Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit. Lieferung 3 Tragiker Ezechiel. Fragmente jüdisch-hellenistischer Epik: Philon, Theodotos. Pseudepigraphische jüdisch-hellenistische Dichtung: Pseudo-Phokylides, Pseudo-Orpheus, Gefälschte Verse auf Namen grichischer Dichter: Band IV: Poetische Schriften, Lieferung 3 9783641248093


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Inhalt
Ernst Vogt: Tragiker Ezechiel
Inhalt
Einleitung
Übersetzung
Nikolaus Walter: Fragmente jüdisch-hellenistischer Epik: Philon, Theodotos
Inhalt
Allgemeine Einführung
Phiion der Epiker
Theodotos der Epiker
Nikolaus Walter: Pseudepigrap hisehe jüdisch-hellenistische Dichtung: Pseudo-Phokylides, Pseudo-Orpheus, Gefälschte Verse auf Namen griechischer Dichter
Inhalt
Allgemeine Einführung
Pseudo-Phokylides
Pseudo-Orpheus
Gefälschte Verse auf Namen griechischer Dichter
Namenregister
Bibelstellenregister
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Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit

Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit

Herausgegeben von Werner Georg Kümmel (†) in Zusammenarbeit mit Christian Habicht, Otto Kaiser (†), Otto Plöger (†) und Josef Schreiner (†)

Band IV · Lieferung 3 Gütersloher Verlagshaus

Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit Band IV

Poetische Schriften Ernst Vogt: Tragiker Ezechiel Nikolaus Walter: Fragmente jüdisch-hellenistischer Epik: Philon, Theodotos Nikolaus Walter: Pseudepigraphische jüdisch-hellenistische Dichtung: Pseudo-Phokylides, Pseudo-Orpheus, Gefälschte Verse auf Namen griechischer Dichter

1983 Gütersloher Verlagshaus

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar. Die Abkürzungsverzeichnisse befinden sich in der ersten Lieferung dieses Bandes.

Inhalt Ernst Vogt: Tragiker Ezechiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .113 Nikolaus Walter: Fragmente jüdisch-hellenistischer Epik: Philon, Theodotos. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 Nikolaus Walter: Pseudepigraphische jüdisch-hellenistische Dichtung: Pseudo-Phokylides, Pseudo-Orpheus, Gefälschte Verse auf Namen griechischer Dichter. . . . . . . . . . 173 Namenregister. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 Bibelstellenregister. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278

Copyright © 1983 Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen. Satz: Mohndruck Graphische Betriebe GmbH, Gütersloh ISBN 978-3-641-24809-3 www.gtvh.de

Ernst Vogt Tragiker Ezechiel

Inhalt Einleitung . Übersetzung

115 121

Einleitung

Der jüdische Dichter Ezechiel ist der einzige hellenistische Tragiker', von dem sich umfangreichere Reste eines Dramas erhalten haben. Dieses Drama, seine >>Exagoge« (»Herausführung«) 2 , kann freilich kaum als eine Tragödie im engeren Sinne des Wortes gelten, auch wenn es bei Eusebios einmal als solche bezeichnet wirdl. Es stellt den Versuch dar, den Stoff des Buches Exodus dramatisch zu bearbeiten. Eusebios zitiert in der Praeparatio Evangelica aus ihm insgesamt 269 Verse4. Diese Zitate gehen, wie er selbst mehrfach sagtS, auf den im 1. Jahrhundert v. Chr. lebenden griechischen Schriftsteller Alexander Polyhistor von Milet zurück, der in seiner Schrift IIsoi 'IooocxiW11 in Form von Exzerpten aus den Werken verschiedener jüdischer und nichtjüdischer Autoren, darunter auch aus der Exagoge des Ezechiel, eine Geschichte des Judentums gab 6 . Die Verse 7-4oa und 50b-54 finden sich, in leicht abweichender Gestalt, auch bei Klemens von Alexandrien7, die Verse 256-269 in stark entstellter Form auch in dem unter dem Namen des Eustathios von Antiochien überlieferten Kommentar zum Hexaemeron, wo sie innerhalb einer Beschreibung verschiedener Vögel, darunter derjenigen des Vogels Phönix, zitiert werden, ohne daß der Name des Dichters und der Titel des Dramas genannt wären 8. Da die erhaltenen Zitate aus verschiedenen Teilen des Stückes stammen, läßt sich der Aufbau des Ganzen in etwa rekonstruieren. Den Prolog, in dem Mose die V argeschichte des Dramas erzählt (die Fronarbeit der Juden unter dem Pharao in Ägypten, dessen Befehl, die gesamte männliche Nachkommenschaft der Juden zu beseitigen, seine eigene wunderbare Errettung, seine Erziehung und schließlich die Tötung eines 1. Clem. Alex. Strom. I,23 (I55,I) (ö 'E~t"i"'Ä.o~ ö -r6W 'Iov0Willst du, daß ich dir rasch eine Amme finde für dieses Kind 2 5 unter den Hebräerinnena ?< Die aber trieb das Mädchen zur Eile an. Und sie (Mirjam) ging hin und sagte (es meiner) Mutter; und rasch war (meine) Mutter selbst da und schloß mich in ihre Arme. Die Tochter des Königs aber sagte: >Diesen hier, Weib, zieh auf, und ich will es dir lohnena.< 30 Und sie gab mir den Namen Mose, weil sie (mich) vom feuchten Flußufer aufgehoben hattea. Als ich aber aus dem Säuglingsalter heraus war, brachte mich meine Mutter zum Palast der Königstochter, nachdem sie (mir) alles erzählt und mir 35 meine Abkunft und Gottes Verheißungen genannt hatte. Solange ich mich nun im Knabenalter befand, ließ sie (die Tochter des Königs) (mir) an königlicher Nahrung und Erziehung alles zukommen, wie wenn ich aus ihrem Schoße stammte. Als aber die Zeit erfüllt war, 40 da verließ ich den königlichen Palast\ zu Taten nämlich 18 a) Vgl. Ex 2,4. 20 a) Vgl. Ex 2,5 a. 21 a) Vgl. Ex 2,5b. 22 a) Vgl. Ex 2,6. 25 a) Vgl. Ex 2,7. 26 a) Vgl. Ex 2,8. 29 a) Vgl. Ex 2,9a. 31 a) Vgl. Ex 2,1ob. Zur Etymologisierung des Namens Mose vgl. auch Phil. Oe vit. Mos. 1,17 (4,123,I7-19 C.-W.); Ioseph. Contra Apion. 1,286; Ant. Iud. 2,228. Bei Eus. Praep. ev. 9,28,3 folgt dem Vers 31 folgende Bemerkung des Alexander Polyhistor: Dem fügt Ezechiel in seiner Tragödie nach anderem über diese Dinge hinzu, indem er den Mose sagen läßt: (es folgen die Verse 32-58). Clem. Alex. Strom. 1,23 (1 55,6) schließt den Vers 32 unmittelbar an den Vers 3 I an; vgl. oben zu 6 Anmerkung a. 32 a) Vgl. Ex 2,9b. 33 a) Vgl. Ex 2,Ioa. 38 a) Vgl. Ex 2,1oa. Vgl. auch Phil. Oe vit. Mos. 1,20 (4,124,7-1 1 C.-W.) ; Act 7,22. 40 a) Vgl. Ex 2,II a. Hier endet das erste Ezechielzitat bei Clem. Alex. Strom. 1,23 (1 55,7); vgl. oben zu 6 Anmerkung a. Clemens fährt fort (rs6,I): Dann schildert er die Auseinandersetzung des Hebräers und des Ägypters und wie der Ägypter im Sande verscharrt wurde und sagt dann über den anderen Streit: (es folgen I 56,2 die Verse 50 b-5 4). 122

trieb mich mein Sinn und die Verschlagenheit des Königs; als erstes sehe ich Männer in einem Händel, der eine von Abstammung Hebräer, der andere Ägypter"-. Als ich sah, daß sie allein waren und niemand zugegen war, 45 da half ich meinem Bruder aus der Gefahr, den anderen aber tötete ich und verscharrte ihn im Sanda, auf daß nicht irgend jemand anders uns sähe und den Mord ruchbar werden ließe. Am folgenden Tage sehe ich wiederum zwei Männer, beide Hebräer, die einander übel zurichten, 50 und sage: >Was schlägst du einen, der schwächer ist als dua?, Der aber sagte: >Wer hat dich uns als Richter geschickt oder als Aufseher hier? Willst du mich etwa (auch) töten, wie den Mann gesterna?< Da faßte mich Angst und ich sagte: >Wie ist das offenbar gewordena?< 55 Und der meldete alles dies schnell dem König; (der) Pharao aber sucht meiner habhaft zu werdena; ich höre jedoch (davon) und mache mich fort und irre nun durch fremdes Landa. Ich sehe hier sieben junge Mädchena.

