Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit. Lieferung 1 Das Martyrium Jesajas. Aristeasbrief: Band II: Unterweisung in erzählender Form, Lieferung 1 9783641247942


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German Pages 81 [91] Year 2019

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Einleitung
Übersetzung
Namenregister
Bibelstellenregister
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Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit

Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit

Herausgegeben von Werner Georg Kümmel (†) in Zusammenarbeit mit Christian Habicht, Otto Kaiser (†), Otto Plöger (†) und Josef Schreiner (†)

Band II · Lieferung 1 Gütersloher Verlagshaus

Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit Band II

Unterweisung in erzählender Form Erling Hammershaimb Das Martyrium Jesajas Norbert Meisner Aristeasbrief

1973 Gütersloher Verlagshaus

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.

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Inhalt Abkürzungsverzeichnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Erling Hammershaimb: Das Martyrium Jesajas . . . . . . . . . . . . . . 15 Norbert Meisner: Aristeasbrief. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

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Erling Hammershairob Das Martyrium Jesajas

INHALT Einleitung . . . Übersetzung . . Namenregister . Bibelstellenregister

Einleitung r. Der Name der Sthrift Die Schrift, die hier als »Martyrium Jesajas« (MartJes) bezeichnet wird, ist nur ein Teil einer größeren Schrift mit dem Namen »Himmelfahrt Jesajas« (AscJes). Diese Bezeichnung findet sich als Überschrift im äthiopischen Text, der der einzig vollständige Text zur ganzen Schrift ist. Auf dieselbe Bezeichnung stoßen wir auch bei Epiphanius (To 'Avaßanxov 'Haatov) und Hieronymus (»Ascensio Isaiae«). Ihre Zitate aus dieser Schrift lassen es fast als sicher erscheinen, daß sie die Schrift in ihrem ganzen Umfang gekannt und mit dem verwendeten Titel gemeint haben. Dagegen finden wir die Bezeichnung »Vision des Jesaja« als Überschrift der Kap. 6-I I in der äthiopischen, der slawischen und der lateinischen Übersetzung sowie in Montfaucons Listen über kanonische und apokryphe Bücher; und schließlich zitiert Georgius Cedrenus (aus dem n. Jh.) 4,12.I4 als ein Zitat aus dem »Testament Hiskias«. Dieses soll nach Charles nur den Abschnitt 3,I 3-4,18 umfassen, den er für eine ursprünglich selbständige Schrift unter diesem Namen ansieht. Doch dürfte hiermit wohl eher der ganze erste Teil der AscJes gemeint sein, d. h. Kap. I-5· Origenes hat die weniger bestimmte Bezeichnung »Apokryphon des Jesaja«; darin ist der Bericht von der Zersägung Jesajas wiedergegeben (vgl. Hehr n,37). Wieviel dieses Apokryphon darüber hinaus enthalten hat, läßt sich unmöglich entscheiden. Das Verhältnis zwischen diesen verschiedenen Bezeichnungen werden wir im folgenden näher untersuchen. 2.

Inhalt 11nd /iterarisehe Z11sammensetz11ng der Sehrift Entsteh11ngszeit 11nd -ort

AscJes besteht aus insgesamt n Kapiteln. Im ersten Teil (Kap. I,I-3,12) wird erzählt, wie König Hiskia in seinem z6. Regierungsjahr seinem Sohn Manasse Ermahnungen gibt, wobei der Prophet Jesaja und sein Sohn Josab zugegen sind. Danach sagt Jesaja dem König Hiskia voraus, daß Manasse sich in seinem ganzen Verhalten von Beliar leiten lassen und Jesaja zersägen lassen werde und daß jeder Versuch Hiskias, dieses zu verhindern, ohne Erfolg sein werde. Nach Hiskias Tod macht sich im Lande die Gottlosigkeit breit, so daß Jesaja zusammen mit anderen treuen Propheten zu einem Berg in der Wüste bei Bethlehem flieht. Ein falscher Prophet namens Balkira, der aus Samaria stammte, aber in Bethlehem lebte, entdeckt Jesajas Aufenthaltsort und klagt ihn beim König wegen seiner Verkündigung an: er empört sich darüber, daß Jesaja behauptet, Gott gesehen zu haben, und daß er Jerusalem als Sodom und seine Bevölkerung als Gomorra bezeichnet hat. Im nächsten Abschnitt (Kap. 3,13-4,zz) wird erklärt, warum Beliar dem Jesaja nach dem Leben trachtete: weil er den Untergang des Satans und Jesu irdisches Wirken vorausgesagt hatte, seine Kreuzigung und Auferstehung, die Gründung der christlichen Kirche durch die I z Apostel, den späteren Abfall von ihrer Lehre und schließlich das Eingreifen des Herrn mit dem Endgericht. 17

Das nächste Stück (5,1-14) setzt wieder die Schilderung von Jesajas Martyrium (in I,1-3,12) fort und schließt sie ab. Balkira versuchte, Jesaja dazu zu bewegen, seine Worte zu widerrufen; doch als der Prophet statt dessen Balkira und alle, die hinter ihm standen, verfluchte, wurde er in Stücke zersägt, ohne daß er dabei klagte oder weinte. Der letzte Teil (Kap. 6-11) schildert, wie Jesaja, während er dem Hiskia weissagt, in einer Vision entrückt und von einem Engel aufwärts durch die sieben Himmel geführt wird. Was er in dieser Vision erlebt, erzählt er dem König: Im siebenten Himmel sah er alle Gerechten von Adams Zeit an, und zu allerletzt sah er den Höchsten selbst und einen anderen, der ihm an Herrlichkeit gleich war, sowie ein drittes Wesen, das der Engel des Heiligen Geistes genannt wird. Der Prophet hört, daß der Höchste dem Sohn Jesus (genannt »der Geliebte«) den Befehl gibt, durch die sieben Himmel zur Erde und zum Totenreich hinabzusteigen. Darauf folgt dann eine Beschreibung der Geburt Jesu, seines Wirkens, seiner Kreuzigung, Niederfahrt ins Totenreich, seiner Auferstehung und seines Aufstiegs in den siebenten Himmel, wo er wieder seinen Sitz zur Rechten des Höchsten erhält. Aus dieser Inhaltsübersicht geht klar hervor, daß die Schrift aus höchst ungleichartigen Bestandteilen zusammengesetzt ist: aus einem Bericht über Jesajas Märtyrertod unter Manasse und aus mehreren Visionen, die Jesaja unter Hiskia hatte, dies alles dazu noch in einer unsystematischen Reihenfolge und ohne Berücksichtigung der Chronologie. Die Mehrzahl der Forscher vertrat darum die Meinung, die Komposition der Schrift sei so locker, daß das Ganze wohl aus ursprünglich selbständigen - kleineren Schriften zusammengesetzt sein müsse; diese Theorie sah man durch die unter Punkt 1 aufgeführten verschiedenen Titel gestützt. So vertrat Charles die Auffassung, daß das »Testament Hiskias« sich mit 3,13-4,u (möglicherweise ohne V. 19-22) und die »Vision des Jesaja« sich mit Kap. 6-11 decken könnten. Diese beiden Teile mußten aufgrund ihrer detaillierten Kenntnis der Anfangsgeschichte des Christentums notwendigerweise christlichen Ursprungs sein. Als eine dritte ursprünglich selbständige Schrift schied man schließlich den Teil aus, der vom Martyrium Jesajas handelt (daher der Name), für ihn nahm man jüdischen Ursprung an. In der Auseinandersetzung über das MartJes ging es hauptsächlich um den Umfang dieser Schrift. Dillmann schrieb ihr z. B. nur 2,1-3,12 und ~,2-14 zu, während Charles sie bereits mit 1,1 beginnen ließ, jedoch 1,2 b-6a als spätere Zufügung ausschied. Nur einzelne Stimmen haben sich gegen eine solche- dem Martyrium des Jesaja ebenbürtigeZerstückelung der Schrift erhoben (besonders F. C. Burkitt). Ließe sich die ganze Schrift als eine Einheit verstehen, so wäre dies natürlich die ansprechendste Lösung; aber dann wäre sie christlichen Ursprungs. Doch selbst unter dieser Voraussetzung sähe man sich zu der Annahme genötigt, daß der Verfasser für seine Schrift ungleichartigen Stoff verwendet hat und daß einer ihrer Bestandteile eine wahrscheinlich jüdische Legende vom Martyrium des Jesaja ist. Diese Legende vom Martyrium des Jesaja ist dann in die größere Schrift AscJes eingegangen. Danach dürfte es vertretbar sein, die Bezeichnung »Martyrium Jesajas« für den jüdischen Teil der AscJes zu verwenden und diesen in eine Sammlung 18

