188 79 36MB
German Pages 187 Year 2019
Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit
Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit
Herausgegeben von Werner Georg Kümmel (†) in Zusammenarbeit mit Christian Habicht, Otto Kaiser (†), Otto Plöger (†) und Josef Schreiner (†)
Band II · Lieferung 2 Gütersloher Verlagshaus
Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit Band II
Unterweisung in erzählender Form Christian Dietzfelbinger Pseudo-Philo: Antiquitates Biblicae (Liber Antiquitatum Biblicarum)
1979 Gütersloher Verlagshaus
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.
Die Abkürzungsverzeichnisse befinden sich in der ersten Lieferung dieses Bandes.
Copyright © 1975 Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen. Satz: Mohndruck GmbH, Gütersloh ISBN 978-3-641-24795-9 www.gtvh.de
Christian Dietzfelbinger Pseudo-Philo: Antiquitates Biblicae (Liber Antiquitatum Biblicarum)
Inhalt Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Übersetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Namenregister. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bibelstellenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
91 102 265 269
Einleitung I.
Zur Einführung
Zwischen den beiden großen jüdischen Aufständen gegen die Römer in Palästina, also zwischen den Jahren 73 und r 32 n. Chr., muß die Schrift entstanden sein, die man die Antiquitates Biblicae (oder den Liber Antiquitatum Biblicarum) nennt und die man früher auf Philo von Alexandrien zurückgeführt hat. Man weiß heute, daß der große jüdische Philosoph als V erfass er der AntBibl nicht in Frage kommt, daß ein Unbekannter, wahrscheinlich ein pharisäischem Denken nahestehender Gelehrter, das Werk verfaßt haben muß. Es ist der geschichtlichen Situation verpflichtet, in der es entstanden ist: Der Tempel ist zerstört, das Priestertum vernichtet, der Kultus unmöglich geworden. Nichts ist Israel geblieben als das Gesetz, der Bund Gottes, der die Gehorsamsforderung einschließt. Damit ist Israel alles geblieben. - Hier stehen wir im Zentrum der AntBibl. Getrieben von dem Willen, das Gesetz vom Sinai, den Bund Gottes mit Israel, als die entscheidende Kraft in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Israels zu erweisen, ordnet der V erfass er die gesamte Geschichte Israels eben diesem Gesichtspunkt unter. An der Treue zu dem durch das Gesetz vermittelten Bund entscheidet sich das Schicksal Israels: Bewahrt es den Bund, so bleibt es selbst bewahrt; bricht es den Bund, so muß es selbst zerbrechen. Aberund hierin gipfeln die Gedankengänge des Verfassers - die Treue Gottes hält sich selbst durch die Untreue Israels durch: sie bietet dem Volk auch nach dem Treubruch wieder das Gesetz und seine Möglichkeiten an. Mußte die Katastrophe der Jahre 66-73 n. Chr. als Folge des Treubruches verstanden werden, als endgültige Antwort Gottes auf den dauernden Ungehorsam Israels, als eine Antwort, die keine Hoffnung mehr läßt, so will der Verfasser eben in solcher Lage und solchem Denken gegenüber Hoffnung erwecken: Gott kann sich nicht zur definitiven Verwerfung Israels entschließen, so hart seine Gerichte dem Volk zusetzen. Wieder stellt er das Volk vor das Gesetz, gewährt er ihm den im Gesetz beschlossenen Bund. Denn er hat die Verherrlichung Israels zum Ziel, ein Ziel, für das er Israel aufbewahrt und das mit der eschatologischen Wende erreicht wird. In einen weiten Bogen stellt der Verfasser seine Mahnung und Verheißung. Er setzt mit Adam ein, mit der Schöpfung der Welt, und versucht, die gesamte Geschichte Israels unter der bedrängenden Frage von Gehorsam und Ungehorsam zu erfassen, zu ordnen und zu deuten. Vermutlich sollte der Bogen bis zur Zerstörung Jerusalems 587 v. Chr. reichen, der Vorausdarstellung jener anderen, vom Verfasser vielleicht selbst miterlebten Zerstörung des Jahres 70 n. Chr. Aber mit der Erzählung vom Tod Sauls endet das Buch: es ist uns nur als Fragment überliefert. (Zur Frage des Schlusses siehe Nr. 5). Die Geschichte in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als Raum göttlichen Anspruchs und menschlicher Antwort, göttlicher Verheißung und menschlichen Versagens, göttlicher Treue und menschlichen Überlebens kraft dieser Treuediese Sicht der Geschichte den Lesern verpflichtend zu machen ist die Absicht
des Verfassers. Er schreibt also ein ganz und gar jüdisches Buch. Die Geschichte anderer Völker und Gruppen berührt ihn nur ganz am Rand. So erscheint auch das junge Christentum nicht einmal als Gegenstand der Polemik, und die Idee eines Messias ist wahrscheinlich bewußt ausgeklammert worden, vermutlich wegen des Mißbrauches, den man in der Vergangenheit mit dieser Idee getrieben hat, und nicht wegen der christlichen Verkündigung vom schon gekommenen Messias. - Aber es muß die frühe christliche Kirche gewesen sein, die das ursprünglich hebräisch geschriebene, dann ins Griechische übersetzte Buch als traditionswürdig vor Verlust und V ergessenwerden bewahrt hat. Im 3. oder 4· Jh. n. Chr. ist es vermutlich von einem lateinisch sprechenden Christen ins Lateinische übersetzt worden. Nur in lateinischen Handschriften ist es uns erhalten. 2.
