Jahrbuch der Lyrik 2001 3406462294


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Jahrbuch der Lyrik 2001
 3406462294

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JAHRBUCH HERAUSG^K)^®1

VON CHRISTOPH BUCHWALD UND LUDWIG HARIG C.H.BECK

Seit 1979 erscheint das „Jahrbuch der Lyrik“, herausgege­ ben von seinem „Erfinder“ Christoph Buchwald und einem zeitgenössischen Lyriker als jährlich wechselndem Mither­ ausgeber. Jahr für Jahr versammelt es etwa 100 neue, bis­ lang in Büchern unpublizierte Gedichte - als Querschnitt dessen, was in der deutschsprachigen Lyrikszene passiert. Es zeigt, in welchen Formen, in welcher Sprache Gedichte auf Zeit, Gegenwart, Epoche, auf Lebensgefühle und Stim­ mungen im Lande reagieren: vom freien Rhythmus bis zum strenggefügten Sonett, vom lockeren Prosagedicht bis zur konkreten Poesie, vom lapidaren Vierzeiler bis zum opti­ schen Lautgedicht... Viele inzwischen namhafte Autoren debütierten im LyrikJahrbuch, andere veröffentlichten regelmäßig darin, von Jürgen Becker bis zu Peter Rühmkorf, von Adolf Endler bis Raoul Schrott, von Robert Gernhardt bis Johannes Kühn und von Michael Krüger bis Durs Grünbein. Die Summe der Jahrbücher ist die Anthologie, die das deutschsprachige Gedicht der Gegenwart umfassend und angemessen reprä­ sentiert und seine Entwicklung und seine Suchbewegungen lebendig dokumentiert. Die Herausgeber Christoph Buchwald, geb. 1951, ist Verlagsleiter des Suhr­ kamp Verlags und lebt in Frankfurt und Amsterdam. Ludwig Harig, geb. 1927, lebt als Schriftsteller in Sulzbach/ Saarland. Er veröffentlichte Romane, Erzählungen und Hörspiele und zuletzt die Gedichtbände „100 Gedichte“, München: Hanser 1988; „Sieben Menschen“, Pforzheim: Hertenstein-Presse 1994; „Menschen, Tiere, Sensationen“, Pforzheim: Hertenstein-Presse 1997.

Jahrbuch der Lyrik 2001

Herausgegeben von Christoph Buchwald und Ludwig Harig

Verlag C. H. Beck

ISBN 3 406 46x19 4

Umschlagentwurf: Leander Eisenmann, Zürich © C.H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung (Oscar Beck), München 2000 Gesamtherstellung: Kösel, Kempten Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier (hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff) Printed in Germany

Inhalt I Verkleidet als Naturburschen

Peter Rühmkorf Peter Rühmkorf Gerhard Falkner Wilhelm Bartsch Ulf Stolterfoht Gellu Naum Gellu Naum Gellu Naum Manfred Jendryschik Kito Lorenc Karl Mickel Volker Braun Rainer Kirsch

Thomas Martin Felicitas Frischmuth Michael Hamburger Michael Buselmeier Martin Strauss

Abendstück con Musica nebst Schnauzeda 11 Soziale Säuberung 12 In Grüningen. Nichts wie Schmerzen. Weitere Grabende Skelette 15 Appell an alle hoch armierten Böhmen 18 Es war ein Zeitalter 19 Der Reißverschluß 20 Der phosphoreszierende Tiger 21 Sirenisch 22 Am Winterfenster 23 Grabung 24 Andres Wachtlied 24 Analyst Sir *. wirft zwei Klimmer von der Verandatreppe 26 Petrus zu Fuß 27 Auf dem Cover 28 Leben und Kunst XVIII 28 Auf dem Küchenboden 30 Genau das 31

II So breite Schultern hatte ich nie

Ralf Rothmann Ralf Rothmann Ralf Rothmann Peter Rühmkorf fohannes Kühn Elke Erb Michael Wüstefeld Alfred Gulden Norbert Hummelt

Das Sakko, die Jahre 32 „Plotin Tours“ 33 Reklamation 2000 34 Rückblickend mein eigenes Leben... 34 Gesundheit 3 6 Einseitig 3 8 Rückspiegel 39 Die Decke weiß 39 Selbstbildnis als jüngling mit kirschen 40

- 5 "

Ulrike Draesner Peter Geißler Siegfried Schaarschmidt Peter Härtling Gerald Bisinger Hinnerk Einhorn

bin mein eigener zoo 4i ich komme regelmäßig an 41 Bedrohliche Überfahrt 42Nachts 43 Knoblauchsuppe 43 Lebenslauf, möbliert 44

III Singstimme im Sellerie Harald Hartung Harald Hartung Johannes Kühn Robert Gernhardt Röza Domascyna Michael Lentz Angela Krauß Anne Dorn Thomas Böhme Tina Stroheker Sepp Mall Günter Herburger Franzobel Ursula Krechel Franz Mon

Mobilat 45 Satura 46 Vermutung 47 Der Tag des Herrn 48 singstimme im Sellerie 49 gelsenkirchen 50 Kleine Mädchen 50 Rauhnächte 51 Voll von Tunneln 52 Reise-Station 53 Später, irgendwann 54 Die Wolkenspringer 54 Odysseus 56 Tisch im Grünen 56 bitte baden gehn 57

IV Felderlatein Ekkehard Mall Elke Erb Jean Krier Oswald Egger Franz Josef Czernin Gerhard Falkner Gerhard Falkner Wulf Kirsten Heinz Kattner Arnfrid Astei Heinz Czechowski Philipp Luidl Arnfrid Astei Günter Kunert

Ich habe ein Pappgebirge gebaut 58 Waren und exakt 58 Der Raum fließt 59 Areale Areale 60 wölken, weiden 63 Blauer Himmel 64 Sommer, so sagen alle 65 das große randseil 66 Der Erde zugewandt 67 Sonnenfinsternis 67 Elbwiesen 68 Zeig deine hand 68 Dios Bälanos - Juglans - Jovis Glans 69 Der Gimpel 70

-6-

Gerrit Bekker Gerrit Bekker Christoph Meckel Jürgen Theobaldy Johannes Kühn Lutz Seiler Friederike Mayröcker

Friederike Mayröcker Dirk von Fetersdorff

sich ums Wetter kümmern 70 durchs Land 71 Cythere 72 Durch Hauptwil 74 Mittagsläuten im Feld 75 im felderlatein 76 dieses Kind diese Parze dieser Liguster­ hain 77 „die mit dem Bluthstock der Sprache..78 Über Berlin 78

V Jetzt gilt jeder Turnschuh Seamus Heaney Durs Grünbein

Vertraute Welt 80 Nach dem letzten der hiesigen Kriege

84

VI Blick zum Nachbarn: Polen Renate Schmidgall

Maciej Niemiec Maciej Niemiec Andrzej Stasiuk Marzanna B. Kielar Marzanna B. Kielar Marzanna B. Kielar Marzanna B. Kielar Marcin Swietlicki Marcin Swietlicki Jakub Ekier Jakub Ekier Jakub Ekier

Vom Wir zum Ich - die polnische Lyrik des letzten Jahrzehnts 88 Du Tröpfchen 89 Flogny, an jenem Tag und an jenem Morgen 90 * * * 94 Beim Frühstück 98 » » * 99 * * - 100 * * * IOI Polen 101 Polen 2 103 Stunden mit dem Fenster zur Wiese 104 Reisender 104 Einmal 104

VII Across the Atlantic Ten Poems from Ten Years of „The Best American Poetry“

David Lehman John Ashbery

The Best of the Best 105 The Problem of Anxiety 106

-7-

Billy Collins Tom Disch Denise Duhamel

Louise Glück Yusef Komunyakaa Charles Simic Mark Strand James Täte Susan Wheeler

Dharma 107 What Else Is There' 108 The Difference Between Pepsi and Pope 109 Vespers 112 Facing It 113 Country Fair 114 Reading in Place 114 Dream On 116 Shanked on the Red Bed 118

VIII Herrenvergiftung Hans-Ulrich Treichel Hans-Ulrich Treichel Matthias Politycki Dagmar Leupold Zsuzsanna Gahse Adolf Endler Katrin Askan Thomas Rosenlöcher Anne Dorn Joachim Sartorius Christa Wißkirchen Hellmuth Opitz Hellmuth Opitz

Im Schwimmbad 120 Heißer Sommer 121 Hymne auf den wilden Osten Wunderhorn 123 Am Berghang 123 Das rettende Auch 124 Alte Rechnung 125 Die Mondbetrachtung 125 Brautzug 126 Albiguttatus I-VII 127 Porno 129 Roterwerb 129 VierMinutenMai 130

121

IX Hänschen klein Johannes Kühn Adolf Endler Hans Peter Müsste Nicolas Nowack Nicolas Nowack Uwe Kolbe Peter Martin

Alfred Brendel Alfred Brendel Josef Oberhollenzer Hellmut Seiler

Dichterverse 131 Ferner; Näher 133 schuldlos 134 Erröte 134 Hänschen Klein 136 Advocatus diaboli 137 Poetischer Aufzug, oder: Heute will ich ein Dichter sein Immergrün 139 Ode 140 sonett mit Schafen 141 Revolte der Unschuld 141

-8-

138

Joseph Kempf Helmut Krausser "Werner Althoff B. K. Tragelehn Christopher Ecker

Gedicht im Fahrstuhl 142 Reigen aus unreinen Reimen Schnell, schnell 143 Popularität 143 hat es über 144

143

X Zwei Nachbemerkungen und zwei Hinweise I Ein Hoch dem Düdellütt! 145 II Editorisches Düdellütt 146 Gedichte hören und lesen: www.lyrikline.org 148 Hinweis für Jahrbuch-Leser: siehe auch www.engeler.de

Autoren, Gedichtbände

150

149

I Verkleidet als Naturburschen

Peter Rühmkorf Abendstück con Musica nebst Schnauzeda Das ist die Kunst, die mich kann: Im Industrieverbund flotzige Künstlerallüren Ich gehe anders ran, werde von Stund an meinen Bunt­ stift im Kreis herumführen.

Eine von mir aus meinem Mansardenluk neidlos betrachtete Welt. Kunst kommt nie wie bestellt. Aber bildet Bezug, wenn nur das Abendlicht schief genug in ein einziges Augenpaar fällt.

Abend zieht sich die unaufhörliche Küste entlang, still, rot, gelb, grau, mild, stumm. Ein Blutbuchpärchen am Hang. Viel leises Zeugs drumherum. Spinneweben, Gezweig. Fadendünner - woher? -

-n -

Lautenklang . . . Halt mal den Atem an: Guillaume Dufay oder wer? Schnauzeda! Schweig -

Peter Rühmkorf

Soziale Säuberung nebst Bitte um geistigen Beistand

Na, du alter schiefgebügelter Hosenstall, nochmal rauf auf den Sinai richtig, nochmal neu die Tafeln nachschneiden? Was steht denn positiv drauf auf deiner Schreibunterlage?

Jeden Morgen, den der gute alte Herrgottsschnitzer werden läßt, mit der „Waz“ und der „taz“ und der „Faz“ auf den Markt, und dann gleich wie aus der Spritzpistole geschossen: Die Wahrheit - ? Nichts, nichts, da müssen erst noch ein paar paradigmatische Schicksalsschläge zusammenkommen, um dich zu belehren, das schöne Wetter erstmal raus aus der Welt, die Wolken sich gegen dich zusammenballen . . . Geeerrretttet! ruft die noch gerade an ihren Drehkippstuhl geklammerte Teilzeitkraft; aber sie ruft es natürlich nicht lange.

Einen festen Punkt im Gelände? Ja! - Aber wo? - Dann sag mal. Während du noch gesträubten Blicks in die Metzgerauslage vom Tage starrst und erschauerst, - 12 -

Pristina - Racak - Pec - Podujevo - Djakovica (Bilder, die einen Goya oder Grosz das Fürchten lehren könnten) wird auch dein eigener unmaßgeblicher Laden bereits durchgekämmt, saniert, sozial gesäubert . . . Hallo Wirtschaft, Flasche Amselfelder für einen umständehalber etwas eingeschränkten Bon-Pasteur-Liebhaber; ohne geistigen Beistand werden ihm die Vorzüge unserer westlichen Werte­ gemeinschaft kaum noch einzutrichtern sein.

Lyrik, als ob hier nichts los wär, so weit sind wir gekommen. Als ob nicht jedes Wort neu aus dem Dreck gezogen, jedes Bild dreimal umgedreht, jeder Blick geprüft gehörte, wo selbst Menschliche Schutzschilde noch als Vorwände herhalten müssen deine Weherufe über das Walten der Schutzmacht zum Schweigen zu bringen. Nein, ich erkenne in den eigenen Leuten allmählich die meinen nicht mehr, und die Partnership-for-Peace-Panegyriker sind mir ein Greuel.

Diese Ruhmredner des Verrats, jede Umkippnummer noch eine Pressemitteilung wert.

Schausteller der eigenen Schande, die mit Treuebrüchen wie mit Wertpapieren handeln.

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Couponschneider des Systems, jederzeit bereit, die eigene Großmuttfer zu verkaufen, vorausgesetzt, sie verkaufte sich nicht schon selber: Nacht, Nacht, und du allein mit dir auf deinem Scherbenhügel. Alle Tafeln zerschlagen. Pakte gebrochen. Eide verletzt. Aber tief aus verballertem Busen den Qualster hochholen nochmal durchräuspern nachladen Ziel nehmen und dann gegen die ganze quotensammelnde Shareholdergesellschaft abrotzen-----DAS SCHAFFT LUFT!

Gerhard Falkner In Grüningen. Nichts wie Schmerzen. Barfuß trete ich vor die Deutsche Bank und spreche vom gerippten Mann den gerippten Mann überrascht morgens vor einem Beet voller Knochen der klägliche Einklang von Vergeblichkeit und Vogelgezwitscher der gerippte Mann sieht wie das Leben seine Borsten bewegt er sieht, wie die Knochen Wurzeln schlagen - 14 -

und hochkochen wie die Vergeblichkeit auf ihrem Lieblingsfelsen Platz nimmt und singt er blickt in die Schale seiner hohlen Hand auf die gesponnenen Fäden und liest: Jan 97. In Grüningen. Nichts wie Schmerzen.

Wilhelm Bartsch Weitere Grabende Skelette Nach Baudelaire, Heaney, Bierce und Twain

Vorm alten Drugstore von Aladdin in den Black Hills, es war goldbackene Erleuchtung!, fiel mir, Mac will’s, von den Augen es wie die Schuppen im rostigen Sand aus Gezähe: „oceanfresh“ halb, halb „ofenfrisch“ - eines spots spitze Jähe! schien „Krause’s Mampfbude“ drüben in Naumburg wie in der Nähe. Ich kam zwar von Deadwood hier an, wo sie Bill Hickock von hinten und kürzlich abknallten in einer der windschiefen Pinten, doch durchfuhr’s mich: Die Freundin Wild Bills, Calamity-Jane, ist jetzt die Krausen, eine der diggenden, rauchzarten Feen!

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Auch aß ich ihr beinhartes Backwerk - zerbrochener Zahn als Beleg den auch mit Gips und Pulver getöpferten Twenty-Years-Cake. In Aladdins Drugstore zeigte ich der meine goldige Miene, die einen Schreckens-Bra trug unter bröselnder Leibesgardine.

Hab ich die in „Lutzi’s Luke“ in Dessau schon einmal gesehn? Oder dort in McPomm, wo „Check-PointHarry’s“ Schmutzwimpel wehn? Ich sah, ganz ohne Gewinsel, das Weib von „Werner’s Minipreisinsel“, sah „Uschi’s Nuckelblase“, „Rudi’s Reste-Rampe“ bei Zeitz, - und sagte herzblutvoll stets... „Mam’“, sprach ich (nicht „Schlampe“), „wie geht’s denn so, Mam’, eh’ ich’s mir mit Ihnen verderb’, uns Ein beinern hier auf dem Platz beim Arschtritt-Wettbewerb? Und haben Sie’s mal wie bei uns, dort hinterm Teich, ausprobiert und Ihren stets nichtbesitzanzeigenden Zweitfall apostrophiert?

Oder lassen, von Schulden genudelt, zwei Gänsefüßchen rumhangeln? In Genthin fiel ,Bernie’s BeschlägePoint' jüngst aus den Angeln, das ,Kneipehen Brichdichvol? traf es kürzlich noch ärger...“ „... als die Bude im Kaff Dinosaur Home of the Brontoburger.“ - 16 -

„Und gehn um noch von dreieckigen Särgen Ambrosiens Sagen, wo Juttas und Jane’s unschließbare Schenkel drin lagen? Und liegen sie mit den Gesichtern aus Leder nach unten?“

„Gebrannt und gemeißelt steht, in Schrift wie aus Lunten: ,Die Hölle wimmelt von Ihresgleichen1. Es wird wohl die Zeit sein, da kommen sie rauf, die Girls aus Hurdy-Gurdy“ - „und Geithain“ „samt all ihren Kerln.“ - „Marn1, wie neulich jener Vielbesagte, der sich im Beidersee bei einem Angler einhakte: Der saß als Skelett in fetten Rodeostiefeln hinter dem Steuer eines Trabbi’s und zahlte mit Alu-Chips noch diese Heuer. Es krisch in den Medien die Hausfrau, die aufgeblieben war...“ „Yep! So stelzt er durchs Weltdorf: Der-Mannder-Aufgerieben-War. “

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Ulf Stolterfoht Appell an alle hoch armierten Böhmen (vier werke seien schon zerfetzt!) den Straßenkampf in Zukunft „kunstfern“ auszutragen, vielstimmig klages weh und ach - war man doch aufs betonteste asphalten. das village vanguard noch zur selben nacht, langjährige sogenannte „anerkannte“ Oppositionsbiographien, umfraktionierung wird bedacht, einerseits das schicht­ spezifische interesse neu-weimar zu errichten (etwa: lies schneller genosse/radical chic) andrerseits natürlich weiterhin der wünsch das kissen zu besticken: wir werden belesen sein/uns wird der text zu klein, die saalschlacht fällt erquicklich aus. die ersten räte

bilden sich, was folgt ist seitdem lediglich: revolution als in sich beruhigte Stilposition, man richtet femeräume ein. dort wimmert sich um köpf und kragen: ein ich. „hätte ich mich seinerzeit nicht zum experiment bekannt - mein Verleger ließe mich am ausgestreckten arm verhun­ gern.“ der kunstwart davon ungerührt verhängt nach hoch­ notpeinlichem prinzip. aber - psychotische Systeme sind nicht selten von bestechender binnenlogik: hatte sich doch bereits schelling über hölderlins subversive frisur beklagt - so viel haare und kein kämm! nimmt man heute vielmehr an: einer entwuchs den kampfstiefeln und wurde erwachsen, der andere blieb darin stecken und wurde gesang.

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Gellu Naum

Es war ein Zeitalter Es war ein Zeitalter zum Insichgehn ich sah zum Fenster hinaus zeitweilig überfluteten mich (grünflüssig) Gefühle wie jenes in der gotischen Kemenate in Bayern ich hatte einen klamottigen alten Zylinder (an dem ich sehr hing) eine Art übergestülptes Nachtgeschirr ich dachte'wie ich heute denke Träume im allgemeinen

in Abständen wurde ich von unseren Zivilisationsträgern in weiten Leinwandhemden heimgesucht sie rückten zu Fuß aus allen zehn Kardinalpunkten an waren grau geworden erinnerten eher an Ziegelsteine (was auch die Klumpen toter Insekten auf ihren Gesichtern erklärte) leicht hitzig (fiebrig) setzten sie sich auf die Bettkante und horchten mich aus zum Beispiel warum tust du mir das an und ich habe dir doch nichts getan zum Beispiel warum hängst du so an diesem Punkt streich ihn er hängt selber in der Luft zum Beispiel daß diese Sache insgesamt langer Vorbereitun­ gen bedarf und auch nicht an einem Tag oder im Laufe eines Lebens undsoweiter zum Beispiel ob und warum denn die direkteste Erfahrung indirekt zu einem spreche zum Beispiel ja wieso denn eigentlich von all den Einflüssen die einen schmutzig machen vor allem die der Dinge es sind

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dann stammelten sie weiter herum vermengten Küchen­ rezepte mit den Wochentagen (Montag Dienstag Schnittlauch Donnerstag Reibsand Samstag Sonntag) drehten sich im Kreis applaudierten zaghaft in der Art wie sie strahlten war so viel investierter Schatten Aus dem Rumänischen von Oskar Pastior

Gellu Naum Der Reißverschluß Die Ignoranz ist im Schwinden die Schüchternheit nimmt weiter ab Bis hierher wird das Wasser steigen

wie alles Unbekannte oder Leere streift die Frau ihr Kleid über ich werde mit ihr reden müssen hallo hallo sagen hier bin ich hörst du mich ich höre dich du wirst von Tag zu Tag schöner deine Brüste wären imstande unser Vorhaben zu krönen höchstzufrieden atmet sie mich ein linkische Geste Andeutung einer Geste (irgendwas ist hier nicht in Ordnung) wir unterschreiben was an einer Oberfläche auf etwas Fließendem (ein Abrücken eine Halskralle ein Antidingsda) was gäbe ich dafür jetzt einzuschlafen

es wäre wunderbar doch reißen Millionen Mädchen seit eh und je mit aufgelösten Haaren von Zuhause aus - 20 -

so manche Pythia mit Perlen kann auf einem Treppchen schlafen wenn sie die Ohren vor dem Weltgetöse mit dem Weltgetöse stopft ich zieh am Reißverschluß ich hör es gern Aus dem Rumänischen von Oskar Pastior

Gellu Naum Der phosphoreszierende Tiger Im Zentrum der Stadt war ein Tunnel der nie und nirgendwo zu Ende ging voller schlafender Fledermäuse (ich war zufällig hinein geraten) ständig blieb man stecken ich pfiff mir Mut zu die Tiere an der Decke schaukelten wie Lampen nach dem Erdbeben mich erwartete eine Dame (ihr Name ist mir entfallen) anscheinend nähte sie obwohl die Finger ruhten neben ihr schnurrend eine Riesenkatze Der Phosphoreszie­ rende Tiger der sie nicht aus den Augen ließ der ständig den Kopf schüttelte ich stammelte „vielleicht will ich aber nichts Trauriges mehr sehen“ der Tiger raunzte in meine Richtung „sieh an sieh an in einer Nacht wie dieser hat er in Belgrad vor Kälte gezittert und Brustweh gehabt weil über den Verschütteten ein Steinblock auf ihm lag“ seltsame Müdigkeit kroch mir die Schultern hoch völlig unbrauchbare Dinge gingen mir durch den Kopf

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sogenannte warme Farben (Feuer etwa) auch ferne Savannen geographisch Angehauchtes ein Zephir an unseren Wangen „ich mach mich aus dem Staub“ sagte ich zu der Dame „du kannst mit dem Tiger wenn du willst zum Bahnhof kommen ich lese euch von den Pohäten des Jahres 2006 was vor die unter den großen Orgeln der Nacht jetzt allein sich vergehen“ wir hatten eine Trauerzeit am Ende des Milleniums bloß die Tigeraugen funkelten im Dunkeln und durch meine Reden floß es anders Aus dem Rumänischen von Oskar Pastior

Manfred Jendryschik Sirenisch Das ist der Bericht vom Aufseufzen des Geistes einer Muschel aus der Nähe des Lido di Monfalcone nachts um halb drei in der Sammlung der R. und jenes J., der, eigent­ lich Philatelist, durch den Wegfall der Mauer, ein Freund der südlicheren Küsten und so Collector der Familie der Molluscen, sitzend im Dunklen im Haus 21 im karstbergig­ slowenischen Smartno, einst San Martino Collio, doch seit fünfundvierzig zu Titos Reich gehörig, nun nicht mehr, mit einer Zigarette und den schlafenden Weinhängen (während die Frau im weißen Hemd über die Gestirne geht) und der wirklich martialischen Augusthitze und in Erwartung des martialischeren Frühmessesturmgeläutes in dreißig Meter - 22 -

Entfernung (Luftlinie) - welchselbiges Punkt sechs die Gasse mit eiserner Gelatine überzieht, für eineinviertel Minuten, oder noch länger

Kito Lorenc Am Winterfenster Wir warteten auf den Schneekönig Kein Vogel flog an die Scheibe Die Birke wurde unsichtbar und ich gab schon mal einen Weißen aus Nachbar Glasauge sagte Früher hatten wir zwei Schlitten im Stall UND NICHT EINEN

Schimmer von Pferden Dann briet er Untermieter-Steaks auf dem Bügeleisen1 Aber in den Laboren sagte ich KÖNNEN DIE JETZT SCHON

Würmer herstellen AUS TAUSEND EINZELTEILEN

Und so weiter. Frag mich nicht was die andern verzapften Niemand kam vorbei als ich weg war vom Fenster 1 Steckdose im Treppenhaus

" 2-3 -

Karl Mickel

Grabung 1 Und wieder ist ein Ärgernis erschienen Gabel stößt er pfeifend in Salat Trüb ist das Wetter und es herrscht Geheimnis Mit Wölfen heulend heulte ich gar zart 2 Ändere die Welt, sie braucht es Wozu die Welt ändern, mit etwas Schnaps Vergißt du die Alexander und Heinrich und Cäsar und Friedrich die Großen Konnten die nicht bei einer Frau sitzen, und so

3 Tuskische Götter! Der Ostblock zerbröckelt Unter mein Arsch

Volker Braun Andres Wachtlied Weiß die Schneise eisig Dunkel der Untergrund Wo ich stehe Heiter, schlotternden Leibs. Bäume hingelegt Auf! die kahlen Hälftlinge Die ich im Auge halte Ein Laufseher

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Wer sind die zwei im Gehölz Ignaz zieht den Karren Martin murmelt: Vergiß es. Das Geschiebe den Berg hinauf Worte und Knochen Ein Steinbruch bei Weimar Edel Mensch sei der

Umstände, welche die Arbeitszeit Sind auf ein nicht mehr zu verdichtendes Ed.R: Schiller Obersturmführer Sind es Vulkane Die die Gebirge bilden Oder setzt das Wasser ordentLich es zusammen. Winterstein, Minister in Ruhe Und unter Fußtritten Ging, eine rauchend Über die Postenkette

Oder das Meer steigt An Nebels statt Wieder, mein Bester Zum Rennsteig! Müßt mir meine Erde Doch lassen stehn Und die Öfen In deren Glut

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Wintersommer Lebenslänglich Ein Grabgewölke Dickichtschauer Die du aus Adern wässerst.

