anstatt der Tugend und Heiligung nachzustreben, wodurch ein Mensch dem großen Urheber der Ordnung und Heiligkeit allein gefallen kann, bildeten sie sich ein, daß sie jede Verbindlichkeit und Pflicht durch eine thörigt pünktliche Beobachtung äußerlicher Ceremo|nien erfülleten. [Fortsetzung des Zitats in der folgenden Anm.] – Zu Beginn der Note XI heißt es, ib. 297: Alle gottesdienstliche Maximen und Gebräuche der finstern Zeiten sind ein Beweis hievon. Ein merkwürdiges Zeugniß zur Bestätigung desselben, will ich aus einem von der römischen Kirche canonisirten Schriftsteller, dem St. Eloy oder Aegydius, Bischof von Noyon, in dem siebenten Jahrhunderte anführen: [es folgt die von J. fast wörtlich zitierte Note]. – Robertson stützt sich hier auf Luc d’Achery: Spicilegium sive collectio veterum aliquot scriptorum qui in Galliæ bibliothecis delituerant. Parisiis 1723. – Statt Aegydius ist richtig: St. Eligius.
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102,1 vom Eselsfeste] Robertson: Geschichte der Regierung Kaiser Carls des V., 262 f. [Fortsetzung des Zitats des Haupttextes aus der vorhergehenden Anm.]: Die Religion foderte, nach dem Begriff, den sie von ihr hatten, weiter nichts; und die Gebräuche, mit welchen sie sich die Gunst des Himmels verdienen zu können, einbildeten, waren gleichfalls von der Beschaffenheit, wie man sie von den rohen Ideen solcher Zeitalter erwarten konnte, die sie erfanden, und einführten. Sie waren entweder so unbedeutend, daß sie des Höchsten Wesens, dem zu Ehren sie geheiliget seyn sollten, schlechterdings unwürdig waren; oder so thörigt, daß sie ein Schandfleck der Vernunft, und der Menschlichkeit seyn mußten. – Siehe hierzu 298 f.: Note XII. Abschn. I. Seite 26. (M). / Es ist ein nicht geringes Unglück für die römische Kirche, deren Lehre von der Unbetrüglichkeit alle solche Stiftungen, und Ceremonien, die einmal allgemein eingeführt sind, unveränderlich, und ewig macht, daß sie in erleuchteten Zeiten fortfahren muß, dergleichen Gebräuche zu beobachten, die in den Zeiten der Finsterniß, und des Aberglaubens aufgekommen sind. Was in jenem Weltalter erbaulich, und angenehm war, muß zu unsern Zeiten ekelhaft und thörigt scheinen. Manche dieser Gebräuche sind ganz augenscheinlich von der niedrigsten und verächtlichsten Gattung des Aberglaubens eingeführt. Einige waren, mit weniger Veränderung von denen religiösen Ceremonien, die unter den Heiden herrschten, geborgt. Einige waren so lächerlich, daß, wenn nicht jedes Weltalter Beweise des bezaubernden Einflusses des Aberglaubens, sowohl als der kauderwelschen Formen, die er annimmt, aufstellete, es schlechterdings unglaublich scheinen müßte, daß sie | jemals angenommen, oder geduldet seyn. In verschiedenen Kirchen von Frankreich feyerte man ein Fest, zum Gedächtniß der Flucht der Jungfrau Maria nach Egypten. Es ward das Eselsfest genannt. Ein junges reichgeputztes Mädchen, mit einem Kinde auf ihrem Arme, ward auf einen prächtig aufgeschirreten Esel gesetzt. Der Esel ward in feyerlicher Proceßion zum Altar geführt. Mit großem Pompe ward eine hohe Messe gelesen. Der Esel hatte an gewissen Orten müssen knieen lernen; zu seinem Ruhme ward ein [!] eben so kindischer, als gottloser Hymne gesungen; und wenn die Ceremonie zu Ende war, so sprach der Priester nicht den Seegen, oder die gewöhnlichen Worte, womit er sonst das Volk aus einander gehen ließ, sondern er juchte dreymal als ein Esel, und das Volk, anstatt sein ordentliches Amen zu rufen, juchte ihm dreymal wieder entgegen. Du Cange [Glossar] voce Festum. Vol. III. p. 424. Diese lächerliche Ceremonie war nicht, wie das Narrenfest, und einige andre Aufzüge dieses Weltalters, bloß ein kurzweiliges Schauspiel, das man in der Kirche anstellete, und nach damaliger Gewohnheit, mit einer Nachahmung religioser Gebräuche begleitete; nein, es war eine gottesdienstliche Handlung, die von den Dienern der Religion und auf Befehl der Kirche feyerlich befohlen war. Wie aber doch diese Gewohnheit nicht in der ganzen Kirche allgemein herrschte, so trug das Abgeschmackte in derselben dazu bey, daß sie endlich abgeschafft ward.
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102,1 mit Fußnote Autos sacramentales;] Dictionnaire historique des cultes réligieux, établis dans le monde depuis son origine jusqu’a présent; […]. 3 Bde. Paris 1770. Bd 1.174: AUTOS SACRAMENTALES, c’est-à-dire, Actes sacramentaux: ce sont des especes de tragédies saintes, qui se jouent en Espagne, en l’honneur du saint Sacrement dans le temps de la Fête-Dieu: ces drames font partie du culte & de la dévotion des Espagnols, & diffèrent des mysteres, que l’on jouoit autrefois en France, en ce qu’ils sont autorisés & reconnus pour une pratique pieuse & édifiante, au lieu que les prélats & tous les gens sensés condamnoient nos mysteres comme des farces impies. Madame d’Aunoi nous a donné le sujet d’un de ces autos, qui peut servir à donner au lecteur quelque idée de ces pieux spectacles. »Les chevaliers de S. Jacques sont assemblés & Notre-Seigneur les vient prier de le recevoir dans leur ordre. Il y en a plusieurs qui le veulent bien; mais les anciens représentent aux autres le tort qu’ils se feroient d’admettre parmi eux une personne née dans la roture; que S. Joseph est un pauvre menuisier, & que la sainte Vierge travaille en couture. Notre-Seigneur attend avec beaucoup d’inquiétude la résolution que l’on prendra. L’on se détermine, avec quelque peine, à le refuser; mais là-dessus l’on ouvre un avis qui est d’instituer exprès pour lui l’ordre de Christ; &, par cet expédient, tout le monde est satisfait.« Les autos se jouent en pleine rue, à la lueur des flambeaux, quoiqu’en plein jour. Ces spectacles durent l’espace d’un mois. – Die Schauspiele von Calderon de la Barca, die in dieser Tradition stehen, werden J. erst in späterer Zeit bekannt geworden sein; s. KJB 3231. 102,4 Dante] Dante Aligieri: Divina Commedia. – J. mag wohl insbesondere an den ersten Teil, die Darstellung des Inferno, denken. – Im Katalog der Bibliothek J.s ist keine Dante-Ausgabe angeführt. 102,4 Tasso] J. bezieht sich auf Torquato Tasso: La Gerusalemme liberata. Im Katalog seiner Bibliothek sind (neben dem Werk Aminta, favola boscareccia, KJB 3398 und 3399) fünf Ausgaben des Befreiten Jerusalem angeführt (KJB 3400–3404), von denen vier – beginnend mit Heinses Übersetzung von 1781 – späteren Datums sind. Zur Zeit der Niederschrift seiner Abhandlung über de Pauws Recherches Philosophiques dürfte J. über die folgende Ausgabe verfügt haben: Il Goffredo, poema eroico […]. Padova 1754 (KJB 3400). 102,33–40 In den … Abschn. I.] Robertson: Geschichte der Regierung Kaiser Carls des V., Bd 1.1–106: Erster Abschnitt. / Abriß vom Wachsthume und Fortgange der Gesellschaft in Europa, in Absicht auf die innere Regierungsverfassung, die Gesetze, und Sitten. In den Beweisen und Erläuterungen stützt sich Robertson gelegentlich – neben zahlreichen anderen Quellen – auf Gregor von Tour: Historia Francorum, S. 269 f. im Blick auf die Verteilung von Kriegsbeute, S. 288 f. im Blick auf die geschlechtliche bzw. eheliche Verbindung von Sklaven. 103,4 Voltaire, … des Grabes] Zur Zeit der Abfassung dieser Abhandlung J.s stand Voltaire (1694–1778) zwar schon im hohen Alter, hat aber noch vier Jahre gelebt. – Es ist nicht bekannt, welche der nach dem Dictionnaire philosophique (1764) erschienenen, gegen die christliche Religion gerichteten Schriften Voltaires J. gekannt hat – vielleicht La Bible enfin expliquée par plusieurs
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aumoniers. 2 Bde. Londres 1776. Der Katalog seiner Bibliothek führt zahlreiche Schriften Voltaires, aber keine speziell religionskritischen auf. J.s Ausgabe der Œuvres complètes de Voltaire (KJB 3411) ist erst in den Jahren 1784–1789 in Gotha erschienen. 103,25–104,2 mit Fußnote »Glauben, daß … worden.«] Histoire des causes premieres, ou exposition sommaire des pensées des philosophes sur les principes des êtres. Par M. l’Abbé Batteux, […] Paris 1769. Avec Approbation & Permission [so statt J.: privilege] (KJB 539). Premiere Époque. Section II: Idées des Grecs à l’arrivé des Colonies. Art. IV: L’unité d’un Dieu suprême, connue de tous les peuples policés de l’Antiquité. 149. 104,3–4 Daß die Vielgötterey … ursprünglicher,] David Hume: Natural history of religion. In Four dissertations. London 1757, 3: It appears to me, that, if we consider the improvement of human society, from rude beginnings to a state of greater perfection, polytheism or idolatry was, and necessarily must have been, the first and most antient religion of mankind. This opinion I shall endeavour to confirm by the following arguments. 106,23–34 »Als Christus … bewahrheitet.«] Histoire des causes premières, ou exposition sommaire des pensées des philosophes sur les principes des êtres. Par M. l’Abbé Batteux. Paris 1769. Premiere Époque. Section II. Art. IV: L’unité d’un seul Dieu suprême connue de tous les peuples policés de l’antiquité. 144: Quand J. C. vint au monde, le peuple même entendoit raillerie sur le chapitre de ses Dieux. Il n’y croyoit plus que par habitude, comme les princes par politique, & les prêtres par intérêt. Qu’on lise Cicéron, Macrobe, tous les Platoniciens anciens & modernes, tous les Péripatéticiens, tous les Poëtes de ce temps-là: tous, sans exception, établissent l’unité d’une premiere Cause intelligente. Il n’est aucun des attributs de Dieu qui n’ait été rendu par quelqu’un d’eux, avec autant d’énergie & de précision qu’il a pu l’être depuis par nos théologiens. Tous les écrivains ecclésiastiques qui les citent, en font foi. 107,1–5 so oft … antreffe?] Q. Septimii Florentis Tertulliani, Carthaginiensis presbyteri, Apologeticus, […]. Lugduni Batavorum 1718. Insbesondere Caput XLVI, §§ 385–395: Quid enim Thales ille princeps | Physicorum sciscitanti Crœso de divinitate certum renuntiavit, commeatus deliberandi sæpe frustratus? Deum quilibet opifex Christianus & invenit, & ostendit. Et exinde totum, quod in Deo quæritur, re quoque assignat: licet Plato affirmet factitatorem | Universitatis, neque inveniri facilem, & inventum enarrari in omnes difficilem. Cæterùm si de pu|dicitia provocemus; lego partem sententiæ Atticæ in Socratem: Corruptor adolescentium pronuntiatur. Christianus ad sexum nec fœminæ mutat. Novi & Phrynen meretricem Diogenis supra recubantis ar|dori subantem. Audio & quendam Speusippum de Platonis schola in adulterio periisse: Christianus | uxori suæ soli masculus nascitur. Democritus excæcando semetipsum, quod mulieres sine concupiscentia aspicere non posset, & doleret, si non esset potitus, incontinentiam emendatione profitetur. At Christianus salvis
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oculis fœminas non videt, animo adversùs libidinem cæcus est. Si de probitate defendam; | ecce lutulentis pedibus Diogenes superbos Platonis toros aliâ superbiâ deculcat: Christianus nec in pauperem superbit. Si de modestia certem; ecce Pythagoras apud Thurios, Zenon apud Prienenses Tyrannidem affectant: Christianus vero nec Ædilitatem. Si de animi æquitate congrediar; Lycurgus apocarteresin optavit, quòd leges ejus Lacones emendassent: Christianus etiam damnatus gratias agit. Si de fide comparem; Anaxagoras depositum hospitibus denegavit: Chri|stianus etiam extrà fidelis vocatur. Si de simplicitate consistam; Aristoteles familiarem suum Hermiam turpiter loco excedere fecit: Christianus nec inimicum suum lædit. Idem Aristoteles tam indecorè | Alexandro regendo potiùs adulatur, quàm Plato Dionysio ventris gratiâ venditatur; Aristippus in | purpura sub magna gravitatis superficie nepotatur; & Hippias, dum civitati insidias disponit, occidi|tur. Hoc pro suis omni atrocitate dissipatis nemo unquam tentavit Christianus. 107,36–38 Da eine … erschienen ist,] Philosophische Untersuchungen über die Aegypter und Chineser. / Nebst einer Carte von der berühmten großen Mauer in dem alten Aegypten. / Aus dem Französischen des Hrn. von P*** übersetzt von D. J. G. Krünitz. 2 Bde. Berlin 1774. 107,38–108,1 letzten leipziger Meßcatalogus] Allgemeines Verzeichniß derer Bücher, welche in der Frankfurter und Leipziger Ostermesse des 1774 Jahres entweder ganz neu gedruckt, oder sonst verbessert, wieder aufgeleget worden sind, auch inskünftige noch herauskommen sollen. – Unter der Rubrik Fertig gewordene Schriften in deutscher und lateinischer Sprache, aus allen Fakultäten, Künsten und Wissenschaften. findet sich S. 711 der Titel: Untersuchungen, philosophische, über die Aegypter und Chineser, aus dem Französischen des Herrn von P**, 2 Bände. 8. Berlin, bey G. J. Deckern. Mit churf. sächsis. Freyheit. von D. J. G. Krünitz. Der Übersetzer wird von J. jedoch nicht namentlich genannt. 108,11–13 Die Religion … finden.] de Pauw: Recherches philosophiques, 2.107: La Religion de l’ancienne Egypte est véritablement un abyme, qu’on a vu engloutir plus d’une fois ceux, qui ont prétendu en sonder la profondeur. / Il ne faut pas entreprendre d’expliquer par un seul systême mille superstitions différents, dont quelques-unes sont même inexplicables dans tous les systêmes. 108,14–15 Ihre ältesten … Aethiopien,] Ib. 2.109: Quant aux Egyptiens, la plupart de leurs pratiques religieuses venoient des Sauvages de l’Ethiopie, […]. – Ib. 2.111: On ne peut en six jours aller par quelque chemin que ce soit de Thebes dans le Méroé, où il existoit d’ailleurs aussi un Temple de Jupiter Ammon; [Fußnote: Plin. Lib. VI. Cap. XXIX.] & ce fait contribue encore à prouver que la Religion des Ethiopiens & des Egyptiens n’étoit dans son origine qu’un seul & même culte; […]. 108,15–16 so waren … Priester.] Ib. 2.113: Les premiers Gymnosophistes de l’Ethiopie ne paroissent avoir été que des Prêtres errants, […].
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108,16–26 Alles was … seyn.] Ib. 2.115: Quoiqu’on rencontre dans Diodore & dans Strabon quelques passages relatifs aux opinions, qu’avoient les Gymnosophistes touchant la Divinité, il faut convenir qu’il régne beaucoup d’obscurité dans ces passages-là, qui ne paroissent être fondés que sur des rapports de quelques marchands Grecs, qui vers le temps de Ptolémée Philadelphe commencerent à pénétrer fort avant dans le cœur de l’Afrique. Tout ce qu’on peut dire avec certitude, c’est qu’ils reconnoissoient l’existence d’un Dieu Créateur, incompréhensible par sa nature; mais sensible dans ses ouvrages, qui leur paroissoient tous également animés par son esprit. De cette doctrine découla le culte symbolique, qui est comme approprié au génie des Africains, dont l’imagination ardente devoit être fixée par des objets sensibles ou des Fétiches, & dont l’inquiétude sur l’avenir devoir être calmée d’une façon ou d’une autre par les augures, qu’ils tiroient de ces Fétiches mêmes. 108,26–28 So hatte … gab;] Ib. 2.107: il est certain que nous ne connoissons positivement que les oracles rendus sur toutes sortes de sujets par le Bœuf Apis, dont la premiere institution paroît avoir été uniquement relative au débordement du Nil, […]. 108,28–31 das Wort … Nilmessers.] Ausführungen über diese lautliche Ähnlichkeit konnten weder in den Recherches philosophiques noch in anderen Quellen nachgewiesen werden. 108,31–33 Auch von … Thieren.] Ib. 2.122: Après tout cela on conçoit pourquoi ceux, qui habitoient le Nome Arsinoïte ou la Province de Feïum, firent voir à Strabon un Crocodile, qu’ils nommoient le Suchu ou le Just, & qu’ils ornoient de brasselets & d’oreillettes d’or: car eu égard à leur situation, cet animal étoit pour eux l’emblême, non pas du Typhon comme on l’a dit; mais de l’eau amenée par des dérivations, dont toute l’existence de cette Province dépend […]. Et on peut croire que les Arsinoïtes tiroient de leurs Crocodiles sacrés de certains augures sur l’état futur du débordement du Nil, auquel ils s’intéressoient encore plus vivement que les villes situées au bord de ce fleuve. 108,34–38 Viele Thiere … bewohnen.] de Pauw: Recherches philosophiques, 2.120: Au reste la colonie, qui vint prendre possession de la vallée du Bas-Nil, loin de renoncer à ces pratiques superstitieuses, s’y attacha de plus en plus opiniâtrement, dès qu’elle eût remarqué que de certains animaux, comme les chats, les belettes, les ichneumons, les éperviers, les vautours, les chouettes, les cicognes & les ibis, sont d’une utilité si décidée qu’il est nécessaire de les mettre sous la protection particuliere des loix, dans un pays, qui sans eux ne seroit pas absolument habitable. […] De quelque religion que puissent être ceux, qui dans la suite des siecles envahiront cette contrée, on les verra toujours respecter des animaux, qui ont été surnommés avec raison les purificateurs de l’Egypte. 108,38–109,6 Da bey … zerstört.] Ib. 2.271 f.: Les Egyptiens n’ont fait usage des amendes pécuniaires que dans une seule circonstance; c’est à dire par rapport à ceux qui tuoient inconsidérement des animaux sacrés, que la loi avoit pris sous sa protection: mais c’étoit dans tous les cas un
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crime capital de tuer des Ibis & des Vautours, qu’on sait être aussi privilégiés à Londres, | & dont l’Egypte retiroit plus d’avantages que des autres oiseaux & des autres quadrupedes ensemble. Si quelques nations, comme les Thraces & les anciens Grecs, n’eussent infligé des peines semblables aux meurturiers des Cigognes & des Bœufs, la conduite des Egyptiens seroit sans exemple. […] / Nous parlons ici de l’abus que le propriétaire peut faire de la chose même qu’il possede, ou chaque particulier de la chose publique: car nous ne prétendons pas parler de ces loix vraiment atroces, qui subsistent dans tant d’endroits de l’Europe par rapport à la chasse, & où la mort d’un chevreuil entraîne la mort d’un homme & l’infamie d’une famille: cette barbarie vient d’un peuple, qui vivoit jadis en grande partie de gibier; […]. 109,13–23 Einige Thiere … hervor.] Ib. 2.120 f.: Mais ce qui a toujours paru inconcevable aux Anciens & aux Modernes, c’est le culte que quelques villes rendoient aux Crocodiles. Cicéron est le seul qui ait cru que l’utilité, qu’on retiroit de ces lézards, avoit porté de certains Egyptiens à les révérer: [Fußnote: Possem de Ichneumonum utilitate, de Crocodilorum, de Felium dicere; sed nolo esse longus. Cicero de Nat. Deorum. Lib. I. Cap. 36.] | mais il eût été extrêmement embarrassé de nous expliquer en quoi consistoit réellement cet avantage, que des Naturalistes bien plus habiles dans l’histoire des animaux, que ne l’étoit Cicéron, n’ont jamais pu entrevoir. / Ce ne fut qu’en 1770, lorsque je m’appliquai plus particuliérement à connoître la Topographie de l’Egypte, que je découvris que les trois principales villes, qui ont nourri des Crocodiles, comme Coptos, Arsinoé & Crocodilopolis seconde, étoient situées fort loin du Nil sur des canaux dans lesquels ce fleuve dérive. Ainsi pour peu qu’on eût eu la négligence de laisser boucher les fossés, ces animaux qui ne marchent pas fort avant dans les terres, n’auroient pu venir ni à Crocodilopolis seconde, ni à Arsinoé, ni à Coptos, où on les regardoit comme le symbole de l’eau propre à boire, & propre à féconder les campagnes, ainsi qu’on le sait par Elien, & surtout par un passage d’Eusebe. [Fußnote: Per hominum Crocodilo impositam navem ingredientem; navemque significare motum in humido, Crocodilum vero aquam potui aptam. Euseb. Præpar. Evan. Lib. III. Cap. XI.] / Le Gouvernement pouvoit être bien assuré qu’aussi longtemps que ce culte seroit en vogue, les superstitieux ne manqueroient pas d’entretenir les canaux avec la derniere exactitude. 109,24–26 Die diätetischen … Astronomie.] Ib. 2.167: Comme en Egypte le régime diététique étoit relatif au climat, & comme beaucoup de fêtes & de cérémonies étoient relatives à l’Agriculture, au débordement du Nil & à l’Astronomie […]. 109,27–31 »Sie erkannten …hatten] Ib. 2.151 f.: Les Egyptiens reconnoissoient une Etre intelligent, distincte de la matiere, qu’ils appelloient Phtha | c’étoit le fabricateur de l’Univers, le Dieu vivant, dont ils avoient personnifié la sagesse sous le nom de Neith qu’on représentoit comme une femme qui sort du corps d’un Lion; […]. 109,31–33 Die letzte … Wort] Ib. 2.153: Le dernier attribut de
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l’Etre suprême, que les Egyptiens avoient personnifié, c’est la bonté divine, qu’ils appelloient Cnuph, [Fußnote: Jamblique a fort corrompu ce mot, & Plutarque écrit Cneph, qui a prévalu dans l’usage. Quant à l’Athor des Egyptiens, il signifioit en un sens le cahos, & en un autre l’incompréhensibilité de Dieu, & son état antérieur à la création.] mot célebre dans les Abraxes. 109,34–36 Ihre Athor … Schöpfung.«] Siehe die Anm. zu 109,31– 33. 110,1–6 Es ist … irren.] Ib. 2.109 f.: M. Jablonski, qui ne manquoit ni d’esprit, ni sur-tout d’érudition, eût sûrement raisonné d’une maniere plus conséquente, s’il n’avoit pas entretenu une liaison si étroite avec la Croze, qui de l’aveu même de celui qui a composé son éloge, s’étoit sur la fin de ses jours qu’un visionnaire, | auquel il ne restoit aucune apparence du peu de jugement avec lequel il étoit né. Cet homme, qu’on fait avoir été Moine dans sa jeunesse, se flattoit d’avoir une merveilleuse pénétration pour découvrir par-tout l’Athéisme, & même dans de pitoyables vers Latins, composés par un fou, nommé Jordan le Brun, qui fut brûlé vif par quelques scélérats d’Italie. / C’est une fureur, ou pour se servir d’un terme moins dur, c’est une imbécillité d’accuser d’Athéisme des nations entieres, […]. – Ib. 2.153 f.: Ce qu’on a dit jusqu’à présent peut suffire pour démontrer que M. Jablonski a été dans une singuliere illusion, lorsqu’il a prétendu que toute la Théologie Egyptienne n’étoit appuyée que sur l’hypothese de Spinosa, qui a pu lire les Hiéroglyphes d’Orus Apollon: mais il n’y a sûrement rien trouvé de favorable à ses principes; puisque cet Egyptien, né à Phœnébyth dans la Préfecture Panopolitaine, ne parle jamais de la Divinité que comme d’un Etre distinct de la Matiere. Cependant dans une accusation si grave, & dans un sujet qui peut paroître obscur, je n’ai point voulu m’en rapporter absolument à mes propres lumieres, & j’ai consulté sur ce | point comme sur beaucoup d’autres Mr. Heiming Chanoine de Cleves, avec lequel je suis lié depuis plusieurs années par l’amitié la plus étroite. Cet homme, qui a consacré toute sa vie à l’étude, & qui joint à un grand génie de vastes connoissances dans toutes les parties des Sciences, m’a répondu, qu’il n’est pas possible de prouver que les Prêtres de l’Egypte ayent même incliné vers l’Athéisme, […]. 110,12–21 Die ägyptische … wohnte.] Diese religionsgeschichtlichen Ausführungen konnten in den Recherches in dieser Form nicht nachgewiesen werden; siehe jedoch ib. 2.143: C’est dans les temps de confusion, qu’amena le despotisme des Empereurs Romains, qu’on vit l’Egypte dévorée par des légions de Cénobites; & cette playe là valut bien toutes celles dont nous parlent les Juifs [Fußnote: Les premiers Moines Chrétiens de l’Egypte furent appellés dans la langue de ce pays Sarabait, ce qui, suivant l’interprétation de Bochart, désigne des gens rebelles aux loix, ou rebelles au Magistrat. Le terme de Remobotes, peut être corrompu celui de Remoites, qui paroit aussi indiquer des factieux.]. 110,22–26 Die politische … gelobt,] Ib. 2.263: Les Anciens, qui parloient avec tant d’éloges des loix & de la police de l’Egypte, étoient dans
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une continuelle illusion, dont l’origine est très-aisée à découvrir; puisque nous voyons clairement que les Auteurs Grecs ont confondu les loix, qu’on observoit en Egypte, avec celles qu’on n’y observoit pas, & qui n’existoient que dans les livres. 110,27–30 zum Beweise … angieng.] Ib. 2.264 f.: Quelques loix Egyptiennes n’ont pas besoin d’être analysées: car leur simplicité est telle, que toutes les interprétations deviennent inutiles; mais il n’en est pas ainsi de la loi qui concernoit les voleurs, & qu’on sait être si compliquée qu’aucun Philosophe n’a pu en concevoir le sens, ni en découvrir le but: parce que l’Historien Diodore & l’ancien Jurisconsulte Ariston se contredisent dans l’exposition qu’ils en ont faite. / Suivant Diodore, les voleurs de l’Egypte devoient se faire inscrire, & quand on reclamoit la chose volée, ils la restituoient à la quatrieme | partie près, que le Législateur leur adjugeoit, soit pour les recompenser de leur adresse, soit pour punir la négligence de ceux qui s’étoient laissés voler. Diodore, en parlant de la sorte, auroit dû s’appercevoir que cette prétendue loi laissoit subsister beaucoup de cas particuliers, qui doivent être nécessairement décidés par une autre, dont il ne fait pas la moindre mention. / Je me souviens d’avoir lu, dit AuluGelle, dans un Ouvrage du Jurisconsulte Ariston, que chez les Egyptiens, qui ont témoigné tant de sagacité en étudiant la Nature; & tant de pénétration en inventant les Arts, tous les vols étoient licites & impunis. [Fußnote: Id etiam memini legere me in libro Aristonis Jureconsulti haud quaquam indocti viri, apud veteres Ægyptios, quod genus hominum constat & in Artibus reperiendis solertes extitisse, & in cognitione rerum indagandâ sagaces, furta omnia fuisse licita & impunita. Noct. Att. Lib. XI Cap. 18.] / Il suffit de réflechir à des institutions si bizarres, pour se convaincre qu’elles n’ont pu subsister dans une même société; mais bien entre des peuples differents; & les Auteurs, qui en ont parlé étoient assûrément mal instruits; puisqu’ils ne sont d’accord ni entre eux, ni avec eux-mêmes. / Ce qu’on a pris pour une loi Egyptienne n’est qu’un concordat ou in traité fait avec les Arabes, ausquels on ne pouvoit défendre le vol & le brigandage, qu’ils font par besoin, & qu’ils font encore par le défaut de leur Droit public; […]. 110,31–111,6 Ihre Regierung … geschah.] Ib. 2.285 f.: Le Gouvernement de l’ancienne Egypte étoit véritablement Monarchique [D: Monarchiqne] par la forme de sa constitution; puisqu’on y avoit fixé des bornes au pouvoir du Souverain, reglé l’ordre de la succession dans la famille Royale, & confié l’administration de la Justice à un corps particulier, dont le crédit pouvoit contrebalancer l’autorité des Pharaons, qui n’eurent jamais le droit de juger ou de prononcer dans une Cause civile. Les Juges faisoient même à leur installation un serment horrible, par lequel ils promettoient de ne pas obéir au Roi en cas qu’il leur ordonnât de porter une sentence injuste. Outre le College des Trente qui résidoient continuellement à | Thebes, outre les Magistrats particuliers des villes qui prononçoient dans de certains cas, [Fußnote: Dans l’Antiquité, dit Orus Apollon, les Magistrats de l’Egypte jugeoient, & voyoient, ajoute-t-il, le Roi nu: Regem nudum spectabat. Il est difficile de savoir ce que cela signifie, & je
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doute que Mr. de Pauw, Chanoine d’Utrecht ait bien compris tout le contenu du 39. Chapitre des Hiéroglyphiques, sur lesquels il a donné des Notes. Quand le Roi se rendoit dans une assemblée de juges, il devoit déposer son manteau ou l’habit de dessus nommé Calasiris, vraisemblablement pour témoigne, qu’il ne jugeoit pas lui même.] les Provinces envoyoient de temps en temps des Députés, qui se réunissoient dans le Labyrinthe où l’on discutoit des affaires d’Etat, qu’on croit avoir été relatives aux finances: car Diodore assure que les Rois d’Egypte ne pouvoient taxer arbitrairement leurs sujets, comme cela est établi, ajoute-il, dans de certains Etats où l’on ne connoissoit point de plus grand fleau: ensuite il insinue que la Classe Sacerdotale avoit l’inspection sur les finances; ce qui suppose que les Provinces devoient aussi donner leur consentement aux nouveaux impôts. 111,7–17 Der Verfall … haben.] Ib. 2.287 f.: Cependant il arriva enfin en Egypte par un de ces événements dont nous ignorons les causes, que Séthon, qui occupoit le Sacerdoce par droit héréditaire, parvint encore au Trône. Les deux pouvoirs | se trouvant alors réunis dans un même homme, l’Etat fut renversé au point qu’on ne put jamais plus le remettre dans son équilibre ordinaire. […] Mais cette constitution Oligarchique, que les Egyptiens imaginerent alors, ne pouvoit rétablir une Monarchie; puisqu’elle n’a jamais pu rétablir une République; quoiqu’on l’ait essayé tant de fois dans l’Antiquité. Aussi en résulta-t-il un véritable Despotisme, qui dura depuis Psammétique jusqu’à l’invasion de Cambyse, sous des Princes qui eurent tous à leur solde une foule de mercenaires, qu’on sait avoir été les instruments & les appuis du pouvoir absolu depuis que le Monde existe. – Ib. 2.286 f.: C’étoit une loi fondamentale dans ce pays que la | Royauté & le Pontificat sont incompatibles. Le Souverain n’y pouvoit être Grand-Prêtre, ni le Grand-Prêtre Souverain. [Fußnote: Comme l’on montra à Hérodote les statues de tous les Rois de l’Egypte, & celles de tous les Pontifes en particulier, cela prouve que jamais avant Séthon aucun Pontife ne fut Roi. Peut-être Séthon ne voulut-il pas abdiquer le Pontificat, lorsqu’il parvint au Trône.] Quand on connoît l’esprit servile des nations qui habitent sous des climats ardents: quand on connoît ce que les hommes y osent, & ce que les hommes y souffrent, alors il paroît que les Egyptiens avoient agi assez sagement en opposant encore cette barriere au Despotisme, qui a surtout accablé les contrées de l’Asie où les Princes ont envahi le Sacerdoce, & celles où ils l’ont rendu amovible comme en Turquie & en Perse, où les Mouftis & les Seidres ne sont pas plus assurés de conserver leur dignité que l’étoient les Grands-Prêtres chez les Juifs sur la fin de leur Monarchie, & lorsqu’on voyoit rarement un même homme persister pendant trois ans dans le Pontificat. 111,10–12 Wenn neuere … seyn,] Jean Jacques Rousseau: Du contract social; ou principes du droit politique. Amsterdam 1762 (KJB 1652). – Rousseaus Plädoyer für die Vereinigung der weltlichen und der geistlichen Macht findet sich im Abschnitt De la Religion civile. Livre IV, Chapitre VIII. 296–322. Daraus seien hier folgende Stellen besonders hervorgehoben: 296: Les
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hommes n’eurent point d’abord d’autres Rois que les Dieux, ni d’autre Gouvernement que le Théocratique. – 298: Que si l’on demande comment dans le paganisme où chaque Etat avoit son culte & ses Dieux, il n’y avoit point de guerres de Religion? Je réponds que c’étoit par cela-même que chaque Etat ayant son culte propre aussi bien que son Gouvernement, ne distingoit point ses Dieux de ses loix. – 302: Ce fut dans ces circonstances que Jésus vint établir sur la terre un royaume Spirituel; ce qui, séparant le sistême théologique du sistême politique, fit que l’Etat cessa d’être un, & causa les divisions intestines qui n’ont jamais cessé d’agiter les peuples chrétiens. – 304–306: Parmi nous, les Rois d’Angleterre se sont établis chefs de l’Eglise, autant en ont fait les Czars; mais par ce titre ils s’en sont moins rendus les maitres que les Ministres; ils ont moins acquis le droit de la changer que le pouvoir de la maintenir; Ils n’y sont pas lé|gislateurs, ils n’y sont que Princes. Par tout où le Clergé fait un corps [Fußnote: Il faut bien remarquer que ce ne sont pas tant des assemblées formelles, comme celles de France, qui lient le clergé en un corps, que la communion des Eglises. La communion & l’excommunication sont le pacte social du clergé, pacte avec lequel il sera toujours le maitre des peuples & des Rois. Tous les prêtres qui communiquent ensemble sont concitoyens, fussent-ils des deux bouts du monde. Cette invention est un chef-d’œuvre en politique. Il n’y avoit rien de semblable parmi les Prêtres payens; aussi n’ontils jamais fait un corps de Clergé.] est maitre & législateur dans sa partie. Il y a donc deux puissances, deux Souverains, en Angleterre & en Russie, tout comme ailleurs. / De tous les Auteurs Chrétiens le philosophe Hobbes est le seul qui ait bien vû le mal & le remede, qui ait osé proposer de réunir les deux têtes de l’aigle, & de tout ramener à l’unité politique, sans laquelle jamais Etat ni Gouvernement ne sera bien con|stitué. 111,18–19 Die revisorischen … versprach,] S. oben, 98,8–9. 111,21 Caduceo] Caduceus [griech.: khrfikion] bezeichnet den Heroldsstab des altrömischen Gottes Merkur; J. spielt auf den Titel und den Charakter der Zeitschrift, in der er seinen Bericht veröffentlicht – Der Teutsche Merkur –, an. 111,31–112,1 Hr. de Guignes … qualificiert.] Journal des Sçavans. Ausgabe LXXIII vom Mai 1774, Volume I.360–389: Lettre a Messieurs les auteurs du Journal des Sçavans, concernant un Ouvrage de M. de P**** intitulé: Recherches Philosophiques sur les Egyptiens & sur les Chinois. A Berlin, chez G. J. Decker, Imprimeur du Roi. 1773. | 2 Volumes in 8o. Le premier de 376, le Second de 374 pages. Par M. de Guignes. 112,1–2 Weidlich und worden.] S. Heynes Rezension in Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen. Bd 2, St. 79: 3. Juli 1773, 670–680. 112,3–7 Ich schließe … damals.] S. oben, 61,16–30, 69,1–20.
