Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit. Lieferung 3 Die Elia-Apokalypse: Band V: Apokalypsen, Lieferung 3 9783641248130


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Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit. Lieferung 3 Die Elia-Apokalypse: Band V: Apokalypsen, Lieferung 3
 9783641248130

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Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit

Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit

Herausgegeben von Werner Georg Kümmel (†) in Zusammenarbeit mit Christian Habicht, Otto Kaiser (†), Otto Plöger (†) und Josef Schreiner (†)

Band V · Lieferung 3 Gütersloher Verlagshaus

Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit Band V

Apokalypsen Wolfgang Schrage Die Elia-Apokalypse

1980 Gütersloher Verlagshaus

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.

Die Abkürzungsverzeichnisse befinden sich in der ersten Lieferung dieses Bandes.

Copyright © 1980 Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen. Satz: MZ-Verlagsdruckerei GmbH, Memmingen ISBN 978-3-641-24813-0 www.gtvh.de

Wolfgang Schrage

Die Elia-Apokalypse

Inhalt Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

195

I. II. III.

202

Überlieferungsbestand der Elia-Apokryphen . . . . . . . . Inhalt und Form der Elia-Apokalypse . . . . . . . . . . . . Christliche und jüdische Tradition in der Elia-Apokalypse. N. Die Redaktion des Verfassers . . . . . . . . . . . . . V. Entstehungszeit und zeitgeschichtlicher Hintergrund VI. Zur Übersetzung und Zitationsweise . . . VII. Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . VIII. Ergänzungen zum Abkürzungsverzeichnis Übersetzung .

2JI

Namenregister

277

Stellenregister .

279

195 204 217

220 225

226 2JO

Einleitung l Überlieferungsbestand der Elia-Apokryphen I . Eine Schrift unter dem Namen des Elia wird in Kanonsverzeichnissen und Zitaten der Alten Kirche mehrfach bezeugt, und zwar als Schrift des »Propheten Elia« in der sogenannten Stichometrie des Nicephorus1 , als Apokalypse in dem sogenannten anonymen Apokryphenverzeichnis2, im Ambrosiaster und bei Hieronymus. Möglicherweise ist damit stets dieselbe apokalyptische Schrift gemeint, deren Ursprung man wohl im Judentum zu suchen hat. Denn da die in diesen Verzeichnissen aufgezählten und zum Teil erhaltenen alttestamentlichen Pseudepigraphen des Adam, Henoch, Mose, Salomo u. a. jüdischen Ursprungs sind, liegt solche Annahme auch für die dort genannte ApcEI nahe3 • Das würde dadurch bestätigt, wenn als Quelle des im AT nicht nachweisbaren Schriftzitats aus I Kor 2,9 tatsächlich ein Elia-Apokryphon zu gelten hätte, wie das in der Alten Kirche öfter behauptet wird\ z. B. von Origines5 und vom Ambrosiaster'. Auch Hieronymus bestreitet die Bezeugung von I Kor 2,9 in der »apocalypsis Eliae« nicht, hält das Zitat dort aber für sekundär gegenüber der Paulusstelle, die er als Paraphrase von Jes 64,3 f. ansiehe. Clemens Alexandrinus und die Apostolischen Konstitutionen schweigen zwar über die Herkunft des Zitats, bringen es aber mit einem eigenartigen Anfang und Schluß, was als gemeinsame Quelle wohl die ApcEI voraussetzt8• Zu beachten ist freilich, daß I Kor 2,9 gerade auch bei den Gnostikern sehr beliebt war9 , was um so auffallender ist, als nach Epiphanius10 auch Eph 5,14 bei Elia (.ncxp 'AntXQio-rov16• Da auch die hebräische und koptische ApcEI solche Porträts des Antichristen enthalten, könnte man zwar einen Zusammenhang mit einer dieser Apokalypsen vermuten, doch die Details dieses Porträts schließen es aus, daß hier die griechische Parallelfassung zur Beschreibung des Antichristen der koptischen oder hebräischen ApcEl vorliegt.

I925, S. 4i anders Oepke, a.a.O. S. 989. Vgl. jetzt weiter Eckhard von Nordheim: Das Zitat des Paulus in r. Kor. 2,9 und seine Beziehung zum koptischen Testamentjakobs in:.ZNW 65, I974• II2-uo; Otfried Hofius: Das Zitat r. Kor. 2,9 und das koptische Testament des Jakob in: ZNW 66, I975• I4o-I42; H. F. D. Sparks: r. Kor. 2,9 a Quotation from the Coptic Testament of Jacob? in: ZNW 67, I976, S. 269-276; Klaus Berger: Zur Diskussion über die Herkunft von r. Kor. 2,9; in: NTS 24, 1977/78, S. 27o-283. ro. Adversus Haereses 42,u,J; Refutatio 37; Hippolyt (Daniei-Kommentar N 56) und Euthalius führen diese Stelle aber auf einen anderen Ursprung zurück; die Nachweise im einzelnen bei Schürer, III, S. 365 f.; vgl. auch Denis, S. r65, und Oepke, a.a.O. S. 990. I I. So Schürer, III, S. 36 I, mit Verweis auf Ascjes, wo das Zitat ebenfalls von chrisdicher Hand eingeschoben worden sei. u. Vgl. auch Epiphanius, Adversus Haereses .26,13, über gnostische Elia-Legenden und die Schrift des hellenistischen Juden Eupolemus nBQl ~~ 'Hliov nQOIJlfl$"Uct~, Euseb Praep Ev IX 30. 13. Donatien de Bruyne: Epistula Titi, Discipuli Pauli, De Dispositione Sanctimonii: in: RBen 37, I925, S. 47-7.2; hier S. ss,66f.; vgl. Aurelio de Santos Otero: Der Pseudo-Titus-Brief, in: Hennecke-Schneemelcher, II, S. 9off. I4. Zu vgl. ist damit die ApkPetr (Hennecke-Schneemelcher, li, S. 475 ff.), die syrisch-arabische ApkPetr (Mingana, S. 2r7ff.), die ApkPI (Zingerle, S. r63 ff.), die hebräische ApcEI (Buttenwieser, S. 6r) u.a. 15. Schürer, III, S. 362. r6. F. Nau : Revelations et Legendes, textes edit.es, traduits et annot.es, li: S. Clement de Rome. Le poruait de !'Antichrist, in: JA 9, 1917, S. 45 3-462, ZitatS. 458.