jüdischer Schriften (wie in diesem Werk) aufzunehmen. Um diese Legende nach Möglichkeit als eine Einheit hervortreten zu lassen, ist sie hier in ihrem vollen Umfang (einschließlich Kap. I wie bei Charles) und nicht in der kurzen Fassung (wie bei Kautzsch) berücksichtigt worden. Für die ganze Schrift ist als Abfassungszeit das letzte Drittel des x. Jh. n. Chr. am wahrscheinlichsten. Man kann u. a. darauf hinweisen, daß in 4,2.f. wahrscheinlich auf Neros Mord an seiner eigenen Mutter und auf die Hinrichtung des Apostels Petrus durch ihn angespielt wird; auch ist es angesichtsder Entwicklung, die das Verhältnis zwischen der christlichen Kirche und den Juden nahm, kaum glaubhaft, daß ein christlicher Verfasser im z.. Jh. eine jüdische Legende wie MartJes in seine Schrift aufgenommen hätte. Diese jüdische Legende kann natürlich bedeutend älter sein. Sie hat ihren Ursprung wahrscheinlich in z. Kön z.I,I6; doch es ist uns nicht möglich, das Milieu, aus dem sie stammt, oder ihr Alter näher zu bestimmen. Zwar ist erwogen worden, die Flucht des Propheten Jesaja und seiner Anhänger in die Wüste und das asketische Leben, das sie dort führten, könne eine Beziehung zur Qumran-Sekte haben (vgl. die Bedeutung, die das Zitat Jes 40,3 in der Sekte hat, s. I QS 8,12.-I4), aber mehr als eine schwach begründete Hypothese ist das nicht; und bisher sind auch noch keine Fragmente der Schrift in Qumran gefunden worden. Hehr II,37 hat vermutlich diese Legende im Blick. Auch der Talmud hat Traditionen über den Märtyrertod des Propheten Jesaja bewahrt. Es wird berichtet, daß Jesaja sich in einer Zeder vor Manasse versteckt hatte, aber entdeckt wurde, weil die Fransen seines Mantels herausschauten; daraufhin ließ Manasse den Baum, in dem sich Jesaja befand, in Stücke sägen (jer Talm Sanh X, z. [Schwab, t. XI, p. 49], vgl. hab Talm Sanh I03 b und Jebam 49b). Ahnliehe Legenden sind auch aus persischem Gebiet bekannt.

J. Grundsprache und Textüberlieferung

a) DIE ORIGINALSPRACHE. Hier ist wiederum zwischen AscJes und MartJes zu unterscheiden. Die Originalsprache des letzteren ist vermutlich Hebräisch gewesen, aber von dieser Textform ist nichts erhalten geblieben. An einigen Stellen kann man jedoch in den auf uns gekommenen ÜbersetzungenAusdrücke entdecken, die unter der Voraussetzung eines hebräischen Originals eine natürliche Erklärung fänden (s. u. Text und Anmerkungen zu I,8; z.,I und 5,x.u). Für die übrigen Teile der AscJes dürfte Griechisch als Originalsprache anzunehmen sein, doch kann diese Frage hier außer Betracht bleiben, da unser Interesse nur der jüdischen Legende gilt. b) DIE GRIECHISCHEN ÜBERSETZUNGEN. Eine griechische Übersetzung hat vermutlich bereits seit dem x. Jh. n. Chr. existiert. Sie hat in zwei leicht voneinander abweichenden Formen vorgelegen, die (nach Charles) mit~~ und~· bezeichnet werden. Die erstere ist verlorengegangen, doch sind Teile ihres Textes - Ausdrücke und ganze Sätze - in einer Handschrift aus dem I z.. Jh. erhalten, die sich

in der Bibliotheque Nationale in Paris befindet (Cod. I 534, hg. von 0. von Gebhardt, ZWTh I 878, S. 33o-3 53). Diese Textform pflegt man »die griechische Legende« zu nennen. ®' ist aus einem Papyrusfragment aus dem 5. oder 6. Jh. bekannt, das 2,4-4,2 umfaßt; es ist von Grenfell und Hunt herausgegeben worden (The Amherst Papyri, being an Account of the Greek Papyri in the Collection of Lord Amherst ... Part I, The Ascension of Isaiah ... , London I9oo). ®'und ®• gehen auf eine griechische Urform zurück, die der Verfasser des sogenannten Opus imperfectum, eines unvollendeten Werkes über das Matthäusevangelium aus der Mitte oder dem Ende des 5. Jh. n. Chr., gekannt hat.

c) DIE ÄTHIOPISCHE ÜBERSETZUNG. Sie ist vollständig erhalten, nicht nur für MartJes, sondern für sämtliche Teile des AscJes. Man kennt nur die drei Handschriften A, B und C, die Dillmann in seiner Ausgabe I 877 benutzt hat (in Laurence's Erstausgabe I8I9 war nur A herangezogen worden) und die danach wieder von Charles für seine Ausgabe im Jahr I9oo - nach einer neuen Kollationierung der Handschriften - verwendet wurden. A ist die beste Handschrift und stammt ebenso wie B sicher aus dem q. Jh., während C erst dem I8. Jh. angehört und einen bedeutend geringeren Wert besitzt. Im ganzen finden sich ausgesprochen wenig Fehler in der äthiopischen Übersetzung. In der Regel kann man in solchen Fällen stets erkennen, was dort eigentlich hätte stehen sollen. Die äthiopische Übersetzung ist auf der Grundlage von®' entstanden, vermutlich im 5· Jh. n. Chr. d) DIE LATEINISCHEN ÜBERSETZUNGEN. I 52 2 wurde in Venedig eine lateinische Übersetzung der »Vision des J esaja« ( = Kap. 6-11) nach einer handschriftlichen Vorlage gedruckt, die heute spurlos verloren ist. Diese Übersetzung geriet in Vergessenheit, bis Gieseler sie I 832 veröffentlichte (Vetus translatio latina Visionis Jesaiae, Göttingisches Pfingstprogramm, Göttingen I 832). Zu 2,14-3,1 3 und 7,I-19 findet sich eine lateinische Handschrift aus dem Vatikan, die A. Mai 1828 herausgegeben hat (Scriptorum veterum nova collectio e Vaticanis codicibus edita, Vol. III, 2, p. 238-239, Rom 1828). Charles nennt sie~· im Gegensatz zu ~·. der oben erwähnten lateinischen Übersetzung von Kap. 6-u. Für unsere Zwecke können wir uns darauf beschränken, nur den ersten Teil von ~·ins Auge zu fassen: wie der äthiopische Text beruht ~· auf ®'; möglicherweise stammt diese lateinische Übersetzung aus dem 5. oder 6. Jh. n. Chr. e) DIE SLAVISCHEN ÜBERSETZUNGEN umfassen nur Kap. 6-11 und liegen damit außerhalb unseres Interesses. 4· Die Kanonizität

Der Hinweis auf den Märtyrertod verschiedener Propheten in Hehr 11,37 und die Erwähnung, daß einige zersägt wurden, können nicht mit Sicherheit als Beweis dafür angesehen werden, daß damals eine kanonische Schrift existierte, die vom Märtyrertod Jesajas erzählte. Dafür ist die Erwähnung allzu unbestimmt. 20

Dagegen kann die Erwähnung, die AscJes bei den Kirchenvätern erfährt (s. o. unter I), dahingehend interpretiert werden, daß sie diese Schrift benutzen, weil sie ihr ein gewisses Gewicht beimessen. Gleichzeitig können wir jedoch auch sehen, daß sich eine Kanonizität dieser Schrift nicht hat durchsetzen können und daß sie bereits zur Zeit des Epiphanius (3 I 5-403) mit Mißtrauen betrachtet wurde, weil ketzerische Sekten sie als Grundlage für ihre Irrlehren benutzten. Eine Ausnahme stellt allerdings die abessinische Kirche dar, in der man die Schrift geschätzt und abgeschrieben hat, so daß sie bis heute in ihrem ganzen Umfang erhalten geblieben ist. J. Literaturverzeichnis

a) AUSGABEN Laurence, Richard: Ascensio Isaiae Vatis, Oxford I8I9. Dillmann, August: Ascensio Isaiae Aethiopice et Latine, Leipzig I877. Charles, Robert Henr_y: The Ascension of Isaiah, translated from the Ethiopic Version, which, together with the new Greek Fragment, the Latin Versions and the Latin Translation of the Slavonic, is here published in full, London I9oo. b) ÜBERSETZUNGEN UND KOMMENTARE Basset, Rene: Les Apocryphes ethiopiens traduits en frans;ais, Vol. III: L'ascension d'Isaie, Paris I 894. Beer, Georg: Das Martyrium des Propheten Jesaja, in: Kautzsch AP, II, S. I I9-IZ7. Tisserant, Eugene: Ascension d'Isaie, traduction de la version ethiopienne, Paris I909· Charles, Robert Henry: The Martyrdom oflsaiah, in: Charles AP, II, S. I55-I6z;Ders.: The Ascension of Isaiah, [translated] by R. H. Charles, with an Introducdon by G. H. Box, in: Translations of Early Documents, Series I, Palestinian Jewish Texts (Pre-Rabbinic), LondonfNew York I9I9· Flemming, JohannesfDuensing, Hugo: Die Himmelfahrt des Jesaja, in: Neutestamentliche Apokryphen, hg. von Edgar Hennecke, z. Aufl., Tübingc;n I9Z4, S. 303-314; 3., völlig neubearbeitete Auß., hg. von Wilhelm Schneemelcher, II, Tübingen I964, S. 454-468. c) UNTERSUCHUNGEN Nitzsch, lmmanuel: Nachweisungzweier Bruchstücke einer alten lateinischen Übersetzung vom 'Avaßanxov 'Haatov, nebst berichtigenden Zusätzen zu der von Laurence herausgegebenen Bearbeitung dieses Apokryphons, in: ThStKr I83o, s. 209-246. Ewald, Heinrich: Geschichte der Ausgänge des Volkes Israel und des nachapostolischen Zeitalters, 3· Ausgabe, Göttingen I868, VII, S. 369-373. Deane, William John: Pseudepigrapha, Edinburgh I89I, S. z36-z75. Clemen, Carl: Die Himmelfahrt des Jesaja, ein ältestes Zeugnis für das römische Martyrium des Petrus, in: ZWTh I896, S. 388-415; - ders.: Nochmals der Märtyrertod des Petrus in der Ascensio Jesaiae, in: ZWTh I897, S. 455-465.