Ursprache und Übersetzungen•
Das Latein, in dem die AntBibl erhalten sind, entspricht dem der vorhieronymischen Bibelübersetzungen•. Dazu kommt eine auffallende sprachliche Ähnlichkeit mit den lateinischen Fassungen der Jub, der AssMos, der AscJes und vor allem des 4 Esr. Da die Entstehung dieser Fassungen im 5· Jh. anzusetzen istl, muß auch die lateinische Niederschrift der AntBibl in diesem Zeitraum stattgefunden haben. Aber dieser lateinischen Fassung liegt eine ältere griechische Gestalt zugrunde. Das zeigt sich etwa daran, daß griechische Vokabeln unübersetzt übernommen, daß Eigennamen vielfach in ihrer griechischen Form wiedergegeben werden und daß manche lateinischen sprachlichen Wendungen exakt übereinstimmen mit den entsprechenden Wendungen der LXX 4. Indes läßt sich feststellen, daß der lateinische Text der AntBibl, wo er das AT zitiert, sich mehr als auf LXX auf den hebräischen Text stützt!. Vor allem fällt auf, daß Pseudo-Philo gewisse Änderungen der LXX gegenüber dem hebräischen Text nicht mitmacht 6 • Diese Beobachtungen führen zu der Erkenntnis, daß die Ursprache der AntBibl das Hebräische war. Angesichts der vielen Namen, die hebräischen Klang tragen, der semitisierenden Satzverbindungen, des häufig in I. Vgl. den zusammenfassenden Bericht bei Kisch, S. I5-I8, Dietzfelbinger, S. I67f. und Dekor, Sp. 1367ff. 2. Cobn, S. 329-331. Dazu und zum folgenden vgl. Harrington, in: HThR 63 (I970), S. 503ff. 3· Littmann, bei Kautzsch AP Il, S. 36; Clemen, bei Kautzsch AP II S. 316; James, S. 54· 4· Cohn, S. 307f.; James, S. 269-271. 5· Cobn, S. 308-311.- Zum Problem des Bibeltextes bei Pseudo-Philo vgl. Harrington, in: CBQ 33 (1971), S. I ff. Rarrington versucht hier nachzuweisen, daß die alttestamentlichen Zitate in der lateinischen Fassung der AntBibl sich nicht an einer altlateinischen Übersetzung ausrichten, sondern direkte Übersetzungen aus einer griechischen Vorlage seien. Aber auch der griechische Übersetzer der AntBibl habe die alttestamentlichen Zitate im allgemeinen nicht der LXX entnommen, sondern aus seiner hebräischen Vorlage übersetzt. Diese hebräische Vorlage sei nicht identisch mit dem masoretischen Text, sondern gehöre der palästinischen Textgruppe an. 6. Cohn, S. 31of.