Zippora: 6o Libyena heißt dies ganze Land, Fremdling, es bewohnen es Stämme verschiedener Abkunft, Äthiopier, Schwarze; Herrscher ist über das Land 43 a) Vgl. Ex 2,11 b. 46 a) Vgl. Ex 2,12. 50 a) Vgl. Ex 2,13. Zur Bezeugung der Verse 50b-54 auch durch Clem. Alex. Strom. 1,23 (156,1-2) vgl. oben zu 40 Anmerkung a. 53 a) Vgl. Ex 2,14a. 54 a) Vgl. Ex 2,14b. Hier endet das zweite Ezechielzitat bei Clem. Alex. Strom. 1,23 (156,2) ; vgl. oben zu 40 Anmerkung a. Clemens fährt fort (156,3): Er flieht nun von dort und weidet Schafe ... 56 a) Vgl. Ex 2,15a. 58 a) Vgl. Ex 2,15 b. Nach diesem Ezechiel-Zitat fährt Alex. Polyh. bei Eus. Praep. ev. 9,28,4 (vgl. oben zu 31 Anmerkung a) fort: Dann fügt er (Ezechiel) über die Töchter des Raguel hinzu: (es folgt Vers 59). 59 a) Vgl. Ex 2,16. Darauf Alex. Polyh. bei Eus. Praep. ev. 9,28,4: Und als er die jungen Mädchen fragt, wer sie seien, antwortet Zippora: (es folgen die Verse 6o-65). 6o a) Libyen ist dem Altertum Name für das ganze bekannte Afrika, von den Säulen des Herkules bis zum arabischen Meerbusen, ja z. T. über diesen hinaus. Die Beschränkung auf einen Teil Nordafrikas ist erst verhältnismäßig spät. Vgl. Honigmann, PW XIII 1, Stuttgart 1926, Sp. 149--202 sub voce Libye, insbesondere Sp. 149; vgl. auch Sp. 167f.; Pietschmann, PW I 1, Stuttgart 189 3, Sp. I095-II02 sub voce Aithiopia. 123

ein einziger und oberster Herr und Heerführer ganz allein. Es herrscht aber über diese Stadt und richtet die Menschen 65 ein Priester, der mein und dieser Mädchen Vater ista.

Chum: Gleichwohl mußt du dies offen sagen, Zippora!

Zippora: Diesem Fremdling hat (der) Vater mich zur Frau gegebena.

Mose: Es schien (mir) auf dem Gipfel des Sinai ein Thron, ein gewaltiger, zu stehen, der reichte bis in des Himmels Falten; 70 auf dem saß ein vornehmer Mann mit einem Diadem und einem großen Szepter in der Hand, der viel Glück bedeutenden (linken). Mit der Rechten aber gab er mir einen Wink, und ich trat vor den Thron. Das Szepter aber übergab er mir, und auf dem hohen Thron 75 ließ er mich Platz nehmen, und er übergab mir das Königsdiadem und weicht selbst vom Thron. Ich aber erblickte das ganze Erdenrund und was unter der Erde und über dem Himmel ist, und eine Fülle von Sternen fiel mir zu Kniena, So ich aber zählte sie allea, und sie zogen an mir vorbei wie ein Heer von Sterblichen. Da erschrak ich und erwache aus dem Schlafa.

65 a) Vgl. Ex 2,16; Alex. Polyh. (bei Eus. Praep. ev. 9,28,4) fährt fort: Dann spricht er über das Tränken der Tiere und fügt über die Hochzeit Zipporas hinzu, indem er Chum und Zippora in Wechselrede sagen läßt: (es folgen die Verse 66-67). 67 a) Vgl. Ex 2,21; Num 12,1. Es folgt bei Eus. Praep. ev. 9,29,1-3 ein Exzerpt Alexanders aus des Demetrios Buch über die Juden, in dem Zipporas Abkunft von Abraham dargelegt wird. Dann fährt Alexander fort (Eus. Praep. ev. 9,29,4): Es spricht über diese Dinge auch Ezechiel in der Exagoge, indem er noch das Mose erschienene und von seinem Schwiegervater gedeutete Traumgesicht hinzufügt. Es sagt aber Mose selbst im Wechselgespräch zu seinem Schwiegervater: (es folgen die Verse 68-82). 79 a) Vgl. Gen 37,9 (Traumjosephs); vgl. auch Ex 32,13 (Gen 26,4). So a) Vgl. Num 3· 82 a) Es folgt bei Eus. Praep. ev. 9,29,6 (Aiex. Polyh.) : Sein Schwiegervater aber deutet den Traum folgendermaßen: (es folgen die Verse 8)-89).

Moses Schwiegervater: Freund, Herrliches hat Gott dir da angezeigt: ich wollte, ich lebte (noch), wenn sich dir dies einst erfüllt. 85 Wahrlich, einen Großen wirst du vom Thron vertreiben und selbst als Richter waltena und Menschen (an)führen. Der Anblick aber der ganzen bewohnten Erde und dessen, was unter der Erde und über Gottes Himmel ist, (bedeutet, daß) du schauen wirst, was ist und was war und was sein wirda.

Mose: 90 Weh, welch ein Zeichen (kommt) mir hier aus dem Dornbusch, unbegreiflich und für Menschen unglaublich? Plötzlich brennt der Dornbusch lichterloh, und doch bleibtallsein Zweigwerk unversehrta. Was ist das? Ich will näher herantreten und das Wunder schauen, 95 das übergewaltige; denn es ist für Menschen unglaublicha. Stimme Gottes: Halte ein, Bester, nahe dich nicht, Mose, ehe du von deinen Füßen die Riemen gelöst hast, denn heilig ist die Erde, auf der du stehse; die Stimme Gottes ist es, die dir aus dem Dornbusch strahlt. 100 Fasse Mut, mein Kind, und höre auf meine Worte, denn mein Antlitz zu sehen ist unmöglich für einen Sterblichena, auf meine Worte aber kannst du hören, um derentwillen bin ich gekommen. Ich bin der Gott deiner Väter, 105 Abrahams und Isaaks und Jakobs, dieser dreia. Im Gedenken an jene und an meine früheren V erheißungena 86 a) Vgl. Ex 18,13. 89 a) Danach fährt Alex. Polyh. bei Eus. Praep. ev. 9,29,7 fort: Über den brennenden Dornbusch aber und über seine Sendung zu Pharao führt er wiederum in Wechselrede Mose im Gespräch mit Gott ein. Mose sagt: (es folgen die Verse 9o--95). 93 a) Vgl. Ex J,2. 95 a) V gl. Ex J,J. Es folgt bei Eus. Praep. ev. 9,29,8 (Alex. Polyh.) : Darauf spricht Gott zu ihm: (es folgen die Verse 96-112). 98 a) V gl. Ex 3.4-5. 102 a) Vgl. Ex J,6b. 105 a) Vgl. Ex J,6a. 106 a) Vgl. Ex 2,24. Vgl. auch Gen 15,18; 17,2; 26,Jf.; 28,13f.

I IO

bin ich da, zu retten mein Hebräervolka, der ich sehe Elend und Mühsal meiner Knechtea. Doch gehe hin und zeige an mit meinen Worten erstlieh den Hebräern selbst allen zugleicha, dann dem König meine Gebote, auf daß du mein Volk aus (diesem) Lande führsta.

Mose:

I

Nicht bin ich beredt, meine Zunge findet schwer das rechte Wort und stockt leicht, so daß meine Worte I 5 nichts ausrichten werden vor dem Königa.

Stimme Gottes:

Ich will (dir) rasch deinen Bruder Aaron sendena, damit du ihm alles sagst, was ich gesagt habe, und er soll vor dem König sprechena; du (gehörst) zu mir, er aber nimmt von dir.

Stimme Gottes: I20

Was hältst du da in deinen Händen? Sprich!

