Kleine Schriften
 3851245776, 9783851245776

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EDUARD SCHWYZER

KLEINE SCHRIFTEN Herausgegeben von RÜDIGER SCHMITT

Innsbruck 1983

Die INNSBRUCKER BEITRÄGE ZUR SPRACHWISSENSCHAFT werden gefördert durch das Bundesministerium fOr Wissenschaft und Forschung in Wien, das Amt der Tiroler Landesregierung (Kulturabteilung) und den Universitätsbund Innsbruck

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Schwyzer, Eduard:

Kleine Schriften/ Eduard Schwyzer. Hrsg. von Rüdiger Schmitt. - Innsbruck : Inst. fOr Sprachwiss. d. Univ. Innsbruck, 1983. (lnnsbrucker Beiträge zur Sprachwissenschaft ; Bd. 45)

ISBN 3-85124-577-6 NE: Schwyzer, Eduard: [Sammlung]; GT

1983 INNSBRUCKER BEITRÄGE ZUR SPRACHWISSENSCHAFT Herausgeber: Prof. Dr. Wolfgang Meid Institut fOr Sprachwissenschaft der Universität Innsbruck A-6020 Innsbruck, lnnrain 52 Druck: G. Grast, A-2540 Bad Vöslau

VORWORT Der Name Eduard Schwyzers wird hauptsächlich in Verbindung gebracht mit der berühmten "Griechischen Grammatik'\ die ihn die letzten zwei Jahrzehnte seines Forscherlebens beschäftigt hat, die zweifellos als sein Meisterwerk anzusehen ist und die man mit vollem Recht bezeichnet hat als ••die gediegenste und gehaltvollste Darstellung einer indogermanischen Sprache, die je geschrieben worden ist" (H. H. Schaeder, ZDMG 97, 1943, 337). Eduard Schwyzer, der einer der ältesten Zürcher Familien entstammte, die seit mindestens 1401 dort das Bürgerrecht besitzt, ist am 15. Februar 1874 als Sohn des Kupferschmieds Eduard Schweizer geboren. Er studierte vom Herbst 1892 an in seiner Vaterstadt Indogermanische Sprachwissenschaft und Klassische Philologie vornehmlich bei Adolf Kaegi (1849-1923), dem bekannten Autor der traditionsreichen griechischen Schulgrammatik, und Heinrich Schweizer-Sidler (1815-1894), seinem Großoheim, dessen Vorbild er selbst seine „ wissenschaftliche Existenz" .,ganz wesentlich" dankte ( 1923 B•, S. III) und dessen Bild nach dem Zeugnis des Sohnes•• bis zu seinem eigenen Tod auf seinem Schreibtisch stand. Die Zürcher Studienzeit war nur unterbrochen von zwei Semestern in Leipzig ( 1894/95), wo er bei Karl Brugmann, aber auch bei August Leskien, Eduard Sievers und Ernst Windisch hörte. Nach Staatsexamen und Promotion im Sommer 1897 lehrte Schwyzer einige Zeit an Gymnasien in Solothurn und Zürich, doch die sichere Lebensstellung als Gymnasiallehrer gab er bald auf, um 1898, der Anregung Albert Bachmanns folgend, das mühevolle Amt eines Redaktors am "Schweizerischen Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache" anzutreten, das er dann 29 Jahre hindurch bis 1927 innehatte und das ihm den Zugang zur akademischen Laufbahn eröffnet hat. Im Jahre 1902 habilitierte er sich in Zürich; der Privatdozent wurde 1909, um einen an ihn ergangenen Ruf nach Basel zum Nachfolger Ferdinand Sommers abzuwehren, auf ein Extraordinariat berufen, bevor er schließlich 1912, nach Kaegis vorzeitiger Emeritierung, seinen beiden Zürcher Lehrern auf deren Lehrstuhl für Indogermanische Sprachwissenschaft und Sanskrit als Ordinarius nachfolgte. •Verweise dieser Form, mit Jahreszahl und Großbuchstaben, beziehen sich auf die „Bibliographie Eduard Schwyzer" unten S. XV-XL. ••Auf das von Hans-Rudolf Schwyzer, dem Plotin-Kenner und -Herausgeber, gezeichnete Lebensbild seines Vaters: ,.Eduard Schwyzer 1874-1943" (vgl. unten S. XXXIX) sei hier nachdr11ckJichhingewiesen!

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Vorwort

Nach langem Zögern und erst, nachdem er diese Berufung zunächst schon abgelehnt hatte, ging er 1927 als Nachfolger Ferdinand Sommers nach Bonn, wo für ihn, der nun von mancher drückenden Belastung frei war, dann „neben der Lehre auch die Forschung mehr zu ihrem Recht kommen" konnte ( 1937 F, S. CVI). Die letzte Station seines Lebensweges war endlich Berlin, wohin er 1932 in der Nachfolge Wilhelm Schutzes berufen wurde und wo er am 3. Mai 1943 starb. Die Preußische Akademie der Wisssenschaften daselbst hatte ihn 1937 zu ihrem ordentlichen Mitglied gewählt, und im gleichen Jahr war ihm auch von der Universität Athen der Grad eines Ehrendoktors verliehen worden. Schon mit seiner „Grammatik der Pergamenischen Inschriften" (1898 A), der Dissertation und zugleich Preisschrift, die noch unter dem Namen ,Eduard Schweizer' vor jener Zeit erschienen ist, als er mit der Mehrheit der weiteren Schweizer-Familie zu der älteren, bis ins 17., 18. Jahrhundert üblichen Namensform ,Schwyzer' zurückkehrte, hat er Pionierarbeit in der Erforschung der hellenistischen Gemeinsprache geleistet und zugleich einen Meilenstein auf diesem Felde der Kolvri gesetzt. Das Thema zu dieser Arbeit war ihm ,von außen' (wenngleich wohl ad personam) gestellt worden; und ebenso steht es dann mit all seinen anderen Büchern, die sich nach außen hin als „Neubearbeitungen" von Werken anderer ausgeben: mit der dritten Auflage der „Grammatik der attischen Inschriften" des früh verstorbenen Konrad Meisterhans ( 1900 A), auf Grund deren Schwyzer sich 1902 habilitiert hat; mit der Neubearbeitung (6.-8. Auflage: 1902 B, 1912 A, 1923 B) von Schweizer-Sidlers kommentierter ,Germania'-Ausgabe; mit der noch zu dessen Lebzeiten vorbereiteten dritten Auflage von Paul Cauers „Delectus" griechischer Dialekti1?,schriften( 1923 A); und nicht zuletzt auch mit der monumentalen „Griechischen Grammatik" (1939 A, 1950 A usw.) ,,auf der Grundlage von Karl Brugmanns Griechischer Grammatik". Nicht nur dieses letztgenannte opus maximum und nicht nur dessen auf prinzipielle sprachwissenschaftliche Fragen und auf die äußere Sprachgeschichte des Griechischen ausgerichteter Allgemeiner Teil sind etwas völlig Neues geworden, all diese ,Neubearbeitungen' stellen vielmehr von Grund auf neugestaltete, selbständig gestaltete Werke eines Verfassers dar, der diese ,Neubearbeitungen' als eigenständige Forschungsauf gaben verstanden und dabei „so viel als möglich Eigenes gegeben hat" (A. Debrunner, MH 1, 1944, 8). Neben diesen größeren zusammenfassenden Werken stammt aus Eduard Schwyzers Feder jedoch auch eine Fülle von Aufsätzen, in denen er, der mehr ein Arbeiter des kleinen Detailproblems und eher dem Kleinsten zugewandt war, das er in die großen Zusammenhänge einzuordnen hatte, etymologische Fragen, Fragen der griechischen Dialektologie, der Interpretation von griechischen oder italischen Dialektinschriften, während der Berliner Zeit auch syntaktische Probleme und solche allgemein-sprachwissenschaftlicher Art disku-

Vorwort

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tiert hat. Dabei bedeutet für Schwyzer ,allgemein-sprachwissenschaftlich' keineswegs und niemals sprachtheoretische Allgemeinheit und Unverbindlichkeit - denn derlei Fragestellungen waren und blieben ihm immer fremd -, sondern durchweg Orientierung an Fakten, Ausgehen von und ständige Bezugnahme zu konkretem Sprachstoff und, zuweilen erdrückender, Reichtum an Materialbeobachtungen, gegebenenfalls auch von jenseits der Grenzen der lndogermania. Als einen der Sprachforscher der philologischen Richtung, der Sprachvergleicher und Kulturhistoriker, Sprachhistoriker und Philologe in einem war und der einmal ( 1937 F, S. CVI) gesprochen hat von einer „Sprachwissenschaft, die selbst den Pflug führt auf dem philologischen Ackergrunde .., leitete ihn das Bestreben, die philologische und die sprachwissenschaftlich-komparatistische Betrachtung der Probleme miteinander zu verbinden und, dem Motto ,Wörter und Sachen' gemäß, Sprach- und Sachforschung zusammenzuführen. Im Mittelpunkt seiner Studien stand zeitlebens das Griechische, und zwar das Griechische von der ältesten Phase seiner Geschichte bis zur Gegenwart - Schwyzer hat seinen Blick immer auch auf das Neugriechische gerichtet und dessen Bedeutung für die Erforschung vor allem des hellenistischen Griechisch unterstrichen - und in all seinen Aspekten und mit all seinen Problemen, nicht zuletzt auch wegen des Nebeneinanders und des Ineinanderwirkens von Lokaldialekt und Gemeinsprache, von Mundart und Hochsprache. Gerade dies waren ja Probleme, die dem gebürtigen Schweizer und dem langjährigen Idiotikon-Redaktor aus der alltäglichen Spracherfahrung am Herzen lagen. Dieser Tätigkeit hat er denn auch selbst später ihre positiven Seiten abgewonnen, wenn er schreibt ( 1937 F, S. CVI), daß „die eindringliche Beschäftigung mit lebendigem und erlebtem Sprachstoff . . . auch methodisch eine unvergleichliche Schulung" gewesen sei. Er hat solche Belegmaterialien auch gerne dazu herangezogen, um mit ihnen als leicht nachprüfbaren Parallelerscheinungen Veränderungen plausibel zu machen, die er für historische Sprachperioden postuliert hatte. Wenn Schwyzer auch für gewöhnlich vom Griechischen ausging - wie ja über sein gesamtes Wirken und Schaffen jene Worte als Motto gesetzt werden könnten, mit denen er selbst seine „Griechische Grammatik" charakterisiert hat als eine ••Gesamtdarstellung des Griechischen in seiner Verflechtung mit den stammverwandten und benachbarten Sprachen, in seiner kulturellen Auswirkung auf große Teile der Welt, mit ständigem Ausblick zur Gegenwart" (1937 F, S. CVII) -, so hat er daneben doch auch Arbeiten zum Lateinischen, zum Altiranischen und genauer zum Avestischen, dem er in den Bonner Jahren einige bedeutsame und tiefschürfende Studien gewidmet hat, zum Germanischen und Schweizerdeutschen vorgelegt. Zahlreiche kleinere und größere Aufsätze nehmen Stellung zu etymologischen Fragen, die für ihn aber nicht sprachwissenschaftlicher Selbstzweck sind - ,,Wortgeschichtliche Erörterun-

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Vorwort

gen sollten nicht nur dem speziellen Linguisten verständlich sein", mahnt er (1923 D, 9) -, sondern vornehmlich kulturgeschichtliche Erkenntnisse befördern sollen. Denn hierum ging es ihm doch sehr wesentlich, sprachwissenschaftliche Fakten jeweils im Hinblick auf die Kulturgeschichte im allgemeinen auszuwerten. So hat er einmal ausdrücklich kritisiert (1923 D, 8): ,,Manche lautlich und begrifflich unanfechtbare Etymologie hat lediglich grammatischen Wert, sagt dem Kulturforscher wenig, dem Philologen, der seinen Text besser verstehen will, nichts." All diesen, den großen wie den kleinen Arbeiten Eduard Schwyzers, der gelegentlich durchaus auch eigene Wege beschritten und etwas mehr abseits gelegene Fragen betrachtet hat, sind viele rühmenswerte Eigenschaften gemeinsam: die philologische Fundierung und die akribische Zuverlässigkeit in der Materialsammlung, die überwältigend-lückenlose Verarbeitung von Primärquellen und einschlägiger Sekundärliteratur, das besonnen-vorsichtige Urteil und die kritisch-selbstkritische Unbestechlichkeit in der sprachhistorischen Beurteilung und Abwägung der Fakten, der Weitblick in deren Auswertung, aber auch die knapp-prägnante Zusammenfassung eines Streitpunktes. Eine Vorstellung von der Weite und der Reichhaltigkeit seiner (im bibliographischen Sinne) unselbständigen Veröffentlichungen soll die vorliegende Sammlung der „Kleinen Schriften" Eduard Schwyzers vermitteln, die schon Albert Debrunner in seinem Nachruf (MH 1, 1944, II) gefordert hatte, nachdem die geplante Ehrung zum 70. Geburtstag durch einen solchen Band angesichts des vorzeitigen Todes von Eduard Schwyzer und überhaupt der Zeitläufte wegen nicht zustandegekommen war. Dieser Band nun, so hofft der Herausgeber, wird auch diesen kleineren Arbeiten jene fortwirkende Dauer verbürgen, deren die großen, selbständig erschienenen Werke Eduard Schwyzers sicher sind. Bei der Auswahl der Titel, die in diesen Sammelband auf genommen werden sollten, wurde das Gewicht primär auf jene Arbeiten gelegt, die neue Forschungsergebnisse erbracht haben und folglich noch heute Beachtung verdienen. Aus der Fülle des Ganzen, über das die Bibliographie orientiert, wurden deshalb die mehr an ein breiteres Publikum gerichteten Publikationen (auch wenn sie heute vielleicht nicht so allgemein zugänglich sind), die vielen Zeitungsartikel, die zahlreichen und oft nur den Inhalt referierenden Buchbesprechungen sowie die Literaturberichte ausgeschieden. Unbedingt zu berücksichtigen waren auf der anderen Seite die kleineren Aufsätze zum Schweizerdeutschen, da sie, abgesehen von den seinen Namen tragenden Titelblättern und dem Epitaphion in Band 11 ( 1952), Sp. 616, sozusagen die einzige sichere Dokumentation von Eduard Schwyzers Mitarbeit an dem großen schweizerischen Wörterbuchunternehmen darstellen, deren Ausmaß deshalb so schwer abzuschätzen ist, weil seinerzeit die einzelnen Artikel unsigniert geblieben sind. Vermieden werden sollte andererseits ein nur partieller Wiederabdruck

Vorwort

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einzelner Arbeiten, der einer Zensur gleichgekommen wäre. Da es, zum Beispiel, gewißlich nicht in Schwyzers Sinn gewesen wäre, seine Behandlung des griechischen Wortes tnlopKOA:E. Ein Beitrag zur griechischen Dialektologie und zur delphischen Topographie, IF 38, 1917/20, 161-165 [-hier S. 838-842, Nr. 63). D Erhaltender Einfluß nicht-idg. Sprachen auf die idg. Deklination?, IF 38, 1917/20, 165-166. (Vgl. 1921C). E Das Vulgärgriechische in Gesners Mithridates, ByzNJb 1, 1920, 172-174.

Bibliographie Eduard Schwyzer

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1921

A Die junglakonischen Genitive auf HP, in: AIEPOMA Eil: f. N. XATZIMKIN . .1.la'tpl.ßai v Kai µa3T)'t@Vtlti TO'tplaKocr-rontµJtTIJ tne'tei.Q> t11c;tv 'tQ)nave1tlO'lT)µi.Q> Ka3T)yecriac;au'to0, 'Ev 'A8T1Valc;1921, S. 82-88 [=-=hierS. 731- 737, Nr. 50]. B Kleine Bemerkungen zu griechischen Dialektinschriften, Glotta 11, 1921, 75- 79 [=hier S. 843-847, Nr. 64]. (Vgl. 1921D). C Zu IF 38, 165f., IF 39, 1921, 130. (Vgl. 1920D). D Nachtrag zu S. 76f., Glotta 11, 1921, 203-204. (Vgl. 1921B). E Notleidende Wissenschaft. Thesaurus linguae Latinae, NZZ 142, 1921, 385 ( 14. März, Erstes Morgenblatt), ( 1). F Eine griechische Festschrift, NZZ 142, 1921, 900 (20. Juni, Erstes Morgenblatt), (l-2). (Über 'AÖTJ ~crµa'ta IleA01tOVVT}O'OU Kai. Kp,;'tT)c;. IuUoY'l cp6Elou 'AST)v©v,Athen 1930, Gnomon 7, 1931, 327-328. F Rez. 'AxlAA.troc;'A. T~ap't~ClVOUNEOEAAT)VlKTI O'UV'ta~~ fJ'tOl O'UV'taK'tlKOV 'tflc; vt~ filT)VlK'flc;yA.ci>crO'T)c; (6T)µO'tlK'flc;Kai. KOlV'flc;6µv..ouµtVT)c;), 'Ev 1928 und 'Axt)).troc; T~ap't~avou fpaµµa'tlK'TI 'tflc; vtac; 'ASi]va~ 'EUTJviK'flc;yA.ci>crO'T)c; ('tflc;aM'flc; KaSapeuo60'T)c;), 'Ev 'AS,;va~ 1930, Gnomon 7, 1931, 401-409. G Rez. Inscriptiones Graecae ad inlustrandas dialectos selectae scholarum in usum edidit Felix Solmsen. Editionem quartam auctam et emendatam curavit Ernestus Fraenkel, Leipzig 1930, Gnomon 7, 1931, 567-572.

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Bibliographie Eduard Schwyzer

H Rez. Gerhard Rohlfs, Etymologisches Wörterbuch der unteritalienischen Gräzität, Halle a. Saale 1930, DLZ 52, 1931,973-980. I Rez. Erik Wellander, Studien zum Bedeutungswandel im Deutschen. Dritter Teil. Ellipse in semasiologisch einheitlichen Verbindungen, Uppsala 1928, Literaturblatt für germanische und romanische Philologie 52, 1931, 14-18. 1932 A Neugriech. Btcrcra (Chios), altgriech. B'flcrcraund Verwandtes, RhM 81, 1932, 193-203 [-= hier S. 686-696, Nr. 46). B Rez. Albert Thumb, Handbuch der griechischen Dialekte. 1. Teil. 2. erweit. Aufl. v. E. K.ieckers, Heidelberg 1932, DLZ 53, 1932, 1884. 1933 A Got. /et und griech. fa. Ein Beitrag zur Beurteilung der gotischen Bibel, KZ60, 1933, 139-144[=hierS.9ll-916, Nr. 71). B Griech. 61tea't- und andere Bezeichnungen der Ahle, KZ 60, 1933, 224-232 [=hier S. 677-685, Nr. 45). C Lat.perdagatus,RIGI 17:3-4, 1933,91-92. D Das Sprachwissenschaftliche Seminar (1. Die Allgemeine und Indogermanische Sprachwissenschaft an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in deren ersten elf Jahrzehnten; II. Das „Sprachwissenschaftliche Seminar" an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität 1908-1930), in: Geschichte der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn am Rhein. Zweiter Band: Institute und Seminare 1818-1933, Bonn am Rhein 1933, S. 150-171. E Zwei Awestawörter ( 1. upastäbairyäi; 2. valq,msaos), in: Oriental Studies in honour of Cursetji Erachji Pavry, London 1933, S. 444-449 [=hier S. 434-439, Nr. 24). F Rez. E. Drerup, Die Schulaussprache des Griechischen von der Renaissance bis zur Gegenwart, 1.-2. Teil, Paderborn 1930-1931, ByzZ 33, 1933, 115-121. G Rez. Symbolae philologicae 0. A. Danielsson octogenario dicatae, Upsala 1932, DLZ 54, 1933, l 122-ll29. 1934 A Neugriechische Dialekttexte. Aufgenommen von August Heisenberg. Unter Verwendung der Vorarbeiten von Joh. Kalitsunakis bearbeitet von E. Sch., Berlin/Leipzig 1934 ( = Lautbibliothek. Texte zu den Sprachplatten des Instituts für Lautforschung an der Universität Berlin, Nr. 94), 68 S.

Bibliographie Eduard Schwyzer

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B Wilhelm Schulze zum siebenzigsten Geburtstage am 15. Dezember 1933, KZ61, 1934, III-VII. C Dissimilatorische Geminatenauflösung als Folge von Übersteigerung, zunächst im Neugriechischen und im Spltaltgriechischen, KZ 61, 1934, 222-252 [-hier S. 502-532, Nr. 30). D Zum Geleit, in: Kleine Schriften von Wilhelm Schulze. Zum 70. Geburtstag am 15. Dezember 1933 herausgegeben vom Indogermanischen Seminar der Universität Berlin, Göttingen o. J. (1934), S. III. E Rez. P. Chantraine, La formation des noms en grec ancien, Paris 1933, DLZ 55, 1934, 826-831. 1935 A Altes und Neues zu (hebr.-)griech. craßßa-ra, (griech.-)lat. sabbata usw., KZ 62, 1935, 1-16 [==hier S. 197-212, Nr. 7). (Vgl. l 935F, 1935G). B „Hispanisch" dureta, KZ 62, 1935, 199-203 [=hier S. 258-262, Nr. 15). C Eine verkannte homerische Verbalform, KZ 62, 1935, 203-204 [=hier S. 754- 755, Nr. 54). D Altbair. queies und schweizerd. Queiss (alt quies, ques), KZ 62, 1935, 205-206 [-= hier S. 968-969, Nr. 79). E Ei>EÄ1tl6T1~, KZ 62, 1935, 206. F Nachtrag [zu KZ 62, 7], KZ 62, 1935, 206. (Vgl. 1935A). G Berichtigung [zu KZ 62, 13 f.], KZ 62, 1935, 275. (Vgl. 1935A). H Zur Sprache, in: Hippokrates, Über Entstehung und Aufbau des menschlichen Körpers (Ilepl crapK@v),in Gemeinschaft mit den Mitgliedern des Philologischen Proseminars Berlin herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Karl Deichgräber. Mit einem sprachwissenschaftlichen Beitrag von E. Sch., Leipzig und Berlin 1935, S. 62-97. 1 Zu den fakultativen Anlautkonsonanten des Griechischen, in: Atti del III Congresso intemazionale dei linguisti (Roma, 19-26 settembre 1933-XI), Firenze 1935-XIII, S. 237-238. J Zur Bronze von Agnone, RhM 84, 1935, 97-119 [=hier S. 885-907, Nr. 70). K Wilhelm Schulze t, FuF 11, 1935, 63-64. L Edmund Kleinhans, IJ 19, 1935, 341-342. M Rez. Henry F. Standerwick, Etymological Studies in the Greek Dialect-lnscriptions, Baltimore 1932, IF 53, 1935, 144-149. 1936 A Griechische Nominalbildungen. (1. Griech. tpe-tµ6v „Ruder" und Zubehör; lat. tonsa; aksl. kn.ma; 2. Griech. µeµßpa"!vo~ und Suffix -ivo~; 3. Homer. nt&f]rocra),KZ 63, 1936, 52-67 [ =hier S. 715-730, Nr. 49).

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Bibliographie Eduard Schwyzer

B Die nominale Determination in den indogermanischen Sprachen, KZ 63, 1936, 145-167 [=hier S. 163-185, Nr. 5). C Zur Systematik der griechischen Nominaldeklination, Glotta 25, 1936, 205-217 [=hier S. 702-714, Nr. 48). D Rez. Edwin Mayser, Grammatik der griechischen Papyri aus der Ptolemäerzeit mit Einschluß der gleichzeitigen Ostraka und der in Ägypten verfaßten Inschriften. Band II: Satzlehre. 1.-3. Teil, Berlin/Leipzig 1926-1934, GGA 198, 1936, 233-241. E Rez. Albert Debrunner, Nachklassisches Griechisch, Berlin 1933, IF 54, 1936, 57-58. F Rez. A. Prevot, L'aoriste grec en -811v,Paris 1935, DLZ 57, 1936, 197-200. G Rez. Hans Widmann, Beiträge zur Syntax Epikurs, Stuttgart-Berlin 1935, DLZ 57, 1936, 484-485. H Rez. Gerhard Rohlfs, Scavi linguistici nella Magna Grecia, Halle/SaaleRoma 1933, Gnomon 12, 1936, 52-58. I Rez. Anton Scherer, Zur Laut- und Formenlehre der milesischen Inschriften, München 1934 und Rudolf Nehrbass, Sprache und Stil der Iamata von Epidauros. Eine sprachwissenschaftliche Untersuchung, Leipzig 1935, Gnomon 12, 1936, 217-218. J Rez. Jean Psichari, Quelques travaux de linguistique, de philologie et de litterature hellenique 1884-1928. Tome I, Paris 1930 und Germaine Rouillard, Notice Biographique et Bibliographie de Jean Psichari, Melun 1930, Gnomon 12, 1936, 398-400. K Rez. Stephanie von Stepski Doliwa, Studien zur Syntax des byzantinischen Historikers Georgios Phrantzes, München 1935, Gnomon 12, 1936, 549-554. L Rez. It'0..1tcovoc;n. KupuxKl6ou, Al lcnopiKai. a.pxai. t"flc;611µro6ouc;veou,.,,,vucf)c;nm,;aecoc;, 'Ev 0eaaw..ovlK1J 1934 und ß11µ11t'plouM. Ia.ppou, ·o KuKAOKAf)c;. 1. 'Avny6v,i ... , 'A811va 1932 und Mumb 0. MtpAIB,Tpayoufüa t"flc;PoUµEA.11.nr1a,&c11, sich erst seit dem 5. Jahrh. (ich muß mich hier auf diese Proben beschränken). Bekannter ist aus dem Griechischen und Lateinischen die umgekehrte Encheinung, der Passivgebrauch intransitiver, so dativischer Verba, von dem hier nicht weiter die Rede sein soll. Herr Westermann weist dazu darauf hin, daß die Bantusprachen darin sehr weit gehen und sogar z.B. sagen 'ich bin gestorben worden von (d. h. in bezug auf) meinem Vater', d. h. mein Vater ist gestorben. Scherzhaft sagt man auch im Deutschen 'er ist gegangen worden' (besonders auch so, daß, wenn der Sprecher z. B. sagt 'er ist ausgetreten', der Hörer 'worden' hinzufügt). In scherzhaftem 'er hat nicht geheiratet, er ist geheiratet worden' wird mit dem Subjektwort gespielt, das im passiven Fall gewöhnlich nur feminin sein kann; im griechischen la>.>.'lyMµcn-o Gegenstück wechseln Aktiv und Medium: Kal ,&a>.aµ~, 1v Tc+>Kti.,~ ow IYHl'cv, Anakicon 87 D 3 (erst hellenistisch passives lyaµK,&,c,yaµ""8->ia1Ta1). 1 So z.B. Brugmann, Grundr. 2 113, 700. Der Widerspruch von P. Diels (vgl. dazu meine Griech. Gramm. I 714, Fußn. 3. 756, Fußn. 4) und von Hirt, Idg. Gramm. VI 205-209 indert grundsätzlich daran nichts, sondern datiert nur den passiven Gebrauch medialer Formen in lltere Zeit zurück. •Man kann nur sagen, es hat noch keine so ausgebildete Formen gegeben, wie in späterer Zeit' faßt Hirt a. a. 0. 205 seinen Standpunkt zusammen. Das ist, was man schon immer angenommen hat. • Vgl. meine Griech. Gramm. I 762, ß, (6)

Zum persönlichen Agens beim Passiv

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mediale Futurum TtµHaETa1 in passivem Sinne für das jüngere T1µK-8-Ha1Ta1). Im Altindischen und Altiranischen haben die passiven Präsentia au~ ar. -yatai (ai. -yate, awest.-ya;te) und die passiven Aoriste auf -i (nur als 3. Pers. Sing.) auch noch mediale Bedeutung, sind also wie griech. -µa, usw. passiv gebrauchte Media, die in den genannten Sprachen auch sonst nicht fehlen 1 • Ins zweite Jahrtausend führt auch der passive Gebrauch hethitischer Verbalformen zurück 2• Daher ist auch die ausschließlich passive Bedeutung der gotischen Formen auf -da (-griech. -Ta1) usw. nicht deren älteste gewesen 3 • Die viel behandelten und umstrittenen rFormen einer größem Anzahl von indogermanischen Sprachen (aber gerade nicht des Griechischen) haben z.B. in lat. laudätur passive Bedeutung, aber in viditur und sequitur mediale, in vidire (vgl. ai. vidur 'sie wissen') aktive'. Die Infinitive der indogermanischen Einzelsprachen - gemeinsame Formen gibt es hier nur in Beschränkung auf wenige Sprachen und mehr zufällig 5 - konnten als Kasus von Verbalnomina ursprünglich sowohl aktiven als passiven Sinn haben; so verhält sich z.B. das vedische Indische, das Germanische (z.B. got. qimun ... daupjan für ~>-.-&ov.•. U,a1TT1cr-8-Kva1 Luk. 3, 12), das Slavische, das Neupersische (H. Jensen § 271), und auch das klassische Griechische kennt diesen Gebrauch noch z. B. in 5l10~ -&auµaaa, Thuc. I 138,3, das gesagt ist wie nhd. 'bewundernswert' und nicht wie lat. dignus qui laudetur (aber man sagt auch z. B. oTvo,;; 'lfaAa(ca-8-a,U,apu,;; Eur. Cycl. 678)6; die passiven lat. agi und laudäri entsprechen indifferenten Bildungen des Altindischen (dje, jivdse) und sind z.B. in sequi und aquarimedial. Was vom Infinitiv zu sagen war, gilt auch für die Verbaladjektiva jeder Bildungsart, also im weitesten Sinne; 'viel ersehnt', -Tlµ>.NOTot'als bestellte Redner• an. I 3, 13, µITGffll.lTrT~ 3 Ihr~ K'1pou'von Kyros kommengelassen' an. I 4, 3. Dies waren jedoch sekundäreKonstruktionen, deren Stelle im ältesten Griechischen die gleich im folgenden zu besprechenden lern u.l. mit Gen. einnahmen'. Vgl. noch S. 15, Fußn. S zu~ yc\p&6a;,cn-6v

2.-4- Bloße Kasus. Mehreren indogermanischen Sprachen gemeinsam ist auch der persönliche gen. auctoris (eigtl. gen. possessivus) bei Verbaladjektiven und bei und 4>.6xou~~); zur Partizipien passiver Bedeutung (Typen Ä16a~ 6 Bezeugung im Arischen (bei -ta- und -ya-) , Griechischen und Litauischen kommt auch die im Armenischen und Tocharischen 8 • Im Griechischen hat sich dieser Genitivgebrauch in klassischer Zeit in die Dichtung zurückgezogen, um, in hellenistischer Zeit von außen her aufgefrischt, auch in andere Obersetzungssprachen übernommen zu werden 7• Die meisten griechischen 2.

Ähnlich mhd. wrmna,,r, uaw. (s. diese Abhandlungen 1940, pbil.-hist.Kl.Nr.7 S.8,Fußn.3). • Ein ai. difJ- vor Vokal entsprechendes At(P)• wird durch At-ay~ u. 1. (bei Bechtel, Hiator. Penonennamen des Griech. 1917, 132) nicht gewährleistet, da At -elidiertes 2..urosein kann, ein ai. dyu-vor Konsonant (in dyu-bhakta 'vom Himmel zugeteilt' RV.; das gleiche Hinter• glied in awest. ba,-.6-baxta- 'von den Göttern bestimmt') entsprechendes Zv- fehlt (vgl. Wackernagel, Ai. Gramm. II 1, 52f.)j Z:~ (getiacher Fünt) und Z:WK~ (makcdonilcher Fluß) iiberluae ich den Kennern des Getiachen und Maltedoniachen. Mit Dativ att. Atetep~11~ (S, Jahrh.). • Mhd. b,sdridun 'nach einem schicken' (noch achwciz.). ' Kein Äquivalent des Genitivs bildet 2..10- von At6yvKT~ '16>.a~ Hcs. sc. 340 (mit 2..il>yvtn'~ KpoTam6T1«;; und att. 2..loyvi~), da ylyv01,Lat Ablativ hatte (daher auch llc,&ri); vgl. altial. aslcunnr'göttlich' u. il. Die indische Überlieferung 7.Cigthier nur Kasuskompoaita (mit Abl.-Gcn.: im RV. duhitti divoji»} 'die vom Himmel stammende Tochter', von U1äs VI 65, 1 (wie divonkah 'als vom Himmel leuchtende' III 7, s); aber mit anderm Vorderglied ab-j6 goj6 rtlliiti adrijti IV 40, s, gd-jäta- (wiederholt). Ablativisch ist auch aufzulösen altgall. Dnx,-gnata 'a deo nata' (auch Dm-, Kurzform DlflfJat Dat.; vgl. auch die spitlat. Zusammennlckung At:Uodatus). Ablativisch lassen sich auch verstehen die pindarischen -,roµ,r~ ~ instrumental nur Komposita mit einer Sache als Vorderglied (wie IM6 , .~. • Nur im Awesta auch als Agma bei finiten Puaivformen; 1. Reichelt, Aweat. RJemeotarbuch S. 259, Fußn. 1. • Vgl. H. Pedersen, Tocharisch (o. S. 7, Fußn. 4) S. 45f. mit Lit. (im Beispiel aua A '""' 'geschickt', im Beispiel aua B yämu 'gemacht'). ' Nlhcres in diesen Abhandlungen 1940, phil.-hist. Kl. Nr. 7, S. 8f.; hier bitte auch die wohl einzige Stelle aus alter Prosa .Brwlhnung verdient: wop-rl ff µö>.t6µa,a TÖ ~ der großen Inschrift von Gonyn VI S4 (für Gen. bei pusivem Ptz. angeführt von Bechtel, Dialekte II 77of.). Auch ein Verweis auf Solmsen, Rhein. Mus. LIX 498--501 (llber 2..t6a8o-ro~ tc6a8o-r~) und auf E. Fraenkel, Syntax der lirauiachen Kaaua (Kaunu 1928) § 76 (mit Literatur) wlre angebracht gewesen. 1

~6;11,:

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Zum persönlichen Agens beim Passiv

15

Beispiclefür solchen Genitiv enthalten nicht Verbaladjektivaauf-To 1-, sondern Partizipia; ähnlich steht dieser Genitiv im Litauischen nicht nur bei -tas, sondern auch bei -amas und beim Nezessitativ auf -tinas;das Armenische und Tocharische, in denen die to-Bildung nicht mehr lebendig bzw. verloren ist, kennen nur die jüngere Entwicklungsstufe dieses Genitivgebraucbs (bei armen. -eal und dem toch. Ptz. Perf. )2 • Im Altindischen 3 und Litauischen erscheint dieser Genetiv auch wenn die Bildung auf -ta- mit oder ohne Kopula als umschriebenes Passiv dient; im Griechischen begegnet diese Veiwendung bei der Passivumschreibung mit dem Ptz. Perf. Pass. (Typus ,mra,&uµivo, dcnv), aber nur hellenistisch (LXX) und neukyprisch 4 • Gemeinhin ist im Griechischen der Gebrauch des Genitivs bei passiven Verbaladjektiven und Partizipien früh durch den Dativ, den Instrumental und durch Prlpositionen zurückgedrlngt 5 • über die gleichwertigen Komposita ist im vorhergehenden Abschnitt gesprochen 11• 3. Ebensowenig wie der gen. auctoris bei passiven Verbaladjektiven und Partizipien trägt der persönliche dat. auctoris bei passiven Verbaladjektiven, teilweise auch bei passiven Partizipien und bei finiten Passivformen seinen Namen vom geschichtlichen Standpunkt aus mit Recht: der Dativ beim lateinischen Gerundiv auf -ndus und bei den bedeutungsgleichen Bildungen des Arischen auf -ya- u. a. und des Griechischen auf -Tound -T10- sowie beim lateinischen und awestischen 7 Verbaladjektiv bzw. Partizip auf -tus bzw. -ta- ist von Haus aus ein gewöbuJicb~r echter Dativ des Interesses, der nur durch den Zusammenhang und für die gang• Dazu gehört auch lnr(r,ylov n>.aw'andern verdächtig' Hom. 11. III .p; denn~ ist crwcitcrtcl G,n,,n,~ (bei dem nur sachlicher Gen. steht). Für Aristophancs' von Byzanz Lesart hrlrtaov 5. würde das gleiche gelten. • NAheres über den lit., armen., toch. Gebrauch bei H. Pedersen a. a. 0. (mit Lit.). • Speyer, Vcdilchc und Sanskrit-Syntax § 69. • Beispiele an der S. 14, Fußn. 7 genannten Stelle. 1 Ebenfalls ent hellenistisch und neukyprisch ist gen. auct. bei Vcrbaladj. oder Pu. mit 1l'Otlff6v(icrn)als griecbilCbe Parallele Kopula(vgl.die S. 14,Fußn.7 genannte Stelle);abcr ein il,&oü zu apcn. manä krtam 'es ist (wurde) von mir getan' gibt es nicht (auch ~ ~ ~6" lern Hom. 11. VIII 477, crol 8' oö ~~" ioTt Od. 4, 561 liegen anders). Ent recht fehlt solcher Gm. bei verb. fin.; allerdings wäre 8Hµov M8oKTa1 ,ra1rnMi 'f'M~loµGTa Aesch. suppl. 601 prosaia:h 8Hµcp8.11".'f'. üüngcr und selten ö-rr~TOÜ 8Hµov)- s. SIG3 IV 294f. (im Index Hillcrv. Gacrtringcns) - und so könnte 8Hµov M8ol Phil. 33; im Vorwort Herodots heißt lpya µeya).a Tl Kal ,&coµaoTa, -n\ µh- "Owccn,-n\ M ~pf&apo,cn h-o8ex&h-Ta 'große und bewundernswerte Taten, teils von Griechen, teils von Barbaren aufgezeigt', nicht 'für''; noch ,repl dKocn Aµfpa~ ••• icnTo80Toün-o, T~~ M fila~ Toi~ la,r).ioua, ).6,&pq &n-f>'tono Thuc. IV 39, 2 ist so zu fassen, wohl auch fila Tl ,ro).).~ 81Kaf~ a6-rq:, 811)(flp~rro Xen. an. I 9, 17. Allerdings ist schon zu Beginn der griechischen Oberlieferung dieser persönliche Instrumental, soweit er nicht als echter Dativ verstanden wurde, durch weiterhin zu besprechende prlpositionale Ausdrucksweisen fast völlig verdrängt. Dazu haben beigetragen die allerdings nicht besonders häufigen Fälle, in denen beim Passiv gleichzeitig eine handelnde Person und ein Werkzeug oder eine wirbame Sache auszudrücken war6• Echten Dativ der Person ohne 1

lmLitauiecbrn nur durch alavilcbenEinftuß(B. Fraenkel, Syntu der lit. Kasus. Kaunaa 1,zl, S 179); für das Lettiachc sclrweigt Endzclin, Lctt. Gramm. § 444. • Ba sibt keine Beispiele für laco mit Dat., so daß man übcnctzcn könnte 'ihr werdet das Volk den Achlem zum Encblagen-wcrdcn (sich-cnchlagen-lasscn) überlassen'. 1 1).xa,01~ wird aber auch nicht Dat. sein, sondern echter, von -01o(1)verschicdcncr lnatr. (vgl. Gricch.

Gramm.1 SS6). • Im Deutacben

sagt

man landschaftlich (achweiz.) z. B. 'er hat eine (geborene) Meyer'

(nlmJkh zur Frau), doch nur im Aktiv, nicht im Passiv. Die Bedeutung von ai. sah- kommt für

obigca fxt&'nicht in Frage. • Dicacl griechische Beispiel steht auf gleicher Linie mit dem von Brugmann, Grundr. 2 II 2, sr, aua Delbrück, Synkrctism111173 angeführten altisllndischcn. • Keine solchen Bciapiclc bei DeJbrück, Ai. Synt. § 91, wohl aber bei Reicbelt, Awcat. 8L-me1,ra1buieh § 4S0 (Y 43, 6. II).

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18

1. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

Agensbedeutung hat man neben Instrumental der Sache beim Passiv im Griechischen ertragen; so sagt Alkaios in seiner Schilderung des Zeughauses -rraiaa g• "~p~ K11Ch'chrcpKtiT' OR. 997f. ('statt des prosaischen µ. Tiic; Kop(v&ou cbrcpKouv' Bruhn), hcToü KaT' 5CMVjLaC71Xia,c; Tci8' lpxna, •von- aus' Soph. qc. 67 (vgl. o6vtte'4px6µea,&'hc Kpaaa6va,v Ant. 63), 8 8' cbc;~ofn-• hc -&toü KaXouµwoc;oc. 1629, ix,&api,iµw ~ iµoü Ant. 93, -&avawKai J;CXIV 6µo(a,c; ~ iµoü TtµHatTa1Ant. 209f., hc TCX1v81 TOUTouc;... ,rap,cyµwo~ µ1a-&oia1v Ant. 293f., aofl,(q. yap 1K TOu KX11vc?,v hoc; ,ri~, Ant. 62of. (Chor), J:cux-6-H ... KtpToµ{o,c; 6pyaic; hc .Ä.1ovuaou mTp&,8t, KaTcifl,apKTOc; iv 8taµcp Ant. 955f. (Chor), ~Koc; TUfl,Xco-&iv ~ 4yp(a, 8ciµap-roc;..• öfl,' alµaTHpaic; xc(pcaa, Ant. 972ff. (Chor), hc aoü J1m;oµa1Ta8t Ant. 1073, hc Toü fl,(Xa,v1r11o-&tic,a1; EI. 409, ill' oh hc ai-&tv4,KT{pt-&'o~oc; EI. 1411f., iµoi yap ~" ,rpt+wTov hc ,rQTpc!,c; ,raXa, TCXIV iµ,rn6VT0>VµH8w~ -&avcivlmo Trach. 1159f., Ti-6-vHlm' 4v8~ oö8w6c;,-&toü8' lmo I TOlfUT6c;,cbc;>.iyoua,v, hco(Jou8aµ1{c;Phil. 334f. (vgl. Bruhn), Tac; µh, hc ,&ccövT"xac; 80-&t(aac;Phil. 1316f., THVoG-nc; ~8t,v iK -&toüKtt,ro,w&whc Toü 4v8~ I 10, 2 (vgl. T6 Te ,ro1K-&w hc'lf aµµKT(xou II 151, Tl>µw ·~ TO\)~ill8ou~ fK TCÖV OTpaTKYCÖV ... iro,K-&fv VI 22, 1, Tl>hcTOÜKupouTrOHU\HVOV I 191, 5 [mittelbar], Tl>hTr'OltuµIVOV ,räv lt hc1(vou,wie er sich benahm III 14 [nac~r Ta Tr'OIIUµWa ], Ta Tr'OINµEVQ hc TH~yuvalK~ V 12, 3, Toia, ,rpiryµaO'IToia, h8186µevov~ hcdvou 8iKccr-&a, cra)t.lÜO'I 8'80Ta1 IK TOÜKotvoüTCÖv (,raPT1KTicov VI 58, 1 [vorher (,rapT1HTa1 8c8.µwalK TOܵayou III 62), Ka(µ01 h.io~ct>8crnicrTa>.TalVI 97, 2, rnicrTa>.To~ '€,r1a>.T1co06-rcoVII 223, 1 (mittelbar); sagen: Tp6,rcp Tcp~ fµeü ö-rroK11µivcp III 40, Tp6,rcp T(p dpKµWcp~ '0TavccoIII 71,4, Ta h.ty6µcvaV32 und Toicr(TE>.tyoµwo,a, ,rp6Tepov h.H~ VII 149, 2, ,rpo~ Ta >.c,c&ivTalt ·~'lav8pou VII 175 (vorher 4yyc>.o, ,rapa •~'lav8pou VII 174, 3), 06-r~ elpi-&Kh< TOÜKul&epvHTIQ) ,rpo~ lip~HV VIII 119; &,r11pHa-&a1 yap ol h< TCÖV y11vaµivo.,vµK81V1rn181tKVUVQI VI 61' 4, i·ereinzelt: ~ 8~ ~PK ~ ,rpooit111>.oµwK ,~ ·~,&Nva(ou~ h.e>.uµwcov crTpa(ol it,6po1)lt •~PTait»pw•o~VI 42, 2, TCÖv4>.>.cov hc l&aa,>.fo~ VI 43, 1, &va8ex,&iiva, 1Ky• &v Tou-ro.,v&cr,r(8aVI TKYCÖv 124, 2, TOUTCOV ~ iµcü rnlTIANµWQ)V VII 16 y 3, Ta 1K TOÜ-&eoü ,reµ,r6µwa VII 18, 3; bei zugehörigen Verbalabstrakta: al IK TOÜ 'c).µaa,~ lvTo>.a(III 16, 7, TH~lt «tcrT1a(ou ... cö1py1cr(K~V11,1, ,rapa(vea,vTHVh,.a(&e fK-&eoüviµ1C11~ I 34, TH~avµ~pH~ TH~ Tl hc TOܵayou III 64, loüaav 4T~(Kv ,ro>.>.Hvh< TCÖv'la,vo.,v VI 13, 1, cövo(K~... ioucnc~~ iµoü VIII 140 (&1; im Wechsel mit 40TCÖV Tr'OINµIVOV II 172, 4,

1 GJeicbbedcutend mit ,rolliofa1 hc ist yino,&a,iK: µa~ll'ntä M TaÜTa yiv6µma hc TCXIV 'lcbvcov IX 58, 3, blutiger Aor.: T~ ywv61,,1m1 ~vtpdmmv prooem. VI 13, 1, ltc Y' ~ ly{vn-o CJVYYvq&H und III 48, I. V 21, 2, VI 42, I. 78, 2. VIII 140a I, Pcrf.: eötpytcna,hc laov ,rp/,Tlf>OVm ywycwuia1 I 69,3 (vgl. III 79); vgl. noch lcnc,fa, ~vaTov iK TCÖv1r1p116VTcov T ~ Vli 223, 3.

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I. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

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andern Präpositionen: 8,aaac; M 1c;X(ov IM&H h-c?, Xfcov, KGTayvoocr&elc; irpl>c;aö-r-cöv v1a,,npa irpHaa11virpH)'l'crra 1c;aliTol)c;hcÄapdou (im Auftrag) VI 2, 2, Ta-&,, yc\p ~ lµio Tci&iiro,l{,µtva h-c?, ilH&ov VIII So, I. Bei Thuk.: (nach Classen-Steup zu II 49, 1) IK TCÖvl"v1186Tcov••• µ1I 20, 2 (vorher 61f '~pµo&(ou ••• &iro-&av1iv), cbc;cbµoXoytiTohc µHvüo-8-a, irciVTcov II 49, 1, al •.. vii1c;•.• lt< Tl TCÖv•~-&Hvafcov hr181co,c&tioa1 III 69, 1, hc Toü ,&.fou µ~ IXaaamow-&a, V 104; weiter oÖK &,rc?,TaÖToµciTou, IK 8l &v8pcöv••• ~11VTa1 VI 36, 2. Aus Xenophon: Kal yc\p ~oav al 1 lcov1Kalir6X11c;T,oo~pvouc; Tl> &pxai'ov h< ~acnx,coc;818oµwa1, durch königliche Verfügung an. I 1, 6 hell. III 1, 6), l>µoXo(vgl. hc1(vcp8' alme Axc:bpaSc'öpovhO'ä TOÜ818ax,&.(c.;OR. 357, µ1äc.TP't>.« ,r~ vUKT6(äOR. 374 ('Statt zu sagen: Du lebst in lauter Nacht'. Bruhn), KGK~81,rp~ aoü Kal t(Xmv KIKXHaoµa1;OR. 522, "IT~ µNT~ A "ITGTp6'-;seil. chvoµacr&,cv1037 OR. (&rro TOÜ"ITGTpoc; A THc; µHTpo«. schol.), xope,« µKTp6«_ El. 790, ,rp~ -&tcövdµapµwa Trach. 169, TCÖV lµcöv TKTCOµIVO«_ ,rpoc; TOÜKGKfaTOU K6:K KGKCÖV "08uaaimc; Phil. 383 f., y.Xcoµwoc;"IT~ aoü KTX. Phil. 1023, ,r~ öµcöv cl,8' lpHµoc;,d, lb,01, X11t-8-Haoµa1;Phil. 107of. (vgl. houaoµa1 µw cbc;.. UVofKTOU1rXiC0«. ,rpoc; Toü8' 1074f.), 8-rav oY frgm. 81, 1f. Nauck. T, c\ycr&oi1rpoc;TCÖv6:ycvcövKaTav1KCÖVTa1 Einige Beispiele aus Eur. s. unten S. 27f. oö Xiyn-a1 1rpoc;oö8aµcöv I 47, 2. VII 6o, I. IX 81, 2, Bei Herodot: ,rpoc; lT 11a1aTpGTOU (dieser wollte von TOV S.iv6v Tl lax• 6:T1µa::r;1a&a1 der Tochter des Alkmeoniden Megakles keine Kinder bekommen) I 61 (vgl. THV1"1v 81a TOÜTOTO lpyov T1T1µica&a1Xiyoua1 ·~paJ101 µrya>.Q)(ä ,r~ ~lyU11"T(c.ov II 75, T1µcoµwo1,rpoc; fcµicov V 20, 4, TO VI 52, 7, VIKCÖV OÖKl-r1µH-&K 1ra18(ovTO Tlµcoµcvov,rp~ Ticc;y11vaµ&Hc; ,r~ TCÖv1v CaXaµiv1vauµaxKaaVTa>vVIII 124, 2, oÖT' &v .•• h1µH-&Hv 06-ra, ,r~ C1rap-r1KTia>vVIII 125, 2), 6 µw 8HwiaTpO«_ •.. ,r~ "ITOXXCÖv yivmcncn-a1II 34, 1 (vgl. t'cs• €öpco"ITH ,rpoc; oö8aµcöv ~v•pH la-r1 y1... KXH-&icva, ,rpoc; Ämva>aKOµWK ... 11KTX.IV 45, 1 - 4), 1r1X11a81c;

a•

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I. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

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8a,vcda>v11 57, 1 (vgl. 1 Hp18av6v Ttva KW\no-&at,r~ l&apl'cipa,v 1r0Taµ6v III 115, 1, ,r~ 18,onic»vKX~~ hri 8mrvov VI 57, 3, iKa>,.6oVTo ~ ,rciXa, ,r~ 1rciVTa>v"'~p,01 VII 62, 1), vercinxlt ~•ot,t6vcp ,r~ dTÜW aö-Toü II 68, 4, hr10Tciµtv~ cbv ~ ,rcp1u~p•avJv~ dH ,r~ II 152, 8c(aa~ ~ µK ha1pe86a> TKV4px,w ,r~ TOÜ 48.A~oü III 65 (nachher ha,pc6iiva, 6,r~ Öµia,v), Ttµa~ IMa~ 8c86a-&u, ,r~ at'c»v IV 35, 2, 1rciVTa>v81 ,r~ afo Jou>.cuµciTa>VhraKou11v 4l1cüµa1 V 106, 3, ,r>.,tcyfvTa ~v KctaXKv ,r1XiK1i iv Tq> ,rpUTaVH(cp,r~ 4v8~ aÖTo1rciVTa>V c\vip&nra,v VII 2, 3 µ6>.ou VI 38, 2, lSTt voµ~6µcvov dH ,r~ (vgl. voµ~o(GTo ,r~ aÖToü dva, ,ro>.,6µ101VII 151), 81aJ>.H"8c(~-n 6,r~ TOÜ Mpou Kai voµ,cr&ci~ ,r~ TOÜ Mpou KaK~ dva, VII 10 H 2 (Abwechslung), 8c86tmcr&c yap ,r~ aö-Toü 5v8~ dva, ciycr&o(VII 135, 2), . µaKaptOT~v 1Tva1,rp~ VII 18, 3 (s. oben S. 14), cb&e6µcvo, ,r~ a-lm»v VII 136, 1, T~ ,ro,cuµwov ,rp~ TCÖvAaK18a1µov(a,v VII 209, 2, alTH-&6VT"c~ ,rp~ 8eµ10TolvVI 2, 2 (s. oben S. 22). Aus Xenophon: (Küpo~) 6µo>.oyci'Ta, 1rp~~ 1rciVTa>vKpciTtOT~ 8K ycvia&a, -&epa,rcu11v(fl,(>.ou~)an. I 9, 20 (vgl. bei ~ oben S. 22), hrei ow T~V 1 lax6µaxov ~KOUOV,rp~~ 1rciVTa>VKai 4v8pä,v Kai yuvatKCÖVKai

tiva,v Kai 40Tci>vKa>.6vTl Kciya-8-~v hrovoµ~6µwov Xen. oec. 6, 17; aus Plat. µwre "filKO'I ,rp~~ 4XXH>.a>v8ou>.ouµ,vo,~ µm Ö,r~ Jap~cipa,v Plat. Menex. 244c1• Seit etwa 400 v. Chr. begegnet dieser Gebrauch nicht mehr; Aristophanes hat nur noch Beispiele für 1rp~ mit echtem Gen. in anderer Bedeutung, und nicht wenige, besonders für 1rp~ -&eci>v u.1. 1 ; in der Koine sind auch solche selten und traditionell3. Aber die Attizisten nehmen den Gebrauch wieder auf'.

7. :raqd 'von seiten, (ursprünglich mit der Vorstellung der Nlhc, gewissermaßen 'von bei,) bei Passiv geht ,r~ in gleicher Verwendung parallel, ist jedoch in attischer Poesie seltener als dieses, dagegen in der Prosa verbreiteter, und hilt sich noch in der frühem Koine. Wenn auch in den Beispielen einzelne Verba häufiger als andere auftreten, besteht keine Beschränkung auf Verba bestimmter Bedeutung. Im Gegensatz zu ,r~ steht ,rapci auch mittelbar. Beispiele für passiv übcnctzbarc Ausdrücke wie ~•aaa ..• ~ ,r6o,~ Od. 18, 161 f., Tpmaw ... 1().6~ elva1IL XXII 514 s. GEL 1497a unter II 1. 1 Vgl J. W. Poultney, The Syntax of the Genitive Case in Aristophancs. Baltimore 1936, s. 188-190. . 1 Vgl. Mayser, Gramm. der gricch. Papyri aus der Ptolcmlcrzeit II 2, 493f.; BlassD e b r u n n er, Gramm. des neutestamentl. Gricch. 6 S240; an beiden Stellen weitere Literatur. An historical Grcek • Beispiele aus Arr. App. Lyc. Hcrod. hist. Proc. bei Jannaris, grammar •• • Lond. 1897, § 1664. 1

~

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Zum persönlichen Agens beim Passiv

25

Bei Homer so nur Mo K' h, µ1b;cov••• ,rc\p Ä.1~ &&avaT01a1 x6Xo~ Kat l,lNVI~ IT.X~ •oxuµma8cov .llouaicov 1rapa 8mpa 818axh(~ Solon 1, 51. Tragiker:

Aesch. Tc\ Xo1,rc\8' a-&Xcov aoii 818a,c&wrm,rapa Prom. 634, axx~,rap' 5>.Xou8,a8oxai~-rrXHpo(,µwo,Ag. 313, Soph. "EKTmpµiv, cp(!) 8;«Toii8' 18cop,'c,&,c ,rapa, ~COO"THPI ,rp1o-&1I~ KTX,Ai. 1029f., l,r(aTGµal yc\p THvßl~" ~ TaaS. µ01 flf>'YIV,rap' 5XXouµH81V~~ ,r~aµmcv oc. 1121f., Tl~ a~ -rrap' öµmv KOIV~fcx1iTa1KTSv6~ ~~ ,rapc\ l&acnXi~ Xen. II 1, 17); vgl. ferner noch~ ... JouI 3, Tc\ µb, ,rapc\ TOUclOT1afou Xo(C1T6 at1 -rrap' 5>.Xmv8(Ka~y(vl.eyµiva,KaialxµaXco,-01,räaa, auvdpo,aµiva, Cyr. VI 1, 30, Tc\ ,rapc\ aoii ).ey6µwa Cyr. VI 1, 42, ToiiT' a~ ,rapc\ aoii, ~H, rn18e1Kvuo-&co Cyr. V 5, 20, 1\'8iTl 86t-11VaÖTcpaHµa(vl h1T6µcp J1Xiµvcp Aesch. Ag. 1492ft". und 1516ft".(Chor) 1, Tl»v ,r~ l>.XH~8ccrrroTouµwovxcp~ Aesch. Cho. 104, KaTaotayc(OH~ irf>(¼xcpcöv µHTpoKT6VQ)V Aesch. Eum. 102, bei Soph. OKHirTpcp TU'lrti~ hv ~ lµi&tv yc 194 ('tu n'as aucun mal a craindre de moi' Humbert); &v8pcöv8' h< µcyciXQ)vir6X,~ Solon 10, 3; bei Aesch. ~: fm~ hc Ä.1~ iraaxQ) KCIK~Prom. 759, 5XXUTa1 8v8~ Tt&väcnvh< xepcövaÖToKT6VQ)V sept. 805, l>Xo(µHv irp6a&tvh(¼"Hpa~ THV8eTHVv1av18aProm. 703f., 1rf>(¼&v hcl'i'v~ hcir(1rT11Kp6Tou~ Prom. 948 (vgl. irf>(¼ ou xptd,v viv hcir1a1ivTVpaw(8o~996), ft&1ao irp~ t(Xou sept. 969,,ra~ hv6~, cba,rcpci irf>(¼ TCÖV ll>fXQ)V Ag. 1219, 1rpl>~yuva1K~ 8' &ir't&1aw J(ov Ag. 1454, 1rf>(¼Aµc:övKa,r,rcc:n,Ka-r&av1 Ag. 1552f., 4v8pa ycwa'i'ov-&av1'i'v ..• irf>(¼yuva1K~ Eum. 625 ff., ~ µHiroT' d'~~ irpl>~ VIQ)flpa~iµoü ... 4TIµ~ lpPftv ' Mit Tilgung der bei Wil. stehenden Punkte nach '1(,rllfo.,v1492. 1517.

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Zum persönlichen Agens beim Passiv

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Eum. 882ff., ehe;aÖTot6v~ ~>-.n-oirpc¼Xt•pc¼l&w suppl. 66; Pind. irw&oc. M 'lm'YII ~pu Kpcaa6vc.ovirpoc; 6y~cx,v 0. 2, 25 f., bei Soph. it: 61'8~ hc Tfvoc;8,m>-.n-oOR. 225, XfHVGI,ra18oc;~ lµoü -&avtivOR. 854 ... ,&civc.o 1454, Tov irci>-.a, (oö-rc.o 8' &v hvmv dH ~ lµoü 970), Yv'~ iK1lvc.ov hc8o>-.tpäc; 461CDTC1Ta µaTpc¼6>-.6VT' .¼irciTa,c; •c).yaµiµvovaEI. 124f., ,&av1iv ... hc criicvEI. 578f., 6).).' oG,rOT' ~ lµoü y• µMirci,&,,tc; T68t EI. 1029; irp6c;: 'ff~ TCÖv •c).Tpt18mv ~ 816).).uµa, Tci>-.ac;Ai. 838(vgl.6).o(aTo842,&>-.c.o>-.11033, 'ff~ THc;TU)(Hc; &>-.c.o>-.w OR. 949, 4,rd,).n-oirpc¼aÖTc+opc.ov 4µ,r).aKHµciTc.ov Ant. sof.), -&avtivO.'x&,cirp6c; TIVC.OV 6801,r6pc.ov OR. 292 (vgl. 713. 722. OC. 970), 'Et, -ri&vHKI ,&.iov'loKciaTHc; Kcipa.Xop. d, 8uaTci>-.a,va! irpoc;T(voc; 1rOT' alTfac;; 'Et, aö-n'cirpc¼ aö-riic;OR. 1235-37, "V).').., -ri&vHKIV cipT(~ ~c;. 'Hp. irpoc;TOÜ;... "V).')... almt irpc¼aö-riic;,oll8woc;irpc¼hcT6irou x•p6c;),oll ycip at µoipa irpc¼ y' Trach. 1130-32 (in 1133 ~ lµiic; -&av1iv lµoü ir1a1ivOR. 376 (vgl. irpc¼c\v8poc;hcir1a1ivAnt. 679), 11... voµ(Jillirp6c; ~pov OR. 515ff. (vgl. oTairpoc; oYc.ov c\vy' lµoü irmo.,,&iva,... tlc; jl>,.cijlHv 8pciwirciaxc.oAnt. 942 Anap.); aus Eur. z.B. 8c;~ lµoü µb, rn~c; Hec. 252, cbc;l, ircrncp 4,rd,).n-o aÖToüJ1a(~ hc yuva1Kclac; )(tpc¼86>-.o,c;>-.a-&pa(oac; Eur. bei Aristoph. ran. 1141-43 (vgl. auch den folgenden Abschnitt); aus Hd t. : rnaaxov Si irpoc; aÖToü I 36, ,rmov-&oTac;irpoc; c).lyavHTic.ov 6vcipataV 89. Es geht nicht an, den Gebrauch von lt, irp6c;,irapcizur Einführung des persönlichen Agens beim Passiv schlechthin als poetisch zu bezeichnen, denn er ist auch prosaisch. Aber weil lt, irp6c;,irapcigegenüber dem allgemeinen 6-rr6besondere Schattierungen aufweisen, gelten sie, wenn diese zurücktreten, wenigstens als gehoben und werden deshalb von der Poesie, teilweise in bewußter Vermeidung des banalen 6-rro,bevorzugt. So stehen beispielsweise in Euripides' Medea, dem zweitältesten datierten Stücke des Dichters von 431 v. Chr. (nach der ein Satyrdrama vertretenden Alkestis von 438), überwiegend ~ und irp6c;, ohne besondere Schattierung; gleich zu Anfang hrd irpc¼c\v8poc; ~a-&.T'A81KHµWH 26; so weiter öjlp(Jioµa,irpc¼ 6v8p6c;255f., ehe;µciTHvKexp&,aµt-&a KaKOÜ irpoc; c\v8p6c; 498; ilHÄ. Kai ,rp6c;y' ~auvoµa, x,&ov6c;.c).lr.irpoc;TOÜ;(seil. ~e).auv1;1) 704f. (es seien 500, oOc;µi'.Hva~ 5VTa(; Xitc-rpa auXäria, J(q 1274f., '8,a ,rpaaamv A OTpaTOÜ TGX8•i~fhro; 1363; ferner der Dat.: xmpa, 8• µ.Xa-&pcovlvTo~ ~a, K6pa1c;,um dich den Mädchen zu zeigen 678; dagegen fehlt in lph. Aul. entsprechendes~; dafür finden sich atSer so ,rapa: Xiy', ~ ,rap' ,\µc:övol.Sw 48,~CJIIfll.1)'1,1-iva 1426 (wozu unten S. 40). Aus Eur. Iph. Taur. (ohne überliefertes Datum) habe ~ •€XXavmv208, 811v~ yc\p hc yuva•Kc¼olxtTC11 ich notiert & µvCIOTIU'8-tia' ~•tc. 552 (vgl. ~ lµäv 8ai'x,&.1c; xcpc:öv871 f.) und v~oµa, ~crr• ataxpc\ irpc¼ ai-8-w364f., weiter 6X>.(,µaria ,rpc¼ ni-&w 368, und TOÜv6µou 8' fhro iv~CJKltva~ 586f., ~ 5XmX'ö-rr' •~yc(ac_ nvc¼ yuva•K~ 704f. Aus dem (ebenfalls undatierten) Satyrspiel Kyklops finde ich nur anzuführen ca.c!l\,lo,,'ll'Uf)«JOCO auyt.uria,ö-rroauch aktives µH .. ·. ciiroX6crHT' 08ucma ~• 4v8~, cf,KTX.603-605). WAhrend noch Euripides und die zeitgenössische Prosa ~, ,r~ und irapa leicht zur Einführung eines persönlichen Agens gebrauchen können, zeigt Aristophanes ein anderes Bild: neben dem in dieser Verwendung bei ihm [oben S. 24, Fußn. 2] sehr hlufigen ö-rr6 c. gen. (s. J. W. Poultney S. 192-94) begegnen nur noch vereinzelt ,rp~ und ,rapa; das letztere in einer lyrischen Partie: oTa,irap' lµoü ,r6Xcµoc;ix,&080-rrc¼ a~a, Ach. 226f. (Poultney 181, j), das erstere neben ,r1(a1Ta1(Fut. von ,raax11): ,rpoc_Aµci»v oTa,rdCJ1Ta1 KaKanub. 1122 (Poultney 188, c)11• Ähnlich steht es bei den Der Gebrauch der Präpositionen in derSeptuaLXX. 8 ; M.Johannessohn, l Nach v. Anilin zur Stelle Mischung aus ,r, 81' aÖToü (zu 6'rr6icTetllCl) und ,r. ~· moü (zu fcmü,}; vielleicht steht aber d-roü für du Reflexiv und ist, unter Tilgung des Kommas der Auapbe nach tGvriv zu verstehen 'und ich tötete den P., zum Sterben, wie es am schmenlichlten ist, von den eigenen Kindern'. 1 lt bei Passiv steht bei Aristophanes von Sachen (av. 184, ran. 1083 f.), lt von Personen nicht bei Passiven; s. Poultney a.a.O. 164f. 1 Oberdie Ptolemlerpapyri und das NT. s. schon oben S. 25 f.

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Zum persönlichen Agens beim Passiv

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ginta. Nachr. der Ges. der Wiss. zu Gött. Phil.-hist. Kl. 1925, Beiheft (= Mitteilungen des Septuaginta-Unternehmens 3), gibt, allerdings ohne Gewlhr für absolute Vollstlndigkeit, für ~ nur 4811coüµc11 hc aoü Gen. 16, 5 (S. 288, 10), für ,r~ nur KGTaytXd,µevo,,rfk¼ (Var. h-l») c\ircitrrc:ovhri Bt,"(qMac. IV 6, 20 (S. 261, 5), für ,rapa nur O'WT'ff~IO'TGI" KGK(a,ra~ TOii ,rcrr~ µou (bzw. aö-roü) Reg. I 20, 9. 33, ol ,r~-&fn-•~ ,rap' öµ.mv Mac. II 11, 17, unter Vergleich von iywn-o av&panr~ cimaT~w~ ,ra~ feoü NT. Joh. 1, 6 (S. 226f.); dagegen ist h-6 c. gen. bei Passiven und sinnverwandten Intransitiven häufig (S. 174-78). Aber sowohl Aristophanes - vereinzelt - als die LXX - häufiger - zeigen für h-6 in dieser Anwendung auch 4ff6 (s. unter 9 S. 42). 8. h-6 'unter' cum gen., die seit dem 5. Jahrh. überwiegende, späterhin fast ausschließliche, aber zu guter Letzt durch 4ff6 ersetzte Bezeichnung des persönlichen Agens beim Passiv, ist vom ältesten Gebrauch von h-6 bei Genitiv aus nicht zu verstehen, auch wenn man von Beispielen mit für h-6 'unter' günstigen Verbalbegriffen ausgeht und nicht etwa von µIT& y&p µcya>.cov~•~ c!p10T &v Kai µiya~ ~p-8-oi-&'h-o µ1Kpcmpc:ov'mit Großen zusammen könnte ein Kleiner am besten von Kleineren sogar zu einem Großen erhöht werden' Soph. Ai. 16of., wo man statt h-o µ1Kpcmpc:ov, wönlich 'unter Kleineren', sogar eher 'über Kleinere' erwarten könnte. Einen geeigneteren Ausgangspunkt scheint eine Homerstelle zu bieten: at 8' flt,ta-.räcn11 -&6a-&Xa xaµal KGT1)(1Uav, h-' 4v8~vo,o AUKo6pyou-&11v6µeva1 1 die Ammen des in Jo u,r" icy, 'sie, nämlich µa1voµwo10Ä1c:ov6ao10T1-&icva1 Ekstase begriffenen Dionysos, warfen alle zugleich die -&6a-&Xa,ihre Kultgcrlte, Thyrsosstäbe u. ä., zur Erde, geschlagen von dem mäooermordenden Lykurgos mit dem Ochsenstachel' 11.VI 133-35. Die Schläge des grimmen Thrakerkönigs sausten auf die Frauen nieder, diese litten und seufzten und stöhnten unter den Schlägen: so etwa wird man sich die Ausdrucksweise 'geschlagen unter Lykurg' zurechtlegen, wenn man sich überhaupt darüber Gedanken machen mag. Aber die älteste Verwendung von h-6 bei Genitiv im Griechischen stimmt dazu nicht; h-o ÄuKoupyou -&tw6µcva, kann danach nur heißen 'unter Lykurg hervor geschlagen' (mit ablativischem Genitiv) oder 'unter Lykurg bin, an einer Stelle unter Lykurg geschlagen' (mit partitiv-lokalem Genitiv). Abgesehen von der Sinnlosigkeit wäre dabei der Agens gar nicht ausgedrückt, wäre möglicherweise gar ein anderer. h-6 cum gen. beim Passiv läßt sich nur als formeller, jüngerer Ersatz für h-6 cum dat. in gleicher Funktion begreifen; eine wörtliche Übersetzung darf daher gar nicht verlangt werden. Für h-6 c. dat. als Agensbezeichnung kommt ernsthaft nur lokativische Auffassung des Dativs in Betracht. So ist man nun tatsächlich für h-6 cum dat. auf die für h-6 cum gen. nicht angängige wört1

• Zur Sperrung Ygl. oben S. 19, Fußn. (29)

2.

I. Allgemeine und indogermanische

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Sprachwissenschaft

liehe Übersetzung 'unter Lykurg geschlagen' geführt; dem 'Dat.' (Lok.) geht ubi ten-arum?usw.) die partitive Note des lokativischen Genitivs (in iroü 'Y"~i ab. Mit der geringen Empfänglichkeit nicht-griechischen Sprachgefühls für eine Ausdrucksweise, die nhd. 'er wird unter einem (andern) geschlagen, erschlagen', lat. sub aliquocaeditur,interjiciturlauten würde statt 'er wird von einem geschlagen, erschlagen•, lat. ab aliquocaeditur,interficitur,bat man sich anscheinend abzufinden wie in andern Fällen, sich mit einer annehmbaren Übersetzung zu begnügen, ohne alle Geheimnisse der sprachgeschichtlichen Entwicklungentschleiern zu wollen. Sieht man sich nach günstigem Fillen als 'unter einem geschlagen• oder gar 'erhöht werden' um, kommt man vielleicht auf 'unter einem geknechtet sein, unter einem erzogen werden•, was man auch im Neuhochdeutschen sagt; doch sind diese Ausdrucksweisen weder im Deutschen noch im Griechischen gleichbedeutend mit 'von einem geknechtet sein, von einem erzogen werden', trotz sachlicher Berührung; in der ionischen und attischen Prosa wird zwischen 8c8ouX~a, ö-rr6T1v1und ö-rr6TIV~ unterschieden 1• Der Gebrauch von öir6 'unter•, der bei eigentlichen Passiva trotz allem befremdet, wird jedoch sofort verstlndlich bei Verba wie ,r(,rmv 'fallen', (chro}&v(caKciv 'sterben', (chr)6XXua-&a, 'umkommen•, die für die Obersetzungssprachen oft eigentliche Passiva vertreten. Freilich sagt man auch heute noch in vielen Sprachen 'fallen, sterben, umkommen• und nicht etwa 'getötet werden• o. ä. 2, doch mit dem Unterschied, daß im Griechischen bei 'fallen' usw. der Agens bezeichnet werden kann, wasanderswo im allgemeinen nicht möglich ist 3• So übersetzt man z.B. &crrc TPINK6ato, aöTmv (der auf persischer Seite kämpfendenßöoter) ol irp&,-ro,Kai 4p10To1lv&aiiTamtaov öirl> •c).-8,cva(covHdt. IX 67 als 'wurden von den Athenern erschlagen•, mindestens gefllliger 'fielen gegenüber (oder 'im Kampf mit') den Athenem•, Die räumliche Anschauung ist bcsonden deutlich an der Stelle c!»M lT6po,c~Tt m-Kal ö-rr'IK1lvo101 1.crrn, &oup(,xepo{u.ä. im vorigen Absatz (die Beispiele ließen sich noch vermehren - und nicht nur numerisch). Man darf aber dabei nicht verschweigen, daß sich solche vielleicht nur scheinbare efficientia, in Wirklichkeit vielleicht efficientes oder agentes, auch bei wirklichen Passiva zeigen: 1MJ>.Hµwo1 oln-6µwo( Tl )(lf>Crlvfhro T pd,cov11.XI 826f., i>.Koµwa~ Tl vuo~ l,).oi~ ö-rrc\x•pcriv •~xauöv 11.XXII 65, ~pc, fhro ).1-rrapcp cipHµwovOd. 11, 136'. Doch auch so bleibt die Zahl der Beispiele von h-6 c. dat. bei ausgesprochenem Passiv weit hinter den Beispielen von ö-rr6 cum dat. bei Intransitiven zurück; auch das äußerliche Zahlenverhältnis spricht also dafür, daß die Verwendung von ö-rr6 für den persönlichen Agens beim Passiv nur verständlich wird, wenn man von -rrl"IM"ltv usw. h-6 T1v1 ausgeht. Als neben KT1fmvu. ä. etymologische Passiva wie KTlfvecria, u. 1. aufkamen, wurde usw. nach dem synonymen und üblichen -rr("ll'Tltv usw. h-6 TIVt auch KTlfveo-&a, h-6 T1v1 gesagt. Dies wirkte auch zurück, indem nun ihrerseits m"ff'fllv usw. nach KT1fvecria1 usw. passiv empfunden werden mochten - in welchem Umfange, wird sich freilich für die älteste Zeit nicht sicher feststellen lassen. h-6 'unter' zeigt in diesem Gebrauch eine Sonderentwicklung, für die nhd. 'unter' wenigstens eine gewisse Analogie bietet: 'unter einem leiden'. Ein Nicht nur bei Kühncr-Gcrth I 98, 5 (wo viele Beispidc) steht 'an der Stelle passiver Verben seien zuweilen intransitive Äctwa gebraucht, indem lic ganz so wie Passiva konstruiert werden', ca heißt auch bei Brugmann-Thumb, Griecb. Gramm. 519 'so eotwiclr.cltc sich die ... Bezeichnung des Urhebers der Handlung bei Passiven und Inttanaitiveo'. 1

In der Patroklic, einem nach U. v. Wilamowitz-M., zwar alten, aber überarbeiteten Gedicht. 1

Homer und die Iliu

1

513-515

• Dazu auch aö(Tc}v] ln-ifa, 6 K' hr(rrpci)wöimTÖ >.io-8-a,D. XXII I 10. Man braucht hier den Dativ nicht als Instrumental anzusprechen 2, wenn man ihn auch gewöhnlich so übersetzt. Vgl. auch oben S. 31 u. zu TtKeiv (ö-rr6)Ttvt. ö-rr6mit Dat. in räumlicher und leicht übertragener Bedeutung ist auch außerhalb des Epos vertreten, während ö-rr6mit Dat. von der Wirkung schon im Epos eine ältere Schicht bildet, außer diesem kaum begegnet. Schon seit der ältesten Überlieferung dringt gegenüber der Fügung mit Dativ die mit Genitiv vor. Ursprünglich waren die beiden Konstruktionen nicht gleichbedeutend: wie schon oben S. 29 angedeutet ist, schied man z. B. zwischen h-~ x&ov( 'unter dem Erdboden• (als Ganzem) und ö-rr~x&ov~'unter einem Teile des Erdbodens, irgendwo unter der Erde". Da es auf diesen feinen Unterschied meist wenig ankam, beschränkte man sich mehr und mehr auf eine Ausdrucksweise; es wurde, wie oft bei solchen sprachlichen Kon'fiikten, die anfangs differenziertere Ausdrucksform die vorherrschende, also die mit dem Genitiv. Ein partitiv-lokativischer Genitiv von Personalbegriffen ist nur in seltenen Fällen überhaupt denkbar. 'Unter einem Teil einer Person, irgendwo unter einer Person• kann sich z.B. ein Insekt, ein kleiner Gegenstand befinden; man wird aber dann genauer sagen, welcher Körperteil, z.B. der Rücken, den Reiz verspürt, es sei denn, daß z. B. das ganze Lager irgendwelche Fremdkörper enthält oder einem etwa in der Badewanne ein Stück Seife entglitten ist, das sich schwer einfangen läßt und seinen Ort ständig wechselt. Es wäre ein vergebliches Unterfangen; ö-rr6cum gen. bei Intransitiva und Passiva auf Grund der begreiflicherweise dafür nicht ausreichenden Oberlieferung auf diese partitiv-lokale Anwendung zurückführen zu wollen, und zudem könnte z. B. 1r1C11iv ö-rr6Ttv~ 'irgendwo unter einen fallen' wohl von einem Speer, aber nicht von einem Speerträger gesagt sein. 1 Du DWB bietet VI 66o und XI 3, 1461 nur einige Belege (seit dem 18. Jahrh.) für 'unter enns leiden'; der unter 'leiden' ohne Quelle gegebene Satz 'unter dem regiment litt das land uasiglich' könnte an sich auch anders aufgefaßt werden (vgl. 'die unter den tyrannen sich leiden müssen' Luther ebd. V 661). Auch bei 'sterben' u.ä. steht nur 'unter etwas': 'ane de under dem swut.c sturven'. Lüb.Chr. 1,139 (Schiller-Lübben V 25a). Vgl. noch alban. 'wann er [Skandcrbeg] hat angegriffen dm Feind Kehle an Kehle bcsonden, sind gefallen die Männer unter Hand der seinen wie das Stroh unter der Sense' (kanl ra njerzr ndlnl dorl tl tij si /cashrandinl ldjz) bei Lambertz und Pekmezi, Lehr- und Lesebuch des Alban. 51 (literarisch). • Delbrück, Die Grundlagen der gricch. Syntax 78, 2 faßte solchen lnstr. als Komitativ Caatorben unter Mitwirkung des Peliden'); in der Vergl. Syntax ist nichts darüber gesagt.

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I. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

ö,r6 cum gen. ist vielmehr auch bei Intransitiva und Passiva lediglich Umsetzung von ö-rr6cum dat. in jüngere Syntax; wie in andern Gebrauchsweisen, wurde ö-rr6cum dat. auch bei Intransitiva und Passiva lediglich formell durch ö,r6 cum gen. ersetzt, ohne daß die ursprüngliche Sondernote des Genitivs noch zur Geltung kam1• ö-rr6cum gen. zur Bezeichnung einer samthaften Sachwirkung ist schon im alten Epos sehr gewöhnlich; es beginnt auch schon der Gebrauch für Affektwirkungen (x>.m~ bzw. -oi ö-rrai&fou~ 11.X 376. XV 4), der bei ö-rr6cum dat. noch fehlt. Gelä.ufigist auch solches ö-rr6mit persönlichem Genitiv bei Intransitiva, auch bei solchen wie 1r('ft'Tf1v u.ä., z.B. m' &v ,ro).).oi öt' r,€1CTO~ &v8p#voao ,&v(«O'ICOVTI~ fflii iCDOI 11.l 242f., wo die Beziehung schwankt, besser wohl zweiseitig zu nehmen ist; aus der Prosa z. B. hc-rr1CT6n1~ ö,r~ Tou ,r).{c-8-ou~'von der breiten Masse vertrieben', wörtlich 'hinausgefallen unter deren Druck~ Thuc. IV 66, 1, mit Kollektiv wie oben S. 26. In der ältesten Überlieferung ist ö-rr6cum dat. und gen. bei Verben wie irf1rT11v sogar die einzige Ausdrucksweise, wAhrend später 'l und 1rp~ (oben S. 26f), auch h6 (unten S. 42) konkurrieren; diese sind hier nicht alt, sondern Analogiewirkung von ö-rr6. Die durch 6-rr6 c. gen. eingeführte Sache kann auch etwas bezeichnen, das wenigstens jüngerem Sprachgefühl als leblos gilt 2 ; im Gegensatz zu ö-rr6cum dat. fehlen jedoch hier im Epos neben ö-rr6sichere Passiva: z. B. in ~oµlvou~ Ihr~ Ka,rvou 11.VIII 183, TOU µiv Tl (68GT~) 1rpopfoVT~ Ö'n'~ y,ct~ haaa, 11.XXI 26o lassen sich die Verba intransitiv fassen; in (Tftl)(ta) i>x>.NVTaa Kelat&' ö,r' l>.u~ K11ea>.uµµlva11.XXI 318 kann ö,r' t. zu Ktfat&' gehören. Ein persönlicher Agens wird durc~ ö-rr6 cum gen. bei Homer nur an der schon oben S. 29 besprochenen Stelle 11.VI 133-35 eingeführt 3, so gut wie ö-rr6cum dat. in dieser Verwendung bei Homer einmalig ist (oben S. 32)'. Es besagt wenig, daß diese beiden Fälle von ö-rr6als Einführung eines persönlichen Agens bei Homer zahlenmäßig doppelt so stark sind wie die vereinzelten homerischen Fälle von ,r~ und irapa; zudem sollte man ö-rr6cum dat. und ö,r6 cum gen. als zwei Ausdrucksweisen rechnen. Dann stellt homerisches 'l in gleicher Verwendung jedem seiner vier Gegner das Sechsfache gegenüber und ist um ein Drittel stärker als alle zusammen. Die Die andere Auffassung bei Brugmann-Thumb, Griech. Gramm. 519 genügt mir nicht. Das llterc Epos kennt nur Ö1ro xcpcn o. li.; ~ g• Ö1ro x~ c,µtp8a>.fov1van den Stellen v. X• (~) P. 8, 77 und -rov 8N ~VIVO ... OV 11'CITf)Oft•~voo nVTaq.tHOTpa~ Xllf)CÖVlhro KpaTapav ltc M~ov ~ lvtM P. II, 17ft'. • Die Stelle steht in der Glaukoscpisode, in der U. v. Wilamowitz-M., Homer und die llias 1 304f. 514f., ein besondcn altes Stück sieht. Aber die Stelle ist auch die einzige der lliu, die den aus der Fremde kommenden Dionysos kennt, den sonst cnt die Nckyia vorausscm; s. U. v. Wilamowitz-M., Der Glaube der Hellenen II 6of. ' Diese Eigenartigkeit der homerischen Bezeugungfinde ich nirgends beachtet, auch nicht in der Spczialuntenuchwtg von J. La Roche über hom. ö,r6 Zeitschr. f. östcrr. o,mn. I2 (1861), 337-377 oder bei Ebeling. 1

1

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Zum persönlichen Agens beim Passiv

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außerhomerische Poesie bis etwa 500 bietet kein sicheres Beispiel weder für die Agensbezeichnung durch ö-n-6cum dat. noch durch ö-n-6cum gen. Aber seit dem 5. Jahrhundert ist ö-n-6cum gen. als erfolgreicherer Nachfolger von ö-n-6cum dat. mindestens jedem einzelnen seiner Konkurrenten in der Agensbezeichnung, ~ irp6~, irap&, überlegen. Gegenüber Homer, der dieses ö-n-6nur bei 'geschlagen, getötet werden' kennt, ist nun der Verwendung keine semasiologische Grenze mehr gezogen; dabei wird ~ als Vorbild mitgewirkt haben, dessen Gebrauch bei Passiv in der alten Poesie freier ist als in der Prosa (so oben S. 19ff). Dies gilt schon für Theognis 6-rr'lµeü Kac>.Harra,1203 (leider nicht in, sondern nur unmittelbar nach einer Kyrnospartie!). Auch andere Dorier kennen den Gebrauch. Bei Epicharm steht irnra(SwTat yap aÖTauTa~fnro 172, 7K. Pindar hat 8aµtiaa xpuaiot~ T6totatv 6,r' •~PTiµ,80~P. 3, 9f., aber auch Koptv&fcov ••• l>KTcb O'Tllli&vot~lµ11x'9-ev A8HN. 2, 2off. ö-n-o~V AusAeschylus lassensichanfüh.reno\'a,~ö-n-'aÖToÜirHµovaio-1K6µ1rToµa1 Prom. 306, af irpOO"Hyopot 8pue~,ö'li' c!>vav).aµirpcö~KOÖ~valvtKTHp(~ irpocncyopev&,c~ ~ .Ä.10~ KAltvH 86µap µ~oua' laeo-8-a1 Prom. 832ff., (im Falle des Mißlingens) 'ETeoKAiH~ &v et~ no).\}~KaTa irT6>.wöµvoi-9-'öir' liaTCÖv tpo,.,_( ot~ iro>.upp6-&01~KT>.. sept. 6ff., aÖTot8' öir' aö-rcövlv8o-&ev irop-&ouµe,&asept. 194, (ir6>.1v)'i'atapq airo8cp ö-n-'lavSpo~•~xa1oü-8-16-&ev irep-9-oµivavci-nµ~ sept. 323ff., ö-n-'olcovcöv-Tatwr'sept. 102of., aö-ro,S' ö-n-'aÖTCÖv lµJ6>.014- xa>.KoaT6µ01~ ira(oVT'Pers. 415f., KaTay1>.coµivHv ir6>.a1(für (T') Ag. 1271f., TGS' a\'µaT' IKiro-&iv-9-' Ö,ro µh-a codd) t(>.covö,r' ix-9-pcöv x-9-ov~ Tf>Ü Cho. 66, lycb 8' öt' öµcöv cl,8' lairHT1µaaµwH Eum. 95, öir' cicrni,v TCÖv8c TtµCV\~uµiva~Eum. 807, bei Verbalnomen IK~pä~ t(>.cov h-o sept. 1024. Aus Sophokles sind zu nennen µn-a yap KTA,Ai. 16of. (o. S. 29), lav8pcöv-9-opuß~'wirst du umlärmt' Ai. 164, (liYYE>.lav) TCX>V ho TOtoUTO:>v µcycO.cov.Ä.avaci>v 6iro KA1;1:a;oµwav Ai. 225, !l(CJl"vap,raa-9-eiaav•~pydcov ho Ai. 498,4v8pcövö-n-oir6VTCOV l.aaat OC. 1388, TUt>.H~ö-n-'!TH~(belebt) lt.a~ Tr. 1104, xpHva( ~· ö-n-oTCX>v8c 8aµHvat Phil. 200, ölli' c!>v•~p!l6µHV ö-n-'lav8p~ Toü8eaw0-Hp&:,µeva1 Phil. 1005. Phil. 957, (xcipe4-) Bei Herodot finden sich beispielsweise zu Anfang von Buch V Kap. 1 bis 22 folgende Beispiele für ö-n-6cum gen. bei Passiv: 1.tO'TQ Ö,ro TOÜ ~ 5, iylccoµaa-9-eiaa ö-n-6Tl lav8pci>v 1V 6vnrrnc&{C1>v)p. 16, 13, Ka-8·c11p6.,i1vo1 ... öwo ~aKou p. 23, 4, ÖlfO TOVTou(niml. dem iroMµ,ov -rupcp) lydpn-al Tl Kai K1mTa1p. 25, 20, 4116-yKH öw' avn:iw y~v (im Unterleib) ylv1ofc11p. 28, 17. So auch mit riaxnv: öwo y~ 1~ hcaOTou TOUTCIW(scil. TCÖv,raf,cµaTcov) '!T'GO)(II Tl Kai h-tpo10ÜTa16 av-9pco,r~ RToiov RTOIOVp. 15, 8f., ola ric,xoucnv ... ÖWOKQU\iaT~ Kai 1MCoµoüp. 19, 12f. • Aber gewöhnlich unpersönlich TCÖv'lfPOCIP)C\1Ml)p.35,6. 39, 24.47,4 (Thrpo-va), ~ irpotlptmn p. 38, 13, TCÖV ,rpoaucy,cµMXW p. 55, doch vereinzelt akti.v l>.tta p. 66, 8, c\'ptncap. 66, u. • Häufiger auch hier w6 c. gen. einer Sache: 0GT1y~ öwo TCÖv!LoptlC1>v hacpll'ffa1 a~8pa c. 6 C • a11TC1>V t -'•L-JI. f' p. 40, 2 f • (neuer.pur.1 auc h v,r v ,..,._va1 c. 7 p. 43, 25, u cov - KaKoUTa1 c. 14 p. 56 , 6 , h' ®TCÖVaGtc,VTal c. 16 p. 58, 23); T.,e.oX~ma öw6 Tl x,6~ KT . c. 7 p. 40, 21, X1hrc-ra1-öwo ~--· ~c-ra,Möwo ~Olv 26,2 (vgl.27,2); dazu 4vm-nccnw ö,r' aÖTou 8, 2 (vgl. 12, 3), €öpucr&i~ ..• ö-rrb cHpatc>.118c:öv 4-rro-&av6v-roc; 9, 2; vgl. auch Ta ,roXXa ö-rrl>xp6vou aÖTÖ>v4mO'T~ hn Tl> µu6~ 21, 1. Xenophon hat im 1. Buch der Anabasis: ma;6.,tw~ hcvevtKHK6Ta 0Y1v ippa8aT' 4.~Tipco&cv /a,ro T p&,covKat 'c).xa1ci>v 'überall waren Türme und Brustwehren mit Männerblut besprengt von beiden Seiten, von den Troern ' Vgl. Mayser, Gramm. der Papyri der Ptolemilerzc:it II 2, 509-515. • Nicht hlufig; s. Mayser, Gramm. uaw.11 2, 273, 3. • W. Meyer-Lübke, Roman. Syntax 503. 504. • Vgl. für das Englische 0. Jespersen, A Modem English Grammar III (1927), 219ff. 317-319; für das Kymrische H. Schuchardt, Sitz.-Bcr. Pmiß. Abd. 1921, phil.-hist. KI. 203 (zu hier genanntem kymr. i 'zu' als Agcnsbezcichnung vgl. oben S. 9, Fußn. 1).

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und von denAchäern her• D. Xll43of. Ein Agens ist also hier nicht bezeichnet, gewöhnlich ebensowenig, wenn statt der Person deren ausführendes Organ steht, die Hände. An der Stelle Tc\M 8oüpa-&pacnuicov ko xupcov ~a µw iv aaKtl µcyciAcp ,rayev 5pµeva ,rp6aaco, ,ro~c\ M ..• iv ya(t;e fc:rnD'TO D. XI 571ff. gehört -&p.4. x- nicht zu 1rayev, und dies ist nicht passivisch; sie heißt 'die von (den) kühnen Händen (= von Händen Kühner oder von Kühnen) ausgehenden Speere blieben in dem großen Schild [des Tela~ moniers Aias] stecken im Vorwärtsdringen, viele aber ... kamen im Erd4. X· ~a µb, iv xpoT boden zum Stehen• (parallel ,ro~c\ 81 8oüpa -&p~ -riyvu-r• KTX.D. XV 314ff.). Anderswo bei Homer gehört zwar die Formel -&p.4. X· zum Verb, aber dies ist intransitiv: ,&aµuc;yc\p IKo~ 4mov 4(aaouo, -&p.4. X• D. XI 552f. XVII 661f.; dies gilt auch für 4p86µevo( T, oöpiicc;lµcöv (cpä,vko mcy,co„ h. Apoll. 262 (1es mules qui s·abreuvent a mes sourccs sacrees•Humbert). Sogar bei ausgesprochen passiv gebrauchtem Intransitiv kann ko xc•~ noch die ursprüngliche Bedeutung haben: ff-XKT•iv irp&,-ro,aavlµii~ ko xc•~ IKoVTt11.XI 675 heißt 'er wurde unter den ersten getroffen von meiner Hand aus (nicht bloß 'von meiner Hand, von mir•) mit dem Wurfspeer' (,&oii~4. X• 11.XII 306); die Variante ö-rro11.XI 675 beweist für das alte Epos "nichts. Lediglich örtlich ist die Formel -&p.4. X· verwendet an der Odysseestelle -&p.4. X· ~•vol k€8put9'w 5, 434f. (das Adjektiv ist nur als Reminiszenz wirklich verständlich); aber mit Agensbedeutung tritt die Formel -&p.4. X• auf an den Stellen lyxta M 'IM'Uaaono (wertlose Var. ffl'TH-) -&p.4. X· cn,6µev•11.XIII 134f. 'sie falteten sich, geschleudert von den kühnen Händen' und T1Tp(y11 s•lpa vCÖTa-&p.4. X• IAK6µevaO'Tlf>I~ 'es knirschten also die Rücken [der ringenden Aias und Odysseus] von den kühnen Händen ständig hin und her gezogen• 11.XXIII 714f.; freilich handelt es sich an der letzten Stelle um eine nicht ganz angebrachte Reminiszenz (s. W. Leaf zur Stelle) 1• Die Theognis-Stelle ia-&Xcovµw yc\p lir' ia-&Xc\8,S~a, 35 ist nicht von unmittelbarem Unterricht, sondern vom belehrenden Vorbild zu verstehen; ähnlich Eur. lph. Aul. 1426 (oben S. 28) und Aµä~ M Kal ko Toü xcop(ou 8ei 818aaKria1 8-n oÖKlern µH v1Kcoa1 acxmcp(aXen. an. VI 5, 18. Nur der persönliche Ausgangspunkt (ohne Angabe eines Agens) ist gegeben bei Aesch. sept. 703 xap•~ s•41f ~µcov6Xoµwcov,&auµ~rra, 2 • Aber bei Soph. El. 1ooff. (Lied) ist ko von ö-rronur im Ton verschieden: Koö8d~ToUTCDv oTKT~4ir• l~H~ A •µoü ~prraa aoü, ,raTtp, 06-r~ alK~ olKT~ TE -&av6vT~ und noch deutlicher führt 4,r6 den Agens beim Passiv ein an der Hero..• k6 Tt a~(H~ KC1TtpyaaµwH Kalv6µou laxupoü VII 102, 1 dotstelle: 4~ (vorher ö-rroaeü &xmcm-a,);sonst kennt Herodot einen ähnlichen Gebrauch Zu den Homcntellcn 1. auch Bbeling, Lex. Hom. I • In lrri M ft~TWV ~ 4yri~ ~ l'poToi~~a,; 1

-n>.>.n-a, gebessert.

ISI

a. Aesch. Ag. 1132f. wird OT.in

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von h-c\ bei Personen nur neben yM0"9-a,(und yeyovwa, ): oö8evy~p µfya cbr' cnh'oÜ~o lpyov lywrro I 14, 4 (~ly6,n,01) ~aav ,rpc¼ TGÜTaJ;HTMO'IV µryciA,cv&,rc\ ~" ywia&a, T-.(y1Ta1 Tov ßaa1>-.iaTCÖv•~ßlcov ~ov ~~ Kal rucov ~QTCOV 6,clTOVµHl Gen. 45, 27; 'der Gesegnete Jahwes' kann griechisch nicht nur zum röXoyHTo~Kupfouwerden, sondern auch zum röXoyHT~ ö,ro Kupfou (Gen. 26, 29); gelegentlich ist die Agensbezeichnung beim Passiv Zutat des Übersetzers. Für alle diese Fälle gibt Johannessohn [oben S. 28f.] S. 175-178 reiche Nachweise (unter Berücksichtigung der verschiedenen Punktierungsmöglichkeit des Grundtextes). In den ältem Übersetzungen des griechischen Alten und Neuen Testamentes in andere Sprachen, aber auch in vielen jüngem, besonders durch Vermittlung der lateinischen Übersetzung, sind die Passiva mit Agensbezeichnung im allgemeinen wörtlich wiedergegeben. So steht 1 I. für i~a11'Tb;oVTo ö,r' alrroü iv Tc:p"lop8av1;1 iroTaµc:pMc. 1, 5 lat. baptizabantur ab illo in lordanisjlumine (Vulg.), got. daupidaiwesunallai in /aurdane 1 Es sind nur einige geeignete Beispiele ausgewihlt; eine allseitige Behandlung müßte auch die Wiedergabe von öir6 bei ,raa,coo usw. und von öir6 bei Sachen sowie des Passivs überhaupt berücksichtigen; z.B. sind persönliches und sachliches öir6 in einzelnen Sprachen gleich wiedergegeben, z.B. im Slavischen durch 011> cum gen. und durch bloßen Instrumental, ohne scharfe Scheidung; für wo iupiµvä,v 1CTX. avv,myoVTa1 Lc. 8, 14 steht got. a/ saurgom - qfhvapnand (sonst gewöhnlich fram).

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aJuaifram imma, armen. mkrtiin i nmani i Yordananget, aksl. knJtax.p si "si f)1; iordanbsclirlcl oti nego(Zogr., fast gleich Mar.; in neuzeitlichen Übersetzungen russ. on nego, poln. od niego, cech. od neho, aber serb. (Vuk) krltavale ih we u Jordanu rijeci 'er taufte sie alle'), lit. (Kurschat) 'Oi.djö kriksztydinosJordane (Berlin 1860 buwo nüg jo kriksztiti), alb. (tosk. 1879) 1 ,ray~6veäwe vya aO vd, Xjµ lop86111T. 2. Für ,m~6µw~ ö-rroTOÜ acrravä Mc. 1, 13 lat. tentabatur a satana (Vulg.), got. jraisansfram Satanin (thaz her uuurdigicostotf on themodiuuale Tat. 15, 1), armen. p'orjeal i Satanayi, aksl. iskuiaemi sotonojp(Zogr. Mar.; noch russ. isk. satanoju,poln. od szatana, cech. pokoulin byl od satana, aber serb. (Vuk) kuia ga sotona 'ihn versuchte der Satan'), lit. (Kurschat) bu'lJo szet6nogundytas (Berlin 1860 budamas gunditas nüg szetono), alb. (tosk.) vymi vya Ccrravci,. 3. Für alpoµcvov ö-rroTIO'acipo,v Mc. 2, 3 lat. (Vulg.) qui a quattuorportabatur, got. hajananaframfid'llJOrim, armen. barjeali ?ori~, aksl. nosim1,cetyrbmi (Zogr. Mar.; ccch. kterjz ode ctyf nesenbyl 'der von vierengetragen wurde' 2, aber russ. kotoragoneslicet'Oero, poln. ktdregoniesliczterej,serb. (Vuk) koganoIaie cetwro, alle= 'den vier trugen'), lit. (Kurschat) keturiil niszamq (aber Berlin 1860 aktiv: kuri keturis ncsze), alb. (tosk.) vyp{Tupt ,rptä Kffpt Jrrtö-. Eine isländische, dänische, schwedische Übersetzung haben in 1-3 af, eine französische par, eine italienische da, eine spanische und eine portugiesische por, eine rltoromaoische da, eine rumänische de, eine Sanskritübersetzung (Calcutta 1886) den lnstr. in 1. tena Yarddananadyämasnäpyanta, in 2. saitanenaparyyailqyata, in 3. caturbhiruhyamänam). Eine kymrische Obersetzung(London o. J.) hat in 1-3 gan, eine bretonische (Paris 1886)wenigstens in I und 2 gant. Auch der Unterschied zwischen persönlichem Agens und persönlichem Mittel wird wiedergegeben: 4. Für TO ~K,&h, ö-rroKup{ou 8u\ TOÜ ,rp~HTOU Matth. I' 22 steht lat. quod dictum est a Dominoper Prophetam (Vulg.), got. fehlend, armen. or ~ i Tearni i jem (wörtlich 'aus der Hand') Esaycay mardarii, abl. relenoe o[ti] b[og]a pr[o]r[o}ko,m, (= -mb) (Mar.; russ. relennoe Gospoclo,mlrezi proroka, poln. eo jest powiedziano od Pana przez proroka, 6:ch. coz /)O'Oldlno bylo ode Pdna skrze proroka, aber serb. (Vuk) lto je Gospod kazao preko proroka •was Gott gesagt hat durch den Propheten'), ahd. thaz thar giquetan uuas f on truhtine thuruh then uuizagon (Tat.), schwcd. som 'Oarsagt ao Herrengenomprofeten, dän. som·er talet af Herren'OedPropheten,isl. sem malt er af Drotnifyrir munn spdmannsins,lit. (Berlin 1860) kas ira pasakijta nüg Wieszpaties per Pranasza (aber 2, 15 Statt e mit untergesetztem Zirkumflex des benutzten toskischcn NT ist hier und im Folgenda ~ (Yencbicden von c) gesetzt. • So auch osorb. r.ootltyrjoch nj,smy, nsorb. wot styrich n'asonego (Vasmer). 1

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aktiv: q pasake Wieszpats per Pr.), alb. (tosk.) Tä' me -&eve vya Zlm µ1 ave TE irp~hlT; italien. quello eh'era stato detto dal Signore,per il pro(eta, span. lo que fue dicho por el Senor, por el pro/eta, port. quef oi dito da parte do Senhor, pelo propheta, rltorom. (oberengad.) que chi f üt dit dal Segner tres il profed, rumän. (1910) ce s'a zis de Domnulprin profetul (1903 ce de D-lu prin pr-lu), ebenso kymr. gan: trroy, breton. gant: dre (aber s'a q.isu frz. ce que le Seigneuravait dit par le prophete). Auch die beiden ältesten Übersetzungen des NT. in nicht-indogermanische Sprachen halten sich an den Urtext. Die syrische Peschitto 1 bat zwar in I ma'mid (h)tjä l-hön 'taufend (eig. untergehen lassend, Kaus.) war (er) sie', doch an der Parallelstelle Mc. 3, 6 'ämdin (h),ptJ mennih 'untergehend (sich taufen lassend) waren sie von ihm', und in 2 kad mep,asse men sä/änä 'indem er versucht wurde von dem Satan', und in 4 meddem d-('')et ('')emar men miirjä b-jad n'bijä 'was gesagt wurde von dem Herrn in Hand (= durch) des Propheten'; aber abweichend für 3 kad Ilplin /eh bi/ 'arb'ä 'indem tragend (sie) ihn zwischen (inter) vieren', 'indem man ihn zwischen vieren trug'. Die koptische (sahidische) Obersetzung 2 hat für I vwg,(&cmTteµCJ 1jlo>. h1Tou-r'j ,r1op8aVHc m1po wörtlich 'sie µ'µo/ 1(&0>.h,.,..µ 1rcC1Tavac nahmen durch ihn die Taufe', für 2 IV'rt'1tpcu;1 wörtlich 'sie versuchten (= man versuchte) ihn durch den Satan', für 3 1pcfroou v•pa:,µ1/1 hapo/ '4 Männer trugen unter ihm', für 4 vatfflVTa ,rgoac goof h,T'µ ,rmpo~HTHc 'was der Herr sprach durch den Propheten'; im Koptischen besteht keine andere Möglichkeit, ein griechisches Passiv wiederzugeben, als durch aktive oder indifferente Ausdrucksweisen (vgl. unten S. 77f. ). Bei 2 und 3 trug im Semitischen und Koptischen auch das griechische Partizip zur Änderung der Ausdrucksweise bei.

IV. Die übliche wörtliche Wiedergabe von ö-rr6 (4-rr6) bei Passiv in Übersetzungen beweist aber an sich nichts für lebendigen Gebrauch eines persönlichen Agens beim Passiv in den betreffenden Sprachen; wenigstens in besondem Fällen bevorzugen ein:relne Übersetzungen, wie schon die wenigen genannten Beispiele zeigen, aktiven Ausdruck. So häufig der Grieche in der Kirche solches ö-rr6oder 4-rr6hören kann, in der gesprochenen Volkssprache ist die Konstruktion äußerst selten gebraucht; ist der Agens bekannt und liegt kein Grund vor, ihn zu verschweigen, so ist der aktive 1 Nach gefälliger Mitteilung von Dr. M. J ohannessohn, der die Stellen auch in der lthiopischcn Bibel und in einer arabischen von 1671 (Rom) nachschlug; die lthiopische hat für 1-3 aktive Wendungen (und zwar für 3 'es tragen ihn 4 Hände'), für 4 'hn{Jaba 'von bei': ba 'in, an, durch'; die genannte arabische gibt 2 und 3 aktivisch (und zwar 3 'Leute, tragend auf Vieren', l,ämilüna - 'alä 'arba'atin), dagegen I durch Passiv mit min, in 4 Pusiv mit Min (in der Londoner PolyglotteDbibel min ~i 'von scitcn'): bi 'in, an'. • Sie wird hier in gewöhnlicher griechischer Schrift mit Hilfucichcn wiedergegeben.

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Ausdruck das Gegebene. Dies gilt auch für die Sprachen, die das P~lv überhaupt nur brauchen, wenn ein Agens nicht angegeben werden kann oder soll, so von Haus aus das Semitische, z. B. das Altarabische, aber auch das Neupersische und das Lettische 1• Auch in Sprachen, die eine Agensbczeichnung kennen, gibt es Fälle, in denen sie nicht gebraucht wird oder nicht gebraucht werden kann. In Strafandrohungen ist der Agens gleichgültig: 'der Zuwiderhandelnde wird bestraft' 2 • Die bekannte grie06 ,ra18ev1Ta1 würde durch Angabe chische Gnome ~ µH 8apei~av&pcxm-oc; eines Agens auch abgesehen vom Metrum nur verlieren. Titel wie 1Tp0~ Xu6µwoc;'Pr. wie er befreit wird' für eine verlorene Tragödie des Aeschylus, La Gerusalem,neliberata für das Hauptwerk des Torquato Tasso (und La G. conquistatafür dessen Umarbeitung), 'die verkaufte Braut' für Smetanas Oper ertragen keine Angabe des wovon und von wem, wenn es auch bekannt ist 3 • Es wäre müßig zu fragen, von wem 'der gestiefelte Kater' gestiefelt worden ist - vielmehr höchst unangebracht, weil in diesem Falle 'gestiefelt' von 'Stiefel' abgeleitet ist und lediglich 'mit Stiefeln versehen' heißt wie griech. -&auµaT~ zu ,&aOµa,6:yfpaOTo~ zu yipac; (Griech. Gramm. I 503, 4). Heinr. v. Kleist hat sein Lustspiel nicht 'Der Krug in Scherben' genannt, obschon er in der Variation des Auftrittes 12 sagen läßt 'da sie den Krug in Scherben sieht' (V. 347), sondern 'Der zerbrochene Krug' 4 • Ein Krug zerbricht nicht von selbst; wenn es auch heißt 'Glück und Glas, wie leicht bricht das' und im Stück gelegentlich Dorfrichter Adam sagt 'Denn auf der Flucht zerschlagen sich dieKrüge', was Vater Veit sogar mit 'als sich der Krug zerschlug' aufnimmt (Auftritt 9 V. 279, 307). 'Der zerbrochene Krug' setzt einen Agens voraus; dieser bleibt noch im Hintergrunde, als Schreiber Licht den Fall vorbringt mit den Worten 'Es ist ein Krug zerbrochen worden, hör ich'; • Vgl. Brockelmann, Grundriß der vergl. Gramm. der scmit. Sprachen II 142-1,M (nur syrilch für den Agens oft men und äthiopisch oft min, hehr. selten; teilweise griechischer Einftuß ?); H. J ensen, Neupen. Gramm., Heid. 1930, § 271; Endzelin, Lettische Grammatik § 774; vgl. weiter Misteli, Charakteristik 120 (Mexikanisch). In andern Sprachen ist der unpersönliche Gebrauch der agenslose: ira,co~rra,, lat. irur (vgl. oben S. II, Fußn. 3); auch altirisch (Thurneysen, Handbuch 309); im Sanskrit wird bei unpersönlichem Passiv ein Proncmen als Agens öfter weggelaasen, auch bei passivem Imperativ (Speyer, §§ 2,48. 192). Du Widerspiel bilden Sprachen mit obligatorischem Agens beim Passiv wie Malaiisch und Dajackisch (Miateli, Charakteristik 117.264) oder mit Passiv statt,l\ktiv (ebd.139 Grönlindisch). • In ldeinaaiatischen Inschriften jedoch aktiv 8cbottTq>~lcnc:cpo. 1. • Erhalten ist nicht der 'befreite' Prometheus, sondern nur der 'gefesselte' ; dieser heißt aber nicht TT~ &~ oder 8rr~ (8ouµw~ wie 8,a8ouµev~ wire nicht möglich), IODdern TTp.~ 'in Banden'. Von Euripides gibt es eine fragmentarisch bekannte .1.l.wmnnc lt ~Ähnlich lautet der russische Mlrchentitel 'Der Ungewaschene' im Original '""""1jluz, nicht MlfflYto.i. • Ich zitiere nach dem Abdruck bei Heim. Kurz, Handbuch der poetischen Nationalliteratur der Deuucben von Haller bis auf die neueste Zeit ..•• Zürich 1840, II 354-406 (mit Verazahlen). Mein Exemplar trigt den Aufdruck 'Preis am Cantonsschulfest in Zürich 1854' und kam aus dem Nacblaß eines entfernten Verwandten, des Gymnasiallehrers Gust. Dlndliker in Burgdorf, der vor meiner Zeit als Helfer bei einer Feuersbrunst sein Leben ließ, in unsere Familie.

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aber Dorfrichter Adam kommt darauf gleich mit der Frage 'Ein Krug? So! Ei! Ei, wer zerbrach den Krug?', worauf wieder Licht 'Wer hat ihn zerbrochen?' (Auftritt 9, V. 279. 307). Auch wo im Stück ein bestimmter Titer genannt wird, ein vermeintlicher oder fingierter wie Ruprecht, Lebrecht oder Belzebub oder schließlich der richtige, wird er im Aktiv Auftritt 11, V. 146. vorgestellt (Auftritt 7, V. 244. 276, Auftritt 9, V. 12411'., 288). Da das ganze Stück sich um die Feststellung des Titers dreht, könnte dieser im Titel nur in Frageform yorkommen, und diese müßte aktiv sein, 'Wer hat den Krug zerbrochen?' 1 • Schon das älteste Griechisch kennt jedoch Agensbezeichnungen, und man muß solche auch schon für dasIndogermanische als möglich annehmen, wenigstens bei gewissen Verbaladjektiven. Aber sie waren selten nötig, und so wird der Wert dieses formalen Hauptkriteriums für passive Geltung medialer Formen (oben S. s) zwar nicht qualitativ entwertet, wohl aber quantitativ herabgedrückt. Ein zweites formales Kriterium ist die scharfe Opposition zwischen Aktiv und Passiv in Fällen wie alvouµwo, yc\p 6ycr&ol Tp6,rov Ttvc\ µ,aoücn TOU~alvoÜVTa~, Av alvcöa' !yav Eur. Iph. Aul. 979f., oh Ay1To µ~ov ö-rr' aÖToü A aÖT~ ~ Thuc. II 65, 8 2 • Dieses Kriterium ist allerdings erst für die Einzelsprachen anzunehmen, ist aber hier in steigendem Maße verwendbar, wlhrend für die gemeinsame Vergangenheit der griechische Typus KTt(ve,: ,r(1TT11, der lateinische odit: odioest usw. als normal gelten muß. In vielen Fällen liegt jedoch die Entscheidung über intransitive oder passive Geltung einer Medialform des Griechischen, Arischen, Tocharischen usw. nur beim Zusammenhang oder bei der subjektiven Auffassung, beim gesunden Menschenverstand, der so wenig in allen Sprachen wie bei allen Individuen der gleiche ist. Es steht in den Sprachen nicht ganz selten so. Man denke an das Schwanken der Wortbedeutungen, der Übergänge zwischen ihnen, die oft zu mailcbroal sogar beabsichtigten Mißverständnissen führen können. Oder man erinnere sich der innerlich verschiedenen Funktion von formell gleichen, nur anscheinend koordinierten Partizipien, z. B. ol M Tfipcra, . . . Tin' Ji(NCTC>v ,ro)..1opK6o~ IK YM~ Kal ,&a>,.6c,cnc~ [Kai) ö-rropuaao~ Tc\ ffl)(ICI Kal ,ravTo(a~ µH)(avc\~,rpoa~poVTI~ alpioucn Kcrr' !KpH~ Hdt. VI 18; in diesem T~ OTa~vl TaaKtoµh,o ist ein neugriechisches Gcdichtchcn betitelt (bei Thumb, Handbuch der neugricch. Volkssprache• 211); der Hintergrund ist auch hier erotisch, aber harmloser als bei Kleist. • Vgl. noch z.B. 68uciv: 68ucic,fcnatt. lnschr. (untcn S. 64), lp&w:~ Plat. (oben S. 22). Die Beispiele, die man aus Homer für diese Antithese angcnihrt hat, z. B. alrrlicag• ilc :,;~ lrp,cp6T~l>.Krv lnaT6v· TOÜ 8' ~KC)\UV010 II. IV 213f., halten scharfer Interpretation nicht stand, wie Grosse II 22 und Wistrand S.29f. gezeigt haben (Toü 8' ~KOl&fflMO kann 'des sich herauswindenden' sein). Wichtig ist noch, daß in solchen homcrischcn Beispiclcn das Med. teilweise nicht folgt, sondern vorausgeht (iptrr(,rr': tca 11pWl"U011 11. IX 462, d>.Ol,IMIW· 1>.1111. VIII 213f.). Du klaasiache Sprachgefilhi mußte allerdings in derlei homerischen Antithesen die Media pusiv empfinden. 1

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Zum persönlichen Agens beim Passiv

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Fall werden zwar auch Unterschiede der Pause oder der Satzmelodie bestanden haben, die uns entgehen. Und wer sich für 'seine (eigenen) berechtigten Ansprüche' einsetzt, ist dabei überzeugt, daß sie heiligstes Recht sind; wer einem Gegner die Erfüllung 'seiner (d. h. dessen) berechtigten Ansprüche' in Aussicht stellt, müßte meistens deutlicher sagen, 'seiner Ansprüche, insofern sie nach meinem Urteil berechtigt sind'. Uberall ist in solchen Pillen die richtige Auffassung durch die lußere Form nicht gegeben, im letzten Beispiel absichtlich. So darf man sich nicht verwundern, wenn die Auffassung mancher Medialform, inbegriffen die Aoriste auf -,&,cv,in der ältesten griechischen Oberlieferung bei den Erldlrern schwankt; konnte doch schon das griechische Sprachgefühl jüngerer Zeit anders reagieren als das zeitgenössische, konnte doch sogar von Anfang an in ein,;elnen Fällen das Sprachgefühl unsicher sein. Während man früher jeder solchen Form, die in lesbarer Ubersetzung ins Lateinische oder in eine neuere Sprache passiv wiedergegeben wurde, passive Bedeutung zubilligte, bemühte man sich später, die Formen passiven Gebrauchs bei Homer tunlichst einzuschdnken - an sich sehr berechtigt, doch nicht ohne Ubertreibungen 1• Daß noch das llteste Griechische so gut wie das Indogermanische kein Passiv hatte, ist allcrdings vom rein formellen Standpunkte richtig; geht man jedoch vom passiven Gedanken aus, vcrindert sich das Bild wenigstens einigermaßen. Anderseits haben wir in der neugriechischen Volkssprache das Beispiel einer Sprache, die zwar ein überliefertes Passiv besitzt, es aber beinahe nicht verwendet, auch abgesehen von dem besonderen Fall eines persönlichen Agens. Thumb, Handbuch der neugriech. Volkssprache3 gibt S. 97 unter 6-rr63) die Beispiele 01e0Tm&,cK1 6-rr'To~ T o6pKou~ 'er wurde von den Türken getötet' und ~aµwo 6-rr~T~v JIX,o 'von der Sonne beleuchtet', aber in seinen Texten erscheinen sogar Passiva ohne Agensbczeichnung selten, besonders spärlich finite Formen, so in den Abschnitten Volkslied (24 Nummern), Sprichwörter und Rätsel bei Thumb, a. a. 0. S. 199--220 nur in Nr. 4 -&c\ X4co,&m'ich werde verwundet wcrden' 2, Nr. 8 1

Man vergleiche bc90DdcrsHerm. Grosse's 'BcitrlgezurSyntax des griechischen Mediums

UDd PauiVWDI' im u. und 24. Jahresberichte des k. Gymnasiums zu Dramburg 1889 S. 3-15 UDd 1891 S. 3-22 (Bcbaodlung des Passivgcbrauchs im iltcm Gricchiscbcn, bes. Homer, ohne

Berücksichtigung der Agcnsfrage). Wistrand (o. S. S, Fußn. 1) 18-39 geht noch weit über GrolSf'bimaus, indem er Passivgebrauch bei Homer überhaupt leugnet (vgl. ebd. 18 und 26. 28. ~); mit Recht sagt er S. 20, daß passive Bedeutung oft nur auf Grund einer bequemen Obcnetzuog in cioc Sprache, die das Passiv kenne, angenommen werde; auf der andern Seite ist es aber auch möglich, sich der Anerkennung von Passiva durch teilweise gequälte aktivischintransitive Übcncmm.gcn zu entziehen; dies geschieht bei W. S. 24ft'. mehrfach (er gibt es S. 28. 31 auch selbst zu und Dimmt S. 34f. 38 für Sachsubjekte die intransitive Auffasaung zupmtcn der passiven zurück). Grundsitzlich hat W. allerdings Recht, wenn er in Zweifelsflllm bei Homer der intransitiven Auffassung das Vorrecht gibt (S. 28). • Das Gedicht Nr. 4 hat übrigens einen bestimmten Verfasser, 1T. Äaµ~ (s. 1To~mc (Ul,IIIIICTCI I 218f.); oQIPl60TMICI am Schluß ist nicht 'wurde begraben', sondern (nach mündlichem Bescheid von D. Gcorpltas) 'wurde ein o~•. 'brach zusammen'. (49)

I. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

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yta 81 ir>.1pcoveaa1;'warum wirst du nicht bezahlt, läßt dich nicht bezahlen?', Nr. 16 8w eöpt,&H 'nicht gefunden wurde, sich nicht fand', Nr. I 7 va a~yoüv •daß sie getötet werden', Nr. 22 8w 4>.>.~rra, die Braut) läßt sich nicht vertauschen'; in den Disticha Nr. 22, 2 mavrra1 'wird gefangen', Nr. 22, 28 a-reptu1Ta1 'wird beraubt', Nr. 22, 33 va maa-rijc; 'daß du gefangen werdest'; aus den prosaischen Volksmärchen und Sagen a. a. 0. S. 220-233 ist nur S. 223 ytC1Tpc(,1Ta1'er wird geheilt' anzuführen; dabei ist zu beachten, daß im Volkslied Nr. 7 das nhd. 'sie lassen sich nicht trennen' nicht wie man erwarten könnte, durch xmp~oWTa,, sondern durch xmp,oµo MY fxouv 'sie kennen keine Trennung' ausgedrückt ist (vgl. Nr. 5 ycpaµaTa Mr fxouv · 'sie kennen kein Altern', NT. &vairaua,voÖt.fyo~· 8y1oc;KT>..apocal. 4, 8). Häufiger sind passive Partizipia und Verbaladjektiva in den gleichen Texten: 'getötete', Nr. 7 ira,86,rou>.a Volkslied Nr. 5 ToupKouc; ... 01.1o"Jl'>.ouµ"Jl'laTo'ein sehr geschmückter Fisch', 1.eµ1mp1ov des ri4yac; 4>cpaioc;(Thumb S. 234f.), 'es wurden getötet' und va,rapa8o,&ä, 'daß ich wo immerhin atc0Tm-8-H1.. 'an dieser Wegkreuzung (agriech. Tpfo8oc; •tnvium') war eine Marmorplatte, und sie schrieb darauf (statt: •und darauf war geschrieben•): Der erste Weg usw.' 8 In diesem Falle sicher nicht durch rassischen Einfluß, sondern durch veränderte Kulturbccüngungcn. 1

• Die ins Gricch.LesebuchvonWilamowitz aufgenommenen.Äsopischen Fabeln (1 S. r-7) auch durch Agcnsbczcichnungcn beim Passiv als literarisch stilisiert : >Ja,va ~oµiv,c 6>.c:f.nra.ou 186,&K Nr. 14; hlufigc:r sachliche agentia wie K®µCrr~ TfV>(6',m,o1 Nr. 9, Toü :a;c:oµoü lnro,myn-a, Nr. 16; weiter öll''oö 6>.mcroVTa1 Nr. 23.

crwmen sich

wo

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wo

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wo

• Ich kam darauf bei Durchsicht des Manuskriptes für eine neue Reihe von neugriechischen Texten der Lautbibliothek, die Dr. Dem. Georgakas vorbereitet. Dr. G. kennt solches ~ auch sonst aus dem gesprochenen Griechischen und konnte es mir auch aus der Chronik YOD Morea (14. Jahrh.) nachweisen: V. 889 ypaµµaTa h-011ccvy>.U1rTa,ypa!lioucnv,~ cri Mym 'er hatte auf die Säule Buchstaben eingemeißelt, sie besagen, wie ich dir sage'. Die Ausdrucksweise erinnert an aksl. pi§en für yfypa,rra, Mt. 4, 4. 6. 7. 10 Zogr. (im Mar. überall pisano jun), auch in einer altrussischen Quelle von 1485/1505 (VondrAk, Vergl. Gramm. der slav. Sprachcn 2 II 362, wo mehr). Aber während im Slavischen nur das Reflexiv (oder der Autor?) unterdrückt ist, kommt für das Griechische diese Erklärung nicht in Frage; hier scheint ypall'tt nach >.iyti 'lautet' gesetzt, und so erklirt sich auch &, Taßc Ta ypaµµaT' lypa,rcn 'wie diese Vonchriftcn schrieben = lauteten' im Recht von Gortyn Del. 1 179 XI 19f. (danach wird man iibrigms auch VI 14ft'. statt des allgemein ergänzten 6>.>.ä,&' lypcrr(Ta]i&, Ta8« Ta ypaµµaTa ly(pcn-Ta, am Schluß lieber ly(pa,rcn ergänzen). Eine russische Version des betreffenden Mirchens (Russische Volksmärchen, übersetzt und eingeleitet von Aug. von Löwis of Menar. Jena 1921, Nr. 18 S. 77) hat 'drei Tafeln, auf denen stand geschrieben'; aber das Original bei Dobrovol'sltij, Smolcnskij Etnograf. Sbomik I 492 hat nur na tym staflbu 3 tablicy (ohne Verb); besser paßt 'ein Brief ... dort stand geschrieben', russ. pimu, ... au jom napisana CDobr.1 495).