der lateinischen Fassung durchschimmernden hebräischen Infinitivus absolutus (etwa 6,14·15), der Übernahme des hebräischen lemor durch dicens bzw. dicentes (etwa 6,1o; 9,10), der häufigen Anwendung des hebräischen hOsip durch adiicere bzw. apponere?, des vielfach gebrauchten ecce und anderer Redewendungen 8 ist der Schluß unumgänglich, daß die AntBibl ursprünglich hebräisch geschrieben waren9. Auf den Übersetzer ins Griechische gehen die oben erwähnten griechischen Sprachmerkmale ebenso wie die Anklänge an die LXX zurück•o. Die griechische Version dürfte nicht lange nach der hebräischen Niederschrift entstanden sein, wohl aus dem Bedürfnis heraus, das Werk auch der griechisch sprechenden jüdischen Diaspora zugänglich zu machen. Und in griechischer Sprache dürfte es verhältnismäßig früh von einem freilich nicht bestimmbaren Teil der christlichen Kirche rezipiert worden seinii. Im Mittelalter waren die AntBibl in ihrer lateinischen Gestalt nicht unbekannt• 2 • Erstmals im Druck herausgegeben wurden sie 1527 in Basel von Johannes Sichardus'l. Es warM. R. James, der im Jahr 1917 die AntBibl erstmalig in eine moderne Sprache, nämlich ins Englische, übertrug. Paul Rießler fertigte 1928 eine deutsche Übersetzung an'4. Während Rießler sich auf den lateinischen Erstdruck von 15 27 stützte, zog James für seine Übersetzung eine Auswahl von Handschriften heran, die von der editio princeps abwichen. Im Jahr 1949 veröffentlichte Guido Kisch eine kritische Ausgabe der AntBibl unter dem Titel »Pseudo-Philo's Liber Antiquitatum Biblicarum«, in der er sich von der Bevorzugung der editio princeps abwandte; er nahm die Admonter Handschrift als Basis für seine Textausgabe'l. Nur in seltenen und dann eigens im kritischen Apparat begründeten Fällen nahm er Lesarten aus anderen Handschriften in den Text'6. Insgesamt bietet Kisch in seinem Apparat den Text von vier Handschriften der editio princeps, dazu Varianten von sechs weiteren Handschriften'?. So ist eine Ausgabe entstanden, die einen relativ zuverlässigen Text bietet, wenn auch gewisse Emendationen durch einen künftigen Vergleich mit anderen, noch nicht bearbeiteten Handschriften nicht ausgeschlossen sind• 8 • 7· Dietzfelbinger, S. 196f. 8. Cohn, S. 31.zf. 9· Harrington, in: HThR 63 (1970), S. 512ff., zeigt, daß tatsächlich ein hebräisches, nicht etwa ein aramäisches Original zugrunde lag. Mit unzureichenden Gründen bezweifelt von Feldman, S. XXVIf. 10. Cohn, S. 31d. II. So Cohn, S. 314·327· Allerdings findet sich in der frühchristlichen Literatur kein hebräisches oder griechisches Zitat aus den AntBibl. 12. James, S. 8-12; Kisch, S. 18-22. Cohn: Pseudo-Philo und Jerachmeel, in: Festschrift zum siebzigsten Geburtstag Jakob Guttmanns, Leipzig 1915, S. 173-185, weist nach, daß im Mittelalter nur noch die lateinische Fassung bekannt war. 13. Ausführlich berichtet Kisch, S. 31-47, über die editio princeps. 14. Siehe Literaturverzeichnis. 15. Kisch, S. 67.94. 16. Kisch, S. 94f. 17. Kisch, S. 96. I 8. An dieser Stelle muß ich meinem Dank Ausdruck geben einmal gegenüber Professor Louis H. Feldman, New Y ork, der mir Einblick in seine Arbeit gab, lange bevor sie gedruckt war, der
93
J· Die Handschriften
Eine Liste und Besprechung der zur Zeit bekannten Handschriften druckt Kisch, S. 23-28, ab, während sich die Sigla der im Textteil und im kritischen Apparat benutzten Handschriften auf S. 108 finden. - Feldman, S. XVIf., referiert über drei weitere Manuskripte, deren Existenz erst in jüngerer Zeit aufgedeckt worden ist. Es sind dies : der Codex S. Petri Salisburgensis (Salzburg, Erzabtei St. Peter), aus dem 13. Jh.; der Codex Runensis (Rein, Stiftsbibliothek), ebenfalls aus dem 13· Jh.; der Codex Gottwicensis 246 (254) (Gottweig, Stiftsbibliothek), der dem 15. Jh. angehört. Alle vorhandenen Abschriften der AntBibl haben ihre Entstehungszeit im Mittelalter und ihren Entstehungsort im deutschsprachigen Raum'9. Ihnen allen liegt ein einziger lateinischer Archetypus zugrunde, der verlorengegangen ist, der aber sämtlichen bekannten Handschriften seinen Stempel aufgedrückt hat' 0 • Eine Analyse des Admonter Manuskripts hat Kisch zu dem Schluß geführt, daß ihm die größte Nähe zu dem Archetypus zuzuerkennen sei". Darum machte er mnd nun schwinden wir dahin«. 122