Mose:

Einen Stab, um Tiere und Menschen zu züchtigena. Stimme Gottes:

Wirf ihn zu Bodena und mache dich schnell davon;

107 a) Vgl. Ex 3,8. 108 a) Vgl. Ex 3,7. 110 a) Vgl. Ex 3,16. 112 a) Vgl. Ex J,lo. Es folgt bei Eus. Praep. ev. 9,29,9 (Alex. Polyh.): Dann nimmt Mose selbst die Wechselrede auf und sagt: (es folgen die Verse IIJ-115)· 115 a) Zu IIJ-!!5 vgl. Ex 4,10; 6,12.JO. Vgl. auch 3,11. Es folgt bei Eus. Praep. ev. 9,29,10 (Alex. Polyh.): Darauf antwortet Gott ihm: (es folgen die Verse 116-119). !16 a) Vgl. Ex 4,14. 117a) Vgl.Ex4,15. u8 a) Vgl. Ex 4,14.16. 119 a) Vgl. Ex 4,16. Es folgt bei Eus. Praep. ev. 9,29,11 (Alex. Polyh.): Über den Stab aber und die anderen Wunder heißt es bei ihm (Ezechiel) in Wechselrede folgendermaßen : (es folgen die Verse 12o-IJI). 12ra) Zur2o-r2rvgl.Ex4,2. 122 a) Vgl. Ex 4,3.

126

denn er wird zur fürchterlichen Schlange werdena, daß du erschrecken WirSt.

Mose: Siehe, da liegt er!- Herr, sei (mir) gnädig! I25 Wie furchtbar, wie ungeheuerlich! Erbarme dich meiner! Mit Schaudern sehe ich es, meine Glieder zitterna. Stimme Gottes: Fürchte dich nicht, strecke deine Hand aus und fasse ihren Schwanz, so wird sie wieder ein Stab sein wie zuvor. Stecke deine Hand in den Bausch (deines Gewandes) und ziehe sie (wieder) heraus. Mose: I 30 Siehe, es ist geschehen- sie ward wie Schneea. Stimme Gottes: Stecke sie wiederum in den Bausch (deines Gewandes); sie wird sein, wie sie war.

Stimme Gottes: Mit diesem Stabe wirst du alle (möglichen) Übel bewirkena; als erstes wird der (Nil-)Fluß Blut führen und alle Quellen und (stehenden) Gewässer. I 35 Eine Unzahl Fröschea und Mückenb werde ich dem Lande schicken. Dann werde ich ihnen Ofenasche streuena, (und) es werden an den Menschen schlimme Geschwüre aufbrechena.

I2Ja) Vgl.Ex4,Ji7·9· 126 a) Vgl. Ex 4,3. 128 a) Vgl. Ex 4,4. I 30 a) Vgl. Ex 4,6. I 3 I a) V gl. Ex 4,7. Es folgt bei Eus. Praep. ev. 9,29,12: Dem fügt er (Alex. Polyh.) nach einigem inzwischen von ihm Gesagten hinzu: Dies sagt so auch Ezechiel in seiner Exagoge, indem er Gott über die Zeichen folgendermaßen sprechen läßt: (es folgen die Verse I32-I74). I32 a) Vgl. Ex 4,I7. IJ4 a) Vgl. Ex 7,I9. I 35 a) Vgl. Ex 7,27-29 ( = 8,2-4). Dahinter vielleicht eine Lücke von einem Vers (Snell, Glotta 44, I966, Seite 29 Anmerkung I). b) Vgl. Ex 8,I2-I3 (= 8,I6-r7). IJ6 a) Vgl. Ex 9,8. r 37 a) Vgl. Ex 9,9.

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r6o

Die Hundsfliege wird kommen und viele Ägypter übel zurichtena. Danach wiederum wird eine Seuche ausbrechen, und sterben werden, die ein hartes Herz habena. Bitter will ich (ihnen) den Himmel machen; Hagel wird nun mit Feuer herabfallen und die Menschen töten; und die Früchte werden verderben und die Tiere. Und Finsternis werde ich schicken drei volle Tage langa, und Heuschrecken werde ich senden, und alle Vorräte werden sie vertilgen und das junge Grün der Fruche. Zu alledem werde ich die Erstgeburt der Menschen tötena. Ein Ende machen werde ich dem Hochmut der elenden Menschen. König Pharao wird nicht hören auf das, was ich sagea, bis daß sein erstgeborenes Kind tot ista. Dann wird er erschreckena und (mein) Volk rasch ziehen lassen. Da sollst du allen Hebräern zugleich sagena: Dieser Monat ist für euch der erste im Jahr; in ihm will ich (mein) Volk in ein anderes Land führena, wie ich es versprochen habe den Vätern des Hebräergeschlechtsa. Sagen sollst du (es) allem Volka: In dem Monat, von dem ich rede, zur Vollmondszeita sollt ihr Gott das Passah feiernb; am Abend zuvor bestreicht mit (dem) Blut (des Opfertieres) die Türena, auf daß vorübergehe an (diesem) Zeichen der schreckliche EngeJa. Bei Nacht sollt ihr das Fleisch gebraten verzehrena. In Eile wird der König das ganze Volk ziehen lassena.

139 a) r4oa) 143 a) 144 a) 146 a) 147a) 149 a) 150a) 151a) 152a) 15 3 a) 154 a) 155 a) 156a) 157 a) b)

158 a) r 59 a) r6o a) 161 a)

128

Vgl. Ex 8,17.20 (= 8,21.24). Vgi.Ex9,3;vgl.auch7,3;8,r5 (= 8,r9)u.ä.ö. Zu 141-r43 vgl. Ex 9,22-25.31. Vgl. Ex ro,2 r-23. Zu 145-146 vgl. Ex ro,4-5-12-15. Vgi.Ex11,5. Vgl. Ex 10,27 u.ä.ö. (Verstocktheit Pharaos). Vgi.Ex11,5 . Vgi.Exu,6. Vgi.Ex12,3a. Vgl. Ex 12,2. Vgl. Ex 12,17. V gl. Ex 1J,5; 12,2 5. Vgi.Ex12,3.21. D.h. in der Mitte des (Mond-)Monats. Vgl. Ex 12,6.18. Vgl. Ex 12,21. Vgl. Ex 12,7 .22. Vgl. Ex 12,13.23. Vgl. Ex 12,8. Vgl. Ex 12,31-33. Vgl. auch u,r.

Wenn ihr aber bereit seid aufzubrechen, will ich Gunst verschaffen (meinem) Volk, und Weib wird von Weib Gerät empfangen und was ein Mensch an Schmuck tragen kann, 165 Gold und Silber und (schöne) Kleider, auf daß sie (die Ägypter) den Leuten (den Hebräern) Lohn zahlen für das, was sie getan habena. Wenn ihr aber in eigenes Gebiet gelangt seida, sobald ihr von eben dem Morgen an, an dem ihr euch zur Flucht aufgemacht habt, von Ägypten aus sieben Tagereisen zurückgelegt habt, 170 sollt ihr alle ebenso viele Tage lang Jahr für Jahr Ungesäuertes essen und Gott dienena, indem ihr ihm die Erstgeburt darbringt, alle Jungen, die die weiblichen Wesen zuerst gebären, die männlichen, die ihrer Mütter Schöße öffnena. 7 5 Von den Hebräern nehme in diesem Monat eine jede Familie ein Schaf und ein Kalb, untadelig, am zehnten Tagea und warte, bis der vierzehnte Tag leuchteta, und wenn ihr (sie) gegen Abend geopfert habta, sollt ihr alles gebraten mitsamt den Innereien r8o auf folgende Weise essena: Umgürtet euch und bindet euch Schuhe unter die Füße und in der Hand haltet einen Staba. In Eile nämlich wird der König alle aus dem Lande ziehen lassena ; heißen wird es (das Fest) Passah; wenn ihr aber geopfert habt, r 85 so nehmt ein Bündel Ysopstengel in die Hände und taucht (es) in das Blut und bestreicht (damit) beide Pfostena, auf daß der Tod vorübergehe an den Hebräerna.

I

165 a) Zu 162-165 vgl. Ex 3,21-22; 11,2-3; 12,35-36. 166 a) Vgl. Phil. Devit. Mos. 1,1..pf. (•4>15Jf. C.-W.). 167 a) Vgl. Ex 12,15; IJ,5. 171 a) Zu 17o-171 vgl. Ex 1J,5-7.10; 12,14-20. 174 a) Vgl. Ex 13,2.12. Es folgt bei Eus. Praep. ev. 9,29,13 (Alex. Polyh.): Und wiederum über dieses seihe Fest, sagt er (Ezechiel), habe er (Gott) weiter ausgefühn und deutlicher gesagt: (es folgen die Verse 175-191). 177 a) Vgl. Ex 12,J.pr. Vgl. auch Deut 16,1-2 (ßllots nur don!). 178 a) Vgl. Ex 12,6. 179 a) Vgl. Ex 12,6. 180 a) Vgl. Ex 12,8-10. 181 a) Zu 18o-182 vgl. Ex 11,11. 183 a) Vgl. Ex 12,33· 186 a) Zu 184-186vgl. Ex 12,7.21. 187 a) Vgl. Ex 11,1J.1J. 129

190

Dieses Fest sollt ihr dem Herrn zuliebe einhalten, und sieben Tage lang Ungesäuertes (essen); und nicht soll gegessen werden Sauerteiga. Denn von euern Leiden werdet ihr befreit werden, und den Auszug schenkt Gott (euch) in diesem Monata. Dies ist (für euch) der Beginn (eurer) Monats- und Zeit(zählung)a.