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Anhang · Kommentar LITTERARISCHE NEUIGKEITEN AUS FRANKREICH
115,3–121,23 Das letzte, … erreichen.] Die von Jean-François de La Harpe stammende und sehr wahrscheinlich von J. übersetzte französische Vorlage für die Litterarischen Neuigkeiten aus Frankreich hat den Herausgebern dieses Bandes nicht vorgelegen, sondern nur die beiden Editionen, in denen Teile dieser Vorlage später veröffentlicht worden sind: Correspondance litteraire, adressée a Son Altesse Impériale M.GR Le Grand-Duc, aujourd’hui Empereur de Russie, et a M. Le Comte André Schowalow, chambellan de l’impératrice Catherine II. Depuis 1774 jusqu’a 1789, par Jean-François La Harpe. 6 Bde. Paris 1801 (KJB 3304: T. 1–4) und Jean François de La Harpe: Letters to the Shuvalows edited by Christopher Todd. In Studies on Voltaire and the Eighteenth Century edited by Theodore Bestermann. Bd 108. Oxford 1973; diese Edition enthält jedoch weniger Briefe als die Correspondance littéraire. Sofern La Harpes Berichte in beiden Editionen enthalten sind, stimmt die Überlieferung über weite Strecken wörtlich überein, doch treten zumindest in dem einen in beiden Editionen enthaltenen Brief, den J. übersetzt (Nr XVII der Correspondance littéraire bzw. Nr 5 der Lettres to the Shouvalovs), auch Abweichungen auf. An diesen Stellen folgt J.s Übersetzung stets der Fassung, die nun in den Lettres to the Shuvalovs aus noch vorhandenen Manuskripten ediert ist; die Druckversion der Correspondance littéraire weist demgegenüber insgesamt geringfügige, aber doch deutliche nachträgliche Eingriffe – Hinzufügungen wie Verkürzungen – auf. Von J. übersetzte Passagen dieses einen in beiden Editionen enthaltenen Briefes werden deshalb hier nach der Version der Lettres to the Shuvalovs (unter Mitteilung der jeweiligen Fundstelle in der Correspondance littéraire) wiedergegeben. Sehr wahrscheinlich sind in der Correspondance littéraire viele der Texte auch nur in stärker gekürzter Fassung überliefert; diese Annahme bietet eine Erklärung dafür, daß der Text der Litterarischen Neuigkeiten sich dort nicht vollständig belegen läßt. 115,3–18 Das letzte, … geworden ist.] Diese Passage gehört wahrscheinlich – abgesehen von dem Rückbezug auf den Teutschen Merkur – ebenfalls den oben genannten Berichten La Harpes an; sie ist jedoch weder in der Correspondance littéraire noch in den Lettres to the Shuvalovs nachzuweisen. – Als Vorlage könnte J. jedoch auch der mit der Fußnote Extrait de M. de la Harpe gekennzeichnete Bericht im Mercure de France, Juillet 1773, Second Volume, 63–78, gedient haben, s. insbesondere 63: Nouvelles Littéraires. / Œuvres de M. Thomas de l’Académie française, […]. / Les deux premiers volumes de cette nouvelle édition contiennent un Essai sur les Eloges, fait pour précéder les Panégyriques couronnés à l’Académie Française, qui ont commencé la réputation de M. Thomas. Cet ouvrage doit l’achever. Le plan en est fécond & étendu. L’auteur a su rassembler dans un très beau cadre toutes les époques remarquables de l’histoire littéraire, qui, par un rapport infaillible, sont toujours attachées aux grandes époques de l’histoire politique. – Ib. 78: on doit ajouter […] que ce plaisir tient nonseulement au grand talent de l’écrivain & à l’énergie de son style, mais au
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sentiment de la vertu, à l’enthousiasme de la gloire, à l’amour des lettres & de l’humanité, qui respirent dans tout ce qu’il écrit; enfin il nous paraît difficile de nier que cet ouvrage, qui honore la littérature, ne soit plein de connaissances en plus d’un genre, & d’une éloquence toujours noble & souvent sublime. 115,3 von uns angekündigte] Der Deutsche Merkur. 1773. Bd 2, St. 3: Junius, 266–276: Auszug aus einem Schreiben aus Paris, vom 22sten May 1773 (der Autor ist vermutlich Jean-François de La Harpe), 272: In meinem nächsten Briefe werd’ ich Sie von Thomas und Linguet unterhalten, zween auf sehr verschiedne Art berühmten Männern. / Erstrer hat uns kürzlich mit einer neuen Ausgabe seiner von der Academie gekrönten Reden beschenkt, und derselben einen Historisch-Philosophischen Versuch über den Gebrauch und die Würkungen des Lobes und der Lobreden bey allen Völkern, unter ihren verschiednen Regierungsformen, vorgesetzt. Dieses, alle seine bisherigen Schriften weit übertreffende Werk ist voll tiefer Gelehrsamkeit, voll kühner Philosophie, und mit einer allzeit edeln, oft erhabnen Beredsamkeit geschrieben. 115,3–4 Thomas (Essai sur les Eloges)] [Antoine Léonard] Thomas: Essai sur les Eloges. In Œuvres de M. Thomas. 2 Bde. Paris 1773. 115,19–30 Man erinnert … übergegangen ist.] La Harpe: Lettres to the Shuvalovs, 44 f. (Brief 5, 20. Avril 1775; vgl. Correspondance littéraire, Lettre XVII, 139): On ne se souvient plus guères d’un petit écrit par lequel il débuta, et qui n’annonçait pas ce qu’il serait un jour. C’était une critique du poëme de la Loi Naturelle de M. de Voltaire. L’auteur y censurait avec l’indiscrette confiance de la jeunesse et | la rigueur pointilleuse d’un Professeur les beautés libres et hardies de ce génie éminemment poëtique dont il est devenu depuis un de plus grands admirateurs, quand son goût a été muri par le temps. On ne parle de cette brochure oubliée, qu’à cause de la différence remarquable entre les principes qu’elle renferme; et ceux que l’auteur a depuis adoptés. 115,21–22 Critik … naturelle] [Antoine Léonard] Thomas: Réflexions philosophiques et littéraires de Thomas, sur le poëme de la Religion Naturelle, par Voltaire. Paris 1756. So belegt in Œuvres completes de Thomas, de l’Académie Française. Bd 5. Paris 1802 (KJB 63). Avertissement de l’éditeur. 115 f. 115,31–117,9 Ohngefehr … wetteifern.] La Harpe: Lettres to the Shuvalovs, 45 f. (Brief 5, 20. Avril 1775; vgl. Correspondance littéraire, Lettre XVII, Bd 1.139–142) (Fortsetzung des Zitats aus der vorletzten Anmerkung): Il composa à peu près dans le même temps une ode pour Mr de Séchelles, alors ministre des finances, qui avait rendu quelques services à l’université de Paris. Il commence par comparer le feu que lui inspire ce ministre, au feu qui brule dans les entrailles de l’Etna. Tout le reste est à peu près dans ce goût. C’est l’ouvrage d’une tête bien jeune. Mais le stile annonçait du talent pour les vers. Ensuite parut un poëme sur la mort de Mr de Jumonville officier Français tué en Canada par la trahison de quelques Anglais. Ce n’était pas trop un sujet de Poëme, mais l’auteur s’étend
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sur la guerre allumée entre la France et l’Angleterre, et qui embrasait les deux mondes. Il y a de très beaux vers, mais en général ce poëme est l’ouvrage moderne qui ressemble le plus à Claudien. Tous les vers y paraissent jettés dans le même moule. Ils ont la même emphase d’expression, et le retentissement monotone, qui fatigue les oreilles, et qui est le contraire de l’harmonie. Il n’y a ni nuance, ni variété, ni intérêt. Quelqu’un dit que les vers de Thomas ressemblaient aux Cent Suisses. / C’est vers ce temps que l’académie française, qui jusqu’alors n’avait donné pour sujets de prix que des lieux communs de morale, le plus souvent assés insipides, proposa les panégyriques des hommes les plus célèbres en tout genre. On commença par le Maréchal de Saxe. Ce fut Mr Thomas qui remporta le prix de cet éloge; et c’est la première époque de sa réputation. Il y avait dans cet ouvrage un caractère d’élévation très marqué, et le ton d’un génie né pour l’éloquence. Mais en même temps on y voyait tous les défauts, qui mêlés à des beautés grandes et fortes, ont caractérisé depuis la manière de M. Thomas. C’est un effort continuel qui rend le stile pénible et tendu, une recherche d’expressions abstraites et d’idées métaphysiques, une profusion de | tours oratoires, un emploi trop fréquent des termes de géométrie et de science appliqués aux objets de morale et de goût. Ces défauts se retrouvent dans les Eloges qui suivirent celui du Maréchal de Saxe, dans l’Eloge du chancellier Daguesseau, inférieur au premier, dans celui de Duguai Trouin, supérieur à tous les deux, dans celui de Sulli qui est au dessous du sujet, dans celui de Descartes qui surpasse tous les autres par les resultats philosophiques et l’énergie de la diction. L’ouvrage où ces défauts se remarquent le moins, c’est l’Éloge du Dauphin de France. Il y a beaucoup plus de simplicité, de douceur et d’intérêt de stile que dans tous les autres. Mais il faut avouer surtout, pour la gloire de Mr Thomas, que dans l’Essai sur les Éloges tous ses défauts semblent affaiblis par la réflexion et l’expérience, et compensés par des traits admirables. Le fond de cet ouvrage est plus riche, plus substantiel, et les beautés sont d’une trempe plus durable. / Mr Thomas travaille depuis douze ans à un poëme Epique dont le héros est le Kzar [!] Pierre. Ce sujet est grand et absolument neuf; c’est d’ailleurs une belle entreprise qu’un poëme Epique et une belle ambition de lutter contre la Henriade. 115,31–35 Ohngefehr zu … brennt.] Siehe Œuvres diverses de M. Thomas. Paris 1761. In diesem Band sind mehrere separat erschienene Gedichte, Elogen und Briefe jeweils in Form der ursprünglichen Veröffentlichung und mit separater Paginierung zusammengefaßt. Neben den sechs im Folgenden genannten Stücken enthält der Band noch eine in Versen gehaltene Epitre au Peuple aus dem Jahre 1760, eine Ode sur le temps aus dem Jahr 1762 und eine Ode adressée à un homme qui vit dans la solitude: Les devoirs de la société (ohne Titelblatt, Ort und Jahr). – Separate Paginierung 1–13: Ode a M. Moreau de Séchelles, Ministre d’État, Contrôleur Général de Finances. Présentée le 2. Janvier 1756, par M. Thomas, Professeur en l’Université de Paris, au Collège de Beauvais. Nouvelle édition. 1759. Die drei Eingangsstrophen der Ode lauten:
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Ainsi, lorsque ce Mont dont la masse brûlante Fait gémir sous son poids des Géans écrasés, A long-tems retenu la flamme dévorante, Qui couvoit sourdement dans ses flancs embrasés; Soudain, en bouillonnant, le salpêtre s’allume; La terre éprouve au loin d’horribles tremblemens; La montagne en mugit; le feu qui la consume, S’échape avec fureur de ses noir fondemens. Tel, pénétré d’un Dieu dont la vive lumière Excite dans mon ame une sainte fureur, Mon esprit enflammé brise enfin la barrière Qui captivoit l’essor de sa bouillante ardeur. 116,3–8 Darauf erschien … sezte.] Siehe ib. iii–xx: Préface (von anderer Hand), 1–59: Jumonville. Poëme. Das eigentliche Gedicht ist in vier Gesänge (Chants) gegliedert, die die Ermordung des französischen Offiziers de Jumonville und die Vergeltung hierfür in den größeren Zusammenhang der Kämpfe zwischen Frankreich und England um Canada stellen. Die Preface berichtet die Ereignisse: Nachdem die Engländer dort im Jahr 1753 widerrechtlich französisches Kolonialgebiet besetzt hatten, wurden sie von den Franzosen zunächst zum Rückzug aufgefordert, und ein junger Offizier, Herr de Jumonville, wurde mit einer Eskorte als Abgesandter zu den Engländern geschickt, um mit ihnen zu verhandeln. Er wurde jedoch von ihnen beschossen, und obgleich er sich noch als Abgesandter ausweisen konnte, wurde er von ihnen ermordet. Der Autor der Preface kommentiert dies mit den Worten: Telle est la réponse qu’une nation, prétendue philosophe, a fait au discours d’un envoyé François, dont la personne étoit consacrée par un titre regardé dans tous les siècles & dans tous les pays, comme inviolable. 116,10 Claudian] Claudius Claudianus (*um 370, *um 404), wahrscheinlich aus Alexandria; Hofdichter des Kaisers Honorius und seines Heermeisters Flavius Stilicho; Dichtungen zu mythologischen und politischen Themen, zunächst in griechischer, mit Beginn seines Aufenthalts in Rom (395) in lateinischer Sprache. 116,16–21 Um diese Zeit … Nahmen zu machen.] Siehe ib., separate Paginierung 1–34: Eloge de Maurice Comte de Saxe, Duc de Sémigalle & de Curlande, Maréchal Général des Armeés de Sa Majesté Très-Chrétienne. Discours qui a remporté le prix de l’Academie Françoise en 1759. Par M. Thomas […]. Paris 1763. – Anders als die beiden hier vorhergehenden Stücke ist diese Eloge (wie auch die drei folgenden) in Prosa verfaßt; sie verherrlicht die Bedeutung und die großen Verdienste des Grafen Moritz von Sachsen (1696–1750) um Frankreich. – In der Edition sind auf den S. 34–41 historische Anmerkungen angefügt. 116,33–34 Canzler von Agueßeau] Siehe ib., separate Paginierung 1– 32: Eloge de Henri-François Daguesseau, Chancelier de France, Commandeur des Ordre du Roi. Discours qui a remporté le prix de l’Academie
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Françoise en 1760. Par M. Thomas […]. Paris 1763. – Auch hier sind der Edition auf den S. 33–44 historische Anmerkungen angefügt. 116,35 Rede auf Dugai Trouin] Siehe ib., separate Paginierung 1–44: Eloge de René Duguay-Trouin, Lieutenant Général des Armée navales, Commandeur de l’Ordre Royal & Militaire de S. Louis. Discours qui a remporté le prix de l’Academie Françoise en 1761. Par M. Thomas […]. Paris 1764. – Auch hier sind der Edition auf den S. 45–65 historische Anmerkungen angefügt. 116,36 Sülly] Siehe ib., separate Paginierung 1–57: Eloge de Maximilien de Bethune, Duc de Sully, Surintendant des Finances, &c. principal Ministre sous Henri IV. Discours qui a remporté le prix de l’Academie Françoise en 1763. Par M. Thomas. Paris 1763. – Auch hier sind der Edition auf den S. 59–91 historische Anmerkungen angefügt. 116,37 der auf Descartes] A. L. Thomas: Eloge de René Descartes. Discours. Yverdon 1765. 116,39–40 Lobrede auf den Dauphin.] Eloge de Louis, Dauphin de France, Par M. Thomas. o. O. und o. J. (Lausanne 1766?) 117,6 Art (1).] Die – dem Original folgend – hier sowie 119,24 in Klammern in den Text gesetzten Zahlen verweisen auf die Zugaben zu dem vorstehenden Artikel, s. oben 121–128. 117,7–8 Epischen Gedichte … hat.] Dieses unvollendet gebliebene Epos findet sich in den Œuvres posthumes de Thomas, de L’Académie Françoise; Tome premier. (zusammen mit Tome second den Œuvres de M. Thomas von 1773 – vgl. Anm. zu 122,3–31 – als Bde 6 und 7 angehängt). Paris 1802 (KJB 63). Dazu heißt es im Vorwort, XVf.: Plan du poeme sur le czar Pierre Ier. [Fußnote: Ce plan a été tracé par Thomas, pour servir d’introduction à une lecture qu’il fit à l’Académie de Lyon, de quelques fragmens de son poëme.] / Les premiers chants du poëme sur le czar Pierre contiennent l’histoire de ses voyages. Ce prince ayant formé le projet de civiliser son peuple, veut commencer par s’éclairer lui-même. Il parcourt l’Europe pour y recueillir les arts et toutes les sciences qui contribuent à la grandeur des états. Dans le premier chant, le héros du poëme est en Allemagne. Le second est son voyage en Hollande, où il apprend sur les chantiers la construction des vaisseaux; le troisième, son voyage en Angleterre; le quatrième, dont je vais avoir l’honneur de vous lire quelques morceaux, Messieurs, est son voyage en France. L’auteur | a cru que, comme poëte, il pouvoit ne pas s’asservir entièrement à l’exactitude de l’historien; c’est pourquoi, au lieu de faire venir le czar en France, sous le régent, il l’a amené sur la fin du règne de Louis XIV. Il a cru que la situation de la France étoit alors plus intéressante à peindre; que Louis XIV seroit plus digne de donner des leçons au czar; qu’un grand roi vieilli sur le trône, accablé d’années, de malheurs et de gloire, et instruisant le monarque du nord, pouvoit faire naître de plus grandes idées, et par conséquent plus digne du poëme épique. L’auteur a peint le caractère de Louis XIV tel qu’il étoit dans les dernières années de sa vie, instruit par ses malheurs, et tel qu’il s’est dépeint lui-même dans les dernières paroles qu’il prononça en
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mourant. – Es folgen auf den S. 1–230: Le czar pierre Ier., poëme. sowie auf S. 231–270: Fragmens et variantes du poeme sur le czar Pierre Ier. 117,9 Verfasser der Henriade] Als Verfasser der Henriade wird Voltaire wegen seines Epos zu Ehren Heinrichs IV. angesprochen; s. Voltaire: La Ligue ou Henry le Grand [= La Henriade]. Genève 1723. Die Bemerkung über den Wettstreit zwischen Thomas und Voltaire bezieht sich auf dessen Werk: Histoire de l’empire de russie sous Pierre le Grand, par l’Auteur de l’histoire de Charles XII. o. O. 1765. 2 Bde. 117,10–26 Ein besonderes … wird.] La Harpe: Lettres to the Shuvalovs, 46 f. (Brief 5, 20. Avril 1775; vgl. Correspondance littéraire, Lettre XVII, Bd 1.142) (Fortsetzung des Zitats aus der Anm. zu 115,31–117,9): Une obligation particulière que les Lettres ont à cet écrivain, c’est que par une suite d’ouvrages couronnés, qui tous étaient d’un mérite distingué, il a donné le premier de l’éclat et de l’importance aux prix de l’académie, qui n’ayant guères été accordés jusques là qu’à des ouvrages très médiocres ou même très mauvais, attiraient à peine l’attention du public, et n’étaient guères disputés que par les moindres littérateurs. Ils le sont aujourd’hui par les écrivains du plus grand talent; et parmi les ouvrages couronnés depuis Mr Thomas, plusieurs ont fait une grande impression; et sont dans la classe des productions qui demeurent. / On peut conclure de ce que nous avons dit de Mr Thomas, que peut être ne sera t’il pas mis au nombre des écrivains qu’on relit le plus souvent; mais qu’il jouira d’un rang très honorable parmi ceux qui ont illustré l’éloquence française, et qu’on ne | lira jamais ses ouvrages sans y trouver des morceaux dignes d’admiration. 117,27–33 Unterdessen … verherrlichte.] Diese Passage gehört wahrscheinlich ebenfalls den oben zitierten Berichten La Harpes an; sie ist jedoch weder in der Correspondance littéraire noch in den Lettres to the Shuvalovs nachzuweisen. 117,33–118,22 Linguet, … Redekunst.] La Harpe: Correspondance littéraire, Lettre VII, 1.86–88: J’ai promis à V. A. I. d’entrer dans quelque détail sur l’existence littéraire de Linguet jusqu’au moment de la disgrâce qu’il vient d’essuyer. Il a joué quelque temps un grand rôle dans le barreau, après avoir, de son aveu, [Fußnote: Sous le titre d’Aveu sincère.] essayé inutilement pendant dix ans d’en jouer un dans les lettres. Il avait d’abord donné l’Histoire du siècle d’Alexandre, ouvrage fort aus-dessus de ses forces. La majesté du sujet y était dégradée sous la petitesse des parures modernes; on y parlait de Sparte en épigrammes, et l’on y faisait des pointes sur Alexandre. D’ailleurs nulle connaissance de l’antiquité, ni des auteurs | originaux: c’étaient des phrases de rhéteur arrangées sur des compilations. L’Histoire des révolutions de l’Empire Romain était écrite dans le même goût; mais on y remarquait encore davantage cette affectation de l’esprit paradoxal, ces insultes prodiguées aux grands hommes, ces louanges prodiguées aux tyrans, ces apologies de l’esclavage, ces satyres de la liberté et des lettres, toutes ces ressources d’une ambition désespérée, qui ne pouvant produire des ouvrages que la raison et le goût puissent avouer, cherchait à se signaler par des scandales. Ces scandales même ne furent pas d’abord très-
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éclatans; ils le devinrent davantage dans la Théorie des loix, ouvrage où la déraison est réduite en méthode, où Montesquieu est traité d’esprit superficiel, Cicéron regardé comme un homme médiocre, la liberté politique comme une chimère dangereuse, la servitude comme un état préférable à la pauvreté. Ces étranges principes firent du bruit, et le style de l’auteur ne parut pas moins extraordinaire. Jamais on n’avait entassé une si prodigieuse quantité de figures et de métaphores, presque toutes basses, triviales et incohérentes. Plusieurs étaient prolongées | pendant des pages entières: c’était le plus ridicule et le plus fatiguant abus de la rhétorique […]. – Diese Passage der Correspondance littéraire dürfte eine stark verkürzte Fassung des ursprünglichen, von J. übersetzten Berichts sein. 117,36 Geschichte … Alexanders] Linguet: Histoire du siècle d’Alexandre, Avec quelques réflexions sur ceux qui l’ont précédé. Amsterdam 1762. Die Autorschaft Linguets ist nicht durch Nennung seines Namens auf dem Titelblatt, sondern lediglich durch seine Unterzeichnung der Vorrede (Epitre dedicatoire a sa Majesté le roi de Pologne […]) belegt. 117,39–118,2 Man redete … geordnet.] Diese kritischen Beurteilungen der genannten Schrift Linguets konnten nicht nachgewiesen werden. 118,2–3 Die Geschichte … Reichs] Histoire des révolutions de l’empire romain, pour servir de suite à celle des Révolutions de la République. Par S. N. H. Linguet, Avocat au Parlement. Paris 1766. 118,5–6 jene Verkleinerung … Lobsprüche] S. etwa ib. XXIXf.: Dion & Suetone ont encore poussé bien plus loin l’inadvertance & la malignité. L’un est Rheteur babillard, plutôt qu’un Ecrivain raisonnable. Il ne manque aucune occasion de placer dans son Histoire des discours qui sans donner une idée bien favorable de son éloquence, en font naître une très-désavantageuse de son jugement. Loin de mériter la confiance de ses Lecteurs, il ne peut leur inspirer que du dégoût. / Suetone n’est pas capable de les rassurer davantage. Il s’occupe à ramasser des anecdotes, bien plus qu’à les choisir. Il les raconte avec un style aussi lâche qu’indécent. Il les entasse sans examen, & sans distinction. Il | ne fait pas plus usage de la chronologie que de la critique. – Ib. LIIf.: Je ne sçais, mon cher ami, si je dois vous parler de quelques passages de Tacite, traduits & incorporés dans ce premier volume. Un préjugé singulier, mais ancien, fait regarder les ouvrages de cet Ecrivain comme l’écueil des Traducteurs. Je ne sçais par quelle fatalité un des plus parfaits morceaux d’Histoire que l’antiquité ait produit, celui que les | gens de gout estiment le plus, est aussi celui que les sçavans ont le plus mal rendu, au moins dans notre langue. / On en a publié avec succès quelques morceaux détachés: mais nous n’en avons pas encore une seule traduction complette & supportable. D’Ablancourt y a échoué. D’autres après lui n’ont pas mieux réussi, & au fonds il n’y a rien d’étonnant. A la précision qui fait le premier mérite du latin, ils substituent une longueur qui énerve le françois. Deux paroles de Tacite attirent un déluge de phrases de la part de ces discoureurs infatigables. Ils commentent ses idées sans les rendre. Ils les noyent dans une multitude de mots inutiles & déplacés. – Was die von J. wie auch von anderen Zeitgenossen monierten
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gegen Tyrannen verschwendete Lobsprüche angeht, so plädiert Linguet im einleitenden Kapitel seines Buches ausdrücklich dafür, nicht als Lobredner eben dieser Tyrannen mißverstanden zu werden; s. ib. XXVII–XXIX: Que Tacite ait été conduit par ce motif, ou non, il est sûr qu’on a droit de l’en soupçonner sans injustice. Il dit trop de mal des premiers Césars, pour qu’on puisse le croire en | tout. Nous aurons plus d’une fois occasion de le remarquer. Il fait de leurs débauches une peinture effrayante, il donne de longues listes des meurtres juridiques ordonnés par eux, avec un sang froid, un rafinement de tyrannie, qui deshonorent encore plus en quelque sorte la nature humaine, que ceux à qui on les attribue. / Je ne suis assurément pas le panégyriste de ces tyrans. J’espére qu’on me croira, si j’assure que je n’ai aucune raison pour les aimer. Mais je n’en ai pas davantage pour les haïr, au moins jusqu’à ce que je sçache précisément ce qu’ils ont fait. Je ne veux & ne puis les juger que sur leurs actions. Or je voudrois voir aux livres anciens qui en ont conservé la mémoire, une espéce d’authen|ticité qui leur manque à tous. / Je viens de dire ce que je pensois du plus célébre. – Linguets Analysen solcher Charaktere wie Nero zielen nicht darauf ab, die ihnen zugeschriebene extreme Grausamkeit bzw. Perversion zu leugnen; er möchte jedoch die behauptete Einzigartigkeit dieser Grausamkeit in Frage stellen, indem er Vergleiche zum politischen Verhalten anderer weltgeschichtlich bedeutender Herrscher zieht. Zudem sollen auch etwaige positiv zu wertende Leistungen solcher als tyrannisch verschrieener Despoten nicht unerwähnt bleiben; s. ib. 233 f.: On ne peut rien dire de si fort contre ce Prince [sc. Neron], que son nom n’en signifie encore plus. Il fait naître l’idée de tous les vices portés aux derniers excès. Il présente l’image de la tyrannie la plus cruelle, de la débauche la plus honteuse, enfin du regne le plus affreux qui ait jamais souillé l’histoire. Je ne sçais pourtant si celle des tems postérieurs n’a pas le triste avantage de pouvoir offrir des exemples comparables à celui de Néron même. / Je crois qu’Alexandre VI à Rome, | Henri VIII à Londres, Catherine de Médicis à Paris, ne sont pas des preuves moins funestes des maux que peut produire le pouvoir, quand il se trouve joint avec la corruption du cœur. Mais ces derniers n’ont point eu de Tacite pour Historien. D’ailleurs leurs fureurs se sont développées sur une scene bien plus étroite. Celles de Néron avoient pour théatre Rome & l’univers. Aussi sont-elles devenues bien plus célebres. – Ib. 169 f.: Etournons les yeux de ces horreurs qui sont toujours une preuve effrayante de la méchanceté des hommes, soit qu’elles ayent été réellement commises, soit qu’elles ne viennent que de l’imagination des Ecrivains. Tibere fut un mauvais Prince sans contredit. Il se fit détester de la noblesse. Il sacrifia les têtes les plus elevées de l’Etat à sa tranquillité. Mais il ne paroît pas que les peuples fussent à plaindre sous son gouvernement. / C’est une espece de paradoxe, trèsfacile pourtant à démontrer, que la fermeté poussée par un Prince jusqu’à la rigueur, n’est jamais à charge aux peuples. Sa bonté, dès qu’elle dégenere en foiblesse, la grandeur de son | ame, si elle devient ambition, sont leurs plus grands fléaux. Voila ce que les Historiens ne sçauroient se persuader. / On trouve dans tous leurs ouvrages une méprise bien générale & bien
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funeste. Ils accablent des épithetes les plus odieuses un homme puissant, qui sacrifie à sa sureté quelques têtes de marque. Ils déifient un Prince imbécile qui abandonne une Nation entiere aux vexations de ses Ministres, ou de leurs créatures. Ils font l’apothéose d’un conquérant qui inonde la terre de sang, & qui sacrifie une infinité d’hommes à l’ambition la plus insensée. / Il est vrai que ces hommes sont obscurs. Ce ne sont point eux qui disposent des récompenses & des honneurs: & c’est ce qui enhardit les Panégyristes de leurs assassins. Pour moi, je ne le cache pas, c’est sur le nombre, & non sur la qualité de ses victimes, que je mesure mon horreur pour un tyran. La différence que la société met entre ses membres, cesse à mes yeux, dès qu’on les égorge in|justement. César, le grand, le clément César, chargé d’un million de meurtres, seroit à mes yeux un million de fois plus détestable que l’infâme Néron, si celui-ci n’en avoit commis qu’un. – Ib. 187: Ce principe est confirmé par les violences même que l’on prête à Caligula. Il faisoit, disent ailleurs ses Historiens, massacrer les gens connus par leurs richesses, afin de s’emparer de leur argent. Il les regardoit comme les simples dépositaires d’un trésor qui lui appartenoit. Mais il n’augmentoit pas les impôts. Les provinces respiroient sous lui, comme sous Tibere, tandis que la Cour étoit arrosée du sang des courtisans. Umgekehrt werden ebenso die glücklichen Epochen solcher Herrscher wie Trajan oder Marc Aurel bei aller Anerkennung ihrer großen Menschlichkeit mit Einschränkung betrachtet; s. ib. XIV–XVI: Elle se ranime un peu sous les regnes des Trajans, des Antonins, des Marc-Aureles. Ces génies bienfaisans ramenent par leurs vertus quelque ombre de calme sur la terre. Ils effacent un peu la honte du trône, long-tems souillé par des infamies sanguinaires. La Providence place cette suite d’hommes vertueux entre la | tyrannie de Domitien, & celle de Commode, pour donner à l’Etat épuisé le tems de respirer, comme un Médecin habile ménage les forces de son malade, & prend soin de séparer par quelque intervalle de repos le commencement & la fin d’une opération douloureuse. / Ce moment de la félicité de l’Empire n’est pas le plus favorable pour l’histoire. Mais ses larmes essuyées un instant, recommencent bientôt à couler. La couronne la plus brillante qu’il y ait eu dans le monde, n’est presque plus portée que par des scélérats dignes des plus honteux supplices. Les crimes sont punis par des crimes. Le trône toujours souillé est toujours sanglant. Les honneurs, les dignités, tous les | prix de la vertu sont prodigués aux excès les plus abominables en tout genre. – Zur Beurteilung Linguets s. auch oben, 420–424, mit Anmm. 118,6–7 Vertheidigung der Sclaverey] Ib. 187: Encore une fois, quoi qu’on en dise, l’esclavage & la tyrannie ne se font sentir qu’aux grands Seigneurs. Ce n’est pas la cruauté d’un Prince, c’est sa foiblesse que les hommes d’un rang médiocre ont à redouter. Solche Ausführungen stellen allerdings weniger eine Verteidigung als den Versuch einer Erklärung dar. 118,7–8 Schmähschriften auf … Wissenschaften] Ib. 34–36: Au reste pour assurer mieux les fers de Rome, il y favorisa le gout des arts que les usurpateurs ou les Rois absolus, rendent volontiers à leurs sujets, en échange de la liberté qu’ils leur ravissent. Ce gout dont le danger frappe
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bien moins de personnes, que son éclat n’en séduit, occupa désormais toute l’activité des Romains. Ils se laisserent aller aux agrémens d’une vie voluptueuse. Ils apprirent à ne plus estimer que ces futilités, qui, sous le nom de sciences, étendent la gloire littéraire & l’esclavage d’une Nation. / Devenus à la fois plus polis & | plus corrompus, plus éclairés & plus rampans, ils virent naître parmi eux des chefs-d’œuvre de Poësie & d’Architecture. La Grèce perdit en plus d’un genre le droit de revendiquer la premiere place pour ses Ecrivains ou ses Artistes. Mais ces monumens si vantés encore de nos jours, portent avec eux la marque flétrissante de la bassesse qui les a produits: ils ne furent destinés qu’à servir de soutien ou de décoration à la tyrannie. / Auguste en récompensa magnifiquement les Auteurs. Il fit la fortune de Virgile & d’Horace. Il admit à sa familiarité ces deux Poëtes courtisans. Il les combla de distinctions & de richesses: mais ils lui ont rendu beaucoup au-delà de ses bienfaits. Eux seuls ont épargné à sa mémoire la honte dont elle devoit être couverte. C’est d’après eux qu’on regarde comme le modele des bons Princes, un homme à qui les crimes les plus atroces n’ont jamais rien couté. / Ils ont vraiment fait illusion à la postérité, ainsi que l’a dit un moderne connu, qui ayant jouï comme | eux de l’amitié des Grands, n’a pas aussi ouvertement sacrifié la vérité à la reconnoissance. On juge Auguste d’après leurs vers admirables qu’on lit tous les jours, & comme ils sont pleins de ses éloges, ils font oublier les horreurs de sa vie, conservées par des Historiens qu’on lit rarement. / Je ne songe pas à diminuer le mérite des premiers. Je les admire avec tous ceux qui peuvent les entendre. Mais je l’avoue, s’il y a quelque chose d’humiliant pour la littérature, du moins à mes yeux, c’est de penser qu’il n’a manqué peut-être à Neron, pour exciter la vénération des siécles postérieurs, que d’avoir eu un Virgile sous son regne & de le bien payer. Auch mit diesen Ausführungen wendet sich Linguet weniger gegen die künstlerischen und wissenschaftlichen Produkte selbst als vielmehr gegen die Art und Weise, wie sie eingesetzt werden, nämlich als gefällige Maske grausamer politischer Verhältnisse. 118,12 Theorie der Gesetze] S. N. H. Linguet: La Théorie des lois civiles ou principes fondamentaux de la société. London 1767. 118,13–14 im Montesquieu … Gründlichkeit] J. hat hier – vermutlich dem Bericht La Harpes folgend – Stellen im Blick, an denen Linguet Montesquieu entweder mangelhafte Durchdringung des Stoffes oder Widersprüchlichkeit seiner Ausführungen vorwirft. Beispielhaft seien angeführt das Kapitel Que Monsieur le Président de Montesquieu n’a point expliqué l’origine de la Société, 113 f.: Une troisiéme loi naturelle, continue M. le Président de Montesquieu, c’est le charme que s’inspirent les deux sexes par leur différence, et la priere qu’ils se font toujours l’un à l’autre. Je ne sais si ce mot de priere exprime bien ce qu’il signifie ici. Je doute que les entreprises d’un sauvage robuste, et pressé de s’expliquer, soit précédées par des préliminaires bien humbles. Au reste, sans disputer sur les termes, je vois clairement dans son action, une raison pour motiver l’approche de la femelle et du mâle; mais j’en apperçois une encore plus forte, pour détruire toute association entre celui-ci et ses semblables. / La rivalité naît de la jouissance. Le fruit de | cette prétendue troi-
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sieme loi naturelle seroit la ruine infaillible de la premiere. […] Aussi M. le président de Montesquieu les a-t-il passés rapidement. Au lieu de voir comment la société a pu naître, il la suppose tout d’un coup à sa perfection. Au lieu d’examiner la base de cet engagement, il en expluue les suites et les dépendances. Mais ces suites et ces dépendances sont des effets, et nous cherchons une cause. – S. ferner das Kapitel Examen de l’opinion de M. de Montesquieu sur les Loix d’Athenes et de Rome, relativement à la faculté de tester, 399: M. le Président de Montesquieu trouve la loi d’Athenes plus conséquente que celle de Rome. Mais c’est que M. de Montesquieu suppose deux choses absolument incompatibles. Suivant lui les Législateurs Romains songeoient à borner la puissance paternelle, en même tems qu’ils lui donnoient la plus grande étendue. Ils vouloient que le pere pût tout dans sa famille, et que pourtant il ne pût pas en faire sortir les biens. – S. Kapitel Examen du sentiment de M. de Montesquieu sur l’origine de l’esclavage, 449: On rencontre dans l’Esprit des Loix six chapitres sur cette matiere. Tous ont pour titre: De l’origine de l’esclavage. On s’attend à voir ce grand génie en présenter la nature et la source. On espere en pénétrer à sa suite les principes et les effets. […] / On est bien surpris de n’appercevoir dans trois de ces chapitres que des plaisanteries. Les trois autres sont plus sérieux: mais deux d’entr’eux sont si courts, ils contiennent des réflexions si frivoles, que le Livre échappe de la main. On cherche avec étonnement s’il n’y a pas eu quelque erreur dans l’impression ou dans la reliure. On se demande si ce ne sont pas des morceaux d’un autre ouvrage insérés par la méprise d’un ouvrier, dans le Traité immortel de l’Esprit des Loix. 118,14 im Cicero einen mittelmäßigen Mann] Wenig schmeichelhafte Äußerungen über Cicero sind in Linguets Theorie des lois civiles nicht nachzuweisen; sie finden sich vielmehr in den Canaux navigables (s. die Anm. zu 118,40), 349 f.: D’ailleurs, la vie de Ciceron est pleine de traits honteux. Son éloquence était vénale autant que son ame était pusillanime. Si ce n’était pas l’intérêt qui dirigeait sa langue, c’était la frayeur ou l’espérance; le desir de se faire des appuis le portait à la tribune pour y défendre sans pudeur des hommes plus | déshonorés, plus dangereux cent fois que Catilina. Parmi ses cliens, on ne voit presque que des scélérats: & par un trait singulier de la justice divine, il reçut enfin la mort des mains d’un de ces misérables, que son art avait dérobés aux rigueurs de la justice humaine. – S. ferner ib. 351 f.: Il y a entre les lettres de ces deux hommes célebres la même différence qu’entre leurs caracteres. Celles de Pline annoncent le meilleur des hommes, l’ami le plus fidelle, le maître | le plus humain; tout y peint l’indulgence & la vertu. Dans celles qui nous restent du tems de sa magistrature, on le voit zélé, laborieux, plein de l’équité la plus scrupuleuse & la plus éclairée, toujours livré aux détails de l’administration. Il s’adresse à Trajan dans toutes ses difficultés; mais sur quel ton! avec quel air de franchise! Comme il est perpétuellement occupé du soin de faire le bien ou de réformer le mal! Que l’on compare ceux de ces monumens admirables que j’ai transcrits ici, & ceux que je n’ai pu employer parce qu’ils étaient trop étrangers à mon sujet, avec les très-petites, les très-pusillanimes lamenta-
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tions de Ciceron sur son exil, sur tous les événemens de sa vie: & l’on verra à qui des deux appartient le titre de grand homme. 118,15–16 die Freyheit … betrachtet.] Siehe La Théorie des lois civiles, etwa das Kapitel S’il est vrai que l’Esclavage soit plus cruel que la domesticité, 583 f.: Je le dis avec autant de douleur que de franchise: tout ce qu’ils y ont gagné, c’est d’être à chaque instant tourmentés par la crainte de mourir de faim, malheur dont étoient du moins exempts leurs prédécesseurs dans ce dernier rang de l’humanité. Ils sont exposés à tous les mauvais traitemens attachés à l’esclavage, et ils n’ont pas même la certitude de la vie qui en faisoit la compensation. L’esclave étoit nourri, lors même qu’il ne travailloit pas, comme nos chevaux ont du foin les jours de fête. L’espérance du service qu’on en tireroit dans les tems d’occupation, lui faisoit assurer des alimens dans le tems même du repos. L’avarice éclairée du maître sacrifioit le présent à l’avenir: elle comptoit bien se dédommager par les efforts d’une activité laborieuse, des secours intéressés qu’elle accordoit à une inaction passagere, et la nécessité d’entretenir des forces qui lui appartenoient, l’empêchoit de regretter ce qu’il lui en coûtoit pour en prévenir la perte. / Mais le manouvrier libre qui est souvent mal payé, lorsqu’il travaille, que devient-il lorsqu’il ne travaille pas? Qui est-ce qui s’inquiete de son sort? A qui en coûte-t-il quelque chose, quand il vient à périr de langueur et de misere? Qui est-ce qui est par conséquent intéressé à l’empêcher de périr? / Il est libre, dites-vous! Eh! Voilà son malheur. Il ne tient à personne: mais aussi personne ne tient à lui. Quand on en a besoin, on le loue au meilleur marché que l’on peut. La foible solde qu’on lui promet, ègale à peine le prix de sa subsistance pour la journée qu’il fournit en échange. On lui donne des surveillans pour l’obliger à remplir promptement sa tâche; on le presse; on l’aiguillonne de peur qu’une paresse industrieuse et excusable ne lui fasse cacher la moitié de sa vigueur; on craint que l’espoir de rester plus long-tems occupé au même ouvrage, n’arrête ses bras, et n’émousse ses outils. L’économie sordide qui le suit des yeux avec inquiétude, l’accable de reproches au moindre relâche qu’il paroît se donner, et s’il prend | un instant de repos, elle prétend qu’il la vole. A-t-il fini, on le renvoie comme on l’a pris, avec la plus froide indifférence, et sans s’embarrasser si les vingt ou trente sols qu’il vient de gagner par une journée pénible, suffiront à sa subsistance, en cas qu’il ne trouve pas à travailler le jour d’après. 118,22–119,38 Indessen leuchteten … konnte.] Diese Passage gehört wahrscheinlich ebenfalls den oben zitierten Berichten La Harpes an; sie ist jedoch weder in der Correspondance littéraire noch in den Lettres to the Shuvalovs nachzuweisen. 118,28–29 Zuflucht zur Advokatur,] Vgl. La Harpe: Correspondance littéraire, Lettre VII, 1.88: D’ailleurs il avait une supériorité réelle sur la plupart des avocats […]. (Fortsetzung des Zitats in der Anm. zu 119,9–11). 118,31–32 Geschichte der Jesuiten] [Simon Linguet:] Histoire impartiale des Jesuites. Depuis leur établissement jusqu’à leur premiere expulsion. o. O. 1768.
