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German Pages 889 [900] Year 2020
HANDWÖRTERBÜCHER ZUR D E U T S C H E N VOLKSKUNDE H E R A U S G E G E B E N VOM DEUTSCHER VEREINE FÜR
VERBAND VOLKSKUNDE
ABTEILUNG I
ABERGLAUBE
BERLIN
WALTER
UND
DE
LEIPZIG
1929/1930
G R U Y T E R & CO.
VORMALS G. J . GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG - J . GUTTENTAG, VERLAGSB U C H H A N D L U N G - G E O R G R E I M E R - K A R L J . T R Ü B N E R - V E I T & COMP.
HANDWÖRTERBUCH DES DEUTSCHEN ABERGLAUBENS HERAUSGEGEBEN UNTER B E S O N D E R E R M I T W I R K U N G VON
E. H O F F M A N N - K R A Y E R UND MITARBEIT ZAHLREICHER FACHGENOSSEN VON
HANNS B Ä C H T O L D - S T Ä U B L I
B A N D II
BERLIN
UND
LEIPZIG
1929/1930
W A L T E R D E G R U Y T E R & CO. VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG - J . GUTTENTAG, VERLAGSB U C H H A N D L U N G - G E O R G R E I M E R - K A R L J. T R Ü B N E R - V E I T & COMP.
Copyright 1930 by Walter de Gruyter & Co., Berlin und Leipzig
B U C H D B U C K E B E I VON H . LA.UPP J B I N T Ü B I N G E N
c. C . M . B . , auch K . M. B . , sind die Anfangsbuchstaben der Namen der hl. drei Könige, C a s p a r , Melchior, B a l t h a s a r . Sie werden am D r e i k ö n i g s t a g e oder am Abend vorher mit geweihter oder mit der ins geweihte Salz gesteckten Kreide 1 ), in Ungarn mit Knoblauch 2), an die Türen der Wohnung und des Stalles geschrieben, um das Haus vor Hexen, Teufeln und allen bösen Gewalten zu schützen 3 ). In Württemberg geschieht das auch an evangelischen Orten 4 ). Oft wird auch die Jahreszahl dazugeschrieben, links und rechts zu je zwei Ziffern, denn die Inschrift wird jährlich erneuert. Das Anschreiben besorgt der Priester, der Lehrer oder der Hauswirt selbst oder der erste Knecht, auch ein Mönch (Kapuziner) 6) oder der, der am besten schreiben kann 6 ), auch wohl der Bohnenkönig (s. d.), in Kärnten einer der umziehenden Sternsinger 7 ). Die Anschrift wird auch am Abend vor dem T h o m a s t a g e 8 ) , im Saterlande am W e i h n a c h t s m o r g e n 9 ) vollzogen. In der Oberpfalz bedeuten die Buchstaben: „ K a s p a r , Melcher, Balthasar, behüt uns dieses J a h r vor Feuer- und Wassergef a h r " , und man schrieb sie in den Kamin oder an die Stubendecke 10 ). Im Böhmerwald auch an die Hauseinrichtungsgegenstände u ) . U m den Attersee wird das V i e h damit bezeichnet 1 2 ); auch werden ihm die drei Buchstaben vor der Alpfahrt in der Lendengegend eingeschoren 1 S ). Häufig trifft man die drei Namen in den volkstümlichen S e g e n z . B . gegen Epilepsie 1 4 ). Man trägt sie auch auf Papier geschrieben bei sich gegen Seuche und Unglück 1 5 ) und wickelt die Kugel einer Pistole hinein, mit der man dann hundert Schritt weit schießen kann 16 ). B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube II.
Gegen Totgeburten empfiehlt eine Breslauer Handschrift v. J . 1566 einen A p f e l zu zerschneiden, auf jede Hälfte die Namen der drei Könige zu schreiben, sie wieder zusammenzufügen und der F r a u zu essen zu geben 17 ). In Camenz deutete man die Buchstaben C. M. P., die ein gespenstiger Mönch an das Klostertor geschrieben haben soll, unter Berücksichtigung der sächsischen Aussprache des B als: Camitia misere peribit, weil bald darauf (1680) die Pest ausbrach 18 ). Spaßvögel deuten C(om) M(is) B(rot) oder C(athl) M(achs) B(ett) 19 ). s. a. C a b a m e.
*) M e y e r Baden 494 f. 2) ZfVk. 4, 320. ) S a r t o r i Sitte u. Br. 3, 76. ') K a p f f Festgebräuche 9. ') A n d r e e - E y s n Volkskundl. 99. e) H ö r m a n n Volksleben 243. ') F r a n z i s c i Kärnten 74. ") S e 1 i g m a n n Blick 2 , 3 2 5 . e) S t r a c k e r j a n 1, ,0 430. ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 85. 86. n ) S c h r a m e k Böhmerwald 126. 12 ) B a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage 12. 13 ) M a n z Sargans 52. 14 ) MschlesVk. 18, 22 (aus einer Breslauer Handschrift v. J . 1408); Urquell 3, 4. 15 ) W i t z s c h e l Thüringen 2, 183; Köhl e r Voigtland 409. 16 ) W o l f Beitr. 1, 250 (606). " ) MschlesVk. 18, 22. " ) M e i c h c Sagen 533. 19) J o h n Westb. 32. Sartori. 3
Cabame. Abkürzung f ü r C. B . M., die Namen der hl. drei Könige. C. wurde noch im 15. J h . als Taufname gebraucht und kommt jetzt noch als Hausname v o r 1 ) . ') L e o p r e c h t i n g Lechrain 157; S c h m c l l e r BayerWb. 1, 1738. Sartori.
Cacilia, hl., J u n g f r a u und Märtyrerin, aus vornehmem römischem Geschlecht, Ende des 2. J h s . oder um 229 oder unter Julian enthauptet, Fest 22. Nov., dieses bereits im 9.—10. J h . im Kölner Festkalender und während des Ma.s gebotener Feiertag, die Heilige selbst z. B . in K ö l n stets hochgeehrt und frühzeitig durch ein Kirchenpatronat ausgezeichnet 1 ).
3
Calcedon
>) Samson Die Heiligen als Kirchenpatrone 155—159; K o r t h Die Kirchenpatrone im Erzbistum Köln 42—44 ; G ü n t e r LegendenStudien 24. 52; K i r s c h Die hi. C. (ausführliche Literatur angaben). Paderborn 1910; K e l l n e r Heortologie 235—238. 1. Seit dem Ende des Ma.s erscheint C. als Patronin der Musik, vorzüglich der geistlichen, der Musica Sacra. Mit der Entstehung dieses Patronates befaßte sich bereits Herder in dem A u f s a t z über die hl. C. (Zerstreute Blätter, 5. Sammlung, 1793). Sein Ursprung liegt in der Legendenstelle „Cantantibus organis C. virgo in corde suo soli Domino decantab a t " oder „ W ä h r e n d die Instrumente (der Hochzeitsmusik) erklangen, sang die Jungfrau C. in ihrem Herzen dem Herrn allein". Diese W o r t e nahm die Kirche in das Officium der Heiligen auf, und obwohl das Singen nur in geistigem Sinne zu verstehen war und ist, gaben sie doch den Anstoß, das Fest der Heiligen mit prunkvollen musikalischen Darbietungen zu feiern und C. selbst zur Schutzherrin der Kirchenmusik zu erklären. Als solche wurde sie ein beliebtes O b j e k t der bildenden K u n s t 2) und erhielt als A t t r i b u t die Orgel (Handorgel). Vergleiche z. B. die Darstellungen von Raffael und CarloDolci. Die Heilige wurde auch wohl schon als Erfinderin der Orgel bezeichnet. D a ß vornehmlich die Orgel ihr Musikattribut wurde, ist ebenfalls aus der vorhin erwähnten Legendenstelle hervorgegangen, in der man organis (griech. lat. Organum, Mehrzahl organa) irrig übersetzte „ w ä h rend die Orgeln ertönten". Vielfach findet sich ihr Bild auch an Kirchenorgeln. 2) K ü n s t l e Ikonographie 149; ranger Sie Cécile 489.
Gué-
2. Vereine zur Pflege der kirchlichen Musik, die sich frühzeitig bildeten, wählten die Heilige zur Schutzherrin und brachten ihr Bild auf der Vereinsfahne an. Als erster begründete Palestrina (1514—1594) einen Verein der hl. C. in Form einer Bruderschaft zur Pflege des Kirchenliedes. Heute spielt der Cäcilienverein für die Diözesen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz zur Förderung der katholischen Kirchenmusik nach
kirchlich-liturgischem Geist eine g r o ß e Rolle. V o n den unter ihrer Schutzherrschaft stehenden Vereinen wird ihr T a g besonders feierlich und festlich begangen, auch sonst von Musikern und Musikfreunden s ). ') John Westböhmen 99. 3. In bayerischen Gegenden gilt C . auch als Patronin der Geigenmacher 4 ). *) ZfVk. 1 (1891), 303. Wrcde.. Calcedon. Griech. xapxijiivtog (X£9-os), a n geblich genannt nach dem Orte auf Chalcis, w o er zuerst gefunden wurde, e h e r eine A b l e i t u n g v o n xapxrjätiv, K a r t h a g o ; mhd. c. K o n r a d v o n Megenberg s a g t : h ä n g t man den geschnittenen Stein um den Hals oder trägt ihn am Finger, so verleiht er Sieg im Kriege und sänftigt des Fiebers Hitze x ). N a c h einer schwäbischen Klosterhandschrift aus dem 15. Jh. gibt der a m Halse getragene C. die K r a f t , Widersacher zu überwinden, die Anschläge böser Geister abzuwehren und v o r Sünden zu behüten 2 ). Diese magischen Wirkungen teilt er mit dem verwandten A c h a t . Stephanssteine nannte man eine A b a r t des C.s, deren blutrote Flecke das abergläubische V o l k für Blutstropfen des Märtyrers Stephanus hielt 3 ). V o n angeblichen Heilkräften des C.s berichtet Zedier, er erhalte die Körperk r ä f t e und vertreibe die Schwermut, indem er die Galle zerteile *). Seine W i r k u n g bei Gallenkrankheiten erklärt sich nach dem Grundsatze similia similibus aus seiner gelben oder gelbgrünen F a r b e 8 ) . (Vgl. Beryll, Bernstein, Gold.) Der C. gehört zu den Monatssteinen und verleiht den im Juni Geborenen Befreiung von quälenden Sorgen und bringt ihnen Glück e ). «
') M e g e n b e r g B.d.N. 377; vgl. S c h a d e s. v. calcedon 1363 f.; K r o n f e l d Krieg 167; L o n i c e r 58. ') Alemannia 26 (1898), 203 und 217; s. ZfdA. 18 (1875), 431 Nr. 12; s. S c h a d e 1364 Spalte2; vgl. S e l i g m a n n 2, 29 (C. bei den Persern Mittel gegen bösen Blick). ») B r ü c k m a n n 195. 4) Z e d i e r s. v. 5, 786; L o n i c e r a . a . O . ') H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 107. •) Vgl. Monatssteine u. Th. K ö r n e r Die Monatssteine Str. 6.
Calemeris—Carado
5
Kleine C.kugeln sind die bei M e g e n b e r g a. a. O. 384 unter Enidros angeführten Steine, deren Tropfen für Fieberkranke gut sein sollen; vgl. P l i n . n. h. 37 § 190 enhydros. Olbrich.
Calemeris, Zauberwort *) gegen Fieber, nach dem Schwindeschema geschrieben, auch Calamaris, wird als Doktorlatein calmaris „werde still, ruhig", vom spätlat. calamare gedeutet 2 ), doch vgl. calamia, callämia 3 ) und Calamis (Gottesname o. ä.) 4) ? B a r t s c h Mecklenburg 2, 397; O h r t Trylleformer 2, 109 ff. *) DanSt. 1919, 16. 3 ) H e i m Incantamenta 5 5 1 . 5 5 2 . * ) K i e s e w e t t e r Faust 2 (1921), 140. 1 4 9 . 1 5 6 . Jacoby
Calendarium perpetuum s. der.
Kalen-
Calvinist.
1 . Es war selbstverständlich, daß das Luthertum, welches überall persönliche Feindschaft des Teufels witterte, auch der gefährlichen Gegnerschaft des Calvinismus Teufelsherkunft und Teufelsbündnis vorwarf. Zumal als in der 2. H ä l f t e des 16. J h s . die lutherische Orthodoxie in Sachsen den Calvinismus mit K e r k e r und Schwert verfolgte, wurden den C.en Teufelsbündnisse nachgesagt, so dem kurfürstl. Hofprediger David Steinbach Andere, wie der Superintendent J o h . Gundius zu Borna oder der Magister Wolfg. Raabe zu Zwickau, wurden angeblich durch den Teufel v o m Leben zum Tode gebracht 2 ). Eine c.ische Pfarrersfrau zu Leipzig, die infolge der Mißhandlungen ihres Mannes geistesverwirrt sich erhängte, spukte seitdem im Pfarrhaus als weiße Frau 3 ). M e i c h e Sagen Nr. 950. *) K ö h l e r Sagen Nr. 412; S i e b e r Sachs. Sagen 87 f. 90. 3 ) S i e b e r 1. c. 90.
2. Demgemäß liebt es der Teufel auch, sich in Gestalt eines c.ischen Predigers zu zeigen. Schon 1596 hat er in solcher Vermummung in der Kirche zu Unna rumort 4 ), um 1600 durch ein c.isches Buch ein adliges Fräulein verführen wollen 6 ). Zu Mössingen in Schwaben bittet ein Geist in der Tracht eines reformierten Geistlichen angeblich um Erlösung; wen er aber anspricht, der muß nach zwei Wochen sterben 4 ).
6
*) Z a u n e r t Westfäl. Sagen 204. ') H a u p t Lausitz i, Nr. 1 3 1 ; M e i c h e Nr. 6 1 1 . •) M e i e r Schwaben Nr. 350, 2.
3. Daß der Friedhof dieser vom Teufel angestifteten C.en nicht f ü r heilig galt, ist kein Wunder. In Neustadt-Gödens begrub auf dem Friedhof der Reformierten ein Schneider seine Ziege, und seitdem wird der Sage nach der Friedhof nicht mehr benutzt 7 ). 7 ) Kuhn-Schwartz Luther.
Nr. 327. S. a. Stammler.
Caitlillus v . Lellis, aus dem Neapolitanischen, hl., 1 5 5 0 — 1 6 1 4 , zuerst ausschweifender Offizier, dann Spitalsmeister in Rom, Priester und Stifter des Ordens der nach ihm benannten Kamillianer, regulierter Kleriker, die sich dem leiblichen und geistigen Dienst der Kranken und Sterbenden widmen, auch Väter des guten Sterbens oder vom guten Tode genannt, 1746 kanonisiert, 1886 durch Leo X I I I . zum besondern Patron der Hospitäler und K r a n k e n erklärt und in die Sterbelitanei aufgenommen, Fest 18. J u l i . Aus den Steinen seiner Zelle wurde nach seinem Tode ein Staub bereitet, der an Kranke abgegeben wurde. Noch im J a h r e 1905 konnte man solchen aus dem Kamillianerkloster zu Vaals, einem holländischen Städtchen an der deutschen Grenze bei Aachen, haben*). Nach der ,, Gebrauchsanweisung" mußten die K r a n ken diesen Staub entweder mit etwas Wasser nehmen oder ihn auf die wunde Stelle streuen unter Anrufung des hl. C. Sehr bemerkenswert ist der angeschlossene Wunsch, etwaige wunderbare Genesungen gemäß ihren Umständen dem Kloster mitzuteilen. Der Zweck ist ohne weiteres erkennbar. Kölnische Zeitung November 1905; Alemannia 37 (1909), 8 f. Wrede.
Capitomantie
s.
Kapitomantie.
Carado. Zauberwort in einem Wetter segen des 1 3 . J h s . 1 ) : Contra tempesta t e m : C. sanete Enoch. saneta Fides me benedicat. In nomine patris etc. flamma. lex. lux. Emanuel me benedicant. In nomine etc. Franz sieht in Fides die Heilige, es kann aber auch Beziehung sein 1»
Caradrius—Carista
7
auf E b r . 11, 5 : fide Henoch (Enoch) transl a t a s est etc. F l a m m a usw. sind N a m e n Jesu. H ä n g t das unverständliche C. mit carauda, x a P a " 8 1 „sorcellerie" 2) zusammen? J) F r a n z Benediktionen 2, c a n g e Glossarium 2, 1 7 1 .
62.
') D u Jacoby.
Caradrius s. C h a r a d r i u s . Caravacakreuz oder Spanisches Kreuz. A l s Sp. K r . wird ein S c h u t z z e t t e l gegen H o c h g e w i t t e r bezeichnet, der an der S c h l a f k a m m e r oder Haustür befestigt wird und aus einem Gebet besteht, in dem Maria und St. Florian angerufen werden. Es endet mit Versen. Zwischen den beiden T e x t s p a l t e n ist ein Doppelkreuz mit K r u z i f i x u s a u f g e d r u c k t (aus dem J . 1835) x ). Solche K r e u z e kennen wir auch sonst unter dem N a m e n Sp. K r . als A n h ä n g e k r e u z e aus Metall 2 ), auch in einem luxemburgischen Inventar von 1670 3 ): une croix d'Espaigne de cuivre avec un cordon de S. François, oder als A m u l e t t z e t t e l mit Benedictus- und Zacharias- sowie Agathensegen (s. d.), crux hispanica genannt 4 ). Es wurde auch zum Geisterzwang b e n u t z t (mit der Bezeichn u n g : Dieses ist der Pfahl, vor welchem alle Geister erschrecken) 6 ). Der Gebrauch des Sp. K r . geht auf eine Legende zurück, die erzählt, daß ein maurischer K ö n i g in der S t a d t C a r a v a c a in Spanien dem Priester der dort gefangen genommenen Christen befohlen habe, eine Messe zu lesen. Für den A l t a r fehlte das Kreuz, das zwei Engel wunderbarerweise v o m Himmel herniederbrachten (es wird als c r u x lignea bipalmaris, Doppelkreuz, bezeichnet). Durch das W u n d e r bekehrt, legt der K ö n i g das K r e u z in seinem S c h a t z h a u s nieder. Die S t a d t litt unter häufigen Gewittern, aber das K r e u z ward nun ihr S c h u t z (infestatur m a x i m e Caravaca tempestatibus frequentibus, tonitruis et fulminibus, grandine et lapidibus, quibus pluit: atque his coeli iniuriis arcendis et avertendis, d a t u m iIii singulare illud praesidium crucis. Quae m o x ut e sua theca extrahitur, et hiatum illum contingit, per quem f u i t p r i m u m ab Angelis transmissa, continuo omnia conquiescunt, tempesta-
8
tesque sedantur) 6 ). Die Nachbildungen dieses K r e u z e s müssen seit dem 16. und 17. Jh. sehr beliebt gewesen sein, denn sie galten als mit zahlreichen Indulgenzien versehen u n d dienten insbesondere als Schutz gegen G e w i t t e r : elle préserve des foudres et tempêtes, la portant sur soi, ce qui est v u par plusieurs miracles, le t o u t confirmé par le P a p e Urbain V I I I 7 ) . 1678 wurden sie v o n der K i r c h e verboten 8 ). *) S c h w V k . 1 7 ( 1 9 2 7 ) , 3 6 . *) A l s P e s t k r e u z e mit Zachariassegen: K ö h l e r Kl. Sehr. 3, 5 7 2 f f . ; T h e o l o g . - p r a k t . Quartalschrift 46 (1893), 8 7 6 ; P e i n l i c h Geschichte der Pest in Steiermark 2 ( 1 8 7 8 ) , 5 2 4 ; O n s H é m e c h t 3 ( 1 8 9 7 ) , 2 ö o f . B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 3 9 7 . 3) N . v a n W e r v e k e Miscellen zur Gesch. d. luxemburger Landes (Public, d. 1. Sect. hist. de l ' I n s t i t u t g r . - d u c a l de L u x e m b o u r g 5 1 ( 1 9 0 3 ) , 4 0 5 N o . 4). •) U . S t o i b e r Armamentarium Ecclesiasticum 2 ( 1 7 2 6 ) , 9 7 . 5) S c h e i b l e Kloster 2 , 8 9 7 . •) J a c o b G r e t s e r Optra omnia t . 1 de saneta cruce (1734), 2 0 1 f . ; A c t a Sanc. Boll. M a i . 7 , 3 9 6 f f . ') T h i e r s 4 , 1 5 0 f. 8) E b d . 4 , 2 4 Nr. 2 2 ; D é c r é t a a u t h e n t i c a s. congr. indulg. sacrisque reliq. praepositae a b ao. 1 6 6 8 ad a n n . 1 8 8 2 ( 1 8 8 3 ) , 1, 1 3 . Jacoby.
Carista. Bei K o n r a d
von
Me-
g e n b e r g findet sich folgende Stelle: „ V o n dem Caristen. C., sam Solinus spricht, ist ain vogel, der fleugt in prinnenden f l a m m e n an all sein pein und ân allen smerzen, also d a z weder sein federn noch sein flaisch v o n dem feur leident. Dâ pei verstê wir die heiligen martraer, die daz feur diser werlt niht versêren m o h t " 1 ). Die Notiz geht vermutlich auf K o n r a d s Quelle T h o m a s Cantimp r a t e n s i s „ L i b e r de natura r e r u m " zurück, die bei V i n c e n t i u s B e 1l o v a c e n s i s „ S p é c u l u m n a t u r a l e " 2) l a u t e t : ,,Cariste ut dicit Solinus: aves sunt que impune f l a m m a s i n v o l a n t : ita ut nec plume nec carnes earum flammis ignum aliquatenus cédant". Ahnlich Albertus Magnus, der Solinus und Jorach zitiert, aber b e i f ü g t : „sed illi philosophi m u l t a nuntiuntur, et puto quod et hoc sit u n u m de mendaeiis cor u m " 3 ). S o l i n u s spricht aber nicht v o n den Vögeln, die den N a m e n „caris t a e " tragen, sondern er sagt v o n der S t a d t K a r y s t o s : „ C a r y s t o s aquas calentes h a b e t (Ellopias vocant) et c a -
Carneval—Caesarius von Heisterbach
9 rystias aves involant" 4 ).
quae flammas impune
») Ausg. v. Pfeiffer S. 1 7 4 t . s) 16, c. 46. ) De Animalibus 23, 34. ' ) S o l i n u s Collectanea rerum memorabilium rec. Th. Mommsen 1 1 , 1 5 . Eine Quelle hiezu ist unseres Wissens noch nicht gefunden; vgl. Pauly-Wiss o w a io, 2 2 5 7 . Hoffmann-Krayer. 3
Carneval s.
Fastnacht.
Caesar, C. Julius.
Pauly-Wissowa
10, 1 (1917), 186 b i s 2 7 5 .
Der bekannte römische Staatsmann und Historiker; ermordet 44 v. Chr. In seinenCommentariidebelloGallico 1 ) I, 50. 53, II, 21 stehen einige recht verschiedenwertige Angaben über germanisches Heidentum: Wahrsagung und Los, Sonnen-, Mond- und Feuerkult, Priester, Opfer 2 ). ') Hrsg. von M e u s e 1 Berlin 1894. Deutsch von W a t t e n b a c h G d d V . 2 i, 2 4 — 1 2 4 . 2 ) H e l m Religgesch. 1, § 32. 128 f. 154. Helm.
Caesarius von Arles (Arelate).
V i t a Caesarii Arelatensis, hrsg. von K r u s c h MG. Scr. Mer. 3, 457 ff.; C. F . A r n o 1 d Caesarius von A relate und die gallische Kirche seiner Zeit. Leipzig 1 8 9 4 ; A . M a 1 n o r y Saint Cesaire ¿vique d'Arles. Paris 1 8 9 4 ; C. A. B e r n o u 1 1 i Die Heiligen der Mcrowinger. Tübingen 1900, 6 4 — 7 2 ; H. v. S c h u b e r t Geschichte der christlichen Kirche im Frühmittelalter. Tübingen 1 9 2 1 , 36 f. u. ö.; B o u d r i o t Altgerm. Relig. 4 ff. 1 2 ff.
Caesarius, aus vornehmer Familie stammend, war geboren 469—70 in der Gegend von Chalons in Burgund, wurde mit 20 J a h r e n Mönch zu Lerins, dann 502 Bischof von Arles und als solcher apostolischer Vikar über Gallien, später auch über Spanien, unter wechselnder politischer (burgundischer, westgotischer, ostgotischer und fränkischer) Herrschaft und wechselnden persönlichen Schicksalen (505—06 Verbannung nach Bordeaux durch Alarich II.) bis zu seinem Tode zu Arles 543. Hauptziel seiner Tätigkeit war die Durchführung strenger Zucht in Klerus und Gemeinde und, damit eng verknüpft, der Kampf gegen die noch fortlebenden Reste des Heidentums J ). Dieses Ziel verfolgt er in Briefen, Abhandlungen, Regeln und vor allem in seinen zahlreichen Predigten 2), deren echter Bestand freilich noch nicht ganz festgestellt ist.
io
l ) Arnold 166—182. *) Ausgabe der Predigten bei M i g n e PI. 39 unter den dem Augustin fälschlich zugeschriebenen Predigten, andere bei M i g n e PL 67. Dazu weitere Texte bei C a s p a r i K. An. 1, 2 1 3 — 2 2 4 ; Arnold 468 ff.; M o r i n Studia Caesariana Rev. Ben. 23 (1906), 1 8 9 — 2 1 4 . 3 5 0 — 3 7 2 . Die Anfänge der dem C. zugehörenden oder zugeschriebenen Werke jeder A r t (nach dem Stand von 1894, also nun ergänzungsbedürftig) bei Arnold 4 3 6 — 4 5 0 . Deutsche Übersetzung der Predigten von C. F . A r n o l d . Leipzig 1896.
Die vom Heidentum sprechenden Stellen bei C. hat Boese 3 ) exzerpiert und mit den vielen Stellen anderer Werke zusammengestellt, die mit C. übereinstimmen oder sich mit ihm berühren und direkt oder indirekt von ihm beeinflußt scheinen. E s zeigt sich auch hier, wie so oft, die starke Wirkung der Tradition in dieser Gruppe kirchlicher Literatur; auch zahlreiche Werke, die in Deutschland entstanden und für Deutschland bestimmt sind, sind von dem Ausländer C. zum mindesten im Wortlaut abhängig, — wie weit auch in der Sache, — ist von Fall zu Fall zu untersuchen. Besprochen werden bei C. Neujahrsbräuche, Wahrsagung und Los, Zauber und Besprechung, Baum-, Quell- und Steinkult, Tagewählerei und Mondaberglaube. Die angegebene Abhängigkeit von C. zeigen 4 ): Eligius, Pirmin, PseudoAugustin de sacrilegiis, Indiculus, Burchard von Würzburg, Hrabanus Maurus, Konzilsbeschlüsse und Poenitentiale, Burchard von Worms (s. die einzelnen Stichworte). ') Ricardus B o e s e Superstitiones A relatenses e Caesario collectae. Diss. Marburg 1909. 4 ) Vgl. auch S c h n e i d e r A R w . 20, 87 bis 115. Helm.
Caesarius von Heisterbach. Alex. K a u f m a n n C. v. H. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des zwölften und dreizehnten Jahrkunderts. Zweite, mit einem Bruchstück aus des C. V I I I libri miraculorum vermehrte Auflage. Köln 1892 ; C a r d a u n s i n : A D B . 3 , 6 8 1 ff.; W a t t e n b a c h D G Q . 2«, 4 8 4 f f . ; D e u t s c h i n H e r z o g - H a u c k 3 , 628—632; K e s s e l in W e t z e r und W e l t e 2, 1 6 5 7 — 1 6 6 0 ; A. E . S c h ö n b a c h Über C. v. H. 1—3 (= Studien zur Erzählungsliteratur des MA.s 4. 7. 8). Sitzb. Wien 144 (1902). 1 5 9 (1908). 1 6 3 (1909); AI. M e i s t e r (s. Anm. 7), 1 8 ff. — Vgl. ferner Alex. K a u f m a n n Thomas von
II
Caesariiis von Heisterbach
12
Chantimpri. Köln 1899; E . B e i t z C. v. H. und die bildende Kunst. Augsburg 1926.
auch bei A . K a u f m a n n C . t . H . 158—196; Krit. Ausgabe s. Anm. 6.
j . C., geb. wahrscheinlich zu Köln um 1180, kaum wesentlich früher 1 ), 1199 Zisterziensermönch zu Heisterbach bei Bonn, später Novizenmeister und seit zirka 1228 Prior; gest. zu Heisterbach um 1240 (am 25. Sept.). Verfasser zahlreicher Schriften, von denen er die meisten selbst aufzählt in einem 1237 geschriebenen Brief 2) (Epistola catalogica) an den Prior Petrus zu Marienstädt in Nassau; einige weitere verzeichnen Meister und Schönbach. Eine Gesamtausgabe fehlt. Es sind im ganzen über 300 Predigten 3), etwa ein Dutzend Traktate und Expositiones (darunter zwei gegen die Ketzer), an historischen Werken die Vita des Erzbischofs Engelbert von K ö l n 4 ) , die Vita der hl. Elisabeth 8 ) und der Katalog der Erzbischöfe von Köln, endlich zwei große Mirakelsammlungen: der Dialogus miraculorum •) und die Libri V I I I miraculorum 7 ).
2. Alle Schriften des C. sind für unsere Kenntnis der Kultur des 12. und 13. Jhs. von größter Bedeutung und dementsprechend schon öfters gewürdigt worden, so allgemein von K a u f m a n n (a. a. O.), die Predigten von Unkel 8), der Dialogus von Wijbrands 9 ). Für den mittelalterlichen Volksglauben und Aberglauben v o n besonderer Bedeutung sind die Mirakel. C. liebte es, namentlich anfangs und vielleicht als erster unter den Predigern des 12. Jhs., in seine Predigten sogenannte Exempla 10)' aufzunehmen, kurze Erzählungen erbaulich-unterhaltenden Inhalts zur Anknüpfung und Veranschaulichung; geistlicher Gedanken und Erörterungen. Meist sind es Wundergeschichten. Achtundfünfzig solcher Miracula enthalten tfie Predigten u ) . Später hat er diesen Brauch aufgegeben und, veranlaßt durch den A b t Heinrich von Heisterbach, derartige Geschichten in den genannten Mirakelwerken gesammelt. Zwischen 1219 und 1222 entstand so zuerst der große Dialogus. In zwei Büchern von je sechs Abteilungen (distinctiones), meist als Buch 1 — 1 2 bezeichnet, sind hier 746 Geschichten zusammengetragen. Sie handeln 1. de conversione (vom Klosterleben), 2. de contritione (v. Zerknirschung), 3. de confessione (von der Beichte), 4. de tentatione (v. Versuchung), 5. de daemonibus (von bösen Geistern), 6. de simplicitate (von christlicher Einfalt), 7. de sancta Maria, 8. de diversis visionibus (Visionenerzählungen), 9. desacramento corporis et sanguinis Christi, 10. de miraculis (Wundererzählungen), II. de morientibus (von Sterbenden), 12. de praemio mortuorum (vom Gericht). Eingekleidet sind die Erzählungen in die Form eines Gesprächs zwischen einem Mönch und einem Novizen (in einem Teil der Überlieferung zwischen C. und Apollonius) 12 ), wobei die Fragen des Novizen Gelegenheit geben, den einzelnen Geschichten Erörterungen theologischer und moralischer A r t anzuschließen. Das zweite ebensolche aber nicht mehr in Dialogform angelegte Sammelwerk (die Libri octo) begann C. wieder
l ) Vgl. H. H ö f e r in A n n N R h . 65, 237 ff.; M e i s t e r X X X , Anm.; J. G r e v e n in AnnN R h . 93, 20 ff. *) Zuletzt gedruckt und ausführlich kommentiert von Schönbach 144, 5 — 5 5 (dort auch über einige ihm fälschlich zugeschriebene); Nachträge Schönb a c h 159, 1 — 4 7 und M e i s t e r X X V I I f. An dieser Stelle auch Nachweise über Handschriften und Drucke. ») Gedruckt bei J. A. C o p p e n s t e i n Fasciculus moralitatis ven. C. de H. Cöln 1615 (vgl. dazu S c h ö n b a c h 144, 34 ff.). «) S u r i u s A c t a SS.« 6, 185—212; J. F . B ö h m e r Fontes rerum German. 2, 294 ff. (Buch I und II); deutsch im Auszug v o n C. S c h ö l t e n , Kath. Magaz. f. Wiss. u. Leben 2, 406 f. — Vgl. auch A n n N R h . 102, 1 ff. ') Ungedruckt; vgl. B o e r n e r N A . 13, 466 ff. 6) Dialogus magnus visionum atque miraculorum, zuletzt (nach vier Hss.) hrsg. von Jos. Strange, 2 Bde., Köln 1851; dazu Index Coblenz 1857. Ältere Drucke s. M e i s t e r X X I V Eine kritische Ausgabe wird von H i 1 k a vorbereitet und soll in den Veröffentlichungen des Rhein. Geschichtsvereins 1928 erscheinen; sie wird außer dem Dialogus auch das Fragment der Libri octo und die Exempla aus andern Schriften, bes. den Homilien erhalten. Übersetzung in Auswahl (dabei auch einige Mirakel aus den Predigten und Fragmenten) von Alex. K a u f m a n n Wunderbare und denkwürdige Geschichten aus den Werken des C. v. H., 2 Teile, A n n N R h . 47 und 53, Köln 1888. 1891. ') Diversarum visionum seu miraculorum libri VIII, hrsg. von AI. Meister, Rom 1901 ( = R Q 13 Supplementheft); ein kleines Stück (1, 1—23)
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Caesarius von Heisterbach
auf V e r a n l a s s u n g des A b t e s Heinrich im J a h r e 1 2 2 5 . E r h a l t e n sind d a v o n 1 9 1 E r zählungen in drei Büchern (s. Meister S. X X X V I I ) , an die sich als vierter Teil vielleicht die W u n d e r des hl. E n g e l b e r t anschließen sollten; die B ü c h e r 5 — 8 sind wahrscheinlich nicht verloren, sondern gar nicht zur A u s f ü h r u n g gekommen 1 3 ). Die Gesamtzahl der in den P r e digten und den beiden S a m m e l w e r k e n enthaltenen Geschichten reicht also, ohne die W u n d e r des hl. Engelbert, nahe an Tausend, jedoch sind nicht wenige derselben darin doppelt, einige sogar dreifach vorhanden. Diese gewaltige S t o f f masse ist aus verschiedenen Quellen zusammengeflossen. E i n guter Teil ist literarischer H e r k u n f t ; wir wissen mit B e stimmtheit, daß die nachgenannten Werke von C. benutzt s i n d : die V i t a des sei. D a v i d v o n Himmerode, die V i t a des B e r n h a r d v o n C l a i r v a u x , die V i t a sti Malachiae v o n B e r n h a r d v o n C l a i r v a u x , der L i b e r visionum beatae Aczelinae, Herberts E x o r d i u m miraculorum und desselben L i b e r miraculorum, Olivers Historia D a m i a t i n a und desselben Historia r e g u m terrae sanctae, die V i t a e p a t r u m , die Dialoge Gregors des Großen, die Libri V I I I miraculorum des Gregor v o n T o u r s 1 4 ). A n d e r e Quellen in größerer Zahl werden hinzutreten; f ü r viele S t ü c k e ist literarische H e r k u n f t und V e r w a n d t s c h a f t leicht zu erkennen, ohne daß eine direkte Quelle feststellbar wäre. Daneben tritt nun aber in großem U m f a n g die Aufzeichnung nach mündlicher Tradition, die ihrerseits wieder literarisch beeinflußt sein kann. So wichtig f ü r die L i t e r a t u r geschichte eine ausreichende Quellenuntersuchung wäre, f ü r die Stellung des C. und seiner Zeitgenossen zu dem wunderbaren Inhalt der Erzählungen wird es schließlich ziemlich gleichgültig sein, ob eine v o n ihm einmal a u f g e n o m m e n e Geschichte literarischer oder unliterarischer H e r k u n f t ist. Sie repräsentieren in ihrer Gesamtheit den B e s t a n d an abergläubischen und wunderbaren Vorstellungen, an die jene Zeiten glaubten oder an deren Möglichkeit man sich erbaute. •) AnnNRh. 34, 1—67. •) Studien en Bij
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dragen op't gebied der histor. Theol. 2 (1871), 1—116. " ) Vgl. J . K l a p p e r Exemplum, RLG. 1, 332 ff. 11 ) Soweit nicht im Dial. und den Libri VIII enthalten, jetzt gedruckt bei S c h ö n b a c h 144, 69—92. Krit. Ausgabe von H i l k a s. Anm. 6. ,2 ) Vgl. W i j b r a n d s a . a. O. 12. ») M e i s t e r X X X V I f. ») Aufzählung nach M e i s t e r X X X I I . X X X V I I ; vgl. dazu auch D e u t s c h a. a. O. 629 und zur literarhistorischen Stellung des C. im allgemeinen auch J . G r e v e n AnnNRh. 99, 1 ff. 3. Bei der B e u r t e i l u n g dieses Materials muß man sich d a v o r hüten, in großem U m f a n g S p u r e n und Reste germanischen Götterglaubens finden zu wollen. Altere Schriften, K a u f m a n n und andere 1 5 ), sind darin zweifellos zu weit gegangen, wenn sie zahlreiche Wodanszeugnisse annehmen, in den 1 2 Aposteln die Zwölfzahl germanischer Götter, in den k ä m p f e n den Toten die nordischen Einherier sehen oder gar in der Maria mancher Legenden eine v e r k a p p t e W a l k ü r e oder die Göttin , F r o u w a ' , die es nie gegeben hat. W i r k liche S p u r e n germanischen Götterkultes sind, wenn ü b e r h a u p t vorhanden, äußerst spärlich und unsicher. Dagegen nimmt jene Schicht primitiver abergläubischer Vorstellungen, welche als Untergrund sich zu allen Zeiten findet und sich allen Religionen mehr oder weniger anpaßt, einen breiten R a u m ein, in der H a u p t sache christlich „ a u f g e f ü l l t " . Ich stelle im folgenden, ohne die praktisch hier ganz unmögliche Scheidung zwischen Aberglauben und Volksglauben zu versuchen, eine R e i h e der wichtigsten Erscheinungen in Schlagworten zusammen. Dabei bedeuten nicht näher bezeichnete Zahlen A b s c h n i t t (distinctio) und N u m m e r des Dialogus, die mit L bezeichneten Stellen sind aus den L i b r i octo entnommen, die mit H den Homilien. Vollständigkeit ist nicht im E n t f e r n t e s t e n angestrebt; in der A u s g a b e H i l k a s wird wohl ein ausführliches Sach- und Stichwortverzeichnis erw a r t e t werden dürfen, das dann erst weitere V e r w e r t u n g des gesamten Materials ermöglichen wird. Böser B l i c k 5, 5. 1 1 , 6 3 ; blutendes Cruz i f i x 10, 1 9 ; D ä m o n e n 1 6 ) p a s s i m ; Elben 5, 4. 3 5 ; E n t r ü c k u n g 5, 3 ; . 56; 1 0 , 2 ; Feuerberg als Straf ort 3, 1 2 ; 12, 7 — 1 0 . 1 2 . 1 3 . 3 8 ; Feuerprobe I, 40; 3, 1 6 . 1 7 ;
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Casilde
10, 35- 36; L i, 22; Geisterkampf 12, 16. 1 7 ; L. I, 30; Gottesgericht 3, 18; 9, 48 u. ö.; Hexen 5, 30; Hölle 2, 7 ; Hostienwunder 9, 9. 11. 14. 65; L. 1, 3. 9; Hunde (dämonische) II, 59; H . 2, 54; Hundefleisch als Heilmittel 1, 14; wilder Jäger 5, 5; 12, 20; H. 1, 102. I i i ; Incubus und succubus 3, 7 — 1 1 ; Kelchwunder 9, 18; Kleiderteufel 5, 7; Kobold 5, 44; 7, 16; dämon. Kröte 2, 32; 10, 6 7 — 6 9 ; L . I, 19; Kuckucksruf zeigt die Lebensdauer 5, 17; Leichen im Grabe kämpfend 11, 56; L. 1, 33; Michael als Seelenführer 8, 45; I i , 3; Nekromantik 5, 2 — 4 ; dämonisches Roß 5, 37; dämonischer R a b e 11, 15. 4 1 ; Reliquienwunder 8, 60. 65. 89 u. ö.; Riese H. 1, 104; R ü c k e n fehlt dem Dämon 3, 6; dämonische und heilkräftige Schlange 10, 7 0 — 7 2 ; H. 1, 1 4 1 ; Seelenüberfahrt (?) 11, 30; Seelenwage 8, 77; 12, 35; Siegstein 4. 10; sortes sanctorum 3, 20; 4, 49 u. ö.; wunderbare Speisung 10, 52; grünender S t a b 6, 6; Taube als Bild der Seele 12, 46; der Maria 8, 37; Taufwasser 10, 44; Teufel passim; dankbare Tiere 10, 66; Tod persönlich erscheinend 11, 62; Toter erscheint 2, 6; 12, 19. 26. 37; kehrt ins Leben zurück 12, 7. 11. 12; tut Wunder 11, 26 u. ö.; Totenbannung 12, 15; Totenschuh 7, 38; Träume 4, 54. 82 u. ö.; Verwandlungen 4, 7 1 ; 10, 16; Visionen passim; W a l d f r a u 6, 51; Widderkult L. 1, 17; toter Wucherer k a u t Geld I I , 42; Zauber aller Art, Zauberer, Zauberinnen, Liebeszauber 1, 33; 4, 42. 99; 5, 4. 18; 11. 59. 60; 12, 27; H. 3, 58; L. I, 1; Zauber der Juden gegen die T a u f e 2, 26; Zauberschlaf 6, 10. " ) Auch D e u t s c h a. a. O. 629 scheint noch geneigt, Kaufmann bedingungslos zu folgen. " ) Vgl. Ph. S c h m i d t Der Teufels- und Dämonenglaube des C. v. H. Diss. Basel 1926.
4. Von den W e r k e n des C. h a t vor allem der Dialogus großen A n k l a n g gefunden. Schon daß wenige Jahre nach seinem Abschluß der A b t des Klosters jene zweite Sammlung anregte, beweist den großen Eindruck, den das W e r k machte; noch deutlicher spricht die große handschriftliche Verbreitung: nicht weniger als 34 erhaltene Hss. des Dialogus und 19 andere Hss. mit Stücken aus dem
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Dialogus konnte Meister X X I ff. aufzählen; ihre Zahl wird damit nicht erschöpft sein. Eine ähnliche Verbreitung des zweiten Werkes blieb freilich ausUnter des C. Einfluß schreiben dann bald andere Schriftsteller, worüber es noch keine abschließende Untersuchung gibt; Meister ( X X X I I A n m . 1) nennt vorläufig Thomas von Chantimprö, R o b . Holkott, die Varia E x e m p l a und die Miracula sanctae Mariae in Hexametern. Im 15. Jh. sind dann Teile des Dialogus ins Holländische übersetzt worden in zwei Sammlungen v o n Marienlegenden, „ V a n onser vrouwen miraculen" und „Onser vrouwen B o e k " , von denen Wijbrands kurz Mitteilung m a c h t 1 7 ) . Zwischen 1457 und 1467 ist der ganze zweite Teil des Dialogus von Joh. Hartlieb (s. d.) ins Deutsche übertragen 1 8 ). W e n i g später erscheinen die ersten Drucke des Originals. Andererseits hat es freilich in derselben Zeit und später auch an Gegnern nicht gefehlt, K a u f f m a n n 1 9 ) verweist dafür auf eine Notiz in der Lebensbeschreibung des Holländers Wessel-Gansfort und spätere Angriffe gegen die Leichtgläubigkeit des C. Im Zusammenhang damit ist es auch bemerkenswert, daß der Dialogus in Spanien auf den Index gesetzt wurde. 17 ) A. a. O. 85 f. Anm. 2; dazu Proben a u s beiden Handschriften s. 1 0 9 — 1 1 6 . 16) Euphorion 26, 347—367. 481—564. ie ) A n n N R h . 47, 1. Helm.
Casilde, hl., Jungfrau und Märtyrerin zu Burgos in Spanien, Tochter eines sarazenischen Königs, Fest 9. April x ). Aus der Legende der Heiligen, die gefangenen Christen viel Gutes erwies, ist die Erzählung bemerkenswert, nach der sich ihr auf dem W e g e zu den Gefangenen für die A u g e n des grausamen Vaters B r o t und Fleisch in Rosen verwandelten, ein gegen Ende des Ma.s sehr beliebtes Motiv 2). C. wurde von den mit B l u t f l u ß behafteten Frauen angerufen 3 ), besonders v o n Gebärenden bei heftigen Uterinblutungen, die man als „ d a s Anbrechen des Herzgeblütes" bezeichnete 4 ). ') S t a d l e r
Heiligenlexikon
1, 566. -) Vgl.
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Castiel—Chaldäer
hierzu Günter Legenden-Studien 164. 3 ) S t a d l e r a . a . O . ') L i m m e r t 167. Wredc. Castiel, princeps armorum 1 ), ein Geistername, der auch im Heptameron des Petrus v o n A b a n o als Engel des Donnerstags und in F a u s t ' s H ö l l e n z w a n g 3 ) unter den Geisternamen in den Formen Casadiel und Casdiel v o r k o m m t . Der N a m e ist zu erklären als "»THfi? „ m e i n Bogen ist G o t t " , was zu der B e s t i m m u n g des Staricius gut paßt, vgl. auch den Gottesnamen irnwp „ u n s e r B o g e n " im Sepher R a z i e l 4 ). ') S t a r i c i u s Heldenschatz 92. 2) A gr i p p a v. N e t t e s h e i m 4, 142. 3) K i e s e w e t t e r Faust 272. 273. 406. 407. 4) S c h w a b Vocabulaire de l'Angelologie 354. Jacoby. Castulus, hl., Märtyrer, Speisemeister a m kaiserlichen Hof, um 286 lebendig begraben, F e s t 26. März *). Im 8. J h . brachte A b t R a g i n p e r t einen Teil der R e liquien des Heiligen nach Moosburg an der Isar, wo i h m zur E h r e eine K i r c h e erbaut w u r d e 2 ) . C. wurde auch P a t r o n der Kirchen zu L a n d s h u t , Puchschlagen und anderswo, ferner Ortspatron v o n St. K a s t l bei A l t ö t t i n g 3 ). Bei der K i r c h e in K a s t l , deren P a t r o z i n i u m freilich Mariä Himmelf a h r t lautet, ist am Dreikönigstag nachmittags dreimaliger Umritt, Stephaniritt genannt, obwohl weder der hl. Stephan noch der hl. Leonhard noch andere Pferdebeschützer dort gelten. Beim F r ü h a m t um 6 U h r morgens brennen die „ R o ß b a u e r n " a m „ S p e i s g i t t e r " Votivkerzchen, jeder soviel, wie er Pferde im Stall hat 4 ). N u n gilt C. mancherorts in B a y e r n als R o ß p a t r o n . L i e g t also dem Umritt und der Opferung in K a s t l ein älteres C.Patrozinium zugrund oder beruhen beide auf einer Übertragung durch Kultström u n g ? A u c h die Roßdiebe (Schimmeldiebe) rufen C. an 5 ). In A l t b a y e r n wird er weiterhin als Patron gegen Blitzgef a h r , Rotlauf oder Wildfeuer (Erysipelas) angerufen 6) und gilt er als großer Viehheiliger 7 ). ') AA. SS. Mart. III 612; S t a d l e r Heiligenlexikon 1, 577; SchwVk 12 (1922), 47. 2 ) K ü n s t l e Ikonographie 152. s ) S c h i e r g h o f e r Altbayerns Umritte 67; P o 11 i n g e r Landshut 83 ff., wo eine Reihe von Legenden
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wiedergegeben sind. *) S c h i e r g h o f e r 4. 6 ) ZfVk. 1 (1891), 294; der Tag des Heiligen ist dort auf den 26. Februar angegeben ¡ P o l l i n g e r Landshut 83 ff.; S e p p Sagen 503 Nr. 136. •) ZfVk. a . a . O . ; H ö f l e r Waldkult So. ') A n d r e e Votive 38. Wrede. Cato, Zauberwort in der F o r m e l : C. caruce, sanum reduce, reduce sanum, E m a nuel P a r a c l i t u s * ) zur Heilung vom Schlangenbiß; vgl. in einer H d . des 1 2 . J h s . 2 ) : cara, caruce, senael, emmanuel, paraclitus etc. F r a n z denkt an den R ö m e r C., der im R u f eines Heilkünstlers stand, unwahrscheinlich. Die D e u t u n g gibt wohl eine dritte Formel ( 1 2 . J h . ) 3 ) : contra f l u x u m sanguinis, f Caro f cruce f f a c restringere ysmahelite. f a m u l e tue N. A m e n etc. D a n a c h bedeutet der S p r u c h : „ D u r c h das teure K r e u z u s w . " vgl. noch am Schluß der dritten F o r m e l : "f" contra hoc signum nullum stet periculum. "f" f f Die Ismaeliterin ist H a g a r , welcher der E n g e l Gen. 16, I i s a g t : v o c a b i s q u e nomen eius Ismael, eo quod audierit Dominus afflictionem t u a m (Auslegung von b * v a & „ G o t t erhört"). Senael ist Engeln a m e vgl. 2avaijX 4 ), 2ivaijX 5 ), SevovjX. •), E m a n u e l v g l . J e s . 7, 14. 8, 8 . 1 0 , paraclitus = TcapixXT)To£ J o h . 14, 1 6 usw. ') F r a n z Benediktionen 2, 175; T h i e r s 1. 357 (entstellt). *) Ebd. 174 A. 2. ' ) H e i m Incantamenta 555. ' ( H e e g Hermetica (1911), 16 Z. 10. 6) a . a . O . 16 Z. 33. «) a . a . O . 18 Z. 37. Jacoby. Celar, celiar, celias, Z a u b e r w o r t e in einem Fiebersegen des 1 0 . — 1 1 . J h s . 1 ) . Bedeutung ? ') F r a n z Benediktionen 2, 483. Jacoby. Celidonia s. Ceiltaurias.
Schellkraut. Tausendguldenkraut.
Ceromantie s. 1
Keromantie.
Chaldäer ) . Die Ch. sind ursprünglich ein semitischer V o l k s s t a m m , der in B a b y lonien einwanderte und zeitweise dort zur H e r r s c h a f t kam. Bei den Israeliten hieß Babylonien schlechthin Ch.land, ebenso vielfach auch bei den Griechen XaXSaXa. und bei den R ö m e r n Chaldaea. Die Griechen und R ö m e r hatten nur geringe historische Kenntnisse von den Ch., um so mehr wußten sie (z. B . Ktesias) L e g e n d e n h a f t e s von ihnen zu berichten. Sie galten ihnen
Charadrius
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als im Besitze aller Weisheit und waren ihnen die weisen Priester und Propheten, die Lehrer theosophischer Mystik und Askese, die Zauberer, Astrologen und Sterndeuter schlechthin, von denen auch Pythagoras, Demokrit, Zoroaster, Cyprianus u. a. ihre Weisheit bezogen hätten. Die ethnographische Bezeichnung wurde so zu einem Sammelnamen für den Zauberer und insbesondere für den Astrologen und Sterndeuter überhaupt, und wer sich mit diesen Künsten befaßte, legte sich oft den Namen Ch. bei. Wirkliche Ch. und solche, die sich so nannten, waren schon im 4. Jh. v. Chr. in Griechenland verbreitet und zogen durch ihre Geheimlehren und ihre Magie die Aufmerksamkeit auf sich 2 ). Der Zeitgenosse Piatos, Eudoxos, wollte noch nichts von chaldäischer Astrologie wissen, aber schon Theophrast, des Aristoteles Schüler, bewunderte ihre Kunst 3 ). So wuchs mehr und mehr das Wunderbare an, das man den Ch.n zuschrieb, und ganz besonders die Astrologie war es, als deren Vertreter sie galten und deren Ursprungsland man in Babylonien ( = Chaldaia) erblickte. Die Blütezeit dieser als Ch. bezeichneten Zauberer und Sterndeuter war die hellenistische Zeit und ganz besonders die römische Kaiserzeit, wo sie sich oft so breit machten, daß sie außer Landes verwiesen werden mußten 4 ). Ganze Hochschulen der chaldäischen Magie entstanden 8), in den astrologischen Traktaten der Spätantike werden sie oft als Autorität angeführt 8), und Oracula Chaldaica liefen unter ihrem Namen um 7 ). A m römischen Kaiserhof selbst wie in den Provinzen waren die Ch. tätig, wie auch z. B. der Kaiser Elagabal ihre Hilfe anrief, um die Markomannen „ b i n d e n " zu lassen 8 ). Der Name Ch. für Zauberer vererbte sich dann auch durch das MA. bis zur Neuzeit 9 ). Selbstverständlich darf in dieser Bezeichnung kein Hinweis mehr auf das tatsächliche Ursprungsland und auf die Anschauungen der wirklichen Ch. Mesopotamiens gesehen werden, über deren wirklichen Glauben und Aberglauben etwa zu vergleichen ist: J a s t r o w Die
Religion
Babyloniens
und
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Assyriens 1905—1912; U n g n a d Die Religion der Babylonier und Assyrer 1921; L e h m a n n u. H a a s Textbuch zur Relgesch.' (1922), 277 f f . ; M e i ß n e r Babylonien und Assyrien 1 (1920); 2 (1925); L a n d s b e r g e r Der kultische Kalender der Babylonier und Assyrier 1 (1925). Über den Einfluß ,,chaldaeisch*'-hellenistischer Vorstellungen auf die germanische Religion s. S c h r ö d e r Germanentum 30 ff.
S. auch
Sterndeutung.
l) B a u m s t a r k bei P a u 1 y - W i s s o w a 3, 2045 f f . ; A b t Apuleius 3 3 0 f . ; H o p f n e r Offenbarungszauber 2 11924), 9 f.; L e h m a n n Aberglaube 8 42 ff. «) B o 11 - G u n d e 1 Sternglaube 91 f. ') Ebd. 21. 95. ') A b t 331. 6) B a u m s t a r k 2060. •) Catal. cod. astrol. Indices s. v . Chaldaei. ') W. K r o l l Bresl. philol. Abhdl. 7 (1894).») L a m p r i d . H e l i o g . 9. •) S t e m p l i n g e r Aberglaube 110 f.
Pfister.
Charadrius, Caradrius, vulgärlat., durch Dissimilation, caladrius, griech. x«P«8pi6g. In der heutigen Ornithologie bedeutet Ch. den R e g e n p f e i f e r (s. d.), speziell den Goldregenpfeifer (Ch.pluvialis) 1 ); da der Ch. des Physiologus jedoch als weiß bezeichnet wird, kann er mit dem vorwiegend dunklen Goldregenpfeifer nicht identisch sein. Was im deutschen MA. von abergläubischen Anschauungen über den Ch. berichtet wird, geht auf den sog. j ü n g e r n Physiolog u s zurück, einer gegen Ii30 niedergeschriebenen Übersetzung der wohl in Frankreich entstandenen lateinischen Bearbeitung einer griechischen Zoologie aus dem 1. Viertel des 2. Jhs. 2 ). Der jüngere Physiologus sagt von dem Ch. aus: Er sei ganz weiß; sein M i s t sei für die „dunkeln A u g e n " gut; wenn der Vogel sich von einem K r a n k e n abwende, so sterbe dieser, ein Zeichen jedoch, daß der Kranke genese, sei es, wenn sich der Ch. zu ihm kehre und seinen Schnabel über des Kranken Mund halte; dadurch nehme er „des mannes unkraft an sich"; sodann f a h r e e r a u f zu der Sonne und läutre sich, und alsbald sei der Kranke gesund. Es folgt ein Vergleich mit C h r i s t u s , der sich von den Juden abgewendet und der Heiden Krankheit auf sich genommen habe 3 ). Ahnliches sagt A l b e r t u s Magnus4), obschon er sich nicht enge an den Physio-
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Charadrius
logus anschließt; auch erwähnt er neben caladrius die F o r m c a l a d r i o n und f ü g t bei, daß der Vogel in Persien vorkomme, aber wegen vieler Nachsteller selten sei; denn v o n manchen K ö n i g e n werde er als Orakeltier bei K r a n k h e i t e n gesucht. Als Beispiel f ü h r t e r A l e x a n d e r an. G a n z k u r z f a ß t sich V r i d a n k ( „ K a r a d r i u s " ) 6 ): „ s w e l h e n siechen er gesiht, / dem enwirret schiere niht (den f i c h t nichts a n ) : / swelch sieche niht genesen kan, / den gesiht er niemer a n . " Dieselben Verse zitiert Hugo v o n T r i m b e r g 6 ) . Ähnlich B o p p e , ein bürgerlicher S ä n g e r aus der zweiten H ä l f t e des 1 3 . J h s . ; nach ihm ist der aus dem L a n d e G a l a d i t e s t a m m e n d e Ch. (Galadrius, V a r . K a 1 a d r i u s) „ s n S w i z " ; dem K r a n k e n o r a k e l f ü g t er bei: „ i n sinem rehten beine er treit / ein s t e i n , der ist den ä u g e n guot bes o n d e r " 7 ). Im J ü n g e r n Titurel8) wird er G a l a d r o t genannt und v o n ihm das gleiche K r a n k e n w u n d e r ber i c h t e t ; ebenso bei dem Meißner (zw. 1 2 6 0 und 1 2 8 4 ) * ) , der, wie der P h y siologus, die A n w e n d u n g auf Christus macht. G a n z kurz e r w ä h n t diese weissagende F ä h i g k e i t H e i n r i c h von Neustadt10). K o n r a d von M eg e n b e r g u ) erzählt ausführlich v o n dem C a 1 a d e r : „ C a l a d r i u s ist, nach A n g a b e des J a k o b u s und I s i d o r u s 1 2 ) , ein ganz w e i ß e r Vogel. E r besitzt die E i g e n s c h a f t , daß die in der H ü f t g e g e n d gelegenen Organe den A u g e n ihre S e h k r a f t wiedergeben. A u ß e r d e m v e r m a g er anzugeben, ob j e m a n d sterben muß oder genesen wird, wenn man ihn einigemale zu einem K r a n k e n f ü h r t . Will er das Gesicht des Menschen nicht ansehen und wendet die A u g e n ab, so stirbt der K r a n k e . Sieht er aber den K r a n k e n an und wendet sich nicht ab, so wird dieser wieder gesund. Dadurch, daß er des K r a n k e n Gesicht betrachtet, nimmt er dessen K r a n k h e i t an sich, fliegt d a m i t in die L ü f t e und v e r b r e n n t und zerstreut sie dort. S o wird der K r a n k e rasch gesund. Die alten K ö n i g e h a t t e n diese Vögel ehed e m in ihren Hallen und Palästen. A l e x a n d e r f a n d sie in Persien. Der Ca-
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lader h a t unter seinen Gebeinen einen großen K n o c h e n , dessen Mark die v e r dunkelten A u g e n wieder aufhellt, wenn m a n sie d a m i t s a l b t . " Hieher gehört das M ä r c h e n von dem K ö n i g s s o h n und dem T o d in der isländischen F a s s u n g l s ) , die ausnahmsweise die krankheitsanziehende E i g e n s c h a f t des Ch. ( K a r a d r i u s ) in die E r z ä h lung hineinzieht. Schon A e 1 i a n erw ä h n t die H e i l k r a f t der Ch., doch beschränkt er sie auf die G e l b s u c h t 1 4 ) . P 1 i n i u s schreibt sie einem Vogel I k t e r u s zu, der seinen N a m e n v o n der K r a n k h e i t h a t l s ) . Der antiken Überlieferung e n t n i m m t C. G e s n e r die Notiz: „ D e r T r i e l benimpt die gälsucht wenn er nur v o m K r a n c k e n gesähen w i r t : d a r u m welche disen vogel v e r k a u f e n d , verbergend s y den / d a m i t der K r a n c k j n nit gesehe ee dann sy j m den zu k a u f f e n gäben habind / v n d also v e r gebens w i d e r u m b gsund werde / als E u p h r o n i u s bezeuget16). Andere sagend / daß er dise K r a f f t habe, wenn er in der s p e y ß genütz w o r d e n " 1 7 ). D e r Ch. ist wohl identisch mit dem altindischen Vogel H a r i d r a v a , auf den im A t h a r v a v e d a (I, Nr. 22) die zur S o n n e verwünschte Gelbsucht übertragen wird 1 8 ). Z u m Anziehen der Gelbsucht s. a. A m mer ( 1 , 368). N a c h anderer (antiker) Überlieferung heilte der Genuß des F l e i s c h e s die G e l b s u c h t 1 8 ) . Einen weiteren Aberglauben, der im 1 3 . J h . a u f t r i t t und sich auf die P f l e g e d e r J u n g e n bezieht, wissen wir v o r derhand nicht auf seine Quellen zurückzuführen. A u c h sind die A u s s p r ü c h e sehr unklar. Im J ü n g e r n T i t u r e l wird v o n A l e x a n d e r gesagt: „ M i t listen wolt er kiesen, w a z in den l ü f t e n were, / Deren künde er niht fliesen, v o n dem g a l a d r o t so s a g t er mere, / wie der in den l ü f t e n get nu swebende / und sine i u n g e b r ü t e t , biz daz sei mit im schone fliegent l e b e n d e " *>). Im W a r t b u r g k r i e g : „ u n t bist genaturt, als der G a 1 i d r o t / sin lieben K i n t b e w a r t : / der vogel wirt niht sanges l ü t / die wil A u s t e r unt B o r e a s sich hebent unde bloent / v o n
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Charaktere
im getriuhet nie m6r wirt sin brüt / Swenne die winde w a e n t " usw. 8 1 ). Noch dunkler ist eine andere Stelle im Jüngern Titurel: (Ich preise Gottes Größe) „gelich in solher wise, als vil der g a l a d r o t nu hin wer tragende / des meres breit mit snabel vollem m u n d e " 2 2 ) . Nimmt sie Bezug auf die im Altertum sprichwörtliche Gefräßigk e i t des Ch. 2 3 ) ? Bei den alten J u d e n gehörte der Ch. und seine verwandten Arten zu den Vögeln, deren E s s e n verboten war M ) . s. a. R e g e n p f e i f e r . Brehm Tierleben * 7, 220; Walther A r n d t nennt ihn iin Journal f. Ornithologie I 2 73 ( 9 5). 57 Ch. apricarius und zitiert C. K e l l e r Die antike Tierwelt 2 (1913), 179. Lateinisch-deutsche Glossare geben Ch. (avis albi coloris) mit: lericha, heigr, griel, triel, riel, galander wieder: D i e f e n b a c h Gloss. lat.germ. med. et inj. aet. (1857) 99 c; bei „lericha" liegt eine Verwechslung von „caladrius" mit mhd. „ g a l a n d e r " , aus altfranz. calandre (Kalanderlerche, alauda calandra) vor (s. a. Sumerlaten ed. H o f f m a n n v. F a l l e r s l e b e n 62,47); T r i e l heißtauch bei G e s n e r (Vogelbuch 1582 fol. 237b) der Ch.; das Bild paßt auf den Goldregenpfeifer; heute ist der Triel oder Dickfuß = Oedicnemus crepitans, also ein naher Verwandter des Ch. pluv. 2) Vgl. namentlich F r . L a u c h e r t Gesch. d. Physiologus. Straßb. 1889; E. P e t e r s Der griech. Physiologus u. s. oriental. Ubersetzungen 1898, 69; Denkmäler deutscher Prosa d. Ii. u 12. Jhs. hsg. v. W i l h e l m . München 1914/16, Texte S. 4 ff., Kommentar S. 13 ff.; E h r i s m a n n Gesch. d. dt. Lit. 2, 1, 224 ff. 3) Ausg. W i l h e l m 27 f.; vgl. Anm. 11; Deutsche Ged. d. 12. Jhs. ed. M a ß m a n n 324. — Nach dem Physiologus eine Predigt (Grieshaber): ZfdA. 7, 147; W e i n h o 1 d Mhd. Leseb. 108 (ZfdMyth. 1, 319 f.). 4) De animalibus 23, 31. 5) Bescheidenheit ed. W. G r i m m 143, 6 ff. «) Der Renner V. 19665 ff. ') Minnesinger ed. v. d. H a g e n Bd. 2, 378 (Nr. 5). 8) ed. H a h n , Str. 5154, 3 ff. e) Minnesinger ed. v. d. H a g e n Bd. 3, 92b. 10) Apollonius ed. S i n g e r V. 4343. ») Buch der Natur ed. P f e i f f e r J 73• 1 J ) Gemeint ist J a c o b u s d e V i t r i a c o Historia orientalis und wohl I s i d o r s Etymologiae (wo aber bei den Vögeln nichts über den Ch. zu finden); V i n c . B e i l o v a c e n s i s Speculum naturale fol. 198 entnimmt dem Physiologus die Angaben, daß der M i s t des Ch. die Augen heile; als Krankheitsorakel werde er von den Königen gesucht (Aristoteles wird zitiert) . E i n S t e i n in seinem Schenkel heile Augenkrankheit. Für die Fähigkeit des Ch., Krankheiten anzuziehen,
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führt er auch den Liber de Naturis Rerum an. Wenn Ch. die Krankheit angezogen habe, fliege er empor und läutere sich. A l e x a n d e r habe ihn in Persien gefunden. 13) G e r i n g Islendsk Aeventyri 2, 146 ff. 152; BolteP o l i v k a 1, 378 u. Anm. 2; namentlich aber W e s s e l s k i Märchen des MA. (1925) 54 ff. u. 2 1 1 , wo reiche Literatur. " ) Nat. an. 17, 13. 15 ) Nat. Hist. 30, 28, 1 ; weiter P a u l y Wissowa 3, 2 1 1 5 , 26 ff. " ) P a u l y W i s s o w a 3, 2 1 1 5 , 31. " ) Vogelbuch 1582 fol. 238 b. " ) W e s s e l s k i 1. c. 2 1 1 f. (mit weiterer Literatur), wo wertvolle Parallelen zum Todesorakel. ") P a u l y - W i s s o w a 3, 2 1 1 5 , 40. 20) ed. H a h n Str. 4755, 2 ff. 21 ) Minnesinger ed. v. d. H a g e n Bd. 2, 16. «•) Str. 276, 2 f. 2S ) P a u l y - W i s s o w a 3, 2 1 1 5 , 24. 24) 3. Mose I i , 19: „Herodionem et c h a r a d r i o n juxta genus suum"; hebr. A n a p h a h ; vgl. R o s e n m ü l l e r Handb. d. bibl. Altertumskunde 4, 2, 321 ff. Unauffindbar war mir das von W o l f (ZfdMyth. 1, 320) zitierte Werk der beiden P a t r e s d e r C o n g r é g a t i o n d e s P è r e s de la Foi: Vitraux peints de St. Etienne de Bourges. Hoffmann-Krayer. Charaktere werden im Zauber Namen und Formeln genannt, die mit besonderen Geheimzeichen geschrieben sind und denen große K r a f t und Wirkung zugeschrieben wird Sie sind schon ganz häufig in den hellenistischen Z a u b e r p a p y r i 2 ) ; wie diese zeigen, kommt das W o r t von xWb. 5, 2376 f.; S c h e i b 1 e Kloster 8, 427. 533Jacoby.
Coslt astusa potista fuerat 1 ), Zauberworte gegen das Abgeworfenwerden von Rossen, auch in der Form: casitas tusa palis tafulrat a). Verderbtes Latein; etwa: tua potestas fuerat ? casitas, wenn dies die richtige Form ist, von dem seltenen casito „fallen, schwanken"? >) D r e c h s l e r 2, 274; O h r t fortnler 2, 97. *) O h r t a. a. O.
TrylleJacoby.
Cosmas und Damian, hl., Märtyrer, gemäß der Überlieferung Zwillingsbrüder aus Arabien, wirkten in Aegä in Cilicien als christliche Ärzte ohne Entgelt, unter Diokletian 303 gemartert, Fest 27. September x). >) AA. SS. Sept. 6, 428; Analecta Bolland. 1 (1882), 586; S t a d l e r Heiligenlexikon 1, 675; K a m p s c h u l t e Die uiestfdl. KirchenPatrocinien 29. 48. 112; S a m s o n Die Heiligen als Kirchenpatrone 169—171; Korth Die Kirchenpatrone im Erzbistum Köln 51; G ü n t e r Legenden-Studien 22, 62; D e u b n e r Kosmas und Damian. Leipzig 1907.
I. Die Heiligen, die zu den sechs Paaren der sogenannten £7101 dvdpfop«, der in
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körperlichen und geistigen Nöten „unentgeltlich" helfenden Heiligen gehören *), erlangten eine bedeutsame Stelle im kirchlichen Kult, anscheinend auch im Volk. Ihr Kult breitete sich aus Syrien früh in Konstantinopel und bereits im 6. Jh. in Rom aus, später auch in Mitteleuropa. Sie wurden besonders in Rheinland und Westfalen, Süddeutschland und Böhmen viel verehrt und vielfach zu Kirchenpatronen gewählt, z. B. im Kölner Sprengel besonders zu Patronen des alten Stiftes Essen, in der Diözese Augsburg (Kaufbeuren); sie gelten ferner als die ältesten Landespatrone Böhmens*). Reliquien von ihnen gelangten an viele Stellen, in Deutschland z. B. nach Aachen und von dort nach der Abtei Prüm 855, nach Bremen 965, nach München 1649. In der römischen Liturgie erfreuten und erfreuen sie sich starker Bevorzugung. Ihr Name wird täglich im Meßkanon erwähnt, und außer am 27. September werden sie in der Oration am Tage nach Mittfasten gefeiert. Eis ist daher nicht verwunderlich, wenn sie z. B. schon in den frühest nachweisbaren Kölner Festkalendern (9.—10. Jh.) verzeichnet stehen und ihr Tag in einem Kölner Kalendarium von der Wende des 12. Jh.s her als Feiertag (festum fori, kirchlicher und weltlicher Feiertag mit Sonntagsruhe) aufgeführt wird 4). Früh auch erscheint ihr Tag in der Urkundendatierung, z. B. in einer westfälischen Urkunde von 1207 6). Nach ihnen wurde zur Zeit der Kreuzzüge im Morgenland ein Ritterorden zur Pflege kranker Pilger und zum Loskauf gefangener Christen benannt. *) N i 11 e s Kalendarium manuale utriusque ecclesiae orientalis et occidentalis ' 1 (1896), 89. 198; ZfTh. 18 (1894), 739. ») R e i n s b e r g Festkalender 455. 4) Z i l l i k e n Kölner Festkalender iöo. 149. *) S e i b e r t z Urkundenbuch des Herzogtums Westfalen 1 (1839), 131; Ilgen Die Urkunden des kölnischen Westfalens 1200—1300 (1901), 55.
2. Im späteren MA. wurden C. u. D. als Patrone der Ärzte 6), Apotheker und medizinischen Fakultäten 7 ) erkoren und zu solchen vorzüglich in den romanischen Ländern mit ihrer frühen und hochstehenden Arzneiwissenschaft erhoben. Dar-
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Cretin—Crispinus und Crispinianus
gestellt 8 ) wurden sie deshalb mit einer Arzneibüchse als Attribut oder mit einem chirurgischen Instrument. •) S c h m i d t Volksk. 126. Über christliche Ärzte der ersten drei Jahrhunderte s. H a r n a c k Medizinisches aus der ältesten Kirchengeschichte. Leipzig 1892, i — 5 0 . ') Siegel medizinischer Fakultäten zeigen ihr Bild, z. B . das der mediz. Fak. an der Universität München. 8) K ü n s t l e Ikonographie 390—91; R o se nt h a 1 Wunderheilungen und ärztliche Schutzpatrone in der bildenden Kunst. Leipzig
1925. 3. Besonders merkbar ist, daß am Tage der beiden heiligen Ä r z t e gemäß dem spanischen Liber Ordinum von Silos mittels einer Formel eine Salbe feierlich geweiht wurde und in dem ersten von zwei Weihegebeten der Heiligen selbst gedacht ist 8 ). Die Salbung mit dem geweihten „ l i q u o r " oder „ u n g u e n t u m " sollte Krankheit, Pest und jedes Übel aus den Kranken vertreiben helfen. Ähnlich werden die Heiligen in einer aus einem französischen Klosterrituale stammenden Benedictio unguenti ad tineam (Weiheformel einer Salbe gegen Kopfgrind), sowie in einem umfangreichen, für einen bestimmten Kranken verfaßten, aus einer italienischen Handschrift des 15. Jh.s überlieferten Gebetsformular 1 0 ) gegen Gicht als Fürsprecher angerufen. In Oberbayern ruft man sie an, damit das Fasten der Gesundheit frommt u ) . Franz ausführlicher Zeremonien). u) H ö f 1 e r
Benediktionen 1, 350. 5 1 (mit Schilderung der einzelnen 10) D e r s. a . a . O . 2, 513. 509. Fastengebäcke 89.
4. Hingewiesen sei noch auf den Versuch, die Brüder als verchristlichte Dioskuren und Erben ihrer Heiligtümer hinzustellen 12 ). 12)
Franz a. a. O. 2, 443. 44. E b d . über Beispiele für den christlichen Tempelschlaf zwecks Heilung von Kranken, berichtet aus Kirchen von Heiligen, so auch der heiligen C. u. D. Wrede.
Cretin. Cretinismus wird v o m Volksglauben allgemein dem Einfluß von Dämonen zugeschrieben, die den C. entweder (im Alptraum) zeugen (veraltet, s. Alp 7), oder als Wechselbalg (s. d.) an Stelle des gesunden Kindes unterschieben (allg.). Die volkstümlichen Be-
zeichnungen des-C.s hat gesammelt x ).
110 Roch
Z f d P h . 3, 331 f f . ; v g l . H e r t z lungen 485; H ö f l e r Krankheitsn.
holz Abhand329. Ranke.
Crispinus und Crispinianus, hl., Märtyrer, Brüder angeblich aus römischer Familie, sollen auf der Flucht vor der Verfolgung Diokletians in Gallien (Soissons) eine neue Heim- und Wirkungsstätte gefunden haben, 287 zu Soissons gemartert und enthauptet, Fest 25. Okt., bereits in den frühesten Kölner Festkalendern (9. bis 10. Jh.) a u f g e f ü h r t 1 ) . >) A A . S S . O k t . Ii, 495; S t a d l e r Heiligenlexikon 1, 690; K a m p s c h u l t e Die westfäl. Kirchen-Patrocinien 136; Samson Die Heiligen als Kirchen-Patrone 172; G ü n t e r Die christliche Legende des Abendlandes 148. 49; K ü n s t l e Ikonographie 1 7 1 ; Z i 11 i k e n Kölner Festkalender 108.
1. C. und C. warben außer durch ihr Beispiel durch ihre Wohltätigkeit, indem sie den Armen unentgeltlich Schuhwerk fertigten. Ihre Reliquien wurden im 9. Jh. nach Osnabrück übertragen; hier auch erkor man die Heiligen zu Stadtpatronen. Frühzeitig und weithin wurden sie die Schutzpatrone der Schuhmacher, vielfach auch der Sattler und Gerber. Ihr T a g wurde besonders früher von den Zünften und Innungen der Schuhmacher festlich begangen 2 ); auch in England war St. C.s-Day ein T a g der Freude 3 ). *) Z i n g e r l e Tirol 1 7 3 ; R e i n s b e r g Böhmen 485; H e r z o g Volksfeste 282; L a c h m a n n Überlingen 3 1 1 ; H o f f m a n n K r a y er 166; G e r h a r d Franz. Novelle 5 1 . ") R e i n s b e r g Das festliche Jahr 327.
2. Gern erzählte und erzählt man sich noch, daß sie aus „ f r e m d e m " (gestohlenem!) Leder den Armen Schuhe machten und dementsprechend wurde (und wird) gern das Sprüchlein angeführt: „ C . m a c h t ' den Armen Schuh — Und s t a h l das Leder noch d a z u . " Indessen ist „ s t a h l " aus dem altdeutschen s t a l t e (staltas, stalte das, stellte das Leder dazu) entstellt. Der wahre Sinn ergibt sich daher von selbst. 3. In der Nacht von St. C. rotten sich die Skalärageister zusammen und reiten
Cyprian—Cyriakus
III
auf feuerschnaubenden- Rossen an den Rhein hinunter 4 ). *) L u c k
Alpensagen 80.
Wrede.
Cyprian, hl., von Antiochien, erst berühmter Zauberer, dann zum Christentum bekehrt und Bischof, unter Diokletian 304 gemeinsam mit der hl. Justina in Nikomedien gemartert und enthauptet, Fest 26. Sept. 1 ), nicht zu verwechseln mit C.us, Bischof von Karthago, der unter Valerian 258 enthauptet wurde, sein Fest am 14. Sept. feiert und gewöhnlich mit Cornelius (s. d.) zusammen genannt wird. ») A A . SS. Sept. 7, 217; R y s s e 1 Der Urtext der C.legende in AnSpr. C X 273; R e i t zenstein C. der Magier in Gott, gelehrte Nachr. (1917), 38.
1. In der C.legende spielen die Zauberkünste des Heiligen und seine Verbindung mit Dämonen eine große Rolle. Mit deren Hilfe versuchte er, die christliche Justina, die Tochter eines Götzenpriesters, für einen vornehmen Jüngling zu gewinnen, doch vergebens. Seine höllischen Bundesgenossen erklärten, daß sie Christi wegen der Jungfrau nichts anhaben könnten. Er erkannte, daß Christus stärker sei als die bösen Geister und ließ sich taufen. Auf einem Bilderzyklus in der C.skirche zu Sarnthein (Tirol, Sarntal) sieht man, wie C. seine Zauberbücher angesichts der christlichen Jungfrau Justina verbrennt 2 ). *) K ü n s t l e
Ikonographie 174.
2. C.s Zauberbuch wird auch in der deutschen Volksüberlieferung (Sagen) erwähnt 8). Man glaubte, es sei mit blutroten Buchstaben geschrieben gewesen *), übrigens keine Sonderheit, da nach dem Volksglauben Schriftzeichen überhaupt ganz besondere Macht besitzen, wenn sie mit Blut geschrieben sind. •) K u h n u. S c h w a r t z 478; M ü.Il e n h o f f Sagen 192 Nr. 263; 556 Nr. 561. 4) Urquell 3 (1892), 3.
3. Der Heilige wird in mehreren deutschen Zaubern und Segen neben andern Heiligen (Maria, Martin) erwähnt oder angerufen s ), offenbar wegen seiner aus der Legende überlieferten Macht über Dämonen. Besonders merkbar ist ein Segen, „verhexten Menschen und Vieh zu helfen"«).
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*) F r a n z Benediktionen 2 , 1 3 9 ; F e h r l e Zauber und Segen 33. •) Geistl. Schild 1 5 1 — 5 2 : ,,. . hat dich überritten ein Mann, so segne dich Gott und der heilige C.", bei H o c k e r Volksgl. 219 als Segen gegen Fieber aufgeführt, v o n F e h r l e a. a. O. 54 als Vorarlberger Spruch bezeichnet.
4. Die sogenannten C.gebete, durch die man Hilfe gegen Nachstellungen des Teufels und Schutz vor Sünden ,Unglück und Feinden erflehte, haben weder mit C. von Antiochien noch mit dem von Karthago etwas zu tun 7 ), waren übrigens nicht gegen die Meinung der Kirche und sind im deutschen Aberglauben nicht nachweisbar. ') F r a n z Benediktionen schlesVk. 21 (1919), 101.
2, 394—95; MWrede.
Cyprian s. F l e c h t e . Cyriacus, hl., römischer Diakon, Name auch in den Formen Quiriacus, Quiricius überliefert, erlitt um 309 den Märtyrertod, Fest 8. August (Translation; Todestag 16. März) x ). ») Analecta Bolland. 2 (1883), 248; A A . SS. Aug. 2, 327; K a m p s c h u l t e Die westfäl. Kirchen-Patrocinien 134. 196; S a m s o n Die Heiligen als Kirchenpatrone 93. 172; K o r t h Die Patrocinien im Erzbistum Köln 5 1 ; N i e d Heiligenverehrung 54; K ü n s t l e Ikonographie 175.
1. C. wird bereits in den ältesten Kölner Festkalendern (9.—10. Jh.) erwähnt 2 ). Seit dem 10. Jh. gelangten wertvolle Reliquien des Heiligen nach Deutschland, z. B. ein Arm durch Otto den Gr. nach Bamberg, der andere Arm nach der Abtei Altdorf im Elsaß, wieder andere Teile nach dem Kollegiatstift St. Cyriak in Neuhausen bei W o r m s s ) , nach Geseke i. Westf. usw. Infolgedessen gewann C. in Deutschland vielerorts große Verehrung und zahlreiche Kirchen in den rheinischen, westfälischen und in süddeutschen Diözesen wurden ihm geweiht. In Würzburg und im ganzen Lande Franken soll sich die Verehrung des Heiligen seit dem Sieg auf dem Mühlberg am 8. Aug. 1266, dem Festtag des Heiligen, gesteigert haben 4 ). Auch in der Provinz Sachsen war C. verehrt, wie Kunstwerke verraten 6 ). So findet man C. allenthalben in der Kirchen- und Kunstgeschichte des deutschen MA.s.
H3
Cyrillus—Cysat, Renward
2 ) Z i 11 i k e n Kölner Festkalender 88. ) BayHfte. 8 (1921), 148. 4) S a m s o n 6 a.a.O. 173. ) Künstle a . a . O . 175. 3
2. C. zählt zu den Vierzehn Nothelfern (s. d.) 6) und wird als ein solcher besonders in Versuchungen, d.i. gegen Anfechtungen der bösen Geister angerufen, in der S t u n de des Todes ') und allgemein: C. die Teufel band . . Bitt zu Gott um unser Sach' Nimm das Gift dem Höllendrach' 8 ). Daher wird der Heilige auch als Diakon mit einem Drachen oder einem gefesselten Dämon zu seinen Füßen abgebildet. Seine Stellung als P a t r o n wider die bösen Geister verdankt C. seinem Charakter als Dämonenheiliger. E r vertrieb nämlich der Legende 9 ) gemäß einen Dämon, der die Tochter A r t e m i a des Kaisers Diokletian in Besitz genommen hatte, nachdem der Dämon selbst den Heiligen genannt hatte, vor dem er sich fürchte, ein Motiv, das in Heiligenlegenden öfter wiederkehrt 1 0 ). •) K ü n s t l e Ikonographie 470. ') Nürnberger Passional, gedr. von Antonius Koberger 1488, fol. 109: ,,. . das denselben Menschen (Verehrern) sant Ciriacus mit seinen Gesellen zu Hilff kumm an irem End und dy bösen Geyst mit irr Macht von in vertriben werden, daz sy ir Leben seligklichen werden enden". 8 ) Altes Nothelferlied, vgl. H a c k Christlicher Bilderkreis (Schaffhausen 1856), 283. 10 •) Legenda aurea c. 116 p. 487. ) G ü n t e r Legenden-Studien 48; D e r s. Die christliche Legende 113.
114
4. Der alte B r a u c h , k r a n k e oder kränkliche K i n d e r an einer K u l t - oder Heiligenstätte wiegen zu lassen, ihnen dabei aus einem nahegelegenen Brunnen (Quelle) zu trinken zu geben und dann ein gleichschweres Opfer an K o r n oder anderm der S t ä t t e oder dem Heiligen zu spenden, k n ü p f t sich auch an die C.wage und den C.brunnen bei dem K o l l e g i a t s t i f t St. Cyriakus zu Neuhausen bei Worms (s. oben) u ) . Der B r a u c h ist mancherorts mit einer Wechselbalgsage v e r q u i c k t 1 5 ) . ") BayHfte. 8 (1921), 148; HessBl. 7 (1908), 32 ff.; B r a u n e r Curiositäten (1737) 6; (Keller) Grab des Aberglaubens 2, 226; G r i m m Sagen 74 Nr. 81. 15) W o l f Beiträge 2, 305; P f a n n e n s c h m i d Weihwasser 81; S c h e l l Bergische Sagen 459 Nr. 65. 5. Des Heiligen N a m e wird auch in Wettersegen aus dem 1 2 . und 1 5 . J h . erw ä h n t 1 6 ). Eine besondere C.feier ist f ü r B o r k e n in Westfalen ü b e r l i e f e r t 1 7 ) . ") F r a n z Benediktionen 2, 85. 94. ") M e n s i n c k Die C.feier zu Borken (Emmerich 1844). Wrede. Cyrillus, hl., um 826 in Thessalonich geboren, 869 in R o m gestorben *), F e s t a m 9. M ä r z 2 ) , gewöhnlich mit seinem B r u d e r Methodius (827—885) zusammen genannt. Die beiden Heiligen gelten als die Urheber der slawischen Schriftsprache, die sie auch in die Liturgie einführten, und sind b e k a n n t als Apostel der Slawen. Sie wurden zu Landespatronen v o n Mähren erkoren und seit dem 14. J h . auch in Böhmen verehrt. Im deutschen Volksglauben treten sie nicht hervor, abgesehen v o n der E r w ä h n u n g des hl. C. in Sagen aus dem ehemaligen Schlesien Österreichs 3 ).
3. In schwäbischen Gegenden, in denen C sich übrigens auch starker Verehrung erfreut und wo er mehrfach Kirchenpatron ist u ) , trat er vielfach an die Stelle der Heiligen Wendelin und Fridolin als ») AA. SS. Mart. 2, 19; P o t t h a s t 1261; Beschützer des Viehes; namentlich gilt S t a d l e r Heiligenlexikon 1, 710—712; 12 er um Bonndorf ) als Viehpatron. Die R e i n s b e r g Festkalender 85. 2) K ü n s t l e Alten in Bietingen (bei Meßkirch) glaubIkonographie 177: 5. Juli. 3) K ü h n a u Sagen Wrede. ten, ihrem Patron C. verdankten sie es, • 3. 37i—72- 39o. wenn Gewürm (Nattern) und unreines Cysat, Renward. Getier überhaupt im Dorf und in seinem Renw. B r a n d s t e t t e r Renward Cysat 13 Bereich nicht gefunden werde ). 1545—1614, der Begründer der schweizerischen n ) B i r 1 i n g e r Aus Schwaben 1, 369. Am Volkskunde. Luzern 1909; SAVk. 14 (1910), 198 ff.; 272 ff.; ADB 4, 669!. bekanntesten in Schwaben ist der C. von Dürrenbühl (Bonndorf), zu dessen Käppele man C., geb. 1 5 4 5 zu Luzern, vielseitig gean des Heiligen Fest (8. August) wallfahrtet. bildet, Polyhistor und Dichter, 1 5 7 5 M e y e r Baden 136. ia ) Ebd. 407. 13) Zimmerische Chronik 3, 273. I Stadtschreiber seiner V a t e r s t a d t , wo er
"5
Dach
1614 starb. W e r t v o l l e B e o b a c h t u n g e n über Volksleben, -glauben und -brauch seiner H e i m a t finden sich in seinem großen, fast ganz u n g e d r u c k t e n literarischen N a c h l a ß . Besondern Hinweis verdienen seine A n g a b e n über Geister- und Gespensterglauben, T o d e s a n z e i c h e n ( K ü n den), Seelen und Seelenheer (Wuotisheer, Türst), Erdmännchen, Feuermänner (Züs-
Il6
ler), A l p , dämonische Tiere (Geisterrosse, Drachen, Schlangen, Angangtiere), Teufelsvorstellungen, dämonische K r a n k h e i ten und ihre Heilung, B e h e x u n g und Zauberei aller A r t , abergläubischen Mißbrauch kirchlicher H a n d l u n g e n . Genaueres darüber bei B r a n d s t e t t e r a. a. O., S. 3 4 — 7 1 u. S A V k . a. a. O. Helm.
D. D a c h . Bei fast allen V ö l k e r n spielt das D. einerseits als H a u p t a n g r i f f s p u n k t dämonischer Mächte, andererseits als sicherster S c h u t z des Menschen im Volksglauben eine große Rolle 1 ). Vielleicht reichen diese Vorstellungen auf deutschem Gebiet bis in die Zeit der halbunterirdischen D.h ü t t e n z u r ü c k 2 ). A u c h das könnte darauf hinweisen, daß die Geister Öffnungen im D. als E i n g a n g ins Hjtus bevorzugen, also an der alten Eingangsstelle des Hauses festhalten 3 ) (s. u. I c). Schon seit alter Zeit h a t das D. eine ähnliche B e d e u t u n g wie der Herd (s. d.). D e m D. wie dem Ofen wird H e i l k r a f t zugeschrieben (s. u. 5). W i e a m Herde werden in Westfalen an der D.luke E h e n geschlossen, Eide geleistet, der S a r g des H a u s v a t e r s stand da bis z u m Begräbnis 4 ). A m Herd und im Gebälk des D.es hält sich der Hausgeist mit Vorliebe auf. In der L e x Burgundion u m (38 § 1) heißt es, D. und Herd dem Feinde verwehren. Soll ein Genosse aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden, wird ihm das D. a b g e t r a g e n 5 ) , in derselben A b s i c h t wird ihm sonst das Feuer gelöscht S a ). D e m E h e m a n n , der sich v o n seiner F r a u schlagen ließ, deckte die J u n g m a n n s c h a f t das D. ab (s. u. 1 c) 6 ). Im neueren V o l k s b r a u c h wird mißliebigen Mädchen ein S c h a n d m a i oder S t r o h m a n n auf das D. gesteckt, unbeliebten N a c h barn wird in der W a l p u r g i s n a c h t ein W a g e n aufs D. gestellt. D a s D. wird neben anderen Stellen (Tür, Mist, Bäume)
g e w ä h l t , weil das Scharidzeichen weithin sichtbar ist und besonders im letzteren Falle nur mit großer Mühe e n t f e r n t werden kann 6 ®). Die V e r b i n d u n g ' D . und Fach* d r ü c k t den Begriff H a u s aus. Viele T i e f k u l t u r v ö l k e r stellen sich das W e l t gebäude wie ihr gewöhnliches W o h n h a u s , nur unendlich vergrößert, vor. A u c h die Germanen stellten sich den H i m m e l als D. der W e l t vor, das wie im Hause v o n einem B a u m e oder einer Säule gestützt w u r d e 7 ) (s. Firstsäule). Das D. wird wohl auch bei uns mit dem H i m m e l verglichen 8 ). ') Z f V k . 25, 228 f f . ; Mitth. d. Anthropolog. Ges. Wien 56, 6 ff. ') L a u f l e r Haus 27. s) L i e b r e c h t Z. Volksk. 372. 426. *) Mitth. d. Anthropolog. Ges. Wien 56, 7; Sartori Westfalen 23. •) G r i m m RA. 2, 329. 6») E b d . 1, 286. •) E b d . 2, 319; HessBl. 1, 87; 13, 121 f f . ; S A V k . 8, 173. «») M e y e r Baden 223; S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 171 vermutet wohl kaum mit Recht, daß es sich dabei wie bei anderem U n f u g um Dämonenverscheuchunghandle. ') W u S . 1, 40 f. •) R o c h h o l z Glaube 2, 104.
1. D . u n d G e i s t e r , a) Die Geister wollen wie die Menschen ein D . über sich haben. Deshalb suchen sie gerne •verlassene Häuser auf. Man m u ß daher in den Alpen, in Schweden, bei den Schweden Finnlands, beim B e t r e t e n einer leerstehenden H ü t t e anklopfen, die Geister u m Einlaß bitten, u m sie nicht zu erz ü r n e n 9 ) . Im E r n t e b r a u c h wird d e m Getreidenumen eine U n t e r k u n f t g e b a u t —• wenn auch nur aus ein paar H a l m e n — damit seine K r a f t f ü r die k ü n f t i g e E r n t e
ii7
Dach
erhalten bleibe 1 0 ). Die L a u b h ü t t e n , die z u P f i n g s t e n errichtet werden, darf m a n w o h l ihrer ursprünglichen B e d e u t u n g n a c h f ü r das Zelt des einziehenden F r ü h l i n g s geistes h a l t e n 1 1 ) . D e r e w i g e J u d e darf nur da rasten, w o auf d e m A c k e r z w e i Eggen d a c h f ö r m i g a n e i n a n d e r g e l e h n t stehen 1 2 ). E i n G e s p e n s t m u ß ein D. über sich haben, sonst s u c h t es sich eines 1 3 ). U m ein lästiges G e s p e n s t b e i m A b b r e c h e n eines Hauses a m Mitziehen z u v e r h i n d e r n , lehnt m a n a n der a l t e n Stelle z w e i Ziegel in der F o r m eines D.es a n e i n a n d e r , d a ß es da w o h n e n k a n n 1 4 ) . D e r H a u s g e i s t hält sich m i t V o r l i e b e i m G e b ä l k des D.es a u f 1 6 ) . b)D. v o n G e i s t e r n bedroht. A m ausgesprochensten w i r d das D . n a c h den altnordischen B e r i c h t e n v o n u m gehenden T o t e n b e d r o h t 1 6 ) . E i n G o t t loser m u ß n a c h seinem T o d e rastlos auf seinem D. h e r u m k l e t t e r n 1 7 ). Die H e x e 18 ) trägt aus R a c h e , wie der nordische N i ß 1 9 ) , wenn er im Z o r n das H a u s v e r l ä ß t , das D. ab. D e m w o r t b r ü c h i g e n S e n n e n k o m m t der Riese a u f s D. 20 ). Die w e i ß e F r a u 2 1 ), Irrlichter 22 ), S c h l a n g e n 23 ), die Geister übelberufener V e r s t o r b e n e r 24 ) zeigen sich auf dem D. c)D. a l s E i n - u n d Ausgang. Da Geister das D. als E i n g a n g b e v o r zugen, m u ß a n m a n c h e n O r t e n i m m e r eine D.luke oder irgendeine Stelle des D.es für den H a u s g e i s t u n d a n d e r e Geister offen sein 2S ). O f t v e r s c h a f f e n sich die Seelen Verstorbener g e w a l t s a m E i n g a n g und decken das D. mit d e m S t u r m w i n d ab 26). Ein L o c h im D. wird d u r c h ein gespenstiges Tier i m m e r w i e d e r a u f g e macht 2 7 ). Das L o c h im D . e eines H a u s e s i n Erfurt, durch das F a u s t seine M a n t e l fahrten zu richten p f l e g t e , ließ sich n i c h t zumachen 2 8 ). A u f solche W e i s e e r k l ä r t die Volksdichtung die i m m e r o f f e n e n Boden- und Giebellöcher 29 ). Eine Seele, die umgehen soll, reißt b e i m A b s c h e i d e n ein Loch ins D. 30 ). Ein D ä m o n 3 1 ) oder der Teufel entweichen durchs D. 3 2 ). Die Seelen der Sterbenden verlassen das H a u s durchs D. Deshalb d e c k t m a n eine D . schindel ab, um das Sterben (s. d.) zu erleichtern 33 ). Beim H e r a n n a h e n des T o d e s
118
ö f f n e t m a n die D a c h l u k e 3 4 ) oder stellt das B e t t u n t e r den F i r s t 3 5 ) (s. D.first). W o sich einer selbst g e t ö t e t hat, s i t z t ein s c h w a r z e r H a h n auf d e m D. u n d k r ä h t ; es ist der T e u f e l , der die Seele h o l t 8 6 ) . Mit diesen V o r s t e l l u n g e n m a g z u s a m m e n h ä n g e n , d a ß m a n eine K r ö t e , die m a n f ü r eine a r m e Seele hält, auf das D. w i r f t , dam i t sie d a v e r d o r r t u n d die Seele aus der H ü l l e frei w i r d 87 ). D i e L e i c h e eines S e l b s t m ö r d e r s (s. d.) b r i n g t m a n d u r c h d a s D . h i n a u s a a ). M a n scheint den S e l b s t m ö r d e r a u s F u r c h t v o r dem U m g e h e n a u f e i n e m u n g e w ö h n l i c h e n W e g e , d u r c h das D . , zu e n t f e r n e n . S o b r a c h t e m a n in A l t i s l a n d einen gefährlichen T o t e n n i c h t d u r c h die T ü r , sondern d u r c h eine eigens d a z u g e m a c h t e Ö f f n u n g in der W a n d 39) f o r t . N a c h einer N a c h r i c h t a u s der O b e r p f a l z f ü r c h t e t m a n , die B r a u t , die einheiratet, k ö n n t e s p ä t e r Hexenwerk betreiben. Die Nachbarn dringen d a h e r w ä h r e n d der T r a u u n g in das H a u s des B r ä u t i g a m s ein, sei es d u r c h das F e n s t e r , sei es d u r c h das D., das sie a b d e c k e n , u n d s c h l a g e n den O f e n ein. D a m i t soll der g a n z e O r t v o r d e m bösen Wesen der Hochzeiterin geschützt sein 39 a ). ») Z f V k . 25, 228. 10) Ebd. 25, 228 = S a r t o r i Sitte 2, 84, 113 f. " ) Z f V k . 25, 2 2 8 = S a r t o r i
Sitte 3, 208.
12)
K u h n Westfalen
k e r j a n 1, 452 f. 14) 15)
13)
2, 32; S t r a k -
L ü t o 1 f Sagen 177 f.
Z f V k . 25, 229 = JbElsaß-Lothr. 8, 174. Müllenhoff Sagen 322; L a u f f e r
Volksk. 76; ZfVk. 8, 4 f. 273.
Niederd.
16)
Gret-
tissaga 32, 35; Eyrbyggjasaga 34; Flöamanna-
saga 13.
")
Nr. 376.
Kuoni
18)
") ZfVk. 8, 136.
65 Nr. 137. 22)
21)
2°)
21)
Kuoni
1, 315.
Kühnau
Germ. Myth. 73. 29)
28)
ZfVk.
216
27)
")
231
219.
Grohmann
Sagen 1, 580 ff. 594; ") R o c h Meyer
26)
S c h e 11 Berg. Sagen 523
Bechstein
25,
Sagen
Harzsagen
außerdeutsch S a m t e r Geburt 55. h o l z Glaube 2, 97; Z f V k . 2, 270.
Nr. 159.
Sagen
St. Galler
Pro hie
Drechsler
Sagen 223.
St. Galler
L ü t o 1 f Sagen 215 Nr. 145.
2, 113.
Thüringen
Anm. 1;
Alpenburg
Alpensagen 197; Schambach-Müller 153; W o l f Niederl. Sagen 291; S t r a c k e r jan 116.
Myth.
1, 225. 30) Z f V k . 2, 270. 31) Argovia 17, K ü h n a u Sagen 2,676. 3S) G r i m m
32)
2, 988; L i e b r e c h t
Bastian
Schwaben
Beiträge
15;
Z. Volksk.
Birlinger
1, 395; M e y e r
Myth.
73; Z f V k . 2, 269; 18, 446; 22, 231.
der 34)
Baden 582; D e r s. Myth. der Germ, yi;
372; Aus
Germ.
Meyer
John
Dach Erzgebirge 120. *») V e r n a l e k e n Alpensagen 400 Nr. 82. M ) S c h ö n w e r t h 3, 3 Nr. 25. *») L ü t o 1 f Sagen 351 Nr. 301. ") P o l l i n g e r 299. " ) Eyrbyggjasaga 33; Egilssaga 58. Vgl. L i e b r e c h t Z. Volksh. 373- 397; vgl- H o l m b e r g Jagdtiere 9. "») S c h ö n w e r t h Oberpfalz r, 89. 2. D.s c h u t z. a) O p f e r. F ü r die das D. bedrohenden Geister werden in der gefährlichen Zeit, an den A b e n d e n vor den Rauhnächten " ) , a m V o r a b e n d des Dreikönigstages a ) für die Saligen **), für Berchta oder S t a m p a **) Nudeln, K ü cheln, Krapfen oder gekochte Eier auf das D. gelegt. In Schwaben legt man bei Sturm für den Wind, seine K i n d e r und Hunde, Mehl aufs D. 44 ). A b e r auch die Hausgeister 4 S ), der gute Bergbutz, der das Vieh behütet, b e k o m m t eine Schüssel mit Milch auf das D. gestellt *•) (s. u.). W i r f t man das erste Ei eines Huhnes auf 47 ) (über) **) ein D., so legt es reichlicher. Die Esten werfen, wenn das Jungvieh nicht gedeihen will, Lämmer, Ziegen, Ferkel auf das D., damit die anderen desto größer werden b) V e r s c h i e d e n e Schutzmittel. Gegen Dämonen, vor allem aber gegen Blitzschlag und Feuer, schützt man das D. auf alle mögliche Weise. Die Pferdeköpfe und andere Schnitzereien auf dem Giebel seien hier nur erwähnt (s. Hausgiebel). Allgemein schützt die D.oder Hauswurz v o r Blitz w ) - und Feuersgefahr 51 ). In den Glöckelnächten befestigt man ein R a d auf dem D. 52 ). A m Faschingdienstag vor Sonnenaufgang werden drei Strohbänder gebunden und unter das D. gegen Feuersgefahr gelegt M ). V o m Osterfeuer angekohlte Scheite werden z u m S c h u t z gegen den Blitz unter das D. g e s t e c k t M ) . Z u Ostern muß man Wasser aufs D. gießen, damit kein Feuer entsteht Dasselbe soll man tun, wenn am K a r s a m s t a g die Fasten ausgeläutet werden, dann brennt das Haus nicht ab, wenn Feuer a u s k o m m t M ) . Die geweihten Zweige v o n den Altären des Fronleichnamsfestes werden unter das D. gesteckt 5 7 ). A m Vorabend des Johannistages windet man K r ä n z e aus Johannisblumen und wirft sie auf jede Seite des D.es, um Haus, Scheune und Stall vor
120
Blitzschlag zu schützen u ) . Eine Zigeunerin sprach einen Feuersegen auf dem D., der 100 Jahre wirken sollte M ). U m böse Geister zu vertreiben, stieg im Emmental der Besitzer des Hauses nackt auf den Giebel und schoß mit einer Pistole gerade in die Höhe Auf außerdeutschem Boden ist es seit alters verbreitet, Dämonen mit W a f f e n und Lärm v o m D.e zu verscheuchen 6 1 ). Die Palmen, Maibäume und -zweige, die man auf das D. steckt, sollen nicht nur schützen, sondern auch Segen bringen. So heißt es in einer Handschrift des 13. Jhs., am 1. Mai stecken sie Zweige eines gewissen Dornbusches an das D., damit ihr Vieh reichlich Milch hat 4 1 »). c) W e r f e n über d a s D. Das Werfen über das D. scheint nicht nur böse Dämonen vertreiben zu sollen, sondern auch eine bannende W i r k u n g zu haben, wie etwa das Ziehen eines magischen Kreises. Will man sich v o m Fieber befreien (s. u. 5.), m u ß man neue Wäsche nehmen und das ausgezogene Hemd in der Nacht z u einer bestimmten Stunde über das D. w e r f e n t 2 ) . Das Ei einer schwarzen Henne a m Vorabend des Dreikönigstages M ) oder ein Osterei M ), über das D. geworfen, schützt vor Blitzschlag. Hexen-, Zwerg- oder Spareier (sehr kleine Eier) soll man hinter sich M ) übers D. werfen, damit das Unglück M ) oder die T r u d w ) weichen muß. Bringt man es nicht darüber, hat man Unglück 8 8 ). In Böhmen w i r f t man das Sparei bei schweren Gewittern übers D., es hilft gegen Blitzschlag, aber auch gegen die Hexen, die das Gewitter erregt haben •*). Das Ei eines siebenjährigen Hahnes muß man über das D. werfen, sonst wird ein'Basilisk (s.d.) daraus 7 0 ). Gegen Schadenzauber kocht man die verhexte Milch und wirft den Topf mit der Milch bei Nacht über das D. des Stalles. Zerbricht der Topf dabei, so werden die Leute, die den Schaden verursacht haben, auf den Tod krank 7 1 ). U m Unheil abzuwenden, wirft man beim Richtfest oder bei Hochzeiten verschiedene Gegenstände über das D. Daneben kommt das W e r f e n übers D. auch als S c h a d e n z a u b e r v o r : wenn man
Dach
121
Galläpfel darüber aus n ) .
wirft, bricht
Feuer
" ) H e y 1 Tirol 1 7 0 Nr. 78. « ) ZfdMyth. 3, 3 3 5 ; H e y 1 7 5 1 Nr. 1 ; Z i n g e r l e Sagen 8 1 . «) H e y l 170 Nr. 78. « ) Ebd. 7 5 1 Nr. 1. " ) B i r 1 i n g e r Volkst. 1, 190 f.; D r e c h s 1 e r 2, 150 f. " ) N d d Z f V k . 4 , 1 0 . « ) J e c k 1 i n Volkst. 155. " ) B a r t s c h 2, 159. " ) Z f V k . 2 5 , 2 3 9 = W o l f Beiträge 1, 2 2 1 . 49) B o e d e r Ehsten 1 1 8 . " ) W r e d e Ei fei 5 4 ; Rhein. Volksk. 65; Unoth 1, 188 Nr. 1 5 4 . « ) S c h ö n w e r t h 2, 87 Nr. 4. " ) H e y l 763 Nr. 60. S3 H ) John Westböhmen 41. ) Wuttke § 8 1 . 65) J o h n Westböhmen 63. 56) S c h ö n w e r t h 2, 86 § 1 3 , 2. " ) ] o h n Westböhmen 8 3 ; S c h r a m e k Böhmerwald 156. CB) W r e d e Rh. Volksk. 273. 69) M e i c h e 5 9 1 Nr. 735, 2. ZfVk. 25, 2 3 7 = ZfdMyth. 4, 180. 6l ) S a m t e r Geburt 46. 54 ff. 6 1 a ) MschlesVk. 1 7 , 36 Nr. 45. e2) G r o h m a n n 1 6 3 ; D e r s . Sagen 140. • 3 ) H e y 1 754 Nr. 14. 64) K a p f f Festgebräuche 15. Vgl. S c h n e e w e i s 26 Anm. 7 : am 25. 12. wird ein Badnjakrest über das D. gegen Feuer geworfen. 86) F o g e l Pennsylvania 182 Nr. 876. «•) Ebd.; D r e c h s l e r 2, 88 f.; Bir. l i n g e r Volkst. 1 , 1 2 5 . 67) S c h ö n w e r t h 1, 347 Nr. 3. " ) B i r 1 i n g e r Volkst. 1, 125. 69) J o h n Westböhmen 58. 70) G r i m m Myth. 3, 454 Nr. 583. " ) Leoprecht i n g Lechrain 48 f. 72 ) D r e c h s l e r 2, 216.
3. D i e Z u k u n f t wird a) a u f d e m D.e e r f o r s c h t . Nach einer Beichtfrage des Burchard von Worms (f 1024) 74) setzte man sich in der Neujahrsnacht auf das D., zog mit dem Schwert einen Kreis um sich, um die Zukunft zu erfahren. Zu demselben Zweck setzte man sich auf eine Kuhhaut, auf einen Kreuzweg. Aus dieser Nebeneinanderstellung dürfte hervorgehen, daß man das D. wie den Kreuzweg als Stelle, an der Geister verkehren, auffaßte. Auch nach dem neueren Volksglauben steigt man mit einer Multer, in der der Teig für das Neujahrsbrot geknetet wurde, rücklings auf einer Leiter auf das D., dann sieht man durch den Schornstein hinab alle jene, die im kommenden J a h r e sterben werden 75 ). In der Dreikönigsnacht steigen die Leute auf das D. Steht über dem D. eine Totenbahre, so stirbt dieses Jahr jemand aus dem Hause 76 ). b)Mit Hilfe einer Z a u b e r handlung und dem D. Was man rücklings aus dem Hause schreitend auf dem D.e sieht, widerfährt einem im
122
nächsten J a h r 7 7 ) . Zu Weihnachten zog man drei Halme aus dem D.e eines ererbten Hauses und sagte, ich will Roggen, Hafer, Buchweizen ziehen. J e länger die Halme, desto besser geriet im nächsten J a h r das betreffende Korn 7 8 ). Zu J o hannis wirft man auf jede Seite des D.es einen K r a n z aus Johannisblumen (s. o. 2 b). Altere Leute halten es für ein böses Vorzeichen, wenn der K r a n z während des Angelusläutens oben bleibt 7 9 ). Jedes F a milienglied wirft einen K r a n z ; wessen K r a n z oben liegen bleibt 8 0 ), herunterfällt 81 ), muß bis zum nächsten Sommer sterben. Wirft ein Mädchen am ersten Fastensonntag ein heißes Käseküchel übers D., so sieht sie ihren künftigen Bräutigam 8 2 ). Will man wissen, ob ein Verwandter, von dem man lange keine Kunde hatte, am Leben oder tot sei, so nehme man Sedum Telephium (knolliges Heilallewunden) und lege es unter das D. des Hauses, wobei man unverwandt an diese Person denken muß. Wächst die Pflanze fort, so lebt diese noch 8 3 ). c) V o r z e i c h e n : Eiszapfen am D. vor Neujahr bedeuten langen Flachs 8 4 ). Sieht man ein brennendes D. nach vorne stürzen, so stirbt in dem J a h r e der Hausherr 8 5 ). Wenn ein Stein vom D.e fällt, stirbt bald jemand im Haus 8 6 ). Wenn man im Traum vom D.e fällt, so wird man wachsen 87 ). Wo auf einem D.e eine Krähe oder ein R a b e sitzt und kräht, muß eines im Hause sterben 88). Wenn ein Rotschwänzchen am D. singt, wird Feuer ausbrechen 8 9 ). Haubenlerche 9 0 ) und P f a u 9 1 ) kündigen Regen an, Amsel Regen oder Tod91"). 74 ) Grimm Myth. 3, 407 Nr. 1 9 3 c. ™) ZföVk. 9, 192 f. " ) H e y l Tirol 7 5 3 Nr. 1 1 . Man soll sich auf ein D., das schon dreimal umgelegt ist, setzen, in eine alte Messerschneide sehen und da sein Schicksal lesen: K r o n o b y Finnland. Budkavlen 6, 110 Nr. 10. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 236. 78) W u t t k e 7 80 § 339. ») W r e d e Rh. Volksk. 273. ) H a l t r i e h Siebenb. Sachsen 287. 81 ) Z f V k . 22, 160. 82 ) H e y l Tirol 7 5 5 Nr. 25. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 126. Vgl. Schulenburg Wend. Volkst. 163. M) Grimm Myth. 3, 4 7 4 ; Balt. Studien 33, 1 2 7 ; S a r t o r i Sitte 2, i n . 6 8C « ) W u t t k e §2265323. ) H e y l Tirol 782 Nr. 108. 87) Urquell 4, 90. 88) Unoth 1, 1 8 3 Nr. 66; L e h m a n n - F i l h é s 2 , 251.
123
Dachfirst
**) D r e c h s l e r 2, 228. **) K n o o p Beiträge t. Volksk. 1, 29. ») Ebd. i, 63. •'») WZfVk. 1927, 394. S c h ü t z e n d e Kraft des D.e s. Das D. schützt vor verfolgenden Geistern w ) , wie vor dem wilden Jäger •*), dem durch die Lüfte ziehenden Drachen •*), dem Rockertweible"), H e x e n " ) und dem Waldmann •7). Deshalb darf eine Wöchnerin nicht vor das D. gehen *), bevor das Kind getauft i s t " ) , oder bevor sie den Gottesdienst besucht hat (allg.). Muß sie aber hinaus, so soll sie den Kopf mit einer D.schindel (s. d.) bedecken M 1 ) oder einen Hut aufsetzen, damit sie gleichsam unter Dach ist *•*). Docji ist diese Vorschrift nicht eindeutig 10 *).
124
auf das D. Begießt das herabfließende Wasser die Kuh, wird sie gut gedeihen und viel Mileh geben m ) . Um zu sehen, ob die Weizenklöße zu Fastnacht durchgebacken seien, stach man mit einem Stäbchen hinein. Wurde dieses dann ins D. gesteckt, so vertrieb man damit Grasmäuse m ) . Stürzt man einen Bock lebend vom D. herunter, so verliert sein Fleisch den üblen Geruch "") (s. D.stroh). Wenn die Vögel das Korn nicht fressen sollen, steckt man Ähren unter das D . m ) . Der Hirt steckt das Schloß, mit dem er dem Wolf „das Maul verschließt", unter das D.
"•) ZfVk. 4, 109. "') G r i m m Myth. 3, 418 Nr. 44. 1M) G e s e m a n n Regenzauber 59 = G r a b i n s k i Sagen 52 = D r e c h s l e r •*) F e i l b e r g Biaergtagen 68; J a h n Opfer- 2, X03. »») D r e c h s l e r 1, 55. »•) S c h ö n gebräuche 128. 135. **) ZfVk. 25, 235 = M ü l - w e r t h 1, 342 Nr. 2. u l ) B a r t s c h Meckl e n h o f f Sagen 36g. N ) K u h n - S c h w a r t z lenburg 2, 162. »*) F r i s c h b i e r Hexen420ff.; M ü l l e n h o f f Sagen 206f.; ZfVk. spr. 147. 2 5> 235- **) M e i e r Schwaben 1,125. ") V e r n a 1 e k e n Mythen 336. *») G r a b e r Kärn7. N i c h t u n t e r d e m D. darf ein ten 79. ") Allgemein: H ö h n Geburt 265. w 1C0 Mädchen von ihrem ersten Heiratsantrag ) Alemannia 25', 105. ) Rothenbach reden, sonst wird nichts aus der Heirat 118 ). Bern 10 Nr. 3. 1S1) R e u s c h e 1 Volkshunde 2, 20; M a u z Sargans 87; SAVk. 1917, 39f. Wird jemand von einer Schlange gebissen, ln ) P o 11 i n g e r Landshut 243. "*) Das Auf- soll er nicht unter D. gehen, sondern neun setzen des Hutes soll sie für die Geister unkenntlich machen: R e u s c h e l Volkskunde 2, 20 Tage und neun Nächte die kranke Stelle im Freien behandeln U 4 ). Ein wildes . = Mein Heimatland 7, 1 ff. Da der Hut oder Rock oder die Hosen des Mannes im gleichen Mannle will nicht unters D. gehen, weil Fall getragen werden sollen, sieht man in dem es sonst Regen g i b t l l s ) . Ein Wiesel soll Brauch einen Rest der Couvade: Mitth. d. man unter D. nur „det ungenömte Diert" Anthropolog. Ges. in Wien 38, 48; L i e b nennen, sonst rächt es sich am Vieh 1 1 4 ). recht Z. Volksk. 133. 5. H e i l k r a f t des D.e s. Bei Burchard von Worms heißt es, eine Mutter dürfe ihren Sohn weder auf das D. noch in den Ofen legen, um ihn (vom Fieber) zu heilen u>4). Dasselbe Mittel ist in der Volksheilkunde noch gebräuchlich m ) . 1M ) G r i m m Myth. 2, 975; 3, 406 Nr? io, 14; 408 Nr. 195c. m ) H ö h n Volksheilk. i, 64. Außerdeutsch: ZfVk. 25, 238 Nr. 5.
6. B e s o n d e r e K r a f t d e s D . e s . Wer das ganze Jahr Schneid haben will, muß während der Christnacht auf dem First seines Hauses sitzen und die Sense dengeln 10 *). Während der Unternächte läßt man Heu auf dem D. liegen und gibt es dann dem Vieh 1OT ). Wenn eine neugekaufte K u h die Schwelle des neuen Hauses überschreitet, gießt man Wasser
"•) S c h ö n w e r t h 1, 51 Nr. 6. l l « ) B r u n n e r Ostd. Volksk. 253. "») J e c k 1 i n Volkstüml. 246. "•) ZfVk. 8, 393; vgl. Eid unter freiem Himmel, im klassischen Altertum: ZfVk. 25, 234. s. D.f i r s t , D.s t r o h , D.t r a u f e , F i r s t s ä u l e , Herd, Ofen, Schindel, Ziegel. Weiser. Dachfirst. Als höchste Stelle des Daches ist der First allen Angriffen besonders ausgesetzt*) (s. Hausgiebel). Die weiße Frau, Irrlichter und Schlangen halten sich auf dem First auf 2 ). Als ein Zauberer gestorben war, sah man auf dem First einen weißen Schwan 4). Damit der Schwerkranke sterben kann, stellt man sein Bett unter den First 4 ). Gegen Blitzschlag legt man ein ungefärbtes Antlaßei auf den First und zwar so, daß es auf der Spitze steht 8 ). Stirbt ein Schaf an
Dachschindel-l —Dachtraufe
125
der Drehkrankheit, so bringt man seinen Kopf unter dem First u n t e r 6 ) , s. H a u s g i e b e l . *) L i p p e r t Christentum 469. 2) ZfVk. 25, 236 Nr. 14.
3
) M e i c h e
Sagen 550 N r . 679.
Krächzt ein Rabe auf dem D. einer Kirche, zeigt das den Tod vornehmer Leute an: L e h m a n n - F i 1 h é s 2, 9. «) ZfVk. 18, 445; V e r n a l e k e n Alpensagen 460 Nr. 82. 6
) B a u m g a r t e n
Jahr
•) M e y e r Baden 370.
u.
s.
Tage
21.
Weiser.
Dachschindel s. S c h i n d e l . Dachstroh, ist wie das Dach v o n besonderen K r ä f t e n erfüllt (s. Dach). In der Neujahrsnacht ziehen die Mädchen einen Halm aus dem D a c h ; finden sie Körner darin, werden sie einen Bauer heiraten, sonst nur einen Inlieger 2 ). In das Bad eines berufenen K i n d e s legt man D. aus jeder E c k e 3 ). U m das behexte Butterfaß in Ordnung zu bringen, zieht man drei Halme aus dem D a c h und legt sie d a r u n t e r 4 ) , s. S c h i n d e l , Ziegel. *) Bei einer Reihe von Völkern: C a l a n d AltindischesZauberritual 82. 182 ff. s ) W u t t k e § 339-
3
) Haltrich
Siebenb.
*) S t r a c k e r j a n i, 80.
Sachsen
261.
Weiser.
Dachtraufe. Die D. hat als Teil des Daches eine ähnliche B e d e u t u n g wie dieses. Als äußerste Grenze des Hauses ist ihre schützende K r a f t gegen verfolgende Dämonen 1 ), die übrigens auch durch Scheuchbilder l a ) ferngehalten werden sollen, besonders betont. U n t e r ihr treiben Geister ihr Wesen, sind einerseits Zauberkräfte w i r k s a m 2 ) , andererseits verlieren Schadenzauber und gefahrbringende Dinge ihre K r a f t 3 ). Einen K o bold, der das Buttern hinderte, brachte man aus dem Haus, indem man das Butterfaß unter die D. stellte und einen glühenden Spieß hineinstieß 4 ). Hühner läßt man durch einen hölzernen R i n g unter der D. hindurchlaufen, u m das Verlegen der Eier zu v e r h i n d e r n 5 ) . Der Zauberer könnte frei werden, wenn er die Erde unter einer D. (oder auf einem Kreuzwege) erreichen könnte 8 ). Der feurige Mann wäre erlöst, trüge ihn der Schuster, auf dessen Schulter er sitzt, bis unter die D. 7 ). Auch ein Schatz liegt unter ihr vergraben 8 ).
126
Im R e c h t s b r a u c h gilt sie als Grenze; was der V o g t über sie w e g g e f ü h r t hat, darf nicht mehr umgetauscht w e r d e n 8 ) . W u t t k e § 107. 494. Ja) R o c h h o 1 z Glaube 2, 106; ZfVk. 4, 446; ZfEthn. 26, 568. 2 ) ZfVk. 25, 235 ff. = S a m t e r Geburt 56. 3 ) R o c h h o l z Naturmythen 155. 4) H e y 1 Tirol
227 Nr.
6
38.
Baden
') M e y e r
411.
) M e i c h e Sagen 500 Nr. 649. ') SAVk. 8, 305. 8) R e i s e r Allgäu 1, 248. •) K u o n i St. Galler Sagen Glaube 2, 105 f.
127
N r . 250;
R o c h h o l z
I. Der Hauskobold geht nicht über die D. hinaus 1 0 ). W e r sie überschreitet, sieht keine Gespenster oder h a t keine K r a f t gegen G e i s t e r 1 1 ) . A u ß e r h a l b der D. wird allem bösen Zauber freie H a n d gelassen 1 2 ). Bis zur D. reicht die Gewalt der H e x e n 13 ), des Teufels 14 ), des feurigen Mannes 1 5 ), des Gespenstes 1 6 ), der wilden J a g d 1 7 ) . Erst nach Überschreiten der D. wird das Geschenk ( L a u b oder • Holzspäne) der W a l d f r a u zu G o l d 1 8 ) . Die Wöchnerin m u ß bis zu ihrem K i r c h g a n g 19 ), solange das K i n d nicht g e t a u f t ist 2 0 ), innerhalb der D. bleiben. Mußte sie doch hinaus, nahm sie ein Sieb 21 ), eine Mutte 22 ), einen H u t 2 3 ) z u m S c h u t z e auf den K o p f (s. D a c h 4 A n m . 103). Die Windeln eines ung e t a u f t e n K i n d e s dürfen nicht außerhalb der D. getrocknet w e r d e n 2 4 ) . Zwischen V e r k ü n d i g u n g und Hochzeit dürfen die B r a u t 25) oder beide B r a u t l e u t e 26) nach dem B e t l ä u t e n nicht über die D. hinausgehen. 10 ) W u t t k e 43 § 47. ") J e c k l i n Volkstum,l. 7. ") M a n z Sargans 113. 13) H e y l
Tirol
298, 117.
14
) Graber
Nr. 434; B a u m g a r t e n 104.
16
) Kuoni
Kärnten
312
Aus der Heimat 2,
St. Galler Sagen 281 Nr. 475.
R a n k e Sagen 45. 17) G r a b e r Kärnten 85 Nr. 102. ") H o f m a n Bad. Franken 13. 19) S a m t e r Geburt 23 f. 56 f.; B a u m g a r t e n Heimat 1, 65; L ü t o l f Sagen 550 Nr. 534; H o f f m a n n - K r a y e r 26; Vernaleken AIpensagen 397 Nr. 65; K o h l r u s c h Sagen 340; SAVk. 1917, 79; ie)
Meyer
Baden
391;
John
Westböhmen
106; J e n s e n Nordfries. Inseln 230; ZfVk. 4, 141; 21, 257; ZfrwVk. 3, 168 f. 20) Alemannia
27, 228;
R o t h e n b a c h
Bern
(1876),
10
Nr. 4. 21) M e y e r Baden 391. 22) SchwVk. 11, 47. 23) P o l l i n g e r Landshut 243. ZfrwVk. 1905, 179. ") M e y e r Baden 265; B ä c h t o l d Hochzeit 1, 225. 26) M e y e r Baden 265. 290; Alemannia 25, 105.
12;
Dachtraufe
128
2. B e g r a b e n unter der D. Unter der D., wie überhaupt an Grenzen, unter der Schwelle (s. d.), a n der Grenze des Eigentums (s. Zaun), an Kreuzwegen wurden vor allem K i n d e r begraben. Bei ihnen hält man vielfach an alten sonst abgekommenen Begräbnissitten f e s t i 7 ) . Bei den Römern wurden K i n d e r unter 40 T a gen unter der D. begraben Im deutschen Märchen sammelt das Mädchen die Gebeine ihres getöteten Bruders und gräbt sie unter des Nachbars D. ein a ) . Reuige Sünder ließen sich unter der D. der K i r c h e begraben Kindbetterinnen und ungetaufte Kinder soll man da begraben S1 ). Ungetaufte K i n d e r kann man so erlösen: der während eines T a u f segens herunterfallende Regen gilt als Taufe *•) (s. Begräbnis, Friedhof).
Ähnlich S c h m i t t Hetlingen 16. " ) W u t t k e 309 § 453-
") S c h r ä d e r Realle*unter Friedhof; P a n z e r Beitrag 2, 476 = Otfried M ü l l e r Etrusker 2, 237. "J ZfVk. 25, 236. *•) P a n z er Beitrag 2, 476. S c h u l t z Höfisches Leben 2, 408. " ) SAVk. 21, 150; HessBl. 6, 107. " ) L i e b r e c h t Z. Volhsk. 351t.; R o c h h o l z Naturmythen 187 f.
) R e i s e r Allgäu 2, 443. ") Urquell 3, 249; Werke ,,De naturis rerum" von der ingevgl. ZfVk. 25, 236. niösen Art, mit der sich die D.e bei der 6. W e t t e r z a u b e r . Unter die D. Anlage eines neuen Baues behelfen. Ein wird eine A x t mit der Schneide gegen den alter D. legt sich auf den Boden, streckt Himmel gestellt, damit sich die Graupen die Beine in die Höhe, wird von den M aufspießen und das Gewitter fortzieht ). anderen D.en mit der ausgegrabenen In der Schweiz legt man ein Tuch mit Erde bedeckt und dann von ihnen an den drei Zipfeln, oder ein Besteck M ) (einen Füßen hinausgetragen 4). Auch der Jägergedeckten Tisch) 6Sa ) unter die D., damit aberglaube, der Fuchs niste sich im D.der Blitz nicht einschlägt. Vielleicht ist bau ein und vertreibe den rechtmäßigen das letztere der Rest eines Speiseopfers, Herrn durch Ablagerung seines Unrats, das man in der gleichen Absicht in die findet sich bei Neckam s ). Von dem im offene Dachluke stellt M ) (s. Dach). mittelalterlichen England und noch im Wenn Kinder in der D. mit Steinchen heutigen Frankreich verbreiteten Volksspielen, gibts Regen M ). Das scheint eine glauben, die Beine des D.es seien auf der Erinnerung an alten Regenzauber (s. d.) einen Seite kürzer als auf der anderen, zu sein. ist in deutschen Landen anscheinend *») S c h r a m e k Böhmerwald 236. «*) SAVk. keine. Spur zu finden 4). Hingegen scheint 13, 96 f. "») SchwVk. 5, 46. ") SAVk. 13, sich der aus Italien (Cadore) belegte Aber96 f. M) Ebd. 2, 222. glaube, der D. stecke seine Schnauze in 7. V o r z e i c h e n u n d Orakel. eine an seinem Hintern befindliche Tasche Wenn der Maulwurf unter der D. schiebt, ('vive col mus intel cul'), um von seinem muß in dem Hause bald jemand sterFett zu zehren 7 ), auch bei uns zu finb e n " ) . Stellt sich ein Mädchen in der den, wie man aus der Redensart: 'Von Thomasnächt unter die D., so sieht sie seinem Fette zehren wie ein D.' schließen ihren zukünftigen Mann w ). darf 8 ). Als sehr gefährlich erscheint der «•) H ö h n Tod 308 Nr. 7. ") S c h ö n - D. im Glauben alter Jäger im Gebiete von w e r t h 1, 140 Nr. 3. Verona, die von Seiten des verfolgten Tieres Angriffe auf ihre Genitalien fürchVgl. D a c h , K r e u z w e g , S c h w e l l e , ten •). Gleichfalls in das Gebiet volksZaun. Weiser. tümlicher Zoologie gehört die Einteilung Dachs. der D.e in Hunded.e und Schweinsd.e 1. B i o l o g i s c h e s . Vom D. ist bei nach der angeblichen Verschiedenheit der den Alten nicht viel die Rede, obgleich er Schnauzenform 10 ). Nach dem D W b . sind gar nicht selten war. Begreiflich bei der in der Gegend von Göttingen die Bezeichgroßen Scheuheit dieses eigenartigen nungen 'hunnetax' und 'swinetax* übWaldbewohners. Er wird bei einigen Au- lich (vgl. schwed. ' g r ä f - s v i n ' n ) , „ G r a b toren erwähnt. Aristoteles (de gener. schwein" = D., ferner franz. 'tesson anim. III b) verwirft die Behauptung des chien', 'tesson cochon', ital. 'tassoHerodor von Heraklaia. der D. habe cane', 'tasso-porco'). Auch im Mythus erzweierlei Geschlechtsteile und begatte scheinen die D.e als Schweine der Frau sich mit sich selbst, als einfältig *). Nach Harke M ). Brehm 1S ) sagt vom Äußeren Plinius (8, 138) bläst er sich im Kampfe des D.es: Anfänglich meint man eher ein gegen Hund und Menschen wie ein Faß Schwein vor sich zu sehen als ein Raubauf und beißt gewaltig um sich 2 ). Der tier. Streit, ob mit 'meles' der D. oder der Mar354; B i r l i n g e r Volkst. r, 484; S e y f a r t h Sachsen 215; ZfrwVk. 1910, 150; Frischbier Hexenspr. 93; Reiser Allgäu 2, 443; ZfVk. 8, 197. «') L a m m e r t 203; H ö h n Volksheilkunde 1,107 •) S c h r ä me k Böhmerwald 283. Gegen Fieber vergräbt man 1 Pfund Rindfleisch ohne Fett; D i r k s e n
B ä c h t o l d - S t S u b l i , Aberglaube I t .
5
131
Dacha
Sehr verbreitet (Allgäu, Erzgebirge, Westfalen) ist ein Glaube, der den D. mit dem Lichtmeßtag (2. Febr.) in Zusammenhang bringt. Sieht der D. zu Lichtmeß seinen Schatten, d. h. sonnt er sich, geht er wieder (auf 4 Wochen) in sein Loch 14).
132
D.schmalz zu heilen**), ja schon die Angelsachsen glaubten, D.talg verlängere das Leben der Pferde und behebe ihre Krankheiten **). Im Gebiete von Verona wird von Marktschreiern heute noch D.fett öffentlich feilgeboten. Um ihrer Reklame den nötigen Nachdruck zu verleihen, führen diese Leute einen gezähm') P a u l y - W i s s o w a 4, 2, 1948. ten D. mit sich 87). — Auch verschiedenen ») O. K e l l e r Antike Tierwelt 1, 173 ff. •) M e y e r - L ü b k e RomEtWb. Nr. 5474. Organen des Tieres schreibt man da und ) M e y e r Religgesch. 38 ff. ') B e t h Religgesch. 37 f. *) M e y e r Germ. Myth. 164 f.
*) S p e n c e r and G i l t e n Northern Tribes
of Central Australia 501 f. 6) O r i g e n e s Contra Celsum 8, 4. •) S t e m p l i n g e r Aberglaube 20. ') O r i g e n e s C. Cels. 7, 31; 8, 51; B e r n o u l l i Heilige der Merowinger 327. •) W u n d t Mythus u. Religion 2, 369 ff.
I. S p u k d . Die das Grab und die Wohnstätte umschwebende Seele des Verstorbenen wird zum Dämon, der den Herannahenden überfällt oder erschreckt, ihm auch Unbill und Krankheit zufügt. Das Gespenst ist nicht selten die Urform eines Dämons. Wie die Buschseele, wenn sie in einen Tiger eingeht, zum Dämon wird, so durch Eingang in einen Wolf zum Werwolf (s. d.) und Vampir (s. Nachzehrer). Aber auch ohne solchen Übergang, einfach als fortlebender Leichnam, ist der Mensch ein böser Schreckgeist und Unhold, wenn er bei Lebzeiten besondere K r a f t entfaltet hatte (s. Präanimismus), wie immer wieder in den nordischen Sagas hervortritt*). Der Unbeerdigte fordert sein Recht auf Bestattung; der, dessen letzter Wille nicht zur T a t wurde, macht ihn noch geltend: diese Vorstellung kann zu der allgemeinen von unholden D. erweitert werden 1 0 ). D., welche Glocken tragen, sind anfänglich Gespenster, die für ihre Glockenverachtung gestraft sind und Menschen in ähnlicher Verfassung strafen u ) . Der Tote, dessen Mund nicht verschlossen wird, und derjenige, dessen Kleidzipfel dem Munde zu nahe kommen,
145
Dämonen
wird zum Nachzehrer und dadurch z u m bösen Dämon 12 ). Daher erscheint das dämonische Gespenst als blutiger Mann und ist von Shakespeares Macbeth bis zu H o f f mannstals „ T o r und T o d " in der Dichtung erwähnt. Das Gespenst mit zwölf Dolchen im Leibe 13 ), die E n t h a u p t e t e n mit ihrem Kopf unter dem A r m gehören auch teilweise hierher 1 4 ). — Zur psychologischen Erklärung: hat erst die A n g s t aus dem unsicheren Eindruck eines Nebelstreifens, B a u m s t u m p f e s und Lichtschimmers ein Gespenst geschaffen, h a t dieses dann auf das G e m ü t ängstigend und dadurch gestaltschöpferisch zurückgewirkt, so wirkt die F u r c h t nicht nur fortzeugend, sondern auch dauerbedingend: der Dämon ist g e s c h a f f e n 1 5 ) . Eine andere A r t v o n D., welche wegen ihrer ebenfalls f l ü c h t i g e n , flatterhaften, fluktuierenden, uns t e t e n A r t zu dieser Gruppe zu rechnen sind, entsteht aus erschreckenden und aufregenden, wohl auch bloß ü b e r r a s c h e n d e n und r ä t s e l h a f t e n Naturerscheinungen, aus denen auf Geister v o n unstetem Wesen und neckischer Gemütsart geschlossen wird. Sie begegnen sonderlich auf germanischem Boden in Sagen und Märchen und im Volksglauben der Gegenwart als W e sen, die den Menschen zuweilen augenblicksweise umgeben, sogar sichtbar werden können oder Teile v o n sich sichtbar machen. Die L u f t - u n d Lichtg e i s t e r , wie die Elfen (s. d.), Hausgeister (s. d.) oder K o b o l d e (s. d.), Erdmännchen (s. d.) oder Zwerge (s. d.), Wichte (s. d.) oder Wichtelmännchen, das ganze „kleine V o l k " , f ü r welche alle auch die Gesamtbezeichnung „elbische W e s e n " üblich geworden ist. Das Erdmännlein" bei Dresden war in die Erde gebannt und wurde durch Aufheben eines Steines 1664 erlöst 1 6 ); das Moosweibchen weist den Holzhauer 1635 an, in den letztgehauenen Stamm drei Kreuze zu hauen gegen den „wilden Jäger" 17 ). Jenes wie dieser ist gleicherweise als spukender D ä m o n aufgefaßt, und der wilde Jäger erscheint sehr häufig in dieser Aufmachung, z. B. als der „Heh-Mann", der , , H e h ! " s c h r e i t , bei
146
Ölsnitz und dem Bauern einen übelriechenden Hasen bringt, der nicht begraben bleibt, bis er schließlich unter allerlei Zeremonien a m K r e u z w e g beigesetzt wird 18 ). Das unstete Wesen, das W o d a n als der wilde Jäger angenommen hat, k o m m t gut zum A u s d r u c k in der Geschichte v o n der Frau, die von den feurigen Gestalten der Hunde des wilden Jägers angesprungen wird, während ihr Mann nichts hörte und sah 1 0 ). Im allgemeinen sind diese L u f t g e i s t e r ebenso freundlich wie die Hausgeister, die unsichtbar sind und sich nur durch K l o p f e n , R u f e n und die heimlich verrichtete Hausarbeit verraten. W o der Hausgeist sichtbar wird oder Teile seines Organismus sehen und befühlen läßt, da ist er klein wie ein K i n d zwischen 3 und 12 Jahren, manchmal verrunzelt und rot gekleidet, kann sich auch in ein Tier verwandeln (Schlange, Eichhörnchen, Kröte). Von einer Magd, der die Arbeit rasch v o n der H a n d geht, sagt m a n : „ S i e hat den K o b o l d " 20) — was an das Melanesische erinnert: „ S i e hat m a n a " (s. Präanimismus). W e r den K o b o l d erzürnt, m a g sich vorsehen; wer die für ihn hingestellte Mahlzeit ißt, wie die Studenten bei Rinteln taten 21 ), dem wird es wie diesen ergehen. Der Hinzelmann (oder Lüring) des Edelmannes v o n Schloß Hudemühlen ist 1584—88 ein rechter Schutzgeist nicht nur des Hauses, sondern des E i g e n t u m s und der Person. 2 2 ). Immerwährend ist er hilfsbereit, fliegt als weiße Feder neben dem W a g e n , kann sich in eine Schlange verwandeln (Motiv: Hausgeist oder Hausschlange) 23), unterscheidet sich streng von teuflischen Geistern, ist hellsehend und sagt die Z u k u n f t voraus. Die W i c h t e eines Landes darf man, wenn man in dasselbe k o m m t , nicht verscheuchen oder ängstigen, auf daß man nicht in Unglück gerate. Daher das alte nordische Gesetz, kein Schiff mit Drachenköpfen auf der See zu haben, und wenn schon mit Drachengestalten, die K ö p f e abzunehmen, sobald L a n d in Sicht kommt, damit nicht die gaffenden K ö p f e und gähnenden Kiefer der Drachen die W i c h t e des Landes einschüchtern 24 ). Das aber setzt voraus, daß gerade Drachenköpfe als A b s c h r e k -
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Dämonen
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kungsmittel gegen Seed. oder als A b wehrmittel gegen Seeunglück den Schiffsköpfen aufgesteckt wurden **); vgl. Drachenköpfe auf angelsächsischen Helmen u ) und an den vorspringenden Balken deutscher Kirchen und Häuser und den Regenrinnen r r ). In Wäldern der Ebene und Gebirge finden sich D. obiger Art und Aufführungsw e i s e w ) , z. B. Rübezahl. Nicht immer ist der Berggeist bloß neckisch; er fordert auch strenge Beachtung seines Rechts und seiner Gebote, wenn auch diese den Anstrich der Willkürlichkeit aufweisen. Der Geist im Schacht zu Siebenschlehen bei Neustädtl will durchaus das Einölen des Hauptzapfens sich selbst vorbehalten und straft den Bergmann, der, dieses Gebotes uneingedenk, den Zapfen schmieren will, indem er ihm den A r m abreißt Im selben Schacht hörte man den Geist sägen und hämmern und der Aufseher, welcher den Ort mit Brettern verschlagen ließ, war nach wenigen Tagen tot 8 0 ). Selbstverständlich müssen diese Berggeister auch kochen, so daß die Berge aus den Riesenkochern dampfen 3 1 ). Auf solche Bergriesen führt die Bevölkerung auch die Ausbrüche des Ätna zurück: 1536 begegnete einem reisenden Kaufmann zwischen Messina und Catania ein Meister mit seinem Gesellen, die sagten, sie gingen auf den Ätna durch ein heißes Gebäude. Da bald darauf der fürchterliche Ausbruch des Ätna erfolgte, wußte man nun, daß der Meister der Dämon Vulkan gewesen war 82 ).
hausen in der nächtlich dumpfen Region der Unfruchtbarkeit und des Todes Unholde unter der Führung eines scheußlichen Paares, Vergicht und Vergichtin, und die Teufelsbrut der 32 Kindlein M ). Auch der Zwerg Alviß der Edda ist dem Aufenthaltsort der Toten, wenigstens nächtlicher Weile, nahe und kommt drum aus der Erde, „unter dem Stein" hervor „ b l a u um die Nase"*"). Die hier besprochene Klasse von D. ist die flüchtigste im menschlichen Vorstellen und Glauben, weil es zum großen Teile flüchtige Eindrücke und Stimmungen sind, die zu ihrer Erfassung führen, und weil ihr Wirkensbereich demgemäß ein beschränkteres ist und der Kultus, wenn überhaupt einer entsteht, nicht in dem Maße ein gemeinschaftlicher wird, wie bei den Fruchtbarkeits- und Vegetationsd. Sie erhalten sich daher weniger in kultlichen Überlieferungen als in Märchen und Sagen.
Wenn der Mensch sich gegenüber gewaltigen Naturereignissen ohnmächtig fühlt, deutet seine Phantasie die persönlichen Gewalten, die er dafür verantwortlich macht, ins Riesische. An unwirtlichen Plätzen, in Einöden, weilen Zwerge und Riesen M ). Mit den Geistern dieser Stätten verbindet sich aber gewöhnlich die Vorstellung des Bösartigen und Böswilligen, weil für ihre phantasiemäßige Erzeugung die Schrecknisse der wüsten Orte bestimmend sind; vgl. die Dschinnen der arabischen Beduinen 84 ), ähnlich die D.auffassung bei den Malaien 8S). So auch in Deutschland: Gleichsam jenseits der lebenspendenden, freundlichen Natur
hausen
•) N a u m a n n Gemeinschaftskultur 45. ") Ebd. 50ff. ") C a m i n a d a Glocken 71. "I N a o n a n n a. a. O. 41. ") G r i m m Sagen Nr. 322. " ) Ebd. Nr. 282. " ) W u n d t Mythus u. Religion 2, 374. " ) G r i m m Sagen
Nr. 44. ") Ebd. Nr. 47. ») M e i c h e Sagen 406. ") Ebd. 408. ,0) G r i m m Sagen Nr. 71. «) D e r s . N r . 7 3 . ") D e r s . N r . 7 5 . " ) B e t h Religion und Magie ' 256 f. " ) Landnamabok
95. ") M e y e r Mythologie 98. *•) D e r s. 99. T a c i t u s Germania c. 45. ") R o c h h o l z Sagen 1, 11. " ) S c h e f t e l o w i t i Huhnopfer 20. " ) M e i c h e Sagen 400. ,0 ) Ebd. 402 ff. ") M e y e r Germ. Myth. 158 f.
**) S t e m p l i n g e r Aberglauben. ") W u n d t
Mythus
und Religion
2, 383 ff.
")
Well-
Reste 148 ff. ") W. W. S k e a t
Malay Magic 93 ff. ») Z f V k . 22, 60 f. " ) Al-
vißmal 2; U n w e r t h
Totenkult 7 ff.
2. Neben den Spukd. sind die V e g e t a t i o n s d. eine besondere Klasse, nicht jedoch eine nachweislich später entstandene, wie Wundt als sicher annimmt 3 8 ), geschweige denn, daß Wundt darin zuzustimmen wäre, daß die Vegetationsd. aus den märchenhaften Spukgestalten hervorgegangen seien w ) . Die Sorge um die Nahrung und alle übrigen Existenzbedingungen, die Abwehr der der Nahrungsbeschaffung hinderlichen Verhältnisse in der vegetabilischen und animalischen Natur war für den Menschen schon in den
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Dämonen
ersten Zeiten seines Daseins auf der Erde mindestens ebenso wesentlich und Gegenstand der B e m ü h u n g um stete Vervollkommnung wie das Erlebnis spukartiger Erscheinungen. Man darf d u r c h a u s darüber streiten, ob nicht die Vorstellungen von den jetzt zu besprechenden D. sogar das Recht der älteren f ü r sich in Anspruch zu nehmen haben. Schon auf der Stufe der ausschließlichen R a u b b a u e r n t e , der einfachen E r j a g u n g u n d E r n t u n g dessen, was die vom Menschen noch in keiner Weise gepflegte N a t u r darbietet, t r i t t die Vorstellung auf, daß das häufigere oder geringere Vorkommen der Beutetiere und eßbaren Pflanzen und F r ü c h t e irgendwelchen dämonischen Mächten zuzuschreiben sei. Gerade da der Mensch selbst hier der N a t u r noch nicht durch seine Arbeit zu Hilfe k o m m t , sieht er sich auf anderweitige Hilfe angewiesen u n d auf die Nötigung, die Mächte, welche seinen Ernte- und B e u t e e r w a r t u n g e n entgegenstehen, in seinem Sinn zu beeinflussen Mit der Vorstellung der das Wachstum der Pflanzen und Gedeihen der Tiere bedingenden oder zurückhaltenden D. verbindet sich ein Kult, der in der voragrarischen Periode gleichsam an Stelle der menschlichen Arbeit steht und während der agrarischen und viehzüchtenden Periode innigst mit der menschlichen Arbeit verschmilzt, also daß die Tätigkeiten des Ergrabens der E r d früchte mit dem Grabstock, des Umgrabens des Bodens, des Pflügens, Säens, Bewässerns, E r n t e n s durch Verschmelzung mit den kultischen Verrichtungen selber zum K u l t werden, u n d umgekehrt die kultischen Verrichtungen als ein Teil, und zwar oft als der eigentliche u n d wesentliche Teil, der L a n d a r b e i t a u f g e f a ß t werden 4 1 ). Die Vorstellung erweiterte sich leicht dahin, daß in allem N a t u r g e schehen, das an der Nahrungslieferung für den Menschen beteiligt ist, später auch in den auf die Viehzucht bezüglichen Naturereignissen D. wirksam sind, die ganze Natur von unendlich vielen geisterhaften Wesen belebt ist, so daß sich der Mensch immer umlauert, beobachtet, betreut, beneidet und befehdet g l a u b t 4 2 ) . Die in
diese G r u p p e gehörenden D. sind von zweierlei Art, nämlich sie sind einerseits u n m i t t e l b a r in u n d an den Pflanzen und Tieren wirkende und so in denselben hausende, andrerseits die aus der Ferne von a u ß e n her auf Pflanzen und Tiere einwirkende D. der W i t t e r u n g u n d A t m o sphäre. a) D., welche im Erdboden, in den Keimen u n d Wurzeln, den H a l m e n u n d Ähren, den Zweigen u n d F r ü c h t e n leben oder in u n m i t t e l b a r e r N ä h e der Gewächse u n d P f l a n z u n g e n s e ß h a f t sind u n d von dort aus das W a c h s e n b e t r e u e n bzw. zu hindern . suchen, sind die eigentlichen V e g e t a t i o n s d. 43 ). Die K u l t e dieser D. h a b e n längeren Bestand, n a c h d e m schon die Vorstellungen von den D. selbst e n t s c h w u n d e n sind, und die Bräuche erhalten sich alsdann u m so länger, je vollständiger ihre V e r b i n d u n g mit den nicht mehr a n e r k a n n t e n D. verschwunden ist 44 ). Eine Vorstufe m a g m a n im Totemismus (s. d.) erblicken, insofern wenigstens als derselbe, wenn er auch, wie oben schon erwähnt, von keinen D. weiß, die- unsinnliche Totemenergie in den Pflanzen und Tieren gleicherweise wie in den Menschen, die dem betreffenden T o t e m k l a n zugehören, v o r h a n d e n und wirksam ist. Der T o t e m u r f a h r e ersetzt gewissermaßen (vom S t a n d p u n k t des D ä m o n i s m u s aus b e t r a c h t e t ) die Gestalt des Dämons, Und der Mensch selbst verf ü g t k r a f t seines symbiotischen Wesensz u s a m m e n h a n g e s mit der Totemenergie über die K r a f t zur E n t b i n d u n g u n d Mehr u n g jener Gewalt, die W a c h s e n u n d Gedeihen gibt 45 ). N i m m t man, was nicht notwendig ist, den Totemismus als zeitlich v o r a u f g e h e n d an, so t r i t t der Dämonismus auf, n a c h d e m der Mensch jenes Energiebewußtsein verloren und aus dem Kreise der n a t u r m ä c h t i g e n K r a f t b e h ä l t e r sich ausgeschieden h a t (NB. „ S c h u t z d . " h a t der Totemismus —- gegen W u n d t 46) — nicht). Tatsächlich erscheint diese Ä n d e r u n g im menschlichen Selbstbewußtsein z u s a m m e n mit rationaler Pflege des Ackerbaues und der Viehzucht. Von da an fungieren die D. dieser Klasse als die Meister u n d G a r a n t e n des Gedeihens.
151
Dämonen
Zunächst sind es D. über ganze Arten von Gewächsen: Reisdämon, der Maisdämon oder die Maisdämonin (Mexiko) 47 ), der Korndämon, der im Kampferbaum wohnende Dämon usw. Der Wolf, Ziegenbock, Widder als Vertreter lebhafter Zeugungskraft sind selbst zu D. geworden. Sie erhalten gerne menschliche Gliedmaßen oder werden als Faune oder Satyre dargestellt; der deutsche Bock ist ein Tierdämon, der zugleich das Wachstum des Korns unter sich hat. b) Die Mächte der das Wachsen und Gedeihen auf Erden bedingenden atmosphärischen Körper und Erscheinungen, die Wolken und der Regen, Luft- und Lichtverhältnisse werden als Kräfte der Vegetation dämonisiert, und ebenso die Jahreszeiten gewissermaßen als übergreifende Zusammenfassungen. In alten Volksbräuchen wird noch heut ein Mensch als Dämon der Wolke oder des Mondes ausstaffiert, nachdem längst die Beziehung auf die Fruchtbarkeitsmacht geschwunden ist. Mit der wiederkehrenden Sonne kommen nach altem Glauben auch die schädigenden D. ins Land und müssen deshalb, damit sie den Feldern keinen Schaden tun, vor der Bestellung der Äcker abgewehrt w e r d e n " ) . Man wird gut tun, darauf zu sehen, daß man die D. durch reichliche Bewirtung, die man in Aussicht stellt, zur Einkehr ins Haus bewegen kann; selbst in den Häusern der Ärmeren stellte man in anhaltischen Dörfern (bei Roßlau) Wurst, Schinken, Bier, Wein und Kuchen für sie hin *•). Ebenso kommen böse D. mit Seuchen und Unwetter im Hochsommer, wenn die Felder dicht vor der Ernte stehen Winterd. sind an allem möglichen Unwetter schuld 61), wie überhaupt jede Jahreszeit ihre schlimmen Wetterd. hat 8 2 ). Die heidnischen Slaven schrieben den D. Schneestürme, Hagel, Erdbeben ebenso zu wie die giftigen Wirkungen mancher Pflanzen, deren Namen noch heute in Rußland mit dem Wort Dämon (bis) zusammengesetzt werden 83 ). Man kann die bösen D. unschädlich, die guten kräftig machen, indem man die D. in sich aufnimmt und dadurch mit ihnen in den Tod geht. So
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wurde in Mexiko der Dämon des Herbstes, der abtretenden Ernteperiode dadurch verjüngt, daß er sich in einen Menschen einkörperte und dieser geschlachtet wurde; er erstand dann als neuer Frühlingsgott, der gleich darauf bei demselben Feste eingekleidet wurde M ). Das ist altreligiöser Brauch, dessen Idee manchen an sich kaum verständlichen Volksbräuchen zugrunde liegt, z. B. dem Brauche des Aussendens und Umhergehens des Frühlingsboten, der als der Dämon des Winters maskiert ist. Ein solcher Frühlingsbote war noch um die Mitte des 19. Jhs. im Basel-Land der im März, von der Dorfjugend umschwärmt, von Haus zu Haus ziehende Hutz-Güri-Gee, ein mit Larve und altem Filzhut plump maskierter Mensch, in Erbsenstroh gehüllt, der vor den einzelnen Häusern wie ein Tanzbär tanzte M ). Manchmal wurde er von einem Knaben aus armer Familie dargestellt, der die gespendeten Gaben gut gebrauchen konnte. Daß der HutzGüri-Gee in Erbsenstroh einhergeht und als Bär auftritt, hat sicherlich in dem Glauben seinen Grund, daß der Bär als Fruchttier der Erbse gilt und die Funktion des guten Dämons übernommen hat M ), zumal er als im Frühling wiedererwachend gilt, der „alte kluge Mann", der in Siebenbürgen auch der „Buschherrgott" genannt wird 87 ). Späterer Ersatz ist die Puppe Hutzgür geworden M ). Zahlreiche Festbräuche (beim Anfang der Säearbeit wie beim Beginn der Ernte und Schluß derselben) sind in abgeschwächter Form erhalten, wie sie bei alten Kulturvölkern noch als wirkliche Zeremonien für und gegen D. in vollem Schwange waren und bei heutigen Naturvölkern gleichfalls noch im Vordergrunde ihrer religiös magischen Praktiken stehen. Das Hauptabsehen ist auf die Erhaltung oder Verjüngung des der betreffenden Frucht vorstehenden Dämons gerichtet, der als alt und abgetan, als verbraucht gilt M ). Man kann ihn durch Speisopfer kräftigen oder durch Einkleidung und Umtanzen nebst Gesängen, also teils durch rational gemeinte Mittel, teils durch magische Einwirkung Der Glau-
Dämonen
153
be an die Jahreszeitend. s e t z t sicherlich Himmelsbeobachtungen voraus, welche dazu geführt haben, kosmische und sphärische Einzelerscheinungen u n t e r einen Generalnenner zu bringen. 39)
38)
W u n dt
a. a.'O. 412.
Mythus 40)
Religion und Magie2
und Religion
a . a . O . 411. 318.
")
2, 410.
Beth
") H ö f l e r
ganotherapie 3. 4ä) M a n n h a r d t 41) M a a c k Lübeck 99. 46) B e t h
Or-
1, 312. Religion
und Magie 319—326. 49) W u n d t Mythus und Religion 2, 416. 47) K . Th. P r e u ß Phallische Fruchtbarkeitsd. als Träger des altmexi-
kanischen Dramas: Archiv für Anthropologie N. F. 1, 129 ff. 48) J o h n Erzgebirge 219. 49) ZfVk. Ii, 76; H ö f l e r Fastengebäcke 41 f. 50) J o h n Erzgebirge 219. 51) H ö f l e r Ostern 67. ") F e h r l e Geoponica 14; Marett Anthropologie und Klassiker
115 ff.;
Franz
Benediktionen 2, 19 ff. " I G r o h m a n i i 7 Nr. 36. " ) P r e u ß a. a. O. 140 ff. " ) SfchwVk. 4, 39 f. '*) E o c h h o l z Sagen 2, 227. ") M e y e r Germ. Myth. 104. M) SchwVk. 4, 39 f. ") B e t h Religgesch. 74 ff. « ' ¡ M a n n h a r d t 1, 14 ff. 3. K r a n k h e i t s d . N e b e n der Sorge um N a h r u n g ist es die u m G e s u n d h e i t , neben der F u r c h t v o r M i ß w a c h s d i e j e n i g e vor K r a n k h e i t , w e l c h e i m D . g l a u b e n einen großen R a u m e i n n i m m t . Die meisten primitiven V ö l k e r f ü h r e n die Erkrankungen aller A r t nicht auf physische, rational begreifliche und meisterbare Ursachen zurück, sondern auf E i n g r i f f e v o n dämonischen W e s e n . E i n S c h l u ß v e r f a h ren liegt s e l b s t v e r s t ä n d l i c h dabei vor, nämlich v o n der U n b e k a n n t schaft mit der w i r k l i c h e n Ursache auf einen u n s i c h t baren U r h e b e r des L e i d e n s 6 1 ) . Von diesen Fällen a b e r w u r d e die T h e o r i e auf alle E r k r a n k u n g e n und selbst die äußerlichen B e s c h ä d i g u n g e n erweitert, so daß sogar g a n z einfache U n g l ü c k s f ä l l e , wie ein Sich-Aufspießen an einem B a m bus im Dickicht, auf einen D ä m o n z u r ü c k geführt w i r d 6 2 ) . V i e l f a c h d a c h t e m a n sich auch diese D. in Tiergestalt, und z w a r wirken die Tiere entweder v o n a u ß e n her oder im Innern des Menschen; v g l . die noch gangbare B e z e i c h n u n g „Wurm" oder „ A a l " f ü r gewisse S c h w ä r u n g e n im Finger, wobei die tatsächliche W u r m krankheit mitwirken dürfte. Ein anderer Grund des K r a n k h e i t s d ä m o n i s m u s liegt
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im A l p t r a u m , der eine a l l g e m e i n e m e n s c h l i c h e E r f a h r u n g v o n einer plötzlich a u f t r e t e n d e n und schnell v o r ü b e r g e h e n d e n U n p ä ß l i c h k e i t ist, die m i t H e r z b e s c h w e r d e n , B e e n g u n g der L u f t wege, B l ä h u n g e n u n d h o h e m Z w e r c h f e l l s t a n d v e r b u n d e n ist 63 ). M a n n i m m t h e u t e an, d a ß der in k o h l e n d u n s t s c h w a n geren R ä u m e n l e b e n d e U r m e n s c h die E r s c h e i n u n g e n des A l p t r a u m s viel ö f t e r erl e b t h a t als der b e q u e m e r w o h n e n d e K u l t u r m e n s c h M ) . D e r A l p erscheint gerne als Tier, a b e r a u c h als Mensch. D a s u n v e r m u tete und beirrende A u f t r e t e n der K r a n k heit scheint d e m T r e i b e n der zahllos v a gierenden D . zu e n t s p r e c h e n , die d a n n in F i e b e r p h a n t a s i e n gesehen werden. L e t z t e r e r U m s t a n d ist der G r u n d , wesh a l b diesen D. n i c h t b l o ß b e k a n n t e , w i r k liche, tierische und menschliche G e s t a l ten, sondern h a l b - t i e r - m e n s c h l i c h e u n d fratzenhaft - ungeheuerhafte konstruiert w e r d e n , deren Hörner, K r a l l e n , f l e t s c h e n de Z ä h n e und beizender G l u t h a u c h die K r a n k h e i t h e r v o r r u f e n . U n t e r den v o n N a t u r v ö l k e r n bei den gegen K r a n k h e i t e n geübten magischen Tänzen benützten M a s k e n z e i c h n e n sich die K r a n k h e i t s d . durch entsetzenerregende fratzenhafte V e r z e r r u n g , V i e l k ö p f i g k e i t und drohende G e b ä r d e n a u s : M e r k m a l e , die auf die teuflischen D. ü b e r g e g a n g e n sind, v o n denen s p ä t e r e G e s c h l e c h t e r a u c h in der christlichen K u l t u r w e l t die k r a n k h a f t e n Beeinf l u s s u n g e n herleiten 65 ). W o der D ä m o n i s m u s in G e l t u n g ist, w i r d k a u m eine K r a n k h e i t n i c h t auf einen bösen G e i s t z u r ü c k g e f ü h r t . W i e die T a h i t i e r ihre L e i b s c h m e r z e n den D. zuschreiben, w e l c h e ihre E i n g e w e i d e in K n o t e n b i n d e n 66 ), so g l a u b t e m a n a u c h im M A . , d a ß die D. alles m ö g l i c h e im L e i b e des M e n s c h e n v e r u r s a c h e n . Der Skorpionstich wird im A t h a r v a v e d a ä h n l i c h bes c h w o r e n 67) w i e in d e m S p r u c h der Isis über ihren kleinen S o h n H o r u s 8S), da in beiden F ä l l e n der S k o r p i o n selbst f ü r den D ä m o n g e h a l t e n wird. V o n D. s t a m m e n die Gallenleiden 69), das S o d b r e n n e n , der Milzbrand, das S e i t e n s t e c h e n 70) und der R h e u m a t i s m u s n ) (bei den L e t t e n ) . P s y chische E r k r a n k u n g e n wie Hysterie, Epi-
155
Dämonen
lepsie, Veitstanz, Lähmungen, Gicht wurden in der katholischen Kirche bis in jüngere Zeit als dämonisch betrachtet und behandelt 72 ). Im Christentum besteht seit Anfang die Überzeugung, daß die Menschen, namentlich die Gotteskinder, stets von bösen Geistern, den Schergen des Satans, umlauert sind, und so ist es nur ein Spezialfall, daß diese Geister auch alle Krankheiten den gläubigen Christen zufügen (Augustin,Tertullian) 7 *). Das Neue Testament hält die Anschauung fest, daß D. 74 ), „unsaubere Geister" 7S), in einen Menschen einziehen und seinen Organismus in Unordnung bringen 7 i ) (s. Besessenheit). Verbreitet ist die Anschauung, daß alle Krankheiten auf D. zurückgehen, im heutigen Rußland, wo besonders in den nördlichen Gouvernements die Dämonomanie epidemisch auftritt, die sich darin äußert, daß Menschen unter hysterischen Begleiterscheinungen Abneigung gegen heilige Bilder und kirchliche Sakramente haben, gotteslästerliche Reden führen, mit Tierstimmen sich yerlautbaren und sich für besessen halten 77 ). In protestantischen Sekten wie der „Biblischen Gemeinde", ist noch zur Stunde ein Teufelsaustreiber tätig. Kronzeugen im MA. sind Caesarius von Heisterbach und vor allem der Abt Richalm von Schönthal, der die meisten krankheitserregenden Einflüsse der D. an sich selbst erfahren haben wollte, täglich und stündlich sich von bösen Geistern umgeben wußte, ihre Stimmen hörte, ihre Schläge spürte und alle körperlichen Beschwerden und Gemütsanfechtungen, aber selbst Erbrechen, Husten, Runzeln auf der Nase, herabhängende Unterlippe, Verstopfung der Nase und des Mundes, Blutandrang zum Kopfe, Zahnschmerzen und sogar die Stiche der Flöhe und Läuse den D. zuschrieb 78 ); „denn", sagt er in seinen Revelationes cap. 29, „das Ungeziefer selbst sticht eigentlich n i c h t " w ) . Vgl. auch Incubus und Succubus. Der Lindwurm als Dämon verschluckt (in Steiermark) Menschen und Vieh lebendig80). Vgl. den Lindwurm von Syrau, der Mensch und Vieh frißt, und als die Wanderer, auf die sich die Bevölkerung mit
I56
ihm geeinigt hat, ausbleiben und der heilige Georg trotz alles Betens nicht zu Hilfe kommt, eine Jungfrau haben muß 81 ). Auch Tote werden von den D. gerne verzehrt 82 ), wie schon der Riese (Jötun d. i. Fresser) ein Hräswelger d. i. Leichenschwelger i s t M ) und der Dämon in Sagen häufig indieser Eigenschaftwiederkehrt 84 ). Einige der Riesen scheinen aus Wiedergängern, Nachzehrern, durch Steigerung in die gigantische Dimension entstanden, indem die Angst sie zu Leichenfressern machte M ). Wenn aber die Menschen von den D. glauben, sie würden ihnen Heilung bringen, so beruht das nach Bernardino auf der Vorspiegelung der D., sie hätten die dreifache Macht a) alle möglichen Widrigkeiten zu beheben, b) Stürme und alle* Naturphänomene aufzuheben und c) Krankheiten und Wunden zu heilen, mit welchen Vorspiegelungen sie die Menschen zum D.dienst verleiten wollen 8 8 ). •') B a r t e l s Medizin 190ff. ") B e t h Re-
ligion und Medizin bei den Naturvölkern (1911). M
) H o v o r k a - K r o n f e l d i, 12. ,4) L a i s t n e r Sphinx (mehrfach). ••) C r o o k e Nor-
thern India
94 ff. *•) M a n n h a r d t
1, 13.
•») ZfVk. 5, 18. ®) R ö d e r Urkunden z. Re-
ligion
d. alt. Ägypten
84.
" ) ZfVk. 5, 23.
'•) Ebd. 21. " ) Ebd. '«) S e y f a r t h Sachsen 65. " ) A. D. W h i t e Geschichte d. Fehde zwischen Wissenschaft und Theologie 2, 24 ff.
" ) Matth. 10, 8; Marc, i, 34. 39; 3, 15. " ) Matth. 8, 16; Luc. 6, 18. '•) M e y e r Aberglaube 292. " ) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 239. ,8) M e y e r Aberglaube 109 f. " ) S t e m p l i n g e r Aberglaube 21.
97.
n
M
) Mey er Germ. Myth.
) M e i c h e Sagen 396 f.
I!
) Mann-
h a r d t Germ. Mythen 197. " ) H e l m Relig.gesch. 1 , 209. •*) v. d. L e y e n Sagenbuch 1,
227. " ) N a u m a n n Gemeinschaftskultur 45. ••) ZfVk. 12, 117. 4. E n t w i c k l u n g d e s D. g l a u b e n s i m M A. Hier bemerken wir gleichsam eine Zusammenfassung der vielen Strömungen dämonistischer Anschauungen der verschiedenen Kulturen. Was in antiken orientalischen, hellenischen, keltischen, germanischen Anschauungen von D. je geglaubt wurde, „floß wie in ein Sammelbecken im mittelalterlichen D.glauben zusammen" 8 7 ). Unter den griechischen Denkern hat schon Thaies von den die Welt erfüllenden D. gesprochen
157
Dämonen
und sahen die P y t h a g o r ä e r im O h r e n klingen u n d Donner d ä m o n i s c h e Geräusche M ), u n d durch X e n o k r a t e s w u r d e die Dämonologie in der Philosophie der Akademie b e h e i m a t e t 8 9 ) . Die Stoiker erklären durch die D. sowohl T r ä u m e wie K r a n k h e i t e n u n d Witterungserscheinungen und k e n n e n a u ß e r d e m den Individualdämon des einzelnen Menschen, der als sein Pädagöge f u n g i e r t . Die N e u p i a toniker sprechen den zahllosen D., die sich zwischen der E r d e u n d d e m Monde aufhalten, Ewigkeit wie den G ö t t e r n zu, im Unterschiede v o n diesen a b e r größere Leidenschaften u n d einen a u s feiner Materie gebildeten Leib mit E m p f i n d u n g e n und dem Vermögen zu hören 8 0 ). A u g u s t i n , der die A n s c h a u u n g ü b e r n o m m e n h a t , weiß, daß sie hilfreich u n d übelwollend auftreten können u n d einen K u l t u s verlangen 8 1 ). Die Gestalten, u n t e r d e n e n die D. von nun an vorgestellt werden, sind vornehmlich t i e r i s c h e . Daneben kommen menschliche u n d Mischgestalten vor. U n t e r den Tieren sind es a u ß e r den schon g e n a n n t e n mit d e m Wolf gepaart der Fuchs, d e m a u c h zu b e s t i m m ten Zeiten Speise hingestellt wird 9 2 ), das Huhn 9 3 ), S c h l a n g e n a r t e n . U n t e r letzteren nimmt die O t t e r einen Vorzug ein. Die Otter sticht den R i t t e r in seinem Stall ins Bein aus R a c h e d a f ü r , d a ß er dem Otterkönig die K r o n e g e r a u b t h a t ; alle Nattern k o m m e n auf den Pfiff ihres Königs zusammen, u m l e t z t e r e n zu rächen 9 4 ). Als Gewitterd. k o m m e n v o r Storch, Specht (der in den B a u m s t a m m pickt wie der Blitz) 95 ), der H a h n (beim ersten Hahnenschrei s t ü r z t aber der Wolkenbau des Teufels z u s a m m e n ) 9 6 ) , der Kuckuck; als S t u r m d . der R a b e (der schon auf der Yggdrasil sitzt, Odins S t u r m vogel) 8?), der Schwan u n d die G a n s 9 8 ) . Auch das Schwein (Sau u n d Eber) f u n giert als W i n d d ä m o n ; es v e r u r s a c h t den Wirbelwind, wie der W i r b e l w i n d d ä m o n der Indianer, der Büffel, d u r c h A u f w i r beln des Bodens zum S t a u b w i r b e l 8 8 ) . Das Schwein ist daher auch das Tier der stürmischen J u l n ä c h t e : der „ G o t t e s borch". Abgewandelt: m a n m u ß vor Weihnachten ein Schwein schlachten,
I58
l ä ß t schon a m M a r t i n s t a g e zwei E b e r sich zerreißen, u m deren Fleisch zu v e r teilen 10°) — wobei vielleicht das sich i m m e r e r n e u e r n d e Fleisch des h i m m l i schen E b e r s S a e h r i m n i r m i t w i r k t 1 0 1 ); E r s a t z das K u c h e n s c h w e i n 102 ). D a d u r c h wird das Schwein a u c h z u m D ä m o n der sich e r n e u e r n d e n V e g e t a t i o n , seine K n o chen, Asche seiner K n o c h e n , u n t e r die S a a t gemischt (in Meiningen) 103 ). E i n e n eigenen Kreis bilden a b e r d i e m y t h i s c h e n Tiere, Drache und L i n d w u r m , bei d e n e n d a s P r o b l e m b e s t e h t , ob sie reine P h a n t a s i e p r o d u k t e sind oder auf G r u n d der F u n d e von urweltlichen S a u r i e r k n o c h e n angen o m m e n w u r d e n , oder in F o r t s e t z u n g einer noch v o r h a n d e n e n E r i n n e r u n g a n die Zeit wirklichen Z u s a m m e n l e b e n s des Menschen mit den Riesensauriern, wie D a c q u 6 neuerdings m e i n t 1 0 4 ) . Die ältere Meinung ist, d a ß sie reine P h a n t a s i e ergebnisse sind zur E r k l ä r u n g v o n Gew i t t e r e r s c h e i n u n g e n 105 ). D a f ü r l ä ß t sich a n f ü h r e n , d a ß sie F e u e r s p r ü h e n , B r u n n e n u n d S c h ä t z e (himmlisch Gold) u n d die goldenen Apfel (Meteore) b e w a c h e n , sowie ihre W i n d u n g e n u n d f u n k e l n d e n Augen, d a s Wechseln der F a r b e u n d F o r m , die p h a n t a s i e m ä ß i g g e s t a l t e t e U r s a c h e der w e t t e r l e u c h t e n d e n W o l k e sei 1 0 6 ). D a c q u £ k a n n f ü r seine Theorie a n f ü h r e n , d a ß die Periode der Dinosaurier u n d der geflügelten Saurier in den Sagen v o n Riesenvögeln (Vogel Rock) n a c h l e b e n d erscheint, d a j a gewiß diese U n g e h e u e r Schrecknisse in f r ü h m e n s c h l i c h e n Zus t ä n d e n w a r e n u n d a n wichtigen P u n k t e n d e m Menschen den Z u g a n g zu n a h r u n g b e r g e n d e n P l ä t z e n u n d Quellen v e r w e h r ten, wie die s c h ä t z - u n d b r u n n e n h ü t e n d e n D r a c h e n der Sage ähnliches t u n . Man k a n n v o n hier a u s verstehen, d a ß ein D r a c h e oder ein fliegender K r e b s Gift auf P f l a n z e n u n d ins W a s s e r fallen l ä ß t und dadurch Krebskrankheiten verursacht 1 0 7 ), u n d d a ß P e s t d r a c h e n g e f ü r c h t e t werden 108 ), auf der a n d e r e n Seite wieder der D r a c h e (in Schweden) v e r e h r t wird u n d als H a u s k o b o l d (husbon) gilt, d a h e r die Schlange n i c h t g e t ö t e t w e r d e n darf, weil sie f ü r s Vieh s o r g t 1 0 9 ) . T i e r a t t r i b u t e
159
Dämonen
sind bei D., auch wenn sie in Menschengestalt erscheinen, die Hörner Die Hörner bilden beim Teufel und „seinen E n g e l n " die Überbleibsel der tierischen D.gestalten beim Übergang zum späteren MA., in dem, vornehmlich unter dem Einfluß der Vorstellung v o m Teufel, die menschlich gebildeten D. die Oberhand erhielten. W a r e n schon früher die W i c h t e (vaetter, vornehmlich auf Verstorbene und dann auf alle hilfreichen Wesen angewendetes Wort) m ) und die Trolls, die man in Mähren zur T a u f e lädt, wenn sie sich auch durch das Trommeln gewöhnlich v o m K o m m e n abhalten lassen U 2 ) , und die meisten S p u k d . menschlich gedacht als Genossen der ländlichen Schmausereien l l s ) , so werden nun auch die anderen D. ganz überwiegend menschengestaltig vorgestellt. Der österreichische K r a m p u s mit seinem roten Gesicht, seiner fletschenden Zunge und seinen Hörnern ist einer der Aufseher über das T u n der Menschen gerade vor dem jährlichen Anbruch der Heilszeit (Advent) und wird gerne mit dem Bischof, auch als dessen Diener, gepaart, wie in Holland die durch den K a m i n in die W o h nung kommenden „ S p e c u l a t i e " , denen sich hier die noch tierisch gebildeten TaaiTaai gesellen, und dann wieder, namentlich in Bayern und im Allgäu, die „ W e i b lein" oder „ P u p p e n " (Nikolauspuppe), Damen (am Rhein), Fröwli (Schweiz 1545), Tocken ( N ü r n b e r g ) m ) . U n d ähnliches gilt von den anderen vorweihnachtlichen Geistwesen, welche auf den Weihnachtsmärkten in K u c h e n f o r m noch heute zu finden sind U 6 ) . Bezeichnend ist, d a ß ein mittelalterlicher Autor, Trithemius, 1508 schreibt U i ) , daß die D. zumeist in weiblichen, viel seltener in männlichen Wesen erscheinen U 7 ). A u s den Mannsklöstern wissen wir jedenfalls, daß dort recht unangenehme männliche D. ihr Wesen hatten und den Titel jener Würdenträger erhielten, die sie plagten, der A b t den A b t , der dämonische Prior den Prior, der unsichtbare K a n t o r den K a n t o r " * ) ; aber aus anderen Schichten des Klosterlebens sind wieder die frauengestaltigen D . bek a n n t geworden U i ) . In den K l ö s t e r n wird
l6o
man sich auch dahin geeinigt haben, daß die S p r a c h e d e r D. d i e latein i s c h e war (Richalm) ""J. Nicht zu verwundern ist, daß, wie alle irgendwie v o m gewöhnlichen Leben zurückgezogenen Menschen, so besonders die Juden im MA., mit dämonischen Prädikaten belegt und schließlich sogar als D. angesehen wurden. Die von ihnen festgehaltenen Bräuche riefen bei einer Bevölkerung, die überall Einwirkungen böser und unheimlicher Mächte spürte, den Eindruck des Zauberischen hervor, so daß manches Unangenehme auf sie als A t t e n t ä t e r gegen das Wohl und die Sicherheit der Christen zurückgeführt wurde m ) . Besonders beachtet wurde im MA. auch die sinnlich-erotische Begier der D. Wenn schon die Primitiven überzeugt sind, daß die D. mit Vorliebe der Braut nachstellen, so ist da allerdings in der Regel keine eigentlich sexuelle Neigung der D. gemeint, sondern dies, daß sie gelegentlich der Cohabitatio am leichtesten Eingang in den weiblichen Körper finden, den sie zu besitzen wünschen. Immerhin wissen schon antike Völker von dem Verlangen der D. nach Liebesgenuß mit Menschen 122 ) und v o n dem R a u b e von Menschen zu diesem Z w e c k e 1 2 S ) . Je mehr die geschlechtliche Enthaltung zur höheren sittlichen Pflicht wurde, um so mehr wurde der D.glaube benützt, u m willentlich wie unwillentlich erotische Erregung v o n sich selbst abzuwälzen und den D. zuzuschreiben 1 2 4 ), Theorien über den ehelichen Verkehr zwischen ihnen und den Menschen und die Zeugungsfähigkeit der D. a u s z u b i l d e n 1 2 t ) , wie j a die D. selbst gerne als Ehepaare auftreten 124 ).
M)
") S t e m p l i n g e r Aberglaube 21 f. Ebd. 19. •») P l u t a r c h De oracul. de-
M)
M e i c h e Sagen 395; vgl. ferner M e y e r
fectione c. 13. " ) L i p p e r t Christentum 256 f. " ) Ebd. 259. " ) H ö f l e r Weihnacht 27. M) S c h e f t e l o w i t z Huhnopfer 50.
Germ. Myth. 93; G r o b m a n n Sagen 21 ~ ff.;
G e s e m a n n Regenzauber 81 ff. •») h o l z Sagen 2, 165. M) L a i s t n e r sagen 61. 242; S t r a c k e r j a n ") L a i s t n e r Nebelsagen 199.493. ")
Germ. Myth.
112.
M)
Rochholz
RochNebel1, 245. Meyer
Sagen 2,
187. ,44) J a h n Opjfergebr. 230. 101) Grimnis,M) mal 18. S t r a c k e r j a n 2, 20.
Dämonen
I6I
1M ) M a n n h a r d t Forschungen 186. 104 ) D a c q u e Urwelt, Sage und Menschheit 101 ff. 105) M e y e r Germ. Myth. 100. 10«) Ebd. 95. 107) Ebd. 97. 108) L a i s t n e r Nebelsagen 92. 94. 109) D e r s . Sphinx 2, 278. 285. lI °) F i s c h e r Angelsachsen 13; A R w . 15, 460 f. l n ) M e y e r Germ Myth. 115. 112 ) V e r n a l e k e n Mythen 227. n 3 ) L i p p e r t Religionen d. europ. Kulturv. 166. 114 ) Z f V k . 12, 88. »») H ö f 1 e r 116 ) T r i t h e m i u s Weihnacht 55. Lib.
quaestionum
9, 5.
117)
Wolf
Beiträge
2, 289.
118)
M e y e r Aberglaube i n . l l 9 ) Z f V k . 13, 6. ,2°) M e y e r Aberglaube 192 f.; vgl. H a n s e n Hexenwahn 218 ff. 121 ) M e y e r Aberglaube 192. 122) F e h r l e Keuschheit 20. 123) Ebd. 19. 1S4) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 3, 190. ' " ) C a e s a r i u s v. H e i s t e r b a c h 140 A. 2. 126) K ü h n a u Brot 18. ff. 6. D i e g r o ß e F u r c h t v o r d e n D . h a t z u allen Z e i t e n z u M a ß n a h m e n g e f ü h r t , d u r c h w e l c h e die D . u n s c h ä d l i c h g e m a c h t w e r den sollen 1 2 7 ). D i e M i t t e l g e g e n sie s i n d entweder G e w a l t (Schlagen, V e r j a g e n , Drohen, M i ß h a n d e l n ) o d e r B e s c h w ö r u n gen ( E x o r z i s a t i o n e n ) o d e r T ä u s c h u n g e n (Verkleidungen, Versteckenspiel, Trunkenmachen). Ein K a m p f g e g e n die D . spielt sich z w a r in d e r G e i s t e r w e l t s e l b s t a b , d a es gute D. gibt, w e l c h e d e m M e n s c h e n g e g e n die bösen b e i s t e h e n (s. o. S p . 1 4 1 f.), u n d a u c h im C h r i s t e n t u m i s t d i e A n s i c h t v e r breitet, d a ß G o t t n i c h t n u r d i e g e f a l l e n e n Engel h e r a b g e s t ü r z t u n d i n a l l e m ö g l i c h e unholde W e s e n g e w a n d e l t h a t , s o n d e r n auch, weil sie d i e M e n s c h e n f o r t g e s e t z t quälen, g u t e G e i s t e r d a z u b e s t i m m t h a t , die M e n s c h e n g e g e n j e n e z u b e s c h ü t z e n 1 2 8 ) . Der K a m p f d e r M e n s c h e n s e e l e m i t d e n d ä m o n i s c h e n M ä c h t e n ist e i n n a m e n t l i c h aus dem Eranischen u n d Ä g y p t i s c h e n weitergeführtes M o t i v bei den G n o s t i k e r n , und s p ä t e r e G n o s t i k e r ( V a l e n t i n ) h a t t e n eine g a n z e R ü s t k a m m e r v o n L e h r e n u n d F o r m e l n f ü r diesen G e g e n k a m p f 1 2 9 ). Z u nächst h a n d e l t es s i c h d a r u m , d e n D . s e l b s t Furcht einzujagen, ihnen die G e f a h r e n v o r z u m a l e n , die i h n e n b e i m V e r b l e i b e n drohen130); wie man das m a c h t , das h ä n g t mit den V o r s t e l l u n g e n z u s a m m e n , die man von dem E r k e n n t n i s v e r m ö g e n der D. (s. A b w e h r z a u b e r I, 145 f.) h a t 1 3 1 ) . Mancher k a n n m a n sich ä u ß e r s t s c h w e r erwehren, weil sie sich u n v e r m e r k t in d e r G e s e l l s c h a f t der M e n s c h e n b e w e g e n , in Bächtold-Stäubli,
A b e r g l a u b e II.
IÖ2
W i r t s h ä u s e r n , aber a u c h in Klöstern Trunkenheit herbeiführen, selbst ohne d a ß die M e n s c h e n W e i n b e n ü t z e n ( a b s q u e v i n o , nac-h R i c h a l m ) 1 3 2 ). A u f d i e s e r A n s c h a u u n g r u h t die mittelalterliche T h e o r i e v o n d e n foedera et pacta, in d i e d e r M e n s c h v o n den D. verstrickt w i r d 1 3 3 ) . Immer w i e d e r v e r s c h r i e b e n sich j a die Menschen den D.134), z u m a l m a n oft nicht weiß, ob m a n es w i r k l i c h m i t b ö s e n D . z u t u n h a t u n d sich in d e m W a h n befindet, m a n d ü r f e sie z i t i e r e n , w i e d i e i n R i n g e n e i n g e schlossenen D.135) oder im astrologischen K r e i s j e d e n D ä m o n des G e s t i r n e s zitier e n 1 3 6 ), u m v o n i h m A n t w o r t u n d A u s k u n f t zu erhalten 137). M a n ist j a m i t den D. so eng im R ä u m e v e r b u n d e n , d a ß m a n m i t ihnen a u c h in einer körperlichen Berührung steht, sich ihres Körpers bemächtigen u n d sie daher f e s t p f l ö c k e n 138) o d e r in F e s s e l n l e g e n k a n n 1 3 9 ). V e r m a g m a n i h r e r n i c h t so v ö l l i g h a b h a f t z u w e r d e n , d a ß m a n sie a m L e i b e strafen kann, oder scheut m a n sich v o r s o l c h e m V o r g e h e n , d a es d o c h v i e l l e i c h t die R a c h e der anderen D . n a c h sich ziehen k ö n n t e 1 4 0 ), s o b e g n ü g t m a n s i c h m i t d e r D r o h u n g , w o d u r c h sie s i c h o f t w i r k lich f e r n h a l t e n lassen 141). D e r alte Inder versprach und noch der heutige vers p r i c h t , d e m „ v i e r ä u g i g e n W u r m " (1) d i e R i p p e n (!) e i n z u d r ü c k e n , d e n K o p f v o m Leibe zu trennen und ihn wie Ungeziefer z u z e r s t a m p f e n 142). Bei diesen D r o h u n g e n i s t es e i n b e s o n d e r e r m a g i s c h e r T r i e b , d a ß m a n die a n g e d r o h t e H a n d l u n g als b e r e i t s a u s g e f ü h r t e m i t einer V e r b a l f o r m der Vergangenheit ( P e r f e k t oder Imp e r f e k t ) ausspricht. Der Drohende r ü h m t gleichsam frühere M a c h t t a t e n geg e n d i e D . u n d b e z i e h t sie a u f d e n v o r liegenden Fall. Diese F o r m der D r o h u n g ist ins M A . ( „ I c h n a h m d e n K i e n s p ä n , ers t a c h d e n T e u f e l , es lief ein s c h w a r z e r Schmerz" H u n d herbei, biß a b den usw.143)) aus sehr alten Zeiten g e k o m m e n (Lettisch: „ D i e Leesa-Milzkrankheit — stach das Pferd, ich stach die L e e s a " u s w . ) 1 4 4 ). M a n d r o h t , j e d e n S c h l a g , j e d e s Übel doppelt zurückzuzahlen, begnügt sich auch wohl mit Scheltwortert und 6
163
Dämonen
Schimpfen oder befiehlt den D., „sich zum Teufel zu scheren" 1 4 i ). Muß der Mensch deutlicher werden, so gibt es eine Fülle von Mitteln, die einen Dämon oder eine Schar von D. vertreiben 14e ). Großes Getöse, Trommelschlag ist ihnen nicht angenehm, gewaltiges Geschrei und Peitschengeknalle hat guten Erfolg 1 4 7 ) und ist bei Primitiven wie bei Kulturvölkern deshalb in Anwendung (s. Abwehrzauber i, 137). Die P e i t s c h e ist aber in den antidämonischen Zeremonien nicht nur wegen des Knallens beliebt, sondern auch wegen ihres Ursprungs von der Weidenrute, der bei Primitiven und weit in die Kulturwelt hinein geschätzten Lebensrute, dem kraftvollen Symbol des immer verjüngten Lebens. Das Haus wird mit neuer Widerstandskraft versehen, wenn der g r ü n e Z w e i g auf das Dach gesteckt wird, vor dem die Geister der Vernichtung entweichen 148 ), wobei das christliche MA. an die Stelle der allgemeinen Lebenskräfte diejenigen des Heilandes setzte. Deutlicher noch ist der Ursprung dieser Meinung bei dem am Palmsonntag im Gottesdienst geweihten Zweige, der im Kuhstall hinter einem Balken versteckt wird, um den Dämon der Rinderpest zu verscheuchen 1W ). Aber auch das G e r ä u s c h als solches hat die Kraft, die D. zu vertreiben ; so das Hirtenblasen 18°), (verkirchlicht) das Glockenläuten oder dreimalige Anschlagen der Glocke zu Mittag während der Erntezeit U 1 ). F e u e r ist durchaus wirksam gegen die D. 162 ), mehr noch ist es in der Regel der R a u c h , durch den die D. bisweilen ins W a s s e r getrieben werden, das sie anscheinend von allen Elementen am wenigsten vertragen u a ) . Im fließenden Wasser findet der Schlickser, der deshalb durch die Bannformel über den Rhein geschickt wird, sein jähes E n d e 1 M ) , oder man bannt so einen Dämon in den wilden See oder ins tiefe Meer 1 M ). Die B e s c h w ö r u n g e n (s.d.) sind so mannigfaltiger Art, daß hier nicht näher darauf eingegangen werden k a n n 1 M ) . Man treibt z. B. die bösen Geister direkt aus dem von ihnen besessenen Körper
mittels einfachen Befehles aus, benützt dabei als Hilfsmittel die Abschreckung, die der Glaube an Gott und den Sohn Gottes, überhaupt an die dem D.-Reich entgegenstehende unsinnliche Welt für den Dämon in sich birgt. Der bekannte jüdische Exorzist Eleazar heilte einen Besessenen, indem er ihm einen durch Salomonischen Zauber geweihten Ring vor die Nase hielt und mit demselben den Dämon herauszog. Zum Zeichen, daß der Dämon wirklich draußen war, hieß er ihn, ein Gefäß mit Wasser umwerfen 157 ). Vinzenz Pallotti, Stifter der Pallottiner in Limburg, trieb 1841 den Dämon aus der jungen Theodora Costa aus, und hier war das Zeichen, daß der Dämon wirklich draußen war, das Erbrechen eines großen Nagels mit einem Knäuel Haare 168 ). Die Exorzisation ist anfänglich mehr auf tierische, hernach mehr auf menschlich gestaltete D. gerichtet 16 *). Als einen Spezialfall von Beschwörung kann man die Umzüge ansehen, durch welche mittels der gemeinschaftlichen antidämonischen Kraftentfaltung aller Teilnehmer die D. ganz fern gehalten und verjagt werden 1»») ZfVk. 12, 8. 1M) Gr o h m a n n Sagen 109. l " ) F r a n z Nik. dt Jawer 170; H a n s e n Hexenwahn 227.293. "*) Rieh. Grötzinger
Talismanische
Dämonologie
102 ff. i n ) H a n s e n Hexenwahn u. d. Wort ,,D.'\ 1M) S c h e f t e l o w i t z Huhnopfer 39. i a ) Ebd. 11. 15. 37. l4°) H ö i l e r Organotherapie 3.
lu)
Fehrle
Geoponica 14! P 1 i -
n i u s Hist. Nat. 37. 124. "») ZfVk. 5, 21. "») Ebd. 27. M ) Ebd. 22. "») f f Sinz Benediktionen 2, 40. 54; ZfVk. 5, 21 25. »«) A g r i p p a 5, 47. »') ZiVk. 1.3/437. l") M a n n h a r d t i, 294. "») R e i n s b e r g Festjahr 111. ,M ) S a r t o r i Sitte 3, 14. ">) ZfVk. 7, 152. "«) M u u s Altgerm. Religion 11. 1U ) ZfVk. 14, 268. 1M) ZrwVk. io, 41. «•) S e y f a r t h Sachsen 80. u«) A g r i p p a 1, 181 ff.; 3, 179. 186 ff. 167) D i e 1 1 r i c h Kl. Schrift. 517. 1M) Eugen W e b e r Vinzenz
Pallotti, Apostel u. Mystiker 243. ls») F r a n z Benediktionen 2, 149 ff. 160 ff. 1M ) A n d r e e -
Eysn
Volkskundliches 179. "») B e t h Re-
ligion und Magie * 190—194. 1M ) E r m a n Ägypten 2, 360 f. , M ) G. R ö d e r Urkunden z. Religion d. alten Ägypten 245. , M ) O 1 d e n -
b e r g Religion des Veda 518. 1,s ) D i e t e r i c h Abraxas 139. 141. ,M ) G e s e m a n n Regenzauber 15 ff. "') ZfVk. 14, 261. 1W) S e y f a r t h Sachsen 12. u») G r i m m KHM. Nr. 55; ZfVk. 5, 31. l,°) M e y e r Religgesch. 339- " ' ) G a n z l i n
"«) S e y f a r t h
Sachs. Zauberformeln 13.
Sachsen 16. »») T e g e t -
h o f f Amor und Psyche 61 ff. »») ZfVk. 12, 5.
»») H ö f l e r Organotherapie 16. »«) ZfVk. 14, 266. "') Ebd. 5, 25 f. "») S a m t er Geburt 108. "») ZfVk. io, 126. 18°) S a m t e r Geburt
94 ff. 105 ff
m
) S t e iö p 1 i n g e r A berglaube
89: S a m t e r 108. •«*•)'Abt Apulejus 45. "') M e y e r Aberglaube 229. ,M) H ö f l e r Organotherapie 57. 18ä) S c h ö n w e r t h i, 190. "•) Ebd. 1,211. m ) G a ß n e r Mettersdorf 29. "») ZfVk. 5, 25. "») S a r t o r i Sitte 3, 171 »k») ZfVk. 23, 258. K. Beth. DSmonomantie, allgemeine Bezeichnung für die Erkundung der Zukunft mit Hilfe von Dämonen, besonders durch Orakel x ). *) D e 1 r i o Disq. Mag. 2 (1603), 160; F a b r i c i u s Bibliogr. Antiquaria* (i76°), 599. ßoehm.
Dampf—Daniel
Dampf. 1. H e i l m i t t e l . Gegen Erkältungen wird vielfach auf ärztlichen R a t D. eingeatmet. Im Volksglauben schreibt man dem D. weitergehende W i r k u n g e n zu. In Lippe a t m e t man gegen A s t h m a den Dunst des heißen Wassers ein und trinkt dann das Wasser so heiß als möglich J ). Gegen Schnupfen l ä ß t man den D. von heißem Wasser oder K a f f e e in die Nase ziehen 2 ). Manchenorts b e n u t z t man den D. von Wasser, in dem man K r ä u t e r gesotten hat, denen man eine heilende Wirkung zuschreibt 3 ). ') ZrwVk. 3 (1907), 232. 92. 3) Z a h l e r Simmenthai
s)
Ebd. 1 (1904), 54.
2. W e i s s a g u n g . D. sagt Todesfälle an. W e n n es im T r a u m e d a m p f t , gibt es eine Beerdigung; wenn es bei einem Hause dampft, muß bald j e m a n d darin sterben 4 ). W e n n in Thüringen der D. des nach dem Heraustragen der Leiche auf die Straße geschütteten heißen W a s sers auf das Haus zieht, so stirbt nächstens wieder j e m a n d im Hause oder aus der nächsten V e r w a n d t s c h a f t 5 ); zieht der D. nach einer anderen Richtung, so wird sich nach dieser Gegend hin der nächste Todesfall ereignen 6 ). 4) ZrwVk. 4 (1907), 272. 6) W u t t k e 213 § 298. ') W i t z s c h e l Thüringen 2, 258. Hünner köpf.
Dan, K ö n i g s.
bergentrückt.
Danaidenmotiv. Frau Holle h a t ein F a ß ohne Boden, das sie vollschöpfen m u ß (auch zwei Eimer ohne Boden werden erwähnt). Gelingt es ihr, ist sie e r l ö s t 1 ) . Dieses „ D a n a i d e n f a ß " wurde v o n einigen fälschlich als Regenzauber in Anspruch genommen 2). Das antike Vorbild ist das bekannte F a ß ohne Boden, in welches die Danaostöchter in der Unterwelt ohne Unterlaß Wasser schöpfen müssen. Diese Arbeit ist keineswegs ein „ N a t u r s y m b o l für die nach steter Befruchtung sich sehnende Materie" 3 ). Die endlose Arbeit des Wasserschöpfens traf nach griechischem Glauben diejenigen, welche die eleusinischen Mysterien mißachtet hatten, die äp.ö7]Toi. Von diesen wurde die Strafe auf die Danaiden übertragen. Seit dem 4. Jh. v. Chr.
verkörpern wassertragende J u n g f r a u e n in der darstellenden K u n s t ausschließlich das Schicksal der Ungeweihten im Hades. Ältestes literarisches Zeugnis ist der pseudoplatonische A x i o c h o s p. 371 E (Aavatämv öSpetat Ä T E X E I C ) . Das T S X O J , für dessen Nichterfüllung die Danaostöchter so bestraft werden, ist nach E. Rohdes glänzender E n t d e c k u n g das durch eigene Schuld nicht vollendete Ehebündnis, das unter ähnlichen Riten wie die Mysterienweihe abgeschlossen wurde. Die Danaiden müssen ewig weiter Wasser tragen z u m Xouxpöv vu|i?ix6v, dem Hochzeitsbad, das f ü r sie nicht bereitet worden w a r 4 ) . N a c h griechischem Volksglauben war dieses fruchtlose Bemühen ewigen Wasserschöpfens in ein durchlöchertes F a ß die Strafe f ü r die M i ß a c h t u n g natürlicher T r i e b e 5 ) . Die Seele des AxäXeaxoi hat nach dem T o d e keine Ruhe, sie m u ß als Gespenst (s. d.) umgehen, bis sie sich erf ü l l t 6 ) . A u c h der deutsche V o l k s g l a u b e kennt diese Vorstellung. Im K a n t o n W a l lis müssen die gestorbenen Hagestolze an einem gewissen Ort hausen und in durchlöcherten K ö r b e n Sand aus der Rhone zu B e r g tragen. Den alten Jungfern (s. d.) drohen nach dem T o d unmögliche, o f t anzügliche Beschäftigungen, die ebenso unnütz und zwecklos sind wie ihr irdisches Dasein w a r '). s. a l t e
Jungfern
1, 341 ff.
M a n n h a r d t Germ. Mythen 104. 260; W a s c h n i t i u s Perht 113. 178; E c k a r t Südhannover. Sagen 37. 2) G e s e m a n n Regenzauber 13. 3) B a c h o f e n Mutterrecht 147. 4) R o h d e Psyche 1, 326 ff.; 2, 430 (Reg.); ARw. 2 (1899), 47 ff. 60; 16 (1913), 373; D i e t e r i c h Nekyia 70; Pauly-Wissowa 4, 2, 2087 ff.; B e c k e r Frauenrechtliches 73; SAVk. 2, 56 f.; S t o r f e r Jungfr. Mutterschaft 183. 5) R o h d e Psyche a. a. O.; ARw. 2 (1899), 62; B e c k e r Frauenrechtliches 53. 6) W i l a m o w i t z Eur. Herakl. 1016; ARw. 2 (1899), 63. ') ARw. 2 (1899), 62; B e c k e r Frauenrechtliches 53. . Mengis.
Daniel. Als S y m b o l der A u f e r s t e h u n g Christi ist D. in der L ö w e n g r u b e im frühen MA. h ä u f i g dargestellt, insbesondere auf bronzenen Schnallen der Burgunder 1 ). Der N a m e D. k o m m t mitunter im Diebsbann v o r 2 ) ; auch im Tobiassegen 3 ).
i7i
Dank, danken—Daphnomantie
') H o o p s Reallex. 1, 389; Urquells, 4; vgl. Car. 1, 117. 135. *) B a r t s c h Mecklenburg 2, 335; SAVk. 25, 65. ») ZfVk. 2, 167. Sartori.
172
holt und dafür dankt, so ist es eine Hexe 1 8 ). Zwergen (s. d.) darf man für ihre Dienstleistungen nicht d. und sie d a f ü r auch Dank, danken. Während das D. durch nicht belohnen 14 ). Das D. ist aber v o r g e s c h r i e b e n das Christentum eine ausgesprochene in der „ a l t e n weiber philosophey" der „ A Verkehrsform unserer K u l t u r geworden stronomia T e u t s c h " ( F r a n k f u r t 1 6 1 2 ) " ) : i s t 1 ) , bildet es eines der wichtigen Mittel „ S o ein braut a m hochzeittag zur kirchen zum S c h u t z v o r Zauber und zur Verstäraußgehet, der beste wünsch so man jhr k u n g des Zaubers, n i c h t z u d. F ü r gethut, der bleibet jhr, so ferrn sie von schenkten Samen, für B l u m e n s t ö c k e und Pflanzenableger soll man nicht d., sonst < stund an darfür danckt, sonst w i r d t es nicht helffen." Der dem nächtlichen W a n wachsen sie n i c h t 2 ) ; auch für geliehene derer leuchtende Feuermann will seinen oder geschenkte Milch darf man nicht d., D. haben; wer ihm das „ G o t t b e z a h l ' s " sonst versagen die K ü h e 8 ). Ein K r a n k e r nicht sagt, v o r dem schüttelt er sich, daß muß Beistand durch R a t und T a t als die Funken stieben, und der Mensch selbstverständlich hinnehmen; durch D. muß verbrennen i e ). Durch D. wird der für Arzneien z. B. wird ihre W i r k u n g aufGeist nämlich erlöst 1 7 ). Die weiße Frau gehoben, sogar Schaden herbeigeführt *). aber weinte, als man ihr d a n k t e : „ H ä t t e t U m W a r z e n zu vertreiben, geht man in ihr mir nicht gedankt, dann wäre ich Biel (Schweiz) frech in eine Metzgerei, j e t z t erlöst, so aber bin ich es n i c h t 1 8 ) . " verlangt eine Speckschwarte und geht ohne zu d. und zu grüßen, wie man hereins. a. f e i l s c h e n , g r ü ß e n , T a b u . kam, wieder hinaus 6 ). Für geliehene oder ») Vgl. z. B. H e i 1 e r Gebet 44 f. *) Zfrheingeschenkte Nähnadeln, Scheren, Messer Vk. 2 (1905), 208; B o h n e n b e r g e r 25; M ü l l e r Isergebirge 37; F o g e l Pennsylusw. darf man nicht d., sondern muß sie vania 203 Nr. 1009; D r e c h s l e r 2, 23 § 383 ; lachend entgegennehmen, sonst bekommt W u 1 1 k e 405 § 625. •) D r e c h s l e r 2, 23 man mit der betreffenden Person Ver§ 383; G r i m m Myth. 3, 449 Nr. 467 = Rokdruß u. ä. •); f ü r Feuer und Wasser soll kenphilosophie 971 Nr. 77; W u t t k e 405 § 625; für Honig: S p i e ß Fränkisch-Henneman nicht d., es k o m m t so schon genug, berg 152. *) J o h n Erzgebirge 112; G r o h oder man darf nur „ f ü r die M ü h e " d. 7 ). m a n n 151 Nr. 1098; D r e c h s l e r 2, 23 Die zu einem Schlachtfest geladenen § 383; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 60; Gäste bedanken sich nicht, d a m i t die W u t t k e 343 § 511. 6) SchwVk. 10 (1920), 33. •) W u t t k e 405 § 625; D r e c h s l e r Mast des nächsten Schweines nicht ge2, 23 § 383: Urquell 3 (1892), 230 Nr. 5. hindert werde 8 ). Wenn Frauen einander ') B a r t s c h Mecklenburg 2, 130 Nr. 546; flechten, sollen sie nicht d., sonst fallen K u h n u. S c h w a r t z 454 Nr. 400. die Haare a u s ' ) , und „ w e n n eines das 8) J o h n Erzgebirge 234. 31. •) B o h n e n b e r g e r 25. 10) Rockenphilosophie 800 Nr. 72 andere anputzt, so soll das angeputzte = G r i m m Myth. 3, 447 Nr. 398. l l ) S c h ö n nicht d., sonst steht ihm der P u t z nicht w e r t h Oberpfalz 1, 168 Nr. 8. «) G r i m m 10 s c h ö n " ). Falls ein altes W e i b auf dem Myth. 3, 453 Nr. 568. ») Ebd. 3, 453 Nr. 566. 14) S c h ö n w e r t h Wege zur T a u f e grüßt, darf man nicht d., Oberpfalz 2, 292 Nr. 2; B o h n e n b e r g e r 25. " ) ZfdMyth. 3 (1856), damit, wenn es etwa eine Hexe wäre, sie 316 Nt. 79. " ) K ü h n a a Sagen 1, 397 f. keine Gewalt über das K i n d erlange u ) . Nr. 402; vgl. ebd. 1, 417 Nr. 433; 1, 433 Nr. 456. Nach dem Journal v o n und für Deutsch") B e c h s t e i n Thüringen 2, 145 Nr. 280. land (1 [1787], 454 ff.) soll man über>•) B a a d e r NSagen (1859), 87 Nr. 120. haupt morgens beim Ausgehen auf den Bächtold-Stäubli. Gruß „ G u t e n Morgen" nicht antworten: Daphnomantie (Wahrsagung durch Lor„ I c h d a n k e " , sondern a u c h : „ G u t e n beer, Öi•») G r o ß Handbuch 1, 531. " » ) M ä n n l i n g 291. *") ZiVk. 13, 269. *"•) W r e d e Rhein. Volksk* 132. »•) T e t t a u u.Temme 266. *") Urquell 3, 66. **) G r o ß Handbuch I, 532; L ö w e n s t i m m Abergl. 129 f.; ZirwVk. 1906, 230; AKrim. a.a.O.; WZfVk. 32, 88; S c h e f o l d u. W e mr n e r 29 f. "•) E n d e r s Kuhländchcn 80f. ) Urquell 3, 136. »") T e t t a u u. T e m m e 266. m ) ZfVk. II, 430. *") K ü h n a u Sagen 3, 42. *°) Mont a n u s Volksfeste 129. " ' ) Ebd. •»») D r e c h s l e r 2,263. *") F r i s c h b i e r 112. •*) Urquell 2, 125. "•) L ü t o 1 f Sagen 250 f. IV. 7. Schon im Leben steht der D., verachtet und gefürchtet, außerhalb der Gesellschaft (vgl. § 1 ) ; durch die Todesstrafe, die in der Form des Erhängens ohne Zweifel ursprünglich einen sakralen Charakter besaß, wird sein, zauberischen Mächten, dem Windgott Odin, dem Teufel geopferter Körper in erster Reihe unter den „armen Sündern" zum T r ä ger w i r k s a m e r zauberischer K r ä f t e . So entsteht aus dem Samenerguß oder dem Urin eines Erbd.s (s. § 2), der als reiner Jüngling gehängt wird und so das Taufwasser wieder von sich gibt, unter dem Galgen der A l r a u n oder das Galgenmännlein S88) (s. Alraun). Aus den Wunderkräften, die dem gehängten D. mit allen Hingerichteten gemeinsam sind und die, wie § 6 a ersichtlich, wiederum stark als Z a u b e r w a f f e der D.e selber in Anspruch genommen werden, seien nur einige eigentümliche erwähnt, sonst vgl. H i n g e r i c h t e t e r , h ä n g e n ; D.skette, D.sstrang s. G a l gen. D.s d a u m e n haben eine gewisse A n z i e h u n g s k r a f t , die Glück und Wohlstand bringt. Betrügerische Wirte hängen einen solchen i n s B i e r , damit er Gäste anziehe und der Trank gut abgehe *87), j a sogar ausnehmend gut munde und nie alle werde W8). Dramen des 15. J h s . enthalten älteste Zeugnisse a w ). 1 6 1 5 werden einem Wirt in Nürnberg D.s h o d e n zu diesem Zweck gegeben si0 ). Oder es wird ein in ein TüchJein gewickelter D.sdaumen z u r W a r e
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gelegt oder vom Händler getragen, damit er K u n d e n anziehe und jene sich rasch und teuer verkaufe (Grimmelshausen, Galgenmännlein c. 3 ) W 1 ) . Kartens p i e l e r suchen einen D.sdaumen in die Geldtasche zu erlangen , um nie zu verspielen und immer zu gewinnen 3 * 2 ). Eis sind viele Fälle bekannt, daß solche D.sdaumen erstrebt oder besessen werden, aus Sachsen 1529, 1683, 1694 3 M ), 1 5 1 6 bei Schleiz 384 ), 1640 zu Habelschwerdt ( H e i l m i t t e l gegen Fallsucht) 898). In Flandern werden im 15. J h . dievenvinger von leichten Frauen zum L i e b e s z a u b e r unters B e t t gelegt, um Jünglinge anzulocken * " ) . Wenn ein Fuhrmann die Teile der D.sfinger, woran die Nägel sitzen und womit die D.sgriffe geschehen, in den Peitschengriff einnäht, können die Pferde unter dem Peitschenhieb den Wagen aus dem tiefsten Morast z i e h e n S O T ) . Das Abschneiden eines D.sdaumens vollzieht man am wirksamsten mit dem vom Henker benutzten Beil oder Messer, vgl. Richtschwert s w ). "•) G r i m m Sagen 75 Nr. 83; A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 52; M ä n n l i n g 289. m ) K e l l e r Grab d. Abergl. 1, 86; MsäVk. 7, 95 (1705), auch von D.n gebraucht; W i t z s c h e l Thüringen 2, 276; D r e c h s l e r 2, 239; BIPommVk. 10, 130; R a c h h o l z Sagen 1, 381; B o l t e - P o l i v k a 3, 480. *88) E c k a r t Südhannover. Sagen 85; H e i n e in seinen Memoiren, Werke 5 (Hamburg 1884), 247. *») M o n e Schauspiele 2, 87 (1464 Wismar); ZfdPh. 34, 562. Vgl. DWb. 2, 1094. »>) S c h m i d t Nachrichter 116 Nr. 283. '") A m e r s b a c h a . a.O. 2, 62; Rockenphilosophie 1706, 43c. 13; Grimm Myth. 3, 441 Nr. 201; B r ä u n e r Curiositdten 2 3 6 ! ; M e y e r Aberglaube 64. 229; W o l f Beiträge 1, 216 Nr. 171. •**) H u ß Aberglaube 20; W i t z s c h e l 2, 266; ZföVk. 6, 119; P a n z e r Beitrag 2, 295; V e r n a l e k e n Alpensagen 419 (Daumen der rechten Hand). "•) M e i c h e Sagen 483. 488. 532. ,M) E i sei Voigtland 277 Nr. 698. »") K ü h n a u Sagen 3 , 1 4 ! ; H a u p t Lausitz i, 201. »••) de Cock Volksgeloof 1, 196. *•') W i t z s c h e l a. a. O.; P a n z e r a. a. O.; K e l l e r Grab d. Abergl. 4, 245 f. "*) H e c k s c h e r 110. Müller-Bergströ m. Diebssegen bieten eine große Fülle sowohl epischer (rein christlicher) als auch besprechender und ritueller Sprüche; die rituellen sind teilweise schon in der Antike üblich. E s gilt, den (unbe-
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Diebssegen
kannten) D i e b z u m S t e h e n oder z u r U m kehr zu b r i n g e n , e v t l . ihn n a c h d e m „ B i n d e n " z u l ö s e n , oder e n d l i c h u n t e r den Verdächtigen den Schuldigen zu bezeichnen. W i r b e h a n d e l n u n t e n b i b l i s c h e u n d kirchliche M o t i v e (§ I — 7 ) , B e s p r e chungen o h n e s o l c h e (§ 8), L ö s u n g (§ 9), E n t d e c k u n g des D i e b e s (§ 10). D i e l ä n geren S e g e n k ö n n e n v i e l e M o t i v e v e r einen. 1. D i e D i e b e und d a s heilige K i n d . In D e u t s c h l a n d ist ein l ä n g e r e r Segen m i t s o l c h e m E i n g a n g s e h r v e r b r e i t e t u n d b e l i e b t u n d w o h l a u c h hier gedichtet, seit 1400 b e k a n n t , l a t e i n i s c h nicht b e l e g t . H a u p t s ä c h l i c h die E i n l e i t u n g , welche die S z e n e r i e v o r f ü h r t , v a r i i e r t ; der R e s t , a u c h die a n s c h l i e ß e n d e l a n g e B e s p r e c h u n g , ist z i e m l i c h s t a b i l . a) „ M a r i a in der K i n d b e t t lag, drei E n g e l G o t t e s t ä t e n i h r p f l e g e n « ihrer p f l a g ?), d e r erste h e i ß t S. Michael, der andere h e i ß t S . G a b r i e l , der d r i t t e h e i ß t S. P e t r u s ( n o r m a l : R a p h a e l ) . E s k o m m e n drei D i e b d a h e r , sie w o l l e n M a r i a ihr 1. K i n d s t e h l e n . M a r i a s p r a c h : S . F e t e r b i n d . . S . P e t e r s p r a c h : Ich h a b e es geb u n d e n m i t eisernen B a n d e n , m i t G o t t e s eigenen H ä n d e n , d a ß sie m ü s s e n s t e h e n als w i e ein S t o c k und a u s s e h e n als w i e ein B o c k , bis d a ß sie k ö n n e n z ä h l e n alle S t e r n , alle S c h n e e f l o c k e n " ( u s w . ) 1 ) . b) ,,M a r i a g i n g in d e n grünen G a r t e n , 3 Englein das Jesuskind w a r t e n , der e i n e " usw. 8 ). E i n e F a s s u n g u m s J a h r 1 6 1 7 l ä ß t M a r i a erst i m K i n d b e t t liegen, d a n n in den G a r t e n g e h n *), vgl. aus den Vogesen: „ L a S.-Vierge a p r è s ses c o u c h e s s'en a l l a a u j a r d i n des Olives, 3 anges a v e c S. Pierre l'attend a i e n t " (aus „ w a r t e t e n " ) usw. 4 ). c) „ E s s a ß e n 33 (sic) E n g e l (in e i n e m S a a l ) , u n s e r 1. F r a u e n K i n d h ü t e n d alld a " u s w . 8 ) ; ä h n l i c h c z e c h i s c h •). d) „ M u t t e r M a r i a reiste w o h l über d a s L a n d , sie h a t ihr liebes K i n d bei d e r H a n d ; d a k a m e n die D i e b e " usw. 7 ); der F o r m d f e h l e n die E n g e l ; sie ist v o r wiegend norddeutsch belegt, doch ähnlich czechisch8). b c d auch dänisch9). D e m E i n g a n g d recht nahe steht, äußerl i c h , e i n e d e u t s c h e V a r i a n t e des 15. Jhs.,
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wo Peter, Daniel und Maria „ ü b e r w a l d " gehen — a b e r o h n e K i n d a n der H a n d w ) . Die ä l t e s t e b e k a n n t e F o r m des S e g e n s , u m 1400, h e b t , o h n e j e g l i c h e L o k a l i sation, a n : „ D e r g u t h e r r e S . D a n i e l s p r a c h z u d e m g. h. S . P e t e r : V n t k o m e n t hienacht d i e b e " usw.11). Sicher gehört D a n i e l der G r u n d f o r m a n ; in e i n i g e n V a r i a n t e n der F o r m e n b c d f i n d e t s i c h eine E p i s o d e , die in der A u f z e i c h n u n g des 15. J h s . a l s o l a u t e t : (die H e i l i g e n g e h n ü b e r W a l d ) „ d a l a c h e t der hl. S . D a n i e I; d a s p r a c h uns. 1. F r a u : D a n i e l , d u h a s t g e l a c h t . Frau, das h a b ich getan, dort sich ( = sehe) i c h drei d i e b h e r g e h n " u s w . 1 2 ) . A u c h ohne L a c h e n k ü n d i g t öfters Daniel oder P e t r u s d a s K o m m e n der D i e b e a n . Die eigentümliche Zusammenstellung D a n i e l s , M a r i a s , des K i n d e s ( u n d d e r Engel) f i n d e t w o h l allein d u r c h O f f e n b . J o h . 12, 1 f f . ihre E r k l ä r u n g : D e r v o m P r o p h e t e n ( D a n i e l 7, 7) g e w e i s s a g t e gehörnte Drache strebt darnach, das neug e b o r e n e K i n d des S o n n e n w e i b e s z u ü b e r w ä l t i g e n , w i r d a b e r v o n M i c h a e l u n d seinen E n g e l n v e r t r i e b e n . V o n d e n L o k a l i s a t i o n e n a — d ist m i t h i n a die g e l u n genste. I m A n h a n g des B u c h e s D a n i e l ( K a p . 14) l a c h t e b e n dieser P r o p h e t , w e i l er allein einen D i e b s t a h l d u r c h s c h a u t ; dies L a c h e n des allein K u n digen ist ein v e r b r e i t e t e s S a g e n - u n d M ä r c h e n m o t i v 1 S ) . — F ü r P e t r u s als d e n (mit eisernen B a n d e n ) b i n d e n d e n v g l . M a t t . 16, 1 9 u n d A p o s t e l g e s c h . 12, I f f . , (hier a u c h O f f e n b . 20, 1 f f . , w o ein E n g e l mit „ S c h l ü s s e l " und „ K e t t e " den Drachen endgültig bindet?). Nach französischem Volksglauben bannt „Petrus-inv i n c u l i s " (1/8) D i e b e ) u ) . — D e r e p i s c h e E i n g a n g des S e g e n s s e t z t d e m n a c h urs p r ü n g l i c h eine gewisse Gelehrsamkeit v o r a u s ; dies G e p r ä g e ist d a n n in d e n s p ä t e r e n F a s s u n g e n einer v o l k s t ü m l i c h e n A n m u t in der A u s m a l u n g v ö l l i g g e w i c h e n . ') S A V k . 25, 65 Nr. 1 a; vgl. SchwVk. 4, 16; ZfdMyth. 4, 130; ZfrwVk. 1904, 301; W u 1 1 k e § 241; B a r t s c h Mecklenburg 2, 336 Nr. 1616; BIPommVk. 4, 170; vgl. auch L ü t o 1 f Sagen 542. Englisch (s. Carolina) The populär Science monthly (New York) 70, 169. •) W l i s l o c k i Sieb. Volksgl. 117
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Vgl. S c h r a m e k Böhmerwald 274; WürttVjh. 1 3 , 174 Nr. 69 (aus Albertus Magnus); D r e c h s l e r 2, 45 f.; K l a p p e r Schlesien 247; Strackerjan x, 1 1 9 Nr. 142; B a r t s c h Mecklenburg 2, 335 f. 337 f. Nr. 1 6 1 5 . 1 6 1 9 . 1621. *) M o n e ' s Anzeiger 6, 464 Nr. 12. 4) Melusine 3, 1 1 0 ; vgl. S A V k . 18, 118. ') D r e c h s l e r 2, 46 f. Vgl. Romanusbüchlein 10 f.; ZföVk. 13, 1 3 6 ; W u t t k e § 241; Knoop Hinterpommern 170. •) G r o h m a n n 203. ') M ü l l e n h o f f Sagen 5 1 7 f . Nr. 34. Vgl. B a r t s c h Mecklenburg 2, 337 f. Nr. 1620; ZfEthnol. 3 1 , 466 (Pommern); K ö h l e r Voigtland 406; ZfVk. 1, 188. — Andere Formen SAVk. 2, 265 Nr. 142 und Z f V k . 5, 298; F r i s c h b i e r Hexenspr. 1 1 2 f.; B a r t s c h Mecklenburg 2, 336 Nr. 1617. a) G r o h m a n n 202 f. •) Danm. Tryllefml. Nr. 9 1 5 ff.; vgl. Norske Hexefml. Nr. 1200. 10 ) S c h ö n b a c h H S G . (ohne Nr.) aus Freiburger Hschr. 190. ») Ebd. (aus Salzburger Hschr.). " ) S. A. 10; auch D r e c h s l e r 2, 45. 46; Bartsch Mecklenburg 2, 335 Nr. 1 6 1 5 ; czechisch: G r o h m a n n 203; dänisch: Danm. Tryllefml. Nr. 915 (Gabriel). 1S ) Z. B. C h a v a n n e s Cinq cents conles (etc.) du Tripitaka chinois 1 Nr. 32. 1 1 2 ; F L . 16, 417 (Talmud). 4 2 0 ! ») U s e n e t Götternamen 120.
2. Heiliges, das g e s t a n d e n hat oder s t i l l t (urspr. ein Motiv der Blutsegen). „ I h r Diebe . . . wie Christus der H e r r ist gestanden am J o r d a n , als ihn S. J o h a n n e s getauft, diesem nach beschwöre ich euch . . . daß ihr mir s t e h e t . . wie Christus der H e r r gestanden, das (1. als) man ihn am S t a m m des hl. K r e u z genagelt . . . " 1S ) (s. Blutsegen 1 b und Jordansegen). Dann umgekehrt bei nachheriger Lösung des Diebes: ,,Da Jesus getauft war a m Jordan, ging er hin, also gehe du auch h i n " 18 ). — Auch eine späte Form des . Dreiblumensegens (s. d.) gehört hierher. 15 ) Romanusbüchlein 1 1 ; Geistl. Schild 157; vgl. G r i m m Myth. 3, 505 Nr. 49. " ) Hschr. Dr. W o s s i d l o ' s in Waren (S t a a k Nr. 244); vgl. B a r t s c h Mecklenburg 2, 338 Nr. 1619.
3. Heiliges, das g e b u n d e n hat. C h r i s t u s band die Hölle, s. ,,Chr. in den Segen" § 1 . — D i e h l . N ä g e l . Beispiel s. unten § 4 17 ). " ) Vgl. auch SAVk. 18, 38.
4- J u d a s und P i l a t u s . Diese Beschwörung, von einem Ritus mit drei Nägeln begleitet, ist sehr verbreitet, besonders durch gedruckte Bücher. „ 0 Dieb,
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ich binde dich bei dem ersten Nagel, den ich dir in deine Stirn und Hirn t h u schlagen, d a ß du das gestohlene Gut wieder an seinen vorigen Ort mußt tragen; es soll dir so weh werden nach dem Menschen und nach dem Ort . . . als es dem J ü n g e r J u d a s war, da er Jesum verraten hatte. Den andern Nagel . . . in deine Lung und Leber . . . es soll dir so weh . . . als dem P i 1 a t o in der H ö 1 1 e n p e i n. Den dritten Nagel . . . . deinen F u ß . . . o Dieb, ich binde dich . . . durch die hl. drei N ä g e l , die Christum durch seine hl. H ä n d e und F ü ß e sind geschlagen worden . . . . " 18). Zwei D., in Hschr. von 1727, gedenken auch J u d a s ' Unruhe, als er „Christum einen falschen K u ß gab", und „als er die 30 p f e n n i g wider b r a c h t " 19). J u d a s u. Pilatus finden sich schon in dem großen ma.liehen, pseudokirchlichen „Anathema Adalberti" gegen Kirchendiebe: „sit pars illorum cum Iuda traditore . . . et cum Pontio Pilato" 20). J u d a s allein in byzant. Segen zum Ausfinden eines Diebes, 15. J h . : „Aber der verbrecherische J u d a s wollte nicht v e r s t e h e n " 2 1 ) (vgl. Joh. 12, 6 und 13, 28?). " ) Geistl. Schild 1 5 8 ! . ; Romanusbüchlein 12 f. Ein wenig anders ZfVk. 8, 346; F r i s c h b i e r Hexenspr. 1 1 5 . — Ins Französische übertragen: SAVk. 15, 185. ls ) Alemannia 2, 128 f. Nr. 4 f. 20) W i e r n s De praestigiis daemonum (Basel 1577) 524 ff. Vgl. T a y l o r in American Journal of Philology 42, 244 ff. S1 ) V a s s i i i e v Anecdota Graeco-Byzantina 1 , 341.
5. D i e h 1. D r e i h e i t. „Dieb, Dieb kehr wieder um, Gott Vater bindet dich, Gott Sohn zwingt dich, der hl. Geist wendt d i c h " 22 ). Die g ö t t l i c h e Trinität k a n n hier z. B. von Wünschelrutensegen (s. d.) übernommen sein. Im D. ist die P a t r i a r c h e n reihe älter; z. B. „ A b r a h a m ligauit, Ysaac restinuit (sie), Jacob domum r e d u x i t " (anno 1365) 23 ), in anderer Form schon 1 1 . J h . (England) 24 ); lat. 25 ) und deutsch 2e ) noch im Gebrauch (deutsch: „ A b r a h a m hat's gebunden, Isaac hat's erlöst, J a c o b hat's heimgeführt"). Byzant. 15. J h . : „Abraham verfolgt dich, Isaac fällt über dich her, Josef läuft dich a u f " 27). Grundlage wohl I. Mos. 14, 11—16 über Abraham;
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die betr. Verba wurden dann auf die 3 Patriarchen verteilt, deren Namen schon den Beschwörungen des A l t e r t u m s vertraut waren 28). " ) W o l f Beiträge 1, 257 Nr. 2 1 ; vgl. Romanusbüchlein 27. 23) A n z f K d d V . 1871 301. a4) J A m F l . 22, 178. 25) B I P o m m V k . 4, 140 Nr. 13. 26) W ü r t t V j h . 13, 191 Nr. 143. 27) V a s s i l i e v Anecdota Graeco-Byzantina i , 341. Vgl. A R w . 13, 539. 28) Z. B . Wiener Denkschriften 36, 75 (griech. Papyrus). Vgl. z u § 5 : J a c o b y HessBl. 25, 200 ff.
6. H e l e n a und das Kreuz. Helena, die Mutter Kaiser Konstantins, findet laut der Legende 2 9 ) das v o n den Juden vergrabene hl. K r e u z nach A n w e i sung des frommen J u d e n Judas. Sie ist darum eine gute Diebsfinderin, und das Kreuz selbst f ü h r t Diebe zurück. Ihrer gedenkt im 10. Jh. ein englischer Viehsegen 30 ); um 1100 heißt es in Münchener Hschr.: „ D e u s qui J u d a e lignum vel Signum sanetae crucis in loco Calvariae ostendisti, ostende mihi quod p e r d i d i " usw. 3 1 ). Deutsch in verschiedenen Formen 14. bis 16. Jh., z. B. „ A d f u g i t i v u m . . . daz hl. cruce bringe dich v o n sundert wider (usw. v o m N . W . 0 . ) ; daz hl. ervee w a r t von S. Elencn f v n d e n , also mvstv mir werden f v n d e n . . . " 32 ). Die ,,S. Hellm a n n " begegnet uns noch in später A u f zeichnung 33 ). 29) L u c i u s Heiligenkult 165 ff. 30) J A m Fl. 22, 180. 3 l ) M o n e's Anzeiger 7, 421; vgl. S c h ö n b a c h H S G Nr. 737, 15. Jh. 32) ZfdA. 27, 3 1 1 ; vgl. S c h ö n b a c h HSG. Nr. 202. 230. 33) J a h n Hexenwesen 55.
7. B e s c h w ö r u n g b e i Dämon e n. Außer Engelmächten (vgl. unten § 10 b) werden Teufel gegen Diebe herangezogen (auch beide zusammen). Sogar das kirchlichtuende A n a t h e m a Adalberti (oben § 4) sagt: „ A d j u r o te, Lucifer, cum omnibus satellitibus tuis . . . ut nullam habeas requiem diebus neque noctibus, donec perducas eos ad i n t e r i t u m " . U n d im „ A l b e r t u s M a g n u s " heißt es: Das seie dir gesagt, Moloch, Lucifer, S. Michael, S. Gabriel, S. R a p h a e l " (auch A s t a r o t h , Beizebub und Satan werden hier genannt) 34 ). Einfacher um 1570: „ J a c o b (der Dieb), du schalt töfen (verweilen) in aller duvel n a m e n " 35 ). Dänische und nor-
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wegische Diebsbannungen sind an allerlei Teufels namen sehr reich 36 ). 31 ) W ü r t t V j h . 13, 236 Nr. 350. 35 ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 9. 3e ) Danm. Tryllefml. Nr. 925 f f . ; Norske Hexefml. Nr. 1381 ff.
8. B e s p r e c h u n g e n , ohne epischen Stoff. Der besprechende Schluß des Segens v o m K i n d e (s. § 1) mit den Motiven „ S t e h e wie ein S t o c k " usw. und „ Z ä h l e die S t e r n e " usw. k o m m t , spät, auch als selbständiger Segen vor 37), v g l . oben I, 876. Das Mitwirken der N a t u r (oder die V e r w i r r u n g des Diebes) k o m m t in deutschen Segen selten vor. „ I c h beswer erde vnd mere . . . daz si mir in bringen w i d e r " 14. Jh. 38 ). „ I h m müssen alle Stege und alle W e g e verwirrt s e i n " 39 ). A h n l i c h in der A n t i k e : „ I h m (dem Grabschänder) sei die Erde nicht tretbar, das Meer nicht f a h r b a r " 4 0 ) . „ S e i n (des Diebes) W e g sei Finsternis und A u s g l e i t e n " (Psalm 35, 6) 41 ). Entsprechendes bieten christliche L e g e n d e n : ein Heiliger l ä ß t den Dieb sich verirren, bis er endlich z u r ü c k k e h r t 4 2 ) . Einige Sprüche schließen sich an begleitende R i t e n . F e u e r : „ I c h lege dir Dieb oder Diebin Brot, Salz und S c h m a l z auf die Glut — wegen deiner Sünd und Ü b e r m u t (usw.); es soll dir alle A d e r n krachen und Todesschmerzen machen, daß du keine R u h nicht hast, bis du das gestohlene wiederbringst . . . " ; durch gedruckte Bücher äußerst beliebt g e w o r d e n 4 3 ) (vgl. Liebessegen). N ä g e l s. oben § 4 . — E i n T o t e r ; man ruft ihm z. B. ins G r a b : „ H i e r ist das Gebiß des (gestohlenen) Pferdes, suche den Dieb und schaffe das Pferd wied e r " 44 ). Schon attische F l u c h t a f e l n übergeben Tempeldiebe den chthonischen Gottheiten zur Peinigung, bis sie bekennen 45 ). Im Norden bespricht man einen Totenknochen, den Dieb zu bezwingen 4 6 ). 3 ') S A V k . 2, 264 f. Nr. 140 f . ; A l e m a n n i a 16, 56; Z f r w V k . 1 (1904), 152; S t r a c k e r j a n 1, 120. Z f d A . 27, 3 1 1 . 39) B I P o m m V k . 4, 120. 40) W ü n s c h Defixionum täbellae Atticae I X . 41 ) V a s s i l i e v Anecdota GraecoByzantina 1, 341; vgl. türkischer Volksglaube A R w . 16, 126. " ) Z. B . Marianus s. A A . S S . A u g u s t 3, 735; Julianus s. B e r n o u l l i Merowinger 251. 43) W ü r t t V j h . 13, 183 Nr. 108;
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W u t t k e §241. Feuer und Nägel: S c h ö n b a c h Berthold v. R. 149 (17. Jh.). M ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 330 f. Nr. 1602. Anders ZföVk. 2, 152 f. " ) W ü n s c h 1. c. S. X f. «•) Danm. Tryllefml. Nr. 946 ff. (vgl. auch Schönb a c h Berthold v. R. 149). 9. D i e b s l ö s u n g nach der B a n nung (s. auch § 2 ) . Gewöhnlich: „ S t e h s t du hier in Teufels Band, so gehe hin in (oder: so lös ich dich durch) Gottes H a n d " u. ä. 47 ). Mitunter wird in (drei) Teufels Namen gelöst **). — In antiken Flüchen k a n n der Diebsbinder die L ö s u n g des Diebes sich allein vorbehalten: „ n e quis eum solvat nisi nos qui fecimua" *•); ein feierlicher Lösespruch (nach geleisteter Sühne) war dieser: „ D e r G o t t h a t den Hermogenes bestraft, und er h a t den G o t t bestraft, und er hat den G o t t versöhnt und wird ihm von j e t z t an wohlgefällig s e i n " w ) (während in den christl. Sprüchen der T e u f e l bindet und G o t t löst). •') B a r t s c h Mecklenburg 2, 337 f. Nr. i 6 i 8 f f . ; BlpommVk. 4, 159; J a h n Hexenwesen 56; E n g e l i e n u. L a h n 269; Geschichtsblätter f. St. u. L. Magdeburg 15, 88. 4S ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 120; vgl. ZfVk. 22, 299. " ) W ü n s c h 1. c. S. X X V . " ) Ebd. S. X X I I I . 10. E n t d e c k u n g des Diebes unter den V e r d ä c h t i g e n S 1 ) . Die betreffenden Riten sind als Gottesurteile (s. d.) aufzufassen und zum Teil sehr alt. Hier bloß Beispiele für die Begleit s p r ü c h e . a) K ä s e und B r o t (der Schuldige kann sie nicht verschlingen). In antikem S p r u c h : „(Hermes, Helios u. a.) rufe ich an, euch des Verschluckungs-Vermögens des Diebes zu b e m e i s t e r n " " ) . A u f christlichem Gebiet sprach man hier das, realistisch gedeutete, Bibelwort P s a l m 10, 7 ( „ C u j u s maledictione o s " usw.); so im 14. J h . in Griechenland, Italien und Deutschland M ). b) G e r s t e n k ö r n e r (das K o r n des Schuldigen sinkt nicht ins Wasser). U m II00 in Deutschland rief man hier Michael, Gabriel, Raphael an M ) . c) K r i s t a l l schauen; auch hier heilige Mächte beschworen. Lateinisch 16. J h . : „ D e p r e c o r te domina S. Helena (s. § 6) . . . ut commonstres in hoc
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crystallo quicquid p e t o " M ) ; ein deutscher Hexenmeister um 1570 s p r a c h : „ D e r hillige licham, dat hl. testament (usw.), do dick u p " » ) . d) S i e b und Schere, oder P s a l t e r (Liederbuch usw.) und Schlüssel ( S t ü c k Holz). L a t . Sprüche für beides seit 12. Jh. 6 7 ), deutsche seit 13.Jh. (für Sieb) M ). In den älteren Sprüchen wird oft bei einer ganzen Reihe Heiliger (oder Engel) beschworen oder vorgefragt 6 *) ; in den neueren bei wenigen, so bei Peter und P a u l für das Sieb — ( „ S . Peter und S. P a u l , ich f r a g dich (d. h. das Sieb) . . . durch Gott, h a t t N. d e m N. diss oder jhens genommen, lauf h e r u m b ; wo nicht, so stehe still und reg dich n i c h t " , 16. Jh.) 4 0 ) — bei S. Johannes oder dem Johannesevangelium (woselbst dann der Schlüssel eingesteckt ist) für das B u c h 41 ) (z. B. : „ E v a n g e l i u m Joh., leeg (lüg) nich on dreeg (trüg) nich, segg de reine Wahrheit, hefft dei mi dat gestahle") 6 1 ). Entweder wird G o t t (bzw. ein Heiliger) u m Entscheidung gebeten, oder das Instrument selbst dazu beschworen, wie in obigen Beispielen, und lat. schon 12. J h . : „ a d i u r o te cribrum usw., uertatis uos ad orientem" usw. 42 ). e) Das A u g e des Diebes (vgl. Sp. 222). In griech. P a p y r u s : „ S o stark wie ich . . . mit diesem H a m m e r schlage, soll das A u g e des Diebes geschlagen werden und brennen, bis er sich selber a n z e i g t " M ) . F r ü h mittelalt. Beispiele nicht b e k a n n t ? Nach deutscher Anweisung, 15. Jh., wird ein gemaltes A u g e in Gegenwart der V e r dächtigen unter Zauberworten gestochen, bis der Schuldige schreit 4) H e p p e A D B . 5, 157 f.
1. Geb. 1575 zu Gmünden a. d. Wohra, Philosoph und Theologe, 1599 Feldprediger des Grafen Philipp von SolmsLaubach, dann Archidiakon in Marburg, 1607 Professor der Ethik und Pädagogiarch in Gießen, seit 1614 Superintendent zu Ulm, wo er 1639 starb. D. war ein außerordentlich fruchtbarer Prediger und Schriftsteller, Verfasser kleinerer Traktate und größerer wissenschaftlicher Werke *). Unter diesen sind die vier wichtigsten die Institutiones dialecticae (1609), Institutiones catecheticae (16x3), Institutiones rhetoricae (1613), Institutiones oratoricae (1613). Hinzu tritt als fünftes der Ecclesiastes s ), eine Erklärung des Predigers Salomon und der Weisheit Salomonis in zwei Bänden: 1, 1627, üe* druckt 1642 bei Joh. Gorlin in Ulm, II, 1632 bei Joh. Saur in Ulm. •) Aufgezählt bei F . W . S t r i e d e r Grundlage einer hessischen Gelehrtengeschichte 3, 30. ') Voller Titel auch Alemannia 11 (s. Anm. 4).
2. D.s Werke sind zum Teil reich an Materialen zur Sittengeschichte und zur Geschichte des Aberglaubens, den er eifrig bekämpft. So bietet der Ecclesiastes 4) eine Aufzählung der damals üblichen Mittel des Wettermachens und abergläubischen Wetterschutzes: Segen, Prozessionen, Glockenläuten, Tragen des Evang. Johannis und anderer Amulette (Pflanzen, Steine, Kerzen, Tierteile). An anderer Stelle des Werkes findet sich eine Aufzählung verschiedenartiger Zauberbräuche und Zaubermittel im Wetterund Liebeszauber, ebenso eine Aufzählung verschiedener Methoden von Wahrsagung: Necromantie, Leccanomantie (Weissagung aus einem mit Wasser gefüllten Becken), Spiegel und Kristallweissagung, Ring-, Sieb-, Beil-Weissagung, Wahrsagung mit Hilfe des Nagels eines Knaben, eines Eselkopfes und anderes. Wie all dieses so wird in einer Predigt (Bd. II, 17) das Treiben der ,,Egiptischen Schwarzkünstler" ausführlich als Gaukelwerk bekämpft. Indessen zahlt auch D. in anderen Schriften dem Aberglauben der Zeit sei-
293
Dietrich von
nen Tribut. In einem T r a k t a t über die Träume 5) ist zwar ausführlich v o n den natürlichen Gründen des T r ä u m e n s die Rede. Neben den natürlichen T r ä u m e n unterscheidet er aber auch göttliche und teuflische Träume, und auch bei den natürlichen lehrt nach ihm die tägliche Erfahrung, daß sie eine B e d e u t u n g haben. Freilich, diese zu erkennen, ist o f t unmöglich, und D. stellt sich auf den Standpunkt Josephs (Genesis 40, 8): Traumauslegen gehöret G o t t zu. Auch die Predigt 6) über den K o m e t e n von 1618 zeigt uns D. durchaus auf dem Standpunkt seiner Z e i t : er sieht in diesen Sternen Rache-, Straf- und W a r nungszeichen, indem er dann als christlicher Seelsorger mit N a c h d r u c k die Möglichkeit vertritt, durch Gebet und B u ß e den angezeigten Zorn Gottes abzuwenden. ') Auszüge v o n B i r l i n g e r Alemannia I i , 267—288. ®) Philosophischer und theologischer Traumdiskurs von nächtlichen Träumen usw. U l m 1624. •) Ulmische Cometen Predigte usw. U l m 1619. Helm.
Dietrich von B e r n . D a ß D . v. B. auch außerhalb der Dichtung, die uns hier direkt nichts angeht, die P h a n t a s i e des deutschen Mittelalters beschäftigte, ist genugsam bezeugt. Man k a n n sagen, daß er damals ein Gegenstand des V o l k s glaubens geworden ist, sicherlich durch das Ventil der Dichtung, aber weniger der großen Epik als des ununterbrochen fortgeerbten Heldenlieds J ). Die berühmtesten Sagenzüge sind sein v o n O t t o v o n Freising 2) erzähltes E n d e mit dem Rosse im Aetna (s. d.) und seine Erscheinung an der Mosel 1197, als Otto IV. und Philipp von Schwaben um die K r o n e s t r i t t e n : Auf schwarzem R o ß als riesiges Gespenst in Menschengestalt erschien er Spaziergängern, nannte Bich D. weiland K ö n i g v. B. und weissagte nahes U n g l ü c k und Elend über das ganze Römische Reich 3 ). Weitere Zeugnisse, die sogar bis nach Ungarn reichen 4 ), s. bei Wilhelm Grimm 8 ). Ob in dem niederländ. Derk met den beer 6 ), ob in dem Dieterle als Mann im Mond 7 ), ob in dem bösen Geist D., v o n dem eine Hexe besessen ist 8), eine N a c h -
Bern
294
w i r k u n g des Berners vorliegt, ist g a n z ungewiß. Dagegen treffen wir ihn als scheinbar sichere Substitution f ü r den Wilden Jäger örtlich begrenzt in Ostmitteldeutschland, besonders der Lausitz, und wohl auch zeitlich b e g r e n z t : zwar Glaube der Neuzeit, doch inzwischen vermutlich geschwunden. Perndietrich, Panoder Banndietrich ist sein N a m e ; die W e n d e n in der Lausitz, die ihn übernommen haben, nennen ihn D y t e r b e r n a t , D y k e b e r n a k u. ä., Brandadern (s. d.) in Feldern nennen sie D y t e r b e r n a t o w y puc, d. h. Dieter Bernhardts W e g 9 ) . W i c h t i g w a r nun aber der Nachweis v o m Z u s a m m e n h a n g des Berndietrich der Sage mit einer historischen Persönlichkeit, einem B e r n h a r d Dietrich v o n Biberstein 10 ), dem Gründer v o n B e r n s t a d t in der sächs. Lausitz, der in der K i r c h e zu Schönau als J ä g e r abgebildet w a r und der auch unter der Bezeichnung B l a u h ü t e l (s. d.) als wilder Jäger erscheint. Die Mythologen haben trotzdem durchweg den Z u s a m m e n h a n g mit dem großen Sagenheld nicht aufgegeben n ) ; in der T a t ist j a ein Synkretismus beider Figuren möglich, aber wahrscheinlicher ist, daß es sich bei dieser Substitution des wilden Jägers n u r u m den E d e l m a n n handelt, wie das auch sonst o f t der Fall ist (vgl. die Herren v o n Rodenstein, Rodenthai, Maltitz, Sponheim usw.). N o c h verdient E r w ä h n u n g , daß D. v . B. öfters v o m hl. Bonifazius begleitet i s t 1 2 ) , der P a n Dietrich einst vergeblich ermahnt hatte, v o n seinem gottlosen L e b e n a b z u s t e h e n ; auch als ' J a g d p u t z ' in Weibsgestalt tritt er auf l s ) . *) V g l . S t a m m l e r - M e r k e r Reallex. u n t e r S p i e l m a n n s d i c h t u n g § 4. 2 ) Chronicon 5, 3 ; s. W . G r i m m Deutsche Heldensage* N r . 24. 8 ) G o d e f r i d u s m o n a c h u s Colon., 4) s. W . G r i m m a . a . O . N r . 35. Simon K 6 z a , s.W. G r i m m a . a . O . N r . 63. s ) a. a. O . bes. N r . 59 b. 1 1 6 b. 1 1 7 . 120 * f f . 1 2 8 b f f . 133 f f . 1 3 7 . 139. 140 f f . 146 f f . 1 5 5 b . 158 f f . 2 5 b . 83®. H 7 d . 1 4 9 c u. ö. •) G r i m m Myth. 1, 1 7 7 ; 2, 782. ') E b d . 2, 598; R o c h Naturmythen 244. e) S A V k . 3, 299 f. holz e) D i e S a g e n sind verzeichnet bei M e i c h e Sagen Nr. 5 5 0 — 5 6 2 ; K ü h n au Sagen 2 N r . 1 0 4 5 — 1 0 4 9 ; H a u p t Lausitz 1, 121 f f . ; S c h a m b a c h u. M ü l l e r 4 1 7 ; G r o h m a n n Sagen 75. 78 f . ; E i s e 1 Voigtland 1 1 9 10*
Dill
295
Nr. 309; Q u i t z m a n n 41. ») G. K ö h l e r Laus. Magazin 1839, 227—239. " ) Vgl. G r i m m Myth. 2, 781 (1, 309); 3, 283; M a n n h a r d t Götter 118f.; E. H. M e y e r Germ. Myth. 237; J i r i c z e k Heldensagen
1,
247; W u t t k e Sdchs. Volksk. 379; W o l f ZfdMyth. 3, 112. ") M e i c h e a.a.O. Nr. 555. 556. '•) Ebd. Nr. 220 Anm. H. Naumann.
Dill (Anethum graveolens) i. B o t a n i s c h e s . Stark gewürzig riechender, dem Fenchel ähnlicher Doldenblütler mit fein zerteilten Blättern, grünlichen Blüten und linsenförmig zusammengedrückten Früchten. Die Heimat des als Gewürz und Heilmittel in Gärten angebauten D.s sind die Mittelmeerländer 1 ). >) M a r z e l l
pflanzen 117—119.
Kräuterbuch
198 f.;
Heil-
2. Wegen des stark aromatischen G e r u c h e s ist der D. ebenso wie der verwandte Kümmel ein altes Mittel g e g e n H e x e n . Als solches erscheint er gleich dem Dorant und Dosten (s. d.) in verschiedenen Volkssagen *). Wenn die Frauen zum Backen gehen, nehmen sie D. mit, dann kann der Teig nicht behext werden 8 ). An Neujahr wird D. (mit Salz und Lein) um die ganze Grenze der Hofstelle gesät 4 ). D. auf der bloßen Haut getragen schützt vor Verzauberung s ). Die Waldfrau ruft ihrer gefangenen Schwester zu, j a nicht zu verraten, wozu D. und vierblättriger Klee (ebenfalls ein antidämonisches Mittel I) gut seien 6) (vgl. Walnuß). Auch in England wurde D. gegen Verhexung gebraucht: Vervain (s. Eisenkraut) and Dill Hinders witches from their will'). *) S o m m e r Sagen 61; S c h a m b a c h Wb. 18. 313; Veckenstedts Zs. 1, 227. 311;
A n dree Braunschweig Niederlausitz 29; M e y e r
382; G ander Germ. Myth. 136.
lenburg 2, 432. •) M ü l l e r
Siebenbürgen * 34.
*) Veckenstedts Zs. 4, 389. •) J a h n Hexenwesen 180; ZfVk. 1, 178. •) B a r t s c h Meck') B r a n d
Pop. Ant. 598.
3. Vor allem sind es N e u g e b o r e n e , W ö c h n e r i n n e n und B r a u t leute, die der D. schützt. Kleinen Kindern wird ein Beutelchen mit Salz, D. und Kümmel umgehängt als Schutz gegen Hexen 8). Dem Täufling wird D. zugesteckt •). In Norddeutschland steckt
die Braut (oder das Brautpaar) D. (oft zusammen mit Salz, Senf, Brot und Kümmel) in die Taschen, die Strümpfe oder in die Schuhe, damit ihr der Böse nichts anhaben kann, oder damit sie später einmal das Regiment im Haus bekommt 1 0 ). Dabei spricht die B r a u t : Ich habe Senf und Dill Mein Mann muß dun wie ich will"), oder Dille, laß nicht Wille, Salz, laß nicht nach1*). Der Gebärenden wurde ein Silberzwanziger und etwas D.kraut ins Bett gelegt und sie sagte dann: Ech laien af Sälver och Däll, Men Känd sol sen wä ech wäll ")! Der unter das Kissen gelegte D. erleichtert (ursprünglich aber wohl ein antidämonisches Mittel I) die Geburt 1 4 ). •) F i s c h e r Aufklärung 1794,64. * ) W i r t h Pflanzen
13.
,0 )
Jahn
Hexenwesen
180;
S c h i l l e r Tierbuch 1, 17; Geschichtsbl. f. Stadt u. Land Magdeburg 14 (1879), 97; S a m t er Geburt 151 f. n ) S c h u l e n b u r g Wend. Volkst. 124. ") D ü r i n g s f e l d Hochzeitsbuch 1871, 217. ") H i 11 n e r Siebenbürgen 15; G a ß n e r Mettersdorf 13; P 1 o ß Weib * 2, 286. " ) M e y e r Baden 388.
4. Besonders wird der D. g e g e n V e r z a u b e r u n g d e s V i e h s gebraucht. A m T a g vor Walpurgis gab man den Kühen in der Frühe D. (und verschiedene anderePflanzen) zu lecken (16. Jh.) 15 ). Man hängt den D. im Stall auf 18) oder steckt ihn dem Tier an (Prov. Sachsen) 1 7 ). D. wird den Kühen nach dem Kalben gegeben 1S) oder man bestreut die neugeborenen Kälber d a m i t l s ) , damit sie nicht behext werden und gut gedeihen. Auch wenn man das Vieh zum erstenmal im Frühjahr auf die Weide treibt oder wenn die K u h neu gekauft ist, wird das Tier mit D. und Salz bestreut Beim Einkauf des Viehs trägt man D. und Salz in der Westentasche (Mark Brandenburg) »). " ) C o 1 e r u s Oeconomia 1599 ff. 11 cap. 38;
ebenso S c h i l l e r Tierbuch 1, 17. >•) ZfrwVk. 3, 202. ") Veckenstedts Zs. 4, 331. u) K n o r r n Pommern 127; Gander Niederlausitz 29; W i r t h Tiere 7. »•) K u h n Mark.
Sagen 380;
Andree
Braunschweig
401; ZfVk. 1, 187. ») Veckenstedts Zs. i, 96. 97. «) ZfVk. 1, 187.
Dillestein—Dinkel
297
5. Beim S ä e n bindet man Hausbrot, Kümmel, D., Salz und Geld in die L a kenecke (Preußen) M ). **) M e y e r DVolksk. 221. 6. Bei G e w i t t e r brennt man Hartenau (s. Hartheu) und D. an mit den Worten: Hainau und Dill Macht das Gewitter still 1 (Anhalt) "). ») ZfVk. 7, 76; W i r t h Eisenkraut.
Pflanzen 23; vgl.
7. U m v o r G e r i c h t r e c h t zu behalten, s t e c k t man Haferstroh und D. in die Schuhe, denn Vor Haberstroh und Dille Da schweigen die (Gerichts-)Herren stille I") " ) Niederlaus. Mitt. 1891, 139 = Volksbotanik 231.
Pieper
8. G e g e n Schlaflosigkeit legt man dem Betreffenden, ohne daß er es weiß, frisches D . k r a u t unter das K o p f polster (Nordböhmen) 2 S ). D. wird als Mittel gegen Schlaflosigkeit v o n dem arabischen Arzt A v i c e n n a (11. Jh.) angegeben, aus dieser Quelle ist es in die alten deutschen Kräuterbücher übergegangen M ). " ) ZföVk. 4, 46. »*) Hortus Sanitatis. Mainz 1485, cap. 14; B o c k Kräuterbuch 1551, 171 r. Mar zell. Dillestein (Grundfeste, Fundament). „ E s scheint, man dachte sich im grund der erde, gleichsam als decke und gitter der unterweit, einen stein, der in mhd. gedichten d. (von dille, diele, tabula, pluteus, ahd. dil, dili, altn. pil, pili) genannt ist." Vgl. G r i m m Myth. 2, 672 f.; Kuhn Westfalen 1, 332 ff. Bächtold-Stäubli. D i n g . U m ein gefürchtetes Wesen nicht mit Namen (s. d.) nennen zu müssen und es dadurch herbeizurufen (vgl. die zur „ R e d e n s a r t " herabgesunkene W a r n u n g : „ W e n n man den Wolf bei Namen nennt, so k o m m t er"), gibt man ihm nicht seinen richtigen Namen, sondern bezeichnet es einfach mit , , D . " . Schon im Heliand (V. 1055. 2990) werden die b ö s e n G e i s t e r „dernea w i h t i " , d. h. wörtlich „ v e r h ü l l t e D . e r " , occultae res
298
geheißen x ) (s. a. Wicht). Elbische Wesen werden mit „ D . , böses D-, böse D . e r " b e n a n n t 2 ) . In einem Segen aus Westfalen sind es „ d i e D . e " , die einem Rind „ d i e Q u a l " gebracht haben *). Die Erdmännchen wurden in Schlesien vom V o l k e die „ F ä h n s k e d . e r " genannt. „ D . " w a r vor 50—60 Jahren (anfangs des 19. Jhs.). in der Gegend an der Meiße überhaupt der Name f ü r G e s p e n s t 4 ) . A u s Scheu v o r den sie verursachenden Dämonen werden auch Krankheit e n mit „ D . " bezeichnet ®). So heißt z. B. der Fingerwurm (s. d.) „ d a s böse D . " oder das „ U n g e n a n n t e " (s. d.). Die „ R o s e , R o t l a u f " (s. d.) (Erysipelas) geht in Mecklenburg z. B. unter dem Namen „ d a t hillig D . " , das „heilige D . " ^ . K r a n k heiten werden aber auch „ g u t e D . e r " genannt r ). Es ist deshalb verständlich, wenn man davor warnt, ein K i n d oder ein S t ü c k Vieh „ D . " zu nennen. T u t man es doch, so nimmt man dem K i n d auf neun T a g e das Gedeihen 8 ), oder wächst es drei Tage lang n i c h t 9 ) . Die meisten Schäfer werden erzürnt, wenn man ein L a m m „ D . " nennt; „ e s soll nicht gut s e i n . " Sagt man zu einem Schwein D., so h a t es kein „ D e g " (Gedeihen) 1 0 ). ') G ü n t e r t Kalypso €3; Göttersprache 15. *) G r i m m Myth. 2, 898; DWb. 2, 1163 f.; E. H. M e y e r Germ. Myth. 114. 118; S o l d a n H e p p e 1, 291. *) K u h n Westfalen 2, 210 Nr. 597. 4) K ü h s a n Sagen 2, 120. 5) DWb. 2, 1164. •) M e n s i n g Schleswig-Holst. Wb. 1, 737; B a r t s c h Mecklenburg 2, 416t. Nr. 1933; 2, 418 Nr. 1941; 2, 419 Nr. 1945; M a n n h a r d t Germ. Mythen 26. ') W o l f Beitrage 1, 254 Nr. 3.4. •) B a r t s c h Mecklenburg 2, 52 Nr. 126; 2, 53 Nr. 142. •) M ü l l e r Isergebirge 23; vgl. Urquell 6, 181. 10) B a r t s c h Mecklenburg 2, 143 Nr. 631 f. Bächtold-Stäubli. Dinkel (Fesen; Triticum spelta). 1 . B 0 tanisches. Eine mit dem Weizen nahverwandte Getreideart, deren H a u p t kennzeichen darin besteht, daß die K ö r ner v o n den Spelzen f e s t einges c h l o s s e n sind. Der D. wird besonders im südwestlichen und südlichen Deutschland (hauptsächlich in alemannischen Gegenden) g e b a u t *). ') M a r z e i l
Kräuterbuch 209.
299
Dinkelsbühl—Dismas et Gestas
2. Der D. soll am Mittwoch oder Freitag g e s ä t werden, dann wird er nicht taub 2 ), oder in der Kreuzwoche®). Wenn man an Veit (15. Juni) die erste D.-Ähre sieht, so kann man an J a k o b i (25. Juli) schneiden 4 ). An dem Blütenstand der K a r d e (s. d.) kann man die f ü r den D. .günstigste Saatzeit ablesen (18. J h . ) 8 ). *) E b e r h a r d t Landwirtschaft 200. *) F i s c h e r SchwäbWb. 2, 218. «) Ebd. 2, 1029. 1437; M a r z e l l Bayer. Volksbot. 121. *) M a r z e l l a. a. O. 103 f. 3. Während der zwölf Nächte (Weihnachten bis Dreikönig) werden zwölf „ K e r n e n " (D.-Körner) nacheinander in einem Löffel über das Feuer gehalten; jeder herauspringende „ K e r n e n " bedeutet einen Monat, in dem der Preis des Kernens steigt 6 ). •) Meyer Baden 484. 4. Auf jedem D.korn kann man mit bloßem Auge die Muttergottes, angetan mit einem Mantel und dem Christuskind auf dem Arm, sehen. Deshalb schützt der D. gegen die Hexen, auch hat das Brot vom D. eine besondere K r a f t 7 ) . Sieht man auf dem D.korn das Muttergottesbild, so bedeutet das eine Hungersnot 8 ). ') M e i e r Schwaben 250; vgl. auchBrandenburgia 1916, 178. 8) B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 401. Marzell.
Dinkelsbiihl s. N i k o l a u s
k e l s b ü h 1.
Din-
Dionysius. Märtyrer und erster Bischof von Paris im 3. J h . , oft mit D. Areopagita, dem ersten Bischof von Athen, verwechselt. E r soll nach seiner Enthauptung seinen Kopf noch eine Strecke weit in der Hand getragen haben. Im 7. J h . wurden seine Reliquien in die von König Dagobert gegründete Abtei St. Denys übertragen. Sein Gedächtnis wird am 9; O k t o b e r gefeiert*). Nach französischem Aberglauben richtet sich das Wetter des Winters nach dem D.tage*). Im Kanton Waadt legen am 9. Oktober die geheimen Polizeiwächter ihr Amt in die Hände der neuen Flurschützen 3 ). *) Über seine Legende: G ü n t e r Legende 148ff.; SAVk. 28, 232; B u c k Volksmedizin
300
27; G r ä s s e Preußen 2, 996 Nr. 1224; Sein Kult als Kennzeichen fränkischer Ansiedler im Osten: K a i n d l Volkskunde 63. Die D.kapelle in Lenggries bei Tölz trägt, wie manche Leonhardskapellen, an den Innenwänden eine dicke Eisenkette: Bayerischer Heimatschutz 24, i n . 112. *) ZfVk. 17, 453. » ) H o f f m a n n - K r a y e r 166. Sartori. Diptam (Eschenwurz ;Dictamnus albus). 1. B o t a n i s c h e s . y 2 bis 1 Meter hohes ausdauerndes K r a u t mit unpaarig gefiederten (eschenähnlichen) Blättern und großen rosagefärbten und zitronenartig duftenden Blüten. Der D. wächst ab und zu an steinigen Berghängen und in Laubwäldern des mittleren und südlichen Deutschlands x ). ') M a r z e l l Kräuterbuch 454 f. 2. Der D. ist keine Pflanze des d e u t s c h e n Volksaberglaubens. Daß sich die verwundeten Hirsche mit ihm heilen, daß die (wilden) Ziegen von dem K r a u t fressen, wenn sie von einem Pfeile getroffen werden, geht auf den antiken Bericht über die Pflanze dictamnos zurück, worunter jedoch ein Lippenblütler (Origanum dictamnus), nicht unser D. zu verstehen i s t s ) . *) D i o s k u r i d e s Mat. med. 3, 32; V e r g i l Aeneis 12, 412 ff.; P l i n i u s Nal. hist. 25, 92 ff.; ferner A g r i p p a von N e t t e s h e i m 1, 1 1 3 ; H e r t z Abhandl. 177; H ö f l e r Organotherapie 39. 97 f. Marzell.
Dirne s. H u r e . Dismas et Gestas. Um bei der Tortur die
Schmerzen nicht zu fühlen oder um nicht ergriffen zu werden, sprachen Verbrecher und Hexen den Spruch *): Imparibus meritis pendent tria corpora ramis, Dismas et Gestas, media est divina potestas: Alta petit Dismas, infelix, Ínfima Gestas: Nos et res nostras conservet summa potestas. Hos versus dicas, ne tu furto tua perdas. E r scheint ein alter Schutzbrief zu sein. D. und G. (auch Gesmas geschrieben) sind nach den apokr. Acta Pilati die beiden mit J e s u s gekreuzigten Übeltäter *). ') D e 1 r i o Disquisitiones magicae (Cöln 1679), 767; T h i e r s r, 365; W i e : De praestigiis daemonum I. 5 c. 12 (franz. Ausg. 1885, 2, 65). «) C. v o n T i s c h e n d o r f Evangelio apocrypha (1876), 245 f. 361 f.; W. B a u e r Das Leben Jesu im Zeitalter der neutest. Apokryphen (1909), 221. Jacob/.
Distel—Docht
3oi
Distel (Cirsium-Arten). 1. Botan i s c h e s . Die D.n zerfallen botanisch in eine große A n z a h l v o n Arten, die, abgesehen von besonders leicht kenntlichen Vertretern (wie der gelbblühenden K o h l D.), vom Volk meist nicht näher unterschieden werden. Die D . n gehören zu den Korbblütlern; viele v o n ihnen sind verhaßte Unkräuter 1 ). J)
Marzeil
Kräuterbuch
370 f.
2. Die D.n erscheinen vielfach als d ä monische bzw. S e e l e n p f l a n z e n 2 ) . Sie wachsen auf den Gräbern als Zeichen, daß der Verstorbene v e r d a m m t ist 3), an der Stelle w o ein Mord begangen ist 4 ) oder auf dem Grab eines Selbstmörders 6 ). A u c h Schätze „ b l ü h e n " (s. Farn) unter D.n 6 ). Andrerseits gelten die D.n, wie viele andere stechende Pflanzen (vgl. Dornsträucher), als a n t i d ä m o nisch. D.büsche l ä ß t man auf den Flachs- und Kornfeldern stehen z u m Schutz gegen Hexen 7 ), ähnlich wie andere spitze Gegenstände (vgl. Egge, Besen), die Hexen vertreiben. „ N e i d d . n " , die an Kreuzwegen gewachsen sind, werden in ungerader Zahl im Stall aufgehängt, damit böse Leute das Vieh nicht verhexen 8 ). Als antidämonisch galten bzw. gelten die D.n bei den Angelsachsen 8 ), den Estländern 10 ), den S ü d s l a w e n 1 1 ) , in Marokko 12 ). ') H ö f 1 e r Botanik 109. 8) M e y e r Baden 600; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 289 f. Ebenso in F r a n k r e i c h : S 6 b i 11 o t FolkLore 2, 5 1 4 . *) M a n n h a r d t 1 , 4 1 ; G r ä s s e
Preußen 2, 809. 6) J a h n
Pommern
1886, 398.
6)
Z f V k . 9 , 7 8 . ') Geschichtsbl. f. S t a d t U . L a n d M a g d e b u r g 1 6 ( 1 8 8 1 ) , 2 3 4 . 8) J o h n West-
böhmen 203. 209. ') F i s c h e r Angelsachsen 32. 10) D y e r Folkl. of plants 77. " ) K r a u ß Relig. Brauch 39. 12) F L . 16, 36; S e l i g m a n n Blick 2, 58.
3. Viele D.n wachsen auf dem Acker, wenn der Sämann bei seiner A r b e i t viel geflucht13) oder „ g e f i s t e t " (gefurzt) 14) hat. Die D.n im A c k e r müssen an bestimmten Tagen vertilgt werden, wenn sie nicht mehr erscheinen sollen, so an Johanni 1 5 ), am K a r f r e i t a g 1 6 ) . Bei den Wenden werden Dietrich, P a n k r a tius, Servatius, die ,,böse Christiane", Medardus und Vitus 17 ), in Frankreich der
302
L a u r e n t i u s t a g 18 ) genannt. D.n im L ö w e n im A u g u s t gehackt, wachsen nicht mehr 1 9 ). la)
M a r z e l l BayVolksbot.