Ägyptischer Bote: Als nämlich mit diesem Haufen von Hause aufbrach König Pharao mit unzähligen Waffen 19 5 und der ganzen Reiterei und vierspännigen Wagen und zusammen mit seinen Führern und Gefährten, da war die Masse der aufgebotenen Mannen schreckenerregend. In der Mitte befanden sich das Fußvolk und die Schwerbewaffneten mit Zwischenräumen für die Wagen; 200 die Reiter aber stellte er alle teils zur Linken, teils zur Rechten des ägyptischen Heeres auf. Die Gesamtzahl erfragte ich: Hundertmal zehntausend waren es an tapferem Volka. Als aber unser Heer auf die Hebräer traf, 205 da waren sie entlang der Küste des Roten Meeres beieinander gelagerta; sie gaben ihren kleinen Kindern zu essen, zusammen mit ihren Frauen, ermattet von Mühsal; viel Vieh und Hausrat (war da beieinander)a; 210 als sie aber, alle unbewaffnet, uns sahen, da schrien sie mit tränenerstickter Stimme und reckten miteinander die Arme zum Himmel aus, zum Gott ihrer Väteca. Groß war das Menschengewühlb. 190 a) Zu 188-190 vgl. Ex 12,14-15·17-20; IJ,J-5-7-10. 191 a) Vgl. Ex 12,17.42.51; IJ,J-4·9·14.16. 192 a) Vgl. Ex 12,2. Es folgt bei Eus. Praep. ev. 9,29,14: Nach anderem fügt er (Aiex. Polyh.) weiter hinzu: Es sagt aber auch Ezechiel in seinem Drama Exagoge, indem er einen Boten die Lage der Hebräer und den Untergang der Ägypter folgendermaßen beschreiben läßt: (es folgen die Verse 193-242). 203 a) Zu 193-203 vgl. Ex 14,6-8. 206 a) Zu 204-206 vgl. Ex 14,9a. 209 a) Vgl. Ex 12,J8. 213a) Zu2Io-21Jvgi.Ex14,10. b) Vgl. Ex 12,37. IJO

Uns aber erfaßte Freude, alle, einen um den anderen. Dann bezogen wir unterhalb von ihnen Stellung, Baal-Zephon heißt die Stätte bei den Leutena. Da aber die Sonne im Untergang begriffen war, zögerten wir und wollten die Schlacht am frühen Morgen (eröffnen), im Vertrauen auf unsere Mannen und auf unsere schrecklichen Waffen. 220 Da beginnen göttliche Wunderzeichen (sich zu zeigen), staunenerregend anzusehen. Und plötzlich erhob sich eine gewaltige Rauchsäule vom Erdboden, gewaltig groß, zwischen unserem Lager und dem der Hebräera. Da ergriff deren Führer Mose 22 5 den Stab Gottes, mit dem er zuvor für Ägypten schlimme Zeichen und Wunder bewirkt hatte, und schlug den Rücken des Roten Meeres und spaltete in der Mitte die Tiefe des Meeresa; die aber eilten alle miteinander mit Macht rasch über den salzigen Pfada. 2 JO Wir aber schritten auf ihm schnell ihnen nacha; bei Nacht trafen wir auf sie mit wildem Geschrei; plötzlich aber drehten sich die Wagenräder nicht (mehr), sondern saßen wie gefesselt fesca. Vom Himmel aber zeigte sich uns ein gewaltiges Licht wie von Feuer; 2 35 vermutlich stand ihnen Gott als Helfer beia. Als sie aber nun jenseits des Meeres waren, da rauschte eine gewaltige Woge auf, ganz nahe bei uns. Und einer, der (sie) sah, schrie laut: >Laßt uns nach Hause fliehen vor des Höchsten Händen, 240 denn er steht denen bei, uns Unseligen aber wirkt er Verderbena.< Und überflutet wurde die Furt des Roten Meeres, und er vernichtete das Heer. 2 15

216 a) Vgl. Ex 14,9b. 223 a) Zu 221-223 vgl. Ex 14,19-20a. 228 a) Zu 224-228 vgl. Ex 14,21; vgl. auch 14,16. 229 a) Vgl. Ex 14,22. 231 a) Vgl. Ex 14,23. 233 a) Vgl. Ex 14,24-25 a. 236 a) Zu 234-236 vgl. Ex 14,24.30a. 241 a) Zu 238-241 vgl. Ex 14,25 b. 242 a) Vgl. Ex 14,27-28. Es folgt bei Eus. Praep. ev. 9,29,15 : Und wiederum ein wenig weiter (das Folgende ist Exzerpt aus Alex. Polyh.): Vondon zogen sie drei Tage lang dahin, wie Demetrios selbst sagt und in Übereinstimmung mit diesem die heilige Schrift. Als es don kein süßes, sondern (nur) salziges Wasser gegeben habe, da habe er (Mose) auf Geheiß Gottes ein IJI

Kundschafter: Bester Mose, gib acht, welch einen On wir gefunden haben in diesem frischen waldigen Talgrund da. 24 5 Dort ist es, wie auch du wohl siehst. Da nun leuchtete uns ein Licht in der Nacht als Zeichen wie eine Feuersäulea. Don fanden wir eine schattige Wiese und rinnendes Naß; tiefes Dickicht (gab es da), 250 zwölf Quellen ergossen sich aus einem einzigen Felsen, viele starke Palmbäume aber waren (da), voll von Früchten, zehnmal sieben, und rings umflossen wuchs donjunges Gras, Futter für das Vieha. Weiterhin aber sahen wir ein anderes, fremdes Tier, 2 55 wundersam, wie noch keiner es je gesehen hata. Doppelt so groß nämlich wie ein Adler war es beinahe, mit bunten Flügeln und buntem Leib. Seine Brust glänzte purpurn, die Schenkel rötelfarben, und im Nacken 260 war es mit safranfarbeneo Federn prächtig ausgestattet. Der Kopf ähnelte ein wenig zahmen Hähnen, und mit apfelfarbener Pupille blickte es

Stück Holz in die (Salz-)Quelle geworfen und das Wasser sei süß geworden. Vondon aber seien sie nach Eleim gezogen und hättendonzwölf (Süß-)Wasserquellen gefunden und siebzig Palmbäume. Darüber und über den (ihnen don) erschienenen Vogel (Phönix) läßt Ezechiel in seiner Exagoge jemanden zu Mose im Hinblick auf die Palmen und die zwölf Quellen folgendermaßen sprechen: (es folgen die Verse 2.43-25 3). 247 a) Vgl. Ex 1},21-22. 253 a) Zu 25o-253 vgl. Ex 15,27; vgl. auch Num 33,9. Es folgt bei Eus. Praep. ev. 9,29,16 (Alex. Polyh.): Dann geht er (Ezechiel) weiter gegen das Ende zu und fühn über die Erscheinung des Vogels (Phönix) aus: (es folgen die Verse 254-269). 255 a) Zum Vogel Phönix, um den es sich hier handelt, vgl. Marialuise Walla: Der Vogel Phoenix in der antiken Literatur und der Dichtung des Laktanz, Wien 1969 (Dissenationen der Universität Wien 29), und R. van den Broek:The myth of the Phoenix according to classical and early Christian traditions, Leiden 1972 (Etudes preliminaires aux religions Orientales dans l'empire Romain, publiees par M.J. Vermaseren, 24), sowie diedongenannte Literatur. Unter den antiken Belegstellen sind in unserem Zusammenhang vor allem wichtig Herod. 2,73; Ov. Met. 15,392ff.; Plin. Nat. Hist. 10,}-5; 13,42; 29,29; Tac. Ann. 6,28 ; Solin. 3},1114; Lact. De ave Phoenice (Echtheit umstritten); Ps.-Eustath. Comment. in Hexaem., MPG 18,729 C-D. Die folgenden Verse (256- 269) in schlechterer Überlieferung auch in dem unter dem Namen des Eustathios von Antiochien überlieferten Kommentar zum Hexaemeron, MPG 18, 729 C-D (vgl. oben Seite 115), wo es im Rahmen einer Beschreibung des Vogels Phönix heißt: Auch andere berichten von seinem Aussehen und schildern es folgendermaßen: (es folgen die Verse 256-269). 132

im Kreise umher; die Pupille aber leuchtete wie ein Granatapfelkern. Eine Stimme besaß es, die war die prächtigste von allen. 265 Als König aller Vögel erschien es, wie man erkennen konnte; denn alle Vögel zugleich eilten furchtsam hinter ihm her, es selbst aber schritt voran, wie ein stolzer Stier, und stolzierte dahin mit reißend schnellem Schritt.