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118,32–33 eine des sechzehnten Jahrhunderts] Histoire universelle du seizieme siecle, Par Simon-Nicolas-Henri Linguet. Pour servir de suite a l’histoire universelle sacrée et profane. Tome Dix-neuvieme. Tome vingtieme. Paris 1769. 118,40 Werk’ … Canäle] Canaux navigables, ou développement des avantages qui résulteraient de l’exécution de plusieurs projets en ce genre pour la Picardie, l’Artois, la Bourgogne, la Champagne, la Bretagne, & toute la France en général. Par Simon-Nicolas-Henri Linguet. Amsterdam/Paris 1769 (KJB 3586). 119,2 Er sagt … Languedoc] Ib. 41 f.: Cependant la grandeur du courage a suppléé chez eux [sc. les Chinois] à l’art qu’ils n’ont pas. Ils ont rem|pli leur vaste empire de canaux, qui sont le principe & l’aliment de sa vivification. Quelle différence entre ce misérable petit canal de Languedoc, dont nous avons tant fait de bruit, & ce prodigieux canal royal, dont les missionnaires qui l’ont parcouru, nous ont donné la description! – Ib. 66 f.: Le fameux canal de Langue|doc, malgré sa réputation, est d’une médiocre utilité: c’est en partie à cause des droits dont on a accablé ce qui y passe. Je connais en France plus d’un canal qui, par cette raison sont devenus absolument déserts, & par conséquent à charge à ceux qui les possedent. – Ib. 74 f.: Vous donnez, m’ont-elles dit, un projet qui, s’il était exécuté, ruinerait notre ville, en enrichissant Amiens. Vous n’êtes né ni dans l’une ni dans l’autre: pourquoi vous déclarer si fort en faveur de la derniere? Il m’est bien aisé de me justifier d’une maniere aussi simple que solide. / 1 . Il est très-probable que mon projet ne passera jamais que pour une chimere. Moi-même je ne me flatte pas qu’on puisse lui faire un autre accueil. Il amusera peut–être quelques gens oisifs, & rentrera sur le champ dans l’obscurité, pour laquelle sans doute il était né. / Le canal de Languedoc, beaucoup plus chimérique en apparence, a pourtant été exécuté avec succès. Mais c’était un autre siecle & un autre pays. Il a fallu le concours de bien des circonstances, pour que ce canal eût lieu. M. Riquet, par-tout ailleurs, aurait été traité comme un vieux rêveur, comme un cerveau creux, à qui il ne fallait répondre qu’en riant. Et même, malgré les facilités que lui donnait la forme | de l’administration de son pays, il n’aurait pas réussi, si ses protecteurs n’avaient sçu intéresser la vanité de Louis XIV au succès de cette entreprise. Ce fut l’éclat de l’ouvrage, bien plus que son utilité, qui le fit adopter & réussir. – Ib. 309: On ne sera pas dans la nécessité d’en faire quarante, comme à l’inutile canal de Briare; ni cent quatre, comme à celui de Languedoc, dont la reputation fait peut-être le premier mérite […]. 119,3–4 läugnet … gesehen hat.] Ib. 193: Je me trouvai il y a plusieurs années à Joigny-sur-Yonne. On y bâtissait un pont. On me mena voir par curiosité la façon dont on s’y prenait pour épuiser les eaux. / J’apperçus une grande vilaine machine, considérable uniquement par l’argent qu’elle avait coûté. C’était une grande roue à volets. Elle trempait dans la partie de la riviere qui n’était pas barrée. / On lui avait donné un axe de trente toises de longueur & plus, qui allait à cette distance communiquer un faible mouvement à un médiocre chapelet. Le mâçon-entrepre-
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neur s’extasiait en détaillant les propriétés de cette ingénieuse mécanique. Mais il n’oubliait pas de la seconder par trois ou quatre autres chapelets, qui, jouant jour & nuit, suppléaient un peu à l’incapacité de sa ridicule machine. – Das explizite Leugnen einer existierenden Brücke ist nicht nachzuweisen. Aber vielleicht kommt J.s Verständnis zufolge der Umstand, daß Linguet ein als Brücke anerkanntes Bauwerk als Kuriosität beschreibt, einem Leugnen gleich. 119,7–9 Er trat … hatten.] La Harpe: Correspondance littéraire, Lettre X, 1.88: Il paraissait au palais au moment où les révolutions de la magistrature en avaient écarté presque tout ce qu’il y avait de plus habile et de plus illustre. 119,9–11 Ueberdem … aufzuzeichnen,] Ib. (Fortsetzung des in der Anm. zu 118,28–29 mitgeteilten Zitats): qui [sc. les avocats] sont fort éloignés de valoir pour l’esprit les plus médiocres des gens de lettres. 119,13–22 Dennoch … Morangies,] Ib.: A la vérité il n’obtint pas la consideration personnelle que donne à un excellent avocat le respect pour la vérité et les bienséances, une morale rigide et une éloquence sage; mais il obtint aisément au barreau la réputation d’un esprit ardent, fertile et audacieux, qui adopte sans choix toutes les causes et tous les cliens, qui prétend à toutes les victoires, et qui peut se signaler même dans ses défaites. Les causes qui lui ont fait le plus d’honneur, sont celles de M. d’Aiguillon et celle du comte de Morangiés. 119,20–21 Hrn. v. Aiguillon] Emmanuel-Armand de Vignerot du Plessis de Richelieu, duc d’Aiguillon (1720–1782), war ab 1753 Gouverneur Ludwigs XV. in der Bretagne. Als in der ersten Hälfte der 1760er Jahre die dortigen Landstände (»Estates«) mit dem Hinweis auf traditionelle Privilegien der Provinzen sich weigerten, die Abgaben (»corvée«) an den König zu entrichten, und das Parlament von Rennes aus Solidarität mit besagten Landständen seine eigene Gerichtsbarkeit auflöste, sah der Herzog d’Aiguillon sich gezwungen, zur Verteidigung des königlichen Vorrechts einzuschreiten, indem er ein neues, königstreues Parlament bildete. Die Richter dieses Parlamentes jedoch wurden von den Richtern aller anderen Parlamente angegriffen. Daraufhin erschien am 6. März 1766 der König persönlich im Pariser Parlament und deklarierte in der sogenannten »séance de flagellation« seine absolute Herrschersouveränität. Dieser Auftritt hatte allerdings nicht die gewünschte Wirkung, so daß Ludwig den Herzog d’Aiguillon nach Paris zurückrief. Dessen Nachfolger als Gouverneur der Bretagne, der Herzog de Duras, stellte sich auf die Seite der bretonischen Aristokratie und Richterschaft, setzte die frühere Gerichtsbarkeit wieder ein und strengte unverzüglich ein Gerichtsverfahren gegen d’Aiguillon an. Dessen Fall wurde vor das Pariser Parlament gebracht. Zu seiner Verteidigung beauftragte der Herzog ein Dutzend Anwälte. Es gelang diesen in den folgenden Jahren jedoch nicht, die Anschuldigungen zu widerlegen. In dieser Notlage engagierte d’Aiguillon 1770 schließlich Simon Linguet, der in Paris eine erfolgreiche Anwaltspraxis betrieb. Er war ausgesprochen eloquent und ein entschiedener Befürworter der absolutistischen Monarchie. Es ging ihm bei der Übernahme des Falles insofern auch nur in zweiter Linie um seinen Mandanten; in erster Linie lag ihm die Verteidigung des poli-
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tischen Programms der Monarchie am Herzen, d. h. die Verteidigung der vom König gegen die Eigenmächtigkeit der Provinzen angestrebten Zentralisierung und effektiveren Gestaltung des französischen Verwaltungsapparates. Linguet arbeitete sich daher schnell und ausgesprochen engagiert durch sämtliche Memoranda, Gesetzesentwürfe und Exekutivanordnungen, die mit der Amtszeit d’Aiguillons in der Bretagne verbunden waren. Ergebnis dieser enormen Arbeitsanstrengung war der Mémoire pour M. le Duc d’Aiguillon, der im Juni 1770 erschien und seine Wirkung auf den König nicht verfehlte: Am 27. Juni ordnete Ludwig XV. durch die lettres-patentes die Niederschlagung des Verfahrens gegen d’Aiguillon an. Das Parlament von Paris widersetzte sich jedoch und sprach in einer Verfügung vom 2. Juli dem Herzog die Adelsprivilegien ab. Der König ließ diese Verfügung durch den Staatsrat wiederum aufheben. Als Gegenreaktion verurteilte das bretonische Parlament seinerseits am 14. August Linguets Mémoire und ordnete die öffentliche Vernichtung des Schriftstückes an. Daraufhin beorderte Ludwig noch im selben Monat eine Delegation des Parlaments der Bretagne zu sich, arretierte zwei ihrer Mitglieder und zwang ein weiteres, die Aufhebung des Erlasses gegen Linguets Mémoire zu beglaubigen. Am 3. September erschien er dann persönlich im Pariser Justizpalast und befahl bei Androhung höchster Strafen die Übergabe aller Dokumente des Falles d’Aiguillon. Doch noch immer gaben die Provinzparlamente ihren Widerstand nicht auf. Die Landstände der Bretagne forderten die Freilassung ihrer inhaftierten Mitglieder und verfaßten außerdem eine Gegenschrift zu Linguets Verteidigungsschrift: der Mémoire en réponse à celui de M. le Duc d’Aiguillon, der im November erschien. Ludwig ließ auch diese Schrift verbieten und inhaftierte Autor und Drucker. Nochmals wagte das bretonische Parlament, unterstützt von anderen Parlamenten, den Widerstand. Der König unterzeichnete nun am 27. November ein von seinem Kanzler, René-Nicolas-Charles de Maupeou, entworfenes Edikt gegen die Einmischung der Parlamente in Angelegenheiten der gesetzgebenden Gewalt. Das löste den Protest des Pariser Parlaments aus. Die Richter zögerten jedoch noch mit ihrer Reaktion. Als schließlich Ende Dezember der Premierminister des Königs, der Herzog de Choiseul, der das Außen- und Kriegsministerium verwaltete und auf seiten der Parlamente stand, entlassen wurde, verweigerten die Richter die Amtsausübung. Um sich endlich durchzusetzen, ließ der König in der Nacht vom 19. auf den 20. Januar 1771 durch Soldaten an jeden der Richter den Befehl überbringen, sich unmißverständlich für oder gegen die Aufhebung des Parlamentsstreiks zu entscheiden. Da die Mehrheit sich dagegen entschied, ließ Ludwig die Aufgaben des Parlaments für eine gewisse Zeit von den Mitgliedern des Staatsrats übernehmen und leitete mit seinem Kanzler die Justizreform ein. Diese enthielt als wesentlichen Punkt die Abschaffung der Käuflichkeit des Richteramtes; ein Richter war von nun an ein vom König benannter und bezahlter Beamter. Die Reform war erfolgreich, und es konnten bald neue Gerichte eingesetzt werden. Damit hatte der König sich endgültig gegen die Parlamente durchgesetzt. Dem von ihm so energisch geschützten Herzog d’Aiguillon übertrug er im Juni 1771 das Amt des Außenministers. 119,22 Hrn. von Morangies] Der Comte de Morangiès wurde 1772 wegen Unterschlagung einer größeren Geldsumme zu Lasten der Verrons, einer
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Familie von Geldverleihern, angeklagt. Sein langwieriger und Aufsehen erregender Prozeß spaltete die Pariser Öffentlichkeit in zwei feindliche Lager: Auf der Seite der Familie Verron stand die nicht-adelige Schicht von Kaufleuten und Ladeninhabern, während Aristokraten und Intellektuelle, unter ihnen Voltaire, Morangiès und seinen Verteidiger Linguet unterstützten. (Siehe [Voltaire:] L’evangile du jour. Bd 10. L’evangile du jour. Contenant […] Déclaration de M. de Voltaire sur le procès entre M. le Comte de Morangies & les Verron. London 1773, 146–164; Bd 11. Londres 1774, 119–134: Précis du Procès de Mr. Le Comte de Morangiés, contre la famille Verron.) Dieser schlug eine aggressive Gangart der Verteidigung ein, indem er wiederholt die gesamte Gerichtsbarkeit und insbesondere die Integrität zweier Richter in Frage stellte. Diese attackierten ihn ihrerseits, indem sie einen seiner Fälle zurückstellten, die Kommunikation mit ihm verweigerten und schließlich sogar forderten, Morangiès solle einen anderen Verteidiger beauftragen. Die Affäre erreichte ihren Höhepunkt, als Linguet seine Observations pour le Comte de Morangiès drucken ließ, in denen er die Vorwürfe der beiden Richter gegen Morangiès in Frage stellte. Daraufhin beantragte einer der Richter am 2. Juli 1773 für Linguet das Verbot der Amtsausübung. Das Parlament unterstützte den Antrag, unterdrückte Teile seiner Observations und drohte, Linguets Namen aus dem Verzeichnis der zugelassenen Anwälte zu streichen, sofern er die heftigen Ausfälle gegen die königlichen Beamten nicht einstellen würde. Linguet konnte sich jedoch in dieser heiklen Situation nicht nur selbst behaupten, sondern gewann auch den Prozeß seines Mandanten: Am 3. September 1773 wurde Morangiès von allen Anschuldigungen freigesprochen. Privat endete die Angelegenheit allerdings im Desaster, insofern sowohl der persönliche Ruf Linguets als auch der seines Mandanten in der Öffentlichkeit geschädigt war. Dafür trug Linguet zu einem nicht geringen Teil selbst die Verantwortung. Seine Stärke lag in der Gründlichkeit, mit der er arbeitete, in seinem entschlossenen, hartnäckigen Charakter und in der vorbehaltlosen Identifikation mit Person und Sache seiner Klienten. Seine aggressive, Diffamierungen des Gegners nicht scheuende Art jedoch schaffte ihm viele Feinde, und selbst Personen, die ihm gewogen waren, brachte er nicht selten gegen sich auf. 119,39–120,4 Herr v. Voltaire … arbeite.] Vgl. La Harpe: Correspondance littéraire, Lettre premier, Fevrier 1774, 1.7: M. de Voltaire, [non content de défendre l’innocence des vivans, veut justifier la mémoire des morts. Il] vient de publier un fragment très-curieux sur la condamnation du général Lally, et sur la perte des possessions françaises dans l’Inde. On dit même qu’il travaille à un résumé de tous les arrêts notoirement injustes, rendus par tous les tribunaux du monde, c’est-à-dire qu’il fait l’histoire des injustices de la justice humaine. – Siehe [Voltaire:] L’evangile du jour. Bd 11. L’evangile du jour contenant […] Fragments sur l’Inde, sur le Général Lalli & sur le Comte de Morangiés. London 1774, I–IV, 1–118. 119,40 General Sülly] Daß im Text J.s, anders als in der Correspondance und auch in der Schrift Voltaires, General Sülly statt Général Lalli genannt wird, ist als Lesefehler des Setzers zu betrachten. – Thomas Arthur Graf Lally-Tollendal (1702–1766), war Gouverneur von Französisch-Indien. Da es
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ihm nicht gelang, die französischen Besitzungen mit der Hauptstadt Pondichéry vor dem Zugriff der Engländer zu schützen, wurde er nach der Rückkehr aus englischer Gefangenschaft nach Frankreich für diesen Verlust verantwortlich gemacht, verurteilt und nach längerer Haft hingerichtet. In der genannten Schrift gibt Voltaire einen umfassenden Bericht über die französischen Handelsaktivitäten, über General Lalli, sein Scheitern angesichts des Vordringens der Engländer und sein späteres Schicksal wie auch über den Verlust der französischen Kolonien in Indien. 120,5–6 Trauerspiel …Dorat] Dorat: Régulus, tragédie, et La feinte par amour, comédie en 3 actes. Dédiés a Madame La Dauphine. Représentées le même jour par les Comédiens François, le 31 Juillet, 1773. [par Dorat.] Paris 1773. 120,7 Regulus des Metastasio] Pietro Metastasio: Attilius Regulus. Dieses dramma per musica wurde am 12. Januar 1750 in Dresden zur Musik von Johann Erich Hasse aufgeführt. Seine Handlung spielt in Rom in der Zeit nach dem Ersten Punischen Krieg; Attilius Regulus ist ein römischer Konsul, der nach einem Sieg über die Karthager in deren Gefangenschaft geraten ist. Die Karthager lassen ihn gegen sein Ehrenwort nach Rom reisen, um Frieden zu vermitteln. Seine Mission scheitert aber im römischen Senat, und so kehrt er nach Karthago zurück, um dort einen ehrenvollen Tod zu sterben. 120,7–13 Der Verfasser … hat.] Zu dieser zurückhaltenden Einschätzung von Dorats Tragödie Regulus siehe auch La Harpe: Sur la Tragédie de Régulus & la Comédie de la Feinte par Amour, par M. Dorat. In Œûvres de M. de La Harpe, de l’Académie Française, nouvellement recueillies. Tome sixième: Littérature et Critique. Paris 1778, 96–101, insbesondere 99: Le plus grand inconvénient du sujet de Régulus, c’est que le nœud de l’action est tranché dès la première Scène où ce Romain paraît. 120,15 la feinte par Amour.] Ib. 100: La Feinte par Amour est aussi très-peu de chose par le fonds. Le sujet est à-peu-près tel que celui des Pièces de Marivaux. Tout le nœud consiste dans un mot qu’il faut arracher. On a remarqué dans la diction ce persiflage usité dans plusieurs Sociétés, & qui est inconnu dans beaucoup d’autres. Ce langage étant un des ridicules du moment, un Auteur comique de devait l’employer que pour s’en moquer. Ce n’est pas que le persiflage soit absolument moderne. On en trouve des traits fort agréables dans de bons Ecrivains du siècle passe, par exemple, dans Hamilton. Mais ce persiflage tenait à une tournure d’esprit qui faisait dire plaisamment les choses sérieuses, & sérieusement les choses plaisantes; & alors il était vraiment ingénieux & original. – Ib. 101: En l’annonçant d’avance comme très ridicule, & lui donnant le jargon entortillé & vide de sens, si fort à la mode chez les agréables du mauvais ton, il aurait rempli un des objets principaux de la Comédie, celui de donner une bonne leçon. 120,16 Marivaux] Pierre Carlet de Chamblain de Marivaux (1688– 1763), Autor von Liebeskomödien wie La Surprise de l’Amour (1722) oder La double inconstance (1723), die sich durch Gefühls- und Charakteranalysen auszeichnen, aber auch von sozialkritischen und allegorischen Werken. 1742
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wurde er zum Leitenden Mitglied der Académie Française ernannt. – J. besaß mehrere Werke von Marivaux; s. KJB 3323 und 3324. 120,23–121,17 Die französische Akademie … Geschmack.] Diese Passage gehört wahrscheinlich ebenfalls den oben zitierten Berichten La Harpes an; sie ist jedoch weder in der Correspondance littéraire noch in den Lettres to the Shuvalovs nachzuweisen. Vgl. aber Lettre XVIII, 147: Mais d’un autre côté, beaucoup d’excellens esprits se sont opposés à la liberté illimitée, et celui qui l’a attaquée avec le plus d’éclat et de succès, est sans contredit M. Necker, riche négociant, ministre de Genève en France, homme plein d’esprit, de connaissances et d’activité, déjà connu par son E l o g e d e Colbert, à la suite duquel il avait jeté dans des notes ses principes économiques. 120,25–26 Lobrede … Necker] Eloge de Jean-Baptiste Colbert, Discours qui a remporte le prix de l’Académie Françoise, en 1773 [par Jacques Necker]. Paris 1773. 121,1–3 Der Preis … la Harpe ist,] La navigation. Ode qui a remporté le prix de l’Académie Françoise, en 1773. Par M. de la Harpe. Paris 1773. – Vgl. Œûvres de M. de La Harpe, Tome second. Poésies. Paris 1778, 86–94: La navigation. Pièce couronnée à l’Académie Française en 1773. 121,4–8 Avantcoureur … abwechselnd.«] L’avantcoureur, 30. August 1773, 552: Cette Ode est d’un rythme noble & majestueux, propre à l’importance du sujet traité par le Poëte. On y remarque beaucoup d’imagination, de grands mouvemens, de magnifiques images, de la sensibilité, & une marche rapide, ferme & variée. Diese Beurteilung stammt möglicherweise von d’Alembert; zumindest wird er an dieser Stelle im Avantcoureur als Leser der Ode genannt. 121,9–10 Die Preisaufgabe … Catinat.] Éloge de Nicolas de Catinat, Maréchal de France. Discours qui a remporté le prix de l’Académie Française, en 1775. Par M. de La Harpe. Paris 1775. Œûvres de M. de La Harpe, de l’Académie Française, nouvellement recueillies. Tome troisième. Eloges Académiques, Discours oratoires, &c. Paris 1778, 87–156. – Beispielhaft seien noch genannt: Eloge de Nicolas de Catinat, Maréchal de France. Discours qui a obtenu le second accessit au jugement de l’Académie Françoise, en 1775. Par M. l’Abbé d’Espagnac. Paris 1775. Éloge du maréchal de Catinat. Par Jacques-Antoine-Hippolyte de Guibert. Édimbourg 1775. 121,13 Fabeln … Dorat] Fables par M. Dorat. | Fables ou Allègories philosophiques. La Haye/Paris 1772. 121,13–14 vom Abbee Aubert] Fables et Œuvres diverses de M. l’Abbé Aubert. Paris 1774. 121,15 vom Abbee le Monnier] Fables, contes et épitres, par M. l’Abbé le Monnier. Paris 1773. 3 Bde. 121,16 von Hr. Imbert] Fables nouvelles, dédiées a Madame La Dauphine. Par M. Imbert. Amsterdam/Paris 1773. 121,17–20 Ein Dutzend … la Fontaine;] Vgl. Correspondance littéraire, Lettre LXVII, 2.97: M. Boisard qui donna, il y a quelques années,
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un recueil de fables, parmi lesquelles on en avait distingué de très-estimables, vient d’en publier une nouvelle édition en deux volumes, augmentée d’une second partie. […] Mais une douzaine de pièces de son recueil, et autant de fables de la Motte […] sont de nos jours ce qu’il y a eu de mieux en ce genre, pourvu qu’on ne pense pas à la Fontaine […]. 121,18 Sammlung des Hrn. Boisard] Fables, par M. Boisard. 2 Bde. Paris o. J.; 2. édition. Paris 1777. – Die beiden Bände sind in acht Bücher gegliedert, von denen die ersten sieben je dreißig Fabeln enthalten, Buch VIII enthält vierzig Fabeln. 121,19 denen des la Motte Houdard] Fables nouvelles, dediées au roi. Par M. de La Motte, de l’Academie Françoise, avec un discours sur la fable. Amsterdam 1727. 122,3–31 V o n d e r L i e b e … bey.] Œuvres de M. Thomas, de l’Académie Françoise. Nouvelle édition revue, corrigée et augmentée. / A Amsterdam, et se trouve à Paris, Chez Moutard, Libraire de Madame La Dauphine, rue du Hurepoix, à S. Ambroise. 1773. Bde 1 und 2: Essai sur les éloges. – Chapitre I: De la Louange, & de l’Amour de la Gloire. 1.8 f.: Le sentiment de la gloire suppose le retranchement des passions communes. Ou il n’existe pas, ou il occupe l’ame toute entière. Ne l’attendez pas d’un peuple chez qui domine l’intérêt: la gloire est la monnoie des Etats, mais la gloire ne représente rien où l’or représente tout. Ne l’attendez pas d’un peuple voluptueux: ce peuple n’a que des sens; il ne sait renoncer à rien; il ne sait pas perdre un jour pour gagner des siècles. [Der folgende, in kursive runde Klammern eingeschlossene Satz fehlt in der nochmals überarbeiteten Ausgabe der Œuvres von 1774; J. hat somit die Ausgabe 1773 zu Grunde gelegt.] (Ne l’attendez pas d’un peuple esclave: la gloire est fière & libre; & l’esclave, corrompu par sa servitude, n’a pas assez de vertu pour lever les yeux jusqu’à elle.) Ne l’attendez pas d’un peuple pauvre: je ne dis pas celui qui resté près de la nature & de l’égalité, borne ses desirs, vit de peu, & met les vertus à la place des richesses; mais celui qui environné de grandes richesses qu’il ne partage pas, se trouve entre le spectacle du faste & la misère, & voit l’extrême pauvreté sortir de l’extrême opulence. Ce peuple avili & occupé par ses besoins, ne peut avoir l’idée d’un besoin plus noble. Vous le trouverez peu chez une | nation livrée à ce qu’on appelle les charmes de la Société. Chez un tel peuple, la multitude des goûts nuit aux passions. Il est trop facile d’avoir des succès d’un moment, pour chercher & obtenir des succès plus pénibles. D’ailleurs, en voyant les hommes de si près, on met moins de prix à leur opinion. 123,1–24 V o n d e n H y m n e n … hat.] Ib. Chapitre II. / Des Eloges religieux, ou des Hymnes. 1.25 f.: Mais plus un peuple est civilisé, moins ses hymnes doivent avoir & ont en effet d’enthousiasme. Ce sont les peuples nouveaux qui sont plus frappés de la nature, & par conséquent de l’idée d’un Etre créateur. A imagination égale, | cette impression même est plus forte chez les peuples qui habitent les campagnes, que chez les peuples renfermés dans l’enceinte des villes; & l’on sent bien que cela doit être. Dans les villes on n’apperçoit, pour ainsi dire, que l’homme. Par-tout
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l’homme y rencontre sa grandeur. Les objets qui l’environnent & qui le frappent, c’est l’architecture qu’il a créée, les métaux qu’il a tirés du sein de la terre, les richesses qu’il a cherchées au delà de l’océan, les différentes parties du monde unies par la navigation, enfin tout ce qu’a de brillant le tableau de la société, des loix, & des arts; mais dans les campagnes, l’homme disparoît, & la Divinité seule se montre. C’est là que, de toute part, on rencontre les cieux. Là, le spectacle du jour a quelque chose de plus imposant, & la nuit de plus terrible. Là, le retour constant des saisons est marqué par de plus grands effets. L’œil, en découvrant autour de lui des espaces sans bornes, est plus frappé de l’étendue de l’univers, & de la main invisible qui en a tracé le plan. 123,27–124,2 Lucian … vervielfältigt.] Ib. Chapitre IX. / Suite des Eloges chez les Grecs. De Xénophon, de Plutarque, & de Lucien. 1.107: Il [sc. Lucien] avoit ce tact du ridicule qui tient à un esprit délié & fin, & cette arme légère de la plaisanterie, qui consiste presque toujours à faire contraster les objets, ou en réveillant une grande idée à côté d’une petite chose, ou une petite idée à côté d’une grande. De ce rapprochement ou de ce contraste, naît le ridicule que les peuples simples ignorent, que les peuples à grand caractère méprisent, mais qui est si à la mode chez toutes les nations dans cette époque où les vices se mêlent aux agrémens, & où l’esprit ayant peu de grandes choses à observer, multiplie par le loisir ses idées de détail. 124,4–19 C i c e r o . … Nachdruck.] Ib. Chapitre X. / Des Romains. De leurs Eloges du temps de la République. De Cicéron. 1.125 f.: On s’étonne quelquefois que le même homme qui avoit loué le destructeur de la liberté romaine, ait eu le courage de louer Caton, vengeur & martyr de la liberté. Il y a des caractères indécis qui sont un mêlange de grandeur & de foiblesse, & quelques personnes mettent Cicéron de ce nombre. Vertueux, dit-on, mais circonspect, tour à tour brave & timide, aimant la patrie, mais craignant les dangers, ayant plus d’élévation que de force, sa fermeté quand il en eut, tenoit plus à son imagination qu’à son ame. On ajoute que foible par caractère, il n’étoit grand que par réflexion. Il comparoît la gloire avec la vie, & le devoir au danger. Alors il se faisoit un systême de courage; sa | probité devenoit de la vigueur, & son esprit donnoit du ressort à son ame. 124,23–32 In den … Gegenständen.] Ib. Chapitre XIV. / Panégyrique de Trajan par Pline le jeune. 1.171 f.: On sent que c’est-là en même temps & un plaisir de l’esprit, parce qu’il s’exerce sans se fatiguer, & un plaisir d’amour propre, parce qu’on travaille avec l’orateur, & qu’on se rend compte de ses forces, en faisant avec lui une partie de son ouvrage. Mais aussi ce genre d’agréments tient à des défauts. Plus on veut être piquant, & moins on est naturel. Den Inhalt dieser drei Sätze zieht J. in seiner Rede von den Werken des Geistes zusammen; es folgt der von J. übersetzte Text: Il arrive dans les ouvrages, ce qu’on voit en société. Le desir éternel de plaire rapetisse l’ame, & lui ôte le sentiment & l’énergie des grandes choses. Cette recherche importune des agrémens arrête les mouvemens
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libres & fiers de l’imagination, & l’oblige sans cesse à rallentir sa marche. Le style devient agréable & froid. Ajoutez la monotonie même que produit l’effort continuel de | plaire, & le contraite marqué entre une petite manière & de grands objets. 125,3–24 Verschiedne … überlassen.] Ib. Chapitre XX. / De Libanius, & de tous les autres Orateurs qui ont fait l’Eloge de Julien. Jugement sur ce Prince. 1.258 f.: Plusieurs ouvrages de Libanius se sont perdus; mais il nous en reste encore une partie. De ce nombre sont ses éloges ou panégyriques. Il y en a un prononcé devant les deux empereurs Constantin & Constant; deux en l’honneur de Julien pendant sa vie, & | deux après sa mort. En 363 il fut choisi par cet empereur, pour faire le panégyrique d’étiquette. Julien y assista, & applaudit a l’orateur avec transport, oubliant que c’étoit lui-même qu’on louoit. C’est ainsi qu’on a vu un poëte célèbre dont on représentoit une pièce, mêler ses acclamations aux cris du public, oubliant également & le théâtre, & les spectateurs, & lui-même. Je sais que ces sortes d’actions sont extraordinaires & doivent le paroître. Mais la nature passionnée a son prix, comme la nature réfléchie; & les hommes peut-être les plus estimables, ne sont pas ceux qui règlent froidement & sensément tous les mouvemens de leur ame, qui avant de sentir ont le loisir de regarder autour d’eux, & se souviennent toujours à temps qu’ils ont besoin d’être modestes. Que ces gens-là aient l’honneur d’être sages, & qu’ils laissent à d’autres l’espérance d’être grands. 125,27–126,22 Die … erhielt.] Ib. Chapitre XXIV. / Siècles de barbarie. Renaissance des Lettres. Eloges composés en latin moderne dans le seizième & le dix-septième siècles. 2.12 f.: Christine fut louée en Suéde comme la législatrice de l’empire. On lui adressa plusieurs panégyriques sur cet objet. Les arts d’ailleurs qui jamais n’ont oublié ni leurs bienfaiteurs ni leurs tyrans, les arts lui devoient de la reconnoissance. Elle les préféroit à tout, puisqu’elle les préféra au trône même. Amie & disciple de Descartes, liée avec tous les savans de l’Europe, mécontente des intrigues & des petites passions qui trop souvent entourent les princes, on sait combien elle mettoit l’art de s’éclairer, au dessus des étiquettes & des cérémonies des cours. Cependant on peut dire qu’elle eut moins de grandes vertus que le goût des grandes choses, & qu’elle inspira plutôt l’étonnement que l’admiration. Son principal mérite fut de n’avoir presqu’aucun des préjugés qu’on a sur le trône. C’est par là surtout qu’elle parut supérieure à son rang. En général elle méprisa presque | toutes les conventions, celles de la beauté, comme de la grandeur. Mais en dédaignant les bienséances, elle parut ne pas assez connoître les hommes, qui entr’eux ont institué des signes pour reconnoître tout & même la vertu. Comme elle étoit dominée par son imagination, sa conduite fut inégale & souvent peu mesurée. Elle agissoit plus par des mouvemens que par des principes. Elle eut la fermeté d’un moment qui conçoit & fait de grands sacrifices, & n’eut pas cette fermeté plus rare qui soutient l’ame par sa propre force, quand elle n’est plus animée par les regards & par l’effort même que demande tout ce qui est difficile. Son amour pour la gloire étoit plutôt une coquette-
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rie inquiète, qui tenoit à l’esprit, qu’un de ces sentimens profonds qui subjuguent l’ame & la remplissent. Aussi obtint-elle plus de célébrité que de gloire. 126,26–127,15 Man könnte … ist.] Ib. Chapitre XXVIII. / Des obstacles qui avoient retardé l’Eloquence parmi nous, de sa renaissance, de sa marche & de ses progrès. 2.106 f.: On peut demander pourquoi les peuples sauvages dans la sorte d’éloquence qu’on leur remarque quelquefois, n’ont jamais de mauvais goût, tandis que les peuples civilisés y sont sujets. C’est sans doute parce que les premiers ne suivent que les mouvemens impétueux de leur ame, & qu’aucune convention étrangère ne se mêle chez eux aux cris de la nature. Le mauvais goût ne peut guère exister que chez un peuple réuni en grand corps de société, où l’esprit naturel est gâté par le luxe, par les vices, par l’excès de la vanité, & le desir secret d’ajouter [der folgende, durch runde Klammern gekennzeichnete Ausdruck fehlt in der genannten Ausgabe von 1774] (à chaque objet ou) | à chaque idée, pour augmenter l’impression naturelle que cet objet doit faire. La pensée du sauvage est simple comme ses mœurs; & son expression simple & pure comme sa pensée; il n’y entre point d’alliage. Mais le peuple déjà corrompu par les vices nécessaires de la société, & qui faisant des efforts pour s’instruire & secouer la barbarie, n’a pas encore eu le temps de parvenir à ce point qu’on nomme le goût; où le peuple qui par une pente non moins nécessaire, après l’avoir trouvé s’en éloigne, ne veut pas seulement peindre ses sentimens & ses idées: il veut encore étonner & surprendre. Il joint toujours quelque chose d’étranger à la chose même. Ainsi tout se dénature, & aucun objet n’est présenté, tel qu’il existe. 127,17–19 Die Betrachtungen … Beredsamkeit,] Ib. Chapitre IX. 1.95–111: Suite des Eloges chez les Grecs. De Xénophon, de Plutarque, & de Lucien. – Chapitre XV. 1.181–191: De Tacite. D’un Eloge qu’il prononça étant Consul; de son Eloge historique d’Agricola. – Chapitre XIX. 1.239–255: Panégyriques ou Eloges composés par l’Empereur Julien. – Chapitre XVII. 1.212–224: De l’Eloquence au temps de Dioclétien. Des Orateurs des Gaules. Panégyriques en l’honneur de Maximien, & de Constance Chlore. 127,23–25 Im 2ten … worden.] S. Der Deutsche Merkur. Junius 1773, Bd 2.266–276: Auszug aus einem Schreiben aus Paris, vom 22sten May 1773. (Der Autor ist vermutlich Jean-François de La Harpe; s. die Anm. zu 115,3.) S. 272 wird Linguets Verteidigungsschrift für den Grafen Morangies erwähnt, und in diesem Zusammenhang findet sich folgende Fußnote: Der Rechtshandel des Grafen von Morangies gegen die Erben der Witwe Veron gehört zu dem allermerkwürdigsten, und bietet dem philosophischen Beobachter | verschiedene sehr interessante Seiten dar. Wir werden im folgenden Stück des Merkurs unsere Leser ausführlich davon unterhalten. – Gegen Ende des Jahres 1773 hat J. an diesem Artikel gearbeitet; am 5. Oktober schreibt er an Wieland: Jetzt bin ich mit dem unendlich sonderbaren Rechtshandel der Erben Veron gegen den Grafen von Morangies beschäftigt; das exposé davon kann nicht anders als interessant werden, und zwar
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für alle und jede Menschen, die keine Menschen von Stroh oder Pantoffelholz sind. (JBW I,1.213) 127,32–34 Von meinen … lassen.] In den überlieferten Briefen finden sich hierzu keine Anhaltspunkte. 127,35–128,2 »wenn Sie … nicht.«] Dieser Brief ist nicht überliefert. FRAGMENT EINER REISE NACH SPANIEN 131,4 Herr von Beaumarchais] Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais (1732–1799). 131,4–5 Bekanntmachung … Spanien] Siehe Quatrième Mémoire a consulter, pour Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais, Écuyer, Conseiller-Secrétaire du Roi, Lieutenant-Général des Chasses, &c. Accusé de corruption de Juge. Contre M. Goezman, Juge accusé de subornation & de faux; Madame Goezman, & le Sieur Bertrand, accusés; les Sieurs Marin, Gazetier; Darnaud-Baculard, Conseiller d’Ambassade, & Consorts. [Motto] Et réponse ingénue à leurs Mémoirs, Gazettes, Lettres courantes, Cartels, Injures, & mille & une Diffamations. [Motto]. – Unterzeichnet: Délibéré à Paris, par nous Avocats au Parlement, le 7 Février 1774. Signé, BIDAULT, ADER (KJB 2106). – 64–99: Année 1764. Fragment de mon voyage d’Espagne. 131,6 durch einen Rechtshandel veranlasset] Diesen Rechtsstreit schildert J. anschließend in seinem Vorbericht; siehe im Folgenden die Einzelnachweise. 131,19 Vater, … Uhrmacher,] André-Charles Caron, Uhrmachermeister. – Die Quelle von J.s Kenntnis der frühen Lebensumstände Pierre-Augustin Carons konnte nicht ermittelt werden. J. könnte sich auf Zeitungsnachrichten stützen, aber auch auf seine – nicht-überlieferte – persönliche Korrespondenz mit Freunden in Paris. 131,20–27 Er fieng … Hofbedienung.] Pierre-Augustin Caron hat zunächst das Uhrmacher-Handwerk erlernt; im Alter von 20 Jahren hat er Mechanismen zur Verbesserung der Ganggenauigkeit und zur Verkleinerung der Uhren erfunden; diese Verbesserungen wie auch der öffentliche Streit um sein Urheberrecht an ihnen machten ihn bekannt und verschafften ihm die Ernennung zum ›Hofuhrmacher‹. 131,27–29 Die Prinzessinen … Instrumente an.] Die Prinzessinen von Frankreich sind die Töchter Louis’ XV., Adélaïde, Louise-Elizabeth, Victoire und Sophie. – Caron hat schon als Kind mehrere Instrumente spielen gelernt und mit seinen fünf älteren Schwestern (s. die Anm. zu 137,9) gemeinsam musiziert; er hat auch Verbesserungen für die Mechanik der Harfe erfunden. 131,29–32 Zu eben … machte.] Joseph Paris-Duverney war Bankier und Heereslieferant; es gelang Caron im Jahre 1760, die Prinzessinnen und auch den König Louis XV. selbst zum Besuch und damit zur offiziellen Anerkennung der Offiziersschule zu bewegen, die Paris-Duverney damals – zur Zeit des Siebenjährigen Krieges – errichtet und vorfinanziert hatte. Aus Dankbarkeit machte
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Paris-Duverney ihn zum Juniorpartner bei seinen Unternehmungen. – Hierauf bezieht er sich in seinem ersten Mémoire a consulter, pour Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais, Ecuyer, Conseiller-Secrétaire du Roi, & Lieutenant-Général des Chasses au Bailliage & Capitainerie de la Varenne du Louvre, grande Vénerie & Fauconnerie de France, Accusé. Unterzeichnet: M. Malbeste, Avocat. o. O., De l’Imprimerie de Valleyre l’aîne, rue de la vieille Bouclerie, à l’Arbre de Jessé. 1773. – 3: Le premier Avril 1770, j’ai réglé définitivement avec M Paris Duverney un compte appuyé sur de titres, et sur une liaison de douze ans d’intérêts, de confiance & d’amitié. Par le résultat de ce compte, fait double entre nous, Monsieur Duverney resta mon débiteur, & mourut quatre mois après, sans s’être acquitté envers moi. 131,32–132,1 Zweymal … Witwer.] Caron lernte die vermögende Madeleine-Cathérine Aubertin kennen und heiratete sie 1756, nach dem Tode ihres Mannes Pierre-Augustin Franquet; sie starb jedoch bereits ein Jahr später. – Zum zweiten Mal heiratete Beaumarchais 1768, also erst nach seiner Reise nach Spanien, und zwar Geneviève-Madeleine Lévêque, eine reiche junge Witwe. Sie starb jedoch Ende 1770, bald nach der Geburt eines zweiten Kindes. 132,1–2 Er kaufte … adeln.] Durch Carons erste Ehe wie auch durch seine Teilhabe am Geschäft Paris-Duverneys (s. die Anm. zu 131,29–32) wurde sein Vermögen so vergrößert, daß er 1761 das Amt eines königlichen Sekretärs (Conseiller-Secrétaire du Roi) kaufen konnte; hierdurch wurde er zugleich in den Adelsstand erhoben. Den Namenszusatz de Beaumarchais gab er sich nach einem Landsitz seiner verstorbenen Frau. – Im Jahr 1762 kaufte Beaumarchais auch noch das Amt eines Lieutenant-Général de Chasses. 132,2–14 Die heimliche Mißgunst … bringe.] Diese Gerüchte sind hier nicht nachgewiesen worden. 132,14–16 Ein Streit, … zuzog,] Am 11. Februar 1773 ist Beaumarchais mit Louis Joseph d’Albert d’Ailly, dem 7. Duc de Chaulnes (1741–1792), wegen einer gemeinsamen Mätresse, Mlle. Ménard, in einen handgreiflichen Streit geraten. Beide wurden daraufhin zu Haft verurteilt; als Ort der Haft wird heute statt der Citadelle von Havre das Pariser Fort-l’Evêque genannt. J.s Angabe über die längere Haftdauer des Duc de Chaulnes ist nicht überprüft worden. 132,17–25 Eben damals … verurtheilt.] 1770 starb Beaumarchais’ Protektor und Seniorpartner Paris-Duverney, ohne eine formell beglaubigte Bestätigung von Beaumarchais’ Anteil von 15.000 Francs am Firmenkapital zu hinterlassen. Ein vorhandenes informelles Papier wurde von dem Urgroßneffen und Alleinerben Paris-Duverneys, dem Grafen de la Blache, vor Gericht angefochten. Beaumarchais erhielt in der ersten Instanz Recht, doch legte La Blache Revision vor dem Obersten Pariser Gerichtshof ein, dem Parlement, und diesen Prozeß verlor Beaumarchais im April 1773. 132,32–133,4 Es war … gestattet,] Siehe Requête d’attenuation pour Le Sr Caron de Beaumarchais. Am Ende unterzeichnet: Délibéré à Paris, par moi ancien Avocat au Parlement, ce 17 Décembre 1773. Signé BIDAULT. – Ib. 2 f. schreibt Beaumarchais, er habe in seinen Mémoires eine exakte Dar-
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stellung der Tatsachen gegeben und wolle sich hier nur auf die Grundzüge beschränken (il ne fera que retracer ici les plus essentiels). – J.s Darstellung der Ereignisse orientiert sich an dieser komprimierten Fassung. Beaumarchais beschreibt hier – unter dem Titel FAIT. –, wie er am 1. und 2. April 1773 versucht habe, seinen Richter im Prozeß gegen den Grafen Blache, Herrn Goëzman, zu sprechen, doch dieser habe sich stets von seinem Pförtner verleugnen lassen, obschon er im Haus gewesen sei; weiter heißt es, ib. 3 f.: Cependant il importoit au Suppliant de voir son Rapporteur. Après la derniere course du 2 Avril il se rendit chez la dame de Lepine, sa sœur; il lui fit part de ses inquiétudes sur ce que M. Goezmann se faisoit celer, & lui refusoit toute audience. Le sieur Bertrand d’Airolles, qui se trouva chez la dame de Lépine, dit que le sieur le Jay, Libraire, avoit des | habitudes chez M. Goezmann, & qu’on pourroit, par son moyen, obtenir audience de ce Magistrat. Il vit le sieur le Jay, qui de son côté alla trouver Madame Goesmann, [!] & qui vint dire au sieur d’Airolles que l’audience seroit accordée moyennant un sacrifice d’argent. / Le Suppliant se recria sur la proposition qu’il trouva malhonnête, & sur la somme qui étoit exigée [nämlich 100 louis d’or]. Beaumarchais beschreibt weiter, wie die genannte Summe beschafft und übergeben worden sei; darauf wurde ihm eine Audienz gewährt. Er berichtet hierüber, ib. 5 f.: En effet, M. Goezmann ne tarda pas à paroître dans son cabinet; le Suppliant l’y vit pour la premiere fois, il confera avec lui sur son affaire; le Magistrat lui fit des objections, ou si l’on veut des observations, que le Suppliant recueillit attentivement pour se mettre en état d’y faire une réponse par écrit & la lui remettre. / Il rédigea en effet cette réponse, & pria le sieur d’Airolles de lui faire obtenir une seconde Audience, pour la présenter. Le croira-t-on? On lui parla d’un second sacrifice pour avoir cette seconde Audience; une montre à répétition enrichie de diamans, fut remise au sieur d’Airolles, celui-ci la remit au sieur le Jay, qui la porta à Madame de Goezmann; mais, chose étrange, on vint dire au Suppliant que cette dame demandoit quinze louis pour le Secrétaire de son mari, auquel elle se chargeoit de les remettre: le Suppliant fut d’autant plus surpris de la proposition, qu’un de ses amis avoit remis la veille 10 louis à ce Secrétaire qui les avoit d’abord refusés, disant qu’il n’avoit aucun travail à faire sur le procès du Suppliant, dont toutes les pièces étoient dans | le cabinet de M. Goezmann. Cependant comme on persista sur les 15 louis, le Suppliant les remit en argent blanc; le tout fut porté à Madame Goezmann par le sieur le Jay, auquel elle promit l’Audience pour sept heures du soir, du Dimanche 4 Avril. 132,38–39 Duc de Chaulnes, … mußte,] S. die Anm. zu 132,14–16. 133,4 der Proceß gieng … verlohren.] Diese Wendung verkürzt den Gang der Ereignisse; s. Requête d’attenuation, 6 f. (Fortsetzung des Zitats aus der vorletzten Anm.): Le Suppliant se présenta à l’heure indiquée avec son Mémoire chez M. Goezmann, mais il ne put le voir, & fut obligé de laisser ce Mémoire à sa Portière. / Il s’en plaignit à ceux qui avoient négocié cette Audience; la réponse de Madame Goezmann fut, que le Suppliant pouvoit se présenter le lendemain lundi matin, & que s’il ne pouvoit
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obtenir Audience de son mari avant le jugement du procès, tout ce qu’elle avoit reçu, seroit rendu. / Cette réponse étoit d’un mauvais présage; cependant le Suppliant alla le lendemain matin chez M. Goezmann avec un de ses amis, & le sieur Santerre: la Portière lui dit qu’elle avoit des ordres de ne laisser entrer personne; le Suppliant persista avec d’autant plus de force que, d’un côté les momens pressoient, puisque l’affaire devoit être rapportée l’après-midi, & que de l’autre il lui étoit essentiel d’avoir une conférence avec son Rapporteur, sur de nouvelles objections qu’il avoit faites la veille à l’ami dont le Suppliant étoit accompagné. Toutes les instances du Suppliant furent inutiles. Ne pouvant se faire ouvrir la porte de son Juge, il pria la Portière de lui permette d’écrire dans sa loge, les réponses qu’ils s’étoit flatté de faire verbalement, & il donna 6 liv. | à un Laquais, poure faire parvenir ces réponses à M. Goezmann. / Le même jour, le délibéré fut rapporté sur les 7 heures du soir, le Suppliant perdit sa cause. 133,4–9 Hierauf … zu haben.] Ib. 7 (Fortsetzung des Zitats aus der vorhergehenden Anm.): Le même soir, les deux rouleaux de louis & la montre, furent rendus à la sœur du Suppliant, mais Madame Goezmann garda les 15 louis qu’elle avoit exigé pour le Secrétaire. / Le Suppliant s’informa de ce Secrétaire, si ces 15 louis lui avoient été remis; celui-ci répondit qu’on ne les lui avoit pas même offerts, & qu’il ne les auroit pas acceptés. 133,9–18 Diese Zwistigkeit … können.] Im Anschluß an das in der vorhergehenden Anm. mitgeteilte Zitat geht Beaumarchais, ib. 7–19, sehr ausführlich auf den verwirrenden Streit um den Verbleib der 15 Louis d’or und die daraus erwachsenden Auseinandersetzungen sowie die Eröffnung eines Bestechungsprozesses gegen ihn ein. Dabei werden auch Fragen der Prozeßordnung erörtert, wie die Frage, ob der Richter Kontakt mit dem Angeklagten haben dürfe, und anhand bis in das Jahr 1302 zurückreichender Rechtsverordnungen wird die Frage diskutiert, ob ein Richter Geschenke annehmen dürfe. Beaumarchais’ Verteidigung zielt stets auf die beiden Punkte, daß der Streit mit Frau Goezmann nur – wegen der nicht gewährten zweiten Audienz – um die Rückzahlung der 15 Louis d’or gehe und daß er die 100 Louis d’or sowie die mit Brillanten besetzte Taschenuhr nur aufgewendet habe, um eine Audienz bei Goezmann zu erhalten, und nicht, um ihn zu bestechen; s. ib. 19: Le Suppliant n’a point été Partie directe dans la négociation; on ne peut, pour lui faire un crime, lui supposer une intention qu’il n’a jamais eue, celle de corrompre son Juge; on le peut d’autant moins, que la femme de ce Juge déclare elle-même que le Suppliant ne lui avoit fait demander que des Audiences. Où est donc le crime? Où est même le blâme? Est-ce du côté du Suppliant qui, contraint par une dure nécessité, a fait un sacrifice, pour obtenir une chose juste qu’il demandoit? Non certes; mais il est entièrement du côté de ceux qui ont exigé des présens, & qui ont mis un prix exorbitant à l’Audience qui a été accordée. Le Juge qui fait payer une Audience au Plaideur est punissable; mais le Plaideur qui la paye, parce qu’il ne peut pas l’obtenir par une autre voie, ne l’est point, parce qu’encore une fois, la demande par lui faite d’une Audience est juste, & que jamais on n’est répréhensible, lorsqu’on ne fait que des demandes justes.