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I. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

V. Nach diesen Beobachtungen am Neugriechischen, so eng das Beobachtungsfeld sein mag, und nach Untersuchungen auf andern Sprachgebieten stellt sich auch für die altgriechische Überlieferung die Frage zunilchst nach dem Stärkeverhlltnis der Passiva mit Ausdruck eines persönlichen Agens und der ohne eine solche Bestimmung, und weiter die wichtigere Frage nach dem Stärkeverhlltnis des passiven Ausdrucks zu anderm, Fragen, die bisher für das Griechische teilweise nicht einmal aufgeworfen sind. Es sollen dafür im folgenden wenigstens einige, wie ich hoffe, auch methodisch wegweisende Stichproben gegeben werden. In den sechs ersten Gesängen der Ilias mit etwa 5000 Versen finden sich nur die schon im Vorhergehenden genannten Beispiele für persönlichen Agens; in der Reihenfolge der Quelle II 32f. (= 6gf.) 668 h< (o. S. 19), IV 46 Dat. (o. S. 16), V 652f. ~ (o. S. 19f), VI 134 ö-rr6cum gen. (o. S. 29; einziges homerisches Beispiel); dabei sind Fälle wie öt' °EKTopoc; llv8pot6vo,o -8v~01.oüaaII 374, i86µK ö-rrl»x1pa( II 86o, TXiiµ,v - ~ llv8pä,v V 383f. nicht gerechnet (vgl. o. S. 26. 30ft). Aber auch passive Auffassung überhaupt tritt stark zurück; z.B. 11.I I bis 21 stehen an energetischen Verben die 'Aktiva' 41,S. 1, 19-mc• 2, ,rpo'fayw 3, T,ÜXI4, t'WOCKI 8, cl,pae 10, i«T(µaa(ev)11, t'pa,v 13, fxa,v 14, 8oiev 18, iac-rripaa,19, Xuaa,Tt 20, die Media µcixmfa, 8, Xua6µwo~ 13, Maa1To 15, 8fxtc,-&a,20, an anenergetischen oöXoµfvKv2, n-.X1(1To•vollendete sich' 5, 8&CIO'THTKV ip(aaVTE6, xoXC0"9-t(~ 9, 6XitcoVTO 10, ~x-&c 12, fda&a, 19, ~6µ1vo, 21. Und so geht es in 11.I weiter bis zu passivem 4,rpamv 99 und wieder bis zu passivem 8i8aaTa, 125 (unmittelbar vorher -n\ µlv ,ro).(a,v ~pa-&oµev) 1• An Nominal!;ätzen erscheinen in den ersten 125 63, Kpt(aaa,v yc\p ~acnXeu~So, Versen der Ilias Kai ycip T' g„ap lt.oc; 8' 4Kou1Ta170, 2 (Ä. 8• 4Koue codd.), K{,µaT1irX~6µwoc; 79, 2, KHX[ii]Ta1 106, Aor. µHTEv11;c 1>(von) dir ist gesammelt«2• Verbaladjektiva: 6VEKTov 47, 12,xpuao,raaTav58A, irXtKTa,c; 92, 23 ; Perf. (außer den genannten Flllen) KE)(UTat 2A (unbrauchbar), 1;a8e)8aaµwov 7, KGTliair,Sec;ßeßXwµEva, 54, 5, T0 yap 1µµ6pµEVOV 80, 7; Präs. ofn-a,TOÜTO voµ{a8ETat 44, 2, 4aaµcvo, 91, 2, µeX,a8eoc; ... 4pmµwo, 100; Aor. ,räc:o-9-uc; 43, 6, XaT)ax-9-w 45, 4, 57. KUµcmirX&yE1a[av 46 B 3, aTevc:o-9-[e,c;

-toxä

Solon, dessen Gedichte ungefähr der gleichen Zeit angehören wie die der Lesbier, bezeichnet dagegen wie vor ihm Homer einige Male einen persönlichenAgensdurch~ (oben S. 20), immer in Elegien; außerdem hat er passive 1

Anden 6.,_GJ"" 2s, 1, lpcrrov27a, 17, lµipTC&> 128, 4.

In aoi-,r~aufürdichistdie Zeit herum, steht das Perf. Med. für Pcrf. Act. mpl!,$a1.tOTG 1290, iroXUMf>GTOU 1305 und oö ,cf>" ffl4&Cllm11m ~al/Tfo11 dH 689. • W. Schmid, Geschichte der griech. Literatur I 1, 313 (1929).

µ"

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Zum persönlichen Agens beim Passiv

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oö~ 81a1pn-6v laT,v 8, 22, ,ru~ 6KpHT01012, 11 ; Perf. vtv6µ10Ta16, 8 (S. Oben), KQ.aOTa M [F],pya I, 34f., xpua~ ~ AKHPGT~1, 54, hpaKTG 15, I, KlrrrpovfµEPT6v.. lT~v mp,pp.\Mhiaa117'. Aus Stesichoros gehören hierher 6TE).k, ca 1a 23 (nicht sicher!) und K6pa ~E~poTmµwo~15, I. Aus lbykos seien erst zwei scheinbare Agensbezeichnungen bei ptc. praes. pass. abgewiesen: aY TC KuM>v,a,µa).(8E~6p86µwa1 f,6a, T' (eigentlich als berichtigender Zusatz zu schreiben - f,6a1T' -) hc 'lfOTaµCÖv6, 2f. und aY T' olvav&(S.~a"l6µcva1 t1KICPoi01v öt' lpvca,v olvapfo•~-&a>.t-&0101v 6, 4ff., wo hc und Ö'Jf6lokal stehen; Verbaladjcktiva: (xpua~v) Tpl~ !,rct-&ov 3, 43, Käiro~ 6KfcpGT~6, 4, K>.u~ II (anders !~TOV 3, 47). Pindar hat neben den alten im dichterischen Stil (wenn auch im zweiten Fall nicht in erster Linie im epischen) überliderten Agensbezeichnungen wie Ä6>.ou -&co8µ6Ta~ 0. 6, 59 und Kpov(Sa,n~-&w 0. 8, 44 auch die 'dativischen' (s. unten P. 10, 22. 27) und die präpositionalen durch ~ und Ö'Jf6c. gen. (oben S. 20. 35) nicht verschmäht. 5 Er geht darin nicht etwa mit Hesiod, sondern mit Solon ~d Aeschylus. Als Probe seien die nach der antiken Datierung ältesten Gedichte gewlhlt (bis 486 v. Chr.), die von den mit 476 beginnenden durch 10 Jahre getrennt sind; auch diese gehören allerdings noch

K).,~

• Häufiger anden gebrauchte oder doch auffaßbare (ich verweise auf die Wiedergabe durch Dicls): ,ro>.~OT01 1, 4, 81vc.oToicnv 1, 7, l\o>.oVCOTov 6xiio 1, 16, ,r>.aKTovv6ov 6, 6 (sprachlich lltcr als ,ro>.v,r>.6yi.a 6, 7, layfVKTov8, 3, 6-ri>.IO'Tov8, 4 (und ffWVTKTov 32), laidVNTov8, 26. 38, 4,rauOTov 8, 27, la~v,-ou 9, 3; von anderer Bildung wa).l"fO'""~ 6, 9, la'ft'crrHMv8, 52, ,npl~1Ta 10, 4, VUICTl~i~14; 4av>.ov ,unverletzlich• 8, 48 ist eigentlich, wo CS keine Möglichkeit für ein ov>.ov gibt; auch ,ro>.u~,cµovI, 2, µowoy~ 8, 4, NG(u)yf~ 10, 2 sind Bahuvrthi. • Danach ,r>.icvra, 1, 13 (dies wieder Muster für die reduplikationaloscn lava'll'Ta.,iivcn1, 18, 6,,4aaOTal 9, 1). • Anden h>.GUT~1, 39, •~ 1, 46, idipa-rä> 24, 3, la~o~ lao,W~68. • ~p6,no8a, µaKcovl8ca:w 4pTcovnncrri~OIC7GISS, 1 f. wie icpwriipa~nnon~a~ oYvoaoHorn. II. VIII 232. • Der voll entwickelte Gebrauch von Ö'lr6c. gen. Nem. 2,20 stimmt zu der spltcn Ansctzung da Gedichtes (auf 463 v. Chr.), den W. Theiler, Die zwei Zeitstufen in Pindan Stil und Ven (Schriften der Königsberger gelehrten Gesellschaft. 17. Jahr. Geisteswiss. Klasse, Heft 4. 1941 S. 18 bzw. 32f.) nach andern Kriterien gibt (dagegen 8aµ,iaa w' •~pnµ,~ P. 3, 9 von 473 nach Tb. a. a. 0. 3 f.). So steht auch der ältere Gebrauch von il Nem. S, 7 iu einem Gedicht, das Th. auf 477-73 setzt (a. a. 0. 18f. 22), der entwickeltere in einem jüngem, 01. 8, 30 (nach antiltcr Überlieferung 460v. Chr.). Beweisend ist nur jüngere Gebrauchsw.eisc für jüngere Datierung; alte Gebrauchsweise kann auch in einem jüngern Gedicht stehen: Kpovl8o ,rcµ~v 0. 8, 44.

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1. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

zu der lltern Periode pindarischen Schaffens, die nach Theiler (oben S. 61, Fußn. 5) bis 470 reicht. Aus P. 10 von 498 v. Chr. sind anpassiven V erbaladjektiven zu nennen öµvHT~ - a+i~ 22, l>xc0.Kro~oöpav~ oö ,roT' laµlkzTo~a(n-cp 27, -&aHT6v 58 (reine Adj. K>.UTav6, haaTov 50, anders faßbar,&auµaTav30, t.11Ta~ 33, laTh,i91f., KW\OuµIVO~ 175 (vgl. KiKXHTQI 261, fl8,cyµw~ 186, 818ax9-t(~ 289), xpav-&tia' 266, lcrnµµWHV 341, cpvcoµwov 409, 18puµwa~ 413, ~ua,acr&eiaav 429, yey6~a, 440, ,rpocncyµwov 441, ,rop&ouµivcov 443, cöpc-&ivTa 491; passive Verbal23, KIPKHadjektiva: TH~ olaTpo86vou (!) ~o~ 17f., lp,ornn 1010'1K>.68010-1 AGTOUT, 'o..H86va~ 62, KWTpov (xcov ~UKTOV 110, 8uaaYKp1Tot ,r6vo, 125, 'ff'AGTaµw oöv >..,voppalpH~134, !yaµov &8aµaTOV 143, &8µwra~ 150, &tovHAQTOI 181, !ppHKTOV O'GKO~190, AEUKOO'TE!pei~ fKETHp(a~ 191f., Taa8' &va,µmou~ lpuya~196, !KpU'Jl'Ta 295, AEUKOO'Tllpli~lxouaa veo8pm-rou~ K>.a8ou~ 330 (vgl. v108p6,ro1~ 354), XUKo8(coKTOV( !) ~ Saµa>..,v 4µ ,rrrpa,~ "X•~aTOI~ 35of., !KptTO~ 371, 8u0'1l"apa-&.XKTO~386, OÖKdiKptTOV 397, 8ua,raXatO'TQ468. Aus den Persern gehört zum kompositionellen Ausdruck des Agens (oben S. 13f.) ,repaov6µou TtµH~ 919 (und Toi 8' &v~yäv 'o..a(av8Hv oöd-n ,repaovoµoÜVTa, 584f.); priipositionellen Ausdruck des Agens zeigen die ,rpo~ &vau80>v,ra(Scov KTA. schon oben s.23.35 angeführten Stellen O'KUAAOVTQI 578 (vgl. XHtfHv-re~ 11"~ &vaYKa~ 568) und aÖToi 8' ö,r' aÖTOlV1µ~6>..o,~ XaAKOOT6µ01~ ,rafoVT(o) 415f. (vgl. KaKÖJvÖ'ff'' !Xyou~ >..aK(8e~•• aTHµoppayoücn 835). Agenslose Passiva sind nicht selten; im Eingang des Dramas bis zur Ankunft des Unglücksboten (1-248) finden sich Prilsentia: Ta8e ••• KaX1iTat 2, l>paoXo,r1iTa1 10 (oder intr. ?), µaupoüa-&a1 223; Perfekta: "O'KHJ.lWH 182, 18püa-&a,231; Aorist: am,&.(~ 214; Verbaladjektiva: ,raµµetKTov 53, 8oup1K>.u,-01~85, &µlp(~EUKTov 129, diapKTov 193, -&auµaaT~ 212 (aber aktiv 1TVpyo8atKTou~ 105, intransitiv &,rp6ao,crro~ 91, !lppaO'To~ 165, flr8,To~ 220). Diese Proben aus dem iiltesten Tragiker, von dem ganze Werke erhalten sind, mögen hier genügen; man wird wohl in den andern erhaltenen Stücken des Aeschylus wie der übrigen Tragiker ein iihnliches Bild finden wie schon bei Homer. Stil- und Persönlichkeitsunterschiede herauszustellen, die möglich sind, ist nicht die Absicht dieser Untersuchung. Daß auch in der Komödie Passiva mit Agens weit zurückstehen, mag man an der Gegenüberstellung der Agentes mit ö,r6 cum gen. in Aristophanes Ach. (oben S. 37) und der agensfreien Passiva der ersten 550 Verse des Stückes ersehen. Da gibt es Perfekta (besonders Ptz.): 8f8Hyµa, 1, TO axotvfov-To µeµ,>..Tcoµwov 22, ,rapeO'Ktuaaµwo~ 37, IO'KHVHµwo,69,~upwµm 119, lo-Keuaaµwo~ 121, &1rt'f'coXwµwo,~ 161, io-Kopo81aµwo1~ 166, TETµHµWCOV183, K1Xap1aµw~ 248, 1Kafa110'Tal (- a116µ1vov) 344, 8,aKIKauµwov 453, ll•lluaµwov 463, ,r1p111TT1aµwo,507, KEKoµµwa 512, ,rapaKEKOµµwa517, ,reipua,yycoµwo, 526, yeypaµµivou~ 532; Priis.: 'JfOllia-&a, 52 (gegenüber 'ff'OIHO'QI58), ~,~6µcvo, 73, O'Tpayyeuoµa, 126, EIO'KHPUTTITat ' Erste Stelle für das Passiv von (63)

yiyvcoC11.uvcmpayµovouµcv~382, µ1a-&oü&,&oµwou547, Aor.: i8~ 18, chra>.>.aycf~ 201 (4,ra>.Xa)(%rra 251, 4'11'a>.>.ay1(~ 270), r6ptfij 235. Bemerkenswert ist gegenüber der hohen Poesie, aber auch gegenüber der lltern Prosa das Zurückweichen des Verbaladjektivs; in den genannten Versen stehen nur O'Tl'ffTolyfpoVTt~18o, 4va(O)(UVT~ 287 (nicht pass.) und 8,com~ 221, µ01 ~810Ti" io-nv 394, 4t,roptUTfa 48o. Doch müßte dies genauer untersucht werden. Die Skolien bieten nur ~n-~n-a, 33, 1, die carmina iKKi)cuTat .25, icr11>u8coµb,~ 47, 4, chrap&fvCUTov 48, 2.

popularia

In den voreuklidischen

attischen Inschriften ist agcnsloscs Passiv Alter und hlufiger bezeugt als das mit h-6 cum gen. (oben S. 36). Im Salamisdckret von Ende VI IG. 18 1, 8 ist ür&]u(v.a-&a, allerdings stark crglnzt (aber nach vielen und auch sichern Parallelstellen: ür&vv1(oih11 h1Ka-rl>v) 8paxµHa[,4, 15f. von485/4, ür&u(vea-&a, 188, 6vor46o, ür&vv«r&a[, 6, 112 vor 46o; vgl. weiter 55, 9, dr&uria&&vµup(a1cn )(IX(aa,]8p(a))(l.lHO'I 8p(a)(l.laia)w57, 38 von 426/5, -a-&c563, 15, -6a-&c5v 76, 20, -a-&a,94, 10. 20, -6a[&6v 127, 18 nach 433, -ia-&a(v 130, 13; daneben Ta~ M ür&vva~- iva, 39, 71 VOn446, 8ova1Ta~IÖfvva~41, 12 nach 446, t?,8-vva~ 8186VTiSV 91, 27 Von 434), iv TOi~O'IO'iµ)aaµwo,~olKiµ(aa, 4, 2, Klpu,c&itbrayyt>.iit 188B 24 vor 46o, TOVµ1µul)µiv6v,µucSµ)w~ 6, 105. 126, iav M 4,rayt(T]a, 10, 4 von 470/60, KaTaTa [ip1µ)iv(aebd. 5 (vgl. K. Ta 1lp. 94, 10 und Toi~),rpo1p1µwo,~l .ötuv[6a-&Gv22, 40 von 450), Tl>v8(i KUaµ1)u&fv[T)a 10, 8 (und l>.eyxia,,-ev 11, yv(1)Dcr&it 30, 4,ro(lt>]~[OO'l]v35, Tl>M 811,t1v)6a&G 36), T4 T• *11t>1aµiva 14/5, 11 (vgl. 16. 20. 26, 16. 39, 49. 56, 20. 91/2, 5. 36. 94, 18, TSv ~•(aµiv6v 45, 22 von 446/2, h-a 76, 23 von 423, •~J(oih11 22, 68 von 450, ha ~i11>10To91, 4 von 434, Kcr&hcm1p ~i11>10Ta1108, 43 von 410, ~'t[qa-&t110, 40 von 410, ilt>)ai11>10TC11 154, 13), T'h T)n-ayµivcS,14/5, 20 (vgl. 57, 46.98, 13, hr1T(GTT1]Ta1 22, 73, h-n-cixa-ro~ 57, 9 von 428,g,~ ,rpoo KTa194,19), ~ Tl>v)voµ~6µwov xp6vov 19, 15 von 453 (vgl. Ta v)oµ~6',tlll'Cl Toi~-&1oi~ 22, 4 von 450, Ta voµ. 54, 16 von 433), 8186)afc,22, 37 (vgl. Kcrra Ta (8)18oµiva 77, 8, 4'11'0818oµiva91, 30 von 434, 4-rro8o-&i,Ta ~6µwa 92, 54, ,rapa)8t8oµwGv 167, 4, T)aÜTa iS6-&1296A II von 432, darauf (StuTipa 86at~], Tp(TI Mcn~usw.; aber TGÜTa 1y1Ti(1-aTpcmä1OTpaTly~) ebd. 13, oft ,rapt>.aJoµcv301, ,rapi8oµw 302, ,rapt8i)(C7aVTo 311, II. 18; h(,r,ro1~aiT~ 186-&I304A 4 (,rapc86-&I5) usw., ycypaµµwa~ 25, 7 von 430 (vgl. 32, 7. 91/2, 12. 37. 116, 37, yp~6 40, 13, ha ytypcill>aTat57, 10), TU-&i, 39, 67, r6p(O'K1Ta1 40, 10, hrtO'Ktuaa-&M, 44, 13, 4,r)tll>civ-&t(aa]v 191, 2 45, 10 von 446/42 (vgl. Tov Kcr&t1p1µwGv 81, 7, K-ao, von 454, Ta lxcH1p1µiva 313 II 103. 109, 314 II 113), µt 48,KoVTat 56, 8 um 430 (vgl. µt-n48,Kivµf-n 481Kio-&a1 57, 21, g,..~ &v µH 4&tKHTGI 118, 16, aber iav (-n~)48,Kitalrr6v 153, 6 vor 430), 81a,rpax,&i157, 55. 63, 35. 36, TGX-&(it 63, 19, '1rt8ttx,&.f~

.,Ta-

(64)

Zum persönlichen Agens beim Passiv

65

63, 38, h-cix&t64,9, lyXex&it76, 16, µ1 ivh,8pul.tyµ~ 22, ICll.6µa, Avcmcm_oµwo,c; 7, mFO(KOc;~a, 9, xpiµcrra s• 8aµeu6cr&öv(statt des iltcm ,raµa-ro~ye(rio.,v) Kai FOIKfaKQTCIO'l(Q'll'Ticr&o l2f., TÖvyeypaµwöv21 (nach der Weise der ältern kleinem Bronze würde Z. 9 und 12f. das Aktiv genügenstatt des deutlichem Passivs) 1• Das Perf. iwra"111Ta1 «iststraffällig' vom 3 Blitzmal von Gytheion (5. Jahrh., Del. 51) ist kein sicheres Passiv. Geliufig ist passive Ausdrucksweise den Rechtstexten aus dem kretischen Gortyns; da liest man, teilweise öfters und nicht nur im sog. 'Recht von G.•, &,(~) fyp,11IG\ (lypa-rro, iypaµµwoc;),mffa1 (naf1(H 1 8Tllµwoc;),VIKdict (vev11CBµwoc;), irpa88t&iat1 µo.,).1oµn,ac; Tä8 8(Kac; 1 Ta chrc+»v16µeva 1 ö,r• 6vciyKac; i)c6paoc;, ~tvt&ta, und~" ~6v 'den Adoptierten•, lmutr&-&c11, TCÖ iva~Eirroc;, Teö, 6iroppEirrt, S.8aµvllµwav 'stupratam•; in Del. 3 181 1 68aKKfa,,n,,rapcx,-&a, 1 h'aµ,ra1oµn,o(vc;;aus Del. 3 200 8e8atoµWOV 1 itrnT6c;1 TtTowia&D, nToUT6c;.Vgl. auch lv811eov~"'; dagegen steht das Aktiv statt eines möglichen Passivs in Ka-ra8,K~cmo TCX> i>.eu-&ipco M.ca OTmpavc; '(der Richter) soll im Falle eines Freien verurteilen zu 10 St.• Del. 3 179 I 4 u. a. Die lltcsten Bronzen eleischen Dialektes aus Olympia datierte man früher auf etwa 6oo, dann bedeutend später; sie bieten µvaic;... Ka(T}fhrra(c;und M,co,To Del. 3 409 und sonst, Tci>.anov - >.crrpe16µ1vov und iypa(µ)µwo, 413, Tff[t)µ8VTG1,chro111[>.icn-a, 417; die Wiener Bronze aus oder nach Mitte IV 3 (Dcl. 424) meidet passiven Ausdruck in Talp M ywealp µa tuya8dHµ KT>.. zu Anfang und cbp Aya>.µa-rota,pav 16na irao,cHvzu Ende; in der jüngsten elciK"hen Bronze von etwa 200 (Del. 3 425) sind auch die Passivfonnen (IOT1iy xci>.Kcoµa 6vaw&ä, 3off., 5ircop 8o,&ä,Toip-chrOOTe>.~op 6, y~ >.oµivoap37f.) wesentlich lautlicher Koine-Ersatz.

s

• Die lokrilCbe Mldcheninschrift (Dcl.3 366) aus dem 3. Jahrh. ist 'passivischer'; ausreichend T~ f,vota,c&iv-ra 7, ,rpaJ&iiµw,ol1.iyeo-&a,32, hdlilleo-&a, Kat ~a,r(:.i;eo-&a, 42, 'lH'JT'QTHVTQI 56, l>voµcil;n-a,67,Kl)(C.Optoµivou 1o8, Kl)(uµWOV124, ~iyxo,a-&e 125•; neben den Perfekta und Präsentia tteten auch hier die Vcrbaladjektiva stärker hervor: &vf>.,r,crrov &vtl•provHTov18, &pHt~Touc; 'im Kriege Gefallene• 24, 4,roTov 61, (Gßu>.>.a)&yi>.acrra Kat &Ka>.>.ch-rncrra Kai laµup1crra t&cyyoµivH 'die Ungelachtes und Ungeschminktes und Ungcsalbtes redet' 92, vit.iouc;&xe,>iva,,rap• €öpua-&ta Stilisierung des Pausanias (III 25, 4) sein. Die Reste der übrigen Logographen im ältesten Sinne des Wones zeigen die gleichen Verhältnisse wie Hekataios 1• Mit Herodot ist es in der ionischen Prosa anders geworden 2 • Wenn auch aktiver Ausdruck vorwiegt (aber nicht immer energetische Verba), ist nun passiver (nicht nur intransitiver) schon sehr häufig, öfters mit Agensbezeichnungen (vgl. oben S. 11ff. 13-41). Dies mag am Eingang des Werkes veranschaulicht werden (Passiva sind unterstrichen, energetische Verba sind gespcn t, Intransitiva und Nominalsitze sowie nichtverbale Bestimmungen sind unbezeichnet). Vorwort: 'Hpo86Tou 'c).>.. lcrrop(Hc;&,r68'l,c; ft&, cbc; µlrn T&\ ycv6µcva ~ &~p&,,rmv Tq> xp6vcp ~(TH>.a ywHTa1, µHTI lpya ... Tl\ ).LW"~HO'I TQ Si ßapßapotc; &,ro8e,c&fvTa YWHTGl 1 Ta Tl 4).).a KGt 1 &K>.eä 81' Av alTfHv l,ro>.fµHaav fil)'(>.010-1.Kap. 1 ... ol >.6y101... alT(ouc;~aa, ycwa-&a, ... &,ro T>ic;·€pv&p>ic;Ka>.eoµivHc; ,&a>.aaO')(c; &'JT'tKoµwouc; ... 01KHO'G VTac;;... o I Kioua, ... l,r1 ,&ta:U:a1, &,ray, vf ovTE«; ... lacnr1Kvha-8-a1 ... T~ M "c).pyoc;... ,rpoeix• ... Ka>.eoµw1;1 xcop1;1.&'JT'tKoµwouc;; ... StaT(-8-Ea' Vgl. noch aua Pherckydes von Athen &86vha-&a, .•. -növati m,,&uµ~ ••• 81aK1X1uaaµ,vou(ä 6pµHaa, .•• la,rotuyciv •.• &ga-&Hva,·iallaXoµbou(ä ... ofxca-8-a,la,ro,rX,ovTt'ä ..• Kap. 2 .•• lamK a, x,youa, Tripaa, ••. Tcx»vla81KHµGTmv ,rp&rrov TOÜTolpta• ... (oö yc\p lxoua, ToGvoµa la,rHyt'caaa-&a,) taai ... ,rpoaax6vTa(ä &p,raaa, •.. dHaav 8' &v ••• y1vicr&c11 ••• alT(o~ .•. yevicr&a,-KaTaTrXmaavTa(ä .•. 81a,rpHtaµbou(ä •.• ,riµyavTa ••• alT'"" ... la,ra1Th1v •.• Ö,ro..• la,r(KGT0 1 c\p,raaa, Kplvaa-&a, ••. 18oaav ••. 8c&auv. Kap. 3 x,youa, .•• laKHKOOTa TGÜTa i-&cXHaa1 .•• ytvicr&a,. lmmµevov .•. 8c&au .•. 8186va1 .•. &p,rciaavTa(ä •.• 86ta1 - ,r'µyavTa(ä. la,ra1Th1v .•• alT,uv •.• ,rpoiaxoµbo,v TaÜTa ,rpot,puv ••• 86vTl(ä .•• IK86vTt(ä la,ra1T16vTo,v JouXo(aTo ..• 8(Ka(ä y(vca-&a,. Kap. 4 .•. &p,rayc\'äµowa(ä 1Tva1.•. alTlo~ ycvia&a, ... 4Pta• aTpaT1{11a,&a,.•. TOµiv vuv &p,rch; u v yuvaiKa(älav8pcövla8(Ko,vvoµb;11vlpyov 1Tva1, TO M &p,raa-&11aio,v aTrou8,n,,ro1t'caaa,&a, T1µ0,ph1v lavoHTQ)v1 TOM l,lH8tµ(av &pHvfx11v&p,raa,&c,aia,va~p6va,v. 8HXayc\p 8-' m ... iJo6XovTo, oÖK &v fc:j;~oVTo . . • Xfyoua1 Tripaa, &p,rm;oµb,o,v TCÖv yuvatKCÖv. . . TrOIHO'GO' auvay1ipa1 •.. iX-&6vTG(ä... KCITtXciv ... Ay{cO'Cla,&a, •.• 1Tva1 ,roXiµ,ov ... Tc\lvo,K,oVTa1-&vca ßcipllupu olKHUÜVTGIol Tripaa,, fflV M EöpanrHv... §yHVTa1KtXo,p(a,&a,.Für I 5-36 sind nur die deutlich passiven Ausdrücke (auch mit &,ro,&v~"""' u. 1.) ausgezogen: 5 nichts, 6 KaXt6µcvov'genannt', 7 KGX1oµivou(ä. IKXMhc. KGXt6µev~.hr1Tput-&~, 8 liµa 8i K1-&cöv1 IK8uoµivq:,.Tc\KaXc\lav,&panro1a1 ~pHTat, 9 ~iaav ho a.O (&ma-&cTH(älavo,yoµWH(ä-&6pH'äeher intr.), 10 TO ,ro,M-8-w. KGX16µcvo(ä 'gerufen'. a1 •• la,ro,&v~""" ~,&iiva, yuµv6v, II TCÖv,rp~o,v. 8ci. 81i la,r6XXua-&a,. oö voµu;6µeva.Tc\Xcy6µeve1. la,roXX6va,AaÖTovh' ~o,v la,r6XXua-&a,(Ö,rvo,µb,q:,intr.), 12 oö yc\p lµmCTo. laTroXo,Xwa,.13 ~ 'HpuKAcl8t;cO'I TlO'l(ä"t"· hrCT.Xicr&H,14 xpuaov 4TrAITOV. ÖTroAIA~V KGXNTC11, 15 ÖTro.•• CKu-8-iQ)V .. ltavaO'TciVTl(ä, 16 la,ro KoX~VO(ä (von K. aus) 1ma-&ciaav. (KXm;oµcvci(ä).lpya~•cnncY"T6TGTa, 17 nichts, 18 cbc;•• µ01 8c8t'cXmTe11. IVTCTaµiv(O(ä, 19 AH(oulµ,r1,rpuµivou ÖTro TH(äO'TpGTIH(ä. laviµq:,ß1c&µevov, 20 nichts, 21 TaÜTa 'tayyiX-8-H,22 Kexuµivov.T1Tpüa-&a1 (ft Tl 8,~ayt'c at1 iyivCTo), 231tcv11x,&ivTa hri Ta(vapov (vgl. TOV8.xtiva - ltcv1iKa124), 24 laTr11XH-8-ivTa. 1CAH-8-ivTa(ä. IXcyxoµivou(ä,25 (,ro(Hµa), 26 ,roX1opK16µcvo1 h' aÖToü. KGTIO'TpatGTo, vaumcyiiTroX,opKHTo.27 cbc;M lpa ol lv T>,i•~ah;e "EXXHVl(ä 1a-&a1via(ä, olKHµWQ)V (-010-1),28 KGTIO'TpaµµWQ)V, olKHµWQ)V, 29 KGTIO'TpaµµWQ)v.lavayKaa&i;.6pKlo1a1•. KGTClxoVTo, 30 Atw(1;1To - ÖTroTOÜKpo(aou. TO IKICAH16µtvo1. ~-&ctcnÖTro xcx,&w,31 Xiy1Ta1gg. (6) X6y~. 1;wy1iK0µ1a,&iiva1. TH(ä,ravffY6p•~, 32 OÖTQ) T01lampp1TrTGI ''- TOµH8iv. KCKAHa-8-a1, 33 la,romµ,n35 cn-µtopij fx6µwo(ä.Tc\voµu;6µeva.l>voµ~oµa1. TGI,34 81't-&aPTo.ßXH-8-ivTa, itlXHXaµiv~ Tl ÖTroTOÜTrGTp6(ä.krnpHµw~, 36 h-aaxov M ,r~ aÖToÜ. Neben den oben S. 35 f. aus Hdt. V 1-22 fur Agensbei Passiva angeführten Bei-

a, ...

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Zum persönlichen Agens beim Passiv

spielen stehen auch noch agenslose Passiva:

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hr1T1A16µevo~,2,2 ix11p&,-&H, 4, 2 1ea1emv ~a1TaAXax&el~,5 Kpt-&.,c Kal Ttµ>e-&.,c. a~x&•iaa 8c ovv-&6-rrTCTat T

;c 1 15 ,rpo80,&,cva1,16 TlµVOµmcv, 17 Taic. µw &AtyapxouµivatCjj-rr6AIC7lV,18 c!, Kc.oµq,8ouµrvoc;und -ouµwou~, 20 iv 8Hµo1epaTouµiv>;c 1T6A112 mal, III 1 8HµoKpaTeia-&a,,2 ,&auµaO"T6v iC7Tlv1 4 TptHpapxo, Ka-&(C1TaVTa1, 6 81a81K~1ria,, 12 t'fT(µCOTaa, -VTaa(2 mal), 13 t'fTaµä,a,&a,.Auch Thukydides hat in der oben S. 37f. für

häufiger agensfreie Agcnsbu.eichnungcn herangezogenen Partie I 1-30 Passiva (teilweise sich wiederholend) : 2, 1. 3 KaXouµwH(vgl. 3, 2 KaX1ia-&a, 4 KAH-&tn•c.,12, 3 KOAouµwHv,20, 2 K-µevov, 24, 2 KOTOKAH-&t(~), lk~a(~, ol1eouµwH2, 1 (vgl. 5, 1, weiter 7, 1 cpKfriHaav 2 mal, 10, 2 (~)01K1a-&efaHc., 12 µETav(C1TaT6 Tl Kal KaTq,K(~CTo), 2, 5 &C1Taa(aC1Tov (passives Verbaladjektiv auch 5, 1 &T11xfC1To1c., 6, 1 &~pKTouCii,10, 4 KaTatapKTa, 11, 3 &voµaC1T621, 1 &v~•AIYl;c, 6, a-&Aa (12, 4 iKT(riH), 8, 1 4vatpe-&llC7CXIV. y~•corifVTECjj Tij ,i,&eTa1, 7, 1 iKT(~OVTO Tt C71(Nij TCXIV lS1TACOV ~uVTr&aµµw>;c, 9, 1 KGTIIAHµµwouc.,10, 2 ipHµco-&dH, X••t&-'" 2 elK~ria, 4 11'0pEC7KIUaoµiva 5 11'1µ11'6µ11101, II, 1 81ECMrapµivc.ov, 3 8HAOÜTa1 Toic. lpyo,~ (vgl. 13, 4 818HACOTa1), 13, 2 Kop(v,&101 XiyoVTa1..• l,llToX11pfaa,(vgl. 21, 1 dpHµwcov, 22, 1 x-x&tYTcov3 mal. efp,c,-01,23, 3. 6 Xey6µwa, -a,, 24, 4 d,c.XiyETa1),13, 2 ivvau,rHyH-&icva,,14, 1 ~HpTUµwa, 18, 1 TUpavvcu,&e(O'H~. HÖvoµHtH, 20, 2 '111'"11'(q µcµHvüria,. ~uXXH!1>-&Hva1 3 4µvHC1Touµ1va,21, 1 HÖp,ca,&a, (vgl. 22, 3 HÖp(a1DasPart. Pass.+ verpa 'werden' hat in der heimischen Prosa selten den rein passiven Sinn.{cbei Hermogenes (,r1pl 18,cövI 12,288 bzw. 337: TO M KGTc\,raph,&1ow (seil. öircpl\aTov) lt hnµßo>,.i«c;y{vn-a1,oTovcToÜ öirapxe,, 11>aü>.ov 11>a(v1a-&a,• (Dem. 2,5). T{ T, hccivov &rrcp Kal 6>.,c,&tc; ~ lpy~CTat A hnµl\o>,.{c,dpHKaµev1v Tq>ir1pl ir1p11\o>,.i«c; (ir. 18. I 11, 275f. bzw. µBf.] m, l\paxtia µh, tfircp dH, yopy6TKTa, µa1(yyailVTlfi,1K6c; Urwörter ... wie sie auch die Sphinx statt Phix so nennen' Plat. Crat. 414d). Aber echt lateinisch ist interiectio im Sinne der Interjektion der neuem Grammatik (die griechische hat erst spät br,~vHµa gesagt, z. B. Hesych Zeuge, der bei Erörterung der s. v. a(TTa); auch dafür ist Quintilian Redeteile, der partes orationis, bemerkt: N ostersermoarticulosnon desj.derat.. , sed accedit superion"businteriectio (inst. or. I 4, 19). In den griechischen Ausdrücken, die im Vorhergehet;lden herangezogen werden mußten, steht überall lv 'in' und nicht Eie; '(hin)ein', das man erwarten könnte; aber einmal gehen die Sprachen in der Auffassung von Ruhelage und Richtung nicht einig, und zweitens hat in Verbalkomposita das griechische lv auch im Attis€hen und Großgriechischen noch lange wie das Lateinische in auf die Fragen wo? und wohin? geantwortet (man hat sogar an lµ(1»filuv lµ(1»aX01µ( aE de; keinen Anstoß genommen, z. B. lyd> Si y' tlc; TO l&apa-8-pov 'ich möchte dich in den Abgrund hineinwerfen' Aristoph. ran. 574); auf der andern Seite gibt es im Attischen z. B. nur tlaipxoµa,, dapfco, nicht lvrpxoµa,, lvprco) 1 • Die Parenthese gehört zu dem weiteren Begriff der rhetorischen ,rXoKH,lat. implicatio, der 'Verflechtung'; die alexandrinische Grammatik kannte für Parenthese den Ausdruck S,a µraou (s. unten s. 15)2• tlcn~, Epigr. Gr. 517, 8 (Edcssa) nu des Guten zu viel. • Gust. Gerber, Die Sprache als Kunst, 2. Aufl., Berlin 1885, I 56of. weist aus der lateinischen Grammatik noch die Bezeichnungen inurruptio und dialysu (s. Th. 1. Lat. s. v.), aus der griechischen µn-atu>.oy(a nach; dort auch Beispiele aus verschiedenen Lite1

raturen.

(7)

Die Parenthese im engem und im weitem Sinne

85

m Aus der griechischen Stillehre ist die Parenthese in die lateinische übergegangen; mit der griechischen Anwendung der Parenthese hat sich das römische Schrifttum auseinandergesetzt. Aus den Schriften in lateinischer Sprache ist die Parenthese in die neuem Schriftsprachen gekommen; die neuzeitlichen Stillehren schließensich auch darin derspätlateinischen an. Doch ist die Ahnenreihe der Parenthese der neuem Sprachen damit nicht vollständig: überall gab es schon vorher eine bodenständige Parenthese, die der Obernahme der künstlerischen oder gelehrten griechisch-römischen den Weg ebnete. Dies gilt auch für die Römer im Verhältnis zu ihren griechischen Lehrmeistern. Aber auch die griechische Parenthese war nicht etwa eine völlig neue Erfindung der attischen Demokratie des 5. Jahrhunderts v. Chr., sondern ein uraltes Stilelement volkstümlicher Sprechweise, das von der gehobenen Sprache ausgewertet wurde. Diese urtümliche Parenthese dürfen wir in allen indogermanischen Sprachen und darüber hinaus erwarten. Die weite Ausdehnung der Parenthese in volkstümlicher Sprache ist bisher kaum genügend gewürdigt, aus verschiedenen Gründen, aus äußern, durch Oberlieferung und Forschungsgeschichtebedingten wie aus innem: die Parenthese im landläufigen Sinne ist nur eine Seite einer viel umfassendem Spracherscheinung, zu der auch manches gehört, was unter andern Namen geht. Texte in ungeschmjnkter Volkssprache sind überaus selten; wie die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm sind andere Märchensammlungen im allgemeinen gerade auch syntaktisch geglättet; dies gilt auch für die Vorlagen für phonographische Aufnahmen, wenn hier nicht überhaupt überlieferte Texte zugrundegelegt werden 1• Die normative Stillehre geht an solchen Texten vorbei; die wissenschaftliche Syntax, die an sich auch die Niederungen nicht verschmäht, überläßt die Parenthese wie die Figuren im allgemeinen der künstlerischen Betrachtungsweise der Sprache, der Stillehre. Die vergleichende Syntax der indogermanischen Sprachen, deren Anfänge in die Mitte des letzten Jahrhunderts zurückreichen, hat sich im allgemeinen an diese Abgrenzung gehalten; sie glaubte auch mit Recht zunächst dringlichere Aufgaben zu haben. Auch die allgemeine Sprachtheorie und die weltweite Sprachbetrachtung haben sich der Parenthese wenig angenommen2• Die lateinische Schulstilistik hatte keine Veranlassung, die Parenthese besonders zu empfehlen; die 1

Vgl. Die Kinder- und Hausmirchen der Brüder Grimm in ihrer Urgestalt herausgegeben aber auch das Urteil der Brüder von Friedr. Panzer, München 1913, I p. XXXIV-XLVII, Grimm selbst (ebd. I S. 7, 9f., nff.), besonden auch über die Schriftsprache an Stelle der Mundart (ebd. I S. 12f.) und über die Mlrchcnerzählerin Frau Viehmll.nnin aus Zwehrn bei Cassel (ebd. II S. 2f.). • Ich weiß nur aufW. Havers, Handbuch der erltlärcndcn Syntax, Heidelberg 1931, zu verweisen, der S. 22. 27. 47. 52. 68. 145. 202 auf die Parenthese zu sprechen kommt und S. 215, 24. 216, 30. 220, 48. 252, 122 einige Literatur angibt (nur aus dem Bereich der klassischen und einiger neuem Sprachen). (8)

1. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

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wissenschaftliche lateinische Syntax hat ihr freilich mehr Beachtung geschenkt als die griechische, die außer einer feinsinnigen Studie über homerische Parenthesen und einer mit dem vollständigen Material arbeitenden Untersuchung zu den attischen Rednern (s. beide oben S. 3f.) nur einige Beispiele aus Herodot und einigen Attikern bereitstellt. Mehr als einige Paradebeispiele findet man auch in den syntaktischen DarstcH.ungen anderer Sprachen nicht, wenn der Gegenstand überhaupt berührt wird. Notationen der Ausgaben beruhen, soweit sie nicht überliefert sind, im allgemeinen auf Entscheidungen von Fall zu Fall; und doch kann die systematische l)J.u-charbeitung der Parenthesen eines Textes, wie die wenigen vorliegenden Beispiele zeigen, auch ftir Textkonstitution und Interpretation wichtig werden. IV Es kann sich hier nicht darum handeln, die fehlenden Stoffsammlungen nachzuholen, sondern nur um eine übersieht über bereitliegende Materialien und um einigen leicht erreichbaren neuen Stoff. Die negative Seite, die Spärlichkeit oder Vermeidung der Parenthese, muß dabei noch mehr zurücktreten. Nur als einigermaßen tragflhige Grundlage ftir die spätem grundsätzlichen Betrachtungen, nicht als wirkliche Behandlung der Parenthese ftir irgendein Sprach- oder Literaturgebiet darf das Folgende gewertet werden. I_lgveda; Nicht allzu häufig sind sichere Parenthesen im altindischen von rund 40 behaupteten Fällen hat H. Oldenberg die meisten ablehnend begutachtet (I_lgveda, Textkritische und exegetische Noten. Abh. der Gött. Ges. Wiss., phil.-hist. Kl., NF. XI Nr. 5, 1909, Register S. 427b. XIII Nr. 3, 1912, Register S. 377). Von den anerkannten sei als Probe genannt RV II 18, 3 cd moIUtv4mdtra -balu:rvo hl vlprä- ni riraman ydjamäniiso anye 'Nicht sollen dich dabei - denn es gibt viele Redekundige die anderen Opfernden aufhalten' (Geldner); vgl. weiter Oldenberg zu V 35, 8. 45, 8 VI 30, 5 (- vl duro- •- die Tore auf-•?). 45, 16 (Hauptsatz in Relativsatz eingeschoben). VII 6, 1. 95, 5. VIII 4, 17. 61, 7. X 22, 9. 95, 1 und 10. 127, 8. Auch wenn man die durch den Index zu K. F. Geldner, Der Rigveda in Auswahl,_Zweiter Teil: Kommentar, Stuttgart 1909, S. 242, unter •satzparenthese' erreichbaren Stellen heranzieht, bleibt die Zahl gering; aus Geldners Obersetzung der vier ersten Bücher vgl. noch I 186, 4 und 8. II 12, 5. 14, 3. III 26, 5. 29, 2. 58, 4. IV 33, 11 • Erst nach Abschluß meiner Arbeit fand ich, daß die Frage für den ~gveda ausführlich behandelt ist in der leider unveröffentlicht gebliebenen Münchener Dissertation von Walter Wüst, Der Schaltsatz im ~gveda (1923); vgl. zu dieser des gleichen Verfassers Stilgeschichte und Chronologie des ~gveda (Abb. für die Kunde des Morgenlandes. XVII 4. Lcipz. 1928) S. XVI. 15. 22, 1 (zu Bcowulf 98o-86 Holth.). Die Preußische Staatsbibliothek und die Universitätsbibliothek zu Berlin besitzen nur den vierseitigen Auszug in Maschinenschrift; die vollständige Dissertation (VI + 256 Seiten in Maachinenschrift) muß man sich von der Universitätsbibliothek München kommen lassen. Die Hauptabsicht der Arbeit ist die Sammlung 1

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B. Delbrück hat die Parenthese weder in der Altindischen noch in der Vergleichenden Syntax behandelt; nur unter Beispielen für andere Erscheinungen gibt er auch solche für die Parenthese, so Ai. Synt. S. 379 st2ryasyddetormanthitafJd - asuryo 'lJideva MS 1, 6, 10 (102, 1) nd pura a dhiyata - udydtsu raJm#umdthyah'das Feuer ist nicht vor dem Aufgang der Sonne zu erzeugen - als asU:rlsch,als ungöttlich wird es [dann] angelegt -, es ist bei Aufgang der Strahlen zu erzeugen' 1• Und Ai. Synt. S. 486 heißt es: 'Häufig erscheint der Satz mit fJdi wie in Klammem eingeschlossen• (mit Beispielen). Für die jüngem Sprachstufen gibt J. S. Speyer,. Vedische und Sanskrit-Syntax, Straßburg 1896 (Grundriß der indo-arischen Philologie I Heft 6), S. 94 § 294, nur wenig, meist feste Formeln. Da lohnt es sich, an die bekannte Parenthese aus der Nala-Episode 2, 18 zu erinnern; Indra fragt nach seinen Helden ebd. 17 dharmajiiäh p,thi'lJipälas tyaktajwitayodhinaJ.,, 18 sastretzanidhana,r,kä1e ye gacchanty aparänmukhäh - ayI;yap ISeciravo1Kb,< yev{*,, irpc¼ TaVTa dir1 l'f>'fi, statt R M - KaKÖ>I; y. (. (aö-ri;),r. y. - ,rp. T. KT~. 'sie (Artaynte) aber es 10llte ihr nämlich übel ergehen samt ihrem Hause - sagte darauf zu X.'; ebenso Thuk. l 72 Täw M •c).,&m,ala>v fruxc yap,rpao1w{a... irapoüa-a, Kai~ ~c,-&oVTo TCÖvMycov statt ol Si 'c}.,&Mi,aio, - r. y. ,rp. (aö-t-cöv)... ,r. - ~ KTA'als die Athener - cs war nämlich eine Gesandtschaft von ihnen anwesend -die Rede (der Korinther) vcmabmen'. Über solche Beispiele entstanden die unlogische Voranstellung begründender Sätze mit y6p, ai. hi awcst. zi und die nachhomerische II 334 verkennt Verbindung ~a yapaus Fällen wie ~x• - oö yap •.• - (Kühner-Gerth die Möglichkeit geschichtlicher Entwicklung; s. dagegen auch J. D. Denniston, The Greck Particlcs, Oxford 1934,gSff.). Vgl. auch 8MXovm und SiiXovIST,111-M statt 8. 111-M IST. 1 erstarrtes oTS' &,, bei Kühner-Gerth II 352, 368 Anm. 1 sowie ,rä,,; aoKci~ ebd. 354 (zu 5MAOVOTI usw. auch J. Wackernagel, Vermischte Beiträge zur griech. Sprachkunde, Basel 1897, 26f.)

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1. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

Namen ein Gau in Medien - dort erschlug ich ihn, r,:w.S. 18f.) 1 ; ebenso § 26. 27. _28. 29. 30. 32. 35. 36. 40. 42. 45. 46. 47. Sdten ,ist Endstellung: § II udapatatä halä Pili[yä]lwadäyä - Arakadril nämä kaufa - haca aoadala •er fid ab von P. aus - A. mit Namen [ist] ein Berg - von da aus• und § 49 udapatatä Bäbiraur, - DubäJanämä [da]hyäuI - hala a'Dadala•er empörte sich in Babylon - D. mit Namen [ist] ein Gau - von da aus• r,:w. S. 54f.). Auch ein Objekt kann so eingeführt werden, in Anfangsstellung § 25 Vi]darnaniimaPärsamanäbti'daka - awmIäm mafJiitam akunavam 'V. mit Namen [ist) ein PArsa, mein Diener den machte ich zu ihrem Obersten• r,:w. S. 3of.); ebenso § 26. 29. 41. 50. 71 (zweimal). Endstellung zeigt sich dabei § 38 pasäfJa adam fräiiayam - Dädrlil nama Pärsa, manä bd'daka, Baxtriyä xJafJr apävä - abiy awm 'da schickte ich - D. mit Namen [ist] ein PArsa, mein Diener, in Baktrien Satrap - zu diesem• (ebenso § 45). Ortsbestimmung und Objekt sind unmittdbar nacheinander so ausgedrückt in § 38: Margul nämä dahyäuI -

hatmmaiy hami{)l'iyäabava.martiyaFräda nama miirgava- awm ma{)iltam akunava"tä 'Margiane mit Namen [ist] ein Gau - der wurde mir abtrünnig. Ein Lehen.~mann, Fräda mit Namen, [ist], ein Margianer - den machten sie sich zum Obersten• r,:w. S. 44f.), d. h. 'Margiane wurde unter Fräda als Obersten abtrünnig• oder ähnlich; vgl § 40. In der Auffassung der hier genannten altpersischen Beispide folge ich A. Meillet, Gramm. du vieux perse (1915), 202f. (unter 'phrase nominale•). :8.Benveniste, MSL XXIII 180 (vgl. auch die von B. bearbeitete zweite Auflage von Meillets Gramm. du v. p., 1931, S. 14f., 236f.) hat diese Auffassung ausdrücklich zugunsten der als absoluter (isoliert-emphatischer) Nominative abgdehnt, die schon 1858 Friedr. Spiegel vertreten hatte (ältere Literatur bei W. Havers, IF XLIII 216f., dazu H. H. Schaeder, SBer. Preuß. Ak., phil.-hist. Kl. 1931, 639 [S.-A. 7], Fußn. 2)1• So können jedoch ohne weiteres nur die Fllle mit Anfangsstellung verstanden werden, wihrend die Erklärung als parenthetische Nominalsätze auch für die Fillle mit Zwischenund Endstellung dienlich ist. Die aramäischen Beispide, die Benveniste a. a. 0. 18of. zur Begründung fremden Einflusses in den altpcrsischen Beispiden beigebracht hat, enthalten nur den 'reinen• nominativus (oder besser casus) absolutus, und im einzigen Fall einer nominativischen Ortsangabe, der einen Vergleich ermöglicht, steht in den aramlischen Papyri die Prtposition b (ebd. 181). Dazu stimmt, daß.die babylonische Version Zur Deutung von Si/eaya4u-uatilals 'Kiesburg' kann an S4 der Gründungsurkunde von Suu (E. Herzfeld, Altpcn. Inscbr. 13ff.) erinnert werden; vgl. aber Fr. W. König, Der falsche Bardija. Wien 1938 (Klotho 4), 188f. • Ein sicheres Beispiel für Nom. abs. steht V. 19, 33: yaold46,y6 alava - pa,sla ,a,airistiln dalva .. .fraunmiti 'Ein die Reinigung vollziehender Frommer-nach (aeincm) Tode bekommen die Dacvas Angst'. Neupenisehe (und arabische) Beispiele vermittelt Spiegel, Vergleichende Grammatik der altcranischcn SprachcnJ Lcipz. 1882J 408. 1

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der großen Inschrift bei den Ortsbezeichnungen die Präposition ina hat (während der elamische Text meistens genau dem altpersischen folgt) 1 • In der Ablehnung fremden Einflusses für die hier behandelten Beispiele gehe ich mit H. H. Schaeder a. a. 0. einig. Vgl. auch unten S. 37f. Gesondert sind die Fälle mit dem Relativ zu betrachten: z. B. martiya hya agr[ .. ]2 äha, avam hubrtam abaram wäre lat. homo qui falelis erat, eum colebam statt hominem,qui falelis erat, colebam; vgl. das bekannte urbe,n quam statuo vestra est3 • Die genannten parenthetischen Nnminalsätze des Altpersischen enthalten außer utä im ersten Beispiel keinerlei Verbindung mit dem Kontext. Das ist eine Altertümlichkeit, die auch in beliebigen Parenthesen aus dem Avesta und aus den altindischen Quellen noch gut zu beobachten ist. Nur aus dem Altindischen und aus dem Avesta ist die Einführung begründender Parenthese durch die Partikel ai. hi awest. zi zu belegen, die nach Delbrück, Ai. Synt. 522. 524, ursprünglich lediglich die Funktion der Hervorhebung hatte (nur diese hat griech. -x•in oöx( u.ä.). Das griechische Epos v~cbmäht die Parenthese durchaus nicht, noch weniger als in der Erzählung in der direkten Rede. Gleich das Proömium der Ilias hat in Vers 4 ein Beispiel: - Ä•~ 8' i-r1Xdrro JouXH ~ oö KTA,•- aber des Zeus Ratschlag vollendete sich - seit dem usw.• (vielleicht bildet den Anfang schon iroX>,.c\~8' KTA, Vers 2ff.) und in A 10 folgt voiiaov live\ aTpaTc\v cöpcn KGKHV- 6XacoVTo~ Xao( - 06v11i Si diesmal eine etwas längere: &c; ~', vii~ aµ1p8aAiov KovaJHaavlaua6VTc.ovö-rr' •c)..xaui>v - µv&ov hratvHaaVTE~ '08uaaifoc;-&efo10•so sprach er, die Argeier riefen laut - ringsum dröhnten daß es einem durch Mark und Bein ging die Schiffe unter dem Schreien der Achäer- billigend das Wort des göttlichen Odysseus'. Vgl. noch aus den vier ersten Gesängen der Dias B 347 JouXruc.oa'- !vvat~ 8' oÖKlaarra, aÖTmv-

=

1 Aber einige Male· steht statt der Parenthese der vom Satz verlangte Ortskasus: Ku-u,gan-na-/µJ-an § 22, Rak-/µJ-an § 32 und § 41, ba-ti-in § 30 und § 46 (vgl. AI-Iu-ra-an für apen. A6uräyä § 29), und das wird die echte elamische Ausdrucksweise sein. Dann ist wohl erst recht die damische Parenthese statt eines Objektes (§ 25 usw.) sklavische Übersetzung. 1 Fr. W. König, Relief und Inschrift des Königs Dareios I am Felsen von Bagistan, Leiden 1938, 65, ergänzt nach babyl. pitqudu 'treubesorgt' agr[mt) = ägra[mata]. • Ein neuiranisches Beispiel steht in dem kurdischen Text im Grundriß der iranischen Philologie I 2,283 (A. Socin): 'Einmal unter den Malen - Erbarmen sei mit Mutter und Vater der Zuhörer 1- es war einmal eine große Ortschaft, darin war ein Fürst'. Es handelt sich hier um einen formelhaften Eingang einer Erzlhlung wie auch in russischen Mirchen (unten S. 27 f.). Slavische Parallelen hat auch der formelhaftr Eingang '11 y avait un jour, il n'y avait pas Contriun jour - au haut de 1a maison' etc. in einem Texte aus Recht bei A. Christensen, butions l la dialectologie iranienne, Kebenhavn 1930 (Det Kgl. Danske Vid. Selskab. Hist. filol. Meddddser XVII 2) S. 103.

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,rp1v KTA.'- nicht wird es ihrer Vollendung geben -,' B 484ff. - ÖµEi'c;; yap -Eha( iaTE ,rapEaTITl YaTE Tl '11'GVTa,~µ1i'c;;Si KAEOc;; oTov &KOUOµEv oöSf Tl ffiµEv- oYTIVEc;; KTA.'sagt usw. -denn ihr seid Göttinnen und wißt alles, wir vernehmen nur was man so hört und wissen eigentlich nichts s· iycbvOÖKETµ,- VEµEO'aHTOV St KEV EYH - KEIVOU welche usw.', r 41of. KEiaE ,ropaavfouaa Afx:oc;;'dorthin werde ich nicht gehen - es wäre verwegen um jenem das Bett zu rüsten', fl 154 - rnEaTEvaxoVTo s•n-aipo, '- dabei seufzten auf die Gefährten -•, 211 - ,rep• S• aÖTov &y,ryipa-EP&-ao, lip1aT01KUKA6a',6 S• iv µwao1a1,rap(aTaTo la6-&Eoc;; ~ '- um ihn hatten sich versammelt, so viele waren der Besten, in der Runde, er aber trat in ihrer Mitte auf, der göttergleiche Mann-', 286-oöyapfo1K" i>TpuvfµEv •- denn nicht gehört es sich anzutreiben-•, 429ff. &KHv faav - oöSi KE11>TpuvfµEv - OÖTtKEAEUOO' (fl 286). 'S. µ. ist eine Redeeinheit, die den Zusammenhang aufhebt durch Einschiebung in eine andere Rede, z. B. . .. '. Die Scholien zieht auch schon Classen in seiner schon oben S. 3 genannten, an feinsten Beobachtungen reichen Studie heran; er verfolgt aber mit vollem Recht den schon von Naegelsbach und andern Erklärern eingeschlagenen Weg, gegebenenfalls auch unabhängig von der antiken Erklärung vermittels der Anerkennung ( 15)

Die Parenthese im engem und im weitem Sinne

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von Parenthesen das Verständnis des Textes zu fördern. So darf man mit Classen aus den hier herangezogenen vier ersten Gesängen der Ilias weiter auch A 123-126 (- ,r~ yap bis hraydpeav-), B 225-234 (- Tio s· bis 'c).xa1cöv-), r 59-66 (-hrd µ1 bis 1>.otTO-), fl 257-263 (-,rcpi µw bis 6vchy01-) für die Parenthese anführen (teilweise mit etwas anderer Abgrenzung). Diese Stellen bilden mit einigen weitem aus den andern Gesängen der Dias und aus der Odyssee Classens Paradebeispiele. Er gibt diesen noch einzelne Stellenverweise bei; aber es war nicht seine 'Absicht, den ganzen Umfang des hierher gehörigen Sprachgebrauchs ... zu verfolgen' (a. a. 0. S. 13), obschon er grundsätzlich die Wichtigkeit erschöpfender Behandlung syntaktischer Erscheinungen anerkannte (a. a. 0. S. 2). Classens glänzender Anfang hat keine ebenbürtige Fortsetzung gefunden. Die E 1e g i e ist zurückhaltender; aber sie scheut dafür auch gewaltsame und gehäufte Parenthesen nicht: Tyrt. 8 (Diehl2), l ff. •~• - •Hpatc>.Ho~ yap 6vtKHTOU yivo~ mi - -&apcniT'- oG,ra, Zw~al,xiva Xotov fx11- µH8, KTX.'wohlan - ihr seid ja des unbesiegbaren Herakles Geschlecht - seid getrost - noch nicht beugt Zeus seinen Nacken - und ... nicht .. .' 1, Solon 4, l y1yvCOO'Ka> - Ka( µ01 fl>pwo~ lv8o-&cv a>-.y1aKE'i'Tat -,rpeaJUTaTHV laopcöv yaiav KTX. 'ich erkenne und schmerzerfüllt ist mein Sinn - das älteste Land vor mir sehend -'; Xenophanes ist glatter (1, 16 - TaÜTa yap clw laTt ,rpox11p6T1pov- •- denn dies also liegt noch näher-', 23 - Tot~• oö8w XPHaTovlv1aT1 - '- darin ist nichts Taugliches-',2,3-oö µdou~- 'nicht weniger'?); auch Theognis (1283, 1313). Iambos und Melos bieten weniger, als man bei so lebensnahen Gattungen erwarten würde: Archilochos 79, 3ft'. 1e6vCa>,.µu8(Haa]cö1 yvµvov cö~povfa[Tcn-a] 1 8pHtl(I~61ep6[1,.>,." 6va,r}..Hal1l(Ql(Q l 80u>,.10v!f>Tov ISmv - 1 ~(y11 ,rl'IT'HY6T'aÖT6v'und möchten ihn nackt in Salmydessos freundlichst ( ?) die thrakischen Haarwülste erwischen - dort wird er vieles Leid erfahren, das Brot der Knechtschaft essend - ihn, der selbst von Frost starrt', Hipponax 47, 3f. ncv a,iyHv 6'\>'>,.},.oVTa 1- oö yap ,rapicv ~µa - -m,-8-µw, aT01Jii~ 'das Gemach wischend - es war nämlich kein Besen zur Stelle - mit einem Krautstock'; Anakreon 5, 5ft'. A 8' lo-nv yap 6,r' IÖmTOU 1 }\,fa~u - THV µw iµHv K6µHv 1 XEUKH yap - 1-.ev Ä.avaa~ 'R'OTi ,rai~ - c\y1iTOg• 'c).-8-ava-1 •~6v8pcövµa1vl lSµ,Xov •es kam dereinst der Danae Sohn - ihn führte Athena - in der seligen 1

Die Beispiele für zwei und auch drei Parenthesen in der gleichen Periode bei den attischen

Rednern (Grünewald [oben S. 4) .28-31) verteilen sich auf verschiedene Tcild.tze, dringen sich nicht in einen Satz 7nsarnrneri.

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1. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

Männer Kreis' Pyth. X 451f. In Hermokles• Plan (Diehl, Anth. yc\p 6p,raaat lyr. II p. 249 sqq.) ist nicht nur Vers 29f. c).ITCOX11cc\v Tc\ TCÖv,r°'a~, 1 vüv ~ Kai Tc\ ,r6ppm 'Atolerart ist ja rauben, was den Nachbarn gehört, jetzt auch Fernliegendes' parenthetisch, sondern auch lxmµcixta&a 'und ich weiß nicht schon 25-27 c).ITmX~- ~pt• und .28KOÖK zu kämpfen'; es folgen sich also drei Parenthesen. Die Tragödie zeigt auch gewagtere Beispiele als z.B. Eur. Kykl. 121 o,n{poucnv- A Tein 1;cöcnv; ÄHµHTp~ OTax(,v; (zwei Fragen) 'slen sie - oder wovon leben sie? - die Ahre der Demeter ?1, besonders Parenthesen zwischen adjektivischem Attribut und Substantiv, z.B. Eur. Hipp. 936 ~ TM~Jpcm(~ - ,roi ,rpoJH01TG1 it,pcv~ 'weh über der Menschen - wohin soll er noch gehen - Sinn 1•1• Aus der altionischen Prosa sei hingewiesen auf Hekataios fr. 15 Jac. (ol yc\p KTX.),Akusilaos fr. 22 Jac. (oö yc\p KTX,),Pherekydes von Athen fr. 82a Jac. (cbtKliTo~ atme KTX.);mehr und gesicherte Beispiele, aber grundsätzlich nichts Neues bietet Herodot. Im ersten Buch Herodots (122 Teubnerseiten) habe ich wenig über 50 Parenthesen gC21hlt. -Ganz überwiegend sind es begründende oder erklärende mit ycip (4. 8. 28. 30. 41. 42. 51. 69.77. 118. 151. 152. 170. 172. 173. 174. 215); dazu m, ycip (8. 34. 73• 77• 119. 126), Kai ycip (64.77• 182), OÖycip (2. 8. 12. 49• 74• 75• 114 zweimal. 182). Einführendes 86 tritt hinter ycip zurück (23. 57. 76. So. 172. 192). Eine vereinzelte A1,11tnahmeist verbindungslose Einfügung: µ1Ta M - oö iroXXcö,X6ym11lir1iv- xp6vo~ 8,ftu 'darauf - um es nicht weitläufig zu sagen - verstrich eine Zeit' 61, TCÖvTt~ Auacöv .•. O'W1- cl»~IÜ 'von den Jo6Xeua1 Kpo(aa,1 Tci&I- oGvoµa ol mrCciv&av,~ Lydern riet einer dem Kroisos folgendes - sein Name war S. -: 0 König .. : 71. Eine Parenthese des Sprechers unterbricht die direkte Rede 118; sie steht als Teil einer indirekten Rede im Infinitiv 129 ("c).p,ray~ ~ ~" aÖT~ yc\p ypci'f'at - Tc\irpH)1'a lmUToÜ8~ 81Ka(~ 1Tva1'Harpagos aber sagte - er selbst habe nlmJicb hingeschrieben - das Verdicnst um die Sache gehört rechtmäßig ihm selbst'). 170 (Tc\811Tva11v Tiq, -Timv yap sei ja die µiaov 1Tva1•tmv(K~- Ta~ 81 ••• 'das aber sei in Teos -Tcos Mitte von Ionien - die aber ... ). 191 (oö µav&ava,v mXmK6TG~,4XXc\TUX•ivycip ait,,ioüaav l>p-rHv - xopt611v 'sie bitten nicht gewußt, daß ihre Stadt eingenommen war, sondern sie bitten - zuflllig hatten sie ein Fest - getanzt'). Die lingste Parenthese steht 28 (- irX~ yc\p KIX(Kmv... 1Txa KaTGOTpt'l'ciµw~ l, Kpoia~· 1lai ~ 0Ya1,Au8o( ... 1Tciµit,uXot - ka1 WTpaµµwmv 81To6Tmv '- denn außer den Kilikiern ... hatte sie Kr. unter seiner Botmäßigkeit; es sind aber diese: die Lyder ... Pamphylier -; als diese unterworfen waren •• .'; es sind in Hudes Ausgabe vier Zeilen, von denen Zwischen Präposition und zugehörigen Nomina in Prosa ~ M ye o\&a,ff~ cO.>.a~ ,rl,~ 'aber sicherlich in-mein' ich-die andern Stldte' Plat. rep. 568c (bei H. W. Smyth, A Greek Grammar for colleges. New York uaw. 19zo § 1663 a). 1

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Die Parenthese im engem und im weitem Sinne

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jedoch mehr als zwei auf die Namen fallen); über drei Zeilen umfaßt die ,re8fov ... - 8u\ 81aÖToü.•• Parenthese über den Fluß Hermos 80 (i4-Tc?I iv&aiiTa ... ); gegen drei Zeilen sind es 30 ('~eive>c).fHvaie- ,rap, t\µfa4-yap ,npa aio >,.6y~ chriKTat . . . ~ ~,>,.oa~cov . . . i>,.{«>,.v8-a4- vuv d»v ..• 'Gast aus Athen - zu uns ist nämlich die Rede über dich gelangt ... daß du als Weiser ... gekommen bist - jetzt also ... ,) ; ungefähr zwei Zeilen werden ausgeftillt 12. 76. 77. 174 (- Ta µlv ..• Ta S. ... -&cO.aaaa-). 182 (- Kai yap 8H . . . . ~1Täv - und - oö yc\p dtv alet iaTt XPHaTKp1ov aö,-6,&,· i'll'ec\vS. . . . iv Tcp vHcpt•- denn nicht besteht dort immer eine yap •.• Orakelstätte usw.,); etwa anderthalb Zeilen sind es 41 (- 6~(>,.114&µet~a, -). 126. 151. 192. Auch die überwiegenden kürzeren Parenthesen können aus Haupt- und Nebensatz bestehen (- AVyap, ~ 81f8., l>py;c., liK~ - •- denn er war jähzornig, wie er bewies _, 73, - d>t.g, lyco 8oKko, µc0.1aTG°'-ryov ol TOÜÄ. ~(>,.01 - •- wie ich meine, sprachen besonders des D. Freunde_, 97, - d>t; 81 e°'ov, 1v rripo1a1 >,.6y01a18H>,.c:baco •- wie sie die Stadt nahmen, werde ich in anderm Zusammenhange darlegen _, 106). Man mag dem ersten Buch Herodots die ebenfalls 120 Teubnerseiten von Xenophons Anabasis Buch I bis IV 5 gegenüberstellen, die noch nicht 20 Parenthesen enthalten. Auch hier überwiegt die Einführung mit ycip: I 4, 8 (zweimal). I 8, 13. 27. 29. I 10, 5. II 2, 14. 16. II 5, 9. IV 1, 10. 24. IV 3, 30; dazu oö8w yc\p aÖTii4-i'll',a-raµe,&a'denn wir wissen nichts von ihr, II 5, 9, oö 81 yap, el ••• III 4, 15; Si steht I 3, 14. I 10, 18 (~aav g, .. .). IV 2, 13. Verbindungslose Einlage findet sich nicht. Die direkte Rede .•. , fxco yc\p TPIKpt14I 4, 8 enthält zwei Parenthesen mit yap (ol8a yap, 8'11'1;( .ich weiß nämlich, wohin . . . ich habe nämlich Trieren,). Die meisten - ,rap, iKe(vcpyc\p ~v - Küp01j; Parenthesen sind kurz (z.B. KTHa(a4->,.fy11 M 'sagt Ktesias - er war nämlich bei ihm - Kyros aber, I 8, 27, 4K1vciKHV eTxeyc\p xpuaoüv - Kai a-rpm-rovg, i~pe, 'ein Schwert - er hatte nämlich ein goldenes - und ein Halsband trug er, I 8, 29); anderthalb Zeilen Tou4-01paT1COTa4Kat &a(Tou46VTa4-• njmmt ein - J.'8e1yc\p Kat &,r11pHK6Ta4A8H81 Kai l>yl AV•- denn er wußte auch, daß die Truppe ermüdet und ohne Speise war; es war auch schon spät_, II 2, 16; zwei Zeilen werden be,rep1iiv Jaa1>,.eu4&xn-e... ftco ansprucht I 8, 13 (- ToaoÜTovyc\p ,r>,.>1-&11 AV- 'denn so viel zahlreicher war der Großkönig, daß er außerhalb zu stehen kam-,); IV 1, 10(- 8,c\yc\p TOaTWHv eTva,THVl>8ov8>,.Hv THVAµfpav A&va~~ aÖTo~ iyfveTo Kai KGTaJaa14•- weil nämlich der Weg eng war brauchten sie den ganzen Tag für den Aufstieg und Abstieg _,); IV 3, 30 (- ,ro)v.01 yc\p KGITCX>V µivetv Trrayµwcov q:>)(OVTO i'l1'1µe>,.6µev01 ol µw ö-rro~uy(cov, ol S. aKeucöv,ol g, i-ra,pcöv - •- denn viele, die dort zu bleiben Ordre gehabt hatten, waren weg und nahmen sich teils der Zugtiere, teils der Bagage, teils der Hetären an _,). (18)

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I. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

Für die attischen Redner liegt die schon oben S. 4 genannte Untersuchung von C. Grünewald vor 1 ; aus den Schlußfolgerungen derselben auf S. 37ff. (bzw. 25I'ff.) ergibt sich im allgemeinen zunehmende Verwendung der Parenthesen, die bei Demosthenes in den Reden 2 und 8 alle 5, in den Reden 3.: 5. 6. 38. 39. 57 alle 6, in der Kranzrede alle 7 Paragraphen wiederkehrt (S. 59 = 273); in Rede 19, 44 wird die Parenthese durch eine reichgegliederte Periode von 7 Teubner-Zeilen gebildet. Der Zuwachs ist besonders durch die rhetorische Parenthese veranlaßt, die seit Lysias gegenüber der schlichten logischen überwiegt (ebd. S. 6of. = 274f.). Die Anbringung von zwei oder drei Parenthesen in der gleichen Periode (ebd. S. 28ff. = 243ff.) hat auch schon frühere Analogien; seltener tritt auch noch verbindungslose Parenthese auf (ebd. S. 32 = 246); neu scheint die Unterbrechung auch von Nebensätzen durch Parenthesen (ebd. S. 9ff. = 223ff.). Für weitere Beispiele aus dem Griechischen s. Kühner-Gerth II 353, 3. 354. 602, Anm. 5, auch 334f. (yap), 275 (M); U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Euripides Herakles2 II 58; G. Kaibel, Sophokles Elektra 279, Fußn. 12• Für das Lateinische begnüge ich mich mit einem Verweis aufJ. B. Hofmanns Behandlung der Parenthese im Handbuch der Altertumswissenschaft II 2, besonders S. 655 und 8o6 (weiteres im Register)3. Bei Caesar und Sallust selten, nimmt die Parenthese zu bei Nepos und bei Cicero in den Briefen und den rhetorischen und philosophischen Schriften, übermäßig bei augusteischen Dichtern und bei Livius und Curtius; Liv. XXXV 34, 2 bietet sogar eine parenthesis in parenthesi (ebd. 8o6. 812u.). Aus der ältem Urkundensprache lassen sich als vereinzelte Parenthesen beifügen CIL 12581 (Diehl, Altlat. Inschriften 3 262), 23/5 utei scientesesetiseorumsententiaita fuit: sei quesesent, quei arvorsumead fecisent, quam suprad scriptum est, eeis rem caputalemfaciendam censuere- atque utei ... (SC. de Bacchanalibus 186 v. Chr.) und CIL 12586 (DiehP 264), 4f. utei aequom fuit - nosqueea ita audiveramus,ut vos deixsistisvobeisnontiata esse - ea ,ws aninum ,wstrumnon indoucebamus... (Epistula ad Tiburtes vor 156 v. Chr.). Die erste Stelle zeigt die auch von Hofmann (a. a. 0. 655) als alt anerkannte 'asyndetische Eingliederung'. Aus den andern ahitalischen Texten wird man kaum Beispiele erwarten; die erstarrten Wörter für 'ver, osk. loufir und umbr. heris, gehören zu dem Sonderfall unten S. 40. Dort S. 1 und 37 sind auch ältere Untersuchungen zur Parenthese bei den Rednern von Kitzmann, Heerdegen und L. Egger genannt. 1 Unter der Marke 'des durch einen unerwarteten Einschub hergestellten Hyperbaton", mit Hinweis auf die Herkunft aus der lebendigen Rede und die Wichtigkeit des 'Tons" des Redenden; zum Schluß die Bemerkung 'Weitere Beispiele bei Lob eck zu Sopb. Ai. 476 (p.222 cd. 3), aber es darf nicht beim Sammeln bleiben'. • Zu Terenz besonders s. H. Haft er, Untersuchungen zur altlat. Dichtcnprachc, Berlin 1934, 137. 1

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Die Parenthese im engem und im weitem Sinne

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übersetzte Texte übernehmen die Parenthesen des Originals, z. B. Luk. 13, 24 3-n. ,ro~ol - Xiyco öµiv - ~HTicaouan, dac>.-&tiv, lat. quia multi - dico fJObis - quanent intTare, aksl. (Zogr. und Mar.) lko m(;s)nozi· gljv fHlmo • fJbmtvt&fJbniti·, Mt. 24, 15 IS-ravoöv '8HT1.•. 1v T6,rq:, 6y(q:, 6 civaytvCOO'Kcov voc(TCQ- T6Tc ol 1vTij 'lou8a(q. ••• , lat. cum erg/J 'IJÜ:leritis . . . in loco sancto - qui legit intelligat - tune qui in Judaea sunt, aksl. (Mar.) Egda ie ,a,,rite •.. na miste. iie cbtetB da razumkaat&. T&gda svitei!'3 ijudei ••• , 2 Kor. II, 211v cf,8' 5v Tl~ TOXµq-lv ci~poauv),f ~fycoTO~µci, Klrym,lat. in quoquisaudet - in insipientiadico - audeoet ego, got. ip inpammeih,e 1vastl11111U11,fJeif> -in unfrodeinqipa - gadars jah ik, Jo. 4, 2 ~ oöv lyvco 6 wp•~ m AKouaav ol q>ap1aaio1 gTI 'IHaoü~ ,rXefova~ .•. e.affl~fl A >tcoaWH~ - KafTOlyt 'IHaO~ aÖT~ oÖK ig.6~cv ~, ol µcr&HTal aöi-oü - 4tKKcv THV'lou8afav, lat. ut ergo cognooit Jesus quia audiwrunt Pharisaei quod Jesus plures • • • baptizat quam Joannes - quamquam Jesus non baptizaret sed discipuli eius - reliquit Judaeam, aksl. (Zogr.) egda ie mnoiabs, ... krbstaet;sneze ioanB. uslyia gb- Eko uslylaif Parisei. lko sam& ne krbitadle n;s ulenici ego · ostaoi i judev· (Im Mar. steht vor iss sam& noch a 1). Die Parenthese Mt. 15, 32 m - (t8H ~ipa, Tpti~ - ,rpoaµaroucnv µ01 Kai oÖK fxoumv Tf ~ycoa,v ist schon von alten Schreibern und Obersetzernund noch von neuesten Herausgebern und Grammatikern verkannt worden (daher die billige Korrektur ~ipa~ in cod. 11t, aksl. lko (j)uze tri d(b)nipris/'4t& m(b)neMt. 15, 32 und Mc. 8, 2 und die Erklärung 6 87); aus Kontamination zweier Ausdrucksweisen bei Blass-Debrunner die richtige Erklärung steht schon bei J. H. Moulton, A grammar of New Testament Greek, I Prolegomena (Edinburgh 1906), 69f. (mit mehr Beispielen, ein neugriechisches im Nachtrag S. 235). Dabei bleibt die Frage offen, ob die genannten Parenthesen volkstümliches Griechisch oder hebriisch-aramiischer Einfluß seien 2• Beachtenswert ist die nicht

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1 Die b?ptischen Versionen halten an allen genannten Stellen an den Parenthesen fest; die 1U1DCDi1C'1e Ubenetzung (Ausgabe Venedig 1805) hebt die Parenthese in Luk. 13, 34 auf (aumju, zi biink' mdruren mtaMI), gibt die andern wieder. • Studienrat Dr. M. Johannessohn macht mich darauf aufmerksam, daß J. Wellhausen, Du Evangelium Marci übersetzt und erklärt, Berlin 1903 (2. Aufl. 1909) zu der Parallelstelle Mk. 8,2 bemerkt: 'In 8,2 erklärt sich der Nominativ ~• Tpcic;aus der semitischen Redeweise, die vollstindig noch in D vorliegt 1q16pa1Tpcic; elcn lnro,ron d,8e elc:nv'(wobei auch lnrc\ wlrn als Scmitismus genommen wird). Doch sieht die Lesart von D eher wie eine nachtrigliche Einrenkung einer unverstandenen Ausdrucksweise aus; zu ihr stimmt armen. (Aqagabe Venedig 1805) zi ard' ,r,k' awurk' m' zi kan at is Mt. 15, 32, in Mc. 8,2 stan zi usw. yin! at is m. Dagegen stimmt die gotische Wiedergabe von Mc. 8, 2: unu ju dagansf,rim miJ> mis rvaun jaJi ni haband lua matjaina zur Lesart m A8K ~c; Tpcic;-rrpoc,µivoucrlvµ01 von Mt. 15, 32. Aber auf das parenthetische (A8K)~• Tpcic;deuten wohl Pschina 'daß siehe drei Tage' und kopt.(nördllich und südlich)' bccause lo (in der Übersetzung der südlichen Version 'behold') threc days therc arc (in Mc. 'stay') herc with me' Ähnlich wie an den Bibelstellen konnte man sich auch schon imältem Griechischen ausdrücltcn : (6) ileyi~ 8' 6 ljiv.~v MtcaµHvec;m-m-eIcrnljlavoimxl n >.vyme ICCII -rpuya 'lrim µe).tHMa'der wohlgemute M. - zehn Monate sind es, seit er sich mit >.vyoc; bckrlnzt und süßen Wein trinkt' Analer. 21 (Dichl 2 ); lyu, 8' 6 T>.6µcov- wa>.a,oc;

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1. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

seltene Verbindungslosigkeit, die auch durch den Hiat nicht gestört wird. Angesichts der Möglichkeit von Beeinflussung durch das jeweilige Original sollen für die Sprachen, deren älteste Überlieferung Übersetzungsliteratur ist, nur - allerdings jüngere - Originaltexte zu Worte kommen. Aus dem germanischen Sprachbereich sei die altisländische Prosa vorangestellt, deren Probe die beiden von A. Heusler herausgegebenen Isländergeschichten bilden mögen (zusammen 6o Druckseiten). Die erste enthält S. 5, Z. 25 eine etwas längere Parenthese: ok koma tueir landsetar Blundketels - Pei.r rtto hote heizt ser nrkkora koste i femunom, en fao vf}ro ßei,r nu i heyßrote - ok bittia hann orlausna 'und es kommen zwei Pächter Blundketels - sie hatten für sich ein gewisses Besitztum zur Verfügung, aber doch waren sie nun am Ende mit ihrem Heu - und bitten ihn, ihnen aus der Klemme zu helfen'. Eine zweite Parenthese ist angenommen S. 13, Z. 12 in einer direkten Rede: Oddr .... ,ru,elte:&hernem ek mir land -fyrer ßui at her se ek nu eigobyggffanbolstaff- heyreßat vdttar fieir er hid eroings- en pinget var pd under 'Armannzfelle- ok sud sem ftokkar koma ... 'er kommt früh zum Thing - aber das Thing war damals unter dem Berg Armannzfell - und sobald die Scharen kommen .. .'(S. 2of.); man beachte die in der Poesie kaum vorkommende Verbindung durch eine Konjunktion. Aus der zweiten Erzählung sind außer den beiden kleinen Parenthesen S. 33, Z. 7 (Oddr ... ser fdtt manna i skdlanom - hefer hann sofetfast ok /enge spratt upp 'Oddr . . . sieht wenig Leute im Schlafsaal - er hat fest und lang geschlafen - sprang auf') und S. 47, Z. 23 (hann. ... hei.lsarfyrr Öfei.ge- pu.iat hann var litelldtr - ok spyrr 'er begrüßt Ofeigr früher denn er war herablassend - und fragt') nur noch drei in den eingestreuten Strophen zu nennen (S. 45, Z. 5 und S. 56, Z. 1of. 13). Die Lieder&~• ov xp6vo,; - ... wvcöµa, 'ich Unglücklicher - lange Zeit ist es seitdem - ... liege' Soph. Ai. 6oo (vgl. - ira>..a,ovlt ÖTOV - Soph. Phil. 493, - oö iroMs xP6vo..v&[v1as Ti]s ,rpVTavElas'als die akamantische Phyle die achte Prytanie ausführte - fünf Tage nach Beginn der Prytanie -• IG I 273 = IG I 2 324, 10 (426/3 C v. Chr.; aber Z. 13 lav..i>..]v&vlashn-a iµipas TMSirpUTavdas 'als der Beginn der Prytanie sieben Tage erfolgt war'), die J. B. Hofmann, IF XLII 78, 1 beibringt als Ersatz für die bei K. Meisterhans, Gramm. der att. Inschriften3 207, 1646 angeführte von 433/2 v. Chr. IG I 170, 10, an der nach der vollen Formel Tjpis Kai ßh..>..al Aµipa1- ... KOPTfPOiiµtv q>,Mq 'da wir - (es sind) viele Tage - in Ph. weilen' Tue Oxyrrynch. Papyri XIV Nr. 1764, 4f. (bei Havers, Glotta XVI u6).

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Die Parenthese im engem und im weitem Sinne

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Edda (Ausgabe von B. Sijmons) zeigt auf weite Strecken keine Parenthese, verwendet sie aber auch gehluft; ähnlich wie eine Gäthä des Zarathustra (o. S. 1of.) beginnen die Fragen Th6m in den Alvfssm,_,lmit der stereotypen Formel seg [Pu] mir />at,AlfJiss! - vll of r-k fira 'V()romk,dvergr, at viter hfJi (oder lhnlich) ... 'sag mir dies, A! - vom ganzen Menschengeschick scheint mir, Zwerg, daß du wissest - wie .. .' (Strophe 9. 11. 13 usw. bis 33) und die Fragen Svipdagrs in den Ffolsvinnsm9l seg [pu] mir pat, Fjvlsvipr, - es ek pik fregna mon I ok ek vilja vita hverr [oder ähnlich] ... 'sag mir, Fj. - ich will dich es fragen und ich begehre zu wissen - wer [oder lhnlich] .. .' (Nr. 7. 9. II. 13 usw. bis 41); man vergleiche dazu die formelhaften 'Endparenthesen' der V~1lusp{i(- vitop enn epa hvat? 'versteht ihr noch oder was (ist)?' Strophe 27. 29. 34. 35. 39. 41. 48. 62. 63) und des Hyndlolj6~ (- vilt enn lengra? 'willst du noch Ausführlicheres (wissen)?' Strophe17. 18. 33. 36. 41 und - alt's pat cettpln, öttar heimske! 'all dies ist dein Geschlecht, 0., der du nicht über deine Heimat hinausgekommen bist' Str. 20. 21. 23. 24. 26. 27. 29. 30). Außer der Formel habenAlv. und Svipd. keine Parenthesen (Svipd. I 6 und II 7 rechne ich nicht als solche), vereinzelte Vsp. in Str. 20. 24. 26, Hyndl. in Str. 25. 43. Vgl. noch HQv. (88). 160. 163 (- alt es betra, es einn of kann, 1 pat fylger ljdpalokom- 'Alles ist besser, was nur einer weiß; das folgt zu der Sprüche Schluß'), Vafpr. 38. 49(?), Hym. 39, Prymskv. 2 (- es enge veit jarpar 'Jroergeneuphimens- 'davon weiß keiner irgendwo auf Erden noch im Himmel oben'). 14 (- visse vel fram sam vaner afirer - 'er wußte wohl voraus [,rpoam, die Zukunft] wie sonst die Vanen'). Aus den Heldenliedern sind zu nennen V9l. 19. 43 ('Endparenthesen' 21. 23). Helg. Hforv. II 6. Helg. Hu. I 18. Grip. 36. 42. Reg. 8. Fafn. 31. Sgdr. 1 (?). Brot 10. 14. Sig. sk. 34. 43. Gupr. II 16. 23. 39 III 8. Odr. 30. Akv. 2 (Vers I und 4). Hamp. 28, alles Parenthesen von der Länge eines Halbverses; ein ganzer Vers ist parenthetisch Akv. 14, 2; auffällig häufig sind Parenthesen in den grönländischen Atlam9l (die meisten sind halbversig: Str. 4. 11. 14. 35. 44 Vers 2 und 3. 60. 66. 84- 89; einen Vers fiillen 22 Vers 2 und 27 Vers 3/4; 21 / 4 Verse sind parenthetisch in Str. 36). In Grimn. Skirn.-Harb. Lok. Vegt. Rfgsp.,in den Heldenliedern Ghv. Grott. Helr. fehlt die Parenthese völlig. Im angelsächsischen Beowulf steht höchstens auf 100 Verse (von 3184 Versen) eine Parenthese. Das gewöhnliche Maß dafür ist ein Halbvers; meist ist es der zweite: 423. 812. 1004 (- fremme se pe wille - 'tue wer da will'). 1318. 1423. 1509. 1538. 2707. 3147; in direkter Rede 2044. 2052, vor direkter Rede 1700 (spräc I sunu Healfdenes - Sf.Oigedon ealle 'es sprach Healfdcns Sohn - es schwiegen alle -'). 2794. Selten bildet der erste Halbvers die Parenthese: 2778f. bill t.ergescod- ecgwäs iren - ealdhldfordes 'ein Schwert, crzbeschuht - die Klinge war eisern - des Altherrn'; (22)

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I. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

3055ff. nefnegold sylfa 1 ••• sealdepdm pe he wolde 1-he is mannagehyld hord openian'wenn nicht Gott -selbst gewährte, wenn er wollte - er ist der Menschen Stütze - den Schatz zu öffnen'; 3115f. (direkte Rede) nü scealgled fretan 1 - weaxan wonna leg - wigena strenge/ 'nun soll die Glut fressen - (es soll) wachsen die dunkle Lohe - der Krieger Mächtigen' (Heyne übersetzt: 'Nun soll die Glut, die dunkle Flamme zu dem Himmel wachsend, der Krieger Herrn verzehren' 314off.). Mehrfach umfaßt die Parenthese die zweite Hälfte eines Verses und die erste des folgenden: 52ft. pä wäs on burgum Bedwulf ... 1 • • • longepräge I folcum gefr~e fäder ellor hwearf, 1 aldor, of earde - otJfaät him eft onwoc I hedh Healfdene 'da war innerhalb der Burg B. . . . lange Zeit den Völkern durch Hörensagen bekannt - der Vater war anderswohin gegangen, der Fürst, von seinem Stammgut - bis daß ihm darauf erwachte ( geboren wurde) der hohe Healfden'. So weiter 225f. 836f. 1664f. 221of., in direkter Rede 536f. 1702f. Eine zweite Vershälfte und der ganze folgende Vers bilden eine Parenthese 405f. (vor der direkten Rede). Die Parenthese fiillt zwei volle Verse 168/9 (zwei durch nö: ne verbundene Hauptsätze) und 1015/6 (zwei asyndetische Hauptsätze), mit Verteilung auf drei Verse 348/50 (zwei asyndetische Hauptsätze; vor direkter Rede). Eine zweite Vershälfte und zwei volle Verse werden beansprucht 926/9 (drei asyndetische Hauptsätze; vor direkter Rede). Einer zweiten Vershälfte folgen noch drei volle Verse: 2726/9 (Hauptsatz mit Nebensatz pät ... häfde und Hauptsatz pd wäs; erklärende Bemerkung vor direkter Rede) oder vier volle Verse: nur 301/5 (vier asyndetische Hauptsätze; Ausmalung; bei Heyne-Socin 301/3). 501/5 (Hauptsatz mit Nebensatz forpon pi 'weil', von diesem abhingig pät; vor direkter Rede). In seiner Übertragung in fünffüßige Iamben (2. Aufl., Paderborn 1898) hat M. Heyne nicht wenige Parenthesen seines Originaltextes (6. Aufl. von Ad. Socin, Paderborn 1898) durch straffere Ausdrucksweisen ersetzt (55f. 225f. 301ff. 535f. 836f. 1015f. 1509. 1538. 1702f. 2726ff. 2794. 3116 des Originals), aber auch neue Parentheseneingeführt. Vom sprachgeschichtlichen Standpunkt beachtenswert ist die Wiedergabe von ecg wäs fren 2778 (s.o.) durch '(in ehmer Scheide) ein eisenschneid'ges (Schwert des alten Herrn 2804') und von 2209f. he gehedldtela I fiftig wintra - wäspd /rod cyning, eald etJel-weardOlJpät .•. 'er regierte geziemend fünfzig Winter - er war da ein weiser König, ein alter Stammesgutwart - bis daß ... ' als 'durch fünfzig Jahre regierte er, ein weiser Volksbeherrscher, bis in sein Alter, wohl' (2336/8). Von den neuen Parenthesen der Übersetzung beruhen einige auf anderer Auffassung des Originaltextes: 163/8 gegenüber 168/9 des Originals (die Übersetzung rechnet auch Heorot bis ni"htum166f. zur Parenthese); 359 (die Übersetzung nimmt cutJehe dugutJepedw 'er kannte der Kriegerschar Brauch' als Endparenthese; in 3092-8 der Übersetzung werden 3070/4 des Originals

=

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Die Parenthese im engem und im weitem Sinne

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(JTDd ••• didpe•so ... tief' bis strude)parenthetisch angeschlossen; die meisten beleuchten nur Heyne's Ubersetzungstcrl>nilr (z.B. 6. 273. 277. 429f. 668, msammen etwa I s Stellen). Beziehung auf den Hauptgedanken besteht einmal im (in der Parenthese zu ergänzenden) Verb (3116; s.o.), mehrfach in einem Pronomen (hi 3S9, him 405. 5092, päs 1509, pät 348 - in der Obersetzung 'welcher') oder Pronominaladverb (Pd 536. 2210, /JtZr836, pone168); nie ist dafür eine Konjunktion gebraucht; meist fehlt jede Verbindung. Aus der anderweitigen germanischen Oberlieferung sei zuerst das Hildebrandslied genannt: Z. 7f. Hiltibrant gimahalta,Heribrantessunu - her uua.shlroro man, 1ferahesfrotoro- herfragen gistuont •H. sprach, H.s Sohn - er war der lltere Mann, überlegen an Lebenserfahrung - er begann zu fragen' und Z. 18f.: fom her 8star gihueit - fl8h her Ötachresntd - hina mit TheotrihAe'vormals zog er nach Osten - er floh O.s Mißgunst - hin mit Th.'. Das Ludwigslied beginnt: Einen kuning uueiz ih - heizsit her Hluduig - ther gerno gode thion8t; vgl. auch Ezzos Gesang Strophe 3 Vers 5. Die in Braunes Lesebuch aus Otfrid abgedruckten Abschnitte (gegen 6o Seiten) bieten durchschnittlich auf jeder Seite eine Parenthese, die gewöhnlich einen Halbvers ausmachen, selten etwas weniger (B raune 1, 1o8. 5,22. 30, 12) oder etwas mehr (1 Vers: 2,20. 4,8. 62. 10,2. 11,8. 18, 22. 21, 17f. 38, 16. 39, 30. 40, 150; 11/2 Verse: 7, 47f. 11, 16f. 30, 25f. 31, 26). Die bei Braune zugegebenen vier Seiten aus dem Heliand enthalten in Vers 18 eine halbversige, in Vers 101-112 eine dreiversige Parenthese, in der Probe der Genesis im altniederdeutschen und im angelsäcbsischm Tat eine halbversige (Z. 18). In den 484 Nibelungenstrophen, die in A. Bachmanns Mhd. Lesebuch fast 6o Seiten einnehmen, sind Parenthesen spärlich, und alle von der Art von Str. 176: si gesdzen wr dem ht2segein eimesal - der was Kriemhilde uf einebanc zeta/ (vgl. noch ebd. Str. 36. 90. 131. 139. 158. 463). In den 225 Kudrun-Strophen bei Bachmann begegnet nicht nur die Parenthese verhältnismäßig blutiger (Str. 34. 98. 101. 110. 149. 184. 217), sondern es begegnen auch ganzversige (Str. 40. 47. 48. 212). In den übrigen epischen Stücken von Bachmanns Lesebuch erscheint die Parenthese nur vereinzelt (S.88, 5. 95, 34 100,295. 102, 43. 103, 107. 104, 2. 105, 59. 107, 190. 112, 504. 118, 231. 120, 344. 365. 121, 415. 122, 438. 124, 584. 125, 617f. 132, 303f. 156, 236. 250. 158, 366); die llngern Parenthesen in Kurzversen gehen nicht über 3 Langverse hinaus (vgl. S. 118, 245/50. 132, 293/5. 155, 168/70 158f., 386--91); die Lyrik flllt aus, aber auch die Didaktik bietet wenig (S. 247, 106 und 124. 248, 162); das Osterspiel von Muri hat mehr (S. 251, 18. 252, 87. 253, 99 und 108/10. 256, 262); ftir die Prosa vgl. S. 264, 26. 269, 97. Ofter als im Beowulf scbligt in den hier berücksichtigten altund mittelhochdeutschen Taten ein Pronomen oder Pronominaladverb die (24)

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1. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

Brücke zum Hauptgedanken; aber Verbindungslosigkeit ist noch häufig, a. a. 0. S. 248, 162. 264, 26, Konjunktionen selten (wan Bachmann olde S. 256,262). Die Zeit für die neuhochdeutschen 'denn', 'nämlkh', 'ja' in der Parenthese, deren Zunahme wohl auf lateinischem Einfluß beruht, war noch nicht gekommen. Volkslieder Die Brücke zur Gegenwart mögen die Schweizerischen schlagen, herausgegeben von Ludw. Tobler (Frauenfeld I 1882, II 1884, in einem Band unverändert 1917), zunächst die historischen (etwa seit dem XV. Jahrh.): I S. 5 Str. 8 übermuot tribend si [die Vögte] im land bösergewalt der wert nit lang - alsofoult man's 'DeTschriben; I S. 6 Str. 2 was si mugenübersehen- für war wil ich dasjehen - das muossecht ['eben'] under in sin; I S. 7 Str. 6 - es r.oärnit ir gewinn -; I S. 17 Str. 6 - ich setz's uf beid partyg - und Str. 7 dafJOn so wil ich singen - nun merkend all gelich - guot hoffen und gedingen; I S. 20 Str. 15 - ich setz ein kurzi gloss- ... - als ich höre alte klag-, Str. 16 - a-oentüreist mengerlei-; I S. 22 Str. 21 - Sibilla redt nit us troum-; I S. 25 Str. 1 'lJÜBehem und 'lJÜZegen [Tschechen] - es bringt gross ungehür - 'lJÜ tröur.oer bi dem für; I S. 29 Str. 1 ich sing üch nüwe mär - welchersnit gloubenwelle, der darf nit komen her - wie es iez in Lombardy; I S. 40 Str. 6 Denn d' Genfer klagen sich so seer- und lägensi schonbi dem meer,nochgienees mir zuo herzen dass usw.; I S. 55 Str. 4 'Eine Stadt will ich euch melden - Straßburger zürnet nüt - dieselbige heißt Rheinfelden'; II S. 4 Str. 9 darumber.ooltder bischofgeben- r.oerder wolt, der näme! - jünfzehentusent guldin; II S. 27 Str. 14 - dass sin der tüfel walte! -; II S. 31 Str. 8 nu helfen, von Bern ir herren- wand ich was ein burgerzu Bern - dass wir 's lebennüt 'Oerlieren; II S. 36 Str. 1 So r.oilich s heben an ein nüfDes lied ze singen- ir söllent s wol verstan - alls von der fromen Eidgnoßschajt; II S. 38 Str. 7 du warist zuo Bern ein burger- das han ich r.oolvernon- und habestein eid gesr.ooren; II S. 39 Str. 1 Abt Kaspar von Sant Gallen, geborn im Turbental - r.oem kann es wol gefallen? - er büt das gotshusfdl [= 'feil']; II S. 73 Str. 14 - vernemenddasfür ware-; II S. 141 Str. 3 'Als man zeit sibenzchnhundert Jahr und zwölf dazu - das ist ganz wahr und will es nicht vergessen man bauet Schanzen hin und her'. Das Lied von der Balstbaler Volksversammlung von 1830 (bei Tobler I S. 72f.) beginnt Im Winter bi dem chalte Schnee - ha mir Lebtig Nüt so gseh - si mir [ wir] uf Balsthal gfare und hat auch in Strophe 2. 3. 6. 8 an gleicher Stelle Parenthesen; die Eingangsparenthese kehrt durch die ganzen Lieder wieder in den allgemeinen Volksliedern von der Brautwahl, dem Lügenmlrchen und dem bekannten 'Simeliberg' (ebd. II S. 187 Nr. 14. S. 191 Nr. 18. S. 199 Nr. 20); man erinnere sich dabei an die Gäthäs und die Liederedda (oben S. 1of. 22). Es fehlen aber in den allgemeinen Volksliedern auch vereinzelte Parenthesen nicht, in der Länge eines Verses I S. 77 Str. 2. S. 102 Str. 4. S. 125 Nr. 30

=

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Str. 1. S. 153 Nr. 58 Str. 1. S. 186 Str. 12. S. 214 Nr. 24 ('RüdigsBure"meiteli, fDie 'DÜBier um ein Batze" ?' tGnädigi Frau us der Stadt - schleckedmi'"ab, so rDirdich glatt - drü Eierum einBatze"'). Nur sehr wenige Beispiele ftir Parenthesesind in den schon mehrfach angezogenen Kinder- und Hausmllrchen der Brüder Grimm zu finden: II S. 25f. tDa schaute der alte König am Fenster und sah sie [die echte Braut] im Hofe halten - nun war sie fein und zart und sehr schön - ging hin ins königliche Gemach und fragte die Braut nach der, die sie bei sich hätte ... '; II S. 76 [Student:] müssen erst mehr Leute gefragt werden'. (Geist:] 'Mehr Leute hin, mehr Leute her, du mußt deinen verdienten Lohn haben'; II S. 80 Wie se 'n darin fJHJTjen hadden (ick glÖfJe,et is de Weserwest), da jlügt 'n Vügelkenin de 1 Högte • - Vgl. noch H. Blatz, Neuhochdeutsche Grammatik IP (1900), 1288ff.; 0. Behaghel, Deutsche Syntax III 537ff. IV 26o. Daß auch das Keltische in dieser Untersuchung vertreten ist, hat der Leser mit mir Studienrat Dr. Aug. Knoch in Bonn zu danken, der mir aus einer ungedruckten Arbeit über den Stil der irischen Dichtung eine Anzahl von nicht alltäglichen Beispielen ftir Parenthese zur Verfllgung stellte. Wie anderswo kann ein solches Einschiebsel einen halben oder ganzen Vers füllen; im ersten Fall kann es, besonders als Nominalsatz, mit einem komponierten Beiwort gleichwertig sein. So z. B. Rode/baddün, triiagh ar /echt, lfor Feicc doroirnedhar ZechttBestimmt war's uns - traurig S. 10, 4); unser Gang - in Feie war unser Grab festgelegt' (Fianaigecht .•. lo torchairleis, ldechda in bedg, 1 mdthair Lugdach trl-riab-nderg tund es fiel durch ihn - heldisch der Sprung - die Mutter des Lugaid von den drei roten Streifen' (E. Gwynn, The Metrical Dindshinchas IV S. 32); Asbert Cailti, cruaida chrl : 1na geibsiuacut, a rl, a chendtCailte sagte - hart sein Körper-: Schlage du nicht, o König, sein Haupt ab' (ebd. IV S. 358); Gluasmaold,ba mor ar ccdil, 1 ar creichco TemhraightonnbhdinWir brachen auf - groß war unser Ruhm - zum Beutezug nach dem weißwogigen Tara' (Eoin Mac Neill, Duanaire Finn II S. 32); Berait beich, bec a nert, 1 bert bond bochta blaith tDie Bienen tragen - klein ihre Kraft - die gute(?) Last der Blütenernte' (K. Meyer, Four Songs S. 10, 5); Do chuaidh in fiach naim bot:IMss I mor dob dil liom a aimhlessI co h Ath Mic Lughach rod fes I re Loch Lurgan aniamdess ~ach Süden wich der Rabe von mir - groß war mein Verlangen, ihn zu schädigen - zu Mac Lugachs Furt - es ist dir bekannt - südwestlich von Loch Lurgan' (Neill, Duan. F. VII S. 24). Wie durch die zweite Parenthese der letztgenannten Stelle die

na

Dagegen steht auf den cnten 150 Seiten (etwa der Hälfte) einer Sammlung niederdeutscher Mlrc:bcn (Plattdeutsche Volksmircbcn. Gesammelt und bearbeitet von Wilh. Wisser. Jena 1914), auf die mich Prof. H. Ehelolf hinweist, durchschnittlich auf jeder Seite eine Parenthese; die meisten sind kurz, z. B. 'De dre Dems - de kcnn't den Pudel je - de vcrfert sik [Y'erfirbcn lieh)' S. 8, 'Do kümmt Herr Ncgenltopp - negcn Köpp hctt he hatt - der kricht ehr fat und nimmt ehr mit na sin Höhl' S. 36; selten überschreitet eine Parenthese eine Zeile (z.B. S.31). 1

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Bekanntheit, wird hiufig eine V ersichcrung der Wahrheit parenthetisch abgegeben - namentlich auch bei übertrieben hohen Zahlen, durch ni breg 'es ist keine Lüge' oder ähnlich, z. B. Ba trlad so na se fir dheg I a Chaoilte ni hiomarbhreagI eol damh niod f aigh f anna I a n-airioma n-anmanna 'Das waren die 16 MAnner, o Cailte, - es ist keine Lüge - es ist mir Kunde es ist keine schwache Verkündigung - ihre Zahl, ihre Namen' (Neill, Duan. F. II S. 33). Ist die Parenthese schon in den genannten Beispielen mindestens zugleich reimbedingt, dient sie an andern Stellen sehr häufig lediglich als oft gezwungenes oder gar sinnloses Füllsel, das den benötigten Reim liefert; solche Floskeln enthalten hlufig die Begriffe 'Tat, Farbe, Fest', z. B. Ropsar marba mor in mod I meni beth Finn a oenor Wir wären tot gewesen - groß die Tat - wenn nicht Finn allein gewesen wäre' (Revue celtique VII 302); ls aire sin, sorcha dend, 1 rolen Furbaide Fer Bend 'Deswegen - leuchtend die Farbe - heftete sich der 'Mann der Hörner' an Furbaide' (Gwynn, Dinds. IV S. 32f.); Do dhioin Mic De Hth go ngus I do dheoindeighrighrojheghus 'Mit dem Willen des Sohnes Gottes Fest mit Kraft - mit dem Willen des guten Königs hab ich geschaut' (ebd. XII S. 33). - Formelhafte Einschiebsel aus dem ~eda bei Wüst, Diss. [oben S. 9, Fußn. 1] S. 186ff. Für das Slavische habe ich die Russischen Volksmärchen, übersetzt und eingeleitet von Aug. von Löwis of Menar Oena1921) auf Parenthesen durchgesehen 1• Freie Parenthesen sind darin nicht hlufig: S. 152 'Und er schreibt an diesen Pfahl - er hatte jedoch weder Gold noch Silber in der Tasche, fand aber zufällig ein Stückchen Kreide - [im Original: piiet on na tom stolbe - ne bylo u nego v karmanl ni zlata, ni serebra, a slulilsja na karmanl mll -] und so schreibt er also mit der Kreide'; S. 253 'Der Zarensohn band den Adler in ein Bündel - man konnte ihn auseinandernehmen und wieder zusammenlegen - [im Original: (on SfJertyfJ4/sja i razvertyval,9a)] und ging zum Turm'; vgl. S. 204 (erklärender Zusatz des Erzählers; auch im Original in runden Klammem). Etwas blutiger sind formelhafte Parenthesen. Ein Märchen beginnt: Vor langer Zeit einmal, und früher, als unsre Erinnerung zurückreicht - vielleicht waren auch unsre Väter und Großväter noch nicht einmal auf der Welt - da lebte ein armer Mann' usw. (S. 29); ein anderes: 'Es war einmal ein Vaterwer war das, weiß man nicht - der hatte drei Söhne' (S. 43); im Original bylou bat'ka-a jakoho,to ne wlimo-try syny. S. 85 steht: 'Und so gingen sie dahin, war es lang, war es kurz- rasch wird das Märchen erzählt, langsam die Tat getan-da begegneten sie auf der Straße dem Teufel' [im Original: Vo Die genannte Auswahl hat den Vorteil, alle russischen Gebiete zu vertreten. Soweit mir die bei v. Löwis of Menar angegebenen Originale mit freundlicher Hilfe desSlavischen Instituts der Universität Berlin zugänglich waren, habe ich den Originalwortlaut in normalisierter Umschrift beiaefügt. Im allgemeinen gibt der Übersetzer auch die Parenthesen der Originale genau wieder, übrigens auch die hier unberücksichtigt gebliebenen ~danJrenstriche andeicr Verwendung. 1

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jany illi, ti 1 duga, ti 1 korotka, - skoro kazka kaJicca,da nja skoro dllo dllajetsja - tol'ko fJstrlkajut'na dorosi corta]; zur ersten Formel vgl. S. 13 cOb sie nun lange flogen oder nicht - endlich langten sie zum Schmaus beim Zaren an'; S. 47 CWar's lange darauf oder kurz? - da starben der Zar und die Zarin' (aber im Original ri mala pamJii, fJdupasljatohd]; S. 183 cdie flogen auf festes Land - war es nah davon, war es weit? - [im Original: /etlli blizko li, dalekoli], da sahen sie' usw.; S. 257 cDer kühne Jiingling .... ging weiter und weiter - war es nah oder weit, niedrig oder hoch - da stand eine riesengroße Scheuer' [im Original: Iol, Iol, Iol, blizko-le, da/eko-le,nizkole, oysoko-le,stoit prewlilajuicoj ooin]; S.275 War es lange nach dem oder nicht-da bat ein Bauer einen andern um ein Pferd' 2 • Der allgemeinen Sprache gehört die Kurzparenthese an: 'Aber die Dummen - wißt ihr [znajete]haben immer Glück' (S. 44) 3• Schleichers litauische Märchen bieten wenig; S. 98 der Obersetzungsteht eine erklärende Parenthese: cEinst- so CI7.ihlcn einige noch lebende Hüfner im Dorfe Kakschen - einst nahm man Lesebuch S. 203 an einem Sonntage' usw. (im Original in Schleichers V&ul syk, teip pasako kell dar gyvi tebesia ukini.nkaikaksziu k~o, je VCDJl nedelden~ emc usw. CSiehda!' lit. ltai und Onomatopöien wie bapp ! lit. bapt! usw. sind völlig formelhaft; ebenso cDie Herren - hast du's [!) nicht gesehen? - wollten nun' usw. (S. 85; lit. dr nematei? S. 191)4• Auf meine Erkundigung nach Parenthesen des Hethitischen verwies mich Prof. H. Ehelolf auf die Register zu F. Sommer, Die Abl)ijaväUrkunden. Abb. der Bayerischen Ak. der Wiss., phil.-histor. Abteilung NF. 6, 1932, S. 455a und zu F. Sommer und A. Falkenstein, Die bethitisch-akkadische Bilingue des ßattuiili I. (Labarna II.), ebd. NF. Dat. cthicus, 'dir'. Ähnliche Form~'\ finden sich auch in den Kaukasischen Märchen, ausgewählt und übersetzt von A. Dirr OCJU.. 1920), z.B. 'Lange wanderten sie, wenig wanderten sie[!], schließlich kamen sie ins Land des Div' S. 50; 'Ob er weit geritten oder nicht, wer weiß es? Schließlich kam er in teinReich' ~.52; 'E.swar einmal-die Sonne brannte heiß, der Regen floß in Strömen[!) - es war einmal ein König' S. So; 'Lange wanderte er - schnell ist ein Märchen erzählt, aber lange braucht es, bis es geschieht - endlich aber kam er zu der Hütte einer ganz alten Frau' S. 115; der Islam verrät sich in 'Es war und es war nicht -es gibt niemand Besseren als Gottes war einmal ein König' S. 35 (vgl. ebd. S. 42. 45. 47); andere, nicht formelhafte Parenthesen z.B. ebd. S. 28. 69. 167. 175. 243. In den von Aug. Leskien übersetzten albanischen Märchen (Balbnmärchen aus Albanien, Bulgarien, Serbien und Kroatien, hg. von Aug. Leskien, Jena 1915) steht S.246 'Kurz - daß wir die Erzählung nicht zu sehr ausdehnen - der Jiingling verschleuderte auf diese Weise aus Liebe nach und nach sein ganzes Vermögen'; nicht formelhafte Beispiele ebd. S. 208. 225. 260. 266. 267. 275. 1 Vgl. unten S. 40, Fußn. 1; Beispiele für freie Parenthesen bei A. M. Peikovskij, Russkij aintaksis 3. Aufl., Moskau 1928, 464ft'. ' Zu nhd. 'hast du nicht gesehen' vgl. G. Burchardi, BB XIX 229; DWB X 1, 136 (vor b). Die Schnelligkeit driiclten auch aus die (unprünglich ebenfalls) parenthetischen Ausdrücke ncugriech. fx~ 8a ~ eig. 'hast du hast du nicht', plattdeutsch 'hess'n ne [nicht], so krichscn doch' (Wisser, Plattd. Volksmlrchen, Jena 1914, 212); schwcizcrd. roa.r gilt roa.r hält cig. •,._ giebatwas but du?'; zur Form des Einschubs vgl. auch nhd. (z.B. schwciz.) 'mir nichts dir nichts' für '1wvaf101cn, ohne um Erlaubnis zu fragen' z. B. etwas sich aneignen. 1

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-Heft 16, 1938, S. 263 b, beide Male unter 'Erlluterungssltze {Inhaltssitze, parenthetische Sitze)'. Aus der ersten Schrift sei ausgehoben die Stelle Was aber diesen Hofstallmeister(?) betrifft, (so ist) er, da er (eine Frau) aus der Familie der Königin hat - im Lande tJattiist die Familie der Königin hochangesehen - (nur) nicht ganz ein Schw(ag)er (?) von mir' 11 73-7s S. 11 mit S. 138, aus der zweiten '[Bemer]kst du bei einem ein Vergehen - daß vor der Gottheit einer sündigt oder [e ]iner [ir ]gendwelches (frevlerische) Wo[rt] ausspricht -, so befrage jeweils die Adelsgemeinschaft(?)!' III S9-6I S. 17 mit S. 183. Als äußeres Zeichen der hethitischen Parenthese gilt Sommer das Fehlen des satzeinleitenden nu; Ähnliches oben S. 14. Durch parenthetische Slt7.chen gegebeneOrtsbestimmungen wie im Altpersischen kennt das Hethitische so wenig wie das Akkadische 1• Vom Standpunkt einer allgemeinen Sprachbetrachtung wire es wichtig, den indogermanischen Befund mit dem Befunde anderer Sprachstämme zu vergleichen. Doch fehlen mir dafür die Kenntnisse, die über das Schweigen der Hilfsmittel hinweghelfen könnten. Immerhin ist C. Brockelmann in seiner Vergleichenden Grammatik der semitischen Sprachen im Gegensatz zur vergleichenden indogermanischen Syntax an der Parenthese nicht vorbeigegangen (er gibt jedoch nur Beispiele aus dem Arabischen; s. II 67of. § 463a) 2• Parenthese findet sich z.B. auch in Texten der Buschmannsprache3. Wichtiger als die bloße Vermehrung des indogermanischen Stoffes durch nicht-indogermanischen ist jedoch die Feststellung, daß nach dem vorläufigen Urteil von Kennern in andern Sprachen (z. B. dem Akkadischen) und in andern Sprach.c;dmmen (z.B. dem Sumerischen, Fin1 Als Hans Ehelolf meine Frage nach Parenthesen im Hethitischen beantwortete, schwebte schon ungeahnt der Schatten des Todes über ihm. Was Ehelolf wiaaenschaftlich bedeutete weit über die Hethitologie hinaus - zeigen manche Stellen auch dieser Arbeit; menschlich war er mehr. 1 Es sind meist formelhafte Einschiebsel wie 'ihr wißt es ja', 'siehst du'; wichtig ist, daß Brockelmann darauf aufmerksam macht, daß zuweilen ein solcher Satz an den Schluß tritt, z.B. 'weiß Gott'. 'Arabische Inschriften aus Iran und Syrien', dieE.Herzfeld in scinenArchäolog. Mitteilungen aus Iran VIII 78ft'. behandelt, enthalten als Schluß, aber auch als Einschiebsel Segenssprüche wie 'Allah mache stark seinen Sieg' oder 'A. mache sein Ende 'gut' und 'A. erbarme sich sein' (vgl. a. a. 0. 95 unten; vgl. dazu auch oben S. 14, Fußn. 3); eine Aufzihlung von Tieren wird unterbrochen von dem Satz 'Allah weiß es am besten' in einem arabilchenGedicht (in der genannten Zeitschrift IX 98). Ein Kenner islamischer Sprachen wird aus anderen Quellen und aus dem Leben mehr dergleichen anführen können. • Vor Jahren hat mir Prof. J.-J. Hess-v. Wyss in Zürich die Spccimens of Bushman Folklore collected by the late W.H. I. Bleck and L.C. Lloyd, London 1911, als Quelle besonden primitiver Anschauung und Ausdrucksweise empfohlen; darin vereinzelt Beispiele wie S. 17 'Therefore a baboon who feeding went past him - he who was an older baboon, - he was the machte mich für die Zwecke der vorliegenden one' etc. (ähnlich S. 21). Hr. Westermann Untenuchung auf die hottentottische Nama-Sprache aufmerksam; hier finden sich Sitze wie 'hier geht-er ist mein Freund' (= 'der hier geht, ist mein Freund'); 'Gesetz Hluptling hat gegeben, warum du hast übertreten?'; 'der •heute ich sah Manne rief mich' ( = 'der Mann, den ich mit Beitrigcn von heute sah, rief mich'); s. Lehrbuch der Nama-Sprache von K. Meinhof, H. Hegner, D. Westermann und C. Wandres, Berlin 1909, S. 6o 530 S. 95 5583. 84.

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nisch-Ugrischen, Türkischen, Chinesischen) Parenthese kaum begegnet, ja nach deren Artung dafür nicht einmal wahrscheinlich ist: logischer Aufbau und feste Wortstellung wirken der zufälligen Gedankenfolge entgegen (Prof. H. Ehelolf). Doch ist diese Feststellung kaum endgültig; denn auch die eben genannten Sprachen zeigen einzelne Erscheinungen, die im folgenden als verdunkelte Parenthesen aufgefaßt werden, z. B. die Apposition.

v. In den westeuropäischen Schriften hat man seit der Erfindung der Buchdruckerkunst versucht, die Parenthese visuell kenntlich zu machen1 • Der Hilfsmittel sind nur zu viele, und sie werden oft nebeneinander gebraucht: die Parenthese wird zwischen runde oder auch eckige Klammern, zwischen Kommata, zwischen sogenannte Gedankenstriche eingeschlossen; alle diese Zeichen werden aber auch in andern Anwendungen gebraucht, selbst der für wirkliche Parenthesen wohl zweckentsprechende Gedankenstrich, der eine etwas längere Pause angibt (engl. dash in etwas anderm Gebrauche) 2• Die mit den Alexandrinern beginnende griechische Interpunktionslehre konnte für die Parenthese die ö-rrocrnyµ>« (bzw. &vu-rr61«, ein Pausezeichen, verwenden. In einigen Sprachen ist parenthesiszur Bezeichnung auch der graphischen Klammer geworden: engl. parenthesis,span. parentesis, ital. parentesi,frz. parenthese,dän. parenthes,schwed.parentes,poln. parenteza, neugriech. ,rapEv-0-Eaic;vielleicht erst nach den westeuropäischen Sprachen 3 • 1 Nach dem Urteil von Handschriftenkennem fehlen unsere Klammem in den mittelalterlichen westeuropäischen Handschriften; dagegen waren die Setzkästen der Inkunabeldrucker reichlich mit Klammem versehen. In Niklas von Wyles Widmung zu der Übersetzung von Aeneas Silvius' Euryalus und Lucretia von 1462 wird der Gebrauch der Klammer erläutert: 'wo aber ain geschr1ft mit zwyen krummen strich/in ingezogen wirr ... so wirt die gehaissen parentesis nach dem /atine oder interposicio'. Eine Seneca-Handschrift von Montecassino wohl aus dem 11112. Jahrh. bei Franz Steffens, Lat. Paläographie, 2. Aufl. Trier 1909, Tafel 74, zeigt einige Male eine nicht geschlossene runde Klammer (zur Heraushebung ein2elner Stellen? die Interpunktion der Handschrift ist oft jünger); in einer Trierer Handschrift von 1339 sind mehrfach Sinnesabschnitte durch Punkt mit durchgezogenem senkrechtem Strich bezeichnet (ebd. Tafel 114). Möglicherweise hat sich aus solchen Vorstufen die Klammer in der heutigen Bedeutung entwickelt. Nichts findet sich über Klammem in den Elements de Paleographie par le Chanoine Reusens, Louvain 1899, S. 154-57. Alles nach Mitteilungen von Dr. Carl Wehmer von der Inkunabelabteilung der Preuß. Staatsbibliothek in Berlin. In antiken griechischen Inschriften und Handschriften (Papyri) begegnen die Zeichen > und ], teilweise in Verbindung mit der Paragraphos, zur Bezeichnung des Endes eines Distichons, einer Strophe; s. V. Gardthausen, Griech. Paläographie, 2. Aufl., II 403 (über andere, spätere Verwendungen ebd. II 406). Vgl. auch W. Larfeld, Griech. Epigraphik, München 1914, 202--05; '~VT. C,ya>.äc;,'laTopla TM'iiXXHv1K>ic; ypal\>>ic;.8caaa>.oviKH1934, 309. z Der Gedankenstrich wird auch z.B. bei Abbruch eines Satzes, sog. Aposiopese, gebraucht; vgl. 0. Behaghel, Deutsche Syntax II 451; aus dem Griechischen vgl. Sem. 7, 110 (auch eine scheinbar ganz brave Frau ist des Schlimmsten fähig) KC)(HV6Toc; yap 6.vSpoc; - ol Si yc!Tovri; xalpoua(1) 'denn wenn der Mann nur gähnt - die Nachbarn sind schadenfroh'). • Auch im älrem Deutschen (H. Schul tz, Deutsches Fremdwörterbuch II 343) und noch im heutigen deutschen Buchdruckgewerbe; dagegen hat das Russische wie das gewöhnliche Deutsche neben dem Fremdwort für die Figur ein einheimisches Wort für das Zeichen; das

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Orientalische und ältere europäische Schriften zwingen mangels jeder oder doch genauerer Interpunktion (oder infolge Beschränkung auf die interpunctioim engeren Sinne, d. h. die Worttrennung) zu einer weniger äußerlichen Bestimmung der Parenthese. Vom formal grammatischen Gesichtspunkt ist eine Parenthese ein grammatischer Hauptsatz, der den grammatischen Zusammenhang eines andern Satzes unterbricht. Der parenthetische Satz kann sich auf ein einzelnes Wort des Gastsatzes beziehen (besonders durch ein Pronomen oder Pronominaladverb); er kann auch eine sprachliche Andeutung des Gedankenverhältnisses enthalten (durch Partikeln und Konjunktionen)> was besonders im Griechischen und Lateinischen herrschend geworden ist 1• Doch ist beides nicht nötig: als ursprünglich ist vielmehr die asyndetische Eingliederung zu betrachten. Vgl. dazu und zum Folgenden die Beispiele oben S. 9ff. Nicht gleichgültig ist der Umfang des parenthetischen Satzes: er kann einwortig oder mehrwortig sein, er kann aus Haupt- und Nebensatz bestehen, sogar aus mehreren dieser beiden Satzarten. Wichtig ist auch die Fuge, die Stelle, an der der Einschub erfolgt: gemeinhin ist es eine Stelle, an der in der geschriebenen Sprache eine Interpunktion stehen würde 2 • Parenthesen zwischen Artikel und Substantiv, die vereinzelt in der griechischen Tragödie vorkommen (oben S. 17), sind literarische Manier 3 • Der geschriebenen Interpunktion entspricht in der gesprochenen Sprache die Pause (engl. auch interruption,stop); in der gesprochenen Sprache ist die Parenthese an der vorausgehenden und auf sie folgenden Pause kenntlich, wenn auch nicht durchaus eindeutig". Da Ccchische bestreitet beides mit eigenem Sprachstoff (im Englischen neben parenthuis auch round, square brackets für runde und eckige Klammem und bracu für geschweifte). Das Französische hat für die geschweüte Klammer den Ausdruck accolade (eig. 'Umarmung'), und Hatzfeld et deutsche 0- oder X-Beine werden auf Französisch du jambu m parmthiu. Darmesteter zitieren aus dem XV. Jahrh. 'une parcntezc ou syncoppc fait vcnir l'hcur ou le malhcur'. 1 Doch vergleiche auch ai. hi, awest. zi (oben S. 9ff.), apers. utd (oben S. n. 14); nhd. und als Einleitung einer Parenthese ist wohl durch lat. et (ThlL V 2, 891 f.) veranlaßt. Für Ka( als Verbindungswort der Parenthese gibt Nachweise Grünewald [oben S. 4) 32 (bzw. 246). • Vgl. darüber K. Helm in Beiträge zur Germanischen Sprachwissenschaft, Festschrift für 0. Bchaghel, Heidelberg 1924, uoff. (Behaghel, Deutsche Syntax IV 26o). • Ziemlich parallel läuft die ebenfalls literarische sog. Spreizstellung des Framösischcn: awc sur lafiguregrave un bon et doux sourire; s.L.Spitzer, IFXLV201 (W.Havers, Handbuch der erklärenden Syntax 145. 252). Zwei Beispiele aus Erich Schmidt bei 0. Behaghel, Deutsche Syntax III 537 § 1210 Anm. In der griechischen Tragödie kann auch die Folge Adj. und Subst. eines Sprechers durch eine Zwischenbemerkung des andern unterbrochen werden, Ol.A. ,rai&, Mo S' 4Ta XO. z.B. Soph. OC. 529 OI.A. ao-ra, ~ Su' fl lµoü (µb,)XO. ,r~ K01vä~&,rlf,>..acrrov&i&v~; vgl. dazu G.Kaibel, Sopholcles Elektra (Lcipz. "00 Zlii 01.A..µa~ 1896) 200; die Bezeichnung dafür ist &trn>..af,H(ebd. S. 26o, Fußn. 1. 273); vgl. die Verba 6"1>.aµJavra,&a1, (µrTa~) wo>..aµf,avuv 'einem in die Rede fallen'. • Ober die Pause im allgemeinen vgl. E. Sievers, Grundzüge der Phonetilts §§ 96. 100 Grundzüge der Phonctilt 1 §§ 109. 210. (lediglich über die phonetische Seite); 0. J espersen, 245 (Pause bei Parenthese); zur Pause bei Parenthese auch W. Havers, Glotta XVI II7 und Handbuch der erklärenden Syntax 22. 145; über die Pause beim Asyndeton G. S. Keller, DasAsyndeton in den balto-slavischenSprachcn, Heidelberg 1922, 31. [Vgl.jetzt auchDokumente zur Interpunktion curoplisc:bcr Sprachen. Göteborg 1939 S. XIV].