Rainer Kirsch

Analyst Sir *. wirft zwei Klimmer von der Verandatreppe Derlei Taggäste sind mir grade lieb. Die stets Ich denke sagen, wenn sie meinen, Und Zeitgeist, weil, sie haben selber keinen, Und aufarbeiten, wo sie Schmähsucht trieb; Die Augen trüb vom Leid, das sie nicht litten, Sind sie vom Clan der Informellen Schleimer Ein klarer Satz, und schon bist du im Eimer Und darfst die Nachbarin ums Handtuch bitten. Und denen soll ich meinen Wein auftischen? Wie gut doch, daß ich hin zum Garten wohne, Wo Winden heiter den Kompost beranken; Ein Griff, ein Wurf - da starrn sie aus dem schwanken Geblüh ins Obstlaub, ob sie wer belohne; Und dann muß man auch noch die Treppe wischen.

- 2.6 -

Thomas Martin

Petrus zu Fuß Mein Gott, laß sie doch glauben, laß sie glauben woran. Zwielicht immerzu, der totenstille Lärm. Sieh Dich um. Nachtgestirnter Himmel „Ah!“ Schnittmusterbögen Hosen oder Utopien, jedenfalls weit. Troja Illyrien Atalanta Die Lichter sind aus. Ein Blick auf den Bildschirm Und ich sag Dir bescheid. Kein Mensch gleicht dem andern, ein Witz. „Mit brennender Sorge,..“ und auch die hat hier ihren Preis. „Amico, wieviel?“ das war gestern. (Widerstanden. Mit Mühe.) Die Sünde, natürlich, ich hab sie gesehn. (Könnt ich sie fühln noch einmal.) Bruno, die Fleischfackeln, Grundsätze, investiert in die Bildende Kunst. Der die Welt in zwei Lager geteilt hat, ein Schachspieler höre ich. Aber die Angst, Herr, die doch das Nichts offenbaren sollte nach Dir Ich finde sie nicht. (Wenn ich sterben könnte, noch ein einziges mal.) Viel Spiel, jeder kennt jeden, kein Messias, aber Götter zuhauf. (Laß mich mein Blut sehn, Meister, hören wie es fließt In meiner Müdigkeit nach allem Schlaf. Oder gib mir ein Bild.) Melancholie, sagen sie, eine Erfindung des Teufels. Traurig Die Wahrnehmung, unfertig, Herr, aber modern. Kannst Du mich hören? „Adieu“, sagen sie, heißt „auf Gott“. - 2.7 ~

Felicitas Frischmuth Auf dem Cover ist der Weg verfahren der Zaun braucht Licht wir fassen Häuser mit den Augen an umwickelte Staude Rundung Schlüssel ausgetretene Pfade fern nun entfernen wir uns im Steinlager auf der Suche im Beisein der Maße der Farben

Michael Hamburger

Leben und Kunst XVIII Das Jahr finster und kalt, von April in den nassen Oktober, Bienenlos zur Blüte, lichtlos im Hochsommer. Doch für Wespe und Ohrwurm ein Fest wie niemals zuvor, Überfülle an Äpfeln, Berauschungen Tropfend von schweren Zweigen, wie toll nach Reifsein All die, bis auf eine, in Jahrzehnten des Suchens versammelten Sorten, Mitbringsel aus Belgien, Holland, Deutschland, Frankreich, Somerset, Devon nach Suffolk als Schößling oder Samen Und aus Japan, um eines Hauchs von Rotbraun auf Gold, Karmesin auf dem Grün, Purpur auf Grün, getönt von Jahrtausenden so, Um einer Ananaswürze, Walnuß, eines süß-sauren Geschmacks,

- 28 -

Der sie fein unterschied von vielhundert verschmähten Daß der alternde Pfleger sie erntet, noch einmal lagert, Der die Namen vergißt, Sorten verwechselt, Jetzt nicht Zeit hat für Spinner seinesgleichen, die wenigen Die noch zu empfinden, erkennen vermögen Da die Einförmigkeit alles beherrscht? Sie dem Boden gewähren, überwinternden Sängern, den wenigen, Die der Handel nicht ausgelöscht hat seit es den Obstgarten gibt? Mit wehen Gelenken und Sehnen knien im tiefnassen Gras, Sie aufladen, schubkarrenvoll, sie wegführen, Die makellos sind oder fleckig, Tauglicheren Geben zum Essen, Jüngeren, mit Zähnen zum Kauen, Ein Plakat anschlagen, Anweisungen für den Gebrauch? Kleine Göttin, nur Nymphlein, Pomona, was ist deine Antwort? Betrifft dich ja nicht, lange erfahren in Nichtswertigkeit, Die Tempels beraubt, der einen Namen gab deiner Stille. Dein Namenlossein laß mich teilen, bin vertraut mit Vergessen, Um deiner willen und jener ein Pflanzer unscheinbarer Früchte Die segnet die selbe Stille an schlimmen, an geziemenden Tagen, Wenn geopfert, geweiht, gelassen - dem, dem ich diente.

- Z9 -

Michael Buselmeier * Auf dem Küchenboden Lesen wir jetzt mal all die Spielsachen durch, die so verstreut auf dem Küchenboden herumliegen Rhythmus das ist die Nummer Eins im Gedicht der Aufmacher und mickrige Göttersohn, StaubFlusen vom Flurteppich rübergerollt mit Resten vom Katzenfell... Glaub mir, die Eier sind wieder zu hart geworden der Abfluß quillt über Gute Fahrt unter den Kacheln beginnen die Spanplatten zu stöhnen und lesbar wird der verschwundene Vers in den Teer geschabt überklebt mörtel-verschmiert... Das Kind am Radio nah der Ameisenstraße: „Solln wir die Babies grillen?“ Mit Brotkrumen auf und davon mit der runtergefahrenen Sprache dem Lottogewinn meinem Lieblingssong Greifen Sie zu! während einer da vorn rumhampelt im Zeitraffer wie ein Rapper in irgendeinem Highway Cafe.

-30-

Martin Strauss

Genau das Das sind wir.

Vorm geparkten Wagen, am Rande einer bewanderbaren Landschaft. Auf Drei-Tage-Tour. Verkleidet als Naturburschen.

Noch glatt im Gesicht, aber die Rückkehr wird uns recht verwegen vorfinden.

Man wird uns fragen wie es gewesen sei, und wir werden antworten Wir hätten eine Höhle gefunden die wir mit Asche, Blut und Erdfarben bemalt haben. Und eines Auerochsen seien wir ansichtig geworden, den wir nur deshalb nicht erlegten, weil sein Gehörn für den Kofferraum zu groß gewesen wäre.

II So breite Schultern hatte ich nie

Ralf Rothmann Das Sakko, die Jahre Allein mit dem Schatten meiner Jacke, so breite Schultern hatte ich nie. Allein mit dem Wind vor der Tür, dem Gestank der Jacke, flatternd im Wind. Wer goß mir Wein ins Gesicht? Wer spuckte in die leeren Taschen?

Ich hatte ein Haus zwischen Bäumen, gebaut auf Sand, schief wie Wind, ich hatte einen Schatten so breit wie der Weg in mein Haus. Wer riß die Dachrinne ab, die Tür aus dem Rahmen, wer goß die Milch meiner Tiere ins Bett. Ich hatte blühende Bücher, Vögel in jedem Baum, Elstern wie Satzzeichen in dem langen Brief, den Gott mir schrieb. Und sie tauchten die Federn in meine Milch, ihre Schnäbel voll Blut. -32-

Allein mit der Unrast, der Antwort aus Fragen: Wo steckt der Brief? In welcher Tasche? Wessen Haus? Es war nicht größer als ein Elsternauge und war womöglich gar kein Haus, war vielleicht nur eine Jacke, dunkles Material, nur der Schatten einer Jacke, die flattert im Wind

Ralf Rothmann „Plotin Tours“ Ein filmgerechter Fischerhafen, die Not der Katzen mit dem Mai, und das Land sieht so abgegafft aus, als wäre es müde, Süden zu sein für die Heerscharen krebsrot Verbrannter, die im Schlafanzug vor Tempeln stehen und Währungskurse runterbeten. Durch den malerischen Ort, über den Fluß ohne Wasser brettern die Laster, Gips für die Christusfabrik. Und wahrlich, ich sage dir: Süchtig nach Schönheit, stellst auch du dich vier bezahlte Wochen lang neben dein Geschwür, Wind schäumt die Oliven auf, und was du für eine Blüte, ein verwehtes Malvenblatt hältst ist ein Stückchen Klopapier. Und ewig rauscht das Meer. Und immer muß man pinkeln.

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Mein Gott, was jagst du mich durch die Wüste und knöpfst mir für die Untast täglich ein Vermögen ab, ein graues Haar? Die Luft blutet, und dies Wasser in meinen Augen war Jugend, dieser Staub an den Schuhen war Fleisch! Mach einen Schritt. Gib ein Zeichen. Ich kann nicht mehr gehen.

Ralf Rothmann Reklamation 2000 Das Mißtrauen bleibt: Gegen Vegetarier in Lederjacken, gegen Goethe und ähnliche Turngeräte. Und besonders gegen die Post. Alle dort scheinen krank zu sein. Briefmarken­ entzündung. - Schick mir den Januar nach, der Frühling war längst da. Und ein an die Menschheit adressiertes Jahrhundert kam bei den Hyänen an.

Peter Rühmkorf Rückblickend mein eigenes Leben... Rückblickend mein eigenes Leben fast noch die günstigste Lösung.

Und dann willst du bald nur noch mit deinem Fischmann und der Gemüsefrau soweit zurechtkommen, daß sie dir nicht unentwegt angegangenen Dorsch - 34 ~

und verstockte Radieschen andrehn Mit sonem stillen Stubengelehrten kann man natürlich manches machen.

Von einer gewissen Gleichgültigkeitswarte aus ließe sich vielleicht sogar noch über diesen oder jenen Lichtblick verhandeln: eine bindfadenblonde Rose im Zugwind, die es zu stützen gilt; und du tust dich statt mit deinen Altersbeschwerden ausnahmsweise mal als großer Wohltäterätäter hervor.

Über den Grabesrand weg läßt sich ohnehin nur schwer spekulieren. Keine Mörsergranaten ins Brautbett, schon einmal gut. Keine Tretminen in den Blumenrabatten, und auch das! Keine Herzattacke ohne den Beistand von deinem Lieblingskardiologen und der Barmer Ersatzkasse. Und wenn du morgens wieder mal dunkeltrunken deinen Rattenbau erreichst, gratuliere, ah, im Kühlschrank brennt noch Licht. Manches hält man natürlich nur aus, wenn man weiß, daß man sich bereits auf der Rückfahrt befindet. Die Haare lichter. Stimme leiser. Und auch die Schlaganfälle knattern nur so um dich rum, daß du glaubst, in deiner lokalen Galaxis wär bereits Weltuntergang angesagt. Man nur gut, daß kein Ehrgeiz dich treibt, von jedem Stück Lokuspapier einen Durchschlag hinterlassen zu müssen.

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Am schwierigsten bei solcher Lage der Dinge immer noch ein für Außenstehende alles begleichendes Schlußwort. Sage beim Abschiednehmen gern einfach „Halten Sie die Stellung“, was im allgemeinen begrüßt wird Obwohl Sie? Die Stellung? Halten ? Wo die Erde bereits wie ein durchgedrehter Brainburger durch die große kapitalistische Imbißbude saust, rasend, rotierend, dem Selbstverzehr entgegen, bis der letzte Biß und der letzte Schiß in einem Reim zusammenfallen und die Führung endgültig an die Kakerlaken übergeht. . .

Johannes Kühn

Gesundheit Blieb, o blieb sie mir wie Haut an meiner Hand! In ihren Blicken lebt der frische Schwung des ausgeruhten Manns am Morgen, so lebendig schlägt bei ihr der Puls in gutem Lebenstakt. Mit dem Maurer, der die Häuser baut, ist sie, mit dem Fußballspieler, der mehr als hundert Meter läuft,

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dem Schwimmer mit Olympiasiegen, ich beneid den Herrn. Lang schon hab ich verloren ihre Gnaden wie die jungen Jahre. Ich lob die Meisterin, die mich geküßt hat, daß ich einherging, Sternenhauch im Blut.

Wie rasch werd ich heut müd! Beim Rosenschneiden, beim Treppenschritt, bei kurzen Wanderungen um ein paar Häuser durch den Straßenring. Stech ich mich am Dorn, denk ich an Blutvergiftung. Röchelt meine Lunge, ahne ich mit Zittern Lungenentzündung, der Stoß an einem Tisch bringt mir Flecken, ach, so schreckensblaue.

Ich senk den Kopf zur Erde wie ein Esel, den Prügel niederwarfen.

Manchmal glaube ich, sie kehrt zurück zu mir, und ich kann winken -37-

dem Tod: Bleib, noch bin ich gesegnet von ihr.

Elke Erb

Einseitig Wenn es wäre, als ob ich links blind sei, rechts taub, und die Anpassung sei entkräftet, die mich

hindert, mit Auge-und-Ohr-Zuhalten zu prüfen, welch ein Zustand das ist, müßte, nachdem ich rechts sehe, links höre,

es prompt einen Ruck des Bilds zu mir hin vom Hören aus geben, Ruck des Geräuschs vom Sehen aus vor meiner Nase

und so auch, als sei ich rechts blind und links taub. Die Anpassung aber hockt hochmütig, wie ein Kamelhöcker unerkannt durch sein Kamelauge blickt, so daß der Zustandsentwurf nicht zu prüfen ist, mein Gedanke nicht.

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Michael Wüstefeld Rückspiegel Heute sah ich eine schmale Gestalt stand unschlüssig da an der Uferpromenade wie von Giacometti gestreckt in der Wölbung eines Straßenspiegels probte den Schritt vor italienischer Landschaft mit Palazzi und Oleander

Alles ringsum unwirklich klar Die Luft der See Zypressen bestandene Hügel San Martinos weißer Kontrast an der Felswand Nur die Gestalt im Spiegel blieb undeutlich schmal Einen Herzschlag später erkannte ich mich

Alfred Gulden Die Decke weiß Da auf einmal stehen in der Rede mitten nur die Augen gehen Hilfe suchend auf die Decke weiß von nichts

Norbert Hummelt Selbstbildnis als jüngling mit kirschen schließe dein leibliches äuge, kleiner, dreh auch im dunkeln dich nicht nach der kellertreppe nicht nach der heimlichen stelle im zaun tief unter rankendem efeu verborgen wo die drähte nicht miteinander verdrillt sind, aber die beine laß übereinandergeschlagen, laß nur die äugen zu, es ist ja niemand da. die wäschewiese vor dir liegt wie unberührt, u. was du wie zum schütz in deinen händen hieltest kann auf dem bild ja keiner mehr erkennen, vielleicht ein Spielzeug, eine kamera

nur an die Sauerkirschen die so hoch im bäum (nicht an das luftgewehr als dann die vögel kamen): an die erinner dich, sonst sind sie unsichtbar.

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Ulrike Draesner

bin mein eigener zoo die assel, das hämmerchen, fliegender hamster im rad, koalapaket und lustiges hinkebein, mücke mit dem verbrauch eines vampirs, pawlowhund bei lob, plötzlich boa, um dornen gerollt, morgens weißes wiesel im schnee, abends klammeraffe, abgewetzter hummelplüsch - hitze wölbt die angst, bewegungslos im bett. Wärterin zieht spritze auf. mein krummes schwarzes ich liegt in Segmenten, ameisenhaft stumm, die fühler, die kiefer zu klein, auch ameisen wären gern vögel, doch manche fallen schon als küken vom fels in den fluß, krokodile fressen viel, komm doch raus schwimmen, sagt mutter

Peter Geißler ICH KOMME REGELMÄSSIG AN ich habe etwas mitgebracht und frage wo ich bleiben kann ich habe alles gut gemacht jemand steht an meiner tür ich habe lange nachgedacht

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von allen freuden gibt es vier ich halte meine stiefel fest es kommt ein andrer hinter mir jetzt fehlt ein unbestimmter rest ich habe einen plan und weiß nicht was sich ändern läßt

dann zieh ich meine flügel an es ist der fünfte februar bald kommt ein andrer für mich dran

Siegfried Schaarschmidt Bedrohliche Überfahrt Ich meinte ich kannte den Mann dabei war’s ein Fremder der auf der Fähre das Ruder führte auch keine Enten wie sonst schwarze Vögel sah ich krumme Schnäbel voraus uns überfliegen und ich sah am anderen Ufer daß ich nachts und naß bis an die Lenden noch einmal aus dem Schilf das Land betrat

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Peter Härtling Nachts Nachts türmen sich Hügel auf und verschwinden wieder. Sterne wandern, ordnen sich zu neuen Bildern: der Kleine Wolf und der Alte Bär. Mühelos gelingt es mir mein Kinderdorf aus dem Schlaf zu rufen. Die Schwester, die ich vergaß, halte ich plötzlich an der Hand: Sie kommt, wenn es tagt.

Gerald Bisinger Knoblauchsuppe Abwärts gehts offenbar stetig be­ schleunigt mit meiner Körperlichkeit seit meinem Sechzigsten deutlich spür­ bar noch trink ich Rotwein in Sittls Weinhaus Zum Goldenen Pelikan habe zu­ vor Palatschinken gegessen solche kann gut ich schlucken erbrech ich auch nicht trotz Chemotherapie gegen die Krebserkran­ kung im unteren Drittel wie gesagt mir -43 "

wurde meiner Speiseröhre weitergewandert bin ins Cafe Ritter inzwischen in Otta­ kring ich nie werd ich wieder volle Seh­ schärfe erreichen erfuhr bei einem Opti­ ker heut ich Wyk in der Josefstadt abzufin­ den also hab mit Düsternis ich mich trink Rotwein jetzt im Cafe Ritter wie viele Ge­ dichte kann ich noch schreiben in meinem Leben Knoblauchsuppe hab ich bestellt die will ich genießen ich erwart sie rauchend abwechselnd schreibend und trinkend sie wird soeben serviert ich werde sie essen

Hinnerk Einhorn

Lebenslauf, möbliert Aus der Enge des Leibs husch ins Körbchen ins Kinderbett auf die freie Matratze ins vaterländische Normbett von der Klappcouch ins Ehebett, ins gesunde und husch in die Kiste

III Singstimme im Sellerie

Harald Hartung

Mobilst Mit Mobilst als Narde in fleckigstarrer Hand die alte Avantgarde rühmt nun den Ehestand

Man hebt sich aus den Kissen wie aus Matratzengruft und schnuppert den gewissen Moschus- und Musenduft

Die Gattin steht im Rahmen frisch wie ein Obstsalat und nickt in deine Richtung O Psalmenende Amen gelingt auch nicht die Tat sie läßt dir ja die Dichtung

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Harald Hartung Satura Der Puls ist noch palpabel das Hirn noch sporogen Doch zwischen Kalb und Kabel will uns kein Gott erstehn Schon leichtes Magendrücken verändert den Diskurs Wir sehen in den Lücken den Schatten des Komturs

Vom Ein- zum Appenzeller da war wohl ein Moment als würde alles heller Nun lesen wir die Daten die uns an uns verraten als unser Testament

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Johannes Kühn

Vermutung Hinter dem Garten geht eine vermummte Gestalt, zu deinem Niederstoß ein Messer zwischen den Zähnen, vermut es, vom Weinglas irr. Ein Hahn verliert eine Feder, mit der ich schreib in alter Art einige Zeilen mit großer Bilderflut, vermut es, und sie sind lesbar für den Blinden selbst, vermut es. Lebt die Vermutung in dir auch mit lieblichem Geist, bedarf es der Vorsicht. Sie leitet leicht in Abgrundtiefen! Am Wiesenhang schlafe ein Kind mit langen Zöpfen, flüstert sie, du gehst hin, und leer ist der Platz, du stürzt ab in Liebeselend. So leicht wie ein Atemziehn läßt sie dich denken, ahnen, wer dort kommt, sag: hinter der Gegend eine neue!

-47"

Vermutung mit dem sicheren Gang, mit dem Schweben über der Erd! Ihr Blick ist voll Ahnung, sei zur Spurensuche zur Findung gefällig! Doch schwillt sie über davon, voll Hoffnung, voll Wahnsinn, wird sie Übel, auf das ich ausspeie, mir ins Haar greife, das schwitzt.

Robert Gernhardt

Der Tag des Herrn Und es war Morgen, als die Frau ihn fragte, Ob er denn wirklich glaube, was er sagte: „Nu mal im Ernst - Sie sind der Welterlöser?!“ Da schwoll sein Zorn an. Und sein Zorn war größer Als der auf Satan. Und erheblich böser Als der von Kain. Schon griff die Hand zum Stößer, Und fehlte viel nicht, daß der Herr sie schlug, Die frug. Und es war Mittag, als der Mann herantrat Und schmunzelnd um ein Wort von Mann zu Mann bat: „Darf man beim Barte seiner Mutter schwören?“ Da brach aus abertausend Teufelschören Solch infernalisch gutgelauntes Röhren, Daß niemand war, den Spott zu überhören, Und nicht viel fehlte, daß der Herr den trat, Der bat.