112. »)
Frisch-
15 ) b i e r Naturkunde 322. B a r t s c h Mecklenburg 2, 290; Z f r w V k . 4, 30; 12, 84;
ähnlich in England: D y e r Folkl. of -plants 1 2 4 u n d i n R u s s i s c h - K a r e l i e n : F F C . 30, 87. " ) JbEls.-Lothr. 10, 226. ") S c h u l e n -
b u r g 254. 18) S 6 b i 1 1 o t Folk-Lore F o g e l Pennsylvania 243.
3, 464.
4. Die A b k o c h u n g der K o h l - D . (Cirsium oleraceum) dient gegen den „ S c h r e c k " oder andere (dämonische) K r a n k h e i t e n der K i n d e r 2 0 ) . Gegen die Mitesser der kleinen K i n d e r wird die K o h l - D . (ebenso wie die K r a u s - D . , Carduus crispus) gekocht und mit Hefe ein Teig daraus gemacht. Dieser wird auf ein weißes T u c h geschmiert und darin das ganze K i n d e i n g e w i c k e l t 2 1 ) . Gegen die Maden ( „ W ü r m e r " ) , die beim V i e h in W u n d e n auftreten, m u ß man vor Sonn e n a u f g a n g an einen Ort gehen, w o D.n stehen, vier D.n übereinander knicken, daß die vier K ö p f e nach den vier Himmelsrichtungen gewendet sind und über die K r e u z u n g einen Stein legen 22 ), oder man d r ü c k t den D.kopf zu Boden, legt einen Stein und eine A c k e r k r u m e darauf und sagt dreimal: „Distelchen, Distelchen, ich lasse nicht eher dein K ö p f c h e n los, so lang du nicht frei l ä ß t die W ü r m e r der K u h " S3 ). Eine im 16. Jh. (Cod. Pal. germ. 255) niedergeschriebene Beschwörung, „ w a n n ein mensch oder v i h e madige wunden h a t " , schreibt vor, eine alleinstehende D. dreimal zu reiben und zu sprechen: „ D . k r a u t , ich reib dir u m b deinen kragen, das du ausdreibst dem menschen die m a d e n " 24 ). Der Weichselzopf soll durch D.samen erzeugt werden (Ostpreußen) 2S ). s. a. E b e r w u r z , Mannstreu. ,0)
E n g e l i e n
u . L a h n
K l e t t e , 234;
S c h u -
l e n b u r g 227. 81 ) S c h u l e n b u r g Wend. Volksth. 103. **) ' T o e p p e n Masuren 9 1 . 23) G r o h m a n n 153 = M a n n h a r d t 1 , 1 5 . ««) U r q u e l l N . F . 2 , 1 7 5 . a 5 ) W u t t k e 349 § 523Marzell.
Distelfink s.
Stieglitz.
Divination s.
Wahrsagung.
Docht s. K e r z e ,
Licht.
303
Docke—Dohle
Docke s. D o g g e 1 i. Doggeli, auch Toggele, D o c k j e . Bezeichnung des Alpdämons in der Schweiz und ihrer Nachbarschaft (Verbreitung s. unter A l p 3). Das Wort, dessen ältester Beleg aus dem 15. Jh. s t a m m t 1 ) , ist e t y m o logisch nicht sicher zu deuten, da der k a u m bestreitbare Zusammenhang m i t mhd. tocke — Puppe verschieden erklärt werden kann 2 ); von L a i s t n e r 8 ) zu ahd. *diohan, dühjan „ d r ü c k e n " 4 ) gestellt, also = „ D r ü c k e r l e " . *) In den (alemann.) Handschriften D, K, M des „Ackermanns aus Böhmen" ersetzt töckl(e)in, döcklin das schre/lein des Originals: Ackermann ed. B e r n t und B u r d a c h (Berlin 1917) zu Cap. 25, 18. Nächster Beleg: C y s a t 48. •) W o l f Beitr. 2, 264; L ü t o 1 f Sagen 52. *) Nebelsagen 34t; vgl. S t a d l e r 1,287; V e r n a l e k e n Alpensagen 177. *) G r a f f 5, 117; S c h m e l l e r BayrWb. 1, 494. Ranke. Dohle. Corvus (od. L y c u s od. Coloeus) monedula; ahd. taha, seit dem 13. J h . auch tol(e), tul(e) (auch C. Gesner: ,die T u l ' ) ; daneben tale, dalflje. Onomatopoetische Formen: ahd. kd(a), mundartl. kauk u. ä. Personennamen: mundartl. Alfejke (Adelheid), Klos (Nikiaus), Jakob, Hansel, Matschke (Matthäus) u. a. 1 ) ') Namen der D.: S u o 1 a h t i Vogelnamen 185 ff.; H o o p s Reallex. 1, 474 f.; E d l i n g e r Tiernamen 25; B r e h m Tierl. 9,241; ZfVk. 12, 458; BIPomVk. 5, r i ; MschlesVk. Heft 19, 81 f. — Französ. Namen: R o l l a n d Faune pop. 2, 127; englische: S w a i ns o n Folk-Lore of British Birds 81 f. 1. N a t u r w i s s e n s c h a f t l i c h e s . Verbreitet ist die Ansicht, daß die D. leicht und gut sprechen lerne (s. a. u. 4 ) 8 ) . Noch älter ist die Überlieferung von ihrer D i e b e r e i , die sich besonders auf Münzen und goldene Gegenstände richtet. Ihr Name Monedula wird heute als monet-edula „Münzenfresserin" g e d e u t e t 3 ) und schon I s i d o r 4 ) : „ q u a s i monetula, quae, cum aurum invenit, aufert et o c c u l t a t " ; Albertus M a g n u s 6 ) und Vincentius Bellovacensis •): „ q u a s i monetam tollens" (-dula = tollens). Schon die Antike bietet Belege 7 ). Mittelalterliche s. bei den eben Genannten und K o n r a d v. Megenberg 8 ): „Monedula haizt ain täh und ist ze latein als v i l
304
gesprochen als ain münzheb, s a m Jacobus [de Viatico] spricht, dar umb, daz diu täch gar gern pfenning auf hebt und hat die münz liep. wenn diu täch golt oder silber vint, daz verstilt si und verpirgt es." Ähnlich Gesner 9 ) und spätere Quellen 1 0 ). N a c h einer Lausitzer Sage u ) stiehlt ein K o b o l d Geld in Gestalt einer D. In mittelalterlichen Quellen wird überliefert, daß das Fleisch der D. die Eigenschaft habe, ihr K o p f j u c k e n zu machen; sie lasse sich daher gern den Kopf krauen M ) . Auf Aristoteles scheint die mittelalterliche Überlieferung zurückzugehen, daß die D. mit dem U h u k ä m p f e und ihm seine Eier raube u ) . Die G e i l h e i t der D. scheint nur für den Glauben der Antike zu gelten 1 4 ). ') A l b e r t u s M a g n u s De anim. 21, 26; 23, 129; G e s n e r Vogelb. 251 f.: ,,So man disen vogel von jugend auferzeucht / so lernet er schwätzen wie die Atzlen. Aber man sol sy deß morgens fru vnderrichten: dann also lernend sy es vil schneller / behaltend es auch baß / wie alle Vögel die menschliche stimm lernend"; MschlesVk. Bd. 9, Heft 19 (1905), 81: Auf die Frage „Jakob, wo bist du ?" antwortet die D. ,,Hinderm Oven und flick Schuh". ') P a u 1 y W i s s o w a i i , 1558; W a l d e Lat. etym. Wb. 493. *) Etymol, L. 12, c. 35. *) De anim. 23, 129. •) Spetulum naturale 16, 109. ') P a u 1 y W i s s o w a 11, 1559. *) Buch der Natur (ed. Pfeiffer) 206. •) Vogelbuch 251 b. ,0) MschlesVk. Bd. 9, Heft 19 (1905), 82. n ) H a u p t Lausitz 1, 57. " ) V i n c . B e l l o v. Speculum naturale 16, 109; Konr. v. M e g e n b e r g Buch d. Natur (ed. Pfeiffer) 206. ") A r i s t o t e l e s Hist. an. 9, 2, 3 spricht jedoch nur von dem Kampf der Krähen mit den E u l e n , während I s i d o r Etym. 16, 109 und A l b . M a g n u s De anim. 8, 14 „monedula" und „bubo" nennen; 8, 12 erwähnt die Feindschaft der D. mit dem Adler (s.d.). " ) P a u l y W i s s o w a II, 155 f. 2. O r a k e l t i e r . Das Geschrei der D.n oder ihr zahlreiches Auftreten verkündet T o d 1S ). W e n n sie schreiend über einen Leichenzug fliegen, stirbt bald wieder j e m a n d aus der Familie oder Verw a n d t s c h a f t 16 ). Ein österreichisches Reiterlied (von H. Zuckermann) aus dem W e l t k r i e g beginnt: Drüben am Wiesenrand Hocken zwei D.n — Fall' ich am Donaustrand ? Sterb' ich in Polen ? ").
Dom—Dominik
305
K r i e g zeigen sie an, wenn sie in Scharen ziehen M ), kreisen w ), oder sich zanken *•); andernorts auch nur S t r e i t 2 1 ) . Erscheinen sie an Orten, wo sie sich sonst nicht sehen lassen, sind sie ein Vorzeichen von P e s t 1 2 ) oder Krankheit überhaupt M ). Als W e t t e r prophet, namentlich für R e g e n und K ä l t e , war die D. schon dem Altertum bekannt 24). Auch im deutschen Volksglauben verkünden die D.n R e g e n **), „wenn sie einsam auf den Häusern sitzen, mit den Flügeln flattern, mit dem Schnabel auf der Haut herumfahren, als suchten sie etwas" 26), oder wenn sie sich schwarmweise in einen Graben setzen 27 ). „Wenn die Tul gegen abend schreyet, zeigt sy einen ragen damit a n " M ) . Auch in England ist der „jackdaw" Regenprophet *•). Oft deutet die D. auf W i n d oder S t u r m 3 0 ) , besonders wenn sie sich schreiend in größeren Mengen zeigt 31 ). Im Braunschweigischen prophezeit sie S c h n e e f a l l mit ihrem Ruf „Snei, Snei" 8 2 ), im Isergebirge W e t t e r u m s c h l a g , wenn sich der Schwärm auf dem Ackerboden niederläßt, s c h ö n e s Wetter dagegen, wenn er auf Bäume fliegt M ). „Wenn die Tulen spaat ab der weid fliegend, verkündend sy vngewitter" M ).
30Ö
gegen die F a l l s u c h t an: Nimm eine D., pflücke ihr die Federn aus und nimm die Eingeweide aus. Alsdann fülle ihren Magen mit Kümmelsamen aus; darnach dörre sie in einem Ofen, bis sie zu einer Mumie werde. Eine Drachme von dem gestoßenen Pulver, Samen und allem, ist eine herrliche (Arznei) für die fallende Sucht, wenn man es alle Morgen früh gebraucht in einem bequemen liquore. Thue Päonienwasser drein 35 ). ") BlpommVk. 5, 11. 4. V e r m i s c h t e r A b e r g l a u b e . Die D. versteht die Menschens p r a c h e und spricht sie auch, wenn man ihr die Zunge löst (vgl. o. 1) s e ). In Swinemünde glaubt man, daß ein D.nh e r z , einem (schlafenden?) Menschen unter die Seite gelegt, diesem G e h e i m n i s s e entlocke S7). Bei den Südslaven nimmt die H e x e D.ngestalt a n w ) . ") ZfVk. 19, 440 (Mansfelder Seekreis). ") K u h n u. S c h w a r t z 460 Nr. 449. ") K r a u ß
Religiöser
Brauch 112.
5. S a g e n . Als in Böhmen der dreißigjährige Krieg ausgebrochen war, hielten die Lausitzer Stände eine Zusammenkunft in Budissin zur Beratung. Da pickte eine D. an das Fenster, und als man ihr öffnete, hüpfte sie herein und krächzte: „Ihr Herren, was macht ihr d a ? " Die als böse Vorbe") D r e c h s l e r 2, 230; MschlesVk. Bd. 9, Herren haben das gleich Heft 19 (1905), 82; J o h n Erzgebirge 238 deutung genommen M ). Nach einer andern (sie ruft „Grab, Grab, Grab"); BlpommVk. 5 Lausitzer Sage stiehlt ein Kobold Geld 11; Z i n g e r l e Tirol Nr. 652. — Auch in England: S w a i n s o n Folk-Lore of17 British in Gestalt einer D. (s. o. Anm. 11). Auch Birds 81. ") J o h n Erzgebirge 127. ) K r o n - die Antike weist eine Reihe von Anekf e l d Krieg 183 f. ") W o l f Beiträge i, 232; doten und Fabeln über die D. auf 4 D ). Zingerle
Tirol Nr. 654;
Hopf
Tier-
orakel 121. ") J o h n Erzgeb. 236. w) W u t t -
") K ü h n a u Sagen 3, 484 ( = M e i c h e
Tirol Nr. 654.
Sagen 67 = H a u p t Lausitz 1,156). ">) P a u-
3. V o l k s m e d i z i n . Das Henkenhagener Arzneibuch führt folgendes Mittel
Dominik. Dominicus, Stifter des Ordens der Dominikaner oder Predigermönche, starb am 6. August 1221. Sein
k e 202 § 275. ") Z i n g e r l e
") S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3,17. ") H o p f l y - W i s s o w a n , 1560. Tierorakel 121. *«) P a u l y - W i s s o w a 11, Vgl. a. K r ä h e . Hoffmann-Krayer. 1561; G e s n e r Vogelb. 251b (nach Aratos Tierorakel 121. und Aelian). ") H o p f Dom, Zauberwort 1 ), das aus dominus *•) O r p h a 1 Die Wetterpropheten im Tierreich (Leipz. 1805) 68. ") M ü l l e r Isergebirge 14. abgekürzt ist; vgl. D. mper vobism, verM ) G e s n e r Vogelb. 251 b. *•) S w a i n s o n mutlich: dominus Semper vobiscum. Folk-Lore of British Birds 81. ») Z i n g e r l e ') K r o n f e l d Krieg 202; S e y f a r t h Tirol Nr. 653; H o p f Tierorakel 121; H o Sachsen 156; T h i e r s i, 375; S c h e i b 1 e v o r k a - K r os n f e l d 1, 99. ") O r p h a I Kloster 3, 503; SAVk. 19 (1915), 218 Nr. 29; (s. o. 26) 70. «) ZfVk. 10, 222. ") M ü l l e r 230 Nr. 84. Jacoby. Isergebirge 14. M ) G e s n e r Vogelb. 2 5 1 b .
307
Donar
Gedächtnistag ist seit P a p s t P a u l I V . der 4. A u g u s t . Seine S t a t u e soll auf wunderbare Weise in die Dominihöhle am Pilatus gerettet worden sein 1 ). Sterbende ließen sich oft in die K u t t e eines Dominikaners (oder Franziskaners) einhüllen, um am jüngsten Tage einen gnädigen Richter zu finden 2 ). Bei den K a s c h u b e n beginnt am D . t a g e die Ernte 3 ). l) N i d e r b e r g e r Unterwaiden i, 168f. Sagen von der Dominiböhle: Ebd. 168f.; L ü t o l f Sagen 3 ff. 16 f. Vgl. M. R a n g e Pilatus und S. D. Zürich 1859. >) N o r k Festkalender 1, 510. •) S a r t o r i Sitte 2, 73. Sartori
Donar. U m den gemeingermanischen Gott D. = Thor *) selbst kann es sich hier nicht handeln, sondern allein um die Möglichkeit seines Fortlebens im späteren deutschen Volksglauben und um die etwaigen Zeugnisse hierfür. Das Material erstreckt sich hauptsächlich auf die Flur-, Orts-, Pflanzen- und Wochentagsnamengebung, auf die Donnerstagsverehrung, einige Märchen und Sagen, auf einige sakrale Gegenstände des Volksglaubens, einige Gebräuche und auf den Heiligenkult. Das Vorkommen des W o r t e s Donner, meist wohl mit Recht auf D. bezogen, in alten deutschen Flur- und Ortsnamen 2 ), die indessen noch nicht kritisch gesichtet sind, in einigen alten Pflanzennamen (s. u.), sowie in der Wochentagsnamengebung bestätigt nur des Gottes sowieso bezeugte einstige Existenz in Deutschland, beweist aber, da die Namen längst nicht mehr mit D. in Verbindung gebracht werden, nichts für sein Fortleben bis in die Neuzeit. D a ß sich an Donnersberge, wie sie ihres numinosen Charakters wegen dem Gotte wahrscheinlich ihren alten Namen verdanken, so auch immer wieder von neuem Sagen aller Art, v o m Kaiser im B e r g " ) , von der Kirche im B e r g *) usw. 5) g e k n ü p f t haben, erlaubt keinen Schluß auf D.s Fortleben und h a t mit ihm selbst nichts zu tun; solche Sagenbildung erfolgt in wechselnder Gestalt] immer v o n neuem und die K o n s t a n t e dabei ist der numinose Berg selbst. Über A l t v a t e r als Bergname s. Altvater.
308
T Wie es sich mit der Tagewählerei überhaupt nicht u m germanischen, sondern um antiken Volksglauben handelt, so hat die auch außerhalb Germaniens verbreitete •) Donnerstags Verehrung nichts mit dem germanischen G o t t e zu tun, sondern es handelt sich u m eine spätantike Sitte, die mit dem synkretistischen Tagesgötterglauben zusammenhängt, und die in den abendländischen kirchlichen Quellen, welche sich mit Sakrilegienbekämpfung befassen, öfters in Erscheinung tritt; jene Quellen hatten sich überwiegend an Cäsarius von Arles orientiert *) und die Verehrung gilt dem dies Jovis, nicht dem daraus übersetzten Donarstag. Das Spessartmärchen v o m ' D o k t o r mit den Böcken* 8 ), das übrigens seine walachische und vermutlich noch weitere Parallelen hat, mit 'Hammers Heimholung' in Verbindung zu bringen, es für die deutsche Version der eddischen Erzählung zu halten, wird heutiger Forschung grotesk erscheinen; es war übrigens schon von Fries selbst leicht der eddischen Diktion angenähert worden (Schleier heben, Sturm und Ungewitter usw.). Einige Tiroler Sagen kennen das Motiv v o m geschlachteten, wiederauferweckten, aber nun lahmenden Vieh •): wie es Snorri von Thor erzählt, so jene v o m Nachtvolk. Es handelt sich um eine Parallelverwendung des Motivs. Die Figur des numinosen A l t e n in einer Hildesheimer Sage ist vermutlich wieder erst v o m gelehrten Erzähler stark nach D. stilisiert, s. Alter Mann. Volksglaube, der sich an den Kuckuck 1 0 ), an den Donnerkeil oder -stein u ) , an den H a m m e r 1 2 ) , an rote Gegenstände 1 S ), an Stahl w ) , an die Donnerwurz, Donnerdistel und andere Pflanzen 1 5 ), auch Tiere 1 4 ), an den Müller 1 7 ) usw. heftet, gewisse Gebräuche, die sich mit der Ernte M ), dem Fluchen 1 9 ), dem Bierbrauen 2 0 ) usw. verbinden, haben mit D. schon längst nichts mehr zu tun. Wieder sind sie nur die Konstante wechselnder, mit ihnen seit Urzeiten verknüpfter primitiver Glaubensvorstellungen. Wenn der wilde Jäger einmal im Schwarzwald den Hammer mit sich führt 2 1 ), so braucht deshalb eine Verbindung mit D. nicht zu bestehen.
309
Donatos
Mag sich auf St. Peter im Süden, auf St. Olaf im Norden Germaniens vieles von der Verehrung und der Popularität des Gottes übertragen haben, so daß sie gewissermaßen als seine Ersatzleute und Stellvertreter angesehen werden können, so kann man dennoch nicht sagen, daß auf diese Weise der D.glaube weiter lebe. Die vielen andern Heiligen, in denen man D. wiedererkennen wollte (Leonhard, Elogius, Michael, Georg, Martin, Hippolyt, Christoph; selbst Elias, Christus, der Teufel sind herangezogen worden als Erben des D.kults), 2 2 ) sind z. T., wie St. Leonhard, viel zu j u n g in deutschen Landen, als daß sie auf eine alte Gottheit zurückgehen könnten. Ganz allgemein muß gesagt werden M ), daß es sich vielmehr bei dieser Ausgestaltung des Heiligenglaubens um eigene schöpferische E n t w i c k l u n g des Christentums handelt, wobei sich primitive Stilformen immer wiederholen und sich nun auf die Heiligen übertragen wie früher auf die Götter, zumal j a die Heiligen im Volksglauben, entgegen dem Willen der Kirche, wie Götter, und nicht wie bloße Fürbitter bei Gott, funktionieren. D a ß in der hl. K ü m mernis keineswegs, wie noch Bernoulli lehrte, D. fortlebt, sondern der mißverstandene oder umgedeutete romanische Salvatorkult, ist jetzt über allen Zweifel e r h a b e n 2 6 ) . Wie sich primitive mythologische Vorstellung immer wieder von neuem einstellt, offenbart a m schönsten des christlichen Dichters Frauenlob christlich gemeintes Bild v o m smit ) Grimm Myth. 1,138f.; ZfVk. 7 (1897), 233 ff; vgl. M a n n h a r d t Mythen U l i . u ) ZfVk. 9 (1899), 231. In der Form „use Herrgott kifft" ( S t r a c k e r j a n 2, 109). Auch antik: vgl. L y d u s de ostentis. 85, Z. 22 ed. Wachsm. zum 20. April: sl ßporcrjog, d«oxoXe»oiav stvat; vgl. S. 105, 15; vgl. B o l l Offenbarung 18. " ) Viele Belege: B a r t s c h Mecklenburg 2, 205 ( E n g e l ) ; John Westböhmen 240; K u h n und S c h w a r t z 454 Nr. 410; H a l t r i c h Siebenbürg. 301 ( P e t r u s ) ; vgl. G r i m m Myth. x, 139f.; 3, 62 f. " ) M e y e r ») S c h u l e n b u r g
Germ. Myth. S. 219. Wend. Volkst. 165.
" ) S t r a c k e r j a n 2, 109. ") V e r n a l e k e n Mythen 316. ") G r o h m a n n 37 Nr. 212.
u)
Schulenburg
Wend. Volkst.
164. J o h n Westböhmen 240; B i r l i n g e r Volksth. 1. 195. M) M ö l l e n h o f f Sagen 358 Nr. 480. «) ZfdMyth. 2 (1854), 54; M a n n h a r d t 26. »*) V e r n a l e k e n Mythen 227; M e y e r
Germ. Mythen 127.
3. Die christliche Anschauung v o m D . als Z o r n e s s t i m m e Gottes hat ebenfalls ihre Voraussetzungen im Donarglauben. Donar verfolgt mit Blitz (s. d.)
314
und D. die den Menschen feindlichen Naturunholde, u m sie unschädlich zu machen. So fürchten Trollweiber, Riesen und Elben den D. als Donars wütende Stimme; wenn sie ihn hören, wissen sie, daß er zu ihrer B e k ä m p f u n g herannaht. Später wurde daraus die Sage, d a ß die Zwerge sofort, wenn sie den D. hörten oder die Wolken sich z u m Unwetter zusammenballen sahen, in ihre ,, Bergein" eilten, u m sich zu verstecken**). Da später der D. durch Trommelklänge (s. 0.) ersetzt wird, fürchten die Zwerge auch diese, zumal wenn eine rote Trommel gerührt wird (s. o.) 2 3 ). A u s Schweden wird berichtet, daß, wie alle Trolle auch die Skogsrä (Waldgeister), vor dem hinter ihnen jagenden D. große F u r c h t haben; während der Gewitter höre man o f t im Walde den Skogsman und die Skogsfrü laut jammern M ) . Oder: Ein K ö n i g namens Oden j a g t e die Trollweiber. Auf dem Rückritt begegnete er einem Soldaten. Er gab sich zu erkennen mit dem Bemerken, er sei v o m Allmächtigen dazu gesetzt, alle Trollweiber auszurotten. Auf die Gegenfrage des Soldaten, ob der K ö n i g damit viel Arbeit habe, sagte Oden: „ J a , doch habe ich den D. zur H i l f e " 2 6 ) . Die A n g s t vor dem D. erstreckt sich zuletzt sogar auf Menschen, die von Trollen geraubt sind. K o m m e n solche Menschen wieder zur Erde, so bleiben sie es nur gegen das Versprechen, niemals den D. zu nennen. Diesbezügliche Sagen begegnen zuweilen * ) . In vielen Erzählungen dieser A r t fungiert der D. auch als P e r s o n ; v o m T o d e eines weiblichen Trolls heißt es einmal: „ E s kam der D. ihr nach und schlug sie zu T o d e " a ) . — A u c h diese germanische Erzählung ist christianisiert; eine preußische Volkssage (nach Grimm) erklärt den D . : „ D e r mit der blauen Peitsche ( = Blitz s. d.) verfolgt den T e u f e l " 2 8 ) . Eine andere Fassung teilt ebenfalls Grimm mit: „ D e r D. entsteht, wenn G o t t dem Teufel nachsetzt, ihn erreicht und niederschmettert" M ) (darum soll man bei Gewitter die Fenster geschlossen halten, sonst flüchtet sich der Teufel ins Haus und es schlägt ein; s. Blitz).
Donner *•) V e r n a l e k e n Mythen 227; M a n n h a r d t Germ. Mythen 1 1 9 f.; M ü l l e n h o f f Sagen 289 Nr. 396. " ) M a n n h a r d t 1 , 1 3 7 . " ) Ebd. 138. " ) ZfVk. 10 (1900), 195 f. **) Ebd.; vgl. M a n n h a r d t 1, 137. ») G r i m m Myth. i, 148. a ) Ebd. 3, 490 Nr. 61. II. V o 1 k s g 1 a u b e. 1. Der meiste im Volke verbreitete D.glaube schließt sich an den D o n a r k u l t an. Weissagungen aus dem D. spiegeln Donars mannigfache Funktionen als Haus-, Hochzeits-, Ackergott usw. wieder. Danach ist die folgende Verarbeitung einer Reihe heute noch lebendiger Volksanschauungen vom D. gegliedert. a) Die Anschauung von D o n a r a l s F r e u n d des Menschen offenbart sich in einer Reihe von Bräuchen bei Geburt und Namengebung (Taufe). Ein Donnerstagskind gilt z. B. als geistersichtig; die Weihe des Kindes mit dem christlichen Kreuz ersetzte den germanischen Brauch der Hammerweihe, die das Neugeborene unter den besondern Schutz Donars stellte t 0 ). Gegen elbische Wesen, die Krankheiten bringen, bindet man den Kindern D.keile (s. d.) um den Hals 8 1 ). Ein großer gewichtiger Stein, beim ersten D.n aufgehoben und einige Schritte weit getragen, verleiht außergewöhnliche S t ä r k e M ) ; das ganze J a h r kommt man nicht von Kräften und bewahrt sich bei schwerer Arbeit vor Leibesschaden. Dieselbe Anschauung kennen wir etwas verändert aus Westböhmen M ) : hier wird derjenige, der beim ersten D.n einen schweren Gegenstand hebt, nicht vom Blitz getroffen. Schreibt man den Namen des Tages, an dem man zuerst den D. gehört hat, an die Wand des Hauses, so erhält das Gebäude Schutz gegen Blitzschlag M ) (nach einer Hs. aus Magdeburg, die mittelalterlichen Aberglauben enthält, ca. Ende 15. Jahrh.). Man ist selbst von Unglück für ein J a h r frei, wenn man sich beim ersten D.schlag des Jahres auf dem Boden wälzt 8 S ) (s. wälzen) (Dönhoffstädt; sonst bedeutet das sich über die Erde wälzen ein Fruchtbarmachen des Ackerbodens, s. u. f.). Ein Palmbesen, der am Jahresanfang vor das Haus gestellt ward und dort so lange
stehen blieb, bis es einmal darüber gedonnert hatte, wird heilkräftig; man trägt ihn in den Viehstall, wo er erst im nächsten J a h r e durch einen neuen ersetzt wird **) (Schwaben und Südbaden: Freiburg). Über Palmbesen und ihre blitzabwehrende Wirkung s. Blitz. b) D. u n d Krankheitsheil u n g . Donars menschenfreundliche Tätigkeit erstreckt sich weiter vor allem auf Krankheitsschutz. Adam von Bremen berichtet (4, 27), daß man bei ansteckenden Krankheiten dem Donar opferte. A m Donnerstag sucht man Heilkräuter. Heilige Wasser und Brunnen lauten vielfach auf Donars Namen. Solche existieren sowohl in Norwegen wie in Norddeutschland " ) . Interessant ist die Sitte, sich beim ersten D. auf dem Boden zu wälzen (s. d.) (Köflach-Steiermark) **) oder auf freiem Felde Purzelbäume (s. d.) zu schlagen (Öls, Juliusberg, Groß-Graben, Schlesien) *•) oder den Rücken an eine Wand anzulehnen (Bez. Kanew) dreimal rückwärts niederzufallen und den Rücken auf dem Boden zu reiben tt), sich mit einem Stein an den Kopf zu schlagen (Galizien) **), um von Kopf- bzw. Kreuzoder Rückenschmerzen befreit zu werden. Die Sitte, sich durch Wälzen auf dem Acker von Kreuzschmerzen zu befreien, ist sicher aus dem Gedanken an die die Glieder, vor allem aber den Rücken des Menschen bis zu Schmerzen anstrengende Schnitterarbeit entstanden. Später gewährt diese Zeremonie, die in Schweden ausdrücklich dem Thor zugeschrieben wird, überhaupt Abwehr von Krankheiten « ) . c) D o n a r als Wahrer des R e c h t s 4 4 ) (christl.: Gott straft mit D.schlag Abfall vom Glauben) ist gleichfalls noch in einigen Spuren erhalten. Abgesehen von wenigen Sagen, in denen z. B . D. l ä s t e r u n g mit Blitztod bestraft wird **), ist eine Stelle aus Jeremias Gotthelf gelegentlich ans Licht gezogen worden, die deutlich die Furcht der Berner vor D.schlag bei Gottesl ä s t e r u n g zeigt **). J a k o b , ein Handwerksbursche, der bislang einen unchristlichen Lebenswandel geführt hat, will aus
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Donner
Liebe zu einem frommen Mädchen namens Eiseli sich zum Christentum bekehren und Ostern das A b e n d m a h l besuchen. A u f Jakobs Frage, ob vorher besondere Formalitäten zu erfüllen seien, gibt ihm sein Meister die freundliche A n t w o r t , ein jeder könne ohne weiters z u m Tisch des Herrn gehen. A b e r das Erstaunen der Hausbewohner ist doch groß; man sieht ihn seltsam an, schweigt indes. Nur die Meisterin sagt, es müsse ihm anders gekommen sein, seit er hier sei; damals habe er (sc. lästerliche) Reden g e f ü h r t ; es hätte ihr gegraut, mit ihm aus einer Schüssel zu essen; sie habe immer gefürchtet, d e r l i e b e Gott donn e r e h i n e i n (vgl. I, 2.). d) D . a u s p i z i e n b e i d e r H o c h z e i t . Donar war Hochzeitsgott. Noch heute ist in vielen Gegenden der Donnerstag (s.d.) ein beliebter Hochzeitstag 4 7 ). Ein D.n beim B r a u t z u g ist meist als günstiges Vorzeichen angesehen H e b t die B r a u t während des Gewitters beim B r a u t z u g oder während des ersten Gewitters nach dem B r a u t z u g etwas Schweres, so wird sie sehr stark und k r ä f t i g 4 9 ) . — A b e r Donar spendet nicht nur Hochzeitssegen, er versagt ihn auch mit seiner Stimme. Nach der G a u t r e k s a g a bestimmt er dem Starkad, daß er weder Sohn noch T o c h t e r haben und so sein Geschlecht beschließen solle M ). Eine nordische Sage erzählt, Thor-Donar besuchte einst menschliche Hochzeiten. W o der G o t t g u t bewirtet wurde, zog Glück ins H a u s ein; ein ungastliches B r a u t p a a r aber begrub er vor den Augen der gastfreien Brautleute unter einem Bergsturz 5 1 ). A u c h im deutschen Volksglauben existieren noch Spuren v o m Glauben an Donars die E h e schützende K r ä f t e : Patenheirat ist z. B. v e r p ö n t ; so oft sie sich vermischen, donnert es sofort oder bricht ein Ungewitter los 52 ). e) D. u n d H a u s v i e h . Die Beziehungen Donars z u m H a u s v i e h 53 ) und seinem Gedeihen erhellen noch aus einer Anzahl von Weissagungscharakter tragenden Sprüchen. Das Ertönen des D.s über dem kahlen, dürren oder leeren (d. h. unbelaubten) W a l d gilt dabei stets als Zeichen ungünstiger E n t w i c k l u n g des
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Viehs. So heißt es O . A . Leonberg (Württemberg), daß dann eine Seuche unter den Gänsen zu befürchten sei 63 ). In Ertingen und sonstigen Gegenden Schwabens denkt man an ein Sterben der jungen Gänslein 5 5 ). In Thüringen geht die Anschauung um, daß bei D. über dem kahlen W a l d e sogar das gesamte Federvieh nicht gerat e 5 6 ) . In Mecklenburg sagt man, die Hex e n h ä t t e n kein gutes B u t t e r j a h r 5 7 ) . Beziehungen zwischen D. und Großvieh sind auch in dem Brauch, das E u t e r der K ü h e mit Donnerkeilen (s. d.) zu bestreichen, d a m i t die K ü h e reichlich Milch geben 5 8 ). Auch in S c h w a b e n (Oberbettringen, O.-A. Gmünd) glaubt man bei D. über dem kahlen W a l d an eine kommende T e u e r u n g f ü r Schmalz und B u t t e r 59 ). f) D. u n d F r u c h t b a r k e i t d e s Feldes. W e i t a u s die meisten Glaubensanschauungen v o m D., die heute noch umgehen, sind Relikte des germanischen Glaubens an Donars feldersegnende K r a f t . Schon A d a m v o n Bremen wies in der oben zitierten Stelle (4, 27) darauf h i n : T h o r praesidet in aere, qui tonitrus et fulmina, ventos imbresque, Serena et f r u g e s gubernat. W e r sich beim ersten Frühlingsgewitter, v o n dem es allgemein h e i ß t : „ F r ü h e r D., später H u n g e r " 60), auf der Erde w ä l z t (s. d.), erhält eine reiche E r n t e (Böhmen, Teile Schwedens, Oberösterreich) 61 ). Dieser B r a u c h ist nur aus der B e f r u c h t u n g des Feldes durch Gewitterregen zu erklären; in Schweden nennt man den das D.n begleitenden B l i t z direkt , , K o r n b l i x t , Kornb 1 i c k " ; in Norwegen „ K o r n m a d e " ®2). In W e s t f a l e n v e r k ü n d e t früher D. ein fruchtbares J a h r M ) ; rollt der D. im F r ü h j a h r ordentlich über die Berge Tirols, so wird die Erde rogel, d. h. weich und f r u c h t b a r 64 ). Neben diesen in ihrer zeitlichen A n g a b e nur sehr ungenauen Regeln stehen präzisere. In vielen Gegenden (Erzgebirge, Mecklenburg) heißt es, daß D. über der B a u m b l ü t e ein f r u c h t bares J a h r heraufführe ®5). D a z u aus S c h w a b e n (O.-A. Aalen) 6 6 ): W e n n s im Mai o f t donnert, gibt's ein fruchtbares Jahr. Das gleiche gilt v o n D. im J u n i (in Schönberg, O.-A. Rottweil). D. im
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September bedeutet viel Obst im nächsten J a h r (Altsteußlingen, O.-A. Ehingen). Dagegen bringt D. über d e m kahlen B a u m meist ein unfruchtbares J a h r (Mecklenburg, S c h w a b e n ) " ) . Haben die Obstbäume noch kein Laub, und es donnert, so gibt es in Mecklenburg kein Steinobst; auch bei D. Uber den Blütenknospen der Fruchtbäume gibt es daselbst kein Obst 68 ). Eine weitere Differenzierung findet sich in der Vorstellung, daß Frühlingsgewitter aus dem Westen ein gutes J a h r bringen, aus dem Osten hingegen nicht ••) (oder ist dieser Glaube unter a n t i k e m Einfluß entstanden?). W i e stark gerade in dem D.Volksglauben die ehemalige Verehrung der ackersegnenden T ä t i g k e i t Donars nachwirkt, mögen noch einige volkstümliche Erklärungen des D.ns dartun, die sämtlich im Zusammenhang mit der Feldarbeit stehen. In B u c h a u (Schwaben) sagt man bei Ertönen des D.s: „ U n s e r Herrgott fährt ins Heu, der W i s b a u m k l a p p e r t w ) s c h o n " oder: „ D e r D. entsteht dadurch, daß unser Herrgott Getreide in den Grant ( = Getreidekasten) s c h ü t t e t " 71 ). Als ein Troll, der den D. hörte, eine F r a u fragte, was das für ein Geräusch sei, erhielt er die A n t w o r t : „ D a s ist der Bauer, er führt K o r n über die B r ü c k e " 72 ). M e y e r Germ. Myth. 209. »') Ebd. 210. G r o h m a n n 39 Nr. 237. " ) J o h n Westböhmen 239. " ) ZfVk. 11 (1901), 276. M) Urquell 1 (1890), 65. »•) B i r l i n g e r Volkst. 2,74.89; M e y e r Baden 94. ") M e y e r Germ. Myth. 210. M) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 191; vgl. auch Schönwerth Oberpfalz 2, 125; M a n n h a r d t 1, 486. *) D r e c h s l e r 2, 309. " ) H o v o r k a K r o n f e l d 2, 290. 41) P a n z e r Beitrag 2,303. u ] H o v o r k i K r o n f e l d 2, 193. **) M e y e r Germ. Myth. 210; ZfVk. 9 (1899), 232. " ) Vgl. Donnerstag: Gerichtstag, Feierund Gesellschaftstag. Daher für Gesellschaftsputz die Ausdrücke: donnersnett, aufgedonnert: W u t t k e 61 § 70. «) S c h e l l Bergische Sagen 520 Nr. 50. " ) Jeremias Gotthelf (A. B i t z i u s ) Sämtl. Werke herausg. von R. Hunziker Und H. Bioesch, Bd. 9 (München 1917), S. 407. Die Stelle entdeckt durch H o f f m a n n - K r a y e r SAVk. 22 (1918), 199 (zitiert nach der 1. Ausgabe). ") M e y e r Germ. Myth. 213. •*) Doch beachte die Bemerkung W u t t k e s S. 60 $ 70, daß in Gegenden, in denen die düstere Seite des Donnergottes sich vordrängt, d. h. besonders in M)
M)
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Gegenden, wo slawische Elemente einwirken, am Donnerstag keine Hochzeit gehalten wird, sonst „donnert es in der Ehe" (Norddtl., Old.). **) M e y e r Germ. Myth. 213; R a n k Böhmerwold 1,68. M) M a n n h a r d t Mythen 129: Fornaldarsög. 3, 32 ff. •') M a n n h a r d t Mythen 99 t 130. " ) ZfdMythol. 3, 314; G r i m m Mythol. 3, 440 Nr. 163. u ) M e y e r Germ. Myth. 214. M) E b e r h a r d t Landwirtschaft 21. " ) B i r l i n g e r Volkst. I, 195; F i s c h e r Schwöb. Wb. s. v. donneren. M ) W u t t k e 429 § 672; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 125 (für Neuenhammer). ,7 ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 204. **) M e y e r Germ. Myth. 214. " ) F i s c h e r Schwab. Wb. s. v. donneren. " ) M e y e r Germ. Myth. 2x4; Q u i t z m a n n Baiwaren 57; B i r l i n g e r Schwaben 1,40x in der Fassung: „SpätD., früh Hunger"; M a n z Sargans 118; Schönw e r t h Oberpfalz 2, 126. •*) M e y e r Germ. Myth. 214; M a n n h a r d t 1, 482 (Schweden). Erklärung ebd. 485 f.; G r o h m a n n 37 Nr. 216. ») M a n n h a r d t 1,484. M ) K u h n Westfalen 2,154 Nr. 431. " ) ZfVk. 1 (1891), 69. ") J o h n Erzgebirge 251; B a r t s c h Mecklenburg 2, 204. ••) F i s c h e r Schwab. Wb. s. v. donneren. n ) Ebd.; B a r t s c h Mecklenb. 2,204; W u t t k e 197 § 266. ") B a r t s c h Mecklenburg 2, 204. ") Urquell 4 (1893), 160. *>) B i r l i n g e r Volkst. 1, 195. " ) ZfdMyth. 3,30; M a n n h a r d t 1, 484 A. 4. " ) M a n n h a r d t 1, 484 A. 4. 2. N a t u r d ä m o n e n g l a u b e ist wohl nur noch in der Anschauung enthalten, daß gewisse Pflanzen, wie die D.glocke, ins H a u s gebracht, den Blitz auf dasselbe herabziehen, d a ß er einschlägt 7 3 ). In manchen Teilen Badens hält man den D. für ein dämonisches Wesen, gegen das man, da es den Menschen feindlich gesonnen ist, sein Haus mit Johannis- oder D . k r a u t (s. Blitz) schützen muß 7 4 ). Unter die D.-abwehrenden Pflanzen zählt man auch den Mauerpfeffer (herba fulminarisl) 7 5 ). Eine andere Anschauung Südbadens und von Teilen Schwabens dürfte diese F u r c h t vor dem D., die zuweilen größer ist als die vor dem Blitz, mit erklären helfen: man f a ß t das D.n als ein lautes Steinewerfen im Himmel und glaubt, es schlage dann ein, wenn ein solcher Stein an ein Loch k o m m t und auf die Erde hinunterfällt. Einen solchen D.schlag nennt man einen „ S t r e i c h " 74 ). '*) G r o h m a n n 99. ") M e y e r Baden 106. ") Ebd. — Über Abwehr des Gewitters durch Glockentöne, Pauken usw. vgl. die Art. Blitz, Gewitter. " ) M e i e r Schwaben 1, 259; vgl. P o l l i n g e r Landshut 161, vgl. ZfMyth. 3, 29.
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Doaneraxt—Donnerbeschwörungen
III. A n t i k e E l e m e n t e sind im deutschen D . g l a u b e n nur g a n z s p ä r l i c h nachweisbar. V o n den i m d e u t s c h e n W e t t e r b ü c h l e i n (herausg. 1549," s. d.) a u s antiken Meteorologien, D . b ü c h e r n " ) usw. zitierten W e t t e r r e g e l n , die an D. a n g e k n ü p f t sind, ist nichts in das V o l k s b e wußtsein ü b e r g e g a n g e n . D a r ü b e r sowie über diese D . r e g e l n s. W e t t e r b ü c h l e i n . Hier sollen indes z w e i a n d e r e R e g e l n P l a t z finden, die a u c h d e u t l i c h a n t i k e n Ursprung v e r r a t e n : 1. „ D . t es zu W e i h nachten, so ist P e s t , Cholera, Ü b e r s c h w e m m u n g zu e r w a r t e n " 7 8 ) ; v g l . C C A . IV 171, 32: Ae*£[ißptO{. TSpoxocj) 4äv ßpovTYjOy), rajXe(iov 8i)Xot... • vöaot 8e xal naXaxt0|i0l etj xoüg dv&pümous (vgl. L a u r e n t . L y d . de ostentis aus N i g i d i i T o n i t r u a l e e d . W a c h s m . p. 76 ff. cf. p. 89, 14 ff.). Ä h n l i c h ebd. p. 106, 18 f f . aus einem Fulgurale: "HXtO{ 58poxö(p. Kaxä 8s xöv xaipöv xoöxov et xepauvöj xaxsvsxöetT), ixSpoptä; xdiv noxtx|it&v djteiXet xal äcpaviop.ouj xräv yvojpioov. 2 . , , D . t e s zu Georgi (April), so w e r d e n viele R a u p e n im J a h r e sein. D. v o r Georgi, zeigt eine g u t e E r n t e a n " 7 9 ) . E i n direktes Zeugnis a u s der a n t i k e n L i t e r a t u r dieses Inhalts ist mir z w a r nicht b e k a n n t ; aber deutschem G l a u b e n scheint die V o r s t e l lung nicht zu e n t s p r i n g e n , und es g i b t in der A n t i k e S ä t z e v e r w a n d t e n Inhalts, cf. L a u r e n t . L y d . p. 102, 13 ff. "HXioj (ov) xaupq). £av xepauvöj xaxexsSD iwl v.o.pnotpipov BsvBpov, süxaprciav xolg y.ax' aixö xapitoij orjjiaiver X(p 8e xwv ßofflv ¿TtißXaßsj xö oriiieiov xoöxo. (Eine R e i h e v o n f o r m a l ' ä h n lichen Zitaten bei Boll, O f f e n b a r u n g Johannis p. 90.) ") B o l l Offenbarung 10 f. 82. 96 f. '») ZfVk. 4 (1894), 312. Eine ähnliche Quelle muß einem verwandten Spruch aus dem Erzgebirge zugrunde liegen: ,,Wenn es im Frühjahr in den „leeren Busch" donnert, so werden viel uneheliche Kinder geboren" ( J o h n Erzgebirge 251). '») ZiVk. 4 (1894), 399IV. S o n s t i g e r V o l k s g l a u b e . Zum Schluß soll noch eine Z u s a m m e n stellung v o n wichtigeren W e t t e r r e g e l n folgen, die an D. anschließen, aber nicht aus dem N a c h w i r k e n g e r m a n i scher Religion v e r s t a n d e n w e r d e n k ö n n e n (s. o. II), sondern p r a k t i s c h e r N a t u r beobachtung entspringen. V o r a l l e m spielt B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube II.
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in diesen R e g e l n eine V e r b i n d u n g v o n D . und S c h n e e f a l l eine R o l l e : „ W e n n es i m L e n z i g f r ü h doret ( = d.t), g i b t es i m H e r b s t s p ä t S c h n e e ; doret es i m H e r b s t n o c h s p ä t , so schneits f r ü h z u " (Tiefenb a c h - A l l g ä u ) " 80). — „ W e n n es i m M ä r z oder A p r i l über den noch k a h l e n W a l d d o n n e r t , so v e r m u t e t m a n n o c h einen Nachwinter" (Mittelschlesien) 81 ). — „ W e n n s d.t über dem kahlen Wald, b l e i b t ' s n o c h v i e r W o c h e n k a l t " (Nahetal) 82 ). — „ B e i D. i m W i n t e r , ist v i e l Kälte dahinter" (Mecklenburg)83). „ D . i m W i n t e r q u a r t a l b r i n g t uns K ä l t e o h n e Z a h l , b r i n g t E i s z a p f e n ohne Z a h l " (ebd.). „ W e n n ' s d.t über d e m d ü r r e n W a l d , so w i r d ' s n o c h einmal k a l t " oder „ g e h t ' s über J u n g u n d A l t " ( S c h w a b e n ) 84 ). E i g e n t ü m l i c h ist endlich f o l g e n d e i m Allgäu und S a r g a n s e r l a n d v e r b r e i t e t e A n s c h a u u n g : „ W e n n es auf den „ n a s s e n B o d e n " d . t (d. h. n a c h v o r a u s g e g a n g e n e m R e g e n w e t t e r ) , so w i r d das W e t t e r n e u e r d i n g s s c h l e c h t " 85 ). W e i t e r e W e t t e r r e g e l n f i n d e n sich in den Wörterbüchern zu den betreffenden Mundarten. Ferner vgl. B l i t z , Gewitter. 80 ) R e i s e r Allgäu 2, 430. " ) ZfVk. 4 (1894), 82. 8 2 ) ZfVk. 15 (1905}, 300. 83 ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 205. 81 ) F i s c h e r Schwab. Wb. s . v . donneren. 85 ) M a n z Sargans 118; R e i s e r Allgäu 2, 431. Stegemann.
Donneraxt s. D o n n e r k e i l . Donnerbart s.
Hauswurz.
Donnerbeschwörungen in der Form von G e b e t e n sind n i c h t h ä u f i g , d a der D o n n e r nur selten personifiziert a u f g e f a ß t w o r d e n ist (s. D o n n e r I 3, I I 2). I. W o indes der D o n n e r als P e r s o n g e d a c h t wird, r u f t m a n w i e z u r B l i t z a b w e h r (s. B l i t z ) a u c h g e g e n den D o n n e r J e s u s C h r i s t u s a n ; so in Schleswig-Holstein: „ H e l p Gott, Jesus C h r i s t u s 1 ' ; a u c h singt m a n f r o m m e L i e der 1 ). A u s den f r a n z ö s i s c h e n T e i l e n des B e r n e r J u r a sind noch einige G e b e t e bek a n n t , die den D o n n e r d i r e k t als f e i n d liches W e s e n a u f f a s s e n und ihn m i t der Hilfe i r g e n d w e l c h e r Heiligen f e r n z u h a l t e n suchen. D a s hier notierte G e b e t w i r d ge11
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Donnerbeschwörungen
heim gehalten 2 ) ; A. Rossat, der es mitteilt, erzählt von den Schwierigkeiten, unter denen es ihm endlich gelang, eine Reihe derartiger prières secrètes zu erhalten, da die Bevölkerung um nichts in der Welt zur Mitteilung der im wesentlichen auf kirchlichen Einfluß zurückgehenden Gebete zu bewegen w a r 3 ) . Das Gebet lautet (in Schriftfranzösisch umgeschrieben) : „ L a Dame Ste Barbe nous préserve du feu du tonnerre et puis de ne pas mourir d'une mort subite." Ein anderer französischer Segen beim Donner beginnt: „ S a i n t Donat faites que le tonnerre ne tombe pas sur mes parents, pas sur mes amis" etc. 4 ). Die alten Preußen fielen bei Gewitter auf die Knie und beteten: „Gehe an uns vorüber" 6 ). ') ZfVk 24 (1914), 60 Nr. 49. ») Vgl. SAVk. (1907), 230. ») Ebd. 2 1 0 ff. *) ZfdMyth.i (1853), 109. ') ZfVk. x 4 (1904), 15. u
2. D. zum Zwecke des F r u c h t b a r k e i t s z a u b e r s kennen wir nur noch aus dem Osten (Estland, Litauen, Lettland) 6) ; doch müssen ähnliche Gebete auch auf deutschem Sprachgebiet existiert haben. Man opferte dem Donner und bat ihn um reiche Ernte. Wenn es donnerte, d. h. der über Unwetter und Dürre, Regen und Sonnenschein waltende Perkunas (entspricht dem Donar-der Germanen) seine Stimme erschallen ließ, trug der lettische Bauer mit entblößtem Haupte auf seinen Schultern eine Speckseite über den Acker und bat um Gottes Gnade. Vgl. damit ein Gebet an den estnischen Picker (von 1644) : „Lieber Donner, wir opfern dir einen Ochsen, der 2 Hörner und 4 Klauen hat, und wollen dich bitten um unser Pflügen und Säen, daß unser Stroh kupferrot, unser Getreide goldgelb werde. Stoß anderswohin alle dicken schwarzen Wolken über große Sümpfe, hohe Wälder und breite Wüsten. Uns Pflügern und Säern gib aber fruchtbare Zeit und süßen Regen. Heiliger Donner, bewahre unsern Acker, daß er trage Stroh unterwärts, Ähren überwärts und gut Korn innenwärts." •) ZiVk. 14 (1904), 15. ') M a n n h a r d t i, 484 A. 4.
324
3. Zu den D. gehören zuletzt auch die noch heute üblichen Donnerformeln, die, letzte Relikte von aus dem Donarglauben zu erklärenden Beschwörungen, zu Drohungen und Flüchen geworden sind und ausgestoßen werden, wenn einem etwas quer gegangen ist. Man richtet die Donnerflüche vor allem gegen Menschen, die die Absicht haben, einem zu schaden, ihn der Lüge zu bezichtigen usw.; bei Vergeßlichkeit flucht man beim Donner auch über sich selber. So charakterisiert ein Donnerfluch meist eine Situation oder Handlung, zu der man sich in keiner Weise zustimmend stellen kann und die man ursprünglich wohl auf diesem Wege zu beseitigen wünschte. Ein solcher Fluch begegnet uns zum erstenmal in Deutschland in einem ca. 1231 in Bayern verfaßten Stück der Spielmannsdichtung 8), das die Verzauberung Wolfdietrichs durch eine Trolle schildert, weil Wolfdietrich sie auf ihre Aufforderung nicht minnen wollte. Verzaubert irrt der Unglückliche durch die Wälder: Endlich greift Gott ein und befiehlt der Waldfrau durch einen Engel: Du widertuo ez balde, du ungeslahtez wlp, Oder dir nimet der donner in drein tagen den Itp. Hier bricht der alte Sagenzug von der Verfolgung der Waldfrau durch Donar-Thor (s. Donar I 2, Blitz I, 1406 f.) noch ganz deutlich erkennbar durch. Die gleiche Erinnerung birgt sich in dem Schlachtruf der Landsknechte Maximilians, die mit „Donner und Doria" die Feinde angriffen (vgl. Schiller, Fiesko I, 5) •). In K i n d e r r e i m e n selbst kehrt dieser Sagenzug wieder; nur sind hier an Stelle der Riesen die Zwerge getreten, die von der Donnerdrohung betroffen werden. Vgl. Schleswig-Holstein: Hamer slä hamer, slä Bussemann d6t 1 0 ). Dies ist die Gedankenwelt, aus der die heute noch gängigen kurzen Fluchformeln (auch als Schwur- und Scheltformeln gebraucht) erklärt werden müssen. Auch sie knüpfen alle irgendwie an Donar an. Einige seien hier notiert: ,,Bi gods hßlege steenenl (s. Donner II 2) Bi de godsige steenenl" (Antwerpen) 1 1 ).
Donnerbesen—Donnerkeil
325
,,Potz dummer hammer" als Fluch; „ d u dummer hammers h e x " als Schelte (Zürich " ) ) . Allgemein ist „Donnerkeil", „Dunnerkil" als Ausruf unwilligen Erstaunens bekannt und gebraucht. Mecklenburg (zur Bekräftigung eines Gelübdes): „Dunner hal", „Dunner s l ä " . Die statt dessen oft gehörte Formel: „Dann soll mich der Teufel holen" hat die gleiche Bedeutung, da christliche Zeiten außer Gott zuweilen auch den Teufel an Donars Stelle setzten 1 2 ). So sind Wörter und Flüche, wie: „Dundersatan" (Schulzendorf, Heiligensee) 1 3 ) oder „Dunnerdiewel" (Grimm, Myth. 1, 151) eigentlich Verdoppelungen von Donar (s. u.). In der Schweiz kennt man als Fluch und Schwur „ b i m Donner", ferner „ P o t z Donnstig", wovon scherzhaft „Potz Donnstig vorm F r i t i g " statt „bim Donner". Verstärkungen davon sind: „Donnersdonner!" (vgl. Donnersatan) und „Donnersschieß!" 1 4 ). — Der allgemein verbreitete Fluch „Donnerwetter", „ d a fahr (schlag usw.) denn doch das Donnerwetter drein" verbindet mit Donar noch Wodan, den Wettergott und Wilden Jäger, der dem Wetter gleichgesetzt ist und im Gewittersturm heranbraust 1 5 ). Die Bedeutung des Fluches ändert sich dadurch nicht. 8 ) M a n n h a r d t Germ. Mythen 2 1 3 ; D e r 3. Feldk. 1, 108 f. Die Erklärung schon bei G r i m m Namen des Donners in Kl. Sehr. 2, 425. ') P f i s t e r Hessen 23 10) M ü 1 1 e n h o f f Sagen 603; M a n n h a r d t Mythen 213. " ) M a n n h a r d t Mythen 2 1 3 . u ) Bartsch Mecklenburg 2, 205; vgl. G r i m m Myth. 1 , 1 5 1 ; vgl. auch M e i c h e Sagen 194 Nr. 262; 662 Nr. 821. 13 ) S c h u l e n b u r g Wend. Volkstum 167. 14 ) R o c h h o l z Sagen 2, 201. 15 ) H e l m Religgesch. 261; K n o o p Hinterpommern 15 f. Stegemann.
Donnerbesen s. A l p r u t e , besen.
Hexen-
Donnerdistel s. E b e r w u r z , treu.
Manns-
Donnerflug s.
Lerchensporn.
Donnergug s.
Hirschkäfer.
x
Donnerkeil ). D.e, Donnersteine, Donnerbeile, Donneräxte nennt das Volk
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prähistorische, meist neolithische Werkzeuge, die es gelegentlich findet. Sie sind aus verschiedenen harten Gesteinsarten hergestellt; die meisten haben als Ackergerät gedient, sind daher abgenützt und schartig, die zur W a f f e bestimmten sind sorgfältiger gearbeitet und besser erhalten. Alle sind durchlocht, um den Holzschaft einzulassen. Vielfach finden sie sich in Gräbern als B e i g a b e 2 ) . Allgemein verbreitet ist der Aberglaube, die D.e seien bei einem Gewitter vom Himmel herabgeschleudert worden. Der Mythus von dem Donnergotte, der den Blitzhammer schleudert, mag der Ausgangspunkt f ü r diesen Aberglauben gewesen sein 3 ). Wie Donars Hammer nach altgermanischem Glauben immer wieder in seine Hand zurückkehrt, so steigen die D.e nach dem Volksglauben, nachdem sie 7 oder 9 K l a f t e r tief in die Erde fuhren, in jedem J a h r e wieder etwas empor; im siebenten J a h r e sind sie so hoch an die Oberfläche der Erde gekommen, daß ein Hahn sie ausscharren kann 4 ). Die D.e stehen beim Volke in hohem Ansehen, gelten als heilig und genießen abergläubische Verehrung. Wie man einst bei Donars Hammer schwur, so später bei den D.en. In den Niederlanden flucht man: ,,by gods heilige steenen!", in der Oberpfalz „ D ü n a r unz W e d a " , verstärkt in „Duna-WedaS t r a h l " , verkürzt in ,,Ui S t r a h l " . Ein übliches K r a f t w o r t im Bergischen ist „Donnerkiel", in Mecklenburg „ D u n ner s l a " oder „ D u n n e r h a l " 6 ) . Bei heranziehendem Gewitter ist der echte D., wie man glaubt, unruhig, bewegt sich hin und her und schwitzt 6 ). Auch kann man seine Echtheit daran erkennen, daß eine um ihn gewickelte Schnur im Feuer nicht verbrennt 7 ). Der Ort, wo der D. liegt, kann nicht wiederum v o m Blitz heimgesucht werden; er ist der beste Schutz gegen Blitzschlag. Wer ihn bei sich trägt, kann vom Blitz nicht getroffen werden 8 ); wo immer er sich auch befindet, da kann der Blitz keinen Schaden tun. Man legt ihn deshalb bei heranziehendem Gewitter auf den Tisch, das Herdfeuer, steckt ihn unter das Dach oder vergräbt ihn im 11*
327
Donnerkeil
Hause *). In Masuren steckt man bei Gewitter den Finger durch das Stielloch de3 D.s, dreht ihn unter dem Sprechen einiger Zauberworte dreimal herum und wirft ihn mit aller K r a f t gegen die Stubentür u ) . Dem D. schreibt das Volk magische Wirkungen zu, wie es bereits im Altertum geschah. Wer ihn bei sich trägt, erlangt gewaltige Stärke und Z a u b e r k r a f t u ) Wenn man nur ein kleines Stückchen unter die Handhaut schiebt und schlägt oder berührt jemand damit und spricht dabei: „Treff dich der Strahl", so fällt der Getroffene sofort tot zu Boden. Getroffenes Wild fällt wie vom Donner erschlagen augenblicklich zu Boden, wenn der Jäger beim Kugelgießen ein Stückchen D. in die Gießform getan h a t 1 2 ) . Ja, der D. kann seinen Träger sogar unsichtbar m a c h e n l s ) . 1870 verlangten viele deutsche Soldaten von den Apothekern D.e, da sie glaubten, daß diese sie gegen feindliche Kugeln schützen könnten 14 ). Als Donars Gewitterstein ist der D. ein kräftiger Schutz gegen alle teuflischen Mächte, Hexen, Maren, Alpe, Gespenster 16 ). In Pommern trägt man ihn gegen Hexenzauber auf der Brust 1 6 ). Geschwollene Euter der Kühe deuten auf Hexenschaden hin. Ist die Kuh krank, so daß sie blutige Milch gibt, so melkt man sie durch das Loch des D.s 1 7 ) (vgl. Kuhstein, Trudenstein). In Baden, Schlesien, Hessen, dem Nahetal, Elsaß u. a. bestreicht man die kranke Kuh (das entzündete Euter) mit dem D.e 18). In Oldenburg legt man krankem Vieh einen D. in die Krippe, in Pommern gibt man ihm Abschabsei von dem Stein ein w ). Gegen Behexung der Milch, die nicht buttern will, legt man in Schleswig einen D. ins Butterfaß s o ). Unter dem Schutze des Donnergottes stehen die Saaten. Man vergräbt deshalb Donnersteine im Acker oder wirft sie am Gründonnerstagabend über die Saaten 21 ). In Schlesien steckt der Bauer einen Donnerstein ins Sätuch, damit das Korn gedeiht 2 2 ). Auch an kranke, verdorrende Bäume hängt man Gedeihen bringende Donnersteine M ). Dem D. werden ganz besondere Heilkräfte zugeschrieben, als Sympathie-
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mittel verwendet man ihn gegen verschiedene K r a n k h e i t e n M ) . Er vertreibt Entzündungen und Geschwüre, wenn man die kranken Stellen mit ihm bestreicht, ebenso Warzen, Gesichtsrose, Entzündungen der Brüste, Furunkel, kurz alle äußerlichen Entzündungen. Auch Hals- und Kopfweh, Seitenstechen und Brüche weichen, wenn man die leidenden Teile mit einem D. bestreicht M ). In Hessen gibt man Gebärenden zur Erleichterung der Geburt einen D. in die H a n d M ) . Bettnässen wird beseitigt durch Harnen durch das Loch eines D.s *7). Abschabsei des Steins werden bei Krämpfen, Fieber, Bauchweh, besonders Kindern, eingegeben Der Glaube an die überirdische Herkunft des D.s und seine K r ä f t e ist im Schwinden begriffen; nur alte Leute halten noch zäh an dem Aberglauben fest und geben dem Altertumssammler nur ungern den (meist in der Familie -vererbten) D. Sie borgen ihn gegen Bezahlung an andere Dorfbewohner aus und geben der heiratenden Tochter die Hälfte des D.s mit *•). Der D. ist einer von den wenigen Steinen (die im Aberglauben und in Sagen vorkommen), die rein germanischen Ursprungs sind s o ). Ähnliche Anschauungen über die Herkunft und die Kräfte der D.e herrschen in den meisten Teilen Europas und Asiens; sie sind nicht auf indogermanische Völker beschränkt 31 ). Auch in Afrika und Amerika finden sich gleiche abergläubische Vorstellungen S2). Der gemeinsame Ursprung ist wohl, daß man sich die zerschmetternde K r a f t des Blitzes nur durch eine Waffe erklären konnte und die rätselhaften prähistorischen D.e damit in Verbindung brachte. Vielleicht hat auch das zufällige Auffinden von Meteorsteinen, die das Volk noch heute D.e nennt und als beim Blitz geschleuderte Geschosse ansieht, den Aberglauben manchmal unterstützt M ). *) A n d r e e Die prähistorischen Steingeräte
im Volksglauben (1882), 112ff.; E. K i r c h n e r Thors Donnerheil (1853); B l i n k e n -
berg
The
Thunderweapon
in Religion
and
Folklore; T y l o r Cultur 2, 264; S e g e r in MschlesVk. 11 (1904), 10 ff.; H o o p s
329
Donnerkeil
Reallex. i, 481; G r i m m DWb. z, 1253 f.; S c h a d e s. v. cerfluns 1371 ff.; Bresl. Samml. Regb. 527; S a r t o r i 2, 13 f. (Literatari); F r a n z Benediktionen 2, 22 (antike Lit.). ') K a u f f m a n n Altertumsh. 1 (1913), 105 ff. (Abb. Tafel 5); M e y e r Germ. Myth. 312 § 288; B e r g m a n n 134. ') G r i m m Myth. 1,106. 130 f- x 39 M e g e n b e r g Buch der Natur 74 und 380; Z e d 1 e r 7, 1282; K n o o p Hinterpommern 181 Nr. 241; G e s ne r d. f . I. 59, 63 ff. (Abbild. 62 u. 64) ; M e y e r Religgesch. 7 1 ; H e l m Religgesch. 1, 193 f.; H o c k e r Volksglauben 221; S c h w a r t z Studien 145; M a n n h a r d t Germ. Myth. 91 u. 109; A n d r e e Parallelen 2, 30 ff. ; A n d r e e - E y s n 25; H e y l Tirol 797 Nr. 223; S i m r o c k Edda 61 f. 4) M e y e r Germ. Myth. 91. 151 f.; G r i m m a . a . O . 2, 810; ZfdMyth. 2 (1854), 327; B a r t s c h Mecklenburg 2, 205; B i r l i n g e r Volhst. 1, 194 Nr. 3; L a u f f e r Niederd. Volksk. 95; K u h n u. S c h w a r t z 30; M e i e r Schwaben i, 253 f.; D r e c h s l e r 2, 137 ; H e y l Tirol 379 Nr. 5 ; M e y e r Baden 402; S t ö b e r Elsaß (1858), 445 f.; H e s e m a n n Ravensberg 101 ; M ü l l e r Siebenbürgen 29; S c h w a r t z Heidentum 6 6 l ; W u t t k e 91 Nr. 1 1 1 ; W e i n h o l d Neunzahl 38; L ü t t i c h Zahlen 20; Z e d i e r a . a . O . ') G r i m m DWb. 2, 130 Nr. 3; W o l f Beiträge 1, 67; ZfVk. 13 (1903), 351; S c h ö n w e r t h Oberpfals 2, 23; ElsMtschr. 1 (1910), 97; B a r t s c h a. a. O. 2, 205 Nr. 1008; W r e d e Rhein. Vk. 34; G ö t z e Luther 1 3 ; vgl. R o c h h o l z Sagen 2, 203 u. 201 f. ; W o l f Beiträge i , 67. Zu der Verehrung des D.s durch Bestreichen mit Butter (s. d.) oder Baden in Bier (s. d.) bei den Nordgermanen vgl. M e y e r Germ. Myth. 141 und M a n n h a r d t Germ. Myth. 23 und 101. •) S a r t o r i Westfalen 69; Wolf Beiträge 1, 67; M o n t a n u s Volksfeste 41 ; A n d r e e Parallelen 2, 32; K ü h n a u Sagen 3, 457 Nr. 1840; ZfVk. 13 (1903), 352; T o p p e n Masuren 43. ') D r e c h s l e r 2, 138; S e g e r a . a . O . 1 1 ; ZfVk. 9 (1899), 226. 8) M e g e n b e r g a. a. O. 380 u. 441 ; M a r b o d 28; J a h n Hexenwesen 194 Nr. 775; Z e d i e r a . a . O . ; Z a h l e r Simmenthai 38; S e p p Sagen 94; W a i b e 1 u. F l a m m 2, 167; L o h m e y e r Saarbrücken (1924), 52 Nr. 122; U s e n e r Götternamen 287; W u t t k e 304 § 448; K e l l e r Grab d. Abergl. 2, 150. •) ZfrwVk. 5 (1908), 184; ZfVk. 24 (1914), 60; W o l f a . a . O . 1, 217; S i m r o c k Myth. 613; Bartsch a. a. O. 2, 205 Nr. 1005; H a r t m a n n Westfalen 21 f.; A n d r e e Braunschweig (1896), 4 1 1 ; S t r a c k e r j a n i, 69 u. 2, 117 Nr. 344; Kuhn u. S c h w a r t z 455 Nr. 4 1 1 ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 116; W u t t k e 304 § 448; K e l l e r Grab d. Abergl. 2, 138 ff. und 250; S i g i Wetterei u. D. 1,298 f.; vgl. W e i n r e i c h Heilungswunder 168; S e l i g m a n n 2, 25 (Finnland). 10) F r i s c h b i e r Hexenspr. 1 ; S e g e r a. a. O. 12; vgl. K n u • hei Umwandlung 36; T o p p e n Masuren
330
42. ») W u t t k e 309 $ 455; 316 § 467; H e y l Tirol 423 Nr. 109; 379 Nr. 57; S e y f a r t h Sachsen 261 f. " ) M e i e r Schwaben r, 253; H ö h n Tod 314; G r ä s s e Jägerbrevier I , 1 3 6 . " ) G r o h m a n n 37; W u t t k e 317 § 472; 92 § i n . " ) Ausland 63 (1890), 534. " ) M e y e r Germ. Myth. 2o8f.; W u t t k e 281 § 4 1 1 ; S e y f a r t h Sachsen 261; M fill e n h o f f Sagen 243 Nr. 2; G r o h m a n n 150. »•) S e l i g m a n n 2, 25; J ihn Hexenw»sen 1 4 f . " ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 19; D r e c h s l e r 2, 104; Eis. Mtsschr. 1 (1910), 96; M ü h l h a u s e 5 7 f.; T o p p e n Masuren 100; M a r t i n y Molkerei 4 f.; K e l l e r a. a. O. 150; W u t t k e 440 § 700; vgl. S a r t o r i 2 , 1 4 3 (Rumänen). " ) M e y e r Baden 40a; S c h m i t t Hetlingen 15 ; Urquell 3 (1892), 108; M a n n h a r d t Germ. Myth. 21 f.; ARw. 18,594; F o x Saarland 291; Eis.Mtsschr. 1 (1910), 96; ZfrwVk. 2 (1905), 297; D r e c h s l e r 2, 106 Nr. 478; W o l f Beiträge 1 , 219; M e y e r Germ. Myth. 214; ZfVk. 15 (1905), 92; L o h m e y e r Saarbr. (1924), 26 Nr.61; K e l l e r a. a. O. ; M a n n h a r d t Germ. Myth. 22. lt ) J a h n Hexenwesen 14 f. ; W u t t k e 436 § 686; ZfVk. 5 (1895), 324- " ) ZfVk. 5 (1895), 324. " ) M e y e r Germ. Myth. 215; M a n n h a r d t Germ. Myth. 138. *«) D r e c h s l e r 2, 55 Nr. 408; S a r t o r i 2, 64; ZfVk. 14 (1904), 17- M ) W u t t k e 427 $ 669. " ) S e y f a r t h Sachsen 261 f.; Alemannia 34 (1906), 269; vgl. G r o h m a n n 230; ZfdMyth. 2 (1854), 319; M e y e r Germ. Myth. 210. " ) D r e c h s l e r a. a. O. 2, 204 und 292, 289; ZfrwVk. 2 (1905), 283; ZfdMyth. 1 (1853), 202; ZfVk. 21 ( 1 9 " ) , 315: 5 (1895), 294 u. 24 (1914), 301; Z e d i e r 7, 1283; S a r t o r i Westfalen 71 ; J a h n Hexenwesen 194 Nr. 775; H o v o r k a - K r o n f e l d 1» 59 u. 2, 12 u. 193; W u t t k e 348 § 520; 91 § 1 1 1 ; 346 §52o;HessBl. 20,23 Nr. 2. " ) W u t t k e 92 $ i n . *') H a l t r i e h Siebenbürgen 268; ZfVk. 5 (1895), 324- " ) M e y e r Germ. Myth. 210; S e y f a r t h a . a . O. 261; S t r a k k e r j a n 1, 94 u. 2, 109; B a r t s c h a. a. O. 2 , 1 1 2 ; K n o o p Hinterpommern 181; W u t t k e 3 6 0 5 5 4 2 . «•) S e g e r a. a. O. 12; ZfVk. 9 (1899), 226; S a r t o r i Westfalen 71 ; L o h m e y e r a. a. O. 52 Nr. 122; S e g e r II. " J G r i m m Myth. 2, 1021; vgl. S c h a d e 1373- **) S é b i 1 1 o t Folk-Lore 1, 104 f. und 4, 67; S e l i g m a n n 2, 25 (Finnland); W l i s l o c k i Magyaren 6; Festskrift til Feilberg 792 f. (Skandinavien) ; T e t z n e r Slaven 364; ZfVk. 8 (1898), 238 (Südrußland); F r i s c h b i e r Hexenspr. 1 (Masuren); S e e f r i e d - G u l g o w s k i 171 (Kaschuben); B ö c 1 e r Ehsten 1 1 5 ; L i e b r e c h t Zur Volksk. 336 (Kirgisen); vgl. ARw. 2, 32; T y 1 o r Cultur 2, 263 ff. ; F u c c i in L'Anthropologie 29 (1918), 539 ff. (China) ; A n d r e e Parallelen 2, 32; J e r e m i a s Religgesch. 228 und 234; ARw. 2, 32; F r a z e r 1, 2, 331 f. *') S e g e r a. a. O. 13; Globus 81, 353; S a r t o r i 2, 14; F r a z e r Totemism 3,
331
Donner kraut—Donnerstag
236; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 59; SAVk. 2 5i 2 - n ) S e g e r a. a. O. 1 3 ; W u n d t Mythus und Religion 3, 2 1 5 ; Rhein. Mus. 1905, 18 ff.; Ausland 63 (1890), 536; BayHefte 1, 191 f. Olbrich.
Donnerkraut s. H a u s w u r z . Donnerstag. 1. Namen. — 2. Heilighaltung. — 3. Andere Erinnerungen a n Donar. — 4. Geburt, Hochzeit, T o d . — 5 . Vieh- und Feldwirtschaft. — 6. Recht, Volksmedizin u. a.
1. Bei der Übernahme der siebentägigen Woche (s. d.) ersetzten die Deutschen den römischen Jupiter durch ihren Wetter- und Gewittergott D o n a r (skandinavisch Thor) a) und machten den 'dies Jovis', der sich nur in den romanischen Sprachen (franz. 'jeudi', ital. 'giovedi', span. 'juöves') erhalten hat 2), zum Donartag, D. (ahd. 'donarestag', mhd. 'donrestac', an. 'thorsdagr', ags. 'thunoresdäg', engl, 'thursday') s ). Nur auf bayr.-österr. Mundartgebiet bürgerte sich der dem griech. jii[ijtxr) (ijuipa) nachgebildete Name P f i n s t a g oder Pfinztag ein 4 ). Gotische Christen, welche die Bezeichnungen Pfingsten und Pfaffe nach Bayern gebracht haben s ), dürften auch diesen Namen, wie vielleicht auch Ertag (Arestag) für Dienstag, hieher gebracht jiaben. Im Volksbrauch und Glauben sind einzelne, durch eigene Namen hervorgehobene D.e des Jahres wichtig, so der D. v o r F a s t n a c h t (s. d.), der Zimberstag Westfalens, an dem nicht gearbeitet werden darf 6 ), der Weiberfastelabend oder Lutzenfastabend im alten Köln, an dem die Weiber besondere Vorrechte genossen 7), der fette D. der Rheinlande, an dem man wenig arbeitet und „ f e t t " lebt, auch Deckendonnerschdiesch genannt (Hunsrück) 8 ), der fette D. in Luxemburg 9 ) und vetten dondertag bei den Vlämen 10), denen der feiste Pfinstag im Böhmerwald, wo er sogar auch der feiste Sonntag heißt u ) , und in Österreich entspricht 1 2 ), der unsinnige D. oder Pfinstag in der Schweiz 1S ) und in Österreich 14 ), der tolle D. in Westböhmen l s ), der gumpige oder lumpige oder schmutzige D. in Schwaben 1 6 ). Schmutziger oder rußiger
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D. heißt in der Schweiz und in Baden auch der D. n a c h Aschermittwoch, der außerdem noch andere Namen führt 1 7 ). Die ursprüngliche Bedeutung des Donartages steigert der G r ü n d. (s. d.), für den sich im Volke ebenfalls verschiedene Bezeichnungen finden u ) , durch die christliche Bedeutung zu einer besonders glücklichen w ), was auch bei den auf D.e angesetzten Feiertagen Christi Himmelfahrt ^ (s. d.) und Fronleichnam 21) (s. d.) zutrifft. Endlich sind noch die drei letzten D.e vor Weihnachten, die heiligen Nächte 2 2 ) oder Klöpflesnächte 28) zu erwähnen 24). Als Familienname kommt der D. sehr selten vor 26 ). Im Volksrätsel findet sich die Frage: Welcher Tag ist der längste in der Woche? (Der D., weil er zehn Buchstaben hat) 2e). ') Vgl. M e y e r Germ. Myth. 202. *) A 1 b e r s Jahr 6. ') v. d. L e y e n Sagenbuch 22; Schräder Reallex. 964; Rochholz Glaube 2, 29; M ü l l e r Essays 1 , 3 7 8 ; G o l t h e r Myth: 243». «) DWb. 2 (1860), 1252; H o o p s Reallex. 4, 558; F i s c h e r Altertumsk. 1 1 2 . ®) v . d . L e y e n Sagenbuch 18. •) W u t t k e 83 § 96. ') W r e d e Rhein. Volksk. 174 f. ") Ebd. •) F o n t a i n e Luxemburg 22. ,0 ) R o c h h o l z Glaube 2, 49. ") J o h n Westböhmen « 3 6 . Geramb Brauchtum 25. " ) Unoth 1 (1868), 187; R o c h h o l z Sagen 2, XL11I. " ) Z i n g e r 1 e Tirol 134 ff.; G e r a m b Brauchtum 20. 1S) J o h n Westböhmen ' 35 f. " ) B i r 1 i n g e r Volhsth. 2, 21 f.; R e i n s b e r g Festjahr 37. ") M e y e r Baden 210 und bes. H ö f l e r Fastnacht 72. w ) DWb. 2 (1860), 1252; A I b e r s Jahr 150. " ) W u t t k e 73 § 85. Ebd. 78 § 91. Vgl. K u h n u. S c h w a r t z 491 Anm. 200. " ) Vgl. M e y e r Germ. Myth. 217. " ) M e i e r Schwaben 2, 457 f. " ) F e h r l e Volksfeste * 12 f. '*) S a r t o r i Sitte 3,11; L e o p r e c h t i n g Lechrain 203; K a p f f Festgebräuche 3. " ) A. H e i n t z e Die deutschen Familiennamen » (Halle 1922), 300. Über nordische Personennamen nach Thor vgl. G r i m m Myth. x, 155 f. ••) S t r a c k e r j a n 2, 26.
2. Während für den Aberglauben des Freitags die christliche Religion die wichtigstenGrundlagen geliefert hat, läßt sich der am D. geltende Volksglaube fast durchweg aus der überragenden, durch Jahrhunderte bis in die Gegenwart wirkenden Bedeutung erklären, die einst Donar zukam. Sein Tag muß der höchste Festtag der Germanen gewesen sein M ).
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Gegen die heidnische Festfeier dieses Tages k ä m p f t e die Kirche mit wenig Erfolg M ). Sie hob den D. selbst hie und d a durch einen eigenen Gottesdienst hervor und erhöhte sein Ansehen durch die Feier der E i n s e t z u n g des A b e n d m a h l s uad der H i m m e l f a h r t Christi *>), die in den Mai fällt, in welchem nach den f r ä n kischen K a p i t u l a r i e n die D.e besonders festlich begangen wurden 3 1 ). Die H e i l i g h a l t u n g des D.s 32 ), der bis z u m 17. J h . mehr oder weniger als F e i e r t a g g a l t M ) und den die Esten sogar über den Sonntag stellen M ) , zeigen noch V o l k s g l a u b e und V o l k s b r a u c h der Gegenwart. Dabei ist aber das meiste, was sich auf den A b e n d des D.s bezieht, auszuscheiden, da dies, namentlich das V e r b o t des Spinnens am D . a b e n d 8 6 ) , einerseits auf F r e y a hindeutet, der der V o r a b e n d des Freitags gehört S6 ), andrerseits sich aus dem christlichen Glauben erklärert kann, daß man auch a m Vorabend des Todestages Christi nicht arbeiten soll. A u f F r e y a ist vielleicht auch das P f i n z d a w e i b l Niederösterreichs zurückzuführen, eine A b a r t d e r , , B e r c h t l " S 7 ) . E s kommt, v o m „ f o a s t n P f i n z d a " , dem letzten D. im Fasching, bis z u m Ascherm i t t w o c h und an allen Feierabenden des J a h r e s in die Häuser und zerstört in den letzten Faschingstagen jede A r b e i t . W a s dieses W e s e n gebietet, geschieht. W e n n es z. B . zur Ofengabel s a g t : „ M a c h ' mir die T ü r a u f ! " so folgt die Ofengabel sofort diesem Befehle. W e n n das „ W e i b l " nicht will, d a ß das Feuer im Ofen brenne, so erlischt es augenblicklich s s ). In der Gegend v o n Zwettl spinnt man a m D . a b e n d nicht, weil man dieses W e i b c h e n fürcht e t M ) . Es erinnert an die russische Freit a g s f r a u , ' P j a t n i c a ' , und die rumänische ' s w i n t a maica Vinire' oder ' P a r a s k e v e ' {heilige Mutter Freitag) D a g e g e n deutet teilweise Arbeitsruhe a m T a g e selbst noch heute auf den heidnischen F e s t t a g hin. A m D. darf kein Geschirr gereinigt, kein Holz gehauen und kein Mist ausgeführt werden 4 1 ). Im Nahetal darf W ä s c h e nicht gebeucht, d. h. in Holzaschenlauge gebrüht werden, denn d a s kostet ein Rind oder ein K i n d In
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W a g e n s t e i g bei F r e i b u r g h a b e n die Dienstboten im Winter bis F a s t n a c h t jeden D.n a c h m i t t a g frei und d ü r f e n die Zeit f ü r sich verwenden **). A m D. tragen selbst die V ö g e l nicht zu N e s t e **), w a s auch damit erklärt wird, d a ß a m D . G o t t die V ö g e l geschaffen h a t 4 5 ) . Der Fluch „ P o t z D o n n s t i g " m a g sich ebenfalls auf die sonst üblich gewesene Heiligung des D.es beziehen 4 S ), w i e m a n ähnlich in Holstein, wenn m a n den N a m e n des Donners selbst nicht aussprechen will, f l u c h t : „ H a e l im de d o n n e r s t a g " I 47 ). A l s F e i e r t a g gilt der D. a u c h bei den Schweden; in Norwegen darf an d e m T a g nichts W i c h t i g e s begonnen werden, doch ist er der geeignetste T a g f ü r Zauberei 4 t ). Die W e n d e n spinnen a m D . nicht und f a h r e n keinen Dünger 4B). Bisweilen handelt es sich u m b e s t i m m t e D . e im Jahre. A m ersten D. im März erhielt jeder Droste (Truchseß) in W e s t falen B r o t und Bier ®°) (vgl. u. § 6), und an den ersten drei D.en im März w u r d e n in L ü t z k a m p e n (Kreis P r ü m ) die Fides, Spes und Caritas v e r e h r t 6 1 ) . ") G r i m m Myth. 2, 953; M e y e r Germ. Myth. 215; H ö f l e r Osterna. ») H e f e l e Conciliengeschichte 3, 55; W i d 1 a k Synode v. Liflinae 28 f.; S a u p e Indiculus 25 f.; Friedberg Bußbücher 25; Grimm Myth. 1, 159; 3, 402 = M e y e r Aberglaube 120; M a n n h a r d t Götter 187 f.; M e y e r Germ. Myth. 215. ") R o c h h o l z Glaube 2, 34 f.; M e y e r Germ. Myth. 215. ") R o c h h o l z Glaube 2, 33; D r e c h s l e r 2, 186; ZfVk. 8 (1898), 447. " ) M a n n h a r d t Germ. Mythen 18 Anm. **) G r i m m Myth. 1, 159; 3, 70 f. Vgl. oben die Artikel Arbeit 1, 572 f. und Bad 1, 802 f. •*) M e y e r Aberglaube 207; M e y e r Religgesch. 290; S t e m p l i n g e r Aberglaube 114; B a r t s c h Mecklenburg 2, 217 (Keine Hopfenarbeit, sonst wird Nesselhopfen) ; A 1 b e r s Jahr 7. M ) B o e d e r Ehsten 97 ff. u ) K u h n u. S c h w a r t z 132 Nr. 153; vgl. 445 Nr. 357; K u h n Mark. Sagen 379 Nr. 26 und Westfalen 1, 61 f. Nr. 48; 2, 129 Nr. 390; vgl. i, 321 Nr. 367 (Fischen in der D.nacht); G r i m m Myth. 2, 830; W o l f Beiträge 1, 69; B a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage 31; W u t t k e 402 § 619; M e y e r Germ. Myth. 215; ZfVk. 8 (1898), 447 (Steiermark). »•) A l b e r s Jahr 7. Über Frigg-Verehrung auch am D. vgl. M e y e r Religgesch. 272. 274. ") G e r a m b Brauchtum 25. ") B a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage 31; P f a l z March'feld 43. " ) Germania 29 (1884), 411. *°) M a n n h a r d t 2, 185 Anm. Vgl.
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AnSpr. 98 (1897), 84 ». «) W u 1 1 k e 60 § 70; S t e m p l i n g e r Aberglaube 114; D r e c h s l e r s , 186. Vgl. N o r k Festkalender IX Anm. «•) ZfrwVk. 1905, 205. " ) M e y e r Baden 338 = S a r t o r i Sitte 2, 44. " ) W s t t k e 60 §70; D r e c h s l e r 2,186. **) R o c h h o l z Glaube 2, 32. **) Ders. Sagen 2, 202. 47) Wo 1 f Beiträge 1, 70. *•) H e c k s c h e r 353. Vgl. R. Th. C h r i s t i a n s e n Der D. im skandinavischenu Volksglauben (Festskrift til Feilberg 183 ff.). ) H e c k s c h e r 369. " ) H ö f l e r Fastnacht 85. " ) Ebd. 89 = M e y e r Germ. Myth. 172. Vgl. oben Apokalypse 1, 546. 3. Auch sonst hat der D. E r i n n e r u n g e n a n D o n a r und heidnische Züge bewahrt. A m D. geht, wie einst jener, unser Herrgott am liebsten über Land M ). A m Himmelfahrtstage, an dem stets ein Gewitter kommen soll M ), darf man nicht nähen, sonst schlägt in dem J a h r e ein Blitz ein (Ostpreußen) oder dem, der das Kleid trägt, ziehen die Gewitter nach (Voigtland). An dem Tage gesammelte und zu Kränzen gewundene Kräuter werden zum Schutz gegen den Blitz im Hause aufgehängt. In katholischen Gegenden findet der „Wettersegen" statt, eine Flurprozession, bei welcher an vier Haltpunkten nach Verlesen eines Stückes aus den vier Evangelien jedesmal ein Wettersegen gesprochen w i r d M ) . Auch die Fronleichnamsprozession nahm in Deutschland sofort nach ihrer Einführung den Charakter einer Flur- und Wetterprozession an M ). Die dabei mitgetragenen Kränzchen und Sträuße, wie auch Aste der geweihten Birken oder Tannenreiser von den Altären bewahrt man auf, um sie gegen Blitzgefahr und gegen Krankheiten von Menschen und Vieh zu verwenden M ). Noch reichere Erinnerungen birgt der Gründ. 87 ) (s. d.), an dem auch der von der weißen Frau in Neuhaus gestiftete süße Hirsebrei an die Armen verteilt wurde M ). Auf Donar, dem die Erbsen heilig waren, weist der Brauch, am D. Erbsen zu essen M ). Man hat sie als Sinnbilder der von Donar gesandten Hagelkörner gedeutet w ), doch sind Hülsenfrüchte nach griechisch-römischem und deutschem Glauben überhaupt eine wichtige Geisterspeise 6 1 ). Die an den .Klöpflestagen abends umziehenden Kinder werfen auch
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Erbsen oder Maiskörner u. a. an die Fenster oder schlagen mit kleinen hölzernen Hämmerchen, die an Donars Hammer erinnern, daran 82 ). Am D. sind die Elfen und Zwerge am tätigsten 4 *), und Kobolde und Hausgeister äußern ihren Widerwillen, wenn die Menschen an diesem Tage arbeiten oder lärmen M ), besonders in der nordischen Überlieferung K ). Der D. war auch der Hauptopfertag für die Elben 46). In Norddeutschland schlachtete man eine schwarze D.shenne den Zwergen " ) . Dagegen hat man bisher wohl allzu viel Bedeutung dem in einer norddeutschen Sage " ) vorkommenden Zwergennamen Hans D. beigelegt, der die Verwandtschaft der Elben mit dem Gotte Donar dartun sollte w ) . Zwerge und Geister führen überhaupt seltsame Namen oder Spottnamen, z. B . Rübezahl = Rübenschwanz im Sinne von Rübenpenis. A m D. ist auch der feurige Drache besonders tätig TO ) und zieht zuweilen das wilde Heer u m 7 1 ) . Dieser so mit heidnischen Vorstellungen und Überlieferungen erfüllte T a g mußte durch das Christentum in einen Hexentag verwandelt werden. Nach den Hexenakten erscheinen die Teufel zumeist am D. und Dienstag 72 ), am D. kommt der Hexenbuhle 73 ) oder wurde nach Aussage von Hexen in Gestalt eines Hündchens gebadet 7 4 ), am D. muß die Hexensalbe bereitet werden 78) und am Abend dieses Tages fahren die Hexen zu ihren Versammlungsplätzen 7 ®). In Niederösterreich finden diese Zusammenkünfte nur zweimal im J a h r e statt, am D. in der Weihnachtswoche und am Johannistage " ) , also zur Zeit der Sonnenwenden. Im Mittelalter galten die drei D.snächte vor Advent als 'noctes infaustae', in welchen der Teufel und die Hexen besonders zu fürchten waren 7 8 ). Auch für die Zauberer ist der D. ein günstiger Tag " ) . Daraus, noch mehr aber, weil man vielleicht an dem Tage, an welchem der Heiland von den Juden gekreuzigt worden ist, von diesen nichts wissen wollte, erklärt sich die Verordnung, daß sich Juden nur an bestimmten Tagen in der Stadt aufhalten durften und am D. abends in
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das Dorf zurückkehren mußten ®°). Doch war der D. zugleich mit dem Montag gemäß einer Anordnung des Propheten Esra bei den Juden selbst ein halber Feiertag®1). Als Hexentag und als der Tag, an dem Judas den Herrn verraten hat, ist der D., allerdings nicht so stark, wie dies Wuttke betont 8 2 ), ein Unglückstag, namentlich im katholischen Süddeutschland 8 3 ). In Braunschweig gilt er als „sehr g u t " M ), was er dort, wo das Volk die Wochentage vom Montag an zählt, als gerader T a g sein muß 8 5 ). Bei den Slawen und dort, wo slawischer Einfluß vorliegt, überwiegt die düstere Seite M ). Nach russischem Glauben kommen Würmer in das Fett, wenn man es am D. s a l z t w ) , und man kann den Kühen der Nachbarschaft die Milch entziehen, wenn man am i . D. des Monats die Alraunwurzel verbrennt 88 ). Bei den Finnen darf man am D. nachmittags den Kopf nicht umdrehen M ) (s. Rückwärtssehen). Auch bei den Arabern ist der D., wenn er auch gut tum Aderlaß ist, ein unglücklicher Tag, weil an ihm viele Heilige den Märtyrertod erlitten haben. Doch ist er sonst bei den Bekennern des Islam ein Glückstag nach dem Ausspruch Mohammeds: „ A l l a h segnet den D. und den Sonnabend" w ). •») Z f V k . 14 (1904), 145. M) M e i e r Schwaben 1, X I X . «*) W u 1 1 k e 78 § 91. N o c h h e u t e findet die „Hagelfeier" (Flurumgang) in Brecht e n bei D o r t m u n d alljährlich a m letzten D. im Juni statt: S a r t o r i Westfalen 115 f. ") F r a n z Benediktionen 2, 72 ff. *•) S a r tori Sitte 3, 220. »') W u t t k e 73 f. § 85; M e y e r Germ. Myth. 215 t . M ) J u n g b a u e r Böhmerwald 134. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2 , 2 1 7 , 1 1 2 6 a ; M a n n h a r d t Germ.Mythen 4 9 ; R o c h h o l z Glaube 2, 46 f.; W u t t k e 6 1 § 7 0 ; D r e c h s l e r 2, 186. M ) W u t t k e 22 § 2 0 . " ) F e h r l e Volksfeste » 1 3 . " ) K a p f f Festgebräuche 3. , s ) K ö h l e r Voigtland 3 5 8 ; R o c h h o l z Glaube 2, 3 0 ; Z a u n e r t Westfalen 2 7 . " ) Z f d M y t h . 3, 2 7 2 ; M a n n h a r d t Germ. Mythen 48 f f . Vgl. K ü h n a u Sagen 3, 75. " ) H . F . F e i 1 b e r g Der Kobold in nordischer Überlieferung i n Z f V k . 8 (1898), 5. 269. " ) E b d . 134 f. u n d 10 (1900), 3 2 2 ; M e y e r Germ. Myth. 140. •*) K u h n u . S c h w a r t z 516 = M e y e r Germ. Myth. 140. " ) M ü l l e n h o f f Sagen (1921), 325 N r . 484. «*) W o l f Beiträge 1, 7 0 ; M a n n h a r d t Germ. Myth. 4 8 ; Rochh o l z Sagen 1, 355. W u t t k e 4 6 § 49 ( O s t p r e u ß e n ) . " ) M a n n h a r d t Germ. Myth. 48; R o c h h o l z Glaube 2, 3 6 ; Z f V k . 18
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(1908), 182. " ) G r i m m Myth. 2, 9 5 3 f. S c h m i t z Eifel 2, 42. ") B a r t s c h Mecklenburg 2 , 1 9 (a. d . J a h r 1584). " ) S t r a k k e r j a n 2, 2 6 N r . 2 8 6 . '•) Z f d M y t h . 1 (1853), 2 9 4 ; 2, 4 2 2 ; 3, 54 f . ; M a n n h a r d t Germ. Myth. 4 9 ; L e o p r e c h t i n g Lechrain 17; S t r a c k e r j a n 2, 2 5 N r . 2 8 6 ; H e y 1 Tirol 3 9 N r . 5 1 ; 5 3 1 N r . 1 0 0 ; W u t t k e 6 0 § 70; 158 § 2 1 5 ; L a i s t n e r Sphinx 2, 318 = Meyer Germ. Myth. 1 4 0 ; J e c k l i n Volkstüml. 108. 4 0 5 ; S A V k . 3, 3 2 . " ) P f a l z Marchfeld 6 6 . " ) M e y e r Aberglaube 215. n ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 7. 10. m ) S c h w V k . 11, 2. " ) B u x t o r f Judenschul 302 = R o c h h o l z Glaube 2, 33. •*) W u t t k e 6 0 § 70. •*) Z i n g e r 1 e Tirol 121 f . ; H e y l Tirol 765 N r . 70 f . ; H ö h n Geburt N r . 4, 261. M ) A n d r e e Braunschweig 400. Ebenso S a i t o r i Westfalen 30, d a g e g e n e b d . 74 a u c h unglücklich. •») V g l . M e y e r Baden 135. «•) W u t t k e 6 0 § 70 " ) S t e r n Rußland 1, M 6 5 . ) A . T . S t a r c k Der Alraun ( B a l t i m o r e 1917) 5- " ) S e l i g m a n n Blick 2, 287. •») S t e r n Türkei 1, 3 7 6 f. n)
4. Auf Donar weisen auch Glaube und Brauch hin, die an die Hauptstufen des menschlichen Lebens, an Geburt, Hochzeit und, allerdings weniger, T o d geknüpft sind. Die am D. geborenen Kinder können Geister sehen 9 1 ). Dieser Glaube scheint erst später auf die Sonntagskinder (s. d.) übergegangen zu sein* 2 ), wobei die Meinung, daß am Sonntag getaufte D.skinder geistersichtig werden 9 3 ), eine Zwischenstufe darstellt. Eine Umkehrung dieses Glaubens liegt vor, wenn auch die am D. getauften Sonntagskinder als geistersichtig gelten 94 ). Diese Gabe hat auch der in einer auf D. fallenden Weihnachten Geborene und ein Wunderkind ist, wer je im 3. Monat (März, Juni, September und Dezember) am 1. D. zur Welt kommt 9 5 ). In Tirol hält man die am D. geborenen Kinder für Unglückskinder, die närrisch und zu Torheiten geneigt sind 9 6 ), in Württemberg glaubt man, daß sie viel Jammer erleben w ), dagegen bei den Magyaren, daß sie viel Glück im Leben haben M ) und bei den Spaniolen, daß sie wohltätigen Sinnes sind, weil Gott am D. die Vögel und Fische geschaffen hat, die sorgenlos leben und ihre Nahrung selbst finden 9 9 ). Im Norden setzte man am D. die Wechselbälge an Kreuzwegen aus oder schlug sie mit Ruten 10°). Auf Thor weisen die
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mit H a m m e r und Hakenkreuz bezeichneten und am Gründ. eingesegneten nordischen Taufsteine hin 101), doch wird im südlichen Schweden am D. nicht getauft, auch nicht getraut und begraben 1 0 2 ). Neben dem Dienstag ist der D. im Egerland der günstigste Tag zum Kirchgang der Wöchnerin, und zwar bei Knaben; andere Tage h ä t t e n Unglück oder Tod der Kinder zur Folge 103). Kinder dürfen an einem D. nicht zum erstenmal in die Schule geschickt werden 1 0 4 ) und dort auch nichts Neues zu lernen anfangen 105 ). Und so hat man den alten Festtag auch schon im Mittelalter als 'dies academicus' gefeiert, und er ist noch heute vielfach schulfrei 1 0 6 ). Donar (Thor) war der Gott der Hochzeit, worauf auch sein Hammer, dem zum Teil phallische Bedeutung zukommt, hinweist 107). Und so gehört der D., auf den in Baden die „ K o m m n a c h t " fällt 1 0 8 ), zu den bevorzugten Hochzeitstagen 109), besonders in Süddeutschland, wo es heißt: D.sheirat, Glücksheirat 1 1 0 ). In Straßburg war der D. der gesetzliche Hochzeitstag m ) , sonst heißt es im Elsaß auch, daß die „ n o b l e n " Hochzeiten am Dienstag und nur die geringen am D. stattfinden 1 1 2 ). Man hat eben im südwestlichen Deutschland vielfach aus Ersparnisgründen den früheren Dienstag durch den D. ersetzt. Denn die Hochzeit dauerte in der Regel bis zum nächsten Sonntag und verursachte daher, wenn sie schon am Dienstag begann, bedeutende Kosten U 3 ). Am D. feiert man die Hochzeit auch in Shetland 114), bei den R u m ä n e n 115) und neben dem Dienstag bei zunehmendem Licht in Masuren 1 1 6 ). An einem dieser zwei Tage beginnt bei den Slowinzen die Hochzeitsfeier 117). Am D. ging in Bornum die junge Frau in das Haus ihres Mannes, nachdem die Hochzeit am Dienstag gefeiert und die Neuvermählte noch am Mittwoch zu Hause geblieben war. S t a m m t e sie von auswärts, so k a m sie am D. in das Gehöft des Bräutigams und die Hochzeit fand erst am Sonntag s t a t t . Der D. gilt auch als glückbringend f ü r den Einzug in eine neue Wohnung (Anhalt) 118 ), neben anderen Tagen auch im Erzge-
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birge 119). Vereinzelt heißt es in W ü r t t e m berg 120) und besonders in Norddeutschland, daß am D. keine Hochzeit stattfinden soll, weil dies Unfriede in der Ehe bedeutet. 1 2 1 ), die Eheleute dann sonst wie Hund und Katze zusammenleben werden 122) oder es, wie auch wortanalogisch erklärt wird, in der Ehe „ d o n n e r n " wird 1 2 3 ). Auch in Frankreich heiratet man nicht a m D., an dem der Teufel seine Mutter heiratet 1 2 4 ). Nach süddeutschem Glauben ist der dem Tod geweiht, der a m D. krank wird 1 M ). 91 ) W u t t k e 316 § 469; auch in Schweden, vgl. H e c k s c h e r 104. 92) M e y e r Germ. Myth. 209. «3) Urquell 1 (1890), 152; W u t t k e 60 § 70; Rogasener Familienblatt 2 (1898), 83. 91) K u h n Mark.Sagen 378 Nr. 22 = R o c h h o l z Glaube 2, 29; W u t t k e 387 § 589. 9i ) R o c h h o 1 z Glaube 2, 29. ") Z i n g e r 1 e Tirol 121 f. 97) H ö h n Geburt Nr. 4, 261. »3) ZfVk. 4 (1894), 3°9- m) S t e r n Türkei I , 375- 10°) M a n n h a r d t Germ. Myth. 49. 101 ) M e y e r Germ. Myth. 209. 102) R o c h h o l z Sagen 2, 202. I n manchen Orten Württembergs wird der D. mit dem Dienstag als T a u f t a g bevorzugt, vgl. H ö h n Geburt Nr. 4, 268. I03) G r ü n e r Egerland 39; J o h n Westböhmen a 262. 101) Urquell 4 (1893), 2 77; W u t t k e 60 § 70. 105) Vgl. ZfrwVk. 1910, 66. loe ) R o c h h o 1 z Glaube 2, 38 f.; L ü t o 1 f Sagen 560 Nr. 589. An Volks- und Bürgerschulen war der D. im alten ÖsterreichUngarn schulfrei und ist es noch heute in den Nachfolgestaaten. 10') M e y e r Germ. Myth. 212. 10») D e r s . Baden 191. 10e) D e r s. Germ. Myth. 213; S a r t o r i Sitte u. Brauch 1, 60 f.; H e c k s c h e r 354. Dazu E n g e lien u . L a h n 245^.84; W r e d e Rhein. Volksk. 127; L a m m e r t 154; D r e c h s l e r 1, 235; H ö h n Hochzeit Nr. 6, 2 (II.); G e r a m b Brauchtum 125; S a r t o r i WestHoffmann - Krayer 34. falen 86; 110 ) W u t t k e 60 § 70; Stemplinger Aberglaube 1 1 5 ; R o c h h o l z Glaube 2, 41. ul ) A 1 b e r s Das Jahr 7. l l s ) Elsäss. Monatsschr. 1 (1910), 169. 113) H ö h n Hochzeit Nr. 6, 2 (II.). 46 (I.). "«) H c c k s c h e r 104. 116 118 ) S t e r n Türkei 1, 379. ) T oep p e n Masuren 75. " ' ) T e t z n e r Slawen 434. Bei den Südslawen ist der erste Beischlaf a m D., K r a u 0 Sitte u. Brauch 456. 11B) Mitteil. Anhalt. Gesch. 14, 16. 119) J o h n Erzgebirge 28. 103. >">) H ö h n Hochzeit Nr. 6, 2 (II.). 1=l ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 59 Nr. 193. ' " ) ZfVk. 9 (1899), 443 Nr. 20 (Kr. Jüterbogk). 123 ) K u h n u. S c h w a r t z 434 Nr. 285. m ) Sebillot Haute-Bretagne 1 1 3 ; Les Evangiles des Quenouilles (Paris 1855), 15J 125 Nr. 23. ) P a n z e r Beitrag 1, 259; L a m -
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Donnerstag
m e r t 95; H e y l Tirol 766 Nr. 74; W u 1 1 k e 60 § 70; 221 § 314; H ö h n Tod Nr. 7, 312. Über Thor als Totengott vgl. M e y e r Germ. Myih. 213. t" 5. Donar (Thor) schützt auch das V i e h und den A c k e r b a u 126 ). A m Lechrain hält man das a m D. geworfene Vieh für besonders k r ä f t i g und nennt solche D.skälber im oberbayrischen Gebirge mit belobender Betonung schlechtweg nur Pfinztelein 127 ). A u c h in Tirol gelten sie als g u t 1 2 8 ) . D o c h heißt es auch, daß man sie nicht aufziehen 129) und Kälber überhaupt am D. nicht entwöhnen soll 1 3 0 ). A l s Fleischtag ist der D. günstig zum ersten Austrieb 1 3 1 ), wurde aber an einigen Orten durch den Sonntag v e r d r ä n g t 1 3 2 ) . A m D. sind die K ü h e a m besten zu melken und werden v o n Läusen befreit; meist a m Himmelfahrtstag, dem ersten sommerlichen D., f a n d im Norden das Mittagsmelken (s. Mittag) s t a t t 1 3 3 ) . In Ostpreußen müssen die Pferde am D. vor dem Abendbrot g e f ü t t e r t werden, sonst drückt sie die Mahr 134 ). Der D., an dem Gott die Vögel geschaffen hat, ist ferner günstig z u m Unterlegen der Bruteier 1 3 8 ). A m D. soll man in W ü r t t e m b e r g nichts am Bienenstand arbeiten 1 M ) , dagegen mischt man in Oldenburg am Gründ. Erde von einem in der letzten N a c h t aufgeworfenen Maulwurfshaufen in das F u t t e r ; dann fliegen die Bienen nie fort und setzen sich beim Schwärmen niedrig 1 3 7 ). Bei den Magyaren l ä ß t man die Bienen an einem D . (oder Mittwoch) in der ersten Aprilwoche z u m erstenmal im Jahre ausfliegen; dann werden sie fleißig, fett und munter 138 ). Aus der Arbeitsruhe des früheren Feiertags erklärt sich das V e r b o t des Ausmistens 139 ) und Düngerfahrens 140) a m D. Ein Bauer in Oldenburg, der an einem D . Mist gefahren hatte, fand am andern Morgen die K u h tot im Stalle m ) . Der D. ist dagegen geeignet z u m Pflügen 142 ) und Säen, dann wird das Feld von Hagel und Brand verschont bleiben 143 ). Namentlich Erbsen und Hülsenfrüchte müssen am D. gesät werden 1 4 4 ). A m Gründ., an dem man in Oldenburg möglichst viel s ä t 1 4 5 ) , und bei Vollmond gelegte K a r t o f f e l n geraten
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g u t 1 4 S ) . Der D. ist auch für Fruchtbarkeitszauber g ü n s t i g 1 4 7 ) . In Mecklenburg ging man an einem D. v o r Sonnenaufgang dreimal u m das blühende Kornfeld, zog an jeder E c k e jedesmal einen H a l m aus und hängte diese zwölf Halme im Rauchf a n g auf; angeblich k a m e n dann keine Sperlinge in das K o r n f e l d 148 ). A u f dem Hertfeld in S c h w a b e n geht man in der Gründ.snacht in die Gärten, kniet dreimal unter den B ä u m e n nieder und betet 14*). In Tirol, w o der Bauer am Gründ. abend auf seinen A n g e r hinausgeht, unter einem B a u m niederkniet und mit ausgebreiteten A r m e n sein Gebet verrichtet, heißt dies Baumbeten, in Oststeiermark dagegen Grünwasengang. Hier muß man barfuß auf den Anger gehen, dann ist man das ganze J a h r über vor Blitzschlag geschützt 1 B 0 ). Endlich wird auch für den Erntebeginn bisweilen der D. g e w ä h l t 1 S 1 ) . Während die angeführten Gebete auf alten Naturglauben zurückweisen, sind andere D.gebete im christlichen Mittelalter entstanden und eng v e r w a n d t mit dem Freitaggebet (s. d.), mit dem sie das Motiv teilten, d a ß durch das dreimalige Beten arme Seelen erlöst werden. Ein solches früher im Böhmerwald am D.abend übliches Gebet l a u t e t : Heut is Dunnerstäg, heut is a heiliger Täg. Heut hät unser HerTgott sei(n) bittres Leid'n und Stcrb'n ängfängt. Sie häb'n an bund'n, Sie häb'n an valäss'n, Sie häb'n an vastoss'n, Sie häb'n an af's heilige Kreuz afg'nägelt. Unter dem Kreuz steht d' heilige Maria und spricht: Wer dös Gebetl dreimäl spricht und nia vagißt, Dem hät s' fünf arme Seel'n g'schenkt: Die erst' — sein' Vädern, Die zweit' — sei(n) Muadern, Die dritt' — sein' Bruadern, Die viert' — sei(n) Schwestern Ünd die fünft' — die sei(n) ( = seine eigene), Kummt nia in koa(n) Pei(n). Amen 16S). Ähnlich ist ein Gebet, das a m Abend des Samstags (s. d.) zu beten ist. "•) M e y e r Germ. Myih. 214 f. 1S7) L e o p r e c h t i n g Lechrain 152. lM ) Z i n g e r 1 e Tirol 122. "•) W u 1 1 k e 60 § 70; 443 § 698; Pollinger Landshut 155; Schmitt
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Donnerstag
Hetlingen 12. " • ) W u t t k e a. a. O.; S c h ö n w e r t b Oberpfalz i , 339 = S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 138. 1 M ) W u t t k e 440 § 693; Bartsch Mecklenburg 2, 143 ; Meyer Baden 135. m ) M e y e r - Germ. Myth. 214. 1 M ) Ebd. , M ) W u t t k e 451 § 7 1 3 . 1M ) E b d . 429 § 672. Vgl. MschlesVk. 17 (1915), 37. •") E b e r h a r d t Landwirtschaft 21. l") W u t t k e 428 $ 671. W l i s l o c k i Magyaren 149 = Z f V k . 4 (1894), 307. ' " ( M e y e r Aberglaube 207; S c h u l t z Alltagsleben 241 (nach M ä n n l i n g 224); K u h n und S c h w a r t z 445 Nr. 357; M a n n h a r d t Germ. Mythen 16. ' " ) W u t t k e 60 § 70; 417 § 650; S t r a c k e r j a n 2, 25 Nr. 286; Drechsler 2, 186; F F C . Nr. 30, 52. UI) S t r a c k e r j a n 2, 26. l u ) M e y e r Baden 513. 14*) E b e r h a r d t Landwirtschaft Nr. 3, 2. »") W u t t k e 61 § 70; R o c h h o l z Glaube 2, 46. "•) M e y e r Germ. Myth. 215. " ' ) J o h n Erzgebirge 224. " ' ) Vgl. F F C . Nr. 55, 33 f. ' " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 2 1 6 = W u t t k e 423 §660. 14i ) B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 71. 16°) G e r a m b Brauchtum 32. 1 M ) M e y e r Baden 425; E b e r h a r d t Landwirtschaft 5. , M ) Waldheimat 12 (Budweis 1926), 182. Vgl. MschlesVk. 18 (1916), 41 ff.
6. Donar (Thor) war auch der Walter des R e c h t s und Strafer des Unrechts, daher war neben dem Dienstag der D. ein beliebter Gerichtstag, an dem die wichtigsten nordischen Thinge eröffnet wurden 168), aber auch auf deutschem Boden, z. B. in der Schweiz, früher Gericht gehalten wurde 1 M ). A m D. muß daher der Diebsbann ausgeübt werden 1 5 s ), denn Donar straft die Diebe, und im Norden muß man an drei D.en vor Sonnenaufgang in des Teufels Namen schmieden, wenn man die Kunst des Ausschmiedens eines Diebesauges gewinnen will 1 6 e ). Der D. ist ferner günstig für den Dienstantritt 1 O T ), dann als Gesellschaftstag 1 8 8 ) und Spinnstubentag 1 5 9 ), in der Schweiz seit alter Zeit als Markttag l a o ) und in Norddeutschland als Schlußtag des Kirchweihfestes i e i ) . Donar war auch ein H e i l gott, was besonders die Heilungen und Heilbäder am D. und das Krankheiten vorbeugende Gründ.sfasten b e z e u g e n m ) , ferner der Glaube, daß am grünen D. gelegte Eier, gebackene Bretzeln und gewonnener Honig das ganze Jahr gegen das Fieber schützen 14S ) und das an diesem Tage genossene Grüngemüse heilende und kräftigende Macht h a t 1 M ) . In Berlin sagte
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man früher, Erbsen mit Speck müßten am D. gegessen werden, weil sie an anderen Tagen Schwären erzeugen 148). Gegen Auszehrung der Kinder verwendete man in Ostpreußen am D.abend stillschweigend und ohne Zurückblicken geholtes Regenwasser 1 M ), man suchte sie auch durch eine besondere Zauberhandlung zu heilen, die am D. nach dem Abendbrot bei abnehmendem Licht begann, am folgenden Sonnabend wiederholt und am nächsten D. zum drittenmal ausgeführt w u r d e 1 W ) . Ebenda behandelte man die englische Krankheit mittels Durchziehens des Kindes am D.abend 1 W ), gleichwie in Schweden 169), wo ebenfalls, wie auch in Dänemark, der D. bei Heilungen eine Rolle spielt 17°), ferner befreite man sich vom Fieber, indem man das Hemd vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang unter Bevorzugung des D.s am Wegweiser eines Kreuzweges aufhängte i n ) . In Sachsen, wo das heilsame Osterwasser zuweilen am Gründ. früh geschöpft wird 172 ), nimmt man mit Vorliebe auch an diesem Tage Heilungen vor 1 7 3 ), und die ebenda noch heute hochgeschätzten eisernen Fingerringe, die gegen Gicht und Gebrechen unfehlbar helfen, werden in der Nacht von Gründ. zum Karfreitag vom Schmied, der hiebei nackt sein muß, aus Sargnägeln und Sarggriffen verfertigt 1 7 1 ), wofür aber zur Erklärung mehr der Karfreitag in Betracht kommt. Auch kranke Tiere werden am D. behandelt. Nach einer Handschrift aus 1361 soll ein krankes Roß der D.ssonne entgegengeführt werden 1 7 5 ); in Pommern wird behextem Vieh ein Zauberpulver am D.abend ins Futter gemischt "•). Schwankend ist der Volksglaube bezüglich des Haareschneidens a m D., das einerseits verpönt ist i r r ), andrerseits empfohlen wird, wenn der 3. T a g Neumond auf einen D. fällt 1 7 8 ). Bei den Mohammedanern in Bosnien schneidet man den Knaben nach zurückgelegtem 4. Lebensjahr an einem D. oder Sonntag zum erstenmal die Haare 17 *). Nur vereinzelt steht in einer norddeutschen Sage, daß man sich am D. nicht kämmen soll, weil die Läuse den Unterirdischen in die Schüsseln f a l l e n u o ) .
Donnersteta—Doppelgänger
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A m D., der nach einer älteren Quelle immer anderes W e t t e r als der F r e i t a g hat m ) , sind die meisten Gewitter, denn „ d a geht unser Herrgott über L a n d " 1 8 4 ) . Ein D.monat, d. i. ein Monat, der mit einem D . beginnt, ist vorbedeutend für das W e t t e r des ganzen Monats UM ). Mehr literarische Überlieferung ist das, was ältere Handschriften, die auf Beda, der wieder Johannes Laurentius L y d u s als Quelle benützte, zurückgehen, über die Bedeutung des ersten Donners im Jahre, wenn er auf einen D. fällt, zu sagen wissen In Schleswig-Holstein heißt es endlich, wenn es f r i e r t , friere es immer a m D. a m stärksten 1 8 6 ). 1M ) M e y e r Germ. Myth. 212 f.; v. d. L e y e n Sagenbuch 235. 1H ) R o c h h o l z Glaube 2, 39 f. "•) W i t z s c h e l Thüringen 2, 290; W u t t k e 413 §642. "•) M e y e r Myth. 212. 15 ') A n d r e e Braunschweig 401; C u r t z e Waldeck 395; S a r t o r i Westfalen 125; W r e d e Rhein. Volksk. 93; M a n z Sargans 1M 136; H e c k s c h e r 353. ) Kochholz Glaube 2, 37 f. und Sagen 2, 202. "•) M e y e r Baden 174. 1M ) R o c h h o l z Glaube 2, 43 f.; W u t t k e 61 § 70. »") W o l f Beiträge 1, 69; R o c h h o I z Sagen 2, 202. "*) M e y e r Germ. Mythen 210. Über Krankenopfer am D. in Schweden vgl. M a n n h a r d t Germ. Myth. 49, über Besuch der Heilbäder am D. in Schweden und Norwegen ebd. 135; vgl. auch ZfdMyth. 2 (1854), 319. ' " ) M e y e r Aberglaube 213; S e y f a r t h Sachsen 270. 295. 300. l M ) J o h n Westböhmen * 60 f., bes. über Antlaßeier. 1M ) K u h n und S c h w a r t z 445 Nr. 352. 1M ) S e l i g m a n n Blick 1,309. ,M ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 45. l w ) W u t t k e 338 § 503. 1M) ZfVk. 23 (1913), 292 (Morgen des D.s). "•) S e 1 i g m a n n Blick 1, 300 f. »") W u t t k e 341 §508. l " ) S e y f a r t h Sachsen 256. »») Ebd. 194. 223. »*) Ebd. 267. >») R o c h h o l z Glaube 2,45. "•) S e l i g m a n n Blick i, 303. "') M e y e r Germ. Myth. 286. " 8 ) R o c h h o l z Glaube 2, 46. "») S t e r n Türkei 2, 128. lao) K u h n und S c h w a r t z 321 = M a n n h a r d t Germ. Myth. 48 f. = R o c h h o l z Glaube 2, 48 = W u 1 1 k e 60 § 70. U1 ) P r a e t o r i u s Phil. 215. 1M) R o c h h o l z Glaube 2, 45 f. (Aargau) = W u t t k e 60 § 70. "») ZfVk. 24 (1914) 60 (SchleswigHolstein). »»«) S c h ö n b a c h Berthold v. R. 14. '") ZfVk. 24 (1914), 60. Jungbauer.
Donnerstein E c h e n i t. Donnerziege, Schnepfe.
s.
D o n n e r k e i l ,
Donnerstagspferd,
siehe
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Doppelgänger. 1. Im A m p h i t r u o des Plautus nimmt Mercurius die Gestalt des Sklaven Sosias an und ängstigt und prellt so den wirklichen Sosias. In indischen Erzählungen ist das Motiv ziemlich verbreitet, daß ein G e i s t m i t der Gestalt des abwesenden Ehemanns auch dessen Rechte in A n spruch n i m m t x ) . In Oldenburg sind Erzählungen im U m l a u f , in denen der T e u f e l die Gestalt v o n Pastoren annahm und hier und da selbst auf der K a n zel erschien, von den sattelfesten Theologen aber aus dem Feld geschlagen wurde. Derartiges wird z. B. berichtet v o n dem Magister Zoega, der 1702—1738 zu Bockhorn Pastor war, und von einem seiner Amtsnachfolger, dem Pastor Moritz Ernst Grimm (1820—1828), welcher häufig v o m Teufel v e r f o l g t wurde 2 ). >) Z a c h a r i a e Kl. Sehr. 157ff. •) S t r a k k e r j a n 1, 358 f. 2. A u f dem Seelenglauben beruht dagegen die Vorstellung, daß jeder Mensch seinen D. hat. Dieser ist ihm ganz ähnlich. Eine besondere A r t des D.s ist der anders geschlechtige (Mann — D. weiblich und umgekehrt), der als glückverheißend angesehen wird, während Menschen mit gleichem D. unglücklich sind s ). In der Regel lassen sich zwei A r t e n des D.s, an den das V o l k vielfach noch heute glaubt, unterscheiden: Der D. ist die Verkörperung eines lebhaft erregten Gefühls oder ein warnender Vorspuk. Im ersten Fall wird die Gestalt v o n einer anderen Person wahrgenommen, im zweiten h a t die doppelgehende Person selbst die Erscheinung der eigenen Gestalt *). Ein Mädchen denkt intensiv an ihren auswärtigen V a t e r ; während dieser Zeit erscheint diesem ihr „ B i l d " . Die Frau eines kurfürstlich-sächsischen Geleitseinnehmers findet im Jahre 1709 das „ B i l d " ihres Mannes im Bett, während jener wenigstens 20 Meilen weit entfernt bei fröhlichem Gelage lebhaft an seine F r a u denkt. Der D. des Schwertfegers Döring zu Goldberg, den man oft an zwei Orten sah, begegnete dem Bäckermeister Pätzold auf dem Feld, als im J a h r e 1580 ein U n w e t t e r die Ernte vernichtet hatte
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Doppelgänger
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Döring hatte während dieser Zeit sein wenigstens Trauer 14 ). Nach germanischem Haus nicht verlassen, „sein Geist aber Glauben sitzt derjenige, der binnen Jahwar beständig auf den Feldern". Des D.s resfrist sterben soll, zur Julzeit am JulFüße berührten den Boden nicht, son- tisch mit einem kopflosen oder doppelten dern er schwebte leicht dahin (s. schweSchatten 1S ). Der Geist des Pfarrers von ben). Sein Antlitz war geisterbleich, und Eiterlein, der am 5. Januar 1612 starb, als Pätzold nach seiner Hand faßte, schob sah 3 Tage vor dem Tod von der Kirche sich die Gestalt wie von selbst zusammen herab und verkündigte gleichsam seinen und war verschwunden s ). Der Nacht- Tod 1 4 ). In manchen Gegenden macht wächter von Tiefenbach sieht um Mitterman einen Unterschied, ob der D. zur nacht einen Bäcker mit drei längst verKirche geht oder von der Kirche kommt. storbenen Leuten Karten spielen. Der Im ersten Fall stirbt die Person im Laufe Bäcker weiß am Morgen nichts, er lag die des Jahres, in diesem wird sie sehr alt 1 S ). ganze Nacht im Bett, aber ein böser Auf dem Glauben an den D. beruht Traum hatte ihn sehr geängstigt 6). Dem auch das Liebesorakel, bei welchem ein Lehrer von Tiefenbach, dem der Geist des Mädchen im Wasser während der ZwölfNachbars dessen Tod ankündigt, be- nächte das Bild ihres zukünftigen Geliebgegnet auf dem Weg zum Sterbebett ten zu erblicken hofft M ). seines Vaters der Vater, ohne etwas zu Der über das ganze germanische Gebiet sagen. Dieser war zu derselben Stunde ge- verbreitete Glaube an den D. beruht auf storben. Von den zahlreichen hierher geder Vorstellung von der Sonderexistenz hörenden Geschichten sei die von dem in der Seele, die den Körper zeitweise Warschau verstorbenen August dem (Traum, Ekstase) verlassen kann, verStarken erwähnt, der am Morgen des bunden mit der Idee von der Mehrheit Todestages einem Günstling, dem Herrn der Seelen (s.d.). Im Schatten, im Traumv. Grumkow, in Berlin erschien 8 ) (s. bild wie im Spiegelbild findet die Seele künden). • ein Substitut des Körpers. Veranlassung Bezeichnend für die zweite Art (war- zu dem D.glauben hat der Schatten gegeben, ohne den ein Mensch sterben muß. nender Vorspuk) sind die Geschichten, Dieser wie das Traumbild wird schließnach denen ein Breslauer Arzt und der Neffe des um 1750 in Neisse lebenden lich mit der Seele selbst identifiziert. Auch der altnord. Schutzgeisterglaube (forynja, Fürstentumgerichtsrats Lork durch ihren norw. fylgja) wurzelt in der Vorstellung D. vom Betreten ihrer Wohnung abgeschreckt und dadurch vor dem Tod durch von der Schattenseele 17 ). In Wirklichkeit die in der Nacht einstürzende Zimmer- reichen die meisten derartigen Vorgänge decke gerettet wurden •). Daß die Er- in das Gebiet der V i s i o n (s. d.) hinüber, manche lassen sich auch durch die scheinung des D.s an sich ohne Bedeutung ist, zeigt der Vorfall, den Goethe im Annahme hellseherischer Veranlagung und telepathischer Einwirkung erkläX I . Buch von Wahrheit und Dichtung berichtet: „ N u n ritt ich auf dem Fuß- ren M ). pfade gegen Drusenheim, und da über*) G r o h m a n n 222. 4) K ü h n a u fiel mich eine der sonderbarsten AhnunSagen 3, X X X V ; T y l o r Cultur i, 443. gen. Ich sah nämlich, nicht mit den Augen ') M e i c h e Sagen 8 ff. Nr. 4 ff. ; K ü h n a u de3 Leibes, sondern des Geistes, mich mir Sagen 3. •) S c h ö n w e r t h Oberpfali selbst denselben Weg zu Pferde wieder 1, 273 f. ') Ebd. 1, 276 Nr. 7; 275 Nr. 6. entgegenkommen, und zwar in einem ') M e i c h e Sagen 10 Nr. 8; vgl. ebd. Nr. 7 10 Kleide, wie ich es nie getragen: es war und 9. *) K ü h n a u Sagen 3,152 ff. ) N a u ru a n n Gemeinschaftskultur 116; Tylor hechtblau mit gelb. Sobald ich mich aus Cultur 1, 443. " ) N a u m a n n Gemeinschaftsdiesem Traum aufschüttelte, war die Ge- kultur 115 f.; T y l o r Cultur 1 , 4 4 1 ! ; S e l i g m a n n Blick 1, 182; Urquell 3 (1892), stalt weg" 10). In den meisten Fällen aber bedeutet das Erscheinen des D.s den Tod u ) oder
299. «) SAVk. 2, 220. »*) M e y e r Germ. Myth. 67. " ) M e i c h e Sagen 10 Nr. 7. " ) Walliser Sagen 1, 140 Nr. 117. " ) H o o p s
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Doppelnamen—Dorant
Realiex. 1, 481 f. " ) W o n d t Mythus und Religion 1, 70 f. 177. 179. 210. 578 ( R e g . ) ; Ackermann Shakespeare 67; I m a g o 6 (1920), 387—392; M e y e r Germ. Myth. 66 f . ; H o o p s Reallex. 1, 481 f. '•) Wundt Mythus und Religion 1, 179; G r a b i n s k i Neuere Mystik 102. Mengis.
Doppelnamen (s. Namensänderung). Sie entstehen vielfach dadurch, daß auf dem ursprünglichen Namen ein Tabu liegt. Die dadurch bedingte Namensänderung führt, wenn der frühere Name nicht vergessen wird, zur Doppelnamigkeit, wie es F r a z e r b e i Primitiven nachweist. Der menschlichen Ausdrucksweise wird die seltenere, nicht erlaubte als Sprache der Götter entgegengesetzt 2 ), wie es in Spuren auch im griechischen Altertum zu erkennen ist. Eine andere Form der Doppelnamigkeit ist, wenn Gottheiten in dem Bestreben, sie zu magischem Zwange möglichst richtig zu bezeichnen, mit zwei oder mehr Namen angerufen werden. Das wächst sich schließlich zu einer ganzen Litanei aus *). In der Taufe dem Kinde zwei Namen zu geben ist heute Modesache. Ursprünglich mag der Wunsch entschieden haben, ihm den Schutz von mehr als einem Heiligen oder Namenspaten (bei deutschen Namen) zu verschaffen; denn im Gegensatz zu dem Usus der Gebildeten wurzeln die Doppelnamen meist in gut sprechbärer, fast unkenntlich gewordener Kurzform im Volke, besonders in katholischen Gegenden. Andere Hypothesen für die Entstehung der D. bespricht auf Grund weitschichtigen Materials aus der Frankfurter Gegend K . Heinrichs 4), ohne auf die Möglichkeit hinzuweisen, daß Glaubenstatsachen mitspielen können, auf die schon v. Zahn 6) kurz hingewiesen hatte. Kondziella stellt fest, daß die Doppelnamen in Norddeutschland seit dem 13. Jh. vorkommen. In Steiermark sind sie im 14. Jh. nachzuweisen 9 ), und wenn die Kirche s e i t ' d e m Konzil von Trient nicht mehr als zwei Namen zuläßt 7), so muß die Sitte damals besonders im Schwange gewesen sein. In Hessen finden sich in der 2. Hälfte des 17. Jhs. fast nur D. 8 ). Für Württemberg gibt Höhn»), für Baden Meyer 10), für West-
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falen Sartori B e l e g e u ) . Während der Brauch im Volke nachläßt, ist er in der Stadt seit etwa 30 Jahren sehr häufig geworden. ' ) 3, 374 ff. *) G ü n t e r t Sprache dir Götter 114; z. B . Od. 10, 305 das Zauber kraut Moly, vgl. die K o m m e n t a r e dazu. *) W i s s o w a Religion 37. 4 ) Entstehung der D . : Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturg. d. germ. Völker 102, 248 ff.; vgl. S a r t o r i i , 40. «) Mitt. d. hist. Vereins f. Steiermark 29. «) Volksepos 92 ff. ') N i d e r b e r g e r Unterwaiden 3, i x f . •) K o n d z i e l l a a. a . O. •) Geburt 274 ff. 10 ) Baden 28. ») Westfalen 79. Aly.
Doppelsauger s. N a c h z e h r e r. Dorant (Dauerand, Orant). 1. B o t a n i s c h e s . Die Pflanze D., die in Sagen und im Aberglauben oft als zauberwidrig genannt wird, läßt sich botanisch nicht mit Sicherheit bestimmen, da die gegebene Beschreibung meist unzureichend ist oder ganz fehlt. Jedenfalls versteht das Volk unter D. recht verschiedene Pflanzen, weshalb schon der Botaniker Cordus im 16. Jh. *) über den Namen Orant sagt: „ q u o d vocabulum pluribus herbis tribuitur, quaea venefieiis hominem tueri superstitio se creduntur." Etymologisch ist das Wort Orant, das anscheinend zuerst im 15. Jh. auftritt 8 ), wohl nichts anderes als eine „Verdeutschung" des griechischen (bei Galenos vorkommenden) Pflanzennamens dpóvtiov 3 ). Die Botaniker des 16. Jhs. sahen in dem ¿póvxiov das kleine Löwenmaul (Antirrhinum orontium), einen mit dem bekannten großen Garten-Löwenmaul (A. maius) nahverwandten, hin und wieder auf Äckern wachsenden Rachenblütler mit rosaroten, dunkel gestreiften Blüten. Aber auch andere Pflanzen wie Frauenflachs, Dost, Andorn (s. d.) gehen unter dem Namen D. 4 ). In der Mark und im Elbtal ist die Weiden-Aster (Aster salicifolius) der D.®). In Mecklenburg wurde schon im 17. Jh. eine Orchidee, die duftende Waldhyazinthe (Piatanthera bifolia), als „ O r a n d t " bezeichnet 8 ). Als w e i ß e r („witter") D. tritt ab und zu die Sumpfgarbe (s. d.) und der oben erwähnte Andorn auf, als b l a u e r D.
Dorftier
351 der L u n g e n - E n z i a n (Gentiana n a n t h e ; s. Enzian) *). *) Annotationes
in Ped. Dioscurid.
pneumo1561, 72 r .
») Hortus Sanitatis; deutsch. Mainz 1485 cap. 295. *) Die Ableitung bei W e i g a n d DWb.* 2 (1878), 275 von origanum (mlat. Organum) = Dost dürfte schon deshalb hinfällig sein, weil der Dost (s. d.) häufig mit dem D. zusammen genannt wird; G r i m m Myth. 3, 358 denkt an eine Entstellung aus Andorn (s. d.). *) SAVk. 23,171 ff. •) ZfVk. i , 290. •) P a u l i i Quadripartitum
Botanicum
1667, 5 4 3 ; i m 19. J h .
heißt die gleiche Pflanze auf Saßnitz (Rügen) „Uranken" (Anlehnung an Airunken, Aliaun ?): ZfVk. 1, 2 8 9 f . ') N e m n i c h Allg. Polyglotten-Lex. 2 (1794). 362. Der D. wird besonders zusammen mit dem Dost (s. d.; alliterierende Verbindung: „ D . und D o s t e n " ) in Sagen, Volkssprüchen häufig als h e x e n v e r t r e i b e n d e s Mittel genannt 8 ). Dioskurides *) sagt v o n der P f l a n z e dvrippivov, die später als das L ö w e n m a u l (vgl. unter 1) gedeutet wurde, daß sie ein A m u lett gegen zauberische Mittel (?dtp|xaxa) sei. A u c h ein griechischer Zauberpapyrus erwähnt das „ H u n d s k o p f k r a u t " (xovo*sv entlehnt h a t t e 1 ) ; hier ist das W o r t als solches zu Hause (zu Sipxoiiat, also = „ d e r scharf Blickende"). Diese wortgeschichtliche Beobachtung legt sachliche Erwägungen nahe: mit dem W o r t werden — vorsichtig gesagt — auch gewisse V o r s t e l l u n g e n über den D.n ins germanische Gebiet gedrungen sein. In griechischer Sage spielt derSpdxor» bekanntlich eine nicht unwesentliche Rolle: K a d m o s erlegt den quellenhütenden D.n zu Theben, der als Sohn des Kriegs-
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gottes Ares galt; Herakles tötet den Hesperidend.n, den Bruder des nemeischen Löwen; der Gott Apollo tötet zu Delphi den Pythond.n, über dessen Grab später der Dreifuß der weissagenden P y t h i a steht; Perseus befreit Andromeda aus der Gewalt des Untiers; dem Jason erwächst aus der Aussaat der D.nzähne ein Heer todesmutiger Krieger, und der D.ntöter Peleus, von dem Apollodor (III, 313) erzählt, legitimiert sich als Sieger durch den Besitz der D.nzähne in ähnlicher Weise, wie wir dies später bei den D.ntötern der germanischen und christlichen Heldensage beobachten werden 2 ). Wir finden also das M o t i v d e s D.nkampfes im griechischen Mythos häufig und mit typischen Zügen ausgestattet behandelt, und es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, daß hier orientalische Einflüsse bei der Ausbildung der betreffenden Mythen eine maßgebende Rolle gespielt haben: im babylonischen Mythos besiegt der Gott Marduk den D.n des Urchaos; von Marduk entlehnt später der assyrische Gott Ansar seine Rolle als D.nkämpfer. K ö n i g Asurbanipal besiegt das Geschöpf der Tiamat, ein K a m p f , der als Sieg über den D.n stilisiert und beim jährlichen Neujahrsfest in dramatischer Form mit dem König als Helden wiederholt w i r d 3 ) . Auch der babylonische Mythos kennt einen Kampf zwischen Göttern und D.n, bei dem sich die Götter eines Netzes als Waffe bedienen 4 ). — Die Gestalt des griechischen D.n wurde dann seit Herodot durch die Fabeleien über den draco volans, eine Schleichenart, der Fledermausflügel angedichtet wurden, und die in Arabien auf wundersame Weise leben sollte 5), bereichert 6 ); wechselseitige Beeinflussungen mit dem D.nkampf, den die ägyptische Osirisreligion zwischen Horus und Typhon stattfinden läßt, sind zu vermuten 7 ). — Daß auch Indien nach dem Rigveda 8 ) einen Zweikampf zwischen Gott (Indra) und D.n kennt, bei dem der Gott Sieger bleibt 9 ), mag hier angefügt sein; auf den persischen Achämenidenskulpturen pflegt der König als D.nkämpfer dargestellt zu werden 1 0 ). Bekannt ist schließlich die große Rolle des
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D.n in China; der Besiedler Chinas Y ü muß Zunächst einen neunköpfigen D.n ( = 9 Ströme) erschlagen, dann hilft ihm der geflügelte D. beim Siedlungswerk u ) ; in D.nkampfsagen spielt das Motiv der v o m D.nopfer zu befreienden Jungfrau eine R o l l e 1 2 ) ; Sonnen- und Mondfinsternisse werden als D.nkämpfe g e d e u t e t 1 3 ) , und das Bild des D.n, aufs Hausdach gesetzt, hält schädigende Einflüsse f e r n 1 4 ) . A u c h J a p a n hat in Susano seinen D.nkämpfer, dessen Schwert der Kaiser als Symbol seiner Macht f ü h r t 1 5 ) ; hier spielt der D., den man sich in feuchten Tälern wohnend denkt, als Helfer beim Regenzauber eine bedeutende R o l l e 1 6 ) . Wieweit und ob wir diese östlichen D.nsagen, besonders die D . n k a m p f m y t h e n , mit Le Coq als Ausläufer hellenistischer Mythen ansehen dürfen, wage ich — s o bestechend eine solche A n n a h m e gerade für unsere Darstellung wäre — nicht zu entscheiden. A u c h auf den religionspsychologischen Hintergrund der D.nkampfsagen, dessen bisherige Erklärungen (Erinnerung an. urgeschichtliche Tiere oder lebende Echsenarten; Jahreszeitenmythos; Mondmythos; Entwicklung aus Hausschlange usw.) nicht befriedigen und für die wohl eine generelle Erklärung nie das Richtige treffen dürfte, gehe ich nicht ein, da es sich hier zunächst um die E n t w i c k l u n g des deutschen D.n handelt, dessen historische Bedingtheit aufzuzeigen ist. Wesentlich für unsere Erkenntnis bleibt, daß das D.nbild, das die Griechen an die Römer weitergeben, und an dessen Entstehung die verschiedensten Strömungen mitgearbeitet haben, bereits in wichtigen Punkten fest ist: ein landverheerendes, menschenverschlingendes Untier, oft mit Fledermausflügeln ausgestattet, von entsetzlichem Aussehen 1 7 ), das zu erlegen Helden zu besonderem R u h m e gereicht, u m so mehr, wenn es gilt, Jungfrauen aus der (bevorstehenden) Gewalt des D.n zu retten. Diese Motive übernimmt R o m und hält sie — z. B. durch die Fortführung des Herakles- und Apollokultes — fest, ohne daß sie hier so stark hervortreten wie in Griechenland. Doch bleibt das natur-
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wissenschaftliche und ethnologische Interesse rege; Plinius z. B . beschäftigt sich v o n dieser Seite mit dem D . n 1 S ) und m a c h t seine Leser mit der F a b e l von dem zauberkräftigen D.nstein, den man im Schädel der D.n finden könne, bekannt, und Solinus wiederholt und ergänzt seine Angaben w ) . Wichtig scheint der Umstand, daß Phädrus von einem höhlenbewohnenden, goldhegenden D.n zu erzählen weiß, den ein grabender F u c h s entdeckt ; auch das Motiv des S c h a t z d.ns scheint also antiker Herkunft. — Von den P a r t h e r n übernehmen die Römer das D.nbild als Feldzeichen, wie es uns die T r a j a n s - und Markussäule vorführen; sie folgen damit einem Brauche, der bei Indern, Persern, Parthern, S k y t h e n und Dakern seit alters heimisch war. Und in dieser Gestalt, als Feldzeichen aus farbigem Stoff mit blitzenden Zähnen, das den Kohorten auf Stangen vorangetragen w u r d e 2 1 ) , werden die Germanen am ehesten und eindringlichsten mit dem Bild des antiken D.n vertraut geworden sein. W e n n die Sachsen nach Widukind bei ihrem Siege über die Thüringer an der Unstrut neben Löwen und Adlern auch D.n in ihren Fahnen führten, wenn nach Matthaeus von Westminster der Platz des altenglischen Königs inter draconem et standardum war, dann dürfen wir hier zweifellos römischen Einfluß feststellen, der für die Entstehung des germanischdeutschen D.nbildes von wesentlicher Bedeutung zu sein s c h e i n t 2 2 ) . *) Vgl. F a l k - T o r p Norwegisch-dänisches etymologisches Wb. 1 (1910), 151; K l u g e Wb. (1924), 100. Vulgarlat. dracco erklärt die obd. Nebenform Tracke (ahd. traccho). Etwa gleichzeitig entlehnt das Ags. sein draca (engl. drahe). An. dreki ist selten. *) Vgl. M ä h 1 y Die Schlange in Mythus und Cultus der klassischen Völker (1867), ferner: P a u l y - W i s s o w a 5, 1646 f.; R o s c h e r Lexikon 1, 1, 1201; B e r t h o l d Unverwundbarkeit 49; B a c h o f e n Mutterrecht Register s. v. D.nrähne; Pf i s t er Reliquienkult 1, 287; M e y e r Aberglaube 73; P a n z e r Beitrag 2, 341; K ö h l e r Kl. Sehr, i, 399; S i e c k e Götterattribute 276; K ü s t e r Schlange (1913). *) J e r e m i a s Religgesch. 34. 41. 44. 47. 4) Ebd. 38. *) H e r o d o t 2, 75. 76; 3, 107ff.; S t r a b o x 5t 7°3- ") P a u l y - W i s s o w a 11, 2, 1964 ff. ») D i e t e r i c h Kl. Sehr. 485. •) Rigveda 1,
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32, 1—5. *) J e r e m i a s Religgesch. 142; E. S i e c k e Indras D.nkampf (Programm Lessing-Gymnasium Berlin 1905). 10) J e r e mias Religgesch. 126. " ) Ebd. 175. " ) L i e b r e c h t Zur Volksh. 72; D e n n y s The Folk-Lore of China 110. " ) J e r e m i a s Religgesch. 183. " ) S e l i g m a n n Blick 2, I3I• " ) J e r e m i a s Religgesch. 199; L i e b r e c h t Zur Volksk. 72. *•) J e r e m i a s Religgesch. 202. " ) A e l i a n hist. an. 11, 17 berichtet von einem Spáxoiv Eep4{ in Ägypten, dessen Anblick wahnsinnig macht. u ) 37, 10. »•) 30, 16. 17; P h i l o s t r a t s Heid Apollonius von Tyana (3, 6 ff.) sieht in Indien viele D.n; die Bergd.n besitzen den D.nstein. Vgl. MschlesVk. 21 (1919), 9. " ) 4,19; vgl. G r i m m Myth. 2 575. " ) P a u l y - W i s s o w a 5, 2, 1634; S c h r ä d e r Reallex.• 1, 279. M ) Vgl. auch S i m r o c k Mythologie 157; Jenn i n g s Rosenkreuzer 2, 35; L o w e r s Curiosities of Heraldry S. 96. Schwarze D.n als Kriegszeichen der Nordwenden: Haupt Lausitz 1, 9. 13; 2, 11. Der schwarze D. Zinitra ist Attribut von Tschernebog. I I . Diese antiken Eindrücke wurden durch christlich-biblische verstärkt. Die ungemein eindrucksvolle Schilderung des D.nkampfes in der Apokalypse 2 S ), in der die Begriffe D., Schlange, Teufel und S a t a n gleichbedeutend nebeneinander gestellt w e r d e n M ) , und die im Erzengel Michael einen in seiner heroischen W u c h t den antiken D.nkämpfern kongenialen 2 i ) Helden verherrlicht, hat dem christlichen Kult, seiner Kunst, Predigt und Legende immer erneute Anregungen gegeben. E s scheint mir auch nicht unwahrscheinlich, daß der K a m p f des D.n gegen Maria 2 i ) auf die Ausgestaltung des D.nbildes befruchtend gewirkt h a t ; das Motiv des wasserspeienden D . n 2 7 ) finde ich hier zuerst. Die Schilderung der Apokalypse korrespondiert mit J e s a j a X X V I I , 1, wo Leviathan als flüchtige und gewundene Schlange bezeichnet wird, die Gott einst erschlagen werde, und wo ein „ D . im Meer", der dereinst erwürgt werden soll, erwähnt wird 2 8 ); sie legt zudem durch ihre Gleichung D.Schlange-Teufel die Erinnerung an die Paradiesesschlange nahe. Auch an anderen Stellen des A. T.s sprechen Septuaginta und Vulgata — und nach ihrem Vorgang auch L u t h e r — von D . n ; zu Unrecht, denn hebr. tänin, t ä ninim bezeichnet schlangenartige Land- und Wassertiere, die von unsern „ D . n " recht ver-
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schieden sind 8 1 ); immerhin wurden auch diese Stellen im Abendland auf den D.n gedeutet und trugen das Ihrige zur E n t wicklung der D.nvorstellungen bei. Jesajas spricht, ähnlich wie Herodot und wohl unter den gleichen Voraussetzungen, wiederholt v o n Flügelschlangen **). Leviathan, dessen D.ngestalt die A p o k a lypse andeutet, wird im Buche H i o b M ) eingehend geschildert: aus Mund und Nase fahren F l a m m e n und R a u c h heraus M ), er ist unverwundbar, er rührt die Wasser der Seen auf, die Straße, die er zieht, leuchtet; sein Leib ist schuppenbedeckt. Es k a n n keinem Zweifel unterliegen, daß diese breitausladende und höchst farbige und lebendige Schilderung L e v i a t h a n s wesentliche Züge zur Gestaltung des D.n beigetragen hat; vornehmlich aber war es das apokryphe B u c h xal Spaxiuv, in dem Daniel den b a b y lonischen D.n durch die K u c h e n aus Pech, F e t t und Haaren tötet, das die Phantasie des frühen Christentums a n r e g t e 3 4 ) ; B a bylon wurde zur sagenumwobenen D.nstadt, quam nunc serpentes ac bestiae i n h a b i t a n t M ) ; besonders im byzantinischen Kulturkreis wurde sie als S t ä t t e heroischer D . n k ä m p f e und legendenhafter D.nfabeln b e r ü h m t w ) . — Die Bibel vermittelte also folgende Motive: D.nkampf, Gleichung D. = Teufel, Flügeid., Flammen und R a u c h aus dem Rachen des D.n, Wasserspeien, Unverwundbarkeit, Schuppenkleid, T ö t u n g des D.n durch eine ekle Speise. " ) 12, 7—17. " ) v. 9: 6 Spdxcuv 6 (liyaj, 6 öqpij 6 dpxalo;, 6 xaXoüpevcc SiäßoXo; xal 6 oatavSj; vgl. auch v. 12! ••) Daß der apokalyptische D.nkampf nach antiken Vorbildern gearbeitet ist, erscheint mir unzweifelhaft; da er jedoch selbständig gewirkt hat, ist diese Frage für die Darlegung des d e u t s c h e n D.nbildes nebensächlich. ") v. 15, 16. ") 15: xal ißaXev 6 8pdxa>v 4x xo3 ati(jiato{ aÜToO ¿ic(oq) xf;s yuvaixöj öiiüp 7to-co(ji6v, Eva aÜTTjv noxa|iocfopr(tov jioiTjalj. Zum apokalyptischen D.n vgl. ferner: G u n k e l Märchen 107; L i p p e r t Christentum 139; M e v e r Germ. Myth. 100; ZfVk. 3 (1893), 382. M) Vgl. P f i s t e r Reliquienkult i, 329 f. ") 1. Mose 1 ff. ») Jeremias g, 11; 10, 22; 49, 33; 51, 37; Nehemia 2, 13; Arnos 9, 3. 31) Vgl. R i e h m Handwb. des Biblischen Altertums 1 (1884), 287; M e u s e l - H a a c k - L e h m a n n Kirchliches
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Handlex. 2 (1889), 243; W e t z e r - W e l t e 3', 2013f.; G u n k e l Märchen 89. **) 14, 29; 30, 6; 27, 1. **) 40, 25—41, 26. M ) Hierher und nicht aus Höllenvorstellungen wie M a r t i n Partivalhommentar zu Parz. 3, 137, 19 meint, stammt der Feueratem des D.n. " ) Vgl. W e t u r W e l t e 3 2 0 1 3 t.; P f i s t e r Reliquienkult 1, 329!.; G u n k e l Schöpfung und Chaos (1895) S. 320 ff.; ZfVölkerpsychologie 1 (1860), 412 ff.; Studien zur semitischen Religionsgeschichte 1 (1876), 255—292; W. B a u d i s s i n bei H a u c k Realencyklopddie 5, 3 it. '•) So das Itinerarium Bernardi, um 870; abgedruckt bei T o b 1 e r Descriptiones terrae sanetae (1874), 94. ") Vgl. A. W e s s e l o f s k y Die Sage vom babylonischen Reich im Arch. f. slaw. Phil. 2, 133 ff. 308 ff.; ferner: D e r s . Der D. zu Babylonien. Ebd. 8, 326 ff. III. D a m i t scheinen zahlreiche wesentliche Merkmale des d e u t s c h e n D.n ihre historische Erklärung gefunden zu haben; ihre Herkunft aus der W e l t der A n t i k e und der Bibel ist zu offensichtlich, zu naheliegend zudem, als daß man die Gesamtheit des deutschen D.nbildes als germanisch ansehen dürfte. Die zweifellos fremden Züge seien hier noch einmal in ihren deutschen Erscheinungsformen zusammengestellt : 1. G l e i c h u n g D. = Teufel (biblisch, vgl. Abschnitt II). Sie beherrscht die ganze christliche Zeit Deutschlands, und w o wir etwa in Konzilsbeschlüssen M ) oder Heiligenleben *•) von dracones hören, wird stets der Satan, das Prinzip des Bösen, der Widersacher Christi, nicht etwa ein (gar germanisches!) dämonenhaftes Untier gemeint sein. Unter diesem Eindruck steht auch, was die Naturbeschreibungen des Mittelalters, was K o n rad v . Megenberg Vincentius Bellovacensis 41 ) u. a. über den D.n zu sagen h a b e n ; man vergleiche z. B. die Ausführungen in H i l d e g a r d s P h y s i c a 4 2 ): Draco hominem fortissime odit a t q u e velut quandarrv naturam et diabolicas artes in se habet; unde cum interdum f l a t u m suum emittit, aerei spiritus de emissione flatus illius aerem interdum commovent. W e n n im Mhd. der Teufel slange, hellewurm, helletracke, lintw u r m 4 3 ) , der D. tievels böte, tievels trüt 44) genannt wird, hat dies hier seinen Grund. A u c h L u t h e r stellt die Begriffe Teufel, Schlange, D. gleichwertig
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nebeneinanderund in katholischkirchlicher Symbolik gilt der D. bis heutigentages als A t t r i b u t des Teufels, j a als Teufel selbst, weshalb denn auch bei Prozessionen oft ein D.nbild hinter dem Prozessionskreuz getragen wird M ). Die Berührung und Verselbigung v o n D. und Teufel, die wir in heutiger Volkssage und im Märchen so oft beobachten, und von der noch zu reden sein wird, bildet das letzte Glied in dieser Entwicklungskette. •*) Z. B. Concilium Moguntinense vom 9. 6. 813: MG. Leg. 3, Tom. 2, 1, 259. Z. B. Vita sanctae Mathildis B. 14: MG. SSMerov. 2, 500. «) S. 268 ff. «') 20, 29; 1, 1476. " ) MCXCVII, 1339; abgedruckt bei F r a n z Benediktionen 1, 308. " ) G r i m m Mythol. 2, 833 f.; 3, 295. **) Ebd. 3, 199. " ) K l i n g n e r Luther 25 f. «*) F r a n z Benediktionen 1,161.308. Auch die Untierplastiken an Kirchen (z. B. an der Schottenkirche in Regensburg) werden wohl hier ihre Deutung finden. 2. D. n k a m p f . a) Heroischritterliche Gestaltung. Wie in griechischer, so gehört auch in germanischer Sage der K a m p f mit dem D.n und seine Besiegung zu den typisch heroischen T a t e n der Heldenzeit: Beowulf krönt sein Heldenleben mit der Erlegung des Flugd.n, des nihtsceada („Nachtschädling") undlyftsceada ( „ L u f t schädling") * 7 ); Siegfried **), Dietrich von Bern 4 9 ), Ragnar Lodbrök so ), in ritterlicher Zeit Wigalois 5 1 ), Tristan, Frohto und Fridler B2) sind z. B. D.nbesieger, und nach der Wilkinasage 63 ) trägt Wittich auf Helm und Sattel, Waffenrock und Fahne das D.nbild als S y m b o l seines Mutes und seiner Ritterkraft. Manche dieser Sagen wurden lokalisiert, so Siegfrieds D.nkampf in Böhmen M ) und bei Dürkheim 6B), oder Sintram und Baltram (Guntram, Waltram), ursprünglich der Dietrichsage angehörend (sie werden von Dietrich nach Wilkinas. 105 aus D.nnot befreit), in der Schweiz 5 8 ) und in Bayern 8 7 ), wobei meist die Sache so dargestellt wird, d a ß der eine der beiden Brüder den andern aus höchster Not, j a sogar aus dem Rachen oder gar dem B a u c h e des D.n befreit. Auf dieser Grundlage entstehen dann Lokalsagen mit unbekannten 5 8 ) oder gar u n b e n a n n t e n M ) ritterlichen D.n-
kämpfern als Helden, fast ausnahmslos in Oberdeutschland erzählt, und nach dem Muster solcher Lokalsagen ist die Schweizer Winkelriedsage *°) gebildet. Diese Lokalsagen knüpfen häufig an Krokodilhäute, die v o n Kreuzfahrern oder Handelsleuten als Curiosa Kirchen, Rathäusern oder hochgestellten Persönlichkeiten gestiftet wurden, an •*), wie denn überhaupt gerade die Kreuzzüge den D.nglauben neubelebt haben (Bekanntschaft mit orientalischen D.nsagen, phantastische Erhöhung selbstgeschauter Tiere wie Krokodile, Flugeidechsen usw.) 6 2 ). b) C h r i s t l i c h - l e g e n d ä r e G e s t a l t u n g . Zu diesen zweifellos nach antikem Vorbild gestalteten ritterlichen D.nkampfen kommen nun motivbereichernd und zahlreiche Wechselbeeinflussungen auslösend die christlichen D.nkampflegenden, die an die Apokalypse angelehnt sind und jedenfalls zunächst den K a m p f des Heiligen mit dem Bösen symbolisieren sollen, in ihrer Formung jedoch zahlreiche Züge v o n den ritterlichen D.nkämpfen entlehnen. Der Erzengel Michael spielt unter ihnen nicht die bedeutende Rolle, die wir v o n ihm als Anreger erwarten sollten , 3 ) ; er ist überwuchert und verdrängt durch Lokalheilige und Lieblingspatrone, unter denen der hl. Georg an erster Stelle steht. Der D.nkampf Georgs ist eine literarische Neubildung des 11. Jhs., gearbeitet nach dem Vorbild anderer altchristlicher D.ntöter wie Konstantin, Theodor und Demetrius, deren Taten formelhaft von griechischen Hagiographen auf den Großmärtyrer Georg übertragen wurden und vom byzantinischen Kulturkreis, in dessen K u n s t sie seit d e m 12. Jh. dargestellt werden, sich nach Mitteleuropa verbreiteten (deutsche Wandfresken mit Georgs D.nkampf seit dem 13. Jh.). S o wird aus dem geistlichen Bekämpfer des Heidentums, dessen Angriff auf Apollo (der den D.n P y t h o n erschlug!) Diokletian mit seiner E n t h a u p t u n g sühnte, der ritterliche D.nkämpfer, den die Legenda aurea und auf ihr fußend Reinbot v . Durne und das Nürnberger Passional populär ma-
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chen 6 4 ). Georgskapellen und -biider erzeugen üppig wuchernde Lokallegenden, so besonders in der Umgegend v o n T ü bingen (Wurmlingen) 65 ), in der L a u s i t z (Zilmsdorf) 6 6 ), Thüringen (bei Paulinzelle) 67 ), Voigtland (Syrau) ea ) l F r a n k e n (Langenzenn 6 9 ), Volkach m ) , Marktbreit) 7 1 ), im Sarganserland 7 2 ) usw. 7 3 ). In der Schweiz vertritt der hl. Beatus, dessen Einsiedlerhöhle oberhalb des Thunersees lag, die Rolle des D . n k ä m p f e r s ; er hat freilich das U n g e t ü m nicht durch Körper-, sondern durch Geisteskraft, durch Gebet und Bekreuzigung, erlegt 7 4 ). Bei Füssen hat S. Mangold den D.n, der ihm den Weg versperrte, besiegt 7 5 ). A n andern Orten werden als D . n k ä m p f e r v e r e h r t : der hl. Adelphus, Bischof v o n Metz (um 400, späte Legende, die Wimpheling 1 5 0 6 edierte) 76 ), Bischof L u p u s v o n Sens (gest. 623) 77 ), der Allgäuapostel Magnus {8. Jh.) 7 8 ), Bischof Narziß v o n Gerona (gemartert 306, v o n Ulrich A p t mit D.n gemalt) 7 9 ), die hl. Godehard 8 0 ), S e r v a n 8 1 ) , Nikolaus, P r o k o p 8 2 ) , Clemens; in F r a n k reich (bes. breton. Fischerküste): Urgin, Ärmel, R o m a i n 8 3 ) . Sie alle erlegen den D.n, dessen symbolische Bedeutung die meisten Legenden verdunkeln, teils durch Gebet, teils im wirklichen K a m p f , und sie finden in der heiligen Margarethe, deren Legende spät nach der Georgs gebildet wurde, ein weibliches Gegenstück 8 4 ). E r wähnt sei hier auch noch der ritterlichheiligmäßige D . n k ä m p f e r Gozon, dessen Heldentat Schiller in seiner bekannten Ballade nach Bosios Johannitergeschichte (Rom 1594) verherrlichte 85 ), wie auch die Tatsache, daß auch Christus in der Legende als D.ntöter erscheint; er wird einst den d.nförmigen Antichrist in L y d da, wo St. Georg begraben liegt, erschlagen 8 6 ). Daß in protestantischer Zeit vielfach St. Georgsbilder auf Christus, der „der Schlange den Kopf zertritt", ausgedeutet wurden 87 ), erhält in diesem Zusammenhang eine erhöhte B e d e u t u n g 8 8 ) . c) B ü r g e r l i c h - b ä u e r l i c h e G e s t a l t u n g . In bürgerlicher oder bäuerlicher Umgebung ändern diese D . n k a m p f geschichten notwendigerweise ihr Gesicht. Man hebt entweder den Sieger ins
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Übermenschliche und läßt ihn etwa ein Riese sein 89), oder man paßt ihn der eigenen A t m o s p h ä r e an und vergröbert damit naturgemäß auch die K a m p f methoden. Ein Husar als D.ntöter 9 0 ) hat noch einige Ähnlichkeit mit dem Ritter, aber ein beilbewaffneter B a u e r 9 1 ) , ein K u h h i r t mit derbem K n o t e n s t o c k 92 ) oder gar mit Steinen als einziger W a f f e 9 3 ) , Bürger, die das Untier nur mit Hilfe eines Spiegels 9 4 ), eines S c h l a f t r u n k e s 9 S ) besiegen können, und Bauern, die es im R a u c h eines zu diesem Zwecke angelegten Feuers ersticken 9 6 ), solche D.nk ä m p f e r lassen ihre heroische A b k u n f t k a u m noch erkennen. E s sind in dieser U m g e b u n g nicht mehr die Kampfmethode, der Mut und die heldische H a l tung, die interessieren, sondern lediglich die Tatsache, daß das scheußliche Untier irgendwie unschädlich gemacht wird; was Wunders, wenn darüber K ä m p f e r und K a m p f a r t so stark in den Hintergrund treten, daß sie zuweilen gar nicht erwähnt werden 9 7 ), oder daß — in anderen Fällen — der A u s g a n g des D . n k a m p f e s f ü r den Sieger tragisch endet 9 8 ). H ä u f i g wird berichtet, daß Venediger D . n k ä m p f e bestehen 99 ); wie bei anderen Dämonenk ä m p f e n werden geweihte K u g e l n zur Erlegung des D.n e m p f o h l e n 1 0 0 ) . S t a t t des menschlichen Streiters erscheint in der schweizerischen D . n k a m p f s a g e zuweilen ein (weißer) Stier, der den D.n tötet, aber dann selbst seinen Wunden e r l i e g t 1 0 1 ) . Das erinnert an den D . n k a m p f , von dem uns S a x o 1 0 2 ) erzählt, bei dem der Held in eine Ochsenhaut gewandet erscheint. — Das Motiv der D.ntötung durch eine ekle Speise erscheint, wie wir sahen, bereits in der B i b e l ; im bäuerlichen D.nkampf sind es ein vergiftetes K a l b 1 0 3 ), ungelöschter K a l k , in eine K a l b s h a u t eingenäht 1 0 4 ), oder ein totes S c h a f , in dessen B a u c h man spitze Widerhaken verbirgt 1 0 5 ), die den T o d des D.n herbeiführen. A u c h diese A r t des D.nsieges scheint bürgerlich-bäuerischer H e r k u n f t und stellt sich also neben die anderen, oben a u f g e f ü h r ten A r t e n unheldischer D . n b e k ä m p f u n g d) G e s t a l t u n g i m M ä r c h e n . Das Märchen 106 ) f o r m t all die Motive, die
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wir bisher betrachtet haben, seinem Stil g e m ä ß um und gestaltet den D . n k a m p f , bei dem es entweder gilt, eine J u n g f r a u aus der Gewalt des Untiers zu befreien v n ) (wobei der keusche W e r b e r 1 W ) sich meist nach derTat einem betrügerischen Widersacher gegenüber durch einen unwiderlegbaren Beweis seines Sieges, D:nzunge, -zahne usw., legitimieren muß), oder einen verwünschten D.n zu entzaubern ""J, zur heldischen Freiertat um. So stellen sich diese Märchentypen, deren genauere Beschreibung nicht hierher gehört 1 1 0 ), nach Herkunft, Alter und Motiven gleichberechtigt neben die besprochenen D.nkampfsagen. e) M i m i s c h e G e s t a l t u n g . Der Gedanke, den in Sage, Legende und Märchen verherrlichten D.nkampf mimisch darzustellen, lag nicht fern. Der Ludus draconis, den eine Magdeburger Urkunde v o n 1416 v e r b i e t e t 1 1 1 ) , gehört zweifellos hierher, stellt jedoch nicht die älteste Nachricht über eine mimische D.nkampfdarstellung dar. Diese begegnet uns vielmehr auf romanischem Gebiet zuerst: in Tarascon, das seinen Namen von dem scheußlichen D.n (tarasque) herleitet, den hier die hl. Martha mit ihrem Gürtel getötet haben soll, wird seit dem hohen Mittelalter ein D.nfest begangen, bei dem ein maschinell bewegbarer Holzd. herumgetragen wird 1 1 2 ); in Wasmes (Belgien) und Möns, wo alljährlich zu Ehren des D.nkämpfers Gilles de Chin, der 1133 mit Hilfe der Madonna siegte, eine Prozession gefeiert wird, bei der nicht nur auf Fahnen der D.nkampf abgebildet ist, sondern bei der auch auf dem Markte ein K a m p f mit einem Papierd.n stattfindet, dessen Erlegung das Ende der offiziellen Feier b i l d e t 1 1 3 ) ; ehemals auch in andern Städten wie Brüssel und Namur, wo inzwischen der Brauch ausgestorben i s t 1 1 4 ) . In Metz wurde bis 1769 am 23. oder 25. April zu Ehren des bischöflichen D.ntöters Clemens ein D.nfest begangen, bei dem der Maire von W o i p p y das Bild des D.n Graouilli ( = Greuel), das mit beweglichen Kinnladen ausgestattet war, dreimal in Prozession durch die S t a d t zu tragen hatte; jeder Bäcker, an dessen Laden
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der Z u g vorbeikam, m u ß t e dem Graouilli ein B r ö t c h e n oder einen K u c h e n auf die Stachelzunge spießen. Eine Parlaments* a k t e hob 1769 diesen U m z u g a u f 1 1 5 ) . Beim Münchener Metzgersprung und S c h ä f f l e r t a n z wird der Pestd., der sich bei „ G r e t e l in der B u t t e n " in der Hölle befindet, durch Gesang und Spiel vertrieben 1 1 $ ). Besonders ausgebildet ist der „ D . n s t i c h " in Furth (Oberpfalz), der a m S o n n t a g nach Fronleichnam gefeiert wird, er gilt wieder als Erinnerung an eine Pestzeit. A l s Personen treten a u f : eine Königstochter mit ihrer „ N a c h t r e t e r i n " , ein gewappneter Ritter zu F u ß mit seinen K n a p p e n , schließlich ein hölzerner D., der v o n zwei Burschen dirigiert wird. Ein Dialog zwischen Ritter und Königstochter leitet den A u f t r i t t ein: sie schildert ihre N o t in E r w a r t u n g des D.n, dem sie geopfert werden soll, er gelobt ihr zu helfen und w a g t trotz ihrer Bitten, sich zu retten, den K a m p f . Der D. stürmt auf ihn zu, er erlegt ihn mit einem S t o ß in den Rachen, wobei er eine blutgefüllte Ochsenblase zu treffen hat, die dem K a m p f nicht nur eine erhöhte Realität gibt, sondern deren Inhalt auch (wovon noch genauer zu reden sein wird) zu Fruchtbarkeitszauber benutzt wird. Die Prinzessin belohnt ihn nach dem Siege mit einem Ehrenkranz und verheißt ihm H a n d und R e i c h 1 1 7 ) . Einzelne Motive dieses D.nkampfspieles, das übrigens auch ehedem in England (mit St. Georg, Robin Hood, Sir Bevis als Helden) bekannt war 11B ), sind in andere Spiele, z. B. ins Schwertfechterspielm), eingedrungen; daraus den Schluß zu ziehen, daß wir es hier mit einem kultischen D r a m a der arischen Urzeit zu tun haben 12 °), schießt weit über das Ziel hinaus: Keimzelle des Spieles sind Legende und (antike) Sage, und wo, wie z. B. in Fürth, magisch-kultische Gebräuche sich anknüpfen (Fruchtbarkeitsriten), sind sie sekundär m ) . *') H o o p s Reallex. i, 246 ff. (mit Literatur) ; G r i m m Mythol. 2, 573; M a n n h a r d t Germ. Mythen 207; S t r a c k e r j a n 1, 503 Nr. 258; L a w r e n c e The dragon and his lair in Beowulf. In: Publications of the Modern Language Association of America 33 Nr. 4. " ) P i a i e r Sigfrid 379; H o c k e r
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Volksglauben 27 y. " ) J i r i c z e k Heldensagen i , 222 ff.; eine Skulptur der Freisinger Säule deutet K. B o r i n s k i (S.B. der Münchener Akademie vom 7. 5. 1921) als D.nkampf Dietrichs. 6Ü) Hierüber ausführlich L i e b r e c h t Zur Volksk. 29 f. 67 ff.; S i m r o c k Mythologie 357. " ) B o l t e - P o l i v k a 1, 547 ff. ®2) S a x o G r a m m. 2, 20; 6, 99 ff.; M a n n h a r d t German. Mythen 221 2 ; R o c h h o l z Sagen 2, 13. 53) Kap. 33, 156; vgl. W. G r i m m in ZfdA. 2, 249 = P a n z e r Beitrag 1, 337 f. ") P a n z e r Beitrag i, 110. 6ä) Ebd. 1, 205 f. " ) S i n g e r Schweizer Märchen 2, 159 ff.; L o s c h Balder 15; S i m r o c k Mythologie 306; G o 1 1 h e r Mythologie 385 1 ; H e r z o g Schweizersagen i , 52; K o h l r u s c h Sagen 3 f.; W a g n e r Historia natur. Helvet. curiosa 246; Volkskalender 1845 (Solothurn), 34 f.; R o c h h o l z Sagen 2, 7 ff. (mit Literatur); G r i m m Sagen 167 Nr. 220. Über plastische Darstellungen der Sintramsage vgl. Jung German. Götter u. Helden in christl. Zeit (1922), 92 ff.; G. W e i s e Studien über Denkmäler roman. Plastik am Oberrhein, in: Monatshefte f. Kunstwissenschaft 1920, Heft 1 (Bogenfelder in Altenstadt, Straubing, Andlau). ") S e p p Altbayer. Sagenschatz 1 1 6 f. Nr. 36. M ) Ein Ritter Heymo: P a n z e r Beitrag 2, 63. 6») Unbenannter Ritter als D.ntöter; Meier Schwaben I, 210 f. (Ammertal). M ) R o c h h o l z Sagen 2, 10 ff.; G r i m m Sagen 166 Nr. 218; K o h l r u s c h Sagen 223 ff. L ü t o l f Sagen 3 1 2 t . ; G r i m m e l s h a u s e n Ewigw. Kai. 216, Spalte 2 = A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 79. 61) K ü h n a u Sagen 2, 401 f.: die Brunner Lindwurmhaut: K u h n Märkische Sagen 189 f.: Lindwurmknochen an einer Kette in der StraußbergerKapelle; P f i s t e r Rcliquienkult 1, 325. *2) Vgl. L i p p e r t Christentum 691. ,3 ) Doch vgl. B ä c h t o 1 d Stretlinger Chronik 56 f.; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 340; S i m r o c k Mythologie 229 wittert Odin hinter den heiligen D.nkämpfern. ,4 ) A u f h a u s e r Das D.nwunder des hl. Georg, in: Byzantin. Archiv, Heft 5; K ü n s t l e Ikonographie der Heiligen (1926), 263 ff; A l b e r s Jahr 195 ff. Aus byzantinischem Volksglauben stammt auch der bulgarische D.nglaube: B u s c h a n Europa (1926), 112. 65) J u n g German. Götter und Helden in christl. Zeit 92 ff. 189 ff.; E . K r a u s e Die Trojaburgen Nordeuropas 208; U h 1 a n d in Germania 1, 304 ff.; B i r l i n g e r Volkst. I, 105; M e i e r Schwaben 1, 2 1 1 f. (1, 212. 213 weitere Georgslegenden aus Schwaben). **) H a u p t Lausitz 1, 74. ,7 ) B e c h s t e i n Thüringen 2, 219 f. 68) K ö h l e r Voigtland 633 t. «») P a n z e r Beitrag 1, 157. '») Ebd. 1, 164 f.; Wallfahrt nach Volkach: Ebd. 1, 359. 72 " ) Ebd. 1, 165. ) M a n z Sargans 90. *3) Vgl. weiterhin: W o l f Beilr. 1, 1 3 1 ; B a r t s c h Mecklenburg i , 39 ff.; Sepp Altbaver. Sagenschatz 1 1 2 Nr. 36; H e y l Tirol 71 733 Nr. 50. ) V e r n a 1 e k e n Alpensagen 262; G e l p k e Sagengeschichte 8; Buch-
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m ü l l e r Beatenberg 27. " ( P a n z e r Beitrag i, 64; 2, 77; H e y l Tirol 1 1 Nr. 1 ; G o 1 d a s t Script, rer. Germ. 1, 202; „ . . . jacebat ibi in uno loco angusto draco magnus, qui non permittebat ullum hominem per illam viam transiré, ñeque equum . , . " 76 ) K ü n s t l e Ikonographie der Heiligen (1926), 30 f. 7') Ebd. S. 419. 78) Ebd. S. 420. 7») Ebd. S. 456. s») S c h a m b a c h - M ü l l e r 65, 342. 81 ) M a n n h a r d t German. Mythen 61. 82 ) Lippert Christentum 500 ff. ; Sepp Altbayer. Sagenschatz 1x2 ff. Nr. 36. 83) S é b i l l o t Folk-Lore i, 196. 399. 468 ff. ; 2, 444. 122, 127. 81 ) Ebd. 3, 298 f.; Künstle Ikonographie der Heiligen 421. 86) Vgl. R o c h 86 h o l z Sagen 2, 13. ) P f i s t e r Reliquienkult i, 329 f. " ) H a u p t Lausitz 1, 74, 8 ") Vgl. zum ganzen Abschnitt noch: R. Reitzenstein Himmelswanderung und D.nkampf in der alchemistischen und frühchristlichen Literatur (1916). "*) z. B . H e y l Tirol 485 Nr. 5 1 ; Köhler Voigtland 557 t. ,0 ) K n o o p Hinterpommern 64 ff. •') R o c h ,ä h o l z Sagen 2, 2. ) B a r t s c h Mecklenburg i , 40; glühendes Eisen in D.nkehle gestoßen: P a n z e r Beitrag 1, 128. ,3 ) V e r n a l e k e n Alpensagen 262 (für das Jahr 1696 zeitlich festVolkst. 1, 106. gelegt). •*) B i r l i n g e r •5) In Brügge: W o l f Niederl. Sagen Nr. 88 = R o c h h o l z Sagen 2, 2. " ) K n o o p Hinterpommern 1 1 6 ; B a r t s c h Mecklenburg 1, 41. ®7) „Wer dieses getan, konnte ich nicht erfahren" : B i r l i n g e r Volkst. 1, 107. 93 ) B e c h s t e i n Thüringen 2, 62 f. : G r i m m Sagen 166 Nr. 218. S9) K u o n i St. Galler Sagen 94; V o n b u n Sagen 19 Nr. 21 ; D e r s. Beiträge 1 1 8 f. 10°) A l p e n b u r g Tirol 99. "») ZfVk. 7 (1897), 450; R o c h h o 1 r Sagen 102 2, 1 ; d e r s. Naturmythen 189. ) Vgl. Anm. 52. 103) B a r t s c h Mecklenburg 2, 476 f.; P a n z e r Beitrag 1, 27 (aus Murnau). l04 ) S e p p Altbayer. Sagenschatz 1 1 3 f. Nr. 36; K ü h n a u Sagen 2, 402 ff. 400 ff. 389; H e y l Tirol 488 Nr. 52; R a n k e Volkssagen 206; R o c h h o 1 z Naturmvthen 192. ,05) K ü h n a u Sagen 2, 398 ff. 10«) Vgl. B o l t e - P o l i v k a i , 547 ff.; A. O 1 r i k in: Danske Studier 1904, 19 ff. 30 ff.; SAVk. 2, 169; W o l f Beitr. 2, 446; K ö h l e r Kl. Sehr. 1, 303 ff.; S t o r f e r Jungfr. Mutterschaft 138 (psychoanalytische Deutung) ; S i n g e r Schweizer Märchen 2, 159 ff. ; N a u m a n n Gemeinschafts kultur 84.. ,07) z. B . ZfdMyth. 2, 384 f.; P a n z e r Beitrag 1, 194; 1, 191 f.; 2, 93 f. 97 f.; Meier Schwaben 1, 2i3ff.; Schell Bergische Sagen 501 Nr. 15; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 277. 283 f. ; R o c h h o 1 z Naturmythen 204 f. M e i c h e Sagen 395 ; W o l f Beitr. 2, 446 f. ; S k l a r e k Märchen 291; SAVk. 1, 71 ff ; Mélusine 3 Nr. 13. 17; D a u c o u r t Légendes 10 ff.; B o l t e - P o l i v k a 2, 307; N i d e rb e r g e r Unterwaiden 1, 79; K n o o p Posener Märchen 2 1 . l08) z. B . N i d e r b e r g e r Unterwaiden 1, 79. IM) L ü t o l f Sagen 3T5 f.; R o c h h o l z Sagen 2, 3; K ü h n a u Sagen 1,
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«58 f.; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 224 ff.;' J e c k 1 i n Volkstümliches 332 f. ; H e r z o g Schweizersagen 1, 196. "•) Vgl. den Artikel D. im Handwörterbuch des deutschen Märchens. ,M ) E. K r a u s e Die Trojaburgen Nordeuropas (1893), 85 ff. »«) A 1 b e r s Das Jahr 197. 226; S a r t o r i Sitte und Brauch 3 , 2 2 0 ; N o i k Festkalender 2, 952. , l ') R e i f f e n b e r g Gilles de Chin S. X L V — L X V I ; B e r g m a n n Les Gites 253 f.; L i e b r e c h t Zur Volhsk. 70; A 1 b e r s Das Jahr 197. 1 M ) L i e b r e c h t Zur Volksk. 70. »") A 1 b e r s Das Jahr 226. 198; L i e b r e c h t Zur Volksk. 70; R o c h h o l z Naturmythen 192 f. lle ) S i m r o c k Mythologie 582. 613; A 1 b e r s Das Jahr 123. u7 ) Krause Die Trojaburgen Nordeuropas 85 ff.; S a r t o r i Sitte und Brauch 3, 220; F r a z e r 1, 2, 163 f.; P a n z e r Beitrag 1, 359. 107 ff. (Text des Spiels); 2, 550; R o c h h o l z Naturmythen 192; d e r s . Glaube 1, 53; S e p p Altbayer. Sagenschatz 116 Nr. 36; S e p p Religion 76 ff. " ' ) K r a u s e Die Trojaburgen Nordeuropas 85 ff. "•) N a u m a n n Gemeinschaftskultur 123. 131. 135. 137. lw ) L. v. S c h r ö d e r Rigveda 153 f. m ) Zum D.nkampfspiel vgl. ferner: M e y e r German. Mythologie 99; Q u i t z m a n n Baiwaren 1 4 7 f.
3. D.n s t e i n. Die Kunde vom D.nstein kommt zweifellos aus der Antike; auch dort wird er fast regelmäßig mit Indien in Beziehung gesetzt m ) , eine formelhafte Gleichung, die in deutschen prinzipiellen Erörterungen über den D.nstein regelmäßig auftaucht und die also ebenfalls zu dem von der Antike übernommenen Motivschatz gehört; der D.nstein (Dracontias, Dracontites) kommt besonders bei indischen D.n vor. Dieser Stein ist entweder das Auge des D.n, dann glänzt er als prächtiger Edelstein, z. B. als Karfunkel l 2 3 ), und der D. legt ihn beim Baden vorsichtigerweise ab m ) , oder er befindet sich im D.nhirn (wie bei Plinius) 12B ) und muß dem D.n bei lebendigem Leibe herausgeschnitten werden, weil er sonst verschwindet 128 ), oder endlich der D. läßt ihn beim Überlandflug von sich fallen, umgeben von einer Masse „alls ein gestocket oder gerunnen bluott, glych einer sultz" 1 2 7 ). Dieser Stein nun, als rund, sehr hart, von verschiedener Färbung und neun Unzen schwer geschildert 128 ), hat wundersame Zauberkräfte in sich: er heilt, bestreicht man die Beule mit ihm oder bindet ihn darauf, die Pest 1 2 9 ), er vermehrt hecktalerartig den
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Geldvorrat u o ), ist gut gegen Ruhr und Blutfluß m ) ; schon Alexander der Große soll ihn als Heilstein, Karl der Große dagegen zum Liebeszauber benutzt haben 13 *). Zweifellos vermischt sich hier der Glaube an Zaubersteine 1SS ) mit dem D.nglauben 184 ), mit dem er zunächst nichts zu tun hat. Besonders in der Schweiz spielt der D.nsteinglaube eine wesentliche Rolle; aus Nieder- oder Mitteldeutschland ist er nicht belegt. ,M ) Vgl. Anm. 19u. Sp. 2, 408 f. ">) K o b l r u s c h Schweizer Sagen 6; L ü t o 1 f Sagen 322; N i d e r b e r g e r Unterwaiden t, 91; S t ö b e r Aberglaube 3. 1 M ) C 6 r 6 s o l e 155. i " ) So bei L o n i c e r u s , abgedruckt bei B i r 1 i n g e r Volkst. i, 105 = H o v o r k a » K r o n f e l d 1, 103 f. " • ) Ebd. l n ) R o c h holz Naturmythen 189 (Rigi-Pilatusd.); Z a h l e r Simmenthai 83; C y s a t 52;. ltt ) In Luzern: V e r n a l e k e n Alpensagen 263. Ähnlich C y s a t 52 t. ,£t ) V e r n a l e k e n Alpensagen 263; K o h l r u s c h Sagen 1 7 1 ; Z a h l e r Simmenthai 83 *; S t o 11 Suggestion 415; R o c h h o 1 z Naturmythen 189. C ys a t 53. , S 1 ) R o c h h o l z Naturmythen 189. "*) Ebd. 201; P a u l s Ring der Fastrada 43. ,M ) Vgl. den Artikel S c h l a n g e n s t e i n . 1M ) Vgl. ferner: L i e b r e c h t Gervasius 172 (indische und französische Belege); P a u l s Ring der Fastrada 43; L ü t o 1 f Sagen 322 ff.; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 1, 89; Grimm Myth. 3, 362.
4. D. a l s N a t u r d ä m o n , a) Sehr häufig wird im historischen wie heutigen Volksglauben der D. mit Naturereignissen in nahe Beziehung gesetzt, ohne daß es uns doch erlaubt wäre, in jedem Falle einen germanischen Naturmythos als Keimzelle anzunehmen 138 ). Bereits die antike M e t e o r o l o g i e benutzte das Bild des D.n (in seiner Eigenschaft als Verschlinger) als Symbol für die äußerste Finsternis 189 ); aus dieser Vorstellung erklären sich die Bezeichnungen „ D . n k o p f " und „D.nschwanz" für die Punkte der Ekliptik, an denen sie von der Mondbahn geschnitten wird, und bei denen der Mond bei Sonnen- oder Mondfinsternissen stehen muß 1 8 7 ). Es beruht zweifellos auf diesen Anschauungen, wenn der magyarische Volksglaube einen D.n kennt, der (bei Sonnen- oder Mondfinsternissen) die Gestirne aufzehrt, um sie sodann wieder auszuspeien lS8 ), oder wenn in der gleichen Gegend von einem siebenköpfigen feuer-
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speienden D.n erzählt wird, der die Sterne v e r s c h l i n g t 1 M ) . — E t w a s anderes bedeutet es, wenn man im K o m e t e n (Meteor) einen D.n sehen w i l l 1 4 0 ) : hier h a t die feurige Gestalt des D.n, deren biblische A n f ä n g e wir schon besprochen haben, und v o n der noch zu reden sein wird, den Vergleichspunkt hergegeben, d. h. der K o m e t (Meteor) als D. ist sekundär, nicht primär, und die Entwicklungslinie l ä u f t : D. — Feurige Gestalt — daher K o m e t als D. gesehen und nicht e t w a u m g e k e h r t : K o m e t = D., also feurige Gestalt des D.n, wie meist behauptet wird. Ein interessantes Beispiel für Motivverschlingung bietet ein Volksglaube, der in den Vogesen rege ist: beim Anblick eines K o m e t e n rufe m a n : „ P a r i s ! Metz! . T o u l l " , dann erscheint ein D. und bringt einen großen D i a m a n t 1 4 1 ) . Hier vereint sich der D. a h Feuererscheinung (Kometengestalt I) mit dem Schatzbringer und Steinträger zu einem neuen Ganzen. b) Der D. als S t u r m - u n d Gewittererscheinung ist (wenigstens in Mitteleuropa) ebenfalls nicht als primärer N a t u r m y t h o s zu deuten, sondern beruht auf kirchlich-biblischer A n schauung, nach der alle Gewitter auf den Einfluß des Höllend.n zurückgehen: daher die F o r m u n g zahlreicher Unwetterund Gewittergebete, daher auch z. B. die Tatsache, daß die hl. Margarethe, die D.nbesiegerin, in Tirol zur Wetterfrau wird 142 ) — nicht etwa als Nachfolgerin irgendeiner heidnischen Lokaldämonin, sondern eben in ihrer Eigenschaft als D.nstreiterin. Nach magyarischem Volksglauben reitet der Sturmwind auf einem D . n 1 4 a ) , die Niederbretonen sehen bei Sturmwind dragons de v e n t 1 4 4 ) . In der Schweiz, in der D.nsagen überhaupt sehr zahlreich sind, wird der D. z u m Gewitter und Hagelschlag in enge Beziehung gesetzt 146 ), meist in der Form, d a ß der D., ehe das Gewitter losbricht, sich z e i g t 1 4 e ) : schon dieser U m s t a n d macht es unmöglich, ihn als Personifikation des Gewitters aufzufassen. Er ist vielmehr der Erreger des Unwetters, der böse Feind, der Teufel, der seine höllischen K ü n s t e spielen lassen
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wird: damit ist seine H e r k u n f t aus Bibel und kirchlicher S y m b o l i k klar genug erwiesen. c) Als B a c h - u n d Seedämon, als der der D. wiederum vornehmlich in der Schweiz, jedoch auch in Schwaben 1 4 7 ), Bayern 1 4 8 ), dem Elsaß 1 4 9 ), in Hinterpommern 150 ), der L a u s i t z 1 5 1 ) und an der französischen K ü s t e 1 M ) erscheint, begegnet uns der D. ( = Leviathan) zuerst im Buche H i o b 1 5 8 ) : „ E r macht, daß der tiefe See siedet wie ein Topf, und rührt ihn ineinander, wie man eine Salbe menget", und in der A p o k a l y p s e , wo er als Wasserspeier auftritt, der Maria ersäufen w i l l 1 M ) . Gervasius kennt einen Wassergeist dracus, der Kinder und Erwachsene raubt und Menschen auflauert, um sie zu ertränken 1 6 5 ). Die hl. Margarethe, die aus gleichen Ursachen zur W e t terfrau geworden war, wird durch ihr D.nattribut zur Schutzpatronin gegen wütende Gewässer 1S4 ), wie denn der D. überhaupt allgemein als Ursache v o n Überschwemmungen angesehen wird 167 ). Daß es sich nicht u m eine Schweizer Lokalsage handelt, wenn in zahlreichen Seen und Gießbächen D.n wohnend gedacht werden und man bei Überschwemmungen sagt: „ D e r D. ist ausgefahren (ausgeflogen) 158 ) 1", beweist am besten die Tatsache, daß der älteste Beleg die Sage nach R o m verlegt: dort soll sich bei der Überschwemmung des Jahres 590 nach der Erzählung des Paulus Diaconus i s t ) im Tiber ein unförmiger D. gezeigt haben, den Gregor von Tours 16°) „ s o dick wie einen B a l k e n " sein läßt. Gegen Ende des 15. Jhs. wird diese Sage dann nach Luzern übertragen: a m 26. Mai 1499 sei ein riesiger D. aus dem See die R e u ß hinuntergeschwommen, den viele Menschen gesehen hätten. Zwei Chroniken, Petermann Etterlin und Schradin in seiner Reimchronik v o m Schwabenkrieg, schildern den V o r g a n g ; dieser mit folgenden Versen: vff den xxj tag meyen ist beschechen zu Lutzern, hat man ein seltsam ding gesehen, ein wurm, sin hals ward geacht zwei klaffter lang, sich vß dem sew durch die Rüßbrugk schwang. Sin houpt mit breiten oren, gestalt eins kalb, vnd die grosse des libß allenthalb
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ouch einem kalb ze glichen vnd ze schetzen. daby hab ich die weit hören schwetzen, des wurms lengy sy by xj klaffter gewesen. W i e berühmt dieses Ereignis wurde, zeigt die Tatsache, d a ß ihrer auch Grimmelshausen im Ewigwährenden Kalender 1 U ) gedenkt; kein Wunder, daß sich zahlreiche Parallelsagen bildeten. So wird der D. z u m Herrn des Sees; seine Schuld sind nicht nur Überschwemmungen, sondern auch ihr Gegenteil, das Versiegen des Wassers, f ü r das er zur Strafe getötet w i r d 1 M ) . — Einmal Herr der Elemente, wird der D. auch für andere Landverheerungen, Bergrutsche und -stürze, verantwortlich gemacht 1 4 3 ); fließt wo ein Bach aus einem Berge, so heißt es: „ H i e r hat sich ein D. durchgebissen!" 1 6 4 ), und wo L a n d s c h a f t oder Ereignis keine Gelegenheit geben, bestehende oder vergangene Dinge auf den D.n zu münzen, fabelt man von der Z u k u n f t : wenn der D., der da im Berg oder See haust, sich regt, wird die Alp, j a die ganze Welt untergehen 16S ). "«) G o l t h e r Mythologie 178 f.; H e l m Religgesch. i, 206 f. l3*) So noch die Pistis Sophia Kap. 126; vgl. B o l l - B e z o l d Sternglaube und Sterndeutung* S. 187. Heute: „aufsteigender" und „absteigender Knoten"; vgl. J e n n i n g s Rosenkreuzer 2, 93; P a n z e r Beitrag 2, 315 £. 1M) W l i s l o c k i Magyaren 54. ,3*) Ebd. 55: Das berechtigt aber keineswegs, in jedem D.nkampf einen Naturmythos zu sehen, wie dies z. B. M a n n h a r d t German. Mythen 221 ( = Besiegung des Winters 1) und ganz besonders S i e c k e D.nkämpfe (Mythol. Bibl. 1, t, 1907; vgl. dazu H e l m HessBI. 6, 138 ff. und D e r s. Religgesch. 1, 58!) und S i e c k e Götterattribute 300 (Mondtheorie!) wollen. l40) F o g e l Pennsylvania 373 Nr. 2002; M e y e r Germ. Myth. 96; V e r n a l e k e n Alpensagen 262; R o c h h o l z Sagen 2, 2. u l ) S é b i 11 o t Folk-Lore 1, 50 f.; auch bei Hiob 41, 24 („Nach ihm leuchtet der Weg, er macht die Tiefe ganz grau") liegt es nahe, an Kometen zu denken. '**) K ü n s t l e Ikonographie der Heiligen (1926), 421. ' " ) W l i s l o c k i Magyaren 64. ' " ) S é b i l l o t FolkLore 1, 82. l " ) K u o n i St. Galler Sagen Nr. 361; M e y e r Germ. Myth. 95 f. ' " ) V e r n a leken Alpensagen 263; Kohlrusch Sagen 46. 226; R o c h h o l z Sagen 2, 4; L a i s t n e r Nebelsagen 257; der Stollenwurm in gleicher Funktion: V e r n a l e k e n Alpensagen 261. Bei Sturmwind führt ein Zauberer seinen D.n aus: G r o h m a n n 36. "») M e i e r Schwaben 1, 309. l4s) ZfdMyth. 2 (1854), 347. 181 f. 345 f.; ZfVk. 1 (1891), 217; steirisch:
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R o c h h o 1 z Naturmythen 192. >•) S t ö b e r Elsaß 1, 50. I U ) Im Lebamoor: K n o o p Hinterpommern 38,64. U I ) H a u p t Lausitz 1, 74. , w ) S 6 b i 11 o t Folk-Lore 2, 39. 308. 445. ,M ) Kap. 41, v. 23. 1M ) Kap. 12, v. 15. »»*) 3, 85; vgl. L i e b r e c h t Gervasius 135 f. m ) K ü n s t l e Ikonographie der Heiligen 421. "*) K n o o p Hinterpommern 64; Stöber Elsaß 1, 50 Nr. 71; R o c h h o l z Naturmyth. 188 f. 191 f.; ZfdMyth. 2, 347; M e i e r Schwaben 1, 309; Schw.Vk. 8, 46 f. (Literatur!); A l p e n b u r g Tirol 218 f.; L ü t o l f Sagen 286. 321; K u o n i St. Gallen 60 f.; Heyl Tirol 28. 88. 486. 784; M e y e r Germ. Myth. 100; J e c k 1 i n Volkstümliches 232; P l a n n e n s c h m i d Weihwasser 21; H e r z o g Schwtizersagen 1, 223; 2, 88 f.; L a i s t n e r Nebelsagen 256 f. (Literatur); V o n b u n Beiträge 119f.; U s e n e r Kl. Sehr. 4, 465; R a n k e Volkssagen 283; SAVk. 1917, 82; R o c h h o l z Sagen 2, 12; D a n d o 1 o La Svizzera '2 (1829), 94 f.; C y s a t 50. ,M) G r i m m Sagen Nr. 217, 156 = R o c h , h o l z Sagen 2, 12 f. l t t ) 3, 23. ,M ) Hist. Franc. • X, 1 = R o c h h o l z Naturmythen 190; G r i m m e l s h a u s e n erzählt im Ewigw. Kalender S. 216 den Vorfall für das Jahr 69 >: A m e r s b a c h Grimmelshausens, 79. , n ) Ebd. 1M) ZfVk. 1 (1891), 217. "•) SchwVk. 8, 46 f. (Literatur); K u o n i St. Galler Sagen 75; V e r n a l e k e n Alpensagen 259; Walliser Sägern, 128; P a n z e r Beitrag i, 197; R o c h b o l z Sagen 2, 3. 1M) R o c h h o 1 z Naturmythen 190. "») H e y l Tirol 28 Nr. 32; 85 Nr. 48. 5. D. a l s Schatzhüter. Als Wächter und Verteidiger unermeßlicher Schätze, als der der D. in der altgermanischen Götter- und Heldensage eine so bedeutende Rolle spielt, ist seine Herk u n f t nicht so leicht zu beurteilen. D a ß Schatzd.n der A n t i k e nicht fremd sind, beweist die Fabel des Phädrus, die oben erwähnt w u r d e 1 6 6 ) . A b e r das Motiv klingt doch nur zu gelegentlich an, um für die weitschichtige Bedeutung im germanischen Mythos verantwortlich gemacht zu werden. Scheinbar haben hier Schlangensagen eingewirkt: der D. als Schatzhüter ist eine in ihren Ausmaßen gesteigerte Schatzschlange, die ihre Form der A n t i k e und dem Orient verdankt. Schlangenkult ist uns wenigstens für die Langobarden bezeugt 1 6 7 ); in Schatzsagen spielt seit alters die Schlange eine bedeutende R o l l e 1 W ) . Die langsame E n t w i c k l u n g des Schatzd.n aus der Schlange scheint auch folgende Erwäg u n g nahezulegen: F&fnir, der Wächter
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des Nibelungenhortes, fliegt nicht, sondern kriecht (an. skrida!), ist also halb noch Schlange, halb schon D. (in seiner Gestalt nämlich), und die geläufige altnordische Vokabel für D. ist und bleibt ormr . = Schlange, während dreki nur ganz selten verwendet wird i m ) . So entsteht aus den Motiven Schatzschlange -+• D.ngestalt + D.nkampf die Gestalt des Schatzd.n, den es zu erlegen gilt, eine typisch heroische Angelegenheit 17°), die dann auch, vergröbert und dem neuen Milieu angepaßt, Gegenstand der Volkssage geworden ist 1 7 1 ). Dabei verflüchtigt sich gelegentlich das Schatzmotiv sehr stark 1 7 2 ), so daß schließlich nur noch der höhlenbewohnende D. (ohne Erwähnung des Schatzes) übrigbleibt 1 7 3 ), von dem man dann etwa nur noch weiß, daß er sich von Gold n ä h r t l 7 4 ) . Wie die Belege ausweisen, spielt der D. als Schatzhüter, soweit deutsche Verhältnisse in Frage stehen, fast ausschließlich in oberdeutscher Sage eine größere Rolle 1 7 5 ), im Märchen dagegen, das dieses Motiv sehr häufig mit dem des D.nkampf es verbindet, ist der Schatzd. weiterhin bekannt "*). Außerhalb des deutschen Sprachgebietes ist er mir aus dem Tschechischen (zmek), Serbischen (zmaj) 1 7 7 ), Französischen 178 ), Wendischen 1 "), Polnischen 180 ) und Dänischen 181 ) bekannt. 1 M ) Vgl. l") Anm. 20. Vita s. Barbati 8, x i n : M G . Script, rer. Lang. 561, 557; P a u l y - W i s s o w a 2. Reihe, 3, 331 f i . ; M u u s Altgerm. Relig. 37 f. 1 M ) Vgl. den Artikel Schlange. " * ) G r i m m Myth. 2, 573 verzeichnet nur eine Stelle, in der dreki gebraucht wird. Doch vgl. dagegen F r i t z a e r Ordbog over det gamle norske Sprog (1867) 96. Man vgl. dazu das Wort Lindwurm, bekanntlich eine Tautologie, da lint = W u r m , Schlange ist. Über den Schatzd.n der Heldenzeit vgl. G r i m m Myth. 2, 573 f f . ; M a n n h a r d t German. Mythen 88. 1 4 9 1 . 2 0 7 ; M o g k bei H o o p s Reallex. I, 485 f . ; Urquell 3, 216 f . ; W o l f Beitr. 2, 446. m ) Vgl. z. B . A l p e n b u r g Tirol 217 f.; Bindewald Sagenbuch 206; Niderberger Unterwaiden 1, 81. 86; Lütolf Sagen 3 1 4 t . ; G r i m m Myth. 2, 573 f. 817; H e y l Tirol 156. 261. 269; V o n b u n Beiträge 1 1 7 ff.; M e y e r Germ. Myth. 96 ff.; K u o n i St. Galler Sagen 94; P a n z e r Beitrag 2, 200; L e o p r e c h t i n g Lechrain 78; S t a r k A Iraun 57 f . ; Mannhardt Götter 103;
B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube II.
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Ei sei Voigtland 156 Nr. 426; Vonbun Sagen 19 Nr. 2 1 ; S c h e l l Bergische Sagen 502 Nr. 16 c ; Weniger Baumkultus 9; A m e r s b a c h Grimmelshausen i , 25; W u t t 5 1 § 5 7 ! 4 1 1 § 640; W o 1 f Beitr. 2, 446; S i m r o c k Mythologie 613. "«) Vgl. z. B . Urquell 5, 79. »») S é b i l l o t Folk-Lore 1, 468 f f . ; K u o n i St. Galler Sagen 1 1 5 ; Vernalek e n Alpensagen 262. , M ) V e r n a l e k e n Alpensagen 259. * " ) Doch vgl. S a m l a n d : M a n n h a r d t German. Mythen 1 5 1 ; G r i m m Myth. 2, 817. "•) Vgl. S t ö b e r Elsaß 1, 42 Nr. 63; S c h e l l Bergische Sagen 503 Nr. 17; Rochholz Naturmythen 189 f. (Märchenmotiv in Erlösungssage!); Schönwerth Oberpfalz 2, 392; vgl. im übrigen den Artikel D . im Märchenwörterbuch. m) G r i m m Myth. 2. 575- "*) S é b i l l o t Folk-Lore 2, 312, "») H a u p t Lausitz x, 73 f. 8 f. »») HessBl. 6, 78 ff. m ) M a n n h a r d t German. Mythen 1 5 1 ; weitere Literatur bei Liebrecht Zur Votksk. 7c f.
6. K o m p o s i t i o n d e s D.n b i 1 d e s . Aus den bisher besprochenen Motiven, zu denen noch einige andere aus bekannten Sagenkreisen hinzutreten, setzt sich das landläufige D.nbild zusammen. Die Herkunft des D.n aus dem Hahnenei ist vom antiken Basilisken entlehnt; sieben oder neun Jahre muß der Hahn alt sein, der ein solches D.nei legt, und gelegentlich wird noch dazu verlangt, daß er kohlschwarz sei M2 ). Die Gestalt der D.n wird nur selten ins einzelne gehend besprochen: ungeheure Schädel, oft von Schlangen- oder Katzenform, zumeist mehrere (3, 7, 9), lange, gespaltene Zungen, große Länge und Dicke, Schuppen, über denen zuweilen noch Borsten sitzen, Fledermausflügel, oft auf Bauch oder Rücken gestreift (gelb-schwarz, weiß-schwarz), watschelnde, einwärts gekehrte Füße, das sind wesentliche Körpermerkmale, die bei Beschreibungen ihrer Gestalt oft wiederkehren 183). Meist jedoch werden nur besonders markante Züge betont: der giftige Atem, der durch sieben Kirchenmauern bläst 1 8 4 ), die durch und durch giftige Zunge 1 8 S ), besonders aber die Tatsache des Feuerspeiens, das alles zerstört, das die D.nbahn durch Funkenregen, die D.nspur durch welke Blätter 1 8 9 ), ausgebrannte Rasenflecke, verwüstete Landstriche kennzeichnet und vor dem man sich zu Boden werfen muß, will man nicht mitverbrannt werden 187 ). 13
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W a s sonst über ihn erzählt wird, ist vereinzelt, lokalsagenhaft, Erzeugnis singulärer Volksphantasie: d a ß er die Menschen an sich s a u g t u s ) , d a ß er sich durch Belecken salzhaltiger Felsen ernährt 18 *), d a ß alles stirbt, was er a n b l i c k t u o ) , daß er lieblich s i n g t U 1 ) , oder d a ß an seinem Grabe Musik e r t ö n t l n ) , daß in seinem S c h w ä n z e seine Lebenskraft s i t z t m ) , d a ß er seltsame R u f e a u s s t ö ß t m ) , daß sein B l u t — wie sich nach der Zimmernschen Chronik an einer K i r c h e zeigt — untilgbare Spuren h i n t e r l ä ß t m ) . Die bekannte Volksetymologie L i n d w u r m = W u r m (D.) unter einer L i n d e 1 M ) , die u. a. den Glauben veranlaßte, der D. lebe 90 Jahre als W u r m in der Erde, 90 J a h r e in der Linde, 90 Jahre in der W ü s t e m ) , erzeugte auch die Parallelgestalt des Haselwurmes, der d.ngleich unter Haselgebüsch lebt, und der in Pommern, der Lausitz und in Tirol bekannt i s t m ) . Andere Parallelen z u m D.n, z . T . nur durch den Namen verschieden, bilden die Stollenwürm e r der Alpen, weiß oder schwarz von Farbe, v o n grausiger Gestalt, armlang und bösartig m ) , und die T a t z e l w ü r m e r oder B e r g s t u t z e n , kleiner von Gestalt, aber von unendlicher Schnelligkeit und Wildheit a»). Die Wohnung all dieser D.n ist meist eine Höhle, gelegentlich ein See, eine Schlucht, das Innere eines Berges (s. 0.!); wen sie auf ihren Horst verschleppen, ist so gut wie verloren, es sei denn, daß er sich beim A u s f l u g des D.n an seinen Schwanz klammere wie jener Luzerner K ü f e r , 0 1 ) . Nur selten wird eine andere Behausung, e t w a ein Hauskeller, angegeben; meist l ä ß t sich dann die Ents t e h u n g dieser Lokalsage durch ein D.nk ä m p f b i l d (St. Georg!) nachweisen 2 0 2 ). D a ß landverheerenden D . n regelmäßige Menschenopfer dargebracht werden müssen, ist ein weitverbreiteter Zug S 0 3 ). A n d e r e Einzelzüge stellen sich offenbar als Übertragungen dar: die Darstellung der Pest als D.2®4), der A l p in D.ngestalt 2 0 8 ), der D . als Gehilfe» des wilden Mannes m ) gehören hierher, all dies nicht primäre Glaubensschöpfungen, sondern formelh a f t e Übertragungen. In vielen Sagen
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verwischen und verflüchtigen sich die Z ü g e : man empfindet eine unklare Ä h n lichkeit zwischen D. und Teufel, ohne sich darüber Rechenschaft zu geben, woher sie k o m m t 207 ); an Höhleneingängen hält ohne tiefere Begründung ein D. W a c h t 2 0 B ) , Gräber in Felswänden werden auf den „heiligen D . n " (gemeint ist wohU der v o n einem Heiligen erschlagene D.) gedeutet **), und a m Feste der D.ntöterin Margarethe singen die Zillertaler g a n z fröhlich: „Es ist einmal ein Drake gewesen, allelujat DerhatdieLeut aufgefressen, allelujal" *>'). In D.nornamenten a m H a u s oder Hausr a t findet der D.nglaube seine letzten Ausläufer 2 1 1 ). >") H e y 1 Tirol 492 Nr. 54; 790 Nr. 75; ZfVk. 1 (1891), 217; L e o p r e c h t i n g Lrchrain 78; W u t t k e 52 § 58 (mit Literatur); S t r a c k e r j a n 1, 517 Nr 260; L i e b r e c h t Z u r Volksh. 70 f.; Urquell 3,216. "*) Vgl. z . B . K ü h n a u Sagen 3, 482; K o h l r u s c h Sagen 225 ff. 384; M a n z Sargans 91; W a g n e r Historia Helveliae Curiosa (168o), 249; W o l f Beitr. 2, 446 u. a. 1M ) Vgl. z. B. H e r t z Abhandlungen 192 f.; W o l f Beitr. 2, 446; G r i m m Myth. 3, 199. ' " ) P a n z e r Beitr. 2, 63. "•) Daher die Ansicht, der D. ziehe bes. im Herbst: ZfrwVk. 6 (1909), 274. "') C y s a t 50. 53; H e y l Tirol 484 f.; V e r a a l e k e n Alpensagen 262; ZfrwVk. 6 (1909), 274; P a n z e r Beitr. 2, 75 ff.; K ü h n a u Sagen 381; S c h r a m e k Böhmerwald260; H o v o r k a K r o n f e l d 1,103; S t r a c k e r j a n 1,517 Nr. 260. »••) W u t t k e 1,105 Nr. 78. 1S») L tìt o l i Sagen 318. IW) ZfVk. 11, 317; S e Ii g m a n n Blick 1, 148. m ) K o h l r u s c h Sagen 384. '") R o c h h o l z Naturmythen 204. 1M) W i t z s c h e l Thüringen 1, 284 1M ) K ü h n a u Nr. 291. Sagen 2, 390 f. "») B i r 1 i n g e r Schwaben 1,278 t. '»•) M a k k e n s e n Name und Mythos 45. Grimm Myth. 3, 199. ••») H a a s Greifswalder Sagen (1925), 50; H a u p t Lausitz 1, 75; A l p e n b u r g Tirol 218; M a c k e n s e n Name und Mythos 45 f. lH ) Vgl. V e r n a l e k e n Alpensagen 261. 264 ff.; SAVk. 19, 87; SchwVk. 15, 19 f.; K o h l r u s c h Sagen 47 ff.; R o c h h o l z Sagen 2, 4; D e r s . Naturmythen 188; B ö c k e l Volkssage 73; G r i m m Myth. 2, 571 ; S é b i l l o t Folk-Lore 3, 259; W y ß Reise 2, 422. ,0°) ZföVk. 4, 113; 1, 124 ff. 161. 261 f.; Zdöst. Alpenverein 1887, 208 ff.; R a n k e Volkssagen 284 ; S i m r o c k Mythologie 503-; M e y e r Germ. Myth. 96; V e r n a l e k e n Alpensagen 260 f. ,01 ) R o c h b o l z Naturmythen 192 ; K o h l r u s c h Sagen 168 ff. ; L ü t o l f Sagen 317 ff.; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 1, 157; K a o n i St. Galler Sagen
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93 ff.; C y s a t 51 f.; H e r z o g Schweizersagen 2, 85f. *") K ü h n a u Sagen 2,383 f. •») J e c k 1 i n Volkstümliches 251; ZfdA. 12, 361; Walliser Sagen 2,38 u.ö. " 4 ) M e y e r German.Myth. 97. "') W r e d e Eitler Volksk* 70. «") H e y l Tirol 240 f. N r . 2.
") T e t i n e r
517 Nr. 260.
1,
"•) ZfdMyth. 2 (1854), 350.
"•) ZfrwVk. 12, 266. »»•) P a n z e r Beitrag 1,9. •") M e y e r German. Myth. 59; R o c h h o l z Naturmythen 192; S t r a c k e r j a n 1, 517 Nr. 260. 7. In O r g a n o t h e r a p i e , F r u c h t b a r k e i t s - und H e i l z a u b e r und O r a k e l b r a u c h spielt der D. eine seinen mannigfaltigen Erscheinungsformen entsprechende Rolle. Man sieht entweder auf die gefährlichen, unsympathischen Seiten des D.n, dann mißt man ihm schädigende Einflüsse zu: sein giftiges Blut tötet 2 1 2 ), sein beim Flug verlorenes Sperma ruft Epidemien hervor 213), sein Hauch macht erblinden 214 ), sein Flug kündet Krieg oder Feuersbrunst 215 ), und erblickt die Sechswöchnerin ihn im Kamin, so muß sie sterben 2W ). Oder aber man sieht mehr auf die Macht und zwingende Gewalt seiner Erscheinung, dann ist man geneigt, ihm große Wirkung in positiver Hinsicht zuzuschreiben: sein Blut, dessen verhärtende Eigenschaften die Heldensage andeutet 217 ), befördert die Fruchtbarkeit der Felder 21i ) und ist zu Heilzwecken gut 21 *); Pflanzen, aus diesem Blut entsprossen, haben Heilwirkung 22°). Die Wirkung, die die antike Medizin der Leber des D.nfisches zuschrieb, beruht wohl auch z. T. auf dem D.nglauben i2x ). Den D.nschwanz benützt man ebenfalls zu Heilkuren 222), und eine vom D.n gewonnene Zaubersalbe verschärft das Gesicht 22S). Schließlich gehören auch hierher die Wundsegen, die vom D.n als Krankheit sprechen, z. B. der aus dem Nahetal gegen Schmerzen: Die Schußblader und der Drach Gehen miteinander über die Bach, Die Schußblader soll versänken, Und der Drach soll ertränken! "*). Oder gegen die Gesichtsrose: Das Rotlauf und der Drach, Die fuhren miteinander über die Bach. (Nahetal) 22S )
Die Rose und der Drach Gingen miteinander zu Bach, Der Drach ertrank. Und die Rose verschwand. Im Namen usw. (Sachsen) ***)
Slaven 92;
G r a b e r Kärnten 70; S t r a c k e r j a n
390
Gegen Augenkrankheiten: Die Rose und der D., Die zogen miteinander zu Bache, D., D., D. Im Namen usw. (Vogtland) 227) Gegen Schlangenbiß schließlich: Lindworm, du stickst, Dat Sand dat stuft. Das sagst du in Marien Namen, Gott Vater, Gott Sohn, Gott heiliger Geist, Amenl (Mecklenburg) *«) ,w) H e r z o g Schweizersagen 2, 90; K o h l r u s c h Sagen 224 (Winkelriedsage); J e c k l i n
Volkstümliches 252. *") B e l e t h Rationale divi-
norum officiorum. Dilingae 1572, abgedruckt bei W o 11 Beitr. 2, 387 = P a n z e r Beitrag 1, 360 f.
= K u h n Herabkunft 51. ««) J e c k l i n Volks-
tümliches 383. • " ) N i d e r b e r g e r Unterwal-
den 1, 62. "•) S c h ö n w e r t h Oberpfalz I,
160 N r . 17. *") Nib. 101, 2ff.; Dietrich vnd seine gesellen 107, 10 f . ; K o n d z i e l l a Volksepos 59;
S c h e l l Bergische Sagen 495 Nr. 4; M e y e r
Aberglaube 276. ' " ) F r a z e r
12,247;
Reu-
Pharmazeutik 1 , 2 2 7 ; K i e s e w e t t e r
Faust
t e r s k i ö l d Speisesakramente 109; P e t e r s 453; R o c h h o l z Glaube 1,53; S c h w a r t z
Volksglaube 93, 150; S t e r n Türkei 2, 384; L ü t o 1 f Sagen 323 f . ; S t r a c k Blut 198;
beim Fürther D.nstich: R o c h h o l z Naturmythen 192;
Panzer
Beitrag 1, 109 f . ; 2,
550; der D. schon in der Antike im Zusammenhang mit Fruchtbarkeitsglauben: H ö f 1 e r
Organotherapie 144. "•)
Hovorka-Kron-
f e l d 1,103; S e l i g m a n n 2,58; H ö h n Volksheilkunde 1, 90. *») K r o n f e 1 d
Krieg
82; M a r z e l l Pflanzennamen 212; ZfVk. 1, 291.
»") H ö f l e r
Organotherapie 131. 151.
188. *") H o v o r k »
Kronfeld
2,210.
"*) L i e b r e c h t Gervasius 135 f. "*) ZfrwVk. 1905, 287. »«») Ebd. 283. «") S e y f a r t h Sachsen 82; ZfVk. 5. 295. '") S e y f a r t h
Sachsen 82; **•) Bartsch
Schmitt Hetlingen Mecklenburg 2, 456.
19.
8. Der P a p i e r d., wohl zweifellos eine chinesische Erfindung, ist seit dem 15. Jh. in Deutschland bekannt; eine Handschrift der Wiener Hofbibliothek von 1450 gibt Vorschriften, wie du einen drachen artificialiter machen vnd regieren sollst 229). Im Volksglauben spielt der 13*
391
Drache
Papierd. keine Rolle; erwähnenswert ist nur, daß er in Ostpreußen Alf ( = Teufel) genannt wird a o ) . **•) So mit F e l d h a o s Die Technik (1914). 650 ff. = SchwVk. 10, 8a ff. gegen T y 1 o r Anthrop. Instit. 9, 25 = A n d r e e Parallelen 2, 94 ff. = ZfrwVk. 13, 165 i. *»•) S c h n i p -
p e l Ost- und Westpreußen 2, 130.
B. Eine vom Flügeld.n, w i e w i r ihn unter A gezeichnet haben, völlig verschiedene Gestalt ist der Hausgeistd. Die Gleichheit des Namens hat die bisherige Forschung dazu verführt, diesen aus jenem abzuleiten, etwa indem man sagte: der Flügeid. b e w a c h t Schätze, der Hausgeistd. b r i n g t Schätze, beide sind also verwandt; oder: der Flügeid. s p e i t F e u e r , der Hausgeistd. wird oft in f e u r i g e r E r s c h e i n u n g erblickt, also beweist das Feuer ihrer beider Zusammengehörigkeit. Die Berührungspunkte sind, wie man sieht, recht gering und äußerlich; auf Grund von ihnen Schlüsse zu ziehen, geht ohne Konstruktionen nicht ab, und so sehr sich auch der Blick des Erklärers auf die ein, zwei losen Berührungspunkte richtet, es bleibt eine große Menge anderer Wesensmerkmale übrig, die bei beiden D.nerscheinungen völlig verschieden sind und unerklärt bleiben. Schon bei oberflächlicher Beobachtung ist also ein innerer, entwicklungsgeschichtlicher Zusammenhang unwahrscheinlich; die Vermutung befestigt sich bei näherer Untersuchung. I. N a m e . Auffällig ist zunächst, daß der Hausgeistd. mit einer Fülle verschiedener Namen belegt wird. Der Flügeid. heißt entweder „ D . " oder „Lindwurm"; nur in Lokalsagen taucht gelegentlich einmal eine Unterart mit besonderem Namen (Haselwurm, Stollenwurm, Tatzelwurm) auf. Anders hier: der Hausgeistd. führt sehr oft den Namen „ D . " nur gewissermaßen als Beinamen, als Artbezeichnung, kann aber auch anders gerufen werden, z. B. Steppchen, Hauslätzchen 291), Alf, Rßdjackte M2 ), Herbrand, Langschwanz, Schlingsteert, Langwams, Kortwämsken 28S), Glüsteert ***), Märten *"), Kolbuck, Alber, Alp *»•), Fürdrak, Püks, Mertche, Lütche
392
Ohle, Kobold •»), Tragerl *»), Stutzli » ) , Federhänschen "»), Geldhühndel *"), Koberchen u *) t Salamander ***). Das alles sind typische Kobold-, aber nicht D.nnamen 1 Wer das Koberchen nicht füttert, dem erscheint es als feuriger D.: dieser sächsische Volksglauben zeigt deutlich genug, daß beim Hausgeistd.n der Name D. eine andere Begründung hat als beim Lindwurm. — Stutzig muß auch eine andere Überlegung machen: der Hausgeistd. führt sehr häufig die scheinbar niederdeutsche Lautform D r a k (auch D r a k e 1)24e) als Namen, aber nicht nur auf niederdeutschem, sondern auch auf oberdeutschem Sprachgebiet: die Tiroler Ladiner 246) z. B. und die Schweizer 247 ) sprechen vom Drak, eine Namensform, die auch in Böhmen, Mähren und Nordungarn vorkommt 848). Damit dürfte bewiesen sein, daß Drak = Hausgeist tatsächlich n i c h t durch das Niederdeutsche zu erklären ist, daß also Drak und D. sprachlich nichts miteinander zu tun haben. Vielmehr muß — wie das Erscheinen auf oberdeütschemSprachgebiet beweist — Drak die primäre Namensform für den Hausgeist sein. Die Erklärung kann vielleicht auf folgendem Umweg gewonnen werden: engl, mandrake = eigentlich „Menschend." bezeichnet einen Hausgeist von ganz ähnlichen Qualitäten, wie der Drak sie besitzt; sprachlich stellt es sich als volksetymologische Entstellung von Mandragora ( = Alraun) heraus 24 *). Im dänischen 260 ) und schleswig-holsteinischen 2H ) Volksglauben gibt es einen Hausgeist Dragedukke, der die gleichen Funktionen wie der Drak ausübt und sprachlich in seinem ersten Namensbestandteil Drage wiederum zu Mandragora gehört. Die Möglichkeit liegt sehr nahe, daß auch Drak hierher gehört; daß der Hausgeist im Oldenburgischen weiblich (die Drake) ist 262), gibt in diesem Zusammenhang auch zu denken. Die Mandragora gleicht jedenfalls weitgehend dem Drak, wie auch die von Vernaleken angezogene Handschriftenstelle beweist, die geldmännlein und mandragoricos auf die gleiche Stufe stellt 2 M ). Wir erhalten also folgende
Drache
393
Gleichung: Hausgeist = Mandragora > Drak, volksetymologisch gelegentlich als D. eingehochdeutscht, dadurch Wechselbeziehungen zwischen Drak und D. Ml ) Ich führe für jeden der Namen, um Zitathäufungen zu vermeiden, nur einen Beleg an: ZfVk. 12, 66 (Thüringen). »") Ebd. i, 79 (Hinterpommern). *") S a r t o r i Westfalen 63. ,M ) A n d r e e Braunschweig 389. l " ) W o l f Beitr. 2, 340. «*•) W u t t k e 45 §49- * " ) W o t f
Beitr. 2, 340. «") R a n k e Volkssagen 159 f. •»•) V o n b u n Sagen 69. »«•) W i t z s c h e 1
Thüringen 1, 169 Nr. 169. *41) MschlesVk. 21 (1919t, 139 f. *") M c i c h e Sagen 298 Nr. 387. , u ) K ü h n a u Sagen 2, 1 f. ,M). M e i c h e Sagen 298 Nr. 387. "») K u h n Westfalen 1, 58.
•*•) ZfVk. 23, 303. "') R o c h h o l z Sagen 2, 4. ««) ARw. 3, 185. "») F a 1 k - T o r p Norwegisch-dänisches
etymologisches
Wb.
1,
152.
"•) Ebd. 1, 151 f. " ' ) M e n s i n g Schlesw.-
Holst.Wb.
1, 832 f.;
Müllenhoff
Drache:
Bartsch
Mecklenburg
Sagen
286 Nr. 389. »") S t r a c k e r j a n 1, 328 Nr. 198. Im Jahre 1593 begegnet in Mecklenburg in hochdeutscher Urkunde die Form •") V e r n a l e k e n Mythen 264.
1,
257.
II. G e s t a l t . Die auf sprachlichem Wege gewonnene Vermutung wird durch die Sachbetrachtung zur Wahrscheinlichkeit. Der Drak = D. ist, seiner Herkunft aus der Mandragora (Alraun) gemäß, zunächst Hausgeist, Kobold, und erscheint im Hause auch als solcher: als kleiner Kerl mit roter Jacke und Kappe 2M ), in Menschengestalt s®5), als „Männlein" Meist jedoch tritt er, wiederum genau wie der Kobold, in mannigfachster Tiergestalt auf: als schwarze Katze 8 5 7 ), Teufelskatze 258), feurige Katze26'), braunschwarzes Kätzchen 26°); als K a l b 261 ), das zuweilen als buntgescheckt geschildert wird 282 ); als Huhn: nasses Hühnchen 2i3 ), schwarzes Hühnchen 244), schwarze Henne 2 6 S ), Rebhuhn 244), als Vogel 267 ): grauer Habicht 2 »), Eule 269 ); als schwarze A m e i s e o d e r dreibeiniger s n ) Hase w z ). Diese verwirrende Vielgestaltigkeit, die mit dem Flügeid.n nichts zu tun hat, ist wohl daran schuld, daß oft die Vorstellungen über die Gestalt des Hausgeistd.n sehr unbestimmt sind 273). Es wird auch sehr häufig betont, daß die Gestalt je nach der Tageszeit oder dem Aufenthaltsort wandelbar ist: tags ein Tier, nachts ein Kobold, oder: im Haus «in Hühnchen, außer dem Haus eine
394
Feuererscheinung usw.; auch diese V e r änderungsfähigkeit gehört dem Kobold, dem Alraun, nicht dem Flügeld.n zu. Fast regelmäßig wird jedoch betont, daß die Erscheinung, zumals nachts und im Freien, feuriger Natur ist: eine Feuersäule w 4 ), ein feuriger Streifen i 7 S ), ein Besen mit feurigem Schweif *"), eine glühende Kugel mit Schweif 2 7 7 ), ein feuriger roter K l u m p e n m ) , ein roter Streifen mit dickem Kopf und langem Schwanz 27>), ein feuriger Wiesbaum mit breitem Kopf SM ), ein Stern mit feurigem Schweif 281 ), ein feurigerD. mit Schwanz 282 ), ein Feuerschein 28i ), ein Feuerbalken 2M ), ein feuriger Kornsack 285), ein roter Streifen wie eine Wagenrunge 288), eine feurige Schlange *87), ein Wesen mit großem, feurigem Kopfe und schwarzbläulichem, langem Schwänze M8)f ein Feuerklumpen mit großem, ofentopfähnlichem Kopf und wiesbaumgleichem Schwanz 28 *), eine feurige Welle 2i0 ), ein von blauem Feuerschein umgebener Wiesbaum, vorn spitz und einen halben Meter breit 2 M ), ein Wesen mit großem Hundskopf und glühendem Schlangenschweif 292 ); auch die oben erwähnten feurigen Tiererscheinungen (Katze, Huhn) gehören hierher. W o das Koberchen weilt, sieht man nachts im Stall oder auf dem Heuboden ein Licht, alle Fenster sind plötzlich taghell erleuchtet, bisweilen schießen aus Esse oder Dachfenster feurige Garben 2M ). Die meisten D.n fliegen daher nur nachts *••); Sternschnuppen n t ) , Meteore Irrlichter Blitze ***) und andere feurige Himmels- und Lufterscheinungen werden als D.n gedeutet; als ihre Bahn wird die Milchstraße ***) bezeichnet. W o sie ihren W e g nehmen, verbrennt alles®00), daher gilt ihr Erscheinen als Vorzeichen einer Feuerbrunst S 0 1 ), und man meint, daß sie ungenügende Pflege mit dem Anzünden des Anwesens bestrafen 302). Daher schwebt der Besitzer eines D.n in ständiger Gefahr abzubrennen 3 0 S ), und wer als Außenstehender es versteht, ihn durch geheimen Zauber ins Haus seines Besitzers zu bannen, erlebt die Schadenfreude, diesesHaus abbrennen zu sehen 304 ). In all diesen D.nmerkmalen zeigt sich die
395
Drache
nahe Beziehung zum Feuer; der Flügeid. s p e i t Feuer, der Hausd. i s t Feuer. Herleitung aus meteorologischen Erscheinungen liegt in vielen Fällen auf der Hand; in anderen wieder mag die aus dem Schornstein leckende Flamme, die aus dem Kamin sprühenden Funken die Sagenbildung veranlaßt haben 308). Diese feurige Natur des D.n wird wohl (zusammen mit seinen Hausgeisteigenschaften, von denen noch zu reden sein wird) auch seine oft betonte nahe Verwandtschaft mit dem Teufel begründen: er gilt geradezu als Teufel selbst 804), mit dem man zur Erlangung seiner Hilfe einen regelrechten Teufelspakt abzuschließen h a t m ) , von dem man nur durch Segnung **), Weihwasser 809)1 Gebet 810), Beichte 311) oder sonstige Hilfe des Geistlichen 312) befreit werden kann. Die mit ihm zu tun haben, sind böse Menschen 31S), Hexen 8 1 4 ), unverletzbar wie Teufeisbündler 318), denen sie auch in der Fähigkeit, Luftreisen zu machen, gleichen 818 ); es sind Freimaurer 317 ), sie scheuen Umgang mit andern Menschen 318 ); in früheren Jahrhunderten wurden sie oft gerichtlich belangt 31B ); auf ihren Gräbern wachsen Nesseln, keine Blumen 320 ). — Die Berührungen mit dem Flügeld.n sind nur gering und erklären sich durch die Gleichheit des Namens: gelegentlich wird von einer flügellosen Schlange (vgl. auch oben) 321 ) gesprochen; nur selten geht die Schilderung mehr ins einzelne: Feuerrachen und Schweif, Flügel, Tatzen, Feuerspeien 322), spitzes Maul, Borsten auf dem Kopf, kleine Schweinsohren 823), Katzenkopf 324) oder Mehrköpfigkeit 825) werden beiläufig bei einigen Schilderungen erwähnt. Man beachte, daß diese Vermischung von Flügel- und Alraund.n nur auf oberdeutschem Gebiet auftritt, wo die Volksetymologie den ursprünglichen Drak zu einem D.n umgebildet hatl ,M ) Ich führe hier wiederum nur je einen Beleg an: K u h o - S c h w a r t z 422. *") W o 11 k e 45 $ 49 (Ostpr.). "•) K n o o p HinterPommern 7. ••') K u h o - S c h w a r t z 421. ' " ) M ü 11 e n h o f i Sagen 207 Nr. 281. ' " ) G r o h m a n n 23. , B ) M e i c h e Sagen 307 Nr. 401. M1) K u h n - S c h w a r t z 421;
39*
G a n d e r NiederlausiU 34. »•») W n t t k e SdchsVh. 375. *") Ebd. , M ) MschlesVk. 18 (1907). 75- 1M ) Ebd. 1 , 6 . «") E i s e i Voigtland 146 Nr. 398. *") K u h n - S c h w a r t x 421. ta>) A m e r s b a c h Lichtgeister 9 (Samland). »") W u t t k e 45 $ 49 (Ostpr.). "*) M e i c h e Sagen 303 Nr. 393 (Vogtland). m ) E i s e 1 Voigtland 140 Nr. 377; 142 Nr. 381. nt ) W i 12 s c h e 1 Thüringen 1, 323 Nr. 336. "•) B o h n e n b e r g e r 11 Nr. 1. *") A m e r s b a c h Lichtgeister 9. m ) M e i c h e Sagen 307 Nr. 401. «") MschlesVk. 1, 6. «") W a t t k e Sächs. Vh. 375. m ) R. A m m e r Dir D. in: Dorfkirche 3, 178ff."*) K u h n - S ' c h w a r t s 422. «") Ebd. b 4 f. «") ZfrwVk. 6, 9. «") Ebd. 4, 298. »') Egerl. 4 (1900), 32. «") W u 1 1 k e 45 § 49- ***} H a 11 r i c h Siebenbürgen 310 f. »•) W o l f Beitr. 2, 340. «") ZfVk. 2, 79. *•*) J o h n Erzgebirge 136 (Jahr 1700). "•) Ebd. «•») B a r t s c h Mecklenburg 1,258. "») K ü h n a u Sagen 1, 21. *•*) W e d d e Miszellen aus dem Sachsenwald in : JbVereinNdSprachl. 1875, 102. "») M e i c h e Sagen 300 Nr. 388. «") K ü h n a u Sagen 2, 21. «") H ö h n Tod Nr. 7, 313; H a n k e Volkssagen 159 f.; A n d r e e Braunschweig * S. 389; W u t t k e SächsVolksh. 375; M e y e r Germ. Mythol. 95 f. *••) A n d r e e Braunschweig ' 389; B i r 1 i n g e r Volhst. 1, 189; B o h n e n b e r g e r 11; SAVk. 21, 52; S a r t o r i Westfalen 63; Dorfkirche 3, 178 ff.; W u 11 k e Sächs.Volksk. 375. **') M e i c h e Sagen^o^ Nr.394. M8) S c h w a r t z Mythologie 2, 85; K l i n g n e r Luther 52; W u t t k e 45 § 49; M a n n h a r d t Germ. Mythen 151 verzeichnet die Stralsunder Redensart: ,,Der Blitz schlägt ihm das Geld zum Schornstein hinein!"; W u t t k e Sächs. Vh. 375. "*) E i s e l Voigtland 157 Nr. 427. •») S c h ö n w e r t h Oberpfalz 395; W u 1 1 k e 45 § 49 (AlberfleckeI); G r o h m a n n 23; M e i c h e Sagen 310 Nr. 406. W1) W u t t k e 46 § 49. M e i c h e Sagen 303 Nr. 393; Nr. 396; 306 Nr. 398; 308 Nr. 402; 313 Nr. 412. *>*) K u h n Westfalen 2, 26; B o h n e n b e r g e r 11; S a r t o r i Westfalen 63. ») ZfVk. l 7< 449 **) B a r t s c h Mecklenburg 1, 258. ,M ) K ü h n a u Sagen 2, 381; Schulenb u r g Wend. Volkstum 50 f. ; H ) V e r n a Schatzsagen 1 e k e n Mythen 263; K n o o p 3; MschlesVk. 21 (1919), 139 f. *") J o h n ,M Westböhmen 205. ) Bartsch Mecklenburg 1, 258. " ' ) E b d . 1, 257. »") W u t t k e 45 $ 4 9 ; A m e r s b a c h Lichtgeister 9; G r o h m a n n 233; K ü h n a u Sagen 2, 35. 33; Ranke Volkssagen 152 f. "*) K ü h n a u Sagen 2, 35. »«>) Ebd. 2, 19. , M ) Egerl. 4, 32; Q u i t z m a n n Baiwaren 175. '•*) K u h n S c h w a r t z 421 f. , M ) Vgl. ferner: S t r a kk e r j a n 1, 328; K ö h l e r Voigtland 395. 434; A n d r e e Braunschweig 389; W u t t k e 409 § 635; H ü s e r Beiträge 2, 22 Nr. 69; Sommer Sagen 26 Nr. 23; 28 Nr. 25; Haas-Worm Mönchgut 95; L ü t o 1 f 315; B i n d e w a l d Sagenbuch 140; B e c h s t e i n Thüringen 2, 58; F o g e l Pennsylvania 371 Nr. 1987; M ö l l e n h o f f Sagen 322 Nr. 435; 206 f.; L ö w i s o f Menar Balten 54; D ä h n h a r d t Volkstümliches 1, 97 Nr. 3; S c h a m b a c h - M ü l l e r 163 Nr. 182; L a n d s t e i n e r Niederösterreich 62t »•«) W u t t k e Sächs. Vk. 375; H a u p t I.ausitz 1, 73 f.; S c h u l e n b u r g Wend. Volkst. 49. *•*) G r i m m Mythol. 2, 9 1 1 ' ; 3,290:1,852; L ö w i s of M e n a r Balten 54; J o h n Erzgebirge 136; Grohmann Sagen 97; M e y e r German. Mythol. 98; K ü h n a u Sagen 2, 30; 28; S t ö b e r Elsaß r, 1 Nr. 1; slawisch: M e i c h e Sagen 308 Nr. 403: W u t t k e Sachs. Volksk. 375; H a u p t Lausitz 1, 73 f. "•) K n o o p Hinterpommtrn 78 f. *•*) B a r t s c h Mecklenburg i . 258. ' " ) W u t t k e 45 § 49; A m e r s b a c h Lichtgeister 9; G r o h m a n n 233; K ü h n a u Sagen 2, 35. *••) R a n k e Volksm sagen 152 f. ) Kühnau Sagen 2, 35. " ' ) ZfVk. 1, 79; K ü h n a u Sagen 2, 20 f. 30; R a n k e Volkssagen 160; G a n d e r Niederlausitz 33. " ' ) G r i m m Myth. 3, 442 Nr. 253; P a n z e r Beitrag 1, 261. *") Vgl. die vorigen Anm.; ferner K u h n Mark. Sagen 49. "•) W o l f Beitr. 2, 340 f. »") K ü h n a u Sagen 2, 34. »•) Ebd. 2, 18. m ) R a n k e Volkssagen 152 f.; T a u b m a n n Nordböhmen 78 ff.; M e y e r Germ. Mythol. 98; G r o h m a n n Sagen 196 ff. 243 f.; K ü h n a u Sagen 2, 18. 34; D r e c h s l e r 2, 125; G a n d e r Niederlausitz 33. 34. 39; K u h n Westfalen1, 370; M a a ß Mistral 21. "») G r i m m Myth. 2, 575; 3, 439 Nr. 143; E i s e 1 Voigtland 146 Nr. 397. "•) G a n d e r Niederlausitz 34; K ü h n a u Sagen 2, 29 ff.; 36. 26 f.; M e i c h e Sagen 310 N i . 405; 312 Nr. 411; R a n k e Volkssagen 156; V e r n a 1 e k e n Mythen 260. *•) W o l f Beitr. 2,
402
342. »») ZfVk. 2, 78. *") Z . B . K ü h n a u Sagen 2, 20 u. ö. *•*) Z. B. ebd. 2, 31 u. ö. »«) R a n k e Volkssagen 158t. »*) W o l f Beitr. 2, 342. »•) ZfVk. 2, 78. «") G a n d e r Niederlausitz 37 Nr. 92; 39 Nr. 99; V o n b u n Beiträge 31; D e r s . Sagen 30 Nr. 31; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 393. "") M a n n h a r d t German. Mythen 55 f. *e>) J o h n Oberlohma 162; G r i m m Mythol. 3, 147; J o h n Westböhmen 203; G r o h m a n n 23; Kohlr u s c h Sagen 46, 237. «*>) W i t z s c h e l Thüai ringen 2, 87 Nr. ic-6. ) K u h n - S c h w a r t z 423 f. a l ) G r o h m a n n 23. m ) ZföVk. 6, 125. Bartsch Mecklenburg 2, 202. »«) SAVk. 25, 138. »•) W o l f Beitr. 2, 339. "*) G r i m m Myth. 3, 465; K ö h l e r Voigtland 422. "•) B a r t s c h Mecklenburg 1, 258 f. »») S c h u l e n b u r g Wend. Volkstum 50. 400) M e i c h e Sagen 312 Nr. 409. 401 ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 394. '•«) Vgl. den Artikel Berggeister. M1 ) Vgl. fernerhin (außer der bei Berggeister verzeichneten Literatur) : W o l f Beitr. 330; P a n z e r Beitrag 2, 76: Urqrell 3, 243 ff.; ZfVk. 9, 365. IV. D . n a b w e h r , O r a k e l , V e r s c h i e d e n e s . Wer nicht gerade einen D . n besitzt, wird sich d o c h b e m ü h e n , seiner S c h ä t z e t e i l h a f t i g zu w e r d e n o d e r ihn sich durch w i r k s a m e n Z a u b e r v o m L e i b e zu h a l t e n . R u f t m a n d e m f l i e g e n d e n D . n ein derbes W o r t w i e „ S c h w i n s d r e c k l " t 0 i ) , eine A u f f o r d e r u n g wie „ H a l b p a r t ! " m ) oder „ S c h ü t t e , s c h ü t t e ! " oder „ L o s c h l o h ! " 4 0 6 ) , seinen N a m e n 4 0 7 ) , eine B e m e r k u n g 408 ) oder d a s V e r s c h e n : Es fährt kein Fuhrmann über Land und Brück', Er lasset seinen Zoll zurück! 40*) — m ö g l i c h s t durch die N a b e e i n e s W a g e n r a d e s 4 1 0 ) — zu, so g i b t er v o n s e i n e r B e u t e ab. D e n gleichen E r f o l g h a t m a n , w e n n m a n i h m in a p o t r o p ä i s c h e r W e i s e den b l o ß e n H i n t e r n zeigt 4 n ) , n a c h i h m s c h i e ß t 4 1 2 ), w o m ö g l i c h m i t E r b s i l b e r 4 1 S ), oder ihn m i t S t a h l oder E i s e n b e w i r f t 4 1 4 ). W i e andere höllische W e s e n l ä ß t er s i c h a u c h b a n n e n 4 1 5 ) : D u r c h e i n e in die E r d e g e s t e c k t e Gabel 4 1 S ), durch s t i l l s c h w e i g e n des K r e u z e n der Beine 4 1 7 ) (s. d.), A b z i e h e n eines W a g e n r a d e s 418 ), U m k e h r u n g einer S c h i n d e l 4 1 9 ) oder der e i g e n e n M ü t z e 4 2 0 ) ; l o s w e r d e n k a n n m a n ihn nur in der N e u j a h r s n a c h t auf e i n e m K r e u z w e g 4 2 1 ) . W e n n der D . über D ü n g e r oder L o h e f l i e g t , m u ß er v o n s e l b s t seine L a s t fallen l a s s e n die d a n n als gelbliches D . n s c h m a l z o d e r D . n g s p e i erkenntlich ist 4 2 8 ). D o c h s e h e
Drache, der wahrhaftige, feurige
4o3
man sich vor, daß man nicht direkt unter dem D.n steht, wenn man ihn bannen will: sonst bewirft er einen mit Läusen oder Unrat 424 ). — Als Orakeltier spielt der Hausgeistd. eine vielfältige Rolle: sein Erscheinen kündigt Tod 42S), Feuersbrunst 424), Unglück 42T), aber auch Segen und Fruchtbarkeit *28), Erfüllung geheimer Wünsche *"), baldige Hochzeit 4 a 0 ) an. — Die Äste des Vogelbeerbaumes, der auch D.nbaum heißt, hindern, über die Türen gehängt, die Einkehr des Flugd.n « ) . ««) W o l f Beitr. 2,340; K u h n - S c h w ä r t z 64 f. "«) R a n k e Volkssagen 161; K n o o p Hinterpommern 79; A n d r e e Braunschweig * 389; W i t z s c h e l Thüringen 2, 49 Nr. 5 1 ; Kuhn Westfalen 2, 26 Nr. 7 1 ; KuhnSchwartz 421. *••) K ü h n a u Sagen 2, 41. 4OT) S c h u 1 e n b u r g Wend. Volkstum 50. «o) „ D e r D. zieht": W u t t k e 46 § 49. "•) Ebd. 45 § 49. 410) G r o h m a n n 23. «u) W e i n h o l d Ritus 1 1 ; M e i e h e Sagen 314 Nr. 413; B a r t s c h Mecklenburg 1, 259. 257; W o l f Beitr. 2, 339 f.; R o c h h o l z Sagen 2, 228; M ö l l e n h o f f Sagen 206 Nr. 280; K u h n - S c h w a r t z 5. ««) W u t t k e 45 S 49; S t r a c k e r j a n 1, 328 Nr. 198. «») Z f V k . 3, 382. «") S t r a c k e r j a n 1, 328 Nr. 198. m ) G r o h m a n n Sagen 224 f.; 414 J o h n Erzgebirge 135 ) H a l t r i c h Siebenbürgen 310 f. 4 " ) K u h n - S c h w a r t z 422 f.; vgl. oben! "«) Ebd. «'•) J o h n Westböhmen 205. 4a>) S o m m e r Sagen 50 Nr. 26. " ' ) Z f V k . 2, 79. 4M ) W u t t k e 45 § 49; bes. über Schafdünger : G r o h m a n n 2 3 . *") J o h n Westböhmen 205; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 394- 39^: M a n n h a r d t German. Mythen 55 f.; M e y e r German. Mythol. 97; P a n z e r Beitrag 1, 269 f . ' ) berichtet: „ E s existiert noch ein — parodistisch gefärbter — Grimoir, welcher dem in gleicher Absicht geschriebenen, 1712 bei Peter Hammer in Köln erschienenen „Wahrhaftigen feurigen D.n" beigefügt ist, einem ebenso wüsten, als unsinnigen und als Parodie witz- und geistlosen Buch". Erkundigungen bei der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln ergaben, daß die Vermutung, es handle sich um einen fiktiven Drucker und ein ebensolches Datum, richtig ist: „Peter Hammer, Peter Hammers Erben, Sohn usw., Cöln, Pierre Marteau Cologne" bedeuten eine oft benutzte Einkleidung 2 ), hinter der sich der bekannte Stuttgarter Verleger Scheible verbirgt. Das Buch, von dem Wuttke 8) in der 1. Auflage seines „ D e u t schen Volksaberglaubens" eine ausführliche Beschreibung gibt, steht auch in „ D a s 6. und 7. Buch Mosis oder der magisch-sympathetische Hausschatz, das ist Mosis magische Geisterkunst, das Geheimnis aller Geheimnisse. Dresden, Max Fischer. Philadelphia" (s. d.) unter dem
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Drache, der wahrhaftige, feurige
Titel: „ D . w . f . Dr. oder Herrschaft über die himmlischen und höllischen Geister und Uber die Mächte der Erde und L u f t . Mit dem Geheimnis, die Toten zum Sprechen zu bringen, die Anrufung Luzifers, Zitierung der Geister usw. — Nach einem in Frankreich aufgefundenen Manuskript von 1522. Mit Holzschnitten." E s ist offenbar eine Übersetzung des französischen Werkes: „ L e Grand Grimoire ou l'art de Commander aux esprits célestes, aériens, terrestres, infernaux, avec le vrai secret de faire pailer les morts etc. Imprimé sur un manuscrit de 1522. Paris, Renault 1 8 4 5 " 4 ), mit dem es inhaltlich übereinstimmt (s. Grimoir). D. w. f. Dr. will aus 20 ungeheuren Foliobänden zusammengezogen sein und wird in der Vorrede des Übersetzers auf die Zeit nach der französischen Revolution zurückgeführt; das französische Original vom roten Drachen entstand im Dienst der Vernunft, um den Menschen den Teufel aus dem Leibe zu treiben,-woraus sich auch seine parodistische Fassung erklärt. E r enthält allerlei altes magisches Gut, das er lächerlich macht; so ein Mittel, irgendeine Person nackt tanzen zu sehen, was schon Porta um die Mitte des 16. J h s . angibt 6 ). Die französische Ausgabe trägt den Titel „ L e véritable Dragón rouge"; vermutlich um ein ähnliches Buch handelt es sich bei dem „ L e Dragón noir". Ein Neudruck f ü r Bibliophilen, der die gleichen Holzschnitte wie d. w. f. D. im „6. und 7. Buch Mosis" enthält, gibt zunächst ein Kapitel über die Wünschelrute, weiter Auszüge aus dem Buch Arbatel (s. d.), ferner Mitteilungen über Teufelspakte und Astrologisches (beruft sich auf de Vallemont )•), dann „Secreta Sccretorum": Exorzismen kirchlichen Ursprungs aus dem Manuel des exorcismes de Pabbé Eynatten. Anvers 1678 7 ), eine Abhandlung über den „geheimen Spiegel Salomons" mit Anrufung des Engels Anael, das „Secret de la Poule noire", das „ S a n c t u m R e g n u m " der großen Clavicula (s. d.), Geheimnisse über Pentakel und Talismane (beruft sich auf die Secrets merveilleux de la % magie naturelle du petit Albert); in diesem Abschnitt Abbil-
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dungen chinesischer Medaillen mit der Dodekahoros, aus dem Magasin pittoresque, 34. J a h r g . ( = 1866, für die Datierung der Edition wichtig), einen physiognomischen Traktat, die Geheimnisse der Königin Kleopatra (Kosmetika), Geheimnis, sich unsichtbar zu machen (Gygesring), mit Abb., die Geheimnisse des Artephius und ein Kapitel über wunderbare Dinge, Vorurteile usw. Das Buch Secreta Secretorum war wohl schon im 17. J h . bekannt; sô zitiert Thiers 8 ) „ L e Secret des Secrets de nature" (er gibt daraus ein secret pour gagner à toute sorte de j e u x : Farnsamen und ein Armband mit den Buchstaben H U T Y ) , und Fabricius 9 ) nennt einen unter Salomos Namen gehenden Liber de secretis secretorum (hd., angeblich 1435 geschrieben); auch ein alchemistisches B u c h : „ D a s Geheimnis plier Geheimnisse ex Macrocosmo et Microcosmo, oder der gülden Kreuzer mit ihren drey Steinen der Wunder" 1 0 ) trägt den Titel. Das Buch des Arthephius ist eine Fälschung, die schon Cardanus u ) kennt und wiedergibt, aber ablehnt; sie wird auf den arabischen Alchemisten Artephius d. i. Altughra'i f 1 1 1 2 ) zurückgeführt. Von Kleopatra war schon im ausgehenden Altertum eine Schrift über Kosmetika im U m l a u f 1 S ) . Ausgaben: D. w. f. D., oder Herrschaft über die himmlischen und höllischen Geister und über die Mächte der Erde und Luft. Köln 172^. Neudruck c. 1880»). Le véritable Dragon rouge où U est traité de l'art de commander les esprits infernaux, aériens et terrestres, faire apparaître les morts, lire dans les astres, découvrir les trésors, sources, minières, etc., etc., etc., plus La Poule Noire. Edition augmentée des secrets de la Reine Cléopatre, secrets pour se rendre invisible, secrets d'Artéphius, etc., etc., etc., Avec la Marque d'Astaroth. Sur l'édition de MDXXI (1521). Mit Abb. (Neudruck für Bibliophilen). Le véritable Dragon rouge, ou l'art de commander les esprits célestes, aériens, terrestres et infernaux, avec le secret de faire parler les morts; de gagner toutes les fois qu'on met aux loteries; de découvrir les trésors cachés, etc., etc.; suivi de la Poule Noire, Cabale qui était restée inconnue jusqu'ici. Approuvé par Astaroth. 1521 "). Le Dragon Noire ou les forces infernales soumises à l'homme. Av. figures. 12 Paris 1909.
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Drachenstein
Der Name „roter oder feuriger Drache" geht zurück auf Apc. Joh. 12, 3: Sfdxov «uppôç der den Teufel bezeichnet. D a s „secret de la poule noire" b e z i e h t sich auf einen Geisterzwang, der so vorgenommen wird, d a ß eine s c h w a r z e Henne, die noch nie ein Ei gelegt hat, und die noch nie v o m H a h n getreten wurde, mitten durch in zwei Teile zerlegt und dabei eine Beschwörung gesprochen wird, worauf der Teufel erscheint und dem Exorzisten dienen m u ß 1 6 ) . Diese Prozedur ist auch aus Fausts H ö l l e n z w a n g (s. d.) b e k a n n t 1 7 ) . ') Faust 2 (1921), 88. «) E. W e l l e r Die falschen und fingierten Druckorte 1 (1864). *) Volksaberglaube (1860), 69 f. § 107. «) C. N i s a'r d Histoire des livres populaires 1 (1864), 129 ff. *) Magiae naturalis bri viginti (Lugd. Batav. 1644), 666f. •) D e V a l l e m o n t Petit traité de la baguette divinatoire (1840. 1850) nach dessen La physique occulte ou traité de la baguette divinatoire (1693. 1696); vgl. A. L. C a i 11 e t Manuel bibliogr. des sciences psychiques et occultes 3 (1912), 657 f. ') Manuale Exorcismorum. Antw. 1619. 1648; vgl. C a i l l e t a. a. O. 2, 40. •) T h i e r s 1, 318; vgl. auch C a i l l e t a. a. O. 3, 23 Nr. 7049; 3, 50^ Nr. 10090. •) Codex pseudepigraphus Veteris Testamenti 1 (1713), 1052. ,0) C a i l l e t a . a . O . 2, 148 Nr. 4433 (Leipzig 1788); vgl. G e û m a n n Die Geheimsymbole der Alchymie, Arzneikunde, Astrologie (1922), Verz. der Quellenwerke (aus d. J. 1772). n ) De varietate rerum (Basel 1581), 1043 ff.; vgl. A r t e f i u s Clavis majoris sapientiae (Paris 1609 usw.); s. C a i l l e t a. a. O. 1, 67; G r a e s s e Trésor 1, 234. " ) E. O. v. L i p p m a n n Entstehung und Ausbreitung der Alchemie (1919), 408. 636; Kiesewetter Geheimwissenschaften 36. '*) v. L i p p m a n n a . a . O . 51; K i e s e w e t t e r a. a. O. 11; W i e r De praestigiis daemonum 1. 4 c. 20 (franz. Übers., Paris 1885) 1, 582. u ) Vgl. auch W u t t k e 192 § 259 (Ausg. Ilmenau 1850); S e y f a r t h Sachsen X X I I I (Ausg. Leipzig); Das sechste und siebente Buch Mosis (Buchversand Gutenberg, Dresden) 29. «) N i s a r d a. a. O. 1, 141 ff.; C a i l l e t a . a . O . 1, 490 Nr. 3237 (Nîmes 1823; Paris 1875 usw.); J. H. B e r t h o u d Le Dragon rouge ou l'art de commander au démon et aux esprits infernaux, in 18e avec 7 grav. 1861 Renault et Cie.; M. R o b v i l l e Le Dragon rouge ou l'art de conjurer les esprits démontré Par des faits et des exemples. Av. fig. 1? Paris ca. 1880. " ) Vgl. auch Les précieuses qualités et propriétés de la Poule noire, pour la découverte des trésors cachés etc. Ouvrage échappé à la destruction des anciennes chroniques de l'Egypte. Paris 1843, in 18*, 108 pp.; N i s a r d a. a. O. 144. ") K i e s e w e t t e r Faust 2 (1921), 20. 22. Jacoby.
Drachenstein. Drakonites (Spdxetv = Drache, große Schlange), mhd. d. Der D . wird aus dem H a u p t e des Drachen gewonnen; er k o m m t aus Indien, w o die großen Drachen sind. Seine K r a f t ist nur dann mächtig, wenn man ihn a u s dem noch lebenden Drachen n i m m t . D a r u m stellen sie dem schlafenden Drachen nach, hauen ihm den K o p f ab, weil er noch lebet und nehmen den Stein heraus. So zitiert Zedier aus Lonicer, der diese Gewinnung des D.s wiederum dem Plinius entnahm; Zedier verweist weiterhin auf eine Stelle in Scheuchzers N a t u r geschichte des Schweizerlandes, wonach ihn ein Bauer im Schweizerland gefunden, als ein Drache über ihn hinflog und ein Teil B l u t herabspritzte, in dem liegend sich der Stein fand. W e n n der Drache v o m Rigi nach dem Pilatus fliegt, heißt es bei Rochholz, l ä ß t er einen Stein fallen; ein Bauer, der graste, hob ihn auf und benutzte ihn als Heilmittel gegen Pestilenz, Ruhr und Blutfluß. Albertus Magnus h a t selbst gesehen, wie mehr als fünfzig Schlangen auf einer Wiese zwischen Bergen zusammenkamen; der vorübergehende Landesherr befahl seinen Soldaten, die Schwerter zu ziehen und die Schlangen in Stücke zu hauen. Da lag in der Mitte eine zerfetzte große Schlange, unter deren Kopf sich ein schwarzer, wie eine abgestumpfte Pyramide gestalteter Stein lag. S a m t dem H a u p t e des Drachen erhielt ihn Albertus geschenkt. Der D. widersteht allem Gifte, besonders dem giftiger Tiere und macht seinen Besitzer siegreich. D a s Haus, in dem er sich befindet, macht er glücklich. N a c h Alpenburg galt er als ein wahrer S c h a t z für die ganze Familie, da er zu allerlei g u t war und vor Unglück und Schaden bewahrte. Ein bergmännisches W ö r t e r b u c h (1778) beschreibt den D. als runden, wie Kristall durchsichtigen Stein, welcher v o n fliegenden Drachen kommen soll. B r ü c k m a n n sagt, der D. sei ein unbestimmbarer Stein, komme in S t ü c k e n von der Dicke eines Fingers vor, sei braunrot mit gleichmäßig oder schlangenweise verlaufenden Linien; eingesprengte Granaten gäben ihm noch besonderes A n s e h e n 1 ) .
Dreckapotheke—drehen
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l ) Vgl. Spalte 2, 37g f.; P I i n. n. h. 3 7 § 1 5 8 ; Z e d i e r 16, 1 3 8 5 ; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 104; S c h a d e 1 3 2 8 ; G r i m m DWb. 2, 1 3 2 5 Nr. 2; L o n i c e r 29 u. 6 1 ; Rochholz Naturmythen 188 Nr. 9; K o h l r u s c h Sagen 1 7 1 ; A l p e n b u r g Tirol 3 7 3 ; B e r g m a n n 1 3 4 ; B r ü c k m a n n 357. Olbrich.
Vgl.
Schlangenstein.
D r e c k a p o t h e k e I m J . 1696 erschien das Buch: „Neu-vermehrte, heylsame D. ( wie nämlich mit K o t und U r i n fast alle, auch die schwerste, giftigste K r a n k heiten und bezauberte Schäden vom Haupte bis zu den Füßen innerlich und äußerlich glücklich curieret worden . . . . von Christian Frz. P a u 1 1 i n i , Frankfurt a. M. 1696." Seit vorchristlicher Zeit gehört es zu den Requisiten der Volksmedizin, den Krankheitsdämonen durch Erregung von A b s c h e u beizukommen 2 ); dazu gehörte auch die Anwendung von Menstruationsblut, K o t und H a r n (s. d.). Pauliini faßt die bisherige therapeutische Verwendung von E x k r e m e n t e n ( s . K o t ) zusammen und verdichtet sie zu einem System, zu einem Allheilmittel. Mensch und Tier müssen ihm dienen; zunächst die menschlichen Ausscheidungen des Darms und der Harnblase, dann Exkremente von Störchen, Gänsen, Wachteln, Tauben, Schwalben, ferner von Pferden, Eseln, Kühen, Schafen, Ziegen, Schweinen, Hunden, Wölfen und Löwen. Dabei wird übergangen, daß diese Rezepte zumeist der antiken Volksmedizin entlehnt sind. In der Darreichung der Rezepte ist Paullini nicht minder abwechslungsreich; er verordnet sie innerlich und äußerlich durch den Mund, mittels Klistier, in Mixturen und Pillenform, als Pulver und Salben und Pflaster; die Naturalia müssen sich verschiedenen Prozeduren unterwerfen und werden dann als Infuse, Dekokte, Destillate verabreicht; manchmal wird nur ein E x t r a k t bewilligt, bisweilen sogar nur deren Asche. Die Volksmedizin verschmäht heute noch nicht das Prinzip der D. Boudriot Altgerm. Religion 47 f.; J . G. B o u r k e Der Unrat in Sitte, Brauch und Glauben (1913), 436 f.; Hovorka-
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K r o n f e l d 1, 3 4 7 ; G. H u m m e r Der Pauliinismus (Therap. Monatsh. 2); A D B . 25, 279 ff. s ) S t e m p l i n g e r Abergl. 84; J ö r i m a n n Rezeptarien 82. 160. Stemplinger.
drehen. 1. D. als Zaubertätigkeit. — 2. D. in den Zwölften usw., D. von Gegenständen und Personen. — 3. Sagen über sich d.de Bäume, Steine, gesunkene Schiffe usw.