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die Pausen unter Umstlnden auf ein kleinstes Maß besclutnkt oder auch ganz unterdrückt werden können, ist noch wichtiger als sie die besondere (im allgemeinen tiefere, doch DUlJlcbmalauch höhere) Stimmlage, die den Einschub mehr oder weniger deutlich vom übrigen Satze abhebt 1• Manche Parenthese, die geschrieben oder gedruckt ungünstig wirkt, kann im lebendigen Vortrag durch die Stimmlage zu bester Wirkung gebracht werden. Die Grenze dafür bildet nur der Umfang der Parenthese, der beim Vortrag zur Dauer wird; die Dauer wird allerdings durch das raschere Sprechtempo der Parenthese verringert 2 • Doch ist gegenüber dem zu großen Umfang einer Parenthese das Ohr empfindlicher als das Auge, und leicht kommt man im Vortrag dazu, nach einer Parenthese den entgleitenden Faden durch Wiederholung eines vor der Parenthese stehenden Wortes oder durch ein Beziehungswort wieder aufzunehmen; zum lauten Lesen bestimmte Texte gehen darin weiter als die spätem Buchsprachen, die z.B. auch sogar in einem Gespräch von 'oben, und 'unten' sprechen statt von 'früher' und 'später' 3• All diese äußerlichen Erkennungsmerkmale, auch die außerhalb der geläufigen Buchgrammatik liegenden, können in bcsondem Fällen versagen; das Merkmal der Pause ist nur für lebende Sprachen sicher anzuwenden; für nur schriftlich überlieferte Texte muß es erst durch Vermutung gewonnen werden; gewöhnlich übcrtrlgt der Sprecher die Verhältnisse seiner eigenen Sprache auch darin unwillkürlich auf eine vielleicht anders geartete Sprache. In solchen Fällen kann nur ein inneres Merkmal dienlich sein: die Frage nach der innem Form, nach dem geistigen Inhalt der Parenthese. Die Parenthese enthllt eine Mitteilung, die kaum je unbedingt nötig, oft aber erwünscht ist, eine nlherc Ausführung zu schon Gesagtem oder eine zusltzliche Erklärung; auch ein Ausbruch des Affektes kann in parenthetischer Form auftreten. Der Inhalt kann schon durch die äußere Sprachform im allgemeinen angedeutet sein: meist hat die Parenthese die Form des Aussagesatzes; sie kann aber auch als Frage, Befehl, Wunsch, Zweifel auftreten. Die Parenthese ist also gedanklich ein beliebiger Zwischengedanke oder Nebengedanke, der sich in einen vor sich gehenden Gedankenablauf eindringt. Die später abgekommene Bezeichnung ' Die Stimmlage dünkt mich wichtiger als der'Ton',dcn Jespersen [s.S.31, Fußn.4] §245 in den Vordergrund rückt.Havers, Handb. [s. S.8,Fußn.2] 202 Uißt die Parenthese 'einen doppelten melodischen Sprung' verursachen. Bei Hippel 1793 (Kreuz- und Querzüge I 119) steht zu lesen: 'N. sagte ... etwas leise, wie in Parenthesi' (H. Schulu, Deutsches Fremdwönerbuch II 343). W. Wüst, Diss. [oben S. 9, Fußn. 1) p. IV und S.1 nimmt im Anschluß an Sievers, Deutsche Phonetik§ 676 und Saran, Deutsche Venlehre 98 für die Parenthese eigenen Rhythmus und eigene Melodie in Anspruch. 1 Vgl. zum Sprachtempo der Parenthese Havers, Handb. [s. S. 8, Fußn. 2] 27 (mit Verweis auf E. Fraenkel, IF. XLV 73ff.). 1 'So schließen wir uns denn gleich', sagte der Hauptmann, 'an dasjenige wieder an, was wir oben schon benannt und besprochen haben'. Goethe, Wahlverwandtschaften I Kap. 4. (32)

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'ein beiliiufiger Einfall' zeichnete das urtümliche Wesen der Parenthese als einer Erscheinung des sukzessiven oder assoziativen Denkens (Havers) 1 besser als der schließlich durchgedrungene Ausdruck -rrapw&t,.ri'f'1~,irapa01&nnc01~, Ö'lrOO'l&nnc~ genannt; s. R. Volkmann, Die Rhetorik der Griechen und Römer, Leipzig 1885, 501-03. • Goethes 'Denn' zu Anfang eines Gedichtes aus den 'Geheimnissen' setzt einen vorausgehenden Gedanken voraus (DWB II 948).

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In diesen Fillen liegt nilmlich eine ganz gewöhnliche Mesothese vor wie bei yap B 484ff'., oö yap ll 286 oben S. 15. Dazu können auch noch Beispiele gehören wie Hdt. I 14 fil, - oö8w yap µiya 4,r, aÖToü ~o lpyov lyMTo .... - TOÜTOV µw ,rapHaoµIV'aber - denn nichts Großes geschah von ihm ... -diesen wollen wir lassen,, IX 109 fil,_ oö yap 1-rrn&e - 818oi To ~poc; 'aber - denn er konnte es ihr nicht ausreden - er gibt ihr das Tuch,; Xenoph. anab. III 1, 24 fil, - Ya~ yap 1v.o, TaÖTa w&uµoün-a, - ,r~ TCi,viccöv µH 4vaµwcoµwfilouc; 'aber -. denn vermutlich denken auch andere so - laßt uns bei den Göttern nicht auf andere warten'; mit 1.>.'oö y6p o' l&O,co f,a>.611vTOtoÜTov16VTa>..6-&pK lm-i,rNo-ac;,fil' drµtaMv 'aber ich will dich, einen solchen Mann, ja nicht treffen dich heimlich belauernd, sondern oft'en', Aesch. Sept. 861 dr>.).c\;~ lbcouo' at& ... -&pm,ov 48c>..toiv· oÖKdrµt1ß6>..coc; oTµa,1..>..' Tpc&awin&kp ... a\'Hc; - TCXI1vxepo, ~. 'aber - denn in der Ebene der Troer .... Landes drum liegt in den Hinden das Licht (die Rettung)', Init Aposiopese bei fila, das später durch Tm aufgenommen wird. Auch in Kal y6p steht vom geschichtlichen Standpunkt y6p um eine Stelle zu früh. • Vgl. noch ebd. I Nr. 15 ('Vor einem großen Walde wohnte .. .'). 17 ('Auf des Königs Tafel ward alle Mittage eine verdeckte Schüssel gesetzt'). 20 I ('In einem Städtlein Romandia war ein Schneider gesessen'). 22 I ('In einer Stadt Franecker genannt, gelegen in Westfriesland, da ist es geschehen, daß •. .'). 32 II ('Im Geslinger Thal, da wohnt eine sehr reiche Wittfrau'). 62 ('In einem Walde lebte ein Mann'). 64 I ('Vor eines Königs Pallast stand ein prächtiger Birnbaum'). 67 ('Bei seiner Braut saß ein junger Prinz') sowie I Nr. 20 II ('An einem Sommermorgen saß ein Scbneiderkin auf seinem Tisch vor dem Fenster'). 22 II ('Einstmals hat ein Hausvater ein Schwein geschlachtet'). 43 ('Auf eine Zeit lebte'; ähnlich 76. 80). 75 ('Eines Tages ging ein reicher Mann spazieren an den Fluß'). (36)

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1. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

ein Komma folgen, z. B. Presquepartout, 1a commission d' enquite se heurtait au mauvais fJouloir des gens injluents. Jules Legras, Au Pays Russe, Paris 1895 (Ausgabe von 1913), 35; 9a et ld, eile •.• ebd. 36; D'un coupde langue, le cocher enlefJeses trois chefJauxebd. 39 1• Der Ort oder die Zeit können aber auch durch einen Satz angegeben werden, der gedanklich eine Prosthothese des folgenden bildet. Ein Stück in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm beginnt 'Es war einmal ein altes Schloß, mitten in einem großen, dicken Wald, darinnen wohnte eine alte Frau ganz allein' (1 Nr. 69); das aus Heinrich Stillings Jugend I 104--08 entnommene Märchen 'Jorinde und Joringel' hebt sich darin freilich gerade von fast allen übrigen ab. Das von Runge in pommerscher Mundart mitgeteilte Märchen 'Van denMachandel-Boom' beginnt(ebd. I Nr.47): 'Datisnu all lang her, woll twee dusent Joor, do war daar een riik Mann'. Im Sanskrit beginnen so oft Fabeln und andere Geschichten, z.B. asti Magadhadele Campakat,ati nämära,:,yätüI tasyäm usw. 'Es ist im Lande M. ein Wald 1,3 in Böhtlingks Sanskrit-Chrenamens C.; darin' usw. Hitopadesa 2 stomathie3 S. 168 Nr. 2 • Verblos erscheint der gleiche Typus für den Ort nicht selten auf der großen Dareiosinschrift von Behistun, vereinzelt auch opisthothetisch und wieder prosthothetisch für das Akkusativobjekt; die Beispiele sind schon oben S. 12f. erörtert. Die umständliche Ortsangabe in Satzform dürfte das Altere sein; vor Ausbildung der Kasus gab es auch gar keine andere Möglichkeit3. Die Zeit wird auf der großen Inschrift von Behistun regelmäßig durch einen besondern Satz angegeben; der herrBei Kühner-Stegmann, (Lat.) Satzlehre I 348ft'. II 613f. ist die Frage nach der Stellung nicht aufgeworfen. In der altindischen Prosa steht der Lokativ okkasionell (nicht habituell) am Anfang (Delbrück, Syntaktische Forschungen III 32), und so scheint es auch im Griechischen zu sein. In den iguvinischen Tafeln steht öfters die Onsangabe und nicht die Gottheit, der ein Opfer gilt, voran. Die serbokroatische Interpunktionslehrc ist von der französischen Weise, die sie übernommen hatte, später abgekommen (nach Mitteilung von Dr. G. Re ichenltron). 1 Ebenso Hi top. 1, 4 (Böhtlingk S. 171 Nr. 3). 2, 5 (B. 177 Nr. 10 asti ... nagaram; tatTa •• •). 3, 2 (B. 180 Nr. 15), 3, 5 (B. 182 Nr. 18). 4, 2. 3 (B. S. 187 Nr. 23/4). 4, 5 (B. S. 188 Nr. 26). 4, 7 (B. 189 Nr. 28). Es kann aber mit dem On im gleichen Satz auch eine für die Erzählung wichtige Person genannt werden: Hi top. 1, 8 (B. 173 Nr. 5 asti Känyalcubjavqaye rdjd Viraseno näma 'Es ist in der Gegend von Kinyaltubja ein König namens Virascna'); ebenso Hi top. 1, 9. 2, 3. 4. 9. 10. 12. 3, 3. 6. 4, 4. 6 (bei Böhtlingk a. a. 0. Nr. 6. 7. 8. 9. 11. 12. 14. 16. 20. 25. 27 S. 175ff.); variien Hi top. 1, 7 (B. S. 173 Nr. 4). 2, 2 (B. S. 176 Nr. 7). Die aus 76, 5 (bei dem Hitopadeh zuerst genannte Form begegnet auch im Kathäsaritsägara: Böhtlingk a. a. 0. S. 140, Z. 18). 77, 4 (B. S. 143, Z. 8), ist aber dem Metrum zu Liebe schon etwas geschmückt, noch mehr 75, 59 (B. S. 131, Z. 17). 83, 5 (B. S. 149, Z. 9). Wie in griechischen Fabeln (U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Griechisches Lesebuch I 1, 1ff.) fehlt auch in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm fast regelmäßig eine Ons- und Zeitangabe; einige Ausnahmen s. oben S. 36, Fußnote 2, und im Text. Gelegentlich wird die Onsangabe nachgestellt, z.B. 'Es ging ein armer Hirt an dem Ufer eines großen und ungestümen Wassers' (Brüder Grimm I Nr. 27; ähnlich I 28. 29. 35. 37. 49. 59. 61. 66. 68); mit dem gleichstehenden •Es war einmal' beginnt etwa ein Drittel der Märchen des ersten Bandes. • Vielleicht werden von da aus die auffixlosen Lokative der indogermaoiscbcn Sprachen ventindlicher, bloße Stammformen, die dann einmal nominativische Geltung gehabt bitten. Altindische Grammatik III 42f. Tatsachen und Literatur bei Waclternagel-Debrunner, 1

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Die Parenthese im engem und im weitem Sinne

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sehende Typus ist der von § 19 anämakahya mähyä II raulabiI fJakatä äha - aoafJä hamaranamakumä 'vom Monat A. waren zwei Tage verflossen, da lieferten wir die Schlacht' (so§ 18. 31; häufiger am Schluß passiv hamaranam krtam §25. 26. 27. 28. 35. 38. 41. 45. 46; so auch mit Sing.§ 36 garmapadahya mähyä I raula IJakatamäha - atJafJäJämh. k. 'vom Monat G. war ein Tag verflossen, da wurde ihnen die Schlacht geliefert'); in § 13 ... m,a{}ä•.• m,äjanam 'da erschlug ich' 1 • Besonders altertümlich wirkt dabei die Wiederholung eines vorhergehenden Verbs: § 11 xialJram hauv agrbayatä.

garmapadahya mähyä IX raucabisIJakatä äha - atJafJäxia{Jram agrbäyatä 'Die Herrschaft ergriff er [Gaumäta]. Vom Monat G. waren neun Tage verflossen, da ergriff er die Herrschaft'; wiederholtes Aktiv agrbaya § 50; in § 29 steht erst die Ortsangabe mit avadä hamaranam akunaod' 'dort lieferten sie die Schlacht', nach zwei weitem kurzen Sätzen folgt die Zeitangabe mit m,a{}äJämh. krtam 'da wurde ihnen die Schlacht geliefert'. In § 11 wird nach äha mit yadiy udapatatä 'als er abfiel' fortgefahren; nur in § 30 fehlt äha (bei einer besondem Form des Monatsdatums): Duraoäharahyamähyä Jiyamnam patiy m,afJäJämh. krtam 'vom Monat 8. beim ausgehenden [war es], da wurde ihnen die Schlacht geliefert' 11• Ganz gewöhnlich erscheint am Satzanfang der Vokativ; er kann jedoch auch ins Satzinnere eingeschoben sein oder am Satzende auftreten; im zweiten und dritten Fall schloß er sich im Indogermanischen, wie das Altindische zeigt, akzentuell dem vorangehenden Worte an. Der Vokativ zeigt also alle drei Stellungen der Parenthese im weitem Sinn, und er darf hier genannt werden, weil er syntaktisch wenigstens ursprünglich kein unselbständiges Wort ist: als Anrede wie als Ruf (Anruf und Ausruf) drückte der Vokativ zunichst einen abgeschlossenen Gedanken aus 3 • Nur für eine ganz ilußerliche Betrachtungsweise und für jüngere Entwicklungsstufen gehört also der Vokativ zur Wortparenthese, die man gern der bis jetzt allein besprochenen Satzparenthese gegenüberstellt. So gut wie die Vokative haben die Interjektionen, deren Bezeichnung schon oben S. 7 berührt wurde, ursprünglich Satzgeltung; sie gehen den Vokativen auch in der Stellung parallel'. Auch die sogenannten Vokativpartikeln sind ursprünglich selbständige Anrufe gewesen; sie sind 1 Über die sachliche Bedingtheit der verschiedenen Prädikatgestaltung s. Fr. W. König, Der falsche Bardija, Wien 1938, 157f. • Zur Datierungsfonnel s. E. Benveniste, BSL XXX 68-70; Meillet-Benveniste, Gramm. du vieux-perse 214. Im elamischen Text steht gegenüber IJakatä und IJakatam einheitlich l'i-ir-/µl; davor der Monatsname in der Form auf -na, in § 36 jedoch /car-ma-pad-da!. Das Element -na fehlt auch in§ 30 in elam. aal tuid anru-ir-ma-ir pu-in-lti-te-ma. 1 Ob man einem solchen die Satzgeltung verweigern soll (mit Hirt, Indogermanische Grammatik VII 4) oder nicht, ist eine Angelegenheit der Terminologie. • Dabei sei an die bekannte künstlerische Verwendung der Interjektionen erinnert: G. Kaibel bemerkt zu Soph. EI. u6o (S. 251f.) 'Trimeter werden in der Tragödie nicht selten durch einzelne Interjektionen wie ~ oder oTµo, unterbrochen, die außerhalb des Metrums stehen'.

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I. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

eine Art allgemeiner Vokative, die die Aufmerksamkeit erregen sollen. Bei 'he!' oder 'hallo!' braucht kein Vokativ zu stehen, und nach m,lat. ö, air. ä in m4v8pe~, ö mri, ä firu stand einmal eine Pause (Verbindungen wie cl, 4v8pe~ , c).-8-Hvaio,können ursprünglich sogar dreigliedrig gewesen sein). Echte Wortparenthesen scheinen jedoch vorzuliegen in den Erlluterungen oder Übersetzungen, die in Klammem manchen Wörtern beigegeben werden, z.B. 'er (Meyer)', 'Isf"ahän (Heerlager)'. Dies gilt aber nur für dasAuge; bei lautem Lesen wird man geneigt sein, in solchen Fällen das Schriftbild zu erkllren, also z.B. 'er (nämlich Meyer)' oder 'Isf"ahän (zu deutsch Heerlager)' zu lesen. Und bei näherem Zusehen zeigt sich, daß diese angeblichen Wortparenthesen abgekürzteSatzparcnthesen sind. Noch heute kann man in solchen Fällen 'd. h.' oder 'd. i.' usw. brauchen; das Griechische und Lateinische hatten gar keine andere Möglichkeit, und Alter sind wohl Einfiihrungen wie lS laTtv µ~cpµHm,µwov Mt 1, 23 (quod est interpretatum Vulg.) 1• Die Inder erkllrcn nicht nur in ihren poetischen Wörterbüchern, sondern auch im Dhätupätha durch ganze Sitze, nicht mit ihrem 'Anfilhrungszeichen' iti. Ent späte griechische Wörterbücher begnügen sich, das zu erkllrende Wort von der Erklärung durch eine Interpunktion zu trennen. Die Technjk unserer Wortlisten mit Erkllrungen war jedoch schon den Sumerqu bekannt und wurde von den Akkadem, von diesen von den Hethitern übernommen. Bei Verweisungen sind die J.>.ay,w,rova,v, rt,povpä1o 1-nla,; µicKo,;'die Götter bitte ich um Befreiung von dieser Qual, dem jahrelangen Wachdienst' beibringt. Hr. J ensen macht weiter auf Aesch. Ag, 109S µap,vplotcn yap TOIC78' hm!'ri-&oµa1'1 IU\QIOµIVQ Tallc l½>'~H 1alliaya,; 1 6'1rrG'öTl C7apKQ'ö 'diesen Zeugnissen traue ich, diesen weinenden Säuglingen, der Schlachtung und dem gebratenen lµol µrplµvac;, ,rcrrfk¼ Tp1,r6X10T.ov ohov, Fleisch' und Soph. Ant. 856ft'. ft'avaa1o la>..y11v0Ta-ra1o TOÜTl ,rpb,rallT~ 6\u'rfpov ,rlrrµov 'du rührtest an meinen schmerzlichsten Kummer, an des Vaten dreifachen Untergang und unsres ganzen Hauses Geschichte' aufmerksam. In attischen InGramm. schriften ist häufig ('E,r1yivo"'ö)lpyov 'Werk' (statt lpyov 'Werkes'); s. K.Meisterhans, der att. Insclu.3 203, 1644; W. Havers, GI. XVI 105f., wo S. 1o6ff. auch Beispiele aus andern Sprachen. Zur Auffassung solcher Fälle als Parenthese ist zu vergleichen, was Havers ebd. 117 aus dem französischen ("'1ux y.wc tabac d' Espag,,d) und Russischen zitiert.

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1. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

den ursprünglichen parenthetischen Nominalsatz erkennen, der sich gegenüber der gleichmachenden Konzentration immer wieder durchsetzt. Wie die selbständige Apposition, llßt sich auch das prädikative Adjektiv nach einem Substantiv auffassen: 'ein Morgen, rot und golden', eigentlich 'rot und golden ist er• oder •war er• 1 • Römischer Sprachgeist hat auch in das Gebiet der einfachen Apposition konzentrierend eingegriffen; im Deutschen heißt es 'das Wort Mannheit', im Latein wx 'Dirtütis(vgl. aber auch J. B. Hofmann, Lat. Syntax 375) und frz. la 'Dillede Paris. In der Degradierung selbständiger Sätze zu bloßen Satzgliedern hat schon 1910 Karl Brugmann wenigstens einen Ausgangspunkt des accusativus Graecus oder Akkusativs der Beziehung gesehen, der in seiner mechanisierten Form in wörtlicher Übersetzung geradezu grotesk wirken kann 2 • Ein Satz wie 8,a µiaou 81 TH~iro>.e~ {iti1t'OTaµ~ Ku8v~ 5voµa, eup~ Suo ir>.t&pcovllßt sich allerdings glatt wiedergeben als 'durch die Mitte der Stadt fließt ein Fluß, namens Kydnos, an Breite zwei Plethren'; die grammatische Übersetzung 'in bezug auf den Namen Kydnos, in bezug auf die Breite zwei Plethren' wirkt schon etwas befremdlich; aber ursprünglich verstand man 'ein Fluß, Kydnos [ist der] Name, [die] Breite zwei Plethren'. Die Obersten und Hauptleute der griechischen Söldner des persischen Thronprätendenten Kyros des Jüngern starben eigentlich doch nicht 'abgeschnitten in bezug auf die Köpfe'; das griechische 6:iroTµH-9-ivTe~ Ta~ Keta>.a~1-rc>.EUTHaav Xenoph. anab. II 6, 1 ist konzen- 6:irnµ1Hhcaaval K~a>.a(: der Satz, der von der triert aus 1-re>.EUTHaav Degradierung betroffen wurde, war eine Prosthese. Obersetzungstechnisch sind oft ein griechisches, lateinisches, altindisches, litauisches Partizip und ein deutscher Nebensatz gleichwertig; man löst die Partizipien der andern genannten Sprachen in deutsche Nebensätze auf oder verkürzt die deutschen Nebensätze für die Übersetzung in fremde Sprachen zu Partizipien. Daß die partizipiale Fügung entwicklungsgeschichtlich älter ist, ist im allgemeinen klar; mit wünschenswerter Deutlichkeit wird diese Entwicklungslinie durch die altindische und altgriechische Entsprechung der deutschen Sätze mit 'obgleich, obwohl' bewiesen: im Altindischen gibt es dafür nur die partizipiale Fügung, im Griechischen ist diese lange der herrschende und scharfe Ausdruck gegenüber e1 Ka( •wenn auch' geblieben. Solche Partizipialkonstruktionen sind also nicht aus ältem Nebensätzen hervorgegangen, wohl aber können sie an Stelle 1 Über die Entstehung von 'Satzkomposita' aus solchen Sätzen s. meine Griechische Grammatik I 454 (mit Literatur), auch Hirt, Indogermanische Grammatik VI 187. VII 22f. Man vergleiche dazu die oben S. 23 angezogene Stelle aus Beowulf 2778 und den Abschnitt 'Offener Bahuvrihi' bei W. Wüst, Diss. [oben S. 9, Fußn. 1) S. 6o-8o. 1 IF XXVII 121ff.; abgelehnt von Hirt, Indogermanische Grammatik VI 82f. (vgl.

206).

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Die Parenthese im engem und im weitem Sinne

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parenthetischer Hauptsätze getreten sein, wieder durch syntaktische Konzentration 1• Daß manche Arten von Nebensitzen aus Hauptsätzen hervorgegangen sind, ist seit Ludw. Lange eine grundlegende Erkenntnis syntaktischer Forschung. Es ist jedoch kaum beobachtet, daß auch ein parenthetischer Hauptsatz leicht in einen Nebensatz übergeht und so wenigstens seinen grammatischen Charakter verliert. Ob man 'man sagt' oder 'wie man sagt', Xiyou01 oder ~ Xiyoue7t sagt, macht sachlich keinen Unterschied; dieser liegt in der geringem oder größern syntaktischen Geschlossenheit des Satzes; gedanklich wird durch die grammatische Eingliederung nichts gelndert. Von diesem Gesichtspunkt aus erweist sich also die Bestimmung der Parenthese als eingeschobener Hauptsatz, von der oben S. 3 I die Rede war, nicht nur als ungenügend, sondern als unrichtig: es gibt auch parenthetische (oder prosthetische) Nebensätze. Die antike Rhetorik hat gewisse Relativsitze als Parenthesen betrachtet 2 • Aber auch Sätze mit hrd können so erscheinen 3 • Und schließlich wird die bekannte Entwicklung des Demonstrativs zum Relativ noch besser v~tändlich, wenn man dafür die Parenthese im weitem Sinne in Rechnung stellt'. t Hinter einem Beispiel wie tacn~ ol aöi-ol oö-ro,, iµol µiv oö fflOTQ>Jyov-nc;,TOV,&tov aöi-ov ~n-äv KT>-.'es sagen die Gleichen, mir nicht Glaubhaftes aussagend, der Gott selbst gehe usw." Hdt. 1 182 kann oö-ro, -iµol oö mOTa >..tyouo,-Tov f. KT>... gestanden haben. Meillet, MSL XIV 23f. erklärte z.B. ai. JuJstad bibharti niit~ 'wer trägt dies jetzt?' aus Kombination von qui apporte? und qui at actuel? Hirt, Indogermanische Grammatik VI 196. VII 82ff. sieht im partizipialen Ausdruck das Ältere; wenn, wie wahrscheinlich, >..tyoVT-1und >JyoVT-cc; Eins sind, war oö mOTa >Jyon'(i) einmal 'nicht Glaubhaftes sagend (sind sie)'. • So 8,np Kai a>..~ ö-n-apx11 an der Hermogenes-Stelle ,r. l&. I 12,288 oben S. 6; vgl. lat. (id) quod bei J.B. Hofmann 625. 718. Tiberius fig. 48 (III 81 Spengel) gibt für die ,rapq.iTa TOÜ,rOTaµoü ~>..K drei Beispiele; zum zweiten (Hdt. I 6) bemerkt er in-aü&a ,ra~>..HTat 'hier ist eingeschoben die Stelle vom Fluß', zum dritten (E ur. frgm. 228 Nauck) ol yapTpcic;mpl TOÜ,ro,-aµoü rnxo, mptTTol 'die drei Verse über den Fluß sind überflüssig': damit sind bei Herodot die Worte ~ bis ,roVTov,bei Euripidcs ~ bis al-&fpagemeint. Vgl. auch die Relativsätze bei Herodot l 145 c)..lyal,h, tj Kpäftc; "lt'OTGµOt; lima~ {a,,, li,r' 8Tcu ~ h, 'ITa>..!1;1 ,rOTaµoc;TO TMVKT>..., Kai ... "ü>>..1voc;, h, T..., Kai ... Tpn-a,,~, ot KT>... 5~a (c,xt, Kal SoüpaKai '€>..IKN 1 ic;; 'Aigai, wo der das ganze Jahr fließende Fluß Krathis ist, von dem der gleichnamige Fluß in Italien den Namen erhielt, und Bura und Helike, in das ... , und Olenos, worin ... , und die Gemeinde der Tritaier, die .. .' Für cbc;vgl. Hdt. I 60 cbc;lycb 11',plO'l 'wie ich finde', I 152 cbc; µe,iµol 80Kfo 'wie mir scheint'. In Goethes Wahlverwandtschaften II Kap. 9 steht 'denn ob er gleich Alles, was die Baum- und Küchengärtnerei betraf . . . zu leisten verstand, - wie denn überhaupt Einem vor dem Andern dieses oder jenes gelingt - ob er schon .. .'; in den Schweiz. Volksl. II S. 115 Str. 2, 'ist grad derselbig Ludi [der Luzerner Ludwig Pfyffer, der ungekrönte Schweizerkönig] - wann's ist wie ich hab g'hört - der darzu hälfen wurdi, daß ein Eidgooschaft wurd zentört'. Vgl. auch altisl. [,ulat oben S. 21. • Vgl. Classen [oben S. 3) 8. War z.B. iiret AA~v, hnov einmal durch Gliederungsverschiebung aus bm - AA~v - hnov 'darauf - sie waren gekommen - tranken sie' entstanden? bnl kann das gleiche sein wie die beiden ersten Silben von '1r11Ta (vgl. 1TTa); ion. bnn-1 steht neben i,rc{ wie 8c; Tl neben 8c;. • Beispiele wie ~>..nv ayp,a "lt'QVTa, TQ Tl Te'~ o(lpco,v 6>..,cE 52 oder >..nouo,v lotKOTtc; • . . A aucrl Kairpo,oiv, Tciw Tl aiHvoc; o(II( li>..a,ra&v6vE 783 lassen sich parenthetisch fassen, ob man nun Tl als 'und' oder anders nehme: 'zu treffen alles Wild - das nährt in den Bergen der Wald' und 'gleichend Löwen oder Ebern - deren Kraft ist nicht gering'. Ersetzung des Relativpronomens durch ein Demonstrativ- oder Personalpronomen in mehrgliedrigen Relativ-

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1. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

Die Parenthese im engem und die im weitem Sinne, die hier Prosthese Anagenannt wurde, berührt sich gelegentlich mit dem Anakoluth. koluth bezeichnet die logisch und grammatisch nicht folgerichtige Führung eines Gedankens, die zum Wechsel der grammatischen Konstruktion innerhalb des Satzes oder zum unvollendeten Abbruch einer begonnenen Konstruktion führt. Die Parenthese kann ein Anakoluth in diesem Sinne veranlassen 1, ist aber selbst keines, sondern eben der sprachliche Reflex der Kreuzung eines Haupt- und eines Begleitgedankens. Beide Erscheinungen dürfen als Kennzeichen volkstümlicher und urtümlicher Rede gelten; beide hat aber auch noch entwickelte Stilkunst bewußt zu verwenden gewußt. Das Anakoluth mußte mit der Entwicklung des Satzbaus zum kunstvollen Periodenbau bei Ungeübten häufiger werden; es wuchs aber auch der Widerstand dagegen, so weit es nicht als Kennzeichen volkstümlichen Stils gebraucht wurde. Die Parenthese oder noch besser die Prosthese war einmal in den indogermanischen und wohl auch in andern (Flexions-) Sprachen geradezu ein Ausdrucksmittel. Der Prolog von Euripides Orestes arbeitet in seiner ersten, zeitlich zurückgreifenden Hälfte stark TU)(Gc;- Ätl>c; mit landläufigen Parenthesen: 0 yap µaKaptoc;- KOÖK6v11S{z;co ,rrl\>uKchc; 'denn der götterbeglückte - und nicht schmähe ich sein Geschick - Zeussohn' V. 4f., 'c).Tpfcoc;Sf - Tac; yap lv µfacp a,ym -ruxac;0 KArtvoc;- d SH KArtv6c;- 'c).yaµfµvcov 11\>u'Von Atreus - was nämlkh dazwischen liegt, verschweige ich - entsproß der berühmte - wenn er's ist - A.' V. 16f. Zu den zwei Mesothesen kommen zwei Opisthothesen: - T{ T' lfppKT' &vaµETpHaacr&a,µr Sri; r&a,ars• ow vtv Tftcv' &,roKTdvac;'c).Tpwc;·'-was soll ich Unsagbares zurückverfolgen? es bewinete ihn also Atreus nach dem Kindermord' V.14f. (wobei die rhetorische Frage durch den folgenden Satz aufgehoben ist, also nur die gespannte Erwartung steigert); A ,r6aiv •.• fKTrtvrv- covs• ~aTt 1 ,rap,&fvcp ~fyuv oö K~6v· lm Toii-r' &aat~c; lv KotvcpaKo,rr'iv 'die den Gatten erschlug - weswegen ist für eine Jungfrau nicht schön zu sagen: ich lasse dies unbestimmt auf sich beruhen' V. 26f. (wobei dem Hörer die Deutung der Anspielung überlassen bleibt). Eine Opisthothese steht auch noch in der zweiten gegenwartsnahen Hälfte des Prologs: µav{a,atv - 6voµaz;rtv . yap alSoüµa1 -8-rac; €öµrv{Sac;, aY T6v8' ltaµt~ooVTat 11>61¼> '(das Mutterblut) treibt ihn im sätzen oder Weglas~ung des Relativpronomens an der zweiten oder dritten Stelle findet in den griechischen Literatursprachen wirklich statt, aber bei Homer und noch später erklärt sich die Erscheinung oft auf natürliche Weis~ als Opisthothese; z.B. steht A 78 ~ µiya 'ITaVTc.ov ',).pyclc.ovKfX1ThtKai ol 'ITIHtoVTat•~xa1ol im zweiten Satz nicht ol für cl.'l1,sondern mindestens die ursprüngliche Auffassung läßt sich andeuten durch die Schreibung 8~ µ. 'IT.•~. Kf>·- Kai ol ,,., •~. Rohstoff bei Kühner-Gcrth II 431-434, klassifiziert, doch ohne Erklärung, bei Ch. Mugler, L'evolution des subordonnees relatives complexes en grec (Publications de Ja fa.:ulte des lettres de l'universite de Strasbourg fsc. 87), 1938, 100-116. 1 Nur in diesem engem Sinn läßt W. Havers, Glotta XVI 111 (vgl. 114) den Ausdruck Anakoluth gelten.

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Wahnsinn - denn die göttlichen Huldinnen scheu ich mich zu nennen, die diesen um die Wette schrecken' V. 37f. (womit die furchtbaren Göttinnen doch genannt sind). Was innerlich Parenthese ist, erscheint in der Form eines Nebensatzes in cb~ Myouat V. 4 und 7; dazu gehören auch die Relativsätze q, crriµµaTo ~>1vaa' nrit1yivEta T' 'H>.Et.~po~, oYla~>.,airOO"cnv II .586f.). Vgl. auch gricch. ST, vor, sskr. iti nach der direkten Rede. • Von flexivischen Erscheinungen braucht den entsprechenden deutschen Ausdruck 'Übcrb:oo:ttichnung' W. Horn, Neue Wege der ~_prachforschung (Die neueren Sprachen, Beiheft 32, 1939) 4, und häufig die hybriden Ausdrücke 'Ubcrcharakterisicrung', 'übcrcharakterisicrt' in seiner Schrift Sprachkörper und Sprachfunktion 2. Aufl., Leipz. 1923, z.B. 22. 25. 49, neben 'zu stark charakterisiert' S. 70. • ~la ist nicht altgriechisch, wohl aber ~>.it (syn. Ö'lrtptK1tTC001~)und für das Adjektiv vorbildliche Komposita wie ömpa,6>.,~, -Mipt~ u. a. von den Tonarten, lfll'tpa-rt'•K~ von der Sprache. Wie öirtp- in solchen Zusammensetzungen wird auch lat. super- gebraucht (vgl. superbw), nicht aber ai. upari. Im Indischen steht dafür ati, womit atiprasanga- m. 'Weitschweifigkeit', atilaya- m. 'Übertreibung' gebildet sind (letzteres auch in stilistischem Sinne; a. Da!;l4in's Poetik 1 ed. Böhtlingk, 2, 214-:-20). (4)

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1. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

griechische -rrXeovaaµ6~ wiedergaben, in der Spätzeit übersteigert: statt abundantiabraucht die christliche Latinität auch superabundantia (wie h-1p,rep1aao~, --rrep1aaruc.o -1rXeov~c.o), freilich nicht von der Sprache. Wie in der früher an dieser Stelle vorgelegten Arbeit über die Parenthese 1 scheint es mir auch hier wieder angebracht, den reinen Grammatiker und den reinen Stilforscher auf die Einheit ihres Gegenstandes hinzuweisen; der Pleonasmus gilt zur Zeit sogar in noch höherem Maße als die Parenthese dem Nur-Grammatiker als eine lediglich stilistische Angelegenheit. Auch wenn einem statt des Terminus •Pleonasmus.enmv usw. (im genannten Index ~OI mit überschießendem apepov 1')6/7) vgl. z.B. tf y1 Ti; ,ro1HT1Ki,l awTat11 ~Tal Kai 0->.el,mv Kai 1r>..10~11v synt. 162,6 Uhl., ol 1r01HTali>..>..1l1rouO'I ~O'EO'lv (zu 11.VI 2) adv. 199,20, irapa 1rpo&co11~ 0->.eliroVTa~HµaTa (z.B. ""ar.,a = ,rapccrn) adv. 136, 25, lav 0->.e{m;c c!i~ (seil. ovv8eaµ~) aw8. 225, 27, KlivÖ->..el~ TO , (in Ht1 J{Ht1v) adv. 165, 18, ,r~ oöxl KaTl'iT6v8e TOV>..6yovt't lµio Kal oio 0->.el,roucnTq>1; pron. 65, 25. Für die lateinische Grammatik vgl. ThlL. I 229, 6 (abundantia). V 1,821 f. 2,397 es heißt z.B. ~

(d#ractio, elli'psis). • Vgl. besonders Berneker, Arch. f. slav. Phil. XXVI 481 ff., neuerdings Hirt, gcrmanilchc Grammatik VI 91. 134, VII 30.

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lndo-

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1. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

•sparsamkeit im Ausdruck, 1 oder kurz 'Ersparnis, drang nicht durch, wohl auch weil sie an Stelle der bloßen Feststellung, die im alten Terminus liegt, eine Erklärung enthilt, die nur sekundärin Frage kommt. Doch wurde dabei die Ellipse wesentlich auf das syntaktisch-stilistische Feld eingeschränkt2. Man könnte nun daran denken, auch Pleonasmus in der alten, immerhin von Schlacken befreiten Geltung wieder aufzunehmen. Dagegen spricht aber außer dem, was schon oben S. 4 ausgeführt wurde, noch ein äußerer Grund: neben dem Ausdruck Hypercharakterisierung sind auch Ausdrücke wie Doppelcharakterisierung und Untercharakterisierung möglich, während entsprechende Bildungen von Pleonasmus aus befremdlich und unscharf wirken würden 3• Dazu kommt noch, daß der Begriff der Überschreitung eines Maßes_ einer Norm, der in Hypercharakterisierung liegt, an sich dem bloß quantitativen Begriff von Pleonasmus überlegen ist. Von Pleonasmus statt vonHypercharakterisierung zu sprechen, wird selbst in einem Falle, in dem es sich ausgesprochenermaßen um Quantitatives handelt, heute niemand mehr geneigt sein, nämlich im Falle von gewissen Dehnungen oder Quantitätssteigerungen. Dabei fallen überhaupt ·außer Betracht solche, die eine besondere lautliche Begründung haben wie die sog. Ersatzdehnung (womit nichts zur Verteidigung der dem Terminus zugrunde liegenden antiken Auffassung gesagt sein soll). Als Hypercharakterisierungen kommen vielmehr nur Dehnungen oder Quantititssteigerungen ohne besondere lautliche Bedingungen in Frage, die alsAuslautsdehnungen, als rhythmische oder expressive Dehnungen bezeichnet werden; man könnte sie in ihrer Gesamtheit hypercharakterisierende Quantitätssteigerungen nennen. Dies sind bei Vokalen Fälle wie idg. *ne und *ni, *nu und *nü, pro und pro u. ä., ai. -tari,jahi, wozu ursprünglich wohl auch die Nominative auf -in, -on,-er,-ör, Verba wie µHvam, cb&imgehören. Das Gegenstück zur Quantititssteigerung von Vokalen bildet die Konsonantendehnung, die als 1 So nennt H. Paul, Prinzipien der Sprachgeschichte, seit der zweiten Auflage (1886) aein Kapitel XVIII, in dem er dafür eintritt, die Ansetzung von Ellipsen auf ein Minimum einzuschränken. Man vergleiche damit z.B. die Darstellung VOil Noreen-Pollalt, Einführung in die wissenschaftliche Betrachtung der Sprache. Halle 1923, 265-74 (mit Literatur). Geschichtliches bei Delbrück, Vgl. Syntax III 112ft'. . 1 Im Gegensatz zu Paul spricht Brugmann, K. vgl. Gramm. 291. 451. 689ft'. außer von 'Ellipse' oder 'Auslassung' im allgemeinen auch von 'Lautauslassung, -cntziehung' (z.B. 'Bahn' für 'Eisenbahn', 'Frieda' und 'Rike' für 'Friederike'). Ellipse im weitesten Sinne besteht darin, daß etwas, was nach dem dabei allerdings schwankenden Sprachgefühl ausgedrückt sein sollte, dem Verständnis des Hörers überlassen bleibt. Dazu gehört auch die 'Aposiopesc' (eines Satzgliedes, z.B. in quos ego, aber auch eines Nachsatzes). Da dieser Ausdruck in dieser engem Anwendung !chon festliegt, müßte man für das Ganze 'Aposigcsc' wählen; besser scheint mir aber 'Suppression' (Unterdrückung), für einzelne Pille Untercharakterisierung. Doch ist hier nicht der Ort, auf die Ellipse genauer einzugehen. • Gelegentlich spricht J. B. Hofmann, Lat. Synt. 823 o. von einem 'Doppclpleonasmus' im Sinne von zweimaligem Pleonasmus an zwei Wörtern einer Wortgruppe.

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Sprachliche Hypercharakterisierung

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expressive Gemination in neuerer Zeit ein bevorzugter Begriff der indogermanischen Sprachwissenschaft geworden ist 1 • Damit sind schon wichtige Fille von lautlicher Hypercharakterisierung, die immer auf einem affektischen Moment beruht, vorweggenommen. Es sind auch schon Beispiele genannt, in denen meiner Meinung nach die lautliche Hypercharakterisierung zu einem morphologischen Mittel geworden ist, ähnlich wie die wortwörtliche Wiederholung in der ~eduplikation 2• Hypercharakterisierend kann aber unter bestimmten Bedingungenauch der ganze sprachliche Vortrag werden durch übergenaue Artikulation, besondre Intonation, staccato; man denke z.B. an den Unterschied zwischen genau und gemessen gesprochenen Anrede- und Grußformeln (z.B. 'gu I tenl Mor 1 gen Imei Ine IHer Iren') und der üblichen ungenauem und raschern Aussprache8 oder an Doppelakzentuierungen wie 'tadell6s', ausgeschl6ssen'4 • Wie die Reduplikation sind auch die Iteration und die Paronomasie bereits erwähnt. Es soll in diesem allgemeinen Überblick über die Reichweite der sprachlichen Hypercharakterisierung auch nicht näher auf die genannten besondem Erscheinungen eingegangen werden, mit einer Ausnahme. Es gibt neben der etymologischen Paronomasie auch die unetymologische Parasemasie, wie man wohl sagen muß. Darunter möchte ich nicht sowohl die sog. suppletive Paronomasie in Fällen wie 68ov Uva, verstehen, fllr die ich auf frühere Ausführungen verweisen kann 5, als die Koordination (auch Subordination) oder Konfrontation, Kontrastierung Zur Dehnung auslautender Vokale vgl. Wackernagel, Das Dehnungsgesetz der griechischen C.Omposita... Basel 1893 (und Altind. Gramm. I 31off.); Brugmann, Grundr. 2 I 49!if. und Kurze vergl. Gramm. 145, Anm. 4 (1); Meillet, Introduction ä l'etude comparative des Janguesi.-eur,7 139f. Von der expressiven Konsonantendehnung fand zunächst nur die in Onomatopöien und Koseformen vorliegende Beachtung (vgl. z.B. Brugmann, Grundr. 2 I 817). Doch vermutete Brugmann, Verschiedenheit der Satzgestaltung usw. (Berichte.,, der Sächs. Gcs. der Wiss. LXX Heft 6. 1918) 25, Fußn. 1, auch in griech. lppc'affektische Gemination'; diese Anschauung ist weit ausgedehnt von Meillet, Academie des inscriptions et helles lettres. C.Omptesrendus 1926, 44-48 (Idg. Jahrh. XII 36 Nr.35); vgl. auch z.B. Meillet bei Graur, Les consonnes geminees en latin. Paris 1929, 10 f.; Meillet, Introduction etc.7 132; ferner Wissmann, Nomina postverhalia ... I Hioff. (wozu 6K)(icobei Schwyzer, Griech. Gramm. I 717, Fußn. 4), Äußerlich ähnlich sagt schon Apollonios Dyskolos ,r>.,ovaaaaa, o~v xp6vq, 1>.>.mroucn Kal ~ livacrrp~i;i c:bl;A KaTal, Ö'll'al Kal al TotaÜTa\ 444,4 Uhl. • In vereinzelten Fällen liegt nicht sowohl Hypercharakterisierung als vielmehr (zunächst graphische?) Neucharakterisierung vor: nhd. 'Nachbar' steht statt 'Nachher' (vgl. schweiz. näxl»r) aus mhd. niichgebür ('Neubert' und 'Neugehauer' sind wohl der gleiche Familienname); nhd. 'Bräutigu.1' ist nach mundartlichem Brigg,m (so Basel) u. il. ebenso zu beurteilen (zum mittlern '-i-' vgl. 'Nachtigall'). Vgl. u. S. 20. • Zu vergleichen ist, was 0. J esP.erscn, Die Sprache, ihre Natur, Entwicklung und Entstehung. Heidelberg 1925, 261 als 'Ubertreibung aus Erregung' (im englischen Original S. 276 'Emotional &aggeratioos') bespricht. Über besondere lautliche Gestaltung von Affektwörtern s. W. Horn, Neue Wege der Sprachforschung (Die neueren Sprachen, Beiheft 32. 1939) 22 und Anmerkung 17. • Im Französischen wird statt dessen der erste Konsonant eines Wortes länger ausgehalten, z.B. c'ut i"f01l"'}able (A. S~chehaye, Essai sur la structure logique de 1a phrase. Paris 1926, 1

127, 1).

• Abb. der Preuß. Akad. 1940, Phil.-hist. Klasse Nr. 7 S. 10 f.

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1. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

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von semasiologisch verwandten Begriffen, z. B. die sog. Synonymenbalt.üung wie in griech. (Homer und Attiker) ,r~w aö (ao&,c;)'wieder zurück' oder in der altlateinischen Gebetsformel prohibessisdefendas m,emmcesque Cato agr. 141, 2 oder in der umbrischen Sakralformel futu Jans pacer pase tua 'esto favens propitius pace tua' 1• Dazu gehört manches, was man etwas summarisch als Ausdrucksverstärkung bezeichnet. Es treten dabei für den gleichen beherrschenden Gedanken gleichzeitig verschiedene sprachliche Ausdrücke ins Bewußtsein und über die Lippen. Dies zeigen besonders auch Verbindungen von Präpositionen ähnlicher Bedeutung, z. B. hom. &µft,l,rep( {bzw.&µft,11rep(), Ö'n'Et< u. a., in Prosa griech. 4'1fol&o>ic; lvEKa 2 Thuc. VIII 92, 9, Tfvoc;8H xap1v lvetKVKV zunächst nicht einfach 'um die Quelle herum', sondern 'zu beiden Seiten [der Quelle, viehnehr] um die Quelle herum'. So läßt sich auch Suaaµµo~ (Wackerna gcl, Vorlesungen über Syntax II 294 f.) verstehen (der Sprechende rektifiziert Suaµ~ in!!µµ~). Ein ihnlichcr Fall ist für das Zahlwort vermutet in meiner Griech. Gramm. I 591, Fußn. 6. Besondere Voraussetzungen haben tautologische Komposita wie nhd. 'Lindwurm', 'Windhund'. 1

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Sprachliche Hypercharaktcrisierung

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Während in Beispielen lexikalis,::her Art Hypercharakterisierung beinahe in beliebiger Menge und auch in beliebigen Formen auftreten kann, in Wendungen,die sich oft bald abnutzen und dann leicht erneuert werden, ist syntaktische Hypercharakterisierung beschränkter, aber auch wichtiger. Von ihr mag hier etwas eingehender die Rede sein. Ein besonders bekannter und, wie es scheint, unmittelbar begreiflicher, dazu in den verschiedensten Sprachen (aber doch nicht in allen) verbreiteter Fall ist die sog. pleonastische Negation. Dazu gehört freilich nicht die iterierte Negation wie griech. µH µH oder der bekannte Ruf der Ungarn nach 1918 nem, nem, soha 'nein, nein, niemals!• oder nhd. 'nie und nimmer• 1• Ebensowenig gehört im Grunde hierher die Folge 'nicht': •weder - noch• o. l. 2 - umgekehrt ist es anders 3 - und auch nicht eine Folge von 'nicht' in 7-US&rnrnengezogenen Sitzen - eine Erscheinung, die viel weiter reicht, als 4 man zunichst denkt • Wohl aber bilden den Paradefall Ausdruckweisen wie in volkstümlichem Deutsch •er tut niemand nichts• oder ahd. dö där niuuiht ni uuas im Wessobrunner Gebet oder russ. nikomuzla ne dilaem 'ich tue niemandem nichts (eigtl. 'nicht') Böses•: hier stehen im gleichen Satze zwei Negationen, die sich verstärken, nicht aufheben (wie die Logik verlangt), von denen also eine zu viel ist. Ferner erscheint eine logisch überschießende Negation in einem Nebensatz oder bei einem Infinitiv oder Partizip nach Ausdrücken, die formell oder inhaltlich negativ sind (z. B. 1 Die Lesart, die Mt. 5, 37 lcrrcoM IJ A6y~ Öµci>v(auch klassisches) val val und (sonst nirgends bezeugtes) oO oG vorschreibt, ist zwar durch eine bessere ersetzbar (s. Blass-Debrunner, Neutest.Gramm. 6 § 432, 1), steht aber noch bei Nestle 1927, wird von PreuschenB au er 883. 981 vorgezogen und von alten und neuen Übersetzern wohl oder übel wiedergegeben : lal. ut est, non non, frz. oui oui, non non, italien. sl sl, no no, port. sim sim, näo näo, span. d d, no no,oberengad.schi schi, na na, rumän. a1a afa, nu nu, got.jaja, ni ni (noch in der Zürcher Bibel von 1931 'ja ja, nein nein'), isllind. jd jd, nei nei, holl. ja ja, ntm neen, aksl. ei ei i ni ni (russ. da da, net net, poln.jestjest, nie nie, f«h.jistljistl, nikoli nikoli), lit. talp taip, ne ne, ir. a seadh a seadh, ni headh nl headh, manx she she, cha nee cha nee, cymr. ie ie, nag I, nag I, breton. ia ia, nann nann (wozu Kollege L. Mühlhausen auf E. Ernault, Rev. celt. XIII 346-60 verweist). So verfahren nach gefälliger Mitteilung von Dr. M. Johannessohn auch nicht-indogermanische Übersetzungen: syr. 'in 'in 1#-lä'lä', äthiop. 'hoa 'hoa roa ... 'albo 'albo, kopt. sahid. 'ense 'ense emmon •mmon, kopt. bohair. u ( • ein) aha aha •mmon •mmon Auf die andere Lesart führt armen. aym ays ew ~ 09(dazu auch die Variante Taval val Kai TaoOoG bei Nestle); vgl. Taval val 1µev(etSoµev), z. B. &X>..!ye vüv 1-&uc;K( E Nmopoc; l,nr0Saµo10· 1'8oµw Od. 3, 17. Ähnlich kann ,repbei konzessivem Partizip durch Sµ~ gesteigert u. ä. im Grunde hypercharakterisierte werden 2• Daß oo-roc; Si, &X>.'oo-roc; Ausdruckweisen sind, zeigt die Tatsache, daß auch in geschichtlicher Zeit das anaphorische Demonstrativ ohne die Hilfe einer Partikel der Satzverknüpfung dienen kann; z.B. die Römer sind meistens beim bloßen Anaphoricum geblieben, was in besonderem Maße gilt, wenn man mit Recht vermutet hat, daß auch das anknüpfende Relativ des Lateinischen ein altes Anaphoricum fortflihrt 3 • Und schließlich bedeutet schon das satzverknüpfende Anaphoricum allein ein Plus. Genau gleich steht die Fragepartikel zum Fragesatz. Wie schon aus dem Vorhergehenden hervorgeht, haben nicht alle Sprachen in gleicher Weise Neigung, bestehende Möglichkeiten der Hypercharakterisierung auszuschöpfen. Es haben jedoch gar nicht überall und immer genau die gleichen Möglichkeiten bestanden; so haben sog. Artikelsprachen eine Gelegenheit mehr gegenüber Sprachen, die keinen bestimmten Artikel entwickelt haben. Freilich wird hier Hypercharakterisierung teilweise nur vorgetäuscht durch Auffassungen, die durch geläufige Übersetzungsweisen hervorgerufen sind. Man übersetzt z. B. att. af81 a1 vHec;sachlich richtig durch 'diese Schiffe', und nach solchen Übersetzungen ist der Artikel a1 pleonastisch; die das griechische Sprachempfinden wiedergebende Übersetzung wäre vielmehr 'diese, die Schiffe' oder 'die Schiffe da'" (frz. ces navires-ci). Dagegen zeigt allerdings der neugriechische Typus l> KCV\~ l> livSpac;'der gute Mann' einen überschüssigen Artikel vor dem Substantiv, der aber nicht als solcher beabsichtigt ist, sondern sich aus der zugrunde erklärt, liegenden Fügung mit Nachstellung des Adjektivs l>!vSpac;l>KCV\Oc; 6 die schon altgriechisch ist • Umgekehrt •fehlt« für die Übersetzung in moderne Artikelsprachen der Artikel in ffAtoc;'die Sonne', YH 'die Erde', in nhd. 'auf Erden' usw.: in Wirklichkeit ist hier die Determination, die solchen Begriffen an sich inhäriert (vgl. lat. sol, terra usw.), nicht ein zweites Mal durch den Artikel bezeichnet; es sind also vielmehr l>ffAtoc;,nhd. •die Sonne' u. ä. hypercharakterisiert 6 • Griech. To 8y10v ,rvwµa heißt got. ahma sa weiha, nhd. 'der heilige Geist'; die germanischen Ausdruckweisen entVgl. Wackernagel, Vorlesungen über Syntax II 276. Kai yvVKmp oua' lSµc.ot; Eur. Or. 680. 3 Hirt, Indogermanische Gramm. VII 133. • Vgl. KZ LXIII 159. • Vgl. KZ LXIII 153. Toü ßlov ist in verschiedenen Artikelsprachen normal (KZ LXIII 157, • Der Typus ~a Fußn. 2). 1 1

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Sprachliche Hypercharakterisierung

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sprechen aber syntaktisch genauer dem griech. TO irvevµa TO 8y,ov, denn sa 'der' und die schwache Deklination bilden so gut wie das wiederholte T6 eine Doppekharakterisierung 1 • Wie der bestimmte Artikel, ist auch in andern Fällen ein ursprünglich hypercharakterisierendes syntaktisches Element derart üblich geworden, daß es sprachnotwendig werden, dabei freilich auch seines ursprünglichen Wertes verlustig gehen konnte. Solche versteinerte, verborgene Hypercharakterisierungen, die längst nicht mehr als solche empfunden werden, gibt es schon im ältesten erreichbaren Indogermanischen. Sie als solche zu erkennen, helfen Schlußfolgerungen aus innern Gründen und das Schlaglicht, das öfters von den Ausdruckweisen nicht-indogermanischer Sprachen her auf die indogermanischen fällt; die weitgehende Übereinstimmung der indogermanischen Einzelsprachen, auf der die hohe Sicherheit der Rekonstruktion der wichtigsten Züge der vorausliegenden mehr oder weniger einheitlichen Form beruht, wird zu einem Nachteil, wenn man noch weiter zurückgehen will. Wie das Neuhochdeutsche sagen die andern indogermanischen Sprachen im allgemeinen z.B. 'zwei (oder drei, vier, fünf usw.) Männer, Frauen, Kinder', brauchen also auch neben den gerade dem genauen Ausdruck der Zahl dienenden Kardinalia die Numerusbezeichnungen, wobei der Dual tautologisch wirkt, der Plural die genaue Zahlbezeichnung im Grunde verwischt. Sprachen andern Stammes, z. B. das Magyarische· und das Türkische, ve1zichten auf diese unlogische Duplizität und sagen z. B. 'drei Vater', 'drei lv\uttcr', 'vier Kind'. Man sagt nun freilich auch nhd. 'drei' oder 'dreimal hunderttausend Mann', 'drei Bund Stroh', 'vier Stück' u. a. Das ist aber sekundär, kein Rest urzeitlicher Syntax 2 ; wohl aber muß sich das Indogermanische vor Ausbildung der Flexion, insbesondere der ::--Jumeruskategorie,ähnlich ausgedrückt haben. Dreimal ist die Numeruskategorie bezeichnet, wenn auch das Kardinale flektiert ist, z. B. lat. tres viri; neben dem genauen Zahlbegriff steht hier zweimal die ungenaue Pluralbezeichnung. Verbindungen wie quinqueviri zeigen wenigstens nur Doppelcharakterisierung; es ist v.:ahrscheinlich, daß z. B. vor idg. *trejes 'drei' eine ältere flexionslose Form stand 3 • Neben Postpositionen verzichten das Finnisch- Ugrische und wenigstens teilweise das Türkische auf Kasusbezeichnung; die indogermanische Weise, nach der schließlich Post- und besonders Präpositionen bestimmte Kasus regieren, kann danach auch in dieser Hinsicht als hypercharakterisierend betrachtet werden (nicht 1 Selbst lat. hie /upus ist im Grunde hypercharakterisicrt, wenn das Nominativ-s altes Demonstrativ ist. • Vgl. über den nnflektierten Singular von Maßbestimmungen und 'Stück' Wilmanns, Deutsche Grammatik III 450 f. • Vgl. W. Schulze bei J. Lohmann, Zeitschr. f. slav. Phil. X 364 f.; vgl. meine Griech. Gramm. I 589, Fußn. 4.

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1. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

nur nach der schon o. S. 14 erwähnten). Diese Konstruktion erklärt sich bekanntlich daraus, daß ursprünglich die Postposition (noch nicht die Präposition) verdeutlichend, näher charakterisierend zu einem Kasus hinzutrat. Daß es aber einmal auch im Indogermanischen die Weise der genannten andern Sprachen gab, zeigt das Antreten alter Postpositionen an unkasuclle flektierte Stammformen, z.B. bhi (zu ahd. bi) in griech. OTpaT6➔, usw. So ist ja zu einem Teil das indogermanische Kasussystem zustande gekommen. Die romanisc;hen Sprachen und das Neu.griechische haben sich mit ihrer Aufhebung der Kasusunterschiede bei den Präpositionen diesem frühindogermanischen Typus innerlich wieder genähert. - Im Indogermanischen steht beim Komparativ das Verglichene regelmäßig im Ablativ; lat. maior est patre heißt wörtlich 'er ist größer vom Vater aus (gemessen)'. Diese Fügung ist hypercharakterisierend; wie andere Sprachkreise (z.B. der semitische und die Türksprachen) zeigen, ist dabei die Komparativform das überschüssige Element; es würde genügen zu sagen 'er ist groß vom Vater aus'. So drücken sich in der Tat auch einzelne indogermanische Sprachen aus, gerade auch das aus alter Zeit überlieferte Hethitische. Doch spricht die Wahrscheinlichkeit dafür, daß hier fremder Einfluß vorliegt 1•. - Hypercharakterisierend ist ferner auch die Flexion der adjektivischen Wörter (die z. B. im Türkischen auch neben einem Substantiv unflektiert bleiben, und z. B. im Neuhochdeutschen als Prädikativ sekundär auf den gleichen Stand gekommen sind) 2• Weiter ist hier die ganze Kongruenz zu nennen (die übrigens in den Bantusprachen viel weiter geht als im Indogermanischen und schließlich mehr ist als eine Außerlichkeit). Dazu gehört auch die Bezeichnung der Verbalpersonen neben einem nhd. Subjektwort, z. B. 'ich komme, der Mann kommt'. Einzelne indogermanische Sprachen konnten daher im Plural des Verbs die Personenunterscheidung verlieren, so das Niederdeutsche und das Hochalemannische, in denen nur eine allgemeine Pluralform geblieben ist; das Baltische scheidet in der 3. Person nicht zwischen Singular und Plural; und das Afrikaans hat die Unterscheidung der Verbalpersonen am Verb völlig aufgegeben. Dafür ist in den genannten Sprachen und in andern neben der mehrdeutigen Verbalform ein Subjektwort nötig geworden (im Baltischen jedoch nicht bei sog. subjektlosen Verben wie lit. ljjja 'es regnet'). Das Afrikaans hat dabei auch nicht mehr wie die andern genannten Sprachen die Doppelspurigkeit des Pronomens und der Personalendungen: afrik. ek het 1 Das Hethitische hat außer Positiv + Abi. auch Positiv + Dat.-Lolt. ('bei, neben'); s. Friedrich, Heth. Elementarbuch I § 233. Das Tocharische braucht Positiv + Abi. (Toch. Gramm. § 573), das Armenische Positiv + k'an 'als'. • Bekanntlich steht mundartlich hier noch die (starke) flektierte Form, z. B. in Visperterminen (Wallis) ich bi a/u älti 'ich bin schon alt' (dagegen z. B. di frisch /rtdla 'der frische Rahm' u.ä. ohne die nhd. Hypercharakterisierung); vgl. E. Wipf, Beitr. zur schwul. Gramm. II 134. Parallel gehen griech. lS.,&.86µ0„&c, osk.hartln k#rrliln 'im Hain der Vegetationsgottheiten', alit. pa girtosp mergosp Mariosp 'zu der gepriesenen Jungfrau Maria'.

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Sprachliche Hypercharakterisierung

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'ich babc',jy het 'du hast', hy (sy, dit) het 'er(sie, es) hat', anshet 'wir haben', julle J,et 'ihr habt', hullehet 'sie haben' unterscheidet sich von lat. habeo,habes usw. sprachpsychologisch nur dadurch, daß im Afrikaans die Personenbezeichnung vorangeht, die im Lateinischen in der Endung steckt; frz. j' ai, tu as usw., nhd. 'ich habe, du hast' usw., engl. I have, thou hast, he has (aber nicht der Plur. r.oehave,you have, they have)bezeichnen dagegen sprachgeschichtlich gesehen die Personen doppelt. Hypercharakterisierend sind auch lat. gallus cantat, nhd. 'der Hahn kräht', aber afrik. die haan kraai mindestens sprachpsychologisch nicht (frz. le coq chante nur in der geschriebenen Form; gesprochen sind chante, chantes, chante der 1 .-3. Pers. gleich). - Der Nominalsatz mit Kopula war ursprünglich eine nicht nur formell verschiedene Ausdruckweise gegenüber dem reinen Nominalsatz: der Typus est bonus mag ursprünglich etwa bonus 'Di'Dit bedeutet und syntaktisch mit fJespertimu pete tectum auf einer Linie gestanden haben 1• Die Kopula trat dann aber hypercharakterisierend auch in den reinen Nominalsatz mit dem Erfolge, daß sie als nötig, der reine Nominalsatz vielfach als elliptisch empfunden

wurde. Im Wortschatz der indogermanischen und auch anderer Sprachen gibt es bekanntlich verhältnismäßig wenige Wörter, die absolute Einheiten bilden, die sich höchstens phonetisch weiter analysieren lassen, wie z.B. die Negationen *ne und *mi oder die ge1manische Verbalpartikel ga-; man hat allerdings auch solche ,Atome« zu spalten versucht. Es sind Wörter rein grammatischer Funktion, Formwörter, mots accessoires.Auch sie sind freilich öfters nicht völlig starr, können vielmehr Ablautunterschiede aufweisen (wie z.B. lat. ne-sciusgegenüber in-sciens,wo in- dem griech. a privativum entspricht), teilweise in ungewöhnlichen Formen (griech. y„ ya, K• Kf.V Ka Ka). Die Hauptmasse des Wortschatzes der geschichtlich bekannten indogermanischen Sprachen ist jedoch außer durch den Ablaut durch zusätzliche Formelemente charakterisiert, die häufiger am Wortende als am Wortanfang oder gar im Wortinnern stehen. Das sind die Stammbildungs- und Flexionselemente, die von einander nicht immer scharf geschieden werden können und geschichtlich ihre Funktion öfters vertauschen (bekanntlich ist -er von nhd. Männer, Geister übertragen von den Neutra wie Blätter, Rinder, ahd. bletir, rindir, deren -er (-ir) sich Init lat. gen-era, griech. yiv-ea, aksl. sloo-esa deckt; das neugriechische Pluralsuffix _g,.~geht aus von Flexionen wie altgriech. ion. -ä~ -äSo~). Beide Gruppen von Affixen treten als einfach, nnanalysierbar oder als nicht einfach, aus zwei, selten mehr Elementen enthält zusammengesetzt auf. Z.B. ein Wort wie nhd. Genossenschafterinnen nn Ende die Pluralendung -en, davor das Femininsuffix -in, vor diesem das Suffix -er für nomina agentis (gewöhnlich maskulin, doch vor -in genus1

{18)

Vgl. Hirt,

Indogermanische Gramm. VII 24.

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I. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

indifferent); -er ist an die feminine Abstraktbildung Genossenschaft (mhd. genö3schaft) getreten, die ursprünglich ein Kompositum war; zusammengesetzt ist auch das Grundwort ahd. ga-nö.3und ganö3e,altsächs. ganöt, altisl. nautr usw., das anfangs auf gemeinsame Viehhaltung ging 1• Jedes ausscheidbare Wortelement des Wortes Genossenschaf terinnenhat also seine bestimmte Funktion. Läßt man vom Wortende her ein oder mehrere, schließlich alle formativen Elemente weg, so ist der jeweilige Rest noch sinnvoll, aber von anderer Bedeutung als das Ganze; dies gilt auch, wenn von dem verbleibenden Grundwort ge-nö3 die Vorsilbe wegbleibt; dagegen kann nicht beliebig ein Stein aus dem Innern des Bauesgenommen werden (in diesem Fall ist nur verbleibendes Genossinnensinnvoll, ahd. Sing. ganö3inna). In andern Fällen besteht jedoch diese funktionelle Durchsichtigkeit nicht, auch wenn eine formelle Analyse möglich ist: z. B. nhd. -ing und -ung sind einheitliche Suffixe, obschon sie zwei Elemente enthalten; -ling und -lings (z.B. blindlings)enthalten noch ein drittes bzw. viertes, noch ein viertes auch nhd. -nis wegen ahd. -nissiund -nussi(vgl. auch nhd. Vermächtnis,Gedächtnisu.ä.), noch ein fünftes ahd. -nussida2 • Dabei steckt der Bedeutungskern dieser Suffixe in g und s; n, das in allen genannten erscheint, gehört ursprünglich gar nicht zu den Suffixen, sondern zu Grundwörtern mit Stamm auf n, von denen sich die Suffixe -ing, -ung, -nis usw. erst abgelöst haben 3 ; die übrigen Elemente sind bloß lautlich oder bloß erweiternd. So hat z.B. auch nhd. Rednerim Vergleich zu reden ein funktionsloses n, das sich geschichtlich freilich aus dem abgeleiteten Verb ahd. redinön erklärt. Zahlreiche zusammengesetzte Suffixe indogermanischer Sprachen sind dies im Grunde zufällig, indem sie sich von bestimmten Ausgangspunkten aus weithin analogisch ausbreiteten oder in eine geläufigere Deklination eingeordnet wurden (besonders in die der o- oder ä-Stämme). 4 Dabei wirkte 1 So überzeugend E. Schröder, Zcitschr. für d. Alt. LX 70 (angenommen in den letzten Auflagen von Kluges Etym. WB. und H. Pauls WB.). Die als ursprünglich anzusetzende Bedeutung 'der dasselbe Vieh, Vieh auf derselben Weide hat' liegt noch vor im Schweizer Kanton Unterwalden, wo G'nös(s) das Mitglied einer Alpgenossenschaft bezeichnet (z.B. er ist in Stans G'nöss); s. Schweiz. Idiot. II 819. Auch das Grundwort Nös n. (Pl. Niiser) 'Vieh', gew. aber •Stück Vieh' ist gerade auch in Schweizer Mundarten lebendig geblieben (s. Schweiz. Idiot. IV 818 f.; für andere Mundarten s. 0. Schade, Altdeutsches Wörterbuch I 660). Der allgemeine Begriff der Gemeinschaft hat über den speziellen in ahd. ganö3 usw. gesiegt wie z. B. im lat. comnumis, consors. Ahd. nö3scaf 'consortium' beweist kein nö3 m. neben ganö3 m., sondern kann von nö3 n. ausgehen. - Das'rätsclhaft' genannte 'Genötschaft' (DWB. IV 1,2, 3482{.; Schweiz. Idiot. IV867) gehört zu 'Not', dessen i-Stamm den Umlaut erklärt; zunächst eine aus der Not geborene Gemeinschaft bezeichnend, übernahm es weiterhin die Bedeutung von mhd. genö3schaft(Gnlkhschaft im bemischen Saanen ist an nBch 'nahe' angelehnt). 1 Vgl. Kluge, Nom. Stammbildung• §§23. 39. 124. 138/9. 158. 159 Anm. • Das feminine -ing, -ung (idg. * -en-kä und * -11-kä)war vielleicht zunächst feminine Personen- (oder Dämonen-) Bezeichnung, erst sekundär Abstrakt; vgl. im übrigen Kluge, Nom. Stammbildung• §§ 158/9; Wilmanns, Deutsche Grammatik IJI 375 Anm. • Vgl. aus der nominalen Stammbildungslehre von Brugmann, Grundriß II 2 Beispiele mit -Mno-, -s-mo-, -io/ä, -',IO/ä. Im jüngern Indischen und Iranischen ist oft funktionsloses

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mit, daß der so entstandene Komplex, den man Suffixkombination, Konglutinat, Konglomerat nennt, schon infolge seiner Lautstärke, besonders infolge seiner charakteristischen Konsonanten, deutlicher und widerstandstlhiger war als die meisten einfachen Suffixe; lat. iuventiissenectiissind gewichtiger als iuventa senecta; statt des alten *-ja sind im Griechischen -a,va (z. B. 1'o 'das Schreiben' (aus ypa'f'tµo ypaylµou und ypaµµa ypaµµaTl>'o), • Wiederholung des gleichen Stammbildungselemente3 in voller Funktion ist sehr selten; ein Beispiel ist päli /hapäpeti "er läßt stellen• neben lhap.ti 'er stellt' (Henry, Prb:is § 214; W. Geiger, Pili SS180. 182).

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1. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

sich burgersinein 1• Eine zweite Gruppe von Suffixen, die zu hypercharakterisierender Auffrischung neigen, sind die Deminutivsuffixe; neben dem griechischen Deminutiv veav(01.&a,~(auch mit A) sagt man jünger --rr>.aa(mv. Das Altpreußische kombinierte die Zugehörigkeitssuffixe -eni- und -ingi- mit -ska- zu -eniska- und -ingiska- (für das letztere hat das Lettische in umgekehrter Stellung z. B. dieoisktgs'göttlich') 5• Ein weniger an der Oberfläche liegender Fall ist der von griech. Kopµ~, v6o-Toi;u.ä., die zugleich o-Stufe und ein Suffix zeigen; an sich hätte z. B. *v6[a)oi; oder *vEO"Tot;genügt. Auch in der verbalen Stammbildung ist an - freilich früh nicht mehr empfundenen - Hypercharakterisierungen kein Mangel. Das griechische Präsenssuffix -avm tritt auch an nasalierte Wurzel (vgl. YKm:IKavmund >.el-rrm:>.,µ-rravm),aber auch an fertige Präsensbildungen auf -(01.101.{TKV u.ä. das scheinbar fehlende Akkusativzeichen. Lat. -a8 als Gen. Sing. steht für älteres -ai,und dieses wieder ist undeutlich gewordenes -ä (für -äs wie pater familiäs), das durch das -i von lupi usw. aufgefrischt wurde. Es fehlt aber auch in der Nominalflexion nicht ein sehr alter Fall: ar. Nom. Plur. -äsas {idg. -ös [d. i. -o +es]+ -es), was im Germanischen wiederkehrt (wie Gen. Plur. ar. -änäm der a-Stämme in ahd. geböno)1• Vgl. auch sskr.yugäni gegenüber ved. (auch noch präkrit, auch päli) yugd 'iuga'. Aus der pronominalen Deklination sind klare Beispiele nhd. dessenund wessen,deren ältere nur starke, nicht zugleich schwache Formen in des des Artikels, als Pronomen in deshalb und weshalb, deswegenund weswegen, erstarrt in desto erhalten sind 2 • Schweizerdeutsche Mundarten, die diese Formen außer dem Gen. Sing. m. n. des (ts, 's) des Artikels meist nur in Resten kennen 3, haben noch einige Parallelbildungen, die schon für das XVI. Jahrhundert bezeugt sind, z.B. allsen nüd achten 'keinerlei Rücksicht nehmen' aus Ringgenberg (Berner Oberland), 'mynsse' für Gen. 'meines' bei Ruef 1540 u. ä. 4 • Und bei einzelnen Pronominal- und Quantitätsadjektiva begegnet auch ein entsprechend gebildeter Nom. Akk. n. : die mir altvertraute Ausdrucksweise e"chlisasChindli, die außer in einigen schweizerischen Mundarten auch in schwäbischen vorkommt {als e" kleises),nimmt es in der Hypercharakterisierung mit nordd. 'ein kleines Jüngelchen' auf5. ' Zu -äsas (nur archaisicrcnd pili -äse) vgl. zuletzt Specht, KZ. LXII 30, Fußn. 2. Für ar. -änäm, ahd. -öno macht man gewöhnlich die Analogie der n-Stimme verantwortlich; es könnte jedoch auch, wie im Nom. Plur. der o-Stimme -ös (aus -o + u) zu -ösu, so im Gen. Plur. der ä-Stimme -öm (bzw. eine Nebenform -an) zu -ünöm aufgefrischt sein. • Vgl. Wilmanns, Deutsche Grammatik III 436; Behaghel, Geschichte der deutschen Sprache' 547, 7; etwas anders mnd. Gen. 'wems', 'wens' neben 'we,•. • Z. B. im Zürcher Oberland momdess 'morgen', ich vermag -,nidi dun mit 'ich kann nichts dafür' (aber desmwl1g11nach mimwllg11) Weber, Beitr. zur schwzd. Gramm. XV 40. 17:zf. • Vgl. Schweiz. Idiot. I 168f. IV 315; ferner eisn 'jemand' Kt. Bern (ru ein, z. B.eiss11Chdcht si 'jemands Knecht sein'; einse 'alicuius' 1556, Zürich. ebd. I 269.271. 273); vgl. aus Grindelwald siss11(aus sines-en 2U sin 'suus', als Gen. zu er) ebd. VII 1013f. Neben den Erweiterungen auf -11 erscheinen aber in den Walliser Mundarten und in alter Sprache solche Genitive auf -i: delii (z.B. d. faner 'dessen Vater'), dilli 'dieses', eilli 'eines', ninnulli 'niemands', wellli und welli 'wessen', minlin ota 'meines Vaters') aus dem Wallis und den Außenorten, nimresi 'niemands' Emmental, 'desy' Ruef 1538; hier ist an die Genitive des usw. der Gen. ahd. sin angetreten (Wipf, Beitr. zur schwzd. Gramm. II§ 82; Bohnenberger ebd. VI 203. 221; Behaghel, Gesch. der d. Spr.s 547, 8); ebenso in Guggisberg (Bern) fmsi für Gen. 'Eines' (Schweiz. Idiot. VII 1013). • Vgl. auch II chliseli 'ein wenig' Schweiz. Idiot. III 653c, Mis,li kosend zu einem Kind (ebd. IV 314), allsis z'sämni11 'alles zusammen' Engelberg (ebd. I 168) und die Genitive zu (23)

Sprachliche Hypercharakterisierung

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Man vergleiche aus dem Päli Pronominalformen wie tassäya(für sskr. tasya 'dessen'), imissäya (für sskr. asya), Gen. PI. imesänm,,,yesäna,p, yäsäna,p (für sskr. imetäm, tetäm, täsäm)1 • Wie in der verbalen Stammbildung, begegnen hypercharakterisierende Erscheinungen auch in der Verbalflexion. Dahin gehören im allgemeinen die fakultativen Elemente des Verbalbaus, die also nicht unbedingt nötig sind. So das zudem nicht für alle indogermanischen Sprachen nachweisbare Augment, gleichgültig was es anfänglich bedeutet haben mag; wo es fest wurde, kann es sogar an der gleichen Form doppelt auftreten, z. B. in icve1x6µHv, icveox6µHv. Ähnlich steht es mit der verbalen Reduplikation, die nirgends durchaus erfordert ist. Im indogermanischen Perfekt fehlt sie z. B. in *IJ(Jida'ich weiß'; wichtiger als die Reduplikation sind für diese Bildung die besondere Vokalstufe und die Personalendungen. Weiter heißt es im Althochdeutschen (und teilweise noch in gewissen lebenden Mundarten) z.B. noch funtan und wuntan gegenüber nhd. 'gefunden' und 'gewunden', weil die Verba ahd. fintan und wintan schon an sich die Schattierung der Vollendung hatten, die ga- (gi-, ge-) in älterer Zeit ausdrückte; nhd. 'gefunden', 'gewunden' waren also zunächst hypercharakterisiert. Der litauische Vertreter des indogermanischen Optativs stützt sich gewöhnlich auf das Präfix te (z. B. te-esii, meist tesii 'er möge sein'); das Neupersische kennt mehrere fakultative Verbalpräfixe in temporaler und modaler Funktion. Das bevorzugte Gebiet von verbalen Hyper- oder doch Neucharakterisierungen sind jedoch die Verbalausgänge. Die mediale Flexion der indogermanischen Verba, die im Griechischen ~µa, und K1iµa1lauten, hebt im Grunde nur die Bedeutung derselben heraus; in alten Belegen erscheint bei ihnen aktive (oder besser indifferente) Flexion 2• Griechische Futura wie J{caoµa, neben Ja(vco dürften ähnlich zu beurteilen sein (vgl. dagegen z. B. xa1pHaco trotz des 'medialen' Bedeutung). Das arische Passiv auf -yati ist durch ya- und durch die mediale Flexion charakterisiert; letztere dürfte eine Zutat sein 3• Die Wechselformen der Personalendungen gehören wenigstens teilweise hierher'. Denn es gibt auch rein formelle Neubildungen wie lat. -isti (alt Nom. Aklt. Sg. des substantivierten Neutrums mängsis (zu mlings 'manches', z. B. er nimmt #'mdngsisa" iroXU'll'f)Clyµom'"'),seligsis(zu seligs 'solches'), sumsis (zu sums 'einiges'), alle aus Nidwalden (durch Kaplan Manhys) bezeugt; s. Schweiz. Idiot. IV 324. VII 785. 790 (hier auch ein analoger Dat. Plur. sumn aus dem Berner Oberland); vgl. Gen. 'solchescn' DWB. X 1, 1428. Bei chlises kommt dazu noch, daß ch/i (neben älterem ch/ei) hyperdialektisch ist für mhd. /tkine, wie Frings und Hofmann-Krayer gesehen haben (s. Kluge, Etym. WB.11 306, wo aber die überzeugende Verknüpfung des Wortes mit gricch. y>-.a,vol[s. Walde-Pokorny I 623) nicht einmal erwähnt wird). 1 Vgl. Henry, Precis §§ 137. 139. 141; W. Geiger, Pili §§ 105. 108. uo. • Vgl. meine Griccb. Gramm. I 679 o. und 679f. • Vgl. meine Gricch. Gramm. I 714, Fußn. 3; armen. berim hat bei passiver Bedeutung attiff Endungen. • Vgl. zu den folgenden Beispielen im allgemeinen Brugmann, Grundr.a II 3, 583ff. (Pcnooalendungen).

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I. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

gesistei) nach dem alten -ei (aus -ai) der 1. und 3. Pers. des Perf. Med., lit. eitu statt elmihat das t von elti'er geht'; arkad. -Tot für -Tat llßt man gewöhnlich nach -To geworden sein 1 • Dagegen war das Bedürfnis nach deutlicherer Charakterisierung der Form entscheidend für ai. bhavämi statt bloßem *bhavä und den Parallelen aus andern indogermanischen Sprachen 2. Für die zweiten Personen seien griech. eY~ (hom. und ion.), ~pc•~ (nach den (hellenistisch), (tKa-9-a(ion. att. für "t>K~), geläufigen Erklärungen), :oTa-&a~ 3 &VT11ro11iaa1 u.ä. genannt, ferner lat. sequens neben älterem sequere. Der lmperativausgang sskr. -aya wurde im Päli zu -e, aber zugleich durch die Imperativendung -hi erweitert, z.B. arocehi'zeige an', kathehi 'sage'". In der 3. Pers. Sing. steht z.B. neben aksl. ~ 'er spannte' (aus *prt) die aufgefrischte Form Ptt1J;griechische Formen wie ~p6VTcov ~pio-&cov 1Se1tav haben sprachgeschichtlich ein Plus in dem schließenden -v (das bei 18ettav im Grunde schon in a steckt); 18-eaav ISoaav usw. ersetzen ältere 18-w18ov, neugriech. 18tv6VTouaav'sie wurden gebunden' ist erweitert aus ISwoVTo (statt att. lSoüVTo); ahd. sintun neben sint hat den Ausgang von wizzun (womit man alat. danunt, prodinunt vergleicht). Die 3. Sg. Opt. sskr. bhavet 'möge sein' wurde im Pali bhaoe; zu bhaveyya aufgefrischt veranlaßte sie die ganze Reihe bhav -eyyämi -eyyäsi -eyyäti, Pl. -eyyäma -eyätha -eyyum statt sskr. bhaveyam bhaoeb bhavet, Pl. bhaoemabhaoeta bhaveyub5• Auf jüngem indogermanischen Sprachstufen sind gelegentlich am Schluß von Verbalformen Personalpronomina hinzugekommen, in der 2. Sing. und Plur. in ir. at 'du bist', adib 'ihr seid' (cymr. aryt und ydwch), in der 3. Sing. altpreuß. asti-ts 'er ist' (eig. 'ist der'; dann auch tans astits 'dieser ist'), in der I. Plur. ir. ammin (-im) 'wir sind', alban. (geg.) jena 'wir sind', kena 'wir haben', bair. mer hammer 'wir haben' 6 • ' Vgl. jedoch meine Gricch. Gramm. I 669, Fußn. 4. Darüber s. Brugmann, Grundr. 1 II 3,595. Wie nach W. Schulze, Kl. Sehr. 404, hom. Konj. l&O.~• sekundär für *i&O.covi(vgl. ai. stdväni) steht, so hat im Päli die I. Sing. lmper. -mi statt -ni erhalten (Henry, Precis § 257). Nach W. Geiger, Päli § 125 sind freilich die ersten Personen des Imperativs auf -ämi und -äma einfach imperativisch gebrauchte Indikative. Daß die Sprecher so empfanden, ist zweifellos; aber da anderseits im Päli kein allgemeinerEnatz des Imperativs durch den Indikativ besteht, wird man gerade in -ämi statt -äni den Anlaß zu dieser sekundilren Auffassung sehen dürfen. ' Griech. Gramm. I 669 o. • Henry, Precis § 259. • Henry, Pr&:is § 253 mit W. Geiger, Päli § 128. • Paul, Prinzipien der Sprachgeschichte' 31of. Allenfalls so auch ahd. bist11nhd. bist usw. (Wilmanns, Deutsche Grammatiklll50; Behaghel, Gesch. der d. Spr.s 468f.). Bcmdeutsch, hessisch usw. dir, altisl. .Ho~ ebd. 15, et, Zru Jaa1>.ru Aristoph. nub. 153. Die Umgem griechfschen Verbindungen wie Zru~ -&1cöv~aa,>.w~Hes. th. 886, hom. !v~ &vSpcöv•~yaµfµvcov und die kürzem wie hom. lT p1&µ010!vaKTo~, lT po'i'TovJaai>.iia bilden also nur Analogien zu ai. rdja Vdrutw RV. I 24, 7 u. l. Die Sprache scheint darauf zu deuten, daß der göttliche Hemcher jünger ist als der göttliche Vater, wie der menschliche Hemcher dem menschlichen Vater folgte. Ob es schon im Indogermanischen, wie die Wörter für 'Vater' und allenfalls auch 'Mutter', auch Wörter für 'Ordner', 'Heerflihrer', 'Fürst' als ständige Apposition gegeben hat, hängt von kulturgeschichtlichen VorausDict. ctym. de 1alangue latine s. v. pater. • Mühlenbach-Bndzelin, Lctt. WB. II 587f. ~ • Auch in thrak. •r>ia~,d. h. Nom. ig. *rls aus idg. *rllu und gricch. Endung ~. • Vgl. altphryg. il,&a, XCl1'W\Ta11 FGl'Gl1>.0KpaT]~ 4pxonoc; ebd. 3, 16 4, 26) schon 486 v. Chr. Letzteres kann man überset7.en 'unter Archon N.' oder 'unter dem Archontat des N. ', wie lat. N. N. consulibus'unter den Konsuln N.N.' usw.; aber die Ausdrücke heißen genau 'als N. Archon eponymos war', 'als N.N. Konsuln waren' (griech. lh'ra-rcov&IITQ)v). In geschichtlich beglaubigter Überlieferung sind in der Titulatur im weitesten Sinne Einflüsse von außen festzustellen. Im Magyarischen folgen im

(=

Bartholomae, WB. 669; dlv bei Firdosi gewöhnlich generell, persönlich nur Akvän i div und-div i Sipid, neben Sapldiv aus Sapiddlv; s. Wolff, Glossar 417. 499. • Im Lateinischen dew, dea besonders vor fremden Götternamen; s. ThlL. V 888, 42ff. • Bartholomae, WB.442f.; Wolff, Glossar zu Firdosi 677f. (auch ltih Käös, Käösltihund Kai ltih; wie 14h steht a'QcbkQi VOI\nich~wbcn, feindlichen Hemchcrn). 1

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Zur Apposition

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allgemeinen die Titel dem Namen: Matyds kirdly 'König Matthias', aber Titel wie 'Graf, Baron, Doktor' gehen oft voran, durch lateinischen oder deutschen Einfluß 1• Das Finnische läßt den vorangehenden Titel in der Deklination unverändert wie das Mittelhochdeutsche in des künic Guntheres lip, an künec Artuses hove, das Neuhochdeutsche in König Arthurs usw. 2 und das Slavische in serb. car Stepana u.ä. 3• Für die germanische Apposition hat man allerdings fremden Stellungseinfluß abgelehnt 4 ; aber mindestens das Wort 'Herr' beruht auf fremdem Vorbild: ahd. heriro gilt als Nachbildung von mittellat. senior.Die Kürzungen in nhd. Herr, frz. sire, portug. dom, ital. span. don, neugriech. Kup, russ. s für gosudarb,provenz. na 'domina', schweizerd. Jrä 'frouwa' usw. sind freilich sicher nur parallel. Der altpersische Königstitel xsttya{}iya eig. 'Herrschafter, Herrschaftsträger, Clanhäuptling' (woraus das jüngere 'Schah') ist nach einem lautlichen Kriterium medisch'. Man möchte auch geneigt sein, nach fremdem Ursprung der gewöhulich voranstehenden arabischen Titulatur zu fragen 6. Die Ausbreitung von Titeln wie 'Herr' und 'Frau' über verschiedene Kulturkreise liegt auf der Hand, so wenig die Wege im einzelnen verfolgt sind. Bezeichnend ist, daß z.B. im lebenden Persischen (Iranischen) das bekannte sahib 'Herr' nur für Europäer gebraucht wird, also wie in 'Herr Müller' und 'Herr Doktor', wenn auch in umgekehrter Folge; die Einheimischen erhalten als Anrede agdund andere Titel (Litten, Neupersisch). Die Wichtigkeit der Anredeformen und Titulaturen in ostasiatischen Sprachen ist bekannt. Auch von diesem Gesichtspunkte aus hat die Apposition einen weiten und nicht gleichgültigen kulturgeschichtlichen Hintergrund, der bisher wenig Beachtung gefunden hat. Doch sind auch die rein sprachlichen Verhältnisse der Apposition nicht genügend behandelt 7• Der Gebrauch der Apposition ist nicht in allen Sprachen der gleiche, auch abgesehen etwa vom Unterschied der Sprachen mit Artikel und der Sprachen ohne solchen. Selbst die weithin gleichförmige Titulatur weist im einzelnen Unterschiede auf. Die Stellung der Apposition ist auch für bekannte Sprachen nicht genauer untersucht. Die Folge ~aatAEu~ 'o-A~av8po~ (Del. 3 740, Priene) ist in hellenistischer Zeit im Griechischen herrschend (~afAfo~ Na~,o~ Del. 3 20, 2 geht auf den spartanischen Tyrannen); aber es heißt auch schon etwa drei Jahrhunderte vor Alexander dem Makedonen auf einer der Söldn.!rinschriften 1 Szinnyei, Ungarische Sprachlehre (in Sammlung Göschen), § 149 Anm. • A. Rosenquist, Lehr- und Lesebuch der finnischen Sprache, Leipzig 1925, S. 14. • Vondrak, Vergl. slav. Gramm. II 439. • Behaghel, Deutsche Syntax IV 196. • Meillet-Benveniste, Gramm. S. 63. Die große Inschrift von Behistun beginnt adam DärayavahuI x!äyaihya vazrka x!äyaihya x!aya{}iyänäm (l?,acnMuc;l?,acn>-.icov) xläyaf>iya Pärsaiy; von § 2 an heißt es nur Där. x!äyaf>iya. Neupers. Iäh steht bei Firdosi nicht viel weniger oft vor als nach (Wolff, Glossar 547f.) entsprechend in der babylonischen und elamischen Übersetzung. Die erweiterte medisch-pcrsischc Titulatur steht unter akkadischem Einfluß wie die hethitische (A.Goetze in der Kulturgeschichte des alten Orients III 1, 82). • Vgl. Brvckelmann, Vergl. Gramm. der semitischen Sprachen II 219. 1 Delbrück, Vergl. Synt. III 195, 1 vermißt historisch geordnetes Material für die Apposition aus den europäischen Sprachen; dies gilt aber auch für die asiatischen,

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1. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

von Abu Simbel ~a,Xio~ IX-&6arrö~ •~ •€).~mvav \faµcrrfxö Dcl. 3 301, I und auf der Inschrift von ldalion, wohl aus dem 5. Jahrhundert,~~ CTaah,10(ä: die Frau, die Achill über den Verlust der Briseis tröstet, ist Kriegsgefangene aus Lesbos, aus guter Familie; erst zuletzt wird auch ihr Name verraten, so wenig er uns sagen mag, er selbst und das Beiwort, das jedes junge Mädchen haben könnte 4 • Diese Spannung ist besonders deutlich bei llngeren Appositionen, fehlt aber auch bei den vorangestellten kurzen nicht, von denen bisher fast allein die Rede war: •vom Groll singe, Göttin, des Feliden, des Achilleus..>..a,vaII. I, 21. • Vgl. .A-1~vl6v, hDas gilt aber nach den Nachweisen von Brobn im Anhang zur SophoklesAusgabe nicht von der attischen Tragödie (§§ 84-90). 6 (aber ol ritr allein IIL6t sich nicht ) nunc homines nach ol "v"lJ..,{J,eQJ1ro, nachbilden). Zu iUud sterttt s. F. Moller, IF. XLII 85f. 1)

1)

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Die nominale Determination in den idg. Sprachen

ist, soweit er nicht unter antikem Einfluß steht, stark vereinfacht, teilweise mechanisiert (typisch ist dafür, daß der Artikel bei Eigennamen sogar steht, wenn sie das Prä.dikativ bilden). Der Artikel bei Eigennamen, von dem schon wiederholt die Rede war, ist im Grunde überflüssig, ein Fall von Hyperdetermination. Als solcher steht er nicht allein. Bekannt sind aus dem klassischen Griechischen Fügungen wie aTdEal 11i'JES „diese (die) Schiffe", in denen neben dem genügend determinierenden Demonstrativ noch der bestimmte Artikel erscheint, der, etymologisch genommen, bereits da steht, in seiner alten demonstrativen Bedeutung, verbaut in die vereinheitlichte Zusarnmenrttckung aTdE. Fügungen wie ardE al 11i'JES deuten schon darauf, daß der Artikel im Begriffe ist, ein Teil des Substantivs zu werden; es ist nicht unberechtigt, 6 dv~qwnos, der Mensch, l'homme als Normalformen anzuführen, wenn auch die praktische Notwendigkeit, das grammatische Geschlecht anzugeben, dabei teilweise mitspielt. VersUtndlicher vorn Deutschen und andern Sprachen aus ist die griechische Ausdrucksweise bei umgedrehter Stellung: al t1i'JES arde ,,die Schiffe hier", und diese durfte geschichtlich die ältere sein; das Demonstrativ steht hier an SteJle eines Ortsadverbs (was es schließlich einmal überhaupt gewesen ist). Das Griechische steht tlbrigens mit dieser Ausdrucksweise in den Sprachen nicht allein 1). Eine Sprache, die einmal einen bestimmten Artikel ausgebildet hat, hat ihn wohl vereinfacht (wie z. B. engl. the, holllnd. de, hehr. ha, arab. 'al für alle Geschlechter und Numeri und Kasus dienen), aber als Kategorie nicht wieder verloren, nachdem sie einmal seine Brauchbarkeit für den sprachlichen Ausdruck erprobt hatte (die Zurttckdrlngung des Artikels in Dichtersprachen ist einerseits gewollter Archaismus, anderseits gewollter Gegensatz zur logisch ausgebildeten amtlichen und wissenschaftlichen Sprache). Es hat daher an sich keine Wahrscheinlichkeit, daß gerade das allerlllteste überhaupt erreichbare Indogermanische einen voll ausgebildeten bestimmten Artikel gekannt, aber später verloren habe. Die Nominative Sing. sigmatischer Bildung, die man dafur in Anspruch nehmen könnte, beweisen dies nicht. Allerdings wird in ihnen eine Determination vorliegen, aber eine vereinzelte, die den Nominativ bzw. Agens heraushebt. Dafür spricht die immerhin wahrscheinliche etymologische Verknüpfung des fakultativ auftretenden Nominativs -s mit dem demonstrativen VgL Simonyi, Die ungarische Sprache 21>6;Brandi.~tter 7 § 18 (malaiache Analogien); Weigand, Rum&n.Gramm. 691. (z.B. om11l a,cu!11 .diPs.ir Jlana•). 1)

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I. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

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Element * so 1); auf andere Weise, nämlich durch emphatische Dehnung, kann die Determination in den Nominativen wie mnlJe ausgedrückt sein. Man rechnet freilich auch fur die finnischugrische Grundsprache mit einem später abgekommenen suffigierten Artikel, auf Grund des magyarischen Akkusativs und der bestimmten Deklination des Mordwinischen'). Doch könnte beim magyarischen Akkusativ m. m. die gleiche Besonderheit vorliegen, die oben fur den indogermanischen Nominativ angenommen wurde: im lfalle des :Magyarischen also zunächst Heraushebung des bestimmten Akkusativs. Die Bezeichnung der Determination gerade beim direkten Objekt findet sich in einer Reihe von Sprachen auch ohne daß sie einen bestimmten Artikel haben, so im Osmanisch-Türkischen und in neuindischen Sprachen (Bloch, L'indoaryen 187f.). Das osmanische Vorbild hat unter besondem Bedingungen sogar auf das Griechische eingewirkt: jetzt abgewanderte kleinasiatische Mundarten kennen teilweise nur im Akkusativ einen Artikel 1). Weiter verbreitet in den Sprachen als der bestimmte ist im allgemeinen der sog. unbestimmte Artikel, besser als der relativ bestimmte im Gegensatz zum absolut bestimmten zu bezeichnen (,,article de determination imparfaite" R. de la Grasserie a. a. 0. 294). Auch indogermanische Sprachen, die einen bestimmten Artikel nicht kennen, haben einen unbestimmten entwickelt, im allgemeinen aus dem ersten Kardinale. Diese Entwicklung hat das lat. ünus unabhängig vom Griechischen durchgemacht 4 ): hier tritt erst spät els als unbestimmter Artikel auf; früher genügt Artikellosigkeit oder das schärfer indeterminierende ns, Lat. ünus ist das nhd. ein, das altirische öen „ein" (cymr. bret. corn. "n unbestimmter Artikel); die gemeinsame Grundform oinos (die im alten Latein als Zahlwort in dieser Form erhalten ist) ist eine Parallelbildung zu ai. eka- und altiran. aiva- (= griech. ol1os „allein"), die, äußerlich zufällig, aber innerlich nicht zufllllig, Darüber zuletzt F. Kuller, IF. XLII 161. Vgl. Simonyi, Die ungarische Sprache 266. 1 Meyer-Lübke, ) Dawkina, Modem Greek in Asia Minor 46; vgl. 87. Roman. Syntax 174 führt aus, daß im Altfranzösiaeh-Provenzaliaehen ursprttnglich der Obliquus und ein Nomen als Objekt oder nach Präpositionen den Artikel nicht zu sieh nehmen. Anderes bei R. de Ja Grasserie 300. 314. 32 l. 38-1. Diese Erscheinungen legen die Frage nahe, ob nicht einmal das -m des indogermanischen Akkusativs lediglich determinierende Funktion hatte (ao Jacobi, Compositnm und Nebensatz 114). In viel weiterem Umfange siebt Hirt (1. o. 8. 146, 1) in indogermanischen W ortausglngen angewachsene Artikel. 4 ) Vgl. dazu F. Muller, IF. LXII 28ft. 1)

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Die nominale Determination in den idg. Sprachen

ebenfalls unbestimmte Artikel geworden sind, obschon die Sprachen im allgemeinen keinen bestimmten Artikel kennen. Auch das Türkische kennt das Zahlwort für 1 als unbestimmten Artikel, aber keinen bestimmten. Wichtiger als solche häufigen Parallelen ist aber, daß, wie zwischen Demonstrativ und etymologisch gleichem bestimmtem Artikel, auch zwischem dem Zahlwort für 1 und dem etymologisch identischen unbestimmten Artikel formelle Differenzierung erfolgen kann. Der englische Unterschied zwischen one und a(n) ist sichtbarer als der Unterschied im Nachdruck zwischen nhd. ein und ein; aber deutsche Mundarten gehen weiter (z. B. schweizerdeutsch äin als Zahlwort, m, ä als unbestimmter Artikel); so auch in einem neugriechischen Dialekte lvas für 1, dv, d für den unbestimmten Artikel 1). Wie der absolut determinierende Artikel, ist der relativ determinierende in manchen Sprachen obligatorisch geworden : d. der Mann und ein Mann, frz. l'homme und un homme; einen dritten Fall gibt es hier auch im Deutschen nicht, da Mann nicht wie Wein als Stoffbezeichnung dienen kann; von den Wörtern Mann, h-Ommespricht nur ein kleiner Kreis der Sprachgenossen, der, dem auch bekannt ist, daß in d. man und in frz. on längst nicht mehr als solche empfundene Reste aus artikelloser Zeit stecken. Auch ohne das Vorbild eines bestimmten Artikels konnte ein unbestimmter obligatorisch werden. Gegenüber dem ungleich häufigeren negativen Ausdruck der Indetermination oder der relativen Determination kann dadurch auch der umgekehrte Fall sich einstellen: Ausdruck der absoluten Determination durch Fehlen des obligatorisch gewordenen Zeichens der relativen. So hat die Allgemeinverbindlichkeit des suffigierten unbestimmten Artikels -k aus ai. eka- im Singhalesischen bewirkt, daß die des -k entbehrende Form als absolut determiniert empfunden wurde; ähnlich steht es in einem Zigeunerdialekt, dem Nuri (Bloch, L'indo-aryen 187f.). Nicht-indogermanische Sprachen bieten nicht nur weitere Parallelen flir seltenere Erscheinungen der indogermanischen, sondern auch Ausdrucksweisen, die es im Indogermanischen nicht gibt, z.B. Determination durch Wiederholung eines Wortelementes, Possessiv- und Personenbezeichnung mittels des Artikels (R. de la Grasserie 808f.). Der albanische Artikel beim Adjektiv, der zugleich bestimmt und UP.!iestimmtist, im Grunde zum allgemeinen Exponenten des Adjekiivs (selbst des prädikativ gebrauchten) geworden ist, hat Parallelen in draviqischen Sprachen und im mexi') Dawkina a. a. 0. 163 (Pharasa).

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I. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

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kanischen Nahuatl (ebd. 292f.) 1). Um fUr den gleichzeitig vorund nachgestellten bestimmten Artikel des Albanischen (o. S. 152f.) eine Parallele zu finden, braucht man freilich nicht das afrikanische Seres zu bemühen (R. de la Grasserie 298); es genügt das neugriechische 6 xa.los 6 di1deas, und im Grunde ist dieVereinigung von bestimmtem Artikel und schwacher (d. h. bestimmter) Adjektivflexion im Deutschen die gleiche Erscheinung; auch arab. 'al fares · -r-11 cJ'a~ 8-d•a-ias, 898 1 Tvdevs µlt, xai -i-t1, E 896 I -rliJ d' ~df'Js lt1 -r-, mltbe,os, {.20 I -i-, di µv8'ca>t1 ~exe, 777 I -r-11 d' dµ,fleoalf/t'. - Zum Vergleich seien die Stellen für -rois aus .A-E beigegeben'). -iois substantivisch B 488 I "Joisdea µ.Wc.cw~exe, 618. 1)

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Bhrlich, Betonung82 .erlangt Tor Vokal rol'1' atatt rols, nicht swingend,

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1. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

680. 788 1 'Jois de 'Je,tpcOV"Ja,624. 747 1 'Jois 6' t,;e 8eaflw, 499 1 'Ji}tUW de y60fl ndOfJtO'WhiiJec,e'II, 8 488 'Jij,uw d" T!Jea,

'28

cla letsteree auch vor Konsonanteteht; anden ilt ea beim relatlHn Gebrauch (unten 8. 167). 1 ) baw. nach InlCbriftenau Hrmatendeat.ItereaslJa,(tt). (166)

Die nominale Determination in den idg. Sprachen

JUt1Avaa,,, D 723

""""" II ~,,deo,uJn levXfJf/1' - düel,,,.cw;'JOWWund -iij,aiv: 8 449 Tewas, 'JOia,v XO'JOV alvw lliEoliE (aber 11 4r49 "· x. al. ivlJae,s kann Hauptsatz sein), " 96 (xci>Ea)1 -roiaw hevdEJ1, " 107 (µv.la,) I -ii}ww dci>dexanäua, inEeeci>ov-ro yvvaixES; so stehen auch -iois und itJ,s '): 11171 ni'll'fEd• de"tyeµ6vas no,IJaaio, -iois inEnolliE,, 1 OfJpalvEiv,2 413 (lJnla) 1 --iois biovEiio 1,, 223 (dnea) 1 - -iois ivdµelyE,,, n 13 dnea -iois tno„ei-io, E 760 8 394 CDea,)I -ii'j,s bu-ikqania,, , 428 (lvyo,) 1-itJ,s ln, Kvxl"'1/1 wdE. Wie l14r49 (s. o.) kann f/ 148 -ioiaiv lteol dl{Jia doiw ohne weiteres demonstrativ sein; auch 11167 'Joiat„ -ie neel ""''Joialv 'JEXO'Jtaana, o{Je,µondiefJ wegen des Konjunktivs relativ. Nicht relativ ist -ioio (wohl aber iov; s. Gehring), umgekehrt fehlt relatives -iliotfJtf 3U prog uon eo. 1086 erfcflelnt Jo\Cllllln bucfiftAl>llcfi als Scfiolflnb (Rl>l>llbung l>tlKraus RltcfirlftLKunft n 236). Racft fnaabßdttr DUttttlug DOiiKolegeu Jof. lenq,. D011

mA•°'

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1. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

in biner fd}o(Jligt'): ~ ouy1toiTou aou. Die Abmetd}ungber LXX beru~t nid}tetma barauf, ba(J bie llberfet}er1t6A1r~nid}tfür gremium oemmben fonnten {1t6A1r~fte~t gerabe aud} an Stellen, mo bie roman.•engl ll&er• fet,ungenben fd)örfemAusbrucfbraud}en:Rut~ 4, 16, mo fr3. giron fpan. regazo, Proo. 16, 33, mo fr3.giron ital. grembo engl lap), fonbem ~at .fad}lid}e C6rünbe:bie orientalifcfJe Ausbrucfsmeife mar bemgriecftifd)en Kultur• freife nid}tangemeff en. Konfequen3bürfte man barin aud} bann nict,toer• langen, menn man mit einem unb bemfelbenllberfet,er3u recftnen~iitte: Deut. 13, 7 mirb ~ yuVflaou ~ h 1t6Afflfl aou ertragen (Dulg. uxor quae est in sinu tuo, fpan. Ja muger que esta en tu seno, fülrd!er Bibel 1525/9 'bas mqb in biner fct,ob',freier .Cut~er'bas meib in beinenarmen•, 5 'bas meib an beinemBufen•, bem ~ebr. U:ert, ber ben •ffimeth,' Kaut,fd} bietet, entfpred}enbital. la moglie del tuo senö, engl. tbe wife of thy bosom, gan3 frei fr3. ta femme bien aimee); ii~nlict,bei Deut. 28, 64 (mo auct, .Cut~er•bem meib in feinemfct,os) unb 66: c!v6pcrr6v h 1t6A1Rp crlnij~ (Dulg. viro qui cubat in sinu eius, fpan. marido que duerme en su seno, .Cutqer'bem man in irem fct,ob',3ürct,erBibel 1525/9 •bem man 5 'bem Mann an i~rem Bufen•;ftal. marito del suo in jrer fct,o(J',Kaut}fct, seno, engl. tbe husband of her bosom, fr3. son mari bien aime; oon ben 3itiertenBibelftellenmerben fict,übrigens •Bufenfreunb'unb ••freunbin' qerfct,reiben).- IDie an ben 3ulet}tbeqanbeltenaltteftamentlitt,enStellen in ber griect,ifct,en unb fran3öfifct,en llberfet,ung,finben mir an anbem in ben beutfd}en fact,lict, bebingteAbmeict,ungen: C6en.16, 5 mirb EI~rov 1t6Anv, in sinum tuum ufm. bei .Cut~ererfet,t burd} •bir bei gelegt' (bafür •bir 5 •qabe bir meine .Ceibmagb 3uo gelegt' 3ürct,erBibel 1526/9), bei Kaut,fct, in sinum tuum ufm., 'in beinen abgetreten•;II. Sam. 12, 8 (molv Tti>1t6A1n11, 1 mieber fct,os•.Cutqer,'in bin fct,oo(J'3ürct,erBibel 1626/9) gibt Kaut}fct, burct,'bie Srauen beinesl}errn an beinenBufengelegt'. Die oben genannte ([alcuttaer Sansfritüberfet,ungoerföqrt in i~ren altteftamentlict,enU:eilen mie im n.a:.,oerlö(Jtalfo bie orientalifd}e Anfd}auung,menn aud}oielleid}t nur bes~alb, meU fie nid}t auf ben dl'eallel'bingsaud) felbftänbigel'iupqemismus möglid);ba?auf Iäu" es (Jinaus,1Dennnad) einemlDörlerbud)pol'tug.collo „fjalsu aud) ,,Bufenu unb „Sd)oflubebeutet. - Jebenfalls ift „Abraqams Sd)oflu eine un• griedpifd)e Dol'ftellung,bie mit ben „Knien ber ftänbig gegenbie Bebeutung„Saum (bes Kleibes)"3ur Bebeutunggremium gefii~rt pola (fflaD. in poln. podolek (fflaD.podolsks „fimbria" 3Udola) unb 3b. Jb. VIII 1460 uennutet, fann man baran benfm, Schoß ,,SdJüfJe"als eineKü?Jungfür Vor-schoß 3u ne~mm(ogl ~oll. vool'Bchoot, lett. priekAauts für „Salb.).mas ital grembiule (auir fdJon bei grieclJ.ic6l1r~ getroffen;fie finbetfidJauirb mit ber munberblumeberü~rtet tacto concipit illa sinu O>o.Saft. 6, 256) unb feinen romanifdJenSortfeiem, bagegen niriginaltertüberall a:llka-, auf,er 13, 62, mo utsaflga-). tDie Räma unter einemBaume, beflenSdtattener·'geftellt'~at, ehoas ennilbetim SdlofJe Stta's fdtlummert(12, 21), flüdttet fidt Sitä oor ber Dro~ung eines liebetollen Dämonenmäbdtensin Räma's SdtofJ(12, 38), nidtt an feine Bruft, bie SüfJein ben mie mir fagen mürben. tDie Dii,tiufeiner C6ema~lins·11 Sdto(J legt (10, 8), fo genie(JtB~arata bie i~m in ben SdlofJ gefallene (a:llkagatAm)S'ri, bie föniglidtetDilrbe, nidtt, ~aumit i~r gleidtfambas (13, 67). Die fdtöne Jnbumatt mirb, o~ne CErfolg,auf• Sdtmertgelü&be geforbert, 'Sdto(J•.ta~mi'3u fein bes langarmigen ljerrfcfJersoon Aniipa (6, 43). ll&erglücflidt nimmt Rama bie fdtmangereSitä auf feinenSdlo(J (14, 27) unb bie plöt,lidtoerfcftiebene Jnbumatt, bie Aia auf feinen5dtofJ gelegt ~at, fönnen bie Dermanbtenfaum 3ur Der&rennung löfen(8, 41f. 71). Die U:iteloignette eines inbifdtenDrudes bes Ramaqatia, ber mir 3ur ljanb ift, 3eigt, auf bemU:~ronefit,enb,3ur .tinfen unb Redttenoon tDürbetrAgem umftanben,König Räma, ber mit bem linfen Arm lofe feine C6ema~lin Sita ~ält, bie mit freu3meifeuntergefdtlagenen Beinen auf feinem linfen atu. i., 122 dff·dnd(!). 1)

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Altes und Neues zu aaßJkna, sabbata usw.

als Vorstufe genügt (Meyer-LUbke). Das Sardische wahrt hier, verstlndlich genug, seinen Ruhm der Altertumlichkeit nicht: sapadu ist die normale Form sahbatum; log. prov. kat. p deuten wohl auf eine gewllhlte Aussprache, die sich Muhe gab, das Doppel-b von sabbatum zur Geltung zu bringen; auf dieser Tradition beruht auch mir. sapoit, Pl. sapati, nur fur den judischen Sabbat (Thumeysen, Zeitschr. f. deutsche Wortforschung I 191). Neben dem hochsprachlichen (oder doch die Hochsprache imitierenden) p verrilt die prov.-kat. Form durch ihre Synkope und ihre Endung doch wieder ihre VolkstUmliehkeit; die tir. Form zeigt neben völliger Synkope auch noch die Vorstufe, die Vokalschwächung. Nicht gleichgiltig ist wohl die geographische Verbreitung von ,abbata in den romanischen Sprachen (Adriagebiet, Südfrankreich, Nordostspanien); sie erinnert einigermaßen an das Areal von voranstehendem dies (prov. kat.). Dazu kann man freilich das Albanische, Uber dessen Wochentage Thumb, Die albanesischen Wochentage. Zeitscbr. fUr deutsche Wortforschung I 178ff. besonders gehandelt hat 1), nur unter Vorbehalt rechnen, indem hier die Entwicklung selbständig, kaum im Zusammenhang mit der romanischen, erfolgt ist. Das wohl völlig einheimische Wort ditl „Tag" (bestimmt dita), das im -XVIII.Jahrhundert noch gesetzt wurde, wird später weggelassen; im heutigen , sktune „Samstag" fUr lllteres dita , shttund weist noch das vorgesetzte , auf die frühere Fugung hin (e ist die Marke des attributiven Genitivs oder des nachgestellten Adjektivs, so , diele „Sonntag", eig. fJ1Jlui1d/ seil. IJ/dea).Daß die Voranstellung des Wortes fur Tag im Albanischen durch die islamitische Kirchensprache vermittelter arabischer Einfluß sei, ist unwahrscheinlich, da solcher bei den Wochentagen sonst fehlt; im Turkischen steht das Wort fUr „Tag" nach. Nichts beweist fur die Etymologie das fem. Geschlecht des alb. Wortes fUr „Samstag"; es kann, wie in der ganzen Reihe, von dem weggelassenen dite (bzw. -a) f. ,,Tag" herrühren. Skok, Zeitschr. f. roman. Philologie XLIV 884 fUhrt das alb. Wort fur „Samstag" auf lat. *sambata zurück'). In rum. luni maryi miercuri joi vineri alle f. - wird eher nachgestelltes lat. dies f. als vorangestelltes weggelassen sein; die Ausdehnung der Genitivendung lat. -iB auch Zu e prn•Ja, e prtn11tja .Freitag• neaerdingaLamberts,Albanilcbe Jlirchen 48 (Schriften der Wiener BalkankommillionXII), der darin den Tag der alten Liebeegöttln Prmne (Prtmde) aleht. 1 ) Ober •llmblu, •111mblte, •111nt1, •1(i)tu1'i + u. Zu den iltem Deutungen TgL auch Thamb a. a. 0. 1)

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1. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

auf IM""' (diu) ist schon lat. (s. Gundermann, Zeitschr. fttr deutsche Wortforschung I 182; Meyer-LUbke, Rom. etym. WB. nr. 6164). Die latinitas der eben berUhrten rumllnischen Reihe samt dvmimca „Sonntag" und ,aptamtnd „Woche" stimmt schlecht zu der auf ·Miklosich zurückgehenden Anschauung, nach der rum. 14mbiUa(in andrer Schreibung afmbdtd) aus aksl ,embota geflossen ist; man halte dagegen den viel weitergehenden slavischen Einfluß aufs Magyarische und Litauische in den Namen der Wochentage. Daher hat Skok in seinem Aufsatze La semaine slave. Rev. des ~tudes slaves V 1-iff. (besonders 19f.) mit Recht nicht nur rum. 1dmbdta, sondem auch aksl. Bt/ff'botaauf ein haJkanJat. *,ambata zurUckgefUhrt; man wird weiter zugeben mUsaen, daß auch mb statt bb lateinische Entwicklung sein kann, wenn auch gerade hier griech.-orientalischer Einfluß nahe liegt. Skoks Kampf gegen Mildosichs Annahme, aksl. 19"1botasei aus ahd. ,ambaz(tac) entlehnt, wlre allerdings vor den Aufsitzen von G. Meyer und W. Schulze berechtigter gewesen. Seit diesen fuhrte man das kirchenslavische Wort auf ein vulglrgriech. *adp,{J,no,, zurUck. Doch sah man dabei Uber den formellen Unterschied zwischen 19botaund *adp,{Ja-,o,, weg. Für ein *adp,{Ja-io,,sollte man *Bt}boto n. erwarten; es könnte höchstens ein griech. Plural * adl'{lcna im Slav. zum Singular geworden sein im Anschluß an die andem Namen der Wochentage, die Singulare sind (wlta. Daß magyar. s:zombat „Samstag" zu den slavischen Elementen im Ungarischen gehört, ist angesichts der weitem Flllle szerda „Mittwoch", csatiJrtök „Donnerstag", phitek „Freitag" nicht zweifelhaft '). Das schließende -a bleibt allerdings in den Lehnelementen des Ungar. aus dem Slav. und andern Sprachen im allgemeiuen erhalten, auch wenn durch den Wegfall nicht schwer sprechbare Konsonantenverbindungen in den Auslaut kämen (wie gerade bei s:zerda), wie man sich aus den Beispielen bei Simonyi, Die ungar. Sprache (Straßburg 1907) 61 ff. leicht überzeugen kann; aber gerade slav. -a ist öfter gefallen (Melich bei Skok a. a. 0. V 20). Klar ist die russische Provenienz von lit. subata wie der ganzen zugehörigen Terminologie'); daneben gilt mit anderer Vokalisierung der ersten Wortsilbe lit. sabata fUr den Sabbat der Juden (die Betonung vielleicht nach sereda „Mittwoch" aus russ. sreda). Bei den Letten ist der Grundsatz der ZKhlung auf den Samstag ausgedehnt: autd~a „sechster Tag"; auch der Montag ist nicht mehr wie bei den Slaven und Litauern der Tag nach dem Sonntag (z. B. russ. ponede'lnik, lit. ptJnedelis), sonde1n der erste J.i'tlrdu Weat.alav.rechnet aach Brtlckner, Slownik etym. 1~:rka polakiego ö05 mit lat. Provenieu. ') Die anecheiaend einbeimlsehen lletfiJ .Montag•. utld .Dlennag•, t111adnu.ip .Sonntag• lind Obenetnngen oder Anpunngen; •· (Jlelloh and) Stok a. a. 0. V 16. 17. ') Die von Kanchat revidierte Bnngelientlbenetaang tlbenetst den griech.lat. Plural s. B. Jlc. 1, 21 aklaviaoh durch den Plar. stJb"'°8d, aber Kc. 2, 28. 2' (vgl. stJbtltä, -tlla gegeatlber s""1H.itum, -ti am ateht daftlr der Sing. s~ Schla•e dea Kapitell). 1}

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Altes und Neues zu ocißl3a'ta, sabbata usw.

(pinndmaa)1). Aber das lett. Wort fUr die Woche, net in der griech. Obersetzung ad{J{Ja-iaheißt, ist einleuchtend (so Lev. 23, 38; Ex. 31, 18); wo „Wochen" gemeint sind, steht dafur l{JdoµddES(Lev. 23, 16). Um so aufflllliger ist der sehr häufige griech. Plur. fttr den hehr. Sing., z. B. Ex. 16, 26 -ifi de IJ/de11 -ijj t{Jd6µ,r, od{J{Ja-ia(hehr. iabbät). Und doch sind die Obersetzer glänzend gerechtfertigt: sie konnten gar nicht anders, da es anfangs überhaupt nur die Form od{J{Ja-ia gab. Die Konkordanz von Hatch und Redpath eröffnet den Artikel ad{J{Jmo,,mit etwa 4-0 Stellen aus dem Hexateuch; dabei ist ein Singular: Ex. 81, 16 -ifi l;/de Pütz). Auch das i von „Sambit-" kann theoretisch lateinisch-romanisch sein, allerdings vulgär 1); von einem * sambitum aus konnte Sambatius zu -itius umgebildet werden und wäre *Sambitus fUr *Sambatus unmittelbar verständlich. Man könnte sogar diesen Unterschied sambatum : -itum in sambaz- : samiz- wiederfinden wollen. Aber dann mußte man eine Spur des Umlautes, den der „Säntis" aufweist (ohne die Möglichkeit der Entscheidung zwischen primärem und sekundärem Umlaut) auch bei „Samstag" finden; diese Form geht keinenfalls auf eine Form mit vollem i zurück. Notkers samiztage kann und wird aber doch eine Vorstufe von „Samstag" sein, indem i lediglich eine Bezeichnung fUr einen geschwächten Vokal sein kann, wie u in sambuztac bei Tatian y (s. Schatz, Ahd. Grammatik §.96; über i aus a ebd. § 111; auch §§ 62. 103 über -izz- für älters -azz-). Für diese Auffassung sprechen auch die Akzentsetzung (sdmiztage gegenüber sambaztages) und die Angleichung von mb > (m)m. Für den Ausgang ~iBBvon „Säntis(s)" braucht man keine Bildung auf ahd. -in anzusetzen; an den lat. Gen. auf -i wird einfach die d. Genitivendung angetreten, also „mons Sambiti" einmal durch „Sambitis alp" wiedergegeben worden sein. Daß bei der Ersetzung von „Sämbtis" (bzw. ,,-pt-") durch „Säntis" neben dem lautlichen Austausch zwischen tnt (bzw. mpt) und nt auch der Anklang von slinti < senntuom mitgewirkt hat, ist im Schweiz. ld. a. a. 0. vermutet. Der Labial von „Sämbtis" (bzw. -p-) muß übrigens nicht das b von „Sambiti" sein, sondern kann sich sekundär (wieder) eingestellt haben (vgl. ,,sampt" u.ä.). Der Name „Säntis" reicht nicht entfernt so weit zurück wie die Reste uralten Menschendaseins, die sein Träger in den Höhlen .am Wildkirchli bewahrt hat. Er stammt aus der orientalisch-griechisch-römischen Kultur, die durch anverl.ndert als Name gebraucht: armen. Urbat• = urbat• .Freitag" (aua dem Syriacben); d. FreUag, Sontttag; lat. Natali8; apan. Concq,cid11 u. a. 1) Vgl. die romanischen Formen o. 8. 2 und italien. (toskan.) meuedima • Woche• aus nudia /iebdoma,a, die freilich schon fdr das antike Vulgirlatein Dichte beweiaen (Meyer-Lllbke).

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1. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

das Christentum vorgetragen worden ist; in germanischem .Munde umgeformt, zeigt der Name doch noch sichtbare Spuren des Weges, den er vom Orient her genommen hat. [Nachtrlgliches. Zu den kaukasischen Wochentagnamen vgl. Deeters, Die Namen der Wochentage im Sttdkaukasiacben. Caucasica fase. VIl (1981), 1-9, zu den lit. und lett. W. Schulze, Ungar. Jahrbuch Vill 292-ff. (Kleine Schriften 616f.); zu Barutag, aam~diusw. s. auch Frings, Germania Romana. Halle 1982, S. 26ff. und sonst. In dem griechischen Zusatz -a der BuchetabennamAn (t.Ucpa usw.) und anderer Wörter (-so ,uJwa, -so alxeea) sieht J. Psicbari in seinem Aufsatze Uber Lamed und Lambda (Revue des etudes juives LIV 1912, 1-29), den ich in meinem Aufsatz Uber die Buchstabennamen übersehen zu haben bedaure, du -a von y(ldp,µa (s. jetzt J. Psichari, Quelquea travaux de linguistique, de philologie et Je litMrature helleniques. Ton1e L Paris 1980, 1065-62). Fur Zd6oµa 'leeoo6lvµa I'aC11edKa,t1d, die Psichari a. a. 0. 1061f. in der Reihe der genannten aufftlhrt, mtlßte man dann wenigstens an das pluralische -a denken; so wurden die Namen im Griechischen auch verstanden. Ich bin nicht Uberzeugt, sondern bleibe bei meiner Ansicht, daß -a in den lltern Flllen (in den Buchstabennamen und in od{J{Jtna)im Griechischen phonetisch entstanden ist, wahrend in den jUngern (ZUop,a usw.), besonders wenn keine phonetische Schwierigkeit von griechischer Seite vorliegt (,uJwa alxeea u. 1.) die aramäischen Formen zugrunde liegen. - Zum Aufsatz Uber die „GeminatenaufiU&ung" (oder, wenn man will, ,,-teilung, zerlegung") vgl. noch Hermann, Silbenbildung 15, wo tsakon. mbcmu, ndiru als eine „Art Dissimilation" bezeichnet werden; zu den Nachträgen sei noch eine Stelle aus einem Aufsatze von M.erloin der Silloge Ascoli zitiert (S. 596): Nei romagn. dbu „bewto" (allato a beo „bevo"), dW (= MtH.M vivagno) vide [Ascoli, Arcb. II 402] un „singolarissimo conforto" alla dichiarazione del sanscr. adblt.fs da *ap-bku *ab-bkiB. - Zu o. LXI 2(-0 (Wechsel von Nasalvokal und Langvokal) verweist H. Oertel freundlichst auf Bloomfield-Edgerton, Vedic Variante ll § 85, p. 28 und § SOOff.,p. 166ff. (daselbst ist auch genannt Edgerton, Studie& in Honor of Hermann Collitz, p. 82). - Das ob. LXI 261f. erwähnte Werk von H. Pernot ist seitdem erschienen (Paris 1984); s. dort p. 125f.]