setzen, daß nicht ein Mann sich seiner Frau nahe, damit nicht die Frucht ihres Leibes entehrt werde und unser Fleisch und Blutd den Götzenbildern diene. Besser ist es nämlich, ohne Söhne zu sterben, bis wir wissen, was Gott tute.« 3 Da antwortete Amram• und sprach: »Eher geschieht esb, daß die Welt gänzliche abnimmt oder der Weltkreis ins Unermeßliche stürztd oder das Herz der Unterwelt die Sterne berührt, als daß das Geschlecht der Söhne Israel abnimmt. Und es wird geschehen, daß erfüllt wird der Bund, den schließend Gott zu Abraham sprach und sagte : >Gewiß werden deine Kinder wohnene in einem Land, das nicht das ihre istf, und sie werden in die Knechtschaft gebracht und bedrückt werden 400 Jahre lang.< Und siehe, seit die Rede Gottes, die er zu Abrahamg sprach, empfangen worden isth, sind es 3 50 Jahre. Seit dem, daß wir in Ägypten dienen, sind es 130 Jahrei. 4 Darum werde ich jetzt nicht bleiben bei dem, was ihr bestimmt, sondern ich werde zu meiner Frau eingehen und sie nehmen und Söhne machen, damit wir uns ausbreiten über die Erde. Gott wird nämlich nicht bleiben in seinem Zorn und nicht immer wird er sein Volk vergessen und nicht wird er das Geschlecht> Israel zu nichts auf die Erde werfen und nicht hat er für nichts den Bund mit unseren Vätern geschlossen, und als wir noch nicht waren, hat Gott doch (schon) von diesen (Dingen) gesprochen. 5 Darum werde ich jetzt gehen und meine Frau nehmen und den Befehlen des Königs nicht beipflichten. Und wenn es c) Text: terminos; vgl. III 2 c. d) Text: viscera; im zweiten Satz von IX 2 steht viscera in der Bedeutung »Mutterleib«. e) Vgl. Ginzberg, V, S. 394f. 3 a) So heißt Moses Vater auch Ex 6,2o; Jub 46,ro; 47,9; Ant II 9,3 und in der rabbinischen Literatur. b) Text: ce!erius est. James: It will sooner come to pass. c) Text: in victoria (vgl. XII 6), entstanden aus der falschen Übertragung des hebräischen !anardfi (in Ewigkeit) in dc; vixoc:;; vgl. Lk r8,5 und Blaß-Debrunner: Grammatik § 207,3. d) Möglicherweise ist zu lesen: immensurabi!is mundus incidat (James, S. 44.250). James vermutet dahinter den Begriff 6 alwv 6 fliyac; aus Hen(gr) r6,r. e) Text: habitando habitabunt (Infinitivus absolutus). f) Text: in terranon sua. g) Vgl. Gen Ij,I3, aber auch Ex 12,40. h) Text: inventus est. Feldman, S. XCI, vermerkt die ansprechende Vermutung Strugnells, daß in der griechischen Vorlage eeeiff1) (wurde gesprochen) gestanden habe, das in EV[!E&1] verschrieben wurde. i) Vermutlich hat Pseudo-Philo die Zeitangaben von Gen Ij,I3 und Ex 12,40 ineinandergeschoben. Den Zeitraum von 400 Jahren hat er mit Isaaks Geburt beginnen lassen, dann aber die Zeit zwischen Isaaks Geburt und dem Gottesspruch an Abraham (30 Jahre) nicht berücksichtigt. Berücksichtigt man aber diese 30 Jahre, dann sind zu den 50 Jahren, die nach dem obigen Text bis zur Befreiung noch ausstehen, die 30 Jahre hinzuzuzählen; so kommt man in Einklang mit der Tradition. Zum Problem siehe Bill II, S. 668ff., Dietzfelbinger, Anm. I, 47; Ginzberg, V, S. 42o; Feldman, S. XCI. 4 a) genus = yivoc;, Bezeichnung für Israel als Gottesvolk; so noch XII 2; XIX 8; XXXV 3; XLIX 7· Vgl. yivoc; in 2 Kor II,26; Ga! r,r4; Phi! 3,5; r Pt 2,9. 123