I. Das D. bzw. Umd. eines Menschen, Tieres oder Gegenstandes wird bei zahlreichen abergläubischen Handlungen angewandt, um die Zauberwirkung hervorzurufen. a) Ein B a n n z a u b e r wird durch eine d.de Bewegung auf Lebewesen ausgeübt: Auf Teufel und Hexen. So berichtet eine Sage aus der Steiermark von einem Schneider, dem der Teufel einen eisernen Ring schenkte, der jenem, dreimal herumgedreht, die Macht des Satans g a b 1 ) . Ebenso verliert eine Hexe ihre Macht, wenn man sie, sobald sie ergriffen ist, dreimal in der L u f t herumdreht 2 ). Sehr verbreitet ist die Anwendung dieses Bannzaubers auf neu eingekaufte Tiere. U m diese an ihre neue Heimat zu gewöhnen und zu verhindern, daß sie wieder entlaufen, dreht ihr neuer Herr sie dreimal um den linken Tischfuß (Württemberg) 3 ), oder um sein rechtes Bein (Schlesien 4 ), Westböhmen) 5 ) oder um den Kesselhaken (Mecklenburg) 6) oder geht mit ihnen in die Stube, dreht sich selbst vor dem Spiegel dreimal um und läßt sie schweigend bei jeder Umdrehung in den Spiegel sehen (Mecklenburg) B). •Dieser Aberglaube, der auch bei den Esten 7) geübt wird, wirkt auch auf Gänse, die zum Brüten gesetzt werden sollen (Westböhmen) 8 ). Einen schwachen Anklang an ihn finden wir noch, wenn erzählt wird, daß ein Stab mit 9 K r ü m mungen von Hirten sehr gesucht sei, da er, in den Boden gesteckt, das Vieh beim Weiden zusammenhalte lOberpfalz) 9 ). Auch auf Diebe übt dieser Bannzauber seine Wirkung aus. Wenn einem etwas gestohlen ist, so braucht man in Schlesien 10 ) nur den Eßtisch umzud., so daß die Füße nach oben weisen; dann kann
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der Dieb nicht über die Hofgrenze hinausgelangen, ohne das gestohlene Gut zurückgelassen zu haben. b) Ungleich häufiger wird D i e b e n gegenüber jedoch durch ein D. ein Herbeiholungszauber ausgeübt. Als Beispiel f ü r diesen sehr verbreiteten Zauber setzen wir an diese Stelle'die Beschreibung der Zeremonie, wie sie aus der S c h w e i z l l ) mitgeteilt ist: „Der Arbeiter (dem sein Werkzeug gestohlen war) machte sich nun auf, den weisen Mann aufzusuchen. Dieser sagte ihm, er solle ein Rädchen von Holz zimmern und es a n einem Schüttstein festmachen und es d. und d., und je schneller er drehe, desto schneller komme der Werkzeugdieb zu ihm zurück." In ähnlicher Form begegnet uns dieser Zauber in Baden 12 ), Württemberg 1 3 ), bayr. Schwaben 1 4 ), dem Allgäu 1 8 ), Tirol 1 4 ), der Schweiz 17), Thüringen 18), Böhmen und M ä h r e n M ) und Pommern **). Die Gegenstände, die man dabei dreht, sind fast stets ein Rad oder ein Haspel; nur einmal wird eine Kaffeemühle genannt 1 S ). Eine Erklärung f ü r die Entstehung des Brauches ist noch nicht versucht worden. Die Nachrichten aus Pommern, Böhmen und Bayern stimmen darin überein, daß f ü r die Wirksamkeit des Zaubers bei ihnen gefordert wird, daß man, ehe das Rad in Gang gesetzt wird, entweder einen kleinen Fetzen eines Kleidungsstückes, das der Dieb am T a t o r t zurückgelassen hat, oder drei Späne von der Tür, aus der er wieder herausgegangen ist, in die Radnabe hineinlege und dann es erst laufen lasse. Es liegt also eine Analogie zwischen dem Bewegen eines Gegenstandes, der zum Diebe in einer gewissen Beziehung steht, und dem Herbeieilen des Diebes an den T a t o r t vor. Gemeinsam ist allen Berichten jedoch die Analogievorstellung, daß das langsamere oder schnellere D. des Rades oder des Haspels auch ein langsameres oder schnelleres Kommen des Diebes hervorrufe. J a sogar die Richtung, in der man dreht, wirkt analog auf die Richtung, in der der Dieb gehen muß, ein, so daß ein Rechtsherumd. den Dieb zwingt, am Hause des Bestohlenen vorbeizugehen
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und ein Linksherumd., den gleichen W e g wieder zurückzukommen u ) . Eine Parallele zu dieser Art des Diebszaubers liegt vor, wenn in der Oberpfalz 11 ) beim Schwärmen der Bienen empfohlen wird, das Brot im Tischkasten umzud., dann käme der Schwärm wieder zurück. c) Auch als O r a k e l z a u b e r findet das D. eines Gegenstandes bei der Suche nach dem Diebe Verwendung. Man verfährt hierbei entweder, indem man ein R a d in Bewegung setzt und dann der Reihe nach die Namen aller, die des Diebstahls verdächtig sind, nennt; dann wird das R a d bei der Nennung des wirklich Schuldigen stehen bleiben (Pfalz M ) ; ähnlich aus Schlesien) 10 ). Oder aber, man nennt zuerst die Namen der Verdächtigen, so wird bei Nennung des Diebes sich das Sieb (hier werden Sieb oder Schlüssel M ) als Instrumente für die Zauberhandlung gefordert) d. — Simrock führt, physiologisch wohl mit Recht, diesen Vorgang darauf zurück, daß unsere Glieder unmerkliche, häufig sogar unwillkürliche Vollstrecker unseres Willens sind, so daß das Sieb dann in Bewegung geriet, wenn der Name des mutmaßlichen Täters genannt wurde M ). Wie den Dieb, so kann man auch erkennen, ob einem das Vieh verhext ist; wenn man ein Messer in die Stalltürschwelle steckt und auf seine Klinge geweihtes Osterbrot legt, so wird dieses sich zu d. beginnen, wenn das Vieh wirklich beschrieen ist 26 ). Bei den zahlreichen Orakelbräuchen in den sogenannten Orakelnächten spielt das Sich-d. auch häufig eine Rolle. Sosoll man in der Andreasnacht, wenn man abends' sich auf einem Taler mit bloßem Fuße auf der Türschwelle herumgedreht hat, hernach im Schlafe seine zukünftige Liebste s c h a u e n M ) ; auch die Anzahl der Umdrehungen einer aufgehängten Erbbibel verrät zur Christnacht oder Silvesternacht die Anzahl der Jahre, die man noch ledig bleibt, öder überhaupt noch zu leben h a t w ) . Im Vegetationszauber d) spielt das D. nur eine geringe Rolle. Bekannt ist aus deutschen Gebieten nur,
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daß das Volk meint, Hexen könnten, wenn sie Wasser in einen Topf täten und dieses umrührten, Regen heraufbeschwören 2 ). Dagegen berichtet Sibillot eine Erzählung bei Gregor von Tours, wonach der Bischof Aredius durch ein dreimaliges Umd. seines Stabes Wasser aus dem Boden entspringen ließ ; und nach Frazer spielt beim Regenzauber der Serben das magische Umd. der als Regengott verkleideten Person eine Rolle 24 ). e) Für einen Lebens- und Heilz a u b e r wird das Umd. des neugeborenen oder kranken Kindes häufig gefordert. In Brandenbürg dreht die Hebamme das Neugeborene um, sowie sie mit ihm nach der Taufe wieder zu Hause angekommen i s t M ) . Nach Mannhardt liegt diesem Brauch, dem noch stets die Humiposition vorausgeht, die Vorstellung zugrunde, daß durch ihn der Zusammenhang zwischen Leben (Materie) und Seele befestigt und das Kind der Gefahr, ein Wechselbalg zu bleiben, entrückt werde 31 ); sie findet wohl auch heute noch Beifall. Bekannt ist die Vorstellung, daß eines Kindes Krankheit geheilt werden könne, wenn sein Pate schweigend in die Stube kommt, die Wiege mit dem Kinde umdreht und ebenso schweigend wieder fortgeht 3 2 ). Vielleicht meint man durch diese magische Handlung, die zuweilen auch bei anderen Kranken angewandt w i r d M ) , den Zustand des Krankseins ebenso in sein Gegenteil zu kehren, wie man den Kranken herumdreht. Auch für Kinder, die nachts nicht schlafen wollen, wird dieser Zauber von den galizischen Juden als helfend angesehen **). Ein Heilzauber ist es schließlich auch, wenn in Württemberg S8) gefordert wird, daß der Faden, mit dem man Wunden verbindet, zusammengedreht und nicht geknotet werde. f) Die gleiche Vorstellung, ein Umd. bringe eine Wendung zum Guten oder Schlechten hervor, beherrscht auch zahlreiche abergläubische Handlungen im Alltage: So, wenn die Hausfrau, sieht sie Wildgänse über ihren Hof fliegen, sich auf dem Fuße herumdreht, damit ihre eigenen Gänse gut gedeihen (Schlesien) 34 );
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wenn gegen Unglück im Kartenspiel und bei ähnlichen Gelegenheiten geraten wird, den Stuhl, auf dem man sitzt, herumzud. (durch ganz Deutschland) " ) ; wenn man andrerseits glaubt, ein umgekehrt auf den Tisch gestelltes Bierglas bewirke Streit in der Wirtsstube *"), oder die Stellen, auf denen wintertags die Kinder den Schnee zu Ballen zusammenwäleten, verursachten im Sommer beim Vieh, wenn es auf ihnen weidete, den Drehwurm w ) , oder gar überhaupt verboten ist, um den Tisch herumzugehen, da sonst die Schafe „ U m g ä n g e r " würden 4 0 ); das Zurückd. der Wagenräder h a t bei den Deutsch-Amerikanern eine üble Bedeutung insofern als sich dann die Pferde, die später den Wagen ziehen, die Beine brechen. Aus dem Saterlande berichtet Strakkerjan *2), daß man früher gemeint habe, ein Meineid schade nicht, wenn es gelinge, während des Schwörens einen Hosenknopf abzud. Hier scheint wohl die Vorstellung zugrunde zu liegen, daß mit dem Ablösen des Knopfes auch der Eid von dem Betreffenden abgelöst sfei. g) In einer letzten Gruppe zauberischer Handlungen finden wir schließlich den Gedanken der Apotropie vorherrschend, sei es, daß durch ein Ab- oder Umwenden man sich selbst der Wirkung und der Macht feindseliger Mächte entzieht, sei es, daß man den Feind selbst umdreht, um ihm so ein schädliches Wirken unmöglich zu machen. In die erste Gruppe gehört der R a t aus der Altweiber-Philosophie, daß man bei der Begegnung mit einem Hasen, der j a allgemein als „ H e x e n t i e r " gilt, sich dreimal umwenden müsse, „alsdann habe es keine N o t " 4S ). Ebenso wird im Jägeraberglauben die schädliche Wirkung einer Begegnung mit einem alten Weibe oder einem anderen unglückbringenden Wesen auf einem Jagdgange gebrochen, wenn man umkehrt und sich zu Hause in seinem Zimmer umdreht **). Die gleiche Wirkung hat ein sich um sich selbst d., wenn man im Walde auf Irrkraut getreten ist < 8 ). Die zweite Gruppe apotropäischen Aberglaubens, der mit D. verbunden ist,
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gruppiert sich um den Sterbenden und seinen Leichnam; er ist also diktiert von der Furcht vor dem Toten und entspringt dem Bestreben, sich möglichst bald und möglichst radikal seiner Seele und deren schädlichen Wirkungen zu entziehen: K a n n ein Sterbender nicht verscheiden, so wendet man sein B e t t dreimal „um **), oder man dreht einen Dachziegel, den Sattel 4 7 ) u m ; wird der Sarg mit dem Leichnam fortgetragen, so d. die Träger den Sarg vor dem Verlassen des Hauses in der T ü r dreimal u m und kehren hernach die Bänke, auf denen er gestanden hat, so um, daß die F ü ß e zu oberst kommen In Oldenburg • ) und Westfalen ®°) dreht man die Bienenkörbe, wenn eine Leiche v o m Hofe gefahren wird, so um, daß die Fluglöcher nach hinten zu stehen kommen. Zahlreich sind auch die Verbote jeder Arbeit auf dem Hofe, mit der eine d.de Bewegung verbunden ist (also des Spinnens, Fahrens, Grabens usw.), solange ein Toter im Hause ruht. So aus Schwaben 61 ), Oldenburg 52 ), Ostpreußen, Franken 53>.
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s c h e 1 Thüringen 1, 182. «*) J o h n Westböhmen 166. *') ZfVk. 12 (1902), 16. «) Ebd. 20 (1910), 397. • ) S t r a c k e r j a n » , 6 7 . ") ZfrwVk. 1 (1904), 50. ") M e i e r Schwaben 490. •*) S t r a c k e r j a n 2,217. u ) W u t t k e 461. 2. a) Allgemein bekannt ist das über ganz Deutschland verbreitete V e r b o t , an gewissen T a g e n oder zu gewissen Zeiten z u spinnen, waschen, fahren, nähen usw., das in seiner allgemeinsten Fassung zu einem V e r b o t jeder Arbeit (s. d.), die mit einer d.den oder kreisenden Bewegung verbunden ist, wird M ). A m häufigsten findet sich dieses Verbot zur Zeit der Zwölften (so in Oldenburg M ) , bei Bad Zwischenahn M ), im Saterland 6 7 ), Westfalen 8 8 ) u. a.). Daneben werden aber auch andere Termine genannt, so der N e u j a h r s a b e n d d e r Donnerstag v o r Fastnacht 6 0 ), Fastnacht selbst (Württemberg) 61 ), die Karwoche 6 2 ), Gründonnerstag 63 ), der St. Katharinstag, d. i. der 25. Nov. (Schweiz) M ). Auf das Übertreten des Gebotes folgen zahlreiche Strafen. So glaubt man, daß solcher Ungehorsam bestraft würde, indem das Spinnrad sich das ganze Jahr hindurch d. 5 9 ), es zerbreche M ), Motten in das gesponnene Garn kämen 6 5 ), die Kälber die Drehkrankheit (vgl. i f.) bekämen 6S) oder gar ein Sterbefall sich auf dem Hofe ereigne w ) .
l) V e r n a l e k e n Alpensagen 276. *) SAVk. 2, m ff. *) E b e r h a r d t Landwirtschaft 20. ') D r e c h s l e r 2, 97. *) J o h n Westböhmen 256. •) B a r t s c h Mecklenburg 2, 158. ') ZföVk. 8, 175; «) G r o h m a n n 139; W u t t k e 432. •) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 321. ,0) D r e c h s l e r 2, 48. A n Erklärungen für den Aberglauben n ) SchwVk. 2, 10; M ü l l e r Urner Sagen 1, fehlt es nicht, sie alle geben, soweit sie 225 ff. Nr. 330. 331. ") M e y e r Baden 567. auch im einzelnen auseinandergehen, ihm " ) B o h n e n b e r g e r 19. u ) DG. 5, 23. eine mythische Grundlage. " ) R e i s e r Allgäu 1, 211. '•) H e y l Tirol 40. ") N i d e r b e r g e.r Unterwaiden Als überholt ist wohl die Ansicht Kol3, 620 ff. ••) K u n z e Suhler Sagen 69. bes 68), Strackerjans 69) und Jensens TO ) >•) G r o h m a n n 205. «°) BIPommVk. 4, anzusehen, die in dem Stillstand aller 139- " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 355 " ) L ö w e n s t i m m A bergt. 87. " ) BIPomm- Räder zur Zeit der Zwölften ein Symbol Vk. 1, 113. 139. M) S i m r o c k Mythologie für den Stillstand der Sonne a m Himmel 532. **) L e o p r e c h t i n g Licht ain 28. annehmen. " ) ZfVk. 5 (1895), 97; W e i n h o 1 d Ritus 7 ff G r i m m 7 1 ) führt den Aberglauben auf «') J o h n Erzgebirge 118. 152. M) S é b i 11 o t Folk-Lore 2, 179; G r é g o i r e d e T o u r s eine germ. teils Vegetations- teils Totenin: SS. III, 217. ") F r a z e r 1, 273 ff. göttin, die in Nord- und Mitteldeutschw ) K u h n u. S c h w a r t z 430. " ( M a n n land Holla, in Oberdeutschland Berchta h a r d t Germ. Mythen 313. " ) W u t t k e 359. *') S e y f a r t h Sachsen 236. " ) Urquell heißt, zurück. Gleichfalls, wenn auch 4,17c. " ) B o h n e n b e r g e r 25. " ) D r e c h s teilweise andere, Gottheiten legen Ranl e r 2,94. ") Urquell5 (1894), 259- ") W u t t k e ke * 2 ), W o l f 7 8 ) und Meyer 7 4 ) zugrunde. 271. *•) D r e c h s l e r 2, 109. M) S c h m i t t Wenn auch die Grimmsche Auffassung Hetlingen 18. " ) F o g e l Pennsylvania 367. sich nicht in den Einzelheiten als richtig " ) S t r a c k e r j a n 1,67. 4') D r e c h s l e r 2, 234. M) J o h n Westböhmen 251. " ) W i t z - erwiesen h a t 7 5 ) , so stimmt doch auch die
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neuere Forschung dem bei, daß sich in diesem Arbeitsverbot die Einflüsse eines Vegetationsdämons und eines Seelendämons kreuzen. Der zweite hat das Verbot zur Zeit der Zwölften, die j a in hohem Maße eine Zeit des freien Umherschweifens und schädlichen oder nützlichen Wirkens der Seelen der Toten ist, der erste das zur Fastnachtszeit bewirkt. Es mag sein, daß kirchliches Interesse den Volksglauben benutzt hat, um für eine Heilighaltung der christlichen Feiertage zur Weihnachts- und Fastenzeit zu wirken, aber die allen diesen Verboten zugrunde liegende Vorstellung: Festzeit = Geisterzeit weist auf heidnischen Ursprung 7 8 ). Wenn diese Erklärung des Arbeitsverbotes aus dem Seelenglauben und der Totenfurcht stimmt, so würden auch die unter 1 g angeführten Gebräuche der Arbeitsruhe, solange sich eine Leiche im Hause befindet, hiermit zusammenhängen. Wahrscheinlich ist schließlich, daß sich das Verbot aus einem Verbot zu spinnen entwickelt hat; denn einmal bildet das Spinnen eine Hauptbeschäftigung im Winter auf dem Lande, und zudem pflegt man es ganz besonders am Abend zu tun. Erst in der weiteren Entwicklung ist dann das Verbot auch auf alle übrigen Arbeiten ausgedehnt w o r d e n " ) , nach G r i m m n ) ist es zuweilen sogar in den Christnächten verboten, mit gedrehtem Holz zu schlagen, da sonst dergleichen Windungen und Verdrehungen beim Menschen selbst entstehen. b) Es ist keine Zeit bekannt, bei der in abergläubischer Absicht irgendein D. gefordert würde. Ob das D. des Sternes, mit dem im westl. und südl. Deutschland die Kinder am heiligen Dreikönigstage Heischelieder singend umherziehen, von dem Wuttke w ) berichtet (vgl. Sternsingen), oder ein in der Schweiz geübtes, dem Roulette ähnliches Drehspiel der Jugend, „ D r a i e n " genannt 80 ), oder die zahlreichen Kinderlieder und Kindertänze, die mit den Worten: „Die Jungfer hat sich umgedreht", beginnen 81 ), oder schließlich die im Oberharz von den Kindern am Johannistage geübte B S c h t o l d - S t S u b l i , Aberglaube II.
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Sitte, kleine, sich von links nach rcchts d.de Tannenbäume auszuschmücken 8 2 ), ob diese Gebräuche alle Reste eines alten Aberglaubens sind, sei dahingestellt; sicher ist, daß heute kein lebendiger Aberglaube mehr mit ihnen verbunden ist. c) Hauptsächlich in der Bretagne, aber auch sonst in Frankreich, sind Sagen von den nächtlichen Wäscherinnen — lavandières de nuit — sehr verbreitet. Diese Gestalten, deren Natur und Wesen nicht genau bestimmbar sind, sitzen nachts an Gewässern, wie das Volk behauptet, und fordern vorüberkommende Wanderer auf, ihnen ihre Wäsche reinigen zu helfen; geht man auf ihre Bitte ein, so d. sie einem die Arme oder den Hals um. In einer Sage wird erzählt, daß ein Knabe, der den Wäscherinnen begegnete, unter ihnen seine tote Mutter erkannte M ) ; dies und der Umstand, daß die Bretagne, also das Hauptverbreitungsgebiet der Sagen, zeitweise unter der Herrschaft der Normannen, also von Germanen stand, legen nahe, in den Wäscherinnen gleichfalls eine Art von Seelendämonen ähnlich denen, die im Deutschen schließlich in der Berchta singularisiert wurden, zu vermuten. d) Aus dem Elsaß 8 4 ), der Pfalz 8 6 ), Deutschböhmen 88 ), Flandern87) und Nordfrankreich M ) berichtet Frazer von Rundtänzen, die die Maikönigin bei ihrem Umzüge durch das Dorf vor jedem Hause unter dem Absingen eines Verses ausführen muß. Auch hier bleibt es offen, ob in diesem Brauche das Rudiment eines vergessenen Aberglaubens erhalten ist. " ) S a r t o r i Sitte und Brauch 3, 23. " ) S t r a c k e r j a n 2, 230. M ) K u h n und S c h w a r t z 409. «') ZfVk. 3 (1893), 272. ") K u h n Westfalen 2, i n . »•) W o l f Beiträge 2, 126. K u h n Westfalen 2, 129. •') E b e r h a r d t Landwirtschaft 14. •*) S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 143. •*) Z f r w V k . 4, 21. M) W e t t s t e i n Disentis 173. •«) K u h n u. S c h w a r t z 518. " ) ZfdMyth. 2, 88. •') ZfrwVk. 4 (1907), 9. " ) K o l b e Hessen 8. " ) S t r a c k e r j a n 2, 17. w ) J e n s e n Nordfries. Inseln 376. " ) G r i m m Myth. 1, 224. " ) R a n k e Sagen 86. '») W o l f Beiträge 1, 120. " ) M e y e r Germ. Myth. 74. " ) H o o p s Realiex. 2, 556 ff. '") W a s c h n i t i u s Perht 164 ff. " ) Ebd. 165. Grimm Myth. 2,358. n ) W u t t k e 69. ») L ü t o l f «4
Drehkrankheit—dreibeinig
4J9
Sagen 5 5 6 ff. 81 ) M a n n h a r d t Germ. Myth. 5 1 2 ff. »») Ebd. 5 1 2 . «>) S e b i l l o t FolkLore 2, 429 ff. 428. 430. 3 5 2 ; i, 445; 2, 103. 85 98 " ) F r a z c r 2, 74. ) Ebd. 2, 8 1 . ) Ebd. 2, 87. " ) Ebd. 2, 80. ss ) Ebd. 2, 74.
3. In einer Reihe von Sagen findet sich der Glaube, daß Bäume (Saargebict z. B.) 89), Felsblöcke (Bergisches Land 9 0 ), französ. J u r a 01 )) oder gar ganze Berge 92) imstande seien, sich zu d. Auch von den Wracks gesunkener Schiffe gilt an der Nordseeküste das gleiche und von Leichen, wie j a noch heute unsere Redensart: „ E r würde sich im Grabe umd." beweist. Meistens wird eine besondere Zeit (Mittag, Mitternacht, alle 100 oder 500 Jahre) angegeben, zu der die Lageveränderung stattfindet. Die Grundlage für diesen Aberglauben liegt wohl zunächst darin, daß der Primitive sich Bäume, Felsen usw. beseelt denkt und ihnen deshalb eine gewisse Bewegungsmöglichkeit zumißt 9 1 ). Die Anzahl der Sagen, die aus dieser Anschauung erwachsen sind, wird dann noch um die vermehrt, die von Menschen berichten, die aus irgendeinem Grunde in Stein verwandelt sind 80 ). ee ) Lohmeyer Saarbrücken 100, 105. ) vgl. B ä c h t o l d - S t ä u b l i Steine, die sich drehen SchwVk. 1 6 (1926), 23 ff.; S c h e l l Bergische Sagen 184. 91 ) S e b i l l o t Folk-Lore 1, 326. 9J ) R e i s e r Allgäu i, 368.
60
Vgl. Rad,
auch: P e r h t a , rund, spinnen,
Stock.
DrehkrankheitWenn
Holla, Stab, Tiemann.
man in den
Zwölfnächten spinnt, bekommen die Schafe die D., heißt es in Hessen 2 ) und Thüringen 3 ). Als prophylaktisches Mittel empfiehlt man in Württemberg, einen Tierschädel in der Scheuer in der Nähe des sich drehenden Garbenhaspels aufzuhängen 4 ). *) H ö f 1 e r Krankheitsnamen 100. 2) M ü 1 h a u s e 62. 3) H ü s e r Beitr. 2, 28. 4) B o hn e n b e r g e r 19. Stemplinger.
Drehorgel. Nach pommerschem Aberglauben ist Regen zu erwarten, wenn ein Leiermann ins Dorf k o m m t 1 ) . Beim Hexengastmahl spendet die D. die lieblichste Musik; ist das Blendwerk vorüber, so erweist sich das Instrument als schwarze,
420
greulich miauende Katze, deren Schwanz gedreht wurde 2 ). Eine Variante der Sage vom Rattenfänger (s. d.) läßt diesen mit den Weisen einer D. die Kinder unwiderstehlich hinter sich herlocken 3 ). ] ) BIPommVk. 2, 6 4 = G e s e m a n n Regenzauber 95; BIPommVk. 4, 62 = Feilb e r g Ordbog 2, 436 unter 'lirekasse'. s) Wo 1 f 3 Niederl. Sagen 4 6 4 t . Kir. 3 8 1 . ) K u h n und S c h w a r t z 89 f. Nr. 99. Seemann.
drei s. Z a h l e n B 3. dreibeinig. Gespenstische Tiere mit nur drei anstatt vier Beinen erscheinen häufig in der Sphäre des Totenglaubens, insbesondere der Vorstellungen vom wilden J ä g e r : dieser reitet auf d.em Rosse (meistens Schimmel) J ), in seinem Gefolge sind d.e Hunde 2 ), Dachse 3 ), Füchse 4 ); in den gleichen Zusammenhang gehört auch das d.e Totenpferd (dänisch) 5), das d.e Roß des Pestdämons 6 ), des umgehenden T o t e n ' ) und der d.e Stier als Erscheinungsform der Rinderpest (Kuhtod) 8 ); endlich wohl auch die häufigen d.en Spuktiere: das d.e Roß 9 ), Kalb 1 0 ), Schaf u ) , „Ungeheuer" 1 2 ), der d.e Esel 19 ), Ziegenbock 14 ), Hund 1 5 ) und besonders Hase (allgemein) 16 ). — Eine weitere Sphäre, in der d.e Tiere häufig erscheinen, ist die des Teufels- und Hexenglaubens: der Teufel reitet auf d.em Roß 1 7 ) (auch franz.) 18 ), häufiger auf d.em Ziegenbock 1 9 ); ebenso der Bilmesschnitter 20 ) und die Hexe 2 1 ); vor allem aber ist der d.e Hase eine beliebte Erscheinungsform des Teufels 22 ) und noch öfter der Hexe, (bes. norddeutsch) 23 ). Ihren Ursprung hat die Vorstellung wohl in der Sphäre des Totenglaubens: das d.e Tier gehört zu den verstümmelten Gestalten, den kopflosen Männern und Tieren des Totenzuges und des Spuks (s. kopflos) 24) und wird von dort aus in die Sphäre des Teufels und der Hexen eingedrungen sein. Die Identifizierung des d.en Schimmels mit Odins achtbeinigem Rosse Sleipnir (zuerst bei J . W. Wolf) 25 ) mag vermutungsweise in dem Sinne gelten, daß sich im d.en Schimmel des wilden Jägers die ursprünglichere Gestalt des verstümmelten Totenrosses besser erhalten habe, als in dem auf höhe-
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Dreiblumensegen
rer S t u f e g e d a n k l i c h d a r a u s w e i t e r g e bildeten S c h n e l l i g k e i t s s y m b o l der s k a n dinavischen Götterlehre und - d i c h t u n g 26 ). Allerdings reicht unsere Ü b e r l i e f e r u n g v o m d.en Tier n i c h t ü b e r das 16. J h . zurück (Cysat) 2 ): G r i m m s I n t e r p r e t a t i o n v o n Greg. Dial. I I 30 ist n i c h t z u h a l t e n 2 7 ) ; das v o n E . H . M e y e r a n g e f ü h r t e angeblich d.e R o ß auf der N o r d seite des G o s f o r t h k r e u z e s 28) h a t in W i r k lichkeit vier B e i n e 29 ). E. H. M e y e r Germ. Myth. 238 f.; M ü l l e n h o f f Sagen Nr. 39. 491. 498. 500; Meyer Rendsborg Nr. 105; Kühnau Sagen 2, Nr. 1091; V e r n a l e k e n Mythen 38 Nr. 16; Germania 27, 369. 2) G r i m m Myth. 2, 767 Meiche Sagen Nr. 558; K ü h n a u Sagen 2, Nr. 1044 = Haupt Lausitz i, 127; R a p p o l d Kärnten 164. 165; G r a b e r Kärnten Nr. 97; C y s a t 42 = L ü t o 1 f Sagen 28, vgl. 462. 3) E i s e 1 Voigtland Nr. 312. 4) R o c h h o l z Naturmythen 44. ') G l i m m Myth. 2, 704; vgl. Müllenhoff Sagen Nr. 335. •) Ebd. ') B a r t s c h Mecklenburg 1, Nr. 441; K ü h n a u Sagen i, 182 (17. Jh.). 191. 8) M ü l l e n h o f f Sagen Nr. 328; K r a u ß Slav. Volkforsch. 107 = D e r s. Relig. Brauch 66. 8) J e g e r l e h n e r Sagen 2, 66 Nr. 81 u. Anm.; Walliser Sagen 242 f. = H e r z o g Schweizersagen 2, 53; R o c h h o l z Gaugöttinnen 140; M ü l l e n h o f f Sagen Nr. 322, 1; auch französisch: Sebillot Folk-Lore 1, 290. ,0) E i s e i Voigtland Nr. 342 u. Anm.; 344 n Anm.; 348 Anm. 2. ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz i, 268. 12) M e i c h e Sagen Nr. 65. 13) S c h a m b a c h u. M ü l l e r Nr. 208, 3; B e c h s t e i n Rhön 79 Nr. 28; vgl. auch Bieresel. " ) E i s e 1 Voigtland Nr. 323 Anm.; P a n z e r Beitrag 2,103. " j P a n z e r Beitrag i, 151; vgl. auch Dorftier. 18) Z . B . R o c h h o 1 z Sagen 1, 56; 2, 99; H e r z o g Schweizersagen 2, 67; S t ö b e r Elsaß 2, Nr. 201; P a n z e r Beitrag 2, 134; K ü h n a u Sagen 1, Nr. 149. 261; 2, Nr. 717; 3, Nr. 2108; E i s e 1 Voigtland Nr. 371; G a n d c r Niederlausitz Nr. 239; G r e d t Luxemburg Nr. 540 ff.; S c h a m b a c h u. M ü l l e r Nr. 208 u. Anm.; P r ö h 1 e Unterharz Nr. 333; A n d r e e Braunschweig 378; B a r t s c h Mecklenburg 1, Nr. 157. 164, 2; K u h n Mark. Sagen 373 Nr. 120; K n o o p Hinterpommern Nr. 17. 41. 211. ") V e r n a l e k e n Mythen 35. 36. 18) S e b i l l o t Folk-Lore 3, 152. 19) K ü h n a u Sagen 3, Nr. 1963; E i s e l Voigtland Nr. 589 Anm. 30) E. H. M e y e r Germ. Myth. 132. 21) ZfrwVk. 1906,201. " ) ~P 3.nz er Beitrag 1, 137; 2, 156; H ä u s e r Paznaun Nr. 24; K ü h n a u 1, Nr. 500; 2, Nr. 1242. 1300; E i s e l Voigtland Nr. 726; H a u p t Lausitz Nr. 149. 2S) S o m m e r Sagen Nr. 54; K u h n Westfalen 2, 30 Nr. 82; K u h n u. S c h w a r t z
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25 Nr. 32; 480 zu Nr. 101; B a r t s c h Mecklenburg 1, Nr. 133. 157. 158; 2, 38 f. Nr. 663; J a h n Pommern Nr. 446. 24) Vgl. auch den Toten auf z w e i beinigem Rosse im wilden Heer: Agricola Sprichwörter 66 7 = G r i m m M y t t . 2,779. 2S) W o l f Beiträge 1, 21. 2e) Das bei V e r n a l e k e n Mythen 83 Nr. 11 erscheinende achtbeinige Roß des Teufels ist in seiner Einzigartigkeit wenig glaubwürdig. " ) G r i m m Myth. 2, 831 f.; vgl. dagegen M i g n e Patrol. lat. 66, 187 Anm. a und Thesaurus ling. lat. 4, 968 s. v. comu IX 3 b (über das Horn des Tierarztes). 29) E. H. M e y e r Germ. Myth. 172 § 233; n a c h S t e p h e n s in Aarbpger f. nord. Oldkyndighet 1884, 20. £*) Nach freundlicher Mitteilung des Direktors des Victoria und Albert-Museums, Southkensington-London; vgl. auch die Abbildung in Transactions of the Cumberland antiquarian society X V I I (NS) 1917, 101. Ranke. Dreiblumensegen D e r Z w e c k dieses in D e u t s c h l a n d ä u ß e r s t b e l i e b t e n S e g e n s ist in der R e g e l B l u t s t i l l u n g 2 ) , seltener D i e b e oder F e i n d e 3 ) z u m S t e h e n z u bringen oder (s. u.) die , , R o s e " z u besegnen. D e r älteste B e l e g ist f r a n z ö s i s c h (der einzige in dieser S p r a c h e ? ) a u s der S c h w e i z v o m J a h r e 1429: „ S u r lai fosse nostre seigneur 1 1 i a trois f l e u r s : l ' u n e de grace, l ' a u t r e de v o l u n t é et l ' a u t r e por' Ii sane g u a r i r " (etc.) 4 ). — D e u t s c h e B e l e g e t r e f f e n wir erst v o m 16. J h . an. B e i s p i e l e : „ E s g i e n g e n auss 3 gilgen (Lilien) g u o t , sie g i e n g e n G o t t d e m H e r r n auss s i n e m h e r t z e n ; dass erst ist sein T u g e n t , dass a n d e r ist sein M u g e n t ( V e r m ö g e n ) , dass d r i t t ist sein [Will] also g u o t ; s t a n d still, du wildes b l u o t " ®) (um 1 6 1 7 ) . — „ A m H i m m e l s t e h e n drei B l u m e n , die eine h e i ß t W o h l g e m u t , die ander h e i ß t D e m u t , die d r i t t e h e i ß t G o t t e s W i l l e ; B l u t , s t e h e s t i l l e " 6 ). — „ E s s t u n d e n d r e y R o s e n auf unsers H e r r n G o t t e s G r a b , die erste ist mild, die a n d e r ist g u t , die d r i t t e stelt dir dein B l u t " 7 ) . D i e B l u m e n sind in der R e g e l R o s e n , seltener L i l i e n (diese meist a m hl. G r a b e ) oder B l u m e n , B l ü m e l e i n ( a m G r a b e oder i m G o t t e s g a r t e n ) . D e r O r t , a n d e m sie stehen (aus d e m sie wachsen) ist G o t t e s H e r z (seit d e m 16. Jh.) 8 ), a u c h H a u p t , M u n d , oder sein G r a b oder sein G a r t e n (dieser sicher u n u r sprünglich), seltener a n d e r s w o , v g l . unten. 14*
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Dreiblumensegen
Die N a m e n oder Eigenschaften: Sehr gewöhnlich und völlig z w e c k m ä ß i g werden drei (zwei) Eigenschaften genannt, die G o t t e s Macht und 'Wille zum Helfen ausdrücken. S o : Gottes Tugend, Mugend, Wille (Tugend: Heilkraft) (um 1600) •); (Gottes) Macht, K r a f t , Wille; (Gottes) Güte, Gemüte, Wille (und Verdrehungen wie Jugend für „ T u g e n d " , Geblüte für „ G e m ü t e " , Mut Blut Wille). — O f t ist jedoch dies verdunkelt, so daß die zwei ersten Glieder eher m e n s c h liche Eigenschaften bezeichnen: Demut Wohlgemut (tatsächlich ein K r a u t name) Gottes Wille; statt Wohlgemut auch W e h m u t (sogar moralisierend z. B. H o f f n u n g Geduld Gottes Wille); Demut doch auch auf Christus gedeutet: „Creutztemuth . . sein Liebesblut, . . ein ehrlicher W i l l e " . Für Gottes Wille steht manchmal das gleichdeutige „ S i b y l l e " , von gelehrter Hand gesetzt, dann volkstümlich in „ S u b u l " und „ S e v i l l a " verdreht. — Das Endglied ist recht häufig „ d i e dritte stillt dir das B l u t " („heißt Blut-steh stille" o. ä.), vgl. schon die altfranz. Variante, auch die Dreifrauensegen (s. d. § 3); dann reimen sich gewöhnlich das zweite und das dritte Glied, „ g u t (auch: -mut): B l u t " bzw. „ W i l l e : stille". Eine Form wie etwa „ g u t : wohlgemut: B l u t " hält Ebermann 1 1 ) für die Grundform unseres Segens; aber die (anders gereimten) Formen, die — für zwei oder alle Glieder — G o t t e s Macht und guten Willen ausdrücken, sind sowohl früher bezeugt als auch religiös kräftiger. Andere Formen: Die Blumen sind Gott Vater, Sohn und Hl. G e i s t 1 2 ) . Sie sind dreifarbig, z. B. weiß-schwarz-rot (Blutoder Rosensegen) 1 S ); dies ist den Wurmoder den Augensegen entlehnt. — Eine Gruppe, gewöhnlich Rosen- oder Gichtsegen, drückt Tätigkeiten (Geschehnisse) aus, nach A r t der Dreifrauensegen, teilweise auch von den Brandsegen (s. d. § 1 b) beeinflußt; z. B . „ U . H. Jesus ging über L a n d und trug drei Rosen in seiner H a n d ; die eine flog, die andere zog, die dritte v e r s c h w a n d " usw. 1 4 ). Der D. ist jedenfalls nach den Ostseeländern (estnisch handschriftlich) und nach Dänemark (wenige Belege) gewan-
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dert; im hohen Norden sind die Spuren sehr schwach l s ). U r s p r u n g . Mit Ebermann kann man den Segen als f o r m e l l dem T y p u s von den drei Frauen nachgebildet auffassen, d. h. dann dem älteren marcellinischen T y p u s (Dreifrauens. § 1), denn die jüngeren Dreifrauensegen (§ 3) sind nicht aus früherer Zeit als die Blumensegen bezeugt, auch nicht an sich klarer und einheitlicher. Sicher haben sich später beide Segengruppen gegenseitig beeinflußt. — I n h a l t l i c h hat Ebermann Parallelen aus dem Volksliede (bes. dem weltlichen) herangezogen 1 6 ): Beliebtheit der Lilien und Rosen und des Rosengartens (d. h. des Himmels), Blumen auf dem Grabe des (der) Geliebten. L e t z t lich liegt sicher c h r i s t l i c h e Blumensymbolik hinter dem Segen; schon Mone wies auf Bilder hin, wo aus Gottes drei Lilien hervor(Jesu) H a u p t stehn 17 ). Religiöse Lieder (vom 16. Jh. an bekannt) bieten Paralleles: Drei Lilien wachsen im Himmel auf einem Z w e i g e 1 8 ) : Vater, Sohn u. Hl. Geist 1 9 ). Maria hat uns drei Rosen gebracht; nämlich das Jesuskind, das hl. A b e n d m a h l und den Gekreuzigten "•). Die bibl. A n k n ü p f u n g bot Jes. 11, 1. — Losch Z1 ), von der Form mit dem Grabe ausgehend, fand hier altes Heidentum: das Leben des getöteten Balder dauert in den Blumen fort. Vgl. aber Segen § 17. l) E b e r m a n n Blutsegen 95 ff. mit Belegen; vgl. ZfVk. 14, 355. ') Blutung (auch „Schmerz") z. B. J o h n Erzgebirge 108; L ü t o 1 f Sagen 546; SAVk. 2, 257 Nr. 98ff.; 1 7 , 6 4 ^ . 2 ; Alemannia 19,122; B i r l i n g e r Schwaben 1, 205 f.; L a m m e r t 192. 194 t.; D r e c h s l e r 2, 288. 294; MschlesVk. 1896, Sachs. Zauberformeln 17 45; G a n z l i n Nr. 15; 18 Nr. 22; S e y f a r t h Sachsen 119 ff.; F r i s c h b i e r Hexenspr. 37 Nr. 6f.; BIPommVk. 1, u x ; J a h n Hexenwesen 69; T e m m e Pommern 342; B a r t s c h Mecklenburg 2, 373 f. Nr. 1747 ff.; 2, 418 Nr. 1939; ZfVk. 7, 57 ff. Nr. 13. 16. 33. 39. 60; 7, 169 Nr. 17; 8, 56 Nr. 4; 10, 64 Nr. 2; A n d r e e Braunschweig 418; K u h n Westfalen 2, 199 Nr. 560; 2, 202 Nr. 570; Urquell 1, 186; M ü l l e n h o f f Sagen 511 Nr. 11; WürttVjh. 13, 184 Nr. 114; 13, 192 Nr. 149; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 371. *) Romanusbüchlein 17. 23. 32 f.; BIPommVk. 4, 141; D r e c h s l e r 2,47. «) SAVk. 18, 5 f.
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Dreibrüdersegen
*) M o n e Anzeiger 6, 469; vgl. 3, 283 (16. Jh.) (auch G r i m m Myth. 3, 501 Nr. 32). •) S e y f a r t h Sachsen 119. ') SAVk. 2, 257. •) Urquell NF. 2, 103. ») S. Anm. 5. 10) BlPommVk. 4, 141. " ) Blutsegen 102. " ) Z.B. B a r t s c h Mecklenburg 2, 365 Nr. 1715; F r i s c h b i e r Hexenspr. 84 Nr. 10; WürttVjh. 13, 201 Nr. 198. ») Z.B. ZfrwVk. 1 (1904), 206 Nr. 2; D i r k s e n Meiderich 48 Nr. 2; ZfVk. 4, 326 Nr. 3; 7, 409 Nr. 15; B a r t s c h 2, 381 Nr. 1788; 2, 418 Nr. 1938; BlPommVk. 1, 47. ") S e y f a r t h Sachsen 123; vgl. 122; ZfVk. 7, 407; 8, 390; 17, 451; ZfEthn. 31, 463. " ) Danm. Tryllefml. Nr. 146. 921 (Norske Hexefml. Nr. 260 f.). '•) Blutsegen 95 ff. mit Hinweis bes. auf H i l d e b r a n d Materialien zur Gesch. des deutschen Volksliedes 1, 113 ff. ") M o n e Anzeiger 6, 469; vgl. E b e r m a n n Blutsegen 100. 18) Vgl. Aiemannia 25,242 (im Segen). *•) H r u s c h k a - T o i s c h e r Deutsche Volkslieder aus Böhmen 14 Nr. 24. w ) W a c k e r n a g e l Das deutsche Kirchenlied 2, 918 Nr. 1143. " ) ARw. 2, 264 f. Ohrt, f Dreibrüdersegen 1 ). Die älteste bekannte Variante dieses W u n d segens ist deutsch 12. J h . : „ D r i guot pruoder giengen ainen w e c h ; da bechom in unser herre Jhesus Christus und sprach: wanne v a r t ir dri guot pruoder? Herre, wir v a r n z'aeinem perge und suochen s i n chrut des gewaltes, daz iz guot si z'aller slaht wnden . . . D o s p r a c h . . . Christ: Chomet zuo m i r . . . und swert mir bi dem cruce guoten (1. gotesi) und bi der milch der maide S. Marien, daz irz en-helt noch Ion emphahet, und v a r t hinz zuo dem mont Olivet und nemt ole das olepoumes und scaphwolle und leget die über die wndin und s p r e c h e t . . " (hier folgt der Longinussegen). Übrige deutsche Varianten meist 1 3 — 1 6 . Jh. (einige sind gereimt), aus neuerer Zeit wenige, z. T . verkümmerte. L a t . Fassungen seit dem 13. Jh. bekannt; A n f a n g gewöhnlich: „ T r e s boni fratres per unam v i a m amb u l a b a n t " , eine italienische und eine dänische, beide aus dem 14. Jh., eine englische aus dem 15. Der Segen war einst wohl auch in Frankreich ü b l i c h 2 ) . Die älteren Varianten, jedenfalls die lateinischen, sind sich recht ähnlich; sicher war die w e s t europäische Grundform lateinisch. Eine b y z a n t i n i s c h e , von griechischen kirchl. Termini geprägte Fassung, liegt aus dem 15. Jh. vor. Der Segen bietet uns a) ein Kernstück, den eigentlichen Begegnungssegen, b) eine
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Sonder-Episode, die Vereidigung*), c) eine Zugabe, den Longinussegen; letzterer könnte fehlen, ohne irgendwie v e r m i ß t zu werden. Denn daß Jesu eigene W u n d e durch jenes Öl geheilt würde, wäre zwar ein echt volkstümlicher Zug (vgl. Christus im Segen, § 2), wird aber nie ausdrücklich gesagt). a) Das K e r n s t ü c k ist formell Begegnung eines Heiligen mit niederen Heiligen (s. Segen § 5), inhaltlich eine ätiologische Legende, welche die K r a f t der tatsächlich gebrauchten W u n d m i t t e l ö l und Wolle erklärt. Die d r e i ,,g u t e n " B r ü d e r sind in der Regel unbenannt, selten werden sie näher bezeichnet. Neudeutsch einmal: „ E s gingen drei Apostel, untereinander B r ü d e r " 3 ) (Matth. 17, 1; 26, 30. 3 7 ? ) . Italienisch: ,,S. Cosimu e Damianu, belli f r a t i " 4 ) ; die altdänische Variante (aus dem Deutschen übersetzt) nennt die Brüder Y l i n u s ( d . i . Helinus?), Cosmas, Damianus. Zu Cosmas und Damian paßt, mit Hinblick auf den Inhalt des Eides, jedenfalls vorzüglich, daß eben von diesen Brüdern und Ärzten, den „ A n a r g y r o i " der griech. Kirche, in ihrer sehr alten Legende stark hervorgehoben wird, sie hätten, v o m Hl. Geiste in die K u n s t eingeweiht, u n e n t g e l t l i c h geheilt, das Gebot des Heilandes erfüllend: „ U m s o n s t h a b t ihr es empfangen, umsonst gebt es a u c h " (Matth. 10, 8) 8 ). Der b y z a n t . T e x t nennt die „drei B r ü d e r " „ n i c h t zur L a s t fallend, unerschütterlich, unanstößlich". — Der Ö 1 b e r g , „ m o n s oliveti", k a n n schon wegen des „ o l e u m o l i v e " gewählt sein. Auf einem Berge sammeln auch Cosmas und Damianus Kräuter 6 ), auf dem heidnischen Götterberge Olympos wachsen nach der ältesten Cyprianslegende Zauberkräuter 7 ). Übrigens war jedenfalls seit dem 6. Jh. der Zionsberg bei Jerusalem durch Pilger als Heilungsort b e k a n n t 8 ) . b) Der E i d , der den Brüdern abgefordert wird, bildet eine Episode, die in keinem anderen Segen v o r k o m m t (ein Versprechen — nicht zu schaden — wird anderswo der b ö s e n Macht abgezwungen, s. Segen § 5 und Fiebersegen § 1 c):
427
Dreieck
Sie sollen ihr Wissen ohne zauberisches Geheimtun und ohne Lohn benützen, also wie rechte Ärzte und gute Klosterbrüder auftreten: ,,ut non abscondite dicatis neque mercedem inde capiatis" o. ä. (Byz.: keine Gaben nehmen, nicht heimlich sagen). Das dicatis bezieht sich vielleicht (ursprünglich) nicht auf den Longinussegen, sondern auf das Geheimnis mit dem Öl. Schwören müssen sie „per crucem Christi" (od. „ c r u c i f i x u m " ) und „per lac beate virginis" o. ä., auch bei J e s u Blut (deutsch) oder Tod; mitunter (vorsichtig?) bei Maria statt bei ihrer Milch; byzant. „bei dem kostbaren und belebenden Kreuze und der hochheiligen Gottesmutter". c) L o n g i n u s s e g e n (s. d.) mit „ e t dicite" angeknüpft — von einem Bearbeiter der das dicatis im Eidschwur als einen besonderen Segen geltend auffaßte (vgl. oben) ? Vorgeschichte. Ein kürzerer Heilsegen auf griech. Papyrus aus Ägypten um 500, entspricht unserem Kernstück allein: Jesus belehrt Hilfesuchende über das Olivenöl: „ E s begegneten . . . in der Wüste . . . Jesus, welches Heilmittel gibt es . . . und er sagt ihnen: ö l . . . von Oliven und Myrrha . . . denen, die vertrauen . . . Vaters und H e i . . . Sohnes" 9 ) (die Punkte deuten hier Unlesbares an). Für „drei Brüder" ist im Texte kein Raum da; die Dreizahl könnte etwa dem Einfluß des wohl seit dem 9. J h . vorliegenden Dreiengelsegens (s. d.), wo auch ein Berg erwähnt wird, zu verdanken sein. Statt eines Verbotes, geheimzuhalten, gibt dieser „Wüstensegen" eher eine Beschränkung des Gebrauchs: das Öl ist für die Gläubigen! (vgl. Jakobsbrief 5, 14 f.). Ein wirkliches religiös - magisches G e h e i m t u n läßt sich aber besser durch einen noch älteren verwandten T e x t aus einem synkretistischen Zauberbuche um 300 (in einem Liebeszwang) veranschaulichen: ich bin es der (dir) unter den hl. Berg gehend begegnet ist, und dem du das Wissen des höchsten (Gottes) Onsu schenktest, welches ich auch heilig bewahren werde, es N i e m a n d e m über-
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gebend, a 1 s den in deine hl. Mysterien Miteingeweihten" 10 ) (der Angeredete ist im voraus als „ d a s Kind, der lebendige G o t t " usw. bezeichnet). — Gegen derlei (oder gegen geheimnisvolles Herflüstern der Segen?) mag unser „non abscondite dicatis" sich wenden (ob eben der Verfasser der Eid-Episode auch den Longinussegen hinzufügte, bleibt wohl fraglich). Die frommen Prätentionen haben dem D. natürlich doch kein kirchliches Approbatur verschaffen können; einem Bernardino (nach 1400) ist er „lügenhaft und lächerlich" l l ) . ') K ö h l e r Kl. Sehr. 3, 552 ff. (aus Germania 13, 184 ff.) ; E b e r m a n n Blutsegen 35 ff. ; F r a n z Benediktionen 2, 512 f. ; alle mit Hinweisen (Franz auch auf Ungedruckte9, K ö h l e r und E b e r m a n n auch mit Zitaten). L a t e i n i s c h e . 13. Jh.: Germania 13, 184; 18, 234; S t e i n m e y e r 379; 14. Jh.: Danm. Tryllefml. Nr. 145; 15. Jh.; ZfdA. 38, 14; F r .
Heinrich
Ein
mittelenglisches
Medizinbuch
(Halle 1896) 162 (220). — D e u t s c h e . 12. Jh.: ZfdA. 15, 454 (oben mitgeteilt); 13. Jh.: Ebd. 15, 452; 14. Jh.: AnzfKddV. NF. 1862, 234; 15. Jh.: ZfdA. 18, 80; 38, 14; AnzfKddV. NF. 1854, 165; Neues Archiv für Sächsische Geschichte 10, 157. — E n g l i s c h . 15. Jh. : W r i g h t u. H a l l i w e l l Reliquiae antiquae 1, 126 (u. E b e r m a n n 38). — D ä n i s c h . 14. J h . : Danm. Tryllefml.
Nr. 1 1 2 5 . —
tradizioni popolari Siciliane
5, 566 (u.
lienisch.
14. Jh.: P i t r è
Ita-
Biblioteca delle Köhler
3 . 5 5 4 ) - — B y z a n t i n i s c h . 15.Jh.: L e g r a n d Bibliothèque grecque vulgaire 2, 2 5 . B e l e g e für
spätere Zeit s. bei K ö h l e r u. E b e r m a n n (auch G r i m m Myth. 3, 501 Nr. 31), hierzu noch F r i s c h b i e r Hexenspr. 34. *) Vgl. nämlich den verwandten Segen ZfVk. 24, 139. ') Germania 13, 187. *) P i t r è o. c. 19, 3 1 1 . *) D e u b n e r
Kosmas u. Damian
88;
vgl. schon I r e n a c u s Adv. haer. 2, 31, 2. •) D e u b n e r 81. 216. ') T h. Z a h n Cyprian von Antiochien 31. •) Antoninus v. P l a c e n -
t i a's Itinerarium ed. G i l d e m e i s t e r
•) G r e n f e l l
u. H u n t
7.
The Oxyrhynchus
Papyri X I Nr. 1 3 8 4 . I0 ) L e e m a n s Papyri Graeci musei Lugduni-Batavi 2, 1 5 f. " ) Z f V k .
22, 234.
Ohrt.
Dreieck. Das D. ist ein altes Ornament, das in der religiösen Symbolik und im magischen Gebrauch schon frühzeitig eine Rolle spielt 1 ). Bei einer Anzahl neolithischer Frauenfiguren ist die Scham durch einen d.igen Einschnitt bezeichnet ®) und mit „ D e l t a " wird schon von den Griechen das weibliche Sexualorgan bezeichnet 8 ).
429
Dreieinigkeit
Nach Eitrem wird darum das D. zum apotropäischen Zeichen (ähnlich wie auch der Phallus), und Dornseiff leitet daraus die pythagoräische Deutung des D.s als 4px») Tf,5 Y«vioso>e im kosmischen Sinne ab. Xenokrates faßte das gleichseitige D. als Symbol der Gottheit, das ungleichseitige der Menschheit, das gleichschenklige der Dämonen 4 ). Mit dieser kosmischen und sexual-magischen Bedeutung des D.s hängt dann der Gebrauch der Figur als Amulett zusammen, der sich von Westeuropa bis nach Asien nachweisen läßt 5 ) und bis zur Gegenwart fortdauert. Eine d.ige beschriebene Scheibe zum magischen Gebrauch nennt der Papyrus Osloensis 1 •), in D.form geschriebene Amulette sind in den hellenistischen Zauberpapyri nicht selten 7 ). Ein d.iges Papier mit Kreuzen in den drei Ecken und einem Gebet in der Mitte hilft gegen Gichter d.ige Papiere an der Wiege gegen Hex e n 9 ) . 1 6 1 1 verbietet Herzog Maximilian von Bayern „segen auff ein gewiss papier oder perment im gestalt eines tryangels" geschrieben 1 0 ). In Ägypten hängt man Kindern und Pferden gegen den bösen Blick d.ige Amulette u m u ) . U m das Buttern zu erleichtern, legt man das Seihtuch im D . 1 2 ) , man benutzt magische D.e 1 3 ), das Lebensd. 1 4 ), die D.szahl 1 S ), d.iges G e b ä c k 1 6 ) spielen eine Rolle, in den Hexenhütten sind alle Geräte d . i g 1 7 ) . Schon in einem koptischen Traktat über die Bedeutung des Alphabets 18 ) war das Delta Symbol der Trinität, wie das durch Einschnitte in drei Teile geteilte Eulogienbrot im christl. A l t e r t u m 1 9 ) ; im Mittelalter wird das gleichschenklige D. häufiges Sinnbild des dreieinigen Gottes i0 ), o f t mit den hebräischen Zeichen f ü r J a h w e 2 1 ); eine Messingscheibe, die beim Abbruch eines Hauses gefunden wurde und mir vorlag, zeigt a u f dem Avers eine Strahlensonne mit Augen und gleichschenkligem D.auschnitt, auf dem Revers die 6 übrigen Planetenzeichen, 1. die Inschrift: Ocidens, r.: Oriens, oben: Magia, unten: Ala (Agla?) und die Datierung: 1608 (Amulett gegen B r a n d ? ) . Auf die magisch-symbolische Bedeutung des D.s geht auch die Nachricht eines Adam-
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lebens 2 4 ) zurück, daß Gott das Grab Adams mit einem d.igen Siegel zeichnete, damit es niemand v e r l e t z e M ) . In der Innerschweiz wurden von Männern goldene Ohrringe in D.form getragen u ) . ') R ü t i m e y e r Urethnographie 25. *) S. Eitrem Papyri Osloenses 1 (1925), 95 f. * ) D o r n s e i f f Alphabet 21 f. *) P 1 u t a r c h de defect. orac. 31. ') S e l i g m a n n Blick 2, 292 f. 376; vgl. auch C r o o k e Northern India 208; H o p f n e r GriechischÄgyptischer Offenbarungszauber 1 (1921), § 604. •) E i t r e m a. a. O. 13. ') Ebd. 95; D o m s e i f f a. a. O. 58; L . B 1 a u Das altjüdische Zauberwesen (1914), 70. Römisch: Elsaß. Mtsschr. f. Gesch. u. Volksk. 1913, 369. •) Alemannia 25, 37. *) H ö h n Geburt 263. Jüdisch: F. A. C h r i s t i a n i Der Juden Glaube u. Aberglaube (1713), 55. 10) P a n z e r Beitragt, 276. u ) L a n e The modern Egyptiens 1, 3 2 1 . «) E b e r h a r d t Landwirtschaft 18. " ) B i s c h o f f Zahlen 84 ff. ») D e r s. a. a. O. 157 ff.; C a r d a s u s D i varietate rerum (Basel 1581), 961. " ) D o r n s e i i f a . a . O . 100. 106. " ) ZfdMyth. 2 (1854), 298. " ) ZfVk. 7 (1897), 449. 18) Le Musion N S . 1 (Louvain 1906), 116. Vgl. auch E. T r n m p p Das Hexaemeron des Pseudo-Epiphanius (Abh. Bayer. Ak. d. Wiss. Bd. 16 (1882), 2. Abt., 226. ») F r a n z Benediktionen 1, 241. *>) H a u c k RE. 18, 3 9 1 ; R G G . 2, 146. " ) B e r g n e r Grundriß d. kirchl. Kunstaltertümer (1900), 350. **) K a u t z s c h Die Apokryphen und Pseudepigraphen des A.T. 2, 527; E . P r e u s c h e n Die apokr. gnostisehen Adamschriften (1900), 23. M ) Vgl. noch S febi 11 o t Folk-Lore 4, 487; P a r a c e l s u s 222; D e o n n a Croyances religieuses 382 ff.; B a c h o f c n Gräbersymbolik 2 5 1 . 259; H o v o r k a u. K r o n f e l d 1 , 2 5 ; v. M a i l l y Friaul 1 1 6 f.; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 430. " ) Ein Paar im Museum für Völkerkunde zu Basel. Jacoby.
Dreieinigkeit. 1. Theologische Grundlegung. — 2. Magische Verwendung der D. — 3. Ätiologische Legenden im Zusammenhang mit der D. — 4. Der D.ssonntag in Sitte und Brauch.
I. D. (oder Dreifaltigkeit, wie der volkstümlichere Ausdruck heißt) ist einer der dogmatischen Leitbegriffe der christlichen Religion. Gemeint ist damit die Zusammenordnung von Vater, Sohn und Geist, wie sie im N T . mehrfach begegnet *). Dabei kann nicht nachdrücklich genug betont werden, daß das N T . nie und nimmer eine trinitarische Lehre statuieren wollte; die drei wichtigsten Glaubensgegenstände der Christen wurden in
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Dreieinigkeit
feierlicher Formulierung einfach aneinandergereiht (wohl zu kultischer Verwendung), einem auf Dreiheit drängenden Formgesetz folgend, das sich vielfach in der Religionsgeschichte offenbart; so sind beispielsweise die Göttertriaden der babylonischen und ägyptischen Religion völlig undogmatisch, nichts weiter als Übertragung menschlicher Verhältnisse (Familie) in die Götterwelt, wobei die Heiligkeit der Dreizahl mitbestimmend gewesen sein mag. In der werdenden katholischen Kirche steht der Glaube an Gott noch neben dem Glauben an Christus oder an den hl. Geist. Das Verhältnis der drei Größen wird aber problematisch in dem Augenblick, da unter dem Einfluß hellenistischer Elemente, vor allem der Logosspekulation und der Emanationstheorie, eine geheimnisvolle Einheit zwischen ihnen konstruiert wird. Tertullian hat um die- Wende des 2. und 3. Jhs. die Trinitätslehre auf die klassische Formel der einen Substanz (|i£a oüoto) in drei Personen (tiTtootdoeij) gebracht. Als Dogma hat sich die D. endgültig auf dem 2. ökumenischen Konzil von Konstantinopel (381) nach vielen Streitigkeiten durchgesetzt. Bei der zweideutigen Formulierung des Dogmas blieb immer eine Spannung zwischen Einheit und Dreiheit. Ihre Lösung wurde nach zwei Richtungen gesucht: Die D. wird immanent gefaßt, d. h. die Einheit der drei Hypostasen macht eben das göttliche Wesen aus — eine Deutung, die schließlich im Tritheismus die wichtigste Grundtatsache des Christentums, nämlich den Monotheismus, preisgibt. Oder aber man faßt die D. als ökonomische, d. h. man geht unter strenger Wahrung des monotheistischen Gedankens auf die geschichtliche Offenbarung zurück: Gott hat sich in seinem Sohn geoffenbart durch den Geist. Diese Linie führt von Augustin über Luther und Schleiermacher in die Gegenwart. So gedeutet, ist D. als zum Wesen Gottes gehörig keine intellektuelle Belastung mehr für den Glauben; als bekenntnismäßiges Dogma freilich ist D. dem modernen Bewußtsein unannehmbar l ).
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>) I Kor. Ii, 4 Ii.; I I K o r . 13, 1 3 ; Matth. 28, 19. *) Z u der ganzen schwierigen Frage der Entstehung und Entwicklung des Trinitätsdogmas vgl. RGG.» 2, 2015 ff., vor allem auch G u s t a v K r ü g e r Das Dogma von der D. und Gottmcnschheit in seiner geschichtlichen Entwicklung. 1905.
2. Der großen Masse des Christenvolkes war allerdings das Dogma von der D. Gottes nie anstößig, so wenig wie irgendein anderes Dogma. Im Gegenteil, das Volk braucht konkrete, massive Vorstellungen, an die sein Glaube anknüpfen kann. So wird mit der D. als selbstverständlicher Gegebenheit operiert, ohne viel Kopfzerbrechen über die in ihr liegenden Schwierigkeiten. Manchmal wird die D. ohne weiteres Gott gleichgesetzt. So gut man im Namen Gottes Beschwörungen übt, so gut auch im Namen der hl. D. Die Namen der D. treten so an Stelle alter heidnischer Zauberformeln 3) und gelten als beliebter Zauberschutz 4 ). In Fehrbellin (Ost-Havelland) bestreicht man ein krankes Tier vom Kopf bis zum Schwanz mit der flachen Hand und spricht dazu: „Laufend Feuer, du bist braun und rot, du mußt stille stehn und nicht weiter gehn"; dann muß man die Hand solang auf dem Rücken des Tieres liegen lassen, bis man den Namen des Dreieinigen gesprochen hat 5). In Schwarzach bei Bühl in Baden mischt man der neu gekauften Kuh drei Tropfen Wasser oder drei Bröckchen Brot im Namen d. hl. D. in die erste Tränke 6). Auch für menschliche Krankheiten muß die D. herhalten. Drüsen und Halsgeschwülste verschwinden sofort, wenn man sie im Namen der hl. D. mit der Hand eines Toten überstreicht 7 ). Gegen Gesichtsrose spricht man dreimal im Namen der hl. D . : E s fiel ein goldner R i n g v o m Himmel, D a s war Gottes R i n g : Ein solches Ding Vergeht wie der H a u c h im W i n d
Bei Zahnweh hilft es, wenn man den Zahn mit einem rostigen Nagel berührt und diesen im Namen der hl. D. in eine Tür schlägt '). Im Vogtland werden Warzen im Namen der hl. D. besprochen 1 0 ). In Rahm bei Angermund bespricht man den Brand im Namen der hl. D. u ) . Im
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Dreieinigkeit
Altenburgischen wird dreimal im Namen der hl. D. auf das Feuer geblasen und gesagt: Unser lieber Herr Jesus Christ ging über Land Und hatte den Brand in der Hand. Brand schwäre aus und nicht ein. Du sollst nicht gären, Du sollst nicht schwären. Das zähle ich dir imNamen der hl. D. zu gute **).
Eine Art Abwehrzauber dürfen wir auch in der aus dem Allgäu bezeugten Zeremonie mit der Dreifaltigkeitskerze sehen: Bei einer Beerdigung trägt die nächste Nachbarin unmittelbar beim Sarg eine aus drei roten Kerzen zusammengewundene D.skerze, die vor dem Wegzug aus dem Hause, beim Beten der herkömmlichen fünf Vaterunser, angezündet wird, und die man während des ganzen Beerdigungsaktes brennend erhält 1 3 ). ») W u t t k e 166 Nr. 225; 182 Nr. 248. ') S e l i g m a n n 2, 319. «) ZfVk. 8 (1898), 306. •) M e y e r Baden 401. ') B a r t s c h Mecklenburg 2, 109. 8) D r e c h s l e r 2, 293. •) B a r t s c h Mecklenburg 2, 122. 10) Mündlich. ») ZfrwVk. 1914, 173. " ) S e y f a r t h Sachsen 106. " ) R e i s e r Allgäu 2, 299.
3. In diesem Zusammenhang sind zwei ätiologische Legenden zu erwähnen, die an die D. anknüpfen. Der Dreifaltigkeitsberg (auf der schwäbischen Alb bei Spaichingen) kam so zu seinem Namen und seiner Kirche: Ein armer Hirt hütete am Heuberg seine Viehherde; da entwichen ihm einige Stück Vieh. Alsbald ging er auf die Suche, schrie und rief zwei Tage lang durch alle Berge und Hölzer, bis er endlich am dritten Tag auf dem abgelegenen verwaldeten Bergzinken des Baldenbergs seine verlorenen Kühe fand. Das erste war, daß er Gott für solche Gnade dankte und ein Bildnis der allerheiligsten D. gelobte. Aber seine Dankbarkeit war schon ersetzt durch ein altes und ziemlich versehrtes Bild der D., das er im Dornengestrüpp fand. Er säuberte und versorgte es ehrlich und baute ihm ein Hüttlein aus Holz 14 ). In der Oberpfalz heißt die Kornblume: Dreifaltigkeitsblümlein. Das kam so: Das Kornblümchen hatte so schönen Geruch wie keine andere Blume auf Erden. Dieses lieblichen Duftes wegen pflückten
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es die Leute in den Kornäckern und traten die Frucht nieder. Da sprach das Kornblümlein: „ O heilige Dreifaltigkeit, nimm mir den schönen Geruch, damit das liebe Korn nicht wegen mir niedergetreten wird." Die hl. D. sprach: „Weil du nicht hochmütig bist, so sollst du zwar nicht mehr riechen, aber du sollst dafür unseren Namen tragen." Daher heißt man die Blume das hl. Dreifaltigkeitsblümlein 1S ). " ) B i r l i n g e r Schwaben 1, 69. z e r Beitrag 2, 203. 486.
u
) Pan-
4. Den Sonntag nach Pfingsten hat die christliche Kirche der hl. D. geweiht. Dieses Trinitatisfest (auch Dreifaltigkeitssonntag) spielt, wie alle kirchlichen Feste, im Volksleben und -glauben eine besondere Rolle. In der Eifel wird der D.stag besonders heilig gehalten und heißt daher Frommtag w ). Man darf keinerlei Arbeit verrichten 1 7 ); soll alle Handlungen unterlassen, die gefährlich werden könnten 18 ); nirgends hinaufsteigen w ), nicht verreisen nicht baden oder in den Wald gehen 2 1 ); keine Pferde in die Schwemme reiten 22 ). Wer am D.stagnäht oder flickt, wird vom Blitz erschlagen 2S ). Auch die ärmste Frau, die die ganze Woche taglöhnert und nur am Sonntag daran denken kann, die Kleider ihrer Kinder in Ordnung zu bringen, rührt keine Nadel an, aus Angst vor dem Blitzschlag 24 ). Geheimnisvoll und wunderbar ist der D.sonntag. Kinder, die an diesem Tag geboren werden, können Geister sehen und werden glücklich 2S). Wer in der hl. D.snacht geboren ist, sieht später, wenn er erwachsen ist und darauf achtet, in derselben Nacht die verstorbenen Pfarrangehörigen um die Pfarrkirche wallen (Hunsrück) 26). Gerne wird die Arbeit des Landmanns mit der hl. D. in Verbindung gebracht 27 ). Am D.ssonntag werden in Thüringen (Baden) besonders heilsame Kräuter gepflückt, weshalb der D.stag auch „Kräutersonntag" heißt 28 ). Ähnlich bricht man in Mengen (Breisgau) neunerlei Blumen, die vor Hagel schützen 29 ). In Angelrode werden am D.ssonntag Taxusund Eibenzweige gebrochen und kreuzweise in Keller, Küche, Stube und Stall aufgesteckt 3 0 ). Frühlingsfeste und Bitt-
435
Dreiengelsegen
Prozessionen w e r d e n auf den D . s s o n n t a g g e l e g t 3 1 ) . S e l b s t der a m D . s t a g niederg e h e n d e R e g e n h a t besondere K r a f t . W e n n es an D. regnet, g e d e i h t der F l a c h s sogar auf einer S t e i n m a u e r 3 2 ) u n d die K o r n ä h r e n b r e c h e n nicht, so d a ß die Ährenleser schlechte Aussicht haben ( D e i ß l i n g e n ) 3 3 ) . Der D . s r e g e n m a c h t den S c h a d e n des P f i n g s t r e g e n s , der das h a l b e K o r n w e g r e g n e t 33 ), w i e d e r g u t . E r w i r d in Schüsseln a u f g e f a n g e n und als W e i h wasser v e r w e n d e t 3 4 ) . I m A l l g ä u wird d e m D . s r e g e n w a s s e r besondere H e i l k r a f t bei B r a n d w u n d e n oder gegen K i n d e r g i c h t e r z u g e s c h r i e b e n 3 5 ) . A l l e r d i n g s sind die V o r stellungen über die „ H e i l i g k e i t " des D.sregens nicht einheitlich. W i e überall v o m Heiligen z u m D ä m o n i s c h e n und Unheilv o l l e n nur ein g a n z kleiner S c h r i t t ist, so gilt vielerorts die B a u e r n r e g e l , d a ß R e g e n a m D . s s o n n t a g ein s c h l i m m e s V o r zeichen ist. R e g n e t es a n D., so r e g n e t es sieben S o n n t a g e n a c h e i n a n d e r 36 ), und der B a u e r k a n n a n diesen T a g e n nicht einmal r u h i g zu M i t t a g essen, so sehr m u ß er das W e t t e r f ü r c h t e n 3 7 ) ; oder es r e g n e t gar a l l e S o n n t a g e i m S o m m e r 38) oder 30 T a g e l a n g 3 9 ) . R e g e n an D. g i b t s c h l e c h t e F r u c h t - 4 0 ) , K o r n - 4 1 ) und B e e r e n e r n t e 4 2 ) . In der L a n d s h u t e r G e g e n d d e u t e t D.sregen auf H o c h w a s s e r 4 3 ) . Z u allerlei z a u b e r i schen H a n d l u n g e n w i r d D . s s a l z v e r w e n d e t , das ist Salz, d a s a m D . s t a g zur k i r c h l i c h e n W e i h e auf den A l t a r gestellt w o r d e n i s t 4 4 ) . D a s D . s s a l z n ü t z t gegen j e d e n bösen E i n f l u ß 4 5 ) . Im a a r g a u i s c h e n F r e i a m t wird es z u m S c h u t z des H a u s e s v o r B l i t z s c h l a g in das H e r d f e u e r g e w o r f e n 4 6 ) . Der E t t e n h e i m e r B a u e r h ä n g t z u m S c h u t z v o r H a g e l s c h l a g an den E c k e n seiner Ä c k e r und W e i n b e r g e S ä c k c h e n m i t „ g e w i c h e n e m " S a l z auf, a u c h d e m V i e h w i r d D . s s a l z in die T r ä n k e g e s c h ü t t e t 47 ). In K r e n k i n g e n t u t m a n der Geb ä r e n d e n z u leichter G e b u r t ohne ihr W i s s e n D . s s a l z in die S p e i s e n 4 8 ) . G e g e n G i c h t w i r d i m S p e s s a r t u n d in F r a n k e n f o l g e n d e s R e z e p t g e g e b e n : M a n gehe an f l i e ß e n d e s W a s s e r u n b e r u f e n , n e h m e gew e i h t e s D . s s a l z (77 S t ü c k c h e n ) , w e r f e es w ä h r e n d des L ä u t e n s r ü c k l i n g s s t r o m a u f w ä r t s ins W a s s e r und spreche d r e i m a l :
436
Jetzt säe ich diesen Samen In siebenundsiebzig Gichter Namen. Das Gicht soll mich meiden, Bis ich meinen Namen wieder thue schneiden. Im Namen der hl. Dreifaltigkeit "). Die heilige K r a f t des D . s s a l z e s ist so stark, d a ß sich d a v o r selbst eine böse Zauberin f ü r c h t e t , der sonst gar n i c h t s heilig ist 50 ). W i e g e w e i h t e s S a l z auf die Felder g e s t r e u t wird, so wird a u c h gelegentlich in B a d e n g e w e i h t e s D . s w a s s e r auf die S a a t e n g e s p r i t z t 5 1 ). F ü r c h t e t m a n bei einem G a s t m a h l beh e x t e Speise v o r g e s e t z t z u b e k o m m e n , so m u ß m a n D . s w a c h s a n den L ö f f e l kleben. D a n n e r k e n n t m a n die Hexenspeise s o f o r t als K u h f l a d e n 5 2 ) . A u f dieselbe W e i s e k a n n m a n v e r h e x t e s S c h m a l z erk e n n e n 53 ). 10) W r e d e Rhein. Volksk. 192; ZfrwVk. 5, 49 f. ") B e c h s t e i n Thüringen 1, 45. ,8( S a r t o r i Sitte ti. Brauch 3, 218. ")Mcyer Baden 506. 2*) G r i m m Myth. 3, 438 Nr. m ; ZfdMyth. 3, 310. " ) Z f V k . 23 (1913), 91 G r i m m Myth. 3, 424 liest dryschuf fei. *>) P a n z e r Beitrag 2, 306; G r i m m DWb. 2, 1381. " ) ZfdMyth. 3, 312. " ) A n d r i a n Altaussee 155. Geramb.
J a h r e n ist bei Menschen, Tieren und Pflanzen bedeutsam. In Steiermark meint man, an dem d.en Kind schon sehen zu können, wie groß es einmal sein werde. Denn der M e n s c h erreicht genau die doppelte Größe, als er sie mit drei Jahren h a t 1 ) . Zur Erlangung des wunderkräftigen weißen Steines benötigt man einen d.en H a h n 2 ) . Beim Pferde scheint man anzunehmen, daß es erst mit drei Jahren, als d.es F ü 11 e n , voll ausgewachsen ist. Gegen eine Aiße spricht man im Böhmerwald den folgenden Segen: I han an Oafl, D a ß 's G o t t woaß, D a ß 's G o t t will, D a ß 's morg'n is wie a drijahrig's Füll ').
Neben der einjährigen ist die d.e H a s e l r u t e zauberkräftig. Eine solche wird in einer englischen Anweisung zum Fangen der Feen (17. Jh.) empfohlen 4 ). In Süddeutschland glaubt man, daß man mit einem oder auch mit drei Streichen mit einer Haselrute die Nattern sofort töten kann, doch muß nach Schweizer Glauben der Haselschoß d. und ganz gerade sein 8). F r i s t e n v o n d r e i J a h r e n sind nicht selten. Nach drei Jahren und einem Tag holt der Teufel den ihm Verfallenen •), drei Jahre lang müssen im Märchen die Helden wandern oder Unglück erleiden 7 ). Wenn beim Brande eines Hauses Vieh mit verbrennt, so brennt das neue Haus in drei Jahren wieder a b 8 ) . ») Z f V k . 13 (1903), 360. «) W e i n h o 1 d Neunzahl 18. *) J u n g b a u e r Volksdichtung 229. *) Z f V k . 11 (1901), 7. •) E b d . 7 f. = Schweizld. 2, 1675. •) K ü h n a o Sagen 2, 28. ') S t r a c k e r j a n 2, 13 Nr. 270. *) Ebd. 1, 36 Nr. 26. Jungbauer.
drei Jungfrauen s. Dreiheit s. Z a h l e n
B 3.
dreihundert s. Z a h 1 e n B 300. dreihundertfünhindsechzlg s. Z a h 1 e n B365.
dreihundertundsechzig B 360,
s.
Z a h l e n
dreijährig. Die hl. Dreizahl (s. Zahl) spielt im Zeitglauben eine wichtige Rolle (s. Tag, Nacht). Das A l t e r v o n d r e i
448
Nomen.
Dreikönige. 1. Am 6. J a n u a r feiert die Kirche seit den ältesten Zeiten die E r s c h e i n u n g ( E p i p h a n i a ) des Herrn, eine Art von Sammelfest. Man dachte dabei an gewisse einzelne Vorgänge in seinem Leben, bei denen seine Gottessohnschaft in besonderem Glänze hervortrat, seine menschliche Geburt, die Huldigung der Magier aus dem Morgenlande, die Taufe
Dreikönige
449
im Jordan und das Wunder zu K a n a . Bis zur M i t t e des 4. J h s . b e g i n g m a n in R o m noch den 6. J a n u a r als G e b u r t s t a g Jesu. Bei d e n O r i e n t a l e n m a c h t s i c h n a m e n t lich die T a u f e i m J o r d a n als e i g e n t l i c h e r G e g e n s t a n d der F e s t f e i e r g e l t e n d . N a c h der V e r l e g u n g des G e b u r t s t a g s f e s t e s blieb im A b e n d l a n d e die H u l d i g u n g der Magier d a s w e s e n t l i c h e Ereignis des 6. J a n u a r . D e r V o l k s m u n d in D e u t s c h l a n d u n d and e r s w o redet a b e r nicht v o n ihnen, sondern i m m e r nur v o n den hl. drei K ö n i g e n . Diese k o m m e n freilich erst i m 12. J h . r e c h t zur G e l t u n g , n a c h d e m ihre v e r meintlichen Reliquien v o n Rainald von Dassel i. J . 1 1 6 4 a u s M a i l a n d n a c h K ö l n überführt worden waren1). Man kann w o h l sagen, d a ß das E p i p h a n i a s f e s t , das ä l t e s t e F e s t der christlichen K i r c h e , im b ä u e r l i c h e n L e b e n ebenso v i e l B e d e u t u n g h a t wie der 1. J a n u a r 2 ). J
)
K.
H o l l
D.
Ursprung
des
Epiphanien-
festes. Sitzb. Berl. 1917, 402 ff.; A R w . 19, 190f.; 21,
195;
M e n z e l
Symbolik
1,
497 i f . ;
K e l l n e r Heortologie 125 ff. 130 ff. Über die Namen der hl. drei Könige: ebd. 131 Anm.; Melusine 7, 27 ff. Nach H ö f 1 e r ZfVk. 14, 263. 275 sind Züge der drei „Schicksalsfrauen" auf sie übergegangen. *) R e u s c h e l Volkskunde
2, 46.
2. D e r 6. J a n u a r ist der l e t z t e T a g der Z w ö l f t e n (s. d.), gilt n o c h v i e l f a c h als A b s c h l u ß des a l t e n und e i g e n t l i c h e r Beginn des neuen Jahres3) und h e i ß t d e m e n t s p r e c h e n d : der o b e r s t e ( = letzte) T a g , G r o ß n e u j a h r , H o c h n e u j a h r 4 ) . E r u n d die i h m v o r h e r g e h e n d e N a c h t sind voller W u n d e r . Die T i e r e k ö n n e n reden 6 ). Das um Mitternacht geschöpfte Wasser h a t große H e i l k r a f t 6 ) . U m M i t t e r n a c h t ö f f n e t sich der H i m m e l , die hl. Dreif a l t i g k e i t w i r d sichtbar, u n d w e r d a s sieht, d e m gehen drei W ü n s c h e in E r f ü l l u n g 7 ) . D e r T a g h a t sich j e t z t u m einen H a h n e n schrei 8) oder u m einen H i r s c h s p r u n g 9) gel ä n g t . W e r W e i h n a c h t e n , N e u j a h r und D.sabend etwas s t i e h l t , ohne ertappt z u werden, der k a n n das g a n z e J a h r ü b e r sicher stehlen 10 ). D i e s o n s t im ganzen Jahre verbotenen G l ü c k s s p i e l e sind in B o c h o l t a m N e u j a h r s und D . s a b e n d e r l a u b t 1 1 ) . F r ö h l i c h e Feiern f i n d e n in d e r F a m i l i e u n d i m g r ö ß e r e n Bächtold-Stäubli,
Aberglaube II.
450
K r e i s e s t a t t 1 2 ) . D a r u m h e i ß t der D . s a b e n d in b a y r i s c h e n G e g e n d e n „ d i e feiste R a u h nacht", und r e i c h l i c h e s Essen b r i n g t S e g e n 1 S ). W e r sich n i c h t g e n ü g e n d d a r a n b e t e i l i g t , d e n t r i t t die P e r c h t e 1 4 ). M a n i ß t als a l t h e r k ö m m l i c h e G e r i c h t e v o r a l l e m Brei, B r o t , K l ö ß e , K u c h e n , F l a d e n oder Z e l t e n u n d K r a p f e n 1 5 ) u n d g i b t a u c h dem Vieh kleine B r ö t c h e n 1 4 ) . W e r es unterläßt, a m D.sabend „ Z e m m e d e " zu essen, d e m schritsidet P e r c h t a den L e i b auf, u n d w e r n i c h t P u l s e ( = puls, Mehlbrei) i ß t , d e m r e i ß t „ d i e W e r r e " d e n B a u c h auf u n d f ü l l t ihn mit K i e s e l s t e i n e n 1 7 ). In S t e i e r m a r k v e r z e h r t m a n in der D . n a c h t (oder D r e i m a h l s n a c h t ) drei M a h l e ( K o c h ) , f r ü h e r sogar n e u n (Haferkoch, Roggenkoch, Milchkoch u s w . ) 1 8 ) . In W e s t f a l e n i ß t m a n v o n d e m g e w a l t i g e n M i t t w i n t e r r o g g e n b r o t zu drei Malen, a m W e i h n a c h t s - , N e u j a h r s - u n d D . s a b e n d . D i e R e s t e w e r d e n bis L i c h t m e ß v e r w a h r t u n d d a n n den P f e r d e n geg e b e n 19 ). A l l e W e i h n a c h t s k u c h e n m ü s s e n in der D . s n a c h t a u f g e g e s s e n sein; es b r i n g t U n g l ü c k , w e n n e t w a s ü b r i g bleibt 2 0 ). W e r n a c h h e r n o c h H u t z e l b r o t im H a u s e h a t , soll es h i n a u s w e r f e n 2 1 ) . S o viel S t e r n e m a n a m D . s a b e n d d u r c h den S c h o r n stein sieht, so viel S c h o p p e n W e i n darf m a n a n d e m A b e n d t r i n k e n (Eifel) 22 ). A n d r e r s e i t s gilt a u c h d a s F a s t e n als v e r d i e n s t l i c h . W e r es v o n seinem sieb e n t e n J a h r e a n d e n hl. drei K ö n i g e n z u E h r e n tut, d e m g e b e n sie r e c h t z e i t i g b e kannt, wann i h m zu sterben bestimmt sei 23 ). In der P f a l z m u ß d a s V i e h d e n g a n z e n T a g f a s t e n , d a m i t es v o r K r a n k heit g e s c h ü t z t s e i 2 4 ) . s
)
S a r t o r i
Sitte
3, 72 f . 81.
«) E b d . 3, 73
Anm. 3. s ) Z i n g e r l e Tirol 127 (1139). 8) M e y e r Baden 495. Man schöpfte es schon zu Chrysostomus' Zeit in Krüge und glaubte, daß es ein J a h r frisch bliebe: M a n n h a r d t 1, 517. 7) G r o h m a n n Sagen 305; B i r I i n g e r
Volksth.
1, 469.
8
) W r e d e
Rhein.
Böhmerwali
129.
Steiermark
189;
Vkde. 125; F o n t a i n e 15; ZfrwVk. 12, 238 (Essen); S t r a c k e r j a n 2, 54; ZfVk. 7. 357 (Oberinntal); B F . 3, 169 f. ») M e y e r Baden
494;
S c h r a m e k
) G r i m m Myth. 3, 445 (339: Chemnitzer Rockenphilcsophie). l I ) S a r t o r i Westfalen 139. " ) D e r s. Sitte 3, 73 f. u ) F e h r l e
10
Volksfeste
31;
R o s e g g e r
Wasch nitius
Perht 57. 65. " ) ZfVk. 14»
«5
4SI
Dreikönige
»64. " ) Ebd. 14,257 ff. " ) Ebd. 259; W a s c h n i t i u s Perht 50. ") E i s e l Voigtland 103 f.; ZfVk. 14,264 f. '") R o s e g g e r Steiermark 189. ") S a r t o r i Westfalen 137. ») D e r s. S. u. Br. 3, 74. " ) B i r 1 i o g e r 4. Schw. i, 383; R e i s e r Allgäu 2, 40 f. ») ZfrwVk. 12, 60. " ) ZföVk. 4, 144. »*) S e l i g m a n n Blick 2, 325. 3. Wie der Neujahrs- so gewährt auch der D.sabend einen B l i c k in d i e Zukunft. Bleigießen und Lichterschwimmen verhelfen dazu 25 ). In Steiermark sind vornehmlich Thomas-, Christund D.snacht „Loesselnächte". Man loesselt namentlich mit S c h u h e n 2 i ). In Sent (Engadin) stahlen früher die J ü n g linge überall Holz zum Bleigießen 27 ). Aus dem Loche eines unter dem Gebetläuten ausgezogenen Zaunsteckens hört man, ob man im kommenden J a h r heirate, sterbe usw. M ). Aus den Gegenständen, die man unter 9 Häfen gelegt hat, schließt man auf das Angenehme oder Unangenehme, was das neue J a h r bringen wird In Ungarn machen sich die Mädchen aus Gänsefedern ein Pölsterchen, schreiben mit Kohle darauf den Namen eines der Könige und legen es unter ihr Kopfkissen. Im Traume erscheint ihnen jener, und was er dann mitteilt, das geht in Erfüllung 3 0 ). Zum L i e b e s o r a k e l ist besonders das S c h u h w e r f e n beliebt 3 1 ), auch das Greifen in den Schafstall 3 2 ) und das Scheiterzählen M ). Wer einem in der Dämmerung zuerst begegnet, wird die zukünftige Ehehälfte (Engadin) M ). Manche dieser Orakel künden den T o d an. Auch die an die Schüssel mit Berchtelmilch (s. unten 7) gelehnten Löffel werden ängstlich beobachtet **). Der D.stag ist der „Alloser", d. h. jede Stunde dieses Tages deutet für einen Monat des kommenden Jahres die W i t t e r u n g a n 3 i ) . Im Elsaß legen die Bauern am Vorabend 12 Weizenkörner auf den Ofen. Jedes bedeutet einen Monat. Welches am andern Morgen durch die Hitze am weitesten weggesprungen ist, in dessen Monat wird das Getreide am teuersten 37 ). Man erforscht das Wetter auch durch das Zwiebelorakel 3 i ). Wenn es am D.sabend friert, so wird es noch sechs Wochen hintereinander frieren " ) ,
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Tropft es vom Dache, so soll man mit dem Viehfutter sparsam umgehen, denn der Lenz ist noch weit (Ungarn) 40). Scheint die Sonne, so bedeutet das Frieden im kommenden J a h r e (Nordthüringen) " ( R e i n s b e r g Böhmen 12 f. " ) ZfVk. 8, 444. " ) SAVk. 19, 28. ") B a u m g a r t e n Jahr 13. **) H ö r m a n n Volksleben 244. ") ZfVk. 4, 320. " ) ebd. 4, 162; H o f f m a n n - K r a y e r 122; SAVk. 19, 29. " ) BF.u 3, 171. " ) R o s e g g e r Steiermark 190. ) H o f f m a n n - K r a y e r 122. " ) H ö r m a n n Volksleben 244; B a u m g a r t er. Jahr 13; ZfVk. 14, 265. " ) B i r l i n g e r Volksth. 1, 470. " ) Urquell 1, 140; vgl. BF. 3, 171 (120); S 6 b i l l o t Folk-Lore 3, 510. ») F e40h r l e Volksfeste 30. ») BF. 3, 171 (Flandern). ) ZfVk. 4, 320. «) Ebd. 9, 229. 4. F ü r das Volk sind die hl. drei Könige alljährlich zwischen Weihnachten und Epiphanias p e r s ö n l i c h unterw e g s . In Ramsdorf kommen sie immer aus der gleichen Richtung „öwert Brohmkämpken", und die Bürger Osnabrücks wandeln am Vorabend beim Einläuten über die Wälle und Straßen der Stadt, als ob sie die Gäste einholen wollten 42 ). In Essenbach stellt man sich an den Kamin und schreit hinein: „Die hl. drei Könige sind hier. Kommens heut nicht, kommens morgen in der F r ü h . " Dann schlägt der Blitz nicht ein 43 ). In Niederösterreich muß die Tenne rein gefegt sein, damit die Könige darauf tanzen können. Ein Bauer legte einmal viele Sensen darauf, die waren am nächsten Tage blutig **). In vielen Orten des Traunviertels begibt man sich nach dem Abendessen in den Garten vors Haus und ruft, das Antlitz gegen Morgen gewendet, die Könige herbei. Darauf wird einmal ge schössen, als ob man sie bewillkommnen wollte 46 ). Im Mühlviertel (Oberösterreich) erzählte man, daß sie früher selbst auf Erden umherwandelten und Haus und Hof, Stall und Scheune segneten 4e), und im Frankenwalde lädt der Bauer sie zu Gaste und stellt ihnen nachts Brot und Wasser auf den Tisch 4 7 ). Im Aargau glauben die Kinder sie beim Läuten sogar zu sehen **). Von ihrer leibhaftigen Erscheinung als „Sternsinger" s. unten 9. Die Menschen suchen es den rüstigen Wanderern gleich zu tun. Im Böhmerwald
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Dreikönige
gehen die Leute zum Hochamt mit Vorliebe in eine entfernte Kirche, weil auch die hl. drei Könige zur Krippe des Heilandes weit gewandert waren *9). U m s c h n e l l z u g e h e n , legt man in Frankreich ein Briefchen mit ihren Namen in den Schuh 50). Häufig werden sie als H e l f e r gegen die G e f a h r e n d e r R e i s e angerufen 6 1 ), und ihre Bilder dienen als Amulett 52 ). Beim Antritt einer Reise genießt man auch von dem geweihten Salzstein (s. 5.) und besprengt sich mit geweihtem Wasser M ). " ) S a r t o r i Westfalen 1 4 1 . «) P o l l i n g e r Landshut 204. " ) Vld. (Wien) 27 (1925), 103. " ) B a u m g a r t e n Jahr 12. " ) Ebd. 14. «') J a h n Opfergebr. 279. ") H o f f m a n n K r a y e r 122. *•) S c h r a m e k Böhmerwald 132. ») W o l f Beitr. 1. 248. " ) MschlesVk. 2 1 , 9 0 ; Hess.Bl. 26, 224 (12. Jh.). '•) F r a z e r 9, 331- " ) SAVk. 7, 157.
5. Am Vorabend des Epiphanienfestes fand früher in der römischen Kirche die Weihe des T a u f w a s s e r s statt. Auch jetzt noch werden allerlei Gegenstände i n d e r K i r c h e g e w e i h t , vor allem W a s s e r , Salz und K r e i d e , als Schutzmittel für Menschen und Vieh M ). Im Notfalle kann man Wasser aus dem Brunnen im eigenen Hause durch Gebet weihen 6S). In Kirchham (Traunviertel) will man in jedem christlichen Hause D.swasser aus drei Pfarren haben 6 6 ). Mit dem geweihten Wasser werden Wohnräume, Vieh und Ställe, Felder und Weinberge besprengt 67 ). Wenn man einen Schluck davon trinkt, wird man nicht krank M ). Es hält 7 Jahre, ohne zu faulen 69). Man benutzt es daher auch zu manchen Zeiten und Gelegenheiten, am Walpurgistage für das Vieh 90), beim Schatzheben 61 ), bei der ersten eingebrachten Garbe 62), bei Krankheiten des Viehes. Wenn eine Unke sich sehen läßt, die, wie man glaubt, Tod verkündet, so besprengt man sie damit, und alsbald verschwindet sie 4S). Das D.s s a l z wirft die Bäuerin, ehe sie die Milch anrührt, in das Rührfaß 6 4 ). Der Wöchnerin wird es in die Brotsuppe getan, um das Kindbettfieber fernzuhalten, auch einer „Kalberkuh" im Krankheitsfalle in den Kräutertrank einge-
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kocht ) . Vor dem Alpauftrieb gibt man es dem Vieh, mit „Dreifaltigkeitssalz" gemischt, gegen Rauschbrand ein M ). In Grafenried gibt die Hausfrau am D.stage von einem Teller voll Brot und geweihtem Salz jeder Kuh etwas ein m ). Im badischen Bolschweil streut man es gegen ein drohendes Gewitter zum Fenster hinaus M ). Im schwäbischen Oberlande wird es angefeuchtet, in kleine Scheiben geformt und getrocknet •*). Ebenso in Böhmen, wo man es in die Milch tut, wenn sie nicht buttern will w ). Die g e w e i h t e K r e i d e kriegen die Säue am D.stage mit Salz zu fressen 7 1 ), in der Oberpfalz das Vieh auf Brot 7 2 ). Meist dient sie aber dazu, die Namen der drei Könige an die Türen zu schreiben (s. CMB) oder wenigstens drei Kreuze. Um die Scheune wird ein Kreidestrich gezogen 73 ). Beim ersten Austrieb am Walpurgistage wird jedes Stück Vieh des Stalles mit D.skreide vom Kopfe bis zum Rücken hinunter mit einem Kreuze gezeichnet, damit es den Weg heimfinde 74 ). Am hl. Abend zieht man mit ihr auf einem Kornfelde einen Kreis und läßt sich in ihm die Zukunft verkünden 76 ). Auch den Teufel beschwört man auf ähnliche Weise 74 ) und das Feuer, indem man die Bannformel mit D.skreide auf einen Teller schreibt und diesen in die Flammen wirft 7 7 ). An die Bettlade der Wöchnerin malt man einen Drudenfuß 78 ), und wer mit D.skreide in der Kirche einen Kreis auf der Erde um sich herum zieht, der kann die Hexen sehen, ohne daß sie ihn schädigen 79). Polnische Landleute lassen B e r n s t e i n weihen und räuchern damit im Hause 80 ). In Böhmen weiht man Zwiebeln, Schwefel, schwarzen Kümmel und Lorbeer; die letzteren werden mit Weihwasser und Salz zu einem Kuchen angerührt und Stücke davon den Kühen gegeben, wenn sie gekalbt haben 81 ). u ) S a r t o r i Sitte 3, 76. «») G r o h m a n n 47 (3 0 1 )") B a u m g a r t e n Jahr 12. ") H ö r m a n n Volksl. 244; Zingerle Tirol 1 2 7 (1138); J o h n Westb. 3 1 . 184. 202. 207. M) D r e c h s l e r 1, 5 1 . " ) J o h n IVestb. 30. 257. " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 3 1 3 . 320. " ) K n o o p Schatzsagen 15 (26). •«) W u t t k e 423 (661). «») F r a n T
15*
455
Dreikönige
z i s c i Kärnten 32. M ) S c h ö n w e r t h i, 337- " ) S t o l l Zauborglauben 100; vgl. M e y e r Baden 494. **) M a n : Sargans 49. •') J o h n Westb. 207. •») F e h r l e Volksfeste 31. «•) K a p f f Festgebr. 9; vgl. ZfVk. 14, 274. n) J o h n Westb. 2 1 1 . " ) B i r l i n g e r Volksth. 2, x6. " ) S c h ö n w e r t h 1, 313. " ) J o h n Westb. 32. 74) S c h ö n w e r t h 1, 320. " ) S c h r a m e k Böhmerwald 116. *•) S c h o n w e r t h 3, 5 1 ; ein Schatzhebungsversuch: ebd. 2, 423. " ) P o l l i n g e r Landshut 160. '») Ebd. 239. ™) ZfVk. 4, 320 (Ungarn). *°) K n o o p Posen322 (58). 81 ) R e i n s b e r g Böhmen 13. 6. Zu den bösen Gewalten, gegen die die drei K ö n i g e Schutz gewähren, gehören auch die E r r e g e r der K r a n k h e i t e n bei Menschen und Tieren. I m St. Gallischen sprach man a m D . s a b e n d drei Vaterunser f ü r jedes S t ü c k Vieh im Stall, und in der K i r c h e St. Nikolas zu Freiburg Benediktionen gegen das K o p f w e h 8 2 ) . D i e hl. drei K ö n i g e werden v o r allem gegen F a l l s u c h t a n g e r u f e n M ) , auch gegen E l b e überhaupt 8 4 ), ihre Bilder als Amulette gegen Epilepsie, K o p f w e h und Fieber, Biß toller H u n d e und plötzlichen Tod getragen 8 5 ). Durch B a d e n a m D.stage erhält man sich das J a h r über gesund 86 ). •*) H o f f m a n n - K r a y e r 122. 83) MschlesVk. 21, 90; F r a z e r 9, 330 (Vogesen). «) G r i m m Myth. 3, 503 ( X X X V I I I ) . " ) F r a z e r 9, 331 (Belgien). " ) F e h r l e Volksfeste 3 1 ; G r o h m a n n 47 (301). S. oben Bad 6 b = 1, 809. 7. Der D . s t a g ist eine T u m m e l z e i t u n h e i m l i c h e r M ä c h t e . D.snacht ist die gefährlichste der zwölf N ä c h t e 87 ). Man geht daher nicht gern ins F r e i e 8 8 ) . Mit dem Teufel ist jetzt gut G e s c h ä f t e machen 8 9 ). Versunkene Glocken läuten 9 0 ). In den L ü f t e n treiben Geister ihr Wesen; in Antwerpen das „ D o o d e n h e e r " , anderswo K ö n i g H e r o d e s 9 1 ) . Zwischen Neumünster und Kiel f ä h r t der H e r r v . Wittorf im vierspännigen W a g e n 92 ). In Oberund auch in Mitteldeutschland ist die häßliche B e r c h t a (Perchta, in den Ostalpen S t a m p a ) besonders gefürchtet. Ihr Name, v o r dem 14. J h . nicht nachweisbar, ist wohl auf die giperahta naht zurückzuführen, die althochdeutsche Bezeichnung f ü r E p i p h a n i a (wegen der himmlischen Lichterscheinung v o r den
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H i r t e n ) w ) . S i e wäre also eine Verkörper u n g der Perchtennacht, die in bayerischen und alemannischen U r k u n d e n schon i m 1 1 . J h . v o r k o m m t M ) . Vielleicht ist die Ü b e r t r a g u n g dadurch erleichtert worden, daß schon eine Seelenführerin mit N a m e n P e r h t a (zu pergan, verbergen, gehörig) vorhanden w a r 9 5 ) . O f t f ü h r t die B e r h t a einen langen Z u g von Kindern ( = Seelen) m i t ; sie wird auch Königin der Heimchen g e n a n n t 9 6 ) und k o m m t auch mit einem W a g e n a n g e b r a u s t 9 7 ) . Da sie gern kleine K i n d e r r a u b t , so legt m a n diese a m D.st a g e nicht in die Wiege, sondern darunt e r 9 8 ) . S i e untersucht die R o c k e n s t u b e n und bringt den Spinnerinnen (es darf a m D.stage nicht gesponnen werden) 9a ) zur S t r a f e leere Spulen zum Vollspinnen 100 ). Den a m D.stage umfahrenden Geisterwesen werden Speisen h i n g e s t e l l t 1 0 1 ) . Im F r a n k e n w a l d e sind an Stelle jener die drei K ö n i g e selbst getreten 1 0 2 ). I m Achental legte m a n Nudeln auf das Hausdach 1 0 3 ). In Steiermark wird der Wind gefüttert, d a m i t er das ganze J a h r keinen Schaden tue 1 0 4 ). D e r D . s w i n d i s t der segensreichste; ihm werden um Mitternacht Türen und Fenster geöffnet, damit er Glück ins H a u s bringe (Oberpfalz) 1 0 5 ). Auch die andern Elemente erhalten ihr T e i l 1 0 6 ) . V o n der Berchtmilch essen auch die L e u t e etwas, und selbst den Hühnern und K ü hen wird davon g e g e b e n 1 0 7 ) . Im 15. J h . legte man in B a y e r n die P f l u g s c h a r unter den Perchtentisch, damit die P e r h t a die P f l u g a r b e i t des Frühjahrs segne 1 0 8 ). Man tritt den unheimlichen Mächten aber auch mit gewaltsameren Maßregeln entgegen. Unter wildem L ä r m ziehen maskierte Schreckensgestalten — A b bilder der Dämonen selbst — gegen sie zu F e l d e und vertreiben sie mit Schellengeläute, Peitschenknallen, Kettenrasseln und ähnlichem Getöse 109 ). Das macht die B ä u m e f r u c h t b a r wie das H e r u m s t a p f e n der Sternsinger auf den Ackern die Felder 1 1 0 ). J e mehr „ P e r c h t e l n " mitlaufen, desto ertragreicher wird das J a h r . Den j u n g e n Weibern werfen die Perchtenl ä u f e r kleine K i n d e r p u p p e n an Schnüren zu U 1 ) .
Dreikönige
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Die D.snacht ist die letzte und größte Rauhnacht. Haus und Stall werden ausgeräuchert 1 1 2 ). Dabei soll man dicht um die Glutpfanne stehen, damit der Weizen gerate. Hier und da hält man über das Rauchwerk einen Laib Brot, im Innviertel und in Niederösterreich halten Männer und Weiber ihre Kopfbedeckung über die R a u c h p f a n n e ; das schützt vor K o p f w e h 1 1 3 ) . Vor dem ,,Königrauchen" muß das Haus gekehrt werden, sonst tragen die Mäuse den Staub in die Augen. Nach dem Rauchen schließen alle Hausgenossen einen Kreis, und der Hausvater räuchert jeden an. Wenn einer dabei fehlt, stirbt er binnen J a h r e s f r i s t 1 1 4 ) .
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157 ff. >10) H ö r m a n n 251 f. » » ) ZfVk. 14, 260; W a s c h n i t i u s 59. n f ) S a r t o r i 3. 77- n a ) B a u m g a r t e n Jahr 12; A n dree-Eysn Volkskundl. 161. " « ) Z i n g e r l e Tirol 126. "») S a r t o r i 3, 77; F r a z e r 9, 3 1 6 f f . ; W a s c h n i t i u s Perht 179. "•) ZfVk. 1, 314. In Eisfeld (Meiningen) wird „Frau Holle" verbrannt: W a s c h n i t i u s 107. 179. "») ZfVk. 17, 383.
*') R e u -
8. Auch mildere Bräuche bezwecken die Herbeiführung von Segen und Fruchtbarkeit. So viel Obstbäume während des Einläutens am Vorabend mit Stroh eingebunden werden konnten, so viele tragen in diesem J a h r e Früchte 1 1 8 ). Im Traunviertel füllt man sich den Mund mit K r a p f e n und küßt einen Apfelbaum, indem man spricht: ,,Bam, B a m , i buss di, wir so vol wie mei' M a u l ! " 1 1 9 ) . Wer im Oldenburgischen zu Weihnachten eine „ W e p e l r o t " zum Geschenk erhalten hatte, mußte am Vorabend vor D.n eine „ T u n schere" wieder zurückbringen 1 2 0 ). Beim „ K i t z g e r i c h t " in Golmuthausen bringen die Frauen und Mädchen dem Amtmann einen reich geputzten, mit Nüssen, Zucker und Obst behängten B u c h s b a u m 1 2 1 ) . Wenn die Knechte die Einsegnung der Weinberge und Felder vorgenommen haben, suchen die Dirnen sie mit Wasser zu beschütten 1 2 2 ). Die Wünschelrute wird am D.stage geschnitten und auf den Namen der hl. drei Könige g e t a u f t 1 2 3 ) .
W a s c h n i t i u s 148, s. oben Abundia, Befana. ••) ZfVk. 14, 248 ff.; G r i m m Myth. 1, 228f.; H ö r m a n n 242; Waschnitius 18. 30. 32. 39 f. 97 f. ") G r i m m Myth. 1, 228;
, u ) B i r l i n g e r A. Schw. 2, 28. ' " ( B a u m g a r t e n Jahr 12 f. 120) S a r t o r i 3, 61 f. A. 31. 121) W i t z s c h e l Thüringen 2, 182 f. laa) H ö r m a n n Volksl. 245. ' « ) A l p c n -
Auch Feuer und Lichter werden angezündet 1 1 5 ). Im Böhmerwald nimmt man das „ S c h a u p b r e n n e n " vor, um das Getreide vor Reif zu schützen l l e ) . Russische Bauern zünden am Weihnachts- und am D.svorabend auf ihren Höfen Stroh an, damit die Verstorbenen sich wärmen können 1 1 7 ). 8 ') G r a b e r Kärnten 93. M ) H ö r m a n n Volksleben 243. S9) Ebd. 244; S c h ö n w e r t h 3, 49; R o s e g g e r Steiermark 190 f. ,0 ) ZfrwVk. 12, 192. n ) BF. 3, 174. n ) M ü l l e n -
h o f f Sagen 369. * 3 ) G r i m m Myth.
G o 11 h e r Mythol. 493;
1, 226 f f . ;
Waschnitius
Perht 23 f. 65 f. 97 ff. " ) H ö r m a n n
241;
Waschnitius
147t.
s e h c 1 Volkskde. 2, 47; M o g k
E i s e 1 Voigtland
104.
,a)
Volksl.
Mythol.
280;
H ö r m a n n 243.
f.; Z i n g e r l e Tirol 1 2 8 ( 1 1 4 3 ) ; W a s c h n i t i u s 33. **) G r i m m Myth. 1, 227 ff.; E i s e 1 Voigtl. 103; Urquell 5, 134; W a s c h n i t i u s 25. 27 f. 33; vgl. 103. 116. 129. Bei den Masuren beginnt mit dem 6. Januar die Spinnstube: T e t z n e r Slaven 193. 10 °) G r i m m Myth. 1, 227. 101) S a r t o r i 245
Sitte
3, 74;
R e u s c h e l
Volkskde.
2, 48;
ZfVk. 14, 258 ff. 265 f. 274 f.; ARw. 20, 374 f.; W a s c h n i t i u s 36. 42 f. 48. 49. 51. 57 usw. Wenn die Perchtl von den Speisen kostet, gibt es ein gutes J a h r : W a s c h n i t i u s 54 (Kärnten). 102) J a h n Opfergebr. 279; ZfVk. 14, 2 6 3 . ,03 ) Z i n g e r l e Tirol 1 2 8 ( 1 1 4 4 ) ; vgl. H ö r m a n n Volksl. 242. 1M ) ZfVk. 7, 195 f. in») W u t t k e 6 9 ( 7 9 ) . :o») H ö r m a n n 2 4 2 ; ZfVk. 14, 258. 259 f. 10 ') A n d r e e - E y s n Volkskundl. 161. 103) ZfVk. 14, 259. 10 ') S a r t o r i 3, 79; F r a z e r 9, 165 ff.; F e h r l e Volksfeste 27 ff.; W a s c h n i t i u s 24. 28 f.
burg
Tirol
393;
F r a z e r
11,68.
9. So fern der Frühling noch ist, der Tiefpunkt des Winters ist doch schon überschritten, und die Gefühle der Liebe beginnen sich stärker zu regen. Im Engadin wird schon eine Art „ M a i l e h e n " vollzogen 1 2 4 ). Wenn es in Lüttich heißt, daß Ehen, die am Vorabend von D.n geschlossen sind, immer glücklich seien, so hat das wohl darin seinen Grund, daß in den vorhergehenden Zwölften nach kirchlicher Vorschrift keine Hochzeiten stattfinden d u r f t e n 1 2 S ) . Man wünscht daher am D.stage jungen Mädchen und Burschen einen guten Mann und eine gute F r a u 1 2 8 ). Die Burschen holen sich von ihren Mädchen G e b ä c k e 1 2 7 ) oder
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Dreikönigssegen
lassen sich v o n ihnen bewirten m ) . In den „heiligen D ö r f e r n " bei Ebern (Unterfranken) müssen die Mädchen einen Pfefferzelten geben, um nicht mit der Lebensrute gestrichen zu werden 1 2 S ). „ D i e lieben heiligen drey K u n i g , die machen die Dienstmaid geil", sagt Rosenpluet"»). »«) SAVk. 19, 29. «•) S a r t o r i 3, 72 A. 2. »•) BF. 3, 131. «w) SAVk. 20, 191; H ö r m a n n Volksl. 246 f.; R e i s e r Allgäu 2, 40 f. "») S c h m i t z Ei fei 1, 7; ZfVk. 14, 274. »») ZfVk. 14, 273 f. (Der Oberpfälzer Rinderhirte ließ die Maj-tinsgerte, mit der er die Herde fruchtbar machen wollte, am D.sabend kirchlich weihen). «•) Ebd. 10. A n vielen Orten wandern am D.stage die K i n d e r Lieder singend und um Gaben bettelnd v o n Haus z u Haus m ) . Im Salzburgischen zieht „ d i e P e r c h t l " in lieblicher Gestalt um 1S2 ). Gewöhnlich aber wollen die Wanderer die hl. D. vorstellen 1S3 ). In gewissen Zügen zeigen sie sich als eine mildere Gestaltung der lärmenden Fruchtbarkeitsgeister. A u c h sie müssen auf den Ackergründen herumstampfen m ) und führen den Rummeltopf, der die Geisterstimme nachahmt, mit sich 13S ). Ob aber der beständig sich drehende Stern, den einer von ihnen trägt, das nunmehr beginnende Steigen der Sonne andeuten oder beeinflussen soll, ist fraglich. Wahrscheinlich gibt er durch seine Bewegung nur an, daß er den Wanderern „ v o r a n g e h t " . A u c h K a n t o r und Lehrer sammeln, und dieser schreibt dabei die Buchstaben C + M + B an die Türen m ) . In Lienz (Tirol) singt der Organist in wunderlichem Falsettone den Hausherrn an 137 ). s . a . B a l t h a s a r , CMB, C a b a m e , Kaspar, Melchior, Genacht. m ) H ö r m a n n Volksl. 245; Zingerle Tirol 127 (1x41). 128 (1145); S c h m i t z Eifel i, 7; BF. 3, 136 ff. 143 ff. >•») H ö r m a n n 245. "*) S a r t o r i 3, 78f. 1M) H ö r m a n n 251 f. 1M) BF. 3, 171 f.; S c h n i p p e 1 Ostund Westpreußen 1, 104 f. »••) J o h n Westböhmen 32. ' " j Z i n g e r l e 128 (1147). Sartori. DreikSnigSSegen. Über die Rolle, welche im allgemeinen die drei Könige im Aberglauben spielen, s. Dreikönige 1 ). Auf Anhängern (Amuletten) sind sie schon im
460
christlichen A l t e r t u m dargestellt worden *). Frühzeitig, im 12. Jh., erscheinen sie, die Vielgewanderten, als Reisepatrone 3 ). Man ruft sie daher beim Wandern an, u m nicht müde zu werden; so heißt es in einem Grimoire (s. d.) von 1670 4 ): ,,Pour marcher sans se lasser, écrivez sur trois billets: Gaspard, Melchior, Balthazar e t c . " Die drei Zettel befestigt man unter der Kniekehle 6 ). Man bittet in einem Dreikönigszettel •) : „ D i e hl. drei K ö n i g e K + M + B + sein meine Weggesellen." Sie schützen vor Feinden, sichern gegen W a f f e n , Kugeln und ähnliche Schäden 7 ), werden in Gewehr- und Waffenstellungen angerufen 8 ) und begegnen in Himmelsbriefen, im Karlssegen und auf andern Schutzzetteln (s. d.) 9 ). Das Haus und die Haustiere schützt man durch die mit der am Epiphanientag geweihten Kreide geschriebenen Initialen C. M. B. 10 ) oder durch das Dreikönigssalz " ) . Weil die drei Könige vor Jesu anbetend niederfielen, wurden sie auch zu Helfern gegen die Epilepsie, Fallsucht. Bereits im 12. Jh. kannte man die Verse, die als A m u l e t t gegen die Krankheit getragen wurden 12 ) : -f- Melchior + Pabtizar portans hec nomina + Caspar Solvitur a morbo Christi pietate caduco. In der späteren Form l s ) : Caspar fert mirram (myrrham), thus Melcior (Melchior thus), Baptasar (Balthasar) aurum. Hec tria qui secum portabit (portant) nomina regum Solvitur a morbo domini (Christi) pietate caduco. Schon Papst Johann X X I I . (1276—77) soll die Anrufung der Dreikönige gegen Epilepsie empfohlen haben 1 4 ). Man riet, dazu noch drei Messen für die Verstorbenen lesen zu lassen 1 5 ). Ihr Name diente auch zum Schutz der Haustiere gegen Seuchen 1 6 ), ferner gegen kaltes Fieber 1 7 ). Die Dreikönige behüten vor Brand 18 ), Unwetter u ) , Dieben ao), sie geben Träume 21 ). Ganz allgemein schützt man sich durch den S p r u c h 2 2 ) : „ S a n c t i tres reges, Gaspar, Melchior, Balthasar, orate pro nobis, nunc et in hora mortis nostrae"
462
Dreililiensegen—dreizehn
auf einem Bild der Anbetung der Dreikönige, das man bei sich trägt, oder durch das in Köln, der Stadt der Dreikönige, gedruckte „sehr kräftige Gebet, welches zu Köln am Rhein in der Domkirche mit goldenen Buchstaben geschrieben stand" 2 3 ). Beim Beschlagen der Pferde spricht man dem Tier ins Ohr, um es ruhig zu halten 2 4 ): „ K a s p a r hebe dich, Melchior binde dich, Balthasar stricke dich"; der Spruch wird zur Wildstellung benutzt mit dem Schluß: „Balthasar führe dich zur ü c k " . Lat. Formel 2 5 ): Caspar te tenet, Balthasar te liget, Melchior te ducat. Die Form dieses Spruchs ist aus alten Diebssegen übernommen, welche ähnlich die drei Patriarchen nennen 2 e ), wohl unter gleichzeitiger Einwirkung des Reisesegens w ) : Caspar me ducat, Balthasar me regat, Melchior me salvet, et ad vitam eternam me perducant (15. Jh.). Auf das Darbringen des Goldes usw. durch die Dreikönige geht es zurück, daß man die Wünschelrute (s. d.) auf ihre Namen taufte: auf Kaspar um Gold, auf Balthasar um Silber, auf Melchior, um Wasser zu finden **). In einem modernen Nachdruck des Zauberbuchs „ L e véritable Dragon rouge" (s. Drache, der feurige) heißt es M ): „Plusieurs faisoient sur ces Baguettes des figures mystérieuses. Quelques-uns y gravoient des Croix; et l'on voit dans un Cabinet de Paris quatre Baguettes assez anciennes, sur lesquelles on avoit écrit, Baltazar, Gaspar, et Melchior. C'était sans doute dans la vûë d'invoquer les rois Mages, dont il est dit qu'ouvrant leurs trésors, ils offrirent des présents." Darum erscheinen sie auch im Schatzzauber des Verus Jesuitorum Libellus ®°) bzw. dem „Wahrhaften Jesuiten Höllenzwang" (s. Höllenzwang) J) Vgl. auch R G G . 2, 152; H. K e h r e r Die hl. drei Könige in Literatur und Kunst (1909) ; F. O h r t Da signed Krist (1927), 176 ff. 422 ff. 3) F r a n z Benediktionen 2, 266 ff. *) Reusch Der Index der verbotenen Bücher 1 (1883), 24. •) T h i e r s i, 357. •) Z f V k . 1 ), a m Morgen 3 1 ), bald ist d a f ü r nichts Genaueres vorgeschrieb e n S2 ). Das Dz. muß unberufen und s c h w e i g e n d 8 3 ) oder unter N e n n u n g der drei höchsten N a m e n M ) und Gebeten oder Zaubersprüchen as ), meist dreim a 1 3S ), oder unbestimmter einige Male 37 , oder an drei aufeinanderfolgenden (Frei-) T a g e n M ) , vorgenommen werden. Der K r a n k e m u ß dabei n a c k t *•) sein und mit d e m K o p f v o r a n gehen In der Richt u n g des Dz.s wird a b g e w e c h s e l t : das erstemal geschieht es v o n links nach rechts, dann von rechts nach links, darauf wieder v o n links nach rechts 4 1 ); in Mecklenburg erfolgt es r ü c k w ä r t s 42 ), bei den Deutschen P e n n s y l v a n i e n s gegen Osten (Sonnenaufgang) **). K r a n k e K i n d e r werden meist durch ihre Eltern 44 ), aber auch durch H e b a m m e 45 ), W u n d e r d o k t o r 46) oder die G e v a t t e r 4 7 ) durchgezogen; im Mecklenburgischen empfiehlt man aber, daß zwei Brüder, am besten Zwillinge, den K i r s c h b a u m spalten und das D z . vornehmen 48 j. c) W i r d der K r a n k e durch einen zu diesem Zwecke gemachten S p a l t eines B a u m e s gezogen, so muß der S p a l t nachher wieder v e r b u n d e n werden49), mit Stoff so ), mit des Kindes Hemdchen 5 1 ), mit L e h m , Erde und B a s t 62 ). So wie der S p a l t wieder zusammenwächst, heilt auch die K r a n k h e i t . Mit dem Schicksal des B a u m e s ist auch das des betr. Menschen verbunden. Es ist für ihn f o r t a n gefahrvoll, wenn der mit ihm in S y m p a t h i e geb r a c h t e B a u m abgehauen wird. Sein L e b e n geht mit dem des B a u m e s zu E n d e 5 3 ) . W e r den B a u m u m h a u t , bek o m m t die K r a n k h e i t M ) . Stirbt aber der Mensch zuerst, so geht sein Geist in den betr. B a u m über, und wird dieser B a u m einst z u m Schiffsbau tauglich und dazu b e n u t z t , so entsteht aus dem im Holze weilenden Geiste der K l a b a u t e r m a n n , d. h. der K o b o l d oder Schutzgeist des Schiffes (Rügen) ®5). Nur in Sachsen wird d a s gespaltene S t ä m m c h e n z u s a m m e n -
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gedrückt, g e b u n d e n und in fließendes Wasser geworfen, m a n c h m a l a u c h v e r graben 56 ). d) Dieses V e r f a h r e n wird a n g e w e n d e t bei b r u c h k r a n k e n K i n d e r n 87), w e n n das K i n d die englische K r a n k h e i t h a t 6 8 ) , bei R ü c k g r a t s v e r k r ü m m u n g e n M ), wenn es anfängt, schief z u wachsen ®°) oder nicht gehen lernt 8 1 ). E s ist auch g u t gegen Furunkeln 62 ), gegen L a h m h e i t M ) usw. 8 4 ). W i e bei Menschen, so wird das D z . auch bei (kranken) Tieren angewendet M ) . Nullus p r a e s u m a t pecora per c a v a m arborem a u t per t e r r a m f o r a t a m transire, heißt es in einer P r e d i g t des hl. Eligius ( t 659) 66 ). Es wurde a u c h v o n Schwangeren ausgeübt, u m d a d u r c h die Geburt zu erleichtern 6 7 ). In D ä n e m a r k k a n n sich schon ein Mädchen f ü r die Z u k u n f t leichtes Gebären sichern, w e n n es u m Mitternacht n a c k t durch die ausgespannte Geburtshaut eines Füllens hindurchkriecht M ). In alten Hänselbräuchen k o m m t es öfters vor 69), ebenso in alten Initiationsriten M ). A b e r nicht nur körperliche Schäden werden so geheilt. Im meißnischen Erzgebirge krochen in der zweiten H ä l f t e des 17. Jh. zwei j u n g e Eheleute „ d u r c h so genannte S c h l e i f - B r ä m e n / das ist Bromoder K r a t z b e e r - Z w e i g e / welche einen Bogen geworffen und wieder in die Erde gew u r t z e l t " , weil sie „ v o n einer rachgierigen D o r f f - H e x e so b e z a u b e r t / d a ß sie einander spinnefeind w u r d e n / und eins das andere ein g a n t z e s J a h r l a n g nicht ansehen konte / j a der Mann röche seine Frau mit A b s c h e u v o n f e r n e " . D u r c h diese Prozedur, g l a u b t e n sie nachher, „ w ä r e ihnen geholffen w o r d e n " 7 1 ) . V o n den H u g e n o t t e n in Friedrichsdorf bei H o m b u r g wird berichtet, d a ß sie ihre K i n d e r dreimal durch ein rundes Loch in einer h u n d e r t j ä h r i g e n Eiche zogen, ehe sie sie zur T a u f e nach H o m b u r g brachten 72 ). In Steiermark schlüpften einst zwei Bauern n a c k t durch eine gespaltene Lärche, in der Meinung, dann hexen zu können73).
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durchkriechen, dorchlauien, durchziehen
Vorbemerkung: Wichtig sind vor allem: Henri G a i d o z Un vieux rite midicale. Paris 1892 und die verschiedenen Artikel von Z a c h a r i a s in ZfVk., jetzt bequem zusammengestellt in seinen Kl. Schriften 1920. — l ) S t r a c k e r j a n i, 83; B a r t s c h Mecklenburg 2, 290 Nr. 1447; H o v o r k a - K r o n f e 1 d 1, 128; ZfVk. 23, 288 if.; H e c k s c h e r 91. 341. *) B o h n e n b e r g e r 13; F i s c h e r SchwäbWb. 5, 1114 f. *) ZfVk. 23, 291. *) P a n z e r Beitrag 2, 428; S i m r o c k Myth. 538; K o l b e Hessen 100; vgl. S a r t o r i Westfalen 71. ') B o h n e n b e r g e r 13; L a m m e r t 119 f.; P o 11 i n g e T Landshut 291; P f i s t e r Schwaben 38; R o t h e n b a c h Bern 35 Nr. 288; Schwld. 1, 72; P a n z e r Beitrag 2, 201 Nr. 349; 2, 301; S e y farth 206 f.; D r e c h s l e r 2, 278 f.; K ö h l e r Voigtland 415; J o h n Erzgebirge 109; F r i s c h b i e r Hexenspr. 68; Urquell 3 (1892), 66; A n d r e e Braunschweig 422; B a r t s c h 2, 54 Nr. 148; ZrwVk. 5 (1908), 98; 7 (1910), 59; G r i m m Myth. 3, 343; 3, 468 Nr. 923; ZfVk. 22 (1912), 131 Nr. 16; 18 (1908), 444; E. H. M e y e r Germ. Myth. 85 (durch Blitzeiche); M a n n h a r d t i, 129 f. (durch Eichenkloben, der mit Holzkeilen und Holzaxt ohne Eisen gespalten ist); D e r s. Germ. Myth. 135 f.; H e c k s c h e r 91 f. 341; G r a e s s e Preußen 1, 95 Nr. 89; W i t z s c h e 1 Thüringen 2, 196 Nr. 21; H u ß Abergl. 4. •) J o h n Erzgebirge 109; S e y f a r t h 206. ') G r i m m Myth. 2, 976; ZfVk. 23, 292. •) SAVk. 12, 152 Nr. 475; 15, 4 f . ; SchwVk. 6 (1916), 35; Bavaria 2, 255 = M a n n h a r d t 1, 32; M e i e r Schwaben 528 Nr. 484; G r i m m Myth. 3, 343; L a m m e r t 121; S t r a c k e r j a n i, 83. •) B u c h m ü l l e r Beatenberg 420; R o c h h o l z Kinderlied 336; ZrwVk. 5 (1908), 98 (Blitzbaum); ZdAltertumsges. Insterburg 10 (1907), 23. ») ZföVk. 5 (1899), 137; ZrwVk. 5, 98; H o v o r k a - Kr o n f e 1 d 1, 181. u ) B o h n e n b e r g e r 13; K l e e b e r g e r Fischbach 48 f. = B e c k e r Pfalz 136; H a a s Pommersche Sagen (1926) 119 f. Nr.224. " ) D r e c h s l e r 1, 138. " ) SAVk. 2, 260 Nr. 123; 15, 5; G r i m m Myth. 3, 463 Nr. 818; S e y f a r t h 209; E n g e l i e n u. L a h n 281; ZrwVk. 9 (1912), 3 (ao. 1602); G r a b e r Kärnten 66; M a n n h a r d t i, 237; vgl. G r i m m Myth. 2, 976 Anm. 2. " ) J o h n Erzgebirge 252; L a m m e r t 142; Seyf a r t h 207; ZfVk. 22 (1912), 131 Nr. 16 (Bernardino v. Siena) und 18 (1908), 444 (Hollen); Hovorka-Kronfeld 1, 58; K i e ß l i n g Drosendorf 16; L i e b r e c h t 15 Gervasius 170 (mit Lit.). ) W u t t k e 97 § 121; 338 § 503; R o c h h o l z Kinderlied 336; H e c k s c h e r 341. " ) ZfVk. 2 (1892), 82; 7, 42 ff.; L a m m e r t 142; B o h n e n b e r g e r 13; vgl. L e s s i a k Gicht 158, wo der Krankheitsname 'zwille' dadurch erklärt ist. ") F r i s c h b i e r Hexenspr. 45; M a n n hardt Germ. Mythen 136 (Hagedorn);
B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaub« II.
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W u t t k e 3385503; E n g e l i e n u. L a h n 269 Nr. 172; D r e c h s l e r 2, 284. " ( G r i m m Myth. 2, 976. ") B a r t s c h 1, 417 Nr. 583; 2, 321 f.; H a a s Pommersche Sagen (1926) 118 Nr. 222 (mit Abb.); ZfVk. 7 (1897), 47 (Schweden); Frankenwarte 1919, 2 ff. (Altvatereiche bei Frammersbach im Spessart) = BayHfte 10 (1923—1924), 37; Mitt. u. Umfragen z. bayer. Volksk. 2 (1895), 1 ff. (Deichbäume) ; J . H ö s e r Oberpfälz. Volksheilk. (1921), 22; S c h i l l e r Tierbuch 1, 30; Ns. 6, 149. 187; 7, 395; 25, 502; P. W a g 1 e r Die Eiche in alter u. neuer Zeit 1 (1891), 21 ff.; 2, 93. «°) Deutsche Monatsschr. 1791, 439 = M a n n h a r d t 1, 32; D r e c h s l e r 2, 278 f. " ) ZfVk. 5 (1895), 196. " ) W u t t k e 3 3 8 5 5 0 3 ; L a m m e r t 119 f. = M e y e r Aberglaube 105. " ) SAVk. 12, 152 Nr. 475; 15, 4 ! ; L a m m e r t 121; M e i e r Schwaben 2, 390 Nr. 56; Bavaria 2, 255; D r e c h s l e r 1 , 8 9 : 2 , 2 7 8 ; S a r t o r i Sitte 3, 146; M a n n h a r d t 1, 32. " ) W u t t k e 338 § 503. " ) G r i m m Myth. 3, 463 Nr. 818. »•) E. H. M e y e r Germ. Myth. 210. **) L a m m e r t 119f.; W u t t k e 3385503. ») S e y f a r t h 206. ») ZföVk. 5 (1899), 13 7*°) SAVk. 2, 260 Nr. 123; 15,5; L a m m e r t 121; S e y f a r t h 206f.; S t r a c k e r j a n 1, 83; G r i m m Myth. 3, 343; B a r t s c h 2, 54 Nr. 148; D r e c h s l e r 2, 278f.; ZfVk. 20 (1910), 149. M) SAVk. 12, 152 Nr. 475; G r i m m 3, 463 Nr. 818. *') Bavaria 2, 255 = W u t t k e 338 5 503; S t r a c k e r j a n 1, 83; G r i m m 2, 976; J o h n Erzgebirge 252; S e y f a r t h 209. 206. •') M e i e r Schwaben 2, 390 Nr. 56; G r i m m 3, 463 Nr. 818; S t r a c k e r j a n 1 , 8 3 ; K ö h l e r Voigtland 415 ; J o h n Erzgebirge 109 = S e y f a r t h 206; D r e c h s l e r 2, 278 f.; L a m m e r t 119 f. = M e y e r Abergl. 105. **) SAVk. 2, 260 Nr. 123; 12, 152 Nr. 475; 15, 5; S e y f a r t h 206; D r e c h s l e r 2, 278 f.; L a m m e r t H 9 f. " ) ZföVk. 5 (1899), 137. »•) SAVk. 2, 260 Nr. 123 (dreimal hin und her) ; S e y f a r t h 206f.; K ö h l e r Voigtland 415; Drechsler 2, 278 f.; Frischbier Hexenspr. 45. 68; M a n n h a r d t 1, 129; ZfVk. 23, 292; 3- oder 9mal: W e i n h o l d Neunzahl 36; B a r t s c h Mecklenburg 2, 322. " ) W u t t k e 338 5 503. ») G r i m m Myth. 3, 463 Nr. 818; B a r t s c h 1, 110 Nr. 418. " ) B a r t s c h 2, 321; B o h n e n b e r g e r 13; M a n n h a r d t 1, 32; ZfVk. 20, 176; Weinho1d Ritus 37. *°) L a m m e r t 119 f. = M e y e r Aberglaube 105; ZfVk. 20 (1910), 149. " ) ZfVk. 23, 289. " ) B a r t s c h 2, 110 Nr. 418. " ) F o g e l 294 Nr. 1555. " ( S e y f a r t h 206 f. «) G r i m m Myth. 3, 423 V. 135 ff. ; M e y e r Aberglaube 105; L a m m e r t 121; F r i s c h b i e r Hexenspr. 45 (2 alte Frauen). " ) ZfVk. 23, 289; M a n n h a r d t i, 129 („kluger Mann"). *') G r i m m 3, 343- **) Ebd. 2, 976; ZfVk. 23, 292; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 181. ») SAVk. 12, 152 Nr. 475; 15, 4 f.; L a m m e r t 119 f. 12t; Bavaria 2, 255; B o h n e n b e r g e r 13; 16
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durchkriechen, durchlaufen, durchziehen
L a m m e r t 121; K ö h l e r Voigtland 415; S e y f a r t h 206; G r i m m Myth. 2, 976; H e c k s c h e r 341 ; M e i e r Schwaben 2, 390 Nr. 56; D r e c h s l e r 2,278; F r i s c h b i e r Hexenspr. 68; J o h n Erzgebirge 109; Urquell 3 (1892), 66; S a r t o r i 3, 146. J o h n Erzg. 109 = S e y i a r t h 206. • l ) ZföVk. 6 (1900), m ; H o v o r k a - K r o n f e 1 d 2, 59. " ) S e y i a r t h 206 f. ; A n d r e e Braunschweig 422 ; der Lehm darf die Sonne nie gesehen haben: Darmstädter Ztg. 1923, 296 (9. Mai). ") Deutsche Monatsschr. 1791, 439 = M a n n h a r d t 1 , 3 2 ! ; P a n z e r Beitrag 2, 301; ZfVk. 21, 178; 23, 292. M ) G r i m m 3, 343; B a r t s c h 2, 54 Nr. 148; M a n n h a r d t 1 , 3 2 f. ; ZfVk. 5, 196 (Schweden). ") ZfdMyth. 2, 141 = M a n n h a r d t I, 33 = R a n k e Volkssagen 163. ") S e y i a r t h 206. •') B u c h m ü l l e r Beatenberg 420; SchwVk. 6 (1916), 35; B o h n e n b e r g e r 13; S a r t o r i 5t7fc3,i46; L a m m e r t 119 f.; P a n z e r Beitrag 2, 201 Nr. 349; P o l l i n g e r Landshut 291 ; ZrwVk. 7 (1910), 59; W o e s t e Mark 54 Nr. 4; KuhnS c h w a r t z 443 f. Nr. 440; Urquell 3 (1892), 66; S e y i a r t h 206{.; D r e c h s l e r 2, 278; K ö h l e r Voigtland 414 i. 432; J o h n Erzgebirge 109; G a ß n e r Mettersdorf 76; S t r a c k e r j a n 1 , 8 3 ; G r i m m Myth. 3, 343 ; H ö i 1 e r Volksmedizin 206. 79 ; W i t z s c h e i Thüringen 2, 196 Nr. 21. M) J o h n Erzgebirge 252 = S e y i a r t h 207 ; S t r a k kerjan i, 83; W u t t k e 338 § 503. a ) L a m m e r t 142; ZrwVk. 5 (1908), 98; Dt. Monatsschr. 1791, 439 = M a n n h a r d t 1, 32. ") S e y f a r t h 206. M) G r i m m Myth. 3, 463 Nr. 818. ") SAVk. 2, 260 Nr. 123; I 5. 5; M e s s i k o m m e r i, 177; M a n n h a r d t 1,237. '*) S t r a c k e r j a n 1 , 8 3 ; G r i m m Myth. 2, 976. •*) L a m m e r t 142 (Rachitis); ZrwVk. 5 (1908), 98 (Epilepsie); F r i s c h b i e r Hexenspr. 68 (Keile = übermäßiges Großwerden der Hoden) ; F o g e 1 Pennsylvania 283 Nr. 1492 (Anwachsen); 294 Nr. 1555 (Husten); W u t t k e 360 § 543 (Anwachsen); B a r t s c h Mecklenburg 2, 54 Nr. 148 (wenn Kinder kein 'Dägen' haben); J o h n Westböhmen 268 (gegen Verschreien) ; Zimmermann Volksheilk. 51; Huß Abergl. 4; Kießling Drosendorf 16. ") G r i m m Myth. 3, 468 Nr. 923; ZrwVk. 9 (1912), 3 (1602). ••) G r i m m Myth. 3, 402; 2, 976; M a n n h a r d t 1, 34. ") ZfVk. 12, n o i i . ; 20, 176; G r i m m Myth. 2, 976; S a r t o r i Sitte 1, 23. ™) W e i n h o 1 d Ritus 38; E.H.Meyer Germ. Myth. 67 f. **) G r i m m Myth. 2, 976; D e i s . Sagen 231 Nr. 323; E c k a r t Südhann. Sagenbuch 28; ZiVk. 11, 333. '") ZiVk. 20, 147; RhMus. 64, 468. " ) S e y i a r t h 209. ") Bull. Société de l'histoire du protestantisme iranç. 56 (1907), 288. ") ZfVk. 5, 410; 20, 168 Anm. 3. 2. E i n e andere F o r m dieser Heilzeremonie geben uns die B u ß b ü c h e r der alten
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abendländischen Kirche. D a s „ P o e n i t e n tiale P s e u d o - T h e o d o r i " (Liber P o e n . Theodori Archiepisc. Cantuariensis E c clesiae) aus dem 9. J h . verbietet den M ü t tern unter Androhung v o n 40 Tagen F a sten bei Wasser und B r o t , mit dem k r a n ken K i n d e durch a u s g e h ö h l t e E r d e zu kriechen und die Öffnung m i t Dornen zu verschließen (,,Si quis p r o sanitate filioli per foramen terrae exierit, illudque spinis post se concludit, X L dies in pane et a q u a p o e n i t e a t " ) 7 4 ) . A u c h Burchard v o n Worms ( 1 1 . J h . ) rügt diesen abergläubischen B r a u c h : „ F e c i s t i , quod quaedam mulieres facere s o l e n t " , schreibt e r 7 5 ) , „illae dico, quae h a b e n t vagientes infantes, effodiunt terram, e t e x parte pertusant eam, et per illud f o r amen pertrahunt infantem, et sie dicunt, vagientis cessare v a g i t u m ? " . Schon i m 7. J h . hat der hl. Eligius (588—659) den gleichen Aberglauben, der bei Tieren a n gewendet wurde, v e r d a m m t : „Nullus praesumat lustrationes facere, nec herbas incantare, neque pecora p e r cavam a r b o r e m vel p e r t e r r a m f o r a t a m transire, quia per haec videtur diabolo ea consecrare" 76 ). Wohl dieselbe F o r m des Brauches hat H a n s Vintler, „ B l u m e n der T u g e n d " ( 1 4 1 1 ) , im A u g e , wenn er s a g t : ,,do send ettlich der a m m e n / die selben nement die jungen kind / d o sy erst geporen synd / und stossends durch, ain hole / . . . " " ) . Diese altertümliche F o r m des D.s, der Gang unter den Rasenstreif e n als Heilritus 7 8 ) (s. Rasen), f i n d e t sich auch noch in heutiger Zeit: I m polnischen Oberschlesien rät man, ein K i n d , das K r ä m p f e hat, dreimal durch ein in den R a i n quergegrabenes Loch zu ziehen 79 ). Im Norden erfolgt dies auf dem K i r c h h o f e : Ist ein K i n d krank, durch den Blick einer Hure getroffen, so schneidet man aus einem neuen Grabe drei R a s e n stücke, stellt zwei lotrecht, das dritte wagrecht über sie, so, daß ein Loch gebildet wird (T T), durch welches d a s K i n d gezogen wird 8 0 ). Ein einzelnes R a senstück mit Loch, an einem P u n k t e ausgegraben, wo die Felder v o n vier v e r schiedenen Besitzern zusammenstoßen,
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durchkriechen, durchlaufen, durchziehen
tut ebenfalls gute Dienste 8 1 ). Ein Segen aus der Mark Brandenburg lautet: Ich stecke meine Hand durch die Lehmwand Und bitte iür mein Quarrband ( = Knacken im Ellenbogen) M ). '*) W a s s e r s c h 1 e b e n 5 9 7 § i 6 ; F r i e d b e r g 28; vgl. G a i d o z 21 ff.; Z f V k . 22 (1912), 131 Nr. 16 (Bernardino v. Siena); S e y farth 208; F i s c h e r Angelsachsen 40. ") W a s s e r s c h i e b e n 662 c. CLXV; F r i e d b e r g 99 Nr. 4 1 ; G r i m m Myth. 3, 410; 2, 976. " ) G r i m m Myth. 3, 402. " ) Ebd. 2, 976; 3, 423 V. 135 ff. '") Z f V k . 20, 148 f.; 2, 49 f. " ) D r e c h s l e r 2, 307; vgl. H ö f 1 e r Volksmedizin 42; S 6 b i 11 o t FolkLore 1, 205 f. M ) Z f V k . 7, 43; 11, 327; 16, 317 f. " ) Ebd. 11, 327. " ) Ebd. 1, 196, 1; 7, 289 Nr. 2 (Katzenloch).
3. Sehr häufig werden durchlöc h e r t e S t e i n e (s. a. Stein) für das Dk. benutzt. In Urkunden sind solche oft erwähnt 8 3 ). Sie heißen da und dort „ N a d e l ö h r " 8 4 ) : ,,. . . nadelöhr est lapis perforatus in locum arboris olim excavatae in media silva venatoribus ob ferarum silvestrium copiam frequente a Mauritio Hassiae landgravio ad viam positis, per quem praetereuntes joci et vexationis gratia proni perrepere sol e n t " K ) . Aber noch heute lebt dieser Brauch. In der Verenaschlucht bei Solothurn befindet sich in der östl. Felswand ein ungefähr faustgroßes, nicht sehr tiefes Loch. Wenn man durch dasselbe einen kranken Finger steckt, so wird er nach dem Volksglauben geheilt. Das Mittel ist schon so oft versucht worden, daß das Gestein an der Stelle ganz abgescheuert ist 86 ). Im dt.-frz. Grenzsprachgebiet zwischen Courgenay und Pruntrut im Berner Jura ist ein durchlöcherter Stein. Wer durch das Loch kriecht, wird von der Kolik geheilt 87 ). Solche 'natürliche' Löcher und Höhlen standen auch anderwärts in hohem Ansehen. Panzer M ) z. B. berichtet von einem Fels oberhalb Abbach a. d. Donau, Teufelskanzel genannt, durch dessen Loch man gegen Kreuzweh oder Leibschaden schloff („bögelte") usw. Beliebt sind auch L ö c h e r i n H e i l i g e n g r ä b e r n , in die hinein man den kranken Körperteil steckt, oder durch die man kriecht: In St. Jost am
Bürgen (Kt. Nidwaiden) befindet sich im Altar hinten ein links verlaufender Schacht, in welchen die Wallfahrer den Kopf stecken, um vom Kopfweh geheilt zu werden 89 ). In weitem Umkreis berühmt war das Grab des h l . M o r a n d M o n. im Sundgau. Die am Boden liegende Sandsteingrabplatte hat zwei runde Löcher, ,,tam ampla ut caput hominis quantum vis magnum per illa inseri in subjectum spatium possi, et vero frequentissime soleat, ab impetrare cupientibus per Sancti viri intercessionem beneficium quodlibet; praecipue tarnen levationem doloris, caput cruciantis" 9 0 ). In der der hl. Corona geweihten Wallfahrtskirche zu Koppenwall (an der uralten Weinstraße in der Nähe von Landshut) wurde 1626 durch Pfarrer Siber von Pfaffendorf ein S c h l u p f a l t a r errichtet. Derselbe ist so eingerichtet, daß man quer unter der Mensa dk. kann, und es schlüpften vor Zeiten Männlein und Weiblein hindurch, um sich Hilfe bei Kreuzweh oder Schutz vor demselben zu erbitten. Dabei trugen die Leute einen Gürtel von Bronzeschienen und eiserne „ T a t z e n " an den Fingern. 1836 bezeichnete ein bischöfl. Visitationsbericht diesen Brauch als „ U n f u g " 91 ). Gegen Rückenschmerz wird weiter prophylaktisch das ausgehöhlte Grab des h l . O t t o , Abtes von Banz, durchkrochen 92), in Würzburg früher jenes des hl. K i l i a n 9 3 ) . Berühmt ist die Felsspalte der Falkensteinkapelle: In ihr soll sich der h l . W o l f g a n g längere Zeit aufgehalten haben. Die Pilger schlüpfen durch sie hindurch, in der Meinung, ihre körperlichen Leiden oder ihre Sünden zu verlieren M ), Schwangere tun es, um glücklich entbunden zu werden 95 ). Auch in Freising schloffen die Gläubigen im Dome durch einen Bogen (der 1708 abgebrochen wurde), wenn sie Rückenschmerzen hatten 98). In der katholischen Kirche zu Stappenbeck befand sich ein M a u e r l o c h ; wenn ein Kranker dadurch kroch, so wurde er augenblicklich gesund. Allein als man auch einmal krankes Vieh hindk. ließ, um es gesund zu machen, da hörte das Wunder auf, und man mauerte das Loch endlich zu 97 ). Die Beispiele 16*
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ließen sich leicht vermehren* 8 ). Hier sei nur noch erwähnt, daß bei den Südslaven W a h l b r ü d e r s c h a f t dadurch abgeschlossen wird, daß die Pilger sich durch einen Stein mit einer engen Öffnung im Kloster des hl. Johannes von Rila drücken. Infolge der engen Öffnung des Steines und des ungleichen Leibesumfanges der Pilger wird es vielen oft schwer. In diesem Falle reicht die Person, die schon hindurchgekommen ist, der andern, die es nicht vermag, die Hand zur Hilfe* 9 ). In England, Dänemark und auch außereuropäischen Ländern diente das Dk. durch eine Höhle oder einen durchlöcherten Stein in einer Kirche als eine A r t G o t t e s u r t e i l zur Rechtfertigung einer ungetreuen Frau und zur Feststellung der Keuschheit eines Mädchens 10°). Das Ursprüngliche wird wohl die Erleichterung der Geburt gewesen sein. Ritter Arnold von Harff erzählt in seiner Pilgerfahrt (1496—1499) S. 25: „ I t e m zv vnser lieuver vrauwen schola greca (in Rom), da steyt eyn steyn hait Virgilius gemaicht in hauende eyn loch mit eyns lewen figuyr. wer dar in invurtzijden sijnen vynger staich ind valsch oirdel swor dem veylen die vynger aeff. der steyn hayt sijne krafft verloeren van eynem valschen wijue." ") G r i m m Myth. 2, 976; vgl. a. G a i d o z 25 f f . " ) Z e d i e r Universalis*. 23, 332 = G r i m m DWb. 7, 255; H e ß l e r Hessen 1, 38 (mit A b b . ) ; K o l b e Hessen 92 f f . ; Mein Heimatland 7 (Hersfeld 1925), 7 (mit A b b . ) ; W o l f Beiträge 1, 241 Nr. 489; vgl. Z f V k . 16, 316 f. •») P a u l i H e n t z n e r i Itinerarium. Breslau 1617, p. 5 = G r i m m Myth. 2, 976. ••) S A V k . 3, 58. "') Geogr. L e x . 1, 553 (Abb.) ; Dictionnaire d'Anecdotes Suisses (Paris 1823), 371. m) Beitr. 2 , 5 6 f . 428; vgl. G r i m m Myth. I, 536; 2, 796; 3, 185; S e p p Altbayr. Sagenschatz 87 ff. Nr. 28; 101 Nr. 33; K i e ß l i n g Drosendorf 16 f. ; S é b i 11 o t Folk-Lore 1, 356; 2, 86; 4 , 4 8 3 . m ) S A V k . 7, 66; vgl. auch L û t o l f 270 Nr. 209; R o c h h o l z Sagen 2 , 2 9 1 . *°) A A . S S . Jun. I, p. 340 = S A V k . 8, 221 f. Anm. 12 (Abb.). " ) P o l l i n g e r Landshut 277 f.; P a n z e r 2, 430 f.; 2, 48; Quitzmann 279 (wo noch weitere Fälle) ; K o l b e Hessen 100 ff. ; V i o l l e t - l e - D u c Dictionnaire raisonné 8, 37. " ) L a m m e r t 269; Jahrb. 1917 des Histor. Vereins Bamberg (1918), 69 bis 80; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 283. ") L a m m e r t 269. •*) A n d r e e - E y s n Volkskundl. 9.ff. (mit Abbildung und weitern,
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a u c h außerdeutschen Parallelen); Z f V k . 12, i n f. ••) P a n z e r 2, 431. ••) L a m m e r t 269 = H o v o r k a - K - r o n f e 1 d 2, 283; B a v a r i a 1, 465. " ) K u h n - S c h w a r t z 129 Nr. 148; vgl. H a a s Pommersche Sagen (1926), 1 1 8 f. Nr. 222. M ) Vgl. außer der bisher erwähnt e n Literatur noch S 6 b i 11 o t Folk-Lore 4, 58 ff. 157; ZfEthn. 1909, 674; Z f V k . 12, 1 1 0 ; 15, 92; 16, 316; 20, 166; A R w . 4, 188; B a v a r i a 4, 220; JbhistVk. 1 (1925), 97; G a i d o z 35 ff. m) C i s z e w s k i Künstl. Verwandtschaft 4 f . ; l Z f V k . 20, 149. ) Z f V k . 16, 316 f.; 20, 169. 178; vgl. S t r a c k e r j a n i , 97; Kuhn Mark. Sagen 384 Nr. 62.
4. Die Stelle eines natürlichen oder eines künstlich geschaffenen Loches, durch das der Kranke durchkriecht oder durchgezogen wird, vertreten an manchen Orten gewisse Gegenstände oder Geräte. a) In der böhm. Schweiz wird ein Strahn G a r n von einer Person gehalten und ganz ausgestreckt. Eine zweite Person hält das kranke Kind. Sie stecken nun das Kind durch den Strahn, wechseln dann Strahn und Kind, worauf der Strahn umgekehrt wird. Das wird dreimal wiederholt. Wer den Strahn zuletzt hat, der muß ihn hinaustragen, dreimal darüber spucken, wobei ein Spruch (Verwünschung) gesagt wird, und endlich den Strahn an einen Zaun hängen; darauf wird ein Vaterunser gebetet. Während des ganzen Vorganges müssen beide Personen schweigen. Auch darf die Hereinkommende nicht sofort zum Kinde gehen und eine Zeitlang nicht sprechen 101 ). In der sächs. Schweiz steckt man das von Krämpfen behaftete Kind an der Ecke der Ofenbank durch einen zu einer sog. „Henkerschlinge" („Hängeschlinge") geschlungenen Garnstrahn oder durch ein ebenso verschlungenes Gürtelband hindurch 102), während man in Old. dazu ein Stück rohes ungewaschenes Garn, wie es einem Tonnenreif ähnlich von der Haspel kommt, benutzt. Man fügt dort wohl hinzu, daß man hernach dreimal eine Feuerkohle hindurchwerfen, dann dreimal durchspucken und endlich das Garn unter einen Stein legen und dort verfaulen lassen müsse. In der Regel kommt nur das erstere vor 1 0 3 ). Gewöhnlich wird das Kind, wenn es beschrieen ist oder viel schreit, durch unausgekochtes Garn ge-
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z o g e n 104 ). D a s M i t t e l w i r d auch bei j u n gen S c h w e i n e n und a n d e r m V i e h geb r a u c h t l o s ) . In Old. kriechen a u c h beh e x t e e r w a c h s e n e P e r s o n e n d u r c h ein S t ü c k G a r n u n d n e h m e n darauf n o c h e t w a s E r b s i l b e r ein 1 0 6 ). b) In der G e g e n d v o n G ö d i n g (Mähren) e r b i t t e t sich ein m i t L u n g e n s u c h t B e h a f t e t e r in neun H ä u s e r n Mehl m i t der A u f f o r d e r u n g : „ G e b t mir e t w a s K o r n m e h l " , u n d e n t f e r n t sich, ohne zu d a n k e n . D a n n h o l t er sich v o n neun B r u n n e n W a s s e r u n d b e r e i t e t m i t b e i d e m einen K u c h e n , der in der Mitte ein großes L o c h h a t . D u r c h diesen K u c h e n z i e h t er sich n u n h i n d u r c h , t r ä g t ihn d a r a u f an einen K r e u z w e g , w o ihn die H u n d e fressen und so die L u n g e n s u c h t auf sich nehmen 107 ). Ä h n l i c h b e h a n d e l t m a n in Ostp r e u ß e n ein K i n d , d a s an englischer K r a n k h e i t l e i d e t : M a n z i e h t es d u r c h das in einen g r o ß e n K u c h e n v o n R o g g e n m e h l g e m a c h t e L o c h h i n d u r c h , t r ä g t es d r e i m a l u m die K i r c h e u n d h a u c h t dreimal in d a s S c h l ü s s e l l o c h der K i r c h e n t ü r 108 ). c) V e r b r e i t e t ist a u c h das D z . z w i s c h e n den S p r o s s e n einer L e i t e r . E s w i r d (meist dreimal) namentlich a n g e w a n d t , w e n n d a s K i n d viel schreit oder gefallen i s t 1 0 9 ) . In der R h e i n p f a l z s t e c k t m a n K i n d e r g e g e n das „ A n w a c h sen" (Rippenfellentzündung) dreimal d u r c h die S t u h l b e i n e oder d u r c h Leitersprossen, w o b e i die drei h ö c h s t e n N a m e n u n d die f o l g e n d e F o r m e l ausg e s p r o c h e n w e r d e n : „ N . N., hast d u ' s A n w a c h s e n , so soll es w e i c h e n v o n deinen R i p p e n , w i e Jesus v o n den K r i p p e n " n o ) . D o c h k o m m t es a u c h bei g a n z anderer Gelegenheit, i m H o c h z e i t s b r a u c h , v o r : Bei den h a n n ö v e r i s c h e n W e n d e n werden, w e n n der h o c h z e i t l i c h e Z u g v o r das H a u s des B r ä u t i g a m s k o m m t , ein p a a r Sprossen einer W a g e n l e i t e r h e r a u s g e n o m m e n , und w i r d die B r a u t , auf d e m B r a u t s t u h l e sitzend, h i n d u r c h g e z o g e n , und so ins H a u s getragen l u ) . d) E b e n f a l l s b e i m Hochzeitsbrauch findet sich das Dz. durch einen K o r b , v o n d e m die R e d e n s a r t „ e i n e n K o r b g e b e n oder b e k o m m e n " f ü r A b w e i s u n g b e i der W e r b u n g sehr w a h r -
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scheinlich h e r z u l e i t e n ist 1 1 2 ). I m L u x e m b u r g i s c h e n w a r es f r ü h e r S i t t e , einen b o d e n l o s e n K o r b auf den K o p f des a b g e wiesenen Freiers zu stülpen. Der K o r b fiel n a t ü r l i c h bis z u seinen F ü ß e n , u n d d e r Verschmähte war wirklich durch den K o r b g e g a n g e n , w i e es die R e d e n s a r t „ E K u o r e f k r e e n " (einen K o r b kriegen) u n d „ D u r c h de K u o r e f f a l e n " ( d u r c h d e n K o r b fallen) a u s s a g t 1 1 3 ) . W e n n in der E i f e l ein B u r s c h e n i c h t seine f r ü h e r e G e liebte h e i r a t e t e , so n a h m m a n e i n e n K o r b ohne B o d e n , u n d die B u r s c h e n z o g e n d a s M ä d c h e n u n d die M ä d c h e n d e n j u n g e n M a n n d u r c h denselben, i n d e m sie i h m d e n K o r b über den K o p f steckten. Das hieß m a n „ k ö r b e n " 1 1 4 ). B e s o n d e r s i n t e r e s s a n t •ist der V o r g a n g i m B e r g i s c h e n (an der A g g e r ) : M o c h t e dieser oder j e n e r T e i l ein V e r h ä l t n i s gelöst h a b e n oder v e r l a s s e n w o r d e n sein, so m u ß t e v o r E i n g e h u n g eines n e u e n V e r h ä l t n i s s e s die „ D r ü h w ä s c h " ( T r o c k e n w a s c h u n g ) erfolgen, w o bei der J ü n g l i n g d u r c h einen b o d e n l o s e n „ K r a t " k r i e c h e n m u ß t e , die J u n g f r a u a b e r d u r c h d e n „ D r ü g e l s d u e k " (langes H a n d t u c h , dessen E n d e n z u s a m m e n g e b u n d e n w a r e n ) g e z o g e n w u r d e . A u f diese W e i s e w u r d e ein e t w a i g e r sittlicher M a k e l , der a m J ü n g l i n g oder der J u n g f r a u h a f tete, feierlich e n t f e r n t l l s ) . Ist der folg e n d e E m m e n t h a l e r B r a u c h ein l e t z t e r R e s t dieses R i t u s ? : W e n n ein K a l b die S u c h t h a t , so soll m a n i h m g e l b e W i d l i ( W e i d e n r u t e n ) u m den L e i b b i n d e n u n d diese d r e i m a l dz. 1 1 8 ). e) W e n n das K i n d die englische K r a n k heit h a t , so s e t z t m a n in O s t p r . D o n n e r s t a g a b e n d s einen S t u h l z w i s c h e n z w e i E i m e r u n d zieht das K i n d d u r c h die B ü g e l der E i m e r über den S t u h l und d r e h t d a n n S t u h l u n d E i m e r um, m a c h t d a s G a n z e d r e i m a l , s e t z t d a n n das K i n d in einen S c h r a n k und b e t e t ein V a t e r u n s e r o h n e A m e n 1 1 7 ). f) U m g e k a u f t e H ü h n e r b e i m H a u s e z u e r h a l t e n , t r ä g t m a n sie in die S t u b e , s t r e c k t ein B e i n u n t e r den T i s c h , z i e h t sie z w i s c h e n B e i n u n d T i s c h h i n d u r c h u n d w i r f t sie d a n n d u r c h s F e n s t e r (Bö), oder m a n s t e l l t d a s rechte B e i n auf die S c h w e l l e des H ü h n e r s t a l l e s u n d s c h i e b t
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das H u h n mit einem Spruch dreimal darunter durch ( B a d . ) 1 U ) . Mecklenburger Weiber lassen abends kränkliche K i n der zwischen ihren Beinen h i n d . k . 1 1 8 •). A u c h neueintretende Dienstboten krochen im Erzgebirge (um 1787) durch die Beine ihrer Dienstgeber ; bei den Elsten kriecht die F r a u in der Hochzeitsnacht zwischen den Beinen des schlafenden Mannes durch, ohne daß er etwas merkt, um sich die kommende Geburt zu erleichtern l a o ), beides deutliche A d o p t i o n s r i t e n . Im württembergischen Oberamte Aalen schlüpfen die Schüler an F a s t n a c h t dem Lehrer durch die Beine, und jeder erhält dabei einen Schlag aufs Gesäß m ) . Eine verhexte Flinte wird in Westböhmen dadurch entzaubert, daß • man sie „ m i t der L a u f m ü n d u n g voraus v o n hinterher durch die Beine um den rechten F u ß h e r u m s t e c k t " 1 2 2 ) , und bei den Angelsachsen wurde der Hasel- oder Holunderstock, auf welchen zur Krankheitsübertragung der Name des K r a n k e n mit seinem B l u t geschrieben war, durch die gespreizten Beine in fließendes Wasser geworfen 123 ). Durch die gespreizte'n Beine des Teufels muß der dem Teufel Verschriebene Wasser holen 1 2 4 ). Ahnlich geht man im Erzgeb. vor, damit die Hühner die Eier nicht verlegen: Man macht an Fastnacht ein Nest aus Stroh, steckt es dreimal durch die Beine und spricht: „ B l e i b beim Haus, wie's Bein beim L e i b " 12S ).
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Männer h o s e , einen Frauen r o c k oder ein ( l e m d , dann verlauft sich keines der Tierchen und alle bleiben hübsch beisammen m ) . D a s Hindurchgehenlassen des A d o p t a n d e n durch ein Hemd u. dgl. findet sich bei den alten Adoptionsriten sehr h ä u f i g 1 3 0 ) . Ein andauernd schreiendes K i n d wurde auf der Lüneburger Heide um Mitternacht schweigend durch das linke Bein einer Männerhose oder Männerunterhose gezogen m ) ; ist es in Oststeiermark ein Mädchen, erfolgt das D. dreimal durch den Unterrock der Mutter, bei einem K n a b e n durch des Vaters „ H o s ' n b ü r g l " 132 ).
g) W e i t v e r b r e i t e t ist der Brauch, Hühner, damit sie fleißig legen und vor dem Weih geschützt sind, am K a r f r e i t a g morgen durch einen hölzernen R e i f laufen zu lassen 13S ). Bei den Gräkowallachen wird das einzige Kind, k a u m geboren, durch einen eisernen Reifen gezogen oder leichter mit dem eisernen Dreifuß in Berührung gebracht, damit auch seine Glieder eisenstark w e r d e n 1 M ) ; gegen Krankheit zieht man sie im Norden durch eine hölzerne Schleife 1 S 5 ). Die Südslaven ziehen die Kreißende durch einen Reif, der v o n selbst von einem Bottich oder einem F a ß e abgesprungen ist 1 3 4 ). Das D. durch ein geschlossenes G a r b e n b a n d hilft gegen Fallsucht. Man hütet sich deshalb, ein Garbenband, das beim Dreschen von der Garbe gelöst wird, geschlossen liegen zu lassen, es muß sofort aufgerissen werden, damit einem Das Dk. zwischen Beinen kann aber nichts „ p a s s i e r t " und man nicht die falauch verhängnisvoll sein: es hindert lende K r a n k h e i t b e k o m m t 1 3 7 ) . Im Orteisdas weitere W a c h s t u m der Kinder, die burger Kreise ist es üblich, daß der vordurch jemandes Beine gekrochen sind derste Schnitter dem letzten das letzte l24 (s. schreiten über und unten § 6a) ). Bündel Ä h r e n zusammenbindet, das Die Rockenphilosophie überliefert: Wenn man pep (Nabel) nennt und um das (in einer Frauen ein Hund durch die Beine Stoppeln) der letztere nun sicheln muß, 127 läuft, so schlägt sie der Mann ). Auf ohne den pgp zu verletzen. A u c h wird er der kleinen Insel Laes0 zieht man Kinder gezwungen, durch den pgp hindurchzuunter dem Arm einer Leiche kriechen 138 ). Bei der Heuernte schlüpft d u r c h . Ein Mann erzählte, daß in derman in Münzesheim (Baden) unter den selben Nacht, in der sein Schwager gestorben war, drei Kinder unter den A r - . zuerst zu schneidenden H a l m e n durch, um K r e u z w e h zu v e r h ü t e n 1 3 9 ) . Gegen men der Leiche hindurchgezogen worden Anwachsen steckt man ein K i n d durch seien, und daß es geholfen habe 128). ein P f e r d e k u m m e t 1 4 0 ) ; steckt Bevor man die junge Brut das erstemal man den K o p f dadurch, so sieht man die ins Freie läßt, schüttet man sie durch eine
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U r s c h e l 1 4 1 ) ; durch die Speichen eines Wagenrades beobachtet man die wilde J a g d 1 4 2 ). Nach Caesarius v. Heisterbach erklärte eine Jüdin ihrer getauften Tochter, sie wisse ein Mittel, wodurch sie die Taufe aufheben könne: „ E g o tribus vicibus te sursum traham per foramen latrinae (s. Abort I, 94), sicque remanebit ibi virtus baptismi t u i " 1 4 3 ). U m die jungen Gänse gegen Krankheit und Behexung zu schützen, nimmt man in der Mark Brandenburg einige Federn •aus ihrem Schwänze, einige aus dem Brutneste und einige Daunen von den A l t e n und wirft sie ins Kohlenfeuer, über dem man die Jungen in einem Siebe schwenkt. Dann steckt man sie durch •die Öffnung eines P f e r d e s c h ä d e l s ^s. d.) oder durch das Astloch eines Eichenklobens 1 4 4 ). g) Läßt in Waldeck ein Kind den Speichel fließen, so bringt man seinen Mund mit dem Maul eines Esels in Berührung, steckt es dann dreimal u n t e r d e m L e i b d e s E s e l s durch und läßt es darauf reiten 1 4 5 ). Leidet ein Kind in Schweden a n Husten oder Schleim in der Brust, so jnuß es dreimal unter einem Hengste oder Widder durchgeführt werden 1 4 6 ). "») S e y f a r t h 207. «") Ebd.; G r o h m a n n 132 Nr. 966. 103 ) S t r a c k e r j a n 1, 444 § 240; 375 § 2 i i , a; 447 §245. "«) G r i m m Myth. 3, 468 Nr. 926; G r o h m a n n 112 Nr. 832; ZfVk. 2i, 156; ZrwVk. 5 (1908), 99; K u h n - S c h w a r t z 410 Nr. 157 (Zwölften.garn, links herum gesponnen); Rothenb a c h Bern 16 Nr. 70. l05 ) S e y f a r t h 207; K n o o p Hinterpommern 172 f.; W u t t k e 282 § 413. 10 ') S t r a c k e r j a n 1, 448 § 245, c. ">') H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 59; ZfVk. 7, 52 f. = W e i n h o l d Neunzahl 29; B o e c l e r Ehsien 60. ""l W u t t k e 338 § 503. "•) Ebd. 391 § 597; 338 § 503; P l o ß Kind 2, 37; B a r t s c h Mecklenburg 2, 51 Nr. 123; "VV i r t h Beiträge 2—3, 9 . 1 0 ; D r e c h s l e r 1, 210; A n d r e e Braunschweig 292; Kuh nS c h w a r t z 410 Nr. 1 5 7 ; Z i m m e r m a n n Volksheilk. 66. 110 ) P l o ß Kind 1, 527; W u t t k e 338 § 503; A n d r e e Braunschweig 422; L a m m e r t 139; ZrwVk. 2 (1905), 182; K u h n Mark. Sagen 383 Nr. 58. Unter Leiter durchgehen bringt Unglück: F o g e l Pennsylvania 104 Nr. 434. l u ) K u h n Mark. Sagen 361 = W u t t k e 373 § 566; B ä c h t o 1 d Hochzeit 1, 61. ««) Vgl. B ä c h t o 1 d Hochzeit 1, 55 ff. 1I8 ) L a F o n 1U taine r45. ) S c h m i t z Eifel 1, 52
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= DWb. 5, 1805. 1 1 5 ) M o n t a n a s Volksfeste 82 = ZfVk. 10, 163. " • ) SAVk. 1 5 ( 1 9 1 1 ) , 8; vgl. verschiedene (Hänsel-)Bräuche: ZfVk. n> 333: ZrwVk. 2 (1905), 279 (Howanneln). UT ) l ' o e p p e n Masuren 52 = Wuttke 338 § 503; F r i s c h b i e r Hexenspr. 45. •») W u t t k e 431 §676; 338 §503; 381 §580; G r i m m Myth. 3, 441 Nr. 195 (aus der Rokkenphilosophie); 3, 474Nr. 1 0 6 1 ; L i e b r e c h t ZVolksk. 356; J o h n Erzgebirge 233; J o h n Westböhmen 256; M e y e r Baden 17 (das Neugeborene wird unter dem Tisch durchgezogen, damit es bescheiden werde). u , i ) ZfVk. 20, 158. " • ) G r i m m Myth. 3, 451 Nr. 501. l t t ) B o e c 1 e r Ehsien 47 f. l s l ) S a r t o r i 3, 94 Anm. 16; P a n z e r Beitrag 2, 250; K ü c k - S o h n r e y 54. "«) J o h n Westböhmen 324. 1 , a ) F i s c h e r Angelsachsen 39. 1 M ) S c h ö n w e r t h 3, 53 f. " ' ) W u t t k e 4 3 0 5 6 7 4 ; J o h n Erzgebirge 190; M e y e r Baden 4 1 3 ; D r e c h s l e r 2, 94 § 461. 1 " ) J o h n Erzgebirge 56; Alemannia 38 (1905), 304. l m ) 361 Nr. 19 = Grimm Myth. 3, 441 Nr. 206. 128) Dania 3, r4 = ZfVk. 16, 3 1 7 f. m ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 129; B a r t s c h Mecklenburg 2, 157 Nr. 724 (dann kann sie die Krähe nicht sehen und also auch nicht wegnehmen); 2, 156 (junge Ferkel); D r e c h s l e r 2 , 9 0 ; R o t h e n b a c h Bern 36 Nr. 297, vgl. 35 Nr. 285; B o h n e n b e r g e r 1 7 ; E b e r h a r d t Landwirtschaft 20 (neugekauftes Huhn); Knoop Hinterpommern 172 f. 1 M ) ZfVk. 20, 144 ff. (mit lal wichtiger Literatur). ) Kück Lüneburger Heide 8. 1 M ) F i s c h e r Oststeierisches 1 1 6 . 1M ) M e y e r Baden 4 1 1 . 4 1 3 ; F r i s c h b i e r Hexenspr. 130; S e l i g m a n n Blick 2, 60. »«) ZfVk. 4, 143. '«) Ebd. 7, 48 ff. (mit Abb.); vgl. B o h n e n b e r g e r 14 (krankes Vieh). " • ) K r a u ß Sitte u. Brauch 540 = ZfVk. 12, 1 1 2 . lin ) H ö h n Volksheilkunde 1, 132. Im Hohenzollernschen hängt man beim Dreschen ein Garbenband aus Stroh oder Weide zusammengewunden vors Scheunentor. Wenn ein Epileptiker durchschlüpft, geht die Krankheit auf den Besitzer der Scheune über (mündlich von Geh. Rat. Dr. K . Fecht, Freiburg i. Br.). 1M ) T o e p p e n Masuren 9 5 = S a r t o r i 2, 84. ,3») M e y e r Baden 426; Zimmerm a n n Volksheilk. 22. 140) F o g e l PennU1 sylvania 277 Nr. T455. ) M e i e r Schwaben I, 6.8. = E . H . M e y e r Germ. Myth. 285; vgl. G r i m m 2, 958; 3, 484 Nr. 167; 1896 verlangte ein russischer Bauer, daß alle Weiber durch ein Kummet kröchen, um zu sehen, welche von ihnen die Hexe sei: L ö w e n s t i m m Aberglaube 83. , u ) B e c h s t e i n Thüringen 1, 64 Nr. 43; vgl. M a n n h a r d t Germ. Mythen 134. 1 1 3 ) Dialogus 2, 26 = ZfVk. 1 7, 3 r 5- 14< ) K u h n Mark. Sagen 381 Nr. 40 = W u t t k e 432 § 677. 145 ) C u r t z e Waldeck 380 = W u 1 1 k e 327 § 486. »«) ZfVk. 7, 53 = 12, i t 2 ; F r a z e r i r , 1 9 2 1 .
5. Wenn eine K u h zum erstenmal gekalbt hat, so muß in Schlesw.-Holst. eine
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durchkriechen, durchlaufen, durch riehen
reine J u n g f r a u u n t e r ihr d k., und zwar stillschweigend, so steht sie gut 1 4 7 ). In Lauenburg geschieht dasselbe, oft schon vor dem Kalben, durch einen Knaben oder das Milchmädchen; dann schlägt sie nachher nicht beim Melken 148 ). Die 'Pogg* (Geschwulst) wird unter Hersagen eines Zauberspruches dreimal übers Kreuz bestrichen, während eine reine Jungfer (ein unschuldiges Mädchen) unter dem Bauche des kranken Tieres hindurch- und wieder zurückkriecht 149 ). Schlüpft man der K u h zwischen den Vorderfüßen durch, verliert sie kein Horn 18°). Beim Entwöhnen wird das junge Tier dreimal unter der Mutter hinweggezogen 1S1 ). " ' ) S c h ü t z e 2, 313 = Z f V k . 24, 61 Nr. 16; vgl. 20, 168 Anm. 148) W. 443 § 697; B a r t s c h Mecklenburg 2, 145 Nr. 655. "•) F r i s c h b i e r Hexenspr. 81 Nr. 6. 1M ) G r i m m Myth. 3, 455 Nr. 619 (ao. 1787). l u ) J o h n Erzgebirge 227.
6. Z u f ä l l i g e s Dk. kann von schlimmen Folgen begleitet sein. a) Wenn ein Erwachsener ein K i n d z w i s c h e n seinen B e i n e n d u r c h l a u f e n läßt oder über dasselbe hinwegschreitet (s. schreiten über u. oben § 4f.), so wächst das Kind nicht mehr 1 5 2 ); um das zu vermeiden, muß es wieder zurückkriechen oder muß man wieder über das Kind zurückschreiten 153 ). Aus dem gleichen Grunde, oder weil es sonst ein Dieb usw. wird, darf man kleine Kinder nicht unter einer Wagendeichsel dk. lassen 154) und nicht zum Fenster hinausreichen. T u t man es dennoch, so muß man sie auf demselben Wege wieder zurücknehmen 165 ). Es ist überhaupt von Schaden, wenn man d u r c h s F e n s t e r geht oder etwas dadurch gibt: steigt ein Familienmitglied durchs Fenster, so schwindet der Segen des Hauses, ebenso wenn man Geld oder Brot durchs Fenster reicht 1 B 8 ). Zieht jedoch ein Gewitter herauf, schüttet man Weihwasser durchs Fenster 1S7 ), und wer am Vorabend des hl. Johannes d. T. dreimal durchs Fenster springt, ist vom 'Fröiara' (kaltem Fieber) frei (Westböhmen) 1S8). b) Auch eine S c h w a n g e r e darf nicht unter etwas d k., z. B. nicht unter
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einer Wagendeichsel oder unter Waschleinen oder durch einen Zaun, sonst kann sie nicht gebären (Schi., Thür., Bay., Brand., Schw.); denn die Nabelschnur verwickelt sich 1 M ). Geht sie unter dem Halse eines Pferdes durch, so wird, wie das Pferd den Halfter, das Kind die Nabelschnur um den Hals haben (Old.) IJ0 ). Ursprünglich scheint jedoch das Dk. unter einem Tier als fruchtbarkeitsfördernd und geburtserleichternd betrachtet worden zu sein, wie Zachariae durch interessante und alte Beispiele aus dem Orient belegt 1 8 1 ). c) Wenn ein F u d e r mit Roggen auf der Hausdiele steht, darf niemand unter dem Wagen dk., sonst wird mit dem nächsten Wagen umgeworfen. Hat es dennoch jemand getan, so muß er auf demselben Wege wieder zurückkriechen (Old.) d) Der Jäger muß sich genau in acht nehmen, daß er im Walde nicht unter Windfällen hindurchkriecht, denn dadurch kann er sein Jagdglück verlieren. Jäger und Fischer können selbst sowie ihre Gerätschaften verzaubert werden. W o das der Fall ist, müssen sie einen kleinen, schlanken Vogelbeerbaum im Walde aufsuchen. Seine Äste müssen abgehauen werden, und der Stamm „wider die Sonne" gedreht und mit dem oberen Ende in die Erde befestigt werden, wodurch ein Bogen gebildet wird. Durch diesen müssen Jäger oder Fischer, ihre Flinte oder Netze mit sich schleppend, rücklings kriechen 163 ). e) Nach westfälischem Glauben wird jedes Mädchen, das unter einem R e g e n b o g e n durchläuft, ein Knabe, wie die wilde Johanne in Gravenhorst bei Münster 1 M ). "•) S t r a c k e r j a n 1, 53; Meier Schwaben 2, 508 Nr. 400; L a m m e r 4 141 = M e y e r Abergl. 229; P a n z e r Beitrag 1, 264 Nr. 137; S e y f a r t h Sachsen 233; P l o ß Kind 2 , 3 6 ; L i e b r e c h t ZVolksk. 349 Nr. 14. " ' ) P l o ß , Liebrecht, Seyfarth, M e i e r a. a. O.; Köhler Voigtland 425; W o l f Beiträge 1, 208 Nr. 44; M e y e r Baden 37. ' " ) H ö h n Geburt 277; ZrwVk. 4 (1907), 115; D r e c h s l e r 2 , 3 1 6 ; vgl. F o g e 1 Pennsylvania 45 Nr. 99. ' " ) SAVk. 12,151 Nr. 452; SchwVk. 4, 42; Alemannia
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27, 229; S c h m i t t Hetlingen 14; H ö h n Geburt 277; P o l l i n g e r Landshut 244; ZrwVk. 10 (1913), 182; W o l f Beiträge 1, 208 Nr. 44; 1, 2 1 7 Nr. 180; S t r a c k e r j a n 1, 5 3 ; P l o ß Kind 2, 36; B a r t s c h Mecklenburg 2, 5 1 Nr. 1 1 8 ; Kuhn-Schwartz 462 Nr. 462; D r e c h s l e r 1, 212. 2 1 6 ; J o h n Erzgebirge 56; J o h n Westböhmen 109; L i e b r e c h t ZVolksk. 337 Nr. 193; vgl. Bohnenberger 17 (zweiteilige Türe). "•) J o h n Erzgebirge 36. 30. l s ') E b e r h a r d t Landwirtschaft 4. 1 M ) H o v o r k a K r o n f e l d i, 143. 1M ) Allg.: J o h n Westböhmen 1 0 1 ; ZfVk. 23, 277 Nr. 5; H ö h n Geburt 257. — D e i c h s e l : B o h n e n b e r g e r 1 7 ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 152 Nr. 4; D r e c h s l e r 1, 179; S c h r a m e k Böhmerwald 179; Urquell 5 (1894), > BaltStud. 33, 1 1 3 Nr. 3; G r i m m Myth. 3, 440 Nr. 179 = Rockenphilosophie 285 Nr. 87. •—• W a s c h l e i n e n : SAVk. 21 (1917), 33 Nr. 8; H o f f m a n n - K r a y e r 22 f.; B o h n e n b e r g e r 1 7 ; M e y e r Baden 387; L a m m e r t 1 6 1 ; ZrwVk. 2 (1905), 205; 7 (1910), 164; A n d r e e Braunschweig 285; ZfVk. 1 (1891), 183 Nr. 5; J o h n Erzgebirge 47. 57; G r i m m Myth. 3, 469 Nr. 933. — Z a u n : R o t h e n b a c h Bern 9 Nr. 2; Köhler Voigtland 435; G r i m m Myth. 3, 465 Nr. 859. ,M ) Strackerjan 1, 5 2 ; Liebrecht ZVolksk. 369 Nr. 10; F o g e 1 Pennsylvania 99 Nr. 407. ZfVk. 20, 176 = MittddPalästinavereins 7, 1 1 4 Nr. 2 1 5 = C r o o k e Popular Religion 1, 227. 165; ZfVk. 12, 1 1 0 f. = D a p per Beschreibung des Königreichs Persien (Nürnberg 1681), 89 usw. 1 M ) S t r a c k e r j a n 1, 5 3 ; 2, 130 Nr. 363 = S a r t o r i 2, 105; Fontaine Luxemburg 92; Bartsch Mecklenburg 2, 490. 1 M ) ZfVk. 7, 53 (Däne1M mark). ) C o 1 s h o r n Märchen und Sagen (Hannover 1854), Nr. 54 und K o r n m a n n De miraculis vivorum (Francof. 1614) 41 ff. (De mutatis in sexu) nach H e r t z Werwolf 25 f.; vgl. G r i m m Myth. 2, 6 1 1 . 7. E s müssen hier noch einige andere B r ä u c h e und Aberglauben a n g e f ü h r t werden, bei denen es teilweise zweifelhaft sein kann, ob das D k . oder andere Z a u berhandlungen die vorwiegende Rolle spielen. a) „ D a ließe sich mancher eher erschlagen, ehe er d u r c h z w e y Weib e s p e r s o n e n d u r c h g i e n g e", schreibt Christ. Weise in den „ D r e y E r t z Narren" ( 1 6 8 3 ) , 2 2 3 1 6 5 ) . W e n n man zwischen zwei Personen hindurchgeht, nimmt man ihnen das Glück, heißt es in der Mark B r a n d e n b u r g und a n d e r w ä r t s 1 8 8 ) und galt es schon in der römischen K a i s e r zeit 1 6 7 ). L ä u f t ein H u n d zwischen ein paar
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Freunden durch, so wird die F r e u n d s c h a f t die Rockenphilosogetrennt, meldet p h i e 1 8 8 ) . G e h t j e m a n d auf dem K i r c h w e g e zwischen zwei Verlobten durch, so leben die G a t t e n in U n f r i e d e n 1 8 9 ) . Bei gemeinschaftlichen Mahlzeiten soll m a n sich nicht zwischen zwei E h e l e u t e setzen, sonst wird der Ehefrieden gestört 1 7 °) (vgl. den Glauben, daß das B r a u t p a a r bei der T r a u u n g so dicht b e i s a m m e n stehen muß, daß niemand hindurchsehen kann). Morgenländischer A b e r g l a u b e der römischen Kaiserzeit verbietet, zwischen zwei B ä u m e n durchzugehen m ) . Man wird sich darüber streiten können, ob alle diese Meinungen primär auf d a s „ T r e n n e n " zurückgehen oder ob das „ T r e n n e n " nicht erst (sekundär) die F o l g e des 'Durchgehens' ist. b) Sicher ist, daß der v o n B u r c h a r d v . W o r m s überlieferte B r a u c h hierher geh ö r t : Quando efferebatur f u n u s a domo, p l a u s t r u m i n d u o divid i s t i et f u n u s per mediam divisionem plaustri asportari f e c i s t i 1 7 2 ) ; er h a t sich noch im heutigen Gebrauch erhalten: W e n n eine K u h v o m Bullen k o m m t , m a c h t man ihr einen S c h n i t t ins Ohr oder n i m m t den Vorder- und H i n t e r w a g e n a u s einander und f ü h r t sie dazwischen durch, dann wird sie tragend ( M e c k l . ) 1 7 S ) . Ist eine ledige Frauensperson im V e r d a c h t der S c h w a n g e r s c h a f t , so soll ein K n e c h t v o r S o n n e n a u f g a n g einen E r n t e w a g e n in zwei Teile teilen, die Vorderseite gegen Mittag, die Hinterseite gegen M i t t e r n a c h t kehren und so stellen, daß das M ä d c h e n genötigt ist, bei ihren Geschäften z w i schen dem ausgespannten W a g e n d u r c h z u g e h e n , so wird sie gehindert, ihre F r u c h t abzutreiben 1 7 4 ). G e h t man zwischen den a b g e s e t z ten E i m e r n einer T r a c h t W a s s e r hindurch, so b e k o m m t der T r ä g e r oder die T r ä g e r i n des W a s s e r s das Herzgespann 1 7 6 ). Z u r E n t z a u b e r u n g bei K r a n k heit schreitet man bei den S ü d s l a v e n zwischen zwei auf den Boden gelegten R a s e n s t ü c k e n 1 7 6 ). E i n Durchgehen zwischen einem e n t z w e i g e s c h n i t t e n e n Hund177) oder zerteilten O p f e r t i e r 1 7 8 ) scheint im
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durchkriechen, durchlaufen, durchziehen
griechisch-römischen Altertum und im Orient beim Abschluß von Bündnissen usw. Gebrauch gewesen zu sein. c) Als Reinigungszeremonie ist es aufzufassen, wenn gegen vorhandene Krankheiten oder zum Schutz vor ihnen Menschen und Vieh d u r c h F e u e r (Notfeuer 179 ), Johannisfeuer) 180) getrieben wurden 1 M ). ,,Nec inveniatur mater", schreibt ein Tractatus de incantatione usw. von 1387, „que lustret filium vel filiam ducens per ignem" 1 8 2 ), und Nicolaus Gryse (Rostock 1593 L I I I a) meldet als einen Brauch des Johannistages: „jegen den avend warmede man sik bi s. Johannis lod und nodfüre, dat men ut dem holte sagede, solkes für stickede men nicht an in gades, sondern in s. J o hannis namen, löp und rönde durch dat für, drei dat vehe dardurch" usw. 188 ). In gleicher Weise werden kranke Menschen oder krankes Vieh durch fließendes Wasser getrieben 1S4 ). d) Ist die Milch verhext oder blutig, das Euter der Kuh krank usw., so muß man durch ein Stück Eichenholz, in dem eine natürliche Öffnung ist, durch ein Astloch 18S ), einen Trauring 189 ), einen Besen 187), die Öffnung eines Donnerkeils 188 ), das Stielloch eines Hammers 189), durch einen Kranz l i 0 ) m e l k e n . e) Ist einem durch bösen Zauber die Mannheit genommen, so löst man ihn, wenn man durch den Brautring m ) , durch den mittels Daumen und kleinen Finger gebildeten Ring 1 9 2 ) oder durch einen Kranz von Birkenzweigen m ) h a r n t . Der Bettnässer wird geheilt, wenn er sein Wasser durch einen von Natur durchlöcherten Stein 1 M ), durch das Öhr eines Strickes oder Pferdestrangs 1 M ) oder durch ein in eine Brückenbohle gebohrtes Loch " • ) läßt. „Item durich ain reitter (Sieb) saicht aineu, so tanczt man mit ir gern vor für die andern" (14. Jh.) 1 9 ? ). Um Landshut suchen die Burschen, um die Liebe zu erzwingen, ein Hemd, welches das Mädchen während der monatlichen Reinigung getragen hat und pissen durch den rechten Ärmel. Will man die Liebe wieder ertöten, pißt man durch den linken 1 W ).
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f) Eine außerordentlich große Rolle im Heil- und andern Zauber spielt das Blicken durch irgend etwas. Man schaut durch ein Astloch 1W ) (vgl. Astloch I, 629 ff.), Schlüsselloch 2C0), namentlich das der Kirchentüre a01 ), Erbschlüssel M2 ) und Türspalt 2 0 s ), durch einen Kranz ins Johannisfeuer m ) , eine durchbohrte Kupfermünze 204a ), ein Sieb 20S ), bodenlosen Topf **), Trichter 207)> Pflugrad 208 ), Pferdehalfter 20 »), durch ein Ei* 1 0 ), durch einen Rockärmel 2 1 1 ), zwischen den eigenen Beinen durch 212 ), durch den Ring, den man mit gebogenem Arm in seiner Seite macht 2 1 3 ), oder durch die drei Finger, mit denen man das Kreuz macht 214 ), einem Hund oder Pferd 216 ) von hinten zwischen den Ohren durch 2 1 4 ), durch Nabelschnur 217 ), durch Augenlöcher eines Totenkopfs 218 ). g) Wer Schnupfen hat, trinke ein Glas Wasser 2 1 9 ) durch eine dreizinkige Gabel, oder durch gebohrte Löcher eines Heilbaums gegossenes Wasser 220), oder schneuze durch einen Türring 2 2 1 ). Will man den Teufel rufen, so p f e i f e man ihm durchs Schlüsselloch der Kirchentüre 222 ). Einem verlaufenen Hund r u f t man durch ein Wagenrad 22S ). In Bleibach bei Waldkirch gießt man das Wasser des Kindsbades durch einen Zaun, um das Beschreien zu verhüten 224 ). h) Um den S a m e n vor den Vögeln und anderm Schaden zu bewahren, läßt man ihn vor der Aussaat durch eine alte Hose 22S ), zwischen Hemd und Brust durch 228), durch ein Mannshemd 227 ), einen Reifen 228, eine Wagennabe 229) usw. rinnen 230 ). " • ) S c h u l t z Alltagsleben 243 1 = G r i mm Myth. 3, 469 Nr. 938. 1 M ) ZfVk. 1, 189 Nr. 9; F o g e 1 Pennsylvania m Nr. 478; John Erzgebirge 34; A n h o r n Magiologia 152. " ' ) ZfVk. 3, 134 f. 1M ) G r i m m Myth. 3, 441 Nr. 2 1 3 ; vgl. 3, 467 Nr. 894. 1M ) West,7 falen: W u t t k e 2 1 0 § 291. °) Wetterau: Ebd. 376 § 570. "») ZfVk. 3, 36. "«) L i e b r e c h t Z. Volksk. 350; G r i m m Myth. 3, 408; 2, ,958. 1M ) L i e b r e c h t 2Volksk. 3 4 9 f . = ZfVk. 12, 1 1 2 = S a r t o r i 2, 136; B a r t s c h Mecklenburg 145 Nr. 648. "*) L i e b r e c h t ZVolksk. 349; Grimm Myth. 2, 958; 3, 468 Nr. 929. "*) F r i s c h b i e r Hexenspr. 65. "*) K r a u ß Rel. Brauch 52 = W e i n h o l d Ritus 3 8 . P 1 u t a r c h
jo I
Quaest. Rom. n ; J e r e m i a s 3 4 , 1 8 ; L i e b recht ZVolksh. 349 f.; ARw. 2i, 68 ff. 178
) v . G e n n e p Rites de passage 2 5 ;
haidt
Germ. Myth.
89;
Mann-
Zachariae
Scheingeburt in Z f V k . 20, 150 ff. = Kl. Schriften
255 ff. "•) S e y f a r t h Sachsen 258; ZfVk. i t , 217 (1820); G r i m m Myth. 1, 503; K u h n Mark. Sagen 369;
88.
502
durchkriechen, durchlaufen, durchziehen
Q u i t z m a n n
"">) SAVk. 11 (1907), 249 =
Sitte 3, 228;
G r i m m
land 2, 140.
18S
m
Myth.
Baiwaren
Sartori
1, 509.
514.
) M a n n h a r d t 1, 5 2 1 ; ZfVk. 20, 172 (als Gottesurteil) u. G l i t s c h Gottesurteile 20. "«) S c h ö n b a c h Berthold v. R. 135. ,M ) G r i m m Myth. 1, 509; vgl. 1, 503 (Marb u r g ao. 1560). 1M) ZrwVk. 2 (1905), 203; W a i b e l - F l a m m 2, 264; Z a u n e r t Rhein) Kuhn
Mark.
Sagen
379
Nr. 29 = ZfVk. 2, 82; B a r t s c h Mecklenburg 2, 148 Nr. 666; Z a h l e r Simmenthai 89; G r i m m Myth. 3, 471 Nr. 979; vgl. K n o o p
Hinterpommern 1 7 1 N r . 148.
G r a b i n sk i
Sagen 38; P o l l i n g e r Landshut 155; Globus 69, 389 = S a r t o r i Sitte 2, 143. "") D r e c h s 1 e r 2, 104. 1M) F r i s c h b i e r Hexenspr. 19; Drechsler 2, 104. "») ZfVk. 21, 315. ,t0 ) G r i m m Myth. 3, 449 Nr. 462 (Rockenphilosophie). w l ) S t a r i c i u s Heldenschatz (1679), 28; L a m m e r t 154. m ) L a m m e r t 153; B i r l i n g e r Volksth. 1, 486 Nr. 29. 1M ) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 165. »") M e y e r Baden 576 = W u 1 1 k e 338 l,s § 5 ° 3 : 358 § 540. ) S e y f a r t h Sachsen 237. 1M ) ZfVk. 1, 192 § 11. " ' ) Papiercodex des 14. (15. ?) J h . s in der Bibl. zu St. Florian bei G r i m m Myth. 3, 418 Nr. 36. 1M) P o l l i n g e r Landshut 248. JW ) Zu der 1, 631 angegebenen Literatur vgl. noch: ZfVk. 11, 304 f.; B i r l i n g e r Volksth. i, 329 Nr. 572 (Gaukelwerk erkennen); 1, 330 Nr. 550 (Sarg: Hexen erkennen); G r i m m Myth. 3, 462 Nr. 808 (ebenso); M ü l l e n h o f f Sagen 214 Nr. 290 (Sarg: Hexen tanzen sehen); R e i s e r Allgäu i, 205 f. (Sarg: Wildbanner sehen); S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 174 (Hexe erkennen); S t r a c k e r j a n 2, 219 N r . 462 (spuksichtig werden); gegen Augenentzündungen: Egerl. 4 (1900), 34; J o h n Westböhmen 249; ZfVk. 1, 192 g Nr. 2. 3. t0°) SAVk. 2, 223 Nr. 93 (Teufel über jedem T a n z p a a r ) ; ZfVk. 13 (1903), 98 und D r e c h s l e r i, 195 (Schwangere oder P a t e : Kind schielt). 201) ZfVk. 1, 180 Nr. 14 u n d J o h n Erzgebirge 252 (sehen, wer im neuen J a h r e stirbt); vgl. D ä h n h a r d t Volkst. 2, 77 Nr. 309 (Erbschlüssel). 202) Hexen erkennen: Bartsch Mecklenburg 2, 268 Nr. 1392. sos ) S e y f a r t h Sachsen 238 u. J o h n Erzgebirge 112 (gegen böse Augen); Andree Braunschweig 385 (Ferkel schädigen); W u t t k e 3 1 7 § 469 (geistersichtig werden). !04 ) Als Schutz vor Augenkrankheiten : S e b . F r a n c k Weltbuch 5 1 b =
G r i m m
Myth. 1, 5 1 4 f.
K. S c h m i d t Volkskunde 103; Mannh a r d t 1, 434. *04») S c h e 11 Berg. Sagen 308 5 Nr. 31; 547 N r . 14. *° ) S e y f a r t h Sachsen 258 (ins Ofenfeuer). 169 = J o h n Erzgebirge 111
(gegen Gerstenkorn); W u t t k e 350 § 525 (in Sonne gegen B l a t t e r n i m Auge); L a m m e r t 137 (gegen Erblindung durch B l a t t e r n ) ; Papiercodex von St. Florian (14.—15. Jh.) bei G r i m m Myth. 3, 418 N r . 35: , , I t e m in den vndernachten t r a i t m a n nicht reitter vber den hof, das das viech nich d a durich lueg, d a ß es nicht werde schiech noch hin scherff." *") G r i m m Myth. 3, 449 Nr. 444 (Rockenphilosophie) : verursacht Kopfweh. • ) E n g e l i e n u . L a h n 264 Nr. 142 b (in einen Eimer Wasser sehen gegen Gerstenkorn). •") J o h n Westböhmen 73 (Hexen erkennen). "") M e i c h e Sagen 254 Nr. 327 (geistersichtig werden). *10) V e r n a l e k e n Mythen 343 Nr. 44; H e x e n erkennen: W o l f Beiträge i, 228 N r . 332 (Gründonnerstagsei); W u t t k e 256 § 3 7 3 ; 73 § 85; 257 § 375. tn ) Knoop Hinterpommern 82 N r . 168 (Teufel als Wirbelwind sehen); R e i s e r Allgäu 1, 206 Nr. 2 (Chorhemdärmel: Teufel als Wildbanner sehen). n t ) D r e c h s l e r 1, 323; W e i n h o 1 d Ritus 10 = ZfVk. 5, 443 (Teufel bei seinem T u n beobachten); ZfVk. 4, 395 (Eheorakel); 11, 429 ( K l a b a u t e r m a n n sehen); vgl. 11, 429 f. , l 3 ) Geister sehen: P f i s t e r Hessen 1 7 N r . 4;
Bindewald Myth. ,u
2,
783;
U r q u e l l 2 (1891), 80 N r . 7 ;
Sagenbüch 214; Ranke
Grimm
Volkssagen
98.
) E i s e 1 Voigtland 81 Nr. 207 (Geister erkennen). " ' ) K ö h l e r Kl. Schriften 1, 406 f. ,u ) Geistersichtig werden: Müllenhoff Sagen 571 Nr. 584; W u t t k e 3 1 6 § 469; Grimm
Myth.
2, 784;
Knoop
Hinter-
pommern 165. »") W u t t k e 380 § 579 (gut lesen lernen). , w ) E b d . 3 1 7 § 469 (geistersichtig werden). "•) G r i m m Myth. 3, 454 Nr. 584. »») Ebd. 2, 978 = hl. H i l d e g a r d Physica 3, 10 (de cupresso). " ' ) W u t t k e 325 § 482. ,,a "») G r i m m Myth. 2, 851. ) Curtze
Waldeck 404 = W u 1 1 k e 434 § 680. »») Z i m -
mermann
Volksheilk. 33. ' " )
Bartsch
Mecklenburg 2, 1 6 1 N r . 750. »«•) E b d . 2, 1 5 9 f .
"*) G r i m m Myth. 3, 475 Nr. 1090. la ) D r e c h s l e r 2,56. ***) S c h ö n w e r t h 1, 414 Nr. 6; 3, 90. ,3 °) Vgl. dazu vor allem R a n t a s a l o Ackerbau 2, 8 7 f f . ; A R w . 19, 547-
8. Diese Heilzeremonie und Zauberhandlung ist, auch außerhalb unseres Gebietes, in den mannigfaltigsten Formen weit verbreitet; sie findet sich fast bei allen Völkern m ) . Sie war schon, in ähnlicher Form, wie sie heute vorkommt, den Alten bekannt; denn bei Marcellus, Leibarzt des Kaisers Theodosius I., findet sich eine Stelle, an welcher er von einem gespaltenen Kirschbaum spricht: „Si puero tenero rames descenderit, cerasum novellam radicibus suis stantem mediam findito, ita ut per
503
Durchschnitt—Dnrchspinnacht
plagam puer traici possit, ac rursus arbusculam coniunge, et fimo bubulo, aliisque fomentis obline, quo facilius in se, quae scissa sunt, coëant. Quanto autem celerius arbuscula coaluerit, et cicatricem duxerit, tanto citius rames pueri sanabit u r " M 2 ). J a , sie geht bis ins alte Indien zurück 2S3 ). lsl ) Vgl. H. G a i d o z Un vieux rite médical. Paris 1892; F r a z e r 1 1 , 175 ff.; S é b i l l o t Paganisme 76 f. ; G r i m m M yth. 2, 976 ff. ; 3, 3 4 3 ; ZfVk. 7, 42 fi.; 20, 14t ff.; A n d r e e Ethnogr. Parallelen 1, 32 ; P 1 o ß Kind 2, 674 ff ; 2, 36 f.; K r a u ß Volksgl. (1890) 38 usw. ' " ) M a r c e l l i De medicamentibus liber, ed. M. Niedermann. Lips. 1916, 255 ( X X X I I I , 26); M a n n h a r d t 1, 3 3 ; ZfVk. 23, 292; L a m m e r t 120 Anm. ***) G a i d o z 58 ff. ; W i n t e r n i t z Hochzeitsrituell 46 ; Ind. Studien 5, 198.
9. Die Frage, wie dieser seltsame Brauch zu erklären sei, ist schon oft erörtert worden 2S4 ). Sie wird dadurch erschwert, daß beim einzelnen Falle verschiedene Ausgangspunkte zugleich angenommen werden können, und daß Ideenkreuzungen, Kontaminationen, stattgefunden haben. Fast unentwirrbar knüpfen sich ineinander die verschiedensten Fäden alten Glaubens. Trotzdem lassen sich gewisse, allen diesen Bräuchen gemeinsame, Grundzüge feststellen: Grimm 2SS) faßt den Ritus auf als eine primitive Heilform mit dem realen Zwecke des Abstreifens (s. d. I, 1 2 1 ) der Krankheit (oder eines andern Zustandes), das, wenn es durch Astlöcher, Baumspalten usw. geschieht, sich mit dem Übertragen auf Bäume berührt. In neuerer Zeit ist aber, namentlich durch Zachariae 236 ), die schon von Liebrecht 237) gegebene Erklärung wieder aufgenommen worden, daß die ursprüngliche Bedeutung des Dk.s (nicht nur als Heil-, sondern auch als Zauberritus) in einer symbolischen Wiedergeburt bestehe. „ E r tritt gleichsam aufs neue durch eine den weiblichen Geburtsteilen ähnliche Öffnung in die Welt ein und läßt seine frühere Krankheit (und seinen früheren Zustand) hinter sich." Die Idee der Übertragung der Krankheit (s. d.) auf andere Gegenstände ist, wie andere Anschauungen, die sich da und dort mit dieser „Scheingeburt" verknüpft haben, erst
504
sekundär. Gestützt wird die Erklärung vor allem auch durch alte röm. Bräuche, wie des „tigillum sororium" 238), der Reinigung heimkehrender Krieger durch den Zug durch die „porta triumphalis" 289), der Gefangenen durch das Joch 240) und durch weitverbreitete Adoptionsriten, bei denen die Geburt nachgeahmt wird 2 4 1 ). ,M ) Vgl. die Zusammenstellung bei G a i d o z 73 ff.; Melusine 9; Z f V k . 20, 141 f., jetzt bequem vereinigt in Z a c h a r i a e Kleine Schriften (1920), 240—300; H a p b e r g in Etnologiska Studier tillägnade Nils Edv. Hammarstedt (Stockholm 1921), 1 7 1 ff. (wo weitere nordische Lit.); Nils L i d in Norsk Aarbok 1922, 81 ff. • " ) Myth. 2, 976; M a n n h a r d t 1, 32 ff.; S e y f a r t h Sachsen 247 f. " • ) ZfVk. 20, 141 ff.; S e y f a r t h Sachsen 208 f.; vgl. auch B ä c h t o 1 d Hochzeit 1, 61 § 68. " ' ) Des Gervasius von T i 1 b u r y Otia Imperialiaiyo.iyi. "») ZfVk. 20, 141 ff.; 24, 202; RhMus. 64, 466 ff.; R o s c h e r Lex. 2, 2 1 ; F r a z e r 1 1 , 194. 175 ff.; W i s s o w a Religion 104. 1M ) F o w l e r Anthropologie und Klassiker (Heidelberg 1910), 205. 223; Neue Jahrbücher 14, 324 ff.; ZfVk. 24, 203; D o m a s z e w s k i Abhandlungen z. röm. Religion 222 f.; A R w . 13, 502; v. G e n n e p Rites de passage 28. 30 Anm.; H a s t i n g s 4, 8 4 6 f f . (s. v. 'Door'); auch Karl d. Gr. muß nach der Sage, als er nach zehnjähriger Abwesenheit auf Kriegszügen zurückkehrt, unter einem Tore dk., um in den Dom zu Aachen zu gelangen: v. d. H a g e n Gesamtabenteuer 3, 6 1 5 ; Schamb a c h - M ü l l e r 392 Anm. "») ZfVk. 24, 201 ff. "') F r a z e r Totemism 1, 32; 4, 208 ff.; Globus 63, 21 ff.; ZfVk.20, 1 4 1 — 1 8 1 ; 24, 201 ff.; P l o ß Kind 2, 674 ff. Bächtold-Stäubli.
Durchschnitt s. B i 1 w i s. Durchspinnacht. Das höchste Fest der Spinnstube. Es fällt entweder um und in die Weihnachtszeit, oft in die Thomasnacht *), auch in die Silvesternacht 2), obgleich gewöhnlich in den Zwölften nicht gesponnen werden soll, oder an den Schluß der Spinnzeit. Dann wird zwar, wie es heißt, die ganze Nacht hindurch gesponnen, in Wirklichkeit aber fast nur geschmaust, getrunken, getanzt und gespielt 8). Doch muß die Kunkel abgesponnen werden, sonst gerät das Werg in Unordnung (Schaffhausen) 4 ). Auch wird der Abschluß, den die D. bildet, oft sinnfällig unterstrichen durch Topfwerfen, Zerbrechen der Spinnräder u. dgl.6). Unter den mancherlei Spielen und Scherzen
505
Dürre—dürrer Baum
findet auch das Stehlen (s. d.) von Holz 8 ) und allerlei Eßbarem s t a t t 7 ) . Die jungen Burschen machen Erbsenbär (s. d.) und Schimmelreiter (s. d.)8). ') S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 22. •) V e r n a 1 e k e n Alpensagen 348 (16); ZfrwVk. 4, 11. ') S a r t o r i 2 , 1 9 2 : 3 , 2 2 ; D e r s . Westfalen 124; R e u s e h e i Volkskunde 2, 40 f.; M e y e r Dt. Volkskunde 1 5 7 ; D e r s . Baden 178 ff.; H o f f m a n n - K r a y e r 112. *) Unoth i, 188. 5) S a r t o r i 2 , 1 9 2 . e) S c h o n e w e g Leinengewerbe in der Grafschaft Ravensberg 91. ') M e y e r Baden 180. *) S p i e ß Fränkisch-Henneberg 118. *) HessBl. 2, 123. Sartori.
Dürre. Die bevorstehende D. spielt bei der Wahrsagung schon im Altertum eine Rolle; vgl. Pharaos Traum und seine Deutung durch Joseph im A T . Der bergentrückte Kaiser Friedrich wird bei seiner Wiederkehr seinen Schild an einen dürren Baum hängen; dieser wird grünen und blühen, und es wird eine gute Zeit kommen a ). Mehrere Sagen kennen den dürren Stab, der L a u b treibt, mit der Formel: „ S o wenig dieser dürre Stab jemals wieder Laub treiben wird, so wenig kann dies und jenes geschehen"; bekanntestes Beispiel ist die Tannhäusersage. Karfreitagsregen muß man mit Nadeln aus der Erde kratzen, denn er bringt große D. 2 ). x ) G r i m m Myth. 2, 799 f.; vgl. W i t z s c h e 1 Thüringen 1, 258 Nr. 270. 2) G r i m m a. a. O. 3, 474 Nr. 1044. Hünnerkopf.
dürrer B a u m . Der d. B. gehört zu den Schlachtbäumen (s. d.). Die Geschichte der Sage ist durch Untersuchungen zur Sage vom schlafenden Kaiser (s. d.) ziemlich aufgeklärt. Ihre Anfänge liegen im Osten. I. D e r d. B. i m O r i e n t . Baumkult ist leicht begreiflich, wo einzelne Bäume in der Landschaft aufragen a ). Wir finden ihn überall im vorderen Orient 3 ). Zwei Bäume interessieren hier besonders, der Kreuzesholzbaum und der B a u m Abrahams im Tal Mamre 4 ), der schon zu des Josephus Zeiten für so alt wie die Welt gehalten wurde 5 ), unter dem nach Comestor Abraham die Weltherrschaft verheißen ward 6) und von dem Brocardus (Anfang 14. Jh.) wußte, daß er dürr geworden, aber wieder aus der Wurzel aus-
506
geschlagen sei 7 ). Die Légende de Notre Dame (12. J h . ) sah in ihm den B a u m des Lebens 8 ). Infolgedessen mag auch aus dem arbor sicca ein arbor Seth geworden sein 9 ), denn Seth hat j a aus dem Paradies einen Sprößling vom Baum des Lebens gebracht, denspäteren Kreuzesholzbaum 1 0 ). Auch Mandeville kennt im Tal Mamre den Abrahamsbaum, the Dry Tree, der bei Christi Tod verdorrte (vgl. III) u ) . Ganz sagenhaft im fernen Osten erscheint der d. B . bei Odoricus (14. J h . ) in einem sarazenischen Tempel in Tauris (Susa) 1 2 ), bei Marco Polo in der Wüste Khorâçân als arbre sec oder arbre s e u l 1 3 ) im französ. Heldenepos am Ende der Erde, im äußersten Norden 1 3 a ) . Das ist der Einbaum der Danielapokryphe, bis zu dem der Erretterkönig die Ungläubigen verfolgt w ) . Vom arbre seul war's nur ein kleiner Schritt zum arbre Sol und zu den Sonne- und Mondbäumen des Alexanderromans 1 6 ), die man im Lande des Priesterkönigs J o h a n n suchte 1 6 ). Einen Überblick gibt E r b e n Mitt. d. Gesellsch. f. Salzburger Landeskd. 54 (1914), 3 ff. 2) R o e d e r in A R w . 15, 77 f. 3) Ebd. 77 f. und 10, 3 1 3 f.; Antonin J a u s s e n Coutumes des Arabes au pays de Moab 1908, 332 f.; S e p p Jerusalem u. d.hl. Land 1 ( 1 8 6 3 ) , 505 ff. 4) Reinh. R ö h r i c h t Beiträge z. Geschichte d. Kreuzzüge 1 (1874), 1 1 2 ; R o s e n in ZDMG. 12, 505 ff.; I I I g e n s Ztschr. f. hist. Theol. 13, 26. 6) Antiquit. 1, 10, 4; de hello judaico 4, 9, 7. *) M i g n e 198, 1093. ') Nach dem Zitat bei R o s e n 507. 8) D u v a l Histoire litéraire de France 833. *) Z a r n c k e in AbhLpz. phil. hist. Kl. 8, 127 f. 10) V o g t in P B B . 4, 4 8 f f . ; Gerh. v. Z e z s c h w i t z Vom römischen Kaiserthum deutscher Nation 1877, 163 ff.; Sitzb. Wien 63, 165 ff.; H e r t z Abh. 1905, 436; K ö h l e r Kl. Sehr. 2, 78; P e u c k e r t in MschlesVk. 28, 164 ff. Dazu: Österr. Viertel]ahrschr. f. kath. Theol. 1 1 , 5 1 . 10. u ) P. H a m e l i u s Mandevilles Travels 1 (1919), 4 4 f . ; 2, 5 4 t . ; S c h i 1 1 b e r g e r s Reisetagebuch 1 3 9 5 — 1 4 2 7 ; S e p p Jerusalem u. d. hl. Land 1 (1863), 506 f.; Henri C o r d i e r Les voyages en Asie au XIVe siècle du . . . frère Odoric de Pordenone 1891, 23; G r i m m Myth. 2, 800 Anm. 1. ia ) C o r d i e r 19. ,s ) Ebd. 23 f. 1 3 a ) Adolphe Jacques D i c k m a n L e rôle du surnaturel dans les chansons de Geste 1926, 84 Nr. 5. " ) Z. f. alttestamentl. Wissensch. 15, 149. 15 ) Franz K a m p e r s Vom Werdegange d. abendländ. Kaisermystik 1924, 1 1 8 und MschlesVk. 14, 142 f. (Aber Marco Polo hat arbre seul, nicht Sol!); R. B e n z Buch d. Ge-
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dürrer B a u m
schichte des großen Alexander 1924, 290 ff. '*) Joh. v . Hildesheim bei Z a r n c k e 8, 153.
II. D i e A b d i c t i o auf dem Ö 1 b e r g. Daß mit dem Ende des römischen W e l t r e i c h e s " ) das Weltende gekommen sei, war weit verbreiteter Glaube 18). Er formuliert sich in der Überlieferung, daß in den Tagen des Antichrists der römische Kaiser die Krone niederlegen werde l s ). R e x Romanorum . . . veniet Jerusalem, et ibi deposito capitis diademate etc., weissagt die tiburtinische Sibylle M ) ; . . . ad ultimum Ierosolinam veniet et in monte Oliveto sceptrum et coronam suam deponet, Adso (s. Antichrist) 21 ). Pseudo-Methodius aber: Et cum apparuerit filius perditionis, ascendit rex Romanorum sursum in Golgatha, in quo confixum est lignum sanctae crucis . . . et tollit rex coronam de capite suo et ponet eam super crucem, et expandit manus suas in caelum et tradit regnum christianorum Deo etc. 22 ). Setzt man hier für das Kreuz den d. B. (s. I), so hat man bereits die spätere Sage. Diese Umformung finden wir bei Engelbert von Admont: Ismael bricht ein, der besiegte Kaiser legt Schild und Krone am d. B. nieder 23), und bei Johannes v. Winterthur (zu 1348), wo Kaiser Friedrich als Sieger und sozialer Reformator in monte Oliveti vel apud arborem aridam abdiziert 24 ). Noch 1505 ist davon die Rede 2 6 ). ") D a n i e l 7 ; D ö l l i n g e r im Histor. Taschenbuch 5. Folge 1, 268 f. " ) Syr. Alexanderlegende bei Ernst S a c k u r Sibyll. Texte und Forschungen 1898, 167; Adso ebd. 110; tiburt. Sibylle ebd. 186; S a c k u r 9 ludus de Antechristo. " ) Vgl. dazu Gerh. v . Z e z s c h witz Vom römischen Kaiserthum deutscher Nation 1877, 57 f.; B e r n h e i m Mittelalterliche Weltanschauungen 1 ; R ö h r i c h t in ZfKirchengesch. 5, 633 f.; Hist. Jahrbuch 19, 286 f.; S a c k u r 165 ff. ») E b d . 186. ») Ebd. 110. " ) Ebd. 93. *') Liber de ortu et fine Rom. imp. = Kampers Kaiseridee 201 Nr. 17. M ) J o h . V i t o d u r a n u s ed. W y ß 250; vgl. A R w . 13, 629. " ) Bei Bezold in Sitzb. Mü. 1884, 600 f.
III. D i e S c h l a c h t des Err e t t e r s a m d. B. Die Danielapokalypse, der ein Bericht französischer Gesandter 1189 aus Konstantinopel folgt2®), berichtet, daß ein Drittel der Ismaeliten erschlagen, ein Drittel unterworfen (ge-
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tauft), ein Drittel bis zum d. B. verfolgt werde n ) . Es kann hier nur eine völlige Vernichtung gemeint sein, in der die T a r taren ins Mark getroffen werden, und der d. B. steht im Herzen des Reiches, e t w a im Tempel zu Tauris, wie Odoric erzählte M ). Wer seinen Schild an ihm aufhängt, wird Herr des Landes M ); es ist also ein nationales Heiligtum, das bis zum letzten verteidigt werden muß; so begreift sich eine Entscheidungsschlacht am d. B. Diese Sage konnte leicht mit der vom Aufhängen der Krone am dürren Kreuzesholz kombiniert werden, die bei Pseudo-Methodius (s. II) erschien. Wieder das dürre Kreuzesholz gibt die Möglichkeit, die Sage v o m Abrahams- oder Lebensbaum in Mambre (s. I) anzuknüpfen, so daß eine Sage entsteht wie die, die bei Jacob von Vitry 1221 auftaucht: der König des Ostens (Priesterkönig) und des Westens (röm. Reich) treffen im Kampf gegen die Tartaren beim d. B. in Jerusalem einander und dieser grünt aus 30). Johann von Winterthur (zu 1348) bringt dazu, daß der römische König (Friedrich II.) vorher das Reich in seiner Herrlichkeit aufrichten werde 3 1 ). Damit sind alle Züge der Sage beisammen. Das Meisterlied (Mitte 14. Jh.) 32) und Sibyllen-Weissagung M ) ändern daran nur noch, daß die gute Zeit n a c h der Schlacht und dem Ausgrünen folge. Oswald der Schreiber weiß 1478: „ v n s ist geseit von pawren solh mer", daß der verlorene Kaiser Friedrich zu solchen Taten wiederkomme; da war die Sage also schon im Volke M ). Pamphilius Gengenbach nennt Karl V . und versetzt den d. B. nach Griechenland 3 6 ); dort sucht ihn auch das „Gespräch eines römischen S e n a t o r s . . . " 1537 8 6 ). Das Volksbüchlein vom Kaiser Friedrich von 1519 nimmt aus den östlichen Reisebeschreibungen auf, daß alle Sultane den d. B. hüten lassen; welcher Kaiser aber seinen Schild daran henken soll, das weiß Gott; die Bauern nennen Friedrich Rotbart 3 7 ). Das ist die Unsicherheit, die uns im Untersbergbüchlein begegnet, wo Friedrich im Berge weilt, ein Kurfürst von Bayern aber den Schild aufhängt.
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dürrer Baum
" ) R ö h r i c h t Beiträge 1, i n . ") Z. f. alttestamentl. Wissensch. 15 (1895), 149; K a m p e r s in MschlesVk. 14, 142 f. *•) ed. C o r d i e r (s. I.) 19. 23. *•) E. K ö p k e Johannes v. Hildesheim. Progr. d. Ritterakademie Brandenburg 1887/88, 31; vgl. G r i m m Myth. 2, 800 Anm. 1. K a m p e r s Kaiseridee 79; D e r s . Alexander 102 ff. " ) J o h a n n i s V i t o d u r a n i chronica (ed. Baethgen) MG. SS. nova Series T . III. (1924), 280. M) G r i m m Myth. 2, 799 = A r e t i n s Beiträge z. Gesch. u. Lit. 9, n 34: vgl. V o i g t in Histor. Zeitschr. 26, 153 f. " ) Ebd. 154!.; V o i g t bei PBB. 4, 54. 75. 76; Zwölf) Sybillen Weissagungen 1677; vgl. G r i m m Myth. 2, 799 i. **) Z a r n c k e in AbhLpz. phil. hist. Kl. 7, 1027 Vers 1333 ff.: Johann A g r i c o 1 a 710 seiner 750 deutschen Sprichwörter', E. K o c h Die Sage von Kaiser Friedrich 1880 Nr. 40. 3S) Nollhart vgl. K a m p e r s Kaiseridee 143 f. »•) V o i g t in Hist. Ztschr. 26, 168. (Es handelt sich natürlich um Byzanz, Kleinasien.) *») Ebd. 163 f.; ZfdA. 5, 250ff. I V . W o s t e h t d e r d. B. ? Im 16. J h . beginnt d e r d . B. zuwandern. Gengenbach und das Gespräch eines römischen Senators (s. III) wissen ihn ,,in Griechenland". Er steht auf dem Walserfelde (s. V), bei der Teufelsmauer 3S), auf dem Ratsfelde (Rüthsfeld) 3 8 ®) bei Frankenhausen unterm K y f f h ä u s e r 8 9 ) , in dem Kaiser Friedrich schläft 4 0 ). Aber nach 1712 ist er aus der Kaisersage verschwunden 41 ). A u c h bei Nora zwischen Weimar und E r f u r t steht ein dürrer Birnbaum, an den in der Endschlacht ein Schild gehängt wird, und der dann wieder grünt 4 2 ). Auf der Walserheide bei Wels in Oberösterreich stand ebenfalls ein heilig gehaltener d. Birnb., der 1871 zu blühen und grünen begann 42 a ). Von einem Feldbirnb. in Koslow, Krs. Gleiwitz, von dessen wagerecht gewachsnem S t a m m 5 Aste nach oben wuchsen, hieß es, er werde blühen, wenn der Weltkrieg ausbreche, und er blühte 1914 4 2 b ). Wenn die dürre Linde in Neiße (Schlesien) grünt, geht nach der Sibylle die Welt unter 4 2 c ). Endlich erzählen die Tschechen, daß Herzog Wenzel wiederkomme, wenn die d. B.e an der Blanitz Blüten treiben 4S ). M) S e p p Sagen 609 nach K u h n und S c h w a i t z Nr. 247. M») L. B e c h s t e i n Dtsch. Märchenbuch 1846, 45 ff. ») NJbb. 3, 208; J. H ä u ß n e r Die deutsche Kaisersage 1882, 43 Nr. 1; H. H e i n e Elementargeister (Deutschland) in den Sämtl. Werken, heraus-
jXO
gegeb. von Otto F. Lachmann, Lpzg. s. a. 3, 348. «) G r i m m Sagen Nr. 23. 41) Hist. Ztschr. 26, 184. " ) K t u s p e Erfurt 2, 91 f. "a) Zentralbl. f. Okkultismus 6 (1912—1913), 42. "!>) Volk u. Heimat. ZabrzeO. S. 1 (1924), 108. «•) Ebd. x, 90. " ) Q u i t z m a n n 199 nach V e r n a l e k e n Mythen i n nachdem deutsch-böhmischen Sibyllenbüchel. V . D e r d. B. a m Untersberg. Nirgends ist die Sage so k r ä f t i g ausgebildet wie am Untersberg. Sie begegnet dort, zuerst sicher festzulegen, im Bericht des Lazarus Aizner (Aigner oder Gitschner) über seine F a h r t in den U. 44 ) zwischen 1627 und 1629 4 8 ). Doch muß die Übertragung schon im 16. J h . erfolgt sein; die Sage ist im Aignerbericht mit Weissagungen v e r k n ü p f t 4 4 ) , die aus sibyllinischen Büchern stammen (s. Sibylle, Prophezeiung, Weissagung), wie j a in diesen der d. B. stets erscheint (s. III). Dem Alchymisten Dr. Martin Pegius von Salzburg ward aber 1582 zur Last gelegt, er habe mit eigner Hand beschrieben, daß im Untersberg schöne Bergfrauen mit guldin Kronen seien, darunter eine sein soll aus dem Geschlecht der hl. drei Könige von Saba aus Persia. Die hat Ostern 1581 erzählt, wie ihnen im Untersberg vor etlich 1000 Jahren prophezeit, daß ein Mann mit Namen Martin, um ihre Erlösung bitten werde 4 7 ). Diese auf Prophezeiungen verweisende Königin kann nur die 12. oder 13. Sibylle, die Königin von Saba, sein. Und dieser Bericht zeigt, wie die heimische Sage mit der östlichen zu verschmelzen beginnt. Ähnlich so dürfte die Sage v o m d. B. mit der von einem Schlachtenbaum auf dem Walserfeld, der dort zum Andenken an eine Schlacht steht (s. unten), v e r k n ü p f t worden sein 48 ). Die Sage liegt in zwei Handschriften (A, C) und einem Druck v o n 1782 (Brixner Volksbuch = B) vor 49). Ein Mönch erzählte dem Lazarus Gitschner (A, B), daß auf dem Walserfeld zum An- (A) und Vorgedenken (B) einer Schlacht ein d. Birnb. (Holzbirnb.) M ) stehe (A, B), der schon öfters (A), schon einmal 8 1 ), dreimal (B) 8 2 ) umgehauen, aber wieder aus der Wurzel ausgeschlagen sei (A, B) 63 ). Er hat noch nie geblüht und Früchte getragen M ). W e n n er
5"
dürrer Baum
z u grünen anfangen wird, ist die Zeit nahe (B), und das war 1813 schon der Fall M ). Deswegen schlagen die L e u t e mit Flegeln die Zweige ab, um die Schlacht hinauszuschieben M ). Im Jahr der Schlacht aber wird er (zweimal) S7) blühen M ). U n d wenn er Früchte trägt, ist die Zeit da (A, B) 1813 M »), 1848 stand er in Blüte 6 *), 1 8 4 7 " ) , nach einigen 1849 trug er Frucht 41 ), und viele haben die Holzbirnen sich aufgehoben 4 2 ). D a n n wird ein großer Fürst 4 S ), der K u r f ü r s t von Bayern (A, B) M ), Friedrich R o t b a r t M ) oder Kaiser Karl6®) aus dem Berge kommen und seinen Schild an den B a u m hängen, und samt seiner Mannschaft den Berg verlassen (B). Niemand wird das verstehen (B). Andere sagen, er wird an den aufgehängten Schild schlagen und alle Treuen werden sich versammeln w ) (denn wo der Lehnsherr den Schild aufhängt, sammeln sich die Mannen = Otto v . Freising); drei Kaiser werden ihre Schwerter an ihm aufhängen 47 a ). Die Schlacht setzt C auf 1629. W a s aber für Volk über bleiben wird, wird von den großen Riesen erschlagen, welche Gott von darum daherinnen (im Berg) erhält mit dem Kaiser Friedrich, der eben zu dem Ende allhier wohnt (A, B) w ) . Das ist der Endschlacht letzter Ausgang 4 8 »). " ) H. F. M a ß m a n n Bayerische Sagen I 1831; F. G. S c h u l t h e i ß Die deutsche Volkssage vom . . . Kaiser Friedrich II. - Eberings hist. Studien 94, m f f . ; P e u c k e r t Von schwarzer und weißer Magie 1928, 150 ff.; M e n z e l Odin 336 f. (referierend) vgl. unten. " ) Zur Datierung E r b e n in Mitt. d. Gesellsch. f. Salzburger Landeskd. 54 (1914), 52 ff. " ) M a ß m a n n 57 ff.; S c h u l t h e i ß 118 ff; vgl. auch E r b e n 77 f. Ich halte den Einfluß der Türkenprophezeiung doch für erwiesen. *') E r b e n 50 f. ") Vgl. dazu E r b e n s Deutung 83 f., daß volksetymologisch aus Walwis, wälsch: Wal-statt wurde. **) M a ß m a n n hat die drei Hs. allein mitgeteilt; man muß deshalb auf ihn zurückgehen. A. wurde 1911 von S c h u l t h e i ß (s. o.) neu gedruckt; G r i m m Sagen Nr. 24; H. H e i n e Sdmtl. Werke 3, 348; L. B e c h s t e i n Volkssagen . . . Österreichs I (1840), 80 f.; BayHfte 2, 185 f.; ZfVk. 10, 91 f.; indirekt S c h ö p p n e r Sagen 1, 3 f. folgen B, obwohl A (C folgt A stets, ist nur kürzer) besser, weil älter ist; vgl. E r b e n 56 ff.; S e p p und V e r n a l e k e n schöpfen aus mündl. Quelle. M) S e p p Sagen 624;
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V e r n a l e k e n Alpensagen 66. *>) S c h ö p p n e r Sagen 1, 4. •*) S e p p Sagen 625. " ) So auch d e r s . 625; vgl. R o c h h o l z Sagen 1, 80. H) V e r n a l e k e n 66. K ) H. R e l i n g u. J. B o h n h o r s t Pflanzen4 1904, 213 f.; damals erschienen sogar neue Prophezeiungen über den Weltkrieg am Untersberg: G r a b i n s k i Mystik 236 f. ") S e p p 625. ") Ebd. M) K r o n f e l d Krieg 125 nach F r e i s a u f f Salzburgische Volkssagen. *"») H.F. M a ß rn a n n Kaiser Friedrich im Kyffhäuser 1850, 23. ») S e p p 625. ">) Ebd.; R o c h h o 1 z Sagen 1, 60. " ) V e r n a 1 e k e n 66. ••) Ebd. •') So ZfVk. 10, 91 f. nach Brixner Volksbuch; K r o n f e l d Krieg 125 nach F r e i s a u f f Salzburger Volkssagen. M) Vgl. dazu Hist. Ztschr. 26, 178. " ) M a n n h a r d t Götter 137 N., wohl verlesen, da er sonst B folgt. Steiermark: ZfVk. 1, 215; H. H e i n e Sämtl. Werke 3, 348; S i m r o c k Mythologie * 1878, 149; Zentralbl. f. Okkultismus 8, 682. ••) Wohl nach C: M a ß m a n n 63 Nr. 2; S e p p 625; V e r n a l e k e n 66; R e l i n g und B o h n h o r s t 213; S c h ö p p n e r 1,4; K r o n f e l d Krieg 125. •') R e l i n g u. B o h n h o r s t 213. So sammelt Elias die Frommen unterm Birnbaum; s. Antichrist VIII. "») Zentralbl. f. Okk. 8, 683. •») Von Riesen beschützt: L. B e c h s t e i n Die Volkssagen . . . Österreichs 1 (1840), 81. •>») Endschlacht: G r i m m Myth. 2, 798 f. VI. S c h i c k s a l des Walserb a u m e s . L u d w i g von Bayern ließ ihn pflegen 4 9 ). A m 5. Mai 1871 = dem Napoleonstage TO), wenige Wochen nach dem Friedensschluß v o m 10. Mai 1871 71 ), in der ersten Mainacht 72) wurde der Walserb a u m angesägt und darauf (5. Mai ?) v o m S t u r m umgeworfen 7 3 ). Sepp scheint an einen Dumme-Jungenstreich zur ersten Mainacht zu glauben 7 4 ), andere glauben die T a t dem fanatischen H a ß eines Slawen zuschreiben zu sollen 7S ). Der Salzburger Historiker Zillner pflanzte dicht daneben einen neuen Baum, der ebenso wie sein Nachfolger beschädigt wurde; erst ein 1882 oder 1883 gepflanzter gedieh, und stand 1911 in voller B l ü t e 7 6 ) . •) S e p p Sagen 625 f. 70) Ebd. ») ZfVk. 10, 91 = BayHfte 2, 187. " ) S e p p Sagen 1876, 122 f. " ( S e p p Sagen 625. '*) Ebd. " ) R e l i n g u. B o h n h o r s t Unsere Pflanzen 1904, 214. ") ZfVk. 10, 91 f.; BayHfte 2, 185 ff. mit Photographien des alten und des jetzigen Baumes. V I I . Das Brixener Volksbuch ward immer wieder aufgelegt und dadurch die Sage ausgebreitet. Seine Prophezeiungen
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Dürrwurz—Ebbe und Flut
gingen auch in die Schrift „ D r . Johannes, Prophezeiungen über alle Länder und Regierungen Europas" Wien 1849 über 77 ). Die schlesischen und böhmischen d. B.Sagen beruhen letztlich auf dem Volksbuch „Sibyllen-Weissagung". ") Zentralbl. f. Okk. 9, 279 f.
Peuckert.
Dürrwurz (Inula squarrosa, I. conyza, Conyza squarrosa). 1. B o t a n i s c h e s . Korbblütler mit kurz filzig behaartem Stengel und eiförmigen, spitzen, kurzbehaarten Blättern. Die kleinen gelben Blütenköpfchen stehen in Doldenrispen. Die D. ist hin und wieder an steinigen Hängen, an Mauern usw. anzutreffen. Auch verwandte Korbblütler, wie Erigeron-Arten (s. Berufkraut) werden manchmal als D. bezeichnet. 2. Im 16. Jh. wurde die D. (offenbar in den Rheingegenden) an Mariä Himmelfahrt mit anderen Kräutern geweiht und dann als Schutzmittel gegen das Einschlagen des B l i t z e s angesehen 1 ). Die Pflanze hieß daher im Bistum Speyer „Donnerwurz". Auch in Oberösterreich soll die D. unter dem Namen „ T a u r e r " (Donnerer) gegen den Blitz schützen 2 ). An Maria Himmelfahrt gesammelt, vertreibt die D. (ob Inula squarrosa?) Ge-
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spenster, Schlangen ond Flöhe (Hessen, Posen) und den Alp (Posen) 3 ). Es geht dies auf das zurück, was D i o s k u r i d e s 4 ) über die Pflanze xövu&x (eine Erigeron-Art?) sagt. Auch in Fischarts Flohhatz 5) wird D. oder Donnerwurz als Mittel gegen F l ö h e empfohlen. B o c k Kreuterbuch 1539, i, 42; vgl. dazu ZfVk. 24, 18. «) S a i l e r Flora Oberösterreichs 2 (1841), 171. ») W u t t k e 106 § 138. «) Mat. med. 3, 121. 6) Ausg. v. P a n n i e r in Recl. Univ.-Bibl. 93, 143. Marzell. Durst. Tantalus, der T y p u s des gierig Dürstenden, wird in der deutschen Sage zum „ewigen Durst" J ). A m Karfreitag darf man bis zum Abend kein Wasser trinken, sonst leidet man das ganze Jahr über D. 2 ). Im übrigen soll man nie durstig zu Bette gehen, sonst geht die durstige Seele trinken und kann sich dabei verirren 3). „ W e n n einem sehr dürstet, daß man offte trincken muß; so hat man einen Pfaffen geseuget" *). Meiche
Sagen 190 Nr. 256; M a n n -
hardt
Germ. Mythen 169; H a u p t
Mythol.
3, 468 Nr. 913;
150 Nr. 173. ') W u t t k e
§87;
Lausitz
Grimm
3, 446 Nr.
356.
») W u t t k e §462. 4) P r a e t o r i u s Phil. Colus 166. Stemplinger.
. DÜrst s. T ü r s t.
E. Ebbe und Flut. I. E n t s t e h u n g . Schon das griechische Altertum kennt allerhand Fabeln über die Entstehung der Gezeiten: man redet von der großen Seichtigkeit des westlichen Meeres; Plato führt den Vorgang darauf zurück, daß im Erdinnern ein von Wasser und Feuer durchflutetes Höhlensystem sei, Aristoteles denkt an den bald stärkeren, bald schwächeren Druck der von der Sonne emporgehobenen Dünste, oder es handle sich um das Aufwallen und Zurückweichen der Wogen gegen die hohen und felsigen Ufer IbeB ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube II.
riens und Masuriens; Pytheas erkennt als erster Grieche richtig den Mond als Ursache J). Nach der jüngeren Edda des Snorri Sturluson ist die E. dadurch entstanden, daß der Gott Thor bei einem Wett-Trinken bei Utgard-Loki drei gewaltige Züge aus einem Horn tat, dessen Ende, ohne daß er es wußte, draußen im Meere lag 2). Ahnlicher Glaube hat sich bis auf unsere Tage bei der am Meer wohnenden Bevölkerung gehalten: bei der E. geht das Wasser in die Luft, es ist sechs Stunden im Himmel und sechs auf der Erde; die Sonne saugt sechs Stunden lang >7
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Ebendorfer, Tomas, von Haselbach
das Salzwasser auf »und schickt dann das reine Wasser zurück; der Mond zwingt das Meer zurückzugehen, um es zu strafen für seinen Einbruch in das Land der Salzbergwerke (s. M e e r ) ; ein Ungeheuer, das im Meer sitzt, zieht das Wasser ein, der Windgott zwingt es, das Wasser wieder herauszugeben; Personen zuliebe, die dem Himmel angenehm sind, tritt das Meer zurück, es macht Platz für Wallfahrten 3 ). ') M ö l l e n h o f f Altertumsh. i , 519. ») Thüle 20, 9 6 « . Kap. 46. 47. ») S 6 b i l l o t Folk-Lore 2, 17 ff.
2. W i r k u n g a u f M e n s c h u n d T i e r . Die Gezeiten wirken auf die G e b u r t und das S c h i c k s a l des Menschen: bei F. empfängt das Weib männliche, bei E. weibliche Kinder; bei F. Geborene werden tüchtige Seeleute; wer an Weihnachten bei F. geboren ist, wird Kapitän, wer zu dieser Zeit bei E. zur Welt kommt, geht durch Schiffbruch zugrunde; ein Kind, das in der Mitte zwischen E. und F. geboren ist, wird öfters epileptische Anfälle haben und immer zu diesem Zeitpunkt *). Auch sonst beeinflussen die Gezeiten die Gesundh e i t : manchenorts geht es Kranken bei F. schlimmer, bei E. besser, andernorts ist es umgekehrt; wer sich die Haare bei F. schneiden läßt, erkältet sich schwer, wer während dieser Zeit Grimassen schneidet, bleibt entstellt. Bei E. ist es gesund, Bäder zu nehmen und Wunden zu waschen. In manchen Gegenden sterben die Menschen nur bei F., anderswo nur bei E. s ). Ebenso ist auch der Zustand der T i e r e von den Gezeiten abhängig: ein Hund wird toll, wenn er vom Meerschaum bei F. trinkt; das Auge der Katze wird mit dem Wechsel der Gezeiten größer und kleiner und ändert die Farbe. Bei E. soll man den Hennen Eier zum Brüten unterlegen, aber Butter machen und schlachten soll man bei F.: der Speck vermehrt sich dann in der Fleischkammer. Bei E. darf man nicht Klee säen, die Kühe, die davon fressen, platzen 6). «) S 6 b i 1 1 o t Folk-Lore 2, 19. 6) Ebd. 2, 19 f. •) Ebd. 2, 20. Hünnerkopf.
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Ebendorfer, Thomas, von Haselbach. Jos. A s c h b a c h Geschichte der Wiener Universität 1 (Wien 1865), 493—525; K r o n e s A D B . 4, 526—528.
Th. E., 1387 zu Haselbach, Oberösterreich, geboren, ein vielseitiger Gelehrter, zunächst magister artium und Professor der Artistenfakultät zu Wien, dann Theologe und Professor der Theologie, mehrere Jahre Vertreter der Universität auf dem Basler Konzil, seit 1440 vertrauter Ratgeber Friedrichs III., dessen Gunst er aber später verlor, so daß Friedrich sogar seine Entfernung von der Universität plante. Er starb zu Wien 1464. E. schrieb eine große Zahl historischer und theologischer Werke, die fast alle noch ungedruckt sind 1 ). Unter den historischen sind besonders wichtig das Chronicon Austriacum 2) und das für die Geschichte des Basler Konzils wertvolle Diarium gestorum per legatos concilii Basiliensis pro reductione Bohemorum 3 ). Unter den theologischen Werken befinden sich mehrere exegetische Schriften zu biblischen Büchern, dann zahlreiche Predigten *) und Traktate. Außer dem rein Historischen und Theologischen finden sich bei ihm manche für Sittengeschichte und Volkskunde, Brauch und Aberglauben wichtige Zusammenstellungen, besonders in den Traktaten. Einschlägiges Material aus dem Traktat De decem praeceptis ist aus Schönbachs Exzerpten s ) bekannt. Er spricht hier besonders von Teufelsdienst, Dämonenehrung (Perchta, Habundia), von Opfern (am Pilbisbaum), von Orakel, Traumdeutung, Totenbeschwörung, Besprechungen, Angang, Zauber mit Buchstaben, Wachsbildern, magischen Figuren; an einer Stelle bringt er eine reichhaltige Aufzählung der verschiedensten mantischen Künste. — Die übrigen Schriften E.s sind für unsere Zwecke noch nicht ausgebeutet. Aufzählung bei A s c h b a c h s. 5 1 1 f. ) Hrsg. von H. P e z Scriptores rerum Austriacarutn 2, 689—986. ») Hrsg. v. E. B i r k Scriptores Concilii Basiliensis 1 (Wien 1857), 701 bis 783. 4) Davon nur gedruckt die über die Paulinischen Briefe, zwei Bände 1478 ( H a i n Repertorium bibliographicum 2, 1 Nr. 8370). ') ZfVk. 12, 3 — 1 4 . Helm. 2
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Eber
Eber. 1. Mancherorts mhd. ber, was zu Verwechslungen mit dem Bären Anlaß gegeben hat 1 ), ist im besondern das männliche Tier des Wildschweins, der „schwarz ist und große hauende Zähne, einen halben Fuß lang" 2 ), hat. Seine wichtige Rolle im Volksglauben verdankt er seiner Bedeutung für den menschlichen Haushalt 3 ), seit den ältesten Zeiten ist er Opfertier, wie Funde von E.-Zähnen an Opferplätzen beweisen 4) (s. S c h w e i n 1). Die Germanen legten auf das Haupt des „Herdenebers" B) Gelübde ab, wohl um „ G l ü c k " 8) (Engl., Norden). Bei den Nordgermanen war er heiliges Opfertier des Freyr 7 ), des Gottes des Ackerbaues 8 ), dessen Tier der E. Gullinbursti war, ferner der Freya 9 ), der ebenfalls ein E., Hildisvini, eignet. In Deutschland gehört er vorzugsweise zu der die Erde befruchtenden Wolkengöttin 1 0 ), aber auch einem dem nordischen Freyr verwandten Gotte, der den Südgermanen (Ingwäonen) unzweifelhaft bekannt war, wenn auch sein Name Fro nirgends bezeugt ist u ) . Über den Zusammenhang des E.s mit Wodan bzw. der wilden Jagd s. u. 2. Z f V k . 1 (1891), 284. ») M e g e n b e r g Buch der Natur 99. s) s. L i p p e r t Christentum 5 8 7 f . *) Q u i t z m a n n 241. 6) M e y e r Religgesch. 201 f., der die Deutung „Sühneeber" ( G r i m m Myth. 1, 41. 176; S i m r o c k 6 324) ablehnt, wie auch M e y e r Germ. Myth. 227. •) M e y e r Religgesch. 201. ') G r i m m Myth. 1, 41. 176; G o l t h e r Myth. 228; Meyer German. Mythol. 102 f. 197. 227; S i m r o c k ® a. a. O.; M e y e r Religgesch. a . a . O . ; K u h n Westfalen 1, 331; M e y e r Baden 489. ») M e y e r Germ. Mythol. 224. •) L i e b r e c h t Zur Volksk. 439; Simr o c k 6 473; M e y e r Germ. Myth. 124. 271. ,0) Z f V k . 15 (1905), 3 1 3 . l l ) W o l f Beitr. 2, 407. 410; i , 1 2 6 I ; Q u i t z m a n n 83.
2. Der E. mit seinen weißen, die Erde aufwühlenden Hauern vertritt bald die mit Blitzen wie mit Zähnen bleckende W e t t e r w o l k e 1 2 ) , bald den W i r b e l s t u r m l s ), von dem der myth. E. 14 ) abgeleitet wurde, der als einäugig 15 ) galt und identisch ist mit dem einäugigen Borch, der Sturm in den von ihm bewohnten Seen erzeugt 1 8 ), und dem einäugigen Kempen, der im Gundisheer (wil-
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den Heer) einherzieht oder den ihn verfolgenden Hackelberg mit seinem Zahn, dem Blitz 1 7 ), tödlich verwundet. Es"(ist der Mythus von der Jagd des Sturmgottes Wodan, auf den erdaufwühlenden, von Blitzen umleuchteten Wirbelwind, >' d. i. einen E. mit seinen leuchtenden Hauern und flammendem Rachen 1 8 ). Wie eine Herde E. zieht die wilde Jagd durch die Luft 1 9 ), ein E.-Schinken ist Jagdan teil 20 ), der E. selbst Jagdtier 21 ) der wilden Jagd in Sagen. Hier ist mehr an Wodan anzuknüpfen, der auch oft an die Gestalt des Gewittergottes streift 22), dann an Freyr und seine deutsche Entsprechung. Der mit seinem Zahn den Hackelberg auf den Tod verwundende E. 2S ) (s. Hackelberg) ist die im Wirbelsturm dahinjagende, blitzende Wetterwolke, die noch im Sterben mit ihrem Zahn, dem Blitz, verwundet und dem Jäger den Tod bringt 24 ). Der E. Freyrs ist jedenfalls auch nur auf die leuchtende Wetterwolke 25) zu deuten, nicht auf die Sonne, wie auch der goldene E., auf dem Freya reitet, ein Abbild der Wolke 2e ) ist. Deutsche Entsprechungen sind wieder aus Sagen zu erschließen w ) (s. Schwein 2). " ) M e y er Germ. Mythol. 102 = S c h w a r t z Urspr. d. Myth. 230. u ) M e y e r a. a. O.; M a n n h a r d t Götter 97. 117. " ) L a i s t n e r Nebelsagen 272. 283; E b d . 279 = M a n n h a r d t Götter 97. 1 6 ) M e y e r a. a. O . = M a n n hardt 2, 1 1 3 ; L a i s t n e r Nebels. 193. 273; Schönwerth Oberpfalz 2, 1x3. ") R a n k e Sagen' 221 f. = K u h n und 6 S c h w a r t z Nr. 35. " ) S i m r o c k 462f. u) M e y e r a. a. O. 245. 243. 247. 282; W o l f Beitr. 2, 140. '•) M a n n h a r d t Götter 113. S i m r o c k 6 199. " ) G r i m m Myth. 2, 776. " ) ZfdMyth. 2 (1854), 3 1 0 = S c h w a r t z Volksglaube 15 f. " ) Über die nordd. Hackelberg-Sage und ihre vielen Varianten vgl. M a n n h a r d t Götter 135; G r i m m Myth. 1, 1 7 7 ; 2, 767 ff.; 3, 280; M e y e r Germ. Myth. 244 f. 257; S i m r o c k 6 200 f. 329; K u h n u. S c h w a r t z 80 Nr. 83; 156 f. Nr. 182; 180 Nr. 203; 236 f. Nr. 265; 479 Anm. 83; K u h n Westfalen x, 363 Nr. 406; 2, 6 Nr. 12; 360 Nr. 400; D e r s . Mark. Sagen Nr. 205; R a n k e Sagen * 127 f. = G r i m m Sagen Nr. 172. 3 1 1 ; ZfdMyth. 1 (1853), 30 f.; K n o o p Hinterpommern 149 = K u h n Westf. 1, 363 Nr. 406; S c h e l l Berg. Sagen 430 f. N r . 2 4 ; S c h a m b a c h u. M ü l l e r 437; E i s e l Voigtland 128 f. Nr. 336; M e y e r Baden 489; Q u i t z m a n n 85. M ) M e y e r Germ. Mythol. 102 17*
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Eber
= M ö l l e n h o f f Sagen 352; K u h n und S c h w a r t z 2 8 . 1 2 2 . 2 7 4 ; K u h n Westfalen 1, 318. 326; S c h w a r t z Studien 38. 376; M e y e r a. a. O. 245 = D e r s , Indg. Mythen 2, 460; M a n s h a r d t Götter t u . " ) G r i m m Myth. 1, 176; 3, 76; S i m r o c k ' 323; M e y e r Germ. Myth.102. 224; M a n n h a r d t 2, 203 ( M a n n h a r d t 2, 203; S i m r o c k * 200 deuten ihn auf die Sonne). " ) M a n n h a r d t Germ. Mythen 289. " ) A l p e n b u r g Tirol 54. 69.
3. Der E . ist auch S e e l e n t i e r 8 8 ) . Eine der den Sagen vom einäugigen Borch (s. o. 2) zugrunde liegenden Vorstellungen ist, daß der Gefangene zum wilden Heere gehört, also gar kein leibhaftiges Tier, sondern ein t i e r g e s t a l t i g e r T o t e r i s t » ) . Hier haben wir es mit einem entschiedenen Übergang der naturdämonischen Vorstellung vom Wind als E. zu der von der Seele als E . zu tun. Die naturdämonische und animistische Auffassung, außerdem christliche Seelenvorstellungen ""J, schaffen die gespenstigen E . s l ) , von denen der Volksglaube zu berichten weiß (Alpenländer) 32 ), die nicht selten f ü r ihre Missetaten büßen müssen in E.-Gestalt (Old., Bay.) 3 3 ) oder auf einem E. als Reittier umgehen (Öst., Schwz.) 34 ). Endlich ist er T e u f e l s t i e r 3 S ) . Doch ist die Zahl der abergl. Anschauungen, in denen ausdrücklich von gespensterhaften E.n erzählt wird, gering (s. Schwein 3, 4). Laistner Nebelsagen 283. — Der Glaube an die E.gestalt der Seele findet sich bei vielen primitiven Völkern der Erde, z. B. Negerstämmen, Jakuten, Samojeden (F r a z e r 1 1 , 201. 203. 205. 206 f. 196). 2*) R a n k e Sagen1 2 2 1 . M) M e y e r Germ. Myth. 61 f. 69. S1 ) Ebd. 103 = ZfdA. 4, 506; M a n n h a r d t Götter 97. M ) R o c h h o l z Naturmythen 61 Nr. 8; 174 Nr. 18; V e r n a l e k e n Alpensagen 146 Nr. 124. 33 ) S t r a c k e r j a n 1, 2 3 2 ; Q u i t z m a n n 180. 34 ) R o c h h o l z a . a . O . 29. 370 Nr. 6; Q u i t z m a n n 84 = V e r n a l e k e n Mythen 123. 370 Nr. 6. »*) ZdVfVk. 7 (1897), 195 = G r i m m 2, 832; R o c h h o l z a. a. O. 100 Nr. 31.
4. Bei einer Reise über Land einem E . zu b e g e g n e n , ist ein g u t e s Vorzeichen (Sachs.) 3 6 ). Der E . - Z a h n ist ein weitverbreitetes A m u l e t t 3 7 ) (s. Schwein 7- 8). " ( G r i m m Myth. 3, 438 Nr. 128. ») H ö f l e r Organotherapie 99. — Bei den Römern hing man die Hauer des E.s an die Stirn der Tiere,
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in Marokko und im Sudan sind sie ein unfehlbares Mittel gegen den bösen Blick ( S e l i g m a n n Blick 2, 132), s. Schwein § 9 Aom. 354. Denselben Abwehrzweck hatten wohl die E.-Amulette der Aestier (vgl. Möllenh o f f Altertumsk. 4, 1 7 1 ; S i m r o c k ' 3 1 6 ff.; P a n z e r Beitr. 2 , 5 0 2 ; M e y e r Aberglaube 257 f.; M e y e r Germ. Myth. 103 = G r i m m Myth. 1, 1 7 7 ; S e p p Religion 281) wie die E.helme der Germanen, bes. der Angelsachsen (a. a. O.; ferner M a n n h a r d t Germ. Myth. 90; ZfVk. 7, 220).
5. In der V o l k s m e d i z i n finden einzelne Teile Verwendung. Die G a l l e hilft gegen Frostbeulen und K ä l t e an Händen und Füßen (Schwz. 3 8 ), Westf.) 3 9 ) sowie K r o p f 4 0 ) . Im 17. J h . wird sie, in Anlehnung an Plinius, als geschlechtliches Reizmittel (Einschmieren mit E.galle „reizet zur Venus") anempfohlen 4 1 ). — Der Genuß der (gebratenen) G e n i t a l i e n vertreibt Bettnässen 42 ) bei Mädchen M ) ; die H o d e n bewirken, wenn von der Frau pulverisiert genossen, bei nachfolgendem Beischlaf Schwangerschaft und heilen die trockene Flechte, wenn man sie jeden Abend vor dem Zubettegehen damit einreibt 45 ). Die Hoden von einem wilden Schwein, aus Wein getrunken, vertreiben die Fallsucht 4 6 ). Wenn einem Mädchen die Brüste zu groß werden, so streiche man mit der rechten Hode eines Wildschweins 47) (oder eines verschnittenen E . s ) u ) über die linke Brust und umgekehrt, so gehen sie wieder auf ihre normale Größe zurück (s. Schwein 9 h). — Die N i e r e n eines (Zucht-) E.s helfen gegen Blasenleiden (Württ.) *•) (s. Schwein 9 v). E.s p e c k heilt Fallsucht 6 0 ); eine gliedweichende Salbe bereitet man aus dem S c h m a l z vom Nacken eines wilden hauenden Schweines, Bärenfett, rotem Sandel, Blutstein, Regenwürmern und Moos, in Haselnußgröße, von einem Totenkopf 6 1 ). — Das F l e i s c h salze man ein, beize es nachher gut mit Essig, hänge es in den Rauch und dörre es gut. Dann nehme man ein etwa hühnereigroßes Stück, lege dieses wieder in Essig, daß es weich wird, wickle es in Werg und verscharre es in der Asche, damit es gut trockne. Dann zerstoße man es zu Pulver und gebe es dem K r a n k e n in rotem Wein gegen die Ruhr
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Eber
(das „rote Wehe") 52 ). — U r i n oder der in der H a r n b l a s e zurückbleibende B o d e n s a t z ist gut gegen Bettnässen (Westf.) M ), warmer frischer K o t gegen Nasenbluten 5 4 ). Bei schwerem Zahnen reibe man das Zahnfleisch des Kindes mit einem E.z a h n (Dbö.) 5S ). Eine Messerspitze Pulver, das von einem Zahn abgefeilt ist, im Wasser der im März aus Neuschnee geschmolzenen Eiszapfen wurden im 17. J h . in der Schweiz gegen den „ S t i c h " (Seitenstechen, Seiten- und Rippenschmerz, auch bei Brustfell- und Lungenentzündung) B4) eingegeben 5 6 4 ) (s. Schwein 9). M ) SAVk. 10 (1906), 273; H ö f 1 e r Organotherapie 2 H . 3») ZrwVk. 1 (1904), 102. 40) H ö f l e r a. a. O. — Beide Verwendungsarten bereits b e i P l i n i u s N.H. X X V I I I , 6 2 . 5 1 . " ) Ebd. " ) S t a r i c i u s Heldenschatz (1679) 441 f. ") L a m m e r t 136. " ) J ü h 1 i n p Tiere I73" ) ZrwVk. 1 1 (1914), 166. " ) J ü h I i n g a . a . O . 1 7 1 . ") ZfVk. 8 (1898), 48. " ) S t a r i c i u s a. a. O. 476 f.; J ü h 1 i n g Tiere 181 = L a m m e r t 148. — Den Genitalien wohnt heilende Kraft inne als ehem. Anteil der Götter. In Griechenland wurde dem Unterweltgotte Kronos das membrum virile eines schwarzen Schweines geopfert (H ö f 1 e r Org. 3 1 = Abraxas [4. Jahrh. n. Chr.], S. 80). «) H ö h n 1 Volksheilkunde 116. " ) S i m r o c k 537. M M ) J ü h 1 i n g Tiere 177. ) Ebd. 175. 5a M ) ZrwVk. 1 (1904), 203. ) Megenberg Buch der Natur 99. " ) U r b a n Heilkunde Westböhmens 82. *•) H ö f 1 e r Krankheitsnamen 680. M») SAVk. 15 (19x1), 178.
6. Als F e s t s p e i s e ist der E. vor allem zur W e i h n a c h t s z e i t sowie beim E r n t e m a h l traditionell. Zu Weihnachten (oder Neujahr) ist er in der ganzen germanischen Welt in irgendeiner Form Festgericht. Vorherrschend ist der K o p f (Schwed., Dänem., Engl. 57), Norddtl. 58 ), Hess. 59 ), Ob.Öst. 60 ), Bay. 6 1 ), Luxemb.) 62 ), seltener der R ü c k e n 6 3 ), in Hannover ißt man Schweinsr i p p e n M ), als M e t t e n s a u finden wir ihn in Bayern 65 ). Zur F a s t n a c h t und O s t e r n war er ebenso unerläßlich wie am M a r t i n s t a g . Neben dem ehemaligen Opferfleisch finden wir überall, auch in Frankreich 66 ), G e b i l d b r o t e in E.- oder Schweinsgestalt, wiederum zu Weihnachten und zur Erntez e i t , die man bis zur Saatzeit
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aufhob und unter das Saatgetreide usw. rieb, wie auch den Pflugtieren und dem Pflüger zum Essen g a b 4 7 ) . — Über das g o l d e n e F e r k e l zu Weihnachten ® ) s. am Schluß der A n m . und Schwein 12. " ) H ö f 1 e r Organotherapie 99; F r a z e r 7, 300 ff.; T y l o r Cultur 2, 410; Q u i t z m a n n 8; M e y e r Baden 489; Simr o c k 6 3 3 3 ; W o l f Beitr. 2, 412 f. M) M e y e r Germ. Mythol. 227; G r i m m Myth. 1, 1 7 8 ; S e p p Religion 8. '•) K o l b e Hessen 10 f. M ) Baumgarten Jahr u. s. Tage 12. " ) M e y e r a . a . O . 227 = Quitzmann M 86. ) F o n t a i n e Luxemburg 7. ,a ) A l M b e r s Das Jahr 323. ) S e p p Religion 8. *6) Ebd.; Q u i t z m a n n 241. Hauptgericht auch in Serbien: F r a z e r 10, 259. — Weitere Belege s. Schwein 12 3M . ••) G r i m m Myth. 1, 51 in Serbien: F r a z e r 1 0 , 2 5 9 . " ) L i e b r e c h t Zur Volksk. 439; G r i m m Myth. 1, 176 f.; M e y e r Abergl. 489; M e y e r Religgesch. 201; M e y e r Germ. Mythol. 102 f. 197. 227; P a n z e r Beitr. 2, 491 = Grimm Myth. 1, 4 1 ; 2, 1036; M a n n h a r d t Götter 101. 2 4 1 ; H ö f l e r Weihnacht 60 f.; D e r s. Fasten 22 f.; G o l t h e r Mythologie 228; R e u t e r s k i ö l d Speisesakramente 117; W o l f Beitr. 1, 105; A 1 b e r s Das Jahr 328; K ü c k und S o h n r e y 35; S e p p Religion 8; S t r a c k e r j a n 2, 20; Quitzm a n n 85. 2 4 1 ; L e o p r e c h t i n g Lechrain 165. M) Außer der bei Schwein 1 2 M3—405 angef. Literatur vgl. noch G r i m m Myth, i , 4 1 ; K u h n Westfalen 1, 3 3 1 ; L i p p e r t Christentum 587. — Über Schweine-(E.-) Abgabe an Gotteshäuser in Bayern: Quitzm a n n 2 4 1 ; außerdem s. Schwein 1 2 ; über das Lauterbacher Goldferch: G r i m m Myth. 1, 1 7 7 ; 2, 1036; ferner s. Schwein 1 2 a * ; über das Antoniusgemeindeschwein: L i p p e r t Christentum 453 ff.; J a h n Opfergebräuche 265; S e l i g m a n n Blick 2, 132, sowie Schwein 12. — Zur E r n t e : P a n z e r Beitr. 2, 492. Vgl. ferner Schwein 12 *00.
7. Zum Teil aus seiner naturdämonischen Wesenheit (s. o. 2), zum Teil aus seinen Beziehungen zum Ackerbau (Grimm 6 9 ) sieht einen Grund der Heilighaltung des E . s darin, daß er die Erde aufwühlt und die Menschen von ihm das Pflügen gelernt haben) ist er dem Volksglauben zum Korndämon70) geworden. Wenn das Getreide im Winde wogte, glaubte man, „der E. gehe durchs K o r n " (Wetterau) 7 1 ), und in Schwaben warnte man die Kinder: „ G e h ' nicht ins Korn, es ist die wilde Sau darin" 72 ). Die Verwüstungen der wilden Schweine im
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Eberesche
Getreide werden zur Entstehung dieses Glaubens ebenfalls beigetragen haben {s. Schwein 13). ••) W o l f Beitr. 409 und Quitzmann Mythol. 2, 555. ™) Vgl. 83 = Grimm M e y e r Germ. Mythologie 103; F r a z e r 7, 298 ff. " ) M a n n h a r d t Götter 97. 117; R o c h h o l z Naturmythen 32; S i m r o c k 6 439. " ) M a n n h a r d t und Rochholz a. a. O.
8. Während S a g e n von Schweinen sehr zahlreich sind (s. Schwein 14), gibt es nur wenige, die ausdrücklich den E. nennen. E. geben manchmal Veranlassung zu Klostergründungen (Polling, Eberbach 7 3 ), Sulzbach, Kremsmünster 7 4 )), zur Benennung von Orten (Ebernburg bei Kreuznach u. a.) 7S ), wühlen Schätze aus (Meckl.) 7 6 ) und führen Liebende zusammen w ). Über andere Sagen s. o. 3 und Schwein 14. s. S c h w e i n , Spanferkel. ™) S i m r o c k 5 330 = Schöppner Sagen 1 Nr. 440; 3 Nr. 1250. 74) Q u i t z m a n n 8 4 = S c h ö p p n e r a. a. O. Nr. 583. 568. «) W o l f Beitr. 1, 104; S i m r o c k 6 200. 330; Q u i t z m a n n 83 f. führt über 20 Ortsnamen an. — Über mit E. zusammengesetzte Personennamen vgl. Quitzmann 83 f. »•) ZfVk. 7 (1897), 280 = Bartsch Mecklenburg 1, 360. ") S i m r o c k 6 332; W o l f Beitr. 2, 81 f. Herold.
Eberesche (Vogelbeerbaum, niederd. Quick, Quitschenboom; Sorbus aucuparia). 1. B o t a n i s c h e s . Baum mit unpaarig gefiederten Blättern (die denen der Esche gleichen) und weißen, in reichen Dolden angeordneten Blüten. Die Früchte sind rote Beeren („Vogelbeeren"). Die E. ist häufig in Wäldern und Gebüschen, besonders in gebirgigen Gegenden. Sie ist fast durch ganz Europa bis nach Island und das nördliche Norwegen verbreitet*). Die Rolle der E. in der Volkskunde wurde behandelt von S c h e l l 2 ) , E. L e m k e 3 ) und M a r z e 11 4). ») M a r z e 11 Kräuterbuch 94 f. ») ZfVk. 22, 181—185. ') 39. Ber. d. westpreuß. botan.zool. Vereins Danzig 1917, 69—72. *) Mitt. d. Deutsch.dendrol. Ges. 36 (1926), 71—78.
2. Die E. war bei den Nordgermanen dem T h o r h e i l i g , der sich nach einem Berichte der jüngeren Edda aus
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dem reißenden Strom dadurch rettete, daß er eine E. erfaßte; daher heißt der Baum „Thorsbjörg" (Thors S c h u t z ) s ) . Als Grund, warum die E. mit dem Gott des Blitzes in Verbindung gebracht wurde, betrachtete die ältere mythologische Schule die r o t e (Blitz, Feuer) Farbe der Beeren oder mythische Vorstellungen v o m „Wolkenbaume", da die gefiederten Blätter der E. (vgl. auch Esche) an die „gefiederten" Wolken erinnern sollten 6). Jedenfalls ist die Verbindung der El mit dem B l i t z noch heutigentags vielfach nachzuweisen. Im südlichen Böhmen werden die Vogelbeeren in Kränzen und Büscheln vor die Fenster, auch auf die Dächer der Wohnhäuser, gehängt, um die Häuser vor Blitz zu schützen 7 ); auch im Anhaltischen gilt die E. als blitzabwehrend 8 ). Andrerseits heißt es aber auch, daß die E. den Blitz a n z i e h e , weshalb man sie nicht in die Nähe des Hauses setzen dürfe 9 ). Auch im nördlichen England ist die E. ein Blitzbaum 10). Übrigens gehört die E. nach naturwissenschaftlichen Feststellungen zu den Bäumen, die am seltensten vom Blitz getroffen werden " ) . 6) M e y e r Germ. Myth. 81; v. d. L e y e n Sagenbuch 1 (1920), 139. •) K u h n Herabkunft d. Feuers 202; S c h w a r t z Studien 297; M a n n h a r d t German. Mythen 138. ') Orig.-Mitt. von Treiber 1908; vgl. ZföVk. 3, 380. 8) W i r t h Beiträge 6—7, 18. 23. •) J o h n Erzgebirge 244. 10) Germania 7 (Berlin 1846), 430. n ) S t a h l Blitzgefährdung der verschiedenen Baumarten. 1912, 9.
3. Die E. und ihre Teile haben a p 0 t r o p ä i s c h e Eigenschaften. Ein Grab der älteren Bronzezeit bei Frederiksund auf Seeland enthielt neben verschiedenen anderen offenbar dem Abwehrzauber dienenden Gegenständen auch den Rest eines E.nzweiges 12 ). In Schlesien und Holstein mußte der Stiel an der Butterscheibe aus dem Holz der E. verfertigt sein (vgl. Kreuzdorn), da sonst die Hexen ihr Unwesen treiben 1 3 ). Diejenigen, die sich „durch Zauberei gebunden glauben", machen aus den Asten der E. einen Kranz und stecken das bezauberte Glied durch. Dann wird der Kranz an einen Pfahl gesteckt und der Zauberer soll, so-
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Eberesche
bald der Kranz trocken wird, viel auszustehen haben 14 ). Ein Absud der E. wird den Schweinen gegeben, wenn sie in einen neuen Stall kommen, damit sie nicht krank werden 1 5 ). Eine verdorbene (wohl verhexte) Flinte wischt man aus mit einem Absud von E.nblättern in Wasser aus drei Brunnen, dann kann man wieder schießen 18 ). Ganz besonders gilt die E. in England (vor allem in Schottland und Irland) als hexenabwehrend; sie kommt in die Ställe, Zweigstücke werden als Amulett in der Tasche getragen 17 ). In Skandinavien gilt besonders die E., die als „Überpflanze" (Epiphyt) auf einem anderen Baum (z. B. Esche, Weide) gewachsen ist (flyverön, flögrönn) als besonders zauberkräftig 1 8 ). Auch im Zauberglauben der Isländer 19 ), ferner der Slaven M ) und besonders der Finnen 21 ) spielt die E. eine große Rolle. Eine gewisse Heiligkeit der E. scheint auch der Glaube zu beweisen, daß derjenige sterben müsse, der eine E. versetze und zwar dann, wenn der Stamm der E. die Stärke des Halses des Betreffenden erreicht habe 2a ). ») H e l m Religgesch. 165 f. 13 ) M ü 11 e n h o f f Sagen 224; Urquell 5, 192; ebenso in England; D y e i Folk-Lore of plants 68; F r a z e r 2, 53. " ) M a t t u s c h k a Flora Silesiaca 1 (1776), 437; handelt es sich hier wirklich um einen s c h l e s i s c h e n Aberglauben? vgl. auch H u r t Estn. Sagen 1863, 13. " ) MschlesVk. 17, 91. " ) G r o h m a n n 206. " ) M a c C u l l o c h Religion of anc. Celts 1911, 201; G u t c h County folhl. 912, 32; F r a z e r Balder 2, 184; D y e r Folkl. of plants 43. 66. 68; F L . 6, 156; 7, 182; 14, 97; 19, 344; 20, 73: 22. 53- 456; 24, 512 f.; M e y e r Germ. Myth. 84; ebenso in den Ver. Staaten von Amerika (Sorbus americana): Bergen Animal and Plant Lore 101. " ) F e i l b e r g Ordbog 1, 320; 3, 124; F r a z e r Balder 2, 281; S e l i g m a n n Blick 2, 59; über die mythologische Deutung der flögrönn vgl. bes. K u h n Herabkunft des Feuers 175 ff. M) M a u r e r Island. Volkssagen 1860, 177 f.; Lehmann-Filhés Island. Sagen N. F. 1891, 29 f. 20) B e z z e n b e r g e r Litauische Forsch. 70. 76; R u ß w u r m Eibofolke 1855, 2, 219. 21) Z. B. FCC 30, 14; 31, 92. 106. 136; 55, 94. «*) J o h n Erzgebirge 244.
4. Ab und zu erscheint die E. als ein Baum der b ö s e n G e i s t e r . Es ist
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dies wohl als ein Nachklang der Bemühungen tfer christlichen Glaubensboten zu deuten, den in der heidnischen Zeit verehrten Baum als „ b ö s e " zu stempeln (vgl. Eiche). Wenn die Hexen in der Johannisnacht ihre Zusammenkünfte abhalten, brechen sie die Kronenspitzen der E. ab, um sie als Kohl zu verspeisen 23 ). Auch der Bilmesschneider schneidet die jungen Triebe der E. ab 24). Das Holz der E. darf man nicht im Haus dulden, denn es bringt Unglück 2S ). Nach einer märkischen Sage soll die E. aus den Gebeinen des Judas herausgewachsen sein 26). " ) K u h n u. S c h w a r t z 392; S t r a k k e r j a n 1867, 2, 55. " ) J o h n Erzgebirge 226. " ) Mansfelder Blätter 1 (1887), 50. " ) H a n d t m a n n Mark. Heide 16.