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Zusammengesetzte Demonstrativpronomina

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ZUR AUFFASSUNGDER ZUSAMMENGESETZTEN DEMONSTRATIVPRONOMINA

Dass eine Reihe von Demonstrativpronomina der indogermanischen Sprachen aus verschiedenen demonstrativen Elementen zusammengesetzt ist, ist bekannt genug. Klare Fälle, wie griech. ö-aE,ö-ve stützen Analysen wie die allerdings auch durch die Ueberlieferung an die Hand gegebene von nhd. ,dieser' (aus dem demonstrativen ,der' und dem im Gotischen als sai erscheinenden Wörtchen für ,sieh•, mit Ersetzung der anfänglichen Binnenßcxion durch Endflexion). Auch die Annahme der Verbindung von mehr als zwei Elementen zu einem Demonstrativ, wie sie z. B. für griech. c~,o; (vgl. ,oü,o mit ai. lad u lad), lat. istic, hie (h-i-ce nach Meillet, Rev. des etudes lat. 3, 51) vertreten wird, kann sich auf greifbare moderne Analogien stützen: frz. celle (aus ecce illam) -La, südengL lhissum, disem ,this' aus lhis aame (Horn, Sprachkörper und Sprachfunktion 59). Griech. o~-:cat hat für die angeführte etymologische Analyse vier Elemente : für das lebendige Sprachgefühl allerdings nur zwei. Das letztere gilt auch für lat. istic, frz. celle-la, südengl. thissum und wohl für alle ähnlichen Fälle. Die lebendige Sprache verknüpft immer nur zwei Elemente, die allerdings rein etymologisch nicht einfach zu sein brauchen. Aber die fortschreitende Zusammensetzung wird nur dadurch möglich, dass die etymologische Vielheit der beiden Glieder der Zusammensetzung für das Sprachgefühl zur Einheit geworden ist 1 • Aber die Zusammensetzung ist damit doch nur äusserlich festgestellt, nicht innerlich begriffen. Im Nhd. kann man doch nicht sagen •der- hier Baum', ,der-dort Baum' oder, mit ,der' als reinem Formwort (als Artikel), ,der da- hier Baum', ,der da- dort Baum·. Allerdings stehen in diesen Missgebilden anstatt der Flexionsformen der oben genannten Beispiele Adverbien. Doch hat dies nichts zu sagen : die Forschung sieht r. Fllle wie griech. toutov11-of, 116niyi, in denen ■ich für dae Spnchgefühl drei Bestandteile von einanderabheben, Lilden keinen Gegenbeweis, da es sich hier nicht um feste, sondern um zuflllige Verbindungen handelt wie in griech. ivym1u8i. Beachtenswert ist hier überall die Behauptung des Wortendn durch dae charalteri,tiche -! ; lhnlich verhallen sich ..a,,-v1 (aber, wie griech. to!a6ccn, to!v1°' zeigen, nicht komequeot), lat. -ce.

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I. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

sich immer wieder darauf geführt, dass die Demonstrativstämme letzten Endes Adve1·bicn lokaler Bedeutung bzw. voa·ßexivische Formen sind (so Thurneysen, IF 39, 198; Hirt, Idg. Gramm. 3, 9 f., 25 f.; Meillet, MSL 23 142 f.). So kann sich ein deutschschweizerischer Schulmeister mit den Worten se det hina I wörtlich, sieh dort hinten' frz. attention la-bas ! an seine Kinder wenden, wo nicht sowohl der Or~ als die dort befindlichen Personen gemeint sind, und es kann Einer den Wink erhalten, ,hier' nicht mehr zu gehen als ,dort', der einen Person nicht mehr als der andern. Darnach darf man die Frage stellen, ob Gebrauchsweisen wie X2tpE?WV&~, ,Chairephon hier' nicht vielmehr einen letzten Rest der alten Adverhialgeltung des Demonstrativs darstellen als eine besondere Verwendung des deiktischen Adjektivs. Man muss dann annehmen, dass die Adverbien einmal zu Substantiven traten wie in griech. ci vCiviv6pwr.ot (geschichtlich an den Artikel gebunden), lat. nunc homines (geschichtlich Nachahmung des Griechischen). Aber für die Frage der zusammengesetzten Demonstrativa bleibt es sich gleich, ob man von ursprünglichen Adjektiven oder von ursprünglichen Adverbien ausgeht. Vielleicht werfen aber moderne Analogien, wie sie die Tatsache der Zusammensetzung belegen. auch Licht auf den Hergang der Vereinigung verschiedener Elemente zu einer Einheit. Weniger wird für die Vorgeschichte in Betracht kommen die lediglich äusserliche Verschränkung zweier Wörter demonstrativer Bedeutung, wie z. B. neugriech. ~~u!vc; durch Angleichung an hcT•,c; neben (demonstrativ gewordenes) 12'.i't'c;getreten ist. 1) Wohl aber zeigt eine andere Erscheinung einen wahrscheinlichen Weg zur Erkärung der zusammengesetzten Demonstrativa der indogermanischen Sprachen, die als solche nicht in die gemeinsame Vorzeit zurückreichen, aber in den einzelnen Sprachen überall vor Beginn der Ueberlieferung geschaffen worden sind, sich allerdings auch in geschichtlicher Zeit noch triebkräftig erweisen. Ein (nhd.) ,der Baum' kann durch nachfolgendes ,da, hier, dort, drüben' näher bestimmt werden: ,der Baum da, hier, dort, drüben' (wofür mit anderer Betonung ,der Baum da, der Baum hier' usw., worin ,der' trotz der Vorlonigkeit noch einen Rest der demonstrativen Geltung bewahrt). In solchen Beispielen sind ,der - da·, ,der - hier' allerdings durch das Substantiv getrennt (wie in frz. cette femme-ci, -ld)~ gehören aber doch innerlich zusammen, d. h. sie bilden Distanzkomposita. Die beiden Teile folgen sich aber unmittelbar, wenn das Substantiv unterdrückt wird oder überhaupt fehlt, wenn also die Verbindung substantivisch fungiert, z. B. , welcher Baum·? ,der hier oder der dort·? Auf dieser Stufe wird sich in Fällen wiegriech. ö ~!, ö .,, auch die äusserliche Worteinung vollzogen haben;

=

r. [dg. •,(i)jo--, •i(i)/o- (ai. ,yo(~) ,yä tyad, apcn. hya" hyä tya") wird ala Weiterbildung YOn•,o (Brugmann, Grundr. 1 II 2, 320 f.). Man k.önnte auch an Kontamination yon •,o UIW. und Pronominalatamm •ce)i- denk.eo. Doch ist mir mit Rücbicht auf (germ. griech.J u1w.) wahncheinlicher, daas 01 neben •,e•,o•ie •to anch einmal die Varianten •,; •,; gab (wie lc-i lri neben Formen auf_. -o 1tehen), und dau dieM die Au1glnge von •,o •,ä•Iod annahmen.

•,ä•lod betrachtet

.,i

,i.

Zusammengesetzte Demonstrativpronomina

215

die Wörter wurden Kontaktkomposita. Und als Kontaktkomposita konnten sie dann auch wieder als Adjectiva zu Substantiven treten ; sie konnten es, mussten aber nicht; im Nhd. hat sich trotz ,der hier, da' der Typus ,der Baum hier, da' gehalten ; ,der hier (bzw. da) Baum' wäre unerhört in der Schrift-und Umgangssprache und in den Mundarten, sowenig man im Frz. statt cette femme-ci, -la, sagen können wird cette-ri (bzw. -la)femme. Aber es gibt doch eine Sprachschicht, die die gewünschte Analogie zu griech. ö!e o av+,p,lat. hie homo bietet: die Kindersprache. Einem Kinde meiner Umgebung war die Ausdrucksweise ,der da Baum' sehr schwer abzugewöhnen ( wozu zu bemerken ist, dass im Schweizerdeutschen zwar nicht der Typus ,der Baum da' wohl aber substantivisches ,der da' sehr geläufig ist). Bei dieser kindlichen Redeweise war fremdsprachlicher Einfluss völlig ausgeschlossen; in englischen Mundarten heisst es allerdings analog this here howe, that there coat statt this house here usw. (s. Horn a. a. 0. 56)1. Darnach dürfte auch die Möglichkeit zusammengesetzter Demonstrativa auf vorgeschichtlichen Sprachstufen zu beurteilen sein ; es sind nicht sogenannte echte Komposita, sondern Zusammenrückungen (eine Unterscheidung, die allerdings, je weiter man zurückgeht, umso mehr ihre Berechtigung verliert), und sie waren in adjektivischer Verwendung anfänglich Distanzkomposita, nur in substantivischem Gebrauch Kontaktkomposita. Aber der substantivische und prädikative Gebrauch, der z. B. bei griech. ö~a und o}co; noch in geschichtlicher Zeit stark hervortritt, der beim Interrogativ durch die gotische Konstruktion desselben mit dem Genitiv (hvß mizdßnö gegenüber griech. ti·,.x µ.t18b·1Mt. 5, 46) veranschaulicht wird, ist kaum sekundär vom adjektivischen ausgegangen, sondern eben so alt. Es ist also möglich, dass in einzelnen Fällen der adjektivische Gebrauch nicht, wie im Vorhergehenden entwickelt, an das Distanzkompositum gebunden war, sondern vom substantivischen Gebrauch aus gleich als Kontaktkompositum ins Leben trat. Das wird ganz besonders Geltung haben für die Fälle, in denen das unterstreichende oder präzisierende Element nicht folgt wie in den oben angezogenen Beispielen, sondern vorangeht (ai. eta-, u. etanto u.ä.). 1. Du gleiche Kind brauchte auch harlnick.ig keiner mehr' ie Kontaktstellung, und fragte B., gibt e1 keine mehr Butter' (bzw. in der Mund~rt MIi k(J meAnk-t,e ~ statt des durchaua geltenden h4t'• kä Anky_, me ?). Auch hier wurde 1110 die Kontaktstellung verallgemeinert ,die eich ergibt, wenn d11 Substantiv, weil durch den Zmammenhang gegeben, 1pracblich unawgedrückt bleibt (,es gibt keine mehr' b1w. mundartlich e, Mt kä me). Es zeigt 1ich darin eine s:yslematisierende Geiatearichtung. die bei dem Kinde auch darin 1u Tage trat, dau ,es eich' als Reflexiv für alle Personen, jedenfalls auch für die ente brauchte, 1. B. i ha si g',chnitta ,ich habe mich (z. B. mit einem M-r) geschnitten'. Fremde Einwirkung, wie etwa bei Deutsch sprechenden Slaven, i1t auch hier, "';• ich verbürgen kann, durchaus au1geschlo11en; dor gleiche sprachliche Atavismus findet eich übrigen• eben10 1pontan entwickelt in der Mundart des Haelitales (Berner Oberland) und für die ente Person Plurali1 auch eonat in deutschen Mundarten (1. Schweiz. Idiotikon VII 151, mit Literatur; die Belege mil Pripoaitionen sind freilich nicht beweiaend, da Füpngen wie hinthr,i(ch) . ,rück• wirte' überhaupt zur Entarrung neigen, und dio Stelle au1 einor Quelle von 1474, an der anscheinend ,aich' beim lnfiniLiv 1tatt ,euch' ateht, iat kein vollwertigea Zeugnis für du Alter der ErlCbeinung, da betondere Bedingungen vorliegen). Die ~•ychologieche Grundlage (A.uß'a111ungder Raclbaiehung in allen Penonen und Numeri als EinhC'1t)ist alf.>.ov6vuxac auffassen, genau wie agr. M€A.av8,ocfür *M€>.av-av8,oc,ngr. µi ta für µnci ta steht (vgl. Brugmann Grdr. 11 860 f.). Unter dem Schu~e des Metrums hat sich hier, wie oft, die Form der lebendigen Rede ~ehalten. 2. Ein verkanntes Dialektwort. Im Lexikon des Hesych (M. Schmidt IV 1 p. 328) ist überliefert wpava· X€A.1b6v~v öpocp~. Aus Hephaest. p. 66 (p. 38 Westphal) kennen wir als \Vorte der Sappho Ti µ( TTavbiov1c w'pavva (handschriftl. wpava) X€A.ibwv(Bergk' fr. 88 p. 11S). Man hat nun angenommen, jene Glosse sei lediglich eine Entstellung dieses Versstückes, bewogen einmal durch den Anklang, der ja ganz zufällig sein kann, und zweitens durch die scheinbare Unmöglichkeit, das Wort wpava etymologisch zu verstehen, was doch an sich ein sehr wenig stichhaltiger Grund ist. Und was wird denn damit gewonnen? Die Sammlung der Fragmente der Sappho wird nicht um ein neues Sti.ick bereichert, dagegen müssen wir entweder dem Hesych bezw. seiner Quelle die ganz verkehrte Erklärung der Worte der Lesbierin durch öpocp~zu trauen oder im Text des Lexikons eine schwere Verderbnis anerkennen. Eine Deutung, welche an der Überlieferung nichts zu ändern braucht, wird alles für sich haben. Was die zur Erklänmg beigefügten Worte besagen wollen, ist klar: xü1b6vwv 6poq>~ ist das Schwalbendacb, das Sparrwerk des Daches, wo die Schwalben ihr Nest bauen. wpava erinnert an äol. wpavoc böot lak. wpavoc (vgl. über die Yerschiedenen Formen des Wortes zuletzt Solmsen, Untersuch. z. griech. Lautund Verslehre 297 f.). Für die Bedeutungsentwickelung bieten die deutschen Mundarten der Schweiz eine interessante Analogie; unter den übertragenen Bedeutungen von Himma kennt das schweiz. ld. II 1293 auch folgende : Decke eines Gebäudes, Gemaches. Verschaltes Dach eines Hauses (zu Höllstein und Langenbn1ck im Kt. Basel-Land). Wagrechte Fläche vom untern Dachende bis an die Mauer, gewöhnlich mit Gyps beworfen,

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Variazur griechischen und lateinischen Grammatik

Gypsdecke (zu Thierstein im Kt. Solothum). Oberster Dachraum, meist für Geflügel (im Kt. Aargau); "oberster Teil des Hühnerhauses' (nach einer Angabe aus dem Kt. Aargau). Daß auch griech. oupavcSceiner Bedeutungsentwickelung nach dieser Richtung hin fähig war, zeigen die übertragenen Anwendungen als Zelthimmel, Gaumen. Vom semasiologischen Standpunkt aus scheint somit der neue Erklärungsv-orschlag einwandfrei ; es erübrigt noch die formale Differenzierung zwischen der Grundbedeutung und der abgeleiteten zu erklären. Auf den ersten Blick scheint wpava neben wpavoc, wpavoc zu liegen wie ngriech. ti rupa neben 6 rupcScu. s. w., so daß wieder das Gem1. eine Analogie liefern könnte, wo neben Himmel in den übertragenen Bedeutungen die kollektive Bildung ahd. (ga)himilizi,mhd. himelze, mndd. hime/'8 steht (vgl. \Vilmanns, Deutsche Gramm. 2 1, 365); aber jene griech. Bildungsweise tritt zu spät auf, um herangezogen werden zu dürfen (vgl. Hatzidakis. Eint. in d. rigriecb. Gramm. 93. 363). Dagegen bietet sich ungesucht ein anderer eg. Der Zusammenhang jener abgeleiteten Bedeutung mit der gewöhnlichen konnte sich im Sprachbewußtsein \"erlieren, wofür .Beispielenicht erst angeführt zu werden brauchen; dagegen trat wpavoc bezw. wpavoc in der übertragenen Geltung sachlich in Beziehungen zu Bildungen wie crEq>avri,tpKavri, opKavri, oxavri, eriravri. Die neue begriffliche Gruppierung verlangte auch einen formalen Ausdruck: sie fand ihn wie natürlich in der analogiscben Umbildung wpava.

,v

a. Y eueres

Cupidinesq

ue.

Ein Beitrag zur Erklärung des Catull und zur Yergleichenden Syntax.

Die ". orte Veneres Oupidinesq_ue erscheinen zweimal in den Gedichten Catulls (lugete,o VimeresCupidinesque3, 1 ; unguentum, quod meae puellae donarunt Veneres Cupidinesque 13, 12), als Reminiszenz auch bei Martial IX 11, 10; XI 13, 6. Der Plural Cupidines bietet keine Schwierigkeit; die Cupidines erscheinen wie die griechischen "Epwnc oft in der Vielheit. Aber auffällig ist es, wenn Vimus in der Mehrheit auftritt; die mater saeva Cupidim,m erscheint fast immer in der Einzahl; nur die Philosophen sprechen von mehreren Apbroditen und auch den gelehrten Alexandrinern ist diese Yorstellung geläufig (rcic 'Acppobirac· ~ 8Eoc T«P ou µia Kallim. fr. 82h Schneider). Man wird nicht

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1. Allgemeine und indogermanischeSprachwissenschaft

wohl annehmen dül'fen, dass Catull sich gerade in Gedichten, die zu seinen innigsten gehören, auf die griechische Gelehrsamkeit bezogen habe. Riese Die Gedichte des Catullus S. 6, entscheidet sich nach einer längern Erörterung für die Übersetzung „o Göttin aller Liebreize", indem er an den appellativen Gebrauch des Plurals t:61161"68erinnert (ommumwnwum ,t tiffluslatwmPlaut. Stich. 278; omnibus una omfl88 surripuit mawes Cat 86, 6), während Venert8 als Plural von Venus doch höchstens bedeuten kann „Göttinnen des Liebreizes". Bährens, Catulli Veronensis liber II 82, meint, Catull spreche nicht von Venus allein, sondern denke bei Veneresauch an die übrigen ihr ähnlichen Gottheiten, vor allem an die Grazien, ohne dafür freilich eine Analogie beizubringen. Mir scheint noch am meisten für sich zu haben, was Riese a. a. 0. als Möglichkeit anführt, aber nicht weiter ,·erfolgt, daß "Catull von der Analogie des Volksglaubens getrieben werde, der in jedem Epitheton eines Gottes die Bezeichnung einer Gottheit sieht", so daß man also an die verschiedenen Beinamen der Venus wie Genetrix, Cwacina, Concüiatrixu. s. w. zu denken und Veneru als „Erscheinungsformen der Venus" zu fassen hätte. Doch bleiben auch hier noch Bedenken. Abgesehen da,·on, daß mau eine Bezeichnung der Totalität nur ungern vermißt, muß auffallen, daß der Plural Veneru nirgends für sich, sondern immer nur mit 01'pidifl88,·erbunden ,·orkommt Das hat K. P. Schulze zu seinem Yersuch bewogen, die Schwierigkeit auf sprachlichem ,vege zu beseitigen (Fleckeisens Jbb. 125, 205 i). Er sucht Ellis' Annahme näher zu begründen, der Plural Veneres sei infolge einer rein äußerlichen Assimilation an Oupidinesfür den Singular Venus eingetreten. Aber schon Riese, der wie Bährens diese Annahme ablehnt, hebt mit Recht hervor, daß eine solche Assimilation bei Sachen und Abstrakten begreiflich sei, nicht aber bei Personen. Auch enthalten manche von Schulzes Beispielen einen im Lateinischen berechtigten Plural, für den nur unser deutsches Sprachgefühl unwillkürlich den Singular verlangt. Alle Schwierigkeiten wären gehoben, wenn man übersetzen könnte „Venus und Cupido", wie denn Catull 36, 3 sanctaeVenen Oupidimque sagt. Dieser Fordenmg genügt die Erklärung, die ich, ohne deren Kühnheit zu verkennen, im folgenden ,·orlegen will. Schon vor Jahren hat J. Wackernagel, KZ. 23, 302 ff. für homer. Afovn wahrscheinlich gemacht, daf3 dieser Dual „Aias und Teukros" umfasse und mit ved. mitrd "Mitra und Varnl).a"

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Variazur griechischen und lateinischen Grammatik gleichwertig sei; aus dem Lat. zieht Wackernagel Castores(nnd Pollt1Cn)bei Sen. ad Georg. 89 heran, wozu J. Schmidt, KZ. 23, 308 Anm. auf sacerdosCererum urid patra = pat,e,' et mater, fratres = fralM et soror aufmerksam macht. Auch ein zweiter Typus der Anwendung des Duals ist als gemeinindogermanisch nachgewiesen; W ackernagel a. a. 0. 308 f. vergleicht homer. AfavTET E0KpocTE (= Aias und Teukros) mit ai. d ydd ruhdm mru"'11 ca ndvam (weitere Beispiele aus dem Vod. bei Zimmer, KZ. 32, 153 Anm. 1; ein neues Beispiel aus dem Griechischen bringt bei W. Schulze, KZ. 32, 153, Anm. 2, Clf,Upoivnueeq TE Pind. lsthm. V. [IV] 17 f.). Aus dem Iranischen belegt die Erscheinung J. Schmidt, Pluralbild. 79; ein reiches Material ans dem Keltischen, auf welchem Sprachgebiet schon Stokes, KSB. II 395, und Ebel, KSB. IV 357 f., die eigentümliche Konstruktion beobachtet hatten, bietet Zimmer, KZ. 32, 153 ff.; aus dem Germanischen und Slavischen steuert J. Schmidt, KZ. 23, 308 Anm., ans dem Litauischen derselbe Pluralbild. 79 'Material bei. Vgl. jetzt auch Delbrück, vgl. Syntax 1, 137 ff., ferner 0. Richter IF. 9, 23 ff. 8ind die beiden Typen griech. AravTEund Aiavn T E0Kpocn, also der „elliptische Dual" und der „elliptische Dual mit einem Ergänzungssingular" als gemeinindogermanisch nachweisbar, ist der „elliptische Dual mit einem Ergänzungsdual" bisher nur im Arischen nachgewiesen, wo er nicht selten ist (Delbrück a. a. 0. 138 f.; für das Avesta Bartholomae, BB. 10, 267 ff.). Es liegt jedoch kein Grund vor, der die Annahme als nötig erscheinen ließe, wir haben es mit einer speziell arischen Entwickelung zu tun. ..Es scheint zweifellos, dass die elliptische Ausdn1cksweise die ältere ist. Wenn an diese Duale gelegentlich der Singular des ergänzenden Wortes, gewöhnlich aber solio, quod ipse Hispanico oerboduretam tJoeabat,manus ac pedes alternis iactaret. Augustus entzog sich also den llrztlich verordneten Meer- und Schwefelbädern durch Benutzung eines häuslichen Bades in einer hölzernen Badewanne. Die benötigte Bedeutung von soUum gibt Festus p. 886, 9 Lindsay (Teubner): Alvei quoque Javandi gratia instituti, quo singuli descendunt, soJia dicuntur. quae a s(c]e[n)dendo potius dicta videntur quam a solo (bei Paulus übergangen). In dieser Verwendung findet sich solium in der Kaiserzeit auch sonst (so bei Vitruv 215 Ende in der Anekdote von Archimedes: casu venit in balineum ibique cum in solium descendit ... , bei Scribonius 180 vom Inhalt des Bades: lienosi ... solio caldo demittantur, ubi plures eos contineant, dum desinat dolor). Man hat Augustus geglaubt, daß dureta ein Hispanicum verbum sei; Hubner, Monumenta Jinguae lbericae p. LXXXII verknüpft es zugleich mit dem Fluß Durius und mit kelt. -durum '). Aber Augustus hätte vorsichtiger von einem verbum Hispaniense sprechen müssen (man unterschied z.B. non Hispaniensis natus, sed Hispanus Vell. II 51, 3); er wird kaum untersucht haben, ob das ihm aus Spanien bekannt gewordene Wort auch wirklich echt spanisch war'). Schon vor vielen Jahren, als ich einmal zu ganz anderen Zwecken im Sueton las, fiel mir ein, daß dureta nichts anderes sei als das gleichbedeutende griech. "eol-if'J(zuerst bei Aischylos). Daß die "eolnJ an der ersten Stelle, an der sie in der griechischen Literatur begegnet, ,,Witnde von Silber" hat, also Vgl. auch Diez, Et.ym. WB.1 44ö (nach apaniachenEtymologen au bau. ura • Wuaer"); Holder, A.itcelt. Spraehacbatz1. T. (.nach St-0keaiberiach1 ). ') Der Wert aolcher Angaben wird durch Quint.., Inat. or. I 6, 8 beleuchkt, der ala Beilplel ftlr ein ina Latelniache tlbemommaea Afrum HI Hilp&DIIID nomen du von der modernen Sprachwiuenachaft als keltflab glaubhaft gemachte caflhu .Radreif• anftlhrt (vgl. dartlber Walde-Hofmann •· v.). So wflrde heute jemand ,·oa dem 1erbi1chen oder griechiachen Namenaelement kara aprechea (K.arageorgiewlt.anh; Karatheodorl, auch Kara!an au Kcrearu.t""ls),der nicbi wtl6te, d&e e1 ttlrklach ilt. 1}

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„Hispanisch" dureta

mindestens als mit Silber ausgeschlagen oder wohl besser außen bekleidet gedacht ist (angesichts der Leiche Agamemnons singt der Chor lw yd yd, el:)" lµ" ldl;"' ne,,, -i6"d" ln,6Ei" de,,veo-ioliov deol-ifJS xa-iq°"'"' zdµawa" ,,der das Lager in der silberwandigen Wanne innehat"; bei v. Wilamowitz „in der Silberwanne hingestreckt", Ag. 1640), macht keinen erheblichen Unterschied gegenUber der Holzwanne des römischen princeps. Außerhalb der Anaktenhluser (und wohl auch in diesen außerhalb der Dichtung) ist gewiß zur deol-i11so kostbares Material nicht verwendet worden. Es ist auch an den beiden andern Stellen aus Aisehylos (die eine, auf eine LUcke folgende geht der Agamemnon-Stelle parallel: deol-ifJ, med, Eum. 888) und an den hellenistischen Belegstellen, die für uns unmittelbar auf Aischylos folgen, das Material gar nicht erwähnt (als belanglos oder selbstverständlich). Die Hellenisten knUpfen fast ·durchaus unmittelbar an Aischylos an. Lykophron t 108 lyw [Alexandra= Kassandra) de deol"f/S clyx, ulaoµa, nid"'' (in der Paraphrase nl11alov -it]s m,lloo, im Scholion tJeol-ifJxvel"'s IJ ;tili„os n~eos [!]) variiert die erste Agamem.non-Stelle; Parthenios schließt sich an Aesch. Cho. 999 an ("exeovno6"'6v-ioi, deol-ifJSxcnaaxlp,"'µa „eine von Kopf zu Fuß kleidende Decke des Toten im Sarg") mit seiner Bedeutung aoeos de "TJ" aoe6" xa1 Alf/" I" ~' -i,~el1:a, -ia flel'P1'J(also ein „Kinderbett" oder besser eilte „ Wiege"). Mit der Bedeutung „Wiege" wird tJeoln1als el6as 6ez~at6'S bei Hesych zusammenhängen. Man sieht aus den beiden zuletzt genannten Anwendungen, daß tJeol-ifJ, wenn auch teilweise in hellenistischer Zeit aus der alten Literatur wieder aufgenommen, doch nicht nur ein altes Dichterwort war, sondern (vielleicht regional) auch in der Umgangssprache weiterlebte. Zu diesem Befunde paßt das Auftreten einer vulgären Aussprache des Wortes, die der Kallimachos-SchUler Hermipp dann aus etymologischen Anschauungen (naea "T/" defj" 1:i;" ;v.tlt11]t1) heraus sogar als ursprUngliche, richtige Form betrachtete: defj-i~ (Et. magn. 288, 8 f.; hier wird schließlich def.i-i~fur die Bedeutung nvdos, deol-ifJ- wegen ol-ios - für die Bedeutung aoe6s ver-

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1. Allgemeine und indogermanische Sprachwissenschaft

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langt); die Überlieferung des Wortes hat sich teilweise nach Hermipp gerichtet (bloße Verwechslung von o, und v. durch Schreiber ist bei einem so seltenen Worte nicht eben wahrscheinlich). So schlecht man sich denken kann, daß ein ursprüngliches de(,rfJzu deol-ifJgeworden sei (was wieder nicht bloße Verwechslung sein könnte), als Grundlage fUr Hermipp muß eine Aussprache detnf/ bestanden haben. Nun wird in Sprachen, die den Laut il nicht kennen, griech. v seit hellenistischer Zeit hllufig durch e-Laute wiedergegeben (man vgl. der Kürze halber meine Griech. Gramm. 183f.). So kann sich das e von dureta erklären (dureta wird man fUr detnfJ nicht ansetzen, wenn das Wort wirklich aus autochthon spanischem Munde übernommen war: wenigstens das Baskische kennt Quantitlltsunterschiede nicht. Für das Lateinische sind an sich beide Aussprachen möglich, -eta und -eta). Doch besteht zwischen defJ-ifJund durtJta auch ein Unterschied .im Worteingang. Die Lautverbindung dr ist im llltesten erreichbaren Indogermanischen wohl überall sekundär entstanden, durch Ablaut oder in der Wortbildung, aber dann unverändert geblieben oder regelmäßig entwickelt. Doch ist im Lateinischen in einigen Beispielen inlautendes d,· zu tr geworden (taetro-, utris): s. Sommer, Handb. ' 1' 226 unter Berufung auf Thuroeysen, o. XXXII 662ff.; Osthoff, Etymologische Parerga I 162ff. FUr den Anlaut fehlt Material, da alle Wörter mit dr- im lateinischen Wörterbuch mit Ausnahme des Schallwortes drindräre (vom Naturlaut des Wiesels) und des etymologisch unklaren drin(für eine Thunfischart) nach glaubhafter Etymologie entlehnt sind (nicht nur aus dem Griechischen) 1). Sprachen, die überhaupt anlautende Doppelkonsonanz vermeiden, umgehen sie durch Prothese, Anaptyxe oder Metathese, so auch dr- (vgl. Horn, Grundriß der iran. Philol. I 2, 89f.), wo z. B. npers. d'räz „lang", daryä „Meer" für drll-). Die Beseitigung von anlautender muta cum liquida durch Anaptyxe kennt auch das Spätlateinische (vgl. Terebonio,cerescenti, T'sNachträgen dazu, nach welchen Werken ich zitiere: apa-ka'l)laka-,frei von Gefahren', -karutia• ,grausam', -kalanka' without blemisb', -kalaha1flaa-,ohne Schwäne', -kalma,a- ,frei von Sünde' (neben ak. ,fleckenlos'), -ka,ltya- ,sündenlos', -k~efna• (= 20 apagatam k,entam kalylttiam yaa,IJa aa~), -9a,jita- ,donnerlos', -gu:'}a- ,ohne Vorzüge' (neben ag.), -ghana- ,wolkenlos', -9hroa1mitleidlos, grausam' (neben agh.), -chattra- ,ohne Sonnenschirm', -jara• , der ohne Altern, Gott' (neben aj. ,nicht alternd'), -jya• 1) Also ist die genaue Wiedergabe von apazia&ra- ,der die

Herrschaft weg, fort hat'. Anscheinend ind. Parallelen zu B.utObersetzung ber11ben nur auf der fremdsprachlichen Wiedergabe: apagräma- ,aus der Gemeinde gestoßen' beißt eigentlich nur ,für den die Gemeinde fern ist' nach WACKERNAGEL, Ai. Grammatik II, 1, 282; darnach auch aufzufassen apakola- ,aus der Scheide gezogen', -plttra-, vom Gebrauch der Geschirre ausgeschlossen'. Auch kret. cxnard.o> ,der noch nicht der cxrlJ..a (etwa ,Jugendwehr') ,der dem 4eo,io>der Epheben entwachsen angehört' und cxnoJeo,io> ist' lassen sich nicht nu1· als hypostasierte Komposita (aus cxno cxrlla>,4eo,im),sondern auch nach dem Vorbild der eben genannten arischen deuten. Dagegen kommt für kret dq,l-ra,eo~,keiner Het&rie angehörend' nur Deutung aus cxnofra{eaw in Frage. 2) Im gleichen Kompositionstypus, nur mit andrem Adverb, erscheint der Stamm pu{}ra- in paitipu&rlJ ,samt dem, den Jungen', eig. ,das Junge (sich) gegenüber habend' (BARTHOLOJUl: 1 WB. 832), THOLOMAE's

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Iranisches ,ohne Bogensehne', -tandram Adv. ,unermüdlich' (neben dt-a• ,u.'), -tüla ved. ,ohne Wedel, Rispe', -trigartam Adv. ,mit Ausnahme von Triga rt a' (so auch -slirvaaeni, -sauviram ), •tvac- , skinned, peeled' (neben atvdc- ,haut-, rindelos'), -dayam Adv. ,mitleidslos' (neben 6 adayd- ,unbarmherzig'), -darpa- ,frei von SelbstüberschlLtzung' (neben ad.), -darlana- ,deprived of sight' (neben ad.), -do,a- ,fehlerlos' (neben ad.), -da,ana- ,makellos', -dhüma- ,rauchlos' (vgl. adhümaka·), -nähhi- ved. ,ohne Nabel', -nidhi• ,schatzlos, arm', -nihära,frei von Nebel', -payas- ,wasserlos', •pädatra- ,ohne J!ußbekleidung', 10 -praaara- ,gehemmt', -barhi{,-ved. ,ohne Barhis-Abschnitt', -hhaaman1 von der Asche befreit•, -hhi- ,furchtlos' (neben ahhi-), -mat.tara1unbeneidet' (neben am. ,uneigennützig'), -mada- ,frei von Hochmut' (neben am.), -mantu- , versöhnt' (zu mantu- m. ,Beleidigung'; neben amantu- ,ohne Berater'), -mala- ,rein' (neben am.), -mudu, freudlos, kläglich•, -meghodaya- ,ohne Wolkenaufzug', -yodharava,kein Kampfgeschrei mehr erhebend', -ramcl f. (= apagato ramo r~m yasy/J[, all), -raaa- ,lustlos' (neben ar.), -rliga- (= apagata{i rliga{i vi{,ayer,li8aktir yaaya; neben ar.), •"'I· , frei von Zorn' (neben ar.), -latähhavana- , ohne Lauben', -vatsa- (f. -ii) 20, kalblos', -viglma- ,frei von Hindernissen' (neben av.), -vipad- ,leidlos', ~ ,frei von Gift' (a-d- ,ungiftig'), -vyclpllra- ,ohne Beschll.ftigung', -vrata- ved. ,ungehorsam; das gewohnte Ton aufgebend' (neben a-d- ,gesetzlos, ungehorsam'), -lanka- ,ohne Bedenken; furchtlos' (neben al.), -lalitifuka- ,ohne Mond als Stirnmal', 25 -laatra- , waffenlos' (neben al.), -ltla- , ungesittet, gemein', -süla1ohne Spieß' (neben aa.), -loka- ,kummerlos' (neben al.), -lrama,unermüdlich' (neben al.), •lri- ,der Schönheit beraubt' (neben am-), -aa,pkhya- ,zahllos' (neben al.), -subrahma7J,ya- ,ohne den Subr.' (neben as.), -atana- ,der Mutterbrust entbehrend' (neben aat.), so-aparla- ,unempfindlich' (neben aap.), -spala- ,ohne Kundschafter' (neben aap.), -har1a- ,keine Freude verratend' (neben ah.), -hi'f!l,klira- ved. ,ohne die Silbe him', apa.nga- ,glied-, körperlos' (neben an4.), apa.nrta- ,frei von Lüge, wahr', apapad- ,frei von Unglück', apllpliya- , frei von Gefahren' (neben anap. , ohne Hindernisse'), 86 apll:rtka- , zwecklos, unnütz' (neben ana.) , dpodaka- , wasserlos, -dicht; nicht wässerig, nicht ßtlssig' (neben anudakd-). Die Gleichwertigkeit von apa- mit a(n)- zeigt sich besonders deutlich, wenn apa- als Begriffsnegation zu einem Adjektiv tritt: apagalbha- , nnkeck , verzagt, verlegen , be,noch nicht zu Ende gegangen', -nyäyya,o schämt', -nirvä~

1ungeziemend1, -vi~ata- ,unverletzt', apa~ravant- ,nicht mit einem Speere bewaffnet', -14lina- , nicht verlegen', -spf s-,nicht hart berührend, nicht wehe tuend'; beide Präverbien sind vereinigt in anapasprl- , sich nicht weigernd' (eig. ,nicht sich-

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II. Iranisches

nicht- berühren- lassend'). Auch Substantive enthalten anscheinend ein apa-, das schlechthin= a(n)- ist: apak4md- m. , Unlust, Verdruß, Tort', -ilrti- f. ,Schande', -dAJ- f. , Unverstand', -yasas-n. , Unehre', apartu- m. ,nicht die rechte Jahreszeit'; doch liegt das wohl nur an der 'Obersetzung, und apa- 6 bedeutet hier wie oft nur , vom richtigen Wege abgehend, verkehrt, falsch' (was der Grundbedeutung nahe steht); vgl. apadravya- n. ,schlechte Ware' (auch -vastu- n.), -dAy4na- n. , ungehöriges Denken', -naya- m. ,schlechtes Benehmen, Betragen', bhll,ana-n. , ungrammatische Ausdrucksweise', -rapa- n. 10 ,Mißgestalt', -lak,ana- n. ,ungünstiges Zeichen' (== apaJakuna- n.), -vada- m. , Tadel, üble Nachrede' ( = apasabda-m.), -vidyi'J- f. , schlechtes Wissen', -siddhänta- m. , ein Dogma im · Widerspruch mit dem eigenen System', -hasita-n. ,ein Lachen, bei dem einem die Tränen in die Augen kommen' ; so auch u in den Adjektiven apapraj1Jt4f. ,die eine Fehlgeburt gemacht hat', ,quae abortavit (jünger -ivit)', -bhä,ana- ,eine falsche, d. h. fremde Sprache redend', apartu- , unzeitig, nicht der Jahreszeit entsprechend', -vrtta-,von schlechtem Benehmen', -sruti- ,den Ohren unangenehm'. - Die weitgehende Ver- 20 mischung von apa- und a(n)- tritt auch darin zutage, daß ain der speziellen Bedeutung von apa- gebraucht werden kann: apati--,apatiklJ- ist sowohl , unverheiratet' als , die den Gatten verloren bat'. Doch beweisen die Umschreibungen indischer Kommen- 15 tatoren (vgl. oben bei apa-k,ema-, -ram4-, -raga-), daß doch von einem völligen Zusammenfalle keine Rede ist; bei genauer Prüfung der Belege würde sieb sicher noch manche Stelle ergeben, an der die ursprüngliche Geltung von apa- als ,fort, weg' zutage tritt So beißt in BöBTLING:s:'s Chrest.• 80, 27. so 81, 5 apajvara- ,fieberlos' einer, der es vorher gehabt bat; ebd. 126, 15 f. macht ein Nimrod vanam apamrgam (den Wald leer von Wild); die gleiche Betrachtungsweise ist auf apamürdhan-, dpasiras-, -BJrJan-,apaslr$a- ,kopfios' anzuwenden. Aus dem Altiran. ist außer dem S. 281 Fu8n. 1 genannten s& Beispiel nur der Ländername apaxilra- angeblich , milchlos' (B.umoLOKAE, Altiran. WB. 73) zu nennen. Aber auf eine

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Iranisches

der indischen parallele Entwicklung deuten die formell abweichenden mpers. ape-, neupers. (a)be- , un-' (Grundriß der iran. Phil. I, 1, 284. 2, 160) und besonders das häufige armen. apa- (vor Vokal ap-), das wahrscheinlich (so gut wie ape-, 6 api- aus mp. ape-) aus dem Persischen entlehnt ist (obschon ,ein apa- von gleicher (negierender) Bedeutung im Pehlevi nicht belegt ist'), dann aber auch griechische Bildungen mit &so- nachbilden hilft; vgl. - von persischen Lehnwörtern apah&orh&x&Q1,d-ros (: inorh), apus ,bestürzt'(: us,Verstand'), 10 von echt armenischen Wörtern apaban ,der nicht antworten kann, schuldig', apagorc,unnütz', apastvacut'iun ,Atheismus', entsprechend griech. &~o-: apaxurem &nox,d'«e6w,apabanut'iun &nolorta, aperdmnakan &noµo-rix6s; alles aus Htrascmu.n, Armen. Grammatik I , 102 f. 105 f.; tlber die einschlägigen u griech. Bildungen s. DmTEBICB,IF. XXIV, 111 f. Das Lateinische kennt bei ab- außer der lokalen Bedeutung (abigere, 4vertere) nur die Schattierung des Abwegigen, Verkehrten in aborior (abortus) und in den der Bedeutung nach zusammengehörigen absonusund absurdus (vgl. ai apasvllna-m. ,Orkan', 10 -svara- , einen falschen Ton singend'); wie indisch (s. schon oben S. 283) erscheint diese Schattierung vereinzelt auch griech. (&n&,d'ro , singe falsch', ~n«.fh1v«lo1, degenerated Athenians Theopomp). Vgl. im allgemeinen noch B:e.uaHANN, Grundriß II, 1, 66; WAc1awu.am., Ai Grammatik II, 1, 280 ff. 2. r«vv&x11(s) der farbige Perser-Flaus. In Aristophanes Wespen, die wahrscheinlich an den Lenlen des Jahres 422 v. Chr. aufgeführt wurden, erscheint zweimal der subst. Akk. x«vv&X1Jv(V. 1187 und 1148). Das Wort bezeichnet ohne Frage ein Kleidungsstttck aus dichtem so Wollstoff, genauer eine xA«iv«, wie sich einst Hipponax vergebens - eine wttnschte fJ'«eµaxov ~tyEvs (fr. 24. 25 DIEHI,), die aber bei Aristophanes Bdelykleon nur mit äußerster Mühe seinem Vater Philokleon anziehen kann statt des -ret{Jrov,den er trägt (die Szene geht von V. 1131-1156). Das KleidungsSastück wird als xl«lv« vorgestellt (V. 1182); es heißt groteskscherzhaft xeox11s16l~ (V.1144) nach den sich verschlingenden

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Zotten. Philokleon filrchtet darin zu ersticken, so dicht ist es (V. 1134), er stellt sich's darin vor wie in einem Backofen, als er daran ist, den Wechsel der Kleidungsstücke ttber sich ergehen zu lassen (V. 1151), er glaubt drin zerfließen zu mttssen, sobald es ihm umgelegt ist (V. 1156). Es ist kein 6 gewöhnliches Kleidungsstttck; Philokleon kennt diese Art nicht und fragt, W&.8 es mit dem ,Fluch' fttr eine Bewandtnis habe ('rovd -roxaxov -rt s11n :t('OS :i:&v-row -8-Eaw;V. 1136). Daraufhin nennt ihm Bdelykleon den Namen oder vielmehr zwei: die einen nennen es einen Perser(-Mantel), die andern xavv&x'l" 10 (ot µ,!v xalov11, IlE('dt6', o! 6E xavv&x,JVV. 1137). Philokleon hätte ihm weder den einen noch den andern Namen gegeben; ihn bitte es an eine «1it111('a, einen Pelz, erinnert, wie ihn die Leute aus dem Demos Thym&itad&i (westlich von Athen an den Ausläufern des Aigaleos) tragen. Kein Wunder; um Be- 16 scheid zu wissen, mttßte Philokleon einmal nach Sardes gekommen sein. Das ist nicht der Fall; aber Philokleon erinnert sich nun, bei Morychos (dem Führer einer athenischen Gesandtschaft an den Perserhof zu Anfang des peloponnesischen Krieges) ein ganz ähnliches Stück gesehen zu haben, das dieser to als 11&rµ,atrug. Es ist aber nicht etwa dasselbe; waa Bdelykleon in Händen hat, ist Gewebe von Ekbatana; ein ganzes Talent Wolle mag es geschluckt haben. Jetzt weiß es Philokleon selbständig zu benennen : es sollte in diesem Falle doch richtiger E('irbl'I}heißen (nur müßte man dies nicht als ,Wirbel- u wind', sondern als ,Wollverderberin' verstehen). Aber Bdelykleon ist nicht mehr zu Scherzen aufgelegt; muß er doch seinem Vater nach dem persischen Mantel noch Spartanerschuhe anziehen. Philokleon's Namenscherz zeigt uns immerhin, daß Aristophanes daa Wort als xavv&x11f. kannte. M e - ao n an de r brauchte es als m., nach Po 11u x VI, 11 xavv&xas rU nvas ,ro('cpV('OVSs,ii, 11-r()mµ,a-row Mivav6('os (wo xavv&xas fJE :i:o('cpvqovs in einen jamb.-trocb. Vers paßt), wiederholt X, 123 oi ,iaqa 1'v1Evav6('

.a"' &,,cawcxx&011· a-reif,,,.a Zonar. lex. p. 1161 TITTIIA.NN. 2) Damit stimmt überein, daß persische Knüpfteppiche auch archlologisch für das Ende der Sassanidenzeit greifbar werden durch das Bild des Teppichs im Boot der Harfnerinnen aus der Schwarz• wildjagd vom Täq i bustin (um 620 n. Ohr.); s. IIKRZnLD, Am Tor von Asien (1920), 187 ff. S) Pa p. greei etc. Dr. s,o, 12 yea,t,ov• . . i'va 1'01' ,,~ Jf/J-roi's ,cauJaelo" (257/6 v. Ohr.); Olem. Alex. paed. II, e. 9, (>Opallf)Hesych,

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-rwos (= --11&-), den Pmus1on aus WBSSELY's Stud. XX, 67,12 1) anftihrt (2./8. Jahrh. n. Chr.); die ,Goldblumen' deuten nicht auf einen Pelz1). Mit der anlautenden Media ist das Wort auch ins Lat. gekommen (c- nur bei dem Grammatiker Scau6 rus). An der ältesten Stelle wird es freilich nur als griechisches Fremdwort genannt, dazu mit unsicherer Überlieferung: peregrina, ut ... gaunac[um]a(GoETZ; -cum[a]? M. LEU1UNN im Th.1 L.) et amphimallum graeca V.ABBO L L. V, 167. Aber der Grammatiker Scaurus zitiert die beiden Formen gaunacem 10 und c- anscheinend als lateinisch; die GloBBenerklären gau1 ). naca durch gaUBapa Den vollen Beweis, daß das Wort der lebenden Sprache angehörte, bringen freilich erst die Kontaminationsprodukte aus gaunaca (-es) und gausapum (-es), § 77 nennt in einer Ausführung über die ,coA.vrlA.1ia -rci'Jv ,moa-reaw-ra,cuJa,• • . :xal-rO'V, ,.,,,,Jvaw (zum Schlafen) auch -rcx,l()11'107iat1-r011, -rO"V,,coA.1n,14~-ro11, (das Scholion bemerkt: 1Uo, '"'7,lo, 1m0fteo,l"ffo• , ö "'"''• xal xa,n,&xa, ä 8tä hailnm masdiJ tJohümanawhä 'da ihr in Wahrheit so seid, o M:. samt Alla samt V.M:.' y 34, 6 u. a., yesi cahga zsayal>ä masaaasä'ob ihr über Jedweden Macht habt, o M. mit Alla' y 48, 9 u. ö.); ebeneo leicht versteht sich das Personalpronomen der 2. Pers. Plor. •ihr• statt Sg. 'du' (a_ tJä staotiJ ao)äi masdiJ.• aitJ • euer Lobeänger will ich sein und heißen, o M. . . . samt AM' y 50, 11 u. ö., 1P vd masdiJ ahurä pairf )asäi tJOhtlmanat9ha •der ich euch dienen will, o M. Ah. samt V. M.' y 28, 2 1). Schlechthin ausgesohlo88en iat vokativiache Auff'&881lllg statt komitativer ftlr die Stelle masda asäahurü 'Mazda samt Alla, der du Ahora bei.Best' y 50, 5 ('o M., o Au, o Ah.' wäre unver-

asa

1) Caland KZ XXX 541 hat auf Grund der Beispiele mit Prll.p. sogar behauptet: •das hlufig auftr~tende fllGlda alti roh~ manatiM kann nicht bedeuten: o MazdAb, Ala samt Vobu Manah' (so Geldner), •denn diese worie in den GAthAdialek:ttlbel'lletzt wflrden gelautet haben 111G1dä alä ,nat (oder hada) vohv manafiha'. Aber nach den Beispielen bei Habschmann a.a.O. 256 ist doch präpositionsloae l1Mi •m&ncwMm •das geiatige Gute• ~nach der gewobnlichen Obenetzungaweiae) wird man im Ernst nicht rechnen wollen.

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schränkt, auf asaund vohü mana99häan wenigen Githistellen mit einigen Nachklingen in jflngem Texten. Da dii manatehä nur als Instrumentalform verstanden werden kann, darf man für a.fä keine Sondererklirung auchen 1). Daß die vokativiaohe Verwendung der Inatrumentalform erst von deren nominativiaoher ausgegangen sei, iat bei dem scharf beatimmten Charakter dieaer letztem in den GithiB geradezu ausgeaohlouen. Wenn man sich aohon für den Vokativ einer Nominativform hätte bedienen wollen, bitte man sich an die Form des Nominativs im Nominalsatz gehalten, also an den formellen Nominativ (vgl. unten 8. 233 f.). :Man wird höchatens sagen können, daß die im Folgenden zu besprechenden Subjekts-Instrumentale du Hinflbergleiten ursprflnglicher Komitative in vokativiaohe Geltung weniger sonderbar empfinden ließen. Denn ala Besonderheit erschien der in den Vokativ hinflberspielende Komitativ gewiß, der kaum in der Umgangssprache wunelte, sondern vielmehr eine Ausprägung der religiösen Sprache, wenn nicht peraönliche Formengebung des Religionsstifters war. Oaland hat am BchlUBSe seines ersten Artikela zur Sache (KZ XXX 547) den Gedanken ausgesprochen, daß der Dichter, wenn er auch den Worten nach nur einen Gott mit Namen nenne, in seinen Gedanken sich an alle oder doch wenigstens an die drei Hauptgötter richte, daß also, wenn :Mazda genannt werde, auch Aia und Vohu :Manah inbegriff'en aeien. Das iat wohl nur ein Ausfluß von Oalands Dualhypothese, die schon Geldner wide::legt hat. Aber möglich iat, daß aslJbzw. tJOhütnmaat91aä (zusammen kommen sie ohne ahuril bzw. maMl4nicht vokativisch vor) zunächst eine Abkürzung waren ftlr volles (ahurtz) masdä asä bzw. v. m., also zunächst bedeuteten 'o samt Aia bzw. Bartholomae, Grundr. der iran. Phil. I l, 126 sah darin noch eine Vokr,ti vform nach Analogie der Maak. (ihm folgt noch R. Loewe KZ LI 173); gith. -4 kann ohne weiteres -IJ darstellen. Sicher ist nach Analogie dea maskulinen Vokativs gebildet hvarnlalta aurvataapa v 21,5, ob man nun mit Bartholomae Zusammenrllckuug (TypUB lat. rlJBmari'"'8) annehme oder mit Hertel IIQF IX 107 attributive Fügung. Vielleicht iat aberlwan:daeta v 2L 5 nur Awestiaierung des jüngem geachlechtslosen :x,,arllt. Nach dem von Hertel a. a. 0. VI 42 genannten maskulinen a:varmah- yt 18,4 ff. könnte man auch an ein maskulines hi,an denken; aber Hertela Angabe ist Venehen. - Meinen Gedanken an idg. -o ala Nom.-Akk.-Vok. (Rhein. Mua. LXXVI 488, 1) m&hte ich fallen 1&888n, 1)

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Die sog. mißbräuchlichen Instrumentale im Awesta

samt V.M. (Mazda)', •o (der du) mit AJa bzw. mit V.M. (bist, Mazda)' usw 1). Aber auch diese Erklirung 11.ßt einen unerklärten Rest. Daß in einer Sprache der Ausdruck •o A samt B, samt c• gleichwertig wird mit •o A, o B, o C', kann man verstehen; aber daß man in einer Sprache, die den Soziativ, sogar ohne besondere Stütze durch Präposition oder adjektivische Gemeinschaftszeichnung, noch als lebendigen Kasus kennt, die Formen, die 'samt B, samt C' bedeuten, auch ohne das •o A', an das sie sich ursprünglich anschließen, vereinigt oder vereinzelt als Vokative braucht, bleibt befremdlich trotz allem Argumentieren. Das kann man nur an ganz besondem Bedingungen des Einzelfalls zu erklären hoffen. Und solche bestehen. In der Anruf'ungsf'ormel maediJ a.fa 1101'iimana-,hii hatten die beiden ersten Glieder äußerlich gleiche Endung. In der Formel gab das erste Glied, der Hauptgott, den Ton an; da konnte man nach (ahurä) ma,clä auch das folgende a§ä mit lautlich gleicher Endung als Vokativ nehmen, wobei auch die wachsende Neigung, die ursprünglichen Begriffe als Personifikationen zu fassen, in Rechnung zu stellen ist; für alaura, das bei oder statt masdii auftritt, ist dabei die Dehnung -4 in Rechnung zu setzen. Dem Gewicht der beiden Glieder mit -ä, die nun beide vokativisch empfunden wurden, Diese elliptische Auffassung ln.&t sich stiitzen einmal dadurch, daä hl.ufiger (ahvra) mazda ala vorkommt als (ah.) m. ooha manatihä; das dritte Glied erscheint also mit Vorliebe weggelassen. Weiter durch einzelne Beiiipiele, die nur ao ventlndlich erscheinen: ~f tmi an!Pfll yiilma! ~ ala, af4 n& IJra.dü.m 'ich kenne keinen andem ala euch es schwebt o A.la.; so schirmt 11D8 denn• y M, 7 (euch: nlLmlich Ala 1111w.; der Anfang der Strophe vor: '/N{}a tl1i andriJ mtUda •ob sie dir wohl treu sind, oll.'); dma'ka dalJriJ ahurtl 'durch eure Macht, o Ab.' y M, 15 (vorher die Dreiheit); 1Ji v, ltaotais ma.rda fnnäi ahurä 'der ich mit Preisliedern um eure Gnade werbe, o llrl. Ab.' 49, 12 (vorher aiä •••.• vohti naa11eben1ogut auf Nachahmung rul8ischer Syntax beruhen kOnne wie von ihm gesammelte Beispiele aus dem lebenden Litauischen. Das Beispiel von 1621 beweist also nur, daJi die modeme• russische Konstruktion doch einige Jahrhunderte weit zurt1ckgeht. Dem lat. und den altiranischen Beispielen rtlckt sie damit chronologisch nur unwesentlich nlber. Doch ist auch Hermann, Die Wortarten. Berl. 1928 (aus den GGtt. Nachr,) 8. 17 geneigt, die Alterttimlichkeit des Typaa amaerk81Ulen.

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Die sog. mißbräuchlichen Instrumentale im Awesta aiä und vol&amanawlaa weita111 überwiegen, bleibt bestehen. DaS sie, im Gegensatz zu den gleichlautenden 'Vokativen•, als Subjekts-Instromentale nie mit dem Namen des obersten Gottes (als Nominativ-Subjekt) msammen erscheinen, auch unter sich selten verbunden auftreten (so y 30, 7), ist sachlich bedingt. Die gi thischen Beispiele des So bj ekts-Instrument a h de r Genien, die Bartholomae anerkennt, finden sich nur im Verbalsatz. Und zwar stehen sie überwiegend bei t ran s i t i v e n, an sich persönlichen Verben, neben a111gesetztem Akk,-Objekt. Die Bedeutung ist so wenig charakteristisch, daß es keinen Zweck hat, von der äußerlichen alphabetischen Ordnung (nach Bartholomae's WB) abzugehen. 1. kats- 'zuerkennen': taibyiJxsa~ voha cinas manawha 'wird von dir [Ah.M.] her V.M. das Reich zuerkennen?' y 44, 6 1), 2. kar- 'machen' mit antar.r- '(jem. etwas) erwirken, verschaff'en' : voha :csafrfwn . • • a!ll anta~caraitt •das gute Reich wird Ma (dem) verschaffen' y 51, 1, 3. da- •geben': astm syaol>anaiitJOhadaidfi_ mana,aha 'je nach den Taten möge V .M. das Los zuweisen' y 43, 16 1) ; vgl. auch unten 8. 238, 4. 6rao- •gedeihen l&BBen';s. unten 8. 236 f., 5. bar- 'bringen' : tim mainyam . . . whiAtä ba~ta mMKWlhä 'deinen Geist [Ah.M.J ..• soll Vahiita M. herbeiführen' y33, 9 3), 6. fräd- 'fördern' : ahmäi gae6dvoha fräflat mataat9hä'ihm wird V.M. Ha111und Hof fördern• y 46, 13, 7. matd- 'zulassen': at iB voha 'ltämaibimöistmanawhä 'dann wird sie V.M. zulaseen• y 46, 12, 8. mrat>- 'sagen, kundtun': yn tiJi aAi.iyä aiäi g'iiui tasä mrao! 'was dein [wohl besser 'dir'] Aäa, was dem Ab der Schöpfer des Rinds kundgetan hat• y 46, 9; paiti-mrav- 'antworten': ahmäi 1)

"Hat sie [nämlich die Siedlung, clrainain] die Hernch&ß dir zuerkannt durch den lichten Gedanken?' Hertel, ErkL 269. y 45, 10. 60, S, von Geldner als möglicherweise hqehörig bezeichnet, fait B. als instr. 1 ) •sie [clramailt] spende die Strahlung durch die Taten durch den lichten Gedanken• Hertel, Erkl. 76. 1 ) bantll (-•bat-N) liest Wackernagel IF XLV 820, 1, weil banti eine Silbe zu wenig ergebe, ohne sich weiter tlber die Stelle zu lußern.

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asa... paitimrav~ gjui ~sat

•mm antwortete Aia' y 29, 3 (vorher: adä taiä asam•da fragte der Schöpfer des Stiers das Al&'

y 29, 2) 1), 9. vaed- •verschaffen': a! . . . 'lai'bylJ xsal>ramvoha manatahä voivtdaiti aei"byo•dann wird V.M. das Reich von dir her denen verschaffen' y 30, 8 2 ), 10. vaxs- 'erhöhen': :xsal>rma hga! hlJivoha ,·axsat manatahä das Reich, das ihm V.M. erhöhen wird> y 31, 6 1), 11. van- 'überwinden': gezi adaiJ asädru]im v'Jntahaitf•wenn bei (eig. 'mit') den Heimzahlungen das Aia die Drug überwinden wird' y 48, 1, 12. srav- 'hören': tal,cli vohü masdä sraott, manatahä, sraotü asä, güsahvä tü ahurä cund das höre, o M., V .M., hören soll es Aia, vernimm es du, o Ahura ! • y 49, 7 '). Von den beiden Beispielen mit doppeltem Instrumental enthält das unter 3 neben dem Subjekts-Instrumental einen diesen nicht störenden Instrumental übertragenen Gebrauchs, das unter 11 bietet zwei Instrumentale in ähnlicher Weise wie griech. TO„l{Jaü OTfj6o, zwei Akkusative. Für eine Verschiebung der ursprünglichen Auffassung des Subjekts-Instrumentale folgt daraus nichts (falsch Rhein. Mus. LXXVI 438). Viel seltener steht der Subjekts-Instrumental der Genien bei (wirklich) intransitiven Verben. Belegt sind hier nur die Bedeutungen 'kommen' und 'weichen' (zu da~"'! asiJvohü manatahlJy 33, 7, nach Geldner KZ XXXI 321 als ces sollen zusehen Al&, V.M.' hiehergehörig, B. Bartholomae, WB. 699, dem Hertel IIQF VI 24 wenigstens für die Form zustimmt Die Ausdrucksweise 'es kommt mit Ak' 'Aia kommt' ist f'ilr unser modernes Sprachgefühl so fernliegend, daß man hier zunächst an Übertragung der Konstruktion von den trans. Verben denken möchte, so daß hier der Nominativ (vgl.unten S. 233 f.)ursprünglicher wäre ; aber schließlich ist sie nicht merkwürdiger als

=

Ober die abweichenden Auffas111ngen von A.-W. und :Meilleta. splLter, S. 280 f. 1 ) •da. wird, o Weiser, dein Reich durch den guten Sinn hergestellt werden• A.-W. (mit Pa.ss. t'Oit'idl'Jlai statt Akt. frh; vgl. zum Akt. y «, 6). 1 ) 'das durch seinen guten Geist wa.chaen möge' A.-W. ') Ober die Auftaaauug von Meillet s. spll.ter, S. 281. 1)

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Die sog. mißbräuchlichen Instrumentale im Awesta

Jat. 'lapidibus pluit 'es regnet mit Steinen', wofilr man sagen könnte •Steine kommen hergeregnet•. 13. gam- 'kommen•: katibyiJ ü,')äi vohü Jimat manat0ha •welchen wird V.M.zu Hilfe kommen?' y 46, 3 1); mit ä-: yal>am ä vohü Jimat manat91aä'damit der gute Sinn sich bei uns einstelle' y 44, t 1); mit pairi: hy~ma vohu pairi)asat manat0hä 'als V.M. m mir kam' y 43, 7 ( = 9. 1t. 13. 15); danach bei Bartholomae auch ahmäicä :üalJrä Jasat. manat91aävohü a&icä als 'ihm kamen XI., V.M. und Ma' y 30, 7 1) und hyal "" [vgl. S. 232 FuSn. 2] asä naptyaesu . .. uz}m •wann das Au bei den Enkeln [des Fr.] e1'8Cheint'y 46, 12; die Grammatik würde an den beiden Stellen erlauben, xs.und aiä als Nom. PI. zu nehmen (als neutr. Prädikate zu singularischem Verb); aber ualJrä kommt als Plur. - y 5 t, 4 - vor und nur mit Gen. - y 34, t1 - oder PoBSeBSiv ein Plur. asä überhaupt nicht'). 14. syazd- •weichen': aeibyiJ mas asä syasdat •vor denen weicht Ai'a gar sehr zurück' y 34, 9 1 ). Gegenüber der zunächst verblüffenden Fülle von Beispielen mu.Ballerdings zugegeben werden, daß sich (wie schon die Fußnoten zeigen) ziemlich oft (nicht immer glatt!) durch Heranholung eines nominativischen Subjektes a11Sder Umgebung der IDBtrumental zu einem gewöhnlichen stempeln läßt (so für t, 2, 3, 5, 6, 7, 9, 13, 14; in 10 mag man das Verb intransitiv nehmen). Doch die Stellen unter 8 und 12 (und auch y 43, 7 unter 13) scheinen standzuhalten. Allerdings beseitigen A.-W. in y 29, 3 den Subjekts-Instrumental, indem sie a§ä zur direkten •wer sind diejenigen, denen er (der Verstand) mit dem liebten Gedankenzu Hilfe kommen wird?" Hertel, Erkl. 158. Am Anfang und am Ende der Strophe ist Ab.M. angeredet; ma.n wGrde 'denen du - wirst' erwarten. 1 ) •wie dieses (Licht- des - Heils) zu uns gelangen wird durch den lichten Geda.nken• Hertel, Erkl. 258. ') •und zn ihm (oder: nna) kam mit der Herrschaft, dem guten Sinn und dem Recht die ... FrOmmigkeit' A.-W.: zustimmend Meillet, Troia conf. p. 6'; Hertel IIQF VI 164 und Erkl. 70 ('zu uns kam mit der H., mit dem lichten Gedanken und mit dem Liebte• des• Heils die 4ramaiti-j. ') Vgl. unpers. gam-: aihJJamy4! yalJa t'ifrin4mi 'so mOge es kommen wie ich es wllnache' SrB. 5. 1) •von denen weiche der Sterbliche [mas a.na •mart-s] infolge des Lichtes • des - Heils 10 weit, wie .. ." Hertel, Erkl. 71. 1)

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Rede ziehen und übersetzen: 'Ihm antwortete sie (nimlioh die Wahrheit, Aia] : Infolge der (Bestimmung durch die) Wahrheit gibt es für das Rind keinen Gefährten'. Dabei ist der Eingang der direkten Rede nicht eben klar (ein 'durch mich' wire es nur sprachlich), und nach Strophe 2 vermißt man doch sehr ein Subjekt zu paitimravat. Meillet, Trois eo~(. p. 45 f., hat die Strophe nicht übersetzt, aber eine Äußerung über sie zeigt, daß er A.-W's. Erklärung ablehnt. Er wendet sich freilich aUBdrücklich gegen den Subjekts-Instrumental überhaupt: 'il n'est pas admissible que, dans un texte de la forme archaique des gAthA, le sujet soit exprime ~ l'instrumental. Ou bien le sujet principal etait indique dans l'explication en prose qui precedait, ou bien c'est un personnage divin indetermine; asä signifie „avec a~a." Die gleiche Alternative wird dann für y 49, 7 (oben unter 12) aufgestellt, wo M. übersetzt: 'et qu'il(?) entende avec Vohu manli, qu'il entende avec A.sa'1). Die zweite Alternative könnte ich itir beide Stellen annehmen ; nur müßte ich dann •un personnage divin indetermine' als das geheimnisvolle Etwas der Impersonalien fassen und 'avec' durch 'par' ersetzen. In y 46, 9 wäre für ya tiJi ~ä grammatisch möglich •was dir im Verein mit Aia .. .' ; dies gibt aber im Zusammenhang keinen Sinn. So komme ich zum Schlu888, den Subjekts-Instrumental der Geniennamen an den besonders behandelten drei Stellen anzuerkennen und an weitem als möglich zu erachten. Dafür scheint mir noch eine allgemeine Erwägung zu sprechen. Wer die Subjekts-Instrumentale der Geniennamen und anderer Wörter (s. im Folgenden) weginterpretiert oder wegkonjiziert, muß es . als einen eigentümlichen Zufall ansehen, da.13tJiam und volaü matiiJ nie als Subjekt im Verbalsatz auftreten, während sie doch im Nominalsatz nicht selten so erscheinen (s. spiter, 8. 233 f.). "Oberblicken wir die bisherigen für Subjekts-Instrumental angesprochenen Beispiele, so fällt in die Augen die Worts t e 11u n g, die so streng geregelt ist, als man es, dazu noch in Yersen, erwarten darf (gleich im folgenden Abschnitt ist sie eine andere); es wird sich auch bald zeigen, daß es nicht öder Oram1) Allenfalls zu lesen (vgl. oben unter 12): ttroota 'höre du (o. M. mit V.M:., mit A.)'; lt'ao wäre eiu Imperativ wie idg. alat. ei. Aber die Klimax ginge dalJei verloren. Zu einem flMUd& waotü wtlrde giJ,I. u•w. nicht paesen.

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Die sog. mißbräuchlichen Instrumentale im Awesta

matismue ist, dabei etwas zu verweilen. Die mechanische Aufzihlung liSt Dinge mühelos erkennen, die man sonst übersieht. Nur einmal steht das Verb vor dem Subjekts-Instrumental, das zweite sraotü unter 11 ; das liegt am Imperativ, wie gleich das folgende gmahväahurü anschaulich macht; daß die Voranstellung des Imperativs allerdings nicht durchaus erfolgen mußte, bezeugt das erste sraotü des gleichen Satzes. Sonst steht überall in Haupt- und Nebensätzen der Subjekts-Instrumental vor der Verbalform, und zwar fast durchgehend unmittelbar vor ihr. Ist das Subjekt mehrgliedrig (mehrere Subjekte oder aus Adj. +Subst. bestehendes Bubj.), steht wenigstens ein Glied vor dem Verb; so ist vohü mana'9hä überwiegend getrennt durch das Verb 1), vereinzelt auch durch Vokativ - 12 - oder Präverb - pairi- unter 13, unter 7 durch zwei Präverbien; aber das Präverb kann nach älterer Weise - auch vorangehen - ä unter 132). So kann auch die Folge asä + Verb unterbrochen werden: durch das Obj. - 10 - (im zweiten Beispiel unter 8 wird das eingeschobene Objekt durch ein Stück direkter Rede gebildet). Sonst stehen Objekte (indirektes vor direktem) und Adverbialien vor dem Subjekts-Instrumental; in 9 sind die Dative verschiedener Geltung auf Anfang und Ende verteilt, wobei wohl auch die Rhythmik mitwirkt. Das Wichtigste ist aber die St e 11u n g des Subjekts-Instrumentals unmittelbar vor dem Verb, die sich von der freien Stellung der Komitativ-Vokative scharf abhebt. Das ist kaum anders zu erklären als dadurch, daß sich darin ein alter Typus gehalten hat, der Typus des lnstrumentals mit intransitivem Impersonale (das transitive Impersonale wäre also - relativ - sekundär). Aus diesem Ursprung erklärt sich dann auch einfach das Fehlen attributiver So auch bei Komitativ ~ohii gaidi manawh8 ('wie wird man zuent nach dem lichtesten Leben verlangen, um dann jeden in Himmeleglut 111 wandeln, der danach begehrt?'). 1) die allerdings auch zur Inatrumentalkonatruktion gezogen werden könnten, mit J(i •wodurch'. 1)

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Die sog. mißbrluchlichen Instrumentale im Awesta

mögen aie aich mit Feindseligkeit gegen seine Person wenden, all die feindseligen (Taten), die ihn vom guten Leben fernhalten werden, nicht vom schlechten, o M.• (B.; in seinen Gäthäa statt 'die ihn': 'auf daß sie ihn') y 46, 8. Daß das Intransitiv Jasoif:.mit Nom. steht, ist begreülich genug; vgl. dafür auch hyal möi tiat9MW haza}ima! naanat11ho 'wann mir die Macht des guten Sinnes zu teil werden wird' y 43, 4 und ahura nü nd ava~ äAmä •o Ah., nun werde uns Hilfe' y 29, 11, wo der verstärkte Akk. von einem vorschwebenden Verb abhingen mag (}ilnl1!,päyat), wo aber A.-W. •o Herr, nun sie uns geholfen haben• ilberaetzen. Nioht.s beweisen y 29, t und 45, 2, da hier die Neutra im Fahrwaaaer der Mask. und Fem. sind. - Aoa dem jilngern Awesta, wo nicht einmal mehr der Subjekts-Inatrumental der Genien selbständig auftritt (oben S. 234 f.), Beispiele fflr die Nominativkonstruktion von Neutra zuaammenzuauchen, verlohnt sich kaum; nur das bekannte ta! ahmäi }asa{ ägapt:nn'dieser Gunstbeweis kam ihm' sei genannt. Da in andern idg. Sprachen der sog. Subjekts-Instrumental nicht auf Neutra beachrinkt ist, könnte man gewillt sein, auch solche Feminin-Subjekte, bei denen es formell und semasiologisch angeht, als Instrumentale zu fassen, z. B. yadii. aesqm kainä Jamaiff "wann ihre Strafe kommt• y 30, 8. Aber auch im Verbalsatz steht eine deutliche Nominativform y 43, tt sadrä möi sqs malyaüü zrazdäitis 'soll mir Leid bei den Menschen schaffen mein Vertrauen?', nnd y 46, 8 nöi! ahyä mä ä"1-is iyao{Janäisfrösyät 'durch deuen Taten möge mich kein Leid treffen• 1). Zum Schluß die888 Abschnittes muti aber nun noch auf den schon oben 8. 227 erwähnte~ allgemeinen Einwand Bartholomaes eingegangen werden ; durch die Klassifizierung ala argumentum ex ailenäo wlre er hier nicht abgetan. lat der weitgehende Geb rauch beliebiger transitiver und intransitiver per a ö n li c her Verba ah Impersonalia, den Pedersena Erklärung voraus-

t-

A.11Beiapiel ftlr den Nomin&laatz hatte ich hier vorgesehen die Stelle 1'4 altya malnU (Var. -ai-, -~) a9ha! 'welche Strafe wird den daftlr treffen?" (B.) y .U, 19. Aber was aoll ein Akkusativ bei ah- •sein'? (So Bartholomae, WB. 286). Nach y 46, 8 wird man qaat, lesen dürfen. Bei Bertel, Erld. 262 "welche Vergeltnng wird 1chon v o r dem (== in die• e m Leben) diesen treffen?" 1)

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II. Iranisches setzt, glaublich? Gibt es dafllr außer eichem ruaeiechen und anfechtbaren anderweitig idg. Parallelen auch iranische? Pedereen hat diesem Einwand von vomherein zu begegnen geeucht durch eine Stelle aus der großen altpenischen lnachrift von Behistun. Er faßt (KZ XL 134) die Silbenzeichen apiltm prabr Bh. I 19 als äpi-nmparllbara mit der Erklärung 'ee riS ihn (nimlich karam 'das Heer') im Wasser fort'. Doch ist (was Rhein. Mus. LXXVI 437 übenehen ist) diese Autl'&88ung nicht die einzige und nicht allgemein anerkannt. Bartholomae, WB. 329 und Zum WB. 142 faßt die Gruppe apiiim als apis.fim·und iJ.benetzt 'das Wasser riB ihn (käram) fort', und Meille~ Grammaire du vieux perse 45 und 138 schließt eich an ('l' eau l'a enleve'). Für die ap. Stammform äpi- (an Stelle des ai. und aweet. äp-) beweist allerdings der ap. Lok. apigä (bzw. a-) an der genannten Stelle eingestandenermaßen nichts (Meillet, a.a.O. 1~8), und hmpl- f., Name eines mythischen Baumes (t:Wi mnqm yqm Ja.im v 5, 19), nach Bartholomae, WB. 1854 eig. 'der gutes Wasser hat' (mit?), erklärt sich leichter als Femininbildung zu *hväp- als durch Annahme einer sonst ft1r das Aweet. unbelegten Stammform äpi-. Auch mp. äp, äw, neupen. äb, äv sind für eine ap. Stammform äpl'- nicht beweisend. Aber Bartholomae verwirft Pedenene Erkllrung der ap. Stelle nur, weil ihm filr den angenommenen eubjektlosen Gebrauch altiranische Parallelen fehlen. B. anerkennt nicht einmal ft1rvänmti vä sttalMti vä bar.mti vä ••• ayqn 'die pluviali eive nivali eive ventoeo' v 8, 4, daß Bie auf dem subjektloeen Gebrauche beruhen (WB. 1626); ihnlich yt 16, 10 (WB. 1644). vivärähu 'wenn es tüchtig regnet' v 21, 3 (WB. Aber bei o-ivär.mti 1411; Reichelt, Elementarbuch§ 674: liSt sich kein agqn ergänzen; Brugmann, Syntax des einfachen Satzes 23 hi.lt denn auch durch die genannten Stellen iranische Impersonalien der Naturencheinung ft1r erwiesen. Das beweist allerdings nicht, daß auch ein ausgesprochenes Activum wie iran. bar- mbjektloe gebraucht werden konnte; die apere. Stelle mit bar- steht ja gerade in Diskll88ion. Leider bleibt auch die Stelle aitaMsca me 06tHJWh4äpD laama{}aavabaraiti hamanamca(ftlr diese Form statt fO.r-inam-Specht KZ LIII 307) zayanamcay 65,5 (= yt 5,5) unsicher. Ich dachte an die Erklärung cdieeee einen Wassers (partitiv, de cette

"*

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Die sog. mißbräuchlichen Instrumentale im Awesta

eau) bringt es herab gleichmäßig zur Sommerszeit und zur Winterszeit,; nach Lommel 'von diesem einen W aeeer strömt es gleichmäßig herab, (L. faßt also das Verb eubjek.tlos, den Gen. als Ablativ); Bartholomae, WB. 1774 ergänzt mit Frühem (eo Geldner, KZ. XXV 381) aus dem Vorhergehenden apayiärö ('und dieses einen Wa888rs (Abftuß) strömt• usw.; aber die Ellipse von ap. befriedigt wenig). Bei meiner Erklärung ist Bartholomaes etymologische Auffassung von bar- an der genannten und einigen andern Stellen abgelehnt (WB. 943); B.'e Ansatz eines zweiten 'bar- in der Bedeutung 'sich rasch bewegen• (von Wind und W aeeer), die zu der angenommenen Verwandtschaft mit ai. bhurati 'macht kurze, rBBcheBewegungen, zappelt, zuckt' wenig paßt, scheint mir überhaupt unnötig zu sein. Sogar das unpersönliche baNnti ayqn •die ventoeo• läßt eich zur Not auf 1 l>ar- beziehen rwonn es wegträgt'). Für die Stellen mit dem Med. bietet eich griech. q;ieoµa, zum Vergleich: yewhe aoavat amäatla :uaf'ni!.aft;a tätA äpö ambar.mte yai>a "ispd im4 äp> 'von der bei Tag und Nacht soviel Regen-(?)Wasser herabfließt, wie all diese Gewässer• (Lommel) yt 5, 15; Mt äpo_avabar.mte•• 'dann strömen die Wasser herunter' (L.) yt 8,47; yat apö usbaNnte zrayawha!haca vounJcaiät •wenn die WBBser aus dem See V. he"orquellen' (L.) yt 13,65. Man könnte an der ersten dieser drei Stellen leicht ein unpersönliches ambaraiti einführen; aber man wird den Varianten -nti vielmehr entnehmen, daß filr ambaraüi in y 65,5 ebensogut -te gelesen werden kann. Die Auff'aeeungdes Gen. als partitivue wird dadurch nicht berührt, da der gen. part. ohne weiteres Subjekt sein kann (Reichelt, Aweet. Elementarbuch § 497). Unpersönlicher Gebrauch persönlicher Intransitiva ist allerdings belegt. Hübschmann, Zur Casuslehre 275 hat unter seinen Beispielen für Gen. an Stelle des Subjektes wenigstens einen hier zu verwertenden Fall (yt 13, 20 ist durch die Neuausgabe beseitigt):un,aranqm zairigaoncmqmsaramaem paiti mni,J{[NA.-aoo) fUW:8!/6"J'goldfarbige Pftanzen wachsen im Frühling aus der Erde he"or' yt 7, 4. Die Var. --einti scheint begreifiich als nachtrigliche_ Korrektur 1). Dies gilt aber auch für den Sin1 )

Der Plur. bei 'gen. p&rt. plur.' auch in YtJ!.7al Bt4rqm bayö"dätaKqm

aieoimocayc!nte"damit ihn gottgeachaft'ene Sterne bescheinen' v 19, 28

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II. Iranisches gular; denn in den jüngem Texten kann der Bg. an Stelle des Plurale des Verbs treten: yesica alte (m. statt t".) naa4oo fri{>ytiticapugetica (Var.-teca; •statt Plur." Bartholomae, WB. 974) 'und wenn diese Leichname verfaulen und verwesen„ v 6, 28 1). Aber das muS wieder einen Grund haben; ich sehe darin eine Ausdehnung der singularischen Konstruktion des gen. part. (von yt 7, 4), die somit anzuerkennen iet1). Die 3. Sing. des Verba bei den partitiven Genetiven ist etwa zu vergleichen mit griech. la-n 'es gibt', lat. fit mit Nom. Plur. (vgl. darilber Löt"atedt, Syntactica I t ff. 289) ; die Erscheinung muS nicht alt sein. Unpersönlicher Gebrauch beliebiger Transitiva scheint also außer den von Bartholomae angezweifelten Fällen des jg.Aweeta und des Altpereiechen ans altiraniechen Quellen nicht zu belegen. An Analogien aus andem idg. Sprachen ist seit Pedersene Untersuchungen (wo S. 138ft". besonders auch irieehe uni altnordische Beispiele) nur das oben S. 227 angeführte lat. Beispiel zugewachsen, dem man den V orwurt' der Isolierung ebenfalls nicht ersparen kann 1). Vielleioht wird man aber das lat. Beispiel anerkennen angesichts einer völlig sichem griechischen Stelle, die nacheinander ein Beispiel für Instrumental bei transitivem Impersonale und für nnpersönlichen Gebrauch eines sonst persönlichen Transitivs bietet. Im Eingang von Aristophanee' Achamem (vomJahre42Sv.Chr.) erklirt der atheniacheGesandte und unkorrigierbar in yai dv,,«'rtp11 Mnti •wenn T&hter sind' vd 2' (Bartholomae, WB. 267). 1) Ebenso iia~ ••• lHffl.siti "Pfeile sind' yt 10, 89, glltavei'i atatt -,itsti ebd. 78, ya{}a •• bvp! .. ~ "damit Wege aeien' yt 16, 8, Aqmun,imlnM aadayeiti(-~) "in fugam se vertentea videntur' v 8, 82; auch Sg. ft1r Du. (Reichelt, Elementarbuch § 621 und Hertel, IIQJ' IX 241 f.). Aber v 18, ltf. stehen die Sing. richtig (a. Bartholomae-Wolff; gegen Habachmann a. a. 0. 167). Umgekehrt Plur. des Verbs atatt Sg. in ~ , , ~ (-lca) V 18, '9, 1) (So wird auch die Konstruktion von mpT. duilMtHHI "inimici' mit singul. Verb bei Bartholomae, Zum WB. 152f., veratAndlich]. K.-N. 1 ) Aber ist z. B. der Fall lat. at : nmt, ital. e: acmo,frz. il at : a. IONt, d. ist: Md, l'11811.jat' : auf, np. ci8t : Mnd nicht ebenao iaoliert in den betreffenden Sprachen? Der Unterschied, dafi man hier die Entwicklmig verfolgen kann und den ursprilnglichen Kosmos im Arischen noch Tor Augen hat, iat kein gnmdsit.zlicher. - 'Obrigens hat du Lat. vielleicht ein zweites Beiapiel : (nw:ä,tua) re ferl; die Auffassung von rl als SubjektaInatrumental (bei unpenönl. ferl) kommt sachlich aufs Gleiche heraua, wie Skutscbs Annahme anflnglicher Nom.-Konstruktion • .. ~ ria /erl.

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Die sog. mißbräuchlichen Instrumentale im Awesta

nach Thrakien (Vers 136 ff.) : nolw, gJ µ~

lmJf

XOTWff/18

xeo„o,.. µJ,.,ooxa,,~µn

"°"' 9Aor,,~IJrowtCno

%'°"'~,, 9eru,ef]" 31,,,,xal

amo,, Tot' XQOl'O,,,lh'

9etfuctJ, nuraµov,

b

aniJ.il,htKWslilis,gllii würde schon zu den Wundern der Analogie gehören. Pedersens Auffaen.ng lißt diese Fragen nicht im Zweifel. Sie scheint mir eo gesichert wie manche andere allgemein anerkannte Erklirung. b) Maskuline Instrumentalformen als Nominative im Nominalsatz? Mit den unter 2 a (S. 225ft".) besprochenen Beispielen des Subjekts-Inetrumentala von Neutra bei unpersönlich gebrauchten Verba personalia stimmen die nominativischen Instrumentale einer andern Stelle nur iußerlich genommen überein: sie bedeuten nimlich Personen (minnliohen Geschlechts) und erscheinen als Subjekt in einem Nominaleatz (parallel mit formellen Nominativen). Es handelt eich um die Stelle gi ail.ltmi vahistlJx•aeta t1äat oä tJW96ffl!IÖ (Var. -ingD, -aittglJ, -va~, -angö) airyamnä (Var. -mana) m 'wer dem ilaanhinger wohl will - einer vom Adel oder aber aus der Gemeinde oder ein Sodale' (B.) y 33, 3. Wer so schrieb und las, dem milssen die beiden Instrumentalformen mit dem Nominativ auf einer Linie erschienen sein, so merkwllrdig die Ausdrucksweise ~einerseits samt dem Adligen oder aber der Gemeinder oder anderseits samt dem Sodalen• erscheint 1). Das wird die Stelle sein, die 290). Auf das Stichwort 1'0CGtitnMpro Mnainam,o im grammatiacben Index zu Leos Venantiua Forttu111,tus (KGH„ auct. ant. IV 1 p. '22) hat mich vor Jl\hren J. U. Hubschmied hingewiesen; die nominativischen Vo, kative stehen aber immer bei der 2. Pel'II. des Verbs, z. B. üle tleo tu moriture peria IV 15, 8, und fftgen sich daher vokatirischer Auffasaung. Ein ganz besonderer Fall ist der nominativische Gebrauch einer fremdsprachlichen Vokativform: 'Heinrice" 11nd'Heinritze' fl1r Heinrich in Z11rcher Urkunden, z. B. 'Hans Switter 11Dd Heinrice Switter an der Silen' 1440; der gleiche Mann heilt auch "Heini Schwytzer an der Silen' 1460; sein Sohn heiit "Hensly Heinrici Schwitzer•, und da könnte 'Heinrici' der lat. Gen. sein; aber beim Vater ist dies ausge11chlo888n, da d88881l So nach P. Schweizer, Geschichte der Familie Vater nur "Hans• heiit. Schwyzer oder Schweizer in Zarich verb11rgert seit 1401. Zarich 191&(ala Vanuakriptgedruckt) S. Sliff••

wmt,

Eine gewisse Parallele ah·yäcä :coaetu.l'yäsa! ahyfJ tieri.t:Matn mat. airyamtld ahyä dalVU raoc,b"is 1aqnwalnöimaidJ'möchten wir das sohöpferisohe Licht zu sehen bekommen' y 58, 6. 6. tbaeAabtä: Akk: m ,w tbüvatam tbaenbis . . . bara 'sohaft't fort unserer Feinde Feindschaften' y 9, 28. Auf die Textstücke verteilen sich die Formen wie folgt: A 1 a (pron. Adj. auf -äis): y 19, 10. 22, 24. 25, 5. 57, 17. 61, 5. 65, 5. 71, 10. vr 12, 4. ny 1, t. s 1, 2. 2, 2. yt 1, t 1. 2, t. 6. 5, 5. 30. 8, 33. 43. 48. 10, 64. 89. t 2, t, t 9, 9. 16/7, 45. 82, V 5, 23, A 1 b (andere Adj. auf -äi.f): y 15, 1. 19, 19. vr 6, t. 19, 1. 21, 3. yt 10, 143. v 1, 2. 13, 5t. t4, 1. P. 36. H. 2, 9. A 2 (subst. -äis) y 19, 2. t 6/7. 19. yt 5, 90. (95. 120). a 3, 7. V 2,29.4,5-9.5,23. 7,2, B (-bis) y 9, 28. 55, 1. 58, 6. yt 13, 38. 19, 19. v 4, 50. 6, 49. 1)

*,

-

-

.

Von den Texten, die jetzt A. Chriatensen, ttudes sur Je Zoroastrisme de la Perse antique (llan~ke Yidenskab. Selskab, hist.-fil. Meddelelser 1)

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Die sog. mißbräuchlichen Instrumentale im Awesta

Bei iuSerlich statistischer Betrachtung ist es nicht ohne weiteres einleuchtend, daß der jüngere Zustand aus dem gäthischen hervorgegangen sein sollte. Aber der enge gäthische Gebrauch des Subjekts-Instrumentale kann, da er doch mehr als eine Kiinatelei der religiösen Sprache gewesen sein dürfte, einen weitern Hintergrund gehabt haben. Sieht man nicht auf die Anzahl der Beispiele, sondern auf ihre Art, so ist die nicht streng hieratische Gruppe in den Gäthiis die stil.rkere. Und von da aus kann man sich denken, daß in einem Beispiel wie /Jgapt'IJ• • gäiä rapanto daidit Z"aiwe (s. oben S. 236), wenn die alte Konstruktion nicht mehr lebendig gefllhlt wurde, das Verb in den Plural trat, wie auch sonst das idg. Schema des singularischen Verbe bei pluralischem Subjekt aufgegeben wurde; nun stand gaiä wirklich als Nominativ; als Neutrum konnte dieses gaii nun auch als Akkusativ gebraucht werden; die Masculina folgten dem neutralen Vorbild. Aber die sprachlichen Tatsachen stimmen zu dieser theoretischen Entwicklung nicht; die Stelle y 46, 8 (s. oben S. 239 t.) zeigt mit ihrem tn ... ya. pägo{, daß ein Typus g/JÜ daidif nicht zu gäü *daidin, sondern zunichst zu gä daWit, wurde (erst bei dieser Form wurde dann das Verb pluralisch). Man kann auch nicht wohl sagen, der jungawestische Gebrauch des Instrumen~.ls für Nom.-Akk. beruhe lediglich auf Nachahmung der glthischeii Beispiele; denn einmal sind die konkreten Beispiele des jtlngern Awesta andere mit Ausnahme der zahlreichen yäif, die doch zu dem einen gathischen gllü keine Beziehung haben; und zweitens milßte die Nachahmung gleich recht tüchtig übers Ziel hinausgeschossen haben (was immerhin bei Nachahmung vorkommt). Denn in den Gäthas konnte man doch nur beobachten, daß hie und da statt der Formen auf -am und -IJ (gewisser Subjektwörter) solche auf -ä und -aü standen. Das starke Hervortreten der adjektiviachen Nom.-Akk. auf -äü erklärt sich auf keinem der beiden bisher zur Erklärung eingeschlagenen Wege, übrigens auch nicht, wenn man fllr alle oder für einzelne Fille von BarthoXV 2, 1928) S.1 ff. 44 f., in achlmenidische Zeit, wahrscheinlich ins 4. Jahrh. setzt, sind oben in Chr.'a chronologischer Folge vertreten yt 5. 8. y 9. 57; es erscheint auch das nach Chr. um 147 v. Chr. kompilierte Videvdit, allerdings auch yt 10. 18. 19, die Chr. als vor- oder frtlhachll.menidisch anspricht, was· allerdings jöngere Partien darin nicht ausachlieit.

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333

II. Iranisches

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lomaes Auffassung au.agehen oder dialektische Unterschiede zwischen der Sprache der Githäa und der des jilngem Awesta verantwortlich machen wollte. 1) Und wihrend die adjektivischen Inatrumentale, die in den Githas nur dllJ'Chgäii vertreten Bind, im jilngem Awesta ilbenriegen, kommen aingulariaohelnatromentallormen in anderer als instrumentaler V e~endung, abgesehen von einzelnen Reminiszenzen, nicht mehr vor, obsohon in den G~thäa die singularischen Subjekte-Instrumentale der neutralen Genien vorherrschen und der Instrumentalis Sing. an sich im jilngem Awesta noch recht lebendig ist. Soll beidea zufällig sein? Daß bei den adjektivischen Belegen das neutrale Gesohlecht dominiert, ist oben S. 2f8 schon anders begrflndet als durch Nach wirken des neutralen Subjekt.&-Instrumentale. Das zweite Bedenken, der Mangel selbatändiger Instr. Sing. nominativischer Geltung im jilngern Aweata, wird allerdings sofort völlig behoben dllJ'Ch J. Schmidt.&Erltlirung der Formen aur -äi, (Pluralbild. 259ft'.). J. Schmi~t lehnt die instrumentale Herkunft der syntaktisch nicht instrumentalenFormenaw -äsi ab (allerdings noch ohne die These von Caland und Geldner ft1r die Githäa zu kennen); er aieht darin Nom.-Akk. PI. n., entstanden durch Erweiterung einer uralten Neutralform auC-äi (vgl. alat. quai, apreuß. kai, lit. tai) durch -s; erst nachträglich seien diese Formen aw -iil als Instrumentale verkannt worden, so daß nun auch unbestreitbare Instrnmentale (wie asdibil) als Nom.-Akk. auftreten. Obsohon die Pseudo-Instromentale auf' -awerst in den jO.ngern Texten vorkommen, müßte danach die Bildung sehr alt sein, da sie die im Awesta nicht einmal sicher belegte alte Form -ai des Nom.-Akk. PI. vorau888tzt. Das spricht zu ungunsten der Erklirung (den einzigen Beleg J. Schmidt.&aaO. 232 r. Cür -aä,msträi y 47, 3, rast zudem Bartholomae, WB. 1414 als sind sofort verschwunden, wenn man die formellen Genitive nach Weise der jilngem Sprachentwicklung ale Akk118Btive nimmt; partitive Auft'aseu.ng der Genitive milßte hier den Gläubigen bedenklich machen. 1) Gerade wie eben ~e.fqm rein akkusativisch war, eo aetaesqm an der Stelle a etaeiqmea semnnidai,f),yqn'diese [nämlich die ungekelterten Haomae ingeesamt nieht nur eine Auswahl!] sollen sie auf die Erde niederlegen, v 6, 43. (Dagegen ist partitiv yD aetaeiqm sanqua Jainti , -echnalle); HooPs' Reallexikon II 339 f. (Gllrtelblecb, -platte); EBERTSReallexikon IV 2, 577f. (Gürtel, Gürtelhaken, -schließen), Volkakundlicbea (Amulett bei c;npäßlichkeit und Geburt) und Religionageechicbtliches in Hun?ms' EnryclopieJia or Religion and Ethica VI 226-239 (W ALTIBJ. D1LLn10). Wichtige slaviache Materialien macht zugAnglich DN. Zsuamr, Russische (ostslavische) Volkskunde, Berl. 1927, beeonders § 9i •Der Gürtel:t S. 221 fl'.; auch f:i. 291 (bei schwerer Niederkunft nehmen alle AnweBenden den Gürtel ab, knöpfen den Kragen auf, löeen Knoten, Zöpfe usw.) und an epllter zu nennendl'n Stellen. Von der volksmediziniscben Verwendung für die Gürtelgegend (Geburt, Frauenkrankheiten, lmpotenll) haben aach die deutschen Gürtelkrluter (St. Johannis·, Sonnwend-Gßrtel) ihre Namen; s. H. Hönn, Yolkamedillini1che Botanik der Gt>rmanen (Quellen und Forschungen zur deutachen Volkskunde V), Wit>n 1908, S. 72-77 (ich danke den Hinweis \'. BERTOLDI).

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II. Iranisches

"'°'

für einen Krieger, die als Sühne für Ottermord gegeben werden können, steht «als fünftes aktMf. .. das Wehrgehänge mit dem Köcher ... als elftes der Gürtel, (pu.zba1olft4Mi ahandaso kamara v 14, 9). In yt 13, 67 werden die FravaAi's, _hier als hilfreiche Ahnengeister, mit einem sterblichen Kriegsmann verglichen; sie kämpfen «man aollte meinen (eo), als ob ein tapferer Kriegsmann mit umgegürtetem "Wehrgehänge sieh um sein wohlerworbenes Vermögen wehrte, 1) (mqnay.n, ahe ya&a ntJ ta:neo ra&aütd huliq•bwatal Aaca lal!t41 y4Bto.rahatd1) paitiTflim). .Ein Wehrgurt - mag er nun von der linken Hüf'te zur rechten Schulter laufen (BARTHOLOMAB, WB. 16öl) oder wagrecht um den Leib gehen - ist auch für Vayu, den Windgott, anzunehmen. In yt lö, ö7 wird Vayu, der Schnellste der Schnellen, in goldener Gewandung und Bewaffnung, in goldenem Schmuck verehrt; da heißt es gegen den Schluß auch: «Den (Wind) mit goldenem Gürtel verehren wiu (va!m 1arango·aiwyd•haflMlf ga.,amaide). Und kun: vorher steht der Wunsch: «Einstellen möge eich der schnelle Wind, der hochgegO.rtete mit festem Gurt, ( avahill41 vayui aurvö usk4fg4Btö d~li·gao~6 ') yt 15, M). Etwas häufiger Lritt der Gürtel bei w e i b 1ich e n O o t t h e i t e n auf. Die sich oft wiederholende Schilderung der himmlischen Wasserfrau in yt ö verwendet das Motiv der hohen Gnrtung: «Es eilte herbei Ardvi Surii. Anihita in Gestalt eines schönen Mädchens, eines überaus starken, schönwucbsigen, hochgegürteteu, (wpa·taooJamfl nra atk21tita kaininö kahrpa atiragd alamagd huraob,,yd usk41 gtlbtagd yt ö, 64). 4) Genau die gleiche Schilderung ist yt 13, 107 auf die «gute AAi, angewendet, zu deren Wesen sie weniger paßt. In unzweifelhaft kriegerischem Aufzug werden nicht selten die FravaAi's eingeführt, und er paßt gut zu ihrer in diesem 14"alle«walkürenartigen Tätigkeit> (LoKKBL~ Das Epitheton «die hohen, hochgegürteten, (yd b11~1aitil bW11.1;,a,tJ)&), das den FravaAi's in einer langen Reibe von nicht eben kriegemAßigen Beiwörtern gf'geben wird (yt 13, 29), ist freilich dafür nicht beweisend, wohl aber .yt 13, 37, wo die Gläubigen die «guten, heldenhaften, heiligen Schutzgeister der Frommen verehren, als «die zahl· reichen Heerscharen, die waffenumgürtet sind [genauer «die eiu zahlreiches Heer bilden, mit umgt>gürteten Waffen, Wot:r:r], mit aufgerichteten Fahnen und glAnzend, die bei den 1)

1/iacb der Obenetanng von WoLPr. GewObnllch iet fllr die Yaiite die nt1ae Obt-netaang• 't'OD Lo1u11L anpfnbn (GOttlnpn 1917), die aber g,-rade rnr die obf.n ,renannte Stelle nicht In 1'"rap kommt. da 11le1lu Wort, anf du e11ankommt, ohne Bemerkung Önnb„netst lllh. ') So 8.1.aTBOLOMU, WB. 1289t. nach Handechri(ten; ,-.tileal11U G1LD1'D nach andern. ') •Des An~fl' 11tark leb 8.t.aTBOLOM.H, WB. 7t8. Ab„r ditt Bad. •(11:riea:eri""ne)Anspannung• lllr yaozbro- lat konstruiert, und das auch nach H. identiache al. yoklra- n. heißt •Strick, &-H, Gon; ,! .. Band am He..-n>. 1'"Clr«Riemenwerk» wird ancb d111Tflrwandte grlech. tE""'"!Pla gebra,1cht (Pa11au·.1, Worwrbach zn den griech. Papyri ; hier au~h f'iQ twKTftp c Btlndeh, was doch t,:uKTftp eein wird). ') Genan gleich yt 6, 78. 126. 127. Parall,l11tellt•n, die in der Konllordana von 8.t.aTJIOLOIU&, WB X ff'.zu find"n aind, llin,t nicht t-igo-n11aitif'rt. - Du an dt'r ■itit"rten Stelle yt 5, 64 fnlgen,te Hehron wntlOi016, '1f'lllllt'D Bildung aalflllt (BABTBnL011u:, WB. 86ft), ma,r aar .tn•m eabet. N„uu. ,nn- •Gnadbeit, p, .. lt'I Wachatum• berobt"n. Aof-. fol11traltl,,J bO""" 4zdlay4, wo man di„ heiclen enten Worte al~ parea· \b„1111eheeSitzebeo faßt. Der Verfll8lltlr dea H11bo:1t1 Null: hat daraoa ~ata,4 ralN•~10ra,d paaarht (2, 9 bt"l IMchelt, Elementarbocb ,06). Daoacb könnte 111anin yt li ,mr, ..fi,O,oycf4z4toJ4 1~een, .-obe~ man allerdlnR9 dee M„troms warn di" eine der gleh·hlaot.enden 1t:odun1ten onterdrtlcll:en mllBte. Die Worte r. l. 4. W19rdenveretlntJlich, wenn man am Anfange tfee letalen 4 ablrt'lnnt ala ceinee In ein reich• (oder in eln11m relrhen) 6eechll'Cht ger,orenf'II>; ,lle lrrtlmliche Zoeammen11Chrt-ihantr d• 119wGbnlldl (auch nach AUrihnt und Bnhat.) nachpak>llten 4 hat aablrelche Partlllelen (B.t.nBOLO■.t.&, WB. ll03). 1) Mi~ B.t.aTBOLOMU:, WB. 981.

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Profaner und heiliger Gürtel im alten Iran

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starken Schlachten für die XAtavis [bei LoMDL fehlend] damals herniederkamen, als die schnellen Dtävis den Dinus Schlachten lieferten• (pouru·spabd gastö•eagd... ). 1) Daß Göttinnen, die an Artemis und Athena und die Walküren erinnern, hochgegürtet eiuherschreiten, während Aischylos die vornehmen Perserfrauen tiefgf'gürtet nennt (w j3a&uZ:wvwv clvaaaa Tltpa(bwv u1ttpTaTT1, an Atossa, Pers. loö), könnte an sich ein richtiger Gegensatz sein; aber man darf hinter dem konventionellen Beiwort des griechischen Dichters nichts weiter suchen; j3a&uZ:wvoc; erscheint von Frauen seit Homer. 1) Die Wirklichkeit, deren unvollkommenes Abbild die oben angeführten dichterischen Komposita sind, läßt sich aus den recht häufigen bildlichen Darstellungen erkennen, die die drei Hauptabschnitte der vorislamischen Geschichte und Kultur Irans hf>gleiten, die achämenidische, arsakidische, sassanidische Zeit. 1) Hie und da ist nur die Gürtung sichtbar, nicht der Gürtel (so PBRRo-r-Ca.,nr. 351-62, 471; Tafel XII zu 8. 820). Die Männergürtel sind oft völlig schmucklos (nicht nur bei Dienenden, sondern auch bei den älteren Königen, noch bei späteren zum Jagdkostüm), aber auch reich ausgestattet (so die Wehrgürtel späterer Könige: Parther bei HBRZFELDö5, ö6 ; ArdaAlr II. bei HBazl'BLD 64); sie sitzen senkrecht, im allgemeinen tief. Abgesehen von weiter unten zu besprechenden Fällen, in denen vielleicht heilige Gürtel anzunehmen sind, erscheinen keine Besonderheiten. Auf dem Relief von Behistun (HBRZFBLD, Tafel X) tragen König Dareios und seine Begleiter die gleichen Gürtel, aber auch die unterworfenen Feinde (bei diesen erscheinen sie schräg, weil sie sich bück:en). Nicht anders sind der vorpersische König Annubanini und der babylonische König Merodach Baladan gegürtet (HBRZFBLD, Abbildung 1; T11felXI). Von den seltenen und noch in stärkerem Grade fremden Einfluß verratenden Frauendarstellungen zeigt ein Relief aus Erghili (HBRZFBLU, Tafel XIV) tiefe Gürtung; dap;egen ist Anahit gleich unter der Brust gegürtet auf dem Kapitell vom spAtsaasanidischen TA.q i BustAn (HBRZFBLD, Tarel LVI• und deutlicher LVIII); ebenso 1)

Mit BaTao1.0J1.u, wa.12s9 r. S) Vgl. dun ZBLS!II!f aaO. 228 (mit Weglaseung der Quellenzitate): • Die Großroe11en kennen zwei Terecbiedene Arten der Umgllrtnng; in wenigen Gegenden omgt\rtet man eich 11„brhocb an der Bmet (pod rwd•J; weitere Verbreitnng hat die andere .Art gt"fnnden, d„n Gtlrtel niedrig am Bauche (pod briMcho) an 1chnallen. In der Art, eich niedrig zu umg(lrten, erblicken einige etwas Stntserhe.Ctes •.• , andere ■ehen darin ein Symbol dea Reicbtnm1 ... , noch andere eine religiöee Forderung.. . Einzelne Gegenden machen lieh ftber die ihnen fremde .Art ihrer Nachbarn, sich zu nmgllrten, loatlg . . . Diejenigen, die lrich niedrig nmgllrten, bilden ,rewöbnlicb einen «großen Basen• (pdnc1UJ), d. h. sie !aasen einen Teil dee Hemdes oder einer andern Kleidung wie einen Sack Ober den Otlrtel hlngen, indem 1ie daa umgflrtete Gewand unter dem Gftrtel beran!ziehen. Dieae11ist be■ondera bei einer ponho der eüdgroßrnMiachen Frauen Obllcb, welche zu dieaem Zwecke ihre Hemden beaondere lang machen. Die Möiclichkeit hlt nicht an1Cou.1n, der 1659-1866 in Moskan · geechloe11en, daß diese Art den Griechen entlehnt worden ist... gelebt hat, berichtet, daß die Rn11aenImmer ihre Hemden unterhalb des Nabels nmgftrteo, weil sie meinen, daß der Gort die Kraft des Menschen vermehrt.» Vgl. auch den d. Familiennamen • Hochgt1r:t91». Nach aurlerer Aufrauung beiJlt ~a&6Z:w~ •mit zuaammengeechnnrter, scblanbr 'faille»; o,pfrwvoc;Kali heweiet nicht da,regen. Aber EO-,xalllZwv~ geben an( die Aoll8tattnng des Gllrtela; daneben iat EOZ:. cespeditna» noch beute gebraucht fftr eine bei,1immte Soldatentruppe. ') Vgl. neben 1p&ter noch besonders zu nennenden Bildern im allgemeinen bel!ooder■ PsaaOT et Cama, Ht.toire de l'art daD1 l'antiqniu\ V (Paria 1890) AbbiMnngen Nr. 296. 852. 488. 46'. 470-478. 475-478. 488-S19 (mit wenigen Au11nahm•n); HHzra:1.u, .Am Tore von Asien. Bert. 1920. Tafel X. XX. XXV. XXXII. XLII. XLVI. XLIX. LU. LIII. LV. For die lHlrtel im griech.-röm. und llgliacben Kultnr- · kreis aet verwieeen anrdie .Arliktsl baltea1, cingulnm, mitra, 10na bei Du1111sao-8,0L10, Diciionoaire dea antiqniu\e (mit vielen Abbildongen); (MoK■SH and) BLt1 ■ 1111:a, Der Ma:aimalwif dee Diokletian 180.

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II. Iranisches

die doppelt, unter der Brust und um die Hüften gegürtete Siegesgöttin vom selben Orte (eb,t Tafel XXX VI), deren Tracht aber durch die gleich behandelte Nike von Ei\•an Serai Qapusu (ebd. Tafel XXXVII) als Nachahmung der griechischen erwiesen wird (HBRZFBLD 72). Etwas weniger hoch sind gegürtet die über 100 Terrakottafiguren der Auahit aus Susa. 1) Schließlich gibt es auch in der griechischen Oberlieferung einwandfreiere Stellen als die oben S. 20, Fußnote 1, genannte für profane Gürtel bei den Persern. Wer sein Leben verwirkt hat, der paiötanu- des Awesta, wird von den Richtern symbolisch am Tv'Op6VTav tm &avarw, dn:avn~ Gürtel gefaßt: KEAtuoVTo~ Kupou naßov Til~ Z:wV11~ civanannt wird). Aber die Stadt Zwvri im thrakischen Kikonenlande (H»T. VII 59) wird nicht oavon den Namen haben {vgl. auch l•t. Cittgtdt1m fOr !:i&adte);sicher nicht du attied111 Vorgebirge Zw (. .. anaiwyasto datnqm). 1} In den Gäthäs wird weder ein profaner noch ein heiliger Gürtel erwähnt; es findet sich auch keine Anspielung ·darauf. Aber so sicher es von uralter Zeit an bei den Iraniern den profanen Gürtel gegeben hat, so wenig braucht zur Zeit der Gäthäs der heilige gefehlt zu haben. Doch wird er dann zu den Riten des ursprünglichen iranischen Volksglaubens gehört haben, welche die reformierte, esoterische Glaubensform des Propheten ablehnte. Die spätere (und vielleicht schon die frühere) Staatsreligion hat solche Bräuche wieder aufgenommen oder bewahrt, wie sie Gottheiten, die der Prophet aus dem Kreise seiner Heiligen verbannt hatte oder die erst später aufkamen, festgehalten oder re1.ipiert hat. niech-türkiech-]islamische Vermittlung); vgl.: •Ale obligatorischer Bestandteil einer jeden, beeoudera aber der nntem Kleidung gilt bei den Oatalaven der Gürtel . • . Hentzut.age halten die Großrnuen ee fOr eiue Sllnde, ohne Gl1rtel zu sein, besondere wenn man betet, ferner ohne G11rtel zn Mittag zn speisen nud zu achlafen . . . Viele legen den Gürtel nnr in der Badatnbe ab. Der Gürtel gilt als ein Taliamau, der den Menschen vor dem Teufel achl1tzt, beaondera vor den Wald- unit liv ~halten; die Zahl 15 steht in der Reihe -i0, SO, 20, 15, 7. 1) Wobei eich erat noch die Frage atellt, ob der Pubertllttogf1rtel (auch) idg. ~rbe war oder den Substraten angehörte. In gleichem Sinne habe ich vor kurzem liZwaToc;einer bekannten Io11cbrift dea kretischen Dreroa behandelt und dabei bereite die 8telle yt 8, 18r. zum Vergleich herangezogen: 1. Rhein. Mu~. LXXVII 246ff'., 11·0 weitere Literatur. Zu der gegebenen Erklllrung wllrde Bumot.OJl.lU Vermutung 1Ummen, daß die Stelle Nir. 87 dafflr apreche, daß frt\her da■ Gtlrteltuch nicht nur um die Horte geechluogen, aondern auch zwiacben den Beinen durchgeaogen worden eei (IF Vll 2821.). Aber

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Profaner und heiliger Gürtel im alten Iran

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oben 8. 26 angeführte Stelle aus v 18, 54; es folgt daraus, daß einmal auch in Iran die noch nicht geschlechtsreifen Kinder nackt einhergingen. 1) Die sachliche Untersuchung, die im Vorhergehenden absichtlich ohne Seitenblicke uuf die Bezeichnungen geführt wurde, dürfte das Wesen des heiligen Gürtels der Mazdayasna's in einem Maße geklärt haben, daß die Untersuchung der sprachlichen Te r m in o 1o g i e, die doch in dieser Zeitschrift erwartet wird, kaum mehr viel zu lehren verspricht. Das ist keine Überraschung, am wenigsten für den, der sic:h seit der Jahrhundertwende unter dem Weck- und Mahnruf • Wörter und Sachen» am eindringlichsten für erneute Durchdringung von Wort- und Sachforschung eingesetzt hat, für RvDoLl' MERINOER, dessen Ehrung dieser Festband gilt. Der \Vortforscher, der sich ernsthaft um die sachliche Grundlage bemüht zu haben glaubt, sieht nicht selten die sprachliche Seite fast ins Nichts versinken vor den Sachen, deren volle Beherrschung doch wieder andere Studien und Methoden voraussetzt. Und doch darf der Wortforscher, der den Sachen ihr Recht werden zu lassen gewillt ist, nicht ablassen, auch vom Sachforscher Berücksichtigung der Sprache zu fordern. Es kommt allerdings schließlich nicht auf den Weg an, sondern. auf das Ziel. Darnach wird man nicht mit hochgespannten Erwartungen an die i r a 11i s c h e n Bezeichnungen für «Gürtel> und •gürten» herangehen, und sich auch von einem Ausblick auf die einschlägige Terminologie der anderen indogermanischen Sprachen nicht allzuviel versprechen. Doch ist eine rein sprachliche Beobachtung dnzu angetan, die saculiche Untersuchung in einem wichtigen Punkte zu bestätigen. Die inhaltlich altertümliche Stelle yt 8, 14 (oben S. 26) enthält auch das älle~te iranische Wort für «Gürtel>; die einheimischen Transkriptoren haben das abgekommene Wort, das für uns ärra! >.eroµevov ist, in Cbereinstimmung mit dem geläufigen ailcy,iwhana- u. als y,i vokalisiert, B.rnTWJJ.oMAE hat es ohne Beweis, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit als n. angesetzt (WB. 12tll). Das in den Texten lebendige Wort für «Gürtel(schnur)•, das eben schon genannte aiwydvl,ana- n., ist kläl'lich ein etymologisch durchsichtiger, ohrenfälligerer, technischer Ersatz für das alte ytll,-2), zum Präsensstamm aiwyciwliaya-med. «sich anziehen, gürten» (neben (an)aiwyasta- «(nicht) umgürtet>, ain'!Jasti- f. «das Umgürten,; opp. an·) gebildet, dem einzigen belegten Kompositum•) des als Simplex nur im Ptc. Perf. Pass. yä8la- •gegürtet> erscheinenden Verbalstamms yält• (WB. 12~0 f.). Das Verb uiu·(i)-yti/1- wird auch vom Anziehen von Kleidern gebraucht (vastra), die freilich auch gegürtet werden konnten (was mau auch von der Bündelung der Bar.>smanzweige sagt, braucht docb nicht doawegen, weil man duu den Gürtel Joaen mußte, verpönt gewesen i,;11sein, die üathaa aufs~n, wA.hrendman ■eine körperliche Notdurft verrichtete; eo iet B.e 8chl11ßnicht zwingend. 1 Yolkern wärmerer Zonen 111.ßtman ) •Bei den NaturatAmmen und selbst bei fortgeschritteneren die Kinder nackt laufen, und zwar meiAt bi11 zum Alter der Geachlecbtareife; du Reifefest wird oft durch du Anlegen der enten Kleidung auch äußerlich charakterisiert• H. ScHURT'✓., Urgeschichte der Kultur 406; vgl. auch JoLLY aaO. 55 {ttagnikä). 151 (l..ederechurz). GPgiech heißt ein «Mädchen bis zu 12 Jahren• t,utn f., cein Knabe bis su 14 Jahren> tiun m. nach den Wörtern für die membra (G. Mt:n:R, E&ym. WB. 448. 4-49); die .i,;eitlicbe BeachrAnkung wird eich aus (ein1Ligem) ~acktgt1hen der Kinder erklilrPn. =) Du sieb kaum an dem Homonym yah- n. ,Krise, Entscheidung, Wendepunkh (B.utTH01.o.u~;, WB. 1291) geetoßen haben wird. 1) Daß e11tatslchlich mehr gab, 1.eigen np. t>iriJhan •Hemd•. hamyän cGl\rteh aus •par(i)-, •l,amidAana- (nach HoRs und BARTHOLOM.U:} ett

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II. Iranisches

die der aiu:yasta(r) vornimmt; syn. star• WB. 948); demnach bezeichnet aiwy&•hana· auch «Gewand, Kleid• 1) und die Schnur, die zum Bündeln der heiligen Zweige dient (in diesem technischen Sinne lebt das Wort fort als eva,eg/,an, wenn auch die Schnur durch ein Dattelblatt ersetzt ist, WB. 948). Das technische l, cplpE1v 6,r6 Z:WVTJ~ Her11en tragen• (=- Tplqmv i!VT~ Z:WVTJ~), Z:WVTJV A.6Ea&a1von Gebär.inden; Z:wVTJist auch der «Geld· gurh; da11 Wort wird auch vom Körperteil gebraucht, an dem der Gürtel eitat, den «Weichen», der Kai 1rEp1oualav von Lebens• und Vermögenegefahr •Taille• (schon IL.); dam wohl 1uvbuvEÜE1vEl1oZ:WVTJV (P11.11:1smu,WB. der griech. Papyri); technische Öbertragungen sind •Fries• (Baukunst). cheiligee Feuer, Gl\rtelroae• (Medi1in) un und neup;riech. TÖ Zwvdp1 oder Zwvdp1v Tflc; TTavariac;, Tflc;t\ylac; 'E>.tvric;,Tflc; KIIA6rp1ac;(,!er Nonne) TÖ Zouvdp1. Diese Analogien und noch andere (auch antike) 1u frz. ceintMre d" bon lJieH, de St.-Jla,·tin (jambe-lie du bon Die.., jarrditre de la Ste-J'urge) hat bereite l.'.I.MEBIAK, Die französischen Namen dts Regenbogens. Di88. Raael (Halle 1914), 8. 60-68 namhaft gemacht. Die VoreteUung i„t aurh arm1>nisch (cirani glJti «Himmelsgürtel•, göti aatuacayin «Gottesgürtel>; dorh glJti AralfllJsday «G. det4 Aramazfln'OY v6p.tap.cx ixoct,0t't'O.Aryandes ließ in Ägypten gleicherweise Silber1) Wie in Aiqewyev,\~ Aesch. Peraer 6. 14o in Anapiat.en, AiQEiov ebd. 160. 2'4 in troch. Tetramet.em. 1 ) ~) Diirf.os Auson. ep. 5, 28 p. 168 Scbenld als ein• zige - lat. Wiedergabe von Aaeeuu¼(so 1) beweist Dichte für alt.e KtlrzlP. 1 ) Daher die Majuskel in unseren griechischen Texten, die allerdinga für die ooqEW>i.ltilCmteioL (a. u.) sinnlos ist Wld auch für Herod&11 (s. Herzogs Erliut.erung) keine Berechtigung hat.

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Awest. asparanöund byzantin. c'icrnpov

m11nzenschlagen (~uctv&.i, ~ &f>Xfl>Y Aij'Uff()uipy6pwv-r~ -rotno kom); diese der königlichen zu ihnliche Ausgestaltung des ihm an sich z118tehendenMttnzregals brachte ihm den Verdacht weiterer Aspirationen und den Tod. Aber seine Mti.nzen erhielten der Nachwelt seinen Namen: xcxl.YIJyia-n ipy6pwvxcx&cxf6>ffl"t0Y-ro 'Apu«Vlkxov.Wer Silber und Silbermtlnze des Aryandes, der den Dareios nachahmte, als ~t>«v3utovipy6pwv bezeichnete, faßte das vorbildliche &cpautov xpuaioventsprechend auf (eine weitere Parallele ist der fuy~ XPUG"O' bei Poil. a. a. 0. ). 6cxpaxbvXf>UO(ov ist innerlich älter als &cpaxo, (fflX'"IP); die attische Amtssprache hat noch zur Zeit des peloponnesiechen Krieges &cpcutotJ :xpucnou fflX-ri\p"gesagt. Die Umgangssprache kttrzte allerdings schon spätestens um die Mitte des Jahrhunderts ab zu 11ocpaxo, fflX'"IP: dies steht an der chronologisch ältesten Belegstelle Hdt. VII 28 (so auch noch Thuk. VIII 28), und wenn dies auch bald noch weiter abgekürzt wurde (vgl. die weiter unten folgenden inschriftlichen Belege fttr &cput~), ist doch noch viel später jederzeit adjektivischer Gebrauch von &cpax&,möglich gewesen 1). Doch ist &cpccxo,als Adjektiv zu &cp&To, auffällig 1}. Daß 1 nicht brauchen } bei 11ccptTo, man die Adjektivbildung auf konnte, ist klar; aber mit der x-Bildung würde man entweder •Aocpc~ oder •&cpcux.o,bzw. (wie ipxcxtxoc 'Axcxtxoc Eö(3oixoc fttr -ouxoc) &cpcüt~ erwarten'}. Die getrennte Aus-

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1) xev~ xQ(KIXriiea AOQl!IXOV lxmv D. s. 17, 66; xe~ A. Alkiphr. 1, ti. Statt Aae2i.xol.atari\e~ sagte man auch wohl A. xevoot, und so nennt Plutarch auch persische Silbermünzen A. äQyuoot (ein persischer 3uo, "C'TIV !th dqyuedmv iiud'IFlüchtling bietet dem Kimon an q:,i.w.!."~ OUJ&nOY AOQl!LXÖ>v, riiv &i XQ'UCKÖv Plut. Kirn. o. 10). 1 ) Die Statuierung, Aae- sei „a pure Greek formation from the Greek form of the Persian name Dir." (CGC. a. a. 0. p. CXXI) berücksichtigt gerade die Bildungsweise nicht. '.AÄl!iav&e2~, Koouniol atari\Q~, Aovxovl') Diese in ~v..(mu~ MIOY ,6f,UO'fUI(die beiden letzten bei Plut.) alles aus dem Gebiet, auf dem das patronym. -2~ lange lebendig blieb (woher UQ'YUQLOV 8~ WIOY bei Poil. stammt, ist tmbekannt). ') Die erste Form (vgl. cmov&2uix6c;:-&tol;) setzt Herodian bsw. seine Quelle an als Grundform von AUQI!~: xal ydQ mm "toll AaQatol; ~ AaQe~ xai xarci avyxomtv 'toll i Aao2~ II 489, 21 Lents. Ebenso werden I 161, 17f. 1Jo2~ und Aexell!~ aus -2~ erklirt.

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sprache e-i (im Gegensatz zu diphthong. ei) zu bezeichnen, hatte die altattische und noch die ionisierte attische Orthographie schlechterdings kein Mittel, übrigens auch keine Veranlassung. Dagegen hat die spätere Zeit hie und da von der ou zu beMöglichkeit Gebrauch gemacht, a-i, o-i durch 1 zeichnen (W. Schulze, GGA.1897, 896; Meisterhans 49, 28)1). Erinnert man sich daran, so wird man in dem cc der Form &cp~ Akk. PI. im Dekret von Megalopolis für Magnesia von 207/6 v. Chr. (Syll. 1 559, 28) nicht lediglich eine Dittographie sehen. Daß man in der Inschrift "' als Schreibung für e-i nehmen darf, zeigt 'I"" für &lp.sv ebd. Z. 6 (dazu Nachmanson, Laute und Formen der magnet. Inschriften 13). Es wäre also hier die Aussprache e-i bezeichnet, die allerdings leicht in ei übergehen konnte. Als 4rip-eto, zu -~ geworden war, hatte -e-ikos ohnehin keine ratio mehr. Wenn aber, wie Jacobsohn KZ. LIV 269-62 wahrscheinlich macht, .1«pil'ocvon Anfang an Darfoa war - als Wiedergabe einer volbtttmlichen iranischen Form mit gesprochenem i an Stelle des geschriebenen aya -, muß das Gesagte unmerklich modifiziert werden: dann wurde anfängliches Darfikos spiter zu -~(i)kos. Auch in diesem Falle fiel also -axocvon 4«peot0cmit dem -eutocaus -11(F) utocin Kcp«p.suto,IlcvnM1XOc zusammen 1). Daß der magnetische Redaktor des Dekretes von Megalopolis mit -u,- die Form als arkadisch habe bezeichnen wollen, ist nicht wahrscheinlich. Ff1r Arkadien fehlt allerdings ein Beleg, seit die Inschrift CIG 1511 nicht mehr in Tegea, sondern in Sparta beheimatet ist (IG. V 1, 1). Aber man wird in diesem Falle geneigt sein, den Arkadem die spartanische Form zuzuschreiben (man denke an das Depositum des Xuthias), und die ist (Akk. PJ.) 4ocp,xo, (auf genannter Inschrift Syll. 1 84 von 428/21 V. Chr. A 16; in B 2 .:1«p,xoe vgl. späteres Jak. 1t0ttb,xovfür 1t«ib0t6v). Die gleiche Form steht auch bei Herodas (neben gesichertem •&Ut·; s. o.), und hier

a,.