recht ist vor euren Augen, so laßt uns alle so handeln. Und es wird geschehen, wenn unsere Frauen empfangen, so werden sie nicht als schwanger erkannt werden, bis drei Monate voll werden, wie es auch unsere Mutter Tamar machte, weil ihre Absicht nicht in Hurerei bestand; sondern da sie nicht weichen wollte von den Söhnen Israel, überlegte sie und sprach: >Besser ist es mir, (fleischlich) vermischt mit meinem Schwiegervater zu sterben, als mich mit Heidena zu vermischen.< Und sie verbarg die Frucht ihres Leibes bis zum dritten Monat. Dann nämlich wurde sie erkannt. Und als sie hinging, um getötet zu werden, behaupteteb sie und sagte: >Wem dieser Stab gehört und dieser Ring und das Schaffelle, von dem habe ich empfangen.< Und es rettete sie ihr Plan vor aller Gefahrd. 6 Jetzt also wollen auch wir so handeln. Und es wird geschehen, wenn die Zeit der Schwangerschaft erfüllt sein wird, werden wir, wenn wir können, die Frucht unseres Leibes nicht preisgeben. Und wer weiß, ob nichra Gott dafür sich ereifern wird, daß er uns befreie von unserer Erniedrigung?« 7 Es fand also vor dem Angesicht Gottes das Wort Gefallen, das Amram erwog. Und Gott sprach: »Darum weil vor meinem Angesicht das Denken Amrams Gefallen fand und weil er nicht meinen zwischen mir und seinen Vätern geschlossenen Bund zerstörte, darum siehe jetzt: was von ihm gezeugt werden wird, soll mir immer dienen, und durch ihna werde ich Wunder tun im Haus Jakob und ich werde durch ihn Zeichen und Wunderzeichen meinem Volke tun, was ich keinem (Volk) getan habe; und ich werde unter ihnen meine Herrlichkeit schaffenb und ihnen meine Wege ankündigen. 8 Ich, Gott, will für ihna mein Licht anzünden, das wohnen soll in ihm, und ich will ihmb meinen Bund zeigen, den keiner sah, und ich will ihm meine Erhabenheit enthüllen und die Rechtssatzungen und die Urteile und das ewige Lichte, daß es ihm leuchte. Denn um seinetwillen habe ich nachgedacht in alten Tagend und gesprochen: >Nicht wird als Mittler mein Geist in diesen Menschen sein für ewig, darum weil sie Fleisch sind, 5 a) Gentes kann bei Pseudo-Philo sowohl die Völker im neutralen Sinn meinen (IV Ir. 17; XI I; LI 3.6) als auch speziell die Heiden (IX 5; XX 4; XXX 4 u. ö.). b) Text: statuit. James: she affirmed; Rießler: beschloß sie. c) Gen 38,z 5: Schnur; melotes von flr;Awrr), Schaffell. d) Vgl. Gen 38. Zur positiven Bewertung Tarnars vgl. Bill I, S. I5-I8; anders Jub 41. 6 a) Text: si. Trotzdem verlangt der Sinn die Übersetzung »ob nicht« (nach 30,4; 39,3); vgl. Burchard, Christoph, in: ZNW I96r, S. 73-82; allerdings treffen Burchards Vermutungen nur auf r{ olöa~ in r Koq,r6 zu. 7 a) Gemeint ist der von Amram gezeugte Sohn. b) Text: et faciam in eis g!oriam meam. Rießler: und ich will mich an ihnen verherrlichen. 8 a) Wieder ist an den künftigen Sohn Amrams gedacht. b) A: ei, das in den Handschriften fehlt, aber auch von Rarrington gelesen wird. c) Mit den Worten iustitias et iudicia et Iumen sempiternum ist auf das Gesetz angespielt, ebenso mit dem Begriff superexcel!entia (Herrlichkeit). d) A: in antiquis diebus (so auch Harrington). Die Handschriften haben nur: in antiquis. 124
und es werden ihre Tage I 20 Jahre seine>.« 9 Da brach auf Amram vom Stamm Levi und nahm eine Fraua von seinem Geschlecht mit Namen Jakobeb. Und es geschah, als er sie nahm, ahmten ihn die anderen nach und sie nahmen sich Frauen. Dieseme aber war ein Sohn und eine Tochter (zuteil); und ihre Namen waren Aaron und Mariad. IO Und der Geist Gottes fiel auf Maria bei Nacht, und sie- sah einen Traum, und sie erzählte (ihn) ihren Eltern am Morgen und sprach: »Ich sah in dieser Nacht, und siehe, ein Mann stand da in leinenem Gewand und sprach zu mir: >Geh und sag deinen Eltern: Siehe, wasa geboren wird von euch, soll ins Wasser geworfen werden, weil durch ihn das Wasser ausgetrocknet werden wirdb. Und ich werde durch ihn Zeichen tun und mein Volk rettenc, und er wird immer seine Führerschaft ausübendBesser ist es, daß wir ohne Söhne sterben, als daßc unsere (Leibes)früchted ins Wasser geworfen werden.Von den Sb'hnen der Hebräer ist diesere.(( I 6 Und sie nahm ihn ana und nährte ihn. Und er wurde für sie Sohn, und sie nannte seinen Namen Moseb. Seine :Mutter aber nannte ihn Melchielc. Und der Knabe wurde genährt, und er wurde herrlich über alle Menschen, und Gott befreite durch ihn die Söhne Israel, wie er gesagt hatte.