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Nikolaus W alter Fragmente jüdisch-hellenistischer Epik: Philon, Theodotos

Inhalt Allgemeine Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Phiion der Epiker Einleitung . . Übersetzung . . Theodotos der Epiker Einleitung . . Übersetzung . . . . .

1 37

Allgemeine Einführung So wie uns in den 269 jambischen Trimetern des Ezekielos das einzige Zeugnis einer eigenständigen jüdisch-hellenistischen Dramatik vorliegt- gleichgültig ob die Tragödie des Ezekielos über den Auszug aus Ägypten nun für die Aufführung auf einer Bühne oder aber nur als •Lesedrama« geschrieben wurde -, so haben wir in den 24 bzw. 47 Hexametern der Epiker Phiion und Theodotos die einzigen erhaltenen Reste jüdisch-hellenistischer Epik vor uns. Vom tatsächlichen Umfang jüdisch-hellenistischer Dichtung können wir uns auf Grund dieser wenigen Fragmente kein zuverlässiges Bild machen. Denn es ist zu bedenken, daß alles, was wir an dramatischen und epischen Versen der hellenistischen Juden kennen, ebenso wie das meiste, was uns von den jüdisch-hellenistischen Historikern und Exegeten aus den letzten beiden Jahrhunderten vor Christus bekannt ist, uns nur durch das Werk eines einzigen spätantiken Autors aufbewahrt blieb, nämlich durch das Buch •Über die Juden« des römischen Hellenisten Alexandros von Milet, mit dem Beinamen Polyhistor, der als Sklave nach Rom kam und dort - als Freigelassener- um die Mitte des J. Jahrhunderts v. Chr. literarisch wirkte. In dieser Zeit hat er sein Buch •Über die Juden« verlaßt, in dem er mit großem Fleiß, aber ohne kritische Sichtung Exzerpte aus jüdischen und nichtjüdischen Autoren griechischer Sprache zusammenstellte. Den Anlaß dazu gab vielleicht die Eroberung Palästinas und Jerusalems durch Pompeius (64/63 v.Chr.); es könnte die Absicht des Polyhistors gewesen sein, dem römischen Publikum durch solche, offenbar nur sparsam durch überleitende Bemerkungen verbundenen Exzerpte einen gewissen Eindruck von Land und Leuten des dem Imperium Romanum neu angegliederten Vasallenstaats der Hasmonäer zu verschaffen. Jedenfalls ist es beachtlich, was ihm zu diesem Zweck an Literatur zur Verfügung stand- in Rom? in Alexandrien? oder gar in einer Bibliothek der hasmonäischen Fürsten in Jerusalem? -, die uns ohne sein Wirken völlig unbekannt geblieben wäre. Aber wieviel es an dichterischen (und anderen literarischen) Versuchen sonst noch gegeben haben mag, entzieht sich unserer Kenntnis. Von den fragmentarisch erhaltenen beiden Epen wurde das des Theodotos in der Forschung seit Freudenthai (1874/75) vielfach als das Werk eines Samaritaners angesehen, da es offenbar die Stadt Sichern zum Thema oder doch zum epischen Mittelpunkt des erzählten Geschehens hat. Doch ist die Zuweisung der Dichtung an einen Samaritaner keineswegs schlüssig begründet; vielmehr wird gezeigt werden, daß man sehr wohl an einen jüdischen Autor denken kann, der die Zerstörung des samaritanischen Tempels auf dem Garizim und die Vernichtung der Stadt Sichern unter Johannes Hyrkanos I. (in den Jahren 129 bzw. 109 v.Chr.) auf seine Weise literarisch kommentiert bzw. gar - im historischen Gewande - rechtfertigt und verherrlicht. Auch das Epos des anderen Autors, Philon, scheint vorrangig von einer Stadt zu handeln: von Jerusalem. Doch macht es die gedrechselte, barocke Sprache Phiions schwer, seine Hexameter einigermaßen sicher zu deuten. Nachdem ein Philologe wie Karl Mras es sich in seiner großen Ausgabe der Praeparatio Evangelica des Eusebios (1954/s6) ausdrücklich und mit gutem Grund als Verdienst angerechnet hat, •die sieben als ganz unverständlich verschrienen Verse« des ersten Phiion-Fragments durch 137

eine >>(bloß optische) Änderung« und eine weitere philologische Klärung >>mit einem Schlage erhellt« zu haben (Vorwort Band I, Seite IX), kann auch die hier vorgelegte Übersetzung und Deutung der Fragmente in mancher Hinsicht nur als Versuch angesehen werden; insbesondere das dritte Fragment sperrt sich gegen jede eindeutige Interpretation. So viel ist aber jedenfalls erkennbar, daß es im 2. oder r. Jahrhundert v. Chr. jüdische Hellenisten gab, die in der Lage waren - also die entsprechende literarische Bildung besaßen-, in einer teils an Homer (so Theodotos), teils stärker an fast zeitgenössischen Epikern wie Apollonios von Rhodos oder Rhianos von Bene geschulten Schreibweise (so Philon) Themen ihrer eigenen nationalen und religiösen Tradition poetisch zu bearbeiten. Zur Form der Übersetzung ist nur zu bemerken, daß der Versuch, eine Übertragung der Verse in deutsche Hexameter vorzulegen, aufgegeben wurde, da es für die Zwecke des vorliegenden Sammelwerks wichtiger sein dürfte, durch eine genaue Übersetzung die philologisch-syntaktische Auffassung des griechischen Textes möglichst bis in die Einzelheiten deutlich zu machen. Eine »Nachdichtung« im engeren Sinne wird der Benutzer hier kaum suchen. Gleichwohl soll der Nachklang poetischer Stilisierung, der sich auch in der hier gewählten Form der Übersetzung von allein ergibt, immer wieder daran erinnern, daß es sich im Original um nachgeahmte >>homerische« bzw. hellenistische Verskunst in Hexametern handelt.

Phiion der Epiker Einleitung r. In seinem Werk >>Über die Juden« (FGrH 273 F 19) hat der hellenistisch-römische Autor Alexandros Polyhistor (Mitte des r. Jahrhunderts v.Chr.) 1 unter vielen Exzerpten aus jüdischen und nichtjüdischen Schriften auch insgesamt 24 Verse aus dem Epos eines Phiion mit dem Titel >>Über Jerusalem« erhalten. Er hat sie an drei verschiedenen Stellen in sein Werk eingefügt und dabei jeweils in kurzen Einführungen außer dem Buchtitel noch mitgeteilt, daß sie von Abraham (F r), von Joseph (F 2) sowie von den Wasseranlagen Jerusalems (F 3) handeln. Das Sammelwerk des Polyhistors wiederum ist uns - außer in kurzen Zitaten in den Stromata des Clemens von Alexandrien, die aber unseren Phiion nicht betreffen 2 ausschließlich durch ziemlich ausführliche Exzerpte des Eusebios in seiner Praeparatio Evangelica (IX 17-39) erhalten geblieben; die Zitate aus Phiions Epos stehen in Praep Ev IX 20,1 (F 1); 24,1 (F 2) und 37,1-3 (F 3). Alexandros Polyhistor bzw. Eusebios machen über den Autor, abgesehen vom Namen, keine näheren Angaben, so daß wir ausschließlich auf Rückschlüsse aus den erhaltenen Fragmenten angewiesen sind. Daß er mit dem berühmten Phiion von Alexandrien nichts zu tun hat, ist schon aus chronologischen Gründen klar (Alexandros Polyhistor verfaßte sein Sammelwerk mit den Zitaten unseres Phiion etwa ein Jahrhundert vor Phiion von Alexandrien). Nicht so einfach liegt es mit einem Historiker PhiIon, den Josephus (Ap I 218) und Clemens {Strom I 141,3) erwähnen und der- nach Clemens- eine chronographisch angelegte Aufzählung der Könige von Judäa gab. Josephus nennt ihn Phiion »den Älteren« - wohl zur Unterscheidung von jenem berühmteren, jüngeren Phiion- und hält ihn überdies für einen nichtjüdischen Autor, was gewiß auf einem Irrtum beruht. Aber doch hat dieser Phiion >>der Ältere« mit unserem Epiker aller Wahrscheinlichkeit nach nichts zu tun 3; das ergibt sich schon aus dem, was wir einerseits über Form und Art des Epos unseres Phiion entnehmen können und was wir andererseits über die Anlage des Werkes jenes Historikers Phiion vermuten müssen. Übrigens schöpfen Josephus und Clemens ihre Erwähnungen des Historikers Philon, die bei beiden mit der Nennung bzw. Zitierung der Historiker Demetrios (F 6) und Eupolemos (F 5)4 verbunden sind, nicht aus dem Buch >>Über die Ju1. Vgl. dazu schon JSHRZ 112, Seite 91 und 93f.; ferner vor allem F. Jacoby, FGrH Band lila (Kommentar), Leiden 1943 (1954), Seite 248-260; Denis, Introduction, Seite 244-246; Wacholder, Eupolemus, Seite 44-52 und 113-124; M. Stern, Greek and Latin Authors on Jews and Judaism, vol. I, Jerusalem 1974, Seite 157-164. 2. Dazu siehe sogleich bzw. schon JSHRZ I/ 2, Seite 112 f. 3· Die gegenteilige Annahme ist freilich noch weitgehend geläufig; vgl. ausdrücklich Schürer, III, Seite 498; Stearns, Seite 95 ; jüngst wieder Denis, Introduction, Seite 270f.; vorausgesetzt auch von Jacoby, FGrH Nr. 729, und vielen anderen. Unentschieden: Wacholder, Eupolemus, Seite 282 Anm. 1. Gegen die Identifikation z. B. Laqueur, PW 20, Sp. 51 f.; SchaUer, PWkl 4, Sp. 771. 4· Zu Demetrios siehe JSHRZ III/2, Seite 28o--292; zu Eupolemos siehe JSHRZ 112, Seite 93-!08.