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Und es war Abend, als das Kind ihm zurief, Indes es armewedelnd auf ihn zulief: „Guck, Onkel Satan hat gesagt, ich könne fliegen!“ Da sprach er bitter: „Hättest du geschwiegen! Willst du nicht hier und gleich die Krätze kriegen, Mußt du zur Strafe zehnmal in die Knie gehn!“ Und fehlte viel nicht, daß der Herr bespie, Was schrie.

Röza Domascyna

singstimme im Sellerie welche haben sie und sie und sie und sie sollten diese haben und sie die ohne zu sein heißt nicht zu sein heißt falsch mit der falschen also stehen sie gefälligst zu ihrer auch wenn sie nicht die ihrige ist

welcher gestalt und färbe sind sie und welcher gestalt und färbe ist sie sie sind ihrer gestalt und färbe da sie ihrer gestalt und färbe ist na sowas will keine hat keine singt nur

aber wieso will sie nicht darüber sprechen man könnte ihr doch helfen -49 -

Michael Lentz gelsenkirchen eine alte frau ein gehgestell Straßenrand und blanke taube da rollt das gehgestell mal hin die alte frau und mit dem schuh der schlecht zu fuß wird da mal drangegangen mal so nach links gewälzt und angetippt mal so nach rechts der hohle vogel und schon fliegen drin ach so! kaputt na wirklich nicht über die brücke da rast dieser zug und dann?

Angela Krauß Kleine Mädchen Sie stehen plötzlich vor dir, wenn du eine fremde Haustür aufstößt. Allein und aufmerksam stehen sie im schattigen Hausflur. Und so klein, daß nur ihr Blick verhindert, daß du über sie stolperst.

Oder sie umringen dich, ein Dutzend im U-Bahnschacht in einer fremden Stadt unter der Erde, -50-

mit ihrer rätselhaften Fröhlichkeit, die dich erschrickt.

Bis jetzt warst du fest überzeugt, für alles ließe sich letztlich ein Maß finden, einfach weil der Mensch schlechthin seine Grenzen hat.

Sie aber halten hartnäckig ihre kleinen Gesichter, hell wie Teller, emporgewandt.

Anne Dorn Rauhnächte Hast die Ringe vom Finger gezogen, beiseitegeworfen, klirrend, das Zaumzeug mähneschüttelnder Rosse. Kalt ist das Bett. Fädiger Schlaf. Nachtdurchschimmerte Tage. Steht dir ein Kind zur Seite, zähmt sich das Herz. Wie gern wolltest du werden, ein anderer; eine andere werden, und findest dich wieder am späten Morgen, kennst dich noch immer.

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Thomas Böhme Voll von Tunneln ist das Herz des Jungen. Man soll immer hindurch, niemals verweilen, nur nicht sich häuslich einrichten. Doch, mal ehrlich, diese Tunnel sind gegraben ohne Sinn und Verstand, und mit allem erdenklichen Plunder sind sie verstopft. Wie soll sich denn da einer durchfinden: Strecken, Stollen, Haarnadelkurven, die nirgendwohin führen. Und wozu Gardinen, wo gar keine Fenster sind, und wozu die Herbergsordnung und Bilderrahmen für die schwarzen Gewölbe? Und warum diese Temperaturen wie in der Sauna und mittendrin noch ein Schreibtisch? Und er wird sagen: Der ist für dich. Und er wird sagen: Beim Schreiben mußt du doch nackt sein. Und er wird sagen: An Bildern soll es nicht mangeln. Und er wird außerdem sagen: Nichts im Herzen eines Jungen ist so wie es scheint, nicht die Ausgänge, nicht die Pässe, nichtmal die Inschriften an den Wänden, die das Grubenlicht nur verwirrt, daß kein X an ein U heranreicht!

“ $2. -

Tina Stroheker

Reise-Station In der Zeit zwischen Nacht und Morgen stellen sie hier Menschen auf was wie Podeste. Der eine kann nur in der Luft dieser Stunde noch atmen, der zweite, verbrannt, schaukelt sich wild, der dritte kann nicht in Licht sehen, der vierte steht nur, wenn eine Mauer ihn stützt. Ein halblautes Klagen. Kleines Gestöhn. Und Blicke und der Reisende muß da vorbei. Links und rechts diese Menschen, Klagen, das kleine Gestöhn. Und Blicke. Er, voller Eile, übersieht fast das Schild beim Gang zwischen den bebenden Statuen. Aber diskret sind die, als wären sie alles gewöhnt. Auch, daß man sie, wenn es hell wird, ins Haus trägt wie eine Art Puppen, die Freitreppe hoch dieses vermorschten Palais’, in abgedunkelte Zimmer. Die zuschließt. Und draußen kommt, hellauf begeistert, der Tag!

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Sepp Mall Später, irgendwann Oder die Landskizzen / aus den Schul­ heften der Kinder : Flüsse/die ungelenk über die Berge springen (hierhin dort­ hin) und Wasser tragen von der Adria / direkt ins Schwarze Meer Wer weiß / wer diese Adern mitnimmt in ein späteres Leben oder die Vorstellung davon daß es eine Weite gab (wenn man nur wollte)

Günter Herburger Die Wolkenspringer Grollend und rinnend, ein Deichwerk aus Wällen, Söllern und Zinnen; kein Gras in Sicht, wo Liebende liegen. Jäh ein Loch im Bett! Es entschwindet der Schatz, winkend, zu hören ist noch, daß er singt.

Gänse durchqueren viel Gefieder, drehen Hals und Kopf, schreien: al achram, al achram; die Pyramiden, Pyramiden!

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Dann galoppieren rostbraune Kampfstiere in Verfolgung entlang, dort in Dimensionen durchaus üblich. Werden die zwei Verwunschenen sich wiedersehen in Ägypten? Beeilung, Beeilung! Sie läßt sich fallen, breitet die Arme aus und fliegt, ebenfalls singend, von Pfühl zu Pfühl, landet nicht, sondern pflügt,

verläßt sich nicht mehr auf ihre Augen, nur noch auf Ellenbogen, die besser sehen, auch gut wittern. Wo ist er? Hat er sich in Daunen gewickelt oder wurde er gemangelt von Gewittern? Ein Schwarm Kolibris stolpert in solcher Höhe tonlos vorüber, die Flügel verschmort, die Schnäbel gesenkt.

Yes, sagt ein Blitz, I did it, sich verknäulend, bevor er sich traut, hinabzuschießen. ,

Ach, dort schläft er, aufgespießt lächelnd im Dampf, gottseidank nirgends ein Loch, al achram, al achram.

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Franzobel

Odysseus Nachts schläft er in Kalypsos Grotte, freilich Himmel jammert er und flennt den Meereskrähen hinterher, die aus dem Sprachgewirr nur eines für ihn haben: Rausgestreckte Zungen. Sein vor Stöhnen, Schmerzen und die alte Hure kerzen zerfressenes Gemüt zu höhnen. Dabei war er so glänzend voll mit Habitus, schulternsteif gespreizt, jetzt schuppt er nur noch wie Kaninchen, dörrt durch sein Leben, einer Blindschleichenhülle, die aufs Zertreten wartet, gleich.

Ursula Krechel Tisch im Grünen Grabe nur die Beine ein, grabe nur bis zur Kniehöhe, daß kein Kniefall daß Hand und Fuß hat, was an diesem Tisch unter den Tisch gefallen, gesessen, gegessen Grüble nicht, wenn Tische wer wird denn, wenn Tische und Stühle aus den Zargen, auseinandergegangen sind mit Klauen und Zähnen den Normalfall verteidigt fatal, verteidigt, nie Zeit vertan verteidigt wie Leute, die kommen und gehen ein Bier ausschütten und gehen.

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Franz Mon

bitte baden gehn wer weiß wer weiß wer weiß wer weiß weiß weiß weiß weiß weiß

wo. wo wann, wo wie. wie was.

wie : wer war. wer : war wo. was : wie war. wo : was war. wer was. im ofenrohr im dauerlauf im Viehbestand im Wurmfortsatz im bettgestell beim zapfenstreich im Vorderteil mit zinngeschrei beim null ouvert wo denkst du hin -

bitte baden, bitte baden, bitte baden. weiß wer wo weiß wer wie weiß wer was bedeckt bedacht bedient bewacht bitte baden gehn! bitte baden.

IV Felderlatein

Ekkehard Mall Ich habe ein Pappgebirge gebaut mit Spitzen und mit Falten. Ich habe lang in den Himmel geschaut und lange in die Spalten.

Elke Erb Waren und exakt Der Ilex, wie er prall und rund, hartblätterig, stachelig innen, zwei Meter ab von dem Pfad zum Bach, dastand dunkelgrün unterm Birnbaum, und niemand recht wußte, was er da sollte, außer: daß er der Ilex war, Ilex hieß wohl anders nicht nicht (nicht so),

aber auch nicht recht wußten, was sie da wollten, die dort vorkamen und ihn gesetzt hatten, damals, als sie und sie waren -58-

und der Ilex exakt, als wir uns eingewöhnten vor vielen nunmehr von ihnen freien Jahren, - Jahrzehnten zum Teil.

Jean Krier Der Raum fliesst. Und plötzlich können sie nicht mehr bleiben - sie kriegen einfach den Horizont nicht mehr hin. Langsam wächst all das auch zu: Farn (Es ist alles in Farn), Brombeerranken (Er schenkt dir im Wohnzimmer das ganze Brombeergestrüpp), Schlehenhecken, pelzige Paläste, das Endspiel da wächst dann kein Gras mehr, nichts mehr zum Abweiden, Auslutschen, Ausnehmen, Einrahmen. C’est le biscuit classique, comme a dit l’autre. Ein paar Striche genügen, das Meer ist überwuchert, alles wieder unberührt, sagenhaft unmenschlich und unsäglich unsagbar. Glaub mir, die Entscheidung, Kartenhäuser zu bauen, fällt einem nicht leicht. Der geringste Hauch - und schließlich wird was draus: unter dem einstürzenden Himmel etwas zum Wohnen und Lichtgestalten am Tisch, behütet und unberührbar für den, der mit Sagenhaftem da wuchert. Der Traum hat jetzt seine Richtung: Ast von fusain, an dem er hängt, die Vögel im Hintergrund, die Müllkippe (an der kommt niemand vorbei), Gestank,

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Wald der Algen, mit der Feder zu tauchen, tintentief, sein Flechtenwerk, unnachahmlich, zu gestalten. Nun leben sie ruhig weiter, zurückgezogen, in Felsspalten beinah, auf jeden Fall ohne den ganzen Ärger. Wie in einem Stilleben, und alles vom Fenster, von diesem Tisch aus gesehen.

Oswald Egger

Areale Areale Berlin, Mitte, Milieu (Auszug)

Zur Schaustelle, angelaufen, hin bis zum Bewehrungsbau der Wißgier bin ich, Planteur und platze (walz vor Plan), Blattsasse Bagger zu zählen Schüttgut.

Ein Schwalm von Krähnen -streichte Reißt-schienüber die Geräuschkulisse, Schaaren vom Fonds der Führungseisen Scharten, und Flaggt-Raum ein Garben, Schal-Dach.

Grau-wieren sirrt das Körper-Seil worfel-Schnut vom Sengen, luvte Brutherd, Kimmung-die Glut­ wege der Lachen, schwanken Birken-die, Kolk-lot leuchte Fluht. Mischfahrzeuge Schrag-Etage Kies-Schrappen Pfetten (Rofen, Sprieße, Traufe) Kehlbeton so Anschluß-eisern Büge, Wechselbalken das Hängte-Sprengwerk.

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Bauluke Schrags-Löcher zu Bagger-Gagen Anlagen Fließbeton-Senken, Schenkungs-und Sterbetafeln und, diese hier, werdende Wertschöpfung gebäude. Schurf-Ramme Loren Kipp-auf gestellt um Hub­ gruben und Teerkessel Unterzug, Drempelder Blechmulden Spur-Getriebe und RippenFalzgrat Souterrain.

Mit Zuteilungswerten, Anlaufkosten, und ihrethalber Abschlagt-verfahren, und der Mietspiegel sinkt hoch, die Gedanken sintern - Realitäten.

Richtwert-Ermittlung die wegerechte AufAufzinsung von Gewerbegebieten einst­ weiliger Gleitklausel, stillste Rücklagen, Freilegungskosten. Pfosten und Staffage Staffelung erklärter Ziele, Strebeschrägen, Gleich-Stutzen, SchenkungsDepots, die Vorholz Steuern strotzen, Mehrwert Rendite gestreut.

Mit Windrispen Sandfanglagen-das lose Hebewerk der Grundwassergruben Boden­ schätze, die Tieftruhe und Wellpappe-die der Vorschubrohre. Sich enteignen, (sehr) die Werterhöhung der Gebindesparren, und Geschosse sind die Leitern, Sprossen, gleiten-als Aufstockung preis der Gefälligkeit.

Bohrbrunnen und noch Stückländereien jetzt Stützgerüste aus Nichteisenmetallen, das Tränenblech der Dächer, die Last der Kataster. Staken (Schwalben der Verschwertung) im Stabbau, Dellenmulde Nipptide-Nischen, Riegel­ riffe Scharung der Ertragwerte, Taxen, Kosten, Aufwände. Und die Grundvermögen sind: Kostenmiete die Zuschüsse, Beihilfen zum Mietausfall­ wagnis überbuchs erzielter Nicht-Risiken und das Servitut.

Flöz die Grudeln Quellen auf auf Talsohle (der Trogwall, Untiefen vom Anland, Sandel zutage Geröllflächen, Senkwannen-das) gestade zur Stadt. Dwarren, Markt-gepflogen die Gracht der Pächter Haft-schade Ersterwerbs-Polizze, Heraufzonung Dritter Grundvermögen-die reinen reinen Baukosten.

-bruchreife Immobilien, Soll-Solvente Teileigentümer der Passiva wie mit Zinsvergünstigung, und Restlebensdauern (Brutto für Netto).

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Franz Josef Czernin wölken, weiden einander sind belämmernd schar-, gerüchteweise, da duft mich wolkig, blüten-, schattenhaft erfüllt, so sanft dies streift, doch, dergestalt, zieht weit die kreise, dass kleid- wie schmiegsam angeflogen seid, im bild zu blühn; wie wir uns dämmern reich, im flug einfällt mir Schleier-, schemenhaft verblümt, doch gliedernd auch enthüllt, da stofflich, hauchzart dies einbläst, den säum bestellt, mir schwanend ausgerichtet wind ihr sät, sturm wild, dass selbst mich läuten weiss; wie stehn besternt, uns plücken durch äugen weidend, flöten gehn durch mark süss, bein, fruchtbar verschlingend uns nicht nur mit all den blicken:

durch haut geschmaust uns, ohren, ausgesponnen fein, mit allen fasern uns zurück, ins blaue schicken: stillschweigend gleich, verdaut, nur lüft bin wieder, rein?

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Gerhard Falkner

Blauer Himmel Bläue kleiner Geiger Wolkensteiger Überklinger stummer Himmelsfinger kleine Bläue/fremder Ringer mit dem großen: dem Gedankengott! nicht wie die Schwärze die Brustschwärze schleichst du, Bläue kleiner Geiger um die Kerze sondern ziehst du, Geige kleine Bläue deinen Bogen aus der Schwere der Gedankenschwere durch die hellen Stellen tief ins Leere

Bläue kleine Geige blaue Neige steige. Ab. In dunkleres Blau. Und schweige.

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Gerhard Falkner Sommer, so sagen alle nur einen Sommer, oder so sagen die Stimmen nur einen Sommer einen gewaltigen, oder so der, was er auch vermag, ohne anzuklopfen hereinbricht, der, wie immer er auftritt in Staub gewälzt oder behängt mit geschmeidigem Flimmern langsames Beginnen stumm überspringt der einsetzt, wie Breitwandkino in jeglicher Gegend und dann einer wie dir, die zu Unrecht davorsteht mit verkreuzten Lippen und stumm mit der Stirn gegen Halme gelehnt die eine geröstete Nuß in den Schoß zählt (nur immer die eine) oben aber, da schwimmen von den Blicken gepeitscht die Inseln, jede für sich die entmischten Hände schwankend und wie Schilf gereckt Höhenmesser über dem oben dem Handsegel da schwimmen von der Geisteskälte in weißes und schwarzes Licht zerlegt die Hälften des Sommers wie Bugholz

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gegeneinandergestoßen und soviel Zerknirschtes » wieder zerknirschend

Wulf Kirsten das große randseil welliges land mit kerbschnitten vor aller äugen wie nicht gewesen, und doch: eben jetzt neu geschaffen, wenn du glaubst, was du siehst, bist du berufen, die einmalige ferne abgängig, gebuckeltes gebilde, eingemuldet, kulturfähig gemacht und freiweg aus der lüft gegriffen, die Verwerfungen im relief beziffert, bezeichnet, chiffriert, nun lies und sieh, wie sich die grundschrift verformte unter der lichtwolke, jede klinge ausgegrünt maiwüchsig pfingstlich, als ob dies noch immer in der natur der Sache läge, langhin deutungslinien über die verkleinerte weit gezogen, die sich in dunstschleiern verliert, kirchtürme von der sonne ins meißnische land gestaucht, erinnerungspunkte, überelbisch gesetzt, die mir nachhelfen wollen, hinaufzukommen und hinweg über das große randseil, wenn ich nur wüßte, wer das flußband so benannt hat vorzeiten, ein schmutziges wasser, wie es sich ausgießt, als wär es gleißendes licht, das die Strömung fortzieht und trägt.

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Heinz Kattner

Der Erde zugewandt Für Nicolas Born

Breit fließt die Elbe durchs Grünland darin verteilen die Grillen den vielfach gebrochenen Ton zum Friedhof unter Linden Fußspuren im geharkten Sand letzte Worte sind Steinworte die anderen aber pulsieren beim Lesen noch in den fernsten Bibliotheken

Zurückgelassen das Grab danach der fremde Blick Hundehecheln im geordneten Garten das unbekannte Auge des Entdeckers

Arnfrid Astei Sonnenfinsternis Nach zwei Minuten war es wieder Tag. Versteckt hat sich die Sonne in der Puppe, ich fand am gleichen Tag den schwarzen Sarg. Der Falter kam zum Vorschein heute erst. Nach schweren Wochen ist er auferstanden.

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Heinz Czechowski

Elbwiesen Ein Terrain für Voyeure, Auch unfreiwillige, Wie ich.

Wiesenwege, Wie aus der Schule Von Barbizon, dahinter Ein aufgehender Mond Mit einem graugrünen Hof. Hier Hat selbst die Gegenwart Einen Grad von Vollkommenheit, Der mich beunruhigt.

Philipp Luidl Zeig deine hand herr deine finger

Ich glaub die mücke dir nicht und die fliege

Mit welchem fingernagel hast du ihnen die flügel eingehängt?

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Und wie die waben ihres auges abgeknickt?

Und wie sechs beinen ein gebet gelehrt? Und wie den spinnen um Vergebung bitten vor ihrem tod? Von deiner hand bin ich und ist mein weib

Arnfrid Astei

Dios Bälanos - Juglans - Jovis Glans Die süßen Eicheln im Gelobten Land, die Gottesnüsse waren Eßkastanien. Sie prasselten für Schweine und für Menschen aus grünem Himmel auf die Erde nieder. Die Zeit war golden, heiter war das Alter, der Fluch der Arbeit war noch nicht erfunden.

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Günter Kunert

Der Gimpel' Der Gimpel singt sein Lied: „Nur Körper glauben immer aneinander“. Und lauter: „Mensch, küsse dich! Du bist din, ich bin min, wir sind hin.“ Der Gimpel singt: „Komm auf die Schaukel Biotechnik, so auf und ab, so komm!“ Und leiser: „Treue scheue, schau, was kommt von draussen rein.“ Im Tremolo: „Leibhaftig zieht’s durch dein Gemüt. Das Herz schweig still. Was auch geschieht.“ Dergestalt des Gimpels Lied aus seiner güldenen Voliere.

Gerrit Bekker sich ums Wetter kümmern In Plaue krümmt sich die Winterwiese hanghoch. Und oben die Fichten. Mönchsmeise

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am Zaun. Am Himmel treibts Dunkel. Ende Januar die Knospen schon dick.

Gerrit Bekker

durchs Land Fahre und habe das Leben satt. Bring mich mit dem Fahrrad nach Halberstadt.

Bring mich — mit schwarzem Automobil von Hamburg der Stadt über Land hin nach Kiel.

Fahr mich im Winter bei Eis Sturm und Schnee Hin zur Küste. Zur Brandung. Zur offenen See.

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Christoph Meckel Cythere „ Watteau peint ä sa fantaisie et n’aime pas les sujets commandes“

September, ein Hornstoss in der heiteren Luft ruft die Gäste zusammen - viel Glück! Im durchsonnten Nebel erscheinen sie, Unbekannte einzeln, in Paaren, Schönheiten alle, wer sind sie Camoufles, Enchanteure und Komödianten Kostümköpfe, Clowns, Ganoven der champs des rats Kurtisanen, Loretten? Wer möchte an Antwort glauben. Was für ein Aufwand an Sachen und Attributen Papageien, Picknickkörbe, Gitarren und Krüge Perücken, Masken, Schleier und Futterale das alles soll auf die Schiffe und weiter, das scheint im Paradies noch gebraucht zu werden und ist nur auf dieser Seite des Wassers zu haben. Wieviel Gewohnheit wurde da eingepackt, persönliche Vorsicht und irdischer Zweifel. Betörende Kleider der Frauen, Seide im Nebel ehrenwerte Beinkleider, echtes Geschmeide Damast, betaut von kurzer Rast im Gras von schneller Verführung zerdrückte Schleppen. Das nahe Wasser trägt Geräusche her, eine Brandung unablässig und gefahrlos plätschernd, verliert sich im Unsichtbaren (lautlos schwirrt dort das Fledermausgestirn und sucht seine Stelle) Gelächter und Dialoge, das alles ist herrlich. Der begonnene Tag füllt sich mit Gold, das geisterhaft schwebt, verwandelt in Laub und Luft und lang genug im Imaginären haftet. Es leuchten Diamanten, Federn, Früchte durch Grisaille, Quitten und Birnen nicht zu unterscheiden

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Wildweinblätter, die sich verfärben in einer Zeit, die nichts zu verbrauchen scheint. Beiläufig verlässt man das Land, man hat dieses Ufer aufgegeben, gelassene Schritte im schwerelosen Tanzplan verheissenen Glücks, im Genuss einer Abfahrt ohne Melancholie, Bläue atmend im Nebel, der steigt und fliegt. Die Fahrzeuge stossen ab, es scheint eins dem andern zu folgen, vielleicht Segelschiffe, Yachten, leicht ziehende Fähren, man könnte noch hören: Gelächter, Tenöre, Glocken und Wohllaut müheloser Ruderschläge. Wenn der Nebel verfliegt vor weissen und roten dann brennenden Sonnen, ist nichts mehr zu sehen und das verlassene Ufer hört auf zu sein.

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Jürgen Theobaldy

Durch Hauptwil Bäche, dies der Anfang, die Tümpel stehen, Von den Bergen herunter kommt Schmelzwasser, Endlich treibt es die Sägen an und Mühlen, Bauern zum Nutzen.

Bald wird Leinwand veredelt, wo zum Bleichen, Auch zum Antrieb der Walken und Mangen Wasser nötig zu lenken ist und stetig Über die Räder. Verfeinert wird nun Indigo, der Farbstoff, Und der Kuhmist, gemischt ins Blut der Ochsen, Lässt die Händler am Türkischrot gewinnen Ihrer Textilien.