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133,18–26 In den Confrontationen … Annehmlichkeit,] Von Madame Goëzman ist in den Mémoires durchgängig die Rede; J.s Erwähnung der Confrontationen mit der Frau von Götzmann bezieht sich aber insbesondere auf Supplément au Mémoire a consulter, pour Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais, […]. – Am Ende unterzeichnet: Délibéré à Paris par nous Avocats au Parlement, soussignés le 17 Novembre 1773. Signés, BIDAULT, ADER. – Ib. 5–8: Premiere Partie. Madame Goëzman; 8– 13: Confrontation de moi à Madame Goëzman; 13–27: Confrontation de Madame Goëzman à moi. – Hieran schließt sich, ib. 27–31, eine vergleichbare Charakteristik der Handlungsweise des Monsieur Goëzman, gefolgt, ib. 31– 35, von Preuves Morales und, ib. 35–36, Preuves Physiques sowie weiteren Auseinandersetzungen mit Le-Jay und der Dokumentation der Bestechungsanzeige Goëzmans. 133,28–29 zween Schauspiele … gegeben.] Die beiden frühen Schauspiele Beaumarchais’, Eugenie (1767) und Les Deux Amis (1770), sind Mißerfolge gewesen, vor allem das zweite. Das Schauspiel Eugénie. Drame en cinq Actes en prose, enrichi de Figures en Taille-douze. Paris 1767, hat J. am 21. Oktober 1768 bei seinem Buchhändler Marc-Michel Rey bestellt; s. JBW I,1.62,34. 133,29–32 Die Spötter … sollen.] Diese Nachricht ist nicht geprüft worden. 133,34–134,2 Bertrand d’Airolles; … worden.] Die Herren Bertrand d’Airolles (auch: Dairolles), Marin und le Jai kommen in den Mémoires sehr häufig vor; zu d’Arnaud (auch: Darnaud Baculard) siehe Episode du Sieur d’Arnaud de Baculard, in Mémoire a consulter, 23–25, zu Marin siehe insbesondere ib. 25–30: Autre épisode très-important touchant le sieur Marin, Auteur de la Gazette de France; zu le Jai siehe insbesondere Supplément au Mémoire a consulter, 36–53, sowie Addition au supplément du mémoire a consulter, […]. Unterzeichnet: Délibéré à Paris par nous Avocats au Parlement, le 18 Décembre 1773. Signés, BIDAULT, ADER, ebenfalls zu d’Arnaud, Marin und d’Airolles: 29–34: A vous donc M. Baculard; 34–41: A vous, Monsieur Marin; 41–50: A vous M. Bertrand. 133,34 Marni] Bei dieser Schreibweise handelt es sich um einen Überlieferungsfehler in J.s Abhandlung; richtig ist: Marin. 134,13–19 Kaum war … Gefängniß.] Addition au supplément du mémoire a consulter, […]. Unterzeichnet: Délibéré à Paris par nous Avocats au Parlement, le 18 Décembre 1773. Signés, BIDAULT, ADER. – 71: Ce Jugement n’est pas plûtot prononcé qu’on saisit mes meubles, à la Ville & à la Campagne; Huissiers, Gardiens, Records, Fusiliers, s’emparent de mes Maisons, pillent mes Celliers: mes immeubles sont saisis réellement; le feu se met dans toutes mes possessions; & pour payer 30,000 livres exigibles aux termes de ce fatal Arrêt, qui m’en fit perdre 150 mille, par un misérable jeu d’Huissiers, nommé, poursuites combinées, revenus, meubles, immeubles, tout est arrêté; l’on met, sous la terrible main de Justice, pour plus de cent mille écus de mes biens; on me fait en trois semaines pour trois, quatre, cinq cent livres de frais abusifs, par jour; il semble que le bon-
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heur de me ruiner, soit le seul attrait qui anime mon Adversaire; il le pousse même si loin, qu’on lui fait craindre que son acharnement de devienne enfin aussi nuisible à ses intérêts qu’aux miens: on le voyoit chaque jour au Palais, suivant partout les Huissiers, comme un Piqueur est à la queue des chiens, les gourmandant pour les exciter au pillage; ses amis même disoient de lui, qu’il s’étoit fait Avocat, Procureur & Record, exprès pour me tormenter. 134,22–135,36 »An meiner … genieße?«] Ib. 71–73: Outragé dans ma personne, privé de ma liberté, ayant perdu cinquant mille écus, emprisonné, calomnié, ruiné, sans revenus libres, sans argent, sans crédit, ma fa|mille désolée, ma fortune au pillage, & n’ayant pour soutien dans ma prison que ma douleur & ma misère, en deux mois de tems, du plus agréable état, dont pût jouir un particulier, j’étois tombé dans l’abjection & le malheur; je me faisois honte & pitié à moi-même. / Ces murs dépouillés, ces triples barreaux, ces clameurs, ces chants, cette ivresse de l’espèce humaine dégradée, dont toutes les prisons retentissent, & qui font frémir l’honnête homme, me frappant sans cesse, augmentoient l’horreur de ce séjour infect; mes amis venoient pleurer en prison auprès de moi la perte de ma fortune & de ma liberté. La piété, la résignation même de mon vénérable pere, aggravoient encore mes peines: en me disant avec onction de recourir à Dieu, seul dispensateur des biens & des maux, il me faisoit sentir plus vivement le peu de justice & de secours que je devois désormais espérer des hommes. / J’avois tout perdu; mais mon courage me restoit. J’essuyois les larmes de tout le monde, en disant: mes amis, cachez-moi votres douleur; ne détendez pas mon ame, dont l’indignation soutient encore le ressort. Si je perds la mâle fierté qui lutte en moi contre l’humiliation; si le découragement me saisit une fois; si je pleure avec vous, c’est alors que je suis perdu. Eh quoi, mes amis! si le dégré de lumiere qui devoit éclairer mes droits, a manqué à mes Juges; si l’adresse de mes ennemis a surpassé mes forces, rougirez-vous de moi, parce qu’on m’a calomnié? Dois-je périr en prison, parce qu’on s’est trompé au Palais? Triste jouet de la cupidité, de l’orgueil ou de l’erreur d’autrui, mon infortune ou mon bonheur seront-ils enchaînés à des événemens étrangers? Je n’aurois donc qu’une existence relative! Ah! qu’ils comblent mon infortune; mais qu’ils ne se vantent pas d’avoir troublé ma sérénité! J’ai beaucoup perdu pour les autres, & peu de choses pour moi; mais quand ils m’auront bien accablé, la pitié succédant à la fureur, peut-être ils diront un jour: Ce n’étoit pas une ame méprisable que celle qui sut, en tout temps, se modérer, dédaigner l’outrage, affronter le péril, & soutenir le malheur. / | Mes amis se taisoient, mes sœurs pleuroient, mon pere prioit; & moi, les dents serrées, les yeux fixés sur le plancher de mon horrible prison, j’en parcourois rapidement le court espace en recueillant mes forces & me préparant à de nouvelles disgraces: elles sont arrivées & ne m’ont point étonné. Je sais le supporter: d’autres viendront après celles-ci; je les supporterai encore, assuré que rien ne m’appartient véritablement au monde que la pensée que je forme & le moment où j’en jouis.
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135,37–40 Ein verläumderischer … zu machen;] In seinem Quatrième Mémoire berichtet Beaumarchais – nach langen Ausführungen über seinen Prozeß gegen Goëzman – über das Auftauchen dieses anonymen Briefes, über die Mutmaßungen über den Absender und über die Bemühungen seiner Freunde, eines Exemplars habhaft zu werden; im Anschluß daran teilt er den Brief mit, als Überleitung zum Fragment de mon voyage d’Espagne; siehe Quatrième Mémoire, 60–62: Copie exacte de l’Ecrit soi-disant envoyé à Marin, & qui m’a été remis de la part d’un de ses amis, qui le certifiera s’il est entendu sur ce fait. / Après toutes les horreurs que le sieur Caron a vomi contre vous, Monsieur, & contre tout le monde, je crois que vous voulez le faire | repentir; il a l’insolence de vous défier de parler; il faut qu’il soit, comme on dit, fou, cela m’a plus révolté que tout le reste; & comme en vous vengeant, vous nous vengerez aussi, & autant pour punir un scélérat, que pour faire plaisir à tant d’offensés, il faut le prendre par où il s’attend pas; il croit être en sûreté, parce qu’il a pu dans ce pays ici cacher sa méchanceté, sous des apparences qui le tireroient toujours de nos reproches, il dit par-tout qu’il fera repentir le premier qui l’attaquera dans sa conduite; peut-être a-t-il raison pour ce qui regarde la France, mais le misérable, il ne croit pas qu’il y a des gens instruit de ses coquineries en Espagne. Mais moi j’y étois, tous mes amis & mes parents y sont encore, & la preuve est au bout ici. Il avoit sa sœur, Maitresse du Seigneur Joseph Clavio, à Madrid, Garde des Archives de la Couronne, mon parent, qui s’en dégoûta par mauvaise conduite. Son frere vint dans l’espérance de faire épouser malgré lui sa sœur à mon parent, qui le 24 Mai 1764, rendit une plainte que le sieur Caron, dit Beaumarchais, étoit venu à six heures du matin, s’étoit fait introduire sous un faux nom chez M. Portugais, Chef des Bureaux d’Etat où il logeoit, & qu’ayant fermé la porte & présenté un pistolet, lui avoit fait signer une promesse de mariage dans son lit sous peine de le tuer s’il bronchoit; c’est bien pis que ce qu’il dit de M. Goëzman. Et, comme chez nous les présens sont une preuve qu’on veut épouser, il s’étoit fait en même-tems donner des bijoux, des pièces d’or étrangeres; enfin pour près de 8000 liv. comme présens de noces, faits de bon gré: là–dessus il y eut ordre sur la plainte de mon parent à M. le Marquis de Robion, Commandant de Madrid, de faire mettre le fripon au cachot, qui se sauva chez l’Ambassadeur de France; mais quand il fallut rendre les bijoux, il dit que son laquais les avoit volés, & garda tout comme un gueux, déshonoré par cette fripponnerie, & puis après pour rendre au Seigneur Clavio le tour qu’il lui avoit joué, il fut chercher une femme-de-chambre, que Clavio avoit entretenu avant sa sœur, il donne de l’argent à cette fille pour présenter à la Justice des lettres de mon parent; il prétendit que c’étoit des promesses de mariage; & comme on est très-rigoureux chez nous sur ce cas, en attendant que tout fut clair, on arréta mon parent qui eut bientôt prouvé & fait avouer à la fille que le fripon avoit remué cette corde. Enfin pour couronner tout, il finit par tenir la banque un soir chez l’Ambassadeur de Russie avec des cartes arrangées, & gagna près de cente mille livres la nuit: l’Ambassadeur le fit chasser; on se plaignit à M. Dossun qui lui ordonna de sortir d’Espagne
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vîte, où il laissa tout, habit, linge, pour s’en aller bien vîte à cheval; il auroit été pourrir en cachot, & ce n’est pas la des contes. J’ai écris pour avoir la preuve, & lever la plainte de mon parent qui est publique pour faits de violence & fripponnerie; il a fait un conte différent du | vrai en France; mais vous aurez plus de témoins qu’il en faut, parce qu’ayant chez lui le vrai, dans le temps qu’on a fait inventaire chez lui, il a voulu arracher les papiers à la Justice, qui les a lu malgré lui, & tous l’ont connus pour ce qu’il est; faites en ce qu’il vous plaira, vous ou M. Goëzman. Voilà pour le payer du Baptème qui est une chose très-innocente. Une femme qui étoit son amie, vous entendez, là-bas, veut bien conter les choses comme lui, quand ils en parlent, mais nous avons Dieu merci toutes les preuves, les lettres & tout. Il vous défie, eh bien défiez-le de se justifier sur sa coquinerie d’Espagne, sur sa sœur, & s’il ose parler, comme il ne dira que des mensonges, il sera pris, nous fondrons tous sur lui, comme pour instruire de tout contre un si grand imposteur, & une fois bien demasqué là-dessus, il faut qu’il s’enfuie, tout le reste de sa vie. Il n’y a rien qui vaille ç’a, & Monsieur Pottuguais [!] & M. Lianos & M. Pachico & autres personnes du Conseil du Roi, à Madrid, tous amis de mon parent donneront leur attestation, & on fournira tout au Parlement; on peut, en être sûr: s’il n’avoit pas été protégé par M. Dossun avant que l’Ambassadeur sut la vérité, jamais il n’auroit revu le jour, M. Dossun s’en est bien repenti après l’affaire du jeu. Il l’a écrit aux Dames, c’est la vraie cause secrette quelles n’ont plus voulu que le fripon approcha d’elles à Versailles; mais voilà ce qu’on ne dit pas tout haut: encore un petit moment, je suis avec bien de l’empressement & à votre service & celui de tous les honnêtes-gens qui sont les ennemis de ce fripon–là, / Monsieur, / Votre très-humble & obéissant serviteur. (die Unterschrift fehlt) / Voulez-vous m’envoyer votre Mémoire & autres, par mon laquais, je les ferai passer à Madrid, par le premier Courier, ç’a fera plaisir à tout le monde. 135,40–136,23 diese Geschichte … Unterdrückung an.] Die Quelle dieser Nachrichten ist nicht bekannt; J. wird sie entweder aus französischen Zeitungen oder durch seine persönliche Korrespondenz erhalten haben. 137,9 Zwoo meiner Schwestern aus fünfen] Diese beiden Schwestern sind Marie-Josèphe, verheiratet mit Louis Guilbert, und Marie Luise Caron. – Die drei anderen Schwestern sind Jeanne-Marguerite, Madeleine-Françoise (verheiratet mit dem Uhrmacher Lépine; sie hat eine Vermittlerrolle bei der Rückgabe der Bestechungsmittel gespielt; siehe die Anm. zu 132,32–133,4) und MarieJulie. 137,15–16 von einem … gefährlichen Manne] José Clavijo y Fajardo (um 1730–1806). 140,2–3 meine erhabne Beschützerinnen] Gemeint sind die Prinzessinen von Frankreich; s. die Anm. zu 131,27–29. 140,20–21 Im Begriff … zu negotiiren.] Beaumarchais stellt dies so dar, als habe die Regelung seiner persönlichen Angelegenheiten den Auslöser für seine Reise gebildet; andere Darstellungen geben den geschäftlichen und politischen Angelegenheiten den Vorrang vor den familiären.
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141,1 Herr Düverney] Paris-Duverney; s. die Anm. zu 132,17–25. 141,11–12 Ein französischer Kaufmann] Perier; s. auch 165,9 und 174,20; die Identität wurde nicht überprüft. 142,19 seine Exzellenz] Gemeint ist der damalige Botschafter Frankreichs, Pierre-Paul, Marquis d’Ossun. 143,17 Dom Antonio Portugues] Die Identität wurde nicht überprüft; s. auch die Anm. zu 135,37–40. 144,7–10 mit Fußnote Verfasser des Pensador … anvertraut:] José Clavijo y Fajardo hat seit 1762 in Madrid die – damals sehr erfolgreiche – Zeitschrift El Pensador herausgegeben; auch auf Grund dieses Verdienstes ist er von König Carlos (1716–1788, von 1735–1759 als Carlos IV. König von Neapel, von 1759–1788 als Carlos III. König von Spanien) zum Kronarchivdirektor ernannt worden. 157,20 unserm Gesandten] Sc. zum Marquis d’Ossun; s. die Anm. zu 142,19. 158,12 Marquis d’Ossün] S. die Anm. zu 142,19. 165,6–12 die Herren … Garde,] Die Historizität der Genannten wurde nicht überprüft. 166,18 Herrn von Grimaldi] Jerónimo, Marquis de Grimaldi, ist mit König Carlos III. aus Neapel nach Spanien gekommen; er ist damals einer der führenden Staatsmänner Spaniens. 169,5–6 zum Generalvicarius, zum Römischen Notarius,] Die Identität wurde nicht ermittelt. 170,8 Commandanten von Madrid] Colonel de Robiou (vgl. Anm. zu 135,37–40: Marquis de Robion, Commandant de Madrid); die Identität wurde nicht überprüft. 173,4–5 Duenna (CammerJungfer)] Die Identität wurde nicht ermittelt. 177,6 Officier von der Wallonischen Garde] Die Identität wurde nicht ermittelt. 182,13 Herrn Wahl] Richard (›Ricardo‹) Wall, irischer Abstammung; nach einer militärischen Laufbahn von 1754 bis zu seinem Rücktritt 1763 der führende Staatsmann Spaniens; 1754 Premierminister, 1759 zusätzlich Verteidigungsminister. 182,13–15 Dieser verehrungswürdige … zu machen,] Richard Wall war 1763 aus freien Stücken zurückgetreten und hatte sich in die Königliche Residenz Soto di Roma zurückgezogen und dort noch mehrere Aufgaben übernommen. 182,21–22 in Frankreich … gewesen] Richard Wall ist am 5. November 1694 in Nantes geboren; sein Vater war, als Anhänger James’ II., nach der ›Glorious Revolution‹ 1688 nach Frankreich geflüchtet. Richard Wall war zunächst Page der Duchesse de Vendome und wurde auf ihre Empfehlung hin 1716 an Kardinal Alberoni, den spanischen Premierminister, vermittelt. 183,1–2 in diesem Lande … durchgelaufen;] Richard Wall ist in Spanien 1717 in die Marine, in das Colegio Real de Guardiamarinas, eingetreten und ist wegen gesundheitlicher Probleme 1719 zur Infanterie gewechselt. In dieser
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Waffengattung hat er an zahlreichen Unternehmen teilgenommen und ist schließlich 1752, zwei Jahre vor seiner Ernennung zum Premierminister, zum Generalleutnant befördert worden. 185,7 Clavico dem König empfohlen] Diese Aussage trifft zu; Clavijo gehörte in Madrid der monarchistisch und anti-klerikal gesinnten ›Aufklärungsfraktion‹ an. AN MARIANE … 191,6 beste Freundin] Mit dieser Anrede und dem Titel An Mariane verdeckt J. den Namen dieser Freundin: Marie Sophie von La Roche, geb. Gutermann (1731–1807). Zu ihrer Person und ihrer Beziehung zu J. siehe den Editorischen Bericht. 191,6 »Reißerhaufen«] Es läßt sich nicht mehr ermitteln, ob dieses Wort im Gespräch während des Besuchs von Sophie von La Roche in Düsseldorf (14. Juni bis etwa Ende Juni 1775) gefallen ist oder ob sie es in einem – nicht mehr überlieferten – Schreiben an J. nach ihrer Abreise von Düsseldorf gebraucht hat. Da J. auch im folgenden noch auf ihre Äußerungen eingeht, ist letzteres wahrscheinlicher; s. auch die Anm. zu 192,11–15. Wenn das Datum von J.s Schreiben: 1. Jul. 1775 exakt ist, ist zu vermuten, daß Sophie von La Roche Düsseldorf etwa am 21. Juni wieder verlassen hat. 191,11 was wir einander waren,] J. spielt an auf den ›Empfindsamkeitskongreß‹ vom Jahr 1771 auf dem Ehrenbreitstein bei Koblenz, dem Wohnsitz der Sophie von La Roche; s. den Editorischen Bericht. 191,15–17 Armuth … himmlischen Liebe.] Siehe den Mythos von der Erzeugung des Eros durch Poros und Penia, in Plato: Symposium. 203a–c. Zur Unterscheidung von irdischer und himmlischer Liebe s. ib. 180c–185c die Rede des Pausanias. 191,24 Orest und Pylades] Siehe insbesondere die zweite Tragödie der Orestie des Aeschylus: Choëphorae. – Die meisten der Aeschylus-Ausgaben in J.s Bibliothek sind späteren Datums; von den früheren enthalten die beiden folgenden die Coëphorae: Tragédies d’Eschyle […]. Paris 1770 (KJB 2591) und [Johann Karl Vollborth:] Nova chrestomathia tragica. Greco-Latina, edita a Io. Carol. Vollborth. […] Goettingae 1776 (KJB 3763). 192,11–15 Sie glauben, … gewesen.] J. bezieht sich wahrscheinlich auf einen nicht überlieferten Brief, den Sophie von La Roche nach Ihrem Besuch in Düsseldorf an J. geschrieben hat. 192,13 Ihres hiesigen Aufenthalts] S. die Anm. zu 191,6. 192,20 nach P …] Sehr wahrscheinlich aufzulösen: nach Pempelfort. BRIEFE DES KÖNIGS VON PREUSSEN AN D’ALEMBERT 199,5–6 Ich … schicken] J. reagiert hier offensichtlich auf einen an ihn gerichteten Brief Wielands vom 27. Januar 1777 (JBW I,2.51), in dem dieser den dringenden Wunsch äußert, ihm die Fortsetzung des Allwill zu schicken: Ich
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werde für alles dankbar seyn, was Du mir zum M.erkur beysteuern wirst. Aber Allwills Pappiere, Allwills Pappiere – wo möglich noch für den Jenner! – Unsre Herzogin-Mutter kan’s kaum erwarten, was ihr Günstling Allwill dem frommen, orthodoxen, über mißlungene Liebe piquirten Mädel Luzey rispostiren wird. – Eine eigentliche Fortsetzung des Allwill ist nicht mehr erschienen; J. hat zwar in seinen Vermischten Schriften (Breslau 1781) eine leicht überarbeitete Version der im Teutschen Merkur erschienenen Fassung veröffentlicht und 1792 eine vermehrte Ausgabe, aber auch sie bildet keine Fortsetzung, da sie ebenfalls mit dem Brief Luzies an Allwill schließt; s. JWA 6.203–217. – J.s Klage darüber, daß ein Heft des Allwill durch die Nachlässigkeit eines anderen verschwunden sei, läßt sich in seinem Briefwechsel nicht belegen; es handelt sich vermutlich um eine literarische Fiktion; s. hierzu den Editorischen Bericht zu Allwill, JWA 6,2. 199,23–24 in einem Französischen Journale] Diese Quelle konnte nicht gefunden werden. 200,2–3 Zu … Veranlassung.] Julie-Jeanne-Éléanore de Lespinasse, geb. 1732, starb am 23. Mai 1776 in Paris. Die Briefe Friedrichs können demnach nicht aus dem Jahr 1775 datieren; s. die Anm. zu 200,26. 200,6–7 Versammlung … la Harpe] Jean-François de La Harpe wurde in der öffentlichen Sitzung am 20. Juni 1776 in die Académie Française aufgenommen; s. die folgende Anm. 200,8 Lobrede auf Saci] Éloge de M. de Sacy, in Éloges lus dans les séances publiques de l’Académie françoise, par M. D’Alembert, Secrétaire perpétuel de cette Académie, Paris 1779 (KJB 2097), 209–234. Die Fußnote zu S. 209 informiert darüber, daß diese Lobrede am 20. Juni 1776 verlesen wurde (Lu le 20 Juin 1776.) Anlaß dieser Lesung war, wie der Fußnote auf der folgenden Seite zu entnehmen ist, die Aufnahme Jean François de La Harpes in die Académie Française: Cet Eloge fut lu à la réception de M. de la Harpe. 200,26 Am 9ten Juli 1775] Oeuvres de Frédéric Le Grand, hg. von J.D.-E. Preuss. Bd 25, Berlin 1854. Diese Ausgabe belegt die Datierung der von J. zitierten Briefe auf das Jahr 1776. Der Brief Friedrichs vom 9. Juli 1776, ib. 45 f., den J., ebenso wie die beiden folgenden Briefe, nur auszugsweise wiedergibt, lautet im Original: Je compatis au malheur qui vous est arrivé de perdre une personne à laquelle vous vous étiez attaché. Les plaies du cœur sont les plus sensibles de toutes, et malgré les belles maximes des philosophes, il n’y a que le temps qui les guérisse. L’homme est un animal plus sensible que raisonnable. Je n’ai que trop, pour mon malheur, expérimenté ce qu’on souffre de telles pertes. […] | […] Notre raison est trop faible pour vaincre la douleur d’une blessure mortelle; il faut donner quelque chose à la nature, et se dire surtout qu’à votre âge comme au mien on doit se consoler plus tôt, parce que nous ne tarderons guère de nous rejoindre aux objets de nos regrets. / J’accepte avec plaisir l’espérance que vous me donnez de venir passer quelques mois de l’année prochaine chez moi. […] Nous philosopherons ensemble sur le néant de la vie, sur la philosophie des hommes, sur la vanité du stoïcisme et de tout notre être. […] Faites, je vous prie, cependant tous les efforts dont vous serez capable, pour qu’un excès
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de douleur n’altère point votre santé; je m’y intéresse trop pour le supporter avec indifférence. Sur ce, etc. 201,10 Am 7ten Sept. 1775] Ib. 49 f. (korrektes Datum: 7. September 1776): Votre lettre, mon cher d’Alembert, m’a été rendue à mon retour de Silésie. Je vois que votre cœur tendre est toujours sensible, et je ne vous condamne pas. […] J’ai eu des amis et des amies; j’en ai perdu cinq ou six, et j’ai pensé en mourir de douleur. Par un effet du hasard, j’ai fait ces pertes pendant les différentes guerres où je me suis trouvé, et obligé de faire continuellement des dispositions différentes. Ces distractions de devoirs indispensables m’ont peut-être empêché de succomber à ma douleur. Je voudrais fort qu’on vous proposât quelque problème bien difficile à résoudre, afin que cette | application vous forçât à penser à autre chose. Il n’y a en vérité de remède que celui-là, et le temps. […] Je m’étais réjoui pour moimême de l’espérance que vous me donnez de vous voir; à présent je m’en réjouis encore pour vous. […] Je vous avertis que je ferai ce qui dépendra de moi pour écarter de votre souvenir tout ce qui pourroit vous rappeller des objets tristes et fâcheux, et je ressentirai autant de joie de vous tranquilliser que si j’ávais gagné une bataille; non que je me croie grand philosophe, mais parce que j’ai une malheureuse expérience de la situation où vous vous trouvez, et que je me crois par là plus propre qu’un autre à vous tranquilliser. Venez donc, mon cher d’Alembert; soyez sûr d’être bien reçu, et de trouver, non pas des remèdes parfaits à vos maux, mais des lénitifs et des calmants. Sur ce, &c. 202,3–10 In Antwort … ist.] Von diesem neuen Unglück schreibt d’Alembert am 7. Oktober 1776, ib. 51 f.: Je l’éprouve en ce moment de la manière la plus affligeante, par une perte nouvelle dont je suis encore menacé, ou plutôt que j’éprouve déjà avant qu’elle soit consommée. Une femme respectable, pleine d’esprit et de vertu, dont le nom est sûrement parvenu jusqu’à V. M., madame Geoffrin, qui depuis trente ans avait pour moi l’amitié la plus tendre, qui tout récemment encore m’avoit procuré dans mon malheur toutes les consolations ou les distractions que cette amitié lui avait fait imaginer, est frappée depuis plus d’un mois d’une paralysie qui l’a presque entièrement privée du sentiment et de la parole, et qui ne me laisse aucune espérance, non seulement de la conserver, mais même de la revoir encore. Sa famille, qui ne lui ressemble guère, dévote ou seignant de l’être, mais plus sotte encore que dévote, et affichant, sans savoir pourquoi, une haine stupide des philosophes | et de la philosophie, m’ôte en ce moment jusqu’à la déplorable consolation d’être auprès de cette digne femme, de lui rendre tous les soins que ma tendresse pour elle pourrait me suggérer, et que peut-être la pauvre malade ne sentirait pas, mais qui du moins satisferaient mon cœur. Je perds ainsi dans l’espace de quelques mois les deux personnes que j’aimois le plus, et dont j’étais le plus aimé. Voilà, Sire, la malheureuse situation où je me trouve, le cœur affaissé et flétri, et ne sachant que faire de mon âme et de mon temps. 202,11–12 Briefe vom 16ten October:] Der Antwortbrief Friedrichs datiert nicht, wie von J. angegeben, vom 16., sondern vom 26. Oktober 1776. S.
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ib. 55–57: Il y a, mon cher d’Alembert, un proverbe qui souvent n’est que trop vrai: Un malheur ne vient jamais sans l’autre. Je serais fort enbarrassé d’en donner une raison passable. Ni plus ni moins, l’expérience prouve que cela arrive souvent. Voilà madame Geoffrin attaquée de paralysie […]. La condition humaine est sujette à tant d’affreux revers, qu’on devrait plutôt se réjouir de l’instant fatal qui termine leurs peines que du jour de leur naissance. Mais les retours qu’on fait sur soi-même sont affligeants; on a le cœur déchiré de se voir séparé pour jamais de ceux que méritaient notre estime par leur vertu, notre confiance par leur probité, et notre attachement par je ne sais quelle sympathie qui se rencontre quelquefois dans les humeurs et dans la façon de penser. Je suis tout à fait de votre sentiment, qu’à notre âge il ne se forme plus de telles liaisons; il faut qu’elles soient contractées dans la jeunesse, fortifiées par l’habitude, & cimentées par une intégrité soutenue. Nous n’avons plus le temps de former de semblables liaisons; la jeunesse n’est point faite pour se prêter à notre façon | de penser. Chaque âge a son éducation; il faut s’en tenir à ses contemporains, et quand ceux-là partent, il faut se préparer lestement à les suivre. J’avoue que les âmes sensibles sont sujettes à être bouleversées par les pertes de l’amitié; mais de combien de plaisirs indicibles ne jouissent-elles pas, qui seront à jamais inconnus à ces cœurs de bronze, à cès ames impassibles (quoique je doute qu’il en existe de telles)! Toutes ces réflexions, mon cher d’Alembert, ne consolent point. Si je pouvais ressusciter des morts, je le ferais. Vous savez que ce beau secret s’est perdu. Il faut nous en tenir à ce qui dépend de nous. Lorsque je suis affligé, je lis le troisième livre de Lucrèce, et cela me soulage. C’est un palliatif; mais pour les maladies de l’âme nous n’avons pas d’autre remède. / Je vous avais écrit avant-hier, et je ne sais comment je m’étais permis quelque badinage; je me le suis reproché aujourd’hui en lisant votre lettre. Ma santé n’est pas trop raffermie encore. J’ai eu un abcès à l’oreille, dont j’ai beaucoup souffert. La nature nous envoie des maladies et des chagrins pour nous dégoûter ce cette vie, que nous sommes obligés de quitter; je l’entends à demi-mot, et je me résigne à ses volontés. / Vous me parlez, mon cher, de guerre et des avant-coureurs qui pronostiquent l’arrivée du dieu Mars. […] Vous savez que ma flotte manque de vaisseaux, de pilotes, d’amiraux et de matelots; probablement elle n’agira point; et quant à la guerre du continent, je ne vois pas comment elle auroit lieu. Votre jeune roi ne demande qu’à vivre en bonne intelligence avec tous ses voisins; s’il y a des puissances qui ont ce que les Italiens appellent rabbia d’ambitione, il est à présumer qu’elle ne pervertira pas les bonnes et sages dispositions dans lesquelles se trouve votre jeune monarque […]. | […] Souvenez-vous en lisant ceci, que ce n’est ni de Delphes ni de l’antre de Trophonius que part cet oracle, mais que ce sont des combinaisons humaines sur des contingents futurs sujets à l’erreur. / En attendant, je me réjouis véritablement de vous voir ici; j’espère même que ce voyage vous sera salutaire, parce que tout l’est pour qui peut faire diversion à la douleur. J’en reviens toujours à l’ouvrage, que je vous recommande. Mon ami Cicéron, ayant perdu sa fille Tullie, qu’il adorait,
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se jeta dans la composition; il nous dit qu’en commençant il fut obligé de se faire violence, qu’ensuite il trouva du plaisir dans son travail, et qu’enfin il gagna assez sur lui-même pour paraître à Rome sans que ses amis le trouvassent trop abattu. Voilà, mon cher d’Alembert, un exemple à suivre; si j’en savais un meilleur, je vous le proposerais. Nous sentons nos pertes par le prix que nous y mettons; le publie, qui n’a rien perdu, n’en juge pas de même, & il condamne avec malignité ce qui devrait lui inspirer la plus tendre compassion. Toutes ces réflexions ne font pas aimer ce public. Faites-vous violence, mon cher; vivez, et que j’aie encore une fois le plaisir de vous voir et de vous entendre avant de mourir. Sur ce, etc. 202,16–17 Da hat … Schlag gerührt] Frau von G*** ist durch die in den beiden vorangegangenen Anmerkungen zitierten Briefe als madame Geoffrin identifiziert. Marie-Thérèse Geoffrin führte in Paris einen Salon, der zu den bedeutendsten des 18. Jahrhunderts gehörte. In ihm verkehrten Maler, Literaten, Wissenschaftler und Philosophen wie Vernet, Vanloo, Marmontel, Thomas, d’Holbach und vor allem die Enzyklopädisten. Als M me Geoffrin 1776 einen Schlaganfall erlitt, mußte sie kurz darauf ihren Salon aufgeben. Im folgenden Jahr starb sie. 203,4 dritte Buch des Lukrez] Lucrece, Traduction nouvelle, avec des notes, par L. G. Tome I und II. Paris 1768 (KJB 2728). Beide Bände enthalten ein Vortitelblatt: Lucrece, De la nature des choses. Der lateinische Titel De rerum natura ist, obwohl es sich um eine zweisprachige Ausgabe handelt, nicht aufgeführt. Im dritten dieses sechs Bücher umfassenden Lehrgedichts werden Beweise für die Sterblichkeit der mit dem Körper entstehenden und vergehenden Seele geführt, um, auf diesen Beweisführungen aufbauend, schließlich eindringlich gegen die Todesfurcht zu argumentieren. 203,23 Höle des Trophonius] Siehe Des Pausanias ausführliche Reisebeschreibung von Griechenland aus dem Griechischen übersetzet und mit Anmerkungen erläutert von Johann Eustachius Goldhagen, Rector der Domschule zu Magdeburg. Berlin/Leipzig 1766 (KJB 2743), Buch 9, Kap. 39. 473: Bey dem Orakel gehet es so zu: Wer dasselbe zu Rathe ziehen und in die Höhle des Trophonius gehen will, der hält sich erst an den verordneten Tagen in einer Kapelle auf, die dem guten Dämon und der guten Fortuna gewidmet ist […]. – Ib. 474–476: Das Orakel ist über dem Haine auf dem Berge. Die Oefnung der Höhle ist in die Rundung mit einer | Mauer von weissen Marmor eingefaßt: sie hat noch nicht zwo Ellen in die Höhe, und den Umfang einer ganz kleinen Tenne. Auf der Mauer stehen eherne Stäbe, gleich den Bratspießen, und sind mit ehernen Reifen unter einander verbunden, zwischen selbigen aber Thüren gemacht. Innerhalb der Ringmauer gehet eine Grube in die Erde hinunter, die nicht von sich selbst entstanden, sondern mit vieler Kunst und Regelmäßigkeit angeleget ist. Sie hat die Gestalt eines Ofens, ist im Durchschnitte ohngefähr vier Ellen breit, und nicht über acht Ellen tief. Es ist keine Treppe gemacht bis auf den Boden hinunter zu steigen. Will aber jemand zu dem Trophonius; so bringet man ihm eine schmahle und leichte Leiter. Indem der hinunter steiget, kommt er bey ein Loch, das über dem Fußboden an der Seite ist,
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und mir zwo Spannen breit und eine hoch zu seyn schien. Da leget er sich mit den Honigkuchen, so er bey sich hat, auf den Boden nieder, stecket erstlich die Beine in das Loch, und schiebet sich denn selbst fort, daß die Kniee mit in das Loch kommen. Der übrige Theil des Leibes wurde gleich nachgezogen, und sobald die Kniee hinein waren, so geschwinde fortgerückt, als wenn der größte und schnelleste Strohm einen zu|sammen gebundenen Menschen in einem Strudel verschlinget. Die sich nun in dem innersten Theile der Höhle befinden, werden nicht auf einerley Weise von zukünftigen Dingen unterrichtet. Einer siehet sie, der andre höret sie. Sie kommen durch eben dieselbe Oefnung wieder zurück, durch welche sie hineingekommen sind, und die Beine werden wieder vorausgesteckt. 203,29–34 Mein Freund … vorgekommen.] Ciceros Tochter Tullia, die er sehr liebte, starb 31jährig im Februar 45 v. Chr. im Kindbett. Die Worte, die Friedrich II. hier Cicero zuschreibt, konnten jedoch nicht nachgewiesen werden. Cicero bezieht sich im Sommer 45 zwar mehrfach auf dieses für ihn äußerst schmerzliche Ereignis, doch liegt der Tenor seiner Klage darauf, daß nun zum Schmerz über die politischen Ereignisse der persönliche Schmerz hinzutrete und ihn nun weder die persönliche Beziehung über den politischen Schmerz tröste, noch, wie zuvor bei anderen, die politische Tätigkeit über den persönlichen Schmerz. Siehe etwa Academicarum quaestionum libri IV. Lib. I, cap. 3 (11). In M. Tullii Ciceronis opera omnia ex recensione Iacobi Gronovii. Accedit varietas lectionis Pearcianæ, Grævianæ, Davisianæ cum singulorum librorum argumentis et indice rerum historico verborumque philologico-critico. Curavit Io. Augustus Ernesti. Bd 4. Lipsiæ 1737 (J. besaß die zweite verbesserte Auflage, s. KJB 2634), 7: nunc vero & fortunæ gravissimo percussus vulnere, & administratione reipublicæ liberatus, doloris medicinam a philosophia peto, & otii oblectationem hanc, honestissimam judico. – S. auch die ausführliche Beschreibung in den Epistolae ad familiares, lib. IV, ep. 6, an Servius Sulpicius Rufus, Mitte April 45. – Ib. Bd 3.90 f.: Mihi autem, amissis ornamentis iis, quæ ipse commemoras, quæque eram maximis laboribus adeptus: unum manebat illud solatium, quod ereptum est. Non amicorum negotiis, non reipublicæ procuratione impediebantur cogitationes meæ: nihil in foro agere libebat: adspicere curiam non poteram: existimabam, id quod erat, omnes me & industriæ meæ fructus, & fortunæ perdidisse. Sed, cum cogitarem, hæc mihi tecum, & cum quibusdam esse communia, & cum frangerem jam ipse me, cogeremque illa ferre toleranter, habebam quo confugerem, ubi conquiescerem, cujus in | sermone, & suavitate omnes curas, doloresque deponerem. Nunc autem, hoc tam gravi vulnere, etiam illa, quæ consanuisse videbantur, recrudescunt. Non enim, ut tum me a republica mæstum domus excipiebat, quæ levaret: sic nunc domo mærens ad rempublicam confugere possum, ut in ejus bonis acquiescam. Itaque & domo absum, & foro, quod nec eum dolorem, quem a republica capio, domus jam consolari potest, nec domesticum respublica. – S. ferner Epistolae ad familiares, lib. V, ep. 16, in Cicero: Opera omnia, Bd 3.125 f.: Quod enim mihi poterat esse perfugium, spoliato & domesticis, & forensibus ornamentis, atque solatiis? litteræ, credo, quibus utor assidue. Quid
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enim aliud facere possum? sed nescio quomodo ipsæ illæ excludere me a portu, & perfugio videntur, & quasi exprobrare, quod in ea vita maneam, in qua nihil insit, nisi propagatio miserrimi temporis. Hic tu ea me abesse urbe miraris, in qua domus nihil delectare possit? summum sit odium temporum, hominum, fori, curiæ? Itaque sic litteris utor, in quibus consumo omne tempus, non ut ab his medicinam perpetuam, sed ut exi|guam doloris oblivionem petam. – Siehe ferner ib.: Epistolarum ad Atticum, liber duodecimus. 832 (Brief 38, 7. Mai 45): Quod putas oportere pervideri jam animi mei firmitatem, graviusque quosdam scribis de me loqui, quam aut te scribere, aut Brutum: si, qui me fractum esse animo, & debilitatum putant, sciant quid litterarum, & cujus generis conficiam; credo, si modo homines sint, existiment me, sive ita levatus sim, ut animum vacuum ad res difficiles scribendas afferam, reprehendendum non esse; sive hanc aberrationem a dolore delegerim, quæ maxime liberalissima, doctoque homine dignissima, laudari me etiam oportere. sed, cum ego faciam omnia, quæ facere possim ad me adjuvendum; tu effice id, quod video te non minus, quam me laborare. – 834 (Brief 40, 9. Mai 45): cum Romam venero, nec vultu, nec oratione reprehendar. Hilaritatem illam, qua hanc tristitiam temporum condiebamus. in perpetuum amisi. constantia, & firmitas nec animi, nec orationis requiretur. 204,9–205,11 Man erzählte … gegeben] Die hier von J. erzählten, ihm teils mündlich mitgeteilten Anekdoten sind nicht nachgewiesen worden. Die damaligen Zeitschriften – auch etwa der Mercure de France – haben ständige Rubriken für Anekdoten. Der Katalog von J.s Bibliothek verzeichnet auch einen etwas später erschienenen Band (KJB 2285) mit Anekdoten über Friedrich II., der die hier berichteten jedoch nicht erwähnt. 205,11–15 des Nero … habe] Les douze Césars, traduits du latin de Suéton, avec des notes et des réflexions, par M. de la Harpe. 2 Bde. Paris 1770 (lateinisch-französische Ausgabe) (KJB 2817; vgl. KJB 2816), 256/258: XXXIX. […] Mirum & vel præcipuè notabile inter hæc fuit, nihil eum patientius quàm maledicta & convitia hominum tulisse: neque in ullos leniorem quàm qui se dictis aut carminibus lacessissent, extitisse. […] Sed neque auctores requisivit: & quosdam per indicem delatos ad senatum, affici graviore pœnâ prohibuit. 205,17–20 Nero, … Gesängen;] P. Cornelius Tacitus: Annalium libri XVI. Lib. XVI, cap. 5. In C. Cornelii Taciti Opera. Iterum recensuit notas integras Iusti Lipsii I. F. Gronovii Nic. Heinsii et suas addidit Io. Augustus Ernesti. 2 Bde. Lipsiae 1772 (KJB 2818), 868–870: Sed qui remotis e municipiis, severamque adhuc, et antiqui | moris retinentes Italiam, quique, per longas provincias, lasciviae inexperti, officio legationum, aut privata utilitate, advenerant, neque aspectum illum tolerare, neque labori inhonesto sufficere: cum manibus nesciis fatiscerent, turbarent gnaros, ac saepe a militibus verberarentur, qui per cuneos stabant, ne quod temporis momentum impari clamore, aut silentio segni praeteriret. Constitit, plerosque equitum, dum per angustias aditus, et ingruentem multitudinem enituntur, obtritos, et alios, dum diem noctemque sedilibus continuant,
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morbo exitiabili correptos. quippe gravior inerat metus, si spectaculo defuissent, multis palam, et pluribus occultis, ut nomina ac vultus, alacritatem, tristitiamque coëuntium scrutarentur. Vnde tenuioribus statim irrogata supplicia, adversus illustres dissimulatum ad praesens, et mox redditum odium. Ferebantque | Vespasianum, tamquam somno conniveret, a Phoebo liberto increpitum, aegreque meliorum precibus obtectum: mox imminentem perniciem maiore fato effugisse. ZWEI POLITISCHE RHAPSODIEN 213,24 Colbert] Jean-Baptist Colbert, Marquis de Seignelay (1619– 1683), Finanzminister Louis’ XIV. – Colbert ist ein wichtiger Vertreter der merkantilistischen Wirtschaftspolitik gewesen, die im 17. Jahrhundert – trotz des Interesses an einer aktiven Handelsbilanz – zum Mittel des Verbotes der Ausfuhr von Rohstoffen gegriffen hat, um eine Wertsteigerung im Inland zu erzielen. Diese Tendenz befolgt auch das von J. vermerkte Verbot der Ausfuhr von landwirtschaftlichen Produkten wie auch das anschließend von ihm kritisierte Verbot der Ausfuhr von Rohstoffen, etwa von Wolle. 215,16–18 Abbé Morellet … boeuf abstrait] André Morellet (1727– 1819). – Da J. dieses Zitat bereits in der ursprünglichen Niederschrift der Acta aufführt, muß es einer Schrift Morellets aus der Zeit vor 1772 entstammen. Aus dieser Zeit stammt Morellets Réfutation de l’ouvrage qui a pour titre: Dialogues sur le commerce des bleds. Londres 1770 (KJB 1368), doch konnte es in dieser Schrift nicht nachgewiesen werden. Diese Ausgabe scheint allerdings mit dem gleichen Titelblatt nochmals gedruckt worden zu sein, denn sie enthält, nach dem Avertissement und dem Inhaltsverzeichnis, auf S. 7 (Paginierung der einleitenden Partien) noch ein Nouvel Avertissement. Novembre 1774. 219,14–17 In allen … und beste.] Mit diesem Resümee schließt J. sich wiederum der Wirtschaftspolitik der Physiokraten an; wegen der Allgemeinheit der Aussage läßt sich jedoch ein spezieller Bezug nicht erweisen. – J. besaß die physiokratischen Werke [Victor de Riquetti Marquis de Mirabeau und François Quesnay:] Élémens de la philosophie rurale. La Haye 1777 (KJB 1365), [Victor de Riquetti Marquis de Mirabeau:] Lettres sur le commerce des grains. Paris 1768 (KJB 1366) und [François Quesnay:] Physiocratie, ou constitution naturelle du gouvernement le plus avantageux au genre humain. Recueil publié par [Pierre Samuel] Du Pont [de Nemours]. […] Leyde/Paris 1767/68. T. 2: Discussions et développemens sur quelquesunes des notions de l’économie politique. Pour servir de 2. partie au recueil intitulé: Physiocratie. 1767 (KJB 1377). 220,6 Ius constituit necessitas;] J. führt einen alten Rechtsgrundsatz an, der sich nicht spezifisch einem Urheber zuweisen läßt. Er wird im allgemeinen dort herangezogen, wo das mit Zwang verbundene Recht von dem bei den Völkern gültigen Recht (ius gentium) und dem Gewohnheitsrecht unterschieden wird. 220,26 auf der 15 Seite, … Beyspiele] S. oben, 222,27–28.