1)

Vgl. die kopt. ,.Diphthonge" aa, u, T)t!L oa, v tuJ'Ö)v t''l~QÖ>V die Grundlage bilden. Ober die Übernahme beetimmter KuUlformen aus dem Grieeh. und Lat. im Hebr.-Anm. a. Krauß, Lehnwörter I 66-78. 1 ) Lidsbarski a. a. O. 425 gibt, noch ohne Kenntnis von Meyers Awdilhrungen, die Datierung auf 96 v. Chr. und korrigiert mit anderen in Z. S th'k[m]n;m; aber daß der goldene Kranz und die Stele gleichviel gekostet haben sollten (je 20 Drachmen), ist ganz unwahrscheinlich. Die im Register Byll. IV p. IS66f. nachgewiesenen xeuaotoriq,avo~ kosten meist 500 (einmal 800) oder 1000 Drachmen oder dann 5, 10, 20, SO, fiO xeuaot•~civ3Q8IO~. Ausnahmsweise wirft man für König Ptolemaios 1000 Btatere aus. Die Chier durften allerding&gesetzlich nur bis auf 100 Drachmen gehen (Syll. 1 448, 20 von 268/4 v. Chr.). Die Kasse der Orgeonen vermochte auch nicht mehr, ehrte allerdings gleich inrei auf einmal (ebd. 1096, CSvon 829 v. Chr.). Die 20 Drachmen der Bidonier für ihren Gold-

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ist weiter der Ansicht, daß die Namen drknjm und drkm,a,jm, die sicher zweierlei Werte bezeichnen, ,,in den Consonanten zufällig ebenso nahe sich berühren wie im griechischen &cpaxo, und ~CX)lL~". Nach dem Vorausgehenden wird es nicht iiberso rascben, wenn ich, wie in drkmnjm das griech. 3pexxp.&\v, finde. Fiir " = i bzw. i in drknjm das griech. &cp(s)ut&v wiirde man allerdings regeJrecht j, also drjknjm, erwarten, wenn die Phönikier des Piräus es mit den griech. Quantitäten so genau nahmen und nicht unter der Mischbevölkerung der Hafenstadt eine vulgäre Form mit Kiirze oder die mit dieser gleichlautende dorische Form galt. Daß im Pirä.us niedergelassene Phönikier in dort kursierenden Miinzen rechnen und zahlen, ist nur natürlich 1). Mit drknjm der phönikischen Inschrift stimmt der fem. Plur. drkvmwt der Mischna iiberein (G. Hoffmann a. a. 0. 60). Dagegen schreibt syr. drjkvm' nicht nur das griech. CJ>, sondern auch das griech. (s), ; von den syr. Vokalisierungen Sing. derjdk6nd, darijaki4nd und drik6nd ist freilich das i der ersten nicht klar (die Formen bei G. Hoffmann a. a. 0. II 60; zitiert bei Ed. Meyer a. a. 0. 196, 1; für -äk- macht H. a. a. 0. 66 das von griech. Gram[oben S. 10 matikern als Urform konstruierte b«pcMXX6, Fußnote 4] verantwortlich). Wenn somit, wie Ed. Meyer betont, drkn und drkmn der Piräus-Inschrift zwei getrennte Wörter sind, wäre es an sich doch möglich, daß an der Stelle Ezra 8, 27 ursprüngliches 'drkmnjm (vgl. die LXX; s. o.), in der Überlieferung zu 'drknjm geworden, die Veranlassung fttr den Gebrauch dieser Form in 1 Chr. 29, 7 geboten bitte. Aber es ist auch umgekehrt möglich, daß, wie man auch schon vermutet hat (Nöldeke, Zeitschr. fiir Assyriologie XX 148, 1), die drkmnjm bei Neh. (und Ezra 2, 69) eigentlich drknjm waren; sie wären dann erst später durch die einer kram hätten nur an den 80 Drachmen eine Parallele, die in Athen wihrend des lamiachen Krieges für einen Goldkram &Ulg989ben wurden (Syll. 1 846, ~); aber die entecbeidende Zahl an der Stelle W (MA 3)oafxf&Ö>'Y iat ergimtl 1 ) Daß das phönikische Dekret im übrigen gam einfach dae attiaehe Knmdekretformular wiedergibt, hat Lidsbanki &. a. 0. 160 augenacheinlioh gemacht.

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Awest. asparanöund byzantin. dv lx«wv IG. VII 4148, 10 1). Wie die besprochenen iranischen Gewichts- und Münznamen, ist auch die iranische Bezeichnung des wichtigsten Münzmetalls griechisch [NJ: mpers. asim, npers. &im, beide= Silber (Junker, Frah. i p. 112); aus letzterem wieder tttrk. sim „Silberplattierung" G. Meyer, Türk. Studien 1 36. Iran. asim ist nicht notwendig erst aus byzantin. M'111" entlehnt; 1)

Armen.

tlaAem• (in

der Bibelübersetzung ala Äquivalent von ist Eins mit np. daAg/ffl ,,je 10" (Hübeehmann, Armen. Gramm. I 188 Nr. 168). Du zugrunde liegende mp. Münswort iat Abklatsch des lat. tllnäriua, du danach nioht nur (über grieoh. •ain6.ri(n), Plur. *dindr'a) herübergenommen, sondern auoh übersetzt wurde. Sskr. tltnära- m. (P.-W. III 646) kaum aus dem Grieoh. (auf dem Seewege), sondern zunächst aus dem Iranischen; da.für spricht spätes ind. draMtM pw. gegenüber den unmittelbar aus dem Grieoh. genommenen trallma 2, dAa2 (in den S. 24genannten Mitteilungen von Thomu und Sten Konow)[N]; inschriftliches dinönu aus der Guptazeit (IV.{V. n. Chr.), ineohriftliohee tlramma später (Rapson, Indian Coins in Grundriß der indo-ar. Phil. II 88 B. 215.81. 84). Vgl. auoh Barnett, Antiquities of India, Lond. 1918, OO'lff., wo Belege für SBkr.kar1a-,cAaära-,aatera,aramma als Gewichte; die und '41'1:a- (in dort S. 207 genannten cßänal:a- (in P.-W. auch cUa4twJka-) P.-W.&uch'4nl:al-a-,'4,iga-; Belege für fa,im auch bei Rapson a.a.O. 86. 87) sind ebenfalls westlicher Herktmft: iran. tlänal:a- S. 22; nur ist die erste Form indianisiert. Die Betonung (tltn., tlhan.) ist in den U~1iltren angegeben; sie kann alt sein bei dem in aohämenidische Zeit zuro.okreichenden cUaan-,muß auf dieser oder auf einer a.nderen Analogie beruhen bei dta. Als iran. hat 88kr. ,. schon Oppert, Journ. u. 1874, oot.-nov. 486 in Anspruch genommen. 1 ) Holleaux hatte die Inschrift in die Zeit Caesars gesetzt; na.ch Dittenberger gehört sie ans Ende des II. Jahrh. oder in sullanische Zeit; D.a Korrektur &Y)v. ist unberechtigt. L für 11fügt sich beiden Datierungen, da im Böot. schon gegen Ende des III. J&hrh. ~ (zu T11e~ usw.) und xae~ (= älterem ffllqi'i;, att. ffllQi\v) erscheinen (Bechtel, Diall. I 220). Griech. Einfluß naoh Meyer-Lübke, Rom. etym. WB. 21568 auch in rom. dinariu (vgl. spätlat. dinariua ThlL. V 621, 16); aber ae. diaere (KZ. IIL 2159,8) ist sicher heimische Entwicklung. Beiläufig: Der PseudoHugenott in 0. Kellen L&ndvogt von Greifeneee, der ,,keinen Denar Mitgift von der Fr&u nehmen will", meint das frz. denier „Heller".

3Q«XJLit &Y)WQ&OV xe~

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denn schon Ptol. geogr. VII 2, 17 (1. Hälfte des II. Jahrh. n. Chr.) bietet einen unanfechtbaren Beleg für ~u „Silbers": -:il, '3',Apyup~ x«:>p~,iv ~ 1t~ ').tyff= ~ (Var. slvot&) ~AACl ~1'-')U ••• ~ Xp~ x«:>pcx •.. 1tA&io-.Gt 'x°""iu~ClAACl XPuoiou(nach L. Renou, La geographie de PtoMmee. L'Inde. Paris 1926, p. 53; im lat. Text metalla imperfecta . . . auri metalla; vgl. § 20 XcxAX!~: p.l'rotAACl xcxboO, 4, 1 p.l'rcxlNX XPuaoO xctl. ~yupou). Und das rabbin. Hebräisch hat die Transkription ,,o,oMadm6n für eine Münze ( ?) ; s. S. Krauß, Lehnwörter II 86. Andererseits halten die vorchristlichen Belege für M'W!l'-')V „Silber" im neuen Liddell & Scott einer Nachprüfung nicht stand 1). Neben dem schon erwähnten däng gibt es allerdings in der parthisch-sisänidischen Zeit noch andere einheimische Be-

exacn~

) Anscheinend sicher i&oxev 3i alnip cif.l,vcioof'Ul'Y xai. T~Xf.l,OV xeuaoü xai. am,µou LXX Hiob 42, 11. Aber andere Handlv, lllld in Origenee schriften haben T. XQl.lOOiiv ciarif10v,T. xeuaoü ciarif.l,OV EVxevaoiiv (l:), Hexapla stand da.für munov xeuaoiiv fv (A. 8.), m{eQLVOV lat. inaurem auream unam stimmend zu hehr. nezem zäAiib 'elaä,,l,dagegen stand bei Or. für Uf.1,VM« f'Ul'Y: VOl"(Jf'Cl lv, ,....,""" •.um; damit ist hehr. qarifäA 'ebädwiedergegeben, das die LXX auch Gen. 88, 19, übersetzen, das aber die Neueren aJaein Joe. 24, 82 durch O.f.1,~O.f.1,YW; bestimmtes Gewicht an Geldes Statt faseen. Alao wird tttQ. xl. der LXX ursprünglich konkurrierende Übersetzung zu clf.1,V~ gewesen lllld erst nachträglich gleichberechtigtes zweites Glied geworden sein; die Stelle kann ein ciarif.l•,,Silber" nicht für die Zeit der ursprünglichen LXX beweisen. Berl. Urk. 1242 (111./11. v. Chr.) TOVxollu~v xai. fllVCMJllJ,UDYMn (wofür Liddell & Sc. farmittg of trvuk i~ BilWf' kllioR) meint wohl die Wechselgebührsteuer und eine Abgabe für den Kauf (und Verkauf) um ungemünztes Metall, wodurch man der Wechselgebühr zu entgehen suchte (alao auch nicht „Kauf ungemünzten Edelmetalls" Berl. Urk.). Daa ,,Zeichenlose, Ungemünzte", daa im Handel llllllief, wird allerdinss Du im großen tataichlich nur „Silber" gewesen sein, ciarif10vacryv(IIO'Vchemischen Papyrus von Leiden (III./IV. n.Chr.) sehr häufige o ciorif.lO'i steht sprachlich und sachlich für 6 ciarif.lO'i,j\ÄExT~; s. Pap. Leid. X bzw. Register; ebd. II 260 Leemanns über das Wort. Aber um 400 ül.'l" n. Chr. braucht Palladas xoOcpov ciari11ovabwechselnd mit aevuebJv (Anthol. Pal. XI 871). Die Deutung von bospor. l:e,J.&l!~ (um 280 n. Chr.) als „der Silberne" (Justi, Namenbuch 294) steht wohl nicht so sicher, um für die Geschichte des Appellativa verwertet werden zu dürfen. 1

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Awest. asparanö und byzantin. 6.anpov

zeichnungen für die im täglichen Leben umlaufende Mttnze; sie sind zuerst als Lehnwörter des Armenischen belegt 1). III. Nach den Ausfiihrungen unter I und II erscheint es durchaus möglich, daß die awestische Mttnzbezeichnung apwmö verhiltnismißig junges Lehngut ist. Zu dieser Annahme lockt das byzantin.-neugriech. Miinzwort cla,tpov,um so mehr, als es sich nachweislich vom Griech. aus weit verbreitet hat: der singularisch verstandene Plural a«ntpoeist zweifellos ttbemommen ins Alban. (aspn f.), Bulgar. (a,pra), Rumän. (aspe,-m., kleinste türk. Silbermttnze, 1 /u des Silberguldens; aspri.f6r m., kleineMttnze im Volkslied), Serb. (a,pra, jaspra), (Osman.-)Ttirk. (a,pre) [N]; s. G. Meyer, Etym. WB. der alban. Sprache 18 und S.-Ber. Akad. Wien CXXVIII, I 8. 13. 63; Bemeker, Slav. etym. WB. I 32; Tikt.in, Rumän. WB. s. v. An der ersten Stelle gibt G. Meyer auch eine sachliche Angabe: nach Jirecek, Geschichte der Bulg. 411 gingen in Bulgarien im Jahre 1362 sechs Aspem auf einen grol. Bei den durch Jahrhunderte dauernden friedlichen und biegerischen Beziehungen zwischen Rom-Byzanz und dem Sasanidenreich könnte die Entlehnung eines weiteren Mttnznamens nach Iran nicht überraschen. Doch kommt es dafür vor allem auch auf die Geschichte und besonders auch auf die Chronologie des griechischen Wortes an. Was 1875 Sathas im Glossar zum Digenis Akritas p. 286 in dogmatischer Form und 1889 in ausführlicherer Darlegung Psichari MSL. VI 312-ö über die Geschichte des Vgl. Hübschmann, Armen. Gramm. I 184 dang (s. o.), 281 pi,,.; „Kupfer(geld)", np. biriAj ,,Messing, Kupfer", 255 p'lit (Gen. p'iti) kleine Münze (1 p'. = 8 gatdat ,,granum", 82 p'. = 1 dalaekan),np. pi& .,obolus mimmus et tenuiasimus" {pi&a „Fischschuppen", ph. p(i)iüalc oder -«ii, ayr. pl;a' ,,nummulus"), 266 t'atlia kleine Münze = tatar. tanlca, np. ta,a.gcz[erinnert an tläw.g; Rückwanderer?, vgl. ind. faila- oben 8. 26 Fußn. 1), t',uv Münze, kleiner als dang, größer als gari (Gran), np. tari .,pondus quattuor granorum hordei"; vgl. die (entlehnten) armen. Maße: ?, 181 griv (GetreidemaB): np. girib, 165 ebd. 111 anlu (ägypt.) detcifhl mpil XG.ff(f-lt (aemit. nach Scheftelowitz a. a. 0. 71), 271 mtzal (Gewicht; arab.) [N]. 1)

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II. Iranisches

400

Münznamens ~" und des zugrunde liegenden Adjektivs ~oc „weiß" gesagt haben (beide zitiert bei G. Meyer, 8.-Ber. Akad. Wien CXXXIII, III S. 12), besteht noch heute zu Recht: ~oc ist das lat. aB'J'tf'; die Bedeutung „ weiß" geht von der, weil neu, rauhen und weißen Silber-Münze (bzw. Silberlegierunge-Münze) aus. Das _lat~ aspe-rerscheint nur in der Bedeutung „rauh" (nicht anders in den romanischen Sprachen), aber auch insbesondere von neuen Münzen; der ThlL. gibt dafür nicht mehr, als was schon Psichari in seinen Hilfsmitteln fand. Wichtig ist namentlich Suet. Nero 44: eugitque (Nero) mgenti fastidio et aurbitate nummum asperum, argentum pustulatum, aurum ad obrus,am. Man sieht jetzt aus einer Stelle eines griechisch abgefaßten Erlasses eines Kaisers (wohl des Hadrian) für Pergamon gut, wie das lat. asper in der Anwendung auf Münzen im griechischen Osten bekannt werden konnte: -l}(l.)t{y)x&,ia«v p.tt« fflko Md kcpci 1) um -nvotauvuxCl>P~ ~otc xcpb&iv6vov,affcia1tp1XTOupcxv w xcxl.ouil-'vo" ~• oclrro~1tpocrt; kann auch von einer rauhen Münz-Oberfläche ohne weiteres gebraucht werden. Es gibt dafür wenn auch späte Belege: b'Y)vl.ip,ov -rp«xuGloss. II 269, 57 (die Stelle wird weiter unten noch in anderer Weise verwertet); die byzantinische Numismatik spricht von "C'f)«Xtot (vo!Jlap.cx't'«) im Sinne von asperi {flummi); Psichari nennt bouxci-r«'t'P«Xta>tdv« und 6i..6't'p«x«(aus dem XIV. Jahrh.). Man hat dabei den Eindruck, daß -rp«xu,in dieser besonderen Beziehung auf Münzen, deren rauhe Oberfläche sie als vollwertig gewährleistet, dem lat. asper nachgeahmt bzw. rein griechischer Ersatz für das in dieser besonderen Bedeutung entlehnte &mtpot;ist. Denn auch das lat. Adjektiv wurde wirklich übernommen. Kolbe hat vermutet, daß •AIDB in einer Inschrift wohl hadrian. Zeit aus Pergamon (Athen. Mitt. XXIX 161ff. = Inscr. Graecae ad res Romanas pertinentes clmcp«~• zu lesen sei; doch ist diese ErIV 494) als b'Y)v«ptDt klärung unsicher. Dagegen ist die Bedeutung von &mtpo{ sicher die von lat. asper in der Grabschrift eines Bäckers von Thasos (c und c = f>(°" Aelian, n. h. I 26. Psicbari hat mit Recht Jacobs' Konjektur ">.npo1'statt ,Lmpo" durch den Hinweis auf das zu dieser nicht passende x«Äoup.ivo"erledigt, das ein Wort der (niederen) Umgangssprache einführt. Aber die Bedeutung von lt~6, hat MXpo,allerdings; das zeigen des Oppian von Anazarbos (tiÄ. III 338) Worte 8' ~Yl&env ,b\ ~ p.ip.1)Ä&v vom gleichen Fisch (in Gronows Aelian-Kommentar von 1760 angeftthrt ). Man kann auch nicht etwa MXpo,an der Aelian-Stelle der Muttersprache des Pränestiners Aelian zuschreiben, muß vielmehr anerkennen, daß ~ nicht nur von Münzen in der Bedeutung „rauh" gebraucht wurde. Die Entwicklung war eben, wie oft, nicht geradlinig. Von einem Worte, das ganz allgemein „rauh" heißt, kommt man aber nicht zur Bedeutung „weiß", und diese Bedeutung hat fflp°' sicher vom VII. Jahrhundert an, und ein mpo,,,rauh" gibt es später kaum mehr [.N]. Immerhin vereinigt die Glosse ~mi, a,pntudo candor (Gloss. II 248, 26) beide Bedeutungen1). Die Bedeutung „weiß" erklärt sich nur aUB der 1)

Die ümi:ea YQ«f.L1,LC1Ta. einer utrologjachen Handschrift, die der neue Liddell & Soott sachlich richtig mit itatii.nöle tonliag wiedergibt, werden dem Wortsinne nach doch „weiße", nicht ,,rauhe" sein {mei. ToG ,anijacu. ä.yQ. Aal}ci,v moü [boc;Cod.] TO ~ov [wofür Cumont sachlich richtig Aeuxov ,,Eiweiß" vermutet] AaCLi)acu. avtci, AajJo,vmwyyov td' \IOOT~ cmo,tÄUVOV O.'UTU xai. ffl{()QUYOY htcivo) avtCÖV xala.f,LLvioY T8· TQLf,Lf&ivov xa.i. TOU ävayvwa6iiaOVtm Cat. Cod. astrol. I 108). Für w ümi:Qov [Gai.] XIV 560 Kühn gibt d88 neue grieoh.-engl. WB. at&tt Kühne patamen die Obersetztmg wlaateol n tff; die ganse Stelle lautet: ~ xa.eoof.lOO:ltOQOV eL; XvTip bjni-ttivn xa.QOOf.LOmtOQ

eweist: sacma valente a,prioM aureo uno col. 2, 10; der aapno aureus gehört zum XPuaoD,mpo, der Inschrift ~on Thasos 1). Die griech.-lat. Glosse ist deshalb besonders wertvoll, weil sie die früheste Spur eines Mfinznamens mpov ist. Wenigstens gibt der griech. Ducange für bpov als Münze (wie frz. blanc, slov. bslic „alter Silberpfennig, Heller"; Bemeker, Slav. etym. WB. I 35) neben der Glosse nur viel spätere Belege, z. B. Dukas (im Bonner Corpus) 8. 121, 12 -rpr.a.xOakl>v XtAl4bf.>Y M7tp(a)Y iiptt}p.6Y, 196, 8 XIX.~ l't'o, 't'EAO'~p&;v 't'pta.XOGWY )'..tAttibf.>v, 234, 21 xa.-r>l&o, (so richtig!) ~p&>v 't'pr.a.xoaf:wv XtAt«seigt, ist die Stelle spät. Zwischen ,,Eierschale" und „Eiweiß" kann man auch bei ä. als Ingrediens eines Weihrauchs bei A6tios XVI 146. 1.S schwanken (beide Male Gen. ouy.i)µLCJ.&mteov bzw. ÄLy.äcmeov). 1 ) Für die Bildung von aaprio zu tupe'/ ist Tvrpio : t""7Meine schlechte Analogie, aber wohl die einzige. Denn unio binio ten1io eriRio qtiatefflio qvinio ,mio können wegen der Bedeutung diesen Dienst nicht tun. Ein gleichgebildeter Münzname wäre *Cffltmio, wenn das später zu erwähnende ummwnäli, einen solchen vorall88etzt.

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&av ~, 301, 23. 302, 10 iv« x,">J.o>v ~v, alles in der Erzihlung der Ereignisse des XV. Jahrh., geschrieben p.&U 'C'l)Y!~v. Nach Svoronos, Journal internat. d'arch. numismat. II 346. 362f. (danach W. Wroth, Catalogue of the Imperial Byzantine Coins in tbe British Museum I [1908] p. LXIII, 4) wurde mpov offiziell zuerst fo.r die von den Kaisern von Trapezunt 1204-1462 (an Stelle der ursprttnglich goldenen, jedoch mehr und mehr an Silbergehalt zunehmenden byzantinischen -rp«x~ ,,aspera "} geprägten Silbermünzen gebraucht. Er zitiert dafo.r aus F. de Pfaffenhoffen, Essai sur les aspres Comnenates, ou blancs d 'argent, de Trebisonde, i\~« M"f6iuv« Ko11~w-.ot[ !1 Paris 1847, p. 72 eine Stelle aus der Gründungsurkunde des Kaisers Alexis III. (134~90) fttr das Athoskloster des hl. Dionysios: ~, . . . ~ ~AIL« !'-Oll • • b,MY«l. • ifllffl>,mp« &coou'l'n)p,rrou XOf:P"• "(il, «irr91, u b~ M"f6!'-""'Ko11vrivo:-ro: [l. -!-ro:]J.O.m., und eine &« 't'Pfl• frtthere Stelle unter einem der Joannes: -.oXIXf)tryp,,tX XUJ)Y fflf)fa>V honffia&«L Die Bezeichnung (mpo:) Ko11V1JV!'rtl zeigt aber, daß es fro.her schon andere mpo: gab; die in einer italienischen Quelle zum Jahre 1334 fttr Rhodos erwlhnten aBpri(von denen 3 einen bilc:m~di Bodi = 1/ 1 Goldgulden ausmachen; de Pfaffenhoffen p. 73) und der zum Jahre 1362 erwähnte bulgarische Asper (s. oben S. 28) werden kaum trapezuntinische gewesen sein 1). fflpo, in der allgemeinen Bedeutung „weiß", so vom Schnee, von Kleidern, ist seit rund 600 n. Chr. ganz gewöhnlich, wofttr Ducange und Sophokles eine ganze Reihe von Belegen geben; in zwei byzantinischen Urkunden des VIIL als Gen. von fflpov Jahrh. aus Ägypten steht mehrfach 1XG7tp°" Von den Belegen für amieov als Münzname im griech. Ducange könnte man höchstens für den aus „Aatrampsychus in Caelo Pythagorioo" (&T)lo't3e xal. mei. UmtQO::).,, M"iMO ~::li'~ li!OM übersetzt als „Eine Asperena vor dem Beaufsichtiger des Geldes", wobei das mittlere von den filnf Wörtern das awest. sältar- ,,Gebieter" sein soll. Ein pers. nomen agentis auf tar hatte darin (unter Ablehnung von „Stater") schon ein Vierteljahrhundert vorher Oppert gesucht (Joum. as. 1874, oct.-nov., p. 477; Übersetzung „alll: monnayeurs"), aber in 'spm ein Wort für „Talent" gesehen (p. 484); im CISem. II 1 (1889) zu Nr. 108 lehnt Halevy Opperts Vermutung ab, weil awest. aspfffflö nach Darmesteter ,,infimum pondus" bezeichne. Scheftelowitz hat es unterlassen, sich mit diesem Einwand auseinanderzusetzen. Es wäre wohl auch schwer, eine gegenteilige Ansicht zu begrün· den. Das Gewicht schließt eine Gleichsetzung des aramäischen Wortes mit der Bezeichnung einer wirklich kursierenden Miinze aus; daß aspn-fflö eine Rechnungsmiinze im Betrage eines euböischen Talentes gewesen sei, ist schlechthin ausgeschlossen. Im CI Sem. a. a. 0. ist die aramäische Inschrift übersetzt: „exactum testificatum coram custodibus argenti" 1). Dabei ist litJOM gleichgesetzt mit dem aram. Mli!OM 'älpamä im T

J ... 1 T

1)

Vgl. aber auch die kritische Behandlung der Herodot.stelle bei Weißbach, ZDMG. LXV 666. 1) ,,Genau (enct, d. h. vollwichtig ••. ) vor den Silberbeunten (?), d. h. die Finanzbeamten, welche die meist in Silber eingehenden Tribute abwogen und zugleich die Reichsgewichte su aichen hatten, haben du Gewicht geprtift und vollwichtig gefunden" Ed. Meyer, Die Entstehung dea Ju.denthuma (1896), 11 und Fußn. 1. Auch G. Hoffmann, Zeit.achr. für Assyriologie II 46, 1 faßt '.,,,,. gleich, obschon er im übrigen eine an-

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Awest. asparanö und byzantin. 6.6ll&e und davon ausgehende Entlehnungen (s. oben S. 8. 36 Fußn. 1). Dahinter steht die katastrophale Mftnzverschlechterung des III. Jahrh. n. Chr. Eine Münzverschlechterung müßte auch die Vorbedingung gebildet haben fftr eine Bedeutungsentwicklung „Topf Geld" > ,,Münze", die Scheftelowitz fftr a.sP9"ffl(Jannimmt. Aber abgesehen davon, daß die Zeit dieser anzunehmenden Münzverschlechterung völlig im Dunkeln liegt, bezeichnete a.sp. nach der einheimischen Erklärung durch drahm nie einen so tiefen Wert wie follis, sondern ist immerhin eine Münze, wie sie sich etwa neben mehrwertigen in den Töpfen der antiken Topfkomödien (Plant. Aulul.) finden mochte. Soll man annehmen, daß die Iranier einmal Töpfe, die mit drachmenwertigen Münzen gefüllt waren, als Zahlungsmittel kannten? Mit llinem solchen hätte man wohl die Tiere samt dem Sklaven und dem Grundstück von v. 4, 2. 48 kaufen können. Eine Bedeutung „Topf Geld" kommt also für diese Stellen nicht in Frage; dagegen würde Scheftelowitz' Grundbedeutung „Topf Speise" nicht übel passen (so a.spwmömaza(h],,einen Topf Speise an Wert habend"). Aber diese Grundbedeutung beruht lediglich auf einer etymologischen Analyse, die mit einem unbelegten Vorderglied rechnet, und der Weg von der ebenfalls hypothetischen Übergangsbedeutung „Topf Geld" zu der historisch vorliegenden drahm verliert sich im Dunkel. Sc h 1u ß wo r t. Die Vermutung, die im Vorstehenden zu begründen versucht wurde, awest. aspffmö sei ein Lehnwort aus dem lat.griech. Kulturkreise, hat wenigstens den Vorzug, mit wirklich bezeugten Wörtern und Wortbedeutungen zu rechnen. Die Lücke zwischen spätbyzantinisch ~ov und der Säsinidenzeit hat sich durch die späthebräischen Zeugnisse mehr als geschlossen. Um eine gar etwa noch vorachämenidische Münz-

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Awest. asparanöund byzantin. iicrnpov

bezeichnung kann es sich bei aBPfl'fflÖ schon deshalb nicht handeln, weil es ganz unwahrscheinlich wäre, daß die lydische Milnzprigung ins Hochland von Iran gedrungen sein sollte zu einer Zeit, als sie noch nicht einmal das Zweistromland erreicht hatte. Dagegen ist die Wanderung eines westlichen Milnzwortes iiber Palästina und Syrien nach dem parthischsisinidischen Mesopotamien nur ein weiteres Beispiel neben anderen bekannten. Daß die Videvdätstellen, von denen die Untersuchung ausging (unter 1), junge Zusitze sind, hatte man längst aus inneren Griinden vermutet; man wird nun die sprachliche Bestätigung durch das Lehnwort aBPfffflÖ aus laKpov willkommen heißen, auch wenn sie diese Zusitze weiter hinunterrdckt, als man vielleicht a priori anzunehmen geneigt war. Naelttng. S. ! M. Nur Gewioht.awort iat das surO.okgewanderte &eul"; •· .Maidhof,Glotta X 10 Nr.11; vgl. 6xu aus oaman. (&UI ooyxw. ucia) ebd. 15 Nr. 89. - S. ! u. Übersehen ist dabei das Vorbild der wieder nach akJradillChemVorbild angelegten Verzeichniase der Ideogramme; vgl. H. H. Bchaeder, I.raniache Beitrlge I (Schriften der Königsberger GelehrtenGeeellaohaft1980, Heft lS, S. 199ff., Halle 1980) 88, 1. - S. 7: v. 1 jedenfalla vor der um 128 v.Chr. erfolgten aakiachenWandenmg verf.St nach Herzfeld in aeinen Arohaeolog. Mitteilungen aus Iran I (Berlin 1929/80) 79f. - S. 8. 18. 17. Echt oaman.-türk. aqb. ,, Weißling''; ein OIDl&n.-türk. ,upre wird von J .•J. Heß (Zürich) und O. Spiee (Bonn) benaifelt, fehlt jedenfallain den gangbaren WörterbO.ohern. Es gelang bisher nicht, die Herkunft des ,upre bei RO.okert, Oppert, 0. Meyer feat&uatellen. - S. 11. Apere. llartnip- iat belegt in den suaiaohen NeufUDden; •· Benveniate, BSL. XXX 69f. - S. U, 2. Weiteres über amnie im Orient bei Bchaeder [hier zu S. 2 u.] 69, wo auch ,,sogd. st'yr d. i. •aatar''. S. U, o. Obschon man für das Metall an sich eine einheimiache Be118ichnung bea.8: apers. (BUA) artl4'a-, aweat. wnalG· ,,Silber." S. U, 1. Noch dardiaoh drox•t11 Herzfeld, Paikuli p. 180 Nr. 880 (nach Orienon). - S. 16. Schon mp. dlnör,· Siyast nl Aiyast ed. Tavadia (GlOIB&r;ebd. ännm, ,,,,.), - 8.11. Immerhin steckt ein solchea - nicht mehr verstanden - noch in der geliufigen volkstümlichen Redensart neugriech. 'fOVlxo.,w. amufflQOÜ„ich habe ihn schleoht behandelt"; zur Erhaltung der Konstruktion von W mit Gen. vgl. z. B. cLto xae3~, zur Betonungsverschiebung 'fOVxcixov (gewöhnlich erfolgt bei der AdverbialiBierung allerdings Zur ü ok z i eh u n g dee Tones ; s. Dieterich, IF. XVI Sff.; aber der sprinpnde Punkt ist die Ver in der u n g des Tones des Advsba gegenülier dem Adjektiv). - B. ü, 2. Zu •.,,,_• vgl. auch Sohaeder [hier zu 8. 2 u.] 76, der in M· bei Esra Pleneachreibung fo.r

om

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einen im facher ist •,upara,ati a-Stamm;

Aramäiaohen aekundir entatandenen Vokal •eben will. Ein• ea, du Adverb auf einen entanten apen. Imtrmnental zurüobuführen, mit 'Obertritt dea -d-Btammea in einen Bartbolomae, Grundriß der iran. Phil. vgl. awest. x•arffla

I 1, 2115.

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Zum SrM-Yast (y. 57)

Zum Sros-Yast (y. 57). 1. Grammatisch-Exegetisches zu einzelnen Stellen.1) § 4. (Ahura Mazda) yo aAaheapanamna„der der höchste ist an Gerechtigkeit" ist nach dem unmittelbar folgenden ya aJaheJaymüitnna „der am weitesten gekommen ist im AAa" spraehriehtig gegentlber aAä{ apanotnna von Ab. M. y. 1, 1, 6 asä!ap-m~m von der Frava.Aides Ab. M. y. 26, 2, wo Ablativ statt Genitiv steht wie fraAD.kantait var-huya yt. 13, 58 (RmCBELT, Elementarbuch § 509). § 6. BABTBOLOMA:&, IF. XI, 113 faßt axsnwca maid'yai. paitistanv,seaals Abkürzung für äzh&Q.sca ämaid'yai.paitistanv,sca. 10 In den beiden andern Beispielen, die B. a. a 0. beibringt, ist das nicht wiederholte Kompositionsglied zweisilbig wie in seinem deutschen Musterbeispiel .Frauenliebe und -leben. Man würde aber im Deutschen nicht einmal gedruckt wagen ungesehen und -gelwrt, ein unguter und -angenehmer Charakter, einem 16 etwas eingeben und -reden; die Raum- und Arbeitsersparnis (darnm handelt es sieh, auch in Handschriften) wäre hier angesichts der sich ergebenden Undeutliehkeit zu geringftlgig So dürfte es das Gegebene sein, an der unmetrisehen Stelle y. 5 7, e 4xhi12ieamai- als Haplographie für a:xsnüicaämai-20 zu betrachten (N statt NM). § 16. kaya~a- s. unten II, 2. 1) Wenn auch einzelne Bemerkungen Uber die Einzelatelle hinau■gehen, habe ich e1 vorgezogen, aie in der anapruchloaen Form niederzu,chreiben, wie ■ie 1ich bei der Vorbereitung auf eine Leklllre von y. 57 mit Studierenden ergaben. Eine Ausnahme bilden nur die lingern wortgeachichtlichen Auaftihrungen unter II.

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II. Iranisches

§ 17. huixflafa und ähnliche Fälle wie huJ.'ha:1:4erklärt BilTBOLOlli.B,Grundriß der iran. Phil. I, 1, § 287 (Literatur 1) a118Kontamination der laut.gesetzlichen Formen von Kompositum und Simplex, z. B. *huiaxa und haxa, nicht geradewahre, scheinlich. Ich denke mir die Entstehung von ih, h" äußerlicher: man ftlgte den nach der A1188prache richtig geschriebenen *huia:r:a,*huJvafa ttber i erklärend (als Hinweis auf das einfache Wort oder die unreduplizierte Form) die Zeichen fllr h, :r;fl bei, und diese kamen dann nach ,, das sie erklärten, zu 10 stehen (wenn sie nicht von Anfang beigeschrieben wurden); Gesie wurden dann auch gesprochen. Über -f- s. B.EIOBBLT, schichte der idg. Sprachwissenschaft IV, 2, 89. § 18. Ftlr die Stelle tarsta ~ho dvarmti hat CALilD, IF. XXXI, 105 unter Z118timmungvon RBICDLT a. a. 0. 81 1r, das zur Not als gen. part. an Stelle eines Lokativs deutbare tmuwhD als Ablativ gefaßt. Aber es scheint doch zweifelhaft, ob die beigebrachten indischen Parallelen genilgen, einen awestischen Ablativ auf die Frage wohin? zu begründen. Statt tama,ahokann unter Annahme defektiver Schreibung der Mittelaosilbe tamahva (so v. 19, 80; H. 2, 15. 88) gelesen werden; der Pluralgebrauch der Wörter ftlr „Finsternis" ist zur Genüge belegt (lat. tenebrae, ai. tamisra(i, tampi, awest. nach WB. 648-50 tamah- n.1lberwiegend, ~an. nur Plural) und der Lokativ des erreichten Zieles bekannt {B.EIOBBLT, Elementar1r, buch § 512). § 21. pouru.4.-aint'lm tlbersetzt BilTBOLOlli.B, WB. 899 nach der Tradition als „viel Verständnis habend, versta.ndnisreieh". Das Wort gehört aber bei gleicher Etymologie der Bedeutung nach wohl mit ma{.4.-aintfi y. 57, s zllB&mmen.Hier so nennt der Verfasser „die Gäthäs samt den Erläuterungen"; das Gleiche bezeichnet er in \ 20 als mast'lm VISpO.paesawMm , 1/f/,mp. ,,das allseitige Wissen mit den reichlichen Erläuterungen". Bei den Gäthäs waren solche am frühesten nötig. Auf d~n Eingang von§ 8 (ya paoirya g11,e,4frasravayaf_) weist sr, wohl zurttck mf/,{trahe pauroatatam „des heiligen Wortes Priorität" § 20; eine Lesung pourotlltam wäre nur eine graphische . Möglichkeit.

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Zum Sröä-Yaät (y. 57)

§ 21. In den durchweg 8-silbigen Versen zählt a bald als Silbe, bald nicht (im Folgenden hochgestellt):

yerike nm4nam tJc'Jra.ftrayni hazarw/J.stanam md'tlt9m

bar'ziste paiti bar'zahi i; harai{)-yopaiti barzayä x"araoxmam antara.nalmät Btekrptasam nistara. n~t Im vorletzten wird antar. na~aat durch den letzten mindestens nicht empfohlen; an ein gäthisches damanam vc'Jr-&rarni im 10 ersten zu denken hat nichts filr sich (vgl. B.uTHoLOJUE,WB. 1092, Note 1 zu nmana-). Zu einer (wohl sicher noch jttngern) Zeit erlaubten sich also die Verf888er, a im Metrum bald zu bertlcksichtigen, bald unbertlcksichtigt zu lassen (vgl. dartlber ausführlich HBRTEL, Abb. sächs. Akad., phil-bist. Kl. XXXVIII, 8, 16 S. 88 ff.), wozu ÜBRisTENSBN (s. am Schlu.8 von I) S. 6 f. So las man vielleicht auch in § 80, wie dasteht, ya barazaharaeyästlJ; auch wenn man bar'eiyc'JstlJliest, bleibt die dreisilbige Messung von baraza(beiläufig: da baraz(i)yästlJ unbedingt "hochgegürtet" heißt, mu.8auch barazoals "hoch" verstanden werden; 20 mindestens ftlr eine jüngere Zeit steht also die Bedeutung "hoch" fest; zu HBRTEL,IIQF. VI, 18; IX, 273). § 2o.In der vierten Zeile der Strophe wtlrde grammatische Korrektheit als erklärende Apposition zu dem wiederholten Dativ (ujtJ~bya ahu,bya von Z. 1 und 2 den Dativ 26 ahm4iM a"YJUhe yo astvaite erfordern. Der Genitiv aheca af!IMui ya astvatlJscheint keine ratio zu haben. Der Dativ wäre metrisch gleichwertig; ihn einsetzen hieße aber dem Verfasser nach der Schulregel sein Produkt korrigieren; auch nach der Fortsetzung yasM asti manahya lassen sich die Worte so nicht einrenken. Erinnert man sieb daran, daß in vielen Sprachen eine Apposition, die in einem casllS obliquus stehen sollte, grammatisch unkorrekt im Nominativ steht, ist der Fall sofort klar: der Genitiv steht an der Stelle nach jtlngerer Weise als Nominativ; vgl. patkäre ~ "dies ist das Bild", 'Ire86 cia-reai yaediJn„der ein Sproß ist von Göttern", nape „Enkel" auf den Inschriften ~piirs II. und III. in der kleinen Grotte

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419

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II. Iranisches

vom fiq i bustän (HEBZPELD, Am Tor von Asien, Berlin 1920, S. 67; hier -e auch als Gen.: baye sahpuhre „des Gottes ~pür" u. a.). Allerdings ist so nur der Gen. -e, ap. -ahya, aw. -ahe geläufig; vgl. auch pehl. k~ ,,wer": kahya, U „was": 6 cahyä, oy (oi o) ,,jener" : avahylf., han, ,,ein anderer" : anyahya, l „welcher" (rel.) : yahya; aber es gibt auch man; am4 ftlr ,,ich; wir", UJ; lum4 „du; ihr" aus den entsprechenden Genitiven (ap. manil, am4xam, aw. tava, gäth. dmakaffl); vgl. SALEIUNN, Grundriß der iran. Phil. I , 1, 275 f. 290-93 ; HoBN, 10ebd. I, 2, l00f. (nach .AN»BBAS).Jemand, der in seiner gewöhnlichen Sprech- oder Schreibsprache die (alte Genitiv-) form auf -e als allgemeine Singularform und insbesondere auch als Nom. brauchte, konnte, wenn er die veraltete heilige Sprache handhabte, leicht dazu kommen, nicht nur den Genitiven auf 16 -ahe, die denen auf -e entsprachen, sondern auch den in der lebenden Sprache verschwundenen Genitiven anderer Form nominativische Bedeutung zu geben 1). § 28. Die Zweizahl gegenüber der Vierzahl von Pferden in § 27 deutet wohl darauf, daß der ganze Vergleich (§ 28) 10 entweder Rest eines andern Sttlekes ist, der hier eingeschoben wurde, oder daß eine ältere Redaktion mit 2 Pferden in eine jtlngere mit 4 Pferden umgesetzt wurde, aber nicht bis zu Ende 1). Aber es ist die Frage, ob § 28 ursprünglich auf Pferde ging; aspaeibya paßt als Vergleich ftlr Pferde schlecht. t6 Die schematische Durchvergleichung im Dual ist eigentümlich genug, läßt sich aber wegen des Schlusses nicht ändern, der zu zeigen scheint, daß wenigstens der Transkriptor die Duale nicht mehr erfaßte; nach dem tlberlieferten Text ist hvastay4 aishimanay4 Gen. Sing. fem., wofnr man längst „richtig" hv-ayo so aitah-ayo liest. Aber ßARTHOLO!liE's Erklärung (WB. 1852) 1) Zu zweimaligem apayau nqma anmi .Einboler heiße ich• (nlmlich Vayu) yt. 15,a, bemerkt BABTBOLOKil, WB. 75: .Soll den NS. eine, Nom. ag. sum V. apayemi vorstellen•. Die Form wird ala apayal- {IObwacher Stamm dea Ptc. prae,.) + nominativi,chem -i ventlindlicb. 2) yt. 10, • nach CRBISTBNSBN (1. am Schluß von I), S. 9 die Vorlage von y. 57, 11, nennt die Anzahl der Pferde nicht. Dagegen hat yt. 10, 1• vier Pferde und yt. 10, ue den Dual wie 7. 57, • gegenüber n.

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Zum Sröä-Yaät (y. 57)

"als ein paar [vielmehr Paar!] (Pfeile, die) als gut geschossene geschossen werden" erinnert bedenklich an das homerische &cp-,j'f ro(>,nach der üblichen Erklärung „Loslasser, Sender" statt „Pfeilsender", als männliches Gegensttlck zur loxsai()tt. Doch schießt man nicht zwei Pfeile mit einander ab noch kann man & an einen wiederholten Schuß oder an zwei Schützen denken; es kommt nur 1 Pfeil oder eine Pfeilsalve in Frage. Letzteres meint D4BMESTETER's Übersetzung „une bonne lancee de flaches"; hvastay4 wäre also Gen. eines Kollektivs hv-asta f.1). § 29. Bei der Beziehung von apayeinti anf apa-y11,-, die 10 LoMllEL, ZII. I, 203, 1 nach GELDNERvertritt, entsteht ffir SraoAa und seine Renner eine Situation, die wenig rtihmenswert ist: erfolgreiches Davonlaufen. BARTHOLOMAE's Beziehung (WB. 70 f.) auf ap- ergibt den Sinn „welche alle einholen, die sie verfolgen; sie selbst werden nicht eingeholt" (wenn sie 1& einmal verfolgt werden); ich sehe nicht, was an Form und Bedeutung auszusetzen wäre. Der Gedanke der Verfolgung ist auch im Folgenden festgehalten. Freilich erinnert hier die Stelle mit (u)vtaibya snaüHzbya wieder an die Zweizahl in§ 28; die Worte „mit den beiden Waffen", die doch kaum 110 auf Pferde gehen können, stützen die Ansicht, daß § 28 aus einem andern Zusammenhange stamme (auf Sraob., der gleich nachher in § 31 ~in snai-8is führt, kann man uv. sn. auch nur beziehen, wenn man eben diese Ansicht annimmt). Und was am Schlusse vor der Formel steht, wird von GELDNER 115 als ans yt. 10, 10, als Originalstelle übernommen angesehen (LolOIEL, a. a. 0. 202, auf dessen überzeugende Behandlung der Stelle ich verweise). Die Worte usastaire hindvo [mit LoMllELals Lok. zu lesen] .... daoJataire zeigen in grammatischer Hinsicht altes, gegentiberstellendes -tara- wie eleisch so p,an E(>tlEVttiTE()«.11 p,an -ttt,lmE(>ltV (rEvEav); sachlich kann "im östlichen (westlichen) Indien" nicht die achämenidische Indusprovinz meinen, sondern Indien erscheint hier als ein fernes fremdes Land außerhalb des Gesichtskreises der Ver1) Aber 1w,.. iat nicht quantitativ wie .bonne• ! Etwa •hfJaltä ilv.l ,ein Wohlgeapitzter (Pfeil)" 1u amaan-? [S. Nachtrag.]

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■eil.

422

II. Iranisches

fasser. Das paßt zur arsakidischen oder zu einer noch sp&tern Zeit 1). § 31. aini6a{ s. unter II, 1. Im vierten und ft1nften der Verse von § SS begegnet 6 eine der besonders unangenehm wirkenden Wiederholungen: taxmahe tanum~ahe, t. Jit,m.vamtivato. VielJeicht liegt das aber nur am mangelnden Verständnis der Nacbgebornen. Nimmt man je die zweiten Adjektive als Apposition, entsteht eine eindrucksvolle Wiederholung: "des als tanu~a 10 starken, des als Jit,m.vamtiv{JSstarken" = ndes der stark ist, insofern sein Leib das heilige Wort ist; des der stark ist, insofern als er mit Wehrhaftigkeit begabt ist". So gewinnt auch die Reihe mit aiaonlm in yt. 5, 1: "die sich als aiaoni erweist, insofern sie 46t1,.fr1J6an1J, vf/At'wc'J.fr. usw. ist". Ent1r, sprechend zu verstehen z. B. yt. 8, 111 "eines kahlen, insofern er kahle Ohren hat" usw., 14, 11 d, e. Gegentlber ha-&ranivtJitim§ 26 (das einfache nivaitii y. 10, uJ; Nir. 84; s. WB.1085) ist vanaiti- (in vanaitfl, vanaitivato) eine junge Bildung vom Präsensstamm. Das zweite 10 vanato vanaitii ist wohl nach dem folgenden vanaintim uparat4'9m "siegende Oberlegenheit" als "siegende Siege" aufzufassen; vanato also als fem. (ftlr vanaitu bzw. -aintu). Daß l) HuDL in .einen IIQF. X, 160f. gibt die Stelle yt. 10, 10& wieder ah: .Ob 1111 dem am nlchaten bei der Morgenröte Gelegenen (= im fernaten O.ten) [in Indien], er holt einen mit einem Grüf heran. Ob aa dem am nlichaten beim Abend Gelegenen (== im fernaten Weaten), er achligt ihn nieder•. Stunde im Text .im fermten Oaten (Weiten)•, w11rde niemand lindern wollen. Aber H. muß f11raeine Übeneuung einmal -taraanden auffuaen ala aonat in ulaatara- 1 ö1ilicb• und den Adjektiven der Himmelarichtungen überhaupt, in denen -tara-, weit entfernt, auperlatiriacb su aein, aogar die Bedeutung der GegenUben1tellung f11rdu Sprachgefühl verlor (wie lat. noaur vuur); daß im jungem Iraniacben (Grundriß I, 1, 287. 2, 118) der Komparativ gelegentlich auperlativiache Bedeutung haben kann, bewei■t für die genannten Adjekti't'e nicht■• Dann muß man noch Mndoo ah Glouem zugeben. BerUcksichtigt man du im Text Geaagte, wird die Überaeuung 9 im öatlichen Indien, im weatlichen • veratlndlich. Man darf auch des jungem Kyroa Behauptung, daa Reich aeinea Vaten reiche nach Mittag bi, dorthin, wo Menachen vor Hitze nicht wohnen könnten, nnd nach Norden, bia der Fl'Olt daa Land unbewohnbar mache (Xen. anab. I, 7, 6), nicht wörtlich nehmen.

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Zum SrO§-Ydt (y. 57)

dem Verfasser der Unterschied der grammatischen Geschlechter nicht mehr lebendig ist, zeigt arltail yaeatahe (statt -tay4) am Schl11111e der Strophe. Man wird auch hier besser nicht korrigieren. A. CmusTENBD', Etudes sur le Zoroastrisme de la Perse 11 antique (Danske Videnskab. Selskab, bist.-filol.Meddelelser XV, 2, K.ebenbavn 1928) S. 7 (vgl. 9), « setzt y. 57 ins 4. Jahrh. v. Chr. Einige der vorstehenden Bemerkungen, die in der Hauptsache ohne Kenntnis und durchweg ohne Rflcksicht auf die Abhandlung des dänischen Forschers entstanden sind, sind geeignet, 10 eine verhältnismäßig späte Datierung des Stftckes (bzw. der vorliegenden Redaktion) zu stfttzen.

11. Lexikalisches. 1. ainidat.

Die Verbindung icJatcaain-icJa{ca„hier und nicht hier" u y. 57, 88 zeigt einen Typus der Verwendung des privativen a(n)-, der als solcher weit zurtlckgeht: die Begriffsnegierung. ·wenn auch erst jung bezeugt, wird anairya- ,.nicht arisch, unariseh" doch schon alt sein. Wie die Githi 29, e asara„t1DBtark" hat (nwal a-rahy4), bat y. 12,, ava1'1hu-,,ungut" 20 (damlil ariJil ava'IJh'U, Var. -haiJ aus -hubiJ). So steht a(n)sehon githisch auch bei Subst.: sp~ea asp~ea Akk. PL „Gedeihen und Nicht-Gedeihen", ,,Gltlck und Leid" (Bthl.) y. 45, e, aflmäni noit anaflm9m Akk. PI. (Bthl.) ,,die Nachteile, nicht die Nicht-Nachteile" y. 46, 11; der gleiche Typus auch außer- 25 halb der Antithese: valilhaui 9vistJ manalilho »durch Niehtteilbekommen am guten Sinne" y. 84, e, negiert noif asrult4 .,nicht unter Ungehorsam" meinerseits befahlst du mir y. 48, 12. Wie das letzte Beispiel zeigt, kann a( n-) auch schon in den Gäthis neben der rein negativen Bedeutung die pejorative so Schattierung des deutschen un- in Un-mensch,-eeit aufweisen. Noch das sog. jftngere Awesta hat nach MEILLET einen uralten Typus bewahrt in der Gegenftberstellung von Privativbildung auf -ti- und Bildung anderer Art: g~ca aJy4itJmca „Leben und Nicht-Leben" setzten sie fest y. 80, ,, sraoso86 an'U8tlm es besiege „der Gehorsam den Ungehorsam" y. 60, 6

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II. Iranisches

(vgl. sraoiahe... asrtüt'1iA y. 10, 1e; die gleiche Gegenüberstellung, wenn auch nicht unmittelbar sich folgend, schon gäthisch y. 88, , f.; 44, 1s. 1e). Auf diese Stellen und auf die Diskrepanz vaMa-: ~visti- stützt MEILLET wesentlich seine These, 6 daß die -ti-Bildungen ursprünglich nur komponiert vorgekommen seien, BSL. XXV (1925), 128 ff. 1). Awest. sraoio: asrtütiAstehen sich gegenttber wie griech. xcn(>ds: ax,n(>k, 1etd-ris: a,c1.t1-rta. Auch im Griech. gibt es zu den zweiten Wörtern keine Simplicia (belegtes xtti(>ta = x. 1el11r11ist etwas anderes) und zu den 10 ersten keine Subst. *lixtt1.eos,*li1e1.t1ns.Das zweite Paar aus dem Griech. ist unbedingt griech. Neuerung, was den negierten Teil angeht (nach awest. asrtütii, ai. v,rpoKa>.fC7C71Ta1 (Rektor) ol~v oT~ 4VT$1ov µa,cf17aofa1 ebd. 39, "EKTop,m µb, 8H O'G~ ..Ycna1ol~v oT~, 0To1Kai ÄavaoiC71v 4p1C1TK~µ1Tia0'1 ebd. 226f.; µiyai; µ,ya>.COO"'listeht von dem erschlagenen Kebriones l, 8' lv O"Tpota>.1yy1Kovbtc; KtiTo µ. µ., >.e>.aaµb,~ l,r,rOO'UVGcov II. XVI 775 f. (ebenso mit KtiC7ovon dem erschlagenen Achillcua Od. 24, 40), von dem um Patroltlos trauernden Achilleua cn'IT~ 8' lv Kov{~171 µ. µ. Tavucr&c~ K11To11.XVIII 26. Die beiden Fügungen lassen sich besser übenct7.CD als sprachzu II. lich genau venteben. Unbefriedigend und unventändlich ist, was Ameis-Hentze VII 39 (und dort Genannte) oder Brugmann-Thumb, Gricch. Gramm. 449 vorbringen. W. Leaf bemerkt zu 11.VII 39 über alvi,,&tv und ol~v: 'no one has succceded in aplaining why the local suffix --&,v, with its very definite signification, should be uscd for the plll'p()IC' (nämlich für die 'emphasis'). Doch steht -&tv auch für nicht rein lokalen Ablativ, so für den komparativen: ISC7«7ov ~ elµ1 oi-&tvII. I 186. Die komparativische Geltung von alvo&tv ahnte schon der geistige Vater der Scholien A und B zu 11.VII 97: IK 8e1voü &,vc\ R Kat TQW S.,vci>v&tv6Ttpa. TCDV&tvOT6TcoV icrnv t'c A~H. 1KTCDV8e1v0Tln"COVÖµci>v '!rf>Glto:W &!VOTfpa Kal t'c Xa,ßH y1.,,i17rra1; in freiem Anschluß an neuere Erklärer erscheint die antike in modernem Gewande in der 13. Auflage von Autcnrieths Schulwörterbuch von A. Kaegi (19.20) s. v. als 'in vom Argen (betrachtet) arger Weise, Irger als arg'. olo&cv oT~ gibt Apoll. }ex. 119,6 durch ilCµ6vou µ6voi; wieder; die Scholien B L zu 11.VII 39 bemerken: To µa, ol~ ft oTou C7Hµalve1,cbi; TO oöpavo&tv· 181a,i;Si l, ,ro1mi; xp;n-a, avrcp 4m TOÜ oTcp,TOfflO'T\ µ61"Cf); an der Stelle II. VII 39 beißt ol~ oToi; 'von einem aus (betrachtet) allein', d. h. 'Mann gegen Mann' (µ6v~ ,rpc¼µ6vov schol. A), aber ebd. 226 nur noch 'ganz allein, ohne Hilfe'. Nur äußerlich gleich ist .!>.>.o,&cv .!>.>.~ z.B. II. II 75, Od. 9,493. Bei µcya>.Cl>O"Ti bleibt die Beziehung auf den Raum bei der in meiner Gricch. Gramm. I 6240. gegebenen Analyse unklar. • Mehr bei Fr. Miklosich, Die Dantcllung im slaviscbcn Volltsepos (Dcnbchriftcn der Wiener Akademie Band XXXVIII, 3. 1890), S. 10--12 (II 3 Palillogie).

8e,vw

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Syntaktische Archaismen des Attischen

447

Am meisten Besonderes und zugleich Altes bieten das Attische und die außerhomerische Oberlieferungüberhaupt auf dem Gebiete der Kasussyn tax. Die schon berührte Paronomasie aÖT~ foUToükonnte es zwar bei Homer überhaupt noch nicht geben; sie beweist aber doch noch für Herodot und das Attische die Lebendigkeit des freien Ablativs der Vergleichung in Ausdrucksweisen wie Ti; eöpu-raT~ aÖT~ lc.oUToü•wo der Pontus am breitesten ist von sich selbst aus, im Vergleich mit sich selbst• Herodot IV 85 (dabei ist-auch die Verbindung des Superlativs mit dem Ablativ der Komparation eine aus Homer bekannte Altertümlichkeit: häufiger ist aber der Komparativ) 1• Wieder Herodot und die Attiker stehen gegen Homer zusammen im freien Ablativ der Ortsrelation. Das sind Beispiele wie ,.,.~ ~fMco &viµou Tmv ,~yl\aTavc.ov •nach Norden von Ekbatana aus' Herodot I 110, 18~ou TH~ xcx,pa~Ta Trpc?>~ laUToü Tmv OTaupcoµaTc.ov •er verheerte von dem Lande den von den Verschanzungen aus ihm zugewandten Teil' Xen. hell. V 4, 38; flir weitere Beispiele und für die Auffassung darf ich auf meine Ausführungen im Rhein. Mus. LXXVII (1928), 255ff. verweisen. Es handelt sich dabei nicht etwa um eine jüngere Errungenschaft der Sprache wie bei laUToü, sondern, wie die verwandten Sprachen zeigen, um indogermanisches Erbe; die Nichtanwendung bei Homer ist auch nicht dichterische Absicht wie die Verschmähung der Paronomasie, sondern einfach dadurch bedingt, daß die homerische Dichtung gCD1einhin keine genauen geographischen und topographischen Angaben macht. -Die allgemeinere Gebrauchsweise des Ablativs auf die Frage •woher?' oder 'von wo aus?' ist auch im Griechischen bei V erben von der Bedeutung 'weichen, ablassen' und den entsprechenden Transitiva lebendig geblieben, wenn auch schon früh mit präpositionaler Stütze. Aber im einzelnen bestehen für diese Untersuchung nicht gleichgültige Unterschiede zwischen Homer und der attischen Tragödie: die letztere kennt den Ablativ des Ausgangspunktes auch bei unkomponierten Verba für •gehen, kommen•, z.B. Sophokles in lTv&mv~ &y>.ac\~ r,.a~8t1ßa~ OR. 152, yii~ l>Tro(a~~>-.-&ov OC. 572; Homer hat Ahnliches nur bei Ko~posita, z. B. Oö>-.uµTro10 Ka11.XX 125, bei den Simplicia wie ßa(vc.o,fpxoµa1 stehen die TH>.-&oµev Präpositionen &'1'1'6,hc, KaTa usw. Der freiere Gebrauch der Tragödie ist kaum übertreibeRde Nachabrnllilg Homers, sondern wurzelt in eigenstlndiger Tradition 1• Beim echten Genitiv mag es wie beimAblativ der Ortsrelation durch die Art der homerischen Dichtung bedingt sein, daß die bei Herodot und 1 1

(7)

Mehr .Beispielebei Kühner-Gerth, a. a. 0. II 313f. Man prüfe daraufhin die Beispiele bei Kühner-Gerth

a. a. 0. I 394f.

448

III. Griechisches

den Attikem hlbmge Fügung vom Typus Tiic; •~TT1Kiic;~ Olv6HV (sog. chorographischer Genitiv) im Epos kein Gegenstück hat; denn der loble Partitiv, den das Syntagma ursprünglich enthält, ist bei Homer geliufig 1• - Um so bemerkenswerter ist der in attischer Poesie nicht seltene sog. KGT' genitivus auctoris bei passiven Partizipien, z.B. hc818ax8•i~TCi»v 1 oTKov'von den Hausbewohnern unterrichtet• Soph. Tr. 934, av 8 1v "~,8a 8~ K1ioa1oäc; 4>.6xou a1t>Gydc; ~lyfo-&ouTl 'du liegst im Hades, von deiner Gattin abgeschlachtet und von Agisthos' Eur. EI. 122-24. Die Konstruktion ist freilich auch Herodot bekannt (aav86>.,ovaln-oü ~pK}.l6vov 'eine von ihm getragene Sandale' II 91); aber bei Homer ist sie ganz vercinzclt -&toüllpxc-ro Od. 8, 499). Doch ist die und scheinbar jünger (6 8 • 6f>1,LH-&eic; Ausdrucksweise llngst als uralt erkannt; 'des Gatten gekaufte' und 'des Königs gesandter' bedeuten das indische und das litauische Paradebeispiel 1• Das indische und litauische Partizip auf -tas mit Genitiv hat auch im Griechischen sein Gegenstück, z.B. in ooü ~vice; ••1rpoo~6c; Soph. Phil. 1o67 und im Namen ;b.16o8o-roc;;der Prosa gehört auch att. 6 lpa,µcv6c;T1voc; an. Und vielleicht war der sog. genitivus auctoris bei passiven Partizipien im Altgriechischen noch verbreiteter, als die unmittelbare Überlieferung verrät: auf einem vorgeschobenen Posten des Griechischen ist er noch heute lebendig. In seiner feinsinnigen Studie über den Genitiv im lebenden Kyprischen, die neben dem Formengewirr auch die Bedeutung zu ihrem Rechte kommen llßt, führt C• .llwap8oc;eine ganze .Ao:,abJvon volkstüm1t>G,cµ6vov Toü OKou>.oUKtoü 'es ist vom Wurm lichen Beispielen an wie fll> 3 zerfressen' , fµ 1rKtaaµ6vHTOÜA>.,ou'sie ist von der Sonne gepackt' ('~-8,n,ä VIII [1896] 444f.). Man muß freilich auch hier, wie in ähnlichen Fällen, fragen, ob darin ununterbrochene, nur durch Jahrtausende hin mangels an Quellen unsichtbare Überlieferung vorliegt oder Neubildung mit dem gleichen Ergebnis, etwa vom Genitiv bei Adjektiven aus. Und ein weiteres neukyprisches Beispiel kann noch auf eine andere Beurteilung führen: zu f a11ta1dvH Toü Kaµoü 'sie ist von der Liebe geschlagen, bemerkt .Luvap8oc;, das heiße in der heiligen Schrift ST1 TCTpcoµwH4ya1rHc;elµt lycb (cant. cant. 5,8)'. Im neuen Testament steht der gleiche Genitiv bei substantivierten passiven Partizipien und Verbaladjektiven: 8eüTIol eö>.oy,cµwo,TOÜ 1rGTp6c; µou Mt 25, 34, Tl,v4ycrrncT6vµou R 16,5,Toic;O~O'IV 1v. rcbµt;e&yaII HiO~ -&toüR 1, 7 und Toöc;hc>.tKTouc; aln-oü Mt 24, 31, wie Hiob 14, 1 llPo~ yc\p ycvvHTl,c; yuva1Kl,c;(hebr.//üd'illä) 6>.1y6J1oc;, auch iv ym,,n-oic; yuva,1 Beispiele bei Kühncr-Gcrtb a. a. O. I 338; zur Brkllrung •· Brugmann-Thumb 1 Gricch. Grammatik• 4,48f. • Brugmann, Gnmdri& 1121 6o1; vgl. zur Auffassung auch W.Schulzc 1 Kleine Schriften 648f. 1 Vgl. mhd. fDIO"ffk9(• 1 ~ 'wurmatichig' 1 noch in Mundarten lebendig (z.B. IChwm.

""'""4ßit).

' Hehr. k-b6lat (kranlt seiend) 'ah-bd '4nl. Vgl. auch ebd. (hcbr. lä bölat'ah-bä 'änf).

21

S &n TCTfkO'IMC ~ 1yd,

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Syntaktische Archaismen des Attischen

449

Luc. 7, 28; über andere Beispiele s. Blass-Debrunner, Gramm. des neutestamentlichen Griechisch 6 § 1831• Im Deutschen wagt man nach biblischem 'der Gesalbte, Gesegnete, Erwählte des Herrn' auch 'des Himmels Gesalbter' (Schiller), 'der Gesegnete der Götter' (Grillparzer), 'der Geopferte Gottes' (Klopstock), 'der' und 'die Geliebte meiner Seele', 'der' und 'die Erwählte meines Herzens', 'der Erwählte des Volkes', 'wir Geweihte des Schmerzes' 2 : bei dem starken Einfluß der griechischen Bibel auf das Mittel- und Neugriechische liegt es nahe, auch für die kyprische Konstruktion das biblische Vorbild verantwortlich zu machen. Aber gerade die Beschrinkung auf das Kyprische (und allenfalls auf andere Mundarten) spricht nicht dafür. Auch wäre die Ubertragung sehr weit über den ursprünglichen Bereich hinausgegangen, viel weiter als im Deutschen und andern Sprachen, die die biblische Konstruktion abbilden. Und schließlich zeigt der neukyprische Genitivgebrauch neben Neuerungen auch deutliche Altertümlichkeiten: es seien nur der lokale und temporale Partitiv erwähnt, z.B. TOÜ Kaµ,rou KUVHCÖVTa~'im Felde jagend', fflHEV TOÜ Zuoü 'er schlug den Weg nach Zy(g)on ein' (aber 1raa{vv11 To Zuov 'er geht nach Z.') und ~p,-e8 81{).w~ 'er kam abends' (.llivap8~ a. a. 0. 446f. KC:ÖvMt 11, 11

1

An den genannten Bibelstellen folgt die Vulgata meist dem Grundtext: hffledicti patris mei;

diuais tki; ehctos eiru; inter natos muliman, doch heißt es an der zweiten dilectum mihi (nicht mei). In der gotischen Übersetzung ist nur in baurim qinons für die letzten Stellen erhalten; hier ist der Genitiv beibehalten, aber das substantivierte Verbaladjektiv durch ein nicht mehr verbal empfundenes Nomen wiedergegeben. Dagegen ist hier in der altkirchenslavischen Übersetzung (Zogr. und Mar.) umgekehrt verfahren, wobei das beibehaltene Verbale den Instrumental verlangt : tn roidmyn ienami (gegenüber blatoslowni öca moqo an der erstzitierten Stelle, isb1,ranyj1 110Mt24,31); Luther gibt Mt 11, II 'unter allen die vonWeybcrn gebom sind', Luc.7, 28 'unter denen die - sind'. Die armenische Übersetzung bildet an allen genannten Stellen die griechische Genitivkonstruktion nach, z.B. an der Stelle Mt 11, 11 (= Luc. 7, 28) durch i cnunds kanam;. Auch dem syrischen, arabischen, koptischen Übersetzer machten die ihnen aus den eigenen Sprachen vertrauten griechischen Genitivkonstruktionen keine Schwierigkeiten. Wie mir Dr. M. Johannesso hn auf meine Anfrage mitteilt, steht in der syrischen Peschitta und in einer arabischen Bibel von 1671 Mt 11, II Status constructua (syr. bilidai neili, arab./i '1Ulflälidi-nnisä'i, doch Luc. 7, 28 arab. fi 'af#]ädi-nnisä'i 'in den Kindern der Frauen' wie in der Vulgata, und in einer arabischen Bibel von 1920 Mt 11, 11 und Luc. 7, 28 Status absolutus des Partizips mit min: 'die Geborenen von den Frauen'); weiter arab. Mt 24, 31 mul,tärihi 'seine Erwählten', 25, 34 iä mubdraki 'abi 'o Gesegnete meines Vaters', syr. Mt 24, 31 la-gbai(i)ä di-lih 'die Ausgewählten, däb(O 'seine Gedie zu ihm' (stat. emphat., Relativpartikel, l• + pron. suff.), 25, 34 aegneten, die meines Vaten' (Ptz. mit Possessivsuffix, Relativpartikel, Subst.). Das Koptische (Sabidische) setzt die 'Genitive' mit ii, nu. • 'Das hom seynes Christes [Var. 1gesalbeten•]' 1 Sam. 2, 10 (Luther, später 'des Gesalb'des erweleten des herm' ten des Herrn') für 1.-&ov0.H>.v&a, zu triI'dy 'dreimal' u. ä. keine Entsprechung. Außer in bg_ zeigt griech. fg_ keine Bewegungsbedeutung. Vgl. zur verbalen Suppletion H. Osthoff, Vom Supplctivwescn der idg. Sprachen. Heidelberg 1899, 9. Ober slav. chod, statt *sod, s. H. Pedersen, IF V 62f. • uchod, 'Ma< ist nomen agentis zu uiti (aber tech. udwd ist 'Flucht'); im Griechischen fehlt diese Bildung (lto~ 'der die Runde macht', ~~ beruht auf hn TCXIV 6&cöv). FormellenADlchluß ana Verb zeigt weükuss. ro.yjd 'das Weggehen' (bei Miklosich, Etym. alav.WB. 94b); vgl. lpltariccb, 810.~ für &I~ u. l.

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III. Griechisches

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KO.rv&a AX-&oµev,16, 138 aöntv 68ov 5yycXo~ IÄ-&t1J,mit begrifflichem 15, 13 THÜcnHV l>SovIÄ~~, 21, 20 TrOMHV686v), Adjektiv Od. 3,316 ferner THV µw TOUToui-ra(pav • • • ~68ou~ XaµTrpa~ ~,oüaav Dem. 48, 55 (konkret l6VTE~Si o( .Ä.6XoYKo,THV lpHv 686v Hdt. VI 34, wozu auch µITa yap , ~-ihcva(cov58,KOV 68~v l6VTCOV 1,cc.opHO'CITI Thuk. III 64, Trpc>pc,vHv ~,oüaav ÖO'TaTHv Xen. Cyr. II 4, 22, \'va µH µaTHv TrOMRV4Tr(J;C Kai Tpaxtiav Plat. Phaedr. 272 c). Bei Homer nur beim Simplex und nur in Spuren sichtbar, prägt sich das Suppletivverhältnis zwischen lwa, und 686~ außerhalb des Epos in Komposita in reicher Fülle aus 1• Und diese scheinbaren Komposita aus Präpositionen und 68~ 'Weg', die in Wirklichkeit Ableitungen von komponierten Verben sind, wie im neuem Deutschen 'Auferstehung' von 'auferstehen' oder 'Empfang' von 'empfangen', gehen nicht nur den Grammatiker an: einige von ihnen sind verankert in der Geschichte der griechischen und der europäischen Kultur, der niedem und höhern, auch der geistigen. Man braucht sich z. B. nur an die Tp6cro8o, 'die Bittgänge', aber auch 'die Staatseinkünfte' zu erinnern oder an die Trapo~ und an die hr11a681ader attischen Bühne, und an die europäischen Wörter, die im Griechischen einst 'das Herumgehen', 'das Zusammentreffen', 'das Nachgehen' bedeuteten, die Periode, die Synode und die Methode 2 • Die gleiche Suppletion wie lwa, 686v zeigen att. ooaa tua,v,ISoüaa 3 ; zu 68~ gehört etymologisch irp6ao--rtv, TVIM"CIV irXHya~, -&ia,vKlia-&a,

=

1 Homer hat neben den verbalen Komposita liv- (clo-av-) lnr- da-- h-- 'l- (&t-t-) KCJTµIT- l""- ,rap- -rrpoo-1iva1 nur tTo-o~ (in konkreter Bedeutung), im Attischen (teilweise auch im jüngem Ionischen und in der Koine) erscheinen neben den genannten Komposita die usw. (nur ein ,la-6vo8~ gil:t es nicht), dazu noch 81o8~ hrit~ Ableitungen avo~ a~ und ,nplo~, und zwar alle zunächst als Verbalabstrakta. A. Meillct, ~tudcs sur l'etymologic & lc vocabulairc du vicux slave II (Paris 1905), 216 hatte avo~ usw. nicht im Sinn, als er schrieb: lc grec 686~ . • • nc signific pas •marchcc • Wie awo8~ zu O'\MWa1'zusarnrn"rlk:ommen' (seit Homer in freundlichem wie fcindlichan Sinne) gehört, steht µi&c,8o~ neben µni1va1 'nach einem gehen, folgen' (Hom.), ion. att. 'einem, etwas nachgehen; etwas untenuchcn'; vor µf&o~ 'Verfolg einer Untersuchung und diese sdbst' liegt die Bedeutung 'das Nachgehen, die Verfolgung' (aus einem unbekannten Autor wird ~"~ µi,&o&ov 1ro1n~a1 zitiert Et. magn. 409, 35; Suid.; s. GEL.). Wackcrnagel, Vorlesungen über Syntax ... II 244 hat mit seiner beiläufigen Bemerkung 'µn-1iva1 mit seinem Abstractum µf&o8~' nicht nur diesen einen Fall geklärt. Nhd. di• Synode folgt im Genus dem gricch. ;. auvoS~ (cben,o holländ. syr,o~ 4Kou{cvOd. 2, 307f., worin der Ausgangspunkt für den objektiven Genitiv bei Verbalnomina auch von Verben anderer Rektion liegt. Dagegen hat das Attische auch Beispiele für Akkusativ und Dativ bei Verbalnomina bis in die Prosa hinein; vgl. -rro>.Xaauv(aTopa a-ö-rott>vaKaKa Aesch. Ag. 1090f. und TQ TE µn-fo:ipa tpoVTIO'TH~Kai Ta öiro YH~ &va;HTHK~ Plat. Aesch. sept. 289 und TE-&väa,Tcp apol. 18 b, Tapl'-o~ TOV &µt1TEIXH"•cov 8f11 Tou~ To106Tou~&-rroaT6Xou~Dem. 4, 45 und viele andere Beispiele. Das mit Vorliebe als Specimen angeführte m,~ ~poToi~ 8oTHp' 6pq.~ TTpoµw-&faAesch. Prom. 612 wäre noch preisenswerter, wenn es nach -rro>.Xa auv(aTopa KTX. (s.o.) und nach ai. datä fJdsüni'Geber der Güter' (mit bitte. Akkusativ gegenüber däta fJasün.immit Genitiv) 'll'Üp statt 'lt'U~ Es scheint aber im Griechischen keine Beispiele zu geben, die lateinischen wie quid tibi hanc curatiostrem Plaut. Amph. 519 gleichkommen, wo neben dem Dativ bei einem Verbalnomen noch ein Akkusativ steht (auch das Arische scheint keine Parallelen zu dieser altlateinischen Konstruktion zu bieten) 1• Im Prlpositionsgebrauch bietet das Attische im einzelnen manchen Unterschied gegenüber Homer, Verluste wie die Dativkonstruktion von &vci 2

1 Wlhrend Homer ~(wo, lpxoµa1 nicht mit bloßen Ablativ verbindet (o. S. 7), finden sich bei ihm Beispiele wie lpxcc,&ovic>..IC7bcv TT1WC1a8«o D. I 322, &ypo~foµcv 1eal Od. 6,259, doch keine Parallele zu T~ 1.011"~~ ~~ Soph. OC.378 (11.II 302 lpy'lav&pcb,rco11 und Od. 3, 162 werden bei Ebcling mit Recht anden erklärt). In der attischen Tragödie sind solche Akkusative des Ziels sehr häufig. Ob der Akkusativ der Richtung, der in der neugriechischen Volksdichtung und in neugriechischen Dialekten auftritt (z.B. 'll'aco TO xcopat1 'ich gehe aufs Feld', kypr. 'l!'aa(vn1 TO Z:u611'geht nach Z.', am Ende doch mehr ist als eine Ausdehnung von 'll'aco ('~) mTI 'ich gehe nach Hause' (auch iraco •~ TOcrrrml)? [lava1ec)xcopH1CM11 h-fpo~ Tlm-o~ in einem Papyrus von II4 v. Chr. ist freilich eine wenig vertrauenswürdige Brücke vom Altertum zur Gegenwart (s. Mayser, Grammatik der griechischen Papyri am der Ptolcmlcrzcit II 2, 330 Anm. 1). • Vgl. Brugmann, Grundriß2 II 2, 561. 637f.; J. B. Hofmann, Lat. Syntax 378.

•~xwc~

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454

III. Griechisches

und µETa, örtliches 8,a mit Akk., neue Gebrauchsweisen wie z. B. einige von hr(, µETa, irapa, irepf.1 Die Präpositionen sind im Laufe der Zeit auch im Griechischen notwendig geworden; es ist daher eine beachtenswerte Altertümlichkeit, wenn im Attischen eine bei Homer nötige Präposition nicht zu erscheinen braucht. Franz Bücheler hat sein Widmungsgedicht an Hermann Usener in den Umbrica (Bonn 1883) begonnen Kiiµ' nrl KUµaTtcf>ivo~ !y11, ~(>,.e. Die Anfangsworte Kiiµ' hri KUµcm Woge auf Woge' sind, wenn auch im Griechischen kaum bezeugt, kein Germanismus, sondern durch Homer gerechtfertigt: 6yXVHhr' 6yXt,eyHpacnc11,µ>i>-.ov 8 • hri µHXcp,aö-r~p liri OT~u>,.ij OT~UXH, aiiKov s· hrl CTUKcp Od. 7, 120. So sagt auch Sophokles in uneigentlicher Verwendung, wobei nicht mehr an eine Häufung gedacht ist, die dadurch entsteht, daß eins auf das andere kommt oder gelegt wird, hri v6ocp v6oov OC. 544, aber bei eigentlicher und bei übertragener Bedeutung ist im Attischen die präpositionslose Fassung der Paronomasie viel beliebter, z.B. bei Sophokles !Tav !Tat~ EI. 235, bei Euripides z.B. SaKpua 8aKpUO'tHel. 195, irHµaTa irHµaatv Or. 1257; bei Hesiodos codd.) irpo -8-ue>,.>,.a -&u&.>-.t,e steht 6>,.>,.aKW ~a Kai ~a t'po1 (11>'p11 2 &pya>-.b«theog. 742f. . - Weit zurück in die Geschichte der spltern Präpositionen führt aber auch ein attischer Sprachgebrauch, der nicht auf bestimmte Präpositionen beschränkt ist. Treten zwei mit der gleichen Prlposition zusammengesetzte Verbalformen gleichgeordnet zusammen, so fehlt die Präposition ganz gewöhnlich an der zweiten Stelle; es heißt z.B. iraVTcovµ1Taaxcbv Kai TCToXµHK~lµol Aesch. Prom. 331, irpoaHveyKavol -&epchro~ iµ,r11iv Kai ~ayeiv Xen. Cyr. VII 1,1. Man darf sich hier nicht durch die neuhochdeutsche Buchsprache verfuhren lassen und in den angeführten Beispielen µETaaxcbv Kai -TEToXµHK~, lµir11iv Kal ~•iv schreiben 3 • Das Griechische war noch nicht so papieren, und das orthographische Experiment eignet sich nicht für Beispiele, die sich auf verschiedene Sätze verteilen, so o~6~ TE 8H 6 •~,ro>,.>,.68cop~Tmv hr1xcop(covirap>iv 1 Das auffällige c!urrl'gegenüber' auf einer attischen Inschrift von 320/17 v. Chr. wie im Kretischen und in Delphi, während sonst Homer, die Ionilcer und Attikcr, auch die attiacbcn Inschriften nur die Bedeutung •anstatt« kennen, ist nach den Ausführungen von J. Wackcrnagcl, Hcllenistica. Göttingen 1907, 3-6 nicht mehr als Archaismus des Attischen zu betrachten, sondern als dialektischer Hellenismus. • Nach Kühncr-Gcrth a. a. 0. I 444, Anm. 4 für vollstlndigcs ,&.>.a t.>.av~ ,r~, wie ,r6v~ ,r6vcp ,r6vov ~ Soph. Ai. 866. Doch ist statt ,&'"J' lauten (vgl. ,,wohl geordnet; deutlich; gesund; auch eine glückliche Entscheidung anzeigend", bei ,-ovoo,); übrigens wäre wenigstens die passive Auffassung „scharf geschieden" vorzuziehen, und nach meinem Gefühl käme man auch von dieser Ausgangsbedeutung nicht so recht zum geschichtlich bezeugten Geltungsbereich. Daa kommt jedoch überhaupt nur in Betracht, wenn man Waldes Auffassung von -xerfl-annimmt; ich mui der andeutungsweisen Kritik von Boisacq durchaus zustimmen. Und doch ist, was Walde gibt, besser als Boisacq's eigener Versuch (*&xe-tP-'J, ,qui voit avec acuite', zu Ön:wtra n:a,e:J-non:trc'J,; fJ sekundäre Wechselform zu n, deren Grund „provisoirement inconnu" ist). · Man muß Waldes Deutung nur sinnlicher nehmen, als er tat, um zu einer Auffassung zu kommen, die mir allen Ansprüchen an eine Etymologie zu genügen scheint. Waldes Analyse als formell richtig vorausgesetzt, würde ich •&xeoxei/J~, fassen als „(bis) zu oberst gesiebt (d. h. siebend gefüllt)", mir ein bis zum obersten Rande, also genau gefülltes Gefäß als ältestes Beziehungswort des Adjektivs vorstellen 1). Wer Anstoß nimmt an der konstruierten



~Xf'"~'

1) g'rliti.koU aagt man in Einsiedeln für „dicht voll", eig. so wie die Körner usw. durch das Sieb gefallen kommen (schweiz. Idiotikon 1, 788).

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Deutungsversuche homerischer Wörter

Bedeutung ,,siebend füllen", wird sich beruhigen, wenn er erfahrt, da8 meine eigene Deutung damit nicht rechnet. Wie Boisacq, übernehme ich von Walde ä~ als erstes Glied; im zweiten sehe ich ein (Partizipial-)Adjektiv zu e"t(Jw„träufeln" (Nebenform zu lalflo,); &xe-e,{J-~s also wörtlich ,,(bis) zu oberst (voll) geträufelt", daher „genau" in den meisten Schattierungen des deutschen Wortes; ich würde die Bedeutung „rein, unvermischt" nicht mit Crönert (im neuen Passow) an den Anfang, sondern ans Ende ~llen 1). Aber wie steht es mit i statt ei? Nun, die allein maßgebendeBezeugung des Wortes, die inschriftliche, ist so jung, daß dadurch 1, nicht erwiesen wird; Crönert führt als einzigen inschriftlichen Beleg an ~~ olxi dqaxµai axei{JeisH aus Delos von 15.~ v. Chr. (Bull. corr. hell. 29, 546 Z. 16; ähnl. 536, Z. 46). Wie ftir uns, war die richtige, d. h. etymologische Schreibung schon für die Grammatiker des IV .. und III. Jahrh. v. Chr. eben nur durch die Etymologie zu gewinnen; machte man sich keine Gedanken über die Etymologie, schrieb man, wie man sprach, also &xer/J11s (wofür axeei(J,f!; geläufige hellenistische Schreibung wäre). Entscheidend wäre nur sicheres und nicht zu spärliches Material aus dem V. Jahrh. (abgesehen von Gegenden, die besonders früh ei und , zusammenfallen lassen, Korinth und, wie man jetzt sagen muß, auch Argos). Aber selbst ein .AKPIBE~ in altattischer Orthographie wäre nicht voll beweisend mit Rücksicht auf die ,,Vorstufen des Itazismus", denen Wackeroagel JF. 2ö, 326il'. wieder zur Anerkennung verholfen hat. Daß axe,(J,fs ein Wort der täglichen Rede war, läßt sich aus den Nachweisen bei PassowCrönert leicht ersehen. Besondere Bedingungen für die „Prä.zeasion" des Itazismus, die in andern Fällen augenscheinlich sind, zeigt axei/J,f s allerdings nicht; aber auch nicht lµ&no„ und Öµixiw, wenn wenigstens diese Form statt des zu fordernden oµeixiw in den Texten relativ alt ist (worüber Solmsen in seiner nachgelassenen Arbeit in IF. 31, S. 468). Eine scharfe Parallele für dio angenommene Bedeutungsentwicklung ist mir nicht zur Hand, für meine Person brauche ich auch keine; wer aber das Bedürfnis nach Parallelen empfindet, der sei wenigstens auf einige Ausdrücke für „genau" hingewiesen, die ebenfalls von durchaus sinnlicher Anschauung ausgehen: frz. precis,

"" ,, > Ql,Yr) Neuero Eff 8 ta tt en:atJ/1j, E1tl, wobei J'7n adverbial zu verstehen ist. Es kann wirklich an den meisten Stellen ohne weiteres fn, -raeeo3of;gelesen werden ; sogar µOX'lf:en,-raeeo.«fo,läßt sich als µ&xr1,e-rn ,,:, fassen, gezwungen, wenn µax1J~in, zusammengehören soll, leicht, wenn µaxTJ~-r. verbunden und l,n als „dazu, dabei" verstanden wird 1).

e.

,1

1

1

1

-

1

1) Was oben steht, war längst geschrieben, als ich Weckleins textkritische Studien zur Dias kennen lernte (Mtinch. Ber. 1917), wo auf 8. 9 dem Worte lnleqotJ°' ebenfalls die Daseinsberechtigung bestritten wird; W. streicht in den beiden Versen einfach die Dative ol, llo,. Immerhin atand lnlqec,tJor; schon relativ früh im Te:r.t. Nicht nur hat Apollonios der Rhodier daa Wort mehrfach übernommen; es ist schon in den "Be,,« fest (}'«xqal rae l,rleec,tJo, tvq,po11a, tlal„ Vs. 660) und Aeseh. Sept. 868 hat n«rxJ.arirdl.rlow lnlpec,tJo11 (bezogen auf 116r1tea,, ?"{1°'). 2) ?"aeqotJor;bei Lykophron beweist nur, daß auch antike Grammatiker l1n .... in Betracht zogen.

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III. Griechisches

Die Erklärung, die hier folgen soll, setzt das immerhin näher liegende ent.-rae~ als ein Wort voraus. Auf diese Deutung hat mich der eine der beiden Vene geführt, in denen bnsaeeo~ für das wenig glaubhafte inieeoltosvermutet :wird: xJ,v.:,,. .:,.,;, &1a:J-fµ(ot.) bn-roeeo~ el,.:,~ nodoü• IJI 770. Da& auch ~creeo9-os zusammengesetzt ist, läßt der Gebrauch als Femininum (Typus lodod&x:ni1os) vermuten. So komme ich zu dem Vorschlage, en,-icieeo:,o, zu fassen als -raeaw,(bezw. -raeaois,-raeaoi,•) e1n:)iow(-:)iovaa) .,auf der Fußballe (den Fußballen), d. h. rasch, im Laufschritt herbeilaufend". Dabei hat man sich mit der unepischen Form -raeeo- statt -raeao- wie bisher abzufinden; die Möglichkeit, im Homer auch relativ junge Elemente vom europäischen Festlande zu finden, wird man jetzt zugeben. Brugmanns Erklärung von lee, als ,,affektische Gemination" auf ln,-roeeo3-os anzuwenden geht nicht an 1). Daß neben dem rasch unklar gewordenen dichterischen en,-raeeo:)os als einfaches Wort saea6' encbeint (-raea~• des,neoio nod6' A 377 = saeao•nodos A 388) ist weiter nicht auträ.llig; wenn auch auf dorischem Gebiet saeaos erscheint (GDI. 3637, 19; IV. Jahrh., Kos), genügt es, auf den notorischen Einfluß der ionischen Schriftsprache auf die südostdorische hinzuweisen. Mit •.:,o, für -t)ooi; ist fJo'l:)osfür fJoTJ:hJ~ zusammenzuhalten, freilich keine homerische Kürzung (eventuell andere Bildung, -t)Fo,). Aber -t)os würde zu -raeeo- stimmen 1). 1) Die Erklirung Brugmanne - in seiner an neuen Geeichtapuntten verschwenderisch reichen Abhandlung 1lber die „Verschiedenheit der Satzgeetaltung nach Maßgabe der eeelischen Grundfunktionen in den indogermanischen Sprachen" Leipz. Ber. 70, 26 - pait eigentlich nur fO.r lee,, allenfalls auch für die 1lbrigen bei Homer vorkommenden Imperativformen leetro,, E('(lf"IE;leeow mtlJte echon durch 1Jbertragung vom Imperativ aua zu eegekommen eein. Und wire die Erklirung glaubhaft fl1r eleiech .Fief!W .F«e(lf7' ale feierlichen Terminue der eakralen RechtHprache? Dai eine Tillgire Verwllnschung ·sekundir in die höhere Sphire gekommen sei, iet wenig einleuchtend. 2) Durch Wackernagel, Bprachl. Untereucb. zu Homer 1 (Glotta 7, 161) · werde ich auf Ehrlich, Betonung M aufmerkeam. Ehrlich eagt hier: ,,-eesitzt im Homertext ganz feet; Beweie bnra~ (9 mal), eynonym 111/e('o1>°' ,,Helfer'', eigentlich „nachfolgend (pedisequus)": 111,r«eeo~, ateht demnach fllr • 111,raqqoqoa.o, ·,,auf der Ferse nachfolgend". Auch Ehrlich in I. geeucht. - Iet lq,8-°' eigentlich „Liufer (Laufburache), hat also raqao, Liuferin", *l("-8-.FO,? Eine Deutung, die die „kenning'' d~f'°"" 'Y""'e"' le,8-w im Hermeeh:,mn. 296 verstlndlicher erscheinen lilt, als eie jetat &ugegebenermaßen iat. (8. Nachtrag.]

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Deutungsversuche homerischer Wörter 6.

„ ee,~

„Etym. douteuse" bemerkt Boisacq in seinem Artikel und ist in der Lage, sein Urteil vielfältig zu belegen. Und doch liegt das Gute auch hier wohl näher, als man glaubt. Dal &WfJel~f. ,,Strebe(pfeiler), Stütze" zu anaea[dw gehört, wird nirgends verkannt (fJ kompositionelle Dehnung); weshalb soll le,~ (Akk. bei Homer überwiegend ieuJa) nicht entsprechend zu leslJw sich stellen? Darf doch Hesiod im Eingangder Erga nicht nur sprechen von der lrnµwµff"I, uxerl.l1J,{Jaesia''Ee",; n&J.aµ/n,n xaxo,,xai mje,,,o", eve~ae,, Ö ~a-iia x.ai ono.J,~" Asklepiades). Aber die Dichtung, der man im allgemeinen Nachahmung zutraut, und die mit dem gleichen Verdachte belastete Kunstprosa brauchen das Wort auch derart, wie sie es bei Homer nicht fanden, ·als persönliches Adjektiv (,.recht, wacker''): ixal'O„.Ji 001, nxµ71euw Ön ol,x e,cltno-ia, ~.Je xewvo,.J,.Jaaxa1ol 'l'OV'fWJ' Plat. Ale. I p. 111 e; ,l µb n°"f/eo,,µf"incniexav -iw, i-vµ{Jw, (des Hipponu), el ö xe,fn xai naea xe'la-iw", -9-aeaiWJt xa:tltev Theocr. epigr. 19; ~,,.,. cJn}eMovOWJIix.an} µeel,, ~.Ji traf o'tJIWl,xe~rvo,Anth. VII 355 (Damagetos ). Dal auch für diese Stellen eine willkürliche Anwendung einer homerischen Glosse ausgeschlossen ist, zeigt die Literatur, die dem Leben fraglos nahe steht. Dem Manne, von dessen Arbeit die griechische Wortforschung immer noch nicht nur zehrt, sondern zum guten Teile lebt, Henr. Stephanus, entging es nicht, da.8 das Wort in den unter Hippokratea Namen gehenden koiscben Prognosen erscheint (II 31 Littre V p. 692): xaxo'}:ta, .Ji (seil. b m,enw,) xai µfJe')v l>eµ; aly,jµa'll' •i• ' ' ' 1 a ovue rov..a-iWJtn:ol'o, xet;fVOJI „ a dou1eur des genou.x

'Jiei..v,

-io„

,ta,

eaa,

rvo,

""°''

u

1) 6n awlrnal.ra, 'Iu,;;, 1-, xaeo, dnl roii I• •'lec" · &l'o'°" raeIm,,, r,i;, ,lao,, raearpu,, mia,11anif-'no '"lel ,uJ.at.,-,,,• (r 464) 1cbol. zu J 878. Vgl. auch Wecldein Mllnch. Ber. 1911, Mf. [So 1chon Kretschmer KZ. 81, SM Anm. d. Red.]

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Deutungsversuche homerischer Wörter

n'est pas bonne, non plus" 1). Herodas hat ein moviertes Feminin 11 1 1 1)ISJ •-1v46 'l ttan xe11ovn {J'{J E f/MI!; rv,ratJCO!; ( ov-r oerri ae X(>7J1V21J1 yv'}r;ier,11 und ~8-o~ gehören zweifellos zusammen. Den SchlüBSel zur Vermittlung der scheinbar unvereinbaren Bedeutungen gibt der Schluß des schon mehrfach zitierten Scholions zu X 68: de 'P'la, xai l'Vll [d. h. auch an dieser Stelle l 'JOneoaw7tic,n,].J,a roe/WX'J~(!CrJJI ; lllffO~ ix.mtioµe,,, xafro, ye -ioii n:oi~ov Urono, [E ö18], ,1/JVXr Ji xa-i• ov'JaµiYr]" wi-etÄ.tp' i'aaur:o'. Es gab also Ausleger, die la8-i(IW durch „Nasenlöcher" oder „Mund'' wiedergaben, was zunächst nur für 1fJvX,) h e•1"aµB'lf11x.i-1. gemeint sein konnto 1). Von „Mund" zu „Gesicht" (von da zu· ,,Wange") ist der Schritt nicht groß, wenn auch die Bedeutungen von lat. os nicht ohne weiteres fürs Griech. zu beanspruchen sind. Es war also auch hier nur die falsche Auffassung eines homerischen Wortes, eben eal>iw,,,die der spätern Dichtersprache zu einem gewählten Ausdruck für „Antlitz", -roei:J-o~ verhalf. Aus der Homerexegese können das äolische Lied wie die Tragiker selbständig das Wort übernommen haben.

J,ovva,o~ a-io-

12. a,ya. Den Unterschied der Aktionsarten veranschaulicht sehr gut ~ ' ,, n ' u(!0 ~a,w,, all,MJ~ mwva711,; , a. µ1] aµBL J ..

J

xara

e 393, a. xai aov 'JIOO'JI l'axaveµ7lÖ iei&'JIB-r 42. Die Bedeutung ist also „höre auf zu reden", nur "' 486 (a. µ1; n, -i' ällo, bi µeycieoia,m19'1]"f at) ist die Übersetzung „verharre im Schweigen, beginne nicht zu sprechen" vorzuziehn, obschon die so aufgeforderte Eurykleia vorher zu Odysseus einige Worte gesprochen hat. Nicht alra, sondern ulrriacw würde man an allen Stellen außer "' 486 erwarten, auch wenn man für u,ra„ die Bedeutungen ,,im Schweigen verharren" und „verstummen" zugibt. Nachhomerisch ist der imp. aor. in der Bedeutung „verstumme" belegt: alrriao„ cJ Tala,,,a, µ~ '"'"aaµmro, xanJtrse..,-, -iw, 7r0uµfJJi ~ B')'BfJ'fEtiw r~oiar:o mu hier verstanden werden als „der die Obmacht hat, Sieger", nicht mit How & Wells als „patron"; der Verfasser des Orakels dachte bei der homerischen Vokabel etwa an A,r, a-ra-r1'~-

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III. Griechisches

486

Ein altes Problem der homerischenSprache Im heutigen Deutschen ist gut sowohl unflektiertes Adjektiv als Adverb; nur die Endungen sind andere im neugriechischen Adjektiv KaX6~ -H -6 'gut' und im entsprechenden Adverb KaX6. Im Lateinischen ist der Unterschied zwischen bonus -a -um und bene, der sich in den romanischen Sprachen fortsetzt (z.B. frz. bon banne und bien), erst in geschichtlicher Zeit entstanden; die alte Form des Adjektivs ist seit 188o durch die Wortform DVENOS der vielbehandelten Inschrift des Drillingsgef'aßesvom Quirinal bekannt. Die Römer haben das o, das vor dunkelm Vokal der folgenden Silbe, also z.B. in bonosbono bonomaufkam, auch in die übrigen Formen des Adjektivs eingeführt, also z. B. im Genitiv Sing. boni statt *beni (aus *dueni), im Vokativ bone statt *bene (aus *duene) gesprochen. Der dadurch entstandene Abstand zwischen bonus-a -um und dem Adverb bene ist nur dem Grade nach verschieden von dem Unterschied zwischen älter d. gut und wohl, got. gops und waila, ai. vdsu- und So steht im Griechischen neben &ya-8-6~-H -6v als Adverb 10. Die Griechen der klassischen Zeit konnten kein Gefühl mehr dafür haben, daß 10 eigentlich ein neutraler Akkusativ war wie ,roXu. Wenn der bekannte Tragödienschluß To & v1K6Tco wirklich dassubstantivierte Adjektiv enthielt (W a c k ernagel, Vorlesungen über Syntax II 142), waren nur wenige Beteiligte in der Lage, TO 10 als To &ya-&6vzu verstehen - für das lebendige Sprachgefühl war TO 10 das durch den Artikel substantivierte Adverb; nur aus der Kenntnis der alten Literatur heraus war eine andere Auffassung möglich. Bei Homer ist neben dem Adverb 10 sehr häufig die zweisilbige Form lu; nur vom zweisilbigen Stamm erscheinen auch adjektivische Formen, wenigstens außerhalb der Zusammensetzung. Denn als Vorderglied von Komposita ist lu-, seltener eö- im" ältesten Griechischen vorwiegend adjektivisch, wie z. B. in hom. lu:r;covo~•die einen schönen Gürtel trägt', €th,r,ro~ eÖµHXo~'wer kriegstüchtige Pferde oder ertragreiche Schafe hat', lu,&p1f 'vollmähnig•, iuO'Kap-8-µo~ 'mit tüchtiger Sprungkraft•.Sogar lu- vor Verbaladjektiv kann noch adjektivisch gemeint sein: luyvaµ'Jt'To~ -&µHTO~-pOTo~ u. ä. waren zunächst nicht 'auf schöne Weise gebogen• usw., sondern 'so gebogen, gebaut, geglättet, daß das Betreffende gut, zweckentsprechend, schön ist'. Damit soll der voll adverbiale Gebrauch von 10nicht geleugnet werden, der z.B. in hom. eÖKiaT~ 'leicht spaltbar', eö,rpHOTo~'tüchtig sprühend', iu'Jt'X110~ 'wohl gefüllt', lu8e,1Xo~ 'weithin sichtbar' vorliegt: nur bei diesen ist Schreibung in zwei Wörtern möglich 1•

su.

,,u

Aber wieder nicht bei lucn.ou,ro-&ia,v &v8poTHTaTe Kai \UVO~Au 00 6). Vereinzelt sind die Umkehrung von ,Q.pa-rra,v lu~, nimlich g~ ~, Au~ -81pa,rcovCapTrH86vo~~.v 5vaKTO~lT 464, 6~p> Au~ , c).)(l>.tco~ lT 653, und der Versausgang -81oü y6vov J\uv ,&.pa,rcov lT H'.>.H1a8eco i6VTa 191, von Bellerophontes (ähnlich Sp,apecovye l,ln' Auvi6VTa Hes. th. 817). In der Odysseekehren die Formeln mit MI~(, 508) und Au(ß271) wieder. Beachtung verdient die Verbindung luv T, l1,t1v&~m6v Tl a 127, vom Vater des Freiers Amphinomos. Außer den erhaltenen großen Epen finden sich lu~ und Au~ fast nicht: Hes. th. 817 ist genannt; eine Variation von Au~ Tl l,UyG~Tr ist Au~ Tr KpaT1p6~T1, von Apollon, im Hermeshymnus 469; die Quelle von Aca[überliefert Jl1a)"&ya-&a(Hesych) ist unbekannt (man vermutet die Form auch bei Empedokles 128, 10) 1• Die Entscheidung der Frage, ob Au~ Au im Verhältnis zu lu~ lu etymologische oder lediglich metrische Länge haben, ist für das Folgende so wenig ausschlaggebend wie die Etymologie des Wones 1 • Die Grundlagen für die letztere sind durch das Hethitische veränden worden; seitdem heth. asus'gut' bekannt geworden ist 3, entbehrendie ältern Versuche, lu~ mit ai. fJasu-zu vermitteln, der innern Notwendigkeit'. Man darf nun auch nicht mehr für die Länge von Au~an kelt. *fJisu- (Pedersen, Vergl. Gramm. der keltischen Sprachen! 74) dcnken(Boisacq, Dict.298, 2). Allerdings läßt sich neben idg. *esu- auch ein *isu- ansetzen, so gut es neben *wsuein *fJüu- gab, wobei der Wechsel aus kü17.ern Formen *rs und *ws stammen dürfte (im allgemeinen haben alte Adjektive auf u Sehwachstufe der WU17.Cl;wäduu. ä. sind sekundär) 1 • Aber bei der Beschränkung von Au~M, im Epos auf formel-

z

Zu lao:ws. die Literatur bei Boisacq 299; ferner Schwyzer, IF 38,161; Wackernagel, Vorlesungen über Syntax II 142; Walde-Pokorny I 310. Unsicher ist pamphyl. EFE = ~ (R. Meister), unannehmbar lokr. Et = t\~aus *cm~ (R. Meister); s. CauerSchwyzer, Dclcctus• 686, 11. 362, 35. • Für Deklinationsablaut H: c W. Schulze, Quaest. ep. 37 (in Komposition wird Au- nur angewendet, wenn metrisch nötig. Bbd. 33ff.), wozu Sommer, Griechische Lautstudicn 7f. (S. 8: •Schulze wird also doch eher Recht haben'; man kann sich jetzt auf heth. asus berufen; vgl. die folgende Fußnote). Ehrlich, Untersuchungen zur griech. Betonung 131ff., setzte eine Grundform *se-su- an, mit Quantititswcchsel des Reduplikationsvokals. Als uncrklirt betrachten ff- Walde-Pokorny I 161. Vgl. zur Etymologie auch ebd. I 310 und Boisacq s. v. ~. wo iltcre Literatur. 1 a-d-ia-u-wa-al 'des Guten', a-al-ia-u-i 'dem Guten', 1t-aA-§un. 'gut' bei Friedrich, IP 41, 37off.; vgl. Sturtevant, Compar. grammar 295a (Register); zur Bedeutung ('zwcckmlßig, heilsam, wert') s. jetzt Sommer, Abb. der Bayer. Akademie, phil.-hist. Abt., N. F., Heft 16 (1938), 46f. Das a von asus scheint das gleiche a wie das ente in asantsi 'sind' (neben estsi 'ist') zu sein. • So Schwyzer, IF 38, 161 und noch Gricch. Gramm. I 260 unter Zustimmung von Specht, KZ S9, 118f.; vgl. dazu Bonfante, RIGI 19, 179, 1. Griech. Gramm. I S33, Fußn. s), • Bloßes *es- in ia-&>..~(zur Analyse s. Schwyzer, bloßes *ws- in illyr. Vu-chws? Für *tJesvgl. ai. vcd. Kompar. "41yas-, Supcrl. fJd.tif#lta-; auf nachtdglichcn Antritt von -u- deutet auch die Betonung fJCUU•. 1

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Ein altes Problem der homerischen Sprache

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auvo~

haften Gebrauch ist mir metrische Dehnung doch wahrscheinlicher; ein iu oder 1v µivo~ war im Verse nicht möglich; ebensowenig iu~ Tl µiya~ Te in den oben angeführten Versen ähnlichen Baus. Doch wird in den alexandrinischen Ausgaben der alten Epen die metrische Dehnung von E durch EI bezeichnet; seit dem ausgehenden fünften Jahrhundert v. Chr. werden EI und OY auch für sog. unechtes 11 und ou, die in älterer Zeit durch E und O mitbezeichnet wurden, durchgeführt. So möchte man neben iu~ als Form mit metrischer Dehnung *elu~ erwarten. Abi::.. es liegt ein Fall besonderer Art vor. Die Folge 11u begegnet im Griec:hischen sonst weder mit echtem noch mit unechtem 11. Die metrische Dehnung von e-ü, nimlich i-Q mit engem langem i und engem ü (nach ionischer Aussprache), mag lautlich zu 1-Q mit etwas geöffnetem langem i geworden sein, und dafür war HY die angemessene Schreibung. Man konnte aber in älterer Zeit überhaupt nicht anders schreiben als HY, wenn man die Länge der ersten Silbe bezeichnen wollte, und dies war hier besonders wünschenswert. Ein aufialliges H enthält auch die Form ltio~, in der Überlieferung vorherrschend ltio~, die als Genitiv zu U,~bzw. Au~erscheint oder doch dafür gilt. Die antike Annahme, ltio~ sei *Afo~mit Metathese der Quantitäten wird, obschon sie für dasIonische und Attische möglich wäre, heute niemand mehr vertreten 1• Auch die Vermutung, ltio~ enthalte eine etymologische Länge, kann nicht auf Beifall rechnen; sie ist auch nur denkbar in der Form, die ihr Brugmann, Ein Problem der homerischen Textkritik und der vergleichenden Sprachwissenschaft Lpz. 1876, 58. 61, gegeben hat, indem er ltio~ an zwei Stellen als Genitiv eines Substantivs *lev~ nimmt 2 ; langdiphthongische Formen indogermanischer u-Stämme (z. B. apers. dahyäva" 'Untertanenländer') begegnen nur bei Substantiven, nicht bei Adjektiven'. Daher haben R. Meister, Ber. der sächs. Ges. der Wiss. 1899, 16o (danach wohl W. Leaf, Tbc Iliad l 2 562,2), und Sommer, Griech. Lautstudien 7f.',in IHo~unter Hinweis auf dessen fast durchgehende Stellung am Versende eine metrische Form für *Uo~ gesehen, die nach "Su~:"Sio~ usw. zu erwartende Genitivform. Die Folge e-i-o (mit gedehntem engem i) wäre also ähnlich behandelt wie i-ü. Ein Genitiv *Uo~ wäre ohne metrische Dehnung im epischen Vers nur vor konsonantischem Anlaut des folgenden Wortes verwendbar gewesen. Von gleichgebauten Adjektiven auf -u~gibt es jedoch weder Analogien für ltio~ mit metrischer Dehnung noch für *Uo~ ohne solche; z.B. statt yXuKi~ braucht das Epos y>.uKepoio. Neuere Forschung sieht in dem homerischen Paradigma y>.uKu~-Kuv-Ku:y>.UKepoio -pä,, u. ä. mit Recht eine hohe Altertüm.lichkeit 5• Es ist nicht gleichgültig für dasFolgende, 1 Vgl. •c)..,ro~a>Vt~ ~KOIV1v Tq:>irepl bnppwµ6Tcov~ Kai ya,tlOI Uoc;Kai öirep,94cmToii i lffo~ Scholion V (Bckker) zu O 138. • Mit einer Form 1~ rechnete schon Buttmann, Lexilogua 11 91, aber in anderer Auffassung. • Eine bloße Variante ist die Erklirung von Ehrlich, Untenuchungen zur griech. Betonung I 34 f. ' Hier auch gegen die andereErkllrung von IHoc; bei Brugmann, Griech. Gramm.• 232, 3. • Siehe Specht, KZ 65, 193ff.

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III. Griechisches

daß für das iltcste Griechische mit einem Genitiv *ff~ noch gar nicht gerechnet werden darf; das hethitische, wie es scheint, durcbflektierte as,u 7.eigtschon eine innerlich jüngere Entwic:ldungsstufe (ebenso ai. vcd. Dat. fJdsaw, Gen. f1dso(s "'"'1al}, mit n Instr. f1dsunä,Gen. t1dsunt.u;Nom. Plur. fHisatJal,usw.). Die Auffassung von EHOI: der Majuskclschreibung als Genitiv zu «.~bzw. MI~ ist zwingend für zwei Odyssccstellen. Die erste ist 8o{HtcnrTl~ x>.aivavwl OTafµoicn CJU~opl&ä,v, 41,l~6Trpovt1>.6THT1tcal at&oi ~T~~ lii~ (so PH [er. H2 ] D bei Ludwich) l 504/5. Daß der Sprecher sich selbst als 'wackernMann, einen Kerl' bezeichnet, paßt zum Tenor der fingierten Erzählung, durch die sich Odysscus in Bcttlergestalt von Eumaios für die Nacht wärmende Decken verschaffte. Athenoklcs von Kyzikos und Aristarchos haben freilich die Verse 503-506 athcticrt, deren erster doch bewußt Vers 1468 wieder aufnimmt:, wihrcnd die folgenden den nötigen Abschluß der Rede mit der Folgerung ziehen, die sich bei einem abrupten Abschluß mit Vers 502 nicht deutlich ergibt; den Grund für die Athctcse bildete das Wort aTvo~ Vers 408, in dem man statt der alten Bedeutung 'Rede' die jüngere 'Fabel' suchte 1• Die zweite Stelle ist o 450, wo die phönikische Magd des Vaters des Eumaios den phönikischen Schiffern, die sie nach ihrer Heimat zurückbringen sollen, ·den Fährlohn bietet: ,rai8a yap &v8p~~liio~• wl l,llyapot~ &TtTa>.>.a,.An dieser zweiten Stelle geht liio~ auf die soziale Stellung; &v8p~ liio~ heißt 'des vornehmen, gutgestellten Mannes", 'des Herrn' (man erinnere sich dabei an die Verbindung Mv T, '"'" &~v116v Tr a 127 oben S. 83). l 505 und o 450 sind die Stellen, für die Brugmann seinerzeit ein besonderes Wort *k-6~ 'Herr' in halbadjektivischcm Gebrauch annahm. liio~ •des wackern' ist auch an einer Aonbl von teilweise sicher iltern Stellen überall möglich, aber mitunter etwas matt und nichtssagend, konventionell: (Athene zu Ares) Tm a,a~ vüv tci>.01,Lat...,&fµ.rvx6>.ovuTo~liio~ 1 , des Askalaphos 0 138; (Zeus zu Athene mit Bezug auf den um Patroklos klagenden Achillcus) Tacvov ll,l6v1 8H 1ra1,L1rav&1ro{xra1&v&p~~lHo~• T 342; Achillcus tröstet Priamos &¼Tot uTo~ tct'c8ona, µatcapr~-&.ol uTo~lHo~1 CO422 und oö yap Tl ,rp"l"~ &1eax,'c1,L1vo~ liio~• CO550. Dagegen ist liio~, obschon reichlich bezcugt 7, unpassend an der Stelle &>.>.aau, rl 8uvaaa{ yr, irrp{axro 1ra18~~ liio~ c). 393. Wenn sich Achillcus c). 244 selbst 1

~-

Vgl. das Scholion aus ood. Harl. (Dindorf): ~lmm Kai 4v8pc¼ &yafoü al&oi, Ayow Kai 6 •~,&,cvot.H~ ,rpottin-11. &~vb;ouo, ~ TO xa,p(ov TOÜaMyµcrr~ &.~

ah-owr~ · !>.>.~ Tl Kai 6 €öµcn~ 60T1pOvMy11· aTv~ µ6VT01&µuµmv 8v Kcni>.llG~· Bei Rocmcr, Aristarcha Athetcsen 30, 1, zur Stelle nur ein Verweis aufEustath. 1768,40ff.s,f. 1

kii~ F P; Porphyr. qu. D. 264, I; Zonar. Lex. 620 bei Lud wich.

• • • •

Nur 1- überliefert. S p N6Y:a., Zon. bei Ludwich. S l)c:a.Cr H J P Y 1 A2 , Lc-C bei Lud wich. De I G1 J1 Y1, '"~ A •~ Tfb I bei Lud wich. 7 J3 T Yb E- 2 Wb Xe Z, cum yp' I)c:a.P..., auch Apoll. soph., Suid., Hcaych., IN~ ASBM J1 X, cf. m., Eustath. - alles bei Ludwich.

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Ein altes Problem der homerischen Sprache

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5p1aTo" •~xa,cö" nennt oder sich Hektor H 75 als uEKTop, 8{m,einführt,bleibt es doch auff'"allig,daß sich Achilleus gegenüber seiner Mutter selbst als 'wackern Sohn•, als 'so einen Kerl' bezeichnen sollte, der sich eigentlich selbst helfen können 'Nimm dich deines Kindes, des eigenen Kindes an• wäre angemessen. Und diesen Sinn gibt die Lesart loio statt Uioi, die Zenodotos Ausgabe bot nach dem ausdrücklichen Zeugnis des Scholion.,;A (Bekker) zur Stelle; eine ganze Reihe von Handschriften sind ihm gcfolgt 1 • foio statt lHoi ist auch für andere der genannten Diasstellen als zenodotcische Lesart bezeugt (0 138 T 342 ü> 550; überall steht foio auch in Handschriften) 1 • Die Bedeutung 'eigen• ist an diesen drei Stellen nicht so vordringlich wie ~ 393, aber überall möglich. Mit gutem Willen ließe sich loio sogar in die Odysscestelle J 505 bringen; aber c\v8poi loio, was o 450 Ven. IV 9 gibt, gäbe nur einen Sinn, wenn c\"HP'Herr• sein könnte, was nicht Sprachgebrauch ist (dies gilt auch für c\.,8poi yp' lµoio M• an der gleichen Stelle)•. Unpassend ist auch loio weniger Handschriften an der Stelle ü> 422. Einzelne Handschriften setzen also mechanisch loio für lHoi, und auch das Umgekehrte kommt vor, daß für nicht oder nicht nur zenodoteisches loio lHoi (1-) auftritt: chi rlirc:bvaaKOi 11>.1 (Nestor) Tnvyµlvo" uToi loio l 9 (lHoi Vat., Eustath., cd. Rom. bei Lud wich, wozu F bei Allen); l»tu 8• Ka>Kuaaaa KGpHAa~ (Thctis) ira,8oi loio C 71 (lHo~ lin 18 Handschriften bei Allen); an der Stelle eh~ c!pa '4>m„Haaaa (Thctis) ira"'" TpairdPuToi loio C 138 setzt das Scholion A (Bckker) loio voraus (foio: lv aAAcp Ötoi Schol. A Bckker und in 18 Handschriften bei Allen, loio cct.); •~vT{Aoxoi g• Y-rnr01a1vhcacAITO 1fGTPOi loio \V402 (lHOi S 2 ). Wie an den meisten andern Stellen lassen sich an· den vier letztgenannten sachlich und stilistisch sowohl lHoi als loio rechtfertigen. Buttmann, Lexilogus Nr. 23 (12 , 86ff.), hat sich eindrucksvoll fürlHo~aufderganzenLinieeingesctzt(auchinl9 (71. 138; ebd. S.92); W. Leaf, 2 The Iliad I 562 urteilt •In all these lines loio thy gives excellent sense•. Interpretatorisch-stilistisch ist eine klare Entscheidung nicht zu gewinnen. Für die Führer der alexandrinischen Homerkritik war jedoch in der Frage, wo lHo~, wo loio stehen sollte, lediglich ein grammatischer Gesichtspunkt maßgebend. Zenodot erkannte loio und andere Formen von U,i (lS~) auch an, wenn sie auf andere Personen als auf die dritte gingen, etwa die Bedeutung von lat. suus,eigen' hatten. Dagegen lehnte der maßgebend gewordene, auf Aristarch zurückgehende Text loio und andere Formen von l6~ (lS~)ab, wenn sie irapa To irp6aa,,ro" waren, wie es im Scholion A (Bckker) zu T 342 heißt. Daher waren die zuletzt besprochenen Stellen mit loio C71 und 138 auch für Aristarch einwandfrei, während er an den andern EHOl: gab, was an den Odysscestellen und ü> 422 auch Zenodot geboten zu haben scheint.

muß.

=

l)c F Fx H pw W tJb, loio Yb im bei Lud wich; Allen gibt foio aus 44 Handschriften an. nur ver• Allen gibt zu O 138 für loio 12 Handschriften, für T 342 und CO 1

sso

einzelte an. • W. Leaf, The Iliad I 462, hllt freilich die Obcnctzung•,,,;,,.oam lord' für möglich.

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III. Griechisches

EHOl: wird in den Minuskelbandschriften teils mit iw~ umschrieben, teils mit liio~ (und zwar häufiger). Dagegen begegnet überall nur lu~ luv lu t'w~ic.• hrfyprro)•; aberan lµiio gemessen sollte hio nicht völlig fehlen: in unserem EHO bzw. EE(O) liegt es nun in der Tat vor. EHO mit elidiertem O lißt sich auch einsctzcn für loü vor Vokal: 1ra180~loü, 4>.>.'~ 496 (wo loio P), loü 41,li>.Hatvh-atpou N 419, loü hri youva01 ,raTp6~ X soo(wo aoü U), mpi O'Hl,lGloü h-apo,o tt>.010 (a) 416, iraTpo~ loü A v6aTov 8 714; doch genügt für die Beseitigung der Hiate loio, und loü 8'mJHO'tTO 8(tpou 8 44, N 26, ,ra180~ loü, l,lHil 403, loü mpi O'Hl,l'h-apo,o 00 7SS würden nur fcu erlauben. Die Stellen, an denen am Versende loio und iMo~ (bzw. EHO) wcchscln, sind oben S. 85f. genannt; anderswo steht festes loio (iraTpo~ loio g 662 l II T 399 'V360 u 289 [Var.J,,ra180~ loio l 266, überall 1

Vgl. EnAKO in Freilassungsurkunden archaischer Schrift vom Tainaron CauerSchwyzer, Delectua 3 Nr. 52, 1.3, statt EnAkOQ, wie ebd. Nr. 52, 2 steht. Bine Analogie bietet die spätgricchische Schreibung von Diphthongen durch du erste Zeichen, z. B. a für cn, • für 11, o für 01 nach den Nachweisen von St. G. Kapsomenakis, Voruntersuchungen zu einer Grammatik der Papyri der nachchristlichen Zeit. München 1938 ( = Münchener Beitrtge zur Papyrusforschuog und Antiken Rechtlgelebichte Heft 28), S. 118, 1 (die Arbeit war mir durch du Entgegenkommen von Hro. W. Otto und des C. H. Beckscben Vcrbtgca io der ersten Bogenkorrektur zugänglich). 1 Ebenso W3t sich H(o) lesen an der Stelle ,mpHftcg• fo cwrov T 384 (lov Zcnodot, w• Leaf). Mao kann allerdings Dicht selten statt il,ievl'IV vor Vokal einsetzen ,._., IM' (io der lliaa c). 541 1,426.494 T 62. 105. 273 Y 349 Cl) 398 X 236. 454 bzw. c). 37. 451 E ns Z 334 H 235 1262. 3SS K 278 29 Cl)150 'ff 648).

r

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Ein altes Problem der homerischen Spra.>.6µ111~lao11(8H~TCTpaµµe110111-6-u~ ioio 1-rr>.HttvI 1032f., µupoµn,K IST•lµ,>.>.111 4-rr6-rrp0"8,iro>.>.011ioio l-rr6nov imir>.6Yt«o-&a, III 1o64f. (Brugmann, a. a. 0. 409). Ständen diese Stellen im Homer, würde man nach dem Vorhergehenden annehmen, daß loio an die Stelle vor. c:HO getreten sei; für Apollonios ist dies unmöglich. Aber man braucht fi~ dessen ioio doch nicht die Analogie des lat. sui 'seiner' anzurufen; er wir~ ;oio mechanisch an Stelle von loü gesetzt haben, das er, wie Zenodot bei Ho~d, als Genitiv auch des substantivischen Reflexivs brauchte IV 801 bzw. 803). Der zweite (so 8cfµa1'1µH ••,~ ioü AvTapo~ a>.>.o~AvaO"O'OI Sonderf'~ 1Stohne Variante überliefertes 68uaaaµe11010Ttoio 8 37. 468 (zur ersten Stelle bemerkt das Scholion im T: 4-&n-oücnv·oö&•lv Tij Z,C11086Tou epoVTo). Daß in das8 ein uraltes ~EHO bzw. *TcAo (Tecio schrieb Heyne) gekommen wire, das an hom. Dat. Tttv immerhin einen Anhalt hätte, ist neben sonstigem aeoacio bedenklich. Auch daß Ttoio an Stelle eines *Tcoü bzw. *TuÜ (aus *Tceo)getreten sein sollte wie ioio bei Apollonios Rh. neben loü, wird man aus dem gleichen Grunde nicht wahrscheinlich finden (Tcoü Tphov in Kallimachos Demeterhymnus 99 ist kaunt etwas altes, sondern Adaptation des homerischen Ttoio). Da ioio mit rToim possessiven Gebrauch gleichwertig war und possessive lµoio und lµeio, aoio und acio wechselten, konnte man auch dem mit a6~ gleichwertigen Tr6~ einen Genitiv Ttoio als gleichwertig mit acio zur Seite stellen; die beiden Stellen des 8 gehen dabei noch einen Schritt weiter, indem don Teoio nicht nur im possessiven Sinne, sondern überhaupt mit mogleichwertig gebraucht ist 1• Schließlich noch eines. Der freie Gebrauch des substantivischen Reflexivs auch für die zweite Person des Singulars (nur zufällig nicht auch für die erste), den die für EHO gegebene Erklärung an einigen Stellen voraussetzt, ist dasGegenstück zu dem im Numerus noch freiem Gebrauch von S~ 'suus', den seinerzeit Brugmann in seiner Schrift 'Ein Problem der homerischen Textkritik und der vergleichenden Sprachwissenschaft' im Anschluß an Zenodot gegen Aristarch und seine Anhinger Tt(O'ITC verteidigt hat; vgl. ebd. s. 45ft'. Hauptstelle ist vüv µw8Hou iraTpo~ At1Kea >.c:&JKv A 142, wo ou mit Beziehung auf die zweite Pers. Plur. als Zenodots Lesan bezeugt ist; Ungenannte lasen ait,oü, Ariswch Toü, weil, wie die Scholien A V (Bekkcr) zur Stelle sagen, ou nur im Werte von iauTH~-Toü stehen könne. Danach ersetzen neuere Kritiker auch sonst den possessiven Artikel durch das Reflexiv, so z. B. Toü durch ou im Werte von lµoü T 322 IL134 >.492, von fcµnepou -rr149, TH~durch ~~ im Werte von O"H~cl)412 (s. Brugmann a. a. 0.). Weshalb Zenodot einhellig überliefertes Toü usw. ohne eine Grundlage bitte ändern sollen, ist nicht einzusehen; wohl aber versteht man sehr gut, daß vom Standpunkt des jüngem

s•..

1 Wertlose

lfb

2

Reminiszenzen sind die unmctrischcn Tcoio 00 422 (in Ud) und 00 550 (in im.) Ludwich. Unklar ist ~I TOio Hcsych.

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Ein altes Problem der homerischen Sprache

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Spracbgdiihls aus, den auch Aristarch vertrat, 06 für die erste und zweite Singularis und für den Plural sehr auftillig war und zur Änderung veranlaßte. An einigen Stellen gab Zcnodot anstatt des substantivischen to die Formen ioü oder 06, z.B. to µly• &µt{vova ~Ta ß 239 (loü Zen.), to alrroü T 384 (loü Zen.), 4,ri, to x11pl 1raxcfH1 Y 261 (06 Zen.); mehr bei Brugmann, KZ 27, 408f. Dabei ist loü lediglich falsche Umschrift von to; 06 ist wohl eine Kontraktionsform von Handschriften fiir to. Immerhin zeigen solche Beispiele, daß Zcnodot geneigt war, to durch loü, 06 zu crsctzcn. Und so kann auch an Stellen wie J\ 142 06 an die Stelle von to getreten sein. Die Anwendung des substantivischc:nPronomc:nsin possessiver Cl) 311, Bedeutung wäre die gleiche wie z. B. in 1.al 'Ht>.fo10. Daß die Insel der Kirke anfangs im Osten gedacht war, jst nach den .Au.sfU.hrnngen von Wilamowitz Hom. Unt. 165; 'Robde Psyche• S. 69 nicht .111 bezweifeln (s. weiter Escher unter A.ia(ia) bei Panly-W.). Eigentümlich ist der Name der Insel: vf\coc Alaf11(auch K 185 ). 70) 'die Land-Insel', 'die zum "Land' (Aia) in Beziehung stehende Insel'; auch Aia "Land' ist als Name für eine Insel oder ftlr ein Festland (das Kolcherland) gleich auffällig; Wörter wie ata Taia Ti\,pagu, "" terra, pays, Land erscheinen• ohne niher bestimmende Zusätze nicht oder nur unter ganz ~esonderen Verhältnissen als Ortsnamen (so findet sich Land im Gegensatz .111Stadt oder .für ein Kernland im Gegen•

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Zwei Vermutungen zu Homer

satz su einem vorgeschobene• Gebiet gelegentlich in der Schweiz als geographische Bezeichnung, aber in regionaler Besobränktheit, nicht als allgemein bekannte Benennung; s. schweizerd. ld. 3, 1298f.). Herodot sagt denn auch immer Ala ft Ko>.xk(1, 1; 7, 193. 197), obschon fttr die spltere Zeit, die aia als lebendiges Appellativ nicht mehr kannte, der Name Aiu, weil nicht mehr ohne weiteres als "Land• verstanden, nichts A.uffilliges mehr zu haben brauchte. Ist jedoch die Beziehung von A(ai11(vflcoc)auf ala sicher? Es sei gestattet, im folgenden eine Vermutnng vol'Z1ltragen,die die Schwierigkeit, die in der Verwendung von ala als Name liegt, ausschaltet, die aber zugleich aufs schönste zur Beschreibung der Insel der Kirke in µ 1-4 stimmt: ich möchte vermuten, daß die vflcoc AIAIH einst eine vi\coc AAIH (oder auch eine väcoc AAIAoder AYAIA)war, wirklioh "die Insel der Morgenröte' ; • aa'ioc (oder .• auaioc) zu d(F)a, aöa (clac fttr fioOcnach Zenodot 8 470, aPaca1 · dp1cTf\cm.Bes. - beide Angaben jetzt auch bei Passow-Cröneri - ; lesb. aöa bei Hoffmann Dial. 2, 428 J. Auch als Beiwort der Kirke (182 µ 268. 273) mag einst die Form *a(u)afa gegolten haben, dagegen setzt der Name AlfiT11c K 137 µ 70 Hea. th. 9571. 992. 954) wohl bereits den Lindern.amen Aia voraus, der, wie ich weiter vermute, erst aus dem aus *a(u)a1a durch Mißverständnis verderbten ala(11abstrahiert wurde. Ist die hier vorgetragene Vermutung richtig - beweisen läßt sie sich nicht -, so ist anfänglich die Insel der ursprünglichen Sagenfigur Kirke (vgl. Wilamowitz Hom. Unl 116. 121 f.) - als "Insel der Morgenröte• - ebensowenig eine bestimmte Lokalität gewesen wie die "Insel des Okeans', die drruli11vflcoc, auf der die stoffgeschiohtlich als jünger betrachtete Dichterfigur Kalypso hauste (Wilamowitz a. a. 0. 139~ 2.