Ha/evy,Joseph: Etudes evangeliques, Paris 1903, S. 65 ff. Schiirer, Emil: Geschichte des jüdischen Volkes im Zeitalter Jesu Christi, III, 4· Aufl., Leipzig 1909, S. 386-393· Liidtke, Wilhelm: Beiträge zu slavischen Apokryphen, in: ZAW 1911, S. zx8-.2.35 (zur AscJes S. zzz-zz6). Burkitt, Francis Crawford: Jewish and Christian Apocalypses, London 1914, S. 45-48 und 7.2.-74 (über die Einheitlichkeit der Schrift u. a.). Burch, Vacher: The Literary Unity of the Ascensio Isaiae, in: JThS 1919, S. 17-.2.3; - ders.: Material for the Interpretation of the Ascensio Isaiae, in: JThS I 9zo, s. .2.49-.2.65. Galling, Kurt: Jesaja-Adonis, in: OLZ 1930, S. 98-102. Ginzberg, Louis: The Legends of the Jews, VI, Philadelphia 1946, S. 37o-375. Flusser, David: The Apocryphal Book of Ascensio Isaiae and the Dead Sea Sect, in: IEJ 195 3, S. 3o-47. 6. Zur vorliegenden Obersetzung

Der Übersetzung ist der äthiopische Text in der Ausgabe von R. H. Charles zugrunde gelegt; ich bin ihm überall gefolgt, wo ich es für das richtigste gehalten habe. In einigen Fällen habe ich Charles' Korrekturen nicht gutheißen können und mich nur an die Lesarten der Handschriften gehalten, ohne dies jedoch besonders zu vermerken. Wo ich mich veranlaßt sah, dem griechischen oder lateinischen Text zu folgen, habe ich stets darauf aufmerksam gemacht. Ansonsten finden sich im Apparat Auskünfte über die wichtigsten abweichenden Lesarten im griechischen oder lateinischen Text.

1· Abkürzungen im Apparat und in der Einleitung

AscJes MartJes ®'und ®•

i.l'

21 hab Talm Jebam jer Talmud Sanh 1Q s ms(s) var

.2..2.

=

Himmelfahrt Jesajas (vgl. Einleitung) Martyrium Jesajas die beiden Formen des griechischen Textes vgl. Einleitung der lateinische Text von 2,14-3,13 der äthiopische Text mit den Handschriften A, B und C der babylonische Talmud, Traktat Jebamoth der jerusalemitische Talmud, Traktat Sanhedrin die Sektenrolle aus Qumran (Höhle 1) Handschrift(en) andere Lesart

Übersetzung Das Martyrium Jesajasa I zaUndes geschah im 26. Regierungsjahr Hisk.iasa, des Königs von Juda, daß er seinen Sohn Manasse zu sich rief - er war nämlich sein einziger (Sohn) -, 2 und er rief ihn zu sich in Gegenwart des Propheten Jesaja, des Sohnes des Amoza, und in Gegenwart von Jesajas Sohn Josabb, [um ihm die Worte der Gerechtigkeit zu übergeben, die der König selbst gesehen hattec, 3 und (die Worte über) adie ewigen Gerichtea und die Qualen in der Gehenna mnd über den Fürsten dieser Welt>die Worte« (frei übersetzt durch »dies«). BC »an diesem Tag und« gehört vielleicht zu V. 12, vgl. die griechische Legende: »Und in der Stunde gedachte Hiskia usw.«

und der Gedanke deines Herzens wird nicht geschehen; denn ich bin mit dieser Berufung berufen, und ich werde das Erbe des Geliebten erbena b.«

n• x• Und es geschah, nachdem Hiskia gestorben und Manasseb König geworden war, daß er der Befehle seines Vaters Hiskia nicht gedachte, sondern sie vergaß; und Sammael wohnte in Manasse und war fest mit ihm verbunden. 2. Da hörte Manasse auf, dem Gott seines Vaters zu dienen, er diente dem Satan und seinen Engeln und Mächten. 3 Unda er wendete seines Vaters Haus, das vor Hiskias Angesicht gewesen war, ab (von) den Worten der Weisheit und davon, Gott zu dienen•. 4 Und Manasse wandte sein Herz, um Beliara zu dienen; denn der Engel des Unrechts, welcher der Fürst dieser Welt istb, ist Beliar, dessen Name Matanbukusc ist. Der hatte seine Freude an J erusalem um Manasses willen, und er >bestärkte>Manasse« und »vergaß« (Mnlh- nlh, vgl. Gen 4I,SI) vorgelegen. - Das Bild, das von Manasse gezeichnet wird, entspricht 2 Kön 2I und 2 Chr 33· 3 a-a) Die griechische Legende liest: >>Er kehrte das ganze Haus seines Vaters davon ab, Gott zu dienen und anzubeten.« Dillmann übersetzt 21: »Er veränderte im Hause seines Vaters das, was vor Hiskias Angesicht gewesen war: die Worte der Weisheit und die Verehrung Gottes.« 4 a) Zu »Beliar« vgl. I,3. b) Zum Ausdruck »der Fürst dieser Welt« vgl. Joh 12,31; I6,II sowie 2 Kor 4,4 (»der Gott dieser Welt«) und Eph 2,2 (»der Herrscher des Luftreichs«). c) So AC. B Matanbakas; in 5,3 findet sich die Form »Mekembekus«. - Möglicherweise geht der Name Matanbukus auf einen hebräischen Ausdruck mit der Bedeutung >>wertlose Gabe« zurück. d) Mit Dillmann ist statt jebijelö »hielt ihn fest« besser jäl;ijelö »bestärkte ihn« zu lesen. e) »Verführung« sc. zum Abfall von Gott. s a-a) Zu den verschiedenen Zauberkünsten usw. vgl. 2 Kön 2I,6; 2 Chr 33,6. b) Fehlt in ®• und in der griechischen Legende. c) »Verfolgung der Gerechten« entspricht 2 Kön 2I,I6. d) Die folgenden Personen kommen im AT nicht vor und müssen einer unbekannten Quelle entnommen sein.

J.6

Anathothf und g>den Aufseher der ArbeiterZeus>Ich glaube, du meinst die Denunzianten; denn mit Folterungen und schmerzhaften Hinrichtungen verfolgt er sie dauernd.« Und er (antwortete): »Gerade diese meine ich. Denn das Lauern auf das Verderben (anderer) Menschen ist ruchlosa. 168 Unser Gesetz befiehlt uns dagegen, niemandem mit Wort oder Tat Böses anzutun. Auch hierüber haben wir dich also kurz informiert, daß alles zum Zwecke der Gerechtigkeit gesetzlich geregelt ist, und daß durch die Schrift nichts zufällig oder 160 a) Vgl. Dtn 6,7. 163 a) Im Gegensatz zu den in §§ 145ff. behandelten Vögeln. b) Lev I 1,2.9. 165 a) Parallelstellen siehe BauerWB s.v. yai.ij. 166 a) Vgl. Herodot 7,10 2., wo die &aßoi.~ als besonders schlimme Form der d&xla gilt. 167 a) Graetz, Willrich und Fevrier vermuten hinter der scharfen Verurteilung der Delatoren einen Hinweis auf die Verfolgung der Anhänger des Seianus durch Tiberius nach 33 p. Wahrscheinlich spricht aber aus dieser Stelle nur der Wunsch, der herrschende Ptolemäer möchte sich nicht mehr der Delatoren gegen die Juden bedienen(§ 2.5 wird die Denunziation im Interesse der Juden ohne Tadel erwähnt). Vgl. Meisner I, S. 2.2.3f.