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224,33–225,7 Die Natur … ists!] Adam Smith: Untersuchung der Natur und Ursachen von Nationalreichthümern […]. Aus dem Englischen [übersetzt von Johann Friedrich Schiller] (der Name des Übersetzers wird nur in der Unterschrift des Vorberichts zu Bd 2 durch J. F. S. angedeutet). Leipzig 1776–1778. Bd 2.127 f. 224,33 Die Natur hat ihm] Ib: Die | Natur der Dinge hat dem Getraide 225,5 kann.] Ib: kann, und in jedem besondern Platze ist er derjenigen Quantität Arbeit gleich, die es auf die reichliche, mäßige, oder sparsame Art ernähren kann, worinn die Arbeit an demselben Platze gemeiniglich ernähret wird. 225,6–7 Dinge gemeßen] Ib: Waaren endlich gemessen 225,7–9 Folglich … bestimmen,] Sinngemäße Wiedergabe von ib.: Es ist der reelle Werth des Silbers, der sich nach diesen Veränderungen im mittlern Geldpreiße des Getraides richtet. 225,11–226,17 Diese Wahrheit, … werden.] Zu diesem Abschnitt ist keine Quelle ermittelt worden. 226,17–27 Man wird … werde.] Adam Smith: Untersuchung der Natur und Ursachen von Nationalreichthümern, 160. 226,17–20 Man wird … vergleichen.] Ib: Die Gesetze, welche das Getraid betreffen, können allenthalben mit den Gesetzen, welche die Religion angehen, verglichen werden. 226,24–27 demselben … werde.] Ib: dasjenige System einführen muß, das dem Volke gefällt. Eben deswegen, vielleicht, finden wir so selten ein vernünftiges System in Ansehung irgend eines von diesen beyden wichtigen Gegenständen eingeführt. 226,28–227,11 Ich antworte … machen.] Ib. 151 f. 226,28–33 Ich antworte … Unglücklichen] Ib: Die pöbelhafte Furcht für dem Kornaufkaufe und Kornwucher kann man mit dem pöbelhaften Schrecken und Verdachte der Hexerey vergleichen. Die Unglücklichen 227,9–10 vor dem … Kornaufkaufe,] Ib: für dem Kornwucher und Aufkaufen 227,12–27 Ein jeder,… helfen.] Ib. 138. 227,12 oder] Ib: und 227,28–228,33 Das Interesse … abbricht.] Ib. 134 f. 228,31 Seefahrer] Ib: Schiffer 228,34–230,7 Wär es … ist.] Ib. 136 f. 229,1 verfahren] Ib: verfahren sollen 230,8–232,6 Wenn die … zu haben.] Ib. 139–141. 230,29 und andre] Ib: durch ihre 230,33 und … ist] Zusatz J.s 230,34–231,36 Der Bauer … ergreifen.] Zusatz J.s 231,3 liefern] Ib: liefern sollen 231,5 Preise.] Ib: Preiße, der vor den neulichen theuren Jahren gemeiniglich ohngefähr acht und zwanzig Schillinge für das Quartier Wei-
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zen, und für andere Getraidarten einen diesen verhältnißgemässen Preiß auszumachen pflegte. 231,6 gleichfalls einen] Ib: einen 231,18 von Charakter] Ib: von einem Charakter 232,7–237,30 Unsre Vorfahren … Getraidhändlers.] Ib. 142–149. 232,7 in der Einbildung … seyn,] Ib: sich eingebildet zu haben, 232,9–10 der dem … wird,] Ib: den er dem Pachter bezahlete, 232,16 Kieders … ein] Ib: Kidders oder Kornführern auferlegten: einem 232,19 durfte.] Ib: durfte. Zur Ertheilung dieser Erlaubniß wurde vermöge des Statuts E d u a r d s d e s S e c h s t e n die Autorität dreyer Friedensrichter erfordert. Allein, auch diese Einschränkung wurde nachher noch für unzureichend gehalten; und das Recht, eine solche Erlaubniß zu ertheilen, ward durch ein Statut Elisabeths den Quatembergerichten vorbehalten. 232,20 alte] Ib: ehemalige 232,22 welche] Ib: die 233,2 gieng … einen] Ib: gehen würde, wenn man jenen einigen 233,7 allemal] Ib: allezeit 233,11–12 der einen … Hundert] Ib: derjenigen Stadt, wo er wohnte, seyen zehn im Hundert 233,17–18 Er hätte … würde,] Ib: Wenn er sie aus seinem Waarenlager in seinen Kramladen brachte, hätte er sie 233,21–22 hätte er … verloren.] Ib: verlöre er 233,24 dabey einen] Ib: einen 233,25 ein.] Ib: daran ein. 233,33 ihrige.] Ib: ihrige. / 234,24–25 eben so] Ib: so 234,32 müßen] Ib: müßten 234,38 drey, vier … Stunden] Ib: vier bis fünf Meilen 235,18–19 sich selber … schaden;] Ib: Er kann sich selber schaden 235,20–21 Sprüchwort] Ib: englische Sprüchwort 235,32 konnte] Ib: könnte 235,33–34 so bald … hatte] Ib: so geschwind er sie ausdreschen konnte 235,36 zu] Ib: und zu 236,5–10 Einen noch … kann.] Zusatz J.s 236,16 gehörig begünstigt und befördert,] Ib: wenn es gehörig begünstigt und befördert würde, 236,21 einem] Ib:dem 237,5 Fällen,] Ib: Unglücksfällen 237,13 Lande] Ib: Königreiche 237,23 Da man hingegen,] Ib: Indem also das Statut Eduards des Sechsten, 237,24 Konsumenten] Ib: dem Konsumenten 237,25 man] Ib: es
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237,31–238,17 Der Handel … auszudehnen.] Ib. 156. 237,32–33 Versorgung] Ib: reichlichen Versorgung 237,33–34 mittelbarer Weise … unausbleiblich.] Ib: Doch thut er es mittelbarer Weise. 238,2 (wie z. B. in Holland)] Zusatz J.s 238,18–242,4 Die Vortheile, … zu vermehren.] Zu diesem Abschnitt ist keine Quelle ermittelt worden. 242,4–16 In der That … versorgt.] Ib. 19 f. 242,4–5 In der That … Versuch,] Ib: Daß ein Versuch 242,7 dem] Ib: demselben 242,7 ungereimt, als] Ib: ungereimt ist, als 242,9–10 Küchengeschirr] Ib: Küchengeschirren 242,11 die Güte] Ib: Güte 242,12 an statt] Ib: statt 242,14 einem] Ib: jedem 242,17–245,27 Der Reichthum … gewesen wäre.] Zu diesem Abschnitt ist keine Quelle ermittelt worden. 243,20–26 Der letzte … worden.] Ib. 22 f. 243,20 letzte] Ib: neuliche 243,21–22 das ist … Gulden.] Ib: worunter nicht nur die fünf und siebenzig Millionen neuer angehäuften Schulden, sondern auch die Erhöhung der Landtaxe um noch Einen Schilling im Pfunde, und das, was jährlich vom senkenden, (dem zur Tilgung der Staatsschulden bestimmten) Fond entlehnet wurde. 243,25 gesammelt, und das umlaufende Geld] Ib: gesammelt. Wir höreten auch nie, daß eine beträchtliche Quantität Silbergeschirres eingeschmelzet worden sey. Das in England umlaufende Gold- und Silbergeld 243,28–36 Der … haben.] Ib. 26. 243,29 aufgehäufter] Ib: angehäufter 243,31 Silber Minen] Ib: Silber 243,33 auf] Ib: gemeiniglich auf 243,34 einem einzigen Jahre] Ib: einigen Jahren 243,36–39 Alles führt … sey.] Bei dieser Bemerkung handelt es sich vermutlich um ein – physiokratisches – Resümee J.s. 245,28–246,7 Ein Land … wird.] Ib. 11. 245,28 freylich] Ib: ohne Zweifel 245,31 kommen lassen] Ib: bekommen 245,31 nöthig,] Ib: nöthig zu seyn, 246,5 so wir kaufen,] Ib: die wir kaufen 246,7–21 Und obgleich … können.] Ib. 17 f. 246,19 hat … gethan.] Ib: kann … gethan haben. 246,19 Hälfte] Ib: eine Hälfte 246,22–247,15 Die den … einnehmen.] Zu diesem Abschnitt ist keine Quelle ermittelt worden. 247,16–248,7 Die allgemeine … giebt.] Ib. 39 f. 247,16–18 (unter … muß)] Zusatz J.s
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247,25 dieser] Ib: derselben 247,26 sie kann … Proportion] Ib: kann sie diese Proportion niemals 247,30 dieser Theil] Ib: er 247,32 der] Ib: wahrscheinlicher Weise der 247,32 werde,] Ib: wird 247,33 von selber] Ib: selbst 248,3–4 eigener, und … Gesellschaft,] Ib: eigener Vortheil, und nicht der Gesellschaft ihrer, 248,8–251,19 Was aber … zu verfertigen.] Ib. 44–48. 248,8 aber die] Ib: diese 248,15 sich auch] Ib: auch 248,24–25 beynah in] Ib: in fast 248,27 ausheimischen] Ib: ausländischen 248,36–37 weder … Kleider] Ib: es, weder Schuhe noch Kleider zu machen, sondern er läßt sie 248,38 ihren] Ib: daß sie ihren 249,2 mit] Ib: daß sie mit 249,3–4 zu erkaufen,] Ib: erkaufen 249,6 Staates] Ib: großen Königreichs 249,10 erkaufen,] Ib: kaufen 250,7 könne.] Ib: kann. 250,10 ist aber] Ib: aber ist 250,29 zum Voraus] Ib: voraus 250,30 es würde vergeblich seyn,] Ib: daß es vergebens seyn würde 250,32 könnte … Bayern] Ib: kann man in Schottland sehr 250,33 guten] Ib: sehr guten 250,33 kostete] Ib: kostet 250,37–251,1 Bayern … Burgunders] Ib: Schottland den Bau des Champagners und Burgunders 251,18 einander] Ib: lieber einander 251,20–252,25 Wenn eine … niederdrücken.] Ib. 342 f. 251,20–23 Wenn eine … Interesse.] Ib: Drückt hingegen eine mit vielen Ländereyen versehene Nation den Handel fremder Völker entweder durch hohe Abgaben, oder durch Verbote der Einfuhr ihrer Waaren, so muß sie nothwendiger Weise ihrem eigenen Interesse auf zweyerley Arten schaden. 251,25 von Manufakturwaaren] Ib: Manufakturwaaren 251,26 überflüßigen] Ib: überschüßigen 251,33 sie entziehet] Ib: entziehet sie 252,8 dem] Ib: so viel möglich dem 252,9 beydes] Ib: diesen 252,26–253,14 Daß es … wird.] Ib. 105 f. 252,26 welcher dergleichen Lehren] Ib: der diese Lehre 252,29 diejenigen waren,] Ib: diejenige, 252,31–32 es am … ist.] Ib: sie es am wohlfeilsten bekommen können.
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252,34 nie] Ib: niemals 253,1 dem Interesse … Volkes] Ib: des größten Theils des Volkes seinem [!] 253,6 versichern:] Ib: sichern 253,6–7 so vielen] Ib: Grosbritannien und in den meisten andern 253,9 jene Verbote aller derer] Ib: und Verbote aller der 253,11–12 Einschränkung] Ib: Einschränkungen 253,15–254,2 So werden … selbst.] Ib. 104 f. 253,17 Staats aufgeworfen! Nur] Ib: Reiches aufgeworfen! denn nur 253,20 holt] Ib: kauft 253,21 sind.] Ib: sind, ohne sich an dergleichen armseligen kleinen Eigennutz zu kehren. 253,22 Maximen] Ib: solche Maximen 253,23 ihre … machen.] Ib: daß sie alle ihre Nachbarn arm machten. 253,24 derer] Ib: der 253,28 Band] Ib: Land [!] 253,31 Großen dieser Erde] Ib: Könige und ihrer Minister 253,31 jetzigen] Ib: dem jetzigen 253,35–36 Manufakturisten,] Ib: Manufakturisten, die nicht die Beherrscher des Menschen sind, noch seyn sollten, 254,3–5 Es ist … zu versetzen.] Zu diesem Abschnitt ist keine Quelle ermittelt worden. 254,5–255,10 Wie … verächtlich.] Ib. 106–108. 254,6 ein] Ib: vermuthlich ein 254,15–16 die Manufakturisten … allein] Ib: ihrer Nachbarn ihre seyn. Allein 254,24 aber da wo] Ib: wo aber 255,8 Nachbaren ab;] Ib: Nachbarn; 255,9–10 zugleich unerheblich] Ib: unerheblich 255,11–17 Von den … Ecken.] Zu diesem Abschnitt ist keine Quelle ermittelt worden. 255,17–33 Eine … verschaffen.] Ib. 537. 255,20 Versuchung] Ib: Versuchung dazu 255,25 Versuchung nämlich,] Ib: Versuchung 255,25–29 Auch … aus;] Ib: Viertens, da sie das Volk den häufigen Besuchen und den verhaßten Nachforschungen der Taxeneinnehmer unterwerfen, können sie es vielen unnöthigen Beschwerlichkeiten, Verdrusse und Bedruckungen aussetzen: 255,31 möchte.] Ib: wollte. 255,32 Art verursachen] Ib: von diesen vier verschiedenen Arten, verursachen 255,32 noch einmal soviel] Ib: so viel mehr 255,34–256,4 Sobald übrigens … suchen;] Ib. 366. 255,34 Sobald übrigens] Ib: Da nun
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255,35–36 einmal aus … geräumet] Ib: solchergestalt aus dem Wege geräumt worden 256,1 Bey welchem ein jeder,] Ib: Jedermann wird, 256,2–3 vollkommen Herr bleibt,] Ib: die vollkommene Freyheit gelassen, 256,4–10 zugleich aber … sind.] Bei dieser Partie handelt es sich wahrscheinlich um ein Resümee J.s. ÜBER RECHT UND GEWALT, ODER PHILOSOPHISCHE ERWÄGUNG EINES AUFSATZES VON DEM HERRN HOFRATH WIELAND, ÜBER DAS GÖTTLICHE RECHT DER OBRIGKEIT 259,3–6 eines Aufsazes … 1777.] Ueber das göttliche Recht der Obrigkeit oder: Ueber den Lehrsatz: »Daß die höchste Gewalt in einem Staat durch das Volk geschaffen sey.« An Herrn P[rofessor] D[ohm] in C[assel]. In Der Teutsche Merkur. November 1777, 119–145. – Der Aufsatz ist mit dem für Wielands Beiträge üblichen Kürzel W. unterzeichnet. – S. Wielands Werke. Einundzwanzigster Band. Kleine Schriften I. 1773– 1777. Hg. von Wilhelm Kurrelmeyer. Berlin 1939 (= Christoph Martin Wieland: Werke. Bd 21. Hg. von der Deutschen Kommission der Preußischen Akademie der Wissenschaften), 357–370 (künftig: Werke). – Wieland bezieht in dieser Abhandlung Stellung gegen [Christian Konrad Wilhelm Dohm:] Fortsetzung der neuesten politischen Gerüchte. / Portugal. In Der Teutsche Merkur. September 1777, 259–273, insbesondere gegen die Aussagen Dohms S. 266: Sollte man sich nicht schämen noch zuweilen in aufgeklärten Ländern sich so auszudrücken, als wenn das Volk um des Monarchen, nicht dieser um jenes willen da wäre, und als verkennte man die große Wahrheit, daß in einem Staat keine Gewalt von oben herab dem Volk aufgedrückt, sondern allemahl von unten herauf durch das Volk (dem sie nutzen und frommen soll) geschaffen sey. [An dieser Stelle hat Wieland eine Fußnote eingefügt: Ich bin selbst einer von den Ketzern, die diese Wahrheit verkennen.] – Wahrheiten, die schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts und in Portugal gekannt worden! 259,7–12 Qui legem … libera.] Aristotelis politicorum libri VIII. Cum perpetua Danielis Heinsii in omnes libros paraphrasi. Accedit accuratus rerum index. Lugduni Batavorum 1621 (KJB 2621). – J.s Stellenangabe Lib. IV. c. XII. ist vermutlich unzutreffend. In der genannten, in J.s Bibliothek vorhandenen Ausgabe – deren Buch- und Kapitelzählung mit der auch sonst von J. angeführten übereinstimmt – steht dieses Zitat in Lib. III, cap. XII, ebenso in den Ausgaben Aristotelis politicorum libri superstites. Editio nova. Cura Hermanni Conringii, Cum ejusdem Introductione & Emendationibus. Helmestadii 1666, und Aristotelis Opera quæ extant omnia, brevi paraphrasi, ac litteræ perpetuò inhærente explanatione illustrata a P. Sylvestro Mauro Societatis Iesu Tomus Secundus continens philosophiam moralem, hoc est omnes libros ethi-
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corum, politicorum, et œconomicorum. Romæ 1668, 622, und in der Ausgabe Politicorum libri octo, cum perpetua Danielis Heinsii […] in omnes libros paraphrasi, emendatiùs editi, notis illustrati, & ad disputandum publicè propositi, autore & præside Severo Christophoro Olpio, […]. Cum indice locupletissimo. Jenæ 1660; in den beiden zuletzt genannten Ausgaben ist am Rande zusätzlich die auch heute gebräuchliche Kapitelzählung XVI notiert. Die lateinische Übersetzung aller vier genannten Ausgaben weicht allerdings von derjenigen ab, die J. zitiert; s. Ausgabe 1621, 373: Itaque qui legem quidem imperare iubet, Deum & leges jubere imperare videtur. qui hominem vero iubet, adjungit & belluam. Nam & cupiditas, tale quiddam, & ira, eos, qui præsunt, etiam viros optimos, detorquent. quare lex est mens absque cupiditate. (neue Zählung: Buch III, Kap. 16; 1287a 28–32). – In der Ausgabe Aristotelis Operum Tomus Secundus. […] Authore Guillelmo du Vallio. Lutetiæ Parisiorum 1629, steht dieses Zitat in Lib. III, cap. XVI, S. 360, und die lateinische Übersetzung weicht noch stärker von der von J. zitierten ab als die oben aus der Ausgabe 1621 zitierte. – Der Katalog der Bibliothek J.s verzeichnet unter KJB 2610 ferner noch folgende Ausgabe, die möglicher Weise die Quelle seines Zitats ist: Operum Aristotelis nova editio, graece et latine. […] Accesserunt huic editioni Kyriaci Strozae libri 2 politicorum Graeco-latini […]. Aureliae Allobrogum 1605. – Diese Ausgabe hat den Herausgebern nicht vorgelegen. 259,14–17 Das erste … sol.] Schreiben über das Recht des Stärkern. (Eine Beilage zum deutschen Merkur. November 1777.) In Deutsches Museum. 1781. Bd 1, St. 1: Jänner, 70–84. Als Autor dieses Schreibens wurde vielfach Johann Georg Schlosser vermutet. Diese Annahme wird jedoch durch die Gothaischen gelehrten Zeitungen vom 9. Juni 1781 korrigiert: Von dem schönen S c h r e i b e n ü b e r d a s R e c h t d e s S t är k e r n, im Jänner des deutschen Museum 1781. (das manche Herrn Schlosser zuschrieben,) […] ist der Herr Kammersecretair Schneider zu Merseburg, Verfasser. – Vgl. JBW II,2.276: Schneider, Ludwig (1750–1826), von Kranichstein bei Darmstadt; Privatsekretär, auch Kammersekretär. 259,17–19 Dieser Aufsaz … gemacht;] Ungefähr Mitte Dezember 1777 muß J. einen Brief an Wieland geschrieben haben (s. JBW I,2.69 und II,2.64), in dem er diesen wegen seines Aufsatzes vermutlich scharf anging. Siehe den Editorischen Bericht. 259,19–20 die, was … war,] Die ersten Zeilen des Schreiben über das Recht des Stärkern lauten: Ehe ich Hrn. Wieland’s Aufsaz über das göttliche Recht der Obrigkeit las, hatte ich lange vorher in meinem Herzen die Fragen aufgeworfen: Warum gehorchen wir doch den Fürsten? Warum verzweifelt der Bauer über unerträgliche Abgaben und gibt sie doch? – Warum flucht der Soldat aufs Exerziren, und läßt sich doch zu hunderttausenden zum Tode führen? 261,9 Absicht des Herrn Wieland] Wieland: Ueber das göttliche Recht der Obrigkeit, 122 f. (Werke, Bd 21.359): Und so lassen Sie uns dann, wofern Sie just nichts nöthigers oder angenehmers zu thun haben, hören, wie ich das g öt t l i c h e R e c h t – nicht der Könige oder Monar-
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chen ausschließungsweise, sondern der Obrigkeit überhaupt, oder derjenigen, die (nach S t . P a u l s weisem Ausdruck) G e w a l t ü b e r u n s h a b e n – für den ersten Anlauf behaupten werde. 261,20–21 Das Recht … Gewalt.] Ib. 129 (Werke, Bd 21.362 f.). 261,22–262,4 So bald … behaupten …] Ib. 128 (Werke, Bd 21.362). – Die in Fußnote 1 angegebene Seitenzahl 140 bezieht sich auf das nachfolgende Zitat. 261,25–31 Ich erinnere … mogte.«] Ludwig Julius Friedrich Höpfner: Naturrecht des einzelnen Menschen der Gesellschaften und der Völker von D. Ludwig Julius Friedrich Höpfner Lehrer der Rechte. Gießen 1780 (KJB 1538), 30, § 39. 262,5–6 Kinder und … Grunde …] Wieland: Ueber das göttliche Recht der Obrigkeit, 140 (Werke, Bd 21.368). 262,6–12 Durch … wolten.] J. faßt Ausführungen Wielands zusammen; s. ib. 140 (Werke, Bd 21.368): Ists nicht uralte, millionenmal bestätigte Wahrheit, daß die Menschen, sobald sie sich in eine Masse zusammendrängen, einzeln den größten Theil ihrer Kraft verliehren? Wie oft hat man gesehen, daß die gescheidtesten Leute, einer oder vieler Nationen, sobald sie in großer Anzahl feyerlich und in Ceremonien-Röcken versammlet sind, um über die wichtigsten Gegenstände der Menschheit in Corpore zu deliberieren, – sich just in Corpore so albern betragen, so wenig wissen was sie wollen, einander so wenig verstehen, soviel Zeit mit Nebendingen verderben, über die klärsten Dinge so viel schwatzen, punktieren, grübeln, zanken und sophistisieren, als ob sie die ausgemachtesten – Abderiten wären; und endlich – nach Gott weiß! wieviel Seßionen – zulezt doch entweder gar nichts zu Stande bringen, oder von einem Einzigen, der durch List oder Gewalt Meister über sie wird, sich bemaulkorben, und (gern oder ungern) ganz anderswohin führen lassen müssen, als wohin sie anfangs gehen wollten? 262,12–13 der S t är k s t e … Herr.] Ib. 130 (Werke, Bd 21.363): Ich betrachte für izt alles bloß i n d e r O r d n u n g d e r N a t u r – und vermöge dieser ist der Stärkste überall im ganzen All der Schöpfung Meister und Herr; […]. 262,14–17 Und da … recht:] Ib. 130 f. (Werke, Bd 21.363): Die Natur giebt den Schwächern im Stärkern einen Beschützer, einen Vater. Dies ist ihr großes Gesetz. Sie hat es nirgends unter Trompetenschall ausrufen oder durch ihren Kanzler niederschreiben lassen, denn sie hat keine Trompeter und | keinen Kanzler, und braucht auch keine – sie spricht durch W ü r k u n g und T h a t . Sie sagt nicht: »Ihr Planeten sollt die Sonne für euern König erkennen!« sondern setzt die Sonne mitten unter sie hin; und nun entziehe sich einer ihrer Herrschaft wenn er kann! 262,18–20 Alle und … gegründet.] Ib. 123 (Werke, Bd 21.359): Das g öt t l i c h e R e c h t d e r O b r i g k e i t ? – Winke mir nicht so furchtbar, ehrwürdiger Schatten A lg e r n o n S i d n e y s ! Ich verkenne das göttliche R e c h t d e r M e n s c h h e i t nicht. Beyde Rechte in meinem Sinn, auf gleiche weise heilig, auf gleiche weise in dem höhern Rechte der Natur der
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Dinge und der Nothwendigkeit (dem wahren göttlichen Rechte) gegründet. 262,30 jus naturae latissimum] Alexander Gottlieb Baumgarten: Metaphysica. Editio VII. Halae Magdeburgicae 1779, Nachdruck Hildesheim 1982. Pars II. Cosmologia. Caput III. Perceptio vniversi. Sectio III. Natvrale. § 472, 160 f.: […] Legum ordinis naturae complexus ius naturae | latissimum est, huius partes sunt leges regulaeque motus §. 432, legesque naturae spirituum. 263,8–19 Cromweln … war.] Wieland: Ueber das göttliche Recht der Obrigkeit, 131 f. (Werke, Bd 21.363 f.): Wie? Was? einen Cromw e l l ? – Ja, m. Fr. einen Cromwell! – und ich fechte dadurch nicht gegen mich selbst; denn der Plan der Natur ist so unermeßlich groß, daß sie oft und alle Augenblicke uns Kurzsichtigen nach widersprechenden Gesetzen und Zwecken zu handeln scheint. – Ja, dieser Cromwell, der Zerstörer der Staatsverfassung seines Vaterlandes, der Mörder seines Königs, der tapferste, der tugendhafteste, devoteste Bösewicht, der vielleicht jemals gelebt hat, – war zu seiner Zeit d e r S t är k s t e u n t e r s e in e m V o l k e , und so folgte daraus, was unter damaligen Umständen folgen mußte. Und – was brauchen wir weitern Zeugnisses? – Die ehrwürdigsten Mächte erkannten, laut oder stillschweigend, sein Recht; Könige neig|ten sich vor dem Manne, der ihren Bruder öffentlich durch Nachrichters Hand zum Tode gebracht hatte, schickten ihre Gesandte, nahmen die seinigen an, schlossen Bündnisse mit ihm, und suchten seine Freundschaft – Wenn Könige nicht wissen sollten, was in i h r e r e i g n e n S a c h e recht ist, wer soll’s wissen? 263,16–19 mit Fußnote Wol ist … war.] An dem in der Fußnote angegebenen Ort (Wieland: Ueber das göttliche Recht der Obrigkeit, 131 f., Werke, Bd 21.363 f.) bezeichnet Wieland den Königsmord nicht ausdrücklich als ein grosses Verbrechen; er unterscheidet auch nicht zwischen der Theorie als dem noch nicht vollbrachten Mord und dem vollbrachten Mord, rechtfertigt den Mord aber implizit durch den Erfolg. 263,21–27 denn was … Vater;] Vgl. ib. 140 f. (Werke, Bd 21.368): Und wenn es denn eine so große Wahrheit ist und bleibt, daß Kinder und Völker aus dem nehmlichen Grunde regiert werden m ü s s e n : wie auffallend ist nicht das Widersinnische in der Meynung derje|nigen, die zu einem Menschheitsrechte machen: »das Volk habe ein unverlierbares Recht über die Regierung seiner Obrigkeit zu urtheilen, und sich z. E. der Herrschaft seines Königs zu entziehen, wenn er durch eine schlimme Regierung sich der Krone unwürdig gemacht.« Wie? K i n d e r – die eben darum, weil sie sich nicht selbst regieren können, unter Väterlicher Gewalt stehen – sollen ein Recht haben, ihren Vater zu controlieren? Entscheidend zu urtheilen, ob seine Befehle vernünftig und zu ihrem Besten zweckmäßig seyen? Ob er ihnen nicht mehr Spielzeug und Naschwerk geben sollte? Ob er ihnen in diesem oder jenem Fall die Ruthe auch wohl mit Recht, oder nicht zu stark, oder keinen Streich zu viel gegeben habe? […] Feine, weise, wohl überlegte Grundsätze – deren Einführung in die
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Kinderzucht und in die bürgerliche Regierung herrliche Folgen haben würde! – Vgl. ib. 139 (Werke, Bd 21.367): Ich habe behauptet: daß die Völker, aus eben dem Grunde natürlicher Nothwendigkeit, der obrigkeitlichen Gewalt unterworfen sind, um dessentwillen die Kinder n atü r li c he U nt e rt hanen ihr er El t ern sind. – Vgl. ib. 137 f. (Werke, Bd 21.366 f.): Da die menschliche Gattung ohne Regierung nicht glücklich seyn, nicht einmal erhalten werden konnte; so ist der Mensch von Natur das gelehrigste und lenksamste aller Wesen – man müßte ihn denn nur gar nicht zu behandeln wissen. Was ihn aber am meisten geschickt macht, sich regieren zu lassen – und s o r e g i e r e n z u l a ss e n , wie es gewöhnlich geschieht – sind drey oder vier charakteristische Züge, um derentwillen er sich von seinesgleichen schon oft hat den Görgen singen lassen müssen – Zum Exempel, daß Tausend Menschen, die man einzeln nicht vom Flecke bringen könnte, alle zusammen hinter drein ziehen werden, sollt es auch durch die Pforte der Höllen seyn, sobald Einer vorangeht und ruft: ein braver Kerl geht mit! – Sodann: daß sie es einem Jedem herzlich Dank wissen, der ihnen die Mühe erspart, sich über eine Sache, die gleich|wohl besorgt werden m u ß , den Kopf zu zerbrechen; ferner: daß sie sich sehr leicht an etwas gewöhnen, daß nichts so albern, widersinnisch, unlustig, mühselig und beschwerlich ist, das ihnen die Gewohnheit nicht erträglich, und zum Theil so leicht macht, daß sie es zuletzt gar nicht mehr fühlen – und endlich: daß sie größtentheils und [D: nnd] in den meisten Augenblicken ihres Lebens in einem Nebel wandeln, der sie nicht viel weiter als vor ihre Füße hin sehen läßt; so daß sie sich um alles Gegenwärtige, was ein wenig weit von ihnen liegt, wenig, und um die Zukunft oder die entferntern Folgen des Gegenwärtigen gar nicht bekümmern – Vier Qualitäten, die (unter uns gesagt) der weltberühmten menschlichen V e r n u n f t eben nicht die größte Ehre machen. Aber – o h n e s i e , wie sollten auch Menschen von [D: vou] ihresgleichen regiert werden können? – Denn nachdem Regierung und bürgerliche Ordnung einmal bey den verschiednen Völkern Platz genommen und Wurzeln geschlagen: so wird freylich der Fall, daß d i e R e g e n t e n würklich auch die B e s t e n unter ihrem Volke sind, immer seltner. 263,27–264,1 sind und … hat.] Vgl. ib. 126 f. (Werke, Bd 21.361): Eine Menge Volks ist – eine Menge g r o ß e r K i n d e r , eben so unfähig ohne Obrigkeit sich selbst in einem leidlichen Zustande zu erhalten, als unsre kleinen Kinder leben und gedeyhen könnten, wenn man sie der lieben natürlichen Freyheit überlassen wollte. Und warum hat die Natur diese leztern so lange bis sie sich selbst regieren können, der Elterlichen G e w a l t unterworfen? – als w e i l s i e s i c h e i n e Z e i t l a n g n i c h t s e l b s t r e g i e r e n k ön n e n . Und hier zeigt sich ein sehr wesentlicher Unterschied zwischen dem Kind, und einem jeden großen Haufen Menschen die sich zusammenhalten, und (es sey nun aus blos|sem Zufall und Instinkt, nur auf k u r z e Z e i t , oder mit Vorsatz und Ueberlegung auf immer) für Einen Mann zu stehen gesonnen sind – und die man, in beyden Fällen, V o l k nennt. Für das Kind kommt eine Zeit wo es sich selbst
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regieren kann, und sofort hört die väterliche Gewalt auf. Für ein Volk giebts keine solche Zeit in der Natur; je größer, je älter, je aufgeklärter es wird: je unfähiger wird es sich selbst zu regieren. Ich berufe mich über diesen und alle andre Sätze, die ich bloß ihrer Evidenz wegen nicht beweise, auf die allgemeine und besondere Geschichte der ganzen menschlichen Gattung, von soviel Jahrtausenden als man zurückzählen will, bis auf diesen heutigen 31. October 1777. Der Urheber der Natur hat also, durch eben den Akt, durch den er Menschen machte, das ewige G e s e t z d e r N o t h w e n d i g k e i t promulgiert: d a ß s i e r e g i e r t w e rd e n m ü s s e n : und – so ist alle obrigkeitliche Gewalt, an sich betrachtet, göttlichen Rechts. – Zu den in der Fußnote ferner genannten Stellen S. 139 und 141 s. die Anm. zu 263,21–27. 264,9–13 Nun aber … ist.] Ib. 132 (Werke, Bd 21.364): Alles was ich bisher gesagt habe, zweckt dahin ab, als einen Grundsatz aufzustellen: es liege in der menschlichen Natur ein angebohrner Instinkt, denjenigen für unsern natürlichen Obern, Führer und Regenten zu erkennen, und uns willig von ihm leiten und meistern zu lassen, dessen Oberm a c h t w i r f ü h l e n : und dies sey die erste Quelle der obrigkeitlichen Gewalt unter den Menschen gewesen. 264,13–19 »Und ich … vorgegangen …] Ib. 132 f. (Werke, Bd 21.364). Wieland schließt an: Immer verhielt sich d a s V o l k, d. i. der größeste Theil der Nation l e i d e n d dabey. Denn auch dann, wenn es anmaßliche oder erwählte Repräsentanten hatte, waren gemeiniglich die R e c h t e d e s V o l k s nur der Schild und Deckmantel, unter welchem die Mächtigsten unter dem Adel und der Klerisey, und die Ehrgeizigsten, Verschmiztesten und Beredtesten unter dem Volke ihre Privatabsichten desto sichrer durchzusetzen wußten. – Wenn etwa noch jemand wäre, der nicht wüßte, was Repräsentanten einer Nation s i n d ; so kann er sich aus der neuern und neuesten Geschichte einer gewissen Ile flottante so treflich davon belehren, daß es ihm, alles zusammengerechnet, (wenigstens) eben s o s i c h e r dünken wird, seine Menschheitsrechte in unsers lieben Herrn Gottes unmittelbarem Schutz zu wissen, als in den Händen solcher Repräsentanten, die alle Augenblicke die Rolle vergessen, die man ihnen zu spielen gegeben hat, und auch, wenn sie’s am besten zu machen scheinen, doch immer nur sich s e l b s t repräsentiren. (Fortsetzung des Zitats in der folgenden Anm.) 264,20–27 … Dem gemeinen … anzusehen …] Ib. 133–135 (Werke, Bd 21.364 f.) (Fortsetzung des Zitats aus der vorhergehenden Anm.): Man durchgehe die Geschichte aller Wahlreiche und aller erwählten Regenten, und sehe – wieviel die Nation dabey gewinnt, daß etliche aus ihrem Mittel das Recht haben, denjenigen zum Könige zu setzen, der ihrem besondern Interesse am zuträg|lichsten ist! – Und eben weil in einem Wahlreiche der gemeine Mann, der doch den zahlreichsten und wichtigsten Theil der Nation ausmacht, gar wohl fühlt, wie wenig es ihm verschlägt, w e r ihn beherrsche, indem sein Schicksal im Ganzen genommen unter d i e s e m und j e n e m immer das Nehmliche bleiben wird: so sehen
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wir ihn so ruhig und gleichgültig abwarten, was die Götter dießfalls beschliessen; oder wenn er sich ja für Einen Kandidaten mehr als für den andern intereßiert, so ist es entweder aus irgend einer dumpfsinnigen Partheylichkeit für dessen Haus oder Person, oder aus vermeyntem Religionsinteresse, oder weil er unter dem einen mehr in Ruh und Frieden zu leben hoft als unter dem andern. Allein, da auf seine Theilnehmung so ganz und gar nichts ankömmt – so ists im Grunde für ihn auch einerley, ob der Oberherr, der ihm gegeben wird, dazu g e b o h r e n oder e r w äh l t sey. Sobald er nur einen Reuter auf seinem Rücken fühlt, der seiner mächtig ist, so giebt er sich zufrieden, folgt dem Zügel, und duldet den Sporn. / Ueberhaupt sehen wir, daß die Völker sich gerne unter eine erbliche Regierung schmiegen, gerne einem gewissen H a u s e , einer festgesetzten Folge von Prinzen, unterthan sind; sich gar bald angewöhnen, diese ihre H e r r e n für eine höhere Art von Wesen anzusehen, und vor einem neugebohrnen Kron- | oder Erbprinzen kaum mit weniger Andacht, Glauben, Liebe und Hofnung die Kniee beugen, als die heil. Drey Könige vor dem Christkindlein. (Fortsetzung des Zitats in der folgenden Anm.) 264,27–30 … und ein … zu leiden.] Ib. 135 (Werke, Bd 21.365) (Fortsetzung des Zitats aus der vorhergehenden Anm.): All dies, lieber Herr und Freund, ist in der menschlichen Natur; und Wohl dem gemeinen Manne, dem kein S t e p h a n u s J u n i u s B r u t u s , kein M i l t o n , kein A l g e r n o n S i d n e y , keine C a t o ’ s B r i e f e , dies treuherzige Gefühl wegphilosophiert haben! Er nimmt seine Regenten, gut oder schlimm, als ihm v o n G o t t g e g e b e n , an, und ein b ös e r H e r r müßte beynahe der D e d g i a l selbst seyn, bis dem Volke einfiele, die Frage aufzuwerfen: ob es wohl schuldig sey, alles von ihm zu leiden? – 264,30–265,3 So tief … müsse.] Ib. 135 (Werke, Bd 21.365) (Fortsetzung des Zitats aus der vorhergehenden Anm.); Hervorhebungen von J. 265,3–4 Und wohl … hat!«] J. hat diesen Satz an das Ende des Absatzes gestellt; siehe den Kontext dieser Aussage in der vorletzten Anm. 265,6–8 unsere Regenten … schuldig sind] S. die Anm. zu 264,27– 30. 265,8–10 es sizt … Absichten.] In dieser knappen Wendung faßt J. längere Ausführungen Wielands zusammen; s. etwa Wieland: Ueber das göttliche Recht der Obrigkeit, 136 (Werke, Bd 21.366): Die E r b f o l g e ist eine Art von Loos, die in den Augen der Völker eben dadurch eine ganz eigene Heiligkeit erhält, daß man (und dies mit bestem Grunde) den Prinzen, der vermöge des Erbfolge-Rechts zum Thron gebohren wird, gerade so ansieht und aufnimmt, als ob ihn ein Engel Gottes sichtbarlich aus den Wolken herab gebracht, und mit einer durchs ganze Land hinschallenden Stimme gerufen hätte: S e h e t , d a s i s t e u e r H e r r ! – Im Anschluß hieran (ib. 136 f.) wendet Wieland sich gegen die Herren Philosophen, und Staatsgelehrten, und all das ehrsüchtige Volklein, das auch gerne am Ruder sitzen und die Welt regieren helfen möchte. 265,10–13 »Darum ist … könte.«] Ib. 137 (Werke, Bd 21.366). J. stellt die von Wieland vorangestellte Begründung an das Ende des Satzes.