EGWY

ist auf die epische Sprache beschrinkt und erscheint auch hier fast nur in formelhafter Verbindung mit einem Nom. ag. der Wz. bw-: burrop e., Anrede an Hermes 8 835 hymn. 18, 12. 29, 8 (von Kallimachos hymn. 1, 91 auf Zeus angewendet~(8Eol) bwTf\pece. 8 325 Hea. tb. 46 ( = 111). 664. Überall steht E. am Versende, auch an der einzigen Stelle, wo die Form in freiem Gebrauche auftritt (m801 - bwpwv ofa bfbwa, Kaxlilv,&Epoc b! E. 2 527), wohl erst durch Loslösung aus den Formeln,

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III. Griechisches

deren Bezeugung ja nicht jünger ist als du notorisch relativ junge Q. Benfeys Zuröokführung der zweiten l!'ormel auf ein grikoarisches *tldtartu MBUdm (Gött .Abh.17 [1872], 57, N. 58, zitiert bei Kaegi RV• 165) erklirt die J!'orm Eawv nicht. Herodians Annahme eines fem. •t.; hat noch in der neuem Spraohwissenaohaft Nachfolge gefunden: nach J. Schmidt l;>lµralb.58 ist an ein *li, gebildet wie nach ihm 1rptcpa aus •1rpEcyFazu denken; L. Meyer Hdb. d. griech. El 1, 338 setzt ein •t.; an, gebildet wie Tr~«Tll zu 1rAa-nic,eri>.fizu 8fiAuc; Boisacq S. 299 vermutet als Grundlage ein idg. *l"'t"i- Aber die Ansetzung einer fem. .Abstraktbildung auf -ä zu tue - ohne Not wird man Boisaoq in der Trennung von tueund lciwv nicht folgen - ist nicht nur formell schwierig, sondern auoh semasiologisch wenig einleuchtend: wie es noch nhd. heißt "dasGuf, so heiit es TO d.ya86v, boffllm, ai. t7dBv-;es wäre auffallend, wenn jene alte "liturgische _Formel' vom "Geber der Gttten• statt Tom "Geber der Güter• gesprochen bitte. Buttmann Spracbl § 36 Anm. 9 (zitiert bei Kühner-Blass 1, 376) legt ein N. la == d.ya8a zugrunde. Wie soll man jedoch von einem solchen zu einem Gen. Plur. -ciwvkommen?Vielleicht hat aber Buttmann doch das Richtige getroffen, wenn auch in andrer Weise als er dachte, und vielleicht hilft die Benfeysohe Gleichung doch weiter, wenn auoll in einer neuen Passung. Die ai. nomina ag., gerade auch die auf -tar-, können mit dem Akk. konstruiert werden; so z.B. tldt4 txflu "dator bona• RV Vll 20, 2, ddtti rddhii,r,,i RV I 22, 8 (die Stellen besser im PW als bei Grassrnano); TgL Delbrück VgL Syntax 1, 386; Brugmann Gr11ndr.•, 2, 1, 331. 2, 2, 637 t und an diesen Stellen genannte Literatur. Reste dieses Gebrauchs finden sich auch in andern idg. Sprachen, auch im Griechischen (s. ebd.). Also konnte einmal grieoh. gesagt werden bwTwp (diese Form entspricht genau dem ai. paroxytonierten ddtä - oder, dem ai. oxytonierten dätd entsprechend, bWTf)p) *Eia (Akt. wie ~bta); vgL das obengenannte ddt4 mau.Die J!'ormeln bwrop *Eta, bwTf\pEc*Eta waren nach der alten .Metrik am Versende möglich. Als das Gefühl für den Akk. bei nomina ag. zu... rtiokgegangen war, das lebendige Spraohgefttbl den Gen. verlangte, konnte ein Rhapsode darauf kommen, den grammatisch undurchsichtig gewordenen Formeln einen genetivisch aussehenden Ausgang zu geben : Eawv. Eine genaue Parallele für diese Annahme vermag ich allerdings nicht aufzuzeigen - es

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braucht auch gar keine zu geben - ; l!'llle wie ~vncpcm\a, ,rotf\Toc (nach Wackernagel Gött. Nachr. 1914, 35 erweitert für •,rotf\c) sind metrischem Bedürfnis entsprungen, EܵEvb11mv Z 185 steht unter andern Bedingongen 1~ Die alte Herleitung von luc aus idg. •,,.... (ai. wfau..; entsprechend iran., illyrisch, kelt. und germanisch, s. Boisacq 299) die doch unmittelbar einleuchtet (man mul fast die Frage stellen, was aus idg. •i,m,- im Griechischen geworden ist), ·wird durch den F-losenAnlaut nicht widerlegt: F- kann in FEEFocFEEF1 FEEFEc FeeFa,vielleicht auch in Feuc FEuvFeu FEuc1Feuvc (gesprochen !"-1'1 usw.) dissimilat.orisoh geschwunden sein. Was die Form"n mit fi- betrifft, ist die Auffassung, sie beruhen auf metrischer Dehnung, vielleicht doch nicht mit Collitz KZ. 27, 183ff. und Schulze Quaest. epp. 33 f. von der Hand zu weisen: nach dem Index von Oehring erscheinen 6 mal die Formel µevoc ~u, 6 mal ~uc TE µtyac TE,3mal ~uv TEµtrav TE,alles am Versschlusse; nur 8eoü r6vov ~uv MVTaZ 191, lSc p' (bezw. 6cpp') ~uc 8Epa,rwv ·Tl 464. 653 zeigen freiere Stellung und Verwendung. 1) eöµevl'Tllcsteht nur im Preise des eintrl.chtigen Ehepaars, da1 ist ,r6U' liArea bucµevlecc,, xcipµaTa b' eöµevlTJ11a1Z:18ö (zu verstehen nach Sapphos Nachahmung [wc cp0.01c]1Foia xdpav ylvec8a1 [Kwvlav t)x8poic1 Diehl Suppl. lyr. •, S. 13). Fraenkel Nom. ag. 1, M läßt eöµevlT11cvon einer zweisilbigen Basis µeve- ausgegangen sein. Einfacher ist es, darin eine dichterische Umbildung von eöµevric zu sehen, die jedoch nicht, wie roµevlwv bucµevlwv u,repµevlwv (Stimme aur -OYT•) metrisch bedingt ist, sondern den störenden Gleichklang bucµevlecc, : eöµevlecc, zu vermeiden hilrt (eöµevfic ist bei Homer allerdings nicht belegt, muß. aber vorbanden gewesen sein; die Gegenüberstellung eöµ. : bucµ. findet sich noch in dl'r kretischen Rechtssprache: IIKa] nvdc T6v eöµevlov bucµ.evlac -n9Elµe8a Kal T6v bucµevlov euµevlac in dem zweiten der unter argiviacher Vermittlung geschlossenen Verträge zwischen Knosos und Tylissos, etwa Mitte "px. Eq>.191', 94fJ'.; des 6. Jahrhs., nach dem Herausgeber 'I. XaTZ:1ba1C1c Z. 11 ff.). Auch der Vok. ö,repµ.evlTa bymn. 8, 1, den Fraenkel wie euµ.evlTTJC erkllrt, ist einfacher als dichterische Umformung von ÖTrEPJ&EVlc zu fuaen.

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DissimilatorischeGeminatenauflösung als Folge von -Obersteigerung, zunächst

im Neugriechischen

und im Splitaltgriechischen.

In b a 1t. 1. Einleitung. 2. Neugriecb. ,,,. 1tatt -· 3. Neugriecb ru statt 4. Neugriecb. mb 1tatt /'/', ld statt AA; k% t} pf 1tatt '"' n ,ur. ö. 6. 7. Neugriech. (n)ck 1tatt &· 8. Tliakon. mb, ,ul litatt l>b, dd. 9. 10. Spli.taltgriecb. f'" 11r rx statt ,r,r n ""• l''P usw. statt 11,pusw., f'P usw. statt PPusw.; ntp usw. atatt ,r,r usw. 11. Parallelen aus idg. und semit. Sprachen. 12. Vermeintliche oder unsichere Analogien. E:xpreasiYe Nasalierung im Lat. und in deutacben Dialekten. 13. 14. Stellungnahme zu den Theorien der Geminatenauflösung von :Meillet und Schucbardt. u,. Nachlese(!). uu.

1. Die Tatsachen, die du Folgende von einem Gesichtspunkt aus zu erklären unternimmt, sind gruppenweise zum Teil recht wohl bekannt, aber nur vereinzelt und ohne Ents"z>nz nur durch Statuierung eines „parasitären" Nasals erklären. Doch hat gerade auf Chios das developpement d'une nasale noch einen kleinem Bereich als die Darstellung von Pernot a. a. 0. 634-f. glauben läßt. Es beschränkt sich auf mb nd •g als Wiedergabe von b d g in Lehnwörtern, häufiger im Anlaut (bzw. in der Wortfuge): -io µ.noi to mboi „Wuchs" (türk. boi), -io nee-i, to nderli „psych. Schmerz" (turk. nd äußert er sich nicht, fuhrt aber S. 64 mb für {J{Jschon aufs Altlakonische zurück. Nur fUr das oben zuerst genannte tsakonische Wort mit mb aus PfJhat das unter-italienische Griechisch eine Parallele: sdmba Corigliano und Saleto in der Terra d'0tranto (neben Fortsetzungen von udfl{Ja-r0t1 in Bova; s. Rohlfs a. a. 0. nr. 1894); die Komposita mit xa-,;a- bezeigen hier die gewöhnliche Form; Uber -,- s.o. unter 7 zu Ende. Von den meisten der vorher besprochenen Veränderungen von Geminaten im Neugriechischen hebt sich die tsakonisch-unteritalische ab. Nur hier und vielleicht auch in ""' für , (s. o. unter 4-) erscheint ein Nasal an Stelle des ersten Teils der Geminata. In Unteritalien erscheint er auch durchgehend bei zugrunde liegendem nn: 0tranto ampari aus timide,= binde,(o•) Rohlfs a. a. 0. nr. 822; das Tsakonische hat dagegen - neben mb, •g fur µn yx - aspirierte Verschlußlaute fur nn -n, besonders wenn diese durch Assimilation entstanden sind. Es ist bezeichnend fUr den sicher nicht absolut zu leugnenden archaischen Charakter dieser Mundarten, daß beide Behandlungsweisen im Altertum Parallelen haben, besonders deutliche die erste.

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9. Deffners Erklärung von tsakon. nd aus dd (altlak. cJcJ) rechnet mit Ersatz des ersten d durch n. Dae ist der gleiche Grundsatz, der im Vorhergehenden schon auf eine Anzahl von Veränderungen von Geminaten angewendet worden ist. Auch die Erklärung, die Kretschmer, Der heutige lesbische Dialekt 170 zunächst fur lesb. Samfo für 2anq,t:J und epir. Man8-us,Kurzform fur Ma-i:>aios,gegeben hat, geht vom gleichen Prinzip aus: ,,Die Doppelkonsonanz ist hier, weil man sie nicht mehr sprechen kann, durch Nasal+ Konsonanz ersetzt: es handelt sich also um sogen. Lautsubstitution, wie sie z. B. im kalabrischen Dialekt des Italienischen auftritt: landa < lattfl, mmto < ,nitlo, sumporta~ supporlare (Gröbers Grundriß I 684)". Der neugriechische Ausgangspunkt dieser Erklärung ist freilich nicht der gleiche wie in den italienischen Beispielen, da es sich in letztern um Geminaten, dort um die Affrikaten pf, tp handelt, die in der Aussprache Ungebildeter, die die gebildete Aussprache als Affrikaten nicht zu erreichen vermögen, zu mf nj, werden (vgl. Xa-ituJdx,s, ~t9-f]ttä XVII 222f. = Meaa,ruttixa xai Nea 'EUf'J"ixd II oöOff.). Aber der Vorgang ist doch wenigstens llußerlich der gleiche. Vollstllndig passen zu den kalabrischen Beillpielen Kretschmers, die freilich von Schuchardt (s. unten unter 14) sämtlich anders erklll.rt werden, seine altgriechischen: ylciw-ras fur yl6"r-ras in att. Defixionen, att. Bayxldf/S fUr Baxx- Baxx- (um 185 v. Chr.; Ath. Mitt. XXI 438ff.), att. Mveeit1oiina (um Chr. Geburt). Das sind zum Teil Fll.lle aus dem fast überreichen Material, das gleichzeitig G. Meyer, IF. IV 826ff. und ganz besonders W. Schulze, o. XXXIII 366ff. auf gruod ihrer ausgedehnten Streifzüge in abgelegene und schlecht bekannte Gebiete der griechischen Sprach- und Sachüberlieferung vorgelegt haben, um den Unterschied zwischen Sabbat und Samstag, frz. samedi usw. verstll.ndlich zu machen. Kretschmer lehnt W. Schulzes „parasitären" Nasal (den G. Meyer, Griech. Grammatik' 2ö3 anerkannte) ab und findet die Beurteilung der Erscheinung durch Thumb, Die griech. Sprache im Zeitalter des Hellenismus 136ff. richtiger. Thumb rechnet auch fUr die antiken Fälle einerseits mit umgekehrter Schreibung (ein llaµ.q,layt:Jt1 stunde also gleich mit neuparisch lx, s. o. unter 2; in naµ.nfiCw wäre das µ., das in 'Ollnlf) = 'OJ.vµ.nlf)gefallen war, fälschlich restituiert), anderseits mit Schreibungen µ.n vi yx fUr b d g, die aber auch n -i x geschrieben werden konnten. 10. W. Schulze hatte seinerzeit angesichts der „Trümmerhaftigkeit" eines doch reichen Materials darauf verzichtet „Gesetz


zd(h) -, schwand sonst dissimilatorisch der eine Dental, und zwar der erste im Iran., Griech., Slav. (aw. r,oistägriech. 1oiu8-a u. a.), der zweite im Ital., Kt,lt., Germ.; in diesen Sprachen wurde ts weiter zu ss (lat. -RUsus usw.). Vgl. zum ersten Falle außer der bekannten slav. Analogie (-st- aus -sts-, z. 8. istlliti fUr isc.) die genauere von altschweiz. aast „setzte", geaast „gesetzt", bis ins X V. Jahrh., und noch in der lebenden Mundart von Alagna flekt. Ptz. g'sa88te neben unflekt. g'setzt: st steht dis.similatorisch fUr tat; ahd. sazta .gisazür sind vielleicht nicht die ursprünglichen Formen, sondern (wie Wallis Vispert. g'satzt) ausgeglichen nach ~zzen gisezzit; vgl. Schweiz. ld. VII 1604-.1631. Häufiger als die andern Arten ist fraglos Ersatz von Geminata durch Nasal+ Konsonant. Deffner a. a. 0. hat fUr tsakon. dd nd italien. rmdtre, frz. renrfre angezogen; G. Meyer a. a. 0. SSS hält mit Schuchardt, Romania XVII 419 an phonetischer Erklärung dafür fest 1); er gibt nach Schuchardt als Parallelen span. zambullir = subb. (abgelehnt von Meyer-LUbke, Rom. etym. WB. 1 nr. 7827), neapoJ. mabi für ebbene (das also schon einen Nasal

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Nach Andern Anbildung an 1Jtmdereoder prmtüre (ao 1rleyer-Lllbke, 1 Rom. etym. WB. nr. 7141), deren Bedeotung allerdinga näher liegt als die von pentlere und tmdwe, die rein ioßerlich auch herangezogen werden könnten. Aber aoch zum 1Je11tureoder zom prendere gehllrt nicht natomotwendig du reddff'e, du im geg,mteiligen Fall allerdings leicht sieh angleichen gekonnt bJ.t.te: bei einem Rückkauf ist die Obergabe, nicht die Rllckgabe du Solenne und beim reprtmdere erllbrlgt sieh die letztere. Rear.htt-nawert ist wohl, daß neben erhaltenem redtkre des Prov. nnd Kat. auch voll erhaltenes dar steht (daa allerdings teilwriae, nicht aber im Frz., noch neben rendere erscheint). Lat. dare in im Roman. vi1::lfachdorch donäre eraetzt, von den Komposita adtüre co1'dere detkre eure ,ntkre reddere nbtüre hat sich auf einem gr66ern Gebiete nur du vorletzte erhalten, aber ao, daß lat. reddere (bzw. reddo usw.), um nicht zu allzu schmächtigem •redere (•redo) zo werden, die Geminata festhielt bzw. durch nd erst-tzte; damit wurde das ursprllngliche Kompositum freilich Simplex und losgelöst von dem ohnehin absterbenden tlare. Vereinselt wurde dtdtrre zu •tüdare rekomponiert. (rnm. a se dada ,sich hingeben• Meyer-Lllbke a a. 0. 1 nr. 2öll); von tdere kamen als Kulturwörter editlo 1)

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enthlllt; vgl. o. unter 10), calabr. ambecct, ji,nbo fur gibba; vgl. auch ital. mandola, altprov. amt,uiola u. ll. aus *amidduü fUr amygdala (Meyer-LUbke, Rom. etym. WB.• nr. 486). Eine kalabrische Parallele (mintire für ital. mettere aus Meyer-Lübke, Rom. Gramm. I 458) bei W. Schulze a. a. 0. 875, 6, andere bei Kretschmf'r (s. o. unter 9). Die kalabrischen Parallelen sind bei dem durch Rohlfs erwiesenen gegenseitigen Abhängigkeits- Verhältnis zwischen den italienischen und griechischen Mundarten Unteritaliens nicht ohne weiteres als romanisch zu beanspruchen. Doch hat Schuchardt alle die von ihm und andern genannten Beispiele später anders erklllrt (s. hier unter 10 und 14). In den gleichen sprachlichen und geographischen Zusammenhang gehören aber auch die im Grundriß der roman. Philologie• I 1060f. als noch der Aufklärung bedürftig bezeichneten alban. Fälle: pmgl „Fessel" zu lat. pedica, drangua zu ital. dragon~, Hmben „rauben" zu ruba,·,-, zhinkole ,,Cikade" erklären sich restlos aus *pecca (vgl. ptceare), *dragg-, • rubb-, • cicc-. Mit dem oben unter 6-7 besprochenen griech. (d)dz>ndz hat Schuchardt a. a. 0. 87. 91 nz aus (d)di im Diafur lekt des tessinischen Menzonio verglichen (z. 8. manzp~ ital. maggio peggio), ohne sich auf eine Erklärung einzulassen; die Besprechung der griech. Fälle gilt m. m. auch für den italienischen. Viel weitergehend und schlagender ist jedoch die Analogie semitischer Sprachen. Darüber hat auf grund älterer Äußerungen von Semitisten G. Meyer, IF. IV 832f. berichtet; seitdem ist die Zusammenfassung in Brockelmanns Vergleichender Grammatik der semitischen Sprachen I 243ff. § 90 erschienen. Die von Brockelmann gewählte Überschrift „Dissimilation von Geminaten" zeigt im Verlaufe der Darstellung die Zweideutigkeit dieser Bezeichnung, die zu der etwas äußerlichen Unterscheidung von zwei Reihen von Dissimilationen fuhrt. Bei der zweiten Reihe handelt es sich um das, was man äußere (externe) Dissimilation von Geminaten nennen könnte (Vereinfachung der Geminata, wenn der gleiche Konsonant in der gleichen Silbe nochmals vorkommt, z.B. hehr. • sabbeb •säbeb und weiters~&~; vgl. griech. dll,)1'..,,, aus *al.ü.ill-). Hier geht uns nur Brockelmanns erste Reihe an, was man als innere (interne) Dissimilation von Geminaten bezeichnen könnte (hier „dissimilatorische" Geminatenauflösung ge-

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und edit 'ingr, äj .nomen tibicinis coiuedam• ('fhlL.), nName eines Flötenspielers• (Walde-Hofmann), beruht nur auf •lJwbj .nomen viri ex aulicls[!] Abgar• (Payne-Smitb, Lex. Syr.). Das syr. Wort bezeichn1:t auch ein Kraut. fistula pa11toricia, offenbar weil man daraus primitive Pfeifen machte (vgl. ~cbleew.-holat. Fleutmkrllt „Kilberkropf•, scbweiz. PfJlfari>r • Waldangelika"); im Neubebr. i11t diese Pftanse offizinell. Also atammt auch du zweite lat. ambübäia aus dem Orient, womit sich die Veraorhe, die beiden im Lat zu v1:rmit1eln, erledigen. Schweiz. (Luzern, ZU.rieb) FtlJt(a) .Dirne• ist (trotz G1g,rc 3d Schweiz. Id. II 149) eine falsche Analogie zum erst1:n lat. ambabäia; da diese Bedeutung dem Bayr., Schwib .. Elsli.ss. fehlt, wohl aber im Nordweaten Anschluß findet (niederl. membrum virile, oetfrie11.cunnue, scblesw.bol11t.Fleut cunnus; leichtfertiges Midcben; membrum virile, Fleuur m lelc.btainniges Mädchen), wird das scbweiz. Wort zu denen gehören, die aus bollind. Solddienst mitgebracht worden; zur Bedeutongsentwlcklong vgl. Mensing, Schl1:ew.holst. WB. II 147 (fleuten ist= flöten und mit dem Munde pfdfen; ein Fleuter ist eig. wer auf Alles pfeift). Dagegen bildt:n ein wohl etwas derberes Gt'geuetGck zu den Freundinnen des cantor Tigellius die • Ltrenfrauen • (Leierweiber), die im XVI. und XVII. Jahrhundert in der Schweiz zum fahrenden, oft fremdlindiscben Volk gehörten; sogar obrigkeitliche Erlaue und tbeologiecb.i Schriftsteller bezeichnen sie schonungslos als ,reverenter [mit Verlaub] Llrenhueren• (Schweiz. Id. I 12ö0f. II 1590,1• 1 ; Davon wird der armenische Königsname Smbat getrennt (Hll.bscbmann a. a. 0. i>08; III'. VIII Ana. 46).

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dieser Stelle mag das Gesagte genügen; hier auch noch einige weitere Beobachtungen zur Geschichte von griech. oa{J/Ja-io,,und Zubehör vorzutragen, würde den Rahmen der vorwUrfigen Untersuchung vollends sprengen; s. in Bd. LXII der Zeitschrift. Doch verlohnt es sich auf dem Hintergrunde der semitischen noch einige arische Erscheinungen zu betrachten. Fttr die Prakrits stellt Pischel, Grammatik der Prakrit-Sprachen§ 74 die Regel auf: ,,Statt gedehntem Vokale tritt vor einem aus einer Consonantengruppe vereinfachten Consonanten oft kurzer Nasalvocal ein"; ähnlich formuliert Geiger fürs Pali: ,,Da der Nasalvokal zweimorig ist wie die Länge, so tritt nicht selten Nasalvokal statt eines Langvokals ein (PAii, Literatur und Sprache 48 § 6, 3). So wird z. B. pAlima1flkutitJ„Wanze" über • mäk-, • makkauf sskr. matkutia zurückgeführt. Nun ist allerdings kurzer Vokal Doppelkonsonant für langen Vokal einfachem Konsonanten (Typus lat. bacca fUr bäca) eine gewöhnliche Erscheinung (Pischel § 90; Geiger a. a. 0.). Aber in den Fällen wie ,na'}lkutw sind die Formen mit langem Vokal fast nur postuliert; man kann sie Rieb sparen, wenn man 1flk durch dissimilatorische Geminatenauflösung unmittelbar aus kk hervorgegangen sein läßt. Die assimilierte Stufe ist im Prakrit öfter belegt; so in sukka (sskr. sulka „ Preis"} : u,su,,.ka, sakkuli (sskr. sa,kuli „Gehörgang") : sa'}lkuli, pilakkhu (sskr. plak,a „ficus infectoria") : pila'!'khu. Wie kk, sind auch bb, #,h behandelt: pAliaa,,.vari „Nacht" aus• sabb-, sskr. sarvari; prikr. ga'!'llti und gilthi (sskr. gr,ti „Färse"). Ferner stehP.n '!'eh, mj für erst mittelindische, aber auch für sanskritische cch, jj : prakr. tJitigi'}lchä duga,,.chä (sskr. vicikilsä „zweifelnde Überlegung", jugupsä „Abscheu"); pu'!'cha (sskr. puccha „Schwanz"), pAli gaf!lchi: gacchi „er ging" (Geiger a. a. 0. 136 § 167), pr. tnimjä (sskr. mojjä „Mark"). Besonders häufig belegt ist f!IB fUr ss (aus verschiedenen Gruppen assimilie11); so pr. pha'f!&sa(s. sparsa „Berührung"), p. gha'}lsati (s. ghar,ati „reibt", pr. vaa111sa,vaassa (s. vayasya „Altersgenosse"), a,,.su, assu (s. asru „Träne"), a1f1Sa(s. asva „Pferd"), -a'!'si (s. -asvin, z. B. tejtl'f!&Si : s. teja..win „ mit tejas begabt"), pronominale Lokative wie t"'!'Bi tassi'ff', auch tammi (s. tasmin „in dem"). Langer Vokal findet sich in Pischels reichhaltigem Material, aus dem hier nur wenig angeführt ist, nur in ii8attha äsottha, Nebenform von assotlha a1f1sottha(s. asvattka „ficus religiosa"); es handelt sich hier um falsche Restitution, indem kurzer Nasalvokal vor r, s, h in unnasalierle Länge übergehen kann, z. B. visati ~zwanzig" (s. vi'f!&&ati.), siha „Löwe" (s. si,,.ha); s. Pischel

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Dissimilatorische Geminatenauflösung

§ 78; Geiger a. a. 0. Hierher gehören auch die Fälle in Pischels § 88; die Entwicklung war hier z. B. s. mürdhan „Oberstes" > pr. murdha (nach§ 83 Kürzung in geschlossener Silbe)> muddha, mufJJtßha. PAiinafJJgartJ(Geiger a. a. 0. Anm. 3) kann die Nasalierung dem Anlaut verdanken. Geiger (a. a. 0. 134.-)gibt nach Trenckner JPTS. 1908, 128 zu Aor. gacchi an, daß die nasalierten Formen (gar.chi usw.) sich „speziell in singhal. Hss." finden. · Das ist nicht gleichgiltig. Das Singhalesische hat die alt- und mittelindischen G~minaten aufgegeben (z.B. puta „Sohn", ,ahasa „1000"), kennt aber sekundäre, durch Ausfall einer Silbe entstandene bzw. ermöglichte (z. B. pis,u „wahnsinnig" zu pi,as „Dämon", päli pisaca; ibbu „Schildkröte" aus *idbu und dies aus belegtem idubu); s. Geiger, Litteratur und Sprache der SinghaJesen (Grundriß der indo-ar. Phil. I 10) 39 (§ 14-,1). 4-0(§ 16). 32f. (§ 7). Gerade Ceylon war somit ein geeigneter Boden für übersteigerte Aussprache von Geminaten. Daß in diesem Falle nicht etwa einer der dem Singh. eigentümlichen Halbnasale erscheint, erklärt sich aus der Regel, daß Halbnasal Geminata zu Vollnasal einf. Konsonanten wird (Geiger an der letztgenannten Stelle). t 2. Es gilt hier noch einige falsche oder doch nicht volle Parallelen zurückzuweisen oder in ihrer Verwendbarkeit richtig zu begrenzen. Den unter 4.-genannten Fällen aus dem griechischen und dem italienischen Apulien (crimbidi, cambara) scheinen auf den ersten Blick gleichzustehen alb. remp aus lat. rämw,, rem rembe aus lat. aerämen. Aber dabei handelt es sich nicht um Übergang von sekundärem mm in mb (im Auslaut -mp), sondern in remp u. 11. ist -mp Rest von -mps (aus -ms), in rembe (neben rem) u.ä. liegt bloße Übertragung vor; s. G. Meyer bzw. W. MeyerLUbke, Grundriß der roman. Philologie I I 1060. Dagegen bilden eine genaue Analogie zu crimbidi und cambara die a. a. 0. genannten alb. shkumbe (neben sh~·ume) aus neapol. ikum~, alb. pende aus lat. pmna; vgl. ital. b,mdire „verbannen", bm,dito eig. ,,Verbannter" : frz. bannir aus d. bannen. An der genannten Stelle des roman. Grundrisses werden die alb. Fälle als „umgekehrte Sprechformen" gewertet: diese offenbar richtige Deutung kann aber auch fUr crimbldi und cambara gelten. Wo der Wandel mb > mm, nd > nn Geltung hat, kann in mb statt mm, nd statt nn lediglich falsche Restitution vorliegen. So erklären sich auch Schreibungen bzw. Aussprachen wie „Eigentumb, Heiltu(o)mb, koumb" u.ä. im ältern Nhd. als „Gegenzug zu der Assimilation des b an vorangehendes m", wie Wilmanns sagt (Deutsche Grammatik I' 198);

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III. Griechisches

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vgl. umb um(m), tumb> dumm usw. Jene Schreibungen sind falsche Wiederherstellungen wie lat. admmtum statt ammmtwnt eine falsche Rekomposition. Eine anscheinend vollständige Parallele zu griech. lulfJula : iyxl'7 st, slav. jl > ja). Das Prinzip ist im Anschluß an Meillet von Sommerfelt, The dialect of Torr Co. Donegal (Vidensskapsselskapets Skrifter II. Hist.-filos. Klasse 1921 Nr. 2, Christiania 1922) 170 kurz und klar formuliert worden: ,,lf two sounds in immediate contact have one or more elements in common, one or more of these elements may be suppressed in order to accentuate the difference between the sounds. The differentiation is thus the result of an inconscious fear of assimilation." Für die Gemination paßt freilich der zweite Satz nicht, aber der erste, falls man „suppressed" durch „changed" ersetzt. Sommerfelt hatte auf seinem besondem Arbeitsgebiet keine Veranlassung, die Geminaten zu berücksichtigen; Meillet hat sie nicht übergangen; er spricht auf S. 26 unter 7° vom „Cas d'une continue double": ,,Les consonnes doubles sont celles dont on fait entendre separement l'implosion et l'explosion ... si l'effort fait pour isoler les deux elements est exagere, il peut y avoir differenciation. Le cas n'est pas tres frequent, mais c'est a cette action, semble -t -il, qu'il faut rapporter le passage espagnol de nn, mm, ll a.nd, md, ld." Es folgen weiter als Beispiele spätgriech. {J{J,nn µ{J, µn (mit der Erklärung: ,,ce curieux changement suppose naturellement une prononciation ou le voile du palais etait, d'une maniere habituelle, mal releve") und idg. tt > iran. usw. st (während ai. ss > ts, ,, > q nicht als phonetische Übergänge anerkannt werden). Der von Meillet behauptete allgemeine Unterschied in der Stelle, an der die Veränderung vor sich geht (bei geminierten Liquiden und Nasalen an der zweiten, bei Verschlußlauten - und Spiranten - an der ersten) wird durch das oben gegebene Material als allgemeine Regel bestätigt. Man darf jedoch diese Zweiteilung

>

) Brugmann, Das Wesen der lautlichen Dissimilationen (Abb. slLcbs. Oea Wiss. XXVII, V. 1909) 143 (Sonderdruck ö) zitiert Meillets Aufsatz in der Reihe der andern, ohne auf Meilleta grundsl.tzlicbe Unterscheidung einzugeben; wohl aber geschieht dies bei HP.rmann, Lautgesetz und Analogie (Abb. Oes. Wiu. Göttingen NF. XXIII 3. 1931) 67; hier wird auch, unter kritischer Betrachtung der zu den gegenslLtzlicb-parallelen Erscheinungen der diseimilation und diff6rentiation nicht stimmenden Terminologie, auf Orammonta Scheidung zwischen dilation und assimilation (Angleichung getrennter bzw. benachbarter Laute) hingewiesen (MSL. XIX 2ö8). 1

(245)

III. Griechisches

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nicht gegen die Erklärung von ,,,, > y,, (oben unter 2) geltend machen; dafür gilt, was Meillet a. a. 0. 17 sagt: ,,Le terme de l'evolution est souvent beaucoup plus eloigne du point de depart que ne le ferait attendre Ja simple differenciation a laquelle est dQ en principe le cbangement". Meillets Unterscheidung zwischen „dissimilation" und „differenciation", deren Konsequenz eine solche zwischen „assimilation" und „adaptation" ist, hat nicht allgemeine Zustimmung gefunden; Meillet selbst hebt hervor (S. 16), daß sich die Vorgänge vom Ergebnis aus oft schwer scheiden lassen. Die überdeutliche Aussprache, die ein Übergang z. B. von U in ld voraussetzt, entspricht wohl eher dem Vorgang der „dissimilation" als dem der „differenciation", und so scheint es auch von Meillets Standpunkt aus gerechtfertigt, in den oben besprochenen Fällen von dissimilatorischer Geminatenauflösung statt von differenzierender zu sprechen. Doch der Zusatz „als Folge von Obersteigerung" soll nicht nur die Verwechslung mit dem, was oben unter 11 „externe Geminatendissimilation" genannt ist, ausschließen; er hat grundsätzliche Bedeutung; handelt es sich doch wenigstens oft nicht um einen spontanen, physiologischen Vorgang, sondern um einen bewußten Willensakt, der allerdings in der Sprachüberlieferung gewöhnlich nur dann kenntlich ist, wenn er über sein Ziel hinausschießt, oder wenn, um ein anderes Bild zu brauchen, der allzu straff gespannte Bogen bricht. 14-. Für den wichtigsten der oben besprochenen Fälle, den Übergang von Geminate in Nasal+ Konsonant, hat, wie ich zu guter Letzt noch sehe, Schuchardt (s. oben S. 282 Fußnote 6) eine allgemeine Theorie gegeben (S. 72): ,,Der die Media kennzeichnende Blählaut kann durch einen Nasal ersetzt werden, besonders wenn er gedehnt, aber auch wenn er einfach ist; ebenso die er1:1te Hälfte der gedoppelten Tenuis, die Implosion, wobei es sich genau genommen um die Ausfüllung einer Lücke handelt. Die Übergänge ,,bba > mnha, aba > amba, appa (,,'pa) > ampa 1) nehmen in ihrer Folge an Wahrdcheinlichkeit ab. Ob sie überhaupt selbständig vorkommen oder etwa nur im Zusammenhang mit andern Antrieben zur Nasalierung, das kann erst die Untersuchung der einzelnen Fälle entscheiden." Schuchardt hat iedoch die ohne Belege und zweifelnd vorgetragene theoretische Möglichkeit nur spärlich fUr seine besonders an slavischem, aber auch an grie') Mao wird es nicht tadeln, daß Schuchardts { dorch das gewöhnliche

>

enet.at ist; dies ist auch nur erwlhnt, weil Sehnchardt 1olch persönliche Big11n-

heiten -

gewiß nicht an• Pedanterie -

nicht gleichgilr.ig waren.

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Dissimilatorische Geminatenauflösung

chischem und romanischem Material geübte Praxis herangezogen; nur fu1·sloven. zletnprha „Falltür" aus mhd. slegP.brückegibt er eine Vorstufe mitpp (aus gb) statt mp zu (S. 81); dabei ist interessant, daß die dem Slav. fremde Geminata durch eine der Sprache ebenfalls nicht sehr geläufige, aber doch nicht völlig ungewohnte Lautve1·hi:,dung ersetzt ist. Ehenfall~ nur als theoretische Möglichkeit erscheint weiterhin in Schuchardts Besprechung der griech. Fälle der Übergang von at-ta > a'-tn > an-ta (S. 86). So ist es begreiflich, daß diese Möglichkeiten kaum Beachtung gefunden haben. Um so weniger, als Schuchardt die von Andern als Analogie dafür herangezogenen kalabrischen Fälle (s. oben unter 9. 11) anders erklärt (S. 88f., vorab miniere aus Einfluß des anlautenden Nasals). Di~ weiter oben dargelegten Beweisstücke dürften gezeigt haben, daß die Erscheinung nicht auf die Fälle mit Ersatz des Anfangs der Geminata durch Nasal beschränkt ist und bedeutend häufiger auftritt, als Meillet und Schuchardt anzunehmen geneigt waren; wer meinen frühem Ausführungen zustimmt, wird auch im klaren sein wenigstens über einen der von Scbuchardt poAtulierten besondem „Antriebe" der dissimilatorischen Geminatenauflösung. 16. Nachlese. In der Zeit zwischen Einlieferung des Manuskripts und der Drucklegung ergaben sich noch einige zum Teil sehr wichtige Ergänzungen, die im Folgenden in der Reihenfolge des vorhergehenden Haupttextes zusammengestellt sind, da eine Einschiebung in diesen öfter nicht nur typographische Schwierigkeiten verursacht hätte. - Zu S. 222f. Unwahrscheinlich läßt G. Meyer, SBer. Wien, phil.-hist. Klasse 132, 12 S. 10 ly,,o,a zu 1,,,,,,0,agetreten sein nach dem Verhältnis d,,,o,a : dy,,,o,a. - Zu S. 227f. vgl. aksl. (Ps. 118, 127) toponbdzil fur -iond~,o,, ,,Topas" Diels, Altkirchenslav. Grammatik I § 6 Anm. 39 (S. 47), das nach Diels auf eine griech. Aussprache nclz deutet. - Zum griech. Material S. 23lf. P-iniges neue bei Lademann, De titulis Atticis ... Kirchhain 1916 (Diss. Basel) S. l 19 zu Meisterhans n. 717, meist Fälle mit Nasalinfiltration (:4'9-t)'llwnoslla'llo'lldlxa = ~a'llod., re(fUr -(J/Jgressiv :4lx11vo·navos '9-,aowvr nj (ehd.) gibt vielleicht eine Parallele her für got.nordgerm. ddj bzw. ggj für jj, ggw fUr ww (unter Annahme der Entwicklung jj > dj > ddj bzw. (g)gj, ww > (g)gw). Daß der Geminatenersatz nicht immer auf die nächstliegende Weise erfolgt, zeigt auch sskr. adbhis statt * abbh-, zu 11,p-,,Wasser" (bei Graur a. a. 0. 87). Vor Torschluß. In der Parallelisierung der Fälle wie tsak. 11d für dd, tsak. unterit. mb für {J{J,mi, unterit. mb für µµ bin ich, wie sich im Verlaufe einer zunächst Anderes betreffenden Korrespondenz ergab, im wesentlichen in erfreulicher Weise zusammengetroffen mit Prof. Hubert Pernot (Paris), der die genannten und andere Erscheinungen (tsak. nd für yd, -engu fttr -n,y"',-ndza für -x,a --na) demnächst in seiner Introduction a.

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531

532

III. Griechisches

l'etude du dialecte tsakonien unter einen einheitlichen Gesichtspunkt stellen wird. Herr Pernot hatte (Dez. 1982) die große Liebenswürdigkeit, mir § 8 (Autres consonnes implosh-es) seines unmittelbar vor der Drucklegung stehenden Manuskriptes zugänglich zu machen; ich weise hiermit die Leser meines Aufsatzes zur Ergänzung und auch Kritik desselben ausdrücklich auf die genannte Stelle hin. Es ergab sich daraus auch, daß schon Morosi, Studi sui dialetti greci della Terra d'Otranto. Lecce 1870, 108f. mb für {J{J,nn durch Dissimilation erklärt hat.

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Zur griechischen Etymologie

Zur griechischen Etymologie. 1. drau6c. W. Schulze Quaest. epp. 64 erklärt, daß die nicht selten ausgesprochene Auffassung von drau6c als •ciraF6c mit 'vokalisiertem• F schon deshalb unmöglich sei, weil die vorletzte Silbe des Wortes stets gedehnt erscheine, eine Beständigkeit, die sich in Fällen wie duara1 (Pindar), ciuE1p6µeva1 (Alk:man), lrxeue (Alkaios) nicht finde; er selbst deutet drau6c aus •araFc6c, einer Bildung, die sich, abgesehen vom Unterschied in der Ablautsstufe des Suffixes, zu einem alten Neutr. •c!ra-Foc verhalte wie ai. zu tamaa-. Schulzes Einwand erscheint um so berechtigter, als es sich nicht etwa nur um ein dwaE oder bk ).er6µevov handelt; drau6c tritt an nahezu 50 Stellen der homerischen Gedichte aui Es hat aber damit eine eigene Bewandtnis. Wer das Materialnach Gehrings Index zusammenstellt, erhält von selbst zwei Gruppen.

tamas-a-

I. A 534 oi l, µirav wep l6VTa Kai fq>81µovKai drau6v =- E 625 Q 261 Arilcpo~6vtE Kai ·1TfTt68oov Kai A'iov drau6v r 268 &v b' 'Obuceuc wo).uµrrnc · dtdp iaipuKECdrauol (der gleiche Versschluß 8 418)

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III. Griechisches

H 386 ~VWTEl Tlp(aµ6cTEKai ällo1 TpÜJEcdr~o( (der gleiche Versschlui K 563 TT103) T 281 1mtouc b'elc drnl'lv lA.acav8epci1roVTec dT!!!;!Ol p 209 Eüpuµax' ~bi Kat äll01 6co1 µVl')CTf\pec drauo( (der gleiche Vel'SSchluß b 681 E 190 c 99 cp 174. 232) Z: 55 tc pouA{iv,1va µ1v KciAeov 4>a(l')KEC dr!!!;!oi(der gleiche Versschluß v 120. 320) drauol T 71 aitpa Ta T' tv Vl')trAacpupij1roµTrf\ec ß 247 ba1vuµtvoucKata bwµa tov µVl')CTf\pac drauouc (der gleicheVersschluß p325 T488.496 cp58.213 xl 71 tp63) v 272 aÜT(K' trwvtm vf\a KIWV 4>o(VlKaC drauouc :r 42 Kat MdiTI')Kat "la1pa Kat 1\µcp1861') Kai 1'ra~

n E 277 KapTEp68uµE batcppovdr~oO Tubfoc utt E 649 civtpoc dcppabir,1avdrauoO AaoµtboVToc(der gleiche V el'SSchlußZ 23) K 392 6c µ01 Tll')Aeiwvoc drauoO µwvuxac 1ffffouc A 1 'Hwc b'tK Aextwv 1rap' dr~oO T18wvoio= e 1 M 117 lrxe1 'lboµEvf\ocdrauoO ~EuKaAibao _ 501 ebttµevai µ01 TpwEc dr~oO 'IA1ovf\oc 0 446 TTouAubciµavToc baipov dT~oO TTav8oibao P 284 wc utoc Tdaµlilvoc drauoO cpaib1µocAfac P 557 lccETa1d K' 1\xiA11oc drauoO mcrov ba'ipov :r 16 t6cppa ol tTTU8Ev~8Ev dr~oO Ntcropoc ut6c 4> 579 wc 1\VT{ivopoc uloc drauoO bioc 1\Tfivwp ß 308 tc TTuAov~Ta8El')V µET'dr~oo ffaTpoc dKou{iv A 492 all' c!TEµ01 ToO1ra1bocdrauoO µ08ov tvic1rec (der gleiche A 213 ij Ti µ01 efbwAovt6b' drauri TTepcecp6vE1a Versschluß A 226. 635) o 229 Nl')Ua TE µera8uµov drau6taTov Z:w6VTWv. Man sieht, das Wort, das beinahe nur als Epitheton omans erscheint (in freierem Gebrauche nur ~ 534 = E 625 und o 229) ist zudem auf bestimmte Stellen des Verses beecluinkt: -aubildet entweder die Arsis des 6. oder die Arsis des 4. Nes (und zwar überall außer o 229 bei bukolischer Dilrese}. Bei der Menge der Beispiele fällt es schwer, an einen Zufall 1u glauben. Daß der 6. Fuß des Hexameters ein rnxoc µEfoupoc sein kann, dessen Arsis durch eine etymologische Kiirze gebildet wird, zeigt W. Schulze Qoaest. epp. 430ff., vgl. auch meine .Ausführungen über KOVil') IF. 10, 204ff., wozu Weiteres bei

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Zur griechischen Etymologie

Bechtel Vocalcontraction 81.101.184. Daß die Arsis des -i.Fußes, die Arsis vor der bukolischen Diärese, ähnliche Freiheiten zeigt, ist der Grundgedanke des ersten Kapitels von Solmsens Untersuchungen zur griech. Laut- tmd Verslehre (vgl. auch Sommer Glotta 1, 201 ff.). Bestehen die eben mitgeteilten Anschauungen zu recht, hindert nichts, dyau6c als metrische Form för •ciyaf6c zu fassen; die Bezeichnung der metrischen Dehnung durch u wäre die gleiche wie in aöiaxo1 = d-Fiaxo1 N 41 nach Solmsens Ausführungen Untersuchungen 171 (wenn aöfaxo1 als Oompositum nur auf eine Zeit deutet, die F im Anlaut noch sprach, so bewiese drau6c für inlautendes F). Eine besondere Bemerkung verlangen noch die Fälle unter II. An allen Stellen mit Ausnahme der vier letzten erscheint der Genetiv drauo0, der sich nach bekannter Analogie überall durch *drau6o ersetzen läßt (vgl. K. Reichelt KZ. 43, 7lff.). Diese Annahme böte den Vorteil, daß die Dehnung eines *draF6o zu •araFF6o, *drau6o, einer Wortform also, die aus vier Kürzen besteht, zahlreiche Parallelen hätte ; drauft ließe sich dann leicht als jüngere Nachbildung zu dem bereits festeingewurzelten *drau6o arauoi (am Versende) auffassen, eine Annahme die für drau6tatoc notwendig ist, falls man von ursprünglichem •araF6c ausgeht: von diesem wäre ja *drafwtatoc zu erwarten. Da es sich an den vier Stellen der Odyssee mit arauft und drau6tatoc sicher nicht um sehr alte Partien des Epos handelt, stünde dieser Auffassung nichts im Wege. Aber anderseits wäre auch Dehnung der Wortformen *draFft und *draFo0 nicht ohne Beispiele (vgl. 0Ao1ftfür oAoft u.ä. bei Solmsen Untersuchungen 114). Noch vor einigen Jahren wären diese Darlegungen weitgehender Zustimmung sicher gewesen. Seitdem hat aber Bolling Am. Joum. of Phil. 28 (1907), 401 ff. gezeigt, daß Wörter und Wortgruppen der Form v-vv beinahe regelmäßig vor der bukolischen Diärese stehen, und auch Solmsen, den Bolling bekämpft, gibt Rh. Mus. 66, 141 Anm. 1 zu, daß allein aus der Stellung vor der bukolischen Diärese der Beweis für metrische Dehnung oder durch das Metrum bedingte Umbildung (wie z.B. vt:ftcpatov für •vt:6q>atov) nicht zu führen sei. Bollings Nachweis hat für die gegenwärtige Untersuchung die Folge, daß der eingenommene Standpunkt um nichts sicherer wird, wenn mit einer Form *drau6o (*draF6o) operiert wird;

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535

536

III. Griechisches

es ergeben sich aber dabei noch weitere Konsequenzen. F.s ist längst beobachtet, daß am Ende des Hexameters mit Vorliebe dreisilbige Wörter, also Wörter von der Form v..:.;:;, erscheinen (Bekker, Homer. Blätter 1, 148; Christ, Metrik• 187 f.~ Bollings Untersuchung legt die Frage nahe, an welchen Stellen des Hexameters Wörter von der Form v- o überhaupt auftreten. ergeben folgendes Bild : Die zweisilbigen Formen von TUYti Die Mittelsilbe steht in der Hebung des

2.

8.

2

1 7 13 1

T\IVU\1Cd>V

TUVU\IC6C TUVUilCEC

TUVaiicac T\IVOld TUVUtE(

2

TUvaiica

8')

8 8

7

38

Summe

,.

6.

6 2

2 1 8') 19

6. Fußes 28 10 21 19 11 12

12 123

Prüfen wir eine zusammenhängende Text.stelle, so ergibt sich ein ähnliches Verhältnis. In A endigt mehr als die Hälfte (361 von 611 Versen) auf ein dreisilbiges Wort von der Form v-o. Ein höheres Interesse können die übrigen in Betracht kommenden Füße beanspruchen, über welche die folgende Tabelle Auskunft gibl 8. ,. Die Mittelsilbe steht in der Hebung des 2. 6. Fußes bei Wörtern von der Form

v - -

v-v

Summe

12

46

20

2

1) An einer Stelle mit Elision des -a (8 291). 2) An zwei Stellen mit Elision des -a (f 48 'V 704,). 3) 2 "xaioic .U xapfivwv 71 "xa1lilv (so auch 2-U. 371. SM. ,12) 89 papdac 121 ,robdpx'lc 278 6µ0(11c430 c\ff'l6pwv 667 c\d1tT01c,dazu 661. 668 Polilmc. ') 1 dElbE171 lmµoc 21, ,rl8EC8E8'1 lµdo ,26 (ffElTU676 8EOicl 6(Y1 bdCTlfl, mit Elision 812. 4:78 (1tE1T'600 ,rdpo18' 611 ica8E()b'. 6) 18 8(,yaTpa (so auch 96. 372) 1' µdAtcTa(so auch 374-) 36 dvam 46 lncTol70 l6VTa88 foic1 91 dp1croc96 (bwxEv121 (trEtTa (so auch 172. 887. ,"13. .U9. 6". 661) 14-1 µü.a1vav (so auch 486) 148 ö,r6bpa 168 c\va1blc 162 µ6r11ca 17, lµdo 180 livacCE2-U lip1crov (so auch ,12) 298 lfWTE 808 icEAa1v6v Mt TlvriT«l 863 c5cpEllEV 397 (cp11c8a4:20·oAuJ,LffOV .U2 (,rEµlpEV4-48(CT11cav 632 pa8Eiav650 (icacra 666 icd811co 669 ica8f']cro 676 xoA1f.16v 687 loOcav 699 lvlilpTo 604, lie1bov, dazu mit Elision 636 ica8lZET'637 lboOc' 683 (,raT'. 6) 167 8dAacca 176 µdA1cTa268 ApöavTa 890 dyouc1 4:16 J,Llvuv8a, mit Elision 646 koVT'. 7) 20 ho1va 174: (J,LOlTE,

"°·

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Zur griechischen Etymologie

Kehren wir wieder zu den Formen von drau6c zurfick, so ergibt sich aus der zwar nicht umfassenden, aber doch wohl fttr unsern Zweck ausreichenden Statistik, daß die Formen arauoO, drauf), deren Mittelsilbe die Hebung des 4. Fußes bildet, nur hier oder am Verssohluß et.eben können; aus ihrer Stellung ist also weiter nichts zu schließen. Und auch die am Versschlusse stehenden Formen unterscheiden sich in nichts von Wörtern von der Form v-v, in welchen die Mittelsilbe eine über jeden Zweifel erhabene ursprüngliche Länge enthält. So hätte sich also bestätigt, was anfangs zweifelhaft erschien, ursprünglicher Diphthong in drau6c? Ich möchte diese Frage doch nicht bejahen. Wie erklärt sich, wenn man au als ursprünglich annimmt, die Beschränkung des Wortes auf den 4. und 6. Fuß? Warum brauchten die Dichter Formen wie dyau6c, arauoi nicht auch im 2. oder dann doch im 3. Fuß, in welchem Wörter dieser Form, vom Versschluß abgesehen, am häufigsten auftreten? Dieser Tatsache wird, wie mich bedttnken will, besser die Annahme gerecht, arau6c sei ursprünglich in dieser Messung auf den letzten Fuß beschränkt gewesen und erst von da aus auch ins Versinnere vorgedrungen, aber nicht ttber den 4. Fuß hinaus. Im letzten Fuß ist aber die Möglichkeit der Entstehung aus •araF6c nicht bestritten. Daß araF6c nicht mehr vorkommt, erklärt sich aus der Altertttmlichkeit und Formelhaftigkeit des Wortes genttgend. Daß dyau6c schon bei Homer formelhaft war, zeigt der Gebrauch ohne weiteres. Auch die jiingere epische Poesie isi dafttr beweisend; sie bewahrt auch die homerische Stellung des Wortes (h. Merc. 343 ota T'araccac8a1 Kal dyauou ba(µovoc lpTa, mit Etymologie; h. Cer. 348 drau~v TTepceq,6vE1av;Hes. Th. 246 . . . 7\rau~ 461 . . drauwv Oüpavu.uvwv632 ... T,n,vec arauo( 976 .. 7\ra~v Ka>.>.11raplJOV fr. 4 Rz. .• arauoO t.euKa>.iwvoc).Mit einer Ausnahme freilich, die dadureh charakteristisch ist, daß sich der Dichter das alte Wort zugleich in einer neuen Bedeutung (glänzend, von einer Sache, bei Homer nur von Personen) und in einer im ganzen alten Epos nicht vorkommenden Stellung zu brauchen erlaubt: bwpov arauov lbWKEKal (q,pacE 8kmv ao1b~v h. Mero. 442. 2. KaT' clvT'lCTIV. Daß u 387 KaT'clvTr)rnvzu lesen ist, kann keinem ernsthaften Zweifel unterliegen, wenn auch die Bezeugung nicht sehr

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III. Griechisches

stark ist (Im. Ma, Et. M. 112, 17, acaT'dVTl'JCT{v J, acaTclVTl')ctlv H). · Es spricht jedoch für acaT' clvrricnv auch das davon nur (Apoll graphisch verschiedene, reichlicher bezeugte acatciVTl'JcnV FZ~ In Soph. 96, 31, Eust. 1896, 59. 1897, 23, accrravt(CT11v einer Anzahl von anderen Handschriften fehlt das schließende v: accrr'dvtl')cn D (ex civn- er. D) LW (rp' •c1VTl')cnv• W im.~ accrr'dvrricrl U, KaTaVTl'JCT11 P; hierher auch accrr'clvrric t18EµEVI') J im., wo das schließende -n zu dem im Text folgenden 8Ef,l{VrJ gezogen ist. Diese Gruppe deutet auf eine Lesart accrraVTl'Jcrl, aus der sich vielleicht auch die Oxytonese im H und J erklärt. Gar keine handschriftliche Gewähr hat nach Ludwichs Apparat, dem die eben mitgeteilten Angaben entnommen sind, acat' avTllClV,das nur in der Ausgabe von Micyllus und Camerarins von 1541 steht. Endlich accrr'dmacpu, das die zweite Hand von U als Verbesserung präsentiert, ist gar keine Lesart, sondern eine - übrigens richtige - Glosse, die als solche durch M• Y X geboten wird. Die landläufi~un Hilfsmittel für das homerische Lexikon schlagen den Weg ein, welchec die Korrektur des sechszehnten weist: sie beziehen das aus accrr' Jahrhunderts, acat' dVT1')etV, dVTl')cnv•gegenüber' zu entnehmende Substantiv clVTl')cnC, dem sie die Bedeutung •Begegnung• beilegen, auf dvtav und berufen sich zur Rechtfertignng der Bildung auf KVi\ct1cund µvi\cnc. Es ist aber augenscheinlich, daß dies nicht genügt. acvi\cncgehört zu KVT)8t1v, das freilich arst in hellenistischer Zeit belegt ist, nicht zu acvi\A 639 (vgl. Bechtel Glotta 1, 72 ; W ackernagel Glotta 2, 1), µvi\ct1c enthält das c von µvric8f\va1.Für clvn,mc läßt sich eine Möglichkeit ähnlicher analogischer Beeinflussung wäre denominativen Ursprungs; in denicht absehen. dVT1')CTtc nominative Verbalstämme oder Ableitungen von solchen ist c nur ab und zu einmal unter besonderen Bedingungen eingedrungen; solche sind nachweisbar oder doch zu vermuten namentlich für µVl')et6cµvrJCTTIP µVl')crucvon µvac8at, dem Denominativ zu TUV'l nach Osthoffs bekannter Etymologie (vgl schwzd. wi/» ..sich eine Frau nehmen", das Gegenstück zu mann, ..einen Mann nehmen, siehe darüber zuletzt heiraten von der Frau") und OpXrJCTT)C; Fraenkel, Nom. agentis auf Tl'JPusw. 1, 10. 28ff. (mit Literatur)l). 1) Fraenkel nimmt an, c sei auf das nom. ag. von 6pxetc8a1 von Wörtern aus übertragen, die eine gewisse Bedeutungsverwandtschaft zeigen, wie (homer.) 1taAclteTfic, {theban.) iT1Cov1crdc,die alle Leute bezeichnen,

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Zur griechischen Etymologie

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Die Beziehung von ÜVTT)cnc (für ein zu erwartendes UVTTJClC) auf dvtav ist aber geschichtlich geradezu unmöglich. Bei Homer und im übrigen Epos erscheinen Vorgangsbezeichnungen auf -nc oder -etc nur von primären Verbalstämmen, nie von denominati ven. Wir finden von konsonantischen Stämmen i>411c; l1raAE1cu1raAuE1c q>uEtc;,cvf\cr1cKvcr,c, von einsilbigen vokalischen Stämmen µvf\cttc; µf\nc ~f\c1c1rp6rµ11c1c;ßpwc1c; 1rp6-ßac1ccrac1c q>ar,c (charakteristisch unterschieden von 1rapciq>ac1c(napcpac,c) • 1tp6cpac1c); cvvec1c t1tkxec1c un6cxec1c; ß6c,c b6c1c 1r6ac; tk1c ; cpvc,c xuctc ; dvcinveuc1c; von zweisilbigen vokalischen Stämmen llV11ctc; cdbac1c; ytvec,c vtµec1c und, mit durchgeführtem Präsensstamm, avuc1c. Und daß der gänzliche Mangel von entsprechenden Bildungen von denominativen Verben nicht etwa nur in Stoff oder Stil des Epos begründet ist oder auf Zufall beruht, sondern den damaligen Zustand der Sprache wiedergibt, wird dadurch bewiesen, daß die konkurrierende Bildung auf -ruc gegen denominative Stämme durchaus keine Abneigung zeigt. Wir haben hier dprvc (in dpruw) ypamuc tvruc (in tvruw); tb11ruc l1t11ruc tp11tvc (in tp11ruw) µVl1CTUCj KAtTUCj ßpwruc; chpuvruc; ravucruc, K18ap1crucoaaber auch ~UCTQKTVC; KpeµßaA,acrucj aKOVTICTUC ptCTUCund schließlich auch dyop11ruc ßo11ruc; Ue11rvc. opx11crvc; dAawruc. Eine einwandfreie Deutung scheint sich mir für dVfl1cttc zu ergeben, wenn die bekannte Schwächung des zweiten Kompositionsgliedes, namentlich Fälle wie ai. bMga-tti- Glücksgabe' neben däti- •oabe' herangezogen werden (vgl. z. B. Brugmann Grdr. 1 1, 500f. 2, 1,431. kvGramm. 143; Wackernagel Ai. Gramm. 1 § 7 5 c Anm. 2 § 42 a, mit Literatur; Fraenkel KZ. 42, 244). Und zwar kommt aus dem Griech. hier besonders J. Schmidts Deutung von Uacr1c •aus dem Gewebe hervorstehende Fäden• aus *tE-a(v)-cr-1-c: W z. cra (Kritik 90 Anm.) in Betracht, die 1

die Leibesübungen vornehmen. Nicht erwähnt hat er l>pxricruc, das neben clropriTuc lloriT6c iAETJTUC usw. ebenso aufflllig ist wie l>pxricn')c neben den übrigen von Denominativa ausgehenden nom. ag. auf •TTJC.Sicher besteht zwischen dem c der beiden Bildungen ein Zusammenhang, und ich meine, daß die Annahme, das c sei von l>pxricruc aus auf das nom. ag. übergegangen, ebenso wahrscheinlich, ja noch wahrscheinlicher ist als die umgekehrte. Wir finden unter den Bildungen auf -cTuc Wörter, die zur Sphäre von l>pxEic8a1noch engere Beziehungen aufweisen als die beiden von Fraenkel angeführten nom. ag., nämlich x18ap1cTuc•zitherspiel' B 600 und xpEµ~aA1acTuc „das Klappern mit Kastagnetten, Tanz" hymn. in Ap.162.

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III. Griechisches

Boisacq Dict ~l s. v. m. E. ohne Grund ablehnt 1). Die gleiche Bildung sehe ich in clvt11rnc. Der erste Teil der Zusammensetzung ist der Stamm ciYt11-,in urgrieoh. Lautform aVTd-, zu dem als Akkusativ das homer. Adv. cfYt11vgehört; der Kompositionsvokal -d- (-ri-) stellt die Bildungsweise dar, die bei den ä-Stämmen als die älteste zu gelten hat (vgl. besonders Ttµl')KPClTl'IC, AtKrtKP«it11c usw. bei W. Schulze Quaest. epp. 508 add. zu 24, ferner Solmsen Untersuchungen 22/84; Brogmann Grdr. 1 2, 1, nicht die RtJnrimfnrm urgrieoh. •aVTd-, 81. 90). Daß clYt11CT1C sondern das Adv. *clVTdVselbst enthalte, ist deshalb unwahrscheinlich, weil man annehmen muß, ein urgriech. *aVTavrnc wäre nicht anders als *TvwVT-(woraus TVOVT-)behandelt worden, (vgl. Brugmanns Ansatz *l-µevcf.-T]aus *l-fJJ"lvc[-t] 2. Sing. des sigmatischen Aorists von µtvw griech. Gramm.• 816): es wäre also daraus •aVT..aKT6c) und *T>.a.Koc (*TAaKEoc). Nun fiel auch -K; die Form *f>.awurde, indem sich zwischen dem anlautenden T und ). ein Sekundärvokalentwickelte, *Ta>.a(wozu Gen. *T>.aKT6c~ Indem der Sekundärvokal auch in die obliquen Kasus eingeführt wurde, entst.and ein Paradigma *Ta>.a*Ta>.aKT6c *TaAaKT~ aus welchem durch Verschiebung des Akzentes TciAaTaAaKToc TaAam resultierte. Die wortschlie.ßende Gruppe KTist im historischen Griechisch allerdings vollständig verschwunden, aber es ist doch wahrscheinlich, daß nicht die ganze Gruppe auf einmal, sondern erst T wegfiel. Die Verwendung von -oc zur Erweiterung von Wurzelnomina hat Parallelen ; vgl. ai. tmc- : griech. cciKoccpepEccaKrJC.Daß die Formen mit Kst.att KTnicht unbedingt älter sein müssen, zeigt die neben vuKT-liegende Stammgestalt vux- in vuxa (lv)vux1ocelvcivuxecusw., die "als der Neubildung dringend verdächtig zur Aufstellung indogermanischer t-loser Formen durchaus nicht genügen .. (J. Schmidt Pluralbild. 257) 1). Für die Entwicklung von *TAcizu *Ta>.cikann ich freilich nur im allgemeinen auf die Beispiele für Vokalentfaltung verweisen, die bei G. Meyer, griech. Gramm.11 157 zusammengestellt sind; es leuchtet aber ein, daß sich in dem einsilbigen *T>.amit seiner Folge von drei velaren 4uten sehr leicht ein Sekundärvokal 1) Über lat. tlllicu,, tllliculu, handelt jetzt ausführlich Ehrlich Zur indogermanischen Sprachgeschichte. Osterprogramm des altslldtischen Gymnasiums zu Königsberg 1910 S. 66-68, nach dem beide Adjektiv& (das erstere in der aus der glossographischen Überliererung sich ergebenden [nicht Form delictu,) zu tlelinquwe gehören. Ebd. 69 auch Ober yAczKIÜVTEC yAaKwvec]. µec-rol ydAaKToc. Hes. und yAC1K1Cöv · yaAcz8rivöv Hes. Die von Ehrlich vertretene Trennung von yc:0.aund lac leuchtet mir jedoch nicht. ein ... Daß ein Substantiv für die 'Milch• mit dem Verbalstamm für 'melken• etymologisch zusammengehöre, ist eine an sich höchst naheliegende Annahme„ (Ehrlich S. M), gewiß; daß sie aber nicht unter allen Umstlnden nötig ist, zeigen Ausdrücke CürMilch wie ai. tladAi (saure Milch), pdya(Sart, Milch), ahd. biod (Biesbnilch); nrrz. steht neben dem Sahst. lail das Verb lraire.

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Zur griechischen Etymologie

einstellen konnte. Gegen die angenommene Akzentverschiebung (.,.aAaKT6czu Tci>.aKToc) scheint schließlich TUVrt 'fUVUlK6c usw. zu sprechen. Doch ist dabei der Unterschied im Geschlecht zu beachten ; Tci>.aTa~aKTocfand eine Stütze an den verbreiteten neutralen Typen auf -ap-atoc -µa-µatoc. Daß Tci>.ain der Tat an diese Typen sich anlehnte, mag die freilich nur von Grammatikern überlieferte Deklination Tci>.aTci>.aToczeigen (vgl Kühner-Blass I 456), die durch neugriech. Tci>.aT.a 'Gerät, Handwerkszeug, Takelwerk, Rüstung•, lat. arma 'Gerätschaften, Rüstzeug, Waffen•, deutsch 'Rüstung· (zu rüsten, zurüsten') sei erinnert. 1) Hauptsllchlich in dieser im Epos spllrlich nrtretenen Bedeutung lebt das Wort in der nachepischen Poesie fort: xaAKiom iv bTEct Pind. 01. IV 36, aber (vTEa vaoc Nem. IV 116, lvTEa rmrua, poua, Geschirr für Pferde, Rinder 01. XIll 127 Pylh. IV 4'18, lVTY'Iblcppou, Wagengeschirr Asch. Pers. 19(., tv lvTECtvaö~wv Pind. 01. VII 21, wofUr nur cuv lvTEct Pyth. XII 86. In beiden Bedeutungen fi x(eap1v 'i T6Ea, /\uxwpioc MEII Cl>o(pouKallimachos in Apoll. 19.

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Zur griechischen Etymologie

Weiter möchte ich auch lvapa in diesen Zusammenhang einreihen, das schon Curtius Verb 2 1 14 mit ai ved. sdnara"Gewinn, Beute• (von Wz. san) und Prellwitz Et. Wb. 1 142 mit ai. ,an "gewinnen•, ,ana-s 'Erwerbung• Wz. seno "vollende, gewinne•, dwµ1 verglichen haben 1). Doch möchte ich nicht von der im Griechischen nicht bezeugten Bedeutung 'gewinnen, erbeuten• ausgeben, sondern für lvapa die gleiche Bedeutungsentwicklung wie für lvTEa TEVXEausw. annehmen; nur ist sie bei lvapa bereits so weit vorgeschritten, daß uns von der älteren Bedeutung keine Spur mehr geblieben ist; außerdem ist lvapa auf die dem erschlagenen Feinde abgenommene Rüstung spezialisiert, in welcher Bedeutung übrigens - okkasionell - auch lVTEa,TEvxea erscheinen. Morphologisch ist lvapa nach meiner .Auffassung eine Bildung wie «nKap, atvap usw., die aber in die o-Flexion übergeführt wurde wie z.B. ä>.tupa (: «neFap). Daß lvapa schon früh der kriegerischen Sphäre angehörte, zeigen die zugehörigen .Ableitungen: tvaplZw, arr-,tEtvapiZ:w, tvaipw. Die naheliegende Annahme, tvapiZ:w sei erst durch Weglassung der Präverbien aus arr-,tEevapiZ:wentstanden, ist unnötig, da nach den .Ausführungen von Skutsch Glotta 3, 202 f. "'das einfache denominative Verb von vornherein privativen Sinn haben kann... Daß neben tva(pw kein •arr-, *tEtvaipw erscheint, könnte freilich Zufall sein, da bei tvaipw die ältere Bedeutung "die Waffen ausziehen• völlig der jüngeren •erschlagen, töten• gewichen ist (daher auch KaTEvfiparoxa>.Kq,>. 519 nach KaTEKTa). Dagegen zeigt diese semasiologische Präzession, daß tvaipw die ältere Bildung ist, die erst, als der Zusammenhang mit dem Grundwort gelockert war, durch das durchsichtigere tvaplZ:w ersetzt wurde. Das Verhältnis von tvaipw zu *lvap (lvapa) ist nicht ohne Parallelen. Zuerst sei TEKµaipoµatneben TEKµwpTEKµap genannt. Es scheint mir weiter, daß nach diesen Analogien sich auch die Bildungsweise von zwei anderen homerischen Verben aufhellt, die noch für Debrunner IF. 21, 202 morphologisch nicht durchsichtig waren: t>.eaipwund O.tcpalpoµat. Hier nur so viel, daß diese beiden Verba meiner Ansicht nach Denominativa sind zu verlorenen neutralen Substantiven *l>.efap (neben l>.efoc), *l>.ecpap (zu einem •t>.tcpw,vgl. 6>.ocpunocFick' 2, 552. Prellwitz 1 138). 1) Ganz andersund mir nicht wahrscheinlich Pedersen Vgl. Gramm. der kelt. Sprachen t, 178, dem Boisacq a. L 0. 2f9 folgt (su ir. iflGr 'Leibrock" aflGrl 'Hemd').

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III. Griechisches 5. tcei;c.

tc8lw.

1. Von den zwei Erklärungen der Bildung von ttonic, die Brugmann Grdr. 1 2, 1, 452 als möglich anführt, dünkt mich die zweite, daß nämlich ttonic aus *n'OTO-TdTentstanden sei, wahrscheinlicher als die erste, nach der 1\'0TflC älteres •ffoTd ersetzt. 1\'0TflC ist dann genau, ,vas man in der deutschen Schweiz "Tranksame' nennt; das zugrunde liegende •tranksam' ist der Bedeutung nach das griech. 1\'0t6c. Die gleiche Bildung möchte ich in tceric vermuten, das in der jüngsten Skizze der Geschichte des Wortes als morphologisch unklar bezeichnet wird (Fraenke~ Nom. ag. 1, 106). Von einem *Fecr6c (: lvvuµ1) konnte ein *Fecro-tdT- "Kleidsame', Kleidung gebildet und, analog 1\'0TflCaus *n'OTotat-, haplologisch gekürzt werden. Es ergibt sich dabei freilich eine Form ..=ecTIJT-, •krrit-, für die man sich nicht etwa auf das von Solmsen, Beiträge 1, 192 besprochene u1\'oecn;c (Cod. ~crric) · xm.uv Hes. berufen darf. Die Annahme, ein •tcn;c sei durch Metathese der Aspiration zu dem bekannten tc8')c geworden, hat nichts fttr sich, ist geradezu ausgeschlossen, wenn der Zusammenhang mit lvvuµ, noch lebendig empfunden wurde. Dagegen geben (c8oc tc8eiv (vgl. über diese Wörter Fraenkel a. a. 0. 106f.) eine Möglichkeit der Erklärung an die Hand: *lCT')c wurde durch Anlehnung an das synonyme (c8oc zu *lc8')c und verlor dann regelrecht die Aspiration des Anlauts. · 2. tce{w braucht nicht, wie Brugmann Griech. Gramm. 1 298 zweifelnd annimmt, den Bildungstypus von lit smlrdinw, slav. amndima darzustellen. Entsprechend der eben gegebenen Erklärung von tcei;c möchte ich tce{w als das Ergebnis einer Kontamination betrachten, aus dem überlieferten (c8w und einem vorauszusetzenden •tcnw (zu dem, wie Fraenkel a. a. 0. 4 7 darlegt, in Vi\cnc enthaltenen Verbalsubstantiv *(cttC "das Essen• gebildet wie µrirloµa, µ11viwb11ploµa1zu µf\nc µf\vtC bf\ptC, vgl. Brugmann a. a. 0. 305 § 366).

6. 1\'a{w :[(1\'atea = 1\'auw :] (1\'auca und Verwandte. Kypr. 1\'aF(w auf dem von R. Meister (Abb. d. säcbs. Gesellschaft der Wissensch. phil.- hisl Kl. 27, Nr. 9) behandelten Ostrakon aus dem Heiligtum des Zeus Epikoinios im kyprischen Salamis an der Stelle txepwc b~ 1\'upl 1\'affw "die Feinde aber schlage ich mit dem Blitz.. (nach Meist.ers Lesung und Deutung

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Zur griechischen Etymologie S. 7 f. = 309 f.) zeigt, daß es nicht mehr angeht, naiw am •naicw zurückzuführen (so L. :Meyer Handb. 2, 472; Sommer Griech. Lautstudien 78; Prellwitz• 348), sondern daß, wie schon :Meister S. 18 = 320 bemerkt, die etymologische Identität mit lat. pavio zurecht besteht Zu lat. pavio stellt jedoch Prellwitz 1 354, allerdings mit Fragezeigen, schon das griech. nauw. Hat also diese Etymologie der Gleichung kypr. nafiw = lat. j,avio das Feld zu räumen? Ich glaube dies nicht, sondern bin der Ansicht, daß beide Etymologien zurecht bestehen. Unklar ist dabei aber zunächst das morphologische Verhältnis zwischen naiw und nauw. Wie ich mir die Lösung denke, habe ich in der Überschrift dieses Artikels angedeutet. Es gab einmal ein einheitliches Paradigma naiw (nafiw) : lnauca, das später in zwei getrennte Verba auseinanderfiel. Zu naiw entstand ein neuer Aorist (lnatca), zu lnauca ein neues Präsens (1tauw). Die Erklärung für diesen Vorgang bietet die Bedeutungsentwicklung. Daß eine Bedeutung 'aufhören machen• auf eine ältere sinnlichere zurückgebt, ist ohne weiteres anzunehmen ; dieser Forderung wird eben die Verbindung von 1tauw mit 1taiw gerecht 1taiw hat die ältere Bedeutung "schlagen•, die auch das Lateinische in pavio bietet, bewahrt, 1tauw zeigt eine Bedeutung, deren Entstehung aus 'schlagen• sich leicht begreift. Es wird dabei auch der Genetiv bei nauw verständlich: nauw nva Ttvoc bedeutete einmal 'ich schlage einen von etwas weg•; sobald das Etwas ein Vorgang ist, ist die neue Bedeutung da. Es bestätigt sich also die ablati vische Auffassung des Genetivs bei 1tauw, nauoµa1 (Delbrück Grdr. 3, 203). Daß Homer nur 1tauw, nauoµat, nicht aber 1talw kennt, muß besondere, vielleicht nicht rein sprachliche Gründe haben. Daß das Verb in homerischer Zeit vorhanden war, wird im Hinblick auf die Tatsache, daß es bei Herodot und im Attischen, auf Thasos und in Thessalien (Fick-Bechtel Griech. Personennamen 228) wie auch auf Kypros erscheint - und hier sicherlich ist an Entlehnung nicht zu denken - doch höchst wahrscheinlich. Semasiologischoder besser sachlich würden zu naF 'schlagen' sehr gut ""'µa als *'Schlag• und 1T11P6c als ••geschlagen' passen, :vgl. dazu die ~usführungen von Havers IF. 25, 375ff. 28, 190ff. 1-:z. 43, 225 ff. über die Bedeutsamkeit des "Schlagens'); formell lit~e eine Ablautform mit langem Vokal und Schwund des wurzelscnlie.ßenden t' vor. Doch verlangen die lautlichen Verhältnisse

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III. Griechisches von ffl\µa und m1p6c entweder völlige Trennung von traf oder Ausdehnung der Verwandtschaft nur auf eines der beiden Wörter, wobei 1t'1p6c wohl vor ffl\µa in Frage käme ; ffl\µa hat auch im Dorischen 'I und neben 1Tl)p6cstehen im :A,.eolischenund Kretischen Formen mit a: kretisch 1tapw8tv GSDL 4998, 8, worauf Prellwit.z 1 367 hinweist, und 1täpoc n. bei Alkaeos (Hdn. I 392, 10. II 941, 15 Ltz). Zuversichtlicher möchte ich dagegenan die Sippe von 1taF ein Wort anknüpfen, das als Göttername höhere Bedeutung hat: 1Ta1nwv,das weder bei L. Meyer Handb. 2,473 noch bei Prellwitz 1 348 erklärt ist, um nur die letzten zusammenfassenden Werke zu nennen 1). Mit Prellwitz betrachte ich 1Tauxv-ävoc(so auch in Ableitungen) als dorische Form, die aber auch ins Attische und damit in die spätere Sprache eingedrungen ist; 1ta1nwv ist ionisch, echt attisch 1Ta1wv1Ta1wvoc (eigentlich *1ta1wv1ta1wvoc, mit akzentueller Ausgleichung nach den andern auf -wv-wvoc wie XElf.lWY ~Elµwv); als urgriechische Form des Wortausgangs ist also -aFwv anzusetzen. Weiter halte ich es für au1Jg0macht, daß die sachliche und die persönliche Bedeutung des Wortes zusammengehören, und zwar gehört die persönliche Bedeutung (Götterarzt, Arzt) an die Spitze, die sachliche (Lobgesang) ist aus der persönlichen abgeleitet : 1Ta1nwv ist ein Lied, dessen wichtigsten Bestandteil der Anfang lit 1ta1nwv bildet; vgl. Tedeum und besonders IT11Ta1nwv h. in Apoll. 500. 517 für das Loblied auf den Gott, der ebd. Vs. 272 'IT11tat~v geheißen hal Nach den Ausführungen von Havers IF. 25, 348f., die ich zu vergleichen bitte, wird bei Naturvölkern und wahrscheinlich auch bei den Griechen Krankheit nicht nur durch einen Schlag verursacht, sondern auch durch einen Schlag geheilt". leb fasse demnach den TTa1nwvals den "Scbliger', als .. den der durch seinen Zauberschlag Krankheiten heilt". Morphologisch sehe ich in 1ta1aFov- ein Gebilde wie atl d1taTEWY -wvoc "Verführer, Betrüger' neben aTTaTr) (vgl. auch Brugmann Grdr. 1 2, 1, 322). 1ta1aov- geht also zunächst auf ein Substantiv *1TaiFa oder •nafla zurück, das zu der oben behandelten Sippe von 00

1) Fick-Bechtel Griech. Personennamen '60 stellen TTau'lwvmit Fragezeichen zu (µ,raioc 'kundig', eine Bedeutung, die einen zu allgemeinen Sinn gibt, um befriedigen zu können. Die weitere Vermutung der beiden Gelehrten, daß der Vollname in •lri1rau'}wverhalten sein könnte, das als 11eilkundfreund' zu ertliren wlre, hat nichts mr sich, da es doch geraten erscheint, in 'tri- die als solche bezeugte Interjektion zu sehen.

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Zur griechischen Etymologie

,rafw ffllUW gehört. Die Kontraktion in att. ,rmwv gegenüber a,rarewv erklärt sich wie in cU,wc Eöpo,wv u.ä. neben paclAtwc, -iwv (Brogmann Oriech. Gramm. 1 63). 7. Ta>.ac. Daß Ta>.ac (schon bei Homer: Voc. T.avc 327 T 68) zu T>.flva,T.apocusw. gehört, ist altbekannt und unbezweifelt; solange jedoch die Bildung des Wortes unerklärt ist, ist die Aufgabe der Etymologie nicht vollständig gelöst. Es scheint ja klar zu sein, daß Ta>.av-sich in Ta>.a-v- zerlegt: doch kennt weder das Griechische noch die verwandten Sprachen ein stammbildendes -n-. Brogmann Grdr. 1 2, 1, 256 st.ellt ai. malina-s, •schmutzig, dunkelfarbig, schwarz', griech. µt>.ac -avoc •schwarz', bret. ffl8um 'croceus•, lett. ,,..Zns •schwarz' zusammen nnd bemerkt in der Fußnote zu griech. µt>.ac: .. vermutlich für *µt>.avoc nach dem F. µt>.a1va (vgl. ai. F. malini neben malinä, d,juni zu arjuna-s und die Feminina wie hari1,li usw. S. 215). Der ursprüngliche o-Stamm noch in µe>.av6-xpooc". µe>.av6-xpooc bildet freilich kein untrügliches Zeugnis für einen ursprünglichen o-Stamm; es kann in µe>.av6-xpoecN 589 µe>.av6-xpooc (Nom. Sing.) T 246 gegenüber µe>.av-bETaO 713 Me>.aµ-1toboc o 225 µe>.ar-xpon;c 'IT 17 5 eine ält.ere Bildungsweise vorliegen ; die homerischen Formen mit -o- können aber ebensogut Vorlänfer der späteren oFormen bilden, die nicht für einen ursprünglichen o-Stamm beweisen, sondern lediglich das bekannte Vordringen des Kompositionsvokals o bezeugen. Die nachhomeri'RCheSprache zeigt allerdings in den Komposita mit µt>.ac als erstem Glied den konsonantischen Stamm etwas häufiger als den vokalischen - in beiden Fällen handelt es sich übrigens oft um dichterische und spät bezeugte Zusammensetzungen - : vor Guttural in µe>.ayya1oc (usw.), •l'l.llOC,-Kaprroc, -KEpwc, ·KEu8nc, -KOl1TOC, -Koµoc, -Kopoc, -Kopcoc, ·KOpucpoc,-Kpalpa, -Kpav1c, -Kpnbeµvoc, -Kpnmc, -KPOKOC, -Kwrroc, -xafTl')c,-x1µoc, -xiTwv, -x>.aivoc, -x>.wpoc,-xo>.oc, -xpnc, -xpoc, -xpwc, -xu>.oc; vor Labial in µe>.aµ -paenc, -Pacp'1c, -p,oc, -pooc, p6pe,oc, -ppoToc, -pw>.oc, -,ral'llc, -,reboc, -,re,r>.oc, -,rba>.oc, -1TETpoc, -,r6pcpupoc, -mepoc, -1TOyoc,-,rupov(-oc), -cpa11c, -cp6poc, -cpulloc, -cpwvoc, -q,11cpac;vor Dental in µe>.av-be,poc, -Mvr,c,-b6Koc, -bpuov(-oc), -bpoc, -8ta, -8p1E, -Tpal'llc, vereinzelt vor p in µe>.app,voc und •sogar vor Z: in µe>.av..Z:ocpoc, -Z:wvoc

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III. Griechisches

und vor c1t,CT in µuav-c1tEpµov,-cTEpvoc.Auf der andern Seite finden wir aber auch µE>.avo-als erst.es Kompositionsglied in einer stattlichen Anzahl von Fällen an den gleichen Stellen wie µE>.av-:vor Guttural in µE>.av6-rpaµµoc,-Kapb10c,-Ko>.1toc, -K6µ1')C, -Koµoc,-Kw>.oc,-x>.wpoc,-xpwc, vor Labial in µuavo-1t>.6Kaµoc, -1to16c,-1touc, -rrTEpoc,-mepuE, -cpa,oc,-q,A.E'fl, -q,6poc, -q,u>.>.oc; vor Dental in µe>.avo-btpµaTOc, -boxEiov,-boxov, -8p1E,-TEIXTIC, vor p in µe>.avo-ppaßbwToc, -pp1Z:oc,vor Z in µE>.av6-ZuE,vor CT in µe>.av6-crepvoc,-cTEpcpoc, -cTtKToc,-CTo>.oc,a1188chlieilich vor einfachem c in µE>.av6-capKoc, -cupµaioc,vor Nasal in µe>.av6µa>.>.oc,-vnueiµwv, -vEcpnc;einmal vor Vokal: µe>.avoabnc;das Eigenschaftsabstraktum lautet µE>.av6111c; zum o-Typus stellt sich auch µE>.avri-q,6poc. Die Rpätere Sprache kennt aber sogar eine Form µE>.avoc-ri -ov ffir µt>.ac, die vielleicht mit der Kompositionsform µE>.avo-zusammenhängt: schon Strabe 16 p. 772 hat einen Superlativ µe>.avwTaTocund nennt 12 p. 576 ein Vorgebirge Mt>.avocauf Kyzikos; andere Zeugnisse für µi>.avoc und µEA.av6c gibt Lobeck Paralip. 139; die Form µEA.av6c (neben µt>.ac) braucht die neugriechische Schriftsprache (für vulgäres µaOpoc). Daß in µe>.avocnichts Altes sich erhalten hat, dafür spricht das unzweifelhaft auf dem F. µt>.mvaberuhende µE>.a,v6c, das Lobeck a. a. 0. aus Hippokrates Oaleo, Hesych Anth. Pal. 11, 68 [µe>.a,voTciTac (Tpixac)]zitiert. Wenn also auch der vorgriechische o-Stamm im Griechischen nirgends mehr sicher zutage tritt, ist Brugmanns Erklärung von µUac nicht weniger wahrscheinlich; sie hat durch die vorangegangene Untersuchung insofern eine neue Stütze erhalten, als in der Entwicklung von µE>.a,v6caus µO.a,va ein Fall aufgezeigt worden ist, in welchem sich beim gleichen Wort prinzipiell genau der gleiche Vorgang abgespielt hat, wenn auch das Ergebnis etwas verschieden ist 1). 1) Eine neugriechische Parallele ist ~u81ocnach ~a81d (aua jla&Eia)i got. hirtujöa beruht auf einem alten F. bi,'Ulli (Brugmann Grdr. • 2, 1, 217. 2, ~); angesichts solcher Beispiele fragt es sich doch sehr, ob die Erklärung des lat. Typus ""1Pia und der jo-Formen in der Deklination des M. und N. des Ptc. praes. des Germanischen und Slaviscben wie des Ptc. perf. des Slaviscben aus den entsprechenden Feminina auf -i in den neuesten zusammenfassenden Darstellungen mit Recht bezweifelt oder übergangen wird; [vgl. dazu Fraenkel KZ. '8, 218, der S. 216ff. weitere Parallelen fl1r sekundär aus Fem. entstandene Mask. beibringt; vgl. auch CTEipoc,aus llterem CTE1pa:CTdpoc ollca µocxoc Kur. Andr. 711, CTEipoc EilvoOxocMan. 1, 126. K.-N.J.

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Zur griechischen Etymologie

Brogmanns Erklärung von µt>.ac bildet nun auch den Schlüssel für TaAac:nach dem F. TaAa1vatrat für ein altes •tcUavoc oder wohl besser ~aAavoc (vgl cha-vo-c, zu cha-tt-aw) das konsonantische Ta~ac ein.

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III. Griechisches

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KATH4>H~ ALS ADJEKTIVISCHE MIT

KATA-

ZUSAMMENSETZUNG

UND VERBALADJEKTIV

AUF -H~

1. Was ich gegen die bisherigen Deutungen von. xatn;ff,; einzuwenden habe, wird an späterer Stelle der Untersuchung überzeugender wirken. Unberücksichtigt bleiht dabei nur die Etymologie der alten Grammatiker no to~ xtZtw t.x fCZ'IJ (in der Bedeutung« Augen 11) ß/XA),uv(vgl. die Definition von ut+,,w.c als ~u1tr, x/Xtw ß),ir.uv r.ctoüacx bei Plutarch 1ttpl aua11>1tCcx; p. 528 E); erwähnen muss ich sie, da noch L. Parmentier, Les substantifs et les adjectifs en -E~- dans la langue d'Homere et d'Hesiode. 1889 p. 175 keine befriedigendere Erklärung vorbringen kann. Die übrigen mir bekannten Deutungsversuche stammen her von Wackernagel, Dehnungsgesetz (.2; L. Meyer, Handbuch der griech. Etymologie II 255; Brugmann, Berichte d~r sächs. Gesellschaft der Wissenschaften t 901, t 03 f. ; Fay, IF. 21, 193. - Wackernagel beschränkt sich freilich darauf, unter A? homer. Utr,ff,;, XCXnJf!i"'l,x«,T,f!!:v, u1t1p11f:zvlwYund das seit dem VI. Jahrhundert auftretende :n.apf,f«Y:; zusammenzustellen. L. Meyer sieht sich durch die Vergleichung der Stäm~e xcxt-T,xla-, ut«-fapia-, xcxtcx-1tp7jvla-,xcxtcx-atafia- auf ein,, ungeschlechtiges •~,caoder •«,:a-11 geführt,« das etymologisch nicht weitet" verständlich ist, für das aber die Bedeutung das sich Neigen, sich Senken vermutet werden kann». Brugmann deutet MtT,ff,; aus *x:rntff11; (-,,11;: -,u+,; = ai.

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Ka'tTlqni;als adjektivische Zusammensetzung

a-bhva-s: bbr,vana-m, r.~)..1-,)..~; : -.~)..i;) und stellt dazu auch u1t1pf,f0t'II:);,das er aus •int!pY,-fFOC'llo; entstanden sein liisst. Fay (zu endlich nimmt haplologische Kürzung aus •x.oc,oc-,11;i~; .~f:); n.) an. 2. Gemeinsam ist all diesen Deutungen nur das Eine, dass sie das Adjektiv als zusammengesetzt betrachten und als erstes Glied u.oc- abtrennen und zwar, soweit auf das Semantische eingegangen wird, in der Booeutung « herab, nieder ,,_ An u.oc- als Anfangsglied ist auch nicht zu zweifeln. Es ist aber damit zugleich höchst wahrscheinlich, dass das Wort e~t innerhalb des Griechischen gebildet ist. Damit ist nicht ausgemacht, dass auch der Schlussteil unbedingt auf ein Wort zurückgehen müsse, das im historischen Griechischen noch lebendig ist - es könnte sich ja um ein Wort handeln, das im U rgriechischen noch vorhanden war, aber später unterging. Doch wird man immerhin zunächst geneigt sein, X.Xff,ff,; a~ eine Sippe anzuschliessen, die im Griechischen noch wirklich vorliegt. · 3. Wenn auch für die Etymologie die geniale Kombination immervon grösster Bedeutung bleiben und nach 0. Hoffmann bei Kroll, Die Altertumswissenschaft im letzten Vierteljahrhundert 81 sich sogar cc niemals von einem Fortschritt in der Methode der etymologischen Forschung reden lassen wird ,,, "erden doch Wortgeschichte, Wortgeographie, Wortbildung, welche in der neuern germanischen und romanischen Wortforschung eine gro88e Rolle spielen, auch in der Etymologie der idg. Sprachen in Zukunft stärkere Berücksichtigung erheischen als bisher; für das Griechische hat besonders Solmsen, IF.19, Anz. 23 ff. nachdrücklich darauf hingewiesen. 4-. Verbreitung und Geschichte von X.Z"rT,fr,; und seiner Sippe lehren uns freilich für die Herleitung nicht eben viel. Das Adj. ist bei Homer nur in der Form x«ff,f€,; «.>4.32 belegt; dass es aber nicht etwa erst der jüngsten Schicht epischer Sprache angehört, zeigen die schon in der Ilias auftretenden Ableitungen X.OC'MJflCTj (r ?H. n 4-98. P 336) und >UlnJf€tt> (unif"/iaoc; X 293. x.0t"r"/ifYJa2" 'lt 34-2). Dass das Verbum keine

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III. Griechisches

Spur des adj. s- Stammes mehr zeigt, hat nicht wenige Parallelen, ja, ist geradezu des normale Verhältnis (vgl. Sütterlin, Verba denominativa 72). Nur homerisch ist un;f6v!; ..1jnxb;,utcxa,tx.nxb; u. s. w. Weniger häufig ist der Typus )t(ltcx- a,110; z. B. utcxuuat110;, x.p(atl',O;,->..,ua,11-0;,-A.ua,~;, ·VEUCJLl',O;, -IJ,~/;t(A,O; u. a. Er interessiert uns hier freilich nicht mehr als die Typen x.cxdßo),c; (ut«yo~;, ut«ap0110;, xcxtixppoo;,x.cxtixpp01t0;u. s. w.) und uTixypaifo; (Mt«x.01t0;, xitix.opo;, wtcxpp12f0; u. a.). Auch vereinzelte Fälle wie x.ndaix.tu>..tx.o;(zu x,(X"tcxa«x.tu>..CCw, gleichsam für ein zu erwartendes xxta!n'tu>..tanxb; ), wtixa,xo; (mit der dem Verb Mtcxatx:iCwentsprechenden Bedeutung ; vgl. auch das von diesem Verbum cc rückgebildete » utcx!Cxr,}, uu81..28to; (zu x.«t«6Niw) und weitere Ableitungen von Verbalnomina.

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III. Griechisches

wie u,aß&cno;, xno1t't'f,ptoi;, M't0EAAaxt~p1:ii; sind nur anzuführen, um ein Bild von der Ausdehnung des Typus zu geben. Hervorgehoben seien nur noch, mit Rücksicht auf die zweite p:i; ( Xff~:ipo;), xix,-r; ß:iAi,M,f,xoo;, uni ).:;1lt,>, Wortsilbe, xix,ix:>

.

,

)

lt2'twpax:ii;1 lt0!'t"l'J ,ui;.

.

7. Dagegen sind die neben mit x«u- zusammengesetzten Verben stehenden Adj. auf -T,i; etwas genauer zu betrachten, auch sie freilich nicht auf Grund eigener, möglichst vollständiger Sammlung des Materials atts 11c; als adjektivische Zusammensetzung

nicht vielmehr die Abstracta auf -cc; zum Teil nicht erst zu den neben Verbalstämmen stehenden komponierten Adj. auf "1jc; hinzugebildet sind, eine Auffassung, die z. B. für !iY.oc;neben 6uµ.o!n+,c; : !2xdv, !',i6oc; neben E~!',x6+,c; : 1146dv nahe liegt. Ganz ähnlich sind in späterer Zeit die Simplicia ßÄ«ßf,c;, !',tyf,c;, ae,v+,c;u. a. aus aß).ixßf,c;,a:.>l'-1'-'yf,c;, aa9n+,c;abstrahiert worden (Wackernagel, Dehnungsgesetz 37). Und wenn in einzelnen Fällen die verwandten Sprachen den Subst. auf -o; zu Hilfe kommen (vgl. •au 1o; nach ai. ojas- u. s. w., *lxoc; nach ai. s/zhas-), gibt es auf der andern Seite Beispiele, die dem Ansatz eines Subst. auf -oc; geradezu 1tca,;vtxf,c; u. s. w.' a,c;6«vl!c;, widerstreben, 80 Öt1j'IEX.+,c;, t~'itAuv+,c; u. a. Es ist gar nicht nötig, hier überall, wie Parmentier es tut (entgegen seiner p. 3.t. ausgesprochenen Ansicht), ein Neutrum auf -cc; zu rekonstruieren; nachdem in einigen Fällen die Beziehung auf den Verbalstamm sich eingestellt hatte, konnte nach diesen Musterformen von irgend einem Verbalstamm aus ohne die substantivische Zwischenstufe ein komponiertes Verbale auf -1); gebildet werden. Die Verbalia auf -r,c; schliessen sich an den mitUeren oder schwachen Stamm des Verbs an, gehen dem passiven Aorist parallel, z. B. «v+,;, sichtbar, deutlich (Herodot, alt. Prosa) : X.2't«f2tV01A4t, :11.2i:«f1p+,;, herabgehend, abschüssig, sich zum Untergang neigend, von der Sonne (Herodot, Xenoph. und Spätere): x«t«fip:iiut(spiiteraucb x«twfEp+,;); aus hellenistischer Zeit seien noch gemmnt x«t«ß)..«ß-11;, t J bettlägerig 2) geneigt, deranged : x«a~)..11-.:tw ; ll.«'t«ll.Atv+,; abschüssig : uTz:11.A(v011-«t (vgl. byzantin. ui:wll.AtvM;,by bendig down ward) ; x«t«-:ret&+,;, gehorsam : •ut«1td801A4t; x«rni.«jlj;, erschrocken ( Polyb) : x«i:«r.A+,aaofl,(Zt, wofür Clem. Alex. ll.«'t«'lti,1Jy+,; hat ; uupp11t~;, inclined ·downward : x«t«ppl1tw ; x«T«n1'i,+,;, ausgetrocknet, dürr, zum intr. Perf. xatiCfll.A1Jx«; xa:u,xii; = i1tt1t:11.+,; (Hesych); M't1JY.+.;,ertönend : un;xiw. ud lässt in den angeführten Beispielen teils noch die Bedeutung 11 herab ))' teils auch noch die Bedeutung 11 über-hin 11 erkennen (letzteres in xat«CJTEff,;, ut«Cf'tlfw): mehrfach aber hat utix nur noch sinnverstärkende Bedeutung, so deutlich in ll.X't'.ZfZv~;, xn«~x.,i..+,;(and schon in den zugehörigen Verben). Aber auch Beispiele, welche kein entsprechendes Verb neben sich haben, zeigen diese verallgemeinerte Geltung von ut.i : xai:i;pr,; und u-r«:11.op+,; ; u~p1J; mag auf ,~+,p,;; beruhen mit Ersetzung von ,~ durch das synonym gewordene xr.li, wie in späterer Sprache :11.2i:11p:11.+,;, utux.+,; in gleicher Bedeutung wie !r.1Xp:11.~;, i1rtct:11.ii; auftrett>n. Das hellenistische Griechisch liefert uoch v~fijchiedene Beispiele von der Alt von ~.zt~Mpt,~,

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KaTTtl:X't2ßA2-;;'tt«tatitÄat-r:i;, ,,,n 211:tcr.::;, x:z,:ir.ljpo;, u-r:x~t11ei.. X:XT:.tr.upp:;;, Y.OtTiiaxi..,;po;, UtCXa'tU'f'O;, Xllta-rcxup::;, u,auanipo;, utii•~uzpo;, xti.ta-.(vo; Und auch.im Mittel- und Neugriechischen ist das sinnverstärkende Y.a,01-lebendig geblieben und zwar

nicht nur in der Literatursprache (vgl. noch Sophokles' Lexikon), sondern auch in der Volkssprache; vgl. ,beispielsweise neugriech. xat't:xr~i..:xvo;, tiefblau, x:iunpo.;, schneeweiss, u,:x11-~•,:xz:;;, mutterseelenallein, xa,cxljr,;).o;, turmhoch ; das dem einfachen Adj. folgende zusammengesetzte bildet eine in volkstümlicher Diktion beliebte Steigerüng, z. B. 11:zlipo;f,t1zv, xnii11-:xup:;;,11-:x~po x:x: t'i/,:;•(~ ,:;u, von X2po; (Thumh, Handbuch 131). - Adj. auf •lj.; mit sinnverstärkendem 7.:zu- sind (abgesehen von den anders zu beurteilenden Beispielen zu Ende von 7) sehr selten; Y.ZTatittl'-:ti,*ist das einzige Beispiel, das uns begegnet isl. Das schon homer. (xi,p ) x.01u1tpljv+,;zeigt xn2 in örtlicher Bedeutung. 9. Dagegen gibt es eine Anzahl von adj. Zusammenselzung~n mit u,01- auf •lj.;, die auf einem Substantiv· (auf-H-~ beruhen. Die aus x:xu- und substantivischem Grundwort gebildeten Zusammensetzungen zerfallen in zwei Klassen. Die eine ist ohne weiteres klar; es sind hypostasierte Bildungen, welche eine Wortgruppe zur Voraussetzung haben, die aus präpositionalem Hd (in seinen verschiedenen Bedeutungen: und dem sinnentsprechenden Kasus des Substantivs besteht (vgl. Brugmann, IF. 18, 62. 63 f.; Grdr. 2 II, 1, 33 f.) ; so ist Y.:x-::.i 1 :.c:::.; (Y.:x,aye,o;}, unterirdisch der Verbindung 7.att2 rt..; gleichwertig (vgl. das spätere Y.:xtwyue;},aber auch (in der Bedeutung « auf dem Lande », o"tp::uO:.;u-:iiy:xto; Herodot IV t 75. t 92) der Verbindung x.:x,a:yf,v; xoc,28!:;;, gottgemäss, fromm is:t,,wer ~T.i O:t;v lebt; eine x)..01Cv01~01Tap~ui..,~(Soph. fr.)

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KatTl(l)Tl~ als adjektivische Zusammensetzung

reicht u.· cxpßu).wv,bis auf die Schuhe herab. Gewöhnlich ist die präpositionale Verbindung in einen ndj. -0- Stamm übergeführt, auch wenn das Substantiv ein -ii- Stamm ist, z.B. >1.G1t~tt:;, im Bette, auf dem Lager (lbyk.) neben x:frr,; so nach Süden gelegen, 1.G1tocx&pa10;, ins Herz z.B. ud~opp:;, treffend, x.oiudfczÄcx,kopfunten (Adv. für xxt:l xctcxi.fl;), xG1t«v1~; (Poil.) und 1.oct+,v1~;(Theophr., Ael., Poil.), gegen den Wind, dem Winde ausgesetzt; zur Dehnung vgl. W nckernagel, Dehnungsgesetz 4-0.In den eben genannten Beispielen ist -:ausser der Flexion Jas einzige formale Kennzeichen der ndj. Geitung ; noch häufiger aber erscheint ein ausgesprochenes im Sinne liegend . Adjektivsuffix auf -0-, so -10; : >C.0Ctoc6ti1Lt0;, (Homer), nach dem Sinne, ,.rwünscht (Theognis, Herodot u. a. }, >C.oetcxl'+,v,~;, monatlich, x.OC't'ocu:1.lv,0;, auf, über dem Nacken, >1.Z,IX",(dp,:;, in die Hand passend, x2"tcxx6bv,0;,unterirdisch, utO!Lf«Ato;, vom Nabel an, x0t6,;1Lip,o;,täglich, 1.oc6~r.vt0;,im Schlafe vorkommend, ferner -:cxto;: xcxtcxv:nat!o;,gegen Süden, >C.OC,czvw,tcxto;, auf, hinter dem Rücken, xcx-:ou~G1t0;, unterirdisch (homer. Hymn. in Merc. H2, Hesiod. fr. u. a.); vereinzelt stehen u6,;1L1ptvb;, täglieh, u&0At>1.b;,allgemein und die nach Stämmen und >C.r.ll>!'«abv, von Adverbien >1.cxtcxfuAat!ov, Vgl. auch den Schultern her (mit der Ableitung XCX"twiu,ta,0;). >1.cx,«ÄA11i..o; aus Mt' ,i).).'l"°'· tO. Daneben treten jedoch auch adj. Zusammensetzungen und substantivischem Grundwort auf, welche mit >C.CX,cxausdrücken, dass der Träger des AdjektivbegrifTes mit dem durch das Grundwort bezeichneten Gegenstand versehen ist, oft sogar auch, dass er damit reichlich versehen ist, z. ß. utcr1.puao; t) leicht vergoldet, mit Goldschaum überzogen (IV. Jahrh., att. lnschr.) 2) goldreich. Dieser Typus scheint erst seit dem V. Jahrhundert aufgekommen zu sein; da treffen beflügelt (Aesch., Eurip.), u6cxtl':,, blutig, voll wir >C.1XtCX1Cnp0;, reichgelockt, Mtixxol'o;, dichtbehaart, Blut, uuß6a.puxo;, -gelockt, xG1dxczAx0;,mit Erz belegt, x~-:owo;, weinberauscht, sehr alle bei Eurip. und teilweise auch später, xcx,ci-,AAO;,

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lll. Griechisches

blätterreich bei Strattis ; noch vorchristlich sind uti!cv!po,, mit Bäumen bepflanzt, voll von Bäumen, utiup-ito;, fruchtreich, x«t:.cAt8o;, voll Edelsteine, x«d~c:Jo;, suppellectile verschuldet x:.c-ro11-~po;, sehr beregnet, instructus, )C.(Xt:X-,tto;, voll gesuchter, seltener Wörter, ut«~avato;, verschuldet, x.Gl'ra~pu11-~; sehr waldig, x«taY.taao;, mit Epheu bekrlinzt, )C.(Xt:ixoAAo;, mit Leim gemischt, x«-ri11-r.1Ao;,weinstockreich, xatincupo;, nervig, xatGi;uA.O;,holzreich, x«ta1tpE11-vo;, mit vielen Ästen, )C.(XtffY, langbärtig (zu 1tw-ywv ), xatGip-yupo;,versilbert, xatGippu811-o;,numerös, wohlklingend, xataa«pxo;, sehr fleischig, wohlbeleibt, x«taa11-upv~;, nach Myrrhen riechend, x:zticr.cpo;, besternt, xxtatupo;, mit Käse bestreut, XXta,,pto;, belastet, x:znBwAo;, voll Götzenbilder, x«tO..«w;, ölig, wo;o;, durch zu vielen Essig versäuert (zu i;o; n. ). AHe diese Wörter zeigen die Bildungsweise,die Brugmann, IF. 18, f 27 f. den 11 Kompositionstypus [v8co; 11 genannt bat. uti kann in einzelnen der angeführten Beispiele noch in der Bedeutung 11 drüber hin 11, allenfalls auch 11 darüber hinab II gefasst werden - es ist Adverb, nicht Prliposition wie in 9 - ; gewöhnlich ist aber die Bedeutung die zu Beginn dieses Abschnittes dargelegte allgemeinere ; die Substantiva bedeuten in der Regel einen Gegenstand, der in der Zusammense.tzung als Singular oder als Plural gedacht sein kann, oder einen Stoff. Die Entwicklung von der Bedeutung 11 etwas drüber hin habend, versehen mit » zu ,1 reichlich versehen, mit ,, ist an sich nicht unbegreiflich ; es ist mir jedoch sehr wahrscheinlich, dass bei dieser Ausprägung der Bedeutung das sinnverstärkende Präfix x:iu- bei Adj. (s. unter 8) beteiligt war. Dazu stimmt, dass letzteres von Homer an, der hier besprochene Typus erst vom V. Jahrhundert an sich belegen lässt. \Veiter ist dafür anzuführen, dass in jüngerer Zeit auch von Abstracts, besonders Vorgangsbezeichnungen ausgebende adj. Bildungen m.it ~x-:~-auftreten, die nic;:htsowohl

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KanJqrlJ~ als adjektivische Zusammensetzung

eine reichliche Fülle als einen hohen Grad bezeichnen, z. B. xr.:zyAwne;, geschwätzig (Gellius ), u.2aL4:i;, sehr durstig ( Herrn. ll'ismeg. ), xact(h.p:it:i;,geräuschvoll (Heliod. ), ud1.tur.:i;, sehr tosend (Zonaras), xactcxq,:iß:;;,voll Furcht (Pol., Plut.). Diese Gruppe bildet eine Brücke zu den unter 6 besprochenen um so mehr als nicht selten verbalen Adj. wie xactcxypacq,0;, daneben ein paralleles Verbum erscheint (xatac!L4f,v, utacxp:;dw, -xtu1ti11>). - Hier erscheinen nun, meist neben Neutra auf -:i;, Adj. auf-* (so betont) : utacß:xp+,;, sehr schwer, sehr voll von Pfeilen (Dion. belastet (Dio Cass., Poll.), Y.:xtaßEA+,;, Hal.), xactaa,+,;,sehr furchtsam (Poll.), xact.x),a+,;,reich an Hainen (Strabon, bei Eustath. dafür xcxtac1.a0;),ut«vE 1+,;, bewölkt (anon. Byz. strateg.), xactar.tux+,;, faltenreich (Theokr.), xatacx6+,;,belastet (Nik~nd., Aral.), schwer (Nonnos), xacupv+,;, reich an Zweigen (Orph.), xachA(',1;;,sehr salzig (Nikand.); von anders geartetem s-Stamm : xacdxp,w;, fleischig (Herodian); vgl. auch xcx6Lapo;,stark schwitzend (LXX, bei Basil. dafür c, +.xac6Cap11>;, -wto;}. Alle Beispiele gehören der nachklassischen Zeit an ; doch liegt kein Grund vor, diese Spielart etwa für jünger zu halten als den seit dem V. Jahrh. bezeugten Typus überhaupt. - Sehr selten und erst aus byzantinischer Zeitzu belegen sind gleichgebildete Adj., in welchen x:x-::x-die örtliche Bedeutung u herab » hat : x«tw(',0;, mit· niedrigen Schultern (Hippiatrika, 10. Jahrh. n. Chr.), Y..:xdpp~{-Lv,-Lvo;), mit abwärts gebogener Nase tTzetzes). - Erst byzantinisch sind auch Beispiele, in denen xua:- den Wert von b)..e- hat : utn.uxAo;, perfectly round , xa:u1t6pq,apo; cA01tbpq,upo; vgl. auch '1.0CtGlO'UO'tCB'tjvfür O'Uatcx!r,v bei Simok. t 1. Damit können wir zum Ausgangspunkt der Untersuohung zurückkehren und fragen, welchem dieser Typen sich x«t'llffi; anschliesst ; einen besondern Typus wird man für dieses Wort ohne zwingende Gründe nicht annehmen wollen. Ohne weiteres scheidet der freilich schon homerische Typus xacta:ppL"(l)IJ;(s. 8) aus ; ein Adj., dessen Verstärkung xactr,q,+,; bilden könnte, ist nicht bekannt; xn- muss also für die 8edeutun8' des Wortes weseptlich sein, Aber auch mit den llUf

=

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III. Griechisches substantivischem Grundwort beruhenden Typen x.Gn"Gt"(2t0;und x«T&-.(pua:;;( s. 9 und t O)kommen wir nicht weiter; gäbe man dem vom L. Meyer (s. t ) konstruierten 1,,c; oder «fo; eine andere Bedeutung als dieser, etwa « Beschämung 11, könnte man allenfalls an den Typus xat:T&-,ll-ra-r• le"'fJdem Asper der euripideischen Überlieferung. Doch verdient letztere schon als „lectio difficilior" Beachtung, und sie wird bestätigt durch die Stelle des lbykos bei Athen. 13 (Hiller-Cr.' 1) und durch das von p. 601 B oxuqoio,,, vq;•i•e,,,o,,, neei Valckenaer in seiner Ammonios-Ausgabe abgedruckte 1eg,xo„ n11evµan,,t1. Nachdem der Verfasser des nach dem Titel aus Tryphon, Chöroboskos, Theodorites und andern kompilierten Traktates erklärt bat, daß e vor e + Vokal oder Konsonant nicht aspiriert werde, und als Beispiel auch lrog· oxlaJog angeführt hat (p. 218 der Ausgabe von Valckenaer), fährt er fort (p. 219): h, cJi -roi~

e~g

J • >11 ~- Xat' W ' 11-• 'V- J • t TO ' eeJIOg " J ~IOuWetTOV, a,-AU nO,-Mlt~ TWJI -xeuex.TOTCl 'II uaOVJIOµBJIOJI rilent1. xai ov )"OVtl cJaoVJ1e µälloJI WTO. ol cJi 1/nlovne~ hvµolorla,, 1/JtMVvoµet1ot1. Auch die richtige Etymologie beweist, daß der Asper etymologisch nicht berechtigt ist: fe„o~ gehört zu Öet1vµ,(Bugge Curt. Stud. 4, 327; Bechtel GI. 1, 73). Aber deswegen darf man die Form mit Asper nicht überhaupt verwerfen; fe„o~, das noch in unserer Überlieferung zum Vorschein kommt und tatsächlich vielleicht weiter verbreitet war, zeigt den gleichen sekundären Asper wie das möglicherweise wurzelverwandte oeµ~,wie äeµa, aeµd~ u. ä.; e. darüber Sommer, Griech. Lautstudien 133f. Der von

r.:,,.

xm-a

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III. Griechisches Sommer S. 134 vermi.8te Parallelismus in der Behandlung der Gruppen „anlautender Vokal eµ" und „anlautender Vokal e,," besteht also doch, wenn auch für den zweiten Fall vorläufig nur ein Beispiel mit Aspiration beigebraoht werden kann.

+

+

2. "f6/ll'VfW Die sprachwiBBeDBChaftlichenHandbücher kennen fast nur die Form x_e&µvlCl b' wpTOKOV(T), l A 163 UEKTopab' tK j3tAEwV A 282 aq>p(OV M cTii8ta, (>aiVOVTO Ü1taT(Ztuc lK T( KOVll')C, bt vep8( KOVllJ. 1 TT 775 0 b' tv Ctpoq>aAlTTl KOVll')C I K(ITO "' W 39 CUb' tv CTpoq>aAlTTl KOV(T)C I Kdco "' Cl>503 µna CTpoq>aA lTTl KOVil')c 1 'I' 315 u1to M ctlpvolCl KOVil') 1 'I' 732 µu1v8l')1cav bt KOV(lJ In al1en Fällen steht Kovil')im letzten FnBS des Hexameters, nie findet sich im Innern des Verses •die MeBSung Kovtl'),eine Beobachtung, welche schon Thiersch, Gr. Gr. (3. Ausgabe von 1826) § 168, 4 S. 257 gemacht und Mfltzell De emendat. Theog. Hesiod. 1833 S. 95 Clbernommenhat (diese beiden Nachweise verdanke ich Herrn Prof. Kaegi), vergl. auch Ebeling Lexicon Homericum s. v. For diesen· Tbatbestand bieten nun gerade die Untersuchungen, welche in Scbulzes q. e. geführt sind, fast ungesucht eine Erklärung: wir haben in jenen 9 Versen nicht -1-,sondern -i- anzusetzen; sie bilden eine erwonschte Vermehrung der FAile altertttmlicher Ver&teelmik, welche Schulze q. e. 430 ff. unter der Oberschrift "ct(XOl µdoupol„ zusammenstellt; die letzte Hebung des Hexameters kann durch eine Kttrze gebildet werden, vergl. z. B. M 208 Tpwtc b' tpp(Tl')cav,6TtWctbov al6Aov6q>lv. Durch die vorstehenden Ausfllhrungen ist meines Erachtens homerisch Kovtl')beseitigt; das allein vorhandene KoviT) steht wohl fttr ~ovtca, das sich dann ähnlich zu Kovlc-verhält, wie K6pc-l')zu ai. liras-. Wenn Aristophanes das l beliebig bald kurz bald lang braucht, beruht dies gewiBSnuf' Anlehnung an das homerische Vorbild ; gar oft machen j& spätere Dichter freieren Gebrauch von "dichterischen Freiheiten", die bei Homer noch auf ganz bestimmte Fi.lle beschränkt und metrisch oder sprachgeschichtlicb gerechtfertigt sind; die Epiker haben Obrigens, was Kovil')anlangt, sich bis auf Nonnos hinab streng an die Norm der homerischen Gedichte gehalten (nach Mtttzell a. a. 0. 95). 1

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Griechische Miszellen

2.

Ein Zeugnis

fttr den griechischen

Akzent.

Vers 279 von Euripides' Orestes lautet lK KvµaTwv yapav8tc au ya>.~v• opw. Wie so mancher des Euripides, ist auch dieser Vers von den Komikern öfters verspottet worden. AusserAristophanes in seinen Fröschen 304 spielen auch Sannyrion Fr. 8 und Strattis Fr. 1 (nicht sicher überliefert; vergl. Kock Fr. com. Att. 1, 729) auf die angeführte Euripidesstelle anr Der Spott der Komiker ergoss sich jedoch in diesem Falle nicht über den grossen Tragiker selbst - indirekt wurde erallerdings auch davon berührt - sondern über seinen Protagonisten Hegelochos, welcher statt ya>.~v• opw (ich sehe Stille} die komisch wirkenden Worte ya>.f\v opw (ich sehe ein Wiesel oder eine Katze) hatte hören lassen. Ein Unterschied zwischen beiden Wortgruppen, welchen wir auf dem Papier mit Httlfeder Lesezeichen leicht wahrnehmen, muss auch in der Aussprache bestanden haben, er muss den Zuhörern offenbar sehrdeutlich gewesen sein; sonst bleibt der ganze Vorfall unverständlich und wir begreifen nicht, warum die Komiker so oft - allein in den uns erhaltenen Resten der Komödie können wir drei Anspielungen darauf nachweisen - darauf Bezug nehmen. Den Spiteren war der Unterschied nicht mehr ohne weiteres klar, sie brauchten eine Erklärung. So s_agt der Scholiast zur Euripidesstelle, dessen Worte ich instar omnium hersetze, oö yap cp8acaVTa (Tov 'Hye>.oxov) bte>.eiv TflV cuva>.o•cp~v,lm>.ehpaVTocTOÜnveuµaToc, Toic a.Kpowµevotcniv ya>.f\v Mfa• >.eretv. Ähnlich lösen das Problem auch das Scholion zu Aristopbanes' Fröschen V. 304; Choiroboskos Bekker Anekd. 2, 728, 2 (welcher ganz äusserlicb die Schrift in Betracht zieht, wenn er sagt: ouK liv TocoüTov wcp>.~KEl nap' 'A8rivaimc T0V re>.wTa, El TflV lv T4' äµ~WVl an6CTpocpovlyVWKEl)u. a. Den Spuren der antiken Erklirer sind die Philologen spätererJahrhunderte gefolgt ; eine Blfltenlese von Ansichten und Zitaten aus alter und neuer Zeit findet sich bei Fritzsche, Aristoph. ranae. Turici 1845 auf S. 173 des Kommentars. Die meisten, welche in der Frage ihr Urteil abgegeben haben, schliessen sich an Porson ad Eur. Or. 273 an, welcher sagt: ttDebebat Hegelocbus, qni Orestis personam egit, ita verba. Ta>.~v• opw eff'erre, ut elisionis significationem aliquam daret.

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Ill. Griechisches Is vero spiritu deficiente dixit TaAflvbpw,quod largam ridendi materiem comicis praebuit etc." Das ist im wesentlichen ,die Erklärung der antiken Grammatiker, welche bei KtthnerBlass 1, 231 noch zu lesen steht; man vergl. auch Kock .Aristophanes' Frösche zur Ste1le; Blaydes Aristoph. ran. S. 257. Die Worte lmAEiq.,aVToc ToO nveuµaToc zeigen, was l"0n ,der alten Erklärung zu halten ist; sie kann für uns in keiner Weise verbindlich sein, da derjenige, welcher sie aufstellte, sich keine lebendige Vorstellung des Vorganges gemacht haben kann. Die lniAe1q.,1c ToO nveuµaTOc stellt sich als unglückliche Erfindung irgend eines Grammatikers heram1, wenn man beTJV - er sprach also den ganzen Vers als zu• ~mmenhängende Laut- und Silbengruppe, ohne die Elision -des -a anzudeuten - weil ihm der Atem ausging? Ich denke, gerade wenn ihm der Atem ausging, entstand eine b1aipec1c n\c cuvaA01q>flc. Wenn somit meines Erachtens die lniAe1q.,1c TOOnveuµaToc abzuweisen ist, so bleibt immerhin die Möglichkeit bestehen, -dass der Fehler des Schauspielers darin bestand, dass er die Elision nicht kenntlich machte, eine Annahme, die wir zu prüfen haben. Worin diese ••elisionis significatio" bestand, Mgt Porson nicht; andere haben versucht, sich ein konkretes Bild des sprachlichen Phänomens zu machen, das in der gewöhnlichen Schrift durch den Apostroph bezeichnet wird. Markland ad Eur. soppl. 901 ist der Ansicht "nullam fuisse in iambis elisionem, in qua sonus ullius voealis plane interiret", -eine Behauptung, welche Blaydes a. a. 0. annimmt. Ähnlich allerdings auch G. Meyer Griech. Gramm. 1 § 153, S. 163• .r•von einer "Aosstossnng" des Vokals kann schon darum keine Rede sein, weil dieger "ausgestossene" Vokal sehr häufig geschrieben erscheint." Doch ist dieser Gmnd nicht dnrch11chlagend; finden wir ja doch gerade im Griechischen so tmendlich oft die etymologische Schreibung statt der phone-

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Griechische Miszellen tischen. Und wenn auch vieHeicbt im Urgriechiscben -1, -e,. -o vor folgendem Vokal in •l, -~, -Q ttbergingen, ·d „ beim raschen Zusammensprechen mit dem folgenden Anlaut auf ein solches Minimum von Tondauer reduziert wurde, daSB es. nicht mehr als silbenbildend gelten konnte .. - im Attischen. des fttnften Jahrhunderts war dieser Vokalrest gewiSB schon geschwunden. }"'Ur wirklichen Ausfall des Vokals sprechen auch Verbindungen wie cwµa8' O.wv; für eine allerdings sehr viel spätere Zeit beweist Elision im mündlichen Vortrag die Stelle Diog. Laert. 6, 52, wo die Verständlichkeit und Eleganz: des Wortspiels zwischen t1t' 6.>.e1µµat1ovund t1t' ci>.>.o\µat1ov (et= 1, spir. asper nicht mehr gesprochen) auf der Elision des o von ci>.>.obeim Sprechen beruht (s. W. Schmid, Der Attizismus in seinen Hauptvertretern 1, XV). Wenn Kühner-Blass a. a. O. geltend macht, daSB bei gänzlichem Ausfall des Vokals kein Unterschied mehr zwischen Formen wie t1tEb11ce vontmbEw und t1tEb11cevon 1tebaw bestanden hätte, ist dies nicht durchschlagend ; abgesehen davon, dass die erste der genannten Formen urgriecb. 11, die zweite ion.-att. 11 ans urgriech. d hatte, besteht ein Unterschied offenbar in der Silbentrennung:. trr-eb11ce und t-1tEb11ce; ebenso wohl auch taut-t1toi11ce, nicht tau-te1toi11ce. Für unsere Frage kann ein Unterschied in der Silbentrennung nicht in Betracht kommen; denn in ra>.qv' bpu,. wie in ra>.i\v bpw moBSte-v zur vorhergehenden Silbe gezogen werden, da der Konsonant • zu jener Zeit im Attischen noch gesprochen wurde (Thomb Untersuchungen tlber den Spiritosasper im Griechischen, 60-73). Ich kann somit zwischen -v' bpw und -v bpw nur einen graphischen Unterschied sehen:. im ersten ~'all steht der Apostroph, im zweiten nicht; dieserUnterschied steht hier lediglich auf dem Papier und hat fttr die Aussprache nichts zu bedeuten. Wenn also die Elision keinen Unterschied zwischen ra>.qv~ bpw und ra>.ijv bpw bedingt, moSB er, da die Lautgrnppen.· ra>.- offenbar auch gleichwertig sind, in 11 gegenüber i\ ge--· sucht werden. An den Unterschied von 11,us urgriech. 11und 11aus urgriech. ä ist nicht zu denken, da beide 11auf a zurückgeben (ra>.i\ aus ra>.Ea; ra>.rivn aus ra>.acvä : re>.actoc nach J. Schmid_t Ploralbildongen 369). Es bleibt also nur die Verschiedenheit in der Akzentuation ttbrig, zunächst auch. nur eine graphische Verschiedenheit. Als solche wird sie

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III. Griechisches

z. B. auch von Fritzsche S. 174 angefllhrt: ••sed praeterea ra>.~v· et ra>.f\v discrepant accentu"; doch f&BBter den Unter.schied rein änBBerlicb, wie daraus hervorgeht, dass er Meinekes Ansicht nicht zu wllrdigen versteht und sich scbliesslicb Poraon .anschliesst. Dagegen sind, wie ich nachtrlglieb sehe, schon Thiersch und besonders Meineke auf den konkreten Unter.schied im Akzent aufmerksam geworden. Thiersch , Arist. Ranae (1830) 72 BRgt, indem er allerdings jene lm>.eu11•cTo0 'ITVEuµaTOc mit heranzieht: .. Qnum vero Hegelochns histrio, quh, spiritus deficeret, synalipham perficere non potuisset eins.que ,·ox in extrema verbi syllaba accentum circumftexum -crearet, factum est, ut ra>.f\v intellegerent etc:• Meineke betont die Akzentverschiedenheit noch schärfer, wenn er Frg. com. Gr. vol. II pars II (1840) S. 788 schreibt: .. lK KuµaTWv rap au8•c au ra>.f\v' 6pw. - Primo versu consulto scripsi ra>.f\v'. lta enim Hegclochus pronuntiaverat:• Er will dadurch, dass er bei ra>.f\v den Apostroph setzt, wohl andeuten, -daBBes ihm nur auf den Akzentunterschied ankomme; leider ,spricht er sich nicht eingehender darüber aus. Der Akzentunterschied ist zunächst auch nur in der Schrift vorhanden; doch besass er eine konkrete Grundlage, wenigstens noch im fllnften Jahrhundert: die Grammatiker christlicher Zeit hatten .allerdings keine Anschauung mehr von der Verschiedenheit von Akut und Zirkumflex: die musikalische Betonung bestand schon damals wie im Neugriech. nur noch auf dem Papier; die gesprochene Sprache hatte schon längst das Prinzip der exspiratorischen Betonung angenommen. Kretschmer hat in KZ. 30, 591 ff'. über den "Übergang von der musikalischen zur exspiratorischen Betonung im Grieehischen" gehandelt. Er führt S. 592 aus, die musikalische Betonung werde noch für das fllnfte und vierte Jahrhundert sicher gestellt durch die Namen der Akzentzeichen, welche mit denen für die Saiten übereinstimmen (oEeia •hohe Saite'; f3apEia 'tiefe S."; nach dem System des Glaukos von Samos ans dem vierten Jahrh. v. Chr. stand tmTETacµlvri fllr öEeia, -ävuµlvri fllr f3apEia, #i µlc11 fnr KEK>.acµlvri oder 1TEplc1TWµlvri). Zu diesem mehr indirekten Beweise tritt nun als direkter das Verhältnis von ra>.ftv' 6pw zu ra>.f\v' 6pw (wie jch mit Meineke der Deutlichkeit wegen schreibe) hinzu; da der Orestes des Euripides nach dem Scholion zu V. 371 (vergl. Obrist Griech.