Wenn hier alles aber am Abend still war, Unter seinem Fenster Weiden und Pappeln, Nur das klare Wasser des Sorenbachs dann Hörte er rauschen. Vor dem wimmelnden Sternenhimmel dichten, Von der Unschuld singen unter dem Alpstein, Zum Versöhnenden, wie er da war, sagen: Ein Chor nun sind wir.

Aus den sommerlich weit offenen Fenstern Klingen, wo wir gehen, serbische Lieder. Felle liegen zum Lüften auf den Simsen, Sonnige Zuflucht.

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Johannes Kühn

Mittagsläuten im Feld An den Fels des Steinbruchs springt der Glockenton wie ein Ball leicht, übereilt die Wälder und erreicht am Pflug den Landmann, damit er weiß: Es ist Mittag.

In den Sumpf zur versunknen Glocke tönt er; und weckt, ich glaubs wie Kinder, Widerhall. Spielerei, Echosprünge bringt er in die Schluchten, wo die weidenden Pferde wandern.

Er fällt an volle Kessel der Beerenpflücker, die innehalten, erstaunt, so spät ists schon. Teegetränk trinkt, Schinkenspeck auf Brot ißt der ruhnde Mann, der Landstreicher, im Hohlweg, gebettelt hat er und beginnt zu kaun

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den guten Imbiß beim frischen Kirchentpn, er kennt auch noch Gebete. Wie laut der Schmiede Amboßklingen ist, die Lokomotive dröhnt, die Weihervögel schrein, die Wagen rattern, die Dorfsirene heult, sie alle übertrumpft die alte Kirche in Würde, was manchen freut.

Lutz Seiler im felderlatein einmal begründet sind wir ein bast auf der borke zu gast in der rinde ä inneres kind der ausfall Strassen, diese Strassen sind eine leise gesprochene spräche noch über das einmal gesagte hinweg an den gärten ins felderlatein. dort

sitzt das kind auf einem hügel die weit ist aus sand gemurmelte sprachen rollen nach innen wollen auch wasser brücken & Strassen benötigen leise rollende sprachen das eigene kind im felderlatein

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Friederike Mayröcker dieses Kind diese Parze dieser Ligusterhain für Eva Hoffmann

vor meinem Fenster die weiszen Lilien ungeschriebener Briefe wachsen herzu bis an mein Bett Levkojen Iris und Tausendschön ich weisz warum ich so traurig bin mein vorletzter Zahn das Blut stillt sich nicht es flieszt aus Mund und Nase es flieszt der Neckar mit Trauerweiden umflort, ich war dort an der Brücke bin an der Brücke gestanden : im Wasser : eines Hundes gewellter Schatten : mein eigener war es, zwischen den Hollerbüschen bin ich gegangen gegen den Turm, während in meinem Rücken der Lärm der Motoren ich war dort am Neckar bin an der Brücke gestanden habe des Toten gedacht habe geträumt von dem Freund aber die Begegnung.. mein eigenes Blutwasser getrunken, aus tiefem Brunnen der Hafner der Imker der Brunnen- nein : Blumenbinder bin beschäftigt mit Rasereien des Schreibens auf der Müll­ kippe oder Holunder/Hortensie, es beginne des Gartens Tugend,

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Friederike Mayröcker

„die mit dem Bluthstock der Sprache.. für Markus Steffen

gewölkt der Morgen wenn ich liege da langgestreckt durch die Luke spähend ins Blaue oder tappend wundgescheuerten Augs mit Rückenhöcker und eingestecktem Kopf über die Fliesen.. ach die Welt wie sie wölkt und naht sich als sanftes Getöse gegen mich während die Briefe im Tiefschatten nämlich / im Zwischenbett

und ist von mir gewichen alle Traurigkeit

Dirk von Petersdorff Über Berlin Als der Zug durch die Stadt fuhr, war das die Szene: Nebel am Morgen, daraus ragten Kräne.

Alle Farben und Größen Berlin ist ein Investitionsort erster Güte die zeigen wie Finger nach Westen und

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Norden, auch ostwärts. Einer dreht sich im Kreis, zweimal vor, dann zurück; weiß offenkundig nicht wohin; dreht nach rechts, schöner Schwung, ein Mädchen muß kichern.

Die schwingende Nadel, unter dem Himmel, über der weißen Decke, Berlin. Dann bog der Zug um die Ecke.

V Jetzt gilt jeder Turnschuh

Seamus Heaney Vertraute Welt „Nema problema!" Der Mazedonier Kreischte und ließ sein Taxi um jede leitplankenlose Serpentine kreischen; Gab wieder Gas. „Beria! Beria! Beria!“ Kreischte Vladimir Chupeski jedesmal, Wenn er ein Wodkaglas zerschlug und ein neues füllte, Damals, in Struga, neunzehn-achtundsiebzig, Als wir vom Lyrikfestival nicht einen Tag Nüchtern erlebten. Rafael Alberti War „Honorand“, und Caj Westerberg, Ein düstrer Finne in hamletschwarzem Kord, Schwitzte „aus Prinzip“ (oder war’s nur Projektion Meines nordisch-tweedschen Geists, der stets verneinte?) Gleichfalls da: „Hans Magnus Enzensberger. Unangemeldet. Schick, in Panama und Rohleinenanzug, wie aus dem Ei gepellt. Ihm läßt Man’s durchgehen.“

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Und ein Däne, ein Seher Von der Avantgarde, spähte hinauf zu einem Strebebogen, Sein Auge klar wie’s Wasser, wie der Korallengrund Vom Ohridsee. Als er mich ansprach, sagte er: „Diese Madonnen und Mosaiken - bist das nicht du? Du bist ein Süden. Dein Moor war Sommermoor.“ *

In Belgrad hatte ich meinen Westen-im-Osten gefunden. „Belmulleter Tristesse von Hökerläden Und kleinen Ladenfenstern. Unfrisches Brot, Konserven, Auch Alte wie aus Belmullet auf den Straßen. Schwarz vermummt, aufrecht, wachsam, Perlen fingernd.“ Dann sah ich Fese und glitt aus der Vertrautheit Auf dem kurzen süßen Schlammrutsch eines Kaffees.

* Im ruhenden Mittelpunkt der Himmelsrichtungen Baumelte ein Fliegenfänger an unserer Küchendecke, Honig-Rollbahn/Todesfalle, Sirup vom Styx, Teerperlen schwitzend, ein Gerstenzucker-tu/zsZ Von Überfluß und Ekel... Fünfziger Jahre Der Eisenöfen und noch-Familienbande, Meßgängerscharen, die so weit man sah Die Sommerstraßen schwärzten. Und jetzt die Flüchtlinge: Gepackt auf Trecker und auf Leiterwagen, Anhänger, Radber, Karren, Kinderwagen, Am Stock, auf Krücken, auf des andern Schultern. Und wieder seh ich die mulsch befleckte Schlange: Welt-Kette aus Gold, von der die Welt nur abstürzt In die Wolkenblase eines Objektivs.

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Waren wir nicht für Sommer, Schatten, Kühle Bestimmt, und dafür, ins Sonnenlicht zu starren Durch eine offne Tür? Für das verlorene Paradies? War’s das, was man mich lehrte? Das alte Gefühl, daß sich eine Tragödie, Nicht wahrgehabt, abspielte, am Außenrand Des Alltags, verließ mich nicht ein Mal... Zu schade (wegen Caj), daß ich zu der Zeit Simbergs Allegorie von Finnland noch nicht kannte Die, wo zwei Jungen den verwundeten Engel tragen, ein offnes Feld entlang: Sumpfland, Flußmündungslicht, ein fernes Ufer Mit Schloten. Dreißiger-Jahre-Sozialismus? Oder das Bruch, der Matsch und Modder eines Scheiterns? Ein Kommunionskleid-Engel, mit großen weißen Flügeln, Weißem Stirnverband und Blumen in der Hand, Hält sich fest auf der improvisierten Bahre Zwischen Knabe Nummer eins, mit rundem Hut, Und Knabe Nummer zwei in kurzer Joppe Und Gummistiefeln - vielleicht von seinem Vater. Allegorie, sag ich, doch wer weiß Trauer schon Richtig zu deuten - oder überhaupt?

Die offne Tür, der Sturz, der weiche Sattel Und wirkliche Granit der Stufe vor der Tür. Ein andrer Engel geht (in Form wie immer) Die Häuser ab, wo dransteht: „Serbenhaus“.

Wie kommt das Wahre in das Ausgedachte? Frag mich was Leichtres. Eines weiß ich aber: Trotz Taxi-Rallye kamen wir zu spät Zu dem Zementwerk, oben in den Bergen, Wo wir Gedichte lesen sollten. So endete Ein „Essen“ mit Genosse-Direktoren Mit Siesta und katrigem Erwachen kurz Vor Sonnenuntergang. Dann, heißt’s in den Notizen: „Menschen unterwegs, Feld voller Volk, Packpferde mit Kiepen, Aufwärtsdrängen Von Familien, endloser Pilgerstrom. Heute ist der Tag der Arbeit, zum Gedenken An den Generalstreik. Auch griechisch-orthodoxer Marientag.“ Wir folgten einem trocknen Flußbett, Steingeklack, gedämpft von der murmelnden Menge, Als das Dunkel kam. Ein Wassersegner saß Abseits auf seinem Stein, giotto-dürr und gegürtet, („Zauberer“, sagte Vladimir) und schwang sein Kreuz Über den Dosen und den Einmachgläsern, Die man ihm hinhielt.

Und endlich auf dem Gipfel, vor der Kirche: Ikonenumzug, Kerzenflammen, Blumen Und Basilikum im Überfluß, liturgische Gesänge hinter der Ikonostase, Ein Rauchfaß, schwingend-wandernd durch die Menge. Alles kam mir vertraut vor, dort, und doch Peinigte es mich wie ein unverstandner Traum. Devotionalienhandel. Grüppchen für Grüppchen Setzte sich wandermüde im Kreis Und aß vom Mitgebrachten: Brot und Oliven.

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Als der Bauch der Boeing erdröhnte und wir stiegen (Ins reine Blau und das Regelwerk * Der Flugverkehrskontrolle - Lufthansa sei dank Blieb ich gehorsam angeschnallt, rauchte, sobald Das VERBOTEN-Zeichen ausging, und nahm den Wein Leichten, kopfhörertauben Nickens huldvoll an. Nema problema. Ja. Volle Kraft voraus. Aus dem Englischen von Giovanni und Ditte Bandini

Durs Grünbein

Nach dem letzten der hiesigen Kriege Für Hans Magnus Enzensberger i

Waffenstillstand. Ein letzter Schuß, indigniert, reißt ein Blatt Von dem einzigen Baum weit und breit, der noch unversehrt steht. Die Mamba, aufreizend langsam, kriecht aus dem brennenden Haus Beutesatt ins Gebüsch, zurück in die große, reptilienliebende Stadt, Die im Umland schon bald wieder neue Giftzähne sät. Dort, zwischen Kino, Zoo und Kaserne würgt sie den Fraß später aus. Ein Panzer stellt sich beim Rückmarsch quer, provoziert einen Stau. Am Straßenrand Autowracks. Ob die Böschung ein Massengrab Oder Tretminen birgt, - dieser Erde wird keiner mehr traun. In voller Montur, die entlassenen Schlächter ziehn reulos ab, Den Killerblick hinter Sonnenbrillen versteckt, ins zivile Leben. Patronengurte, über die Schulter gehängt, blitzende Ressentiments, Ersparen das Zähnefletschen, die Mühe, sich wölfisch zu geben. Nichts wird gesühnt. Kein Toter erhebt sich, zerteilt wie in Trance Die fette Schlangenhaut, den Troß, der da heimwärts marschiert. Von nun an steht jede Astgabel hier für das Einerseits, Andrerseits, Für gespaltene Zungen. Weil sie wissen, daß Krieg nie verliert, Grinsen manche im Rudel, die Finger zum V gespreizt.

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Zurück bleibt geschändete Luft. Verwesungsgestank Verdirbt die Geschäfte am Schwarzmarkt, den Wiedersehnskuß. Knackt etwas, sind gleich einige unbewaffnete Hände erhoben. Keiner bettelt. Wo alles leidet, ist man nicht krank. Große Zeit für den Imperativ: aller Schutt sagt „Du mußt!“. Ein geschlachteter Traktor am Waldrand, die Räder nach oben, Zieht das einzige Mitleid auf sich. Die geduldige Kuh, Zum Minensuchen vorausgeschickt, sieht vom Frieden so viel Wie der Bauer vom Krieg. Statt der Hülsenfrüchte Patronen. Tierkadaver, abgestürzte Ballons, schnüren den Magen zu, Der auf alles gefaßt schien. Eben noch das perfekte Ziel, Jetzt war man sicher in der gefährlichsten aller Gefahrenzonen.

3 Soviel vergeudete Zeit. So viele Lehren, die keiner braucht, Der bislang anständig lebte, gut besetzt in der Rolle Des Nachbarn, des Vaters, des ältren Geschwisters. Im Namen Welcher höchsten Behörde quoll aus den Dachstühlen Rauch? Wozu der Blutverlust? Daß man künftig mehr Achtung zolle Diesem Lappen, der einigen Heimat bedeutet? Kein Amen Bewahrt die Moschee vorm Brand, das Kloster vorm Plündern. Wozu die Völkerwanderung, das ewige Siebensachenpacken, Kaum ist die erste Kehle durchtrennt? Wenn sie erst öde liegen, Was nützen das Feld, das Gehöft, dem brachialen Gründer? Ein Dröhnen, schon sucht der Blick am Himmel den Zacken, Der blitzschnell da ist, den Hobel, von dem Metallspäne fliegen.

4 Aufrichten kann sich nur, wer der Schlachtung entkam, Wenigstens physisch. Kaum noch das gute, gesalbte Stück, Ist der Körper ein andrer geworden im Krieg. Im Gewebe Zittern MPi-Salven nach, und der Herzmuskel lahmt.

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Das Hocken in Zelten, Fluchtgepäck, hat auf alles gedrückt. Schwer, sich zu halten, gilt erst das elfte Gebot „Überlebe!“. Dreck war man, einsam, einer von vielen Abgebrannten. Die Großmutter schleppend, ließ man den Fernseher. Mochten Sie plündern, zerstören. Man war froh über jede Liegestatt. Breughel sah sie, Goya auch, die vom Schlaf Übermannten, Kreuz und quer ausgestreckt, wie aufs Rad der Erde geflochten. Todmüde Flüchtlinge, Söldner, vom Genickschußdienst matt.

5

Der enorme Schwindel im verschraubten Kopf des Reporters, Kommt vom Roulette, mit dem Krieg sich verwechseln läßt Von dem, der den Einsatz verkennt. Der am Rand steht und staunt. Denn er sieht nur die Kugel. Daß der Sinn mancher Worte Wie Täter und Opfer sich dreht und dreht, gibt als Fazit: Inzest. Er ist der Laie, der ins Mikrophon was von Geschichte raunt, Die bei schlechtem Wetter Vergeltung will. Er verkauft, Was die Archive sagen als Rätsel, spricht die Namen falsch aus, In Khakis und Anglerweste, überall fremd. Irgendein Kosovo Wird ihm zur Jauchegrube, ein Ort, wo man von altersher rauft. Kamera läuft. Eine Fliege umkreist ihn. Weit weg von zuhaus, Ist die Menschheit ein Brei. Der Magen streikt. Kotzen, nur wo? 6 Dann ist der letzte Feind weg. Nur noch Nachbarn, Attrappen, Die aufstehn und fallen, erscheinen im Suff (und im Schlaf). Die Stimmung bleibt wie die jüngste Bodenschicht hochexplosiv. Freischärler regeln den Straßenverkehr, schief ihre Kappen Mit dem neuen Emblem. Sie bestimmen, was jeder hier darf. Ein Partisan läuft in Unterhosen herum, halb blind. Er schnieft. Zack! klappt das Schnappmesser zu. Die Katze ist nicht zu halten. Finger, die lang nur den Abzug liebkosten, entriegeln BHs Oder flicken den Hühnerstall, den die meisten Querschläger trafen. Jetzt sind da nur noch Kot und Federn. Und nicht nur die Alte,

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Auch der Maulheld weiß es: zum Trauern braucht’s keine Waffen. Krieg? Siehe Frieden. (Sagt das Lexikon unter einem der vielen K’s). 7 „Abschied vom Krieg“. - Sofort ist die Titelseite veraltet, die Zeile Überholt wie das meiste, das jenseits von Krebshilfe wirbt.

Kein Diplomat, der den Hut nimmt, kein Gespenst, das verschwindet Nach seinem Gang durch Europa, von juveniler Langeweile Genährt: Krieg ist ein Virus, der mit den Körpern nicht stirbt. Der traurige Schweinskopf, der als erster bewegende Worte findet, Ist der Armeechef, wer sonst. Der kleine Minister des Inneren weint, Weil es nie so lieb Kind war, sein Volk, dirigiert von Podesten, In Ängsten wie Dumpfheit vereint, zusammengenäht an den Ohren. Not macht nostalgisch. Ach, die Nächte im Bunker bei Kerzenschein ... Wird es zum Jahrestag heißen. Ein Dutzend heimischer Bestien Schleicht immer umher, im Maßanzug, lautlos. Windige Professoren Horchen am Stammtisch, gehn mit Pamphleten auf Dummenfang. Krieg scheint nicht totzukriegen. „Abschied vom Leben“ Hätte ihm mehr gesagt, dem Rekruten, als der Kranzspruch posthum. Doch schon wird gefeiert, schwappt aus dem Herrenklo Heimatgesang. Ein Psychiater, der die Nation therapiert, nutzt das kommende Beben, Das durch die Vorstädte geht für sein lausiges, kleines Curriculum. Neuwahlen sorgen dafür, daß der Pegel an Illusionen nicht sinkt. Das Friedenslied sudelt ein Shakespearekenner, promovierter Faschist, Der die Welt verachtet, seit sie landesweit in zivilen Freuden ertrinkt. Sein Zeigefinger, verschwörerisch, siegelt die Lippen zum „Pst!“

Juni 1999

VI

Blick zum Nachbarn: Polen

Renate Schmidgall

Vom Wir zum Ich - die polnische Lyrik des letzten Jahrzehnts Als 1998 der Lyriker Zbigniew Herbert starb, gab es in der größten polnischen Tageszeitung seitenlang Kommentare, Erinnerungen, Analysen, Gedichte - nicht nur an einem Tag. Im Oktober 1999 war in der „Gazeta Wyborcza“ min­ destens genausoviel über Günter Grass zu lesen wie in den deutschen Zeitungen. Polen ist ein Land, das um „seine“ Dichter trauert und sich mit ihnen freut. Selbst im Kapita­ lismus ist die große Bedeutung noch zu spüren, die die Dichtung zweihundert Jahre lang hatte: Während Polen von der Landkarte verschwunden war, lebte sie im Unter­ grund weiter und bewahrte - immer in der Opposition - die nationale Identität. Auch später, im Kommunismus, der als Fortsetzung der rus­ sischen Fremdherrschaft empfunden wurde, behielt sie diese Rolle bei, hielt die Erinnerung an die Geschichte wach, stärkte das kollektive Bewußtsein, zuletzt in den 80er Jahren während des Kriegsrechts. Seit zehn Jahren gibt es kein Feindbild mehr, die Zensur entfällt, die literarische Auflehnung gegen das System ist sinnlos geworden. Das Spektrum der Reaktionen auf diese schwierige Freiheit ist groß. Marcin Swietlicki (*1961), der seine Gedichte zu den

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Rhythmen einer Rockband deklamiert oder auch heraus­ schreit, grenzt sich explizit gegen die Politisierung und Ideo­ logisierung ab: „Die Lyrik der Sklaven nährt sich von der Idee, dem wässrigen Ersatz für Blut. In der Lyrik der Skla­ ven haben die Bäume Kreuze aus Stacheldraht.“ Viele begabte junge Lyriker haben eine eigene Sprache gefunden, die auf der Tradition aufbaut und dennoch ihren individu­ ellen Weg geht: Maciej Niemiec (*1953), der in präzisen Beschreibungen der Außenwelt seinen Sinn im Leben sucht, Andrzej Stasiuk (*1960) und Marzanna Kielar (*1963), die in Bildern aus der Natur eine metaphysische Ebene errei­ chen, Jakub Ekier, der sich am Rand des Schweigens bewegt. Es sind die alten Themen, über die sie schreiben: Liebe, Vergänglichkeit, Einsamkeit, Zeit, Tod. Die folgenden Gedichte wurden von Renate Schmidgall zusammen­ gestellt und aus dem Polnischen übersetzt.

Maciej Niemiec Du Tröpfchen, salzig und süß zwischen mir und ihr bist du

auf ihrer Haut auf meiner Zunge wem gehörst du

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Maciej Nietniec

Flogny, an jenem Tag und an jenem Morgen Ruhe in den Bildern der Natur am Kanal der Yonne Niedrige Bäume am Wasser Ein Kiesweg Hier suchte ich Waffenstillstand zwischen Erinnern und Wollen Auf dem Fahrrad wie früher in der Kindheit Am Deich entlang über dem schmalen flachen Bach in Janow Ich fühlte mich wie damals fremd gegenüber dem Sicht­ baren

Doch jetzt vergaß ich nicht zu atmen Vergaß es nicht

Das Wasser der Yonne trägt kleine Schiffe Fließt langsam Grün vom Leben Undurchsichtig aber lebendig Jeden Augenblick verbunden und getrennt durch Schleusen Ich dachte in zwei Sprachen und in keiner zuende Konnte zu keiner Einigung kommen mit mir Worte wiederholten sich zu spät zu früh Gestern abend verlor sich eine rote unentschlossene Katze In dem verlassenen Haus Du suchtest sie In den Zimmern im ersten Stock denn „sie macht in die Betten“ Doch du hattest Angst vor der äußeren Nacht So gewann die Katze die Übernachtung in der Küche Übrigens nicht ohne Bedenken

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„Weißt du, daß eine Katze, eingesperrt in einem leeren ovalen Raum sich nach einigen Stunden des Herumstrei­ chens den Schädel an der Wand einschlägt, weil sie keine Ecke findet, in der sie sich verstecken kann?“

Zum Glück hatte die Küche Ecken Das Haus trennte uns von der äußeren Dunkelheit An jenem Morgen Mußten wir eine Einigung suchen über dem Text der Über­ setzung Mit der ich seit einiger Zeit kämpfte

Sie gab uns einige Beobachtungen ohne zu verletzen wie die Woraus gestern das heutige Morgen gemacht wurde

Warum eigentlich Rad fahren am Kanal der Yonne Wo das Wasser die Augenfarbe der Geliebten hat Und woanders sein seine Wunde lecken Ich war vor dir und drosselte das Tempo Die Natur Sprechend Unstet wie die Wasseroberfläche War hinter mir Du überholtest mich Und darum ging’s Sich mit den Augen zu berühren Näherzukommen und sich zu entfernen Dich von hinten zu sehen auf dem schmalen Sattel Die Landschaft von Burgund wogte wie ein Frauenkörper Ein feiner Regen fiel Unter der Brücke über den silbernen Arma^on Die jedes Wort wiederholte war es seltsam zu erzählen was mein Land aufgefressen hatte und immer noch fraß

Durstig nach einer steilen Strecke tranken wir in VillierVineux -91 -

In einem leeren Bistro Kir Bier und Pastis mit einem namenund alterslosen Mann Rauh und sensibel wie ein reifer Baum Er stand hinter der Theke mit dem Gesicht eines Ver­ lassenen Vor Jahren war er aus Paris gekommen und dort geblieben Es war still wie es nur in einem sterbenden Städtchen still sein kann

Später kamen zwei Hügel Der erste mit langer Auffahrt und sanfter Abfahrt Der zweite mit gefährlich steiler Abfahrt Auf dem ersten hielten wir an Neben dem in die Landschaft gewachsenen Wasserturm Völlige Einöde Getreidefelder und ein Weg Der Wald am Horizont Du versuchtest das zu sagen und hattest recht Etwas war hier erhalten Geblieben seit Jahrhunderten ohne Erwartung Der Wind der Pilger zum heiligen Jakob von Compostela

Berührte leicht das Gras die Halme unser Haar Deines roch streng nach dem Heu Auf dem die Liebenden geschlafen hatten

Zwei- oder dreimal im Leben werden Erinnerung und Wille sichtbar Aber das Unvergessene erlaubt keine Erinnerung Dieser Tag war hoch und das war sein Gipfel Andere Tage sind um ihn herum Zahllose Zelte farbig weiß und schwarz

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Einmal werde ich wieder erzählen Wenn wir wieder dorthin kommen

Auf dem zweiten Hügel Nadelwald zur Linken Auch hier war Wind aber ein anderer Der Wind der Toten Wir wußten nicht weshalb sie hier geblieben waren Das Nichts lief unermüdlich Zwischen Blättern und Grashalmen

Einmal waren wir Kinder Fürchteten uns vor dem Wald und der Nacht Wir waren es wieder an jenem Tag an jenem Morgen

Kindheit ist fehlendes Wissen die Gewißheit Pocht unverständlich wie das Herz Und die Sprache ist nicht fähig uns auszudrücken

Manchmal ist es besser zu schweigen Als zu sprechen und den Augenblick zu verlieren Wegzu­ gehen Ins Wort das einen neuen schafft

Und bei dem bleibt man Weder jetzt noch hier noch damals An jenem Morgen hörtest du die Worte die ich sagte Anders Ich schlief oder du warst in einem andern Traum allein

Worte sind gehorsam Sie sprechen Und der leidenschaftli­ che Geist interpretiert sie

Es bleibt nichts außer dem Ton Der täuschen kann aber ausdrücken muß

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Die Nacht schließt den Deckel des Tages Und erzählt eine eigene Geschichte Mit einer Wunde die singt oder mit der man schreit So schreibe ich um mich dem Wissen zu nähern Daß die Gegenwart weiterhin dauert in ihrer Gegenwart Ich nähere mich dem Projektor der dies zeigt Die Natur ist nie ein Spiegel Und der Text ist kein Spiegel Der Spiegel frißt die ganze Luft und gibt umgekehrte Bilder wieder In Wirklichkeit wohnen wir außerhalb von ihnen Überall dort In dieser Gegenwart die uns gesehen hat Mit ihren menschlichen Augen

Andrzej Stasiuk sfr Jfr #

für M.