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c) Eine offenbar aus Palästina stammende und hebräisch erhaltene Elia-Apokalypse bezeichnet sich selbst als Buch Elias (Sefer Elia). Es ist nach einem Saloniker Druck von 1 743 zuerst von A. Jellinelt7 ediert und von A. Wünsche"' übersetzt worden. Einer von A. fellinek nicht berücksichtigten und weniger verderbten Münchener Papierhandschrift aus dem I 5. Jahrhundert folgte M. Buttenwieser''. Inhaltlich sind, von einigen gemeinsamen apokalyPtischen Standardmotiven abgesehen, im Grunde nur die »Malzeichen« des »Antichristen, des Niedrigsten unter den Königen« namens Gigit, mit der Beschreibung des Antichristen der koptischen ApcEI vecgleichbax-2°. Ansonsten aber ist bei dieser Offenbarung über das »Ende der Tage« nur das Pseudonym dasselbe, wahrscheinlich auch der historische Hintergrund. Traditionsgeschichtliche Beziehungen sind ebenso auszuschließen wie die Herkunft von einer gemeinsamen Grundlage, auch wenn ähnlich wie bei der koptischen ApcEI an einzelnen, allerdings anderen Punkten enge Beziehungen zu Lactanz zu bestehen scheinen21 • Jeder christliche Einfluß fehlt. Eigentlich theologische Gedanken, wie sie sich etwa in dem schönen Wort ausdrücken (»sie werden durch das (Schöpfecwort), das aus dem Munde Jahwes hervorgeht, am Leben erhalten werden«), sind selten. Den weitaus größten Raum in dieser Schrift, die sich als Offenbarung Michaels an Elia auf dem Berg Karmel ausgibt, nehmen Beschreibungen der endzeitliehen Kriege und ihrer Verwüstungen ein, speziell zwischen den Persem und Römern. Singuläre Vorstellungen wie die vom 40tägigen Jüngsten Tag fehlen zwar nicht, doch viele Motive sind traditionell (Kommen des Messias, Vernichtung der Heiden, 4ojährige messianische Heilszeit, Gog und Magog, Auferstehung, Gericht, Herabkommen des himmlichen Jerusalem u. a.). Viel stärker als in der koptischen ApcEI wird auf die atl. Weissagungen'zurückgegriffen (vor allem aus Daniel, Jesaja, Micha, Sacharja, Ezechiel), die meist nur mit ihrem Versanfang zitiert, durchgängig mit »Wie es heißt« eingeleitet oder vereinzelt auch als Deutungen vorgestellt werden (»dies ist das Horn, das Daniel sah«, S. 63). An einzelnen Stellen werden auch rabbinische Autoritäten angeführt (»und rechtens ist, wie Rabbi Sirnon (entschied)«, S. 62). Nach A. fe//inek ist die Apokalypse in die nachtalmudische Zeit zu datieren, mit weitaus größerer Wahrscheinlichkeit aber ..mit M. Buttenwieser ins 3. nachchristliche Jahrhundert. M. Buttenwieserbilligt vor allem der veränderten Konstellation der politischen Verhältnisse in der Mitte des 3· Jahrhunderts (Aufkommen der Sassanidenmacht) entscheidenden Einfluß auf jüdische Kreise und die eschatologische Literatur zu. Auch S. Krauss macht vor allem das Auftreten der Perser und die furchtbaren Niederlagen der Römer dafür verantwortlich, daß bei den Juden wieder der Gedanke aufkam, ,.daß das Ende der römischen Weltmacht und damit auch das Ende der Zeiten eingetroffen sei«11 ; außerdem soll der Aufmarsch der Goten, die Christenverfolgung

17. Adolf Jellinek: Das Beth ha-Midrasch III, Leipzig 1855, S. XVIIff., 65-68. 18. Aus Israels Lehrhallen II, Leipzig 1908, S. 33-38. 19. Die hebräische Elia-Apokalypse und ihre Stellung in der apokalyptischen Litteratur des rabbinischen Schrifttums und der Kirche, Leipzig 1897. ' 2.0. Vgl. unten zu ApcEl 33,15 ff. 2.1. Vgl. Buttenwieser, S. 18 f. 2.2.. Neue Aufschlüsse über Timesitheus und die Perserkriege, in: Rheinisches Museum für

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unter Decius (249-2 5 I n. Chr.), worunter auch die Juden zu leiden hatten, und die das Reich I 5 Jahre lang verheerende Pest dafür verantwonlich sein, daß man die Zeit des Messias für nahe bevorstehend hielt. d) Die bedeutsamste, hier neu übersetzte und kommentiene Elia-Apokalypse ist in koptischer Sprache erhalten. 3· Erstmalig I885 wurden von U. Bouriant I4 doppelseitig beschriebene Blätter in achmimischer und 7 in sahidischer Sprache aus zwei verschiedenen Papyrushandschriften, die sich heute im Besitz der Pariser Nationalbibliothek befinden, herausgegeben21 • Weil es an einer Stelle dieser sahidischen Blätter heißt »ich, Sophonias, sah dieses im Gesicht« (Steindorff I ,22 f.) und weil der achmimische Text dem sahidischen z. T. parallel läuft, wurden die Texte der beiden koptischen Dialekte von U. Bouriant für Parallelrezensionen einer und derselben »Apokalypse des Sophonias« angesehen. Die erste deutsche Übersetzung stammt von L. Stenr4 , der die Blätter z.T. auch anders ordnete. Wenige Jahre später wurden dann weitere 8 Blätter vom Berliner Museum erworben, die zur seihen achmimischen Handschrift gehören wie die von U. Bouriant edienen, so daß insgesamt 22 Blätter dieser achmimischen Handschrift vorhanden sind. Eines dieserneuen Blätter bot nun die Unterschrift »die Apokalypse des Elia«. G. Steindor./f ordnete in seiner verdienstvollen Edition das gesamte nicht paginiene Textmaterial dann 3 verschiedenen Schriften zu: a) der in beiden koptischen Dialekten bezeugten Elia-Apokalypse, zu der I 3 der 22 achmimischen Papyrusblätter zählen; (im folgenden zitien als achm; nach Steindorffs Numerierung p.I9-44) und von der man inzwischen weiß, daß nur 3 Blätter fehlen; außerdem 6 der sahidischen Blätter (im folgenden zitien als sa1 ; nach Steindorffs Zählung Sa 3-Sa I4); b) einer'nur in achmimischer Sprache erhaltenen anonymen Apokalypse 9 Papyrusblätter (p.I-I8); c) der Sophonias-Apokalypse ein sahidisches Fragment. Gegen die überzeugende Anordnung des Textmaterials hat sich seitdem ebensowenig ein begründeter Zweifel erhoben wie gegen die Abtrennung der ApcEI von den übrigen Blättern. E. Schürer äußene zwar die Vermutung, daß »vielleicht beide Stücke (sc.ApcEI und anonyme Apokalypse + Sophonias-Fragment) doch nicht verschiedene Apokalypsen, sondern Teile eines Werkes« seien25 • Das ist aber äußerst unwahrscheinlich und heute durch die selbständige Überlieferung in sa1 (vgl. unten) vollends ausgePhilologie, NF 58, Frankfurt a.Main 1903, S. 627-633; ders.: Der römisch-persische Krieg in der jüdischen Elia-Apokalypse, in: JQR 14, 1902, S. 359-372; vor allem S. 367f.; ders.: Monumenta Talmudica V,1, 1914 (Nachdruck Darmstadt 1972), S. 53 f. 23. Les Papyrus d'Akhmim, in : Memoires publies par !es membres de Ia Mission Archeologique fran~aise au Caire, 1,2, Paris 1885, S. 26o-279. Für die Besorgung von Photographien der Papyrushandschrift Copte No. 135 der Pariser Nationalbibliothek (sowie der oben erwähnten Blätter des Papyrus No. 1862 des Berliner Museums und des Colophon des M.S. or. 7594 des Britischen Museums) danke ich Herrn Kollegen Bernd Jörg Diebner, der die ApcZeph herausgeben wird. 24. In: ZÄS 24, 1886, S. 115-129. 25. Schorer, III, S. 369; auch Georg Beer, in: RE 16, 3· Auf!. 1905, S. 252, will sämtliche Texte bei Steindorff zu einer Apokalypse zusammenfassen.