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Griechische Miszellen

Litteraturgeschichte 1 228) im Jahre 408 aufgeführt wurde, beweist der Unfall des Hegelocbos, dass um 400 v. Chr. zu Athen noch durchaus der musikalische Akzent dominierenci war; er bildet die VorauBSetzungfUr die Lachkrämpfe der Zuschauer und die Witze der Komiker. Man könnte allerdings aus der behandelten Stelle aucb etwas anderes schlieBBenwollen: der Unterschied zwischen Akut und Zirkumflex war bereits im Schwinden begriffen; daher konnte eine Verwechslung beider so leicht eintreten. Dies verbietet sich jedoch durch die anderweitig bekannten Tbatsacl.aen der griechischen Akzentlehre. - Motm&BBungen ttber die Ursachen vorzutragen, welche Hegelochos zur Vertauschung der Akzentqualitäten geführt haben, unterlasse ich: es ist mir genug, wenn es mir gelungen sein sollte, die Thatsache festzustellen. 3. Homerisch oup6c. oup6c kommt nur in der Verbindung oupouc T' UeKa8aipov B 153 vor. Das lhraE Aer6µevovwird von den Scholiasten und Lexikographen verschieden erklärt: schon im Altertum war die Bedeutung nicht sicher. Vergl. Schol. in Hom. lliad. ex rec. J. Bekker I (182ö) p. 57b ad B 153: tp1Ao0Tai K.T.A. A ( = scholia Graeca ed. Dindorf 1, 85) ( = Herodian ad B 153) ; TClTacppoE1bft OpurµaTa,b1' wv a\ vfjECKa8tAKOVTQI Elc TTIV8a.Aaccav· fi Tac ciVTAiac DL; tK TOO6poue1v· b1' auTÜJVb' a\ rroU.~TICuA11 Tl'EplQUTOUC ~v, t)v vi\ECOpououc1v'T'4JbE.xp6Vt.J.1 Kal ucpEiAKov BL (Dindorf 3, 100); übereinstimmend scholia 'l'ownleyana ed. Maass (Dindorf 5) S. 69. Keine Erklärung geben die Scbolia Geoavensia ed. Nicole 1, 33. Vergl. noch Soidas oupouc. 6EuT6VWC . Ta VEwp1a K01Tl'EptopkµaTa TWVVEWV; Hesych oüpouc• cpuAaKaC fi Ta vtwp1a. Ta Tl'Ej. 'TE;xicµaTa fi Ta 1tpoopicµaTaTwv 1tAoiwvfi Ta bpµ11~p1ab1' 11,,., Ka8tAKoVTa1 {hier sind oupoc'Wächter' und oup6c zusammengeworfen).Die Oxytonierong verborgt Herodian ad B 153 (2, 31, s1 ff'. Lentz); er vermutet freilich, Aristarch habe das Wort akuiert, um den Gedanken an oupoc'Fahrwind' auszuschliessen; doch siebt man nicht ein, weshalb die Oxytonese nicht wirklich überliefert ,gewesen sein sollte (so Wackernagel Beitrige zur Lehre vom griechischen Akzent S. 37). li"'ttrdie Stelle B 153 p&BBtsehr gut die eine Bedeutung,

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583

III. Griechisches

584

welche die ScboJ. DL angeben: TClTacppoe1bflopurµaTa, b1' wv a\ yflec Ka8ebovTa1 de TT)v8a>.accav; unpassend ist die Erklirung als Ta vewp1a ~ ttep1opicµaTa TWVvewv: denn die Reinigung der Plätze, wo die Schiffe lagen, hätte doch beim Aufbruch keinen Zweck gehabt, wohl aber die Reinigung der Gräben, in welchen sie zum Meere gezogen werden sollten. Es ist daher nicht eo sicher, daee zu obpovc att. vewp1ov aus •väF-6pF1ov gehört, wie Prellwitz Etymolog. Wb. der griech. Spr. 212 will, welcher von der Erklärung vewp1a, ttep1TE1xicµaTa Twv vewv ausgeht. vewp1ov ist überhaupt eher abzuleiten von vewp6c : vewpo( heissen in älterer Zeit die späteren tmµe>.riTa\ Twv vewp(wv ~Inschrift bei Lipeiue Leipziger Studien 13, 413, Z. 30). vewp6c steht fttr •vriF-op6c. oup6c entspricht vollständig dem ai. ved. 1. ürvd- M. 1) 'Behälter, namentlich ein Ort, wo sich Wasser sammeln, Becken; daher auch von der Wolke gebraucht'. P. W. ovp6c ist homerische Form für •opF6c; att. wäre op6c . *6pF6c : arva- = *6p8F6c : ardhvd- 1). 4.

Zur syllabischen Dissimilation im Att.

Hatzidakis Einleitung 152 Anm. 153 und KZ. 33, 118 f. erklärt die neugr. Präpositionen Ka neben KaTa, µe neben µeTafew11 von 1icht auf den Anklang an l>aee•l• Vers lö. Aber es kann nicht etwa aas l>deeos .barbarisiert• sein. Brunck nahm ea als .im,pd,vqpa seu adverbium incitandi• und verglich ulna, ulna, (lev u. a. Beuer ist die Erklirung au1 der Wiedergabe de1 Trompetentone: .in mir ist nicht du Teremtemtem, der Fanfarenton, du Hurrah•. Sie kann sieh auf 1>eena11eÄd als Nachahmung des Tones der Kithara (Ariatoph. Plut. 290. 296) berufen. Bei dem von Blaydea verglichenen ro,pÄanM>ear (oben 8.176) fehlt 1ichtliche Beziehung auf den Ton einet Muailrinstrumentes. Vgl. auch du bekannte r~e,Ua und roqellt] [cudd.; Salmaaiu ioe/Ä.Äf'J wegen uoellÄ"f - ohne ui,t, ailq; 8e,1mccw.Heaych. Grund]· lm,pw•"II'" l>e"l"f'J'Jucd11 1)

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603

III. Griechisches

604

anscheinend zu musikalischen Zwecken eingeschobene Laut in iaäudt niiteas (für nkeas) im delphischen Apollonhymnos I 6 (Diehl, Anthologia lyrica II S. 004), der von Haus aus das rein phonetische furtive - ist, das sich bei ausdrücklich explosiver Aussprache des i (mit Druckgrenze im i) leicht einstellte 1).

III. Die schließenden -a von Interjektionen und Buchstabennamen und einige vereinzelte -t und -o, die ebenfalls in Interjektionen und diesen nahestehenden Gebilden auftreten, haben sieh im Vorstehenden, wie ich hoffe, als lediglich phonetisch zu wertende Zuslltze herausgestellt. Die Interjektionen zeigen freilich nicht selten lautliche Sonderart; die Buchstabennamen beweisen in Übereinstimmung mit den allgemein phonetischen Ausführungen, daß die in Rede stehenden -a nicht an bestimmte Redeteile gebunden sind, sondern mit den Grundbedingungen des griech. Sprechens zusammenhllngen. So kann man fragen, ob es nicht noch mehr -a dieser Art im Griech. gibt, also -a, die gesprochen wurden als Stutze eines auslautenden Konsonanten, der nach der allgemeinen Behandlung des Auslauts abgefallen wäre, der aber fUr das Wort lebenswichtig war und daher gehalten wurde. Man denke an das unklare -a von dya- dµa IJxa xdeia µdla nvxa idza u. a. Es könnte z. B. ein in satzunbetonter Stellung reduziertes Wörtchen m,l, also mJ (oder m'l u. ll.), griech. µal, über µa).i' zu µdla geworden sein (wie u,i(i) zu olna usw.). Die zur Hauptsache konstruierte Reihe *µ.el *µal µdla hätte eine Stutze Ein Schluß-s dieser Art kllnnte man auch In r/,rn • warum denn?• sehen wollen, das zu lit. telt pat .gerade da (selbst)• gestellt wird. Abf!r eine Ablautform •pt- zu *pot(i)- ist wenig glaubhaft (Walde-Pokorny Il 77). Doch wird man deshalb nicht mit diesem Werk zu der alten Ansicht zurQckbbren wollen. -riu sei erst griecb. Kttrzung fllr -non (ebd. I 519f.). Wenn auch 8elto, aus 8eeltw (: '81po~) eine unanfechtbare Parallele fttr intem griecb. Vokalschwund ist, so behält gerade 11011 ,irgendwann•, das in rl~ riora usw. empfunden wurde und ancb vorliegt, eben den Vokal der ersten Silbe trotz mannigfacher Umbildung auch im Neugriecb. (rlnon~ rlriora il11ora~ rlrion~ Irret. riporu,. alle = .nichts"). rlriu erklärt sieb ganz einfach aus •rn.1r11; da ist •rn Wechselform von •rnJ, das in ot>r11Ja1>ds noch vorliegt (W. Schulze, Qaaeet. ep. 376); parallel der Metathese dea ungewohnten r,r > ,n gebt die von nc zu u in rl,cro, (: lr11,co1>). rl,ru deckt sieb also mit lat. quippe aus •quidpe, ursprOnglicb •warum denn?" (Schmalz-Hofmann 681). Aus Sommer, Handbach der lat. Laut- und Formenlehre•t• 451 ist zu ersehen, da.6 schon Detlefaen, pot8 Progr. Glttckstadt 1901, 7 lf. lat. quippe dem griecb. ilrira gleichgesetzt bat, aber so, daß quippe fttr • quid-pte stehen soll. 1}

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Griech. Interjektionen und Buchstabennamen auf -a

an der tatsächlich überlieferten (kypr.) le de (bzw. ~) dea. Bei den Liquiden, insbesondere bei e, das ja im Auslaut vertreten ist, aber auch bei l, das mehr zufällig nicht im Auslaut erscheint 1) 1 ist freilich die Notwendigkeit einer AuslautsUitze nicht so einleuchtend wie bei Verschlußlaut (Fall olna). Aber wenn auch dea bei Homer vielfach rein metrisch steht (die Ersetzung von dea durch de verwandelt vielfach lediglich den Daktylos in einen Spondeios), gibt es doch Fälle, die zeigen, wie etwa ein solches Zusatz-a aufkommen konnte: a-öi-aedqa. ZEvt; dwxe B 103, ol i-' dea nae noi-aµiw B 522. So könnte auch 11.µ,aneben *se,n *som (dies noch in ßµ-iloi;?) stehen. Aber besonders gut begriffe sich der Antritt eines solchen--a bei ,Wurzeladverbien' auf Verschlußlaut: @x-a xevt; dem älteren Typus -lwv auch seinen überlieferten Stand streitig zu machen. Im Neugriechischen steht neben den lebendigen -6terosund -üeros (historisch -&Ttet; bzw. ·WTEernle.Scheinemlt.>· hl•illt t>in KIPiclunl,!~tück, das nicht einmal phantasievoll ist 6 • Der älteste Beiei,! stammt nul'I Hinthons taurischer lphigenie {um 300 v. Chr.). Die Stelle, cleren Wortlaut. nid1t ,·öllig ii;esichert ist, verrät nur, daß es sich um ein Kleidunp:~~tiick einer Frau ltn;1delt: lxoiaa xan,ai, qxuro).a,, xa:n:ae-rlwfr. 7 Kaibel (Com. Gr. frngm. I IHli). Das Fragment ist bei Pollux VII 61 überliefert 8 uml wird dort folgendermaßen t>ingeleitet: ,eai ll rpatrolrJ,(O,llUJiam, tarnenritu Romtdeo propterLatiare numen et Olium caput propterqueMartiam gentem Venerisque propaginemsenatum deum ingressa est penulata. Hier erscheint die paenula als typisch römisches Kleidungsstück. Immerhin wird über die Frau, in der man zunächst die Medizin vermutet. festgestellt: inconsentaneumtamen videbaturincedereme.dicam pentdatam (ebd. 228). Für Sidonius epist. 1, 5, 11 ist die toga der Anzug des Vornehmen, die paenula die des Bescheidenen: iam togam honoratus,iam paenulam deponit inglorius (vgl. ebd. 8, 6, 6 mixtusque turmae censualium -paenulatorum).Denselben Gegensatz treffen wir schon bei Mart. 13, 1, 1 ne toga cordylis et paenula desit olivis. Hier bedeutet toga und paenula soviel wie Düte; die billige Olive wird aber bloß in eine paenula. gewickelt. Zu Plinius' Zeit galt es noch als eine Neuerung, Statuen von paenulati zu errichten; er sagt nat. hist. 34, 18: Caesar quidem dictator loricatam( elfi.giem) 81:bidicari in /oro suo pa,ssusest; nam lupercorum habitu tam nomciaesunt quam 10

paenulae matronalea erwähnt Trebellius Pollio, trig. tyr. 14, 4.

(53)

Ein armenisch-griechisches Nominalsuffix

651

quae nuper prodwe paentdis indutae. Und Tertullian de oratione 15 macht sich darüber lustig, daß man die paenula ablegen muß, wenn man eine Rede hält:

ut ut quorundamezpositis paentdis orationemfacere;sie enim adeunt ad idola natio1iea... nisi Bi qui putant Patdum paentdam ,uam in oratione penes Oarpum reltquiue (2. Tim. 4, 13); Dew BCilicet non audiat paentdatoa,qui tru sanctosin fornace Babylonii regi,, orant88cum sarabans et tiaris suis exaudimt. Da die Kaiser keine paenula trugen, war es für Hadrian, als er Volkstribun war, ein gutes Omen für die kommende Kaiserwürde, daß er -paentdasamiserit, quibw uti tribum p1,ebis plutJiae tempore aol.ebant, im'P8f'ator88autem numquam. So berichtet Spartianus Hadr. 3, 5 und fügt bei: unde hodiequeimperatoru Binepaentdis a togatistndentur. Immerhiri kam es gelegentlich auch bei Kaisern vor, daß sie sich mit einer paenula bekleideten, so Nero, um sich unkenntlich zu machen nach Sueton Nero 48: ut erat ntulo peileutque tunicatus, paentdamobsol,etico1nrisBU'P8f'induit. Und Capitolinus Pert. 8, 2 erwähnt unter Gegenständen des Kaisers Commodus, die auf eine Auktion kamen, auch tunicas paentdasque. Lampridius Alex. 4, 2 rühmt die Schlichtheit von Alexander Severus, weil er sich mit paentdis togisquecommunibw bekleidete. Dagegen tadelt Sueton Calig. 52 die Üppigkeit des Kaisers: saepe depict,asgemmatasqueindutus paentdas,mantdeatus et armillatus in publioum procusit (Oaligtila).Aus Augustin conf. 1, 16, 25 quis autempaenulatorommagistrorum audit aure sobriadarf man wohl entnehmen, daß er mit paenula etwas wie einen Philosophenmantel bezeichnet. Diesen Sinn hat das griech. qxu,,&A71~ jedenfalls auch an der oben 8. 51 zitierten Epiktet.stelle. Ioannes Lydus de mag. I 32, 8. 33, 1 Wünsch scheint zwischen toga und paenula keinen Unterschied zu machen, wenn er die Tracht der Konsuln folgendermaßen beschreibt: kv,eol q,ai,,&}.(n :nom,ee~, ,uzt 'XOMPolµET(!~ :n:i;,,ai. Freilich ist die paenula zu dieser Zeit kein schäbiges Kleidungsstück mehr, sondern ein Mantel, den man bei feierlichen Gelegenheiten tragen durfte. Häufig wird die paenula von Priestern getragen, vgl. die oben S. 52 und Anm. 17 zitierten Stellen aus Dukas und Konstant. Porphyrogen.n Die Bedeutung 'Düte', die an der oben 8. 53 zitierten Stelle Mart. 13, 1, 1 angenommen werden muß, leitet zu einer bei Hesych s.v. q,aiMv,,~ angegebenen B~eutung über: elÄ7JTArmbruste erhalten über eine allgemeine Bedeutung • RUstunge, die sieh spezialisiert hat wie »Gewehre zu >(Sehieß-)Gewehre (wonach wohl neugriech. 01tAO'II~ ,Schießgewehre, an Stelle des türkischen Lehnwortes tou~ht getreten ist). Aber man versteht die Bedeutung >Armbruste doch nur, wenn man sich vergegenwärtigt, wie bei den ländlichen Musterungen von dem anfangs geforderten vollen »Harnische = >Wehr und Waffen« infolge des Abkommens der eisernen Rustungen schließlich nur noch die Armbrust blieb (Schweiz. Idiotikon II, 1612). So ist die jetzt allg-emein angenommene Erklllrung von fiioi; vielleicht doch etwas zu einfach und mechanisch in der Studierstube entstanden. •Im :Korden gilt fur Gentiana purpurea L. seit dem 13. Jahrh. der scherzhafte Name s9te, ,Suße«, wegen des bitteren Geschmacks der Wurzel. die offizinell verwandt wurde«: liest man dies bei Hoops im Reallex. I. 614. könnte man geneigt sein~ in f,öci; einen ähnlichen Scherz zu sehen. Doch liefert zugleich eine bessere Analogie und eine bessere Erklärung die neugriechische Volkskunde. Bei J. C. Lawson, Modem Greek Folklore and Ancient Greek Religion (Cambridge 1910) heißt es p. 12: >Similarly it is unwise to borrow or to give away either salt or vinetrar at night [Fußn. 2: In Sinasos the rule is strict in regard to hoth; cf. I. r. 'Ar,xe).ciou. ·~ Itna6i;, pp. 83, 93); but if it is necessary, it is prudent to take precautions to prevent its exposure to the stars, which mny even be cheated of their prey by some such device as ealling the vinegar (;etöt) »syrup c ( 1),,.,'1.ciÖt) in asking for it

(244)

BeitrAge zur griechischen Wortforschung

661

[Fußn. 3: Ka111to6pojJ..Oo 'I(n. 'tci>v'A3-rjva(cov, vol. III, p. 146]. Der gewöhnliche Ausdruck est8t ist eine Umbildung von lSeoc;,der Sonderausdruck jA.oxi8t (zu jA.ox6c;)bildet der Bedeutung nach eine genaue Parallele zu ~öoc;:~Mc;.Neugriechische und altgriechische Anschauung brauchen sich nicht zu decken; aber es ist doch wahrscheinlich, daß das altgrieeh. ~8oc; aus der gleichen Sphäre stammt wie das spätere Zonar., p. 1467, ot jAoxaöt (bezeugt schon durch Et. M. 626, 68 öe KopljVIX!Ot 'COlSeoc;~Öo; ipaal 'XI.ltfilot r>-oxiÖtov).Eine Spur in der Überlieferung deutet noch darauf: die Platon-Scholien, p. 9, bieten ·r;öo~ •lSeoc;, ~~ Xa>-xc.östc;, C,1tpoc;'C~tspa XPWV'C11t, was doch heißen wird, der beim Opfer verwendete Essig sei als ~öo; bezeichnet worden (vielleicht geht aufs Opfer auch die Hesyeh-Glosse ra8oc;· r!i>-a, ID.ot ;;;oc;; aber man darf daraus nicht einmal schließen, ciöoc;isei auch Deckwort fur die Milch gewesen, da eine sachliche Aporie der antiken Exegese vorliegen kann, und die Angabe bei Ath., p. 67 C, ;;;oc;• 'tOÖto116110v 'A'tttxot 'tci>v~öoo11!itcov ~P.oc;xa>-oöatkann durch die Etymologie ~öoc;-~80011-a veranlaßt sein). Eine andere Weise, das eigentliche Wort fttr Essig zu vermeiden, zeigt das tsakonisehe to ~(J.aAfflj'tS 'COestöt (xixt, 8 1j(fljf1t'lf16V ), wörtlich „das nicht V orbedaehte C bei Deft'ner Asetxov ~c; Toixxcovtx~c; ÖtaASXtOO ('Aa-. 1923) 17; das Wort geht wohl darauf, daß der Wein unversehens zu Estiig werden kann. Der Anfang der Stelle bei Lawson verrät, daß auch mit dem Salze ähnliche Anschauungen verknüpft wurden wie mit dem Essig; doch prägen sie sieh im 6riec.h., wie es scheint, sprachlich nicht aus. Wohl aber darf man die iranischen Wörter, die mit ai. Bväda- "Wohlgeschmack« und damit auch mit griech. ~ö6c; und ~öoc; zusammenhängen, und wohl auch lit. saldus, altslav. sladttku •süß« (etymologisch •salzig«), unter dem gleichen Gesichtswinkel betrachten (das Material bei Schrader- ~eh ring, Reallex. II, 273).

=

=

2. N eugriech.

(unterital.)

'lixo(Öaund herakl.

v.i:xvo.; »torcularc und spätgriech. >.i:xv~.; (für eine Grabnische) schlagen die BrUcke zu altdorischem 1,.i:1116.;. Der vierte zeigt das altdorische Xi:xAi»gespaltene Klaue, Schere des Krebsesc u.ä. in besonderen Bedeutungen und in einer eigentUmlichen: wohl expressiven Reduplikation, ist aber nicht auf Unteritalien beschränkt. Der dritte ist kasentan, als Bezeichnung des »Regenwurms• in Kalabrien, der sudlichen Basilicata und an der Ostkttste Siziliens (im griech. Condofuri kas(,:ndula); die Deutung als 1ä:i;evtepovwird durch spätantike Glossen bestätigt. Dabei verdient noch etwas Lautgeschichtliches angemerkt zu werden: das Wort wurde in die romanischen Dialekte entlehnt (bzw. es wurden die griech. Dialekte, die der Romanisierung unterlagen, romanisiert), bevor vt zu nd geworden war. Der zweite Ausdruck in Rohlfs' Reihe kann zugleich als Erläuterung einer Stelle eines antiken Denkmals dienen. In der ersten Tafel von Herakleia am Siris steht Z. 38 f. der Satz tiv asvli,o'I tiv 'li:O'ttlElEV1lf1SVi:lv Ei; -rixv ~pvr,x.tov li" ,uve1-1etpij,!:llJ-Si;. Gemeinhin nimmt man hier vä,oi; in der gewöhnlichen Bedeutung und auf den Situationsplänen zur Inschrift kann man die Flußinsel wirklich sehen. Der Recueil des inscriptions juridiq ues grecques ttbersetzt: »L'ile adjacente a ete comprise d,,ns la mesure les friches. « Aber1eotilE1Evt,(J.EV!:l'I heißt nicht »adjaeente«, dondern »hinzugekommen~ zum übrigen hinzu entstanden«. Das paßt zur Not auf eine Insel im Flusse, wenn auch dafur 1s1EYri!J-SYi:lV nicht nur gtmtlgend, sondern schärfer wäre. Es fragt sich aber, ob das neu Hinzugekommene wirklich eine Insel in der Fiumara, im Torrente, ist. Es ist für mich ausgemacht, daß das herakleische vi,o.; in einem Zusammenhang steht mit dem heutigen vi:x,ia!:l:dies »bezeichnet in Condofuri, Roccaforte und Rochudi ... die fruchtbaren, meist mit Steinwällen eingedämmten Landstreifen 111.ngsder torrenti, die zum Anbau Yon Melonen und Leguminosen Verwendung finden•. Das ,vort findet sich in der nämlichen Form (11asfda 1 und Bedeutung auch in anderen (heute romanisierten) Aspromontcdörfern ... Auch in Nordostsizilien lebt das Wort in der Form 11asfta noch in den Bergorten des Kreises l\Iessina ... • (Rohlfä, S. 119 f.). In gleicher Bedeutung erscheint das \\. ort schon in einer Urkunde von 1042 in der Schreibung ·,i:xa6a!:l;das Städtchen Xaso, westlit-h von Messina, heißt in einer griechischen Urkunde von 1182 ~ Ni'.lo; (ebd.). Rohlfs hat auch den BedeutungsUbergang von »Insel« zu »Flußrand,, »Streifen längs eines Flusses« erklnrt durch Hinweis auf H. ~chuchardts Studie über »Ischl« (Zeitschr. für rom. Phil.: 2ö.

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Beiträge zur griechischen Wortforschung

349-353),

und auf nordkal. üca (aus insula) •mit Gebüsch bewachsener Streifen lnngs eines Flusses«, neuprovenzal. i,do (aus i,11ula) :.alluvion; greve; terrain plat couvcrt de buissons et d'arbrisseaux, qui se trouve le long des rivieres«; sizil. (.9ula „fruchtbarer mit Gemttse bepftanzter Flußatreifen« stimmt in der Bedeutung völlig zu griech. vcx-:,la~.Non wird allerdings auf der Tafel von Herakleia die vcii,o, zum Wildland hinzugerechnet; die heutige griechische Bedeutung paßt also nicht völlig. Wohl aber paßt deren Vorstufe, die das nordkalabrische und das provenzalische Wort zeigen; die Bedeutung ist also ,allovium«. Das Alluvialland konnte freilich leicht Kulturland werden (vielleicht wird es aus diesem Grunde in der Ausrechnung der Tafel besonders erwähnt). Darin bietet sich das deutsche „Schachen« zum Vergleich; :.Schachen•, eigentlich •Gehölz«, heißt in schweizerischen Mundarten :.dichtes Gehölz an einem Flußbette•, dann •flaches, mit Buschwerk bestandenes Flußufer•, •angespültes Uferland«, das weiter gesäubert als Pflanz- und Siedlungsland benutzt wird (Schweiz. Idiotikon Vlll, 102ff.). Auch den Ausgangspunkt mit v~ao; bat gemein das deutsche >Aue, dessen sebweiz. Hauptbedeutungen ( •Insel, Halbinsel; Gelände an einem Gewässer; zugeschwemmtes Grienland; Gesträuch«) schon H. Schuchardt a. a: 0. angezogen hat.

Etymologische Forschung wird oft beurteilt nicht nach den Tausenden von Fällen, in denen sie sichere Auskunft zu geben weiß, ~ondern nach den selteneren, in denen sie vorsichtig zuruekhalt oder Unglaubhaftes vorbringt. Oft sind eben die an Zahl geringeren unklaren Fälle gerade die, in denen man genau Bescheid wissen möchte, während viele sichere Falle sachlich gleichgültig sind. Die Etymologie kann sich darin mit anderen Wissenszweigen trösten. Sie wird sieh aber immer wieder auch an Wörtern versuchen, die früheren Bemühungen getrotzt haben. Zu diesen geLürt das Wort vof>;,ion. v6o,. Es handelt sieh hier nicht um die philosophische Höhe des \\' ortes, sondern um seine Verwendung in der unphilosophischen Sprache, um die Bedeutung von voü;, die am besten durch die ebenfalls nicht allzu bestimmten deutschen Wörter :.Sinn, Geiste wiedergegeben wird. In dieser Bedeutung geht voü, durch die ganze Gräzität, von Homer bis zur Gegenwart; der künftige The.saurusartikel wird ein reiches Material: eine Menge von Filgungen und Redensarten

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III. Griechisches

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auszubreiten haben, aber keine sehr reiche Bedeutungsgliederung nachweisen können. Die bisherige etymologische Forschung ist den gewühnlichen Weg gegangen, indem sie voo, an Wörter des Griechischen bzw. der verwandten Sprachen anzuschließen suchte, die formelle oder semasiologische Beziehungen zulassen. Lediglich formelle Erwägungen führten darauf, v6o, auf vaco •schwimmenc, oder auf 'tsoco •winkenc zu beziehen oder mit ai. naya m. • Fuhrungc, • Lebensklugheitc 1 u. &. gleichzusetzen; die Vermittlung der zum Teil augenscheinlich weit abstehenden Bedeutungen ist bei keinem dieser Versuche ernsthaft unternommen. Uberhaupt scheint es von vornherein gegeben, neben der Form auch den Inhalt zu berUcksicbtigen oder sogar in den Vordergrund zu stellen. So ist es gegluckt, fur v6o, gleich zwei germanische Zusammenhange zu finden; einerseits rückt man v6o; in die Nabe des gleichbedeutenden Substantivs •Sinne, anderseits verknttpft man das Wort mit dem germanischen Adjektiv, das in got. Gestalt mutr, • weisec, im Ahd. ,nottar lautet. Semasiologisch ergibt das gleiche Ergebnis eine sechste Etymologie, die v6o; mit mvot6, zusammennimmt. Während in anderen Fallen die Lautgeschichte die etymologischen Möglichkeiten einschränkt, wirkt sie bei v6o; in umgekehrtem Sinne: der Anlaut v- kann ursprttnglich sein oder der Rest einer Konsonantengru ppe; der Hiat kann durch Schwund von j, , oder F entstanden, theoretisch auch ursprllnglich sein. So machen denn mit Recht die Beziehung auf vacound die beiden griechisch-germanischen Etymologien ohne weiteres Gebrauch von der Möglichkeit eines ursprllnglichen Anlautes m-. Allerdings liegt bei v6o; der Fall nicht noch aus der griech. Überlieferung gewonnen werden so, daß könnte wie in V7iv(woneben lv'l'lj,s6vY1jtO;), v(-p~(woneben i:xj~'l'l~'fo;); neben v6o, stehen bei Homer &vi5r ivoo; cxrztvoo;, und 1to; &vo~ruov ebensowenig bieten die homerischen Namen 'A).x.fvoo;, '..\.0.Yoo;, 'Apatvoo;, 'Aatovoo,, Aut6voo,, 'lmr6voo,, 'lri·,oo;, Tlovt6voo;, rt:,~vo-:.; eine Spur von w. Aber vs5pov(zu •Schnur•), vcico"''°v6to; zeigen durch ihren Anschluß an außergriech,sche Verwandte mit ursprünglichem m-, daß man nicht unbedingt einen griechischen Rest von fordern darf; so braucht man auch furvo6; (zu •Schnur•= Schwiegertochter), voa-riCa,nicht Dissimilation der beiden silbenanlautenden s-Laute (,nu-,-) in Betracht ziehen, was an sieh möglich wlre.

,n-

,n-

1

Dies die zuletzt ans Licht getretl'ne Erklärung Quart. 17, H}f>f.; die Ubrigen bei Boiaacq, ,. v.

\'On R. Mc Kenzie, Class.

(248)

Beiträge zur griechischen Wortforschung

665

Mehrere Etymologien fttr v6oc; rechnen mit einstigem mittlerem F (dafur spricht Ilo>.uv6.Fac; der Inschrift von Korkyra IG. IX, 1, 870 8 Del. 134, eine Form, die man nicht mit Mc Kenzie durch den Hinverdachtigen darf), eine mit mittlerem -j-. weis auf Fälle wie T>.txolcifo Übereinstimmung in Form und Bedeutung ist ein anerkannter Grundsatz etymologischer Iforschung. Er ist aber nicht äußerlich zu verstehen. Veränderung der Form ist augenscheinlich; für die Form heißt es: Möglichkeit der Zurückführung auf eine gemeinsame Grundform. Die Bedeutung kann unverändert aus alten Zeiten bewahrt sein; aber gar oft muß man auch hier zur Rekonstruktion einer gemeinsamen Grundlage greifen, wie bei den drei erstgenannten Etymologien. Und in gewissen Fällen ist Übereinstimmung in der Bedeutung fast verdächtig. Soll man glauben, daß vooc;schon in gemeinindogermanischer Zeit die Bedeutung >Sinn, Geiste gehabt habe? Tatsächlich haben die einzelnen indogermanischen Sprachen nur selten gemeinsame Wörter fur •Sinn, Geiste, und sehr oft wird dabei eine sinnliche Grundlage sichtbar; die Wörter dieser Sphäre bedeuten eigentlich die Körperteile, an denen die Äußerungen von Gemüt, Wille, Verstand haftend gedacht werden (z. B. !fpiJv1tpa1tttac;~t')p xi')p X6>.oc;) oder heißen ursprünglich •Hauch, Wind, Dunst. Rauche, 1CVSÖ(J-t% ~t>XiJ animua); vgl. Schrader-Nehring, Reallex. I (z. B. 3-o(Loc; 639-641. Also ist z. B. eine idg. Wurzel snu- in der Bedeutung »weise, verständig seine, in der man (a)vo(F)oc;und goL anutr, vereinigt hat, nicht eben wahrscheinlich. Aber die eben berührte Herkunft der Wörter fur >Sinn1 Geiste kann den Weg zeigen, den man gehen muß. Die germanischen Sprachen weisen, namentlich auch in jüngeren Entwicklungsstufen und den lebenden Mundarten, eine große Fülle von Wörtern auf, die ein gemeinsames Element anu oder anü haben; dazu gehören z. B. •schnaufene mit •schnupperne, •schnupfen,, >Schnuderc fur Rotz, "Schnauze«; ich kann hier nicht alle Bildungen nennen, die in besonderer ~~ülle im Schweiz. Idiotikon, Band IX, unter ,clm-b, ,clm-d, ,chn-f, ,chn-gg, ,cha-p(f), sehn-,, achn-t, ,chn-w, ,chn-z zusammengestellt sind. Daß in diese Gesellschaft auch goL snutr,, ahd. anottar gehören, sollte nicht bezweifelt werden (wie dies Feist, Etym. WB.\ 333, tut); man muß nur nicht die Bedeutung •klug, weise• als ursprtlnglich nehmen, sondern mit Falk-Torp-Davidsohn, Norweg.dän. etym. WB. II, 1099 . 1102, von einer ursprünglichen Bedeutung •schnobernd, mit feinem Geruch, mit Spürsinn begabt« ausgehen. Damit ist der Weg gewiesen, der zu v6oc;führt, dessen Zugehörigkeit

=

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III. Griechisches

Falk und Torp im Wortschatz der germanischen Spracheinheit (~,ick ~ III, 524) freilich bezweifeln. Formell läßt sich vc,o; auf *ovoFo; zurückfuhren, wie schon wiederholt geschehen; als ältere Bedeutung ergibt sich »Spttrsiunc in eigentlichem Sinne (vgl. das zu griecb. ~,fo11i:x~ gehörige sa9ax, zur Bedeutungseutwicklung wie zur Herkunft aus der Sondersprache des Jägers). Der Form nach stehen einem griech. *ovoro~ am nächsten mhd. s11äwen, S11ÜUU"ffi und deren germanische Verwandtschaft (Fick 4 111, 624). Das Element Bnii- scheint allerdings auf das Germanische beschränkt zu sein; Brugmanns Versuch, griech. ÖvvL~ mit Hilfe der germanischen Wörter zu erklären (1. F. XXVIII, 366ff'.), ist zum mindesten unsicher. Aber ich möchte mit den germanischen Wörtern, die das Element snü mit labialem Determinativ aufweisen ( »schnaufen•, »schnuppernc u. a.), die Sippe von griech. v611'fll,lat. nübo, proni,ba, russ.-kslav. snubiti, »verkuppeln•, slov. sm,biti, »werben, freienc (s. zul~tzt Trautmann, Balt-slav. \\' ß., 273), zusammenbringen. Eine gemeinsame Form snübh ist ohne weiteres möglich, und die Umbiegung der als ursprünglich anzunehmenden Bedeutung •schnuppern, schnüffeln c erklärt sich aus der Sitte des Verwandtenkusses, der ursprünglich ein sogenannter SchnUff'elkuß, das heißt gar kein Kuß in unserem Sinne, sondern ein Beschnuppern war (ich verdanke diese Belehrung dem Artikel • KuLlc bei Schrader-Nehring, Reallex. 2, wo auch auf die mir nicht zugängliche Abhandlung von E. W. Hopkins, The sniff'kiss in ancient India in Journ. Am. Or. Soc. XXVIII, verwiesen wird). Aus der Bedeutung • bcschnuppernc wäre also zunächst eine Bedeutung •den SchnUff'elkuLlbieten bzw. erhalten« hervorgegangen. Es will mir scheinen, daß auch das gemeinidg. Wort für Schwiegertochter, *smmis, in diesen .Zusammenhang gehört. Neben (a)vo(;)o; steht nun allerdings kein Verbum (o)vüro, wie neben r.),610; sich r.1,.srrofindet; und die germanischen Sprachen bieten fast nur snti-, wenn man nicht auch die Sippe von got. sniumundo >eilig•, sniioan, »eilen•, nhd. »schleunig•, hieherziehen will, deren Bedeutung sich von einem urspr. >schnaufen« aus leicht erklärt 1• Aber man durfte hier auch nicht eine vollständige, glatte Ablautreihe verlangen. Denn anfi- gehört zu den Elementen, die sich dem regelrechten Ablaut entziehen, erst sekuudur in den Ablaut eingeordnet sind, zu einer primiti\·en Schicht, zu den onomatopoetischen \Vörtern und den ,vörtern der Kinder- bzw. Ammensprache. D1uaus erklären 1 Jcdenfall ■

leichter AnknUpfung1ver1ucben.

1111 bei

allen ,·on Feist, Etym. WB. 1 332(., gebuchten

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Beiträge zur griechischen Wortforschung

sich auch die Unstimmig-keiten in Fällen wie griech. 1tVefro: ahd. fnehan usw., und man wird am besten tun, Formen wie 1tolm6ro, aus ihrem Ursprunge zu erklären, das heißt hinzunehmen, 1tS1tVoo~ixl wie sie sind, statt eine besondere Etymologie zu suchen oder formelle Umbiegung ins Auge zu fasseu. Um so mehr als fllr das Nebeneinander von (s)nrl: pnü (woneben pü} gegenseitige analogische Beeinflussung sehr nahe liegt. 4. 01tt6;.

Das Wort, zu dem or.t-iro zugebildet erscheint, hat noch keine glaubwürdige Anknüpfung gefunden: Beziehung auf dooro (Brugmann, Grundr. 1 I, 264, und noch Schrader-Nehring, Reallex. I, 610) läßt o-unerklärt (die Bezeichnung als prothetischer Vokal ka~n nicht als Erklärung gelten) und wird der Bedeutung nicht gerecht, die nicht nach einer Spezialisierung aussieht aus der allgemeinen Bedeutung »kochen« (wobei man übrigens fragen muß, was fur eine Art Kochen mit idg. pe k,.- ursprünglich gemeint war). Das allgemeine »Kochen« und das spezielle »Braten« werden gemeinhin sprachlich getrennt sein. om6; heißt »am Spieß gebraten«. Liegt da nicht der Zusammenhang mit oßaM; > Brat11pieß« auf der Hand? Wie 6ix~eM; (später 6ä).o;), •Feuerbrand«, zu 6ix, gebildet ist, kann oßeM; zu einem oß gehören, dem die Bedeutung •an den Bratspieß stecken, daran braten• zuzuschreiben wäre. Es ist dann auch nicht nötig, eine kürzere Form •oßM; für das Substantiv anzusetzen (Bechtel, Dial. II, 103), um das in den nichtäolischen Dialekten unregelmäßige oßeM; neben dem zu erwartenden o6aM; zu erklären; ß kann Yon dem Verbum stammen, zu dem 01tt6; als Verbaladjektiv gehört. Die von Bechtel a. a. 0. angenommene Etymologie, die Fick fur oßeM; gegeben hat, wird durch den Anschluß von 01tt6; nicht berührt.

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III. Griechisches

DREI GRIECHISCHE ,vöRTER l.

lfea~o,.

In seinem literarischen Saturnaliengeschenk an einen römischen Freund und Gönner, in seinem Platon-Lexikon, erklärt der Sophist Timaios aeeaTO'JIdurch larveo,,,oTteEO,,. Wahrscheinlich ist diese Erklärung nicht geistiges Eigentum des Verfassers, der frühestens ins 4. Jahrhundert n. Chr. gesetzt wird, sondern stammt schon aus einem der älteren Platon-Lexika, von denen mehrere bezeugt sind; sicher ist, dass die gleiche Erklärung in späteren Lexika (so dem des Suidas) wiederkehrt. Sie bezieht sich wohl zunächst auf eine Stelle des ,Staates'; da h~isst es unter den Anforderungen, die an Jünglinge zu stellen sind, die dei:-Staat für leitende Stellen vorbildet: ,eal µvfJµo11ac5~"al lleeaTO'JI Mi ,iavra q,,;.&,io,,ov Crrcrrcto,, (p. ö35c). Denn wenn die Lexikographen statt der genannten Stelle des häufiger gelesenen ,Staates' die Belegstelle aus dem technischeren ,Kratylos' vor Augen gehabt hätten, hätten sie sich gewiss Platons eigener Definition bedient; man sieht nicht ein, weshalb sie diese hätten berichtigen wollen. Sokrates stellt im ,Kratylos' p. 407 d zwei Deutungen des Götternamens "Ae77, zur wahl. Die erste ('"1Ta TOaeeev TS "ai "aTa fO wc5esicw) braucht uns nicht weiter zu kümmern und von der zweiten nur der Ausgangspunkt. Der ist dieses Mal nicht ein konstruiertes Wort wie das berühmte odaevo,,Eoattafür otl'1"} oder gleich vorher a (Jto,,&aoder auch ri-{}01IOYJ für ~'°7}m, sondern ein wirkliches attisches Wort, dasselbe, das im ,Staat' als allgemein bekannter Ausdruck behandelt erscheint. Dass es dies doch wohl nicht· durchaus war, deutet vielleicht die dem Worte im ,Kratylos' beigefügte Erläuterung an: tl c5' aJ (wenn jedoch der Name '.:AeYJ, zu verstehen ist) ,eatci Too,e).wo,, f8 ,eal dµtraOf(!O'PO", 8 c5~äeearo11,eaÄtirat, ,eal fQV?l']& ä11,imraxij, noÄtµu«iJ, {)swt nefno, '.:AeYJ ,ealtio{}a,. Wenn im Gegensatz zum Kratylos auch der Verfasser des Axiochos das Wort ohne Vorsichtsmassregel braucht, folgt er wohl lediglich dem echten Platon im ,Staat': ToäeeaT011 b ool faeoo, liest Fischer

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Drei griechische Wörter

im Axiochos p. 365 a statt des ö.efll1Ta,lxevoo,poeEvvrs, 38, ,}l, ,jl, (statt ,}lo,) 153 a, b, d-ceia {= ä-ceeo-co11) Mjµo, 125 oder an die Glosse C&V'(= Ocilaaoa)3 erinnert. '.At?1]11w,, Für unseren Fall ist jedoch wichtiger Euphorions Behandlung der Prosodie, die recht frei ist, teils in den Schranken der epischen Tradition, teils darüber hinausgehend. So o"'"5{)e84 wie homer. (homer.) '.Axilijo,____ 80 (aber statt homer. :Axi.U- in 57 ~xiUa, um den Namen mit xii,6, zusammenzubringen), o}vx hii. mj1I____ 9, 8 (gegenüber homer. ov«5· ö.e'ln mJ"_____Z 139). Nach bekannten Mustern wird ein prosodisch schwieriger Eigenname im Vers untergebracht itnollolßrueo, 5. Und Euphorion ist auch nicht in xa( verlegen, wenn ein Wort prosodisch nicht ausreicht: noÄv· oxiea!J°' Mvx6ro,o 25 (für nolvxie.). So ist es keine verwegene Hypothese, anzunehmen, dass sich Euphorion in deectio,o aus metrischem Grunde eine sprachlich nicht begründete Länge gestattete, sei es dass er mit Bewusstsein von der Möglichkeit metrischer Dehnung Gebrauch machte, sei es dass der Wegfall der Kontrolle_ der lebenden Sprache bei abgekommenen Wörtern das Wort prosodisch vogelfrei gemacht hatte. Im Falle von ßeeaio, entscheidet nicht die Prosodie eines künstelnden Dichters über die Etymologie, sondern die plausible Etymologie muss das Mass für die Prosodie hergeben. Ein ßeeäw, mit Kürze lässt sich etymologisch voll verstehen; für ein ßeeä-ro,mit Länge findet sich keine plausible Deutung verwehrt der (den formell möglichen Anschluss an dn-~·J"eä Sinn).

omi-,

n,

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III. Griechisches

!. f,cettso,. Die geläufige Erklärung des homerischen ~HeOTo, als metrische Dehnung von äxeOTo, (so schreiben einige Handschriften gegen das Metrum) hat noch in den neuen Liddell und Scott Aufnahme gefunden. Vom sachlichen Standpunkt aus berechtigt, ist diese Deutung doch formell höchst bedenklich. · DAs Wort begegnet nur in der Verbindung Pov,1 ~,, /pdOT~ leeevoeµe,, Z 94, 279, 309. Das erste der beiden Adjectiva steht als Singular in pov,,~"' evevµiTw:rco,,1 dlJµ'Yf""l'K 292, y 382. Die genaue singularische Entsprechung der pluralischen Formel wäre ßovv~"' TJ'XEOTrJ", in alter ionischer Schrift BONHNINHKEITHN. Das lässt sich auch umschreiben als ßoii" ~'" VYJXEOf'TJ'V. So nehme ich an, dass ~OTo, auf dem Missverständnis einer Stelle mit ~,,, ('V)'rpdonp,beruhte. Der gedehnte Konsonant zwischen den beiden langen Vokalen trat auch in der Aussprache nicht stark hervor. Dass der Singular ~"' M7P'• nicht belegt ist, ist kein Einwand; rechnen doch alle Homeriker mit Verlusten und Umarbeitungen älterer Gedichte. Barnes hat schon 1711 für die drei Stellen des Z 1'1J"EOTa, vermutet (Ludwich). Man wird ihm nach dem Vorstehenden gerade darin nicht folgen; aber sein Gedanke war doch im Grunde richtig. Wer dann ~OTo, statt des richtigen "1jxeOTo,brauchte, muss darin eine allerdings ungewöhnliche metrische Dehnung von ll,uow, gesehen haben. Man braucht also weder mit Prellwitz, Glotta 19, 126f. in 7]· eine besondere Negativpartikel zu suchen, noch mit Boisacq u. a. ~OTo, als eine ungeläufige Bildung zu einem •t}xo, n. mit der Vokalstufe von fiX1J·0'"""71, 71-xi,· &Ev,71xdoo· rr,lJ(!WµEVY}" yv,,aixa und der Bedeutung von dxµ17zu betrachten.

8. 1'11"''· Das Wort, mit dem die überlieferte Ilias anhebt, ist etymologisch noch nicht befriedigend erklärt. Dem Philologen wird es freilich nicht allzu schwer fallen, sich mit dieser Tatsache abzufinden. Denn nicht nur die allgemeine Geltung des Wortes, sondern auch die besondere Schattierung im Unterschied zu bedeutungsverwandten Ausdrücken leidet keinen Zweifel: µij'V,, ist nicht wie &(!)'17 etwa die ,Aufwallung' oder wie xoAo,die ,Galle', die einem überläuft, sondern der anhaltende, im tiefsten sitzende ,Groll' (vgl. Bücheler, Kleine Schriften 3, 4). Die Verbindung des ersten und des dritten

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Drei griechische Wörter

Wortes in dem durch Aristoll:enos bekannten Prooemium der llias (µfr'k ts xolo, {i' lls Il71ls(wva) lässt sich höchstens als iJaneo,, ,reoiseo,,rechtfertigen; für Apoll. Rhod. Arg. 3, 337 Liw,'1,µa).yeaµij?w I ,uzl xoĵoTJ,, nolvßi-vf>r/,), während ~ und ßo.60, weniger bequem in den Vers gingen. Eine Spur wenigstens ,·oo ßa.l>a,n. hat jedoch schon die Odyssee: dyz,ßu.lHJ, 'nahe (an der Küste) tief' (d. lls 6alaooa, ,cal oiJ nw, lon n6"eoo, orfJµevai e 413) ist ßrx, ßa.Da, lzovoa. Diese Auffassung von ßi,,{}o, hat den Vorteil, dass dabei die natürlich scheinende Zusammengehörigkeit von {Jä.ooaund ßa{H,, (und ßvOo, ßvooo,) nicht aufgehoben zu werden braucht. Der Gedanke ist übrigens, wie mich Thurneysen freundlichst belehrt, nicht neu; er hat ihn schon vor Jahren geäussert, ohne Beachtung zu finden, in einem beiläufigen Hinweis in seiner Besprechung von Pedersens Vergleichender Grammatik der keltischen Sprachen II (IF. 33, Anz. 33: 'ßl,,,{Jo, bat gewiss sekundären Ablaut a: E'l' Die Vokale der Anfangssilben von ßa{}-v,und ßv{}.&,verhalten sich wie böot. Pa'l'•;j,u,, sizil.

{h,ooo,

1

).

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Btcrcra,Bflcrcraund Verwandtes

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(dor.) yd,,a Greg. Cor. p. 345 S. zu yv,,-ai,ee%•Jt.t-i. VI [1920/1, erschienen 1923), 124 nr. 41 mit Abbildung 18): (.P/.tmno[s] 1 n,cnos I tv8-ci6t I xi-iE· 1 El ns EKTPA.(6)NI02 dJ1olgE,,1 deav txi 1 'f(t) 1). Über EKTP A.NI02 äußern sich weder (Z),.tae,c, ebd. 71 bat kein lat. Prototyp). - Gebt auf mittelgriecb. dlaexios iD der Bedeutung .(Schaltjahr als) Unbeilsjabr" das seit dem 13. Jabrh. belegte nfrz. tlisette .Hungersnot; Teurung; Mangel, Armut•, z. B. ann6e de disette, la disette de 1812, zurllck? Die Erklärungen aus lat.-rom. Mitteln genflgen den Romanisten selbst nicht; daher Gamillscbega Versuch, das frz. Wort aus dem Breton. zu gewinnen, auf den mich Meyer-Lttbke hinweist (breton. diutl, dial. tliut .ohne Getreide" wurde zu frz. tlisetteuz • wer Mangel bat• umgebildet, daraua disette .rückgebildet• Zeitacbr. f. rom. Phil. XL 628; danach ll'rz. etym. Wb. s. v.). Aber die bei Meyer-Lflbke, Rom. etym. Wb. nr. 2499 angegebene Verbreitung über das Frz. hinaus (Teramo deaetu, anordital. dezeta) ist Gamillschegs ErkllLrung nicht gllnltig, wihrend sie bei Annahme griecb. Ursprungs leicht zu Terstehen ist. Der Geschlechtsunterschied swischen den romanischen Wörtern und dem als Quelle angenommenen griech. wtlrde sich durch Einfluß von an11ata, anflie ohne weiteres erklären. 1) Vgl. quicumque utra'""8 coluerit alttmlm corpus po,uwe CIL. III 13124 (Spalato) = Diehl, Lat. chriatl. Inschriften nr. 178.

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III. Griechisches

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Wie nach Osten, ist lat. biutztua auch nach Nordwesten gewandert, in den keltischen Sprachbereich, und hat sich auch hier nach Form und Bedeutung in der Folge selbstlndig entwickelt: air. bissezt „Schalttag" als gelehrte Transkription, lediglich an die irische Deklination angepaßt, aber mir. bissech „Zuwachs; Vorteil; Besserung in einer Krankheit", ebenso nir. biseach (Pedersen, Vgl. Gramm. d. kelt. Sprach. I 218) 1). Und auch lat. eztrantUS ist zu den Iren gekommen; Pedersen a. a. 0. II 67 betrachtet allerdings das air. dehtrann „extraneus", das eine anscheinende Parallele zu lx-ied,,,os bietet, als genuin keltisch, wllhrend Thurneysen, Handbuch des Altirischen 628 es als entlehnt ansieht, Vendryes a. a. 0. 167 zwischen beiden Ansichten vermittelt (,,a genuina stirpe ortum, sed a Latino verbo affectum" : auch das Umgekehrte wllre möglich: Kreuzung des aufgenommenen lat. Wortes mit air. echtar „außerhalb", und dies hat vielleicht am meisten fur sich, wenn auch die Annahme einer lautlichen Entwicklung von lat. extraneus zu air. ecktr- - vgl. echtar aus *ekster - nicht zu widerlegen ist. Doch auch nicht zu erweisen). Jedenfalls geht die Entlehnung auch im Falle echtrann, wenn sie zu Recht besteht, von der klassisch lat. Form aus'); bei biJJ(s)extus ist dies ohne weiteres begreiflich, aber auch bei dem in die rechtliche Sphäre einschlagenden extraneus nicht unverständlich. - Noch ein drittes lat. Wort ist sowohl ins Griech. als ins Irische gelangt; aber auch hier erweist sich die anscheinende Ähnlichkeit der Lautentwicklung als trügerisch: lat. exemplum bezw. exemplar erscheinen nach den Nachweisen von Br. Keil a. a. 0. 565f. auf spätgriechischen Inschriften 1 )

Wie mich Thurneysen belehrt, beruht die von Vendryea, De Hibernici.a vocabulia quae a Latina lingoa originem cluxerunt (Dias. Paria 1902) 117 sitiertc Form büJsect (wäre gesprochenes -eckt), die an griecb. plunno~, geaprocbt:n -xtos,erinnern wllrdo, auf einem Versehen. Gtlterbock, Bemerkungen llber die lat. Lehnwörter im Irischen, Leipz. 1882 (DiBB.Königsberg) S. 72, auf den V. lieb bezieht, bat nur bi8su:t, -ea:, (ohne Belege). Au dem Utem lriachen aind Th. nur folgende Belege ffir das Wort bekannt: air. b'8sext Thes. Palaeohib. ll 39, 22 (Computus Vaticanu), mir. Nom. und Aklr. b'8u:, Gen. i,s bisee"a (Kommentar zum F6lire des Oengoa ed. Stokes 1 8. 78; in der ersten Auflage die Gllterboek benutste - nach andrer Handschrift 8. LIIIf. Nom. ;,. b'8c.r. Akk. (fri) bisec). • Wie der Gen. biBecsa zeigt, wurde damals a: als ka gelesen (daher biBec); aber in llterer Zeit war es sicher hier wie flberall = %&; daher die von Pedenen behandelte Form biBsech• (Th.). ') Vgl auch ea:tai8 .extaais• und - mit a:p - ea:ceptitl .exceptio• (woneben in Kommentaren zu Rechtstexten oft vollatlLndlg tlbemommenea u:cq,tus Th.); mit vulglrlat. st: seist .sexta (bora)•, aura .senanu•, 1 AUBDahmefaU• mai8treatlt I mlxtura •.

-.c

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tnpavlO~ aus Kleinasien als igovn.lde,011, igonedet,{011 (Dionysopolis in Phrygien), iguvn.lde,011 (Smyrna), He.s. hat lgoµnlov, das Neufür* igoµnl,ov (G. Meyer, Neugriech. Studien III 4-9), griech. goµnl., während das Irische für lat. exemplum außer esimal u. lt. auch sompla, für lat. eu,nplar außer esimplair auch eisiom(p)lair, isiomplar bietet (Vendryes a. a. 0. 188. 178). Aber ein Zusammenhang zwischen den beidseitigen o besteht nicht Irisch 10 ist regelmäßige Schreibung von i vor nicht-palatalem Konsonanten, vgl. z. B. biobla „biblia", prinsäopal „principalis"; die Form sompla gibt nach Pedersen a. a. 0. I 193 das engl. sample wieder. Griech. o für lat. e ist noch nicht erklärt.

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II 1. Griechisches

Zur Systematik der griechischen Nominaldeklination Die Fülle der tatsächlichen Erscheinungen der griechischen Nominaldeklination bleibt noch bei Dionysios Thrax völlig im Hintergrund; spllter, sicher seit Herodian, kommt sie zutage in den über 50 xavoVES oder Typen der Nationalgrammatik (bei Theodosios und Choiroboskos sind es 36 für die Maskulina, 12 für die Feminina, 9 für die Neutra)'). Darunter sind auch manche unwichtige, und die Praxis des Sprachunterrichts wird auch dort die wichtigeren in den Vordergrund gestellt haben. Die Nützlichkeit der Weise der alten xavovES auch für Zwecke heutiger Wissenschaft erhellt noch aus ihren neuzeitlichen Gegenstücken, der Zusammenstellung sämtlicher Wortausgänge der dritten Deklination bei Kühner-Blaß I 468ff. oder den Konträr-Indizes; zunächst auf die Textergänzung berechnet, dienen letztere auch den Bedürfnissen der wissenschaftlichen Behandlung der Wortbildung'). Die westeuropäische Unterrichtspraxis hat in der Folge die verwirrende Mannigfaltigkeit der spätantiken xavovEs in einige Haupttypen zusammengefaßt; wohl nach dem allgemeinen Vorbilde des Lateinischen, dessen fünf Deklinationen schon von den Römern aufgestellt wurden, kam man für das Griechische erst auf zehn Deklinationen (fünf kontrahierende und fünf nicht kontrahierende); später begnügte man sich mit den bekannten drei Deklinationen: ') Vgl sam Anfang Ktlbner-BlaßI 3641., ferner Walter iD Stand and Auf3381. gaben der SpracbwiaaenlCbaft 1) Vgl. •· B. den Heidelberger Kontrlr-lndex der griechischen Papyraaurkunden, unter Leitung von 0. Gradenwitz bearbeitet von Fr. Bilabel, 11:.Pfeiler, A. Lauer. Berlin 1931. Weiterea in meiner Besprechung von Cbantraine, La lormationa dea noma en grec ancien. Paria 1983 in DLZ. 1984, 8261f.

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Zur Systematik der griechischen Nominaldeklination

nach lllterer Anregung erscheinen sie t 685 in der Grammatik von Weller und haben seitdem das Feld behauptet. Die beiden ersten Deklinationen werden als „gleichsilbige" der dritten gegenübergestellt, die, im einzelnen in verschiedener Weise, ,,ungleichsilbig" ist. Die Sprachvergleichung hat die griechischen und überhaupt indogermanischen Deklinationsklassen wieder etwas vermehrt nach dem Einteilungsprinzip des Stammauslauts, ohne dadurch in der Praxis der grammatischen Lehrbücher für die Schule erhebliche Änderungen hervorzurufen. Die erste und die zweite Deklination der Praxis waren als gleichsilbige schon ausgesondert, als man noch nicht von den „thematischen" o-Stämmen und ä-Stämmen (oder umgekehrt) sprach; es ergab sich also hier von der Sprachvergleichung her keine neue Gliederung, nur eine andere Auffassung von richtig als solchen erkannten Typen. Die Erkenntnis, daß die ionischen und attischen Wörter auf -11und -11sund die sog. attische Deklination im ganzen lediglich Auswirkungen lautlicher Vorgänge sind, konnte die Praxis nur darin bestärken, auch diese Sondergruppen weiter als Abteilungen der ersten und zweiten Deklination zu behandeln; die sprach vergleichende Erkenntnis, daß sich die Feminina auf kurzes -a (eigentlich -ja) von denen auf -ä bzw. -11 einst stärker schieden, durfte nicht zu einer Trennung der im Griechischen nun einmal weitgehend gleich gewordenen Typen führen. Die dritte Deklination, der unter dem Generalnenner „ungleichsilbig" zugeteilt worden war, was nicht in die erste oder zweite Deklination gehörte, blieb in der Praxis bestehen, obschon durch die Sprachvergleichung die Unwissenschaftlichkeit des Verfahrens augenscheinlich geworden war; doch paßte man immerhin die Unterabteilungen der dritten Deklination nach Möglichkeit den sprachvergleichenden Erkenntnissen an. Abgesehen von der Uneinheitlichkeit der dritten Deklination ist an der landläufigen Praxis anfechtbar die Anordnung der beiden andern Deklinationen. Die Voranstellung der ä-Stämme im G,iechischen und Lateinischen ist sicher kein Ausfluß der bei den Grammatikern kaum stärker als in der Sprache selbst vertretenen Galanterie (die ä-Stllmme können ja übrigens auch als Maskulina auftreten und die o-Stämme als Feminina), sondern beruht wohl nur darauf, daß die Deklination vom Typus mens,i im klassischen Latein einheitlich ist filr Feminina und Maskulina im Gegensatz zur Scheidung der Maskulina und Feminina von -den Neutra bei den Typen lupus colus : dönum; die Römer stellten

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II 1. Griechisches

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das Einheitliche, Einfachere voran. Die Forderung gleicher Anordnung im Lateinischen und Griechischen hat dann bewirkt, daß im Griechischen die pädagogisch schwierigere Deklination von olxlä /l«%'1 ylcin-ia vorangeht - wenigstens im grammatischen System, das allerdings fUr den lebendigen Unterricht nicht durchaus verbindlich ist. Vom sprach vergleichenden Standpunkt gehört die Deklination der ä-Stllmme auch näher als die der o-Stllmme zusammen mit den vokalischen Stimmen der sog. dritten Deklination, aber ohne etwa mit diesen eine besondere Gruppe bilden zu können 1). Außer der Umstellung der ersten und zweiten Deklination könnte sieh die griechische Schulgrammatik allerdings kaum etwas aus der spraehvergleichenden Systematik der Deklination aneignen. Die auch heute noch maßgebende große systematische Darstellung, Brugmanns Grundriß, äußert sieh Oberhaupt nicht Uber die Systematik der indogermanischen Deklination; nicht Deklinationsklassen werden behandelt, sondern die Bildung der Kasus, wobei die im allgemeinen nach den Numeri geschiedenen Kasus-Suffixe nach dem Vorbilde der indischen Grammatik mit Recht als grundsätzlich fUr alle Stimme in gleicher Weise geltend angesehen werden. Nur als Unterabteilungen kommen in Brugmanns Darstellung bei den einzelnen Kasusformen die Stammklassen zum Vorschein, außerdem in der tabellarischen Übersicht am Schluß; es sind die Stämme auf o, ä, (i)iä: i, i, u, tl: Uf und i : ij, n, r, s, auf Versehlußlaute und die Wurzelnomina. Im Grunde bedeutet Brugmanns Darstellung einen Verzicht auf jede Systematik, so gut wie die Aufzählung von 32 Prllsensklassen des Verbs in der ersten Bearbeitung des Grundrisses. Es braucht allerdings P.inmal ein System gar nicht bestanden zu haben, in der fernen Zeit, als es eine von ausgebildete Flexion noch gar nicht gab. Damals mußte es Wörter (die spltem Stämme) gegeben haben auf beliebige Vokale oder Konsonanten, die bei dem Fehlen einer Deklination nicht einmal Unterschiede zeigten wie frz. cheval: chevaux gegenüber lautlich anscheinend unveränderlichen wie pere : peres, fenune : femmts, ami : ami, '). Vgl. dazo H. Pedersen, La cinqoi~me d6clinalaon latine (Det kgl. Danake Videnakabunes Selakab. Hiat.-filol. Meddelelaer XI 6. Kebnh&vn1926) S. 4, 1; (Wackemagel-)Debrunner, Altindiache Grammatik III 83. ') Die Experimentalphonetik weist freilich aoch hier Untenchiede nach (a. den Hinweis in meiner Oriechiachen Grammatik 16, Fu6n. 2); mit aolcben UDtenchieden rechnet aoch die Slevera'ache Schallanal,..e. Die von Streitberg (und Hirt) durchgeführte Anachauong. nach der im FrGhindogermaniachen die 1)

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Zur Systematik der griechischen Nominaldeklination

Aber Brugmanns Verzicht auf Systematik der Deklination entspricht nicht der Auffassung aller Sprachvergleicher. Meillet bringt in seiner „Introduction" die indogermanischen Nominalstämme in drei Hauptgruppen: Stämme auf Konsonant oder Sonant, Stämme auf *-a- (•e-), Stimme auf *•e/o- (7•edition 1984 p. 291), und H. Pedersen hat vor einigen Jahren auf den Systematisierungsversuch seines großen Landsmannes Rasmus Rask von 1814 zurückgegriffen 2). Diese beiden Systeme, von denen das zweite ungefähr der Teilung in thematische und athematische Stämme entspricht, sind von den drei Deklinationen der griechischen Schulgrammatik wenigstens anscheinend nicht sehr verschieden. Überall kommen dabei die Stämme auf •-e/o- und auf *-ä- näher zusammen im Gegensatz zu den übrigen. Doch bilden die letztem, vielleicht sogar mit Einschluß der ä-Stllmme, im Indogermanischen wirklich eine gewisse Einheit; im Griechischen löst sie sich immer mehr. Systeme, die auf das älteste erreichbare Indogermanische berechnet sind, brauchen jedoch fUr das klassische Griechische keine Geltung mehr zu haben. Die noch fortlebenden Reste des frUhern Systems sind für die neue Gliederung, die es im geschichtlichen Griechischen wirklich gibt, belanglos. Sie soll im Folgenden in tunlicher Kürze dargestellt werden. Scharf heben sich zunächst im Griechischen von allen andern Stämmen die konsonantischen ab, zu denen im Griechischen außer denen auf Verschlußlaute (Labiale,Velare, Dentale) auch die Stämme auf Liquida und Nasal gehören (praktisch gibt es nur Stämme auf e und 11); der indogermanische Wechsel zwischen unsilbischen und silbischen Liquiden und Nasalen ist im Griechischen beseitigt (bei den Verwandtschaftsnamen hat das silbische r zu Anomalien wie geführt, bei den Stämmen auf Nasal sind alte Formen wie ,peaol aus * it1J-6s im Indogermanischen ist der im Griechischen teils in vorgeschichtlicher, teils in geschichtlicher Zeit aufohne Hiat gekommene Unterschied nicht zu übersehen: noo-os gegenüber yi11e-os .1,-6s mit Hiat; bei den t(u,)-Stllmmen sind nur Hiatformen überliefert, bei den Stimmen auf fJtl ist , im ältesten Griechischen noch erhalten gewesen. Der Hiat an sich bedingt noch keinen Flexionsunterschied von den konsonantischen Stimmen; das Sprachgef11hl konnte yi11t•os nt,:,6-os ~ew-osanalysieren so gut wie noo-6s {Jaa,l~F-os; immerhin werden sieh die Nominativausgllnge oS ~s t:,(,) tbs beim Hiattypus schon frUh als Einheit abgehoben haben. Aber die Hiate eröffneten neue Möglichkeiten der Lautentwicklung. Die Kürzung von fJ (aus 'lF) vor Vokal änderte freilich am System nichts; -los (in einigen Dialekten gegP-nUber att. -ICdS),-1""' zeigen noch den Typus nod-6s nod-wv. Auch der dialektische Übergang von E aus E(a) in , vor Vokal hatte 1)

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So gelegentlich W. Schalse, KZ. XLV 868 = Kleine Schrilten

'°'f.

III. Griechisches

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nur die Folge, daß aus der hiatischen e(a)-Deklination in fast allen Formen eine ,-Deklination wurde: yw,oS ynfow wie ooboS nolfow in Dialekten mit durchgefUhrtem , bei den ,-Stimmen. Aber der Unterschied der Nominative auf os ~S ,s und auch die Geschlechts-, teilweise Funktionsverschiedenheit verhinderten im allgemeinen einen Zusamm~nfall1). Doch schon leichte Kontraktionen wie (yw)t, aus •ti" und ({laail)ij, aus ,t(F), (schließlich in beiden Flllen -e,) und (wyn)eis aus -its, ({laail)iJs aus -ij(F}ES brachten eine Verschiebung hervor; fUr das Sprachgeftthl lösten •fJ• -tis -ijs ab, wodurch das Verhlltnis zu den noch sich hier (oder überhaupt) unkontrahierten Formen verdunkelt wurde (z.B. -e, -ij, gegenüber -ea -eos bei beiden Klassen). Bei den f/V•Stlmmen wurde im allgemeinen nur in e, kontrahiert (dor. -iJfur -ea bildet eine einzeldialektische, die Behandlung der Wörter auf -xUris eine durch alle Dialekte gehende, durch besondere Lautverhllltnisse bedingte Besonderheit). Die ionisch-attische Metathese der Quantität bewirkte sogar eine Verllnderung der in Mitleidenschaft gezogenen KasuBSuffixe;neben -a -lis •oS ergaben sich dabei die Spielformen -ä -äs -CrJS,die freilich auf den in Rede stehenden Fall beschränkt blieben und sich in der Koine verloren. Rein lautliche Veränderung von Kasussuffii:en ist sonst, abgesehen von der frühen Entwicklung von idg. -tp -c,, zu -a -äs, unerhört (die böotische und späte Entwicklung von -o, zu -v betrifft nicht nur das Kasussuffix); aber fur das System hatte sie auch in unserm Falle nur Folgen, indem aus •f/(F)ä(s) -1'J(F}osgerne einsilbige Typen wurden, nämlich -1ä(s) •f CrJSmit konsonantischem e. Die Aussprache verrllt sieh allgemein in der attischen Dichtung; auch in der Schreibung ist ihr Rechnung getragen in den bekannten Typen {Ei,/Jo),d und (ge-ds -ws; in diesen kündigt sich neugriech. Akk. /JCIO'MJd• sprochen t1asiljan) bzw. -J.CJ(-ja) an, ohne daß ein unmittelbarer Zusammenhang besteht. Der gleiche Ausgang von f/di'1W und fJaa,liCrJttfUhrte zum Ausgleich von /Jaailijs mit ~deis; wie f/deis wurde dann auch /Jaa&l€isgemeinsame Form für Nom. und Akk. Plur. Nur im Nom. Sing. und im Dat. Plur. hielt sich der diph1hongische Charakter der fJv-Stllmme; im volkstümlichen Neugriechischen sind auch diese beiden letzten Säulen gestürzt. Die Stimme auf f/tl sind geschichtlich im allgemeinen solche auf E(F) geworden, im Attischen in einigen Formen j-Stllmme. Auch die e(a)-SUimme sind, am konsequentesten im Attischen, nicht bei E

-e,

Ä.ol.selaa,, kret. ndJ.,t,, zeigen andereneita Einfluß der a(aJ-St&mme auf die ,-Stimme auch ohne den Obergang Ton • su , ; •· W. Schulze a. a. 0. 1)

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Zur Systematik der griechischen Nominaldeklination

stehen geblieben, sondern außerhalb des Nom. Sing. und Dat. Plur. zu einer kontrahierenden Deklination geworden: (eiryt11)i}-ovs-Ei, -tis -ciw, -yi:,,'f'/;aldGJ -ovs-ol. Vom ältesten Typus sind hier nur noch die -s des Gen. Sing. und Nom. Plur. sichtbar. Daß das jüngere Sprachgefühl auch -Eo, als Einheit empfand, zeigt sein gelegentlicher Ersatz durch -eia, (nach -Eis) in der Spätzeit, der andereneits mit dem Rückgang des Dativs zusammenhingt. Die Neutra auf -assind vom systematischen Standpunkt aus lediglich Reste und Anomalien, die in den Texten noch bedeutend mannigfaltiger sind als in der Schulgrammatik. Es bleiben aus der dritten Hauptgruppe noch die Stimme auf , und v zu besprechen. Von diesen kontrahieren die, bei denen , mit e (vorgriechisch ej) und v mit e (älter EF) wechselt, nur in E, bzw. i (mSli), sonst bleibt Hiat stehen, so weit es ihn gibt (Nom.Akk.Vok. Sing., Dat. PI. sind auszunehmen). Die Gleichheit der Plural-Ausginge att. •E•S•EOW -eo, bei den ,- und v-Stllmmen ist sekundär (-eo, steht für -,o, bzw. -vo,) mit DurchfUhrung des e des Nom. und Gen. Plur. Im Gen. Sing. ist -E(.f}os Oberall geblieben. Die ,-Stimme sind in den Dialekten mit der Flexion ncSA,os no.ü nolus usw. regelmäßiger geworden als im Attischen; hier lebt in ndl'f'/, tinschriftlich) und mittelbar in nokws sehl' Altes fort; der Zusammenfall mit den Stämmen auf 'f'/V im Gen. Sing. und Plur. hat die Sprechenden nicht gestört (nokwsnolewv und {JaaiUws {JaoiU"'" waren akzentuell geschieden, auch wenn man in beiden Gruppen e als j sprach). Auch bei den ,- und vStllmmen erinnert nur noch der Gen. Sing. auf -os bzw. -wsan die einst zur konsonantischen gehörige Flexion; der alte Ablaut i : ei, u : eu blickt eben noch durch. Dagegen sind die einsilbigen Stimme auf i und ii nicht vom ursprünglichen konsonantischen Typus gewichen. Nur durch den Hiat sind z. B. ovosovt av&>v oves oder xiosusw. von xv,,osusw. verschieden; der Hiat besteht aber im Grunde nur in der Schrift (man sprach x,i-osusw.). Doch kontrahieren mehrsilbige ii-Stllmme wenigstens in -vl (nl'f'/8-vl}; Nom. Plur. wie lx8fis sind freilich nur die nominativisch gebrauchten Akkusative. Doch sind durch eine Lautentwicklung die geschichtlichen und vorgeschichtlichen „konsonantischen" Stämme (samt den diphthongischen) in zwei wichtigen Formen frUh getrennt worden von den zuletzt besprochenen Stimmen auf i und ii wie von denen auf o, ä, ,, v, d. h. denen auf einfachen Vokal: dort steht -a-äs (mit Ausnahme von Z1jt1 ßovv), .hier -ov -iiv -w -vv. Bei der an dritter Stelle besprochenen Hauptgruppe galt noch

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III. Griechisches

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im ältesten Griechiilcben „Ungleichsilbigkeit" ungefähr im Umfange der bei den „konsonantischen" Stämmen bestehenden. Doch waren die Akk. Sing. und Plur. der ,- und v-Stämme von je her gleichsilbig mit Nom! und Vok. Sing. (mSlis : n6li11 n6..ü11s); im Gen. und Lok. Sing. waren die gleichsilbigen indogermanischen Typen (ai. agnis agnau, Binds sünau, osk. Gen. -tis -oua) im Griechischen früh durch ungleichsilbige ersetzt. In geschichtlicher Zeit dringt jedoch die Gleichsilbigkeit an einigen Stellen vor: im Nom. und Akk. Plur. der ,- und v-Stämme (att. n6lns, ~6ds), im Nom. Plur. der ev-Stllmme (altatt. flaa,li;s), später auch im Akk. Plur. (flacn.üis). Bei den w-Stilmmen war in der Aussprache auch der oblique Singular gleichsilbig (-jCJJS-Ei -jä). Am weitesten gedieh jedoch die Gleichsilbigkeit bei den Stämmen auf e(a); bei diesen blieb nur der Dat. Plur. ,,ungleichsilbig" (ywecn eiJye11icn);die weitgehende Gleichsilbigkeit der e(a)-Stllmme war eine der Voraussetzungen für ihre Berührung mit den o- und ä-Stllmmen (in Koine l"ov, schon jungattisch lif}µoo~fvov) 1). Damit sind die drei großen Gruppen umschrieben, in die sich die Deklinationssysteme des geschichtlichen Griechischen einordnen lassen. Besonders scharf abgegrenzt ist die Gruppe mit dem negativen Kennzeichen der Unmöglichkeit indogermanischer oder griechischer Kontraktionen: die Gruppe der k\)nsonantischen und einiger diphthongischer Stämme. In ihr sondern sich die Kasussuffixe noch ebenso deutlich von den Stämmen wie im Indogermanischen; in den andern Gruppen ist in steigendem Maße an Stelle der sichtbaren Gliederung in Stammauslaut + Kasussuffix einheitlicher, dem Sprachgefühl nicht mehr dul'chsichtiger Kasusausgang getreten; die Entwicklung begann teilweise schon im Indogermanischen, ist aber nicht in allen Einzeltypen mit gleicher Konsequenz durchgeführt. Schon indogermanische Kontraktionen zeigen die o- und ä-Stämme; in der geschichtlichen Entwicklung sind noch einige dazu gekommen, die in indogermanischer Zeit noch nicht möglich waren. Die Formen der Kontrakta im engel'n Sinne zeigen sogar oft zwei Kontraktionen, entweder eine indogermanische und eine erst griechische (z. B. att. deyvew,, hom. deyveiw, mit idg. Ausgang -ejöi aus *-ejo + ei) oder zwei erst griechische (z. 8. att. deyveov, hom. deyveio,o mit idg. Ausgang -ejosjo)i. Abgesehen von einigen Einzelne Dialekte zeigen Jedoch ohne diese Voraussetzung Bertlhrungen u. 1.). der i(u)-Stlmme mit den alten t-Stimmen (kypr. drd~ ') Im Gen. wurde erst -o(,)o kontrahiert zu -ov, dann dies mit •; Homer 1)

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Zur Systematik der griechischen Nominaldeklination

Anomalien vereinigt sich der Rest in einer dritten Hauptgruppe, fttr die zunächst urgriechischer oder geschichtlicher Hiat eharakteristisch ist; dieser konnte aber die Vorstufe sein zu mehr oder weniger weitgehender Kontraktion. Diese kann Beziehungen zu den o- und a-Stllmmen zeitigen (hov, '1fJµoa./tit1ov); aber der ältere Ausgang des Gen. Sing. und auch des Nom. Plur. verbindet yweos (-ovs) n6.üos (-eea>s)l;deospaa,J.iJos(-tea>s)Eilytt1Eis n6J..E,sl;dtis flaaiJ.i}s(-eis) mit den „konsonantischen" Stimmen, wenn auch die Beziehungen mit der Zeit an Deutlichkeit eingebußt haben. Ursprttnglich gehörte die Hiat-Gruppe durchaus mit sist -i -i8 geworden, aus -tis -tos -l.8 -ju usw. Die Neutra erscheinen häufig auch als -i -ju, in Resten als -os -ov, -µa -pd'Jov mit der Neubildung -,µ,o -,µmov. Nur in den beiden lebtgenannten Typen und in vereinzelten Fällen wie -io xe'as -ioii xeed-iov findet sich, abgesehen von den sog. nordgriechischen Dialekten, in den neugriechischen Singularformen „Ungleichsilbigkeit" im schon öfter berührten Sinne. Dagegen gehört diese zum Wesen der Pluralbildungen mit -C,es(bei geschlechtigen Wörtern: ~dnflC,es xaq,iC,es, U1 oder *-re6q,ta ging metrisch nicht in den Ausdruck; in cf 290 lu Aristarch - zu Unrecht - -ieoq,iovio als Verb, woraus dann in

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Griechische Nominalbildungen

einzelnen Handschriften -ieoq,IOVJagemacht wurde; dies drang auch in O 621 ein; hier gibt die Überlieferung keine Verbalform) 1). Zweitens ist die Berechtigung der mechanischen Übersetzung von -(,)w-r- mit „reich an ... " einigermaßen fraglich; -(,)Evi- besagt zunächst nur, daß etwas vorhanden ist, z. 8. in xaelw-i- (es bedeutet ja schon etwas, wenn überhaupt von zde,s die Rede sein kann); 1117aot; I/Sent bei Apoll. Rhod.; s. Gertrud Man:er, Die Sprache des Apoll. Rhod. in ihren Beziehungen zu Homer, DiBB.Zllrich 193.:'>, 42; a.l, = cUada); dl'rp,rv{,)IJa,s I oft (für dl'rptrvos); 6s s' lio:zos 6s ra l'lO'/Je,s I M269 (fllr l'iu{a)os "'O'O'ClfOS)ialnds b1/mia11Ja,s1 X 308 (unnGtig-norlJ•is Död.) o, 688 (fllr -11/rf'/si nicht -nerlJs, wie einige M201); 1 ,powlJwra. dfdxona M 202. 220 (fllr ,powh, polv,011). Die spitzfindige ErkllLrungvon pa,d,l'de,s als .mit dem pa/4,µov venehen• lie6e sieb auch auf aer•(•Jd••s anwenden; sie ist aber abzulehnen. Auch dem jungaweet. pourumaiti hanjamaiM .in zahlreicher Venammlung" Y. 11, 2 (Bartholomae, Altiran. WB. 901) ist so nicht beizukommen. - AIJ1'11oi,dl't:z1'a.ldauuav B 7ö3 und bymn. in Apoll. 36 gehGrt sicher auch hieher als Erweitemng eines • dl'l1ßa.los (die Variante öl',:z1'a.l6euaav ist wohl schon Deutungsvenuch); •t1f'l:z6a..los kaum aus •dl',xro-1'a.los .ungemischte Freud11habend1 Lagercrantz, IF. L277ft. (mit Beziehung auf die Krkllrung der Alten als kyprisches Wort fOr •iJ6a.ll't»•); etwa •a.l'"'r(o)-cl.l-os .mit dem lleer(wuser) nicht mischbar' (mit Beziehung auf den Vulkan Mo11ychlos)oder .ohne Seeverkehr" (mit Beziehung auf die .wilden• Bewohner)? 1 )

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II 1. Griechisches

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sein. Daß sich in der ganzen Überlieferung ein so einfach zu beseitigender Fehler oder dessen Sehlimmbesserung durchgesetzt hätte, ist wenig wahrscheinlich. Doch ist ntM/tao'ls nicht einhellige Überlieferung; die Handschrift X (Vindobonensis 89) hat 1'f/M/E'1Uf/S·Man hat dieser Form wohl Unrecht getan, indem man sie als itazistiseben Fehler ansah. kein Fehler zu sein, sondern kann Jedenfalls braucht nf/df}tUOf'/S den Baumnamen n1Jdos m. (verschieden akzentuiert) enthalten; das Holz dieses Baumes wurde z. B. fur Axthalme gebraucht (Tbeophr., hist. plant. 6, 7, 6); fUr "y,s,os (dfC&W)E 888 gab es eine alte Variante nt)dwos, Die metrisch nötige Umbildung von • n'}dOtoot'JSzu n'ld1Jt"""IS hat an {J"'µds n ~E'S 8 48, ff 1"8, ~ 868 (nur so; neben ~von, s,iq,os O 168), dwdriEn• dmriEoua (s. o.) Anhalt 1). Daß es auf dem lda nf/do, gibt, kann einem Dichter gerade so gut Veranlassung zu einem Beiwort gegeben haben wie seine nldmus. An anderer Stelle gibt Theophrast anscheinend den gleichen Baumnamen in nicht-ionischer Form nndos, Prunus Mahakb (h. pl. 4, 1, 8; überliefert nddos, zu ändern in • nddos oder nadds), Auf der Grenze zwischen den arkadischen Gemeinden Orchomenos und Methydrion lag die Örtlichkeit IladdEaaa (wiederholt in der Grenzbeschreibung BCH. XXXIX 68ff. = Dei.' 664-, 18f. (z. B. d 1Iad6Eaaa xo,s,a dµ,q,oiieo,s); man wird dabei an lJÄ.f/zu denken haben (,,der Padoswald"). In Ortsnamen ist das Suffix -(,)evinicht selten bezeugt (die genaue Verbreitung wäre noch festzustellen). Diese Ortsnamen beweisen nicht, daß -(,)wi- zur Zeit der Überlieferung, in der sie auftreten, in der betreffenden Gegend noch lebendig war, wohl aber beweisen sie dies fur die Zeit der Namengebung. Mindestens zur Zeit der hellenischen Landnahme war -,ev-i- nicht nur das vorwiegend poetische Suffix, als welches es in der literarischen Überlieferung auftritt. dndriwrkann nicht ftlr • dwdeaa-Fwr- stehen, da dwdea(aJ- em jüngere Umbildnng von dwdea[F)o- Ist; ea wurde vielmehr *dwde-owr- durch Hypblreae zu •dndeawr-, diea metrisch zu dwdr1ws- nach cdr.lt)wr- 111•.; l)vl1us {zu l)vos n.) steht nach der gleichen Analogie ftlr l)vdus. Anden W. Schulze, Quaeat. ep. 404, 2; W ackernagel, Altlnd. Gr. I 46 f. ; -C:,,,s metriecb för •-011s nach Solmsen, Untersuchungen sur grlech. Laut- und Venlehre 1201. 1 )

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Die junglakonischen Genitive auf HP

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DIE JUNGLAKONISCHEN GENITIVE AUF HP

Während andere sprachliche Novitäten der englischen Grabungen in Sparta wie verdient ins Licht gestellt wurden 1, scheinen die Genitive auf TJl>zu maskulinen ,sigmatischen' Stämmen der Aufmerksamkeit der Spriichforscher bisher entgangen zu sein. Die Aufmunterung von epigraphischer Seite, sich um die paar Formen auf 'll> zu kümmern, liess allerdings sehr zu wünschen übrig; der einzige Epigraphiker, der sich, soweit ich sehe, zum Formellen äusserte, begnügt sich damit, die Formen als «unusual» zu bezeichnen 1• Dieser eine hatte damals bereits die richtige Auffassung einer Stelle gewonnen, an der er bei der ersten Veröffentlichung einen Nominativ auf 'll> gesehen hatte. Es handelt sich um die älteste Inschrift mit dem genitivischen TJQ, die von Tillyard unter Zustimmung Kolbes noch in die Zeit Hadrians gesetzt wird 1 : [ 41ouA]1 6(m Adx(c.o)[ vo;) 1 tW I Aeunod I ÄT)QMYJvocpa µii'>av,ICÜ.oiavAed11m B &a11a11 vitm xal T16e()(0>Klau6(o, 1 El()avCo,voetÖ> 'Yydvm I b:upavcöc.,xaenie,1dvta, 1 ,ioM~aµev(l)v io II4vdAmµa -rii'>v6ovayÖ>v(IG V 1, 653 a; vgl. -rov xanaeCarov M( dpxov) AfieYJl(Cov) "Ae1atoxpdtov; ioii &aµa1vitov ebd. 630). Es stehen also neben dem geläufigen Typus des Genitivs maskuliner csigmatischer• Stämme auf e~ (eoe)- die Beispiele bei Hoffmann SGDI IV p. 714 f. 706 - auf fünf in Sparta gefundenen Inschriften aus der Zeit von etwa 136 - 200 n. Chr. im ganzen sieben Genitive auf 'Je zu den gleichen Stimmen; fünf davon sind sicher, die beiden anderen wahrscheinlich. Dagegen ist zweifelhaft ein achtes Beispiel auf einer Inschrift von Gytheion, die ebenfalls ins zweite Jahrhundert gehört. Der schlecht leserliche, zuerst von Ross, zuletzt von Kolbe nach l:x,~ veröffentlichte Text lautet in Kolbes Fassung (IG V 1, 1177): 0

clya&fitvxn.1 [~ ,i)61~ ~ I'v8aa-r[Ö>vI M]äe(xov) Afie(1'1Lov)Avauce[v d) 1 xvc.ov.1 ,.,(T)q,(a14an)6(ovli},). Der Genitiv auf 'le in der 11. Zeile beruht auf einer Vermutung von WUamowitz (IG), die nicht weiter begründet wird, aber wohl von den apartaniscbeD Fällen ausgeht; sie hat gegen sich, dass die Inschrift sonst von Rhotaciamus keine Spur aufweist, und die Oberlieferung: nach ~x~ hat der Stein Aaf'OX()Cffll~ wobei nur der vertikale Schlusstrieb des 'I fehlt ; l:x~ Erklirung von Aa~ all Kontraktion eines weiblichen Namens A - •~ (gen.) würde für Rhodos puaen (83)

Die junglakonischen Genitive auf HP

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(T1µaxQd-c11aus -8La u.ä. bei Bechtel, Die histor. Personenn. 260), nicht für Lakonien. Es wäre also, wenn die Lesung sicher steht, AaµoxQd'C'lc;als Genitiv zum maskulinen Namen A. gebraucht. Ross gab Aaµoxed-c[ou~ Le Bas Aaµoxedn[ o;. Die fünf oder sieben junglakonischen Genitive auf 'IQ, mit denen man rechnen

darf, erinnern an einige anscheinend gleiche Bildungen, die für das Thessalische behauptet werden. Hoffman, Dialekte II 649 erklärt als Genitiv die Form •1nn:oxQc:it8~ auf einer Inschrift von Phalanna (jetzt IG IX 2, 1228~und deutet im Philologus 61, 248 f. nach diesem Muster auch cl>8QexQat11;,wie nach ihm auf der sogenannten Sotairosinschrift zu lesen ist'· Den thessalischen Genitivausgang 11c; (im epichorischen Alphabet E:E, im Einheitsalphabet 8~ geschrieben) lässt Hoffmann (im Philol.) aus 110; entstanden sein. Gegenüber Hoffmann hat jedoch Bechtel (Hermes 37, 631-3) geltend gemacht, dass in Namenlisten, Titulaturen u.ä. Aufzählungen nicht ganz selten statt eines syntaktisch erforderten Casus obliquus der Nominativ sich einstellt-begreiflich genug, da für die Nennung einer Person der Nominativ der gegebene Kasus ist. Bechtel betrachtet demnach die Form •1mioxpcin1c; der Inschrift von Phalanna als Nominativ, der fehlerhaft für den Genitiv gesetzt wurde. Er belegt solche Flüchtigkeit mit einer Reihe von anderen Stellen, gerade auch aus der genannten Inschrift von Phalanna; Bechtels Beispiele kehren mit einigen neqen wieder bei Fraenkel K. Z. 43, 213 f. Bechtel meint damit auch Hoffmanns Auffassung der Sotairosinschrift den Boden entzogen zu haben. Man muss jedoch zugeben, dass Hoffmann seinen Standpunkt gegenüber Bechtel geschickt verteidigt hat (Philologus 62, 166 f.). Weshalb, so fragt Hoffmann, stehen neben den behaupteten Nominativen NLX(a;und •1:n::n:oxean~ der Inschrift von Phalanna die Patronymica im Genitiv, während sie an anderen Stellen der gleichen Inschrift die Kasusvertauschung des ,Nomens• getreulich mitmachen? Bechtel bat Hoffmanns Aufforderung zu weiterer Diskussion wenigstens in der Öffentlichkeit nicht benutzt; Thumb Handbuch der griech. Dialekte § 246, 7 gibt nur Hoffmanns Ansicht wieder mit der Frage, ob nicht 11c;auf u; beruhen könne (mit der seltenen gerne Bechtel folgen Nebenform 11; des genitivischen o;). Auch wer filr •1:n::n:oXQdn~ wollte, muss, wie die Dinge zur Zeit liegen, Hoffmann diese Form als Genitiv zugeben. Die genitivische Erklärung ist auch für f>l!QEXQanc;der Sotairosinschrift die einfachste; es wäre aber Willkür, hier ein Versehen für 8oc; anzunehmen, eine Möglichkeit, mit der Solmsen Rhein. Mus. 68, 606 rechnet. Auch Solmsens zweiter in der Endsilbe ein kurzes, durch Erklärungsversuch ( a. a. 0.), wonach f>l!Ql!XQanc; eine c eigenartige Kontraktion> aus 80 hervorgegangenes I haben könnte, ist bedenklich; die tenischen Genitive wie 98ana&oc; ( für &8oc;),die So1msen heranzieht, wird auch f>l!Ql!XQOtE; mit • 11c; bilden keine brauchbare Parallele ... Nach •1n:n:oxQdt11c; zu umschreiben sein. Allerdings wäre neues und sichereres Material für den thessalischen Genitiv auf 11c;zu maskulinen ,sigmatischen• Stimmen erwünscht; auch die Annahme, in diesen Formen sei 'I'- aus 110; kontrahiert, bedürfte der Bestitigung. Es wäre verlockend, in den spartanischen Formen auf 'IQ, die ohne weiteres für 'lc; stehen können, die bisher vermisste Bestltigung der thessalischen Formen zu finden. Mit ein wenig Phantasie könnte man in der Genitivendung 'lc; bei maskulinen ,sigmatischen' Stimmen einen wertvollen, durch die gewöhnliche Bil(84)

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III. Griechisches

dung auf s~ nicht völlig verdrängten Rest der gemeinsamen Grundlage des Th• salischen und Spartanischen erkennen, wobei nur noch zu entscheiden wäre, ob die Form dem (ur-)westgriechischen oder dem (ur-)achiiischen Elemente der genannten Dialekte zuzurechnen wäre. An parallele Sonderentwicklung wäre um so weniger zu glauben, wenn die Ann1t-hme einer Kontrl!ktion von '1~ zu "' auch für Sparta zu Recht bestände. Dass Bechtels Erklärung auf die lakonischen Formen nicht passt, braucht kaum gesagt zu werden. Allenfalls für die Inschrift von Gytheion, aber nicht für die geschlossene spartanische Gruppe. Der zweimal bei der Form auf 'IP stehende genitivische Artikel und die Häufigkeit der Belege beweisen, dass die Verfasser der Inschriften mit den Formen auf 'IP Genitive beabsichtigten. Aber Hoffmann& Erklärung der thessalischen Formen auf 'IC (s~) aus '1~ auch ·mr die lakonischen in Anspruch zu nehmen, scheint mir bedenklich. Sollten sich die thessali&Cben Formen bestätigen, würde ich für sie die andere Erklärung vorziehen, die Hoffmann, Dialekte II 649 andeutet: neben dem maskulinen Typus mit Nominativ 11 (lang oder kurz), Genitiv «c, der in den Dialekten verbreitet ist, gab es (ob von Anfang oder durch Analogiebildung, kann hier unerörtet bleiben) einen maskulinen Typus mit Nominativ auf (urgriechisch) 'I (vgl. besonders den böotischen Typ111 von Kosenamen mit Nominativ auf E EL wie Mivv1, ~DJ,sL), wozu wohl Gen. auf 'IC; fürs Thessalische fehlen allerdings Belege, und die Ausbreitung auf alte ,sigmatische' Stämme müsste als eine, übrigens leichtverständliche Analogiewirkung erklärt werden. Die lakonischen Formen treten jedenfalls zu spät auf, als dass diese Auffassung für sie ansprechend wäre. So bleibt eine Erklärung noch zu suchen. Wie die Nominative zu den junglakonischen Genitiven auf 'IP lauteten, ist nicht bekannt. Da ein Typus maskuliner Stämme mit Nominativ auf 'I neben dem häufig belegten Typus maskuliner ,sigmatischer' Stämme mit Nominativ auf "' ('le) für Sparta nicht belegt ist, wird man sich für Nominative auf "' ('IP) entscheiden. So ergibt sich die gleiche Form für Nominativ und Genitiv. Gleichförmigkeit des Nominativs und Genitivs ist in den indogermanischen Sprachen, soweit sie den alten Typus bewahrt haben, schlechterdings unerhört, auch im Altgriechischen. Hoffmanns spätere Annahme einer Flexion Nominativ 'IC, Genitiv 'IC (aus 'IOC) für das Thessalische ist auch deshalb nicht einleuchtend, weil schon das Aufkommen, besonders aber die Beibehaltung einer solchen Gleichförmigkeit wenig wahrscheinlich wäre; das Bedürfnis, den Genitiv vom Nominativ zu unterscheiden, müsste, so wollte man annehmen, gerade eine unkontrahierte Genitivform auf 'tOC gehalten oder wiederhergestellt haben. Dagegen weist ausgerechnet der neugriechische Dialekt, der als Ausläufer des Junglakonischen gilt, in einer Anzahl von Flexionstypen Gleichheit des Nominativ-Akkusativ mit dem Genitiv auf; z.B. Nom. (Bäcker), ,sopsCa(R~ise). D&;neben - Ace.- Gen. Sg. xeiq,-ra (Klette), voµ~a (Hirt), ,i,vooi ( d. h. yÄci>aaa); es handelt sich also auch in der zuerst genannten Reihe nicht etwa um Verlust der Kasusflexion überhaupt; 6 der Zusammenfall ist vielmehr lautlich bedingt: die Gleichförmigkeit von Nom.-Acc. und Gen. im Tsakoniechen beruht auf dem Schwund von auslautendem v und p (sei es alt oder aus ~ t entstanden); auslautendes p ist allerdings lautgesetzlich vor folgendem Vokal (85)

Die junglakonischen Genitive auf HP

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bewahrt, aber ohne dass der Grundsatz festgehalten wäre. Nicht lautlich, sondern analogisch ist zu beurteilen der Typus Nom. - Ace. - Gen. ~1cin1 (Mutter); es erscheint hier im Genitiv noch eine ältere Deklinationsweise µauet Soll also die vorausgesetzte junglakonische Flexion mit ihrem gleichförmigen Nom. - Gen. als Vorläuferin der tsakonischen Fle:xioneweise betrachtet werden Y Dass modern anmutende Erscheinungen oft Jahrhunderte weit zurückreichen können, ist mir von meiner Tätigkeit am schweizerdeutschen Wörterbuch her geläufig genug. Allerdings dürfte man eine Flexion Nom. 'IQ: Gen. 'IQ nicht etwa als Beleg für eine Tendenz auffassen, Nom. und Gen. zusammenfallen zu lassen. Denn diese Tendenz ist, wie eben ausgeführt, auch im Teakonischen, soweit sie sich überhaupt bemerkhbar macht, im grunde erst die Folge des Schwundes von auslautendem Q, Über das Alter dieses lautlichen Vorganges im Tsakonischen steht nichts fest; in den antiken Inschriften Lakoniene fehlen Belege für Nichtschreibung eines Q im Auslaut; der teakonische Vorgang lässt eich also nicht schon für das Junglakonische in Anspruch nehmen. Ausgeschlossen ist dadurch nicht, dass Q im Auslaut auch schon in der antiken Vorstufe des Tsakoniechen schwinden konnte. Unter dieser Voraussetzung scheint eine Erklärung der Genitive auf 'IQ möglich zu sein: 'll> könnte lediglich ,umgekehrte• Schreibung sein für gesprochenes 'I ; die Form auf 11, die sich darnach hinter der Schreibung 'IQ verbergen würde, wäre nichts anderes als der aus der Koine gut bekannte, allerdings gerade aus lakonischer Koine nicht unmittelbar belegte Genitivtypus auf TJ8• Der Typus Nom. TJ~ (TJQ): Gen. '1~ (TJQ) hätte sich uns damit als der geläufige Koinetypue TJ~: 'I entpuppt Doch muss die Konsequenz der angenommenen ,umgekehrten' Schreibung bedenklich stimmen. Aber es ist noch auf einem zweiten Wege möglich, ans Tsakonische anzuknüpfen. Durch den fakultativen Schwund von e, der schon fürs Junglakonieche als möglich erscheint, ergab sich an Stelle der Koineflexion TJ~: TJ eine Flexion Nom. TJQund TJ, Gen. TJ· Im Teakonischen wurde die Nebenform mit e im N om. schlieeelich fallen gelassen; in früherer Zeit zog möglicherweise die Doppelheit im Nom. (TJQ und TJ) auch im Gen. die gleiche Doppelheit nach sich: die zunächst allein berechtigte Form TJ und die analogieche Neubildung 'IQ; diese letztere wäre die junglakonieche Genitivform auf TJQ• So einleuchtend mir zuerst diese Erklärung gewesen ist und so beachtenswert sie mir auch heute noch erscheint, es gibt noch andere Möglichkeiten, die zudem für eich geltend machen dürfen, dass sie an Tatsächliches anknüpfen können. Bei der Annahme einer Archaisierung des Koinetypus TJ in 'll> wird man sich zwar nicht lange aufhalten; dabei wäre TJOQ, nicht 'll> entstanden; ; (e) ist im Spätgriechischen mehr und mehr die charakteristische feminine Genitivendung geworden, die hier nicht zu erwarten wäre. Von einer Kontamination von 11 und eoQ zu sprechen, bitte noch weniger Sinn. Am einfachsten wäre es, 'IQ auf lautlichem Wege aus dem häufig belegten Typus eoQentstanden sein zu lassen. Um so mehr, als ohnehin lakonische Beispiele für den auffälligen Übergang von eo in 'I vorzuliegen scheinen: KA~vl.XOC; N11xlij~; Hoffmann SGDI IV p. 696 bemerkt dazu, dass hier 11 nach Meister aus e nach Schwund eines folgenden o gedehnt sei; Meister gibt allerdings zu SGDI 4446, 11 nur an, dass N'lxlii~ für Neo- gesagt wurde nach dem Vorbilde der parallelen Formen K>.eo-: K>.11-:es handelt eich also bei NrixAii,nicht um einen (86)

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III. Griechisches

lauüichen Vorgang, sondern um eine Analogiebildung, und Kl'I) - steht nicht für Kho - , sondern für Klee- ( so au.eh· G. :&leyer Griech. Gramm.• 211). Soch besser erklärt Bechtel, Die historischen B~rsonennamen des Griech. 329 N'l)xlij, aua Nu-. Besonnene Forschung muss also den scheinbaren 'Übergang von eo zu 'I im Lakonischen ablehnen. Aber wer bürgt uns dafür, dass nicht die späteren Lakonen, als sie wieder Dialekt schrieben, 11 in Fällen wie Kl.~v,~ N11xlii, als besonders dialektecht für ao ansahen und sich darnach . auch befugt hielten, für eoe eine Form 'IQ zu brauchen Y Was modern~n Sprachforschern begegnet, wird man auch ihren antiken Vorläufern zutrauen dürfen. Mag diese vorsichtigere Erklärung von 'IQ als einer hyperdialektischen Missbildung richtig sein oder die ans Tsakonische anknüpfende- andere Möglichkeiten, die ernsthaft in Betracht kommen, sehe ich nicht-in beiden Fällen bilden die Genitive auf 'IQ ein neues Moment für die Beurteilung des Sprachcharakters der junglakonischen Inschriften 1• Die .Ähnlichkeit der lakonischen und thessalischen Formen ist zufällig; es handelt sich nicht einmal um parallele Neubildung; die Bedingungen sind völlig verschieden. Die willkommene Aufforderung zur Mitarbeit an diesem Festband kam mir so spät, dass ich wohl oder übel bieten musste, was ich gerade Geeignetes hatte. So geringfügig der Gegenstand an sich ist, er darf doch auf eine gewisse methodische Bedeutung Anspruch machen, und der verehrte Forscher, dem diese Blitter gelten, wird auch hier sein Lebenswerk wiedererkennen, die Verbindung altgriechischer Studien mit dem Studium der lebenden Sprache und ihrer Mundarten. In diesem Sinne möchte ich ihn bitten, meinen Festgruss annehmen und beurteilen u. zu wollen: Mai~ 61,yCat'I)u cp.J.uc~

1. Vgl. Kretschmer Glotta 1, 862/,. 8, 269/,.. Hoffmann BGDI IV p. 680 ff. 2. Tillyard Annual of the British Bchool of Athene 18, 187 zu nr. 61: •For the unusual form of the genitive 'Ovaa!.XQ«nioet. Nos. f'>6 und 67 and A. B. 8. Ji, 866, li•; der Index zu IG V 1 ersetzt die Genitive auf 110durch die attischen. 3. Tillyard A. B.S. 12, 866, 12 (wozu Tillyard ebd. 18, 187. Woodward ebd. 18, 199). Kolbe IG V 1, 286 mit Add. p. SOSa. •· IG IX 2, 267 ; auch z. B. bei Solmsen Inscr. • U; Di~nberger Byll.• f'>6; Hoffmanns AaffulllDC des Anfangs der Botairosinschrift sind im wesenWchen gefolgt Xem (IG.), E. lleyer (Theopomps Hellenika 281 ff.), Hiller von Girtringen (Ditt. Byll.). fa. Zudem sind die Formen auf &{F],) und xew[,], mit der beim Lokativ im Gegensatz zum alten Dativ normalen Starkstufe des Stammes (vgl. Wackernagel-Debrunner, Ai. Gramm. III 4-1f.).

-e,

-e,

(183)

TTOAEil: als Genitiv?

nOAEII als Genitiv? J. Schmidts schöner Deutung von pamphyl. Neyonolti 'tÖ>v'Afl7Jvalro11. cixouoav't~ tuÜ'ta oi Kopt'lfltot,tai;, T.ip.4'avte,lXaYOU~ v UY'tOOI hou 'Afl7J11aiot itpoüpouv ebcava:,'tot, cixtivat,wt ippouprov.Ein korrekter, aber langer Satz wäre durch Weglassung von if11 und die Fortsetzung cixouoavu, oi Kopfvtltotx'tA..noch tci>v'Atl. zu bilden gewesen; durch die

a,

Verselbständigung des Gliedes mit toi, p.eytotmittels ifil entsteht ein Anakoluth; nachher wird mit einem neuen Satze (cix. ai taüta xtl.) fortgefahren. Stellen mit verba dicendi sind auch Xen. hist. Gr. IV 8, 9 und Cyr. VI 3, 7 mit gen. abs. neben Nom., Cyr. VI 6, 14 neben Akk. Austo~ K~pouoi.pouleuovserdem vgl. Xen. Cyr. I 5, 5 aeEa11.i11ou ~ 11pat'tlpotaipo~Ytata:,tl)\I(seil. Kupov)tipxovta. Naoh Stellung und Struktur anders Hom. D. XIV 26 lnc 3i xa}.xo;ciur.p~; vtmop.ivcuv ~,aow, wo o,a naoh der alten Doppelverwendung von ol als Dat. und Gen. auoh genetiviaoh gebraucht iat. llehr bei Kfüoom a. a. 0. 11t Anm. 1

Clfl apl tpoi

(101)

Genitivus absolutus statt Participium coniunctum

771

Deutlich ist die Absicht der Heraushebung, wenn der gen. abs. und das Bezugswort, das auch in einer Verbalform enthalten sein kann, nur durch ein Wort oder auch gar nicht getrennt sind. So liest man bei Herodot III 23 Ofu11aaE 1totzufd11!,LTj, nalve6vt0>Ytoütouc; toioi tl xal a~ Mate· 'Api:ajlcit;;or, 3i xt>...Thuc. Il 88 t.lY'tl'lCapait>..iovtac; impa>Y Ofci>vxop.lt:oidvmv(ferner V 33. 56, wo wc;. czütoüc;,mpciT71" VI 5), Xen. Cyr. VI 1, 37 1,1~n ,:ciOmU'JCO CJl)Ö wc;ij3lX7jXOtoc; ip.oö

111tcO.a. Zu Plat. Menex. 237 b s. Kühner a. a. 0. 110, a.

Zwei gen. abs. stehen Thuc. m 22 >..aOovnc; to:,c;cpü>..axac;, dwi 't'l OXOtl!YOY fUY0() ,:poi3ovtwYautÖ>Y, ~!fi«p

a,...0() xataxouociYtO>Y.

Die ans Ende gestellten illegitimen genitivi absoluti sind gelegentlich durch eine besondere Einführung als «Schleppe, gezeichnet: Thuc. II 8, 3 ~ 3i eov..ü ho[at ta>vt.ivOpruxo,v r,a.äU.ovic; to:,c;Aaxak11,1oviouc;, tillo,c; n xai.

1:poat1:ovt0>v Ötl 'tlj" 'E>..1-dki>..euOepoüatv, Xen. an. I 4, 12 oux icpaoaviival, iav fL~ttc; autotc;xpfir,a.ata~tlS. cüo,:eptote; ,:potipotc; 11ml Kupor,av«~CJ!xapa 'tOY,:atipa'tOÜKüpor,, xai. taüta oüx m flGTWYW. 1 Vgl. Die Parenthese im engern und im weitem Sinne. Abhandlungen der Pre1188. Akademie der Wlsaenschaften 1939. Pbll.-hlat. Klaaae.Nr. 6. 1

~~

(103)

Genitivus absolutus statt Participium coniunctum

Auffassung ist auoh für legitime gen. abs. in Endstellung möglioh, z. B. Hdt. Vß 132, 2. IX 107, 3 !o~ paolüoc;.

Die Herleitung solcher gen. abs. in Endstellung aus der Parataxe, die bereits für den lateh\ischen abl. abs. in Endstellung angenommen wurde (Hofmann a. a. Q. 448), lässt sich auch auf die Anfangsstellung anwenden; wie dort mit alter Opisthothese, kann man in letztern Fall mit alter Prosthothese rechnen 1• Wie der geniti vus absolutus überhaupt, ist auch der gen. abs. pro ptc. coniuncto sehr häufig in hellenistischer Sprache und zwar vorangestellt und folgend 1 • Es sei dazu nur bemerkt (was nirgends ausdrücklich gesagt wird), dass seit dem 3. Jahrh. v. Chr. der gen. abs. auch stehen kann, wenn der Satz bereits einen Genitiv enthält, nicht nur wie klassisch neben Nom., Akk., Dat., z. R Lille 8, 7 «fEip71tai110:1Kp71oilaoc;l;&u'f'i 'ti, Ka\ AoA6trEvewµba. Das gentigt aber nicht ,-öllig, um OTeyoµe,,azu rechtfertigen. Es war wob) so : Für ein ,überdachtes' Haus 1) konnte man sagen ,ein deckendes, Obdach gewährendes' (das sagt im Grunde mehr als das andere); so steht auf einer Inschrift von Poie1sa auf Keos xa[l] urfyovoa,, nae'xi• von etwa 400 v. Chr. olxlTf" oe{H}t1 Syll.• 964 A 6 f., auf einer attischen von 321/20 v. Cbr. T~" ol,da,, T~[,, h rij, :.tlµve ]t!J, urfyovoa'tl naeala.ßo,,, xal oe{hj, ebd. 96ö, 22 f.; also sollte es in Herakleia eigentlich heissen orfyovra; das ist an die begleitenden Passivpartizipien angeglichen 1). - Weiter ist das formen durch sein 1/ auffäJlige mnewyyvevxijµa, (I 155) auch der Bedeutung nach bemerkenswert, und hier ist die Beurteilung wohl sicher. Die Form hat präsentische oder vielmehr zeitlose Bedeutung: Tc.u,!Je newyyv"" Tc.u, del r~oµhw, n. TM' TE µio{}wµd.T(J)'tl xal d. ,die Bürgen, die es jeweiJen werden (also: die jeweiligen B.) 10llen haften für die Pachten usw.'; praede, qui Bibi (invicem post quinquennia singula) continenter succedunl, fidtjubere oportetoMazocchi, ,les garants successifs repondent des fermages' im Recoeil. Das präsentische Perfekt m,re. ist, ohne Der demonatrativen Geltung ateht nahe die Bedeutung ,in Rede atehend', ,in Betracht kommend' in kretiachen Friatangaben (vgl. Bechtel, Dialekte II 778). Vgl. auch I'den,.,~ rd nal14a Del. 1 178 mit Note. 1) Diese Bedeutung wird doch gemeint sein und nicht ,die Feuchtigkeit nicht durchluaend', wie al „1/t, 6,axed11ov •a8tÄ,cv~tlaa, ,cal oidw niyovaa, Thuk. II 94. 1 ) Alao gerade der umgekehrte Fall zu att. rd riela,co,,, detw (cleraJe,o•) fnr tbe,111Cd14wo11, riea8w, wortlber (nach Boeckh) Syll. 1 966 Note 11. Die ErklArung liegt hier wohl darin, dUB man ein cl1r/6oro o~ (d i. rotJrov &) (Subjekt du Verkaufaobjekt) abktlrzte zu cl. roil rifd•ro,; damit war die Vencbiebung vollzogen, die dann auch Del. 1 freier gebraucht wurde. Vgl. l1u/JdlAt,, l1r,{ld).lo,•, -_/Ja).,;,,, p .. '99&. 1)

~e••

(235)

803

III. Griechisches

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dass diese besondere Schattierung noch kenntlich ist, wohl mit den intensiv-iterativen Perfekten wie hom. yfy,J{}a ,ich freue mich', m;i1.11yw,,auf einen losschlagend' zusammenzuhalten, die auch im Attischen noch Zuwachs gefunden haben (Wackemagel, Vorlesungen über Syntax I 166-168). Da n(?CQ')"J'Vtvw kein sehr altes Verb gewesen sein wird, war der Typus auch in Herakleia noch in voller historischer Zeit lebendig 1). Zu der StelJe, an der es heisst, dass der Pächter des vierten Loses alles ausser den Reben, die sein Land von den übrigen Losen unterscheiden, gemäss der allgemeinen Pachtordnung bearbeiten werde: ,cal>w,,cal Tw, lomw, yfyea;ncu (1 169), scheinen nur Mazocchi und Peyron sich geäussert zu haben. Ersterer hat es so nachdrücklich getan, dass man auf seine Nachfolger fast den Satz ,qui tacet consentire videtur' anwenden muss. Er beginnt: ,Quam hie locos sit ad expediendum difficilis, qui non persentiscit, nae is d,,ato01]rw, lxe,•, und er schliesst mit ,nihil certius'. Aber es ist doch fraglich, ob er bei den Späteren Glauben gefunden hat; er nimmt KA8DI, was graphisch ohne weiteres möglich ist, als HO.f'w, (= att. ov,,seetmdum quos) und kommt. dann unter Annahme einer eigentümlichen attractio zu der Deutung: ,Ergo ... attractione dempta., locutio recta foisset, ,cma,cal Tov,lomov, (supple µlOfwoaµbov;) mei cb, ,,,. reamai,secundum et reliquos (tres priores conductores) de quibus scriptum eat supra.' Aber auch ein Akkusativ der was sich ja übersetzen Beziehung (rw, Äomc.u;)bei yeyeama,, lässt ,mit Bezug auf die übrigen (Lose) steht geschrieben', ist nicht weniger merkwürdig als Mazocchis Attraktion; sog. accusativi graeci bei unpersönlichen Verben fehlen sonst durchaus (vgl. Kühner-Gerth I 316f.). Man wird auch Peyrons (p. 81, in der ÜberAnnahme ,rw, Äoinw, sottintendi Aey&Ce,v' setzung ,siccome slanno scritti per gli altri') wenig Glauben entgegenbringen. Ein kleiner Querstrich genügt, um die Stelle verständlich zu machen: statt KAI zu lesen KAT. 1

(1142) ) 1ra1rt"''Y'Yv"'•fJl'n und das gleichliegende 1r•prevxfJl'n Bind unerldart. R. Meister (Curt. Stnd. IV •28) verglich n6tjpnm, Bock (lntrod. 110) 111st•'II'•• ans -ltµn, kontrahiert sein. Liegt hinter -,vxfJµ•v ein •••vfJI'•",als Analogie des böotischen Typna FtFv•twof'"6vr01v, der einmal allgemein gewesen sein dtlrfte? Und ist di•·rvfJµtv durch Koineeinftnu (ntq,vrivxba,) zu -rv•fJpn, geworden?

(2361

Zu griechischen Inschriften Was dann herauskommt, "alJro,,eai-i-w,loinw, yfyeczma,, bedeutet gerade, was für den acc. graec. als Übersetzung gegeben wurde; zur Verwendung Ton Hal'a ,bei, für' bei sichliebem Akkusati, vgl. aus den Beispielen bei R. Günther, ldg. 14,orscb.XX 121 : lesb. i-w„'"11'i-al,~l,ea,, ,der die Prozesse betreffenden Dinge'; mehr Syll.1 I\' 410a (unter d). Wer annehmen zu müssen glaubt, dass auf der Inschrift nicht vorkommen könne, weil zweimal alleinstehendes HalJw, HalJw,"al erscheint (1 176. 178), kann darauf hingewiesen werden, dass in "alJw,,eai-statt "alJw,"al '"11' unwillkürliche Vermeidung einer dreifachen Folge von Wörtern mit ". Yorliegen kann (ich spreche absichtlich nicht von Haplologie). 9. Zum Eid der Drerier (GDI. 4962). 1) Gleich die Datierung bd i-cövAllJaUMI ,eooµu5vcMIi-w„ avy KYIAIKAIKEa,, so insbesondere auch atiTo, statt Aam&,,:oo,elTE µi,."' Öµooaiµ,· Pf/ 15,''FI"l&ffrra IIooe,M.a,, bootxfeot1 1trJµa{t1uTewa,;), doch aus den Hymnen auch ein Perfekt (hymn. in Mero. 276 ,un-~ ,ceq,a.t~µAyati ßex°"öµovµa,· µf/ µb Ayro µ-/JT' avro,; (mlaxoµm a!T'°" el11cuµfJTBn,,' ctUo,, &noma {JoOTo& heissen können 1), aber die ,künftigen Ungegürteten' als die zu verstehen, die sich in Zukunft für den Eid ihres Kriegsgürtels entledigen werden, ist schwierig. Das Wort wird vielmehr, wie es auch natürlich ist, eine dauernde Eigenschaft bezeichnen, und ,die Ungegürteten, die keinen Gürtel tragen' müssen im Gegensatz zu den ,Gegürteten' stehen. Wer diese sind, hängt davon ab, was für ein Gürtel hier vorliegt. Ein militärischer Gürtel wird es nicht sein, denn ein solcher ist für die jugendlichen Leichtbewaffneten so nötig wie für die als Schwerbewaffnete dienenden Minner. Danielsson scheint mir, allerdings ohne ihn selbst zu Ende zu gehen 1), den Weg zur Erklärung gezeigt zu haben, indem er zwei Kallimachosstellen heranzog: lo,u,, lh' ß.Ca,ar°' xareeom,eno, ln frgm. 22ö Sehn., wohl von der Lacaena puella Helena, zitiert vom schol. Eur. Hec. 934 im Anschluss an die Bemerkung: aI Acvada,µo„lo,v,eoea, 6tTjµt(!WOVO&t1 llCox,ro, ,eal dxlTan,e,, lµaT{6co"lxovoa, neno,:piTJµh,OTo, dies heissen kann, was dem Worte nach ,ungegürtet' heisst; das Gürten kann schliesslioh auch ohne eigentlichen Gürtel, mit einem Strick vor-

"°"'

naoa,

) na11"'"'uro, hat Danielsson a. a. 0. p. 4 unter Vergleichung von Ilavaxa,o/J .-I/.J.pt11t5,nd116pt~os ndJ.,s, ureards &II tlto,uro, ncin•s erldlrt. 1 ) Er erklart (a. a. 0. p. 10), zu einer klaren Entacheidung nicht kommen zu können; am ehesten aei tlto,,n~ = cl1/ro,• (p. 12). ') Von einer anrleren Lakonierin heiut ea bei Sopboklea fr. 788 N.: ,cal ri• 11loero11,cls /1' tluroJ.os xnw• 1 /h,ealw cl,"cpl /19/el>•1 ,rnic,ana,, 'Ee,",d•a•. Pint., der die Verse anfllhrt (comp. Lyc. et Numae S), gibt die Erkllrnng: sov nafl'a,m,ov xmw~ al nsievr•s m +,Dt, """•eeal'I''""'tcdr~w, clJ.J.. clt1•1rnlovo•so tccd """""rrvl'•O"" IAo,, '" sf {Ja61,.,. rcw l'PifO"· 1

(246)

Zu griechischen Inschriften

genommen werden). Was für junge Midchen überliefert ist, darf man auch für die Knaben voraussetzen, nur wird hier auch der Überwurf oft gefehlt haben (,-gl. in omni domo nudi ac sordidi in hos artu, ... excrescunt Tac. Germ. 20; die Männer haben zu Hause wenigstens ein sagum. ebd. 17). .'.A.Cwaro, heiBBen die jungen Mädchen und die Knaben noch während der Ephebie im Gegensatz zu den erwachsenen Frauen und Männern, die einen Gürtel tragen. Es handelt sich wenigstens ursprünglich hier nicht um den Gürtel als Schmuck (das ist ein Neben~weck auch des Kriegsgürtels), sondern um den Gürtel, der bei Eintritt der Geschlechtsreife angelegt wird (auf einen solchen geht ursprünglich das liiaa, Ceoµsv,, d. h. der, welcher die Ephebie hinter sieb bat, zu heiraten berechtigt und verpflichtet ist (Nachweise bei Danielsson a. a. 0. p. 3). Dass das A1tl>veo{}a,.damit in Zusammenhang stehe, möchte ich jedoch nicht annehmen; es wird sich dabei um die bekannte sakrale Entblöasung handeln; vgl. J. Heckenbach, De nuditate sacra sacrisque vinculis. Giessen 1911 (Religionsgeschichtl. Versuche u. Vorarbeiten IX 8), besonders S. 1-23, wo auch reichliche neuere Literaturangaben 1); auch Schrader-Nehring 1691 ff. (Kleidung). II 98 f. (Nacktheit) 1). liebe Geltung des Gt1rtels entscheidende Stelle frllher anders erkllrt "'urde, ist aie bei Geiger, 0stiranische Kultur im Altertum (Erlangen 1882) S. 238 f. noch nicht verwertet, und auch bei 0ldenberg, Religion des Veda 1 469 f. = 1 467 f. nicht angezogen, obschon hier unter Hinweis anf die ethnologische Literatur die heilige Schnur der Mazdaverehrer und der Inder (die beim tipatuJfana, der Zuft1hrung zum brahmanischen Lehrer, angelegt wird) ala ursprllnglicht>r Pubertltagt1rtel erkllrt wird, der bei Aufnahme in die Gemeinschaft der Mlnner angelegt wurde. 1 ) DE:r Vollstlndigkeit halber sei noch erwlhnt, d&ASNilsson, Grieeh. Feste 469 (vgl. 870 f.) daa wenig klare kretische Fest 'Exdoo,a als Gegenaatz zu den ebenfalls kretischen H•e•,u~,.[ara??] gefaat hat; Maiuri, Rendiconti Ace. Lincei ser. V vol. XIX (1910) 128 bringt ea sogar unmittelbar mit dem lydv•a/i,u der kretischen Epheben zusammen; das hat jedoch schon Daniel1&on a. a. 0. p. 21-24 mit Recht abgelehnt. Der schwedische Gelehrte schlägt dabei (p. 24, 2) auch statt des splter von Blass (zu GDI. 5100, 21) angezweifelten H•e•PÄ~l'a[u, als andere Erglnzung vor Hee1Pl71pa[1lo,s, Daa fllllt nun allerdings die Zeile besaer, ist aber ala Festname ebenfalls verdllchtig; nach 'Exdvtlia, Nv,crocpvÄ.df,a, Heelmz, HeocplMaia, Taveoxa~dt/J,a, 8aodal'11a mtla&te mau • HeeiPÄljua fordern. Fllr -,.dna kann man nur den argiviachen musischen Agon •E,,dvl'dna Pint. mor. p. 1134 C anfllhren. Aber ein diminuiertes lvHp,ara pasat als Festname nicht; von lvdvopa, erwartet man •1t1dth,a (od,r •O'&a),von einem •wdvl'dtw ergAbe aich als historisch sein argiviach •1vdv„dw,a (wofllr •ru1 schliesslich miuventanden könnte) bzw. -f,a. Da man ein •n•e,PAr;'"d'"' kaum beml\hen wird (ein solches wllrde auf kret. •l'duu,a oder "l'"S'" fl\hren), schlage ich llee1Pl,14a[lo,s vor, zu einem Nom. llee,Pl,,.aia, von einem •,ree•/JÄl/l'ä, gebildet wie gortyn. ras .F-f/14asxal ras d14,p,d~l'"S· 1 ) Vgl. dazu noch E. H. Sturtevant, 'fVl'v6s and nt&dtca.AJPh. Der Aufsatz wendet sich gegen die gellufige XXXIII 1912, 824-9. Obersetzung dieser Wörter als ,leicht (wenig, kaum) bekleidet•, die der Wirklichkeit nicht entBpreehe (man ist seitdem auf beiden Hemispblren in dieser Hinsieht weniger empfindlich geworden). Allerdings werden die Wörter ftlr ,nackt' in allen Sprachen sicher nicht nur von einzelnen

(24SI

Zu griechischen Inschriften

10. Zur Tempelordnung von Oropos (IG. VIl 236).

Der letzte vollständige Satz der Inschrift (Z. 43 ff.) sieht für die Inkubation Geschlechtertrennung vor: b ds roi ,eoiµrtrfJelo,,eaOtv«Seiv xweir; µev To, ärdea,, xwel,di Ta, yvvai,ea,, Tov, µiv äroea, b Toi neo ~[ö], TOV ß[w]µov, Ta, [«S]syv„ai"°' l.v roi neo h(t)o:ni[e'YJ,. v. Wilamowitz bat ihn in seinem der Erstveröffentlichung durch Ät011&(!(50, unmittelbar folgenden Aufsatz im Hermes XXI 1885, 91 ff. wie folgt para._phrasiert: ,Für die eigentliche Befragung des Orakels ... war ein Schlafraum da ... , in welchem die Männlein östlich, die Weiblein westlich von dem Altare zu liegen kamen' (S. 97). ,al. kann kein anderer Und der Sinn der Worte b TOi:neo sein. Aber wenn auch sämtliche Ausgaben (einschliesslich des letzten Abdruckes Delectus 1 811) dazu schweigen, liegt doch das scharfe grammatische Verständnis der Stelle nicht auf der Hand. Der Einzige, der genötigt war, der Sache näherzutreten, R. Günther in seiner wichtigen Arbeit über die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften (Idg. Forsch. XX 1906/7), beschränkte sich auf eine knappe, nicht recht klare Bemerkung zu seiner freien Übersetzung (,es sollen schlafen . . . die Männer an der Ostseite des Altars, die Frauen an der Westseite' ; eigentlich ,vor dem O[sten ], W[esten] gelegen' S. 148). Ist es aber nicht eigentümlich, statt ~östlich, im Osten des Altars' zu sagen ,vor dem Osten', eigentlich ,vor der Morgenröte des Altars'? Um so mehr, als man zunächst nicht sowohl Angabe der Himmelsrichtung als der Vorderoder Rückseite des Altars, seiner rechten oder linken Seite

~ö,

Körperteilen (,nackte Arme' uaw.), sondern auch vom ganzen M.eneehen in ,partieller' Bedeutung gebraucht, aber mit einschränkendem Zusatz: iv 1rte,t wopaaw. yv,wol Plut. Rom. 21 ("' quaeat. Rom. 68); rvp,vov; itf.lJaµlvovs ii;v aldw Dion. Hal. I 80, alle• von den römiaehen luperei, die aber nach den römiaehen Nachrichten nur ein Ziegenfell trugen; nacd1'8- linteo cinctus Gai. in1t. III 192; nach Heckmann a. a. 0. In ■einem ftlr die Geschichte der Tracht wichtigen Aufsatz in ,Wörter und Sachen' IX 1926 zitiert K. Jaberg auf S. 141 ein noch 1ignifikanterer. Beispiel aus dem älteren Italienischen fO.r den re1tringierenden ZutJatz: ,ignudo come naacesti, colle sole brache .•. eosi ignudo' (Fioretti di S. Francesco ed. Padov. C·XXX). - Zu Schrader-Nehring, Tafel L Abbildung 2 vgl. jetzt auch H. R. Hall, Euay1 in Aegean archaeology pre1ented to Sir Arthur Evan1. Oxford 1927, 89 und Abbildungen 2 und 4.