In dieser Nacht bist du weg. Öde werden die Winkel meines Tisches, die Decke ist weiß und kühl wie das Laken des ersten Abends. Öde sind die Wege. Die Diele öde, die Tasse, die Manteltasche, in der ich dir nachspioniere. Leer das Haus, ohne Gäste, das Gedächtnis ohne Regung, das Licht aus den Formen gefegt, das Feuer im Ofen erloschen.

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Diese Nacht ist bereit. Verharrt in ihrem Anfang wie der Regen, der unter der Wolke hängt. Keine Schatten an den Wänden. Die Schatten sind in den Lampen. Flüstern gemischt mit Federn füllt die Kissen. Die Eichelhäher haben ihre Jungen in die Schalen gedrückt. Vorerst ergeben sich Uhr und Tod der Liebe. Die Nacht steht kurz hinter der Schwelle. Die Luft so zart, daß ich mich nicht zu rühren wage. Zigarettenrauch, unruhiger Atem verletzt sie. Die Umgebung ist wie ein Tier: verwandelt in Wachsamkeit. Schleicht sich lautlos an und hat alle Fluchten in Obhut. Der schlanke, blonde Rücken des Berges, die gespannten Muskeln des Waldes, die flinken Betten der Bäche eilen schneller als das Wasser.

In dieser Nacht bist du weg. Der Zug drosselt den Atem, das Blut kehrt um, der Körper, kleiner und kleiner, lebt im Rhythmus des verkehrten Frühlings unter dem Mond, der die Fülle fürchtet. Der Tag war zu kurz. Ereignisse und Dinge konnten wie durchnäßte Vögel nach dem Regen die Flügel nicht strecken. Du bist weg in dieser Nacht. Die Gegenstände erlangen wieder die Bereitschaft der Idee. Möchten benutzt werden. Dunkelheit, Geruch, Stuhl, Laut, Flamme, Finger, Zunge, schlafender Hund, Auge und Ohr, Geschmack und Berührung - all das, angehalten einen Moment vor dem Erwachen, steckt im Reich einer fantastischen Zoologie, geschieht auf den Irrwegen einer ausgedachten Flora.

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Die Trakte sind öde. In den letzten Wagen und Gefäßen schlüpft Rauch und Salz. Nacht. Niemand kommt vorbei, um die Zeit zu öffnen. Gedanken bauen wie Mäuse ein Nest im Bauch der Uhr. Der Trakt abgeschlossen durch einen Punkt wie ein Traktat. Die Sterne könnten herunterfallen, doch die Reglosigkeit hebt das Licht auf, Kälte verwandelt das Bett in Splitter von Eis. Es reicht, über die Schwelle zu treten oder nicht einmal den Flur zu verlassen, um die Sichtbarkeit des Lichts als Durchsichtigkeit wahrzu­ nehmen. Im erloschenen Haus, in der Luftleere der späten Stunde gebe ich die Wunden auf, den Ruhm des Falls, das edle Handwerk des Maskenschmieds. Erinnern und Wollen führen mich wie göttliche Gnade in die Kammern deiner Kleidung. Ich ziehe mich aus, um in den leeren Ärmeln der Blusen, im Raum des Handschuhs, im Innern der Sandale in der Form des Schmucks, zwischen Loch und Knopf die Abwesenheit zu besiegen durch den eigenen Körper.

Hier und da weisen blutdürstige Füchse mit den Flämmchen ihrer Pfoten den Weg zu dir. Doch in meinem Pelz ist Moos gewachsen. Ich bin den Bäumen näher, um die Jahreszeiten und Wetter kreisen. Ungerührt, ruhig, blind sehe ich wie du in den Vorhöfen des Sommers die Kleider ablegst. Der große, goldene Palast der Hitze läßt dich den Schatten suchen.

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Nacht. Der Weg endet im Wald an der Stelle, wo um diese Zeit die Vermutung spaziert. Steine kriechen wie Schildkröten in Richtung der Wasserrinnen. Die Panzer angefressen von Hitze. Das Dunkel rettet die Salamander, löscht die Feuer, belebt die vergessenen Körper, mit einem Schlüssel, zärtlicher als die Berührung, öffnet es deine Schränke. Kleiderbügel, Schubladen, Fächer - alles hat Schatten­ geruch. In dieser Nacht, dieser letzten Nacht, als der Mond ohne Hirte sich überfraß, in dem Haus, das unter der Last des Himmels knarrt, in der verschlossenen Stube, in der Gabelung der Flüsse und Wege, mit den über die Erde schleifenden Röcken des Verlangens verkleidet, betreibe ich Exorzismus mit deinem Namen. Aus drei Lauten verjage ich den Inhalt der Vergangenheit, ich glätte die Falten des nicht wohlgesonnenen Willens, radiere das Gesicht aus, um es von neuem zu sehen, zerstöre die Gestalt, um in der neuen mehr Platz zu finden, tiefer, ganz und gar, vollkommen, damit kein Platz mehr bleibt außer für meinen Körper. In dieser Nacht, dieser letzten Nacht, unter dem silbernen, geschwollenen Planeten aller Frauen lade ich dich nach Hause ein in verbrecherischer Absicht, um in den Kissen, im Glanz der Fingernägel, im Blitzen der Schlüsselbeine, im Lärm des Atems und des Ringens unmerklich in deine Existenz zu schlüpfen, mich zu verstecken, bis zur Dämmerung ganz zu ver­ schwinden, so daß du in der Stunde der ersten Vögel ganz allein erwachst.

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Marzanna B. Kielar Beim Frühstück du brachtest die Zeitung, und wir konnten zum ersten Mal diese Fotos sehen: gekrümmte Glieder aussterbender Galaxien, Ammoniten, die in den Schlamm des kosmischen Grabens fallen; über uns, von der Nacht noch, ein Labyrinth von steilen Stufen, von Absätzen, die das Licht türmen: regenbogenfarbene Wasserläufe durchschnitten den Abhang, und die Sonne, wie eine Quelle, ergoß sich aus dem kleinen Kessel

ins Meer. Sie schwappte aufs Papier, durch das Sieb des gelbwerdenden Zwetschgenbaums auf den fürs Frühstück gedeckten Tisch; der Kaffee dampft, die Katze schnupperte an dem Drahtsieb zum Räuchern der Fische und streckte sich unter deiner Hand. Durch die Galaxien floß, wie durch beschädigte Muscheln, die Dunkelheit und wusch aus den Zellen die planetare Ablagerung

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Marzanna B. Kielar *** Regen in den Rillen eisbedeckter Stunden, fällt durch Haut und Blut, als wäre ich längst tot und der Körper kein Hindernis; dunkel schimmert der Firnis der Nächte ohne Liebe. Häuser versinken im Schlick des Ufernebels, deine Stimme, von dort, ist die bröckelnde Fuge in den Wänden, Ziegel um Ziegel auseinandergenommen. Schwach glimmt die Insel,

dieser tief heruntergelassene vielarmige Lüster am Ende des langen Seils, der steinerne Kandelaber. Und der kleine Hafen: am Gewölbe aufgehängte

tauende Feuer, berührt vom Windhauch, vom Regen; im - nach allen Seiten offenen Schiff

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Marzanna B. Kielar ***

*

Linie von Schnee und Nacht - die Sonne wie ein hervorkriechender Stein, rötlicher Porphyr, unter der Schürze von Felsgeröll, von Verwitterungsschutt, der abrutscht, türmt Ellipsen über dem Horizont; der wüste Saum des Januartages, von Frost verschüttete Luft. Birken, mit Kreide in den Schnee gezeichnet, dem Regen überlassen. Hochgerissen vom Lärm eines Motors kreisen die Krähen.

Das Eis nährt sich seit langem von Wasser und dem Mark der Tage, besetzt die Scheiben der unbeheizten Veranda; die Dinge sind erstarrt, und jedes ist in seiner Form fertig zum Herausnehmen. Eisstaub funkelt, rieselt auf den Balkon, nirgendwoher als schwankte eine Schneebrücke in der Sonne, da oben über einer unsichtbaren Spalte

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Marzanna B. Kielar *** das tiefe Ufer der Nacht vor uns, Kälte; feuchte Dünen kommen näher, Schwarz in Regenschauern, als würde das Licht sich für immer von der Materie befreien. Die Gasse schneidet wie eine Kufe ins Dunkel, wie in ein Kohlenflöz, erkaltet; das zu Klumpen zerschlagene Element wälzt sich über den Strand, zerfällt, stäubt in der Luftnische; wir machen die Lampe nicht an. Schweigend, betäubt; das Schlafzimmer ein leeres Strandbad, eine blinde Muschel, wie im Meer, das dröhnt gegenüber

Marcin Swietlicki Polen Und wenn wir uns in einer Reihe vor dem Waffenmagazin aufstellen und noch nach Schlaf riechen, und wenn sie mich im Kino mit nassem Finger berührt, damit ich merke, daß sie weint, und wenn die zweite Eiche im Garten verkauft wird und ich meinen Anteil dafür bekomme, und wenn der Feuerwerker brüllt Du Arschloch und ich blaß werde und mit den Augen zu ihm spreche, und wenn ich das Gespenst vom Hauptbahnhof bin, wandernder Dreck im Neonlicht, und wenn sie mir ihre dreieckige Zunge zum Schlucken gibt, aber sonst nichts zuläßt,

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ioi

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und wenn Mama mir zum x-ten Mal sagt, Ich hab wohl BLOSS GETRÄUMT DASS ICH EINEN SOHN HAB,

und wenn sie sich auf dem Marktplatz prügeln, es ist Mai und ich schaue mir im Fernsehen ruhig easy rider an, und wenn ich im Winter mit Jas im Morgengrauen auf den Seesteg in Sopot gehe, und wenn ich im Krankenhaus wieder zu Bewußtsein komme und im Radio gerade Norwegian Wood läuft, und wenn meine ältere Schwester Hochzeit feiert und die jüngere verschwunden ist - und ich mit dem Taxi fahre und suche, und wenn sie den Strom abstellen und wir uns alle an den Tisch setzen, Kerzen anzünden und reden, und wenn ich in Sandomierz in den Brunnen falle, aus dem Brunnen in den Himmel schaue und lache, und wenn der Rothaarige in Kazimierz am letzten Apriltag Fotos von uns macht., und wenn sie mit mir über die Brücke geht, schön ist, ein eisiger Wind weht, schön ist sie, und wenn ich einen Brief von meiner jüngeren Schwester erhalte, in dem von meiner Verlogenheit die Rede ist, und wenn ich sehe, wie der betrunkene Fähnrich auf den Wächter schießt - nur eine Sekunde ist das, und wenn wir in den Film Sanatorium zur Todesanzeige gehen wollen, aber der Kriegszustand ausgerufen wird, und wenn sie wegfährt nach dem ersten Besuch und ich ihre Schuhe finde, ein rotes Haar auf dem Pullover, und wenn ich ein Telegramm von Piotr bekomme Wenn DU REDEN WILLST KOMM KANNST ÜBERNACHTEN,

und wenn wir uns im leeren Hochzeitspalast trauen lassen nur mit zwei Zeugen, und wenn ich im August 80 in Arbeitskleidung den internationalen Schnellzug beobachte, und wenn meine Frau auf der Versammlung gegen das Gesetz über die Strafbarkeit der Abtreibung spricht, - 102 -

und wenn ich versuche, die Zigarette anzuzünden wie Humphrey Bogart und mir das nicht so recht gelingt, und wenn ich langsam neben ihr gehe, Schritt für Schritt, und spüre, wie steif ihr Körper ist, und wenn Großvater stirbt und ich mit einem Nagel heimlich meine Unterschrift auf den Sarg setze, und wenn ich das beschissene rechte Blatt „Junges Polen“ lese und gar nicht darüber lachen kann, und wenn diese dumme Kuh sagt, meine Gedichte gefallen ihr, besonders eines, und wenn der Sejm tagt und ich das alles beim Friseur im Radio höre, dann glauben sie, sie hätten ihren Dichter. Und ich warte einen ironischen, bitteren Augenblick ab, schüttle mich und leugne es triumphierend.

Martin Swietlicki Polen 2 Und als sie mich, trotz allem, zu ihrem Dichter erklärten. Und als ich, statt den ironischen, bitteren Augenblick abzuwarten und triumphierend zu leugnen, in diesem ordinären Licht stand und blinzelte. Und als (das sage ich nicht, aber das gibt’s, das gibt’s!)

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Jakub Ekier Stunden mit dem Fenster zur Wiese in den birken schimmert der wind es nieselt stille ein mensch ging zwischen den ähren vorbei

Jakub Ekier

Reisender ich eile ich fliege zu dir verliere die erde gleite übers weiße federbett schon sinke ich sehe dich eine eine Sekunde

und erbebe wenn ich dich heil berühre

Jakub Ekier

Einmal daß sie auch beide so jung mußten sterben sagtest du unter der dusche über deine haut liefen rinnsale flüsse meere trockneten

VII Across the Atlantic. Ten Poems from Ten Years of „The Best American Poetry“

David Lehman

The Best of the Best In 1987, when I conceived the idea of The Best American Poetry and Scribner agreed to publish it, few people in or out of the Publishing world would have given the project much of a chance of enduring. The conventional wisdom had it that Americans did not read poetry, much less buy it. Overcoming such skepticism, The Best American Poetry has become - as one critic has put it - an „annual rite of Autumn.“ I am happy to report that 40,000 copies of the 1998 book are in print. The 1999 book, edited by Robert Bly, is the twelfth in the series. Last year we also published a retrospective selection entitled The Best of the Best Amer­ ican Poetry, 1988-1997 under the guest editorship of the influential critic Harold Bloom. The success of this annual anthology series testifiies to the underrated strength of Contemporary American poetry as much as to the underestimated readership for it in the United States and Canada. The aim of each volume remains the greatest diversity consistent with the highest quality. Each year a different guest editor, himself or herseif a distinguished poet, chooses seventy-five poems from periodicals. The poets are asked to provide biographical notes as well as

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comments on the selected poem, explaining how it was written or what occasioned it. The güest editor contributes an introduction, and I as series editor contribute a foreword each year, surveying the general Situation of poetry. Of the ten poets represented here, six (Ashbery, Gluck, Komunyakaa, Simic, Strand, Täte) have won Pulitzer Prizes. The other four poets - Billy Collins, Tom Disch, Denise Duhamel and Susan Wheeler - are rising stars, each with a growing following. I am grateful to Christoph Buchwald for the opportunity to present to the German readers these ten poems from the first ten years of The Best American Poetry.

John Ashbery The Problem of Anxiety Fifty years have passed since I started living in those dark towns I was telling you about. Well, not much has changed. I still can’t figure out how to get from the post office to the Swings in the park. Apple trees blossom in the cold, not from conviction, and my hair is the color of dandelion fuzz. Suppose this poem were about you - would you put in the things Fve carefully left out: descriptions of pain, and sex, and how shiftily people behave toward each other? Naw, that’s all in some book it seems. For you I’ve saved the descriptions of finger Sandwiches, and the glass eye that Stares at me in amazement from the bronze mantel, and will never be appeased.

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Billy Collins

Dharma The way the dog trots out the front door every morning without a hat or an umbrella, without any money or the keys to her dog house never fails to fill the saucer of my heart with milky admiration. Who provides a finer example of a life without encumbrance? Thoreau in his curtainless hüt with a single plate, a single spoon? Gandhi with his staff and his holy diapers? Off she goes into the material world with nothing but her brown coat and her modest blue collar, following only her wet nose, the twin portals of her steady breathing, followed only by the plume of her tail.

If only she did not shove the cat aside every morning and eat all his food what a model of self-containment she would be, what a paragon of earthly detachment. If only she were not so eager for a rub behind the ears, so acrobatic in her welcomes, if only I were not her god.

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Tom Disch

What Else Is There So much remains we haven’t seen Painted: the snow, now, at 5:19 A kind of lavender, while the sky Still retains its twilight dye, The blue that refuses to be green. And then there’s beef, with its obscene Relevance to who we are and what we mean. Bones, offal. No knowing why So much remains

Unnoticed, unremarked, behind a screen Of seemliness. We serve a machine That serves our purposes: the eye. It sees the day, and thinks it cannot lie. So much remains.

Denise Duhamel

The Difference Between Pepsi and Pope I have this blind spot, a dark line, thin as a hair, that obliterates a Stroke of scenery on the right side of my field of vision so that often I get whole words at the end of sentences wrong like when I first saw the title of David Lehman’s poem „The Difference Between Pepsi and Coke“ and I misread „Coke“ for „Pope“. This blind spot makes me a terrible driver, a bad judge of distances, a Ping-Pong player that inspires giggles from the opposite team. I knew a poet who dressed up as a cookie and passed out a new brand in a crowded supermarket. The next day he gave the Pepsi Challenge to passersby in a mall. I feit old-fashioned admitting to this poet that I prefer Coke, that wavy hyphen that separates its full name Coca-Cola. Like the bar let down in the limbo dance, the Spanish tilde comes down until not even a lowercase letter can squeeze under it. I searched for that character recently, writing to David Lehman, telling him about an electronic magazine, the address of which had this - in it. I couldn’t find it, although I stared at my Computer keyboard for more than a few minutes. I only noticed it today in the upper left hand corner, above the tab, - 109 -

the alternate of’, if you hit the shift key. I wonder if I also ' have a blind spot in my left eye. I wonder if the poet who dressed as a cookie is happy in his new marriage. I wonder if you can still get a bottle of Tab anywhere, that awful soda my forever-dieting aunt used to drink, with its pink logo, its „a“ all swirls, looking like @. Yesterday, when my husband was waiting at an intersection, he said, Is anyone coming? I looked from the passenger seat and said confidently, We can make it. Then we were almost run off the road. I said I’m sorry I’m sorry through the exchange of honks and fists and couldn’t believe when my husband forgave me so quickly. Not only that, but I’m a bad proofreader, I thought to myself as I made a mental list of ways that I feit inadequate. On friend also recently noted that maybe I talk too much about myself, so I told her the Bette Midler joke, Enough about me, what YOU think of me? which doesn’t really bring me back to David Lehman and his poem, but does make me tealize how far away I strayed from my original point which was that I thought his poem would be funny because of the title, not the real title, but my mistaken one. I started to guess his poem in my head: Pepsi is bubbly and brown while the Pope is flat and white. Pepsi doesn’t have a big white hat. The Pope

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can’t get rid of fender rüst. Pepsi is all for premarital sex. The Pope won’t stain your teeth. But „The Difference Between Pepsi and Coke“ is a tender poem about a father whom the Speaker reveres and I wonder if David Lehman’s own father is alive or dead which is something I often do - wonder now much is true - when I read a poem by someone I like which I know is not the right way to read a poem even though Molly Peacock said at her reading that she is the „I“ in all of hers and doesn’t use the word „Speaker“ anymore. Still, I feel like a Peeping Tom, although this is really about what I can’t see, my blind spots, and how easy it is for me to doubt my decisions, how I relate to the father in Lehman’s poem who „won’t admit his dread of boredom“ and panics and forgives. How easy it is to live for Stretches at a time in that skinny dark line, how easy it is to get so many things all wrong.

-m -

Louise Glück

Vespers In your extended absence, you permit me use of earth, anticipating some return on Investment. I must report failure in my assignment, principally regarding the tomato plants. I think I should not be encouraged to grow tomatoes. Or, if I am, you should withhold the heavy rains, the cold nights that come so often here, while other regions get twelve weeks of summer. All this belongs to you: on the other hand, I planted the seeds, I watched the first shoots like wings tearing the soil, and it was my heart broken by the blight, the black spot so quickly multiplying in the rows. I doubt you have a heart, in our understanding of that term. You who do not discriminate between the dead and the living, who are, in consequence, immune to foreshadowing, you may not know how much terror we bear, the spotted leaf, the red leaves of the maple falling even in August, in early darkness: I am responsible for these vines.

- in -

Yusef Komunyakaa

Facing It My black face fades, hiding inside the black granite. I said I wouldn’t, dammit: No tears. I’m stone. I’m flesh. My clouded reflection eyes me like a bird of prey, the profile of night slanted against morning. I turn this way - the stone lets me go. I turn that way - I’m inside the Vietnam Veterans Memorial again, depending on the light to make a difference. I go down the 58,022 names, half-expecting to find my own in letters like smoke. I touch the name Andrew Johnson; I see the booby trap’s white flash. Names shimmer on a woman’s blouse but when she walks away the names stay on the wall. Brushstrokes flash, a red bird’s wings cutting across my stare. The sky. A plane in the sky. A white vet’s image floats closer to me, then his pale eyes look through mine. I’m a window. He’s lost his right arm inside the stone. In the black mirror a woman’s trying to erase names: No, she’s brushing a boy’s hair.

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Charles Simic Country Fair If you didn’t see the six-legged dog, It doesn’t matter. We did, and he mostly lay in the corner. As for the extra legs, One got used to them quickly And thought of other things. Like, what a cold, dark night To be out at the fair.

Then the keeper threw a stick And the dog went after it On four legs, the other two flapping behind, Which made one girl shriek with laughter. She was drunk and so was the man Who kept kissing her neck. The dog got the stick and looked back at us. And that was the whole show.