5. Als L e b e n s r u t e (s. d.) tritt die E. in dem im Niederdeutschen (besonders im nordwestl. Deutschland) geübten Brauch des „Kalwerquickens" (Kälberquickens) auf. Der Hirte geht am frühen Morgen, ehe der Tag graut, auf die Stelle des Berges oder des Waldes, wohin die ersten Sonnenstrahlen fallen. Dort schneidet er das Reis einer E., sobald es vom ersten Sonnenstrahl beschienen wird, mit e i n e m Schnitt ab. Im Hofe versammeln sich die Hausbewohner und Nachbarn. Da3 Rind wird nun in die Mitte des Hofes geführt und der Hirt schlägt es dreimal mit dem E.nzweig auf den Rücken mit dem Spruch: „Quick, quick, quick — bringt Milch wohl in die Stirk (Sterke = junges Rind) — der Saft kommt in die Birken — ein Namen geb ich der Stirken — der Saft kommt in die Buchen — das Laub kommt auf die Eichen — N. sollst du heißen — Quick, quick, quick!" Der Hirte erhält darauf Eier zum Mahle; mit deren Schalen schmückt er das „ Quickreis", bindet noch bunte Bänder und farbiges Papier dazu und stellt es über der Stalltür auf 27). " ) M o n t a n u s Volksfeste 29; vgl. auch K u h n Westfalen 2, 15; S a r t o r i Westfalen 114; Ztschr. d. histor. Ver. f. Niedersachs. 1878, 79; B a r t s c h Mecklenburg 2, 431; M a n n h a r d t 1, 271. 294. 298; K u h n Herabkunft d. Feuers 164; M e y e r Germ. Myth. 214; W o l f Beiträge 1, 77 f.
Eberreis
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6. Besonders im südl. und mittleren Deutschland bedeuten v i e l e V o g e l beeren einen h a r t e n , schneereichen W i n t e r **), aber auch eine gute Getreideernte Viele Vogelbeeren sind auch ein Orakel für menschliche Fruchtbarkeit: es werden viele Kinder geboren 30). M) M a r z e i l Bayer. Volhsbot. 132; D r e c h s l e r 2, 198; J o h n Erzgebirge 244; W r e d e Eifler Volksk.4 97; ähnlich auch in England: D y e r Folkl. of plants 118, in Rußland: Y e r m o l o f f Volkskalender 265. 557 und in den Ver. Staaten von Amerika (hier für mountain ash = Sorbus americana geltend): B e r g e n Animal and Plant-Lore 108. " ) M a r z e l l Bayer. Volksbot. 125; Z f V k . 6, 182; G r o h m a n n 102; Egerl. 10, 187; ebenso in Rußland: Y e r m o l o f f Volkskalender 114. 235. G r o h m a n n 102 (vgl. Hasel). Marzell.
Eberreis (Eberraute, Garthagen, Schoßwurz, Stabwurz; Artemisia abrotanum). 1. B o t a n i s c h e s . Mit dem Beifuß (s. d.) und dem Wermut (s. d.) nah verwandter Korbblütler mit fein zerteilten Blättern und kleinen, grauen, unscheinbaren Blütenköpfchen. Die ganze Pflanze riecht zitronenartig. Das zu uns aus Südeuropa (eigentliche Heimat unsicher!) gekommene E. ist eine alte Pflanze der Bauerngärten, die bereits zur Karolingerzeit bei uns kultiviert und zum Teil durch die Klostergärten verbreitet wurde *). ') Marzell
Kräuterbuch 179.
2. Das E. ist vorzüglich eine Pflanze des L i e b e s z a u b e r s 2 ) . Bei P 1 u t a r c h tritt das Wort „abrotonon" als Name einer Hetäre auf s ). P 1 i n i u s 4) gibt an, daß die Pflanze habrotanum (daraus auf volksetymologischem Weg das deutsche „Eberraute"!) den Geschlechtstrieb errege, wenn ein Zweig des Krautes unter das Kissen gelegt werde, und daß es vorzüglich wirksam sei gegen alle Zaubereien, durch die der Beischlaf verhindert werde („contra omnia veneficia, quibus coitus inhibeatur"). Als Mittel gegen „Nestelknüpfen" (s. d.) ging das E. in die deutschen Kräuterbücher des 16. Jhs. über, z. B. bei B r u n f e l s 6 ) : „bringt lust zur unkeuscheit und ist ein sonderlich kraut wider alle zauberey / so
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den mannen ir recht nemen sich mit dem weib zu vermischen." Die Namen Gartheil, Stabwurz sollen ebenfalls erotische Bedeutung (erectio penis!) haben 6 ). Wenn jemand ein Mädchen zu seinem Schatz haben will, so muß er ihm heimlich unter das Schürzenband ein Büschel E. stecken, dann kommt das Mädchen selbst zu ihm. Die Liebe dauert aber nur einige Jahre, weil sie keine natürliche, sondern eine angezauberte ist, dann verwandelt sie sich in Haß (Provinz Sachsen) 7 ). Die englischen Volksnamen Boy's Love, Kissm e - q u i c k - a n d - g o , Maid's Love, Old Man's L o v e 8 ) weisen ebenfalls auf die Anwendung im Liebeszauber hin. Begegnet ein Mädchen, das sich einen Teil der Pflanze in den Schuh oder unter die Kleider auf die bloße Haut gelegt hat (vgl. Erdrauch, Zaunrübe), einem Mann, so wird dieser ihr Gemahl (Ver. Staaten von Amerika) 9). Nach einer französischen Sage (13. Jh.) fragt eine Frau eine Hexe um Rat, damit sie mit ihrem Mann in Frieden leben könne und von ihm geliebt werde. Die Hexe gibt den Rat, einen Zweig des E.es (averone) abzureißen und ihn dreimal zu fragen, warum ihr Mann sie mißhandle, das K r a u t gebe dann Antwort 10). s)
Aigremont Pflanzenwelt 2, 11 f. M u r r Pflanzenwelt 201. *) Nat. hist. 21, 162. 6) Kreuterbuch 1537, 113; vgl. ZfVk. 24, 13. •) H ö f l e r Botanik 76; Krankheitsnamen 189. 670. ') Veckenstedts Zs. 4, 326; vgl. M o n t a n u s Volksfeste 40. 140. 8) B r i tt e n and H o l l a n d Dict. of Engl. Plant Names (1878 ff.) 568. ») JAmFl. 5 (1892), 22; Bergen Animal and Plant-Lore 104. 115; K n o r t z Streifzüge 333. 10) S 6 b i 1 1 o t Folk-Lore 3, 480. 3)
3. H e x e n sind leicht zu e r k e n n e n , wenn man ihnen einen Zweig des E.es („Gartenhahn, Richhoi, Gaisbart") unter die Nase hält; sie reißen dann aus: Richha bers (wer es) net gerich ka es e Hex u ) !
Damit die Hexen die Milch nicht verzaubern können, seiht man diese durch ein Tüchlein, auf dem Stabwurz liegt, und gibt dem Vieh neun Tage nacheinander von der Pflanze ein 1 2 ). Das E. wird auch
Eberwurz
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zur E r l a n g u n g eines sicheren Schusses geb r a u c h t (Böhmen) 13 ). ) W i t z s c h e l Thüringen 2, 268. M o n t a n u s Volksfeste 1, 18. l a ) W u t t k e 106 § 1 3 7 . Marzeil. u
ia)
Eberwurz (Kraftwurz, Silberdistel, W e t t e r d i s t e l ; Carlina acaulis). 1. B o t a n i s c h e s . Die große E. ist ein distelähnlicher Korbblütler mit großen, etwa 10 c m im Durchmesser erreichenden, silberglänzenden Blütenk ö p f e n und kurzem, gewöhnlich ganz im Gras v e r s t e c k t e m Stengel. Die B l ä t t e r sind mit Stachelspitzen versehen. Die P f l a n z e ist i m südlichen D e u t s c h l a n d (nach Norden zu wird sie seltener) an sonnigen Hängen, auf W e i d e p l ä t z e n usw. nicht selten. H ä u f i g e r ist die gemeine E. (Carlina vulgaris), deren oben doldenähnlich v e r z w e i g t e r Stengel 4 0 — 5 0 cm hoch wird. Die B l ü t e n k ö p f e sind viel kleiner als bei der großen E. und von strohgelber bis bräunlicher Farbe. In der ländlichen Tierheilkunde wird die E. noch h ä u f i g v e r w e n d e t x ). A u s den A n g a b e n in der v o l k s k u n d l i c h e n L i t e r a t u r ist o f t nicht z u ersehen, welche der beiden E.arten gemeint ist, doch scheint die erstg e n a n n t e im V o l k s g l a u b e n eine größere Rolle zu spielen. ') M a r z e l l pflanzen 234 f.
Kräuterbuch
293 f. 300;
Heil-
2. Die große E., deren fleischiger, artischokenähnlicher Blütenboden noch heutz u t a g e v o n den K i n d e r n als „ W i e s e n k a s " (Bayern) oder „ D i s t e l b r ö t c h e n " (Schlesien) gegessen wird, w a r in der Urzeit (auf der „ S a m m e l s t u f e " ) ein a u c h v o n Erwachsenen genossenes N a h r u n g s m i t t e l . W i e viele derartige pflanzliche N a h r u n g s m i t t e l der Urzeit 2 ), sollte auch die E. k ö r p e r l i c h e K r a f t und m ä n n l i c h e P o t e n z verleihen und gegen Seuchen (bes. gegen Pest, vgl. unten) w i r k s a m sein 3 ). So erscheint die E. als a p h r o d i s i s c h e s Mittel zus a m m e n mit d e m Baldrian (s. d.), das v o n den B u r s c h e n in rotes W a c h s eingeschlossen getragen wird, „ d a m i t ihnen kein M ä d c h e n einen W u n s c h abschlagen k a n n " 4 ), oder d a m i t einem die Frauen nichts verweigern können 8 ). Hieher ge-
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hört wohl auch der schwäbische Glaube, daß die E. vor Bruchschaden bewahre (brüchige Männer gelten als impotent) und die K ö r p e r k r ä f t e (Potenz) vermehre 4 ). U m „ N e u n m a n n s s t ä r k e " zu erlangen, m u ß m a n in der S o n n w e n d n a c h t zwischen 11 und Mitternacht eine „ O d n h a c k a - D i s t e l " ( = E.) mit neun „ R o s e n " ( = B l ü t e n köpfen) suchen, in W e i n sieden und diesen trinken (Steiermark) 7 ). Ganz besonders aber dient die E. dazu, u m anderen Wesen auf „ s y m p a t h e t i s c h e " A r t die K r a f t z u e n t z i e h e n . So erzählt P a r a c e 1 s u s , er habe gesehen, daß ein Mann (der die E. bei sich gehabt habe) v o n R u f a c h nach Sulz (Elsaß) ein drei Zentner schweres W e i n f a ß getragen habe und 12 Mann, die er mit sich genommen habe, m ü d e gegangen habe, so daß sie ihm nicht folgen konnten und noch etliche T a g e hernach geschwächt w a r e n 8). In den alten medizinisch-sympathetischenSchriften f i n d e t sich h ä u f i g das Mittel verzeichnet, wie man mit der E. (besonders der an Maria H i m m e l f a h r t gepflückten) einem anderen die K r ä f t e nehmen k a n n 9 ). A u c h G r i m m e l s h a u s e n erwähnt das Mittel, u m einem Menschen „ d o p p e l t e S t ä r k e " zu verleihen 1 0 ). Das A l b e r t u s M a g n u s - B ü c h l e i n u ) bringt ein Rezept, „ w i e m a n einem Pferde seine S t ä r k e benehmen und einem Menschen einp f l a n z e n k a n n " : Man nehme den S a m e n eines Hengstes, der in einer Stuterei leicht zu erhalten ist, und vermische denselben mit guter Erde. In diese pflanze man schwarze E. und lasse sie a u f w a c h sen. Ein Mensch, der hievon gegessen, a u c h d a v o n bei sich t r ä g t und sich eine Z e i t l a n g in einem Stalle, w o starke P f e r d e befindlich sind, a u f h ä l t und darin schläft, benimmt den Pferden v o n ihrer K r a f t und eignet sie sich zu. Die genannte W u r z e l m u ß aber b a l d nach dem Neumond eingepflanzt und zwei oder drei T a g e v o r dem darauffolgenden Neumond g e n o m m e n werden. A u f gleiche A r t kann a u c h anderen Tieren die K r a f t genommen und dem Menschen oder einem anderen Tier eingepflanzt werden 12 ). *) Z. B . der W i e s e n b o c k s b a r t oder H a b e r i n a r k ( T r a g o p o g o n pratensis); v g l . den V o l k s -
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Eberwurz
sprach „Habermark macht die Buben stark"! *) Vgl. H ö f ler Botanik n o . 4) M a n z Sargans 144. 5) B a r t s c h Mecklenburg 2, 353. * ) B u c k Volksmedizin 34; Lammert 275; vgl. F l ü g e l Volksmedizin 17. ') BayHfte. 7, 80. 8 ) P a r a c e l s u s Bücher u. Schriften hrsg. durch H u s e r 8 (Frankf. a. M. 1603), 57; vgl. ZfVk. 24, 3. •) P a r a c e l s u s Chirurg. Bücher usw. Straßburg 1605, 56; B r u n f e l s Kreuterbuch 1 5 3 2 , 2 1 8 ; B o c k Kreuterbuch 1539, 2, 7 9 r ; S c h r o e d e r Med.-Chym. Apotheke 1693, 916; S t a r i c i u s Heldenschatz 1682, 10 87f. ) Amersbach Grimmelshausen 1893, 57. n ) 20. Aufl. Toledo. 4, 5. " ) Auch in die volkskundliche Literatur übergegangen z.B. B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 400; ZfVk. 8, 42; D r e c h s l e r 2, 1 1 5 ; vgl. auch M a t t u s c h k a Flora Silesiaca 2 (1777), 228.
3. Die E . wird allgemein zum Z a u b e r - bzw. zum zauberabwehr e n d e n M i t t e l . Damit keine Taube wegfliegt (vgl. Eisenkraut) oder kein Stoßvogel eine wegholt, wird E. in ihren T r a n k g e l e g t l s ) . Auch ist die E. Bestandteil eines Zaubermittels, daß die Tauben fremde mit heimbringen M ). Schon bei (Pseudo-) A p u l e i u s (5. J h . n. Chr.) 1 5 ) finden wir: „ u t occursus malos non timeas: Herbam carduum silvaticum („Walddistel", wohl mit der E. gleichzusetzen!), si sole novo fuerit luna in capricorno, tollis et quamdiu tecum portaveris, nihil mali tibi occurrit". Gegen Verzauberung des Viehs dient die E. (besonders wenn sie im „Dreißigst" gesammelt wurde) l e ). Die „verzauberten" Hennen werden wieder mit E . und Teufelsdreck hergestellt 1 7 ). Legt man einer K u h E. in die Krippe, so frißt sie die Pflanze, legt sich nieder, steht dann siebenmal auf und schaut jedesmal in die Krippe (Passeier) 18 ). Die gemeine E. wird in Schwaben als „Herrgottskrone" an Maria Himmelfahrt geweiht und als Schutzmittel gegen Hexen an die Stalldecke genagelt 1 8 ). Überhaupt steht die an Maria Himmelfahrt geweihte E . in hohem Ansehen als Zaubermittel wie bereits B o c k 2 1 ) berichtet. Als Donnerdistel hält sie wie die distelähnliche Mannstreu (s.d.) den Blitz a b 2 2 ) . Im Salzburgischen wird die E. als „Sonnwenddistel" mit der Wurzel ausgegraben und zwar so viele, als Bewohner im Hause sind. Die Disteln werden dann mit Moos
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und etwas Erde zwischen die Stämme der Hauswand eingesetzt. Soviele von ihnen bis zur nächsten Sonnwend absterben, ebenso viele Todesfälle ereignen sich in diesem H a u s 2 S ) (vgl. Fetthenne!). " ) A l b e r t u s M a g n u s 20. Aufl. Toledo 1, 22. " ) C o l e r u s Oeconomia 1599 ff. X I I I cap. 109. ls ) De medicaminib. herbarum ed. A c k e r m a n n 1788, 287. " ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 28; R e i s e r Allgäu 2, 426; M a r z e i l Bayer. Volksbot. 2, 426. " ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 55. " ( M e n g h i n Südtirol 1884, 107. '*) Alt-Lauingen. Sammeibl. d. Altert.-Ver. Lauingen a. D. 1 9 1 4 bis 1915, 83. M a r z e 1 1 Bayer. Volksbot. 54. ") Kreuterbuch 1539, 2, 81 r; vgl. ZfVk. 24, 3. " ) M a r z e l l Bayer. Volksbot. 1 3 7 ; W i l d e Pfalz 43. " ) A d r i a n Von Salzburger Sitt' und Brauch 1924, 153.
4. Die E . ist besonders zusammen mit Baldrian (s. d.) ein altes P e s t m i t t e l , das besonders in der Schweiz in der Pestsage öfters genannt wird 24 ). Der Sage nach soll die K r a f t der E. als Pestmittel K a r l d e m G r o ß e n (daher auch Karlsdistel, lat. Carlina genannt!) von einem Engel (daher auch Carduus Angelicus = Engeldistel) geoffenbart worden sein: Der Engel befahl dem Kaiser, einen Pfeil in die L u f t zu schießen; auf welches K r a u t er fallen werde, das sei heilsam gegen die Seuche. Karl der Große folgte dem R a t und die Spitze des Pfeils blieb in der E. stecken 2 8 ) (vgl. Enzian). Auch gegen Viehseuchen („schelmische" Krankheiten, die nach dem Volksglauben von bösen Dämonen verursacht sind) wurde die E . angewendet 2S ). Das Gedeihen der Gänse wird gefördert durch die am Karfreitag geholte E. 27 ). Die E . wird gegen Kreuzweh („Hexenstich") umgehängt (Oberbayern) 28). „ W e n n nichts mehr hilft, dann hilft die Aberdistl", heißt es im Schlesischen 29 ). In einer niederösterreichischen Sage sagt ein kranker Ochse in der Christnacht (wo die Tiere reden), daß ihn eine „Einhagenwurzel" ( = E.) gesund machen würde 3 0 ). Drei in der Walpurgisnacht geholte E.en erhalten die Pferde das ganze J a h r g e s u n d 3 1 ) . Eine 1663 als Hexe in Braunschweig enthauptete Quacksalberin gibt den an einer Seuche erkrankten Schafen eine Arznei, die u. a. auch E. enthält 3 2 ). Um die
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Ecce—Echenit
„Blattern auf den A u g e n " (Herpes corneae) zu vertreiben, wird die E. folgendermaßen besprochen: „ E b e r w u r z ich spreche dich an, bist du F r a u oder Mann, behalte du deine K r a f t und S a f t wie die liebe Frau ihre J u n g f e r s c h a f t ! " D a n n wird die E. in L e i n w a n d genäht und auf dem bloßen R ü c k e n getragen (Oberpfalz) M ) . A u c h in der Schweiz wird dem Vieh, das den sog. Nagel (Fleck im Auge) hat, die E. um die Augen gebunden 34 ). ") V o n b u n Beiträge 56. 132; V e r n a l e k e n Alpensagen 2 1 4 I ; J e c k l i n Volkstüml. 1 5 7 ; F i e n t Prättigau 237; H e r z o g , s Schweizersagen 1, 135. ) G r i m m Myth. 2, 1 0 1 1 . " ) B o c k Kreuterbuch 1539, 2, 79 r. »') E b e r h a r d t Landwirtschaft 21. a ) Original-Mitt. v . M i l l e r 1909. M ) MschlesVk. 12 (1909), 1 1 4 . w ) L e e b Sagen Niederösterr. 31 ) 1892, 71 f. B u c k Volksmedizin 34. M) A n d r e e M) Braunschweig 425. Panzer Beitrag 2, 303. M ) R h i n e r Waldstätten 10. Marzell.
E c c e crucem domini, f u g i t e partes adversae, v i c i t leo de tribu J u d a , radix D a v i d . A l l e l u j a . Die alte A n t i p h o n aus dem O f f i c i u m S. crucis ( K r e u z a u f f i n dung), die auf Off. Joh. 4, 5 zurückgeht 1 ), ist schon frühzeitig im magischen Gebrauch nachzuweisen; so auf einem K u p f e r b l e c h und einem magischen Nagel der christlichen A n t i k e 2 ) , dann in mittelalterl. Wettersegen und Dämonenexorzismen 3 ), auf einem Geburtsbrief in einer Breslauer Hd. 4 ), im Gottesurteil ( L u x e m b . Cod. d. 14. Jhs.) s ), in einer A u g e n b e n e d i k t i o n 6 ) , auf andern A m u l e t t e n 7 ) , in mittelalterl. griechischen Zaub e r g e b e t e n 8 ) . In späterer Zeit wurde sie dem hl. Antonius v o n P a d u a zugeschrieben und fand als B r e v e (Brief) v o n ihm weite Verbreitung, wurde aber v o n der K i r c h e zensuriert 1 0 ). Als Gebet auch sonst handschriftlich z. B. in Trier n ) . ') H a u c k RE. 1, 472. 475; U . C h e v a l i e r Repertoire hymnol. 1 (1892), 3 1 2 ; 3 (1904), 185; D r e v e s Analecta hymnica med. aevi 7 (1889), 63; 21 (1895), 22 Nr. 15; Byzantinische Zeitschrift 3 (1894), 32 f. im griech. Physiologus. 2) Bullettino di archeologia cristiana 7 (1869), 62. 3) F r a n z Benediktionen 2, 80. 82. 85. 87. 610. 4) MschlesVk. 5 13, 20. ) M G H . , L e g u m Sectio 5, Formulae ed. Zeumer (1882), 689. •) Neues A r c h i v d. Ges. f. die ältere deutsche Gesch. io, 190. ') R e i -
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c h e l t Exercitatio de amuletis aeneis figuris illustrata (Argentorati 1676), 50 u. T a i . 4, 1. 2. 6. 9; A . C. B a n g Norshe Hekseformularer og magiske opskrifter (1902), 470 f. N r . 1067. 1068; O h r t Trylleformler 1, 490. 4 9 1 ; 2, 3 1 . 68: Deutsches A r c h i v f. Gesch. d. Medizin und mediz. Geographie hrsg. v o n Rohlfs 8 (1885), 465 f f . •) F . P r a d e 1 Gebete 13 f.; Cod. graec. Parisinus 2316 (15. Jh.) (hd.). ») A c t a Sanct. Boll. Juni 2, 736; N i s a r d Histoire des livres populaires 2, 54; U . S t o i b e r Armatnentarium Ecclesiasticum complect. arma spiritualia etc. 1 (1726), 270; Deutsch. A r c h i v f. Gesch. d. Med. 8 (1885), 467; F . B e h r i n g e r Die Ablässe (1900), 126 Nr. 32. 10) A c t a S a n c t a e Sedis 31 (1899) decret. de indulg. apocr. fol. I X . 1 1 ) Deutsche H d d . , Beschreib. Verzeichnis, 7. H e f t (1911), 131. Jacoby.
E c h e n l t . Griech. 4xsv£t»!s (¿x iv0 £ = Igel), wissenschaftliche B e z e i c h n u n g f ü r den Seeigel. Die versteinerten vorweltlichen Seeigel h a b e n eine halbkugelige, oben sich zuspitzende Gestalt, sind unten p l a t t und erreichen nicht selten die Größe eines A p f e l s . A u f der Oberfläche finden sich regelmäßig angeordnete bandartige Zeichnungen (die Umrisse der Skelettform), auf denen sich eine Menge v o n zierlichen P u n k t e n und Strichen befindet. W e g e n ihrer knopfartigen Gestalt nennt man sie im Ostseegebiet vielfach „Riesenk n ö p f e " 1 ). A l s weitere v o l k s t ü m l i c h e Bezeichnungen finden sich in einem bergmännischen Wörterbuch: Igelstein, K n o p f s t e i n , Warzenstein, Krötenstein, Froschstein, D a v i d s s c h l e u d e r s t e i n 2 ) . Die Bezeichnung „Krötenstein" entspringt der volkstümlichen A n s c h a u u n g , die E.en seien aus Krötenschleim oder -Speichel entstanden oder im Gehirn des K r ö t e n k ö n i g s erzeugt (s. K r ö t e n s t e i n und Fossilien Nr. 7). A u s einem Vergleich mit einer hockenden K r ö t e entstand wahrscheinlich die Bezeichnung „ H u c k s t e i n " s ). Gesner, der gute A b b i l d u n g e n des E.en bringt, nennt ihn den kleinen (runden, hohlen) K r ö t e n s t e i n und vergleicht ihn, an den Chelonites des Plinius a n k n ü p f e n d , mit der Schale einer kleinen Schildkröte 4 ). N a c h einem weitverbreiteten A b e r g l a u ben ist der E. (ebenso wie der Belemnit u n d Donnerkeil) bei einem G e w i t t e r v o m H i m m e l herabgeschleudert w o r d e n ; man nennt ihn deshalb auch „ D o n n e r s t e i n " ,
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Echo—Echternacher Springprozession
„Donnerkugel", in Hessen „Donnergagern", in Oldenburg „ G r u m m e l s t e i n " (grummein = donnern) 8 ). Als vom Himmel herabgefallener Stein schützt der E. (ebenso wie Belemnit und Donnerkeil) vor dem Einschlagen des Blitzes. Man bewahrt ihn deshalb im Hause (Oldenburg, Rügen) oder legt ihn bei heranziehendem Gewitter vor das Fenster oder auf Blumentöpfe vor diesem (Stapelholm) 6 ). Dasselbe geschieht mit dem eioder kugelförmigen Stein, den Birlinger Herrgotts- oder Muttergottesstein nennt, der nach der Beschreibung aber ein E. i s t 7 ) . Wie hier mit dem Herrgottsstein (s. d.), so wird im Aargau der E. vielfach mit dem Drachen- oder Schlangenstein (s. d.) verwechselt; vielleicht hielt man ihn f ü r den Stein, den der fliegende Drache fallen lassen soll 8 ). Nach dem Volksglauben besitzt der E. Heilkräfte 9 ). Er soll, in den Verband um gebrochene Glieder gewickelt, diese schnell und ohne schädliche Folgen heilen lassen (Sachsen) 1 0 ). Heinsius berichtet, die Schlangeneier oder Krötensteine (nach seiner Beschreibung unzweifelhaft E.en) bewahrten, wie man meinte, vor pestilenzialischer Luft und Gift; etliche meinten auch, daß dieser Stein seinem Träger Schlaf bringe, auch den Sieg wider die Feinde verleihe; man lasse ihn sich deshalb in Degenknöpfe machen. Die Bäuerinnen in Dänemark hielten ihn f ü r gut gegen Zauberei und pflegten daher ihn bei den Milcheimern und Milchkannen zu h a b e n n ) . In Pommern legt man den Krötenstein (E.) in die Viehkrippe und den Bienenstock, auf Rügen in den Schweinetrog, damit die Tiere gedeihen 12), in der Mark Brandenburg in die Wiege der Kinder als Schutz gegen Behexung 13). Die E.en wurden vielfach wegen ihrer Gestalt mit den prähistorischen Spinnwirteln verwechselt 1 4 ); andererseits benutzen Spinnerinnen in der schwäbischen Alp den E.en als Wirtel ihrer Flachsspindeln 1S). Bei den altnordischen Völkern galt der E. als Heilmittel, wenn Runen darauf geritzt waren 1S ).
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') D e e c k e Lübische Sagen 2; M ö l l e n h o f f Natur 11 Nr. 16 und Sagen 266 Nr. 356;
vgl. H a u p t Lausitz i, 247Nr.3 301. *) B e r g m a n n 193. 274. 306. 592. ) H e i n s i u s Schatzhammer 1, 902; Z e d i e r s. v. Krötenstein 4, 1477; S e y f a r t h Sachsen 263; M ü l l e n h o f f Sagen 243 f. Nr. 2; Urquell 2 (1891), 120; H a u p t a. a. O. *) G e s n e r
d. f . I. 60 f. u. 167; vgl. R o c h h o 1 z
Natur-
mythen 201 und Bresl. Samml. Regb. 527. 5 ) Urquell a . a . O . ; HessBl. 1 (1902), 11; vgl. H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 564 oben und P 1 i n. 37 § 150 s. v. Brontia. •) S t r a c k e r j a n 2, 109 und 1, 69; H a a s 158; ZfVk. 24 (1914), 60; W u t t k e 92 § i n ; vgl. Z e d i e r a.a.O. u. S c h w e n c k f e l d Catalogus 1, 370. ') B i r l i n g e r Volhst. i,8 194; wahrscheinlich auch G r o h m a n n 37. ) R o c h h o l z Sagen 2, 6 f. Nr. 242. •) Ebd. a. a. O.; H a u p t a.a.O.; W e i n h10o l d Frauen 1, 172; Ausland 63 (1890), 534. ) S e y f a r t h Sachsen 263. ") H e i n s i u s a. a. O. = Z e d 1 e r a. a. O.; Abbild, des Schlangensteins (E.) bei S e l i g m a n n 1, 263 und SAVk. 3, 296; M ü l l e n h o f f Sagen 243 Nr. 2 (Huckstein). ") J a h n Hexenwesen 195 Nr. 780 und 781; H a a s a.a.O. ") E n g e l i e n und L a h n 248 Nr. 109. 14 ) HessBl. a . a . O . ls ) A b e l Fossilien 115. ") W e i n h o l d Altnord. Leben (1856), 386. Olbrich. Echo. Den Widerhall erklärt sich ein Volk auf junger K u l t u r s t u f e als Stimme unsichtbarer Mächte. Die alten Griechen erzählten von einer N y m p h e E. 1 ). Im Germanischen wird das E. als Ruf der Zwerge angesehen. Im Isländischen heißt es, wie einst auch sonst, dvergmal = Zwergsprache 2 ). An manchen Orten Schwabens schreibt man das Echo dem „ledernen Mändle" zu 3 ). Auch das bekannte E. am Lurleifelsen wird als Antwort der „edeln Wichtlein" aufgefaßt 4 ). Weil das E. die Sprache der Geister ist, kann es zur Weissagung verwendet werden, wie im Volkslied 5) und im Volksbrauch. So gehen am Weihnachtsabend die Rogasener Burschen hinaus und stoßen einen Schrei aus. Aus der Gegend, aus welcher das E. kommt, kommt die Braut ®). >) P a u l y - W i s s o w a 5, 2, 1926 f. 2) G ü n -
t e r t Göttersprache 61. 172; D e r s.
79; M e y e r 3
Germ. Myth. 122;
Kalypso
Boecler
Ehsten 146. ) M e i e r Schwaben 1, 54 Nr. 63. 4
) H e r t z Abhandl. 469 f. ') Ebd. •) Rogasener Familicnblatt 4 (1900), 12. Fehrle.
Echternacher Springprozession. 1. Die E. Sp. ist ein Bittgang f ü r die Kranken, besonders die Epileptischen,
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Echternacher Springprozession
zum Grabe des hl. Willibrord in Echternach. Sie findet noch jetzt unter großem Zulauf alljährlich a m Pfingstdienstag s t a t t ; denn außer den umliegenden Gemeinden mit ihrer Geistlichkeit kommen auch viele F r e m d e dorthin, um das einzigartige Schauspiel zu sehen. In Gruppen bewegt sich der stundenlange Z u g springend und betend durch den Ort zur Kirche, in der sich das Grab des Heiligen befinden soll. Sie werden begleitet v o n Musikkapellen, die unentwegt die Melodie spielen, die uns aus dem Lied „ A d a m hatte sieben S ö h n e " bekannt ist. Den „ S p r i n g e r n " , so genannt, weil sie 3 bzw. 5 S c h r i t t e vor- und 2 bzw. 3 Schritte r ü c k w ä r t s springen müssen, folgt die noch größere Zahl der „ B e t e r " , die diese anstrengende G a n g a r t nicht mitmachen, sondern nur betend zur K i r c h e pilgern. N a c h der Umspringung des Altars und des G r a b e s löst sich der Z u g a u f , und die erschöpften Teilnehmer erholen sich bei Speise und T r a n k und Vergnügungen von den Anstrengungen des Tages 2 ). — D a die Prozession in ihrer A r t einzig dasteht, so ist es wohl wert, daß man ihre E n t stehung und ursprüngliche Bedeutung zu ergründen sucht. Dies ist schwierig, weil die S a c h e merkwürdigerweise in der ersten Zeit ihres Daseins v o n den schriftstellernden Geistlichen mit Absicht totgeschwiegen zu sein scheint 3 ). •) E r k - B ö h m e 3, 611 Nr. 1890. 2) A 1 b e r s Das Jahr 22J) F o n t a i n e Luxemburg 52; Preuß. Jahrb. 101 (1900), 151; Globus 77 (1900), 297; Allg. Augsb. Ztg. (1852) Nr. 175, 2 797- ®) F o n t a i n e Luxemburg 58; K r i e r Springpr. u. Wallfahrt z. Gr. d. hl. W. i. E. Luxemburg 1871, 88. 2. Schon zu Lebzeiten des Heiligen f a n d e n W a l l f a h r t e n nach E . s t a t t ; denn er tat viele Wunder 4 ). Diese Wallfahrten setzten sich nach seinem T o d e 5 ) f o r t ; doch ist uns nichts v o n einer besonderen F o r m , dem Dreisprung, bekannt 6 ). Wenn wir die Volkstradition berücksichtigen, die ihren Bericht nicht ganz aus der L u f t gegriffen haben kann, dann können wir eine L ü c k e in der E n t w i c k l u n g ausfüllen, die v o n der einfachen W a l l f a h r t zum Grabe des Heiligen bis zu den ersten Berichten über ihre besondere A r t reicht.
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Die S a g e e r z ä h l t 7 ) , daß bald nach dem T o d e des Heiligen in der Gegend v o n E . eine T i e r k r a n k h e i t ausbrach, bei der sich das Vieh zu T o d e springen mußte. Die bedrängten Besitzer unternahmen hüpf e n d und springend eine W a l l f a h r t zum G r a b e des Heiligen, der in seinem Leben auch Tiere geheilt hatte. Die kranken Tiere wurden wirklich gesund. D a gelobten ihre Besitzer, die Prozession jedes J a h r zu wiederholen. W e n n sie es einmal unterließen, f i n g das V i e h in den Ställen wieder zu springen an. — Dieser Überlieferung scheint ein B e r i c h t des A b t e s Thiofried (f 1 1 1 0 ) recht zu geben. E s ist der erste, der auf diese Dinge B e z u g n i m m t . E r spricht v o n Priester- und Volkszusammenläufen aus der deutschen und französischen P r o v i n z in der P f i n g s t woche, die mit Opfergaben und Litaneien zu den S c h w e l l e n 8 ) des Heiligen nach ewigem R i t u s kamen, wegen der v o n den V ä t e r n den Söhnen erzählten Wunder, welche sich bei der Freude dieser Feierlichkeit ereigneten. E s w ä r e erstaunlich, wenn sich die Prozession aus diesem Grunde bis heute h ä t t e halten können; zumal da sie f ü r die Teilnehmer außerordentlich anstrengend w a r . Wissen wir doch, daß man im 19. J h . noch mehrere Särge mitführte, weil Todesfälle an der Tagesordnung waren 9 ). Außerdem mußte die K r a n k h e i t einmal aufhören. A b e r es kamen neue Unglücksfälle, die Anlaß gaben, die einmal gelobte Prozession wieder aufzunehmen. So mag die Pest, die im J a h r e 1349 zum erstenmal a u f t r a t , ein solcher Anstoß gewesen sein. Daß die Sp. aus den Geißlerumzügen der Pestzeit entstanden sein s o l l 1 0 ) , ist wohl nicht anzunehmen. Vor allen Dingen aber w a r der im J a h r e 1 3 7 4 in der Moselgegend a u f t r e t e n d e Veitstanz ein tiefgreifender Einschnitt f ü r die E. Sp. Schon die Ähnlichkeit der Motive fällt hier a u f : Springen der Tiere und der Menschen in einem k r a n k h a f t e n Zustand. Beide K r a n k h e i t e n wollen v o n den Angehörigen bzw. B e sitzern geheilt werden, indem diese in ihrer Prozession ähnliche Sprünge machen. Nicht von der K i r c h e angeordnet, sondern wieder aus der Drangsal des Volkes heraus
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Echternacher Springprozession
wird jetzt die Prozession mit neuem Eifer ausgeführt, wie im Jahre 1628 ein Chronist berichtet u ) . Das beweisen auch die ähnlichen Wallfahrten, die um dieselbe Zeit in der ganzen Gegend auftreten 12 ). Auch häufen sich von jetzt ab die Zeugnisse für ihre sonderbare Form 1 3 ). Aus diesen verschiedenen Stimmungen und Ereignissen ist die E. Sp. zu dem zusammengewachsen, was wir aus den letzten Jahrhunderten von ihr wissen. Sie ist nicht immer lebensfähig gewesen, aber sie hat sich durchgesetzt, obgleich sie oft von den Behörden verboten war 14 ). Heutzutage lebt sie nicht mehr als das, was sie ursprünglich war. Sondern sie erscheint uns als Büß- und Bittprozession in einer erstarrten, bizarr anmutenden Form. Aber die katholische Kirche erhäl^ sie mit Geschick und ihrem bekannten Verständnis für die Psyche des Volksmenschen. *) Globus 77 (1900), 301. 5) E b d . •) K r i e r 58. 7 ) E b d . 86; F o n t a i n e Luxemburg 55. ') Z f V k . 24, 234. Wahrscheinlich ist „ S c h w e l l e " eine falsche Übersetzung aus tripudium, das nicht terrae-podium ist, sondern mit tripudiare zusammenhängt, also der Dreischritt = der Tanz der Prozession sein kann. 9) F o n t a i n e Luxemburg 52. 10) R r i e r 97; R o c h h o l z Kinderlied 378. n ) Z f V k . 1914, 235. " ) E b d . 234; K r i e r 54. 59; F o n t a i r e Luxemburg 53. l a ) K r i e r 86 f. ») A l b e r s Das Jahr 230.
3. Viele haben versucht, die Form der E. Sp. zu erklären; doch sind sie dabei oft auf sehr abgelegene Wege geraten. Das ist z. B. der Weg zur germanischen Mythologie. Der Dreisprung der Prozession soll aus dem Maifest, der Hochzeit des obersten Götterpaares stammen l s ). Oder er wird als sinnbildliche Darstellung des Kampfes zwischen Sommer und Winter angesehen 1 9 ). Ebensowenig zutreffend sind die Erklärungen, die den Dreisprung als Symbol der Dreifaltigkeit ansehen und die ganze Prozession als Siegesfeier des Christentums über die Heidenwelt 1 7 ). Es lohnt sich nicht, auf die näheren Einzelheiten dieser Ausführungen einzugehen. Es kommt gar nicht so sehr auf den Dreisprung an, — man denke nur an den Dreirhythmus, der den ganzen Glauben
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des Volksmenschen durchzieht — sondern das Springen an sich ist das Wesentliche. Bei den Gedankengängen des Volksmenschen ist es nicht so n a i v M ) , wenn man annimmt, daß die springende Bewegung des Wallfahrers die ähnlichen Bewegungen des Kranken oder besser des Krankheitsdämons vertreiben, und, falls die Krankheit nicht da ist, ihr vorbeugen kann 19). Das ist Gleichheitszauber. Warum soll er nicht auch in bezug auf das Vieh ausgeübt worden sein, das für den primitiven Menschen ebenso wertvoll ist wie ein Mensch? Spricht doch auch der Brauch der Gegend selbst dafür, daß dort wie überall um die Pfingstzeit das Vieh von den Krankheitsdämonen gereinigt wird, sei es durch vorchristliches Notfeuer, sei es durch christliche Prozessionen 20 ). — Es soll am Schluß hinzugefügt werden, daß sich im Volksmund eine andere als die oben erwähnte Sage herausgebildet hat 21 ), die in legendarischer Form eine Erklärung für die E. Sp. sucht. Diese Legende, die nur eine Motivvariante einer verbreiteten Form ist, hat ihre klassische Form in den „Tänzern unserer lieben F r a u " und in den „Tänzern von K ö l b i g k " gefunden. Sie lautet ungefähr folgendermaßen: Ein frommer Bürger der Stadt E. mit Namen Veit unternimmt eine Wallfahrt nach Jerusalem. Bei seiner Rückkehr in die Heimat erfährt er, daß sich die Verwandten seinen gesamten Landbesitz angeeignet haben, den sie jetzt nicht herausgeben wollen. Auf seine Anklage wird Veit sogar zum Tode am Galgen verurteilt. Als letzten Wunsch äußert er, noch einmal seine Violine spielen zu dürfen. Da vergißt der Henker über dem Spiel sein Amt. Ebenso sind die Zuschauer in seinem Bann. Veit steigt spielend vom Galgen herunter. Jetzt beginnt er eine Tanzmelodie. Da fangen die Menschen an zu tanzen, unwiderstehlich. Spielend geht er durch die Menge hindurch und weit weg. Aber immer noch tanzt das Volk. Das hört der hl. Willibrord. Er kommt und befreit die Erschöpften. Dafür geloben sie ihm, jedes Jahr tanzend eine Prozession zu machen.
Eckaxt
54i
li ) K r i e r 56. " ) S i m r o c k Mythologie 590; F o n t a i n e Luxemburg 55. ") K r i e r
118.
,8
) E b d . 130; F o r t a i n e Luxemburg 55.
>•) ZfVk.24, 234; HessBl. 1926, 151. a ) K r i e r
55- 59- ")
Ebd
-
I28
-
Schmekel.
E c k a r t , der treue, erscheint zuerst in der Moerin des Hermann von Sachsenheim aus dem Jahre 1453 vor dem Venusberge. Dort trifft ihn der Dichter und wird v o n ihm als Fürsprech in dem folgenden P r o z e ß vor Frau Venus und König Tannhäuser gerichtlich vertreten x ). A u c h in der Ballade von Tannhäuser wird die Anwesenheit des treuen E. vorausgesetzt durch die Zeile 'nehmt Abschied von dem Greisen'. Diese Ballade, wenn auch erst viel später überliefert, geht doch in ihren Grundlagen noch ins 13. Jh. zurück: ob freilich diese auf E. bezügliche Zeile schon der Grundlage angehörte, kann nicht ausgemacht werden 2 ). In dem prosaischen A n h a n g von dem deutschen Heldenbuch, dessen ältester Druck ins Jahr 1477 üe~ setzt wird, ist er bereits mit dem E. der deutschen Heldensage, dem Waffenmeister der Harlunge, der Neffen Ermenrichs, identifiziert: 'Man fermeint auch der getrüw E. sey noch vor frau fenus berg, vnd sol auch da beleiben biß an den iüngsten tag. v n d warnet alle die in den berg gan wöllent' 3 ). Die Sprichwörtersammlung des Agricola von 1529 bringt das Sprichwort: 'Du bist der treu E., du warnest iederman', und gibt dazu die Erklärung: 'Nun haben die Deutschen ihres trewen Eckharts nicht vergessen, von dem sie sagen, er sitze vor dem Venusberge und warne alle leute, sie sollen nicht in den berg gehen*. Im übrigen beruft er sich auf das Heldenbuch und berichtet die Harlungensage 4 ). Aus ihm haben Spätere geschöpft, vor allem Sprichwörtersammlungen, und eine dänische macht ihn zum Warner an der T ü r der Bordelle 5 ). A v e n tins Chronik von 1566 macht den treuen E. zu einem troischen Hektor und läßt ihn als Richter vor dem Tor der Hölle sitzen 6 ). E t w a s Neues aber bringt Agricola unter Berufung auf einen Mannsfeldischen Pfarrer: 'Ich habe neben andern gehört von dem wirdigen J a n Kennerer, pfarrer zu Manßfelde, seines alters vber achtzig
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jare, das zu Eißleben v n n d y h m gantzen lannd zu Manßfelde das w ü t t e n d heere (alse haben sie es genennet) fürübergezogen seye, alle j a r auff den Fasenacht dornstag, v n d haben darauff gewartet, als solt ein grosser mechtiger K a y s e r oder K ü n i g fürüber ziehen. V o r dem hauffen ist ein alter man hergangen, mit einem weyssen stabe, der h a t sich selbs den trewen Eckhart gehaissen. Dyser alte man h a t die leutte haissen auß dem wege weichen, hat auch ettliche leutte haissen gaar heim geen, sie wurden sonst schaden nemen' 7 ). In einem Gedicht des Jahres 1592 auf der Universitätsbibliothek Jena wird v o m Hörselberg berichtet, in dem der A u f e n t h a l t des wütenden Heeres sei: „ w e n n du nun kommen bist hinein, v n d meinst, du seist da gar allein, bald sichestu zu der linken stan einen großen grawen alten Man, den man den trewen E. nent. A n seiner kleidung Ihn man kent, die ist altfrenkisch unbekantt. Ein Scepter tregt Er in der h a n d t . " Dem soll man im Berge folgen: „ M a n helts dafür, das dieser A l t Ein Engel in menschen gestalt von Got hieher geordnet s e y " 8 ) . A l s uralter Einsiedler erscheint der treue E . . bei Hans Sachs in einem allegorischen Gedicht und zeigt dem Dichter Frau Treue auf einer Bahre liegend, bei Jörg W i c k r a m in einem Fastnachtsspiel des Jahres 1538, „ d a r i n alle stend der Welt begriffen w e r d e n " 9 ) . In seinen 1663 erschienenen Saturnalia berichtet Prätorius 10) die durch Goethes Ballade berühmt gewordene S a g e : „ I n Thüringen liegt ein Dorf Schwarza, da zog zu Weihnachten Frau Holla vorüber und vorn im Haufen ging der treue E. und warnte die begegnenden Leute, aus dem W e g e zu weichen. Ein paar Bauernknaben hatten gerade Bier aus der Schenke geholt, das sie nach Hause tragen wollten, als der Z u g erschien. Die Gespenster nahmen aber die ganze breite Straße ein, da wichen die Dorfjungen mit ihren K a n nen abseits in eine E c k e ; bald nahten sich unterschiedliche Weiber aus der Rotte, nahmen die Kannen und tranken. Die K n a b e n schwiegen aus Furcht stille, da trat der treue E. zu ihnen und sagte ihnen, ihre K r ü g e würden immer voll
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Ecke
bleiben, solange sie v o n dem Erlebnis nichts berichteten. So geschah es a u c h : die K r ü g e leerten sich nie, ehe die K n a b e n das Geheimnis a u s p l a u d e r t e n " u ) . Als speziell thüringisch bezeichnet die Sage bereits W o l f g a n g Heider in seinen Orationes v o n 1646: er spricht v o n dem wilden Heer und f ä h r t f o r t : ,,Has itaque Diabolorum copias senecio quidam canitie spectabilis quem f i d u m E c k h a r d u m nominant, seu uti nostrates v o c a n t den getreuen E c k a r t delibrato c u m bacillo praeit et accurentem, ut nostra fert curiositas, popellum hortatur, ut de via c e d a n t " 1 2 ). Ebenso kennen die Schriftsteller des 18. Jhs. E.s Sagengestalt als thüringisch, und in Thüringen lebt die Sage v o n dem dem Geisterheer warnend voranwandelnden E. noch bis heute 13 ). A l s interessante Tatsache berichtet uns noch Waidenfels 1677, daß die Abergläubischen seiner Zeit das Ohrensausen als W a r n u n g s t i m m e des treuen E. ansehen 1 4 ). Die Gestalt des dem Geisterheer vorausziehenden Warners findet sich auch anderwärts in Deutschland 15 ), den Namen des treuen E. aber führt er nur in Thüringen. Wie erwähnt, hat schon das ausgehende 15. Jh. den Warner beim Geisterheer und den aus den Gedichten der Heldensage bekannten Erzieher und treuen W a f f e n meister der Harlunge für die gleichen gehalten. Sicher wird die Gleichstellung dadurch nicht. Ausgeschlossen ist sie j a gewiß nicht: das Geisterheer der Frau Holle ist ein Kinderheer, E. als dessen Führer und als Erzieher der in der Blüte der Jugend gemordeten Harlungen zeigt gewissermaßen die gleichen Z ü g e ; aber wenn man den Zusammenhang annimmt, ist die auf Thüringen beschränkte Gestalt der Volkssage oder die des Helden der mittelalterlichen Gedichte die ältere? A u f diesen Z u s a m m e n h a n g sind weitgehende Theorien gegründet worden. Man h a t auch den Eckewart, den Grenzwächter des Hunnenlandes im Nibelungenlied, in Beziehung gesetzt u. a. m. D a ß dem wilden Heer ein R u f e r mit dem R u f e 'aus dem Wege' vorausging, bedarf an sich keiner besonderen D e u t u n g : das geschah wohl auch bei menschlichen feierlichen
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A u f z ü g e n aller A r t ; wenn das Heer in seine Quartiere zurückzieht, fungiert derselbe Rufer als Türhüter. Natürlich ist mit dieser Vergleichung mit menschlichen Verhältnissen noch nichts erklärt; doch ist eine einleuchtende Deutung des ganzen Fragenkomplexes überhaupt noch nicht gefunden. Eine schwäbische Frau Eckert, die mit Männern und Frauen im hohlen Berge tafelt, hat mit unserem treuen E. wohl nichts zu tun 16 ). *) Hermann von S a c h s e n h e i m hsg. v. Martin; U h l a n d Schriften 2, 219 ff. ») K l u g e Bunte Blätter 45; Golther Tannhäuser in Sage und Dichtung des
MA.s.
Walhalla 3, 15 ff. ») Das deutsche Heldenbuch hsg. v. Keller 11. 4) U h l a n d a. a. O. 231; H e r t z Elsaß 234. 6) W a n d e r Sprichwörterlex. 1, 719. •) H e r t z a . a . O . ; W. G r i m m Deutsche Heldensage 341. ') H e r t z a . a . O . ; G r i m m Sagen Nr. 313. 8) Q u e n sel
Thüringer Sagen 180. 354.
a. a. O. 231.
10)
e)
Hertz
Joh. P r ä t o r i u s Saturnalia :
Das ist eine Compagnie
Weihnachts-Fratzen.
Leipzig 1663. n ) G r i m m Sagen Nr. 7. ") H e r t z a . a . O . 237. 13) Q u e n s e l a. a. O. 182; B e c h s t e i n Thüringen 1, 61. H2. 125. 230; W i t z s c h e l Thüringen 1, 131. 189; 2, 76. ») W a l d e n f e i s Selectae antiquitatis
libri
XII.
Norimbergae
1677;
H e r t z a. a. O. 235. " ) H e r t z a. a. O. ") G r i m m Myth. 2, 779. 780; 3, 282; Jiriczek Heldensagen 1, 101; Liebr e c h t Gervasius 178. 184. 185; E. H. M e y er Germ. Myth. 153. 240. 281; R. M. M e y e r Religgesch. 221; M a n n h a r d t Germ. Myth.
92. 93; S i m r o c k
Myth. 614;
Müllen-
h o f f ZfdA. 30, 224. 236; Deutsche Altertumskunde 5, 135; W a s c h n i t i u s Perht 105;
Ranke Volkssagen 275. Sphinx 2, 415.
")
Laistner Singer.
Ecke. 1. Die E. ist als äußerste Grenze des Ackers oder Hauses, als Schlupfwinkel von Dämonen, ein gefährdeter und für Zauber geeigneter Ort. Die vier E.n bedeuten z. B. bei der Besitzergreifung „ d a s ganze Gebiet". Bei Zauberhandlungen in den vier E.n erscheint das Gebiet wie mit einem magischen Kreis umschrieben. l ) Lex Baiuvariorum Tit. 16, de venditionibus 17.
2. S c h u t z a) d u r c h Vergrab e n o d e r L e g e n in d i e vier E.n. Gegen H a g e l 2 ) , M ä u s e 3 ) und um das Gedeihen der F r u c h t zu fördern 4 ),
Ecke
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v e r g r ä b t man, vor allem am Ostersonntag, geweihte P a l m e n 5 ), Haselzweige 6 ), K a r freitagseier 5 ), B e i f u ß und andere K r ä u ter 7 ), oder mehrere Schutzmittel zus a m m e n *), in die vier E.n des Ackers. Z u m Schutz der Reben h ä n g t man in jeder E. ein S ä c k c h e n mit Dreifaltigkeitssalz a m Dreifaltigkeitssonntag an einen S t e c k e n 1 0 ); gegen Vogel- und Raupenf r a ß steckt m a n einen Brennesselstock und Besen in j e d e E. und s a g t : „ D a K r a h , das ist dein, w a s ich steck ist m e i n " u ) . Je ein K o r n in die E.n gesteckt bew a h r t den A c k e r vor Dieben, frische Graberde vor Sperlingen 13 ). Nach dem Säen spuckt der S ä m a n n ein Körnchen über die Schulter in jede E. 1 3 ). Die W e i d e m u ß man verstahlen, d. h. in jede E. eine Nähnadel stecken 14 ). Gegen die Bilmesschnitter wird a m K a r f r e i t a g allerlei Geweihtes in die E . n des Feldes vergraben 1 8 ). B e i m ersten Einfahren des Getreides legt man einige G a r b e n kreuzweise in die E.n der Scheuer, dann k a n n der Drache nichts d a v o n stehlen 16 ). B e i m N e u b a u werden Palmen in die E . n des Platzes eingea c k e r t 1T) oder verschiedene Schutzmittel v e r g r a b e n 1 8 ) . B e i m Einzug streut man S a l z in die E . n 1 9 ) (u. 4 c). U m das Feuer zu bannen, v e r g r ä b t man eine Reihe v o n Zauberdingen in der Mittagsstunde unter den vier E . n der Grundmauer M ). Gegen S p u k im Stall v e r g r ä b t man Mal e f i z p u l v e r 2 1 ) . b) d u r c h Wegnehmen: Vögel b a n n t man v o m Acker, w e n n man v o n jeder E. eine Ähre, ein Korn, ein Büschel grünes Getreide n i m m t und unter d e m D a c h im Schornstein verbirgt22). 2) E b e r h a r d t Landwirtschaft 4; D r e c h s l e r 1, 76; Egerl. 3, 59; M e y e r Baden 366. D r e c h s l e r i, 76. •) Ebd. 1, 78; in die E.n und Mitte des Ackers. 5) P o 1 1 i n g e r 211; Egerl. 3, 59; D r e c h s l e r i, 76. 78; ZföVk. 3, 112. •) D r e c h s l e r 1, 76; Egerl. 3i 59- ') E b e r h a r d t Landwirtschaft 4. •) M e y e r Baden 366. e) P a n z e r Beitrag 2, 212 Nr. 380. 10) M e y e r Baden 442. ") J o h n Erzgebirge 220. ") D r e c h s l e r 2> ls ) J a h n 59Opf^r gebrauche 71. ") W u t t k e 441 § 694. ») E i s e l Voigtland 209 Nr. 550. Oder am Johannisabend mit Liebstöckelöl drei Kreuze in jede E. gemacht: W u t t k e 416 § 646. W u t t k e 424 § 661. ") Steiermark, mündlich. u ) Skan-
Bächtold-Stäubli,
Aberglaube II.
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dinavien: Norske Hexfml. 621 Nr. 700. 1088; finnisch: AfnF. 35, 149; slaw.: Globus 50, 299. 311 ff.; wallonisch: Le Folk-Lore de Wallon 115 Nr. 1528; H a s t i n g s 4, 605 (Demons). ") L i e b r e c h t Zur Volksk. 231 Anm. 151. s0) L e o p r e c h t i n g Lechrain 22. " ) N i d e r b e r g e r Unterwaiden 2, 64. " ) B a r t s c h . Mecklenburg 2, 161 f.
3. Z a u b e r . U m ihre Z a u b e r k ü n s t e ausführen z u können, stellt eine H e x e Haselruten in die vier E . n des Z i m m e r s 2 3 ) . Gegen Z a u b e r schneidet man S a m s t a g s v o r S o n n e n a u f g a n g einen Haselstecken, n i m m t K e h r i c h t aus den vier Haus- und Stalle.n in einen S a c k und schlägt ihn auf der Schwelle zusammen 2 4 ). D u r c h diese M a ß n a h m e n ist das Gebiet wie mit einem magischen K r e i s u m g e b e n 2 5 ) . Gegen B e h e x u n g der Milch m u ß man aus allen vier E . n des D a c h e s auf dem H a u s der H e x e e t w a s Stroh kreuzweis unter die K a r n e legen oder es verbrennen M ) . ") SAVk. 2, 10. ") R o c h h o l : Glaube 2, 166 = Argovia 4, 195. " ) Zum gleichen Zwecke wird der Acker umschritten z. B. ZfVk. 1, 186; vgl.P 1 i n i u s 28, 23. Vgl. K n u c h e 1 Umwandlung 77; ZfVk. 14, 134. *•) S t r a c k e r j a n 1, 445. Ähnlich gegen den bösen Blick, Palästina: S e l i g m a n n Blick 1, 321.
4. O p f e r , a) in v i e r E . n . Mitunter ist mit dem A b s t e c k e n eines Gebietes ein Opfer verbunden. U m Vögel abzuhalten legt man in j e d e E. eine H a n d v o l l K ö r n e r : „ D a s gehört den V ö g e l n " F ü r die Hasen setzt m a n in die vier E . n eines Krautlandes Setzlinge28). Gegen die W i n d s b r a u t legt m a n Hanf oder Flachs kreuzweis in die vier E . n 2 9 ) . Gegen Mäusefraß legt man zuerst in die erste, dann in die dritte E. des A c k e r s j e eine G a r b e 30). B e i m E i n z u g v e r g r u b man einen Topf mit verschiedenen Dingen f ü r die H a u s g ö t t e r unter den vier E.n des Hauses (Mitte des 13. Jhs.) 3 1 ). b) i n e i n e r E. In einer E. des K o r n f e l d e s ließ m a n in Mecklenburg einige Halme f ü r das Pferd des W a u r 32 ), in Schweden f ü r die Gloso stehen " ) (vgl. die V o r s c h r i f t L e v i t i c u s 19, 9) M ) . W e n n der B a u e r ausgedroschen hat, w i r f t er in die eine E. eine H a n d v o l l K ö r n e r f ü r die Gloso, er h o f f t dann R u h e v o r Mäusen u n d R a t t e n und eine g u t e E r n t e zu h a b e n 3 5 ) . In Ols lassen die 18
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Ecke
Knechte die eine E. des Ackers w ü s t M ) . Auf Island wurde der südlichste Teil eines Ackers nicht besät 3 7 ). c) in der E. der S t u b e . Bei Slawen M ), Finnougriern M ) erhalten die Hausgeister in den Stubene.n Opfer. Die altslawische Stube ist nach den E.n orientiert. Ihr Mittelpunkt ist die E. zwischen Längswand und Giebelwand, hier ist das Heiligtum und der Ehrenplatz (s. Tischordnung), ähnlich wie in zahllosen deutschen Bauernhäusern der Herrgottsoder Brautwinkel Von Opfern an Hausgeister in dieser E. scheint es keine ausdrücklichen Nachrichten w ) zu geben, allgemein werden dunkle Winkel, hie und da Herd- oder Ofenwinkel erwähnt 42 ). " ) E b e r h a r d t Landwirtschaft 3; vgl. M a n n h a r d t 1 , 5 1 7 (Albanien). " ) E b e r h a r d t Landwirtschaft 4. *•) B o h n e n b e r g e r 25. In drei E.n: E b e r h a r d t Landwirtschaft 10. Am Christabend schüttet man von dem Erbsengericht in die vier E.n der Stube, damit die Mäuse nicht überhand nehmen: W u 1 1 k e 399 § 6 1 5 ; slaw. Ungarn: ZfVk. 4, 3 1 4 . " ) B o h n e n b e r g e r 20. 31 ) MschlesVk. 17, 36 Nr. 43. ,2 ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 307. ») ZfVk. 8, 1 4 1 . M ) E. K a u t z s c h Die heilige Schrift des alten Testaments 189 Anm. Der ursprüngliche Grund des Verfahrens dürfte die Rücksicht auf die Feldgeister gewesen sein. " ) ZfVk. 8, 1 4 1 . M) S a r t o r i Sitte und Brauch 2, 65 = D r e c h s l e r 2 , 5 7 . " ) L e h mann-Filhis Isländische Märchen 75. Dagegen heißt es bei den Masuren: wenn der Säende ein Stück Acker unbesät läßt, stirbt er in dem Jahre: S a r t o r i Sitte und Brauch 2, 65 Anm. 26; vgl. W i t z s c h e l Thüringen 2, 216. M) H a s t i n g s 4, 627 (Russen). *•) Religion der Tscheremissen ( = F F C . Nr. 61) 44. 47. 49; Finnen: AfnF. 35, 149. 40) R h a m m 1, 122 ff.; M e y e r Baden 3 5 1 . 41 ) Schweden in den vier E.n: ZfVk. 8, 135 Anm. 2. " ) ZfVk. 8, 139; M e y e r Germ. Myth. 78. 221.
5. A b w e h r v o n U n g e z i e f e r b z w . D ä m o n e n . Gegen Ungeziefer steckt man den Acker an drei E.n ab, dann muß es zur vierten hinausgehen *®); oft muß man den Ort nennen **), wo es hinziehen soll. Geradeso bringt man den Bilmesschnitter unter verschiedenen Zauberhandlungen vom Feld weg 4 5 ). Gegen Raupenfraß beläuft man unter dem Ausläuten des Kreuzes bei einer Beerdigung so schnell wie möglich drei E.n des Feldes und sagt: „ I h r Raupen geht alle mit zur Leiche". Sie ziehen dann zur
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vierten E. hinaus **). Man zerdrückt an drei E.n eine Raupe, an der vierten hängt man eine zum Räuchern auf 4 7 ), oder steckt an drei E.n eine Raupe in ein Säckchen und sagt: „Dich will ich sacken, ihr anderen müßt euch packen" 4 8 ). Bevor man die Garben aufzieht, muß man sie in drei E.n der Scheune herumtragen und sagen: „Hier leg ich den Menschen das Brot und den Mäusen und Geziefer den Tod" «). b) Die E.n reinigt man von Ungeziefer und Dämonen (Seelen) M ) durch Ausfegen (s. fegen, kehren) des Kehrichts (s. d. und Besen) an Fastnacht s l ), durch Lichtschein an Weihnachten 62 ), beim Einzug M ), bei der Hochzeit M ). Am Weihnachtsabend schlägt man mit dem Dreschflegel in alle vier E.n des Hauses und der Scheune gegen Mäuse s s ). In der Osternacht klopfen vier nackte Mädchen an die vier E.n des Hauses und sagen: „Ratz, Ratz aus der Wand" M ). Wenn man die erste Furche mit ungekeiltem Pflug ackert und von dieser Erde in die vier E.n der Stube streut, weichen alle Flöhe S7 ). Um die Mahr unschädlich zu machen, nimmt man eine Handvoll trockenen Sandes, wirft ihn in die Luft und in jede E. des Zimmers M ). " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 434 Nr. 5:3,283.284; W u t t k e 4175648; E b e r h a r d t Landwirtschaft 4. " ) W u t t k e 416 § 648. " ) Ebd. 4 1 5 § 646. «•) J o h n Erzgebirge 224. «) W u t t k e 4 1 7 5 6 4 8 ; W o l f Beiträge 1, 240. w) J o h n Erzgebirge 224. «») B i r l i n g e r Volksth. 1, 120. ») S a r t o r i Sitte 1, 160. 61 ) J o h n Erzgebirge 1 9 1 ; HessBl. n , 2 1 5 ff.; D r e c h s l e r 87: Kehricht auf Kreuzweg getragen. Am Karsamstag: G r o h m a n n Apollo 61 (slaw.). •*) MschlesVk. 1919, 66. M ) Argovia 4, 176. " ) S a r t o r i Sitte 1, 1 1 6 Anm. 1 7 (Hannoveraner Wenden). ") D r e c h s l e r 1, 23. " ) L e m k e Ostpreußen 1, 14. •') G r i m m Myth. 3, 476 Nr. 110. " ) W o l f Niederl. Sagen 342 f.
6. F r u c h t b a r k e i t s z a u b e r (s. 2). In die E. des Misthaufens steckt man Palmen, dann wird er fruchtbar B9). Ein Besen, Haselstock und Kieselstein in der E. des Ackers macht das Kraut groß und fett, oder vertreibt das Unkraut ®°). Wenn man am Walpurgisabend von der E. eines fremden Ackers
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Eckerken
eine Handvoll Klee nimmt, gedeiht das Vieh gut 61 ). ») W u t t k e 418 | 650. «") J o h n Erzgebirge 225, 220. " ) W u t t k e 77 § 89.
7. H e i l z a u b e r . Gegen englische Krankheit schwingt man das Kind unter Segenssprüchen in die vier E.n des Zimmers ® 2 ). Um ein K i n d zu beruhigen, kehrt man Staub aus allen vier E.n zusammen und legt es ihm unter das K o p f polster 6 3 ); das geschieht auch, wenn es behext ist M ). «*) W u t t k e 360 § 543; L a m m e r t •») D r e c h s l e r 2, 6. M ) W u t t k e § 587 = M e y e r D. Volksk. 105; H a 1 1 r Siebenb. Sachsen 260; vgl. Begrüßen der bei den Huzulen: MAG. 1896, 183.
138. 386 ich E.n
8. S c h a d e n z a u b e r . Wenn man am Johannisabend von der E. eines fremden Ackers eine Handvoll Klee mitnimmt, vergrößert sich der Ertrag zum Nachteil eines anderen (s. Bilmesschnitter) 6S ). Unter den vier E.n eines Kohlenmeilers vergrub man Katzenköpfe, dann brannte er nicht mehr ordentlich ® 4 ). e5
) J o h n Erzgebirge 226. ••) L e o p r e c h t i n g Lechrain 74 f.
9. O r a k e l e i n h o l e n . In Niederösterreich 67) und Schleswig-Holstein w ) fegt man am Silvesterabend Staub aus den vier E.n, aus der einen E. wird dann auch herausgekehrt, was einem im folgenden J a h r e hervorsteht. Am Andreasabend streuen die Mädchen Leinsamen in die vier E.n, damit ihnen der Bräutigam im Traum erscheint 69). A m heiligen Abend legt man vier Häufchen Getreide auf die vier E.n des Tisches, die Sorte wird am ergiebigsten, von der am meisten zu Boden fällt 7 0 ). •7) V e r n a l e k e n Mythen 345. M) H a n d e l m an n Weihnachten 59; ähnlich in Hessen: W u t t k e 250 § 362; Ungarn: ZfVk. 4, 3 1 5 ; Mähren: J A E . 1900, 158. ") H a u p t Lausitz 1, 200. 70) E b e r h a r d t Landwirtschaft 2.
10. V o r b e d e u t u n g . Stirbt jemand aus einem Eckhaus, sagt man: aus einem E.haus müssen drei heraus 7 1 ). Über das Sitzen an der Tische, und seine Bedeutung s. Tische, und Tischordnung. " ) DG. 1 3 , 126.
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II. V e r s c h i e d e n e s . Eine neugekaufte K u h bekommt Holzspäne von drei Hause.n zu fressen, dann gedeiht sie gut 7 2 ) (vgl. Abschabsei). J u n g e Schweine gewöhnt man an Reinlichkeit, wenn man in eine E. des Stalles frischen Dung legt oder Wasser hingießt 7 3 ). Das Leichenwasser wird in die E. des Hauses geschüttet, damit der Tote nicht wiederkehrt 7 4 ). Der E.pfosten wird gehämmert, damit der Sünnevogel aufwacht 7 5 ) (s. B a l ken) (vgl. 4 b). ") K u h n Westfalen 2, 62 Nr. 1 9 1 . ) M e y e r Baden 404. '*) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 2 5 2 Nr. 4. " ) K u h n Westfalen 2, 1 2 2 Nr. 374. Wollen Burschen, wenn sie zu ihren Mädchen gehen, unbemerkt bleiben, so müssen sie die E. des Gebäudes erfassen. Dasselbe tun Diebe: G r o h m a n n 227 (slaw.).
,a
s. A b s c h a b s e i , B a l k e n I, Besen, B i l m e s s c h n i t t e r , fegen, k e h r e n , Kehricht, Tische., Tischordnung. Weiser.
Eckerkell, E c k e r l e , E c k e r männlein, Eckele, Eggleg e i s t. 1 . E c k e r c k e n : Älteste gedruckte Belege über diesen „ T e u f f e i vnder gestalt eines Z w e r g l i n " 1 ) 1564 2 ) und 1 5 7 6 1 ) von zwei Niederländern. Auf einem Meierhof bei Elten im Herzogtum C l e v e 1 ) 2 ) f ü t t e r t das E. wie ein hilfreicher Hausgeist (s. d.) die Pferde, wirft nachts Garben zum Dreschen auf die Tenne herunter, schlägt nachlässige Dienstboten 1 ). Als Quälgeist (s. d.) verlangt es von den Reisenden auf der Straße eine Abgabe, schlägt sie, wirft ihnen den Wagen um oder reißt sie von den Pferden herab *) 2 ). Man sieht aber von ihm nichts als eine H a n d 2 ) . Das E. geht in den Alp (s. d.) über. Es legt sich nachts zu den Dienstmägden und zieht „die frawen bey jrem heimlichen vnnd verborgenen h a a r " x ). Von dieser Vorstellung aus wird es durch den Hexenglauben (s. d.) zum Buhlteufel eines leibeigenen Weibes. E r s t nach der Verbrennung dieser L a m i a (Hexe) verschwindet die Vexatio x ) 2 ). ') Jacob V a 1 1 i c k Von Zauberern, Hexen vnd Vnholden [Befürwortung der Hexenprozesse, 18*
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Edelraute—Edelstein
ohne D a t u m , schöpft aus mündlicher Quelle], auss Niderländischer sprach in hochteutsch vbergesetzt von Lambertus D a n a e u s. Köln 1576, 362—364 = Z f V k . 5 (1895), 265. ») Joannes W i e r u s De praestigiis daemonum, Basileae 1564, lib. 5, 12 p. 522 s [Bekämpfung der Hexenprozesse, wahrscheinlich auf Vallick zurückgehend, aber auf das uns nicht zugängliche niederländische Original], Von Weier abhängig: R o c h h o l z Sagen 2, 186 A n m ; G r i m m Sagen 1 * (1865) Nr. 79. — Grimms Ableitung des Namens von nd. ekerhen = Eichhörnchen (Sagen a. a. O . ; DWb. 3, 24) ist zweifelhaft.
2. E c k e r l e ' ) , wohl Benennung eines Kobolds (s. d.) in einem elsässischen Wiegenliedchen: „Eckerle, kumm! Schla m'r di Drumm! Fiähr m'r das Biäwle-nim Gitschle-n-erum!" Variante: „Häberle, kumm! . . . " 3) M a r t i n u. L i e n h a r d t Elsäss.Wb. 1, 27 aus S t ö b e r Elsäss. Volksbüchlein 1859, x », 14.
3. Das E c k e r m ä n d l e , E c k e r m ä n n 1 e i n 4) mit kohlschwarzem Hütlein ist ein Waldgeist (s. d.) im „Eckernwäldlein" bei Rottweil. Ecker (got. akran) = Büchel, Eichel. 4) B i r l i n g e r Volksth. 1, 68 Nr. 93 Anm. S. 501 f.; Fischer SchwäbWb. 2, 235;
1, 994. E c k e l e 8 ) ist in S.O.-Thüringen der Name eines grauen Männchens (s. d.) oder Wichteis (s. d.). Das E. sitzt als Vegetationsdämon (s. d.) in einer Wiese auf einem Heuschober, wird aber von einer arbeitenden Frau im Heu vergraben. Drohend laufen ihm seine Kameraden zu Hilfe und fragen: „ S a g an, sag an! Eckele hat es dir was g e t a n ? " Es flieht mit ihnen wegen der Hinterlist der Menschen in den nahen Wald (s. Waldleute). 4) W i t z s c h e l Thüringen 1, 219 Nr. 217 = E i s e 1 Voigtland 42 Nr. 89 = Ranke Sagen * 183 f. — D a s Selbertan-Motiv (s. d.) ist verdunkelt und durch das Motiv der Flucht der Geister vor der Untreue der Menschen ersetzt.
5. E g g l e g e i s t 6 ) heißt im Allgäu ein irreführender, Menschen erschreckender Wiedergänger (s. d.) nach seinem Erscheinungsort auf dem Eggle (Dimin. von Ecke, Egg), dem westl. Ausläufer des Querberges.
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•) R e i s e r Allgäu 1, 63 f. Nr. 47; Birl i n g e r Wb. 134; F i s c h e r SchwäbWb. 2, 535. Burren.
Edelnuite (Artemisia laxa, A. mutellina). 1. B o t a n i s c h e s . Mit dem Wermut (s. d.) verwandte Alpenpflanze aus der Familie der Korbblütler. Die Blätter sind handförmig, die ganze Pflanze ist seidig behaart. Die Blütenköpfchen sind rundlich. Die E. ist eine echte Felspflanze, die an manchen Stellen der Alpen über 3000 m emporsteigt x). Übrigens führen bei den Gebirglern auch manchmal andere Alpenpflanzen, wie die schwärzliche Schafgarbe (Achillea atrata) und das graue Kreuzkraut (Senecio incanus) die Bezeichnung E. l)
Marzeil
Kräuterbuch 507.
2. Die E. steht ähnlich wie das Edelweiß, ja noch mehr als dieses, beim Gebirgsvolk in hohem Ansehen. Sie ist nach dem Ausspruch des Tirolers mehr als Gold wert 2 ). Im Isarwinkel (am Tuifen) wurde die E am „Büschelfrauentag" (15. August) geweiht 3). Nach steirischem Glauben finden angeschossene Hirsche ein Kräutlein, das besondere Heilkraft besitzt (vgl. Diptam), manche meinen, es sei E.4). Besonders „vornehm" gelten dem Tiroler solche E.n, die 5 „Zehen" (Wurzelfasern?) haben. Hängt man sie den Kindern um den Hals, dann schädigen ihnen die Blattern das Gesicht nicht 6). •) Z i n g e r l e Tirol e i c h n e r Naturbilder3 412. ') D a 11 a T o r r im Wissensschatze usw.
1857,68. ») F o r s t 1903, 67. ') Z f V k . 5, e Die Alpenpflanzen 1905, 24. Marzell.
Edelstein. Aus dem Altertum übernahm das Mittelalter den Aberglauben, daß die E.e besondere magische Kräfte besäßen x). Jüdische und maurische Kaufleute hatten zuerst diese kostbaren Steine aus dem Morgenlande nach Europa gebracht und durch sie die seit alters mit ihnen verbundenen Anschauungen von ihren Kräften und Tugenden. Infolge ihrer Kostbarkeit kamen sie zunächst nur in den Besitz der höheren und besitzenden Volksschichten. Volkstümlich wurden sie nie; die Verwendung der Worte war christlichen, der Kräuter germanisch-heidni-
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Edelstein
sehen Ursprungs, die der Steine galt als jüdischer A b e r g l a u b e . Er blieb dem V o l k e stets etwas F r e m d e s ; deshalb gibt es auch f ü r keinen E. einen deutschen Namen, und in die deutschen Märchen und Sagen, soweit diese nicht als fremdes G u t übernommen waren, sind die E.e erst s p ä t und vereinzelt eingewandert. Der Glaube an die W u n d e r k r a f t der E.e, in der lateinischen und deutschen Literatur laut und o f t betont, wurde Gemeingut der mittelalterlichen gelehrten Kreise und drang besonders durch ihre medizinische A n w e n d u n g in die V o l k s a n s c h a u u n g e n 2 ) . Den Glauben an die K r ä f t e der E.e vers t ä r k t e die Vorstellung, daß die Steine im allgemeinen (im Gegensatz zu den nur mittelbar wirkenden Kräutern) unmittelbar (z. B . durch bloßes Tragen, Berühren usw.) wirkten 3 ). D a z u kam, daß man den E.en wegen ihrer Seltenheit und K o s t barkeit, ihrer F a r b e und ihres Glanzes außerordentliche K r ä f t e b e i m a ß ; die Berichte der mittelhochdeutschen Dichter auf diesem Gebiete übertreffen alles an ungezügelter Einbildungskraft 4 ). So verlieh der E . s c h m u c k der Gürtelborten ihren Trägern angeblich besondere K r ä f t e ; W u n d e n glaubte man heilen zu können, wenn man sie mit einem E. bestrich, j a nur berührte 6 ). A u c h die Z a u b e r k r a f t der v o n Zwergen getragenen Ringe, v o n denen die mittelalterliche D i c h t u n g berichtet, beruht vor allem auf den in die Ringe gef a ß t e n E.en 6 ). Die E.e wurden als A m u l e t t e und T a l i s m a n e zum S c h u t z gegen Zauberei, bösen Blick und K r a n k h e i t e n , die man sich als dämonische Einwirkungen vorstellte, gern getragen; sie eigneten sich dazu besonders, weil sie nur in kleinen S t ü c k e n vorkamen. J e seltener und kostbarer der E. war, für um so zauberkräftiger galt e r 7 ) . Die W i r k u n g der E.e war zunächst durch sie allein bedingt; der s y m p a t h e tisch-homöopathische G r u n d s a t z similia similibus sprach dabei wesentlich mit. So machte der durch Feuer und H a m m e r unbezwingbare A d a m a s (Diamant) seinen Träger unbesiegbar; der grünlich-gelbe Calcedon und B e r y l l w a r sicheres Mittel gegen Leber- und Gallenleiden; der rote
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Karneol und Jaspis gegen B l u t u n g e n usw. 8 ). V o n manchen E.en g l a u b t e man, sie ständen zu ihrem T r ä g e r in so engem s y m p a t h e t i s c h e m Verhältnis, d a ß sie durch F a r b e n v e r ä n d e r u n g ihn v o r drohenden G e f a h r e n w a r n t e n , erblaßten, wenn er erkrankte, zersprängen, w e n n er stürbe 8 ). V o n anderen e r w a r t e t e m a n eine A r t erzieherischen E i n f l u ß ; so sollte der Chrysolith Zornesausbrüche hemmen, der Saphir keusch m a c h e n usw. 1 0 ). V o n den zwölf Monatssteinen glauben manche noch heute, sie b e e i n f l u ß t e n die C h a r a k tereigenschaften und das Schicksal ihres Trägers u ) . Die aus dem fernen Morgenlande stammenden E . e u m w o b v o n jeher ein heiliger S c h i m m e r ; Sagen fabelten, daß sie aus den klaren W a s s e r n des Paradieses gewonnen w u r d e n 1 2 ) . I m alten ( E x . 28, 17 ff.) und neuen (Apoc. 21, 19 f.) T e s t a ment w a r e n sie v o n heiliger symbolischer Bedeutung. Die mittelalterliche M y s t i k , stets zur sinnbildlichen Darstellung geneigt, v e r w e n d e t e dazu alsbald die E . e : K o n r a d v o n Megenberg l ä ß t in ihnen die Eigenschaften der heiligen J u n g f r a u sich widerspiegeln 1 8 ); ein geistliches Gespräch zwischen F ü r s t i n u n d K r ä m e r i n (1447) deutet die K r ä f t e , m i t denen E.e ihren Trägern helfen, geistlich um, belehrt so über die B e d e u t u n g des P a t e r nosters und Rosenkranzes und sucht dadurch weltliche L e u t e zu sittlichem W a n del zu erziehen 14 ). Ein Prediger des Mittelalters v e r g l e i c h t die E i g e n s c h a f t e n der fünf E.e im Brustschilde des Hohenpriesters mit den f ü n f W u n d m a l e n Christi und k n ü p f t daran geistliche E r m a h nungen 18 ). Das E n t s t e h e n solcher sinnbildlichen Gleichnisse ist hauptsächlich darin begründet, daß die P f l e g e der wissenschaftlichen K e n n t n i s s e d a m a l s f a s t ausschließlich in den H ä n d e n der Geistlichkeit lag. In vielen Fällen w u r d e die v o n den E.en selbst ausgehende W i r k u n g noch v e r s t ä r k t durch die auf ihnen eingegrabenen m y s t i s c h e n Zeichen, j a m a n c h e schrieben diesen allein die magische K r a f t zu 1 6 ). Mit diesen Figuren v e r k n ü p f t e sich, w a s aus Mythologie, S y m b o l i k , A s t r o n o m i e usw.
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Edelstein
im Mittelalter bekannt war. So soll ein Jaspis mit dem Bilde eines Mannes, der Schild und Spieß trägt und zu dessen Füßen eine Schlange liegt, Sieg gegen alle Feinde verleihen — ein K r e u z auf einem grünen Jaspis seinen Träger im Wasser nicht untergehen lassen — ein Jaspis, auf den zur Stunde, da die Sonne ins Zeichen des Skorpions tritt, ein Skorpion geschnitten wurde, den Blasenstein vertreiben — ein Chrysolit mit dem Bilde einer Frau, die in der einen Hand einen Vogel, in der anderen einen Fisch hält, zu allerlei Geschäften helfen — ein E., versehen mit einem planetischen Zeichen, seinem Träger Macht und Beliebtheit verschaffen usw. 17 ). Überhaupt wurden die E.e gern mit den Planeten und Zeichen des Tierkreises zusammengebracht, deren magische K r a f t auf sie übertragen und zur Heilung des Körpergliedes verwendet, das unter dem Einfluß dieses Zeichens oder Planeten stand 18 ). V o n allen E.en, deren Glanz und K r a f t die mittelhochdeutschen Epiker preisen, ist der wunderreichste der heilige G r a l , der wie ein Tischleindeckdich den Rittern der Gralsburg Nahrung spendet, den, der ihn ansieht, nicht sterben noch altern l ä ß t usw. 19 ). Der Glauben an die Wunderkräfte der E.e gipfelte in der Vorstellung v o m Stein der Weisen, die im späten Mittelalter entstand; er ist der Stein aller Steine, das Ideal aller Talismane und vereint die Eigenschaften aller E.e in sich »). Fast alle E.e wirken h e i l k r ä f t i g . Im Altertum und im Mittelalter fanden sie medizinische Verwendung. Die Kirche erlaubte ihren Gebrauch; sie gestattete vor allem Besessenen, Steine als Heilmittel zu tragen, aber ohne vorhergehende Incantationen 21 ). Paracelsus rühmt die E.e als Stärkungs- und Verteidigungsmittel zur Verhütung von üblen Zufällen; darum gehörten sie in jedes Rezept. Das berühmteste pharmazeutische Präparat, das Elektuarium de gemmis, enthielt eine große Anzahl E.e in gepulvertem Zustande 2 2 ). Das bayrische Apothekerinventar im Mittelalter führte gepulverte E.e als Heilmittel an 23>. Wohl
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gab es immer Leute, welche an die W u n derkraft der E.e nicht glaubten, z u m mindesten sie anzweifelten 24 ). A b e r noch zur Zeit Ludwigs X I V . bestand der volle Glaube an ihre medizinische W i r k u n g 2S ). Zedlers Universallexikon (1732—1754) führt zwar bei jedem E. gewissenhaft auf Grund alter Quellen und des damals noch herrschenden Aberglaubens seine innere und äußere Heilkraft an, kritisiert sie aber stets v o m Standpunkte des Chemikers und Arztes aus, und sagt im allgemeinen: „ W a s den Gebrauch der E.e zu Arzneien betrifft, so k ö m m t das meiste auf bloßen Aberglauben hinaus; es werden nur folgende fünf in den Apotheken g e f ü h r t : Granat, Sapphir, Hyazinth, Karneol, S m a r a g d " 2 6 ) . Wie aber selbst Ä r z t e an dem Glauben an die Heilkräfte der E. lange noch festhielten, das zeigen manche tadelnden Bemerkungen in B r ü c k m a n n s „ A b h a n d l u n g von den E . e n " (1773), z. B . über Arzneien aus Granatsteinen 27 ). — Nachdem der Glaube an die Zauber- und Heilkraft der E.e geschwunden war, blieben sie nur Schmuckmittel; aber Wertmotive, die ursprünglich bei dem Entstehen des Aberglaubens ebenfalls wirksam waren, wirkten weiter: der Glanz, die Farbe und die Seltenheit, welche die E.e v o r den anderen Steinen auszeichnen M ). ') P e t e r s Pharmazeutik 2, 159. ä) G r i m m Myth. 2, 10x7 u. 996; F r a n z Benediktionen !» 435 u n d 44 2 : W e i n h o l d Frauen 2, 223 und 254; S c h e l l 62 Nr. 96 a; Wundt Mythus und Religion 1, 113 und 121. — E. in einer späten Walensage: K ü h n a u Sagen 3» 379- 3) M e g e n b e r g Buch der Natur 368 f.; P e t e r s a. a. O. 2, 160. 4) W u n d t a. a. O. 2, 213; H e r t z Abhandl. 130. s) W e i n h o l d a . a . O . 2, 282 f. und 304; i, 172; Altnord. Leben (1856), 386; K o n d z i e l l a Volksepos 64; G r i m m Myth. 3, 342. •) L ü l j e n s Zwerg 82 f. ') W u n d t a. a. O. 3, 109; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 407 f.; P e t e r s Pharmazeutik 1, 220 und 222; S e y f a r t h Sachsen 260; vgl. R u s k a Aristoteles 5. *) S t e m p l i n g e r Sympathie 83 ff.; Arch. f. Gesch. d. Mediz. 11 (1919), 315 ff.; vgl. s. w . Türkis, Rubin. •) s. w . ; W u n d t a. a. O. 3, 109 f. 10) s. w . " ) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 883 u. 1, 106; s. 12 ) Monatssteine. Hertz Abhandl. 123 4 . 1S) M e g e n b e r g a . a. O. 371. 375. 377. 378. 380. 386. 393. 394. 396. 399. l4 ) Alemannia 26
Edelweiß—Efeu
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(1898), 2 0 i ff. 1S ) S c h ö n b a c h Gesch. d. altd. Predigt 1, 39 f. ; E . P e t e r s Quellen u. Charakter der Paradiesesvorstellungen. Breslau
Island die B e z e i c h n u n g „ F j a n d a f a e l a " (Teufelsverscheucherin) f ü h r t 8 ) .
E . n v g l . F r a n z Benediktionen
über Österreich usw. 2 (1785), 113. Island. Sagen 1860, 110. 178.
1915, 88 ff. u. 93. Über kirchliche Weihe von 1, 435 u n d 442
und M e g e n b e r g a. a. O. 405 f. ") M e g e n b e r g a. a. O. 400; V o i m a r 5, 771. ") M e g e n b e r g 403; Z e d i e r 14, 273; W u n d t a. a. O. 2, 118. Eine gute Zusammenstellung außer bei M e g e n b e r g 400 ff. bei M e y e r Aberglaube 57 ff. und 33; vgl. H o v o r k a - K r o n f e l d 1,407 t. und A g r i p p a v . N . 2,223 ff.
18
) W u n d t a. a. 0 . 2 , 219;
vgl. S t e m p l i n g e r Volksmedizin 92; M'e y e r a a. O. 20 f.; vgl. G e r h a r d t a . a . O . 112 f. ") M e y e r Aberglaube 59 f. 20 ) W u n d t a . a . O . 2, 219; K o p p Beiträge
2,
Grimm
Aberglaube
155 f f . ; P a r a c e l s u s
Myth. 2, 1022; 121 f.;
213—220;
Stemplinger
Peters
Pharmazeutik
1,
281; M e y e r a . a . O . 47 f.; T i e d e Gotteserkenntnis 133 f. ; vgl. G e r h a r d t a. a. O. 137. , 1 ) S t e m p l i n g e r Volksmedizin 93 f. ; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 106 f.; F r a n z Benediktionen
2, 566 u n d 1, 441 f.;
Kon
tì-
z i e I I a a . a . O . 165. ") P e t e r s a . a . O . 2, 160 und 1, 220; P a r a c e l s u s 82 oben; P o r t a Magie 427. 23) H o v o r k a - K r o n f e l d 8S
1, 37.
" ( M e y e r
Aberglaube
60.
) H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 106 f. ") Z e d i e r 8, 210 s. v. E. *>) B r ü c k m a n n 133. a ) W u n d t a. a. O. 2, 220 f. Vgl. F r a z e r 1, 164 f. und Occult. Rev. May 1917, 272 f f . ;
Lorenz
Die okkulte
ung der E.e (Leipzig 1913); 2, 385.
Stern
Bedeu-
Türkei Olbrich.
E d e l w e i ß ( L e o n t o p o d i u m alpinum, Gnaphalium leontopodium). 1. B o t a n i s c h e s . Die b e k a n n t e A l p e n p f l a n z e (das Bundeszeichen zahlreicher alpiner Vereinigungen), ohne weiteres erkenntlich an der stark filzigen Beh a a r u n g und den s t e r n f ö r m i g ausgebreiteten schneeweißen D e c k b l ä t t e r n . D a s E. ist ein K o r b b l ü t l e r und nahe v e r w a n d t mit dem K a t z e n p f ö t c h e n (s. d.) der E b e n e . Es b e w o h n t f a s t alle Hochgebirge E u ropas und Asiens 1 ). ') M a r z e l i Kräuterbuch 507; vgl. auch E. M. K r o n f e l d Das E. Wien 1910, 84 S. 2. W e n n eine K u h „ g e b i s s e n " war (d. h. ein geschwollenes E u t e r hatte), so räucherte m a n sie im 18. J h . im Zillertal mit E . und E d e l r a u t e (Senecio incanus), d a n n konnte kein Geist u n d Gespenst in den Stall k o m m e n 2 ). B e m e r k e n s w e r t ist, d a ß das mit dem E. n o c h v e r w a n d t e A l p e n R u h r k r a u t ( G n a p h a l i u m alpinum) auf
») S c h r a n k
Naturhist.
u. M o l l
a
)
Briefe
Maurer Marzell.
E d i g n a . D i e selige E . , eine K ö n i g s t o c h ter a u s F r a n k r e i c h , zog, u m der V e r m ä h l u n g z u e n t g e h e n , auf einem m i t w e i ß e n O c h s e n b e s p a n n t e n W a g e n m i t einem H a h n und einer G l o c k e v o r s i e h , a u s i h r e m V a t e r l a n d e . B e i einer alten L i n d e z u P u c h bei F ü r s t e n f e l d - B r u c k in Oberb a y e r n k r ä h t e der H a h n und l ä u t e t e das G l ö c k c h e n , w o r a u f E . f ü r 35 J a h r e in der H ö h l u n g des B a u m e s W o h n u n g n a h m 1 ) . Ihr T o d e s t a g soll der 26. F e b r u a r 1 1 0 9 sein 2 ). Sie w i r d v o m L a n d v o l k besonders a n g e r u f e n , u m e n t w e n d e t e s G u t wieder z u s c h a f f e n 3 ). M a n zeigt in der K i r c h e zu P u c h , die n a m e n t l i c h in P e s t z e i t e n v i e l a u f g e s u c h t w u r d e , n o c h ihr Glöcklein. V o n jener L i n d e , aus der einst w u n d e r b a r heilendes Öl geflossen sein soll 4 ), s t e c k e n sich die W a l l f a h r e r L a u b an den H u t und r ä u c h e r n d a m i t a n drei D o n n e r s t a g e n H a u s u n d S t a l l 5 ) . N a c h der L e g e n d e sollte das H a l t e n der Ochsen, das K r ä h e n des H a h n e s u n d das L ä u t e n der G l o c k e den O r t des k ü n f t i g e n W o h n s i t z e s der Prinzessin a n g e b e n 8 ) . E i g e n t l i c h sind a b e r w o h l H a h n und G l o c k e als A b w e h r m i t t e l gegen böse Geister g e d a c h t 7 ) . ') P a n z e r Beitrag 1, 60 f.; 2, 49 ff. 405 ff.; Beitr.
Wolf
1, 169; H ö f l e r
Waldkult
74.
76. 82.; Bayerischer Heimatschutz 22, 86. ') P a n z e r 2, 50. ') W e t z e r u. W e l t e 4,125.
4
) Panzer
kult 86. e) P a n z e r 367.
2,51.
5
) Höf ler
Wald-
1 , 6 0 : 2 , 5 2 . ') ZfVk. 7, Sartori.
E f e u (Ilof, W i n t e r g r ü n ; H e d e r a helix). An Bäumen, 1. B o t a n i s c h e s . M a u e r n und Felsen mit Hilfe v o n H a f t w u r z e l n sich f e s t h a l t e n d e (der E . s a u g t die B ä u m e n i c h t aus!) H o l z p f l a n z e m i t f ü n f l a p p i g e n B l ä t t e r n (an d e n b l ü h e n den T r i e b e n sind die B l ä t t e r eiförmigI). D i e g r ü n l i c h g e l b e n B l ü t e n , die nur bei älteren P f l a n z e n und in w a r m e n L a g e n zur A u s b i l d u n g k o m m e n , stehen in R i s p e n . D i e F r ü c h t e sind schwarze B e e r e n x ) . „ E r d e f e u " ( H e d e r a terrestris) ist ein a l t e r N a m e f ü r den G u n d e r m a n n (s. d.),
Efeu
559
einen mit dem E . nicht verwandten Lippenblütler. J
) Mar zell
Kräuterbuch 116 1.
2. Den E . darf man nicht im Haus (im Zimmer) halten, das bringt U n g l ü c k 2 ) , zerstört das eheliche G l ü c k s ) oder bedeutet den Tod eines Familienmitgliedes 4 ). Der beim Hause gepflanzte E. fordert jedes siebente J a h r einen Toten aus der Familie 5 ). Daß der E. an menschliche Wohnungen gepflanzt Unglück bringt, wird damit begründet, daß er seine Stätten an Gräbern und Ruinen hat (Nordthüringen) 6 ). Vielleicht spielt auch der mittelalterliche Glaube vom „ b ö s e n " E . mit 7 ). Die Tochter des Hauses, in dem E . gezogen wird, bleibt unverheiratet 8 ). Damit wäre zu vergleichen, daß man in der Provence auf den Sarg einer J u n g f r a u als Zeichen der Unfruchtbarkeit E.blätter streut 9 ). Die symbolische Bedeutung erklärt sich vielleicht daraus, daß der E. verhältnismäßig selten Früchte trägt. ') Schleswig-Holstein: Z f V k . 20, 3 8 2 ; Preußen: F r i s c h b i e r Naturkunde 330; Norda böhmen: ZföVk. 13, 1 3 3 . ) Drechsler 2, 1 9 3 . 2 1 3 . 4) SchwVk. 3, 74. 5) Rogasener Familienblatt 4 (1900), 36. •) Z f V k . io, 2 1 4 . ') M e g e n b e r g Buch der Natur, hrsg. von P f e i f f e r 3 2 1 . 8) F r i s c h b i e r Naturkunde 330. •) R o l l a n d Flore 9, 138.
3. In der Nacht auf Matthias (24. Febr.) gehen die Mädchen an einen Quell, zünden Lichtchen um den Quell an und werfen zweierlei Kränze von Wintergrün (wohl Immergrün, s. d.) und E. und von Stroh in den Quell. Hierauf umtanzen sie ihn bei Fackelschein unter Liedern, gehen dann rücklings hinzu und ergreifen einen Kranz. Fassen sie einen grünen Kranz, so bedeutet das Glück, wenn einen Strohkranz, Unglück 10 ). In Nordsteimke holte man, ebenfalls am Matthiastag, Wasser aus drei bestimmten Brunnen und ließ E.blätter schwimmen. Schwammen die Blätter zusammen, so deutete das auf Heirat im laufenden J a h r u ) . Durch kurfürstlichen Erlaß v. J . 1669 zur Ausrottung des Aberglaubens in der Grafschaft Mark wurde dieses Inswasserlegen von Blättern am Matthiasabend verboten 1 2 ) ; vgl. Immergrün.
560
Orakel mit E.blättern (zu verschiedenen Zwecken) werden auch in E n g l a n d 1 8 ) , Frankreich 1 4 ), Ungarn 1B ) und bei den Bulgaren 1 6 ) angestellt. L ä ß t man einem Mädchen den Rauch von verbrennendem E. in die Nase streichen, so kann es, wenn es nicht mehr J u n g f r a u ist, den Harn nicht halten 1 7 ), vgl. Brennessel. 10 ) Montanus Volksfeste 22. " ) A n d r e e Braunschweig 335. " ) Zeitschr. Berg. Geschichtsverein n (1876), 81. , 3 ) B r a n d Pop. Antiq. 776. 1 1 ) S 6 b i 1 1 o t Folh-Lore ,3, 3 9 8 ; R o l l a n d Flore pop. 9, 1 3 7 . 16 ) ' f e rn e s v a r y Geburtshilfe 8 2 ; Seligmann Zauberkraft 439. " ) A r n a u d o f f Bulgar. Festbräuche 1 9 1 7 , 2 1 . " ) J ü h l i n g Tiere 269; L a m m e r t 1 4 6 ; M a n z Sargans 85.
4. Das Blühen und Fruchten des E.s wird vielfach als O r a k e l f ü r den Ausfall der W e i n l e s e angesehen: blüht (oder fruchtet) der E. schön, so wird es auch viel Wein geben 18 ). Der Glaube läßt sich z. T. wohl naturwissenschaftlich begründen (der E. fruchtet nur in warmen Lagen, die Früchte des E.s gleichen einigermaßen den Weintrauben), es sei aber auch daran erinnert, daß in der Antike E. und Weinstock miteinander in Beziehung gesetzt w u r d e n 1 9 ) . H a t der E. viele Früchte, so steht ein kalter Winter in Aussicht vgl. Eberesche. u ) (Keller) Grab des Aberglaubens 5, 74; Meyer Baden 385; M a r z e 11 Bayer. Volksbot. 1 2 5 ; M a r t i n und L i e n h a r t Elsaß. Wb. i, 1 0 ; W i l d e Pfalz 4 5 ; Schweizld. 2, 1 8 1 6 ; ebenso in Frankreich: Rolland Flore pop. 9, 1 3 3 . '*) E . als Attribut des Dionysos usw. vgl. M u r r Pflanzenwelt 1 4 1 ff. «•) W i l d e Pfalz 45. .
5 . V e r s c h i e d e n e s . Der E. ist ein verwunschener Mensch, erreicht er die Spitze des Baumes, so wird der Mensch erlöst (Wetterau) 2 1 ). Verwundete Wildschweine sollen E. fressen und dadurch geheilt werden ( E i f e l ) 2 2 ) ; der Glaube ist kein deutscher, sondern stammt aus Plinius (Nat. hist. 8, 98; vgl. Diptam). Ein aus E.holz verfertigtes Gefäß soll zerspringen, ehe man auf 300 zählt, wenn man echten Wein hineingießt 2 S ); es scheint dies auf die antike Meinung 2 4 ) zurückzugehen, daß, wenn man in einen Becher aus E.holz gewässerten Wein schüttet, der Wein durch die Poren des
Egä—Egge Bechers abfließe und das Wasser zurückbleibe. ») ZfdMda. 1918, 136. ") ZfrwVk. 6, 137.
,s
) A m e r s b a c h Grimmelshausen 1893, 58.
M
) Cato
De re ruslica
111.
Marzell.
Egä Mäge X (3mal wiederholt) boläte usw. auf einem Wurmzettel 1 ), Zauberworte. An das in einem Augensegen begegnende egy 2) für die „macula" (Augenkrankheit; mit ags. 6age, ¿ge engl, eye „Auge" zusammenhängend?) ist nicht wohl zu denken, eher an Eyge in einer Aufzählung von Gottesnamen: Saday (s. d.). Eyge, hya usw. 3), das auf !TnK (s. Eschereie) zurückzuführen ist. Dahin gehört vielleicht auch ägon in der Formel 4 ): lä + obä —kooa + knenid + leitx + agla + ägon + voy + ze vgl. Egon, Eth, Huc, Cerata usw. B ). Zu Mäge vgl. die Formel: Saga Maga Baga (s. d.). *) ZföVk. 9 (1903), 217. *) F r a n z4 Benediktionen 2, 486. ») T h i e r s 4,58. ) ZfVk. 13 (1903). 273- ') T h i e r s 4, 87. Jacoby. Egge. Die E. ist magisch wirksam als Ackergerät, enthält weiter die zauberische Kraft des Eisens und des Kreuzes und, sekundär, eines Gegenstandes, auf den sich etwas spießen läßt. Zumeist wird sie als A b w e h r z a u b e r m i t t e 1 benutzt. Nach der Aussaat wird mit der E. ein Kreuz über den Acker gezogen1). Geht man beim E.n' links und spricht dabei eine Segensformel, so vertreibt man die Vögel aus der Saat 2). Wenn das Buttern nicht gelingen will, muß man die hindernde Hexe, die auf dem Butterfaß sitzt, brennen, indem man zwei glühend gemachte E.nzähne auf dasselbe legt 3 ). Um ein Haus von Ratten zu säubern, geht man, mit einem E.nzahn unter Hersagung einer Bannformel auf eine Schaufel schlagend, um dasselbe herum 4). Beim Gewitter wird eine E. umgekehrt außerhalb der Dachtraufe in den Hof gelegt 6) oder ebenso vor das Haus gestellt 6), wie E.nzähne gegen den Hagel schützen 7 ). In der Walpurgisnacht werden zwei E.n satteldachförmig mit den Zähnen nach außen aufgestellt 8 ), oder eine E. wird mit den Zähnen nach oben gegen die Tür gelehnt, damit sich die Hexe daran sticht 9 ). Auf dem Felde darf man E.n nicht mit
562
emporgerichteten Zacken liegen lassen, sonst tanzen die Hexen darauf 10), eine Seele muß auf Erden bleiben 11 ), oder Nahrungssorgen, Streit, ein Todesfall treten ein 12). Man soll die E.n auf dem Acker dachförmig mit den Zacken nach innen aufstellen, dann kann der Ewige Jude auf ihnen eine Nacht rasten l s ). Wird man auf dem Felde vom Wilden Jäger getroffen, so muß man unter eine E. kriechen 14), wohin sich auch die von ihm verfolgten Holzweiblein verbergen 15). Um diesen noch stärkeren Schutz zu gewähren, soll man die E.n mit Kreuzen versehen 18). Mit Hilfe der E. kann man H e x e n e r k e n n e n . Läßt man nach der Feldarbeit im Herbst die E. den Winter über auf einem Berge liegen und stellt sie am Georgstage vor sich auf, so sieht man, durch ihre Zähne blickend, die Hexen der Umgegend durch die Luft fahren 17). Wenn man in der Mainacht auf einem Kreuzwege unter zwei — seltener drei 18 ) — gegeneinander mit den Zähnen nach oben gestellten E.n sitzt, mit denen man des Morgens das Dorf umpflügt hat M ), kann man die Hexen ziehen sehen M ), besonders wenn die E.n ererbt sind 81 ). Oder man muß das Dorf mit einem Erbsieb und einer Erbe, umziehen und sich, das Sieb auf dem Kopf, hinter die auf den Weg gestellte E. setzen 22). Auch am Georgstag kann man, unter E.n sitzend, die Hexen erkennen 2 3 ), wie man ebenso in der Johannisnacht, nachdem man mit Erbe.n einen Kreis um das Dorf gezogen und einen schmalen Ausgang gelassen hat, die durch diesen entweichenden Hexen unter der E. sitzend erkennen kann 24). Sitzt man an Fastnacht im Wald unter einer E., so wird aller Spuk dieser Nacht sichtbar 2S), in der Neujahrsnacht kann man, auf einem Kreuzweg unter E.n sitzend, den Teufel tanzen sehen 26). Setzt man sich unter eine an die Wand gestellte „abgestorbene" E., d. h. eine E., die von einem nunmehr toten Pferde gezogen wurde, so kann man die in den Stall tretende Hexe sehen 27 ). Ebenso läßt ein auf einem Kreuzweg M ) oder des Sonntags 29) gefundener 30) hölzerner 31) E.n-
563
Egil—Ehe
nagel im ersten Weihnachtsamte bei der Wandlung ®2) oder zu Fastnacht **) in der Kirche die Hexen erkennen, die im Chor beisammen ®*)f mit einem Kübel auf dem Kopfe 3S) oder mit dem Gesicht nach der Tür gewendet, sitzen *•) oder sich in dem Nagel wie in einem Spiegel zeigen S7). Auch sieht man alle Hexen, wenn man von drei Felde.n, die in drei verschiedenen Zehnten liegen, je einen unbeschrien herausgenommenen Zahn bei sich trägt 3 8 ). Beim R e g e n z a u b e r ist an Stelle des Pfluges (s. d.) zuweilen die E. getreten. Zu Aschermittwoch wird von Burschen und Mädchen eine E. durch den Fluß gezogen " ) , am Fastnachtsdienstag werden alle ledigen Mädchen vor eine mit Dornengestrüpp umflochtene E. gespannt, der der jüngste Ehemann des Dorfes als Säemann voranschreitet, Samen ausstreuend, aus dem Männer für die jungen Mädchen wachsen sollen 40). Die zur ersten Saat fahrende E. wird mit Wasser begossen 41 ), und bei anhaltender Dürre tragen nackte Mädchen eine E. in den Bach, setzen sich darauf und unterhalten etwa eine Stunde lang auf jeder Ecke derselben ein Flämmchen 42 ). Die E. darf nicht das Dorf entlang geschleppt werden, weil es dann schwer regnet wie sie auch nicht auf den Weg kommen darf, der vom Vieh als Weidepfad benutzt wird **). Auch im H e i l z a u b e r werden E.nzähne verwandt. Zahnschmerzen beseitigt man, wenn man einen zufällig gefundenen hölzernen E.nzahn mit dem Munde aufnimmt, ihn so in den Wald trägt und dort fallen läßt 4 8 ). Den Bruch heilt man durch dreimaliges Bestreichen mit einem eisernen E.nzahn, was an drei aufeinanderfolgenden Freitagen geschehen muß und den man alsdann in reine Leinwand getan zu sich steckt 48). Um den Bruch eines Pferdes zu heilen, schlägt man einen gefundenen E.nzahn unter die Stallschwelle, die drei ersten Schläge in den drei höchsten Namen 4 7 ). Gegen das Fieber schlägt man einen dem Nachbarn heimlich gestohlenen E.nnagel während eines Krankheitsanfalles tief in die Erde 48 ). Gegen das Blutharnen des Viehs wird in
564
die Mitte des beim Harnen auf der Erde entstandenen Fleckes ein eiserner E.nnagel geschlagen 40 ). Auch prohibitiv werden vor der Kuh gegen Behexung zwei E.nzinken kreuzweise in die Erde geschlagen wie mit Hilfe glühend gemachter E.nzähne behextes Vieh entzaubert wird 5 1 ). ') John Erzgebirge 220. ») G r i m m Myth. 3, 477. s) S c h r a m e k Böhmerwald 4) K n u c h e 1 240. Umwandlung 85. 6) B a u m g a r t e n Heimat 1, 59. •) P o l l i n g e r Landshut 162. ') B a u m g a r t e n Heimat 1, 64. 'j S e l i g m a n n 2, 15. •) J o h n Westböhmen 72. 10) H e s e m a n n 110. «) Ebd. 89. »«) M a a c k Lübeck 98. ") S i m r o c k Myth.1 226; W n t t k e 476 § 759; K u h n Westfalen 2, 32; K u h n und S c h w a r t z 451; S c h e l l Bergische Sagen* 46; F r i c k e Westfalen 22; S t r a c k e r j a n 2, ¿30 Nr. 287. ") G r i m m Myth. 2, 843; S i m r o c k Myth. 193. 15) M e i c h e Sagen 344; R a n k e Volkssagen 173. 19) Mannh a r d t 1, 83. ») ZfVk. 4, 397. ») W u 1 1 k e 258 § 376. ") Bartsch Mecklenburg 2, 266. l0) G a n d e r Niederlausitz 14, 14s; ZfVk. 20, 387; ZrwVk. 3, 201; K u h n u. S c h w a r t z O9; H e c k s c h e r Hann. Vkde. 1 § 78. •') ZfVk. 3, 389; B a r t s c h Mecklenburg 2, 264 ff.; K u h n Mark. Sagen 376; E c k a r t 126; A n d r e e Braunschweig 381. " ( B a r t s c h Mecklenburg 2, 266. *') W l i s l o c k i Magyaren 10. ") M ü l l e n h o f f Sagen 230. ") G r i m m Myth. 2, 843. «) K ü c k Lüneburg 43. ") S c h u l e n b u r g Wend. Volkstum 76. ") S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 366. M) G r i m m Myth. 3, 456. M) M e y e r Baien 489. 555. 558; G r i m m Myth. 2, 902; 3, 452. S1) M e y e r Baden 489. «) Ebd. 489. 555. »») Ebd. 558; W u t t k e 256 § 373. M) M e y e r Baden 489. »•) G r i m m Myth. 3,456. 3,( S c h ö n w e r t h 1,366. " ( M e y e r Baden 355. ") B i r l i n g e r Volkst. 1, 329. s») E. H . M e y e r Germ. Myth. 286; M a n n h a r d t 1,555; B i r l i n g e r Schwaben 2, 60. ") S a r t o r i Sitte 3, 105 = K ü c k und S o h n r e y Feste 53. 41) G e s e m a n n 36. ") M ü l l e r Siebenbürgen 123; Meyer Germ. Myth. 290; ZfVk. 14, 144. ") G e s e m a n n 36 = ZfVk. 14, 143. ") B o e d e r Ehsten 141. ") B a r t s c h Mecklenburg 2, 123. *') Ebd. 2, 104. 47( M e y e r Baden 397. 19) H a l t r i c h Siebenbürgen 271. *') Urquell 3, 15. M) K ü h n a u Sagen 3, 43. ") ZföVk. 13, 132. Heckscher.
Egil s. M e i s t e r s c h u ß . Ehe. 1. Der E.stand und seine Geltung. — 2. Die geschichtlichen Grundlagen. — 3. E.orakel. — 4. Der Glücksstand der E. — 5. Stiftung und
565
566
Ehe
Segnung der E. —• 6. E.scheidung und E.bruch. — 7. E. mit übermenschlichen Wesen.
I. Der Eintritt in die E. durch die Hochzeit (s. d.) bedeutet einen W e c h s e 1 des S t a n d e s , der Standesgemeinschaft. Der Volksglaube trennt scharf zwischen L e d i g e n (s. d.) und E.l e u t e n , weist beiden verschiedene Aufgaben, Rechte und Glückskräfte zu. Daß Ledige nur von Ledigen und E.leute nur von E.leuten zu Grabe getragen werden durften, „war wohl früher mehr oder weniger überall Sitte" 1 ). Im Fastnachtsscherz stellen sich die ledigen den verheirateten Frauen zum Wettkampf, und den letzteren pflegt der Sieg zuzufallen 2 ). Vielerorts versammeln sich alle E.leute, vom jüngsten E.mann geladen, an bestimmtem T a g (Martinstag u. a.) 3) zum Schmaus. Der j ü n g s t e E.mann, die jüngste E.frau, das jüngste E.paar oder auch alle im letztvergangenen Jahr Vermählten spielen als b e v o r z u g t e V e r t r e t e r ihres S t a n d e s in vielerlei Fastnacht-, Oster- und Mittsommerbräuchen eine Rolle. Die Darstellung des Maipaares durch Neuvermählte 4 ), das Stellen oder Anzünden der Sonnenscheibe, das Anzünden des Sonnenwend- oder Martinsfeuers 5 ) durch ein junges E.paar (jüngste E.frau, jüngsten E.mann) 6 ), oder das Verbrennen der Fastnachtspuppe durch einen jungen E.mann 7 ) oder wenigstens im Beisein eines solchen 8 ), das Umschreiten des Johannisfeuers und Hindurchspringen von Jungvermählten 9 ), die Brautballspiele 1 0 ), das Bräutlingsbaden u ) (s.v.), schließlich das Schlagen mit der Lebensrute vorzugsweise bei Jungvermählten (besondersin Belgien) 12 ), das Tanzen lediger Mädchen vor den Häusern der Jungvermählten und der anschließende Wettlauf derselben nach der von dem jüngsten E.mann getragenen und mit Geschenken behängten Maie 13 ), in allen diesen Bräuchen kommt eine b e s o n d e r e Wertgeltung des E.s t a n d e s und dessen Unterscheidung v o m Stande der Ledigen zum Ausdruck. Die Meinung des Volkes über den E.stand ist eine hohe, und mit Caspcr
A b e l 1 4 ) weiß es der männerfeindlichen „alten Jungfer", die da meint: „ E h s t a n d wert wol Wehstand blyven, w y l de Männer Männer syn", ähnlich drastisch zu antworten wie der Dichter: „Suse quackle, wat se wolle", um kategorisch zu erklären : denn en Minsche, de nich fryet, iß as wie en Waterrad, Steit dat stille, so verstockt et, un nütt kenem Möller wat " ) .
Nicht nur „dem unzivilisierten Menschen" erscheint die E. so unerläßlich, daß er eine „E.losigkeit für unnatürlich, ja für sündhaft" e r a c h t e t l s ) ; wie bei anderen Kulturvölkern lebt auch bei dem unsrigen die Überzeugung von der sittlichen Verpflichtung zur E. als ein Glaube nicht primitiver, sondern höchst erhabener H e r k u n f t l r ) , der in seiner Widerstandsfähigkeit gegen e.feindliche Zeitströmungen eines der segensreichsten Geheimnisse der Volksseele ist. Aus diesem guten Glauben heraus maßt sich die Volkssitte bisweilen ein E.zwangsrecht an, wie es einst mittelalterliche Grundherren besaßen ia ). So wird im Oldenburgischen zur Fastnacht jedem Mann, der dreißigjährig noch Junggeselle ist, eine Frist gestellt, binnen welcher er heiraten muß, wenn er dem schimpflichen Eintrag seines Namens ins „ R u n e n b u c h " entgehen will 19 ). Manche Bräuche lassen sich als eine A r t Strafe für Verschmähung der E. deuten, vgl. das Pflugziehen 20), und die Volkssage verurteilt einen die E. verachtenden Frauenstolz 2 1 ) so gut wie eine Aufschiebung oder Vermeidung der E. aus Angst oder Abscheu vor dem Mutterberuf 22). In Entsprechung zu dem Glauben vieler Völker, daß die jüngeren Geschwister nicht vor den älteren heiraten dürfen 23), fühlt sich auch bei uns bisweilen die jüngere, zuerst heiratende Schwester berechtigt, die ältere zu verspotten (Schenken einer Geiß) 24 ). Eine Nürnberger Parömie droht: „ A l t e Jungfern müssen mit den Bärten alter Junggesellen den weißen Turm fegen" 2S), und Tiroler Volksglaube verbannte die alten Jungfern, soweit sie es am guten Willen zur E. haben fehlen
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Ehe
lassen, nach dem Tode auf den T s c h a v o n , „ d o r t den J u n g f e r n p l ä r r e r z u t u n " 26 ). Der H o c h s c h ä t z u n g der E. und Geringacht u n g des ledigen Standes durch den V o l k s g l a u b e n tritt eine Rechtfertigung, j a selbst B e v o r z u g u n g der Unverheirateten durch den christlichen Preis der Jungfräulichkeit entgegen, seit die Kirchenv ä t e r (Tertullian!), zumal auf die A u f fassung des Apostels Paulus (besonders I. K o r . 7) gestützt, zumeist den V o r r a n g der E.losigkeit feststellen. Die von unserem V o l k s t u m zugleich mit der neuen Glaubenslehre aufgenommene neue A u f fassung des Geschlechtlichen (s. Geschlechtsverkehr) t r ä g t tief in das Bew u ß t s e i n des breiten V o l k e s die vielerörterte Frage, ob die e.liehe Vereinigung ihrer „natürlichen S ü n d h a f t i g k e i t " wegen besser zu fliehen oder im Interesse der F o r t p f l a n z u n g als notwendiges Übel zu ertragen sei. Diese neue A u f f a s s u n g vereinigte sich mit der besonders v o n Cäsar, T a c i t u s und dem altnordischen Schriftt u m bezeugten H o c h s c h ä t z u n g der beiderseitigen vorehelichen E n t h a l t s a m k e i t und der germanischen Eigenart, das Erotische hinter anderen Lebensäußerungen w e i t zurücktreten zu lassen. Nach A u g u stin erstrahlen die unverheiratet Gestorbenen im Himmel wie helle Sterne; ihre Eltern, die ihnen das Leben gaben, aber nur m a t t und schwach. D a z u stimmt die Sitte, bei Begräbnissen ledig Verstorbener helle Gewänder zu tragen (s. ledig). Nur in der Mutterschaft der J u n g f r a u Maria sieht man „ d a s beste T e i l " des E.standes mit dem des Ledigenstands, F r u c h t b a r k e i t mit Keuschheit, vereint 2 7 ). Diese kirchlich bestimmte Hochschätzung des Ledigenstandes h a t mit dem einheimischen, den E.stand preisenden Volksglauben doch die scharfe T r e n n u n g zwischen beiden gemeinsam. N u r wird h i e r der Verlust „ d e s der J u n g f r a u von G o t t gegebenen S t a n d e s " bedauert M ), d o r t der E i n t r i t t in den E.stand mit Jubel hoch gepriesen. Genaueste Berücksicht i g u n g dieser beiden um die Volksseele seit einem Jahrtausend streitenden A u f fassungen ist besonders gegenüber den v o m Aberglauben beeinflußten Bräuchen
568
beim lich.
E.beginn
(s. Hochzeit)
unerläß-
>) S t r a c k e r j a n 2, 218; ZfVk. 3, ») M a n n h a r d t 1, 474; DG. 12, ») ZfVk. 10, 90. *) M a n n h a r d t 1, ») S a r t o r i 3, 271. •) Ebd. 1, 463 f. Schmitz
Eifcl 1, 24.
') M e y e r
175. 108. 488. 494;
Baden
214. 8) M a n n h a r d t r, 463. •) Ebd. 1, 463. Ebd. 1, 471 f. ») Ebd. 1, 491. ») Ebd. i, 492. " ) ZfVk. 7, 86. ») Casper A b e l Ein
10)
Gespräch
vom
Mannvolk
und
dem
Ehestand
(1717). ») D e r s . (1696). ») W e S t e r in a r c k Ehe 131 ff. ") Vgl. P a u 1 y - W i s s o w a 3, 1,1253 f.; S c h r ä d e r Schwiegermutter und der Hagestolz-, D e r s . Reallex. 399 f.; ia ) Vgl. B e c k e r Frauenrechtliches 46 ff. M a n n h a r d t 1,453. ") S t r a c k e r j a n 2 , 6 3 . ««) V g l . S i m r o c k Myth. 3 7 2 u n d 3 8 1 . " ) H e r z o g Schweizersagen 1, 22 f. " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 114—115. " ) Für Indien
s. ARw. 17, 360 Anm. 1.
«) ZfVk. 5, 416.
" ) S c h m e 1 1 e r BayWb. 2, 6 3 4 . " ) H e y 1 Tirol 782 (Nr. 106). ") Vgl. M e g e n b e r g Buch der Natur 48. a ) Vgl. A m b r o s i u s Exhortatio ad virgines; dazu S t o l l e Kirchenväter 4 7 5 .
2. Z u m Verständnis des auf die E. bezüglichen A b e r g l a u b e n s ist eine K e n n t nis des eigentümlich germanischen E.begriffes, seiner E n t w i c k l u n g und seines Gegensatzes z u dem christlichen, vor allem durch die A u f f a s s u n g des Apostels P a u l u s bestimmten, E.begriff M ) nötig. „ D a s kulturgeschichtliche Verdienst der Kirche, das hochgespannte Ideal lebenslänglicher E i n - E . " auch bei den germanischen „ B a r b a r e n a u f g e r i c h t e t " 3 0 ) und durch ihre Erziehungsarbeit „ j e n e würdige A u f f a s s u n g von der E. bei uns heimisch g e m a c h t zu h a b e n " s l ) , ist zu bestreiten. Die Germanen treten in das L i c h t der Geschichte mit ausgebildeter E i n - E . Vergeblich hat man im Dienste der v o n W e s t e r m a r c k ad absurdum geführten 32) Promiskuitätstheorie den Nachweis versucht, daß die Germanen vor zweitausend Jahren dem vermuteten gemein-menschlichen U r z u s t a n d der Weibergemeinschaft um einen Schritt näher waren als wir heute. So wenig man die primitive E n t w i c k l u n g s s t u f e der Endogamie, insbesondere der Geschwister-E. an einer K l e o p a t r a 33 ), oder an Zeus als Bruder und G a t t e n der Hera nachweisen k a n n 84)J so wenig k a n n man aus widersprechenden Verwandtschaftsbeziehun-
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Ehe
gen in der nordischen Göttersage folgern, daß etwa die W a n e n und ihre einstigen Anbeter „Geschwister-E. gepflegt" M) haben, oder hinter dem späten „ M y t h u s " v o n Frigg als der G a t t i n der B r ü d e r Odin, Vili und V e 3 6 ) „ e h r w ü r d i g e letzte Nachk l ä n g e " S7) einst üblicher Polyandrie erkennen. Die bei fremden V ö l k e r n o f t erlaubte, o f t auch (selbst bei Primitiven) verbotene und u n b e k a n n t e V i e l w e i b e r e i M ) k a n n man ebenfalls weder an der politischen Mehr-E. germanischer Fürsten **), noch an der Sittenlosigkeit entarteter get a u f t e r Merowinger und ihres K l e r u s *"), noch an dem nachweislich erfundenen 41 ) Harem des Norwegerkönigs Harald Schönhaar 42 ) erweisen und h a t ebensowenig ein R e c h t , auf Grund einseitiger christlicher B e r i c h t e r s t a t t u n g zu behaupten, daß „ w i r uns bei den Nordgermanen rein polygamischen Verhältnissen n ä h e r n " **). A h n l i c h glaubte man, die bei fremden V ö l k e r n v o r k o m m e n d e Sitte des Verleihens der F r a u in d e m anord. „ M e r k g e d i c h t v o n R i g " 4 4 ) , das Verschenken der F r a u in dem mißverstandenen Ausnahmefall der isländischen Flöamannasaga zu f i n d e n 4 S ) ; man g l a u b t e die E.schließungsform des B r a u t r a u b s mit dem R a u b der T h u s n e l d a durch Armin 46) wie f ü r die Griechen mit dem R a u b der Helena durch Paris stützen zu können 4 7 ), und h a t sich schließlich nicht gescheut, die Sitte des B r a u t k a u f e s , „ b e i dem die F r a u einer W a r e gleich an den Gatten v e r h a n d e l t w u r d e " **), mit Hilfe des falsch verstandenen altnordischen „ k a u p a " und „ m u n d r " 49) sogar im Verlöbnis zwischen Sigurd und B r y n h i l d wiederzufinden 5 0 ), und das nach Tacitus 51 ) dem Manne v o n der B r a u t in die E. gebrachte Schwert für ein Zeichen der G e w a l t ü b e r t r a g u n g v o m bisherigen „ G e w a l t h a b e r " 62) der B r a u t an den E.mann erklärt M ), so als h ä t t e der Germane in seinem Schwert das S y m b o l seiner E.herrschaft gesehen. Gegenüber diesen unwissenschaftlichen Versuchen, der Geschichte der germanischen E. Gewalt anzutun, k a n n hier nur festgestellt werden, daß wir, wie bei anderen o f t sogar völlig primitiven V ö l k e r n , a u c h bei den
570
Germanen keine der Monogamie vorausgehende E n t w i c k l u n g s s t u f e erkennen können. W i e w e i t d a m i t gegenüber der Theorie ursprünglicher W e i b e r g e m e i n s c h a f t M ) der entgegengesetzten Theorie ursprünglicher M o n o g a m i e 5 5 ) als „ d e r v o n jeher überwiegenden E . f o r m " s s ) gedient ist, steht hier nicht zur Erörterung (Sagen v o n E i n f ü h r u n g der Ein-E. durch sagenh a f t e Vorzeitkönige wie die athenische v o n K e k r o p s u. a. 57 ) sind auf germanischem Gebiete nicht lebendig). Entscheidend w i c h t i g aber ist f ü r die V o l k s k u n d e , daß sich der germanische E.begriff niemals auf die Unterordnung der F r a u stützte. „ D a s Wesen der E. fordert es, daß sie auf freier Selbstbestimmung der Personen beruht, welche dadurch ein E.paar werden sollen" M ). D a s hat bei Germanen trotz des sog. B r a u t k a u f s immer gegolten. W i e bei der römischen E.schließung die B r a u t bereits nach den ältesten Bestimmungen als selbsthandelnde K o n t r a h e n t i n a u f t r i t t („mulier facit c o e m p t i o n e m " ) M ) , so ist sie auch im germanischen A l t e r t u m stets beteiligte Persönlichkeit, niemals verhandelte W a r e ; eine T a t s a c h e , die jener anderen entspricht, daß die Stellung der F r a u in den ältesten germanischen Überlieferungen eine sehr hohe ist und daß „ n a c h altarischer A u f f a s s u n g über den Kindern V a t e r und Mutter auf gleicher S t u f e stehen"80). D a keine der zahlreichen uns b e k a n n t e n altgermanischen E.verhältnisse das eines K ä u f e r s zu seiner W a r e ist, so ist die aus Verlobungsbräuchen geschlossene „ g e r manische K a u f - E . " im allgemeinen eine gelehrte K o n s t r u k t i o n 6 1 ) . Der B r a u c h , die F r a u zu „ k a u f e n " — bekanntlich „ k a u f e n " im MA. auch Frauen ihre Männer 62) — wird in Widerspruch zu den sprachlichen und kulturgeschichtlichen T a t s a c h e n überschätzt oder m i ß d e u t e t . D a ß die Frau als Glied ihrer Sippe ihren eigenen Willen im Jawort, das der V a t e r f ü r sie gab, enthalten wußte, beweisen zahlreiche anord. Belegstellen. W a r die Einheitlichkeit des Willens zweifelhaft, pflegte man ihr selbst die E n t s c h e i d u n g zu überlassen M ) . D a ß sie vor sich und
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Ehe
anderen nicht als Ware galt, beweist ihre hohe Persönlichkeitsgeltung und ihr Selbstbewußtsein in agerm. Zeit. Daß es im MA. darum vielfach anders stand, ist bekannt. So wenig etwa der heute in Griechenland (Epirus, Sparta) geübte B r a u t k a u f M ) auf eine alte Form der Kauf-E. zurückgeht, die „in historischer Zeit nirgends bezeugt", die zu Homers Zeit „schon im Aussterben" und „ d e m Dichter der Homerverse a und jj 196 offenbar nicht mehr bekannt" 85) war, sowenig können mittelalterliche oder neuzeitliche deutsche Verhältnisse oder Bräuche eine altgermanische Kauf-E. beweisen. Nach Cäsar a s ), Tacitus w ) und Procop •*) war die germanische E. keine Kauf-E., nach mehreren alten Volksrechten scheint vielfach zugleich mit dem rasch eintretenden Wandel in der Geltung der Frau auch die E. sich dem Verhältnis zwischen Käufer und Ware zu nähern, um durch das ganze MA. hindurch in bestimmten Schichten ein rohes, den Willen der Frau vergewaltigendes Geschäft zu bleiben. Noch weniger kommt eine auf Frauenraub gegründete E.form, „die noch nirgends als die regelmäßige Form der E.schließung beobachtet worden ist" 6 8 ), als Entwicklungsstufe germanischer E. in Frage. „Eine ursprüngliche Überwindung des fremden Weibes mit Gewalt, um sie als dienende Sklavin seiner Herrschaft und seiner Lust zu unterwerfen" 7 0 ), würde dem Germanen, so wie er uns nun einmal überliefert ist, niemals zu dem ihm eigenen Begriff der E. verholfen haben. Das Verbot des Frauenraubes war einst mindestens ebenso streng wie heute. Der Glaube an die Friedlosigkeit und Unheiligkeit einer auf Raub gegründeten E. lebt in den Sagen und Märchen von frauenraubenden Riesen, v o m wilden Jäger oder von jenem bösen Zauberer, dem der brave Ritter das geraubte und in den Hungerturm gesperrte Mädchen abgewinnt 7 1 ), bis auf unsere Tage fort. Es besteht kein Grund zu der Annahme, daß germanisches Gemeinschaftsleben, das nicht älter ist als die germanische E., je ein milderes Urteil über Frauenraub ge-
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habt hat. Die Raub-E. als Entwicklungsstufe gehört genau wie der bei Germanen vermutete, durch gewohnheitsmäßig geübte Raub-E. hervorgerufene, fortwährende Kriegszustand 7 2 ) in das Reich der Phantasie, und die Volkskunde wird, den Mahnungen Samters 73), Bächtolds 74) u. a. folgend, endgültig darauf verzichten müssen, die von Dargun 75 ) u.a. gewiesenen scheinbaren Spuren altgermanischer Raub-E. in deutschen E.schließungsbräuchen weiter zu verfolgen. Die Geschichte der germanischen E. beginnt und schließt also für uns mit der auf gegenseitiger Vereinbarung beruhenden, unbedingten Ein-E., die sich stark genug erwies, jede Abweichung zur Bigamie, die bisweilen aus politischen Gründen auch kirchlich geduldet 7 8 ), von Augustin ausdrücklich nicht verdammt, nach der Verheerung Deutschlands durch den 30jährigen Krieg in einigen deutschen Staaten erlaubt und von neuzeitlichen Geistesströmungen wiederholt propagiert worden ist, zu überwinden. Entsprechend der ursprünglichen geringen erotischen Anlage des germanischen W e s e n s i s t in dieser E. das römische Prinzip der „ungeteilten Lebensgemeinschaft" wichtiger als das kanonische: „ D u o in una carne" 78). Der bei Primitiven vielfach als ein „Naturtrieb" TO) festgestellte Abscheu vor Verwandten-E. ist auch bei Germanen von Anfang an vorhanden. Die in altnordischen Mythen 80 ) wie in den Veden 8 1 ) als frevelhaft betrachtete Geschwister-E. ist gleich dem Inzest in den altnordischen Familiensagas fremd. Die katholischen E.gesetze jedoch, die das Verbot der Verwandten-E. über den natürlichen Instinkt hinaus erweitern 8i ), stoßen auf Widerspruch 8S ) und schaffen dieser Sünde gegenüber eine Unsicherheit, die sich im Aberglauben äußert. Baldiger Tod oder Kinderlosigkeit ist, wie man glaubt, die Folge solcher verbotenen E.n M ). ») Vgl. 1. Kor. 7. 3») R G G . 2, 210. «) F r i e d b e r g Bußbücher 12. Westermarck Ehe 46—130. a3) L . H . M o r g a n Die Systeme der Blutsverwandtschaft und der Verschwägerung; W e s t e r m a r c k Ehe, Einleitung 41. " ) Vgl. Wilutzky Recht 1, 57. " ) Ebd. 1, 57; Weinhold Frauen 1, 325; Simrock
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Myth. 320 u. a. '*) Lokasenna 26; Yngl. s. c. 3. " ) W i l u t z k y Recht 1 , 8 1 . ») W e s t e r m a r c k Ehe 437 f. M ) W e i n h o l d Altnord. Leben 249 u. a. 40) W i l u t z k y Recht i, 195; F r i e d b e r g Bußbücher 12. 41 ) Kummer Midgards Untergang 238 f. " ) Vgl. W e s t e r m a r c k Ehe 436; G e i j e r Samlade Shrifter 5, 88 u. a. « ) S c h r ä d e r Indogermanen 87. " ) u.a. B u r g h o l d Über die Entwicklung der Ehe 94; W i l u t z k y Recht 1, 4 6 t . " ) Flöamannas. c. 1 7 ; Rittershaus Altnord. Frauen 6; Weinhold Frauen 2, 1 1 ; Hoops Reallex. 1, 501. " ) T a c i t u s Annal. 1, 5 5 ; Wilutzky Recht 1, 143. " ) Ebd. 1, 1 4 1 . «) F r i e d b e r g Bußbücher 12. " ) Vgl. dagegen L e h m a n n Verlobung und Hochzeit 9 f. 58 f. 60 ) Burghold Entwicklung der Ehe 79; Wilutzky Recht 1, 166. " ) T a c i t u s Germania c. 18. ") H o o p s Reallex. 1, 500 f. 6S ) Burghold Entwicklung der Ehe 89; W i l u t z k y Recht 1, 167. M ) Vgl. Morgan, Bachofen, Post u. a. " ) S t a r c k e Die primitive Familie 276; V i s s c h e r Naturvölker 1, 29 u. a. " ) W e s t e r m a r c k Ehe 507. *') Ebd. 1. M) S c h e u r l Das gemeine deutsche Eherecht 34. M) B e r n h ö f t ZfverglRechtsw. 9,403. L e i s t Altarisches Jus Gentium 73. *') Über germ. Kaufehe vgl. H o o p s Reallex. 1, 500 f.; G r i m m RA. 1, 578 f.; R. S c h r ö d e r Lehrb. d. dt. Rechtsgesch.* 67 f.; D e r s . Gesch. d. ehel. Güterrechts-, B r u n n e r Dt. Rechtsgesch. 1, 72 f.; ir. A m i r a Recht, Pauls Grundriß* 161 f.; G u d m u n d s s o n und K 4 1 u n d Ebd. 3, 415 f.; W e i n h o 1 d Frauen 1, 291 f.; H e r m a n n Zur Gesch. des Brautkaufs bei den indog. Völkern-, Lehmann Verlobung und Hochzeit nach den nordgerman. Rechten u. a. «) G r i m m RA. 1, 583. «) Vgl. K l o s e Die Familienverhältnisse auf Island vor der Bekehrung zum Christentum. Diss. Leipzig 1927. 64 ) S a k e l l a r i o s Die Sitten und Gebräuche der Hochzeit bei den Neugriechen, verglichen mit denen der alten Griechen. Diss. Halle 1880. ,5 ) Hermann Zur Geschichte des Brautkaufs 15. ••) C ä s a r De b. galt. 6, c. 21. " ) T a c i t u s Germania c. 18 f. " ) P r o c o p Bell. Got. c. 4, 20. •») S c h r ö d e r Rechtsgesch. 3 67. ») K ö h l e r 3, 344. 71 ) H e y l Tirol 528. " ) W i l u t z k y Recht 1, 145. " ) S a m t e r Geburt 166. 74) B ä c h t o l d Hochzeit 1, 193. ,5 ) D a r g u n Mutterrecht und Raubehe und ihre Reste im germanischen Recht und Leben 78 f. 130 ff. ™) F r i e d b e r g Bußbücher 12 u. 43. " ) H e u s 1 e r in Kultur d. Gegenwart 1, 3, 1, 271. ™) B e r n h ö f t ZfvglRechtsw. 9, 441 f. '») W e s t e r m a r c k Ehe 544. 80) Lokasenna 36. 81 ) W e b e r Ind. Studien 10, 76 Anm.; Z i m m e r Altind. Leben 323. " ) F r i e d b e r g Bußbücher 45. *3) Vgl. die anord. Biskupasögur. " ) S t r a c k e r j a n 2, 190.
3. Die E., die schon die tatfrohen heidnischen Germanen als „den ruhenden Pol" im wildbewegten Leben und als die
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unentbehrliche „Quelle der K r a f t " erkannten **) und erstrebten, wird auch heute noch gerade von der Unrast ungebrochener Jugend am heißesten erstrebt. Die Volkskunde hat in einer fast unübersehbaren Fülle von sog. E . o r a k e l n , von ersonnenen Mitteln, dem Schicksal Antwort abzulocken, diesen heimlichen Kurs der Herzen auf den „Hafen der E . " hin registriert. Mit den Fragen „ O b " , „ W a n n " und „ W e n " bestürmt die heiratslustige Jugend (meist die weibliche) das Schicksal; schon Abraham a Santa Clara kennt die lange Reihe der Zukunftsfragen („Lessein"): woher der E.mann kommt, wie er heißt, welchen Standes er ist, wie er aussieht, wie er gesittet ist, „krump oder plump, mild oder wild, kalt oder warm, reich oder arm, jung oder a l t " usw. 86 ). Zwischen E.- und Liebesorakel (s. d.) ist dabei nicht immer leicht zu unterscheiden; viele Liebesorakel sind eigentlich E.orakel, weil deutsches Volkstum den Begriff der Liebe dem der E. meist unterordnet. Im allgemeinen liefern die E.orakel ein gutes Zeugnis für den im Volke herrschenden E. begriff. Das Erotische tritt hier im Gegensatz zum reinen Liebesorakel oder Liebeszauber stark zurück. Zum Teil lassen sich E.orakel aus ehemaligen Hochzeitsbräuchen herleiten (Beispiel: tritt ein Mann in Gesellschaft einem Mädchen auf den Fuß, wird er sie heiraten), zum Teil auch verraten sie Verwandtschaft mit Vegetationsriten und Fruchtbarkeitszauber; vielfach gründet sich der Glaube, der im E.orakel zum Aberglauben geworden ist, auf den bei jedem Analogie- und Sympathiezauber wirkenden Machtbegriff. Oft ermöglicht die Übertragung des N a m e n s als eines Teiles seines Besitzers auf den fremden Gegenstand die Gleichsetzung zwischen diesem und dem Träger des Namens (Holzstückchen im Wasser u.a.). Zum E.orakel geeignet, zur Beantwortung der Schicksalsfragen befähigt ist mancherlei, vom Marienbilde und den Heiligen über Tiere und Pflanzen, dem blinden Zufall und toten Dingen bis zum Traum und dem Spiel der vom Eros beschäftigten Phantasie, bis zur
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Wahrsagerin oder den unheimlichen Mächten. Bald wissen sich die Fragenden im Lichte eines guten christlichen Gewissens, bald streifen sie mehr oder weniger bewußt die Grenze des Unheimlichen und des Bösen. Schließlich gibt das Schicksal auch ungefragt auf die heimlich allzeit lebendige Frage Auskunft, und Vorzeichen aller Art deuten auf künftiges E.glück oder -leid. a) Schon am Kinde erkennen Wissende die künftigen E.aussichten. Sind die Arme des" kleinen Mädchens stark behaart, wird es einen r e i c h e n Mann bekommen OT). Stehen ledige Personen zuerst bei einem u n e h e l i c h e n Kinde Pate, so haben sie selbst Glück zur E. 8S). Das Erblicken einer Leiche im Traum deutet mitunter auf baldige Heirat 8 9 ), während andernorts der Aberglaube herrscht, daß man niemals heiraten wird, wenn man einen Sarg hinter einem Baum stehen sieht 90 ). Wer vierblättrigen Klee findet, heiratet im selben J a h r 9 1 ) . Besonders die Vögel sind geeignet, das Künftige zu künden 92 ): Sieht das Mädchen im Frühling, wenn die Schwalben kommen, zuerst nur e i n e einsam fliegen, kann es auf Verheiratung hoffen; ist's gleich ein Schwärm, fürchtet es, ledig zu bleiben 93 ). Das Nisten der Störche M ) oder der Schwalben am Haus deutet allgemein auf nahes E.glück, desgleichen ein erstes Bachstelzen p a a r im Frühling 95 ). Der Kuckuck gibt mit seinem Ruf die Zahl der noch e.los zu verbringenden Jahre an 9 6 ). Am Weihnachtsabend deutet das Geschrei der Hühner im Stall w ), wie auch das Wiehern eines Pferdes M) (Lausitz) auf baldige E. Eine Natter, die dem Mädchen über den Weg kriecht, bedeutet ihm, der Bräutigam sei nicht mehr fern (Tirol, alttestamentlicher Einfluß?) 9 9 ). Verschüttet ein Mädchen viel Wasser 10°) oder macht sich beim Waschen die Schürze recht naß 101), bekommt es einen Trunkenbold, regnet •es bei der Wäsche, einen Unbeständigen 102) zum E.mann. Bleibt jemandem ein Dornbusch am Kleid hängen, sagt man in Westfalen (Kreis Iserlohn) l o s ): ,,Hä sliepet sinnen bruetwagen n4", oder das Mädchen glaubt, ein Witwer 1M) oder
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sonst überhaupt ein Liebhaber ziehe ihm nach 106). In Schweden weiß man sogar aus der Abnutzung des Schuhwerks mancherlei über den künftigen E.mann zu weissagen 104), und in Böhmen gilt dem Burschen das Knarren des Stiefels als Anzeichen baldiger Heirat 1 0 7 ); das gleiche erwartet mitunter der, dem beim Stiefelputzen die Bürste oft aus der Hand fällt 1 0 8 ). Und dem Berner Mädchen, das beim Kartenspiel zu Neujahr den „Schwarzen Peter" zieht, bringt das neue Jahr den Mann 109 ). b) Meist wartet jugendliche Ungeduld solche freiwillige Äußerung des Schicksals nicht ab, sondern fragt und stellt Orakel, zunächst mit Vorliebe dort, wo das christliche Gewissen auch sonst Rat und Hilfe sucht. Wallfahrtend nach dem Muttergottesbild hoffen e.lustige Mädchen, daß ihnen das Bild durch ein Zeichen Erfüllung ihres tiefsten Wunsches verheißt 110 ), oder sie erfühlen an einer besonders bereiteten Schnur, die drei Tage hinter einem Marienbilde gehangen hat, unter geheimnisvollem Spruch Auskunft über den künftigen E . m a n n m ) . Ahnlichen Dienst soll ein Josephsbild zu Würzburg getan haben 1 1 2 ). Bestimmte Heilige und ihre Tage sind dem E.orakel günstig. Neben die Heiligen Andreas, Matthias, Thomas und die Heilige Anna 113 ) treten nach einem westpreußischen Spruch 114 ) die Heiligen Anton, Klara, Dominik und Dorothea als E.helfer. In einem beim Sprung durch das Johannisfeuer gebräuchlichen Spruch wünscht man: „daß Sankt G'hannes uns tut deuten, ob man' Weg zum Ehstand b'schreiten",
und erschließt aus dem Verhalten des Feuers und des Rauches die Antwort des Heiligen 11S). Auch gilt bisweilen Kirche oder Kapelle als geeigneter Ort zur Ausführung eines E. Orakels: Wurf nach einem Loch über der Kathedralentür l l s ) oder durch die Kapellentür 117 ) (Frankreich) u. a. Man erzählt, daß früher elsässische Mädchen durch siebenmaliges Umschreiten der sog. Tränenkapelle auf dem Ottilienberg das Glück der E. noch
Ehe
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im gleichen Jahr sich zu sichern hofften 1W ). Sonst ist der dem E.orakel günstige Ort zumeist das Haus oder sogar das verschwiegene Kämmerlein. Ist der Befragte nicht der Heilige selbst, so ist es doch meist der heilige Tag oder die heilige Nacht, die man benutzt, vor allem Andreas- und Thomastag mit vorausgehender Nacht, und dann Weihnacht, Neujahr und Epiphanias. In die heiligsten Feierstunden des Hauses wagt sich das gute Gewissen der Heiratslustigen mit seinen so oft als heidnische und „teuflische Zeremonien" n *) gegeißelten Künsten der Zukunftserforschung; und zwischen dem Lichterbaum in der Stube und dem Fruchtbaum im Garten, auf den das nach E. verlangende Mädchen (im Schweigen einer heiligen Nacht) Kranz, Schuh oder Stab wirft (s. u.), besteht eine Wesensverwandtschaft zartester und tiefster Art. Unter den mannigfaltigsten Formen des E.orakels steht im Vordergrund das W u r f o r a k e l 1 2 0 ) . Das Mädchen wirft meist einen Schuh 121), bisweilen auch einen Stab oder Knüppel 122), einen Strohwisch 12S ) u. a. in der Andreas- oder Weihnacht, oder einen (aus neunerlei 124 ) Blumen mit eben gesponnenem Faden schweigend gebundenen) Kranz am Johannisabend (rückwärts schreitend) auf einen (Apfel-, Birn- oder Weiden-) Baum 12S). So oft der Schuh (bzw. Kranz usw.) herabfällt, so viele Jahre läßt das E.glück noch auf sich warten, oder es bedeutet bei dreimaligem Wurf das Hängenbleiben des Gegenstandes beim dritten Wurf die E. 124) (bisweilen bedeutet Hängenbleiben beim e r s t e n Wurf statt des unwahrscheinlich nahen Glückes den baldigen Tod) 127). Ob man bei dieser Form des E.orakels an die vereinzelt bezeugte altgermanische Sitte denken darf, Opfergaben (an Wodan-Odin) in Bäumen aufzuhängen, erscheint fraglich, eher vielleicht gemahnt der Brauch an den allgemein verbreiteten Gedanken vom Lebensbaum, deutet vielleicht auch auf eine Sexualsymbolik (Stab-Apfelbaum). Beliebt ist ferner überall das Tragen und Werfen von H o l z s c h e i t e n 1 2 8 ) ; B f i c h i o l d - S t ä u b l i , Aberglaube II.
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dabei gibt bisweilen die Zahl der (rückwärts) erfaßten und geworfenen Scheite (gerade Zahl günstig, Zahl der Jahre) «•) oder ihre Lage ( p a a r weise) 1S0 ) oder schließlich das Aussehen des einzeln erfaßten Scheites (bucklig oder schlank 1 * 1 ), Rinde = Reichtum des Zukünftigen) 1 * 2 ), die erwünschte Auskunft (vgl. hierzu die symbolische Verwendung des Holzscheites bei der Werbung) 1M ). Auch sonst ist das Werfen des Schuhes als E.orakel m ) beliebt und an allen zum E.orakel geeigneten Tagen geübt. Sitzend oder stehend wird ein Schuh oder Pantoffel rückwärts ins Zimmer, die Treppe hinab oder auch gegen den Kirchturm 13S) geworfen und aus der Lage des Schuhes dann die E.aussichten oder die Richtung, aus der der Zukünftige kommen wird, erschlossen. (Spitze zur Tür oder Kirche — baldiges Verlassen des Hauses durch Heirat oder auch Tod; auf die Sohle fallen — ledig bleiben) 136 ). Seltener ist der Brauch, ein frischgebackenes Küchlein ums Haus zu tragen 137), „in den drei höchsten Namen" es hinter sich (aber nicht außerhalb der Dachtraufe) 1 3 8 ) oder gar über das Dach zu werfen 189 ), oder einen Kranz durch Tür oder Fenster ins Haus zu werfen 14°), um dann den künftigen E.mann (im Traum oder im Spiegel) zu erblicken. Ähnlich wie der Schuh wird am Hochzeitstag bisweilen ein Strumpf der Braut oder des Bräutigams als E.orakel f ü r die Werfenden benutzt (Northumberland) 141 ). Auch die rückwärts geworfene Apfelschale (s. Apfel) oder die Kerne 1 4 2 ) — (Fortschnellenlassen der Kerne zwischen den Fingern bringt Antwort auf die Frage, aus welcher Richtung der Freier kommen wird) 143) — dienen zum E.orakel. In Frankreich scheint ferner das Werfen von Steinen (Abhang hinunter — Zahl der Sprünge) und Nadeln als E.orakel sehr beliebt zu sein 144). Vielfach wird das Wasser aller Art als Medium des Schicksalswillens benutzt. Hölzchen und Halme, Ringe, Münzen, Nadeln, Zettelchen, Brotkrumen u. a. werden ins Wasser geworfen 14S), oft mit den Namen der Fragestellerinnen oder auch der in Frage kommenden Burschen 19
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Ehe,
benannt, j a mit ihnen gleichgesetzt, und aus dem Verhalten der Gegenstände, die untersinken oder lange oben bleiben, sich meiden oder finden, Schlüsse gezogen 14a ). Ähnlich wie das Wasser wird auch das F e u e r und das L i c h t zum E.orakel benutzt, das hier sehr oft zur bloßen Bräutigamsschau (s. a. Braut), besonders in den sog. Rauh- oder Losnächten, wird. Das Herabbrennen des Lichtes 147 ), das Verhalten von Flamme und Rauch des Johannisfeuers 1 4 8 ), wird beobachtet; Freundinnen, die wissen möchten, wer von ihnen zuerst Hochzeit hält, legen Flachsfäden an den Rand des Lichtes und beobachten, wessen Fädchen zuerst davonfliegt („Leuchtenprob") 14 *). Der zufällige Gast am Feuer aus neunerlei Holz 1B0) trägt den Namen des Zukünftigen, wie auch der erste, dem Mädchen begegnende Knabe (oder Mann) am Neujahrsmorgen 1 H ), oder wenn es das Bräutigamskraut oder vierblättrigen Klee im Schuh hat den Namen des erhofften £.mannes trägt. Durch das beliebte Bleigießen, das Eiereinschlagen 163) und die Enträtselung der Eisblumen, wie auch durch das Glücksrad 154) sucht man Näheres über ihn in Erfahrung zu bringen. Eigenartig ist das ostpreuß. sog. „Kaulchendrehen": man tritt durch Drehen des Absatzes eine Vertiefung in den Sand, tut einige Tropfen Wasser hinein und schließt aus dem, was man am anderen Morgen in der Nähe der sonderbaren Orakelstätte findet, auf Art oder Beruf des (der) Zukünftigen (Pflanze = Gärtner usw.) lss ). Neben so oberflächliche Mittel wie jenes, unter einem offenen Fenster, hinter dem sich Menschen laut unterhalten, mit der Frage: „Werde ich heiraten" vorbeizugehen und zufälliges J a oder Nein die Frage entscheiden zu lassen 184), treten andere, die einen weitaus tieferen Sinn haben. So setzt das böhmische Mädchen bisweilen eine Rüben- und eine Kohlrabipflanze in ein gemeinsames Loch im Gartenbeet. Wenn beide gedeihen, glaubt sie für die Ehe bestimmt zu sein 1S7). Weit verbreitet ist auch die Sitte, (neun) Fruchtbaumzweige (am Andreasabend) ins Wasser
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zu stecken und aus Zahl und F a r b e der zu Weihnachten entwickelten Knospen auf das E.glück Schlüsse zu ziehen 1M ). Hierher gehört auch das (schweizerische) Böhnele-pflücken am Johannistag. Die zwei gepflückten Zweiglein, an einem trockenen Ort mit liebenden Gedanken an den zur E. ersehnten Partner eingesteckt, weisen, wenn sie zusammenwachsen, auf eine E. 1 S 9 ). Beim Flachsjäten ziehen die Mädchen hier und da den sog. „roten Heinrich" behutsam aus der Erde, um aus der Richtung der Wurzeln zu erkennen, woher der Zukünftige kommen wird 1•) Vgl. B a u m g a r t e n ^«s der Heimat 104. Thor zusammen, der nicht als E.gott, *") F o x Saarland 369; vgl. ZfVk. 20, 70. Eselsritt. t u ) B ä c h t o 1 d 1, 67 f. (mit Lit.); sondern als der Hort und Kraftquell zahlB i r l i n g e r Schwaben 1, 460 f. 464. "•) Vgl. loser frommer Bauerngeschlechter,,, durch dazu den Ablaß bei Heirat entarteter Mädchen Sippe verwandt sämtlichem V o l k " 2S6), L ü t o 1 f Sagen 548 Nr.514 u.a. ,M ) S c h ö n - zu der E. als der Grundlage germanischen w e r t h Oberpfalz 3, 69. " ' ) M e i c h e Sagen Sippenlebens in inniger Beziehung stand 453 f. *") G e r h a r d Französ. Nov. 32 f. , , s ) Vgl. v. S c h r ö d e r Hochzeitsbräuche 209f. und sie vor Berserkern und Halbdämonen zu schützen wußte 237). Ob man aber bei der Sitte, sich unter einer Eiche das 5. Das E.stiften und Segnen der E. ist E.versprechen ZU geben 238), an die DoSache guter Mächte. Weise Frauen, so narseichen, und bei dem Aberglauben, die wilden Frauen vom Staufen, die daß es donnert, sobald und so oft sich Jungfrau in der Frauenhöhle im Untersjemand mit seiner Gevatterin in kirchberg bei Salzburg, begünstigen, stiften 239), und segnen auf wunderbare Weise eh- lich verbotener Paten-E. vereinigt an den alten „Donnergott" denken darf, 2 M liches G l ü c k ) . Die aus einer mißvererscheint zweifelhaft. standenen germanischen Religion herausmythologisierten E.götter sind freiDaß noch Anfang des 19. Jhs. Klosterlich für die Volkskunde zum Verhängnis geistliche (vor allem die Solothurner Kageworden. Sicher geht der weit über puziner) nicht nur als Hexen- und GeEuropa hinaus 225) verbreitete Glaube, spensterbanner oder willkommene Ratdaß die E.n „im Himmel" geschlossen geber, sondern auch als geeignete E.werden 224), auf altes heidnisches Glaustifter galten 240), beweist, wie man gern bensleben zurück, in dem das Oberhaupt die E.n, wenn nicht im Himmel selbst, der Großfamilie viel weniger als „Gewaltso doch von denen, die man ihm am nächhaber" denn als Mittler des Heiligen und sten glaubte, geschlossen sah. Freilich „ P r i e s t e r " das entscheidende W o r t bei zeigte sich erst später, ob die Himmelsder E.schließung sprach, das immer, sonähe des Vermittlers ausreichte, E.lange die Sippe sich als Einheit fühlte, g l ü c k zu stiften, und die Erkenntnis dem Willen des einzelnen Angehörigen der Wechselbeziehung zwischen gewissenentsprach. Stand im Mittelpunkt des reliloser Kuppelei und Unglück in der E. giösen Gemeinschaftslebens ein geglaubschuf das Wort: „ D e m Kuppler ein Paar ter göttlicher Wille, so war dieser von Schuh und die Hölle d a z u " 2 " ) . selbst bei der E.stiftung beteiligt, welchen Aber auch gegen E.n, die des Segens Namen er auch tragen mochte. Aber es ermangeln, weiß der Volksglaube noch erscheint verfehlt, einzelne nordgermaHeilmittel, ob er nun Zaubermittel aller nische Göttergestalten wie Freyr 227), Art (s. Liebeszauber) oder die Befragung Thor 228), F r e y j a oder Frigg 22i ) oder gar einer weisen Frau oder eines E.glücksdie Nomen („Heiratsgöttinnen") 23°) und zauberers empfiehlt, oder schließlich, wie Odin 231 ), der in der Dichtung eher ein in einem alten Passauer Volkslied, auf Gott der „freien Liebe" ist, etwa gleich die wundertuende und den schlechten E.der römischen E.göttin Hera 2S2) schlechtmann bezwingende Gnade Marias verhin als E.götter anzusprechen, oder gar weist 242 ). aus der Sitte, gern am Erntefesttag •") P a n z e r i, 281. »») Vgl. L i e b r e c h t Hochzeit zu halten, eine letzte Huldigung Zur Volksk. 358. »") d e C o c k Volksgelonf 1, vor „Frigga als der Beschützerin der E . " 199. "") S i m r o c k Myth. 63 f. *") M a n n zu sehen 2 8 S ). Die besondere Bedeutung h a r d t Germ. Mythen 129 f.; S i m r o c k Myth. 239 u. a. "•) G o 1 1 h e r Mythologie des „unsinnigen und schmutzigen" *34) 432.
M0 )
Mannhardt
Germ. Mythen 576.
589 «") S i m r o c k Myth. 182. «") N i l s s o n Grieth. Feste 40 f.; vgl. u.a. U s e n e r Kl. Sehr. 4. 3 4 o : Janus und Juno. , M ) M a a c k Lübeck 85. «") Unoth i , 187 Nr. 143. «») v. S c h r ö d e r Hochzeitsbräuche der Esten 51. "*) Vgluspä in skamma(Hdl. 43); Edda, G e i z m e t , S a m m i g . Thüle 2, 47. ,57 ) Vgl. die Sage von Starkad, Gautrekssaga (Ranisch) 12. 1 — ) G r o h m a n n 87 f. **•) M a n n h a r d t Germ. Myth. 130. "») B ä c h t o 1 d Hochzeit 1, 22. *") Ebd. i , 23. *") ZfdMyth. 2, 116.
6. Der geschilderten Geltung der E. entspricht die vielfach abergläubisch festgehaltene Vorstellung, daß nichts außer dem Tod die E. lösen kann 243 ); daher gestattet die Sitte oft nicht einmal, daß man sich an der Tafel zwischen zwei E.leute setzt 244) oder gar am Hochzeitstag trennend zwischen sie tritt (s. Hochzeit). In der Volksdichtung besteht die e.liehe Treue wunderbare Proben, und durch magische Bande werden auch räumlich weit getrennte E.gatten miteinander verknüpft. Die Frau gibt nach einem beliebten Motiv dem scheidenden E.mann einen Gegenstand (Rose, Bildnis, Hemd, Ring u. a.) mit, der jede Untreue der Daheimgebliebenen durch Veränderung (Welken, Schwarzwerden usw.) anzeigt, oder behält selbst vom Manne ein solches Prüfmittel der e.lichen Treue zurück 245 ). Einer nach Frankreich gebrachten Reliquie, die als Heu aus der Krippe zu Bethlehem ausgegeben wurde, traute man die K r a f t zu, ihm sich nähernde E.brecher zu entlarven 246). Wie eine Erinnerung an die altgermanische Friedlosmachung der E.brecher mutet es an, wenn der Aberglaube lehrt, daß die Spur eines E.brechers verflucht und streng zu meiden ist; wer sie betritt, bricht das Bein 247) oder erleidet sonst ein Unglück 248). Untreue E.weiber gehen nach ihrem Tode um, und wenn ein Mann auf e.brecherischen Wegen ihnen begegnet, muß er mit ihnen tanzen, bis er tot niedersinkt (Schweiz) 249). Auch gar zu rasche Wiederverheiratung eines Witwers tadelt der Volksglaube. Die erste Frau geht um und macht dem Mann Vorwürfe 250), wie auch eine von ihrem Mann mißhandelte E.frau ihm nach ihrem Tode allwöchentlich drohend erscheint 281 ). Christlich beeinflußte altnordische Sagas erzählen, daß verstor-
Ehe
590
bene E.männer ihre Frauen (oder Frauen ihre Männer) in den Tod nachzuholen suchen 262), oder „ m i t Gottes Erlaubnis" dem Hinterbliebenen eine Predigt gleichsam aus dem Jenseits halten 263 ). Der unheimliche Isländer K l a u f i kommt, von Yngwild Wangenschön an seine Mörder verraten, als Toter zum E.bett z u r ü c k 2 M ) . Der Schrei aus dem Jenseits (vgl. Hasenclevers Drama „Jenseits"), mit dem der tote E.mann alte E.rechte zu wahren sucht, ist uralter Aberglaube, der von dem Gedanken des Besitzrechtes an der Frau genährt wird und eine abergläubische Scheu vor der Witwen-E., wie sie vielfach im Orient und bei uns bereits in der fränkischen Zeit 255) (jedoch nicht im germanischen Heidentum) belegt ist, zur Folge hat. Die e.liche Zusammengehörigkeit über den Tod hinaus durch die Witwenverbrennung zu sichern, ist bei Germanen (im Gegensatz zu Indiern u. a.) nur als Freitod einiger heroischer Frauen, nicht als sog. Witwenopfer bezeugt 2 S 4 ). Daß in alledem nicht etwa ein im Volksglauben noch lebender „ E . g o t t " , der „den Bruch eines ihm geheiligten Verhältnisses verhindern will" s w ) , sondern lediglich eine alte Hochschätzung der unbedingten Monogamie lebendig ist, liegt auf der Hand. Die Scheu vor der E.scheidung 258) ist hauptsächlich eine Folge kirchlicher Erziehungsarbeit; die milden Vorschriften der alten Bußbücher über das Scheidungsrecht 2B8 ) und die Leichtigkeit, mit der in der Bekehrungszeit des Nordens, die zugleich eine Verfallzeit des alten Sippenlebens war, verfehlte E.n vor allem von E.frauen selbständig gelöst werden konnten, scheinen anzudeuten, daß unser Volk ursprünglich kein Verständnis für erzwungene Fortdauer innerlich geschiedener E.n hatte. ' " ) Vgl. ZföVk. 4, 213. ««) W o l f Beiträge 1, 212. M«) B o l t e - P o l i v k a 3, 531; vgl. Z f V k . 19, 67. "•) G e r h a r d t Französ. Novelle 59. " ' ) S t r a c k e r j a n 1, 42. "») Z f V k . 4, 44. »») W u t t k e § 757. " • ) A n d r e e Braunschweig 321. *") W u t t k e § 757. , H ) Vgl. M o g k Altgermanische Spukgeschichten. " ' ) Faereyingasaga c. 53; Eirikssaga rauda c. 5. **•) Svarfdölasaga c. 22. ' " ) v. S c h w e r i n in Germ. Wiedererstehung 214. " ' ) H e u s 1 e r in Ebd. 164. " ' ) S i m r o c k Myth. 182 f .
59i
Ehe, alte—Ehebruch
' " ) Vgl. P a u l y - W i s s o w a 5, 2, 2011 f.; J o 11 y JfecAttt« ). B o s h a f t i s t a b e r d e r P u k , den n a c h einer R ü g e n s c h e n S a g e ein a r m e r M a n n s i c h v e r s c h a f f t , i n d e m er d a s u m M i t t e r n a c h t gelegte Ei einer s c h w a r zen H e n n e a u s b r ü t e n l ä ß t 7 8 ) . N a c h der böhmischen S a g e g i b t der W a l d t e u f e l einem W a n d e r e r das Ei einer s c h w a r z e n Henne unter den A r m z u m Ausbrüten, und zeigt ihm dann einen S c h a t z 7 9 ) . Der aus einem Ei ausgebrütete S p i r i t u s f a m i 1 i a r i s heißt bald Spazifankerl in Ö s t e r r e i c h e o ) , S p a d e f a n t e l in Schles i e n 8 1 ), P u k a u f R ü g e n 8 2 ) , C o q w e r g i i n der französischen S c h w e i z 8 S ) , SotekM) bei den S l a w e n , in R u m ä n i e n „ K ü c h l e i n d e s T e u f e l s " M ) , i n U n g a r n „ S i d e r c z " 8 S ), in W e s t b ö h m e n „ G e l d h u m m e l " 8 7 ) . In Tirol k a n n m a n mit Hilfe des L a u t e r f r e s s e r s Eier z i e h e n w ) . '*) S c h a m b a c h - M ü l l e r 163, 182. 169, 187. 163, 180; B r e v i n u s - N o r i c u s der Sächsischen 196 ff.; M e i c h e Sagenbuch Schweiz 18, 5 ; 19, 5 ; K ü n z i g Bad. Sagen 63, 184; G r a b i n s k i Sagen 23. 24. 2 5 — 2 6 ; W i t z s c h e l Thür. 1 , 3 2 3 . 3 3 6 ; S c h w a r t z Brandenburg'' 6o, 34. 61. ioo, 6 0 ; vgl. 99, 6 0 ; P o 1 i v k a 1. c. 4 1 — 4 3 . 49 ff. ") W i t z schel I . e . 2, 270, 5 5 ; SchambachM ü l l e r 1 6 6 , 1 8 3 ; L ü t o l f Sagen 3 5 4 , 3 0 8 ; G r i m m Mythol. 3, 452 ¡520; in Ertingen Bir(Schwaben) scheißt eine K r ö t e E i e r : linger Volksth. 1, 3 3 2 — 3 3 3 N r - 5 5 7 ; vgl. „ B u t t e r " . '«) B i r l i n g e r Volhsth. 1, 123; vgl. W l i s l o c k i Magyaren 162—163. 165; in Völs (Tirol) muß m a n eine Henne, die ein schwarzes (!) E i legt, verbrennen: Z i n g e r l e Tirol 82, 692. " ) H a a s Pommersche Sagen * 24, 48. " ) D e r s. Rügensche Sagen 8 24, 42. 7> ) G r o h m a n n Sagen 117. 80 ) W. 3 8 6 ; ZföVk. 2, i n . " ) W . 386. » ) H a a s L c.; P o l i v k a I . e . 42. •») S £ b i l l o t 3,231. 2 3 5 — 2 3 6 . **) G r o h m a n n 16, 77. 1 8 , 7 8 . w 75, 76, 5 4 4 ; - 3 8 6 ; Urquell 4, 125. " ) Urquell 1. c . ; W l i s l o c k i Magyaren 162—163. 165. *•) W 1 i s l o c k i I . e . 1 1 9 — 1 2 1 ; 162-1-163. •') J o h n Westböhmen 2 1 7 . m ) H e y 1 Tirol 175,81.
Ei
605 6. T e u f e l - H e x e u n d E i . Teufel und Hexen sind nach dieser Kraftspeise l ü s t e r n , in Mecklenburg nach Eierpfannkuchen 8 9 ). Bei der Hexenmahlzeit gibt es, wie eine Hexe (1577) bekennt, Eier, Butter und Bier 9 0 ). Zimmermann hält es für möglich, daß die Hexen Eier aus den Nestern ziehen 9 1 ); nach dem höllischen Proteus raubte in Döttingen ein Geist Eier 92 ); ein bergischer Zauberer zieht Eier an sich 93 ); ebenso eine Hexe in der Schweiz 9 4 ). In diesem Sinne sind wohl die Verse in Vintlers Bluemen der T u g e n t zu d e u t e n 9 4 " ) : Etleich lert er (Teufel) nemen das ai das &n dem weihen pfinztag wird. Um die Drud loszubekommen, verspricht man ihr ein Ei 9 5 ). Auch können die Hexen bewirken, daß ihre Hühner kraft eines Zauberfutters viele Eier legen, gewöhnlich fehlt das komische Motiv nicht, daß ein Mönch 9 8 ) von dem Futter ißt und Eier legt; die pommersche 97 ) Sage kennt den eierlegenden Meier, ähnlich in einer norddeutschen 9 8 ) und schwäbischen Sage 99 ). Das Huhn der Elsa L ö t z (1598) legt täglich drei Eier 1 0 0 ); in der Schweiz 1 0 1 ) und in Siebenbürgen 1 0 2 ) legt die Hexe selbst mittels eines Zauberfettes Eier; sie bringt ihre Erzeugnisse auf den M a r k t l o s ) . Die Schadenhexe bezaubert natürlich auch die Eier: In einem Schweizer Hexenprozeß greift eine Hexe fünf Hennen, welche nicht mehr legen 1 0 4 ); in Schwaben legen die verhexten Hennen Eier ohne Schalen 1 0 5 ). ") B a r t s c h 1. c. 1, 107, 121. 90) D e r s . 1. c. 2, 13. 12, 9. *') B r e v i n n s N o r i c u s 224; ebenso P r a e t o r i u s Blocksberg 148; Gegenmittel bei B i r 1 i n g e r Schwaben i, 435- '*) -Df höllische Proteus durch E r a s -
m u m F r a n c i s c i (Nürnberg 1690), 1082 ff. ") S c h e l l Berg. Sagen 28, 25. ") SAVk. 1915, 12; 1925, 137—138; Z i n g e r l e Tirol 291 v. 8189 ff.; ZfVk. 1913, 133; vgl. A. 366. »«) P o l l i n g e r I.e. 113. ••) S c h e 11 I.e. 460—461 Nr. 67. ") BlpommVk. 1, 126 ff.; io, 182 ff. K u h n - S c h w a r t z 106, 121 Nr. 2.
wo )
,s)
M e i e r Schwaben
2,
364, 408.
ZfdMythol. 2 (1854), 73 A. I01) K o h l r u s c h Sagen 113. 10!) M ü l l e r Siebenbürgen 131. 103) S o l d a n - H e p p e i, 292; S c h i n d 1 e r Aberglaube 286.
104)
Schmid-
S p r e c h e r 53; L e o p r e c h t i n g I.e. 47; A l p e n b u r g Tirol 263: die Hexe schadet
606 dadurch, daß sie ein Ei* der Henne mit dem bösen Blick anschaut. 105) B i r l i n g e r Schwaben 1, 116, 137. 7. Das Ei verleiht der Hexe besondere Z a u b e r k r ä f t e : Vor 130 Jahren sollte in Neukirchen (Oberpfalz) eine Wetterhexe verbrannt werden; als sie a m Pfahl stand, bat sie um ein E i ; sie trank das Ei aus, und sogleich lief die Eierschale die Stange hinauf, und die H e x e war v e r s c h w u n d e n 1 M ) . Nach Zigeunerglauben reibt sich die Hexe mit Ei und Wachtelblut ein und fliegt davon 107 ). 10«) S c h ö n w e r t h 1. c. 3, 184. »•') W l i s 1 o c k i Zigeuner 122.
8. D a s E i d e r F r ü h l i n g s z e i t : Konzentrierte K r a f t haben die Eier der Frühlingszeit, insbesondere der Ostertage; auch an Weihnachten macht ein Ei, nüchtern gegessen, stark 1 0 8 ). Die Kirche hat sich dem uralten Glauben an die Wunderkraft der Frühlingseier angepaßt und weiht die von den Bauern gebrachten Eier 1 0 9 ), an die sich ein festgewurzelter Volks- und Aberglaube k n ü p f t : die A n 11 a ß e i e r 110 ), auch Dudlasoia oder Olasoia m ) (Orleseier) U 2 ) geheißen, weil der Gründonnerstag auch Olas-Pfinst a g 1 1 3 ) heißt, oder O d l e s o y a r 1 M ) , haben erhöhte Zauberwirkung (auch in bösem Sinne) 1 1 6 ) und besondere K r a f t 1 1 6 ) , weil sie schon in der Henne geweiht sind 1 1 ? ); sie erhalten sich das ganze Jahr frisch 1 1 8 ), während die Aschermittwochseier zu Asche werden 11S ) und die Bluesteier sich nicht h a l t e n i a o ) ; sie spenden sexuelle K r a f t m ) und bewahren (mit der Schale gegessen) Bauer und K n e c h t 1 2 2 ) v o r Leibschaden m ) . Die Zimmersche Chronik berichtet gelegentlich einer an dem Sohn Werners v. Zimmern vorgenommenen Bruchbehandlung: Da ein K n a b oder gewachsener Mensch ain Bruch hat an gemechten . . . so soll derselbig mensch sich 3 morgen nach ainander in ainem garten uf ein K r a u t p l a t z setzen, bloß, das er gegen den sonnen ufgang sehe; das soll beschehen in aller frühe, ehe dan die son ufghat. Alsdann sol aine jungfraw, die noch rain ist, . . . Knabenkraut in Boden daselbst setzen, so nahe, dass der Stengel den bruch anrüre (im Namen des
6o 7
Ei
Vaters usw.). Darnach soll man nemen ain Hennenai, das an dem grönen Donderstag gelegt worden; sollichs soll man dem bresthaften Menschen zu essen geben — das ai aber soll man oben am spitz ufthun — die Schalen soll der Krank volhanen . . . m * ) . Diese Eier schützen, wie wir sehen werden, das Haus vor Blitz und geben dem Vieh m ) und den Äckern 1 2 8 ) Segen (bes. rote Eier, weil die rote Farbe Thorsymbol 1 * 8 ) ist?) und wirken in erhöhtem Maße a p o t r o p ä i s c h . In Niederösterreich essen je zwei Personen am Ostersonntag die geweihten „ A n t laß-Pfinztah-Eier"; verirrt sich eine Person, so braucht sie sich nur zu erinnern, mit wem sie das Ei gegessen hat, und sofort kommt sie auf den rechten Weg 1 2 4 »). In weitestem Sinne heißen die an den drei Antlaßtagen gelegten Eier in Kärnten Antlaßeier 127 ). Schon Frater Rudolphus w a r n t 1 2 8 ) : quidam faciunt cum ovis quinta feria mirabilia. Dieselben Eigenschaften wie die Antlaßeier haben die K a r f r e i t a g s e i e r . Sie besitzen besondere Heil- und Zauberkraft 1 2 *), sie faulen nicht, wie die Fraueneier 130 ), schützen das Haus auch vor B l i t z 1 S 1 ) und werden gegen das Überheben gegessen 1 3 2 ). Wer Christtag morgens nüchtern ein ungesotten Ei ißt, kann schwer tragen 1 3 8 *). Wenn man am Karfreitag ein frisches Ei über das Haus wirft, zerbricht es nicht und bleibt bis zum nächsten Freitag frisch (Pustertal) 1 3 2 b ). Die am Ostermorgen gesammelten oder an Ostern geweihten Eier besitzen hervorragende Heilkräfte 1 3 3 ) und werden zum Löschen des Feuers verwendet 1 3 4 ). I0 ») G r i m m Mythol. 3, 454, 585; vgl. egg ort gooi friday and christmas: Notes and Queries 1922, 12. ser. 10, 15. , M ) F r a n z Benediktionen 1, 589—594. 506; DG. 13, 183. "•) ZfVk. 1897, 2 5 1 ; 1898, 340; 1902, 422 ff.; 1 9 1 1 , 258; 1913, 183—184; Globus 34, 60ff.; M e y e r Baden 411 ff.; H ö f l e r Ostern 17—18. 35; Jahn Opfergebräuche 78—79. 112. 138. 139; L e o p t e c h t i n g I.e. 1 7 1 . 175; W. 85. 87. 156; K o l b e Hessen 56. 138; H o f f m a n n K r a y e r 144; S 6 b i l l o t 2,233—234; R e u s c h e l Vk. 2, 31. 55; ZrwVk. 8, 147; ARw. 22, 358; Bavaria i a , 3 7 1 ; 2a, 309; über die Frühlingseier in Rußland: ARw. 9, 456. m ) J o h n Westböhmen 60; B r o n n e r Silt' und Art 145; S c h r a m e k Böhmerwald 145; ZföVk. 1902,
608 226ff. »») DG. 13, 183. "») So in V i n t l e r s Bluemen der Tugent: ZfVk. 1 9 1 3 , 1 3 3 ; J o h n 1. c. u l ) S c h ö n w e r t h 1. c. 1 , 348, 6. »*) ZfVk. 1902, 423; S 6 b i 1 1 o t 2, 234. 1U ) DG. 13, 122; am grünen Donnerstag muß man etwas Grünes und Eier essen: W i t z s c h e l I.e. 2, 1 9 4 , 5 ; MschlesVk. 21, 94; zum Anfangszauber vgl. ARw. 20, 383; zum Gemüseessen im Frühjahr vgl. P 1 i n i u s Hist. not. 21, 93. " ' ) S c h ö n w e r t h 1. c. 1U >) J o h n Westböhmen 6 1 ; SAVk. 1905 146; 1898, 282. "•) E b e r h a r d t Landwirtschaft 21. 1M ) Schweizld. I, 18; die Augsteier sind besonders dauerhaft: Schweizld. 1, 1 5 ; O c h s Bad. Wb.; C o 1 e r Oeconomia (Prodromus) 83. "») H ö f l e r Volksmedizin 154. ' " ) M e y e r Baden 4 1 1 ; L a m m e r t 257; J a h n 1. c. 79. 138—139; F e h r l e Feste 55—56; B r e v i n u s N o r i c u s 195—196. , M ) ZföVk. 1902, 227; DG. 13, 183; B i r l i n g e r Volksth. 1, 471, 6; R o c h h o l z Glaube 2, 49; Alemannia 24, 135; M e y e r Baden 4 1 1 ; W. 85; ZfVk. 1902, 423. ,M ») B i r l i n g e r Schwaben 1, 384 f f . ; Zimmersche Chronik ed. v. Barack 2, 339, 29 ff. 1M ) J o h n Westböhmen 6 i ; Seligmann 2, 1 2 1 ; J a h n I.e. 79—80. " 6 ) W. 647; J a h n I.e. 139; L e o p r e c h t i n g 1. c.175; ZföVk. 1902, 227—28. , M ) M e y e r Germ. Mythol. 214, vgl. 209. " • » ) V e r n a l e k e n Alpensagen 396, 36. 1 " ) G r a b e r 1. c. 1M ) MschlesVk. 17 (1915), 37 Nr. 5 1 ; Theol. Quartalschr. 88, 430. "») B i r l i n g e r Volksth. 2, 78; S t r a c k e r j a n 2, 156. 358; F o g e 1 1. c. 180, 862; W. 7 1 ; H o f f m a n n K r a y e r 145—146. In Mühlenbach (Baden) gibt man den Kindern beim ersten Schulgang ein Karfreitagsei, in das man die Buchstaben des großen und kleinen gedruckten Alphabetes zerhackt beimischt: M e y e r Baden 109; vgl. P r a d e l Gebete 129; Essen § 32. , M ) J o h n Westb. 92; L a c h m a n n Überlingen 403; ZföVk. 1912, 133 ff. 158 (die Dreißigsteier haben auch Heilkraft); man bezeichnet sie mit einem f , dann halten sie lange: B i r l i n g e r Volkstüml. 1, 498 Nr. 29; Z i n g e r l e Tirol 169, 1 4 1 1 . 1 M ) B i r l i n g e r I.e.; M e y e r I.e. "») B i r l i n g e r Volksth. 2, 443; 1, 471; D r e c h s l e r 1,90. 99. 2, 92. 457; Hmtl. 1915, i«a) Journal 1787 (Pforzheim) = G r i m m Myth. 3, 454, 585. ™«b) Z i n g e r l e Tirol 149. 1285. "») F e h r l e Volksfeste 55 ff.; P f i s t e r Hessen 163; ZföVk. 1902, 225 ff.; für Ungarn: ZfVk. 1894, 396. 1M ) J a h n I. c. 12; vgl. 139; ZföVk. 1907. 1 1 1 ; W o l f Beitr. 1, 228; G r i m m Mythol. 3, 173; M a e n n l i n g 193. 9. 0 s t e r e i (s. d.). 10. Wie alles Kraftspendende a p o tropäisch wirkt, so in erhöhtem Maße dieses Sinnbild der lebenschaffenden Natur und der zauberischen K r a f t 1 3 5 ) ; oft gehen die apotropäische Bedeutung und der Opfergedanke ineinander über,
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so beim Blitzabwenden. Das E i 1 M ) (besonders der s c h w a r z e n H e n n e)137) schützt gegen Teufel und Hexen und jeden U n f a l l l i 8 ) . Mit seiner Hilfe erkennt man die Hexen 13S ); besondere Zauberkraft für das Feststellen der Hexen haben die Antlaßeier 14°) (einer schwarzen Henne) l ö ) ; man nimmt sie mit in die Kirche 142 ), oder an einen Kreuzweg 143 ), oder man schlachtet am Sonntag nach Maitag ein Huhn, das noch nicht gelegt hat und nimmt ihm ein Ei aus, dann kann man in der Kirche alle Hexen 144 ) sehen. Auch in der Christmette sieht man mit einem Ei unter der Achsel die Hexen 145 ). Um festzustellen, ob ein Kind verhext ist, wirft man ein Ei ins Wasser; geht das Ei unter, so ist das Kind verhext M B ). Gegen B l i t z gefahr verwendet man das Drudenei 1 4 7 ), das man über das Dach 1 4 8 ) wirft, in einem Balken verpflöckt 1 4 S ), wie schon Prätorius 18°) berichtet, in einem Lappen unter die Stalltür nagelt 1 8 1 ), unter der Türe vergräbt 1 5 2 ) oder unter das Dach 1 8 S ) legt. Besonders wirksam sind die Gründonnerstags- 184 ) und Karfreitagseier 156 ). Gegen Feuersbrunst vergräbt man unter der Schwelle ein schwarzes Huhn, ein Antlaßei und Katamenienblut eines Mädchens 158 ). Eier, die in der Karwoche gelegt und am Ostersonntag geweiht sind, verhindern das Einschlagen des Blitzes, man macht ein Kreuz darauf und legt sie zwischen die Fenster 1 M ). Wieder bevorzugt man das Ei einer schwarzen Henne am Vorabend vor Dreikönig 1 8 8 ). Antlaßeier stillen auch die Feuersbrunst 1 5 9 ). Nach einer Kärntner Sage wurde einst in Lind eine Feuersbrunst dadurch vom Häuschen einer armen Witwe abgewandt, daß diese ein Antlaßaale über das Dach warf 180). Ein Gründonnerstagsei vertreibt den Hag e 1 1 8 1 ). In Bayern legt man die Schalen der geweihten Ostereier gegen Hagelschlag aufs Feld 1 6 1 a ). Einen interessanten Eierabwehrzauber von den Zigeunern berichtet Wlislocki 1 9 2 ). 1SS ) S t r a c k e r j a n I.e. 2, 155 ¡ D r e c h s l e r 2, 225; J o h n Erzgebirge 235; Seyf a r t h Sachsen 295; bei den Arabern s c h ü t z t d a s E i gegen den bösen B l i c k : P ü c k l e r -
B S c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube IL
Ei
610 M o s k a u Vorletzter Weltgesang von Semilasso 3 , 2 1 2 — 2 1 4 . 1 M ) J o h n Westböhmen 202. 255; v g l . 58; dazu ein isländisches Z a u b e r b u c h : Z f V k . 1903, 269; S e l i g m a n n 1. c. 2, 121. »"J G u b e r n a t i s 1. c. 560; S c h ö n b a c h Berth. v. R. 50; Kloster 9, 3 7 9 ; W . 411. 517; Q u i t z m a n n Baiwaren 245. '») W . 85. " • ) Z f V k . 1918, 5 6 ; W . 373; S c h i n d l e r Abergl. 2 9 0 — 2 9 1 . 1 1024. ) H e y 1 1. c. 754, 14; J o h n Westb. 58. 2 1 5 ; W . 156; Z f V k . 1 9 1 4 , 1 5 9 . " • ) A n d r e e 1. c. 382; Z r w V k . 1908, 184; Z f ö V k . 1902, 225; Z f V k . 1893, 38 ff. " • ) Phil. 207. »") E b e r h a r d t Landwirtschaft N r . 3, 13. , H ) J a h n 1. c. 62. 8 0 — 8 1 . 109; Z f V k . 1891, 69; B a u m g a r t e n Heimat 1, 66; in U n g a r n v e r g r ä b t man ein St. Gregorsei, u m d a s H a u s v o r K r a n k heit zu schützen: Z f V k . 1894, 3 2 3- " ' ) B r e v i n u s N o r i c u s 189; W . 4 4 8 . 1 M ) B a r t s c h 1. c. 2, 257, 1342; Globus 34, 6 1 ; J a h n 1. c. 78; B a u m g a r t e n Jahr 21. , t s ) B i r l i n g e r Volksth. 2 , 7 8 ; M e y e r Baden 502; a n jeder E c k e der Scheune wird ein Karfreitagsei v e r g r a b e n : S A V k . 1901, 245. 1 M ) R o c h h o l z Glaube 2, 169; W o l f Beitr. 1, 236 Nr. 423. Birlinger Schwaben 1, 435. " ' ) ZföVk. 1 9 0 7 , 1 1 1 . 1 M ) H e y l 1. c. 754, 14. , M ) B i r l i n g e r Schwaben 1, 435; A n h o r n Magiologia 135; M a e n n l i n g 193; Schultz Alltagsleben 239. 18J) D e r s. I . e . 114; J a h n 1. c. 297; vgl. K u h n Herabkunft des Feuers 183—184. 187; in Waldmünchen erhält der Hirte für das Feilen der Hörner ein Ei: B a v a r i a 2 a, 302, 9; in Schleswig-Holstein kennt man das Eieressen der Knechte;
die Schalen bringt m a n einem Freund, sie verleihen Glück: M e n s i n g I.e. 1023. u *) F r a z e r 7», 2 , 2 8 1 ; vgl. 1 , 2 , 5 3 ; W . 145. M ) Grundlegend für diese Riten: J a h n 1. c. 297—303. 308f. 318; S c h r a m e k I . e . 239; John Westböhmen 2 1 1 ; S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 1 5 1 ; S e l i g m a o n 2, 1 2 1 ; J o h n Erzgebirge 227; G r i m m Mythol. 3, 490, 69; B o e c l e r Ehsten 1 1 7 ; W . 428; der Hirte erhält a m 1. Mai das Rennei: Z f V k . 1897,77. >") T e m m e AUmark 65; M a n n h a r d t Germ. Mythen 1 1 ; Z f V k . 1893, 39; S e l i g m a n n 2, 1 2 1 ; B o e d e r 1. c. 1 1 6 ; in Bayern vergräbt m a n rote, geweihte Antlaßeier unter der Türschwelle: L e o p r e c h t i n g 1. c. 1 7 5 ; die Schalen wirft man aufs F e l d ; vgl. Z f ö V k . 18, 1 1 7 ; dieselben Gebräuche beobachten wir im Volksglauben der Russen: A R w . 9, 458. "•) M a n n h a r d t Germ. Myth. 1. c.; K u h n Mark. Sagen 380, 5. ,87 ) In Mecklenburg gebraucht man ausgesprochene Apotropaia: ein rotes Tuch, Eisen und Besen: B a r t s c h 1. c. 2, 141. 18») G r i m m Mythol. 3, 491, 79; v g l . 490, 69; R o c h h o l z Glaube 2, 169. 1M ) H a 1 1 r i c h Siebenbürger Sachsen 277 Nr. 3. B r u n n e r Ostdeutsche Vk. 220; zu vergleichen ist das Umkreisen mit einem Ei i m Böhmerwald: S c h r a m e k 1. c. 239. m ) M a n n h a r d t Forschungen 340 f f . ; MschlesVk. 1911 (Festschrift), 3 ff. 1M) M a n n h a r d t Germ. Myth. 1 1 ; in Passau legt man zwei über das Kreuz gelegte Nudeln und ein Antlaßei dem Vieh in den B a r n : P a n z e r Beitr. 2 , 2 1 3 . 1 M ) J a h n 1. c. 3 1 0 — 3 1 1 . 3 1 3 — 3 1 4 ; ZfdMyth. 2, 87; S a r t o r i Sitte 3, 195. 2 1 5 ; vgl. 210; K u h n Westfalen 2, 167, 468; J o h n Erzgebirge 228; Schramek I . e . 238. w ) D i e t e r i c h Sommertag i n : A R w . 8, Suppl. 105; F r a z e r 1, 1, 138; über ausgeblasene Eier beim Todaustragen: Führer durch das tschecho-slowakische Museum 49 f f . le6) S c h m i t z Eifel 1, 35; vgl. M o n t a n u s Volksfeste 176; S A V k . 1 8 9 8 , 1 6 — 2 8 ; Schweizld. 1, 15. 1 M ) M a n n h a r d t 1, 158. 203; F r a z e r 2 a , 6 4 — 6 5 ; E i s 1 e r Weltenmantel 2, 522 A n m 5; Z f r w V k . 1923—1924, 67. " ' ) M a n n h a r d t 1, 356. 1M ) D e r s . 1, 169; vgl. die Pfingstbirke in Westfalen: S a r t o r i Westfalen 1 1 4 ; F r a z e r 1, 2, 65: im Oberharz werden im Sommer Tannen aufgestellt, behangen mit gelben und roten Eiern. l w ) Z r w V k . 12 ( ^ r i ) , 9 1 : F r a z e r 1 , 2 , 6 5 . ,0°) P a n z e r I . e . 2, 462 ff.; G e s e m a n n Regenzauber 84; M a n n h a r d t 1. c. 353. J01) Globus 91, 336; Schweizld. 1, 15. 20S) W i t z s c h e l 1. c. 2, 306-—306; vgl. 298. 210, 32; F r a z e r 1, 2, 6 3 — 6 5 ; bei Ellwangen sammeln die Kinder a m Gregoritag Eier und Mehl: M e i e r Schwaben. 395. 7°- ,03 ) S c h m i t z 1. c. 1, 4 1 — 4 2 . S04) M a n n h a r d t I . e . 162; F r a z e r 1 , 2 , 64—65. 78. *05) M a n n h a r d t 320; F r a z e r i , 2, 81. i06 ) A n d r e e 1. c. 347; F r a z e r 1, 2, 85. " ' ) K e h r e i n Nassau 2, 155 bis 156; a m Montag in Schwaben: Meier Schwaben 403, 94; vgl. Z f V k . 1897, 84; J a h n I . e . 310; F o x Saarland 489; Schweizld. 1, 20*
Ei 16. *") Urquell 5 (1894), 59. I i i ; K a p f i Festgebräuche 18; S c h m i t z Eifel 1 , 3 7 ; F r a z e i 1 , 2 , 81. 84. 91 ff. "") B r o n a e r Sitt' u. Art 164; J a h n 3 1 4 ; Bavaria 2 b, 839—840; R o c h h o l z Glaube 1, 18. "•) F r a z e r 1, 2, 84; vgl. 7, 1, 169. , n ) vgl. Dänemark: F r a z e r 1, 2, 91 ff. ») B i r 1 i n g e r Volksth. 2, 33. 54- , l l b ) Kloster 7, 809. »»») DG. 13, 122; P o l l i n g e r Landshut 207.
12. D a s E i a l s O p f e r 8 1 1 » ) : a) D a s E i a l s T o t e n o p f e r : Die Tatsache, daß man in den griechisch-italischen Gräbern Eier, j a sogar Ersatzgaben 2 1 3 ) aus Ton und Marmor, gefunden hat, ist von Nilsson 2 1 4 ) gegenüber der mystischen Erklärung von Bachofen 2 1 5 ) einfach und überzeugend so gedeutet worden, daß das Ei, genau wie das Blut, den Toten die Lebenskraft sichern soll. Über das Ei als Totengabe bei allen Völkern handelt ausführlich S a r t o r i 2 l e ); in der Ukraine vergräbt man rote Eier in dem Grabhügel am Thomastag 2 1 7 ), und die Serben legen rote Eier auf die Gräber der Verstorbenen 218 ). In der Schweiz trägt die Patin den Sarg des toten Kindes zum Friedhof; der Sarg ist mit einer Blumenkrone geschmückt, in welcher ein goldenes Ei an schwarzem Bande schwebt 2 1 9 ). Vielleicht kann man auch eine alte Sitte erwähnen: Bei Todesfall stellte man im Mittelalter Eier und Wachs aus 22°). Als Totengabe sind auch wohl die bemalten Eier gedacht, welche in einem Grabe bei Worms 2 2 1 ) und in andern Gräbern 222 ) gefunden wurden. Vor nicht langer Zeit wurde in Beihingen (Ludwigsburg) dem Toten ein Ei mitgegeben 223 ). Als Lebenssymbol legte man im Mittelalter in das Grab Christi ein Ei m ) . „Wir . . . pflegen einander gefärbte Eyer zu verehren und wollen hierdurch andeuten, das A y r seye ein Abbildung u n s e r e s . . . auferstandenen Heylandes" 224 •). An die Totengeister als Natur- und Wasserdämonen richtet sich wohl ein von Seb. Frank im Weltbuch (1567) erwähntes Speiseopfer 225 ): ,,Auff diss Fest komppt ein Creutzwoch, da gehet die gantze Stadt etwan in ein Dorf zu einem Heiligen, daß er das Getreide bewahren wolle. Das geschieht drey tag aneinander, da isset man Eyer und was man Guts hat im grünen Gras auff
616 dem Kirchhof." Nach Buxtorf aßen die Juden zum Zeichen der Totentrauer Eier 226 ). In dem Korb, den der Küster an Allerseelen in Bayern bekommt, liegt eine schwarze Henne und ein Schock Eier 22? ). «•») Suidas zitiert ein Werk des Orpheus, die 'öio&imxd 788 Bekker = D i e 1 s Vorsokratiher 1, 2, 470, 6. *1*) ARw. 5, 75. »>«) Ebd. 11,530—546; bes. 544—546; R o h d e Psyche 2, 126 A. 1; 405. 407; W ä c h t e r Reinheit 81; K ü s t e r Schlange 75 ff.; ARw. 20, 398, A. 2; H ö f l e r im AfAnthrop. N. F. 6 (1907), 99; D ö l g e r Ichthys 2, 407. , 1 S ) Gräbersymbolik 1 ff. 33 ff. 49. 50. "•) Sartori Totenspeisung 11: ein Toter der Maori hat ein Ei in der Hand; i m Archipel Eier unter Kinn und Achsel (11); 12: Griechen und Römer; 16. 19. 23 (Totenmahl von Ei); 34: Rußland; 53; für die transsilvanischen Zigeuner: Globus 54, 60; ZfVk. 1913, 158; die Batak opfern den Geistern ein Ei: S a u s s a y e - B e r t h o l e t - L e h m a n n 1, 1867; über das Huhn als Totenopfer RVV. 14, 3, 16 ff. »") Urquell 6, 26; S a r t o r i I.e. 52. ,1B ) S a r t o r i I.e. 52; R o c h h o l z Glaube 1, 325; G r o h m a n n 190. »") Schweizld. i , 15. "•) S p i e g e l Gelehrtenproletariat und Gaunertum 24, Kap. 15; vgl. das „Leichenhuhn" in Österreich: Quitzm a n n Baiwaren 245; R o c h h o l z Glaube 1, 140; vgl. Globus 63, 323 (Tschuwaschen). m ) Andree Braunschweig 340 (aus dem Jahre 320 v.Chr.). «") AfAnthrop. N. F. 6, 99; H ö f 1 e r Ostern 48. '») H ö h n Tod Nr. 7, 333; G e s e m a n n Regenzauber 6 1 ; vgl. W l i s l o c k i Zigeuner 34. 158; H ö f 1 e r 1. c. 62; im Allgäu wurden 1700 zur Trauerfeier 3 Eier, 3 Lichtlein und Mehl auf einem Laib Brot aufgerichtet: AfAnthr. 1. c. "*) A n d r e e 1. c. *" ») B i r 1 i n g e r Schwaben 2, 75 A. MS ) J a h n I.e. 148. " • ) Judenschul 389.433. "") R o c h h o l z Glaube 1, 319.
13. b) O p f e r f ü r F r u c h t b a r keits - und W a s s e r d ä m o n e n : Die Vorliebe dieser Geister für das Ei als Fruchtbarkeitssymbol zeigt eine schlesische Sage, nach der der Wassermann in Czissowa in einem Ei erscheint 228). Vegetationskobolden und Dämonen, welche selbst köstliche Eierkuchen 229 ) backen, opferte man früher am Maibrunnenfest 230 ) Eier. Im Oberbergischen legte man sie auf den Brunnenrand 2S1 ). In der Bukowina werden die Schalen der zu Ostern gebrauchten Eier gesammelt und in ein fließendes Wasser geworfen; diese kommen nach 40 Tagen zu den Rochmanen, welche davon leben 232 ). Nach Maennling verzehrt das Wasser Eier 233 ). Auch
6i7 der Klabautermann bekommt Eier 2 S 4 ). Die Eier, welche nach Höfler an die Bäume gelegt wurden, sollten wohl Fruchtbarkeit übertragen 22S). Ein echtes Opfer haben wir aber dann, wenn man am Ufer des steigenden Stromes Eier eingräbt 234 ). Vor allem die Zigeuner opfern dem Wasserdämon Eier 2 S 7 ). Um die lokalen Fruchtbarkeitsdämonen eines neuen Landes sich gnädig zu machen, bringen gewisse Stämme auf Borneo ein Eieropfer dar 23g). Kühnau Sagen 2, 307 Nr. 926, 2. "») R o c h h o l z Sagen 1, 278, 229. Urquell 4 (1893), 241. M 1 ) J a h n I.e. 140. l 8 6 3 " • ) ZföVk. 1897, > 381. " ) M a e n n l i n g 331. ' " ) Kloster 9, 200. *") Waldkult 4; über Baumopfer bei den Litauern: S a u s s a y e - B e r t h o l e t - L e h m a n n 2, 535 ff.; die Niederländer opferten den Kabouterchen Eier und Butter: W o l f Niederl. Sagen Nr. 560; Kloster 9, 200. 2M ) L i e b r e c h t Z. Volksk. 296; H ö f l e r Ostern 48; R o c h h o l z Glaube 2,169. "*) W 1 i s 1 o c k i Zigeuner 34. 69. 117. 137. F r a z e r 2, 110.
14. c) E i e r a l s Speiseopfer: Milch und Eier gehören zu den drei weißen Almosen, welche jeden Wunsch erfüllen helfen 2W ). Nach einem Erlaß des Herzogs Maximilians I. herrschte noch im 17. Jh. der Brauch in Bayern, daß man das Kreuz, das am Karfreitag vor dem Altar lag, mit Butter, Eiern und Brot bestrich 240). Man darf wohl hier, ohne die Spaziergänge zu den Primitiven zu übertreiben, auf das Bestreichen der Fetische mit Eiern und Fett hinweisen 241 ). In der Kirche St. Rupert zu Gaden sind Eieropfer gegen Aißen bezeugt 242 ). "») L ü t o 1 f Sagen 555, 567. "») Q u i t z m a n n Bai waren 247; vgl. G r i m m Myth. 5 1 ; vgl. Fett § 2 ; P a n z e r Beitr. 2, 281; F r a n z 1. c. 1, 506. In Altbayern überschüttet man das Kruzifix mit Korn: R o c h h o l z Glaube 1, 318. 322. M1 ) S a u s s a y e - B e r t h o l e t - L e h m a n n 1, 183. »") D G . 11, 215.
15. d) D a s B a u o p f e r (vgl. das Ständerei A. 69): Nach der Sage baute der Zauberer Virgil Neapel auf einem Ei auf 2 4 3 ), daher habe das Castell delP Uovo den Namen. Liebrecht 244) erklärt diese Version wohl mit Recht in dem Sinne, daß man ein Ersatzopfer darbringen wollte. Über Bauopfer aus der Hallstattzeit be-
Ei
618 richtet Ebert 2 4 S ). In der Grundmauer einer Kirche zu Iserlohn 246 ) fand man ein Ei, ebenso beim Abbruch des Amtshauses zu Schötmar 2 4 7 ) sieben Eier; im Fundament eines Schornsteins zu Altenhagen waren Eierschalen eingegraben 248). In Großweitzschen (Sachsen) wurden noch vor ein paar Jahrzehnten im Fundament eines Hauses Hühnereier vergraben 249). Im Isarwinkel ist das Opfer durch eine Eierspende abgelöst, ebenso in der Schweiz 2 5 1 ). Höfler 282) erklärt das Eiopfer nach dem Vorgange von Liebrecht als Ersatz für frühere Menschen- und Tieropfer. Interessant als Parallele ist, daß der Bauer in Bombay in das Fundament ein Hühnerei und geronnene Milch vergräbt 2S3 ); wenn man in der Schweiz ein am Bache stehendes Haus sichern will, „legt man Hühnereier in die Zwischenräume der Balkenwände" t s t ). i43 ) L i e b r e c h t Gervasius 106 (mit Literatur) ; R o c h h o l z Glaube 1, 231 f. u t ) L i e b recht Z. Volksk. 295—296. *") Reallex. 3,37. "•) ZfdMyth. 3, 5 1 ; S e l i g m a n n Blick 2, 291; vgl. S a r t o r i in ZfEthnol. 1898, 24 ff.; ZrwVk. 13 (1916), 173 ff. M7 ) ZrwVk. 1912, 230. «") ZfdMythol. 3, 51. •") Mitteldeutsche B f V k . 1927, 4. " • ) Z f V k . 1906, 165—167; H ö f l e r Ostern 48; über das Huhnopfer: Scheftelowitz in R V V . 14, 3, 20ff. • " ) R o c h h o 1 z Glaube 2, 168—169. *") ZfV k . 1906, 166. " I S e l i g m a n n 1. c. 2, 292. ,M) R o c h h o l z Glaube 2, 94.
16. D a s E i e r o r a k e l : Opfer und Auguria hängen eng zusammen; wie das Brot, so wird auch das Ei zu Orakeln verwendet; die Eierorakel beruhen aber auch darauf, daß der Hahn seit ältester Zeit ein Orakeltier ist 265 ). In der Antike war das Eierorakel sehr verbreitet, besonders bei den Römern 254 ). Im germanisch-deutschen Aberglauben ist die Orakelkraft in der Weihnachtszeit und Osterzeit am größten. In Österreich schlägt man vor dem Bettegehen ein Ei in den Hafen, und bei der Rückkehr betrachtet man die Figuren, das Ei muß von einer schwarzen Henne sein 257). Eierorakel finden wir am Andreastag *58); in Siebenbürgen orakeln die Mädchen an Silvester aus dem Eiweiß 259), dasselbe in Berlin 2 m ). Wenn man in Mecklenburg an Neujahr ein Ei, welches ein erstlegendes Küken gelegt
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hat, auf dem Kirchgang in der Tasche mitnimmt, so kann man sehen, wer in diesem Jahre stirbt; denn diese Person hat eine Krone auf 241). In der Oberpfalz muß man während der Christmette unter jede Achsel ein Ei stecken und in die Kirche die ersten Schritte rückwärtsgehen; wenn man dann gegen die Gemeinde gewendet durch die Eier schaut, sieht man die Hexen, die dann einen Schein um den Kopf haben wie ein Buttersieb 2 8 1 a ). Man sieht an Neujahr vor Sonnenaufgang in Österreich durch ein frischgelegtes Hühnerei, in das man zwei Löcher gemacht hat, die Zukunft *6S). Wenn man in der Karfreitagsnacht um zwölf Uhr ein verrührtes Hühnerei in ein Glas mit Wasser schüttet, so kann man a m andern Morgen aus den Figuren erraten, welche Früchte im Jahr geraten 243 ). „ I n Frauenburg (Oberösterreich) nimmt man am heiligen Abend 7 Schalen und legt unter jede Schale einen Gegenstand: einen Schlüssel, einen Kreuzer, eine Eierschale, eine Kohle usw.; diese Gegenstände haben bestimmte Bedeutung" 2 8 3 s ). Das Ei-Wasserorakel ist auch zu andern Zeiten am gebräuchlichsten 284 ), man prophezeit auch aus dem Gewichte 285). Das Augurium mit Eiern und Wasser wenden die Mädchen gern als L i e b e s o r a k e l 248) an (auch in Portugal 267) und Frankreich) 288). Ein anderes EierLiebesorakel kennen die Deutschamerikaner 28*), welches wir auch in Frankreich 270) und der franz. Schweiz w l ) treffen. Binnen Jahresfrist stirbt der, welcher in der Neujahrsnacht ein Ei zerbricht m ) ; wenn einem Mädchen ein Ei aus der Schürze fällt, bedeutet das Unglück 273 ). Unglückbedeutend ist auch das Zusammendrücken des Hühnereis 2T4); ein gutes Eierjahr kann man in der Christnacht erkennen 278). Wenn die Schale sich vom Ei nicht anders lösen läßt, als indem das Ei zerreißt, so bekommt man einen pockennarbigen Mann (Frau) 278). Wer die Schale glatt schält, bekommt einen glatten und stattlichen Gatten 2 7 7 ). «") S c h e f t e l o w i t z Huhnopfer R V V . 14, 3, 51 A . 2 ; Z f V k . 1913, 385ff. 390; über Hühnerorakel: P a u l y - W i s s o w a 8, 2, 2534 ff.;
620 A e l i a n De natura animatium 7, 7 — I , 157 Jacobs. , M ) S n i d a s erwähnt als W e r k des Orpheus (¡loaxonixd; S a i d a s ed. Bekker 788; D i e 1 s Vorsokratiher 1, 2, 470, Z. 6; L o b e k Aglaophamos 1, 410, 37; Scholien zu Persins 4, 185 ( J a h n - B u e c h e l e r 4 55): Die Priester beobachteten, ob das ins Feuer gelegte Ei „capite an latere desudaret; si autem ruptum effluxerat, periculum ei portendebat, pro quo factum erat, vgl. P 1 i n i u s Hist. not. 10, 154 ( = 2, 195 Mayhoff); über Eierleser (EiWahrsager) bei den Litauern: S a u s s a y e - B e r t h o l e t - L e h m a n n 2, 534. ***) B a u m g a r t e n Jahr n ; vgl. B i r l i n g e r Schwaben I, 383; W i t z s c h e l Thür. 2, 177, 44: man schlägt Eier in kochendes Wasser und prophezeit aus dem geronnenen Eiweiß; K e h r e i n Nassau 2, 258, 113; für Spanien: Lares 4, 64 (Eierorakel an Johannis). ,5ä ) M a e n n l i n g 196. "») M ü l l e r Siebenbürgen 50, 69; vgl. B e r g e n Current Superstitions 46. •«) ZfEthnol. 15, 92; P o l l i n g e r Landshut 195. " ' ) B a r t s c h I.e. 2, 241,1250. , e l ») Bavaria 2 a, 241. "*) J a h n 1. c. 268; W. 346. »•») M e i e r Schwaben 388, 46; W . 346; in Schleswig-Holstein werfen die Mädchen am Osterabend Eierschalen vor die Tür; den Beruf des Mannes, der zuerst vorübergeht, wird der Zukünftige haben: M e n s i n g Schleswig-Holst.Wb. 1, 1023. Verna1 e k e n Alpensagen 341. *M) B a u m g a r t e n Heimat 1, 192; H e c k s c h e r 1, 108; P f i s t e r Hessen 162; D r e c h s l e r 2, 225; M ü l l e r I . e . 66; W. 346; F r a z e r 7, i , 208—209 (Azoren). 236 ff. 238; Alemannia 37, 17 (Weissagen aus dem Eidotter, vgl. das Eiorakel der indischen Khasi: Anthropos 12 bis 13 (1917—1918), 494—496); der altfranzösische Aberglaube kennt folgendes Orakel: Man zerschlägt das Ei auf dem Kopf und schüttet es ins Wasser: L i e b r e c h t Gervasius 259, 477. '«) Urquell 4 (1893), 143- ' " ) P o l l i n g e r I.e. 195; S c h u l t z A lltagsleben 5. " ' ) ZfVk. 1895, 212. , M ) S 6 b i l l o t 3, 234—235; S A V k . 12, 4; vgl. L i e b r e c h t 1. c. "•) F o g e 1 Pennsylvania 65, 203. *") S 6 b i 11 o t 3, 235. *") S A V k . 21 (1917), 227 b. ,72 ) J o h n Erzgebirge 114. •") K ü h n a u Sagen 3, 365, 1747. "*) L i e b r e c h t Z . Volksk. 329. "«) E b e r h a r d t Landwirtschaft 21. *") M e n s i n g I.e. 1, 1024. *") B a r t s c h I.e. 2, 57, 169; S t r a c k e r j a n 1, 38.
17. E i e r s p e n d e n 2 7 1 ) : Eieropfer werden oft durch Eierspenden abgelöst; ein Schulbeispiel dafür ist nach Rochholz die Brot- und Eierspende im Fricktal m ) : Der Sigrist besprengt die Schwellen der Häuser mit Ostertauf und erhält dafür die Spende, in einem Laib Brot und zwei Eiern bestehend; Rochholz deutet die Spende als Ablösung des als Festigkeitszauber für das Haus zu erklärenden Eier-
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621 opfers; aber dieser Einzelfall, nicht durch Parallelmaterial basiert, ist durchaus nicht so eindeutig; apotropäisches Besprengen mit Weihwasser ist allgemein bekannt, so das Besprengen mit Ostertauf bei R a v e n s b u r g 2 W * ) . Vielleicht ist die Spende, welche die Bäuerinnen dem Pfarrer von Grün auf den Brennet bringen, die Ablösung eines Frühjahrsfruchtbarkeitsritus 2S0). Ganz eindeutig sind die Eierspenden beim Herumtragen der Frühjahrs-Fruchtbarkeitsfetische M 1 ) ; ebenso das Beschenken der Hirten, wenn sie die Tiere mit dem Zweig eines Frühlingsbaumes schlagen (vgl. § 11), oder wenn im 16. J h . der Gemeindehirt zu Döllnitz (Oberpfalz) für den Austrieb der Herde zwei Antlaßeier bekommt Natürlich können wir nicht alle Spenden in diese Beleuchtung stellen; im Mittelalter kam der kleine Mann allgemein seinen V e r p f l i c h t u n g e n a n Z i n s und andern Lasten durch Eierabgaben (Osterei ist im Mittelalter Zinsei) nach, weil Eier für ihn ein bequemes Zahlungsmittel waren Die originelle Eierspende für das Kloster Weingarten ^ ist kein abgelöstes Opfer und bei der Eierspende an die Gleichsteher in der B r e t t e n e r i a s ) Gegend liegt eine Übertragung der Eierspenden zwischen Burschen und Mädchen als Liebespfand auf die Kommunikanten 2at ) vor. Auf einen früheren Ritus deutet wohl die Eierspende an die Kinder in Herford i m ) l ebenso die Spende beim Söllvogelaustreiben 2 M ). Wenn in der Schweiz der Marder M 9 ) oder der Habicht sso ) erlegt ist, trägt man das tote Tier von Haus zu Haus und sammelt Eier. *78) Hierher gehören bes. die § 11 aufgezählten Spenden. 2 ") R o c h h o l z Glaubet, 168 bis 169; L i e b r e c h t Z. Volksk. 296; P l a n n e n s c h m i d Weihwasser 112; vgl. ZrwVk. 1906, 150; K ö h l e r Voigtland 173. »"») B i r 1 i n g e r Volksth. 2, 84, 109. w") ZföVk. 1902, 236 d ; vgl. K a p f f Festgebräuche 14; W r e d e
RheinVk. 261; S a r t o r i Sitte 3, 217 A. 114; ZfVk. 1896, 431; T e t z n e r Slaven 51. ) Vgl. A. 202—212; Bavaria 1 a, 369. 375;
al
4 b,
355-
358-
"') H ö f 1 e r
Ostern
35;
B a r t s c h I.e. 2, 261, 1365: früher sammelten die Hirtenjungen a m zweiten Ostertag in Brütz Eier. a 3 ) G r i m m RA. 1, 501; W a i b e l - F l a m m 2, 341; Schwcizld. 1, 16; R e u s c h e l Volkskunde 2, 55: Eierzins
622 für Klöster. ««) B i r 1 i n g e r Volksth. 2, 185. "•) M e y e r Baden 1 1 6 — 1 1 7 . »•) I n der Schweiz ziehen Knaben als Konfirmanden von den Mädchen Eier ein: Schweizld. 1, 16. "") S a r t o r i Westfalen 151. *•*) D e r s. 441. "») Schweizld. 1, 15. S A V k . 1902, 155.
18. E i e r s p i e l e W 1 ) : Neben den meistens nur der Unterhaltung dienenden Spielen der Kinder s*2) gehen die Eierbelustigungen der Erwachsenen, besonders wenn sie mit L ä u f e n und W e t t k ä m p f e n der Geschlechter verbunden sind, auf uralte Frühlingsfeste und Riten z u r ü c k 2 , s ) . Eine besondere Bewandtnis scheint es mit dem Eierlauf der K i n d e r in dem Wunderkreis auf dem Hausberg bei Eberswalde gehabt zu haben a 4 ) . a) D a s E i e r w e r f e n : „Ein Ey auf einer Wiesen zu werfen, daß es nicht zerbreche. Diese K u n s t brauchen auch die Kinder um Ostern, w a n n sie mit gefärbten Eiern, auf der Wiesen spielen. Sie machen die rechte Hand etwas hohl, legen das E y der L ä n g der Hand nach in die Höhle, daß die Spitz gegen die Finger komme . . .; werfen v o n unten her das E y drehend in die Höhe. Weil nun das E y wegen solches Umdrehens auf eine Spitze fället, . . . zerbricht es n i c h t " " * • ) : E. H. Meyer vermutet, daß man ursprünglich durch das Ei dem Rasen F r u c h t b a r keit übermitteln wollte. Das Eierwerfen wird von den Kindern in Baden 2 i s ) und Oldenburg 2 » 8 ) geübt; im Allgäu 1 » 7 ) heißt es Eierschupfen oder Gugallen, verbunden mit Sprüchlein; ähnlich ist das Eierr u g g e l e m ) in Merdingen bei Freiburg, wobei man die Eier einen A b h a n g hinoder unterwirft, im Allgäu Eierbögle Eierschuergele 2W ), in W ü r t t e m b e r g d m ) Eierrugele, -schucken, -hurgele, -hötzeln, im Rheinland Eierschadern 301 ), in Brandenburg Eierkullern 301 *), in Schlesien 8W ) Eierkullen, auch in Ostfriesland s o s ) bekannt, bei den S l a w e n S M ) (Nieder-Lausitz) Waleien, in SchleswigHolstein Eiersmieten 30S ), in Niederösterreich Eierwalgen (auch von E r w a c h senen geübt) 3 0 8 ). In den Ostseeprovinzen spielten die Kinder früher auf den Edelhof en das Eierrollen 308 »). b) Ein sehr weit verbreiteter Brauch besteht darin, daß man die S p i t z e n zweier
623 Eier aneinander schlägt, um die Härte zu erproben. Im Spielverzeichnis bei Altswert heißt es : zwei wolten mit eigern klucken. In Baden heißt das stumpfe Ende Engele, das spitze Teufele *"). Das zerbrochene Ei gehört dem Sieger. Dieses Spiel heißt in Baden **) Eierticken (mit dem „Higei" bei Bruchsal) -pikken 81°), -stutzen, -bipperln, -dipfen; in Schwaben 311 ) Eierbicke (in Reutlingen 312 ) S p i t z u n d A s c h ) , im Allgäu 813 ) Eierhücken, -spicken. Bekannt ist das Eierklöckle in Leutkirch 314), ein berühmtes Volksfest, dem sich vor allem die Erwachsenen mit Leidenschaft hingeben. In Steiermark hören wir vonEiertutschen 81 *); die Niederösterreicher kennen das Oarbeck'n 816 ); die Gewinnsucht verleitet die Buben, mit Pecheiern zu beck'n, indem sie leere Eier mit warmem Pech füllen; diese Eier heißen auch Poispitz 317 ); in der Schweiz 318 ) spricht man von Eiertutschen, -tütschen 3W ), -düpfen, im Böhmerwald 32°) übt man das Eierpecken, in Westböhmen 321 ) Eiertippen, -stutzen, -tupfen, -pecken, im Voigtland 8M ) Eierhärten, in Hessen 323) Eierkippen, in der Pfalz 824) Eiertupfen, in Westfalen 32B) und im Rheinland 326) Eierpicken, -pipen 327), -bibbeln, -kippen, -kappen 328), in der Eifel Eierkippen 32S ), in Oldenburg 8M ) Eierbicken; in Friesland spricht man vom Hicken-bicken-Söndag M1 ). In SchleswigHolstein wird beim Eierpicken mit dem Ei „gepundiert" M 2 ). Dasselbe Spiel ist in Holland 332a ), Piemont 333) und bei den Slawen belegt, wo es Eiertetschen heißt 834). Die Kinder der Deutschen im Banat 836) spielen Eiertitschen; in der deutschen Sprachinsel Gottschee kennt man das Eierstoßen 836). c) Weniger bekannt ist das A n w e r f e n des Eies mit einer M ü n z e , das Eierspicken in Württemberg 887)I ,,Oanhana" in Westböhmen 338); der eine Spieler hält das Ei mit der Hand so umschlossen, daß nur eine Spalte freibleibt; der andere muß die Münze so in den Spalt werfen, daß sie stecken bleibt aaB ). Ganz ähnlich ist das von Nork genau beschriebene E i e r s c h l a g e n , ein Volksspiel iür Erwachsene in Rußland s39»).
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624
d) Auf alten F r ü h l i n g s b r ä u c h e n beruht das bei vielen Stämmen belegte E i e r l e s e n oder - l a u f e n , auch Eierwerfen840) genannt, ein Wettspiel der Burschen, oft ein Wettkampf der Zünfte 3 4 1 ), bald wechseln Burschen und Mädchen ab 842). Im Jahreinmal lesen wir 842 »): A m Osterdienstag darf man glauben, Ist eine Freud ums Eierklauben.
Dieses Eierlaufen 343 ), -klauben 344) ist in der Schweiz 84S ) wohl am bekanntesten und hat im allgemeinen den Verlauf, den Herzog 34< ) für Küttigen bei Aarau beschreibt: Es ist ein Wettspiel zwischen einem Eierleser und Eierläufer, die ausgelost werden. Während der Leser die in einem bestimmten Abstand (eine Elle) hingelegten 101 Eier in einer Wanne einzeln sammelt, muß der andere eine bestimmte Strecke hin- und zurücklaufen. Im Birsigtale wurde das Eierlaufen abgestellt, weil sich ein Läufer einen Blutsturz holte M 7 ). In Steißlingen (Baden) wurde 1845 das Eierlesen abwechselnd durch Buben und Mädchen auf dem gefrorenen See feierlich abgehalten 847 a ). In Württemberg 348 ) ist das Eierlesen in Ennabeuren, auf dem Heuberg und in Remingsheim, ferner der E i e r r i 1 1 in Haid bei Saulgau berühmt, ebenso das Eierlesen in Wurmlingen; in Tirol 84i ) (Eierklauben) finden wir diese Spiele sehr verbreitet, auch in Baden 86°), hier kommt ein dritter Bursche als Reiter hinzu, während beim Saulgauritt M1 ) Leser und Läufer beritten sind. In Hessen 3B2) (vgl. die Beschreibung des Eierlaufens in Pfungstadt in V u l p i u s ' Kuriositäten 382 •)) kennt man das Wettspiel ebenso wie in Bayern 363) und im Rheinland 854), wo es Eierlage oder Eierraffen heißt, in Westfalen 35B) Eierlesen, auch in Schlesien 8S6), in Siebenbürgen a7 ) Eierlauf, in Schleswig-Holstein Eiersetten 858). e) A n d e r e Eierspiele treffen wir beim Kranzwerfen in Baden 359), Eierwalzen im Voigtland 36°), dem Irrgang in Preußen 361 ). f) Zu den Osterrechten der Kinder zählt in Schlesien auch das Eiersammeln der Klapperjungen 362).
625
Ei
g) In einem Osterspiel, dem E i e r p e i t s c h e n oder Schmacko s t e r n MS ), lebt der ehedem sehr ernst gemeinte Schlag mit der Lebensrute fort; die Mädchen kaufen sich von der sehr derben Zeremonie durch r o t e Ostereier los 364 ), welche die Burschen am Abend ausspielen, indem sie sie einen Abhang hinunterrollen lassen. Im Banat 3 6 S ) spritzen die Knaben am Ostermontag die Mädchen mit Wasser und sammeln dafür Eier. m ) j Z i n g e r l e Das deutsche Kinderspiel 3—4.'49. 51; B ö h m e Kinderlied 422—423; M e y e r Baden 101.218; S a r t o r i Sitte 3, 161 ff.; Globus 34, 6 0 f f . ; W u t t k e Sächsische Vk. 283 ff.; W r e d e Rhein. Vk. 261 ff.; D e r s. Eifeler Vk. 217 ff.; S a t t o r i Westfalen 155 ff.; K o l b e Hessen 67 ff.; B r o n n e r 1. c. 142 ff.; S t r a c k e r j a n 1. c. 2, 70. 156. 385; R e h m Volksfeste 13; S t a u b e r Zürich 2, 174 ff.; L i p p e r t Christentum 603. 6 i o ; ZföVk. 1902, 232 ff.; T e t z n e r Slaven 331; HmtVrlb. 3, 76 ff. «") M e n s i n g Schleswig-Holst.Wb. 1, 1021—1022: Faul Ei und Eierlopen der Mädchen. *") H o i f m a n n Krayer 151; F e h r l e Volksfeste 56. *M) S c h w a r t z Sagen der Mark Brandenburg 109, 66. *"*) Henisch bei B i r l i n g e r Schwaben 2, 79. **') M e y e r I . e . 101; B i r l i n g e r Schwaben 2, 79. »••) S t r a c k e r j a n I . e . 2, 70. ••') R e i s e r Allgäu 2, 128; B r o n n e r 1. c. 142. *") M e y e r 1. c.; vgl. S a r t o r i S. u. B. 3, 161; S c h m i t z Eifel 1, 28—29. «w) R e i s e r I . e . ; ZföVk. 1902, 233. M0 ) K a p f f 1. c. 14. M1 ) W r e d e Rhein. Vk. 261; D e r s . Eifeler Vk. 217; vgl. Eierschibbeln: ZrwVk. 14 (1917), 185; A u b i nFrings-Müller Kulturströmungen und Kulturprovinzen in dem Rheinland (Bonn 1926) MI 187. ») S t e p h a n Askanische Vk. 140. 309. ""j D r e c h s l e r 1.c. 1, 103; vgl. S t e p h a n Askanische Volksk. 140. 309; MschlesVk. 1897, 8. •>») M e y e r I.e. M4 ) T e t z n e r Slaven 331; ZfEthnol 27 (1895), 334; V u 1 p i u s in seinen Kuriositäten beschreibt „die Walei" ausführlich: Kloster 7, 926—928. *°5) Eier werden auf einem Balkengerüst mit Kugeln beworfen, das mittlere Ei heißt das Königsei: M e n s i n g
1. c. 1, 1021. M«) ZföVk. 1899, 51. ««») Kloster 7. 93°. 307) B ö h m e Deutsches Kinderlied und Spiel 423; Z i n g e r l e Das deutsche Kinderspiel 49, 3—4. 51. "•) S c h m i t t Hetlingen 20; Alemannia 24, 145: Eierpicken in Mudau. 30 >) M e y e r I . e . und 218; vgl. die D i n g e i e r in der Niederlausitz: Kloster 7, 925 ff.; B r o n n e r I . e . 142. »10) Alemannia 1. c.; P o l l i n g e r Landshut 212. , n ) M e i e r Schwaben 2. 393. 6 6 - a " ) B i r l i n g e r Volksth. 2, 84—85 Nr. i n ; A l b e r s Jahr 193. ,13 ) B r o n n e r I . e . ; R e i s e r I . e . 2, 127 ff.; bei München
626 Eierspecken: ZfEthnol. 28, 266—267; P o l l i n g e r I . e . "*) R e i s e r I . e . 128—129. ,ls ) B r o n n e r 1. c.; vgl. P o l l i n g e r 1. c. «•) ZföVk. 1899, 50—51. " ' ) S c h r a m e k Böhmerwald 325; Schweizld. 1, 17; die Karfreitagseier haben eine so harte Schale, daß sie beim Picken alle Eier zerschlagen: R o c h holz Glaube 2, 53. al") H o f f m a n n K r a y e r 151; H e r z o g Volksfeste 236; SAVk. 19, 43, 11. «•) SAVk. 9 (1905), 213; 10 (1906), 226; Schweizld. 1,16. 17. • M ) S c h r a m e k I.e.145. *") J o h n Westböhmen 60. 68. *") K ö h l e r Voigtland 173; M e y e r I.e. 101; W u t t k e Sächs. Vk. 284. »") K o l b e Hessen 66 ff.; 167; vgl. ZrwVk. 14 (1917), 135. ' " ) B r o n n e r 1. c. 142. s " ) S a r t o r i Westfalen 155; ZrwVk. 1906, 80—81; vgl. K a p f f I . e . 14. >") W r e d e Rhein. Vk. 261; D e r s . Eifeler Vk. 217. **) ZrwVk. 13 (1916), 216. *») Ebd. 10 (1913), 67. •") S c h m i t z Eifel 1, 28. »*>) S t r a c k e r j a n 1. c. 2, 71, 42 (Saterland); v{,l. ZfVk. 1897, 392. M1 ) H ö f 1 e r Ostern 47. «") M e n s i n g I . e . 1022. 8 " a ) ZfVk. 1897, 392; M e y e r I.e. 101. »") ZfdMythol. 3, 50. •**) T e t z n e r 1. c. 331. *") Das Deutschtum im Ausland: Banal hrsg. von K. B e l l 1926, 130. •*•) H a u f f e n Gottschee 74. "") K a p f f 1. c. 14. •») J o h n Westböhmen 68. "•) ZföVk. 1899, 51. «'•») Kloster 7, 930—932. M0 ) SAVk. 2, 129. M1 ) ZfVk. 1902, 210—214; SAVk. 2, 129; 11 (1907), 261; D r e c h s l e r 1, 103—104. ***) B i r l i n g e r Schwaben 2, 79. *"•) B i r l i n g e r Schwaben 1.e. *") ZfVk. 1893, 17: S a r t o r i 5. u. B. 2, 161; A 1 b e r s 1. c. 193; R e i n s b e r g Das festliche Jahr 114; D u l l e r Das deutsche Volk 324 ff.; F e h r l e I . e . 156; K ü c k und S o h n r e y 84 ff.; R e h m Feste 13. "«) ZfVk. 1893, 17; B i r l i n g e r Schwaben 2 , 7 9 . •") H o f f m a n n - K r a y e r 151; B a u m b e r g e r St. Galler Land 130; B r o d m a n n Eningen 69; O b e r h o l z e r Thurgauer Sagen 7 8 f f . ; S a r t o r i S. u. B. 3, 186. 287; S e n n Charakterbilder 201 ff.; für Appenzell: V e r n a l e k e n Alpensagen 370 ff.; W y ß Reise 1, 336; ZfEthnol. 51, 314; SAVk. 2, 129; 3, 175. 232; 5, 75; 9, 213; 10, 114; 11, 261; 16, 237 ff. (mit Bild); 22, 171; 2 3i 205; HmtVrlb. 1, 54 ff.; Der Wanderer in der Schweiz 1, 166 ff.; ZfVk. 1895, 387; 1902, 210—214. «•) Volksfeste 238—241. " ' ) ZfVk. 1895, 387. "») K a p f f 1. c. 14; B i r l i n g e r Volksth. 2, 85, 112 (Ennabeuren); 88, 114 (Heuberg); 89, 115 (Remingsheim); D e r s . Schwaben 2, 76 (Wurmlingen); alte Zeugnisse und Berichte sind 76—80 abgedruckt, darunter die ergötzlichen Ausführungen von Schwenter (1651); vgl. M e i e r Schwaben 394, 68. **•) Z i n g e r l e Tirol 150—152 Nr. 1298; M e i e r 1. c. 395, 69; vgl. R e i n s b e r g Festjahr 115. 3M ) M e y e r I.e. 101. 217—218; Freiburger Bote v. 10. 4. 1911; L a c h m a n n Überlingen 434—437. >51) B i r l i n g e r Volksth. 2, 86—88; M e i e r 1. c. 394, 69. "») K o l b e Hessen 67—68. »"») Kloster 7, 923 ff. "») B r o n -
Ei
627 n e r I.e. 143. "*) W r e d e Rhein. Vk. 261; ZrwVk. 1 (1904), 138; W r e d e Eifeler Vk. 217; S c h m i t z Eifel 1, 29—31: das Spiel wird auf eine Wette im Mittelalter zurückgeführt. »») S a r t o r i Westfalen 155—156; K u h n Westfalen 2, 152. 426; ZrwVk. 4 (1907), 24. ***) D r e c h s l e r 1, 103—104; vgl. das Eierlesen der Tuchmacher in Breslau bei K r ü n i t z Encyklopaedie 11, 768; Kloster 7, 925 ff. »") H a l t r i c h
Siebenbürg.
Sachsen
286.
"') B r u n n e r
Ost-
'") M e n s i n g 1. c. i, 1021. "•) M e y e r 1. c. 218; S a r t o r i S. u. B. 3,161 A.66. »") K ö h 1e r
Voigtland
173.
deutsche Vk. 219—220. »•*) MschlesVk. 1902, 56; 1904 Heft Ii, 75; vgl. W r e d e Rhein. Vk. 356 ff.; D e r s . Eifeler Vk. 212 ff. »•») F e h r l e I.e. 56; M a n n h a r d t 1, 259—260. 263. 281; ZfVk. 1915, 221; R e u s c h e l Volkskunde 2, 56; A l b e r s Jahr 194; J u n g bauer Bibliographie 168, 1046 ff.. ,M ) V e r n a 1 e k e n Mythen 301; J o h n
Westböhmen 64.
67. 68; W r e d e Eifeler Vk. 208; vgl. das Herumziehen der Knaben am Georgitag: M e i e r Schwaben 395, 70. *") F r a z e r 6, 268—269. 19. D a s E i i m Z a u b e r 3 6 8 ) : Wie man machen könne mit dem Meyenthau daß ein Ey einen Spieß aufsteige / weiset Pedemontanus: Nimm Meyenthau / thu es in ein leer Ey / . . . / vermache es mit Wachs . . . / stelle es im Mittag an die Sonne an einen Spieß oder Bret / so steiget es über sich (zu vgl. ist die Sage aus der Oberpfalz A. 106). a) Z a u b e r m i t R a b e n und E l s t e r n e i e r n : Schon die Griechen schrieben den Eiern des Raben besondere Kräfte zu: Nach Aelian färben die Rabeneier die Haare schwarz 367). Zimmermann berichtet, daß nach Albertus Magnus folgender Aberglauben herrschte: Wenn man ein Rabenei siedet und es wieder ins Nest legt, so geht der Rabe ans Rote Meer auf eine Insel, wo der Alodrius begraben liegt, und bringt einen Stein, mit dem man alle Türen und Ketten sprengen kann 368). Eine Version dieses Zaubers haben wir in Schleswig-Holstein: Der Rabe macht durch die Berührung mit diesem Stein die Eier wieder roh; wenn man mit dem Stein den Mund berührt, so versteht man die Sprache der Vögel 369). Nach dem Glauben in Derendingen (Schwaben) bringt der Rabe eine Wurzel, mit der man viel Geld gewinnt 370 ). Etwas Ahnliches berichtet Leoprechting:
628 Wenn man ungesehen Schwalbennester ausnimmt, holt die Schwalbe eine Wurzel, um die Eier lind zu bekommen; mit dieser Wurzel kann man zu viel Geld kommen 3 7 1 ). Nach Tiroler (Kolsaßberg) Aberglauben macht der mit dem Rabenei errungene Stein unsichtbar 3 7 2 ). N a c h badischem Glauben macht das Elsternei unsichtbar 37S). Nach altem Glauben vergräbt man ein Donnerstagsei in einem Mist- oder Ameisenhaufen und l ä ß t es 9 Tage liegen. Dann scharrt man das Ei heraus und findet mit seiner Hilfe einen Stein, und wenn man den in der H a n d erwärmt, wird man unsichtbar 3M ). A ß nach römischem Aberglauben eine Schwangere ein Rabenei, so abortierte sie durch den Mund »»). b) Das Ei im Sympathiezaub e r : Auf dem oben erwähnten Glauben an das Ei als Sinnbild der Lebenskraft und an die Entstehung der Menschen und Götter aus dem Ei beruhen folgende Beispiele eines Eizaubers: Nach der schlesischen Sage zaubert sich der Wasserkobold S7i ) in ein Ei; ein Geist 357) ist in ein Ei gebannt. Man kann nach Schweizer Glauben jemand mit einem Ei verzaubern, vernichtet aber die Person das Ei, so ist der Zauber unschädlich 378). Nach Bodinus verkaufte ein Weib einem Engländer ein Ei; dadurch verwandelte es ihn in einen Esel und ritt auf ihm drei Jahre auf den M a r k t 3 " ) . Eine Verbindung dieser Identifikation von Ei und Leben mit der Vorstellung von den goldenen Eiern als Schatz haben wir in einer Pommerschen Sage 3 8 0 ): Eine Frau wirft zwei Eier weg, welche faul sind; sobald die Eier auf den Boden fallen, rollen Goldstücke heraus, auf denen steht: dat het din Mann makt. Als die Frau ins Zimmer geht, ist der Mann tot. In der böhmischen Sage darf der Wanderer, welchem der Waldteufel ein Ei unter den Arm (vgl. Achsel) gesteckt hat, das Ei nicht wegwerfen, sonst ist er tot; behält er das Ei, so zeigt ihm der Waldteufel einen S c h a t z M 1 ) . Nach SoldanHeppe 382 ) hexte eine Hexe ein Pferdehaar (Haar Symbol der Lebenskraft?) in ein Ei.
629 „ N i m m in des Diebes Namen (Namen = Person) ein frisch gelegtes Hühnerei . . . . lege es im Namen des Diebes in heiße Asche, so hat der Dieb keine R u h e und bringt das Gestohlene w i e d e r " M 8 ). c) D a s E i i m Liebeszauber: Nach einem Papyrus in Oslo wird in einem römischen Liebeszauber ein Ei geopfert ***). Ostereier, von einem Mädchen a m K a r s a m s t a g beim geweihten Feuer im Freithof r o t gesotten, entzünden in d e m Burschen die Liebe 385 ). In ein ausgeblasenes Ei steckt man Haare, Nägel und B l u t der Geliebten; dann v e r g r ä b t man die Schale in dem Grabhügel eines ungetauften Kindes; findet sich nach drei T a g e n Feuchtigkeit vor, so ist der Z w e c k erreicht 386 ). V o n einem derben erotischen Sympathiezauber berichtet Schönwerth 887). In Schwaben schreibt man nach einer alten Handschrift auf ein Ei, das an einem Samstag im Neumond gelegt ist: + esa + his + masmo caldi -j- male + am + er + und legt das Ei auf das Feuer; dann hat der B e z a u berte keine Ruhe, bis er den Willen vollbringt m ) . d) D a s Ei im Schadenzaub e r : Nach Anhorn legen die Hexen Eier einer schwarzen Henne in das Grab einer H e x e ; nach einiger Zeit nehmen sie diese heraus und gebrauchen sie zu Schadenpulver und Salben 38*). Die Magd des Gockelius fand unter der Türschwelle in einem grünen Häfelein ein Ei, auf besondere A r t mit einem Faden u m w i c k e l t ; das hatte eine Hexe vergraben, u m die Geiß und die Tochter zu bezaubern 3 * 0 ). Nach einem um 1540 abgefaßten Handbuch (Rügen) vergraben die Hexen Eier und anderes Tandwerk im Feld, um das Vieh zu bezaubern 3 9 1 ). Im Liebesschadenzauber gebraucht man in Thüringen das hart gesottene Ei einer schwarzen Henne in zwei Teile geschnitten; jede Hälfte versieht man mit dem Namen der Liebenden, die man trennen will, nebst drei Kreuzen in des Teufels N a m e n ; eine Hälfte gibt man einem schwarzen Hund, die andere einer schwarzen K a t z e zu fressen 392 ). Im G e g e n s c h a d e n z a u b e r verwendet man das Ei in der
ES
630 Oberpfalz: Will m a n einem Bösewicht die K r a f t rauben, so bläst man ein Ei aus und füllt es mit dem Harn desselben; verklebt, hängt man es in den Schornstein; wie das Ei trocknet, schwindet die K r a f t des Bezauberten M S ). e) D a s E i im Festigkeitszauber: W e n n man am A b e n d zu einem Hühnernest geht und alle Eier schwarz macht und am Morgen das Ei ißt, welches weiß (!) geworden ist,, so ist man gegen jede V e r w u n d u n g geschützt 8 * 4 ); genau denselben Zauber finden wir in Mecklenburg 3 * 5 ). In Tirol m u ß aber eine Henne, die ein schwarzes Ei legt, verbrannt werden *••). M>) P r ä t o r i u s Blocksberg 563; der Zauber in V i n t l e r s B. der Tugent ist unsicher: ZfVk. 1913, 133 v. 8189. *") A e l i a n Var. Hist. 1, 48 (1, 22, 6 ff. Jacobs). *") B r e v i n u s N o r i c u s 323. , M ) M e n s i n g 1. c. 1024—1025. wo) M e i e r Schwaben 220, 3; B i r l i n g e r Volhsth. 1, 123 Nr. 181, 1. Über einen Zauber, mit dem man weiße Raben bekommt, berichtet B i r l i n g e r Schwaben 1, 436. ®") Lechrain 82—83; ebenso in Schwaben: B i r l i n g e r Schwaben 1, 397 bis 398. »'») Z i n g e r 1 e Tirol 87, 736. •") K ü n z i g Bad. Sagen 51, 149. »'«) ZfdMythol. 3, 331. *") P l i n i u s Historia Naturalis 10, 32; P a u l y - W i s s o w a 1, 76. *") K ü h n a u Sagen 2, 307. 926, 2; vgl. 329, 931. *") D e r s . 1,472,498. *") SAVk. 1905, 275, 108; vgl. A. 23. "•) T h a r s a n d e r 2, 575; über Schadenzauber mit dem Schlangenei, vgl. A e l i a n n , 34 = 1, 260, 16 ff. Jacobs; Ober das Schlangenei, bestehend aus dem Geifer der Schlange: Kloster 9, 957; S c h a m b a c h M ü l l c r 186, 199. "•) BlpommVk. 10, 92, 6. M1) G r o h m a n n Sagen 117; vgl. A. 64—67. "*) S o l d a n - H e p p e 2, 413; vgl. Z e d i e r Universallex. 8, 2414. *") J o h n Westböhmen 323; über Eiweiß im Diebeszauber: HessBl. 22 (1924), 62. » ) K . L a t t e Die Religion der Römer (in Bertholets Rel. Lesebuch B. 5) 47—48 Nr. 38. »') Z i n g e r l e 1. c. 149, 1290 = ZfdMythol. 2, 422 Nr. 69. M«) Urquell 2 (1891), 56; W l i s l o c k i Magyaren 50. va) Oberpfalz 3, 282, 4; vgl. den ernstgemeinten obszönen Zauber der Dieris in Australien: F r a z e r Totcmism 1, 359. 3M) B i r l i n g e r Schwaben 1, 462. "') Magiologia 733. s,°) G o c k e l i u s Tractatus polyhistortcus-magicomedicus-curiosus (Frankf. 1699) 57- SM) BlpommVk. 9, 2; über Eierschadenzauber bei den Litauern: S a u s s a y e B e r t h o l e t - L e h m a n n 2,536. »") W i t z s c h e l 1. c. 2, 270, 53. '") S c h ö n w e r t h 3, 200, 3. SM) S t a r i c i u s Heldenschatz 105.
B a r t s c h 1. c. 2, 349, 1638; vgl. W. 475;
631 dasselbe Mittel gegen Verwundung: J ü h l i n g Tiere 221; W o I i Beitr. 1, 226; vielleicht hängt dieser Zauber mit der Vorstellung von der außerhalb des Körpers in dem Ei wohnenden Seele und Lebenskraft zusammen: B o l t e - P o l i v k a 3, 439—440. •*«) Z i n g e r 1 e Tirol 82, 692 (Völs); über schwarze Hennen: K W . 14, 3, 41 ff.
20. f) D a s E i i m H e i l z a u b e r " ' ) : Neben der Verehrung des Eis als empirisch erprobtes Fruchtbarkeitssymbol und Quelle sexueller K r a f t spielt im eigentlichen Heilzauber wieder der Sympathiezauber die Hauptrolle. Da außerdem das Volk hinter jeder Krankheit einen bösen Dämon vermutet, so wirkt auch der Glaube an die apotropäische K r a f t herein. In diesem Glauben an die übelabwehrende K r a f t des Eis konnte sich das Volk durch die Formel der Benedictio ovorum bestärkt fühlen: ut fiat eibus salubris tuis fidelibus in tuarum gratiarum actione sumentibus M8 ). Bei Mergentheim wird gegen Fieber ein Ei, mit weißem Faden vollständig umwickelt, ins Feuer gebracht und gesprochen: Im Namen . . . , dreimal m ) . Wird das Ei schwarz, so muß der Fieberkranke sterben. Ein anderer Zauber befiehlt, daß der Fieberkranke das Ei mit der Hand fasse, welches dann in den Hof geworfen wird 400). Nach Zimmermann mißt man einen roten Faden dreimal an dem ausgespannten Arm des Kranken, wickelt diesen um ein Ei und wirft das Ei ins Feuer 4 0 1 ). Paracelsus erwähnt ein Mittel: Man füllt ein Ei mit dem Blut des Kranken und backt es im Backofen, das heilt alles. Man legt das Ei auf den Leib des Kranken und vergräbt es dann in die Erde 402). Ein altes Rezept aus Schlesien rät „wider Schwindtund Gelbsucht: Laß die Medianader und tu das Blut in eine Eierschale; diese wird von einer Henne 14 Tage bebrütet und dann gib sie einer hungrigen Henne zu fressen" 402 »). Nach Schweizer Überlieferung verpflöckt man gegen den Leibschaden eines Kindes das Ei einer schwarzen Henne am Karfreitagmorgen in eine Eiche 40a ). Der häufigste Übertragungszauber 4M ) besteht darin, daß man, wie z. B. in Mecklenburg 405 ), das Ei im Urin kocht, bis der Urin zur Hälfte ein-
Ei
632 gekocht ist, dann bohrt man das E i an, trägt es schweigend in den Wald und legt es in einen Ameisenhaufen 1 M ); man wirft das Ei auch wie in Baden 1. c. 191. ) L e o p r e c h t i n g 1. c 150; dasselbe bei V a r r o I.e. 3 , 9 , 16; vgl. C o l e r 500 und 509. K 0 ) M a e n n l i n g 192; über die Beeinflussung des Geschlechtes: B a c h o f e n Grdbersymb. 4; B o h n e n b e r g e r 16; H ö h n Tod Nr. 7, 323; J o h n Erzgeb. 234; K n o o p Hinterp. 173, 166; M e y e r 1. c. 410. 4 1 2 ; P a u l y - W i s s o w a 7, 1, 908. " ' ) H. L. Fischer Abergl. 9 1 . "») G r i m m I.e. 3, 468, 917 (Bayern). 5 " ) D e r s. I.e. 3, 462, 800; S c h ö n b a c h Berth. v. R. 1 5 1 ; A n h o r n Magiologia 134; in Schwaben aber 21
Eibe
643
muß man die Henne am Freitag um 11 Uhr set-
zen: B i r l i n g e r ,M)
Volksth.
1,473^.699,3.
G r i m m 1. c. 3, 461, 762. ***) BlpommVk. 3, 90. "•) G r i m m 1. c. 3, 435, 18; F i s c h e r 1. c. 197; B i r l i n g e r Schwaben i , 400. "') M e s s i k o m m e r 1, 183. » ) S c h ö n w e r t h 1. c. "•) Z i n g e r 1 e Tirol 83, 694. P a u l y - W i s s o w a 1, 49—5°- M1) Z i n g e r l e 1. c. 83, 695; vgl. Des Vortrefflichen Engelldnders T h om a e Brown.... Pseudodoxia epidemica. . in M 1 7 Büchern (1680) 704. ) C o 1 u m e 11 a 8, 5 , 1 1 . "») A r i s t o t e l e s nepl £c6a>v ysv. 3, 27. 5 ") ZfdMythol. 3, 315, 66; vgl. D r e c h s l e r 1. c. 2, 90; E b e r h a r d t 20; G r o h m a n n 139, 1021; M e y e r I.e. 412; S f e b i l l o t 3, 230; S a r t o r i 1. c. 2, 131; W. 673; ZrwVk. 1909, 196; ZfVk. 1893, 38; F o g e l 1. c. 182, 879; 183, 880; 184, 890 ( = Alemannia 20, 284);
1 8 3 , 8 9 1 ; 1 8 6 , 8 9 9 und 900; B a v a r i a 2 a, 304.
«••) F i s c h e r I.e. 197; bei den Slaven darf man nicht pfeifen und tanzen: Anthropophyteia 10, 99. "•) H o f f m a n n - K r a y e r 23. ' " l M a e n n l i n g 243; vgl. G r i m m 1. c. 3, 414 ff. «") S t r a c k e r j a n 2, 155. 385. 25.Allerlei G e b r ä u c h e und A b e r g l a u b e n : Dem Fremden, der zum erstenmal ins Haus kommt, gibt man ein Schwätzei 86 *) (vgl. § 21), ebenso einem seltenen Besuch 870); wenn er keinen guten Eindruck macht, wirft man ihm die Eierschalen 5 7 1 ) nach (apotropäisch). Eier soll man nur daheim m ) und nicht ohne Salz 878) essen. Man muß sie mit Brot essen, sonst bekommt man das kalte Fieber 874). Eier und Äpfel darf man nicht auf die Reise mitnehmen 676). Wer Eier ißt, muß sieben Torheiten begehen 574). Wer ein Ei stiehlt 577), hört mit dem Stehlen nicht auf. Wenn man bei Tisch von Vögeln redet, die man kennt, saugt der Kuckuck die Eier aus 878 ). Ein rotes Ei 87 *) zieht den Schwefel aus dem Wein. Auf ein faules Ei treten bedeutet Glück M 0 ), ebenso Eier fallen M 1 ) lassen und finden M 2 ); dagegen auguriert man in Schlesien auf Unglück, wenn einem Mädchen ein Ei aus der Schürze fällt 8M ). Von Eiern t r ä u m e n , bedeutet schon im Mittelalter Unglück i M ) : dar zuo müeze im von eijern sin getroumet (Reimar von Zweter). Dieser Glaube ist allgemein in Deutschland 888), in England orakelt man auf Gefahr 5 M ); im Traumbuch Artemidori bedeutet das Träumen von Eiern für Ärzte Glück, Träumen von wenig Eiern
644
Gewinn, von vielen Angst und N o t 687). Sehr o f t deutet man diesen T r a u m auf Tod 888), Verdruß 88 «) und S t r e i t " " ) , in Schlesien auf Krankheit, Feuer, Freundestod M 1 ). "») S a r t o r i S. v. B. 2, 177; H ü s e r 3, 4. s,°) B i r l i n g e r Volksth. 1, 497 Nr. 16; S a r t o r i Westf. 130; H ö h n Geburt Nr. 4, 277. »>) S a r t o r i Westf. 1. c. »") S c h ö n w e r t h I.e. 3, 281. »'*) W. 459. «") M e n s i n g 1. c. 529. 1024. '") ZföVk. 1897, 2°. 96. *'•) D r e c h s l e r 1. c. 2,192, 225; A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 4, 189; im Ei sind sieben Sünden: SAVk. 24, 66. »") S c h ö n w e r t h I . e . 3, 281 f . ;
Urquell
4
(1893),
"8,
71;
SAVk. 12 (1908), 153, 481; 24, 66. "») P e t e r Österreichisch-Schlesien 3, 212; ZfVölkerpsychol. 18, 263. Z e d i e r Vniversallex. 8, 2416. «") Schweizld. 1, 14. M1) Ebd. 3, 74, 18. "*) B i r l i n g e r Schwaben 1, 397; ZfVk. *9°3. 99; dagegen S c h ö n w e r t h 1. c. 3, 281 f.
Ma )
K ü h n a u Sagen 3, 365, 1747 A . 1.
"•) 221, 12 = 520 Roethe, der 624 noch Lit. anführt; G r i m m Mythol. 3, 332; HessBl. 15, 130 Nr. 16. Dagegen K o p p Palaeo-
graphia critica 4, 291.
Ms)
Zingerle
1. c. 34,
261; E n g e l i e n u. L a h n 285. 288; H ö h n Tod Nr. 7, 311; S c h ö n w e r t h 1. c. 3, 271; A n d r e e 1. c. 404; ZfVk. 1908, 312; SAVk. 5, 30; ZfdMyth. 1, 203; R o t h e n b a c h Bern 45 Nr. 424. "•) B e r g e n Cur-
rent superstitions 72, 5 1 0 — 5 1 2 . U7) Traumbuch Artemidori des Griechischen Philosophi sampt
einer Erinnerung P h i l i p p i c h t h o n i s (Straßb. 1624), 279.
MelanUrquell
6Sa)
N . F . 1 (1897), 1 5 ; Z r w V k . 1908,241; SchweizVk.
4,42. —) Schweizld. 1, 15. Drechsler I.e. 2, 202; W o l f Beitr. 1, 239; W. 325; SAVk. 7, 135; ZfVk. igio, 384; F o g e l 1. c. 75, 256 = Alemannia 19,166; ZföVk. 1902, 223; ZrwVk. 1915, 58; K e b r e i n Nassau 2, 255, 59; W i t z s c h e 1 1. c. 2, 285, 106; C u r t z e Waldeck
386, 89.
Ul)
K üh na u
Sagen 1. c.
Eckstein. Eibe (Taxus baccata). I. B o t a n i s c h e s . Ein in Deutschland im Aussterben begriffener Nadelbaum, der sich von der ziemlich ähnlichen Tanne (Abies pectinata) dadurch unterscheidet, daß die Nadeln eine einfache (nicht geteilte) Spitze haben und auf der Unterseite grün (nicht weißlich) sind. Das Hauptmerkmal sind die roten, beerenartigen Früchte. Hin und wieder kommt die E. eingesprengt in Wäldern vor, größere Bestände sind jedoch sehr selten. Häufig wird die E. in Anlagen, in Parken und auf Friedhöfen angepflanzt 1 ). Marzeil
Kräuterbuch 82 f.
Eiche
645
2. Die E. wurde anscheinend besonders bei den alten Kelten hoch verehrt. Sie soll auch der „ T o t e m b a u m " der Eburonen (germanischer Volksstamm an der Maas) gewesen sein 2 ). Jedenfalls spielte sie im Totenkult eine bedeutende Rolle, sie ist im ehemaligen Keltengebiet (besonders auf den britischen Inseln) ein sehr häufiger Friedhofsbaum. Das dunkle, düstere und immergrüne Nadelkleid (und vielleicht auch die Giftigkeit) lassen die E. als Baum der Toten erscheinen s ). Andrerseits galt aber auch die E. schon früh als d ä m o n e n v e r s c h e u c h e n d . Ein Stückchen E.nholz auf dem nackten Körper getragen, half gegen Behexung 4 ). Die Zwerge in den „Kammerlöchern" bei Angelrode (Thüringen) wurden dadurch vertrieben, daß man E.nzweige vor die Eingänge ihrer Höhlen legte. Noch Ende des vorigen Jahrhunderts wanderte dort die Bevölkerung am Trinitatissonntag nach dem „weißen Stein" und zu den Kammerlöchern, brach E.nzweige und steckte diese kreuzweise in Keller, Küchen, Stuben und Ställe, damit Zwergen und Hexen der Eintritt verwehrt würde. Der Brauch blieb, nachdem der sich daran knüpfende Aberglaube verschwunden w a r 6 ) . Im Spessart galt der Spruch: Vor den E.n Kann kein Zauber bleiben '),
ein Glaube, der auch in Immermanns „Münchhausen" 7 ) in dem Waldmärchen „Wunder im Spessart" literarisch verwendet wurden Auch in anderen Ländern gilt die E. als zauberwehrend, so bei den Wenden 8 ), in Bosnien 9 ). In Spanien sollen die E.nzweige vor dem B l i t z schützen 1 0 ). Übrigens ist die E. nicht selten ein Bestandteil des zauberabwehrenden „ P a l m s " (s. d.). *) M a c C u l l o c h Ret. of arte. Celts 191 1, 201 ff. ') H o o p s Reallex. 1 , 5 1 g ; M e y e r Germ. Myth. 258. 4) W o 1 f f Scrutin. amulet. med. 1690, 138. 5) B e c h s t e i n Thüringen • 295; W i t z s c h e l Thüringen 1, 170; 2, 209; ZfVk. 12, 194. •) H e r r l e i n Sag. d. Spessarts 1851, 135; Bavaria 4, 196. 7) Hrsg. v. Vesper 1913, 490. ') S e l i g m a n n Blick 2, 60. •) Wissensch. Mitt. aus Bosnien u. d. Herzegowina 4,443; 7, 350; ZföVk. 6,169. 10 ) B ur n e Hb. of Folkl. 1914, 32.
646
3. In der S y m p a t h i e m e d i z i n wurde gegen T o l l w u t ein Butterbrot, in das magische Zeichen geritzt wurden, und das mit geschabtem E.nholz bestreut war, eingegeben (Ostpreußen) u ). — Die Rolle der E. in der Volkskunde wurde schon öfters behandelt 1 2 ). u ) Deutsche Wissensch. Ztschr. f. Polen 1923, 81; vgl. auch G o t t s c h e d Flora prussica 1703, 266. l l ) Naturwissensch. Wochenschrift 1899, 257; K o r s c h e i t Über die E. und E.nstandorte. Zittau 1897; L e m k e Die E. in der Volkskunde in ZfVk. 12, 25—38. 187—189; M a r z e i l Die E. in Mitt. der Deutsch. Dendrol. Gesellsch. 40 (1928), 105 bis 110; N e u m a n n Aus Leben, Sage und Geschichte der E. Abhandl. z. Jahresber. des Bautzener Gymnasiums. Bautzen 1908.
Marzell.
Eiche (Quercus robur). 1. Botanisches. — 2. E.nverehrung. Heilige E.n. — 3. E. als Gewitterbaum. E. im Feuerkult. — 4. E. als böser, unheimlicher Baum. — 5. E. als Apotropaeum. — 6. Volksmedizinisches (Übertragen von Krankheiten. Durchkriechen). — 7. E. u. Eichel im landwirtschaftlichen Aberglauben. — 8. Verschiedenes. — 9. Literatur.
1. B o t a n i s c h e s . In Deutschland kommen zwei E.narten vor, die aber wegen ihrer großen Ähnlichkeit vom Volk meist nicht näher unterschieden werden: die Stiel-E. (Sommer-E. ; Quercus robur) mit ganz kurzgestielten Blättern, jedoch auf langen Stielen sitzenden Früchten, und die Stein-E. (Trauben-, Winter-E.; Q. sessiliflora) mit langgestielten Blättern und sitzenden Früchten. Die letztgenannte A r t reicht nicht so weit nach Norden (etwa bis zum 6o° n. Br.) wie die Stiel-E. 1 ). In Deutschland war die E. zur Römerzeit und im frühen Mittelalter sehr verbreitet; es handelte sich aber nicht um reine E.nbestände, sondern um Mischwälder, in denen die E. vorherrschte 2 ). ') M a r z e l l Kräuterbuch Reallex. I, 520 ff.
91 f. *) H o o p s
2. Die E. gehörte im germanischen Altertum (und auch bei anderen indogermanischen Völkern) zu den am meisten verehrten Bäumen 8 ). Der Grund dafür dürfte, abgesehen von der mächtigen Baumgestalt, auch der gewesen sein, daß sie in der Urzeit ein menschlicher Nahrungsbaum war 4 ). H ö f 1 e r s ) hält es 31*
647
Eiche
für wahrscheinlich, daß die E. ein vegetabilisches T o t e m der Kelten war. Einen Nachklang dieser E.nverehrung dürfen wir in den zahlreichen Sagen von heiligen E.n sehen, wie sie in allen Gegenden Deutschlands nachzuweisen sind •). So stand früher in der Bauernschaft Hellern bei Osnabrück auf einer Wiese eine E., von deren Ästen oder Blättern weder das geringste aufgelesen, noch gar auf dem Herde verbrannt werden durfte 7 ). Bei der Christianisierung wurde die heidnische Verehrung mancher dieser E.n auf christliche Heilige, besonders auf die hl. Maria, übertragen. „Marien-E.n", von denen die Sage erzählt, daß ein Hirte, ein Bauer usw. einst das Bild der Gottesmutter im Stamme gefunden, daß dann neben oder über die E. eine Kapelle gebaut worden und so ein Wallfahrtsort entstanden sei, erscheinen im ganzen deutschen Sprachgebiet *). *) G r i m m Myth. 2 , 5 4 1 ; U s e n e r Sintflut 247; M a c C u l l o c h Ret. of anc. Celts 1 9 1 1 , 1 9 8 f. *) B o 11 e Die E.nfrucht als menschliches Nahrungsmittel in Z f V k . 1, 138 f f . ; Brockmann - Jerosch Die ältesten Nutz- und Kulturpflanzen in Vierteljahrsschr. der naturforsch. Ges. zu Zürich 62 (1917), 86 ff. *) Kelten 14. •) G r i m m Myth. 1, 59. ') S a r t o r i Westfalen 67; vgl. Kuhn Westfalen 1, 60. •) Z. B. W o 1 f Beiträge 1, 200; G r e d t Luxemburg 271 ff. ; H ö f 1 e r Waldkult 102; Germania 16 (1871), 47; M e i e r Schwaben 323; Bavaria 2, 795; Stöber Elsaß 1, 39; 2, 25. 168; W a g l e r E. 2, 49—56; auch in Frankreich kennt man solche Sagen von „chênes de Notre-Dame" : R o l l a n d Flore pop. 10, 137, ebenso in Italien: F L . 12, 455.
3. Besonders wurde die E. bei den europäischen Indogermanen mit dem G e w i t t e r g o t t in Verbindung gebracht. Bei den Germanen war sie der Baum des Donar 9 ). Der Grund dafür ist wohl darin zu suchen, daß die E. unter den einheimischen Bäumen ganz besonders häufig vom Blitz getroffen wird, was auch naturwissenschaftliche Untersuchungen bestätigt haben 10). Die Ideenverbindung E.-Blitz-Feuer äußert sich auch vielfach im Aberglauben. Bei einem Gewitter darf man nicht unter E.n unterstehen, da trifft einen das Wetter, weil sich Judas an einer E. aufgehängt hat u ) . Man scheut sich, E.nzweige zu Bändern,
648
Garben und Strohdächern zu verwenden, weil sie den Blitz anziehen w ü r d e n 1 2 ) . Dagegen schlägt der Blitz nie in einen „männlichen" (d. h. keine Früchte tragenden) E.baum 1S ). Nach dem Glauben der alten Preußen gab es gewisse E.n, deren Holz besonders leicht (beim Reiben) Feuer fangen sollte 14 ). Zu Weihnachten verbrannte man im Rheinland und in Westfalen einen E.nklotz, dessen Holzreste vor Donner schützten und dessen Asche die Felder fruchtbar m a c h t e 1 6 ) . Der „Christblock", der bei romanischen Völkern und besonders bei den Südslawen (serb. „ b a d n j a k " genannt) an Weihnachten angezündet wird und dessen Reste besondere Heilkraft haben sollen, ist ein E.nb l o c k l e ) . E.nholz wurde zur Entzündung des „Notfeuers" (s.d.) b e n u t z t 1 7 ) . Das Holz, das am Karsamstag im Osterfeuer angezündet wird (der „Judas") und Schutz gegen Zauberei und Krankheit bieten soll, wird meist von der E. genommen 18). E.nholz bzw. -rinde, die vom Blitz getroffen sind, haben zauberische Eigenschaften. Ein Pferd kann man hinkend machen, wenn man einen Splitter einer vom Blitz getroffenen E. in den Pferdetritt (Hufspur) steckt 1 9 ). Die Rinde einer vom Blitz getroffenen E. im Garten aufgehängt, macht, daß kein Bienenschwarm über den Zaun fliegt (Schleswig) 20). Die Schweine schützt man vor Finnen, wenn man ihr Futter mit einem angekohlten Stück E.nholz umrührt 2 1 ). Schließlich gehört auch die Rolle der E. im F r u c h t b a r k e i t s a b e r g l a u b e n (Donar als Fruchtbarkeitsgott! Beziehung zwischen Gewitter und Fruchtbarkeit!) hieher, wobei auch ihre einstige Bedeutung als „nährender" Baum (vgl. oben) mitgewirkt haben mag. In einem Walde bei Dahle (Westfalen) stand ehedem eine große E., zu der die Brautpaare hinauszogen, sie dreimal umtanzten und ein Kreuz hineinschnitten 22). In Holstein (beim Forsthaus Dodau) ist eine „Bräutigams-E.". Wenn ein Mädchen dreimal herumläuft, so bekommt es einen Mann. Hier scheint aber der Glaube erst in neuester Zeit entstanden zu sein, weil die Tochter eines Försters sich unter dem Baum trauen
649
Eiche
ließ 2S ). Über ein E.nscheit läßt man die K u h zum Fairen schreiten, damit sie ein K u h k a l b bekommt M ). *) G r i m m Mytk. 1, 141 f. 153; Mannhardt Germ. Myth. 138; Ztschr. f. vergl. Sprf. 15 (1865), 100 f f . ; F r a z e r 2, 347 ff.; B a i d e r 2 (1913), 89. 298; F o w l e r The oak and the thundergod in A R w . 16, 3 1 7 — 3 2 0 und F L . 23, 480 f.; H. M. C h a d w i k The oak and the Thunder-god in Journ. of the Anthrop. Inst, of Great Brit. 30 (1900), 2 2 — 4 4 ; L . v . Schröder Arische Reltg. 2 (1916), 614. 10) Stahl Blitzgefährdung der verschiedenen Baumarten 1912, 59 f. n ) F i s c h e r Schwab. Wb. 2, 556. " ) Schweizld. 1, 72. « ) W o l f Beiträge 1, 237. " ) P r a e t o r i u s Deliciae ls) M e y e r pruss. 19. Germ. Myth. 85. '•) M a n n h a r d t 1, 225; Y e r m o l o f f Volkskalender 522 f . ; S c h n e e w e i s Weihnachten 188. 17 ) K u h n Herabkunft d. Feuers 1886, 44. " ) M e y e r Baden 98; Wilde Pfalz 47; Marzeil Bayer. Volksbot. 26. ") S t e r z i n g e r Aberglaube 178; Montanus Volksfeste 160. so) Urquell 6, 21. 2 l ) W i r t h Beiträge 6 — 7 , 19. " ) K u h n Westfalen 2, 44. **) L a u l f e r Niederd. VolksM kunde 89. ) B o h n e n b e r g e r 22; E b e r h a r d t Landwirtschaft 16.