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III. Griechisches

bzw. Hand erwartet. · ,Rechts (links), in der Richtung Yon (nach) rechts (links)' werden nimlicb auch im Griechischen ausgedrückt mittels der Wörter für die rechte (linke) Hand (die Rechte, Linke) oder mittels des Neutr. Plur. des betreffenden Richtungsadjektivs (trotz Fällen wie ra "t~ul µier, ioii nÄolov Job. 21, 6 braucht man hier keine Ellipse anzunehmen). Die ursprüngliche Vorstellung und Ausdrucksweise 1) ist vielleicht besonders deutlich an der Stelle o OT(Hlto, ... ,, dewrt(»7"xeiea(eigentlich: der in der natürlichen Richtung ausgestreckten linken Hand folgend) ijie l, i,),, 'Jltdt)a ,+ Hdt. VII 42. Die jedenfalls altertümlichen präpositionslosen Genitive lau% "i xe~ (,linker Hand' ol aid11euchao,,e, oücoiia,Xdlv{Je,> Aesch. Pr. 714, (To "' oijµd ltn, lao, ,, To ~eµla,o,, lauwn) dewriq;;,xeie6' Hdt. IV 34 (auch V 77), nOT~ iij, Xt(!O'; seil. lat~,eaa,., Eur. Kykl. 681, dewre(?ä, (elouwn) IG. II 835, 18. 83 (820/17 v. Chr.). 733 A II 17. 22 (nach 306 v. Chr.) sind an sich als lokale (bzw. partitiYe) begreiflich (so Kühner-Gerth I 386), aber der Zusatz von '" (ol lE deWTB(!ij,xe~ ,iae,atdµe,,o, {Jaa.UrHdt. II 30, Taiita i 96(}µonvU(J)'II TO µit1 imre(!T},öeo, lißar6,, TS Hai d,ioX(}TJ!"'O'II,'tJ'IJ'TIAO'II, aJlaTsitlo,,i, f'rJ"OiTTJ"'TO t,i neo,f'rJ" ,}w Tij, ol>oii 6dlaooa {mocMxeratxal Tsvdysa VII 176, wo -riiJJI di 9eeµ. auch zu Tol,e gehört und der nn sich unnötige Zusatz Tij, Mov, den man deshalb doch nicht als Glossem betrachten darf, ,vom Wege aus' bedeutet 1). Bei Thukydides wohnen noch zum Odrysenreiche gehörige Stämme ne°'{Joefa,, TOVIxoµ{Jeov 6(}ov, xal na(J11XOV0t ,jUov «5va,,,µex,e, fOV 'Ooxlov noraµov II 96 Ende; vgl. auch b Tiji MaUa, ngo; Poeia'II i;;~"nolsw,. ebd. III 4, TOn~ tl()fO,, r:ij, nolew, l:ctixwat1. ebd. III 6. Der griechische Thesaurus (Pariser Neubearbeitung) erklärt die Stelle (:4Y7J0llao,)Ta ~ lw Tij,

neo,

yae

neo,

neo,

neo,

In RSV {Hude) fehlt rll µlv, waa echt aein könnte, ala Altertllmlichkeit (vgl. rl81r,u ... , 6 6' lr•e°' ri8na, in der mileaiachen Molpeninacbrift Del. 1 726. 25 mit Anm.); dagegen iat itml(!~ der gleichen Handschriften sicher schlechter ala 1,11,l(!f'ISanderer. Nach Orr'l" scheint mir ein Komma beuer ala Hode■ Kolon. 1)

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Zu griechischen Inschriften

81,{Jaiuw,r&~ (lmjwv /dxe, fij, Ta,,ayea{aw)aus Xen. h. gr. V 4, 49 sacbgemias mit ,qoae Thebis ab oriente essent'. lw µb ,}1, Toii m,caµov to Plutarch bat Loo. 27 xal /Jae{Jaeuro„ ur(!(l'tsvµa, was nicht einer Quelle nachgeschrieben sein muss. Denn der Sprachgebrauch war auch in hellenistischer Zeit lebendig geblieben. So wird im Vertrag zwischen Ätolern und Akarnanen bald nach 272 v. Chr. (Syll.1 421 A = DeJ.1881) über die gegenseitigen Grenzen bestimmt Ta µBII not' dG>TOV:Axtlcb&OtJ noTaµofi Al-rwläwtlµsi,, Ta di nof>' somea„:4xaem"""' nla„ toii llea,,io, xal t~ tJeµq,too,(Z. 6 f.) ,das (Land) gegen Osten vom FluSBeA. aus'. Vgl. weiter m,ci µ80 erwarten. Doch hindert nichts, die Dissimilation vor dem Eintritt des Rhotazismu vor sich gegangen sein zu lassen. Es ist aber auch zu berücksichtigen, dass im vorwürfigen Falle durch die Dissimilation nicht wie oft sonst eine gleichgültige Nebenform entstand, sondern sich Gleichheit mit einem bestehenden Wort ergab, mit neo,zu dem der Genitiv syntaktisch ebenfalls pUBt. Nach Eintritt der Dissimilation m1118teman also t}c,, (iameri,) von aus verstehen, und das war dann auch der Grund, weshalb man nicht wieder herstellte. Ob man neben t}c,,, doch noch sagte fJoe'o,,,,&rov oder ob hier analogisch ebenfalls neogebraucht wurde, dies Terrät uns die epigraphische HinterlUBenschaft Ton Oropos nicht. Man fasste also zur Zeit der Inschrift, wenn man sich nicht ohne weitere Reflexion mit dem Sinne begniigte, den t}a,Toii pwµcrv tatsichlich hat, nimlich ,östlich Tom Altar', die Verbindung auf als ,im Angesicht (bzw.Tor) der Morgenröte vom Altar aus', sie hatte aber dereinst, mit ~ statt bedeutet ,von der Morgenröte her (= östlich) vom Altar aus'. Dabei kann man sich freilich fragen, weshalb nicht einfach daateht ,rechts' bzw. ,links' vom Altar, vom Eingang des Schlafraum, aus gerechnet. Sagen doch auch heutzutage nicht einmal wissenschaftliche Beschreibungen durchaus ,östlich' und ,westlich' statt ,rechts' und ,links' eines Altars. Bei den Griechen kommt allerdings mit der Verbreitung wissenschaftlicher Einstellung die Lagebestimmung nach Himmelsgegenden, die zunichat von Völkern und Lindern gebraucht wird, auch z.B. för Grundstiicke auf, so Syll.1 1112 und IG. V 2, 444 (s. oben S. 2M Fussn. 1). Weitere Beispiele sind jetzt leicht in Preisigkes Wörterbuch zu den Papyri zu finden 1).

neo

neo

neo,

neo iamer,,

neo,

neo

neo,

Du ente Beilpiel cli„r Art fiel aehr auf. Zu der Lage• beatimmung ehaN lno,,n~ell10• Griech. Urk. Berl. m. 1127, 11 f. (1. J&hrh. v. Chr.) •aruS.n II •ls rclt, Al/Ja, of 1lr011•s ..SroH ElrJ1)

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III. Griechisches

Ist dieser mein Eindruck richtig, dass die Orientierung nach ,rechts' und ,links' nach und nach durch die Orientierung nach den Himmelsgegenden ersetzt wird, natürlich ohne starre Konsequenz, so könnte man in der Verwendung von '1(},, ionif!'l, im leeo, t10µo,von Oropos eine weitere Bestätigung dafür sehen, dass die Inschrift nicht zu früh angesetzt werden darf; Adolf Wilhelm hält das 6. Jahrhundert durch die Schrift für ausgeschlossen und setzt das Denkmal wenig vor 338 v. Chr. an (zu Del.1 811). Doch ist diese Erklärung der Ausdrucksweise neo17(),, ioni(!''I' wohl zu einfach-rationalistisch; es handelt sich kaum um etwas Zufälliges und Junges, sondern um etwas in uralten Anschauungen Begründetes, das aus einer Zeit stammt, als es nur erst im Frei_en stehende oder eigens für ein Opfer errichtete Altire gab. In Indien sind nicht nur die zu den Terschiedensten Haus- und S'rautaopfern hergerichteten Altire und Feuer nach den Himmelsgegenden orientiert, sondern auch die Stellung der am Opfer und an anderen heiligen Handlungen (im weitesten Sinn), am Zauber Beteiligten wird, vom Rechts- und Links-Umwandeln abgesehen, zumeist nicht nach der Hand, sondern nach der Himmelsgegend bestimmt; vgl. Hillebrandt, Ritual-Litteratur. Vedische Opfer und Zauber im Grundriss der indo-arisehen Philologie III 2 passim 1). In diesen Zusammenhang wird auch die Stelle in der Inschrift von Oropos gehören. Die Ostseite des Altars, auf der in Oropos die Minner liegen, ist wohl gegenüber der Westaeite die bevorzugte (wie sonst die rechte gegenüber der linken). Vielleicht hat sich der Leser an einigen Stellen der vorstehenden Ausführungen gefragt, weshalb das Zeugnis des Spatens nicht angerufen wurde. Doch sagen uns die Arcbiologen, dass der Schlafraum, den die Inschrift voraussetzt, nicht erhalten sei. Die mit der Längsdchtung in der Linie West-Ost liegende Halle, die mit Wahrscheinlichkeit als das jüngere Koimeterion betrachtet wird, enthält allerdings einen

neo

P[o)eech·Anolll>f'd"'li, ,t,p1 6~, c:bstzÄUdff/' ZOHllP•oS bemerkte W. Sch11bart: .Die folgende Bestimmung iat mir unveratllldlich; atatt ,Westen' wtlrde man ,rechte' oder ,linb' erwarten•. ') Ohne Gewahr f11r Vollatlndigkeit S. 8 f. H. 42. «. 62. 66. 68. 78. 78. 86. 88. 91 f. 95 f. 106 f. 114 f. 116. 118. Ul2 f. 125 ff. 180 f. HO. 146. 149 f. IM. 162 f. 166. li4. Vgl. auch Oldenberg, Religion d• Veda, Regiater unter ,Himmelsgegenden'. f'GlOi,

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Zu griechischen Inschriften

westlichen und einen zweigeteilten östlichen Raum, die durch eine von Norden nach Süden ziehende Mauer getrennt sind sie fehlte aller Wahrscheinlichkeit nach im alten Koimeterion. Ich muss mich begnügen, für die baugeschichtlichen und anderen Sachfragen auf die Zusammenfassung von Betbe, Realencycl. I 1894 f. und auf Nissen, Orientation, Heft 2 (Berlin 1907), 149 f. zu verweisen.

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III. Griechisches

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Zur grlet,hlaohea

Bplgraphlk und Dlalek&ologle.

1. Noehmals zur ersten Tafel von Heraklela. Mein Vorschlitg, dort in Z. 169 statt xal>rur;1'al -ro,r; lomo,r;yeyeama, zu lesen ml>cbr;"41' usw. (oben l~XXVll 286 f.). stützt sich 11.ufdie Behauptung, dass acc graecns bei unpersönlich .gebrauchten Verben fehle. Auch der neue Liddell-Scott kennt unter yecfAI. Kin Beitrag zur griechischen Dialektologie und zur delphischen Topographie.

Eine der etwa auf die Mitte des 6. Jahrhs. datierten Metopen vom Scbatzhause der Silryonier in Delphi stellt ein Kriegaschiff dar, auf dem besonders die Figuren von zwei un-

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ON>AI. Ein Beitrag zur griechischen Dialektologie

verhlltnismdig groien Personen in die Augen fallen, die auf Musikinstrumenten spielen und dazu singen. Den Figuren sind Inschriften '"en peinture noire ou bistre fonc6„ beigemalt; die Inschrift neben dem Haupte des Musikers zur Linken ist unentziffert; dagegen steht linb vom Haupte des Musikers zur Rechten '"en oolonne de haut en baa'" deutlich OPCl>AL Den zuhörenden Reiter auf der linken Seite der Met.ope - eine eatsprechende Figur wird auf der rechten Seite vermutet - bezeichnet die Beischrift als TTo.ubEuK.C.Die auf dem Schiff als· Schirmwand aufgestellten Schilde - eine ungewöhnliche Darstellung in der griechischen Kunst - erscheinen wieder in Apollonio11von Rhodos Beechreibung der Argo (Argon. 4, 1991.). "[Le] bas-relief . . . aveo le vaisseau, Orph6e ohant.ant et les deu cavaliers, peut &tre, sans plus d'hMi.tation, rappo~ A la 16gende des Argonautes"•; die Dioskuren wie Orpheus stehen unter den Argofahrern mit in erster Reibe. Dies alles nach der snsammeofassenden Darstellung von Homolle :B'ooilles de Delphes l IV (Monuments figorlls Soulpture) Texte Premier fascicule 1909, 8. 27-80. 82f. Daß Opcpac1) eine andere :B'orm fftr "Opcptuc sein könne, wird bei dieser Deutung stillschweigend voraosgesetzl So einleuchtend die Gleichset.zung vom archiologiscben Standpunkte aus sein mag - ich kann mir darüber kein Urteil erlauben sie verlangt doch eine Rechtfertigung vom grammatischen Standpunkt Ich glaube eine solche geben zu können, glaube auch, daß es sich, wenn ich nicht irre, verlohnt, eine solche zu geben. Die Namensform Opcpac ist fllr Laut- und :B'ormenlehre von nicht unerheblichem Interesse: sie liefert für jene den Beweiti, daß die Öffnung auch des langen ~ Vokals (urgriech.) 11zu a, die bisher als elische Eigentilmlichkeit gegolten hatte (z. B. FpciTpa, f.ld,1tcrrdp Tbumb Dial. 8. 178) auch dem äußerst dttrftig überlieferten Dialekt von Sikyon eignete, und lehrt fl1r die Deili• nation, da.8 der besonders aus Arkadien und (neben -Euc) auch aus Kyproe ~annte Typus des N ominatin auf ~11,; zu Stimmen auf -Eu- auch in Sikyon vertreten war. Das ist richtig, wenn Opcpac wirklich, wie ich annehme 1 aus Opcp11chervorgegangen war 1). Die Öffnung TOD (urgriech.) 1) Formen, deren Akzent nicht bekannt ist, sind im folgenden alle unakzentaiert gelusen. 2) An eine hyperdoriache Form nach Art von -rvdaoc, ica84icov

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III. Griechisches 11 zu a im Sikyonischen wird durch einen zweiten Ball gestlitzl Leider nicht durch llolubEuicac auf den :Xetopenvom sikyonischen Schatzhause in Delphi: auf der Argo-Metopestehen nur die Buchstaben llo.ubEuK.c, auf der Metope mit der Verfolgung der Apbariden durch die Dioskuren nur llolubE\J (neben Kacrop und lbac1 nur Homolle a. a. 0. S. 32 braucht die Form TlolubEuKac, dio ich allerdings nun ftir erginzt halten· muß. Wohl aber findet sich eine - leider auch nur mit Hilfe einer Ergänzung gewonnene - Parallele in einer Inschrift (wohl noch des 6. Jahrhi.) vom Schatzhanse der Sikyonier in Olympia (Inschriften von Olympia Nr. 71~ = D.-1. 3163 Imagines I S. t9). Kan mußte bisher die Wortform cTci8ocin der beschreibenden Bronzeinschrift ... TO cT)ci8ocT4P1ctEpovnupp[o]~ To (bl bd16v . . . a1a unsicher oder als elischen Einschlag betrachten; denn die l!'orm cti\8oc ist auch dorisch (Pindar, Tbeokrit, vgl. L. lleyer Handbuch der grieoh. Etym. 4, 155; Prellwitz; Boisacq), ohne dal man hier an Entlehnung aus dem Ionisch-Attischen denken könnte, die allerdings in besondem Fällen vorkam (so ll,.AEuc auch bei Pindar statt llalEuc v. Wilamowitz Iliu und Homer S. 118 1). Aber die auf Kirchhoff AZ. 37, 162 zo.riickgehende Erginzung cTci8oc ist wenigstens durch keine wahmcheinlichure Vermutung emetzt und der Annahme elischen Einflusses widerspricht das charakteristische sikyonische Alphabet der lnachriften der Sikyonier zu Olympia. So dürfen et)ci8oc und Opcpac zu einander in Beziehung gesetzt und als - vorliufig einzige ZeugniBBe fttr den -Obergang von (urgriech.) 11zu a im sikyonischen Dialekt betrachtet werden. Wer aber cr)ci8oc als nicht beweiskriftig ablehnt, wird, da Opcpac als Nebenform Ton •opqmic sonst nicht zu erldiren ist, jenen I.&utwandel eben auf Grand des einzigen Beispieles Opcpac fttr Opq,11cdoch zugeben müssen. Um so mehr als mit dieser Annahme die Namensform Opcpac ihre auf den emen Blick befremdende Gestalt verliert. In seiner Besprechung des Typus -11c-11v im Nom. und Aklr. Sing. der Eu-Stämme weist Waokemagel (Sprachl. Untersuchungen zu Homer 160f.) darauf hin, daß die Emcheinung sich nicht aufs Arkadisch-Kyprische beschränkt. Was er beibringt, ist freilich wenig beweisend ("vncpaTi\a flir -11vbei Homer, f11puovi}afilr aur einem Dekret von Cheraonena Taurica (Latylff lmcr. PonL Ku. ,, 71; 2. Jahrh. n. Chr.) darf man hier auf keinen Fall denken.

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OPcDAI. Ein Beitrag zur griechischen Dialektologie -'IV bei Hesiod, weil man einmal swischen paaArtv und •rt« aohwankenmochte - aber es steht auch ftvioxfla neben ftvtoxov! - Olvfpt Tubrt bei Antimachos). Aber W. wird doch recht haben. Zu den arkadischen Flllen tritt nun der sikyonische ~pcpflC (Opcpac), eine Form, die ilbrigeas lingst bei lbykos belegt is!, im Akt. Opcprtv, der zu lEP1'JV stimmt: 6voµaduTov "Opcpriv Fr. 15, was Bergk ohne Not, wie Crusius in Hillers Anthologia p. LVI richtig bemerkt, in 6voµaK>.utoc 'Opcpfiv änderte. Vielleicht steckt doch auch hinter dem von Diomedes dem lbykos zugeschriebenen Olü»s eine richtige 'Oberlieferung (Solmsen KZ. 42, 207' folgt allerdings Jordan Kril Beiträge S. 42ft in der Verwerfung der Angabe). Jedenfalls geben die griech. Nebenformen auf -ric zu Eu-Stimmen einen Fingerzeig für die Herkunft der lateinischen Formen auf -18 für griechische Namen auf -tue (Ächillis Ulizil - anders zu beurteilen wohl der jüngere Königsname Per118~ Sicherer als die von Wackernagel genannten scheinen mir noch einige andere homerische Formen in diesen Zusammenhang zu gehören. Für den "Apollopriester von Chryse• A 11 denkt T. Wilamowitz Ilias und Homer 8.146 1 an die Betonung Xpucflv (wc Tlobflv 8a>.flv Tlu8f\v :A.tru.Af\v~also -f\v au •EflV zum Nom. -f\c &118 -tac (nach Ludwichs Apparat wollte Bzach für den Ak:k.Tlobrtv P 590 geradezu Tlobtrtv einsetaen). Die Vermutung hat, davon abgesehen, daß sie mit einer jüngem ionischen Kontraktion rechnet (vgl Robert und Bechtel Studien zur llias S. 85), gegen sich, dd in XpuCflv nicht ein hypokoriatisches, sondem ein Ethnika bildendes Suffix zu erwarten ist: zum Stadtnamen Xpucri gehört nach Mustem wie Bpkrt-: Bp,ctuc, Tubrt : Tubtuc ein Xpuctuc. Daher möchte ich XpuCflv (wc 1tpriv) als alten Akk. zu einem tu-Stamm fassen (Fick und Bechtel behalten in ihren äolischen Texten die Form Xpu('lv mit Baryt,onese be~ meinen aber damit wohl den lesbischen Typus tµcptpriv; Payne-Knight ließ XPUCEF' drucken, entsprechend in A 442, 450 xpucEF xpuctFc für die überlieferten XpuCfl Xpu('lc - dieser Nom. steht auch A 370, im Bericht des Achilleus, während A 442. 4-50 der Chrysefahrt angehören). Gleich zu beurteilen ist auoh wohl K1ccricA 223 (wo die meisten Hss. -tue, Herodian u. a. -i\c) neben K1ccrik Z 299. Im bisherigen ist stillschweigend vorausgesetzt, daß das in Rede stehende delphische Sobatzhaus und die Metopen wirklich zu Sikyon· in Beziehung stehen. Dies ist allerdings die

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III. Griechisches

auf Paus. X 11, 1 gegründete gewöhnliche Ansicht, die aber auch Widerspruch gefunden hat: Robert hat in dem Bau ein Schatzhaus Spartas sehen wollen (Pansauias als Schriftsteller Beilage 2, 298f., bei Hitzig-Blttmner 2, 689/91, bei Homolle L L 0. 8.18); bei Springer-lficbaelis-Wolten (1916) 8.1871 ist zu lesen von den lingliobe n Metopen ..,die gewöhnlich dem Scbatzhause der Sikyonier, neuerdings dem der Syrakusaner in Delphi zugeschrieben werden"'.Da das Alphabet der Metopenbeischrifteu nach Analogie anderer delphischer Flll.e nichts beweist (Homolle L L 0. S. 18), bleibt, abgesehen von Pausanias und archiologischen Kriterien, als Kriterium nur das a von Opcpac. Ist dies, wie wahraoheinlioh,aus (urgriech.) '1 hervorgegangen, so kann. weder spartanische noch syrakusanische Herkunft der Metopen in Frage kommen; der Wandel von ri zu a ist nur aus Elis nnd - im Umfange der oben stehenden Darlegungen - aus Sikyon 1) bekannt, fttr die meisten griechischen Dialekte ttberbaupt ausgescblo888n. Da elische Herkunft des Schatzhauses niobt in Betracht gezogen wird, wird man in dem dargelegten sprachlichen Befunde eine - freilich nicht völlig unzweüelhafte - Bestätigung der gewöhnlichen Ansicht von der sikyonischen Herkunft jenes Schat.hauses (oder der ibm vorangehenden Tholos) sehen dttrfen.

m

1) Dam ba,rv11ac aua Phiplia B. Keil GGtL Naehr. 1899, 161. K.-N.

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Kleine Bemerkungen zu griech. Dialektinschriften

Kleine Bemerkungen zu griechischen Dialektinschriften 1. Bechtel bemerkt zu der 'fOD ihm nach F.dgar, Journ. of Hell. Stod. 24, 337 als nr. ö771 unter die Adeapota ionischen Dialektes aufgenommenen, ina V. Jahrh. geaeaten Inschrift einer kleinen Bronzeatatue, die Isis mit Horos darstellt (llv:J,eµo, µ, o NBMno, ilvaaso ~;;, äraA,,,a):,,Durch die Schreibung NEA2N wird eine in Cramere ·Aoecdota II 240, 27 erhaltoe Bemerkung des Choiroboekoe beatitigt, nach der oi .tlwe,~daa Auch die Orthographie des Wort-.Nei1"' dicr ~ov11 Namens der "Jaia, für den die vorliegende Basis den bisher ä.lieeten Beleg auf einem 'griechischen Denkmal bietet, ist in hohem Grade entspricht, wie mich Wilcken beachtenswert. Das B in illO~ belehrt, ägyptischem l; im zweiten Gliede ägyptischer Namen llnb]a" u. s. f." Mein echreiben die Griechen H: 'Aen:aJJa,,, Zürcher Kollege J. J. Heu beetätigt mir die Richtigkeit dieser Angabe durch den Hinweis auf kopt. HCE (z. B. Zoega, Catalogua oodioum ooptioorum manu scriptorum •.. Romae 11:HOp. ö99) und (ägypt.-) griech. -f/0'4; bei Spiegelberg, Ägypt. und griecb. Eigennamen aus Mumienetike"8n der römischen Kaiserzeit (passim) aowie au"f Stern, Kopt. Gramm. § 43, wonach kopt. H I ( oder li) ein off'eAer Laut war. Bechtels Anmerkung bat noch für einen weitem Fall Geltwig. in dem 71 mit • (,) weohael'- xaAdo,e,, ist literarisch seit Be-

,,Ba,°'

reacpova,,,.

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III. Griechisches

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rodot belegt (bdsdwaa, de u~a~ l.,,,iov~ n:,ei -ra axiua3-vaaxa1aale,, II 81); in der Mysterieninschrift von Andaoia steht xa1dafJe" (ai de dov1ai xal.a"'le'" ~ an1&wi"""" Z. 17 DI. 4689 DS. 1 736). Auch hier gibt es eine koptische Form , die der griech. mit 71 entspricht, wie mich ßees auf meine Anfrage belehrt: kopt. (Eigenname, eig. Bezeichnung einer bestimmten Art Soldaten - Kal.aaie,, bei Hdt. Il 164 IX 32 von der die Bezeichnung des mit Troddeln besetzten Schurzes ent ausgeht) KAAECHPI bei Spiegelberg, Zeitschr. f. ägypt. Sprache 43, 88, neben -911pE (vgl. auch J. J. Hess, Der demotische Teil der dreisprachigen Inschrift von Rosette, Freiburg in der Schwei1 1902, 64). Ägyptischer Ursprung wird auch für das Wort für Bleiwei.8 angenommen, 1/)1,µ(µ )v3-uw, 1/)lµv3-c,sin der gewöhnlichen Schreibung, nach Bekker Anecd. p. 1193, Etym. M. p. 603, 54 bei den 1/J1}µv3'°';A1Jn}µv3-uiia3-ai bei Phot. LeL p. 40. Äolern 1fJ7Jµv3-im, Auch hier ist -die Form mit 71jetzt inschriftlich bestätigt: t/lf/µv3-wva:J-a, steht in dem in der 'E,p. &ex.1908, 96/102 veröffentlichten und nach dem III. Jahrh. anzusetzenden Luxusmandat des acbäischen Dymae; auf die zitierten Grammatikerstellen, die die Form mit 'l bieten, hat schon der Herausgeber Xcnt,j~ aufmerksam gemacht. Hier mangelt jedoch die Kontrolle durch ,die ägyptische Überlieferung; Rees schreibt mir: ,.Über 1/),µ63-uw kann ich nur sagen, daß das Wort im magischen Pap. von London und Leiden (verso 6 Z. 2 in der Ausgabe von F. LI. Griffith and H. Thompson, The Demotic Magical Papyrus of London and Leiden. London 1904M; II. Jahrh.) in demotischer Form vorkommt als (in Umschrift) pBimftBi, das wäre 1/),µ,3-,". Es handelt sich hier al90 nicht um ein altes ägypt. Wort, sondern um die demotische Tranaacription der griechischen Vulgärform. 2. 1,d dvwiµe, in den Dirae Teiae (B 29ff. ol'-i-t•6' uµöxione~ -i-~ lnae~,, µ,} nonf a,m, An:i dwdµ" xa3-7Jµbo -rc.J)'(li~ ) ~ Q. lo . \ >lC.T •. 1 .l \ ~I .2... ) G.-• ..n.,,..r6Uffle U1',, X.CU .u.eaM.fSOlUl„ XOI, .ut0l'1t", fI1' 'l"'TJ11:llf"I'lJlt1.,-.u

'1Wl'ov~, -rov~ xaüova,

)I

Solmsen Inscr. 1 45) wird erklärt „nach Kräften" (Günther IF. 20, 115; zustimmend Hiller DS. • 38). Wie soll aber entachieden werden können, ob die Verwünschung kräftig genug isi? Eine solche Bestimmung hätte _jederzeit nach Belieben gegen die -i-,µoxion~ vorzugehen erlaubt, auch ungerechtfertigter Weise, und der doch wichtigere Fall völliger Uuterlaasuug der Enae,j ware dabei ·nur mittelbar berührt gewesen. - Eine andere Auffassung wird durch eine Stelle der mileaiechen Molpeninschrift an die Hand ge-

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Kleine Bemerkungen zu griech. Dialektinschriften

geben. Da steht Z. 28 f. (Solmsen loser. • 48) nauml~erai ne,ijsov na/ 'Bx.tn'l sij ne/,o:in m,l,i,,,. 11'tl(H% dvwiµu. v. Wilamowitz bemerkt dazu: ,,ob Dynamis ein Menschenname oder der eines Lokalberos ist, muß dahinstehen". F.s wird erlaubt sein zu fragen, ob es sich nicht einfach um eine Statue der personifizierten weibdvwiµsi eine Lokallichen Dynamis handelt; jedenfalls ist 11'0ffJ bestimmung wie die auf der milesischen Inschrift folgenden, gleichfalls mit naea eingeführten (also lni laiµw111,An:' &xeo n:aea ytJµq,aul, ,Is,,, nae' 'Beµ~ 1Bn.dddo '1>vUwi, Jüea,i, x-,,.1. , i ''....t i, __ a. , ,, , 'f'l" n:ae,z ""\""W a11uetaOtll Ef('lffat uB SWt 11'1P'V"VCIJI, ff& n:aea Kaeailn1i daeso,,). Es liegt nahe, darnach auch in der Inschrift von Teoe zu lesen atri 4Vllaµu und als Ortsbestimmung mit xa3-. -rwr. zu verbinden: "wenn die Festversammlung auf dem Dynamisplatz (beim Standbilde der Dynamis) sitzt". S. Am Schlusse der Sympolitie zwischen Stiris und Medeon (Solmsen loser. i 40 B 18; IG. IX 1, 32) ergänzt Pomtow DS • 647 'f ]on-OII -ra11xal.,1,µba11 [d]a[µa ]seala11.Die Herstellung von [dJ und [µa] ist so einfach, daß man sich wundern mülte, wenn niemand früher darauf verfallen wäre. Also ist wohl die Ergänzung von denen, die sie fanden, auch gleich wieder abgelehnt ~orden, weil sie einen Haken bat: man mülte von daµth'le das Adj. daµtnei~, nicht daµcnea,~ erwarten. Da hilft die Beobachtung, auch an konsonantische Stämme tritt, nicht nur bei daß o-Stämmen sich findet (z. B. thess. '.Awp,011,laa ai-aAa Glotta. 7, 328); für die Bedeutung (auf D. bezüglich, ihr gehörig) vgl ~1.1: '-.i ' ·1• a-ranie, ' vr-AY"• A,,._ .. ' • !i t bess. >.✓-.--soJ1Uea,o,, -Bta, -aio11801 tJµweaxµ.o,,, (Head 1 308). Aber eine andere Möglichkeit ist, daµa'Jeaio~ nicht · auf daµa'f'le, sondern auf den Personennamen daµa'Je,~ zu beziehen: dann ist daµcneaiv~ statt daµa-relaio~ ein frühes Beispiel für die Kontraktion von ,ai zu ai, gesprochen t; vgl. xve(,)Bla, in(,)alxa,a und meine Ausführungen dazu in der Gramm. der perg. lnschr. 57 f. Diese zweite Möglichkeit ist mir wahrscheinlicher. 4. Das arkadische Wort 1ewo,,im Tempelgesetz der Athen& " 1 > fJ,i, ,_ hsxcn-011 ' A....... ' > 1..L. ,,, ' i • Alea (a,' ui> aa, ,.. µe.1,- ,wpoe, ""'°\'M-a~ Ow :] Tii,3) '.Afa3): Va fällt neben no&.f. trotz '5apioe,,. -rii, lloÄu&.'5, (aus daµtoFee,,.), das eben mehr Silben hat, [v.sov] mit im Inlaut fehlendem J auf, und ebenso o[l,cov statt F-. wenn auch hier wegen demit intervokalischem J gerechnet werden könnte. Sonderbar sind die Stellung von deund die Punkte davor ; ,cal '5e ool avi-w, µoiea lJI 80 und näv yvvmov xai nat'5lc»·,cal Dr}QlovdePlat. Tbeaet. 171 e zeigen andere Stellung,· wenn man solche Fügungen überhaupt als Analogie

,,a,,~:

1)

Ich ziehe die von Vollgraff abgelehnte Gleichsetzung von -t11 mit IJ",lat. en vor. . . . 1) -cwr- fllr -11011r-ist ein neues Beispiel fllr diese von Beehtel, Diall. II 45i f. dargelegte Entwicklung. 3) Man beachte das wiederholte u fllr gewöhnliches , zur Bezeich· nung des Gleitlautes vor Vokal und das frllhe -p statt ä,, du an argiv. , fllr ., eine Parallele hat.

(321)

849

Zur FhE6u:rAaensatammbezog.

(441)

863

864

IV. Italisches

lat. dia-ct'i,nen : *-mi'to8 entspräche; s. Wackemagel, Sprach). Untersuchungen zu Homer 76, 1), oder *po-ri'-menohne weiteres za po-si-tos gebildet. Bildungen auf -met1(tum)zu verba composita erscheinen, ohne einen indogermanischen Typus fortzusetzen, im Lateinischen mit Beginn der Überlieferung. Teilweise war den Sprechenden schon früh nur noch die Präposition verständlich; auch der modernen Forschung können die Schlussglieder in solchen Fällen Schwierigkeiten machen, durchaus in abdömen, sufflämen, während in contämen (spät bezeugt, aber durch altes contäminiire vorausgesetzt), exümen nur über die formelle Präzision Meinungsverschiedenheiten bestehen 1). Mehrfach fehlen neben den zu Komposita primärer Verb& gehörenden Bildungen anf -men(tum) entsprechende Simplicia (oder sie erscheinen als sekundäre Bildungen der Spätzeit): coagmentum (mit -mentare, wohl als coiigm- zu coäctus gebildet, ohne Wortbildungsznsammenhang mit agmen, examea), dicermina (dicuntur quae decerpuntur purgandi causa. Paul. ex F. 63, 19 L.), ex-, recrementum zu (cemo :) crem (ans *crei-vai, wozu das isolierte dis-cri m en, mit dem criffltll nur zufällig übereinkommt) 1), af-, ef-, praefiimen (fämere spät), offerum'enta f., af-, in-, per-flämen (etymologisch (dagegen verschiedenes jlämen ist m.), a-, cognömentum agnömen cognömen ursprünglich zu nömen), adiüme,atu• 1) Nach i~mta ägsmen, doch wohl mit 2

aind die Grundformen ä wegen an(h)t lo 6:ICilis

•eontägncm, •~nbtel (~tolz • 69, 3).

) Da ein recerno nicht belegt scheint, wird recrtmnatvm (Abgang, plMmbi, f arris, auch von animalischen Exkrementcm) zu e=rtmentMm (Abgang; Auswurf, Kot) zugebildet sein. Dass letzteres teilweise (ezcretnenta oris, nariMm. Tac.) zu screare gehören aoll (Walde; Muller) ist wenig glaubhaft (fllr die Römer gehörte jedenfalls ezcrttnent1'm ,Auaacheidung' mit ezcerno zusammen, unen.s. -ntis statt pu/JM, -eris, schon Verg. georg. 3, 126, Aen. ,, 51': _piÜ>tscereverlangt nicht den Ansatz eines pu/Jtre. so wenig neben adoWCff"t in der Bedeutung entsprechendes adoure steht). Zu prfnfftA.pul.lor. p. 21 Oad. 1) Aber 1tarltas Donat zu Ter. ad 3, 3, 48 ist DIii' gesagt, am davon Niires ableiten zu können.

(121

prognatus. Ein Beitragzur lat. Verbalbildung

mehr zur Verwandtschaft) bietet das Romanische mit gn nur die isolierten cognatus (in der Bedeutung „Schwager"; nicht nur prognatus, sondern auch das Rechtswort agMtus ist verschwunden) und 1•raegnlJS.Dagegen setzen die romanischen Reste der Sippe von gnöscere fast durchweg gn voraus. Denn nota (notare) ist längst isoliert und nöbilis geleh1-t. Was bleibt, beruht durchweg auf lateinischen Formen mit gn; es sind freilich nur *agnotare, cognosare mit cognitus, ignorare, und bei den beiden mittleren ist gn vielfach durch n ersetzt (so in nfrz. connaftre)1). Die Möglichkeit eines altlat. prognlJBci(dies wird in der Tat in einzelnen Wörterbüchern, nicht nur Forcellini 1), sondern auch noch Georges und Heinichen, als Grundlage von prognätus angesetzt) ist kaum zu bestreiten; wenn die Überlieferung nur eine jüngere Form prönlJBciböte, wllre auch dagegen (so scheint es) nichts zu erinnern. Es fllllt immerhin auf, daß prognäsci überhaupt nicht erscheint, und prönlJBci, soweit gesichert, erst spät und in einer Bedeutung auftritt, die für progntJtus in keiner seiner Anwendungen ernsthaft in Betracht kommt'). Für die Stelle ctrtos nihU recipiendum quod non conspiret germanae et ipso iatn aevo pronatae propheticae paralur66, BfflBUm progignere acerhm 4, 670, Cat. 64, 89 quales Eurotae progignu1't fi11,mina myrloa, Cic. diT. 1,128 ut in aeminibuB 11'8 inest earum rerum, quat1 e:r: iis progignuntur, olf. a,86 hie qui iUud lumen proge11uit. ') .Meines Wjuena ist prognatUB nie andere gebraucht als in der Bedeutung ,aus, Ton etwas eneugt, entlprouen', hyfWO)• urteilte B1lcheler 1861 au seinem Bprachgeftlbl heraus (jetst Kl. Bcbr. I 32-l). 1)

IIQfJOB

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878

IV. Italiscbes

688 d. Sl, braucht, was progn. betrifft, nicht anders gefaßt zu werden: quei ab eis (die an den Kai. Apr. 682 a. u. c. Bürger von Thermessus maior waren) progaati BVnt ""'nt(,,von ihnen geboren" besser als „entstammt"), iei omnu J>oaurior,.squeeo-rum Tl&ermnes maiores Peisidae - sunto ClL. 1'68916 (- quive] ex iis prognati erint, aequaliter in fa,niliam nominis mei permanea[nt, spätere Insebr. des T. Flavius 8yntrophus CIL. VI 10239, 17). Auch zu der NichtBezeichnung des Ausgangspunktes an der ersten Vitruvstelle bietet die ältere Literatur ein Analogon: li"bera ego 1,rognata fui ma.xume „durchaus eine Freie bin ich gewesen von Geburt" Plaut. Rud. 217; dahin gehört auch substantiviertes prognati „ Kinder" (patria et prognati lutantur Plaut. Amph. 660), also = prögeniti (freilich auch = gnali!). Die eben besprochenen Stellen aus der älteren römischen Literatur gehen alle auf die direkte Abstammung. Dies ist auch die überwiegende Bedeutung des adj. prognatus, das den partizipialen Ursprung immerhin noch in dem hervorstechenden prädikativen Gebrauche verrät; man wird auch hier nicht „entstammt" übersetzen, sondern „erzeugt" bezw. ,,geboren .. (.,von einem Vater" bezw. ,,einer Mutter", was ständig angegeben ist). Rechtlich kommt der Vater allein in Betracht; so steht denn patre prugnatus in Gedichten als getragener Ausdruck fUr f(ilüu} der sachlichen Amtssprache: GnaifJud patre prognattlB der zweitältesten Scipionengrabschrift, vor 218(?) v. Chr. - prognatum Publio der drittältesten, nach 180 v. Chr. CIL. I • 7. 10 = VI 1286. 1288, N aev. sanctus Iooe pt·ognatus Pythius .Apc,llo carm. 32, Dryanu regem p,·og,iatum patre trag. 21 R!, Plaut. Sosiam voca,u Thdxmi Davo prognatum patre Amph. 366-614, Mosclw prognatum patre Men. 407 - 1078, tun meo patre es prognatus? Men. 1079, so, wohl als feierlicher Archaismus, noch bei Hor. sat. m,,_qnoprognatv11, consule cttnnum 1, 2, 70 [~ magno patre nata pueUast 72], arlis qu11s d oceat quivis eques atque smato,· semet prognatos 1, 6, 78, Li v. Romulus, deo prognatus; deus ipse ... Servius, serva ,wtus 1, 40 und Apul. Haemus ... patre Therone aeque latrone inclito prognatus met. 7, 6. Übera11 steht hier der bloße Ablativ, wohl durch literarische Übedieferung (so auch in anderen Verwendungen bei Apul. und August.); der Syntax des Lebens entspricht Nepttffl.una facitis tkum ex Saturno pronatum Comm. instr. 1, 10, 1.. - Selten ist - infolge der Rechtsordnung - der Ablativ der Mutter: Eurydica prognata Enn. ann. 37 V., ille prognatus Theti Plaut. Epid. 35 (vgl. ebd. 172 o. S. 16). Ungewöhnlich ist es, wenn einmal die Eltern

(16)

prognatus. Ein Beitrag zur lat. Verbalbildung

kollektiv erscheinen: utroque parente prognatae nennen sich die Schwestern der Psyche Apul. met. ö, 9 (die Konjekturen lassen, worauf es hier ankommt, unangetastet); mindestens allgemein ausgedruckt (wie bei indirekter Abstammung) ist bonam bonis p1·ognatam Ter. Phorm. 116, was doch auf die Eltern geht. Der Vater braucht nicht durchaus ein Mensch zu sein (cygno prognatum Plaut. Men. 854 bei Prise. gramm. I 216), und statt der Mutter kann auch eine Bezeichnung des Mutterschoßes stehen (corpore tm1arino prog,iata Paluda virago Enn. ann. 621 V., ovo prognattU eodem Hor. sat. 2, 1, 26, haec dea Iovis capiu prognata Macr. sat. 1, 17, 70); daran schließen sich Catulls Peliaco quondam prognatae vertice pinus 64, 1, die BUcheler a. a. 0. als „Ausgeburt des Berges" erläutert hat; aber die BUchelers Feingefühl widerstrebende Ortsbestimmung auf die Frage wo? bei prognatus 1) gibt es doch: non enim ubi prognatus, sed ut moratus quisque sit spectandum verteidigt sich der Numidiae et Gaetuliae in ipso confinio geborene Apulejus apol. 24. Und der Afrikaner steht nicht allein, er kann sich für sein ubi auf einen älteren, guten Italiker berufen, der zugleich zeigt, daß die Catullstelle auch eine prosaischere Auffassung verträgt : P 1in. nh. hat quippe et harundines quamrlis in palude prognafae non tamen si,ie imbre adulescunt 9, 66 und (blattae) lucem fugiwif in balinean1m maxime umido oapore prognatae 11, 99. Aber die Bedeutung ist hier die ganz allgemeine „entstanden, gewachsen", von animalischer und pflanzlicher Entwicklung; semasiologisch reihen sich die Pliniusstellen denen aus Vitruv an, ebenso ein Passus aus einer dem Afrikaner aberkannten Schrift: deorum genus omnium confusione manifestum est de mundissima pa,te natura, esse prognatu,m Ps.-Apul. Ascl. 23, ein Beispiel, das grammatisch zu partizipialem prognatu..q gehört. Schärfer muß das Wort bestimmt sein, wenn natus als Gegen-

satz dabei steht. Und zwar wird in der Rechtssprache mit prognatus die spätere Generation eingeführt, während fur die frühere natus steht, so wiederholt bei Gaius inst., z. B. pronepos J>l'Oneptisveez nepote filio nato prognatus prognatave 3, 2 (= lustin. inst. 3, 1, 2) ,,ein Urenkel oder eine Urenkelin, vom Enkel, der vom Sohne erzeugt ist, erzeugt" (eigentlich wohl „ weiter erzeugt, fortgepflanzt", im Anschluß an die für pro-gen- als ursprünglich anzunehmende Bedeutung der Präposition'); so auch ebd. 3, 46. 1 )

.Man 1-,t DeU

D. prog,aatu•

ebd. t) Vgl. Wackernage1, Sprachliebe Unterauchangen su Homer 288. W. apricht allerdinga aber den beaondenn Fal1 pro-gns- nicht, in dem Brugmann,Orundr. •

(17)

natNB, nicht

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880

IV. Italisches

46. 58; ähnlich Gell. j 8, 20 ( 19), 16 (quia ille Salonianua in ntrl!ma patris {M. Caumis} aetate, sicut dizi, natus fuit, prognati qru,qw ab eo aliquanto posteriores fuerunt, ']1'am qtai a maiore fratre eiu geniti erant); der gleiche Wechsel bei den Verben (mqiu gnatut ntqMtJprogignetur mque poust repmrier, cui . . . Plaut. Truc. 699). Andererseits steht prognatus im Gegensatz zu nattiB und allein

zur Bezeichnung der indirekten Abstammung. Der Großvater ist mit prognatus im Gegensatz zu nattiB für den Vater eingeführt an einer Stelle, die Vahlen dem Ennius (scaen. 867), Ribbeck einem trag. inc. zuweist (1 67): Tantalo prognatus, Pelope natu (näm1. Atreus). Um die Enkel handelt es sich auch bei den Herculeis prognatis Plaut. Cas. 399, wo aber der Gegensatz natu fehlt (das Patronymicum ist nach Ausweis des pälign. Iooiois pucl.S);duach auch pr6geur anzuetzen und au verstehen (auch pr6fi,liNB CIL. VI 14929? ooer aus prö fllw ::...: .nepos• hypostasiert?). Dagegen pro-a'DUB -aoia. -at1uncul,cs -patruKS -aocer -aocrua mit pro •vor•, wenigstens nach dem Spracbgelfl.hlder historischen Zeit (unprttnglich wohl auch .weiter• in der Reibe nach oben; man sieht hitr, wie • weiter• zu • vor" werden konnte). Aber proamita, -niäterlera paaen nicht zu pro •vor•, aber auch nicht recht au pro • wetw•.

( 181

prognatus. Ein Beitrag zur lat. Verbalbildung

881

prog,wtae Rud. 1201; so wieder der archaisierende Apul. (famüia Plutarchi ambae prognata6 sumus met. 2, 8) und Comm. germine zabolicofacitis ut turbae pronatae instr. 2, 82, 18 Dombarth 1). Die erweiterte Sippe ist der Stamm: Bi Grf,'na, ~e1',aJJa au altgriecb. ~d,a,e• •utoreia' eine genaue Parallele (G. Meyer, Etym. WB. der albaneaiaehen Sprache 92 zu entlehntem alb. d"'"'P, mit Artikel dn&•h). Heuen a. a. 0. machte, ohne aie im einzelnen zu nennen, Parallelen aus dem lebenden Italienischen geltend. ') En trai = Internae bei Knötel (a. FOND.8) und bei Gr...., mann, KZ XVI 118; nach Conway II 669 = •gentili, patriae'. Sommer, IF XLIII « zweifelt; ebd. 1lber den W echael von • und o in den ge• nannten Wörtern. ') Bacheier verwies hlr U g an a Ir.•auftat. WfftMicu, gom.äcetl.f, (Mllönka; lat. pagätaicu Ca-,,ätatell.9 naw. (Leamann, Lat. Gramm. S129)wClrden formell eine beaere Analogie bilden, IUHD aber eine W eiterbildang auf ~ statt des einfachen W ortel ('zum Geeeb

,.,ras,, 1rein'IS oder

(115)

903

904

IV. Italisches

ist ftlr einen neaen Versuch allerdings die Bahn frei, aber die A1118ichtauf Fortschritt gering. Bei der bisherigen AaffU111Dg des Worteinganges als lat. lig- und des Wortausganges ala lat. -dioi wird es freilich sein Bewenden haben mÜlllen, trotz andern sprachlichen Möglichkeiten. Du Mittelstück -anakerinnert an die Götternamen osk. An a gt i a i , pilign. hada, .At1~, .Atteda UIW. (.,. Planta II ~16f., 660f.) und an die osk. Verbalform a,sgetveel •propoauerint•, die doch am wahrBCheinlichsten nach der Andeutung bei v. Plant& II 343, 4, die er selbst nicht in den Vordergrund 1tellt, auf •a.-a,- zu beziehen ist (vgl. lat. alo, adagii,, prödigitm, usw., griech. ~ asw. bei Walde--Hofmann, Lat. etym. WB. 24f.; llmlich Brugmann, IF XVl606ff.) 1). Das mittlere-. von Anagtiai asw. kann erhaltenes a der Wurzel oder Anaptyxe 1einl). *.Ateaitä und *.Anaititi sind Femininbildungen, kaum zu einem wie lal locvpie-t- iebildeten •a,a-ag-,t•(da die Bildung mit -t- nur nach Vokal sicher steht; Leomann, lat. Gramm. 200), sondern 111 dem genannten *a,a-agetGJ; agriech. '"'"""'"• lat. dnnittn-e); steckt darin Ellipse eines Inf. oder eine alte Bedeutung des Verba? ') Von d l ea e m l'l'•S geht aus die aeugrieeh. Verbalp&rtikel ifs, deren

,a.

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Got. let und griech. fa

gab es auch ein clf'tS „laß ab"; so haben slavische Übersetzungen clq>tSan den eben angeführten Stellen ab und zu unrichtig ver-

standen 1). Für got. let, frald für la an den schon öfter genannten Stellen kommt nur diese Bedeutung in Frage, ohne in den Zusammenhang recht zu passen. Man mag sie etwas weniger auffällig finden, wenn man sieh überlegt, daß sieh der unreine Geist schon durch Jesu bloße Gegenwart gefaßt fühlen konnte. Aber fUr den grieeh. Text gilt dies nicht; die schon bei Stephanus stehende Erklärung, die in der neutestamentlichen Lexikographie längst eingeburgert ist, leuchtet unmittelbar ein: la ist an den Stellen L. 4, M und Mc. 1, 24 die seit Aisehylos belegte Interjektion der lxnÄ.f/S'S(so nach antiker grammatischer Tradition), der schmerzlichen Überraschung, des Unwillens, Mißbehagens (etwa durch oho! wiederzugeben). Dies lä., dessen interjektioneller Charakter durch die Wiederholung, die Verbindung mit der zweifellosen Interjektion d, die nicht seltene Stellung außerhalb des Metrums bewährt wird, ist freilich kaum etwas Anderes als die erstarrte 2. Sg. Imper. Präs. Akt. von idt1. Das lange ä zeigt, daß die Neubewertung der Form im Attischen erst stattfand, als an Stelle des athematischen *l(1)aµ,, Imper. *l(1)ä (wie itlniJ.a nach Ernst Fraenkel, IF. XXVIII 242f.) das thematische idc,, (iw), Imper. lat (lä.) getreten war; ob es in den Mundarten, aus denen iii- bekannt ist (Ruth v. Veisen, De titulorum Areadiae flexione . . . Berol. 1917 S. 87; Beehtel, Diall. IT 860) ein interjektionelles *la gegeben hat, ist nicht bekannt. Mit der Möglichkeit, daß lä aus * la gedehnt wäre, wie fur ! l (l [) auch H; gemessen wird (woneben freilich auch 1) ~), wird man nicht ernsthaft rechnen wollen. Als Imper. von bit1 haben die Interjektion lä schon alte Grammatiker gefaßt, auf die sieb Stephanus im Thes. bezieht. lä enthält dann eine alte intrans. Bedeutung des Verbs, ,,halt (an)!" Diese Auffassung vertritt auch v. Wilamowitz, Aischylos Interpretationen 159 zu Prom. 114 d d la la ds dzci>x-i.l.: ,,la la ist 'halt'; wer so ruft, bemerkt etwas, das ihn innehalten, lauschen läßt, la d z(!+,µa [Prom. 800] erläutert es". In la la dnexe tpev Prom. 688 können die drei ersten synonym sein. Diese Auffassung hat doch mehr fur sieh als die Erklärung von la als etymologilcherZuu.mmenhangmit d,pwo, jetzt nicht mehrgef1lhltwird. Beruht lk auf Venrechalung mit b&/1.UMloder l•flaÄG>? 1 ) Slu. 011ta11i, fS8 da; a. Cu.endet, L'impt\n.tlf dana Je texte grec et dau lee nraiona gotique, arm6nienne et vieux-alave de■ Enngilea. Dia. Genf 192, (Paria, Oeuthner) 8. 4.6.

"""'"'1'"

(141)

913

V. Germanisches und Schweizerdeutsches

914

ZusammenrUckung der beiden Interjektionen e und a bei Scbwentner, Die primären Interjektionen in den idg. Sprachen 12, obschon es für dies Verfahren zahlreiche Parallelen gibt 1). Ganz sicher ist allerdingH, daß in der Koine la „lasse"! und la „oho!" als verschiedene Wörter empfunden wurden, ob sie dies von Anfang an waren oder nicht'). Wulfila und seine Mitarbeiter kannten offensichtlich die interjektionelle Geltung von la nicht, nahmen das Wörtchen vielmehr durchaus als Imper. zu iäi,; daher die Wiedergabe von la durch let, fralet an den im Eingang mitgeteilten Stellen. Daß sich etwa got. let oder gar fralet ebenso zur Interjektion entwickelt hätten, wie es hier für griech. lä vertreten wurde, geht jedenfalls aus den beiden Wulfila-Stellen nicht hervor'). Die Goten werden sich an den Stellen mit la ganz einfach der lateinischen Bibel angeschlossen haben, die wenigstens fUr L. sine bietet, das freilich auch hier oft fehlt, gerade auch im Brixianus (vgl. Streitberg, Die got. Bibel • 1 S. XLII), wie konsequent Vgl. z. 8. schweiz. (und weiterhin) e-M, o-lul, o-'/io, l,1 tl ala Interdes Mißbehagen■ (eo au.ehdie einfachen W, lti, jektionen der Oberr&&ehu.ng, lauiJ Scbweiz. Id. I 162. ll 84611., georg. eha „voill!" Aber da erscheint immer das h (wie in d d I I Aeacb. Prom. 666), du in liJ fehlt (sonst bitten ea die Grammatiker angegeben, wie in a IJ.,,r)ol). D&6 ,pd> eine Hocbatufe oder gar eine expresaive Dipbtbongierung zu tpiJ enthalte, ist recht unwabncbeinlich. Liegt ein uraltes *tp•V1 (idg. *bMUg wie •n „geb!") zugrunde, vom athemar tisohen Typ111? Vgl. lat. heus (nach der Deutung von Benfey und Wacternagel IF. XLV 30911.) und griecb. naiJ, die vielleicht auch kein ~ am Schluß nrloren haben? Die Augenblicksbildung ltpavfa~ A.eacb.Ag. 1308 beweiat nattlrlicb auch nach meiner Ansicht nichts ftlr uraprdngliches _,, in ,pav. Andeneita iat es auch kein Gegenbeweis gegen die hier versuchte Erkllrung, d&6 der angenommene Ursprung splter vergeaaen war und tpri wirklich auf tpiJ bezogen wurde, wie die Konstruktion (Geniti'r!) und die Bedeutung (Abscheu und Bewunderung!) vermuten laaaen. Aber eu scheint in „uraprdnglicben Interjektionen• in den Sprachen gar nicht vorzukommen, iat jedenfalls sehr selten. lri (selten) siebt aus wie eine Verquickung von loiJ und tpev, und den Schluß von llekiJ, den Anfang von ai>olbildet vielleicht ri, nicht in adTerbialer Funktion, sondem das Neutr. des Adj. (in ~d cf' ri .,,xcho, u. 1.; s. Wackemagel, Syntax 2, 142). ') la de öfter im griech. Hiob (4, 19. 16, 16. 2ö, 6 fllr hehr. ·ap „audl, sogar; wie viel mehr bzw. weniger", 19, 6 ftlr 'im - '4fflHSä• ,,wenn - filrwabr"); dies la de wird trotz dem Pariser Tbes. die Interjektion sein; Ygl nr Bedeutung halt! und oha! oho! als Einspruch (als Imperativ haben die LXX nach der Konkordanz la nie, aber oft laao,,, idaan). Bei Epllrtet steht IG d~ewne 2, 24, 22. 3, 20. 6. Preuscben-Bauer, denen ich dieae Hinweise ent-nehme, geben fllr la auch 1 Kl. 39, 5; diese Stelle iat aber Hiobzit&t, also ohne selbatändigen Wert. 1} Scbweizerd. la luie, la stma, eig. ,,1&6 sehen!", in der Bedeutung Ton frz. d'8 donc ! (Schweiz. Id. III 1398) bietet nur im allgemeinen eine Parallele flir die interjektionelle Erstarrung eines Imperativs. 1)

(142)

Got. /et und griech.

oo

im Me. Das stimmt zur syr. Pesehito, wo an der Lukasstelle lbwqjt&j, zu lesen iibüqan „laß mich" steht; das beigefügte Personalaffix bedeutet einen Erklärungsversuch, so gut wie andere Divergenzen gegenüber dem Grundtext in andern Übersetzungen. Der Syrer vom Sinai aus dem 2. Jahrh. folgt an beiden Stellen den griech. Handschriften, die la weglassen. Wie Wulfila gibt auch Mutho~ an den beiden Stellen das griech. la bei gleicher Auffassung sprachlich verschieden wieder: L. 4, 84 thulat;o „laß ab", Mc. 1, 24 tkoyl tur „gib Ablassen". Den gleichen Sinn hat an der MarcuBStellegeorg. gua(l..euoJ.1.4vot t; imrov -rov ßcv.a.v ebd. 7; 'Belisan rou', über das ESchröder Zs. Sö (1891 ), ~371 auafttbrlich gehandelt hat, war ein blaaros (abd.), equus maculosus, ein 'BleBB'; nur durch die weiC11e stirne unterscheidet es sich vom ßaöeo;. daaa das wort (das einzige gotische du Prokop anführt; s. Festgabe Bldmner [Zürich 1914] s. 306), schon unter Tbeoderic:h ins lateinische gedrungen war, beweist des Ennodius epigramm CCCLV Vog. durch seine dbenchrift "

-a.,

1 aufser denen auf -ac wie Ntxd>.«cund r:attpczc gibt ea Yereimelt auch noch andere; das botanische glossar am schlaue der Lyoner und a~«; • handscbrift b&t (Corp. hipp. II SlS) vaplh;e• o cpO.c-up«c ~ 'tptTl~ 'tou xpaa(ou. duu kommendie -«c und -ac iD fremden eigennamen, wordber Psaltea Grammatik der by1antiniscben chroniken (Gött. 1918) s. 164 f.

Germanisches und Ungedeutctes in byzant. Pferdenamen

equo badu, d balam, wenn diese nicht etwa splter zugefilgt war (vgl. Thielmann Arch. für lat. lexikographie 4,601; RLoewe KZ. 89, 299 ff; WSchulze Sitz.-ber. der preuts. akademie 191 O, nur die Prokopstelle; der zweite, 788). Ducange gibt für ß«U.ixr; wol spätere beleg aus dem Corp. hippiatr. beweist jetzt, dass ßiilixr;auch für die Griechen nicht an Belisars rosa gebunden war, sondern als generelle bezeichnung eingang fand in die sprache; sie braucht nicht einmal von diesem besonders bekannten Bleu aoszugehn, da es auf der Balkanhalbinsel lange genug Goten in geniigender zahl gegeben hat, om die entlehnung eines solchen wortes zu ennöglichen. die schreibung ßiilixr;hat in bysantinischer zeit zunächst die aussprache 10alas;aber ß- kann auch nur historische schreibung für f'ß, f'1t = b sein. da gol b- im anlaut nach allgemeiner annahme verschlW!Blaut,nicht spirant war, haben die Griechen b-, nicht &- oder t0- gehört. das neugriech. (nordgriech., aber auch peloponn.) bat ein wort f'1tllAtOC(gesprochen bal'os) für weitageatimte oder weüsgesichtige tiere (schafe, ziegen, pferde). der bedeutung nach steht altgriech. ~llAtoi;,nach der darlegnng Solmsens KZ. 84, 72 ff 'weils, weitsgefteckt', nicht 'gescheckt, gesprenkelt' (pferde, hirsche; BllAlor; pferdename n 149, T 400, bei spätern dichtern 'schnell'!), nicht zu fern, aber anlant und betonong stimmen Dicht. es könnte eine kreuzung von ßllAto; und ßa.>.ix; (bzw. f'1t-)vorin 11-1r11Ator; liegen; aber daa neogriecb. wort ist eher als mit dem alten clicbterwort ßllAlOt;mit alban. bal'oA bal'as, arom. bal'iö, bal'• Z11B&1Dmenzuhalten; wie in andern fällen stellt sich hier wider die frage, ob eine dieser drei sprachen die quelle ist oder ob sie auCserhalb ligt; vgl. die erörterung und litteratur bei CHoeg Lea Saracatsans II (Paris 1926) l l 2. 119. dass nicht erst die Germanen die stammform bal- nach dem Balkan bringen mUBten, zeigen altgriech. ßaAti$;(nach anlaut ß- illyrisch oder thrakischphrygisch für und neben echtgriech. q>~toi;'weiCsstimig'; s. Solmeen aao.; Kretschmer Einleitung in die geschichte der griech. sprache 248 futsn. 4); weiteres bei Torp (-Falk) Wortschatz der germ. spracheinheit 267. 285 f (weiterbildungen wie 'blässe'); Boiaacq Dict. .Stym.1018 f; Walde-Pokorny II 175 f (litteratnr); RLoewe aao. 110 ist wahrscheinlich das alban. wort erbwort und das neugriecb. und das arom. daraus entlehnt. dagegen möcht ich nicht mit GMeyer Neogriech. atud. II 69 (Sitz.-ber. akademie Wien JSO, 5) auch ßaAix;aufs albanische zurfickführen. dagegen spricht jetzt doch auch die germanische herku.nft der folgenden wörter. Weniger lang braucht uns der (10) cp11Aßa~ aufzuhalten, den man, wie die quelle sagt, unter 100 pferden kaum einmal findet, der aber oft gut ist. ein pferd dieser art trug seinen kaiserlichen berrn Herakleios in seinen drei zweikämpfen vor der achlaeht ·und in der echlacht bei Ninive vom 12 december 627

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V. Germanisches und Schweizerdeutsches

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gegen den feldberm Chnaraua II. Parvl!z; Ducange gibt die stelle aua Tbeopbanea Chronographie (bei de Boor p. 818, 26 p. 266 P. 490 B): iv.i:('l; xpot'Yjltalo ; o~oipä; !1tA7,"(wlh; b1to 1 'tWV1t!Cwv 6 'tOÖßaotJ..aw;t1t1t0; qi!Ü~~. 6 A&"(OJJ,&VO; Aopxcov, al~ 'tOVf.LTJPOV t11hoöAaßwv XOY'tt1pat1v ['lanzenaticb' j vgl. 01t11&ia 'achwerthieb' ebda z. 27], in g 'l. 6 A!"(, ~- b Xtll öopxa,v. Ducangea erklirung 'colore fulvo' fllr qia.A~a; (gesprochen faleol) wird durch die naheliegende heranziehung von germ. faltoa- (ahd. falo, flect. fal.awer, mhd. val, flect. r,alww, engl. falkttlJ, nhd. faltl, falb, aubat. lllter 'ein falh', nhd. dichterisch 'ein l!"'albe')best.Jltigt1• Für den 'guten und kräftigen' (6) ß>.ci."(x a; (gesprochen 10ltitagaaoder blat1ga,, in mittelgriechiseher strenger orthographie ·"("(tl; bzw. f,L1tAll"(Xa;, -na;) aind mir andere griecbiache ßAIZ"(X«;, belegatellen nicht bekannt. die herkunft aua dem gennaniachen dringt aich hier, wenn man die zweite a088prach~mögliehkeit ina auge faset, auf. wenn auch nhd. blaf'i rdckentlehnung &118 dem frz. sein kann, kommt diea doch fün ahd. und aga. nicht in betracht: plattdM6 roa, pallidus equus (Apokalyae 6, 8) Ahd. gll. I 789, 48 (mel1r bei Gral III 264); ags. blat1Cam. iat poetiecheawort für pferd überhaupt (beorna, on bla~m Beow. 867); RMeilsner weist mich auch auf an. blakir, das ebenfalls allgemeine pferdebezeichnung geworden ist, wie z.b. gr,wblallt· 'graues pferd' zeigt (aber ettn blakka mar Ghv. 18 nicht mit Cleaaby-Vigf. ala 'pale', sondern mit Gering als 'schwarz' zu veratehn); Blade ala name von Dietrichs pferd in der J>idrekuaga aus der niederdeutschen quelle. die farbe dea ßA«"(Xtl;darf danach als 'weile' oder 'grauweila' angenommen werden. die möglichkeit daaa ~A«"(X«; aua dem romanischen stamme (frz. blanc, ital. biatlOO uaw. aus germ. blank), ist bei der fehlenden datierung nicht aus11DSehlielaen,hat aber angeaichta der sichern entlebnungen aaa dem germaniechen wenig für aicb (man würde dann auch •~Al%"(· xo; erwarten~ Germanische herkunft kommt schlielalich auch fiir den 'guten' (9) "(p l ßtx; in frage. die bedeutnng ligt hier unabhlngig von der etymologie innerhalb der farben 'grau' und 'weil■': mitt.elgriech. "(plßa; 'cheval gria' (in der venion dea Digeniagedichtes von Trapezunt nach Legrand-Sathu ~ rpl~

=

Auf der gleichen aeite steht bei Theopbane■ (p. S18, 18) b U 'P«,itni, {der penische feldmarschall) xCl't'lA«~v (angelangt) x«l «imc ,rapnriea"tO-rp1Glipouho1, xal xa-ra -ro:jpaar.l.iw, ixwp1j:!!V. im index Bebt de Boor du wort dem lat. furca gleich, du tatalLchlichbei Tbeoph. öfter erscheint, aber als ipoupxa. Triandaphyllidia Die lehnw6rter der mittelgriech. vulglrliteratur (Strafaburg1909) a. 67 und Paalte■ Grammatik der byzant. chroniken (Gott. 1913), 98 f f&88enunaer ,oubo,;, u ipouha Theoph. continaatus 460, 6 und das abgeleiteteverb cpow.~• bei Malalu und Kedrenoa als 'umgekehrte achreibungen' ftlr 'P®f'X•· daa wort ist ahd. fok n. m., ag■. f ok, an. f 611.,und heü1t 'heereahame, tretren'; zur form Tgl. ftl/,cu in den Reicbenauergloaen (Klage Urgerm&Diach17). 1

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Germanisches und Ungedeutetes in byzant. Pferdenamen beseichnungeinea maulesels (dial. von Velvendoa), rp(ß11;, rplßo; 'grau' (Pelopoooea) 1 ; -yp(ßo; 'weilahaarig', -yplß11~'weileea pferd' (Epirus) und andere angaben bei GMeyer aao. 81 f. ZW1&IDmenbang mit serb. gnvast 'weile um den hals' (zu griva 'hals') lehnt Meyer mit recht ab, wie mir herr J:troehoer beetitigt: eine flrbong 'weils um den hala' komme bei pferden nicht vor, und die weilsen zeichen finden sich immer am kopf (atirn: atem, flocke, bleue, schnibbe) oder an den ffllsen (gefes&elt, gestiefelt, halbgefeaaelt, hermelingefesselt usw.), soweit nicht achlicken in frage kommen. GMeyer verknüpft dann -yplß11~mit ahd. gr4, ßect. gr4t1Jb, mhd. griJ, nhd. graw, an. grtlr; die urgerm. und auch die got. form dea atammes wire • grbJa- (in den got. texten nicht belegt); er nimmt hier ohne geachichtszeugnis an was er fi1r ßaAa~ trotz des zeugnisses bezweifelt, dass die mittel- und neugriech. wörter auf eine bei den goti11chen kriegern im byzantinischen heere geläufige pferdebezeichnung zurUckgehn. man kann Meyera etymologie stutzen durch den hinweis dass got. 1 aebr eng geeprochen wurde (es wird dafiir nicht selten n i geachrieben, einige male auch vor folgendem a: greifa,a, aff,itaft; die Lateiner schreiben im 6 jh. ganz gewöhnlich 1'Modomtr, Valamir; s. Braone Got Grammatik 10 s. 7; Streitberg Got. elementarbuch •1,s. 49). so konnten die Griechen gehörtes grltoa durch jplßa~ widergeben (fii.r ein gretoa sollte man •-ypiß11; erwarten, wie 8Aa3a~ für Bllda steht). zu -yplß11; ist dann aecundlr das adj. jp{ßo; gebildet worden 1• Daa angenommene • grltoa- kann wegen des I nur gotisch sein (lilteres I anderer Germanen kommt aus chronologischen gro.nden nicht in frage; Wilmanns Deutache graqimatik I § 188), wlhrend ßa1.a~q>aAßa~ ß1.a-yxm~(gesprochen bdlaa falwaa bla,agaa), wae die erste silbe betrifft, auch andern altgermaniachen sprachen entnommen eein könnten. aber von der griech. endung -ac kann wenigstens der vocal nicht erat im griecb. dazugekommen aein (vgl dazu oben a. 94 ful11n. 1); aus got. •bai, •talw •Waga wlren •13a>,o~•,a1.ßoc •ß1.li-yxoc geworden (mit der urgermanischen form auf ..,u darf man natflrlich nicht rechnen). dagegen erkllrt sich alles gut wenn man von den got. substantivischen (achwachen)formen •bala usw. ausgeht; aus masculinem -a -• mute bei einfügung in die griechische declination -«; -av werden. dieaea -a deutet aber wider aufs gotische; giengen die wörter teilweise erst auf die Warangen (W arä.ger), die germaniRchen prltorianer in Byzanz, zurück (was fflr ~«Aac und !p«Aß«~ durch die historischen zeugniaae a1111geachlosseniat), könnten es nur angelsichaiscbe, nicht akandinavische geweeen sein (daa aga. bat beim achwachen adj. wie daa got. das ,,n. -i, -e). so darf man,

=

-a,

1 der l&Dlmler0111t«ce1,apd1tou)"'achreibt Ttnl~, X!p«c, lieber nicht am die nette etymologie im folgenden Toraumm en. • RLoewe KZ. S9, ~1.

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V. Germanisches und Schweizerdeutsches wie nach ß11Ari; -riv got. sw. •bala sl •bal,, auch nach (U.,i~ ·(/f'~ lt. •Waga •,a1w f11Aßa;rplßa; got. 8W. •Wagi 1plßa; 'graues pferd' > rplßo; 'grau' (> rplßo; 'weile), dasa die begritleentlehnung sich in der würklichkeit gerade an bestimmten einzelobjecten mindestens vollziehen konnte (und das ist der weg auch in andern fillen, die sich genauer prüfen lauen: ich glaube danach, ein begriff wird so wenig entlehnt wie ein suffix; es muBBin beiden fällen ein musterbeispiel oder mehrere geben als grundlage fUr die abstrahieruog des suffixes bzw. begriJfes; ähnlich schon Schrader-Nehriog Reallexikon I 800 § 8). Der abstecher in die sprachtheorie, den eine der entlehnDDpD aus dem germanischen nahelegte, könnte übersehen lauen, clua in der eingangs abgedruckten stelle noch vier farbenbezeichnungeo der dentung, ja der einfachen übersetzung entbehren. da in einer solchen liste nicht wol genau die gleichen farben zweimal Torkommen Jt&n~en, verringern sich die möglichkeiten fflr die Terbleibenden um die bereits festgestellten farben. unter letatern fehlen die für pferde in betracht kommenden achattienmgen von rot, ferner (volles) schwarz und vielleicht auch (blendend) weil& aber da die farbenliste nicht erschöpfend sein ml188 und auch zwiachenfarben, besondere zeichnung (schicke) beröcksichtigung verlangen, sind die möglichkeiten doch fllr die vier noch zu 1 dies sollen nach BLoewe KZ. 39, 299 aopr achoo bata"riacbe trappen an die untere Donau gebracht haben.

•rah,a

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Germanisches und Ungedeutetes in byzant. Pferdenamen deutenden aberreicblich. auch die gegenöberetellnng der Lyoner tafel mit denen anderer quellen führt nicht zu einer bestimmten anachauung darüber, was fehlt i wenn auch zwischen einzelneu farbentafeln geschichtlicher zuaammenhang möglich ist, sind sie doch nicht einfach übersetzt, sondern überarbeitet. so bleibt nichts übrig, als in den sprachen der zahlreichen völker des nordens und oetens sein glück zu versuchen, die zu den Byzantinern in freundliche und feindliche beziehungen traten. ich muu dies kenntnisreicheren und findigeren überluaen 1• 1 Eigene bemllhungen und die bemühungen Yon kennem der eemitiachen, tllrkiechen nnd anderer sprachen haben bisher zu keinem ergebnia geführt. fllr Mydo, scheint ea noch mehr belege zu geben ; wenig11ten11 nennt Triandaphyllidia aao. 82 ein zugeb!!rigea wort far 'pferd' in der form ~y11Uo,, ohne die quelle nachzuweisen; daneben hat er auch ein wort 3do, 'pferd' (11.88), du er anscheinend auf die Yerbindung Goy11 -roöj3dou 'bergpferde' (11.95) zurllckfllhrt, wo das bekannte türk. wort für berg vorligt (11.1'6). eher könnte einer farbenbezeichnung gerecht werden der anklang an neupen. diJy 'brandmal', zu dea11en11ippeman auch du unklare aweat. daya- zieht al11beiwort einee pferdes yait 8, 21, wo Lommel 'flammend1 venengend? ?' fiber1etzt (eine farbe kann daya- nicht meinen, da Cl&I pferd kurz vorher schon als 'schwarz' bezeichnet ist; kauroa- an der gleichen Awestastelle iat nur ein zufälligtu' anklang an dptouxoüpo;, denn k. heif1t 'kahl'; -oür,o, könnte an 11ichdu iran. auffix -ür widergeben). wenn ~px_11,(als geaprochene11106rzas)du 'hyrkaniache pferd' wäre (apen. Varkäna-, mpera. • Vurkän, npera. Gurgä" für du land), fehlte unprllnglich besiehung auf die farbe, wie bei dem anklang von aoüp-rocan mittelgriech. O\.lp-r6" 'dextrariUB'. nur unter annahme einer entstellung lieCaeeich aoüp-ro,als •aoüpx_ocmit npen. a1o·x 'rot' zusammenbringen; aber. duu müate er11td8111enbeziehung auf pferde nachgewiesen werden. lit. diJgla (kiaüli) 'schwarz und weif11geflecktes (11chwein)'scheint zu 3dydo, nicht übel zu passen; aber, abgesehen von hiatori11chen achwierigkeiten, hat du lit. wort eine nebenform dlglaa (zu degtt 'brennen') und wird nur vom achwein gebraucht. überzeugend kann nur die anknüpfung an würkliche pferdenamen (nach farbe oder zeichnung) wfirken. [Eben trifft noch die antwort ein auf eine anfrage bei der redaction des in vorbereitnng befindlichen groC11en neugr. wörterbuche■ in Athen. es ergibt eich daraus dass die vier angedeuteten wörter im lebenden griech. und seinen dialekten nicht mehr vorkommen; für byzantiniache wörter reicht du archiv dea werkea nicht &Oll. herr cJ>Kouxou).i,, der derzeitige leiter des unternehmen11,dem ich dieae aWlkunft Yerdanke,stellt mir freundlichst zu drei von den vier wOrtern eigene erkllrungen zur verfügung. du11 heute in M8118eniender leithammel aur,-r11ptdp1xo xp1dp1heüat, führt zwar nicht weiter al11du oben angefthrte byzantin. aup-r&v.dagegen rllcken aayd1, und My11A°'in einen na.mmenhangdurch den hinweis auf l:-r8cn8ou3l311, A1~xorP11,,dpx1to11 6 (Athen 1928) 827. 881: hier wird der pferdename 3ciydAo;(110accentaiert) an 1uu.mmen 8 stellen der drei veraionen des Digeni1epo1nachgewiesen und auf die rote oder rotbranne farbe (XPW!-'4't0'mppoü, ~ mppoEd..,8ou)der betreff'enden pferde bezogen; worauf diese erklinmg beruht, vermag ich mit dem hier Yorhandenen material nicht featzu■tellen. einmal erscheint. 1«MA1111 (metatheae &WI 311y.- wenn nicht der amsekehrte fall mtrifft), an anderer stelle ein 311ya>.°'llO'tlpm;

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V. Germanisches und Schweizerdeutsches (mit einem weiCaenetern auf der etime). su fff· gehört der kretiache tamilienZ1UWDedcqtiA')c oder dcqcwfuc, wie fpt~" zu 7plf3ac(ebcla 880). für ßdppc denkt K. an lat. büricua (-ichvs) 1'pony' (ThlL. II 2250 f), wol mit recht; doch erfordert dies eine auaflihrlichere darlegang, und schwierig blei"bt mir noch dua die roman. formen auf -tcu, weisen. correc:tunuats.]

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Nachleben alten Instrumentalgebrauchs bei nhd. mit

Nachleben alten Instrumentalgebrauchs bei nhd. mit. Der idg. Instrumental wird auch im Germanischen schon früh durch eine Präposition verdeutlicht, besonders bei Ausdruck der Begleitung, des Mittels (Behaghel, Deutsche Syntax I 663ft'.). Das beigefügte mit hat dazu beigetragen, daß der Instrumental der Form nach schließlich auch im Singular der Maek. und Neutr. durch den Dativ ersetzt wurde, der im Sg. Fem. und im ganzen Plur. schon von Anbeginn der germanischen Überlieferong auch instrumentale Funktion haben konnte. Wie also der alte Komitativ durch präpositionale Ausdrucksweise ersetzt ist, dar( man umgekehrt vom Ausdruck mit mit aus auf alten präpositionslosen Komitativ zurückschließen. So erweisen sich Fügungen wie nhd. milder Zeit (vergipt sich alles) und schweiz. 'mit dem Jahre laufen können' (von kleinen Kindern) so gut wie agriech. ov,,Xl!0110Jt(woneben noch bloße xeo„ro,, TWt xeo„w,), neugriech. µl TO'Jfxacqo durch die Gebrauchsweisen von Sprachen mit lebendig gebliebenem Instrumental als Fortsetzungen des alten ProsecutiV11B(Brugmann, Grundriß I II 2, 530). Von diesem Gesichtspunkt aus verdient eine in den Mundarten das Berner Oberlandes übliche, literarischer Proveniens völlig unverdächtige Ausdrucksweise besondere Aufmerksamkeit. Das Schweiz. Idiotikon gibt dafür Band IV 558 (unter mit) die Beispiele •es chumad mit Bege", es gibt Regen' und •es chund mit scAwarsemNebel' 1). Nach der dem ersten Beispiel beigegebenen Übersetzung liegt es nahe, die beiden Sitze als gleichEben hatte ich, zu anderm Zwecke, den Artikel mit des Schweiz. ld. aufgeschlagen und darin die hier besprochenen Beispiele gefunden, ale mir durch die Freundlichkeit des Verlaesen M. Szadrowskye Aufaatz •zur hochalemannischen Syntax' (Beitr. zur Geech. der deutechen Sprache und Literatur LIV 65 ff'.) zuging; da. sind sie S. 109, allerdinga nur animi cauaa, ebenfalls angeffihrt. - Die Genauigkeit und Eigenart der Ortebezeichnungen, die Sz. im ereten Teil seiner Arbeit ina Licht stellt, iat, wie er selbst auaftlhrt, zum guten Teil durch die nat11rlichen VerhiltniNe dea Berglandes bedingt; man wird jetzt die pontischen Ortabezeicbnwigen (.f~ .A. llana.1)

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wertig anzusehen mit nhd. 'es kommt Regen, und •es kommt schwarzer Nebel'. Nur ist in der nhd. Wiedergabe das 'es' das grammatische, das bei anderer Wortstellung entiallt, während es in den Sätzen aus dem Berner Oberland nötig ist (gegenüber 'wann Regen kommt' mdßte es heißen 'wann es mit Regen kommt'). So scheint dem persönlichen '(es) kommt Regen' mit Nominativ-Subjekt das unpersönliche 'es kommt mit Regen' mit Instrumental-Subjekt zu entsprechen - anscheinend eine genaue Parallele zu der Ausdrucksweise •es kommt mit Aia' = •AAa kommt', die man in den Gä.thäs des Awesta vermutet hat (s. darüber oben XLVII 229(.). Doch wäre dieser Schluß ebenso vorschnell, wie wenn jemand die auffällige Ausdrucksweise 'lue'l-me" mid es (im, ire", schi [= 'sie']), le (la, les) voila.' aus Davos (Schweiz. Idiotikon III 1222 = IV 559) mit den als Akkusativ gebrauchten 'Instrumentalen' des jüngem Awesta in Parallele setzen wollte 1 ). Es muß doch schon bedenklich machen, daß das Idiotikon die angeführten Beispiele aus dem Berner Oberland gerade nicht unter der Rubrik 'das logische Subjekt' (unter mit 1 k) bringt, die cJM011~,A•~ucoreaq,. ,lez. IV 109-lfi6) mit den alpinen vergleichen können. Die exzeasive Kasusbezeichnung kaukasischer Sprachen wird sich z. T. ebenda.her erklll.ren. Dai lat. in monte u. II..mit d. •auf dem Berge oben' u. n..auf einer Linie steht, sei nur nebenbei erwll.hnt. Genauigkeit der Ortsbezeichnung illt llbrigena auch in der Ebene möglich und vielleicht noch nötiger (vgl. dazu Stern, Kopt. Grammatik S. 889). Zu den natdrlichen Verhiltnisaen kommt aber auch die AutTR.SSungdes natdrlichen Menschen. Ein allgemeiner Sprachforscher und Ethnologe könnte daraber sicher noch viel sagen, aber auch er nur fßr einzelne Gebiete mit der intimen Kenntnis und mit der Möglichkeit stindiger Prfl.fung durch Anschauung und Sprachgeftlbl, die eine Arbeit wie die von Sz. amzeichnet. Ober sachliche Bedingtheit der Ausdrucksweise llberh&upt hat jetat Havers, Wörter und Sachen XII 161 ff. gehandelt. Ähnliche Gedanken schon bei Madvig (bei dem man Ober dem Philologen den allgemeinen Sprachforscher gewöhnlich vergi&t); s. Kleine Schriften 298 ff. (über lat. Deli neben in Sicüia, dll.n. paa Lolland, aber i Sjdland, 299ff. paa Oalt:rgaik, aber in Kongmsgade). S. 301 der allgemeine Standpunkt: • Tiefes und Geheimnisvolles liegt nicht dahinter, obgleich sehr viel Unbekanntes und historisch Dunkles; und ao verhllt es sich mit unendlich vielem, was man in den Sprachen anatauut. • 1 ) Szadrowslr:y a..a.O. erklt.rt zwar die Akk. u, •chi neben den Dat. im, iren, nicht aber mid.

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Nachleben alten Instrumentalgebrauchs bei nhd. mit

dat'O.r wie gemacht erscheint, freilich andern Sinn hat 1). Die Einordnung der Berner Oberlinder Sätze unter mit 1a 'Begleitung, Gemeinschaft; Zustand, Art und Weise• ist zwar auch nicht voll befriedigend ; aie gibt nur den allgemeinen Rahmen, nicht das Besondere. Dieses Besondere wird, wie oft, klar durch die vergleichende Gegenilberstellung einer gleichwertigen Ausdrucksweise. Außerhalb des Berner Oberlandes wird in den deutschen Mundarten der Schweiz der erste Beispielsatz wie im Nhd. auagedrilckt : es gi663;vgl. age. Mapum cumat1 'in Haufen kommen' bei Brugmann a. a. 0. 621), und: 'Meine Herren laBSenBrod mit der Viele [= in großer Menge] backen' (von 1586). Nahe stehen die bekannten Audrucksweisen •mit ihr zog das Glf1ckin mein Haus ein" (hier kann allerdings noch die gleichzeitig von zwei Personen vollzogene gleiche Handlung verstanden werden) oder 'mit NN. wurde der bedeutendste Mathematiker seiner Zeit geboren• (hier liegt unbedingt Identität der durch mü eingeführten Person und des Subjektes Tor); vgl. dazu DWB. VI 23280; Paul, WB. 2 359. Die A118drucksweiae begegnet schon bei Luther; sie ist jedoch rein literarisch geblieben; das zweite Beispiel gehört zum stilistischen Aufputz der Nekrologe 1). Die anscheinende Ähnlichkeit zwischen (berneroberlindiBCh) 'es kommt mit Regen' und (awest.) 'es kommt mit Ala' (s. oben 8. 274) hat sich also nicht bewährt; der Instrumental der Erscheinungsform ist im Berner Oberland (mag es eich um eine germanische Ausdrucksweise oder um einen anderweitigen primimitiven Rest handeln) nicht mit dem Subjekt gleichwertig geworden. Die von Holger Pedersen als uralt angenommene Konstruktion des Subjekts - Inetrumentals (bei unpersönlichem Transitiv), die ich im Rhein. Mus. LXXVI 433ft'. und wieder oben XL VII 226 ft'. zu stützen BUcbte,erhält vom Berner Oberland aus keinen Zuzug. Sie könnte ihn freilich gebrauchen; denn gleichzeitig mit meinem zweiten Aufsatze bat eine amerikanische Arbeit Bimtliche gt.thiechen Beispiele für SubjektsInstrumentale als gewöhnliche, meist als 'instrumentale of aapect' erklärt 2), und eben .erweist Specht, KZ. LVII 279 fF. das 1)

Vgl. du bedeutungnenrandte •in der Penon TOD ••• •, du mit 1a~ tk, engl. it1 tAepe,ION of Blll&mmenhlngt. Allee gebt auf lat. per8i1na .(Theater-)Rolle• zurtlck, wenn auch ein Verbindungsglied nicht nachgewiesen zu sein scheint. 1 ) Maria Wilkin.a Smith, Studiea in tbe Syntax of the Gathaa of 1.aratbushtra . . • Philadelphia 1929 (La.nguage di.aeertatiom publiahed b1 the Linguistic Society of America, Number IV, Dec. 1929). Auch fer die frs. •

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Nachleben alten Instrumentalgebrauchs bei nhd. mit

litauische Beispiel, daa ich ohne die Möglichkeit näherer Prüfung von Agrell übernommen hatte, als bloßen Druckfehler; es kommt nicht einmal mehr (nach Niedermann) für die Chronologie der slavisohen Ausdrucksweise in Betracht (IF. XL VII 227 und Fußn. 1). Wenn allein meine Gutgläubigkeit Spechts ausführlichen Beitrag zur Geschichte der litauischen Schrifteprache veranlaßt hat, wird man sie nicht zu streng beurteilen. - So bleiben als unbestreitbar nur die russischen Beispiele; sie stammen aus jungen Quellen, beruhen nach Specht sogar auf jungem 'Übergriff der literarischen Sprache auf die gesprochene. Volle Klarheit könnte aber nur eine umfaaeende, auch die Dialekte heranziehende Untersuchung von slaviatischer Seite bringen. An sich besteht allerdings die Möglichkeit, daß sich eine alte Konstruktion so gut wie ein altes Wort oder eine alte Form nur an einem oder an zwei Punkten (seien dies Sprachen oder einzelne Beispiele) erhält 1). Für das Russische kommen aber, wie das Beispiel des Nomina]satzes in Gauthiots Beleuchtung (MSL. XV 201 ff.) zeigt, grundsätzlich auch fremde Einftü88e in Frage 2). vokativisch gebrauchten Instrumentale iat die der Form entsprechende Erklärung durchgefdhrt; dazu werden eine Reihe von bisher unbestrittenen Vokativen (ma.rdti) instrumental genommen. Daß es dabei a.n den entscheidenden Stellen doch nicht ohne Gewaltsamkeit abgeht, zeige der Fall von y 28, 5, wo die vobtiviache Geltung von a.lll vermieden wird durch Einbesiehungdieses die Strophe beginnenden Worte&in die vorhergehende. 1) So alte Formen in lat. rew, (nach Thurneysens Deutung), in griech. '11.f-•1,in achweiz. e'Binder gän 'zum Stiere geführt werden', wo Rindtr alter Dat. Sg. nach Schweiz. Id. VI 1029. 1 ) Die Konstruktion des Subjekts.Jnatrumentala iat aus nichtidg. Sprachen besser bekannL Eine anschauliche Beschreibung denelben, die mir ga.ns zufll.lig vor Augen kommt, bei Jll.echke, Tibeta.n gramma.r, Berlin 1929 S. 40 § 80: • The Tibeta.n verb muat be rega.rded aa denoting, not an action,or suffering, or condition of any aubject, but merely a eo min g to pau, or, in otherwords, they are all im personal verbs, like taedd, muerd etc. in Latin, or it au.Csetc. in Engliah. Therefore they a.re deatitute of what ia c&lled in our own laogua.gea the active and passive voice, aa weil aa of the discrimination of penona, a.nd ahow nothing beyond a rather poor ca. pability of e:s:preaaing the moat indispensable diatinctiom of tenae and mood. From the aame rea.aon the acting subjects of a transitive verb mud regularly a.ppear in the Instrumental caae, aa the caae of the aubject of a neutral •erb, - which, in Europea.n langnagea, ia the Nominative -, onght to be rega.rded, from a Tibeta.n point of view, aa Accn-

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Specht steht meiner Erklirung der Worte Bi AomineMfv,lminibus occisitder lex regia bei Fest. 190 L. skeptisch gegeoiiber (a.a.O. 280), und möchte die Entacheidung „den Latinisten vom Fach" flberlaasen (a.a.O. 293). Das ist sicher im Sinne der großen philologieohen Vertreter lateinischer Sprachgeschichte gedacht und geschrieben, eines Ritaohl, Bilcheler, Skutsoh. Aber angesichts der Tatsache, daU sich jahrhundertelang Latiniftten und (juristische) Romanisten bei Bcaligers Konjektur beruhigt haben, milßte der Beklagte, wenn er solche Schiedsrichter nicht geradezu wegen Befangenheit ablehnte, doch wenigstens auf eine weniger einseitige Zusammensetzung des Schiedsgerichtes dringen. Er dtlrfie auch verlangen, daß gerade Latinisten nicht einfach flber die philologisch-sachliche Kritik an Scaligers Konjektur (Rhein. M:us.LXXVI 434) zur Tagesordnung übergingen. Weiter darf man wohl denen, die gegenüber der „ganz verfultninibus occisitScaligers einzelten lat. Konstruktion" BiAominem o. bevorzugen, den Nachweis zuKonjektur Bi n. ful.mm lVis muten, daS diese Konstruktion weniger vereinzelt ist. Daß man eigentlich die Stellung IOtJisf ulmen erwarten könnte, fällt freilich wenig ins Gewicht. Denn der ThlL. hat für die Stellung L f. kein Beispiel. Aber auch für f. I. kennt er nur das auf Scaligers Konjektur beruhende (VI 1, t 525, 80). Ebenso vereinsamt ist die Konstruktions. h. f. I. o. Und wenigstens daiur wird man den Zufall nicht zu Hilfe nehmen wollen. Der N om. f tilmen steht allerdings recht häufig als Subjekt bei Verben (der ThlL. VI 1, 1529, 50-70 stellt die Fundstellen bequem zusammen). Aber es sind fast durchaus Intransitiv&: apparel, cadit (decidit), concedit,abscedit,cessat,desilit exilit, editur, fertur (de-, per-(.), fit, fulgee, gignitur, micat (e-, prcum.), percuraative expreaaingthe object. of an impersonal verb, just aa 'poenitet me" is tranalated by 'l repent•. But it will perh&pa be eaaier to say: 'The 1nbject of a. transitive verb, in Tibet.an, &881Ull88 regularly the form of the instrumental, of a. neutral verb that of t.he nominative which ia the aame as the accusative•. Im An■cblui an meine Aufsätze hat A. SchoU llmliche In1t.rnment.alkonstrukt.ionen im Akka.dischen gefunden. - Die Frage hängt zll8&Dl.menmit. der vom passiven Charakter des Tranaitiv1 in einer Reihe von Sprachen, wozu 11. B. Uhlenbeck, KZ. XXXIX 600ft". nnd Revue intemat.. dea ~tudea baaquea II (1908) 62' ft., XIII (1922) 401 f[ (nach Mitteilung von M:eyer-Ltibke): Dirr, Einführung in du Studium der kaubs. Sprachen 76 f.

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Nachleben alten Instrumentalgebrauchs bei nhd. mit

nt, ret1ertitur,ruit, stat, tonat, venit, vibrat, volae. Dagegen steht der abl. instr. (ebd. 1a30, 37-i6) ganz überwiegend bei Transitiven (von Intransitiva sind nur inter-,perire, saeviredabei; uti ist ein besonderer Fall; wie oft passive Konstruktion belegt ist, ist aus den bloßen Angaben der Fundstellen nicht ersichtlich). Die einzige Stelle für occfdere lautet: cum Tarquinius essetinventuspost tot regesfe"o ac fulminibus occisosSen. benef. 2, 20, 2. Das einzige Transitiv mit fulmen (fulgor) als Subjekt scheint ferire (ebd. 514, 5 ft'.): zuerst f eriuntq_uesummos fulgura tnontes Hor. c. 2, 10, 1 t (N f eriunt cel,sosfulmina colles Sen. Ag. 96 und ThlL. VI t, 1527, 41-3 genannte Stellen), dann ct,m feriant unum, non unum fulmina ferrent Ov. Pont. 3, 2, 9, in Prosa (ignes quidam caelestes) saepe fulminum modo feri1·e solent et arbustaSen. nat. t, 1, 14; meist aber erscheint passive Ausdrucksweise. Dieses f erire im Sinne von „treffen, erreichen" steht doch nicht genau gleich mit occldere, sowenig im Deutschen vom Blitz "schlagen' und •erschlagen' gleich gebraucht werden; das zweite muß ein Objekt bei sich haben, das erste kann absolut gebraucht werden (eine Reihe vonBeispielen im Schweiz. ld. IX 298 f.). So darf man behaupten: statt si h. f. 1. o. sollte man erwarten entweder - nach quae quonda,n ful.mineicie Iuppter Naev. trag. 10 tThlL.VI 1, 1527,68)-sih. luppiter fulmine o. oder - nach der alten Paraphrase der lex regia (homo si fulmine occisusest) - si homoa Jove fulmine occisus sit 1). Durch Scaligers Konjektur wird also nur die eine vereinzelte Konstruktion duroh eine andere ersetzt, und statt einer isolation, die man wenigstens splendid nennen kann, ein recht banales Unikum gewonnen. Allerdings ist dies frei von dem schwierigen Plural fulminibus der Überlieferung. Denn die Bedenken verschiedener Gelehrter gegen meinen durch Havers' bekannten Aufsatz angeregten „intensiven Gefühlsplural" fulminibus finde ioh jetzt gerechtfertigt'). Doch ist ftdminibus als kollektiver Plural„ durch Blitze(n), Blitzschläge" ventändlich bzw. säet. Aber dann mflite man auch sonst archaiaieren, und das verlohnt im vorliegendem Falle nicht. 1 ) W ackemagel (brieflich); J. B. Hofmann (Idg. Jb. XIII 280) ; W, Kroll (Glotta XVIII 277). Haven hat jetzt selbst gegendber Löfstedt (Syntactica I 2i, 1) zugegeben, da& er den Bogen dberspannt hat (Wörter und Sachen XII 166, 6). 1)

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und sachlich gerechtfertigt; die besonders bei Dichtem (nicht ohne metrische Veranlassung) geläufigen Plurale fvlmina, fulgura sind jedoch meist andrer Art; nur die eben angeführte Stelle Ov. Pont. 3, 2, 9 paßt 1). Der mehrfach angezogene Artikel mit des Schweiz. Idiotikons bietet noch eine Parallele für einen andern Instrumentalgebrauch (ebd. IV 559). Ludwig Lavater sagt in einer tä69 erschienenen theologischen Schrift: •Ist" im deBBhalbenergangen mit den fünf torechtigen junckfrouwen'. Da steht die Fügung 'mit d. r. t j.' in der Geltung eines Instrumentals der Vergleichung, worüber zuletzt Löfstedt, Syntactica I 235ft'. (vgl. hier besondere 240 f. über nu'llust hoc metuculosus aeque; quo nemo ailaeq1ie... est habirus parcus u.ä.). Die vergleichende Bedeutung ist an der Stelle a118Lav. so stark empfunden, daß vor 'mit' ein mögliches •gltch' (bzw. 'glich als wie') unterdrückt ist. Die gemeindeutsche Ausgabe von Lavaters Schrift (gedruckt im nassauischen Herborn 1586) ersetzt 'mit' durch 'wie'. Der vergleichende Gebrauch von 'mit' ist aber auch dem ältern Nbd. nicht fremd (DWB. VI 2327 unter h) 2 ). Der (sommerliche Korrektur-)Einfall oben XLVII 2i3 Fuin. 8, auch in lat. rtf erl einen (Subjekts-)lnatrumental zu suchen, hätte deu Vorteil, rt dem ai. Instrumental räyti (Wackemagel u. Debrunner, Ai. Grammatik: III 214) gleichsetzen und r~it als alt betrachten zu können. MM! könnte etwa von •id mea rt ferl • ,.dies bringt meine Habe (Besitz, besonders Grundbesitz, Tiere; vgl. rts famili4na} hervor•, •id N t1'4 re fert • .nicht deine Habe bringt diea hervor• ausgehen; abertragen „dies geht mfch an., macht mfr etwas aus• usw. Aber es ist doch fraglich, ob rt(trl so alt ist, da& man nicht mit verallgemeinerten Bedeutungen von rea und ferre rechnen darf, was wohl alle die Deutungen tun, die M. Leumann und J. B. Hofmann bei Stolz-Schmalz 1 198. 408 f. 'l.Usammenstellen. Die Deutung von rtfert aua auch sonst belegtem r~ fert, die Bkutsch (AflL. XV 47ff'., besonders 52) neu begrtlndet und W ackernagel (Vorlesungen aber Syntax I 65 f.) angenommen bat, kann sich jetzt fllr die Umdeutung des lautlich zu re(f)- gewordenen r~ in den Ablativ re- auf MBUBM&it> 1lSü Mtit (Kroll, Glotto. X 106,2) berufen. Zu •refferl > refert vgl. schweiz. (so Zarich) ,afm (gesprochen wie 'Ufer' + t) 'Christi Himmelfahrt•, dessen etymologisches Verständnis (mhd. fi{varl) mindestens latent geworden ist (anderswo üff~t, üff~t); dagegen durchsichtig erhalten (Alp-)Uf-farl (Schweiz. ld. I 1029ff.). 1 ) Das Schwefa. Id. IV 560 (unter mit S) gibt auch drei 1ichere Stellen fftr mit in der Bedeutung der Konjunktion 'damit•, alle aus der Berner 1)

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Neben mit (mid) steht in Walliser Mundarten in gleicher Bedeutung bit (bid, auch pit geschrieben); s. Bachmanns Beiträge zur schweizerdeutschen Grammatik IT 81. 140 (Wipf); VI t51 (Bobnenberger). Diesea bit wird heute niemand als uralte Besonderheit mit grieoh. (dor.) nera- in Ileraym,,v°' (-'°') su vermitteln sich unterfangen (wie man germ. ga- mit lat. covermittelt); aber mit: bit ist auch nicht als An a ld g i e zu µna: mra- zu gebrauchen. Höchstens insofern, als sich beide zweiten Formen durch Kontamination erklären laseen - nera- aus µna und m6d, bit a118mit (bzw. asaimiliertem mim - in fflffllflllW ,,mit mir" -, mt) und bi „bei". Diese Ansicht (bei Wipf 81) läßt sich durch die Berührungen von mit und bi in einer Reihe von Bedeutungen stützen (vgl. Schweiz. Id. IV 905 f. unter bi III 7. 8. 9). Nach Bohnenberger t51 ist bit (pit) losgelöst aus Verbindungen, in denen das m· von mit an den Auslaut eines vorhergehenden Wortes assimiliert war (vgl. per ber ,,wir" a118 gamper gamber gant wer „gehen wir''; ebenso zu erklären bekanntlich mir t'ilr 'wir', bemdeutsch tir „ihr'', aus hei(t)tir ,,habt ihr" u. ä. ). So würde das p- von pit verständlich, das bei Annahme von Kontamination von mit und bi unerklirt bleibt• Aber p- ist vielleicht bloße Schreibung, und es dürfte schwer halten, ein brauchbares Beispiel beizubringen für engen Anschluß von mit an ein vorausgehendes Wort. RU-mit „fahre mit!", das einzige, was mir einte.llt, paßt sachlich nur fürs Rhonetal, und wenn auch vereinzelt -tm- als -p- erscheinen kann, ist doch auch im Wallis (Wipf t 18, Bohnenberger 150) die gewöhnliche AUBBpraohevon -tm- (-dm-) eine Lautung, die in der gewöhnlichen Schrift nicht ganz genau durch -p,n- wiedergegeben wird 1).


na dj-, djimwm,diuflfrohe Launec:, Biisper :.leichte Schelte auf kleine Knaben«) scheint auf den ersten Blick besonders wichtig Büspi n. ,.Springinsfeld, Mensch von lebhaftem Wesen; aufgewecktes, rühriges, dabei naseweises BürschchenG; 1); anscheinend taucht hier eine kürzere Wortform auf, ohne das ,·-Element. Aber man wird die Sicherheit dieses Schlusses richtig einschätzen, wenn man sich der Möglichkeit sog. rückläufiger Ableitung erinnert (i. B. 'Frauen kranke' aus 1 lfrauenkrankheit', 'Aussatz' aus 'auss'itzig' Brugmann Grundr. 1 II 1. 19); zudem handelt es sich bei ßü.,;pi um ein Diminutiv. Jedenf11lls zeigen die lautlich und begrifflich anklingenden Wörter fast durchweg das -er: musper, w1isper, gusper; muster, musten"g; postet· - in dieser Reihenfolge bringt sie jene Anmerkung, die für uns den Ausgan~pnnkt bilden muß. Nur bu.s;g (p-) »auf~eräumt, wohlgemut; von Mädchen lastig, mutwillig im Verkehr mit den Burschl}D, zum Liebeln geneigte entspricht cler Erwartung nicht, wenn _es wirklich mit busper zusammenhängt. woran ld. IV 1749 (in der Anmerkung zu busig II1 gedacht ist; der Gedanke wird aber in der Anmerkung zu bwper nicht weitergesponnPn. Ein anklingendes ,vort ist noch busch-üf rüstig, munter, wohlgemut (ld. l 121); an dieser Stelle ist auch angedeutet, daß busper auf ein *busc/a- bar zurückgehe, was Id. IV 1777 ausdrücklich abgelehnt wird. 1) 1) Vgl. auch els. buspig lebhaft, Brupi m. lebhafter Knabe; LehrHng, der als Au11läufer dient (Martin - Lieohart II 109 J. - Das ld. 1V 1777 auierhalb der Gruppe von busper ohne Erklärung angesetzte Stich""ort I büspig' wirfl für dit!se Unten;uchung nichts ab. Die Belegstelle lautet: 1 [Der Sohitfspatron bat uns] im sch.tf bei unserm platz zu bleiben ... um dass die pilger, die allein seiner kost gPleben muossten, ursach sy sich nit mit zuo böspigt>r speis auch besorgt hatten, nit unwillig wurden und sein speis desto b&11sdulden möchten' (aus B. v. Eptingens Palästinafahrt 14H0). Die Besserung 'zuoböeßig~r• (vgl. Zue-bu.ess Id. IV 1753) scheint mir so evident, daß man sich in diesem Falle mit der Unmöglichkeit einer Nachprüfung in der Handschrift abfinden kann (der Abdruck im Geschichtsforscher VII enthält kein9 Angabe über die Haudschnft\. 2) Diese E1·khlrung-1weise geht auf Hebel z11rück, d11s-1enVermutung •etw.1 so ,;el als buschbar, wenn die Hecken buschig werden und die Vögel nistdn• (Glossar 111 den

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Die Reihe der anklingenden Wörter wird durch das Schwäbische WB. noch durch murker, muferlig und munter vermehrt. Da hält es um so schwerer, >die wahre Gestalt des hiihRil -bar sieh iieutlioh zeigt•) und auch Fischers Bedeuken gejZen seinen eigPnen Deutung11\·e1sucb beschlägt nicht die Auffassung der Endsilbe (•must-bar zu m1utn-tz zu ziehen, was die Mu11te111ng aubält, wird durch das .(l'eblen der Mittelsilbe erschwert•). Da8 man sieb nicht auf aarg. burachbe,· be111rendarf, ist sohon oben ausgeführt,

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Mensch«) ins Auge gefaßt werden kann. 1) Neben wisp- steht in gleicher Bedeutung wusp- (schweiz. nicht vertreten, aber z. B. elsäss. bei MartinLienhart II 870): dies wird verantwortlich sein für alJ~äuisch ,ousper. selten neben mttsper (s. oben S. 214 Fußn. 1). Die Möglichkeit von Beziehungen zu gisp-, 1risp-, wusv- zeigen auch einzelne Bedeutungen bei lnu~p-, mu.,;p- (so schweiz., els., schwäb., thüring., s. oben S. 214 und Fußn. 1), die aber erst sekundär durch den Anklang an die onomatopoetischen Sippen gisp-, wi~p-, tcusp- veranlaßt sein dürften. Es bleiben altio für die weitere Erörterung die Formen ,mupe,·, muster, busper. Die erste von diesen dreien läßt sich als (partiell) dis:iimiliert aus der dritten erklären, aber ebenso~ut die dritte als assimiliert aus der ersten. Die zweite dieser Möglichkeiten scheint durch mu.-rtcr(über dessen Bezeugung s. u11tenS.::!18u. Fußn. 2) gestützt zu werden; daß busper zunächst zu muspe,· und dann noch weiter zu muster dissimiliert sei, klingt wenig glaublich. Damit tritt für die Etymologie in den Hintergrund der Gedanke an eine onomatopoetische Bildung zur Bezeichnung einer raschen Bewegung, an eine Spielform von gisp-, wisp-, wttsp -. Es käme bei dieser Erklärungsweise auch die Bedeutung von buspe,· usw. nicht zu ihrem Rechte, trotz einzelner (wohl sekundärer) Berührungen mitgi.-rp-usw.: busper bezeichnet die gesunde, angenehm wirkende, jene Onomatopöien eine übertriebene, krankhafte, unangenehm berührende Lebhaftigkeit; ein Gispel ist d6swegen nicht busper, und ein •busperes' Mädchen wird gerade nichts 'Gispeliges' an sich haben. 2) Also dürfte es geraten s~in, versuchsweise von 11mste,·als Grundform auszugehen. Den Übergang von m- zu b-i der damit vorausgesetzt wird, kann man auffassen, wie schon oben angedeutet wurde (musper zu bWJper assimÜiert); die Vorbedingung ist nur, daß erst musper aus mwter entstand. Die Gruppe s"t ist im Schweizerdeutschen (auf das ich mich in diesem Falle beschränke, wenn auch das Folgende ,voiter herum Geltung haben wird) im allgemeinen fest; sie kann aber (im Wortauslaut, besonders im Sandhi, in Satzunbetontheit und in der Silbengronze vor Konsonanten) in sch übergehen, sie erscheint auch in einer Anzahl von Fällen als sp. Und es sind Fälle dabei, für die es ausgeschlossen· oder sehr unwahrscheinlich ist, daß die Formen mit t und die mit p gleichberechtigte, möglicherweise gleich alte Nebenformen (mit verschiedenen Determinativen) seien. Vorab ist der Vogelname Rotbl-üsperli (ld. VI 831) neben Rötbrilsterli zu nennen; auch der unverkennbare Zusammenhang mit Brust hat den Übergang 1) Vgl. eleäss. buplen, bupere" flüstern, z1uap/enins Ohr i-aunen .Martin - Lien-

hart II H·9. 2) Für onomatopoetischen Ul'llprung Sobmeller I' 772 (unter tu,,.m) 1682, unter Hinweis auf itaben. 1S1ena) vupo»gaillard, allegre« (die italien. wpo •munter, lebhaft•. moden. lupa »lebhaftes Mädchen•, bologu. leap •lebhaft~ erklärt Meyer- Lühte Rom. etym. Wb. Nr. 9420 aus Beeinflussung von vioo dnrch Wörter mit sp, at); J. Grimm (DWB. I J 7b9) zog I wispeln· ( von unruhiller Bewegung) heran; die Betrachtungsweise von Bchmeller und Grimm suchte Ho.ffmann-Krayer (Z. f. hd. Mdaa.IV 149) m irtiit&en durch reiches I aber nogesicbtetes Material.

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von st in sp unter der Wirkung des p in der ersten Silbengrenzo (Ausspracheform ropri.j.stwli) nicht gehindert. Die Parallele wäre noch vollRtändiger, wenn man von buster (p-) ausginge {woraus buspe,., p-); aber man bedenke, daß der Anlaut mu- ebenso doppelt labial ist wie pu-, also in ähnlicher Weise wirken konnte (der Unterschied liegt nur in der stärkern Intensität des p gegenüber m). In andern Fällen ist das labiale Moment, das für den Übergang von st in sp fördernd gewirkt haben kann, weit geringer I in andern fehlt es auch ganz, so daß dann nichts übrig bletbt, als eine Answeichung von st in sp festzustellen.1) Es kann also nmster die Grundform für tnusper (woraus dann busper) gebildet haben (die Kontaminationsformen gusper und wuspe,· sind erledigt); eine Notwendigkeit dafür besteht nicht. .Aber es wird nun doch wichtig, daß der Typus muster gegenüber den anderen bisher besprochenen Typen geschichtlich zuerst auftritt. Scherz-Oberlin 1086 {schonbei Sehmeiler 11 1682 beigezogen) führen 'muster' alacris an aus Geiler von Keisersbergs 'Von den 7 scheiden': 'Aber ein mensch, der keuschlich und reinigklich lobt, der ist all weg keck, frisch, muster und ,vacker und getrungen wie ein huibsch ross '. Scherz-Oberlin betrachten 'muster' an dieser Stelle als Fehler für 'musterlieh, qui alacritate sua aliis exemplo esse queat '. Da läge die Konjektur 'musterig' näher. Aber 'muster' scheint bestätigt zu werden durch 'Musternheit' = 'Munterkeit', 'aufmustern' - 'aufmuntern' bei Stieler (von 1691) und das reiche Material, das jetzt DWB. XI 3, 1195 unter 'unmuster' geboten wird; die Stelle aus Goethe ist schon in Frommanns Ztschr. Ill 214, 7 angeführt.') Eine anscheinend erweiterte Form musterig 1) Vgl. noch (mit indazierendem f, h?) fi.spuen 'flimmern': fiiate,·eH(ld. I 1111. 1226), flu~e" 'ßüstern': abd. fiutran ([d. I 1226), hr"8ple": hraa:Z.11(Id. V 831), (mit induzierendem o, 11,u, ü?) no,pere": no,tre", t1er-nwpere 11 : -nwtertJ". nü,perk11: *niuterle" (ld. IV 836), hüapeutt: hü,terlen (Id. Il 1763.1766), riisp: r'iiat(: rlisch; vgl. ld IV 14i0f.), claluple": cltliistere"? (ld. III 700f.), ohne induzierendes Moment jä8pk" :jästlen (ld. III 77), Chäspli (teilweise) aus Chästli? (ld. 111 5331, ckisper: chfBter (ld, ll[ 545), ChlUpe" : Ohlüte"? 1Id. HI 700), Ohrisptl: C/,.,-eiateU: (ld. III 86:'if.), G'nup: O'nist, nuperen, g'niaple": ni,tereit (ld. IV 8361; Riap: Rist, O'riap: G'riat (ld. VI lDl0f. 1512). Ich möchte nicht alle diese Beispiele für gleich sicher aasgeben; in einzelnen Fällt!n laufen die Bildungen mit p und t parallel oder kommt sogar Priorität des p in Frage. Vgl. noch Wilmanns' II 95. 2) Nach dea Nachweisen des D WB. sind 'unmuster' und 'unmusteru' (das schließende -n etwa wie in 'albern', ,·gl: auch 'nüchtern': 'nüchter') in md. Mondarten (so Thüringen,Mansfeld, Obersachsen) verbreitet in den Bedeutungen 'trübe, unfreandlich (aach vom Wetter), unwirsch, nicht reoht bei Gt>suadheit, Laune' (dazu Goethes: 'Da ich mich, wo nicht krank, doch unmustern füblw' 27, 179 W.; ihnliob boi Immermann, Raabe); weiter seien aus dem dort mitgeteilten Material schon hier ausgehoben 'anmusterig' plump, unförmig, von Kleidang und Gei,talt (Rheinhessen, Pfalz), 'unmuaterlicb' langsam, unbeholfen, sich nicht zu helfen wissend (tit-ol : Schöpf 453). Fiir die ältere Sprache kommt besonders Stieler 1691 S. 1241 unter munter (a Mama ut virtua i, vir) in Betracht: ,mrmter alia dialecto ,muter dicitu1·. Hinc unmuster tristis, somnulentas, oscitans, pigel". langvidus, socors etc., adv. oscitanter, somnolente, remisse, lento, invite. Er ist gaua unmuster sive uumunter ia der Sache, pleuus somni et desidiae est-, weiter •aufm,mf„m et aufmeutem, alaci-em et hilarem facero. Juuge Leute müssen nufge-

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ist ld. IV 546 in der Bedeutung >lebenskräftige: 11usder Mundart einer Bündner und einer St. Galler Gemeinde belegt, mehrfach in scbweiz. Quellen des XVI.Jahrh. (Kessler, Fries und Maler; L. Lavater), von Menschen und Tieren, in den oben genannten Wörterbüchern auch von Pflanzen. Das DWB. VI 2765 gibt für 'musterig' in der Bedeutung >frisch, kräftig, tapfer« außer Maler auch eine Stelle aus Fischarts Gargantua 139 b: 'Philippus der köng inn Macedonien erkant seins Sohns Alexanders hohen Geist an musteriger dummelung und bereutung eines Pferds•, und in der Bedeutung >wild« eine Stelle aus Paracelsus opus chir. (1589) 22: 'Sehen sie mit den Augen stürmig und grass die leut an, freventlicher red, starker stimm, musterig gegem volk und hitz und beiß am kopf ist ein ieichen der taubsucht '. Aber Yon der Grundform ,nuste1· aus, so wahrscheinlich sie sein mag, scheint sich kein gangbarer Weg zu einer Etymologie zu zeigen. Weder eine passende Wurzel mu noch mus noch mut, mud oder mudJ,, um die nächstliegenden Möglichkeiten zu nennen, will sich finden; durch ein idg. •musteros »wie eine Maus (an Beweglichkeit)c wird sich niemand ködern lassen. Wer es nicht bei dieser wenig befriedigenden Feststellung bewendet wissen will, muß sein Glück auf anderem Wege versuchen. Auch in der etymologischen Forschung geht das Probieren über das Studieren; taugt muste,·, so methodisch es als Grundform wahrscheinlich gemacht sein mag, dafür nicht, geht es vielleicht mit buster, und dann bleiben ja immer noch muspe,· und buspe,· in Reserve. Und dem Mutigen scheint in der Tat hier das Glück zu winken. Die Anmerkung des Idiotikons zu busper (IV 1777) enthält im Anschluß an d~e oben S. 216 im Wortlaut mitgeteilte Äußerung über eine allfällige Grundform den Verweis: ,vgl. auch posterc. Die Anmerkung zu diesem Wort (IV 1800) spricht sich deutlicher aus: >Das Wort ergänzt die Reihe der in der Anmerkung zu busper zusammengestellten Adj.« Das Adj. 'poster' ist mit den Ableitungen 'posterkeit' f. und 'posterlich' aus St. Galler Quellen um und bald nach 1500 recht gut bezeugt; es ·hält, was das Alter der Bezeugung anlangt, den Formen muster, musterig die Wage, kann also ,·on diesem Gesichtspunkt aus sehr wohl als Grundform in Betracht gezogen werden. Die Bedeutung ist freilich eine andere; 'poster' bedeutet ~übermütig, freche; aber gerade 'frech' selbst zeigt, daß diese Bedeutungen neben der Bedeutung »lebenskräftige beim gleichen Wort auftreten können (ld. I 1271). Zu •poster' stellt sich eine Form 'buster', die sich aus 'unbuster' zu ergtiben scheint, das DWB. XI 3, 710 aus S. Roth (von 157t) beigebracht wird: 'Deponirn heisst auch ausz eim bacchanten oder ungehobleten, unbustern schrei her ein studenten machen', dazu ebd. muntert & aufgemuatert werden . . . Munterket"tund MwtwnMitc ; ebd. S. 1215 noch ucu »aufmusterlieh . .. ad incitandum habilis4'. Ober 'unmll8ter' später noch mehr, hier uur noch oias: die Beziehung von 'unmuste1•' auf mhd. unmunat m Unfreudigkeit. Trägheit (Elisabcthenleben 1608), dem Gegensatz von mtmat f. Freunde (zu got. m1ae,u1) bei W eigand • II 1120 hat die Laute gegen sich und ULBtdie Bildung auf ' - er' ungeklirt.

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1195 aus. gleicher Quelle: 'Unbusterigkeit:

incongruenz, unfül(8amkeit 1 ungereimts miszhellungi unbustrigkeyt, grobheit'; das Adj. wird hier als 'unförmig, unbeholfen' orklärt; das Subst. würde auf 'grob' deuten, passend wäre auch 'ohne Leben, nicht (geistig) geweckt'. Doch auch bei einet· Grundform buste,· scheint ·die Schablone der etymologischen .Analyse nicht verfangen zu wollen. Weder eine Bildung schweizerd. bus- ter zu der 'Wurzel' von busig (vgl. oben S. 2lfl) ist verständlich, noch hilft die Erinnerung an das indische Synonym bhturr_iu:,gedeihlich« weiter, noch gerät Beziehung auf die idg. Wurzel von d. 'bieten' zu einem guten Ende. Die letztgenannte Möglic~keit ist nicht ohne Schein und verliehe unserem buster ein ehrwürdiges Alter: man miißte nämlich mit einer vorgermanischen Bedeutung der idg. Wurzel bhudh (got. biudan Yerkündigen, ahd. biotan bieten) rechnen, die im Indischen und Slawischen gilt (»wachen, geistig rege sein« u. ä. 1) Könnte man für bu.ste1·als ursprüngliche Bedeutung »aufgeweckt« annehmen, hätte die Bedeutungsentwicklung zu »lebenskräftig« eine schlagende Parallele in wacker, aber auch in fru13tig, nmnte,·, nuefer, die alle von der geistigen Regsamkeit ausgebend auch »lebenskräftig« heißen. Und gerade wie schön wäre es, daß in einem vorarlbergischen Gedicht nm.