Mark Strand

Reading in Place Imagine a poem that Starts with a couple Looking into a valley, seeing their house, the lawn Out back with its wooden chairs, its shady patches of green, Its wooden fence, and beyond the fence the rippled silver sheen

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Of the local pond, its far side a tangle of sumac, crimson In the fading light. Now imagine somebody reading the poem And thinking, „I never guessed it would be like this,“ Then slipping it into the back of a book while the oblivious Couple, feeling nothing is lost, not even the white Streak of a flicker’s tail that catches their eye, nor the slight Toss of leaves in the wind, shift their gaze to the wooded dorne Of a nearby hill where the violet spread of dusk begins, But the reader, out for a stroll in the autumn night, with all The imprisoned sounds of nature dying around him, forgets Not only the poem, but where he is, and thinks instead Of a bleak Venetian mirror that hangs in a hall By a curving stair, and how the Stars in the sky’s black giass Sink down and the sea heaves them ashore like foam. So much is adrift in the ever-opening rooms of elsewhere, He cannot remerriber whose house it was, or when he was there. Now imagine he sits years later under a lamp And pulls a book from the shelf; the poem drops To his lap. The couple are crossing a field On their way home, still feeling that nothing is lost, That they will continue to live harm-free, sealed In the twilight’s amber weather. But how will the reader know, Especially now that he puts the poem, without looking, Back in the book, the book where a poet Stares at the sky And says to a blank page, „Where, where in Heaven am I?“

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James Täte Dream On Some people go their whole lives without ever writing a single poem. Extraordinary people who don’t hesitate to cut somebody’s heart or skull open. They go to baseball games with the greatest of ease and play a few rounds of golf as if it were nothing. These same people stroll into a church as if that were a natural part of life. Investing money is second nature to them. They contribute to political campaigns that have absolutely no poetry in them and promise none for the future. They sit around the dinner table at night and pretend as though nothing is missing. Their children get caught shoplifting at the mall and no one admits that it is poetry they are missing. The family dog howls all night, lonely and starving for more poetry in his life. Why is it so difficult for them to see that, without poetry, their lives are effluvial. Sure, they have their banquets, their celebrations, croquet, fox hunts, their seashores and sunsets, their Cocktails on the balcony, dog races, and all that kissing and hugging, and don’t forget the good deeds, the charity work, nursing the baby squirrels all through the night, filling the birdfeeders all winter, helping the stranger change her tire. Still, there’s that disagreeable exhalation from decaying matter, subtle but ever present. They walk around erect like champions. They are smooth-spoken, urbane and witty. - 116 -

When alone, rare occasion, they Stare into the mirror for hours, bewildered. There was something they meant to say, but didn’t: „And if we put the statue of the rhinoceros next to the tweezers, and walk around the room three times, learn to yodel, shave our heads, call our ancestors back from the dead poetrywise it’s still a bust, bankrupt. You haven’t scribbled a syllable of it. You’re a nowhere man misfiring the very essence of your life, flustering nothing from nothing and back again. The hereafter may not last all that long. Radiant childhood sweetheart, secret code of everlasting joy and sorrow, fanciful pen strokes beneath the eyelids: all day, all night meditation, knot of hope, kernel of desire, pure ordinariness of life, seeking, through poetry, a benediction or a bed to lie down on, to connect, reveal, explore, to imbue meaning on the day’s extravagant labor. And yet it’s cruel to expect too much. It’s a rare species of bird that refuses to be categorized. Its song is barely audible. It is like a dragonfly in a dream here, then there, then here again, low-flying amber-wing darting upward and then out of sight. And the dream has a pain in its heart the wonders of which are manifold, or so the story is told.

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Susan Wheeler

Shanked on the Red Bed The perch was on the roof, and the puck was in the air. The diffident were driving, and the daunted didn’t care. When I came out to search for you the lauded hit the breeze On detonated packages the bard had built to please. The Century was breaking and the blame was on default, The smallest mammal redolent of what was in the vault, The screeches shrill, the ink lines full of interbred regret When I walked out to look for you the toad had left his net. The discourse flamed, the jurors sang, the lapdog strained its leash When I went forth to have you found the tenured took the beach With dolloped hair and jangled nerves, without a jacking clue, While all around the clacking sound of polished woodblocks blew.

When I went out to look for you the reductions had begun. A demento took a shopgirl to a raisin dance for fun, And f’r you, for me, for our quests ridiculous and chaste The lead sky leered in every cloud its consummate distaste.

The mayors queued for mug shots while the banner rolled in the wind That beat a bolted windows and bore down upon the thin,

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And everywhere warped deliverers got bellicose and brave, When I walked out to find you in the reconstructed rave.

The envelopes were in the slots and paperweights were flung. When I came down to seek you out the torrents had begun To rip the pan from handle and horizons from their shore, To rip around your heady heart looking there for more.

VIII Herrenvergiftung

Hans-Ulrich Treichel Im Schwimmbad Es rauscht wie früher durch meinen Nachmittagsschlaf. Träger Wind in den Hecken. Auf dem Sprungturm klappert das Absperrschild. Ansonsten geschieht nichts. Oder so gut wie nichts. Ich träume wie früher von einem Muskelkörper und Mädchen mit Kokosöl. Doch hier sehen sie aus wie vor sechzig Jahren. Quadratbüstenhalter. Bund-deutscher-Mädchen-Höschen. Das müssen die Neunziger sein. Ich schließe die Augen und sehe nach oben. Mein Himmel ist voller Bikinis. Die echten natürlich. Aus meiner Zeit. Gelb mit roten Punkten zum Beispiel. Dreieckig, fast ohne Stoff und zum wahnsinnig unglücklich sein. - 120 -

Hans-Ulrich Treichel Heißer Sommer Noch einmal auf die Love Parade, und das in meinem Alter, doch niemand bemerkt was, kein Schwabe murrt, kein Hesse mault, noch einmal die Jugend studiert, und das in diesem Anzug, was kratzt mich die Jugend, auf den Balkons heulen die Hunde, Solidarisieren! Mitmarschieren! brüll ich zurück, ach, ich liebe Berlin, Westberlin wohlgemerkt, den Rest kenne ich nur vom Verwandtenbesuch, Dosenananas inklusive, am schönsten ist es, wenn der Lietzensee dampft, wenn der Asphalt auf dem Kudamm weich wie Kaugummi ist, wenn die U-Bahn nach Kreuzberg irgendwann aufsteigt und kurz vor der Oberbaumbrücke verglüht.

Matthias Politycki Hymne auf den wilden Osten (Ein Herrenausflug) Rot war das Tresentelephon und rot, natürlich, warn die Zungen, die rücksichtslos zärtlich nach uns langten : Zweihundertdollarzungen, Mann, in lauter frisch zurechtgeschleckten Zweihundertdollarwesen, die mit jeder Menge bauchnabelfrei gepierctem Charme und auch noch sonst so einigem, was man für diesen Preis erwarten durfte Zweihundertdollarwunder, die partout

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kein Einsehn haben wollten in das, was sie, schräggeschminkten'Auges, sich ansehn mußten:

drei deutsche Dauerredner, wie sie schon die dritte Nacht

in der Hotelbar, Tisch an Tisch mit ihnen, versoffen - nämlich ohne sie, die nicht begreifen konnten, was sie begreifen mußten: daß ein perfekt drapiertes Zweihundertdollarding nicht annähernd so gut uns durchzuziehen dünkte wie ein Gespräch darüber.

Das tat uns, ohne Frage, schallend leid. Wir rissen uns in raschem Wechsel zweihundert Herrenpointen aus den Hälsen, hartnäckig transitive Trinkspruchprosa über gewisse Einzelheiten und, vor allem, über die ungewissen:

Mann-oh-Mann! Kiew zum Beispiel ist eine steilere Stadt, wo man noch richtige Frauen mit richtigen Zungen hat, richtiges Morgengrauen, das Zweihundertdollargebot der Stunde: schon bloßes Beschauen bringt alles aus dem Lot... Rot war das Tresentelephon und rot, wahrscheinlich, warn auch unsre rundaufgeschwollnen Köpfe: rot, verostet, voll der wirrsten Wodkaweisheit. Doch als wir heimwärts wieder fliegen mußten mit kranken Kehlen und mit Ohren, in die - 122 -

kein Wort mehr ging, da wußten wir zumindest, daß es noch Städte gab, wo man was zu : bereden hatte.

Dagmar Leupold

Wunderhorn Feinsliebchen bedient im coffee shop Hiram’s Hot Dog bei Hackensack, New Jersey. Noch nie hat einer ihr Nachtigall buchstabiert oder Maiglöckchen klingen lassen auf dem Tresen aus Resopal

Und doch und doch kennt sie die Weisen und die Knaben Mal Senf mal Ketchup aufs Glück

Zsuzsanna Gahse Am Berghang Ja, sagte sie, mehr wollte sie nicht verraten und zog das Ja bedrohlich in die Länge, über drei Töne hinweg, in einem sehr bestimmten hellen Ton setzte sie weit oben an, stählern, stieg mit - 123 -

dem gedehnten A hinab und blieb irgendwo in der Mitte hängen, sollte ich doch denken, was ich wollte, wollte sie mir zu Verstehen geben, dachte ich, und wieder sang sie ein dreiteiliges

Ja, ein langes Ja für das Echo, für die felsigen Berge, für sich selbst und für mich an mir vorbei, da hatte ich ihr bedeutsam langes Schweigen

darüber, was sie in Wirklichkeit dachte oder nicht dachte. Sie wußte schon Bescheid und meinte, das reiche in den Bergen für uns beide.

Adolf Endler Das rettende Auch Help Help schrie ich Help In alle elf Himmelsrichtungen Help nach oben und unten Brrr Da ich es herschwabbeln sah Das sogenannte rettende Auch Brrr auseinanderflutschend Brrr Das Rettende Help Help Help

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Katrin Askan

Alte Rechnung Der Prinz nahm die Mühe in Kauf Brach durch Dornengestrüpp Er suchte die Braut Suchte sie heim Und war erlöst Sein Auftrag war erfüllt Seine Art würde fortbestehen Er ruhte aus Und wollte von ihr Ein angenehmes Leben Das hatte er verdient Ihr Schmerz schien ihm beiläufig Das will die Natur Sagte er Und wohnte in ihr Das will die Natur Dachte sie Und wählte einen Dorn Für sein Herz

Thomas Rosenlöcher Die Mondbetrachtung Wir saßen an der Bude an der Elbe vor längst verblühten Bieren unterm Mond. Und fragten uns, nicht ahnend, daß der Fluß auch unsre Jahre in das Dunkel schleppte, im Brillenrahmen, ob der Mensch nicht doch Wann? und im Budeninnern schwoll das Grummeln - 12.5 -

zum Brüllschrei an, durch Schönheit sich bestimme Einst! Aufklappte die Tür, durch den giftgelben Lichtkorridor torkelte eine Frau, stand, sah sich scheu um, hockte sich dann doch gleich wo wir saßen nieder und begann: Ein stetes, lichtversponnenes Gezischel, das langsam nur abebbte und verlosch, nach einer Pause, in verschärfter Gangart, mit heftiger durchpladderterem Rauschen dies kleine Jetzt zu wässern ohne Halt. Wie lange? Weiß nicht. Selbst der Mond verschwand. Denn längst war jedem, ob er jeweils auch des Gegenübers Brillenrand fixierte, ein weißerer Mond übern Weg gehangen. Noch als sie sich erhob und grußlos ging, hielt sich das Nachbild in der Finsternis. Und nicht einmal die rasch getrunknen Biere löschten des Großgesäßes Unschuldsschnee. Schönheit läßt Einst und Jetzt in eines fallen.

Anne Dorn

Brautzug Schlehen, die Bräute unter den Büschen: Nur einen Tag lang das reine Weiß der Blüten. Auf dem Acker, in schwarzen Fräcken, emsig hackend, hüpfend und quarrend Krähen und Dohlen.

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Joachim Sartorius

Albiguttatus I-VII I. Wer ist der Rücken? Wer ist der Schoß? Lange grübeln wir. Schlaf ist Bewegung ohne Gatter, ist Wasser. Ertrinken wollen wir nicht. Nur verstehen, was wir uns sagen. Das Bein mag brechen, die Zunge reißen, das Auge in Fallen fallen, vom Loch halten wir uns fern.

II. Arme und Beine schlagen aus. Ein Kabelbrand. Die Liebe? Verhandeln wir mit dem Mund? Die Lage ist offen und die Neugierde groß. Auf die Geliebte, Geriebene, am Mund Wunde. Die Kundige: Wie oft ist zu oft? Was, wenn diese Hitze uns durchreißt? III. Wir weiden zwischen den Knien der Frauen. Sie machen Nacht mit der Hand. Sie sagen: „Plötzlich geschieht alles auf einmal. Früchte schieben sich in den Mund, Wellen in den Mund, Salz schiebt sich auf die Zunge. Dein Salz.“ Sagen sie, bis sie wie ein Meer klingen. Was bleibt, ist rot und rund, ist heiß und hält nicht still, und gibt dir das zerpochte Wort.

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IV. Loch an Loch und es wärmt doch. V. Ich wohne an der Gräfin Garten. Sie hat Lippen und Narben. Und wie ist sie dort gebaut? Da ist es dunkel, aber warm und wenig Bildgepäck ans Tor geschnallt. Eher reglos, eher erhängt. Das an sich denkt: die Hände in den Augen waschen.

VI. Schön war sie. Nichts zu sagen. Herein, herein, ich crem’ mir noch die Beine ein. Hier ist die Ritze, die Spitze, der Busch und - für den Finger der Grund, das rosige Mehr für dein savoir-faire. Quellenliebend ist sie, weiß ich, immer scharf, immer hitzig, tropfig weiß (albiguttatus). Platzt sie, die Nuß? Sie platzt.

VII. Ich küsse sie aufs Haar. Dann gleich ich ihr aufs Haar. Nur die Seele zur Schur. Nur der Dorn zum Mund. Die Uhren gehen sehr.

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Christa Wißkirchen Porno Das sind seine Muskeln, interessant-symmetrisch rosig-zierlich geschichtet um das intime Achsloch: Lehrpräparat in der Pfanne, ertapptes Segment. Falsch! Ihr Wisser und Fresser, ihr schamlosen Aufund Querschneider, falsch! Der Fisch fühlte längs, schnellte, gesammelt um seine Mitte, sich fort in die einzige Richtung, biegsam, mit Lust.

Hellmuth Opitz

Roterwerb Das Lieben aufgeben wie das Rauchen an einem einzigen Abend zusehen, wie das Feuer folgt dem Wink des Windes hinauf aufs Dach. Soll er doch brennen wie Zunder der Plunder, all die mit heißer Nadel gefickten Affären, der Bullshit der Beziehungen, sollen sie doch hingehen und ein Brandschatz werden. Was haben wir denn, wenn wir die Linsen scharf stellen?

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Da ist der Mann, der dich nicht freut. Da ist die Frau, die mich nicht liebt. Und ich sehe, wie ihr Blick ein letztes Mal Hof hält: stolz und nordseegrün. Ein Blick für die Götter. Und Kaiser. Vom Balkon aus Rom in Flammen oder Dresden in jenem furiosen Februar, als der Atem der Lancasters aus der Frauenkirche schlug. Auch das an einem einzigen Abend, als jemand achtlos etwas Glühendes wegwarf, weil er das Lieben aufgab wie das Rauchen.

Hellmuth Opitz

VierMinutenMai Als habe jemand eine Brausetablette in den Abend geworfen, so sprudelnd war die Luft. Angeprickelt vom Wein trugst du dein Kleid auf wie eine Speise, aufgetischt zur Herrenvergiftung. Kaum hatten sie davon gekostet, die Götter Gatten in ihren verkehrsberuhigten Ehen, riss es ihre Köpfe herum und ihre Blicke stürzten wie Lemminge in diesen Ausschnitt vom Mai. Wie er nachglühte im Leuchten der Rapsfelder, in deinem Frühsommerkleid und dem Neid, der dahinter und darüber herzog mit Trippelschritten. Ein sanfter Südwestwind fasste alles noch einmal für uns zusammen: den Raps, dein Kleid, den Neid. Die reinste Gelbverschwendung.

IX Hänschen klein

Johannes Kühn Dichterverse Mit dem zementgrauen Schuh und flachen Mützen kamen keine Arbeiter, um zu lesen, selten, daß einer Verse schlürft aus deinem Buch, Meister, Lichtmensch, Schattenmensch! Sie wollen nicht heilig wandern wie du, mit der Kelle träufeln sie Gips und Beton in die Fugen, schlagen Steine mit dem Hammer, und es sind keine Seelenschauer, die sie brauchen, sondern Geld.

Hängt ihnen einer Geldscheine auf wie Wäsche und sagt: Wandert in die Wälder unter den Vogelfittich, und die Spuren von Blau berühren euch. - 131 -

Schwört ab dem Mammon, lebt die frommen Tage, die Zweige streicheln euch, öffnet die Augen zum Zauberblick!

Sie weilen nicht, geldlos Freud zu gewinnen. Sie kehren zur Wäscheleine zurück, wo die Geldscheine hängen, und lachen, lachen, daß sie herunterfallen und knistern, sie beseligend. Sie kaufen Flaschen braunen Getränks, sie wollen reisen durch die trinklauten Gassen. Ich, als ich Arbeiter war, schippte, hackte, hab oft dein Buch aufgeschlagen, hab gelebt, als hing mein Geld überflüssig an einem Seil, und fand und finde nicht mehr heraus aus deinen gedichteten Tagen.

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Adolf Endler

Ferner; Näher 1 Gu’n Tach, gu’n Tach allerseits! Sie erlauben, daß ich es endlich einmal lauthals bekenne: Fast alle Ihr Tüten steht mir relativ fern! 2 Das gilt vor allem für K., für R. und für S., nicht minder für H., für W. sowie L. und P. und circa fuffzehn weitere Damen und Herrn.

3 Ja, gewiß, etwas näher mag T. mir stehen, wenn auch nicht näher als M., der mir indessen vor Jahren schon erheblich näher gestanden sein mag. 4 „Guten Tag!, guten Tag!, mh!, mh!, guten Tag!“ 5 Manchmal geht das alles zackklack oder aber ritschratsch oder gar bummsti, Madame!: Siehe auch die Sächsische Dichterschule und verwandten Klimbutsch. 6 Ja, erst nah diese Tüten, dann wieder ferner, dann wieder näher, was für ein Keu!, dann ferner und ferner und schließlich zerrasselnd und futsch... 7 „Guten Rutsch!, guten Rutsch!, mh!, mh!, guten Rutsch!“

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Hans Peter Müsste

schuldlos tausend hingeduckten Sätzen ei­ ner sich der Zung errenn, als der rechte schwatz

schlag dirs aus dem Kopf: das treff­ lichste Gedicht lehnt sich satzweis ab das Wählbarste kommt sich nicht aus schwör den Meineid, sei so lieb, daß es sich nicht haß

Nicolas Nowack Erröte Erröte! Erröte mich! Erröte mich, o Herd, er-rö-höhö-höhöte erröte den aal erröte denn alles fleisch, o Herd, erröte viel, alles, fleisch, viel leischt, viel fleisch erröte denn alice zerr fleischt das erröte, o Herd, o Herden, denn alles fleisch, das ißt wie gras er hörte, o Hair,

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er-höhte, o Yeah, erröte milch, ja milch, o Heer, in Deiner, in reiner, in Reiner Goethe, erröte, Goethe, denn-es-will-abend-werden denn-nässe-wühlt-an-pferden und diener, undina, und ina, und die nacht ist lamm, o Herd, die nacht ißt so lammsam, o Pferd, und-du un-dicht, und Du pfund-ich, und die und die nacht ist so lang und Du, Onkel Herdi, ist so lang und sie ist die nacht ist sie so ist sie die so ist die sie die nacht ist so lang und so lang und so lang wie du-onkel lang und dudu und du und Dudu errötest ja, ja, jahrmarkt, du errötest deine magd, o Mehr, deine magd ist nun gar ist nun gar gel eu, eueueu, eutert dann die nacht ist lung und düng ist lang und drang ist lüg und dünkel, o Ünkel, dandy nackt is lang und Dudu Duho hoherhort duho hohoden, du du onkel lang und duden dunkel, o geh Munkel, und wir vier armen sind - amen wir armen zünder sünd, ja sünd ganz errötetet bei deinem schal bei beinern schall deiner posau, o deiner saunen, po, posaunen erseh, erseh erschallet nun! Wie? Soll ich? Wie soll ich Dich empfangen? Errötet? Mit matten? Gesängen? O Err gib mir ein Zeichen nein, o nein nicht dieses nimm fort das dunkle

- 135 "

brich an das helle morgen? O nein! Ffeute? O ja das helle und cigarette micht, brich an das helle morgen licht

mir nichts mehr dran dann ist es allealle alles fleisch das ist wie im glas, das helle, errötet alle meine beeren gären alle weine berge mehren alle meine be-gehe-hehehe-hehren, beeren dich o Bär noch mär erröte!

Nicolas Nowack

Hänschen Klein für Linguisten-Kinder

Der Deminutiv von Hans mit tautologischem Adjektiv beschritt ohne Begleitung eine Präposition des Ortes und der Richtung, der weibli­ che Artikel, der Gegensatz von eng, das ist die Erde - ein Pronomen. Ein für das Wandern geschnitztes Holzstück, sowie eine Kopfbedeckung passen optisch angenehm zum verkleiner­ ten Hans (als Personalpronomen im dritten Fall). Er (eingefügt) befindet sich darüber hinaus bei guter Laune.

Jedoch seine Gebärerin (ohne Artikel, ohne Adjektiv) ver­ wendet als Ausdrucksform für ihre (vermutete) Depressi­ vität die reichliche Hervorbringung von Tränen, (Begründung :) in ihrem Besitz befindet sich das Gegenteil

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einer Verneinung jetzt nicht ein Hans als Deminutiv nicht weniger. Auf einmal reflektiert der Minderjährige das Geschehene, rennt in Richtung seines Erstwohnsitzes auf tautologische Weise. Emotional-infantil getönte Anrede der Mutter, er, der Deminutiv von Hans sei (in der ersten Person Singular) anwesend, schreit der namentlich Genannte mit einem Laut des Hochspringens und der freudigen Erregung. Er (weiter erste Person Singular) werde (ohne Personalpro­ nomen) an diesem Ort verweilen, werde ihn nicht auf Füßen verlassen (im Indikativ Präsens), werde auf optisch reizvolle Weise ebenda verweilen (ohne Deminutiv von Hans, ohne Personalpronomen).

Uwe Kolbe Advocatus diaboli Dagegen zu sprechen, die Höhe herunter zu holen, Konstrukte zu stutzen, die Infinitive ab­ zuschließen, die Sätze zu unter­ graben ... Holterdivoltaire zu stottern, Kacke der Flöhe, als ob noch Anderes wen juckte, als ob es Dichtertrieb, nicht abgebrochnen, gäbe, heitrer, bunter, als ob: das spricht sich, und das wollt er.

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Peter Martin

Poetischer Aufzug, oder: Heute will ich ein Dichter sein La poätt ä somblabbel oh prinz deenüee Kie ahnt la tampätt eessörie dö laschee; Echsielee sür lössoll oh tnilljöh deesüee, Seesell dö jee-a lampäsch dö maschee. Bohdlähr, Lalbatros Sind denn dir nicht verwandt alle Lebendigen? (...) Fort durchs Leben, und furchte nichts! Hölderlin, Dichtermut

Heute will ich ein Dichter sein. Darum klemm ich mir unter den Arm eine Mappe mit weißem Papier; und klemm ich mir hinter das Ohr einen Füllfederhalter mit schwarzer Tinte,

und klemm ich mir vor die Augen eine Brille mit großen Tauchergläsern,

und klemm ich mir zwischen die Beine eine Schachtel mit kleinen Betthupferln.