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nur um des Erzählens willena angeordnet ist, sondern damit wir zeitlebens auch in unseren Taten gegen alle Menschen Gerechtigkeit üben, eingedenk Gottes des Herrschers. I69 Auch bezüglich der Speisen und der unreinen Schlangen und Tiere zielt jedes Wort auf die Gerechtigkeit und das gerechte Zusammenleben der Menschen.« I70 Mir jedenfalls schiena er die einzelnen Bestimmungen gut zu rechtfertigen. Denn auch bei den Opfertieren - den Stieren, Widdern und Ziegen - sagte er, daß man diese aus den Herden nehmen und zahme opfern müsseund keine wilden -, damit die Opfernden sich keiner Schlechtigkeit bewußt sind und (so) den Hinweis des Gesetzgebers beachten. Denn der Opfernde bringt seine ganze Seelenhaltung dar. I7I Auch darüber halte ich seine Auslegung für erwähnenswert; deshalb fühlte ich mich veranlaßt, dir, Philokrates, wegen deiner Wißbegierde die Erhabenheit und den natürlichen Sinn des Gesetzes zu erläutern. I 72. Nachdem Eleazar geopfert, die Männer ausgewählt und viele Geschenke für den König zusammengestellt hatte, ließ er uns unter starken Sicherheitsvorkehrungen ziehen. I 73 Als wir nach Alexandria kamen, wurde dem König unsere Ankunft gemeldet. Andreas und ich wurden zum Hof vorgelassen; wir entboten dem König freundlich unseren Gruß und übergaben die Briefe von Eleazar. I74 Da (der König) sogleich mit den Abgesandten zusammentreffen wollte, ließ er alle übrigen Beamten fortschicken und die Männer rufen. I75 Dies erschien allen außerordentlich, weil gewöhnlich diejenigen, die in Staatsgeschäften kommen, (erst) am fünften Tag vor den König treten (dürfen), während die (Gesandten) von Königen oder angesehenen Städten frühestens nach 30 Tagen bei Hof vorgelassen werden. Weil er aber die (jetzt) Angekommenen größerer Ehre würdigte und den Rang dessen, der sie schickte, höher einschätzte, hatte er alle, deren Anwesenheit er für überflüssig hielt, entlassen und wartete auf und ab gehend darauf, sie bei ihrem Eintreffen zu begrüßen. I 76 Diese kamen mit den übersandten Geschenken und den verschiedenen Pergamenten, auf denen das Gesetz geschrieben stand. Es war aber mit goldener Schrift in jüdischen Buchstaben geschrieben; das Pergament war wunderbar gearbeitet, und die Verbindung zwischen den einzelnen Pergamenten konnte man nicht erkennen. Als der König die Männer sah, fragte er (zuerst) nach den Büchern. I77 Als sie die Rollen aus den Futteralen geholt und die Blätter entrollt hatten, verharrte er lange Zeit davor; und nachdem er sich etwa siebenmal (vor ihnen) verneigt hatte, sprach er: »Männer, ich danke euch, mehr noch dem, der euch gesandt hat, am meisten aber dem Gott, 168 a) p'!JO.w/)w,. 170 a) Wendland cj. ivopll;ero; codd. ivopL/;e.

dessen Sprüche dies sind.« 178 Wie da alle, die Eingetroffenen und wer sonst noch zugegen war, einmütig und einstimmig riefen: »Es lebe der Königl«a, da begann er vor Freude zu weinen. Denn die seelische Anspannung und das Übermaß der Ehre rühren auch in glücklichen Situationen zu Tränen. I79 Er ließ die Bücher wieder in Ordnung bringen, und erst danach begrüßte er die Männer: »Es war recht, gottesfürchtige Männer, erst jenem die Ehre zu erweisen, weswegen ich euch habe kommen lassen, und danach euch die Rechte entgegenzustrecken; deshalb habe ich dies zuerst getan. I8o Den Tag eurer Ankunft habe ich aber als Feiertag angesehen, und er wird Zeit meines Lebens in jedem Jahr festlich begangen werden. Er fällt nämlich auch mit dem Gedenktag unseres Seesieges über Antigonosa zusammen. Daher will ich auch heute mit euch ein Festmahl halten. I8I Alles«, sagte er, »wird für euch nach euren Bräuchen zubereitet sein, und mir mit euch.« Als jene freudig zustimmten, ließ er ihnen die schönsten Quartiere in der Nähe der Akra zuweisen und das Mahl vorbereiten. I8z Der oberste Hofküchenmeister Nikanor rief Dorotheos, dem die Betreuung von Gästen dieser Nation oblaga, und befahl ihm, für jeden (das Mahl) zu bereiten. Denn so war es vom König angeordnet, was du auch heutzutage noch beobachten kannstb. Wie viele Städte eigene Gebräuche kannten in bezug auf Getränke, Speisen und Lager, so viele Beamte gab es. Und wenn solche zu dem König kamen, wurde es nach ihren Gebräuchen zubereitet, damit sie, durch nichts gestört, (die Zeit ihres Aufenthaltes) angenehm verbrachten. So geschah es auch bei diesen (Gästen). I 83 Denn mit Dorotheos hatte ein sehr zuverlässiger Mann die Aufsicht darüber. Er breitete alles aus, was ihm zur Verfügung stand und zur Aufnahme solcher Gäste bestimmt war. Die Liegen stellte er, wie der König es befohlen hatte, in zwei Reihen auf: die Hälfte ließ er nämlich zu seiner Rechten Platz nehmen, die übrigen Männer hinter seiner eigenen Liege; so unterließ er nichts zur Ehrung der Männer. I 84 Als sie sich niederlegten, beauftragte er den Dorotheos, die Gebräuche so zu beachten, wie es bei allen seinen Gästen aus Judäa geschieht. Deshalb verbat er sich die Opferherolde, die Opferpriester und die anderen, die gewöhnlich die Gebete sprechen, und bat Elissaios, den ältesten Priester unter denen, die mit uns gekommen waren, das Gebet zu sprechen. Der stand auf und sprach

178 a) Ev ßamÄw. 180 a) Das Datum des Seesieges läßt sich nicht bestimmen; vgl. Meisner li, S. 15. 182 a) Wörtlich: der dafür abgeordnet war; vgl. das Folgende. Dorotheos war natürlich selbst

Jude; vgl. die Namen der Übersetzer §§ 47ff. p.&ov tn xal VVv 6eij.~: mit diesem Halbsatz distanziert sich der Verfasser versehentlich von der von ihm fingierten Zeit. Andererseits setzt die Existenz dieser Hofbräuche noch eine - zumindest nominelle - Herrschaft der Ptolemäer voraus.

182 b) Ö

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die denkwürdigen Worte: r 8 5 »Der allmächtige Gott möge dich, König, mit allen Gütern seiner Schöpfung überhäufen; auch möge er dir geben, sie unaufhörlich mit deiner Frau, deinen Kindem und Freunden Zeit deines Lebens zu besitzen!« I 86 Als er dies gesagt hatte, erhob sich lang andauernder, lauter und freudiger Beifall. Und dann wandten sie sich, um sich an dem vorbereiteten (Mahl) zu erfreuen, wobei sie ausschließlich durch die Abteilung des Dorotheos bedient wurden; darunter waren königliche Pagen und Leute, die beim König ein Ehrenamt innehatten. I87 Dann, nach einer Pause, hielt der König den Zeitpunkt für günstig und fragte den auf der ersten Liege - die Reihenfolge richtete sich nämlich nach dem Altera -, wie er die Herrschaft bis zum Ende (seines Lebens) sicher behalten könne. r88 Der überlegte kurze Zeit und sprach: »Am besten dürftest du bestehen, wenn du Gottes immerwährende Milde• imitierstb. Wenn du nämlich großmütig bist und die Schuldigenc milder bestrafst, als sie es verdienend, wirst du sie von der Schlechtigkeit zur Reue führen.« I89 Der König lobte (die Antwort) und fragte den nächsten, wie er alles tun solle. Der aber antwortete, wenn er das Recht für alle gelten lassea, werde er alles recht tun in der Erkenntnis, daß Gott jeder Gedanke offenbar ist. »Setzt du an den Anfang die Gottesfurchtb, dann dürfte dir nichts mißlingen!« 190 Auch diesen nahm er sehr beifällig an und fragte einen anderen, wie er gleichgesinntea Freunde erhalten könne. Und jener sagte: »Wenn sie sehen, daß du für die von dir beherrschten Völker große Fürsorge zeigst. Du aber wirst dies tun, wenn du den Blick darauf richtest, wie Gott dem Menschengeschlecht Gutes tut, der ihnen Gesundheit, Nahrung und das übrige alles zur rechten Zeitb bereitet«. I 9 I Diesem stimmte er zu und fragte den nächsten, wie er bei den Audienzen und Entscheidungen hohes Ansehen auch bei den Abgewiesenen erlangen könne. Der aber sagte: »Wenn du in der Unterredung gegen alle gleich (gerechta) bist und nicht übermütig und (im Vertrauenb) auf die eigene Macht 1S7 a) Vgl. Philo Jos. 202. ISS a) Vgl. Ex 34,6; Sap 12,1Sf. b) Das Motiv der imitatio Dei durch den König stammt wahrscheinlich aus der pseudopythagoreisch-platonischen Literatur; vgl. Meisner I, S. 105ff. c) Zuntz cj. alTfovc;; codd. d;iovc;. d) Vgl. Isokrates II 23; Diodor I 7o,6; Ovid, Ex ponto I 2,123; Seneca dem. I 10,2 u. ö.; Isaios bei Stob. IV 7,25; Philo Jos. 221. 1S9 a) Vgl. Diodor I 70,5. b) Vgl. Prv 1,7. 190 a) Wir ziehen Wendlands Konjektur 6/lovoovc; vor; codd. O!loiovc;; Zuntz evv6ov!:. b) Vgl. Ps 144,15. 191 a) niiatv iaoc;; vgl. Schubart, W.: Das hellenistische Königsideal nach Inschriften und Papyri, Archiv für Papyrusforschung 1937, S. 7· b) Wendland cj. nenot&wc;; vgl. §§ 147f.