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den« des Alexandros Polyhistor, sondern aus einer anonymen Quelle, die- nach chronographischen Angaben, die Clemens im Kontext überliefens - im Jahre 40 v. Chr. verfaßt wurde6. Auch dieser Befund spricht jedenfalls nicht für die Identifizierung des Historikers Phiion •des Älteren« mit dem von Alexandros Polyhistor zitierten Epiker. 2. Bei allen drei Zitaten gibt Alexandros Polyhistor für Phiions Werk den Titel •Über Hierosolyma« an7. Daß es in epischen Hexametern geschrieben ist, zeigen die erhaltenen Zeilen eindeutig. Somit ist das Werk der Gattung hellenistischer Städte-Epen zuzurechnen8. Nach den Angaben in den Zitat-Einleitungen stammt F I, das von Abraham und seiner Opferung Isaaks spricht, aus dem I. Buch des Epos, F 2 - über Joseph - aus dem I4. Buch, schließlich F 3 -über die Jerusalemer Wasseranlagen-wiederum aus dem 1. Buch9. Daß F 2 aus einem •I4. Buch« stamme, ist als ein Überlieferungsfehler angesehen worden; seit J. Freudenthal' 0 haben vide Autoren •4« für •I4« eingesetzt, da es •unglaublich« schien, •daß Phiion Jerusalem in I 4 Büchern besungen habe« 11 • Aber nachdem in jüngerer Zeit den freilich spärlich erhaltenen Resten des hellenistischen Epos wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt worden ist, kann man nicht mehr sagen, daß ein solcher Umfang eines Epos, das geographische, geschichtliche und andere Besonderheiten einer Stadt besingt, an sich schon unwahrscheinlich wäre 12• Freilich bleibt es überraschend, daß von Joseph, also doch einer Gestalt der Frühzeit, erst im I4. Buch die Rede gewesen sein sollte, während über Abraham schon im 1. Buch erzählt wurde 1 3. Aberdaranzeigt sich nur, wie wenig wir an den geringen Fragmen-

5· Es handelt sich um Zusätze des Autors der Mittelquelle zu dem Zitat aus Eupolemos (F 5); vgl. JSHRZ Ih, Seite 107f. 6. Vgl. dazu N. Walter, Studia Patristica VII, TU 9.2, Seite 318-po. Vielleicht ist der ungenannte Autor der Quelle zu identifizieren mit Ptolemaios von Mendes, einem ägyptischen Priester, der ein chronographisches Werk verfaßt hat, FGrH 611; beiM. Stern (siehe oben Anm. 1), Seite 379-381. So mit einleuchtender Begründung B.Z. Wacholder, HThR 61, 1968, 451-481, bes. Seite 470ff.; ders., Eupolemus, Seite 4o-44. 7· Dabei geben die Eusebios-Handschriften in zwei Fällen (F I und F 2) n~ Seite 382-385; für das hellenistisch-jüdische Abraham-Bild vgl. L.H. Feldman, Abraham the Greek Philosopher in Josephus, Transactions and Proceedings of the American Philological Association 99, I968, Seite I43-I56; Günter Mayer, Aspekte des Abrahambildes in der hellenistisch-jüdischen Literatur, EvTh J2, I972, Seite rrS-127; weiteres in Anm. 34· 33· Vgl. etwa PseuEup F I § 3 f. (JSHRZ Ih, Seite I4I); PseuHek n F I § I 55 f. und I6S-I68 (JSHRZ 112, Seite 158 f.). 34· Vgl. bes. das Abrahambild bei Phiion von Alexandrien (MutNom 66-76; Virt 2I2-2I9 ; Abrund MigrAbr passim); dazu Samuel Sandmel, Philo's Place in Judaism : A Study of Conceptions of Abraham in Jewish Literature, New York (1956}, 2.Aufl. I97I, und dazu kritisch: Dieter Georgi, Die Gegner des Paulus im 2. Korintherbrief, WMANT u, Neukirchen 1964, Seite 63-82. 35. V gl. die Abraham-Rezension (B) des jüdisch-orphischen Gedichts, in diesem Band S. 2 38 f. 36. Die Vorstellung von einer jüdischen Mysteriengemeinschaft in Alexandrien entwickelte besonders Lucien Cerfaux, Influence des mysreres sur le juda"isme alexandrin avant Philon, Museen 37, I924, S. 2!r88 (auch in: Recueil Lucien Cerfaux, I, Gembloux I954, S. 65-u2); vgl. weiter Erwin R. Goodenough, By Light, Light. The Mystic Gospel of Helleniscic Judaism, New Haven 1935· Dazu vgl. unten S. 226f. 37· Gutman, Scripta Hierosolymitana I, Seite 59; Atwell- Hanson, Seite 4I, neigen- wegen der vermuteten Beziehung Phiions zu einer alten jüdisch-hellenistischen Mysteriengemeinschaft (vgl. vorige Anm.) -dazu, unseren Epiker noch in die Zeit Ptolemaios' IV. und damit möglichst früh im 2. Jahrhundert v. Chr. anzusetzen. I45

dichterischer Rhetorik zu setzen. Dazu ist nochmals an die gebotene Zurückhaltung angesichts der unsicheren Interpretation mancher Einzelheiten zu erinnern. So oder so- auch die knappen Bruchstücke des Epos Phiions über Jerusalem bieten einen trotz aller Begrenzungen hochinteressanten Einblick in die literarische Produktion des (alexandrinischen?) hellenistischen Judentums. Hätte uns der römisch-hellenistische Sammler Alexandros Polyhistor (und wiederum der Kirchenvater Eusebios) nicht diese wenigen Verse - neben denjenigen des Epikers Theodotos und vor allem des Dramatikers Ezekielos- aufbewahrt, so hätten wir keine Ahnung mehr davon, daß sich jüdische Autoren vor oder um 100 v.Chr. auch auf dieses Feld gehobener griechischer Literatur so weit vorgewagt haben.

6. Literaturverzeichnis

a)

DER TEXT DER FRAGMENTE

Philippson, L(udwig) M.: Ezechiel des jüdischen Trauerspieldichters Auszug aus Egypten und Philo des Älteren Jerusalem, Berlin 1830, Seite 53-68.

Ludwich, A(rthur): De Philonis carmine graeco-judaico, Universitätsprogramm Königsberg 1900.