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schlossen. Bezeichnend ist schon, daß die überaus häufige Bezeichnung »der Herr, der Allmächtige« 26 in der ApcEl ebenso vollständig fehlt wie das häufige aino bzw. anak aino (»ich sah«) oder ähnliche Wendungen mit anak27 , aber auch der konstitutive, sich durch die ganze Schrift durchhaltende Wechsel von Frage des Sehers und Antwort des Engels (in der ApcEl kommt ein angelus interpres nicht vor). Umgekehrt vermißt man in der anonymen Apokalypse28 gerade die redaktionellen Wendungen der ApcEl (vgl. dazu S. 217f.). Außerdem hat C. Schmidt 1925 in einem Kolophon (Nachschrift) eines wahrscheinlich aus dem mittelägyptischen Hermepolis stammenden Papyrusbuches, das den sahidischen Text von Deuteronomium, Jona und Apostelgeschichte enthält und 1912 von E. A. W. Budgi' ediert worden war, ein weiteres Fragment der sahidischen Version identifiziert, bei dem es sich um den bis dahin sahidisch nicht erhaltenen Anfang der ApcEl handelte (par zu I9,I-20,IJ und 2I,IJ-22,I7i im folgenden zitiert als sa2) 30• Während das Verhältnis der sahidischen, der achmimischen und der in beiden Dialekten erhaltenen Texte bisher etwa I :3 :4 war, d. h. für etwa die Hälfte zwei Zeugen, für ein Achtel nur die sahidische und für drei Achtel nur die achmimische Version zur Verfügung standen, dabei aber immer noch eine Lücke von einem Blatt blieb, ist diese Lücke nun durch den Chester-Beatty-Papyrus 1493 geschlossen worden31 (im folgenden zitiert als sa3). Der Papyrus enthält auf 10 Blättern, deren erste Hälfte in gutem Zustand erhalten ist, erstmals fast die gesamte ApcEl. Neben den 34 bisher unbekannten Zeilen bietet er außerdem willkommene Gelegenheit, durch seine variae lectiones den bisherigen Text zu überprüfen und an manchen Stellen zu verbessern. Eine Übersicht über die Textüberlieferung ist auf der folgenden Seite abgedruckt. Die Untersuchungen von G. Steindorff, P. Lacau u. a. haben ergeben, daß der sahidische Text viele achmimische Formen enthält, während umgekehrt im achmimischen Text sahidischer Einfluß fehlt. Daraus ist wohl zu schließen, daß der sahidische Text aus dem Achmimischen übersetzt worden ist. Das heißt nicht, daß die vorliegende achmimische Textform das Original oder auch nur die Vorlage der erhaltenen sahidischen Übersetzung bildete. Vielmehr hat auch die achmimische Version in der erhalte-

.26. l,Id.; J,I4f.; 4,1; 7,I4f.; 9,1; IO,J.7f.; u,6; 16,18; 17,13; I8,sf. .27. Vgl. 1,10.1.2.13; 2,9; 3,9 u.ä . .28. Die Bezeichnung »anonyme Apokalypse« hat sich allerdings nicht durchgesetzt, zumal da die Möglichkeit besteht, daß das eine sahidische Blatt der ApcZeph mit der achmimischen »anonymen Apokalypse« zusammengehört, so daß die sogenannte »anonyme Apokalypse« in Wahr· heit die achmimische Version der ApcZeph ist. .29. Coptic Biblical Texts in the Dialect of Upper Egypt, ed. by Emest Alfred Wallis Budge, London 19Il, S. LV-LVII und S. .27o-.271. 30. Der Kolophon des Ms.orient.7594 des Britischen Museums. Eine Untersuchung zur Elia-Apokalypse, in: SAB 19.25, S. Jll-J21; vgl. ders., in: ThLZ 38, 1913, S. 764f.; vgl. aber auch schon die Rezension von Budge durch W. E. Crum, in: ZDMG 66, 1912, S. 780--784, besonders s. 783f. 31. Herr Prof. A. Pietersma I Toronto hat mir eine Fotokopie des Druckmanuskripts der in Kürze erfolgenden Edition freundlicherweise zur Verfügung gestellt, wofür ihm auch an dieser Stelle herzlich gedankt sei. Die Ausgabe wird in der Reihe Textsand Translations (Pseudepigrapha Series) erscheinen: The Chester Beatty Apocalypse of Elijah, edited and translated by Albert Pietersma and Susan Turner Comstock with Harold W. Attridge, Missoula/Montana 1980.

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Die Textüberlieferung bietet folgendes Bild: achm

sa1

sa2

sa3

(nach Steindorlfs Zählung)

(nach Steindorffs Zählung)

(nach Schmidts Zählung)

(nach Pietersmas Zählung)

Ix-IIax6

1,1 - 2,J

19,1 -20,IJ 20,1 J-21, I J

2,4 - 2,19 Ilb 1-IIb 16

2I,IJ-22,17 .22,18-24,4 24,4-26,18

2,19- J,I7 3,17- 4,16

J,1-4,3J

4>17- 6,16 6,16- 8,14

27,1 -32,16 J2,16-J4,17

35,1 -40,16

8,14-IJ,4 5,1- 6,20

1J,4 -14,17

6,2o- 7>34

14,17-16,8

7>35-IJ,II

16,8 -20,16

IJ,I2-IJ,2J

20,16-20,23

IJ,2J-14,29 41,1 -41,J

14,29-14>33

41,J -44>4

nen Form schon einen längeren Überlieferungsprozeß hinter sich und ist auch stärker durch Abschreibfehler belastet, so daß sich eine einseitige Bevorzugung der achmimischen Handschrift nicht empfiehlt. C. Schmidt hat für den von ihm untersuchten Text sa2 zudem erwiesen, daß der sahidische Text den achmimischen »an Güte weit überragt«32. Das Ergebnis wird durch sa3 bestätigt, der nach den Untersuchungen von A. Pietersma sa2 besonders nahesteht. Außerdem läßt sich an einigen Stellen der achmimischen Handschrift eine zunehmende Verchristlichung beobachten: so fehlt in der sahidischen Fassung von 25,9ff. noch die an Apc 9,6 erinnernde Sentenz, und bei der Beschreibung der Wunder des Antichristen (32,17ff.) ist es (wohl im Anschluß an Mk 6,48) nach dem Achmimen der Antichrist selbst, der auf dem Meer wandelt, während 32. Schmidt, S. 317; nach Lacau, S. 171, ist die achmimische Handschrift •extr~mement incorrect«. Die vielen Flüchtigkeiten (vgl. die auch sonst in koptischen Handschriften oft zu findende Verwechslung von kh und cund umgekehrt von de und ce) gehen natürlich auf Kosten des Abschreibers, aber auch der Übersetzer ist wohl für manche Sinnentstellung verantwortlich; 4 davon konnte Schmidt allein aufgrund von sa1 beseitigen.