gegen die sich Verfehlenden vorgehst. 192 Dies wirst du aber tun, wenn du auf die göttliche Ordnung blickst. Denen, die es wert sind, werden nämlich (ihre) Bitten erfüllt, die Abgewiesenen aber werden durch Träume oder Taten auf das Schädliche ihrer Bitten für sie hingewiesen. Dabei schlägt Gott sie nicht nach ihren Verfehlungen oder nach seiner Machtfülle, sondern läßt Milde waltena.« 193 Auch diesen lobte er sehr und fragte den folgenden, wie er im Krieg ohne Niederlage bleiben könne. Der antwortete: Wenn er sein Vertrauen nicht auf Zahl und Stärke seiner Streitkräfte setze, sondern fortwährend Gott anrufe, damit er ihm, der stets gerecht handelt, die V arhaben ausführta. 194 Auch diesem stimmte er zu und fragte einen anderen, wie er den Feinden Furcht einflößen könne. Und der erwiderte: Wenn er sichtrotz gewaltiger Rüstung an Waffen und Streitkräften dessen bewußt sei, daß dies auf die Dauer doch nichts ausrichten könne. »Denn auch Gott flößt allen Menschen Furcht ein, obwohl er Aufschub gewährt und seine Macht (nur) andeutet.« 195 Auch diesen lobte er und fragte den nächsten, was für sein Leben wohl das beste sei. Und jener sprach: >>Die Erkenntnis, daß Gott alles beherrscht und daß wir bei den edelsten Taten nicht aus eigener Kraft die Beschlüsse ausführena, sondern Gott in seiner Macht alles vollendet und leitet.« 196 Er rief auch diesem zu, er habe wahr gesprochen, und fragte den nächsten, wie er sein Reich unversehrt erhalten und schließlich in demselben Zustand seinen Nachkommen hinterlassen könne. Der nun antwortete: Indem er Gott ständig darum bitte, gute Gedanken für seine künftigen Taten zu erhalten, und indem er die Kinder ermahne, durch Macht und Reichtum nicht überheblich zu werden. Denn Gott sei es, der dies schenke, und sie hätten nicht aus eigener Machtvollkommenheit die Herrschaft über alle. 197 Dem stimmte er zu und wollte von dem folgenden wissen, wie er die Schickungen gleichmütig ertragen könne. Jener aber sprach: »Wenn du zu der Auffassung gelangst, daß Gott alle Menschen dazu bestimmt hat, an den größten Übeln teilzuhaben wie auch an den Gütern, und daß sich kein Mensch dieser Teilhabe entziehen kanna. Gott aber verleiht Standhaftigkeit: ihn muß man anflehen.« 198 Er erkannte auch diesen freundlich an und sagte, sie hätten alle klug geantwortet. »Ich will aber nur noch einen befragen und dann aufhören, damit wir noch frohe Stunden beim Mahl verleben. An den folgenden sechs Tagen will ich von den übrigen noch mehr lernen.« Dann fragte er den Mann: »Was ist das Wesen der Tapferkeit?« 199 Der antwortete: 192 a) Vgl. §§ 313-316. 193 a) Vgl. Herodot 9,143; Xenophon Anabasis 3,1,4:tff.; :t Makk 8,18; vita 290; vgl. Meisner I S. 68f. 195 a) § r8; vgl. Porphyrios Mare. 282,6. 197 a) Vgl. Herodot 7,203,2; Meisner I, S. I Hf.

I

Makk 3,19; Josephus

»Wenn richtige Beschlüsse in gefährlichen Situationen nach V arsatz ausgeführt werden. Da du, König, richtige Beschlüsse faßt, wird dir von Gott alles zum Nutzen vollendet.« 200 Als aber alle zustimmten und dies durch ihren Beifall zeigten, wandte sich der König an die Philosophen, von denen nicht wenige dabei waren: »Ich glaube, diese Männer sind sehr tüchtig und von tiefem Wissen, da sie aus dem Stegreif solche Fragen richtig beantworten, wobei alle ihre Rede mit Gott beginnen.« 201 Der Philosoph Menedem von Erettiaa erwiderte: »In der Tat, König! Denn da die Vorsehung das All regiert und sie der richtigen Auffassung sind, daß der Mensch ein Geschöpf Gottes ist, folgt, daß alle Macht und Schönheit der Rede mit Gott einsetzt.« 202 Der König stimmte zu und beendete das Gespräch. Dann gab man sich den Tafelfreuden hin. In der Abenddämmerung wurde die Tafel aufgehoben. 203 Am Tage darauf nahm man wieder die gleichen Plätze ein und hielt das Mahl in derselben Ordnung. Als der König glaubte, es sei die rechte Zeit für Fragen an die Männer, wandte er sich an diejenigen, die hinter den am Vortage Befragten lagen. 204 Das Gespräch begann er mit dem elften; am Vortag waren nämlich zehn gefragt worden. Als es still wurde, fragte er, wie er reich bleiben könne. 20~ Der Befragte überlegte kurze Zeit und antwortete: Wenn er nichts der Herrschaft Unwürdiges tätea, sich keinen Ausschweifungen hingebe und keinen sinn- und nutzlosen Aufwand treibe, sondern seine Untergebenen durch Wohltaten zum Wohlwollenb gegen sich veranlasse. »Denn auch Gott ist für alle Urheber des Gutenc: ihm muß man nachfolgen.« 206 Der König lobte ihn und fragte den nächsten, wie er wahrhaftig sein könne. Er entgegnete darauf: »Indem du erkennst, daß das Lügen für alle Menschen schändlich ist, weit mehr aber (noch) für die Königea, denn sie können tun, was sie wollen: weshalb sollten sie da lügen? Dazu mußt du aber noch wissen, König, daß Gott die Wahrheit liebt.« 207 Auch diesem stimmte er lebhaft zu; dann blickte er den nächsten an und sagte: »Was ist die Lehre der Weisheit?« Dera gab zur Antwort: »Wie du nichts Schlechtes erleiden, sondern an allen Gütern teilhaben willst, - wenn du so gegen die Untergebenen handelst und die Missetäter- wieb die anständigen Leute- milde zurechtweistc. Denn auch .101 a) Menedem von Eretria, 337-.163, lebte zuletzt am Hofe des Antigonos Gonatas . .105 a) Vgl. Isokrates II 37· b) Vgl. Xenophon Kyropäd. 8,.1,22. c) Vgl. Isokrates V II7; Plato Sympos. 178 c; Lysias .1,16. Skard, E.: Zwei religiös politische Begriffe: Euergetcs- Concordia, Oslo 193.1, hat die Identität der Formel alno; dyafMiv mit dem Titel eveerhTJ' belegt. .zo6 a) Vgl. Arrian Anabasis praef . .z. 2.07 a) eree01; ist mit Mendelssohn zu tilgen. b) Mendelssohn cj. {J; codd. el. c) Zum Gebrauch der Goldenen Regel im Aristeasbrief siehe Meisner I, S. 9.1. 95· IH