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Solchermaßen bewehrt, hüpfe ich in die Stadt, wo sich vieles gesellt, und krakeele wie eine flügellahme Möwe, die flieht vor den behaarten Händen der Straßenkehrer.

Alfred Brendel

Immergrün Wenn die Haare grün werden ist man zu lange im Grünen gewesen Es empfiehlt sich Felslandschaften aufzusuchen Sandwüsten oder das Stadtinnere Wer meditieren will setzt sich in ein Ruderboot und rudert gemächlich im Kreis herum einen Spiegel in der Hand die gerade nicht rudert Sollte sich nichts verändern genügt es den Kopf einzusalzen das gebietet der musikalische Anstand Weißhäuptig thront man auf dem Podium ein nobler Salzkopf Spielen sie nur recht forsch dann klatscht jemand

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Alfred Brendel Ode Großmächtiger Initiator alter Kriegstreiber Füllhorn der Güte und des Glücks Obermonster Himmelspenis kosmische Gebärmutter kleinster gemeinsamer Nenner Auge das alles sieht und nichts wahrnimmt Du entziehst Dich glänzst durch Abwesenheit Music Minus One Tonart ohne Grundton Variationen ohne Thema Salz ohne Suppe Maul ohne Zunge Doch fürchte nichts wir bleiben loyal blicken auf zu Dir unserer Schöpfung als seist Du oben schmähen nur Dich allein unser lethales Ozonloch unser persönliches maßgeschneidertes Chaos das Flattern eines Schmetterlings im Urwald

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Josef Oberhollenzer sonett mit schafen am abend saß ich und hörte den schafen beim blöken zu/ und dachte, ach säßest daneben ach säßest da neben mir: du -

„ach komm, mein herz ist so träge in dieser werweißwasfürzeit..“/ ach kämst du: es legte sich schräge an deins - und wär himmelweit weit

(Ich weiß nicht, was soll es bedeuten -, ich weiß: der rhythmus und waren verschwunden -

.. der rhythmus der reim.. Ich glaube, die Wellen -: die liebe hat futter gefunden

Hellmut Seiler Revolte der Unschuld Packt eure Zeitvertreibschriften weg, räumt die verstaubten Almanache zur Seite, und die Verbrauchsanweisungen und Es-ist-ein-Kreuz-mit-den-Rätseln, Liederlichbücher und Kollidierkursbücher, schmeißt sie fort!

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Nachts, wenn keiner es auch nur vermutet, steigen die zweckgebundenen Buchstaben aus ihren Korsetten in langen Kolonnen herunter, besinnen sich auf ihre störrische Unschuld, ordnen sich neu und: kaltäugig, wertfrei, unbesonnen blicken sie euch stundenlang an. Sagt mal: wollt ihr das riskieren?!

Joseph Kempf Gedicht im Fahrstuhl Ein Gedicht im Fahrstuhl ist auch ein Gedicht, und wären es nur zwei Zeilen, nicht mehr, doch so atemleicht, so atemschwer wie Zigarrenrauch, der über den Köpfen der Menschen schwebt und langsam empor zur Decke steigt es ist ein Gedicht, kein Zweifel, und lebt, auch wenn es noch längst nicht fertig wär, wenn der Fahrstuhl hält, wie nie ein Gedicht denn zu Ende sein kann, auch wenn es eigentlich zu Ende ist.

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Helmut Krausser

Reigen aus unreinen Reimen Poem, verfaßt im Dorngeäst, ein Muschelrest vom Meer, das töst. Gedankenfloß bin ich’s, bist du’s? Uns unbewußt treibt, mondgeküßt, was war, ins Ist.

Werner Althoff Schnell, schnell Schnell, schnell - noch ein Gedicht, die Post macht gleich die Schalter dicht. Was jetzt nicht abgeht, ist verloren, drum Schluß, auch wenn’s nicht ausgegoren.

B. K. Tragelehn Popularität Wenn ein jeder der Leser ein einziges Distichon ausstreicht Das ihm am meisten mißfällt keines von hundert bleibt stehn

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Christopher Ecker hat es über hat es überhaupt einen zweck ein gedicht an das jahrbuch nein an ein jahrbuch kann man nichts schicken also hat es überhaupt und beim zweck stört der salopp gesagt unbestimmte also hat es überhaupt zweck ein gedicht an die redaktion des drucken die eh nicht und wenn ich genau dies genau das ist es genau das soll das thema ist schon das thema genau genommen wie gut daß ich gestern einfach so vier einemarkzehnbriefmarken gekauft habe eine kann ich jetzt gut und da liegt ja noch ein brief umschlag (blau) und ich dachte schon es wären keine mehr im haus

X Zwei Nachbemerkungen und zwei Hinweise

I Ein Hoch dem Düdellütt! In einer kleinen Bildergeschichte erzählt Wilhelm Busch von jenem amüsanten Gezänk zwischen Silen, dem stets trunkenen Begleiter des Bacchus, und Amor, dem geflügelten Gott der Liebe, das als Modell­ fall für fruchtbaren Streit gelten darf. Sich revanchierend für den Pfeil­ schuß Amors in die Arschbacke seines Esels, der den Lüstling prompt abwirft, zupft Silen dem Schlingel zwei Federn aus den Flügeln und steckt sie sich triumphierend hinter die Ohren. Wilhelm Busch resü­ miert die Episode, indem er ihrem Geschehen die höheren Weihen der Poesie zuschreibt: „Heimwärts reitet Silen und spielt auf der lieblichen Flöte / freilich verschiedenerlei, aber doch meistens düdellütt!“ Busch erzählt seine Geschichte im klassischen Versmaß, das er, virtuos beherrschend, ebenso meisterhaft parodiert: Ein Musterbeispiel für jeden Musenalmanach! Hexameter und Pentameter: In zweizeiligen Distichen spricht der Dichter das Konflikthafte, das Zwiespältige, das Überraschende seiner Geschichte aus, doch erst die fehlende Senkung hinter der dritten und sechsten Hebung im Pentameter kehrt das Antithetische besonders wirksam hervor: „Freilich verschiedenerlei, aber doch meistens düdellütt!“ Jedermann hört es: Im Rhythmus der Wortbewegung, im Lautspiel des Sprachklangs teilt sich mit, was das Gedicht aussprechen will. Als wir einander aus den vielen Hunderten von Gedichten, die uns zur Aus­ wahl für dieses Jahrbuch der Lyrik zugeschickt wurden, Aberdutzende von Beispielen laut vorlasen, spitzten wir mehr und mehr die Ohren: Nicht nur im klassischen Vesmaß, sondern in allen heutzutage mögli­ chen Formen haben junge und alte, unbekannte und bekannte Schrift­ stellerinnen und Schriftsteller die Auseinandersetzungen mit dem win­ digen Geist der Zeit zum Gegenstand ihrer Arbeiten gemacht. Jeder auf seine Weise, doch alle beschäftigen sich mit derselben Erscheinung, die ein alter Philosoph den „Riß durch die Welt“ genannt hat, jenen oft gar nicht wahrnehmbaren Sprung, der das Sein und den Schein so extrem voneinander scheidet. Doch in Erkenntnis von der Unlösbarkeit

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dieses Widerspruchs kehren die Dichter das Paradoxe bekenntnisfreu­ diger und lustvoller als ihre Kollegen aus der Vergangenheit hervor. In diesen hier versammelten Gedichten versteckt sich kein Held, der in tragischem Konflikt zu Tränen rührt; hervorkommt der Zeitgenosse, der in komischer Situation zum Lachen reizt. Bei einigen zeigt sich das Komische mit dionysischer Exaltiertheit wie bei den alten Griechen auf dem fröhlichen Umzug, in der lärmenden Schar, bei burleskem Gegröle. Man achte auf die skurrilen Nachbarschaften, in denen sich die Gedichte befinden: Manche zwingen dem Vorder- oder Hinter­ mann ihren Tritt auf, andere werden von jenen zum Schrittwechsel genötigt. Die Art und Weise, wie sie miteinander umspringen, fordert die Poesie heraus, den sonderbaren Zustand ihres Verhaltens beispiel­ haft in Worte zu fassen. Doch sie läßt sich nicht auf läppische Events der Spaßkultur ein; sie geht bis zum äußersten. Ihr höchster Ausdruck ist das Düdellütt des berauschten Silen, das bei Wilhelm Busch, sinnesund sinnübergreifend lautmalerisch, zur reinen Poesie geworden ist. Ludwig Harig

II Editorisches Düdellütt Das Lyrik-Jahrbuch erscheint im Jahr zooo zum ersten Mal im größe­ ren Format und im Hauptprogramm des Verlages - noble Geste des Verlegers Wolfgang Beck -, und das in Zeiten, wo man die Verlage, die noch freiwillig Gedichtbände publizieren, an zwei Händen abzählen kann. Dabei sind, höre ich von Verlagskollegen, die Verkaufszahlen von Gedichtbänden so furchtbar nicht, was ins Hochdeutsche über­ setzt meint: In circa 89 Prozent der Fälle ist ein Gedichtband immer noch ein Zuschußgeschäft, aber jedenfalls ein überschaubares; da wird weit weniger Geld versenkt, als bei einem teuer eingekauften bestsellerverdächtigen Roman, der dann bei tzooo Exemplaren hän­ genbleibt, statt bei den notwendigen 65000. Wahr ist auch, daß Gedichte mehr denn je gehört werden, auf CDs, Kassetten, bei Lesun­ gen. Oswald Egger z. B. (vgl. S.6off), nicht gerade ein Vertreter des derzeitigen Mainstream, sondern ein Autor, der eine Welt mit den Mit­ teln von Laut und Klang, Assonanz und Assoziation evoziert, hat bei seinen Lesungen stets volle Stuhlreihen. Das Kölner Lyrik-Festival kann über mangelnden Zulauf nicht klagen, das ZDF veranstaltet zur besten Sendezeit eine ganze Lyrik-Nacht, www.lyrikline.org (vgl. S. 148) hat in kürzester Zeit Zehntausende Besucher.

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Alles in Ordnung also im Lyrikland? Das wird, außer von ausge­ machten Narren, wohl nie mit ja zu beantworten sein. Bleibt die Frage, warum die Lebendigkeit der Lyrikszene zunimmt, das Gedicht aber, anders als zum Beispiel in Rußland, von einer größeren Öffent­ lichkeit eher als „elitäre Gattung“ begriffen wird. Bleibt zweitens die Frage, warum eine - immer wieder neu zu führende - ästhetische De­ batte über die Möglichkeiten des Gedichts in den letzten zehn Jahren nicht wieder in Gang gekommen ist. An sich voneinander abgrenzen­ den und von ganz verschiedenen Sprachkonzepten ausgehenden Rich­ tungen und Schulen jedenfalls ist kein Mangel, die Leser werden sie auch in diesem Lyrik-Jahrbuch ausmachen, mit und ohne Düdellütt. Das Übersetzen von Gedichten ist bekanntermaßen ein heikles Geschäft, und niemand wird behaupten wollen, daß hierzulande auch nur ansatzweise die wichtigsten neuen Stimmen der internationalen Poesie bekannt sind. Grund genug, um im Lyrik-Jahrbuch immer wie­ der Autorinnen und Autoren zu drucken, die sich in ihren Sprachen einen Namen gemacht haben. Vorgestellt werden diesmal - wie immer komplementär zum jeweiligen Gastland der Buchmesse - jüngere Lyri­ ker aus Polen, die Renate Schmidgall mit Umsicht und in genauer Kenntnis der polnischen Szene ausgewählt und übersetzt hat (vgl. S. 88ff). Neu im Jahrbuch ist auch das Kapitel „Across the Atlantic“ (S. 105 ff), eine Auswahl aus dem amerikanischen Pendant zu diesem Jahrbuch der Lyrik. „The Best American Poetry“ arbeitet ebenfalls mit einem festen Herausgeber (David Lehman) und einem jährlich wechselnden Lyriker als Gastherausgeber. David Lehman hat aus den inzwischen zehn Jahrgangsbänden zehn Gedichte ausgewählt, sieben sind von Autoren, von denen in deutscher Übersetzung kein eigener Band vor­ liegt (vgl. auch Autoren, Gedichtbände, S. iyoff). Der große Poetry-Supporters-Award am Bande geht an Rebekka Göpfert und Dagmar Becker-Göthel vom Beck Verlag und an Carola Feist, die mit ordnender Hand und ausgetüftelten Computeroperationen System in die Datenfluten gebracht haben, sowie an Ludwig Harig, der mit hervorragenden Autorenkontakten und einem bemerkenswer­ ten Hirschgulasch maßgeblich zu diesem Band beigetragen hat. Einsendeschluß für das im April 2001 erscheinende nächste Jahrbuch der Lyrik ist der 30. August 2000. Neue Gedichte erbitten wir, wie immer mit kurzer biografischer Angabe und gegebenenfalls einer Bibliografie der letzten zwei bis drei lieferbaren Gedichtbände sowie Rückporto an die Redaktion Lyrik-Jahrbuch, C.H. Beck Verlag, Post­ fach 40 03 40, 80703 München. Christoph Buchwald

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Gedichte hören und lesen: wwiv.lyrikline.org Seit die älteste literarische Gattung, die Lyrik, sich der Möglichkeiten des jüngsten Mediums bemächtigt hat, kann man sich im World Wide Web unter der Adresse http://www.lyrikline.org jederzeit auch auditiv von der Vielstimmigkeit deutschsprachiger Lyrik überzeugen. Das Jahrbuch der Lyrik unterstützt als Träger die erste Internet-Audiobi­ bliothek für deutschsprachige Lyrik, die Lesungen namhafter Lyrike­ rinnen und Lyriker zu Gehör bringt. Zum Jahreswechsel 1999/2000 finden sich in der Edition Gegen­ wartslyrik bereits jeweils zehn Gedichte von h.c. artmann, Adolf Endler, Elke Erb, Gerhard Falkner, Durs Grünbein, Thomas Kling, Ursula Krechel, Friederike Mayröcker, Oskar Pastior, Peter Rühmkorf, Lutz Seiler und Peter Waterhouse. Ebenso kann man sich am hörbaren Erbe von Gottfried Benn und Paul Celan, an der Visuellen Poesie von eugen gomringer, an der Lyrik für Kinder von Hans Manz sowie an den „prämierten“ Gedichten der Preisträger Armin Senser und Raphael Urweider erfreuen. lyrikline wird Monat für Monat du'ch neue Autoren ergänzt. Die Auswahl der Autoren und der Gedichte bis Ende 1999 hat Elke Erb betreut, für das erste Halbjahr 2000 hat Gerhard Falkner diese Auf­ gabe übernommen. Für das nächste Halbjahr wurden u.a. Marcel Beyer, Volker Braun, Anne Duden, Hans Magnus Enzensberger, Andreas Koziol, Christian Lehnert, Bert Papenfuß, Joachim Sartorius, Jörg Schiecke, Paul Wühr und Ulrich Zieger eingeladen. lyrikline wird bald in andere Sprachräume hinein erweitert. Der inter­ nationale Verbund von Lyrik-Audio-Bibliotheken bedeutet eine ästhe­ tische Lösung uralter Ubersetzungsprobleme. Das jeweils fremdspra­ chige Gedicht kann als unbeschädigtes, originales Kunstwerk in seiner Klang- und Rhythmusstruktur erhalten bleiben und doch zugleich in der eigenen Sprache gelesen werden, lyrikline geht zurück auf eine Initiative der literaturWERKstatt berlin und wird von eurobylon e. V. im Rahmen der Literatur Express Europa 2000 realisiert. Weitere Trä­ ger sind das Goethe-Institut München, die Zentral- und Landes­ bibliothek Berlin, der HörVerlag in München, die Lyrikzeitschrift „Zwischen den Zeilen“ sowie das Berliner Zentrum für Kinder- und Jugendliteratur LesArt und das Berliner Literaturforum im BrechtHaus. Lyrikline wird ermöglicht durch Mittel des Hauptstadtkultur­ fonds, des Berliner Senats und der Schweizer Kulturstiftung Pro Hel­ vetia.

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Hinweis für Jahrbuch-Leser: siehe auch www. engeler. de

Die aktuelle deutschsprachige Poesie singt und klingt in einer Vielfalt und Formenfülle, daß es eine Freude ist - das jahrbuch der Lyrik ist dafür eine verläßliche Stimmgabel. Wenn Sie Geschmack daran ge­ funden haben und die Dosis gerne noch etwas steigern möchten: die halbjährlich erscheinende „Zeitschrift für Gedichte und ihre Poetik“ ZWISCHEN DEN ZEILEN bietet in jedem Heft größere Werkzusam­ menhänge wichtiger Gegenwartsdichtung. Hier zuerst konnten Sie, quasi im Modell, Durs Grünbeins „Falten und Fallen“ (Heft i), Bri­ gitte Oleschinskis „Your Passport is not quilty“ (Heft z), Marcel Beyers „Falsches Futter“ (Heft 4), Oskar Pastiors „Gimpelschneise in die Winterreise - Texte von Wilhelm Müller“ (Heft 7/8), Barbara Köhlers „Wittgensteins Neffe“ (Heft 11) und Peter Waterhouse’ „Pro­ speros Land“ (Heft iz) lesen. Hier gibt es außerdem, was es nir­ gendwo sonst gibt: Hermann Burgers nachgelassene Gedichte (Heft 3), Bruno Steigers „Grenzen der künstlichen Poesie“ (Heft 6), Man­ fred Peter Heins gesammelte poetologische Prosa (Heft 9). Und wenn Sie wissen wollen, was Dichter denken, wenn sie dichten, werden (fast) alle Beiträge von poetologischen Essays oder vermittelnden Gesprächen begleitet. Und weil die Poesie nicht an den Grenzen einer Sprache haltmacht, fördert ZdZ Autoren-Übersetzungen (aus dem Russischen, Amerikanischen, Italienischen, Finnischen, Ungarischen, Persischen...), die sich etwas trauen: Poesie. Mehr Informationen fin­ den Sie unter: www.engeler.de.

Autoren, Gedichtbände

(Soweit nicht anders angegeben, liegen die Rechte bei den Autoren.) Althoff, Werner, *1959. Lebt in Bonn. Ashbery, John, ''1927. Lebt in New York City und Hudson/New York. • „Hotel Lautreamont. Gedichte“, aus dem Amerikanischen von Erwin Einzinger, Salzburg: Residenz 1995; „Und es blitzten die Sterne. Gedichte“, aus dem Amerikanischen von Erwin Einzinger, Salzburg: Residenz 1997; „Wakeful iess“, New York: Farrar, Straus & Giroux 1998. © des abgedruckten Gedichts: mit freundlicher Genehmigung des Verlages und des Herausgebers David Lehman. Aus: „The Best American Poetry 1997“, New York: Scribner 1997. Askan, Katrin, *1966. Lebt in Köln. • Gedichte und Zyklen in Zei­ tungen und Zeitschriften. Astei, Arnfrid, *1933. Lebt in Saarbrücken. • „Wohin der Hase läuft. Epigramme“, Leipzig: Forum Verlag 1992; „Jambe(n) & Schmet­ terling^) oder Amor & Psyche. Eine Schmetterlingskunde“, Hei­ delberg: Verlag Das Wunderhorn 1993. Bartsch, Wilhelm, *1950. Lebt in Halle. • „Gen Ginnungagap“, Halle: Mitteldeutscher Verlag 1994. Bekker, Gerrit, *1943. Lebt in Lindewitt und Berlin. • „Leichte Beichte. Gedichte und Bilder“, Hamburg: Hans Christians Drucke­ rei und Verlag 1991. Bisinger, Gerald (1936-^99). • „Ein alter Dichter“, Graz/Wien: Literaturverlag Droschl 1998; „Dieser Tratsch“, Graz/Wien: Litera­ turverlag Droschl 1999. Böhme, Thomas, "'1955. Lebt in Leipzig. • „heimkehr der Schwim­ mer“, Berlin: Druckhaus Galrev 1996; „Alle Spur wird Fell“ (Geschichten, Prosagedichte, Verse), Berlin: Druckhaus Galrev 1998. Braun, Volker, *1939. Lebt in Berlin. • „Der Stoff zum Leben 1-3. Gedichte“, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1990; „Tumulus“, Frank­

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furt/Main: Suhrkamp 1999; „Lustgarten Preußen. Ausgewählte Gedichte“, Frankfurt/Main: Suhrkamp zooo. Brendel, Alfred, *1931. Lebt in London. • „Störendes Lachen während des Jaworts“, München: Hanser 1997; „Kleine Teufel“, München: Hanser 1999. Buselmeier, Michael, *1938. Lebt in Heidelberg. • „Ich rühm dich Heidelberg“, Heidelberg: Wunderhorn 1996; „Ode an die Sport­ ler“, Heidelberg: Wunderhorn 1998; Mitherausgeber des Jahrbuchs der Lyrik 1996/97, München: C. H. Beck 1996. Collins, Billy, *1941. Lebt in Nord-Westchester County. • „The Art of Drowning“, Pittsburgh: University of Pittsburgh Press 1995; „Picnic, Lightning“, Pittsburgh: University of Pittsburgh Press 1998; „Questions About Angels“ (Pitt Poetry Series), Pittsburgh: University of Pittsburgh Press 1999. © des abgedruckten Gedichts: mit freundlicher Genehmigung des Verlages und des Herausgebers David Lehman. Aus: „The Best American Poetry 1999“, New York: Scribner 1999. Czechowski, Heinz, *1935. Lebt in Leipzig. • „Wüste Mark Kol­ men“, Zürich: Ammann 1997; „Mein westfälischer Frieden. Ein Zyklus 1996-1998“, Bücher der Nyland Stiftung, Paderborn/Köln: Schöningh 1998; „Das offene Geheimnis“, Düsseldorf: Grupello 1999. Czernin, Franz ]osef, *1952. Lebt in Rettenegg, Steiermark. • „natur-gedichte“, München: Hanser 1996. „Sonnets, Übersetzungen (Übersetzungen von Sonetten Shakespeares)“, München: Hanser 1999. Disch, Tom, *1940. Lebt in New York. • „A Child’s Garden of Grammar“, Hanover/New Hampshire: University Press of New England 1997. © des abgedruckten Gedichts: mit freundlicher Genehmigung des Verlages und des Herausgebers David Lehman. Aus: „The Best American Poetry 1998“, New York: Scribner 1998. Domascyna, Röza (Domaschke, Rosa Maria), '"1951. Lebt in Baut­ zen. • „selbstredend selbzweit selbdritt“, Berlin: Janus-press 1998; „Kunstgriff am netzwerg“, Ottensheim/Donau: Edition Thanhäuser 1999. Dorn, Anne, *1925. Lebt in Köln. • Gedichte in Zeitschriften und Anthologien. Draesner, Ulrike, *1962. Lebt in Berlin. • „gedächtnisschleifen“, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1995; „anis-o-trop“, Hamburg: Rospo 1997. Duhamel, Denise, *1961. Lebt in New York. • „Exquisite Politics (gemeinsam mit Maureen Seaton)“, Chicago: Tia Chucha Press 1997; „Kinky“, Alexandria/Virginia: Orchises Press 1997; „The

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Star-Spangled Banner“ (The Crab Orchard Award Series in Poetry), Carbondale/Illinois: Southern Illinois Uhiversity Press 1999. © des abgedruckten Gedichts: mit freundlicher Genehmigung des Verlages und des Herausgebers David Lehman. Aus: „The Best American Poetry 1998“, New York: Scribner 1998. Ecker, Christopher, *1967. Lebt in Saarbrücken. • „Sich dem Orient in Träumen nähern“, Lintig-Meckelstedt: Bunte Raben Verlag Fabian Reimann 1996. Egger, Oswald, *1963. Lebt in Wien. • „Poemanderm Schlaf. Der Rede Dreh“, Zürich: Edition Howeg 1999; „Herde der Rede. Poem“, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1999. Einhorn, Hinnerk, *1944. Lebt in Senzig bei Königs Wusterhausen. • „Quichote und die Windmühlen“, Leipzig: Mitteldeutscher Verlag 1989; „Voyage au Paradis. Texte einer deutschen Wende“, Blieska­ stel: Gollenstein 2000. Ekier, Jakub, *'1961. Lebt in Warschau. • Ein Gedichtband in Polen, Gedichte in deutschsprachigen Anthologien und Zeitschriften. Endler, Adolf, *1930. Lebt in Berlin. • „Der Pudding der Apokalypse. Gedichte 1963-1998“, Frankfurt/Main: Suhrkamp T999. Erb, Elke, *1938. Lebt in Berlin. • „Unschuld, du Licht meiner Augen“, Göttingen: Steidl 1994; „Mensch sein, nicht. Gedichte und andere Tagebuchnotizen“, Basel: Urs Engeler Editor 1998; Mither­ ausgeberin des Luchterhand Jahrbuchs der Lyrik 1986, Frank­ furt/Main: Luchterhand Literaturverlag 1986. Falkner, Gerhard, *1951. Lebt in Weigendorf. • „seventeen selected poems“, Berlin: edition qwert zui opü, Galrev Druck- und Verlags­ gesellschaft 1994; „X-te Person Einzahl“, Frankfurt/Main: Suhr­ kamp 1996. Franzobel, Lebt in Wien und Pichlwang. • „Thesaurus. Ein Gleiches. 24 konzeptionelle Gedichte“ (experimentelle texte nr. 39), Siegen: Universitätspresse 1995; „Leibesübungen“, Bochum: Vapet 1998. Frischmuth, Felicitas, *1930. Lebt in St. Wendel. • „Im Gehen Quand on marche. Gedichte - Poemes“, Blieskastel: Gollenstein *995Gahse, Zsuzsanna, * 1946. Lebt in Kriens, Schweiz. • Bisher nur Prosa; hat sich „zwischen Prosa und Gedicht gemütlich eingerichtet“. Geißler, Peter, *1962. Lebt in München. • Gedichte in Anthologien und Zeitschriften. Gernhardt, Robert, *1937. Lebt in Frankfurt/Main. • „Lichte Ge­ dichte“, Zürich: Haffmans 1997; „Klappaltar“, Zürich: Haffmans 1998; Mitherausgeber des Luchterhand Jahrbuchs der Lyrik 1993, Hamburg: Luchterhand Literaturverlag 1993.