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265,16–18 »Die Natur … können.«] S. die Anm. zu 263,27– 264,1. 265,18–25 Doch wird … Unverstand.] S. die Anm. zu 263,21–27, das Zitat ib. 137 f. 265,30–31 »Einem Geschöpfe … sol.«] Wieland: Ueber das göttliche Recht der Obrigkeit, 137 (Werke, Bd 21.366): Die Natur hat jedem ihrer Geschöpfe die Triebe und innern Anlagen gegeben, ohne die es nicht das werden könnte, was es seyn soll. 266,1–16 »Wenn wir … solte.«] Ib. 142 f. (Werke, Bd 21.369). Nach den Wörtern sehen dann (266,3) überspringt J. die folgende Aufzählung: wie wunderbar die unermeßliche Kette von Ursachen und Würkungen sich fortschlingt; wie immer ganz andre Effekte herauskommen als man von den vermeynten Ursachen erwartet hätte; wie ein Reich, dem von seinen eignen Staatsärzten der gewisse Untergang als eine Folge jeder angeblichen Sottise, so die Regierung gemacht, zwanzig und mehr Jahre hintereinander angedroht worden, dem ungeachtet sich in seinem Stand und Wesen erhält, und die | Weissagungen seiner Propheten zu Schanden macht; 266,28–29 vorhin schon gedacht worden] S. 262,18–263,7. 268,17 mit Fußnote Die M a c h t … Recht.] Wieland: Idris. Ein heroisch-comisches Gedicht. Leipzig 1768, 162; vgl. Wieland: Werke, Bd 7.88. – Der Buchtitel stellt nur eine Kurzform des Werktitels dar. Dieser lautet J.s Angabe entsprechend: Idris und Zenide. 269,3–12 mit Fußnote »Das natürliche … einsahen.«] Leibniz: Opera omnia Nunc primum collecta, in classes distributa, praefationibus et indicibus exornata, studio Ludovici Dutens. Genève 1769 (KJB 45) (Nachdruck Hildesheim 1989, Bd IV, Teil III.282 f. – Statt 269,33: paradoxetera lies: paradoxotera. 269,22–270,6 »Welcher Mensch … rennen?«] Giovanni Vincenzo Gravina: Opera sev originum juris civilis libri tres […]. Lipsiae 1737 (KJB 1409). Liber II: Qui est de jure naturali, gentium, et XII. Tabularum, ad Clementem XI. Pont. Max., Caput I: De Boni Malique Natura, sive de Justitia et Injustitia naturali, 148. 271,11 ius latissimum] S. die Anm. zu 262,30. 271,21–29 Nach ihm, … Macht.] Spinoza: Opera posthuma, Quorum series post Præfationem exhibetur. o. O. 1677 (KJB 1134). Darin: Tractatus politicus. cap. II. – 271: §. IV. Per Jus itaque naturæ intelligo ipsas naturæ leges, seu regulas, secundùm quas omnia fiunt, hoc est, ipsam naturæ potentiam; atque adeò totius naturæ, & consequenter uniuscujusque invidui naturale Jus eò usque se extendit, quò ejus potentia; & consequenter quicquid unusquisque homo ex legibus suæ naturæ agit, id summo naturæ jure agit, tantumque in naturam habet juris, quantum potentiâ valet. 271,30–272,8 Da nun … Recht.] Ib.: §. V. […] Sed homines magis cæcâ cupiditate, quàm ratione ducuntur, ac proinde hominum naturalis potentia, sive Jus non ratione; sed quocunque appetitu, quo ad agendum
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determinantur, quoque se conservare conantur, definiri debet. […] quandoquidem tam hæ, quàm illæ effectûs naturæ sunt, vimque naturalem explicant, quâ homo in suo esse perseverare conatur. Est enim homo, sive sapiens, sive ignarus sit, naturæ pars, & id omne, ex quo unusquisque ad agendum determinatur, ad naturæ potentiam referri debet, nempe quatenus hæc per naturam hujus, aut illius hominis definiri potest. Nihil namque homo, seu ratione, seu solâ cupiditate ductus, agit, nisi secundùm leges, & regulas naturæ, hoc est, (per Art. 4. hujus Cap.) ex naturæ jure. 272,9–17 Also, da … sei.] Ib. 273: §. VIII. Concludimus itaque […] (quia unusquisque tantum juris habet, quantum potentiâ valet) quicquid unusquisque, sive sapiens, sive ignarus conatur, & agit, id summo naturæ jure conari, & agere. Ex quibus sequitur Jus, & institutum naturæ, sub quo omnes nascuntur homines, & maximâ ex parte vivunt, nihil, nisi quod nemo cupit, & quod nemo potest, prohibere, non contentiones, non odia, non iram, non dolos, nec absolutè aliquid, quod appetitus suadet, aversari. 272,18–20 Ferner folgt … feßle.] Ib. 274: §. X. […] Qui primo, vel secundo modo alterum in potestate habet, ejus tantùm Corpus, non Mentem tenet; tertio autem, vel quarto, tam ipsius Mentem, quàm Corpus sui juris fecit; […]. 272,21–23 Ich kan … bin.] Ib.: §. XI. Judicandi facultas eatenus etiam alterius juris esse potest, quatenus Mens potest ab altero decipi: […]. 272,24–27 Auch treulos …gegeben.] Ib.: §. XII. Fides alicui data, quâ aliquis solis verbis pollicitus est, se hoc, aut illud facturum, quod pro suo jure omittere poterat, vel contrà, tamdiu rara manet, quamdiu ejus, qui fidem dedit, non mutatur voluntas. Nam qui potestatem habet solvendi fidem, is reverâ suo jure non cessit; sed verba tantùm dedit. […] 272,28–32 Zwei, die … einander.] Ib. 275: §. XIII. Si duo simul conveniant, & vires jungant, plus simul possunt, & consequenter plus juris in naturam simul habent, quàm uterque solus, & quò plures necessitudines sic junxerint suas, eò omnes simul plus juris habebunt. 273,1–9 In so ferne … habe.] Ib.: §. XIV. Quatenus homines irâ, invidiâ, aut aliquo odii affectu conflictantur, eatenus diversè trahuntur, & invicem contrarii sunt, & propterea eò plus timendi, quò plus possunt, magisque callidi, & astuti sunt, quàm reliqua animalia; & quia homines ut plurimum, (ut in Art. 5 præc. Cap. diximus) his affectibus naturâ sunt obnoxii; sunt ergo homines ex naturâ hostes. Nam is mihi maximus hostis, qui mihi maximè timendus, & à quo mihi maximè cavendum est. 273,11–39 Es ist … Sicherheit.] Ib. 269: §. V. Est enim hoc certum, & in nostrâ Ethicâ verum esse demonstravimus, homines necessariò affectibus esse obnoxios, & ità constitutos esse, ut eorum, quibus malè est, misereantur & quibus benè est, invideant, & ut ad vindictam magis, quàm ad misericordiam sint proni, & præterea unumquemque appetere, ut reliqui ex ipsius ingenio vivant, & ut probent, quod ipse probat, & quod ipse repudiat, repudient; unde fit, ut cùm omnes pariter appetant primi esse, in contentiones veniant, &, quantùm possunt, nitantur se invicem oppri-
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mere, &, qui victor evadit, magis glorietur, quòd alteri obfuit, quàm quòd sibi profuit […]. Ostendimus præterea, rationem multùm quidem posse affectûs coërcere, & moderari; sed simul vidimus viam, quam ipsa ratio docet, perarduam esse; ità ut, qui sibi persuadent posse multitudinem, vel qui publicis negotiis distrahuntur, induci, ut ex solo rationis præscripto vivant, seculum Poëtarum aureum, seu fabulam somnient. / §. VI. Imperium igitur, cujus salus ab alicujus fide pendet, & cujus negotia non possunt rectè curari, nisi ii, qui eadem tractant, fide velint agere, minimè stabile erit; sed, ut permanere possit, res ejus publicæ ità ordinandæ sunt, ut qui easdem administrant, sive ratione ducantur, sive affectu, induci nequeant, ut malè fidi sint, ceu pravè agant. Nec ad imperii securitatem refert, quo animo homines inducantur, ad res rectè administrandum, modò res rectè administrentur; animi enim libertas, seu fortitudo privata virtus est; at imperii virtus securitas. 274,1–6 Da … Sicherheit.] Diese Passage läßt sich an dem in der Fußnote angegebenen Ort wie auch in Spinozas Tractatus politicus nicht nachweisen. Es scheint sich hier um ein Resümee J.s zu handeln. 274,7–29 Wäre die … leidet.] Spinoza: Opera posthuma. Darin: Tractatus politicus, cap. VI. – 291 f.: §. III. Quòd si cum humanâ naturâ ità comparatum esset, ut homines id, quod maximè utile est, maximè cuperent, nullâ esset opus arte ad concordiam, & fidem; sed quia longè aliter cum naturâ humanâ constitutum esse constat, imperium necessariò ità insti|tuendum est, ut omnes, tam qui regunt, quàm qui reguntur, velint nolint, id tamen agant, quod communis salutis interest, hoc est, ut omnes sponte, vel vi, vel necessitate coacti sint ex rationis præscripto vivere; quod fit, si imperii res ità ordinentur, ut nihil, quod ad communem salutem spectat, ullius fidei absolutè committatur. Nemo enim tam vigilans est, qui aliquando non dormitet, & nemo tam potenti, tamque integro animo fuit, qui aliquando, & præsertim quando maximè animi fortitudine opus est, non frangeretur, ac pateretur vinci. Et sanè stultitia est ab alio id exigere, quod nemo à se ipso impetrare potest, nempe, ut alteri potiùs, quam sibi vigilet, ut avarus non sit, neque invidus, neque ambitiosus, &c. præsertim is, qui omnium affectuum incitamenta maxima quotidie habet. 275,7–12 Man lese … erörtert.] Ib. cap. V. – 290: §. VI. Sed notandum, imperium, quod in hunc finem institui dixi, à me intelligi id, quod multitudo libera instituit, non autem id, quod in multitudinem jure belli acquiritur. Libera enim multitudo majori spe, quàm metu; subacta autem majori metu, quàm spe ducitur: quippe illa vitam colere; hæc autem mortem tantummodò vitare studet; illa inquam, sibi vivere studet, hæc victoris esse cogitur, unde hanc servire, illam liberam esse dicimus. Finis itaque imperii, quod aliquis Jure belli adipiscitur, est dominari, & servos potiùs, quàm subditos habere. Et quamvis inter imperium, quod à liberâ multitudine creatur, & illud, quod jure belli acquiritur, si ad utriusque jus in genere attendamus, nulla essentialis detur differentia, finem tamen, ut jam ostendimus, & præterea media, quibus unumquodque conservari debeat, admodùm diversa habent.
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275,14–19 »Es ist … leidet;«] Ib. cap. VI. – 292: §. III. […] Et sanè stultitia est ab alio id exigere, quod nemo à se ipso impetrare potest, nempe, ut alteri potiùs, quam sibi vigilet, ut avarus non sit, neque invidus, neque ambitiosus, &c. præsertim is, qui omnium affectuum incitamenta maxima quotidie habet. 275,20–37 Zwar scheint … Gemüther.] Ib.: §. IV. At experientia contrà docere videtur, pacis, & concordiæ interesse, ut omnis potestas ad unum conferatur. Nam nullum imperium tamdiu absque ullâ notabili mutatione stetit, quàm Turcarum, & contrà nulla minùs diuturna, quàm popularia, seu Democratica fuerunt, nec ulla, ubi tot seditiones moverentur. Sed si servitium, barbaries & solitudo pax appellanda sit, nihil hominibus pace miserius. Plures sanè, & acerbiores contentiones inter parentes, & liberos, quàm inter dominos, & servos moveri solent, nec tamen OEconomiæ interest Jus paternum in dominium mutare, & liberos perinde, ac servos habere. Servitutis igitur, non pacis, interest, omnem potestatem ad unum transferre: nam pax, ut jam diximus, non in belli privatione; sed in animorum unione, sive concordiâ consistit. 276,10–23 E r s t e F r a g e : … wird«] Wieland: Ueber das göttliche Recht der Obrigkeit, 124 f. (Werke, Bd 21.360). 276,33–277,22 L’impulsion … liberté. ] Jean Jacques Rousseau: Du contract social; ou principes du droit politique. Amsterdam 1762 (KJB 1652). Livre I. Chapitre VIII: De l’état civil, 39. 277,15–16 In pace … Deutschen.] C. Julii Caesaris Commentarii de bello Gallico et civili accedunt libri de Bello Alexandrino Africano et Hispaniensi e recensione Francisci Orden dorpii. Lipsiae 1780. Buch VI, Abschnitt XXIII, 215. (In J.s Bibliothek ist die Ausgabe Lugduni Batavorum 1635 nachgewiesen, KJB 2629, ferner eine französische und eine deutsche Übersetzung, KJB 2630 bzw. 2631.) 277,18–19 B o d i n nennt … an.] Les six livres de la republique de I. Bodin Angeuin. Paris 1583. (In J.s Bibliothek ist die Ausgabe Paris 1580 nachgewiesen, KJB 1470.) Livre III, chapitre 7. 476: l’union desquels a maintenu plusieurs peuples sans forme de Republique ny puissance souveraine, comme on void au liure des 4 Iuges, où il est escrit que le peuple Hebrieu fut longuement sans Princes ny Magistrats, viuant chacun à son plaisir en toute libertè […]. – Am Rande folgt die Stellenangabe: 4 Iudicium. ca. 16. & in fine 21. – S. Iud 17,6 [!] und 21,25. 277,21–279,11 »Der Hausvater … verfolgen.«] Justus Mösers, Hochfürstl. Osnabrückischen Justizrath und geheimen Referendarius, Ritterschaftlichen Syndicus und Advocatus Patriä, Osnabrückische Geschichte. Teil 1. Berlin/Stettin 1780 (KJB 1937), 22 f. – J. verzichtet in seinem Zitat auf die Wiedergabe der im Originaltext befindlichen Fußnoten mit den Quellenangaben. 277,24 Robertsons Geschichte von Amerika] Wilhelm Robertson’s […] Geschichte von Amerika. Aus dem Englischen übersetzt von Johann Friedrich Schiller. Bde 1–2: Leipzig 1777; Bd 3: postum erschienen in Leipzig 1798. – Zitat Bd 1.393. – Im Katalog der Bibliothek J.s sind verzeich-
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net eine englische Ausgabe, London und Edinburgh 1777 (KJB 1994), und eine französische Übersetzung, Paris 1778 (KJB 1995). 278,17–39 Aufmerksamen Lesern … hatten.] Möser: Osnabrückische Geschichte, Teil 1.23 f., Fußnote a). – 278,24: statt gilt im Original: galt. 279,15–16 Von dem … befugt.] Ib. 32: Der Richter behielt nicht die Macht von dem linken Zähe auf den rechten zu schliessen. (Fortsetzung des Zitats in der folgenden Anm.) 279,16–29 »Sein Amt … worden.] Ib. 32 f., Fortsetzung des in der vorhergehenden Anm. mitgeteilten Zitats. – Auch bei diesem Zitat verzichtet J. auf die Wiedergabe der im Originaltext befindlichen Fußnoten. 279,29–32 Man lacht … strafen.«] Ib. 33. – Dieser Satz ist Bestandteil der Fußnote a), welche dem von J. nur zum geringen Teil zitierten Anfangsteil des Paragraphen 19 zugeordnet ist; dieser lautet: Die richterliche schwankende Willkühr wurde zugleich durch das Wehrgeld ungemein verhindert; und um derselben endlich auch nicht den geringsten möglichen Raum zu geben: so wurden alle Wunden nach der Maasse berechnet, alle Glieder auf das sorgfältigste gezählet, und jedes zu einem besondern Anschlag gebracht. Der Richter behielt nicht die Macht von dem linken Zähe auf den rechten zu schliessen [Fußnote: Die ganze alte Rechtsgelehrsamkeit schien keinen wichtigern Gegenstand zu haben. Si pollex abscindatur XX Sol. Si pollicis unguis abscindatur III Solidis emendetur. Si quis indicem digitum VIII Sol. etc. LL. Aethelst. beym WILK. p. 5. Und man findet dergleichen fast in jeder alten Dorfordnung. […] Man lacht jetzt über dergleichen alte Gesetze, und läßt sich dafür von jeder Obrigkeit als ein Knecht nach Willkühr strafen. […] 280,10–19 »W i e l a n g e … z u la s s e n ?«] Wieland: Ueber das göttliche Recht der Obrigkeit, 125 (Werke, Bd 21.360). 280,21–22 aus jenem … nennt] Ib. 128 (Werke, Bd 21.362). 280,23–24 worinn der … Anielo!)] Ib. 127 f. (Werke, Bd 21.362): Erinnern Sie Sich nur der Geschichte des Masaniello – sie ist, nach ihren Grundzügen, die Geschichte aller andern Aufrühre, Empörungen und Bürgerkriege. Wenn ein Volk in | Gährung geräth und zu schwärmen anfängt, s o m u ß es – diese Nothwendigkeit f ü h l t gar bald ein jedes einzelnes Glied desselben – e i n e n A n f ü h r e r h a b e n – Und diesen Anführer hat immer die N a t u r gemacht. Es ist der, der die meiste K r a f t hat, der die übrigen in seinen Wirbel hineinziehen und mit sich fortreißen kann, der den meisten Muth, die festeste Entschlossenheit, den feurigsten und anhaltendsten Enthusiasmus äußert. – Masaniello (Tommaso Aniello, 1620–1647), war ein neapolitanischer Revolutionär, der einen Aufstand gegen den spanischen Vizekönig organisiert hat. 280,28–281,4 daß vermuthlich … Geselschaft.] Eclaircissements demandés à M. [Jacques] N[ecker], sur ses principes économiques, & sur ses projets de législation; au nom des propriétaires fonciers & des cultivateurs françois, par M. l’Abbé Baudeau. o. O. 1775 (KJB 1325). S. 8 beginnt das Kapitel, auf das J. sich bezieht: No. Premier. / Origine de la société. Das
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Zitat findet sich auf S. 10: Mais, Monsieur, tous ces hommes sont-ils nés sans pere & mere? Sont-ils nés tout aussi grands, tout aussi forts, tout aussi raisonnables que les voilà? Permettez que j’en doute. / Vous les regardez comme les fondateurs de la premiere société; moi je les regarde comme les effets d’une autre société, dans laquelle ils ont dû vivre pendant plusieurs années. / N’est-ce pas dans une société qu’un premier amour leur donna la vie, qu’un second amour éleva leur longue enfance. / Un pere, une mere, des freres & des sœurs, ne forment-ils dont pas en effet cette premiere société que vous oubliez? 281,24–26 Tout … fondement.] Bodin: Les six livres de la republique, 68 (Liv. I. Chap. VI). 281,26–27 De la …republique] Ib. 474 (Liv. III. chap. VII). – J. faßt hier die ersten Sätze des betreffenden Kapitels zusammen: Apres auoir parlé de la famille & de ses parties, de la Souueraineté & des Magistrats, il faust dire des corps & Colleges. Disons donc premierement de la cause des corps & Colleges […]. La difference de la famille aux corps & Colleges, & de ceuxcy à la Republique […]. 281,27–282,16 L’origine … brigander.] Ib. 474 f. 282,16–29 Ceste … souveraine.] Ib. 475. 282,30–32 S. noch … 193.] [Cornelius de Pauw:] Recherches philosophiques sur les Egyptiens et les Chinois. Berlin 1773, Bd 2.291 f.: Quoiqu’on eut pris des mesures pour assurer la tranquillité dans ces moments de crise, où l’Etat sans Maître flottoit entre les contendants, il y a bien de l’apparence que les intrigues des Candidats ont souvent troublé les elections; & on croit voir des traces sensibles de ce désordre dans l’Histoire des soixante & dix Pharaons, qui regnerent soixante & dix jours; ce qui provient de quelque confu|sion, où différents Candidats s’arrogeoient la pluralité des voix: car il ne s’agit point ici, comme on l’a prétendu, d’une irruption de la part de l’ennemi, qui fit mourir en moins de trois mois tous les Gouverneurs de l’Egypte, qui ne furent jamais au nombre de 70; puisqu’on voit par la construction du Labyrinthe, où devoient s’assembler les députés des Préfectures, qu’avant la domination des Persans l’Egypte n’étoit divisée qu’en vingt-sept Nomes. [Fußnote: C’est ainsi qu’on trouve ce nombre dans tous les exemplaires de Strabon; quoique, suivant moi, il n’y ait eu que douze grands Nomes & douze petits.] – [Cornelius de Pauw:] Recherches philosophiques sur les Américains, ou mémoires intéressants pour servire à l’histoire de l’espece humaine. Par M. de P ***. – J. besaß die Nouvelle édition corrigée et augmentée, Cleve 1772 (KJB 2409); er bezieht sich hier aber ausdrücklich auf die letzte Edition, also auf: Nouvelle édition, augmentée d’une Dissertation critique par Dom Pernety, & de la défense de l’Auteur des Recherches contre cette Dissertation. 2 Bde. Berlin 1777. Bd 2.191–193: On ne doit pas compter entre les conséquences dangereuses qu’a entraînées le dogme de la Résurrection des corps, l’usage d’enterrer des enfants vivants avec le corps mort de la mere, comme on fait chez Onontagues, au Darien, & dans quelles autres cantons de l’Amérique. Cette atrocité est née de la déplorable constitution de la vie sauvage, où
Über Recht und Gewalt
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personne ne voulant ou ne pouvant se charger de l’éducation des orphelins & des orphelines à la mamelle, on les détruit le jour même | que la mere vient à expirer. On les massacre pour les empêcher de mourir de faim & de misere. La charité des Sauvages ne s’étend pas plus loin, & cette charité même est un crime de leze-humanité; tant l’homme perd à n’être point civilisé. / Après avoir considéré le cérémonial affreux & révoltant, pratiqué aux funérailles de tant de nations des deux continents, nous examinerons une bizarrerie qui a rapport au deuil, & dont il est impossible d’approfondir les causes. Elle consiste à se couper un article des doigts, lorsqu’on perd son mari, sa femme, ou quelqu’un de ses proches. Les Tcharos de Paraguai, les Guaranos, & beaucoup d’autres grandes peuplades de cette partie du nouveau Monde, ont été anciennement si faciles à se faire de semblables amputations, qu’on y a rencontré des hommes & des femmes à qui il ne restoit plus que cinq ou six doigts entiers aux deux mains [Fußnote]. Ce qui a sans doute induit en erreur l’Auteur des mémoires manuscrits qui m’ont été communiques, & dans lesquels il est dit que chez les Sauvages qui habitent à l’Occident de Paramaribo, & que les Hollandois nomment Boken, il y a des tribus entieres qui n’ont naturellement que trois doigts à chaque main. / Les Missionaires, intéressés à posséder des esclaves qui ne soient point mutilés, ont presque entiérement aboli cette extravagance chez les Indiens qu’ils dirigent dans l’Amérique méridionale; mais dans la Californie plusieurs hordes restées dans la barbarie ont aussi persévéré dans cet abus, & se retranchent encore aujourd’hui quelques phalanges des doigts à la mort de leurs parents: ils commencent par les articles des deux mains, & quand ces membres sont totalement emportés, ils | attaquent le second doigt, & ont un secret merveilleux pour guérir promptement ces blessures qui seroient regardées comme dangereuses en Europe, à force d’être répétées souvent. 283,1–3 »W o i s t … worden?«] Wieland: Ueber das göttliche Recht der Obrigkeit, 125 (Werke, Bd 21.361). 283,15–17 Das unglükselige … Thiers,] Ib. 134 (Werke, Bd 21.365); s. die Anm. zu 264,20–27. 283,31 R o b i n s o n C r u s o e … Freitag] Daniel Defoe: The Life and Strange Surprizing Adventures of Robinson Crusoe, of York, Mariner: Who lived Eight and Twenty Years, all alone in an un-inhabited Island on the Coast of America, near the Mouth of the Great River of Oroonoque; Having been cast on Shore by Shipwreck, wherein all the Men perished but himself. With an Account how he was at last as strangely deliver’d by Pyrates. Written by Himself. London 1719. – Erste deutsche Übersetzung: Das Leben und die gantz ungemeine Begebenheiten des berühmten Engelländers Mr. Robinson Crusoe, welcher durch Sturm und Schiffbruch (worinn alle seine Reise-Gefährten elendiglich ertruncken) auf der Americanischen Küste vorn an dem grossen Fluß Oroonoko auf ein unwohntes Eiland gerathen[,] Acht- und zwantzig Jahre darauf gelebet und zuletzt durch See-Räuber wunderbahrer Weise davon befreyet worden. Göttlicher Providentz zum Preise und curiöser Gemühter besonde-
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rem Vergnügen nach der dritten Engelländis. Edition auf vornehmes Begehren ins Teutsche übergesetzet. Hamburg 1720, 276–419. 284,4–5 der … gelohnt.] Es konnte nicht geklärt werden, nach welcher Aristoteles-Ausgabe J. die Nikomachische Ethik zitiert. Vgl. Aristotelis Opera quæ extant omnia, breui paraphrasi, ac litteræ perpetuò inhærente explanatione illustrata a P. Sylvestro Mauro Societatis Iesu Tomus Secundus continens philosophiam moralem, hoc est omnes libros ethicorum, politicorum, et œconomicorum. Romæ 1668. Lib. V, cap. VI. 140: Merces igitur quædam danda est: ea autem est honor, & donum. Quibus vero hæc satis non sunt, ii tyranni efficiuntur. (Neue Zählung: Buch V, Kap. 10, 1134b 6–8) – In der Ausgabe Aristotelis Operum Tomus Secundus. […] Authore Guillelmo DuVallio. Lutetiæ Parisiorum 1629, steht das Zitat in Lib. V, cap. X; diese lateinische Übersetzung ist teils näher an derjenigen J.s, teils aber auch ferner; s. 67: Danda igitur ei merces aliqua est. Hæc autem est honor & decus. Qui verò his contenti non sunt, hi fiunt tyranni. 284,15–18 Noch zu … erkante.] Platonis Philosophi quae exstant Graece ad editionem Henrici Stephani accurate expressa cum Marsilii Ficini interpretatione accedit varietas lectionis studiis Societatis Bipontinae. Bd 6. Biponti 1784. De re publica. Lib. III. 405b: Nonne turpe videtur, & malae institutionis magna coniectura, ut cogamur ob propriae virtutis inopiam iustitia uti externa aliorum, videlicet tanquam dominorum & iudicum? 284,31–285,4 mit Fußnote In dem Vaterlande … hatte.] Dan 6,8.12.14–16 (alternative Zählung: 6,9.13.15–17). – S. Spinoza: Opera posthuma. Darin: Tractatus politicus, cap. VII, § I. 301. 285,8–14 W i e … ü b e r t r a g e n ?] Wieland: Ueber das göttliche Recht der Obrigkeit, 125 f. (Werke, Bd 21.361). 286,28–35 Die Freiheit … könte.] Œuvres de Monsieur de Montesquieu. Nouvelle édition, revue, corrigée & considérablement augmentée par l’auteur. London 1767. Bd 2. De l’Esprit des loix. Liv. XI, Chap. III. 205 f.: Il est vrai que, dans les démocraties, le peuple paroît faire ce qu’il veut: mais la liberté politique ne consiste point à faire ce que l’on veut. Dans un état, c’est-à-dire dans une société où il y a des loix, la liberté ne peut consister qu’à, pouvoir faire ce que l’on doit vouloir, & à n’être point contraint de faire ce que l’on ne doit pas vouloir. (Bis hierhin übersetzt J. ersichtlich etwas frei.) / Il faut se mettre dans l’esprit ce que c’est que l’indépendance, & ce que c’est que la liberté. La liberté est le droit de faire tout ce que les loix permettent: &, si un citoyen pouvoit faire ce qu’elles défendent, il n’auroit plus de liberté, parce que les autres auroient tout de même ce pouvoir. 287,24 Silvam Silvarum … fiat lux!] Wieland: Ueber das göttliche Recht der Obrigkeit, 126 (Werke, Bd 21.361): Ich denke, wir haben uns bereits durchs Dickste und Gröbste durchgehauen – Es fängt schon an in dieser Sylva Sylvarum heller vor uns zu werden – Setzen wir uns denn zusammen hin, und sehen in aller Gelassenheit, ob die Wahrheit, von der uns die Begierde sie zu suchen oft so weit wegführt, nicht vielleicht dichte neben uns steht?
Schreiben des Herrn Geheimraths Jacobi
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287,25 (Die Fortsezung im nächsten Stük.)] Entgegen dieser Ankündigung ließ J. keine Fortsetzung mehr folgen. Die Gründe dafür sind teils dem im vorliegenden Band folgenden Schreiben des Hrn. Geheimenraths Jacobi in Düsseldorf, teils J.s Brief an Hamann vom 17. und 18. November 1785 (JBW I,4.249 f.) zu entnehmen: Das Fragment über Recht u Gewalt habe ich weder aus Animosität gegen den Merkur, noch in irgend sonst | einer persönlichen Rücksicht geschrieben. Wielands Aufsatz hatte mich dergestalt revoltiert, daß ich ihm gleich bey der Erscheinung schrieb, um ihm die Freundschaft aufzukündigen. […] Durch diesen Aufsatz wurde er mir eckelhaft u abscheulich. Wegen dieses Eckels u dieses Abscheues, hat es mich keine geringe Ueberwindung gekostet die Widerlegung dieses Aufsatzes zu unternehmen, u wenn ich es mit Geld hätte abkaufen können, ich hätte es gethan. Aber es war etwas in mir, das mir keinen Frieden ließ bis ich mich entschloß. Die Fortsetzung blieb aus, weil eine Unpäßlichkeit, eine Reise, u andre Hinderniße dazwischen kamen. Hernach schien es mir auch beßer, es dabey zu laßen. – Vgl. ferner Heinrich Christian Boie an Luise Mejer, 25.–29. Juli 1781, JBW II,2.298: Jacobi hat mir heute sehr freundschaftlich geschrieben u. sich hinläufig wegen des Briefes entschuldigt, den ich übel genommen hatte. Die Fortsetzung ist – nicht fertig. SCHREIBEN DES HRN. GEHEIMENRATHS JACOBI IN DÜSSELDORF 291,1–3 Schreiben … 1781.] Der Adressat dieses, nur in der gedruckten Form im Deutschen Museum überlieferten Briefes ist nicht bekannt; in JBW I,2.315 wird der Brief unter dem Titel: Jacobi an die Weygandsche Buchhandlung mitgeteilt, in der das Deutsche Museum erschienen ist. 291,7 Herr Boie] Heinrich Christian Boie war Herausgeber des Deutschen Museum; s. JBW II,2.91. Dort wird ferner mitgeteilt, daß Boie im Januar 1781 Landvogt in Süderdithmarschen geworden und am 22. März in seine Heimatstadt Meldorf abgereist ist. 291,17–28 Durch … anfängt.] Die hier von J. aufgelisteten Druckfehler bei der Erstveröffentlichung von Ueber Recht und Gewalt im Deutschen Museum, Juni 1781, sind im vorliegenden Band berücksichtigt und im Textkritischen Apparat verzeichnet worden. 291,29–31 Beynah eben … worden.] Dazu schreibt Dohm am 20. September 1781, JBW I,2.344, beschwichtigend an J.: Ihre Beschwerde wegen der Orthographie ist gegründet; ich ärgere mich auch immer ein wenig, meine ehrlichen c in z verwandelt zu sehen, aber ich denke, die Sache ist zu klein, um sich deshalb zu ärgern. Ich halte die Orthographie (den Nutzen für die Geschichtschreiber der Sprache abgerechnet, und dafür sind der älteren Bücher noch genug) für eine Kleinigkeit, die der Reform nicht werth, und so eigensinnig ist, sich keiner plötzlichen zu unterwerfen. Immer ist es doch eine kleine Schicklichkeit für ein Journal, wenn auch hierin eine Gleichförmigkeit beobachtet wird; und ich lasse es mir eben so
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gut gefallen, meine Aufsätze im Ostermond statt im April zu sehen, und bei der Orthographie der Mode zu folgen, als ich mir zwar kein Kleid nach der allerneuesten Mode bestelle, aber es doch annehme, wenn es mein Schneider nach dem jüngsten Maßstab zugeschnitten hatte. So wie der gesetzte Mann zum Schneider, so, denke ich, verhält sich der gute Schriftsteller zum Journalisten und Corrector; man sorgt für gutes Zeug und überläßt den Herren den Zuschnitt. 291,36 Ich ersuche … lassen.] J.s Schreiben erschien im Deutschen Museum im Siebenten Stück. Heumond, also im Juli 1781, 95 f. AN VOSS. IN EINER BIBLIOTHEK, WORIN ALLE DEUTSCHE KRITIKEN BEFINDLICH WAREN Siehe den Editorischen Bericht, oben 508–512. ETWAS DAS LESSING GESAGT HAT 299,4 Reisen der Päpste] [Johannes Müller:] Reisen der Päpste. [Frankfurt am Main] 1782. 299,6 Betrachtungen von einem Dritten.] Es ist nicht unmittelbar deutlich, wie diese Wendung Betrachtungen von einem Dritten zu verstehen sei. J.s Schrift kann als ganze als ein Commentar zu den Reisen der Päpste gelesen werden; dann jedoch gibt es für Betrachtungen von einem Dritten keinen Raum. Man kann aber auch das von J. an den Beginn gestellte Wort Lessings als einen (vorweggenommenen) Commentar auffassen – dann wären J.s Ausführungen als die Betrachtungen von einem Dritten zu verstehen. Für diese Lesart sprechen sowohl J.s Rede von Lessings Commentar in den Erinnerungen gegen die in den Januar des Museums eingerückten Gedanken über eine merkwürdige Schrift, s. oben, 357,28, als auch J.s Nachricht an Johannes Müller vom 25. Januar 1783 (JBW I,3.112), er habe fortgesetzte Betrachtungen eines Dritten angefangen; er selbst versteht sich somit als den Dritten. – In der zweiten Auflage hat J. diese mißverständliche Titelzeile gestrichen. 299,7–9 Dic cur hic? … fait!] Leibniz: Oeuvres philosophiques latines & françoises tirées des ses manuscrits qui se conservent dans la Bibliotheque Royale a Hanovre, et publiées par Rud. Eric Raspe. Avec une Préface de [Abraham Gotthelf] Kaestner […]. Amsterdam/Leipzig 1765 (KJB 910), 155. 301,2–303,6 Omnia mala … Cap. 51.] Traduction de Salluste, avec le texte et des notes critiques; quatriéme édition, revue & corrigée par J. H. Dotteville […] [Lateinisch-Französisch]. Paris 1782 (KJB 2792), 98/100. 301,6–303,12 Alle bösen … setzen?] Sallustius von der Zusammenrottung des Katilina. Übersetzt von Thomas Abbt. Stadthagen 1767 (KJB 2795), 113–115.
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304,1–9 Dieses … Zeichen.] Zur mündlichen Überlieferung des Lessingworts s. den im Editorischen Bericht angeführten Briefwechsel zwischen J. und Johannes Müller. 304,2 Febronius] Justinus Febronius, eigentlich Johann Nikolaus von Hontheim (1701–1790), hat mit seinem Buch Justini Febronii ICti de statu Ecclesiae et legitima potestate Romani Pontificis liber singularis, ad reuniendos dissidentes in Religione Christianos compositus. Bullioni [vielmehr Frankfurt am Main] 1763, versucht, analog zum Gallikanismus die Abhängigkeit der katholischen Kirche in Deutschland von Rom zu Gunsten einer stärkeren nationalen Selbständigkeit zurückzudrängen. Er fordert eine stärkere Stellung der Konzilien, denen – analog zur Lehre von der Gewaltenteilung – legislative und judikative Funktionen zukommen sollen, dem Papst hingegen nur exekutive. – In den Jahren um 1780 steht die febronianische Bewegung auf dem Höhepunkt ihrer kirchenpolitischen Bedeutung. 304,22 kein Deutscher] Johannes Müller ist Schweizer; mit dieser Wendung drängt J. zugleich auf die Aufhebung seines Incognito. 304,23 S c h a t t e n eines Edeln] J. spielt an auf den im Jahr zuvor, am 15. Februar 1781, verstorbenen Gotthold Ephraim Lessing. 304,28–29 großen That … schallte.] Ein Wassermüller namens Arnold aus dem Züllichauer Kreis war, wegen versäumter Pachtzahlung an seinen Grundherrn, im September 1778 dazu verurteilt worden, seine Mühle versteigern zu lassen. Dagegen legte er beim Obergericht Küstrin Berufung ein mit der Begründung, ein oberhalb seiner Mühle gelegener Fischteich entziehe ihm das Wasser. Als seine Beschwerde zurückgewiesen wird, wendet sich Arnold an den König persönlich. Dieser läßt den Fall nochmals eingehend untersuchen, doch das Gericht bleibt bei seiner Entscheidung. Daraufhin übergibt Friedrich am 28. November 1779 den Rechtsstreit dem Kammergericht Berlin, doch auch dort wird die Entscheidung der Vorinstanzen bestätigt. Die Richter versäumen es allerdings, den König über den wichtigen Umstand zu informieren, daß zwischen der Wassermühle Arnolds und besagtem Fischteich noch eine weitere Mühle liegt, deren Betreiber nicht über Wassermangel zu klagen hat. Aufgrund dieses unzureichenden Informationsstandes ist Friedrich davon überzeugt, es mit einem Fall von Rechtsbeugung zu tun zu haben, und veranlaßt am 11. Dezember 1779 die Absetzung und Inhaftierung der an dem Urteil beteiligten Richter. Arnold geht so als Gewinner aus dieser juristischen Auseinandersetzung hervor, und Friedrich wird als gerechter, unabhängig von Standesunterschieden urteilender König gefeiert. Nach seinem Tod jedoch wird das Verfahren revidiert. 304,29–30 Die Stelle … genug] Justus Möser: Ueber die deutsche Sprache und Litteratur. Hamburg 1781, 9 f.: Oder wo sich ja eine große Begebenheit, die das menschliche Geschlecht interessirt, zeigt: so wirkt sie auf uns so stark nicht wie auf andere Nationen. Die Geschichte des Müllers Arnold würde in Frankreich alle Parlemente und in England alle Partheyen in Bewegung gesetzt haben. Aber in Deutschland hat man sie sich als eine frohe Neuigkeit erzählet; keiner hat die Gefahr laut gerüget, welche dem Staate bevorsteht, worin die Rechtssachen im Cabinet untersuchet und entschieden werden, und | nicht einmahl ein Schmeichler hat es
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gewagt zu sagen, daß es ein dem Könige zum ersten und einzigenmahle entschlüpfter Donnerkeil sey, der aber einen Fels gespalten und eine Goldmine blos geleget habe. 305,1–21 v o n d e m … führet.«] Justus Möser: Von dem wichtigen Unterscheide des würklichen und förmlichen Rechts. In Westphälische Beyträge zum Nutzen und Vergnügen. 30. Stück, 22. Juli 1780, Spalte 233–240. Die von J. zitierte Stelle findet sich Spalte 236 f. 305,27–28 die Lichter … Tag werde.] J. spielt hier wahrscheinlich an auf [Lessing:] Ernst und Falk. Gespräche für Freymäurer. Fortsetzung. o. O. 1780. Fünftes Gespräch. 33: F a l k . / Sey ohne Sorge, der Freymaurer erwartet ruhig den Aufgang der Sonne, und läßt die Lichter brennen, so lange sie wollen und können – Die Lichter auslöschen und, wenn sie ausgelöscht sind erst wahrnehmen, daß man die Stümpfe doch wieder anzünden, oder wohl gar andre Lichter wiederaufstecken muß; das ist der Freymaurer Sache nicht. (LM XIII.400 f.) 308,12–13 in … cardinales.] Thomas Hobbes: Leviathan, sive de materia, forma, & potestate civitatis ecclesiasticæ et civilis. Amstelodami 1670 (KJB 1537), 65: Præterea Bello omnium contra omnes consequens est, ut nihil dicendum sit injustum. Nomina Iusti & Injusti locum in hac conditione non habent. Vis & Dolus in Bello Virtutes Cardinales sunt. 309,32 (Hobbes und Spinoza)] Thom[as] Hobbes: Elementa philosophica de cive. Amsterodami 1669 (KJB 1535). Epistola dedicatoria: Excellentissimo viro, Guilielmo, Comiti Devoniæ, Domino meo Colendissimo. Im Anschluß an eine Aufzählung der von Rom geführten Kriege resumiert Hobbes: Profecto utrumque verè dictum est, Homo homini Deus, & Homo homini Lupus. Illud, si concives inter se; Hoc, si civitates comparemus. – Zu Spinoza s. seinen Tractatus politicus, cap. 2, § 15, zitiert in Anm. 273,1– 9. 313,15–22 Sorge für … lassen.] Adam Ferguson: An essay on the history of civil society. The second edition, corrected. London/Edinburgh 1768 (KJB 677), 335: Animals less honoured than we, have sagacity enough to procure their food, and to find the means of their solitary pleasures; but it is reserved for man to consult, to persuade, to oppose, to kindle in the society of his fellow-creatures, and to lose the sense of his personal interest or safety, in the ardour of his friendships and his oppositions. 313,23–314,9 Ferguson, mit … beliebt.«] Ib. 338: We have reason to dread the political refinements of ordinary men, when we consider, that repose, or inaction itself, is in a great measure their object; and that they would frequently model their governments, not merely to prevent injustice and error, but to prevent agitation and bustle; and by the barriers they raise against the evil actions of men, would prevent them from acting at all. Every dispute of a free people, in the opinion of such politicians, amounts to disorder, and a breach of the national peace. What heartburnings? What delay to affairs? What want of secrecy and dispatch? What defect of police? Men of superior genius sometimes seem to imagine, that the vulgar have no title to act, or to think. A great prince is pleased to ridi-
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cule the precaution by which judges in a free country are confined to the strict interpretation of law [Fußnote: Memoirs of Brandenburg.]. 313,37 Mémoires de Brandenbourg.] [Friedrich II. von Preußen:] Mémoires pour servir à l’histoire de Brandebourg, de Main de Maître. Imprimé pour la satisfaction du public. o. O. 1750 (KJB 1789: Mémoires pour servir à l’histoire de Brandebourg. Nouvelle édition revue et augmentée. o. O. 1758). – Suite des Mémoires pour servir à l’histoire de Brandebourg, contenant le Rêgne de Frederic I. avec quelques autres pieces interessantes. Imprimé pour la satisfaction du public. o. O. 1750. – Supplement aux mémoires pour servir à l’histoire de Brandebourg, contenant la vie et l’histoire de Frederic Guillaume, roi de Prusse. Imprimé pour la satisfaction du public. o. O. 1758. – Es handelt sich bei diesen drei Abhandlungen um Geschichtsdarstellungen der Frühzeit der Mark bzw. des Kurfürstentums Brandenburg von der Völkerwanderung bis zum Tode des Großen Kurfürsten (1688) sowie der Regierungszeiten Friedrichs I. bzw. Friedrich Wilhelms I. Es ist nicht klar, gegen welche Passage Fergusons Kritik gerichtet ist. 314,10–28 »Freylich« sagt … hemmen.«] Ferguson: An essay on the history of civil society, 339 f.: The viper must be held at a distance, and the tyger chained. But if a rigorous policy, applied to enslave, not to restrain from crimes, has an actual tendency to corrupt the manners, and to extinguish the spirit of nations: if its severities be applied to terminate the agitations of a free people, not to remedy their corruptions; if forms be often applauded as salutary, because they tend merely to silence the voice of mankind, or be condemned as pernicious, because they allow this voice to be heard; we may expect that many of the boasted improvements of civil society, will be mere devices to lay the po|litical spirit at rest, and will chain up the active virtues more than the restless disorders of men. 315,11–22 Wenn die … hemmen.] François Hemsterhuis: Lettre sur l’homme et ses rapports. Paris/Haarlem 1772, 157 f.: Si les hommes avoient pris à tâche de donner une modification à la société, où il y eût le moins de Religion, & le moins de Vertu possible, il est évident qu’ils n’auroient pu s’y prendre mieux qu’ils n’ont fait. Ce qui nous reste réellement de Religion & de Vertu, nous ne le devons qu’à la nécessité où la législation se trouvoit d’en faire pourtant une roue principale dans la machine qu’elle se proposoit de composer; & encore ne se soucie-t-elle pas de la nature de cette Religion, ou de cet|te Vertu, pourvu qu’elles ne produisent pas des effets physiques qui pourroient choquer le mouvement uniforme de son grand automate. 315,32–37 dem … Pracht.«] Œuvres de Monsieur de Montesquieu, Bd 1: De l’esprit des loix. Liv. III, chap. III. 27 f.: Les politiques Grecs, qui vivoient dans le gouvernement populaire, ne reconnoissoient d’autre force qui pût le soutenir, que celle de la vertu. Ceux d’aujourd’hui ne nous | parlent que de manufactures, de commerce, de finances, de richesses & de luxe même. – Liv. III, chap. V. 31: Dans les monarchies, la politique fait faire les grandes choses avec le moins de vertu qu’elle peut; comme, dans les plus belles machines, l’art emploie aussi peu de mouvemens, de forces,
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& de roues qu’il est possible. / L’état subsiste indépendamment de l’amour pour la patrie, du desir de la vraie gloire, du renoncement à soi-même, du sacrifice de ses plus chers intérêts, & de toutes ces vertus héroïques que nous trouvons dans les anciens, & dont nous avons seulement entendu parler. 316,36–317,2 denn … Homer:] Homers Odüßee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg 1781 (KJB 2697). Über Eumaios, den Schweinehirten des Odysseus, der während der langen Abwesenheit seines Herrn dessen Besitz treu verwaltet und ihn schließlich beim Kampf gegen die Freier unterstützt, heißt es zu Beginn des 14. Gesangs, Vers 1–14: Aber Odüßeus ging den rauhen Pfad von dem Hafen Ueber die waldbewachsnen Gebirge, hin wo Athänä Ihm den treflichen Hirten bezeichnete, welcher am treusten Haushielt unter den Knechten des göttergleichen Odüßeus. Sizend fand er ihn jezt an der Schwelle des Hauses, im Hofe, Welcher hoch, auf weitumschauendem Hügel, gebaut war, Schön und ringsumgehbar und groß. Ihn hatte der Sauhirt Selber den Schweinen erbaut, indeß sein König entfernt war, Ohne Pänelopeia, und ohne den alten Laertäs, Von gesammelten Steinen, und oben mit Dornen umflochten. Draußen hatt’ er Pfähle von allen Seiten in Menge Dicht an einander gepflanzt, vom Kern der gespaltenen Eiche. Innerhalb des Gehegs hatt’ er zwölf Köfen bereitet, Einen nahe dem andern, zum nächtlichen Lager der Schweine. Vers 21 und 22: Auch vier große Hunde, wie reißende Thiere, bewachten Stets den Hof; sie erzog der männerbeherschende Sauhirt. In den Schlußversen 526–533 desselben Gesangs heißt es: … er waffnete sich, hinauszugehn; und Odüßeus Freute sich, daß er so treu des Entfernten Güter besorgte. Erstlich hängt’ er ein scharfes Schwert um die rüstigen Schultern, Hüllte sich dann in den windabwehrenden wollichten Mantel, Nahm das zottichte Fell der großen gemästeten Ziege, Nahm auch den scharfen Speer, den Schrecken der Menschen und Hunde, Eilte nun hin, zu ruhn, wo die hauerbewaffneten Eber Lagen, unter dem Hange des Felsen, geschirmt vor dem Nordwind. 317,16–318,4 »Dieses … weigern.«] Ferguson: An essay on the history of civil society. Part sixth. Section I. 403: This is the manner of government into which the covetous, and the arrogant, to satiate their unhappy desires, would hurry their fellow-creatures; It is a manner of government to which the timorous and the servile submit at discretion; and when these characters of the rapacious and the timid divide mankind, even the virtues of Antoninus or Trajan, can do no more than apply, with
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candour and with vigour, the whip and the sword; and endeavour, by the hopes of reward, or the fear of punishment, to find a speedy and a temporary cure for the crimes, or the imbecilities of men. / Other states may be more or less corrupted: This has corruption for its basis. Here justice may sometimes direct the arm of the despotical sovereign; but the name of justice is most commonly employed to signify the interest, or the caprice, of a reigning power. Human society, susceptible of such a variety of forms, here finds the simplest of all. The toils and possessions of many are destined to asswage the passions of one or a few; and the only parties that remain among mankind, are the oppressor who demands, and the oppressed who dare not refuse. 320,13–14 Xenophon: sie … gehabt.] Diese Hochschätzung der spartanischen Verfassung findet sich in zahlreichen Werken Xenophons; s. etwa Xenophon: De republica Lacedaemoniorum. Lipsiae 1775. 320,35–36 Man sehe … Republik.] In Plato: Respublica. VIII, 545c– 550c, findet sich eine kritische Erörterung der sogenannten ehrgeizigen ehrsüchtigen Verfassung, die Platon behelfsweise Timokratie nennt und der er den Typ der lakonischen Verfassung zuordnet. 323,7–16 daß … muß.] Spinoza: Opera posthuma. Darin: Tractatus politicus, 292. – Diese Stelle zitiert J. schon im Kontext von Ueber Recht und Gewalt; s. die Anm. zu 275,14–19. 323,21–32 »Man sehe … sündigen.«] Opere di Niccolò Machiavelli. 6 Bde. Firenze 1782–1783 (KJB 48). – Bd 3.1–394: I tre libri de’discorsi sopra la prima deca di Tito Livio. Libro I, cap. XLII. – 110 f.: Capitolo XLII. / Quanto gli uomini facilmente si possono corrompere. / Notasi ancora in questa materia del Decemvirato, quanto facilmente gli uomini si corrompono, e fannosi diventare di contraria natura, ancora che buoni e bene educati. Considerando | quanto quella gioventù che Appio si aveva eletta intorno, cominciò ad essere amica della tirannide per un poco d’utilità che gliene conseguiva: e come Quinto Fabio, uno del numero de’secondi Dieci, sendo uomo ottimo, accecato da un poco d’ambizione, e persuaso dalla malignità d’Appio, mutò i suoi buoni costumi in pessimi, e diventò simile a lui. Il che esaminato bene, sarà tanto più pronti i Legislatori delle Repubbliche o de’Regni a frenare gli appetiti umani, e torre loro ogni speranza di potere impune errare. – In J.s Bibliothek ist die folgende deutsche Übersetzung nachgewiesen: Niklas Machiavells Unterhaltungen über die erste Dekade der römischen Geschichte des T. Livius in drey Büchern. Aus dem Italienischen übersetzt. Danzig 1776 (KJB 1576). Diese Übersetzung bildet jedoch nicht die Quelle des Zitats; möglicherweise hat J. sie erst später erworben. Auch der Umstand, daß J. an den von ihm zitierten Stellen jeweils auf den italienischen Titel verweist, deutet darauf, daß seine italienische Ausgabe die Quelle bildet. 323,33–324,1 Gute Gesetze … erhalten;] Ib. Lib. I, cap. IX. – Entgegen J.s Beweisinteresse legt Machiavelli den Akzent allerdings darauf, daß Gesetze jeweils von einem Einzigen gegeben werden müßten und nicht von vielen; siehe 35 f.: E debbesi pigliare questo per una regola generale, che non mai o
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di rado, occorre ch’alcuna Repubblica o Regno sia da principio ordinato bene, o al tutto di nuovo fuori delli ordini vecchi riformato, se non è ordinato da uno; anzi è necessario che uno solo sia quello che dia il modo, e dalla cui mente dipenda qualunque simile ordinazione. Però un prudente Ordinatore d’una Repubblica, e che abbia questo animo di volere giovare, non | a se ma al bene commune, non alla sua propria successione, ma alla comune patria, debbe ingegnarsi d’avere l’autorità solo; nè mai uno ingegno savio riprenderà alcuno d’alcuna azione straordinaria, che per ordinare un Regno, o costituire una Repubblica, usasse. – Machiavelli beschließt dieses Kapitel deshalb mit dem resümierenden Satz: Considerato adunque tutte queste cose, conchiudo, come a ordinare una Repubblica è necessario essere solo, e Romolo per la morte di Remo e di Tazio meritare scusa, e non biasimo. 325,21–326,8 Sokrates fragt … zu werden.] Platonis Philosophi quae exstant. Bd 6. Biponti 1784. De Re publica. Lib. IV. 425c–426a: Dic per Deos, inquam, an negotia ipsa forensia, mutuaque commercia, & pacta in mechanicis artibus: item […] si qua vel circa forum, vel portus, aut imponenda aut exigenda sunt vectigalia: vel omnino forensia quaeque iura, vel urbana, vel portuum, & reliqua id genus: an haec, inquam, vel horum quidquam legibus constituere aggrediemur? Haudquaquam decet viris bonis praeclarisque praecipere. horum enim plurima, qualia & quomodo statuenda sint, facile ipsi reperient. Nimirum, o amice, si Deus illis legum illarum, quas supra posuimus, salutem praestirerit. Sin minus, ita vitam transigent, ut multa eiusmodi legibus statuant, corigantque semper & innovent, putantes, ita se quod est optimum assecuturos. Dicis nempe, istos perinde victuros, ac illos, qui cum aegrotent, propter intemperantiam insalubrem victum mutare nolunt. Sic prorsus. Enimvero ridiculo quodam modo isti in morbis perseverare videntur, curationibusque suis nihil aliud assequuntur, quam quod magis varios magisque vehementes morbos efficiunt: considuntque semper, si quis pharmacis agi consulat, bene se valituros. 327,13–14 Machiavell in seinem Fürsten,] Opere di Niccolò Machiavelli. Bd 3.395–487: Il Principe di Niccolò Machiavelli Segretario e Cittadino Fiorentino. 327,30–36 Ich habe … zu setzen.] S. oben, 307,23–31. 327,36–328,1 Ich habe … kann.] S. oben, 318,5–12. 328,1–4 Ich habe, … wird.] S. oben, 327,1–13. 328,4–15 Zuvor aber … Bosheit.] S. oben, 305,32–306,5 sowie 316– 318. 329,8–9 vor kurzem … Diethelm] Unter dem Titel Gespräche über einige neueste Weltbegebenheiten ist das erste Gespräch zwischen Walder und Diethelm erschienen in Der Teutsche Merkur. 1782. 2. Vierteljahr. May, 154–178, die Fortsetzung der Gespräche zwischen Walder und Diethelm im Junius, 256–279. Es folgt ein Zweytes Gespräch zwischen Walder und Diethelm im 3. Vierteljahr. Julius, 19–46; vgl. Wieland: Werke. Bd 14. Erstes Gespräch 336–362; Zweites Gespräch 362–375.