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Gott führt alle Menschen mit Milde.« zo8 Er lobte ihn und fragte den hinter ihm, wie er menschenfreundlich sein könne. Und jener antwortete: »Wenn du siehst, daß das Menschengeschlecht langsam und unter größten Plagen aufwächst und geboren wirda. Aus diesem Grund darf man nicht leichtfertig strafen oder foltern, -(und) wenn du erkennst, daß das menschliche Leben aus Schmerzen und Qualen besteht. Bedenkst du nun dies alles, (dann) wirst du Barmherzigkeit üben, denn auch Gott ist barmherzig.« 209 Da erkannte er diesen an und erfragte von dem folgenden: »Was ist zum Regieren das Wichtigste?«- »Sich unbestechlich halten«, erwiderte er, »die meiste Zeit seines Lebens nüchtern sein, Gerechtigkeit ehren und ebensolche zu Freunden machen. Denn auch Gott liebt die Gerechtigkeit.« zio Er winkte auch diesem zu und sagte zum nächsten: »Worin besteht die Frömmigkeit?« Und jener sagte: »In der Auffassung, daß Gott ständig alles bewirkt und erkennt, und ihm kein Mensch, der ungerecht oder schlecht handelt, verborgen ist. Wie nämlich Gott der ganzen Welt Gutes erweist, so dürftest auch du ohne Fehl sein, wenn du ihn imitierst.« z Ir Da stimmte er ihm zu und fragte den nächsten: »Wie lautet die Definition der Königsherrschaft?« Der sagte: »Sich selbst recht beherrschena und nicht im Vertrauen auf Reichtum und Ansehenb etwas Unmäßiges und Unziemliches begehren, wenn du es recht bedenkst. Denn alles was du brauchst, steht dir zur Verfügung. Gott aber ist bedürfnislos und milde. Und so sei auch du gesinnt- freilich mit der Einschränkung, daß du (nur) ein Mensch biste- und erstrebe nicht vieles, sondern das zur Regierung Notwendige.« z I z Er lobte ihn und fragte den nächsten, wie er die besten Gedanken haben könnte. Da antwortete jener: Wenn er sich bei jeder Gelegenheit das Recht vor Augen halte und das Unrecht mit dem Verlust des eigenen Lebens gleichsetze. »Denn auch Gott verheißt den Gerechten immer die größten Güter.« z I 3 Diesen lobte er und fragte den folgenden, wie er ungestört schlafen könne. Der sagte: »Deine Frage ist schwer zu beantworten. Im Schlaf haben wir uns nämlich nicht unter Kontrolle, sondern werden von unberechenbaren Wahrnehmungen bedrängt. 214 Denn wir empfinden zwar die seelischen Eindrücke, als sähen wir (sie), irren jedoch, wenn wir vermeinen, auf Schiffen das Meer zu befahren oder uns im Fluge in andere Regionen zu bewegen und anderes dergleichen, - und doch nehmen wir an, daß es wirklich so sei. ZI ~ Soweit ich es überhaupt beurteilen kann, bin ich folgender Ansicht: Du mußt, König, auf jede Weise die Frömmigkeit 208 a) Vgl. Herodot 7,46. 210 a) Vgl. Epiktet 2,14,IIff.; siehe auch§ 234. 2 II a) Siehe zu § 222.

b) Wörtlich: von Reichtum und Ansehen bewegt. c) ~a1Maav ävfJewnor;.

zur Richtschnur deiner Worte und Taten machen, damit du dir bewußt bist, daß du dich tugendhaft hältst und weder ungerechtfertigt begünstigen willst noch gewaltsam das Recht aufhebst. 2.16 Womit sich ein jeder nämlich in wachem Zustand die meiste Zeit beschäftigt, das bewegt den Geist auch im Schlafa, Gott aber lenktalldein Handeln beim Wachen wie im Schlaf auf das Beste. Deshalb hast du auch in allem Bestand.« 2.17 Da applaudierte er auch diesem und sagte zu dem nächsten: »Da du als zehnter zu antworten hast, wollen wir uns, sobald du gesprochen hast, dem Mahl zuwenden.« Er fragte: »Wie kann ich alles unterlassen, was meiner unwürdig ist?« 2. I 8 Er antwortete: »Blicke stets auf deinen Ruhm und deine hohe Stellung, damit du dementsprechend sprichst und denkst und dir dessen bewußt bist, daß alle deine Untertanen über dich nachdenken und sprechen. 2.19 Du darfst nämlich nicht schlechter sein als die Schauspielera. Diese nämlich studieren die Person, die sie darstellen müssen, genau und benehmen sich dementsprechend. Du aber spielst keine Rolle, sondern bist in Wahrheit König, da Gott dir die Herrschaft verlieh, würdig deines Charakters.« 2.2.0 Nachdem der König längere Zeit laut und freudig Beifall gespendet hatte, ließ man die Männer ausruhena. Und als die (Gespräche) mit diesen beendet waren, wandten sie sich dem weiteren Verlauf des Mahls zu. 2.2. I Am folgenden Tag wurde dieselbe Ordnung eingehalten. Als der König meinte, es sei Zeit, etwas von den Männern zu erfragen, fragte er den ersten von denen, die noch zu befragen waren: »Welche ist die beste Herrschaft?« 2.2.2. Jener sagte: »Sich selbst zu beherrschen und den Begierden nicht nachzugebena. Denn alle Menschen haben von Natur aus das Verlangen nach irgend etwas. 2.2.3 Der Menge nun steht der Sinn nach Essen, Trinken und Lieben, den Königen aber gemäß ihrem hohen Rang nach Landerwerba. In allem jedoch ist Mäßigkeit gut. Was Gott gibt, das nimm und halte fest! Strebe aber nicht nach Unerreichbarem!« 2.2.4 Erfreut über diese Antwort fragte er den nächsten, wie er frei von Neid sein könne. Jener aber sagte nach einer kurzen Pause: »Vor allem, wenn du bedenkst, daß Gott allen Königen Ruhm und Reichtum in Fülle zuteilta und niemand von sich aus König ist. Alle wollen nämlich an dieser Ehre teilhaben, aber sie können es nicht, weil sie eine Gabe Gottes ist.«

a) Vgl. Herodot 7,16 2; Atticus bei Cicero de divin. 1,45 und resp. 6,10. a) Zum Schauspielervergleich vgl. Epiktet Encheir. 17 und Diogenes Laertios 7,16o. a) Der Text ist korrupt. a) Vgl. § 2II; Isokrates li 29. Siehe auch Gnomologium Vaticanum 743 ed. Sternbach Nr. 472. 223 a) Isokrates li 9 nennt als eine der Pflichten des Königs peyciÄ.7]V (SC. no.l.Lv) E'X J'''X(!ii(;

216 219 220 222

:IWiijC1at,

224 a) Vgl. Kallimachos in Jovem 84f.

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2.2. 5 Nachdem er den Mann eine ganze Weile gelobt hatte, fragte er den nächsten, wie er seine Feinde nicht zu fürchten brauche. Der aber antwortete: »Hast du gegen alle Menschen Wohlwollen gezeigt und Freunde erworbena, dann brauchst du nicht besorgt zu sein. Am besten aber ist es, Beliebtheit bei allen Menschenb als schönes Geschenk von Gott erhalten zu haben.« 2.2.6 Er stimmte ihm zu und ließ den nächsten auf die Frage antworten, wie er berühmt bleiben könne. Er sagte: Wenn er mit Gunst und Gnadenerweisen gegen die Menschen freigebiga sei, dürfte sich sein Ruhm nie mindern. »Rufe stets Gott an, damit dir das Erwähnte erhalten bleibt!« 2.2.7 Er stimmte diesem zu und fragte einen anderen: »Gegen wen muß man freigebig sein?« Jener antwortete: »Alle glauben, man müsse es gegen diejenigen sein, die zu uns freundlich sind. Ich vertrete dagegen die Auffassung, daß man gegen diejenigen großzügig und freigebig sein muß, die anderer Meinung sind, damit wir sie auf dieseWeise zur Pflicht und ihremeigenen Nutzen führena. Es ist aber nötig, Gott zu bitten, damit er dies vollendet, denn er beherrscht aller Sinn.« 2.2.8 Dem pflichtete er bei und ließ den sechsten auf die Frage antworten: »Wem muß man dankbar sein?« Jener aber antwortete: »Auf jeden Fall den Eltern, denn auch Gott hat über die Ehrung der Eltern ein sehr wichtiges Gebota erlassen. Unmittelbar danach stuft er die Freunde einb, wenn er den Freund dem eigenen Leben gleiche nennt. Du aber tust allen Menschen wohl und führst sie zur Freundschaft gegen dich.« 2.29 Auch diesem sprach er zu und befragte den nächsten: »Was ist genausoviel wert wie die Schönheit?« Der antwortete: »Frömmigkeit! Denn diese ist eine vorzügliche Schönheit. Ihre Wirkkraft aber ist Liebea, denn diese ist eine Gabe Gottes, welche auch du besitzt und in ihr alle Güter.« 230 Hoch erfreut applaudierte er und fragte den nächsten, wie er nach einer Niederlage wieder denselben Rang einnehmen könne. Der aber sagte: >>Du kannst gar nicht unterliegen, denn du hast bei allen (Menschen) Wohltaten ausgesät, die Zuneigunga sprießen lassen; diese überwindet die gewaltigsten Waffen und gewährt größte Sicherheit. 2.3 r Wenn aber welche unterliegen, dann dürfen sie das nicht mehr tun,

2.2.5 a) Zur Beziehung zwischen ei5vo&a und q!IÄ.la vgl. Albinos Didasc. 33 und Ps.-Piutarch, Consolatio ad Apollinium 102. c.

b) Wir streichen xal. 2.26 a) Vgl. Diodor 1,70,6. 227 a) Vgl. Gnomologium Vatic. Nr. 82, 370 und 508. 228 a) Ex 20,12; Dtn 5,16. b) Vgl. Ps.-Pythagoras Carmen aur. 1-8; Diogenes Laertios 8,23; Vgl. Meisner I, S. 66-69. c) Dtn 13,7· 229 a) V gl. 1 Klem 49,3 f. 230 a) Vgl. Isokrates II 21 und Diogenes Laertios 1,97 = Gnomologium Vatic. Nr. 451

(Periander).