X. I Als aber der König Ägyptens tot war, erhob sich ein anderer König und bedrückte das ganze Volk Israela. Da schrien jene zu dem Herrn; und er erhörte sie. Und er sandte Mose und befreite sie aus dem Land der Ägypter.
d) Text: os; zwar heißtos bei Flüssen sonst nur >>Quelle« oder »Mündung«. Hier aber muß os von hebräisch iapah (Ufer, Rand, Lippe, J\Iund) kommen. 13 a) Text: in testamentum; wohl gleichbedeutend mit in tes/amento. b) D. h. Mose ist im Zustand der Beschnittenheit geboren worden. vgl. James, S. 103; Bill II, S. 678; Vermes: Scripture and Tradition, S. r 84!. Hier findet sich die einzige Erwähnung der Beschneidung im ganzen Buch. 14 a) Jakobe und Amram sind Subjekt. b) Text: presbiteri. In IX 2: seniores. c) Text: quam ut. Bei A fehltut (Harrington). d) Barrington liest (mit A): Jructus t'etztris. Ij a) Vgl. Ex z,j. b) Text: in somnis. Zwar heißt somnus selten auch >>Traum«. Hier aber dürfte Verkürzung aus in somniis vorliegen. c) Text: eam, sc. thibin, den Korb. d) Nach puerum haben AP: et dum vidisset i11 Zaticon hoc est in testammtum carnis (siehe IX 13). James sieht in Zaticon das Wort öw&T)>uj, wenn auch verstümmelt, aufbewahrt. Gemeint ist wieder, daß :tv!ose bereits als Beschnittener geboren wurde. e) Vgl. Ex z,G. r6 a) Gedacht ist an Adoption, siehe Lohse, Eduard, in: ThWNT VIII, S. 36o, Anm. 156. b) Text: 1\fo;·ses. c) V gl. Cohn, S. 318 I. und Rießler, S. 1317, wo von dem Namen >>Melchias« und anderen Namen für Mose die Rede ist; siehe auch Feldman, S. XCIII. X r a) Zunächst möchte man diesen Satz an den Anfang von c. IX setzen; aber sein Platz dort ist bereits besetzt. So muß man die nachhinkende Bemerkung an ihrer Stelle lassen. Wollte der Vf. etwa den >>Pharao der Bedrückung« vom »Pharao des Auszugs« unterscheiden? Nichts deutet darauf hin.
126
Und Gott sandte über diese zehn Strafen und schlug sie. Dies aber waren die Strafen: das ist Blut und Frösche und alle Arten von Fliegenb und Hagel und der Tod der Zugtiere und die Heuschreckec und Ameisend und berührbaree Finsternis und das Sterben der Erstgeborenenf. 2 Als sie aber von dort herausgegangen waren und einherzogen, wurde das Herz der Agypter noch mehr verhärtet, und sie fuhren fort, sie zu verfolgen, und fanden sie nahe beim Roten Meer. Da schrien die Söhne Israel zu ihrem GotP, und sie sprachen zu Mose: »Siehe, jetzt ist die Zeit unseres Verderbens gekommen. Das Meer (ist) nämlich vor uns, und die Menge der Feinde ist hinter uns, und wir (sind) in der Mitte. Hat uns Gott deswegen herausgeführt oder sind das die Bündnisse, die er mit unseren Vätern geschlossen hat, indem er sagte: >Eurer Nachkommenschaft werde ich das Land geben, das ihr bewohnt