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Glück, Louise, "'1943. Lebt in Vermont und Cambridge, Massachu­ setts. • „Meadowlands“, Hopewell/New Jersey: Ecco Press 1996; „The First Four Books of Poems“, Hopewell/New Jersey: Ecco Press 1996; „Vita Nova: Poems“, Hopewell/New Jersey: Ecco Press 1999. © des abgedruckten Gedichts: mit freundlicher Genehmigung des Verlages und des Herausgebers David Lehman. Aus: „The Best American Poetry 1992“, New York: Scribner 1992. Grünbein, Durs, *1962. Lebt in Berlin. • „Falten und Fallen“, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1994; „Nach den Satiren“, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1999. Gulden, Alfred, *1944. Lebt in München und Saarlouis. • „Vis A Vis Ma. Gedichte im saarländischen Dialekt“, Krefeld: Joh. van Achen 1987; „Onna de langk Bäam/Unter den langen Bäumen. Lieder und Liedgeschichten“, Blieskastel: Gollenstein 1999. Hamburger, Michael, *1924. Lebt in Middleton, England. • „Baum­ gedichte“, aus dem Englischen von Peter Waterhouse, Wien: Folio 1997; „Todesgedichte“, aus dem Englischen von Peter Waterhouse, Wien: Folio 1998; „Das Überleben der Erde. Gedicht“, aus dem Englischen von Peter Waterhouse, Wien: Folio 1999. Härtling, Peter, *1933. Lebt in Mörfelden-Walldorf. • „Horizont­ theater“, Köln: Kiepenheuer & Witsch 1997; „Gedichte“ Gesam­ melte Werke Band 8, hg. von Klaus Siblewski, Köln: Kiepenheuer & Witsch 1999. Hartung, Harald, *1932. Lebt in Berlin: „Jahre mit Windrad“, Göt­ tingen. • Steidl 1996. Heaney, Seamus, *1934. Lebt in Dublin. • „Norden. Gedichte“, Engi./ Dt., aus dem Englischen von Richard Pietraß, München: Hanser 1996; „Die Wasserwaage. Gedichte“, Engl./Dt., aus dem Englischen von Giovanni Bandini und Ditte König, München: Han­ ser 1998. © „Vertraute Welt“: mit freundlicher Genehmigung des Carl Hanser Verlags. Herburger, Günter, *1932. Lebt in München. • „Sturm und Stille“, München: Luchterhand Literaturverlag 1993; „Im Gebirge“, Mün­ chen: Luchterhand Literaturverlag 1998. Hummelt, Norbert, *1962.. Lebt in Köln. • „knackige Codes“, Berlin: Galrev 1993; „singtrieb“ (Buch mit CD), Basel/Weil am Rhein: Urs Engeler Editor 1997. Jendryschik, Manfred, *1943. Lebt in Leipzig. • „Die Ebene“, Frank­ furt/Main: Suhrkamp 1988. Kattner, Heinz, *1947. Lebt in Leestahl bei Lüneburg. • „Nachfah­ ren“, Hannover: Postskriptum 1995; „Und sucht die passende Liebesgeschichte“, Bergen/Holland: Verlag Eric van der Wal 1997. Kempf, Joseph, *1935. Lebt in Bonn. • „Schreib in den Sand“, Mün­

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chen: Delp’sche Verlagsbuchhandlung 1974; „Licht und Stille“, Ber­ lin: Ullstein 198z; Gedichte in Anthologien und Zeitschriften. Kielar, Marzanna B., “'1963. Lebt in Warschau. • Zwei Gedichtbände in Polen, Gedichte in deutschsprachigen Anthologien und Zeit­ schriften. Kirsch, Rainer, *1934. Lebt in Berlin. • „Anna Katarina oder Die Nacht am Moorbusch“, Rostock: Hinstorff 1991; „Die Talare der Gottesgelehrten“, Halle: Mitteldeutscher Verlag 1999. Kirsten, Wulf, 111934. Lebt in Weimar. • „Stimmenschotter. Gedichte 1987-1992“, Zürich: Ammann 1993; „Wettersturz. Gedichte 1993-1998“, Zürich: Ammann 1999. Kolbe, Uwe, *1957. Lebt in Tübingen. • „Nicht wirklich platonisch“, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1994; „Vineta“, Frankfurt/Main: Suhr­ kamp 1998. Komunyakaa, Yusef, *1947. Lebt in Princeton, New Jersey. • „Neon Vernacular: New and Selected Poems (Wesleyan Poetry)“, Wesleyan University Press 1993; „Thieves of Paradise (Wesleyan Poetry)“, Wesleyan University Press 1998. © des abgedruckten Gedichts: mit freundlicher Genehmigung des Verlages und des Herausgebers David Lehman. Aus: „The Best American Poetry 1990“, New York: Scribner 1990. Krauß, Angela, *1950. Lebt in Leipzig. • Gedichte in Anthologien und Zeitschriften. Krausser, Helmut, *1964. Lebt in Gilching. • „Gedichte ’79-’99“, München: Belleville 1999. Krechel, Ursula, *1947. Lebt in Berlin. • „Ungezürnt. Gedichte, Lich­ ter, Lesezeichen“, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1997; „Verbeugun­ gen vor der Luft“, Salzburg: Residenz 1999. Krier, Jean, *1949. Lebt in Luxemburg. • „Bretonische Inseln“, Wei­ lerswist: Landpresse-Verlag 1994; Gedichte in Zeitschriften. Kühn, Johannes, *1934. Lebt in Hasborn. • „Leuchtspur“, München: Hanser 1995; „Wasser genügt nicht. Gasthausgedichte“, München: Hanser 1997. Kunert, Günter, *1929. Lebt bei Itzehoe. • „Stilleben“, München: dtv 1992; „Mein Golem“, München: Hanser 1996. Lehman, David, *1948. Lebt in New York City und Ithaka/New York. • Herausgeber von „The Best American Poetry“ (jährlich), New York: Scribner; „The Best of the Best American Poetry 1988 bis 1997“, hg. von Harold Bloom und David Lehman, New York: Scribner 1998; „The Daily Mirror: A Journal in Poetry“, New York: Scribner 2000. Lentz, Michael, *1964. Lebt in München. • „Neue Anagramme“, Wien: edition selene 1998.

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Leupold, Dagmar, *1955. Lebt in Kirchseeon bei München. • „Die Lust der Frauen auf Seite 13“, Frankfurt/Main: S. Fischer 1994; „Destillate“, Frankfurt/Main: S. Fischer 1996. Lorenc, Kito, *1938. Lebt in Wuischke am Czorneboh. • „Gegen den Großen Popanz“, Berlin: Aufbau 1990; „Suki w zakach (sorbisch, etwa „Knoten in den Taschen“), Bautzen: Domowina-Verlag 1998. Luidl, Philipp, *1930. Lebt in Diessen am Ammersee. • „Aphoris­ men“ (Typotron, Heft Nr. 4), Verlagsgemeinschaft St. Gallen 1986; „Die Lauretanische Litanei“, Prosagedicht in: „Tagebuch eines Landlebens“, Heimatverein Diessen am Ammersee 1990; „Ge­ dichte“, Augsburg: Maro 2000; Gedichte in Zeitschriften. Mall, Ekkehard, *1967. Lebt in Offenbach. • Gedichte in Zeitschrif­ ten und Anthologien. Mall, Sepp, *1955. Lebt in Meran. • „Läufer im Park. Gedichte“, Innsbruck: Haymon 1992; „Landschaft mit Tieren unter Sträuchern hingeduckt“, Innsbruck: Haymon 1998. Martin, Peter, *1972. Lebt in Bremen. • Gedichte in Zeitschriften. Martin, Thomas, *1963. Lebt in Berlin. • „Sehzwang“, Poetische Bö­ gen 10, Leipzig: Connewitzer Verlagsbuchhandlung Peter Hinke 1997. 111. v. Dieter Weidenbach. Hrsg, für die Freunde der Poesie Leipzig-Berlin-Frankfurt/M. e.V. v. Sascha Anderson/Bert Papenfuss; „John Donne: Meditationen über den Trost“, Berlin 1999. Mayröcker, Friederike, *1924. Lebt in Wien. • „Das besessene Alter“, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1992; „Notizen auf einem Kamel“, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1996; „Benachbarte Metalle“, Frank­ furt/Main: Suhrkamp 1998. Meckel, Christoph, "■1935. Lebt in Berlin und in Frankreich. • „An­ zahlung auf ein Glas Wasser“, München: Hanser 1987; „100 Ge­ dichte“. Ausgewählt und Nachwort von Harald Weinrich, Mün­ chen: Hanser 1988; „Gesang vom unterbrochenen Satz. Drei Poeme“, München: Hanser 1995; „Immer wieder träume ich Bücher. Drei farbige Grafiken und fünfzig Gedichte“. Zum sechzig­ sten Geburtstag aus seinem Werk ausgewählt von Freunden, Leon­ berg: Keicher 1995. Mickel, Karl, *1935. Lebt in Berlin. • „Mottek sagt“, München: Han­ ser 1990; „Palimpsest. Gedichte und Kommentare 1975-1989“, Halle: VG Verlag 1990. Mon, Franz, *1926. Lebt in Frankfurt/Main. • „Fallen stellen. Texte aus mehr als elf Jahren“, Spenge: Klaus Ramm 1981; „Wörter voller worte“, Spenge: Klaus Ramm 1999. Müssle, Hans Peter, *1927. Lebt in Nürnberg. • „Das Paradies“, Fulda: Verlag freier Autoren 1996; „Hochverrat“, Paderborn: Snayder Verlag 1998.

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Nauru, Gellu, *1915. Lebt in Bukarest und Comana. • „Black Box. Poeme“, Klagenfurt: Wieser 1993; „Die'Rede auf dem Bahndamm an die Steine“, Rumän./Dt., aus dem Rumänischen von Oskar Pastior, Zürich: Ammann 1998. Niemiec, Maciej, *1953. Lebt in Paris. • Mehrere Gedichtbände in Po­ len, Gedichte in deutschsprachigen Anthologien und Zeitschriften. Nowack, Nicolas, *1961. Lebt in Salzwedel und Hamburg. • Mither­ ausgeber und -autor von „Hundert Hamburger Gedichte“, Ham­ burg: Lyrikwerkstatt des Literaturzentrums 1983. Oberhollenzer, Josef, *1955. Lebt in Bruneck/Südtirol. • „in der tasse gegenüber“, Bozen: edition sturzflüge 1994. Opitz, Hellmuth, *1959. Lebt in Bielefeld. • „Engel im Herbst mit Orangen“, Bielefeld: Pendragon Verlag 1996. Petersdorff, Dirk von, *1966. Lebt in Saarbrücken. • „Zeitlösung“, Frankfurt/Main: S. Fischer 1995; „Bekenntnisse und Postkarten“, Frankfurt/Main: S. Fischer 1999. Politycki, Matthias, *1955. Lebt in Hamburg und München. • „Im Schatten der Schrift hier“, München: Weismann 1988; „Jenseits von Wurst und Käse“, München: Luchterhand Literaturverlag 1995. Rosenlöcher, Thomas, *1947. Lebt in Dresden. • „Die Dresdner Kunstausübung“, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1996; „Ich sitze in Sachsen und schau in den Schnee. 77 Gedichte“, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1998. Rothmann, Ralf, *1955. Lebt in Berlin. • „Kratzer und andere Ge­ dichte“, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1987; „Gebet in Ruinen“, Frankfurt/Main: Suhrkamp 2000. Rühmkorf, Peter, *1929. Lebt in Hamburg. • „Tabu I“, Reinbek: Rowohlt 1995 („ja eigentlich ein durch und durch lyrisches Bri­ kett“ - P. R.); „Gedichte“. Ausgewählt von Robert Gernhardt, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1998; „Wenn - aber dann. Vorletzte Gedichte“, Reinbek: Rowohlt 1999; „Gedichte“. Hg. von Bernd Rauschenbach, Reinbek: Rowohlt zooo. Sartorius, Joachim, *1946. Lebt in München. • „Vakat“, Köln: Walther König 1993; „Keiner gefriert anders“, Köln: Kiepenheuer & Witsch 1996; Mitherausgeber des Jahrbuchs der Lyrik 1995/96, München: C.H. Beck 1995. Schaarschmidt, Siegfried (1925—1999). • Gedichte in Anthologien und Zeitschriften. Seiler, Hellmut, *1953. Lebt in Remseck am Neckar. • „siebenbürgische endzeitlose“, Frankfurt/Main: dipa 1994. Seiler, Lutz, ‘1963. Lebt in Wilhelmshorst. • „berührt/geführt“, Ber­ lin: Oberbaum Verlag 1995; „pech und blende“, Frankfurt/Main: Suhrkamp 2000.

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Simic, Charles, *1939. Lebt in New Hampshire. • „Ein Buch von Göttern und Teufeln. Gedichte mit einem autobiographischen Essay“, aus dem Amerikanischen von Hans Magnus Enzensberger u. Rudolf von Bitter, München: Hanser 1993; „Walking the Black Cat: Poems“, New York: Harcourt 1996; „Selected Early Poems“, New York: George Braziller Inc. 1999; „Jackstraws: Poems“, New York: Harcourt 1999; ein neuer Band ist in Vorbereitung: Mün­ chen: Hanser zooo. © des abgedruckten Gedichts: mit freundlicher Genehmigung des Verlages und des Herausgebers David Leh­ man. Aus: „The Best American Poetry 1991“, New York: Scribner 1991. Stasiuk, Andrzej, *1960. Lebt in Czarne. • Ein Gedichtband in Polen. Gedichte in deutschsprachigen Anthologien, Zeitungen und Zeit­ schriften. Stolterfoht, Ulf, *1963. Lebt in Berlin. • „fachsprachen I-IX“, Basel: Urs Engeler Editor 1998. Strand, Mark, *1934. Lebt in Sait Lake City. • „Dunkler Hafen. Gedichte“, aus dem Amerikanischen von Michael Krüger, Rainer G. Schmidt und Richard Weihe, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1997; „A Blizzard of One“, New York: A. Knopf 1998. © des abgedruck­ ten Gedichts: mit freundlicher Genehmigung des Verlages und des Herausgebers David Lehman. Aus: „The Best American Poetry 1989“, New York: Scribner 1989. Strauss, Martin, *1959. Lebt in Echterdingen: Gedichte in Antholo­ gien und Zeitschriften. Stroheker, Tina, *1948. Lebt in Eislingen. • „Gebirge und schöne Mühen. Gedichte und Kurzprosa“, Eislingen 1995; „Aufenthalt. Gedichte und Vermischte Prosa (2 Bde.)“, Eislingen: Eislinger Edi­ tion 1998; „In Übung bleiben. Gedichte“, ,Esslinger Reihe1, Bd. 27, Esslingen: Künstlergilde Esslingen 1999. Swietlicki, Marcin, *1961. Lebt in Krakau. • Mehrere Gedichtbände in Polen; Gedichte in deutschsprachigen Anthologien und Zeit­ schriften. Täte, James, *1943. Lebt in Massachusetts. • „Selected Poems“ 1991; „Worshipful Company of Fletchers: Poems“, Hopewell/New Jersey: Ecco Press 1994; „Shroud of the Gnome“, Hopewell/New Jersey: Ecco Press 1997; „The Oblivion Ha-Ha“, Carnegie Mellon University Press 1998; „The Route as Briefed (Poets on Poetry)“, University of Michigan Press 1999. © des abgedruckten Gedichts: mit freundlicher Genehmigung des Verlages und des Herausgebers David Lehman. Aus: „The Best American Poetry 1998“, New York: Scribner 1998. Theobaldy, Jürgen, *1944. Lebt in Berlin. • „Der Nachtbildsamm­

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ler“, Köln: Palmenpresse 1992; „Mehrstimmiges Grün, Gedichte und Prosa“, Berlin: Aufbau 1994. Tragelehn, B.K., *1936. Lebt in Berlin. • „NÖSPL. Gedichte 19561991“, Basel und Frankfurt/Main: Stroemfeld Verlag 1996; „Neue Xenien. Ein Nachtrag zum Goethe-Jahr“, Basel und Frankfurt/ Main: Stroemfeld Verlag 2000. Treichel, Hans-Ulrich, “■1952. Lebt in Berlin und Leipzig. • „Seit Tagen kein Wunder“, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1990; „Der ein­ zige Gast“, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1994. Wheeler, Susan, *1955. Lebt in New York. • „Smokes“, Marshfield/ Massachusetts: Four Way Books 1998; Gedichte in Anthologien und Zeitschriften. © des abgedruckten Gedichts: mit freundlicher Genehmigung des Verlages und des Herausgebers David Lehman. Aus: „The Best American Poetry 1998“, New York: Scribner 1998. Wißkirchen, Christa, “'1945. Lebt in Pulheim bei Köln. • Gedichte in Anthologien und Zeitschriften. Wüstefeld, Michael, “'1951. Lebt in Dresden. • „Amsterdamer Ge­ dichte“, Dresden: Hellerau 1994, Hg. von Volker Sielaff; „Deutsche Anatomie“, Dülmen: tende 1996.

Literatur bei C.H.Beck

Charles Simmons Salzwasser Roman Aus dem Amerikanischen von Susanne Hornfeck ii. Tausend. 1999. 136 Seiten. Gebunden

Shena Mackay Der brennende Obstgarten Roman Aus dem Englischen von Barbara Rojahn-Deyk 1999. 290 Seiten. Gebunden

Joäo Ubaldo Ribeiro Das Wunder der Pfaueninsel Roman Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Nicolai von Schweder-Schreiner 1999. 308 Seiten. Gebunden

Wilfried Ohms Kaltenberg. Ein Abstieg Roman 1999. 176 Seiten. Gebunden

Ugo Riccarelli Ein Mann, der vielleicht Schulz hieß Roman Aus dem Italienischen von Sylvia Höfer 1999. 190 Seiten. Gebunden

Sudhir Kakar Kamasutra oder die Kunst des Begehrens Roman Aus dem Englischen von Nathalie Lemmens 1999. 358 Seiten. Gebunden

Literatur bei C. H. Beck

SAID Dieses Tier, das es nicht gibt Ein Bestiarium 1999. 83 Seiten. Klappenbroschur

John Bayley Elegie für Iris Roman Aus dem Englischen von Barbara Rojahn-Deyk 2000. 262 Seiten mit 4 Abbildungen. Gebunden

Anke Velmeke Luftfische Roman 2000. 156 Seiten. Gebunden

Andre Dubus III Haus aus Sand und Nebel Roman Aus dem Amerikanischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann 2000. 502 Seiten. Gebunden

Paula Fox Was am Ende bleibt Roman Aus dem Amerikanischen von Sylvia Höfer 2000. 201 Seiten. Gebunden

Salim Barakat Die Spiele der jungen Hähne Roman einer Jugend Aus dem Arabischen von Burgi Roos 2000. 148 Seiten. Gebunden

Johannes Hösle Vor aller Zeit. Geschichte einer Kindheit Roman 2000. 129 Seiten. Gebunden

Werner Althoff / Katrin Askan / John Ashbery / Arnfrid Astei / Wilhelm Bartsch / Gerrit Bekker / Gerald Bisinger / Thomas Böhme / Volker Braun / Alfred Brendel / Michael Buselmeier / Billy Collins / Heinz Czechowski / Franz Josef Czernin / Tom Disch / Röza Domascyna / Anne Dorn / Ulrike Draesner / Denise Duhamel / Christopher Ecker / Oswald Egger / Hinnerk Einhorn / Jakub Ekier / Adolf Endler / Elke Erb / Gerhard Falkner / Franzobel / Felicitas Frischmuth / Zsuzsanna Gahse / Peter Geißler / Robert Gernhardt / Louise Glück / Durs Grünbein / Alfred Gulden / Michael Hamburger / Peter Härtling / Harald Hartung / Seamus Heaney / Günter Herburger / Norbert Hummelt / Manfred Jendryschik / Heinz Kattner / Joseph Kempf / Marzanna B. Kielar / Rainer Kirsch / Wulf Kirsten / Uwe Kolbe / Yusef Komunyakaa / Angela Krauß / Helmut Krausser / Ursula Krechel / Jean Krier / Johannes Kühn / Günter Kunert / Michael Lentz / Dagmar Leupold / Kito Lorenc / Philipp Luidl / Ekkehard Mall / Sepp Mall / Peter Martin / Thomas Martin / Friederike Mayröcker / Christoph Meckel / Karl Mickel / Franz Mon / Hans Peter Müssle / Gellu Naum / Maciej Niemiec / Nicolas Nowack / Josef Oberhollenzer / Hellmuth Opitz / Dirk von Petersdorff / Matthias Politycki / Thomas Rosenlöcher / Ralf Rothmann / Peter Rühmkorf / Joachim Sartorius/Siegfried Schaarschmidt/ Hellmut Seiler / Lutz Seiler / Charles Simic / Andrzej Stasiuk / Ulf Stolterfoht / Mark Strand / Martin Strauss / Tina Stroheker / Marcin Swietlicki / James Täte / Jürgen Theobaldy / B. K. Tragelehn / Hans-Ulrich Treichel / Susan Wheeler / Christa Wißkirchen / Michael Wüstefeld / ISBN 3 406 46229 4