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weswegen sie besiegt wurden, sondern Freundschafta erwerben und recht tun. Täter guter Werke und nicht des Gegenteils zu sein ist aber eine Gabe Gottes.« 232 Er stimmte diesem zu und fragte den nächsten, wie er frei von Schmerz sein könne. Der aber sprach: Wenn er der Gerechtigkeit folgend niemandem schade und allen nütze, denn deren Früchte bewirkten Freiheit von Schmerz. 2 33 »Gott aber muß man anflehen, damit uns nicht unverhoffter Schaden trifft wie Todesfälle, Krankheiten, Schmerzen und dergleichen. Weil du aber fromm bist, dürfte dir nichts davon zustoßen.« 234 Auch diesen lobte er sehr und fragte den zehnten: »Was ist der höchste Ruhm?« Der antwortete: »Gott zu ehren! Dies geschieht aber nicht durch Gaben und Opfer, sondern durch die Reinheit der Seele und der frommen Auffassung, wie von Gott alles nach seinem Willen bereitet und verwaltet wirda. Diese Überzeugung vertrittst auch du beharrlich, wie für alle aus deinen früheren und jetzigen Taten ersichtlich ist.« 2 3 5 Mit lauter Stimme dankte der König ihnen allen und lobte sie, wobei die (übrigen) Anwesenden mit einstimmten, besonders jedoch die Philosophen. Denn sowohl in der Lebensführung als auch in der Redekunst waren sie ihnen weit voraus, da sie (stets) Gott an den Anfang setztena. Danach begann der König, (ihnen) freundlich zuzutrinken. 236 Am nächsten Tag fand das Gastmahl in derselben Ordnung statt. Als es für den König an der Zeit war, befragte er die nächsten hinter denen, die schon geantwortet hatten. Er fragte aber, ob Klugheit lehrbar sei. Der antwortete: »Die Seele ist durch göttliche Macht so eingerichtet, daß sie alles Schöne aufnimmt, das Gegenteil aber zurückweist.« 237 Er stimmte zu und fragte den folgenden: »Was trägt am meisten zur Gesundheit bei?« Jener antwortete: »Besonnenheit. Diese aber kann man nicht erlangen, wenn nicht Gott das Denken darauf lenkt.« 238 Er pßichtete ihm bei und fragte den nächsten, wie er den Eltern den schuldigen Dank abstatten könne. Dieser sagte: »Indem du sie nicht bettübsta. Das ist aber nur möglich, wenn Gott Führer des Geistes zum Besten wird.« 239 Er nickte diesem zu und fragte den nächsten, wie er ein guter Zuhörer sein könne. Jener erwiderte: »Indem du begreifst, daß es nützlich ist, alles zu wissen, damit du je nach den Umständen etwas von dem Gehörten auswählst und

2.31 a) Vgl. § 225. 2.34 a) Vgl. § 210; Seneca epist. 95,50; Epiktet 2.,14,IIlf.; Zaleukos bei Diodor u,zo,z und Stob. IV 2,19; Porphyrios Mare. 2.85,14; Philo virt. 216. Vielleicht folgt Ps.-Aristeas hier einer nichtakademischen Auslegung des 10. Buches der platonischen Gesetze; siehe auch Meisner I, S. 71-75. 2.35 a) Vgl. § 200. Der Satz darf als literarischer Hinweis verstanden werden: mit der Erwähnung

Gottes übertrifft der Jude Ps.-Aristeas die griechische(n) Vorlage(n). 238 a) Vgl. Sir 3,12. und »Anaximenes« bei Stob. IV 2.5,37.

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anwendest, so daß mit Gottes Hilfe den Schicksalsschlägen begegnet werden kann. Das heißt, daß die Taten von ihm vollendet werden.« 240 Diesen lobte e:r und fragte den nächsten, wie er nichts Ungesetzliches tun könne. Darauf antwortete er: »Wenn du erkennst, daß Gott den Gesetzgebern (ihre) Gedanken gab, um Menschenleben zu :rettena, dürftest du ihnen wohl folgen.« 241 Er akzeptierte ihn und sprach zu dem nächsten: »Welchen Nutzen hat Verwandtschaft?« Der antwortete: Wenn wir bei (ihrem) Unglück glauben, (selbst) einen Verlust zu erleiden, und traurig sind wie sie, dann zeigt sich die Kraft der V e:rwandtschaft. 242 Handelt man so, dann wird man wachsendes Ansehen bei ihnena gewinnen; denn freundlich gewährte Hilfe läßt wie von selbst ein völlig unzerreißbares (Band) entstehen. Geht es ihnen aber gut, dann soll man nichts von ihnen verlangen, sondern Gott bitten, (ihnen) alles Gute zu geben.« 243 Er stimmte ihm ebenso zu wie jenen und fragte einen anderen: »Wie entsteht Furchtlosigkeit?« Der sagte: »Indem man sich keiner Übeltat bewußt ista, weil Gott in allen Fällen zu richtigen Beschlüssen lenkt.« 244 Er stimmte diesem zu und fragte einen anderen, wie e:r die rechte Geisteshaltung gewinnen könne. Der antwortete; wenn e:r die Unglücksfälle der Menschen stets vor Augen habe und dabei erkenne, daß Gott die Glücksgüter nimmt und andere zu Ruhm und Ehren füh:rta. 245 E:r stimmte auch diesem lebhaft zu und ließ den nächsten (auf die Frage) antworten, wie e:r sich nicht dem Leichtsinn und den V e:rgnügungen hingeben könne. Indem e:r sich vergegenwärtige, antwortete dieser, daß e:r ein :riesiges Reich beherrsche und viele Völker :regiere und daß er seinen Sinn auf nichts anderes :richten dürfe, als für sie zu so:rgena. Gott aber müsse er bitten, daß er keine Pflicht versäume. 246 Er lobte auch diesen und fragte den zehnten, wie e:r jene erkennen könne, die hinterlistig gegen ihn handelten. Der erwiderte darauf: Wenn e:r darauf achte, daß die Leute seiner Umgebung einen ehrenhaften Lebenswandel führten und die :rechte Ordnung bei Begrüßungen, Konsultationen und dem sonstigen V e:rkeh:r einhielten, und daß sie nicht in den Höflichkeitsformen und in ihrem sonstigen Benehmen übertrieben. 247 »Gott aber wird dich, Majestät, zum Besten führen.« Der König applaudierte allen und lobte jeden einzelnen, und die (übrigen) Anwesenden taten dasselbe; dann widmete man sich den Tafelfreuden. 248 Am folgenden Tag fragte er zum bestimmten Zeitpunkt den nächsten: »Welches ist die größte Nachlässigkeit?« Darauf antwortete dieser: »Wenn

240 243 244 245

a) a) a) a)

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

§ Z79· Gnomologium Vaticanum Nr. 147· Philo somn. I 153-156. Isokrates II 10.

einer sich nicht um seine Kinder kümmert und sich nicht bemüht, (sie) auf jegliche Weise zu erziehen. Denn wir beten immer zu Gott, nicht so sehr für uns selbst als für unsere Nachkommen, daß sie alle Güter besitzen mögen. Jedoch zu sehen, daß die Kinder besonnen werden, das geschieht durch Gottes Macht.« 249 Er sagte, er habe gut gesprochen, und fragte einen anderen, wie er Liebe zur Heimat empfinden könne. »Wenn man sich vorstellt«, antwortete der, »daß es schön ist, in der Heimat zu leben und zu sterben. Das Exil bringt dagegen den Armen Verachtung und den Reichen Schande, als wären sie wegen einer Schlechtigkeit verbannt worden. Wenn du allen Gutes erweist, wie du dies dauernd tust, weil Gott dir Ansehen bei allen verschafft, wirst du deine Heimatliebe zeigen.« 250 Als er diesen angehört hatte, fragte er den folgenden, wie er sich mit (seiner) Frau gut vertragen könne. »Wenn du erkennst, daß das weibliche Geschlecht dreist ist«, gab er zur Antwort, »energisch bei der Durchsetzung seines Willens, leicht umgestimmt durch Trugschlüsse und von schwacher Konstitutiona. Man muß nur vernünftig (mit ihm) umgehen und jeden Streit aus dem Wege gehen. 2 51 Ein Lebensweg verläuft nämlich gradlinig, wenn der Steuermann weiß, auf welches Ziel er Kurs halten muß. Wenn man aber Gott anruft, wird auch das Leben in jeder Hinsicht gesteuert.« 2 52 Er sprach ihm seine Anerkennung aus, und fragte den nächsten, wie er Fehler vermeiden könne. Der antwortete: »Wenn du alles gewissenhaft, mit Überlegung und ohne auf Verleumdungen zu hören tust, vielmehr selber das Gesagte prüfst, Gesuche nach (eigenem) Urteil entscheidest und (auch) ausführen läßt: Dann«, sagte er, »dürfte dir, Majestät, kein Fehler unterlaufen. Dies zu beabsichtigen und danach zu handeln ist aber Werk der göttlichen Macht.« 253 Von diesen Worten sehr angetan, fragte er den nächsten, wie er frei von Zorna werden könne. Darauf sagte er: Wenn er erkenne, daß alle unter seiner Gewalt stehen und, wenn er dem Zorn nachgeben würde, er die Todesstrafe verhängen könne. Doch sei es ja nutzlos und leidvoll, wenn er allein wegen seiner Herrschaft viele des Lebens beraube. 2 H Doch da alle untertan seien und sich ihm niemand widersetze, weshalb solle er noch zornig werdena? »Man muß aber erkennen, daß Gott die Welt gütig und ohne jeden Zorn regiert; ihm mußt du folgen, König«, sagte er. 2 55 Er sagte, er habe zutreffend geantwortet, und fragte den nächsten: »Was heißt gut beraten sein?«- »Alles mit Überlegung richtig zu machen«, antwortete er, »also beim Entschluß auch das Schädliche der gegenteiligen Meinung zu vergleichena, damit wir nach Abwägung 250 a) Vgl. 253 a) Vgl. 254 a) Vgl. 255 a) Vgl.