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nach der sahidischen Version der Antichrist die Aufforderung ergehen läßt, auf dem Meer wie auf dem Trockenen zu gehen. Vielleicht ist auch das Futur in 33,9 (der Antichrist wird alle Werke tun, »die der Gesalbte tun wird«) ursprünglich und das Achmimische (»die er getan hat«) eine christliche Verdeutlichung13. Umgekehrt hat freilich die sahidische Überlieferung die Wunder des Antichristen ausdrücklich als »nichtige« disqualifiziert (40,9) und erst sa1 den Plural »heilige Stätten« in 34,12 möglicherweise in den Singular gesetzt34. Jedenfalls bietet die achmimische Version auch ihrerseits eine Übersetzung, und zwar aus dem Griechischen. G. Steindorffhat denn auch in der koptischen Fassung zahlreiche Hellenismen, aber keine Semitismen nachweisen können, so daß man wohl davon auszugehen hat, daß die Urfassung der vorliegenden Apokalypse in Griechisch abgefaßt wurde3s. Leider ist von der griechischen Urfassung aber nur ganz wenig bruchstückhaft erhalten. Es handelt sich um das Fragment eines Papyrusblattes, das zuerst 1912 veröffentlicht worden ist und aus dem 4-Jahrhundert stammt36 • Es bietet in den 6 Zeilenverso eine Parallele zu 42,6-14, von denen allerdings nur einige Worte lesbar sind. Irgendwelche Rückschlüsse auf das Verhältnis der Versionen erlauben sie kaum. Die Datierung koptischer Handschriften ist sehr schwierig, und die Urteile der Experten schwanken. C. Schmidt hat in Übereinstimmung mit F. G. Kenyon und W. Schubart die koptische Kursive des erwähnten Kolophons auf etwa 350 n. Chr. datiert37. Ähnlich lauten die Datierungen für sa138• Für die achmimische Handschrift wird oft schon das J.Jahrhundert angegeben39, doch Schmidt nennt auch hier das 4.Jahrhundert als wahrscheinlich, wasangesichtsder Entstehung des jüdischen Originals im J.Jahrhundert, der darauf erfolgenden christlichen Bearbeitung und der noch einzukalkulierenden Übersetzung vom Griechischen ins Achmimische viel für sich hat40. sa3 wird von A. F. Shore und A. Pietersma für etwas jünger gehalten und ins 4./5 .Jahrhundert datiert.

33· Vgl. Maspero, S. 38: »Le futur en parlant du Messie est nature! dans Ia bouche d'un Juif, qui n'admet pas Ia mission divine de Jesus, et a coup stlr Ia version thebaine ( = sa) rend exactement le teXte primitif.« Vgl. Steindorff, S. 19f. H· Ebenso J4,7,7, wo die achmimische Version fehlt; beide haben den Singular in 2.4,7 und den Plural in 26, 11. 35· Vgl. Steindorff, S. 16-18; ebenso Maspero, S. 37· 36. E. Pistelli: Papiri greci e latini I, Florenz 1912, S. 16 Nr. 7; vgl. Charles Wessely: Les plus anciens monuments du Christianisme ecrits sur papyrus (Patrologia Orientalis 18), Paris 1924, S. 487-488. Vgl. Anm. d zu S. 42. 37· S. 313; vgl. auch W. E. Crum, in: ZDMG 66, 1912, S. 782. und E. A. Wallis Budge: Coptic Biblical Texts, S. LVII, und Frederic George Kenyon, a.a.O. S. LXIII. 38. Vgl. Viktor Stegemann: Koptische Paläographie (Quellen und Studien zur Geschichte und Kultur des Altenums und des Mittelalters, C,1}, Heidelberg 1936, S. ub und Tafel2; Paul E. Kahle: Bala'izah I, London 1954, S. 270; C. Schmidt, S. 317, plädien hier für das 5.Jahrhunden. 39· So Stegemann, a.a.O. S. 11b-12a und Tafel 1; ebenso Siegfried Morenz: Die Geschichte von Joseph dem Zimmermann (I1J 56}, 1951, S. 86, anders ders., in: HO I 2, 1952, S. 212: frühes 4.]ahrhunden. 40. Vgl. Schmidt, S. 317, und Kahle, a.a.O. S. 273.

201

Il Inhalt und Form der Elia-Apoka/ypse I. Die Apokalypse, die vor allem die Geschichte der letzten Zeit beschreibt, beginnt mit einer Bußpredigt und Paränese. Im Blick auf das erwiesene Erbarmen Gottes und angesichtsder eschatologischen Verheißungen und Drohungen gilt es, von Weltliebe und Sünde zu lassen. Die Verständigen werden vor Verführern am Ende der Zeiten gewarnt, die das Gesetz Gottes verwerfen und bestreiten, daß Gott selbst das Fasten geboten hat. Auf die Mahnrede folgt im zweiten Teil die Weissagung, die allerhand Kriege und Wirren voraussagt. Im Norden erhebt sich der »König der Assyrer« und »König der Ungerechtigkeit«, der Ägypten mit Krieg und Schrecken überzieht und dann vom »König des Friedens«, der vom Westen kommt, getötet wird. Dieser bekennt die Einheit Gottes und schenkt den »Heiligen« Frieden und Ehre, wendet sich aber gegen die Städte Ägyptens und nimmt die Weisen und Großen gefangen. Er hat zwei Söhne, von denen einer ein teuflisches Gesicht hat und sich den Namen Gottes gibt. Er bringt den eigenen Vater um und erhebt sich bis zum Himmel. Seine religiösen Greuel und grausamen Befehle signalisieren die endzeitliehen Schrecken. Darauf erheben sich dann drei Könige bei den Persern, die die Juden Ägyptens ergreifen und nach Jerusalem führen und mit vier assyrischen Königen kämpfen. Wieder fließt in Ägypten viel Blut. Zwischendurch erscheint zum ersten Male der Antichrist und tritt an den heiligen Stätten auf. Endlich erhebt sich ein König in der »Stadt der Sonne«. Im 6.Jahr bringen die persischen Könige den assyrischen König um, lassen alle Heiden und Gesetzlosen töten, die Tempel aufbauen, dem »Haus GotteS« Geschenke zukommen und den einen Namen Gottes bekennen. Das Land huldigt den Persern und füllt sich mit Gütern »in langer guter Zeit«. Im 4.Jahr des gerechten Königs offenbart sich wiederum »der Sohn der Gesetzlosigkeit«, gibt sich als Messias aus, verrichtet kosmische Zeichen und tut alle Wunder des Messias mit Ausnahme von Totenerwekkung. Als die Jungfrau Tabitha hört, daß sich der Antichrist an heiliger Stätte zeigt, läuft sie ihm nach Judäa nach, klagt ihn an und wird von ihm tot auf den Tempel geworfen, aber dann auferweckt. Ihr vergossenes Blut wird dem Volk zum Heil. Dann kommen.f.lia und Henoch herab, kämpfen sieben Tage mit ihm und klagen ihn ebenfalls an, werden aber ebenso getötet und 3~ Tage unbestattet auf dem Markt liegen gelassen. Nach ihrer Auferweckung und einer nochmaligen Schelte des Antichristen wendet sich dieser (nun wieder als König Bezeichnete J6,IJ) gegen die Heiligen und foltert sie. Die, die in die Wüste fliehen, werden zwar »einen Ort der Ruhe« finden, aber nicht am Reich des Messias teilhaben. Darauf nehmen 6o Gerechte den Kampf mit dem »Unverschämten« auf; auch sie werden zwar verbrannt, doch viele Menschen erkennen nun, daß es sich nicht um den Messias handeln kann. Es folgt eine Intervention der Engel vom Himmel her, und unter Führung von Gabriel und Uriel ziehen die eschatologisch Versiegelten dann ins »Heilige Land«, wo sie vom Baum des Lebens essen, weiße Kleider tragen und nicht hungern und dürsten. Dann brechen kosmische Katastrophen an, und es kommt zu einem letzten Kampf zwischen ihm und den Heiligen, bis der Herr gebietet, daß die Sünder und die Teufel vom Feuer gefressen werden. Endlich erfolgt das »gerechte Gericht«. Elia und Henoch kommen herab, töten den »Sohn der Gesetzlosigkeit« und werfen ihn in den Schlund der Unterwelt. Mit der