Steams, Wallace Nelson: Fragments from Graeco-Jewish Writers, Chicago 1908, Seite 95-99· FGrH 729 (vol. III C 2, Leiden 1958, Seite 689-691). Denis, Albert-Marie: Fragmenta Pseudepigraphorum quae supersunt graeca una cum historicorum et auctorum Judaeorum hellenistarum fragmentis, Leiden 1970 (PsVTGr IIIb), Seite 203 f. Der Text beruht auf folgender Quellenausgabe: Eusebius Werke, 8. Band: Die Praeparatio Evangelica, herausgegeben von K. Mras, Teil I, Berlin 1954 (GCS 43,1), Seite 5o6f., 517f., 546f. b)

ÜBERSETZUNGEN

Philippson und Ludwich (siehe oben). Rieß/er, Seite 73 3 f. (und 1315). (englisch:) Attridge, Harold W., in: Pseudepigrapha (Duke-Doubleday V olume), herausgegeben von James H. Charleswonh, Garden City/N.Y. 1983.

c)

UNTERSUCHUNGEN

Philippson, Ludwich, Steams, Mras (siehe oben). Freudentha~ Jakob: Alexander Polyhistor und die von ihm erhaltenen Reste jüdischer und samaritanischer Geschichtswerke I-II ( = Hellenistische Studien I-II), Breslau 1874/75 Gahresberichte des jüdisch-theologischen Seminars »Fraenkel'scher Stiftung« 1874 und 1875), Seite 100 Anmerkung; vgl. Seite 33f., 129, 17of. Anmerkung. Karpeles, Gustav: Geschichte der jüdischen Literatur, I, Berlin 1886, Seite 236 ( = 4· Auflage Graz 1963, Seite 183f.).

Schürer III, Seite 497-499. Stählin, Seite 6o6 f. l.Aqueur, Richard: Art. Phiion (46), PW 20, 1941, Sp. 51 f. Dalbert, Peter: Die Theologie der hellenistisch-jüdischen Missions-Literatur unter Ausschluß von Philo und Josephus, Theologische Forschung 4, Hamburg-Volksdorf 1954, Seite 33-35. Gutman, Yoshua: Philo the Epic Poet, Scripta Hierosolymitana 1, 1954, Seite 36-63. - The Beginnings of Jewish Hellenistic Literature (hebraisch), I, Jerusalem 1958, Seite 221-244· Ziegler, Konrat: Das hellenistische Epos. Ein vergessenes Kapitel griechischer Dichtung, Leipzig-Berlin 1934; 2., erweiterte Auflage Leipzig 1966, Seite 20. Walter, Nikolaus: Zur Überlieferung einiger Reste früher jüdisch-hellenistischer Literatur bei Josephus, Clemens und Euseb, in: Studia Patristica VII, TU 92, Berlin 1966, Seite 314-)20. Henge~ Martin:Judentum und Hellenismus, WUNT 10, Tübingen 1969(1973 2 ), Seite u8f., 137, 190, Schaller, Berndt: Art. Phiion (9), PWkl 4, 1970, Sp. 771. Denis, Albert-Marie: lntroduction aux pseudepigraphes grecs d'Ancien Testament, SVTP 1, Leiden 1970, Seite 27of. Atwel~ fames, and ]ohn Hanson: Philo the Epic Poet (unpublished Seminary Paper), Cambridge/Mass. 1970 (benutzt auf Grund freundlicher Zusendung durch Professor J. Strugnell). Wacholder, Ben Zion: Philo (the Eider), Encyclopaedia Judaica, XIII, Jerusalem 1971172, col. 4o8f. - Eupolemus. A Study of Judaeo-Greek Literature, Monographs of the Hebrew Union College 3, Cincinnati/New York/Los Angeles/Jerusalem 1974, Seite 282-285.

147

Übersetzung F

I

ALEXANDROS POLYHISTOR, ÜBER DIE JUDEN, BEI EUSEBIOS, PRAEP EV IX 20,1

Über diesen (niim/ich: Abraham'f sagt auch Phiion im ersten Buch seines (Epos) Über Hierosolymab: Sie löstenc nun den Stammväternd die (Lende)c soc gemäß den Satzungene o Abraamf, du Ruhmvollerll, insbesondereh wegen der Knüpfungi der Bande 3 Allglänzenderk, der du überquollst von hervorragenden1 Gedankenm -:

2 -

Zu Fr a) Voraus gehen bei Alexandros Polyhistor Zitate aus (Pseudo-)Eupolemos (F I), Artapanos (F r) und anderen Autoren (Apollonios Molon und vielleicht Demetrios, F I), die von Abraham handeln. b) Zur interpretatio graeca des Namens Jerusalem vgl. Einleitung, Anm. 7· c) Wohl zu Recht hat Mras €x)..oov als lx-}..oov erklän und anstau -ro JLVC/tO'V (so die HSS und Ausgaben bis Jacoby) -ro JL1JC/tO'V vorgeschlagen (übernommen von Denis). In LXX steht -ro JL1JC/tO'V für kt:est:el »Lende«. Dann ist ws wie otn-ws zu verstehen. - Die iibliche Auffassung verstand l-xAoov: »Ich höne tausendfach, wie in den alten Satzungen ...«. Bei diesem Verständnis findet z.B. Gutman (Scr. Hieros. I, Seite 4o-43; ähnlich Atwell- Hanson) mit 0:C!XEy0110t -&Eop,oi die Präexistenz der Thora vor aller Schöpfung ausgesagt, während nach der oben gegebenen Auffassung der Vers von der -lt. Gen I7,9-I4. 23-27 zuerst von Abraham vollzogenenBeschneidung spricht. d) Gemeint etwa: den Angehörigen jener Ur-Generation (Mras: >>den Erstgeborenen«). Jedenfalls ist ci.C!xeylwotot nicht zu -&wp,ols zu ziehen. e) Gottes Anweisungen Gen I7,9-I4.- Stearns versteht unter den -&Eop,oi (nach Hesychios) den >>Holzstoß, Scheiterhaufen>Über die Juden« des Alexandros Polyhistor (vor der Mitte des I. Jahrhunderts v. Chr.) als terminus ante quem nennen. Für den Entstehungsort gelten ähnliche Erwägungen wie die, die oben (Seite 143 f.) für Phiion und sein Epos >>Über Jerusalem« angestellt wurden46. Auch in dem Falle, daß Theodotos als Samaritaner anzusehen wäre, könnte er das Epos in Alexandrien verfaßt haben47. Nicht nur gab es in Alexandrien eine samaritanische Diasporagemeinde48, sondern es sind uns sogar Diskussionen zwischen Juden und Samaritanern in Alexandrien bezeugt, die nach Josephus (Ant XIII 74-79) einmal sogar vor dem Forum des Ptolemaios VI. Philometor ausgetragen worden sein sollen. Die Historizität dieser Szenerie mag man bezweifeln; aber so viel scheint doch sicher zu sein, daß die Auseinandersetzung um die rechte Gottesverehrung in Jerusalem oder auf dem Garizim die Gemüter auch im fernen Alexandrien deran erhitzt hat, daß man der anderen Paneiden Tod wünschen konnte (Ant XIII 75). So ist jedenfalls auch für einen Theodotos, der sein Epos in antisamaritanischer Absicht schrieb, Alexandrien als On seines Wirkens durchaus denkbar, ebensogut wie für den Epiker Philon. Freilich kann man auch die Möglichkeit, daß man in Jerusalem Homer und die zeitgenössischen Epiker studiene und sich durch sie zur Nachahmung anregen ließ, nicht ganz ausschließen49; doch blühte das von Jason um I74 v.Chr. gegründete Jerusalemer Gymnasion- die 44· Garizim, Seite 87-90. - Kippenberg hat dabei Test XII Levi 5-7 nicht mit im Blick. 45· Auf Grund der von R.J. Bull, HThR 6o, I967, Seite 226f., herangezogenen archäologischen Befunde möchte F. Fallon - unter der Voraussetzung, Theodotos habe auf Grund von Ortskenntnis geschrieben - das Epos schon früher, etwa um 200 v. Chr., ansetzen, da die große, nach der Zeit Alexandros des Großen gebaute Stadtmauer Sichems nur bis etwa 190 v. Chr. bestand und dann (bis etwa 150 v. Chr.) allmählich abgetragen wurde. Dagegen bezieht Kippenberg, Garizim, Seite 83 f., die Beschreibung in F I (Zeile 8 f.) nicht auf die Stadtmauer, sondern auf eine Mauer am Berg Garizim, unterhalb des Tempels (auch er setzt dabei Ortskenntnis des Theodotos voraus). Diese Mauer scheint freilich erst durch Münzen aus dem 2. nachchristlichen Jahrhundert belegt zu sein; Kippenberg schließt von dieser späteren, heidnischen Anlage auf den Zustand vor der Zerstörung des Samaritaner-Tempels (I29/8 v.Chr.) durch Johannes Hyrkanos. 46. Für etwa gleichzeitig mit dem Epiker Phiion halten unseren Theodotos Denis, Introduction, Seite 273, und Wacholder, Eupolemus, Seite 28 3 f., unter der Voraussetzung, daß er mit seiner rühmenden Darstellung der Stadt Sichern polemisch (oder nur parallel) auf Phiions Jerusalem-Epos Bezug nehme; vgl. aber oben Anm. 34· 47· So z. B. Hengel, Judentum, Seite I 29; als möglich anerkannt von Wacholder, Eupolemus, Seite 285, der aber auch Beheimatung in Sichern selbst erwägt. 48. Schürer, III, Seite 45 f., 51 f.; Kippenberg, Garizim, Seite 66f., 91, I45 f., 148f. 49· Dazu Hengel, Judentum, Seite 13off.; zur Homerkenntnis: Seite I39f.; zu Spuren griechischer Bildung in Jerusalem auch nach dem Makkabäeraufstand: Seite 141 f. Hengel selbst möchte aber Theodotos offenbar eher in Alexandrien ansetzen; vgl. Seit~ 129.- Ganz in der gleichen I6I

Voraussetzung solcher Studien - zu einer früheren Zeit als der, die wir oben aus Gründen der Zeitgeschichte für Theodotos vermuteten.