4. Als Baum, der in der heidnischen Zeit große Verehrung genoß, kam die E. in den Ruf eines b ö s e n , teuflischen oder •wenigstens u n h e i m l i c h e n B a u m e s . Weit verbreitet ist die Sage, daß die Blätter der E. deswegen gebuchtet sind, weil der Teufel, als er sich in seiner Hoffnung (z. B. die Seele des Menschen zu erhalten) getäuscht sah, ergrimmt mit seinen Krallen durch die Blätter der E. fuhr, eine Sage, die auch Hans Sachs 2 6 ) in seinem Schwank „ D e r Teufel und die G e i ß " verwertet hat 24). Sagen von Teufels- oder Hexene.n, in deren Umgebung es nicht geheuer ist, sind nicht selten 27). Die Hexen lesen E.nlaub in ein Mannshemd und hängen es angefüllt mit den Blättern an einen Baum: sofort erhebt sich der Wind, der allen Regen vertreibt M ) ; auch sollen die Hexen E.nlaub in Töpfen zum Sieden bringen, um Sturm und Hagel zu erzeugen Im Hexenprozeß wird eine Hexe beschuldigt, eine Frau gelehrt zu haben, sie solle ein Reis von einer E. brechen und eine K u h damit bestreichen, dann sterbe das Tier M ). " ) Werke hrsg. v . A . v . K e 11 e r u. G o e t z e 5, 143 ff. " ) 1 B. Z i n g e r l e Tirol 1857, 6 1 ; A l p e n b u r g Tirol 391; Z f V k . 9, 376;
650
D ä h n h a r d t Naturgesch. Volksmärchen 1898, 4 1 ; Urquell 6, 72. " ) Z . B . G r ä s s c Preußen 1, 422; 2, 295; P a n z e r Beitrag 2. 202; K ü h n a u Sagen 2, 203. 572. * ) G r i m m Myth. 910. ») E b d . 897. ») Z f d M y t h . 2, 71.
5. Die E. (besonders ihre Blätter) gilt aber auch als z a u b e r w i d r i g. Sie vertreibt elbische Tiere. Die Schlangen flüchten, wenn man E.nblätter auf sie wirft 31 ). Wenn eine K u h ihr erstes K a l b trägt, gibt die Bäuerin E.nlaub in den Milchsechter, dann kann niemand der K u h die Milch nehmen 32 ). Ist die Milch einer K u h blutig, so muß man diese durch einen „ E . n d o p p " (d. h. ein Stück E.nholz, in dem eine natürliche Öffnung ist) melken ss ). Dem Vieh wird Salz in einer Portion zerschnittenen E.nlaubs gereicht gegen Krankheit und Unfall 3 i ). Kühe, die zum erstenmal auf die Weide getrieben werden, bekommen drei E.nblätter (Mittelfranken); auch altes vorjähriges E.nlaub, am Karfreitag vor Sonnenaufgang gesammelt, dem Vieh zum Fressen gegeben, schützt vor Krankheit (Oberbayern) 3S). Ein am Karfreitag vor Sonnenaufgang in die Stube und die Ställe gelegtes Stück E.nholz schützt das ganze Jahr vor der Zauberei des Teufels (Tirol) 34). Um die Hühner vor dem Fuchs zu schützen, schlägt man drei E.npfähle in den Garten; soweit der Schall der Schläge dringt, ist der Fuchs gebannt (Mittelfranken) 37). Eine ,,kunst alle Zauberei und malefitz" aus dem Menschen zu treiben empfiehlt, frisches E.nlaub (mit anderen Mitteln) als Pflaster überzulegen (Schwyz, 17. Jh.) M ). In Schlesien (Kr. Neisse) werden in der Johannisnacht kleine Zweige von E.n an Fenster und Türen gesteckt, um die Hexen abzuhalten, auch Kränze von E.nlaub (mit eingeflochtenen Blumen), die im eigenen Haus verfertigt sind und über keine Schwelle getragen werden dürfen (vgl. neunerlei Blumen), werden vor das Fenster gehängt M ). Bierhefe wird, ehe man sie in die Maische bringt, mit einem belaubten E.nzweig gestrichen 40). Das erinnert daran, daß die ebenfalls mit dem Blitz in Verbindung gebrachte „Donnernessel" (s. Brennessel) zum Bier gelegt
Eiche
65I
wird. Auch in F r a n k r e i c h u n d bei den L i t a u e r n g i l t die E. als zauberwehrend. *') M i z a l d u s Hortorum Secreta 1574, 16, offenbar nach einer antiken Quelle, vgl. P 1 u t a r c h Quaest. conviv. 2, 7. " ) A u s einem Codex des 1 4 . — 1 5 . Jhs. der Bibl. St. Florian: Grimm Myth. 3, 416. " ) K u h n Mark. Sagen 379. **) M e y e r Baden 137. **) M ä r z e 11 Bayer. Volksbot. 24. 204. *•) Z f V k . 9, 376; vgl. auch B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1862, 130. 155. " ) M a r z e i l Bayer. Volksbot. 195. ») S A V k . 15, 181. ») K ü h n a u Sagen 3, 39; MschlesVk. 13, 86. " ) S t r a Ick e r ] a n Oldenburg 1, 126. 41) S 6 b i l l o t Folk-Lore 3, 388. 390. " ) B e z z e n b e r g e r Litauische Forsch. 76.
6. In der Volksmedizin **) gehört die E. zu den Bäumen, die sich besonders zum Ü b e r t r a g e n von Krankheiten eignen. Vor allem handelt es sich hier um die ,, Gicht", wo der Segenspruch z. B. lautet: . Eichbaum ich klage dir, Die Gicht, die plaget mir; Ich wünsche, daß sie mir vergeht Und in dir besteht.
Im Namen usw. **). Auf ähnliche Weise wird das Fieber 4 6 ) und das Zahnweh ( „ S t . Petrus stand unter einem E.nbusch" usw.) 48) vertrieben. Wer an Mundfäule leidet, stelle sich zwischen zwei oder drei E.n, nehme einen Zweig davon, fahre damit dreimal an den geschlossenen Zähnen hin und her und sage dabei: Mundfaul geh hin und wieder, Geh aus allen meinen Gliedern Und kimm (komme) nie wieder.
Im Namen Gottes usw. 47 ). Das K o p f w e h wird besprochen: Eichbaum, ich hör dich rauschen, G(e)schoß und Nachtg(e)schirr t u t mir tauschen (Be)halt's bis zum jüngsten Tag, Bis ich's wieder haben mag M ).
Zum Durchkriechen bzw. Durchziehen (s. d.), um Krankheiten (vor allem Brüche) loszuwerden, eignet sich ebenfalls besonders die E. 4 '). Gewisse E.n genießen in dieser Hinsicht eine besondere Berühmtheit, z. B. eine Wundereiche in Schleswig 60 ), die ,,Krup-E." bei Volkshagen S1 ). Mit Vorliebe werden ferner Krankheiten in die E. v e r b o h r t , indem Finger- oder Zehennägel, abgeschnittene Haare usw. in den Stamm ge-
652
steckt und dann zugepflockt werden. Die K u r wird angewendet bei G i c h t M ) , Zahnschmerzen M ), Brüchen M ), Gliederschwund u ) , englischer KrankheitM), Kropf w ), Stickfluß »). Auch Kleidungsstücke des Kranken werden an die E. gebunden, um die Krankheit auf den Baum zu übertragen M ). Wenn der erste ausgefallene Zahn eines Kindes unter einer E. vergraben wird, so erleichtert das den Durchbruch der übrigen Zähne E.nholz am Johannistag vor Sonnenaufgang stillschweigend auf den Leib gestrichen, heilt alle offenen Schäden 4 1 ). E.nlaub in kleinen Säckchen um den Leib gehangen, soll für die „aufsteigende Gebärmutter" helfen 82). Damit das Vieh das „ B l u t nicht bekommt", füttert man es am Karfreitag mit vorjährigem E.nlaub, das noch an den Bäumen war 4S). Das im Herbst noch auf den E.n sitzende Laub wird ausgekocht; in das heiße Wasser steckt man gefrorene Hände und Füße, wodurch der „ F r o s t herausgezogen wird" M ). Der „ S i n n " dieses Brauches ist offenbar der, daß das noch in der kalten Jahreszeit am Baum hängende Laub auch die Kälteschädigungen vertreiben muß (s. Herbstzeitlose). Geschwüre werden mit E.nlaub, das in Weihnachtswasser eingetaucht wurde, zugebunden 85 ). Gegen Kolik helfen E.ln, die an dem Tag, wo die Sonne in den Skorpion geht, gesammelt worden sind, ohne daß sie die Erde berührten 68). Das Regenwasser, das in einem alten E.nstumpf stehen geblieben ist, hilft gegen Sommersprossen w ), gegen Warzen m ) und gegen Blutharnen 89 ). In letztgenanntem Fall mag eine gewisse Wirkung vorhanden sein, da dieses Wasser aus dem E.nholz Gerbstoff aufgenommen hat. Das alte Kultmittel ist zum empirischen Mittel geworden TO ). « ) Vgl. auch M. Sal. E e i n a c h Le chine dans la médecine populaire in: L'Anthropologie 4 (1893), 32—35- " ) E n g e 1 i e n und L a h n 267; Z f V k . 7, 167; vgl. auch B a r t s c h Mecklenburg 2, 403. 409. ") K u h n und S c h w a r t z 439; Z f V k . 7, 69. " ) Romanusbüchlein 33. 47) B a u m g a r t e n Aus d. Heimat 1862, 130. **) H ö h n Volksheilkunde 1, 124. «) Z. B . H u ß Aberglauben 4; P a n z e r Beitrag 2, 201. 301 ; W o e s t e Mark 54; Bartsch Mecklenburg 2, 321 f.; W i r t h
653
Eiche
Beiträge 6—7, 27; D r e c h s l e r 2, 278; Pollinger Landshut 291; Marzell Bayer. Volksbot. 163; vgl. auch Mann h a r d t Germ. Myth. 135; S 6 b i 11 o t Folk-Lore 3, 418; F r a z e r Balder 2, 170 f. 60) G r ä s s e Preußen 2, 1037; B a r t s c h Mecklenburg 1, 417 f. " ) Natur u. Haus 12 (1904), 69 ff. m. Abbild. " ) F r o m m a n n De Fascinatione 1008; Bartsch Mecklenburg 2, 109. " ) E n g e l i e n u. L a h n 262; K u h n Mark. Sagen M 384. ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 104; Seyfarth Sachsen 200; Rochholz Kinderlied 336. " ) H ö h n Volksheilkunde I, 95. " ) B o h n e n b e r g e r 13. ") H ö h n Volksheilkunde 1, 88. ") F o g e l Pennsylvania 330. ") MschlesVk. 16, 12. M) L a Dim e r t 128. •') G r i m m Myth. 3, 471. •») H ö f 1 e r Waldkult 104. " ) L ö b e Altenburg 445 = Veckenstedts Zs.2, 359 (hier falsch wiedergegeben). •*) K n o o p Hinterpommern 176. •*) M e y e r Baden 529. ••) B a r t s c h Mecklenburg 2, 112. " ) ebd. 2, 362. ") ZfrwVk. 1913, 191 = W r e d e Eifler Volkskunde* 97. «) H ö f l e r Waldkult 105. *>) ebd. 7. E . u n d E i c h e l im landw i r t s c h a f t l i c h e n Aberglaub e n . Wenn die E . n b l ü t e wohl gerät, soll ein gutes Schmalzjahr w e r d e n 7 1 ) . Wenn die E . viele F r ü c h t e trägt, verkündet das eine gute E r n t e 7 2 ) , ein Glaube, der sich bereits in der A n t i k e nachweisen l ä ß t : Wenn die rcpivoj ( = Stein-E. ( Quercus ilex) viel Früchte trägt, so bedeutet das einen Reichtum der Feldfrüchte 7 3 ). A n drerseits bedeuten aber auch viele Eicheln gerade das Gegenteil, nämlich eine karge E r n t e 7 4 ) . Viele Eicheln bedeuten auch einen strengen oder langen Winter und viel Schnee 76 ). Auch dieser Glaube ist schon in der Geoponica 7 6 ) aufgezeichnet. Ein strenger Winter steht bevor, wenn die E . n ihr L a u b lang behalten " ) oder die Eicheln tief in ihren Fruchtbechern s t e c k e n r e ) . Wenn es an J a k o b i (25. J u l i ) regnet, so verderben die Eicheln (werden wurmstichig, fallen ab) 79 ) Das gleiche gilt v o m J o h a n n i s - m ) und E u s t a c h i u s t a g {2. November) 8 1 ) ; vgl. Buche. " ) Bauernpraktik v. J. 1514; S c h r e g e r Hausbüchlein 1770, 128; Z i n c k e Allgem. oecon. Lexik* 2 (1744), 1836; Y e r m o l o f f Volkskalender 114. " ) Z.B. S t r a c k e r j a n r, 27; ebenso in Rußland: Y e r m o l o f f Volkskalender 383 und in Frankreich: R o l l a n d Flore pop. 10, 152. ,3 ) Geoponica rec. B e c k h 1895, 11. 14. " ) G o t t s c h e d Flora prussica 1703, 214; auch in Frankreich
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heißt es „Année de glands, année de cher temps" : R o l l a n d Flore pop. 10, 152. " ) Z. B. C o 1 e r u s Calender 1604, 197; S c h r e g e r Hausbüchlein 1770, 132; F i s c h e r SchwäbWb. 2, 557; Schweizld. 4, 983. '•) a.a.O. 1 , 4 , 1 . " ) F i s c h e r Schwäb. 2 > 555; MschlesVk. 6, 14. " ) F i s c h e r Schwäb.Wb. 2, 557. '•) C o l e r u s Calender 1604, 127; S c h r e g e r Hausbüchlein 1770, 129; A n d r e e Braunschweig 410; W i l d e Pfalz 48; ebenso in Frankreich: R o l l a n d Flore pop. 10, 152. Alemannia 25, 103. 81 ) Fischer Schwäb.Wb. 2, 557. 8. V e r s c h i e d e n e s . Schließlich erscheint die E . bzw. ihre F r u c h t noch in verschiedenen Z a u b e r v o r s c h r i f t e n . U m eine Flinte zu verderben, daß man zwei J a h r e nichts damit t r i f f t , wird der aus der Flinte geschossene Pfropf in eine E . verbohrt und mit einem Hagedornpfropf z u g e p f l ö c k t 8 2 ) . U m den unbekannten Mörder zu erfahren, macht m a n ein F e u e r aus trockenem E.nholz, gibt darein etwas v o n dem B l u t e des Ermordeten und wechselt danù dessen Schuhe. Der Mörder ist dann mit W a h n und Blindheit geschlagen, glaubt bis an die K n i e im Wasser zu reiten und k o m m t wieder zur L e i c h e 8 3 ) . E b e n s o wird der unbekannte Verbrecher entdeckt, wenn man eine A x t in eine E . schlägt und dazu spricht: „ T a g und N a c h t geschehet, beindöfet, donnia (Duonia), u n i t a r . " Darauf nennt man den N a m e n des Verdächtigen. Ist er es wirklich, dann zittert der Stiel der A x t 8 4 ) . Die Mannheit kann man einem rauben, wenn m a n einen E.nzweig, der gegen Mittag hin in die Höhe wächst, mit einem Messer gegen die Sonne zu spitzig zuschneidet und den Zweig dann mit dreimaligem F u ß t r i t t in die E r d e tritt, wo j e m a n d sein Wasser gelassen hat. Sobald der E . n zweig in der E r d e steckt, ist die Mannheit g e n o m m e n 8 5 ) . Auf E.nspäne pissen, gibt F l ö h e 8 8 ) . Eine „ K u n s t , daß sich das W e i b s v o l k muß nackend entdecken und das Gewand a u f h e b e n " : Schreibe mit Hasenblut den Namen der F r a u auf E.nholz und leg es auf die Schwelle. Wenn sie darüber geht, so hebt sie das Gewand bis auf den Nabel auf w ) . U m zu sehen, ob ein K i n d beschrien ist, w i r f t man stillschweigend in ein mit Flußwasser gef ü l l t e s Becken, das unter der Wiege des
Eichel—Eichhörnchen
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Kindes steht, drei Eicheln; schwimmen sie oben, so ist das Kind unbeschädigt, sinken sie, so ist es beschrien Legt man das Ohr in der Christnacht um 12 Uhr an einen E.nstumpf, so hört man die Engle'n singen (Wenden) w ). An E.n wird die Nachgeburt von Pferden aufgehängt " J . Legt man ein E.nblatt in den Hut, so läuft man sich die Füße nicht wund (Schleswig - Holstein) n ) ; vgl. Wacholder. •*) Aus einem Zauberbuch: J o h n Westböhmen 324. " ) M o n t a n u s Volksfeste 1 5 9 f . M ) D e r s. a. a. O. 119. 160. ••) D e r s. a. a. O. 160. •") S c h u l e n b u r g 267. " ) Altes handschriftliches Rezept: SAVk. 7, 52. **) F r o m m a n n De Fascinatione 59 = m S e l i g m a n n Zauberkraft 417. ) W u t t k e M Sachs. Vk. 370. ) S t r a c k e r j a n 2, 120. " ) ZfVk. 23, 283.
9. L i t e r a t u r : C h a r l . M o s l e y The oak. Iis natural hisiory, antiquity and folklore. London 1910 (unbedeutend). Paul Wagler Die Eiche in alter und neuer Zeit. Eine mytholog.-kulturgesch. Studie. 1. Teil: Programm des K. Gymnas. in Würzen. 1891, 3—41; 2. Teil: Berliner Studien für class. Philol. 13. Bd. 2. Heft. 1891, 128 S. (reiche Materialsammlung!). Vgl. auch
Baum,
Gallapfel,
Mistel.
Marzoll.
Eichel s. E i c h e Sp. 653. Eichhörnchen 1 ). Das E. ist wegen seiner meist roten Farbe und seiner Raschheit im Springen und Klettern als Personifikation des züngelnden B l i t z e s gedeutet worden 2) und war dem Gewittergotte heilig 3). Vermutlich war es auch Jagdtier *) und wurde als solches auch als Opfertier verwendet s ). Jedenfalls spielte es eine nicht unwichtige Rolle im Kult, was aus den E . - J a g d e n am Gründonnerstage bzw. Osterfest (Pommern 6), Harz) 7) und auch am Himmelfahrtstage (Waldeck)8) hervorgeht. Man jagte es entweder bis es tot niederfiel oder fing es lebendig, zeigte es beim Osterheischegang (um Eier) von Haus zu Haus und ließ es am Ostertage wieder aus 9 ). Ferner kommt es in einem Kölner Spruch beim Bettelgang für das Osterfeuer vor 10). Wahr-
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scheinlich (Mannhardt nimmt es als ganz sicher a n ) u ) warf man es ins O s t e r f e u e r , dessen Kohlen man nach Hause oder auf den Acker trug gegen Krankheit („das wilde Feuer"), Blitz und Unwetter " ) . *) Über deutsche Bezeichnungens. S t r a k k e r j a n 2, 1 5 4 Nr. 382; H ö f 1 e r Organotherapie 7 3 ; Kluge Etymolog.Wb. 84; H o o p s Reallex. 1, 522. «) M e y e r Germ. Myth. 82, 209; vgl. d. nord. Ratatöskr auf der Esche Yggdrasil: G r i m m Myth. 2, 664 Anm. 2. 3) M e y e r a. a. O.; L i e b r e c h t Zur Volksk. 260; ZfrwVk. 1 (1904), 60; Mannhardt Götter 192; HovorkaK r o n f e l d 1 , 1 1 3 . 4) Im äußersten Norden Europas gilt sein Fell heute noch als Geld oder Tauschmittel: S c h r ä d e r Reallex. 164 f. *) H ö f 1 e r Organotherapie 73. •) S a r t o r i 3, 140 = K u h n und S c h w a r t z 374 f. Nr. 27; W o l f Beitr. 1, 78; M e y e r Germ. Myth. 104; L i e b r e c h t Zur Volksk. 260 = K u h n und S c h w a r t z 5 1 1 Anm. zu Nr. 26. 27; J a h n Opfergebräuche 1 3 6 ; K ü c k und S o h n r e y 1 1 4 f. ') S a r t o r i a. a. O. = M ü l l e r Altdeutsche Religion 250; ZfdMyth, 3> 365 f.; S a r t o r i Westfalen 1 5 4 ; G r i m m Myth. 1, 5 1 2 ; 2, 6 6 4 " ; 3, 1 7 6 ; Wuttke 70 § 80 = G r i m m Myth. 1, 5 1 2 . •) S a r t o r i 3, 140. 186 = C u r t z e Waldeck 4 1 1 . •) S a r t o r i 3, 140 = ZfVk. 1 2 (1902), 422 f. ">) M a n n h a r d t 1 , 5 0 8 ; ZfrwVk. 1 (1904), 60; S a r t o r i 3, 140 = W o l f Beitr. 1, 74; H ö f 1 e r Organotherapie 73 = Böhme Kinderlieder 343 und W o l f 1 , 7 4 ; M e y e r n Germ. Myth. 209. ) M a n n h a r d t i, 508. ") M e y e r Germ. Mythol. 104 = Mannh a r d t Germ. Myth. 238; Liebrecht а . a . O . ; M e y e r Germ. Myth. 198. 2 1 7 = G r i m m Myth. 1, 5 1 2 ; W o l f Beitr. 1, 72; B i r l i n g e r Schwaben 2, 56. 65. 3 1 7 ; M e i e r Schwaben 382; v. H ö r m a n n der heber 45; K u h n Westfalen 1, 1 3 4 ; M a n n h a r d t 2, 3 1 7 ; 1, 508. 5 1 5 . 558. 564; JbnddSprachf. б, 1 3 4 ; S i m r o c k ' 5 5 5 ; F r a z e r 1 1 , 40; S a r t o r i 3, 140 = J a h n Opfergebräuche 123 f. In den Ardennen wurde es ebenfalls ins Osterfeuer geworfen ( F r a z e r 1 1 , 40). — In England jagte man es am Andreastage und zu Weihnachten und warf es ins Weihnachtsfeuer ( M e y e r Germ. Myth. 104; L i e b r e c h t a. a. O.; S a r t o r i 3, 140 = W o l f Beitr. 2, 101 f. und J a h n a . a . O . 267; M a i n h a r d t Götter 202; M e y e r Germ. Myth. 104 = M a n n h a r d t Germ. Myth. 238). Vgl. ferner den Brauch bei den Wotjäken, wo die Kinder am 1. Oktober, an dem sie ihr großes Herbstfest feiern, vormittags mit Pfeil und Bogen auf die Eichhornjagd gehen ( S a r t o r i 3, 140).
2. Das E. ist O r a k e l t i e r und zukunftkündend. Sein Angang gilt für
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Eichhörnchen
entschieden günstig und glückbringend ( B a d e n 1 3 ) , rheinisch-westf. Gebiet 1 4 ), Schweiz 1 8 ), Posen 1 4 ), Bayern) 1 7 ). L ä u f t ein E. über ein Dach, so bricht Feuer aus 18 ). Sammelt es f ü r den Winter viel Tannenzapfen, so wird der Winter kalt sein 19 ) (muß nicht Aberglaube sein). " ) M e y e r Baden 515. " ) ZfrwVk. 1 1 (1914), 259. 1S ) SchwVk. 10, 35. " ) Rogasener Fambl. 8, Nr. 4, S. 16. " ) H ö f l e r Organotherapie 73. Nach magyar. Volksglauben bedeutet die Begegnung mit einem E. große Freude, iür einen Kranken baldige Genesung ( W l i s l o c k i Volksglauben 72). ie) M e y e r Germ. Myth. 104. Ein ähnlicher Glaube herrscht bei den Finnen (ZfdMyth. 3, 366). Hier dürfte Entlehnung anzunehmen sein. Die Magyaren glauben, daß sie aus Rache Feuer anlegen, wenn man sie wirft (W 1 i s 1 o c k i a. a. O.). " ) Urquell 4 (1893), 88.
3. Auch in der Volksmedizin findet es Verwendung. Das Fleisch wird, gekocht und eingemacht, zu Pulver zerrieben oder in Wein genommen, ebenso wie die Suppe, genossen als Mittel gegen Ruhr ») (Schweiz 1685 2 1 ), Steierm. 22 ), Slowenen) 22 ), Lungensucht 2S ), in Ob.B a y . geräuchert und nüchtern genossen gegen Diphtherie 2 1 ). Seiltänzer und Alpenjäger (Gemsjäger) bewahren sich durch seinen Genuß vor Schwindel 24 ), ebenso erzielt der Genuß von Eichhornbraten durch schwangere Frauen schwindelfreie Kinder 25 ). Warm und nüchtern gegessen gilt es als gutes Mittel zur Erlangung eines scharfen Gedächtnisses 2S ). Das zu Pulver verbrannte E. soll das beste Heilmittel für kranke Hengste, ein weibliches f ü r kranke Stuten sein. Hier haftet ihm der Glaube an geschlechtliche Fruchtbarkeit 28) an. — Der öftere Genuß des G e hirns soll nach dem Glauben von Dachdeckern 27 ), Seiltänzern 2 8 ) und Gauklern 29) (bes. in Steierm.) M ) vor Schwindel bewahren; zur Erleichterung des Zahnens, d. h. zur Verhütung des Zahnfraisens, wurde es noch warm auf das Zahnfleisch aufgelegt 2 3 ). — Das Fett (Schmalz), das aus dem während des Bratens mit Bärenfett begossenen Körper wie aus dem oberen Kopf und den Eingeweiden ausgebraten wird, gibt eine gute Salbe gegen die Gicht In die Schläfe eingerieben, verursacht es zauberischen Schlaf
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(Schwa.) 3 1 ). — Wer etwas Pulver von dem K o t e eines ganz roten E . s (besser ist er von einem Weibchen) in der F r ü h in ein Getränk, Wein oder Wasser, das Ganze einen Dukaten schwer, mischt, der wird frei von Schwindel und kann steigen, klettern und über Abgründe gehen, ohne daß ihn dabei Angst und Unsicherheit erfaßt 32 ) (Tirol) » ) . — Wer sich von Rheumatismus befreien will, muß ein w e i b l i c h e s E . mit ins B e t t nehmen, bis es „sich tot l i e g t " M ). — H a t sich ein K i n d einen Milchzahn ausgerissen, so muß es hinter den Ofen gehen, den Zahn hinter sich werfen und dreimal s p r e c h e n : „Eichkätzchen, Eichkätzchen, ich geb' dir einen beinernen, gib mir einen eisernen" 36 ). M ) J ü h 1 i n g Tiere 1 3 : HovorkaK r o n f e l d 2, 302. 303. « ) H ö f 1 e r Organotherapie 73 f. " ) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 303. " ) J ü h 1 i n g a. a. O.; H ö f l e r a. a. O. 74. " ) Ebd; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 1 1 3 ; Jägerhörnlein 133. " ) J ü I l l i n g a. a. O. 1 3 ; H ö f l e r Organotherapie 73. 74; A l p e n b u r g Tirol 3 8 3 ; Hovorka-Kronfeld 1, 113. *•) H o vorka-Kronfeld a.a.O.; Höfler a . a . O . " ) L a m m e r t 224; H o v o r k a K r o n f e l d 1, 1 1 3 ; 2, 1 9 7 ; H ü s e r Beitr. 2, 29 Nr. 32. n ) H ö f 1 e r Organotherapie 73 f.; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 1 1 3 . *») H ö f l e r a. a. O. M ) H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 1 1 3 . " ) L a m m e r t 9 1 ; HovorkaK r o n f e l d 2, 252. " ) ZfVk. 8 (1898), 41. ") A l p e n b u r g Tirol 383. M ) ZfVk. 19 (1909), 440. — Das Fell des E.s wurde von Galen gegen Ohrenschmerz empfohlen, da sein sehr scharfes Gehör bei der Jagd auf Vögel ihm zustatten kommt ( H ü s e r Beiträge 2, 29). >s ) V e r n a l e k e n Myth. 3 1 3 . — Sein zahnbesetzter Unterkiefer wurde schon in der schwedischen Bronzezeit (als Talisman gegen Zahnfraisen ?) bei Leichen gefunden (H ö f 1 e r Organotherapie 73 = M ü l l e r Altertumsk. 1, 47; Beil. z. Allg. Z. Nr. 120, 24. 5. 1906, S. 359).
4. S o n s t i g e r Aberglaube. Von abergläubischen Menschen sagt man in Schlesien: „ D e r d e n k t auch, der T e u f e l ist ein E i c h h ö r n d e l " s s ) . Die E.n sollen v e r w ü n s c h t e Menschen sein und sie leiden an der f a l l e n d e n S u c h t (Schwa.) 37 ), was wie ihre rote Farbe darauf hinweist, daß sie zu den Tieren Donars gehören M ). Wer E . i ß t , bekommt nach schwäb. Glauben das fallende Weh S9). — Versucht jemand die
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Eid
Vorratskammer eines E.s zu zerstören, so wird diese Person U n g l ü c k haben (Posen)«). Kein Aberglaube ist, was Konrad von M e g e n b e r g 4 1 ) erzählt: „Will das E. seinen Aufenthalt des Futters wegen verlassen, so nimmt es ein leichtes Stück Holz, legt es auf das Wasser, setzt sich darauf und reckt den Schwanz wie ein Segel in die Höhe. So treibt es dann der Wind hinüber." Auch der schwäbische Volksglaube, nach dem es sich im Winter mit seinem Schwänze wärmen, im Sommer sich damit gegen die Sonne schützen soll, gehört nicht in das Gebiet des Aberglaubens *2).
06o
voll starker, dynamischer Wirkung. Wer sie anpackt oder anfleht, verstrickt sich mit ihnen. Er ruft ihren Segen oder ihren Fluch auf sich herab. Ihr Zauber nützt oder schadet dem Schwörenden. Sie, die Gegenstände, nicht eine dahinter stehende Gottheit, üben die eidliche Wirkung aus 2 ). Das Anfassen des Reliquienkästchens in christlicher Zeit oder das Berühren der Stele im griechischen Heiligtum, gehen wurzelhaft auf diese Vorstellungen zurück 8). ») V o r d e m f e l d e Religion 1 (1923), 48. •) R u d o l f O t t o Das Heilige* (1920). ») L a t t e Heiliges Recht (1920), 7 Anm. 7.
2. E i n g e s e t z t w i r d b e i m E. d i e eigene Persönlichkeit. •«) K ü h n a u Sagen 2, 589. «) W o l f Und da die Persönlichkeit in engster VerBeitr. 2, 421 = M e i e r Schwaben 1, 217; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 113. w) H o bindung mit dem ganzen Geschlechte vorka-Kronfeld a. a. O.; Meier steht, umfaßt der E. auch Glück und UnSchwaben a. a. O. ") L a m m e r t 271; JüIlglück des ganzen Geschlechts. Der Glaube l i n g Tiere 13; H o v o r k a - K r o n f e l d ist: Wenn mein E. wahr ist und damit 2, 214. ") Rogasener Fambl. 8, Nr. 4, S. 16. 41 ) M e g e n b e r g Buch der Natur 130. dem Rechte entspricht, soll der „kraft") M e i e r Schwaben 1, 217; vgl. den altgriech. geladene Gegenstand" mir Segen bringen. Namen oxioopoj < oxta — oäpd Schattenspender, Schattenschwanz: H ö f 1 e r Organotherapie 73; Wenn nicht, soll er mir Fluch bereiten. In d i e s e m S i n n e i s t der ä l S c h r ä d e r Reallex. 164t. t e s t e E. e i n e E i n s e t z u n g zu 5. S a g e n von E. sind in der volksPfände und zugleich eine tümlichen Überlieferung nicht allzu häuSelbstverfluchung. Der E. fig. Eine Sage aus dem Isergebirge 48) erwird nicht einem Richter oder einer zählt von einem Manne, der E. aus Werg ganzen Gerichtsversammlung abgelegt, zaubern konnte, eine aus Schlesien 44 ) von vielmehr der Gegenpartei. In einer aragespenstigen E., die einem Manne am mäischen Urkunde aus Assuan erklärt der Abend erschienen; einen Unhold in E.abgewiesene Kläger: „ D u hast mir gestalt, der beim Melken auf der K u h sitzt schwören müssen bei Jahwe, und ich bin ( = Drache), kennt man im Vogtland 4S ); befriedigt" 4). von einer verwünschten weißen Jungfrau *) S t a e r k in Hans L i e t z m a n n s Kl. oder einem Hausgeist, der in diese GeTexten 94, 36. stalt gebannt ist, weiß man in Baden 46) 3. Auf der zweiten Entwicklungsstufe zu erzählen. hört der Gegenstand auf ein Fetisch zu ") K ü h n a u Sagen 3, 242 f. = T a u b sein. Seine magische K r a f t ist verblaßt. m a n n im JbdJeschken- u. Isergebirges 6 Dämonische Gewalten aller (1896), 79. " ) K ü h n a u a. a. O. 1, 379 f. " ) E i s e 1 Voigtland 128 Nr. 333. " ) W a i Art oder dieGottheit selbst b e i und F l a m m 2, 213. Herold. s i n d es, bei d e n e n geschwor e n w i r d . Die Verderbenoder SegenEid. bringenden sind die unsichtbaren Mächte, I. D e r E. h a t s e i n e n U r s p r u n g und der Gegenstand (Schiff, Pferd, Erdim Z a u b e r w e s e n . Fetischistische scholle usw.) gilt nur noch als sinnlicher Anschauungen sind maßgebend. Daher Vermittler zwischen Gott und Mensch. wird bei gewissen Gegenständen geDie Idee ist: Mein Schiff soll mir den Tod schworen, etwa bei den Waffen oder bringen, mein Pferd soll mich abwerfen, bei einem Ringe (E.ring) 1 ). Diese Dinge meine Erde soll unfruchtbar sein, wenn gelten als beseelt. Sie haben eigene Kräfte,
Eid
661 mein E. unwahr ist. Dämonen oder Götter bescheren mir dieses Geschick. Auch Leibesglieder, auch die Freiheit und die Ehre können zum Pfand gesetzt werden. Daraus erklärt sich etwa das Schwören beim Bart, beim Haar, bei der Brust. Der Gedanke der Selbstverfluchung hat sich erhalten 5 ). 6) A m i r a Grundriß des german. Rechts ' (1913), 270. Schwur bei Bergen, Felsen, Steinen, G r i m m RA * 2,547. Schwur bei Sonne und Mond, B u r c h a r d v . W o r m s 19 c. 53.
4. M i t der Christianisierung Europas verdrängen G o t t und die H e i l i g e n alle a n d e r e n G e w a l t e n . Man glaubt, daß Gott imstande sei, die Wahrheit unter allen Umständen an den Tag zu bringen. Der E. beim Christengott oder bei einem Heiligen ist untrügliches Beweismittel. Daher müssen sich Richter und Gegenpartei an den abgelegten E. halten. Er schafft vollen Beweis. Traut man dem Schwörenden nicht, so muß man ihm, bevor er zum E. schreitet, die Schwurhand herunterreißen. Dann entscheidet die Kraftprobe, der Zweikampf. In fränkischer Zeit wird der E. häufig durch ein G o t t e s u r t e i l verstärkt (s. d.). Man glaubt, daß die Wahrheit am besten zutage trete, wenn der Schwörende allerlei Wasser- und Feuerproben unterworfen werde. Und hier offenbart sich die ganze Dämonologie des MA.s. Der Verbrecher gilt als ein vom Teufel besessener Mensch. Er hat keinen freien Willen mehr. Er schwört so, wie der Dämon ihn schwören heißt. In Körper und Seele sitzt der Teufel. Daher greift man zu den reinen Elementen des Feuers und des Wassers, um mit Hilfe dieser Ordalien einen „reinen" E. zu erlangen. Gott hat dem Priester die K r a f t verliehen, die beim Ordalprozeß angewandten Mittel gegen die Dämonen zu feien. Gott tut ein Wunder. Der Reinigungse. des Beklagten, unterstützt durch ein Gottesurteil, läßt absolut sicher die Wahrheit erkennen 8). •) F e h r Gottesurteil Stammler 1926), 232 ff.
u.
Folter
(Festgabe
5. Auch noch in anderer Weise versuchte man den E. zu stärken: durch die
662
E.e s h e 1 f e r. Man zog Männer hinzu, die den E. des Schwörenden unterstützen mußten. Diese Schwurgenossen, im Anfang nur aus der Sippe genommen, erklärten, der E. des Schwörenden sei ein wahrer, reiner E. Man dürfe ihm glauben. Sie sagten also nicht über Gehörtes und Gesehenes aus (das waren die Zeugen), sondern sie unterstützten nur die Zuverlässigkeit ihres schwörenden Sippegenossen. Die E.eshelfer verstrickten sich also mit dem Schwörenden in Segen und Fluch. Die Selbstverfluchung, die im E. liegt, ging auch auf sie über. Auf diese Verstrickung geht die Vorstellung zurück, daß eine S c h w a n g e r e nicht schwören d a r f 7 ) . Es heißt, sie werde nicht zum E. zugelassen, „weil ihr Kind sonst viel auf dem Gerichte liegen müsse." Das unschuldige Kind im Mutterleibe nimmt gleichsam am Schwüre vor Gericht teil. Man glaubt, es werde dadurch später in zahlreiche Händel gezogen und komme v o m Gerichte nicht mehr los. Wie beim E. der Verwandten übt hier das Blut seine magische Wirkung aus. ') Urquell 3 (1892), 185; dazu 2, 58—59; 120—122; 142—143. 174.
6. Auch im spätem MA., nachdem der Glaube an die Gottesurteile verblaßt war, blieb die Meinung lebendig, der Teufel hindere den Menschen, einen reinen E. zu leisten. Sprechend dafür sind die Miniaturen im sog. Nequambuch der Stadt Soest 8 ) (Mitte des 14. Jhs.). Maßgebend sind die Tafeln 6, 9 und 12. Die erste weist eine Gerichtszene auf. Vor dem Richterstuhle stehen zwei Personen und über diesen schwebt eine teuflische Gestalt, die im Begriffe ist, die Krallen in das Haar der einen Person einzubohren (seit Urzeiten gilt das Haar als Sitz der Dämonen). Unter dem Bilde steht: „Falsche Zeugen." Der Teufel verleitet also den Beweisführer zum Meineid. — Vom gleichen Gedanken getragen ist die Vorschrift, in der Gerichtsstube seien beim Ablegen eines E.es Türen und Fenster zu öffnen. Das Volk glaubte, Gott habe dann freieren Zutritt zum Schwörenden, oder, der Teufel sei dann leichter im-
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Eid
Stande, die Seele eines falsch Schwörenden sofort abzuholen 4 ). Bis spät in die Neuzeit hinein war die Vorstellung weit verbreitet, der Prozeß sei ein Kampf zwischen Mensch und Teufel. Daher auch die Meinung, der E. sei eine Handlung, die den Schwörenden in unmittelbare Verbindung mit Gott bringe und am ehesten imstande sei, eine wahrheitsgetreue Aussage herbeizuführen. Aus dieser Überzeugung leitet sich die D e u t u n g d e r S c h w u r f i n g e r ab 1 0 ). Handbuch des Kantons Appenzell, Innerrhoden, v o m Jahre 1585: „Merckhe mit fleiss ein jedes Christen Mensch, so ä y d t schweren will, der soll auf heben drey finger, Bey dem ersten Finger dass ist der Thummen, ist zu verstehen, Gott der Vatter, Bey dem andern Gott der Sohn. Bey dem dritten Gott der Heilige Geist." Die d r e i e r s t e n F i n g e r der rechten Hand auszustrecken und die beiden letzten einzuschlagen ist der Gestus der E.es 1 e i s t u n g und des priesterlichen Segens in der römischen Kirche u ) . Schon im 6. Jh. sehen wir auf einem Mosaik in Ravenna Gott und einen Engel diese Gebärde machen. Eine Christusfigur mit derartiger Fingerhaltung ist eingemeißelt in der angelsächsischen Kirche von Daglingworth in Gloucestershire. Im Augenblick des Schwurs nahm man an, die drei Finger bedeuteten wirklich Gott, Christus und Heiliger Geist oder wenigstens, daß diese drei Mächte unmittelbar im Schwörenden wirkten und seinen E. lenkten. Man darf da nicht nur mit dem Begriff Symbol arbeiten 12 ). Das sind weit mehr als Symbole, als bloße Gleichnisse oder Bilder. Da sind magische K r ä f t e im Spiele. Erst später entsteht das Gleichnis. •) Das Soester Nequambuch, hrsg. v. d. hist. Kommission für die Provinz Westfalen (1924). •) S A V k . 25, 7 1 ; Urquell 3 (1892), 188. 10 ) K ü n a b e r g Schwurfingerdeutung und Schwurgebärde. ZfSchweizR. 61, 384—420. " ) S e l i g m a n n 2, 179. " ) K ü n ß b e r g Trinitätssymbol 12.
7. D e r E. a l s A n r u f u n g G o t t e s i s t bis h e u t e im G e r i c h t s verfahren erhalten geblie-
664 b e n . Noch heute schafft der E. vollen Beweis. E. gegen E. ist ausgeschlossen. Mit dem Glauben an Gott schwindet aber der E. als Beweismittel mehr und mehr dahin. Einzelne Prozeßgesetze (z. B. Zivilprozeß des Kantons Bern) 13 ) kennen ihn nicht mehr. In hundert Jahren wird man über den E. als über einen veralteten Aberglauben spotten! Mit der Ablehnung transzendentaler Gewalten geht die Ablehnung des E.es Hand in Hand. Außerhalb des Gerichts wird aber das Volk am E. oder ähnlichen Beteuerungen noch lange festhalten. " ) Zivilprozeßordnung von 1918, Art. 212.
des Kantons
Bern
8. D i e E.e s f o r m e l n u n d B e teuerungen sind sehr vers c h i e d e n . Doch stimmen viele darin überein, daß sie die alte Selbstverfluchung durchblicken lassen. Einige Beispiele: Zur Bekräftigung der Wahrheit einer Aussage hört man im Volksmunde Ostpreußens folgende Redensarten: Das könnte ich gleich auf der schwarzen Decke beschwören 14 ). — Das kann ich bei offenen Fenstern und Türen beschwörein. — Das kann ich vor zehn geladenen Flinten (Gewehren) beschwören. — Die beiden ersten Redensarten beziehen sich auf die Einrichtung des früheren Schwurzimmers; bekanntlich war ein Fenster desselben während der Vereidigung geöffnet. Wer es mit dem E.e wenig genau nimmt, läßt sich wohl zu der Redensart verleiten: Wenn ich den Prozeß erst auf der dreizinkigen Gabel (den drei erhobenen Schwurfingern) habe, dann ist er auch gewonnen 16 ). Bei den Huzulen gilt betreffs des E.es folgendes l e ): Man schwört gewöhnlich bei Gott, bei Jesus, Maria oder auch bei einzelnen Heiligen, insbesondere bei Nicolaus und dem hl. Johannes von Suczawa " ) ; auch sind noch andere Schwurformeln üblich. Der gewöhnlichste Schwur ist: „ B i h me", das heißt etwa: „ B e i G o t t ! " Andere sind: daß mich Gott strafe; ich schwöre bei Jesus Christus und der heiligen Mutter Gottes; die Mutter Gottes soll mich strafen; so möge mir der hl.
665 Nicolaus (oder der hl. Johann von Suczawa) helfen; so soll ich leben; so soll ich Nutzen haben von meinem Vieh; meinem Hab und Gut; ich möge erblinden, wenn ich nicht die Wahrheit sage; ich soll den morgigen Tag nicht erleben; so soll ich erleben, meine Kinder zu sehen oder meine Kinder zu verheiraten u. dgl. m. Der Gegner antwortet darauf gewöhnlich: „ N a c h der Wahrheit Deines Schwures möge Dir Gott helfen." Bei primitiven Völkern tritt oft an Stelle eines eigentlichen E.es eine bloße Beteuerungsformel. Auf Neuguinea lautet sie: „ H a s t Du mir etwa meine Lendenbinde zum erstmaligen Anziehen geg e b e n ? " Junge Männer beteuern beim wachsenden Barte, junge Mädchen bei ihrer schwellenden Brust 1 8 ). ,4 ) F r i s c h b i e r Preuß. Sprichw. i, Nr. 328. " ) Urquell 2 (1891), 58. " ) Vgl. K a i n d l und M a n a s t y r s k i Die Rutenen in der Bukowina 1 , 8 3 ; Urquell 4 (1893), 260. " ) Johann von Suczawa ist der Landespatron der Bukowina. 1B) R. N e u h a u s s Deutsch-Neu-Guinea 3, 314.
9. D i e E.z e r e m o n i e n haben im L a u f e der Z e i t an F e i e r lichkeit wesentlich eingeb ü ß t . Das ist ganz begreiflich, dachte man sich doch Gott ursprünglich beim Schwur persönlich anwesend. Aber bis in die Neuzeit erhielten sich allerlei abergläubische Solennitäten. Noch am Ende des 14. Jhs. schwuren die Siebenbürger Sachsen den E. bei entblößtem, in die Erde gestoßenem Schwert oder, wenn es strittige Grenzen galt, mit bloßen Füßen, gelöstem Gürtel und einer Erdscholle auf dem Haupte 1 9 ). Als das Obergericht noch in Glückstadt (Schleswig-Holstein) war, mußten manche E.e dort abgelegt werden. Das Zimmer, in welchem das geschah, war dunkel ausgeschlagen, die Fensterläden waren geschlossen, ein Totenkopf und ein Licht standen auf dem Tisch. In einem solchen Zimmer soll es selbst einem grundschlechten Advokaten aus Heide, von dem man erzählt, ihm seien zuletzt Hörner aus dem Kopfe herausgewachsen, und endlich habe ihn der Teufel geholt, doch etwas eigentümlich zu Mute geworden sein.
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666 Auch erzählt man, daß in noch älterer Zeit nur derjenige allein im Gerichtzimmer (Glückstadt) gewesen sei, der einen E. habe schwören sollen. Selbst der Richter, der die E.formel vorlas, soll für den Schwörenden unsichtbar gewesen sein Stt ). Höchst eigenartig war der Ritus der sog. P h i l i p p o n e n (einer Sekte) in Ostpreußen. Ein Bericht darüber aus dem ersten Viertel des 19. Jhs. sagt folgendes: „ I m allgemeinen behaupten die Philipponen, daß ihnen die Religion verbiete, einen E. abzulegen, wenn es jedoch finem von ihnen auf die E.esleistung ankommt, dann ist er bereit, solchen abzulegen. . . . Die zur Leistung des Homagiale.es berufenen Philipponen haben denselben in der Art abgelegt, daß sie die ihnen von dem Beamten vorgesagten Worte der E.es-Norm nachsagten und am Ende das Wort hinzufügten: j e y ! j e y ! (so! so!)." Der Gerichtshof von Augustowo vermeide es jedoch wegen Gefahr des Meine.es, andere als Zeugene.e einem Philipponen aufzulegen; dieser werde in der oben beschriebenen Form geleistet. Nur in einem umfangreichen Prozesse des Jahres 1827 wurde auf Veranlassung des Berichterstatters einer Anzahl von Philipponen der Zeugene. nicht in dieser einfachen Form, sondern „ m i t aller Solennität und allen Formalitäten, die sie nach ihrem Religionsbekenntnisse zu beobachten schuldig sind", abgenommen. Der Staryk Wasil Maximow wurde zu diesem Zwecke berufen und „brachte hierauf ein K r e u z an, welches die Philipponen glauben (dasselbe hatte diese Form +) und erklärte
z u g l e i c h . . , daß ein den E. leistender Philippone vor ein solches Kreuz stehen, die linke Hand auf die Brust legen und d i e r e c h t e Hand dagegen mit drei z u s a m m e n g e l e g t e n und zwei ausgestreckten F i n g e r n in die H ö h e halten m ü s s e . " Während die meisten Philipponen den E. in dieser Form leisteten, weigerten sich Angehörige eines anderen Kirchspiels; diese wurden ohne E. verhört »»).
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" ) Z i V k . 18 (1908), 116 nach K a i n d l Gesch. d. Deutschen in den Karpathenlindem 2, 283. ») Urquell 2 (1891), 121. " » ) Z f V k . 22, 400.
10. E. a u f R i n g u n d S t a b . Der Ring als Fetisch ist vielen Völkern bekannt. Das hängt wohl zusammen mit seiner Unendlichkeit, seinem ewigenKreislauf. In heidnischer Zeit wurden die feierlichsten E.e geleistet auf einen Ring, den man in das Blut eines Opfertieres eintauchte. Goten und Nordgermanen schwuren auf den E.ring des Priesters. L e x Ribuaria 67, 5 kennt einen E. „in circho et in hasla, hoc est in ramo". Der Circulus ist der Ring, die hasla ein Haselstab. Auf beide wird geschworen, beide sind als Fetische aufzufassen a i ). *') E. bei den Goten: G ü n t e r t Kalypso 163; B r u n n e r Rechtsgesch. 2, 429; M ö l l e n h o f f ZfdA. 17, 428; V o r d e m f e l d e a. a. O. 48 f. wo mit Recht die Ansicht G o l d m a n n s zurückgewiesen wird. Über E.ringe: E. H. M e y e r Germ. Myth. 194.
11. E. a u f Waffen. Auch die Waffen, vor allem das Schwert, hatten einst die Bedeutung von Fetischen. Der Waffene. ist in den germanischen Volksrechten sehr verbreitet. L e x Ribuaria 33, 1 und 66, I kennt einen Schwur „ C u m dextra armata", wobei wahrscheinlich das Schwert zum Himmel emporgehoben wurde. Bei den Angelsachsen geloben die Sippen des Erschlagenen und die des Totschlägers mit gemeinsamer Hand auf eine Waffe, daß der Königsfrieden eingehalten werde. Später wird die W a f f e auf dem Altar geweiht. Es entsteht ein christlich-heidnischer Mische.: „ a d arma sacrata." Durch die Weihung wird vor allem die W a f f e gegen Dämonen sicher gestellt M ). ") G r i m m Myth. 1, 1 6 9 f . ; 3, 73; d e m f e l d e a. a. O. 43 i.
Vor-
12. E. u n t e r d e m R a s e n . Er ist hauptsächlich in nordischen Rechten nachweisbar und schafft unter den Verbundenen eine A r t künstlicher Verwandtschaft. Nach skandinavischer Sitte „schnitten schwörende Bundesbrüder einen langen Streifen grasbewachsener Erde auf, doch so, daß er an beiden Enden am Grunde hängen blieb. In der
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Mitte wurde durch einen untergestellten Spieß der Wasen in die Höhe gehoben. Unter diesen Wasen traten sie; jeder stach oder schnitt sich in die Fußsohle oder inwendige Hand, das herausfließende und zusammenlaufende Blut mischte sich mit der Erde. Dann fielen sie zu Knie und riefen die Götter an, daß sie einer des andern Tod, wie Brüder, rächen wollten. Die feierliche Handlung hieß unter den Rasen gehen (gänga undir iardar men) oder Rasen schneiden (iardar men skerda)" M ). " ) G r i m m A d . 1 , 1 6 3 f; P a n z e r trag 2, 537 f.; Z f V k . 3 (1893), 224
Bei-
13. A b l e i t e n d e s E . e s . Sehr bekannt ist der Glaube, ein E. könne während des Schwörens unschädlich gemacht werden. Während man die Rechte zum Schwur erhebt, hält man die Linke mit ausgestreckten Schwurfingern zur Erde nieder. Der Schwörende gleicht dann einem Medium, durch welches der E. nur hindurchgeht. Der E. lastet nicht auf ihm. Die Erde nimmt den Schwur in sich auf 2«). " ) Urquell 2 (1891), 121. Vgl. für Litauen: Z f V k . 1 (1897), 348. Für Lippe: Z f r w V k . 3 (1906), 229. Für Hirschberg (Liegnitz): D r e c h s l e r 2, 263. F ü r Oldenburg: S t r a c k e r j a n 1, 67. (Die 1. Hand in die Seite stemmen bei W u t t k e 272 § 401. Abdrehen eines Hosenknopfes während des Schwörens ebd.); H e l l w i g Aberglaube 122 ff.
14.. V e r w ü n s c h u n g e n beim E. - S c h w u r s i n d a u ß e r o r d e n t l i c h h ä u f i g . Mit am bekanntesten ist die Formel: Der Teufel soll mich holen 2 5 ) oder: Der Blitz soll mich erschlagen **). Eigentümlicher ist: So wahr meine Frau einen stummen Knaben gebären wird " ) . " ) H e y 1 Tirol 278 Nr. 95; J o h a n n e s P a u l i Schimpf und Ernst hrsg. v. J. B o 1 1 e 2 (1924). 7. " ) Urquell 4 (1893), 159. " ) SAV k . 8, 310 f.
15. E. - (S c h w u r -) V e r b o t. „Schwören und Fluchen" wird im MA., wie in der Neuzeit, oft unter Strafe gestellt. Man sah darin nicht nur ein unerlaubtes Anrufen Gottes und der Heiligen, eine Gotteslästerung; es spielt die Vorstellung mit hinein, daß Worte
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eine magische K r a f t besitzen und dem Andern Schaden bringen können. Treffende Beispiele im Weistum von M u t t e n z M ): Weller man oder k n e c h t . . . . ungewonlich schwüre und gott darzu nempt, es were mit dem verch oder one das verch (d. h. zusammen mit einer Verwünschung von Leib und Leben oder ohne solche) . . . . der sal ston darnach am nechsten suntag oder firtag offenlich in dem holsysen . . . und darzu geben 2 ß Pf. zu Besserung oder gut pfender dafür, ee er us dem holsysen kumpt. Siehe dort weiter die Strafe eines Knaben, einer Frau oder einer Tochter 29).
in seine Schuhe getan, sondern auch einen weitzackigen Kamm, im Volksmunde „ R i c h t e r " (zum Richten des Haares) genannt, nebst einem Schöpflöffel im Hute versteckt und schwur nun: „ S o wahr ich auf dem Grund und Boden des Klosters Muri stehe und über mir den Schöpfer und den Richter weiß, usw." Unmittelbar nach diesem Schwur hat ihm der Beizebub in einem Ruck den Kopf vollständig umgedreht, so daß das Gesicht über dem Rücken stand, sich zu ihm auf das Pferd gesetzt und ist mit demselben, am Stamme einer glatten Buche hinauf, davon gesprengt 33 ).
M ) Basel, 1464; G r i m m Weistümer 4, 472 Art. 10. " ) Dazu G r i m m Weistümer 5, 12g, 42; 2 1 5 , 20 u. 646, 28; B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 227.
Meistens kommt aber der Betrüger nicht ohne Schaden davon. Der Teufel, dem er sich durch seinen betrügerischen Schwur ausgeliefert hat, mischt sich in irgendeiner Weise ein und bringt ihm Verderben, so z. B. in einer Siebenbürger Sage: „Bei Feldorf zieht ein sonderbarer Graben auf der Kante eines links vom Bach sich erhebenden Berges, Teufelsfurche genannt. Das Feld herwärts davon gehörte den Feldorfern, aber ein Zendrischer s c h w u r es ihnen mit Erde in den Stiefeln ab. Der hat aber auch seinen Lohn bekommen; denn in der nächsten Nacht hörte man ein Brausen und sah, daß der Teufel den Betrüger vor den Pflug gespannt hatte und mit ihm die genannte Furche pflügte" M ).
16. E.-T ä u s c h u n g e n . Die berühmteste Täuschung ist uns überliefert in G o t t f r i e d v. Straßburgs Tristan 30 ). Es gelingt Isolde, das Beweisthema selbst zu bestimmen („vernemet, wie ich sweren wil"). Sie schwört, daß kein Mann je an ihrer Seite gelegen habe außer ihr Gemahl, der König, und der Pilger, der sie ans Ufer trug und strauchelte. In ihm war Tristan verborgen. Isolde täuscht, sagt aber die Wahrheit. Daher verbrennt sie sich in der darauf folgenden Eisenprobe nicht. Das Gottesurteil bestärkt formal einen „reinen" E. 81 ). Ähnlich verhält es sich in der so oft wiederholten Geschichte von der Erde und dem Schöpflöffel. Es liegen dabei meist Grenzstreitigkeiten vor. Der Schwörende tut Erde aus seinem eigenen Besitztum unten in seine Schuhe hinein. Zugleich versteckt er einen Schöpflöffel („Schöpfer") unter seinem Hute. Dann kann er mit Fug und Recht beeidigen: So wahr sein Schöpfer über ihm sei, gehöre die Erde, auf der er steht, ihm «). Diese nämliche Täuschung beim E.s c h w u r überliefert z. B. die Sage vom „Stifelireiter" von Muri (¡m Freiamt). Der „Stifelireiter" hatte nicht bloß Erde des Klosters Muri (in dessen Interesse er übrigens seine Verbrecherlaufbahn führte)
Bisweilen ereilt das Geschick den Betrüger erst nach seinem Tode: als Nachtgespenst muß er auf seinem Pferde ruhelos herumreiten. Der Volksgeist duldet nicht, daß das Unrecht ungesühnt bleibt. *>) E d . Marold (Leipzig 1912), 2 1 9 Vers. 1 5 7 1 0 ff. •') Vgl. die Erzählung von der Königin u. dem Narren bei P a u l i Schimpf und Ernst. Ausgabe von J . B o 1 1 e 1 (1924) 1 3 1 . ") P a n z e r Beitrag 2, 105. «•) S A V k . 3, 342. Dazu: R o c h h o l z Sagen 1, 3 0 1 ; 2, 24. 30. 36. 46 f. 53. 1 1 3 ; K u h n - S c h w a r t z Nr. 1 3 2 . 1 5 7 . 228; P a n z e r Beitrag 2, 105 f. Nr. 160; Schöppner Bayr. Sagenbuch Nr. 9 7 3 ; Urquell 3 (1892), 188; W y ß Berner Oberl. 2, 640; M e i e r Schwaben 1, Nr. 125 f.; F 1 u g i Volkssagen (1843), 108; S c h u l e n b u r g Volkstum 63; B i r l i n g e r Volksth. 1, 222; M o n e Anzeiger (1834), 1 4 5 ; M ü l l e r Siebenbürgen 65. M ) M ü l l e r Siebenbürgen 65 Nr. 90.
Eidechse
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17. A b s t u f u n g e n des E.es. D a s A l t e r t u m unterschied gern S t u f e n des E.e s. Den Göttern des O l y m p s ist der S c h w u r beim S t y x „ d e r größte ¿.schwur und furchtbarste" (Od. 5, 185) und noch Victor Hugo erzählt, gewiß auf alte Quellen gestutzt, daß der fromme und gern schwörende L u d w i g X I . seinen größten E., auf das K r e u z von St. L6, nur dreimal in seinem L e b e n ablegte (Notre Dame de Paris II, K a p . V). D a ß aber diese Anschauung v o n zweierlei E. noch in die Gegenwart reicht, bezeugt wieder Th. v . Bernhardi. Die Minister beschwören 1848 die Verfassung mit der Formel „ S o wahr mir G o t t helfe". Einer m a c h t den Z u s a t z : „ d u r c h Jesum Chris t u m z u m ewigen L e b e n " — da wendet der Graf Arnim Boitzenburg ein, es sei doch bedenklich, in solch einer Lage „ e i n e n so h o h e n E. z u 1 e i s t e n!"85) »») Z f V k . 7 (1897), 346 f.
18. E . - G e l d o d e r Schwörduk a t e n hieß die Belohnung, welche den Gerichtsinsassen oder den Bürgern einer S t a d t für die Ableistung des UntertanenE.es ausbezahlt wurde 3S ). ") B i r l i n g e r
Volksth. 2, 191
19. E.-S t e i n e. Es g a b Steine und Säulen, auf welche man beim Schwur die Hand legte S 7 ). Zuweilen wiesen solche Steine das Antlitz eines Tieres oder eines Menschen auf. In dessen offenen Mund s t r e c k t der Schwörende seine Hand hinein. Johannes Pauli berichtet in seinem Buche Schimpf und Ernst (älteste Ausgabe 1522): „Virgilius h a t zu Rom ein Angesicht an einen Stein gemacht, da bewert man die, die da E. schwuren. W a n einer unrecht geschworen hat, so beiß das Angesicht dem die Hand, w a n er im die Hand in das Maul stieß; hat er recht geschworen, so geschah im nichtz. Also worden vil überwunden, das sie meineidig waren M ). ") R e i t h a r d Sagen 152; R o c h h o l z Sagen 2, 31. ") Ausgabe von J. B o 11 e 1 (1924), 130. 20. E . - W a s s e r "Wasser, in welches
nannte man das der Beweisführer
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beim Gottesurteil der Wasserprobe untertauchen m u ß t e *•). Zuweilen m u ß das E.W a s s e r getrunken werden. D e m falsch Schwörenden bringt es den Tod *>). ») ZfVk. 20 (1910), 176. " ) R. Der E. 200 Ii.; ARw. 1912, 637.
Hirzel Fehr.
Eidechse (lacerta agilis) 1 ). I. E t y m o l o g i s c h e s . Die Herleitung des Wortes, ahd. egidehsa, mhd. egedehse2), macht Schwierigkeiten. Im ersten Teil v e r m u t e t man Zusammenhang mit griech. Sqjig, skr. ahfs „ S c h l a n g e " 3 ). Der zweite Teil gilt als dunkel. Immerhin ist der Hinweis auf mhd. dehse „ S p i n d e l " bemerkenswert. , , E . " wäre demnach soviel wie Schlangenspindel, was gestützt wird durch analoges russ. wereteteniza „ E . " , abgeleitet v o n wereteno „ S p i n del 4 )". Dasselbe meint im Grunde Rödiger mit seiner Herleitung von mhd. dehsen „ s c h w i n g e n " , „ s i c h schwingend fortb e w e g e n " 5 ). Zu beachten sind die zahlreichen dialektischen Umgestaltungen des Wortes mit häufiger Anlehnung an hag, hecke 8 ) wie tirol. hegedex, egerex, schles. heidox, edox, ferner steir. arax, adraxel, adadraxel7). Der Gottscheer Name egedaksche (Tschermoschnitz) scheint dem ahd. egidehsa am nächsten zu stehen 8 ). Über niederdeutsche Namen, von denen besonders ärdkruper „ E r d k r i e c h e r " , ärdsluper „Erdschlüpfer" bemerkenswert sind, vgl. S t r a c k e r j a n 9 ) . Neue, ask beruht auf alte, dfiesce**). l ) Ist von E. schlechtweg die Rede, so ist die bei uns häufigste Art der gemeines oder Zaun-E. gemeint. Seltener ist bei uns die grüne E. (lacerta viridis), die hie und da sprachlich von der gemeinen E. "unterschieden wird (vgl. 2. B. im Etschtal gruenz von gruen — grün ( D a l l a T o r r e Tiernamen 27), grianling (Gottschee, Oberes Gail- u. Lesachtal in Kärnten, S a t t e r Tiernamen 13); M e g e n b e r g Buch der Natur 232 bringt die Etymologie des I s i d o r u s : lacerta — lacertus „Arm" (weil das Tier „Arme" habe). *) Varianten bei L e x e r Wb. 1, 511. — Im Oberdeutschen auch d e r E.: O. W e i s e Mundartet 74 ») K l u g e Wb. 106 f. Dem Umstand, daß die E. vielfach als Schlange angesehen wurde, hat das Tier mehrere Namen zu verdanken. So gehört lat. seps, alb. säpi' E.", zu griecl. oijtj», „giftige Schlange" ( S c h r ä d e r Realle170). In schwed. ormödia „ E . " steckt orm „Schlange" ( F r o m m a n n Mundarten 6, 474 Nr. 10).
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Eidechse
Nicht selten ist in den Mundarten Verwechslung, besonders mit der Natter. So heißt die E. in Schlesien Otterjimferla ( D r e c h s l e r 2, 82); im Siegerland und einigen Gegenden Hessens Schießotter (Natur u. Schule 6, 57); im böhmischen Riesengebirge fißlnotter „Füßchennatter" (ZSprV. 1919, Sp. 7—10); das D W b . verzeichnet Schießnatter. Bemerkenswert sind die romanischen Namen wie trient. lüzerpa, gask., westprov. lüzerp ( M e y e r L ü b k e REWb. Nr.4821), die aus einer Kontamination von lucertola + serpens entstanden sind. Vgl. ähnliche Namen bei G a r b i n i Antroponimie 265. Originell ist die franz.-dial. Bezeichnung filyola de boba (filleule de serpent) in Lavigerie • (D a u z a t Géographie linguistique 1, 49). Analoge Bildungen liegen auch im Vlämischen vor, z. B. slangenartits, slangeralisj ( d e C o c k Volhsgeloof 1, 1 3 3 f ) Verwechslung der E.en mit den Schlangen war bei den Alten häufig ( P a u l y - W i s s o w a 1 1 , 1859); auch glaubte man, bei Trockenheit verwandelten sich die E.n in Vipern (a. a. O. 1959). Vgl. M e g e n b e r g Buch der Natur 231 : die E. zischt wie eine Schlange, aber leiser und hat auch einen Schwanz wie eine Schlange. 4 ) E d l i n g e r Tiernamen 30. ') ZfVk. 27, 138. •) K l u g e a . a . O . Der Badenser H a n s j a k o b gebraucht in seinen Wilden Kirschen S. 102 Heckgeiß. Über ähnliche Namen aus Baden, die sich meist an „ G e i ß " oder „Ochs" anlehnen, vgl. Hmtl. 1, 1 1 6 f. Im Hennebergischen ist ein (seltener) Ausdruck für „ E . " himmelszîge, womit zunächst ein mythisches, entfernt dem Drachen verwandtes Tier, dann auch die Schnepfe (scolopax gallinago) bezeichnet wird ( F r o m m a n n Mundarten 6, 473 Nr. 3). ') op. cit. 6, 471 f. 474; R i e g 1 e r Das Tier 189. 8) S a t t e r Tiernamen 13. 6 ) Oldenburg 2, 174. — Zahlreiche nieder- und mitteldeutsche Namen in F r o m m a n n Mundarten 6, 472 f. '») K l u g e a. a. O.
II. B i o l o g i s c h e s . Die E. als sonnenliebendes Tier trat bald zum Sonnengotte in Beziehung, wie sich deutlich aus der Statue des Apollon sauroktonos, des E.töters, e r g i b t 1 0 ) . In der Auffassung der Neuplatoniker treffen wir den Sonnengott selbst als E . 1 1 ) . Die Erlegung des Straßenräubers Sauros = E. in Elis durch Herakles, den Sonnengott, ist anthropomorphisch zu d e u t e n 1 2 ) . In dieser ersten syrisch-hellenischen Symbolik erscheint also die E. als Tier der übermäßigen, schädlichen Hitze. Auf römischen Grabsteinen ist sie Attribut des Todesschlafes und der künftigen Auferweckung, eine Rolle, die sie mit dem Schmetterling teilt (Seelentier) und zu der sie durch ihren Winterschlaf prädestiB ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube II.
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niert erscheint 1 S ). Über ihre Natur berichtet Aristoteles ziemlich sachgemäß. Aberglaube ist, sie werde nur sechs Monate alt. Auch glaubte man, die E . erblinde während des Winterschlafes. E r wacht sie dann im Frühling, sucht sie eine nach Osten stehende Wand auf, steigt in eine Ritze und richtet ihr Gesicht angestrengt nach Osten. Bei Sonnenaufgang öffnen sich die Augen des Tieres, das sich wieder verjüngt fühlt (Pitra, spicileg. Solesm. II, 3 6 0 ) u ) . Ähnliches berichtet auch Megenberg 1 5 ). Die blinde E . kann aber (nach Plinius) auch durch den Menschen ihr Augenlicht wieder erhalten. Man legt ihr Erde unter und schließt mit ihr zugleich massive Ringe aus Eisen oder Gold in einem Glase ein. Gewahrt man, daß sie wieder sehend geworden, läßt man sie aus dem Glase herausspringen und gebraucht die Ringe gegen Triefaugen M ) . Die Naturhistoriker nach Aristoteles, der richtig angibt, der amputierte Schwanz des Tieres wachse wieder nach, wissen nicht genug über ihre eigentümliche Regenerationskraft zu berichten. Werde die E. gespalten, heißt es bei Aelian, so fügen sich die beiden Teile ineinander, wachsen wieder zusammen, und das Tier führt seine Lebensweise wie zuvor 1 7 ). Derselbe Aberglaube wird aus Denderbelle (Belgien) berichtet M ). Ähnliches findet sich noch heute in Oldenburg 1 9 ). Dort heißt es: Schlägt man einer E . den Schwanz ab, lebt dieser fort, und trifft er zufällig mit dem Hauptkörper zusammen, so paßt sich der Schwanz dem Körper an und beide wachsen wieder zusammen. Auf dem Glauben an diese Regenerationskraft " J beruht auch die von Zingerle 2 1 ) berichtete Sage von den grünen E.n (Groanzen). Tut man einer solchen E . ein Leid, so kommt eine mit zwei Köpfen, wird diese getötet, eine mit drei K ö p f e n usf., bis die allergefährlichste mit sieben K ö p f e n kommt und sich in den Angreifer verbeißt. Diese mehrköpfige E . dürfte wohl zur Entstehung des Drachenmythus beigetragen haben 2 2 ). In Denderbelle und Umgebung glaubt man noch heute, die E. könne Feuer speien, und zwar werde dieses Feuer unten am Bauche sichtbar M ) 22
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(wohl mit Bezug auf die gelbliche Färbung des Bauches). 10) O. Keller Antike Tierwelt 2, 270. " ) op. cit. 2, 271. " ) a. a. O. " ) op. cit. 2, 272. ») a. a. O. " ) Buch der Natur 256. " ) A. v . N e 1 1 e s h e i m 1, 107. " ) O . K e l l e r 2, 274. " ) D e C o c k Volksgeloof 1, 211. " ) S t r a c k e r j a n 2, 174 Nr.404. M )Daher ist in den mittelalterlichen Kirchen die Darstellung von E.n als Kanzelornament nicht selten; sie sollen den belebenden und erleuchtenden Einfluß des Evangeliums symbolisieren ( E v a n s Animal symbolism 94 f.). n) Sagen aus Tirol 189. " ) K r a u B Volkforschungen 393. " ) D e C o c k Volksgeloof 1, 240.
III. A n i m i s m u s . Der Glaube an die Regenerationskraft des Tieres in Verbindung mit der Beobachtung seines Winterschlafes machen seine Rolle als Seelenepiphanie ohne weiteres verständlich. Deutlich tritt eine animistische Auffassung zutage in der Posener Sage von der Frau, die nach ihrem Tode in Gestalt einer E. zur Buße wallfahrtet und von ihrem ahnungslosen Gatten erschlagen wird, worauf dieser von einem Priester den Vorwurf hört: „ D u hast die Seele deiner Frau gemordet" 24) (in deutschen Sagen wird Ähnliches von der Kröte berichtet). Noch heute schlüpft die E. nach oberösterreichischem Volksglauben aus dem Munde sterbender Kinder und verschwindet ebenso rasch 2 5 ). So verläßt nach dem Glauben der Santalen in Ostindien die Seele den schlafenden Körper in Gestalt einer E. Wird es dieser irgendwie unmöglich gemacht in den Körper zurückzukehren, stirbt der Mensch 2*). Auch in Schlesien erscheint die E. nach dem Tode als Seele 27). Dieselbe Vorstellung findet man bei primitiven Völkern 28 ), wo man, wie bei den Schlangen, an eine Verjüngung des Tieres durch Abwerfen der alten Haut glaubt *•). Auf diesem Seelenglauben beruht auch, ähnlich wie bei der Schlange, die Rolle der E. in V e r w a n d l u n g s s a g e n . So gelten in Oberdeutschland die E.n als verwunschene Prinzessinnen, die wegen ihrer Eitelkeit von Zauberern in solche Tiere verwandelt worden sind a o ). Bei den Italienern erscheinen Feen in E.ngestalt (vgl. Basiles Märchen ,,La faccia di capra" imPentamerone) 8 1 ). Dieser Glaube
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erklärt auch die schlesischen Namen Schönjungfern, Schinjimpferle, Otterjungfrauen82). Wenn in Deutsch-Lothringen die E. Jumpjre (Jungfer) Sara heißt, so liegt dieser Bezeichnung wohl franz. lézard zugrunde 83). ") K n o o p Tierwelt 5. " ) B a u m g a r t e n Heimat 3, 105; A R w . 16, 355. " ) F r a z e r 256, zit. bei T o b l e r Epiphanie 22; vgl. hiemit die Guntramsage bei G r i m m Myth. 2, 905. ") MschlesVk. 19, 14. M) F r a z e r 3, 38. »») Ebd. 9, 302 ff. M ) M e i e r Sagen 217; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 114; Urquell 5, 114. " ) Trad. da B. C r o c e 1, 101 ff. ") D r e c h s l e r 2, 224. *•) R o l l a n d Faune pop. 3, 10; F r o m m a n n Mundarten 6, 473 Nr. 6. Ob tirol. Ruapracht, Ruaprachtl ( D a l l a T o r r e Tiernamen 26), kämt. Riapele (Car. 96, S. 63) zu Knecht Ruprecht in Beziehung stehen, wie F r o m m a n n op. cit. 6, 473 Nr. 5 angenommen wird, bleibe dahingestellt.
IV. D ä m o n i s m u s . In der volkstümlichen Auffassung der E. ist ein entschiedener Dualismus wahrzunehmen. Bald erscheint sie als böses, bald als gutes Wesen, ähnlich der Schlange M ). Als dämonisches Tier — bei den Juden unrein M ) — ist die E. eine Teufelsgeburt, hervorgegangen aus der fleischlichen Vermischung der Hexen mit dem bösen Feind M ). Nach einer belgischen Sage gab sich ein junges Mädchen aus Geldgier dem Teufel hin und gebar nach kurzer Zeit zwei Tierchen, eine männliche und eine weibliche E., von der alle anderen abstammen 84). Gleich der Schlange gilt sie als giftig (schon im Altertum) 87). Auch die Zulus halten die E. für giftig und töten sie w ). In Frankreich glaubt man sie aus verpesteter L u f t (air infecté) entstanden *•). Daher war im 16. Jh. langue de lézard, langue lézarde Bezeichnung für ein böses Weib 4 0 ). In der Haute-Bretagne gilt die grüne E. als giftig; beißt sie den Kühen in die Nase, so gehen sie zugrunde 41 ). Im 17. Jh. galt es in Frankreich als ein unheilvolles Zeichen, wenn man auf eine E. stieß 42). So noch heute im vlämischen Belgien ö ) . Auch das Landvolk am Niederrhein und im Anhaltischen hält die E.n für giftgeschwollene, bösartige Wesen **). Im MA. galt auch ihr Schwanz als stachelig: du stickest als der tarant und der egedehsen zagel 4S).
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Als giftige Teufelsgeburt ist die E. natürlich ein H e x e n t i e r . So bedeutet im Mndl. haghetisse „ E . " und „ H e x e " 46). In Riedichen (Baden) kennt man Hexen als Gegochsett47). Sie verwandeln sich überhaupt gern in E.n 48). Auch werden sie des Umgangs mit diesen Tieren bezichtigt 48 ). Findet sich eine Hexe in einer Kirche, so kommen E.n, laufen an ihr in die Höhe und hüpfen ihr über Arm und Schulter ®°). Dieser Aberglaube macht es verständlich, daß die E. ab und zu in Hexenprozessen vorkommt 61 ). Bei Apollonius s l a ) hat eine Zauberin anstatt der Haare E.n 8 2 ). Als Hexentier wird die E. zu Zaubereien verwendet und zwar schon im Altertum von den Magiern 5 3 ). So schützte man im Altertum Weinstöcke mit der Haut der E. vor Hagel S4), ihr Fleisch diente zu Liebeszauber 6 6 ) (wie heute noch in Schlesien M )), und zwar wurden nach Plinius 67 ) hiezu zweischwänzige E.n, die ab und zu wirklich vorkommen®8), verwendet 69 ). Merkwürdig ist ein von Grimmelshausen (17. Jh.) e o ) berichteter Aberglaube: Wenn man im Sommer grünen E.n die Schwänze abschlägt, diese auf ein Tüchlein in die Sonne legt, „ s o daß der Safft und die Feuchtigkeit in das Tüchlein spritzen", und aus diesem Tuche einen Docht macht, so erscheint alles silbern, was die Lampe beleuchtet, in der ein solcher Docht sich befindet. Ein 1678 nach einem Spruch der Juristenfakultät zu Frankfurt a. d. O. hingerichtetes Mädchen sollte vom Teufel E.n geboren, sie verbrannt und mit der Asche Mensch und Tier bezaubert haben 41 ). Eier werden verdorben, indem Hexen E.n in sie hineinzaubern *2). Auch sonst wird die E. zu Schadenzauber verwendet, indem man z. B. diese Tiere in kleinen Stücken dem Feinde zu essen gibt, aus denen in seinem Innern kleine E.n entstehen, welche ihn zu Tode quälen 63). Dagegen werden Brech- und Abführmittel eingegeben 84). Auch ein drastisches Mittel gibt es: Man nützt die Feindschaft der Schlange gegen die E. aus und läßt diese von jener aus dem Magen heraufholen 86 ). Ebenso konnte einem während des Schlafes auf freiem Felde eine E. in die Kehle
kriechen. Im mittelalterlichen England glaubte man, man könne sich durch das Belecken einer E. dagegen schützen, auch gebe einem dies die Fähigkeit, jede Wunde durch Berührung mit der Zunge zu heilen6®). Bei den Negern in Virginien wird das Abmagern dem Vorhandensein einer E. im Magen zugeschrieben m ). Eine in erotischer Beziehung hemmende Wirkung geht von einer unter die Türschwelle gelegten E. aus, die bei Tier und Mensch Beischlaf und Konzeption verhindert w ). Nach Plinius 28, 117 vergeht das Verlangen nach Beischlaf, wenn man eine E. in seinem Harn ertränkt. Durch einen etwas komplizierten E.nzauber, bei dem auch eine Erbse eine Rolle spielt, kann man sich unsichtbar machen und unbehindert s t e h l e n n ) . Unsichtbarkeit wird ferner erzielt durch Einreiben mit E.nfett, und und Böhmen 7 1 ). zwar in Schlesien Auch glaubt man in Westböhmen, man könne mit einem aus der grünen E. gewonnenen Pulver Schlösser zum Aufspringen b r i n g e n n ) . Auf die magische Verwandtschaft der E. mit der Schlange deutet der in älteren Zeiten übliche Brauch, E.n zusammen mit Nattern (und Spinnen) in ein Gemengsei zu brauen — man denke an die Hexen in Macbeth — und dieses vor die Türe derer zu schütten, die man bezaubern wollte 7S ). Von dem in französischen Landen sehr verbreiteten Glauben, der E. gelüste nach Kuh- und Weibermilch 7 4 ), scheint sich in deutschen Gegenden kaum eine Spur zu finden, wohl aber kommt vom Bisse der E. das „ l e t z t e " Euter der Kühe 7 6 ), und in Löwen gilt die E. beim Volke heute noch als ein blutspeiendes und -saugendes Tier 7 6 ). In der Haute-Bretagne, wo die E. als weiberfeindlich gilt, glaubt man, sie sauge an den Brüsten der Frauen und verursache so deren Abmagerung 7 7 ). Auch Kindern kann nach französischem Volksglauben die E. gefährlich werden, so warnt man in der C6te d'or die Kinder vor dem Barfußgehen, denn eine E. könne die Beine hinaufkriechen und diese verkrümmen TO). Als Hexentier bringt die E. beim Angang Unglück (s. oben). Dieser Glaube geht bis ins Altertum zurück. 22*
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Beim Auszug des Amphiaraos, der nicht mehr heimkehren sollte, läuft sie die Wand h i n a u f " ) . So verwendete man die E. auch zu mantischen Zwecken, und zwar zuerst in Sizilien 80 ). In Irland hat die E. den bösen Blick, und wenn jemand in J a p a n mit dem Finger auf eine E. zeigt, so fault dieser 81 ). Mit der Auffassung der E. als Hexentier hängt die Verwendung des Tieres als Schutzmittel gegen Zauber zusammen (Gleiches mit Gleichem). So verwahrt man auf der Insel Föhr und in SchleswigHolstein Häuser und Ställe dadurch gegen Hexen, daß man unter der Schwelle eine lebende E. vergräbt 8 2 ). In der Gironde tötet man zu Entzauberungszwecken eine kleine graue E. 83 ). Im Altertum trug man die E. auf Ringsteinen eingegraben zum Schutze der Augen, denn sie gehört nicht zu den Tieren, die das böse Auge angreift. Kleine E.n aus Bronze waren sehr beliebt als Amulette 84 ). In deutschen Landen scheint die E. als Amulett nicht vorzukommen, wohl aber finden sich E.namulette in Frankreich, in Italien, im Orient 8S ).
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Volksgeloof 1 , 1 3 3 f .
u
) W S . 7, 1 4 1 f .
" ) op.
cit. 7, 140. " ) D e C o c k Volksgeloof r, 240. ") S 6 b i 11 o t Folk-Lore 3, 274. ™) D e r s . a. a. O.
") K e l l e r
Antike Tierwelt 2, 275.
») ARw. 18, 95. " ) S e l i g m a n n Blich 1, 133. •») D e r s . 2,116. " ) S 6 b i 11 o t FolkLore 3, 279. •*) Österreich: W u t t k e 118 § I 55- " ) Vorarlberg: V o n b u n Beiträge 122; V e r n a l e k e n Alpensagen 260.
V. S c h u t z g e i s t . Steht die E . an einigen Orten in Beziehung zum Teufel, so erscheint sie an anderen wiederum als ein geheiligtes Geschöpf, das man nicht töten oder beleidigen darf, denn ihr Gerippe stellt das Leiden Christi dar, das ihr der Herr in die Beine gelegt hat zum Danke dafür, daß sie ihm die Blutstropfen abgeleckt, als er am Kreuze hing. Mit dieser Auffassung stimmt es überein, wenn die E. glücklichen Angang bedeutet 88 ). Sie gilt sowohl in Deutschland wie in Frankreich als geld- und glückbringend und zwar legt man zu diesem Zweck den Schwanz einer E. in den Schuh w ). Sehen die Kinder in L a a an der Thaya (Niederöst.) eine E., so sagen sie zu ihr: Adraxl, A., wünsch ma a Glück, daß i heut oder morgen was find' M ). Das Geldstück, mit dem man den Kopf einer M ) R i e g l e r Tier 198 f. " ) Urquell 5, vor dem Georgitage gefangenen E. ab1 1 3 ff.- L e o p r e c h t i n g Lechrain 88; schneidet, kehrt stets wieder zu seinem H ö f l e r Organotherapie 14. »•) W o 1 f Beiträge 2, 447. ") P 1 i n i u s n. h. 30, 1 3 5 . Besitzer zurück 90 ). Im Anhaltischen •) K n o r t z Reptilien 8 7 . » ) B r i s s a u d (Zuchau) bleibt das Wasser im Brunnen, Expressions populaires 108 1 . " ) R o l l a n d 41 wo eine E. ist, schön klar 9 1 ). Namentlich Faune 3, 10. ) S f e b i l l o t Folk-Lore 3, 273. «») Ders. 3, 265 f. «) De Cock Volksgeloof ist es die doppeltgeschwänzte E., die ge1, 133. " ) Urquell 5, 114; W i r t h Beiträge gen jede Gefahr feit 9 2 ). Nach italieni4—5, 24. " ) B a t e r e a u Die Tiere 59. schem Aberglauben ist ihr Besitz glück") D e C o c k Volksgeloof 1, 133 f.; W o l f 98 Beiträge 2, 447; Urquell 5, 113. *') Meyer bringend ). Vgl. die Redensart aver 94la Baden, 556. " ) Urquell 5, 113 ff.; W u t t k e lucertola da due code — Glück haben ). 1 1 8 § 155. ") M o n t a n u s
Volksfeste 1 7 8 f .
">) Urquell 5, 114. " ) ZfVk. 7, 245. "») hgl. von Singer (Berlin 1906), Vers 9019. ") B a -
t e r e a u Tiere 58. •*) D i e t e r i c h Kl. Schriften
40.
M
) F e h r 1 e Geoponica 9 f. " ) T h e o k r i t
2, 58, zit. bei K e l l e r Antike Tierwelt 2, 275. M
) D r e c h s l e r 2, 225 § 599; Urquell 3, 272.
*') «. h. i i , 264. " ) A b t Apulejus 267 Anm.
«•) Lehmann Aberglaube 50 f. M) Amersbach Grimmelshausen 2, 60. el) S o I d a nH e p p e 1, 291. •*) Montanus Volksfeste 178 f.; Urquell5,114. " ) op. cit. 8,272. ••) Alemannia 26, 265. •*) L a i s t n e r Sphinx 1, 269.
••) H u l m e Natural history 296 f. " ) K n o r t z Reptilien 88. " ) S o 1 d a n - H e p p e i , 27 f.
•*) Urquell 3, 277. ">) D r e c h s l e r 2, 225. " ) W u t t k e 118 § 155; G r o h m a n n 84. ™) J o h n Westböhmen 319. " ) D e C o c k
Um die Rolle eines Schutzgeistes richtig zu verstehen, die die E. im deutschen und ausländischen Aberglauben spielt, ist es ratsam, auf die Bedeutung dieses Tieres bei wilden, Völkerschaften hinzuweisen. So z. B. bei den Samoanern, in deren religiösen Vorstellungen das Tier einen hervorragenden Platz einnimmt. Die E., ein Sohn des höchsten Gottes und des Regenbogens (schillernde Hautl), spielt die Rolle einer Botin (äyy»^°{) zwischen der Gottheit und den Menschen 98 ). Sie hat die Macht, von dem Wettergotte schönes Wetter zu erbitten
Eidechse (Wärmeliebe!), wie sie überhaupt von ihrem göttlichen Vater die Weisung erhalten hat, den Menschen Hilfe und Trost zu spenden 94 ). Zunächst beauftragt, die Menschen im Landbau und Fischfang zu unterweisen, wurde sie allmählich zum Gott des Hauses und des Herdes, zum Schutzgott in der Gefahr zu Lande und zu Wasser, so daß die Samoaner sie schließlich mit ihrem höchsten Gotte identifizierten und ihr die höchsten göttlichen Ehren erwiesen ®7). Hiezu ist zu vergleichen der alte Volksglaube im Kanton Bern, die E.n seien die Spione der Götter, ausgesandt, um ihnen die Handlungen der Menschen zu berichten, damit Rechenschaft von diesen gefordert werde 98 ). Einen ähnlichen Glauben setzt voraus der in Istrien (Pisino, Capodistria) übliche E.nname serva de Diow). Wie ein Überbleibsel dieser religiösen Vorstellungen nehmen sich die volkstümlichen Anschauungen aus, die bei deutschen und anderen Völkern sich mit Bezug auf den Schutzgeistcharakter der E.n erhalten haben 10°) (ähnlich bei der Schlange). So glaubt man in gewissen Gegenden, es bestehe zwischen Hausvieh und E. ein gewisser Zusammenhang: Jedes Vieh hat eine bestimmte E. gleichsam als Schutzengel. Man soll eine solche E. nicht töten, denn sonst würde auch das Vieh sterben oder mindestensBlut statt Milch geben 101 ). Weit verbreitet, auch außerhalb Deutschlands, ist der Glaube, die E. schütze den Menschen vor der Schlange. In der Cote d'or (Frankreich) gilt die E. überhaupt als menschenfreundlich. Pfeift man ihr in einer bestimmten Weise 102), so kommt sie herbei und klettert dem Menschen sogar auf die Knie 1 0 3 ). Nähert sich nach österr. Volksglauben einem im Freien Schlafenden eine Schlange, so kriecht die E. in seinen Busen hinein und weckt ihn durch K i t z e l n 1 M ) . In Westpreußen laufen die rettenden E.n dem Schlafenden über den Mund 10S) (ähnlich in Frankreich) 1 0 4 ), in Böhmen fahren sie ihm mit dem Schwänze über das Gesicht 1 0 7 ) oder beißen ihn in den Fuß 108). Auch in Vorarlberg 109) und Oberösterreich u o ) erscheint die E. in der Rolle eines Schutzgeistes gegen Schlan-
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gengefahr. Bei den Slawen findet sich derselbe A b e r g l a u b e m ) , der auch in Frankreich und England verbreitet ist 1 1 2 ). In Périgord l l s ) heißt es von der E. : le lézard est l'ami de Vhomme 1 M ). Hält man den andalusischen Aberglauben dazu, die Schlange sei die Freundin der Frau l w ) , so ist man beinahe geneigt, homme nicht mit „Mensch", sondern mit „ M a n n " zu übersetzen, um so mehr als ein sowohl französischer wie italienischer Aberglaube ausdrücklich feststellt, die grüne E. habe die Männer gern, hasse aber die Frauen 1 1 8 ). Rolland 117 ) zitiert eine Stelle aus einem Werke des 16. Jhs., wo es heißt : La lézarde (weiblich !) est à l'homme amy. Wie tief eingewurzelt die Vorstellung von dem Schutzengelcharakter der E. ist, geht aus verschiedenen mundartlichen E.nnamen hervor. So heißt die Zaun-E. in Österr. Natterretterlein118), die grüne E. in ital. Mundarten 1 1 B ) salvadmeni, vardaàmo iao), salvacristiàn, salvom m), guardalàmu, guarda-àmeni, guadda-dmu, varddmu, vardaldmu. In einer französischen Mundart (Mans) heißt die E. êveillette „ W e c k e r i n " 1 2 2 ) . Gewisse ital. Namen spielen an auf die Art und Weise, wie die E. ihre Feindin, die Schlange, bekämpft, so veron. liga-bisso, ligador, ligaor123), von ligar „binden, bannen, bezaubern". Es wird angenommen, daß die (grüne) E. die Schlange mit ihrem Blicke bannt und so unschädlich macht. Als „Schlangenstecherin" = pungi-serpe wird die E. in der Toscana bezeichnet 1 2 4 ), was daran erinnert, daß der französische Aberglaube (Périgord) von siegreichen Kämpfen der E.n mit den Schlangen zu berichten weiß 1 2 6 ). Nach einem ebenfalls französischen Volksglauben ist die Viper nicht weit, wenn man eine Schlange sieht und ferner: die (grüne) E. verfolgt die Viper derartig, daß dort, wo es E.n gibt, keine Schlangen mehr vorkommen m ) . Gleichfalls in Frankreich ist der Aberglaube zu Hause, daß man einen Stall vor Schlangen schützt, wenn man eine E. an die Decke hängt 1 2 7 ). Wie die Schlange, so verfolgt die E. (Stern-E.) auch den Skorpion, der bei ihrem bloßen Anblick flieht. Man macht daher Skorpionsstiche unschäd-
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Eidechse
lieh durch Einreiben mit einem öl, in dem man eine Stern-E. hat verfaulen lassen 128 ). Wichtig für die Bewertung des Tieres als Seelenepiphanie ist die Alpensage von der E., die plötzlich vor Spielern mit Spielkarten im Maul erscheint und einige Male vor ihnen hin und her läuft. Die leise warnende Stimme, die nach dem Verschwinden der E. ertönt, läßt deutlich den Schutzengelcharakter des Tieres erkennen 12S). " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 274. ") S é billot Folk-Lore 3, 285. M) W o l f Beiträge 1, 247. " ) Germania 20, 355. "J Urquell 5, 23 Nr. 1. " ) W i r t h Beiträge 4—5, 24. »«) ZfVk. 4i 399- '*) R o l l a n d Faune 3, 12. M ) R i e g M l e r Tier 193. ) B l u m Schutzgeister 41. ••) K n o r t z Reptilien 86. ") D e r s. a. a. O. 86 f. «) R o t h e n b a c h Bern 38 Nr. 334. 10 ••) G a r b i n i Antroponimie 604. °) Sie könnten jedoch auch auf animistisch-totemisti,01 scher Basis beruhen. ) Urquell 5, 113; 8, 277. 10 ») D e C o c k Volksgeloof 1, 133 f. 10s) R o l l a n d Faune Ii, 15. 1M) ZföVk. 4, 215. "») Urquell 5, 113. "•) R o l l a n d op. cit. n , 10 108 13. ') G r o h m a n n 83. ) Ebd. ' » ( V o n b u n Sagen 56. n o ) B a ù m g a r t e n Heimat 1, 109. l n ) Urquell 5, 113. ll*) R o l l a n d 3, 11; Ii, 13; T h i e r s Traité 1, 209; RTrp. 13, 114 392 f. "») W o l f Beiträge 2, 447. ) Tatsächlich heißt die gr. E. in Châtillon d'Aosta V ami-de-l'omo ( G a r b i n i Antroponimie 831). »») G o m i s Zoologia 386 Nr. 1496. "•) ATradn pop. 1882, 430. " ' ) op. cit. 13, 14. ' ) Fragebogen des bayer.-österr. Wörterbuchs. l l e ) G a r b i n i Antroponimie 831 f. 1M) Da guardare sowohl „bewachen" als auch — und zwar in erster Linie — „ansehen" heißt, ist eine doppelte Deutung des Namens möglich. R o l l a n d Faune 13, 14 zitiert ein paar Stellen, aus denen hervorgeht, daß die E. den Menschen gerne anschaut. 1J1) Ebd. 3, 25. l " ) S a i n é a n 1,s Etymologie française 1, 256. ) Garbini 1M Antroponimie 801. ) D e r s. op. cit. 265. 1M ) W o l f Beiträge 2, 447. "•) R o l l a n d Faune 11,14. 1W) Ebd. a. a. O. Agrippa v o n N e t t e s h e i m 1, 115. 1M) V e r n a l e k e n Alpensagen 259 f.
VI. V o l k s m e d i z i n . Schon im Altertum diente die E. zu Heilzwecken 13°). So sollte sie helfen gegen Triefaugen (Plinius) 131 ), Milzsucht (Plinius), Leberleiden (Marcellus) ; andere Fälle weiter unten. In der heutigen Volksmedizin wird die E. häufig verwendet und zwar entweder (selten) durch Auflegen des ganzen Tieres, oder eines seiner Organe auf den kranken Körperteil, oder aber häufiger, indem man
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das Tier in ö l siedet oder zu Pulver zerreibt. ö l wie Pulver werden sodann als Heilmittel gebraucht. Folgende Krankheiten und Gebrechen kommen hiebei in Betracht: hohle Zähne 182), Ohrwurm 13S), Hühneraugen 1 3 4 ), Augenleiden, Star 1 8 8 ), Schlagfluß 136), kaltes Fieber, Wechselfieber 187), Bruch bei Kindern 138 ), Kropf 1S8), Fallsucht 140), Syphilis 141 ), Kopfgrind (Mittelalter) 142 ), Hautschwielen, Warzen, Entfernung von Fremdkörpern 14a), Hautwucherungen 144 ),'Gelbsucht (Übertragung der Krankheit auf die in der Bauchgegend gelblich gefärbte E.) 145), Rotlauf (prophylaktisch) 14S), Wasserhodenbruch 147), Lendenschmerz 148 ), Lungensucht 149 ). — Besondere Erwähnung verdient der ungarische Aberglaube (Gegend von Szegedin), man bleibe vom Halsweh verschont, wenn man den Hals einer vor dem Georgstage gefangenen E. streichelt und während des Streicheins spricht: „E.chen, E.chen, mir soll die Kehle schmerzen, wenn ich dich wieder ergreife." In manchen Gegenden glaubt man, die Hand, die den Hals der E. gestreichelt hat, könne das Halsweh fremder Leute durch bloße Berührung des wehen Halses heilen 150 ); vgl. hiezu rumän. guster = E. y Halsbräune. Auch sopirldita vereint die beiden Bedeutungen 161 ). Homöopathische E.nkuren waren schon im Altertum bekannt. So spricht Dioskurides 1 M ) von einer chalkidischen E., welche die von ihr selbst Gebissenen heilt, wenn sie in Wein getrunken wird153). Auch zur Krankheitsübertragung benützte man die E. im Altertum 154). Man ließ Brüche bei Kindern, wenn diese schliefen, von einer grünen E. beißen und hing dann diese, an einem Rohr befestigt, in den Rauch. Starb das Tier, so heilte der Bruch 15S). Nicht immer kommt der Kranke mit der E. in unmittelbare Berührung. So hing man früher eine grüne E. (oder nur deren Harn) vor dem Schlafgemach des Kranken in einem Topfe so auf, daß der Kranke beim Ausund Eingehen den Topf mit der Hand berühren mußte 156 ). Auch bei Erkrankungen von Tieren verwendet man die E., z. B. in Ruppin
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gegen die Mauke, eine Anschwellung hinten am Fesselgelenk des Pferdes 1B7). Wenn viele K ü h e draufgehen, soll man den übriggebliebenen Schweif einer vor dem Georgstage gefangenen E. in den Wassertrog legen 1 S S ). — Habichte und Falken verändern ihr Gefieder, sobald sie mit E.nflejsch gefüttert werden 1 5 i ). Auch in der Obstkultur rief man die E. zu Hilfe. Schon Plinius und nach ihm Geßner berichten von dem Brauche, die Stämme der Apfelbäume mit der Galle der grünen E. zu beschmieren, damit die Apfel nach der Abnahme nicht faulen 16°). In Schlesien besteht dieser Aberglaube heute noch m ) . Z u s a m m e n f a s s u n g . Im Altertum ist die E. das Tier des Sonnengottes und symbolisiert als solches die schädliche Sonnenhitze. Auf antiken Grabsteinen ist sie das Sinnbild des Todesschlafes und der künftigen Auferstehung. Infolge häufiger Identifizierung mit der Schlange zeigt sie mit dieser auch mythische Verwandtschaft. Noch jetzt gilt sie als Seelenepiphanie (Verwandlungssagen). Die Auffassung ihres Verhältnisses zum Menschen ist dualistisch. Einerseits gilt sie als dämonisches Wesen (Hexen- und Zaubertier), andererseits ist sie die Verkörperung eines Schutzgeistes mit ausgesprochen altmythischem Charakter. Mannigfaltig ist ihre Verwendung in der Volksmedizin. 1M)
K e l l e r Antike Tierwelt 2, 274. A g r i p p a von N e t t e s h e i m 1, 107; auch bei G e ß n e r 223, zitiert bei H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 114. m ) H ö f 1 e r Organotherapie 188; a u c h beim Zahnreißen •wird das Tier v e r w e n d e t (J ü h 1i n g Tiere I i ) . »>) E b d . ' « ) E b d . ; H o v o r k a - K r o n f e l d 1 , 1 1 3 f . ; H ö f 1 e r Organotherapie 142. lat) J ü h l i n g Tiere 12; H ö i l e r op. cit. 1S7 ) 142. 13*) J ü h l i n g op. cit. 12. Ebd.; H o v o r k a - K r o n f e 1d 1, 144; 2, 63; 2, 328; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 259. IX) u ») E b d . J ü h l i n g op. cit. 12. 13; H o v o r k a - K r o n f e l d 8, 18; H ö f l e r 14 °) L a m m e r t op. cit. 260. 273; Séb i 1 1 o t Folk-Lore 3, 288. ' « ) H o v o r k a K r o n f e l d 1, 114. »») E b d . »») H ö f l e r op. cit. 142. 187. 222 f . ; H o v o r k a - K r o n feld 1, 1 1 3 f. 1 " ) H ö f l e r op. cit. 162. l " ) G r i m m Myth. 3, 344. " • ) P o 11 i n g e r Landshut 277. " ' ) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 147. E b d . 1, 1 1 4 ; 2, 256 f. »») E b d . 1, lal)
686
Eidergans, - e n t e — E i e r s c h a l e n
1 1 8 . l " ) Z f V k . 4, 400. 1 H ) A f n S p r L . 1 5 1 , 278 f. ' " ) 1 5 1 , 2, 70. "») H o v o r k a - K r o n f e l d i , 1 1 4 . ' " ) a. a. O. »«) H o v o r k a - K r o n f e l d a . a . O . »•) E b d . 2, 268; A g r i p p a von N e t t e s h e i m i , 230 f. " 7 ) Z f V k . 8, 1") 307. E b d . 4, 400. 1 U ) G e ß n e r 223, zit. bei H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 1 1 4 . 1M) K e l l e r Antike Tierwelt 2, 1 7 4 ; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 114. l n ) D r e c h s l e r 2, 82. Riegler.
Eidergans, -ente, Somateria moltissima. Von der nordischen E. glaubte man noch im 18. Jh., sie müsse, wenn man ihr einen Stab von der Länge einer halben Elle ins Nest stecke, so lang Eier legen, bis die Spitze des Stabes von Eiern bedeckt sei; dann aber sterbe sie vor Erschöpfung 1 ). Auf den Faeröern wird das Tiermärchen von dem Kormoran und der E. erzählt, die durch einen weckenden Ruf die Daunen erwetten wollten, wobei die E. gewann s ). l)
Meyer
Nachr. v. Island
Abergl.
77
usw. 51).
(n.
A n d e r s o n
') ZfVk. 2, 160;
D ä h n h a r d t Natursagen 3, 147 f. (mit einer V a r i a n t e : E . u n d Pelikan, nach R T r p . 10, 363). Hoff m a n n - K r a y e r .
Eierlaufen s. E i Sp. 622 ff. Eierschalen. E. haben als das Gefäß des größten Fruchtbarkeitssymbols selbst gewaltige Zauberkraft. Daraus entspringen naturgemäß zwei entgegengesetzte Vorstellungen: I. Die E. wirken als F r u c h t b a r k e i t s ü b e r t r ä g e r und als solche apotropäisch. 2. Die Hexen bedienen sich der E. zu allerlei Zauber, vor allem S c h a d e n z a u b e r , und ebenso die ihnen verwandten Dämonen und Kobolde. I. D i e E. a l s Fruchtbarkeitsüberträger und Apot r o p a i a. Im Oberinntal bekommt die Braut neben andern Fruchtbarkeitssymbolen, wie Nußschalen, E. 1 ). Am Maibaum und andern Fruchtbarkeitsfetischen des Frühjahrs hängen bekanntlich E. 2 ) (vgl. Ei). Schalen der Orleseier werden in Bayern pulverisiert in den Saatweizen gemischt, damit der Weizen-gut ausfällt?). A m Lechrain vergräbt man diese Schalen auf dem Saatfeld *). In Thüringen wirft
Eierschalen
687
der Sämann die E. vom Eierfrühstück möglichst hoch, damit der Flachs gut wachse s ). Man hängt die Schalen geweihter Ostereier im Stalle und in der Scheune auf (Landshut) •). Hier überwiegt schon der apotropäische Zweck, ebenso wenn man sie unter der Stalltür 7 ), Türschwelle 8 ), unter dem Grenzstein 9 ) vergräbt. Nirgends tritt der Satz, daß alles K r a f t - und Fruchtbarkeitübertragende apotropäisch wirkt, klarer zutage als hier. In der Steiermark streut man Oster-E. g e g e n b ö s e s Gewürm um das Haus 10). >) Z i n g e r l e Tirol 224, 1784. ») D i e t e r i c h Sommertag in ARw. 8 Suppl. 105; S c h m i t z Eifei 1, 35; Globus 91, 336; über E. beim Todaustreiben der Czechen: ARw. 10, 157. ») DG. 13,183. *) L e o p r e c h -
t i n g Lechrain 175; K u h n Westfalen 2, 147,
420; S a r t o i i
Sitte 3, 158.
») W i t z -
s c h e 1 Thüringen 2, 219, 44. •) P o 11 i n g e r
Landshut 154. ') K u h n 1. c. 2, 157, 445. ") L e o p r e c h t i n g 1. c. 175. •) Schweizld. 1, 15. l0) R o s e g g e r Steiermark 236. 2. E. a 1 s A p o t r o p a i a. In Schlesien hängt man an die Stubendecke eine ausgeblasene E. gegen die Hexen u ) . In der Sennhütte der Romaneralpen finden wir die E. der Schneehühner gegen Mäuse a u f g e h ä n g t n ) . Einen ähnlichen Talisman treffen wir in Frankreich l s ) und in Tunis 14 ). Man verwendet die E. gegen Hagel 1 B ) und Ungeziefer 16 ). Einen mehr sympathetischen Zauberzweck hat das Vergraben der Kükene. unter der Dachtraufe, damit die Jungen sich nicht verlaufen 1? ). n ) D r e c h s l e r 2, 249. l-c. 87, 739. ") S f e b i l l o t l i g m a n n Blich 2, 121. b e r g e r 22. " ) D r e c h s l e r m a n n 140, 1026; W. 432
") Z i n g e r l e 3, 232. ") S e ») B o h n e n 1, 93. l? ) Groh§ 677.
3. Z a u b e r der Hexen und D ä m o n e n m i t E. In der Oberpfalz entfloh eine zum Tode verurteilte Hexe in der E., deren Inhalt sie gegessen hatte 1S ). Anhorn berichtet in seiner Magiologia: Es ist ein wunderbares Zeichen, daß die Sonne eine mit Tau gefüllte E. in die Höhe zieht w ). ") S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3,184. ") Ma-
giologia 237.
688
4. Die Hexen fahren gerne in E., so in der niederländischen Sage 80 ). Nach portugiesischer Sage fahren sie in E. nach Indien, wo sie den Kindern das B l u t aussaugen 21 ). Nach dem Glauben in Schleswig-Holstein wohnen sie in E. 2 2 ). Daher muß man die E. nach dem Essen zerdrükken M ), sonst kommen die Hexen hinein, wenn sie im Wasser schwimmen. Diese Vorschrift steht schon bei Plinius M ) : Huc pertinet o v o r u m , quae exorbuerit quisque, calices c o c l e a r u m q u e protinus frangi aut isdem coclearibus perforari. Auch in Muschelschalen fahren ja die Hexen 2B). Die B e g r ü n d u n g für die Vorschrift, die E. zu zerdrücken oder dreimal zu durchstechen 2 e ), ist verschieden : Die Hexen nehmen an der Mahlzeit teil 2 7 ), sie schreiben zwecks Schadenzaubers die Namen von Personen hinein s g ), sie zaubern die Schalen den Leuten in den Leib M ), wobei die Schalen durch eiternde Wunden zum Vorschein kommen, sie hexen einen Molch und eine Eidechse (Volksetymologie?) hinein 8 0 ); ein Schmalkaldener Flugblatt vom Jahre 1627 warnt: Auch wann ein Mensch Eyer ißt / und wirft die Schalen in das Gefäß oder Schüssel / und zerdruckt sie nicht / so können sie (die Hexen) einen Menschen damit verderben 81 ). Ferner quälen die Hexen die armen Seelen bei der Überfahrt (Friesland) 32), nach dem Glauben der Chrowoten machen sie aus den E. Töpfe und Gefäße für die Hexenmahlzeiten M ). Nach altfranzösischem Aberglauben soll man die Schalen dreimal klopfen, um sich vor Schadenzauber zu bewahren **), man zerbricht sie, um die Feinde zu zerbrechen M ) ; die häufigste Begründung im deutschen Aberglauben ist: damit man kein Fieber bekommt 84). Die Hexen schaden nach ostfriesischem Glauben den Menschen und den Hühnern, die sie gelegt h a b e n " ) . Man darf die Schalen nicht verbrennen, sonst schadet man den armen Seelen man bekommt ein Geschwür *•), man verbrennt den Hühnern den H i n t e r n " ) , die Hühner legen nicht mehr 4 1 ); man darf die Schalen nicht ins Wasser werfen, sonst gehen die Küchlein zugrunde 4 2 ). Andererseits soll
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Eierschalen
man die E. (z. B. bei den Deutschamerikanern) verbrennen, damit die Hühner das Eieressen nicht lernen 4S ). Wenn in Mecklenburg das Holz beim Brennen auf dem Herde knackt, gibt es ein Unglück; man wirft Salz oder E. hinein 44 ). Wer E. zertritt, zertritt das Glück 4 6 ). Schwangere dürfen nicht über E. schreiten 4 4 ); wenn Schwangere auf E. treten, bekommen sie den weißen Fluß (Halle) M a ) ; auch nach japanischem Aberglauben bekommt sie weißen Fluß, oder die Entbindung wird schwer 4 6 b ). 20 ) W o 1 f Niederl. Sagen 660, 572; M a n n h a r d t German. Mythen 346. 418; F o g e l Pennsylvania 185, 893; S ö b i l l o t 2, 156 bis 157. n ) L i e b r e c h t Volkskunde 375. " ) ZfVk. 1914, 57 Nr. 38. •*) Bayerischer Aberglaube: ZfdMyth. 2 , 1 0 1 , 232; die Vorschrift, die E. nach dem Essen zu zerbrechen, ist allgemein: S a r t o r i I.e. 2, 3 1 ; F r a z e r 3 , 1 2 9 — 1 3 0 ; ZfVk. 1 9 1 1 , 295—296 (mit Literatur); L i e b r e c h t 1. c.; K e l l e r Grab des Aberglaubens 4, 241 ff.; 5, 390 ff.; H a r t l a n d Primitive Paternity 1, 1 1 2 ; C u r t z e Waldeck 390, 103; L a m m e r t 83; S t r a c k e r j a n 2, 155, 385; L a n d s t e i n e r Niederösterreich 56; K r a u ß Religiöser Brauch 117. M) Historia naturalis 28, 19; P a u 1 y - W i s s o w a 1, 91. " ) M a n n h a r d t 1. c. 345—346. *•) S e l i g m a n n 2, 120 ff.; bei den Römern muß man sie mit den Löffeln durchstoßen. " ) F i scher Aberglaube 239. " ) Des vortrefflichen Engländers Thomae Brown Pseudodoxia epidemica. . . . Frankfurt L. 1680, 837. " ) E. G o c k e l Tractatus polyhistoricus magicomedicus curiosus oder ein kurzer Bericht von dem Beschreyen . . . . Frankfurt L. 1699, 49. 74—75. 108. M o n t a n u s Volksfeste 176. " ) ZfVk. 1 9 1 1 , 294; M e n s i n g SchleswigHolstein.Wb. 1, 1026; S o l d a n - H e p p e 2, 375; BlpommVk. 5, 131 Nr. 129; M o n t a n u s 1. c.; D r e c h s l e r 2, 12. 30. 250 bis 2 5 1 ; G r o h m a n n 201, 1409; Pf i s t e r Hessen 1 7 1 ; S c h ö n w e r t h I.e. 3, 282; HessBl. 15, 130; F o g e l I.e. 141, 654; W. 459; S f e b i l l o t 3, 231—232; Stern Türkei i , 209: Vergiftung mit E. in Marokko. '*) G r i m m Mythol. 3, 248 A. zu 2, 694; auch bei den Chinesen fahren die Seelen in E.booten: ARw. 5, 76—77. , s ) K r a u ß Volkforschung 50; W l i s l o c k i Zigeuner m . **) L i e b r e c h t Gervasius 221, 33. " ) D e r s. 2 1 9 , 8 ; vgl. Germania 8, 374. ,6 ) Rockenphilosophie: G r i m m Mythol. 3, 445, 328; F i s c h e r Aberglaube 239; L a m m e r t 260; K u h n S c h w a r t z 444, 346; P a n z e r Beitr. 2, 294; vgl. 1, 263, 1 1 3 ; Rogasener Familienblatt 1 (1897), 40, 5; S e y f a r t h Sachsen 59; S t r a c k e r j a n I.e. 1, 68; K e h r e i n Nassau 266, 200; W. 459; ZfVölkerpsych. 18,
690
369. " ) G r i m m 1. c. 3, 477, 1 1 1 9 ; B a r t s c h Mecklenburg 2, 137, 601 b; 159, 736; D r e c h s l e r 1. c. 2, 225; Urquell 4 (1893), 159; W o 1 i Beiträge 1, 221, 232; W. 676; S 6 b i l l o t 3, 227.232. *•) W. 459. 767; G r o h m a n n 42, 266; in Frankreich hat man Sorge, daß man den St. Laurent verbrennt: L i e b r e c h t Gervasius 225, 74; S £ b i l l o t 3, 232; W o l f Beitr. 1, 221, 233. w ) G r o h m a n n I.e. 42, 266; W. 459; die Frauen bekommen den weißen Fluß: H ö h n Volksheilkunde 1, 93. " ) ZfEthnologie 15, 90. " ) W o l f Beitr. 1, 221, 233 b; Z a h l e r Simmental 20. " ) ZföVk. 1897, 186, 382. 377. " ) W. 676; F o g e l I.e. 181, 869; anderer Zweck: S e b i l l o t 4, 99. " ( B a r t s c h 1. c. 2, 130, 541. " ) W. 459. " ) J o h n Erzgebirge 47; W. 572. "») H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 5 1 1 . " b ) I.e. 512. 5. B i e r b r a u e n in E. Vertreiben lästiger Vegetat i o n s k o b o l d e . Nach einer in Europa sehr verbreiteten Sage finden die E . in einem besonderen Abwehrzauber Verwendung, um die Kobolde zu verjagen. Zur Erklärung muß eine offenbar sehr alte Vorstellung herangezogen werden, die wir z. B. in der altnordischen Rätselsammlung aus der Hervararsaga 47 ) und in einem alten Volksrätsel finden **): Das Ei, das Urbild der Zeugungskraft, stammt aus dem Engelland, es ist ein kunstvolles Faß ohne Reifen, gefüllt mit zweierlei Bier; E. dienen in dem Rätsel, welches Odin inGestumblindi's Gestalt dem König vorlegt, als Bierfässer ; Mannhardt ®°) und Müllenhoff 5 1 ) haben die weite Verbreitung und das Alter dieses Rätsels nachgewiesen. Gegen das winselnde Hündchen der Frau Gode wandte eine kluge Frau folgendes alte Mittel a n 8 2 ) : Sie braute Hausbier im Eierdopp; kaum hatte das Hündchen das gesehen, als es rief: ik bün so olt as Böhmen-Gold äwerst dat heww ik minleder nicht tru't, wenn man't Bier dörch'n Eierdopp bru't. Seither war das Hündchen verschwunden. Hackelbergs Hund hat, wie eine Bäuerin zu Buchholz bei Minden erzählt, eine Familie vertrieben, indem sie Essen in einem Eierdopp kochte M ). In Tirol vertreibt man die Nörggele, indem man E. um den Herd stellt 8 4 ). Die Willeweiß sieht E . unausgestrichen um den Herd liegen 6S ); der Fömile (mit dem schwarzen
Eierschalen
691
Hund) zeigt man 100 E., die man mit Wasser gefüllt in die Asche legt M ). Auf die gleiche Weise setzt man 's wilde Gjoad w ), das Wildweiblein M ), den Almgeist M ), die Seligen in Erstaunen und vertreibt sie so. In Frankreich bringt man so'¿das Kind der Sauvageons (Waldfeen) zum Sprechen und Staunen 6 1 ); in allen Sprüchlein dieser Kobolde wird das Alter und das g r o ß e E r s t a u n e n betont," das sie zum Sprechen zwingt 62 ). 17 ) Eddica minora von Heusler-Ran i s c h (1903) 1 1 2 Nr. 17 (9); ZfdPhil. 36 (1904), 5 2 5 ; ZfVk. 1906, 4 1 4 — 4 5 1 . «) M ö l l e n h o f f Sagen 508 Nr. 9; Mensing Schleswig-Holst.Wb. 1, 266. «) H e u s l e r M R a n i s c h 1. c. ) German. Myth. 302 ff. 4 1 4 — 4 1 9 . " ) ZfdMyth. 3, 7. " ) B a r t s c h Mecklenburg 1, 22; vgl. 42, 2 ; 47, 65; 79, 87; M a n n h a r d t I.e. 302; G r i m m Myth. 2, 773. " ) ZfdMyth. 1, I O i , 3. " ) H e y l Tirol 502, 67; P a n z e i Beitr. 2, 197, 3 4 1 ; ZfdMyth. 2, 184, 32 (mit Spruch); J e c k l i n Volkstümliches 307. »') H e y l I.e. 412, 97; 416, 100; vgl. G r a b e r Kärnten 65 ff. ••) H e y l 1. c. 414, 98. " ) G r a b e r 1. c. 85, 102. " ) H e y l I.e. 606, 72. ») D e r s . 68, 28. •"l D e r s . 406, 92. " ) S i b i l l o t i, 264. •*) Grimm Myth. 3, 136.
6. Mit demselben Mittel zwingt man den W e c h s e l b a l g , den die Koboldweiblein gerne unterschieben, zum Sprechen 63 ). Auch hier ist die Hauptsache das Erstaunen, welches den Wechselbalg zum Sprechen bringt und so verrät. In Brandenburg ruft er beim ,,Anpinken" des Lichtes aus: M ) Ik bin so old äs Böhma Gold; aber so'n Licht anmaken hef'k noch nichseen.
Aber in den meisten Sagen staunt der Wechselbalg über das Bierbrauen in E. Als nach der holsteinischen Sage die ratlosen Pflegeeltern in einem Hühnerdopp den Brau machten und das Bier in den Dopp eines Gänseeis gössen, schrie der Wechselbalg 6S ): Ik bin so old as de Behmer Woold, un heff in min Leben so'n Bro nicht seh'n.
Auch im irischen Märchen ruft das Teufelchen: Ich bin 1500 J a h r auf der Welt und habe niemals gesehen, daß man in E. braut 6 8 ). Bald wird Bier 4 7 ) in E. ge-
692
braut, bald Wasser **) in den Schalen gekocht; oder der Inhalt eines Eis wird von einer Schale in die andere gegossen ••) ; es genügt auch der bloße Anblick der E. 70 ). Für den Böhmerwald wird der Thüringer- 71 ) oder Westerwald 72 ), in Schlesien der ungarische 73 ) Wald, in Baden der Dusener 74 ) Wald, im Bergischen der Duisburger 74 *} Wald erwähnt. In Frankreich erzählt man sich von frappant ähnlichem Apparat 7 5 ); die Sage ist gemeineuropäisch 76 ). •*) Grundlegend: P o l i v k a in ARw."6, 1 5 1 — 1 6 2 ; K ö h l e r Kl. Schriften 1, 2 1 9 ; H ö f 1 e r in ZfVk. 1896, 5 2 — 5 7 ; B a r t s c h I.e. 2, 42, 2; 43, 6 5 c u. d; 47, 65; 79, 87. •*) W. S c h w a r t z Sagen der Mark Brandenburg 7 66—67 Nr. 39 ; vgl. S c h e l l Bergische Sagen 325, 6. 481, 34 (Erstaunen über eine Höhle) ; in Siebenbürgen gibt man dem Wechselbalg aus einem kleinen Geschirr mit einem großen Löffel zu essen: M ü l l e r Sieb. Sachsen 31, 50. «) M ü l l e n h o f f Sagen 3 3 1 — 3 3 3 Nr. 494; vgl. B a r t s c h 1. c. 89, 97. 64, 82. ••) G r i m m Irische Elfenmärchen 35 ff. 204. •*) S c h a m b a c h - M ü 1 1 e r 1 3 2 — 1 3 4 . 3 5 4 ; G r i m m Mythol. 3, 136; B o l t e - P o l i v k a 1, 368—369 (mit Literatur) ; das Motiv auch in der Literatur: ZfVk. 1906, 4 1 4 ; vgl. M e n s i n g 1. c. 1, 537. 1025. " ) G r i m m KHM. Nr. 39; B o l t e - P o l i v k a 1, 294. 368 ff.; M e y e r Germ. Myth. 79. 1 3 7 ; M a n n h a r d t I.e. 302—303; G r i m m Myth. 1, 388; K u h n Westfalen 1, 72, 60; P r o h i e Unterharz 50; V o n b u n Beiträge 58; K e h r e i n Nassau 262, 1 5 5 ; vgl. S é b i l l o t 2, 1 1 5 . •*) S c h a m b a c h - M ü l l e r 354. 70) G r i m m I.e. 1, 388; M e y e r Baden 44; G r a b e r Kärnten 46—48. 71 ) S c h a m b a c h - M ü l l e r 132. 134. " ) G r i m m KHM. Nr. 39; W. 585. 73 ) K ü h n a u Sagen 2, 128, 763. 74 ) M e y e r 1. c. 44. »«») S c h e l l Berg. Sagen 325, 6. 386, 3 2 ; vgl. 528, 73. " ) S é b i l l o t 1, 440—441. 457; 2, 1 1 5 ; M a n n h a r d t 1. c. 304; G r i m m Myth. 1, 388. ™) B o l t e - P o l i v k a I.e.; G r i m m I.e. 3, 136.
7. Wenn das Kind im Schlafe unruhig ist, haben die Kobolde ihre Hand im Spiel 77 ). Besonders läßt das J ü d e 1 m ) (Gütel, spiritus familiaris) das Kind nicht in Ruh; dann „hängen sie E., aus welchen der Dotter in des Kindes Brei und der Mutter Suppe geblasen ist, an der Wiege mit Zwirnsfaden auf, daß das Jüdel damit spiele, statt mit dem Kinde" n ) (vgl. § 2). In Frankreich kennt man dasselbe Mittel gegen den Pferdekobold ®°).
693
Eierspieli
") HessBl. 1906, 48. ") M e i c h e Sagen 291; G r i m m Mythol. 1, 398 A. 4; S o m m e r Sagen 170. '•) G r i m m 1. c. 3, 436, 62 (Rockenphilosophie); F i s c h e r Aberglaube 204; M e i c h e 1. c. 292. 379; M a n n h a r d t 1. c. 308. ») S 6 b i 11 o t 3, 232. 8. E. i m H e i 1 2 a u b e r. Im Heilzauber der Römer beräucherte man das von giftigen Tieren gebissene Vieh mit E. 8 1 ). Die Augenkranken hingen ein Froschauge in einer E. an Neumond um den Hals 8 8 ). Als Beispiel aus der Praxis der Primitiven möge ein Heilzauber erwähnt werden, der auf der Insel Dama zwischen Neu-Guinea und Celebes gegen den Krankheitsdämon angewandt wird: Der Medizinmann legt eine Puppe aus Palmblättern mit Betel und einer halben Eierschale auf das Haupt des Kranken 8 3 ). Im modernen Heilzauber und in der Volksmedizin verwendet man, wie schon Prätonus bezeugt, die E. wie das Ei zu sympathetischen Kuren bei Fieber 8 4 ). Einen solchen Heilzauber gegen Bruch erwähnt z. B. Bartsch 8S ): Man läßt drei frische Eier leer laufen, füllt zwei mit Nachtharn, deckt die Hälfte des dritten darauf als Deckel; dann nimmt man aus dem Feuerherd einen Stein, legt das eine Ei hinein und deckt es wieder zu Und erhält Feuer darauf; das andere hängt man mit einem kreuzweis gebundenen Faden im Schornstein an einem neuen Nagel auf. Wenn der Harn vertrocknet ist, verschwindet der Bruch. Ähnliche Kuren siehe bei Hovorka-Kronfeld 8S ); daselbst wird auch ein großer Zauberapparat mit E. aus Südböhmen beschrieben 87 ). Man verwendet sie in Mitteln gegen Stein 88 ), für leichte Geburt 8 9 ) (vgl. Wasser gekochter Eier), gegen Gliedwasser 90 ), faulende Schäden 9 1 ), Bettnässen 92 ), Hodenbruch 93 ), Typhus 9 4 ) und gegen das Aufstoßen 9 5 ). 81) V e g e t i u s Mulomedicina 2, 141, 3: locum qui percussus est, ante omnia fumigabis succensis testis ovorum gallinae, quae prius infuderis in aceto. •*) P 1 i n i u s 1. c. 32, 74: quod si per coitum lunae eruantur, albuginem quoque, adalligati, similiter in putamine ovi. M) F r a z e r 5,2, 101. ") P r ä t o r . Phil. 188; vgl. S e y f a r t h Sachsen 59; MschlesVk. 1910, 189 ff.; B a r t s c h I.e. 2, 106, 394 a; i°7, 395; W. 529. «) 2, 103, 385; jVgl. 354, 1663 c. ••) 2, 113; vgl. 341. 516. 792. ") 1. c.
Einäugigkeit
694
2, 333 ff. ") H ö h n Volksheilkunde 1, 118. 138 ff.; J ü h 1 i n g Tiere 221. n) J o h n Erzgebirge 48; S e y f a r t h I.e. 295. M) SAVk. 15, 180. •») ZfVk. 1898, 172. ") H ö h n I.e. 1, 116; S t o l l Zauberglaube 80; SchwVk. 2,97. ») ZfVk. 1898, 172. **) Urquell 4 (1893), 42, I. ") H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 87. 9. A u g u r i a und Sonstiges. In der Gegend von Husum werfen die Mädchen am Osterabend E. vor die Tür, um den Beruf des Zukünftigen zu erraten; der wird den Beruf des Mannes haben, der zuerst vorübergeht M ). In Frauenburg (Oberöst.) auguriert man am hl. Abend mit 7 Gegenständen, darunter E. 9r ). In Württemberg rächen sich die Mädchen an untreuen Burschen, indem sie ihnen Schnüre mit E. vor die Fenster hängen 98 ). ") ZfVk. 19x4, 59, 13.
Alpensagen 341, 6.
Nr. 2, 15.
n)
Vernaleken
K a p f f Festgebräuche
Eckstein.
Eierspiele s. E i Sp. 622 ff. Eierstein s. A r r a g o n i t
I, 600.
Eimer. Riecht ein Schwein am E., so gerinnt die Milch *). Das Danaidenmotiv wirkt sich des öftern in der deutschen Volkssage aus, wenn Geister 2) oder auch Frau Holle 8) mit dem Fluch beladen sind, mit einem E., ursprünglich wohl stets ohne Boden, den Bach ausschöpfen oder ein F a ß füllen zu müssen, ö f t e r s 'berichtet die Sage auch von einer weißen Frau, die einen E. trägt 4 ). In Indien gilt noch heute der Angang mit vollem E. für günstig 5 ). ») G r i m m Myth. 3, 463 Nr. 820. *) K ü h n a u Sagen 1, 445; S t r a c k e r j a n 1, 257; 2, 287. s) P r ö h l e Harz 155. 225 = M a n n ha rdt
German.
Myth. 2, 804 f.;
Myth.
260.
*)
Grimm
Schambach-Müller
84 f. 8 7 = M a n n h a r d t
German. Myth. 104;
K u h n Westfalen 1, 203 Nr. 228. ') ZfVk. 15 (1905), 77. Haberlandt. ein, - b e i n i g , m a l s. Z a h l e n
-jährig, Bi.
ein-
Einäugigkeit. 1. Einem Einäugigen traut man einen besonders scharfen Blick zu (vgl. Auge I, 681) i). ') W a n d e r Deutsches 1 (1867),
Sprichwörter-Lexikon
78.
2. Einäugige bieten eine häßliche, auffallende, abschreckende Entstellung dar.
695
Einäugigkeit
Deshalb galt E . (bei einem neugeborenen Füllen) schon bei den selten Chaldäern als böses Vorzeichen und kündete die V e r heerung des Landes an 2 ). U n d bei P r ä torius lesen wir, daß eine Mißgeburt mit einem A u g e auf der Stirn Pest und H u n gersnot bedeutet s ). Der Einäugige^steht beim Volke in noch üblerem R u f e als der Rothaarige: er gilt als S p i t z b u b e 4 ) und hat häufig den bösen Blick (vgl. A u g e § I i ) 6 ) . Einer H e x e in Gestalt einer K a t z e wurde von einem Burschen ein A u g e ausgestochen. Seit der Zeit wird stets ein Glied der Familie einäugig e ). W e n n man in Gegenwart einer einäugigen F r a u Erdäpfel pflanzt, so werden alle Erdäpfel einäugig und fast ungenießbar (Alpen) 7 ). *) F r . L e n o r m a n t Magie u. Wahrsagekunst der Chaldäer. Jena 1878, 482. ') Job. P r ä t o r i u s Anthropodemus plutonicus. 2 (Magdeb. 1667), 330. 4) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 239; H a r t l a n d Perseus 1, 12; W. C r o o k e Populär religion 2 (1896), 5 1 . •) S e l i g m a n n Zauberkraft 232. 253. •) S c h e l l Bergische Sagen 188 Nr. 1 1 9 ') V e r n a l e k e n Alpensagen 419 Nr. 138. 3. Die bösen Riesen werden in vielen Märchen und Sagen einäugig dargestellt 8 ), ihre E . weist auf Blitz oder Wirbelwind ®), ebenso die Dämonen, Elben und T r u den 10 ), die Windgeister, wie das K a s e r mandl und andere u ) , die Venediger 1 2 ), der feurige M a n n l s ) , und die dämonischen Tiere 1 4 ) : das Pferd 1 6 ), der E b e r l s ) , die Sau 1 7 ), der Hund 1 8 ), der Hase oder die H ä s i n w ) , der D a c h s d e r Fisch (Hecht, B o r c h ) 2 1 ) . W e r solche Tiere fängt, muß es meist mit dem L e b e n büßen 2 2 ). Manchmal sitzt das eine A u g e auf der Stirn (Stirnauge, Zyklopenauge) 2 8 ) oder auf der B r u s t 2 4 ) . ') G r i m m Myth. 3, 1 5 3 ; AndreeE y s n Volkskundliches 2 1 5 ; S e l i g m a n n Zauberkraft 232. ') E . H. M e y e r German. Myth. 143. 10) S e l i g m a n n Zauberkraft 205. " ) E. H. M e y e r Germ. Myth. 122. 124 f.; S t ö b e r Elsaß 1, 17 Nr.23; G r o h m a n n Sagen 282 f. " ) L a i s t n e r Nebelsagen 356. " ) S c h e l l Bergische Sagen 3 1 8 Nr. 52; H e y l Tirol 19 Nr. 17; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 2, 101. Die Alen in Armenien ( S e l i g m a n n Zauberkraft 206), der Teufel (Sitan) der Araber und Indier: W e s t e r m a r c k Acta Academ. Aboens.
696
Humaniora, Abo 1 (1920), 129; J . H. K n o w l e s Folk-tales of Kashmir. Lond. 1888, 3 3 3 ; die Krankheitsgeister der Bulgaren ( S e l i g m a n n Zauberkraft 232), die Dämonen der Japaner: F l o r e n z Japan. Mythol. Tokyo 1901, 289; Globus 32 (1877), 123. " ) Walliser Sagen 2, 100 Nr. 8 1 ; L ü t o l f Sagen 160, 326; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 2, 82. ,5 ) R a n k e Volkssagen 55; H e r z o g Schweizersagen 2, 53 f.; E . H. M e y e r Germ. Myth. 93; V e r n a l e k e n AIpensagen 76 Nr. 58; L a i s t n e r Nebelsagen 356. 1 6 ) E . H . M e y e r Germ. Myth. 93. 102. 245. " ) Ebd. 283; K u h n Westfalen 1, 325. 326. 327; R o c h h o l z Naturmythen 1 0 1 ; K u h n und Schwartz 472; W o l f Beiträge 2, 4 1 1 . u ) R o c h h o 1 z Naturmythen 85. 98; L a i s t n e r Nebelsagen 356; S c h e l l Bergische Sagen 3 1 8 Nr. 52; L ü t o l f Sagen 342; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 2, 104; H e r z o g Schweizersagen 2, 64. 92; K u o n i St. Galler Sagen 61. 91. " ) P a n z e r Beitrag 2, 7 1 ; E . H . M e y e r Germ. Myth. 93; R a n k e Volkssagen 2 1 5 ; K u h n Westfalen 1, 327. 1C) R o c h h o l z Naturmythen 1 0 1 ; S c h w a r t z Studien 376; K u h n Westfalen 1, 326. u ) K u h n und S c h w a r t z 28 Nr. 35. 155 f. 472; W o l f Beiträge 2, 4 1 1 ; K u h n Westfalen 1, 325. 326. S c h w a r t z Studien 376; E. H. M e y e r Germ. Myth. 93. 283; S c h a m b a c h und M ü l l e r 63. 342; R a n k e Volkssagen 2 1 5 ; E c k a r t Südhannov. Sagen 7; Möllenh o f f Sagen 264 Nr. 353; Rochholz Naturmythen 101. **) R o c h h o l z Nahtrmythen 101. ") Z e n d - A v e s t a BunDehesch X V . Deutsch von J . Fr. Klenker, Riga 1776, 87; H e r o d o t 3, 1 1 6 ; 4, 1 3 ; 4, 27; P l i n i u s 7, 10; 6, 50; 4, 88; A u 1 u s G e l l i u s Noctes Atticae, Lib. I X , Cap. IV § 6; R o s c h e r Lexikon 1, 1767; P a u 1 y - W i s s o w a s. v. Arimaspoi; Tausend und eine Nacht, 3. Reise Sindbads 4 (ed. A. König, Berlin 1851), 4 1 ; B r ü d e r G r i m m KHM. 2 (5. ed. 1843), 245; K ö h l e r Kl. Schriften 1, 101. 259; v. A l p e n b u r g Alpensagen 266; H. P r ö h l e Kinder- u. Volksmärchen (1853), 1 3 7 ; Maximilian M e y e r Die Giganten und Titanen in der antiken Sage u. Kunst, Berlin 1887, i n ff.; ARw. 1 (1898), 305 bis 336; K r a u ß Relig. Brauch 1 3 2 ; Globus 21 (1872), 3 3 1 ; A 1 y Volksmärchen 1 1 4 ; S e l i g m a n n Blick 2, 163 u. Fig. 1 4 3 ; R o c h h o l z Naturmythen 85. 98. " ) V e r n a l e k c n Mythen 52; S e l i g m a n n Zauberkraft 207. 4. In der deutschen Mythologie ist W o d a n (Odin) einäugig (als wilder Jäger, Schimmelreiter, ewiger Fuhrmann), weil sein eines Auge, die Sonne, des Himmels Auge ist25). ") G r i m m Myth. 1, 1 2 1 . 3 2 1 ; 2, 585. 777. 803; M a n n h a r d t Götter 1 3 2 ; lers. German. Myth. 546 Anm.; V e r n a l e k e n Mythen 83—84; ZfdMyth. 2 (1854), 4 1 7 ;
697
E. H. M e y e r German. Myth. 2 3 1 f.; S i m r o c k Myth. 8 (1869), 88. ^ 6 7 ; R. M. M e y e r Religionsgesch. 229 ff.; Güntert Kalypso 67 Anm. 6. Einäugig sind auch die solaren Gottheiten in Afrika und Neuseeland (L. F r o b e n i u s Die Weltanschauung der Naturvölker Weimar 1898, 256. 271).
5. Nach der deutschen Sage kann nur ein einäugig Geborener den Schatz heben 26). *•) M e i c h e Sagen 691 Voigtland 182 Nr. 485.
698
Einbeere—Einbet
Nr. 855; E i s e 1 t Seligmann.
Einbeere (Paris quadrifolius). 1. B o t a n i s c h e s . LiHengewächs mit unscheinbaren, sternförmigen, vierzähligen Blüten und vier (selten fünf oder mehr) kreuzartig angeordneten, eiförmigen Blättern. Die Frucht ist eine schwarzblaue, etwa kirschgroße Beere. Die E. ist nicht selten in Laubwäldern. Sie scheint giftige Eigenschaften zu haben 1 ). M a r z e l l Kräuterbuch 481 f.; C a r l v. Schroff Histor. Studien über Paris quadrifolia L. Graz 1890.
2. Daß die E. in den alten Kräuterbüchern als Z a u b e r p f 1 a n z e erscheint, rührt wohl z. T. daher, daß man in ihr den mit geheimnisvollen Kräften ausgestatteten DOTr¡p ' A T T I V . Ó J des D i o s k u r i d e s 2) sah (mit Unrecht). So schreibt M a 1 1 h i 01 u s s ), er habe selbst erfahren, daß etlichen, die „durch Unholden und Zauberei ihrer Vernunft beraubt worden waren", mit der Pflanze geholfen worden sei. Auch nach S c h r ö d e r 4 ) „taugt die E. denen, die durch Hexerey närrisch geworden sind". Wenn B o c k 5 ) schreibt, daß „etliche meinen, so man dieses Kraut mit der linken Hand abbreche und an die geschwollene Macht ( = Leistendrüsen) binde, es die Schmerzen lindere", so ist das wörtlich aus Dioskurides entnommen. Auch H a g e n 6 ) berichtet, daß die Jäger mit der E. Aberglauben treiben. Im deutschen Volksglauben gilt die E. (wohl wegen der einer Pestbeule ähnlichen Gestalt ihrer Frucht) als Mittel gegen die P e s t (daher auch „Pestbeere" genannt). Zur Pestzeit soll man E.n an die Türen stecken 7 ), drei E.n über das Kreuz in die Ecke hängen (Angeltal) 8). E.n unter dem Dach aufbewahrt, schützen das Haus vor Pest
und ansteckenden Krankheiten 9 ). Als „Schwarzblatter kraut" in den Weihbrunnkessel getaucht und auf die schwarzen Blattern gebunden, hilft es gegen diese 10 ). Wie die Bibernelle (s.d.) erscheint auch die E. in der Pestsage u ) . Auch sonst sind Sagen über die Wunderkraft der E. zu Pestzeiten bekannt 1 2 ). Die E. muß mit einer Beschwörung gepflückt werden, z. B. gegen Gicht: E., wer hat dich gepflanzt? Unsere Frau mit ihren fünf Fingern. Durch all ihre Macht und Kraft Hat sie dich hieher gebracht, Daß ich werd gesund 13 ).
Als Heilpflanze muß sie zwischen den zwei Frauentagen (Böhmerwald) 14 ) oder am Rochustag (Pestpatron) 1B ) gepflückt werden. 2 ) Mat. med. 4, 119. ') Kreuterbuch 1563, 472. ) Medizin.-chym. Apotheke 1685, 1007. 6) Kreuterbuch 1 (1539), 89 r. 8) Preußens Pflanzen 1 (1818), 314. ') U n g e r u. K h u l l Steir. Wortsch.yi. •) P e t e r österreich.-Schlesien 2, 241. ,0 ) N e i d h a r t Schwaben 55. " ) Mnnordböhm. Exc. 16, 351 f.; Treichel Armetill, Bibernelle u. and. Pestpflanzen. 1887, 12 14. ) Schönwerth Oberpfalz 3, 20; A n d r i a n Altaussee 136 f. 13 ) S c h r a m e k Böhmerwald 282; vgl. S c h ö n w e r t h a. a. O. " ) DbotMonatsschr. 13 (1895), 45. 16 ) Mnnordböhm. Exc. 19, 77. 4
3. Das G e w i t t e r wird von der E. angezogen (Bayrischer Wald) 18 ). ") Marzell
Bayer.
Volksbot. 134. Marzell.
Einbet. Eine der drei Jungfrauen, deren Verehrung als christliche Heilige (sie sollen der Gesellschaft der hl. Ursula angehört haben) von Tirol, wo Meransen im Pustertal der Mittelpunkt ist, über Oberund Niederbayern, Worms, Straßburg bis ins Rheinland und nach Luxemburg reicht 1 ). In der bildlichen Darstellung werden sie oft als St. Spes, St. Fides und St. Caritas bezeichnet. Ihre Namen werden in mannigfaltigen Formen angegeben: in Straßburg, wo sie begraben sein sollen 2), Einbetta, Worbetta, Wilbetta; in Leutstetten Ainpet, Gerpet, Firpet; in Schildturn Einbeth, Warbeth, Wilbeth usw. 3 ). Ihr Festtag ist in Meransen und in Schlehdorf am Kochelsee der 16. September 4 ); in Frauweiler bei Bed-
699
einbinden—einbohren
bürg der 1. August 6) (im Martyrologium der T a g für Spes, Fides und Caritas). Die drei Jungfrauen fanden in Schlehdorf (Oberbayern) namentlich in Pestzeiten viel Zuspruch, besonders bei Nacht 8 ). In Leutstetten sollen alte Leute sie gesehen haben, zwei ganz weiß, die dritte schwarz 7 ). In Schildturn (Niederbayern) 8 ) und in Frauweiler ®) helfen sie gegen Unfruchtbarkeit und für glückliche Entbindung. Man sieht in den drei Jungfrauen Nachfolgerinnen der drei deutschen Schicksalsschwestern, mit denen sich die keltischrömischen Matres oder Matronae vermischten 10 ). E. gilt unter ihnen als die vornehmste und k o m m t zuweilen vereinzelt vor; nach ihr sind Orte benannt, auch werden Reliquien von ihr a u f b e w a h r t u ) . In Schlehdorf wird sie als Gräfin bezeichnet 1 2 ). Ihren Namen deutet man als „die in ihrer A r t einzige Schicksalsbestimmerin" l s ) oder als „ G e bieterin des Schreckens" und glaubt in ihr die „ T o d e s n o r n e " sehen zu d ü r f e n 1 4 ) . In Tirol deutet das Volk den Namen A u b e t als „ a u f w ä r t s " 1 5 ). ') P a n z e r Beitrag 1, 1 ff., namentl. 23 ff. 32 f. 69 f. 206. 208; Z i n g e r l e Sagen 19 ff.; M a n n h a r d t Germ. Myth. 640 ff.; W o l f Beiträge 2, 171 ff.; Pfannenschmid Weihwasser 95. 100; M e y e r Germ. Myth. 169 f. 171 f.; D er s. Mythol. d. Germanen 254 ff. A n d r e e - E y s n Volhskundliches 35 ff. ') P a n z e r 1, 208 f. *) Zusammenstellung der Namen: P a n z e r 1, 285 f. 378 ff.; 2, 548; A n d r e e - E y s n 36. 4) A n d r e e - E y s n 44- 53- ') S c h e l l Sagen d. Rheinlandes 3 (nach M o n t a n a s - W a l d b r ü h l Die Vorzeit 1, 55). ') P a n z e r 1, 23 f. ') Ebd. 1, 25. ») Ebd. 1, 6 9 t ») S c h e l l 3. " ) Vgl. B u r c h a r d V . W o r m s p. 198d.; G r i m m Myth. 3, 409; A n d r e e - E y s n 59. Nach H e l m Religgesch. 394. 410 f. ist die Vorstellung von drei Matronen den Germanen ursprünglich fremd und erst durch die Berührung mit den Keltoromanen zu ihnen gekommen. Andere sehen in den drei hl. Jungfrauen drei christliche Marien: A n d r e e - E y s n 36, Anm. 1. n ) W o l f Beitr. 2, 174 f.; P a n z e r Beitr. 1, 34. 379; A n d r e e - E y s n 45. 57 f. ") W o l f Beitr. 2, 174. " ) M e y e r Myth. d. German. 254. " ) M a n n h a r d t German. Myth. 644 ff.; G ü n t e r t Kalypso 241 f. Doch scheint die älteste Namensform (in Meransen, 13. Jh.: Z i n g e r l e Sagen 21) Ambed zu sein und in Leutstetten wird St. Ainpet gerade am hellsten dargestellt: A n d r e e
700
E y s n 53. Andere Namensdeutungen: P a n z e r i, 378ff.; Z i n g e r l e Sagen 22 (nach W e i n h o l d Riesen 26); L a i s t n e r Sphinx 2, 400f. " ) A n d r e e - E y s n 46, Sartori. einbinden ( E i n b u n d ) . 1. e., einstecken, einstricken; E i n b u n d , Eingebinde, Eingestrick, Einstricket ist die aus Geld, Taufbrief, Schenkungsurkunde u. dgl. bestehende T a u f g a b e des Paten, die vor oder nach der T a u f e dem K i n d ins Steckkissen oder die Windel gesteckt bzw. gebunden wird 1 ). Manchmal geschieht das E. der Gegenstände heimlich durch den Paten selbst 2 ), manchmal aber auch öffentlich mit viel Umständlichkeit s ) ; die A r t und der W e r t der Geschenke ist meist genau und einheitlich festgelegt 4 ). Im Vogtland ist das E. fast ganz abgekommen und in ein Geschenk des Paten am ersten Geburtstag in Gestalt von Kleidern, Ringen, silbernen Löffeln umgewandelt worden 2 ). Im Hochalemannischen heißt man es „ H e i s e " , weil die Geschenke dem K i n d ursprünglich um den Hals gebunden wurden «). V o m Einbund soll die Mutter immer etwas aufheben, dann k o m m t das K i n d nie in Geldnot (Berolzheim, T a u b e r b . ) ' ) . *) K o n d z i e l l a Volksepos 100; H ü s e r Beiträge 2, 23; M a n n h a r d t Germ.' Myth. 697; M e y e r Baden 25; S e e f r i e d - G u l g o w s k i Kaschubei 122. ') ZfVk. 6 (1896), 254; 13 (1903), 385. ») H ö h n Geburt Nr. 4, 271.272; B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 235; SAVk. 21 (1917), 79. ') R o c h h o 1 z Kinderlied 295; B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 235; K ö h l e r Voigtland 244; M e y e r Baden 25; SAVk. 21 (1917), 38; 22 (1918), 243; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 171 ff.; R o t h e n b a c h Bern 12 Nr. 28. ') K ö h l e r Voigtland 244. *) M e y e r Baden 25. ') Ebd. 25. 2. Neben dem E. der Geschenke seitens des Paten findet sich auch das E. verschiedener Gegenstände durch die Mutter oder die Hebamme zu dem Zweck, das K i n d auf dem Taufgang vor Hexen und bösen Geistern zu schützen 8 ). s. a. a n b i n d e n , •) B o e d e r
Angebinde.
Ehsten 19.
einbohren s. v e r b o h r e n , p f l ö c k e n.
Lüers. ver-
7oi
Einiührungsgebränche—Eingeweide
Einführungsgebräuche s. h ä n s e l n , Jünglingsweihe. eingeben s. e s s e n .
Eingeweide. 1. A l l g e m e i n e s u n d P h y s i o l o g i s c h e s. Das Gesamte, wird im deutschen Aberglauben seltener genannt als die Einzelorgane, denn E. ist Sammelbezeichnung. Der wissenschaftlich-anatomisch gefaßte Begriff E. deckt sich schon nicht mit den mundartlichen Sammelbezeichnungen für Organgruppen. a) Es werden farblose Begriffe gewählt wie ingebeüh 1), ingedötne2), inher *), gebütte *), die einfach soviel wie Füllsel, Inhalt oder Hohlraum bedeuten (gebüite wird mit -put, boltech in Zusammenhang gebracht), oder man braucht Bezeichnungen wie gehänge 8), gekröse 6), gerebe7), die der äußeren Form entnommen sind. Bei allen schwankt, je nach örtlicher Auffassung, die Weite des Begriffs. b) Man faßt eßbare Teile zusammen: E. gehört schon zu ahd. weida = Speise. In der Regel gibt ein besonders auffälliges Organ den Namen her. Zu dieser Gruppe gehören Ausdrücke wie kutteln9), das zu got. quithus, Magen gestellt wird (vgl. Kuttelfleck) und kaldaunen, das Kluge zu lat. calduna tut 1 0 ), gepiäulze " ) und Schawanzen12), schließlich obdt. gelünge18) (s. Lunge, Lungeln), geschlinkeM) und niederdt. hanslag 18) (s. Herz). Diese letzten drei bezeichnen die vom Schlachter zusammenhängend gelösten Teile: Leber, Lunge, Herz und Zunge. Eine gemeindeutsche, allgemein gebräuchliche Bezeichnung für solche Organgruppen gibt es nicht. Die Mundartenwörterbücher enthalten in reicher Auswahl weitere Belege. Keiner bietet eine Handhabe für die irrtümlichen, weitgehenden Theorien über Reste altgermanischen Opferglaubens und -brauchs, wie sie beispielsweise Pfannenschmid 1 6 ) und noch ausgesprochener Höfler 1 7 ) dem Stoffe abringen wollten. „Die Opferanatomie führte zur Küchenanatomie", sagt Höfler; das Umgekehrte dürfte der Fall sein nach den Mundartenbezeichnungen und der Überlegung, daß der Opferkult bereits eine se-
702
kundäre Stufe der Primitivität bedeutet. Die Mundartenbezeichnungen für E. lassen neben der Beobachtung, daß in indogermanischer Zeit schon Wörter für die Einzelorgane existieren, den Schluß auf gute anatomische Kenntnisse der Vorzeit zu u ) . Das hohe MA. in seiner Verachtung des Körpers vernachlässigte die anatomische Weiterbildung, die noch die Frühzeit eifrig betrieben hatte. Das wirkt heute noch nach, wenn hier auch oft stark übertrieben wird. So ist im Werke von Brenner-Schäffer entschieden ein Zerrbild der Volksanschauungen gegeben 19 ). Durchweg vergleicht der Volksglaube das menschliche Leibesinnere mit dem der Tiere, wie es Megenberg schon tat nach dem Vorbild der Antike 21 ). Grobe Unterschiede zwischen den Organen der Brustund Bauchhöhle macht es, außer in den oben gegebenen Bezeichnungen, noch durch die Benennungen Vorder- und Achtergeweide 2 2 ), Innen-, Herz-, Nach-, Unter-, Vorbrust 2 S ). Gewisse Ungereimtheiten in den anatomischen Vorstellungen haben ihre erklärbaren Gründe. So ist die Fabel von wandernden Organen teils durch tatsächliche Verlagerungen, teils durch Vorstellungen von der Humoralpathologie bedingt. Dasselbe gilt für wandernde Krankheiten (s. Fluß; Saft, unreiner). Die seltsame Verwechslung von Herz und Magen 2 4 ) (s. d.) taucht schon auf bei der griechischen Gleichsetzung von Herz und Magen in dem Worte xapBia. Der Blutkreislauf ist dem Volke heute bekannt (s. Blut), jedoch wird der Unterschied zwischen Arterien und Venen nicht gemacht, vielmehr lassen die mittelalterlichen Vorstellungen von Luftadern noch immer von in den Adern „verschlagenen Winden" 2S) sprechen, und Herzbeschwerden werden heute viel auf solche Winde zurückgeführt 28). Vom Gehänge, das in engerer Bedeutung auch Herz, Lunge und Leber umfassen kann, glaubte man, daß es bei Lungenschwindsucht nur noch an einem Nähfaden hänge 2 7 ), wohl in der richtigen Vorstellung von der zersetzenden Tätigkeit der Tuberkulosis und in Anlehnung an die Bezeichnung „Abzehrung" (s.
Eingeweide
7°3
Schwindsucht, Lunge). Weitere volksphysiologische E.vorstellungen sind bei den Einzelorganen gegeben M ). l
) Z f V k . 7 , 1 9 2 ; 23, 278 A n m . 1; Val. H i n t -
cer
Benennung
P r o g r . (1879), 8;
der Körperteile
in Tirol.
drücke des Schlachters
Wien.
Gewerksaus-
Ernst M e i e r in Westfalen.
Diss. M ü n -
ster (1914), 58 f . ; vgl. 14. J h . : N o r r b o m 216 und Klapper Schlesien 80; Spieß Frdnk.-Henneb.
15.
I d i o t , s. v . ; M e i e r
Waideck
') C u r t z e
Glossar s. v.; M e i e r
1. c. *) P f a n n e n -
s c h m i d Erntefeste 84 f f . ; H ö f 1 e r
therapie 46; B u c k
23.
Volksmed.
Kluge®
DWb.
Grimm 17.
•) H i n t n e r
Mark
1. c. ') W o e s t e
') P a u l i
i.e.;
Organo-
4, 1, 1913 f.; Pfalz
Meier
183 f.; vgl. G e i l e r s
(1842),
Emeis
I.e.;
hsg.
Stöber (Basel 1856) 27, in der Beschreibung
v o m w ü t . H e e r . ') H ö f 1 e r Krankheitsnamen 499; B u c k Volksmed. 17. •) K l u g e ' 108. •) M . S c h o l l e n Volkstümliches aus Aachen (1881), 52; F u l d a Idiot. (1788), 240; L e x e r s. v . ; N e u b a u e r Bezeichnungen des menschlichen Körpers und seiner Teile im Egerlande.
I n B a y e r n s Ma. 2 (1894), s. v . ; MsäVk. 3, 217; 14. J h . : K l a p p e r Schlesien 80. 10) Z f r w V k .
6, 264; K l a p p e r I.e.; M e i e r I.e.; K l u g e 8 222. l l ) MschlesVk. 17, 89 (16. bis 17. J h . ) . " ) MsäVk. 2,337. " )
Dombrowski
Die Waidmannssprache * (1897), 64; K e h r e i n Die Waidmannsspr. (1872), 207; G e o r g H e e g e r Die Tiere im pfälz. Volksmunde (Progr.
L a n d a u 1902), 9; f ü r 1597: m o n t a n u s Arztney Buch
Käsbohrer
Tabernae14 579. ) Karl
Der Metzger in „Die Heimat"
19 (1918), 45 f f . ; K l u g e '
168 stellt es zu
„Schlund"; D o m b r o w s k i 1. c.; MsäVk. 3, 58; MschlesVk. 8, 146; vgl. für 1597: L e r c h e i m e r hsg. Binz-Birlinger (Straßburg 1888), 9 8 . 37- " ) Mündl. Hamburg und Umgebung. " ) P f a n n e n s c h m i d i . c. ") H ö f l e r
Organotherapie 45 f f . u ) G . G r u p p und Germanen (1905), 82; S. F e i s t Ausbreitung und Herkunft der Indogerm.
Kelten Kultur, (1913),
99 ff., vgl. 102 f f . ; S c h ä f e r Verwandlung 11; W u n d t Völkerpsych. 4, 82 ff. " ) B r e n n e r - S c h i f f e r Oberpfalz 26. ,0 ) B u c k
Schwaben
18.
") M e g e n b e r g
Nat. ed. P f e i f f e r
31.
Buch
") M e i e r
der
1. c.
" ) H ö f 1 e r Organoth. 46. " ) Z.B. Brenn e r - S c h ä f f e r Oberpfalz 25. " ) B a v a r i a
2, 2, 898. " ) Mündl. Hamburg-Finkenwärder. ") P a u l i
Pfalz
(1842), 23.
») E i n e
zu-
sammenfassende Darstellung vom Verf. erscheint voraussichtlich 1929 u. d. T. Die E. im dt. Glauben und
Brauch.
2. D a s E . a l s T r ä g e r d e r S e e l e n * u n d L e b e n s k r a f t . Das Gesamte. wird nicht ausdrücklich als Seelenträger angesprochen (s. dagegen die Einzelorgane und den Artikel Seele). Die Beobachtung, daß die inneren Organe
704
wesentlich sind zum Leben, w i r d den Glauben an Seelenkräfte nahe gelegt haben, die vermeintlich in ihnen schlummern. Die heute noch lebendigen Vorstellungen von der Beziehung der Organe zu dämonischen K r ä f t e n scheinen jedoch weniger aus der Zeit der Primitivität **), als aus Überlieferungen zu stammen, die teils astrologischer so ), teils antik-mythischer 81 ) oder christlicher Natur sind t a ). Sogar arabische w ) und talmudistische M ) Einflüsse sind nachzuweisen (s. Seele). Strittig ist die Herkunft des im M A . häufigeren, heute vereinzelt überlieferten Brauchs 36 ), Organe gesondert zu bestatten, der entschieden auf Körperseelenglauben deutet (s. Herz u. i , 979). Als Dämonen zeugend k o m m t bisweilen Fisch-E. in der Sage vor 3 6 ), lebenzeugend ist das Tier-E. im Märchenmotiv v o m Wunderbaum w ) . " ) W i e e t w a : M ü l l e n h o f f Sagen 512, 2; W u n d t Völkerpsych. 4, 78 ff. ">) G u n d e 1 Sterne und Sternglaube
Sternbilder (1922), 198; 65; M e y e r Abergl.
") W ü n s c h
Boll 18 f f .
i m A R w . 12,160. »») R . K o h -
l e r Adams Erschaffung
aus acht Teilen i n G e r -
m a n i a 7 (1862), 350—354; d a z u A R w . n , 483; 578; Klapper Erzählungen 381. ") D i e t e r i c i
Araber
des 10. Jhs.
(1861),
24 f. " ) L e h m a n n Abergl. passim. as ) D i e t r . S c h ä f e r S. B . der p r e u ß . A k a d e m i e (1920), 26; d a z u : K l a p p e r Erzählungen 72. 78; H . 0 1 1 e Hdb. der kirchl. Kunstarchäol,ä Lpz. j 883 »•) J u n g b a u e r Böhmerwald p 350 f f .
(1924), 91 ff.
") B o l t e - P o l i v k a
3, 60.
3. E.m a n t i k. Zunutze macht sich der Mensch die im Organ nach seiner Meinung schlummernden K r ä f t e in Mantik und Zauber. Reste alten Opferglaubens oder -brauches sind in den mantischen Überlieferungen des Volkes nicht sicher nachzuweisen (s. Opferschau). Wie bei allen Naturdingen und Naturvorgängen der Mensch nach Beziehungen zu seinem eigenen Schicksal sucht, so tut er es ; ohne Zugrundelegung der Opferidee, a m lebenden und toten Körper, bei Jagd, Schlachtfest und Krieg auch wohl an den inneren Leibesorganen (s. Mantik, Gans, Ichthyomantie, Skapulimantie usw.). Zur E.mantik in weiterem Sinne kann noch gerechnet werden: die Kephalomantie, die Hauch- und Niesmantik (s. Sternomantie), die Blutmantik (s. Blut, Nase,
Eingeweide
705
Gottesurteil), die B l u t p r o b e (s. Blut), die Speichel-, K o t - , H a r n m a n t i k , sowie die M i ß g e b u r t e n m a n t i k (s. d.) und die A m nioskopie (s. N a c h g e b u r t , Nabelschnur). Zusammenfass. Lit. gibt es nicht, s. § 1, Anm. 28.
4. E . z a u b e r. E.teile finden Verwend u n g im A b w e h r - , Schaden- und Gewinnzauber (s. Zauber). A u c h hier ist es das Einzelorgan, das die konzentrierte Lebens- oder Seelenkraft a b g i b t ; soweit mit dem Gesamteingeweide manipuliert wird, liegt demnach fast immer Häufungsz a u b e r vor. So e t w a in d e m R e z e p t des Egerländer Zauberbuchs, nach dem drei Freikugeln entstehen, wenn sie in den Leib einer aufgeschnittenen Fledermaus g e t a u c h t werden M ) (s. Fledermaus). Fledermäuse. w u r d e noch im 20. Jh. auf schweizerischem Gebiet im Liebeszwang b e n u t z t 3 9 ) . N a c h einem irischen Ketzerprozeß v o n 1324 werden Salben und P u l v e r der H e x e n gekocht „ d e intestinis et interioribus g a l l o r u m " M ) . Weiteres s. bei Einzelorganen, Sekreten und E x kreten. ») ZföVk. 11, 174. ») S t o l l Zauber gl. 185 f. ") H a n s e n Zauberwahn 341 6.
5. H e i l z a u b e r m i t E . Der E.zauber f i n d e t eine spezielle A u f g a b e vor im Heilzauber, der zum Gewinnzauber gerechnet werden kann. Die sonst übliche, der Medizinhistorie entlehnte Bezeichnung Organotherapie (s. d.) ist nicht g a n z glücklich, weil sie von medizinwissenschaftlichen Vorstellungen ausgeht. Immerhin wird durch die W a h l dieses Ausdrucks auf die vermeintliche Heilw i r k u n g des Einzelorgans nachdrücklich hingewiesen. Eine Heilhandlung mit den Gesamteingeweiden liegt vor beim b a 1 n e u m a n i m a l e 4 1 ) . Spinale Kinderl ä h m u n g wird geheilt, indem man das erkrankte Glied in den geöffneten Leib v o n frischgeschlachteten Hunden oder K a t z e n s t e c k t bis zum Erkalten der Tierleiche 4 2 ); häufiger sind es Haustiere, deren fliehende L e b e n s k r a f t bei der S c h l a c h t u n g so a u s g e n u t z t wird M ) . Gegen Geschlechtskrankheit ist um 1880 ein Mann sogar in einen frisch geschlachteten Ochsen bis zu dessen E r k a l t u n g „eingeBächtold-Släubli,
A b e r g l a u b e II.
706
k l a p p t " worden 4 4 ). Kleinere Tiere werden aufgeschnitten und bei verschiedenen Schäden und K r a n k h e i t e n aufgelegt, wie gegen Biß eines tollen Hundes K r ä m p f e 4 6 ) , Fraisen 4 7 ), Hautausschläge, Geschwüre und Wassersucht **). Die Mannigfaltigkeit der angeblich durch balneum animale heilbaren K r a n k h e i t e n erklärt sich aus dem Charakter des H ä u fungszaubers. Höfler leitet ohne besondere Gründe den Glauben an die H e i l w i r k u n g des balneum animale aus dem K u l t o p f e r ab 5 0 ). Eine Notiz bei Most, der noch 1842 als A r z t das balneum animale a n w e n d e t , weist auf mögliche A b h ä n g i g k e i t v o n Mesmers Lehren über tierischen Magnetismus 6 1 ). W e i t e r zurück findet sich das balneum animale jedoch schon bei Gockelius als Mittel gegen den B i ß toller Hunde 5 2 ). Gockelius e n t n i m m t sein Wissen v o m animalischen B a d einem T r a k t a t v o n 1591 M ) . Das hohe Alter des b a l n e u m animale ist d a m i t belegt. O f f e n b a r liegt seiner A n w e n d u n g der Gedanke a n direkte Ü b e r t r a g u n g der in den E . n schlummernden Lebens- oder Seelenkraft zugrunde. A l s S u b s t i t u t des heilenden E.s gilt der E . d u n s t , der Schwindsüchtigen z u m E i n a t m e n empfohlen w i r d 5 4 ) , j a sogar der Finger, mit dem der J ä g e r „ d a s W i l d auszuwaiden p f l e g t " , ist h e i l k r ä f t i g : er erleichtert den K i n d e r n das Zahnen, wenn das Zahnfleisch damit in Berührung g e b r a c h t w i r d 6 5 ) . Die H a n d des Schlachters entfernt W a r z e n durch Bestreichen M ) . Mit „ K u t t e l w a s s e r " heilt man in S c h w a b e n die F ü ß e „ r e c h e r " Pferde 57 ). Eine Aberglaubenliste v o n 1387 s a g t : similiter peccant illi, qui contra compunctionem precordiorum de manibus homicidarum bibunt M ). ") J. D e t m o 1 d t de balneo animali . . . . Gottingae 1797. ") F l ü g e l Volksmed. 26; vgl. G o l d s c h m i d t Volksmed. 86. «) H ö f l e r Volksmed. 217. ") Mündl. Finkenwärder. 45) Hs. des 18. Jhs. (Hamburg. Staatsarch. CLVII Lit Cb 2). ") Bavaria 4, 1, 221. ") F o s s e 1 Volksmed. 73; vgl. W 1 i s 1 o c k i Vom wandernden Zigeunervolke (Hamburg 1890), 275. *•) So bei den Zigeunern: SAVk. ig, 148. «) B u c k Volksmed. 53. »•) H ö f l e r Organoth. 169; ihm folgen HovorkaK r o n f e l d 2, 212 f. ") M o s t Sympathie 115 bezieht sich auf C. A. F. K l u g e Versuch 23
707
eingraben—Einhorn
und Darstellung des animalischen Magnetismus als Heilmittel. Bln. 1815. " ) Bericht von denen wüetenden Hunds-Bissen von Eberhardo G o c k e l i o . Ausgpurg 1679, 49. '*) B a u h i n u s Tractat von etlichen wüetigen Wölffen . . 1591. " ) Mündl. Finkenwärder; vgl. Janus 12, 29, 21; H ö f 1 e r Organoth. 34. ••) B a r t s c h Mecklenburg 2, 54 ff = Blanck-Wilh e l m i (1896), 193. H ) Mündl. Finkenwärder. »') B u c k Volksmed. 48. ») S c h ö n b a c h Berth. v. R. 135.
6. D a s k r a n k e £. u n d s e i n e H e i l u n g . Erkrankungen der E. können hervorgerufen werden: a) Durch äußere Einwirkungen, indem Tiere in den Leib dringen (s. bei Einzelorganen), Fremdkörper eingehext werden (s. Hexenschuß, Schuß) oder die Hexen bzw. die Dämonen wie Holden, Unholden und Elben selbst in den E.n hausen (s. Besessenheit, Hexe, K r a n k heit). Hier mischen sich entschieden primitive und altchristliche Vorstellungen. b) Die E. siechen, weil das Gleichgewicht der Säfte gestört ist, oder die S ä f t e verunreinigt sind (s. Saft, unreiner) Die Volksmedizin h a t damit das Andenken an die Humoralpathologie gewahrt. Die Heilbräuche an den inneren Organen halten sich wie sonst auch an Naturdinge, an Handlungen (s. etwa Verpflöcken, Verbohren, Wegschwemmen, Durchziehen usw.) oder an W o r t e (s. Segen, Charaktere). Im christlichen K u l t hat sich unter deutlichem Einfluß älterer Bräuche der Glaube an Heilwirkungen durch Opferung erhalten. Jedoch bilden die Votivfiguren Einzelorgane, nur vereinzelt E.gruppen ab (s. Votive, Lungin). Unter den 14 Nothelfern ist es St. Erasmus, der bei E.schmerzen angerufen wird, vor allem jedoch wieder bei Unterleibsleiden und Bauchgrimmen, also schon lokalisierten Krankheiten, weil ihm nach der Legende die E. ausgehaspelt wurden 5 i ). Als Patron der Unterleibskranken und Gebärenden wird er mit dem A t t r i but der Haspel dargestellt 40). Ihm opfert man im Krankheitsfalle heute noch die sog. „ E r a s m u s w i c k e l " , die man bei den Wachsziehern erstehen kann 61 ). s») B u c k Volksmed. 27. ») R. P f l e i d e r e r Die Attribute der Heiligen. Ulm (1898), 44. " ) Mündl. Bayern.
708
Weitere Literatur s. bei: krank, Volksmedizin, heilen, Medizin. Vgl. noch die S t i c h w ö r t e r : Hirn, Lunge, Herz, Blut, Leber, G a l l e , Milz, Magen, N i e r e n , H a r n (-blase), G e b ä r m u t t e r .
eingraben s.
Bargheer.
vergraben.
St. Einhardsbrunnen. Ein Born bei der Kapelle auf dem Klusenberge bei A l t e n a a. Lenne (Westf.), w o im MA. ein Einsiedler, St. Einhard (als sein Gedächtnistag galt der 25. März), seine K l a u s e hatte. Ein T r u n k aus diesem Brunnen gab Frauen den gewünschten Kindersegen J ). In späterer Zeit gingen die L e u t e am Ostermorgen dorthin spazieren und holten sich Wasser, das gut f ü r die A u g e n sein sollte 2 ). ') S a r t o r i Westfalen 73; Heimat (Beilage z. Westdeutschen Volkszeitung, Iserlohn) n (1928), 71 f. *) W o e s t e Mark 49. Sartori.
Einhorn. 1. D a s E. wird als ein wildes, ungeheuer starkes Tier meist in Pferdegestalt, aber auch antilopen- oder bocksartig gedacht und trägt als Haupteigentümlichkeit ein langes, spitziges, gewundenes Horn mitten auf der Stirn x ). A u c h hat es eine wulstartige Erhebung auf dem Kopf, worin man wohl einen Karfunkelstein sah 2 ). Das Tier stirbt in der Gefangenschaft 3 ). Es ist einsiedlerisch und haßt männliche Wesen 4 ). l) M e g e n b e r g Buch d. Natur 133; S t a r i c i u s 35; C a r u s Zoologie 125. 284. 295- 3i4- 347; B i r l i n g e r Volksth. 1, 359; Hovorka u. K r o n f e l d 1, 114 ff.; Bräuner Curiositäten (1737), 592 ff. ') G r i m m Mythol. 3, 363; W. H e r t z zu Wolframs Parzival 526 (mit Belegen). ') M e g e n b e r g a. a . © . ') Hl. H i l d e g a r d 289; s. H o v o r k a - K r o n f e 1 d 1,
1152. V o n den S a g e n über das E. ist sein Kampf mit dem Löwen bemerkenswert; dieser stellt sich vor einen Baum und weicht dem anstürmenden E. blitzschnell aus, so daß es sein Horn tifef in den Stamm einbohrt und dadurch wehrlos w i r d 6 ) . Gelegentlich wird das auch von Menschen, die v o m E. angegriffen
709
Einhorn
werden, so gemacht 6 ). Vor allem aber war die Sage von seinem F a n g durch eine reine J u n g f r a u verbreitet, zu der das sonst so wilde E . traulich herankommt und seinen Kopf in ihren Schoß legt. Die Fabel wurde früh allegorisch auf Christus ausgelegt, der in den Schoß der J u n g f r a u Maria eingegangen und dann von den J u d e n gefangen und getötet worden sei 7 ). Viele Künstler haben die Szene dargestellt, sehr bekannt ist Morettos Gemälde 8 ). s ) Megenberg a.a.O.; Birlinger Volksth. i, 359; vgl. S h a k e s p e a r e Jul. Caes. 2, i. •) Märchen vom tapferen Schneiderlein: B o l t e - P o l i v k a i, 164; 2, 2 1 ; vgl. auch L i e b r e c h t Z. Volksk. 1 1 3 ; G e r h a r d t Franz. Novelle 76. ') Ausgezeichnete Quellensammlung bei Carl C o h n Zur literar. Geschichte des Einhorns (Wiss. Beil. z. Jahresber. d. 1 1 . städt. Realschule zu Berlin 1, 1896; 2, 1897). S. noch H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 1 1 5 ; S t o r f e r Jungfr. Mutterschaft 184; J . F r a n k o Die Einhornsage und ihre bulgar. Variante (Sbornik na narodni umotvorenija), Sofia 1896. 8) Fr. K u n t z e Die Jagd des Einhorns in Wort und Bild, AKultgesch. 5 (190;), 273 ff.
3. Im Volksglauben hatte das Horn des E.s die größte Bedeutung; es galt als kostbarer Talisman, man fertigte Amulette und Ringe daraus 9 ). 1 4 1 6 ließ der Herzog Johann von Burgund an ein Stück E. einen Griff machen 1 0 ), 1565 gab Friedrich II. von Dänemark sein E. gegen eine große Summe als P f a n d u ) , ein „probiert und ein rechtes natürliches" E. wird 1568 für die Pfalz gesichert 12 ). Man bezahlte diese Hörner teuer, und so wurde Handel damit getrieben. Man brauchte sie, um festzustellen, ob etwas Gift enthalte, so K a r l der Kühne, der das Stück eines E. stets auf seiner Tafel hatte 1 3 ), aber auch zu sonstigen Heilzwecken. Daher kommt das E. auch als Giebelschmuck vor 14 ), und als Wappentier in der Heraldik war es sehr beliebt; so führten es Dietmar von Aist, der englische Dichter Chaucer, die Markgrafen von Este; da es die Könige von Schottland im Wappen trugen, kam es auch in das englische Staatswappen. Auch Schillers Adelswappen zeigt den Oberleib eines E.s 1 5 ). •) SchwVk. 10, 14 und 78 ff.; Alemannia 10 (1882), 1 1 0 ; P e t e r s Pharmazeutih 2, 160 ff.;
710
Hovorka-Kronfeld 1, 1 1 6 ; 2, 338. ) SchwVk. 10, 14. " ) H o v o r k a - K r o n f e l d 1 , 1 1 6 . " ) SchwVk. 10, 78 f. 1S ) A. a. O. 14; H ö f l e r Organotherapie 270; Hertz a . a . O . 526. ») H e y l Tirol 788 Nr. 156. J5 ) C. C o h n a. a. O. 2, 28 f. 10
4. Die Fabeleien vom E . sind kein bodenständiger deutscher Volksglaube gewesen, sondern sie beruhen, wie die anderen europäischen E.-sagen 18 ), sämtlich auf gelehrter, literarischer Überlieferung aus dem Altertum 17 ). Wir müssen zwei Quellenberichte unterscheiden: der ältere geht auf Ktesias, den Leibarzt des Artaxerxes II. Memnon, zurück (erhalten bei Aelian, natur. anim. IV, 53). Darnach gab es in Asien eselähnliche Pferde von weißer Farbe, mit rotem Kopf und blauen Augen und einem großen Horn. Dieses gilt als Heilmittel; etwas davon abgeschabt und in einer Flüssigkeit genossen, schützt vor Vergiftung und K r a m p f . Der jüngere Bericht stammt von Megasthenes, der Indien besucht hat. E r beschreibt das E . von der Größe eines ausgewachsenen Pferdes mit Elefantenfüßen und dem Schwanz eines Schweins (Aelian X V I , 20); zwischen den Augen habe es ein Horn von schwarzer Farbe. Es sei friedfertig und sanft gegen andere und liebe die Einsamkeit, sei aber von furchtbarer Wildheit gegen seinesgleichen; seine Stimme sei laut und mißtönend 18 ). '•) Frankreich: S e b i 1 1 o t Folk-Lore 1, 296; Niederlande: A. d e C o c k Volksgeloof 1 (1920), 1 5 3 ; Island: G e r i n g Islendzk stiventyri', Griechenland: ZiVk. 15 (1905), 3 9 3 ; Polen: ZfVk. 16 (1906), 389; Italien: S t r a f f o r e l l o Errori 86ff; Ukraine: ZfVk. 15, 393. Bulgarien: F r a n k o a.a.O.; China: S e l i g m a n n 2, 138; Mexiko: Urquell N F . 1 (1897), 257. 17 ) Die Namen sind sämtlich Lehnübersetzungen: E., franz. licorne, italien. licorno, neugriech. Xioxdpvo, lat. unicornis nach griech. [lovoxspcoj. 18) W. v. M ü l l e r Das £ . 1 8 5 3 ; Ed. S c h r ä d e r Die Vorstellung vom jiovoxipcos und ihr Ursprung (Abh. d. preuß. Ak. d. Wiss. 1892); Rob. B r o w n The Unicom, a mythological investigation. 1 8 8 1 ; O. K e l l e r Ant. Tierwelt 1 (1909), 4 1 5 ff.; P a u l y - W i s s o w a 5, 2, 2 1 1 4 f.
5. Der jüngere Bericht geht auf das indische Nashorn, das Rhinozeros; aber dazu kam die besondere Rolle, die dieses Tier in der buddhistischen Symbolik spielt: das „einsam wandelnde" Nashorn 23*
7 Ii
Einkleidung-
galt in der buddhistischen Literatur als Sinnbild der Tugend, Friedfertigkeit und Weitabgewandtheit. Das wird Megasthenes durch mündliche Berichte gehört haben. Auch Ktesias vernahm dunkle Kunde vom Nashorn, vielleicht auch von tibetischen Antilopen, bei denen die Horner häufig verwachsen; aber bei ihm dürfte auch ein Einfluß babylonischassyrischer Fabelwesen nachklingen; jedenfalls sind E., teils mit Löwen kämpfend, teils wie es von einem König getötet wird, uns bildlich erhalten 19). " ) S. Abbild, bei K e l l e r (Fig. 142. 143), auch B r o w n
a. a. O. 415 f. a. a. O.
6. Auf diese beiden Berichte, die dann teilweise miteinander verschmolzen wurden, geht alles zurück, was in der vorchristlichen Literatur vom E. berichtet wird; nicht nur die einhornigen Pferde des Horaz (Serm. I, 5, 58—60), sondern auch die betreffenden Angaben bei Aristoteles (Hist. anim. II, 1), Strabon (Geogr. X V , 710), Plinius (Nat. hist. XI, 255), Solinus (52, 39), Philostrat (III, 2) u. a., soweit sie nicht unmittelbar das afrikanische oder indische Nashorn meinen, das im Amphitheater zu Ausgang der Republik gelegentlich vorgeführt wurde. Für die frühchristliche Zeit aber kam zweierlei hinzu: einmal übersetzt man das hebr. Re'tn des alten Testaments (4. Mos. 23, 22; 5. Mos. 33, 17; Ps. 92, 11; Hiob 39, 9. 10; Ps. 29, 6 und 22, 22), das eigentlich den wilden Büffel meint, in der Septuaginta durch (iovox£p(Dc, in der Vulgata mit rhinoceros, weshalb es auch Luther durch ,,E." wiedergibt. Vor allem aber hatte die Darstellung des Physiologos (2. Jh. n. Chr.), wo Hellenistisches sich mit orientalischen Wunderberichten paart, den größten Einfluß auf die mittelalterliche Ansicht vom E.: nach Kap. 17 dieses Werks ist das E. ein wildes Fabeltier, bocksähnlich; hier wird die abenteuerliche Geschichte vom Fang des E.s durch eine keusche Jungfrau zuerst berichtet: es nähert sich dem Mädchen und legt zutraulich seinen Kopf in seinen Schoß, so daß dieses das Tier mit sich nehmen und in den Palast des Königs
¡inmaaern
712
führen kann. Die ganze christliche Symbolik beruht auf dieser Stelle, nachdem durch jene angeblichen Bibelbelege die Anregung zu allerlei Ausdeutungen nahe gelegt war. 7. Diese Jagdgeschichte des E.s im Physiologos beruht nun aber auf einem groben Mißverständnis. Es gab eine weitverbreitete altindische Geschichte vom Einsiedler „ E . " (Ekasrnga-), den eine Königstochter mit Vorbedacht betört und ihn mit dieser List in den Palast ihres Vaters bringt, wo er die furchtbare Dürre des Landes mit seiner Wunderkraft beseitigen soll. Der Name dieses Einsiedlers ist gewiß im Hinblick auf jene buddhistische Symbolik (s. o. § 5) gewählt, weil die älteste Fassung der bis nach Japan gedrungenen Geschichte in einem buddhistischen Märchen (Jätaka 526) erhalten ist. Durch einen plumpen Irrtum ist diese Geschichte vom Einsiedel „ E . " im Physiologos auf den Fang des Fabeltieres bezogen worden 20). so ) F. W. K . M ü 11 e r Festschrift f. A . Bastian 1897, 531 ff.; H. L ü d e r s Nachr. d. Kgl. Ges. d. Wiss. z. Göttingen, phil.-hist. Kl. 1897, 115; i g o i , 53 ff.; R . G a r b e Indien und das Christentum 1914, 63 f.
8. Die Hörner, mit denen man im MA. Handel trieb, waren meistens Narwalzähne, wozu gelegentlich ein passender fossiler Fund 2 1 ) gekommen ist. Manch abnorme Hörnerbildung, wobei das eine Horn bis zu einem Wulst verkrüppelt sein kann, kommt vor und trug zur Erhaltung des Volksglaubens bei. Der Karfunkelstein (s. o. § 1), den schon der Pfaffe Lamprecht im Alexanderlied 5581 erwähnt, ist so zu verstehen. Durch Böcklins „Schweigen im Walde" ist das alte Fabeltier wieder allgemein bekannt geworden. n)
S. SchwVk. 10, 79.
Güntert.
Einkleidung s. K l e i d . einmauern. Das E. von lebenden Menschen erscheint teils als Bauopfer (s. d.), teils als Strafe. Aus dem Altertum stammt der Brauch — seine Erklärung s. unter „Bauopfer" — l e b e n d e Menschen oder Tiere in ein Bauwerk einzumauern *). Im MA. und in vereinzelten Fällen bis in
7i3
einnageln—Eipipperjahn
neuere Zeit sind bei E r b a u u n g von Burgen, S t a d t m a u e r n , Brücken, Flußwehren, D e i c h e n Kinder, bisweilen a u c h Erwachsene, lebendig eingemauert worden, um das B a u w e r k dauerhaft zu machen. So häufig auch die Sage v o n eingemauerten Menschen berichtet, so selten sind die sicheren geschichtlichen Fälle. So wurde 1463 bei B r u c h des N o g a t d a m m s , als alle Arbeiten vergeblich waren, ein Bettler in die L ü c k e geworfen und überschüttet. Aber auch sagenhafte Berichte bekunden wenigstens die Erinnerung an den alten B r a u c h , der in der Volksanschauung noch in neuerer Zeit auftritt. So meinte in Halle das Volk, als die Elisabethbrücke 1841 g e b a u t wurde, es müsse ein K i n d eingemauert werden 2 ). A l s die Eisenbahnbrücke über das Göltschtal g e b a u t wurde, war der Glaube verbreitet, daß die Brücke nicht eher fertig werde, b e v o r nicht dem T e u f e l sieben Menschen dafür gegeben wären, ein K i n d sei schon eingemauert 3 ). A u c h in die B r ü c k e v o n Rosporden sei ein K i n d eingemauert, das in der einen Hand eine geweihte Kerze, in der andern ein S t ü c k B r o t hielt 4). A n die Befestigung Magdeburgs durch O t t o I. k n ü p f t die Sage an, daß der E i n g a n g der S t a d t dreimal einstürzte, bis nach W e i s u n g eines Astrologen ein v o n der Mutter freiwillig gebotener K n a b e eingemauert wurde. D a f ü r gab die K a m m e r f r a u der Kaiserin E d i t h a , Margareth, die v e r a r m t war, ihr K i n d gegen Gold her. Kindersärge sind bei Niederlegung von Bauwerken im 19. Jh. mehrfach gefunden worden; daß es B a u o p f e r seien, ist nicht sicher 5 ). Beim B a u der Mauer v o n H e r m a n n s t a d t sollen die Bürger einen Studenten lebendig eingemauert haben 6 ). Die Sage von der Einmauerung von Menschen erscheint auch in einer ungarischen Volksballade 7 ). Vielfach sind auch Gespenstersagen mit dem Glauben an Einmauerung von Menschen verbunden 8). In Tirol lebt eine Sage von einer eingemauerten Burgfrau, die zwölf K i n d e r auf einmal geboren h a t 9 ) . Als Sühne oder als S t r a f e 10) erscheint mehrfach das E. So wird ein K ö n i g eingemauert u ) . Der Ehebruch und die Verl e t z u n g des Gelübdes bei N o n n e n 1 2 )
714
wird nach Sagen mit E. bestraft. Ebenso kommt es bei einem Liebesverhältnis vor 13 ). Hierher gehört a u c h die Sage v o n dem unseligen A b t . A n der Stelle der W a n d , wo er eingemauert ist, hält kein Mörtel, weil er sie mit seinen Tränen bef e u c h t e t 1 4 ) . A u f Ösel sei ein Mädchen in die W a n d einer noch nicht vollendeten Kapelle eingemauert, das der Domherr als verkleideten Chorknaben in sein Gefolge a u f g e n o m m e n h a t t e 1 6 ) . Ein teilweises E., wobei in der Mauer eine Öffnung gelassen wird, durch welche dem Gefangenen N a h r u n g gereicht wird, erscheint mehrfach im Strafrecht. E s ist z. B. eine Freiheitsstrafe bei D i e b s t a h l ; auch als F o r m der B e g n a d i g u n g s t a t t der Todesstrafe k o m m t es v o r M ) . U m gutes W e t t e r zu erzielen, wird ein H a h n 1 7 ) , als Mittel gegen Viehsterben ein Kalbsherz, in den Stall e i n g e m a u e r t 1 8 ) . Bei einer Pest ist das E. als ein Opfer aufzufassen 19 ). l) P a n z e r Beitrag 2, 559; E . H. M e y e r Mythol. der Germanen 337. s) S t e m p l i n g e r Aberglaube 90. 8) P a n z e r Beitrag 2, 255. 4) ZfEthnol. 1898, 27. *) Ebd. 2, 559—560. 561. •) M ü l l e r Siebenbürgen 99. 7) E b d . 178; vgl. W l i s l o c k i Magyaren 26. ') K ü h n a u Sagen 1, 118. 202; vgl. M e i c h e Sagen 444 Nr. 580; 505 Nr. 654. •) H e y 1 Tirol 576 Nr. 36. M ) S t ö b e r Elsaß 100 Nr. 138. n) M ö l l e n h o f f Sagen 144 f. Nr. 198. 1S) P o 11 i n g e r Landshut 271 Nr. 18; C o r revon Gespenstergeschichten 6 1 ; Schell Bergische Sagen 126 Nr. 4; Bechstein Thüringen 2, 65; W i t z s c h e l 249 Nr. 255. ") W i t z s c h e l Thüringen 2, 47 Nr. 47. ") K u o n i St. Galler Sagen 1 o 1 Nr. 208. " ) L ö w i s of M e n a r Balten 45. " ) O s e n b r ü g g e n Studien 373 ff. " ) G r i m m Myth. 3, 449 Nr. 472. " ) M ü l l e n h o f f Sagen 239 Nr. 327. " ) G r i m m Myth. 2, 994.
Vgl. i.a.'Eingemauerte Menschen'in K ö h l e r Aufsätze (1894), 3 6 — 4 7 (mit vielen Literaturangaben). Stübe.
einnageln s. einpflöcken s.
vernageln. verpflöcken.
einundachtzig s. Z a h l e n
B 81.
Eipipperjahn, N a m e eines Stroms in einem Blutsegen 1 ). E. steht neben „ G u t " und „ B l u t " und ist eine niederdeutsche Bildung ( E i : I n t e r j e k t i o n ? ; P i p p e r : Piper = P f e i f f e r ; J a h n = Johannes) wie D u m m e r j ahn, Grobian usw. 2 ). Der Segen
715
Eis—Eisbär
gehört in die Gruppe der Blutsegen von den drei Flüssen s ). l) K u h n u. S c h w ä r t z 488 Nr. 315; Das sechste u. siebente Buch Mosis (Buchversand Gutenberg, Dresden) 62; E b e r m a n n Blutsegen 70. *) G r i m m DWb. 4, 2, 2262; K l u g e EtWb. (1915), 101. 180. In G ö s c h es Jahrb. f. Literaturgesch. 1 (1865), 35 ff. findet sich der Name unter den Bildungen mit Jan nicht. *) V. J. M a n s i k k a ; Über russische Zauberformeln (1909), 243. Jacoby.
Eis. 1. M y t h i s c h e s und Sagenh a f t e s . Bei den Nordgermanen, besonders auf Island am Rande des nördlichen E.meeres, galt das E. als der U r s t o f f d e r W e l t . Nach der jüngeren Edda entstand aus geschmolzenen E.tropfen der Urriese Y m i r 1 ) ; der Ahne der Götter wird von der K u h Audhumla aus den E.blöcken herausgeleckt 2 ). Die E.r i e s e n der Edda sind lebendig gedachte E. berge. Diese mythischen Wesen kennt noch eine Sage aus der Oberpfalz 3 ): auf einer Insel des E.meeres leben 12 E.riesen, die Feinde der Sonne; ihre Volksgenossen sind im Kampfe gegen die Sonne gefallen; von ihnen kommt die Sonnenfinsternis; bei ihnen lebt der E . w o l f , der Sonne und Mond bedroht. — Die gefährliche Natur des E.es (die E.decke bricht ein, sie zerbirst krachend) gibt zu Fabeleien A n l a ß : wenn man im Sommer E. in die Sonne trägt, wird es donnern, krachen, regnen, deshalb soll man das E. mit einem Lappen bedeckt tragen 4). Das E. hält nicht mehr nach Lichtmeß 6). Der klare, glänzende E.zapfen veranlaßt die Sage, daß ein abgeschlagenes Stück zu Hause sich in Silber verwandelt 8 ). — Über ins E. gebannte Seelen s. G l e t scher. Thüle 20, 53 f. Kap. 5. s) Ebd. 54 Kap. 6. ») S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 361 ff. 4) Urquell 4 (1893), 90. 6) S t r a c k e r j a n 2, 116. •) R o c h h o l z Sagen 1, 278 f.
2. B e z i e h u n g e n z u r F r u c h t b a r k e i t . E. in den Zwölften weist auf ein fruchtbares Jahr mit viel Obst 7 ); desgleichen, wenn die Bäume im Februar dick voll E. sind 8 ); Glatteis im März weist manchenorts auf viel Obst, anderswo auf kein Obst 9 ). Lange E.z a p f e n
716
deuten auf langen Flachs im kommenden J a h r 1 0 ) ; maßgebend ist besonders die Länge an F a s t n a c h t u ) oder zwischen Weihnachten und Neujahr i a ). Die E.zapfen an den Dächern darf man nicht abschlagen, sonst gibt es keinen Flachs 1 8 ). Die Fichteiberger säten den Lein im Frühjahr, wenn der Dezember schön$ lange einfache E.zapfen brachte; beobachtete man solche im Januar, so geriet die Mittelsaat wohl, wenn im Februar, so war die späte Saat die beste. Wuchsen die E.zapfen zwieselig mit Nebenzapfen, so wurde auch der Flachs nicht schön, sondern zwieselig 1 4 ). ') F o g e l Pennsylvania 227 Nr. 1155. ») Ebd. 215 Nr. 1083 f. ») Ebd. 230 Nr. 1184. 10) G r i m m Myth. 3, 474 Nr. 1042; A n d r e e Braunschweig 117', J o h n Erzgebirge 150. 11 ) J o h n Westböhmen 41. 195; Schönw e r t h Oberpfalz 1, 143 Nr. 3. " ) F o g e l 227 Nr. 1156 f.; K n o o p Hinterpommern 176. ") ZfrwVk. 6 (1909), 190. ") P a n z e r Beitrag 1, 270; 2, 549.
3. W e i s s a g u n g. In Vang glaubten die Leute, wenn im Frühjahr das E. dem Strome folgte, sie müßten im künftigen Winter mit dem E. hinabreisen, um Getreide zu holen 15 ). E.b 1 u m e n an den Fenstern in den Zwölften verkünden ein fruchtbares J a h r l e ) . An Weihnachten schaut man unter das E. eines Flusses oder Teiches, um dort sein künftiges Geschick zu sehen 17 ). Die Mädchen erkennen den Beruf ihres Zukünftigen aus den E.figuren, wenn sie am Weihnachtsabend einen Topf Wasser hinausstellen 18) oder Wasser ausschütten 1 *) (s. a. Brunnen 4). Über E. am Brunnen als Zeichen der beginnenden Vergletscherung s. d. Erz») ZfVk. 8 (1898), 143. •«) J o h n gebirge 150. ") G r o h m a n n 51. ") F o g e l Pennsylvania 253 Nr. 1316 t.; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 141 Nr. 6; W u t t k e 241 § 345; K a p f f Festgebräuche 4 Nr. 2. ") SAVk. 21 (1917), 46.
4. H e i l k r a f t bei Verbrennungen, Fieber und anderen Krankheiten hat die E.s a 1 b e , in Fett gelegte E.zäpfchen v o m 31. März M ). l0)
John
Erzgebirge 193.
Hünnerkopf.
EisbSr. Der E. (Ursus maritimus), bereits im Palaeolithicum gemalt 1 ), war
717
Eisblum«
den A l t e n u n b e k a n n t , wird in Norwegen vor 900 nicht g e s e h e n 2 ) und erscheint a u c h bei uns erst im 11. Jh. 3 ). A d a m v o n B r e m e n e r z ä h l t : Northmannia ursos albos h a b e t 4 ) , und Ruodlieb fabelt v o n weißen Bären (V, 84 ff.). Im Brief des Priesters Johannes an K a i s e r Emanuel wie in der deutschen U m d i c h t u n g desselben (12. Jh.) erscheinen sie unter den Fabeltieren B). E s k i m o m ä r c h e n kennen ihn natürlich 8), ebenso wie die Nordgermanen. D a nimmt die F y l g j a E.gestalt a n 7 ) . In Südisland heißt es v o m E.en allgemein, er sei v o n so heißer Natur, daß er nie K ä l t e f ü h l e ; diese E i g e n s c h a f t heißt Bärenwärme (bjarnylur). Dieselbe E i g e n s c h a f t erhalten Menschen, die auf einem E.enfell geboren werden; sie frieren nie, werden gesund und k r ä f t i g 8 ) . V o m E.en träumen bedeutet, daß Oststurm k o m m t 9 ) . Nach nordischem Volksglauben erkrankt, wer die Leber eines E.en genießt 1 0 ). W e i ß bärenfett ist ein A r k a n u m , das Gesicht zu salben u ) . In der deutschen Sage erscheint der E. als Wasserbär um 1295 in einer Verserzählung Heinrichs v o n Freiberg 1 2 ); vgl. B ä r . Herbert K ü h n Die Malerei der Eiszeit (1928), 8 (aus Font de Gaume, Südfrankreich). ») B o l t e Z f V k . 33—34, 34 N. 4. ») Ebd.; 1054 erhält Heinrich III. von dem isländ. 4) Bischof einen E.en geschenkt. Keller Antike Tierwelt 1, 180. ') Z a r n c k e in Abhdlgn. sächs. Ges. d. Wissensch, phil. hist. Kl. 7, 910. 950. 860. 6) W. K r i c k e b e r g Indianermärchen aus Nordamerika 1924, 17. 36. ') Atlamal en groenlenzku = Genzmer Edda 1, 73; Z f d A . 42, 290; vgl. auch N a u m a n n Gemeinschaftskultur 110. ') ZfEthn. 32, 67. •) Atlamal = Genzmer Edda 1, 73. " ) H ö f 1 e r Organotherapie 160. n) Kräutermann 90. " ) B o 1 t e in Z f V k . 33—34, 33 ff.; S i m r o c k Mythologie 546. Peuckert.
Eisblume s. E i s . Eisen. I. S t a h 1. Nach uraltem A b e r g l a u b e n sind E. und Stahl magische A b w e h r - und Schutzmittel gegen Dämonen und ihre bösen Einwirkungen. V o n den angeführten Gründen, weshalb sie E. und Stahl fürchten, ist der einleuchtendste, daß aus diesen blanke, scharfe W a f f e n verfertigt wurden. S a m t e r f ü h r t eine Fülle v o n
-Eisen
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Bräuchen an, in denen W a f f e n m a n n i g facher A r t , unter denen auch die A x t nicht fehlt, zur A b w e h r v o n D ä m o n e n verwendet werden. A b e r auch E. und Stahl an sich haben die K r a f t , Geister zu vertreiben. O f t k o m m t ihnen als solchen weniger die abwehrende K r a f t zu, als der Form der aus ihnen gefertigten Gegenstände (Hufeisen, Messer, Nagel, Beil u. a.) und der mit ihnen v o r g e n o m m e n e n H a n d l u n g 1 ). E. und S t a h l schützen vor Teufel und Hexen 2 ). Nägel in der Türschwelle, ein angenageltes Hufe., ein Erbstahl (besonders in der F o r m des Erbbeils) v e r wehren dem Teufel den E i n t r i t t in R ä u me 3 ). Er h a t keine Macht über den, der sich „ z w i s c h e n E. und S t a h l " befindet 4 ). Bei nächtlichen F a h r t e n ist es besonders ratsam, S t a h l als A b w e h r m i t t e l gegen den bösen Geist m i t z u n e h m e n 8 ) . W e r den höllischen Mächten die f l a m m e n d a u f steigenden S c h ä t z e abgewinnen will, m u ß ein S t ü c k E. (Stahl) in das S c h a t z f e u e r werfen; dann erlischt es sofort, und der S c h a t z bleibt zurück 8 ). Den fliegenden höllischen Drachen zwingt man, seine Last (Schatz) fallen zu lassen, wenn m a n mit einem E . s t ü c k oder Feuerstahl n a c h ihm w i r f t 7 ). A l s Teufelsdiener galten die Venediger, die auf ihrem Mantel in einer W i n d s b r a u t durch die L ü f t e f a h r e n ; w i r f t man in die W i n d s b r a u t ein Messer, so v e r w u n d e t man sie, aber mit ihnen v e r schwindet das Messer 8 ). Gegen den unheimlichen N a c h t j ä g e r s c h ü t z t eine hingelegte A x t 9 ) . Die H e x e n scheuen besonders scharfe spitze Gegenstände aus S t a h l 1 0 ) . W i r d ein solcher z. B. unter die Türschwelle gelegt, so kann keine H e x e darüber u ) . Der Wirbelwind ist H e x e n tanz, H e x e n w e t t e r ; hineingeworfenes E., besonders ein Messer, v e r w u n d e t oder tötet die H e x e n und zwingt sie, in ihrer Gestalt zu erscheinen 1 8 ). Ebenso müssen sie dann die Tiergestalt, in die sie sich v e r wandelt haben, ablegen 1 3 ). A u c h der unheimliche Werwolf, ebenso der gespenstische Hase, in den sich ein Mensch verwandelt hat, muß, wenn man Stahl (E.) über ihn wirft, seine wahre Gestalt zeigen 1 4 ). D u r c h ein glühendes „ H e x e n e . "
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z w i n g t man die Hexe herbei, die sich daran verbrennen muß l s ). Mit glühendem E. verscheucht man in Oberschlesien die gespenstische S t r z y g a 16 ). Vor den Augen dessen, der hinter einer eisernen Egge steht, können durch die L u f t fahrende H e x e n nicht verborgen bleiben, und sie können ihm nicht schaden 17 ). In Schlesien schützt man sich vor dem Druckgeist (Alp), indem man ein Hufeisen an die Tür nagelt oder drei Messer kreuzweise übereinander v o r die T ü r legt 1 8 ). In Mecklenburg schützt man sich vor der „bösen Fru G a u r " , die in den Zwölfnächten die Futtervorräte verdirbt, indem man in Stroh und Heu allenthalben spitzige Gegenstände s t e c k t 1 8 ) . Gegen die T ü c k e der Nixen sichert man sich, indem man vor d e m Baden Stahl ins Wasser wirft oder vorher ein Messer oder eine Nadel in die Binsen steckt. Der Taucher, der den Wassermann fangen will, läßt sich an eisernen K e t t e n ins Wasser hinab, weil E. den Wassermann bannt 20). A u c h der K o b o l d verschwindet auf immer, wenn man ihm aus Übermut ein glühendes E. nachwirft 21 ). Ebenso die Irrlichter, wenn man ihnen ein Messer oder einen Schlüssel hinwirft 22 ). Wer sich vor Behexung schützen will, muß stets E. und Stahl bei sich tragen 2S). Es schirmt ihn auf seinem Lebenswege. In Ostpreußen, Westfalen und Schlesien muß der T a u f z u g über eine vor die Haustür gelegte A x t oder Sichel schreiten 24 ). In W a l d e c k schreiten Neuvermählte über eine A x t ins Haus 25 ). In Schlesien und Ostpreußen legt man als Schutz gegen die Hexen der Wöchnerin einen Stahl (Axt) ins B e t t ; anderswo steckt man in Wiege, Badewasser, Taufzeug, Windeln des Kindes E., um es vor dem Beschreien zu schützen 2 6 ). Ein unter das Kopfkissen gelegtes Stück Stahl (Beil, Messer, Schere u. a.) schützt besonders Wöchnerinnen und kleine, neugeborene Kinder vor Behexung und A l p 2 7 ) . Stählerne Gegenstände bewahren das K i n d vor Vertauschung mit Wechselbälgen und sonstiger Z a u b e r e i M ) . In Bayern schwang man im MA. ein gezogenes Schwert um die Gebärende; dort müssen, wenn ein unge-
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tauftes K i n d im Hause bleibt, Männer mit einem Säbel in der Hand dabei W a c h e h a l t e n a ) . In der Steiermark und der Oberpfalz steckt man ins W o c h e n b e t t oder die Wiege einen Degen oder ein (zwei) gekreuzte Messer, so daß die Spitze herv o r r a g t ; will nun die Unholdin über die Frau oder das K i n d her, so fällt sie hinein ao ). In der Pfalz wird v o r der Entbindung eine A x t unter das B e t t gelegt, ebenso in Schlesien als S c h u t z gegen böse Geister 31 ). A n der oberen Nahe wird der Gebärenden, ebenso dem neugeborenen Kinde, ein scharfes Beil, die Schneide nach oben, ins B e t t gesteckt, um die Mahr fernzuhalten 8 2 ). In Mecklenburg steckt man bei Hochzeiten der B r a u t ohne ihr Wissen stillschweigend ein Stück Stahl an den Leib 8a ). In Schlesien legt man auf den Sargdeckel eine schwere A x t , damit der Böse dem Verstorbenen nichts anhaben kann; in Österr.-Schlesien gibt man männlichen Leichen ein Hufeisen mit in den Sarg, weiblichen eine Sichel 3 4 ). E. und Stahl schützen auch das Haus und seine Bewohner. In der Oberpfalz steckt man ein Messer in die Tür, u m das Eindringen von Hexen zu verhindern 3S ). In ganz Deutschland findet m a n Wodans Symbol, das Hufeisen, mit der offenen Seite nach innen auf die Schwellen der Haustüren genagelt, als S c h u t z der Bewohner gegen allen bösen Zauber. Ein zufällig gefundenes Hufeisen bringt besonders Gewinn und Glück S4 ). In Österreich verfertigte man aus Hufeisen während des Weltkrieges Kriegsglücksringe 3 7 ). A u c h jedes andere gefundene Stück altes E. bringt Gewinn. So l ä ß t ein auf dem W e g e zum Kuhhandel gefundenes guten Handel machen M ). E. und Stahl schützen auch das Vieh vor Verhexung und angehexten Krankheiten. E., vor allem Hufeisen, befestigt man an den Stalltüren; an den Stirnketten der K ü h e bringt man E.kreuzchen an 3 9 ). E. (Stahl) legt man in die Krippen, in den Stall, in die Viehwassereimer, besonders zu Weihnachten 40). Beim ersten Austrieb im Frühjahr muß das Vieh über ein vor der Stalltürschwelle befestigtes E . (Axt, Beil, Säge, Schlüssel und anderes
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E.gerät) schreiten, dann ist es vor Bezauberung sicher, und es kann ihm auf der Weide kein Schaden geschehen 41). Ehe ein neugekauftes Vieh in den Stall gebracht wird, m u ß es über (dreierlei) E. schreiten, damit die Hexen keine Gewalt darüber h a b e n 4 2 ) . Bevor ein frisches Stück Vieh in den Stall kommt, legt man (dreierlei) Stahl an den Eingang des Stalles und nötigt das Tier, darüber hinweg zu schreiten 4 3 ). In der Zwischenzeit, ehe das neue Stück Vieh in den Stall kommt, wird in die leere Krippe des ihm zugewiesenen Standes ein Stück E. gelegt, damit böse Geister sich nicht inzwischen dort festsetzen k ö n n e n M ) . Eine Kuh, die gekalbt hat, läßt man über (dreierlei) E. schreiten 4 6 ), oder man schlägt ihr eine Stahlnadel ins Horn, dann ist sie gegen jeden Schaden gesichert 46). K r a n k e m Vieh gibt man Wasser zu trinken, in dem ein glühendes E. gelegen hat 47). Eine am Euter kranke Kuh wird auf eine glühende Kohlenschippe gemolken 48). An Läusen (oder Blähsucht) krankes Vieh bestreicht man unter Hersagen eines Zauberspruches auf beiden Seiten vom Kopfe bis zum Schwanz mit einem Feuerstahl 4B). Als Schutz gegen die Trud legt man in den Hühnerbrutstall und den Taubenschlag ein Stück Stahl w ). Auch Obstbäume werden durch ein mit der Wurzel eingegrabenes oder an den S t a m m gehängtes Stück E. geschützt und gefördert 5 1 ). Von der Saat hält man die Hexen ab und verhindert sie, Unkraut zu säen, indem man am Johannisabend mit Sensen um die Saatfelder geht B2). Wenn die Milch nicht buttern will, so ist Verhexung daran schuld 53). Um sie aufzuheben, legt man einen Feuerstahl oder ein glühendes E. in das Faß 64), fährt mit einem glühenden E. ins Butterfaß 5 5 ), legt ein Messer oder einen Feuerstahl darunter 56), schlägt die Milch, wenn sie nicht rahmen will, mit Messern 57), oder wirft Stahl (Eisen) in die Milch 58 ), oder verwundet die Hexe, indem man mit Messer oder Sichel in die Milch hineinsticht 69). E. und Stahl sind besonders magisch wirksam in der Form von Nägeln, Ringen,
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Schlüsseln. Allgemein verbreitet ist der Brauch, bei Zahnschmerzen einen (Huf-) Nagel in Baum oder W a n d zu schlagen; dann geht die Krankheit auf diesen über und macht so den dämonischen Zauber unschädlich M ). Unwillkürlich denkt m a n bei diesem Vernageln a n den „Stock im E . " in Wien, um den sich ein reicher Sagenkranz gebildet hat. Auch anderswo hören wir, daß in die Ferne reisende Handwerksburschen in einen Baum oder eine Holzfigur Nägel einzuschlagen pflegten, vermutlich um ein Unheil damit zu bannen. Sagen haben den Brauch zu einem sympathetischen Verhältnis zwischen dem E. und dem, der es einschlägt, gestaltet 41 ). Eine N a c h a h m u n g des Wiener „Stock im E . " war im Weltkriege der Eiserne Hindenburg 91 a ). Im Alpengebiete verfertigte man aus zufällig gefundenen Nägeln dünne E.ringe, die ihren Träger vor Gespenstern schützen und gegen Epilepsie, Gicht, Fieber u. a. gut sein sollten ®2). Ein gefundener E.ring gilt als Mittel gegen den Rotlauf und bei Beulen des Viehs M ). A m Vogelberge trugen Gichtkranke am Ringfinger der rechten H a n d eiserne Ringe, geschmiedet aus Nägeln, an denen Menschen sich erhängt h a t t e n . Der Glaube an die apotropäische und medizinische K r a f t der annuli ferrei war schon im Altertum v e r b r e i t e t M ) . Als besonders wirksam galten Gegenstände aus E., das man auf dem Totenacker fand. So fertigte ein Schlosser aus Nägeln, die er auf dem Friedhofe fand, kleine Kreuzchen, deren Vertrieb die Hebamme übernahm; sie wurden gegen Verhexung, namentlich der kleinen Kinder, am Halse getragen. In Waldeck trug man Ringe, die aus Nägeln ausgegrabener, verfaulter Särge hergestellt waren, als Mittel gegen Gicht und Podagra. Sargnägeln (s. d.) schrieb man ü b e r h a u p t heilende Wirkung, besonders bei Zahnschmerzen, zu. In Schwaben wurden gestorbenen Frauen Scheren mit ins Grab gegeben; sie wurden und werden eifrig gesucht und zu Ringen verarbeitet, die gegen Krampf und Gicht wirken sollen e6 ). Alter Volksglaube ist, daß ein E.schlüssel, in die Hand des Epileptikers
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gelegt, die Anfälle sofort beendet. Fraisschlüsselchen, in die H ä n d e kleiner Kinder gelegt, lassen die K r a n k h e i t verschwinden 88 ). Ein Stück E. in der H a n d m ä ß i g t die Zuckungen des Veitstanzes, ein Schlüssel in den Nacken gehalten beschwichtigt sie m ). Bei Bein- und W a d e n k r ä m p f e n legt man nachts einen Gegens t a n d aus E. (Stahl) neben sich ins B e t t oder r e i b t d a m i t die schmerzenden Stellen oder t r i t t mit den F ü ß e n auf kaltes E. 88 ). Bei M a g e n k r ä m p f e n oder einer Wassergeschwulst (bei Menschen und Tieren) f ä h r t m a n neunmal mit einem F e u e r s t a h l u m die leidenden Stellen und spricht dabei einen Zauberspruch ®). Auch W u n d e n , B l u t u n g e n u n d sonstige äußere Schäden heilen, w e n n m a n sie mit einem Feuerstahle kreuzweise bestreicht 7 0 ). In Landsh u t gibt m a n kranken Kindern ein H u f eisen m i t Nägeln ins Bett, d a m i t sie genesen 71 ). Von weitern Verwendungen des E.s (Stahls) in der Volksheilkunde ist noch zu e r w ä h n e n : Wer nicht h a r n e n kann, soll W a s s e r trinken, in dem ein glühendes E. l a g 7 2 ) . Krätzige sollen sich mit dem Wasser waschen, worin der Schmied glühendes E. gelöscht hat. Bei Unterleibsleiden, R u h r , Milzsucht, Cholera, durch Durchfall angegriffenen Magen hilft Trinken von Wasser, Milch, Wein, in denen ein glühendes E. gelöscht w u r d e 7 3 ) . Aus der dem E. zugeschriebenen herausziehenden K r a f t erklärt sich seine vielfache Verw e n d u n g bei Zahnschmerzen, Kopfweh, als Mittel, die Milch aus den Brüsten zu ziehen u n d als A b o r t i v u m 7 4 ) . Wie wir sahen, schreibt das Volk besonders altem, rostigem E. Heilkräfte zu 7 5 ). Der E.rost selbst galt im Altertum, MA. u n d z. T. noch h e u t e als heilsam. Äußerlich u n d innerlich w u r d e er bei Ausschlag, Geschwüren, Rose u . a . v e r w e n d e t 7 8 ) . E.feilspäne, auch E.hammerschlag, galten als g u t f ü r den Magen 7 7 ). W u n d e n b r a n n t e m a n m i t glühendem E. aus 78), was z. B. beim Coupieren der Pferdeschweife noch h e u t e üblich ist. Weitere Verwendungen des E.s, z. B. bei Bleichsucht, sind, wenn a u c h in anderer Art, in der wissenschaftlichen Medizin gebräuchlich 7 9 ). Bei den
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Heilkuren, bei denen das Volk Siebe, Seiher, Durchschläge verwendete, ist die H e i l k r a f t des E.s n i c h t m a ß g e b e n d 8 0 ) . Aus der f e r n h a l t e n d e n , a b w e h r e n d e n Art des E.s entwickelten sich m a n c h e Anschauungen u n d Bräuche. So e r k l ä r t sich daraus die alte Sitte, daß Personen verschiedenen Geschlechts, die ohne n ä h e r e B e r ü h r u n g nebeneinander schlafen m u ß ten oder wollten, ein blankes Schwert zwischen sich legten; es war eben das Stahlgerät, das der R i t t e r am schnellsten zur H a n d h a t t e 81 ). Weit verbreitet ist der Aberglauben, d a ß B r a u t l e u t e oder F r e u n de sich keine scharfen oder spitzen, schneidenden Gegenstände (Nadel, Messer, Schere) geben oder schenken dürfen, weil dies die Liebe u n d F r e u n d s c h a f t zersticht, zerschneidet, also t r e n n t 8 a ) . Aus der f e r n h a l t e n d e n A r t des E.s e r k l ä r t sich auch der vereinzelt dastehende Brauch, E. auf Leichen zu legen, u m die Verwesung a u f z u h a l t e n 8S ). Bei Z a u b e r h a n d l u n g e n darf E. und Stahl nicht angewendet werden. Vielleicht ist dieser Glaube eine E r i n n e r u n g a n die Steinzeit oder ein F e s t h a l t e n an a l t e m Ritual, wahrscheinlicher erklärt er sich aus der dämonischen Macht des E . s 8 4 ) . Eine noch h e u t e nicht völlig vergessene Vorschrift besagt, m a n dürfe E. nicht geb r a u c h e n beim Ausgraben und Schneiden gewisser heilkräftiger K r ä u t e r (Wegerich, E . k r a u t ) , des Alrauns und der Wünschelr u t e 8 5 ) . Wenn s p ä t e r gesagt wird, die Pflanze dürfe beim Graben m i t dem E. nicht b e r ü h r t werden, so ist das nur eine Abschwächung des ursprünglichen Verbotes, ü b e r h a u p t kein E. dabei zu verwenden 88 ). ') F r a z e r 1, 175; S a m t e r Religion 61; P 1 i n. n. h. 34 § 51; R o h d e Psyche 1, 56 S t e m p l i n g e r Aberglaube 81; F r a n z Benediktionen 2, 521; S a u p e Indiculus 27; T y l o r Cultur i, 140; L i e b recht Gervasius 98 ff.; S e l i g m a n n i, 273 f. u. 2, 8 f.; SAVk. 25,74; D r e c h s l e r 2, 205 Nr. 579 u. 236 Nr. 611; S e y f a r t h Sachsen 264; S t r a c k e r j a n 2, 118 Nr. 345; S a m t e r Geburt 45 ff. u. 51 1 ; P 1 o ß Kind 1, 102; vgl. R o c h h o l z
Nalur-
mythen 138 f. Nr. 6. *) S t r a c k e r j a n a. a. O. i, 303; W u 11 k e 281 § 411; V o n b u n Beiträge 81 f. s) W u t t k e a . a . O . ;
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S t r a c k e r j a n 2, 118 und 220 Nr. 464; Wrede Rhein. Vk. 56; B a r t s c h Mecklenburg 2, 313 Nr. 1522. «) D r e c h s l e r 2, 124; K ü h n a u Sagen 2, 609 u. 599 f. 6) Toppen Masuren 102. •) K ü h n a u a. a. O. 3, 692 u. 708, 3 X L I I I s. v . Schatzsagen; G a n d e r Niederlausitz 70 Nr. 184; M e i c h e Sagen 707 Nr. 877; E i s e i Voigtland 182 Nr. 485 u. 172 Nr. 466; M ü l l e n h o f f Sagen 205 N r . 2 ; R e u s c h Samland 54 Nr. 7 1 ; S t r a c k e r j a n 1, 323 u. 2, 366; Urquell 4 ( r 893), 103; M e i e r Schwaben 509 Nr. 411. ') W u t t k e 45 § 4 9 ; S t r a c k e r j a n 1, 329. 8) K ü h n a u a . a . O . 3, 764 Nr. 2166; vgl. Nr. 2163; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 333 f. •) G a n d e r a. a. O. 9 Nr. 27. 10 ) M a n z Sargans 1 1 2 ; R e i s e r Allgäu 2, 426 Nr. 2; SchwV k . 9, 4; D r e c h s l e r i , 109 f . ; S c h ö n w e r t h 1, 214, I I I Nr. 1; M e i e r Schwaben 177 Nr. 18; J a h n Hexenwesen 14. u ) S t r a k k e r j a n 1, 433. 12 ) S c h ö n w e r t h a. a. O. 2, 1 1 3 Nr. 3; E i s e i a . a . O . 208 Nr. 548; G r i m m Myth. 2, 923 u. 3, 453 Nr. 544; vgl. ebd. 3, 491 Nr. 100 (Esten). , s ) W u t t k e 283 § 4 1 5 ; W i t z s c h e l Thüringen 2, 266 Nr. 23; C u r t z e Waldeck 390 Nr. 101; Grimm Myth. 3, 467 Nr. 886. ») K u h n Westfalen 2, 31 Nr. 83; H e r t z Werwolf 85; Hüser Beiträge 2, 9; C u r t z e a. a. O. 409 Nr. 1 9 1 ; P £ i s t e r Hessen 57 Nr. 2; B i n d e w a l d Oberhessen 1 1 8 und 121 (vgl. 133); Meyer Religgesch. 129. 1S ) H e y 1 Tirol 800 Nr. 248. le) K ü h n a u a . a . O . 1, 1 1 7 . ») S t r a k k e r j a n i , 434 Nr. 233; B a r t s c h a. a. O. 2, 266 N r . 1384. " ) D r e c h s l e r 2, 177. ") B a r t s c h a . a . O . 2, 244 Nr. 1263. i0) H a u p t Lausitz 1, 53 f. Nr. 50 u. A n m . ; vgl. J a h n Pommern 144 f. 21 ) K u h n Westfalen i , 307 Nr. 346. " ) D r e c h s l e r 1, 315 Nr. 343. " ) W u t t k e 282 § 414. " ) E b d . 387 § 5 9 1 ) D r e c h s l e r i , 194 Nr. 225; vgl. B a r t s c h 2, 61 Nr. 209. 25) C u r t z e Waldeck 376 Nr. 37. " ) S e l i g m a n n 2, 8 f.; v g l . MschlesVk. 17 (1915), 31 Nr. 1 7 ; Drechsler 1, 204 Nr. 231; Gaßner Mettersdorf 15; T o p p e n Masuren 81; H a l t r i c h Siebenbürgen 260; Frischbier Hexenspr. 9. " ) R e i s e r Allgäu 2, 228; B a r t s c h a. a. O. 2, 3 Nr. i b ; H o v o r k a K r o n f e l d 2, 681; Z f ö V k . 13 (1907), 119; Z f V k . 3 (1893), 34; T o p p e n 90. * ) G r i m r a 2, 207 Myth. 2, 923; F r a n z Benediktionen und 2 1 3 ; v g l . L i e b r e c h t Gervasius 222 Nr. 37 (franz. Abergl.). 28) S a m t e r Geburt 50. 30) G r i m m Myth. 3, 453 Nr. 565; S a m t e r a. a. O. 48 f. u. 49 vgl. 45 oben und S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 191 Nr. 10 und 158 N r . 13; H ö h n Geburt 260; vgl. Grimm Myth. 3, 488 Nr. 32 (Esten). " ) W u t t k e 378 § 574; D r e c h s l e r 1, 182 Nr. 207. Z f r w V k . 2 (1905), 178. ") B a r t s c h a. a. O. 2, 61 Nr. 209. 81 ) D r e c h s l e r 1, 292 Nr. 315 u. 297 oben. S6) P l o ß Weib 2, 450; S a m t e r a.a.O. 4 8 ' ; v g l . G r i m m Myth. 3, 456 Nr. 638.
M)
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Drechsler 2, 235 Nr. 611 u. 243; A n d r e e Braunschweig (1896), 290; W i t z schel Thüringen 2, 277 Nr. 1 5 ; Sepp Sagen 1 4 5 ; K u h n Märk. Sagen 387 Nr. 95; Kuhn u. S c h w a r t z 460 N r . 452; B a r t s c h a. a. O. 2, 213 Nr. 1 5 2 1 ; B r o n n e r Sitt' u. Art 241; M e y e r Germ. Myth. 252 u. 58 f . ; G r i m m Myth. 3, 438 Nr. 1 2 9 u. a. m. ") G r a b i n s k i Mystik 63. m) R o c h h o l z Sagen 2 , 1 5 ; M ü l l e r Isergebirge 9; S c h m i t t Hettingen 1 7 ; Z f V k . 11 (1901), 277 u. 23 (1913), 1 8 1 ; Drechsler 2, 193 Nr. 561 u. 205 f. 8») G r i m m Myth. 3, 451 Nr. 5 1 6 ; F i n d e r Vierlande 1, 2 1 7 ; W i t z s c h e l Thüringen 2, 263 Nr. 6; E b e r h a r d t Landwirtschaft 13; D r e c h s l e r 1, 109; W r e d e RheinVk. 56 u. 65; Z f r w V k . 3 (1906), 204; B a r t s c h Mecklenburg 2, 313 Nr. 1523; A n d r e e - E y s n 1 1 2 (15); v g l . T y l o r Cultur i , 140 (England). 40) B a r t s c h a. a. O. 2, 143 Nr. 636 u. 151 Nr. 6 7 7 ; K u h n Märk. Sagen 379 Nr. 24; Westfalen 2, 62 N r . 189; K u h n u. S c h w a r t z 412 Nr. 169 u. 378 Nr. 44. 41 ) G r i m m Myth. 3, 417 Nr. 19; 460 Nr. 752; A g r i p p a v . N . 4, 190; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 129 u. 1, 320, 1 — 3 ; B a r t s c h a. a. O. i , 141 Nr. 628 a — k ; S e l i g m a n n 2, 289; F i n d e r a. a. O. 2, 2, 109; K u h n West231; D r e c h s l e r falen 2, 154 Nr. 429 u. 62 Nr. 189 A n m . ; J a h n Hexenwesen 13; S a m t e r Geburt 4 1 ; M a n n h a r d t Germ. Myth. 107; vgl. L i e b r e c h t Zur Volksk. 315 Nr. 73 (Norwegen). " ) HessB l . 1, 14; S a m t e r 35; M a n n h a r d t Ebd. 11; E b e r h a r d t Landwirtschaft 15. « ) B a r t s c h a. a. O. 2, 144 Nr. 638; W o l f Beitr. 1, 129. " ) E b e r h a r d t a . a . O . 15 Nr. 3. « ) G r i m m Myth. 3, 449 Nr. 464; W i t z s c h e l Thüringen 2, 278; Andree Braunschweig (1896), 284; vgl. J a h n a. a. O. 11 und L i e b r e c h t a. a. O. 315 Nr. 34 und 318 Nr. 45 (Norwegen). *•) F r i s c h b i e r a. a. O. 15. 4 ') H e y 1 Tirol 802 Nr. 259; v g l . F r i s c h b i e r a. a. O. 18) Z f r w V k . 1 (1904), 216. «) F r i s c h b i e r a. a. O. 154 f . ; T o p pen Masuren 46; W u t t k e 175 § 238. 50) S c h ö n w e r t h Oberpfalz i , 223 Nr. 15 und 352 Nr. 9; B o h n e n b e r g e r 23; S c h m i t t Hettingen 15; E b e r h a r d t 61 a . a . O . 20; M e y e r Baden 412. ) ZfVk. 24 (1914), 193; F o g e l Pennsylvania 210 Nr. 1053 u. 214 Nr. 1081. 52) D r e c h s l e r 1, 139 Nr. 156. M ) M e y e r Religgesch. 132. M ) F i n d e r Vierlande 2, 246; W u t t k e 449 § 408. Sä) D r e c h s l e r 2, 105; H e y l a.a.O.; Reiser Allgäu i , 186 Nr. 196; F o g e l a. a. O. 178 Nr. 853 u. 179 Nr. 861. 6) G r i m m Myth. 3, 452 Nr. 529 = S a m t e r a. a. O. 4 1 ; S c h ö n w e r t h a. a. O. 1, 388 und 394; S t r a c k e r j a n 1, 434 Nr. 233; C u r t z e Waldeck 390 Nr. 104. 5 ') W r e d e a. a. O. 135; vgl. Frauenzimmerlexikon 1263. M ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 3 1 ; S c h u l e n b u r g Wend. Volkst. 1 5 ; vgl. S e l i g m a n n 28 (Norwegen) und Lieb-
727
Eisen
r e c h t a. a. O. 315. *•) L o h m e y e r Saarbrücken (1924), 84 Nr. 207. Andr ee Braunschweig (1896), 307; R e i s e r Allgäu 2, 442 Nr. 175; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 322 f.; vgl. 2, 859; J a h n Hexenwesen 156 Nr. 487; E n g e l i e n u. L a h n 262 e; K u h n Mark. Sagen 384 Nr. 66; D r e c h s l e r 2, 299; vgl. L i e b r e c h t Gervasius 237 Nr. 223 (franz. Abergl.). n) S e p p Sagen 589 Nr. 161; H o v o r k a - K r o n f e l d i, 323; A n d r e e a . a . O . ; MschlesVk. 27 (1926) Nr. 147; E i s e 1 a. a. O. 254 Nr. 637*. •'») D e o n n a La recrudescence des superstitions en temps de guerre et les statues à clous i n : L'Anthropologie 27 (1916), 243—268. •*) A n d r e e - E y s n 136; vgl. D r e c h s l e r 2, 306 Nr. 683 u. 299; B l a c k FolkMedicine 174 (England). •*) M a n z Sargans 80. M ) G r i m m Myth. 2, 978. «) S a r t o r i Westfalen 71 ; C u r t z e Waldeck 378 Nr. 48 und Anm.; K e h r e i n Nassau 267 Nr. 213; M e i e r Schwaben 491 Nr. 302 ; B i r l i n g e r Volkst. 2, 408 Nr. 357; B a r t s c h a. a. O. 2, 503; s. v. Sargnagel; H e c k e n b a c h de nuditate 94 f. ; vgl. W i t z s c h e l Thüringen 2, 254 Nr. 15; P I i n. a . a . O . ••) A n d r e e E y s n 138 und 137; vgl. L i e b r e c h t Gervasius 100 (Schweden). 67) L a m m e r t 273; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 206; vgl. B i r l i n g e r a. a. O. 1, 481 Nr. 9. " ) M a n z a. a. O. 80; L a m m e r t 219; vgl. D r e c h s 1 e r 2, 304. «») ZfVk. 5 (1895), 195. ,0 ) F r i s c h b i e r a. a. O. 59 und 60; W u t t k e 345 § 516; vgl. ZfVk. 7 (1897), 287. " ) D r e c h s l e r 1, 211; vgl. G r i m m Myth. 3, 458 Nr. 689. ™) H ö h n Volksheilhunde 1, 115; M e i e r Schwaben 509 Nr. 406; 73) L o n i c e r 51; G. F a b r i c i u s de metallicis rebus (Tiguri 1566), 25; H o v o r k a - K r o n f e l d 1,119; vgl. P I i n . a . a . O . ») ZfVk. 8 (1898), 400; 14 (1904), 200; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 165; T o p p e n Masuren 54; W u t t k e 351 § 526; Bresl. Samml. 520 s . v . Mars.; vgl. M a n z a. a. O. 58; D r e c h s l e r 2, 298; vgl. P 1 i n. n. h. 34 § 51. " ) s. o.; vgl. L i e b recht a . a . O . 321 Nr. 65 (Norwegen). ,e ) P e t e r s Pharmazeutik 2, 109 f.; P 1 i n. 34 § 153; H ö h n a. a. O. 1, X49; L o n i c e r 51. " ) M e g e n b e r g B.d.N. 411; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 119; BreSl. Samml. 34, 656 f.; H o f f m a n n - K r a y e r 50; vgl. P I i n . 34 § 154. '•) B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 483; F i n d e r Vierlande 2, 283. '•) H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 120 oben; ZfrwVk. 1 (1904), 103 u. a. M ) S e y f a r t h 61 Sachsen 267. ) L i e b r e c h t Gervasius 101 ; W e i n h o l d Frauen 2, 48. •') L i e b r e c h t a . a . O . ; T e m m e Pommern 340; F i n d e r Vierlande 2, 55; B a r t s c h Mecklenburg 2, 58 Nr. 184 und 133 Nr. 569; A n d r e e Braunschweig1 291 ; C u r t z e Waldeck 419 Nr. 240; K e h r e i n Nassau 255 Nr. 70; P f i s t e r Hessen 170; W r e d e Rhein. Volksk. 129; D r e c h s l e r 2, 23 Abs. 2 u. 1, 231 Nr. 260; E n g e l i e n u. L a h n 244 Nr. 76; S c h ö n -
728
w e r t h Oberpfalz 3, 881 Nr. 4; Frauenzimmerlexikon 1263; P e t e r s Pharmazeutik 1,258 u. a. »») H ö h n Tod 333; vgl. SchwVk. 11, 8 und S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 246 Nr. 10. M ) W u t t k e 95 § " 9 ; W ä c h t e r Reinheit 115 und 1 1 7 l ; H ö f l e r Organotherapie 33; L e o p r e c h t i n g Lechrain 31. •*) G r i m m Myth. 2, 1001 und 3, 474 Nr. 1038; F i s c h e r Angelsachsen 28. 30 u. 34; S c h ö n b a c h Berthold v. R. 138 u. 140t.; F r a n z Benediktionen 1, 413; MschlesVk. 17 (1907), 37; Schlosser Galgenmännlein 103. ••) MschlesVk. 17, 37 u. 13 (1903), 23. Stahl und Stein. Im Voraufg e h e n d e n w u r d e w i e d e r h o l t die V e r w e n d u n g des F e u e r s t a h l s e r w ä h n t . M a n bed i e n t e sich seiner w a h r s c h e i n l i c h d e s h a l b v i e l f a c h zu a b e r g l ä u b i s c h e n H a n d l u n g e n , weil er früher in k e i n e m H a u s h a l t f e h l e n d u r f t e u n d s o g l e i c h zur H a n d war. Ursprünglich spielte w o h l die uralte A n s c h a u u n g mit, d a ß der D o n n e r g o t t das G e w i t t e r m a c h t , i n d e m er S t a h l u n d S t e i n aneinander s c h l ä g t 8 7 ) . D e s h a l b s c h ü t z t der Stahl a u c h (wie der D o n n e r s t e i n ) g e g e n den B l i t z 8 8 ) . Mit Stahl u n d S t e i n e n t z ü n d e t e s F e u e r gilt kräftiger als a n d e res F e u e r 8 9 ) . N o c h h e u t e z ü n d e t der katholische Priester in der Kirche auf diese W e i s e das Osterfeuer an, a n d e m die Osterkerzen u n d das ewige L ä m p c h e n e n t z ü n d e t w e r d e n . In Oldenburg m u ß a u c h d a s H e r d f e u e r in e i n e m n e u g e b a u t e n Hause mit Stahl und Stein entzündet werden91). Gegen Spukgespenster und Irrlichter s c h ü t z t m a n sich, i n d e m m a n m i t S t a h l u n d S t e i n F u n k e n schlägt, d e n n dies k ö n n e n sie n i c h t v e r t r a g e n 92 ). Verbreitet ist der Brauch, bei Gesichtsrose dreimal m i t e i n e m F e u e r s t a h l F u n k e n auf den l e i d e n d e n Teil zu s c h l a g e n (rot g e g e n r o t ! ) ; m e i s t e n s ist d a m i t eine Zauberformel zur B e s p r e c h u n g v e r b u n d e n 9 3 ); in Mecklenburg g e s c h i e h t es a u c h bei Krebss c h a d e n 9 4 ) . A u c h über ein A u g e n m a l s c h l ä g t m a n unter B e s p r e c h u n g kreuzw e i s e Feuer m i t S t a h l u n d S t e i n 9 6 ) . Bei den I n s e l s c h w e d e n wird j e d e durch menschliche Bosheit verursachte Krankh e i t durch F u n k e n v o m F e u e r s t a h l bek ä m p f t 9B ). ") S i m r o c k M y t h . (1878), 260. ) M a n z Sargans 144. " ) Z . B . R o l l a n d Flore pop. 8, 42; S é b i l l o t FolkLore 3, 477; F L . 24, 216; R E t h n . 20, 160. ") Buch der Versammlung 1508. " ) Im Thesaurus pauperum 1576, 67 wird jedoch gerade das Gegenteil behauptet.
5. Wenn man E. in die S c h u h e legt, wird man nicht müd 24), vgl. dazu „ w e r verbenam pey im hat der wirt des wegs nymmer irr noch müd" 25 ). Wenn man rasch fahren will, reibt man die Füße der Pferde mit E. ein und bindet ihnen ein Sträußchen unter den Schwanz 2 Ä ). Das gleiche wird auch vom Beifuß (s. d.) behauptet, dessen zauberische Anwendung manche gemeinsame Züge mit der des E.s zeigt. u) Z i n g e r l e Tirol 1 8 5 7 , 6 2 ; Schult e r u s Pflanzen 410; F o g e l Pennsylvania 238. " ) 15. Jh.: Z f V k . 1, 322; auch in Frankreich: S é b i l l o t Folk-Lore 3, 484; R o l l a n d Flore pop. 8, 41. " ) S c h u l l e r u s Siebenb.Wb. 2, 187.
6. Als a n t i d ä m o n i s c h e s Mittel erscheint das E. ebenfalls schon in der Antike 2 7 ). Vor Schlangep ist man sicher, wenn man E. bei sich trägt M ). Um Wiesel und andere giftige Tiere zu vertreiben, tue man E. in einen neuen Topf, zünde es mit einem Licht an und lasse den Rauch in alle Winkel des Hauses gehen 29). Wer E. bei sich hat, braucht keinen Zauber zu fürchten 3 0 ), auch in England heißt es: „vervain and dill hinders witches from their will" 31 ), vgl. Dill. Um Hexen zu stellen, nehme man die Milch einer jungen Kuh, die noch nicht gekalbt hat, setze E., Pimpernell und noch sieben andere Kräuter mit der Milch ans Feuer, koche 1
'
alles und seihe es durch. Damit bespritze man den Stall (Nassau im 17. Jh.) 32). Das an Peter und Paul mit einem silbernen oder goldenen Griffel gegrabene und am Leib getragene E. erwirbt Sicherheit vor B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube IL
738
allen Feinden 8S ). E. schützt auch gegen Blitzschlag (Anhalt) M ). " ) Vgl. oben bei A e 1 i a n Hist. anim. 1, 35. *») A p u l e i u s De medic. herbarum rec. A c k e r m a n n 1788,153. ») Arzneibuch des Jerem. M a r t i u s zu Augsburg o. J. ,0 ) Germania 24 (1879), 75 (15. Jh.); P f e i f f e r Arzneibücher 150 f.; vgl. auch S c h u l l e r u s Pflanzen 410. " ) M e y e r Germ. Myth. 136. »•) Zeitschr. f. Kulturgesch. N . F . 3 (1896), 225. a») D r e c h s l e r 2, 214; vgl. auch unter 4. **) ZfVk. 7, 75; Mitt. Anhalt. Gesch. 1922, 15 = W i r t h Beiträge 6 — 7 , 6; auch in der Normandie: S 6 b i 11 o t Folk-Lore 3, 472.
7. Der antike 3 5 ) Glaube, daß das E. den T a u b e n (daher auch nspimipiov = Taubenkraut genannt) besonders angenehm sei, hat sich in der Zauberliteratur erhalten: Wenn man E. in einen Taubenschlag legt, so bringen dessen Bewohner fremde Tauben mit nach Hause 36 ). Auch auf die Bienen soll das E. Anziehungskraft ausüben. Damit der Bienenschwarm nicht wegfliegt, soll man sich in der Johannisnacht um 12 Uhr E. vor den Bienenstock setzen und sprechen: „ So gewiß ich dieses K r a u t stecke durch die Beine, so gewiß sollt ihr bleiben daheime" 3?). M) D i o s k u r i d e s Mat. med. 4, 59; P l i n i u s Nat. hist. 25, 126. «•) W a r t m a n n St. Gallen 82; W i r t h Beiträg* 4 — 5 , 18. ») W i r t h ebd. 23.
8. In der Z a u b e r m e d i z i n findet das E. häufig Verwendung. Das in den alten Arzneibüchern M ) angeführte Orakel, um zu sehen, ob ein Kranker stirbt oder gesund wird (man tritt mit dem E. in der Hand zu dem Kranken und fragt ihn, wie es ihm gehe; sagt der Kranke gut, so wird er genesen, sagt er schlecht, so stirbt er), geht zurück auf Macer Florid u s 39). Das E. ist ein Sympathiemittel gegen Kopfweh, wenn man eine Krone davon aufs Haupt setzt *>). In den Hundstagen soll man vor Sonnenaufgang E. suchen, dann hat man dieses Jahr kein Kopfweh und die Läuse sterben ab (Rheingau im 17. Jh.) 41 ). Die Wurzel des E.s, an den Hals gehängt, vertreibt den Kropf *2). Damit die Kinder gut zahnen, hängt man ihnen Amulette des frischen Krautes an und zwar am 11. T a g eines Monats 11 Uhr vormittags. Nach einem Monat wird das Amulett ins Feuer gewor24
Eisenmänndl—eisern
739
fen 4 *). Gegen Epilepsie wird E. mit einigen Rosenkörnern vermischt, gepulvert und täglich eine Messerspitze davon eingegeben. Das E. muß zu diesem Zweck am Morgen des Tages, wenn die Sonne in das Zeichen des Widders tritt, gesammelt werden **). m)
Z.B.
Pfeiffer
Arzneibücher 150.
**) De viribus herbarum ed. C h o u l a n t 1832, 124. " ) A p u l e i u s De medic. herbarum reo.
A c k e r m a n n 1788, 153; Thesaurus pauperutn 1576, 18; A l b e r t u s M a g n u s 1, vgl. auch F i s c h e r Angelsachsen 31. ") ZfKulturgesch. N.F. 2 (1895), 188; 3 (1896), 244; ähnlich als „ländlicher Aberglaube" berichtet bei M i z a l d u s Memorab. Centur. 1592, 183. ") M a r c e l l u s E m p i r i c u s De medicamentis ed. H e l m r e i c h 1889 cap. 15, 82; A p u l e i u s
De tnedicam. herbar.
rec. A c k e r m a n n 1788, 151; auch ins Volk übergegangen: „de Wort von Eisenhendrek (= E.) verdrift den kruphals": S c h a m b a c h Wb. 114; gegen das Erblinden trägt man a m H a l s auf der bloßen Haut E.: S c h u l 1 e r u s Pflanzen 410. ") L a m m e r t 126. ") A l p e n b u r g Tirol 397. 9. V e r s c h i e d e n e s . Als Z a u b e r p f l a n z e dient schließlich das E. noch zu den verschiedensten Praktiken. Um zu erkennen, ob einer verzaubert ist, wird der Kranke mit einem Absud der Pflanze gewaschen. Findet man dann eine große Menge Haare in dem Waschwasser, so war der Patient stark verzaubert 4 5 ). Verborgene Schätze^u erfahren, hilft die am Georgitag gegrabene Wurzel des E.s 48 ). Verlorenes oder Gestohlenes findet man, wenn man auf E. schläft 4 7 ). Willst du wissen, wer dein Freund ist, so zerreibe E. zwischen den Fingern, so kann der nicht essen noch trinken, der dein Freund ist E. besitzt die Kraft, alle Schlösser zu öffnen und die Bande zu sprengen 49). Die Flinte mit Absud des E.s ausgespült oder die Kugeln darin nach dem Gießen abgelöscht, macht, daß die Flinte unfehlbar t r i f f t M ) . E. lockt die Mäuse in die Falle 5 1 ). Mit E. (und einigen anderen Pflanzen) lockt man Fische, daß man sie mit den Händen fangen kann ra). Wer E. bei sich trägt, den bellen die Hunde nicht an 6 8 ). In drei Bosen (Bündel) Flachs bindet man vor dem Rösten E., dann werden die Bastfasern wie Eisen 54 ). E. den Kindern ins erste Bad gelegt, macht sie stark wie Eisen 55).
740
") G o c k e l Tractat. 1717,85. «•) J a h n Hexenwesen 357. 4') SAVk. 7, 51. «•) Handschr. d. 18. Jhs.: B i r l i n g e r Volhsth. 2, 136. *•) K e l l e r Grab d. A bergl. 5, 232 f.; Böhmen: Grohmann 93; Walachen: Müller Siebenbürgen 26; Rumänien: ZföVk. 4, 217; neugriechische Pflanzensage: ZfVk. 15, 390. ") G r o h m a n n 207; W e i n h o l d Ritus 47; SAVk. 19, 227. ") W i r t h Beiträge 4—5, 31. ") J o h n Westböhmen 314. ") P l i n i u s
Nat. hist. 25, 126; A p u l e i u s
De medicam.
herbarum rec. A c k e r m a n n 1788, 230; F i s c h e r Angelsachsen 31. **) H e ß l e r
Hessen 2, 536.
410.
") S c h u l l e r u s
Pflanzen
Marzell.
Eisenmänndl, ein Kinderspiel, wobei derjenige „ f r e i " ist, dem es beim Jagen gelingt, Eisen anzurühren *). D r e c h s l e r 2, 205; B ö h m e Kinder-
lied
560 Nr. 369;
Rochholz
Kinderlied
406 ff. Nr. 24 a („Vatter, i ha ke Ise mehl"). Bächtold-Stäubli. Eisenvitriol s.
Vitriol.
eisern. Viel Aufsehen erregten und zu den verschiedensten Erklärungsversuchen führten die in Süddeutschland aufgefundenen e.en Opfertiere. Heute werden diese Tierfiguren meist nur aus Wachs oder Holz hergestellt; der Gebrauch des Eisens ist fast völlig geschwunden. Die alten Eisenfiguren befinden sich, soweit sie nicht in den Kirchen noch aufbewahrt werden, in Museen. Gefunden wurden diese Bildwerke in Kirchen und Kapellen, die dem hl. Leonhard, Wolfgang, Oswald u. a. geweiht sind. Sie stellen in roher, kindlicher Ausführung teils zusammengejochte, meistens aber einzelne Ochsen, Kühe, Kälber, Pferde, Lämmer, Schweine dar 1 ). Völlig abwegig war der Versuch, sie mit den sogenannten e.en „ K ü h e n " zusammenzubringen; denn diese waren nur eine auf Höfen lastende Zinsgabe z ), wobei die Bezeichnung ,,e." die Dauer dieser „Ewigzinse" kennzeichnen sollte, wie j a auch noch heute wir von einem e.en Bestand (z. B. bei Kassen), e.er Ration (beim Militär) reden. Es handelt sich vielmehr um Weihgeschenke, die bei Erkrankung eines Tieres ex voto dem Schutzpatron dargebracht wurden, entweder als Bittopfer für die Genesung oder als Dankopfer nach ihr 3 ). Die Entwicklung dieses Brauches kennzeichnet am
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Eisheilig*
besten die Sitte in Kärnten. Dort wurde früher bei Viehseuchen, wenn alle anderen Mittel vergeblich waren, zu dem wirksamsten, wenn auch selten angewendeten, gegriffen, ein Stück des kranken Viehs lebendig zu begraben. Später verfiel man darauf, anstatt des Viehs sein Abbild zu vergraben, besonders wenn dieses ex voto sich schon an heiliger Stätte befunden hatte, somit größere K r a f t besaß, als die anderen e.en Opfertiere. In Kärnten herrscht dieser Brauch noch, und verschiedene Museen daselbst zeigen solche durch Rost und längeres Liegen in der Erde verunstaltete e.e Tierfiguren 4 ). Hier begegnen sich zwei Vorstellungen: Das Beseitigen der Krankheit durch Vergraben und das Opfer. Die e.en Votivbilder sind jedenfalls ein Ersatz für das ursprüngliche Opfer der entsprechenden Tiere selbst 6). In die heidnische Urzeit versetzen verschiedene e.e Götzen, roh gegossene Büsten, jede von nahezu drei Zentnern 8). Sie entsprechen nach Verwendung und Namen ganz jenen mächtigen Holzklötzen, die das bergische Landvolk am St. Lienhardstage, das Appenzeller am Blochtage prozessionsweise von Dorf zu Dorf schleppt und dann ins Wasser wirft. Kleinere Götzenbildchen erwähnt Rochholz und eine Redensart, mit der man Fopper abweist: „Wenn d'en Nar witt ha, so la dir en isige mache." Ein solches eisernes Hausgötzchen verwahrt man noch in der Abtei Rheinau, Kanton Zürich, und Mone gibt in seiner Geschichte des Heidentums eine Abbildung dazu 7). ») Z f V k . 9 (1899), 463; ZföVk. 10 (1904), 1 2 9 f f . u. 1 3 6 f. ») ZföVk. 19, 1 3 8 ff. ») H o v o r k a - K r o n f e l d i, 3 3 8 ; Abbildungen: Ebd. 339 und 434 f. *) A n d r e e - E y s n i n ; B r o n n e r Sitt' u. Art. 2 4 1 . 6) Über Lebendigbegraben der Tiere vgl. Jahn Opfergebräuche 1 7 ; J o h n Westböhmen 2 1 4 ; A n d r e e Votive 5 4 ; Liebrecht Zur Volksk. 293 f.; D e r s. Gervasius 225 Nr. 80; 238 Nr. 2 3 0 ; 243 Nr. 296 (franz. Abergl.). •) P a n z e r Beitrag 2, 390; Rochholz Sagen 1 , 3 6 3 . ') R o c h h o 1 z ebd. Olbrich.
Eisheilige nennt man die „gestrengen Herrn", die Tagesheiligen der sog. „Eismännertage", des 1 1 . — 1 3 . M a i , nämlich M a m e r t u s (Bischof um 475),
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•Eisvogel
Pankratius (Märtyrer 304) und S e r v a t i u s (Bischof um 384). Auch B o n i f a t i u s (Märtyrer um 307; s. o. I, 1475 f.), dessen Tag der 14. M a i ist, wird wohl genannt J ), sowie auch noch die „kalte", „böse" oder „schmutzige" S o p h i e (15. M a i ) . Alle diese Tage werden wegen der an ihnen oft noch auftretenden Fröste von den Landleuten und Winzern sehr gefürchtet; danach schadet der Reif nicht mehr 2). Man muß auf sie beim Legen der Bohnen (am besten am 10. oder 14. Mai) und bei der Aussaat anderer Gartenerzeugnisse Rücksicht nehmen s ). In Bonndorf wählt man auch, um hohen Hanf zu erzielen, die 3 ,Fazi' (hier I I . — 1 3 . Mai) zur Aussaat, weil sie die längsten Männer gewesen seien 4). In Nordenau wird es vermieden, das Vieh an den Tagen der drei starken Männer, P., S. und B., zum erstenmal auf die Weide zu treiben. Auch glaubt man, daß alles Vieh, das an diesem Tage zur Welt kommt, verunglücken werde s ). Wenn es am Servatiustag regnet, so wächst das Korn bis auf den Halm •). ') Daher in Landshut die „drei F a z i " : Pollinger Landshut 229. In Tirol die „drei A z i " : Hör mann Volksleben 83. ') W r e d e Rhein. Volksk.1123 f.; D r e c h s l e r 1 , 1 1 5 ; S c h r a m e k Böhmerwold 1 5 3 ; Eberhardt Landwirtschaft 1 1 ; Hoffmann-Krayer 162; R o c h h o l z Naturmythen 4; Z i n g e r l e Tirol 1 5 5 ; H ö r mann Volksleben 83 ff. Die Eisheiligen in Frankreich: S 6 b i l l o t Folk-Lore 1, 1 2 3 f. Vgl. die „Eisennächte" in Skandinavien: H e c k s c h e r 5 1 7 . *) Urquell 6, 15 (Ruppin); S t r a c k e r j a n 2, 91. *) M e y e r Baden 4 2 1 . •) H ü s e r Beiträge 2, 26. •) W r e d e Rhein. Volksk* 124. Sartori.
Eismanndle, Eismännlein, zwergartige Dämonen der Tiroler Alpenwelt, die auf der höchsten Spitze der Schneeberge und der Gletscher wohnen, die Unschuld in Schutz nehmen und die Frevler bestrafen x). *) A l p e n b u r g Tirol 86 ff. 102 f.; Z i n g e r l e Sagen 100 Nr. 1 6 4 ; Quitzmann 173. Bächtold-Stäubli.
Eisvogel J ), K ö n i g s f i s c h e r , Alcedo ispida L. B i o l o g i s c h e s . „Gemain läut waenent, wer dem t o t e n v o g e l d i e haut 24»
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abzieh mit den federn und spanne si an ain want, so m a u z e sich diu haut all jar, reht als an dem lebentigen e." 2 ). Er baut mit der S p r i n g w u r z e l sein Nest; wer sie findet, kann Schlösser öffnen s ). *) Mit deutsch Eis hat der Name E., der schon spätahd. vorkommt, auch mndl. ijsvogel, wohl nichts zu tun, trotz der Vermutung S u o 1 a h t i's Vogelnamen 8, daß die Benennung an sein winterliches Leben anknüpfe; höchstens könnte die bläulich-grünliche Färbung an stehendes Eis erinnern. Anklingende Namen sind Ise(r)nbart, isanvogel u . a . ; auch der Speciesname ispida klingt an, der angeblich ( L e u n i s Synopsis * i , 348) aus hispidus „rauh" verstümmelt ist. Sollte K o n r . v . M e g e n b e r g Buch d. Natur 202 recht haben, der sagt: „Isida haizt ain e. und hat den namen von seiner stimme, wan er schreit ysi, ysi" ? ( B r e h m 8, 4 1 1 : ,,tit tit" oder „si si"). A l bertus Magnus De anim. 23, 123 schreibt „Ipsida". Bei den Alten bezeichnet A r i s t o t e l e s (hist. anim. 5, 8; 9, 15) den E. als &Xxuüv, die biologische Schilderung ist aber teilweise entstellt; ihn schreibt P 1 i n i u s (NH. 10, 32. 47) fast wörtlich aus, mit weiteren Fehlern (vgl. L e n z Zoologie d. alten Griechen u. Römer 3 1 3 ; S c h r ä d e r Reallex. s . v . ) . K o n r . v. M e g e n b e r g (202 u. 171) widmet dem E. (Isida) und dem Alk (Alcio = halcyon) zwei verschiedene Kapitel; der Alk beruht ganz auf Plinius, die Quelle der E.schilderung, die auch Fehler aufweist, ist vielleicht A l b e r t u s M a g n u s (anim. 23, 123). Auch G e s n e r Vogelb. 1 4 b u. 2 7 a trennt die beiden; an der zweiten Stelle ist unser E. deutlich abgebildet. ') M e g e n b e r g B. d. N. (ed. P f e i f f e r ) 202; vgl. A l b e r t u s M a g n u s 23, 1 2 3 ; G e s n e r Vogelb. 2 7 b ; s. a. S w a i n s o n British Birds 105 (n. Giraldus Cambrensis). *) P r ö h l e Unterharz 1 1 6 Nr. 308.
O r a k e l . Schon bei den Alten galt der E. als W e t t e r p r o p h e t 4 ) . Im deutschen Volksglauben ist er namentlich R e g e n k ü n d e r 6) oder, nach seinem Namen, E i s p r o p h e t 8 ) . Nach einer französischen und englischen Quelle hängt man den E. am Schnabel an der Zimmerdecke auf, wo er als Windfahne dient, da sein Körper stets der Richtung des Windes folgt 7 ). *) H o p f Tierorakel 148 f. (mit Zitaten); Gubernatis Tiere 5 4 5 t . Gesem a n n Regenzauber 83. •) ZfVk. 12, 458. ') W o l f Beiträge r, 249; N o t e s and Queries *53 (!927), 45. 87; Sw a i n s o n British Birds 104 (n. T h. B r o w n e Vulgär Errors III, ch. X ; vgl. S h a k e s p e a r e King Lear 2, 2;
M a r l o w e Jew of Malta, in Old Plays 8, 307).
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Seinen d ä m o n i s c h e n Charakter bezeugt er dadurch, daß er nach dem Glauben der Alten das U n w e t t e r b e r u h i g e n kann 8 ). Nach Gesner wird ein H a u s , in dem er nistet (kaum denkbar), vom B l i t z nicht getroffen'); ebenfalls nach altem Bericht mehrt er die G e l d s c h ä t z e 10). Eisvögel werden daher als "Glückbringer in Käfigen gehalten (Böhmen) n ) ; ja in älterer Zeit wurden sogar tote Eisvögel, in seidene Tücher gewickelt und mit goldenen Ringen um den Hals, aufbewahrt, weil sie Wohlstand und Ehren bringen sollten; solche wurden auch zuweilen unter den Altar gelegt, wenn Messe gelesen wurde (offenbar um die Zauberwirkung zu erhöhen) 12). Darauf mag sich der Ausspruch Vintlers: ,,vil die wellen den e. haben" beziehen 13). •) Hopf Tierorakel 149. •) G e s n e r Vogelbuch 2 8 a . 10) Ebd., nach A l b e r t u s M a g n u s De anim. 23, 123. ") G r o h m a n n 64. l l ) Hs. des 15. Jhs.: ZfVk. 19, 144. ls ) Vintler Pluemen der tugent V. 7759 (s. Z i n g e r 1 e Tirol 285), und nach ihm A s m u s M a y e r i n s . Gedicht aus den 1520er Jahren V. 51 (s. ZfVk. 23, 5); vgl. Zs. f. österr. Gymn. 31, 379; Geffcken Bildercatechismus d. 15. Jhs. (Lpz. 1855) Beilage 9, 1 1 3 ; C r u e l Gesch. d. dt. Predigt im MA. 620.
Medizin. Gegen Epilepsie wurde das H e r z des E.s gegessen oder in gedörrtem Zustande umgehängt 1 4 ). M ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 262; H ö f 1 e r Organotherapie 258 (n. J o h . S c h r ö d e r Apotheke 1685); Hovorka-Kronfeld 2, 221. Hoff mann-Krayer.