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329,12–13 selbst … heißen.] Da die Gespräche zwischen Walder und Diethelm im Teutschen Merkur ohne Unterzeichnung erschienen, konnte J. nicht wissen, daß Wieland tatsächlich der Verfasser war. Sein Lob ist wohl auch im Zusammenhang damit zu sehen, daß er im Jahr zuvor in seiner Abhandlung Ueber Recht und Gewalt (s. oben) scharfe Kritik an Wielands Rechtfertigung des sog. Rechtes des Stärkeren geübt hat. 329,14 W a l d e r … Vogel,] In der Fortsetzung der Gespräche zwischen Walder und Diethelm, 279 (Werke, Bd 14.361 f.) legt Wieland Diethelm folgende Worte als Reaktion auf Walders Geschichte von den Californiern (s. folgende Anm.) in den Mund: Sie sind ein loser Vogel, Walder! Ihr Alter sprach wie ein Orakel. Ich bin zufrieden, und die Californier warens vermuthlich auch. Wenigstens konnten sie das Geschenk der Götter mit gutem Gewissen annehmen. Wenn die Hamster am schlechtesten dabey wegkamen, so wars ein kleines Uebel um ein großes Gut. Wer wollte auch immer jedermann zufrieden stellen können? 330,5–6 Nachricht von den Californiern] Die Gespräche zwischen Walder und Diethelm haben das Mönchswesen und seine hierarchische Struktur zum Gegenstand. Beide Gesprächspartner sind sich darin einig, daß diese Institution für ein Gemeinwesen mehr schädlich als nützlich sei und insofern dauerhaft nicht bestehen könne. Walder nun plädiert dafür, sämtliche Orden kurzerhand aufzuheben, während Diethelm deren Umfunktionierung für sinnvoll hält. Die Einwände, die Walder gegen seine Vorschläge in dieser Sache erhebt, überzeugen Diethelm schließlich. Lediglich in der Frage, wie mit dem Besitz von Klostergemeinschaften zu verfahren sei, trägt er Bedenken, da das Eigentumsrecht für diese ebenso gelte wie für Privatpersonen und jede andere offizielle Gemeinschaft und daher zu respektieren sei. Walder antwortet nun mit einer Geschichte über die Californier, die er einer alten Reisebeschreibung entnommen hat (S. 268–279, Werke, Bd 14.356–361): In uralten Zeiten herrschte bei diesen der Aberglaube, die Hamster seien den Göttern besonders wohlgefällige und insofern heilige, sorgfältig zu pflegende und ehrende Tiere. Dieser Aberglaube verfestigte sich allmählich so sehr, daß sich schließlich eine spezielle Klasse von Menschen bildete, die einzig mit der Versorgung der Hamster beschäftigt war. Die Ehre, die den Tieren entgegengebracht wurde und sich nun auch auf deren Versorger übertrug, verstanden diese so zu nutzen, daß sie vom Volk mit Ländereien und viel Geld beschenkt wurden. So entstanden innerhalb weniger Jahrhunderte in ganz Kalifornien zahlreiche Hamsterhöfe, in deren Besitz sich schließlich ein Viertel des Landesertrags befand. Diese privilegierte Stellung konnte sich die Klasse der Hamsterpfleger, die sich auch selbst als Hamster titulieren ließen, über einen gewissen längeren Zeitraum bewahren. Doch kulturelle, technische und ökonomische Veränderungen führten innerhalb der Nation allmählich zu mehr Bildung und insofern zu einem differenzierteren Denken, so daß der alte Aberglaube an Substanz verlor und man schließlich gegen die Hamster aufbegehrte. Die gesamte Einrichtung wurde aufgehoben, und es entstand die Frage, was mit den Hamsterhöfen zu tun sei. Wie nicht anders zu erwarten, machten verschiedene Gruppen der Gesellschaft Anspruch auf den Besitz: die Nachkommen der Stifter, die Vertreter des Fiskus und schließlich auch die Priesterschaft. Diese distanzierte sich
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zwar von dem Hamsterwesen, machte jedoch geltend, daß die Stifter der Hamstergüter ihre Schenkungen doch zweifelsfrei zur Ehre der Götter gemacht hätten. Folglich komme es ihr, der Priesterschaft, zu, über den Besitz der Hamster zu verfügen. Da Rechte und Zuständigkeiten der Priesterschaft zu diesen Zeiten noch nicht sehr klar umrissen waren, ließ sich deren Argumentation in dieser Sache nicht so ohne weiteres abtun. Ihr Anspruch wurde folglich kontrovers diskutiert, bis schließlich ein alter, um das Gemeinwesen verdienter und daher sehr geachteter Mann der Öffentlichkeit folgende Sicht der Dinge unterbreitete: Die Priesterschaft, so führte er aus, habe recht, wenn sie den reichen Besitz der Hamster als Eigentum der Götter deklariere. Es könne insofern nur gefragt werden, wer Nutznießer dieses geweihten Besitzes sein solle. Die Götter selbst nun seien bedürfnislos, sie hätten alles und brauchten die Hamstergüter nicht. Da sie aber, wie gelehrt werde und wie es auch die Vernunft einem jeden sage, die Menschen als ihre Geschöpfe liebten und ihnen daher Gutes tun wollten, so sei es vielmehr ihr Wunsch, den Bedürftigen unter ihnen – Armen, Alten, Kranken, Waisen etc. – mit den reichen Mitteln des Hamsterbesitzes zu helfen, der insofern als Geschenk der Götter anzusehen und anzunehmen sei. Diese Sicht des alten Mannes wurde vom Volk emphatisch unterstützt, und den Priestern, die gegen diese mehrheitliche Zustimmung und schlüssige Argumentation keine Einwände erheben konnten, blieb nichts anderes übrig als zähneknirschend die Schenkung der Götter zu bestätigen. 330,5–6 er fände … Seitenstück] Zu J.s vergeblichem Versuch, Johannes Müller – und vielleicht auch Matthias Claudius – zu bewegen, ein solches Seitenstück zu schreiben, siehe den Editorischen Bericht, oben, 520. 330,9–11 … nec … malebant.] Titi Livi Potavini Historiarum ab urbe condita libri qui supersunt XXXV. Recensuit J. N. Lallemand. Tomus II. Paris 1775 (KJB 2719). Lib. X, cap. XXXI. 331,15–24 Gloriatio subita … comparare.] Thomas Hobbes: Leviathan, sive de materia, forma, & potestate civitatis ecclesiasticæ et civilis. Amstelodami 1670 (KJB 1537), Caput VI. 29: De Principiis internis Motus Voluntarii, quæ vulgò Passiones appellantur. Et de Orationibus quibus declarantur. 331,27–332,4 Sudden glory … able.] Leviathan, or The Matter, Forme, & Power Of A Common-Wealth Ecclesiasticall And Civill. By Thomas Hobbes of Malmesbury. London 1651. The first Part, Of Man. Chap. VI. Of the Interiour Beginnings of Voluntary Motions; commonly called the Passions. And the Speeches by which they are expressed. S. 45. 333,2–22 Sollte jemand … verfolgte.] Aristoteles: Politicorum libri VIII, Lib. I, cap. II. – 13 f.: Nam si quisque non satis instructus sit separatus, similiter habebit aliis partibus ad totum: qui vero communicare nequeat, aut quia non opus illi sit, propter id quod satis, nulla est civitatis pars. quare vel bellua, vel Deus. Natura igitur appetitio quidem ad talem societatem est in omnibus: qui autem primus constituit, magnorum bonorum author. Vt enim ex animantibus homo & perfectus est optimus: ita lege & judicio remotus omnium deterrimus. Nam injustitia armis
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instructa maxime est malefica: homo autem cum armis nascitur, prudentia & virtute: quibus in contrariam partem vti maxime licet. | Quare impurissimus & immanissimus est absque virtute, & in Venere ciboque nequissimus. (1253a 26–37) 333,24–334,2 »Wenn jemand … mache.«] Plato: Leges. III, 691c–d. – Daß J. aus Platos Leges diese Aussage zitiert, daß ein junger Mensch, dem die höchste Herrschaft zufalle und der niemandem rechenschaftspflichtig sei, notwendig in Narrheit verfalle und sich auch seinen Freunden verhaßt mache, bildet eine zwar versteckte, jedoch überaus scharfe Kritik an Joseph II. (1741–1790), der 1764, also mit 23 Jahren, zum römisch-deutschen König und 1765, also mit 24 Jahren, zum Kaiser gekrönt wurde. Nach dem Tode seiner Mutter Maria Theresia wurde er 1780 Alleinherrscher in den Habsburgischen Erblanden – also zwei Jahre vor der Abfassung des Etwas das Leßing gesagt hat. 334,4–10 »O hominem … turanídda?] Cicero: Epistolarum ad Atticum libri XVI. Lib. VII, ep. XI. In Lettres de Ciceron a Atticus, avec des remarques et le texte latin de l’edition Grævius […]. Nouvelle Edition, revue & corrigée. Bd 2. Liege 1773 (KJB 2639), 316; vgl. Cicero: Opera omnia, Bd 3.676. 334,13–17 Machiavell bemerkt … wäre.] Machiavelli: Discorsi sopra la prima deca di Tito Livio, Lib. I, cap. X. – 40: Vedrà ancora per la lezione di questa istoria come si può ordinare un Regno buono; perchè tutti gl’Imperadori che succederono all’Imperio per eredità, eccetto Tito, furono cattivi, quelli che per adozione, furono tutti buoni, come furono quei cinque da Nerva a Marco. E come l’Imperio cadde negli eredi, ei ritornò nella sua rovina. – Machiavell bezieht sich auf die Kaiser Nerva (96– 98), Traian (98–117), Hadrian (117–138), Antoninus Pius (138–161), Marcus Aurelius (161–180). 334,18–25 Seit dem … kommen.] Platonis philosophi quae exstant. Bd 8. Biponti 1785. De Legibus. Lib. III, 695e–696a: Ex illo tempore nullus unquam ferme Persarum rex magnus, nisi nomine, fuit. neque fortunam fuisse causam arbitror, sed vitam malam, quam filii valde divitum tyrannorumque plurimum vivunt. nunquam enim puer, & vir, & senex ex huiusmodi vita virtute praestans evadere poterit. 335,2–4 »Es war … gesucht] Die Geschichten der Schweizer. Durch Johann Müller. Boston [vielmehr Bern, s. KJB 1948] 1780, 263 f. Dieses Zitat ist Teil des 21. Kapitels: Die alten Geschichten der Stadt Zürich. 335,4–17 Fabrikanten, Kaufleute … andre.«] Ib. 250. Dieses Zitat ist Teil des 20. Kapitels: Der Charakter der Thurgauer. 337,6–7 die deutsche Uebersetzung] Rechenschaft dem Könige abgelegt / von Herrn Necker, General-Director der Finanzen. / Im Januar 1781. / Aus dem Französischen übersetzt. handschriftlich eingefügt: von Albrecht Wittenberg. Hamburg 1781. Eine weitere Übersetzung trägt den Titel: Rechenschaft dem König gegeben, von Herrn Necker, Generaldirektor der Finanzen / Im Jänner 1781. / Aus dem französischen übersetzt, / und / mit Zusätzen, und Anmerkungen vermehrt, / von / I. F. v. P[acassi]. Wien 1781.
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337,9–28 Un homme … maintient] Jacques Necker: Compte rendu au roi. Janvier 1781. Troisième partie, 98 f. In der Übersetzung Wittenbergs findet sich dieser Abschnitt auf S. 88 f.: Ein einziger Mann kann, wenn er mit großen Eigenschaften begabt ist, nach einer langen Erfahrung einigen Vortheil über eine aus mehrern Personen bestehende Administration haben; da die Wahl bei den Berathschlagungen, und die mit einander streitigen Meynungen seinen Gang nicht aufhalten, so befördert die Einigkeit des Gedankens und der Vollziehung den Erfolg gar sehr. Allein zu eben der Zeit, da ich eben so sehr, als ein andrer, an die thätige Kraft eines einzigen Mannes glaube, der Standhaftigkeit, Weisheit und Tugend mit Einsicht verbindet, weiß ich auch, daß dergleichen Leute in der Welt sparsam zu finden sind, und daß man sich nicht schmeicheln kann, in demjenigen Stande der Bürger, den ein alter Gebrauch zu dergleichen Stellen beruft, eine hinlängliche Anzahl derselben zu finden. Es ist also billig, eine Provinzial-Administration nicht mit Leuten von vorzüglichen Talenten, sondern mit solchen Männern, die man kennt, oder die man gekannt hat, zu vergleichen, und alsdann wird der ganze Vortheil auf Seiten der Administration seyn. Wenn sie einmahl | auf einen dauerhaften Fuß gesetzt ist, so hat sie Zeit, wahrzunehmen, zu untersuchen, zu versuchen und auszuführen. Die Vereinigung der Kenntnisse, die Gedankenfolge geben der Mittelmäßigkeit selbst einen Bestand: der Beytritt des allgemeinen Interesse hat die Summe der Einsichten vermehrt, der öffentliche Vorgang der Berathschlagungen zwingt zur Ehrlichkeit; und wenn das Gute nur langsam zu Stande kommt, so kommt es doch wenigstens zu Stande, und ist, wenn es einmahl Platz ergriffen hat, vor dem Eigensinne in Sicherheit und behauptet sich. – In der Übersetzung Pacassis findet sich dieser Abschnitt auf S. 53 f. und lautet: Ein einzelner Mensch von großen Eigenschaften kann zwar nach einer vieljährigen Erfahrung vor einer zusammengesetzten Verwaltung große Vortheile voraus haben. Die Wahl der Entschließungen, der Streit entgegengesetzter Meinungen hemmen seinen Lauf nicht, und die Einförmigkeit im Denken und Ausführen, befördert die Behändigkeit des Erfolges. Aber so vieles Zutrauen ich in die wirksame Kraft eines einzelnen Mannes habe, welcher Einsicht, Entschlossenheit (D: Entschossenheit), Weißheit und Tugend vereint besitzet; so wohl ist mir bekannt, daß diese seltenen Männer in der ganzen Welt zerstreuet sind, und daß man sich vergebens schmeichelt unter der Anzahl derjenigen Bürger, welche ein alter Gebrauch zu solchen Bedienstungen ruffet, eine hinlängliche Menge zu finden. Man soll also billig eine Provinzial-Verwaltung mit dem größten bekannten Theil der Unterthanen, nicht aber mit den wenigen erhab|neren Menschen vergleichen, und alsdann wird gewiß jener der Vorzug bleiben. Ihre dauerhafte Einrichtung gewährt ihr Zeit genug um alles zu bemerken, zu untersuchen, zu prüfen, und auszuführen: die Vereinigung von so mancherley Kenntnißen, die Folge der Ideen, geben selbst dem mittelmäßigen G e n i e viele Beständigkeit, der Einfluß des allgemeinen Interesse vermehret die Summe der Einsichten, die Offenbarkeit der Berathschlagungen zwinget zur Rechtschaffenheit, und wenn gleich das
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Gute nur langsam erfolget, so kömmt es doch immer gewiß, und ist es einmal vorhanden, so bleibt es unverändert, trotz alles Eigensinnes, und aller Abänderungen. 337,29–338,6 Il y a … l’autorité.] Necker: Compte rendu au roi, 102 f. In der Übersetzung Wittenbergs findet sich dieser Abschnitt auf S. 92: Ohne Zweifel sind alle Anordnungen mit Unbequemlichkeiten verbunden; zu einer öffentlichen Administration, und selbst unter den Augen einer Provinz versammelte Männer, lassen sich nicht immer von den Aussichten der Ordnung und des allgemeinen Wohls bewegen; Eigennutz und Leidenschaften lenken sie davon ab; aber hat nicht auch ein einziger Mann seine besondern Bewegungsgründe? Haben dergleichen auch nicht die Untergeordneten, die unter seinem Befehle regieren? Haben die Grossen, haben Leute, die in Ansehen sind, keinen Einfluß auf ihn? und hat er in dem Laufe seines Ehrgeitzes nicht Ursachen, ihrer zu schonen? In allen Lagen ändern Betrachtungen des Eigennutzes oder der Eitelkeit bisweilen die der öffentlichen Administration so nöthige Unpartheylichkeit; aber wenn diese Administration aus mehrern Personen besteht, so haben die besondern Bewegungsgründe um desto mehr Hindernisse zu ihrer Entwickelung zu überwinden; man kann alsdann weder den Blicken entgehen, noch die Vorwürfe verachten, noch sie durch die Autorithät abweisen. – In Pacassis Übersetzung findet sich der Text auf S. 55 f. und lautet: Ohne Zweifel hat jede Einrichtung ihre Schwierigkeiten; die zu einer öffentlichen Verwaltung versammelte, und der Beobachtung einer ganzen Provinz ausgesetzte Menschen lassen sich nicht immer durch Ordnung, und durch die Betrachtung des allgemeinen Besten leiten; Eigennutz und Privatneigung verführen sie; aber hat ein einzelner Mensch nicht auch | seine Nebenabsichten? haben Große, haben Leute von Ansehen keinen Einfluß auf ihm? oder findet er in seinen ehrgeitzigen Absichten gar keine Ursachen ihrer zu schonen? Eitelkeit und Eigennutz veränderen in allen Umständen die bey einer öffentlichen Verwaltung so nothwendige Unpartheylichkeit nicht selten; wenn aber diese Verwaltung aus mehrern Personen bestehet, so haben die Privatabsichten mehr Hinderniße zu überwinden; man kann sich der Beobachtung anderer nicht wohl entziehen, weder die Vorwürfe verachten, noch selbe durch sein Ansehen entkräften. 338,21–24 Der Zögrer … Ende.] Quintus Fabius Maximus (um 280 – 203 v. Chr.), erhielt wegen seines Zauderns, sich nach den Niederlagen im 2. Punischen Krieg in eine offene Schlacht mit Hannibal einzulassen, den Beinamen Cunctator. – Publius Cornelius Scipio (um 235–183 v. Chr.) erhielt nach dem Tode seines Vaters und seines Onkels 211 v. Chr. den Oberbefehl; er vertrieb die Karthager von der Iberischen Halbinsel, setzte nach Afrika über und besiegte Hannibal 202 v. Chr. bei Zama. – S. Titus Livius: Historiae. Bücher XXII– XXX. 339,1–5 der Verstand, … sind.] Aristotelis Politicorum libri VIII, Lib. II, cap. VII (neue Zählung: Kap. 9). – 193 f.: Habent | autem se & quæ ad potestatem Senum, ipsis non recte. Nam bonis quidem, & ad virtutem
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satis institutis illis, dicat fortasse quis ciuitati conducere, (tametsi hoc controuersum, quod tota vita magnorum iudiciorum sint domini. est enim, vt & corporis, mentis quoque senectus.) (1270b 35 – 1271a 1). 339,14–15 An diese Fabel … Kindern,] Essais de Montaigne. Londres 1754. Livre II, Chapitre XXXVII. 65: Esope faict ce Conte, qu’un qui avoit acheté un More Esclave, estimant que cette couleur luy fust venue par accident, & mauvais traictement de son premier Maistre, le fit medeciner de plusieurs bains & breuvages avec grand soing: il advint, que le More n’en amenda aucunement sa couleur basanée, mais qu’il en perdit entierement sa premiere santé. 339,19–27 Ich habe … weiß.] Ib. 42 f.: Je me deffie des inventions de nostre esprit, de nostre Science et Art: en faveur duquel nous l’avons abandonnée, & ses reigles: & auquel nous ne sçavons tenir moderation, ny limite. Comme nous appellons Justice le pastissage des premieres Loix qui nous tombent en | main, & leur dispensation & pratique tres inepte souvent et tres-inique. Et comme ceux qui s’en moquent, & qui l’accusent n’entendent pas pourtant injurier cette noble vertu, ainsi condamner seulement l’abus & profanation de ce sacré titre: De mesme en la Medecine, j’honore bien ce glorieux nom, sa proposition, sa promesse, si utile au genre Humain, mais ce qu’il designe entre nous, je ne l’honore, ny l’estime. 339,27–340,12 Man erweckt … Mitteln.] Ib. 48 f.: On va troublant & esveillant le mal par oppositions contraires. Il faut que ce soit la forme de vivre, qui doucement l’allanguisse & reconduise à sa fin: Les violentes harpades de la drogue & du mal, sont tousjours à nostre perte, puisque la querelle se desmesle chez nous, & que la drogue est un secours infiable: de sa nature ennemy a nostre santé, & qui n’a accez en nostre estat que par le trouble. Laissons un peu faire: L’ordre qui pourvoit aux puces & aux taulpes, pourvoid aussi aux hommes qui ont la patience pareille, à se laisser gouverner que les pu|ces & les taulpes. Nous avons beau crier bihore: c’est bien pour nous enroüer, mais non pour l’avancer. C’est un ordre superbe & impiteux. Nostre crainte, nostre desespoir le desgoute et retarde de nostre ayde, au lieu de l’y convier: Il doibt au mal son cours, comme à la santé. De se laisser corrompre en faveur de l’un, au prejudice des droits de l’autre, il ne le fera pas: il tomberoit en desordre. Suyvons, de par Dieu, Suyvons. Il meine ceux qui suyvent: ceux qui ne le suyvent pas, il les entraine, & leur rage & leur Medecine ensemble. Faites ordonner une purgation à vostre cervelle: Elle y sera mieux employée, qu’à vostre estomach. 341,2–346,23 Aus den Betrachtungen … geredet.] Machiavelli: Discorsi sopra la prima deca di Tito Livio, Libro I, cap. LVIII. – 140–145: Capitolo LVIII. / La moltitudine è più savia, e più costante ch’un Principe. / Nessuna cosa esser più vana e più incostante che la moltitudine, così T. Livio nostro, come tutti gli altri Istorici affermano. Perchè spesso occorre nel narrare l’azioni degli uomini, vedere la moltitudine avere condannato alcuno a morte, e quel medesimo dipoi pianto e sommamente desiderato;
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come si vede avere fatto il popolo Romano di Manlio Capitolino, il quale avendo condannato a morte, sommamente dipoi desiderava. E | le parole dell’autore sono queste: Populum brevi, posteaquam ab eo periculum nullum erat, desiderium ejus tenuit. Ed altrove quando mostra gli accidenti che nacquero in Siracusa dopo la morte di Girolamo nipote di Jerone dice: Haec natura multitudinis est, aut umiliter servit, aut superbe dominatur. Io non so se mi prenderò una provincia dura e piena di tanta difficoltà, che mi convenga o abbandonarla con vergogna, o seguirla con carico, volendo difendere una cosa la quale, come ho detto, da tutti gli scrittori è accusata. Ma comunque si sia io non giudico nè giudicherò mai essere difetto difendere alcune opinioni con le ragioni, senza volervi usare o l’autorità o la forza. Dico adunque come di quello difetto, di che accusano gli scrittori la moltitudine, se non possono accusare gli uomini particolarmente, e massime i Principi; perchè ciascuno che non sia regolato dalle leggi, farebbe quelli medesimi errori che la moltitudine sciolta. E questo si può conoscere facilmente, perchè e’sono e sono stati assai Principi; e de’buoni, e de’savii ne sono stati pochi: io dico de’Principi ch’hanno potuto rompere quel freno che gli può correggere; tra i quali non sono quelli Re che nascevano in Egitto, quando in quella antichissima antichità si governava quella provincia con le leggi, nè quelli che nascevano in Sparta, nè quelli che a’nostri tempi nascono in Francia, il quale Regno è moderato più dalle leggi, che alcun altro Regno di che ne’nostri tempi si abbi notizia. E questi Re che nascono sotto tali costituzioni, non sono da mettere in quel numero, donde si abbia a considerare la natura di ciascuno uomo per se, e vedere se egli è simile alla moltitudine; perchè all’incontro loro si debbe porre una moltitudine medesimamente regolata dalle leggi come sono loro, e si troverà in lei essere quella medesima bontà che noi veggiamo essere in quelli, e vedrassi quella nè superbamente dominare, nè umilmente servire; come era il Popolo Romano, il quale mentre durò la Repubblica incorrotta, non servì mai | umilmente, nè mai dominò superbamente, anzi con li suoi ordini e magistrati tenne il grado suo onorevolmente. E quando era necessario insurgere contra a un potente, lo faceva, come si vede in Manlio, ne’Dieci, ed in altri che cercarono opprimerla; e quando era necessario ubbidire a’Dittatori, ed a’Consoli per la salute pubblica, lo faceva. E se il Popolo Romano desiderava Manlio Capitolino morto, non è maraviglia; perchè e’desiderava le sue virtù, le quali erano state tali, che la memoria di esse recava compassione a ciascuno, e arebbono avuto forza di fare quel medesimo effetto in un Principe, perchè l’è sentenza di tutti li scrittori, come la virtù si lauda e si ammira ancora negli inimici suoi: e se Manlio infra tanto desiderio fusse resuscitato, il Popolo di Roma arebbe dato di lui il medesimo giudizio, come ei fece, tratto che lo ebbe di prigione, che poco dipoi lo condannò a morte; nonostante che si vegga de’Principi tenuti savii, i quali hanno fatto morire qualche persona, e poi sommamente desideratala, come Alessandro, Clito, ed altri suoi amici, ed Erode Marianne. Ma quello che l’historico nostro dice della natura della moltitudine, non dice di quella ch’è regolata dalle leggi, come era la Romana, ma della
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sciolta, come era la Siracusana; la quale fece quelli errori che fanno gli uomini infuriati e sciolti, come fece Alessandro Magno ed Erode ne’casi detti. Però non è più da incolpare la natura della moltitudine che de’Principi, perchè tutti egualmente errano, quando tutti senza rispetto possono errare. Di che, oltre a quello che ho detto, ci sono assai esempii, e tra gl’Imperatori Romani, e tra gli altri Tiranni e Principi, dove si vede tanta incostanza e tanta variazione di vita, quanta mai non si trovasse in alcuna moltitudine. Conchiudo adunque contra alla comune opinione, la qual dice come i Popoli, quando sono Principi, sono varii mutabili ingrati, affermando che in loro non sono altrimente questi peccati che si siano ne’Principi particolari. Ed accusando alcuno i Po|poli e i Principi insieme, potrebbe dire il vero, ma traendone i Principi, s’inganna: perchè un Popolo che comanda e sia bene ordinato, sarà stabile prudente e grato non altrimente che un Principe, o meglio che un Principe, eziandio stimato savio: e dall’altra parte un Principe sciolto dalle legi sarà ingrato vario e imprudente più che un Popolo. E che la variazione del procedere loro nasce non dalla natura diversa, perchè in tutti è ad un modo, e se vi è vantaggio di bene è nel Popolo, ma dallo avere più o meno rispetto alle leggi, dentro alle quali l’un e l’altro vive. E chi considererà il Popolo Romano, lo vedrà esser stato per 400. anni inimico del nome Regio, e amatore della gloria e del bene comune della sua patria; vedrà tanti esempii usati da lui, che testimoniano l’una cosa e l’altra. E se alcuno mi allegasse la ingratitudine ch’egli usò contra a Scipione, rispondo quello che di sopra lungamente si discorse in questa materia, dove si mostrò i popoli essere meno ingrati de’Principi. Ma quanto alla prudenza ed alla stabilità, dico: come un Popolo è più prudente, più stabile, e di miglior giudizio ch’un Principe. E non senza cagione si assomiglia la voce d’un Popolo a quella di Dio; perchè si vede una opinione universale fare effetti maravigliosi ne’pronostichi suoi, talchè pare che per occulta virtù e’prevegga il suo male e il suo bene. Quanto al giudicare le cose, si vede rarissime volte quando egli ode due concionanti che tendino in diverse parti, quando e’sono di egual virtù, che non pigli l’opinione migliore, e che non sia capace di quella verità ch’egli ode. E se nelle cose gagliarde, o che paiiano utili, come di sopra si dice, egli erra, molte volte erra ancora un Principe nelle sue proprie passioni, le quali sono molte più che quelle de’Popoli. Vedesi ancora nelle sue elezioni ai magistrati, fare di lunga migliore elezione che un Principe, nè mai si persuaderà ad un Popolo, che sia bene tirare alla dignità un uomo infame e di corrotti costumi; il che facilmente e per mille vie | si persuade ad un Principe: vedesi un Popolo cominciare ad avere in orrore una cosa, e molti secoli stare in quella opinione; il che non si vede in un Principe. E dell’una e dell’altra di queste due cose voglio mi basti per testimone il Popolo Romano, il quale in tante centinaiia d’anni, in tante elezioni di Consoli e di Tribuni, non fece quattro elezioni di che quello si avesse a pentire. Ed ebbe, come ho detto, tanto in odio il nome Regio, che nessuno obbligo di alcuno suo cittadino, che tentasse quel nome, potette fargli fuggire le debite pene. Vedesi oltra di questo le città, dove i Popoli sono Principi,
Etwas das Leßing gesagt hat
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fare in brevissimo tempo augumenti eccessivi, e molto maggiori che quelle che sempre sono state sotto un Principe; come fece Roma dopo la cacciata de’Re; et Atene da poi che la si liberò da Pisistrato. Il che non può nascere da altro, se non che sono migliori governi quelli de’Popoli che quelli de’Principi. Nè voglio che si opponga a questa mia opinione tutto quello che lo istorico nostro ne dice nel preallegato testo e in qualunque altro; perchè se si discorreranno tutti i disordini de’Popoli, tutti i disordini de’Principi, tutte le glorie de’Popoli, tutte quelle de’Principi, si vedrà il Popolo di bontà e di gloria essere di lunga superiore. E se i Principi sono superiori a’Popoli nello ordinare leggi, formare vite civili, ordinare statuti e ordini nuovi; i Popoli sono tanto superiori nel mantenere le cose ordinate, ch’egli aggiungono senza dubbio alla gloria di coloro che l’ordinano. Ed in somma, per epilogare questa materia, dico: Come hanno durato assai gli stati de’Principi, hanno durato assai gli stati delle Repubbliche, e l’uno e l’altro ha avuto bisogno d’essere relegato dalle leggi; perchè un Principe che può fare ciò che vuole è pazzo, un Popolo che può fare ciò che vuole non è savio. Se adunque si ragionerà d’un Principe obbligato alle leggi, e d’un Popolo incatenato da quelle, si vedrà più virtù nel Popolo che nel Principe; se si ragionerà dell’| uno e dell’altro sciolto, si vedrà meno errori nel Popolo che nel Principe, e quelli minori, ed aranno maggiori rimedii: perchè ad un Popolo licenzioso e tumultuario, gli può da un uomo buono essere parlato, e facilmente può essere ridotto nella via buona; ad un Principe cattivo non è alcun che possa parlare, nè vi è altro rimedio che il ferro. Da che si può far conjettura della importanza della malattia dell’uno e dell’altro: che se a curare la malattia del Popolo bastano le parole, ed a quella del Principe bisogna il ferro, non sarà mai alcuno, che non giudichi, che dove bisogna maggior cura siano maggiori errori. Quando un Popolo è bene sciolto, non si temono le pazzie che quello fa, nè si ha paura del mal presente, ma di quello che ne può nascere, potendo nascere fra tanta confusione un tiranno. Ma ne’Principi tristi interviene il contrario, che si teme il male presente, e nel futuro si spera, persuadendosi gli uomini che la sua cattiva vita possa far surgere una libertà. Sicchè vedete la differenza dell’uno e dell’altro, la quale è quanto dalle cose che sono a quelle que hanno ad essere. Le crudeltà della moltitudine sono contra a chi ei temono che occupi il ben comune; quelle d’un Principe sono contra a chi ei temono che occupi il bene proprio. Ma l’opinione contra ai Popoli nasce, perchè de’Popoli ciascun dice male senza paura, e liberamente ancora mentre che regnano, de’Principi si parla sempre con mille paure e mille rispetti. – Machiavelli fügt noch einen zum folgenden Kapitel überleitenden Satz an, den J. nicht übersetzt: Nè mi pare fuor di proposito, poichè questa materia mi vi tira, disputare nel seguente capitolo di quali confederazioni altri si possa più fidare, o di quelle fatte con una Repubblica, o di quelle fatte con un Principe. 342,30–41 Im IVten Cap. … Wesens.«] Ib. Libro I, cap. IV. – 18 f.: Capitolo Quarto. / Que la disunione della Plebe e del Senato Romano fece libera e potente quella Repubblica. / Io non voglio mancare di discorrere sopra que-
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sti tumulti che furono in Roma dalla morte de’Tarquinii alla creazione de’Tribuni; e di poi alcune cose contro la opinione di molti, che dicono, Roma esser stata una Repubblica tumultuaria, e piena di tanta confusione, che se la buona fortuna e la virtù militare non avesse supplito a’loro difetti, sarebbe stata inferiore ad ogni | altra Repubblica. – 19: […] da’Tarquinii ai Gracchi, che furono più di trecento anni, i tumulti di Roma rade volte partorivano esilio, e radissime sangue. Nè si possono per tanto giudicare questi tumulti nocivi, nè una Repubblica divisa, che in tanto tempo per le sue differenze non mandò in esilio più che otto o dieci cittadini, e ne ammazzò pochissimi, e non molti ancora condannò in danari. Nè si può chiamare in alcun modo con ragione una Repubblica inordinata, dove siano tanti esempii di virtù, perchè li buoni esempii nascono dalla buona educazione; la buona educazione dalle buone leggi; […]. 343,38–40 Turpissimos consulares, … XII.4.)] Cicero: Epistularum ad familiares libri XVI. Lib. XII, cap. IV: Cicero an Cassius. In Cicero: Opera omnia, Bd 3.332: quamquam egregios consules habemus: sed turpissimos consulares: senatum fortem, sed infimo quemque honore fortissimum. Populo vero nihil fortius, nihil melius, Italiaque universa. Nihil autem fœdius Philippo, & Pisone, legatis, nihil flagitiosius; […]. 344,31–40 Im XXIX. Cap. … schwiegen.] Machiavelli: Discorsi sopra la prima deca di Tito Livio, Libro I, cap. XXIX. – 79: Capitolo XXIX. / Quale sia più ingrato, o un Popolo, o un Principe. / Egli mi pare a proposito della soprascritta materia da discorrere quale usi con maggiori esempii questa ingratitudine, o un Popolo, o un Principe. E per disputare meglio questa parte dico: Come questo vizio della ingratitudine nasce, o dalla avarizia, o dal sospetto. Perchè quando o un popolo o un Principe ha mandato fuori un suo capitano in una espedizione importante, dove quel capitano, vincendola, ne abbia acquistata assai gloria, quel Principe o quel Popolo è tenuto allo incontro a premiarlo; e se in cambio di premio, o ei lo disonora, o ei l’offende, mosso dalla avarizia, non volendo ritenuto da questa cupidità satisfargli, fa uno errore che non ha scusa, anzi si tira dietro una infamia eterna. Pure si trovano molti Principi che ci peccano. – 81 f.: Vero è che fra tutti i popoli che mai ebbero imperio, per le cagioni di sopra discorse, Roma fu la meno ingrata. Perchè della sua ingratitudine si può dire che non ci sia altro esempio che quello di Scipione; […] l’ingratitudine usata a Scipione, nacque da un sospetto che i cittadini cominciarono avere di lui, che degli altri non s’era avuto, il quale nacque dalla grandezza del nimico che Scipione aveva vinto, dalla riputazione che gli aveva data la vittoria di sì lunga e pericolosa guerra, dalla celerità di essa, dai favori che la gioventù, la prudenza, e le altre sue memorabili virtù gli acquistavano. Le quali cose furono tante, che, non che altro, i magistrati di Roma temevano della sua autorità; la qual cosa spiaceva agli uomini savii, come cosa inconsueta in Roma. E parve tanto straordinario il vivere suo, che Catone Prisco, riputato santo, fu il | primo a fargli contra, e a dire che una città non si poteva chiamare libera, dove era un cittadino che fusse temuto dai magistrati. […] Conchiudendo adunque questo discorso, dico; Che usandosi