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Erschaffung eines neuen Himmels und einer neuen Erde und dem tausendjährigen Reich des Christus endet die Apokalypse. 2. Die Schrift gibt sich als »Apokalypse« aus (44,3). Das ist hier wohl wie in der lnscriptio der Apc als literarische Gattungsbezeichnung zu verstehen. Der Verfasser oder ein späterer Abschreiber versteht seine Schrift damit als zum Genus der Apokalypsen gehörig. Man wird das aber nur insoweit zutreffend nennen können, als das Buch »Offenbarungen« (vgl. Apc 1,1) vermittelt, die antizipierend das Kommende enthüllen. Apokalyptische Gattungsmerkmale wie Visionen und Träume, Himmelsreisen und Entrückungen, Engelsbotschaften und Abschiedsreden41 sind dagegen kaum zu finden. Auch Hinweise auf Esoterik fehlen. Typisch apokalyptisch ist freilich die Pseudepigraphie (zu Elia vgl. S. 275) und die freilich nur noch ansatzweise zu erkennende Bild- und Symbolsprache (vgl. die Metaphern von den Thronen und Kronen) oder etwa das typisch apokalyptische Zeitmaß 3'/i (31,8f.; vgl. auch 34,7,29f.). Es wird wohl auch ein bescheidener Geschichtsüberblick in Futurform vorliegen, doch läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, wo aus der fiktiven Zukunftsenthüllung wirkliche Weissagung wird. Eine erkennbare Periodisierung, wie wir sie aus den 4 Reichen Daniels oder den 10 Weltwochen der Zehn-Wochen-Apokalypse aus Hen(äth) 93 und 91,12-17 (vgl. auch die Tier-Apokalypse 85--90) kennen, fehlt. Aus der Einleitung könnte man entnehmen, daß der Verfasser sich in der Nachfolge der Propheten weiß. »Das Wort des Herrn erging an mich folgendermaßen« entspricht zwar weniger den überschriftartigen Eingängen bestimmter Bücher des Zwölf-Propheten-Buches42 , wohl aber Jer 1,4.1 I u.ö., wo ebenfalls der Ich-Stil begegnet. Die dort gebrauchte, schon formelhafte und vo'n der ApcEI übernommene Wendung xcd eybv~o Ä.Oyos XV(ltOV n~ p,E war »in ihrer allgemeinen unanschaulichen Ausdrucksweise für die mannigfaltigen Formen prophetischen Offenbarungsempfangs geeignet« 43 ; sie darf darum auch in der ApcEI kaum (in Analogie zu Jer I,5 ff.) als Berufungsaussage interpretiert werden4\ sondern charakterisiert das Folgende als prophetische Offenbarung mit prophetischer Autorität. Eine genaue Analogie liegt ApkPI I ,J und 5 Esr I ,4 vor. Auditionen sind zwar auch der jüdischen Apokalyptik nicht fremd (vgl. Dan 11,2-12,44 s; ApcBar(syr)IJ,Iff.), und auch die ausdrückliche Charakterisierung als Audition ist nachweisbar (vgl. ApcBar(syr) I, 1), begegnet aber vor allem in der frühchristlichen Apokalyptik"'. Auffallender ist das Fehlen des visionären Elements oder doch jedenfalls des Hinweises darauf, wie gerade ein Vergleich zu dem häufigen »ich sah« der ApcZeph ergibt. Trotzdem kann vom Inhalt her am apokalyptischen Charakter der ApcEI nicht gezweifelt werden. Daran kann auch der paränetische Teil nicht irre machen, denn Apokalyptik und Ethik gehören eng zusammen (vgl. 41. Vgl. Philipp Vielhauer, in: Hennecke-Schneemelcher li, S. 408-412.. 42. Sach I,I; Mi I,I;Jon I,I wird nämlichjeweils in der 3. Person der Name des Propheten genannt: eywero ~ "v(>iov lr(>Öf; N .N . Vgl. auch ApcBar(syr) I,r. 43· Anur Weiser: Das Buch Jeremia (ATD 2o!2I), 6. Auf!., Göttingen I969, S. 3· Vgl. Peter K. D. Neumann: Das Wort, das geschehen ist ... Zum Problem der Wortempfangsterminologie in Jer I-XXV, in: VT 23, I97J, S. I7I-2I7. 44· Anders Rosenstiehl, S. 2 5 f. 45· Vgl. dazu Otto Plöger: Das Buch Daniel (KAT I8), I965, S. 25. 46. V gl. ApcEsr I : A~ xai S. 25; Adolf v. Hamack: Geschichte der altchristlichen Literatur bis Eusebius, 11,1, 2.. Auf!., Leipzig 1958, S. 573; Rosenstiehl, S. 4of. 52· Man durchbohrt ihren Bauch, läßt Drachen darin eindringen und ihre Brüste säugen. Der Antichrist aber nimmt Drachengift und trägt es auf die Waffen auf. Zu weiteren Parallelen vgl. zu 27,9ff. und 40,IJ,IJff. 53· Wie schon v. Hamack, a.a.O., und Montague Rhodes James: The Apocryphal NT, 2.. Auf!., London 1953 ( = 1955), S. 52.5 Anm. 2., sahen, ist die ApcEI eine Quelle der ApkPI; ebenso R. P. Casey: The Apocalypse of Paul, in : .JTh.S 33, I9JJ, S. I-J2., bes. S. 7f., 10. 54· Vgl. Preuschen, a.a.O. S. 184, und Bousset: Antichrist, S. 117, Anm. 1, der damit einen literarischen Zusammenhang bewiesen sehen will, wenn auch nicht durch eine direkte Beziehung zwischen beiden Schriften.