Ekstase. Griech. = das Aussichherausgetreten-, Außersichsein. Das Wort zeigt die alte Meinung an, die Seele verlasse in Zuständen der Verzückung den Leib und wandle ihre eigenen Wege über die Erde, durch die Luft, zur Milchstraße und großen Sternen, in die Nähe Gottes. Der Apostel Paulus bekannte bei der Beschreibung einer selbsterlebten „Entzückung bis in den dritten Himmel", nicht zu wissen, ob er im Leibe oder außer ihm war 1 ). Immer ist mit E. ein abnormaler Bewußtseinszustand gemeint, in
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Ekstase
d e m die P s y c h e auf äußere Reize entw e d e r gar nicht oder auf durchaus ungewöhnliche Weise reagiert. Viele v o n selbst sich einstellende Z u s t ä n d e des religiösen Mystikers gehören ebenso hierher, w i e die durch künstliche Mittel hervorg e r u f e n e n V e r z ü c k u n g e n , die j e d o c h nicht e t w a in allen Fällen religiöser A r t sind. O f t handelt es sich u m eine überstarke A u f p e i t s c h u n g der N e r v e n und Leidens c h a f t e n , die erst nachträglich in den D i e n s t der Religion, gewöhnlich alsdann des religiösen F a n a t i s m u s , gelangen, wie das v o r allem bei Orientalen ausgebildet ist 2 ). Im A l t e r t u m j e d o c h hat man wohl jede E. als einen religiösen V o r g a n g angesehen, als ein Eingegangensein der G o t t h e i t in den Menschen, oder u m g e k e h r t ein Hineingezogensein des Menschen in die Gottheit, woher der griechische A u s d r u c k E n t h u s i a s m u s ( = in G o t t , lv9«o{, sein) s t a m m t 3 ). Die echte religiöse E. entsteht ohne Zuhilfenahme v o n physikalischen Erregern wie Giften, also auf rein psychischer B a sis. U n t e r den Qualen der Steinigung sieht der erste christliche Märtyrer Stephanus den H i m m e l o f f e n 4 ) . Die Märtyrerin P e r p e t u a , aus der A r e n a ins Gefängnis z u r ü c k g e f ü h r t und dort gleichs a m aus tiefem Schlaf erwachend, fragte z u m Erstaunen aller, w a n n sie dem Stier vorgeworfen würde, und m u ß t e nun hören, daß dies bereits geschehen, und sich durch ihr gezeigte V e r l e t z u n g e n a m eigenen K ö r p e r d a v o n überzeugen 5 ). U m g e k e h r t sind die neu einzuweihenden sibirischen Schamanen in solcher Trance, daß sie die gräßlichen Prozeduren, welche nach dem W o r t l a u t e der ihnen b e k a n n t e n Uberlieferung mit ihnen v o r z u n e h m e n sind, wirklich zu erleben meinen, das Zerhackt* und G e k ö p f t w e r d e n 6 ) . J a auf ebenfalls rein psychischer Basis entsteht in des E k s t a t i k e r s v e r z ü c k t e m A u g e die Träne der R ü h r u n g und ü b e r t r ä g t sich auf die Zuschauer das Miterleben derselben D i n g e ' ) . Die „ k ü n s t l i c h e " (z. B. durch Rauschgifte hervorgerufene) E. ruht selbstverständlich auf der E r f a h r u n g v o n der
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„ n a t ü r l i c h e n " und dient dazu, letztere z u verstärken oder überhaupt zu ersetzen. Die Erfolge können in beiden Fällen die gleichen sein, wie denn auch die Scheidung zwischen jener und dieser nicht immer scharf gezogen werden k a n n , da der E k s t a t i k e r in seinem R a u s c h z u s t a n d e g a n z v o n selbst unwillkürlich zu Mitteln der Steigerung dieses seines a b n o r m a l e n Zustandes greift, bzw. sogar die E. in sich selbst zur Steigerung f ü h r t . W e n n die Derwische in ihrem Z i k r eine gewisse Höhe der V e r z ü c k t h e i t erlangt haben, so steigert sich das psychophysische Mittel, das unablässige D e n k e n und A u s s p r e c h e n eines bestimmten Namens G o t t e s und die gleichmäßige S c h w i n g u n g des Leibes, z u weiterer Erregung des bereits in Mitleidenschaft gezogenen N e r v e n s y s t e m s v o n selbst: die Bewegungen werden h e f t i g e r und schneller, die Sinne immer mehr ausgeschaltet 8 ). Die in allen Zeiten und Zonen sich findende E. ist irgendwie aus dem E r l e b e n v o n außergewöhnlichen B e w u ß t s e i n s z u ständen hervorgegangen zu denken, sei es, daß magische oder religiöse B e d ü r f nisse in ihrer einfachsten F o r m schon treibend waren, oder daß die p r i m i t i v e Lebensweise mit a u f g e n ö t i g t e n F a s t e n zeiten, rauchgeschwängerter L u f t und auch ungewolltem G e n u ß giftiger P f l a n zen dazu geführt hatte. Der Scham a n e oder Medizinmann ist noch bei heutigen P r i m i t i v e n das V o r b i l d des E k statikers, sofern er schon f ü r seine A n erkennung als S c h a m a n e oder Medizinm a n n v o n E n t r ü c k u n g e n über L ä n d e r und durch die L u f t zu erzählen weiß, wobei er gewöhnlich eine A r t Beruf u n g und B e l e h r u n g erlebt haben will, und durch Fasten, Selbstpeinigungen und wilden T a n z sich in R a s e r e i versetzt und in den hierbei eintretenden H a l l u z i n a t i o n e n W u n d e r zu erlangen g l a u b t u n d außerordentliche T a t e n vollbringt. A u c h die E. des B r a h m a n i s m u s und des buddhistischen Mönchtums verstehen sich auf dieser G r u n d l a g e : das der W e l t A b g e s t o r b e n sein, die Ü b e r w i n d u n g des R a u m e s und der S c h w e r k r a f t , die Schmerzlosigkeit
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usw. •). Diese E. wird v o n dem Einzelnen, der sie individuell erlebt, leicht auf eine ganze Gemeinde v o n A n h ä n g e r n übertragen. G e p f l e g t wird die E. w e g e n des V e r l a n g e n s , über das a l l t ä g l i c h e L e b e n s n i v e a u , das niederdrückende A l l t a g s b e w u ß t s e i n h i n a u s z u k o m m e n . D a s Bedürfnis n a c h übernatürlichem Erleben, wodurch die Bürde des Daseins vergessen gemacht wird, ist der Grund ekstatischer Übungen. Neben diesem s o z i a l e n Grunde s t e h t der r e l i g i ö s e : der Z u g nach E n t w e r d u n g d e s I c h und E r w e r d u n g G o t t e s i m M e n s c h e n oder Erw e r d u n g der Göttlichkeit des Menschen; daneben ein m e d i z i n i s c h e r , das Verlangen nach einer irgendwie psychisch bedingten H e i l u n g der K r a n k h e i t e n , wie sie j a p r i m i t i v e Völker in erster Linie infolge des Glaubens, daß alle K r a n k heiten auf dämonischen U r s p r u n g zur ü c k z u f ü h r e n sind, erwarten. In jedem Falle ist ein Z u s a m m e n h a n g mit der metaphysischen W e l t erstrebt; auf niederer S t u f e aus d u n k l e m D r a n g heraus, auf höherer ein N a c h j a g e n dem Ziele der Erfassung der E i n h e i t hinter der verworrenen Vielheit, des Beständigen hinter dem s c h w a n k e n d e n Wechsel. Schließlich soll durch E. die Einheit überhaupt erreicht werden, die Einheit des Individuums sowie die Einheit des Universums, und w e n n irgendwo innerhalb des Erscheinenden und im Z u s a m m e n h a n g mit ihm diese Einheit gefunden werden kann, so im Ich als einzigem Orte, wo solcher Z u s a m m e n h a n g denkbar ist. ,, Ich, die Welt, wir — nein, ich W e l t bin das E n t r ü c k t e , das Nichtzuerfassende, das N i c h t z u e r l e b e n d e " 1 0 ) , so daß die Befreiung der Seele v o m Körper, die der E k s t a t i k e r wirklich e r f ä h r t 1 1 ) , wieder nur als eine V o r s t u f e und als Mittel z u m höheren Z w e c k erscheint. V o n hier wird deutlich, daß die E. in Z u s a m m e n h a n g mit dem O p f e r w i l 1 e n steht. Die H i n g a b e des das Ich umgebenden Nichtich z u m Z w e c k e der Reinigung des Ich (s. K a t h a r t i k ) , die Opferung alles N i c h t i c h löst in der mit dem
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Grade der O p f e r u n g steigenden Befriedigung die E. aus. Die E. ist ein A u s t a u s c h möglicher Zuständlichkeiten, der E i n tausch der unsinnlichen durch Preisgabe der sinnlichen. Man wird v o n einem G o t t oder D ä m o n e r f ü l l t 1 2 ) . D a r u m v e r h i l f t auch (auf polytheistischer Stufe) ein Tieropfer dazu, d a ß man die schädlichen Geister abzuschrecken f ä h i g ist; der in die antiken Mysterien Eingeweihte gerät in solche E., d a ß er, nach d e m großen Pariser Zauberbuch, sieht, wie die D ä monen gegen ihn a n s t ü r m e n ; er aber l e g t nur den Finger auf den Mund und s a g t dreimal „ S c h w e i g e n " 1 3 ). A l s „ n a t ü r l i c h " erscheint die E. vor allem im r e l i g i ö s e n Leben, w ä h rend sie in der Magie und Medizin durchweg künstlich erzeugt wird. Das spricht, wenn auch nicht entscheidend, für die Ansicht, daß a u c h ihr Ursprung ein religiöser sei. A u c h das Christentum kennt die E. als eine o b j e k t i v e , v o n G o t t gewirkte Beeinflussung der menschlichen Psyche, w o d u r c h G o t t sich d e m Menschen f ü h l b a r macht, i h m besondere Aufschlüsse gibt und zur Mitteilung der letzteren an die Mitmenschen (Offenbarung) auffordert. A l t t e s t a m e n t l i c h e P r o p h e t e n befinden sich nicht minder in E. wie der neutestamentliche Prophet, der Verfasser der „ O f f e n b a r u n g des J o h a n n e s " . Die Begleiter Jesu auf den B e r g der V e r k l ä r u n g wurden durch E. fähig, den Meister mit leuchtendem A n t l i t z und schimmerndem Gewände zu sehen und Mose und Elias neben ihm 14 ). Die mittelalterlichen M y s t i k e r sind klassische Zeugen einer nicht durch äußere R e i z m i t t e l hervorgerufenen und doch tiefgehenden E., in welcher sie das Einswerden mit G o t t und Christus erlebten. Viele v o n ihnen erfuhren in ihrer durch strenge A s k e s e bedingten E. die unbeschreiblichen Geheimnisse der geistlichen H o c h z e i t . Sofia von K l i n g n a u (nach E l s b e t h Stag e 1 s Schwesternbuch) gerät ohne äußerliche Mittel erst in größte Sündenqualen, verfällt dann dreimal in O h n m a c h t und erlangt, n a c h d e m sie zu B e t t gegangen, höchste K l a r h e i t und Freude durch ein herabkommendes himmlisches L i c h t und
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spürt, „daß mein Gott aus dem Herzen emporgenommen und zum Munde hinaus hoch in die Luft geführt wurde, und da wurde mir gegeben, daß ich meine Seele klar und eigentümlich mit geistigem Gesichte sah wie ich mit leiblichen Augen kein Ding je gesehen habe, und alle ihre Gestalt und ihre Zier und ihre Schönheit wurden mir völlig gezeigt. Und was für Wunder ich an ihr sah und erkannte, das könnten alle Menschen nicht zu Worte bringen" 1B). Diese mystische E. hat ihre Repräsentanten durch alle späteren Jahrhunderte bis in die Gegenwart 1 8 ). S w e d e n b o r g sah in den Zuständen seiner E. Himmel und Hölle offen und verkehrte mit den dort befindlichen verstorbenen Menschen 1 7 ). Der religiöse Fanatiker sieht in seiner durchaus geistig bedingten E. Ketzer brennen und zerrissen werden. Fanatische E. liegt auch bei den französischen K a m i s a r d e n vor. Ein junger Kamisarde äußerte sich: „ I c h weiß, daß alsdann eine höhere Macht durch mich spricht; meine Worte kommen mir wie die Rede eines Anderen vor, aber sie lassen einen tiefen Eindruck in meinem Geiste zurück" 1 8 ). — Indessen findet sich die natürliche E. in ursprunghafter Form auch, wo jemand infolge seiner Beschäftigung die Besinnung verliert oder in rasende Wut gerät. Das B e r s e r k e r t u m muß hier erwähnt werden, da der Berserker (s. d.) einfach aus einer gegebenen Situation heraus so erregt wird, daß er (im Kampf z. B.) in unbezähmbare Raserei gerät, unerklärliche Kraft entfaltet, aber auch heult und beißt wie ein Hund, dabei unempfindlich für Feuer ist 1 9 ). Gewöhnlich wird aber die E. auch vom r e l i g i ö s e n Menschen und um der Religion willen durch Mittel angestrebt, welche entweder stofflicher oder geistiger Natur sind. Im ganzen Polynesien wird der aus der Wurzel von Piper methisticum bereitete K a v a t r a n k , den Frauen und Mädchen mit ihrem Speichel herstellen, zur Erzeugung von E. verwendet; in Amerika und Afrika der T a b a k , und zwar sowohl durch Einsaugen des Rauches wie durch Genuß von
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Pillen 2 0 ). Die E., welche der Arzt im Tabakrausch erlangt, ist selbst die beste Medizin für den Patienten, sofern sie den Medizinmann zu gewaltigem Stöhnen über dem Kranken veranlaßt, durch das der Patient seinerseits in E. gerät 21 ). Je mehr verschiedene Rauschgifte ein Medizinmann der Bakairi zu sich genommen, um so beachtenswerter werden seine Reden, die er während der Narkose wie auch nach dem Erwachen hält. Der aus gärendem H o n i g bereitete M e t ist das Mittel bei Skyten und Arabern, der H a s c h i s c h (aus Blättern oder Harz des indischen Hanfs) bei Indern, Persern, Arabern 22). — Dem Genuß bestimmter Stoffe steht die E n t h a l t u n g von jeder Nahrungsaufnahme zum Zweck der Entsinnlichung der leiblichen Organisation direkt gegenüber (in Mysterienkulten, Gnosis, Sufismus). Schon früh erkannte der Mensch, daß F a s t e n und andere Kasteiung leistungsfähiger macht. Die A s k e s e verschiedenster Art sichert dem indischen Kontemplator (Brahmane) das Tapas, die inwendige Feuerglut, die selbst schon E. bedeutet 2 S ). Ganz so wie der Haschischekstatiker sich über die Erde zu erheben und zu fliegen meint 24 ), schwebt der indianische Jüngling (Nordamerikas) nach sieben- bis neuntägigem Fasten in seinem ekstatischen Zustande in die Ratsversammlung der oberen Welt hinauf 2S). Die Mönche auf dem A t h o s fügten (im 13. und 14. Jh.) dem Fasten noch die angestrengte B e s c h a u u n g d e s e i g e n e n N a b e l s hinzu (hießen deshalb Omphalopsychiten) und erlangten durch diese Fixation und die dadurch entstehende Autohypnose einen hohen Grad der Entrückung, in dem ihnen ein himmlischer Glanz erschien. Zur Selbsthypnose durch Blickfixierung dienen außerdem die eigene Nasenspitze, Kristalle und kristallinisch geschliffene Gläser (Jakob Böhms Schusterkugel). Der Yogin erregt seine E. durch strengste Askese und psychische Konzentrationsübungen, wobei Atemgymnastik unterstützend mitwirkt.,, In der Verminderung und absolut strengen Regularisierung des Atmens sah der Yogin ein kräftigstes Mit-
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tel, die Intensität des eigenen Daseins in der Diesseitswelt herabzusetzen und eine klare Stille zu schaffen, in der sich der Ausblick auf das Jenseits a u f t a t " 26). Der T r a u m , ebenso ein vorübergehender D ä m m e r z u s t a n d führen oft zur E., noch mehr aber der T a n z , der zu jenen physiologischen Verrichtungen gehört, durch welche das Nervensystem in so hohe Erregung versetzt werden kann, daß eine Sinnesstörung eintritt 2 7 ). Dies zeigt sich in zahlreichen kultischen Tänzen, bei denen es geradezu beabsichtigt wird. Der K u 1 1 1 a n z i n d e n V e g e t a t i o n s r i t e n (z. B. Sonnenwendfest) f ü h r t über ausgelassene Freude und Taumeln zur E. M ); vgl. die ekstatische Raserei der Mänaden u. ä. Diese Raserei unterscheidet sich nicht von der des Tobsüchtigen und geht, wie diese, zu unwiderstehlichem Zerstörungsdrange fort. So tritt an die Stelle des Schlachtens der Opfertiere in derartigen Kulten (bei Primitiven und vielfach im geschichtlichen Altertum) das wilde Z e r reißen des l e b e n d e n Tieres (s. Ersatzopfer), das Verzehren des lebenden Rohfleisches (s. Omophagie), wobei sich die Imagination einstellt, man esse die Gottheit (s. Theophagie); und dadurch wird die E. wieder weitergetrieben bis zur Imagination der eigenen Gottheitlichkeit, des Eingehens in das Wesen der Gottheit Z9). Die Jumpers unter den englischen Methodisten seien nur eben erwähnt, desgleichen die Tanzepidemien und Springprozessionen im mittelalterlichen Mitteleuropa, der Tanz zu Ehren des hl. Vitus (Veitstanz). Bedeutsamer und vor allem gegenwärtig in Übung sind die oft mit vieler Anstrengung herbeigeführten ekstatischen Zustände der großen russischen Sekten der C h 1 y s t e n und S k o p z e n. Das Mittel, den göttlichen Geist vom siebenten Himmel herabzurufen, ist die mit dem Gebet verbundene Radenije, der religiöse Tanz nach dem Vorbild des vor der Bundeslade in E. hertanzenden David 3 0 ). In ungeheuerlich rasendem Tempo schwirren selbst Greise dahin, verfallen in Zittern und konvulsivische Krämpfe oder wech-
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seln unaufhörlich lautes Weinen und Lachen miteinander, bis Erschöpfung und Ohnmacht eintritt, wonach jedoch, den Versicherungen vieler zufolge, Christus selbst erschienen ist. Geißelungen werden, wie im europäischen Mittelalter, ebenfalls zu Hilfe genommen. Die Propheten der Chlysten werden derart vom hl. Geist ergriffen, daß ihre „Menschheit" stirbt und der Geist aus ihnen redet 31) (s. Besessenheit). Sobald die Skopzen bei der Radenije den Geist in sich fühlen, fangen sie an zu laufen, schneller und immer schneller, wie im Trabe. Einige behaupten, daß die Verschneidung ein Mittel zur E. sei 32). Das Zungenreden spielt in der E. allenthalben eine sehr große Rolle, wobei dieser Zustand auf einen in den Menschen eingegangenen Dämon oder den heiligen Gottesgeist zurückgeführt wird. — Im Mittelalter erblickte man auch in den Melancholikern Menschen 33), welche von bösen Geistern bewohnt sind, die- in ihnen Unruhe stiften und aus ihnen heraus sprechen 34). Das Brennen der (weißen, nicht schwarzen) Galle sollte einen übernatürlichen Erregungszustand herbeiführen, sagte man in Anlehnung an Aristoteles, der zu besonderem Wissen f ü h r t und, wenn dann noch ein himmlischer Einfluß, z. B. der des Planeten Saturn, hinzukommt 3 S ), treten Weissagungen ein. ') 2. Kor. 12, 2. ') B u b e r Ekstatische Konfessionen 9. ') D i e t e r i c h Kl. Schrift. 415. 4) Apost.gesch. 7, 54—59. «) A c h e l i s Die E. 141. •) D e r s . 31 f.; Bastian Allerlei aus Völker- und Menschenkunde 1, 197. ') W u n d t Mythus u. Religion 3, 491. *) Jacob Beiträge zur Kenntnis des Derwischordens der Bektaschis (1908). •) H. B e c k h Buddhismus 2 (Sammlung Göschen 770), 74. 10 ) B u b e r 11. ") W u n d t 2, 105. ") D i e t e r i c h Kl. Schrift. 319. l s ) B u b e r 17. ") Matth.-Ev. 17, 1 ff. ») B u b e r 109 ff. ie ) Vgl. L. C a r u s Die Tyroler ekstatischen Jungfrauen (2 Bde. 1843). ") Maitin L a m m u Swedenborg (deutsch 1923). ) A che1i s 121 f. ") Vatnsdaela Sagacp. 37 f. 20) R a t z e l Völkerkunde 1, 241. 81) Karl v. d. S t e i n e n Unter den Naturvölkern Zentralbrasiliens 345. ") A c h e l i s 8 f. ") O l d e n b e r g Die Lehre der Upanishaden 259 f. ") T y l o r 2, 420. ") B a s t i a n Zur naturwissensch. Behandlungsweise der Psychologie 139. *•) O l d e n b e r g a.a.O. 261. ") A c h e l i s i 6 j f f . a ) W u n d t Mythus u. Religion 3, 649 f.
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El—Elaiomantie
«•) E b d . 650. M ) Karl G r a ß Die russischen Sekten 1 , 2 6 6 f . a , ) P r e o b r a s c h e n z e w Ergänzende Nachrichten über d. Sekte der Gottesleute 339. »») G r a ß a. a. O. 2, 7 5 4 — 7 7 1 . '*) A c h e 1 i s 101 ff. " ) A g r i p p a v . N e t t e s h e i m 1, 290 ff. » ) ebd. i , 287 f. K. Beth.
E l einer der zehn Gottesnamen 1 ), auch Hei 2 ), das hebr. b* „ G o t t " , bei Philo v. Byblus mit "ELX bzw. *HXog umschrieben 8), vgl. auch Mt. 27, 46 fjXet bzw. lat. Eli, Heli, auch Ely 4), oft auf Amuletten und in Formeln. ') H i e r o n y m u s ed. Erasmus (Froben 1537), 3, 9 4 ; I s i d o r Etymol. bei M i g n e Patrol. Lat. 82, 259 f.; Z i m m e r m a n n Bezaar (hd.) 89 a; K i e s e w e t t e r Der Occultismus des Altertums 3 5 0 ; A g r i p p a v . N e t t e s h e i m 3, 5 5 ; H o r s t Zauberbibliothek 2 , 1 3 2 . •) F r a n z Benediktionen 1, 430; T y l o r Encyclopedia Brittanica 15, 202. ') M ü l l e r Fragm. Hist. Graec. 3, 567. 568. 5 7 0 nach Eusebius pr. evang. 1, 1 0 ; 4, 16. ') F r a n z a . a . O . 2, 92. Jacoby.
Elaiomantie, Ölwahrsagung (EXaiov = öl). Daß die Bezeichnung unter den zahlreichen Divinationstypen, in deren Aufzählung sich besonders das 16. und 17. J h . gefällt, anscheinend nicht auftritt, ist offenbar ein bloßer Zufall, die Tatsache (slot xivsc ot iv èXaicp ópSvts{ |iav-tsöovxai) 1 ) ist bereits für das Altertum belegt. J e nach der Verwendung des Öles lassen sich folgende Formen unterscheiden: a) Öl wird auf eine glänzende Fläche, z. B. einen Metallschild oder eine Schale 2 ) oder auf Wasser s ) gegossen, um die Spiegelwirkung zu erhöhen. Der Befragende, oft ein besonderes Medium (unschuldiges Kind), fixiert seinen Blick darauf und glaubt schließlich, in der reflektierenden Fläche Bilder und Gestalten zu sehen; auch wurden aus der Art, wie sich das Gesicht des Konsultierenden spiegelte, Schlüsse auf die Zukunft gezogen 4). Diese Form ist, wie man sieht, mit Becken-, Spiegel- und Wasserwahrsagung aufs engste verwandt und wird daher bisweilen auch von den Berichten in diesem Zusammenhang aufgeführt ®) (vgl. H y dro*, Katoptro-, Lekanom a n t i e). b) Eine eigentümliche Abart der vorhergehenden Methode ist folgende: Man
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poliert die Fingernägel oder auch die Handflächen eines reinen Kindes mit einer Mischung von öl und Ruß, so daß eine spiegelnde schwarze Fläche entsteht. Diese wird gegen eine Lichtquelle (Sonne oder Kerze) gehalten und dient nun wie oben als Zauberspiegel. In der Divinationsliteratur tritt diese Form meist in Zusammenhang mit der Onychomantie (s. d.) auf «). c) Ein paar Tropfen Öl werden in Wasser gegossen (bisweilen auch Wasser in Öl); aus dem Verhalten des Öls, der Vereinigung der Tropfen, der sich bildenden Figuren usw., wird z. T. auf Grund einer detaillierten Kasuistik die Zukunft gedeutet. Diese Form war besonders im alten Orient verbreitet, erhalten sind zwei Handbücher dieser Form der Lekanomantie aus der Zeit Hammurapis in bereits überarbeiteter Form '). In Europa findet sich diese E. im allgemeinen nur in den ölproduzierenden Ländern, besonders Spanien und Italien, wo sie zur Diagnostik des bösen Blicks dient 4 ). In Deutschland tritt an die Stelle des Öls wohl fast ausnahmslos Blei (s. B l e i g i e ß e n , M o l y b d o m a n t i e ) oder das Weiße eines rohen Eies (s. O o s k o p i e ) , Talg u. dgl. '). ') Scholion zu A r i s t o p h a n e s Acharn. 1 1 2 8 ; S u i d a s s. v . xaxdx e i "toöXatov. *) A r i stophanes a.a.O.; Zachariae in Z f V k . 1 5 , 85 (aus Indien 1 6 7 3 ) ; SoldaitH e p p e 1, 97 (aus dem Policraticus des J o h a n n e s v. S a l i s b u r y 1, 28). 3 ) D e 1 r i o Disquisit. magicae lib. 4, cap. 2, quaest. 6, sect. 4 (Mainz 1603, 2, 168, Nordafrika); Pap. Graec. Mag. ed. Preisendanz 1 (1928), 78. 178. 182. 4) Jahrb. f. jüd. Vk. 1923, 205 Nr. 1 3 9 bis 140 (Nacht vor Versöhnungsfest). •) C o d e s Anastasis ( 1 5 1 7 ) , 2 v b; Delrio a.a.O. •) H a r t l i e b Buch aller verboten Kirnst ed. Ulm 5 1 , cap. 84; schon bei Benedict v. M a s s i l i a , s. K l a p p e r in MschlesVk. 2 1 , 82; P i c t o r i u s Magia (1539), 57, auch in A g r i p p a Opera ed. Bering 1, 481, Dt. Ausg. 4, 1 6 5 ; T h i e r s Traité i , 183 ff. = Mélusine 4, 281 ff. Weitere ältere Literatur s. unter Onychomantie. Reste dieser Form noch in der Neuzeit, s. H i 1 1 n e r Siebenbürgen 16. ') U n g n a d Deutung der Zukunft 1 5 ; J a s t r o w Religion Babyloniens und Assyriens 2, 7 4 8 — 7 7 5 ; M e i ß n e r Babylon 2, 275 ff.; D a n z e 1 Magie und Geheimwissenschajt 99 f. ') S e l i g m a n n Zauberkraft 425 ff. *) W u 1 1 k e § 346; P. H o f f m a n n Das Oraculum
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Elaiosemantik
astronomico-geomanlicum oder die Kunst und Weisheit im Kaffee und allen anderen Gießungen
das Schicksal zu sehen (Raab 1756).
Boehm.
Elaiosemantik. 'EXaix ist die griechische Bezeichnung nicht allein für den Ölbaum, sondern auch für „Muttermal, Leberf l e c k " u. dgl. 1 ). E. ist also wörtlich = Zeichendeutung aus Muttermälern und anderen Hautflecken. Die bisweilen auch gebrauchte Bezeichnung Neo- oder Naevomantie für diese Weissagungsart*) geht auf lat. naevus = Hautmal zurück. Für die Antike bezeugt das Vorhandensein der E. der T r a k t a t des sog. M e 1 a m p u s rcspl ¿Xou&v, ein kurzer A n h a n g zu dem für die spätere mantische Pseudowissenschaft ebenfalls hochbedeutsamen „ Z u c k u n g s b u c h " (s. Jucken), das unter demselben apokryphen Verfassernamen läuft, in mehreren Hss. überliefert und zuerst 1545 in R o m gedruckt ist; die Entstehungszeit ist nicht mit Sicherheit festzustellen, die Anfänge der bis zum Ausgang des MA.s vielgelesenen und durch Überarbeitung usw. heute sehr entstellten Schrift mögen um den Beginn der Kaiserzeit, vielleicht noch früher liegen 3 )ä Der T r a k t a t enthält eine dürre Aufzählung v o n Deutungen, z. B . : ein Fleck oberhalb der Augenbrauen bedeutet für den Mann, daß er eine gute und schöne Frau bekommen wird, für die Frau entsprechend; ein Fleck auf der Nase = Unersättlichkeit im Geschlechtsverkehr, auf der Hand = Kinderreichtum usw. Bereits hier findet sich die später zu einem S y stem ausgestaltete Theorie, daß jedem Mal im Gesicht ein zweites an einer bestimmten anderen Körperstelle entspreche, z. B. Nase - Geschlechtsorgan, Kinn-Milz, Ohren-Schenkel. W i e in der Physiognomonie, Metoposkopie und Chiromantie spielt in der Weiterentwicklung dieser Divinationsart die Verbindung mit der Astrologie eine bedeutsame Rolle; sie erst ermöglichte eine kasuistisch ausgebaute strenge Systematik. Die A n f ä n g e hierfür scheinen bei den Arabern zu liegen; das astrologische Hauptwerk des A l b o h a c e n ( H a l y , I I . Jh.) bringt auf Grund der Schriften des Alkindi die Hautflecke mit dem Ein-
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fluß der Gestirne in Zusammenhang 4 ); doch ist sehr auffallend, daß gerade in der Hauptstelle 5 ), wo jene schon bei Melampus vereinzelt auftretenden Analogien oder Relationen zwischen den Teilen des Gesichts und denen des übrigen Körpers vermehrt werden, astrologische Begründung fehlt; die Übersicht ist ganz äußerlich an die Behandlung der astrologischen Entdeckung v o n künstlichen Sklavenbrandmalen angeknüpft. Die stärkste Ausbildung der E. nach der astrologischen Seite hin, findet man erst bei C a r d a n u s , der ihr das ganze 13. Buch seiner Metoposkopie •) widmet. Er bespricht hier zuerst die Maler nach ihrer L a g e in den Teilen des Gesichtes, die den Tierkreiszeichen entsprechen und nach diesen benannt werden, z. B . ' ) : „ D e r Mann, der auf der rechten Seite des Wassermanns (diesem entspricht die Oberlippe) ein Mal hat, wird in Handel und Geschäften glücklich sein; auch eine Frau wird gesegnet und in der Ehe glücklich sein, denn sie wird fünf Männer haben, von denen sie große Reichtümer, aber keine Kinder gewinnen wird. Beziehung (Relatio): Das Mal deutet auf ein anderes Mal auf dem rechten Unterarm oder dem Schienbein derselben Seite, das für beide Geschlechter Glück bedeutet." Auf ähnliche Weise werden dann die Mäler auf oder zwischen den Gesichtslinien behandelt, die, wie bei der Chiromantie, nach den Planeten benannt sind, z. B . 8 ) : „ E i n Mal auf der linken Stirnseite zwischen der Mond- und Merkurlinie bedeutet für einen Mann Sorgen und Kerker wegen Betruges, für eine Frau bedeutet es, daß sie zu Zank und Ehebruch neigt." Zum Schluß folgt eine Deutung der Mäler nach ihrer Lage ohne astrologisches Beiwerk mit deutlichen Anleihen bei Melampus. Der astrologischen E. steht G. B. della P o r t a (1540—1615) •) ablehnend gegenüber und versucht, die von Melampus u. a. aufgestellten Deutungen auf natürliche Weise zu begründen, indem er die Entstehung der Mäler aus den Körpersäften ableitet. Andere, ebenfalls medizinisch oder auch philosophisch gerichtete Schriftsteller, wie Portas Zeit-
Elbegast—Elben
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genösse Lodovico S e t t a l a (1552—1633) u. a. begnügen sich mit einem Ausbau jener „Relationen" zwischen den Mälern an verschiedenen Körperstellen 10 ). Vorbedeutend sind auch die Leibesmäler, die nach der Überlieferung große Persönlichkeiten der Geschichte oder Sage an ihrem Körper trugen, so der Kaiser Augustus, bei dem die Flecken auf Brust und Bauch in der Anordnung des Sternbildes des Großen Bären verteilt w a r e n u ) , das schwertförmige Mal auf dem Arm Skanderbegs 1 2 ), das lanzen-, dreizack- oder gorgonengestaltige auf der Achsel des Pelops und seiner Nachkommen 13 ). Bekannt ist die verhängnisvolle Bedeutung, die bei den Hexenprozessen dem Auftreten eines „Teufelsmales" oder „stigma diabolicum" im Sinne eines Belastungszeugnisses beigelegt wurde 14) und noch heute hie und da im Volke g i l t 1 8 ) . Auch sonst wird bisweilen Mälern usw. noch heute eine Vorbedeutung beigelegt. 16 ). Vgl. a. M a l , 1)
Muttermal.
In etwas anderem Sinne C a m e r a r i u s Commentarius de generibus divinationum (1576) 6: éXatooK)(iavxixá, quae sunt notae et signa, quibus aliqua parte tamquam olei macula corpus est infectum, vgl. auch ebd. 58: ¿XaCa$ vocarunt maculas alicubi in corpore et quid in unaquaque parte illae signiiicarent tarn virorum quam mulierum conati sunt explicare. *) Nie. S p a d o n Studium curiosum 91—93, in dem Sammelband Kleeblatt (1695), s. Anm. 3. ') Abgedruckt u. a. als Anhang zu C a r d a n u s Metoposcopia (Paris 1658), bei J, G. F. F r a n z i u s Scriptores Physiognotnoniae Vtteres (Altenburg 1780), 501—508; andere ältere Ausgaben bei F a b r i c i u s Bibl. graeca * 1, 1 1 6 — 1 1 8 ; zur Textüberlieferung s. D i e 1 s AbhBln. 1907 (Berlin 1908), 6 ff. Deutsche Übersetzung von J. S. E l s s h o l t z Chiromantisch- und Physiognomisches Kleeblatt (Nürnberg 1695), 516 ff. 4) De iudieiis astrorum, lat. Übers, von S t u p a (Basel 1551) II, 30 p. 72. ®) Ebd. VI, 3 p. 61. •) Erstausgabe Paris 1658, Übersetzung von E l s s h o l t z in dem Anm. 3 zitierten Kleeblatt (1695), 521—550. ') A.'a. O. 186. •) Ebd. 198. •) Das 5. Buch seiner Coelestis Physiognomia ist der E. gewidmet, 124—139 der Ausgabe von Rouen 1650. 10) Lud. S e p t a 1 i i De naevis líber, Dordrecht 1650 (Anhang zu S.s Animadversiones et cautiones medicas ebd.). Ganz von Settala abhängig ist J. S. E l s s h o l t z (Elsholtius) Anthropometria sive de mutua membrorum proportione et naevorum harmonía libellus (Frankfurt a. O.
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1663), 259—266, deutsch in Kleeblatt 500 bis 515; vgl. auch die kurze und unbedeutende Neomanti des S p a d o n (s. o. Anm. 2.). ll) S u e t o n Aug. cap. 80. " ) M. B a r l e t i u s De vita Georgii Castrioti Scanderbegi cognominati (Straßburg 1537). " ) Schol. zu P i n d a r Olymp. 1, 40. " ) s. H e x e . " ) L a u f f e r Niederdt. Vk. 81. " ) So im synkretistischen Aberglauben Louisianas, JAmFl. 1927, 164 Nr. 341—345. Boehm.
Elbegast s. M e i s t e r d i e b . Elben (s. auch A l p ) . Während die Bezeichnung alp für den Druckgeist über das ganze deutsche Sprachgebiet verbreitet ist, findet sich ein Plur. „ E l b e n " und „ E l b e r " sehr selten und zwar nur in Nord- und Mitteldeutschland. Weiter verbreitet sind noch das A d j e k t i v „elbisch" in der Bedeutung 1. stumpfsinnig, wahnwitzig, 2. drehkrank (von Schafen) und die Bezeichnung „Elbentrötsch" (s. d.) (ölpedrütsch, alberdrutsch, drelpetrütsch, tölpentrötsch, trilpentrisch) für eine beschränkte Person 1 ). In dem Spiel: „ D e n Elbertrötsch j a g e n " wird ein etwas einfältiger Mitspieler mit einem Sack in eine dunkle Ecke postiert und soll nun auf den Elbertrötsch warten, den die andern herbeizujagen vorgeben. Der Hintergangene bekommt den Namen „Elbertrötsch" 2). Im Vorarlbergischen sind noch die „ E l b b ü t z " oder „ E l b b u t z e n " bekannt. Sie suchen die Weiden heim, machen Quellen versiegen, bringen Krankheit über Menschen und Vieh. Gegen sie werden Prozessionen veranstaltet und auch etwa Kapuziner gerufen s ). Auch einige Krankheitsnamen erinnern an die E. So heißen die Mitesser „zehrende E . " ; Krankheiten, die wie angeflogen kommen, heißen „fliegende E . " 4 ) . Die Sommersprossen oder Roßmucken werden auf den „ E l b e r t r a u f " zurückgeführt B). Wenn jemand Kopfweh hat, so sagt man in Rauen bei Fürstenwalde, er habe die „verkehrten" oder „schwarzen E . " . Soll er wieder gesund werden, so bindet man ihm abends ein Tuch um den Kopf. A m andern Tage soll ein kluger Mann durch das Tuch pissen, dann gehen die E. fort 6 ). Nach Woeste wird in Norddeutschland zuweilen die Krankheit selbst „ E . " genannt').
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Elben
Auch in der mhd. Literatur kommt das Wort elben nur in md. und nordd. Sprachdenkmälern vor. Sie tragen noch nicht so ausgesprochenen Alpcharakter, aber auch hier zeigen sie dämonische Züge. Nach Albrecht von Haiberstadts ovidischen Metamorphosen sind „elben und elbinnen" wie die Erdmännchen (s. d.) gestürzte Engel, die an der Erdoberfläche haften geblieben sind 8 ). Heinrich von Morungen spricht von dem dämonischen Zauber des E.blicks: Von den elben wirt entsen vil manic man: So bin ich von grozer liebe entsen.
Was K ä t e Heß-Worms übersetzt: Wie der, den Elfenaugen sahn, verzaubert ist, So bin ich deinen Augen nun verfallen •)!
Bei Brun von Schonebeck wird die Seele durch den Engel vor dem Trug der „ e l b e n " geschützt 1 0 ). Luther erzählt in seinen Tischreden, daß seine Mutter oft unter dem Einfluß einer Zauberei treibenden Nachbarin an „hertzgespan und elben" zu leiden gehabt habe n ) . Auch in Hexenprozeßakten werden E. erwähnt. Nach Carpzows „ P r a x i s criminalis" soll der Teufel mit den Hexen die E. zeugen 1 2 ). In Nordhausen besaßen die 1573 verbrannten Hexen die Fähigkeit, den Leuten massenhaft E. (Plagegeister) im Namen des Teufels anzuhexen, und sie auch im Namen Gottes wieder zu vertreiben 1 3 ). Aus hessischen Hexenprozeßakten teilt das Kurhess. Idiotikon einen Segen gegen die Hexen mit: „Weicht aus, E. und Elbin, hie kommt der liebe Herr Jesus Christ und wil zu uns herin. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des hl. Geistes"; dazu werden „Schaben gelangt, welche in dem Kirschenteiche an der Brunnenkresse kriechen" und dem Kranken aufs Herz gelegt und zwar in ungerader Zahl, meist 19, „davon fressen die E . " 14 ). Den Alpcharakter der E. zeigt ein Viehsegen aus Mecklenburg gegen die „neunerley E l v e n " : „neunerley Elven die saugen sich zusammen sie sprachen wir wollen in Hans Chrichtian Sinlo sein hofstedt gehen In das Viehhaus und Saugen das vieh Ihr blut und fleisch aus
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und ich gebreche Sie Ihre gebeine und ich wil sie ihr hertz brechen. Es sprach aber unser lieber herr Jesus Christus das solt Ihr nicht thun N e t z n e u $ netz 5 net 5 net Jesus christus H 4 m 4 1 4 n " l s ). Auf den Zusammenhang mit den Hexen deutet ferner die Bezeichnung „ A l f lodder" für ein struppiges Geäst, was auch etwa Donner-, Hexen- oder Wetterbesen genannt wird l e ). Alf heißt j a auch der Drache oder der Teufel X 1 ) oder wenigstens ein böser Geist 1 8 ). Aber auch ein ungetauft verstorbenes Kind wird zum „wilden a l f " oder zur „Heidelbe" 19 ). Auch die Bezeichnung „ E l b e l " für den wilden J ä g e r in Thüringen bringt die E. mit dem Totenglauben in Verbindung. In der Gegend an der Werra heißen zwei Felsköpfe „Elbelstein" und „Elbelkanzel" 20). Erst im 18. J h . wurde der Begriff Elf (selten der E l f , z. B . bei Mörike) in der etwas unbestimmten Bedeutung eines anmutigen, weiblichen Zwerggeistes in die deutsche Literatur eingeführt aus dem engl, elf (ae. aelf), zuerst von Wieland in der Uebersetzung von Shakespeares Sommernachtstraum 1764 und später öfter von ihm gebraucht 21 ). Auch das nord. alfr, plur. elfar, das schwed. älv, plur. älvor, das dän. elv, plur. elve, wurden mit Elfe wiedergegeben 22 ). Das Wort ist aber auf deutschem Sprachgebiet nicht eigentlich volkstümlich und gehört nicht in den Bereich des Aberglaubens. Jacob Grimm schreibt in der Einleitung seiner Irischen Elfenmärchen: „der unhochdeutschen, nie unter dem Volk gebräuchlichen Wortform Elfen hätten wir uns enthalten, wenn sie nicht von den Dichtern des vorigen Jahrhunderts in Uebersetzungen aus dem Englischen, ohne die Eigenheit unserer Mundart zu beachten, angenommen und einmal eingeführt worden w ä r e " 23 ). H ö f l e r i n f.; G r i m m Myth. 1, 4 1 1 f. 430; M ü l l e r RheinWb. 2, 104. 8) M e i e r Schwaben 90; M ü l l e r RheinWb. 2, 104. 3 ) V e r n a l e k e n Alpensagen 227. *) H ö f l e r i n f. 5) L a i s t n e r Nebelsagen 328 f. a ) K u h n und S c h w a r z 443. ') K u h n Westfalen 42, 19 Nr. 54; Dar sin de elwen ane, sagt man von einem, der elend aussieht. ') W i c k r a m
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Elbentrötsch—Electrum magicum
Werke, ed. Bolte 7, 20, 274. •) H. v. M o r u n g e n M.F. 126, 8, hg. v . C. v. Kraus 1925, 27; H. v. M o r u n g e n Liebeslieder, übers, von Käte Hefl-Worms 17 (C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung, München o. J.).; ent-sehen, durch den Anblick bezaubern, entseelen. 10) Brun v. S c h o n e b e c k Hohes Lied 220. *>) L u t h e r Tischreden Krit. Gesamt ausg. III, 131. " ) S o l d a n - H e p p e Hexenprozesse 2, 246; M e i c h e Sagen 490. " ) S o l d a n - H e p p e 1, 528. " ) V i 1 m a r 16) ZiVk. Idiotikon von Kurhessen 89. 11 (1901), 83 f. " ) L a i s t n e r Nebelsagen 328. " ) F r i s c h b i e r PreußWb. 18. " ) S c h i l 1 e r und L ü b b e n Mittelnd. Wb. 1, 53. ») A i d A . 13, 45 f. ») B e c k s t e i n Thür. I, 1 1 4 « . Nr. 72. " ) G o l t h e r Myth. 124. »*) W e i g a n d Deutsches Wb. i , 433. " ) G r i m m Irische Elfenmärchen L I X . Bäschlin.
Elbentrötsch. 1. Der Schwachsinnige, Trottel heißt in Südwestdeutschland E. (Nebenformen Elpentrötsch und -tritsch, Elbertrötsch, Ilpentrötsch und -tritsch, Ilmedredsche, Olpetrütsch, Alberdrütsch, Ilwentritsch, Ulebritsche, Hilpertritsch, Tolpentrotsch, Trilpe(n)tritsch, Drelpetritsch) das Wort ist abgeleitet von alp, elbe, (die mit t und tr anlautenden Formen durch Fernassimilation entstanden) und bedeutet den vom Elben, d. i. vom Alp „Getretenen". H ö f l e r Krankheitsn. 754; ZfdPh. 3, 340; S c h m e l l e r BayerWb. 1, 66; Grimm Myth. 1, 366; Pfalz. Mus. 1922, 200.
2. Der Name des ähnlich verbreiteten Spiels „den E. fangen" a ), mit dem der Dümmling geneckt wird, scheint von der Bedeutung 1 auszugehen und nicht einen mythischen E. vorauszusetzen. Damit erledigt sich die gelegentlich s ) auftauchende Angabe, E. sei ein „Herr der Elben" oder der „wilde Jäger". a) M a n n h a r d t Germ. Myth. 31; Meier Schwaben 88 f. Nr. 100 u. 101; Pfalz. Mus. a . a . O . ') G r i m m Myth. 2, 776; M e y e r Germ. Myth. 120. Ranke.
Elbst. Der E., ein Seegespenst im Bergsee bei Seelisberg (Schweiz), erscheint als moosbewachsener Baumstamm (als „Sagholz") oder als treibende Insel auf der Seeoberfläche und zieht Unvorsichtige in die Tiefe; bei Mondschein liegt er als Schlange rings um den See 1 ), steigt .auch in Gestalt eines Drachen, bzw. einer
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Schlange mit Krallen, nachts ans Land und würgt das Vieh 2), zeigt sich auch in Gestalt einer schwarzen S a u s ) , einer Schweineherde 4) oder als Fisch 6), verfolgt Neckende in Gestalt eines Feuerrads 4). Schon C y s a t 7 ) beschreibt „ d a s gespenst vff Seewlisberg", ohne freilich seinen Namen zu nennen. — Bevor der E. erscheint, soll der See von sich aus in starke Bewegung geraten; sein Erscheinen kündet schlechtes Wetter 8) oder böse Zeit an 9 ). — Der Name E. ist wahrscheinlich als ahd. albiz ( „ S c h w a n " ) aus alb abgeleitet 1 0 ); mit dem Elfstier 1 1 ) hat der E. nichts zu tun 1 2 ). — Daß E. wie Elbentrötsch auch den Blödsinnigen bezeichne, wird von Rochholz I 3 ) ohne Beleg behauptet. ') H e n n e a m R h y n Sagen 42 Nr. 65; Schweizld. 1, 187; M ü l l e r Urner Sagen 2. Bd. *) K o h l r u s c h Sagen 206 = Herzog Schweizersagen 1, 201 Nr. 179. 3) V e r n a l e k e n Alpensagen 228. 4) L ü t o l f Sagen 282 Nr. 223 b. ») Ebd. 283 f. •) Ebd. 282. ') C y s a t 49. ») L ü t o l f 284. •) C y s a t a. a. O. l0) L a i s t n e r Nebelsagen 258. n) Grimm Ir. Elfenmärchen X L V I I und CXXI; Kuhn Westf. 1, 292 Nr. 335 c; M a n n h a r d t Germ. Mythen 7 f. Gegen L a i s t n e r a. a. O. " ) ZfdPh. 3, 336. Ranke.
Electrum magicum. Electrum oder Weißgold ist der klassische Name für eine schwefelgelbe bis weiße Legierung von Gold und Silber, die man in der römischen und spätrömischen Eisenzeit und auch später bis in die Wikingerzeit an filigranverzierten Anhängern, Haarnadeln u. dgl. verwendet findet 1 ). Konrad v. Megenberg 2) weiß davon zu berichten: „ E . haizt gunderfai'). daz ist zwairlai: nätürleich und künstleich. das künstleich wirt von golt und von silber, wenn man daz zesamen mischt, sam daz puoch spricht der ding, und das nätürleich geleicht im an der varb und ist pezzer wan daz diu kunst macht, aber man vint ez gar seiden und erkennt man ez gar kaum von dem gevelschten gunderfai. iedoch mag man ez also erkennen, ain geväz, daz gemacht ist auz rehtem nätürleichem gunderfai, melt ( = meldet) vergift 4 ), wan so man gift dar ein geuzt, so senst daz vaz, ez sei schüzzel oder köpf (Becher), und verleust sein varb, unz man es rainigt in feur. daz gunderfai behelt andreu dinch, daz si iht vaulen, und dar umb legt man hie vor der grözen herren cörpel in archen, die auz gunderfai gemacht wären, und dar umb
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Elefant
list man, daz der groz kaiser Constantinus der hailigen zwelfpoten leichnam, sant Peters und sant Pauls, legt in ainen sarch v o n cyprio. nu sprechent die ISraer, daz cyprium gunderfai sei, daz auz der inseln Cypro köm."
Im 16. J h . bezeichnete m a n d a n n mit E. m. eine „ M i s c h u n g der sieben alten Metalle, in der Weise zubereitet, d a ß man jedes Metall einzeln unter gewissen Zeremonien schmolz, wenn der i h m vorstehende P l a n e t in seine astrologische Beh a u s u n g trat. W e n n dies geschehen war und zwei beliebige Planeten Z u s a m m e n k u n f t h a t t e n , schmolz man die ihnen gew e i h t e n Metalle z u s a m m e n und s e t z t e ein drittes hinzu, w e n n der i h m entsprechende m i t einem der ersten in K o n j u n k t i o n k a m . So f u h r m a n fort, bis alle Metalle zusammengeschmolzen waren. Die so erhaltene Metallmischung w a r das E. m., aus w e l c h e m man magische Spiegel, Glocken, K u g e l n , Ringe, Schwertgriffe, Planetenbilder usw. g o ß " 5 ) . D u r c h erneutes S t u d i u m der K a b b a l a und die Schriften des Paracelsus k a m die Beschäft i g u n g mit d e m E. m. in stark vermehrt e m Maße auf. Paracelsus erzählt in seinem B u c h e „ D e compositione metallor u m " , daß ein Magier in Spanien eine aus E. m. gegossene zwei P f u n d schwere Glocke besaß, in die er gewisse W o r t e und Charaktere schrieb, und mit er die gewünschten Geister in allen möglichen Gestalten, m a n c h m a l ganze Scharen, herbeiläuten k o n n t e 6 ) . Staricius erzählt in seinem Heldenschatz, n a c h d e m er mitgeteilt hat, wie Becher aus E. m. G i f t anzeigen, auf G r u n d v o n Paracelsus, eine Reihe anderer merkwürdiger „ T u g e n d e n und K r ä f f t e unsers Electri, das wir mit unsern A u g e n gesehen haben / und mit W a h r h e i t sagen und darthun können. D a n n wir h a b e n gesehen F i n g e r - R i n g (aus e. m.) / uer die angetragen / daß ihm der K r a m p f f u n n d Z a h n w e h e g a n t z und gar nichts g e t h a n . . . " . A u c h gegen Schlag und F a l l s u c h t werden sie verwendet. „ S o h a b e n wir auch gesehen und selbst erfahren / dz ein solcher R i n g / so er a m H e r t z - F i n g e r getragen wird / un sich in dem Menschen eine verborgene K r a n c k h e i t eröffnen wil / so f i h e t der
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R i n g an stetigs zu schwitzen / un wiird e x s y m p a t h i c a oder v o n großem Mitlleiden maculiert und ungestalt. So ist noch mehr und weiters zuwissen / daß mnser Electrum allen bösen Geistern w i d e r stehet und widerwertig ist. Denn im unserm Electro steckt verborgene Hiimmlische W i r c k u n g / und die Influens aller sieben P l a n e t e n " 7 ) . Das E. m. spielte lange Zeit eine g r o ß e Rolle und eine ganze Industrie e n t s t a n d auf ihm; das zeigen verschiedene;, um die Mitte des 18. Jhs. erschienene S c h r i f ten, wie z. B . diejenige des L . v . H., Magia Divina. F r a n c k f u r t h u. L e i p z i g 1 7 4 5 8 ) . •) H o o p s Realiex. 1, 551. *) Buch der Natur 478 Kap. 5. «) = Kunterfei, vgl. D W b . 5 b, 2745 f.; 2, 635: unechtes, verfälschte», versetztes Metall. *) Wie es auch nach Paraicelsus Staricius Heldenschatz 18 ff. bezeugt. ») K i e s e w e t t e r Faust 282 f. •) Ebd. 283 ff., wo auch noch andere Fälle siolcher Glocken angeführt sind. ') 23 ff. •) Vgl. auch Kiesewetter Faust 284. Bächtold-Stäubli.
Elefant. Was vom E.en im deutschen A b e r g l a u b e n erzählt wird, s t a m m t ausnahmslos aus der A n t i k e * ) ; Megenberg 2) gibt das Wesentliche a n t i k e r F a beln wieder, so z. B., daß er nach dem S t a n d der Gestirne sich richtet, d a ß er R o t w e i n , rotgefärbtes Wasser, das grunzende Schwein, den Geruch der Mäuse f ü r c h t e t ; daß er beständig mit dem Drachen k ä m p f t , in der Ehe treu ist; daß man mit gebranntem Elfenbein Schlangen und G i f t vertreiben kann. In Hexenprozessen hört man öfter, daß der E. keusch ist 3 ); bisweilen erscheinen Geister mit einem E.enrüssel 4 ). Einmal erfahren wir, daß eine mit Gliederkrämpfen geplagte Frau dadurch geheilt wird, daß ihr über jedes K n i e ein S t ü c k E.enh a u t gebunden wurde 5 ). Im Jahre 1577 k a m beim K l o s t e r Reiden in der Schweiz unter den Wurzeln einer v o m Sturme gefällten Eiche das Skelett eines „ R i e s e n " z u m Vorschein, das u. a. auch für die K n o c h e n eines fossilen E.en erklärt wurde 6 ). Zusammengefaßt bei P a u l y - W i s sowa 5, 2, 2248; G u b e r n a t i s Tiere 410 ff. *) Buch der Natur n o f . ; vgl. weiteres 8 bei C a r u s Zoologie (Register). ) H a n s e n
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Elefantenlaus—Elementargedanke
Hexenwahn 420. 425. 434. *) M e i c h e Sagen 1 5 4 Nr. 206. s ) S A V k . 2, 288. •) A b e l Vorweltl. Tiere (1923), 39Stemplinger.
Elefantenlaus. 1. Unter E. versteht man die getrockneten Steinfrüchte (Fructus Anacardii, „männliche" E.) des in Ostindien wachsenden Baumes Semecarpus anacardium (die westindische E., die im Volke als das „ W e i b c h e n " bezeichnet wird, stammt von Anacardium Occidentale). Die Früchte sind herzförmig und plattgedrückt. Die Droge diente früher als Aphrodisiacum und als Mittel gegen Schwerhörigkeit. Das aus den Früchten gewonnene Cardol findet Verwendung als ätzendes und blasenziehendes Mittel. 2. Gegen Rotlauf, Katarrh, Erkältungen trägt man eine E., die mit einer Nadel durchstochen und in ein rotes Läppchen eingenäht ist. Bei Augenblattern hängt man sie (und zwar ein „Männchen" für Frauen, ein „Weibchen" für Männer) mit Kampfer, in ein Stück Leinwand gelegt, ins Genick. A m Rücken und am Hals aufgehängt dient die E. als Vorbeugungsmittel gegen Zahnweh 1 ). *) L a m m e r t 123.230.229.234; SAVk. 23, 224; M a n z Sargans 5 5 ; Z f r w V k . 1, 92. 102; S t o 1 1 Zauberglaube 74; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 256. Marzell.
Element. Nach altem Glauben sind die vier Grund-E.e Wasser, Feuer, Luft und Erde. Diese Lehre von den E.en finden wir schon im Altertum 1 ), bei den Griechen (Thaies, Empedokles, Stoa), in Ägypten und im Orient, besonders im Mithraskult unter dem Einfluß der Stoa 2). Gelegentlich kommt ein fünftes 3) E. dazu: neben die L u f t (4ijp) tritt der Äther («I8ijp), in China ist es das Metall 4). Jacobus a Voragine s ) weist die vier E.e im Menschenleib nach: ignis in oculis, aer in lingua et auribus, aqua in genitalibus, terra in manibus et in aliis membris dominatur. Auch die mittelhochdeutsche Dichtung und Hans Sachs kennen die vier E.e 6). Paracelsus 7 ) unterscheidet vier Klassen von Elementargeistern, die Nymphen und Undinen im Wasser, die Sylphen und Sylvestres in der Luft, die Pygmäen und Gnomen in der Erde, die
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Salamander und Vulkane im Feuer. Dieselben Namen begegnen uns in Goethes Faust (I, Studierzimmer), wo Faust den Mephistopheles beschwört. Die E.e wurden von den heidnischen Germanen zwar nicht als Gottheiten betrachtet, aber doch als Wirkungsgebiete einzelner Götter heilig gehalten; man verunreinigte und verunehrte sie nicht 8 ). Da sie als reinigend, heilend und sühnend galten, verwendete man sie bei Gottesurteilen •). Bis vor nicht allzu langer Zeit brachte man ihnen Opfer (s. Füttern der E.e). S. E r d e , F e u e r , L u f t , W i n d , Wasser. *) S t e m p l i n g e r Aberglaube 15 f . ; D i e t e r i c h Abraxas 57 f f . *) D e r s. Mithrasliturgie 55 f. ') E b d . •) J e r e m i a s Religgesch. 181. ») W o l f Beitr. 2, 352. •) G r i m m Myth. 3, 165. ') M e y e r Aberglaube 120. •) W u t t k e 14 § 1 2 ; D r e c h s l e r 2, 139. •) G r i m m a . a . O . r, 484 f. Hünnerkopf.
Elementargedanke (Völkergedanke, Übertragungstheorie). Der E. und die Theorie der Übertragung oder Wanderung sind einander entgegengesetzt. Während für letztere der Ethnologe Friedrich Ratzel1) als Gewährsmann gelten darf, ist der Begriff des E.ns von Adolf Bastian2) geprägt worden. Beide Theorien antworten auf die Frage: wie ist es zu erklären, daß wir bei den verschiedensten Völkern, selbst wenn sie räumlich ganz getrennt sind, dieselben Anschauungen, Vorstellungen, Glaubensweisen, Sagen- und Märchenmotive, rechtliche Bestimmungen usw. finden? Ähnlichkeiten, die oft bis in kleinste Einzelheiten sich erstrecken ? Diese Frage kann in dem Sinne beantwortet werden, daß von e i n e m Punkt menschlicher Geistes- und Kulturentwicklung aus, an dem die Vorstellung usw. erstmalig auftrat, eine Verbreitung und Übertragung auf alle übrigen Stellen des Völkerlebens stattgefunden hat, sei es durch Wanderung der Stämme und Völker oder durch Handelsverkehr, oder auch durch einzeln die Grenzen überschreitende Personen. Die Frage kann aber auch in dem Sinne beantwortet werden, daß die psychische Gleichartigkeit aller Völker und Rassen
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Elementargedanke
der Grund der weitgehenden Gleichheiten und Ähnlichkeiten ist (E.). Für die Beurteilung des Aberglaubens, der in einemVolke festsitzenden Anschauungen und Bräuche, ist es von allergrößter Wichtigkeit, in welchem Sinne jene Frage entschieden wird. Da sich zu überaus zahlreichen Formen des Aberglaubens Parallelen bei einem anderen Volk oder auch bei vielen Völkern finden, so steht man immer erneut vor dem Problem, ob man es mit autochthonen oder entlehnten Gebilden zu tun hat. Schon der literarische Fundort vieler Anschauungen, das Märchen und die Sage, zeigen nicht nur in ihrer Tendenz die Parallelen, sondern selbst im Tenor der literarischen Darbietung, in der ganz gleichen märchenhaften oder sagenhaften Einkleidung. Dennoch machen sie gar nicht selten auf den ersten Blick den unverkennbaren Eindruck, das Produkt einer ganz lokalen Auffassung und Deutung lokaler Ereignisse zu sein, die sich s p o n t a n im Gefolge eines Begebnisses eingestellt hat; und dann liegt es nahe, jede Übertragung abzuweisen, und die Gleichheit der Auffassung und Vorstellung auf die spezifische A r t der psychischen Reaktion des Menschen auf eine bestimmte Klasse von Begebnissen der Auffassung und Vorstellung zurückzuführen. Vor Bastian genügte den Forschern schon die äußere Analogie von Mythen und Kulturgegenständen zwischen weit entlegenen Völkern, um einen Zusammenhang durch Übertragung anzunehmen, und man erfand dieser Übertragungstheorie zuliebe eigene Erdteile als Brükken, auf denen die Wanderungen der Ideen vor sich gegangen seien, wie z. B. die Atlantis. Besonders die weite Verbreitung der F l u t s a g e wurde in diesem Sinn ausgenützt. Oft mußte die Hypothese von dem Auftauchen der z e h n verloren gegangenen S t ä m m e I s r a e l s , und zwar an allen möglichen Orten der Erde, zumal in Nordamerika unter den Indianern, der Entlehnungstheorie dienen s ). Solange man die weite Verbreitung des Kreuzzeichens noch nicht kannte, wurde jedes sporadisch
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entdeckte Kreuzzeichen, wo immer es war, als christliches Symbol gedeutet. Die Völker des australischen Kontinents gelten noch heute als diejenigen, bei denen am ehesten Ursprünglichkeit in Sitte und Anschauung anzutreffen sei,, und auch einige Stämme von Nordwestamerika zählt man hinzu; auch die Indianer am obersten Orinoko zeigen stark ursprüngliche Märchenbildung. Die Wandertheorie selber sieht sichere Zusammenhänge nicht nur zwischen Nord- und Südamerika, sondern auch zwischen Nordwestamerika über die ozeanische Inselwelt bis nach Südafrika und erkennt selbst in der australischen Märchenüberlieferung Züge, die von Amerika stammen. Da machte Bastian mit der p s y c h o logischen Erklärung dieser Erscheinungen von Analogien und Gleichartigkeiten Ernst und erklärte sich gegen die von der Wanderhypothese angenommenen „monströsen Völkerbeziehungen". Auf dem ersten deutschen Geographentag 1889 sagte er: „ A u s allen Kontinenten tritt uns unter gleichartigen Bedingungen e i n g l e i c h a r t i g e r M e n s c h e n g e d a n k e entgegen, mit eiserner Notwendigkeit", und verglich diese Erscheinung mit der homologen Struktur der Pflanzen, die zugleich unter dem Einfluß der klimatischen und lokalen Variationen selbst variieren. „Überall gelangt ein schärferes Vordringen der Analyse zu gleichartigen Grundvorstellungen, und diese in ihren primären Elementargedanken festzustellen, für die religiösen ebensowohl wie für die rechtlichen und ästhetischen Anschauungen — also diese Erforschung der in den gesellschaftlichen Denkschöpfungen manifestierten Wachstumsgesetze des Menschengeistes — das bildet die Aufgaben der Ethnologie" *). Der vornehmste Grund für diese Analogien ist nach Bastian die G l e i c h a r t i g k e i t der menschl i c h e n P s y c h e . Anfänglich hatte er für diese Erscheinung den Ausdruck Völkergedanke gebraucht, der recht mißverständlich und mehrdeutig ist, in der Hauptsache eine allgemein gleiche, unbewußt tätige Geistesfunktion
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Elementargedanke
meint. Besser war der später von ihm gewählte Ausdruck E., der von v. d. S t e i n e n im weiteren Ausbau der Bastianschen Gedanken erläutert wird: „Ursprünglich müssen die E.n nach eisernen inneren Gesetzen auf der ganzen Erde gleichartig sein gemäß der psychischen Einheit des Menschengeschlechtes, die aus seiner unverbrüchlich feststehenden physischen Einheit f o l g t . . . Die E.n passen sich an, wie sich das Zellenleben der leiblichen Organe den klimatischen Bedingungen anpaßt" 6). Wie wichtig diese Theorie von den E.n war und ist, zeigt am besten der Umstand, daß gerade die schärfsten Gegner Bastians wie Ratzel, Schurtz und Ehrenreich, statt sie einfach zu widerlegen, sie nur durch die Entstellung der Vereinseitigung bekämpften und nichts anderes gegen Bastian anzuführen wußten, als daß es uns t a t t h a f t sei, „ a l l e P a r a l l e l e n im Völkerleben auf rein innere Ursachen zurückzuführen" 8 ). Bastian hatte seiner Theorie nie diese absolute Geltung zuerkannt, vielmehr hat er schon beim ersten Entwurf seiner Theorie eine dreifache Aufgabe der Völkerkunde angegeben: zuerst die elementaren Grundgesetze des Wachstumsprozesses der Völker zu ermitteln, um dadurch diejenigen Dienste, welche die Zellentheorie der Pflanzenphysiologie gewährt, für den Völkergedanken zu gewinnen; sodann die lokalen Einflüsse aus dem Milieu zu studieren und so die „geographischen Provinzen" zu bestimmen; schließlich die Erscheinungen des geistigen Austausches und die gegenseitige Geistesbeeinflussung zu beobachten 7). Es ist daher ganz verkehrt, wenn man die Theorie von dem E.n mit S c h u r t z so interpretiert, daß sie bedeutet „die selbständige Entstehung aller Kulturbesitztümer" 8) oder mit B u c h n e r so: sie sei „die Leugnung aller Zusammenhänge" •). Daß sich die Wanderungshypothese der Leipziger Schule schneller verbreitete und mehr Anklang fand als der E., ist in erster Linie durch ihre Parallelität zur biologischen Methode verständlich. Da die Biologie ein allgemeines UrsprungsB i c h t e l d - S t & u b l i , Aberglaube II.
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Zentrum für alle organischen wie auch ein Erschaffungszentrum für die Menschheit annimmt und durch Wanderung und Wandlung die Erfüllung der Erde mit dem Lebenden erklärt, so liegt es durchaus auf der Linie dieser Betrachtung und dieses Denkens, anzunehmen, daß alles, was sich in dem Leben der Menschheit als typisch zeigt, von einem Ursprungszentrum her ausgebreitet und dabei abgewandelt gedacht wird, und daß nun alle einzelnen Fälle der Parallelität, Homo logie und Übereinstimmung diesem Gedanken eingereiht werden. Zudem ist immer wieder versucht worden, nach der von Ratzel selbst beliebten Methode die entgegengesetzte Theorie als populärwissenschaftliche zu diskreditieren. Der E. sei eine bequeme Ausflucht derjenigen Arbeitsweise, die sich nicht die Mühe geben wolle, der Wanderung und Verbreitung der einzelnen Anschauungsglieder durch die Völker hin nachzugehen, sie nehme in der Ethnologie eine ähnliche Stelle ein, wie die in der Biologie längst überholte Theorie von den generatio aequivoca oder spontanea 1 0 ). Am gründlichsten hat R i c h a r d M. M e y e r diese Behauptung als gänzlich verfehlten Vorwurf zurückgewiesen, da die Fragestellung der Anhänger des E.ns gar nicht auf eine „mystische Urzeugung" abziele, sondern eine ganz andere sei, die nämlich: „ob die gleichen Bedingungen, die irgendwo — auch nach Ratzel I — eine kulturelle, mythologische und sprachliche Neuerung bewirken, nicht auch an einem zweiten oder dritten Orte eintreten können" u ) . Eine gesetzliche Form gibt dem E.n Alb. Herrn. P o s t dahin, daß „es im Völkerleben so gut Gesetze gibt wie in der übrigen Natur, und daß diese Gesetze für alle Menschen dieselben sind. Eine Erkenntnis dieser Gesetze eröffnet uns tiefere Einblicke in die menschliche Natur, als sie auf irgendeine sonstige Art jemals haben gewonnen werden können; sie lehrt uns, daß ein Widerstreben des Einzelnen gegen diese sozialen Gesetze nur zu seiner Vernichtung führen kann; sie lehrt, daß jede Nation mit jeder anderen verbunden ist durch ein allgemein menschliches 25
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Elementargedanke
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Institutionen. Die Rezeption des römiBand, welches viel mächtiger ist als die schen Rechts, die Steinmetz als Beispiel nationale Eigenart" " ) . nimmt, blieb ein Rätsel, solange man sie An einem Streitobjekt der beiden entals eine reine Übernahme betrachtete. gegengesetzten Auffassungen läßt sich Erst als v. S t e i n und M a i n e auf der Sachverhalt gut illustrieren. Das ihre Grundlage in der allmählich anwachAugenornament auf den Vogelsenden Gleichheit der sozialen und Vermasken der Makahindianer und den Menkehrsverhältnisse und Bedürfnisse zwischenmasken Neuguineas, das auch als schen dem Rom der Kaiserzeit und den Flächenmuster auf Wänden und GeStädten Westeuropas im ausgehenden MA. weben gebraucht wird, zeigt nach der hinwiesen, wurde das Problem gelöst. Wanderungshypothese trotz der räumDenn nun zeigte sich der für die Herüberlichen Entlegenheit der Orte des Vornahme bereitete Boden. ,,Ein psychisch kommens einen gemeinsamen Ursprung. und sozial tief wurzelndes Erzeugnis kann Für Ratzel lag hierin ein Beweismoment nicht wirklich übernommen werden, wenn für uralte Kulturbeziehungen, welche die nicht der Boden schon ganz identisch ist, Übertragung zwischen Amerika, Neubereit dieselbe Frucht bald selbst spontan seeland und Neuguinea bewirkt hätzu erzeugen" 16 ). ten 12 ). Franz B o a s zeigte darauf, daß die Ornamente in beiden Fällen grundHiermit ist das psychische Moment beverschieden sind, bei den Melanesiern rührt, das von besonnenen Vertretern der nämlich mehrere Augenpaare nebeneinWandertheorie nicht übersehen, sondern ander gebildet werden, bei den Indianern als die Vorbedingung der Aufnahme des hingegen nur ein Augenpaar, während die Fremden gewertet wird; so namentlich übrigen als Augen gedeuteten Figuren die von W u n d t , der dem E.n so weit entGelenke der geschlachteten Tiere begegenkommt zuzugestehen, daß „der deuten, da die Indianer die Tiere nach Grundton der Märchen- und Mythenwelt ihren Hälften so niederzulegen und abzueines Volkes schließlich doch auf den bilden pflegen, daß oben das Augenpaar Gesamtzustand seiner eigenen Kultur und unten die Gelenke in die Erscheinung abgestimmt" ist, so daß „ d a s mytholotreten. Sonach handelt es sich in den gische Märchen überall, unbeschadet einbeiden Fällen sowohl um veraltete Darzelner Züge oder gar Episoden, die ihm stellungen selbst als auch um ganz vervon außen zugeflossen sein mögen, seinen schiedene Ideen 1S ). — Ein anderes Beieigenartigen Charakter" bewahrt l a ). spiel sei für unsere Verdeutlichung der Dauernd festgehalten werden kann jedenEndokannibalismus, der sich falls nur das, was der eigenen Stufe des bei überraschend vielen Völkern findet, Vorstellens und Denkens entspricht u ). wo er in neuster Zeit zuverlässig beobEs versteht sich von selbst, heißt es von achtet worden ist. Diese Tatsache scheint der Übertragungstheorie aus gesehen, daß zu dem Schluß zu berechtigen, daß er für jedes Volk die Umwelt, in der sich die in eine gewisse Stufe der Zivilisation zugeeinem Märchen erzählten Begebenheiten hörig ist und gleichsam „eine ständige abspielen und aus der es sie oder das MärSitte der Urmenschen wie der niederen chen übernimmt, mit seinen eigenen Völker. Alles treibt sie dazu, nichts hält Lebensverhältnissen in Einklang bringt, sie davon z u r ü c k " M ). Nur Vorurteil kann daß aus einer Sandwüste unter Umstännach S t e i n m e t z veranlassen, für den ein dichter Wald, aus Nebel Regen diese Sitte nicht dieselbe Universalität oder Sonnenschein werden muß. Solche anzunehmen wie für den Animismus, Besonderheiten sprechen also an sich gar die Totenfurcht oder die Blutrache. Dinge nicht für Ursprünglichkeit am Fundort der äußerlichen Zivilisation wie Werkund gegen Wanderung; denn sie sindauch zeuge und Waffen können freilich verbei jeder Übernahme eine Unerläfilichhältnismäßig leicht entlehnt werden, keit, sie dienen dem, was Steinmetz „ d i e nicht so jedoch soziale oder religiöse I psychische Einwurzelung" nennt 18 ).
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Elementargedanke
F ü r den E.n oder das menschheitspsychologische Verständnis von Märchen und M y t h e n spricht hingegen der U m s t a n d , d a ß es sich bei d e m über weite Entfern u n g e n hin zu b e o b a c h t e n d e n V o r k o m men derselben S t o f f e nicht bloß u m Übere i n s t i m m u n g im Erzählungstenor handelt, sondern daß bei größter A b w e i c h u n g in den durch die umweltliche A n g l e i c h u n g die genaue Übereinstimmung der M o t i v e der Märchen und Mythen, also die Selbigkeit der psychischen M o m e n t e und psychischen K o m p o n e n t e n vorliegt. D a r ü b e r hinaus aber weisen a u c h die A u s f ü h r u n g e n der S t o f f e eine weitgehende Gleichheit in der V o r s t e l l u n g s m e n t a l i t ä t auf, v o r allem in den Zügen des D ä m o n e n glaubens, den Geistervorstellungen und d e m Zauberglauben, w o m i t Märchen und Sage in ihren Ursprüngen eng zusammenhängen. Gerade die Geistervorstellungen und die Ideen des Bosheits-, Schädigungs- und Glückszaubers (s. Schädigungszauber) sitzen im Glauben der meisten V ö l k e r fest und finden sich v o n der tiefsten P r i m i t i v i t ä t bis zur höchsten Zivilisation. Bei solch universalen psychischen Erscheinungen die W a n d e r u n g allein f ü r die V e r b r e i t u n g v e r a n t w o r t l i c h m a c h e n zu wollen, geht nicht an. N i c h t einmal die sich im wesentlichen gleich bleibenden Vollzugsriten dieser zauberischen B r ä u c h e wird man im allgemeinen anders denn durch die sich gleichbleibenden Einstellungen begreifen wollen. Das Erstlingsopfer ist so allgemein, daß man der A n n a h m e seiner W a n d e r u n g v o n einem zu anderem V o l k e wahrlich nicht bedarf. Die entsprechende psychische Einstellung erklärt die spontane B i l d u n g des gleichen Ritus. Die Jenseitsvorstellungen tauchen mit ebenso v e r b l ü f f e n d e r Gleichheit wie Ungeheuerlichkeit der A b weichungen a u f ; hier erkennt man unschwer in letzteren das A u t o c h t h o n e , ohne die erstere als entlehnt ansehen zu müssen. Der mit den Jenseitsvorstellungen in engem Z u s a m m e n h a n g stehende Schlangenkult ist schon vielfach f ü r den E.n in Anspruch genommen worden 19 ). Der A b e r g l a u b e des bösen Blicks (s. d.) spricht in seiner allgemeinen V e r b r e i t u n g
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stark f ü r den E . n . Schwer verständlich ist nun, wie, wenn diese eben erwähnten E r scheinungen mit spontaner U n i v e r s a l i t ä t auftreten, das Märchen, die Sage, der Mythus, der spätere A b e r g l a u b e , die aus ihnen wenigstens teilweise h e r v o r w a c h sen, nicht ebenso ursprunghaft in ihrer V e r b r e i t u n g an den verschiedensten Orten sein sollten. D . h., eine gerechte A b w ä g u n g der ursprünglichen gegen die gewanderten S t ü c k e wird ergeben, daß die Ü b e r t r a g u n g durch W a n d e r u n g immer nur insoweit P l a t z greift, wie in den autochthon vorhandenen Motiven die Bedingungen gegeben sind, „ d i e diese A u f nahme (von außen) erst e r m ö g l i c h e n " Nur so ist es begreiflich, daß das Märchen, das sich, wie P a n z e r sagt, v o n verschiedenen P u n k t e n aus w e i t v e r breitet hat, eine „ ü b e r v ö l k i s c h e Erschein u n g " geworden i s t 2 1 ) . E s wanderte, durch den täglichen V e r k e h r v o n Nachbar zu N a c h b a r , mit den W a r e n des weiter reisenden K a u f m a n n s in größere Fernen, mit d e m einsamen Wande'rer, mit kulturellen B e w e g u n g e n sozialer und religiöser N a t u r über die Grenzen v o n K o n t i n e n t e n hinaus, mit den Kolonisten in die F r e m d e und aus der F r e m d e mit den Eingeborenen der Kolonien in die höheren K u l t u r e n , j e nachdem. D r u m „ ü b e r w i e g t in der Märchenüberlieferung aller V ö l k e r das Gemeinsame das Besondere, das gleichwohl nicht völlig m a n g e l t " 22 ). A n der Sage v o n der Weibertreue w u r d e j ü n g s t gezeigt, wie sie v o n mehr als 40 Burgen des deutschen Sprachgebiets, einmal in Holland und Belgien, einmal an der französisch-belgischen Grenze angesiedelt ward, wobei in Einzelzügen Veränderungen, die den K e r n nicht berühren, eingetreten sind 23 ). Natürlich l ä ß t sich ein E. mit einiger Zuversichtlichkeit immer nur dann annehmen, wenn die betreffende Vorstellung oder das Motiv in hinlänglicher V e r b r e i t u n g über eindeutig p r i m i t i v e Sphären nachgewiesen werden kann. E n t w i c k e l t e r e Formen einer Kosmologie oder K o s m o g o n i e fallen nicht unter diesen Gesichtspunkt, sondern heischen die Nachforschung nach den Wegen, auf denen sie gewandert sein 25*
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Elemeatargedanke
können. Mit Bezug auf solche entwickelten Formen hat R. Eisler, der der Übertragungstheorie huldigt, mit Recht bemerkt, daß die Analogien zwischen den Weltsystemen des Morgen- und Abendlandes nicht durch das „an sich gesunde Bastiansche Prinzip des Völkergedankens" zu erklären seien M ). Der Aberglaube arbeitet nun vorzugsweise mit Bestandstücken von Anschauungen und Bräuchen, die an sich nicht den entwickelten Bildungen angehören. Die Kompliziertheit, welche abergläubische Riten öfters aufweisen, ist nicht Folge geistiger Fortgeschrittenheit, sondern der der magischen Mentalität einwohnenden Nötigung, die Prozeduren durch stete Vervollständigung wirksamer zu gestalten. Daher darf gerade bei Elementen des Aberglaubens dem E.n eine maßgebende Stelle eingeräumt werden. Der E. behält sicherlich den Wert eines ständigen Warners, wenn die Versuchung naht, die Gleichheit der Riten, Vorstellungen und Überlieferungen sofort im ersten Anlaufe durch Wanderung zu erklären. Die Sagen und Legenden schießen zumeist aus dem Ganzen der Angst-, Wunsch- und Hoffnungsmentalität hervor und zeigen infolgedessen schon eine sehr weitgehende Verwandtschaft, während naturgemäß Lokalkolorit die wechselnden Züge bedingt. Daher reicht nie die strenge Übereinstimmung einzelner Stoffelemente, auch in gewisser regelmäßiger Verbindung, für den bündigen Schluß auf Übertragung aus. Märchen von so weiter Verbreitung wie das Brüdermärchen oder das Märchen des Schwesternmotivs bieten dem Forscher zweifellos eine für sehr zahlreiche Völker, und nicht nur Europas, sondern bis in die weniger zivilisierten Teile Afrikas und Asiens und bis zu den Santal, gemeinsame Grundvorstellung dar, treten aber mit derartigen grundsätzlichen Besonderungen sowohl in den Haupt- wie in den Nebenzügen auf, daß die Annahme der Spontaneität für viele der Fälle zur größten Wahrscheinlichkeit wird. Um so mehr, wenn, wie immer zuversichtlicher behauptet werden kann, der Anlaß des
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Motivs die Betrachtung von Teilen des Sternenhimmels war. Zu bedenken geben muß, daß der aus dem deutschen Brüdermärchen bekannte Scherz mit dem in der Eile verkehrt aufgesetzten und erst durch nachträglichen Eingriff richtig anwachsenden Kopf (des Jägers) sich selbst in indischen und amerikanischen Erzählungsformen wiederfindet. Ahnliches ließe sich etwa von den überaus weit verbreiteten Erzählungen sagen, die vom Einäugigen als dem Vertreter des bösen oder menschenschädlichen Prinzips handeln; ferner von den weltweit wiederkehrenden Sagen von den Riesen (oder Hexen), die nach vielen schrecklichen Taten endlich dran glauben müssen, und zwar gewöhnlich — auch dieser Zug stimmt noch überein — durch den Einfall eines Knaben oder das Zufallsglück des einfältigsten der Brüder. In solchen Fällen werden die Bemühungen um die Rückführung auf eine einzige Quelle durch die Anwendung des E.ns erfolgreich ergänzt, z. B. in der Weise, daß es eine den Menschen sich wieder und wieder darbietende Lebenserfahrung und die daraus gewonnene Lebensanschauung ist, daß ein böses Schicksal, unter dem das Volk oder die Stadt leidet, durch die Heldentat oder das Selbstopfer des Einzelnen gewendet wird. Es hat den Anschein, als ob sich in der Wissenschaft unsrer Tage der Umschwung zu vollziehen beginne von der Alleinherrschaft des Wanderungsgedankens zu der Anerkennung des Rechts des E.ns. Jahrzehnte hindurch hat der Übertragungsgedanke in der Arbeit auf dem Gebiete der Ethnologie im allgemeinen, der Sprachwissenschaft, Religionsgeschichte, Mythenforschung im besonderen so sehr die Vormacht besessen, daß bei der Untersuchung der einzelnen Vorkommnisse stets die Frage gestellt wurde, auf welchem Wege eine Vorstellung oder ein Glaube oder ein Ritus oder ein Gebrauchsgegenstand zu dem Orte, an dem er gerade beobachtet wurde, gelangt sei — wobei die Voraussetzung obwaltete, daß er eben nicht dort, wo man ihn fand, entstanden sein könnte. Fort und fort wechselten dabei die Ansichten über den Ursprungs-
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Elend, Elentier, Elch
ort und ebenso die Theorien über die Art der Wanderungen, bis zu dem Grade, daß man von einer irgendwo autochthonen K u l t u r oder einer autochthonen Religion kaum mehr zu sprechen wagte. Dieser Übertragungsdogmatismus scheint jetzt der Anerkennung der Berechtigung des E.ns zu weichen. l)
F r . R a t z e l Anthropogeographie 2, 705 ff. A . B a s t i a n Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen 1881; Der Elementargedanhe 1 und 2, 1885; Kontroversen in der Ethnologie 1 und 2, 1895; Der Menschkeitsgedanke durch Raum und Zeit 1 und 2, 1901. 3) J u l i u s Eisenstädter Elementargedanke und Übertragungstheorie in der Völkerkunde, 1912, 7. *) B a s t i a n Rede auf dem I. Geographentag, abgedruckt in Völkergedanke 177 ff. •) Ztschr. Ges. f. Erdkunde 1905, 169. •) S c h u r t z Urgeschichte der Kultur 52, vg!. D e r s . Altersklassen 10. ') B a s t i a n Vorgeschichte det Ethnologie 90. Vgl. Völkergedanke 114 ff. 175 f. •) S c h u r t z Urgeschichte 49. •) E i s e n s t ä d t e r 15. " ) R a t z e l Ann thropogeographie 2, 707. ) Ztschr. f. Altertum und P ä d a g o g i k 17, 360 " ) Urquell 4, 20. " ) R a t z e l Anthropogeographie 2, 605; Völkerkunde 1, 139. 14 ) P . E h r e n r e i c h Zur Frage der Beurteilung ethnologischir Analogien. Korresp.Bl. f. Anthropol. 1903, 1 7 6 f f . ; vgl. Eisenstädter 36. ") Steinmetz Gesammelte kleinere Schriften hur Ethnologie u. Soziologie 1 (1928), 259. i e ) E b d . 252 f. und Religion 3, 61. " ) W u n d t Mythus " i W u n d t 3, 62. u ) S t e i n m e t z 252. »°j K ü s t e r Schlange 57 ff. ») W u n d t 3, 83. *') Fr. P a n z e r Märchen in J o h n Meier Deutsche Volkskunde (1926), 256. " ) Ebd. 256 f. M ) R a n k e Sage in John Meier Deutsche Volkskunde 2 1 1 ; v g l . W . H o f f m a n n Sage v. d. Weinsberger Weibertreu (1925). — Zum Ganzen noch Rieh. Schwarz Bastians Lehre vom Elementar- u. Völkergedanken (1909); B o c k e l Volkslieder (Einleitung). K . Beth. 2)
Elend, Elentier, Elch (Cervus alces). Die alte Benennung des Elentieres, eines nahen Verwandten des Hirsches, ist ahd. elah (vgl. griech. £X-a) S ¿ b i l l o t Légendes 2, 87 ff.; D e r s . Folh-Lore 1, 71. 118. Häufig ist die Bezeichnung Corpo santo : S é b i 11 o t Légendes 2, 90; ZfVk. 17, 314. In der Rauris (Salzburg) und angeblich auch in Tirol heißt das E.feuer „Perchtenfeuer". 4) W e t z e r u. W e l t e 4, 729; P f l e i d e r e r Attribut der Heiligen
44; M a c k e n s e n
35. ') R o s c h e r
Name u. Mythos
Lexikon 1, 1163.
hist. 2, 37. ') Orestes 1637. Légendes 2, 97. •) E b d . 2, 102.
•) Not.
») S é b i l l o t l 0 ) N. F e d e r -
m a n n s u. H. S t a d e s Reisen in Südatmrika
1529—1555 (47- Publikation des literar. Vereins in Stuttgart) 102 ; U h 1 a n d s Schrifen 8,
423; ZfVk. 17, 314; S é b i 11 o t Légendes >8 ff.
102; D e r s . Folh-Lore 1, 96. ") S é b i J l o t
Légendes 2, 98. » ) E b d . 2, 90. 104 f f . ; ?olkLore 1, 118. » ) S é b i l l o t Légendes 2,97t.
103 f.; D e r s . Folh-Lore i, 96; A b b o t t Nnce-
donian
folklore
241;
S c h m i d t
Volkieben
d. Neugriechen 173 f.; ZfVk. 7, 359. ») 1 Wie den Göttern, so wird auch berühmten Helden der Sage und Geschichte eine wunderbare E. zugeschrieben, so in erster Linie den großen Religionsstiftern Buddha, Zarathustra und Jesus. Theologie und künstlerische Phantasie des MA.s beschäftigen sich unaufhörlich mit dem Problem der E. Christi in seiner jungfräulichen Mutter und suchen sich das Wunder oft auf sonderbarste Weise zu erklären (E. durch das Ohr) 24), ja, im frommen Spiel von Mariä Verkündigung 2 B ) es dramatisch darzustellen; und im Streit um die leiblichen Brüder Jesu spielt das der heidnischen Auffassung entnommene Motiv, daß die vom Gott berührte Frau sich keinem Menschen mehr hingeben dürfe 28), eine entscheidende Rolle 27 ). Im Gegensatz zur E. Christi wird die (jungfräuliche) E. des Antichrist mit dem Inkubusglauben (s. a. Geschlechtsverkehr) erklärt 2 8 ).
') F r a z e r Totemism I, 92 ff. 576 f.; Spencer Native tribes of the northern territory of Australia 263 ff. *) u. a. D a r g u n Mutterrecht. a) A . G e r s o n in Ztschr. f. Sex.Wiss. 7, 66. «) Vgl. H a r 1 1 a n d Paternity bes. 2, 250 ff. 6) F r a z e r] Totemism i , 155 ff.; 2, 612. •) Vgl. u. a. V i s s c h e r 2, 85 f. ') S p e n c e r (s. Anm. 1) 263 ff.; Fehl i n g e r Unkenntnis der Zeugung bei wilden Völkern in Ztschr. f. Sex.-Wiss. 6, 20. •) Vgl. D i e t e r i c h MutterErde 92 ff. •) S i m r o c k
Auch die übermenschlich erscheinende Größe eines Piaton und Alexander wurde erklärt durch übernatürliche E.29), wie in nordischer Sage die Heldengröße Sigurds. Die Vaterschaft eines Gottes ist dabei oft nur mittelbar-symbolisch vorgestellt. Zeus befruchtet durch Handauflegen 30), durch Blitz oder goldenen Regen, Odin durch den Apfel, den die
Empfängnis
8O9
8lO
Tiere) durch den Wind (Plinius, Augustin u. a.) lassen sich in der finnischen Mythologie Loviatar und Ilmatar von den 18) Vgl. u. a. G r u p p e Griech. Kulte und Winden schwanger wehen * 1 ). Wie Danae Mythen i , 510; v. H a h n Griech. u. alban. durch den goldenen Regen des Zeus a ) , Märchen 1, 48. ») H e p d i n g Attis 103 ff. wird die eingesperrte Königstochter im *") W e i n r e i c h Heilungswunder 20. " ) U s e n e r Kl. Schrift. 4, 132; D e r s. SintMärchen von einem Wassel strahl beflutsagen 81; W i r t h Danae in der christl. Lefruchtet 43). Man glaubt, vor allem in gende. " ) O v i d Fast. 5, 229 ff.; U s e n e r Frankreich, an die unmittelbar befruchKl. Schrift. 4, 12g. ") W o c n i g Am Nil 2, 51 f. ") E i s l e r Weltenmantel 1, 190; G e r - tende oder E. erleichternde Wirkung beh a r d t Franz. Novelle 48. ") Zeugnisse f. stimmter Quellen und Teiche **). Der Gleichsetzung v. E. u. Verkündigung bei Glaube an wunderbare E. durch Baden R e i t z e n s t e i n Zwei religiöse Fragen 120. ist weitverbreitet 4 S ). Nach iranischem ") Vgl. Matthäus 1, 18 ff. ") v. L e h n e r D. Glauben werden die erhofften Söhne Marienverehrung in den ersten Jahrhunderten; Zoroasters von einem Mädchen beim Bad ZfVk. 21, 302; F e h r l e Keuschheit 5. Liebrecht Gervasius 6 u. 67 ff. im heiligen See Käsava empfangen 4 S ). «») F e h r l e Keuschheit 23. M) W e i n - Wunderbare E. durch einen Trunk Wasr e i c h Heilungswunder 20. 3l) Fornaldarser 47) oder durch den Duft geheimnissögur 1, 89. voller B l u m e n i s t ein beliebtes im 3. Je mehr die Götter dabei zurückVolksglauben wurzelndes Märchenmotiv. treten, u m s o mehr nähern sich diese VorDer Glaube einiger Primitiver, daß die E. stellungen von wunderbarer E. dem Abervom Genuß des tierischen oder pflanzglauben. Die ganze Natur, Sonne und lichen Nahrungsmittels herrühre, das die Mond, Wind und Regen, Quellen und Frau vor der ersten Wahrnehmung des Steine, Flora und Fauna, ist in diesen neuen Lebens genossen hat w ) , wird unVorstellungskreis hineinbezogen. Der bemittelbar in Zusammenhang gebracht mit fruchtende Sonnen- oder Lichtstrahl, im den vielen Vorstellungen von E. durch chinesischen Kaiserkult wie im ägyptibestimmte Speisen und Getränke M ). Vor 32 schen Apiskult von Bedeutung ), schwänallem der Fisch spielt dabei eine große gert im Märchen die im Turm wohlverRolle (vgl. den Märchentypus vom zerwahrte Königstochter ss ). Sonderbare Geschnittenen Fisch und von den Zwillingswalt hat der Mond, nach dem Rigveda brüdern) 5 1 ); daneben natürlich der Ap„als Samen träger in die Welten ge- fel M ), auch Eier, Brei, Erbse, Beeren, stellt" M ), als „der Erreger und BePflanzen und Kräuter aller A r t s s ). fruchter des Keims der menschlichen ErBemerkenswert ist dabei das Motiv, zeugung" 8S). Vielleicht steht der aus der wonach neben der Hausfrau oder der Oberpfalz überlieferte Aberglaube, daß Königstochter auch etwa die Magd, die selbst Männer, wenn sie den Mondschein den Bodensatz vom Brei oder die Schale im Wasser trinken, von ihm schwanger vom Apfel oder ein Stück vom Fisch mit werden 34 ), damit in Zusammenhang. Ähn- ißt, ebenfalls empfängt; ja bisweilen belich ist der Glaube, daß die Frau „mondtrifft die wunderbare Fruchtbarkeit soschwanger" wird, wenn der Mann sein gar alle weiblichen Haustiere gleichzeitig Wasser vor der Beiwohnung vom Monde mit M ). Selbst ein Lächeln, ein Blick, ein bescheinen ließ S7), oder wenn sie selbst K u ß 56), sogar ein Traum kann die E. sich im Mondschein entblößt 38). Und in herbeiführen, und die Großmutter der Neuenhammer erklärte man die Mode Jungfrau Maria wird davon schwanger, daß sie das Messer, mit dem sie einen der Bettvorhänge mit der Angst vor dem Apfel geschält hat, am Kleid abwischt M ), Mond, der, ins Ehebett scheinend, die E. mondsüchtiger Kinder verursacht 39 ). Auch soll E. in Neumondnacht Knaben, ") H a r t l a n d Paternity 1, 25 f. »») Gonim letzten Mondviertel aber Mädchen z e n b a c h Sicilian. Märchen 1, 178. M ) Rig40 bringen ). Entsprechend der vielbezeug- veda 9, 86. 39. ") S i e c k e Götterattribuie ten Vorstellung von Befruchtung (der 77. ") S c h ö n w e r t h Oberpfälzers. ") ebd. Walküre wirft 31 ).
der
Königin
in den
Schoß
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Empfängnis
**) S 6 b i l l o t Folklore de France 1, 41. ») W u t t k e § 570. «) W o I i Beitröge i , 247. *') L i e b r e c h t Gervasius 69. " ) H a r t 1 a n d Paternity 1, 24. " ) U s e n e r Sintflutsagen 112. " ) S 6 b i 11 o t Folk-Lore 2, 2 3 2 . 3 1 6 . 4S) H a r t l a n d Paternity 1 , 2 3 . 6 7 . 75 ff. " ) Sacred Books of the East 4, 79; 5, 143 A n m . 144; 23, 195. 226. " ) U s e n e r Kl. Schrift., 4, 128; B o l t e - P o l i v k a 1, 544 f. a) Usener R h . Mus. 30, 2 1 4 « . «) F r a zer Totemism 1, 576 f.; 2, 90. 507. 610 ff. Für das anord. Schrifttum vgl. G e r i n g Edda-Kommentar x, 396. " ) Vgl. Köhler Kl. Schrift. 1, 179. 387; S G b i l l o t Folh-Lore 3, 353. " ) S f e b i l l o t Folh-Lore 3, 433; K ö h l e r Kl. Schrift, i , 512. «•) S e b i l l o t FolkLore 3, 233. 528 f. " ) K ö h l e r Kl. Schrift. 1, 175. 387. ®5) Als Aberglaube der Tibetaner berichtet von L i e b r e c h t Gervasius 73. " ) E b d . 72.
4. Der Wunsch nach Kindern, der die Buddhistinnen die heilige Fußspur Buddhas suchen heißt w ) und Christenfrauen zu Maria und den Heiligen (Remaclus!) wallfahrten läßt, verleitet die Abergläubischen zu allerlei Mitteln, um die erwünschte E. zu fördern und zu ei leichtern. Diese Mittel entsprechen vielfach Jenen erwähnten Vorstellungen von wunderbarer E., auch hier spielt das Essen oder Trinken gewisser Dinge M ) f der Besuch von Brunnen, Quellen und Felsen S9), das Baden nach bestimmten Vorschriften M ) eine große Rolle. Die Bubenbäder in Bocklet und Brückenau (Franken) 91 ), das Verenabad in Baden (Schweiz) 92), das „Verenenloch" bei Büttisholz im Entlebuch (Schweiz) 63 ), die Quelle Groesbeck in Spaa (Belgien) M ), der Frauhollenteich auf dem Meißner in Hessen 8S) u. a. haben E. befördernde Kräfte (s. a. Kindersegen, Kinderlosigkeit). Die Volksmedizin weiß allerlei Mittel zu empfehlen. Sextus Platonius (330 n. Chr.) empfahl das Hasenblut auch zur Erleichterung der E. 6a ) und besonders in der Therapie des Hippokrates wird Rinder- und Schweinegalle mit Honigzusatz (Rest einer Opferbeigabe?) OT) als konzeptionsbeförderndes Mittel empfohlen. In einen Trunk Wasser mischt man bei verschiedenen Völkern gern Blut (von einem Neugeborenen, von der Nachgeburt, auch von einer Frau im ersten Kindbett), dann auch Speichel des Ehe-
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mannes (vgl. Kvasirs Zeugung in der nordischen Mythologie und die nach Liebrecht außer in England in Frankreich, Italien, Schweiz und Portugal verbreitete Redensart: He is the very spit of his father) M ). Die Frauen Transsylvaniens schneiden in den kleinen Finger eines ungetauften Kindes und trinken das Blut, um sich ihre E. zu sichern M ). In Braunschweig soll man glauben, daß das Trinken nach einem Sauerkrautgericht empfängnisfördernd wirkt 70 ). Die Siebenbürger Sachsen sollen das Taufwasser (Trinken, Waschen) zur Erleichterung der E. benutzen 7 1 ). Die Magyaren glauben, daß man die E.fähigkeit der Frau erhöht, wenn man ihr ein Getränk eingibt, in das man etwas von einem Totengebein geschabt hat 7 8 ). Weitverbreitet ist der Glaube an die empfängnisfördernde Wirkung der Alraunwurzel 73 ). Auch wird empfohlen, daß die Frau ein weichgekochtes Ei mit etwas Bisamzutat allabendlich vor dem Schlafengehen esse 74 ) oder „eine halbe Stunde vor der Beiwohnung die Milch von einer neumilchenden Kuh unterwarm" trinke (Pommern) 78). ") W e i n r e i c h Heilungswunder 22. H a r t l a n d Paternity 1, 4 — 7 . 3 2 — 7 3 . 75. S e b i l l o t Folh-Lore 2, 232 u.a. " l D e r s . Paganisme 13, 16 f. n ) L a m m e r t 156. e2) M a r t i n Badewesen 311 f. " ) R o c h holz Gaugöttinnen 135. M ) W e i n h o l d Quellen 25. 6S) Ebd. 26. " ) H ö f l e r Organotherapie 61. " ) Ebd. 194. **) H a r t l a n d Paternity 1, 70. " ) Ebd. 73; Urquell 3, 8. ,0) A n d r e e Braunschweig. 71 ) W 1 i s 1 o c k i Siebenb. Volhsgl^y5, 152. " ) D e r s . Magyaren 77, ähnl. 70. " ) H e r t z Abhandlgn. 275 f.; s. a. Verhandlgn. d. Berl. Anthropol. Gesellsch. 1891, 726 ff. '*) H a r t m a n n Dachau und Bruck 204. , s ) Urquell 5, 179 Nr. 1. M) M)
5. „Numerum liberorum finire flagitium habetur" 76 ). — Mittel zur Verhinderung der E. bilden ein wichtiges Kapitel der Volksmedizin w ) wie des Aberglaubens. In erster Linie stehen die Sterilitätstränke, gegen die schon die alten Volksrechte mit äußerst schweren Strafen vorgehen mußten TO). In Pönitentialien des 10. Jhs. finden sich Bußfragen und Strafbestimmungen über Abtreibung und E.verhütung durch „maleficiis et herbis" 7 8 ). In den Dekretalen Gregors I X .
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Enderle von Ketsch
wird auf Grund älterer Synodalbeschlüsse v e r f ü g t , „ d a ß jeder, der um seinen Begierden zu fröhnen oder aus H a ß einem Mann oder einem Weib einen T r a n k zuführe oder etwas anderes Zauberisches mit ihnen vornehme, wodurch ihre Fähigkeit zu zeugen, zu empfangen oder Kinder zu gebären, beseitigt werde, als homicida angesehen werden solle" Deutlich im Anschluß an diese Gregorianischen Dekretalen behandeln die „ C o u t u m e s " von Anjou und Maine die Verabreichung v o n Sterilitätstränken an F r a u e n als T o t s c h l a g 8 1 ) . J o h a n n Andreae und andere Schriftsteller des 1 4 . und 1 5 . J h s . erörtern vielfach die häufige Anwendung derartiger T r ä n k e und Mittel 8 2 ), die j a dann bei den Hexenprozessen eine große Rolle spielen. In der S u m m a des Guilelmus Peraldus wie in Beichttraktaten des 14. J h s . werden die Versuche der Frauen, durch Berührung der L a t t e n in der B a d e s t u b e (Häufigkeit der B e rührung = Zahl der kinderlosen J a h r e ) die E . zu hindern, mit R ü c k s i c h t auf die durch diese Maßnahmen ungeboren gebliebenen K i n d e r als Mord v e r u r t e i l t 8 3 ) . E i n Gegenstück zu diesem naiven und doch von Volk und K i r c h e geglaubten Mittel ist jener B r a u c h der serbischen B r a u t , v o r dem T r a u u n g s g a n g ein Vorhängeschloß aufzuschließen, zwischen Schlüssel und Schloß einmal hin- und herzuschreiten, und es dann wieder zu verschließen im Glauben, daß sie nun solange vor E . sicher sei, als sie das Schloß nicht selbst öffnet, oder jener ungarische Brauch, nach dem die B r a u t sich bei der T r a u u n g auf so viele Finger ihrer H a n d setzen muß, als sie Kinder zu haben w ü n s c h t 8 4 ) . Wie das Verschlucken zweier Fingerknochen E . bew i r k t (Zeugekraft der F i n g e r ) 8 S ) , so „ w e i ß m a n " andererseits nach Agrippa von Nettesheim, „ d a ß ein Finger von einer unzeitigen Geburt an den Hals eines Frauenzimmers gehängt, die E . v e r h i n d e r t " 86 ). Ein magyarisches Mittel zur Verhinderung der E . soll sein, „dreimal über einen B a c k t r o g hinwegzus c h r e i t e n " oder „ S c h i e ß p u l v e r i n E s s i g zu t r i n k e n " 87 ), schließlich, die Geschlechts-
teile eines toten Mannes mit den Menses des u n f r u c h t b a r zu machenden Weibes e i n z u r e i b e n w ) . Bei den S l o w a k e n und R u t h e n e n soll der Glaube lebendig sein, daß der V e r k e h r mit mehreren Männern die F r a u v o r E . b e w a h r t 8 8 ) . Bei den beim Geschlechtsverkehr (s. d.) selbst angewandten Mitteln zur E . v e r h ü t u n g mischt sich das Abergläubische mit richtigen E r kenntnissen M ). Heimlich, in Scheu v o r der f r o m m e n Verurteilung solcher Mittel, gehen diese Rezepte von Mund zu M u n d ' 1 ) , wobei der wachsende „ B e d a r f " und die zunehmende „ A u f k l ä r u n g " die nur dem Aberglauben entstammenden Mittel zugunsten jener zuverlässigeren, die heute selbst von Wissenschaftlern volkstümlich verbreitet werden, zurückdrängen. 7, J T a c i t u s Germania c. 19. " ) H o v o t k a - K r o n f e l d 1, 33. '") Lex Salica Zusätze zu tit. 19; Lex Visigoth. 6, 3. ™) H a n s e n Hexenwahn 42 s. a. 426. D e r s. Zauberwahn 98. 81 ) Coutumes et institutions de l'Anjou et du Maine antérieures au 16e siècle éd. Beautemps-Beaupré 2, 491 ; H a n s e n Zauberwahn 354. M ) H a n s e n Zauberwahn 291. M ) MschlesVk. 17, 42. ••) W e i n r e i c h Heilungswunder 22. ••) Ebd. 20. '•) A g r i p p a v o n N e 1 1 e s h e i m 3, 71. n ) W l i s l o c k i Magyaren 120. " ) Ebd. 70. ••) H o v o r k a Kronfeld 1, 163. •») Ebd. " ) S t o l l Zauberglauben 105. Kummer.
Enderle von Ketsch, ein v e r f l u c h t e r Geist. E . , im 16. J h . Schultheiß zu K e t s c h bei Mannheim, w a r ein gottloser, harter Mann gewesen und hatte den P f a l z g r a f e n Ottheinrich o f t wider sich a u f g e b r a c h t . Bei seinem Tode wurde er daher zur R u h e losigkeit verflucht und erschien dem P f a l z grafen bei dessen R ü c k f a h r t v o m Hl. L a n d e im Seesturm auf einem kleinen schwarzen S c h i f f , gerade in seiner Todesstunde, und schrie l a u t : „ W e i c h t , Herr K u r f ü r s t , weicht, der E. v . K . k o m m t ! " 1 ) . Modernisiert wurde die S a g e in Hessen: Danach w a r er ein berüchtigter Wildbrethändler in K e t s c h und wurde nach seinem T o d e in einen feuerspeienden B e r g (die Hölle) geworfen unter dem A u s r u f : „ T a p f e r , t a p f e r ! der Händler v o n K e t s c h k o m m t ! " 2 ) 8 ). Riehl Pfälzer 107; M e y e r Aberglaube 347; M e y e r Baden 579; vgl. S c h e f f e l s Ballade „Der E. v. K . " im Gaudeamus
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Endivie—Endschlacht
63 f f . ») W o l f Sagen Nr. 133. •) Z u r historischen Persönlichkeit überhaupt v g l . M . H u l s c l ^ m i d Z f G O R h . N F . 5, 201 f f . ; 10, 456 f f . ; 14, 483 f f . Stammler.
Endivie (Cichorium endivia). Zu den Korbblütlern gehörige, aus den östlichen Mittelmeerländern stammende Salatpflanze, die bei uns seit längerer Zeit angepflanzt wird *). Die E. muß am Johannistag gesät werden, dann schießt sie nicht (d. h. sie kommt nicht zum Blühen und wird als Salat unbrauchbar) 2 ). ») M a r z e l l Kräuterbuch 192. ») Z f r w V k . 12, 84; J b E l s L o t h r . 2, 187; U r q u e l l N F . 1, 183; W i l d e Pfalz 49; in Belgien w i r d der F r o n l e i c h n a m s t a g , in F r a n k r e i c h der Saint E u t r o p e t a g g e n a n n t : R o l l a n d Flore pop. 7, 2 1 6 ; R e v u e E t h n . 20, 356. Marzell.
Endschlacht 1. Der Glaube an eine eschatologische Schlacht ist weit verbreitet. Ob in germanischer Zeit bereits von einer allgemeinen Schlacht oder von einzelnen K ä m p f e n (Thor — Schlange, Odin — Wolf) (s. Eschatologie) die Rede war, wissen wir nicht; wahrscheinlich dürfte das letztere sein. In frühgeschichtlicher Zeit wandert die Vorstellung von einem Dämonenheer (Muspelz lydir, fifls megir) ein, das unter Surts Führung auf Vigridr oder Ösköpnir gegen die Asen unter Freyr kämpft. Die Vorlage dafür sieht Neckel in Apoc. Joh. 9, 3 ff: 14 f f . 1 ) . Deutsche wie nordische Zeugnisse berichten von demo muspille 2 ). Der Ragnarökmythus hat später alle endzeitlichen K ä m p f e zusammengefaßt 3 ). Die für das MA. wichtigere, weil geläufigere Form der E.mythe basiert auf der Gog und Magog-Mythe (s. d.), über die auch „dürrer Baum", „Schlachtcnb a u m " und der Sagenkreis vom schlafendeh und wiedererwachenden Kaiser zu vergleichen ist 4 ). All diese Nachrichten verlegen die E. in die Nähe von Jerusalem; ihr folgt als letzter eschatologischer A k t die Niederlegung der Krone am Kreuz (dem dürren Baum) durch den letzten römischen Kaiser. Diese Sage verblaßt im 16./i7. Jh. zugunsten des dritten T y p u s , nach dem ein weißer Erretterkönig unter dem Schlachtenbaum (s. d.) den Erbfeind schlagen wird.
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l ) G . N e c k e 1 Weltuntergang in Sitzb. Heidelb. 9 (1918), A b h d l g . 7. *) E b d . 25 ff. ') Siehe „ E s c h a t o l o g i e " . So auch, wie ich j e t z t erst sehe, N e c k e l i 8 f . Olriks Herleitung der R a g n a r ö k schlacht aus d e m Keltischen, die ich in „ E s c h a t o l o g i e " ablehnte, verwerfen a u c h K a u f f mann Z f d P h i l . 35, 405; H e u s 1 e r in D e u t s c h e L i t Z t g . 1915, 440; N e c k e l 50 N . 1 . 4) Eine Durchsicht der K a m p e r s c h e n (Kaiseridee) und verwandter A r b e i t e n zeigt das ganz deutlich.
2. Die E. wird über Gog und Magog erfochten werden. Sobald man irgendwelche historische Völker mit Gog und Magog identifizierte (wie Widukind, res gestae saxoniae I. 19 mit den Avaren, das 13. Jh. mit den Tartaren) 5), mußte die E. auf diese Völker umgestimmt werden. So hat man um 1241 in den Tartaren die Ismaeliten des Pseudo-Methodius a ) gesehen 7 ); so wird im 15. Jh. der Türke dem Ismaeliten gleichgesetzt, und die pseudo-methodianische Prophezeiung vom Siege des letzten Königs der Welt auf ihn bezogen 8). Die ungeheure Angst vor den Türken *), deren Züge Prognostica weit nach Deutschland hineinreichen lassen 10 ), ließ die oft prophezeite E. in Deutschland stattfinden, und zwar an dessen westlichster Grenze, am Rhein, bei K ö l n u ) . Lichtenberger (s. d.) ist m. W . der erste, der 1488 davon handelt. Das 16. Jh. hat Lichtenbergers Weissagung dauernd wiederholt 12 ), und dann hat sie das Volksbuch „ 1 2 Sybillen Weissagung", in den entscheidenden Teilen auf Lichtenberger beruhend, dem 17. Jh. weitergereicht 1 3 ). Um 1670 entsteht im Mainzischen eine Prophezeiung von einem großen Krieg zur Kornblütezeit. Man wird dann wie die Vögel fliegen, in Wagen ohne Pferden fahren; die Frauen werden mitkämpfen; viel Witwen und Waisen werden sein; für einen Laib Brot wird man drei Äcker bieten; der Türke wird die Pferde im Rhein bei Köln tränken. Der Norden wird Führer Deutschlands sein, dort wird die Freiheit aufgehen M ). Die Prophezeiung wird einer Hellseherin Sibylle von Kemel zugeschrieben, sie zeigt volkstümliche Motive. Sicher geht die Weissagung von der E bei Köln auf eine ältere Prophetie zurück. In den Annales Marbacenses heißt
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Endschlacht
es 1 2 2 2 von den Tartaren, die damals (wie 1488 die Türken) Gog und Magog repräsentierten: Dicebant tarnen quidam, quod versus Coloniam vellent ire et tres Magos de gente eorum natos ibidem acc i p e r e l s ) . Ob ein Zusammenhang der Nachricht mit Lichtenbergers Prophezeiungen besteht, ist schwer zu sagen; die Volksüberlieferung scheint eher an einen Kampf mit Frankreich gedacht zu haben; denn die Angabe, daß nach dem K a m p f Frankreich in viele Teile zerrissen werde l s ), hat wohl nur Sinn, wenn das der Feind gewesen ist. Auch andrerorts sind E.prophetien bekannt. Friesische Weissagungen um 1580 kennen eine Entscheidungsschlacht zu R i s p e l 1 7 ) ; auch da scheint eine alte Überlieferung vorhanden gewesen zu sein. Noch älter ist die Angabe, daß bei Straßburg die E. gegen Frankreich stattfinden werde; Melanchthon, aus der Pfalz gebürtig, nennt sie eine „sehr alte Prophec e y " 1 S ). In England wird im 16. J h . von der E. zu Sheriffmoor und anderorts gesprochen M ), zu der ein Horn das schlafende Heer aufruft. D a diese Weissagung von der des Sibyllenbuchs unbeeinflußt erscheint, dürfte es sich hier ebenfalls um alte Volksüberlieferung handeln. Obwohl die Bindeglieder zwischen german. Zeit und dem 15./16. J h . fehlen, — w i r dürfen aus schlesischen Sagen vielleicht annehmen, daß sie zur Kolonisationszeit (13. J h . ) lebendig waren, weil die Einwanderer sie j a mitbrachten, — möchte ich an den Zusammenhang dieser Sagen mit der Mythe von der Muspellschlacht glauben. ') Ernst S a c k u r Sibyllin. Texte u. Forschungen 1898, 5. *) Vgl. über diesen S a c k u r 1 ff. ') Ebd. 5 N. 3. «) Ebd. 5; vgl. Quidam tractatus de Turcis, Nürnberg 1 4 8 1 ; Onus ecclesiae 1 5 3 1 . c. 49. •) G r a u e r t in Internationale Wochenschrift 5, 5 1 f. 10) Vgl. etwa Nicolaus O r p h a n u s Judicium astrologicum 1 5 7 3 CA. C 4 A ; David H e r l i c i u s Prognostica von gefehrlichen Verenderungen in dieser Welt 1628, 13. 14; Paulus S e v e r u s Newe Zeilunge (in Phys. IV. Qu. in 78 der Bresl. Univ.-Bibliothek). l l ) Z a u n er t Rheinland 2, 248 ff; Hessen-Nassau 1929, 255; ZfdMyth. 3, 34 f.; 1, 189; R i e h l Land u. Leute 1861, 319; K ü h n a u Oberschles. Sagen 1926, 493. Vgl. auch V e r n a l e k e n Alpen-
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sagen 6 6 f . ; J . V. K u t s c h e i t Sechs bisher unbekannte höchst merkwürdige Prophezeiungen 1848 = P. B a h l m a n n Rheinische Seher und Propheten 1901, 99 ff. 40. 43 f. 48 f. 52; B e y k i r c h Prophetenstimmen (1849), 64. 69. '*) Die weissagunge Johannis L i c h t e n b e r g e r s deudsch, Wittemberg 1527, I. c. 26; III. c. 1 4 ; Vaticiniorum Lichtenbergii interpretatio P a r a c e l s i c a im Appendix zu Bd. xo der Huserschen Quartausgabe. Basel 1589, 270. 272 f.; Neue Zeitung 1 5 3 7 bei Rieh. S c h r ö d e r Die deutsche Kaisersage. Heidelberg 1891, 1 7 f.; vgl. Mittlgn. Salzburg. Landeskd. 54, 77 f.; Adam N a c h e n m o s e r Prognosticon theologicum; das ist Gaystiich Große Practica . . . Von der Welt Naahe vnd Garauß 1588. III. 46 R unter Berufung auf Lichtenberger, Hilten, Merlin und Wünschelburger von Amberg, bei dem aber (Sitzb. München 1884, 604 f.) nichts zu finden ist = Corrodi Chiliasmus 3, 46. Vgl. ferner v. B e z o l d in Sitzb. München 1884, 572 ff.; N. Jahrb. f. class. Altertum 3, 2 1 0 f. la ) Erfurt 1677. Dvj. Vgl. auch M o s c h e r o s c h bei S c h w e b e l Tod u. ewiges Leben 367. M ) Zentralbl. f. Okkultismus 9 (1915—1916), 114. 1 1 7 f. " ) R o h r Die Geschichte Deutschlands, seiner Verbündeten und seiner Feinde im Lichte alter Weissagungen 1918, 47; M G S S . in usum scholarum ed. Reincke-Bloch 1908, 89 f. u ) Z a u n e r t Rheinland 2, 253. Vgl. V e r n a l e k e n Alpensagen 6 6 f . ; M e i e r Schwaben 22 f. «) ZfdA. 3, 458. 459. S t ö b e r Elsaß 1858, 368 ff. = S c h w e b e l Tod und ewiges Leben 366 f. " ) K u h n - S c h w a r t z 495 f.
3. L o k a l i s i e r u n g d e r E . Was dazu geführt hat, die E. zu lokalisieren, läßt sich kaum sagen. O f t mögen alte Schlachtfelder genannt werden; die Bayern lassen sie z. B . auf dem Lechfelde geschehen 2 0 ), die Böhmen am Weißen Berge bei P r a g 8 8 ) . Vielleicht ist bei Straßburg eine ähnliche Erinnerung vorhanden 18 ). Für die westfälische Sage hat man Nachklänge der Römerschlachten annehmen wollen 2 1 ). Oft wird sie am Rande des bebauten Landes 22 ), an Grenzen 23 ) und L a n d m a r k e n 2 i ) lokalisiert. Der Feind durcheilt das ganze L a n d (Deutschland bis Köln), ehe er aufgehalten und vernichtet werden kann. Ein gleiches Gefühl spricht sich in der Annahme aus, daß erst die zweite oder dritte Schlacht Entscheidung bringt 28 ). Als Ort der E . (vgl. Schlachtenbaum) wird angegeben: Sheriffmoor (England 1 7 ), das Feld von Ringsiede bei Gent 29 ), die Gegend von Amersvoord (Holland) H ), Köln u ) , Koblenz M ), Neumagen (Mosel-
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land) a ) , bei Trittenheim so), die Wahner Heide (Rheinland)* 1 ), das Birkenwäldchen, ein Bach bei B o d b e r g " ) , Dorf Schmerlecke am Lusebrinke **), oder der Lausebrink bei Salzkotten **), der Bockskamp *•), das Sintield bei Paderborn **), Goldenstedt bei Vechta 8 5 ), Rispel 37 ), die Schöffe zwischen Eileahausen und Markoldendorf M ), auf der Königsau *>), die Windmühle von Burgdorf *•), bei der Wiedingharde im Amt Tondern 41), Bornhövede oder die Kropper Heide **), das Rudental mit dem Jakobsbrunnen zwischen Sackshöhe (Neu-Zizow) und Köpnitz **), zwischen den Dörfern Nohra und Viselbach bei Erfurt 4 S ), zwischen den Gander-Dörfern auf dem Eichsfelde 4 5 a ), am Odensberge in Hessen 4S), am Siegesküppel hinter Lützelwig (Hessen) 46 a ), Straßburg 1 8 ), Rems in Baden 48 ), auf dem Emmenfeld, Ochsenfeld 47), die Semilower Heide bei Ratzeburg 42), auf der Guggernollen **), der Ulfiswiese w ) ( = bei Innsbruck) 60 ), bei Meran S1), auf der langen Wiese bei Kranewitten B2), auf dem Lechfelde i0 ), bei Waldmünchen in der Oberpfalz 63 ), vom Gebirge (Schweiz) her an den Flüssen abwärts (Obersteiermark) 64), in Schlesien an den Dreigräben 6S), bei Winzig 56), Beuthen OS. 6 7 ), Schloß Camenz 58 ), Glatz 59 ), an der Walkbrücke bei Braunau (Nordböhmen) 59a ), zwischen Kronstadt und Broos in Siebenbürgen ao). Die Tschechen wissen von der E. am Weißen Berge bei Prag40®), am Blanik 4 0 b ), die Ungarn auf der Ebene von Debreczin 60 °), die Polen bei Pinsk (?) 41 ). ••) J. N. S e p p Das Heidenlhum i (1853), 502. " ) H ü l s e n b e c k i m Programm G y m nas. Paderborn 1878; vgl. Friedr. Z u r b o n s e n Sage v. d. Völkerschlacht d. Zukunft „am Birkenbaume" 1897, 36 f f . ; Histor. Vierteljahrsschr. 12, 406 f. ••) So der Seeborn bei Kolbnitz a m R a n d e des Mönchswaldes (BoberKatzbachgebirge) K ü h n a u Sagen 3, 516 f. Vgl. P e u c k e r t Schlesien 70. So hoch die Haselstauden wachsen: K r o n f e l d Krieg 146; die Lärchen, die roten Nummern reichen: P e u c k e r t Schlesien 72. K a m e n z a m Rande der mittelschles. E b e n e : K ü h n a u Sagen 3, 517. " ) So K ö l n als westlichster P u n k t Deutschlands. K o l b n i t z als Westpunkt der mittelschles. Ebene. M ) Dreigräben: Kühn a u Sagen 3, 5 1 7 = P e u c k e r t Schlesien
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69; vgl. P e u c k e r t Schles. Volkskunde 1928, 19 f. " ) Z a u n e r t Westfalen 244; Z f d A . 3, 459; K u h n Westfalen 1, 206; Ztschr. f . Kult.gesch. 4. Folge 4 (1897), 286. *•) L u k e n Die sibyllin. Weissagungen u. ihr Nachhall bis in unsere Zeit. Progr. G y m n . Meppen 1871, 17 nach S e p p Jerusalem u. das Hl. Land 1, 69 ff. «) Ebd. «) T h . B e y k i r c h Prophetenstimmen (1849), 70 A n m . 1 5 ; P. B a h l m a n n Rheinische Seher u. Propheten 1901, 25 f. ••) ZfdMyth. 1, 189. " ) S c h w e b e l Tod u. ewiges Leben 368. " ) Z a u n e r t Rheinland 2, 250; S i m r o c k Mythologie 6 131. " ) Z a u n e r t Westfalen 241. " ) Ebd. 244. M ) K u h n Westfalen 1, 205 f. »*) B e y k i r c h Prophetenstimmen 67. *•) Z f d A . 3, 459. " ) S t r a c k e r j a n i , 151 f. 154. M ) G r i m m Sagen Nr. 293. " ) A n d r e e Braunschweig 374. " ) M ü 11 e n h o f f Sagen 374. 41 ) Ebd. 377. «) B a s t i a n Elementargedanke i , 44 N . 2 = S c h w e b e l Tod u. ewiges Leben 373. 43) S i m r o c k Mythologie* 131. **) K n o o p Hinterpommern 92; A. H a a s Pommersche Sagen 1921, 125. *•) S c h w e b e l Tod u. ewiges Leben 3 7 1 . 45a ) P. Z a u n e r t Hessen-Nassau 1929, 255. " ) Ebd. 365 f. «') R o c h h o 1 z Schweizersagen 1, 6 1 ; B ä c h t o l d Soldatenbrauch (1917), 7 f . ; S c h w e b e l Tod u. ewiges Leben 361. *') R o c h h o 1 z 1, 135 f. "(Verna1 e k e n Alpensagen 66; S c h w e b e l Tod u. i0 ewiges Leben 360 f. ) K r o n f e 1 d Krieg 146. M ) Z i n g e r 1 e Sagen 1859, 406. " ) E b d . 407. ") S c h w e b e l Tod u. ewiges Leben 364 f. »«) Z f V k . i , 218 f. " ) s. A n m . 24. «•) K ü h n a u Sagen 3, 517 f. *') Ebd. 3, 520. M ) Schles. Provzlbl. N . F . 1861, 194. *») K ü h n a u 3, 520 f. *»») Ebd. 521. M ü l l e r Siebenbürgen 4 f. w a ) G r o h m a n n Sagen 24. • ob ) S c h w e b e 1 Tod u. ewiges Leben 378 f., nach G r o h m a n n Sagen 14. " ' ) Ebd. 379 nach S e p p Heidenthum 1, 502. " ) G r a b i n s k i Neuere Mystik 227.
4. D e r F e i n d . Selten werden T die Gegner der E. so unbestimmt angegeben, wie in den westfälischen Weissagungen, nach denen der Norden gegen den Süden 62), der Westen gegen den Osten 63) zieht. Schon da versucht man bestimmtere Deutungen wie Preußen gegen Österreich M ), Deutsche gegen Russen 3 3 ). In Braunschweig sind's die Undeutschen 39), in Schleswig-Holstein blaue Truppen über See 4 1 ), sonst die Franzosen a 6 ), Türken 46) oder Tartaren 67), Chinesen ®8), Schweden ®9), den Katholischen die Reformierten den Tirolern die Schweizer „mit gefrorenen Schuhen" 70 ), also immer feindliche Nachbarn. " ) A n m . 32; K u h n Westfalen Vgl. K a r l G o l d Einkeitl. Anschauung
i, 208. u. Auf-
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fassung d. Chronik Echehards v Aura. Diss. Greifswald 1916, 23 **) A n m 40; Z a u n e r t Westfalenn^i. 244; ZfdA. 3, 458. 459. **) K u h n Westfalen 1, 205. " ) Vgl. Anm. 16. 18. 49. 68. ••) Anm. 11. 29. 40. 44. 54. 55; W. H. R i e h 1 Land u. Leute 1 8 6 1 ' , 315 ff.; Z a u n e r t Hessen-Nassau 255; M ü l l e n h o f f Sagen 377; K ü h n a u Sagen 3, 516 ff. Nr. 1922. 1923. 1925. 1926. 1928. 1929. " ) Ebd. Nr. 1925. ") Glatzer Heimatbl. 3 (1917), 55 N. 1 (aus Lothringen). K ü h n a u Sagen 2, 516 f. Nr. 1923. ,0 ) Anm. 52. 57; Z i n g e r l e Sagen 1859, 407.
5. T e r m i n d e r E. D a es sich um einen eschatologischen A k t h a n d e l t 7 1 ) , sind die Vorzeichen des Weltendes (s. j ü n g s t e r T a g ) a u c h die der E. Ihr geht soziale und sittliche Verwilderung voraus 72 ), Ü b e r m u t besonders in der Kleid u n g (rote H ü t e ! ) 7 3 ); Frauen tragen Hosen 74 ), die S t ä d t e r gehen auf die A l m und feiern dort F e s t e 7 5 ) , Menschen f l i e g e n 7 5 ) , W a g e n laufen ohne Pferde 7 8 ). E s werden viele neue Häuser (Kasernen) g e b a u t 7 8 ) . F r o m m e Gebräuche lassen n a c h " ) , sogar die Geistlichen sind verderbt n ) . V o n H u n g e r z e i t e n w ) ist seltener die Rede, als daß der letzte Winter kein W i n t e r mehr sein w i r d ; ein zeitiger ®°) und fruchtbarer Sommer k o m m t 8 1 ) . Zuweilen hat man lokale Z e i c h e n : die B r ü c k e z u K ö l n wird fertig sein 8 a ), u n b e b a u t e L a n d s t ü c k e werden gebrochen •*), die nicht ausgebaute Kirche in K a s t e l r e u t h s t ü r z t ein 8 3 a ), die Glocken beider T ü r m e in S. J o h a n n schlagen zus a m m e n M ), Schloß C a m e n z ist ausgeb a u t 85), K r a n i c h e fliegen durch die Glatzer B r o t b ä n k e 8 6 ) . A b e r die Schlacht wird g a n z plötzlich sein, ohne daß jemand was ahnt 8 7 ). In Notzeiten (1848) w ) , auch 1913, rechnete man in Schlesien auf die Schlacht. Die Friesen erwarten sie, wenn ein K ö n i g mit weißem Haar des Landes vertrieben werden wird 8 9 ), die Deutschen um L e i t m e r i t z (Böhmen), wenn ein Schimmel sich zeigt 8 0 ), mit einem W o r t , wenn Ü b e r m u t und Frechheit aufs höchste gestiegen sein wird. Die 90er J a h r e 8 1 ) sollten es sein, dann wieder 1913 (mündlich). V g l . ferner S c h l a c h t e n b a u m und schlafendes Heer, Kyffhäuser. " ) ZfdMyth. Alpensagen 62;
1, 34 f.; Müller
Vernaleken Siebenbürgen 4 f.
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A u s Lothringen: Glatzer Heimatbl. 3 (1917), 55 N. 1. " ) M ü 11 e r Siebenbargen 4 f. ; Z a u n e r t Rheinland 2, 248. '») Z f d M y t h . 3, 34 f . ; S t r a c k e r j a n 1, 154; französisch: Zentralbl. f. Okkultismus 7, 610; 8, 682; Belege zu 72. '*) Z a u n e r t Rheinland 2, 247. 248. A u s Lothringen: Glatzer Heimatbl. 3, 55 N . 1. " ) Zentralbl. f. O k k . 8, 682. " ) Ebd. 8, 683 f. " ) Ebd. ; Z i n g e r l e Sagen 1859, 406; Z a u n e r t Westfalen 243. '•) Vgl. „jüngster T a g " . '•) ZfdMyth. 3, 34 f.; P e u c k e r t Schlesien 72. M ) Z a u n e r t Westfalen 243. »') M ü l l e r Siebenbürgen 4 f. ••) Z a u n e r t Rheinland 2, 248 f. " » ) Z i n g e r l e Sagen 1859, 406. " ) S t r a c k e r j a n 1, 154. M ) V e r n a l e k e n Alpensagen 66 f. , s ) K ü h n a u Sagen 3, 516 Nr. 1925. Aus Lothringen: Glatzer Heimatbl. 3 (1917), 52. " ) K ü h n a u 3, 520 f. " ) Z a u n e r t Westfalen 243 f; Rheinland 2, 2 4 7 f . ; V e r n a leken Alpensagen 66 f.; französisch: Zentralbl. f. Okkultismus 7, 610. M ) K ü h n a u Sagen 3, 518 f. ••) M ü l l e n h o f f Sagen 377. *°) Jos. K e r n Die Sagen des Leitmeritzer Gaues 1922, 57. «) Zentralbl. f. O k k . 8, 682.
6. D i e S c h l a c h t u n d i h r A u s g a n g . Die Feinde k o m m e n so schnell, daß sie die A r b e i t e r a m W e g e überraschen M ) . Alles f l i e h t •*) auf die Berge 9 4 ), bis über die H a s e l s t a u d e n , 6 ) , übers W a s s e r 9 e ) , auf eine W a l d w i e s e 9 7 ) ; ein Mädchen im roten R o c k 9 8 ) , ein S c h ä f e r mit w e i ß e m H u n d e 9 8 ) werden als letzte über die B r ü c k e gehen. Die Feinde erschlagen die Geistlichen 9 8 ), schlachten eine rote K u h 98 ) (sonst gilt das über eine B r ü c k e führen der roten K u h als V o r zeichen der E.) " ) , stellen ihre P f e r d e in die K i r c h e n 10 °). Die E . dauert drei T a g e 1 0 1 ) , im obd. G l a u b e n aber g a n z kurze Zeit, so daß das Essen noch w a r m b l e i b t 9 S ) ; deshalb b r a u c h t man auf die F l u c h t nur ein B r o t m i t z u n e h m e n 1 0 2 ) . Viele fallen l o s ) ; das B l u t steht den Männern bis zu den Schenkeln, den P f e r d e n bis z u m B a u c h 1 0 4 ); es f l i e ß t so viel B l u t , daß eine goldne (Wunsch-) R u t e bloßgespült wird 1 0 4 8 ). Die B a u e r n und I I jährigen aus den S c h n e e b e r g e n 1 0 5 ) , die j u n g e n L e u t e 108 ), die W e i b e r geben den A u s s c h l a g 107 ). A n d e r s wieder glaubt man, G o t t selbst schlage die T ü r k e n 108), ein Erretterkaiser (s. S c h l a c h t e n b a u m ) schaffe R a u m . Die Feinde fliehen so schnell, daß die S c h i n k e n auf den Z ä u n e n unangetastet bleiben 1 0 9 ). D a n n bricht die neue, glückliche Zeit unter dem R e t t e r -
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Engel
kaiser herein 110 ); Paderborn hat wieder eigne Herren 1 1 1 ). Aber das Land ist menschenleer 1 1 2 ); zehn Jungfern schlagen sich um eine Mannshose 118 ), es gibt keine Geistlichen mehr 1 1 4 ); für einen Brotlaib zahlt man einen Bauernhof 1 1 6 ); eine K u h führt man an goldner Kette 1 M ). Manche Stadt (Prag) wird vom Erdboden verschwunden sein l l s ) .
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jedoch nahmen sie erst an, nachdem die Juden im Exil einerseits durch Berührung mit umgebenden Völkern (Persern, Babyloniern) die Vorstellung von E.n in lebendigerer Formen kennengelernt hatten, andererseits eine Änderung der Mentalität erfahren hatten, in der Gott selbst ihnen ferner gerückt, transzendenter geworden war und dadurch die Disposition für die Annahme von Mittelwesen zwi") Z a u n e r t Westfalen 243. 244; K u h n schen Gott und Menschheit stärker geWestfalen 1, 206. V g l . M ü l l e n h o f f Sagen 379. worden war. Unter diesen Mittelwesen •*) S t r a c k e r j a n 1, 51 f. M) Z a u n e r t Westfalen 243; Josef K e r n Die Sagen des nahm einer, der kurzweg „der E. Jahves" Leitmeritzer Gaues 1922, 57. , s ) V e r n a und E. d e s g ö t t l i c h e n Antlit1ek en A Ipensagen 66 f. ••) Z a u n e r t z e s hieß x ), eine hervorragende Stelle Westfalen 243 f . ; Rheinland 1, 248 f. •') E b d . 2, 249. " ) Z a u n e r t Westfalen 244. *•) M ü 1 - ein, derart, daß manchmal kaum zwi1 e n h o f f Sagen 378. 10°) Z a u n e r t Rheinschen ihm und Gott unterschieden werden land 2, 250; Z i n g e r l e Sagen 1859, 406; kann, er gewissermaßen die Stelle Jahves V e r n a l e k e n Alpensagen 66 f. 101) Z a u zu übernehmen scheint 2 ). Drum verhüllt n e r t Westfalen 244. 1 M ) D e r s. Rheinland 2, Mose sein Antlitz, als Jahves E. vor ihm 249; K u h n Westfalen 1, 206; Z i n g e r l e Sagen 1859, 407; V e r n a l e k e n Alpensagen als Feuerflamme erscheint 3 ), und ruft 66 f.; R o c h h o l z Sagen i, 135 f. 1M) S t r a k k e r j a n i, 154; M ü l l e r Siebenbürgen 4 f. Gideon aus: „ W e h ' mir, daß ich A u g in ,M ) Z a u n e r t Rheinland 2, 249; K u h n WestA u g Jahves E. sehen mußte"! *) Daher falen i, 205. 206; S t r a c k e r j a n i, 151 f.; sind die E. überhaupt Gott an Wesenheit Z i n g e r l e Sagen 1859, 407; französisch: sehr ähnlich gedacht, ohne Bedürfnis Zentralbl. f. Okkultismus 7, 610. 1M») Z a u nach Speise und Trank 6) und nach n e r t Hessen-Nassau 256. 10S) R o c h h o l z Schlaf 8 ), natürlich auch nicht heiraSagen i, 61. "•) Zentralbl. f. Okkultismus 8, 682. 10') Z i n g e r l e Sagen 1859, 407. 1M) Zfd- tend '), während R. Judan später lehrt, Myth. 3, 34 f. 1«) Z a u n e r t Westfalen 244; daß sich die E. vom Lichte der Schechina Rheinland 2, 249. u 0 ) Z a u n e r t Westfalen nähren 8 ). Sie sind Träger der mensch244; Hessen-Nassau 256; K ü h n a u Sagen 3, lichen Gebete zu Gott 9 ), aber auch Ver520; P e u c k e r t Schlesien 72. Doch: A. H a a s PommerscheSagen 1921,125. m ) K u h n künder des göttlichen Willens auf ErWestfalen 1, 205. "*) R o c h h o l z Sagen 1, den 10), mit F l a m m e n g l a n z , 6 1 ; K i i h n a n Oberschles. Sagen 1926, 492 f. L i c h t n a t u r u ) . Sie übernehmen Aus Lothringen: Glatzer Heimatbl. 3, 55 N. 1. lls) Z a u n e r t auch wohl die Leitung eines bestimmten Westfalen 244; Z i n g e r l e Sagen 1859, 406; V e r n a l e k e n AlpenBereiches von Naturgeschehen und zeigen sagen 67; Zentralbl. f. Okkultismus 8, 682. in solchen Fällen eine Herkunft aus alter 115 "«) Z a u n e r t Westfalen 244. ) VerAuffassung, indem sie in solchen Fällen n a l e k e n Alpensagen 67; A. H a a s Pomaus Naturdämonen herausgebildet zu sein mersche Sagen 1921, 125. A u s L o t h r i n g e n : Glatzer Heimatbl. 3, 55 N. 1. "•) V e r n a scheinen (E. des Feuers, des Lichts) 1 2 ). l e k e n Mythen m ; P e u c k e r t Schlesien Die Zahl der E. wurde immer größer, 72. Vgl. K ü h n a u Sagen 3, 507 f. 496; schon die Apokalypsen des ATs. und des Zentralbl. f. Okkultismus 8, 683. Peuckert. Spätjudentums sprechen von tausend mal tausend und zehntausend mal zehnEngel, griech. angelos, bedeutet eigenttausend 1S ). Den Verkehr mit den Menlich Bote, nämlich Gottes (so auch das schen bewirkt Gott nach der später enthebr. W o r t mal'ach im AT.), ein überwickelten Anschauung vor allem durch irdisches, der Gottheit besonders nahedie E r z - E. u ) (E.anführer), deren zustehendes Wesen. In der Mehrzahl als nächst vier namhaft gemacht werden E.scharen, in der Umgebung Gottes als (Gabriel, Michael, Raphael, Uriel), dann Dienerschaft, Sängerchor u. a. Das A T . dazu Phanuel u. a. Weiter wurden bekennt schon in der vorexilischen Zeit stimmte Klassen von höheren E.n untersolche Wesen, eine größere Bedeutung
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schieden, nämlich die Cherubim, die die W ä c h t e r des Paradieses sind 1 5 ), deren symbolische Gestalten auf der Bundeslade standen 16 ), die J a h v e s Wagen ziehen 17 ) und beim Propheten Ezechiel Gottes Thronwagen bewegen u ) , und die Seraphim, welche mit sechs Flügeln vorgestellt werden und einander den Lobpreis J a h v e s zurufen, den Menschen entsündigen und ihm dadurch den Zugang zu G o t t ermöglichen 19 ). Eine Tradition weiß d a v o n , daß die beiden ersten E. schon v o m Schöpfungsbeginn an bei Gott waren, während die gewöhnliche Lehre ist, daß die E. erst am sechsten Schöpfungstage, nach anderen am fünften, nach anderen am zweiten erschaffen wurden i0 ). A n d e r e wieder betonen, daß die E. durch Gottes Allmacht aus dem großen Feuerstrom hervorgehen und, nachdem sie ihm L o b - und Preislieder gesungen, wieder darin verschwinden 2 1 ), weshalb nach R . Chelbo Gott jeden T a g neue E.scharen schafft22). Die E.lehre hatte in alten Religionen große Bedeutung, weil d i e Stufen d e r E. d i e S t u f e n d e s H i m m e l w e g s d e r S e e l e bedeuten. Celsus berichtet in seiner Streitschrift gegen die Christen, daß letztere lehren, die Seele durchlaufe bei ihrem Aufstieg zum Himmel die Sphären der sieben Archonten (Planetensphären = E.fürsten). Er meint, wie ihm Origenes nachweist, die Lehre der o p h i t i s c h e n Sekte, die, wie auch andere Sekten und ähnlich Posidonios, mit der Stufenfolge der Sphären und Elemente v o m reinsten Äther, dem Sitz des höchsten Gottes, bis herab zur Erde die Lehre von rangmäßig abgestuften, in diesen Sphären lebenden Geistern (Sterngeistern, Heroen, E.n usw.) verbanden, welche in wachsender Entfernung vom höchsten Gotte je unvollkommener werden 2S ). Die Menschenseele geht von unten nach oben die Seinsformen der Archonten durch, nämlich die der vier schon aus dem Judentum bekannten Michael, Uriel, Raphael, Gabriel, und die von drei andeiren namens Thauthabaoth, Erathaoth und Thartharaoth (oder Onoel). Man lernte Beschwörungsformeln gegen jene E. und
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T ü r h ü t e r der E i n g ä n g e der S p h ä r e n , wobei die Kenntnis ihrer Namen unerläßlich war M ); Origenes nennt die sieben Namen anders: Jaldabaoth, Jao, Sabaoth, Adonaios, Astaphaios, A i loaios, Horaios 25 ). Ähnliches sagen uns koptische gnostische Schriften 24 ). A l s das Christentum sich den von ihm nicht zurückgewiesenen Glauben an die bösen D ä m o n e n (s. d.) in Einklang mit seiner biblischen Grundanschauung zu bringen suchte, erklärte man jene Dämonen für gefallene E. Alle möglichen Unholde wurden als v o m Himmel herabgestürzte Wesen angesehen 2 8 ), die v o n Gott wegen ihres Aufruhrs auf die Erde verbannt wurden, während die guten E. Lichtwesen wurden 2S ). Die Elben galten als gefallene Geister, welche im Mondlicht auf den Wiesen tanzen, soweit sie nicht etwa Seelen Verstorbener sind 30). A u c h reitende Dämonen mit S p i t z h ü t e n S 1 ) , auf ihren (oft kopflosen) Pferden verkehrt sitzend, sind solche Luftgeister, was auf die reitenden E. der Offenbarung Johannes zurückgehen kann. Die T r o l l e sind eigentlich b ö s e E. 32 ), welche selbst einem Pfarrer, der sie vertreiben wollte, klagten, daß sie herabgestürzte E. seien, die bis z u m jüngsten T a g e in dieser D ä monengestalt leben mußten. Svetlonosi, Lichtträger, sind in Böhmen die unter die Dornen und auf die Feld- und Wiesenwege geratenen lichten E., die wie dichter Regen herabfielen **). Zwerge M ) und Erdleutchen 8 6 ) sind ebenso wie das Herdm a n n l i s a ) gefallene E. In Schweden heißt einer solcher gefallenen E. der „ T o m t e g u b b e " , der zu dem „schwarzen Mann mit dem weißen K r a g e n " , dem Pastor, nicht hineingeht, von diesem aber, der zu ihm hinausgeht, beschworen wird, die seinem Vater weggenommenen Vorräte an Kleidern und Nahrung zurückzugeben 37 ). A u c h sonst erscheinen sie in rein menschlicher Gestalt wie die Holzhetzer (Hulzhatza), die zu jener Klasse von gestürzten E.n gehören, welche in diesem Zustand bis zum jüngsten T a g e bleiben müssen M ), sie sind sehr zahlreich, bellen wie Hunde, gehören z u m wilden Heer; ziehen sie vorüber, so ist es geraten,
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auf die Erde niederzufallen oder den Kopf zu verbergen. Sie haben manch ein „Holzweiblein" in den Lüften zerrissen, die Fleischstücke herabgeworfen, die sich aber immer wieder zusammensetzen. Auch der Wassermann, der durch ins Wasser geworfene Schinkenknochen vertrieben werden soll 3*), ist ein gefallener E. Die aufs Land herabgefallenen heißen in Westgalizien die Strzygoni, die nach der Volksansicht in Pech zerfließen, sobald man an die Glocke schlägt, für gewöhnlich ihren Kopf unter dem Arm tragen 4 0 ). Die g e s c h w ä n z t e n E., die in Schillers Räubern „ihr hochheiliges Synedrium halten" und von einigen Auslegern für Raubvögel, von anderen für wirkliche Teufel gehalten werden, sind als V ö g e 1 b e z e i c h n e t J e d e n f a l l s sind viele E. nach mancherlei Volksglauben bei ihrem Niedersturze in Tiere verwandelt worden; wie es unter den Fischen viele verwünschte Leute und arme Seelen gibt, so auch manche E., die sich nie an dem T a n z auf der mondbeschienenen Wiese beteiligen dürfen 4 2 ), sondern in Fischgestalt den jüngsten T a g erwarten müssen. Andere wurden giftige Schlangen, Eidechsen und ähnliche kriechende Tiere 43). Die meisten sind allerdings in menschlichcr Gestalt und werden in festen Formeln beschworen, „der göttlichen Fruchtbarkeit, der Erde, den Hopfengärten, den Wiesen, den Menschen und dem Viehe" nicht zu schaden 4 4 ). Auch gefällt sich die Volksanschauung darin, den Abfall dieser E. zu entschuldigen: in jugendlicher Unwissenheit sind sie dem Luzifer gefolgt und weinen nun jeden Morgen und Abend die Tauperlen auf die Wiesen, in deren Glitzern sie, wenn sie sich lichtscheu zurückziehen müssen, noch den Glanz ihrer entschwundenen Pracht gewahren 4B). 2. Mose 23, 14; 5. Mose 4, 37. *) x. Mose 16, 7 ff. u. 13; 48, 15 f. ») 2. Mose 3, 2. 4) Richter 6, 22 f. *) Tobias 12, 19. •) Henoch 39, 12. ') Mark. 12, 25. •) Z f V k . 23, 240. ») Tobias 12, 12. 15. 10) Apostelgesch. 7, 38. 53; Gal. 3, 19; E b r . 2, 2. u ) Matth. 28, 3; Apoc. B a r u c h 21, 6; 5 9 , n . " ) G r i m m Myth. 3, 430. 1S) Daniel 7, 10; Henoch 40, 1. Die G o t t umgebenden Myriaden schon 5. Mose 32, 2. " ) P r a d e l
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Gtbtie 55. ") 1. Mose 3, 24. »«) 1. Kön. 6 — 8 . " ) Jes. 19, 1 ; Ps. 104, 3; Ps. 18, 1 1 . " ) Ezech. 1, 5 — 1 4 . " ) Jes. 6, 6. ») Z f V k . 23, 240. " ) Z f V k . 23, 239. " ) E b d . " ) P . W e n d l a n d Die hellenistisch-römische Kultur 170 A n m . 4. " ) Bei O r i g e n e s Contra Celsum 30—33. " ) O r i g e n e s a. a. O. cap. 31. «•) C. Schmidt Koptisch-gnostische Schriften 1, 295 f. **) G r o h m a n n 108. " ) G ü n t e r t Kalypso 179. 263 A n m . 2. '*) M e y e r Germ. Myth. 136. " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 164 § 28. «) E b d . § 27. " ) Z f V k . io, 196. *3) G r o h m a n n 20. Bolte-Pol i v k a 3, 321. »•) N i d e r b e waiden 1, 18. " ) Ebd. 1, 31 f.; " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalzz, na 1e k e n Mythen 353. *') Urquell 4, 182. " ) S c h ö 231. 43) G r o h m a n n 79. " ) S c h ö n w e r t h 2, 133.
rger UnterZ f V k . 8, 269. 161 f. »») V e r Ebd. 358 f . nwerth 2, " ) Ebd. 34.
2. Im MA. wurde der Volksglaube an die E. auch in der Theologie ausgestaltet,' und zwar auf Grund der neuplatonischen Geisterlehre (des Jamblichos und Proklos) und des von dieser beeinflußten D i o n y s i o s v o m A r e o p a g , der ein eigenes Buch über „die himmlische Hierarchie" als Teil seines Werkes über die christliche M y s t i k schrieb. Man unterschied mit den genannten d r e i Klassen oder himmlische H i e r a r c h i e n von E.n und i n j e d e r Klasse drei Ordnungen oder C h ö r e . Denn das Bemühen war rege, sich den fern und in weltabgeschiedener Tatenlosigkeit vorgestellten Gott, wie der Neuplatonismus ihn beschrieb, mit dem Weltgeschehen in Verbindung zu bringen. Zu diesem Zwecke wurden die E. zu Gehilfen Gottes bei der Ausübung der einzelnen A k t e seiner Fürsehung (Providenz) angesehen 4 e ). Zu der o b e r s t e n H i e r a r c h i e rechnete man die Seraphime, Cherubime und Throne als himmlische Dämonen, welche noch möglichst eng an dem weltfernen göttlichen Grundwesen teilhaben und die Ordnungen der göttlichen Vorsehung schauen, indem der erste Chor sich in der Güte, der zweite im Wesen und der dritte in der Weisheit Gottes bewegt. Zur m i t t l e r e n H i e r a r c h i e werden die regierenden Gewalten gezählt als Dämonen, die bei der Regierung der Welt mitwirken. Der erste Chor dieser Klasse hat die Gene-
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ralsgewalt und erteilt die Befehle, die von den beiden anderen auszuführen sind. Der zweite Chor lenkt die Himmel und w i r k t Wunder. Die E. des dritten Chors halten diejenigen Mächte fern, welche das göttliche Gesetz stören zu können scheinen. Die d r i t t e Hierarchie u m f a ß t die Fürstentümer, Erz-E. und die anderen E., welche alle in abgestufter Weise die Befehle Gottes in der unteren W e l t und ihrer Verwaltung ausführen 47). Der erste Chor dieser Klasse sorgt für die großen öffentlichen Angelegenheiten, für Fürsten, Obrigkeiten, Länder, der zweite Chor sorgt für die religiösen Angelegenheiten und bringt die Gebete der Menschen vor Gott, der dritte Chor besorgt die kleinsten Angelegenheiten und steht den einzelnen Menschen als Wächter zur Seite. Unter ihnen gibt es solche, die den kleinsten Kräutern und Steinchen und allen unteren Dingen ihre K r a f t verleihen, die daher viele Eigenschaften mit Gott, viele aber auch mit den Menschen gemein haben. — In der obersten Hierarchie führt A t h a n a s i u s außer den oben angegebenen Klassen noch sieben andere Ordnungen an, die er zusammen als „ d i e himmlische Heerschar" bezeichnet **). Unter ihnen sind die Ersten die „ L e h r e r " , dann folgen die „ S c h u t z - E . " , dann die „Fürsprecher", die „ D i e n e r " , die helfenden E., die E., welche die Seelen in A b r a h a m s Schoß tragen *•) und in die ewigen Hütten a u f n e h m e n s c h l i e ß lich die Ordnung der beistehenden E. (nach A r t der zwei Ölkinder nach der Prophetie des Zacharia) 5 1 ). In ähnlicher Weise wie die E.schöre den Planeten vorgesetzt sind, sind sie auch Vorsteher der einzelnen Stunden des T a g e s 8 2 ) ; und der Geist, welcher einem T a g e vorsteht, führt auch über die erste Stunde desselben die Herrschaft 63). Als geflügelt sind sie wahrscheinlich, da schon in antiken Religionen geflügelte Dämonen vorkommen, z. B. bei den Griechen, von A n f a n g an, wenn auch nicht in der Regel, gedacht, der Nimbus hingegen trat erst in nachkonstantinischer Zeit auf M ). Zugleich werden die Namen der E. stark vermehrt M ). Man weiß auch
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über i h r e S p r a c h e mancherlei zu sagen, jedoch gibt es darüber keine feste Theorie M ). Noch A g r i p p a ist unsicher, ob die E. sich einer unter Menschen gesprochenen Sprache bedienen, und verweist darauf, daß der Apostel Paulus „Menschen- und E . z u n g e n " unterscheidet 5 7 ). Er führt nur als ein Bespiel an, daß manche den E.n die hebräische Sprache zuschreiben, hält es aber selbst für ungewiß, ob sie wirklich menschliche Sprachorgane besitzen M ) und zitiert in diesem Sinne mit sichtlicher Zuneigung die Ansicht der Platoniker, daß Sokrates seinen Dämon nur durch das Gefühl, wiederum jedoch nicht durch das körperliche, sondern durch ein in diesem verborgenes ätherisches Gefühl vernommen hat, auf welche Weise, wie A v i c e n n a glaubt, auch die E. von den Propheten gewöhnlich gesehen und gehört werden M ). Sicher hingegen ist, daß die E. s i n g e n , da ihnen j a das Lobpreisen Gottes gleichsam als Ehrenpflicht überwiesen ist. E. zeigen durch Gesang den Ort an, wo ein Kloster gebaut werden soll w ) . Nicht ohne Grund werden die E. vielfach a l s K i n d e r dargestellt. Der Franziskanerprediger Berthold v o n Augsburg hat im 13. Jh. die E. als langlockige Kinder beschrieben 6 1 ), und manches K i n d wird als ein E. bezeichnet 82). Diese A n sicht geht weit in vorchristliche Zeit zurück. Olaf T r y g g v a s o n wurde zugleich mit seiner fylgja und seiner hamingja geboren 6S), gewissermaßen seinem Lebensund Todes-E., mit den E.n seines Schicksals und Verhängnisses, und Ähnliches wird j a auch sonst erzählt. Die fylgja wurde später zur weißen T a u b e und zum christlichen E., die ham*ngfa z u m schwarzen Raben oder schwarzen Hund. Daß des Kindes Seele aus dem Himmel, aus der Gottesnähe stammt, hat der Hausglaube zu keiner Zeit ganz fern gelassen. Entweder ist es ein E. und wird wieder ein solcher, oder es bringt sich zumindest einen E. aus der Gotteswelt mit. Stirbt ein Kind, so herrscht in der Regel, oder soll doch herrschen, mehr Freude als Jammer im Trauerhause, denn der „ E . " ist d i r e k t i n d e n H i m m e l g e -
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f l o g e n 4 4 ) . Ja es gilt als Sünde gegen Gott, ein frühverstorbenes Kind zu beweinen, da es, wie man auch in Böhmen und Bosnien sagt, „ z u den E.n gegangen ist". Ein Erstgeborener wird ein geflügelter E. ®s). Diese Anschauung, nicht etwa erst aus dem Christentum in den Volksglauben eingedrungen, findet sich als ein sehr verbreiteter indogermanischer Glaube, der in vielen Parallelsagen in etwa folgender Form erscheint: Eine Mutter wollte ihre Tochter vor dem Schicksalsspruch, sie müsse im 16. Lebensjahre sterben, behüten. Gleichwohl starb die Tochter an einer Krankheit. Die Mutter kannte nach dem Begräbnis keine andere Sehnsucht, als ihre Tochter noch einmal irgendwo zu sehen und eröffnete einem Bettler, der bei ihr ein Nachtlager begehrte, er werde doch keine Ruhe finden, da sie die ganze Nacht hindurch jammere, weil sie ihre Tochter noch einmal sehen wolle. Der Bettler, der hl. Petrus, sagte ihr das zu und verzichtete auf die dafür gebotenen 100 Gulden. Seiner Weisung gemäß ging die Frau am Allerseelentage in die Kirche und sah dort in dem feierlichen Zuge weißgekleideter Seelen, die alle frohe Gesänge sangen, ihre Tochter als einzige ganz naß und bitterlich weinend. Diese rief der Mutter zu: „Alle übrigen Seelen sind freudig gestimmt und schön gekleidet, während ich von Euren Tränen ganz naß bin" 6 8 ). Beim Anblick eines gestorbenen Kindes sagt man: „ D a s ist ein schönes Engelein" und zu den Eltern: „ J e t z t habt Ihr ein schönes Engelein im Himm e l " 67). Die Kindesleiche soll daher wie ein E. behandelt werden M ) und kommt auf den E.gottesacker 6 9 ). Man wird sich hüten, seinen Tod dadurch heraufzubeschwören, daß man es bei Lebzeiten einen E. nennt (Wammern Kind-E. hast, lebts net lang) 70 ). Fliegt eine eigenartige F l i e g e von der Leiche auf die Honigvase, welche für die Leichenwächter hingestellt ist, so hält man sie für einen E., die Seele des Verstorbenen, und meint, daß diese sich mit Nahrung versieht 7 1 ). Auch andere Tiere kommen im Volksglauben noch als Seelentiere, E.er-
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scheinungen, in Betracht. Dem hL V a m bert erscheint der E. in A d l e r gestalt und auch die G e s ä n g e d e r V ö g e l werden gern als E.gesang gedeutet 7 2 ); denn Gesänge, Musik und Tänze sind (seit Christi Geburt und schon vordem) der E. Weise, wie auch die der „ G ö t t e r " , das ist nach okzidentalischer Auffassung E., in der buddhistischen Legende. Außerdem erkennt man E. in Sternschnuppen 7S), wie auch Sterne unter Umständen die Augen von E.n sind 7 4 ). Schon bei primitiven Völkern findet ein h e f t i g e r S t r e i t um das Wohl der Menschen zwischen bösen und guten Dämonen statt 7 f i ). Dieser Streit erscheint auf christlichem Boden als derjenige z w i s c h e n E.n u n d d e m Teuf e l 7 6 ) . Eine Schäferin sah am Todestage einer Freundin durch den Nebel hindurch zwei gespenstische Wesen, deren eins einem E. glich, so daß das andere sicherlich der Teufel war. Es gab einen Kampf, in welchem der E. Sieger war 7r ). Die Teufel, welche im Kreise Beuthen an der polnischen Grenze, auf dem Berge bei Przelaika, die Kapelle der heiligen Dorothea mit Felsblöcken zertrümmern wollten, wurden durch einen einzigen E. vertrieben m ). Wodan, dem Christengott gleichgesetzt, erhebt gegen die Aufrührer im ersten Bürgerkriege, dem E.krieg, siegreich seine W a f f e n n ) . Mit diesem ersten Krieg, den die Welt gesehen und den die Vanengötter gegen Odhin führen, ist die Halbgöttin Gollveig oder Heidr innig verflochten, die nach späterer Sage von einem Cherub aus dem Himmel auf die Erde vertrieben ward 8 0 ). Die Wesensverbundenheit der Kinder mit den E.n wird in den Sagen immer wieder betont. Wenn ein Kind lächelt, sieht es einen E. 81), verziehen sich im Schlafe des Kindes Mienen zum Lächeln, so „spielen die E. im Himmel mit i h m " 8 a ) . Es gibt aber auch sonst gute Menschen, welche die E. hören können. Wenn man den Kehricht der Stube während des mitternächtlichen Geläutes hinausträgt und sich auf den zu Boden geworfenen Besen stellt, kann man den Gesang der E. hören 83 ). Das Verlangen, den E.n nah
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zu sein oder v o n i h n e n b e s u c h t zu w e r d e n , ist so groß, d a ß m a n die e i n f a c h e V e r s t u m m u n g der U n t e r h a l t u n g in der Gesells c h a f t als A n z e i c h e n d a f ü r n i m m t , d a ß ein E . g e g e n w ä r t i g sei oder durchs Z i m m e r g e h e oder f l i e g e 8 4 ) . G u t e E. b r i n g e n n a t ü r l i c h den Menschen G u t e s , H e i l m i t t e l g e g e n K r a n k h e i t 8 5 ) , erscheinen i m S o n n e n s c h e i n 8 8 ) , a u f d e m R e g e n b o g e n OT), h e l f e n den Mens c h e n bei ihren religiösen Ü b u n g e n , ind e m sie z. B . d a s B r e v i e r m i t b e t e n M ) . Sie b e s c h ü t z e n d a s e i n s c h l a f e n d e K i n d , w o b e i v j e r E . z u seinen F ü ß e n und drei zu seinem K o p f e sitzen mögen, während die J u n g f r a u M a r i a a n der Seite s t e h t 8 9 ) . L u t h e r s a g t e : „ D a r u m ist g e w i ß , d a ß ein kleines K i n d l e i n , s o b a l d es g e b o r e n wird, einen eigenen E . h a t " 9 0 ) . Dieser S c h u t z e. g l a u b e g e h t , w i e s c h o n gesagt, v o r a l l e m i m N o r d l a n d in sehr a l t e Zeit zur ü c k u n d h a t sich in a l l g e m e i n e r V e r b r e i t u n g e r h a l t e n , d a er j a ein Teil des ind i v i d u e l l e n V o r s e h u n g s g l a u b e n s ist, sof e r n a u c h hier der E . d a s M i t t e l s o r g a n G o t t e s z u d e m M e n s c h e n hin ist 9 1 ). V o n der G e b u r t a n s t e h t ein solcher E . (oder a u c h d e r e n mehrere) d e m einzelnen Menschen z u r Seite 92 ), b e g l e i t e t ihn auf seinen W e g e n 93 ), s c h ü t z t ihn g e g e n U n f a l l u n d Angriff94). Dementsprechend, daß bald mehr der f y l g j a - G e d a n k e , b a l d mehr der hamingja-Gedanke vorwiegt, ist das S c h i c k s a l h a f t e des g a n z e n E r g e h e n s seiner g ü n s t i g e n Seite n a c h oder d e m E n d e , d e m T o d e nach, in B e t r a c h t gestellt, u n d m i t der P a p i e r r o l l e k a n n ein solcher E . z u W e i h n a c h t e n die L e b e n s d a u e r anz e i g e n 9 5 ) . D e r E . e r s c h e i n t a u c h als der W i d e r p a r t des D ä m o n s , w e l c h e r den S c h a t z b e w a c h t (s. D ä m o n e n I) wie die z w e i g o l d e n e n E., w e l c h e ebenso wie der dämonische K r ü m b i h u n d v o r dem Eing a n g der S c h a t z g r u b e W a c h e h a l t e n 9 6 ) . Die R o l l e n dieser b e i d e n Geistwesen teilen s i c h dann a u c h w o h l so, d a ß der D ä m o n den Z u t r i t t v e r w e i g e r t , b z w . die E x i s t e n z des S c h a t z e s verschleiert, w ä h rend der E . den P l a t z b e z e i c h n e t , an welchem der S c h a t z r u h t ; a u s einem solchen ist der v o r n e h m e Bergmeister L a u r e n t i u s A n g e l g e w o r d e n 9 7 ) . A u c h das Bächtold-Stäubli,
Aberglaube II.
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g a n z e L a n d b z w . d a s V o l k k a n n seinen S c h u t z - E . h a b e n wie, w e n n a u c h s y m b o lisch, so d o c h m i t e i n e m B e i g e s c h m a c k von Realität, von „Deutschlands Schutz-, Herz- und S t ä r k - E . " gesprochen wird98). E i n solcher E . k a n n a u c h d a s G e b e t d e s Menschen, d a s er u n t e r s t ü t z t oder n a c h o b e n t r ä g t , v ö l l i g e r s e t z e n wie d a s G e b e t der v i e r z e h n E., v o n d e m d e u t s c h e r Glaube viel zu sagen w e i ß " ) . Ebenso h a l t e n die E . a u c h die Messen in S t e l l v e r t r e t u n g des P r i e s t e r s 10 °); i m K l o ster H e i l i g - K r e u z g e h t die S a g e , E . s ä n g e n o f t n ä c h t l i c h e r w e i l e bei h e l l e r l e u c h t e t e r K i r c h e die M e t t e n , u n d in j e d e m M e n s c h e n a l t e r g i b t es eine n o c h l e b e n d e N o n n e , die d a s g e h ö r t h a t . D a n e b e n a b e r h a b e n a u c h die b ö s e n G e s p e n s t e r i h r W e s e n u n d s t ö r e n die E . m e s s e d u r c h nächtliches Schubkarrenfahren und S c h a u f e l n ; das sind die u m g e h e n d e n Seelen derer, die das K l o s t e r b e t r o g e n h a b e n 1 0 1 ). D e r T o d e s - E . oder U n h e i 1 s - E . ist der V e r k ü n d e r eines b e v o r s t e h e n d e n T o d e s oder U n h e i l s 102 ), s o w o h l f ü r eine F a m i l i e w i e f ü r einen O r t . V g l . die K r a n k h e i t e n als die „ B o t e n des T o d e s " , also g l e i c h s a m a l s die E . des T o d e s g o t t e s " " J . Diese V o r s t e l l u n g k o m m t a u s g a n z prim i t i v e n S c h i c h t e n . E i n E . des S c h a r l a c h f i e b e r s n a m e n s AI ist bei den P e r s e r n g e f ü r c h t e t in G e s t a l t einer e r r ö t e n d e n J u n g f r a u m i t F l a m m e n h a a r u n d rosenr o t e n W a n g e n 104 ). D e r E . der P e s t s c h l ä g t die M e n s c h e n 1 0 8 ) ; die P e s t j u n g f r a u , eine h o h e in L i n n e n g e h ü l l t e G e s t a l t , l ä ß t s i c h a u f den S c h u l t e r n eines R u s s e n d u r c h d a s g a n z e L a n d t r a g e n 1 M ) , der T o d e s - E . der M o h a m m e d a n e r , Azrael, d e m e n t s p r e c h e n den j ü d i s c h e n G l a u b e n e n t l e h n t 1 0 7 ) , ist v o n den T s c h u w a s c h e n als Esrel g e f ü r c h t e t 108 ). B i s w e i l e n k e n n t m a n z w e i E., deren einer das G u t e , der a n d e r e d a s B ö s e b e s o r g t und den Menschen je n a c h i h r e m V e r h a l t e n nahe b r i n g t ; so besonders in L o k a l s a g e n 109 ). W e n n i m a l l g e m e i n e n die E . a u c h G o t t und der g ö t t l i c h e n W e l t r e c h t n a h e s t e h e n , so h a f t e t ihnen doch i m V o l k s g l a u b e n m a n c h e r Z u g des D ä m o n i s c h e n a n b z w . ist er ihnen a u s ihrer d ä m o n i s c h e n 27
Engel in den Segen
835
Vorstufe her, wo eine solche vorhanden, geblieben. So kann man E. sehr leicht, wenn es auch selbstverständlich unabsichtlich geschieht, v e r l e t z e n . Schon dadurch, daß man eine Harke mit den Zinken nach oben hinlegt, werden d e n E.n d i e A u g e n a u s g e s t o c h e n 1 1 0 ), es sei nun eine Heu-, Korn- oder Mistgabel, die man so verkehrt h i n l e g t m ) . A u c h ein auf dem Rücken liegendes Messer verletzt die lieben Engelein 1 1 2 ). Ein waschechter Rationalist (im Journal von und für Deutschland 1786) meinte freilich, dieser Glaube bedeute etwas Nützliches, nämlich die Warnung, einen Rechen oder ein anderes Instrument so verkehrt liegen zu lassen, weil man sich dadurch, wie ihm selbst geschehen sei, die Nase blutig schlagen könne, wenn man flach darauf trete l l s ) . Auch mit den Fingern kann man den E.n die Augen ausstechen 1 1 4 ), ja man kann sie sogar dadurch t ö t e n , daß man mit Fingern auf sie w e i s t n s ) . Der weinende E. ist eine gar nicht seltene E r s c h e i n u n g l l s ) . In demselben Maße, wie E. zu verletzen und zu beleidigen sind, sind sie natürlich auch zu begütigen und zu versöhnen. Daher begegnen uns immer wieder O p f e r , die E.n dargebracht werden U 7 ), so daß sie ähnlich wie Seelengeister behandelt w e r d e n l w ) , Speisen 1 1 B ), das Fastnachtabendessen 12°) vor allen Dingen, die erste G a r b e 1 2 1 ) , auch die Speisereste von der Mahlzeit des heiligen Abends 1 2 2 ), als Fastnachtsopfer 1 2 S ) oder Weihnachtsopfer, können ihnen vor die Tür oder in die Scheune gesetzt werden, auch wohl für die „ E n g a l a " ins Tischtuch eingeschlagen in den Garten gelegt werden (s. Opfer). Bleibt alles unversehrt, „ s o haben die E. keinen Hunger gehabt" 1 2 4 ). " ) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 3, 73; ZfVk. 23, 240. *7) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m ^ 268«. ") Ebd. 3, 73—101. «•) Lukas-Evang. 16, 22. «) Ebd. 16, 9. ") Sacharja 5, 3—14. " ( A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 4, 116. «>) N i d e r b e r g e r M) A R w . Unterwaiden 3, 598. 19, 428. " ) D o r n s e i f f Alphabet 88. 65. 143. 168;
B i s c h o f f Kabbala 2, 223; K i e s e w e t t e r Faust 443 f.
••) G ü n t e r t
27 f. 51 ff. 74. 172. h e i m 3, 136 ff.
Sprache der Götter
") A g r. v. N e t t e s «) 1. Kor.brief 13, 1 ff.
M)
836
A p r i p p a 3, 138. " ( H e r z o g Schweizer-
sagen 1, 197.
") E o c h h o l z
Sagen 1, 345.
•*) L e o p r e c h t i n g Lechrain 235. *») M e y e r
Germ. Myth. 68. M ) Z f V k . 3, 176. «) K r a u ß Sitte u. Brauch 555. " ) E b d . 555 f. «) H ö h n
Tod 326. «) H e y l Tirol 781 Nr. 94. ") B r o n n e r Sitf u. Art 244. 70) F o g e l Pennsylvania 55 Nr. 155. Se b i l l o t
Folk-Lore
") H e y l
4, 428. " )
Wolf
Beiträge
Tirol 795 Nr. 213.
2, 2 3 1 .
'«) M a n n -
h a r d t Germ. Mythen 378. '») S p e n c e r a n d G i 11 e n Northern Tribes of Central Australia 501 f. " ) G r i m m Myth. 2, 698 ff. " ) S 6 b i 11 o t Folk-Lore 1, 246 f. ,8) K ü h -
n a u Sagen 2, 629 f. ") Edda, Völuspa 21. 24.
90)
Meyer Frömmigkeit
Germ. Myth. 180. " ) S t e i g e r 1, 61 ff. " ) Urquell 2, 189. 199
«») ZfVk. 4, 313. " ) S c h ö n w e r t h 3, 273; J o h n Oberlohma 162; G o t t h e l f Dursli der Branntweinsäufer
310;
W u 1 1 k e 210 § 293.
") G r i m m
Alpenburg
Tirol 372;
Urquell
4,
275;
SchwVk. 4, 95; Myth.
3,
333. ••) L a i s t n e r Nebelsagen 51 f. •») H e y l Tirol 798 Nr. 233. M) B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 299.
M)
Liebrecht
Zur
Volks/t.
Myth.
3, 454
391 f. ,0) L u t h e r Hauspostille, Predigt auf St. Martinstag. ") G r i m m Myth. 2, 701. ") R o c h h o l z Glaube 1, 92 ff. ") S c h m i d t ' Geburtstag xo, 2. 32. ") M a n n h a r d t Germ. Myth.
308. »«) G r i m m
Nr. 572. ") B e c h s t e i n Thüringen 1, 43; R o c h h o l z Sagen 2, 27. »') K ü h n a u
w) Sagen 3, 731 ff. H e r r e n s c h m i d t Angelus Angelorum Germaniae praefectus oder Teutschlands Schutz-, Hertz- u. Stärck-Engel.
Nürnberg 1625. »•) S c h m i t z
Eifel 1, 78;
D u 11 e r Deutsches Volk 165; ^laltrich Siebenbürgen 173. 10°) H ö r m a n n Volksleben 204 f. 101 ) B i r l i n g e r Aus Schwaben
1, 72. 1M) M e i e h e Sagen 142 Nr. 189 G r i m m KHM. Nr. 177. ">«) T y l o r
10a)
Cultur 1, 292.
35.
l06)
105 )
2. S a m . 24, 1 6 ; 2. K ö n . 19,
T y l o r Cultur 1, 292 f. "») E i s e n -
menger 1M) T y l o r
Entdecktes Judentum Cultur 2, 332; W o l f
59. "") P a n z e r Beitrag 1, 185.
1, 872. Beiträge 2,
>10)
Knoop
Hinterpommern 183. l u ) P a n z e r Beitrag 1, 268. u i ) J o h n Erzgebirge 3 1 ; G r i m m Myth. 3, 441 Nr. 209. "») S A V k . 23, 220. n») E b d . 9 (1899), 55. " ) S i m r o c k Mythologie 606. " ) G u t m a n n Recht der Dschagga 62; M e i e r Schwaben 2, 349. M. Beth.
Erbegge s. E g g e . Erbeisen s. E i s e n . Erbhandschuh s.
Handschuh.
Erbkette s.
Kette.
Erbläuse S. Erblichkeit.
L ä u s e .
I . A l l g e m e i n e s . U n t e r E . ist hier v e r s t a n d e n die n a c h dem V o l k s g l a u b e n bestehende Möglichkeit des W e i t e r l e b e n s irgendwelcher E r s c h e i n u n g e n v o n Geschlecht zu Geschlecht. U n d z w a r k a n n es sich hierbei u m die V e r e r b u n g I. v o n K r ä f t e n und E i g e n s c h a f t e n oder 2. v o n W i s s e n u n d K e n n t n i s s e n oder 3. v o n K r a n k h e i t e n und G e b r e c h e n h a n d e l n ; dazu k o m m t , h ä u f i g mit dem einen oder andern verbunden, die V e r e r b u n g v o n irgendwelchen G e g e n s t ä n d e n und G e r ä t e n , die mit j e n e n geistigen oder körperlichen vererbten Erscheinungen irgendwie zusammenhängen. Die e i g e n t l i c h e Vererbung geschieht nach dem V o l k s g l a u b e n durch die geschlechtliche Z e u g u n g oder auf einer g a n z p r i m i t i v e n D e n k s t u f e , die den Z u s a m m e n h a n g v o n K o i t u s und Bef r u c h t u n g bzw. G e b u r t noch n i c h t kennt, wird sie mit irgendwelchen andern Manipulationen in Z u s a m m e n h a n g gebracht, die aber auch auf höheren S t u f e n als zur Ü b e r t r a g u n g v o n K r ä f t e n usw. dienend anerkannt werden. Man k a n n aber auch von E . im w e i t e r e n Sinne reden, wenn das zu V e r e r b e n d e in der Familie auf andere Weise weitergegeben wird, etwa durch mündliches Überliefern v o n Kenntnissen oder durch magische H a n d lungen ( H a n d a u f l e g e n , sonstige B e r ü h rungen, Beißen, s. berühren) oder durch
-Erblichkeit
gp0
besondere W e i h e n oder durch Ü b e r g e b e n v o n Gegenständen, e t w a v o n B ü c h e r n . D e r Glaube an die E . jener drei E r scheinungen b e r u h t *) auf d e m G l a u b e n , den ich als Orendismus (s. d.) bezeichne. D i e außerordentlich w i r k u n g s v o l l e K r a f t , das Mana oder Orenda, ist ü b e r t r a g b a r und erblich. Codrington 2) berichtet v o n den Melanesiern: Der Sohn erbt n i c h t eigentlich die H ä u p t l i n g s w ü r d e , aber er erbt, wenn sein V a t e r es durchsetzen k a n n , das, w a s ihm die W ü r d e gibt, n ä m l i c h seines V a t e r s Mana, seine Z a u b e r m i t t e l , magischen Gesänge, Steine und G e r ä t e und seine K e n n t n i s s e über die A r t , w i e m a n mit Geistern v e r k e h r e n k a n n . D e r H ä u p t l i n g besitzt hier ein besonderes W i s s e n und K ö n n e n , das diese Person v o n den A h n e n her besitzt und das die g e s a m t e n zur V o l k s l e i t u n g n ö t i g e n F ä h i g keiten u m f a ß t und ihm seine A u t o r i t ä t verleiht. Falls nicht besondere U m s t ä n d e eintreten, erbt sich dieser Besitz, dieses W i s s e n u n d K ö n n e n in der H ä u p t l i n g s f a m i l i e f o r t 3 ) . Eine Manipulation, w o durch die V e r e r b u n g solcher Kräfte d u r c h g e f ü h r t wird, kennen wir v o n d e m S ü d s e e s t a m m der M a o r i 4 ) : B e i m T o d eines Häuptlings, der viel M a n a b e s a ß , w u r d e ein besonderer R i t u s in vielen F ä l len v o n dem ältesten Sohn des A b g e s c h i e denen vollzogen, u m sich dadurch die K r ä f t e seines V a t e r s zu erwerben. E i n Teil der Zeremonie b e s t a n d darin, d a ß der Sohn in das Ohr oder in die g r o ß e Z e h e des L e i c h n a m s biß. Solches Z e h e n b e i ß e n h a t sich mit mehr oder minder abgeb l a ß t e r B e d e u t u n g im d e u t s c h e n V o l k s g l a u b e n bis heute e r h a l t e n 5 ) . Ä h n l i c h : W e n n m a n im Bezirk G a r d die ausges t r e c k t e H a n d eines Sterbenden a n f a ß t , der den bösen B l i c k hat, so e r b t man u n f e h l b a r seine M a c h t 8 ). D e r G l a u b e a n die E. f i n d e t sich demg e m ä ß besonders bei Menschen und B e rufen, mit denen besondere K r ä f t e verbunden s i n d : Häuptling, K ö n i g , Medizinm a n n , Zauberer, W a h r s a g e r , Priester. A b e r selbstverständlich k e n n t der V o l k s g l a u b e a u c h die E. v o n g a n z alltäglichen E i g e n s c h a f t e n , geistigen wie körperlichen, u n d mit solchen empirischen B e o b a c h 28*
87I
Erblichkeit
tungen mag der Glaube an die E. auch magischer Kräfte, Kenntnisse usw. zusammenhängen. !) P f i s t e r B I B a y V k . 11 (1927), 47 f.; Pauly -Wissowa 11, 2133 f. 2137 f. a) Bei Fr. R . L e h m a n n Mana. 1922, 18. s) Ebd. 14. •) E b d . 17. 5) P f i s t e r a. a. O. 41 f f . ; vgl. D e r s. Rhein. Mus. 77 (1928), 186 f. •) S e l i g m a n n Blich 1, 176.
2. E. v o n K r ä f t e n u n d E i g e n s c h a f t e n . Der deutsche Volksglaube kennt Familien von Zauberern, Wahrsagern und Wunderdoktoren, in denen diese Kunst und die Heilkraft erblich ist. Eine Wahrsagerin, die Johann Hartlieb selbst gekannt, gab vor, „das die kunst (des Wahrsagens und Zauberns) lange jar jn jrem geschlecht gewesen wäre vnd nach jrem tod so käm die genad vi jr elteste" (Tochter) 7 ). Wahrsagerei und Zauberei (s. d.) vererbt sich meist von Mutter auf Tochter, von Vater auf Sohn, sie müssen aber auch oft von Frauen auf Männer, von Männern auf Frauen fortgepflanzt werden 8 ). In gewissen Familien erbt sich die Heilkraft fort *). Dieser Glaube findet sich auch sonst vielfach. Im griechischen Altertum galt die K r a f t der Wahrsagung als erblich 10 ). Der Wahrsager (ndvti; zu |iaCvo|iai, jiavta) ist der mit besonderem Orenda Begabte. So gab es Wahrsagergeschlechter wie die Jamiden in Olympia und die Branchiden in Didymoi; das unter dem Namen des Hesiod gehende Epos der Melampodie war solchen Wahrsagergeschlechtern gewidmet, denen Seher wie Melampus, Teiresias, Kalchas angehörten, und der ausführlichste Stammbaum, den das homerische Epos (Od. X I 235 ff.; X V 222 ff.) kennt, gibt gerade die Genealogie eines solchen Sehergeschlechts. Ebenso gab es Priestergeschlechter, da auch das Priestertum vielfach erblich war; s. auch Tacitus, Hist. 2, 3 und über Zauberfamilien Plinius 28, 3, 30 ff. In Religionen, die vom Priester. Ehelosigkeit und Keuschheit verlangen, gibt es keine Priestergeschlechter, also auch keine E. priesterlicher Fähigkeiten durch Zeugung. Hier wird 'das priesterliche Charisma durch die Weihung, Ordination usw. verliehen.
872
Durch das Sacramentum ordinationis, bei dem das Wesentliche die Handauflegung (s. d.) seitens einer bereits geweihten Person ist, wird die wunderbare Kraft, das Sytov 7ivs0[ia, auf den Einzuweihenden übertragen; vgl. Paulus an Timoth. I 4, 14; Ap.-Gesch. 6, 6; 13, 2 f. — Häufig werden in solchen Geschlechtern zugleich mit der besonderen K r a f t auch besondere Kenntnisse vererbt. ') G r i m m Myth. 2, 926; 3, 432 f. = U 1 m Hartlieb 63 cap. 107, Z. 20 ff. ') G r i m m Myth. 2, 926; 3, 320; W e i n h o l d Ritus 35; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 169. •) ZfVk. 6, 443; 7, 100; P f i s t e r Schwaben 31 f.; H e p d i n g HessBl. 23, 173. 10) P a u l y Wissowa 11,2133.
3. E. v o n W i s s e n u n d K e n n t n i s s e n . Die Macht von orendistischen Personen beruht vielfach auf ihrem Wissen und ihren Kenntnissen; denn Wissen verleiht besondere Macht und ist besondere Macht u ) . So werden auch die Kenntnisse oft in der Familie vererbt und vor andern geheim gehalten. Magisches Wissen, Kenntnis von Zauberformeln und Zauberhandlungen geht parallel dem, was der Myste durch die Einweihung in die Mysterien empfängt; beides ist geheimzuhalten, bei beidem spielt die Übergabe 12) an andere Personen (icapd8ooi{) eine große Rolle, beide waren ursprünglich auf einen engen Kreis der Familie beschränkt 1 3 ). So heißt es am Schluß einer griechischen Zauberanweisung M ) : „ D o c h überliefere es niemandem außer deinem leiblichen Sohne allein." Und von einer heilkräftigen Wurzel berichtet ein antiker Autor l s ) : Dies Heilmittel kennt nur ein Geschlecht, das von Cheiron ab^ stammen soll. Der Vater vererbt die Kenntnis auf den Sohn, und so geheim wird das Heilmittel gehalten, daß kein anderer von den Bürgern davon weiß. Ahnliches wurde von den Chaldäern (s. d.) berichtet l s ), und an jenes Geschlecht, das auf den heilkundigen Cheiron seinen Ursprung zurückführte, können wir das Medizinergeschlecht der Asklepiaden auf Kos anreihen, dem auch Hippokrates angehörte, und von ähnlicher E. medizinischer Kenntnisse, die bis auf den Gott Ammon hinaufreichte,
873
Erbpantoffel—Erbring
erzählt der römische Dichter Silius Italicus (Pun. V 357 ff.). — Auch im deutschen Glauben ist weit verbreitet, daß sich die Zauberkunde vom Vater auf den Sohn vererbt und so durch Jahrhunderte oft gleichsam an einer Familie h a f t e t 1 7 ) . Solches Wissen wird als wertvolles Geheimnis bewahrt, das nur den Kindern als E r b s c h a f t hinterlassen wird 18 ). Mit dem Wissen vererben sich häufig auch die Zauberbücher lfl ). " ) R e i t z e n s t e i n Hellenist. Myst.- rel.3 301 f. 363; P f i s t e r Phil. Woch. 1925, 619. " ) D i e t e r i c h Mithrasliturgie 53; P a u 1 yWissowa Suppl. 4, 339. 1S ) W. K r o l l A R w . 8, Beih. 43 f. " ) Pap. Berol. 5025, 193, 1 2 ed. P r e i s e n d a n z Pap. Gr. mag. I; vgl. D i e t e r i c h Abraxas 161 f. 15 ) Herakleides K r i t i k o s Geogr. Gr. Min. 1, 108. le ) D i o d o r 2, 29, 4; D i e t e r i c h Mithrasliturgie 52; W . K r o l l bei P a u l y - W i s s o w a 8, 803. " ) J o h n Westböhmen 283; G a n z 1 i n Sachs. Zauberformeln 5. 1S) S t r a k k e r j a n x, 60. " ) B o h n e n b e r g e r 1 2 ; K l a p p e r Schlesien 248; P f i s t e r Schwaben 3 1 f.
4. E . v o n K r a n k h e i t e n und G e b r e c h e n . Wie das Orenda nützlich oder schädlich, heilig oder unrein sein kann, und wie diese K r a f t erblich ist, so vererben sich auch schädigende K r ä f t e eines Menschen, die etwa durch einen Fluch über das Geschlecht gekommen sind, Krankheiten und Gebrechen. Bei den Griechen kennen wir diese Vorstellung besonders aus der attischen Tragödie, wo häufig von solcher erblicher Befleckung (äyo{), von einem Rachegeist, der in einem Geschlecht von Generation zu Generation wirkt (8a£(i(ov, dXdo-twp), die Rede ist, so in dem Geschlecht der Atriden und K a d m i d e n ; in beiden war der Götterfluch zugleich mit einem unheilvollen Göttergeschenk verbunden, dort mit dem Szepter, hier mit Gewand und Halsband, das sich in der Familie vereibte 2 0 ). Die Angehörigen dieser Geschlechter galten 2 1 ) als „Dämonische", „dämonisch Besessene" (iai(iovtSvT£{ £v äxtf, iat|jLövtoi, 8uaiaijioves). Der Grund, weshalb solche Geschlechter von den Göttern geschlagen wurden, ist in der Regel ein Verbrechen eines Vorfahren; die Strafe kommt infolge 22 ) alten Götterzorns
874
(rcaXaiöv ix (njvipiäitov); es ist also die Lehre von der Erbsünde. Hiervon konnte man sich durch Sühnungen befreien; Plato, Rep. 364 B : „Bettelpriester und Wahrsager belagern die Türen der Reichen und reden ihnen ein, sie seien im Besitze einer ihnen von den Göttern verliehenen K r a f t , durch Opfer und Zaubersprüche jeden Frevel, den der Betreffende selbst oder seine Vorfahren verübt, zu sühnen unter Lustbarkeiten und F e s t e n . " — Dabei ist zu beachten, daß die Sünde wie die Krankheit vielfach als reale, fast körperliche Wesenheit aufgefaßt wird, die man abwaschen kann 2 3 ). — Deutscher Glaube: Körperliche Gebrechen sind sehr oft die Folge eines über eine Familie oder ein ganzes Dorf ausgesprochenen Fluches, der sich noch nach langen Generationen auswirkt. Als die Bewohner des elsässischen Ammerschweiler aus Neid und Habsucht den hl. Deodat von seinem Besitztum vertrieben, bestrafte sie der Himmel damit, daß alle Kinder fortan mit K r ö p f e n geboren wurden. Bald bemerkte man jedoch, daß dieser Fluch nur diejenigen betraf, welche diesseits des Baches geboren wurden; daher zogen die Frauen vor ihrer Niederkunft hinüber und brachten also gesunde Kinder zur W e l t M ) . Infolge eines Fluches der Zwerge haben die Bewohner von Solingen alle krumme Beine 2 5 ); in einem Gehöft bei Burg an der Wupper befindet sich, solange es besteht, aus dem gleichen Grunde stets ein lahmer Mensch 2a ) usw. 27 ). Von den Nachkommen einer Hexe, der in Katzengestalt ein Auge ausgestochen wurde, wird stets einer einäugig geboren 2S ). «°) P a u l y - W i s s o w a 11, 2118. 2129. ») Ebd. 1 1 , 2138. ») Plato, Phaidros 244 D ; Pfister Festschr. Cimbria 1926, 59 f. '*) O l d e n b e r g Religion des Veda 3 295 ff.; Scheftelowitz Die altpers. Religion u. d. Judentum 1920, 148 f. *•) S t ö b e r Elsaß 1 (1892), 94 Nr. 127 (Literatur 142) = Alemannia 1 2 (1884), 101 f. ") S c h e l l Sagen 231 Nr. 206. *•) Ebd. 226 Nr. 200. " ) Vgl. ähnliche Beispiele bei H e y 1 Tirol 83 Nr. 45, 2; 525 Nr. 92; W a i b e l u. F l a m m 1, 124. S c h e l l Sagen 188 f. Nr. 1 1 9 ; vgl. S 6 b i 1 1 o t Folk-Lore 2, 205. Pfister.
Erbpantoffel s. P a n t o f f e l . Erbring s. R i n g .
875
Erbsachen—Erbse
Efbsachen (s. Besitz) sind ausgezeichnet im guten wie im bösen. Auf einem geerbten B e t t stirbt man schwer 1 ). Andererseits läßt man u m seiner heilbringenden Gewalt willen das Vieh den Trunk a m Weihnachtsabend aus einem Gefäß tun, auf dessen Boden ein ererbter Silberring liegt 2 ); in den Mehltrunk einer neukalben K u h tut man Erbstahl 3 ); unter den Samen kommt Erde von dreierlei E r b ä c k e m 4 ); Erbsilber t r i f f t Hexen B), hilft gegen K r ä m p f e •). Behexte Milch gießt man auf eine ererbte Schaufel und schlägt sie mit einer ererbten Sichel 7 ); einen Dieb findet man mit Hilfe eines ererbten Schlüssels, Buchs oder Siebes 8 ); sind Körner in dem in der Neujahrsnacht aus dem Dach eines ererbten Hauses gezogenen Stroh, heiratet das orakelsuchende Mädchen einen Bauern 9 ); der so zu Weihnachten orakelsuchende Besitzer h a t im nächsten Jahr großes Glück 10 ); liegt ein K i n d das erstemal an Freisig oder Fresel, so deckt man einen ererbten F i s c h t i e g e l u ) übers Haupt und Angesicht und bricht ihm den Mund mit einem Erbschlüssel a u f l a ) ; mit einem Erbhemd drückt man vermeintem Vieh die locker gewordenen Zähne ein 13 ), beschwört Geister 1 4 ); mit geerbten oder geschenkten Bienen ist man am glücklichsten 1 6 ); der Erbsack dient zum F e r n z a u b e r l e ) . Erbpfanne " ) , Erbhechel l s ) , Erbscheunen 19), Erbsichel und vieles andere, sogar die Erbläuse, sie alle empfangen durch das Angestammtsein eine besondere Weihe 21 ) und dadurch besondere magische Brauchbarkeit. ') W n t t k e 428 § 723. ») L i e b r e c h t Zur Volhsk. 312. 3) Ebd. 315. ') G r i m m Myth. 3, 450 Nr. 477. ») ZfVk. 3 (1893), 389 f. •) S t r a c k e r j a n 2, 219 Nr. 464. ') S e ligmann 1, 276. •) S a r t o r i 2, 19; A n d r e e Braunschweig 406. •) W u 11 k e 10 237 § 339- ) Ebd. ") G r i m m Myth. 3, 449 Nr. 474. , s ) S e y f a r t h Sachsen 265. ") S c h ö n w e r t h i , 310. 14) M a n n hardt Zauberglaube 130. 16) S c h ö n w e r t h 1, 355. ») Ebd. 1, 335. ") G e s e m a n n Regenzauber 69. 18) G r i m m Myth. 3, 465 Nr. 865. ») Ebd. 3, 469 Nr. 951. ,0 ) S c h ö n W e r t h x, 335 f. ") W u t t k e 145 § 202. M. Beth.
Erbsack s. S a c k .
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Erbschaden (malum hereditarium, in der Familie herrschende Krankheit). V o n einem E. m u ß man einer Leiche einen Teil in den Sarg mitgeben, will man dav o n geheilt werden 1 ). ZfVk. 23, 282; Urquell 1, n . Stemplinger.
Erbschere s. S c h e r e . Erbschlüssel s. S c h l ü s s e l . Erbschmied s. S c h m i e d . Erbse (Pisum sativum). 1. Botanisches. — 2. Mythologische Beziehungen: E.n und Donnergott; Verbot des E.nessens zu gewissen Kultzeiten. — 3. E. als Fruchtbarkeitssymbol. — 4. E. im Totenkult. — 5. E. als Zaubermittel. — 6. Volksmedizinisches. — 7. Saat und Wachstum der E.n. 1. B o t a n i s c h e s . Die E., ein Hülsenfrüchtler, wird in Mitteleuropa in zahlreichen Formen (z. B. Feld-, Gemüse-, Zucker-E.) teils für den menschlichen Genuß, teils als Viehfutter gebaut. Ihre K u l t u r reicht in Europa bis in die jüngere Steinzeit zurück, in Deutschland tritt die E. zu Beginn der Eisenzeit auf, in Nordeuropa sind bis z u m frühen MA. bisher keine archäologischen Funde von E.nsamen gemacht worden *). H o o p s Realiex. 1, 622 ff.; Illustr. Flora v. Mitteleuropa 4, 1616.
H egi
2. Die E. zeigt unverkennbar gewisse mythische Beziehungen. In der Volkssage ist sie besonders bei den Zwergen ein beliebtes Gericht 2 ). A l s apotropäisches Mittel erscheint öfters die E. bzw. ihr Stroh 3 ). Damit die Mäuse nicht überhandnehmen, wird am hl. A b e n d in die vier Ecken der Stube eine Portion des E.ngerichts in Kreuzform geschüttet (Komotau) *). Eine gewisse Verehrung der E. geht auch aus der besonders im östlichen Deutschland verbreiteten Volksmeinung hervor, daß ein Reiter wegen einer E. v o m Pferde steigen müsse 5 ). Im V o l k wird dies damit begründet, daß aui jeder Erbse ein K e l c h (Abendmahlskelch) zu sehen sei (gemeint ist jedenfalls der rundliche bis elliptische Nabel des Samens!). Der Genuß des E.ngerichts zu gewissen K u l t z e i t e n (Weihnachten, Fastnacht, Ostern, Johanni) und am
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Erbse
Donnerstag weist ebenfalls auf alte mythische Beziehungen hin. Die ältere mythologische Schule wollte hier vielfach eine Beziehung der E. zum germanischen Donnergotte sehen (Vergleich der E.n mit den Hagelkörnern usw.) 6 ). Die schwäbische Sitte, an den Adventsdonnerstagen (Klöpfleinsnächten) E . n (Linsen oder Körner) an die Fenster zu werfen, scheint, trotzdem sie vielfach mit christlichen Beziehungen erklärt wird, heidnischen Ursprungs zu sein 7 ). Auch als Erinnerung an vergangene Pestzeiten wird der Brauch erklärt 8 ). In Ostdeutschland, besonders aber in Polen, erscheint das Werfen mit E.n am Stephanstag (26. Dezember). Dort wurde früher der Geistliche in der Kirche am genannten T a g mit E.n beworfen (vgl. Hafer) als Erinnerung an die Steinigung des hl. Stephan. Diese E.n wurden dann aufgesammelt und im nächsten J a h r zur Erzielung einer reichen Ernte ausgesät 9 ). Der schwäbische Brauch, am Johannisfeuer E . n („Sadihanserschen" = St. J o hanneserbsen) zu kochen, die dann als heilsam bei Quetschungen und Wunden galten 10 ), dürfte auf eine alte Kultspeise hinweisen u ) . Durch das ganze deutsche Sprachgebiet geht der Glaube, daß der Genuß von E.n (auch anderer Hülsenfrüchte, s. Bohnen und Linsen) in den „ Z w ö l f t e n " Geschwüre (Schwären, Aißen) verursache 1 2 ). Außer den Zwölften werden noch genannt Karfreitag und Ostern 1 3 ), der Dreikönigstag (Tilsit) 1 4 ), alle Tage mit Ausnahme des Donnerstages 1 5 ). Daß gerade „ S c h w ä r e n " als schlimme Folge des E.ngenusses bezeichnet werden, hat wohl darin seinen Grund, daß man einen Vergleich zwischen der Gestalt der E.n und den Schwären zog (vgl. unten Warzen). Auch andere üble Folgen hat der Genuß der E.n um die Weihnachtszeit: die „ E i s a b e r t a " schneidet den Bauch auf und füllt ihn mit E.nstroh an (Oberpfalz), die Hühner legen nicht mehr (Mittelfranken) 1 6 ) oder man wird schwerhörig 1 7 ). Diese Speiseverbote scheinen darauf hinzuweisen, daß die E . ebenso wie die Bohne (s. d.) eine Seelen- (Toten-) speise war.
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') Z. B . R o c h h o l z Sagen 1 , 349; K u h n und S c h w a r t z 2 2 4 . 2 4 4 ; E c k a r t Südhannoversches Sagenbuch 79; Vernaleken Mythen 2 1 3 . *) W o l f Beiträge 2, 324; S e l i g mann Blick 2, 6 1 ; Scheftelowitz Huhnopfer 37. *) V e r n a l e k e n Mythen 3 1 5 . ') G r o h m a n n 96; M n b ö h m E x c . 27, I 2 55- 9 5 ; D r e c h s l e r 2, 2 1 3 . •) K u h n u, S c h w a r t z 25 f . ; M a n n h a r d t Germ. Myth. 49. 1 3 8 ; M e y e r Germ. Myth. 2 1 5 . 2 1 8 ; S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 29. ') M e i e r Schwaben 459 f . ; M e y e r Baden 196. •) B i r l i n g e r Volkst. 2, 6; SchwVk. 1 , 2 1 . •) K n o o p Posen 3 1 8 ; D r e c h s 1 e r 2, 214. 10 ) S c h m i d SchwäbWb. 1 8 3 1 , 167 = M e i e r Schwaben 4 2 7 ; vgl. auch G r i m m Myth. 1 , 5 1 4 ; Kuhn Westfalen 2, 1 7 5 ; S c h r ö d e r Arische Relig. 2, 3 8 1 . " j Z f ö V k . 16, 89. " ) Rockenphilosophie 1 7 0 1 , 1 , 86; Journ. v . u. f. Deutschland 3 (1786), 180 (für Ansbach mitgeteilt); K e l l e r Grab d. Abergl. 1 , 1 7 8 ; P a n z e r Beitrag 2, 305 f.; S p i e ß Fränhisch-Henneberg 1 5 1 f . ; K n o r r n Pommern 126; Frischbier Hexenspr. 6 1 ; B a r t s c h Mecklenburg 2, 248; Schullerus Pflanzen 79; Sartori Sitte u. Brauch 3, 24; vgl. auch G r i m m Myth. 3, 436; M a n n h a r d t Germ. Myth. 1 3 5 ; H ö f l e r Krankheitsnamen 1 1 5 . u ) M e i e r Schwaben 388; S a r t o r i Sitte u. Brauch 144. " ) Mitt. Lithauisch. liter. Gesellsch. 3, 508. " ) K u h n u. S c h w a r t z 445. *•) M a r z e 1 1 Bayer. Volksbot. 12. " ) D r e c h s l e r 2, 2 1 4 .
3. Vielfach sind die E.n (wie andere in reichlicher Menge wachsende Samen bzw. Früchte vgl. Hirse, Lein, Linse, Mohn) ein F r u c h t b a r k e i t s s y m b o l l s ) . A m K a r f r e i t a g schlägt man mit einem erbsengefüllten Säckchen an die Obstbäume, dann tragen diese so viel Früchte als E.n im Säckchen sind 1 9 ). In Litauen kocht man graue E.n zu Weihnachten und gießt das Wasser über langes Stroh. Mit diesem Stroh werden die B ä u m e umwickelt. Man glaubt, daß dadurch so viele Früchte im nächsten Sommer erzeugt werden als E.n gekocht werden 20 ). In den Zwölften 2 1 ), an Weihnachten 22 ), gibt man den Hühnern E.n, damit sie im kommenden J a h r gut legen. Die Zahl der E.n symbolisiert die der Eier. Oder man gibt dem Hahn am hl. Abend E . n , dann soll er das ganze J a h r munter ( = geschlechtstüchtig) sein und tüchtig krähen 2 ä ). Die E.n sind vielfach ein H o c h z e i t s e s s e n , oder die B r a u t wird mit E . n überschüttet 2 6 ). Im Werder wirft man a m Polterabend E.n an die Fen-
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ster 2 7 ); im E.nfeld erfährt das Mädchen, ob es bald heiraten wird 28 ). In Ungarn werfen Mädchen an Silvester weichgekochte E.n an die Wand; deren E. hängen bleibt, die heiratet im nächsten Jahr 2 9 ). Besonders gilt eine E.nhülse mit n e u n E.n (vgl. unten) für das Mädchen als zukunftskündend. Legt es eine solche über die Tür, so ist der nächste eintretende Mann ihr Zukünftiger oder das Mädchen ißt, wenn es eine Hülse mit zehn E.n findet, n e u n davon und legt die zehnte unter den „ S ü l l " der Stuben- oder Haustüre. Der Anfangsbuchstabe vom Vornamen desjenigen Mannes, der zuerst hinübergeht, ist der des künftigen Mannes 3 1 ). Ahnliche Orakel mit neun Erbsen in einer Hülse sind auch in Frankreich 32 ) und England M ) bekannt. Ganz allgemein bringt der Genuß von E.n (vgl. Hirse, Linse) an Silvester Glück und Wohlstand M ). Das Wälzen der Rhönbewohner in der Christnacht auf ungedroschenem E.nstroh und das Mischen der ausgefallenen E.n unter die Aussaat, um das Gedeihen der Frucht zu fördern 36 ) l dürfte ebenfalls in das Gebiet des Fruchtbarkeitszaubers gehören 8e ). ") S c h e f t e l o w i t z Huhnopfer 15. " ) G r o h m a n n 45. ,0 ) B r u n n e r Ostd. Vk. 205. " ) T o p p e n Masurengy, Strakk e r j a n 2, 38; K u h n u. S c h w a r t z 4 1 1 ; F i s c h e r SchwäbWb. 2, 766. " ) G r o h m a n n 96; K n o o p Pflanzenwelt 1 1 , 57; F r i s c h b i e r Hexenspr. 130. »») B a r t s c h Mecklenburg 2, 233. " ) Ztschr. hist. Ver. f. Niedersachsen 1878, 84. *•) K n o o p Posen 316. " ) Brandenburg 2 5 7 ; B r u n n e r Ostd. Vk. 1 7 4 ; Grohmann 122; Meyer Baden 274; W e i n h o l d Frauen ' 1, 382 f.; auch in Frankreich: R o l l a n d Flore pop. 4, 201. Treichel Westpreußen 7, 560. a ) Knoop Pflanzenwelt 1 1 , 73; Grohm a n n 96. «•) ZfVk. 4, 318. >•>) W i r t h Beitr. 6—7, 1 1 . " ) K ü c l Lüneburger Heide 1 5 8 ; R o c h h o l z Sagen 2, 278. »') R o l l a n d Flore pop. 4, 201; S 6 b i l l o t Folk-Lore 3, 513. " ) D y e r Folk-Lore of plants 96 f.; Brand Pop. Antiqu. 208. " ) Niederlausitzer Mitt. 2 (1892), 2 6 1 ; J o h n Erzgebirge 1 5 4 ; D r e c h s 1 e r 1, 3 3 ; ebenso in Ungarn: ZfVk. 4, 3 1 4 ; vgl. auch S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 134. " ) J ä g e r Briefe über die hohe Rhone Frankens 3 (1803), 6. " ) Vgl. G r i m m Myth. 3, 472; M a n n h a r d t 1, 484.
4. Hin und wieder erscheint die E. auch im T o t e n k u 1 1 (s. Bohne). Wer am
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Karfreitag E.n ißt (oder überhaupt in der Karwoche E.n kocht), bekommt bald eine Leiche ins Haus 3 5 ). Wenn man E.n verleert, stirbt man bald 38 ). Wenn man in der Neujahrsnacht auf einem Büschel E.nstroh sitzt, so erfährt man, wer im kommenden J a h r stirbt 39 ). Bei Leichenschmäusen (Mecklenburg) ® ) oder Totenwachen (Kt. Freiburg) 41 ) wird E.nbrei bzw. -suppe gegessen 42 ). Auf E.nstroh stirbt man leicht 4 3 ); E.n werden ins Grab gegeben **). " ) W i r t h Beitr. 6—7, 6. M) Z i n g e r l e Tirol 1857, 139. " ) B i r l i n g e r Volksth. 1, 469. " ) G e n l i s - S t a n g Bot. d. Gesch. 2 (1817), 102. " ) R o c h h o 1 z Sagen 2, 278. « ) Vgl. auch H ö f 1 e r Ostern 1 3 ; G r o h m a n n 96. " ) W i t t s t o c k Siebenbürgen 99. " ) W 1 i s l o c k i Zigeuner 13.
5. Im Z a u b e r g l a u b e n wird häufig auf die den S c h w ä r e n (Aißen) ähnliche Form der E.n Bezug genommen. So viel geröstete E.n man in den Kot eines Menschen steckt, so viele Geschwüre wird er am Gesäß bekommen 46). Überhaupt kann man mit E.n Geschwüre anhexen 48 ). Wenn man die grünen „Schoten" der E. bricht und geht über drei Beete weit hinein, so bekommt man ein „böses Maul" (gemeint ist wohl Hautausschlag) 4 '). Besondere K r a f t haben die Samen einer E., die in einem Totenkopf, in dem Kopf einer Katze, einer Schlange, einer Heidelerche 48 ) in die Erde vergraben wird und dann gekeimt ist. Sie machen unsichtbar 49 ), lassen alle Hexen erkennen 80), dienen zur Herstellung von „Freikugeln" 61 ), lassen die Sprache der Gänse verstehen 6!i). Ahnliches gilt vom Knoblauch (s. d.). Es handelt sich hier wohl um einen „literarischen" Zauberglauben (Quelle?), da sich das Rezept meist in Sympathiebüchern usw. findet. Besonders zauberkräftig gilt ferner eine Hülse mit neun (zehn oder elf) E.n (vgl. oben Heiratsorakel). Sie dient, um sich bei der Rekrutierung frei zu lösen 63 ). Fährt ein Fuhrwerk über eine E.nhülse, die neun 54 ), zehn® 6 ) oder elf 6 8 ) E.n enthält, so muß es umstürzen. Legt man einem die neun E.n ins Bett, so wird er das Bett benässen 67). In Frankreich gelten solche E.nhülsen als glückbringend oder
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als ein Mittel, die Hexen zu erkennen 68 ). Wenn die Tauben Saate.n aus der Erde holen, so hat der Besitzer Glück mit dem Vieh 6 9 ). Weiße E.n bedeuten Tränen 6 0 ). E.n soll man nicht auf den Boden schütten, denn sie sind die Tränen der Muttergottes, die nicht auf die Erde fallen dürfen 81 ). Wenn die E.n (oder das Kraut) noch sieden, wenn sie vom Feuer genommen werden, so bedeutet dies, daß in dem Haus keine Zauberei ist 62 ). 46
) F r o m m a n n De fascinatione 1023. '•) G r o h m a n n 201 ; J o h n Westböhmen 4 322. ') F i s c h e r SchwäbWb. 2, 766. 48 ) J o h n Westböhmen 327. *•) S t r a c k e r j a n 1, 99; B r u n n e r Osti. Volksk. 249; J o h n Westböhmen 3 1 8 ; M e i e r Schwaben 246. M ü l l e r Siebenbürgen 142. " ) J o h n Westböhmen 330; Mitt. Ver. f. Gesch. d. Deutsch, in Böhmen 18 (1880), 208; vgl. auch A n d r e e Parallelen 2, 43; SAVk. 7, 52; ZföVk. 3, 274. •*) G r o h m a n n 202; vgl. M e y e r Religgesch. 262. 5S) B a r t s c h Mecklenburg 2, 350; vgl. W e i n h o l d Neunzahl 20. M) F r i s c h b i e r Hexenspr. 6. " ) E n g e l i e n u . L a h n 282. " ) G r o h m a n n 96. 6 ') T r e i c h e 1 Westpreußen 7, 561. " ) S é b i 1 1 o t Folk-Lore 3, 477. 485. 5 1 3 . »») W i r t h Beitr. 4—5, 18. M ) Urquell i, 203. «) ZföVk. 4, 213. •«) ZfdMyth. 3, 3 1 1 .
6. In der S y m p a t h i e m e d i z i n dienen die E.n hauptsächlich zum Vertreiben der Warzen 4 3 ). Die Warze wird mit einer E . gerieben und diese in ein Tüchlein eingebunden, das man hinter sich wirft 44 ). Wer das Säckchen mit den E.n aufhebt, bekommt die Warzen 46). Noch häufiger wirft man die E.n in einen (Back-) Ofen und läuft dann gleich fort, um das „ P r a t z e l n " der E.n im Feuer nicht zu hören 68), in einen tiefen Brunnen 67), in den Abort 6 8 ), vergräbt sie unter der Dachtraufe 8 9 ) oder läßt sie sonst irgendwo faulen 7 0 ). Die E. muß auf der Warze zerdrückt werden 7 1 ). Gegen aufgesprungene Brustwarzen bei einer jungen Mutter kocht man eine Handvoll E.n in Wasser 72 ). Einen bösen Finger reibt man mit neunerlei E.n (Thüringen) 73 ). Gegen Gelbsucht gibt man den Hühnern E.n, die im Harne des Kranken aufgeweicht sind, zu fressen 7 4 ). Gegen Zahnschmerzen zerbeißt man E.n auf dem Kirchhof und wirft sie in ein frisches Grab (Mark Brandenburg) 7 6 ). Gegen
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Gichter vergräbt man einen Topf mit 77 E.n, auf die der K r a n k e geharnt hat, in einen Ameisenhaufen 7 4 ). Verstauchung heilt man durch Stecken von drei E . n ' 7 ). Kinder werden bei Masern mit E.nbrühe gewaschen 7 8 ). Wenn die Wehen kommen, setzt man E.n über das Feuer; sobald diese kochen, erfolgt die Geburt 7 9 ). Wer am Neujahrstag M ) oder am K a r f r e i t a g 8 1 ) E.n ißt, bleibt fieberfrei und das ganze J a h r gesund. n ) Ausführlich darüber mit reichen Literaturangaben bei P . S a i n t y v e s La guirison des verrues. Paris 1913, 16—22. **) So schon antik: D i o s k u r i d e s Mat. med. 2, 126; das Mittel ist in die alten Kräuter-, Arznei- und Sympathiebücher übergegangen z. B. B o c k Kreuterbuch 1 5 5 1 , 332 v ; T a b e r n a e m o n tanus Kreuterbuch 2 (1731), 884; Thesaurus pauperum 1576, 108; Albertus M a g n u s 4, 54; S t o l l Zauberglaube 7 5 ; B a r t s c h Mecklenburgs, 120; H u ß Aberglaube 5 ; 138; Geheimnisse usw. 1 7 1 7 , 80; W i r t h Beitr. 6—7, 27. •«) W o l f Beiträge 1, 248; S 6 b i 1 1 o t Folk-Lore 3, 498. ««) Ebenfalls schon in der Antike nachgewiesen: P f i s t e r Schwäb. Volksbr. 1924, 37; vgl. ferner M a r z e i l Die Erbse im Zauberglauben in: Der Heimgarten (Wochenschr. d. „Bayer. Staatszeitung") 5 (1927), 354 f.; T o p p e n Masuren 46; S c h u l l e r u s Siebenb. Wb. 2, 2 3 3 ; L a m m e r t 1 8 7 ; S A V k . 2, 260; 7, 1 3 8 ; P o 1 1 i n g e r Landshut 2 8 1 ; ebenso in Schweden: R u ß w u r m Eibofolke 2, 225. " ) S c h r o e d e r Med.-Chym. Apotheke 1693, 933; ZfVk. 1, 192; 8, 200; auch in Frankreich: S £ b i l l o t Folk-Lore 3, 498; Rolland Flore pop. 4, 200. w ) L a m m e r t 187. ••) J ä c k e 1 Oberfranken 229. ,0 ) ZfrwVk. 1 1 , 168; vgl. S c h r a m e k Böhmerwald 282; S k b i 1 1 o t Folk-Lore 3, 498. " ) M a r z e l l Bayer. Volksbot. 157. " ) S e y f a r t h Sachsen 284. " ) W u 1 1 k e 347; ähnlich S 6 b i 1 1 o t Folk-Lore 3, 498. M ) L a m m e r t 248. " ) ZfVk. 1, 193. '•) J ä c k e 1 Oberfranken 220. " ) B o h n e n b e r g e r 19. ™) R o c h h o l z Kinderlied 334. '•) ZfVk. 1, 183; vgl. S a r t o r i Sitte u. Brauch 1, 23. 80) M e y e r Baden 494. 81 ) F r i s c h b i e r Naturkunde 323.
7. S a a t u n d W a c h s t u m der E.n. Die E.n müssen gesät werden am Gründonnerstag 8 2 ), am K a r f r e i t a g 8 3 ) , am Hiobstag 8 4 ), am Matthiastag 8 B ), am Markustag (dann werden sie,.markig") 8 6 ), am Ambrosiustag 87 ), am 100. T a g des J a h r e s (dann tragen sie hundertfältige Frucht) 88). E.n sät man an dem Wochentag, an dem der erste Schnee gefallen ist (Kreis Goldap) 89), am Mittwoch oder
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Sonnabend am Vormittag, denn nachmittags gesät bekommen sie weniger „ S c h o t e n " M ) oder lassen sich nicht weich kochen (Mittelfranken). E.n im Neumond 92) oder im zunehmenden Mond *3) gesät, blühen immerfort ohne Früchte zu bringen; sie sollen im abnehmenden Mond gesät werden M ) oder bei Vollmond („dann werden sie voll") , s ) oder drei Tage vor dem Neumond („sonst blühen sie gleich ab") ••). Im alten Mond gesät kommen Maden (Larven des E.nkäfers) in die Hülsen " ) . Günstig für die Aussaat sind die „weichen" und „wässerig e n " Zeichen des Tierkreises (Fische, Wassermann, Jungfrau, Wage, Zwillinge), sonst lassen sie sich nicht weich kochen* 8 ). Im Steinbock werden sie h a r t " ) , im Krebs gehen sie im Wachstum zurück (Pfalz) oder werden wurmstichig 10°). Wenn man die ersten E.nblüten, die man sieht, abbricht und unter einen Stein legt, so lassen sich die E.n dieses Feldes nicht weich kochen 1 0 1 ). E.n dürfen nur bei Süd- oder Westwind („weiche" Winde) gesät werden, bei Ost- oder Nordwind gesät lassen sie sich nicht weich kochen 1 0 2 ). Eine gute E.nernte ist zu erwarten, wenn an Fastnacht die Sonne scheint l o s ), wenn sich im Frühjahr viel Frösche zeigen (Ostpreußen) 1 M ) oder wenn es viele Tannenzapfen gibt 1 0 5 ). Zuckere.n soll man säen, wenn die Leute v o m Wochenmarkt heimgehen 108). Beim E.nsäen soll man die ersten drei Handvoll gegen den Wind werfen (Windopfer) 1 0 '). Vor der Aussaat müssen die E.n mit Wasser, das stromaufwärts geschöpft ist, begossen werden (Prov. Sachsen) 108). Damit die Vögel die E.n nach der Aussaat nicht fressen, muß der Sämann drei E.n in den Mund nehmen 10*), oder man muß sie stillschweigend säen 110 ); man vergräbt drei im Munde angefeuchtete E.n am Ende des Beetes l u ) , oder man legt die E.n in drei Reihen und murmelt bei jeder Reihe dreimal: „Mien Arfen und mien Bohn — Sali keen Menschen und Vagel wat dohn. — Im Namen Gottes usw." 112 ). Die E.n dürfen nur am Mittwoch und Sonnabend gepflanzt werden, sonst holen sie die Vögel 1 1 S ). Wenn
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man E.n und Bohnen ißt und in der gleichen Woche welche aussät, dann geraten sie nicht 1 1 4 ). Die E.n werden madig, wenn der Sämann viel „gefistet" (gefurzt) hat u f i ). Frauen sollen keine E.n und Bohnen an ihrem Backtag pflanzen l l s ) . Um das E.nfeld muß ein menstruierendes Frauenzimmer gehen, oder es muß dessen Hemd herumgetragen werden, damit die E.n nicht v o m Meltau befallen werden 1 1 7 ). Wenn die E.n im Wachsen sind, wirft man ein altes Stück Eisen ins Feld, damit sie während der Blütezeit nicht vom Donner beschädigt werden 1 1 8 ), oder man muß zwei Hölzer in Form des Kreuzes des hl. Laurentius in die Erde stecken und in die Mitte, wo beide Hölzer sich treffen, ein Stück Glas 1 1 8 ). M ) Jahrb. Els.-Lothr. 3, 124; Grohmann 96; W i t z s c h e l Thüringen 2, 215 ; vgl. auch Schroeder Arische Religion 2, 637. •') M a r z e 11 Bayer. Volksbot. 23 ; M e y e r Baden 423; Alsatia 1851, 1 3 1 ; ebenso in Frankreich: R o l l a n d Flore pop. 4, 195. ••) F i s c h e r SchwäbWb. 2, 765. e5) Niederlausitzer Mitteil. 1, 2 7 1 . ••) B e c k e r Pfalz 146. •») M a r z e l i Bayer.Volksbot. 105. M) ZfVk. M 1, 186. ) F r i s c h b i e r Naturkunde 332, ebenso in Estland und Finnland: FFC. 31, 9; in Wallonien an dem Wochentag, auf den Weihnachten gef allen ist : S é b i l l o t Folk-Lore 3, 455. M) K ü c k Lüneburger Heide 7 4 ; ZfrwVk. 6, 184; vgl. M e y e r Germ. Myih. 256. " ) F i s c h e r SchwäbWb. 2, 765. •*) F o r s t n e r Beschr. v. Franken 1 (1791), 108; Kuhn Mark. Sag. 386. *3) Z i n c k e Oecon. Lexic. 2 (1744), 1926; ebenso in Frankreich: Séb i l l o t Folk-Lore 3, 456. •«) W i t z s c h e l Thüringen 2, 2 1 5 ; ebenso in Finnland und Schweden: FFC. 31, 3, dagegen als ungünstiges Zeichen: ZfrwVk. 6, 184. •«) W i r t h Beitr. 6—7, 20; D r e c h s l e r 2, 50; ebenso in Wallonien: R o l l a n d Flore pop. 4, 195; dagegen als ungünstiges Zeichen (Anhalt): ZfVk. 7, 148. »•) W i r t h Beitr. 6 — 7 , 20. ") F o r s t n e r Beschreib, v. Franken 1 (1791), 108. w) ZfVk. 7, 148; Leoprechting Lechrain 150; M a r z e 1 1 Bayer. Volksbot. ioo; F i s c h e r SchwäbWb. 2, 765. M) P f i s t e r Hessen 164; H e s e m a n n Ravensberg no: ebenso in der französischen Schweiz : S é b i l l o t Folk-Lore 3, 455. 10°) A n d r e e Braunschweig 412. 101) P e t e r Österreich.-Schlesier. 2, 267; Egerland im 18. Jh.: ZföVk. 5, 122. loa) B a r t s c h Mecklenburg 2, 2 1 3 ; Veckenstedts Zs. 1, 363; ZfrwVk. 6, 184; F i s c h e r SchwäbWb. 2, 765; ebenso bei den Finnen und 105) HessBl. Esten: FFC. 31, 53. n , 224; W i l d e Pfalz 52. IM ) F r i s c h b i e r Na106 turkunde 323. ) Tteichel Westpreußen
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Erbs(en)bär
10, 545. 10«) Ebd. 7, 566. l07 ) W i l d e Pfalz 52. 108) Veckenstedts Zs. 4, 387. 1M ) K u h n Mark. Sagen 382; S t r a c k e r j a n 1, 67; H e ß 1 e r Hessen 2, 103. n 0 ) K n o r r n Pommern 128; Z f r w V k . 10, 8; Zeitschr. hist. Ver. Niedersachs. 1878, 89; dann werden sie nicht madig: Veckenstedts Zs. 4, 387; W i r t h Beitr. 6 — 7 , 2 0 . l " ) W i l d e Pfalz 52. l u ) M a a c t Lübeck 35. l l J ) K u h n u. S c h w a r t z 446; K ü c k Lümburger Heide 74. 1 U ) Schon im 17. Jh.: P r a e t o r i u s Coscinomantia 1677; S c h ö n b a c h Berthold v. R. 1 5 1 ; Alemannia 4, 273; 8, 128; beim Säen darf man keine E.n essen (Estland, Finnland): F F C . 32, 76. 115 ) F r i s c h b i e r Naturkunde 322. "•) F o g e l Pennsylvania 188. " ' ) T o p p e n Masuren 85; vgl. P l i n i u s Nat. hist. 17, 266. ,u) Peter Österreichisch-Schlesien 2, 267. 11 ") G r o h m a n n 39. Marzell.
E r b s ( e n ) b ä r . Ein Bursche wird mit Erbsenstroh u m w i c k e l t ; an den Händen m i t F a u s t h a n d s c h u h e n angetan, kriecht er auf allen Vieren im weihnachtlichen, Fastnachts-, Ernte-, Kirmes-, B r a u t - oder sonstigen F e s t m a s k e n u m z u g als T a n z b ä r , w o m ö g l i c h an _ eiserner K e t t e oder mit einem T a n z s t o c k , m i t : das ist der weithin d u r c h D e u t s c h l a n d b e k a n n t e E. I. In den U m z ü g e n der Weihn a c h t s z e i t erscheint er zumeist neben andern M a s k e n ; er begleitet den S c h i m m e l r e i t e r x ) , den K l a p p e r b o c k 2 ) , den wendischen Siebreiter und Ziegenb o c k 3 ) , als westböhmischer „Zempa" den Schnappesel 4 ), sowie andere Masken dieses F e s t k r e i s e s 5 ) . Erscheint er als einzige Maske, so begleitet ihn meist der Bärenführer 8 ), zuweilen auch ein Musikant, der zu seinen T ä n z e n a u f s p i e l t 7 ) ; der ganze M u m m e n s c h a n z wird damit zu einer bloßen Imitation des Tanzbärenv e r g n ü g e n s (der B ä r e n f ü h r e r erscheint denn auch zuweilen als „ Z i g e u n e r " ) ; das kann nicht die ursprüngliche Form sein. Wesentlicher scheint es, d a ß gelegentlich s t a t t seiner K n e c h t R u p r e c h t 8 ) , Pelzmärte 9) oder N i k o l a u s 1 0 ) in Erbsstrohu m h ü l l u n g als „ E r b s b ä r " erscheinen, wiederum zumeist in B e g l e i t u n g anderer bekannter Z w ö l f t e n m a s k e n . Wichtiger als die Maske ist also die Strohumhüllung, die F r u c h t b a r k e i t s z a u b e r a n d e u t e t ; vielleicht ist die daran a n k n ü p f e n d e Vermut u n g nicht zu g e w a g t , d a ß lbär, ber' ursprünglich — nach ä l t e r e m Sprachge-
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brauch n ) — d e n ' E b e r ' meinte, der besser z u m winterlichen A g r a r z a u b e r s t i m m e n w ü r d e ; B e z i e h u n g e n z u m altgermanischen B ä r e n m y t h u s (etwa zu |>6rr B j ö r n ) sind wohl a b z u l e h n e n . Die T a n z b ä r e n f i g u r , als die der E. heute meist erscheint, ist wohl s e k u n d ä r und könnte recht g u t als v o l k s e t y m o l o g i s c h e Verschiebung einer ursprünglich sinnvolleren Maske g e d e u t e t werden. D o c h bleibt die Möglichkeit zu erwägen, d a ß der weihnachtliche E. aus einem a n d e r n Festkreis (vgl. die weitere Darstellung!) s t a m m t und erst sekundär, als Maskenformel, in den W e i h n a c h t s k r e i s v e r p f l a n z t wurde, zur erwünschten Bereicherung der schon vorhandenen Masken. l) B u s c h a n Das deutsche Volk in Sitte und Brauch 17 f.; auf S. 19 ein Bild des E . n ; W u t t k e 22 § 20; W e i n h o l d Weihnachtsspiele 6; M e y e r German. Mythologie 218. ') M e y e r ebd. 218. *) S c h u l e n 4) b u r g 136. J o h n Westböhmen 18. ') A n d r e e Braunschweig 324; s. hier 1, 895 f. «) Z f V k . 6, 429 £ . 4 3 6 ; M e y e r Baden 65; W i t z s c h e l Thüringen 2, 158. ') Z f V k . 6, 429 f. •) R i e t s c h e 1 Weihnachten 112. *) M a n n h a r d t German. Mythen 238. ,0 ) RheinWb. 2, 150. " ) So auch noch in heutigen Mundarten; vgl. z. B. Schlesw.-Holst.Wb. 1, 294; Rhein.Wb. 1, 615; B a d . W b . 1,148 u. a.
2. K l a r e r u n d sinnvoller ist die Erscheinung des E . n in der F a s t n a c h t z e i t . E r ist hier a u c h selbständiger; meist t r i t t er allein auf 12 ), und seltener wird seine T a n z b ä r e n n a t u r b e t o n t 1 S ) ; anscheinend ist das R h e i n g e b i e t und dessen nähere U m g e b u n g sein H e i m a t b e z i r k 1 2 ) . Er stellt sich — im Gegensatz z u m weihnachtlichen E. — mit derber Selbstvers t ä n d l i c h k e i t in den Mittelpunkt der A u f m e r k s a m k e i t : sei es, daß er a m A s c h e r m i t t w o c h brüllend über die S t r a ß e tobt 1 4 ), sei es, d a ß er als Personifikation der F a s t nacht a m gleichen T a g e kultisch v e r b r a n n t w i r d l s ) . Schon dieser B r a u c h deutet auf seinen Charakter und seine B e s t i m m u n g ; daß er gelegentlich geprügelt wird (wozu man ihm eigens ein H o l z b r e t t unter das Erbsstroh bindet) 1 8 ), d a ß m a n ihm Stroh a u s r u p f t und dieses den H ü h nern und Gänsen ins Nest l e g t 1 7 ) , v e r s t ä r k t die V e r m u t u n g , daß wir es hier mit einem V e g e t a t i o n s d ä m o n z u t u n haben. Der B ä r t r i t t j a h ä u f i g und gerade u m
Fastnacht herum in dieser- Funktion auf M ); beim römischen K a r n e v a l wurde im 1 2 . J h . ein B ä r umgeführt und getötet 1 9 ): dies der älteste Beleg f ü r unsern oben erwähnten Brauch. Ob hier die Übernahme einer römischen Karnevalssitte vorliegt (was gut zum Verbreitungsgebiet passen würde) oder wir mit älteren, einheimischen Vorstellungen zu rechnen haben 2 0 ), wird erst eine Untersuchung der Geschichte der deutschen Fastnacht lehren können. Jedenfalls scheint der E . in den Fastnachtsbräuchen ein sinnvolleres Dasein zu führen als im Weihnachtsbrauchtum; an sich schon Fruchtbarkeitssymbol, verstärkt er diese Eigenschaft noch durch seine Erbsenstrohmaske. ia ) Sartori Westfalen 146; Wrede Rhein VA. 176; ZfrwVk. i i , 2 7 1 ff.; 13, 2 1 5 ; S c h m i t z Eifel 1, 15 f.; W r e d e EifelVk. 208; niederrheinisch: J a h n Opfergebräuche 87; A n d r e e Braunschweig 3 3 3 = H o o p s Sassenart 39; schlesisch: F e h r l e Volksfeste * 39; D r e c h s l e r 2, 2 1 4 ; 1, 58. 1 6 0 f . ; ZföVk. 4, 268; s. hier 1, 893 ff.; G e s c m a n n Regenzauber 54 Anm. (mit Literatur); R o c h h o l z Sagen 2, 278. 1S ) S a r t o r i Westfalen 146; D r e c h s l e r 1 , 1 6 0 f.; s. hier 1, 894 f. " ) RheinWb. 2, 150. 1S ) M a n n h a r d t 1, 499. 522 f.; s. hier 1, 894. M ) S c h u l e n b u r g 136. 17 ) böhmisch: S a r t o r i 3, 1 1 7 . w ) S. liier 1, 893 ff. ») Ebd. 1, 894. 20) Ebd. 1, 892f.; vgl. auch S c h r ö d e r Rigveda 432.
3. Im E r n t e b r a u c h tritt der E. in doppelter Gestalt auf. a) Wer als letzter mit dem Ausdreschen fertig wird, erhält die bekannte Strohumhüllung, Hörner werden ihm aufgesetzt, er wird als Erbsenmockel zum Brunnen gef ü h r t und muß saufen 2 1 ), oder er geht als E . gabenheischend im Erntezug 22 ). Das gehört in den weitschichtigen Brauch der letzten Garbe; Fruchtbarkeitszauber ist auch hier das Ziel, das Erbsenstrohkleid wesentlicher als die Bärengestalt. Fruchtbarkeitsmaske 'Fastnacht
I
Brautzug Letzte Garbe
WeihnachtsPfingstErnteKirmes-
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Erbs(en)bär
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maske
b) Im Erntezug erscheint neben dem Haferbrautpaar, dem Schimmelreiter 28 ), dem Bärenweib und dem Bärenkind 24 ) auch der E., gewöhnlich hinter dem Erntewagen einhertrottend. E r spielt also keine wesentliche, ausschlaggebende Rolle; ähnlich wie in den Weihnachtsumzügen, dient er zur Motivverstärkung; sein Auftreten hier wird also sekundär sein. " ) M a n n h a r d t Forschungen 61. " ) Ebd. 166. " ) S o m m e r Sagen 160 f. " ) K l a p p e r SchlesVk. 277.
4. Ähnlich wie zur Fastnachtzeit wird der E. als Strohpuppe am Ende der Kirmes, die er an dieser Stelle zu personifizieren hat, begraben 2 6 ); scheinbar ist diese Sitte vom Fastnachtsbegräbnis hierher verpflanzt. In den Kirmesaufzügen erscheint er wieder neben anderen Masken ohne eigene Note und ohne innere Notwendigkeit 2 6 ); er wird hier nicht anders als im Erntemaskenzug zu beurteilen sein. Auch zu P f i n g s t e n tritt er gelegentlich als Maske unter Masken auf 27 ). Wesentlicher ist sein Erscheinen im ostdeutschen B r a u t z u g , in dem er früher vor dem Brautwagen einher geführt wurde 2 S ), ein deutliches Fruchtbarkeitssymbol, das allerdings wohl auch hierher erst von andern Fruchtbarkeitsriten übernommen wurde, aber doch seine sinnvolle Stellung bei der Verpflanzung voll bewahrte. Im rheinischen Schützenumzug am Sebastiansabend, wo er an der Spitze der Schützen einhermarschiert und von den Bäckern seinen Tribut in F o r m von Weißbroten einfordert 2 9 ), scheint er die Rolle des Wappentieres zu spielen. Die E n t w i c k l u n g s g e s c h i c h t e des E.n 30 ) würde also, graphisch dargestellt, etwa so verlaufen: wird
begraben
Fastnacht
I
Kirmes
Wapp e n t i er Sebastiansabend
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Erbsenmutter—Erdbeben
*5) M e y e r Baden 233; M ü l h a u s e 70 f.; RheinWb. 2, 150. ") S a r t o r i 3, 250; D r e c h s l e r 2, 214. ") S o m m e r Sagen 155 f. ») Niederlaus. Mitt. 1, 456 ff.; 2, 137 ff.; 13, 162; B r u n n e r Ostd. Vk. 175. «•) RheiDW b . 2, 150. s0) Vgl. ferner: M a n n h a r d t Forschungen I i i . 165 ff.; M e y e r German. Mythol. 103; M a n n h a r d t German. Mythen 238; D e r s. Götter 142; D e r s . 2, 353, 156; V o g t Weihnachtsspiele 89. Mackensen.
Erbsenmutter s. K o r n d ä m o n e n .
Erbstahl s. S t a h l ,
288 f.; Simrock Mythol. 516; Jahn Opfergebräuche 74; Döhring Etymolog. Skizzen 9; D i e t e r i c h Mutter Erde 16 f. •) D e t t e r - H e i n z e l Saemundar-Edda 2, 23 zu Völuspi 14, 7 askr Yggdrasils. 4) G r i m m a . a . O . 2, 1034. s) C o c k a y n e a. a. O. 2, 112. ') A. a. O. 10. ') Das einzige Wort, das anklingt, ist altirisch erc hre , Zerfall, T h u r n e y s e n Handbuch des Altirischen 1, 451, was vielleicht als Anfang einer Verfluchung angängig wäre. Singer.
Erchtag s.
Erbsichel s. S i c h e l . Erbsieb s. S i e b . Erbsilber s. S i l b e r . Eisen.
Erbtuch s. T u c h . Erbzaun s. Z a u n . E r c e . D a s W o r t erscheint in dreimaliger W i e d e r h o l u n g zu A n f a n g eines altenglischen Flursegens: erce. erce. erce. eorfan m o d o r 1 ) . Man sieht gewöhnlich in E. einen Eigennamen und zwar den der Erdmutter, der M u t t e r Erde 2) oder den der Mutter der Erde, w a s freilich eine merkwürdige mythologische A n s c h a u u n g voraussetzen heißt. Im ersten Fall müßte m a n e o r ^ a n als einen epexegetischen G e n i t i v auffassen, wie in 1 a v i 11 e d e Paris, die T u g e n d der E n t h a l t s a m keit, was im Altnordischen reichlich belegt ist s ). Man h a t zu wenig auf einen Hinweis Grimms geachtet, der einen andern altenglischen Segen gegen Natterbiß beizieht: a r c r e aercre aernem nadre aercund hol aern, em nij>aern, wie Grimm liest 4), w ä h r e n d C o c k a y n e Acrae. aercrae. aernem. nadre. aercuna hei. aernem. nijiaern. gibt 6 ). Im Inhaltsverzeichnis dieses A r z n e i b u c h s wird dieser Segen als s c y 1 1 i s c bezeichnet 6 ), und obwohl es bisher nicht gelungen- scheint, denselben aus dem Gälischen oder Irischen zu deuten, ist es doch a m wahrscheinlichsten, daß wir es hier mit keltischen Z a u b e r w ö r t e r n zu tun haben, die sich vielleicht der D e u t u n g auf immer entziehen werden 7 ). G r e i n - W ü l c k e r Bibl. d. ags. Poesie 1 , 3 1 4 ; C o c k a y n e Leechdoms, wortcunning and starcraft of early England 1, 402. s) G r i m m Myth. 1, 210 ff.; G o l t h e r Mythol. 455; Mannhardt Götter 317; R. M. M e y e r Religgesch. 308; E. H. M e y e r German. Myth.
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Dienstag.
Erdbeben. Solange die Menschheit in m y t h i s c h e m D e n k e n befangen ist und die naturwissenschaftlichen G r ü n d e f ü r Erscheinungen nicht kennt, stellt sie sich lebende W e s e n als verursachende M ä c h t e vor. So ist das E. nach der A n s c h a u u n g der sog. N a t u r v ö l k e r in verschiedenen Erdteilen wie der K u l t u r v ö l k e r auf einer Frühstufe der E n t w i c k l u n g e n t s t a n d e n aus der B e w e g u n g starker, oft dämonisch vorgestellter W e s e n ; diese sind bald Götter, D ä m o n e n , Riesen, vereinzelt die Mutter Erde, die t a n z t 1 ) , dann Schildkröten, Schlangen, Fische, K r e b s e , Eber, S t i e r e 2 ) . E i n Mittelpunkt der Sagengebilde, die sich an solche Vorstellungen anschlössen, scheint in Indien gewesen zu sein; v o n dort wanderten sie einerseits (wohl in vorgeschichtlicher Zeit) nach A m e r i k a , andererseits n a c h dem W e s t e n bis nach Europa und nach d e m Norden. Manche dieser Anschauungen w i r k e n in unserem V o l k s g l a u b e n nach, a u c h in Büchern, die naturwissenschaftlich aufklären wollten s ). Dort ist z. B. der Fisch Zelebrant als Verursacher des E.s gen a n n t 4 ) , vereinzelt auch der W a l f i s c h 6 ) . Oder das V o l k erzählt u n b e s t i m m t v o n einem großen Tiere, das im Meer lebe und E. verursache 8 ). Eine ferne V e r b i n d u n g mit dämonischen Wasserwesen ist in einer Sage aus K ä r n t e n 7 ) erhalten: Ein Drache g r ä m t sich sehr, weil er v o n einer Nixe v e r s c h m ä h t wird. A l s er dann sieht, wie diese verliebt ihre A r m e u m einen Burschen schlingt, schüttelt er sich v o r W u t und schlägt mit dem S c h w ä n z e so heftig auf den Berg, daß dieser erbebt. Die Vorstellung, daß ein gefesselter Unhold die E r d e erbeben mache, ist im
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Erdbeere
germanischen M y t h u s auf L o k i übert r a g e n 8 ) . E r ist in einer Höhle gefesselt. E i n w u r m a r t i g e s W e s e n träufelt ihm beißendes Gift ins Gesicht. L o k i s W e i b h ä l t im allgemeinen durch eine Schale das G i f t fern. A b e r w e n n die Schale voll ist und geleert werden muß, spritzt e t w a s G i f t auf das Gesicht L o k i s ; dieser k r ü m m t sich v o r Schmerz. D a v o n erbebt die Erde. In christlicher Zeit d e n k t sich das V o l k ein E. als S t r a f e Gottes f ü r die S ü n d e n der Menschen 9 ). Hier mögen da und dort biblische Erinnerungen nachwirken 10 ), im g a n z e n ist diese A n n a h m e nicht notw e n d i g . D a s E . ist nach dem V o l k s g l a u b e n wie andere Übel zur M a h n u n g der Menschen v o n G o t t geschickt. V i e l f a c h wird es als ein göttliches Vorzeichen gedeutet, das auf k o m m e n d e Übel hinweist u ) . Öfters, so z. B. in Tirol, k ü n d i g t es einen k o m m e n d e n K r i e g an 12 ). Andererseits wird auch das E. durch besondere V o r g ä n g e angekündigt. Solche Vorzeichen gehen vielfach auf die griechischen Donner- und E.bücher zur ü c k 1 3 ), die auf orientalisch-astrologischen A n s c h a u u n g e n f u ß e n und teilweise durch die J o h a n n e s - A p o k a l y p s e ( K a p . 6), teilweise in a p o k r y p h e n Schriften mittelbar (z. B . Paracelsus) und unmittelbar in d e u t s c h e m V o l k s g l a u b e n nachwirken 14 ). A n sich deutet in dieser astrologischen Schriftstellerei das E. nicht immer auf e t w a s Schlimmes, sondern zunächst auf etwas Bedeutendes, meist allerdings ist dies im schlimmen Sinne gemeint. Doch entscheidet f ü r die ältere Zeit die Astrologie n a c h den Begleitumständen. D a ß E. auf übernatürliche Weise ang e k ü n d i g t werden, findet sich noch vereinzelt in unserem Volksglauben. So hörte nach einer schweizerischen Sage ein Mann n a c h t s seinen N a m e n rufen. Als er d a v o n erwachte, sah er einen Geist mit einem L i c h t in der H a n d in die K i r c h e gehen. Diese w a r bald hell erleuchtet. K u r z darauf entstand ein E. l s ) . Astrologische Anschauungen haben sich, wie in der A n t i k e so auch später mit naturwissenschaftlichen Erklärungsv e r s u c h e n verbunden. So leitete man die Dünste, die in unterirdischen Höhlen
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entstehen, auf die K r a f t der Gestirne zurück, „besonders des Streitgottes, der Mars heißt und des H e l f v a t e r s oder J u piter wie a u c h des S a t u r n u s , w e n n sie in Konstellation s t e h e n " l s ) . Die A b w e h r m a ß n a h m e n gegen E. sind dieselben wie bei allen Übeln, die auf übermenschliche Mächte z u r ü c k g e f ü h r t werden, besonders Z a u b e r und G e b e t 1 7 ) . Durch A n r u f u n g eines mächtigen N a m e n s wie Christus wird das E. z u m Stehen geb r a c h t 18 ). In Innsbruck b i t t e t m a n u m die Fürbitte des hl. A l e x i u s l s ) . Es ist ihm f ü r einen T a g ein U m g a n g gelobt. E i n Tiroler e r z ä h l t 2 0 ) : „ E i n m a l h a b e n sie den ausgelassen, da h a t die E r d e so gebebt, daß in den W i r t s h ä u s e r n die Gläser aneinandergeschlagen und zersprungen und v e r s c h ü t t e t sind. Sie h a b e n N a c h m i t t a g dann noch den U m g a n g gehalten, da hat das E. aufgehört. H e u t und morgen wird a u c h deshalb hier ein Rosenk r a n z gehalten und S a m s t a g eine Messe." ») D i e t e r i c h Mutter Erde 13. «) R . Lasch Die Ursache und Bedeutung der E. im Volksglauben und Volksbrauch. ARw. 5
(1902), 236—257. 36g—383; A n d r e e Parallelen 1 (1878), 100 ff. 301; T y l o r Cultur 1, 358; F r a z e r 5, 194if.; 12,252. 3 ) M e g e n b e r g
Buch der Natur 87. 91 f .
4)
Germania
13 (1868), 399 f. S. unten Zelebrant. ') SchwVk. 9, 7; ZfVk. 19 (1909), 199. •) ZfVk. 10 (1900), 62; 19 (1909), 198 f. ') G r a b e r Kärnten 6. •) G r i m m Myth. 2, 681 f.; v. d. L e y e n Sagenbuch
1, 2 1 2 ; R . M. M e y e r
Religgesch.
•) L a s c h a . a . O . 378; R. C y s a t 27 f.; ZfVk. 19 (1909), 198. 10) Psalm 60, 114. " ) L a s c h a. a. O. 378 ff.; M e y e r Abergl. 145. ») ZfVk. 19 (1909), 189. ») Vgl. Geop. 1, 12. ") B o l l Offenbarung Joh. 18. 82 ff. 1S) K o h l r u s c h Sagen 240 ff. ") Meg e n b e r g Buch der Natur 87. ") L a s c h a. a. O. 380 ff. ") ARw. 18, 1915, 17. ")dtfi£etv = jemandem gegen etwas beistehen. ,0 ) ZfVk. 19 (1909), 199. Fehrle. •257.
Erdbeere (Fragaria vesca). 1. Die W a l d - E . 1 ), die im griechischen und römischen A l t e r t u m k a u m beachtet wurde 2 ), erfreute sich ohne Zweifel bei den germanischen V ö l k e r n schon in vorgeschichtlicher Zeit großer B e l i e b t h e i t ' ) , wie auch die F u n d e in den Schweizer P f a h l b a u t e n der jüngeren Steinzeit beweisen 4). A u c h verschiedene altertümliche B r ä u c h e beim S a m m e l n der E n
893
Erdbeere
894
2. Der volksmedizinischen V e r w e n d u n g der E. scheint zum Teil der Glaube an ihre antidämonischen Eigenschaften zugrunde zu liegen. T e e aus E.blättern ist gut gegen allerlei K r a n k heiten und B e h e x u n g n ) . Gegen die Maienkrankheit gab man beim Austrieb des Viehes a m letzten April (Walpurgi) Salz und E.stengel mit drei Blättern 1 2 ). Besondere Heilkraft haben die ersten im Jahr gefundenen E.n bzw. deren Blüten (s. Frühlingspflanzen). Die ersten Blüten soll man essen, dann bekommt man das Fieber n i c h t 1 3 ) . Ähnliches wird von den Slowaken (mit den ersten E.n wird das Gesicht gegen Sommersprossen bestrichen) 1 4 ), aus Wolhynien (gegen Gesichtsrose) 1 S ) und Kujawien (Vorbeugungsmittel gegen Frostbeulen) 16 ) berichtet. Die E.n sind (als Umschlag) gut gegen erfrorene Glieder und Frostbeulen 1? ). Die rote F a r b e der E.n (Farbe der Frostbeulen) und der Umstand, daß zur E.zeit die erfrorenen Glieder am seltensten schmerzen, sind für diesen Glauben wohl maßgebend gewesen 18 ). E.n am Sonnwendtag getrocknet und in Branntwein angesetzt sind g u t gegen M u n d f ä u l e M ) . Gegen Bleichsucht (rote Farbe der E.n) ißt man E.blätter, täglich um ein B l a t t steigend bis zu der Zahl, die man noch vertragen kann und geht dann wieder bis zu einem B l a t t zurück Tee aus E.wurzeln ist gut gegen den Bluthusten 21 ). Gegen „Mutter-Siecht u m " ( K r a n k h e i t der Gebärmutter) wird ein gebackenes Ei, das mit E . k r a u t p u l v e r M a r z e l l Kräuterbuch 451. ») S c h r ä - bestreut ist, gegessen (Tirol) 2 2 ). E.n mit d e r Reallexi, 85. ') H e y n e HausalterSalz vier W o c h e n in einem Hafen unter tümer 2, 151. 4) B u s c h a n Vorgesch. Botanik der Erde vergraben und dann destilliert, 188. *) G r o h m a n n 93; B a u m g a r t e n sollen ein Mittel gegen das Fell in den Aus der Heimat 1862, 131; ZfVk. 11, 53; vgl. auch J a h n Opfergebräuche 206. *) Magazin A u g e n sein 23 ). Wer E.n an Jakobi ißt, f. Literat, d. Auslandes 67 (1865), 40. ') Schwbekommt Beulen (Oberfranken) 24 ). Vk. i, 23; 2, 97; 5, 81; SAVk. 8, 147; U l r i c h Volksbotanik 20; Schweizld. 4, 1463; P a n n) D r e c h s l e r 2, 210. " ) E b e r z e r Beitrag 2, 13; F i s c h e r SchwäbWb. 2, 773; vgl. auch M a r z e 11 Volksleben 28. •) S c h ö n - h a r d t Landwirtschaft 217; ähnlich S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 320. " ) H a l t r i c h werth Oberpfalz 1, 203; Pollinger Siebenb. Sachs. 297 = S c h u l l e r u s Siebenb. Landshut 238 f. *) MittnordbExc. 27, 295; Wb. 2, 234. " ) H o v o r k a u. K r o n f e l d P e t e r österr.-Schlesien 2, 212; D r e c h s i, 125. ") H e n r i c i Volksheilmittel 75. l e r 1, 295; ZföVk. 14, 123; M ü l l e r Die ") MschlesVk. 14, 70. ") Schweizld. 4, 1463; Deutschen in Mäkren 1893, 326; G r o h m a n n Lammert 218; vgl. auch S6billot 113; J o h n Westböhmen 110; Panzer (vgl. Beere, Heidelbeere), die als Rudimente eines Beerenopfers an die W a l d geister anzusehen sind, weisen auf die B e d e u t u n g dieser Waldfrüchte f ü r den Urmenschen hin. Eine E., die dem K i n d e beim P f l ü c k e n entfallen ist, gehört den armen Seelen (oder dem Teufel) und wird nicht mehr aufgehoben. Gehen die K i n d e r mit Beeren an einem K r e u z oder einer Feldkapelle vorbei, so opfert jedes drei Beeren 6 ). In Böhmen legten die Kinder v o n den gesammelten E.n eine Handvoll auf einen B a u m s t r u n k und sprachen dabei: „ M e d u l i n a (Melusina?), da hast du, du gibst es über das Jahr wieder" s ). Besonders in der Schweiz findet sich der Glaube, daß die E.n für die Männer sehr gesund, für die Frauen aber schädlich sein sollen. Daher soll ein Mann, wenn er eine E. sieht, v o m Pferd steigen, ein W e i b (besonders das menstruierende) dagegen soll die E. z e r t r e t e n ' ) . Vielleicht steht damit der Glaube in Zusammenhang, daß eine Schwangere 8) oder eine Mutter, der ihr K i n d gestorben, vor Johanni keine E.n essen dürfe, da sie sonst dem K i n d e die „ F r e u d e abesse" oder das K i n d im Himmel keine E.n bekomme, weil sie die Mutter schon gegessen habe •). D a ß die E.n nicht sättigen, rührt daher, daß ein E.n sammelndes K i n d unserm Herrn (oder der Gottesmutter), als es ihm im Walde begegnete und gefragt wurde, was es im Körblein habe, antwortete, es habe nichts darin 10).
Beitrag 2, 13; vgl. S a r t o r i
Speisung der
Toten 60. 10) M e i e r Schwaben 250; ZfdMyth. 4, 415; R e i s e r Allgäu 1, 361; M a r z e l l Bayer.Volksbot. 235.
Folk-Lore 3, 490.
w)
H ö f 1 e r Oberbayern 121.
") B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1862, 131. H ) F o s s e l Volksmedizin 125. " ) W i r t h Beitrag 6—7, 25. " ) ZfVk. 8, 171. " ) B o c k
Erde
«95 Kretaerbuch 1551, 190 v = H ö f l e r
Botanik
61. " ) Bayerl. 20, 575; vgl. auch S c h m i t t Hettingen
13.
3. Wenn die E.n schon an Pfingsten reif sind, so verspricht das eine reiche E r n t e 2 5 ) oder ein gutes Weinjahr 2 4 ). — Wenn man von roten E.n träumt, wird man^bestimmt Geld erhalten 27). ") G o t t s c h e d
") W a n d e r
Flora prussica 1703, 75.
Sprichw. 1, 834;
Fischer
SchwäbWb. 2, 773; vgl. Y e r m o l o f f Volkskalender 251. " ) S t o l l Zauberglaube 142.
Marzeil.
Erde. I. Die Tatsache, daß alle lebenden Wesen, Pflanzen, Tiere und Menschen Nahrung und K r a f t vom Erdboden haben, hat dazu geführt, daß im Glauben der Völker die Erdkraft als segenspendende Macht und als Hilfe gegen schädliche Gewalten angegangen wird, auch wo physisch keine Stärkung zu erwarten ist. Diese Macht ist bei manchen Völkern zu einer persönlich gestalteten Göttin geworden, die mütterlich aufgefaßt wurde. Die Mutter E. gebiert alles Leben. Auch die Menschen stammen in letzter Linie von ihr ab und werden nach dem Tode wieder in ihren Schoß gebettet, um einst zu einem neuen Leben wiedergeboren zu werden. Diese Erdkraft ist, ob sie nun als eine unbestimmte Macht aufgefaßt wird, oder zu einer persönlich gestalteten Göttin geworden ist, nirgends ganz vom Dinglichen gelöst x ). Immer aber ist sie als eine weibliche K r a f t angesehen. Das wird deutlich veranschaulicht durch einen Brauch aus Siebenbürgen: Zur Abwehr der Dürre veranlaßt der Bauer eine Zigeunerin, sich am Johannismorgen nackt auf den Acker zu legen und zu rufen: Junger Sonnenherr, tu mir und dem, was um mich ist, keinen Schaden 2 ). Dadurch, daß das Weib nackt auf dem Acker liegt, ist es in unmittelbarster Verbindung mit der E., ja gehört ganz zu ihr, es stellt die weibliche, mütterliche Erde dar, die den Sonnengott um Erbarmen bittet. Am besten unterrichtet über diese Fragen Dieterich, Mutter E. Während Dieterich selbst in der ersten Auflage
890
seines Buches in der Hauptsache die persönlich gestaltete Mutter E. der alten Griechen und Römer behandelt und deutschen Volksglauben nur gelegentlich zur Erläuterung beizieht, ist in Nachträgen zu der jetzt vorliegenden 3. A u f lage der Volksglaube aller Länder, auch der deutsche, ausgiebig behandelt; nicht nur der Glaube an eine persönlich gestaltete Mutter E. ist dabei berücksichtigt, sondern viele andere Glaubensäußerungen, die von der Erdkraft ausgehen, sind beigezogen 3 ). ') F e h r l e
J. J. Bachofen und das Mutter-
recht. Neue Heidelberger Jahrbücher 1927, 116. *) G o l d m a n n Cartam levare. Innsbruck 1914,38. ') Vgl. D i e t e r i c h Mithrasliturgie 1 4 3 ! ; S a m t e r Geburt 1 ff. 2. Bei den Griechen war die r?j |iijT>]p eine alte Göttin, sie zählte aber nicht zu den Olympiern. Teilweise mag ihre Verehrung auf die eingesessene Urbevölkerung zurückgehen und von ihr auf das neue Griechenvolk übergegangen sein 4 ). Die Tellus mater oder Terra mater der Römer gehört zum ältesten Bestand der italischen Religion 6 ). Das germanische Volk verehrte mehrere mütterliche Gottheiten 9 ). Nach Tacitus Germania K a p . 2 ist der Urvater der Germanen, der Zwittergott Tuisto, von der E. geboren. Von ihm leiten sich alle Menschen ab 7 ). Die germanische Göttin Nerthus stellt Tacitus der römischen Terra mater gleich 8 ). Also werden ähnliche Glaubensvorstellungen und Kultgebräuche mit ihr verbunden gewesen sein, wie mit der römischen Erdmutter. Nerthus gehört zum nordischen Njörd. Freyr und Njörd sind als Götterpaar bezeugt. Sie feiern heilige Hochzeit und erwirken dadurch Segen im Lande. Überschaut man die Kultüberlieferungen, so erscheint die Nebeneinanderstellung der Nerthus und der römischen Mutter E. berechtigt und nicht nur äußerlich begründet 9). Diesen ältesten Zeugnissen für eine Erdgöttin können aus frühchristlicher Zeit Zaubersprüche der Angelsachsen angereiht werden: „Heil sei dir Erde, der Menschen Mutter, sei du wachsend in
897
Erde
Gottes Umarmung, erfülle dich mit Frucht, den Menschen z u n u t z e ! " 1 0 ) . Aus späterer Zeit finden sich manche Spuren einer Verehrung der E. oder wenigstens gewisser Bräuche, die der E. gelten. Ob man dabei aber sich eine persönlich gedachte Macht vorgestellt hat, läßt sich meist nicht entscheiden. Jedenfalls sind nicht all die Erdmütter, von denen man in unserem mythologischen Schrifttum liest, Gottheiten u ) . Die Möglichkeit einer persönlichen Vorstellung der Erdmacht kann angenommen werden bei Opfern: bevor man trinkt oder wenn man getrunken hat, gießt man ein paar Tropfen auf die E. 12 ). Es kann aber auch an irgendwelche dämonischen Mächte gedacht werden, die im Erdinnern hausen. Denn solche kennt der Volksglaube ja in Menge 13 ). Mehr persönlich ist die E., und zwar als Mutter, gedacht in Erzählungen, nach denen sie Tote, die geizig oder ungerecht waren 14 ), nicht aufnimmt. Ganz klar ist die persönliche Auffassung in dem griechischen Glauben, daß die E. jemanden, der seine Mutter geschlagen habe, nicht aufnehme 1 6 ). Die Mutter E. tritt hier schützend für die menschliche Mutter ein. Andererseits sagt der Volksmund, wer mit dem Stock auf die E. schlage, der schlage seine Mutter 1S ). Die E. schlagen sieht man deshalb als Sünde an 17 ). Noch weniger darf im Schöße der heimischen Muttere. ruhen, wer sich gegen das Leben, das sie geboren hat, vergeht. In Maulburg (Baden) geht die Sage, eine Hebamme habe einst dem Teufel jedes 10. Kind versprochen, bei dessen Geburt sie geholfen habe. Als sie gestorben war, habe man sie auf dem Friedhof beerdigt, wie andere Leute. A m anderen Morgen aber war der Sarg aus dem Grabe herausgeworfen. Dies geschah mehrmals. Denn „der Bode het sie ebe nit dolt". Sie mußte als Gespenst umgehen. So durfte im alten Griechenland ein Mörder nicht im Schöße der heimischen E. begraben werden; man warf ihn über die Grenze 1 8 ). 4) D i e t e r i c h Mutter E. 3 6 f f . ; E . M a a s s N J b b . 14, 547 ff. •) D i e t e r i c h 73 ff. «) M u c h Z f d A . 65 (1928), 43 f f . ; Diete-
B ä c h t o l d - S t S u b l l , Aberglaube II.
898
rieh 16 ff. ') F e h r l e Tacilus Germania 1929, 58 ff. •) E b d . 101 ff. •) D i e t e r i c h ist S. 16, W i s s o w a folgend, vielleicht z u v o r sichtig, wenn er die N e r t h u s g a n z v o n seinen B e t r a c h t u n g e n fernhält. *•) H o o p s Reallex. i , 625; D i e t e r i c h 16; ^MschlesVk. 1 3 — 1 4 ( 1 9 1 1 — 1 2 ) , 523; Z f V k . 14 (1904). 3 9 - " ) D i e t e r i c h 16 f f . ; G o l t h e r Mythologie 454 f f . ; G r i m m Myth. x, 534; 3, 183; H e l m Relig.gesch. 1, 2 2 9 f . ; H ö f l e r F a s t e n g e b ä c k e 7 ; J a h n Opfergebräuche 3 4 1 ; L i e b r e c h t Z. Volhsh. 332. 410 f . ; M a n n h a r d t 315; R. M. M e y e r Religgesch. 287. 308; M s c h l e s V k . 18, (1907), 15 f . ; S i m r o c k Mythologie 182. 6 1 5 ; Weinhold Frauen 2, 335; W u n d t Mythus u. Religion 2, 485; Z f V k . 9 (1899), 2 ; 14 (1904), 139. 145. " ) J a h n Opfergebräuche 116. 279; Drechsler 2, 153; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1, 42; W u t t k e § 427. " ) H e l m Religgesch. 1, 32 f . ; Fraz e r 12, 252; Urquell 4 (1893), 160; Z f V k . 8 (1898), 139. " ) A l e m a n n i a 12 (1884), 18; W a i b e l u. F l a m m 2, 2 7 1 ; B a a d e r Volkssagen 28; R o c h h o l z Sagen 2, 129. " ) A R w . J 7» 352. " ) L i e b r e c h t Z. Volhsh. 332. " ) D r e c h s l e r 2, 153. " ) H m t l . 10, n o f . ; L i l j e b l a d Tobiasgesch. 107.
3. Die Geburt eines Kindes ließ man auf der E. erfolgen oder legte das Neugeborene nach der Geburt auf die E., damit die Erdkraft auf das junge Leben überströme. Diesen Brauch kennen Völker der verschiedensten L ä n d e r 1 ' ) . Mehrere Begründungen werden v o m Volke dafür gegeben. Das Kind soll durch das Niederlegen auf die E. stark und kräftig werden w ). Wenn das Kind auf den Stubenboden gelegt wird, so ist das soviel wie auf die E.; denn der Boden war ja in alter Zeit gestampfte E. Durch das Legen auf den Boden soll das Kind in der Schweiz demütig werden 2 1 ). Manche Leute im Erzgebirge verwerfen den Brauch, weil das Kind durch ihn zum Dienen bestimmt werde; andere glauben, daß es durch dies Niederlegen fleißig werde 22). Öfters wird das Kind auf den Boden unter den Tisch i3 ) oder unter die Bank gelegt 24 ), damit es ordnungsliebend, wirtschaftlich, wohlhabend, fleißig werde, sich überall gut einlebe, kein Heimweh bekomme, nie den Geistern verfallen sei M ). Vor dem Niederlegen wird in Schlesien mit dem Kind ein Rundgang um den Tisch gemacht M ). Die zuletzt gegebenen Erklärungen sind spätere Deutungen eines nicht mehr 29
89$
Erde
in seinem ursprünglichen Sinne verstandenen Brauches. Das Niederlegen auf die E . soll bewirken, daß die E r d k r a f t auf das K i n d übergehe. Dasselbe wird bewirkt, wenn dem K i n d e E . in die Wiege gelegt w i r d a ? ) . Auf einer höheren Stufe der religiösen Entwicklung, auf der die Erdk r a f t zu einer weiblichen Gottheit geworden ist, f a ß t e man das Niederlegen als eine Weihung an die Mutter E . auf. Gelegentlich können die Volksbräuche auch Verblaßte Erinnerung an solche Weihung sein " ) . Dieterich ging beim Niederlegen des Kindes von der Weihe an die Erdmutter aus. Dieser Gesichtspunkt darf aber, wie Deubner, Goldmann u. a. hervorgehoben haben, nicht so verallgemeinert werden. Denn Kinder werden nicht nur nach der Geburt auf die E . gelegt. Wenn bei den Siebenbürgener Sachsen die Mutter den ersten Donner hört, legt sie ihre Kinder auf die E., damit sie stark w e r d e n n ) , anderswo läßt man zum selben Zweck Kinder öfters auf der E. schlafen 3 0 ), K r a n k e werden zur Stärkung auf die E . gelegt s l ). Das nach der Geburt auf die E . gelegte K i n d wird mancherorts vom Vater aufgehoben und damit als sein Kind anerkannt. Anderswo besorgt das Aufheben die Hebamme. Darauf wird ihre Benennung zurückgeführt 3 1 B ) . Auch eine andere Verbindung mit der E . erstrebt man zur Stärkung schwacher Kinder: man gibt ihnen Namen, die mit E . zusammenhängen, wie Erdmann, Erdmut. Dadurch sind sie vor frühem Tode bewahrt s2 ). " ) D i e t e r i c h Mutter E. 6 ff.; S a m t e r Geburt i f f . ; D i e t e r i c h Kl. Sehr. 3 1 2 f.; G o l d m a n n 38 ff.; A R w . 9, 144 ff. 290; ZfrwVk. 1913, 161 f.; S a r t o r i Sitte und Brauch 1, 2 5 ; S e l i g m a n n Blick 2, 378; Urquell 2 (1891), ?o; ZfVk. 21 (1911), 417. ") D r e c h s l e r 1, 183; 2, 1 5 2 ; 2, 204; W u t t k e § 580. « ) SAVk. 8, 144 Nr. 69. ") J o h n Erzgebirge 49. " ) D r e c h s l e r 1, 107 f.; H o f f m a n n - K r a y e r 24; Urquell N.F. 1 (1897); 8 f. " ) R o c h h o l z ,5 Kinderlied 280. ) H ö h n Geburt 260. " ) D r e c h s l e r 1, 197. " ) G a ß n e r MetM tersdorf 19. ) Vgl. dazu meine Erörterung der verschiedenen Ansichten in Dieterichs Mutter E. 1 3 2 f. »•) G o l d m a n n 47.
900
ZföVk. 10 (1904), 99. " ) G o 1 d m a n n 43. * 14 ) D i e t e r i c h 6 ff. und G o 1 d m a n n 44 wollen auch die Bezeichnung Erdmutter für Hebamme auf das Aufheben des Kindes von der E. zurückführen. Doch dagegen sind zweierlei Bedenken zu erheben. Die Bezeichnung Erdmutter für Hebamme ist mir aus Deutschland nicht bekannt, sondern nur als Übersetzung des norwegischen Wortes jordgumma. Ob eine Bezeichnung, die Erdmutter bedeutet, auf das Aufheben des Kindes von der E. zurückgeführt werden kann, ist mir zweifelhaft. Man erwartet doch, daß die Frau nach ihrer Tätigkeit benannt werde, nicht nach dem Ort, von dem sie das Kind aufhebt. Ist die Bezeichnung Erdmutter für Hebamme richtig, so könnte ich mir die Entwicklung so denken: die Menschen sind nach altem Glauben Kinder der Erdmutter. Als dieser Glaube geschwunden war, ging die Bezeichnung Erdmutter auf die Hebamme über, die die Kinder aus dem Schöße der E. hervorholt, wie man den neugierigen Geschwistern erzählte. " ) D i e t e r i c h Mutter E. 10; D e r s . Kl. Sehr. 3 1 4 ; D r e c h s l e r 2, 1 5 2 ; S e l i g m a n n Blick 2, 39; W u t t k e § 12.
4. Den Segen der E r d k r a f t durch Anrühren läßt man nicht nur Kindern zukommen, sondern jedem hilfsbedürftigen Menschen, Tier, j a auch leblosen Gegenständen s s ). Unter der E., z. B . im Keller, ist man vor Behexung sicher 3 1 ). Um ein Kind gesund zu machen, gräbt man mehrere Rasenstücke aus und stellt sie so auf, daß sich zwischen drin ein hohler R a u m bildet. Durch diesen wird das Kind unter Stillschweigen dreimal durchgezogen (s. d.) 35 ). „ V e r g i f f t u n g der Glieder" heilt man mit Milch- und Erdbestreichung; so setzte ein Knabe, den eine Otter gebissen hatte, seinen Fuß in einen Topf voll Buttermilch und steckte ihn nachher drei Stunden in frische E. 3 9 ). Den Kühen stopft man etwas E. ins Maul, um sie gesund zu erhalten 37 ). Bei Vermessung eines Kranken werden zwei Bindfäden kreuzweise auf ungeackerten Boden gelegt, darüber wird der K r a n k e gemessen, die E. hierunter wird für ein Krankenbad abgegraben 38 ). Wer den Schlucken hat, soll ein Klümpchen E. essen 39). In Krankenzimmern wird frische E . auf dem Ofen angebracht, weil ihre Ausdünstung für die Kranken gesund sei 40). In Hessen zieht man bei Beginn der Frühlingsarbeit drei Furchen auf dem Acker, dann reibt man den Pferden die Brust mit drei
9oi
Erde
Händen voll frisch umgepflügter E., damit das Geschirr das Jahr über sie nicht wund r e i b e u ) . Der Lehmpastor in Mörs verordnet seinen Kranken das Schlafen auf bloßer E. 42 ). Der Zauber, der von der Verbindung mit der E. erwartet wird, kann durch besondere Umstände verstärkt werden, so, wenn er stattfindet, bei den ersten Zeichen des kommenden Sommers: man legt sich auf die E., wenn man die erste Schwalbe oder Bachstelze sieht oder den ersten Donner hört 43). E., die unter der Dachtraufe ausgegraben ist, galt im MA. als Hilfsmittel gegen das Beschreien. Der Kranke wurde, auf dem Fußboden sitzend, mit einem Laken bedeckt, dreimal kreuzweise mit E. beworfen **), oder die E. wird nach der Rockenphilosophie für Beschrieene „ v o n der Gemeine" genommen 46). Man schleift Kranke auf der E. an Kreuzwegen 44 ). Bei manchen Heilbräuchen handelt es sich weniger um die Überführung der Erdkraft auf den Menschen, als um Beseitigung des Übels durch Übertragung oder Vergraben in die E. 47 ). Auch Arzneien werden in die E. vergraben, um ihre Wirkung zu erhöhen M ). Andrerseits darf man gewisse Dinge nicht auf die E, bringen, um ihnen ihre Zauberkraft nicht zu nehmen. Denn die stärkere Erdkraft würde bei Berührung die diesen Dingen innewohnende K r a f t brechen 49). So muß man in Sachsen eine Nadel oder einen Nagel, die man im Freien findet, erst dreimal in die E. stecken,bevor man sie zu sich nimmt. Durch die Berührung mit der E. ist alle schädliche Macht, die an den Gegenständen haften könnte, vernichtet M ). S3) F r i e d b e r g Bußbücher 75; Lammert 32; L i e b r e c h t Gervasius 88 f.; R o c h h o l z Sagen 2, 48; W u t t k e §411; Z f V k . 18 (1908), 378; bes. G o l d m a n n 31 ff. ») W u t t k e § 416. ss ) Z f V k . 7 (1897), 45. '•) S e y f a r t h Sachsen 259. ") B i r 1 i n g e r Volksth. i, 471; R e i s e r Allgäu 2, 1 1 7 ; S t r a c k e r j an 2, 117. ") H o v o r k a und K r o n f e l d 2 , 5 1 . 3e) ZfrwVk. 1 (1904), 96. 40) L a m m e r t 32. " ) Z f V k . 14 (1904), 143; S a m t e r Geburt 6. 42) G o l d m a n n 36. Vgl. den Tempelschlaf der Griechen: D e u b n e r De incubatione. Diss. Gießen 1899.