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questo vizio della ingratitudine o per avarizia o per sospetto, si vedrà come i Popoli non mai per l’avarizia l’usarono, e per sospetto assai manco che i Principi, avendo meno cagione di sospettare, come di sotto si dirà. 345,32–42 Auch Montesquieu … Ch. 19.] Œuvres de Monsieur de Montesquieu, Bd 1: De l’esprit des loix. 94. 346,24–26 Le partage … lache.] [Voltaire:] L’evangile du jour. Bd 2. L’evangile du jour contenant L’Examen de la nouvelle Histoire de Henri IV. de M. de Bury, par M. le Marquis de B***. Lu dans une séance d’Académie; avec des notes. – L’A, B, C, en Seize Entretiens. ou Dialogues curieux traduits de l’Anglois de M. Huet. London 1769, 141. Im zweiten Text des Bandes, L’A, B, C, finden sich zu Beginn des Dixieme Entretien, Sur la Réligion, die von J. zusammengezogenen Zeilen: C. / Puisque vous croyez que le partage du brave homme est d’expliquer librement ses pensées, vous voulez donc qu’on puisse tout imprimer sur le gouvernement & sur la religion? / A. / Qui garde le silence sur cés deux objets, qui n’ose regarder fixement ces deux poles de la vie humaine, n’est qu’un lâche. Si nous n’avions pas sû écrire, nous aurions été oprimés par Jacques second & par son Chancelier Jeffreys; & Milord de Kenterbury nous ferait donner le fouet à la porte de sa Cathédrale. Notre plume fut la premiere arme contre la tyrannie, & notre épée la seconde. GEDANKEN VERSCHIEDENER BEI GELEGENHEIT EINER MERKWÜRDIGEN SCHRIFT 349,9–351,12 Vous … etc. etc.] Der Urheber dieses Briefes an J. ist der Münsteraner Minister Franz Friedrich Wilhelm Maria v. Fürstenberg. J. hat den Brief für die Publikation verkürzt, redaktionell überarbeitet und anonymisiert; hierfür hat er einen Hinweis auf seine eigene Münchener Tätigkeit, seine Politischen Rhapsodien und seinen Roman Woldemar sowie die Ortsnamen und den Namen Hompesch, d. i. Franz Karl Freiherr von Hompesch-Bollheim, getilgt. Siehe die Originalfassung des Briefes, JBW I,2.97 f.: M. / Votre lettre M. / la lettre M. que Vous m’avez fait l’honneur de m’écrire en date me fit d’autant de plaisir que je fus tenté de Vous quereller de ne m’avoir doné aucune Nouvelle ni de Votre Rhapsodie ni de Votre Woldemar. Vous me faites la guerre de ne Vous pas avoir envoyé l’ordonnance pour reformer les études des moines. Par discretion nous en avions fait un Secret; mais les moines eux mêmes en ont communiqué des Copies; et Elle est réimprimée à BorgSteinfort et à Hamm, ainsi je Vous envoye tout ce qui me reste d’Exemplaires et je la fais réimprimer. Le Votum de la Conference de Munic me paroit une pièce très bien travaillée, quoique nous Soyons dans des Principes un peu differens. Je me suis entretenu sur cette matière avec feu le Cte de Buckebourg, la dernière fois, que je vis ce grand homme, et j ai eté fort étonné de ce que nous voyons cet objet presque sous le même point de Vue. / Je ne voudrois pas detruire les moines si je pouvois. Ils ont fait du Bien et du mal – dans nôtre Siecle il est tres facile de les empecher
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de faire du mal, et il me paroit qu’on n’a pas assez Songé au Service qu’ils ne peuvent pas manquer de rendre pour peu qu’on s’y prenne bien. privés volontairement de la plus part des Jouissances des Sens, éloignés de la dissipation des frivolités et de fort Bien, que Woldemar apprecie si bien, ils doivent s’attacher à ce qui leur reste. Ils acquierent par là une energie, la quelle a produit et le Bien et les grands Maux qu’ils ont fait. Je connois leur caractere par Experience. l’Histoire les presente heros apôtres martirs fanatiques Scelerats C’est-à-dire sur le même nombre d’hommes plus de cette energie, qui n’a pas été affoiblie par la Volupté et par les Illusions de l’ambition que dans les autres Classes des Hommes. Mais cette énergie a été differemment conduite par la Verité ou par l’erreur. il y en a eu des essaims les quels ont croupi dans l’ignorence et dans la Crapule, ceux là n’ont fait aucun bien, ils ont nui par le Scandal, par leur erreur, et ils n’avoient pas assez d’énergie pour faire d’autre mal à l’Etat. On les a vu religieux ou Bigots Selon qu’ils etoient plus ou moins instruits. Par cette raison il me paroit que le premier point est de travailler à leur Instruction, 2. de rendre leurs Superieurs responsables de leur discipline et par cette raison ne jamais se mêler de l’interne Surtout pour Soutenir quelque individu à moins que les Superieurs n’abusent absolument de la Subordination, ou bien qu’ils ne s’arrogent une espece de Jurisdiction qui ne leur convient aucunement. dans ce | dernier Cas il faut proceder contre les Superieurs avec toute la rigueur. Il est difficile d’en determiner le nombre c’est un calcul, dont je n’ai jamais pu me tirer. Mon approximation est celle-ci: S’ils sont mauvais ou ignorans, ils sont de trop, quand il n’y en auroit qu’un Seul. Si on peut les former comme j’espere qu’ils le seront ches nous, j’employerois fort utilement, même le nombre actuel. Mais il n’est Guerres possible qu’avec nos arrangements ils restent si nombreux, parceque ils ne pourront pas avoir assez de bons Sujets. Sur la maniere de les faire Subsister, je Suis tres de l’avis de l’auteur du Votum, qu’il Vaudroit mieux abolir la quette; mais encore S’ils sont bons, c’est un moindre mal. dans quelques années d’ici, je compte, qu’ils prêcheront le Bien et qu’ils faciliteront les mesures d’une bonne administration, comme ils les ont contrarié jusqu’ici. Mais pour que cela arrive, ils ne doivent pas remarquer dans l’Administration la Haine qu’on leur temoigne Généralement. Il faut leur faire sentir qu’on les reforme pour leur propre bien. Il y a dans ce pays-ci un Couvent de Capucins, ou les Jeunes frères sont contants comme si on leur avoit operé le cataracte. & généralement je n’ai pas trouvé de l’opposition. Quelques Ordres ont même reçu l’ordonnance avec les Expressions de reconnoissance. / Le grand mal, qu’ils ont produit, ils l’ont produit en autant, qu’ils se regardoient comme dependans uniquement de la Cour de Rome, & je remarque, que souvent les Princes, qui en veulent aux moines, adoptent avec une Contradiction Manifeste les Principes de cette même Cour. on me dit p. e. que la Vôtre est sur le point de lancer l’anathème contre l’ancienne Doctrine de Febronius; et de faire des rejouissances de sa Conversion, pour attraper apparemment quelques faveurs de la Cour de Rome. C’est une démarche tout a fait Fausse; il y a
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un Chemin bien plus droit et bien plus court. Nous autres de ce pays-ci nous n’avons jamais été ni febronien, ni contre-febronien. Nous sommes Orthodoxes tout court, sans aucune distinction de Partie. Mais tout ceci reste entre nous dans la plus etroite Confidence, à moins que Vous n’en puissiez faire un Usage tout à fait sûr aupres de Hompesch. Il peut naitre un moment, ou nous puissions nous prêter les mains pour faire le bien. – Im Original folgen in fünf kurzen Abschnitten noch einige weitere Nachrichten zu anderen Themen. 349,10–11 l’ordonnance … moines.] Münstersche Verordnung die Studien in den Klöstern betreffend (unterzeichnet am 24. Oktober 1778 von (L. S. ) M. F. Kuhrfürst. S. T. F. v. Fürstenberg. A. F. Wenner.). In Deutsches Museum. Mai 1779, 469–479. – S. auch August Ludwig Schlözer’s Briefwechsel meist historischen und politischen Inhalts Siebender Theil. Göttingen 1780, 19–29: Münster, 24. Oct. 1778. / Verordnung, was, und wie, die Mönche studiren sollen. / Von Gottes Gnaden Wir Maximilian Friderich. – Vgl. auch die zusätzlichen Ausführungen J.s in JBW II,2.108– 110. 349,13 fut réimprimée à B… et H…] Diese Nachdrucke sind nicht mehr nachzuweisen; s. JBW II,2.108. – Im Blick auf den erstgenannten Ort, BorgSteinfort, zeigt sich bei J. zwei Jahre nach der Veröffentlichung der Gedanken Verschiedener eine Erinnerungslücke: Auf Hamanns Nachfrage vom 23. Oktober 1785, JBW I,4.216: Erklären Sie mir doch auch die Buchstaben mit Puncten in dem französischen Briefe, löst er sie in seinem Antwortbrief vom 17. November 1785, JBW I,4.249, irrtümlich auf: Die Buchstaben B… et H… bedeuten Bokum u Ham. 349,15 le Votum de …] Zu ergänzen: Le Votum de la Conference de Munic. Es ist veröffentlicht in der Sammlung der Churpfalz-Baierischen allgemeinen und besonderen Landes-Verordnungen von Polizey- und Landesverbesserungs- Religions- Kirchen- und Geistlichkeits- Kriegs- und vermischten Sachen. Bd 2. Hg. von Georg Karl Meyer […]. München 1784, 1125 (Nr 97). Siehe hierzu ausführlich JBW II,2.110. 349,27 bien appreciés par W–––r,] Zu ergänzen: Woldemar. – Fürstenberg bezieht sich hier auf J.s Vergleich des Protestantismus und des Katholizismus in dem zu seinem Roman Woldemar gehörenden Teilstück Ein Stück Philosophie des Lebens und der Menschheit (in Deutsches Museum. Viertes Stück, April 1779, 307–348, und Fünftes Stück, Mai 1779, 393–427; später unter dem Titel Der Kunstgarten in Vermischte Schriften von Friedrich Heinrich Jacobi. Erster Theil. Breslau 1781, 7–142); s. JWA 7.192,3– 193,9. 351,10 ni Fébroniens, ni Anti-Fébroniens.] S. die Anm. zu 304,2. 351,13–352,18 Réponse. … souhaite!] Seinen Antwortbrief an Franz von Fürstenberg vom 5. Oktober 1779, JBW I,2.108 f., hat J. für die Publikation etwa um die Hälfte gekürzt, allerdings nur um vier Abschnitte mit Nachrichten privaten Charakters, und er hat ihn ebenfalls redaktionell überarbeitet, jedoch in geringerem Umfang als den Brief Fürstenbergs. In den fünf folgenden Anmm. werden die wichtigsten Veränderungen mitgeteilt.
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351,14 P …] Zu ergänzen: Pempelfort. – Der Originalbrief ist hingegen mit Duss. d. i. Düsseldorf, unterzeichnet; s. JBW I,2.109,25. 351,25–28 c’est à dire … affoiblie«:] JBW I,2.108,13–15: c’est à dire sur le même nombre d’hommes plus de cette énergie qui n’a pas été affoiblie par la volupté et par les illusions de l’ambition«. 352,4–7 croyoit … noir.] JBW I,2.108,21–23: croyoit ne vouloir aller qu’au ciel; aujourd hui tout le monde croit ne vouloir que s’établir sur la terre: c’est changer du noir au blanc; ou du blanc au noir, si Vous voulez. 352,13 ch… E…,] JBW I,2.108,29: chere Excellence, 352,15 publier] JBW I,2.108,30: faire 352,19–353,22 Der Mann … hat.] Zur Verfasserschaft dieses Textabschnitts siehe den Editorischen Bericht, 533. 352,21–22 Vergleichung … Deutschland] S. die Anm. zu 349,27. 352,30–32 Lessing selbst … gölten,] S. oben, 304,3–5. 353,23–354,27 Auch geht … kan!] Verfasser dieser Partie ist Moses Mendelssohn; s. JWA 1/1.291, Fußnote 2: von den Worten an … »Auch geht unser Verfasser über alles dies sehr schnell hinweg« – gehört alles Mendelssohn bis ans Ende. ERINNERUNGEN GEGEN DIE IN DEN JANUAR DES MUSEUMS EINGERÜCKTEN GEDANKEN ÜBER EINE MERKWÜRDIGE SCHRIFT 357,4–6 Der Verfasser … entdecken.] J. macht hier die Verwirrung um die Verfasserschaft des Etwas das Leßing gesagt hat vollständig, indem er – anonym – über sich selber schreibt, ohne sich auch nur in dieser Funktion zu erkennen zu geben, und seine Verfasserschaft am Etwas unter Hinweis auf seine häufigen Krankheiten während des Jahres 1782 in Zweifel zieht. 357,6–7 Der vom … sein] Unter dem Herausgeber der französischen Briefe ist Christian Konrad Wilhelm Dohm zu verstehen, obschon auch diese Rolle eigentlich J. selber zukommt; s. den Editorischen Bericht. J. spielt hier an auf den Satz, der den Schlußabschnitt der Gedanken Verschiedener eröffnet; s. oben, 352,19–24. 357,9–10 Dem Herausgeber … unbekant.] Mit dieser Formulierung legt J. noch eine Distanz zwischen sich und den Herausgeber der Briefe, also Christian Konrad Wilhelm Dohm; er schließt ihn sogar aus dem Kreise seiner Freunde aus, von denen es zuvor (357,7–8) heißt, sie hätten von seiner Krankheit gewußt. 357,27 A n d r e , heißt … greifen.] S. oben, 304,15–17. 357,28–29 Die Vorrede, … Ganzen,] Zur Vorrede s. oben, 301–303; zum Motto s. oben, 299,7–10; zu Lessings Commentar s. oben, 304,1–9; zu Mösers Glosse s. oben, 304,25–305,21; der Beschluß des Ganzen läßt sich nicht prägnant abgrenzen; wahrscheinlich bezieht J. sich auf die resümierende Partie, oben, 327,30–330,12, vielleicht auch nur auf 329,7–330,12.
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358,5 Die Einwürfe des Gegners] Dieser Gegner läßt sich in den Gedanken Verschiedener nicht zweifelsfrei identifizieren, da der in Zeile 7–8 folgende, als Zitat ausgezeichnete Halbsatz dort nicht nachzuweisen ist, allerdings auch nicht im überlieferten Briefwechsel J.s. Durch andere Quellen wird allerdings gesichert, daß J. hier Moses Mendelssohn im Blick habe. Hierfür spricht auch, daß J. weiter unten (360,9–14) den Autor einer von ihm selber Mendelssohn zugeschriebenen Passage schlicht als den Gegner bezeichnet. J. hat Ende November oder Anfang Dezember 1782 die schriftliche Entgegnung Mendelssohns erhalten, die er in den Gedanken Verschiedener verarbeitet hat; im Blick auf sie schreibt er am 13. Dezember 1782, JBW I,3.102, im Brief an Fürstin Gallitzin: Einer der berühmtesten Männer v Deutschland fragt: O b d e n n P a p s t t h u m D e m o c r a t i e s e y ? Welch ein Inhalt von Critik in diesen 5 Worten!! – Zu dieser paradox und provozierend erscheinenden Frage wird Mendelssohn dadurch motiviert, daß der Verfasser des Etwas einerseits gemeinsam mit Lessing – gegen Febronius und die Fürsten – als Verteidiger des Papsttums auftritt, während er andererseits als Verfechter der Volksregierung erscheint – obschon Mendelssohn der Ansicht ist, daß seine Beweise für die Volksregierung ziemlich übertrieben seien (353,34–35). Auch die von J. hier (358,7–8) zitierte Wendung Mendelssohns, »daß wenigstens der geistliche Despotismus schlimmer sei, als der weltliche«, steht im Kontext dieser Kritik an der J. zugeschriebenen Verharmlosung der Macht des Papsttums. Sinngemäß, wenn auch weniger plakativ zugespitzt, wird diese Kritik auch von J.s Freunden Gleim und Forster geteilt; s. den Editorischen Bericht. 358,18–20 Ob die Gründe … treffen:] S. oben, 352,30–32. 358,25–28 »Die logische … soll.«] Gotthold Ephraim Lessing: Axiomata, wenn es deren in dergleichen Dingen giebt. Wider den Herrn Pastor Goeze, in Hamburg. Braunschweig 1778, 10. Im selben Jahr ist in Braunschweig auch ein Sammelband – mit dem Rückentitel Goeze-Lessing – erschienen, in dem die Axiomata als Schrift 3 enthalten sind. – Vgl. LM XIII.110. 358,30–33 Wahl-Capitulation … wollen.«] S. Johann Jacob Mosers, Königlich Dänischen Etats-Raths, Betrachtungen über die Wahlcapitulation Kayser Josephs II. Frankfurt a. M. 1777. Erster Articul. / Von Religions- u. Kirchensachen, Handhabung des Reichs und der Reichsstände Gerechtsamen, auch Sitz- und Stimmrecht auf Reichstägen. / §. I. / Zum Ersten: Daß Wir, in Zeit solcher unserer Königlichen Würden, Amt und Regierung, die Christenheit, den Stuhl zu Rom, Päbstliche Heiligkeit, und Christliche Kirche, als derselben Advocat in gutem treulichem Schutz und Schirm halten sollen und wollen. 358,29–359,1 Man müsse … können.] S. oben, 353,24–25. 359,22–23 Er … enthalten,] S. oben, 318,23–25; vgl. 305 f. 359,25–27 Ce qui … d’autres.] [Voltaire:] Remarques, pour servir de supplément a l’essay sur l’histoire générale, et sur les mœurs et l’esprit des nations, depuis Charlemagne jusqu’a nos jours. 1763. Der Artikel XVIII. trägt den Titel Des Loix. 359,32–37 Zu allen Zeiten … 140.141.] [René Louis de Voyer de Paulmy, Marquis d’Argenson:] Considérations sur le Gouvernement
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ancien et présent de la France. Amsterdam 1765 (KJB 1457). – J. zitiert dieses Werk vermutlich deshalb mit dem Titel Intérets de la France, da dessen Seiten 2–214 den Kolumnentitel Intérets de la France avec ses voisins tragen; auch Rousseau bezieht sich in Du Contract social, Liv. I, chap. 2, auf d’Argensons Werk unter dem Titel Traité des intérêts de la France avec ses voisins. – [d’Argenson:] Considérations sur le Gouvernement ancien et présent de la France, 140: L’image de tous ces Droits est encore dans le Royaume; mais la figure de cet ancien esclavage est fort éloignée de sa rigueur & de sa réalité: voilà cependant comme de tout tems la tirannie s’est apropriée les hommes sous prétexte de les gouverner. – Ib. 141 f.: On ne dira pas que ce fut par un grand trait de Politique que ce Prince [sc. Louis VII.] fit faire ce pas à la Démocratie sur l’Aristocratie; mais la Monarchie sùt-elle même ce qui lui étoit bon sans l’avoir réduit en principe, parce que la Justice l’emporte tôt ou tard, qu’elle est le seul principe du véritable intérêt des hommes & que leurs propres passions y | ramenent: l’on verra en effet quels succès suivirent cet affranchissement tant pour l’autorité Royale que pour la richesse de l’Etat. 360,1–8 In der … beschäftige.«] S. oben, 336,3–10. 360,9–11 der Gegner … finden,] S. oben, 353,34–35, sowie die Anm. zu 358,5. 360,13–14 Es fehlte … sei?] Diese Frage hat Mendelssohn sehr wahrscheinlich in seinen J. zugesandten kritischen Einwänden formuliert; s. die Anm. zu 358,5. 361,13–15 Man verwechselt … Volkes,] Œuvres de Monsieur de Montesquieu, Bd 1: De l’Esprit des loix. Liv. XI, chap. II. 205: Enfin, comme, dans les démocraties, le peuple paroît à peu près faire ce qu’il veut, on a mis la liberté dans ces sortes de gouvernemens; & on a confondu le pouvoir du peuple, avec la liberté du peuple. 361,15–362,1 Die gesezlose … Einem:] Ib. Liv. VIII, chap. II. 151: Il se forme de petits tyrans, qui ont tous les vices d’un seul. 362,2–5 Demokratie … Freiheit.] Ib. Liv. XI, chap. IV. 206: La démocratie & l’aristocratie ne sont point des états libres par leur nature. La liberté politique ne se trouve que dans les gouvernemens modérés. Mais elle n’est pas toujours dans les états modérés. 361,18–34 Ist das Gute … Willen.«] [René Louis de Voyer de Paulmy, Marquis d’Argenson:] Considérations sur le Gouvernement ancien et présent de la France, 302 f.: Il faut se purger de ce qu’on entend d’odieux par-là. Le bon des Républiques re|pugne-t-il à la Monarchie? s’il est impossible de les allier ensemble, il faut en détourner les desirs; mais si le bonheur & l’abondance sont conciliables avec l’amour & l’obéïssance due au Roi; si les Rois eux-mêmes peuvent régner comme si leurs Sujets n’obéïssoient qu’à des Loix & non pas à les hommes, pourquoi n’en étudieroit-on pas les véritables ressorts là où ils sont? Qu’on les y recherche donc, & l’on trouvera précisément que tout ce qui fait le bon des Républiques augmente l’autorité Monarchique au-lieu de l’attaquer en rien. – 306 f.: Mais on ne prend point les choses ainsi dans un Traité de Politique;
Erinnerungen gegen die Gedanken Verschiedener
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on ne prend point pour principe les faits ordinaires même les plus indispensables; on définit ce qui doit être & non ce qui est, & ce n’est point aller en cela contre l’humanité, ni donner dans les idées abstraites reprochées à Platon. / C’est beaucoup de connoître la perfection du principe; on distingue le préjugé d’avec l’abus & l’on tend à se rapprocher du vrai autant qu’il est possible, ou du moins à ne | pas s’en écarter volontairement. 362,6–7 daß Lessing … versezte,] S. oben, 354,15–16. 362,14 Die zuletzt … Frage,] S. oben, 354,20–21. 362,21–22 »Deklamation … sol,«] S. oben, 354,23. 363,7–8 dem Gegner … entgegen stellen] J. setzt hier sein Versteckspiel um die Identifizierung der an der Auseinandersetzung beteiligten Personen fort, indem er dem Gegner Mendelssohn den Urheber der Rede Mendelssohns kontrastiert. 363,9–10 die Lichter … Tag werde.] S. oben, 305,27–28. 363,15–16 Gehet … Völker,] Mk 16,15: Gehet hin in alle welt, und prediget das evangelium aller creatur. Mt 28,19: Darum gehet hin, und lehret alle völcker, u. tauffet sie im namen des Vaters, und des Sohns, und des heiligen Geistes […]. In Biblia, Das ist: Die ganze Heil. Schrift Altes und Neues Testaments, Nach der Teutschen Uebersetzung D. Martin Luthers […] Nebst der Vorrede des S. Hrn. Baron C. H. von Canstein. 1757. 363,18 Dreifachgekrönten] Gemeint ist der Papst, dessen außerliturgische, vor allem zur feierlichen Krönungsmesse getragene Kopfbedeckung, die Tiara oder das Triregnum, mit drei übereinander gesetzten Kronreifen geschmückt ist. Diese symbolisieren die drei Gewalten, mit denen der Papst bekleidet ist, nämlich Vater der Fürsten und Könige, Rektor der Welt und Stellvertreter Christi auf Erden zu sein, wie es das Pontificale romanum 1596 festhält. Die päpstliche Kopfbedeckung ist seit dem 4. Jahrhundert bezeugt, bestand ursprünglich jedoch nur aus der aufrecht stehenden phrygischen Zipfelmütze, die ihre symbolische Ausgestaltung zur dreifachen Krone erst allmählich erfuhr. Wann der erste Kronreif angebracht wurde, ist unsicher; vermutet wird, daß es entweder durch Papst Symmachus (498–514) oder Papst Leo III. (795–816) geschah. Gesichert ist die Anfügung des zweiten Kronreifs durch Papst Bonifatius VIII. (1294–1303) als Ausdruck seiner Doppelgewalt. Die Anbringung des dritten Kronreifs schließlich wird Clemens V. (1305–1314) zugeschrieben, da in einem Inventar des Jahres 1315 erstmalig von der Tiara mit drei Kronen gesprochen wird. Paul VI. wurde 1963 als letzter Papst mit der Tiara gekrönt, die er an die Armen verschenkte und durch die päpstliche Mitra ersetzte (s. Vatikan Lexikon. Hg. v. Niccolò del Re. Augsburg 1998). 363,19 ein Mönch in Deutschland] Gemeint ist Martin Luther (1483– 1546). 363,27–364,15 Paul … pag. 4.] Histoire du concile de Trente, écrite en Italien par Fra-Paolo Sarpi, de l’ordre des servites; et traduite de nouveau en françois, avec des notes critiques, historiques et theologiques, par Pierre-François Le Courayer […]. Tome premier. Amsterdam 1751 (KJB 2018).
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364,3 Nimia præcautio dolus.] Es handelt sich hier um ein lateinisches Sprichwort, dessen Herkunft nicht exakt bestimmt werden kann; s. Paroemia et regulae iuris romanorum, germanorum, franco-gallorum, britannorum. Edidit Leopoldus Volkmar. Berolini 1854, 142. – Vgl. Mémoires de M. Caron de Beaumarchais, Écuyer, Conseiller-Secrétaire du Roi, Lieutenant-Général des Chasses au Bailliage & Capitainerie de la Varenne du Louvre, grande Vénerie & Fauconnerie de France, accusé de corruption de Juge. Contre M. Goëzman, Conseiller de Grand-Chambre au Parlement de Paris, accusé de Subornation & de Faux. Mme Goëzman, & le Sieur Bertrand, accusés. Le Sieur Marin, Gazetier de France, & Le Sieur Darnaud-Baculard, Conseiller d’Ambassade, assignés comme Témoins. Paris 1774 (KJB 2106). [Erstes] Mémoire à consulter, 25: M. Goëzman a déposé au Greffe de la Cour cette lettre du sieur d’Arnaud, avec la déclaration du sieur le-Jay. Quelles piéces & quelles précautions pour un Magistrat! nimia præcautio dolus. Soufflons sur ce nouveau fantôme; & détruisons ce frêle appui du systême de la corruption. 364,3–5 Das … wird,] Diesen Satz übernimmt J. abgewandelt aus einem an ihn gerichteten Schreiben, aus dem er in einem Brief an Georg Forster vom 26. Januar 1783, JBW I,3.117 f., zitiert: Einer meiner Freunde, ein Theologe, der mit dem E t w a s sehr zufrieden ist, schreibt mir: »Aber wer wird’s verstehen und fassen? Eine solche Metaphysik ist, wie der Glaube, nicht jedermanns Ding. Unsere Zeitgenossen können überhaupt kein einziges Buch, wäre es auch noch so klein, zweymal lesen. Die Schriftsteller sind selbst Schuld daran. Das erbärmliche Accommodiren des abstracten Philosophen, des Moralisten, des Theologen bringt gewiß am Ende noch, wie Gleim sagt, | eine Milchbarbarey hervor.« ÜBER UND BEI GELEGENHEIT DES KÜRZLICH ERSCHIENENEN WERKES, DES LETTRES DE CACHET ET DES PRISONS D’ÉTAT 367,4–7 Gut! vortreflich! … Swift.] Satyrische und ernsthafte Schriften von Dr. Jonathan Swift. [Übersetzt von Johann Heinrich Waser] Hamburg/Leipzig 1760 (KJB 2914), Bd 4.427: Gut, vortreflich, ruffe ich, wenn ich in einem Scribenten eine Stelle lese, die eben das sagt was ich auch gedenke: Sind wir ungleicher Meinung, so sage ich, hier hat der gute Mann sich betrogen. Vgl. das englische Original, The Works of Dr. Jonathan Swift, Dean of St. Patrick’s, Dublin. Vol. III. London 1768 (KJB 2912), 411: That was excellently observed, say I, when I read a passage in an author, where his opinion agrees with mine. When we differ, there I pronounce him to be mistaken. – Das Verhältnis von Original und deutscher Übersetzung macht es wahrscheinlich, daß J.s Formulierung des Mottos sich auf Wasers Übersetzung stützt. Die geringen Abweichungen vom Wortlaut könnten darauf zurückzuführen sein, daß J. aus dem Gedächtnis zitiert; wahrscheinlicher ist jedoch eine Anpassung an den zeitüblichen Sprachgebrauch, zumal Wasers
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Ausdruck Scribent pejorative Konnotationen mit sich führt und daher die Übersetzung des englischen author mit Schriftsteller passender ist. – Den Nachweis der Quelle dieses Zitats verdanken die Herausgeber Herrn Prof. Hermann Josef Real und Frau Esther F. Sommer von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. 367,8–9 Ich verdanke … Sachen] In den Göttingischen Anzeigen von gelehrten Sachen erscheint in St. 17: 30. Januar 1783, 162–165, die Besprechung der lettres de cachet , auf die J. sich hier bezieht. Der – ungenannte – Autor dieser Rezension ist Johannes Müller; s. den Editorischen Bericht. 367,12–13 Es würden … können:] Ib. 163: Es ist also dieses Buch in Frankreich verboten worden, und wenige Männer von Verstand werden es ganz lesen können. 367,24–25 muneribus gaudent … obligantur.] C. Cornelii Taciti de situ, moribus & populis Germaniæ libellus, cum perpetuo & pragmatico commentario, quo populorum Germaniæ nomina […] exposuit Justus Christoph. Dithmarus […]. Francofurti ad Viadrum 1725, 132. – Cap. XXI,5. Anders als bei J. besteht das Zitat hier aus zwei Sätzen: Gaudent muneribus. Sed nec data imputant, nec acceptis obligantur. 368,4–6 Möser sagt … läugnen:] J. bezieht sich auf Justus Möser: Patriotische Phantasien. Hg. von seiner Tochter J[ohanna] W[ilhelmine] J[uliane] v[on] Voigt, geb. Möser. Neue verbesserte und vermehrte Auflage. T. 1–4. Berlin 1778–1786 (KJB 1601). Die von J. zitierte Wendung konnte nicht nachgewiesen werden; Möser gebraucht jedoch – besonders in ironisch gefärbten Erzählungen – mehrfach Wendungen wie etwa Bd 3.161: Alles dieses ist so klar, so gewiß und so unwiderleglich, daß ich demjenigen hundert Ducaten verspreche, der mir mit gesunder Vernunft ein Wort darauf antworten kann. 369,24–29 Geschichte … war.] Geschichte der Abderiten von C. M. Wieland. Erster Theil, der das erste, zweyte und dritte Buch enthält. Leipzig 1781, 133 f.; vgl. Wieland: Werke, Bd 10.70. 369,30–36 Inter veram … c. IV.] Thomas Hobbes: Leviathan, sive de materia, forma, & potestate civitatis ecclesiasticæ et civilis. Amstelodami 1670 (KJB 1537). Pars prima, caput IV: De Sermone, 17. Den letzten Satz des Zitats gibt J. verkürzt wieder. Er lautet im Original: Vocabula enim sapientium quidem calculi sunt quibus computant, stultorum autem Nummi, æstimati impressione alicujus nomine celebri ut Aristotelis, vel Ciceronis, vel Aquinatis, aliusve Doctoris cujuscunque humani. 371,22–24 Die Beurtheilung … geschrieben.«] [Johannes Müller:] Rezension zu Des lettres de cachet, in Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, St. 17: 30. Januar 1783, 162. 371,26 Modeton] Ib. 163. 372,4–18 »Keinem Schriftsteller … seinen«] Eloge de Voltaire; Par M. De La Harpe, de l’académie française. Genève/Paris 1780. In Les Voltairiens. Collection préparée par Jeroom Vercruysse. Volume III. 1780– 1781. Nendeln 1978, Schrift 7, iii–iv, 1–112. Die von J. zitierte Stelle findet sich S. 46 f.: jusqu’à nos jours, il n’avait | été donné à aucun homme d’être
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grand dans les deux genres; & c’était donc à Voltaire qu’était réservé l’honneur de cette exception unique dans les annales des arts! La nature at-elle assez accumulé de dons & de faveurs sur cet être privilégié? A-t-elle voulu honorer notre espèce en faisant voir une fois tout ce qu’un mortel pouvait rassembler de talens? Ou bien a-t-elle prétendu marquer elle– même les dernières limites de son pouvoir & de l’esprit humain? A-t-elle fait pour Voltaire ce qu’autrefois la fortune avait fait pour Rome? Faut-il qu’il y ait dans chaque ordre de choses des destinées à ce point prédominantes, & que, comme après la chute de la Reine des nations, toutes les grandeurs n’ont été que des portions de sa dépouille, de même, après la mort du dominateur des arts, désormais toute gloire ne puisse être qu’un débris de la sienne? 372,24–373,15 »Ihr haltet … hätte.«] Réception de M. de Condorcet. Discours prononcé dans la Séance publique le jeudi 21 février 1782. Paris Palais du Louvre. M. de Condorcet, ayant été élu par l’Académie française à la place laissée vacante par la mort de M. Saurin, y est venu prendre séance le jeudi 21 février 1782, et a prononcé le discours qui suit: / Des avantages et des progrès des Sciences: Vous nous croyez dégénérés, parce que l’austérité de nos pères a fait place à cette douceur qui se mêle à nos vertus comme à nos vices, et qui vous paroît ressembler trop à la foiblesse. Mais la vertu n’a besoin de s’élever au-dessus de la Nature, que lorsqu’elle lutte à-la-fois contre les passions et l’ignorance. Songez que les lumières rendent les vertus faciles; que l’amour du bien général, et même le courage de s’y dévouer est, pour ainsi dire, l’état habituel de l’homme éclairé. Dans l’homme ignorant, la justice n’est qu’une passion incompatible peut-être avec la douceur; dans l’homme instruit, elle n’est que l’humanité même soumise aux lois de la raison. Le projet de rendre tous les hommes vertueux est chimérique: mais pourquoi ne verroit-on pas un jour les lumières, jointes au génie, créer, pour des générations plus heureuses, une méthode d’éducation, un système de lois qui rendroient presque inutile le courage de la vertu? Dirigé par ces institutions salutaires, l’homme n’auroit besoin que d’écouter le voix de son cœur, et celle de sa raison, pour remplir, par un penchant naturel, les mêmes devoirs qui lui coûtent aujourd’hui des efforts et des sacrifices: ainsi l’on voit, à l’aide de ces machines, prodiges du génie dans les arts, un ouvrier exécuter, sans intelligence et sans adresse, des chef-d’œuvres que l’industrie humaine, abandonnée à ses propres forces, n’eût jamais égalés. 373,17–18 Raynal, … unbeschadet.] Im Katalog der Bibliothek J.s ist nur ein Werk von Raynal verzeichnet: Guillaume Thomas François Raynal: Histoire philosophique et politique des établissements et du commerce des Européens dans les deux Indes. 10 Bde. Genève 1780 (KJB 1990). 373,21–23 Trostgründe … Edit. 4to.] Georges Louis Leclerc Comte de Buffon: Histoire naturelle générale et particulière, avec la description du cabinet du roi. [Verf.: Georges Louis Leclerc Comte de Buffon; LouisJean-Marie Daubenton; Guéneau de Montbéliard; Gabriel-LéopoldCharles-Amé Bexon; Bernard-Germain-Étienne de la Ville-sur-Illon
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Comte de Lacepède.] T. 1–15. Paris 1749–1767. Supplement IV. Paris 1777, 411: Nous avons dit, qu’une raison pour vivre est d’avoir vécu, & nous l’avons démontré par l’échelle des probabilités de la durée de la vie; cette probabilité est à la vérité d’autant plus petite que l’âge est plus grand, mais lorsqu’il est complet, c’est-à-dire, à quatre-vingts ans, cette même probabilité qui décroît de moins en moins, devient pour ainsi dire stationnaire & fixe. Si l’on peut parier un contre un, qu’un homme de quatrevingts ans vivra trois ans de plus, on peut le parier de même pour un homme de quatre-vingt-trois, de quatre-vingt-six, & peut-être encore de même pour un homme de quatre-vingt-dix ans. Nous avons donc toujours dans l’âge même le plus avancé, l’espérance légitime de trois années de vie. Et trois années ne sont-elles pas une vie complète, ne suffisent-elles pas à tous les projets d’un homme sage! nous ne sommes donc jamais vieux si notre morale n’est pas trop jeune; le Philosophe doit dès-lors regarder la vieillesse comme un préjugé, comme une idée contraire au bonheur de l’homme, & qui ne trouble pas celui des animaux. – Ib. 414 f.: La vie, ou si l’on veut la continuité de notre existence ne nous appartient qu’autant que nous la sentons; or ce sentiment de l’existence n’est-il pas détruit par le sommeil! chaque nuit nous cessons d’être, & dès-lors nous ne pouvons regarder la vie comme une suite non interrompue d’existences senties, ce n’est point une trame continue, c’est un fil divisé par des nœuds ou plutôt par des coupures qui toutes appartiennent à la mort, chacune nous rappelle l’idée du dernier coup de ciseau, chacune nous représente ce que c’est que de cesser d’être; pourquoi donc s’occuper de la longueur plus ou moins grande de cette chaîne qui se rompt chaque jour! Pourquoi ne pas regarder & la vie & la mort pour ce qu’elles sont en effet: mais comme | il y a plus de cœurs pusillanimes que d’ames fortes, l’idée de la mort se trouve toujours exagérée, sa marche toujours précipitée, ses approches trop redoutées, & son aspect insoutenable; on ne pense pas que l’on anticipe malheureusement sur son existence toutes les fois que l’on s’affecte de la destruction de son corps; car cesser d’être n’est rien, mais la crainte est la mort de l’ame. Je ne dirai pas avec le Stoïcien, Mors homini summum bonum Diis denegatum, je ne la vois ni comme un grand bien ni comme un grand mal, & j’ai tâché de la représenter telle qu’elle est (volume II, pages 578 & suiv.); j’y renvoie mes Lecteurs, par le desir que j’ai de contribuer à leur bonheur. 373,24–29 »Quæ (malum) … c. 55.] [Gaius Plinis Secundus:] Histoire Naturelle de Pline traduite en françois [par Louis Poinsinet de Sivry], avec le texte latin rétabli d’après les meilleures leçons manuscrites; Accompagnée de Notes critiques pour l’eclaircissement du texte, et d’Observations sur les connoissances des Anciens comparées avec les découvertes des Modernes. Tome troisième. Paris 1771 (KJB 2770). Lib. VII, cap. 55. 230/232. 373,31–374,27 Pestifera … c. 63.] Ib. Tome premier. Lib. II, cap. 63. 198/200. 374,2–10 Chevalier … genie!] Belles-Lettres. Vers à M. le Comte de Buffon, pour le remercier du présent qu’il m’a fait d’une Gravure dédiée aux Mânes de J. J. Rousseau. In Journal de Paris. Numero 95. Vendredi 5
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Avril 1782, de la Lune le 23. S. 377 f. Das Gedicht ist unterzeichnet: Par M. le Chevalier de Cubieres. 374,23–24 discidium … reprehendendum.] Cicero: Dialogi tres de oratore. Lib. III, cap. 16 (61). In Cicero: Opera omnia, Bd 1. Lipsiæ 1737, 523: Hinc discidium illud exstitit quasi linguæ atque cordis, absurdum sane & inutile, & reprehendendum, ut alii nos sapere, alii dicere docerent. (J. besaß die zweite Auflage, s. KJB 2634.) 374,34–375,26 Diesen Ausspruch … III. 14 et 15.] Cicero: de Oratore. Lib. III, cap. 14 f. (55 f.). In Cicero: Opera omnia, Bd 1.521. – Diese Ausgabe hat statt audiant (Z. 21): audiunt; audiant ist jedoch als Variante verzeichnet. – Der von J. in 375,21 ausgelassene Text lautet: quæ quo major est vis, hoc est magis probitate jungenda, summaque prudentia: quarum virtutum expertibus si dicendi copiam tradiderimus, non eos quidem oratores effecerimus, sed furentibus quædam arma dederimus. 375,1–2 nulla me … teneam.] Cicero: ad Marcum Brutum Orator. 37. In Cicero: Opera omnia, Bd 1.688. 375,2–3 Der Vortrag … Plutarch.] Diese Aussage konnte nicht nachgewiesen werden. Zu seiner Hochschätzung der Feurigkeit des Vortrags s. aber Plutarch: Vitae parallelae. Cicero. § 3: ≤ dè fwn¶ poll¶ mèn kaì çgav≥, sklhrû dè kaì áplastoß, ‡pó dè to¤ l