Plato resp. 455 d e; Aristoteles Politik 1252b 5 und 1259b If. Isokrates II 23. Aristoteles fr. 659 Rose; Sap 12,16. Isokrates 111 8.

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aller Möglichkeiten wohl beraten sind und unser Vorhaben gelingt. Am besten ist es aber wieder, wenn dir als einem Frommen durch Gottes Macht jeder Beschluß vollendet wird.« 2 56 Er sagte, auch dieser habe recht, und fragte einen anderen: »Was ist Philosophie?«- »In jeder Situation vernünftig überlegen und sich nicht durch Leidenschaften fortreißen lassena«, antwortete er, »sondern die schädlichen Folgen der Begierden bedenken und maßvoll das jeweils Erforderliche tun. Damit wir aber darauf achten, müssen wir Gott bitten.« 2 57 Er nickte auch diesem zu und fragte den nächsten, wie er im Exila Anerkennung finden könne. Wenn er sich allen Menschen gleichstelle, antwortete er, und sich eher geringer als seine Gastgeber zeige denn ihnen überlegen. »Denn auch Gott pflegt seiner Natur gemäß das anzunehmen, was sich erniedrigt, und die Menschen sind freundlich zu den Untergebenen.« 258 Diesem stimmte er zu und fragte einen anderen, wie das, was er erbaue, auch noch später Bestand haben könne. Darauf antwortete der: Wenn er es groß und prächtig ausführen lasse, so daß die Betrachter es wegen seiner Schönheit schonend behandeltena; (wenn) er keinen der Künstler mißachte und auch die anderen (Arbeiter) nicht zwinge, ohne Lohn Frondienste zu leistenh. 259 Wenn er nämlich bedenke, wieviel Fürsorge Gott dem Menschengeschlecht angedeihen läßt, indem er es mit Gesundheit, Sinnesschärfe und dem übrigen ausstattet, werde er selbst dementsprechend handeln und ihre Mühen vergelten. »Denn was in Gerechtigkeit vollendet wird, das hat auch Bestand.« 26o Er sagte, auch dieser habe gut gesprochen, und fragte den zehnten: »Was ist die Frucht der Weisheit?« Der aber sagte: »Sich dessen bewußt zu sein, nichts Schlechtes getan zu haben, und das Leben in Wahrhaftigkeit zu führen. 261 Daraus erwachsen dir, größter König, nämlich höchste Freude, seelische Beständigkeit und, wenn du deine Herrschaft fromm ausübst, schöne Hoffnungen bei Gott.« Als sie dies härten, stimmten alle mit lautem Beifall zu. Und danach begann der König, ihnen voll Freude zuzutrinken. 262 Am nächsten Tag wurde das Gastmahl in derselben Ordnung wie an den vorigen fortgesetzt, und als die Zeit gekommen war, befragte der König die übrigen. Den ersten fragte er aber, wie era Hochmut vermeiden könne. 263 Und er antwortete: Wenn er die Gleichheit bewahre und sich stets dessen erinnere, daß er als Mensch Menschen regiere. »Und Gott vernichtet die Hochmütigen, die Barmherzigen und Demütigen aber erhöhta er.« 256 a) Siehe zu § 222. 257 a) ~evtrela, vgl. Zuntz AS I, S. 24. Wendland: auf Reisen; Pelletier: chez !es etrangers. 258 a) Vgl. Isokrates li 19. b) V gl. Aristoteles Politik 1313 b I 8 ff. 262 a) Zuntz streicht Ttmnd dich von Gerechtigkeit leiten läßt, wie du es ja schon tust, da Gott dir Einsicht verleiht.« 268 Er erkannte diesen freundlich an und fragte den nächsten: »Worüber muß man trauern?« Darauf antwortete er: »Wenn wir sehen, daß schweres Geschick lang andauernd und ohne Hoffnung die Freunde trifft. Denn über V erstorbene und von ihren Leiden Erlöste zu trauern, verbietet die Vernunft. Doch die Menschen trauern alle nur, weil sie an sich und den eigenen Vorteil denken. Allem Unglück aber zu entfliehen, das geschieht durch Gottes Macht.« 269 Er sagte, er habe richtig geantwortet, und fragte den nächsten: »Wie entsteht Schande?« Jener aber sagte: »Wenn Hochmut und hartnäckiger Übermut die Oberhand haben, dann wächst Ehrlosigkeit und schwindet das Ansehen. Gott aber ist Herr allen Ruhmes und wendet sich zu, wem er will.« 270 Auch dessen Antwort bekräftigte er und fragte den nächsten: »Wem darf man sich anvertrauen?« »Denen«, antwortete er, »die mit dir aus Anhänglichkeit zusammen sind und nicht aus Furcht oder Eigennutz oder die nur auf Gewinn aus sind. Denn dieses ist ein Zeichen der Liebe, jenes aber von schlechter Gesinnung und Liebedienerei. Wer nämlich nur auf seinen V orteil sieht, neigt auch zum V errat. Dir aber sind alle wohlgesonnen, weil Gott dir guten Rat eingibt.« 271 Er sagte, er habe klug geantwortet, und fragte den nächsten: »Was erhält die Herrschaft?« Darauf antwortete er: »Sorgfältig darauf zu achten, daß die Beamten den Untertanen kein Unrecht zufügen. Und so tust du schon, da Gott dir diesen wichtigen Gedanken eingibt.« 272 Er sprach ihm aufmunternd zu und 1.66 a) Der Text ist wahrscheinlich korrupt.

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fragte den nächsten: »Was erhält Ansehen und Ehre?« Der antwortete: »Tüchtigkeit: denn sie vollendet die guten Werke und weist das Böse zurück. So bewahrst auch du gegenüber allen deine tugendhafte Gesinnung, weil du diese Gottesgabe besitzt.« 2.73 Auch diesen nahm er freundlich an und fragte, weil es ja zwei mehr als siebzig waren, den elften, wie er auch im Krieg seinen Seelenfrieden behalten könne. Der antwortete: »Wenn du dir bewußt bist, daß keinem der Untertanen ein Leid angetan wurde, sondern alle sich wegen (seiner) Wohltaten anstrengen, da sie wissen, daß du, auch wenn sie stürben, für den Unterhalt (ihrer Familien) sorgst. 2.74 Denn du läßt nicht ab, allen zu helfen, weil Gott dir edle Gesinnung verliehen hat.« Er winkte ihm applaudierend zu und erkannte sie alle freundlich an; dann öffnete er das Gelage, indem er jedem einzelnen reichlich zutrank, und er verkehrte fröhlich und sehr vergnügt mit den Männern. 2.75 Am siebenten Tag wurden größere Vorbereitungen getroffen, weil noch viele andere aus den Städten hinzukamen - es waren nämlich viele Gesandte da -; und als es an der Zeit war, fragte der König den ersten von den übrigen, die noch zu befragen waren, wie man ihn nicht täuschen könne. 2.76 Jener antwortete: »Prüfe den Redner, seine Rede und worüber er spricht, und frage nach längerer Zeit dasselbe noch einmal auf andere Weisea. Scharfer Verstand aber und die Fähigkeit, alles beurteilen zu können, sind schöne Gaben Gottes, wie du, Majestät, sie schon besitzt.« 2.77 Der König applaudierte laut und fragte den nächsten: »Weswegen nehmen die meisten Menschen keine Tugend an?«- }}Weil von Natur aus alle unmäßig sind«, sagte er, }mnd den Lüsten zuneigena, aus denen Unrecht und Habgier entstehen. 2.78 Eine tugendhafte Haltung hindert jedoch, sich in Schwelgerei zu verlieren, und gibt Enthaltsamkeit und Gerechtigkeit den Vorrang. Dies alles aber lenkt Gott.« 2.79 Der König sagte, dieser habe gut geantwortet, und fragte den nächsten: }}Wem müssen die Könige folgen?« Der aber sagte: }}Den Gesetzen, damit sie durch rechtliches Handeln das Leben der Menschen errettena. Weil du einem göttlichen Befehl folgst und dies schon tust, hast du dir ewiges Andenken gesichert.« 2.80 Er sagte, auch dieser habe gut gesprochen, und fragte den folgenden: }}Wen muß man als Statthaltera einsetzen?« Der antwortete: }}Die das Schlechte hassenb und, indem sie deine Lebensführung imitieren, recht tun, so daß sie immer über einen guten Ruf verfügen. Doch so handhabst du es schon«, sagte er, }}größter König, da Gott dir den Kranz der Gerechtigkeit