902
" ) S e l i g m a n n Blick 2, 38 f.; W u t t k e § 117. 455. 535; S e y f a r t h Sachsen 248. 259; G r i m m Myth. 3, 441. **) S e l i g m a n n Blich 1, 281. 45) S e y f a r t h Sach-> sen 259. **) F r i e d b e r g Bußbücher 28. ") Bartsch Mecklenburg 2, 388; S t r a k kerjan 2, 117. *•) L a m m e r t 32. 178. '") G o l d m a n n 4 9 t . ; G r o h m a n n 151; W u t t k e § 5 1 1 . «•) S e y f a r t h Sachsen 183. Vgl. B o h n e n b e r g e r 19.
5. Als sehr wirksam gegen Krankheiten und Übel anderer A r t gilt E., die mit Toten in Verbindung war s l ). Hier können zwei Gesichtspunkte ausschlaggebend gewesen sein: einmal ist ganz allgemein die Zauberkraft der E. verstärkt, wenn sie mit etwas in Verbindung gebracht wird, das auch für sich zauberische Kräfte enthält, so alles was vom Friedhof kommt. Dann aber spielt in der Volksmedizin die Verbindung der Krankheit mit dem Tod eine große Rolle: Die Krankheit soll absterben. Wenn Warzen durch Berührung mit E. von einem frischen Grab geheilt werden S 2 ), so kann das aus denselben Beweggründen entstanden sein, wie das Besprechen der Warzen, während eine Leiche zum Friedhof getragen wird. In Baden wird E. von einem frischen Grabe gegen Gichter verwendet s s ); Friedhof-E. (s. d.) in den Viehstall geStreut, bewahrt das Vieh vor K r a n k h e i t M ) ; fressen die Schweine nicht ordentlich, so geht man in Mecklenburg nach Sonnenuntergang schweigend zum Friedhof, holt eine Handvoll E. vom Grabe des zuletzt Verstorbenen und legt sie den Schweinen in den Trog 86 ); gegen den bösen Blick legt man Kindern Friedhof-E. unter das Kopfkissen, Knaben vom Grabe eines Knaben, Mädchen von einem Mädchengrab 5 6 ). Ein Mann aus Lauterbach im Vogtland holte in der Karfreitagsnacht oder am Weihnachtsheiligenabend auf dem Friedhof E. von den drei frischesten Gräbern, band diese um den Körper von Epileptikern und heilte sie so 5T). Friedhof-E., die in der Weihnachtsmitternacht geholt ist, schützt in der Altmark vor jedem Ungeziefer, wenn man sie in der rechten Tasche trägt, aufs Herz gelegt, heilt sie in Tirol Brustleiden. ") H e y l Tirol 809; W u t t k e § 117. 186; Z f V k . 7 (1897), 46; 13 (1903), 384; K u h n 29*
Erde
9©3
Westfalen 2, 64 Nr. 196. M" ) W a t t k e $ 513. ) M e y e r Baden 40. ) S t r a c k e r j a n 1, 66. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 157. " ) S e 1 i g m a n n Blich 2, 38. ") K ö h l e r M
Voigtland 415.
6. E. ist in der mannigfachsten Weise verwendet, um eine zauberische Wirkung hervorzubringen. Gegenstände, die auf die E. gelegt werden, erhalten Dauerhaftigkeit, z. B. ein Pergament, auf das eine Urkunde geschrieben werden soll, sowie die zum Schreiben derselben bestimmte Feder und Tinte. Das feierliche Aufheben des Pergaments von der E. n a n n t e m a n cartam
levare
M
).
Wenn in der Oberpfalz das Brot eingeschossen ist, wirft man mit jeder Backschüssel drei Hände voll E. auf die Kohlen, dann wächst das Brot im Ofen 58 ). Beim Krautstecken werden die Mädchen von den Burschen mit E. beworfen, die Burschen von den Mädchen beim Krautackern v>). Ein Schatz, den niemand heben konnte, wurde von einem Kapuziner gehoben, der ein Taschentuch voll E. bei sich hatte 61 ). E., die unter dem Herde oder am Scheideweg ausgegraben wird, kann zum Zaubern verwendet werden 6a). Die Sennerinnen nahmen einst E. vor der Türe der Sennerei und gaben sie mit Salz gemischt den Tieren zu fressen es ). Wenn die wilde J a g d kommt, soll man sich mit E. beschmutzen oder auf die E. legen M ). Dieser Brauch ist vielleicht weniger dem Bestreben zuzuschreiben, bei der Zauberkraft der E. Schutz zu suchen, als sich vor dem Totenheer, das gerne Lebende mitreißt, zu verbergen und sich seinem bösen Blick zu entziehen. Beide Beweggründe mögen sich da und dort gemischt haben 6S). E. wird unter das Bienenfutter gemischt, damit die Bienen sich von ihr angezogen fühlen, d. h. niedrig fliegen M ). E., die von Maulwürfen aufgewühlt ist, fördert die Bienen OT). Am wirksamsten ist auch hier Friedhof-E. Ins Hemd eingenäht, befreite sie einst bei der Musterung vom Militärdienst w ). Wenn ein Mann sich frei losen wollte, ging er um Mitternacht zwischen 12 und 1 Uhr, nahm drei Messerspitzen
904
voll E. von einem frischen Grabe, warf diese in die Losetrommel, dann loste er sich frei "). Die Gerstensaat ist vor Sperlingen sicher, wenn man am Karfreitag drei Hände voll E. aus drei verschiedenen Gräbern unter sie mischt n ). Vor Sonnenaufgang umschreitet die Bäuerin nackt den Acker und streut von Zeit zu Zeit E . (oft vom Friedhofe geholte) mit Asche vermischt über das F e l d 7 1 ) . Bisweilen holte man E. vom Grabe eines Enthaupteten oder sonst durch gewaltsamen Tod Verschiedenen ") G o l d m a n n 31 ff. M ) W u t t k e § 620. •») J o h n Westböhmen 198. «) S c h m i t t Hettingen 8 Nr. 10. •«) ZfVk. 7 (1897), 249; F r i s c h b i e r Hexenspr. 5. ") L i e b r e c h t Z. Volhsh. 316. M) D r e c h s l e r 2, 152.160; G r a b e r Kärnten 81; K ü h n a u Sagen 2, 481. 728;
Wolf
Beitr.
2,
159.
«) ObZfVk. 1 (1927), 34«. " ) S t r a c k e r j an 2, 117 Nr. 344. •') ZföVk. 5 (1899), 189; ZfrwVk. 6 (1909), 196; W u t t k e § 117. ") S e y f a r t h Sachsen 259. •») B a r t s c h Mecklenburg 2, 349. 70) D r e c h s l e r 1, 89; ZfrwVk. 4 (1907), 222. " ) K n u c h e 1 8r.
'*) Bartsch
Mecklenburg 2, 28. 68.
7. Leute, die sich auf die Zauberkunst verstehen, wissen die Erdkraft zu ihren Zwecken viel mehr auszunützen als ein gewöhnlicher Mensch. Deshalb hält man Zauberer und Hexen, die man wegen ihrer Künste verurteilt, von der E. fern 7 3 ). Man hält derartige Menschen in Ketten gefesselt, über der E. schwebend gefangen 74) oder führt sie in einem Kupferkessel zur Richtstätte. Als ein Zauberer in der Schweiz so hinausgeführt wurde, liefen die Kinder nebenher und gaben dem Gefangenen Brot in den Mund. Ein Stücklein Brot fiel zur E. Die Kinder hoben es auf und reichten es ihm wieder. Es haftete aber etwas E. daran. Dadurch bekam der Zauberer wieder Macht und befreite sich. Er wurde später erneut gefangen. Auf dem Weg zur Gerichtsstätte ermunterte er die Kinder, ihn mit E . und Steinen zu bewerfen. Er habe nichts Besseres verdient. Doch das Gericht hielt diesmal die Kinder fern. Und der Zauberer konnte im Kupferkessel verbrannt werden 75 ). Eine Hexe, die man ergriffen hatte, rief einem Knaben, er möge ihr drei Handvoll E. zuwerfen. Der Knabe
9Q5
Erde
t a t dies. Die H e x e erhielt dadurch ihre Z a u b e r k r a f t und konnte entweichen. Erst nachher f i n g man sie durch eine List wieder ein. Ein F u h r m a n n , der an ihrer W o h n u n g vorbeifuhr, überreichte ihr einen Brief. A l s sie durchs Fenster nach diesem griff, p a c k t e er sie an den A r m e n und zog sie auf seinen W a g e n , ohne daß sie die E. berührte. Sie w u r d e samt dem „ K a i b e n w a g e n " v e r b r a n n t 7 8 ) . W e r einen g e b a n n t e n B a u m besteigt, k a n n nicht mehr herunter, bis der B a n n e n d e selbst ihn herabgehen heißt oder er E. aufzunehmen v e r m a g 7 7 ) . 73 ) R a d e r m a c h e r Venus in Ketten W e s t d Z . 24, 219 f f . ; Gold mann 48 t.; Baader Volkssagen 13; Grimm Myth. 2, 899; 3, 167. 444; H a u p t Lausitz 1, 196; H e c k e n b a c h de nuditate 45; H e y 1 Tirol 172. 183. 184; M e i c h e Sagen 492 Nr. 639; 500 Nr. 649; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 2, 155. 159. 1 6 1 ; R o c h h o l z Sagen 1, 3 7 9 ; S c h e l l Bergische Sagen 287 Nr. 53 d ; V e r n a l e k e n Alpensagen 125; W a i b e l u. F l a m m 2, 1 7 4 ; Z f V k . 2 (1892), 195. '*) R o c h h o l z Sagen 1, 379. " ) P a n z e r Beitrag 2, 1 1 4 ; v g l . H e y 1 Tirol 438 Nr. 128; 173 Nr. 81; 306 Nr. 122; D r e c h s l e r 2, 153; K ü h n a u Sagen 1, 198 f ; 3, 1 3 ; W o l f Beitr. 2, 2 1 1 f. »•) S A V k . 2, 107 f. 1 1 2 ; T h . Humpert Der Amtsbezirk Schönau i. W. (1920), 63 Nr. 6. " ) R o c h h o l z Sagen 1, 78.
8. A u s der E. sucht m a n seit alter Zeit die Z u k u n f t zu e r f o r s c h e n w ) . Im deutschen V o l k e findet sich der G l a u b e in verschiedenster A r t . Geht man in Schlesien in der Christnacht auf ein Weizenfeld, zeichnet dort mit geweihter Kreide ein Dreieck auf den Boden und legt das Ohr auf die E., so erzählt eine Stimme, was im neuen J a h r v o r k o m m e n wird. Die Leute nennen das Weizenhören 7 9 ). Ebenso k a n n man in U n g a r n in der Christoder Neujahrsnacht zur mitternächtlichen Stunde die Z u k u n f t erfahren, wenn man an einem K r e u z w e g oder auf einem Berge das Ohr auf die E. legt 8 0 ).
906
bleibt mit der H e i m a t v e r w a c h s e n u n d ist in der F r e m d e sicher v o r G e f a h r e n ' u n d vor allem vor Heimweh. Deshalb g i b t m a n den in die Ferne Ziehenden H e i m a t - E . m i t oder sogar E. bzw. S t a u b aus den vier E c k e n des Hauses. Man n ä h t ihnen diese Zaubermittelchen, die sie an die H e i m a t binden, in die Kleider ein, g i b t sie ihnen, meist heimlich, vor dem Scheiden im Essen oder Trinken oder p a c k t sie ihnen in den K o f f e r 8 1 ) . W e n n m a n Vieh auswärts k a u f t , gibt man ihm, sobald man die Dorfgrenze überschritten hat, e t w a s E. aus der Heimatgemeinde ins Maul 8 2 ). A u c h w i r f t man E. von der ersten F u ß spur auf dem H e i m a t b o d e n hinter sich über die Grenze, um nicht b e h e x t z u werden 83 ). H a t man E. v o n einem G u t , so k a n n man einen S c h a t z , der dort begraben ist, heben 8 4 ). Ü b e r h a u p t gibt die B e r ü h r u n g mit der E. eines Bezirkes A n r e c h t auf denselben. Hier darf an die zahlreichen Sagen erinnert werden, nach denen z. B . ein Schultheiß oder ein B a u e r b z w . Gutsherr E. aus dem N a c h b a r g u t in seine S c h u h e nimmt und schwört, er stehe auf eigen e m B o d e n 86 ). ") V o r d e m f e l d e Religion 70 f f . ; F e s t schrift für Marie A n d r e e - E y s n 59 f f . ; D r e c h s l e r 2, 153; F o g e l Pennsylvania 151 Nr. 708; 152 Nr. 7 1 3 ; Z f V k . 23, 283; Wolf Beitr. 2, 396 f. " ) E b e r h a i d t Landwirtschaß 1 5 ; K u h n Mark. Sagen 380; K u h n und S c h w a r t z 446 f. •») Z f V k . 4 (1894), 43. " ) Z f ö V k . 4 (1898), 230. •«) R o c h h o l z Sagen 2, 49; W i t z s c h e l Thüringen i , 31 f. 36 f. 423.
10. Mit einer eigenartigen H u l d i g u n g ist die B e r ü h r u n g mit der E . v e r b u n d e n in der Sitte, sie zu küssen. W e r dies in Mähren beim ersten Donner im F r ü h l i n g dreimal tut, wird nicht v o m B l i t z getroffen 86). In der Oberpfalz k ü ß t m a n die E. dreimal, wenn man B r o t hat fallen lassen 87 ).
'•) D i e t e r i c h Mutter E. 60; R o h d e Psyche 2, 432; F e h r l e Keuschheit 79 f f . ; K ü s t e r Schlange 122 f . ; G r i m m Myth. 3, 416 Nr. 9; M a n n h a r d t Forschungen 60; A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 5, 60 f f . •») D r e c h s l e r 1, 26. M ) Z f V k . 4 (1894),
••) G r o h m a n n 40. " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 403 Nr. 2 ; vgl. B o e d e r Ehsten 139; C a m i n a d a Friedhöfe 26; O s e n b r ü g g e n Studien 4 1 6 ; G r i m m Myth. 1, 534; S i m r o c k Mythologie 22.
9. S t a r k bindende W i r k u n g h a t die H e i m a t - E . W e r mit ihr v e r b u n d e n ist,
11. Weitverbreitet ist die Sitte, sterbende Menschen auf die E . zu legen. Vielf a c h holte man sie besonders zu diesem
315 f-
9o 7
Erdfloh—Erdleute, -i•männchen, --weiblein
Zwecke während des Todeskampfes vom Bette herunter und legte sie auf die bloße E.88), oder man legte dem Sterbenden (s. d.) E. in den Mund 89 ), auf die Brust oder unter das Kinn 9 0 ). In vielen Ländern ist es Brauch, bei der Beerdigung mit einem Schäufelchen dreimal E. ins Grab hinabzuwerfen 91 ). In Wierland schiebt man mit dem linken Fuß dreimal E. auf den Sarg, um die „Heimgänger" abzuhalten 9 2 ). An manchen Orten sollen die Verwandten keine E. in das Grab werfen, sonst müssen sie nachsterben. Anderswo ist dies nur Kindern verboten am Grabe der Eltern 93 ). Nach schlesischem Glauben stirbt der Verwandte zuerst, der mit dem Werfen der E. auf den Sarg beginnt 9 4 ). In B a y reuth dagegen hat an diesem der Tod keinen Teil 9 5 ) (s. Begräbnis I, 6). Die von der Wissenschaft gegebenen Erklärungen für diese Bräuche sind von Goldmann zusammengefaßt: er selbst glaubt, durch die Verbindung mit der E. solle deren Zauberkraft den Schwerkranken das Sterben erleichtern. Nach Dieterich kann der Sterbende in dieser Verbindung leichter eingehen in den Schoß der Mutter E., die ihn einst zu einem neuen Leben wiedergebiert. Sie ist in diesem Falle fast immer die Heimat-E. Deshalb haben in Kriegen verschiedenster Zeit und in mehreren Ländern, auch im Weltkrieg 1914—1918, öfters Soldaten E. aus der Heimat bei sich getragen, um darauf beerdigt zu werden, falls sie sterben sollten 96). Juden haben bisweilen E. aus Palästina, auf der sie sterben wollen 97 ). Samter betont bei seiner Erklärung solcher Bräuche . die Verbindung mit dem Totenreich.
378; H ö h n Sitte
«.
908
Tod 322. 348.
Brauch
1,
150.
•*) D r e c h s l e r 1, 304.
,5)
»«) S a r t o r i
•") Urquell 3, 52.
L a m m e r t x06.
•6) B ä c h t o l d Deutsch. Soldatenbrauch
16f.;
D i e t e r i c h Mutter E. 136 f. "jiARw. 17, 361. " Fehrle.
Erdfloh, kleiner Käfer aus der Familie der Blattkäfer (Chrysomelidae), der durch Abfressen der Keimblätter und zarten Erstlinge oft ganze Saaten zerstört. Eine Reihe von Abwehrmitteln waren oder sind gegen ihn im Gebrauche. Die „Neueröffnete Schatzkammer" (Nürnberg 1701) S. 527 x) und das „ G r a b des Aberglaubens" 5 (1786), 316 empfehlen, daß man am rechten Fastnachttage Sauerkraut kochen und das Gesinde essen lassen solle. Die Krautschüssel soll man darnach (ungewaschen) aufheben bis man säen will, alsdann den Rettigsamen oder was man sonst säen will, darein tun, so beißt's kein E. In der Oberpfalz 2 ) rät man, den Stalldünger vor der Sonne (also noch nachts) auf den Misthaufen zu bringen, dann duldet er, wenn damit das Feld gedüngt wird, keine Erdflöhe und macht das Erdreich fruchtbar. Bei den Pennsylvania-Deutschen 3 ) muß man zum Schutz vor ihnen abends nach oder morgens vor Sonnenaufgang säen. — Will man um Landshut 4 ) seinen Nachbarn schädigen, so kehrt man die Stube am Ostertag vor Sonnenaufgang und wirft den Kehricht in des Nachbars Garten; dann wird dort im Sommer d as Gemüse von Erdflöhen aufgefressen. x) Nach B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 434 § 24. a) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 401 Nr. 7. 3) F o g e l Pennsylvania 194 Nr. 945. 4) P o l l i n g e r Landshut 159. Bächtold- Stäubli.
Erdleute, -männchen, -weiblein (Erd-
w i c h t e 1 e s. W i c h t). D i e t e r i c h Mutter E. 26 ff.; G o l d I. N a m e u n d B e d e u t u n g . Der m a n n 40 ff.; H e c k e n b a c h De nuditate Name E. kommt mhd. nicht vor. Er 46; ZfrwVk. 5 (1908), 247. ••) ZfVk. 26, 372 ff.; K o n d z i e l l a Volksepos 62 f. ,0) G a ß n e r scheint erfunden worden zu sein zur Mettersdorf 86; S e y f a r t h Sachsen 28; Übersetzung des lat. pygmaei. Der erste W u 1 1 k e § 724; ZfVk. 18, 378. n ) G r i m m Beleg findet sich bei Brant in „ v o n dem Myth. 3, 458 Nr. 699; H ö h n Tod 346; Krieg der Erdleutlein und K r a n c h " 1 ) . John Westböhmen 176. 255; Köhler Voigtland 254; L a m m e r t 107; M e y e r In der Zimmerschen Chronik 2 ) werden ßaden 594; S a r t o r i Sitte und Brauch 1, die erdenmendle genannt (Mitte 16. Jh.). 150; S c h r a m e k Böhmerwald 229; SAVk. Fischart, in „aller Praktik Großmut'24 (1922), 163; W r e d e Rhein. Volhsh. 141; ter" 3), nennt Schneckenkriechen, maZfVk. 6 (1896), 410; 14 (1904), 30; 18 (1908), M)
909
Erdleute, -männr.hen, -weiblein
reschrötlein, aufhocker, wichtelein, erdmännlein als verwandte Begriffe. Meistens ist der Name E. gleichbedeutend mit Zwerg. Das Erdmännlein kann aber auch als A l p auftreten 4). In der Schweiz ist das E. oft gleich dem Bergmännlein *) (s. Berggeister). Vielerorts ist das E. bald Hausgeist, bald in der Erde hausender Zwerg 8) (Hausgeister sind zuweilen frühere E. s. Hausgeist). Das SchwabWb. gibt als Synonym für Erdwibli — weiße Fräulein, Hochzeiterinnen1). Die E. werden oft auch in Zusammenhang gebracht mit früher im Lande ansäßigen Völkern, knüpfen sich doch die Sagen von Erdleuten sehr oft an alte Siedelungsstätten 8). Der Glaube an die E. hängt auch zusammen mit dem Totenglauben. Das wilde Heer wird etwa als ein Heer von Erdmännlein gedacht; würde jemand zum Fenster hinausschauen, wenn es vorbeifährt, so würden sie ihm den Kopf abreißen 9 ). Nach der Chronik des Renw. Cysat (1545—1614) sind die E. gefallene Engel, welche in der von Gott gesetzten Frist nicht bis in die Hölle gelangten, sondern an der Erde hängen blieben 10 ). Daß die E. den Pflügern „ W ä h e n " bringen, daß Backen ihre Haupttätigkeit ist, deutet auf den Zusammenhang mit den Korn- und Vegetationsdämonen. Im K t . Aargau läßt man dem Erdbiberli jährlich beim Kornschnitt zwei Garben auf jedem Acker stehen u ) . Auch als Kinderschreck 1 2 ) (s. d.) ist das E. in der Schweiz bekannt wie der Bölima (s. d.) und der Bögg (s. d.). Sehr oft ist das E. Schatzgeist (s. d.) l s ). Das maanväki = Erdvölkchen in Finnland bringt den Menschen Krankheiten. Diese Krankheitsdämonen der Erde treten hauptsächlich als Alp in männlicher und weiblicher Gestalt auf, auch als Urheber von Fallsucht und Augenkrankheiten. Gegen Ansteckung schützt man sich durch Opfer (Geld, Brot, Salz). Es ist die Vorstellung, daß in der Krankheit der Erdgeist mit dem Menschengeist ringe. Auch der Erde selbst erweist man in Finnland dieselbe Achtung wie dem Erdgeist u ) .
») G r i m m DWb. 5, 2020 f. «) Zimm. Chr. 4, 228. *) 2. A u f l . 1574: S c h e i b l e Kloster 8, 651. 4) M a r t i n und L i e n h a r t 1, 683 f. *) L ü t o 1 f 475 Nr. 437; M e y e r Abergl. 1 1 8 ; M e i e r Schwaben 1, 64. •) Nach Schweizld. 4, 252 if. werden in der Schweiz auch Holzwürmer (s. Erdschmied) für E. gehalten. In Steiermark ( U n g e r - K h u l l Steir. Wortschatz 203) ist das Erdmannl ein Hausgeist, der bei Feldarbeiten hilfreich gedacht wurde. ') SchwäbWb. 1, 781; M e i e r Schwaben 1, 20. 8) S i b i l l o t r, 459; Z f r w V k . 4 (1907), 123; vgl. dazu den Aufsatz von S. S i n g e r Die Zwergsagen der Schweiz in Aufsätze und Vorträge 37 ff. •) M e i e r Schwaben 1, 65; Erdmann = der die Menschen in die Grabeserde bringende T o d , in Mecklenburg und Preußen: Z f V k . 4 (1894), 187; H ö f l e r Krankheitsnamen 394. Einem nachgeborenen Sohn, dessen ältere Brüder alle gestorben sind, wird der Name Erdmann gegeben, u m ihn zu schützen vor dem T o d : F r i s c h b i e r PreußWb. 1, 298; Über10) C y s a t setzung von Adam. 46; vgl. 5. S i n g e r Zu Wolframs Parzival in Festschrift für Heinzel 362. u ) J a h n Opfergebr. 178. ") R o c h h o l z Kinderlied 319. Häufig heißt der Popanz nur „der Mann", ,,der schwarze M a n n " Schweizld. 4, 242; Herdmannli als Schimpfname: F r i e d l i Ins 442, u m 1589. " ) S A V k . 21 (1917), 2 4 6 f f . " ) M a n n i n e n F F C . Nr. 45, 44—47.
2. G e o g r a p h i s c h e Verbreit u n g . Der Name Erdleute, -männchen, -weiblein kommt volkstümlich für die Zwerge vor in Nordwestdeutschland (Oldenburg, Westfalen), in Friesland, Holland, am Rhein (Pfalz, Lothringen, Elsaß), in Süddeutschland (Baden, Württemberg, Bayern), (Thüringen? Der Name wird aufgeführt bei Quensel, Thüringer Sagen 195), in der Schweiz, in Steiermark und Tirol. In Oldenburg sind die Erdmünken (Erdmönche) als in der Erde und im Hause lebende Zwerggeister bekannt. Besonders hausten sie im Oserberg. Fehmöhme soll ihre Königin geheißen haben. Entweder wohnten sie unter dem Hause, im Keller, unter dem Schweinestall, unter dem Pferdestall oder doch in der Nähe desselben, oder in Erdwohnungen, deren Zugänge so klein sind wie Mäuselöcher 18 ). In Ostfriesland heißt Erdmantj'e ein spukhafter, grauer, bösartiger Zwerg, der im Innern der Erde lebt. Aber auch die sonst l&fe engelkes genannten Sonnenkälbchen (-käfer) werden mitunter E. geheißen.
Erdleute, -männchen, -weiblein
911
In dem Kinderspruch: erdmantje fleg up fleg wer (wieder) breng ml morgen moi wer (Wetter).
Erdmantjes pipen sind kleine in der Erde gefundene Pfeifchen, die früher von den E. gebraucht worden sein sollen l s ). Die letzten E. wurden in Ostfriesland von einem Bauern unter einem Schweinestall entdeckt und alle getötet r>). In Westfriesland heißen sie ierdmankemantsje, holländisch aardmanetje, Synon. Klabauter (s. d.), ierdmantsjepypke18). In Westfalen, ganz besonders im Limburgischen, sind die E. neben andern Bezeichnungen bekannt unter den Namen Eirdmannekes 19) Aardmannetjes. Nach dem Westfälischen Frieden soll in den Maaslanden besonders viel von den A. gesprochen worden sein. Die letzten A., die sich taufen ließen, heißen in Limburg Spätgens20). In Westfalen hausten vorzeiten so kleine Erdmännkes, daß in einem Backofen von 8 Scheffeln ihrer 7 haben dreschen können 21 ). Im Elsaß tritt das Erdtnännli, -mannel als freundlicher Zwerg, aber auch als Alp (s. d.) auf: 'sErdmännli hat an im gsoffe. Um es von den Kindern fernzuhalten, werden drei Knoten ins Wiegenseil gemacht 2 2 ). In Mörnach im südlichen Sundgau gab es Herdwible. Sie lebten in Fichten oder unter der Erde und wurden für „verwiesene oder verwunschene Menschen" gehalten 2S). Besonders verbreitet ist der Name Erdleutlein, Erdmännlein, -weiblein für die unterirdischen zwerghaften Geister in Süddeutschland und in der Schweiz. In Schwaben sind die E.männle und E.weible als im Berg und besonders bei Brunnen hausende Geister bekannt: Erdmendlisbrunnen24). Synonym sind die „weißen Fräulein" oder „Hochzeiterinnen" (s. Anm. 6). Einmal erscheinen die E. auch mit dem wütenden Heer identifiziert (s. Anm. 8). In der Schweiz bedeutet Herdmannli, -männli, (-wibli) 1. Wichtelmännchen, Zwerg, im Volksglauben 2. gefleckter Salamander 2S).
912
Die Erdleutlein heißen in der Schweiz auch Erdbiberli, weil sie aussehen wie Hühner (aus der Kindersprache) 26), Godwirgi (s. Zwerg), Schrätteli (s. Schrat) und Toggeli 2 ') (s. Alp). Auch in Steiermark 2 8 ), in Tirol 2 9 ), Bayern und Österreich 80 ) sind die E. bekannt. ") ZfrwVk. 11 (1914), 91. ") ten D o o r n k a a t - K o o l m a n Wb. der ostfries. Sprache i, 403. 17) ZfrwVk. 11 (1914), 91. 18) D i j k s t r a Friesch Woordenboek 2, 6; eardmansje-eardmanske Ebd. 1, 312. M) F r o m a n n Deutsche Mundarten 5, 141. M) ZfrwVk. 4 (1907), 123. 124. 126 f. 81) K u h n Westfalen 1, 111 Nr. 117. ») M a i t i n u. L i e n h a r t 1, 683 f. Auch in Lothringen ist der Name der zwerghaften, unterirdischen Geister Erdleutlein. Das Erdmännel ist aber in Lothringen auch eine Art Stallgeist, der nachts die Mähnen der Pferde durcheinanderbringt: Deutsch-Lothr.Wb. 125. »») ZfdMyth. 1, 399 f. ») SchwäbWb. 1, 779; Zimmersche Chronik 4, 229. " ) Herd = I.Erde als Stoff eines der 4 Elemente. 2. Mit Rücksicht auf Qualität = Ackerkrume, Humus: SchweizId. 2, 1597; Holzwürmer wurden nach L. Lavater (1578) für E. gehalten, die Kinder wiegten, Glück ins Haus brachten: Schweizld. 4, 252 ff. " ) Hauptsächlich im Kt. Aargau: Rochh o l z Naturmyth. 109. ") Schrätteli und Toggeli — Zwerg und = Schmetterling. Rosentoggeli = Tagfalter; Nachttoggeli = Nachtfalter. R o c h h o l z Sagen 1, 348. m) Nach U n g e r K h u 11 Steir. Wortschatz 203 wird das E. als Hausgeist bei Feldarbeiten hilfreich gedacht. *•) H e y l Tirol 380; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 2, 156. a0) Q u i t z m a n n Baiwaren 172.
3. A l l g e m e i n e Charakter i s i e r u n g . 1. Die E. werden geschildert als ein kleines Völklein, etwa so groß wie Kinder von 4 Jahren 31 ), das unterirdisch in Erdmennlislöchern oder Erdmannshöhlen 32) wohnt. Diese Höhlen weiten sich manchmal in der Tiefe zu wunderbaren Reichen M ) oder führen an einen See 3 4 ). Oder die E. wohnen in Stuben unter Marksteinen S5), unter dem Pferdestall 3 6 ). In der Erde hüten sie Schätze 37 ), backen 38), schmieden 39). Aus ihren Höhlen vernimmt man zuweilen ein Klingeln 40), oder man hört Seufzen und Kindergeweine 41 ). Ihr Erscheinen an der Erdoberfläche ist vielfach an bestimmte Stunden gebunden. Manche scheuen das Tageslicht 42). Andere spielen, wenn ungestört^
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Erdleute, -mânnchen, -weiblein
im Sonnenschein * 3 ). In Tirol kommen sie eine halbe Stunde vor Feierabend aus dem Boden und heißen die Leute, ihre Arbeit niederlegen **). In Unterwaiden verschwinden sie mit der Betzeitglocke 4 ®). Wenn der böse Wind, der Föhn, weht, so getrauen sie sich nicht hinaus 48 ). Wenn sie im Frühling beim Mondschein tanzen, so gibt es ein gutes, schleichen sie im Gebüsch einher, ein schlechtes J a h r ; seufzen und jammern sie, so steht Ungewitter bevor *7). In Oldenburg bringt ihr Erscheinen Unheil. An der Stelle, wo sie sich gezeigt haben, wird sich ein Unglück ereignen **). Mancherorts sieht man sie nur an besondern Tagen, wie Weihnacht **). Oft kommen sie nachts hervor, um auf stillen Wiesen zu tanzen M ). Wo sie einmal getanzt haben, tanzen sie jeden Frühling wieder. An solchen Stellen gibt es besonders viele Beeren. Von ihrem Reigen bleiben im Gras Ringe zurück 5 1 ). Die E.männchen haben meist weißen Bart und lange, herabwallende Locken 8 2 ), zuweilen sind sie aber auch kahl M ). Vom Aufenthalt in der Erde sind ihre großen Augen mit den langen Wimpern rot M ). Ihre schwarzen, grünen, weißen oder roten Mäntel sind sehr lang, weil sie darunter ihre Gänse-, Enten- oder Ziegenfüße verbergen wollen 6S). Wenn sie Menschenfüße haben, fehlt je eine Zehe 66). Als Kopfbedeckung tragen sie ein rotes Mützchen (mit Federbusch) w ) oder einen R u n d h u t M ) . Meist sieht ihre Kleidung ärmlich aus 8i ), j a oft erscheinen sie ganz nackt und schwarz ®°). Die E. bei Kaiserstuhl haben die Eigentümlichkeit ungewöhnlich großer Lampohren 8 1 ) Die Erdweiblein oder Erdfräulein, auch Nachtfräulein, sind gewöhnlich schön 6 2 ). In Schwaben werden sie auch Hochzeiterinnen genannt, weil sie Kränze im Haar tragen wie Bräute S3 ). " ) ZfrwVk. 4 (1907), 1 2 3 ; nach R. C y s a t 44 sind so groß als ein Knablin von 6 oder 7 Jaren. '•) B a a d e r Volkss. Nr. 22; B i r l i n g e r Volhst. 1, 44; Schwab.Wb. 1, 779; Schweizld. 4, 252; Unter dem Erdmännlistein wohnende E. R o c h h o l z Sagen 1, 290. a) Neues Soloth. Wochenbl. 1 9 1 1 , 4 1 1 ; R o c h h o l z 1, 281. 349 f.; vgl. das Märchen aus der Gegend von Köln bei B o l t e - P o l i v k a 2, 297 ff.
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•*) R o c h h o l z Sagen 1, 265. 277. " ) R o c h h o l z Naturmythen 1 1 2 . *•) Ebd. 1 1 8 . " ) S. Anm. 1 3 ; Zimmersche Chronik 2, 3 8 3 ; ZfrwVk. 4 (1907), 123. •) K ü h n au Brot 32 f. *•) G r i m m Myth. 3, 126 (s. Erdschmied). " ) ZfVk. 7 (1897), 280. » ) ZfrwVk. 4 (1907), 280. " ) Ebd. 124. « ) S t r a c k e r j a n 1, 490. " ) H e y l Tirol 380. " ) N i d e r b e r g e r Unterwaiden 1, 43. " ) L ü t o l f Sagen 478 ff. Nr. 440; 487 Nr. 447; ZfrwVk. 4 , 1 2 6 . «) N i d e r b e r g e r Unterwaiden 1,20. *•) S t r a c k e r j a n 1, 502. ••) R o c h h o 1 z Sagen 1, 272. 40 ) Bavaria 1, 327. M ) SAVk. 22, 249; in Frankreich heißen diese Ringe les cercles mystérieux S é b i l l o t i, 201 f. ; V e t t e r Beiträge zur Erklärung u. Gesch. d. Werke J. Gotthelfs 645 f. " ) R o c h h o 1 z Sagen 1, 329. ••) S c h ö n w e r t h 2, 295; nach 2, 304 tragen beide Geschlechter das Haar in Zöpfen. M ) Ebd. 2, 304. *') R o c h h o 1 z Sagen 1, 282; Bavaria 1, 3 2 7 ; M e i e r Schwaben 1, 63; L e n g g e n h a g e r 1 1 ; Mäntel, deren Kapuze den Kopf verhüllt; R o c h h o l z Sagen 1, 265; Zusammenhang mit Tarnkappe s. Nebelkappe. " ) S c h ö n w e r t h 2, 295. " ) R o c h h o l z Sagen i, 184. " ) Ebd. 1, 329. M) S c h ö n w e r t h 2, 293. R o c h h o 1 z Naturmyth. 1 0 8 . 1 2 0 ; M e i e r Schwaben i, 63. •') R o c h h o l i Naturmyth. 106. " ) E. H. M e y e r Myth. d. Germanen 180. •*) M e i e r Schwaben 1, 18 Nr. 9.
2. Manches wird von der vielseitigen Betätigung der E. berichtet. Besonders den guten Bauern sind sie beim Vieh und im Felde behilflich. Sie melken Kühe 4 4 ), füttern das Vieh M ). Sie sind es, die den Menschen gezeigt haben, wie man mit Hilfe des Labmagens Käse bereitet M ) . Am Morgen wecken sie die Dienstboten " ) , auf dem Feld arbeiten sie besonders gern über Mittag, wenn alles ruhig ist M ). Besonders häufig wird ihr unterirdisches Brotbacken erwähnt " ) . Das schwarzbestreute Backwerk, sog. „ W ä h e n " , das sie den Pflügern 7 0 ) sauber mit Messerchen und Gäbelchen 7 1 ) aufs Pflugshaupt legen, soll sehr gut schmecken. Manchmal enthält es auch Gold. Sie haben in der Erde ihre eigenen Backöfen. Bei Taufmählern und Hochzeiten leihen die Bauern etwa von ihnen das Backgeräte, besonders die Backtröge. Aber vor Sonnenaufgang müssen diese abgeholt werden und beim Zurückgeben soll man alle Reste, wenigstens ein Brot, mitgeben. Zum Lohn für das Ausbessern der Geräte geben sie den Menschen K u c h e n , z ) . Stiehlt man den E. ihre Messerchen und
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Erdleute, -männchen, -weiblein
Gäbelchen, so bleiben sie weg 7 3 ). Auch Bäckern backen sie über Nacht das Brot 7 5 ). Andere Tätigkeiten der E. sind: Fleisch einsalzen 76), Teig kneten 76), Wäsche waschen 77 ), schmieden 78 ), Geräte, besonders Kupfer-, Zinn- und Silberwerk blank scheuern ,9 ), das Kirchenpflaster fegen 80 ), spinnen. Am Abend kommen sie zu den Stubeten. In Kärnten muß man jeden Abend die Schnur vom Rade lösen, sonst müssen die armen Seelen, die E., spinnen 81 ). Erdweiblein, die zum Spinnen kommen, tragen breite Pantoffeln 8 2 ). Erdluitla führen sogar einem Maler die Hand 8 3 ). Den Kindern bringen sie in der Schweiz Gvätterzüg 84). Erdmännchen wiegen Säuglinge in den Schlaf, wenn die Mutter im Wald dürre Reiser sammelt. Kranken legen sie Speise auf die Bettdecke, des Armen Hütte schützen sie vor Feuersbrunst 85). Zuweilen vergnügen sie die Menschen und führen ihnen Tänze 86 ) und kurzweilige Theaterspiele vor 87). Aber nur den frommen Menschen verrichten sie die Arbeit in Haus und Feld 8 8 ). Durch Beleidigungen 89 ), durch Fluchen 90 ), durch Habsucht und Sittenlosigkeit werden sie vertrieben 91 ). Wenn man ihnen Kleider schenkt, so ziehen sie weg mit Seufzen oder zu stolz für weitere Dienste 92 ); denn sie sollen keinen Lohn annehmen. Das einzige, was sie verlangen, ist Essen und Trinken. Sie lieben namentlich Schweinefleisch und Bier und sog. Ziberlisturm 93 ). Auch Neugier vertreibt sie, wenn die Menschen mit . Hilfe von Mehl- oder Aschestreuen ihre Tierfüße entdecken 94 ). " ) R o c h h o l z Sagen r, 325. ,5 ) L ü t o 1 f Sagen 475 Nr. 436; M e i e r Schwaben 1, 63. •«) L ü t o 1 f Sagen 481 Nr. 443. •') B o h n e n b e r g e r 5. •8) K a p f Schwab. Sagen 44. •») K ü h n a u Brot 32. ,0 ) R o c h h o l z Sagen 1, 281 f. 3 1 7 . 71 ) B o h n e n b e r g e r 4. 7a ) = A. 69. Sie kommen auch selbst auf Hochzeiten zu Gast: R. C y s a t 44; S t r a c k e r j a n 1, 498. '») = A. 71. " ) S c h m i t z Eifel 2, 19; K u o n i St. Galler Sagen 278 f. " ) R o c h h o l z Naturmyth. 1 2 1 . »«) Ebd. 106; C r i m m Myth. 3, 126. " ) K ü h n a u Brot 35. " ) R o c h h o l z Naturmyth. 116. " ) ZfrwVk. 4 (1907), 124. ®°) P o l l i n g e r Landshut 122. 81 ) R. C y s a t 44; G r i m m Myth. 3, 472. Man sieht die E. nicht spinnen, man hört sie nur; W a s c h n i t i u s Percht 165 über
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die sog. Spinnruhe-, R o c h h o l z Sagen 1, 274. Oft sprechen die E . beim Spinnen kein Wort. Sie gehen dann fort mit den Worten: „Hättet ihr uns etwas gesagt, so hätten wir euch auch etwas gesagt", hätte man mit ihnen gesprochen, so wären sie erlöst worden. M e i e r Schwaben 1, 45 f. Beim Spinnen PanMotiv (s. d.) ebd. 20 f. , s ) M e i e r Schwaben 1, 45. , 3 ) K a p f Schwöb. Sagen 43. , 4 ) SchweizId. 4, 252. eä) F e c h t Der südwestl. Schwarzwald Abt. 2, 487. ••) R o c h h o l z Sagen 1, 290. " ) J e n z e r Schwarzenburg 192; danach fahren sie auf einem Faden auf und davon. ••) M e i e r Schwaben 1, 45 f. 8e) ZfrwVk. 4 (1907), 124 f. e0) W r e d e RheinVk. 102 f. E. bleiben unerlöst, wenn man flucht. L ü t o 1 f 485 f.: Verlust ihrer Wunderkräfte. n ) R. C y s a t 44 f.: weil die Welt nicht mehr in der frommen Einfelltigkeit der aUten wandle und weil man zu neugierig Fragen an sie gestellt habe; Zimmersche Chronik 4, 229 ff. S. auch die Geschichte, die Käthi die Großmutter erzählt Kap. 5, wie Käthi kümmert und was sie von den Erdmännchen erzählt (Ausg. V e t t e r J. Gotthelfs Schriften im Urtext Bd. 10, 88—109), wo die meisten hier erwähnten Motive verwendet sind. In der Armennot Bd. 7, 178: In heitern Nächten decken E. den Brunnen mit Nidle. " ) L ü t o 1 f Sagen 475; R o c h h o l z Sagen 1, 286 f. allgemein verbreiterter Zug. M ) S t r a c k e r j a n 1, 490; Rochholz Naturmyth. 1 2 1 ; Ziberlisturm: L ü t o 1 f Sagen M 474. ) Allgem. verbreiteter Zug. Rochh o l z Sagen x, 280; Erdmännlein in Tiergestalt, in Gestalt eines Rosses: ebd. 1, 368, in Gestalt einer goldhörnigen Geiß: ebd. 1, 333.
3. Neben freundlichen zeigeji die E. im Verkehr mit den Menschen auch boshafte Züge, besonders Diebsgelüste. Sie stehlen Silbersachen 9S), . Korn vom Acker 9B ), Brot und Kuchen und legen Steine an deren Stelle 97 ). Sie melken heimlich die Kühe 98 ). Einem Sennen in Unterwaiden treiben sie das Vieh durch die Lüfte fort. Nach drei Tagen kommt es ganz mager zurück 99 ) (s. Viehrücken). Während des Hochamts nehmen sie das Fleisch aus dem Topf und werfen Leder .läppen hinein. Den verhaßten Glocken schlagen sie die Ohren ab 10 ®). Sie machen Nachtlärm 1 0 1 ), stiften Zwist unter den Dienstboten 102 ). Erdmännlein und -weiblein fangen Liebschaften mit Menschen an 1 0 3 ). Es kann zwar dann, einem Erdmännchen passieren, daß es vom wirklichen Liebhaber durchgeprügelt wird 104 ). Erdleute stehlen Kinder oder tauschen sie aus gegen ihre Wechselbälge (s. d.) l o s ). Zur Strafe für Vorwitz drehen sie den
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Erdleute, -mänuchen, -weiblein
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ihr eigenes Leben, haben eigene Einrichtungen, bilden selber eine kleine Menschheit. Besonders wird ihre Frömmigkeit gerühmt. Sie haben eigene Kirchen (im ,5 ) Strackerjan 1, 501. ••) R o c h Berner Oberland die sog. Toggelikirh o l z Naturmyth. 132. w ) W a i b e 1 und F l a m m 2, 182 f.; S c h ö n w e r t h Oberpfah chen) l l s ) und Friedhöfe U 7 ). Bei keiner 2 . 3°3- ") ZfrwVk. 4 (1907), 126. ••) N i d e r Messe fehlen sie l l s ) ; sie leben wie Mönche. b e r g er Unterwaiden i, 27 ff. 10°) ZfrwVk. 4 Geschnäbelte Schwimmschuhe tragen sie (1907), 127. 101 ) B a u m g a r t e n Aus der bei Zurzach über den Rhein 119 ). Zuweilen Heimat 2, 156 f. wie wenn jemand dengelte. 102 ) ZfrwVk. 4 (1907), 126. 103) Bavaria 1, 327; sieht man betende Erdmännchen 12°). A n L ü t o 1 f Sagen 475; S t r a c k e r j a n 499. Weihnachten kann man Prozessionen ,04) S i n g e r Schweizermärchen 1, 26. von Erdweibchen sehen. Jedes trägt ein '°5) S t r a c k e r j a n 496; R. C y s a t 45 Kind auf dem Arm 121 ). Auf heidnischen (s. Wechselbalg und Zwerge). 10 ') SAVk. 22, 247 f; G o t t h e i t Käthi die Großm. (Vetter Ursprung deutet der Zug, daß sie Glocken Bd. 10) 97. 107) R o c h h o l z Kinderlied 319; und Glockengeläute hassen 122 ). UrsprüngSAVk. (1917), 82. lich sind die E. wohl Vegetationsdämonen. Sie kennen die Eigenschaften der 4. Die Erdleutchen sind aber auch auf Pflanzen und Steine 123) und können desdie Hilfe guter Menschen angewiesen. halb Heilmittel gegen Krankheiten anBesonders verbreitet ist der Zug von dem geben 124 ). Heiltätige Quellen gehörten Erdweiblein, das nach einer menschlichen einst ihnen 126 ). Erdweibchen werden als Hebamme schickt und sie dann schein1 0 8 Hüterinnen von Quellen genannt 1 2 '). bar gering belohnt mit Knochen ), Wenn sie unten kochen, gedeiht der Stroh 10t) ), Glasscherben, Steinchen und Wein 1 2 7 ). Sie kochen unserm Herrgott hauptsächlich Kohle 1 1 0 ). Doch der verdie Diamanten und Edelsteine, sie weben achtete und bis zu Hause schon fast ganz die Blümlein, bereiten den Tau 128). Auch verlorene Lohn verwandelt sich in Edeldie Erdbeeren sollen ihr Werk sein 129 ). steine oder Gold. Die Beschenkten erDurch wunderbaren Zauber können sie halten regelmäßig noch einen Warnbewirken, daß Fleisch, aus lebendigen spruch mit auf den W e g : Je minger as Kühen geschnitten, wieder nachb'hebsch: Je minger as hesch. Je minger wächst 1 M ), daß Käse l s l ) , Flachs 1 3 2 ) und as bseh'sch, je minger as hesch111). Sie H e u 1 3 3 ) nicht abnimmt. Tiere stehen wollen keinen Lohn annehmen, aber für unter ihrem Schutz, so die Fische und die Nahrung, die ihnen hingestellt wird, die Gemsen 1 3 4 ), mit denen sie in den sind sie doch sehr dankbar 1 1 2 ). Oft sind Bergen Viehzucht treiben. Ihre Sprache sie sehr anhänglich und gehen trauernd ist das Echo 13S ). In der Märchenvorstelweg, wenn man sie mit Hinterlist oder lung sind die E. greisenhafte, altkluge mit Geschenken vertreibt. Ihre BackWesen von Kindesgröße. Wenn ihnen geräte lassen sie von den Menschen ausein Kind geboren wird, so trauern sie 136 ). bessern; denn das können sie nicht selber tun 113 ). Menschen den Kopf um 108 ). Kinder werden etwa mit dem E. geschreckt, wenn sie ans dürre oder grüne Obst gehen 1 0 7 ).
I03
109
) Strackerjan 1, 494. ) B ir1 i n g e r Volksth. 1, 42. n 0 ) R o c h h o l z i , ul 266; B o h n e n b e r g e r 4. ) Rochh o l z Sagen 1, 330. In Variationen allgemein verbreitet. Patin erhält Laub: L ü t o 1 f Sagen 52 f. l l 2 ) D o c h rächen sie sich furchtbar, wenn man ihnen nicht genügend zukommen läßt: SAVk. 2, 2. >ls) S. Anm. 69.
5. Die E. stehen durchaus nicht immer mit den Menschen in näheren Beziehungen, j a zuweilen- fliehen sie die Menschen 114 ) oder können es doch nicht vertragen, daß man sie ansieht 1 1 6 ). Sie leben
lu ) ZfrwVk. 4 (1907), 124. Sie halten ihre Namen geheim. B o h n e n b e r g e r 4. ,14 ) ZfrwVk. 4, 126. "«) R o c h h o l z Sagen 1, 348; D e r s . Naturmyth. 114 ff. l17 ) ZfrwVk.
4 (1907), 127.
115.
Naturmyth.
Naturmyth.
»•) R o c h h o l z
"») D e r s . 114 f f .
Sagen 1, 285. m
)
Ders.
lt0)
Ders.
Sagen 1, 272.
1M
"') ZfrwVk. 4 (1907), 123. ) Ebd. 127. ' " ) Gegen Pest: Astrenzen u. Bibernellen. "») R o c h h o l z Naturmyth. 121. "•) Ebd. in 103. 109. 113. 121. 126. 134. ) Ebd. 112. l » ) SAVk. 22, 249 = J. G o 1 1 h e 1 i Käthi die Großmutter a . a . O . ; Schulm. 2 , 108. "*) S A -
Vk. 22, 246. 1M ) J a h n m ) Lütolf Sagen 485!; Sagen 25.
l5S
) H e r z o g
Kt. Bern 243. Kohlrusch
Schw.-Sagen
1, 1 f .
Erdmilbe—]-Erhard, hl.
919
Darf nicht verraten werden. '") L ü t o 1 f Sagen 484. 1 M ) R. C y s a t 45; Niderb e r g e r Unterwaiden 1, 28; L ü t o 1 f Sagen 1M 487. ) ZfrwVk. 4 (1907), 124. "•) R o c h h o l z Naturmyth. 1 3 3 ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 305 i. Über das Erdmännchen in der Märchenlit. s. B o l t e - P o l i v k a 2, 297 ff. Er erwähnt neben dem Grimmschen Märchen Dat Erdmänneken Nr. 9, nur noch zwei aus der Gegend von Köln. Bäschlin.
Erdmilbe (Trombidium holosericeum) heißt im Bergischen „Glücksspinne"; ihr Auftreten auf der Hand ist von guter Vorbedeutung. Vgl. ZfrwVk. 11 (1914), 265. Bächtold- Stäubli.
Erdpech s. A s p h a l t . Erdrauch (Fumaria officinalis). 1. B o t a n i s c h e s . Pflanze mit stark verästeltem Stengel, graugrünen, doppelt bis dreifach gefiederten Blättern und rosenroten, in Trauben stehenden, dem Lerchensporn (s. d.) ähnelnden Blüten. Der E. ist überall als Unkraut auf Äckern, auf Gartenland und Schuttstellen haufig 1 )') M a r z e i l
Kräuterbuch 371.
2. Findet ein Mädchen beim Jäten E., so muß es diesen an den Busen oder in den Schuh stecken. Der erste Mann, dem es dann auf dem Heimweg begegnet, ist sein Zukünftiger 2) oder der Vorname des begegnenden Mannes ist auch der des Zukünftigen 3 ). Der E. heißt daher im Niederdeutschen auch Frikrut (Freierkraut), Lewkens- (Liebchens-), Brüdigamskrut, Mannslev (Mannslieb). Auch die slowakischen Mädchen legen den E. unter das Kopfkissen, damit ihnen der Bräutigam erscheint 4 ). Der E. dient dazu, um die Geister der Verstorbenen erscheinen zu lassen und um sich unsichtbar zu machen 6). *) S c h i l l e r Ticrbuch 1, 20; B a r t s c h Mecklenburg 2, 56; E n g e l i e n u. L a h n 234; Curtze Waldeck 401; Grimm Myth. 3, 472. ') Geschichtsbl. f. Stadt u. Land Magdeburg 16 (1881), 242; H e ß l e r Hessen 2 > 3 2 7- 387; H ü s e r Beiträge 3, 3. ') H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 143 ff. •) M o n t a n u s Volksfeste 145. Marzeil.
Erdschmied. In Süddeutschland, in der Schweiz und im Vorarlberg *) der den
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Tod ankündende, in Wänden und Fußböden tickende Holzwurm 2 ). „ErdSchmidlein, eine Art Holzkäfer, cossus minoris speciei, qui rodendo lignorum interiora sonum obscurum efficit" 3), auch Wandschmid, dän.-schwed. vägsnted und Schmidhämmerle s ), Totenuhr, -ührli, Tangel-Tängeli-mannli, Totebicker; nach R. Cysat sagte man auch: fs schntide das Dogkelin allso 6). „Der E. hat ihm geklopft, er muß bald sterben" 7). ') SchwäbWb. 2, 781: S c h m e l l e r BayrWb. 2, 545; A d e l u n g Wb. 2, 1277; SchweizId. 1, 420; 9, 869. *) P a n z e r Beitrag 1, 257. a ) Frisch Teutsch-lateinisches Wb. i, 231 (ältester Beleg) = G r i m m DWb. 3, 780, wo aber vermis pulsatorius fehlerhaft für termes pulsatorium s. N e m n i c h 2, 1432. *) N e m n i c h 2, 1432 = G r i m m DWb. 13, 1739. ') S c h m e l l e r BayrWb. 2 , 5 4 5 . ') SchweizId. 1, 420; C y s a t 48. ') M e i e r Schwaben 489. Bäschlin.
Erdspiegel s.
Spiegel.
ererbt s. E r b s a c h e n , keit.
Erblich-
erhängen s. h ä n g e n .
Erhard, hl. 1. Bischof in Regensburg im 7. oder 8. J h . Die Nachrichten über sein Leben sind sehr unsicher 1 ). Sein Gedächtnistag ist der 8. Januar 2). Ihm wird die Heilung der blindgeborenen hl. Ottilie zugeschrieben, und er wird deshalb wie diese mit einem Buche, auf dem zwei Augen liegen, abgebildet. — E. gilt als mächtiger Viehpatron 3) und als Pestpatron 4). Erde von seinem Grabe spielt in der Volksmedizin Oberbayerns eine Rolle s ). E.brot (E.zelten) wird gegen Viehkrankheiten verwandt •) und gegen Husten in den Klosterapotheken abgegeben 7 ). E.sbrunnen sind in bayerischen Landen nicht selten 8 ). Das Erhardibrünnlein in Rainertshausen hilft gegen Augenkrankheiten und Krankheiten im Viehstalle'). Der Erhardistein in Frauenberg soll den Heiligen über die Isar getragen haben und wird von jung und alt verehrt und geküßt 1 0 ). ') W e t z e r u . W e l t e 4, 775 f. J) „Erhart mit der Hack steckt die Weihnachtfeiertig in Sack": Z i n g e r 1 e Tirol 130 ( 1 1 5 2 : Etsch-
Erichsminne—Erle
921
land). *) P o l l i n g e r Landshut 82. 205; ZfVk. 35—36, 255 ff.; Festschrift f. M. AndreeEysn (1928), 29. «) ZfVk. 1,293. ') H ö f l e r Waldkult 64. •) P a n z e r Beitrag 2, 492; P o l l i n g e r Landshut 81. 83. 205: H ö f 1 e r Fastnacht 8. ') ZfVk. 1, 293. ») P a n z e r Beitr. 1, n g f f . ; ZfVk. 1,293. ') P o l l i n g e r 82 f. ,0) Ebd. 80 f. 2. Der hl. E. soll in Berga gekreuzigt worden sein; deshalb h a t Berga niemals den gewünschten A u f s c h w u n g nehmen können u ) . n) E i s e l Voigtland 372 (942). Sartori. Erichsminne. Der Brauch, zu Ehren des hl. Erich seine Minne zu trinken x ), ist nur aus Skandinavien belegt. So wissen wir v o n einer dänischen Erichsgilde, die neben Christi und Marien Wohl besonders die Minne ihres Heiligen auszubringen p f l e g t e 2 ) . A u s Deutschland fehlen alle Spuren einer E. ») Vgl. Art. Minne. •) E. H. M e y e r Germ. Myth. 186. Mackensen. Erle (Alnus glutinosa). 1. B o t a n i s c h e s . Die Schwarz-E. ist ein Baum, der an seinen vorn stumpfen oder ausgerandeten, kahlen und in der Jugend klebrigen Blättern leicht zu erkennen ist. Die männlichen Blüten stehen ähnlich wie bei der Hasel in K ä t z chen, die weiblichen entwickeln sich zu einem holzigen, rundlichen Fruchtzapfen. Nicht selten ist auch die Grau-E. (A. incana), ihre Blätter sind spitzig. Die E.n wachsen häufig an Ufern, in Mooren, in feuchten Wäldern 1 ). 1)
Marzell
Kräuterbuch 90.
2. D a ß die E. vielfach als u n h e i m l i c h e r , j a als b ö s e r B a u m gilt, hat wohl darin seinen Grund, daß sie oft an verrufenen Orten (Moore, E.nbrüche) wächst 2) und daß ihr Holz sich wenig für den menschlichen Gebrauch eignet. „ R o t e s Haar und E.nloden — wachsen nicht auf gutem B o d e n " , heißt ein altes Sprichwort. Die E. ist ein B a u m des Teufels s ) ; in der Volkssage werden Übeltäter in E.n gebannt 4 ). Das K r e u z Christi soll aus E.nholz gewesen sein 6 ). Das E.nholz ist rot, weil der Teufel seine Großmutter damit geprügelt h a t 6 ) . Die E. wird besonders von H e x e n zu ihren Kün-
922
sten gebraucht, z. B. zum W e t t e r m a chen 7 ). Anrüchigen Mädchen steckt man am 1. Mai geknickte E.nzweige ans Haus 8 ). ') M a r z e l l Volksleben 44. •) H a n d t m a n n Mark. Heide 36. •) B a r t s c h Mecklenburg 1, 165; 2, 465; vgl. G r i m m Myth. 3, 188; nach dänischem Glauben lebt die Ellefru in der E.: M a n n h a r d t 1, n . *) W o s s i d l o Volkst. aus Mecklenburg 1 (1885), 27; ebenso in Westfinnland: FFC. 52, 50. •) K n o o p Pflanzenwelt 11, 58. ') ZfdMyth. 1, 335; 2, 178; R e i s e r Allgäu 1, 193. ») Z . B . W r e d e Rhein. Vk. 187; ebenso in Belgien: S 6 b i l l o t Folk-Lore 3, 403. 3. Die E. soll besondere Z a u b e r k r a f t haben. Sie wehrt die H e x e n ab •), das gleiche glaubt man auch von der E.nasche 1 0 ). Mit E.nholz darf man den Teufel prügeln (Kujawien) u ) , der Wechselbalg wird mit E.nruten geschlagen 12 ). Haus und Stall schützt man in der ersten Mainacht (Walpurgis) durch A u f h ä n g e n von E . n z w e i g e n 1 3 ) . E.nholz (ob nicht Verwechslung mit Elsenholz, v g l . Traubenkirsche) wird im Stall v e r p f l ö c k t 1 4 ) . „ A l p r u t e n " v o n E.n (es sind wohl Verbänderungen von Zweigen gemeint, vgl. Hexenbesen) werden unter den Kopf gelegt gegen den A l p 15 ). Besonders wirksam sind die E.nzweige, mit denen an Fronleichnam (vgl. Birke) die Straßen geschmückt waren (z. B. im bayer. Schwaben). Eine besondere Rolle spielt die E. im l a n d w i r t s c h a f t l i c h e n Aberglauben 16 ). Beim Aussäen legt man ein am K a r f r e i t a g gebrochenes E.nzweigstück in den Mund oder nimmt den Samen durch einen aus E.nholz geflochtenen Ring heraus, dadurch werden die Sperlinge v o m Feld abgehalten 17 ). Mäuse und Maulwürfe verscheucht man dadurch, daß man in die vier Ecken des Feldes bzw. der Scheune (am Karfreitag gebrochene) E.nzweige s t e c k t 1 8 ) . Damit die Samen nicht von den Sperlingen gefressen werden, sät man durch einen K r a n z von E.nruten aus M ). E.näste, an einem Freitag früh zu Pflanzen gesteckt, vertreiben den Meltau ao). Vielleicht erklärt sich aus derartigem Glauben auch der Brauch, den letzten Erntewagen mit einem E.nwimpel (E.nast) zu schmücken 2 1 ). Für die Um-
Erlkönig
923
gänger 22) schneidet man am Karfreitag vor Sonnenaufgang E.nholz „unberaff e l t " (unbeschrien) und macht einen K l o t z daraus 23 ). E.nblätter werden besonders verwendet um die Flöhe zu vertreiben. Es l ä ß t sich hier deutlich verfolgen, wie sich das Empirische zum Zaubermittel entwickelt hat. Zunächst dachte man jedenfalls daran, daß an den (jungen) klebrigen E.nblättern die Flöhe hängen bleiben; ,,das laub morgens im taw (Tau) in die gemach gespreit, da vil flöhe innen sind / und über ein stund widerumb außgefegt v e r j a g t die flö, denn sie bleiben an gedachtem zähen laub kleben" 2 4 ). Dann gilt aber auch der Ellerbruch als A u f e n t haltsort der Flöhe; dorthin werden sie mit einem Spruche gebannt (Wusseken b. Bütow) 2B). A u s E.nzweigen, die, a m Karfreitag vor Sonnenaufgang gebrochen sind, werden K r ä n z e geflochten, die, ins Feuer geworfen, jede Flamme ersticken. Das Haus, in dem ein solcher K r a n z hängt, ist vor Feuersgefahr sicher 2 8 ). Diese K r ä n z e müssen mit einer gewissen Beschwörung geschnitten werden 2 7 ). Vielleicht war hier die rötliche Farbe des E.nholzes maßgebend 2 B ). E.nzweige am K a r f r e i t a g geschnitten, biegen sich am besten zu Ruten **). *) G o c k e l
Tractatus 1717, 97;
924
träge 6—7, 6; an Silvester geschnitten: W i t z schel
Thüringen 2, 176.
zen 1904, 10.
27
M
) Urban
Pflan-
K ö h l e r
Voigt-
) Vgl. auch K u h n Herab-
kunft d. Feuers 1 8 8 6 , 4 6 .
")
land 372; in Belgien behauptet man das gleiche von den am Freitag geschnittenen Zweigen: Rolland
Flore pop. 11, 63.
4. J| In der s y m p a t h e t i s c h e n M e d i z i n wird das Fieber auf eine E. übertragen 39), ebenso das Z a h n w e h 3 1 ) und W a r z e n 3 2 ) . Mit einem E.nästchen, das am Karfreitag vor Sonnenaufgang mit e i n e m Streich abgehauen wurde, kann man das B l u t stillen 3 S ). Die E.n spielen auch eine Rolle im Fruchtbarkeitszauber (wegen ihrer früh erscheinenden Blütenkätzchen?). Damit die K u h gut rindert, gibt man ihr neun E.nknöpfe (wohl Fruchtzapfen) 34) oder das Pulver von „ E . n b e t z e l n " (damit die K u h nicht verkalbt) 36 ). Literatur: Zahlreiche Angaben über die Zauberkraft der E. bei E. G o l d m a n n Beiir. z. Geschichte des fränk. Rechtes. Wien I (1924), 23—31 (es ist hier jedoch manchmal die E. mit der „ E l s e " = Traubenkirsche, Eisbeerbaum verwechselt), ferner M a r z e 11 Die E. (in der Volkskunde) in : Mitt. d. Deutsch. Dendrol. Gesellsch. 38 (1927), 76—82. . a0
) S t r a c k e r j a n ' 1, 84; 2, 120; vgl.
a u c h D u b a 1 e n Prat. mèdie, popul. 1 9 0 7 , 4 7 ;
J o h n bei den Ruthenen hilft eine Abkochung der E.n, 178. die den Fronleichnamsaltar schmückten, gegen ") ZfVk. 15, 102. ) H n ß v u r m Sagen aus das Sumpffieber: H o v o r k a u. K r o n Hapsal 1 8 6 1 , 1 1 7 . " ) R e g e l Thüringen 1895, f e l d 2,338. ") L a m m e r t 235; vgl. Weide. 700; ebenso in Belgien: R o l l a n d Flore pop. »») Veckenstedts Zs. i , 202. 83) R e i s e r All11, 64. ") L a c h m a n n Überlingen 393. gäu 2, 116; wohl Verwechslung mit der Esche 16 ) S e y f a r t h Sachsen 8. ") Auch im fin- s.d. M) E b e r h a r d t Landwirtschaft 214; nischen Feldzauber z. B. FFC. 31, 71; 32, 5. 15; vgl. R e i s e r Allgäu 2, 439. 3S) ZföVk. 3, 115. 55. 7 1 - ") W i t z s c h e l Thüringen 2, 214; Marzeil. ebenso in Estland: FFC. 32, 75. 18) W i t z Erlkönig. Die Gestalt des E.s, aus s c h e l Thüringen 2, 222; G r o h m a n n 58; D. Land 4 (1896), 332; 6 (1898), 344; ZfVk. Goethes Ballade bekannt, verdankt ihr 10, 212 (Nordthüringen); P f i s t e r Hessen Dasein einem Mißverständnis Herders, 164; K n o o p Posen 333. ") D r e c h s l e r der im 2. Bande der „Volkslieder" (1779) 2, 56. t0 ) Schweizld. 1, 451. 21) E b e r h a r d t elverkonge, Landwirtschaft 205. ") Viehkrankheit s. das dänische ellerkonge (= H ö f 1 e r Krankheitsnamen 183. 23 ) A l b e r - Elfenkönig) in Anlehnung an ndd. eller t u s M a g n u s " Toledo 2, 43. M) B o c k Erle, mit „ E . " übersetzte; von daher Kreuterbuch 1551, 409; bereits bei A l b e r t u s M a g n u s De Vegetab. 6, 2 cap. 6, 26; übernahm Goethe das W o r t für seine Ballade (1782) *). Dadurch berichtigt Megenberg Buch der Natur hrsg. v. P f e i f f e r 315; vgl. auch F i s c h a r t Flöhsich Grimms V e r m u t u n g 2 ) . — Die bei hatz (Reclam-Ausgabe) 62; aus neuerer Zeit: S t ö b er aufgezeichnete Sage vom JbElsLothr. 8, 178; gegen Erdflöhe: M a r Dorfesel v o n Illzach 3) erinnert so stark z e 11 Bayr. Volksbot. 1 1 1 . " ) T r e i c h e l Westpreußen 7, 517. M ) K u h n u. S c h w a r t z 374; an Goethes Ballade, daß sie im Verdacht B a r t s c h Mecklenburg 2, 356; W i r t h Bei- steht, erst aus dieser geflossen zu sein 4 ). Westböhmen 3 2 0 .
10
12
) M e i e r
Schwaben
925
Erlösung
I ) S i n t e n i s i m Goethe-Jahrbuch 22 (1901), 2 5 9 f . ') G r i m m Myth. 3, 188. ») S t ö b e r Elsaß 1, 38 Nr. 56. *) Vgl. a u c h A n d r e e Braunschweig 378 u n d GoetheJ a h r b u c h 19, 305. Ranke.
Erlösung. Umgehenden Toten und allerlei Spukgestalten wohnt nach dem Volksglauben der Wunsch inne, „erlöst", d. h. von dem peinlichen Zustand und Schicksal des Umgehenmüssens befreit zu werden. Die Vorstellung von dem E.sbedürfnis der ruhelosen Toten und von der Möglichkeit, ihnen zur E. zu verhelfen, ist noch heute vielerorts lebendig. Erzählungen von mißlungenen oder (seltener) geglückten E.sversuchen sind als Sagen durch das ganze Sprachgebiet verbreitet. — Eine vollständige Aufzählung aller Formen, in denen die E. eines Umgehenden geschehen kann oder versucht worden ist, verbietet sich durch die Überfülle des sich noch stets vermehrenden Variantenmaterials; es muß genügen, die verschiedenen Gruppen durch reichliche Beispiele zu k e n n z e i c h n e n W i r unterscheiden eine religionsgeschichtlich jüngere und eine religionsgeschichtlich (darum noch nicht notwendig zeitlich) ältere Schicht von E.svorstellungen, zwischen denen die Grenze freilich nicht überall scharf zu ziehen ist; beide sind über das ganze Gebiet verbreitet. Die j ü n g e r e und im Volksglauben heute allein noch recht lebendige Schicht arbeitet mit Vorstellungen, die aus der c h r i s t l i c h e n Sphäre stammen: der zur Buße irgendwelcher bei Lebzeiten von ihm begangener Vergehen oder Unterlassungen ruhelos umgehende Tote (s. auch unter „arme Seelen") ist durch die christlichen H e i l s m i t t e l oder durch Wiedergutmachung des von ihm Begangenen zu erlösen: durch Messelesen 2 ) (die Primizmesse eines Priesters) 3 ), durch Gebet 1 ) (der 3 ärmsten Witwen) 5 ) oder Wallfahrt 6 ) („wenn alle Schulkinder nach Weißenstein kirchfahrten gingen, wäre ich selig") 7 ), durch fromme Formeln des Dankes („Vergelts G o t t " erlöst den Feuermann 8 ) und andere Geister 9 ), ebenso ein „ G o t t erlöse dich") 10) und des Grußes 1 1 ) (der.niesende Spukgeist wird
926
durch ein oder mehrere „Helf dir G o t t " erlöst) 1 2 ), durch Singen oder Beten eines Kirchenliedes l s ) (das vor- und rückwärts gebetet werden muß) 14), durch Errichtung eines Kreuzes 16 ), durch gute Werke (7 Monate lang jeden Freitag 7 Brote kaufen und unter die Armen verteilen 1 8 ); die für die Seelen ungÄtauft verstorbener Kinder geltenden Irrlichter werden durch die Taufe erlöst 1 ? ) (vgl. das Übergießen mit Taufwasser 18) oder mit Wasser aus dem Weiher M ) und die E. durch Namengebung) M ). — Das Prinzip der W i e d e r g u t m a c h u n g herrscht z. B. in der weitverbreiteten Sage von der E. des umgehenden Grenzfrevlers, dem man auf seine Frage, wo er den von ihm versetzten Grenzstein oder -pfähl hinsetzen solle, antworten muß: „ S e t z ihn hin, wo du ihn her h a s t " ; „tus, wos gehört" oder dgl. 21 ) (auch französisch) 22), oder dem man stillschweigend Schaufel und Hacke leihen muß, mit denen er den Grenzstein richtig setzt 28). In andern Fällen muß der Erlöser den von dem Toten angerichteten Schaden ersetzen 24), seine Schulden bezahlen 2B), unerfüllte Versprechen einlösen 2S), ihm die Verzeihung Lebender w ) oder seine Aussöhnung mit einem andern Toten erwirken 28 ). — Der umgehende Tote kann auch selber seine E. versuchen, indem er z. B. als Kröte eine von ihm im Leben gelobte Wallfahrt unternimmt 2 9 ). — Ohne Beziehung auf den Einzelfall heißt es als allgemeiner Satz: wenn zwei Personen gleichzeitig dasselbe sprechen, haben sie „eine arme Seele erlöst" a0), desgleichen, wenn man eine Sternschnuppe fallen sieht 31 ), wenn man Besen, Strohbündel, Misthaufen zerstört (denn die sind Aufenthaltsorte der armen Seelen) S2). — Den Beispielen dieser Schicht ist es gemeinsam, daß als Objekte der E. Gestalten des lebendigen Totenglaubens, als Ziel der E. deren Eingehen in die „Seligkeit", in die „ewige R u h e " gedacht ist, wenn es auch oft nur heißt, der erlöste Tote sei „verschwunden". *) Reichliches Material in der A r b e i t v o n H. B o e s e b e c k Verwünschung und Erlösung des Menschen in der Volkssage der Gegenwart ( N d d Z f V k . 5 u. 6) bes. 6, 15 if. u n d 90 f f .
927
Erlösung
Der Schluß der Arbeit lag bei Abschluß meines Manuskripts noch nicht vor. *) M e y e r Aberglaube 357; K l a p p e r Erzählungen 310, 22 f.; L ü t o l f Sagen 66 (24 g). 156; J e g e r l e h n e r Sagen i, 68 Nr. 11; 87 Nr. 4; 2, 172 Nr. 52; Z i n g e r l e Sagen Nr. 429; H a u s e r Paznaun Nr. 52; B a a d e r Sagen Nr. 428; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 402; K n o o p Posen (1913) Nr. 24. 27; S e e f r i e d - G u l g o w s k i 165; vgl. auch B o e s e b e c k a. a. O. 18 f. •) H e y l Tirol 642. 688; vgl. H a r r y s 1 Nr. 3. *) B o e s e b e c k a.'a. O. 20; R o c h h o l z Sagen 2, 92; Vonbun Sagen* 121 f.; Alpenburg Tirol 148; Zingerle Sagen Nr. 533; MschlesVk. 5 (1902), 53; G r e d t Luxemburg Nr. 770; M ü l l e n h o f f Sagen Nr. 252. *) J e g e r l e h n e r Sagen 2, 214 Nr. 125; B o e s e b e c k 17. ') K ü h n a u Sagen 1, 113. 276. ') Z i n g e r l e Sagen Nr. 456. •) z. B . J e g e r l e h n e r Sagen 2, 162 Nr. 33; R e i s e r Allgäu 1, 324; Z i n g e r l e Sagen Nr. 401. 478; H ä u s e r Paznaun Nr. 36. D ö r l e r Innsbruck Nr. 24. 26. 27; P o l linger Landshut 1 3 1 a ; Leoprecht i n g Lechrain 68 f.; K ü h n a u Sagen 1, 385- 397- 4°3- 4 1 0 - 432; vgl. S c h a m b a c h u. M ü l l e r Nr. 225; auch unter F e u e r m a n n und B o e s e b e c k 23 f. •) B a r t s c h Mecklenburg 1 Nr. 245, 2; Schambach und M ü l l e r 2271.; S t r a c k e r j a n 249; Knoop Hinterpommern Nr. 107; Rank Böhmerwald 1, 168 f.; vgl. E i s e ! Voigtland Nr. 161. 10) K n o o p Posen (1913) Nr. 98. ll) B a r t s c h Mecklenburg 1 Nr. 242. 243; 2 Nr. 659; M a c k e n s e n Niedersachsen Nr. 24; M e i e r Schwaben i , 276; Baader Sagen Nr. 428; ähnlich auch französisch: S 6 b i 11 o t Folk-Lore 1, 148. ») z. B . L ü t o l f Sagen 147 Nr. 81; B i r r c h e r Fricktal 49 Nr. 16; V o n b u n Sagen * 119 c; S t ö b e r Elsaß 2 Nr. 208; B a a d e r Sagen Nr. 153; D e r s. N.Sagen Nr. 35; S c h ö p p n e r Sagen 2 Nr. 63; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 302, 9; E i s e 1 Voigtland Nr. 223; G r i m m Sagen Nr. 225—227; vgl. B a r t s c h Mecklenburg 1 Nr. 245, 1; 271. 412, 2; S c h a m b a c h und M ü l l e r 102; vgl. auch B o e s e b e c k 22. " ) R o c h h o l z Sagen 1 Nr. 179; B a r t s c h Mecklenburg 1 Nr. 246. 365. 644; H a a s Pommern Nr. 189; vgl. K n o o p Hinterpommern Nr. 279; Jahn Pommern Nr. 545 (3). ") H a a s Usedom Nr. 28. ") J e g e r l e h n e r 2, 17 Nr. 24; H a u s e r Paznaun Nr. 40; G r a b e r Kärnten Nr. 592; S o m m e r t Egerland 102; G r o h m a n n Sagen 241. " ) K ü h n a u Sagen 1, 205. " ) R o c h h o l z Naturm. 178; W o l f Ndld. Sagen Nr. 261. 521; vgl. auch S 6 b i 11 o t Folk-Lore 1S) P r ö h l e 1, 148. Unterharz Nr. 314. " ) H ü s e r Beitr. 2, 16 Nr. 37. M ) K r a i n z Steiermark Nr. 307; G r a b e r Kärnten Nr. 104. 110; W a s c h n i t i u s Perht 152 f. s l ) Literatur bei K u h n Westf. 1 Nr. 127; dazu z . B . noch Walliser Sagen 222; V o n -
928
b u n Sagen * 118 f. (25 a und b); G r a b e r Kärnten Nr. 181. 226; Z i n g e r l e Sagen Nr. 360. 363. 381 ff.; D ö r l e r Innsbruck Nr. 33, 2; E i s e i Voigtland Nr. 184; M a k k e n s e n Nieders. Sagen Nr. 55; S t r a c k e r ja n 250 f.; Bartsch Mecklenburg 1 Nr. 256, 6. " ) S 6 b i l l o t Folk-Lore 1, 147. ,s) R o c h h o l z Sagen 2, 78. **) J e g e r l e h n e r Sagen 2, 336; K u o n i St.GaUer Sagen Nr. 92; V o n b u n Sagen* 95 f. (5 und 6); H a u s e r Paznaun Nr. 33. 35. 41. 42; L e o p r e p h t i n g Lechrain 51 f. 67; V o g e s Braunschweig Nr. 93; S c h a m b a c h und M ü l l e r Nr. 224. 239 u. Anm.; S t r a k k e r j a n 1, 240 f. 245; M e y e r Rendsborg 66. *•) S c h a m b a c h u. M ü l l e r Nr. 239, 1; Meyer Rendsborg 63. " ) K u h n Westfalen i Nr. 207; M a c k e n s e n Nieders. Nr. 5; S t r a c k e r j a n i , 245. s ') S c h a m b a c h u. M ü l l e r Nr. 239, 9; Strackerjan 1, 252; W a i b e l u. F l a m m 1, 207; H a u s e r Paznaun Nr. 43; vgl. B a r t s c h Mecklenburg 1 Nr. 501. ") S c h a m b a c h u. M ü l l e r Nr. 237, 1; Seefried-Gulg o w s k i 226. *>) ZfdMyth. 1, 8 ff.; Z i n g e r l e Sagen Nr. 329. 330. 331; Dörler Innsbruck Nr. 39; B ^ a u m g a r t e n Heimat 115; vgl. auch B o e s e b e c k a . a . O . 18. 80) D r e c h s l e r i , 321; Quitzmann 32) Ebd. 177. " ) G r o h m a n n Nr. 172. Nr. 1386; vgl. G r e d t Luxemburg Nr. 776 = Ranke Sagen * 74. Die religionsgeschichtlich ä l t e r e S c h i c h t v o n E . s v o r s t e l l u n g e n liegt in den S a g e n des T y p u s E . d e r w e i ß e n F r a u v o r . H i e r h a n d e l t es sich u m ein k a u m m e h r lebendiges, meist zur b l o ß e n E r i n n e r u n g , z u r „ S a g e " erstarrtes Geb i e t des T o t e n g l a u b e n s (vgl. „weiße Frau"). — Die „weiße F r a u " kann zwar gelegentlich a u c h d u r c h die M i t t e l der christlichen S p h ä r e erlöst w e r d e n M ) r f ü r g e w ö h n l i c h a b e r g e l t e n f ü r ihre E . die altertümlicher aussehenden, handfesteren Mittel, die wir z u m T e i l a u c h a u s d e m E.smärchen kennen, und andenenzumTeildas n o c h m a l i g e T ö t e n des T o t e n (s. e n t h a u p ten 2 b) ( R ü c k v e r w a n d l u n g b z w . „ z w e i t e r T o d " ) , z u m T e i l nur die E r p r o b u n g v o n M u t , A u s d a u e r u n d C h a r a k t e r des „ E r l ö s e r s " das W e s e n t l i c h e z u sein scheint. D e r Erlöser m u ß die w e i ß e F r a u (die als S c h l a n g e , H u n d oder dergleichen erscheint) t ö t e n , besonders d u r c h K o p f a b s c h l a g e n 3 4 ) , a b e r a u c h d u r c h Ej-schießen (mit g e w e i h t e r Kugel) 8 6 ) oder Erstechen 3 6 ); er m u ß e i n e m s p u k e n d e n O c h s e n einen H i e b m i t der A x t g e b e n S7 ), oder er m u ß
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Erlösung
die weiße Frau (bzw. ihren Hund) mit der R u t e (dreimal) s c h l a g e n 3 8 ) (Schlag mit der Zauberrute zur Rückverwandlung?). — Er muß die weiße Frau, die dabei meistens in allerlei Spukgestalten, als Schlange, K r ö t e oder dergleichen erscheint, (dreimal) k ü s s e n 3 9 ) oder sich von ihr küssen lassen 40 ), muß ihr gestatten, sein K i n d zu küssen (das noch nicht getauft sein darf) 41 ). Dem erlösenden K u ß verwandte Bedingungen: der Erlöser muß die Schlangenjungfrau über sich w e g k r i e c h e n o d e r sich von ihr umwinden l a s s e n M ) ; er muß sie umarmen **), sie fest umschlungen halten 4S), mit ihr ringen 4S), sie mit der Hand berühren 47), eine Nacht bei ihr bleiben (mit ihr „Üppigkeit treiben") *•), ihr auf den Fuß treten M ), statt der vor ihm liegenden Schätze die Jungfrau selber wählen 6 1 ). — Ein anderes Mittel der E. besteht darin, daß der Erlöser die weiße Frau eine bestimmte Strecke weit t r a g e n (s. heben) muß 52), wobei sie entweder immer schwerer wird (vgl. Aufhocker) oder allerlei Spukgestalten den Erlöser erschrekken: dreimal (zwölfmal) um ein bestimmtes Gehölz 5 3 ), um Schloß 5 4 ), Berg 5 5 ), Kirche 5 8 ), F a ß 5 7 ) , den Berg hinauf 5 8 ), über den Bach 5 9 ), über die Brücke 6 0 ), in die Kirche 81) (und auf den Taufstein setzen) ,2 ), auf den Kirchhof (und dort mit voller Gewalt auf den Boden werfen) 83) (einen Totenkopf ins Beinhaus) 64), vom Schloßberg bis zur Stadt 6S), bis zu einem Kreuz M ), oder sich umgekehrt von ihr tragen lassen ®7); er muß sie dreimal herumschwingen 68 ), sie hochheben 6 9 ), ihr einen Korb auf den Kopf heben 70), eine Reisigwelle aufheben 7 1 ), einen Pudel von der Schatztruhe heben 72), eine Katze in den See 7 3 ), Wasser den Berg hinauf 7 4 ), Haare zur Kirche (und auf den Hochaltar) 7S) oder zum Bach hinaus tragen 7 6 ). — Oder er muß, auch ohne jene mythische Belastung, eine bestimmte Strecke weit l a u f e n : um drei Berge herum 77 ), den Berg hinauf oder dergleichen 78 ), er muß über einen Graben M ), über den Rachen der Schlange springen M ), er muß (in der Johannisnacht) nackt rücklings den Berg hinaufgehen und oben seinen B S c b t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube II.
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Pantoffel rücklings über den Kopf werfen 8 1 ), oder einen Wagen verkehrt den Berg hinaufziehen 8 2 ), oder er muß (von 12 bis 1 Uhr, siebenmal, dreimal) auf den Knien um einen bestimmten Berg 8 3 ), um eine Insel herumrutschen 8 4 ). Beim Tragen und Laufen gilt besonders die Orpheusformel: Daß der Erlöser sich bei seinem Werk n i c h t u m s e h e n darf 85). — Eine dem erlösenden K u ß sehr ähnliche Situation ergibt sich, wenn es heißt, der Erlöser müsse einen S c h l ü s s e l , den die Schlangenjungfrau im Maul trage, mit seinem Munde in Empfang nehmen 8S ); oft braucht er ihn ihr aber auch nur zu „entreißen" oder einfach abzunehmen 87) (ihr mit dem Fuß abtreten) 8S). Mit diesem Schlüssel (bei dem es sich letztlich um den Schlüssel zum Totenreich handelt?) 8 9 ) könnte der Erlöser den mit der weißen Frau verzauberten S c h a t z gewinnen und sie dadurch er L lösen; denn wenn der Schatz gehoben ist, ist der ihn hütende Geist erlöst M ) (vgl. Schatz); darum genügt es gelegentlich, wenn der Erlöser etwas von dem Schatzgeld nimmt 9 1 ), ein goldenes Ei aufhebt 9 2 ), einen goldenen Teller ins Wasser wirft (?) 9 3 ), der Schlange die goldene Krone abnimmt 9 4 ), oder überhaupt nur etwas annimmt, was der Geist ihm anbietet 9S), ein ihm. dargereichtes Glas Wein 9 8 ) (das als K r a f t t r u n k für die ihm bevorstehenden Aufgaben aufgefaßt wird) 97 ), oder Milch w ) austrinkt, oder von der ihm angebotenen Speise ißt 9 9 ). Vereinzelte Arten der E. sind ferner z. B.: für die Verwünschten einen Pasch würfeln 10°), dem Geist den Bart scheren oder sich von ihm rasieren lassen 101) oder andere Mutproben bestehen 102 ); schwarze Wolle weiß waschen 1 0 3 ) (vgl. Aufgabe), in einem alten Buch lesen 104) oder eine Schrift abschreiben und in fließendes Wasser werfen 1 0 5 ) (d. h. den Zauber vernichten?), ein Stück Leinwand, rotes Tuch, ein Paar Schuhe für den Geist kaufen, ohne (wie beim Kauf der Opfergabe) dabei 2u feilschen (östlich) l o s ); ganz märchenhaft klingt es, wenn es heißt, der Erlöser müsse der schlafenden Jungfrau eine Nadel aus dem Kopf 30
931
Erlösung
z i e h e n 1 0 7 ) oder ihr ein weißes H e m d überwerfen108). — Immer wieder besteht für diese E . s v e r s u c h e d a s G e b o t d e s S c h w e i g e n s 1 0 9 ) . U m g e k e h r t g i l t es g e l e g e n t lich, d a s r e c h t e W o r t zu finden u o ) oder den u m g e h e n d e n Geist nur a n z u r e d e n m). M i ß l i n g t (wie m e i s t e n s ) die E . , so v e r s c h w i n d e t der G e i s t m i t e i n e m l a u t e n Schrei, einem K n a l l oder Donnerschlag oder m i t W o r t e n der K l a g e u n d des J a m m e r s l l a ) , in d e n e n er o f t die B e d i n g u n g e n n e n n t , u n t e r d e n e n erst ein n e u e r E . s v e r s u c h w i e d e r m ö g l i c h sein w i r d (s. u.). Ist die E . g e g l ü c k t , s o v e r s c h w i n d e t er m e i s t e n s g l e i c h f a l l s ( „ d a r f z u r R u h e eingehen") (allgemein); nur selten, und n u r i n d e r ä l t e r e n S c h i c h t , k e h r t die erlöste weiße F r a u i n s L e b e n zur ü c k ; als altes Mütterchen, das nur n o c h w e n i g e J a h r e l e b t l l s ) , o d e r (wie i m M ä r c h e n ) als l i e b l i c h e J u n g f r a u , die sich dem Erlöser v e r m ä h l t 1 1 4 ) . — D e r Erlöser b e k o m m t d e n S c h a t z (allg.), l e b t allerdings meistens nicht mehr l a n g 1 1 B ) ; denn „ w e r e i n e n G e i s t erlöst, s t i r b t b a l d " 1 1 6 ) und m u ß gelegentlich sogar a n s t a t t des durch ihn erlösten Geistes u m g e h e n 1 1 7 ) . M ) z. B . T o e p p e n Masuren 133; K ü h n a u Sagen 1 Nr. 244, 1 ; B a a d e r Sagen 359. M ) S c h a m b a c h u. M ü l l e r Nr. 106, 2; 107, 3; M ü l l e n h o f f Sagen Nr. 466; K u h n Märk. Sagen Nr. 94; H a u p t Lausitz 1 Nr. 168; K ü h n a u Sagen 1 Nr. 229, 1 A . ; 233, 3; 245, 2 . 3 ; P a n z e r Beitrag x, 193 f.; 2, 99; Z i n g e r 1 e Sagen Nr. 528; vgl. J e g e r l e h n e r Sagen 2, 221 Nr. 147 und B o e s e b e c k a. a. O. 6, 26 f.; fürs Märchen: B o l t e - P o l i v k a 1, 9; 3, 86«. " ) Z i n g e r l e Sagen Nr. 528, vgl. 421; S c h a m b a c h u. M ü l l e r Nr. 206. *•) K ü h n a u Sagen 1 Nr. 245 (umgekehrt: sich dreimal in die Brust stechen lassen: V e r n a l e k e n Myth. 123), " ) J e c k l i n Volkstüml. 290 = H e r z o g Schweizersagen 2, 56; vgl. B a r t s c h Mecklenburg 1 Nr. 231. ") Z i n g e r l e Sagen Nr. 559. 560; H a u s e r Nr. 85; D ö r l e r Innsbruck Nr. 29; H e n n e a m R h y n Sagen Nr. 627; M e i e r Schwaben 1 Nr. 25; ZfdMyth. 2, 1 7 4 = V o n b u n Sagen * 125 f.; K u o n i St. Galler Sagen 42; H e r z o g Schweizers. 2, 185; K ü h n a u 1 Nr. 232. 238; vgl. 235; H a u p t Lausitz Nr. 168, 1. •») Literatur: G r i m m Myth. 2, 809 f.; 3, 287; B o c k e l Volksl. L X X X ; S i n g e r Märchen 2, 33 ff.; Jegerlehner Sagen 2, 296 zu Nr. 21; B o e s e b e c k a. a. O. 6, 97 f f . ; zum Mär-
93?
chen: B o l t e - P o l i v k a 2, 271. — V g l . z. B . P r ä t o r i u s Weltbeschreibung 661 f. = G r i m m Sagen Nr. 13; Walliser Sagen 1 5 1 Nr. 45; R o c h h o l z Sagen i , 238; Naturmythen 153 f . ; Kuoni St. Galler Sagen Nr. 333; V o n b u n Sagen ' 100 f.; V e r n a l e k e n Alpensagen Nr. 100. 118. 123; Mythen 139 Nr. 21; G r a b e r Kärnten Nr. 203; Z i n g e r l e Sagen Nr. 397. 555; ZfdMyth. 2, 226; S t o b e r Elsaß 2 Nr. 124; Meier Schwaben 1 Nr. 4; B a a d e r Sagen Nr. 186; P a n z e r Beitrag 1, 195. 196; S c h ö p p n e r Sagen 3 Nr. 1069; C u r t z e Waldeck 201; Sommer Sagen Nr. 16; S c h e l l Berg. Sagen 415 Nr. 26; P f i s t e r Hessen 76; M e i c h e Sagen Nr. 711. 720; K u h n und S c h w a r t z Nr. 138. 224; S c h a m b a c h und M ü l l e r Nr. 118, 1. 132. 260, 1 u. 6; Kuhn Westf. 1 Nr. 276; Müllenhoff Sagen Nr. 597; B a r t s c h Mecklenburg 1 Nr. 35X. 352. 356. 360. 362; BlpommVk. 1, 98; H a a s Pommern Nr. 19, 30; J a h n Pommern Nr. 233. 276. 281. 297; K n o o p Hinterpommern Nr. 56. 40) P f i s t e r Hessen 76 Nr. 14; K ü nzig Baden Nr. 62 ; Kuhn und S c h w a r t z Nr. 10; B a r t s c h Mecklenburg 1 Nr. 428. " ) W u c k e Werra * Nr. 471. 541; P f i s t e r Hessen 79; M e i c h e Sagen Nr. 1244; J a h n Pommern Nr. 246; G r i m m Myth. 2, 8 0 6 = K u h n Märk. Sagen Nr. 67. **) A l p e n b u r g Tirol Nr. 232. " ) Z i n g e r l e Sagen Nr. 258 = P a n z e r Beitrag i , 154. 556; H e y l Ttro/250; S A V k . 6, 137 = K u o n i St. Galler Sagen 184; B a r t s c h Mecklenburg 1, Nr. 356, 2. " ) Z i n g e r l e Sagen Nr. 557; K n o o p Hinterpommern Nr. 272. " ) S c h ö n werth Oberpfalz 2, 397 ff. ; Bartsch Mecklenburg 1 Nr. 357. 358; T o e p p e n Masuren 127. " ) K u h n u. S c h w a r t z Nr. 1. *') G r a b e r Kärnten Nr. 195 ; L ü t o 1 f Sagen Nr. 73. ") R o c h h o l z Sagen 1 Nr. 181 d. «•) K u h n u. S c h w a r t z Nr. 47; vgl. P r ö h l e Unterharz Nr. 188. 361. 50) S c h a m b a c h u. M ü l l e r ' Nr. 260, 2. " ) Z i n g e r 1 e Sagen Nr. 527. 530. 548. 549. 551; H e n n e a m R h y n Sagen Nr. 625; T e m m e Pommern Nr. 212 = J a h n Pommern Nr. 227; vgl. auch Boesebeck a . a . O . 6, 97. " ) P a n z e r Beitrag i , 28: W i t z s c h e l Thüringen 1 Nr. 106; vgl. auch S é b i 11 o t Folk-Lore i , 463. «) S c h a m b a c h u. M ü l l e r Nr. 89. 90. 79. M ) R o d h o l z Naiurmythen 153 f. " ) K n o o p Hinterpommern Nr. 55; vgl. B a r t s c h Mecklenburg 1 Nr. 364, 2. H ) K u h n Märk. Sagen Nr. i n ; K n o o p Hinlerpommern Nr. 111. ") B a a d e r N.Sagen i n ; vgl. Sagen Nr. 36. M) S c h w a r t z Heidentum 109. M) T e m re e Pommern Nr. 208 = J a h n Pommern Nr. 263 ; K n o o p Hinterpommern Nr. 63. ">) K n o o p a. a. O. Nr. 275. •') M e i e r Schwaben 1, 273 i. ; J a h n Pommern Nr.314. 315. M ) P a n z e r Bittrag i, 141 = R e i s e r Allgäu 1, 98 f. ; vgl. 51. •*) T e t t a u u . T e m m e Nr.267 = G r i m m Myth. 2, 807 = K n o o p Hinterpommem
Erlösung
933
Nr. 6; vgl. Ebd. Nr. 14. «) L ü t o l f 68 Nr. 26. •*) T o e p p e o Masuren 126; vgl. 132. ••) S t ö b e r Elsaß 2 Nr. 237. ") S c h a m b a c h u. M ü l l e r Nr. 133, 1. •) V o 11 b u n Sagen * 124 (h). m ) R o c h h o l z Sagen 1, 238. 70) Ebd. 233 f. " ) P f i s t e r Hessen 72 Nr. 7. " ) M e i e r Schwaben 1, 19 Nr. 10; vgl. 312. '*) R o c h h o l z Naturmythen 171 = Herzog Schweizersagen 2, 62. ' 4 ) S c h a m -
b a c h u. M ü l l e r Nr. i n . '») B a u m g a r t e n Heimat 2, 143. " ) R o c h h o l z Sagen 1, 238 = H e r z o g 1, 23. ") K n o o p
Hinterpommern Nr. 10. ™) Z i n g e r 1 e Sagen Nr. 545; R o c h h o l z Naturm. 162; K n o o p Hinterpommern Nr. 306. " ) M e i c h e Sagen Nr. 31. M ) B a r t s c h Mecklenburg 1 Nr. 428. " ) H a a s Rügen Nr. 141, 1. M ) R e u s c h Samland Nr. 49 = G r i m m Myth. 3, 287. 83) K ü h n a u Sagen 3 Nr. 1743, 3; vgl. 2. ") B a r t s c h Mecklenburg 1 Nr. 352. 8S) G r i m m Myth. 2, 807 = T e 1 1 a u und
T e m m e Nr. 267; z. B. auch K n o o p
Hin-
terpommern Nr. 275; H a a s Pommern Nr. 189; K u h n Mark. Sagen Nr. i n ; Gander Niederlausitz Nr. 194, 2; 197; M e i c h e Sagen Nr. 191; Z i n g e r l e Sagen Nr. 538; H e r z o g Schweizersagen 2, 22. ••) z. B. G r i m m Myth. 3, 287; K u o n i St. Galler Sagen Nr. 431; G r a b e r Kärnten Nr. 189; B a u m g a r t e n Heimat 2, 143; Jahrb. d. Vogesenklubs 25, 95 Nr. 11; K ü h n a u Sagen 1, 273 f. 274 f.; S c h e l l Berg. Sagen 503 Nr. 17; G r e d t Luxemburg. Nr. 398. 400. 411. 1074; W o l f Hess. Sagen Nr. 42; K n o o p Hinterpommern Nr. 57. 87) Z i n g e r l e Sagen Nr. 526. 562; V e r n a l e k e n Mythen 124. 135 f.; G r ä b e r Kärnten Nr. 71.
143- x54- I 9 I - '9 2 - *94-
197>
Reiser
Allgäu 1 Nr. 286; P a n z e r Beitrag i, 136; S t ö b e r Elsaß 1 Nr. 63; 2 Nr. K ü h n a u Sagen 1, 251. 282; ZfVk. 4, P r ö h 1 e Unterharz Nr. 361; S c h a m b
115. 161; 453; ach und M ü l l e r Nr. 110. 113, 2. 131. 260, 4; K u h n und S c h w a r t z Nr. 231; vgl. auch B o e s e b e c k a. a. O. 6, 101. M) K ü h n a u Sagen 1 Nr. 231. 232, 2. 233, 2. ") A R w . 8, 214ff. M) G r a b e r Kärnten Nr. 158. 159; Z i n g e r l e Sagen Nr. 545; D o t i e r Innsbruck Nr. 49; P a n z e r Beitrag 1, 36f. 75. 141; 2, 158. 198 f.; M e i e r Schwaben 1 Nr. 95; ZfrwVk. 1914, 282 f.; S o m m e r Sagen 16; E i s e i Voigtland Nr. 250. 468; S c h a m b a c h u. M ü l l e r Nr. 110. 129. M) Z i n g e r l e Sagen Nr. 585. 588; D ö r l e r Innsbruck Nr. 50; S t ö b e r Elsaß 2 Nr. 124; K ö h l e r Voigtland 560 Nr. 174; M e i c h e Sagen Nr. 290; P r ö h l e Unterharz Nr. 406. «) K u h n u. S c h w a r t z Nr. 176. ") S t ö b e r Elsaß 1 Nr. 60. M ) Z i n g e r l e Sagen Nr. 565; M e i e r Schwaben 1 Nr. 363. ,s) H a u s e r Paznaun Nr. 72; V o n b u n Sagen1 120 (d) = V e r n a l e k e n Alpensagen Nr. 114; M e i e r Schwaben 1 Nr. 40; Baader N.Sagen 120. ••) K n o o p Hinterpommern- Nr. 188; vgl. B a a d e r N.Sagen
934
Nr. 34. K ) K n o o p Hinterpommern Nr. 219. ") H a u s e r Paznaun Nr. 37; Z i n g e r l e Sagen Nr. 396. ••) D ö r l e r Innsbruck Nr. 22. 23; P a n z e r Beitrag 2, 202; Köhler Voigtland 520. 10°) M e i c h e Sagen Nr. 32. 101 ) G r i m m Myth. 1, 819; Zingerle Sagen Nr. 435; B a r t s c h Mecklenburg 1 Nr. 284; vgl. auch B o l t e - P o l i v k a 1, 24 Anm. »«) Z.B. R o c h h o l z Sagen 1 Nr. 173; H e r z o g Schweizersagen 2, 45; Reiser Allgäu 1, 100. 243 f.; P a n z e r Beitrag 1, 131 f.; 2, 154. 202; K ü h n a u Sagen 1 Nr. 236.240; S c h a m b a c h u. M ü l l e r 246 (3). ,0») P a n z e r Beitrag 2, 79 f. "») S o m m e r Sagen 17. 10s) E i s e l Voigtland Nr. 207. 10s) Grimm Myth. 3, 287 = Reusch Samland Nr. 53; H a a s Usedom Nr. 86. 87. 88; K n o o p Hinterpommern Nr. 99. 152; zum Kauf ohne Feilschen (s. d.) vgl. auch G r i m m Myth. 3, 143 f. "") K n o o p Posen (1913) Nr. 79. 10>) B a a d e r Sagen Nr. 170; vgl. P a n z e r Beitrag 1, 48. 10») Z. B . G r i m m Myth. 2, 807 = R e u s c h Samland Nr. 8; G r i m m Sagen Nr. 93; Z i n g e r l e Sagen Nr. 538; R e i s e r Allgäu 1, 321 f.; B a a d e r N.Sagen 120; B i r l i n g e r Volkst. 1 Nr. 107; S t ö b e r Elsaß 1 Nr. 146; P a n z e r Beitrag 1 , 1 9 1 ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 397; Eisel Voigtland Nr. 101. 242; M e i c h e Sagen Nr. 34. 881. 895; P f i s t e r Hessen 72Nr. 7; W u c k e Werra »Nr. 188; P r ö h l e Unterharz Nr. 333; S c h a m b a c h u. M ü l l e r Nr. 110; für das Märchen: B o l t e P o l i v k a 2, 330 f. S c h a m b a c h und M ü l l e r Nr. 126; S t r a c k e r j a n 1 , 2 4 1 ; B a r t s c h Mecklenburg Nr. 363; H a u s e r Paznaun Nr. 45. m ) L ü t o l f Sagen 148; V o n b u n Sagen « 132 f.; H e y 1 Tirol 366 Nr. 42; S t ö b e r Elsaß 1 Nr. 123, 2; L e o prechting Lechrain 128; Schönw e r t h Oberpfalz 1, 292 f.; K ü h n a u Sagen 1 Nr. 556; C u r t z e Waldeck 201; M ü l llt) l e n h o f f Sagen Nr. 249. Meyer Germ. Myth. 283. "») H a r r y s 1, Nr. 3; Schambach u. M ü l l e r Nr. 130; P r ö h l e Unterharz Nr. 420. ,14 ) G r a b e r Kärnten Nr. 191, vgl. Nr. 197; K ü h n a u Sagen 1 Nr. 240; S o m m e r Sagen Nr. 16; S c h e l l Berg. Sagen 4x5 Nr. 26 ( = * Nr. 859); M e i c h e Sagen Nr. 720; P r ö h l e Unterharz Nr. 314; J a h n Pommern Nr. 266; vgl. Z i n g e r l e Sagen Nr. 561; BlpommVk. 2, 24 = K n o o p Naugardt Nr. 140. U5 ) K ü h n a u Sagen 1, 234. 531; W u c k e Werra' Nr. 1 1 8 a ; Baader Sagen Nr. 280. 307; Meier Schwaben 1, 273 f. 276. 312; R o c h h o 1 z Sagen 2, 78; R e i s e r Allgäu 1 Nr. 444, 1; Heyl Tirol 782 Nr. 101; Rosegger Steiermark 66; vgl. auch S 6 b i l l o t FolkLore i , 148. "*) Z i n g e r l e Sagen Nr. 456 u. Anm. (zu 455). "') V e r n a l e k e n Myth. 241 f.; J a h n Pommern Nr. 290.
Zu der Vorstellung der älteren, seltener auch der jüngeren Schicht gehört es, daß 30»
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Erlösung
die E. noch durch gewisse B e d i n g u n g e n erschwert ist. Sie kann nur zu bestimmten Zeiten geschehen: alle sieben 1 1 8 ), fünfzig 1 1 9 ), hundert (allgemein) 12°), dreihundert 1 2 1 ), fünfhundert 122 ), tausend 123) Jahre, nur an einem Freitag 1 2 4 ), am Karfreitag oder Gründonnerstag m ) , Allerseelen (wenn ein bestimmter Stein sich dreht) 1 2 6 ), Johannistag m ) , Johannisnacht 1 2 8 ), in der Nacht vor Pfingsten oder in der Walpurgisnacht 12*). — Der Erlöser muß bestimmte Eigenschaften besitzen: er muß keusch, „unschuldig", unverheiratet sein 130 ), oder muß umgekehrt mehr Schandtaten begangen haben als die Gebannten alle zusammen 1 S 1 ); das Kind, das der Geist küssen soll, muß ungetauft sein 132) oder siebenjährig 1 3 3 ), der Erlöser muß unmittelbar vor der E. (zum erstenmal) 134 ) kommuniziert haben 135 ), muß ein Sonntagskind m ) , am Karfreitag 137 ), an Walpurgis 138), am Fronleichnamstag ls9 ), in der Johannisnacht 14 °), an einem neunten 141 ), unter einem bestimmten Zeichen 142 ), als siebtes Glied einer unehelichen Generationenreihe 143) geboren sein; an einem Karfreitag müssen drei Knaben geboren sein, alle drei müssen Priester werden und am gleichen Tage ihre erste Messe lesen 144 ); der Erlöser muß Pfarrer 145 ) und dabei rothaarig 146) sein, muß den gleichen Tauf- und Familiennamen tragen 14? ), ein Glasauge haben 148) u. dgl. — Gelegentlich ist die E. auch an Geschehnisse in der Natur gebunden, die erst in ferner Zukunft eintreten können: ein See muß ganz ausgetrocknet 1 4 9 ) oder zugewachsen 1B0 ), der letzte Stein einer Ruine muß verschwunden 1 5 1 ), das Schloßgebiet noch zweimal Wald und dreimal Feld 1 5 2 ), neunmal Wald und neunmal Wiese 1 8 S ) geworden sein. Vor allem gehört hierher die Formel vom „Erlöser in der Wiege", die letzten Endes auf die christliche Legende vom Kreuzholz zurückgeht: ein Baum muß aufwachsen und aus seinem Holz ein Kreuz 1 5 4 ), ein Sarg 1 5 5 ) oder (meistens) eine Wiege gezimmert werden; das Kind, das in dieser Wiege gewiegt wird, kann bzw. wird den Geist erlösen 158 ).
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lu) S c h a m b a c h u. M ü l l e r Nr. 107, 3 ; G r e d t Luxemburg Nr. 1. 398. 400; B i n d e w a l d Sagen 66. " • ) Z f V k . 4, 453; P a n z e r Beitrag 1, 141. " • ) Z. B . G r i m m Myth. 2, 806 ( = K u h n Mark. Sagen Nr. 99). 807 ( = T e t t a u u. T e m m e Nr. 267); Z f d M y t h . 2, 174; K n o o p Hinterpommern Nr. 6. 99; Haas Usedom * N r . 85. 9 1 ; B a r t s c h Mecklenburg 1 N r . 3 5 1 . 352. 362; Schambach u. M ü l l e r N r . 106. 109, 3. x i o . 1 1 9 , 2. 132. 133, 1. 260, 1. 2. 3. 4. 6; K u h n Westfalen 1 Nr. 12; Gredt Luxemburg N r . 5 1 8 ; K ü h n a u Sagen i , 281. 283. 287; 3, 624; J o h n Westböhmen 258; Meiche Sagen Nr. 31. 32. 92. 257. 283. 285. 366. 895; E i s e 1 Voigtland N r . 101. 242; Reiser Allgäu 1, 243 f . ; Z i n g e r l e Sagen Nr. 527. 5 3 7 ; B a a d e r Sagen Nr. 18; N.Sagen Nr. 27; Stöber Elsaß 1 Nr. 63; Birlinger Volksth. 1 Nr. 107; Aus Schwaben 1 Nr. 2 6 1 ; R o c h h o l z Sagen 1 N r . 168. , M ) M e i e r Schwaben 1, igt.; M e i c h e Sagen Nr. 290. 710. " ' ) M e i c h e N r . 720. 123 ) L ü t o 1 f Sagen 1 3 9 ; K ü n z i g Bad. Sagen Nr. 62; K u o n i St. Galler S. Nr. 74; S c h a m b a c h u.Müll e r Nr. 1 1 7 , 2; B a r t s c h Mecklenburg 1 N r . 428. " * ) K u h n u. S c h w a r t z Nr. 95; H a a s Pommern N r . 189. l n ) R o c h h o l z Sagen 1 Nr. 168; 12e ) V e r n a l e k e n Alpensagen Nr. 100. 127 ) H a a s Usedom Nr. 86. 1 U ) D e r s . Greifswald N r . 2 3 ; Rügen Nr. 114, 1. ,l») D e r s . Usedom N r . 90. 130 ) P r ä t o r i u s Weltbeschreibung 661 f. = Grimm Sagen N r . 13; L e n g g e n h a g e r Sagen 92; V e r n a l e k e n Alpensagen Nr. 1 1 8 ; S c h ö p p n e r Sagen 3 Nr. 1003; P o l l i n g e r Landshut 102 l s ; K ü h n a u Sagen i , 276 f . ; 3 Nr. 2063; B e c h s t e i n Franken 2 4 1 ; Müll e n h o f f Sagen N r . 468; J a h n Pommern N r . 233; H a a s Usedom Nr. 86; Knoop 131) Hinterpommern Nr. I i i . K ü h n a u Sagen 1 Nr. 483; vgl. M e i c h e Sagen N r . 211. 132) Grimm Myth. 2, 806 = K u h n Mark. Sagen Nr. 6 7 ; aber v g l . E n g e l i e n und 133 Lahn Nr. 19. ) Pro hie Unterharz 1J1) M e i c h e N r . 401. Sagen N r . 257; S c h a m b a c h u. M ü l l e r N r . 118. ls5) S c h e l l Berg. Sagen 503 Nr. 1 7 ; Z f ö V k . 4, 227. 136 ) M e i c h e Sagen Nr. 720. 881; H a a s Usedom Nr. 86. 137 ) M e i c h e Sagen N r . 720. ,as) B i r l i n g e r Aus Schwaben 1 N r . 207. 1M) R o c h h o l z Sagen 1, 310. 140 ) H a a s Usedom Nr. 88. m ) S o m m e r Sagen 16. »") M e i c h e Sagen N r . 257. 283. 143 ) K ü h n a u 1 Nr. 483; v g l . M e i c h e Sagen N r . 211. " * ) R e i s e r Allgäu 1, 87. » 5 ) R o c h h o l z Sagen 1, 310. " • ) G r o h m a n n Sagen 37. " ' ) H a u s e r Paznaun Nr. 85. l « ) S c h a m b a c h u. M ü l l e r N r . 121, 2. 14e ) K ü h n a u Sagen 3, 693. I5 °) G a n d e r Niederlausitz Nr. 197. 151 ) K ü h n a u Sagen 1 Nr. 223. , S 2 ) Ebd. 3» 352. l 6 3 ) B i r r c h e r Fricktal 55 N r . 21. lM) H a u s e r Paznaun Nr. 40. , 5 6 ) Walliser S a g e n 223 N r . 1 1 6 ; W o l f Sagen N r . 42. 1M) L i t e r a t u r : R a n k e Erlöser in der Wiege
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Erlösung
(München 1 9 1 1 ) , 75 ff.; dazu J e g e r l e h n e r Sagen 2, 306 zu 1, 1 7 8 Nr. 1 8 ; Graber Kärnten Nr. 2 1 . 7 1 . 129. 158. 1 5 9 ; F e i l b e r g Ordbog 3, 867 a. 26.
Ob e i n G e i s t zu e r l ö s e n i s t o d e r n i c h t , d. h. ob er (nach den Vorstellungen der jüngeren Schicht) aus der Hölle oder aus dem Fegfeuer s t a m m t , läßt sich gelegentlich aus seinem Benehmen, öfter aus seinem Aussehen im voraus erkennen: erwidert er die Ansprache „alle guten Geister loben Gott den H e r r n " mit einem „ich auch", so ist seine E. möglich; andernfalls antwortet er „ich n i c h t " oder verschwindet wortlos 1 5 7 ). Erlösbare Geister erscheinen weiß 158) (ebenso auch erlöste) oder schwarz und weiß 159 ), haben zum mindesten einen kleinen weißen Fleck, der ihre Erlösbarkeit anzeigt l s o ). Geister, deren E. ausgeschlossen ist, erscheinen schwarz und haben nicht das geringste Weiße an s i c h m ) . Geister, die sich ihrer E. nähern, werden immer weißer 1 6 2 ); solche, die lange umgehen müssen, ohne erlöst zu werden, immer schwärzer 163 ). 1M ) z. B. M a c k e n s e n Niedersachsen Nr. 1 5 ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 1 0 5 ; vgl. 1, 16 290. 297. ») L ü t o l f Sagen 2 3 6 ; Zing e r 1 e Sagen Nr. 382; P a n z e r Beitrag 1 Nr. 1 0 3 ; ZfrwVk. 1 9 1 4 , 282 f.; S t r a c k e r j a n § 282 n ; vgl. auch MschlesVk. 15, 1 8 6 ff. 1«) P a n z e r Beitrag 1, 35; 2, 154 ff.; L e o p r e c h t i n g Lcchrain 127. 1M ) L e o p r e c h t i n g 50; V e r n a l e k e n Mythen 126. 1M ) S t r a c k e r j a n 1, 248; P a n z e r Bei,M trag 1, 82. ) V e r n a l e k e n Mythen 126; 1M S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 108. ) Kuhn Westfalen 2 Nr. 154 a.
Für die Frage nach A l t e r u n d U r s p r u n g der E.svorstellungen werden wir die beiden Schichten scharf auseinanderhalten müssen: die jüngere Schicht hat ihren Ursprung in der christlichen Vorstellung vom Fegfeuer und geht mit dieser einerseits auf spätantik-orientalische Lehren, anderseits auf allgemeinprimitiven Totenglauben zurück 1 6 4 ). — Die ä l t e r e , nichtchristliche Schicht haben frühere Forscher als einen verblaßten Gewitter- bzw. Frühlingsmythus deuten wollen 1 6 S ), gewiß zu Unrecht. L a i s t n e r , der mit Recht auf die nahe Verwandtschaft mancher Aufgaben des
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Erlösers der weißen Frau mit aus dem Alptraum stammenden Vorstellungen hinwies 166), h a t damit doch die eigentliche Wurzel der älteren Vorstellungen noch nicht aufgedeckt. Eher werden wir mit N a u m a n n diese in der Sphäre primitivsten (präanimistischen) Totenglaubens zu suchen haben: „Tod ist Verwandlung; E. Verwunschener ist (ursprünglich) Rückkehr ins L e b e n " 1 6 7 ) . Dabei bleibt jedoch die Frage, w a r u m gerade Kuß, Tragen, Laufen usw. den Geist erlösen, und vor allem die Frage nach H e r k u n f t und Alter dieser „ ä l t e r e n " E.svorstellungen noch unbeantwortet. In die vorchristlich-germanische Geisteswelt will sich das von der E.svorstellung nicht zu trennende Motiv des Mitleids mit den umgehenden e.sbedürftigen Toten nicht wohl eingliedern: dort herrscht durchaus die Furcht vor dem bösen Toten; selbst wenn in der altisländischen Eyrbyggiasaga von der toten Thorgunna erzählt wird, sie habe die Lebenden solange heimgesucht, bis man ihren letzten Willen ausgeführt habe 1 6 8 ), so klingt das zwar an E.ssagen an, doch ist auch hier das Motiv der Lebenden (wie bei den Erzählungen von der gewaltsamen Bekämpfung und Vernichtung von Toten) noch immer allein der Wunsch, den Wiedergänger loszuwerden, nicht ihm etwas Gutes anzutun, ihn zu „erlösen". Daß in einigen E.ssagen der älteren Schicht derartige vorchristlich-germanische Erzählungen christlich umgef ä r b t weiterleben mögen, ist nicht ausgeschlossen, doch kaum wahrscheinlich; eher d ü r f t e die „ältere" Schicht der E.ssagen irgendwie mit den E.s m ä r c h e n (bzw. den auf keltische Märchen zurückgehenden französischen E.sepen?) 189) zusammenhängen, in Deutschland also nicht älter sein als diese. 1M ) H a u c k Realenzykl. 5, 788 ff.; L a n d a u Hölle 193 ff- 2 4 9 ff-I v gl- auch die Artikel arme Seelen und Fegfeuer. 1M ) A. K u h n in ZfdMyth. 3, 382; S c h w a r t z Ursprung 2 3 7 ; Heidentum 107 f.; M a n n h a r d t Germ. Myth. 648; L a i s t n e r Nebelsagcn 296; M e y e r Germ. Myth. 284. 1 , e ) L a i s t n e r in Sphinx x, 78 ff. ) Naumann Gemeinschaftskultur 22. , a ) Thüle 7, Kap. 5 5 ; vgl.
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ermorden—Ernte
H. D e h m e i Primitives Erzählungsgui in den Islandingasögur (1927), 31 f. m ) Vgl. die soeben erschienene, v o n mir nicht mehr benutzte Studie v o n E m m a F r a n k Der Schlangenkuß (Form und Geist, H e f t 9) Leipzig 1928. F ü r die These der Verf., das Motiv v o m erlösenden K u ß stamme aus dem keltisch-französischen höfischen Epos (Lanzelet), spricht manches, doch reicht die Beweisführung noch nicht aus; v g l . demnächst im Litbl. f. germ. u. rom. Philol.
A u ß e r h a l b der S p h ä r e des T o t e n g l a u b e n s treffen wir den Begriff der E. nur in ganz vereinzelten Fällen. Wenn es etwa heißt, auch ein Holzweiblein 17°), ein wildes Fräulein m ) , ein Waldmännle 172 ), Waldzwerge 173 ), „Wasserkinder" 1 7 4 ), Hausgeister 175 ) könnten erlöst werden oder seien erlöst worden, so handelt es sich teils um gelegentliche Übertragungen des E.smotivs auf diese Gestalten, teils wohl um späten Nachhall der im MA. oft erörterten christlich-dogmatischen Frage nach der Erlösbarkeit der Dämonen m ) . 17°) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 379; E i s e 1 Voigtland Nr. 56. »") H e y 1 Tirol 414 Nr. 98; Graber Kärnten Nr. 7 1 . "») M e i e r Schwaben 1 Nr. 97. 173 ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 353 f. "*) E b d . 207. 17•) G r i m m Sagen Nr. 76. 176 ) S i n g e r Bemerkungen zu Wolframs Parzival (1898), 10 f. 18 f . ; vgl. auch G r i m m Myth. 1, 408 f f . ; L i e b r e c h t Gervasius 75; R a n k e Sagen * 275 u. A n m . Ranke.
ermorden s. M o r d . Ernte. § 1. Vorzeichen und Orakel. — § 2. Vorbereitungen. — § 3. Beginn. — § 4. Erste Garbe. — § 5. Erstes Fuder. —• § 6. Zauber während der E . — § 7. L e t z t e Halme. — § 8. L e t z t e Garbe. — § 9. E.mai. — § 10. Letztes Fuder. — § 1 1 . E . fest. — § 12. E.kranz. — § 13. E.mahl. — § 14. E . t a n z und -spiel. — § 15. Kirchliche D a n k feier.
§ 1. Den Ausfall der kommenden E. künden mancherlei Vorzeichen. Gingen bei der letzten E. die Gelege beim Garbenbinden auf, wird sie besser, blieb ein Gelege übrig, wird sie schlechter als diese x). War die letzte Garbe klein, gibt es wenig Korn, wie auch die Größe des letzten Heufuders auf den nächstjährigen Heuertrag hinweist 2 ). Haben im Herbst die Kletten Doppelfrüchte, so steht eine reiche E. bevor 3). Je mehr die Wachtel
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an bestimmten Tagen aufschlägt*) oder je höher das Wasser in den Quellen steht 6 ), desto teurer wird das Korn. Westwind am Michaelistage deutet auf niedrige, Ostwind auf hohe Kornpreise •). Sterneöreicher Christnachthimmel 7) wie Unruhe unter den Tauben in der Christnacht 8) weisen auf reichen Körnersegen. Bleiben Saatkartoffeln übrig, steht eine reiche E. bevor 9 ). Wenn im Roggenfelde viele Ähren über die andern emporragen, wird das Korn teuer: es sind viele Käufer im Korn10). Wenn das Kornfeld wogt (wölkt), steht eine reiche E. und damit ein niedriger Kornpreis in Aussicht 11 ). Findet sich unter den ersten drei Garben viel Ungeziefer, so tritt Teuerung ein 12 ). Aus den Körnern der zuerst gedroschenen Garbe ersieht man die künftigen Roggenpreise 1 3 ). Neben diesen Vorzeichen für die E. stehen die aus der E. abzulesenden L e b e n s v o r z e i c h e n . Das auffallend gute Gedeihen der Früchte wird als Vorzeichen für den Tod eines älteren Familienmitglieds angesehen 14 ). Krachen die Halme beim Binden, so sind die Gedanken des Geliebten bei der Binderin 1 6 ). Gehen beim Garbenbinden die Gelege auf, steht eine Hochzeit bevor l e ). Läßt eine Binderin beim Garbenaufbinden eine Schwad oder beim Garbenaufstellen eine Garbe liegen, so bekommt sie ein Kind; ist sie verheiratet, von einem fremden Mann 1? ). Bleibt beim Aufhocken eine Garbe übrig, widerfährt der Binderin das gleiche 1 8 ). Auch durch O r a k e l ermittelt man den künftigen E.ausfall. Eine reiche E. steht bevor, wenn ein auf das erste Heufuder geworfener Pfennig im Heu verschwindet; bleibt er sichtbar, steht Unglück durch Feuersbrunst bevor 19 ). Drei nach der E. in den Boden gesteckte Ähren zeigen, je nachdem die erste, mittlere oder letzte zuerst ausschlägt, ob die frühe, mittlere oder späte Saat die beste ist a o ;. Reicher E.segen ist zu erwarten, wenn auf das Klopfen an den Schweinestall in der Christnacht ein Mutterschweia antwortet 21 ) oder wenn in einem christnachts aufgestellten Topfe das Wasser steigt 2 2 ). Legt man in der Weihnachts-
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Ernte
nacht in je eine mit Wasser gefüllte Schüssel die einzelnen Getreidearten, so kann man von d e r Frucht die beste E. erwarten, in deren Schüssel sich die meisten Bläschen bilden. Legt man in derselben Nacht in die Viertel eines durch zwei kreuzweise hineingelegte Stäbe geteilten, mit Wasser gefüllten Gefäßes die einzelnen Kornarten, so gibt die die reichste E., die am meisten quillt 23). Als L i e b e s o r a k e l werfen nach der E. die in einer Reihe stehenden Schnitter ihre Sicheln rückwärts über den Kopf und sehen daraus, wessen Sichel am weitesten gefallen ist, wer zuerst heiratet oder aus der Richtung, nach der die Spitze zeigt, wohin sie übers Jahr kommen werden 2 4 ). In den E.kranz steckt jeder Schnitter eine Blume, und wessen Blume zuerst welkt, der stirbt zuerst 25). ») D r e c h s l e r 2, 63. «) S A V k . 15, 6. Z f V k . 24, 10. «) H e c k s c h e r Hann Vk. 1 § 39- ') J a h n Opfergebräuche 141 f. = M ü 1l e n h o f f Sagen Nr. 1 2 1 ; K u h n Westfalen 2, 144; Ei sei Sagen 258; Meier Schwaben 433. *) P f a n n e n s c h m i d E.feste 1 1 9 . ') J o h n Erzgebirge 154 f . ; M a n n h a r d t 1, 234. ') J o h n Erzgebirge 154 i. ») E b d . 224. 10) B a r t s c h Mecklenburg 2, 163. ") P f a n n e n s c h m i d E.feste 401. 1J ) K ö h l e r Voigtland 399; W u t t k e 237 § 339- , 3 ) G r i m m Myth. 3, 443; Jahn Opfergebräuche 162; S a r t o r i Sitte 2, 81. " ) D r e c h s l e r 2, 6 1 = S a r t o r i Sitte 2, 73. " ) M e y e r Baden 427. " ) D r e c h s l e r 2, 63. ") M e y e r Baden 429 f . ; H e c k s c h e r HannVk. 1, § 35. " ) H e c k s c h e r I0 a. a. O. " ) J o h n Erzgebirge 222. ) Eberh a r d t Landwirtschaft 2. *>) W r e d e RheinVh.* 127. ") J o h n Erzgebirge 154. as ) E b d . " ) B ü c h e r Rhythmus 364; P a n zer Beitr. 2, 2 1 3 ; W u t t k e 230 § 328. ") S c h r a m e k Böhmerwald 234. 3)
§ 2. Als magische V o r b e r e i t u n g auf die nächste E. müssen sich die Schnitterinnen nach beendeter Mahd auf den Acker setzen, um fruchtbarkeitszauberisch dem Acker neue Kräfte zuzuführen 26), es muß ein Strauß oder eine geschmückte Tanne aus demselben Grunde nach der Ernte auf das Feld gesteckt werden 2 '), wie auch die Körner des E.kranzes dem Acker zugeführt werden müssen (s. § 12). Die Garbenbänder müssen an Fastnacht 28) oder Karfreitag 2 9 ) geflochten werden, damit die E. reich und vor Mäu-
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sen gesichert sei, oder sie müssen, damit sie nicht brechen, mit Fastnachtsschmals eingerieben sein M ). Dabei darf man das Band, das diese Garbenseile umwickelt, nicht wegwerfen, da man sonst fallsüchtig wird 3I ). Nach der Johannisnacht muß man von den Feldern die Hexengarben absuchen, die Zauberer in dieser Nacht in die Kornfelder gestellt haben, um eine Mißernte zu bewirken S 2 ). A m Sonntag vor der E. wird die Ähretstärke im Wirtshaus getrunken 3 3 ), und das Gesinde erhält ein Stärkegeld M ) oder ein Mahl **), den Einstand 36). se ) R e u s c h e l Volkskunde 2, 34; E b e r h a r d t Landwirtschaft6; B o h n e n b e r g e r 18. ") E b e r h a r d t Landwirtschaft 7. ,9 ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 400 f. = S a r t o r i Sitte 2, 59; D r e c h s l e r 2,75. ») D r e c h s l e r a . a . O . M ) E b e r h a r d t Landwirtschaft 6. •>) H ö h n Volhsheilkunde 1, 132. »») B o e d e r Ehsten 114. » ) E b e r M h a r d t Landwirtschaft 5. ) Reiser Allgäu 2, 1 5 5 ; L e o p r e c h t i n g Lechrain 189 = S a r t o r i Sitte 3, 239. »') Z f V k . 7, 1 5 1 f . ; S a r t o r i Sitte 2, 75. '•) P a n z e r Beitr. 2, 220 = S a r t o r i Sitte 2, 76.
§ 3. Der B e g i n n der E. wird z e i t z a u b e r i s c h bestimmt: er muß an bestimmten Wochentagen stattfinden S7 ), besonders am Sonnabend M ), oder ist an feste Kalendertage gebunden, wie den Margarethentag (13. Juli) M ), den Heinrichstag (15. Juli) "J, den 24. Juli, „weil dann die Wurzeln des Roggens absterben" 41 ), den Jakobstag (25. Juli) 4 2 ). Oder die Obrigkeit bestimmt den T a g 43 ), die Gemeinde stimmt darüber ab **), der Vorsteher gibt ihn durch „Umklopfen des Hammers" bekannt 4 S ). A m ersten Tage mäht man nur nachmittags oder nur einige Schwad 4 6 ). Trachtzauber liegt zugrunde, wenn die Mäher ihre Sensen und Mützen mit Sträußen und farbigen Bändern schmücken, während die Binderinnen von den Schnittern oder der Herrschaft neue Schürzen und Mieder bekommen 4 '), wie überhaupt die E. in würdiger festlicher, zumindest sauberer Kleidung begonnen wird 4 8 ). Negativer W o r t z a u b e r schreibt vor, um nicht beschrieen zu werden, schweigend zum ersten Schnitt zu gehen 4 9 ), oder sich einer besonderen E.sprache zu bedie-
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Ernte
nen s o ), positiver Wortzauber, vor dem Beginn, am Acker knieend 51 ), ein Gebet zu sprechen B2), wenigstens „Walte G o t t ! " zu rufen 6 3 ), den Geistlichen eine Ansprache 64), eine E.betstunde BB ) halten zu lassen, wozu die E.leute mit ihren Sicheln, in blumengeschmücktem Hut und weißen Kleidern erscheinen 56), ferner hört der Bauer eine Messe an B7), die extra bezahlt wird M ); es werden Gesangbuchlieder gesungen 68), vier Wochen lang abends vom Kirchturm Choräle geblasen 60 ); am Morgen nach dem Schnitt der ersten Garbe wird eine E.kirche gehalten S1 ), in der Rechtspflege wurde früher der E.tag wie ein Sonntag behandelt 62). 2u dem kirchlich umgedeuteten Wortzauber tritt eben solcher L ä r m z a u b e r: wie der Dorfschulze die E. einläutet 63 ), so geschieht es auch durch Läuten der Kirchenglocken 64). Wenn des Abends während der E. die Betglocke ertönt, schneidet der Schnitter drei Handvoll Halme und vertraut dann Gott das Feld mit den Worten an: „Walt' Gott drüber" 68 )! Lärmzauber durch Glockenlauten, Peitschenknallen und Schießen dient ebenso zur Dämonenvertreibung bei Beginn der Weinernte 66). x>) ZfVk. 7, 152. " ) K e u s c h e 1 Volkskunde 2, 32. " ) R e i n s b e r g Böhmen 350. « ) W r e d e Rhein Vk. =>..204. " ) ZfrwVk. 3, 185. " ) D r e c h s l e r 2 , 6 1 ; J o h n Westböhmen 187; ZfrwVk. 6 , 1 8 5 ; S t r a c k e r j a n 2 , 9 3 ; S a r t o r i Sitte 2, 73. " ) SAVk. 24, 99; B a r t s c h Mecklenburg 2, 295. " ) SAVk. 24, 100; E b e r h a r d t Landwirtschafts. " ) ZfVk. 7, 1 5 1 ; S a r t o r i Sitte 2, 74. " ) S a r t o r i Sitte 2, 73 f. ") B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 329; ZfVk. 4 , 1 2 6 ; 7 , 1 5 1 ; B a r t s c h Mecklenburg 2, 295; J a h n Opfergebräuche 1 5 7 ; P f a n n e n s c h m i d E.feste 90; S a r t o r i Sitte 2, 75. k) R e u s c h e l Volkskunde 2, 3 3 ; S a r t o r i Sitte 2, 75. 105; M e i e r Baden 426. 435; B a r t s c h Mecklenburg 2, 297; P f a n n e n s c h m i d E.feste 90. 92; ZfVk. 7, 1 5 1 . «). ZfVk. 7, 1 5 2 ; R e u s c h e l 50 Volkskunde 2, 33. ) S a r t o r i Sitte 2, 81. M ) Birlinger Volkstümliches 2, 424. M ) Hoffmann-Krayer 70; Meier Schwaben 2, 439; M e y e r Baden 426. " ) E b e r h a r d t Landwirtschaft 5; M e y e r M Baden 426. ) Sartori Sitte 2, 74 f. " ) K ü c k - S o h n r e y Feste » 188. M ) P f a n n e n s c h m i d E.feste 392; Eberhardt Landwirtschaft 5. " ) S a r t o r i Sitte 2, 74. u ) S A V k . 24, 102. " ) M e y e r Baden 426.
K ü c k - S o h n r e y Feste * 188. 61) J a h n Opfer gebrauche 157. ®2) P f a n n e n s c h m i d E.feste 394 = G r i m m RA. 821. 6a) K u h n Mark. Sagen 338; B a r t s c h Mecklenburg 2, 295; K ü c k - S o h n r e y Feste 3 188; K u h n u. S c h w a r t z 398 f.; Jahn Opfergebräuche 159; S a r t o r i Sitte 2, 74. 61 ) R e u s c h e l Volkskunde 2 , 3 4 ; P f a n n e n s c h m i d E.feste 90; K ü c k - S o h n r e y Feste ' 188 f. 6S ) H o f f m a n n - K r a y e r 70. ••) R e u s c h e l Volkskunde 2, 34.
§ 4. Die mit der e r s t e n G a r b e verbundenen volksgläubischen Gebräuche sind zumeist Erstlingsopferzauber (siehe Erstling), wobei die Gottheiten, denen ursprünglich das Opfer gegolten hatte, mancherlei S u b s t i t u t e erfahren haben. Die ersten zwei Handvoll Halme werden kreuzweise zur Seite *7), die ersten drei Ähren überkreuz auf den Acker gelegt ^ in fließendes Wasser 69), der Kornmutter ins Getreidefeld geworfen 70 ). Die erste Garbe wird jubelnd nach Hause gebracht und dem Haushahn vorgeworfen 7 1 ), bis Neujahr aufgehoben und dann den Vögeln des Himmels 72) oder dem Vieh gegeben 73 ), nachts 12 Uhr als „E.segen" durch die hintere Scheunentür „ f ü r die Engel" fortgeworfen 74), die ersten drei Ähren nach der Einfahrt des ersten Wagens 7S ), die erste Garbe nach dem Abdrusch verbrannt, damit der Bilmesschneider den Saaten nicht schaden kann 76 ), aus den ersten Garben in die vier Winkel der Scheune Kreuze gegen den Drachen ausgelegt 77), die erste Garbe wird blindlings in die Banse geworfen, wo sie nicht wieder umgelegt werden darf 7 8 ), als Opfer den Mäusen gegeben, damit diese die übrige E. verschonen 79 ), der Kirche geopfert 80 ), zum kirchlichen E.kranz verwandt 8 1 ) oder unter Gebet in die Scheune gelegt 82 ). M a g i s c h e n S c h u t z gewährt die erste Garbe als Opfergegenstand, wenn sich die Schnitter auf sie setzen, um vor Kreuzschmerzen und Verwundungen während der E. bewahrt zu bleiben M ), wenn sie zu demselben Zweck einen Gürtel aus drei Halmen der ersten Garbe umbinden 84) oder drei Halme so ins Schürzenband stecken, daß sie leicht verloren gehen können, um dadurch auch analogiezauberisch sie etwa befallende körperliche
945
Ernte
Übelstände leicht los werden zu können 85 ). F r u c h t b a r k e i t s z a u b e r liegt vor, wenn sich die Binderin auf die erste Garbe setzt, damit das Getreide gut körnt 8 8 ), wie man sich andererseits zur ersten Vesper nicht auf den Acker setzen d a r f 8 7 ) , um sich von ihm die Fruchtbarkeitskräfte nicht entziehen zu lassen. A n a l o g i e z i u b e r i s c h legt man, „ u m mehr zu sammeln", die ersten Garben mit der Ährenseite feldeinwärts 8 8 ). Der Opferzauber ist volksglaubensmäßig durch L ä r m z a u b e r ersetzt, wenn beim Abladen des ersten Fuders die mit Tannenreisig geschmückte erste Garbe zur Abschreckung böser Geister gedroschen w i r d w ) . S c h u t z z a u b e r i s c h wirken die drei ersten Ähren endlich, wenn sie nach der E. an die Haustür genagelt, oder in den Weihbrunnkessel wie auch auf den Friedhof gelegt werden 9 0 ). Die erste Garbe selbst wird m a g i s c h geschützt durch Einbinden von Wildem Elsbet, Knoblauch, Hartenau und Kamille, Disteln und Dorn, Fronleichnamskräutern, Palmzweigen und Prangerstreu, die am Antlaßtage auf dem Wege und vor dem Altar gedient haben, Antlaßei, Osterei, Käse, Salz und B r o t 9 1 ) . Zuweilen wird sie mit Johanniswein besprengt w ) . Hiermit wird Regenz a u b e r verbunden, wenn neben einem Blumenstrauß und einer Semmel 9 3 ) auch eine Flasche Branntwein eingebunden wird M ), wie auch die erste Garbe mit dem Stoppelende ins Wasser getaucht oder begossen wird 9 S ). Auch der auf die erste Garbe gesteckte E.mai hat denselben magischen Zweck 9 6 ). Wie zumeist die letzte wird zuweilen auch die erste Garbe als menschengestaltige Darstellung des V e g e t a t i o n s d ä m o n s geformtw). •') H o f f m a n n - K r a y e r 70; Jahn Opfergebräuche 159. M ) J a h n ebd. 158. «») Ebd. ">) H o f f m a n n - K r a y e r 70. " ) H ü s e r Beiträge 3, 1 0 ; Sartori Sitte 2, 80; D e r s . Westfalen 1 1 6 . " ) J a h n Opfergebräuche 160 = S a r t o r i Sitte 2, 80. ™) B o e d e r Ehsten 58. , 4 ) W o l f Beiträge 1 , 222 Nr. 248; W u 1 1 k e 296 § 433; J a h n 75 Opfergebräuche 159. ) J a h n ebd. 158. '•) P a n z e r Beitr. 2, 2 1 1 f . ; B a v a r i a 3, 2, 9 3 7 f . " ) Rockenphilosophie 3, 7 2 ; B a v a r i a 2, 1 , 299; 3, 2. 9 3 5 : G r i m m Myth. 3, 442; Jahn
946
Opfergebräuche 1 6 1 ; S a r t o r i Sitte 2, 80. '») Z f V k . 7, 1 5 5 . '•) D r e c h s l e r 2, 7 5 ; J o h n Westböhmen 1 8 8 ; J o h n Erzgebirge 2 2 1 ; W i t z s c h e l Thüringen 2, 16. 7 7 ; M e y e r Baden 427 f . ; B o h n e n b e r g e r 20; S a r t o r i Sitte 2, 80; J a h n Opfergebräuche 1 5 9 f. ») Grimm Myth. 3, 485. " ) J o h n Erzgebirge 2 2 1 . " ) Z f V k . 7, 1 5 4 ; M e y e r Baden 427. •*) J o h n Erzgebirge 221; H ö h n Volksheilkunde 1 , 1 3 7 ; R e u s c h e l Volkskunde 2, 33; S a r t o r i Sitte 2, 80. M ) P a n z e r Beitrag 2, 2 1 4 ; Bohnenberger 20; D r e c h s l e r 2, 6 1 . 63. 8S) J o h n Erzge8e birge 2 2 1 . ) D r e c h s l e r 2, 6 1 ; Reus c h e l Volkskunde 2 , 3 3 ; S a r t o r i Sitte 2, 87 80. ) Eberhardt Landwirtschaft 6. M ) J o h n Westböhmen 1 8 7 = S a r t o r i Sitte 2 > 79- " ) J o h n Erzgebirge 2 2 1 . ,0 ) P a n z e r Beitrag 2, 2 1 5 . 3 9 1 ; B a v a r i a 2, 1 , 299 = J a h n Opfergebräuche 158. " ) K u h n Westfalen 2, 1 8 3 ; Z f V k . 7, 1 5 5 ; P a n z e r Beitrag 2, 2 1 1 f . ; B a v a r i a 3, 2, 937; M e y e r Baden 427; H a 1 1 r i c h Siebenbürger Sachsen 306; H e n r i c h Agrar. Sitten d. Siebenb. Sachsen 1 9 ; Jahn Opfergebräuche 158. 160; S a r t o r i Sitte 2, 8 1 . •«) J a h n Opfergebräuche 158. " ) D r e c h s l e r 2 , 6 1 . •*) P a n z e r Beitrag 2, 2 1 3 ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1 , 435; P o l l i n g e r Landshut 1 7 8 ; M a n n h a r d t Germ. Myth. 1 3 8 ; J a h n Opfergebräuche 1 1 2 . 1 6 1 : Sartori Sitte 2, 100; R e u s c h e l Volkskunde 2, 3 4 ; Gesemann Regenzauber 49. ••) G e s e m a n n 47. ••) M a n n h a r d t i, 213 f.; Z f V k . 3, 277. " ) K u h n u. S c h w a r t z 397.
§ 5. Bei der Heimfahrt des e r s t e n F u d e r s treten dieselben Zaubermittel in Tätigkeit wie bei der ersten Garbe. W o r t z a u b e r liegt vor, wenn es am Scheunentor von Kindern mit einem Wechselgespräch empfangen wird * ) , Täuschungszauber, wenn man den ersten Wagen verkehrt in die Scheune fährt, um das Korn wieder zu bekommen, das der Nachbar als Bilmesschnitter gestohlen hat 9 9 ). Auch hier erscheinen oft die Zauberhandlungen v e r k i r c h l i c h t. Der erste Wagen wird feierlich mit Musik eingeholt und den Armen überlassen 10 °), nach Hungerjahren festlich geschmückt um die Kirche geführt und mit seiner Einholung eine kirchlicheFeier verbunden 1 0 1 ), von feierlich als Schnittern gekleideten Kindern begleitet 1 0 2 ), mit Weihwasser besprengt 1 0 3 ), was auch vor dem Abladen mit der Scheune als Mittel gegen die Mäuse geschieht, wie auch gesegnete Kräuter oder der Christbrand in diese gebracht wird 1 M ).
Ernte
947
ZfrwVk. 2, 277; S a r t o r i Sitte 2, 82. L e o p r e c h t i n g Lechrain 22. l0°) S a r t o r i Sitte 2,81. 101) M e i e r Schwaben 2, 441. 10s) B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 328; M e y e r Baden 432; M a n n h a r d t 1,192; S a r t o r i Sitte 2, 82. 103) J o h n Westböhmen M)
M)
188.
1M )
Wrede
Rhein. Volkskunde» 178.
§6. W ä h r e n d der E. sind zunächst allerlei Z a u b e r s c h u t z Vorschriften zu beachten. Niederstehendes, dünngesätes Getreide mit der Sense zu schneiden, wird als eine A r t Undank gegen die Vorsehung mißbilligt 1 0 6 ). Wenn ein E.wagen bei der Heimfahrt umfällt, so ist das eine göttliche Strafe für den Geiz des Bauern 106 ). Wenn bei der Gersten-E. des Abends Wildgänse schreiend durch die L u f t ziehen, verkriechen sich die Schnitter mit den W o r t e n : „de Waur dei kümt" unter die Gersthocken 1 0 7 ). W e r aus der Furche tritt, zerschneidet seine Hand 103). Steigt man über die Deichsel eines E.wagens, so fällt dieser bei der Heimfahrt um 1 M ). Geht eine Schwangere durch die Teile eines auseinander genommenen E.wagens, so wird sie verhindert, die Frucht abzutreiben u o ) . Als F r u c h t b a r k e i t s z a u b e r wird das walen geübt: die Mädchen umfassen die Beine der Burschen und diese die der Mädchen, und so wälzt man sich auf dem B o d e n 1 U ) . Als R e g e n z a u b e r werden bei der ersten Heu-E. die Mägde von den Knechten begossen 1 1 2 ) oder ins Wasser geworfen 1 1 3 ). U m die Ernte zu verderben, schlagen Zauberer mit einer kleinen weißen R u t e in eine Quelle, deren Wasser sich in Dampf, in eine Wolke und darauf in Hagel und Reif v e r w a n d e l t 1 M ) . 105) Handschriftl. aus Flaach. l0a) Ebenso aus Sternenberg. 107) B a r t s c h Mecklenburg 2, 308 f. I0a) Urquell 4 (1893), 143. 109) J o h n
Erzgebirge 222.
110 )
Grimm
Myth.
3, 468
Nr. 929; L i e b r e c h t Zur Volhsk. 349 Nr. 15. m ) ZfVk. 3, 278; S a r t o r i Sitte 2, 76. 112) H e i n s b e r g Festjahr a 175. 113) S a r t o r i Westfalen 118. n l ) G e n o u d Légendes
fribourgeoises
Heckscher
(1893),
115. 363 f.
190;
vgl.
§ 7. Wenn sich die Mahd ihrem Ende zuneigt, zieht sich der F r u c h t b a r k e i t s g e i s t immer weiter zurück, bis er zuletzt in den l e t z t e n H a l m e n steckt. Diese bleiben, um dem Felde
948
nicht die K r a f t zu nehmen, unabgem ä h t 1 1 S ) (vereinzelt läßt man auch an allen vier Ecken des Ackers ein Halmbüschel stehen) l l e ) , wie auch nach der Flachs-E. einige Büschel, drei Handvoll oder drei Stengel stehen bleiben 1 1 7 ). Sie werden mit Blumen und Gras 1 1 8 ) oder mit bunten 119 ) Bändern nach beendeter E. zu einer Garbe umwunden 12°), zu einem Knoten gebunden 121 ), auf den man einen Blumenstrauß setzt 1 2 2 ), ihrer Ähren beraubt zu einer Scheune geformt: je größer die Scheune, desto größer der E.segen 1 2 S ). Weiter erhalten die letzten Halme oft Menschengestalt: sie werden dreifach gebunden, um K o p f , Leib und Beine abzuteilen 1 2 4 ), oder die Ähren werden geknickt und unterwärts gebunden, so daß eine Puppe mit abgeteiltem Kopf entsteht 1 2 S ). F r u c h ' t b a r k e i t s zauberisch wirkt man auf den Ackerdämon ein, indem man B r o t 1 2 ' ) und Steine 127 ) in die letzten Halme legt, r e g e n z a u b e r i s c h , indem man sie mit Wein, Branntwein 128) oder mit W a s s e r 1 2 i ) besprengt. Man zündet ein E.f e u e r an 130 ), umtanzt m ) und überspringt es 1 3 2 ), die Schnitter stellen sich um es, knien, nehmen den H u t ab, schwenken ihn und rufen Wodan an 133 ), der in Süddeutschland in St. Oswald verkirchlicht ist 134 ), oder man ruft den heiligen
Sankt
Mähä13S).
Das
stehen-
bleibende Büschel heißt Waulroggen Vergodendil137),
Peterbült138),
138)
(
Oswald139),
Warna ( = altes Weib) 14°), Vdgeltegen 141), Finkentegen (tegen = Zehnten) 1 4 2 ) oder noch anders 143 ). Es bleibt auf dem Felde stehen 144 ), wird mit untergepflügt 1 4 5 ) oder wird feierlich abgemäht, als Garbe gebunden, was jedoch nur mit der rechten Hand geschehen darf oder in Abwesenheit der Schnitter, von der Bäuerin 1 4 6 ), einer Jungfrau oder einem Kinde geschieht 147 ), und eingefahren 1 4 8 ). Der Bauer legt in das aus neun Halmen bestehende Büschel kleine Geschenke, die der jüngste Schnitter erhält, der es kniend im Namen Gottes in drei Zügen a b m ä h t 1 4 9 ) . Weiter werden die sieben letzten Halme mit den Wurzeln ausgerissen und bilden den Kern des E.-
949
Ernte
kranzes 15°). Die letzten Halme werden endlich von einer geschnittenen und gebundenen Garbe abgelöst, in deren Namen: Bocklil), Halmbock, Habergeiß, Bockslorn152) oder Waldmann153), sich die zunächst tiergestaltigen und darauf die menschengestaltigen Feldgeister erhalten haben, die dann auf dem Felde liegen bleibt 1 M ), auf dem letzten Fuder eingefahren 155) oder beim E.fest mit dem E.kranz eingeholt wird 158). 11J ) G r i m m Myth, i, 129 f.; L a u f f e r Niederdeutsche Volksk. 113; S a r t o r i Sitte 2, 82. "•) ZfVk. 19, 440. •") Ebd. 17, 472. i") W u 1 1 k e 297 § 434- "') Ebd. 269 § 433. «o) K u h n - S c h w a r t z 395; Kuhn Mark. Sagen 337; ZfVk. 17, 472; G o I t h e r Mythologie 290; J a h n Opfer gebrauche 350. 1S1 ) Mannhardt 1, 210. 1M ) P a n z e r Beitrag 2, 215 f. "') J o h n Erzgebirge 222. 124 ) , " G r i m m Myth. 1, 129. "') K u h n und S c h w a r t z 396. "•) P a n z e r Beitrag 2, 214; J o h n Westböhmen 189. 127) M a n n hardt 1, 210; J o h n Westböhmen 189. i«») K r a u ß Relig. Brauch 157. m ) G r i m m 13 Myth. 1, 129. °) Ebd. 1, 130; G o I t h e r Myth. 291; K u h n Westfalen 2 , 1 8 7 ; W u 1 1 k e 296 § 434; J a h n Opfergebräuche 341; M a n n h a r d t 1, 614. m ) P a n z e r Beitrag 2, 2x6-, K u h n Mark. Sagen 337; K u h n und S c h w a r t z 395; A n d r e e Braunschweig 261; K ü c k Lüneburg. Heide 152; G r i m m Myth. 1, 129; W u t t k e 296f. § 433 f.; S a r t o r i Sitte 2, 83. "•) K u h n Mark. Sagen 337: K u h n u. S c h w a r t z 396; W u t t k e 2 9 6 5 4 3 3 ; S a r t o r i Sitte2, 83. 133) G r i m m Myth. 1, 129 f.; G o 11 h e r Myth. 290 f.; K u h n u. S c h w a r t z 395; H e c k s c h e r HannovVolksk. 1, Reg. s. v.; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 403; ZfVk.
3, 11; K u h n Westfalen 2, 177; S a r t o r i Westfalen 116; B a r t s c h Mecklenburg 307 f.; J a h n Opfergebräuche 163 ff. "•) P a n z e r 135 Beitrag 2, 214 ff. ) ebd. 2, 216; W u t t k e 297 § 434. 1 3 i ) K ü c k - S o h n 3 i37 r e y 194. ) Kuhn-Schwartz 394; K u h n Mark. Sagen 337; A n d r e e Braunschweig 260 f.; K i i c k Lüneburg. Heide 152. ,3ä ) S t r a c k e r j a n 2 2, 126; KuhnS c h w a r t z 395. 139) P a n z e r Beitrag i, 242; 2, 214. 140) J o h n Westböhmen 188. 141 ) K u h n - S c h w a r t z 395; P f a n n e n schmid Erntefeste 107; Heckscher Hannov Volksk. I, Reg. s. v. 142) H e c k s c h e r 143 a.a.O. ) S a r t o r i Sitte 2, 82. 144) M e i e r Schwaben 439. 14t ) S t r a c k e r j a n 2 2, 127 146 ) P a n z e r Beitrag 2, 214 f. 147) M e y e r Baden 430. 14e) K u h n Mark. Sagen 337. 394; A n d r e e Braunschweig 261; H e c k s c h e r HannovVolksk. 1, Reg. s. v.; M e i e r Schwaben 439. 14e) K i i c k - S o h n r e y Feste 3 203. li0 ) D r e c h s l e r 2, 64. 1S1) W o l f Beiträge
950
75- 1M ) M a n n h a r d t Germ. Myth. 137. ) S a r t o r i Sitte 2, 85. , M ) Ebd. »«) ZfdMyth. 1, 172; K u h n u. S c h w a r t z 394; A n d r e e Braunschweig 260 f.; Bartsch Mecklenburg 2, 3 0 6 f . ; S a r t o r i Sitte 2, 85. 89. "•) ZfdMyth. 1, 172. IS3
§ 8. Die l e t z t e G a r b e gilt als O p f e r für Wodan 157), für Fru Gaue 15S ), die Alte 189 ), die Holzfrau 180 ), die arme oder gute Frau 1 S 1 ), die drei Stifterinnen 182 ), die sieben Schauerjungfrauen 1 8 3 ), die Rugioboba, Gloso, Vilen 164 ), die Troll 18S ), den Bock 188 ), das Rehlamm 187 ), die Moorhühner 188 ), die Vögel18*), die Mäuse 170), womit die Reihe der Ackerdämonen vom heidnischen Gott über die christlichen Heiligen und die Feldgeister des neuzeitlichen Volksglaubens zu Wild und endlich dem Acker- und Hausungeziefer geschlossen ist. Andererseits wiegt der Gedanke, dem Acker seinen Fruchtbarkeitsgeist zu erhalten, vor, wenn man „dem Acker nicht alles nehmen" m ) und somit den Ertrag der nächsten E. sichern will 172 ). Die letzte Garbe erhält, da sich in sie der Vegetationsdämon zurückgezogen hat 1 7 2 ), den Namen des Tieres, unter dessen Gestalt man sich diesen Dämon vorstellt; sie heißt: Bock, Rind, Kuh, Hahn, Wolf, Kater, Hase"*) und wird endlich anthropomorphisiert, wobei sie als Alte, Große Mutter, E.muiter, Kornmutter, Kornjungfer, Braut, Kind, Hurkind, E.kind bezeichnet 175 ) und als menschliche Gestalt geformt 1 7 8 ) oder doch diese angedeutet wird 177). An ihrer magischen Kraft partizipiert derjenige, der sie geschnitten hat und auf den ihre Bezeichnung oft geradezu übergeht: er heißt E.gans178), -sau 179) oder der Alte180); zuweilen wird diese Partizipation noch dadurch vergrößert, daß man ihn in die letzte Garbe einwickelt 181 ). Als A n a l o g i e z a u b e r wird die letzte Garbe recht groß gebunden, damit die nächstjährige E. gut ausfalle 182 ); zu demselben Zweck wird sie mit einem Stein beschwert 183), wenn hier der Stein, der auch mit den drei ersten Garben in die Scheune gelegt wird 184 ), nicht als Opferding aufzufassen ist 1 8 5 ). Weiter werden Z a u b e r d i n g e , wie der Christbrand 188 ), Brot und Getränk in sie eingebunden U7 ).
Ernte
951
Sie wird g e p r ü g e l t , um das die nächstjährige E. bedrohende Ungeziefer zu vertreiben 188). Sie selbst besitzt m a g i s c h e K r ä f t e und wird als Glücksspenderin ans Scheunentor genagelt 1 8 9 ), im Hause aufgehängt 1 9 0 ), wo sich in Form einer Taube oder eines Kreuzes unter dem Kruzifix das Glückshämpfele befindet 1 9 1 ), zu Brot verbacken den Armen gegeben 192) oder als segenwirkend nur von den Familiengliedern gegessen 193 ). Besonders aber wird die in ihr haftende K r a f t des Wachstumsgeistes dem Acker wieder zugeführt, indem man ihre Körner unter die Saat mischt 1 M ), weshalb sie geradezu als Stamm,-, Grund- oder Stockgarbe bezeichnet 1 9 S ) und, um das Mana des Ackers mit dem des Regens, in Berührung zu bringen, begossen wird 196 ). 157)
Grimm
Myth.
291;
Myth. i, 128;
E. H. M e y e r
Golther
Germ. Myth.
255;
AEw. 11,112; B a r t s c h Mecklenburg 2, 307; M a a c k Lübeck 63; ZfrwVk. 1, 37; J a h n Opfergebräuche
Sartori
Myth.
1M)
1,
164 f f . ; W u 1 1 k e 395 § 433;
Sitte 2, 83. 85.
209;
Jahn
Mannhardt
bräuche 183 f.
190 )
1M)
Grimm
Opfergebräuche
164.
1,337; J a h n Opferge-
Panzer
Beitrag
2, 160;
J o h n Westböhmen 189. l e l ) S a r t o r i Sitte 2, 83. 1M) P a n z e r Beitrag 1, 280 f. "») -Ebd. 1, 88. 280 f.
1M )
Sartori
Sitte 2, 83.
««) Urquell 2, 194. "•) J a h n Opfergebräuche 192 f. »') M a a c k Lübeck 63. »«") K u h n und S c h w a r t z 395. im ) Ebd. 17°) X : o e p pen
Masuren 95; ZfVk. 7, 154.
171 )
Sar-
t o r i Sitte 2, 82. "») SAVk. 11,262; ZfVk. 19, 440; Urquell 3 (1892), 4; D r e c h s l e r 2,64. m) M a n n h a r d t 1, 212 ff.; R e u t e r ski ö1 d
Speisesahramente 105;
Jahresfeste
12;
Meyer
Baden
Nilsson
435;
Sar-
t o r i Sitte 2, 8 3 ! "*) M a n n h a r d t Forschungen 19 ff. 3x6 f f . ;
17i )
Sartori
S a r t o r i Sitte 2, 88.
träge
1,
57;
K u h n
Kuhn-Schwartz Mecklenburg 2, 309;
Feste
3
Sitte 2, 87.
"«) W o l f
Märh.
Sagen
Bei-
341 f . ;
397; Bartsch Kück-Sohnrey
193; ZfVk. 12, 339; S a r t o r i
West-
falen 118; D e r s . Sitte 2, 86. 89; W u t t k e 2 97 § 434; J a h n Opfergebräuche 341; M a n n h a r d t 1, 611. "') M a a c k Lübeck 72. 17.8) M e y e r Baden 428; Eberhardt Landwirtschaft 6. 179) E b e r h a r d t a. a. O. 18°) S a r t o r i Sitte 2, 86. 181) D r e c h s l e r 2,65; M e y e r Baden 427; M a n n h a r d t 1,20 ff. 182) G r i m m Myth. 3,448; W i t z s c h e 1 Thüringen 2, 220; ZfVk. 7, 155; J o h n Westböhmen 188; D r e c h s l e r 2, 65; B a r t s c h Mecklenburg 2, 311; S a r t o r i Westfalen 116; D e r s . Sitte 2, 85. 88; J a h n Opfergebräuche 178; M a n n h a r d t 1, 204f.
952
18s) K u h n Westfalen 2, 184; D r e c h s l e r 2, 66; Russikon (handschriftlich). 184) F r i s c h b i e r Hexenspruch 137. 185) H e c k s c h e r !37- 1811) K u h n Westfalen 2, 187. 523; M a n n h a r d t 1,228. l87) S a r t o r i Sitte 2, 88 f. 188) M a n n h a r d t 1,280. 18e) Jahn
Opfer gebrauche 180. 1,1 )
IM)
Meyer
Baden 429 f.
H o f f m a n n - K r a y e r 70; K ü c k S o h n r e y Feste 3 204. m ) W o l f Beiträge i, 222. 193) D r e c h s l e r 2, 67. l ») R e u t e r s k i ö 1 d Speisesahramente 105; G e s e m a n n
Regenzauber 46. 1,s ) M a n n h a r d t 1, 213. Ge s e m a n n Regenzauber 15; Reuschel
u ")
Volksk. 2, 34; T e t z n e r
Slawen 188 f. 243;
§ 9. Ein Zaubermittel zur Verstärkung der der letzten Garbe innewohnenden Wachstumskraft ist die Lebensrute in der Gestalt des E.m a i s. Wie man bei den Griechen zum E.fest einen mit Feigen, Oliven, allen Arten Feldfrüchten, auch wohl Fläschchen mit Wein und Öl behangenen Zweig, die Eiresione, herumtrug und vor dem Hause aufpflanzte 197), so steckt man ihn heute in die letzten Halme 198 ), an deren Stelle in den Acker, nachdem sie geschnitten 199 ), in die letzte Garbe 20°), und zwar als grünes Reis 201), als Kreuz von Stroh, dessen Spitze eine Blumenkrone ziert 202), oder als Blumenkranz 203). Auf das Feld steckt man den E.mai als belaubten Birkenbaum w l ) oder als Birke mit Kreuzpfählen, an die man Getreidebüschel hängt 20S). Vielfach hat sich die Vorstellung von der Einkörperung des Wachstumsgeistes von den letzten Halmen und der letzten Garbe auf den E.mai übertragen, der deshalb theriomorph als Bauthahn (= E.hahn), Hase, chien de moisson, Mockel ( = Kuh) bezeichnet 206) und endlich als Menschenfigur ausgeschmückt m ) und regenzauberisch begossen wird 208). Die häufigste Gestalt des V e g e t a t i o n s d ä m o n s ist dabei die des Hahnes. Als dramatische Darstellung seiner Tötung wird ein Hahn freigelassen und erschlagen 209). Eine getötete Henne wird am Wipfel des E.mais hängend auf dem letzten Fuder eingefahren 21°), neben dem E.zweig sitzt eine Person und hält einen lebendigen Hahn, der beim E.mahl verzehrt wird 211 ), man hängt an die mit dem E.mai geschmückte letzte Garbe eine kalekuttische Henne mit dem Kopf nach-unten, und verzehrt
Ernte
953
sie nach vollendetem Abdrusch 212 ); oder in die letzte Garbe wird ein lebender H a h n eingebunden und dann getötet 213 ). Das Verzehren des Hahns hat dabei überall den Zweck der Aneignung seiner magischen K r ä f t e 214 ). Der natürliche Hahn wird alsdann substituiert durch ein hölzernes Abbild, das, bunt bemalt, mit Goldpapier überklebt, mit Früchten im Schnabel, um den Hals einen K r a n z von Trauben oder Eierschalen tragend, im E . k r a n z oder auf einer Stange auf dem letzten Fuder eingebracht wird 215 ) und endlich bis zur Hahnenfeder, die im E.kranz mitgeführt wird, zusammenschrumpft 21S ). Der Hahn wird unter Begießen mit Wasser auf der Diele aufgehängt, w o er bis zur nächsten E. bleibt 217) oder als Giebelzierrat über der Einfahrtstür befestigt 2 1 8 ). Der E.kranz wird, wie j a schon die letzte Garbe als Hahn heimgebracht wird 2 1 9 ), auch ohne Hahn und Hahnenfeder E.hahn, Bauthahn, Stoppelhahn genannt 220). 1")
N i 1s s o n
Jahresfeste
11;
Mann-
Meier
Schwaben
2, 439;
"») K u h n
Westfalen
2, 184;
hardt
i, 295. 605.
Schwaben
2, 329;
Kück-Sohnrey
Sitte
2, 83 f.
lw)
Birlinger
Feste ' 1 9 7 ;
Aus
Sartori
H ü s e r Beiträge 3, ix; ZrwVk. 3, 188; S a r tori
Sitte 2, 86. 89. "")
N i 1s s o n
Jahres-
feste 12; M a o n h a r d t 1,191. 207f.; S a r t o r i Sitte 2, 89. M1) M a n n h a r d t a. a. O. Ma) Ebd. SM) B i r l i n g e r 1, 206. Aus Schwaben
2,
329;
Sartori
Sitte
2,
83.
K ü c k - S o h n r e y Feste * 197. i05 j M e i e r Schwaben 2,439; K u h n WesU falen 2, 184; H ü s e r
Beiträge 3, 1 1 ; Z f r w V k .
3, 188; M a n n h a r d t 1,212. " ( M a n n h a r d t a. a. O. ,07) Ebd. "») M a n n h a r d t 1, 215. 20') N i l s s o n Jahresfeste 12. ,10 ) M a n n h a r d t 1, 206. a u ) Ebd. "») Ebd. »») S a r t o r i Sitte 2, 87. "«) K e u t e r s k i ö 1 d Speisesakramente
in.
21i)
Kuhn-
S c h w a r t z 398; K u h n Westfalen 2, 181 f.
954
E.gans genannt 2 2 1 ), wie früher ein E.gans genanntes W e i b mit einem S t r a u ß und einem roten Sacktuch auf ihm saß 222 ), trägt wie den Hahn so auch die letzte Garbe (siehe § 8) 223), soweit sie nicht v o n den Schnittern heimgetragen wird 2 2 4 ), und den E.mai (siehe § 9) 22S ), der beim Einbringen begossen 22S), bei der Sichelhenke in der Mitte des Zimmers aufgestellt 227), oder für ein Jahr auf dem D a c h oder a m Schornstein 228) oder auf dem letzten Getreidebarmen befestigt wird 2 2 9 ). Neben L a u b und Blumen 23°) zieren den letzten W a g e n eine senkrecht gestellte oder an eine Stange befestigte Garbe 231 ), wie auch bunte Fähnchen, aus den Nastüchern hergestellt 232 ). Man setzt Kinder hinauf 233 ), die einen S t r a u ß in der Hand halten 234 ). Damit die nächste E. reich werde, muß man als Analogiezauber alle Pferde vorspannen 286 ). F r u c h t b a r k e i t s zauberisch muß der letzte Wagen von der Hausfrau oder der Haustochter auf die Tenne gefahren werden 236 ), oder diese müssen bei der Einfahrt die Peitsche halten 237 ). A l s verkirchlichten Zauber fährt man zunächst vor das Gotteshaus oder das Rathaus, wo von der ganzen Gemeinde nach einer Ansprache ein Danklied gesungen wird 2 3 8 ), als U r a w a n d l u n g s z a u b e r sucht man möglichst das Dorf, den Hof oder das Haus zu umfahren 239), als L ä r m zauber erheben die Kinder bei der A n k u n f t im Dorf ein Geschrei 24°), werden a m Haustore unter Gejohle Töpfe zerschlagen 241 ), ertönt die Klapper, wird am W a g e n ein Stock so befestigt, daß er durch fortwährendes Aufschlagen auf die sich drehenden Speichen L ä r m erzeugt 242 ), wird das letzte von den Schnittern getragene Bündel mit Schellengeläut eingeholt 2 4 3 ).
S a r t o r i Westfalen 117 f . ; W r e d e Rhein. Vk.3 205; D e r s . Eifler Vk.1 178; F e h r 1 e Volksfeste y(>lt.\ H e s e m a n n 104; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 4 1 2 ; Jahn Opfergebräuche 341. 398; K ü c k - S o h n r e y Feste 3
tingen 22. "") M e y e r Baden 433.
t o r i Westfalen 1 1 7 . " ' ) H e s e m a n n 104. • " ) Z f r w V k . 3, 187; S a r t o r i Westfalen 118. 2í0 ) " • ) T e t z n e r Slawen 335. Kuhn-
lenburg 2, 309; M a n n h a r d t I2> 339; W u t t k e 297 § 434.
178. «•) K u h n
Westfalen 2, 181 f.; S a r -
S c h w a r t z 398; S a r t o r i
Westfalen 117.
§ 10. Das l e t z t e F u d e r , nach dem tiergestaltigen Vegetationsdämon auch
»") Meyer
Beiträge K u h n
Beitrag
Baden 432;
S c h m i t t !M )
1, 5 7 ; K u h n - S c h w a r t z Mark. Sagen 342; B a r t s c h
2, 220;
K u h n
Kuhn-Schwartz
397; Meck-
1, 191; ZföVk. Panzer
2 ")
Märk.
396.
Het-
Wolf
Sagen
2,s )
342;
Meyer
Baden 432; E b e r h a r d t Landwirtschaft 7; S a r t o r i Westfalen 1 1 7 f . ; W r e d e Rhein.
Vk.% 205; G r i m m
Myth. 3, 467;
Mann-
Ernte
955 h a r d t
1, 190 f.
32 ')
S a r t or i
Westfalen
118; G e s e m a n n Regenzauber 48. "') E b e r h a r d t Landwirtschaft 7. a2a) M a n n h a r d t 1,190. ,229) W r e d e Rhein. VA. * 205. a3°) Sart o r i Westfalen 117; Sitte 2, go. 231) E b e r h a r d t Landwirtschaft 7. a32) SAVk. 19, 81; 24, 101; M e y e r Baden 432. 233) ZfrwVk. 6, 187; Eberhardt Landwirtschaft 7. a31) M e y e r träge 3, 12.
Baden 432 f. Ebd. 3, 10.
23«)
H ü s e r BeiZfrwVk. 6,
237)
tori 442;
956 Sitte 2, 96.
Birlinger
2 ")
Meier
Aus
Schwaben 2,
Schwaben 2, 327;
R e i s e r Allgäu 2, 360; L e o p r e c h t i n g Lechrain 192; M e y e r Baden 433. 26°) K u h n Westfalen
ail )
2, 1 8 1 ; S a r t o r i
Westfalen
117f.
Erzgebirge
222.
R e i s e r ^Hgä« 3, 360. «2) H e c k s c h e r 443. 2S3) H o f f m a n n - K r a y e r 72. 2M) K u h n Westfalen 2, 182; W u t t k e Sachs. 2 ")
Vk.
312;
John
D r e c h s l e r 2, 68, ZfVk. 12, 340. ««) H e c k s c h e r 405. "') Ebd. 258) ZfVk. 3, 277; ZföVk. 12, 340; H e c k s c h e r 405;
186 f. 23S) E b e r h a r d t Landwirtschaft 7. Pfannenschmid Erntefeste 110. 21°) SAVk. 19, 81. a ") J o h n Westböhmen 190. D e r s. HannovVk. 1 § 1 6 2 ; M a a c k Lüheck a4a) S a r t o r i Sittez,g2. 2 ") K ü c k - S o h n 78 f.; J o h n Westböhmen 192; D r e c h s l e r 2, 68; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 421 f. r e y Feste 3 204. 25®) J o h n Westböhmen 191. a6°) H e c k § I i . Das E.f e s t trägt in seiner Be- s c h e r 405; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 421 f. a ") H e c k s c h e r 405; P f a n nennung vielfach noch die Erinnerung n e n s c h m i d Erntefeste 411. a,a) D r e c h s l e r an seine einstige Eigenschaft als Opfer2, 68. a«3) Ebd.; ZfVk. 12, 340. 26i) Drechsler mahl. Man nennt es Waudelsmähe oder ebd. 2«) Ebd. 2, 68. 2 ") H e c k s c h e r 406. 267) Ebd. 2 ") H o f f m a n n - K r a y e r Wodellier 244) oder Vergodendel24S). Re72; Heckscher 405. 2,B) H o f f m a i n miniszenzen an die Verspeisung des tier2 2n K r a y e r 72. '°) SAVk. 24, 67. ) P a n gestaltigen Wachstumsgeistes liegen in z e r Beitrag 2, 235; R e i s e r Allgäu 2, 360; 2 i e 211 24S Namen witE.gans ), -henne ), -hahn ), H o f f m a n n - K r a y e r 72. a72) M e i e r Schwaben 2, 442; Meyer Baden 433. Schnitthahn219), Bauthahn260), Eingewinn273) P a n z e r Beitrag 2, 220. Weitere Bezeichhahne2S1), Burhahn™), Krähhahne™), nungen: Mschles Vk.8, 74 f.; S a r t o r i Sitte Stoppelhahn 264). Sonst wird in den Na2, 94 Anm. 3; M e y e r D. Volksk. 233. 271) ZfVk. men nur der Charakter als Eß- und Trink3, 10. a ") B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 327; M e i e r Schwaben 442; fest ausgedrückt, wie in E.- oder SchnitterB a r t s c h Mecklenburg 2, 306; ZfVk. 3, kuchen 2S5), Austköst 266), Arnkollatsch 287), 10; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 420. E.fest oder -hier 258), Schnittermahl oder a7i ) S c h u l e n b u r g Wend. Volkstum 145. 2S9 260 261 277) J o h n -bier ), Kkechtebier ), Seckelbier ), Westböhmen 191 f. *") R e i s e r Allgäu 2, 360 f. a ") ZfrwVk. 3, 188; M a n n Sichelbier 262), Weizenbier oder -fest 263), h a r d t 1, 197. *">) M a n n h a r d t a. a. O. Haferfest 264), Knebelbier26S), Korntalk aai) K u h n Westfalen 2, 179. 286 2 6 7 (talk = Schmaus) ), Plön (=Schmaus) ) oder nur der Umstand der Arbeitsbeen§ 12. Die Fortsetzung des E.mais im dung ausgedrückt, wie in Sichellege 26S), Ablauf des E.festes ist der E.k r a n z . -löse 2a9), Sichtete «*>), Sichelhenke 271), Er wird, abgesehen von vereinzelten AusNiederfall™), Ausstand2W). Das E.fest nahmen, wo dies am Abend des ersten E.ist teils zeitzauberisch, teils kirchlich tages geschieht 282), oder wo während der festgelegt. Es findet statt in der Zeit E. ein kleineres Vorfest, das Kranzbier vom ersten Schnitt (Jakobstag, 25. Juli) gegeben w i r d w s ) , am Tage des letzten bis Katharinen (25. Nov.) 274), besonders Schnittes M 4 ) oder der Einbringung des am Bartholomäustag (24. Aug.) oder dem letzten Wagens 285) hergestellt. Der E.folgenden Sonntag 276), am 9. Sonntag kranz ist ein kronenartiges Gebilde, an nach Trinitatis 276), am 1. Sonntag im welchem über dem Kranzreifen zwei September 277), an Mariä Himmelfahrt 278), Bogen in Kreuzform ansteigen 286)> und im Oktober 279), zu Martini 280), Weihbesteht aus Ähren aller Getreidearten 287), nacht oder Fastnacht Laub, Moos, Blumen, Bändern, Flitter2M ) M e y e r Germ. Myth. 254; G o l t h e r werk und Goldpapierstreifen a88). In ihm Myth. 291. a " ) K u h n Westfalen 2, 493; hängen zwei Puppen, Schnitter und BinA n d r e e Braunschweig 365; K f i c k Lüneb. derin darstellend 289), eine Reminiszenz Heide 152; K ü c k - S o h n r e y Feste3 195; H e c k s c h e r 405; P f a n n e n s c h m i d an den anthropomorphen Wachstumsal6) M e y e r Erntefeste 1 0 6 f . 421 f. Baden 433.443; S a r t o r i Sitte 3,267."') D r e c h s - geist, wie auch der E.kränz selbst zul e r 2, 68; J o h n Westböhmen 190. 248) S a r - weilen noch als E.puppe, die mit Blumen,
ass)
957
Ernte
Bändern und Füttern verziert ^ und mit Hose, Weste, Jacke und Hut bekleidet ist M 1 ) und die endlich zu einem aus drei Bündeln Ähren von etwa 20 cm Länge hergestellten dreifußartigen Halmflechtwerk verblaßt 292), vorkommt. Erinnerungen an den theriomorphen Vegetationsdämon liegen in den am E.kranz hängenden mit Kopf und Schwänz versehenen und aus ausgepusteten Eiern hergestellten Vögeln 2 S 3 ). Zuweilen hat der E.kranz noch (oder wieder?) die ursprüngliche Form des einfachen grünen Zweiges, wie auch, wo ein gemeinsamer E.kranz vorliegt, an die einzelnen Festteilnehmer Sträuße von Blumen 29S), besonders Rosmarin 298), oder auch Zeugblumen verteilt werden. Lichtz a u b e r bezwecken die in der Krone angebrachten abends brennenden Kerzen m ) , die zuweilen in einem als menschliches Antlitz geschnittenen Kürbis stekken *••), F r u c h t b a r k e i t s zauber der oben auf der Krone neben einem Fähnlein prangende vergoldete Mohnkopf, von dem eine rote Schleife, oft auch Schnüre mit Rosinen, Mandeln und andere Näschereien herabhängen Nach der Kartoffelernte werden auf einen Dornenkranz oder die geschmückte Forke Kartoffeln gesteckt und feierlich heimgebracht 301 ), womit sich ein alter Ackerritus auf eine junge Kulturfrucht übertragen hat. Vereinzelt ist der E.kranz, der sonst immer Gemeinschaftszeichen ist, nach Geschlechtern getrennt: die Schnitter machen einen E.kranz, die Harkerinnen eine E.krone 302). Auch der für sich bauende Häusling zieht nach beendeter Ernte mit einem an der Sense befestigten Ährenkranz heim 303). Unter Absagung von E.s p r ü c h e n , die zumeist nur Wünsche für das Wohlergehn des Gutsherrn und seiner Familie und Bitten um Belohnung für die geleistete Arbeit durch Speis und Trank, dagegen nichts für den Volksglauben Bedeutsames enthalten, wie j a auch der Umstand, daß sie selten mundartlich sind 304), für ihr kurzes Alter spricht sos ), wird der E.kranz dem Gutsherrn überreicht 306). Der alte B i n d e z a u b e r , der den Wachstumsgeist auf
958
den Grundherrn überzuleiten bezweckte, hat sich erhalten, wenn der Kranz dem Herrn um den Hals gelegt 307), die Krone ihm auf den Kopf gesetzt 308 ) wird, wobei er sie nicht eher wieder abnehmen darf, bis der Tau von ihr abfällt, damit die nächste E. nicht verdorre 309); wenn die Herrin mit den Bändern des Kranzes umwunden wird und sich mit Geld lösen muß 3 1 0 ), wie auch der Gutsherr für jeden ihm und seinen Angehörigen gebrachten Kranz eine bestimmte Summe gibt 3 1 1 ); wenn ihm ein Büschel Ähren um den Arm gewunden wird 312 ), und der Bindezauber endlich so weit verblaßt, daß ihm nur einige Ähren gezeigt werden 3 1 3 ). A l s R e g e n z a u b e r werden die E.leute beim Überbringen des Kranzes begossen 3 1 4 ). Während des nachfolgenden M a h l e s liegt der Kranz auf einem Teller auf dem Tisch 3 1 S ). Wird im Wirtshaus gefeiert, so hängt er an der Decke des Tanzsaales oder -zeltes 3 l e ). Um der Hausgemeinschaft nicht nur am Tage des E.festes, sondern das ganze Wirtschaftsjahr hindurch die Partizipation an seiner magischen K r a f t zu gestatten, bleibt er bis zur nächsten E. in der Stube S17 ), wo er vor dem Kruzifix hängt 318 ), auf der Diele 3 1 9 ), vor dem Hause über der Großtür 320), auf dem Schreibtisch des Gutsherrn 321 ). Der Wachstumsgeist wird andererseits wieder unmittelbar dem Boden zugeführt, indem die Körner des E.kranzes mit der neuen Aussaat verbraucht 322), als erste in den Acker gestreut 323) oder in einen Zipfel des Säetuches gebunden werden 324 ). M2) K ü c k - S o h n r e y Feste 3 190 f.; B a r t s c h Mecklenburg 2, 298 f. U i ) B a r t s c h
Mecklenburg 2, 299; vgl. S a r t o r i
H e c k s c h e r 305. Mark.
Sag. 342;
M4)
Sitte 2, 94;
ZfVk. 7, 154; K u h n
Bartsch
Mecklenburg
309; S e e f r i e d - G u l g o w s k i S c h u l e n b u r g
Wtnd.
Volkst.
böhmen 190; S a r t o r i
Sitte 2, 93.
2,
87 f.; 146;
S c h r a m e k Böhmerwald 234; J o h n Westö6)
Zfd-
Myth. 1 (1853), 172; ZfVk. 1. 187; P f a n n e n s c b m i d Erntefeste 412; M a a c k Lübeck 73. Me)
ZfVk. 22, 90; H e c k s c h e r Hannov.Vk. 1 § 162. s87) J o h n Westböhmen 190; M a a c k
Lübeck
72;
H e c k s c h e r a. a. O.
Myth. 1, 172; ZfVk. 7, 154; a. a. O.;
Bartsch
*™) Zfd-
Heckscher
Mecklenburg 2, 298 ff.;
D r e c h s l e r 2, 68 f. = ZfVk. 12,340; J o h n
959
Ernte
Westböhmen 190; S c h u l e n b u r g Wend. Volkstum 146; S a r t o r i Sitte 2, 93. M0 "») B a r t s c h Mecklenburg 2, 302. ) Ebd. MI ) K ü c k - S o h n r e y Feste » 193. • " ) S e e s fried-Gulgowski 87 f. » )Kück Lüneburger Heide 153. *") ZfrwVk. 3, 186. W5 ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 302. *»•) ZfVk. 1, 187. *") S a r t o r i Sitte 2, 93. *") B a r t s c h Mecklenburg 2, 305 = S a r t o r i Sitte 2, 97. ***) H e c k s c h e r HannovVk. 1 § 162; Schweizld. 3, 1054 („Räbeliecht"). D r e c h s l e r 2, 68 = ZfVk. 12. 340. 3 i) S a r t o r i Westfalen 120. *°») S e e f r i e d - G u 1 g o w s k i 88. *>*) Ebd. 87. SM ) Urquell 4 (1893), 197; M a a c k Lübeck 76 f.; J o h n Westböhmen 190. M t ) A n d r e e Braunschweig 3 6 1 ; H e c k s c h e r Hannov. Vk. 1 § 266; K ü c k Lüneb. Heide 152 ff.; K u h n Mark. Sagen 338 ff. 343 f.; B a r t s c h Mecklenburg 2, 298 ff.; D r e c h s l e r 2, 69 f.; ZfrwVk. 3, 187 f.; H f i s e r Beiträge 2, 1 1 ; Witzschel Thüringen 2, 220; Meyer Baden 433 f.; ZfVk. i, 187; io, 85 ff.; 19, 247; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 4 1 3 ff.; vgl. J u n g b a u e r Bibliographie 177 Nr. 1 1 1 2 ; MschlesVk. 1 1 (1904), 81 ff.; SeefriedG u l g o w s k i 88 f. »•) ZfVk. 7, 1 5 5 ; 1 9 , 2 4 7 ; 8 Kück-Sohnrey Feste 190 f. 193. 197; A n d r e e Braunschweig 360; M a a c k Lübeck 72 f.; B a r t s c h Mecklenburg 2, 309, D r e c h s l e r 2, 69; J o h n Westböhmen 190; Sartoii Sitte 2, 93. *") S c h r a m e k Böhmerwald 234. «») ZfVk. I, 187; John Westböhmen 190. m ) ZfVk. 22, 90. 310 ) K u h n Mark. Sagen 343. »») ZfVk. 7, 154. »») K ö h l e r Voigtland 221. »") ZfVk. 7, 154. 811 ) S a r t o r i Westfalen 120; T e t z n e r Slawen 188 f. 243; S e e f r i e d - G u 1 g o w s k i 89; K ü c k S o h n r e y Feste5 198; G e s e m a n n Regenzauber 48. ' " ) M e y e r Baden 433; J o h n Westböhmen 191. " • ) H e c k s c h e r Hann. Vk. 1 § 162; S c h r a m e k Böhmerwald 234; S c h u l e n b u r g Wend. Volkst. 146; S a r t o i i Sitte 2, 95. S17 ) J o h n Erzgebirge 223. ,I8 ) M e y e r Baden 433. nt) M a a c k Lübeck 76. »») ZfrwVk. 3, 186; S a r t o r i Westfalen 1 1 8 ; M a a c k Lübeck 76; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 419. ' " ) S e e f r i e d Gulgowski 87 f. ' " ) M a a c k Lübeck 76. m ) F r i s c h b i e r Hexenspruch 1 3 5 ; Urquell 1, 184. ' " ) T o e p p e n M asuren 92; S a r t o r i Sitte 2, 64.
§ 13. Mancherlei kultische Rudimente haben sich auch im E.m a h 1 erhalten, deren Mittelpunkt wieder wie bei allen magischen E.sitten der Vegetationsdämon ist. Wie die Schnitter vor Beginn der E. außer der E.stärke (vgl. § 3) einen Pfannkuchen 326), am Abend des ersten E.tages 326) oder während der E. 327 ) ein Kranzbier oder Laufbier erhalten 328), wie man ihnen, wenn das Letzte gemäht ist,
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Bier und Musikanten aufs Feld schickt32*), wie sie nach der Ausschmückung des letzten Wagens auf dem Felde mit Wein bewirtet werden 330)l wie sie nach dem Abmähen des letzten Korns das Strikelber und nach dem Binden der letzten Garbe die BinnelH&tsch oder Binnelgrütt erhalten M 1 ), wie sie schon am Abend des letzten E.tages ein festliches Mahl erhalten M2 ), so findet das Hauptmahl jedoch am Tage des E.festes statt 333 ), das, anfangs unmittelbar der Beendigung der E. folgend, meist zeitlich von ihr abgerückt ist. Die Speisen zeigen oft noch den einstigen kultischen Charakter des Mahls. Wie früher ein Hahn verzehrt wurde (siehe § 9) 384), so ißt man in Westfalen noch heute Hühnersuppe 835). Sonst ißt man Schweinebraten 886), Rind- oder Schaffleisch weiter Semmel und Milch338), Hefekuchen 339 ), E.küchlein 840 ), kleine Brote, die als einzige Speise genossen werden M 1 ), aus neuem Korn gebackene E.brote M2 ), Kartoffelfladen 343 ) oder andere Speisen ***), unter denen bezeichnenderweise die Mohnkeulchen nicht fehlen dürfen M5 ). In der Mitte der Tafel steht die mit den größten Feldfrüchten wie Kartoffeln, Rüben, Kohl, gefüllte E.schüssel, aus der die längsten Getreideähren herausragen 34e ). Der kultische Charakter des E.mahls zeigt sich auch darin, daß, wenn nach der E. keine E.kuchen gebacken werden, die nächste E. nicht gerät 347). Der letzte Schnitter als Träger der nächstjährigen Fruchtbarkeit wird vielerart bevorzugt: er darf zuerst in die Schüssel langen 348), bekommt die besten Bissen 849) oder ein besonderes Gebäck, wie ein Teigweiblein 350). Oft ist das E.mahl zu einem Trinkgeld zusammengeschrumpft 351 ), das sonst nebenbei gegeben wird 862), wie auch die Kinder Erngeld erhalten, um sich Wurst, Käse, Bier aus dem Wirtshaus zu holen 353 ). "5) E b e r h a r d t Landwirtschaft 5. "*) K ü c k - S o h n r e y Feste ' 190 f. ' " ¡ B a r t s c h Mecklenburg 2, 299. *M) S a r t o r i Sitte 2, 98. ss») ZfVk. 7, 154. ' » ( M e y e r Baden 432. " ' ) H e c k s c h e r 406. »") B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 328 t.; L e o p r e c h t i n g Lechrain 192; M e y e r Baden 432; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 401 f.; K ö h l e r
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Voigtland 221; J o h n Westböhmen 190; J o h n Erzgebirge 2 2 2 ; T o c p p e n Masuren 94; S c h u l e n b u r g Wend. Volkstum 146; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 108. 422; ,3a M a a n h a r d t 1 , 202 f f . ) B i r 1 i n g e r Aus Schwaben 2, 3 3 2 . 3 3 4 ; M e y e r Baden 434; R e i s e r Allgäu 2, 360 f . ; J o h n Westböhmen 1 9 2 ; D r e c h s l e r 2 , 6 8 ; Z f V k . 12, 340; B a r t s c h Mecklenburg 2, 3 0 4 f . ; H e c k s c h e r 4 0 6 ; Z f r w V k . 3 , 1 8 6 . *3*) Z f V k . 1 2 , 3 4 0 ; J o h n Westböhmen 1 9 0 ; D r e c h s ler 2, 6 8 ; s " ) J a h n Opfergebräuche 185. »") A a d r e e Braunschweig 3 6 3 . 337) Z f V k . 1 2 , 3 4 0 ; H e y l 760. " » ) J o h n Westböhmen 3) N s . 1 3 , 86. > M ) K u h n Märk. Sagen 3 4 1 f . 3M 3 ) M a n n h a r d t r, 396. ") K u h n Westfalen 2 , 1 8 7 ; K u h n - S c h w ä r t z 3 9 9 = Z f V k . 3 , 1 1 . 3 " ) N s . 8, 2 0 9 f . »») E b d . 5 , 3 7 4 . 3M ) K u h n - S c h w a r t z 398;! D r e c h s l e r 2 , 7 1 ; M a n n h a r d t 2, 3 1 3 f .
§ 15. Mancherlei Übergänge leiten vom weltlichen zum kirchlichen E.fest, dem E.d a n k f e s t. Wo das weltliche E . f e s t verschwunden ist, hat sich manches von dessen Gebräuchen, so etwa der E.mai 3 K ) , an die Kirchweih geheftet *••), die an manchen Orten zu einem E.fest in großem Maßstabe geworden ist 387). Wie es schon A k t e der christlichen Dankbarkeit gegen Gott waren, wenn die auf dem letzten Fuder einfahrenden E.leute, nachdem sie erst lustige Lieder gesungen hatten^ in der Ortschaft ein geistliches Loblied anstimmten 368), wenn sich die Gemeinde nach eingebrachter E . auf einem Hofe des Dorfes versammelte, um unter Gesang, Gebet und Posaunenschall Gott zu danken S49), wenn der Nachtwächter nach beendeter E. ein besonderes Lied sang 370 ), wenn die Kinder mit brennenden Kerzen und dem E.kranze um die Kirche zogen, um darauf den K r a n z auf den Altar zu legen W 1 ), so hatte sich zunächst, wie ein weltliches, so auch ein geistliches offizielles Dankfest unmittelbar an die E. geschlossen, das erst später beweglich auf den der E . folgenden Sonntag und darauf auf einen festen Kalendersonntag verlegt wurde 372 ). Erstlingsopfer (s. d.) und Kirchenzehnten spielen genetisch mit, wenn auf dem Altar der bekränzten Kirche die Früchte des Feldes stehen 373 ), welche Garbenopfer 374 ) heute die Dorfarmen bekommen 375 ). O p f e r z a u b e r sind auch die aus Ähren geflochtenen oder verkleinert aus Holz geschnittenen Sensen und Rechen, die den K r a n z an der Kanzel zieren 376 ). Die Opfergarben haben als Geweihtes schutzzauberische K r ä f t e : die Bauern nehmen sich einige Ähren mit, um sich eine reiche E. zu sichern 37? ), wie auch das in der Kirche geweihte E.3»
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Erntegans- •Ersatzopfer
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P o 1 i v k a 1, 490 ff. gegebene Lit., bes. btischele in der Stube über dem K r u z i f i x N y r o p Navnets magt (opusc. phUol. 1887, hängend gegen Blitzschlag schützt 378). 179); E. C 1 o d d Tom Tit Tot 1898; P o A u ß e r den örtlich verschiedenen Arten l i v k a ZfVk. 10, 254 ff. 3) S c h ö n w e r t h der Dankgottesdienste finden auch Dank- Oberpfalz 2, 354. Mculi. sagungsprozessionen statt 379), wobei erratische Blöcke s. F i n d l i n g e . weißgekleidete Mädchen früchte- und ähErsatzopfer. In zweifacher Weise kann rentragend im Zuge mitschreiten 38°). man v o m E. im eigentlichen Sinne spreVgl. H e u e r n t e . chen: I. als Erweichung einer grausamen '«) S a r t o r i Sitte 3, 253. »••) M e y e r Baden 433. *m) S a r t o r i Sitte 3, 245; John Opfersitte in eine weniger grausame, 2. als Westböhmen 192. *•) ZfrwVk. 3, 187. "») Ebd. Umwandlung der Hingabe v o n schwer zu 188. *">) E b e r h a r d t Landwirtschaft 7. beschaffenden und übermäßig kostbaren m ) Ns. 3, 44, *") P f a n n e n s c h m i d Spenden in weniger kostbare. 3. UneigentErntefeste 427 f.; J o h n Erzgebirge 223; Maack LüdecA 76; Frazer 1,16. s73) P f a n lich wird das W o r t E. auch gebraucht als n e n s c h m i d Erntefeste 428; H e c k s c h e r Ersatz eines Opfers überhaupt durch eine HannVk. 1 § 182. 365; K ü c k - S o h n r e y nicht mehr als Opfer aufgefaßte HandFeste* 170f.; K ö h l e r Voigtland221; J o h n lung, d. i. als Opferablös-E. Die EntErzgebirge 223; John Westböhmen 192. **) H ö l t e r Waldkult 99. »»*) SAVk. 25, stehung aller dieser Arten von E.n ist 224; H o f f m a n n - K r a y e r 72. "•) ] o h n in der Regel das Ergebnis des religionsErzgebirge 223. *") Ebd. *") M e y e r Baden geschichtlichen Prozesses dort, wo eine 431. «•) R e i s e r Allgäu 2, 366. ®®) J o h n höhere Religion, wie z. B. die christliche, Westböhmen 191. Heckscher. eine tief erstehende überlagert; zumal Erntegans s. G a n s . im Falle des Christentums dadurch, daß dieses mit der Opfereinrichtung überErntegarbe s. K o r n d ä m o n e n . haupt grundsätzlich aufräumt. Solche Erntehahns. H a h n , K o r n d ä m o n e n . Fälle des E.s begegnen uns sonderlich Erntekind s. K o r n d ä m o n e n . auf dem Gebiete der Fortbildung deutErntekönigin s. K o r n d ä m o n e n . scher Glaubensanschauungen, somit im Erntekranz s. K r a n z . deutschen Aberglauben.
Erntekrone s. K r o n e . Erntekuchen s. K u c h e n .
Erntemännlein s. K o r n d ä m o n e n . Erntemonat s. A u g u s t .
Erntemutter s. K o r n d ä m o n e n . Erntepuppe s. P u p p e , erraten. Gegen E. des Namens, gelegentlich auch des Alters versprechen dämonischc Wesen ihre Ansprüche auf Menschen aufzugeben 2), oder sie werden dadurch selber erlöst 3 ). Z u m wirklichen E. des Namens kommt es dann freilich in allen Märchen und Sagen, die so erzählen, nie; das Geheimnis wird stets erlauscht oder irgendwie erlistet. Demnach ist das Wissen des Namens, nicht die Art, wie man zu diesem Wissen gelangt, also etwa E., das Entscheidende. Man vgl. die A r t . N a m e n und R ä t s e l , namentlich den Abschnitt H a l s l ö s u n g s r ä t s e l . ') C o s q u i n 1, 271. ') G r i m m KHM. 55 (Rumpelstilzchen) und die bei B o l t e -
Das E. hat sich in allen drei Bedeutungen als eine geschichtliche Notwendigkeit eingestellt. Ganz allgemein findet sich bei den Völkern im L a u f e der Geschichte des Opferrituals das Bedürfnis nach Herabminderung der Gaben, bzw. nach Anpassung des im Opfer zu Gebenden, an die allgemeinen Anschauungen und Verhältnisse, die sich gegenüber der Zeit der Ursprünglichkeit des Opfers geändert haben. Psychologisch angesehen, liegt also der Grund des Entstehens des E.s in dem Bestreben, den A u f w a n d an dinglicher oder seelischer Leistung für die Darbringung herabzusetzen, ohne einen geringeren Erfolg fürs Leben zu haben; im dritten Falle in der Überzeugung, der Gottheit überhaupt durch eine dingliche Zuwendung nicht nahen zu können. Diese Überlegung tritt freilich nicht als solche ins Licht der Überlieferung, aber die Ergebnisse und die Art, wie durch die Tradition, durch Fabeln und Sagen die Ab-
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Ersatzopfer
S c h w ä c h u n g e n des O p f e r b r a u c h e s e r k l ä r t w e r d e n , z e i g e n n i c h t s e l t e n mit ziemlicher D e u t l i c h k e i t d e n W e g , den die menschl i c h e P s y c h e hier g e w a n d e l t ist. E s ist s e l b s t v e r s t ä n d l i c h , d a ß u r s p r ü n g l i c h nur die w e r t v o l l s t e G a b e , die d e m W e r t der P e r s o n des O p f e r n d e n selbst n ä c h s t stehende Größe den wirksamsten Einfluß a u f die G o t t h e i t h a t , u n d d a ß m a n daher m e n s c h l i c h e P e r s o n e n selbst v o r a l l e m d a r b r i n g t * ) ; das Menschenopfer steht u n t e r d i e s e m G e s i c h t s p u n k t allen a n d e r e n Opfern voran, nicht immer an Häufigkeit, a b e r a n W ü r d i g k e i t . A u f dieses b e z i e h t sich d a r u m a u c h in erster Linie die s t u f e n w e i s e E n t w i c k l u n g des E . s . S o d a n n s e t z t m a n ü b e r h a u p t a l l e n t h a l b e n a n die Stelle des W e r t v o l l e n d a s W e r t l o s e , in der R e g e l o h n e S c h e u v o r der E i n b i l d u n g , d a ß m a n die G o t t h e i t , den D ä m o n , den T o t e n g e i s t d a m i t h i n t e r s L i c h t f ü h r e . V i e l f a c h ist die V e r a n l a s s u n g z u r H e r a u s b i l d u n g eines E . s r a t i o n a l v e r s t ä n d l i c h : sie liegt eben n i c h t s e l t e n in der V e r s c h l e c h t e r u n g der wirtschaftlichen Lebensbedingungen. Man d e n k e a n die H e k a t o m b e n v o n T a u r o bolien, die nur u n t e r b e s t i m m t e n ökonomisch g ü n s t i g e n V e r h ä l t n i s s e n e n t s t e h e n und aufrechterhalten werden konnten, z u d e m a u c h in besseren Z e i t e n nur dem G r o ß g r u n d b e s i t z e r die M ö g l i c h k e i t eines solchen O p f e r s g a b e n , a b e r b e i m E i n t r i t t ungünstiger wirtschaftlicher Verhältnisse a b g e s t e l l t w e r d e n m u ß t e n . Bei l a n g s a m e r R ü c k k e h r zu besseren V e r h ä l t n i s s e n w u r de d a n n die zur Ü b u n g g e w o r d e n e S p a r s a m k e i t a l l g e m e i n f e s t g e h a l t e n und ihr G e g e n t e i l als m u t w i l l i g e V e r s c h w e n d u n g v e r u r t e i l t . Der G e d a n k e des h e r a b g e m i n derten O p f e r s e r f u h r hierbei eine A r t Moralisierung, i n d e m m a n den W i l l e n der G o t t h e i t selbst darin e r k a n n t e , in der Hingabe v o n G ü t e r n ihr g e g e n ü b e r M a ß zu halten 2 ). D a g e g e n m a c h t e sich allerdings dann der T r i e b g e l t e n d , die d u r c h A l t e r geheiligte S i t t e eines freigebigeren oder blutdürstigeren Zeitalters aufrechtzuerhalten, u n d das f ü h r t e zu mancherlei K o m p r o m i s s e n in der O p f e r p r a x i s und -theorie. Die E r g e b n i s s e dieser beiderlei Prozesse, sowohl d e s j e n i g e n der H e r a b d r ü c k u n g der O p f e r l e i s t u n g durch Er-
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w e i c h u n g i n f o l g e Ä n d e r u n g der religiöss i t t l i c h e n A n s c h a u u n g , w i e a u c h der d u r c h die ö k o n o m i s c h e n V e r h ä l t n i s s e bedingten, f i n d e n sich v i e l f a c h i m A b e r g l a u ben, in h a r m l o s e n u n d g u t m ü t i g e n V o l k s b r ä u c h e n v o r , die den O p f e r c h a r a k t e r teils deutlich, teils s p u r h a f t a u f w e i s e n 3 ). Die am Teufel begangenen Betrügereien g e h ö r e n z. B . teilweis hierher (s. T e u f e l , geprellter). ') W u n d t Mythus u. Religion 3, 679. B e t h Religgesch. 81. 3) S a r t o r i Sitte 1, 136.
2)
1. Die A b s c h a f f u n g des M e n s c h e n o p f e r s h a t zu v e r s c h i e d e n e n F o r m e n des E . s g e f ü h r t , die hier k u r z b e s p r o c h e n w e r d e n sollen in der R e i h e n f o l g e , w e l c h e , ohne s e l b s t v e r s t ä n d l i c h eine h i s t o r i s c h e b e d e u t e n z u k ö n n e n , eine a l l m ä h l i c h e S t u f u n g des E r s a t z e s e r k e n n e n l ä ß t . a) B e i v i e l e n V ö l k e r n b e s t a n d die Mild e r u n g der H ä r t e , w e l c h e d u r c h d a s Mens c h e n o p f e r der U m g e b u n g , d e m V o l k s s t a m m e selbst a u f e r l e g t w a r , darin, d a ß a n Stelle v o n S t a m m e s g e n o s s e n A u s l ä n d e r z u m O p f e r s t e i n g e f ü h r t w u r d e n , v o r allen D i n g e n also K r i e g s g e f a n g e n e oder S k l a v e n 4 ). B e i d e n Ä g y p t e r n w a r es g a n g u n d g ä b e , die G e f a n g e n e n oder einen T e i l derselben h i n z u s c h l a c h t e n ; teils einer G o t t h e i t , teils a u c h der M a j e s t ä t des K ö n i g s Dasselbe war im alten Mexiko wie auch bei den G r i e c h e n und G e r m a n e n der F a l l , ist a b e r s p o r a d i s c h a u c h a u s v i e l e n a n d e ren V o l k s g e b i e t e n b e k a n n t . D i e K a r t h a ger w ä h l t e n in älteren Z e i t e n die O p f e r f ü r den G o t t Moloch (Melkart) u n t e r ihren eigenen S ö h n e n aus, s p ä t e r w u r d e n d a r a u s O p f e r v o n kleinen K i n d e r n , die f ü r diesen Z w e c k g e k a u f t w u r d e n . E i n s c h w e r e s U n h e i l b r a c h t e es a b e r , da es auf R e c h n u n g des d u r c h diese S p a r s a m keit begangenen Betruges gesetzt wurde, zu einer R e a k t i o n , die d a d u r c h eingeleitet wurde, daß zweihundert K i n d e r aus den edelsten F a m i l i e n des L a n d e s m i t e i n e m Male d e m b l u t d ü r s t i g e n G o t t dargebracht wurden6). M a n c h m a l ist schwer f e s t z u s t e l l e n , ob ein B r a u c h , der den E i n d r u c k eines E . s m a c h t , seiner E n t s t e h u n g n a c h als E . a u f z u f a s s e n ist. Die zwei M ä d c h e n z. B . , 31*
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Ersatzöpfer
welche von den Lokrern aus hundert vornehmen Familien ausgelost und in das Athene-Heiligtum zu Ilion geschickt wurden (entweder alljährlich oder, wie nach anderem Bericht wahrscheinlich, zum Ersatz der bisher dorthin geschickten und verstorbenen Mädchen), scheinen Ersatz für frühere alljährliche Opferung eines Mädchens zu sein, die zur Sühnung der am Altar durch Ajax vollzogenen Schändung der Kassandra nach der Einnahme Trojas vollzogen wurde 7 ). Das Orakel soll gelegentlich einer Pest den Lokrern dieses Sühneopfer aufgetragen haben, welches tausend Jahre dargebracht wurde, bis die Lokrer den Mut faßten, die harte Sitte zu unterbrechen. Auf neuerlichen Orakelspruch hin wurde dann nur noch ein Mädchen gesandt. Vielleicht aber ist die Deutung als Opferersatz falsch, da es sich in Wirklichkeit um eine ursprünglich schon als Sühnezeremonie aufgefaßte Opferung handeln kann, indem die Mädchen als Pharmakoi außer Landes gebracht wurden. Indessen ließe sich auch dann wieder geltend machen, daß das Töten von Pharmakoi überhaupt ein restringierter Opferbrauch zu sein scheint, dem ein grausameres Menschenopfer gewichen ist 8 ). , b) Der häufigste Ersatz für Menschenopfer war das T i e r o p f e r und zwar zunächst das H a u s t i e r als ein Teil des Besitzes, später aber als eine weitere Milderung für den Geber das J a g d t i e r und selbst das Eichhörnchen 9 ). Eine Reihe von Sagen bezeugen ein rudimentäres Bewußtsein von einer solchen Übergangszeit: Ersatz durch einen von Gott selbst hingestellten Widder bei der beabsichtigten Opferung Isaaks durch Abraham 10) — während aus der Richterperiode des jüdischen Volkes die Opferung der Tochter Jephtas als wörtliche Befolgung eines ilur ein Tieropfer beabsichtigenden Gelübdes überliefert ist u ) ; Ersatz der Hirschkuh für die Iphigenia gleichfalls mit der Fabel, daß die Gottheit selbst auf das Menschenopfer verzichtet 12). Die Geschichte von Embaros, welcher derselben Göttin Artemis, die zur Abwehr der Hungersnot das Opfer einer
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Jungfrau verlangt hatte, statt seiner Tochter eine in die Kleider der Tochter gehüllte Ziege darbrachte, läßt die Gottheit in der Rolle der strengen Förderin bestehen 1 3 ). Hingegen wird der Traum des Pelopidas vor der Schlacht bei Leuktra wiederum zugunsten eines milden Schicksals ausgedeutet. Der Vater der Ortsnymphen, der Leuktriden, verlangte von dem Feldherrn die Opferung eines Mädchens mit dunkelbraunem Haar, falls er die Schlacht gewinnen wollte. Während man über die Ausführung des Traumbefehles sprach, lief ein braunes weibliches Füllen durch das Lager, worauf der Wahrsager Theokrit rief: „Hier ist das heilige Opfer, warte auf kein anderes Mädchen; benutze das, was der Gott Dir gegeben h a t " w ) . Auch in historischen Zeiten wurden noch Menschenopfer in Tieropfer gemildert, so z. B. durch einen zyprischen König 16). Dem Dionysos wurde zu Potniä statt eines Knaben ein Geißbock geopfert, wie dem Melkart auf Tenedos von den Äolern an Stelle eines neugeborenen Kindes ein neugeborenes Kalb dargebracht wurde 1 6 ). Daß eine böse Gottheit, ein Dämon, von den Menschen durch ein Tieropfer an Stelle eines Menschen betrogen wird, findet sich nicht selten. Bastian berichtet von einem Exorzisten auf Ceylon, der von dem Dämon die Antwort erhält, er werde die Kranke, die von ihm besessen ist, nur dann verlassen, wenn ihm ein Mensch geopfert werde; das Opfer wird versprochen, die Patientin wird gesund, das Opfer wird darnach ausgeführt aber durch Darbringung eines Huhnes 17). c) Eine andere Form des E.s liegt häufig dort vor, wo junge Menschen dem T e m p e l d i e n s t g e w e i h t werden. So will es die Sage von dem Kult der Artemis Munychia, der von Mädchen besorgt wurde, die unter der Bezeichnung ,,ärktoi" geweiht waren und nach der Legende in früherer Zeit getötet worden waren, so daß ihre Weihe zum Tempeldienst als Ersatz für die Aufopferung erscheint 18 ). d) Eine Stufe weiter in der Entwicklung der Ersatzgabe führt die Opferung einer m e n s c h l i c h e n F i g u r ,
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Ersatzopfer
P u p p e oder eines B i l d e s . U n d dies ist diejenige F o r m des E.s, welche sich a m häufigsten im deutschen Aberglauben e r h a l t e n h a t . Das Essen von gebackenen Tierfiguren ist eine symbolische Tieropferung, welche wiederum nicht selten a n Stelle eines Menschenopfers dargeb r a c h t wurde 19 ). W e n n auf Bali die Vers t o r b e n e n in effigie aufgegessen werden, diese Bilder a u s im Leichenwasser gek o c h t e m Reis verfertigt werden, so weist eine solche S i t t e nicht selten über das einfache Verschmausen der Leichen auf ältere Menschenopfer z u r ü c k 20 ). In Rom w u r d e n der M a n i a , der Geistermutter oder G r o ß m u t t e r der L a r v a e , Menschenfiguren aus Wolle a m Fest der Compitalia geweiht und solche P u p p e n in den H a u s t ü r e n zu R o m a u f g e h ä n g t , j e eine f ü r j e d e freie Person u n d j e eine f ü r jeden Sklaven. Man glaubte, d a ß die Totengeister an diesem T a g e u m g e h e n u n d diese Figuren an Stelle der lebenden Menschen, n a c h denen sie t r a c h t e n , m i t n e h m e n . Schon nach einer römischen Tradition w u r d e n f r ü h e r diesen Geistern Menschen geopfert a ) . Dies ist ein Beispiel des h ä u figen Versuches, die A u f m e r k s a m k e i t der D ä m o n e n von den Lebenden d u r c h Aufstellen von menschlichen Figuren (aus Holz, Wollstoff u. ä.) a b z u l e n k e n 2a ). U m die Geister der Abgeschiedenen in den ersten Tagen n a c h dem T o d e zu hindern, die Überlebenden nach sich zu ziehen oder zu holen, stellt m a n auf den Weg, den sie gehen müssen, P u p p e n oder Bilder, die der Geist f ü r die Menschen h a l t e n u n d s t a t t ihrer n e h m e n wird. Es ist ein E r s a t z des Opfers, das sonst, freilich ohne Willen der Menschen, an ihnen selbst vollzogen werden w ü r d e 2 S ) . Die Galelareezen in Holländisch-Indien v e r b r e n n e n mit dem Leichnam den S t a m m einer Banane, auf daß der T o t e nicht erst n a c h einem Begleiter u n t e r den Überlebenden suchen möge. W e n n der Sarg in die E r d e versenkt wird, s t ö ß t j e m a n d eine j u n g e B a n a n e n s t a u d e ins G r a b und r u f t : „ F r e u n d , du b r a u c h s t deine Genossen nicht zu vermissen, hier nimm d i e s e n K a m e r a d e n " 24 ). Vielfach m a c h t e m a n Büder aus Teig (namentlich
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aus Mexiko überliefert), b e t e t e sie an, schnitt die B r u s t auf, n a h m das H e r z heraus, zerteilte die ganze Figur in S t ü c k e u n d verzehrte schließlich die einzelnen Körperteile. Daneben f a n d sich, gerade bei mexikanischen Indianerstämmen, noch gleichzeitig die A u f o p f e r u n g von Sklaven, denen in ähnlicher Weise das Herz aus der geöffneten B r u s t g e n o m m e n und der Körper zerteilt wurde, in welchem zeitlichen Z u s a m m e n t r e f f e n m a n den Beweis d a f ü r finden k a n n , d a ß die ersterwähnte Sitte ein E r s a t z f ü r f r ü h e r e s Menschenopfer war 25 ). W e n n die Masuren noch vor wenigen J a h r z e h n t e n zu Neuj a h r P u p p e n aus Teig b u k e n , welche lange in den H ä u s e r n a u f b e w a h r t w u r d e n , d a m i t die D ä m o n e n an ihnen Gefallen finden und sie m i t n e h m e n möchten, daf ü r aber die Menschen von ihren bösen Tücken, K r a n k h e i t e n usw. verschonen, so b e d e u t e t diese D a r b r i n g u n g von P u p pen ein E. 26 ). e) Die Anfertigung v o n menschlichen Figuren f ü h r t in einigen Fällen zu einer anderen Stufe des E.s. Nämlich a u c h einem T o t e n w u r d e schon in f r ü h e r n Zeiten s t a t t eines lebenden Menschen ein Bild desselben d a r g e b r a c h t ; so w u r d e z. B. die F i g u r d e r G a t t i n , die dem Manne h ä t t e in den Tod folgen sollen, mitgegeben, d a m i t sie i h m j e t z t u n t e r dieser Gestalt im Jenseits Gehilfin sei 27 ). Ein Kaukasusvolk f ü h r t u m die Leiche eines verstorbenen Mannes die W i t w e u n d sein Pferd dreimal h e r u m 28 ). D a die W i t w e nicht heiraten, das P f e r d n i c h t bestiegen werden darf, so ist klar, d a ß dieser R i t u s ebenso wie der v o r e r w ä h n t e , der D a r b r i n g u n g der Figur die e n d g ü l t i g e Z u e i g n u n g der Person wie des Tieres als bleibendes B e s i t z t u m des Verstorbenen bedeutet. Man darf daher annehmen, d a ß diese E r k l ä r u n g zum bleibenden Besitztum an die Stelle eines f r ü h e r e n blutigen Opfers, das an eben dem überlebenden Wesen vollzogen wurde, gerückt ist. Im Leben u n d D e n k e n des griechischen Volkes m u ß in f r ü h e r e n Zeiten das Menschenopfer u n d sein Ersatz eine große Rolle gespielt h a b e n 29 ). Auch die bildliche Darstellung in ä g y p -
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Ersatzopfer
tischen Gräbern, welche die Überlebenden (Frauen, Diener, Dienerinnen, Haustiere, sowie auch die Gerätschaften) darstellt, w i e sie alle dem Toten, als sei er noch lebend, bei seiner A r b e i t behilflich sind u n d seinen Hausstand weiterführen, sieht nach einem Ersatz f ü r die M i t g a b e aller dieser W e s e n an den T o t e n aus. f) E i n besonders häufiger E r s a t z f ü r die A u f o p f e r u n g eines Menschen ist die H i n gabe nur eines Teiles seines k ö r p e r l i c h e n Organismus. D a b e i k o m m e n dann selbstverständlich erst w i e d e r u m diejenigen K ö r p e r t e i l e in B e t r a c h t , welche v o n besonderem W e r t e sind, d. h. welche in erster L i n i e das G a n z e darzustellen geeignet sind, also die Körperteile, welche f ü r die Seele eintreten, „ S e e l e n t r ä g e r " sind usw. (s. A n i mismus). W e n n der K o p f auf eine S t a n g e g e s t e c k t , B l u t und F e t t auf den A l t a r gestrichen wird, während die Opferer hingegen die eßbaren Teile des Menschen verschmausen, so ist hier der E r s a t z f ü r das ursprünglich den G ö t t e r n dargeb r a c h t e Ganzopfer deutlich erkennbar 80 ). Sehr h ä u f i g werden die H a a r e geopfert als Ersatz für die D a r b i e t u n g des g a n z e n Menschen 3 1 ). Nicht minder h ä u f i g scheint die Opferung eines Fingerg l i e d e s ein E. zu sein: A b s c h n e i d e n eines Fingergliedes der Frau s t a t t ihrer eigenen Nachfolge in den Tod, A b s c h l a g e n des kleinen Fingers auf T o n g a als O p f e r f ü r die Götter in der Absicht, einen kranken V e r w a n d t e n wieder herzustellen (die S i t t e des Tutu-nima) 3S ). In Indien ist das V o r b i l d dieses Fingeropfers sogar in die M y t h o l o g i e hineingelegt, indem der G o t t S i w a seinen Finger abschneidet, u m den Zorn der Göttin K a l i zu besänftigen. D u r c h diesen M y t h u s ist die S i t t e sanktioniert, daß Mütter ihre eigenen Finger als O p f e r abschneiden, um ihre K i n d e r vor K r a n k h e i t , dem Zorn der D ä m o n e n zu retten 33 ). Eine W e i t e r b i l d u n g dieses E r s a t z m i t t e l s ist der goldene Finger, der f ü r einen fleischernen geweiht w i r d M ) . g) In vielen Fällen enthält a u c h der sehr verbreitete R i t u s mit d e m h e i l i gen Tierfell im K e r n den Ged a n k e n eines Menschenopfers, sofern das
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Tier an Stelle des Menschen g e o p f e r t worden ist, der Mensch selbst aber sich nachträglich in die Rolle des an seiner Stelle geopferten Tieres wirklich v e r s e t z t , indem er sich in das Fell des Tieres einhüllt und an heiliger S t ä t t e so übernachtet. Moslims geloben in K r a n k h e i t s fällen ein L a m m , welches v o n zwei Männern dem K r a n k e n auf seinen K o p f gesetzt und darauf geschlachtet wird, auf daß nunmehr der K r a n k e in das Fell des Tieres eingehüllt werden k a n n ; dadurch wird der K r a n k e mit dem Opfertier identisch, das z u v o r an seiner Stelle geschlachtet worden w a r 3 5 ) . 4) B a s t i a n Der Mensch 3, 112. *) Herrn. J u n k e r Schlacht- u. Brandopfer, Ägyptische Zeitschr. 48, 69 ff. ') T y l o r Cultur 2, 405. 7) S c h w e n n Menschenopfer 49 f. e) Auch diese Deutung S c h w e n n a. a. O. •) J ü h l i n g Tiere IV. 10) 1. Mose 22, 11—14. u ) Richll) S c h w e n n terbuch 11, 30 f. 114. 13) Jane Harrison Prolegomena lo the
study
of Greek religion
(1903), 72 f.
I4 )
Ebd.
73 f. 1S) S c h w e n n 11. 10) T y l o r Cultur 2, 406. ") Ebd. 1S) S c h w e n n 10 fi. ") G o 11 h e r Mythologie 566. ») W i r z Totenkult auf Bali (1928), 5. 21) F r a z e r The scape goat 2, 94 f.
22)
E b d . 96.
23)
E b d . 97.
24)
Ebd. 97. 2S) T y l o r Cultur 2, 406 f. 25) T o e p p e n Masuren 67. ") Schwenn 67. ») Ebd. 69. 2») Ebd. 67 f. ») T y l o r Cultur 2, 401. S1) S c h w e n n 12. " ) T y 1 o r Cultur 2, 402. 33) Ebd. 403. 34) B a s t i a n Mensch 3, 24. " ) C u r t i s Primitive Religion today (1902), 205 f.
Semitic
2. A u c h die T i e r o p f e r sind vielf a c h ersetzt worden, einesteils in der Weise, daß s t a t t des ganzen Tieres nur ein Teil der Gottheit oder dem Dämon dargebracht wurde, wiederum in erster Linie Repräsentanten des tierischen Vitalstoffes, Haare, Herz, anderes; sodann indem an die Stelle des Opfers eine Art v o n W e i h u n g oder Zusprechung, bei welcher das Tier verschont wurde, trat. Man legt z. B . einem T o t e n etwas aus dem Bienenstock in den S a r g ur.d meint, dann geraten die Bienen u n d werden nicht gestohlen M ). A u c h hier haben wir daran zu denken, daß durch das Ers a t z s t ü c k der ganze Bienenstock d e n T o t e n als unverrückbares E i g e n t u m erk l ä r t wird, so daß der nun darauf verzichtet, die Bienen nach sich zu holea.
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erschrecken
A u c h der A u s d r u c k , d a ß die Bienen „ n i c h t g e s t o h l e n " werden, ist in diesem Falle ein E u p h e m i s m u s (s. d.) dafür, d a ß der T o t e sie nicht nach sich ziehen soll. A l s E. an den V e r s t o r b e n e n im ganz ähnlichen Sinne wie im v o r i g e n Falle wird a u c h angesehen, w e n n der Nachfolger eines Hauswirtes bei der Beerdigungsfeier den Gästen ein Herdentier abschlachten muß, weil sonst der neue W i r t keinen Herdensegen haben w i r d 3 7 ) . A u c h eine so allgemein verbreitete S i t t e wie die Herrichtung des b l u m e n b e k r ä n z t e n P f i n g s t ochsen weist wohl auf ein früheres O p f e r des Tieres u m diese Jahreszeit z u r ü c k M ) und nicht minder die manchenorts beibehaltene Sitte, daß ein K n a b e über d e m Johannisfeuer ein H u h n s c h w i n g t M ). Alles Unheil aus der E h e wird verbannt, wenn die B r a u t a m Hochzeitstage den Ä r m s t e n im O r t e v o m B r a u t k u c h e n spendet und Geld g i b t oder wenn sie auf d e m K i r c h g a n g Geld f o r t w i r f t 4 1 ) — offenbar Ersatz eines f r ü h e r e n dinglichen Opfers, das mit denselben Gegenständen a u s g e f ü h r t werden konnte, so d a ß der A r m e bzw. der zufällige Finder an Stelle der Gottheit getreten ist. In derselben Weise wird das Opfer selbst aufrechterhalten, indem nur der E m p f a n g e n d e w e g f ä l l t und an seine Stelle das E l e m e n t (Wasser) als lebenfordernde I n s t a n z tritt (s. F ü t tern der Elemente). W e n n die M u t t e r Kleidungsstücke des kleinen K i n d e s ins Wasser w i r f t , u m das K i n d gegen E r trinken zu feien (üblich vor allem im Falle, daß das K i n d unter d e m Zeichen des W a s sermanns geboren wurde) 42 ), so handelt es sich nicht um E r s a t z f ü r ein Menschenopfer, sondern um die F o r t f ü h r u n g des Gedankens eines dinglichen Opfers, das die E r s a t z a n g a b e f ü r das Leben des Kindes ist, d. h. also, es ist ein im vollgültigen und ursprünglichen Sinne aufbewahrtes Opfer. U n z w e i f e l h a f t liegt ein E. vor, wenn in O b e r b a y e r n , in J a c h e n a u , an Ostern v o n einem H o f b e s i t z e r ein W i l der gegeben, gebraten, wieder zusammengesetzt (!), der K o p f mit B u c h s b a u m bekränzt und mit B ä n d e r n geziert, mit goldenen Hörnern in der K i r c h e geweiht und dann im Wirtshause — s t a t t einem G o t t e ,
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wie es früher w a r — den Hirten und T a g löhnern ausgeteilt wird 4S ). M) S t r a c k (1904), 45. ») " ) E b d . 563. " ) Bavaria i ,
e r j a n i , 65. »') Z f r w V k . 1 W u t t k e 90. ••) E b d . 93. «) Ebd. 565. « ) E b d . 105. 1, 372. K. Beth.
erschrecken. „Wer erschrickt, der spucke dreimal vor sich und a t m e dreimal z u r ü c k " x ) . D a s Mittel w i r k t mehr auf natürliche Weise im Sinne der V o l k s medizin. D e r A f f e k t des E.s k a n n auf den K ö r p e r und auf den Geist des Menschen l ä h m e n d wirken. U m den normalen Z u s t a n d wiederherzustellen, werden gewisse H a n d l u n g e n v o r g e n o m m e n ; neben den mehr natürlichen Mitteln, w o m a n das E. noch überbietet und steigert *), auch Beschwörungsformeln wie diese: Ich bespreche dich „ E . " , magst du v o n der Feldgrenze oder v o m W i n d oder geschickt oder v o m Schlaf sein; ich rolle dich aus d e m K o p f , aus den Händen u n d F ü ß e n , aus den Adern und Sehnen, aus der Leber und Milz, aus d e m Herzen und den A u g e n , aus den Schultern u n d aus deinem weißen K ö r p e r ; hier darfst du nicht verweilen, du sollst im freien L a n d dich a u f h a l t e n *). In solchen Beschwörungen ist das E. personifiziert. V o n ihm als einer T e u f e l s m a c h t rühren viele K r a n k h e i t e n her, die aber mit S y m p a t h i e und Zaubermitteln zu heilen s i n d 4 ) . — Zaubermäßig, also rein mechanisch, m u ß der R a t wirken, daß ein erschrockenes K i n d zu heilen ist, w e n n man es mit einem S t ü c k v o m Priesterornat oder einer Kohle, die aus d e m R a u c h f a ß herausgefallen ist, räuchert, oder demselben, während es schläft, etwas Chrisam ins Ohr t r ö p f e l t 6 ) . In dasselbe Zaubergebiet gehört, daß erschreckte Personen geheilt werden, indem man sie mit Pöllerstöpseln r ä u c h e r t 6 ) . Den Gluckser (Singultus) stellt m a n ein, wenn man den damit B e h a f t e t e n erschreckt 7 ). s. a. M u t t e r m a l , versehen. l ) G r o h m a n n 224. 2) H o v o r k a u. K r o n f e l d 152; J o h n Erzgebirge 5 3 ; Z f V k . 3(1893), 188; S t e r n Türkei 1, 214; Urquell 3 (1892), 41. ') H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 229 f. 4) E b d . 2, 229. ») Z f ö V k . 4 (1898), 218. •) Ebd. 4 (1898), 218. ') z. B. in Basel, mündl. Boette.
erster—Erstling
975 erster s. Z a h l e n
B 1.
1 ).
Erstgeboren Die E.en nahmen insbesondere rechtlich eine Sonderstellung ein (ausgenommen dort, wo das Jüngstenrecht gilt). Aus dieser Sonderstellung erklären sich die verschiedenen Anschauungen, namentlich von besonderen Kräften, über die E.e verfügen sollen. Weit verbreitet ist der Glaube, daß der E.e Glück ins Haus bringt, wenn es ein Knabe ist, ist es dagegen ein Mädchen, so deutet es auf Z a n k 2 ) . Dementsprechend wird auch der Umfang der Festlichkeiten eingerichtet, je nachdem das e.e Kind männlichen oder weiblichen Geschlechtes ist 8). Ins Bad eines E.en werden Münzen aus Gold und Silber geworfen, um ihm, dem Erben, Glück zu sichern 4 ). In der Sage spielen die E.en eine bedeutsame Rolle, sei es, daß nur ein E.er zu dem besonderen Glück oder Schatz gelangen kann, sei es, daß hiezu ein E.er geopfert werden muß 8). Dem Erstgeburtsopfer kam als besonderem Sühneopfer eine hervorragende Bedeutung zu 7 ). Mit dem E.en-Recht hängt auch der Brauch zusammen, den e.en Sohn nach dem Vater zu benennen; auf dem allgemeinen Wiedergeburtsglauben beruht die Sitte, ihn nach dem Großvater zu taufen 8 ). Die Ausnahmestellung des E.en bedingt auch die abergläubischen Folgerungen aus seinem Tod. Die Mutter in Ostpreußen darf nie die Leiche des E.en begleiten, sonst bleibt ihr kein Kind am Leben 9). Teils allgemein, teils unter besonderen Umständen schreibt man E.en außergewöhnliche Kräfte und die Fähigkeit, Krankheiten zu heilen, zu. Das Taufwasser e.er Mädchen hilft gegen Bettnässen. E.e können nicht beschrieen (s. beschreien) werden, können aber umgekehrt einen mit dem bösen Blick Behafteten davon, befreien 1 0 ). Der Kropf verschwindet, wenn ihn ein E.er mit Daumen und kleinem Finger betastet. Rheumatismus können E.e heilen, indem sie die schmerzenden Körperteile des Kranken berühren .und drücken u ) .
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Auch fürs Glück beim Schießen sind E.e gut: „ N i m m einen Nabel von einem neu- und e.en Sohn, laß ihn wohl drucken (trocken) werden. Darnach ein Gesicht auf das Rohr gemacht, so kannst du schüssen und alles treffen" 12 ). Im Braunschweigischen und in der Lüneburger Heide setzt man den E.en unmittelbar nach der Geburt auf ein Pferd, da ein solcher E.er später kolikkranken Tieren die „ K o l i k tot reiten" kann 13 ). Auch die e.e n T i e r e nehmen eine Sonderstellung ein, doch ist die Art sehr verschieden, bald werden sie zu besonderen Opfern verwendet, bald werden sie als unbrauchbar betrachtet 1 4 ). ') Z f ö V k . 10 (1904), 105; H ö h n Geburt Nr. 4, 2 7 2 ; F r a z e r Totemism 4, 343; W i l u t z k y Recht 2, 1 7 3 ; H a s t i n g s 6, 31 f f . ; F r a z e r 1 2 , 2 7 3 ; B u x t o r f Judenschul 135 f f . ; G u n k e 1 Märchen 137; K r a u ß Sitte und Brauch 663 ; L i p p e r t Kulturgesch. 1, 209; 2, 647; d e r s . Christentum 139; B a c h o f e n Mutterrecht, s) Register. R o c h h o l z Kinderlied 281. ») Z f ö V k . 23 (1917), 80. *) Z f V k . 4 (1894), 137. *) J o h n Erzgebirge 17; Grimm RA. 1, 651 f. •) Z f V k . 7 (1897), 445; 10 (1900), 325. ') F r a z e r Totemismi, 171 ff.; K ü h n a u Sagen 3, 620; B i n d e w a l d Sagen 178; G r i m m Sagen 182 Nr. 260. ») Z f V k . 6 (1896), 254; H ö h n Geburt N r . 4, 274. •) W u t t k e 4 6 5 § 7 3 7 ; Z f ö V k . 3 (1897), 21; R o c h h o l z Kinderlied 344. 10) B o h n e n b e r g e r 24; S e l i g m a n n Blick 2, iff.; Urquell 4 (1893), 142. " ) Urquell 4 (1893), 142; 5 (1894), 8 1 ; H o v o r k a und K r o n f e l d 2, 290. l a ) K r o n f e l d Krieg 112. 13 ) Z f V k . 10 (1900), 223; S e l i g m a n n Blick 2, 2. 14) H ö f l e r Organotherapie 33; F o g e l Pennsylvania 158 N r . 745; Z f V k . 3 (1893), 142; G r i m m Myth. 3, 447 Nr. 396. Liters.
Erstling. 1. Das E.sopfer ist ein altes, weitverbreitetes D a n k o p f e r : der Nomade bringt der Gottheit die Erstgeborenen der Herde, der Ackerbauer das Erstgeerntete des Feldes dar 1 ), ein Opfer, das älter als die Religion des Ackerbaues ist 2). Die Inder opferten allerdings weniger als Dank-, denn als Bittopfer für den nächstjährigen Erntesegen 3 ), die E.e von Gerste, Hirse und Reis nach eingebrachter Ernte 4 ). Auch die Perser kannten das E.sopfer s ), das dann seine größte Rolle unter den
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Erstling
alten Kulturvölkern bei den Semiten spielte. Die ackerbauenden Araber bringen E.sfrüchte 6 ), die nomadisierenden das von Pferd und Schaf überhaupt oder von der Herde im J a h r e erstgeworfene J u n g e dar 7 ), wobei das als Gemeinschaftskult geübte Radschabtieropfer dem israelitischen Passahopfer als E.sopfer entspricht 8 ). Das E.skindesopfer, das genetisch als Übertragung des E.sopfers der Feldfrüchte auf das begleitende Menschenopfer anzusehen ist 9 ), wird bei den J u d e n vom älteren Gesetz (Exod. 13, 13; 22, 28; 34, 20) vorgeschrieben und abgelöst durch Loskauf (Num. 3). Wenn es auch k a u m jemals die tatsächliche Tötung aller männlichen Erstgeburt verlangt haben wird, so m u ß doch in dem alten Glauben eine A n k n ü p f u n g gelegen haben, daß die Gottheit diese auch vom Menschen forderte, und wenn außerordentliche Umstände ein Menschenopfer nötig machten, so ist dieses ein erstgeborener Sohn 10 ). Während nach dem alten Gesetz dem E. von Haustieren, die nicht dem Heiligtum geopfert werden konnten, das Genick gebrochen wurde (Exod. 13, 13; 34, 20), was nach dem späteren Gesetz dahin gemildert wurde, daß er zugunsten des Heiligtums verk a u f t wurde (Lev. 27, 27) u ) , mußten die E.e von Kühen und Schafen am 8. Tage dargebracht werden (Exod. 22, 30) 1 2 ). Wie das Passahfest ursprünglich E.sopfer war 1S ), wird an dem 7 Wochen später gefeierten Wochenfest eine E.sgarbe im Tempel dargebracht und das Fest nach dieser'Tagder Erstlinge' benannt 1 4 ). Lev. J 9, 2 3 — 2 5 bestimmt, daß die Früchte neu gepflanzter O b s t b ä u m e für die ersten drei J a h r e als „ u n b e s c h n i t t e n " behandelt und nicht gegessen werden sollen, daß die Früchte des vierten Jahres J a h v e geweiht, und daß danach die Früchte erst für den gewöhnlichen Gebrauch erlaubt sein sollen 1 S ). In Griechenland opferte man den Pyanopsien als dTtapxrj, als E.sfrucht, Bohnen und Olivenzweige, die mit Feigen und mit Schalen von Honig, Öl und Wein behangen waren l e ). Bei den Römern erhalten die Götter des Landbaus und des vegetativen Lebens als
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primitiae der Ernte den ersten Ährenschnitt.die erste Bohne, die erste Traube und den ersten Most, und bei der Gründung der S t a d t werden neben andern Opfergaben E.e der Früchte in den m u n dus der unterirdischen Götter geworfen 17 ). Das Christentum hat sodann den alttestamentlichen Brauch der E.sopfer übernommen und unter Anlehnung an den römischen Ritus auf die Erträgnisse des Gartens und des Feldes beschränkt. Als freiwillige Gaben t r u g man Feigen, Oliven, Birnen, Granatäpfel, Pfirsiche, Kirschen und Mandeln in die Kirche und übergab sie dem Bischof und den Priestern. Die kirchliche Weihe dieser F r ü c h t e übertrug sich auf die Opfernden und ihre Ernte. Da die Darbringung auf dem Altar Mißstände mitbrachte, verordneten die Apostolischen Canones, nur Weizenähren und Trauben in die Kirche, alle andern E.e ins H a u s des Bischofs zu bringen 18 ). Bedingt durch römische Agrarverhältnisse, wurden später in der alten Kirche die Weizenähren durch Bohnen substituiert 1 9 ). In Deutschland entfernte m a n die Bohne mit Ausnahme der Klöster, in denen eine Weihe neuer Bohnen s t a t t f a n d , aus dem Meßkanon, und so blieb nur die Traubenweihe; d a f ü r wurden jedoch auch Garten- und Feldfrüchte zur Segnung gebracht, besonders Äpfel M ). H e u t e lebt noch mancher dieser alten Opferriten in den kirchlichen Sitten der Ernte (s. Ernte § 15). >) W u n d t Mythus 3, 184. s) S m i t h Religion der Semiten 76. J j F r a n z Benediktionen 1, 361. *) O l d e n b u r g Religion des Veda 1923, 310; die ethnolog. Materialien bei F r a z e r * 2, 459 ff. ') C l e m e n Persische Religion 93 f. «) S m i t h a. a. O. 184. ') Ebd. 79. 187 f. ») Ebd. 172. ») W u n d t Mythus 3, 184. 10) S m i t h a . a . O . 188; v^l. M a r t i Altes Testament 38. " ) S m i t h a . a . O . 1 1 5 . 188. ») Ebd. 187. ») Ebd. 1S9; A l b e r s Jahr 16. » ) A l b e r s a . a . O . 15 ) S m i t h a . a . O . 188. 16) F r a n z Benediktionen 1, 361; vgl. N i 1 s s o n Griech. Feste 48 f.; G r i m m Myth. 1, 32. 1T) W i s s o w a Religion 409 f. 1S ) F r a n z Benediktionen 1, 362 f 18) Ebd i, 369. «®) Ebd. 1, 362 ff.
2. Neben dieser sichtbaren Entwicklungslinie l ä u f t zweifellos eine der historischen Verfolgung latente zweite Linie,
979
Erstling
aus a u t o c h t h o n e m H e i d e n t u m d u r c h Volksüberlieferung in den Volksglauben der Neuzeit auslaufend, in welchem beide Linien die Quellstränge der Vorstellungen von der kultischen Eigenschaft des E.s bilden. Eine Erinner u n g a n diese in bezug auf den M e n s c h e n liegt wohl in der Sage, nach der jeder E . von den N a c h k o m m e n dreier v e r r u c h t e r Mörder m i t einem roten Striem e n u m den Hals auf die W e l t k o m m t 21 ). K l a r e r h a t sich die Vorstellung von der O p f e r u n g der T i e r erstgeburt erhalten, wenn m a n die ersten J u n g e n einer H ü n d i n ins Wasser werfen muß, da sie sonst wasserscheu u n d h u n d s w ü t i g w e r d e n 2 2 ) , w e n n das erste K a l b einer K u h dem Kloster 23) oder dem Hospital 24) geschenkt werden m u ß , w e n n m a n das E r s t k a l b nicht aufziehen u n d f ü r den eigenen H a u s h a l t schlachten darf, sondern es dem Schlachter v e r k a u f e n m u ß , da sonst der M u t t e r k u h die Milch versiegt 25 ), wie auch „ d i e K u h v e r d o r r e t " , wenn m a n etwas v o n i h m b r ä t 2 6 ) . V e r k a u f t m a n es dem Schlachter, so m u ß m a n sich jedoch die lieber (als den Seelensitz) v o r b e h a l t e n u n d zurückgeben lassen . E.sopf erzauber liegt ferner vor, wenn die erste Milch einer K u h f o r t g e s c h ü t t e t w ), oder w e n n sie in einen neuen Topf gemolken werden m u ß , den m a n , n a c h d e m drei Pfennige hineingelegt sind, einem A r m e n schenkt 2 9 ). Eine Schutzmaßregel gegen Bosheitszauber dagegen besagt, d a ß sie drei oder a c h t Tage nicht aus dem H a u s gegeben werden darf, sondern im eigenen H a u s h a l t v e r w a n d t werden m u ß , da sonst die K u h schlechte Milch g i b t 3 0 ) . Aus demselben G r u n d e darf die erste B u t t e r nicht v e r k a u f t oder v e r s c h e n k t werden, u m nicht der K u h den ' N u t z e n ' zu entziehen, sondern m u ß als Opferzauber dem H o spital oder der Kirche als Brennstoff f ü r die L a m p e gegeben werden 31 ). Die m a gische K r a f t des E.s als Opfergegenstand wird genutzt, wenn m a n die E.sfedern des Hausgeflügels ins Taufkissen s t o p f t 32) oder ein E.sei hineinlegt 33 ), wenn m a n ein solches Ei einem Neugeborenen gibt, dam i t es eine gute S t i m m e b e k o m m t 34 )j wenn m a n i h m d a m i t durch den Mund
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streicht, d a m i t es gut zahne 3 S ), wenn es, übers D a c h geworfen, Hühnersegen bringt 3S ). E.sopf er sind weiter unter den V e g e t a b i l i e n die Flachsopfer, da m a n sie überall in den Zwölften, der Zeit des Spinnbeginns, d a r b r i n g t 37), das erste von einem Mädchen gesponnene Garn, das es in einer Mühle aufs Mühlrad legen u n d v o m Wasser f o r t t r a g e n lassen muß, ebenso wie die zuerst geklöppelten Spitzen, die es ins Wasser w i r f t M ), ferner das erste S t ü c k Brot, das m a n beim Anschneiden wegwerfen, wie die ersten Tropfen, die m a n beim T r i n k e n wegschütten m u ß 39 ). Schutzzauberische Nutzung des E.sopfers, v e r s t ä r k t , wie oben beim Ei, durch die dem Gegenstand a n sich anh a f t e n d e magische K r a f t , schreibt vor, beim Einzug in eine neue Wohnung das erste „ B r o t r a n f t e l " in Seide zu hüllen u n d a u f z u h e b e n 40 ), wie a u c h die Kanten des ersten aus dem neuen Getreide geb a c k e n e n Brotes sorgfältig zu verwahren, w ä h r e n d m a n das übrige Brot opferzauberisch einem Bettler g i b t 4 1 ) . Opfer sind a u c h in die R u ß l a n d den Totengeistern gegebenen ersten Fastnachtszelten, während m a n wieder abwehrzauberisch dem Vieh einen aus Gerstenmehl und dem ersten Bissen aus jeder Fastnachtsspeise bereiteten K u c h e n gibt, u m es gegen Wolfsbiß zu s i c h e r n 4 2 ) . Opferzauber schreibt endlich vor, die ersten Früchte der O b s t b ä u m e , u m diese nicht unfruchtbar zu machen, nicht zu pflücken 4 3 ), einige F r ü c h t e 44) oder doch eine Frucht 45 ) sitzen zu lassen, oder etwas von ihnen zu v e r s c h e n k e n 4 6 ) . Sie sind t a b u , gehören dem Teufel u n d bringen T o d 4 7 ) . Obstbäume, deren E.e gestohlen sind, tragen sieben oder n e u n J a h r e 49) oder überh a u p t nicht wieder 6 0 ). Als kultisch Reine d ü r f e n n u r K i n d e r sie pflücken 51 ) u n d d a n n a u c h nur, als kultisches Blickverbot, r ü c k ü b e r g r e i f e n d 5 2 ) . Als Übert r a g u n g der menschlichen Fruchtbarkeit auf den j u n g e n B a u m muß, wenn er i m m e r reich tragen soll, die ersten F r ü c h t e eine Schwangere 53), eine Frau, die das erstemal im K i n d b e t t e liegt 54), wie ü b e r h a u p t eine junge Frau 68) oder endlich ein f r u c h t b a r e s Weib, das schon
ertränken—ertrinken, Ertrunkener
981
viele Kinder geboren h a t 5 8 ) , p f l ü c k e n oder essen. Analogiezauberisch m u ß man die ersten F r ü c h t e in einen großen S a c k p f l ü c k e n , d a m i t der B a u m immer einen g r o ß e n S a c k voll t r a g e 5 7 ) . ») ZfdMyth. 2 (1854), 236. »») J a h n Opfer gebrauche 304. " ) Z i n g e r l e
Tirol 22,
176. ") J a h n Opfergebräuche 303. ") Ebd. M) Rockenphilosophie 5, 67. 27) H ö f 1 e r
Organotherapie 169 = K o l b e Hessen 108. :j) Jahn Opfergebräuche 304. ") G r i m m Myth. 3, 460. M) J a h n Opfergebräuche 304. 31) Ebd. 303 f. " ) Ebd. 277.
,!)
34)
H ö h n Geburt Nr. 4, 269. E b e r h a r d t Landwirt-
3S)
schaft 21. Jahn Opfergebräuche *•) W o l f Beiträge 1, 221. 37) J a h n
304. Opfer-
gebräuche 204, 278. M) Rockenphilosophie 5, 86. 3») B o e d e r Ehsten 129. " ) ZfVk. 16, 166. 41) J a h n Opfergebräuche 332. 42) H ö f ler
Fastengcbäcke
33 f.
")
Grohmann
143; M ü l h a u s e Hessen 320; ZfVk. 1, 187; Jahn Opfergebräuche 209 f. " ) K u h n S c h w a r t z 446; S t r a c k e r j a n 2,119. " ) H ü s e r Beiträge 2, 26 Nr. 13. ") J a h n
Opfergebräuche 209. 4 ') B i r l i n g e r tümliches 1, 491. 4') G r i m m Myth.
Volks3, 465.
") W e i n h o l d Neunzahl 38. ») S t r a k k e r j a n 2, 119; S c h m i t t Hetlingen 16. " ) Urquell 3 (1892), 41. «) P e t e r Oster-
reichisch-Schlesien
3, 128. ") G r i m m
Myth.
3. 455- " ) SAVk. 2, 264. " ) M ü l l e r Isergebirge 8. ") G r o h m a n n 143. 67) K u h n S c h w a r t z 446; H e c k s c h e r Hannov. Vk. 1 § 77. Heckscher.
ertränken. Das E. von Strohmännern, Nutzen, des P f i n g s t l ü m m e l s u. dgl. k o m m t zu F a s t n a c h t , zu P f i n g s t e n und andern Zeiten h ä u f i g vor. Ursprünglich vielleicht Menschenopfer zur A u s ü b u n g eines Regenzaubers, w u r d e es entweder zum Wasserguß (s. d.) a b g e s c h w ä c h t oder wurden s t a t t der Menschen Puppen (s. d.) und Strohmänner (s. d.) ins Wasser geworfen. s. a. e n t h a u p t e n . Vgl. M a n n h a r d t 1, 353 u. ö.; 2, 264 ff.; P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 596; G e s e m a n n Regenzauber 70 f.; F r a z e r 2, 364. E. als Hinrichtungsart s. G r i m m RA. 2, 278 f f . ;
O se n b r ü g g e n
Studien
346 ff. ;
Bolte-Polivka 2, 7; Sc h wenn Menschenopfer s. v. „Werfen ins Wasser"; E b e r t Reallexikon 3, 121 f. Bächtold-Stäubli.
ertrinken, Ertrunkener. 1. W e n n das W a s s e r h u h n (s. d.) in der Bode p f e i f t , so muß einer e.; d a r u m wer-
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fen die Müller im Tale, sobald sie's hören, ein schwarzes H u h n hinein l ) . E i n über einem Wasser auf- und abgehendes L i c h t bedeutet in Dithmarschen, d a ß an der Stelle, wo das L i c h t gesehen worden ist, bald j e m a n d e. wird a ). In den B r ü c h e n oder W e l l e n am Marnerdeich (SchleswigHolstein) hält sich ein Fisch auf, der ist so groß wie ein K a l b und t r ä g t einen S a r g auf dem R ü c k e n . D a r u m heißt er der Sargfisch. Fischer und ü b e r h a u p t jeder, der ihn zu Gesicht b e k o m m t , m u ß bald darnach e. D a r u m warnen die M ü t t e r ihre K i n d e r vor dem Sargfisch, wenn sie abends noch spät a n den Wellen spielen wollen 3 ). Zuweilen zeigt sich auf dem Klostersee nördlich v o n Lehnin mittags ein H u t , der mit einer K e t t e a m Grunde des Sees befestigt ist, und sobald er erscheint, m u ß immer bald darauf einer im See e. 4 ). A m Hallwiler See soll es alter G l a u b e sein, so o f t j e m a n d ertrinke, sehe m a n ein H a u p t im S c h a u m e der W e l l e n a u f t a u chen, die der S t u r m ans Ufer s c h l ä g t 6 ). In der O b e r p f a l z s a g t man, daß, wer im Mondlichte badet, v o m Monde b e t r o g e n wird und e r t r i n k t 6 ) . U m sich vor d e m E. zu schützen, w i r f t man in Oberösterreich a m P a l m s o n n t a g drei geweihte P a l m e n in H a u s l a c h e u n d - b r u n n e n 7 ) . Eine sächsische Sage überliefert einen Segen dagegen aus d e m Jahre 1684 8 ): „ W e r diesen Zettel (mit vielen 'Charakteren') bei sich t r ä g t , der soll v o n keinem Feuer v e r b r a n n t , v o n keinem Feuer v e r l e t z t und v e r w u n d e t werden, auch in keinem Wasser ersaufen k ö n n e n . " Das Bergmännlein aus dem W u n d e r b e r g e bei Salzburg schenkte dem F ä h r m a n n , der es über die S a l z a c h f u h r , ein kleines Steinlein: „ W e n n du dieses an den Hals hängst, so wirst du in d e m W a s ser nicht zugrunde gehen k ö n n e n " 9 ) . Im Beowulf (1095—1100) ist v o n einem gegen das E. schützenden goldenen H e m d die Rede 1 0 ). Die bei K e l l e r Grab 5, 301 erwähnte Schrift: N i e m e y e r Über den Aberglauben bey Ertrunkenen (Halle 1783) war mir nicht zugänglich. *) K u h n u. S c h w a r t z 426 Nr. 237. a) Urquell 1 (1890), 9. ') M ö l l e n h o f f Sagen 244 N r . 334.
4)
Kuhn
Märk.
Sagen 80
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ertrinken, Ertrunkener
Nr. 79 ; vgl. dazu das Lied bei H o f f m a n n R i c h t e r Schles. Volkslieder 4 Nr. 1 und S c h a m b a c h und M ü l l e r 343 6) R o c h h o l z Sagen 1, 38 Nr. 23 = H e r z o g Schweizersagen 2, 30 Nr. 32. •) S c h ö n w e r t h 2, 64 Nr. 4. ') B a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage 20 f. •) M e i c h e Sagen 566 Nr. 705 ; vgl. dazu G r i m m Myth. 1, 4 1 1 f. *) G r i m m Sagen 27 Nr. 39; vgl. S é b i l l o t Folk-Lore i, 356. 10 ) Grimm Myth. 2, 920.
2. In Böhmen getrauen sich die Fischer nicht, einen untersinkenden Menschen den Fluten zu entreißen; sie fürchten, der Wassermann würde ihnen alles Glück beim Fischfang abwendig machen und sie bei der ersten Gelegenheit selbst ertränken u ) . Den Hilferuf Ertrinkender hält man oft f ü r den Schrei des Nixes, der sein Opfer verlangt 1 2 ). n ) G r o h m a n n 12 Nr. 41 = Tylor Cultur r, 109, wo vergleichende Parallelen an12 geführt sind; ZfrwVk. 5 (1908), 272. ) M a n nh a r d t Götter 10; W u t t l c e 4 9 § 54; vgl. dazu S c h a m b a c h u. M ü l l e r 62 f. ; L e B r a z Légende L X X X I nach SAVk. 28, 218.
3. Nach alter Überlieferung m u ß in zahlreichen Gewässern alljährlich mindestens ein Mensch e. (s. a. Wasseropfer) 1 3 ). Der Wassermann (s. d.) will sein Opfer haben, und um es zu bekommen, wendet er alle möglichen Kniffe an. Schon sein Erscheinen kündet an, daß demnächst ein Mensch im Wasser verunglücken werde 14 ). Durch Hilferufe lockt er die Menschen an 1 6 ), klatscht in die Hände, lacht usw., namentlich, wenn man die R u h e des Wassers stört, etwa angelt oder mit Netzen fischt w ) . Sobald jemand e. sollte, kamen in der Oberneisse bei Guben Bänder geschwommen: rote, grüne, gelbe, von allen Farben; mit ihnen will der Nix die Menschen anlocken, um sie ins Wasser ziehen zu können 17 ). Sie wühlen und graben, schaufeln und rumoren auf dem Grunde ihrer Flüsse und Seen im Frühj a h r e solange herum, bis sie den Grund ganz verändert h a b e n : wo es früher seicht war, ist es nun tief, und sie bekommen ihr Opfer 1 8 ). Sie erzählen sich auch ihre vereitelten Anschläge, wenn die Menschen durch irgend etwas Gesegnetes gegen sie gefeit sind. Schon Gregor von Tours überliefert ein solches Gespräch 19) (s. w. bei W a s s e r g e i s t e r § 28—29).
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Am Körper der so Ertrunkenen sieht man oft den Abdruck einer Hand, mit welcher der Wassermann sie zu Boden gezogen hat 20), oder blaue Flecken 21). Weder der oberpfälzische Brunnenmann 22), noch der schweizerische „Houggä-Ma" (Hakenmann) 23) geben die Leichen ihrer Opfer je wieder zurück; sie fesseln sie mit einer Kette 24). Die Seelen der Ertrunkenen hält der Wassermann unter Töpfen gefangen, welche von den Leuten als unbrauchbar ins Wasser geworfen wurden. Die Volkssage weiß davon vielerlei zu berichten: Nur Samstags zwischen 12 und I Uhr mittags dürfen sie hervor und miteinander spielen; ein lebender Mensch, der als Gast in des Wassermanns unterirdischen Palast kommt, kehrt die Töpfe um und befreit die Seelen usw. 25 ). Wenn ihm eine Seele entflieht, k o m m t sie in Form einer Blase aus dem Wasser hervor 3S). In Österreich glaubt man, daß er die Ertrunkenen vier Tage bei sich zurückhält. Die Fischerstochter, die bei ihm wohnt, bindet dann einen Blumenstrauß, welcher an die Oberfläche des Wassers geschickt wird. Wenn man einen solchen Strauß sieht, so weiß man, daß jemand ertrunken ist w ). - • IS ) Vgl. z . B . G r i m m Myth. i, 409; Grohm a n n 49 Nr. 3 1 2 ; B r a u n e r Curiositäten 32; H e l m u t h s Volksnaturlehre zur Dämpfung des Aberglaubens 120 § 36 nach K r ü n i t z Ency• clopädie 73, 170; T y l o r Cultur 1, iogf.; S c h a m b a c h u. M ü l l e r 341 ff. ") S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 187 Nr. 6; K u h n und S c h w a r t z 175 Nr. 197, 6; G r o h m a n n 12 Nr. 44; Q u i t z m a n n 167. 15) S c h a m b a c h u. M ü l l e r 62 f. (vgl. auch hier unter 2, Anm. 12). ") Ebd. 342 Nr. 85; S o m m e r Sagen 39 Nr. 34; K u h n Mark, Sagen 222 Nr. 207; 236Nr. 220; K u h n u. S c h w a r t z 426 Nr. 238; Kilhn.au Sagen 2, 270. 17 ) G a n d e r Niederlausitz 52 Nr. 136 u. Anm. 18 dazu. ) H a u p t Lausitz 47 Nr. 45. 18 ) G r i m m Myth. 1, 412; S c h ö n w e r t h 2 Oberpfalz 2, 187 Nr. 7. °) G r o h m a n n 12 Nr. 43. 21) M e i c h e Sagen 375 Nr. 494; 387 Nr. 508; K u h n u. S c h w a r t z 490f.; G r i m m Sagen 218 Nr. 307. 22) S c h ö n w e r t h 2, 186 Nr. 2. ") SAVk. 25, 237. ") Vgl. hier Abschnitt x, Anm. 4; Rochh o l z Sagen 2, 208 f. ") Vgl. z. B. G r i m m Myth. r, 4 1 1 ; 2, 701; B o l t e - P o l i v k a 2, 4 2 3 ; 3, 487; R a n k e Sagen 190. 282; Q u i t z m a n n 169; E . H . M e y e r Germ. Myth. 70. 1 3 1 ; G r i m m Sagen 37 Nr. 52; K ü h n a u
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ertrinken, Ertrunkener
Sagen 2, 356 f. Nr. 965; 3, 3 1 9 Nr. 1691 f.; Grotimann Sagen 1 6 1 ; Taubmann Nordböhmen 60; Z i n g e r l e Sagen 101 Nr. 167. »•) G r o h m a n n 12 Nr. 42. " ) V e r n a 1 e k e n Mythen 165. 169.
4. Der Glaube ist weitverbreitet, daß das Wasser die Leiche Ertrunkener neun T a g e lang behalte und sie dann auswerfe 29 ). Es gibt aber auch Gewässer, wie z. B. der Starnbergersee, die sie nicht zurückgeben, vielmehr alle aufrechtstehend in seinem lehmigen Grunde aneinanderreiht 30 ). Der hl. Suitbert hat bei seinen Lebzeiten die Gabe besessen, im Rhein E.e ins Leben zurückzurufen; nun ist er in dem von ihm gestifteten Kloster zu Kaiserswerth beigesetzt und lange Zeit ging die Sage, daß alle Leichen, welche der Rhein an dieser Stelle mit sich führe, in Kaiserswerth antreiben müßten s l ). Die Leiche eines E.en soll man nicht ganz aus dem Wasser ziehen, sondern mit den Füßen drin l a s s e n 3 1 " ) . »•) Urquell 4 (1893), 2 7 7 ; S c h m i t t Hettingen 1 7 ; S A V k . 21 (1917), 204 r; M e i e r Schwaben 2, 507 Nr. 393; Urquell 3 (1892), 209 (drei Tage); G r i m m Sagen 43 Nr. 62; W u t t k e 467 § 741. »°) Bavaria i, 1, 318. »*) S c h e l l Bergische Sagen 468 Nr. 1 1 u. Anm. 599. sl ») K r ü n i t z Encycl. 73, 224 f.
5. Unbegraben (s. d.) zu bleiben, war schon in der Antike ein großes Unglück. Wer nicht bestattet wurde, kam nicht zur Ruhe des Jenseits. Dem christlichen Apokalyptiker (Offenbarung Johannis 20, 13) ist es etwas ganz Besonderes, wenn auch das Meer die Toten wiedergibt, die in ihm sind 3 2 ). Man gibt sich deshalb auch heute noch alle erdenkliche Mühe, die Leiche eines Ertrunkenen zu f i n d e n und wendet zahlreiche Mittel an, um zu entdecken, wo er liegt; bei manchcn dieser Mittel wird der Gedanke zugrunde liegen, daß die Strömung dem ins Wasser geworfenen Gegenstand denselben Weg weisen werde wie dem Leichnam des Ertrunkenen. In Mecklenburg läßt man in dem Wasser ein kleines Brett schwimmen, auf welchem man ein brennendes Licht befestigt hat. Wo dies Brettchen stehen bleibt, da liegt der Tote. Man nimmt auch, wie Bartsch selbst gesehen hat, ein bloßes
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kleines Brett zu diesem Z w e c k e 3 3 ) . Um den Ort, wo ein Ertrunkener liegt, festzustellen, wirft man in Baden einen Teller in fließendes Wasser, gleich wie man ihn gegen Feuersbrunst ins Feuer wirft, um, wie Meyer M ) meint, das Feuer zu konzentrieren, auf einen möglichst engen, nur tellergroßen R a u m zu beschränken. Nach der Chronika der Stadt Costantz von Hans Stettier 1 3 9 1 wird zum J a h r e 1 3 0 1 gemeldet, daß am ersten T a g nach J o hannes dem Täufer ein 13jähriger K n a b e in der „ S i t e r e n " bei Bischofszell ertrunken sei. D a ihn die Leute nicht finden konnten, riet ein alter Bauer, ein altes Pflugrad ins Wasser zu werfen. Wenn es auf den Ertrunkenen käme, werde es stillstehen und auf den Grund sinken 3S ). Die Zimmersche Chronik meldet von der „ a l t e n " Sitte, daß man in solchem Unglücksfalle eine eichene Scheibe aus dem St. Jörgenkirchlein im Weiler geholt und in die Donau an die Stelle geworfen habe, wo der Mensch ertrunken. Dann sei die Scheibe dem Wasser nachgeschwommen bis an den Ort, wo der Körper gelegen; dort sei sie nicht weiter, sondern habe sich vielmals im Wirbel umgedreht 3 8 ). In Oberbayern wird ein hölzerner Johanneskopf, der nicht selten an einer K e t t e in der Nähe von Flüssen in Kapellennischen untergebracht ist, ins Wasser geworfen, um durch seinen Stillstand die Lagerstelle des Ertrunkenen anzugeben OT). Nach Grohmann läßt man in Böhmen ein Schaff auf das Wasser und schwimmen 38 ). Prätorius erzählt in seiner Weltbeschreibung (1, 105 ff.), als man die Stelle eines Ertrunkenen nicht wußte, habe ein Zauberer durch seine K u n s t zuwege gebracht, daß der Leichnam dreimal aus dem Wasser hervorsprang, worauf man an dem Ort suchte und den Toten im Grunde des Flusses fand 39 ). Ein Luzerner Zauberer fand die Stelle, wo die Ertrunkenen lagen, dadurch, daß er in einen Zuber mit Wasser schaute 40) (s. a. Wasserorakel). Außerordentlich verbreitet sind die folgenden Mittel, die Leiche eines Ertrunkenen zu finden: Man steckt in ein ausgehöhltes Brot ein brennendes Wachs-
987
ertrinken, Ertrunkener
988
6. Wenn jemand ertrunken ist und nicht gefunden wird, regnet es (so lange ünd schwillt der Fluß an), bis der Tote gefunden ist) 4fl). Deshalb glaubt man bei slavischen Völkern und in Frankreich, daß jemand ertrunken sei, wenn ein Gewitter lange anhält so ). Mit dem Gewitter kehren die Seelen Ertrunkener heim 61), Wenn bei den nordfriesischen Inselbewohnern ein Verwandter ertrunken ist, so meldet er sich gleich darnach oder wohl schon vorher 8 2 ). Die Seelen der Ertrunkenen sehnen sich nach Erlösung; um Mitternacht hört man sie oft klagen, weinen und rufen 63 ). In der Untersteiermark müssen sie solange auf Erden wandeln, und zwar nicht weit v o m Orte, wo das Unglück geschah (gewöhnlich in einem Umkreise v o n einer Stunde), bis sie einen Menschen verlocken können, daß er ebenfalls ertrinkt. Dann ist die Seele des ersten Ertrunkenen gerettet, und auf gleiche Weise muß es die zweite versuchen. Die Seele wandelt nämlich als Im außerdeutschen Brauche finden Lüftchen neben den Gewässern auf und sich ebenfalls zahlreiche Mittel, die Leiab und sucht so den Menschen, welcher chen Ertrunkener zu finden an diesen Ort kommt, in irgend einen S2 ) D i e t e r i c h Mutter Erde 5 1 ; CleSumpf oder ein Wasser zu locken 8 4 ). men Neues Test. 131. 33) B a r t s c h Meck31 Nach böhmischem Glauben werden die lenburg 2, 127 N r . 515. ) M e y e r Baden Ertrunkenen dem im Innern eines Fel376. 86) Ebd. 507. S6) ed. B a r a c k 2, 364; Meyer Baden 507; L i e b r e c h t Zur sens auf die Befreiung der Tschechen a7 Volksk. 345. ) M e y e r Baden 508. ) O 1 r i k 60 f f . « ) 331 f f . " ) 44. 45. ») H e y l Tirol 89. " ) Alfr. J e r e m i a s Religionsgesch. 1918, 240. ") S e r n a n d e r in E b e r t s Reallex. 7, 6ff.; O l r i k 17. 432. •«) O l r i k 331 f f . " ) 44- 45- " ) c - 51. s") H e r z o g Schweizersagen 1, 74 f . ; K u o n i St. Gallen 73; H e y l Tirol 149 Nr. 43; 233 Nr. 46; 234 N r . 4 7 ; 354 Nr. 2 5 ; Z i n g e r 1 e Sagen 1859, 260 N r . 464. 40) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 331 f. " ) V a f J)rüdnismäl 46; Voluspä 40; O l r i k 36ff.; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 69. 7 5 ; Q u i t z mann 199 f . ; R o c h h o l z Naturmythen 2 3 4 f f . ; L a s c h in A R w . 3, i 3 8 f f . ; O l r i k 426 f f . ; E . L ü d e i s Buddhist. Märchen aus Indien 1921, 229; Joh. H e r t e l Indische Märchen 128 " ) A R w . 8, 443. « ) V a f j r ü dnismäl 45. " ) A R w . 8, 444 N . 1; R G G . 2», 3 2 5 f . ; P B B . 40, 438 f . ; G r i m m Myth. 3, 241. Doch vgl. N i e d n e r Z f d A . 49, 274 f. " » ) L e m k e 3, 125 f. ««) O l r i k 22 f f . 26. " ) E b d . 24 f f . ; L e m k e 3, 34. ") O 1 r i k 27. " ) E b d . 31 f f . ; A R w . 8, 440 f. " ) O l r i k 374 ff. 434 ff. ») H e y l Tirol 88 Nr. 5 1 . 52; S c h ö p p n e r Sagen 2, 321. 446; 3, 80; Sagen 1926, 28. 93 f. M a i 1 1 y Niederösterreich. 105 f . ; Z a u n e r t Hessen-Nassau 57; Alp e n b u r g Tirol 235; P r ö h l e Unterharz 23; S i e b e r Harzland 1928,27; Z a u n e r t Natursagen 1921, 13 f. " ) P e u c k e r t
32
Eschatologie
995
Schlesien 268. ") Ebd. 180; Herrn. H e l l e r
Höhlensagen aus d. Lande unter d. Enns 1924, 48.