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Pseudo-Hippolyt bei dieser Beschreibung der Wunder des Antichristen ist kaum zu übersehen (vgl. zu J2,I 1 ff.). Die starke traditionsgeschichtliche Verwurzdung verwehrt zugleich eine primär literarkritische Betrachtungsweise, wie das zweimalige Erscheinen des Antichristen demonstriert. Es ist nämlich eine Eigentümlichkeit der eschatologischen Anschauungen des Lactanz (lnstitutiones VII r6f.; vgl. auch das Carmen apologeticum 8z3ff. und 891 ff. Commodians), daß der Antichrist zweimal auftritt: zunächst als gottloser römischer Kaiser (Nero redivivus) und dann als die »eigentlich antichristliche Erscheinung« in Jerusalem, der Zeichen und Wunder verrichtetss. Das könnte mutatis mutandis auch hier der Fall sein (29,7ff. und JI,15ff.), auch wenn der Antichrist beidemal »an heiligen Stätten« erscheint und das erste Auftreten recht blaß bleibt. Gleichwohl geschieht das erste Auftreten auch hier im »politischen« Kontext, während das zweite eindeutig pseudo-messianisch ist und nur in 36,2 ff. politische Farbe gewinnt. 3· Die unleugbare Abhängigkeit der christlichen Redaktion vom NT und die vielfache Berührung mit der altchristlichen Apokalyptik dürfen aber nicht zu dem Schluß führen, die ganze Apokalypse stamme von einem christlichen Verfasser. Allgemein wird denn auch angenommen, daß mindestens Teile der Schrift auf einer jüdischen Grundschrift basieren. Während E. Schürer meinte, wenn man eine jüdische Grundlage annehme, müsse diese »jedenfalls auf ein sehr bescheidenes Maß reduziert werden«, vermutete W. Bousset »eine breite jüdische Grundlage«s6 • Zur jüdischen Grundschrift werden vor allem die Partien über den Jerusalemer Tempel und den Antichrist gerechnets7. Den jüdischen Charakter der überarbeiteten Schrift oder doch bestimmter Teile von ihr bestätigt aber vor allem die Eschatologie. Merkwürdig ist nämlich z. B., daß auf das mit dem neuen Himmel und der neuen Erde kombinierte Millenium kein neuer Äon folgt, während im stark christlich gefärbten paränetischen Teil fast ausnahmslos transzendente Heilsgüter verheißen werden. Man kann sich sogar fragen, ob der Verfasser nicht den himmlischen Aufenthalt nur als Vorstufe zum eigentlichen Heil auf der neuen Erde verstanden hats8 , denn eine Höherbewertung der Teilnahme am Millenium gegenüber einem Verweilen im »Ort der Ruhe« ist auch 37,3ff. zu erkennen, jedenfalls aber kaum auf christliche Tradition zurückzuführens 9 • Die Kulmina55· Vgl. Bousset: Antichrist, S. 49ff., So, 85. Zu l..actanz vgl. Berger: Auferstehung, S. 66ff. Hinzu kommt, daß beide wie ApcEl 44,2 den Chiliasmus vertreten und vor Beginn des Milleniums ein Gericht durch Feuer stattfinden lassen, vgl. Atzberger, S. 565 und 604 f., 6o8; vgl. dagegen den Anonymen Chiliasten (Mercati, S. 39): post milk annos iudicium erit. 56. Schürer, III, S. 368; Bousset: in: ZKG 1899lr9QO, S. 105; vgl. auch]. B. Frey, in: DBS I, 1928, S. 4 57 f. Bausset weist mit Recht darauf hin, daß zwar die Christen- soviel wir wissen- ihre Hoffnungen nie auf die Perser gesetzt haben, daß aber wohl ,.das Judentum eine geraume Zeit hindurch seine Blicke hoffnungsvoll auf die Erfolge der Perser gegenüber den Römern richtete«, wie die großen Judenaufstände z.Zt. Trajans und Hadrians erweisen, die im Zusammenhang mit dem Vordringen der Perser stehen. · 57· Vgl. Steindorff, S. 19; Holzhey, S. 331; Maspero, S. 38; E. Mangenot, in: DTHC, l,2, 1923, S. 1490; Joachim Jeremias, in: ThWNf II, S. 932, 942. 58. Zu solchen Konzeptionen, die den Aufstiegsgedanken mit einer diesseitigen Eschatologie verbinden, vgl. Egon Brandenburger: Fleisch und Geist (WMANT 29), 1968, S. 70f. 59· Vgl. zur betonten Jenseitserwartung im 2. und J.Jahrhundert Roben Frick: Die Ge-

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tion der eschatologischen Hoffnung im Millenium, der auch das Fehlen des Ansturms von Gog und Magog entspricht60, ist zugleich ein Indiz für die Unabhängigkeit vom apokalyptischen Gesamtplan der Apc. Außer dem historischen Hintergrund und einzelnen eschatologischen Motiven erweist vor allem auch die Traditionsgeschichte die jüdische Verwurzdung der ApcEI. Die Berührungen mit altkirchlichen Schriften sind kein Gegenbeweis, denn große Teile der von der Alten Kirche überlieferten apokalyptischen Literatur sind ja jüdischer Herkunft und nur mehr oder minder stark christlich interpoliert und überarbeitet worden. Das zeigt sich insbesondere an zwei Traditionskomplexen: J.I Elia und Henoch. Schon W. Bousset hatte gezeigt, daß das auch in vielen frühchristlichen Antichrist-Überlieferungen bezeugte endzeitliche Auftreten von Elia und Henoch in der Tradition, zu der auch die ApcEl zählt, »einen ganz anderen und prägnanteren Sinn als in der Überlieferung von Apok 1 I« hat und gegenüber der Apc größeren Anspruch auf Ursprünglichkeit besitzt61 • Apc I I und ApcEl dürften tatsächlich beide auf vorchristlich-apokalyptischen Stoffen basieren, wobei die ApcEl aber eine von Apc I I unabhilngige und z. T. ursprünglichere Überlieferung benutzt hat62 • An Übereinstimmungen, die für Apc I I und ApcEl eine gemeinsame Tradition erweisen, sind zu nennen: a) Zwei eschatologische Gestalten statt des Mal J,2Jf.; Sir 48,Iof.; Sib II I87f.; Lactanz Institutiones VII I7,I ff. und auch im NT (Mt I I,I4; Mk 6,I 5 par; 8,28 par; Joh I,2I) erwarteten einen Zeugen (anders Mk 9,4f. par) 63 • b) Voranstellung des Elia in 34,7,5 und 42,I I, was damit vergleichbar ist, daß Apc II,6a zuerst auf die Elia-Geschichte (I Kön I7,I) und dann Apc u,6b auf die Moschichte des Reich-Gottes-Gedankens in der Alten Kirche bis zu Origenes und Augustin (BZNW 6), I928, der mit Recht herausstellt, daß auch bei Hippolyt und Lactanz, also den traditionsgeschichtlich mit der ApcEI verwandten Theologen, bei aller Bedeutung auch chiliastischer Vorstellungen die Unsterblichkeitssehnsucht überwiegt (S. I2I f., 127f.; vgl. auch Anm. I47). 6o. V gl. Kar! Georg Kuhn, in: ThWNT I, S. 790 f. 61. Bousset: Antichrist, S. I34 und I38. In Apc rr bleibe »alles unklar und fragmentarisch«; man wisse nicht, wer die beiden Zeugen seien, weshalb sie die Plagen verhängten, in was für einer Beziehung sie zum Tier ständen und weshalb das Tier sie töte (S. I38). 61. So z. B. Joachim Jeremias, in: ThWNT Il, S. 941; Berger: Auferstehung, S. 74ff.; anders z.B. Johannes Munck: Petrus und Paulus in der Offenbarung Johannis, Kopenhagen I950, S. I I6. Richard Bauckham: The Martyrdom of Enoch and Elijah : Jewish or Christian? in : JBL 95, I976, S. 447-458, will wenigstens Martyrium und Auferweckung auf Apc rr zurückführen; vgl. aber Matthew Black: The »Two Witnesses« of Rev. I I: 3 f. in Jewish and Christian Apocalyptic Tradition, in: Donum Gentilicium, NT Studies in Honour of D. Daube, I978, 227-137, bes. 236. 63. Der Ursprung dieser Zweiheit ist vielleicht in 4 Esr 6,26 zu suchen, nach der »jene einst emporgerafften Männer erscheinen, die den Tod seit ihrer Gebun nicht schmeckten« (vgl. ApkPI 20 und Caspari, S. 2I9: necdum mortem gustantes u.a.), da nach dem AT Henoch und Elia die beiden einzig Entrückten waren (vgl. Jeremias, a.a.O. S. 933 Anm. I9 und S. 941). Für solchen Ursprung könnte auch das Erscheinen der Tabitha sprechen (vgl. z.St.). Möglicherweise genügt aber auch der Hinweis auf die notwendige Zweiheit der »Zeugen« (Heinrich Kraft: Die Offenbarung des Johannes (Handbuch zum NT I6 a], Tübingen I974, S. I 56), die z. B. auch für die endzeitlichen Propheten gilt (vgl. 5 Esr 2,I8 und Berger: Auferstehung, S. 256f., Anm. 72, und S. 269f., Anm. I04). Vgl. Black a.a.O. S. 226, 229f., der aber S. 231 f. außerdem AntB 48,1 heranzieht.