6. Literaturverzeichnis

(Die genauen Titel siehe z. T. oben bei Philon, Einleitung, Seite 146f.) a)

DER TEXT DER FRAGMENTE

Ludwich, A(rthur): De Theodoti carmine graeco-judaico commentatio, Universitätsprogramm Königsberg 1899.

Steams, Seite 10o-105. FGrH 732 (vol. III C 2, Leiden 1958, Seite 692-694). Denis, PsVTGr Illb, Seite 204-207. Der Text beruht auf folgender Quellenausgabe: Eusebius Werke, 8. Band: Die Praeparatio Evangelica, herausgegeben von K. Mras, Teil I, Berlin 1954 (GCS 43,1), Seite p2-p6.

b)

ÜBERSETZUNGEN

Rießler, Seite 1263-1265 (und 1339). (englisch:) Fallon, Francis T., in: Pseudepigrapha (Duke-Doubleday Volume), herausgegeben von James H. Charlesworth, Garden City/N. Y. 1983. c)

UNTERSUCHUNGEN

Freudenthal, Seite 99 f. Ludwich (siehe unter a); dazu: P. Wendland (Rezension), Berliner philologische Wochenschrift I 9, I 899, Spalte 900 f.

Schürer, III, Seite 499 f. Montgomery, fames A.: The Samaritans, Philadelphia 1907 (Nachdruck I968), Seite IJ, 284f.

Stlih/in, Seite 607. Zieg/er, Das hellenistische Epos, Seite 20. Laqueur, Richard: Art. Theodotos (2I), PW 2. Reihe 5, I9J4, Spalte 1958f. Gutman, Yoshua:Philo the Epic Poet, Scripta Hierosolymitana I, I954, (Seite 36-63) Seite 36f. - Beginnings I, Seite 245-261. Dalbert, Theologie, Seite I I . Bu/~ Robert J: A Note on Theodotos' Description of Shechem, HThR 6o, I 96 7, Seite 22I-227. Henge~ Martin: Judentum und Hellenismus, WUNT 10, Tübingen I969 (I973 2), Seite 129, I64. Weise wie hier wird das Epos des Theodotos jetzt historisch eingeordnet und nach seiner Tendenz beuneilt in dem mir erst nach Abschluß des Manuskripts zugänglich gewordenen Aufsatz von John J. Collins (siehe Literaturverzeichnis, Seite 16 3).

Fa/Ion, Francis T, and Adela Yarbro: Fragments of an Epic Poem attributed by Alexander Polyhistor to Theodotus (unpublished Seminary Paper), Cambridge/Mass. 1970 (benutzt auf Grund freundlicher Zusendung durch Professor ]. Strugnell). Denis, lntroduction, Seite 273 f. Kippenberg, Hans Gerhard: Garizim und Synagoge, RVV 30, Berlin 1971, Seite 83 f., 90, I I2. Wacholder, Ben Zion: Art. Theodotus, Encyclopaedia Judaica XV, Jerusalem 1971172, col. 1102f. - Eupolemus, Seite 22o-223, 283-285. Collins, fohn f: The Epic of Theodotus and the Hellenism of the Hasmoneans, HThR 73, 198o, Seite 91-104. Fa/Ion, Francis T: Einleitung zu seiner Übersetzung; siehe oben unter b) (benutzt auf Grund freundlicher Zusendung des Manuskripts durch den Autor).

Übersetzung F

I

ALEXANDROS POLYHISTOR, ÜBER DIE JUDEN, BEI EUSEBIOS, PRAEP EV IX 22,1 1 (Die Stadt) Sikima" habe- so sagt Theodotos in seinem (Buch) über die fudenh - ihre Benennung von SikimiosC, dem Sohn des Hermesd, empfangen. Denn dieser habe die Stadt gegründet. Sie sei- so sagt er in seiner (Schrift) über die fudene- folgendermaßen gelegen: 1

2

(Die Gegend)f war fruchtbar, mit guter Ziegenweideg und wohlbewässert, und es war kein weiterh Weg, um in die Stadt zu gelangen

Zu F I a) -rdt 2:il>Paränetische Dichtung« (oder >>Mahngedicht«), entgegen, als welches es zwar nicht in den ältesten Handschriften (MBLPV), aber seit dem Erstdruck (Venedig 1495) in vielen Ausgaben ganz zutreffend bezeichnet wird4°. Das heißt, daß es in den Bereich der weisheitlieh-literarischen Lebenslehre hineingehört, wie man sie heute mehr und mehr als >>internationale« Erscheinung der gesamten Antike, auch noch der hellenistisch-römischen Spätantike, zu sehen gelernt hat und wie sie im biblischen Bereich insbesondere durch die pseudonymen »Sprüche Salomos«, das Buch des unter seinem eigenen Namen schreibenden Jeshua ben Sira (und dessen griechischer Übersetzung und Überarbeitung durch den Enkel des Autors) sowie die- wiederum pseudepigraphische- »Weisheit Salomos>Literarische Fälschung« in der jüdisch-hellenistischen Literatur, in: Pseudepigrapha I, hg. von Kurt von Fritz, Entretiens sur l'antiquite classique I8, Vandreuvres-Geneve I972, Seite 229-308(-329), besonders Seite 296-298 (und 324). Berger, Klaus: Die Gesetzesauslegung Jesu, I, WMANT 40, Neukirchen-Vluyn I972, passim (vgl. Register, Seite 6I I). Siegert, Folker: Gottesfürchtige und Sympathisanten, JSJ 4, I97J, I09-I64, besonders I24f. Cavallin, Hans C. C.: Life after Death, Part I: An Enquiry into the Jewish Background, Coniectanea Biblica NT Series 7,I, Lund I974, Seite I5J-I55· -Leben nach dem Tode im Spätjudentum und im frühen Christentum, 1: Spätjudentum, in: Aufstieg und Niedergang der Römischen Welt, Teil Il, Band I9,1, BerlinNew York I979, Seite 24o-345, besonders Seite 295f. und 324· Christ, Felix: Das Leben nach dem Tode bei Pseudo-Phokylides, ThZ JI, I975, Seite I4o-I49· Charlesworth, ]ames H: The Pseudepigrapha and Modern Research, SBL Septuagint and Cognate Studies 7, Missoula/Montana I976, Seite I7J-I75· van der Horst, Pieter Willem:The Sentences of Pseudo-Phocylides. With Introduction and Commentary, StVTPs 4, Leiden I978 (mit erschöpfender Bibliographie, Seite 263-280). - Pseudo-Phocylides and the New Testament, ZNW 69, I978, Seite I87-202. Fischer, Ulrich: Eschatologie und Jenseitserwartung im hellenistischen Diasporajudentum, BZNW 44, Berlin I978, Seite I25-I43· Küchler, Max: Frühjüdische Weisheitstraditionen. Zum Fortgang weisheitliehen DenI95

kens im Bereich des frühjüdischen Jahweglaubens, OBO 26, Freiburg (Schweiz) Göttingen 1979, Seite 236-302 . Derron, P.: Inventaire des manuscrits du Pseudo-Phocylide, Revue d'histoire des textes 10, 1980, Seite 237-247.

Übersetzung Die Sprüche des Phokylidesa (Proömium) I

2

a Diese Ratschlüsse Gottes in frommenb Satzungen tut kund Phokylides, weisester unter den Männern, als glückbringende Gaben. (Summe der Gebouf)

3 Brich nicht in fremde Ehen eina, laß nicht Männediebe aufkommenb; 4 zettele nicht (heimliche) Ränke ana, beflecke die Handb nicht mit Blut(schuld). 5a Bereichere dich nicht unrechtmäßig, sondern lebe von dem, was dir rechtens zukommt. 6 Begnüge dich mit dem, was dein ista, und halte dich fern vom Eigentum anderer.

Zur Überschrift: a) So die Überschrift in den Handschriften P und L; die älteren Handschriften Mund B haben »Die nutzbringende Dichtung des Philosophen Phokylides