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Ses-Geschichte (Ex 7,17.I9f.) verweist64, was sich abervon der historischen Reihenfolge unterscheidet. c) Auftreten in Jerusalem, Kampf mit dem Antichristen, Martyrium beider Zeugen, 3~tägiges Herumliegen und Gesehenwerden ihrer Leichname auf dem Markt »der großen Stadt«, Auferstehung und die von allen gesehene Entrückung in den Himmel65. Die wichtigsten Differenzen, die die Unabhängigkeit der ApcEI von Apc 11, z.T. auch die Priorität der ApcEI erweisen und sich teilweise auch in der frühchristlichen Literatur erhalten haben, sind folgende: a) Zweiter Zeuge neben Elia ist nicht Mose, was im Gefolge neutestamentlicher Überlieferung nur schwer begreifbar ist, da in Apc 11, auch wenn die Namen nicht ausdrücklich genannt werden, wie in Mk 9,4f. Mose gemeint sein wird", der Vorläufer als Elia redivivus in Johannes dem Täufer schon gekommen ist und offenbar auch Elia schon gelitten hat (Mk 9,12f.). b) Die beiden erscheinen in der ApcEI erst nach dem Auftreten ziemlich am Ende der Wirksamkeit des Antichrist, während nach Apc 11,7 das Tier erst aus dem Abgrund emporsteigt, »wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben«67. c) Ihre Funktion ist nicht die durch »Zeichen« bestätigte (vgt Apc 11 ,5 f.) Bußpredigt (prophetische »Zeugen« heißen sie nur Apc II,J), sondern allein die Bekämpfung und Anklage des Antichristen. Das hängt vielleicht auch damit zusammen, daß »die große Stadt« jetzt selbst als der Buße bedürftiges »Sodom und Ägypten« (Apc 11,8) gilt, weshalb wohl auch Regenmangel und Verwandlung des Wassers in Blut als Plagen nur in Apc 11 im Zusammenhang des Auftretens von Elia und Mose vorkommt. 64. Zu dieser Voranstellung vgl. Ferdinand Hahn: Christologische Hoheitstitel (FRLANT 83), 3· Auf!. 1966, S. 337, Anm. r. Dieselbe Reihenfolge auch bei Adso (Bousset: Antichrist, S. 136), Ephraem (griech.) III 142; die umgekehne Reihenfolge ist weitaus häufiger, z.B. Ephraem (syr.) 11 und Ps-Ephraem 9 (beides bei Bousset: Antichrist, S. 134); PsApcJoh 8 (fischendort 76), ApkPetr (syr und äth), Bousset: Antichrist, S. 13 5. 65. Zu beachten ist auch, daß Apc 11,1-13 ohnehin ein übernommenes Fragment bzw. ein zwischen die 6. und 7.Posaune •eingesprengtes Stück« ist, so Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis (Kritisch-exegetischer Kommentar zum NT 16), 6. Auf!., Göttingen 1906 ( = 1966), S. 324; William W. Raeder: Die Stadt Gottes in der Johannesapokalypse, Diss. Göttingen 1971, S. 244. Das erhellt z. B. aus der Tatsache, daß »die große Stadt« sonst Babyion =Rom bedeutet (Apc 16,19; 17,18; 18,10 u.ö.) und nur in 11,8 Jerusalem, daß mit •den« zwei Zeugen offenbar bekannte Größen eingefühn werden u. a. Damit sind redaktionelle Bearbeitungen (vgl. z. B. die in der sonstigen apokalyptischen Tradition fehlende Verbindung Jerusalems mit der Kreuzigung Jesu in V.8 u.a.) nicht geleugnet; vgl. Berger: Auferstehung, S. 36ff. 66. Vgl. Bousset: Antichrist, S. 137; Jeremias, a.a.O. S. 941 f.; Ernst Lohmeyer: Die Offenbarung des Johannes (Handbuch zum NT 16), 3· Auf!., Tübingen 1970, S. 87); Bauckham, a.a.O. S. 452· Das beruht vielleicht darauf, daß nach einer bestimmten Überlieferung auch Mose als entrückt (vgl. Jeremias, a.a.O. S. 941, Anm. 92; vgl. auch ders., in: ThWNT N, S. 859f.) bzw. auferstanden (Berger: Auferstehung, S. 256, Anm. 71) galt. Zu der verfehlten These von J. Munck, mit den beiden Zeugen in Apc 11 seien PetrUs und Paulus gemeint, vgl. Günther Bomkamm, in : ThLZ 85, 1960, S. 195f.; Raeder, a.a.O. S. 25of., 256f., 259f., 342. 67. Vgl. auch die weiteren Kapitel der Apc, die mit ihren ausfuhrliehen Schilderungen zeigen, daß die Haupttätigkeit des Antichristen nach dem Tod der Zeugen liegt, während sonst in der apokalyptischen Tradition das Auftreten der beiden in die Schlußphase des Enddramas gehön (vgl. Berger: Auferstehung, S. 100 u.ö.).

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d) In der ApcEl geht die Initiative bei der Konfrontation mit dem Antichrist von Elia und Henoch aus, während die beiden Zeugen in Apc I I eine mehr passive Rolle spielen67•, was Apc I3,IO u.ä. Stellen entspricht. e) Die Aktivität von Elia und Henoch wird nach ihrer Auferweckung fortgeführt. Singulär ist dabei besonders die Tötung des »Sohnes der Gesetzlosigkeit« durch die beiden Zeugen (42,Ioff.), denn sonst sind es Gott, der Messias oder Michael, die den Antichrist besiegen68 ; möglicherweise ist eine der Elia-Apokalypse verwandte Episode auch in Apc I I der ursprüngliche Schluß gewesen, aber weggelassen worden, weil ,.für den christlichen Apokalyptiker Christus der Besieger des Antichristen ist« (2 Thess 2,8; Apc I9,17ff.)". f) In der ApcEl bleibt alles stärker im Rahmen des »Volkes« (J4,7,3·3Ii 35,I6; 36,2) bzw. »Gottesvolkes« (35,2f.) und nur J5,I7 wird davon gesprochen, daß »die ganze Welt« die beiden Zeugen bei der Himmelfahrt sieht; in der Apc aber freuen sich »die Bewohner der Erde« über den Tod der Zeugen, weil sie von den beiden »gepeinigt« werden (u,Io; vgl. auch V.5 f.}, und die offenbar mit dem Antichrist sympathisierenden Leute aus den »Völkern, Stämmen, Sprachen, Nationen« sehen ihre Leichen und lassen ihre Bestattung nicht zu (11,9) 70 • g) Wahrscheinlich liegt auch der Tabitha-Episode (34,9ff.) und vielleicht auch dem Abschnitt über die 6o Gerechten (37,I3) ein ähnlicher Traditionstyp zugrunde, wie der ähnliche Aufbau, die ähnliche Funktion und das ähnliche Schicksal der Betroffenen zeigt71 : Schelte des Antichristen, Kampf, Martyrium, Auferweckung und erneute Scheltrede (die beiden letzten Punkte fehlen bei den 6o; vgl. auch Anm. 124). h) Die Unabhängigkeit dieser Tradition der ApcEl vom NT wird bestätigt durch eine außerordentlich breite und stabile Tradition über Henoch und Elia in der frühchristlichen Apokalyptik72 •

6-ja. Vgl. Nützel, S. 7of. Initiator des Kampfes ist in Apc 11,7 das Tier, in ApcEl 34,7,8f. des Elia und Henoch (anders 34,7,.15 ff.). Im Unterschied zu Apc 11,7 ist auch nicht vom Antichristen die Rede. Auch Tod und Verweigerung der Bestattung für Elia und Henoch werden nicht erwähnt. 68. Vgl. Bousset: Antichrist, S. I48ff. 69. Joachim Jeremias, in: ThWNT II, S. 943 Anm. ro5; Jeremias verweist auf Tertullian, De anima 50, wonach Henoch und Elia »zum Martyrium aufbewahrt werden, damit sie den Antichristen durch ihr Blut vernichten« (ebd.). 70. Vgl. Raeder, a.a.O. S. .158. Sollten die beiden Zeugen in der Apc kollektiv zu deuten und auf die Gemeinde zu beziehen sein (vgl. Akira Satake: Die Gemeindeordnung in der Johannesapokalypse (WMANT .1r), r966, S. u9ff.; Odil Hannes Steck: Israel und das gewaltsame Geschick der Propheten (WMANT 23), r967, S. 24r; Nützel, S. 67-69, 7r), wäre das in der ApcEl ebenfalls noch nicht geschehen (vgl. die Unterscheidung von den »Heiligen« 34,7, Ir f.; 36,.1 f.). 7r. Vgl. die hier wichtige Parallele aus Lactanz,Institutiones VII r7, 3.Bousset(-Greßmann), S. .16.1, hält es für möglich, daß auch bei den 6o Gerechten, die mit dem Antichrist kämpfen, »eine ältere Ueberlieferung« der »Vorläufer des Messias« vorliegen mag. Vgl. auch Berger: Auferstehung, S. 74f. 7.1. Vgl. Bousset: Antichrist, S. r34ff.; Berger: Auferstehung, a.a.O.; Bauckham, a.a.O. S. 447 f. Die typische Scheltrede z. B. fehlt nur selten außer in Apc r r (vgl. Berger: Auferstehung, S. J4I Anm. 353).

"'Kd"

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3.2 Der Antichrist. Ein weiterer wichtiger Komplex, zu dem freilich in weiterem Sinn auch die Elia-Henoch-Episode zählt, ist der Antichrist-Mythos der ApcEl, überhaupt der ausführlichste, den wir besitzen und dessen Grundlage mit einiger Sicherheit ebenfalls als jüdisch zu bezeichnen ist. Deutliche Indizien einer vom NT und der gängigen christlichen Überlieferung unabhängigen Tradition sind die Identifizierung von Teufel und Antichrist13, das Tempel-Motiv'\ vielleicht auch der Name des Antichristen75 und vor allem das in der christlichen Tradition nur selten bezeugte doppelte Auftreten des Antichristen76. Nun ist freilich schon Apc IJ eine Kombination zweier Formen und Traditionen des eschatologischen Gegenspielers Gottes (vgl. V. I ff. und V. I I ff.). So ist wohl damit zu rechnen, daß der Antichrist (»der vermenschlichte Teufel«) schon im Judentum »als gottloser tyrannischer Herrscher oder als falscher verführerischer Prophet« bekannt war77 • Sicher jüdisch ist die Figur des nach historischen Mustern (z. B. Antiochus IV. Epiphanes oder Pompeius) gezeichneten Endtyrannen78• Wahrscheinlich ist eine jüdische Vorgeschichte aber auch für den Pseudo-Propheten (Apc I 3,11 ff.), der »den großen Abfall« bewirkt (2 Thess 2,47'). Strittig und unsicher jedoch ist, ob sich schon im Judentum die Erwartung eines Anti- oder Pseudo-Messias gebildet hat80, wobei aber zu fragen bleibt, ob Mk 13,22 par; Apc I J,I 1 ff.; 2 Thess 2;

73· Während das NT die Meinung des Hieronymus bestätigt, daß der Antichrist der inkorporierte Satan ist, bezeugt ApcEI 40,4ff. und J4,7.-21 ff. nach Bousset (Antichrist, S. 91) »vielleicht die ältere« Auffassung, die sich z.B. bei Firmicus Matemus (liber de error.22) erhalten hat: diabolus ipse antichristus est (vgl. die Belege bei Bousset: Antichrist, S. 88 ff.). 74· Darin sieht Mactin Dibelius: An die Thessalonicher I-II. An die Phitipper (Handbuch zum NT II), 3· Auf!., Tübingen 1937, S. 45, mit Recht einen »Beweis für die jüdische Herkunft der Tradition : das Wirken des Antichrists erreicht seinen Höhepunkt in der Tempelschändung«. 75 · Bis auf die Ausdrücke beim erstmaligen Erscheinen(29,8-xo; vgl. dazu S. 248),die sich auch in 2 Thess 2 finden, heißt der Antichrist sonst stets »Sohn der Geseulosigkeit«, was sonst vorchristlich nur Ps 88 (89) 23 begegnet (2 Thess 2,3 findet sich dagegen ö &,vf}~~ ?;f)S ci'IIOp,ia.s) und »Unverschämter« bzw. »Schamloser«, was aus Dan 8,23 stammt, wo Antiochus N. Epiphanes ci'lla.törf und Rießler: Apokalypse Esdrae) Sedrach-Apokalypse Apokalypse des Paulus Apokalypse des Thomas Epistula Apostolorum Ephraem der Syrer Josephus Antiquitates Josephus contra Apionem Pseudo-Danielapokalypse Pseudo-Johannesapokalypse

Übersetzung I

ZU

9, I Das Wort des Herrn erging an mich• folgendermaßen: Menschensohn, sage diesem Volk: Weshalb fügt ihr Sünde zu euren Sündenb (und) 5 erzürnt Gott, den Herrn, der euch geschaffen hat