**) M ö l l e n h o f f Sagen 105 t H ) G r i m m Sagen Nr. 96. Drachen: Z i n g e r l e Sagen 1859, ico Nr. 157; 101 Nr. 159; 103 Nr. 161; V o n b u n Beitrag 119. 120; W o l f Sagen 102 Nr. 160. •) Q u i t z m a n n 197 nach S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 178 und ZfdMyth. 2, 347. ") Z i n g e r l e Sagen 260 Nr. 462; H e y l Tirol 88 Nr. 51. 52. ») H e y l 85
Nr. 48.
») O 1 r i k
Ragnarök
345 ff.;
RGG.
2 *, 326 f. ») Gylfaginning c. 46—48. el ) Völuspä. 55; 0 1 r i k 55 ff. •*) Völuspd 53; O 1 r i k 52 ff.; vgl. Verhandl. d. gelehrten estnischen Ges. 20, 190f. (1900); Aug. v. L ö w i s of
M e n a r Finnische
u. estn. Märchen 1922, 212.
278; Qu i t z m a n n 197; dazu F r o b e n i u s
Atlantis i , 85 f.
«) 0 1 r i k 59 ff. **) Ebd. 56.
4. M i t t e l a l t e r l i c h e E. Die Rezeption der parsischen, indogerm. E. durch die jüd. Religion wurde bereits (1) erwähnt. V o m Judentum wuchs sie ins Christentum hinein. Schon früh wanderten eschatologische Motive nach Norden ) B a r t s c h 1. c. 2, 134, 579. "•) Wenn bei den Römern, wenn die Zahl der Tischgenossen gerade ist, plötzlich alle schweigen, faßte man das als famae labor auf, P 1 i n i u s 28, 2 7 : quin et repente conticescere convivium adnotatum, sed non nisi in pari praesentium numero; isque famae labor est ad quemeumque 44°) H a b e r l a n d eorum pertinens. 361. lu) S c h ö n W e r t h 3, 273.
19. Wer in Norwegen zuerst aus der Breischüssel bei einem Festmahl ißt, wird nicht selig oder stirbt zuerst von den Mitessenden 212 ). Wer in Westböhmen 243) zuerst fertig ist, sagt: Ich bin der Kaiser. Wer in Tirol zuletzt aufhört, kommt nicht zum Heiraten 244). Das E. darf man nicht kalt blasen 215 ). Wer nichts Heißes e. kann, kann auch nicht schweigen 246). Wer aber gekochte Speisen kalt ißt, bekommt eine schöne Haut 247). Wenn man genäschig ißt, bekommt man Spirken im Gesicht 24s). Wer langsam ißt, lebt lang 249). S4i )
Liebrecht Zur Vk. 337, 186. J o h n Westböhmen 252. *") Z i n g e r l e 2 1. c. 11, 90. " ) S c h ö n w e r t h 1. c. 3, 244. **•) B a r t s c h I . e . 2, 133, 576; Mens i n g I . e . 1, 1068. 247) G r o h m a n n 225, 1599; von kaltem Kaffee wird man schön: M e i e r Schwaben 509, 412. 24t) D r e c h s l e r 1 , 2 1 6 . !i») F i s c h e r Wb. 2, 879; Grohm a n n 227, 1626. als)
20. Über das B e n e h m e n bei der Eßtätigkeit gibt es mannigfache Ansichten und Auguria 26°). Beim E. soll man die Füße nicht kreuzen 2 S 1 ). Schon Aristophanes erwähnt als alte Sitte 262 ): oöi' l/ew xd) 7cöS' IvaXXag. Baumelt jemand beim E., so läutet er den Teufel aus 253). Man darf nicht hinter dem Rücken des Nächsten e., sonst raubt man ihm die Gesund-
I044
heit 2 5 4 ). Der Freiberger 25S) aß nur mit dem Rücken an der Wand. Das Verbot, mit der linken Hand zu e., was bei andern Völkern sehr verpönt ist 25e), erwähnen nur die Symbola der Humanistenzeit 2W ). Während bei den Römern das Herabfallen der Speisen sehr gefürchtet war 268), auch in den Symbola der Humanisten erwähnt 259) (vgl. § 12), deutet der deutsche Aberglaube vor allem das Fallenlassen des E ß b e s t e c k s aus 260). Wer den Löffel 261) fallen läßt, hat eine Todesnachricht zu erwarten 262 ); wer Löffel oder Gabel 263) oder Messer 264) fallenläßt, muß aufhören, weil ihm das E. vergönnt ist (vgl. § 12) und er Leibweh bekommt 268), oder es gibt Besuch (Berlin) 266). Man darf das Messer nicht mit der Spitze gegen sich legen 267), vor allem nicht mit der Schneide nach oben liegen lassen 268). Wenn die Kinder in Island statt des Messers die Schere gebrauchen, wachsen sie nicht mehr 2M ). Besonders an den Löffel, den z. B. eine Frau nach einer Prozeßverhandlung (1905) in Ostpreußen wie den umgekehrten Besen apotropäisch verwendet 270), knüpft sich allerlei Aberglaube (vgl. Löffel). Muß man mit einem fremden L ö f f e l e., so soll man zuvor dreimal hineinhauchen, dann bekommt man keinen bösen Mund 271 ). Wenn man Suppe ißt und den Löffel hinlegt, so daß er mit dem innern Teil nach oben fällt, ist man noch nicht satt 272). Man muß vor allem beim E. mit dem Löffel nach sich, nicht von sich schöpfen 273). Man soll ihn auch nach dem E. mit dem Stiel auf die Schüssel zu weglegen, sonst kommt der Wassermann und ißt aus der Schüssel 274 ). Man verliert den Schnupfen, wenn man die Gabel beim E. so legt, daß die Zinken nach der Türe weisen 275) (s. anschneiden und Brot). Man muß beim E. das Tischtuch zu sich ziehen; denn da, wo es nicht hinreicht, sitzt der Böse 276). Messer, Löffel und Gabel darf man nicht nach dem E. kreuzweise hinlegen, sonst tut das dem Segen Abbruch 277). Den Teller soll man nicht umwenden, sonst nehmen die Hexen an der Mahlzeit teil 278). Wie der Löffel, wird in Bayern das Eßbesteck apotropäisch gebraucht (als Kraftübermittler):
essen
io45
es wird gegen den Blitz in den Hof geworfen m ) . W e n n man einen Teller ^ oder ein E ß b e s t e c k f f l l ) zuviel auflegt, k o m m t noch ein hungriger Gast, ebenso, wenn man sich etwas nimmt, wovon man schon auf dem Teller hat fflS). Wenn sich jemand beim E. in den Finger schneidet, sagt man in Island: es wird ihm eine neue Speise gegeben werden a M ). Wenn man sich beim E. in die Zunge beißt, gönnt es einer nicht Sehr ominös ist das Verschütten v o n S a l z , es bedeutet Z a n k 2B6), besonders aber das Verschütten von Pfeffer 288). In Berlin sagt man v a ) , wenn einer Salz verschüttet: Soviel Körnchen du verstreust, Soviel Sünden du begeuhst. Wenn beim E. ein Glas zerspringt, ist ein Unglück passiert 288). Das Umrühren des E.s mit Gabel oder mit dem Messer verursacht Leibschmerzen oder Seitenstechen 289). Man soll nicht beim E. mit der Gabel oder demMesser klopfen, sonst klopft man auf die N o t s a 0 ) . Ißt eine Magd Milch oder Brei aus der Pfanne, so regnet es b a l d " 1 ) . Wer „ o w e r n P a n n s t e r t " ißt, muß sieben Jahre umsonst freien 292). Wer aus einem schartigen Geschirr ißt, bekommt Leibschmerzen M3 ). Wenn man während des Suppenbrotschneidens ißt, vergißt man alles viel leichter ,M ) S a r t o r i I.e. 2, 30; H a b e r l a n d 1. c. 272 ff. 357 ff.; ZfVk. 1898, 157; D r e c h s l e r 2, 265. , 5 1 ) L i m m e r t 217. '") Wolken V. 984. "*) D r e c h s l e r 2 , 1 1 . »") Urquell
4
(1893),
119,
79;
ZföVk.
50;
G r i m m
1897,
21,
127.
Nr.
105;
•") E i s e i Voigtland 218,565. "•) H a b e r l a n d 164 ff. "') Sinistra manu sumere eibum nefas: ZfVk. 1915, 22 Nr. 16. 26. »") Alle Literatur in ZfVk. 1915, 26 Nr. 18; vgl. Bissen; dazu P l i n i u s 28, 27; P a u l y - W i s s o w a i , 9 i . «») I.e. 22 Nr. 18. Haberl a n d 360 ff. "*) D e r s . 280. 360; vgl. Löffel. s «) R o c h h o l z Glaube i, 142; W. 314; in Tirol sagt man: er ist verheiratet: Z i n g e r l e 1. c. 26, 155. »«) D r e c h s l e r 2, 10; G r o h m a n n 225, 1593; W. 457; ZfVk. 1902, 179. , M ) S t r a c k e r j a n 2,229 Nr. 485; W. 457. ">) B a r t s c h 1. c. 2, 133, 575. "•) ZfEthnoI. 15,91. ,67 ) R o c h h o l z Glaube
1,
KHM.
"») K o c h h o l z I.e.; H a b e r 1 a n d 274 ff.; S c h ö n w e r t h I.e. 3, 280, 1; M e i e r Schwaben 501, 343 (der Herrgott schneidet sich darin); 502, 357 (die Kinder können nicht in der Wiege schlafen); der Teufel läuft darauf herum:
1046
B i r l i n g e r Schwaben
1, 409,15; L ü t o l f
Sagen
556,577; s. Messer; dasMesserwirkt apotropäisch: K ü h n a u Sagen 3,126,1494. "') ZfVk. 1898, 157. *") ARw. 18, 297. r i ) M e i e r 1. c. 508, 398. "«) G r i m m Myth. 3, 445, 351; H a b e r l a n d 1. c. 280 ff.; S c h ö n w e r t h 3, 242. ,T3) Urquell I (1890), 185; 24, S a r t o r i 1. c. 2, 31. "*) T a u b m a n n Nordböhmen 44 Nr. 22. «") ZfVk. 1891, 192, h. 1. »•) Urquell 1 (1890), 185,15. "') G r o h m a n n 226,1609. m) G r i m m 1. c. 3, 444, 309. m ) P o l l i n g e r Landshut 162; vgl. die apotropäische Verwendung des Messers gegen den Wirbelwind ( K ü h n a u Sagen 3, 761. 764. 765) u n d (I.e. 3, 125). •") J o h n Erzgebirge "') H a b e r 1 a n d 1. c. 271 ff.; J o h n
Alp 31.
1. c. F o g e l Pennsylvania 84 Nr. 315 (Freiburg). »») ZfVk. 1898, 157. «") W . 293. u i ) Alle Literatur bei H a b e r l a n d 361 bis 363; dazu ZfVk. 1914, 57, 57; W . § 231. »•) M e i e r 1. c. 505, 375. "») ZfEthnoI. 15, 91. "») ZfdMyth. 4, 30, 17. » ) H a b e r l a n d I.e. 278 ff.; D r e c h s l e r 2, 318. John Westböhmen 252. 1 , 1 ) G r i m m 1. c. 3, 463, 803; H a b e r l a n d 1. c. 272 ff. "') M e n s i n g Wb. 1, 1068; wenn eine Schwangere aus dem Kessel ißt, stammelt das Kind: G r i m m 3, 468, 924. *•') S c h ö n w e r t h 3, 242. as)
M)
B i r l i n g e r
Schwaben
1 , 403.
21. Der T i s c h als Träger der kraftspendenden Nahrung ist bei allen Völkern, so bei den Römern 8,s ), besonders heilig (vgl. Tisch): osculatique mensam rogamus Nocturnas ut suis se teneant (zu Hause zu bleiben), dum redimus a cena 1 9 5 a ). Es darf sich niemand, auch das K i n d nicht, mit dem bloßen Hintern auf den Eßtisch setzen 294). V o n den vielen Tischauguria seien nur zwei erwähnt: Ein Mädchen, das beim E. an der Tischecke sitzt, bekommt eine böse Schwiegermutter 2 9 7 ). Wer beim E. zwischen zwei Schwestern sitzt, wird bald heiraten 298). Wer nach dem E. den Stuhl unter den Tisch schiebt, wird leicht tanzen 299). Nach dem E. muß man den Tisch abräumen, sonst kommt man nicht in den Himmel 30°), oder das Jüngste im Haus kann nicht schlafen aot ) (Vgl. dagegen das E. an Weihnachten § 24). Das Mädchen, das bald nach dem E. abräumt, wird bald heiraten 302). Der Eßtisch darf über N a c h t nicht bedeckt (s. bedecken) werden, weil an ihm die Engel wachen ®°3); wenn das Tischtuch zu lange liegen bleibt, müssen die Engel im Himmel zu lange beten 304 ).
!®5) Alle Literatur bei R i e s in P a u 1 y W i s s o w a 1, 30. «"») P e t r o n i u s Satyrae 64 ( = 42, 26 Bücheler); vgl. D ö l g e r 1.
c. 502 ff.
,M )
W. 461.
lw )
John
Erzgebirge
76; über den Tischaberglauben ausführlich: B r e v i n u s N o r i c u s 340—343. ,9S) W. 293. m ) D r e c h s l e r 2, 12, 365. 300) J o h n Erzgebirge31; S a r t o r i 1 . 0 . 2 , 3 1 . M1) S c h ö n -
bach
Berthold
v. Regensb. 151.
30S)
Groh-
mann 118, 885; H a b e r l a n d 267 ff. a03) W. 461. «•«) D r e c h s l e r 2, 12.
22. Ein mit Anfangszauber verbundener Moment ist es, wenn man eine Speise zum e r s t e n m a l im J a h r e ißt; dafür gilt das Wort von Scherffer: Legt sie ihm einmal denn was vor, das was neues ist vom Jahre, greift's ihm sprechend sanft ans Ohr: Eßt, Herr, daß Euch Gott bewahre »05).
Wenn man in diesem Augenblick etwas wünscht, wird es erfüllt 306). Beim E. der ersten Frucht soll man sich etwas Gutes wünschen 307). Wer beim E. des Federviehs den Brustknochen bekommt, zieht am einen Ende, während der Nachbar am andern zieht; wer das größte Stück erhält, dessen Wunsch geht in Erfüllung 308 ). mt)
Drechsler
2, 9 (mit Bild);
Keller
80*) F o g e 1 Grab des Aberglaubens 5, 308. Pennsylvania 86, 332; 95, 387 (Heidelberg). 307)
1048
essen
1047
J o h n Erzgebirge 38; vgl. 2, 9. *») Z f v k . 1914, 75, 46.
Drechsler
23. D a s M i t t a g - E.: Bei dieser Hauptmahlzeit 809) achtet man besonders auf Vorzeichen 310). Der Glaube, daß man nichts übrig lassen darf, gilt natürlich gerade für diese E . s z e i t s u ) . Auch das Schweigegebot: Kindern, welche beim Mittag-E. murren: „ D a s ist aber wenig!" sagt die Mutter: „Viel fährt auf dem W a g e n " 312 )! Wenn zum Mittag-E. ein Besuch kommt, wird dieser der Ehemann 313 ). Nach dem Schweizer Volksglauben darf man an Neujahr niemand zum Mittag-E. einladen 3 U ). Ist der Mann unterwegs, so soll die Frau nach dem Mittag-E. den Stuhl unter den Tisch schieben, damit jener die Treue bewahrt 31S ). Wie die Mittagstunde allgemein die Zeit des Spukes und der Geister ist 3 1 6 ), so finden sich zum Mittag-E. willkommene oder unerwünschte Geister ein, wie die Unterirdischen in Pommern, die durch den
großen Schlapphut unsichtbar sind 31T). Im Neubistritzer-Land rauben die Schachenweibeln einem Bauer bei Schamers jeden Mittag, wenn die Leute in der Kirche sind, das E. aus der Bratröhre 318). Die wilden Bergfräulein in Martell kamen oft nach der Mittagsstunde zu den Thialer Mähdern. Für sie hielt man daher ein späteres und reichliches Mittag-E. parat, besonders ihre Leibspeise, weizene Speckknödel. Dafür halfen die Fräulein bei der Arbeit 319). Die Mora in Oberschlesien bereitet sich in der Küche selbst das Mittag-E."»). "») D r e c h s l e r
Pennsylvania
2, 8; W. 293. *10) F o g e l
114, 501.
,n)
W. 622; in Braun-
schweig gibt es Regen, wenn die Sonne ins Abendbrot scheint: A n d r e e Braunschweig 410. »») BlpommVlc. 9, 13. 313) F o g e l 1. c. 314) SchwVk. 61, 185 (Heidelberg). 10, 30. 31S)
John
Erzgebirge
34.
816)
K üh nau
Sagen 2, 209—211; vgl. Index 4, 160: Mittagsstunde. ' " ) J a h n Pommern 68, 84. 31S) J u n g -
bauer
Böhmerwald
519—520 Nr. 86, 2. 549 Nr. 1194.
31. 820)
31')
Heyl
K üh na u
Tirol 1. c. 2,
24. Die meisten der behandelten abergläubischen Vorstellungen und Eßtabus vereinigen sich mit dem Anfangszauber in der Segenshandlung des E.s an W e i h nachten, Neujahr und and e r n F e s t e n 3ai ). Schon bei Caesarius von Arles, der uns den ältesten Beleg für diesen Anfangszauber bietet, von dem alle späteren Quellen S22 ) bis zum Correktor Burchardi 323) abhängen, lesen wir von der Reichhaltigkeit des Weihnachtstisches und der für die „dominae" bestimmten Opfer 324 ): aliqui etiam rustici mensulas in ista nocte, quae praeteriit, plenas multis rebus, quae ad manducandum sunt, necessariae componentes tota nocte sie compositas esse volunt, credentes quod hoc illis kalendis Jan. praestare possint, ut per t o t u m annum convivia illorum in tali a b u n d a n t i a perseverent. Diese Fülle gilt für die Zeit von der Thomasnacht bis Dreikönig. In Westfalen muß man in der Thomasnacht viel e. und trinken, damit man sich nicht tothungert 32B). Im Voigtland müssen Mensch und Vieh an den drei heiligen Abenden besonders reichlich e. 32e), ebenso im Erz-
1049
essen
gebirge, sonst hungert man das ganze J a h r 327 ); auch in Schlesien 3 ® ) . Wer viel ißt, erlangt Glück und Abwehr des Unglücks m ) oder lebt lang 33 °). Im Niederdeutschen heißt der hl. Abend Vull- oder Dickbuksawend 3 S 1 ); vielerorts sind sieben- oder neunerlei Speisen vorgeschrieben M 2 ). An vielen Orten legt man den Schmaus auf die Zeit nach der Mette 8SS ). Das E . muß besonders fett sein, damit das Messer der Perht vom Bauch des Essers abgleitet; wer nämlich nicht fett ißt, dem schneidet die Perht den Bauch auf und füllt ihn mit Häcksel S34 ). Sie bekommt die Reste des Mahles über Nacht hingestellt 335 ) (vgl. Perht u. Speisopfer). A m Fuße des Kaiserwaldes im Erzgebirge sagt man: Dau, Zempa, haust da Ess'n, thou uns neat vagess'n 338 ). Wer am hl. Abend in Westböhmen vor dem Weihnachts-E. etwas ißt, dem schlitzt der Zembera den Bauch auf 3S7 ). Ißt sich im Erzgebirge die Hausfrau nicht satt, so legen die Hühner weg 33S ). In Böhmen wirft man die Reste in der Scheuer f ü r die Mäuse hin und sagt: Mäuse freßt die Überreste und laßt das Getreide in R u h 3 3 * ) . In der Dreikönigsnacht müssen alle Weihnachtskuchen aufgegessen werden, sonst bringt das neue J a h r Unglück 340 ). »") D r e c h s l e r 1, 6—7. »") So die sogenannte Predigt des hl. E l i g i u s MG. SS. Merov. 4, 705, 14 ff. ' " ) S c h m i t z
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vgl. Anmerk. 322—324. ' " ) J o h n Westböhmen *") D e r s . I.e. *») J o h n Erzgebirge 155. "•) G r o h m a n n 63, 424; M0 W. 432. )R e i s e r 1. c. 2, 40; S a r t o r i 3, 7425. B e s t i m m t e S p e i s e n sind t a b u 3 4 1 ) . Man muß Klöße e. und Heringe 34a ) oder Krapfen M 8 ) J in Brandenburg Schuppenfische, dann hat man das ganze J a h r Geld 3 t t ). Grünes bedeutet in Berlin Glück M s ) ; wer in Nassau 346 ) und Schwaben M 7 ) K r a u t ißt, dem geht das Geld nicht aus. Wer in Berlin an Neujahr Fleisch ißt, wird reich 3 4 S ). Nach dem Glauben der Deutschamerikaner darf man am Christtag nur Fleisch von Geflügel e., sonst hat man im Stall Unglück 3 4 *). In dem berühmten St. Florianer Papiercodex steht: item etti eich essent nicht fleichgs des phineztags ijn der chottemer (Donnerstag im Quatember) so sterbent sy nicht in dem sterb s s o ). In Grün bei Asch in Westböhmen ißt man am ersten Feiertag R e i s 3 B 1 ) , in Silberberg Sterznudeln und Dörrobst 8 M ). Wenn man am Christabend Buttermilch ißt, bekommt man keine Kopfschmerzen S5S ). Man darf in den Zwölften keine Hülsenfrüchte e., sonst bekommt man am Mund einen Ausschlag 354 ) : In Zwölfnächten Erbsen e. Bringt viel Bäulen und Geschwär »").
Soviel Apfel man an Neujahr ißt, soviel Geschwüre bekommt man in dem Jahr 3 8 *). 132 A. 1 ; 376. 377 A. 4; R a d e r m a c h e r Dagegen ißt man in der Szegeder Gegend Beitr. 92 A. 1. »") MG.SS.Merov. 3, 479 A. 6. Apfel und Nüsse und Knoblauch je zwei »") K u h n Westfalen 2, 100 Nr. 308; S a r t o r i 1. c. 3, 22. •") K ö h l e r Voigtland 361. zusammen; wenn man sich verirrt und an seinen Partner erinnert, findet man sich «') W. 461. '») D r e c h s l e r 1, 32; H a b e r l a n d 56 ff.; S a r t o r i 1. c. 3, 3 u. 27; zurecht 3 W ). In Schmalkalden darf man H ö h n Tod Nr. 7, 349; reiches E. an Neujahr: an Neujahr keine Klöße e., sonst beF e h r l e Feste 23; S p i e ß Fränkisch-Henne388 berg 1 5 1 ; für Dreikönig: F e h r l e 1. c. 28—29. kommt man Knoten am Leib ). Die 3 330 Reste dieser Kultmahlzeit sind segens") J o h n Erzgebirge 155. ) W. 451. S31 ) Strackerjan 2, 27. 34; Kück reich und übertragen die Fruchtbarkeit Lüneburg 42; E . H. M e y e r Germ. Myth. 276; auf die Obstbäume 359) (vgl. Brot, Teig). H o o p s Sassenart 22. •") F e h r l e 1. c. 14 bis 15; W e i n h o l d Neunzahl 1 1 ; ARw 20, 395. In Braunschweig aß man zu Lichtmeß viel Semmel und Milch, damit der Flachs »'»(Drechsler 1 , 3 1 ; L e o p r e c h t i n g Lechrain 208; H ö r m a n n Volksleben 233; R e i s e r gut gerate 38 °). Ähnliches berichtet WitzAllgäu 2, 18; wer in Westböhmen bis zum E. schel aus Thüringen 3W ) f ü r das Krautfastet, sieht das goldene Schweinl: J o h n Westböhmen 1 5 ; M e y e r Baden 489. , 3 4 ) E . H. pflanzen. M e y e r Germ. Myth. 276; W i t z s c h e l MI ) D r e c h s l e r 1,32. *") W i t z s c h e l 1. c. 2, 134, 166; R o c h h o l z Sagen 1, 247; 1. c. 2, 134, 166; M e y e r 1. c. M3) A n d r e e A n d r e e - E y s n Volkskundl. 161 mit LiteE y s n I.e. 161. '**) W. 632. '«) ZfEthnol. ratur. S35) A n d r e e - E y s n 1. c. ; W. 461; I 5. 91. "*) K e h r e i n Nassau 2, 257, 102. Bußbücher 2, 423 c. 62; A R w . 7, 445 f f . ; 20,
essen **') B i r l i n g e r Volksth. 1, 469, 7 ; in Frankreich darf man a m Tag des hl. Etienne kein Kraut e., weil er sich im Kraut vor den Häschern verbarg: L i e b r e c h t Gervasius 229, 1 2 0 ; an Allerheiligen muß man Kastanien e.: S6billot 3, 405. "») ZfEthnol. 1 5 , 91. **•) F o g e l Pennsylvania 262, 1 3 6 8 ; ißt man in den Zwölften Fleisch, so fällt das beste Vieh im Stall: G r i m m I.e. 3, 463, 8 1 4 ; über Fleischverbot: Z f V k . 1 9 1 2 , 242. , M ) G r i m m 1. c. 4 1 7 , 26; in Neunkirchen (Westböhmen) muß man an Johannisabend Semmel und Milch e.: J o h n Westböhmen 84. * " ) J o h n 1. c. 2 3 ; dagegen darf man in China am Neujahrstage keinen R$is e.: S a r t o r i 3, 67 A . 54. »«) J o h n 1. c. 1 7 . " » ) W. 78. M * ) G r i m m I.e. 3, 463, 8 1 4 ; H a l t r i e h Siebenbürgen 282; B a r t s c h I.e. 2, 249, 1 2 8 4 (Erbsen); W . 5 1 9 . 87 (an Karfreitag). 3 " ) B r e v i n u s - N o r i c u s 444. " • ) W o l f Beiträge 1 , 224, 2 7 8 ; S a r t o r i 1. c. 3, 67; F o g e l 1. c. 260, 1 3 5 7 ; W . 65. » ' ) Z f V k . 1894, 3 1 3 . SM ) S a r t o r i 1. c. 3, 67 A . 54; H e ß l e r Hessen 2 , 4 8 2 . »5») F e h r l e 1 5 ; W. 668. Andree Braunschweig 3 3 0 ; W. 658. M1 ) W i t z s c h e l 1. c. 2, 2 1 8 , 3 4 ; vgl. 2 1 3 , r. 2 1 6 , 1 8 . 2 1 8 , 3 6 ; S a r t o r i 1. c. 2, 95—96; 3, 66; 2, 5 4 — 5 5 ; J o h n Westböhmen 84.
26. Sehr bedeutungsvoll sind naturgemäß die A u g u r i e n s62 ) (vgl. Brot). Wer beim E. Löffel oder Gabel fallen läßt, stirbt im folgenden J a h r 363 ), ebenso, wer v o m Stuhl fällt (Erzgebirge) 3 M ). Dasselbe geschieht dem, der während des E.s aufsteht 366 ). Wenn es die Hausfrau tut, verlegen die Hühner 366 ). Vor Beinschmerzen bewahrt man sich, wenn man beim E. am heiligen Abend auf Eisen steht 387 ). Wer in der Schweiz an Neujahr beim E. als letzter aufsteht, kommt zu spät in den Himmel 368 ). *") S a r t o r i 3, 28. '•') S c h r a m e k Böhmerwald 1 1 7 ; J o h n Erzgebirge 1 1 5 . 1 5 5 ; J o h n Westböhmen 17. " * ) J o h n Erzgebirge 1 5 5 . • « ) Ebd. »«) Ebd. "') D r e c h s l e r 2, 304. 3ra ) SchwVk. 10, 30.
27. Wie das E . der Frühlingseier (s. Eier) 3TO) und der Maienbutter (s. Butter) 37 °), soll das reichliche E. an F a s t n a c h t Fruchtbarkeit, Gesundheit und W o h l s t a n d bringen. An Fastnacht muß man reichlich e., besonders Schweinefleisch und K r a u t 3 7 1 ) . Am Donnerstag vor Fastnacht muß man auf dem Eichsfelde so oft e., wie der Hund mit dem Schwanz wedelt w a ) . In der Rheinpfalz muß am fetten Donnerstag in jedem
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Haus Fleisch gekocht werden 373 ). In der Schweiz schickt man am „ F e i s t e n " nach dem Mittag-E. die Kinder als Heumütterli maskiert gegen den Buchenwald. Sie müssen in den Wald hinein die Zähne blecken und Gesichter schneiden; man muß mit fettem Maul in den Wald schauen, dann gibt es viele Buchnüsse S H ). Am Pfannkuchentag soll man nichts arbeiten 37S ). Am ersten Fastenfreitag ißt man in Oldenburg 378) eingemachte Bohnen. Am Gründonnerstag wird das Neunkräutergericht empfohlen 3 ' 7 ) und das E. einer Bretzel 378), wenn man in dem J a h r fieberfrei bleiben will. Vor Fieber schützt man sich auch, wenn man am Ostermorgen einen Apfel ißt m ) . In Österreich aßen früher viele Leute an Fastnacht keine Suppe, damit sie im Sommer nicht von den Mücken gestochen würden aso ). »•») F e h r l e 1. c. 55—56. "») Ebd. 63. " ) Ebd. 4 1 . 48. 49. »'») S a r t o r i 1. c. 3, 1 1 2 . •'*) Bavaria 4 b, 393. »'«) R o c h h o l z Glaube 2, 49. a " ) F o g e l I.e. 254, 1 3 2 1 ; W. 83. " • ) S t r a c k e r j a n 2, 123, 356; die Römer aßen am 1. 6. Schweinefleisch und Bohnen, ne laedantur viscera: P a u l y - W i s s o w a 1, 45. «') W e i n h o 1 d Neunzahl 10 ff.; 3 8 vgl. A. 332. ' ) M a n n h a r d t Germ. Myth. 1 3 4 ; vgl. Bretzel. «») W. 528. »») ZföVk. 1900, 1 2 1 . s
28. Beim K i n d s t a u f s c h m a u s e müssen die Paten von allem tüchtig e., damit das Kind früh und gut e. lernt M 1 ). Im Voigtland ißt man zu diesem Zweck ein Stück Kuchen 382 ). Auch berichtet das Journal aus der Gegend von Chemnitz 383 ): Von welchen Speisen der Pate beim Taufmahl nicht ißt, vor denen bekommt das Kind einen Abscheu. Die Mutter muß in Thüringen in den ersten sechs Wochen alle Speisen auf-e., sonst wird das Kind wählerisch; vor allem muß sie die erste Suppe aus-e.; denn soviel Brocken sie übrig läßt, soviel Kinder bekommt sie noch M4 ). Wenn die Mutter ißt, während das Kind getauft wird, wird dieses ein Fresser 38S ). Wenn eine Schwangere jemand e. sieht und diese Speise will, sie aber nicht bekommt, stirbt das Kind 388 ). Wenn eine Schwangere von einer Lieblingsspeise zu viel ißt, kann das Kind die Speise nicht e. 387 ). Nach der alten Weiber Philosophey muß man dem
essen
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Kind, bevor es an der Brust saugt, einen gebratenen Apfel zu e. geben, damit es anständig e. lernt und züchtig wird 388). Das Journal erwähnt als Aberglaube vom Lande ob der E n z : Wenn ein Kind nicht e. will oder kann, gebe man den Vögeln in der Luft oder dem schwarzen Hund ein klein Traktament 889). „ K i n n e r möten stan bi't äten, denn Wasen se goot" 89°). Einem Kinde soll man von allem, was man ißt, geben, sonst blutet ihm das Herz 3 W ), oder es vergeht ihm der Wuchs 382). Wenn die Kinder beim Lausen e., bekommen sie mehr Läuse 393). *") W i t z s c h e l I. c. 2, 249, 46; W. 591. 596; vgl. L a u f f e r Niederdeutsche Vk. 125. •»») K ö h l e r 1. c. 436. G r i m m 1. c. 3, 45°, 495- "') W i t z s c h e l 1. c. 2, 245, 9; ZfVk. 1891, 183, 2. a»5) ZfrwVk. 1907, 112. "•) ZföVk. 1897, 117, 174 (Bukowina). «") H ö h n Geburt Nr. 4, 257. "•) ZidMyth. 3» 329» 5 : v 6l- M a n n h a r d t Germ. Myth. 311 A. 2. *•) G r i m m I.e. 3, 460, 741; S a r t o r i Totenspeisung 64 A. 1. W oss i d 1 o Mecklenburg 3, 231, 1963; S a r t o r i Sitte 2, 29; ZfrwVk. 1913, 244; vgl. D r e c h s l e r 2, 17. »•>) Z i n g e r l e Tirol 8, 60; F o g e 1 Pennsylvania 45, 100; E n g e l i e n u . L a h n 248,107; K o c h h o l z Kinderlied 320. a ") J o h n Erzgebirge 56. a ") D r e c h s l e r 1, 217.
29. N i c h t e , u n d Eßverbote: Die Geister, die ihre Lieben auf dieser Welt besuchen, dürfen nichts e., aber auch nicht die Lebenden beim Besuch im Jenseits SM ). Streng ist das Eßverbot bei den Zwergen: Die Ahnfrauen derer von Rantzau und derer von Alvensleben 3 9 s ) dürfen bei den Zwergen, von denen sie als Wehmutter geholt werden, nichts e. Auch dem Hirtenmädchen, das die Zwerge bewirten, wird eingeschärft 397 ): Mädchen nimm, doch nimmer iß, Daheim der Eltern nicht vergiß.
Der Knecht in Ohna muß den Kuchen der Wassermänner e., indem er ihn ganz läßt; er schneidet ihn rund aus 398) (vgl. an-' schneiden). Ein Wassermann in Oberschlesien gibt dem Bauern zu e.399). Das Motiv des Nichte.s bei den Zwergen finden wir auch in Frankreich: Zwei Brüder heiraten Feen, dürfen aber nichts e.400). Aber der wilde Mann auf dem Schiern in Tirol zwingt den Schwaiger
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zum e.; würde dieser nichts e., so würde ihn der wilde Mann zerreißen 401 ). ***) K ü h n a u Sagen 3, 307 ff. Nr. 1680; 310 Nr. 1682. s»5) G r i m m Sagen 28, 41. »•) D e r s. 47, 68. » ) K ü h n a u 1. c. 2, 141 ff. Nr. 769; vgl. M ü l l e r Siebenbürgen 56 f. "•) M e i c h e Sagen 380, 501. *") K ü h n a u 1. c. 2, 271, 916. «••) S 6 b i l l o t 1,263. «') H e y l Tirol 352,21.
30. Das besondere Verbot, nicht bei heftigen Bewegungen und während des Laufens zu e., ist ein empirischer Rat der Volksmedizin 40a). Man darf in den Rauchnächten nicht im Freien e. (Angst vor Dämonen?), weil man sonst das ganze Jahr Hunger hat 403 ). In Siebenbürgen darf man in dieser Zeit nicht essend über die Schwelle treten, sonst wird man im Sommer durch Maden geplagt 1 M ). Wer im Isergebirge essend in die Haustür tritt, bekommt Zank 406). Wer abends im Bett ißt, dem beleckt der Tod den Mund 4M ). Wenn eine Schwangere oder Wöchnerin essend vor dem Brotschranksteht, wird das Kind gefräßig oder es bekommt Mitesser 408 ). Während des Weizendreschens soll man nicht in der Scheuer e., „sonst wird kein Mehl" * w ). Wenn jemand auf dem Krautacker ißt, kommen Raupen ins Kraut 4 1 0 ). Ein Wiener Codex warnt: wer arber oder bounnen isset und selbige wochen dergleichen sähet, dem grathen sie nicht m) L a m m e r t 45; andere Vorschriften: 40S) Friedberg 20. Baumgarten Jahr 14. 404) H a l t r i c h Siebenbürgen 40s) M ü l l e r 269. 282. Isergebirge 34. «•) ZfVk. 1, 189, 28. 407) A n d r e e Braunschweig 285; B a r t s c h Mecklenburg 2, 41, 47 b; M e n s i n g 1. c. 1, 1069; G r i m m 1. c. 3, 463, 817. ' " l G r i m m I.e. 3, 436, 41 (Rockenphilosophie); K ö h i e r Voigtland 435> 57 1 - 49)Xov t) sie xuSc&viov vj el( itpdociMtov c|>u>|iiou xal 8£8ou SoJNeiv ixav (i^XX-j -capaaoeo&ai 430). Dieses in der Antike M 1 ) häufig belegte E. von Zauberzetteln ist ebenso im altfranzösischen 432 ) wie im italienischen 433 ), wie im russischen und deutschen Aberglauben 434 ) belegt, wo diese magische Kur besonders bei F i e b e r e r k r a n k u n g e n angewandt wird 434 ); die Zettel heißen Eßzettel oder Eßbilder 43ä ), Eßbögen 438 ); die bekannte von Klapper edierte Handschrift enthält als Mittel gegen das Fieber 437 ): „Wiltu abir ym schire helfyn, so nym eynen appil unde teyl den in dry teil unde schryp an eyn teil den versyn: increatus pater, an das andir: immensus pater, an das dritte: eternus pater"; diese Teile soll man an drei Tagen nüchtern nehmen. Und in Vintlers Bluemen der Tugent lesen wir < s i ): Vil di wellen auf oblat schreiben und das Fieber damit vertreiben.
Die Minoriten in Graz stellten am Ende des 18. Jhs. am 8. Februar besondere Fieberhostien her 43*); in Bayern sind besonders die L u k a s z e t t e l bekannt, auf denen z. B. stand : J +N + R + J
et ro et in
verbum cafactum est habitavit nobis.
essen
los 7
In Holstein ißt der Kranke einen Zettel mit der sehr naiven Aufschrift 4 U ) : Fieber bleib aus, N. N. ist nicht zu Haus. Eine Notiz zum Jahre 1452 berichtet von Leuten, „die auff opfel bley oder anders schreiben und das zu e. geben den leutten oder an den hals h e n c k e n " U 2 ) . Nach altem Aargauer Aberglauben soll man gegen den Freß-Rätticher bei Schwächeanfällen dem Kranken einen Bissen Brot geben, auf dem die Worte stehen: hagios habi, rabi, gabi 448). In Klosterheide häufen sich die Vorschriften: Auf ein Butterbrot schreibt man mit Tinte, indem man die Feder umkehrt: Sava X Sawa X Sawita X . Das gibt man dem Kranken an drei Freitagen nach Sonnenaufgang und vor Sonnenuntergang 4 4 4 ). In Sachsen muß ein von einem tollen Hund Gebissener innerhalb 24 Stunden ein Butterbrot e., auf dem eingeritzt ist 445 ): Daba. H. Gaela. H. Habit. H. Tollen Hunden gibt man Zettel mit magischen Zeichen zu fressen 4 M ). Gegen Tollwut gilt die Satorformel als besonders wirksam 446 a ). Auch beim Herannahen des Fiebers ißt man in Brandenburg **7) eine Butterstulle mit folgenden Zeichen: I R. A H R. I R. A H R. A T. R. A H M. A K I R. A R. H. Gegen E p i l e p s i e schreibt man mit einer Nadel, mit der man für einen Toten etwas genäht hat, die Satorformel auf Papier, wärmt es über Milchdampf und gibt es den Kindern auf Butterbrot zu e.448). „Andere e. wider das Fieber drei mit Characteribus gezeichnete Mandelkern / andere einen Lebkuchen / der soll in drei mal drei Stücklein geschnitten / dann allemal drei Stücklein auf einmal wider das Fieber eingegeben werden / dann muß auf jedes Stücklein was geschrieben sein; als ich einsten eine Frau / so ihrem Sohn dergleichen eingegeben / fragte / was dann darauf geschrieben gestanden? gab sie mir zur Antwort: Sie Bichtold-Stftubli,
Aberglaube II.
1058
hätte es nicht lesen können / es sei lateinisch gewesen" 448). Auch in Aschaffenburg nimmt man als Medium einen Mandelkern 440). Nach einem alten Hexenbüchlein gibt man auch den Tieren Briefe zu e. gegen „raserey und t a u b s u c h t " 4 5 1 ) . «") P r a d e 1 Gebete 129. «") ZfVk. 1905, 94
bis 96; G a i d o 2 les gâteaux alphabétiques
in:
Mélanges Remier. Paris 1886; H ö f 1 e r Weihnachten 26; damit das Kind fromm wird, kocht man in der Schweiz in den ersten Brei ein Stück aus dem neuen Testament: ZfdMyth. 4, 2 Nr. 17; Ezechiel ißt eine Buchrolle auf, um sich für den Prophetenberuf vorzubereiten : Ezechiel 2,8—10; vgl. W i e d e m a n n in: Der alte
Orient 2, 2 (L. 1900), 18. "•) M e y e r
Baden
109. *n) 4. Moses 5, 21 ff.; ARw. 13, 442; P r a d e l I.e. 128. "•) ZfVk. 1909, 271. 274; s.Bissen. "•) P r a d e l 1. c. 128; A n d r e e 1.e.; D i e t e r i c h Abraxas 159; ARw. 13, 529. Pradel I . e . 128. «») Ebd. 128 f.; S t e m p l i n g e r Sympathie 66 ff. ; K r o p a t s c h e c k
De amuletorum
apud
antiquos
usu 19. "*) L i e b r e c h t Gervasius 255, 436: Quelques autres pour guérir la fièvre continue,
la fièvTe tierce, o u l a fièvre quarte, donnent à
manger aux malades à jeun pendant trois jours des feuilles d'arbres, ou des pommes, sur lesquelles ils écrivent certains mots; vgl. 252, 404. t u ) Eine Stelle aus den Predigten Bernardinos von Siena hat mit dem altfranzösischen Zitat große Ähnlichkeit (ZfVk. 1912, 130 bis 131 Nr. 15): contra febrem continuam, tertianam vel quartanam dant herbarum folia scripta ad comedendum jejuno stomacho, vel pomum scriptum, sive script am hostiam, et hoc tribus diebus, quasi diabolus velit preferri Christo . . . ; vgl. ZfVk. 1908, 444; 1901, 274. 278.
*"») H o v o r k a - K r o n f e l d
*M) A n d r e e - E y s n 122 ;
F e h r 1e
Feste
2,431.
Volkskundl. 120 bis
88;
Mo g k
in
den
Germanistischen Abhandlungen 12, 113 ff.; ZfdPhil. 16, 196; D r e c h s l e r 2, 282. 291. 294. 303; M ü l l e n h o f f Sagen 513 Nr. 15; F r i s c h b i e r Hexenspruch 52; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 137. 139. 142; H ö h n Volksheilkunde 1, 153; SchwVk. 5, 6; W. 509. "') A n d r e e - E y s n 1. c. "•) DG. 11, 119. "*) K l a p p e r in MschlesVk. 7, Heft 13, 25—26 (Pergamenthandschrift 15, 2).
4S8
)
Vers
7776—7777,
s.
Z i n g e r 1e
Tirol
285. *»") H o v o r k a - K r o n f e l d i, 142. ««) DG. 11, 119. ««) H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 139; vgl. Brot. "») ZfdMyth. 1 (1853), 6. «") Ebd. 4, 110. «") ZfVk. 7, 70, 8. **•) S e y f a r t h Sachsen 174; vgl. D r e c h s l e r 2 , 2 8 2 . 2 9 1 . "•) G r a b i n s k i Sagen 42; D r e c h s 1 e r 2, 47 Nr. 466. "•») H o -
v o r k a - K r o n f e l d 2, 433. *«') E n g e l i e n u. L a h n 2 5 8 ^ . 1 3 8 . "•) D r e c h s l e r 2, 307. "•) B r e v i n u s N o r i c u s 209 ff. *50) La m m e r t 262. '") Alemannia 3, 265 ff. 34
io59
Essig
33. Auf einer anderen Vorstellung beruht das A b - E. der Krankheit: Ist schon das reichliche E.462) allein eine Abwehr gegen die zehrenden Krankheitsdämonen, so nimmt der Aberglaube an, daß beim ,,Ab-E." eine höhere Macht den Willen kundtue und das Heilmittel angebe, indem der Kranke nach bestimmten Speisen Gelüste hat; eine Schweizer Quelle berichtet zum Jahre 1716: er hat am Brot abgege. das Kaltweh 45s ) = panis satietatc febre liberatus est. Dem Gelüst des Kranken nach A n k e n schreibt man eine instinktive Bedeutung und der Erfüllung desselben Heilkraft zu 463 a ). Nach bayrischem Aberglauben kann man das Wechselfieber durch Befriedigung eines Gelüstes ab-e. oder abtrinken 484). Bei gewissen Krankheiten wird das E. von Erde, soz. B. der Striegauer terra sigillata, empfohlen 456). * M ) S a r t o r i 1. c. 1, 29. "») Schweizld. 1, 524. 1 62; ZföVk. 6, 110; S c h u l e n b u r g Wend. Volkst. 153; W o l f Beiträge 1, 213 ; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 129; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 293 f. ; H e e r Altglarn. Heident. 22; M o n t a n u s Volksfeste 174; H e y 1 Tirol 786 ; K e l l e r Grab d. Abergl. 2, 81. ») ZfrwVk. 11, 262; S t r a c k e r j a n 2, 163 Nr. 392 ; B a r t s c h Mecklenburg 2, 124. 125; MschlesVk. 19 (1908), 86; Urquell 5, 32; F e i l b e r g Bidrag 4, 963, 45. *) S u o l a h t i Vogelnamen 322; ZfrwVk. 4, 269; MschlesVk. H. 19 (1908), 83; A l p ; e n b u r g Tirol', G r o h m a n n 66; BIPommVk. 5,44; G u b e r n a t i s Tiere 526. •) W u t t k e 202 § 274; G r o h m a n n 230. •) G u b e r n a t i s 528 f. 530; P a u l y - W i s s o w a 6, 1065, 45 ff.; Knortz Vögel 124—138; Hopf Tierorakel 106; K e l l e r Grab 2, 240; A g r i p p a v. N. 1, 249; B a u m g a r t e n Aus d. Heimat 1, 89; (E.nruf im Sommer); W l i s l o c k i Magyaren 73 (bei ihrem Angang wird ausgespuckt). In Redensarten : B a r t s c h Mecklenburg 2, 178; K n o o p Hinterpommern 8; E x o t i s c h e s : H o p f Tierorakel 43. 46. 49. 50. 104. 107t.; C o h n Tiernamen 3. ') J o h n Erzgebirge 95. 8) K e l l e r Grab 1, 82; W u t t k e 202 § 274; D r e c h s l e r 2, 145; MschlesVk. H. 19 (1908), 83; G r i m m Myth. 3, 473 Nr. 1016; G r o h m a n n 67, 230;
1078
Montanus Volksfeste 174. Schon antik: P a u l y - W i s s o w a 6, 1065, 45. •) E s t e r m a n n Rickenbach 188. 10) S A V k . 13, 200; M ü l l e r Isergebirge 14; F o g e l Pennsylv. 225 t Nr. 1138f. " ) BIPommVk. 5, 44; K e l l e r Grab 83. " ( B a u m g a r t e n vi «5 d. Heimat 1, 90; P a u l y - W i s s o w a 6, 1070, 32. ,a ) S 6 b i 11 o t Folk-Lore 3, 201. 202. 456. '*) M ü l l e n h o f f Altertumskunde 4, 229. ") W o l f Beiträge 1, 248. " ) R o t h e n b a c h Bern 38 Nr. 335; W u t t k e 202 § 274 (Taufe); H o p f Tierorakel 106 (glückliche Geburt: Wenden); ZfdMyth.2, 418 (Cevennen); S f e b i l l o t Folk-Lore 3, 200; ZfVk. 17, 163 (uneheliches Kind: Weißrußland). " ) Daher hat sie auch Umschreibungen ihres Namens: G ü n t e r t Sprache derGöttcr 15,105. " ) L e o p r e o h t i n g 82. " ) M a n n h a r d t 1, 127, zit. G r i m m Myth. 403 f. (4. Aufl. 1, 359); M ü l l e n h o f f Zur Runenkunde 50; M a n n h a r d t Germ. Mythen 198; H o p f Tierorakel 105; S A V k . 2 , 3 1 (Kt.Tessin). l0) P a u l y W i s s o w a 6, 1066; G u b e r n a t i s Tiere 496 f.; H a n s e n Zauberwahn 15; S o l d a n H e p p e 2, 426; G ü n t e r t Kalypso 225 Anm.3; B a r t s c h Mecklenb. 1 , 1 3 2 ; S c h e l l Bergische Sagen 300 Nr. 14; S A V k . 10,130; eine hexenverdächtige E.: SAVk. 7, 141. Vgl. ferner die griechischen Verwandlungssagen: P a u 1 y W i s s o w a 6, 1065, 15; 1066, 10. 64; 1067, 58; 1069, 54; 1071, 42. " ( M o n t a n u s Volksfeste 174. " ) Ebd. " ) Ebd.; M a n n h a r d t Gitter 109 f.; S c h a m b a c h u. M ü l l e r 347; S c h r a m e k Böhmerwald 259; M e i e r Schwaben 34; Grohmann Sagen 78; Witzschel Thüringen I, 324 Nr. 337; Meyer Germ. Myth. 248 § 325. •*) B a u m g a r t e n Aus d. Heimat 1, 89; Lands t e i n e r Niederösterreich 23 f. ") M o n t a n u s Volksfeste 174. " ) Ebd. r ) Z f V k . 1 1 , 3 0 5 ; F e i l b e r g Bidrag 4, 965. *») Melusine 4, 481; S e l i g m a n n 1, 124. 165 (weist auf die künstliche E. des Iktinos im Tempel der Minerva hin, nach A u s o n i u s 308 bis 310). ») L i e b r e c h t Z. Volksk. 342 (zit. A p u l e j u s Met. 1. 4, p. 218 Oud.); L a m m e r t 37; W u t t k e 1 2 4 5 1 6 5 ; 281 § 411; 287 § 420; 305 § 448; Z f V k . 10, 210. 429; Urquell 3, 107; D r e c h s l e r 2, 231; B o h n e n b e r g e r 22; S a r t o r i Sitte 2 , 1 3 ; ZfrwVk. 5 (1908), 184; P o l l i n g e r Landshut 154; Roch holz Sagen 2, 166; Feilberg Bidrag 4, 964, 31; J a h n Opfergebräuche 62. 186. 190; BIPommVk. 5, 45; K u h n Herabkunft 214 f. (gegen Hagel); B o e d e r Ehsten 148. 30) G a n d e r Niederlausitz 27 f.; H o v o r k a - K r o n f e 1d 1, 129; Seligm a n n 2, 117 (auch franz. u. ital. Belege). " ) BIPommVk. 5, 45. »«) W l i s l o c k i Volksgl. 147. »») ZfVk. 8, 168; A 1 p e n b u r g Tirol 386; W u t t k e Sachs. Volksk. 324. ") S c h ö n w e r t h Oberpf. I, 89 Nr. 8. ") B a r t s c h Mecklenburg 2, 53; vgl. den Glauben, daß wer E.augen ißt, im Dunkeln sehen kann: F r a z e r 8, 144 (nordindisch).
Eulogius—Euphemismus
*7 9 3«)
S A V k . 7, 50. «) BIPommVk. 5, 45. ») S A V k . 6, 59. »•) BIPommVk. 5, 45; E. im L i e b e s z a u b e r s. a. P a u l y - W i s s. 6, 1067, 66 ff. " ) Globus 91, 338; Z f V k . 8, 168. 41 ) G r i m m Myth. 3, 442 Nr. 2 5 1 ; ZfrwVk. 11 (1914), 262; F o g e l Pennsylv. 378Nr. 2029; M o n t a n u s Volksfeste 174. " ) BIPommVk. 5, 45; S A V k . 27, 82 (15. Jh.). " ) G u b e r n a t i s Tiere 530 (zitiert A l b e r t u s Magn u s ) ; vgl. P l i n i u s NH. 2 9 , 4 ; H ö f l e r Organotherapie 213; W o l f Beiträge 1, 251; Z f V k . 8, 168; A l p e n b u r g Tirol 385; BIPommVk. 5, 46; S A V k . 27, 84. " ) F o g e l Pennsylv. 62 Nr. 195. " ) B o e d e r Ehsten 143. *•) H ö f 1 e r Organothtrapie 127 (n. Montelius). *') F r i s c h b i e r Hexenspr. 1 6 0 f . = H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 172. ») S A V k . 7, 50. " ) BIPommVk. 5, 46. 60) H ö f 1 e r Organotherapie 253. S1) Ebd. 126. ") Buch der Natur ed. P f e i f f e r 209. **) P l i n . 30, 12; Jühling Tiere 192. H) P l i n . 29; H ö f l e r Organotherapie 219. " ) J ü h l i n g Tiere 191; H ö f 1 e r Org. 126. 184; BIPommVk. 5, 45 (Gicht). «•) J ü h ling 192. " ) BIPommVk. 5, 46. ») Vgl. D ä h n h a r d t Natursagen 4, 2, 318 (Register). 69) W o l f Beiträge 2, 28 (nach B e c h s t e i n Sagenbuch 1, 246, 90). 60) W u 1 1 k e 473 § 755 (n. G r o h m a n n). a ) D r e c h s l e r 2, 231; vgl. S A V k . 7, 141 Nr. 124. •«) Sagen 355. «») K u h n Herabkunft 215. " ) Z f V k . 10, 352. •') S a r t o r i 3 , 1 9 8 ; H ü s e r Beiträge 2, 36. Unzugänglich war mir: K . G ü n t h e r Unsere Eulen. Karlsruhe 1921; B r a n k y Eulennamen in „ D i e Schwalbe" (Wien) 16 (1892), vgl. dazu Z f V k . 3, 112; 10, 342. Taylor.
Eulogius s. E l i g i u s . Euphemia, hl» Märtyrerin aus Chalcedon um 300. Aus ihrem Leichnam soll von Zeit zu Zeit wohlriechendes Blut geflossen s e i n I h r Name wird unehelichen Kindern gegeben und ist daher Schimpfwort geworden: „ D u bisch mer au e netti F ä m e ! " 2 ) . l) W e t z e r Baden 28.
u. W e l t e
4,990^
s)
Meyer Sartori.
Euphemismus meint an sich überhaupt die Beschönigung durch Vermeidung des rechten, gewöhnlichen Namens und Umnennung mittels eines schmeichlerischen Namens. Das Wort kommt vom griech. euphemein, gut reden von jemand, das zu einem kultischen Gebot bei den Griechen und auch bei den Römern geworden war und dessen Überbietung, etwa in einem Zweifelfalle, zum Gebot des völligen Schweigens über jemanden bzw. Nichtnennung des Namens f ü h r t 1 ) . Wie E. im
1080
gewöhnlichen Leben nicht selten vorkommt, zur Belebung und Erhöhung des gesellschaftlichen Lebens dient, so wird er im besonderen in Religion und Magie und den hiermit zusammenhängenden Anschauungen geradezu als eine Art A b w e h r z a u b e r (s. d.) gebraucht. Man meidet „ominöse" Worte und Namen oder Aussagen und setzt entgegengesetzt lautende an deren Stelle, während man in Fällen der Ermangelung eines solchen euphemistischen Ersatzausdruckesetwaein,, Unberufen" oder ähnliches hinzufügt. So sagt man für* Gefängnis „das graue Haus" (so selbst im Griechischen einfach Haus statt Gefängnis), und wie die Griechen die Erinnyen gern E u m e n i d e n , Spenderinnen gütigen Geschicks, nannten und für Sterben „Entschlafen" sagten, so wird für Rachegeister etwa „die Holden" (s. u.), für Sterben „ E n t s c h l a f e n " oder „ H e i m g e h e n " zur Vermeidung des dem Ohr unangenehmeren Wortes, und für den Tod „ F r e u n d H e i n " gebraucht 21 ). Auch E 1 y s i u m ist vielleicht „ L a n d der Heimgegangenen" 3), jedoch nicht notwendig ein E. 4 ). Die Toten hießen bei den Römern „die Guten" (boni), wie bei uns „die S e l i g e n " ; und auch die Hinzufügung „ G o t t hat ihn (sie) selig" bei Nennung des Toten war vielleicht ursprünglich weniger der Wunsch für den Toten als ein solcher für den Überlebenden, daß nämlich der Tote bei Gott bleiben und j a nicht wiederkehren möge 5). So werden namentlich auch K r a n k heiten mit sehr vielen Decknamen euphemistischer Art bezeichnet, wahrscheinlich zunächst, um sie oder die betreffenden Dämonen nicht durch Nennung des rechten Namens herbeizuziehen oder auf den Sprecher aufmerksam zu machen, später, als die animistisch-dämonistische Anschauung geschwunden war, um sich selbst den unmittelbaren Gedanken an die Unannehmlichkeit der Krankheit fernzuhalten. Statt von jemandem zu sagen, er habe die E p i l e p s i e , sagt man: „ E r liegt in bewußter Abrechnung mit dem Dämon" oder „das Ding hat ihn überfallen" ®). In
IO8I
Euphemismus
der Gegend des Parnaß wird für ein Leiden, das v o n einem D ä m o n verursacht gilt, häufig einfach „ B e g e g n u n g " (antema), nämlich mit dem Dämon, ges a g t 7 ). In Zeiten einer Pestepidem i e spricht man das W o r t Pest (kuga) nicht aus, sondern, um das Böse zu täuschen, sagt man kuma, d. i. Gevatterin; oder man sagt statt morija (Mörderin) molija8). Manchmal bildet die Sprache v o n selbst, unwillkürlich und unbewußt, den E. heraus. Mit dem W u n s c h : „ D i c h soll das Mäuslein beißen" wünschte man ursprünglich dem Nächsten die Pest an den Hals, denn: Mäusl = Meisel = Misel (-sucht) oder P e s t 9 ) . A u c h die heutigen Griechen nennen die Pest „ d a s gute Ges c h i c k " (kalotyche), wie sie die schwarzen P o c k e n als „ S e g e n " oder „ S c h ö n e s Beg e b n i s " (eulogia) bezeichnen w ) . In der Beschwörung gegen den T a rantelstich wird nicht das W o r t Merimage genommen, sondern Maro. Neun Frauen setzen sich neben den Kranken und singen: „ W i r sind neun Maros, du bist nur eine M a r o " n ) . A u s ähnlichem Grunde nennt ein Beduine die ihm so oft gefährliche Schlange immer „ M ä d c h e n " l a ). Der A f f e , der bei den Beduinen als unheilbringend gilt, wird deshalb „ d e r Glücksbringer" g e n a n n t l s ) . Dem T e u f e l gibt man den Titel „ G r i m m b a r t " 1 4 ) oder „ d e r Garandere" — der Spani-Spadi-Spari-Speri-Fankerl, entsprechend dem Altsächsischen gSrfiand = Speerfeind — der Fankerl schlechtweg — der Guzigagl — der Drak — der Hollabirbou = Hollunderbeerbube — der Hörlseph — der Wuggerl, welches wohl zu Nordischem: Yggr, Beinamen des Odin, des Schrecklichen, gehalten werden darf — A l p , Schratl — Urahnl. — Wie überall, ist auch in der Hölle der Name „ M a y e r " vertreten: der Teufel tritt als „ H ö r l m a y e r " a u f 1 5 ) . — Um nicht das Unheil, welches die Nachteule zu prophezeien pflegt, herbeizurufen, spricht man in Bosnien den wahren Namen des Vogels „ J e j i n a " nicht aus, sondern umschreibt ihn mit „ V e l i k a B u b a " oder „ V e r l i k a B a j a " , große Buba oder große Zauberin. Entschlüpft aber
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das W o r t Jejina zufällig, dann zieht man die kleinen Kinder, indem man dabei piepst, an den Ohren und vermeint, dadurch die üble Wirkung zu paralysieren 1 8 ). Die Aussätzigen werden in Damaskus von den Mohammedanern „ d i e Herren" genannt, von den Christen „ d i e B r ü d e r " — aus dem ersichtlichen Grunde, dem Dämon oder Stoff der K r a n k h e i t zu schmeicheln. Es ist derselbe Grund, wenn der W a h n s i n n im Arabischen „ d i e segenbringende P r ü f u n g " genannt wird 1 7 ). In Monastir muß bei den Gräko-Wallachen außer der Mutter immer noch ein anderer bei dem neugeborenen K i n d e während der ersten sieben T a g e weilen und die Mutter selbst 40 T a g e lang; ist letztere auszugehen genötigt, so stellt sie neben das K i n d zum Ersatz einen Besen als Gesellschafter hin; das alles zum Schutz gegen „ d i e Weiss e n " oder „die weißen Freundlichen", wie man schmeichlerisch die N y m p h e n nennt, welche das K i n d bis zur Taufe verfolgen und auch wohl die Wöchnerin 18 ). Ist eine Wöchnerin k r a n k geworden, so geht die Mutter um Mitternacht zum Hausbrunnen, zum Gartenquell, zur Dachtraufe oder zum nächsten Bächlein und ruft, „die Weißen, die Freundlichen und Allerschönsten" mit leisem Lied M ). Wenn die Wallachin ein Neugeborenes zum erstenmal an die Brust nimmt, muß sie einen Spruch sagen, der sie vor dem Bösen schützt. Erkrankt das Kind durch die Bosheit eines Geistes, so sagt man in Monastir: „ D a s k o m m t v o m G u t e n " D a man sich fürchtet, die wahren Namen der K r a n k h e i t s g e i s t e r und auch anderer böser Geister, Hexen usw. zu gebrauchen, so bedient man sich euphemistischer Fälschungen. Die Nordalbanesen nennen die Poltergeister, die nur Böses anstiften und Tod bringen, nichtsdestoweniger Stojzowale (Stoj zot valet, d. i. Vermehrer des Chors, sc. der auf Gott Lobhymnen singt). Diese fromme Bezeichnung soll die Poltergeister freundlich stimmen; j a man f ü g t wohl, wenn man sie einmal erwähnt, hinzu: „Möge Gott sie vermehren wie Gras und B l ä t t e r ! " und glaubt sie damit zu Freun-
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Eva
d e n zu h a b e n n ) . D i e J u d e n n a n n t e n den bösen K r a n k h e i t s d ä m o n L i 1 i t h , „ d i e S c h ö n e " , ebenso w u r d e die E m p u s a bei den Griechen und wurden die S t r i g e s und L a m i a e bei den Römern „ d i e S c h ö n e n " genannt M). In S ü d a l b a n i e n nennt m a n die bösen Geister „Jaschtschesmeja", d. i. „ d a s A u s w ä r t i g e " , wie j a a u c h das altgriechische to exotikon g e b r a u c h t w u r d e ; oder die Fatmire, „ d i e G l ü c k l i c h e n " ; oder Nus e malljot, „ B r ä u t e des B e r g e s " ; oder in E l b a s s a n : Ate Kjä bantschine naten e mire, d. i. „ d i e eine g u t e N a c h t h a b e n m ö g e n " 2S ). S ü n d h a f t und gefährlich ist es, den N a m e n des G o t t e s Smrt u n n ü t z e r weise a u s z u s p r e c h e n ; m a n s a g t s t a t t dessen einfach „ d i e K r a n k h e i t ' ' (bolestschiza), a u c h wohl „ d i e liebe K r a n k h e i t " M ) . D e r E . w ü n s c h t nach d e m T o d des B a u e r n , die B i e n e n m ö c h t e n nicht „ g e s t o h l e n " w e r den, um nicht z u s a g e n : v o m T o t e n nachgezogen (s. E r s a t z o p f e r 2). Die Griechen n a n n t e n augenscheinlich die D ä m o n e n a u c h gerne ihre B r ü d e r (adelphoi), und „ b r ü d e r l i c h " ein v o n D ä m o n e n g e s a n d t e s Übel. A n s c h e i n e n d wird a u c h so in einem griechischen G e b e t die E p i lepsie als „ d a s S ü ß e " bezeichnet M ) . N o c h j e t z t k o m m t es in Griechenland v o r , d a ß m a n a m K r e u z w e g den H u t a b n i m m t , u m den sich dort a u f h a l t e n d e n Geist zu ehren (eine dem E. entsprechende H a n d lungsweise) 26 ). H a n d l u n g e n eup h e m i s t i s c h e r A r t spielen neben euphemistischer R e d e eine b e d e u t s a m e Rolle. So w u r d e , um einen bösen Geist g ü n s t i g zu s t i m m e n , derselbe h i c h t nur „guter Dämon", „ A g a t h o - D ä m o n " g e n a n n t , sondern es w u r d e ihm z u m S c h l u ß der Mahlzeit ein T r a n k v o n ungemischtem Wein dargebracht " ) . An Obenerwähntes erinnert es, wenn dieser „ A g a t h o d ä m o n " nicht selten in S c h l a n g e n g e s t a l t g e d a c h t ist; er ist dann der zu besänftigende, heißt auch wohl selbst „ d e r B e s ä n f t i g e r " , wie der in S c h l a n g e n g e s t a l t v e r e h r t e Zeus meilichios,a). Dieser A g a t h o d ä m o n w u r d e sowohl in Ä g y p t e n , w i e im griechischen K u l t u r k r e i s v e r e h r t (als S e e l e n w u r m oder fürchterlicher T o t e n geist vorgestellt) 29 ).
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Die G ö t t i n H 0 1 d a ( H u l d a ) t r ä g t auch wahrscheinlich einen durch E. g e bildeten N a m e n . Im mhd. H u l d a u n d F r a u Holle k l i n g t nach H e r m a n n G ü n t e r t der u r a l t e G l a u b e an die v e r h ü l l t e T o t e n g o t t h e i t und ihr gespenstisches G e folge an (Verhüllerin, Verbergerin, K a lypso) 30 ). Der N a m e w u r d e dann erst in der V o l k s e t y m o l o g i e mit „ h o l d " oder „ g n ä d i g " z u s a m m e n g e b r a c h t , wobei G ü n tert freilich e r w ä g t , ob das nicht schon ein alter euphemistischer B e i n a m e sei 3 1 ). Die ursprüngliche B e d e u t u n g „ h o l d " i m Sinne v o n „ v e r h ü l l t " (verborgener G o t t , deus absconditus) w ä r e dann v o n einer euphemistisch arbeitenden Denkweise j e t z t als „ h o l d " im Sinne v o n „ g ü n s t i g " a u f g e f a ß t , u n d dann w ä r e diese B e d e u t u n g w i e d e r u m v o n der christlichen N a m e n g e b u n g u m g e d r e h t w o r d e n in „ u n h o l d " , „ d i e U n h o l d e n " f ü r dieselben Wesen 32 ). Ü b e r h a u p t ist aber z u bemerken, d a ß bei solchen W e s e n die Bezeichnungen gar n i c h t selten fort und f o r t zwischen günstigen und ungünstigen Prädik a t e n s c h w a n k e n und wechseln, indem m a n c h m a l die wirkliche und m a n c h m a l die euphemistische B e d e u t u n g b e t o n t wird. ') F e h r 1 e Keuschheit 69 f. Anm. *) S t e m p -
l i n g e r Aberglaube 24. a) R o h d e Psyche 1, 76. *) G ü n t e r t Kalypso 38 Anm. 3. 6)
D e r s. Göttersprache
1, 180. ') P r a d e l
16 •) S t e r n
Gebete 96.
Türkei 1, 264. •) G ü n t e r t
l0)
')
Türkei
Stern
Göttersprache 14.
S e l i g m a n n Blick 2, 371 f. n ) S t e r n 1, 211. >*) Ebd. 2, 356. " ) Ebd. ») Ebd. 2, 357. 151 S c h ö n w e r t h 3,40. ••) S t e r n 2, 356. " ) Ebd. 18) Ebd. 2, 315. ») 2, 316. 20) 2, 355- S1) 2, 356. ») 1, 338 u. 347. " ) 2, 356. " ) Ebd. " ) P r a d e l Gebete 80 ff. 82 Anm. 1. " ) B. S c h m i d t Volksleben der Neugriechen
") Ebd. 26. Kalypso
93.
") K i r c h e r
••) Ebd. 26 ff.
89. »M Ebd. 91.
Wein
24 f.
'») G ü n t e r t
" ) Ebd. 92.
K. Beth.
Eva. 1. Die biblische U r m u t t e r . M a n n i g f a c h e Sagen und S c h w ä n k e v o n ihrer Erschaff u n g (oft aus einem Hunde-, K a t z e n - , A f f e n s c h w a n z ) sollen ihre und des ganzen weiblichen Geschlechtes Minderwertigkeit in verschiedenen B e z i e h u n g e n erweisen 1 ). Sie soll m i t dem T e u f e l gesündigt haben 2 ), aus ihrem T e i g e werden
evangelisch—Evangelium
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S t e i n e 3 ) , aber aus ihren Reuetränen P e r l e n 4 ) . Sie a h m t A d a m nach wie der Teufel Gott6). ') D ä b n h a r d t Natursagen 1, 105. 114 ff. ») E b d . 2 i i . 352. ») Ebd. 214 t l ) Ebd. 223 f. ') E b d . 248.
2. D e r N a m e E. (und G e n o v e v a ) ist örtlich z u m S c h i m p f w o r t geworden, weil er mit Vorliebe unehelichen K i n d e r n gegeben wird •). A b e r auch, wenn Mädchen gedeihen und nicht früh sterben sollen, m u ß man sie E . taufen l a s s e n 7 ) ; vgl. A d a m 3. •) M e y e r Baden 28. ') T o p p e n Masuren 81; K n o o p Hinterpommern 155 (4).
3. Im M o n d e steht A d a m mit der Heugabel und E . mit der Mistforke 8 ) oder sitzt a m Spinnrocken 9 ). Sie müssen auf das Elend niedersehen, das sie in die W e l t gebracht haben 1 0 ); neben ihnen steht der B a u m der Erkenntnis u ) . Im isländischen V o l k s g l a u b e n zeigt die S o n n e das Gesicht E.s, der Mond das A d a m s i a ) . In der Picardie will man A d a m und E. im K o p f e einer K r a b b e n a r t e r k e n n e n 1 3 ) . •) Urquell 4, 21 (Westpreußen). ») S e e 10) f r i e d - G u l g o w s k i 169. Rosegg e r Waldheimat 1, 115. u ) D ä h n h a r d t Natursagen 1, 248 (Dalarne in Schweden). ») M a u r e r Island. Volkssagen 185. " ) S 6 b i 11 o t Folk-Lore 3, 355 f.
4. Im späteren MA. w a r die Sage v o n den u n g l e i c h e n K i n d e r n Evä weit v e r b r e i t e t 1 4 ) . V o n den häßlichen oder unsauberen, die sie vor G o t t versteckt hat, stammen die Unterirdischen und A l b e n 16 ), die A f f e n l e ), „ a n t r i s c h e " Leute 17 ) ab. 14) B o 1 1 e - P o 1 i v k a 3, 308 f f . ; Dähnhardt Natursagen 1, 246 f.; Strauß Bulgaren 85 f. ") D ä h n h a r d t 1, 247. 354 f.; G r i m m Myth. 3, 163; Möllenh o f f Sagen 279. " ( D ä h n h a r d t 1, 246 f. 17( H e y l Tirol 564 (18).
5. A d a m und E. kommen im gegen Schlangenbiß vor 18 ). " ( B a r t s c h
2, 453.
Segen Sartori.
evangelisch s. K o n f e s s i o n . Evangelisten, die vier. Ihre Namen schützen das H a u s *) und stehen neben denen der hl. Dreikönige oder auch allein auf Glocken 2 ). A u f einer alten Glocke zu Gilching (Oberbayern) sind sie viel-
(Evangelist)
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leicht absichtlich verkehrt geschrieben 3 ). Z e t t e l mit ihnen trägt man gegen K r a n k heiten und sonstiges Unheil bei sich 4 ). Im S a l z b u r g e r Bienensegen (9. Jh.) werden die v i e r E. den Bienen zu W ä c h t e r n bestellt, weil sie die christlichen H ü t e r der vier W e l t g e g e n d e n sind s ). So k o m men sie auch im englischen K i n d e r g e b e t beim Schlafengehen vor •). A u c h sonst sind die N a m e n im Segen nicht selten 7 ). *) W u t t k e 179 (244). *) B e c h s t e i n Sagenschatz d. Frankenlandes 1, 224; Otte Glockenkunde1 124. 3) O t t e 131. *) S e y f a r t h Sachsen 151. s) Festschrift f. E. Hahn (1917). 332- 34 1 - ') Ebd. 341. ') S A V k . 19. 219; Z f V k . 7, 409; 24, 153 (Frankreich); Franz Benediktionen 2, 139 (lateinischer Viehsegen); P a n z e r Beitr. 2, 535 f. (angelsächsisch). Im Tobiassegen: Z f V k . 7, 167 (Böhmerwald). Drei Evangelisten im Segen gegen kalten Brand, Matthäus fehlt: W i t z s c h e 1 2, 272 (66). Sartori.
E v a n g e l i u m (Evangelist). Die Bibel, das B u c h der Bücher, spielt als älteste und v o r n e h m s t e Quelle der V o l k s b i l d u n g wie als T r ä g e r eines geheimnisvollen, w u n d e r b a r e n Inhalts n a t u r g e m ä ß eine entsprechend große Rolle im Zauberglauben aller christlichen Völker. B a l d dient die ganze Bibel als helfende K r a f t , bald e r h o f f t man eine W i r k u n g v o n einzelnen sinngemäßen Textstellen, • vgl. Bibel. H ä u f i g zieht man statt der ganzen Bibel den bekanntesten Teil des N T . s , die vier E.en, als starken Helfer heran, sie wirken an Stelle der Gottheit selbst. Schon die alten Christen f a ß t e n daher beim Eid, einer A n r u f u n g Gottes, das E.e n b u c h an oder legten die eine H a n d darauf, Justinian f ü h r t e diesen B r a u c h gesetzlich ein, und die P ä p s t e förderten seine A n w e n d u n g in der ganzen C h r i s t e n h e i t l ) , weshalb er auch dem altdeutschen R e c h t geläufig wurde 2 ). Eine gleiche Rolle spielte das E. beim Gottesurteil, z. B. bei der Wasserprobe, v o r deren Beginn E. und K r e u z g e k ü ß t werden m u ß t e n 3 ). Doch nicht nur zur Bek r ä f t i g u n g solcher göttlicher B e z e u g u n gen diente seit ältester Zeit die M a c h t des E.s, bereits Augustin erwähnte, daß man auch den K o p f eines K r a n k e n mit d e m E . e n b u c h berührte 4), und er meinte dazu, es sei noch besser als andere A m u l e t t e 6 ) ;
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Evangelium (Evangelist)
ebenso beklagte Chrysostomus, daß man einen Teil des E.s aufgeschrieben am Halse trage •). So bedient sich in erster Reihe christlicher H e i l z a u b e r neben der Bibel (s. d. § 5) der E.en im besondern. Noch im 17. Jh. gebraucht man in Oberbayern das E.enbuch als Wundermittel gegen Irrsinn 7 ), und ähnlich legt man im 19. Jh. im Allgäu das Hinterhaupt eines Neugeborenen auf ein E.enbuch, um ihn vor geringem Verstand zu bewahren 8 ). Zum Heilzauber schreibt man im 15. Jh. auch Bibelworte auf das E.*) (s. u.), oder man beschwört die Krankheit „bei dem hl. E . " 10 ). An die Stelle des E.enbuchs, der ganzen vier E.en, treten öfter ihre A n f a n g s w o r t e . Noch jetzt pflegt die römisch-katholische Kirche in Deutschland und Österreich den Brauch, bei der Fronleichnamsprozession an vier verschiedenen Altären die „ I n i t i e n " d e r v i e r E.e n zu singen, nach ihrer Deutung als ein Symbol der Ausbreitung des E.s nach den vier Weltgegenden — diese vier E.en an Fronleichnam zu hören soll dem Säugling sehr zum Gedeihen beitragen u ) . Ebenso singt man mancherorts bei Wetterprozessionen die Initien, schon im MA., so im 15. Jh. in Österreich, bekämpft, doch heute noch offiziell in Süddeutschland geduldet 1 2 ); als Anstoß des zweiten Brauches diente das Wunder von der Stillung des Sturmes auf dem See Genezareth, diese Stelle der E.en las man im 10.—11. Jh., seit dem 12. Jh. aber den Anfang des Johannise.s, später aller vier E.en, die besondere Beziehung ging verloren M ), vgl. W e t t e r s e g e n . Dementsprechend erscheinen die Anfänge der E.en im 15. Jh. auch in Wetterkreuzen eingelassen 14 ). Hier enthüllt sich unzweifelhaft ein a p o t r o p ä i s c h e r Charakter, er wohnt den E.en, als pars pro toto ihren Anfängen, den E.enbüchern wie einzelnen E i n s t e l l e n (vgl. Bibel § 5, Bibelamulett) als Symbolen göttlicher Macht, bereits seit dem frühesten christlichen Altertum inne 1 B ). Diese abwehrende K r a f t ist nicht nur im Wettersegen angewandt worden, von alters her hat man die Initien als Abwehrmittel gegen
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allerhand D ä m o n e n betrachtet, z. B. in Oberösterreich zur Beschwörung Besessener gelesen 1 *); hierbei war im 15. und 16. Jh. — lokal verschieden — genau die Himmelsrichtung vorgeschrieben, nach der die einzelnen E.enanfänge verlesen werden sollten 1 7 ). Bis Ende des 18. Jhs. hat man in der Christnacht im Wiener Stephansdom die Initien als Wolfssegen (s. d.) zum Schutz gegen Wolfsgefahr gesungen 18 ). Nach einer Erfurter Hs. des 15. Jhs. kann dem, der Worte des hl. E.s geschrieben bei sich trägt, wobei höchstens noch ein Kreuz hinzugefügt sein darf, kein Übel zustoßen, auch nicht im Kriege 19) — Griechen und Römer gebrauchten in gleicher Weise gegen Krankheit Homerund Vergilverse 20). In Asturien befestigt man gegen den bösen Blick „évangiles" an den Windeln oder dem Gürtel des Kindes 21 ). Und auch dann herrscht der Abwehrgedanke, wenn man die vier E.en auf einer verwünschten Allmend vergräbt 2 2 ). Der oben erwähnte Heilzauber ist schließlich ebenfalls nichts anderes als eine Abwehr böser Dämonen. Von den einzelnen E.en besitzt das E. J o h a n n i s , gegen dessen Mißbrauch sich schon die Synode von Seligenstadt 1023 gewandt hat as ), die größte K r a f t ; es wird im Heilzauber wie zum Schutz vor Gewitter und dem wilden Heer, gegen Behexung, bei Diebsbeschwörungen, beim Schatzheben, zum Spielglück herangezogen M ) , vgl. Johannis-E. Demgegenüber ruft man andere E.en viel seltener zu Hilfe. Beim Schatzheben betet man tags zuvor auf dem Hortplatze die Verklärung Jesu nach dem E. Matthäi (17, I ff.) M ). Beim Erbschlüsseldrehen (vgl. Dieb § 4 a) legt man neben dem Johannis-E. den Schlüssel auch auf Matth. 1, 1 — 1 6 M ). Oder man liest aus einem Erbbuch ein sonntägliches E. laut vor und denkt dabei an des Diebstahls verdächtige Personen, beim Schuldigen dreht sich während des Lesens der Erbschlüssel, den zwei andere halten z l ). Am Walpurgisabend betet man zum Schutze das E. des Tages M ). Am hl. Abend liest man dem Stallvieh das ,,Haus-E." vor 29).
Ewaldus—ewiger Fuhrmann
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Dem Inhalt des S o n n t a g s - E . s wird sogar ein Einfluß auf das bäuerliche Leben eingeräumt; so hält man den Sonntag Oculi wegen seines E.s von der Teufelsaustreibung (Luk. 11, 14—28) für besonders gesegnet zum ersten Austreiben der Herde, da an diesem T a g jedes Teufelswerk unmöglich sei a0). Während das E. 12 Uhr nachts in der Christmette verlesen wird, hört man auf einem Kreuzweg, wenn man „losen geht", allerlei 31 ). So birgt die Zeit des E.l ä u t e n s , während der der Pfarrer „das E. spricht", erhöhte Zauberkraft, die man benützt, um Krankheiten von Mensch und Tier zu bekämpfen 32). Ja, am Faschingsdienstag schüttet man heimlich während des E.läutens Kehricht auf einen fremden Misthaufen, um das eigene Haus von Flöhen zu befreien 33). Auch die E v a n g e l i s t e n selbst werden als Helfer beschworen, wie noch ein Soldatenschutzbrief unserer Zeit beweist M ) ; man begegnet ihren Namen in zahlreichen Beschwörungen und Diebssegen M ), sie schützen das Haus 3 6 ) vor dem bösen Blick w ), vgl. vier E v a n g e listen. 1) S i 1 1 1 Gebärden 1 4 5 . ») S c h r ö d e r Rechtsgeschichte* 395 A . 33. •) S c h i n d l e r Aberglaube 110 f. 4) Tract. 7 , 1 2 in Joh.Evang., vgl. S i 1 1 1 a. a. O. 3 2 4 ; S e l i g m a n n Blick 2, 340. ') F r a n z Benediktionen 2, 436 f. •) Ebd.; Hexenhammer 2, 242. ') F r a n z a. a. O. 2, 4 3 7 . 8) R e i s e r Allgäu 2, 230. •) Z f V k . 1 1 , 2 7 4 . 10) H ö h n Volksheilkunde 1, i n ; M o n t a n u s Volksfeste 1 1 6 . n ) J o h n 1! ) Vgl. A. S c h o t t Westböhmen 109. Das Meßbuch der hl. Kirche unter Fronleichnamsfest, Wettersegen; F r a n z a . a . O . 2, 1 4 . 1 1 2 f. 1 1 5 ; P f i s t e r Schwaben 6 7 ; W. § 91 ; Gewitterbeschwörung durch curé après avoir dit l'Evangile de la Passion: S é b i l l o t Folk13) F r a n z Lore 1, 109. a . a . O . 2, 52. 5 7 . " ) Ebd. 2, 4 3 7 . 14. " ) Ebd. 2, 5 7 . 436 f. " ) Ebd. 2, 582. " ) Ebd. 2, 58. " ) K o l b e Hessen 1 1 3 . " ) Z f V k . 11, 276. l0) P f i s t e r Schwaben 3 5 . " ) S e l i g m a n n Blick 2, 340. " ) L ü t o 1 f Sagen 263. «) H ö h n Volksheilkunde 1, 64. " ) A n h o r n Magiologia 5 1 9 . 790. 807. 830; M a n n l i n g 2 3 7 . 2 9 1 ; Romanusbüchlein (Philadelphia) 46; Strakk e r j a n i . i o i ; B a r t s c h Mecklenburg 2, 31 f.; D r e c h s l e r 2, 1 3 6 . 1 6 0 ; Frischb i e r Hexenspr. 1 1 8 ; L a u b e Teplitz 5 8 ; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1 , 3 9 8 ; E b e r h a r d t Landwirtschaft 4 ; P f i s t e r Schwa-
Bächtold-Stäubli
Aberglaube
U.
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ben 35 ; L ü t o 1 f Sagen 235 f. ; S e l i g m a n n Blick 2, 239 f.; L i v l a n d : S S R e r L i v . 2, 4 6 8 ; S é b i l l o t Folk-Lore 2, 1 9 9 ; 3, 6. 39. " ) L ü t o 1 f Sagen 235 ; l'évangile du premier dimanche de l ' A v e n t : S é b i l l o t a. a. O. 4, 204. *•) J o h n Westböhmen 2 7 6 . " ) L y n k k e r Sagen 2 6 1 ; G r o h m a n n 204. " ) J o h n Westbôhmen 7 2 . ") S c h r a m e k Böhmerwald 2 4 1 . ao) F r i s c h b i e r Hexenspr. 1 4 1 . sl ) V e r n a l e k e n Mythen 335. "(Bartsch Mecklenburg 2, 4 5 6 ; S e y f a r t h Sachsen "jj. «) S c h r a m e k a. a. O. 136. " ) S A V k . 19, 2 1 9 Nr. 3 1 . 3S ) Z. B. Alemannia 2 , 1 3 1 ; H ö h n Volksheilkunde 1 , 1 4 6 ; S c h r a m e k a. a. O. 273. 3e) W. § 244. ") S e l i g m a n n Blick 2, 325. Müller-Bergström.
Ewaldus. Die beiden hl. Ewalde, der schwarze und der weiße, sollen nach der Sage den Morsbach bei Müngsten zur Wupper hinabgetrieben haben. Sie schwammen den Rhein aufwärts bis Köln. Dort bereitete ihnen Pipin eine Ruhestätte in geweihter Erde 1 ). Nach den hl. Ewalden scheint der Name eines Zwergkönigs E. oder Echwaldus gebildet zu sein, der im untern Bodetale hausen soll. An derselben Stelle zeige sich zuweilen ein Mönch 2). Nach einer andern Sage hält sich der Zwergkönig Echwaldus in einer Mühle bei Elbingerode auf 8). l ) Z f r w V k . 1908, 2 7 5 . ») P r o h i e Unterharz. Sagen 7 Nr. 24. s) Ebd. 1 4 6 Nr. 368. Bäschlin.
ewiger Fuhrmann, der Stern Alcor, der kleine kaum sichtbare Stern über der mittelsten Deichsel des Himmelswagens, des großen Bären. Es ist ein Fuhrmann, der dorthin an den Himmel versetzt ist, weil er sich entweder in der A r t des wilden Jägers gewünscht hat, ewig fahren zu dürfen, oder weil er sich in seinem Berufe irgendwie versündigt hat. Es kann gefragt werden, ob solche Gestirnmythen, die sich auch in altnordischer Überlieferung finden, eigentlich germanischen Ursprungs sind, oder erst der Einwirkung der Antike ihr Dasein verdanken *). Der Fuhrmann als Sternbild scheint sich nur im nördlichen Deutschland zu finden; etwas anderes ist der schwäbische e. F., der zwischen Martini und Weihnachten lärmend durch die Luft fährt. Wohl wird daselbst auch von dem Himmelswagen berichtet, an dem man neben anderem auch den F. unterscheider. könne, 35
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ewiger
Jäger—Ewigkeit
nicht aber, daß dieser ein dorthin versetzter Irdischer sei 2). l) G r i m m ' Myth. 2, 605 f.; Sartori Westfalen 62. 68; S c h e l l Bergische Sagen 151 Nr. 29; K u h n und S c h w a r t z 200. 457; S c h a m b a c h u. M ü l l e r 67 f. 344 f.; K u h n Westfalen i , 222; 2, 33. 76. 87; M ü 1 1 e n h o f i Sagen Nr. 484; Frischbier Preuß. Wb. 1, 155. 209; N o r m a n n Mythen der Sterne 1925, 241. 461. ') M e i e r Sagen Nr. 104. 260. Singer.
ewiger Jäger, s. w i l d e r ewiger Jude, s. J u d e ,
Jäger. ewiger.
ewiges Licht, wie es in indischer und anderer orientalischer Religion, gleich dem heiligen Feuer in stetem Brennen erhalten, als Symbol der Unvergänglichkeit des himmlischen Segens gebraucht und in der morgenländischen wie in der römisch-katholischen Kirche mit Vorliebe von dem aus dem Grabe des Erlösers in der „Kirche zum heiligen Grabe" in Jerusalem herausgereichten Auferstehungslicht abgeleitet wird, ist auch die Lichtquelle, an welcher die Kerze oder das Lämpchen entzündet wird, das man für die armen Seelen im Fegfeuer brennt *); denn profanes Licht besitzt solche K r a f t nicht 2). Zur Not tut es ein mit Stahl an Stein entzündetes Licht s ), weil das also der Natur selbst entlockte Feuer (das in Kulten die neu belebte Zeugungskraft bedeutet) ') die Kontinuität oder Ewigkeit des Lichtes garantieren kann. Das ewige Lämpchen wird wach gehalten, wobei die heilige Flamme in vielen Fällen Phallus-Symbol ist 6 ), wie die immerwährende Pflanze, das Unsterblichkeitskraut (des Gilgamesch), auch die immergrüne Fichte (in welche schon dem alten phrygischen Mythus zufolge der entmannte Attis verwandelt wurde) die ewige Regeneration bedeutet®). Brennt aber das e. L. in der Kirche nachts recht hell, so zeigt das einen baldigen Todesfall in der Pfarrei an 7). Das dem guten Frommen ins Grab mitgegebene Licht brennt, wenn nicht freventlich gestört, ewig 8 ). Unter Papst Paul III. wurde in einem Grabe an der Via Appia eine unversehrte Mädchenleiche gefunden, zu deren Füßen seit 1500 Jahren brennende öllämpchen
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standen, die erst bei Aufdeckung des Grabes erloschen 8 ). Von anderer Lampe, welche bald nach Christi Kreuzigung angezündet worden und etwa 500 Jahre lang unter einem Christusbilde in Edessa gebrannt hatte, bis die Soldaten des Chosroe ihre Ruhe störten, weiß die Sage 10 ), ähnlich wie von der 1401 im Grabe des (aus V i r g i l u ) bekannten) Pallas entdeckten Lampe, deren Licht durch neugieriges Anbohren der Lampe selbst zerstört wurde 12 ). *) L i p p e r t Christentum 48 f. ») B i r 1 i n g e r Volkst. i, 283. ! ) Ebd. «) S t o r f e r Jungfr. Mutterschaft 173. 5) E b d . 90. •) Vgl. 91 f. 185. ') R e i s e r Allgäu 2, 313. ') N i d e r b e r g e r Unterwaiden 3, 61 if. •) J e n 10) Ebd. nings Rosenkreuzer 1, 11. 12. n) V i r g i l Aeneis 8, 5 1 — 5 5 . J e n nin g s a. a. O. 12 f. K . Beth.
Ewigkeit spielt in den Glaubensweisen der Völker eine große Rolle. Schon auf verhältnismäßig primitiver Stufe wird ein Hochgott verehrt, der als ewig gilt oder den Namen des Ewigen trägt (so Altjira bei den Aranda) und „die Ewigen, Unerschaffenen" heißen die sagenhaften Urfahren eines Totemklans *). Andererseits dauert es lange, bis der Begriff der E. klar erfaßt wird und der bloßen Vorstellung einer unabsehbar langen Zeit weicht, lange auch, bis die Götter als ewig gedacht werden, da zumeist ihre Zeit begrenzt erscheint (bei Germanen, Griechen, Römern, Indern usw.). Unter den alten Völkern zeichnen sich die Ägypter und Perser durch frühe Pflege des Gedankens der E. aus. Die ersteren gaben dem Führergott des Pantheons die Prädikate uranfänglich, nie geworden, aus sich selbst seiend (dem Sonnengott Re, dem Amon, der Isis); die alten Perser verehrten einen Genius der Unsterblichkeit (Amurti) und später wurde die anfangsund endlose Zeit, Zrvan akarana, sowohl der mächtigste Gott wie auch unpersönlich; der „Heilige" Geist hat nach dem Videvdad alles in ewiger Zeit, im Zrvan akarana, geschaffen und der Sitz des guten Gottes ist das e w i g e Licht (s. d.) 2). Von diesen Zentren hat sich der Gedanke der E. verbreitet und ist besonders auf der Bahn des Christentums in
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Ewigkeit
unsere Kultur gelangt. Aus der Schwierigkeit, die der Begriff der E. dem menschlichen Fassungsvermögen bereitet, ist verständlich, daß die volkstümliche Vorstellung von der E., welche im Aberglauben fast durchwegs zugrunde liegt, nichts anderes als eine unausdenkbar l a n g e Z e i t besagt, die man teils denkmöglich zu machen sucht durch Vorgänge, welche außerordentlich lange Zeit in Anspruch nehmen, teils zu verschleiern bestrebt ist, indem man irgendwo einen Endpunkt der für die E. berechneten Ereignisse ansetzt. Sie dauert z. B. so lange, wie ein Vogel, der alle 1000 Jahre einmal seinen Schnabel an einem Berge wetzt, Zeit braucht, um den ganzen Berg wegzuwetzen 3), ausgedehnter und zugleich genauer beschrieben im Märchen vom Hirtenbüblein: der Demantberg, eine Stunde hoch, eine Stunde breit, eine Stunde tief, eine Stunde lang, wird alle 100 Jahre einmal vom Vöglein gewetzt und „wenn der ganze Berg abgewetzt ist, dann ist eine S t u n d e v o n d e r E. vorbei" 4 ). Oder, wie nach dem Vorbilde des Weltschiffs Naglfar in der Edda, macht eine Jungfrau im Böhmerwald jährlich einen Stich an ihrem Hemde, und wenn sie das Hemd fertig hat, beginnt die E. 5 ). Andererseits winkt dem Bösewicht oder dem Helden, der „auf ewig" in eine bestimmte Lage gebannt ist, doch eine Stunde der Befreiung, wodurch die ewige Bannung selbst begrenzt erscheint. — Ins Gebiet der Neugier nach Einzelheiten der E. fällt der e w i g e G ü r t e l , den ein Mädchen während des Tanzens auf mondbeschienener Flur, wenn durch das Mondlicht der Boden spinnewebedünn ist und die Geister drunten alles hören, von dem im bethlehemitischen Kindermord hinabgeschickten Seelchen empfängt. Alles was die Geister ihr anvertrauen, darf sie weiter erzählen, solange sie den Gürtel, der ohne Anfang und Ende ist, trägt •). Das Interesse des Menschen an der E. gründet naturgemäß in dem Glauben an das ewige Schicksal, ans e w i g e L e b e n , tritt dabei häufiger zutage in der Furcht vor ewigen Höllenstraf e n 7), die auch als das e w i g e
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F e u e r bezeichnet werden, gegen welches die Fürbitte der heiligen Agatha (im Glottertal und in Bermatingen) schützt 8 ). Eine Einwirkung auf das ewige Los kommt auch dem e w i g e n G e b e t zu, das von morgens 6 Uhr an 24 Stunden dauert 9). Auch Schuhe, dem Toten in den Sarg mitgegeben, sichern ihn für die E., wie denn Schuhe zum Symbol des Siegs der ewigen Götter über die Mächte des Verderbens geworden sind 10). Das Hineinwerfen von Speisen ins Feuer, z. B. vom Brot- oder Kuchenteig, erinnert an alte Verehrung des Feuers als unauslöschlicher d. i. ewiger göttlicher Macht (s. Feuer, füttern). E w i g e s F e u e r ist vor allem das durch den Blitz entzündete, das entweder gar nicht oder nur durch (Ziegen-)Milch gelöscht werden kann u ) . Weil ewiges Element, deshalb ist das Feuer auch stetig fordernde Macht: der Feuermutter wird bei Hochzeiten (in Estland) Geld und Bänderwerk in die Flamme geworfen 12). Das sind Reste des altarischen Begriffs vom ewigen Feuer, wie es die Parsen noch heute in ihren weithalligen Tempeln mit Sandelholz unterhalten 1S) und wie es in ähnlicher Gestalt bei den Altpreußen, Skythen und Sarmaten gebräuchlich gewesen i s t M ) . Dieser Gedanke flacht sich zu dem lang dauernden Segen ab, der z. B. im Begriff des E.sh o 1 z e s ausgedrückt erscheint, das in Nußdorf am Inn in großer Menge am Thomastage gefällte und verarbeitete Holz, das so heißt, weil es „ungeheuer lang hält" «). Mit den Höllenqualen hängt der e w i g e D u r s t , zusammen, den hartgesottene Sünder ebenso wie der Teufel leiden müssen. Während des Teufels ewiger Durst sprichwörtlich ist, kann der mecklenburgische Edelmann „mit seinem Herrn Jesus Christ" nach Herzenslust saufen l e ). Andererseits löst das gute Gemüt des Volkes den „ewigen Durst" von der Hölle und führt ihn nach Art häufiger Ätiologie (s. d.) auf das Verschulden eines anderen Menschen an dem zum Durst Verurteilten zurück. So heißt der e w i g e D u r s t eine F r a u , welche 35*
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Exkommunikation
ihren Durst nie löschen kann, da sie, so oft sie auch zur Mittagszeit (nach anderer Version abends) in weißer Kleidung die Quelle auf einer Waldwiese bei Bautzen besucht, trotz Bückens das Wasser mit ihrer Hand nie erreichen kann und sich seufzend entfernt. Dies Tantalusgeschick ward dieser jungen Frau in Wilten zuteil, weil ihr während ihrer Niederkunft die Hebamme das Trinkwasser verweigert hatte 17). Immerhin bleibt auch die Vorstellung in Geltung, daß die Menschen selbst dazu beigetragen haben, wenn sie zu ewigem Umherwandeln über die Erde {s. e w i g e r J u d e ) oder zur ewig dauernden Wiederkehr an bestimmte Orte verdammt sind. Zwar scheint der e w i g e H u n d nicht ein verwandelter Mensch zu sein und ebensowenig der e w i g e H a s e M ). Denn einmal handelt es sich hier um eine alte indogermanische Vorstellung 19), zum andern gemahnt mancher Zug an Umbildung alter Gottheiten, zumal des Wodan (oder an das Festhalten eines seiner Hunde im Volksglauben) oder eines Berggeistes. Ewiger Hund heißt in vielen Dörfern der dort von Zeit zu Zeit gesichtete große schwarze Hund, z. B. in Escholzmatt, mit nur einem, jedoch tellergroßen Auge mitten im grimmigen Kopf 2 0 ), der S t e i n i b a c h h u n d zu Dallenwyl a ) , der W e 11 h u n d mit dem Schlüsselbund um den Hals zu Engelbostel 22 ). Wohl aber ist für seine Mordbrennerei bestraft der ewige Krieger, der auch Rosselhännes heißt und 6 Wochen vor Ausbruch eines Krieges Pferde beschlägt und einem Bauern durch die Scheune fährt, der dafür steuerfrei bleibt 2S). Ob strafweise oder aus eigenem Entschluß, das pflegt die Volksvorstellung nicht zu entscheiden bei dem Schicksal der vielen Heerführer und Kriegsheere, welche irgendwo in unterirdischen Behausungen auf den Zeitpunkt warten, da sie in die Geschicke der Völker eingreifen werden, um das ewige Friedensreich endlich herzustellen. Das in der Grotte bei Beuthen schlafende Heer der h e i l i g e n Hedw i g 2 4 ) wird einst zwischen den hier auf der Anhöhe kämpfenden Völkern den
e w i g e n F r i e d e n herstellen. Ausführlicher ist diese Sage lokalisiert auf dem Berge Radhost bei dem mährischen Molkenkurort Rozmann, wo sie mit dem Hirtenknaben in Zusammenhang gebracht wird M ). Dieser kam selbst in das Berggemach, wo er die am Boden schlafenden und um einen Tisch herumsitzenden Feldherren fand, deren oberster einen Bart trug, der mehrmals um den Tisch gewunden war. Vor sehr langer Zeit ist dieses „Gojmagoj-Regiment" von der Erde verschlungen worden, damit es, wenn des Generals Bart dreimal um den Bergabhang gewunden werden kann, mit dem Schwerte den ewigen Frieden herstelle. Daß das ewige Friedensreich mit der großen Entscheidungsschlacht einsetzt, wird z. B. in Österreich so vorstellbar gemacht, daß die Christen vom Grazer Schloßberg aus gegen die Türken vordringen und diese bis auf den letzten Mann vertilgen 2*), und ähnlich wird die Entscheidungsschlacht als Beginn des ewigen Friedens in der Schweiz, der Oberpfalz usw. lokalisiert. ') C. S t r e h 1 o w Aranda- u. Australiens i , i f. J) E i s l e r
408. 498 f.
3
) Birlinger
Loritjastämme Weltenmantel
Volkst. 1, 183.
*) G r i m m KHM. Nr. 152. 5) S c h ö n W e r t h 2, 64 Nr. 5. ') K u h n u . S c h w a i t z 70. ') S t o l l e Kirchenväter 101. ») M e y e r Baden 500. •) ZfrwVk. 1,9. ») S c h w e b c l Tod u. ewiges Leben 246.
"(Boeder Religion
u
) Wuttke
Ehsten 13. ") B.
der Jranier
618.
Geiger
(in: Die Religionen der
Erde 1929) 247 f. ") T y l o r16 Cultur 2, 284. ) S a r t o r i Sitte 3, 22. ) S c h w e b e 1
16
a. a. O. 318. ") M e i c h e Sagen 190 Nr. 256. I8
) K o r t h Jülich 10. 10so) A. W e b e r Indische Studien 2, 229 u. 296. ) Lütolf Sagen 342. S1 ) Ebd. 243. ") K u h n u. S c h w a r t z 255. ") H ü s e r Beiträge 2, 15 Nr. 29. ") K ü h n a u Sagen 3,520. ") V e r n a l e k e n Mythen 112 f.
") S c h w e b e 1 a. a. O. 361 f.
K. Beth.
Exkommunikation. Die E., der Kirchenbann, einst eine f u r c h t b a r e W a f f e der römisch-katholischen Kirche, h a t seit dem Zusammenbruch des einheitlichen mittelalterlichen Weltbildes in der Reformation ihre erschütternde Wirkung eingebüßt und daher auch innerhalb der Kirche an praktischer Bedeutung sehr verloren, obgleich ihre Anwendung auch heute noch nicht aufgegeben i s t 1 ) . Trotzdem ist die
ic>97
Exkremente—Exorzismus
E . s a m t ihren gefährlichen Folgen spätestens seit dem 18. J h . dem deutschen Volksbewußtsein entschwunden. Im MA. mußte sie tiefere Beachtung gefunden haben. Denn die E. zog die schwersten rechtlichen Folgen nach sich 2 ). Außer gegen Ketzer wurde sie als kirchliche S t r a f e f ü r Zauberei und Hexerei, Verbindungen mit dem Teufel, und zwar bis zum 1 3 . J h . als einziges schärferes S t r a f mittel verwandt s ). Sehr eigenartig w a r das Aussprechen der E. oder richtiger einer maledictio unter jenem Namen, einer Verfluchung über schadenbringende Tiere, Gespenster, die man vom 1 2 . bis zum 18. J h . durch ordentliche, öffentliche Prozesse abzuwehren suchte, am häufigsten im 15. J h . , und zumeist in Burgund, nur vereinzelt deutsch 4 ), vgl. Tierprozeß. Daß der Exkommunizierte, aus dem Heil Verstoßene, nach dem Tode keine R u h e finden kann, liegt für mittelalterliches Denken auf der Hand ®). Die Russen und die Neugriechen glauben, daß Exkommunizierte nach ihrem Tode Blutsauger, Vampire werden müssen s ). In Italien erscheint die E . als die schlimmste Ursache zur jettatura, dem bösen Blick, der unabwendbar innerhalb eines Monats tötet 7 ), sogar die Tiere fliehen v o r dem Haus eines Exkommunizierten 8 ). Der deutsche Aberglaube weiß nichts mehr von solchen Ansichten. >) W e t z e r u. W e l t e 1 , 1 9 3 3 ff.; Z e d i e r 3, 349: „nicht mehr zeitgemäß" (1733). 2) R. S c h r ö d e r Deutsohe Rechtsgeschichte• 833 f.; G r i m m RA. 2, 333. ») S o l d a n , - H e p p e 1, 116. 180; Hexenhammer 3, 234; H a n s e n Hexenwahn 700. 4) A m i r a Ti^rstrafen und Tierprozesse, Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 12, 545 ff. 560 ff.; M a n n h a r d t Germ. Mythen 368; F r a n z Benediktionen 2, 144 ff.; S c h ö n b a c h Berthold v. R. 1 1 3 ; ZfrwVk. 1904, 74; ZfVk. 23, 186; S 6 b i l l o t Folk-Lore 3, 3 1 1 . 440. Parodistische E.en s. P a u l L e h m a n n Die Parodie im MA. 158. 213 ff. 216. ') M e y e r Aberglaube 356; SAVk. 26, 166; Schlange hindert Bestattung eines Exkommunizierten: S 6 b i l l o t a . a . O . 3,266. •) M e y e r a . a . O . 345; H e l l w i g Aberglaube 23. ') S e l i g m a n n Zauberkraft 57. *) F r a n z a. a. O. 2, 160. Müller-Bergström.
Exkremente. Der Begriff E. im wissenschaftlichen Sinne als für den K ö r p e r un-
109S
brauchbare Abscheidungsprodukte, ist dem Volke unbekannt. Im weiteren Sinne sind Harn, Schweiß, K o t und die gasförmigen Abscheidungsprodukte der Lunge gemeint, im engeren nur die DarmE., also der K o t (s. d.). — Wie von allen Körperteilen sowohl des Menschen wie auch der Tiere sind Vorstellungen überliefert, die in den Abscheidungen gewisse L e b e n s k r ä f t e wähnen, einen Lebensrest, der f ü r allerlei K u r e n und Z a u b e r ausgenutzt wird (s. Dreckapotheke), bisweilen auch in der M a n t i k Bedeutung erlangt (s. Harnprobe). Der vermeintliche Lebensrest in den Abscheidungen bleibt mit dem früheren Träger in magischer Verbindung (s. grumus merdae, Zauber). Außer dem so gearteten Glauben an einen K r ä f t e r e s t hier noch mythische Vorstellungen, eine „ m y t h i s c h e Urschicht vor dem M y t h o s " zu suchen, wie es geschehen ist, wird verfehlt sein 1 ). Im übrigen Schweiß. 175.
vgl.
Ida L u b l i n s k i
Harn,
Kot,
im ARw. 22, 154 bis Bargheer.
Exorzismus. I . W o r t u n d B e g r i f f . Das Wort E . hängt etymologisch ebenso mit dem griechischen Wort f ü r Schwur (8p*oe) zusammen wie das deutsche Wort „ B e s c h w ö r u n g " mit dem deutschen Wort „ S c h w u r " , und ursprünglich hatten beide Worte auch die gleiche B e d e u t u n g ; doch wird heute das Wort E. in engerem Sinn gebraucht als das Wort Beschwörung. F ü r letzteren Begriff nehmen wir ungef ä h r die Bestimmung von Frl. S c h u s s e r (o. I, 1 1 0 9 ) a n ; nur möchte ich statt „ H e r b e i r u f u n g " „ A n r u f u n g " sagen, da der Zweck der Beschwörung auch, wie die Verf. richtig Sp. 1 1 2 9 sagt, die Verjagung der angerufenen Macht sein kann, die schon zugegen ist und nicht erst herbeigerufen zu werden braucht. E . ist aber viel enger, nämlich die Beschwörung einer besonderen Macht, um sie zu vertreiben; der E . wirkt apotrop ä i s t h. Dagegen hatte ursprünglich das entsprechende griechische Wort egop-xioiiös (ebenso S£opxi£tu) die weitere Be-
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Exorzismus
deutung „Beschwörung", ohne daß ein apotropäischer Zweck damit unbedingt verbunden war. So im Zauberpapyrus I 80 S. 6: „ D u aber beschwöre (££6py.i£e) ihn mit folgendem Spruch, damit er unentwegt bei dir bleibe." Eine solche Beschwörung wird 6pxio[i6{ (I 92 S. 8) und ¿Eop*io[iö; (I 133 p. 10) genannt. Dagegen P a p . mag. IV 1239 S. 114 handelt es sich mit igopxtto) oe, 8atp,ov um eine Dämonenvertreibung, ebenso IV 3 0 0 7 ff. S. 1 7 0 mit 6px£?(o und äpxiojiöt1). Das Wort ipxo; selbst h a t nicht nur die Bedeutung „ E i d " , sondern auch „Zauberspruch, Beschwörungsformel" 2 ). Da das Wort E. heute durchaus die apotropäische Bedeutung hat, so gehört der E. in die erste Gruppe der o. 1, 375 f. oder in die zweite Gruppe der o. I, 1288 ff. aufgezählten vier kultischen oder magischen Handlungen, also unter die Apotropaia, worunter kultische oder magische Maßnahmen zu verstehen sind, durch welche böse Einflüsse,Mächte, Geister usw. ferngehalten, wenn sie sich nahen, oder vertrieben werden sollen, wenn sie bereits da sind; so möchte ich, etwas anders als o. 1, 129, die Definition geben. Auf den E. war also auch in dem Art. A b w e h r z a u b e r wenigstens hinzuweisen. E. bedeutet also die direkte, gewaltsame Vertreibung der anwesenden bösen Geister, mögen diese sich nun in einem Menschen, einem Tier, in einem Bauwerk oder Grundstück oder sonstwo befinden. Eine i n d i r e k t e Vertreibung findet z. B. vermittelst des Sündenbockes (s. d.) s t a t t und gehört nicht hierher; s. auch Übertragung. Der Mensch, der diese Vertreibung vornimmt, ist der Exorzist (Igopxtoxiis Anth. Pal. X I 427; Ap.-Gesch. 19, 13). Wenn also die apotropäisch-kathartischen Riten entweder vertreibend oder prophylaktisch wirken k ö n n e n s ) , so dient der E. dem ersten Zweck. Und wenn es Apotropaia gibt, die sich gegen orendistische K r ä f t e wenden (z. B. Maßnähmen gegen den bösen Blick, Fesselung oder Pfählung des Toten, Abwaschen von Befleckungen u. a. m.), so richtet sich der E. lediglich gegen p e r s ö n l i c h e böse Geister. Er setzt also den Glauben an solche voraus. Demnach
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ist also der E. mit einem strengen Monotheismus (s. d.) eigentlich nicht vereinbar, wenn man nämlich mathematisch eins gleich eins n i m m t u n d unter Monotheismus den Glauben (nicht an ein höchstes Wesen, sondern) an einen einzigen Gott versteht, neben dem es keine andern, auch keine bösen Götter mehr gibt. Doch h a t sich vielfach in der Theologie und in der durch sie beeinflußten Religionswissenschaft ein laxerer Gebrauch des Wortes Monotheismus breit gemacht, so daß sogar etwa gesagt werden k a n n 4 ) : „Die Galla sind bis zu einem gewissen Grade monotheistisch. Sie nehmen das Wirken guter u n d böser Geister an und verehren die Tot e n . " So findet sich denn der E. sowohl bei polytheistischen wie bei den sogen a n n t e n monotheistischen Völkern auch im offiziellen Ritual. ') Die Texte bei P r e i s e n d a n z Papyri Graecae magicae 1, 1928. 2 ) P a u l y - W i s s o w a Suppl. 4, 340. Auch das Wort „ S c h w u r " kommt gelegentlich in der Bedeutung „ B e schwörung" vor: D W b . 9, 2767. *) P a u l y W i s s o w a 1 1 , 2 1 7 7 ff. 4) Anthr. 22 (1927), 302.
2. V e r b r e i t u n g d e s E.: Apotropäisch-kathartische Riten sind überall zu Hause, wo der Glaube an schädigende, unreine K r ä f t e und böse Geister lebendig ist, und wo man an böse Geister glaubt, gibt es auch einen E. — Hier einige Nachweise über den E. außerhalb des neueren deutschen Aberglaubens. I n d i e n : 01denberg, Religion des Veda 3 484 ff. — Babylonien und Assyrien: 0 . Weber, Dämonenbeschwörung bei den Babyloniern und Assyrern 1906; Langdon, Ztschr. f. Ass. 3 6 ( 1 9 2 5 ) , 2 0 9 ff. — J u d e n t u m : D. Leistle, Die Besessenheit mit besonderer Berücksichtigung der Lehre der hl. Väter. Progr. Dillingen 1887, 85 ff.; Th. Taczak, Dämonische Besessenheit, Diss. Münster 1903, 24 f.; A. Jirku, Die Dämonen und ihre Abwehr im Alten Testament 1912. — G r i e c h e n und R ö m e r : Tambornino, De antiquorum daemonismo. R G W . 7, 3, 1909. — B y z a n t i n e r und Neugriechen: Pradel, Gebete; E.texte bei Delatte, Anecdota Atheniensia I ( 1 9 2 7 ) , 228 ff. — A l t e s Christentum:
IIOI
Exorzismus
Anrieh, D a s antike Mysterienwesen 1894, 200 f f . ; Heitmüller, Im N a m e n Jesu 1903, 250 f f . ; Tambornino 92 ff.; Leistle 89 f f . ; 126 f f . ; T a c z a k 12 ff. 29 f f . ; Dölger, Der E. im altchristl. Taufritual 1909. — A b e n d l ä n d i s c h e s Mittelalter: Soldan-Heppe; Hansen, Zauberw a h n ; Ders., Hexenwahn; Meyer, A b e r glaube 294 ff. ; Franz, Benediktionen 2, 514 ff. — N a t u r v ö l k e r : Frazer, Der goldene Zweig 1928, 794 ff. ; B a r tels, Medizin 189 f f . ; Andree, Parallelen 2, 1 f f . ; Schweinfurth, Im Herzen v o n A f r i k a 3 1918, 173. Über einen E., v o n Missionaren an einem K a f f e r n m ä d c h e n vorgenommen, s. Grabinski, Mystik 444 ff. — Im allgemeinen s. auch Bertholet, R G G . 2 2, 474 f . ; Dictionnaire de Théologie catholique 5, 1762 ff. 3. E. i n G l a u b e und Aberglaube, Religion und Mag i e. Der E. wird als religiöse Handlung und als Zauberhandlung betrieben; der Priester und der Zauberer n i m m t ihn v o r ; er findet sich bei uns als religiöses Mittel in der katholischen Kirche und als abergläubische Veranstaltung im heutigen deutschen Volksbrauch. So können wir also auch heute noch einen kirchlich gebilligten und einen von der Kirche verworfenen (volkstümlichen) E. unterscheiden 6 ). Nur die B e t r a c h t u n g des letzteren gehört hierher; aber auch der erstere muß berücksichtigt werden aus zweifachem G r u n d : einmal, weil eine Abgrenzung des einen v o m andern gegeben w e i den bzw. die verschiedenen Gesichtspunkte, unter denen beide betrachtet und beurteilt werden können, besprochen werden müssen, dann, weil die Erscheinungsformen beider Arten v o n E. große Ähnlichkeiten zeigen. U m die U n t e i scheidung des religiösen v o m magischen E. ruhiger beleuchten zu können, wenden wir uns zunächst einem nichtchristlichen Kulturkreis zu, dem antiken, wo dieser Unterschied ebenfalls schon vorhanden ist und wo wir bereits den dreifachen überhaupt möglichen Standpunkt, den man dem E. gegenüber einnehmen kann, antreffen. So macht Plato einen scharfen
II02
Unterschied zwischen dem Weihepriester, der mit seiner göttlichen K r a f t den v o m Wahnsinn Befallenen vermittelst Gebeten, Sühne- und Weihemitteln heilte, etwa den Priestern des Dionysos, und auf der andern Seite den Winkelpriestern und Zauberern, die ähnliche Wirkungen durch ähnliche Mittel wie jene hervorzurufen versprachen 6 ). U n d in der T a t kannte man bei den Griechen sowohl den E. als kultische Handlung, vorgenommen durch die Priester bestimmter Gottheiten, als auch den E. als Z a u b e r 7 ) . Diesen Standpunkt, den Plato vertritt, der die eine A r t des E. billigt, die andre A r t verwirft, wollen wir den t h e o l o g i s c h e n Standpunkt nennen. Als Vertreter einer zweiten Anschauung tritt uns ein A r z t aus der Schule des Hippokrates entgegen, der in seiner Schrift über die „heilige K r a n k h e i t " jegliche A r t von E. v e r w i r f t und bei Krankheiten allein den A r z t helfen l ä ß t 8 ) ; das ist der wissenschaftliche Standpunkt, der den Glauben an Dämonen und dämonische Besessenheit ablehnt und also auch den E. in keinerlei Form anerkennt. U n d der dritte Standpunkt ist der v o l k s t ü m l i c h e , der im Prinzip keinen Unterschied zwischen religiösem und magischem E. macht, sondern nach Bedarf einen Priester des Dionysos oder der K y b e l e oder einen Zauberer beizieht, da er von der Wirkung jeglichen E. überzeugt ist. Genau so liegen die Verhältnisse auch noch heute, wo von der katholischen Kirche der E. der Kirche von dem des Aberglaubens unterschieden wird, und wo auch jede der zwei andern genannten Anschauungen ihre Vertreter findet. W i e weit also der E. in das Gebiet der Religion oder des Aberglaubens fällt, darüber wird die Entscheidung je nach dem Standpunkt des Beurteilers, für den es, wie wir sahen, eine dreifache Möglichkeit gibt, verschieden ausfallen. Wir müssen dabei zwei Fragen streng auseinanderhalten: I. W a s ist magischer, was ist religiöser E. ? Welcher E. gehört in das Gebiet der Zauberei und des Aberglaubens und welcher in das Gebiet der
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Exorzismus
R e l i g i o n ? 2. W e l c h e r E . b e r u h t a u f richt i g e m G l a u b e n u n d A n s c h a u u n g e n und w e l c h e r auf f a l s c h e m ? W e l c h e r E . ist ber e c h t i g t u n d w e l c h e r n i c h t ? — W i r bet r a c h t e n diese F r a g e n v o n j e n e m dreif a c h e n S t a n d p u n k t aus. A . V o m t h e o l o g i s c h e n S t a n d p u n k t aus o d e r speziell v o m S t a n d p u n k t der k a t h o lischen K i r c h e a u s w i r d der k i r c h l i c h e E . s t r e n g v o m m a g i s c h e n E . geschieden, dieser v e r w o r f e n und jener gebilligt, wenn a u c h nicht, w i e es scheint, w e n i g s t e n s in der G e g e n w a r t , g e r a d e m i t b e s o n d e r e m E i f e r g e f ö r d e r t und b e t ä t i g t . Z u m mag i s c h e n E . g e h ö r t h i e r n a c h j e d e r E., der n i c h t v o n e i n e m V e r t r e t e r der K i r c h e vorg e n o m m e n w i r d , also a u c h z. B . der E., d e n P l a t o als religiösen E . d e m z a u b e r i s c h e n g e g e n ü b e r s t e l l t , d. h. j e d e r nichtk i r c h l i c h - k a t h o l i s c h e E . in j e g l i c h e r F o r m . D e n n der w e s e n t l i c h e U n t e r s c h i e d zwis c h e n beiden E . a r t e n liegt n a c h dieser A n s c h a u u n g in der M a c h t b e g r ü n d e t , w o m i t er a u s g e ü b t w i r d : in der M a c h t G o t t e s , die w e d e r i m E . des Z a u b e r e r s n o c h in d e m des h e i d n i s c h e n P r i e s t e r s w i r k s a m ist. H i e r ü b e r w e r d e n sich freilich die V e r t r e t e r des E . a u s b e i d e n L a g e r n , a u s dem k a t h o l i s c h e n und a u s d e m m a g i s c h e n b z w . heidnischen, n i c h t einigen, da j e d e r E x o r z i s t seine K r a f t f ü r die w i r k u n g s v o l l e h ä l t , und w e r ihn u m Hilfe a n r u f t , wird i h m b e i p f l i c h t e n . S o ist j a a u c h der V o r w u r f der M a g i e den W u n d e r h a n d l u n g e n einer f r e m d e n R e l i g i o n g e g e n ü b e r u r a l t ; der H e i d e K e l s o s h a t die e v a n g e l i s c h e n W u n d e r als Z a u b e r e i b e z e i c h n e t und e b e n s o Origenes die a n t i k e n W u n d e r 9 ) . D a z u ist z u b e m e r k e n , d a ß die K r a f t , mit der der E . v o n den Dienern der K i r c h e u n d denen des Z a u b e r s v o r g e n o m m e n w i r d , h ä u f i g dieselbe ist, exorzisieren j a d o c h a u c h h ä u f i g die „ B r a u c h e r " unter A n r u f u n g G o t t e s oder Christi, w a s selbstv e r s t ä n d l i c h v o n der K i r c h e w i e d e r als Mißbrauch verworfen wird. Literatur zum k i r c h l i c h e n E . s. u. N r . 4. — D i e k a t h o l i sche Unterscheidung zwischen kirchl i c h e m u n d n i c h t k i r c h l i c h e m E . ist also dieselbe, w i e e t w a z w i s c h e n k i r c h l i c h geb i l l i g t e n g e w e i h t e n Medaillen, Skapul i e r e n usw. u n d v o l k s t ü m l i c h e n A m u -
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l e t t e n ; s. hierüber I, 377 f. U n d w i e e b e n d a g e s a g t ist, d a ß z w a r der P r o t e s t a n t i s m u s keine a m u l e t t ä h n l i c h e n heiligen Gegenstände kennt, sich a b e r A m u l e t t e d o c h a u c h in der p r o t e s t a n t i schen B e v ö l k e r u n g finden, so g i b t es a u c h in der p r o t e s t a n t i s c h e n K i r c h e zwar keinen E., a b e r da der T e u f e l s - u n d D ä m o n e n g l a u b e n a u c h der p r o t e s t a n t i s c h e n B e v ö l k e r u n g n i c h t fehlt, k o m m e n a u c h bei ihr gelegentlich exorzistische H a n d lungen v o r . B . F ü r den v o l k s t ü m l i c h e n S t a n d p u n k t ist zu b e m e r k e n , d a ß wir hier j e d e n E. als w i r k s a m a n g e w e n d e t finden, d a ß man an die K r a f t des Dieners der K i r c h e wie an die des B r a u c h e r s g l a u b t , d a ß j e d o c h das B e w u ß t s e i n f ü r die U n t e r s c h e i d u n g dessen, w a s k i r c h l i c h e r E . u n d w a s Z a u berei b z w . v o n der K i r c h e v e r b o t e n ist, h ä u f i g v o r h a n d e n ist. C. V o m d r i t t e n S t a n d p u n k t a u s verwirft man jeden Dämonen- und Teufelsg l a u b e n und h ä l t s o m i t j e d e n E . f ü r unberechtigt. G l e i c h w o h l k a n n m a n auch v o n diesem S t a n d p u n k t aus einen U n t e r schied zwischen religiösem u n d abergläubischem, m a g i s c h e m E. m a c h e n , wie man j a auch hier einen U n t e r s c h i e d zwischen Religion und Magie, G e b e t und Z a u b e r s p r u c h usw. m a c h t . D e r Unterschied wird nach dieser Auffassung w e s e n t l i c h in der S t e l l u n g des E . zur offiziellen Religion l i e g e n 1 0 ) . D e r religiöse E . w i r d v o n den offiziellen Vertretern der Religion u n d der K i r c h e , der magische E. v o n denen v o r g e n o m m e n , die sich persönlich durch eigene K r a f t und K e n n t n i s s e dazu f ü r b e r e c h t i g t h a l t e n . Hier ist also religiöser E . nicht nur der E. der k a t h o l i s c h e n K i r c h e , sondern auch der E., wie ihn ein Dionysos- oder K y b e l e priester v o r n a h m . E i n weiterer U n t e r schied l ä ß t sich v o n diesem S t a n d p u n k t aus nicht feststellen, w e n n freilich die Zugehörigkeit zur offiziellen K i r c h e dem religiösen E. auch in der äußern E r s c h e i n u n g einen besondern S t e m p e l a u f p r ä g t . Im übrigen b e s t e h t kein prinzipieller U n t e r s c h i e d weder in den a n g e w a n d t e n M i t t e l n noch in d e m d a m i t v e r f o l g t e n Z w e c k , und ebenso l i e g t hier wie d o r t der
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Exorzismus
gleiche Glaube an die Existenz böser Dämonen und an die Wirkung einer starken K r a f t , wodurch jene vertrieben werden, zugrunde. Hinsichtlich dieser K r a f t aber eine Unterscheidung zwischen zweierlei E . zu machen, ist nicht Sache des auf diesem Standpunkt stehenden Beurteilers, da dies nicht Sache der Wissenschaft, sondern des Glaubens und der Theologie ist. 6 ) Pfister ZfrwVk. 24 (1927), 85 ff. •) P f i s t e r Festschrift Cimbria 1926, 55 ff. 7 ) T a m b o r n i n o a. a. O. 75; Pfister a. a. O. *) Text der Schrift itepl £epfj{ viooo in der Ausg. von L i 1 1 r 6 V I und bei v. Wilamowitz Griech. Lesebuch 1, 2; dazu v. W i l a m o w i t z S.-B. der Berl. Ak. 1901. •) P a u l y - W i s s o w a Suppl. 4, 342 f. 10 ) Ebd. 1 1 , 2108 f.; ZfrwVk. 24 (1927), 85 ff.
4. G e s c h i c h t e d e s E . Von einer eigentlichen geschichtlichen Entwicklung der E r s c h e i n u n g s f o r m e n des E . kann naturgemäß keine Rede sein, da Zweck, Mittel und äußere Formen im wesentlichen konstant sind und zu allen Zeiten in ähnlichen Formen vorkommen, nur daß gelegentlich in den E.formeln und in der Anwendung dieser oder jener Mittel eine Änderung, auch in der kirchlichen Praxis, eintrat. E r findet sich auch im europäisch-christlichen Kulturkreis als kirchlicher und volkstümlicher E . von den Anfängen des Christentums bis zur heutigen Zeit. Dagegen hat sich der Glaube an die Wirksamkeit des E. insofern geändert, wodurch auch die Häufigkeit seiner Anwendung gemindert wurde, daß auf die Blütezeit des E . im MA. (s. a. Hexenhammer) seine stärkere Bekämpfung und Zurückdrängung im 18. und 19. J h . folgte, wie auch hier die Lehre von der Existenz des Teufels (s. d.) und der bösen Geister mehr und mehr angegriffen wurde. Die Mehrzahl der Fälle von Besessenheit und E. aus neuester Zeit stammen wohl aus Bayern. Die protestantische Kirche kennt offiziell keinen E . Bereits in der ersten Zeit der Reformation finden sich Stimmen für und gegen den Teufels- und Dämonenglauben, ein Streit, der auch heutigentages im protestantischen Lager noch nicht ganz entschieden ist, und in dem manche noch der Auffassung Luthers fol-
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gen. Und so werden gelegentlich auch von protestantischen Pfarrern noch Exorcismen ausgeführt, wie z. B. durch den bekannten u ) J o h . Christ. Blumhardt in Möttlingen bei Calw um die Mitte des 19. J h s . 1 2 ) . Aus den älteren Streitigkeiten über den E . im protestantischen Lager nenne ich noch die zwei Schriften: „ V o m Exorcismo. Das dieser ohne Verletzung des Gewissens bey der T a u f f e mag gebraucht und behalten werden. Etliche Tractätlein: 1. J . Menii, 2. Lutheri Vorrede über das Tauffbüchlein, 3. Die Gebet bey der Tauff zu Cölln an der Sprew, 4. Zwei Episteln T. Heshusii, 5. Epistel Ph. Melanchthonis, 6. J . Coleri Büchlein. Weil sich itzo etliche unterstehen, denselben auszumustern." O. O. 1590. Und: ,,Ch. Kittelman, Von dem Exorcismo d. i. Von den Worten: ,Fahre aus, du unreiner Geist, und gib R a u m dem heiligen Geist.' Daraus zu ersehen, das ermelter Exorcismus in unsern Kirchen behalten werde, und W. Amling zu Anhalt kein Ursachen gehabt denselben abzuschaff e n . " O. O. 1 5 9 1 . Aber noch 1893 wehrte sich der Kongreß der Irrenärzte gegen die auch von protestantischer Seite vertretene Ansicht, die Irrsinnigen seien dämonisch Besessene l s ). Auch die Grundlage des kirchlichen E . ist in neuerer Zeit in ihrer Festigkeit bezweifelt worden. E r beruht j a auf den bekannten evangelischen Erzählungen, bei denen es sich nach der Auffassung der katholischen Kirche um wirkliche Dämonenaustreibungen handelt, eine A n sicht, die hier naturgemäß keine W a n d lung erfahren h a t 1 4 ) , während andere in ihnen lediglich Berichte von Heilungen natürlicher Krankheiten oder bloße legendarische Erzählungen erblicken, wie sie auch im Bereich der antiken Wundererzählungen vorkommen. Der orthodoxe Protestantismus nähert sich der katholischen Auffassung. In der katholischen Kirche ist die Wirklichkeit der Besessenheit zwar kein förmlich erklärter Glaubenssatz, aber sie ist „nach der Lehre der hl. Schrift, nach der Übereinstimmung aller heiligen Väter, nach einigen Synodal-
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Externsteine
aussprächen, sowie nach so manchen Maßnahmen, Einrichtungen und Anordnungen der Kirche als ein geoffenbartes Dogma, als ein dogma revelatum zu qualifizieren" 1S ). Und so hat die Kirche auch einen eigenen ordo exorcistatus bestellt, dem die offizielle Gewalt der Dämonenbeschwörung übertragen ist, und den jetzt jeder Priester (als die zweite unter den vier niederen Weihen) besitzt. Das Rituale Romanum gibt die genauen Anweisungen 1 6 ). Die katholische Pastoralmedizin erkennt ebenso die Möglichkeit der dämonischen Besessenheit (s. d.) wie die Berechtigung des kirchlichen E. an 17 ). — Über die Stellung der modernen Psychologie s. T. K . Oesterreich, Die Besessenheit 1921. — Daß Heilungen solcher, die sich für besessen halten, durch E. vorkommen, ist natürlich unbestreitbar, ebenso wenig bestreitbar aber auch der Schaden, der vom E. auf den Exorzisierten und seine Umwelt ausgehen kann. " ) R G G . » 1, 1152 f.; H e r z o g - H a u c k 3, 264 ff. " ) T h . F r e i m a n n Die Teufelsaustreibung in Möttlingen. 1905. la ) T a c z a k a. a. O. 37. — Über die Geschichte des E. im protestantischen Taufritual s. H e r z o g H a u c k 5, 695 ff. " ) J o h. S m i t De daetnoniacis in historia evangelica, 1913; ich zitiere dies umfangreiche Werk von 590 Seiten nur als Beispiel; s. etwa auch O s w a l d Angelologie 1883; S o l d a n - H e p p e 2, 3 3 9 f f . l s ) L e i s t l e a. a. O. 142 f.; T a c z a k a. a. O. 33. " ) W e t zer u. W e l t e 4, 1141 f f . ; s. etwa auch B i s c h o f b e r g e r De benedictionibus et exorcismis ecclesiae catholicae 1858. Über die geschichtliche Entwicklung von Einzelheiten des kirchlichen E. und der E.formeln s. F r a n z Benediktionen 2, 528 ff.; auch Klapper 17 ) A. Schlesien 234 ff. Stöhr Hdb. der 4 Pastoralmedizin (1900), 424 f f . ; v . O 1 f e r s Pastoralmedizin 1881, 128 ff. — C. C a p e i l mann Pastoralmedizin (1877) geht dieser Frage aus dem Wege; alle drei Bücher sind von Medizinern geschrieben.
S . V e r w e n d u n g und Mittel d e s E. Der E. kann überall da eintreten, wo das Dasein böser Geister angezeigt ist, die vertrieben werden sollen. So kann es also ein Exorzisieren von Menschen und Tieren, aber auch von Feldern, Grundstücken, Haus, Hof und Ställen geben, auch ein Vertreiben von Dämonen, die beim Gewitter tätig sind. Wie man hier überall apotropäische Gegenstände, Amu-
IIoS
lette, Talismane (s. d.) u. dgl. als prophylaktische Mittel anbringen kann, so kann auch hier ein E. ausgeübt werden, wenn böse Geister bereits vorhanden sind. S. etwa Art. G l o c k e , landwirtschaftliche Segen, Stall, V i e h , W e t t e r b a n n usw. Da Zaubern nichts anderes ist, als die Zauberkraft, das Orenda des Zauberers gegen das Orenda eines anderen anwenden, so soll beim E. durch die stärkere Kraft des Exorzisten die Kraft der Dämonen besiegt und diese vertrieben werden; es ist also ein Kampf gegen die Dämonen, die sich zur Wehr setzen. Als Mittel des Exorzisten kann man folgende Gruppen nennen, die alle in Sonderartikeln behandelt werden. Es sind dieselben vier Gruppen, die auch im Kult eine Rolle spielen 18). A. Rein akustische Mittel: Geschrei, Lärm mit Instrumenten, Glocken, Musik. B. Worte: Beschwörungsformel, Zauberspruch, Gebet, orendistische und heilige Sprüche und Namen, Beschimpfungen. C. Körperbewegungen: Drohende Gebärden, Kreuzeszeichen, Hauchen und Blasen, Umgang, Tanz, Nacktheit. D. Orendistische oder heilige Gegenstände: Amulette, Kräuter, Kreuz, Heiligenbilder, Bibel, Reliquien, Weihwasser, sonstige apotropäische Dinge wie Eisen, Salz, Feuer usw.; Räucherungen. — Dazu tritt das Orenda, das Charisma des Exorzisten und seine Kenntnisse, über die er verfügen muß. Jede dieser Gruppen von exorzistischen Mitteln findet sowohl im religiösen wie im zauberischen E. Verwendung; Formeln des kirchlichen E. werden auch in volkstümlichen Beschwörungen angewandt 1 9 ). — Über die volkstümliche Beliebtheit der K a p u z i n e r beim E. s. d. Art. 18) P a u l y - W i s s o w a 11, 2108. 2151 ff. 2177 ff., wo die meisten der obigen Mittel besprochen sind; dazu die Sonderartikel des Handwb. 19) S c h i n d l e r Aberglaube 1 1 2 f f . ; K l a p p e r Schlesien 234. Pfister.
Externsteine. „ E t w a eine Stunde von der Stadt Horn im Lippischen erheben sich einige wunderbar hohe Felsen, die in
Fabian
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einer Reihe hintereinander g a n z freiliegen und wie Gebäude anzusehen sind. A u f diesen Felsen haben die Sachsen ein G ö t z e n b i l d verehrt, das K a r l d. Gr. zerstören und an dessen Stelle in einer K a pelle, die sich auf dem einen Felsen bef i n d e t , einen A l t a r aufrichten ließ. A u f der Spitze des einen Felsens liegt ein großer Stein, der, wenn der W i n d geht, sich bew e g t und gleichsam zu fallen neigt und dennoch mit keiner G e w a l t herunterg e b r a c h t werden kann, gleichwie auch nicht abzusehen ist, woran er befestigt s e i . " So werden in Zedlers Universall e x i k o n die rätselhaften, s a g e n u m w o b e n e n E. beschrieben Weder der N a m e noch die Reliefdarstellungen der Felsen haben bisher eine unbestrittene D e u t u n g gefunden. D a die älteste urkundlich bezeugte Schreibart (1093) Agisterstein lautet, w ä r e eine A b l e i t u n g des N a m e n s v o n dem westfälischen Z e i t w o r t extern ( = quälen, peinigen) möglich. Weil ein christlicher K u l t an Stelle eines heidnischen getreten ist, können auch die Hexen, die ebenfalls A e k s t e r n (Elstern)
IIIO
hießen und mit demselben N a m e n und Bilde bezeichnet wurden, an Stelle heidnischer Gestalten, vielleicht der Disen, getreten sein und die Felsen so den N a m e n Elsternsteine, H e x e n s t e i n e erhalten haben 2 ). Das V o l k h a t sich mit solchen gelehrten D e u t u n g e n u n d Streitigkeiten nicht abgegeben. N a c h ihm „ h a t der Teufel in alter Zeit, als die A n d a c h t auf den E.n noch im S c h w a n g e war, diese Felsen umstürzen wollen u n d sich deshalb mit aller Macht dagegen g e s t e m m t , sie aber doch nicht u m w e r f e n können. So m ä c h t i g h a t er sich dagegen g e s t e m m t , daß sein Hinterer sich tief in den Stein eindrückte und die lichte heiße L o h e i h m hinten hera u s f u h r und B r a n d f l e c k e an den Felsen hinterließ. J e t z t sind diese Zeichen aber v o n E r d e und B u s c h w e r k b e d e c k t " 3 ). Vgl. D r e h s t e i n , Teufelsstein s. u. Findlingssteine. >) Z e d i e r 8, 2358 s. v. E.; vgl. G r i m m Gesch. d. deutsch. Sprache
457.
*)
Simrock
Mythol (1878), 477 f.; Urquell 1 (i8go\ 6 u. 95; vgl. G r i m m DWb. s. v. extern (quälen) 3, 1208. z) K u h n Westfalen 1, 225 Nr. 256. Olbrich.
F. Fabian, hl., Papst (236—250), zu Beginn der Dezischen V e r f o l g u n g gemartert, Fest 20. J a n u a r , gleichzeitig m i t d e m hl. Sebastian (s. d.) gefeiert, weil beide a m gleichen Tage, w e n n auch nicht in demselben Jahre litten und starben, in der Allerheiligenlitanei ebenfalls beide zusammen g e n a n n t und gewöhnlich a u c h beide vereint z u K i r c h e n p a t r o n e n g e w ä h l t 1 ) . AA. SS. Jan. IX, 250; S a m s o n Die Heiligen
als Kirchenpatrone
356.
I. Der T a g des Heiligen gilt als ein wichtiger Lostag, der sich auf das Gedeihen der B ä u m e bezieht, und spielt deshalb i m Glauben des V o l k e s eine gewichtige Rolle, wie allenthalben verbreitete Sprüche und W e t t e r r e g e l n bekunden. „ F . , Sebastian, l e t den S a f t int
Holt g a n " , h e i ß t es z. B . in Holstein und ähnlich in zahlreichen andern L a n d s c h a f t e n . N a c h alten Rechtsweisungen und -gewohnheiten d u r f t e v o m F . t a g e an kein N u t z h o l z (Stangen, Bauholz) geschlagen werden 2 ). ! ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 158; R e i n s b e r g Böhmen 25; B a r t s c h Mecklenburg 2,251; S i m r o c k Mythologie 574; H ü s e r
Beiträge 2, 31 Nr. 1 ; A n d r e e
Braunschweig
413; S c h r a m e k Böhmerwald 132; D r e c h s l e r 1 , 5 2 ; J o h n Westböhmen 35; S e b i l 1 o t FolkLore wirtschaft 13;
4, 4 5 1 ; E b e r h a r d t K ü c k Wetter glaube 55.
Land-
2. F ü r die K i n d e r b e g i n n t an diesem T a g e die Zeit, in der sie W e i d e n f l ö t c h e n m a c h e n 3 ), i n d e m sie unter z a u b e r h a f t e n R e i m s p r ü c h e n den B a s t lösen *).
IUI
3) R e i n s b e r g Böhmen 25; F o n t a i n e Luxemburg 17. *) M ü l l e n h o f f Sagen 510 Nr. 5 ; H ö i l e r Fastnacht 11; Sartori Sitte 3, 82.
3. F . gehört zu den sogenannten P l a g heiligen und F.splage b e d e u t e t Hunger, ebenso F . allein in der K u n d e n - und Gaunersprache 5 ). 6) Z f V k . 1 (1891), 293; steinsprache 44.
1112
Fackel
O s t w a l d
RinnWrede.
Fackel. Die F. ist im Volksglauben ein S u b s t i t u t des F e u e r s (s. d.), wird aber, v o l l k o m m e n analog zu ihrer profanen V e r w e n d u n g als Lichtträger, nicht wegen ihrer B r e n n k r a f t , sondern nahezu ausschließlich wegen ihrer L e u c h t k r a f t gebraucht, die alle lichtscheuen Dämonen der Finsternis vertreibt und fernhält. In dieser l u s t r a t i v e n B e d e u t u n g gehörte sie sowohl im alten Orient wie in der A n t i k e zu den unentbehrlichen Requisiten der Reinig u n g v o n K r a n k h e i t und Schuld und zu den gebräuchlichsten S c h u t z m i t t e l n gegen schädigende Einflüsse an den besonders gefährlichen W e n d e p u n k t e n im Jahres- und Lebenslauf. Diese Rolle h a t sie später an die auch in der technischen E n t w i c k l u n g an ihre Stelle tretende K e r z e (s. d.) abgegeben, vor allem unter E i n w i r k u n g des Christentums, das auch die apotropäischen F.läufe an den heidnischen F e s t t a g e n v e r b o t 2) und sie an seinen eigenen durch symbolisch umgedeutete Kerzenprozessionen ersetzte 3 ). Im deutschen V o l k s b r a u c h hat sich die F. nur noch erhalten bei den Jahresfeuern (s. d. im einzelnen), w o es galt, den Schein der allem Unheil wehrenden Lohe des Scheiterhaufens möglichst w e i t über das L a n d zu tragen. Besonders bei den F r ü h l i n g s f e u e r n (s. Fastnachts-, Oster-, Mai-, Pfingstfeuer) findet sie sich als wesentliches A u s r ü s t u n g s s t ü c k der Teilnehmer, und sie hat als solches z. B. dem S o n n t a g I n v o c a v i t stellenweise die dem französischen schon 1222 bezeugten j o u r des b r a n d o n s 4 ) entsprechende Bezeichnung F. s o n n t a g 5 ) und dem F a s t n a c h t s f e u e r selbst den N a m e n F.f e u e r 8 ) eingetragen. In der einfachsten F o r m bedient man sich dabei eines aus dem flammenden
Holzstoß gerissenen F e u e r b r a n d e s . Meistens aber bringt man die F.n zu der V e r a n s t a l t u n g mit, und sie bestehen dann nicht nur in S t r o h w i schen, B o h n e n s t a n g e n oder geteerten B e s e n , sondern sind a u c h nicht selten sorgfältig zubereitet: so als zersplitterte, zu B a s t zerklopfte, am O f e n getrocknete und schließlich in Petroleum getauchte eichene S c h ä l p r ü g e 1 7 ), als mit harzigen Föhrenkienspänen gespickte kurz geschnittene R e i s i g b e s e n 8 ) oder als teergetränkte, auf einem S t o c k befestigte L u m p e n b a l l e n 9 ) . Bei den Martinsfeuern (s. d.) werden vorzugsweise ausgehöhlte und mit Einschnitten versehene Rüben verwendet, in die man K i e n s p ä n e oder L i c h t e r stellt, eine Form, die schon zu den Laternen (s. d.) hinüberführt. Mit diesen F . n setzt man den Holzstoß in Brand, oder man entzündet sie erst am auflodernden Feuer, t a n z t und springt um den brennenden Scheiterhaufen herum, w i r f t sie in die L u f t , schlägt funkensprühende R ä d e r und geht oder rennt darauf unter Geschrei, Schellenläuten, Schießen und sonstigem L ä r m durch die Flur. Diesem F. s c h w i n g e n und F. 1 a u f e n wird kaum, auch nur als Nebenbedeutung, eine N a c h a h m u n g des Blitzes 10 ) zugrunde liegen, sondern lediglich das Bestreben, die Mächte der Finsternis, die schädigenden D ä m o n e n von den in der S a a t stehenden Feldern zu verscheuchen. Das geht noch hervor aus der Z w e c k a n g a b e : „ d e n b ö s e n S ä mann vertreiben", „den Tod a u s j a g e n " (s. Todaustreiben), ,,d e n H u t z e l m a n n verbrennen"u), „ d a m i t der E r t r a g nicht gemindert w e r d e " 12 ). Ins P o s i t i v e gewendet, wird aus dieser schützenden Lustration dann eine segnende, das W a c h s t u m fördernde H a n d l u n g ; nicht nur wird der T o d ausgetrieben, sondern es wird auch der Sommer e i n g e h o l t 1 3 ) , aus dem „ S a a t leuchten"14) wird ein „ K o r n aufwecken"1B), ein „ S a m e n z ü n d e n und - l o c k e n " : Samen, Samen rege dich, Samen, Samen streck d i c h 1 6 ) !
Faden
1113
Auch dem Träger selbst, dessen F . nicht erlöschen darf 1 7 ), bringt sie hellbrennend G l ü c k 1 8 ) , und in einem Vorarlberger Reimspruch wird schließlich alles in den Fruchtbarkeitszauber einbezogen: Flack üs! ilack üs! Über alle Spitz und Berg üs! Schmalz in der Pfanna, Korn in der Wanna, Pflueg in der Erda; Gott alls grota lot Zwüschat alla Stega und Wega
18
).
Stellenweise, so vor allem bei den W a l p u r g i s - , M a i f e u e r n (s.d.), ist der ganze Feuerzauber zu einem solchen F.lauf unter fast ausschließlicher Verwendung von Besen (s. d. und Hexe) zusammengeschrumpft, und auch bei den außerkultischen Freudenfeue r n und festlichen I l l u m i n a t i o n e n 2 0 ) bedient man sich vorwiegend der F.n. Vielleicht sind die besonders in Norddeutschland alljährlich stattfindenden L a t e r n e n u m z ü g e der Kinder ebenfalls Ueberreste der F.läufe. ') ZfVk. 23, 243 ff.; P a u l y - W i s s o w a 6, 2, 1945 ff.; 1 1 , 2, 2163 t.; K r o l l Aberglaube 35 f.; S a m t e r Familienfeste 16 ff.; Mannhardt 2, 261 ff.; K u h n Herabkunjt 200. 209; N i 1 s s o n Griech. Feste 487; Hepding A ttis 166; Stemplinger Aberglaube 80; D i e t e r i c h Kl. Sehr. 260. 346; U s e n e r Kl. Sehr. 4, 503; A b t Apuleius 220. Vgl. auch F r a z e r 12, 498 (Index unter „torches"). ') So auf den Synoden von Arles 443 (452) und Toledo 693: H e f e 1 e Conciliengesch. 2, 757; 3, 350 und bei Burchard von Worms: Wasserschieben 658. 643; J a h n Opfergebräuche 282; vgl. ZfVk. 3, 3 5 : 1 4 , 2 6 2 . 3) Vgl. K n u c h e 1 Umwandlung 100 f.; F i s c h e r Angelsachsen 9. *) D u C a n g e 1, 736 unter „brandones" ; SAVk. 1, s 182. ) K a p f f Festgebräuche 12. •) M e i e r Schwaben 3 8 3 . ' ) BlhessVk. 2 (1901), 1 4 : 4 (1905), 212. ») SAVk. 10,224. ») Ebd. 1, 182. 10 ) M a n n Ii a r d t 1 , 5 3 6 ; S c h w a r t z Stildien 514 f. " ) M a n n h a r d t 1, 501; G r i m m Myth. 3, 4 7 1 ; Witzschel Thüringen 1, 189; Panzer Beitrag 2, 207 f.; G er amb la Brauchtum 28. ) J o h n Erzgebirge 197. I3 ) G r i m m Myth. 2, 644. " ) B i r l i n g e r Schwaben 1, 384; Mannhardt 1, 535. 1S ) Hör mann Volksleben 27; Geramb 16 Brauchtum 28. ) K a p f f Festgebräuche 1 3 ; M a n n h a r d t 1, 535. " ) ZfdMyth. 1, 88. " ) M a n n h a r d t 1, 507. ») V o n b u n Beiträge 20. "') Vgl. G r i m m Myth. 1, 524. Freudenthal.
III4
Faden. Das Wort F. ist ahd. zu der
üblichen Bedeutung gekommen. Es bedeutet ursprünglich ein Maß, „wieviel man mit ausgestreckten Armen abm i ß t " und hängt mit mhd. ,vade' „ U m zäunung" z u s a m m e n 1 ) . Das muß man im folgenden im Auge behalten. Die zauberische Wirkung des F.s meist von bestimmtem S t o f f e (Seide s. d., Zwirn s. d., auch Wolle s. d.) und roter, seltener schwarzer Farbe, leitet sich 1. vom Festbinden und Verbinden, 2. vom Umhegen (s. Zauberkreis), wodurch das Umhegte a) gefesselt, b) geschützt wird, her. Für den geknoteten F . s. Knoten. Eigentümliche Entwicklung unter L e b e n s f. ») K l u g e
Etym. Wh? 123.
1 . Ein wirkliches Anbinden vermittelt vor allem der im Märchen bekannte A r i a d n e f. 3 ), den u. a. eine Eifelsage benutzt 4 ). Aber schon um 560 v. Chr. haben die Ephesier ihre Stadt mit einem Strick an das 1,5 km entfernte Artemision angebunden und so in den Schutz der Göttin gestellt s ). So wird der Fenriswolf gefesselt 8 ) und an einem Seidenf. auch der Uristier zum K a m p f e g e f ü h r t 7 ) ; ein SchweizerVolkslied von 1 6 5 3 8 ) kann daher umgekehrt singen von einem Seidenf., wie ihn der Schlosser macht. Die Bamberger Kirche verwahrt den Seidenf., mittels dessen ihr 4 Reichslehen verbunden waren 9 ). So wird der F. zur magischen Verbindung 1 0 ). E r ist häufig als Liebessymbol. F. und Bänder sind Geschenke, die die Liebe b e f e s t i g e n 1 1 ) . F . spannen ist ein E h e o r a k e l 1 2 ) . An derartiges mag Walter v . d. Vogelweide gedacht haben, als er dichtete: „welch wip verseit im einen F. ? guot man ist guoter siden w e r t " 1 3 ). K n ü p f t sich gar der F . beim Nähen, so bedeutet das Hochzeit 1 4 ). F.spinnen und F . ziehen ist ein Liebeszauber, der nicht bloß in Schlesien 1 5 ), den Alpen 16 ) und Siebenbürgen 1 7 ) belegt ist, sondern auch dem griechischen Liebeszauber geläufig 1 8 ). Verwickelter ist folgender aus Wolpadingen berichteter Brauch: ein Mädchen bindet sich am Christabend zwischen 1 1 und 1 2 in den heiligen drei Namen einen F. um den bloßen Leib, löst ihn am anderen Morgen
1115
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sprechen, mit der R o m u l u s das Gebiet der S t a d t R o m umhegt hat und deren V e r letzung nach der Sage R e m u s das L e b e n kostete Ähnliches wurde von dem alten Poseidonheiligtum bei Mantinea in A r kadien erzählt A b e r genau so haben die B r ü g g e r in der Schlacht v o n Roosebeke 1 3 8 1 ihre Stellung mit einem fil de soie rouge a y a n t sept noeuds à égale distance et une croix à ses extrémités K taten die *) R o b e r t Griech. Heldensage 2 2, 681 f. ; réunies geschützt ) ; dasselbe 4 Valencienner gegen die Pest S 1 ). D i e 1 s Labyrinth 66. ) S c h m i t z Eifel 2, 54. 4) H e r o d o t 1, 26, 2; antike Parallelen So w u r d e n also der Vorhof der Opferdazu bei S t e i n im Kommentar (1901), 31. 32 •) S i m r o c k Mythologie 98. ') R o c h h o l z stätte ) und der germanische Gerichts33 Sagen 2, 15 f. •) ZfdMyth. 2, 228. •) Ebd. platz eingehegt ) ; aber dasselbe wissen ,0 ) Material bei K o n d z i e l l a Volksepos wir v o m Athenischen Gericht, wenn über u 177 ff.; S a r t o r i Speisung 15. ) D r e c h s Mysterien verhandelt w u r d e M ) . Dann l e r i, 232; E n g e l i e n u. L a h n 244 Nr. 76. " ) G r i m m Myth. 3, 438 Nr. 1 1 0 ; wird der Seidenf. kurzerhand zum S y m M a n n h a r d t Germ. Mythen 685. " ) 44, 10. bol des Hausfriedens. E r schützte Häu" ) F o g e l Pennsylv. 86 Nr. 331. ») D r e c h s ser 3B ) — im A a r g a u der ' S i d e f a d e um das l e r 1, 145. " ) V e r n a l e k e n Alpensagen H u s ' 38 ) — w a s auch das Volkslied festin. ") H a l t r i c h Siebenbürgen 273 f. 18 ) Pauly-Wissowa 10, 1384f.; vgl. hält 37 ), Gärten, wie in der S a g e den R o Knoten. ") M e y e r Baden 200. ; sengarten K ö n i g Laurins M ), W ä l d e r 3 ' ) . Die S t i f t u n g K u n i g u n d e s an B a m b e r g 2. Der h e g e n d e F . ist sowohl f ü r den (kurz nach 905) hieß K u n i g u n d e s SeidenEingeschlossenen wie f ü r den Eindringf. 4 0 ); d a m i t ist zu verbinden, daß seit 1 1 8 5 ling eine unüberschreitbare Grenze 20 ). der seltene E i g e n n a m e Seidenf. aufS o ist es aus K ö l n schon aus dem 1 2 . J h . , taucht 4 1 ). Die in den K i r c h e n v o n Laeken aus dem B a s l e r Bischofsrecht aus dem und L e b b e k e a u f b e w a h r t e n F . werden zur 1 4 . J h . belegt, daß man Gefangene mit Abgrenzung einer W e i h u n g gedient haeinem F . eingesperrt h a t 2 1 ) ; aber noch ben 4 2 ). D a r a u s entwickelt sich die apotroim 19. J h . sind K i n d e r zur S t r a f e so an 22 päische K r a f t des F.s. Wie die Georgier das einen Stuhl a n g e b u n d e n ) ; über seine B e t t der Wöchnerin mit einem F . hegen 43 ), V e r w e n d u n g in der Volksmedizin s. u. so bindet in dänischen Volksliedern der W i r nennen das symbolisch; ursprüngHeld einen roten Seidenf. um den Helm 4 4 ). lich ist es eine real wirkende Zauberfessel Der Schatzgräber umgibt sich damit 46). (s. Fessel). In der romanischen Schweiz schützt die Viel verbreiteter ist das eigentliche rote Schnur den Hühnerhof v o r dem M Umhegen ) . S o schützten die Perser den Fuchs 4 ®), Nadel und F . schützen in PomTotenacker mit einer Schnur aus 100 mern das B u t t e r f a ß v o r B e h e x u n g 4 7 ) . goldenen oder baumwollenen Fäden — Umbinden v o n Gefäßen ist überhaupt man kann hier zweifeln, ob das Gefürchweit v e r b r e i t e t 4 8 ) . Weiter ins magische tete nicht hinaus oder nicht herein sollte Gebiet fortgesetzt f ü h r t das z u m F.— in C u m a n à a m Karibischen Meer amulett 4 9 ) (s.d.) und K n o t e n a m u l e t t . So(Venezuela) hegt man die Felder mit wohl im antiken Z a u b e r b r a u c h wie bei B a u m w o l l f ä d e n , deren Verletzung man den J u d e n 8 1 ) und in S c h o t t l a n d B2j 25 f ü r todbringend h ä l t ) . Dasselbe wird schützte der rote F . gegen bös.en Blick. ein unbekannter griechischer Epiker DioAuch bei Tieren kann man das anwennysios M ) meinen, vielleicht derselbe, der den 63 ). Die Wöchnerin trägt ihn um den um 260 v . Chr. als Gesandter in PalimLeib M ) oder in P o m m e r n um das Handbothra in Indien war, wenn er von einer gelenk BB). Die R u s s e n schützen sich so n indischen S t a d t Xivoxei/iis s a g t ) . Das v o r Scharlach B6) ; in B ö h m e n und der würde der unverletzlichen Furche entund legt ihn unter die linke Seite des A l t a r s , holt ihn v o n dort nach schweigender A n h ö r u n g aller 3 Messen und legt ihn unter das Tischbein, wo der Meister sitzt, ohne dessen Wissen. Dann f ä n g t der Meister bei Tische von ihrem künftigen Manne an zu r e d e n 1 9 ) . Man erkennt die s y m p a t h i s c h e Beziehung des F . s zu dem Mädchen (s. messen) und seine bindende K r a f t .
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Gegend v o n Halle (slawischer Einschlag) schützt sich d a m i t das B r a u t p a a r w ) . Der rote F . schützt auch v o r dem wilden H e e r 5 8 ) . In Mazedonien 5 9 ) und Siebenbürgen ®°) k o m m t er an die T ü r der Wöchnerin. I m Erzgebirge legt man ihn bis zur T a u f e dem K i n d e ins B e t t 6 1 ). Wenn in Österreich die H e b a m m e w ä h r e n d des T a u f a k t e s eine rot-weiße Schnur flicht, so gehört das entweder hierher oder zum Lebensf. 4 2 ). Endlich k a n n der rote F . einf a c h Glück bedeuten, daher die Seidenbänder der B r a u t in Hessen 63 ), der B u r schen im Plauenschen a m Faschingsdienstag 64 ), beim Glücksspiel in Hergiswil 85 ). Besondere W i r k u n g haben natürlich F . besonderer H e r k u n f t , v o m Totenhemd 6 6 ) oder aus einem Grabe w ) , oder der einen Toten berührt hat w ) , Sonntags *•) oder in der Christnacht gesponnen ro), oder der mit geweihtem W a c h s gewichst i s t 7 1 ) . Entsprechend der B e d e u t u n g alles Primitiven in K u l t u s und A b e r g l a u b e n wird oft ein r o h e r F . (in den Berichten leicht mit roter F . verwechselt) bevorzugt. Das linum crudum, griechisch d>(i6Xi,vov ist schon a n t i k 7 2 ) . Nachzuweisen ist er dann in einem Beichtspiegel v o m E n d e des 14. J h s . mehrfach in den Quellen des 1 5 . J h s . 7 3 ) , bei L u t h e r 7 4 ) und noch im 18. J h . 7 5 ) . Gerade f ü r das Umwinden eines Gefäßes wird er vorgeschrieben 7 6 ). Weiteres s. messen. Die zauberische K r a f t des Meßf.s k a n n durch Zerschneiden und Verknoten beseitigt werden 7 7 ). Analog h i l f t ein zerschnittener F . gegen B a n d w u r m n ) und gegen S p u l w ü r m e r n ) ; da verbindet sich die apotropäische K r a f t mit der G e s t a l t des f.förmigen Tieres. Die Z a u b e r k r a f t geht auch auf das F . w a s s e r über 8 0 ). E i n e andere Anschauung ist, daß der gedrehte F . (s. Zwirn) schwindlig m a c h t 8 1 ) , wie man umgekehrt F.reste v o m W e b s t u h l gegen Wahnsinn eingibt 8 2 ). Die mehrfachen Verbote, F . abzubeißen oder zu verschlucken, neigen wohl zu der Vorstellung vom L e b e n s f . hinüber. ") Allgemein G r i m m RA. 1, 182 ff.; vgl. S. 276„reingermanisch"; M a n n h a r d t German. Myth. 674 ff. ") L i e b r e c h t Zur
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Volks/t. 424 f.; B i r l i n g e r Volksth. 2, 177. ") Mündl. aus dem Braunschweigischen. ") L i e b r e c h t Zur Vk. 305 ff. M) G r i m m RA. 1, 183. ") W - i t z Anthropol. 3, 383. *•) S t e p h. Byzant. 194, 22. ") L i e b r e c h t Zur Vk. 308; Nachahmung bei N o n n o s Dion. 26, 50 ff. ") P a u l y - W i s s o w a I A, 1091, 51 ff. !l ) P a n s a n i a s 8, io, 3; anderes bei K ö c h l i n g de coronarunt vi 9 ff. 30 ) Reinsberg-Düringsfeld Belgique 2, 43. 3 1 ) R e i f f e n b e r g Zur Chrotiique de Philippe de Moushes 2, 71 V. 13 951 (Aom. 30 u. 31 aus L i e b r e c h t Zur Vk. 307). 32) P f a n n e D s c h m i d Weihwasser 46 f. ») G r i m m a. a. O. ") Das heißt itepiaxoi.v££eiv P o 11 u x 8, 124. 35) L i e b r e c h t Zur Vk. 425. **) M e y e r Baden 77. 3T ) R o c h h o l z Kinderlied 147 f. ") S i m r o c k Mythologie 88. 256. 433. M) H e c k e r Mosellandsagen 382, 443. ") Neue Alsatia 195 ff- ") Ebd.; vgl. K n u c h e l 105. " ) W o l f Beiträge 176. ") K n u c h e l 12. ") ZfdMyth. 2 . 3°7- ") K ü h n a u Sagen 3, 562. " ) K n u c h e l 104. 47) S e l i g m a n n 2 , 9 5 ; M ü l l e n h o f f Sagen 224 Nr. 305. 48) ZfVk. 21, 156. *') H e c k e n b a c h de nuditate 108 ff. so ) J a h n Sitzb. Leipz. 1855, 79 Anm. 211, vgl. 42 Anm. 47. «) ZfVk. 3, 134; 23, 258. ") S e l i g m a n n 1, 262. ") P o l l i n g e r Landshut 156; in Irland: ZfVk. 23, 257. H ) H e c k e n b a c h a. a. O. " | K n o o.(p Hinterpommern 157. ••) ZfVk. 23, 257. ") W u 11 k e 369 § 560. ») W o l f Beiträge 2, 160. «•) S e 1 i g m a n n 2, 247. " ) H i l l n e r Siebenbürgen 50. ") J o h n Erzgebirge 52. ") ZföVk. 10, 97f. «) K o l b e Hessen 170 f. ") J o h n Westböhmen 42. ••) L ü t o l f Sagen 557 Nr. 578; erschöpft ist damit die Bedeutsamkeit der Bänder (s. d.) in Volkssitte und -kleidung keineswegs. ••) M ü l l e r Jsergebirge 24. *') S c h u l l e r Siebenbürgen bei G a ß n e r Mettersdorf 84. • ) S e 1 i g m a n n 2, 94. ••) H o v o r k a - K r o n f e 1 d 2, 16. ,0 ) S e y f a r t h Sachsen 271. ") D e t t 1 i n g Hexenprozesse 13. " ) M a r c e l l u s Emp. 8, 62; K r o l l Aberglaube 6 ff.; A b t Apuleius 85. 73) MschlesVk. 17, 39; vgl. ZfVk. 2i, 153 ff. '*) K l i n g n e r Luther 124. ") S e y f a r t h Sachsen 270; in Böhmen jetzt noch: H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 52; in Oldenburg: S t r a c k e r j a n i, 88. '•) MschlesVk. 17, 30. ") ZfVk. 21, 152. ™) S e y f a r t h Sachsen 177. '*) L a m m e r t 133. M ) D r e c h s l e r 2, 310. 31) S e y f a r t h Sachsen 271. ") D r e c h s l e r a . a . O . 3. In der V o l k s m e d i z i n wird der F . gern v e r w a n d t und berührt sich in seiner Anwendungssphäre weithin mit dem K n o t e n (s. d.). Ausgangspunkt sind z. T . ganz praktische Dinge, so das Abbinden (s. d.) der Warze. A b e r magisch wirkt, wenn man einen schwarzen 83 ) Z w i r n s f . kreuzweis über die Warze l e g t 8 4 ) , wenn
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der F. um den Hals eines Toten gelegt wird M ) ; man kann auch von der Zahl der Warzen rückwärts bis o zählen 8 6 ); auch abnehmender Mond ist günstig 8 7 ). In Brasilien hilft dasselbe Mittel gegen Kropf M ) und sonst gegen Geschwülste M ) und Verrenkungen 90 ). Ein anderes Hausmittel ist, durch Blasen einen Wollf. zu ziehen. Abergläubische Bedeutung bekommt das an sich sehr nützliche Mittel erst, wenn dem Kind gegen Geifern ein F. durch den Mund gezogen wird 91 ), wenn sich die Mutter einen F. durch die Brust zieht, damit das Kind keine Zahnfisteln bekommt 9 2 ), wenn man gegen Fieber sich einen F. durch den linken Strumpf zieht 9 3 ). A m weitesten reicht die b i n dende Wirkung des F.s 9 4 ). Gegen Nasenbluten bindet man den linken kleinen Finger 9 6 ) oder hängt mit einem bestimmten F. einen Zettel um den Hals 96). Beide Ohrfinger umwickeln hemmt die Menstruation 97 ). In Österreich weiht man Fäden gegen den Fluß 9 8 ). Blutende Wunden heilt man durch dreimaliges Umfahren mit einem F. und durch allerhand Gebete 9 9 ). Auch an der Schwindsucht fällt dem Volk vor allem das Bluten auf; daher sie durch Messen 100 ) oder durch einen F. um den Hals geheilt wird 101 ). Das letztere für Halskrankheiten kennt die Türkei 1 0 2 ). Derselbe Glaube ist jüngst in Berlin aufgetaucht l o s ). Dann bei Kopfweh: hier ist das Messen des Kopfes die Hauptsache; belegt in Bayern 104), in den Alpen 10B), in der Altmark 10 v. 11 nunc autem scripsi vobis non commisceri: si is, qui frater nominatur, est fornicator, aut avarus aut idolis serviens aut maledicus aut ebriosus, aut rapax: cum eiusmodi nec cibum sumere. Daß diese Worte auf das f. V . zur Zeit Christi anzuwenden sind, ist nicht sofort klar, doch die bestimmte Bezugnahme späterer kirch-
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licher Schriftsteller, so besonders des Augustinus, der bestimmte Gruppen von Fahrenden nennt, beweist, daß auch Paulus bereits an herumfahrendes Volk gedacht hat. Den Aposteln selbst, die von Ort zu Ort zogen, dürfte es öfter geschehen sein, daß sie von der Menge zu den herumreisenden Zauberern und Teufelsbeschwörern gerechnet wurden, wie die Szene mit dem Simon Magus (Apostelgeschichte 8, 9 ff.) zeigt; dieser will sich von den Aposteln eine erhöhte Zauberkunst, wie er ihre Wunder betrachtet, um Geld erkaufen. In dem Zauberer Elymas, den Paulus auf Paphos c. 13, 6 ff. mit Blindheit schlägt, lernen wir wieder einen solchen herumfahrenden Zauberer kennen, über den der Apostel bei der Masse eigentlich nur deshalb den Sieg davontrug, weil sein Wunder noch größer war als das des andern. C. 19, 13, ist die Rede von herumziehenden jüdischen Teufelsbeschwörern, die gleich Paulus im Namen Jesu Teufel austreiben wollten: Tentaverunt autem quidam et de circumeuntibus Judaeis exorcistis, invocare super eos, qui habebant spiritus malos, nomen Domini Jesu dicentes: Adjuro vos per Jesum, quem Paulus praedicat. Den Namen Jesu wollten sie als Zauberformel benützen. In der Zeit nach Christus zogen nämlich zahlreiche Teufelsbeschwörer, Traumdeuter, Geisterbeschwörer, Wahrsager und Heilkünstler umher und betrieben ein wenig ehrliches Gewerbe M ). Hingewiesen sei darauf, daß schon Paulus den Zauberer einen Sohn des Teufels ' nennt, Apostelgeschichte, c. 13, 10, Dixit: O, plene omni dolo, et omni fallad a , fili diaboli, inimice omnis justitiae. Während aber durch die Worte des N. T. ganz bestimmte Gruppen von Fahrenden getroffen und bekämpft werden sollen, verwenden sie die Kirchenväter zum Kampf gegen alles f. V., das die weiten Gebiete des römischen Reiches durchzog, und sie belasten Gruppen mit einem Haß seitens der Kirche, den diese eigentlich ursprünglich nicht verdienten. Es entspricht dem Apostel Paulus, wenn Augustinus die Freigebigkeit gegen die histriones ein abscheuliches Laster und
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keine Tugend nennt. In Ioannis E v a n g . T r a c t . loo, c. 2 : Donare quippe res suas histrionibus Vitium est immane, non virtus A u c h in der Enarratio in Psalm u m 102, c. 13 spricht er solcher Freigebigkeit kein Verdienst zu. Als unreine Geister bezeichnet er derartige Berufe nach einem Briefzitat Alcuins aus England (791): nescit homo, qui mimos, et histriones et saltatores introduxit in d o m u m suam, quam magna eos sequatur immundorum spirituum turba a ) . Diesem Urteil entspricht es auch, daß Augustinus sie v o m E m p f a n g der hl. Sakramente ausschließt de fide et operibus. c. 18: Illud sane mirabile est, quod fratres, qui aliter sapiunt, cum debeant ab ista vel n o v a vel vetere, perniciosa tarnen opinione discedere, ipsi insuper dicunt, novam esse doctrinam, qua nequissimi homines in suis flagitiis se perseveraturos in propatulo profitentes non admittuntur ad b a p t i s m u m : quasi nescio ubi peregrinentur, quando meretrices et histriones et quilibet alii publicae turpitudinis professores nisi solutis a u t disruptis talibus vinculis ad Christiana sacramenta non permittuntur accedere, nisi antiquum et robustum morem sancta ecclesia retineret, e x ilia scilicet liquidissima veritate venientem, qua certum habet, quoniam qui talia agit, regnum dei non possidebunt, et nisi egerint ab his mortuis operibus paenitentiam, accedere ad baptismum non sinuntur. Bereits in das Corpus jur. can. aa ) ist über den histrio eine diesbezügliche Bestimmung aufgenommen (Gratiani Decret. p. III. cap. 95) : Ystrionibus sacra non committantur misteria: Ciprianus, Euricacio fratri salutem. Pro dilectione tua consulendum me existimasti, frater carissime, quid mihi videatur de ystrione et mago ilio, qui apud vos constitutus adhuc in suae artis dedecore perseverai, et magister et doctor non erudiendorum, sed perdendorum puerorum, id, quod male didicit, ceteris quoque insinuât: an talibus debeat sacra communio cum ceteris Christianis dari a u t debeat communicare vobiscum ? Puto nec majestati divinae, nec evangelicae disciplinae congruere, ut pudor
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et honor ecclesiae tarn turpi et infami contagione fedetur. Hier wird für die römische Zeit der histrio mit dem magus in Zusammenhang gebracht, was besonders wichtig ist, da wir daraus ersehen, wie ein Vertreter des f.n V.es in der A n tike, der histrio, gleichgesetzt ist dem magus, daß also die ganze Masse des f. V.es schon in der A n t i k e im Rufe der Zauberei stand. Die Stellungnahme der K i r c h e ist allerdings nicht durchaus konsequent; während nach der angeführten Stelle im kanon. Rechte die Verweigerung der K o m m u n i o n nur bis zu einer Umkehr des [betreffenden histrio dauern soll, was man aus den Worten qui . . . . adhuc in suae artis dedecore perseverat herauslesen kann, sind andere kirchliche Autoritäten der Ansicht, daß eine Bekehrung und R e t t u n g seines Seelenheiles überh a u p t nicht möglich ist. Den ersten S t a n d p u n k t nimmt eine summa de penitentia aus dem 13. Jh. ein, wo ebenfalls die histriones mit den meretrices zusammengestellt sind 8 3 ): cum igitur meretrices et histriones veniunt ad confessionem, non est eis danda penitenia, nisi ex toto talia negotia relinquant, quare aliter salvari non possunt. A n der angeführten Stelle werden weiters 3 verschiedene Rangstufen unter den Fahrenden unterschieden, die auch von Seiten der Kirche eine verschiedene Behandlung erfahren. Eine Gruppe bilden: quidam transformant et transfigurant corpora sua per turpes saltus vel per turpes gestus, vel denudando corpora sua turpiter, vel induendo horribiles larvas; diese Gruppe ist verd a m m t , wenn sie nicht ihre Tätigkeit a u f g i b t : omnes tales dampnabiles sunt, nisi relinquant officia sua. Die zweite G r u p p e : sunt etiam alii histriones qui nihil operantur sed curióse agunt, non habentes certum domicilium, sed circumeunt curias magnas et locuntur approbria et innominias de absentibus. Unter ihnen befindet sich eine Gruppe, die besonders Berthold v. Regensburg im A u g e hat, die über Abwesende Schmähungen und ehrenrührige Witze machen (ignominias). A u c h sie sind v e r d a m m t
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und e x k o m m u n i z i e r t : tales et dampnabiles sunt, quare prohibet apostolus c u m t a l i b u s c i b u m sumere, et d i c u n t u r t a l e s s c u r r e s i v e magi, q u a r e a d nihil a l i u d útiles s u n t nisi a d d e v o r a n d u m et a d m a l e d i c e n d u m . D a s ist u n t e r den F a h r e n d e n die G r u p p e der H i s t r i o n e n u n d Magier, a u f die sich die A n f r a g e i m corp. j u r . c a n . b e z i e h t . V o n der 3. G r u p p e , qui h a b e n t i n s t r u m e n t a m ú s i c a a d del e c t a n d u m h o m i n e s , g i b t es 2 G a t t u n g e n : quidam frequentant potationes publicas e t l a s c i v a s c o n g r e g a t i o n e s , u t c a n t e n t ibi l a s c i v a s c a n t i l e n a s , et tales d a m p n a b i l e s s u n t . D i e 2. G a t t u n g sind die j o c u l a t o r e s , qui c a n t a n t g e s t a p r i n c i p u m e t v i t a s s a n c t o r u m , et f a c i u n t solacia h o m i n i b u s in e g r i t u d i n i b u s suis v e l in a n g u s t i i s suis. N u r diese G r u p p e ist e r l a u b t u n d z w a r m i t B e r u f u n g auf P a p s t Alexander. Dieser soll einen j o c u l a t o r auf die F r a g e , u t r u m p o s s e t s a l v a r e a n i m a m s u a m in o f f i c i o suo, z u e r s t g e f r a g t h a b e n , o b er n i c h t einen a n d e r e n B e r u f w ü ß t e . E r s t auf die v e r n e i n e n d e A n t w o r t soll er i h m die Z u s a g e f ü r sein Seelenheil g e g e b e n h a b e n , d u m m o d o a b s t i n e r e t a predictis lascivis t u r p i t u d i n i b u s , n ä m l i c h gewisser j o c u l a t o r e s : s i c u t f a c i u n t s a l t a t o r e s et salt a t r i c e s et alii, qui l u d u n t in y m a g i n i b u s inhonestis, et f a c i u n t videri quasi q u e d a m f a n t a s m a t a p e r i n c a n t a t i o n e s v e l alio m o d o . D i e s e m w i c h t i g e n A b s c h n i t t der s u m m a de p e n i t e n t i a ist a m S c h l u ß eine N o t i z b e i g e f ü g t , die das oben a n g e f ü h r t e V e r b o t der M i l d t ä t i g k e i t a n F a h r e n d e d u r c h A u g u s t i n u s in E r i n n e r u n g r u f t , w e n n es h e i ß t : N o t a n d u m est q u o d o m nes p e c c a n t m o r t a l i t e r , qui d a n t scurris v e l j o c u l a t o r i b u s v e l predictis histrionib u s a l i q u i d d e suo. Im 14. J h . z ä h l t eine H a n d s c h r i f t in der Stuttgarter B i b l i o t h e k 2 1 ) u n t e r den v o n der hl. K o m m u n i o n A u s g e s c h l o s s e n e n neben E p i l e p tikern, Mondsüchtigen, Unholden, Zaub e r e r n u n d L o s w e r f e r n die j o c u l a t o r e s , „ s p i l l u t " , a u f . D a m i t b e f i n d e n sich die F a h r e n d e n in d e r U m g e b u n g v o n Z a u b e r e r n u n d L o s w e r f e r n , w o also der mittelalterliche Aberglaube am üppigsten wucherte. Mondsüchtige und Epil e p t i k e r g a l t e n als v o m T e u f e l besessen.
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Ein Synodalbeschluß von Eichstadt a u s d e m J a h r e 1435 u ) s c h l i e ß t sie e b e n f a l l s v o n der K o m m u n i o n aus, doch ist i h n e n nicht j e d e H o f f n u n g a u f R e t t u n g ihres Seelenheiles g e n o m m e n . In der b i s c h ö f lichen V e r o r d n u n g , „ w e m und a u s w e l c h e n G r ü n d e n das S a k r a m e n t der E u c h a r i s t i e v e r b o t e n i s t " , h e i ß t e s : Item, d a ß das hl. S a k r a m e n t nicht u n g e w ü r d i g t werde, so ist es n a c h der A u f f a s s u n g der hl. V ä t e r v e r b o t t e n allen L e u t h e n , die ein v e r l ä u m b t L e b e n f ü h r e n , als G a u k l e r , Z a u berer, ö f f e n t l i c h S c h o l d e r e r , ö f f e n t l i c h Loderer und gelohnt sündlich Spilleuth, g e m e i n e n F r a u e n und ihren W i r t e n . . ., s o l a n g bis sie v o n i h r e m s ü n d l i c h L e b e n g ä n z l i c h gelassen, u n d d a r ü b e r ihr a u f gesetzte B ü ß verbracht haben. Neben dieser A n s c h a u u n g , die den F a h r e n d e n doch eine R e t t u n g ihres Seelenheiles in A u s s i c h t stellt, s t e h t eine zweite, die ebenfalls schon bei A u g u s t i n u s v o r l i e g t , w o er sie im A n s c h l u ß an v e r s c h i e d e n e Stellen des N e u e n T e s t a m e n t e s als unreine Geister e r k l ä r t (s. o. n a c h d e m B r i e f z i t a t A l c u i n s ) . D a n a c h sind sie die f o l g e n d e n J a h r h u n d e r t e und das g a n z e M A . h i n d u r c h die D i e n e r und Helfer des T e u f e l s u n d h a b e n als solche gar keine H o f f n u n g , g e r e t t e t zu w e r d e n . Es wird nicht e i n m a l der V e r s u c h zu ihrer Bek e h r u n g g e m a c h t , w i e die A n t w o r t des Meisters i m E l u c i d a r i u s des Honorius v o n A u g u s t o d u n u m M ) auf die F r a g e des S c h ü l e r s b e s a g t : S c h ü l e r : W e l c h e H o f f n u n g h a b e n die F a h r e n d e n ? Der Meister: K e i n e , d e n n mit i h r e m T u n sind sie Diener des S a t a n s . M e m b r a diaboli n e n n t sie a u c h O t t o v o n Freising, C h r o n . lib. 6, 32, w o er erzählt, H e i n r i c h I I I . h a b e sie a u f seiner H o c h z e i t mit A g n e s in I n g e l h e i m 1043 n i c h t auftreten lassen, d a f ü r a b e r die A r m e n reich b e s c h e n k t : p a u p e r i b u s ea, quae m e m b r i s diaboli s u b t r a x e r a t , l a r g e distrib u i t Z l ) . Dieselbe r e t t u n g s l o s e A n s c h a u u n g v o m Seelenheil der F a h r e n d e n findet sich noch bei B e r t h o l d v . R e g e n s b u r g der die F a h r e n d e n n i c h t e i n m a l zur Buße auffordert, weil sie ohnehin h o f f n u n g s l o s v e r l o r e n seien. In seiner P r e d i g t v o n den 10 C h ö r e n der Engel
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u n d der C h r i s t e n h e i t stellte er in die 10. niedrigste, l e t z t e K l a s s e die, „ d i e gar v o n uns g e f a l l e n und a b t r ü n n i g w o r d e n s i n d " . D a s sind die G u n g e l l e u t e (Possenreißer), Geiger, T a m b u r e u n d wie sie alle heißen m ö g e n , die G u t f ü r E h r e n e h m e n . S i e r e d e n v o n einem das B e s t e , w a s sie n u r k ö n n e n , solange er es h ö r t , und k e h r t er i h n e n den R ü c k e n , so reden sie das B ö s e s t e und schelten viele, die v o r G o t t u n d der W e l t g e r e c h t e L e u t e sind, u n d l o b e n , die G o t t u n d der W e l t zu S c h a d e n leben. D e n n ihr g a n z e s L e b e n h a b e n sie auf S ü n d e und S c h a n d e ger i c h t e t u n d s c h ä m e n sich keiner S ü n d e und S c h a n d e . Und ganz im Geist A u g u s t i n u s h ä l t a u c h B e r t h o l d die Mildt ä t i g k e i t gegen sie f ü r eine S ü n d e , w e n n er in derselben P r e d i g t s a g t : Alles, w a s m a n dir g i b t , das g i b t m a n dir mit S ü n d e , d e n n sie müssen G o t t R e c h e n s c h a f t a b l e g e n a m j ü n g s t e n T a g e , die dir geben. S o g i b t m a n es dir mit S ü n d e und so e m p f ä n g s t du es mit S ü n d e und S c h a n d e . A u f eine S t u f e stellt er sie m i t den T e u f e l n mit f o l g e n d e m : F o r t mit dir, w e n n du i r g e n d w o hier u n t e r uns b i s t ; denn du b i s t uns a b t r ü n n i g geworden mit S c h a l k h e i t und L i e d e r l i c h k e i t und d a r u m sollst du zu deinen Genossen gehen, d e n a b t r ü n n i g e n T e u f e l n ; denn du heißt n a c h den T e u f e l n und bist n a c h ihnen g e n a n n t . D u heißest L a s t e r b a l g , dein Genosse S c h a n d o l f , so h e i ß t ein a n d e rer H a g e d o r n . S o h a s t du einen s c h i m p f lichen N a m e n wie deine Gesellen, die Teufel, w e l c h e a b t r ü n n i g sind. N a c h dieser A n s c h a u u n g darf dem F a h r e n d e n v o r a l l e m n i c h t die K o m m u n i o n gereicht werden. D i e e w i g e Seligkeit v e r s c h l i e ß t den F a h r e n d e n a u c h das religiöse G e d i c h t „ W a r n u n g " a u s d e m 13. Jh., w o es v o m S p i e l m a n n h e i ß t : W e r als ein Spielm a n n in d a s R e i c h G o t t e s e i n g e h e n will, dem w i r d H a b und G u t , das er sich in S ü n d e e r w o r b e n , nichts n ü t z e n ; er wird d r a u ß e n v o r der T ü r bleiben m ü s s e n ; u m nichts u n d wieder nichts, nach einem im M ü ß i g g a n g v e r b r a c h t e n Leben, g i b t G o t t die ewige S e l i g k e i t n i e m a n d e m " 28). Milder u r t e i l t über sie T h o m a s v . A q u i n , denn er e r l a u b t ihr Spiel, w e n n es sich
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in den G r e n z e n des A n s t a n d e s b e w e g t : H i s t r i o n u m o f f i c i u m non esse p e r se illicitum, d u m m o d o m o d e r a t e l u d o u t a n tur, id est n o n u t e n d o illicitis v e r b i s v e l f a c t i s a d l u d u m a ) . In d e m s e l b e n Sinn e t w a a u c h d a s „ B u c h der T u g e n d e n " ( H a n d s c h r i f t v o m J a h r e 1328 i m C o d . g e r m . 5267 der M ü n c h n e r B i b l i o t h e k ) in der B e a n t w o r t u n g der F r a g e , O b spill ü t e ir f r o i d e n r i c h e s a m p t m ü g e n t r i b e n a n e t o t s ü n d e ( B l a t t 101 b ) : H a r u m b so s p r e c h e n t die meister, d a s der spillüten a m p t , d a s da g e o r d e n t ist ze einer k u r t z wile oder ze einer l i c h t e k e i t , w o l m i t g o t t e m a g gesin ane s ü n d e . A n der S t e l l u n g n a h m e der K i r c h e ist n i c h t so sehr die S t r e n g e a u f f ä l l i g , denn sie m u ß t e gegen das f. V . , das ihr bei der V e r d r ä n g u n g des H e i d e n t u m e s so e n t g e g e n arbeitete, m i t der s t r e n g e n K i r c h e n s t r a f e der E x k o m m u n i k a t i o n vorgehen, als v i e l m e h r , d a ß das f. V . n a c h m a n c h e n kirchlichen Z e u g n i s s e n überhaupt als einer Bekehrung unfähig betrachtet w u r d e , ein S t a n d p u n k t , der nahezu h ä r e t i s c h ist. E s k a n n sich a l l e r d i n g s dabei um vereinzelte strenge Stim^ men h a n d e l n ; v i e l l e i c h t b e s t ä r k t e sie ein besonders l a s t e r h a f t e r L e b e n s w a n d e l , ein keiner k i r c h l i c h e n E i n w i r k u n g z u g ä n g licher Sinn bestimmter Fahrender ihrer Z e i t zu dieser s t r e n g e n S t e l l u n g n a h m e . V o r a l l e m v e r h i n d e r t e d a s uns t e t e U m h e r w a n d e r n der F a h r e n d e n , d a ß die G e i s t l i c h k e i t mit i h n e n in d a u e r n d e r V e r b i n d u n g bleiben, sie b e a u f s i c h t i g e n k o n n t e . O h n e f e s t e n W o h n s i t z u n d ohne E i n g l i e d e r u n g in eine S e e l s o r g e s t a t i o n k a n n sich a u c h n a c h der h e u t i g e n A n s c h a u u n g der K i r c h e k e i n christliches L e b e n e n t w i c k e l n . D a die F a h r e n d e n auf keinen F a l l ihr W a n d e r l e b e n a u f g a b e n , v e r z i c h t e t e die K i r c h e , die eine s t r e n g e O b e r a u f s i c h t über die religiösen P f l i c h t e n ihrer G l ä u b i g e n f ü h r t e , lieber auf diese Menschen und ließ sie a n der k i r c h l i c h e n G e m e i n s c h a f t nicht t e i l n e h m e n . Ihre H e i m a t l o s i g k e i t m a g f ü r die K i r c h e ein b e s t i m m e n d e r G r u n d zu ihrer A u s s c h l i e ß u n g von den Gnadenmitteln gewesen sein, g e n a u so wie sie d e s h a l b a u c h v o r dem G e s e t z rechtlos w a r e n . U n d w i e d a s
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f. V. durch eine Organisation ähnlich den Zünften ehrlich wurde, und an dem Sitze ihres Pfeifer- und Spielleutekönigtums doch eine gewisse Heimatzuständigkeit erwarb, so milderte auch die Kirche ihre Härte gegen sie, sobald sie sich zu Spielleutebruderschaften vereinigten, die durch die Zuweisung an eine bestimmte Kirche die seelsorgliche Zusammengehörigkeit der einzelnen Fahrenden darstellt. Sind auch die Fahrenden das ganze Jahr über alle Länder verstreut, einmal im Jahr müssen sie an dem Sitz ihrer religiösen Bruderschaft zusammenkommen und, meist nur für einen oder zwei Tage, bilden sie eine religiöse Gemeinschaft. Dann dürfen sie beichten, kommunizieren, die Messe hören. Sie bilden für die Kirche auf kurze Zeit eine religiöse Gemeinschaft, die von den Seelsorgern beaufsichtigt und geleitet werden kann, und nur die Brüderschaft und nicht die einzelnen Fahrenden werden von der Kirche anerkannt. Auf diese Weise hat sich die Kirche mit den Fahrenden, die einmal als Beruf vorhanden waren, abgefunden. Damit die einzelnen Mitglieder aber auch während des Jahres an ihre religiöse Zusammengehörigkeit erinnert würden, mußten sie christliche Symbole tragen, so die Mitglieder der Pfeifergilde von Uznach. Wir erkennen also in der Bildung von Vereinigungen des fn. Vs., sei es mehr nach dem Vorbilde der übrigen Zünfte der Zeit oder der religiösen Bruderschaften, jenen primitiven, allgemein menschlichen Zug nach Bildung eines Gemeinschaftslebens. Das f. V. in seiner bunten Zusammensetzung durch Menschen, die den verschiedensten deutschen Stämmen angehörten und die mannigfachsten Betätigungen hatten, suchte genau so wie alle übrigen Stände, die bekanntlich vor allem im MA. ein starkes Gemeinschaftsleben aufweisen, eine Art Gemeinschaft zu entwickeln. Die Richtigkeit der vorgebrachten Behauptung von der Bedeutung der verschiedenen Vereinigungen für das f. V . bezeugt ein Erlaß des Erzbischofs Caspar von Basel, vom I i . März 1480 aus Pruntrut datiert, mit dem er den Spielleutebruderschaften den nur einmali-
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gen Empfang der Sakramente und zwar zu Ostern gestattet, unter der Bedingung, daß sie sich 15 Tage vorher und nachher der Ausübung ihres Berufes enthalten. Darin heißt es: „fuisse permissum, et concessum esse, vobis et singulis vestris, ut anno quolibet semel tantum, videlicet in pascali festo, vobis, confessis, et contritis, et in communione fidelium existentibus, divinissimum Eucharistiae Sacramentum, ministrari possit, et Ecclesiarum Rectores, seu Curati, sub quorum cura vos, pro tempore, degere contigerit, illud vobis ministrare debeant; dummodo per quindecim ante hujus Sacramenti perceptionem, et post illam, per totidem alios dies, ab officiorum vestrorum et scurrilium operum exercitijs, abstineatis, et id vobis specialiter inhiberi non contigerit" *>). Zusammenfassend kann also gesagt werden, daß das f. V. in dem Augenblick, als es von den Germanen aus der Antike übernommen wurde, bereits von der christlichen Kirche gebrandmarkt war, schon als eine ihr feindliche Gruppe galt, gegen die der Kampf bereits aufgenommen war und von der Geistlichkeit mit aller Erbitterung geführt wurde. Zudem bildeten die Fahrenden nicht eine an Zahl kleine Schar, sondern sie ergossen sich in Masse über die germanischen Länder. Die christlichen Bekehrer sahen sich somit einem zwiefachen Heidentum gegenüber, dem germanischen und dem antiken, als dessen Träger die zahlreichen Fahrenden auftraten, die von ihnen wegen ihres unsteten Wanderlebens weder bekehrt noch wirkungsvoll bekämpft werden konnten. Wie sich die Zusammensetzung des f.n V.es von der Antike her bis ins MA. nicht mehr geändert hat, so bringt auch die Kirche in ihrem Kampfe gegen sie keine neue Waffe bei. Ihre Stellungnahme ist im Neuen Testament begründet und daran ändert sich nichts mehr. Wie in der christlichen Frühzeit die Frage der Aufnahme in die Kirche, die Zulassung zur Taufe im Vordergrund steht, so ist es später die, ob das f. V. die Sakramente empfangen darf. Auch der ganze Aberglauben ist darin begründet
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und leitet sich schon aus der Frühzeit her und ist bei der ununterbrochenen Kulturtradition von der Antike ins germanische MA. übernommen worden. Daß bei den Germanen der einstmals hochgeschätzte Heldensänger in der Zahl der Fahrenden versank, ist ein neues, wenn auch f ü r die abergläubische Stellung des f.n V.es im ganzen nicht das wichtigste Moment. Dadurch, daß die christliche Kirche die germanischen Götter zu Dämonen und Teufeln herabdrückte, war der heimische Sänger, der gegenüber dem Christengott noch weiterhin seine Götter vertrat, in die Nähe dieser unheimlichen Gestalten, an deren Existenz die Kirche das ganze MA. hindurch glaubte, gerückt. E s traf sich hier die Entwicklung bei den Germanen mit der Anschauung der Hl. Schrift von den unreinen Geistern und den Teufeln, obwohl sie dort aus einem ganz anderen Ursprung stammen. Die Rechtlosigkeit teilten die Fahrenden mit den übrigen zahlreichen unehrlichen Leuten, aber nur sie allein erhalten im Sachsenspiegel die Schattenbuße 3, 4 5 : speiluden unde allen den, die sik to egene geven, den gift man to böte den scaden enes mannes. kempen unde ire kinderen den gift man to böte den blik von eme kampfscilde jegen die sunnen. Nach dem Schwabenspiegel darf der Fahrende den Schatten nur an den Hals schlagen und sol der spilman dar gan oder der sich ze aigen ergeben hat, und sol den schaten an der wende an den hals slahen, mit der räch sol im gebezzert sin. Nach Künßbergs 3 1 ) sicherlich richtiger Erklärung, pflegt der Fahrende Schatten-Zauberkünste vorzuführen. „Wenn er nun dabei beleidigt wird, wird ihm mit seiner Münze heimgezahlt. Seinen Beruf spiegelt die Buße wieder, die ihm zukommt. Wenn er sich auf Schattenspiele versteht, mag er sich auch an dem Schatten rächen. Durch die einschränkende Bestimmung des Schwabenspiegels wurde nicht etwa irgendeine verderbliche oder gefährliche Zauberei gestattet, sondern nur der Schlag, wohl dem gleich, mit dem der Spielmann beleidigt wurde."
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Bestimmte Fahrende betrieben das Schelten und Spotten besonders eifrig, so daß sie in der summa de penitentia als 2. Gruppe angeführt werden: alii histriones qui nihil (s. o.) und bereits im Neuen Testament und bei Augustinus als maledici erscheinen. In den Hl. Schriften sind vor allem Gotteslästerer (vom christlichen Standpunkt) zu verstehen, Menschen, die die damals jungen Einrichtungen des Christentums, besonders ihre Liturgie, verhöhnten. Einen solchen Punkt mochten auch viele herumziehende Leute in ihrem Unterhaltungsprogramm haben und damit bei der Aktualität der christlichen Lehre viel Anklang finden. Diese Verhöhnung wird auf dieselbe Wurzel im römischen Wesen zurückgehen, auf die auch die diffamatio durch die öffentliche flagitatio als eine F o r m der Volksjustiz entsprungen war s l ). Es ist nicht unmöglich, daß antike Fahrende ihre Kunst in der öffentlichen Bescheltung, vor allem in den romanischen Ländern weiterhin übten und auch bei den Germanen, die ihrerseits das Scheltgedicht seit den ältesten Zeiten hatten, pflegten. Wenn sich also eine fremde und eine einheimische Entwicklung trafen, so ist es erklärlich, daß diese Bescheltung bei den Germanen eine solche Bedeutung erlangen konnte, daß derartige Fahrende in den Poenitentialen erscheinen. Und besonders von dieser Gruppe der Fahrenden konnte mit Recht gesagt werden, daß sie „ G u t für E h r e " nahm. Ihren Hohn und Spott mögen die Spielleute im Spottlied vorgetragen haben, andere Fahrende mögen durch Schattenfiguren Personen verhöhnt haben. Bei solch verhöhnenden Vorführungen von Schattenkünsten werden die vorführenden Fahrenden oft verprügelt worden sein, und nun wird ihnen Buße in der Währung ihres Berufes zuteil, „ d e m spiegelfechtenden Lohnkämpfer wird Spiegelblinken eines Schildes gewährt". H a m p e Die fahrenden Leute (Monographien zur Kulturgeschichte) 1 ff.; S i r t o r i Sitte 2, 169 ff.; D r e c h s l e r 1, 1 7 3 ff.; H ö r m ann Volkstypen 39 f f . ; Steinhausen Deutsche Kulturgeschichte 1, 4 1 0 ff. ' ) H e r t z Spielmannsbuch (Stutt-
fahrendes Volk gart 1886), 5 ff. *) K l a p p e r Schlesien 194 ff. *) H a m p e fii.ff. ') D e r s . 12 ff.; Hertz Spielmannsbuch 10ff.; Blümner Fahrendes Volk im Altertum. SitzbMü. 1918; G r y s a r Der röm. Mimus. SitzbWien X I I , 237 ff.; G a h e i s Fahrende Gaukler im Altertum (Tuskulumbücher); G. F r e y t a g Die fahrenden Leute, Bilder aus der deutschen Vergangenheit. •) O s e n b r ü g g e n Studien 391 ff. 7) H e r t z Spielmannsbuch 298 Anm. 50. •) Lulu von Strauß u. Torney Deutsches Frauenleben in der Zeit der Sachsenkaiser und Hohenstaufen (Deutsche Volkheit) 41 f f . ; W e i n h o 1 d Frauen 2, 103 ff. •) Lulu von S t r a u ß 44. " ) M a n n Pädagog. Magazin, H e f t 1026, 70 ff. " ) A. S c h a e r Die altdeutschen Fechter und Spielleute. Straßburg 1901. " ) De fide et qperibus c. 18; M i g n e Patrolog. Lot. XL c. 219. ») S e i n e r 101 ff. " ) Alsatia 1856 bis 1857, 5 ff.; S t r o b 1 Geschichte des Elsasses 3 (Straßburg 1843), 170 ff.; S c h e i d Diss. inaug. de jure in musicos etc. Straßburg 1719; Hampe 91 ff. " ) H e r t z Spielmannsbuch 39. " ) O s e n b r ü g g e n Studien 136. " ) H e r t z Spielmannsbuch 41. ") O s e n b r ü g g e n Studien 137. ") Die heil. Schrift des A. u. N. T.s von Arndt 3, 436 Anm. 5. *>) M i g n e Patrolog. Lat. X X X V . Col. 1891. " ) Nach G r y s a r SitzbWien X I I , 237 ff. " ) Diese Belegstelle verdanke ich der Freundlichkeit von Dr. Rosa Schömer; Corp. iur. can. edit. Lip.sec. instr. Aem.Friedberg. " ) S c h a e r 95. " ) H e r t z Spielmannsbuch 292 Anm. 7. " ) D a n . d e F a l c k e n s t e i n Cod. Dip. Antiqu. Nordgau. Append. p. 75; Schaer 103. ") H e r t z Spielmannsbuch 8. " ) G r y s a r SitzbWien XII, 243 ff. Hampe 22. »•) G r y s a r SitzbWien X I I , 243 ff. ">) S c h a e r 99. " ) JbhistVk. 1, 115. »») H. U s e n e r Kleine Schriften 356 ff.
II. Das f. V . a l s T r ä g e r d e s A b e r g l a u b e n s . Das f. V . wird in allen Zeiten viel A b e r g l a u b e n gehabt und ihn zu eigenem u n d fremdem Nutzen und Schaden praktiziert haben. Erhalten h a t sich d a v o n sehr wenig, denn die Reste, die noch heute z u den Fahrenden gerechnet werden können, sind sehr gering und infolge ihrer gänzlichen sozialen Deklassierung h a t sich ihr Wesen gegenüber den einstigen Fahrenden sehr geändert und sie dürften in den meisten Fällen ins G a u n e r t u m herabgesunken sein. Ferner ist es die höhere Allgemeinbildung weiter Kreise, auch der L a n d b e v ö l k e r u n g , die der B e t ä t i g u n g der verschiedenen Formen des A b e r g l a u b e n s entgegenarbeitet. Gelegentlich versucht noch eine fahrende F r a u den L e u t e n zu wahrsagen, wenn sie,
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wie die Schleiferleute, in den Häusern A r b e i t s u c h t oder bettelt. V o m A b e r g l a u b e n der fahrenden Schauspielertruppen u n d Seiltänzer und verwandter K ü n s t l e r g r u p p e n m a g sich manches in d e m noch j e t z t v o n Schauspielern (s. d.) und Vari^tekünstlern beachteten A b e r g l a u b e n erhalten haben, so soll auf den unter den Artisten, die wenn auch nicht mehr f a h r e n d im eigentlichen Sinne viel in der W e l t herumkommen, noch heute allgemein verbreiteten A b e r g l a u ben hingewiesen werden, daß bereits angezogene K o s t ü m e am Leibe nicht geflickt, ebenso keine K n ö p f e angenäht (s. nähen) werden dürfen, denn d a m i t würde das U n g l ü c k eingenäht werden und der A r z t etwas z u m Flicken bekommen. Der A n a l o g i e g e d a n k e liegt auch dem Verbote zugrunde, w e d e r K o s t ü m e noch andere z u m Geschäft gehörigeDinge aufs B e t t zu legen, weil sonst das G e s c h ä f t einschläft. Neue Schuhe dürfen auf keinen Tisch gestellt werden, sonst s t ü r z t man darin. A u s der Zeit des f a h r e n d e n Daseins dieser Gruppe wird sich auch die schlimme Vorbedeutung des Regenschirms (s. d.) im modernen B ü h n e n a b e r g l a u b e n erhalten haben. Wird ein solcher im geschlossenen R a u m aufgespannt oder durch die Manege getragen, so bringt das schlechtes W e t t e r und schlechte E i n n a h m e n . Solange die Truppe als Fahrende im Freien spielte, w a r in dem Falle, daß durch eintretendes Regenwetter ein S c h i r m nötig wurde, der finanzielle E r f o l g gefährdet. Als g l ü c k b r i n g e n d gilt ein Buckliger (s. d.), besonders w e n n man seinen B u c k e l mit der Hand berührt, und zwar steht dies im Gegensatz z u m sonstigen V o l k s g l a u b e n , nach dem ein Buckliger U n g l ü c k bedeutet. Für fahrende K ü n s t l e r mit abgerichteten Tieren m u ß t e n jene Tiere eine abergläubische B e d e u t u n g haben. So wird heutzutage v o n vielen Schauspielern den K a t z e n eine besondere glückbringende Z a u b e r k r a f t zugemessen. Solange es f. V . gab, das den W o h n wagen b e n ü t z t e , wird es sich f ü r den jedesmaligen A u f b r u c h v o n einem Orte von der Tagewählerei (s. d.) h a b e n leiten
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Fährmann
lassen, so daß man nicht Freitags oder S o n n t a g s auf die Reise ging. Weiters wird der W a g e n f ü h r e r besonders den Fuhrmannsaberglauben berücksichtigt haben, so über das Teeren und Schmieren der R ä d e r , der M i t n a h m e von Feuer und das K n a l l e n mit der Peitsche u. a. (s. Fuhrmann). Ein Hufeisen ist über der Eing a n g s t ü r oder an der Stirnseite des W o h n w a g e n s noch heute zu sehen, wenn man einem solchen begegnet. I I I . Sonstiger Aberglaube. Ein Leiermann, der ins Dorf kommt, bringt den R e g e n mit (Marwitz, Kreis Greifenhagen). V g l . dazu den A b e r g l a u b e n englischer B a u e r n in Oxfordshire, daß die A n k u n f t einer deutschen Musikbande in einem Dorfe Regen für den nächsten T a g bedeutet. F ü r W o l f e n b ü t t e l erschienen mit derselben V o r b e d e u t u n g noch vor einigen Jahren wandernde Prager Musikanten 3 3 ). Dieser A b e r g l a u b e d ü r f t e auf dem Analogiezauber b e r u h e n : Musik-Lärm als Einw i r k u n g auf die Wolken, damit sie sich entladen. Die fahrende Mutter oder die fahrende Frau ist eine Gestalt aus dem wilden Heere, dem sie voranfliegt. Ihr läßt man in Flandern nach vollendeter Ernte auf dem Felde ein Bündelchen Flachs zurück. Dazu stellt sich die K o r n m u t t e r • 3 ) G e s e m a n n Regenzauber 95. " ) M a n n hardt Forschungen 2. 92; J a h n Opferbräuche 197. 198. Jungwirth.
Fährmann. Neben F. auch Ferge, allgemein Schiffer, Schiffmann, W a r t m a n n , Hindermeister (Neuenburg am Rhein). Bevor sich ein besonderer F.sberuf ausgebildet hatte, setzte der Fischer die Personen über, andererseits ist der F. oft auch Fischer; daher die Wechselbeziehungen zwischen F. und Fischer (s. Fischer). Der Beruf des F.es ist es, an einer bestimmten Stelle den Verkehr zwischen den beiden Ufern eines Flusses mit einer Fähre zu besorgen. Sein A m t war einst wichtiger und verantwortungsvoller als heutzutage, wo aber auch noch bestimmten, meist kleinen Anwesen entlang eines Stromes das Überfuhrrecht z u k o m m t .
F ä h r e : J e nach der Größe h a t sie verschiedene Bezeichnungen (Plätte, W e i d ling, K a h n , Zille). Die Überfuhrstelle heißt im Oberdeutschen, besonders im Bayrischen, Urfahr. A n die F ä h r e k n ü p f e n sich vor allem mannigfaltige u n d wichtige Rechtsbestimmungen in den einschlägigen W e i s t ü m e r n über ihre Instandhaltung, Fährengerechtigkeit, N a c h b a r h i l f e bei Hochwasser und Eisgang, wie f ü r die Moselfähre zu Schengen in L u x e m b u r g x ), daß nämlich jedermann, sogar W e i b u n d K i n d bei E i s g a n g helfen soll. D a ß sie als Gemeinschaftsgut galt, beweisen strenge Weistumsbestimmungen gegen einen Frevel (Stehlen, Schlagen, S c h m ä h e n , Balgen und andern Mutwillen) in ihr (Schengen), ferner, daß sie d e m Missetäter, der sich in sie gerettet hat, sechs Wochen eine Freistätte bieten sollte. N a c h dem W e i s t u m v o n D i n g h o f f zu K e m s in Oberelsaß hat der F . den Missetäter, im Falle, daß diesen ein Verfolger so einholt, daß beide zugleich über den Rhein fahren, v o r n in die Fähre, den Verfolger hinten zu setzen und selbst in der Mitte zu stehen 2 ). Ä h n l i c h in österreichischen Weistümern f ü r die D o n a u zwischen W i e n und Pöchlarn. W ä h r e n d K ü n ß b e r g f ü r die Freistätte in der F ä h r e keine religiöse W u r z e l a n n i m m t und den alleinigen Grund darin sieht, daß diese eine allgemeine E i n r i c h t u n g z u m öffentlichen Gebrauche ist 3 ), m a g doch a u c h die F u r c h t v o r den Wasser- und F l u ß geistern, in deren Bereich sich die F ä h r e befindet, und die man durch eine V e r f o l g u n g des Missetäters nicht aufregen will, mitgespielt haben. A u s demselben Grund soll im K a h n während der Ü b e r f a h r t über die D o n a u und ü b e r h a u p t w ä h r e n d der Wasserfahrt nicht gepfiffen werden, weil sonst u m den W i n d (d. h. die Wassergeister) gepfiffen würde 4 ) (s. pfeifen). U m die Fähre, die vor E r b a u u n g der Kirchenfeldbrücke in Bern den V e r k e h r über die A a r e vermittelte, führen F l u ß - und W a s sergeister einen tollen T a n z auf vor den A u g e n zweier Studenten, die sie u m Mitternacht a n r i e f e n 5 ) . D e m F. ist f ü r die B e n ü t z u n g der Fähre ein bestimmter F ä h r lohn (Fährschatz, Fährgeld) 8) zu leisten,
Fährmann der sein V e r d i e n s t ist. W e n n d a s F . s - A m t zur Zufriedenheit geführt wurde, wurde es in einer F a m i l i e erblich. D e r F . i m A b e r g l a u b e n : I . als T o t e n f . A l s solcher g e h ö r t er z u der J e n s e i t s v o r s t e l l u n g m i t d e m g r o ß e n W a s s e r , über w e l c h e s ein F . die T o t e n auf e i n e m Schiff f ü h r t . D a f ü r e r h ä l t er ein G e l d s t ü c k , das seinen F ä h r l o h n b i l d e t . D i e V o r s t e l l u n g ist w e i t v e r b r e i t e t , besonders f ü r die a l t e n G r i e c h e n a l l b e k a n n t . Die griechischen P a r a l l e l e n , e b e n s o die a u s der s e m i t i s c h e n F l u t s a g e s. U s e n e r 7 ). Ü b e r die A u f f a s s u n g des G e l d s t ü c k e s , e n t w e d e r a l s des F ä h r l o h n e s ( n a c h der ü b e r l i e f e r t e n A n s i c h t ) oder einer A b l ö s e des B e s i t z t u m s a n den T o t e n ( n a c h einer neueren D e u t u n g ) , s c h w a n k e n die A n s i c h t e n . M a n sieht neuerdings im Geldstück den Fährlohn f ü r C h a r o n 8 ) . D a ß a b e r der T o t e n f . bei den D e u t s c h e n a u f den C h a r o n u n d seine m y s t i s c h v e r b l a ß t e n V e r w a n d t e n bei den G r i e c h e n z u r ü c k g i n g e , ist n i c h t a n z u n e h m e n , er g e h ö r t a u c h bei i h n e n zur selben Jenseitsvorstellung v o n einem g r o ß e n W a s s e r , die sie als ein s e e a n w o h nendes u n d s e e g e w o h n t e s V o l k h a t t e n 9 ) . B e i den N e u g r i e c h e n h a t sich C h a r o n v o m Totenf. zu einem Todesdämon e n t w i c k e l t , a l l e r d i n g s ist h e u t e n o c h die Vorstellung v o m Totenf. nicht geschwunden10). B e i d e n D e u t s c h e n b e g e g n e t i m allgemeinen kein N a m e für den Totenf., es ist der a n der Ü b e r f u h r s t e l l e dienstm a c h e n d e S c h i f f e r , d a g e g e n h a t sich bei i h n e n die V o r s t e l l u n g a n b e s t i m m ten geographischen P u n k t e n lokalisiert. W ä h r e n d bei d e n Griechen der T o t e n f . C h a r o n m i t d e m T o t e n r e i c h u n t e r der E r d e z u s a m m e n g e b r a c h t w u r d e , w o h i n er u r s p r ü n g l i c h n i c h t g e h ö r e n k o n n t e , liegt bei den D e u t s c h e n n o c h die ältere, einfachere v o n einem Jenseits auf Erden, ü b e r einem g r o ß e n W a s s e r v o r , so in der H e i s t e r b a c h e r V o l k s s a g e , n a c h der der F. verstorbene Mönche nachts über den R h e i n s e t z t , d. i. in d a s j e n s e i t s des S t r o m e s i m W e s t e n gelegene T o t e n r e i c h u ) . In diesen S a g e n k e h r e n als Motive wieder: Der F. wird nachts geweckt, m e i s t u m M i t t e r n a c h t ; er sieht nur eine
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oder w e n i g e G e s t a l t e n ; die F ä h r e ist j e doch d i c h t a n g e f ü l l t m i t U n s i c h t b a r e n , denn ihr G e w i c h t d r ü c k t sie tief ins W a s ser. S c h n e l l e F a h r t ü b e r den S t r o m , o f t auch wiederholte Fahrt (Motiv des W u n d e r s c h i f f e s ) " ) , eigenartiger Fährlohn. A n a n d e r n O r t e n f i n d e n e b e n f a l l s Ü b e r f a h r t e n v o n T o t e n s t a t t , so bei S p e y e r und hier ist die Ü b e r f a h r t sogar d a t i e r t a u f d e n 18. J u l i 1530. V o n 3 Fischern m u ß t e j e einer in drei a u f e i n a n d e r f o l g e n d e n N ä c h t e n Mönche über d e n S t r o m setzen. D i e e r s t e n z w e i F.er v e r fallen in eine K r a n k h e i t , der dritte soll a u f G e h e i ß der M ö n c h e ein neues S c h i f f n e h m e n . D a er k e i n e s h a t , g e h t es z u e r s t m i t i h m über r a u h e O r t e und S t e i n f e l s e n , w o er eines f i n d e t , m i t dem er die g r o ß e Z a h l der s c h w e i g e n d e n M ö n c h e ü b e r s e t z t . N a c h der L a n d u n g f ä h r t d a s Schiff a u s freien S t ü c k e n n a c h S p e y e r z u r ü c k ; der F i s c h e r w e i ß nicht, wie er und sein Schiff n a c h H a u s e g e k o m m e n s i n d l s ) . A h n l i c h eine w e i t e r e Sage a u s S p e y e r , nur e r h e b t sich dort, als der K a h n m i t t e n im S t r o m ist, ein g e w a l t i g e r S t u r m , der sich a b e r s o f o r t l e g t , als die M ö n c h e a m j e n s e i t i g e n U f e r a u s g e s t i e g e n sind. Der F . erhält hier keinen F ä h r l o h n 1 4 ). Nach Prokop versehen keltische Fischer und A c k e r s l e u t e das A m t des T o t e n f . e s , indem sie die T o t e n v o n N o r d g a l l i e n über den K a n a l n a c h der Insel B r i t t i a gegen S t e u e r f r e i h e i t ü b e r s e t z e n 1 5 ). Ein T o t e n f . ist a u c h der u n a b g e l ö s t e F . im Märchen v o m T e u f e l mit den 3 goldenen H a a r e n 1 6 ) , ferner die F ä h r l e u t e und W ä c h t e r , w e l c h e v o r den R o s e n g ä r t e n den f u r c h t b a r e n Zoll a n H a n d u n d F u ß , g e w ö h n l i c h die r e c h t e H a n d und den linken F u ß v e r l a n g e n , w e s h a l b m a n den T o t e n hölzerne H ä n d e und F ü ß e in den S a r g l e g t e 1 7 ) , w e i t e r s der „ E l s e n v e r g e " in der N i b e l u n g e n d i c h t u n g , w e n n diesen a u c h nur die v o r h e r e r f o l g t e n T o d ank ü n d i g e n d e n V o r z e i c h e n als s o l c h e n erk e n n e n lassen. O d i n selbst ist T o t e n f . in der S a g e v o n S i n t f j o t l i 1 8 ) . Z u m T e u f e l ist der F. nach d e m V o l k s g l a u b e n der e h e m a l i g e n G r a f s c h a f t Mark ( W e s t f a l e n ) g e w o r d e n ; d a n a c h s t e h t der T e u f e l a u f H i ä l w i ä c h (Heiweg) mit dem
Fährmann
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R u d e r , nimmt die ihm von seiner Großmutter zugebrachten Seelen in Empfang, s c h i f f t sie ein und bringt sie über das Wasser in die Hölle u ) . Nach einem serbischen Volkslied leisten die beiden Heiligen Elias und Nikolaus den Seelen F.sdienste i 0 ). Abweichend vom deutschen Volksglauben führt nach einer norwegischen Volkssage der F . den Todesdämon selbst, die Pesta, über ein kleines Wasser. Auf seine Forderung nach Bezahlung sagt sie ihm, er werde daheim auf der B a n k das Fahrgeld finden. Zu Hause angekommen, stirbt er sogleich 2 1 ). 2. Der F . f ü h r t das w i l d e H e e r über: Diese Volkssagen bestehen meist aus folgenden Motiven: Der F . fährt auf ein Brausen und Winseln hin an das jenseitige Ufer, wo die wilde J a g d einsteigt. Der Fährlohn ist verschieden, für den ersten Augenblick karg, eine lächerliche Gabe, so daß ihn der F . aus Empörung ganz oder teilweise ablehnt, wegwirft. In Randersacker am Main wirft die wilde J a g d Feuer in die Fähre, daß die Kohlen am Boden rollen 22 ), in Wippfeld am Main wird ein Knochen an den Strand gelegt 23 ). Das Kinderheer der Perchta wird in der Dreikönigsnacht in Presnitz zwischen der Hohewest- und der Altermühle, vom F . nach anfänglichem Sträuben, übergeführt. Dreimal muß er fahren; der Lohn sind einige Späne vom P f l u g des F.s, den Perchta ausgebessert hat, und die zu Gold werden. Dieselbe Sage bei Kausdorf an der Saale, ferner zu Köstriz an der E l s t e r 2 4 ) . 3. Der F . führt abziehende Z w e r g e 2 5 ) , so die Schwammelwitzer Fenixmännchen, über die Neiße. Den ganzen T a g dauert die Übet fahrt, der Lohn ist ein Blatt, das jeder Zwerg ihm in den H u t getan, den er verkehrt am Ufer hingelegt hatte. E r schüttet die Blätter empört in die Neiße, nur die am Hut haftenden sind zu Hause Goldstücke 2 S ). Ähnlich die H£rmannla, welche am Uferrand der Neiße bei Johnsbach wohnten und sich ans andere Ufer übersetzen ließen. Als Lohn warfen sie Steinchen in den K a h n , die aber vom F . herausgeworfen wurden 2 7 ). Nach einer Bächtold-Stäubli,
Aberglaube I L
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anderen Version derselben Gegend gibt der eine der beiden Mannla dem F . eine Handvoll Birkenlaub in den Hut 2 8 ). Bei Spichra (Thüringen) lassen sich Wichtein bei ihrem Abzug aus dem Spatenberge überführen; der F . wählt als Lohn nicht den Scheffel Geld, sondern die beste Würze (Salz) *•). Ein Fischer führt die Zwerge mit ihrem König bei Stublach (an der Elster) über; er ist dadurch wohlhabend geworden 3 0 ). Auf der Arneburger F ä h r e läßt sich Frau Harke aus den Camernschen Bergen übersetzen. Als Fährlohn schüttet ein Reiter dem F . eine Metze mit alten Scherben hin, die bis auf einige in die Fähre gefallene Stücke vom F . empört in die Elbe geworfen werden 3 1 ). Ein anderer F . bekommt von den Zwergen ein totes Pferd, schneidet aber nur ein Stück f ü r seinen Hund ab. Dieses und die Blutstropfen, die aus dem Fleisch niedergefallen waren, sind am nächsten T a g Gold S2 ). 4. Der F . setzt U n t e r i r d i s c h e über, so in Groß-Wieden an derWeser. Der Fährlohn ist Pferdemist, den er in den Fluß wirft, nur ein Klumpen fällt ihm in den Stiefel und verwandelt sich zu Hause in Goldstücke 33 ). Auch aus Lübeck lassen sich die Unterirdischen, weil ihnen der wilde J ä g e r keine Ruhe läßt, über das große Wasser (Ostsee) setzen und zahlen gut. — Der Reichtum der Familie des F.s stammt aus jener Zeit S4 ). Ebenso lassen sich Unterirdische an der Hohner Fähre von einem F . bei ihrem Auszuge aus den Hüttenerbergen übersetzen. Der Lohn sind Goldpfennige, die in seinen Hut von jedem einsteigenden Unterirdischen geworfen wurden; daher war der F . Zeit seines Lebens reich 35 ). Gleichwertig mit dem F . im K a h n ist der Recke, der die Menschen über das Wasser trägt. Bei den Griechen sind es verschiedene Gestalten, in der mittelalterlichen Legende ist es St. Christopherus 3 3 ). >) K ü n ß b e r g ZfRechtsg. germanist. A b t . 5 8 , I 4 4 f f . ; d e r s. Bauernweistümer 3 ii2. «) E b d . 140. ) ZfRechtsg. 205. 4 ) Mündl. 6) C o r r e v o n Gespenstergesch. 7 ff. •) ZfRechtsg. 165. ') U s e n e r Sintflut 258. 2 1 5 ff. 8) S c h m i d t Volksleben der Neugriechen 2 3 9 ; A R w . 24, 292 f f . ; 25, 79Ü.i 37
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Fahrnächte—Falke
A n d r e e Parallelen 2, 24 ff. ') R a d e r m a c h e r Jenseits 89. ") ARw. 24. 292. ") M a n n h a r d t Germ. Mythen 361. " ) S c h m i d t Kultübertr. 89. ») S c h a d e Die Sage der hl. Ursula 123 ff. Mannhardt Germ. Mythen 362. " ) W a s e r Charon y, M o g k Religgesch. 62. Mannh a r d t Germ. Mythen 203; M ü l l e n h o f f Sagen 427 Nr. 13; W o l f Beiträge 2, n . ») W a s e r Charon 7. ") Ebd. 3, 8 ff.; S i m r o c k Mythologie 255. 292. ") W a s e r Charon 8; M a n n h a r d t Germ. Mythen 364. M) W a s e r Charon 8; K r a u ß Sitte u. Brauch 191. " ) G r i m m Myth. 1, 294. Germ. Mythen 362 ff. ") M a n n h a r d t " ) Ebd. 362 ff. " ) B e c h s t e i n Thüringen 2, 183; W i t z s c h e l Thüringen 1, 211 Nr. 210; S e p p Sagen 638 ff. ») W u t t k e 46. " ) K ü h n a u Sagen 2, 115 ff. ") Ebd. 2, 89 ff. «) Ebd. 2. 100. ») W i t z s c h e l Thüringen i , 107 Nr. 101. M ) E i s e l Voigtland Nr. 26/27; S e p p Sagen638ff. Kuhn u. S c h w a r t z m f f . " ) W o l f Beiträge x, 17; K u h n u. S c h w a r t z 291. **) Ebd. 270. »«) M ü l l e n h o f f Sagen 575 Nr. 590. ,6 ) Ebd. 317 Nr. 179; vd. L e y e n Sagenbuch 4, 156 ff. *) U s e n e r Sintflut 187; R a d e r m a c h e r Jenseits 89. Jungwirth. Fahrnächte heißen im Remstale (Württemberg) die drei Donnerstagsnächte vor Weihnachten (s. K 1 o p f n a c h t), in denen der kinderbeschenkende Pelzmärte seinen Umzug h ä l t 1 ) . Nach Liebrecht 2) sind sie von den durch die L u f t fahrenden geisterhaften Wesen so benannt. M e i e r Schwaben 2, 460(196). *) Gervasius 144; vgl. G r i m m Myth. 2, 884. Sartori. F a l k e . In Betracht kommen vorwiegend die Edel-F.n 1 ). 1. Der W a n d e r - F. (Falco peregrinus), 2. der J a g d - F. (Hierofalco oder F. rusticolus), 3. der B a u m - F . (F. subbuteo), 4. der G i e r F . (Hierofalco Gyrfalco); von andern etwa noch der T u r m - F . (Cerchneis tinnunculus). V o n der Bedeutung des F.n als h e i l i g e s oder Göttertier (namentlich in Indien 2) und Ä g y p t e n 3 ), im Norden als Tier der F r e y j a u. Frigg) 4) und als J a g d v o g e l 5 ) sind, soviel wir sehen können, im Aberglauben des deutschen Sprachgebiets fast keine Spuren zurückgeblieben und selbst die weitschweifigen Erörterungen des A l b e r tus M a g n u s ' ) , Conr. Gesner') u. a . 8 ) über das Aussehen, Natur, A b lichtung, Ernährung und die A r t e n des
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F.n beruhen entweder auf antik-mittelalterlicher Überlieferung oder haben sich nicht bis in die Gegenwart fortgesetzt. Anderes findet sich auf außerdeutschem Gebiet. Im deutschen MA. wird oft der H e l d oder insbesondere der G e l i e b t e m i t einem F.n verglichen, so im Nibelungenlied (Str. 13 f.), bei dem Kürenberger (Minnesangs Frühling 8, 33 ff.), D i e t m a r von Eist (ebd. 37, 4 ff.), in dem Liederbuch der Clara Hätzlerin (1, Nr. 41) u. a. •), wie auch im A l t e r t u m Herrscher F.n heißen oder mit ihnen verglichen werden 10 ). N a t u r w i s s e n s c h a f t l i c h e r Aberglaube ist selten und unbedeutend. Konrad von Megenberg11) sagt, daß „seinen äugen zwainhundert äugen gleich kreftig sint mit erkennen" . . . l z ) . „ e r hat krank (schwache) nieren und ein starch p r u s t " . . . , 13 ). „ d e r unedel f a l k , wenn er den raigel (Reiher) zuo der erd gesieht (schlägt) und wil in vähen, so laezt der raigel ainen frischen visch a u z dem Kropf, den er gevangen hat, den selben nimt der unedel falk und laezt den raigel vliegen. also tuot der edel falk n i h t : wan (denn) so der raiger [so!] den visch auz dem snabel laezt, so helt er in vester denne v o r . " „ E z hat der falk ain scharpfez pain an seiner prust, daz ist gar hert, daz hat im diu nätür geben, daz er den raup dä mit s t o z . " G e s n e r berichtet (nach Aristoteles): „ D i e F.n habend ir gall an der laberen" 1 4 ). Früher muß der F. ein bedeutungsvolles O r a k e l t i e r gewesen sein l s ) A l d r o v a n d u s bezeichnet sein Erscheinen als günstig (ohne Quelle) 1 6 ). Bei Johannes Sarisberiensis (f 1182) heißt es von dem B a u m - F . n : wenn er von links nach rechts fliege, so deute das auf „fröhliche G a s t f r e u n d s c h a f t " („hospitii hilaritas"), und u m g e k e h r t 1 7 ) . Bei den Tschechen (auch Deutschböhmen?) ist der T u r m -F. (postolka) ein glückbringender Vogel. W e n n Leute beim Pilzsuchen sind, fliegt er um sie herum und zeigt ihnen die besten Plätze. Ist ein Mensch im Walde eingeschlafen, und es nähert sich ihm ein Feind, so schreit der
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fallen
T u r m - F . so laut, daß der Mensch erwachen muß. Holzdiebe und Wildschützen können den Turm-F.n nicht leiden. Sowie sie sein Geschrei hören, laufen sie davon, weil sie glauben, er verrate sie dem Förster »). Für z a u b e r i s c h e Verwendung des F.n wissen wir aus dem deutschen Sprachgebiet keine Belege. In Island werden F.nklauen und F.nbälge mit andern Tierteilen zusammen gekocht und daraus ein Trank bereitet, der Augentäuschungen hervorrufen soll w ) . In Italien und Finnland nagelt man einen F.n zum Schutz über die Stalltüre ^ ; in Bosnien nähen die Eltern in die Kleider ihres Knaben den Kopf oder die Krallen eines F.n, damit er die Eigenschaften dieses sichern Beutetöters bekomme 21 ). Ein F., auf einen Topasstein graviert (und als Amulett auf dem Körper getragen?) soll wundertätig sein 2 2 ). V o l k s m e d i z i n i s c h fanden der F. und seine Teile im Altertum gelegentlich Verwendung 2S). Nur aus G e s n e r wissen wir fernerhin anzuführen, daß F.nkot mit Wein gegen den giftigen Biß der Sterneidechse eingenommen wurde 24). Allg. L i t e r a t u r s. außer der in Anm. 5 zitierten: A l d r o v a n d u s Ornilhologia. Frankf. 1630, fol. 221—255. >) B r e h m Tierl.* 6, 438 ff. ») K u h n Herabkunft passim (s. Register); Siecke Götterattr. 186; G u b e r n a t i s Tiere 479 ff. ') P a u l y - W i s s o w a Suppl. I I I 475; A R w . 17, 2 1 1 ; H e r o d o t Hist. 2,65t.; Diodorus S i c u l u s 1 , 8 7 ; S t r a b o lib. 17 §49; A e l i a n 7,9. *) M e y e r Myth, 182. 183. 268; B r e h m Tierl.4 6, 439 ff. 5) S c h r ä d e r Reallex. 2 i o f f ; P a u l y - W i s s o w a Suppl. III 473t. (auch Belege aus demMA., vgl. namentlich Kaiser Friedrichs II. „ D e arte venandi cum avibus"); v. D o m b r o w s k i Altdeutsches Weidwerk. Wien 1887; MA. und neuere Zeit: L e n z Gemeinnützige Naturgesch.5 Gotha 1872—1887; v. D o m b r o w s k i Gesch. der Beizjagd. Wien 1886. •) De anim. (ed. Stadler) Buch 23, 44 ff. 7) Vogelbuch 1582, 145 ff. 8) V i n c e n t i u s B e l l o v a c e n s i s Speculum naturale 1. 16, c. 70. 71. ») Weitere Parallelen s. Minnesangs Frühling, Anm. zu der Stelle 8, 33. 10) K e 11 e r Tiere 242. 310. " ) Buch der Natur (ed. Pfeiffer) 188. 12) Das scharfe Sehvermögen des F.n ist sprichwörtlich: „F.nauge": s. R i e g l e r Das Tier 109. 13) V i n c . B e 11 o v. 1. 16, c. 70 (n. Aristoteles). 14) Vogelb. 146a; A r i s t o t . Hist. an. 2, 15; „andere (Tiere) haben die Galle
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an der Leber und an den Gedärmen zugleich, wie der F. u. die Weihe". " ) L e n z Zoologie d. a. Griechen u. Römer 284 ff. " ) Ornithologie 237. " ) Polycraticus 1, 13 (nach Hopf Tierorakel 92, wo auch Vorbedeutungen des W ü r g - F.n bei Tartaren und Kalmücken). ") G r o h m a n n 66. »») Z f V k . 13, 275. *°) S e l i g m a n n Blick 2 , 1 1 7 . " ) H ö f l e r Organother. 120. " ) A n h o r n Magiologia 224. ") P a u l y - W i s s o w a Suppl. I I I 474 f. ") Vogelbuch 149a. Hoff mann-Krayer.
fallen. Der Gedanke, in dem plötzlichen, unerwarteten und daher (scheinbar) grundlosen und geheimnisvollen Hinf. eines Gegenstandes oder eines Menschen ein Vorzeichen für die Zukunft zu sehen, liegt für den primitiven Menschen nahe. So finden wir auch bei allen Völkern und zu allen Zeiten den Glauben an eine glückliche oder üble Vorbedeutung des F.s. A u s dem Altertum ist er uns für die Griechen in dem pythagoreischen Symbolon: tcc Jteoivxa ct7io Tpajtdfujt |rrj ¿vaipeta&ai1) überliefert. Für die germanische Zeit bezeugen uns die an. Redewendung: „fall er farar heill" 2) und die Stelle bei Saxo Gramm. 73: „ i n lapsu faustum omniatus eventum" 3) sein Bestehen. In der Zimmernschen Chronik wird seiner gleichfalls zweimal (II, 46 ff. u. III, 132) Erwähnung getan 4 ). Auch die alten Preußen 6 ), die Esten 9 ), Slovenen 7 ), Rumänen 8 ) und galizischen Juden •) glauben an die Orakelkraft des F.s. Die Deutschamerikaner haben ihn in ihre neue Heimat mit hinübergenommen 1 0 ), und auch für die Gegenwart ist er in verschiedenen Formen und Abwandlungen für alle Teile des deutschen Sprach- und Kulturgebietes belegt. Die Fülle der abergläubischen Meinungen, die sich an das F. knüpfen, gliedert sich in drei Gruppen; diese unterscheiden sich nach der Verschiedenheit des primären Erlebnisses, dem sie ihre Entstehung verdanken. Dagegen ist die Ausdeutung jedes einzelnen Geschehnisses landschaftlich und zeitlich ganz verschieden. Als erste und bei weitem größte läßt sich die Gruppe absondern, die auf Grund eines einmal zufällig bestätigten Ereig37*
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nisses, durch prälogisches Denken des primitiven Menschen entstanden ist. Die zweite umfaßt abergläubische Handlungen mit magischer Grundlage, während die dritte mythischen Gedankengängen ihre Entstehung verdankt. R o h d e Psyche i, 245. 2) Fornmannasögur 6, 414 ') G r i m m Myth. 3, 329. *) B i r l i n g e r Schwaben 1, 275 u. 276. ') R o h d e Psyche 1, 245, 1. ') B o e d e r Ehsten 122. ') ZiöVk. 4, 144. e) S t e r n Türkei 1, 395 ff.; ZföVk. 3, 21. «) Urquell 4 (i»93)f 95 u-274; NF. 1 (1897), 271. ») F o g e l Pennsylvania 61, 186—188; 74, 251; 82, 298 u. 3°3; 83, 308 f.; 87, 333; 92, 364; 94, 377 bis 379; 108, 458; m , 483. 1. a. Zunächst heißt es nur, das Hinf. eines Menschen bringe ihm Glück oder Unglück. Maßgebend dafür sind Ort und Zeit. Bei den Römern galt ganz im allgemeinen das Hinf. als ein günstiges Omen, während Straucheln Unglück verhieß u ) . Im deutschen Aberglauben ist es ein glückliches Vorzeichen, die Treppe hinaufzuf. 12 ), Hinunterf. jedoch bringt Unglück. Ebenso prophezeien die Isländer Glück oder Schaden, je nachdem man beim Fortgehen oder bei der Rückkehr fällt 1 S ). Von besonderer Bedeutung ist das Hinf. an bemerkenswerten Orten oder bei bestimmten Gelegenheiten. Tod oder doch wenigstens großes Unglück sagt sich an, wenn man auf dem Friedhof 14) oder über ein Grab 1 5 ), wenn man am Neujahrstage 16 ) oder auf dem Wege von oder zur Messe 17 ) oder nur zur Christmesse fällt 1 8 ). Meistens erfolgt der Tod des Betreffenden noch Än diesem oder im nächsten Jahre. Als-Zeichen baldiger Heirat gilt es, wenn ein Mädchen f ä l l t 1 9 ) ; aber man sagt auch, daß sie dann noch lange 20) oder, wenn sie treppaufwärts gefallen ist, noch sieben Jahre 21) oder soviel Jahre, als sie noch Stufen zu steigen hatte M ), warten müsse. Gefährlich ist es für die Braut, beim Heimwege von der Kirche zu f., da dann ihre drei bis vier ersten Kinder eines frühen Todes sterben werden 2 3 ) (auch für die Esten belegt) 24). Während der Schwangerschaft kann die Frau, je nachdem sie in der ersten oder zweiten
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Hälfte fällt, erkennen, ob sie ein Mädchen oder einen Knaben gebären wiid 25). Im Traum zu f., ist ein übles Vorzeichen; es prophezeit Schande und Leid 28) oder eine künftige schwere Sünde 27). b. In einer zweitenUnterabteilung dieses Abschnittes fassen wir alle die Meinungen zusammen, die sich darauf beziehen, daß ein Mensch ungewollt, also aus Unachtsamkeit oder Zufall, etwas f. läßt. A m verbreitetsten ist hierin der Aberglaube, daß man, wenn man einen spitzen Gegenstand, also Gabel, Messer, Schere oder Feder, f. läßt und dieser im Boden mit der Spitze stecken bleibt, Besuch oder Gäste zu erwarten habe 2S). Zuweilen sagt der f.de Gegenstand zugleich auch Stand und Geschlecht des Besuchers an: Ein großer Löffel ein Großmaul 2B), ein Buttermesser einen Pfarrer 30), eine Gabel einen Mann 31) und ein Messer eine Frau 32). An Stelle des Besuches können auch andere Dinge treten: Eine Botschaft 3 3 ), ein Brief 34), eine notwendige Arbeit 38), Fleisch zur nächsten Mahlzeit 3 S ), die Nähe eines hungrigen Freundes 3 7 ) und schließlich Zank M ). Auch die spitzen Gegenstände können ersetzt werden. So kündet Brot, das in die Tasse fällt, gleichfalls Besuch »), Glück 40 ) oder Neuigkeiten 41 ), oder die Braut des Betreffenden hungert zur gleichen Zeit 4 a ). Fällt ein Butterbrot auf die bestrichene Seite 4 a ) oder wird eine Harke zufällig so hingeworfen, daß die Zähne nach oben stehen so steht ein fruchtbarer Regen in Aussicht. Eine andre Gruppe dieser Meinungen erstreckt sich auf Liebe, Heirat und Trauung. Ein Mädchen, dem beim Sandstreuen Sand auf die Füße fällt 4 8 ), heiratet erst in sieben Jahren, fällt ihr die Schürze ab, so wird der Schatz untreu 46), doch das Hinf. der Schuhbürste deutet auf baldige Heirat 47). Verderblich ist es für die Brautleute, auf dem Wege zur Kirche etwas oder während der Trauung den Trauring 4 9 ) f. zu lassen; beides deutet auf einen baldigen Tod des Unvorsichtigen. Gering ist in dieser Abteilung die Zahl der Meinungen, die allgemein etwas Un-
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günstiges aussagen. So h e i ß t es: W e n n m a n früh e t w a s f. l ä ß t , wird sich das gleiche am T a g e noch zweimal wiederholen ®°); geschieht dies gar am Neujahrstage, so h a t man das ganze J a h r U n g l ü c k zu e r w a r t e n 8 1 ) . Ebenso ist es ein Zeichen v o n k o m m e n d e m Unglück, wenn einem der S t o c k 52) oder der K a m m 5S) h i n f ä l l t ; doch heißt es beim Stocke auch, daß die Hausgenossen dann an den Betreffenden denken M ) . F ä l l t bei einem Begräbnis während des Liedes „ N u n lassen wir ihn hier s c h l a f e n " d e m T o t e n g r ä b e r die Schippe aus der H a n d , so ist die nächste T o t e eine F r a u , fällt aber die Harke, so stirbt ein M a n n als nächster 5 5 ). c. Zu einer d r i t t e n U n t e r g r u p p e s c h l i e ß e n sich die abergläubischen Meinungen zusammen, die beim F. eines Gegenstandes ohne Z u t u n oder V e r s c h u l d e n des Menschen entstehen. A u c h hier ist die Zahl der üblen V o r b e d e u t u n g e n die bei w e i t e m größte. Jeder Gegenstand, der unberührt auf geheimnisvolle Weise umfällt, k a n n den T o d irgendeines Mitgliedes der F a milie 66) oder deren V e r w a n d t e n und Bekannten 57) oder große G e f a h r und N o t prophezeien M ). Zuweilen ist jedoch der Gegenstand näher bezeichnet. Besonders häufig gilt der A b e r g l a u b e von herabfallenden Bildern oder P h o t o g r a p h i e n 5 9 ) ; das bevorstehende Unheil wird m a n c h m a l auf den A b g e b i l d e t e n M ) bezogen, besonders wenn diesei schon krank 41 ) ist. Andere Gegenstände v o n der gleichen üblen V o r b e d e u t u n g sind ein Ofenrohr 6 t ), ein Gefäß, das dem K r a n k e n gehört 63 ), ein L a m p e n z y l i n d e r , der beim Fall nicht z e r b r i c h t 4 4 ) , ein Dachziegel 8 5 ), ein Teller oder K n ä u e l schwarzer Wolle 6 8 ), ein B r e t t w ) , eine P f e r d e k e t t e , ein Blechgefäß, eine T r u h e oder die K e t t e eines W a g e n s 6 7 ) , zwei S t r o h h a l m e , wenn sie nachher auf der Erde ein K r e u z bilden 69), ein Grabstein 70), der auf d e m H a u s b a l k e n aufbewahrte Besen, m i t dem bei dem letzten Begräbnis die A b f ä l l e v o n K r ä n zen und B l u m e n h i n w e g g e k e h r t wurden 71 ), K r ä n z e , die auf dem W e g e z u m Friedhof v o m W a g e n f. 72 ), ein Zahn, der in den Z w ö l f t e n a u s f ä l l t 7 3 ) , drei B l u t s tropfen, die unversehens aus der Nase
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f . 7 4 ) , S t e r n f a l l 7 6 ) . Häufiger wiederum k n ü p f t sich der A b e r g l a u b e an den Fall eines Spiegels 7 4 ), Heiligenbildes 7 7 ), K r u z i f i x e s ra) u n d Weihwasserbeckens T O ) an. Tischler erkennen den baldigen A u f t r a g , einen S a r g zu zimmern, daran, daß die Sägen v o n der W a n d f. 80 ). B e k a n n t ist die Stelle aus Schillers „ W a l l e n s t e i n s T o d " V, 4, w o Wallenstein beim E n t kleiden die K e t t e , die ihm der K a i s e r einst als ersten Gunstbeweis verliehen, zerreißt und zu Boden f ä l l t 8 1 ) . Im M A . zeigte das H e r a b f . des W a p p e n s c h i l d e s einer A d e l s f a m i l i e den T o d eines F a m i lienmitgliedes 82) oder Aussterben des ganzen Geschlechtes a n 8 3 ) . A u c h bei allen diesen B r ä u c h e n sind b e v o r z u g t e Zeiten des Jahres, wie die Z w ö l f t e n , h ä u f i g besonders erwähnt. O b schließlich das oben e r w ä h n t e Herabf. eines D a c h ziegels als Todesvorzeichen mit dem Brauch, nach dem T o d e eines Menschen einen Dachziegel im Sterbehause abzunehmen und umzudrehen, d a m i t seine Seele entweichen könne, v e r w a n d t ist, war nicht festzustellen, bleibt aber wahrscheinlich. E i n e ganze Reihe der aufgezählten Meinungen sind mit analogischen Gedanken durchsetzt, so z. B . das Zerbrechen des Gegenstandes im Fall (s. A n m . 62, 65, 75, 80). A u c h nur zu träumen, daß einem die Zähne ausf., weissagt großes U n g l ü c k 84) oder den T o d des B e t r e f f e n d e n 8 B ) oder eines Familienmitgliedes 86) voraus. Selten sind die Meinungen, daß das Herabf. des Gegenstandes im A u g e n b l i c k e des A b l e b e n s 8 7 ) oder k u r z danach 8 8 ) erf o l g t , also zur Nachricht an entfernter wohnende V e r w a n d t e oder Bekannte dient. Die Zahl der guten Omina, die sich an den Fall v o n Dingen k n ü p f e n , ist gleichfalls nicht g r o ß . W e n n F ä r b e r s t ö c k e ins Gleiten k o m m e n und umf., hat man viel Glück zu e r w a r t e n 89 ); glühende K o h l e n , die aus dem Ofen fallen 90) und der Kesselh a k e n , der v o n selbst um einen Z a c k e n h e r u n t e r f ä l l t 9 1 ) , sagen k o m m e n d e n Besuch a n . Zur E n t s t e h u n g dieses A b e r g l a u b e n s h a t wohl der Gedanke, daß zur B e w i r t u n g der Gäste K e s s e l h a k e n und
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Feuer im Ofen notwendig sind, mit beigetragen. Das Einf. eines Holzstoßes bedeutet G e v a t t e r s c h a f t M ) , und eine ausgef.e Wimper gibt einen Wunsch frei, der dann in Erfüllung geht, wenn sie sich hernach leicht v o m Handrücken wegblasen l ä ß t * 3 ) . '») G r i m m Myth. 3, 329. " ) F o g e 1 Pennsylvania 108, 458; I i i , 483; John Erzgebirge 38. l s ) L i e b r e c h t Zur Volksk. u 371. ) ZfVk. 8 (1898), 286. ») J o h n Westböhmen 165. " ) K n o o p Hinterpommern 179; ZföVk. 4, 144. " ) J o h n Westböhmen 20. " ) Ebd. 20; ZföVk. 4, 147; ZfVk. 11 (1901), 273 ( = Abdruck eines Traktates aus dem 15. J h . „Praecepta quaedam propter superstitiones" in der Bibliothek des Domgymnasiums zu Magdeburg). " ) B a u m g a r t e n Aus der Heimat 3, 90; F o g e 1 Pennsylvania 87, 333D r e c h s l e r 1,217. 21) F o g e l Pennsvlvania 61, 187. " ) Ebd. 61, 188. " ) ZfVk. 4 (1894), 50. " ) G r i m m Myth. 3, 8 4 7> 5- " ) D r e c h s l e r 1,179. " ) R e i s e r Allgäu 2, 429, 31. , 7 ) F o g e l Pennsylvania 74, 251. **) A n d r e e Braunschweig 403; B a r t s c h Mecklenburg 2, 131, 357; D a h n h a r d t Volkst. 1, 97, 8; D r e c h s l e r 2, 199; F o g e l Pennsylvania 92, 364; G r o h m a n n 225; J o h n Erzgebirge 33; J o h n Westböhmen 252; K ö h l e r Voigtland 395; Kuhn Mark. Sagen 386; Pollinger Landshut 166; R e i s e r Allgäu 2, 428; S c h m i t t Hetlingen 18; SAVk. 21, 202; S t r a c k e r j a n i, 38; 2, 229; Unoth 179; Urquell 3 (1892), 40; W o l f Beiträge 1, 216; ZfVk. 1 (1891), 189; ZfrheinVk. 11, 267. *•) F o g e l Pennsylvania 83, 309. M ) Ebd. 94, 37 8 - 31) Ebd. 94, 377. " ) Ebd. 94, 379. 33 ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 281, 3. M ) SAVk. 2, 221; SchwVk. 10, 36.' " ) John Erzgebirge 37. " ( D r e c h s l e r 2, 10—11. 37 ) J o h n M s Erzgebirge 31. ) Ebd. 35. ») P o l l i n g e r Landshut 167. *") SchwVk. 10, 35. " ) SAVk. 25, 283. «) Urquell 4 (1893), 274. **) B a r t s c h Mecklenburg 2, 211, 1061. " ) S t r a c k e r j a n 1 , 3 8 , 3 1 . ««) W u t t k e 222, 317. " ) S c h r a m e k Böhmerwald 255. " ) G r o h m a n n 117, 884. *•) L a m m e r t 155; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 81, 3. ") A n d r e e Braunschweig 307. M) SchwVk. 3, 74. " ) H ö h n Tod 312. «•) W u t t k e 222, 317. M ) F o g e l Pennsylvania 82, 303; J o h n Erzgebirge 35. •*) S t r a c k e r j a n r» 39» 3 2 - " ) W o l f Beiträge 1, 215—216. H) H ö h n Tod 310; J o h n Erzgebirge 115. ") J o h n Erzgebirge 116. M ) A n d r e e Braunschweig 372. " ) H ö h n Tod 310; D r e c h s l e r 1, 286; G r o h m a n n 219; J o h n Westböhmen 165; ZfrheinVk. 5, 120. Alemannia 33, 301; S t r a c k e r j a n 1, 38, 29; Urquell 1 (1890), 8. « ) J o h n Erzgebirge 113. •«) Ebd. " ) SAVk. 2, 217. **) J o h n Erzgebirge 115. , s ) H e y l Tirol
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782, 108. ••) ZfVk. 13 (1903), 99. «) G r i m m Myth. 3, 328. " ) ZfrheinVk. 5, 244 ff. ») B i r l i n g e r Volksth. i, 476. *>) J o h n Erzgebirge 114. " ) Ebd. 115. '«) Ebd. 115; SAVk. 8, 273. " ) J o h n Erzgebirge 115. '*) L a m m e r t 99. ' s ) SAVk. 2, 217. '•) G r o h m a n n 225; W u t t k e 212, 296. " ) S t e r n Türkei 1, 395 ff.; ZföVk. 3, 21. ™) G r o h m a n n 219. '•) M e y e r Baden 579. ») Urquell 1 (1890), 8. " ) K r o n f e l d Krieg 39. " ) B i r 1 i n g e r Schwaben 1, 276. '») Ebd. 1, 275. M ) SAVk. 2, 219. 8S) R e i s e r Allgäu 2, 429. "•) SAVk. 2, 217; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 3, 101. ") S c h e l l Bergische Sagen 34. ffl) D r e c h s l e r 2, 14; L a m m e r t 98. " ) ZfrheinVk. 11, 268. M) J o h n Erzgebirge 33. n ) S t r a k k e r j a n 1, 38, 29. " ) J o h n Westböhmen 252. M ) Urquell 3 (1892), 40. 2. Ganz vereinzelt k o m m t es vor, daß durch das F . l a s s e n eines Gegenstandes eine m a g i s c h e W i r k u n g a u s g e l ö s t werden soll. Im Mecklenburgischen wird der B r a u c h des Siebdrehens, der zur E n t deckung und Herbeizauberung eines Diebes dienen soll, dahin abgewandelt, daß das Erbsieb auf eine Erbschere gespießt wird, und, indem man ganz entsprechend dem weitverbreiteten Siebdrehen verfährt, das F . des Siebes an Stelle des Drehens t r i t t 9 4 ) . Eine ähnliche Sitte wird im Lechgebiet geübt, wenn man erfahren will, ob das Vieh behext ist: Man steckt eine Messerklinge in die Stalltürschwelle und legt geweihtes B r o t auf die Klinge. Fällt das B r o t herab und zerbricht die Klinge, so fehlt es im ganzen Stall 8 S ). Aus Estland ist der Aberglaube bekannt. ) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 215 f. 227 f. ") Ebd. 221. ") S t a r i c i u s Heldenschatz (1616), n f.; vgl. MschlesVk. 7, 71. 4. Mit der A n n a h m e , das Hirn sei S i t z der Epilepsie und mit der B e o b a c h t u n g der P e r i o d e n bei Epilepsis menstrualis w i r d der G l a u b e V e r b i n d u n g haben, d a ß der Mond E i n f l u ß habe auf E n t s t e h u n g und Verlauf der K r a n k heit. D a s H i r n als kaltes und feuchtes O r g a n h ä n g t n a c h der Lehre der H u m o r a l p a t h o l o g i e a b v o m Mond (s. Gehirn, Mond). Die A n t i k e setzt Mond und epileptische A n f ä l l e in B e z i e h u n g zueina n d e r 39 ), neuerer V o l k s g l a u b e t u t dass e l b e 4 0 ) . S c h o n im C o d e x Sangallensis heilt ein R e z e p t zugleich „ l u n a t i c o s et c a d u c o s " 41 ) (s. Mondsucht). W o h l aus diesen G e d a n k e n g ä n g e n entspringt die V o r s c h r i f t , d a ß Epileptische nicht v o n d e m K o p f eines T i e r e s 4 2 ) , besonders n i c h t eines F i s c h e s 4 S ) , essen dürften. W e i t e r e E n t s t e h u n g s u r s a c h e n sollen in p l ö t z l i c h e m S c h r e c k 4 4 ) , in u n m ä ß i g e m oder f r ü h z e i t i g e m A l k o h o l g e n u ß in der J u g e n d 4S ), w a s den T a t s a c h e n entsprechen k a n n , in Sündenschuld 48), nach neuerem G l a u b e n in B l u t a r m u t oder schwacher Konstitution bestehen 47 ). A u c h auf die tatsächlich o f t nachweisbare V e r e r b u n g w i r d F. z u r ü c k g e f ü h r t 48 ). Bei dem v e r m e i n t l i c h übersinnlichen C h a r a k t e r der K r a n k h e i t ist die landl ä u f i g s t e E r k l ä r u n g f ü r den U r s p r u n g der F . natürlich eine dämonistische. Bei den A l t e n b r a c h t e n die nächtlicherweile
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umherschweifenden Seelengeister „ E p i lepsie" 4 9 ), nach deutschem A b e r g l a u b e n wird sie einem a n g e t a n durch H e x e n bisweilen operiert die H e x e dabei mit d e m bösen Blick 6 1 ). Die einleitende aura w i r d solchen Glauben begünstigt haben. E n d lich kann durch Tiere die F. entstehen, und zwar e r k r a n k t ein Mensch an F., über den man eine t o t e Maus w i r f t S2 ), auch b e k o m m t der die hinfallende K r a n k heit, der auf einem H u n d e r e i t e t M ) (1825!). W ä h r e n d die erste A n s c h a u u n g ziemlich unverständlich ist, — die Maus tritt nämlich als F. mittel auf, wenn ihr auch vielfach allerlei zauberische M a c h t angedichtet wird (s. Maus) — scheint die zweite zu f u ß e n auf d e m h ä u f i g e r beobachteten Zusammenfall v o n Epilepsie u n d T o l l w u t . Plinius kennt den S c h ä d e l t r u n k (s. unten) als heilsam (zugleich f ü r Epileptiker und v o n tollen H u n d e n Gebissen e 6 4 ) ) ; die K u r des Brennens (s. unten), f ü r gewöhnlich nur bei T o l l w u t angew a n d t (s. Hundswut), ist vereinzelt auch i m Gebrauch bei Fallsüchtigen gewesen 8 6 ). 3») K r o l l Aber gl. 19; B l a c k Folk-Med. 126. M) Ebd.; W i t t s t o c k Siebenbürgen 60; H ö f 1 e r Kranhheitsn. 712; vgl. G r i m m
Myth. 3, 339.
41 )
J ö r i m a n n Rezept. 143 f . ;
ähnlich F r a n z Benedikt. 2, 528. 4a) S t r a k k e r j a n 2, 187 Nr. 429. 43) Mündl. Finkenwärder. " ) F l ü g e l Volksmcd. 61; H o vorka-Kronfeld 2, 216. " ) L a m m e r t 270 = H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 213; vgl. G r i m m Myth. 2, 981; D o m b l ü t h (1922) s. v. Epilepsie. *8) H o v o r k a K r o n f e l d 2, 227; Urquell 5 (1894), 290. ") H ö h n Volksheilk. 1, 131. «) Ebd.; vgl. H o v o r k a - K r o n f e l d 2,216. *•) K o h d e Psyche
50)
2,
84;
vgl.
A b t
Apuleius
199.
H ö h n Volksheilk. x, 131; mdl. Finkenwärder. S1) S e l i g m a n n 1,201; vgl. H o v o r k a - K r o n f e l d 2,215.227. " ) H ö h n Volksheilk. i, 131. " ) P a n z e r 1, 266 = S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 355 = Bavaria (1863), 320= L a m m e r t 271. •*) P l i n i u s Nat.
hist. 28, 2. " ) H ö f l e r
Schröder
Jagd-Kunst 418.
Volhsmed. 218;
B. H e i l u n g d e r F. I . P a t r o n e f ü r F . : Schutzheilige, an die sich der Epileptiker wendet, sind: die hl. Bibiana, weil sie nach der Legende mit Epileptikern und Irren z u s a m m e n g e s p e r r t war 6 8 ), St. Valentin wegen des Gleichklangs seines Namens mit der „fallenden" S u c h t 6 7 ) ; ähnlich werden die hl. drei
"73
Fallsucht
Könige zu Patronen, weil sie vor dem Jesuskind „niedergefallen" waren, ihr Patronat ist schon für das 12. J h . bezeugt (s. Fallsuchtsegen) w ). In Cornelimünster im Indetal trinken die an der F . Leidenden aus dem Corneliushorn M ), auch der hl. Willibrord ist vereinzelt F.p a t r o n M ) . Schließlich treten noch St. Johannes 81 ) und St. Veit 82) dazu, beide als Patrone des Veitstanzes (s. d.) 83 ), Hovorka nennt noch Hubert und Anton den Einsiedler 6 4 ), jedoch ist Hubert Patron gegen Tollwut (s. d.) und Antonius wird von den Besessenen angerufen: unter seinen Attributen tritt das Schwein auf, das den überwundenen Teufel darstellt 66 ). Falsche Prognose und Ähnlichkeit der Symptome können unter Umständen beide irrtümlicherweise zu F.patronen stempeln. ") F r a n z Benedikt, i, 500*. 53) 1500: H a 1 1 e r Bern in seinen Rathsmanualen 1 (Bern 1900), 297 f.; 1508: S t ö b e r Geiler von Kaisersberg] 1 5 3 2 : H ö f l e r 704; neu: M e n g h i n Südtirol 145; vgl. F r a n z Benedikt. 2, 505. M) Dazu: F r a n z Nicolaus de Jawor 1 5 2 ; M o n t a n u s Volksfeste 1 1 6 ; F o s s e l Steiermark 90; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 3, 610. ») W r e d e Eifel. Vk. 2, 83; vgl. H o v o r k a - K r o n f e l d 2,213. ") F o n t a i n e Lux. 108. " ) F r i e d b e r g 74; Lercheimer 121, 3; Höfler 728. " ) L e s s i a k Gicht 1 7 7 ; ZfrwVk. 12, 99; M H ö f l e r Krankheitsn. 765. ••) Ebd. ) 2, 214. , 5 ) S t a d l e r Heiligenlexikon s. v. Antonius (17. Jan.).
2. Bei der H e i l u n g d u r c h H a n d l u n g e n steht gemäß der Verwandtschaft der F. mit Besessenheit die A u s t r e i b u n g an erster Stelle M ). Kirchliche Exorzismen wurden also auch bei Epilepsis gebraucht 87 ). Die F . als Werk des Teufels ist entsprechend mit kirchlichen Mitteln zu heilen: Gebet, religiöse Übungen und religiöse Kuren wurden empfohlen, die ausführlich bei Franz beschrieben sind 8 8 ) (s. auch Kerze). In neuerer Zeit liegt wohl Glaube an Dämonenbekämpfung vor bei: Räuchern mit geweihten Pflanzen (s. räuchern) 8a), Kur in Verbindung mit Prozessionen TO) oder dem Gotteshaus 7 1 ), in England sogar Schlafen unter dem Altar, wobei die Bibel als Kissen dient und anschließend ein Hahn
als O p f e r dargebracht wird, auf den die Krankheit übergeht 72 ). In der Gegend von Refrath soll ein Fallsüchtiger soviel Roggen, Gerste, Hafer oder Weizen zusammenbetteln, als er selbst schwer ist (s. Gewicht) und dies opfern 7 S ). 1442 wird ähnlich geraten: „ s o vil wachs, daß ein I5pfündiges bild daraus gemacht werden kann, von fromb und barmhertzigen leuten zu erbetten" 74 ). Ob die Heilhandlung des B r e n n e n s (s. oben) dämonenabwehrend gedacht ist, bleibt zweifelhaft, Schröder begründet sie, „weil dadurch die K ä l t e und zähe Humores, welche dieses Gebrechen (sc. F.) verursachten, resolviret werden" 7 8 ). — Bedient man sich beim Ausprügeln der F . frischer Weidenruten 7 8 ), liegt der Gedanke an die Heilwirkung der „Lebensr u t e " nahe (s. d. und Schlag), sonst könnte auch Austreibungszauber vorliegen w ) : schon im 14. J h . entläßt der Priester den Epileptiker nach einer religiösen K u r mit einem kräftigen Stoß n ) . Endlich kann in Zusammenhang mit Dämonenglauben der Brauch stehen, dem Fallsüchtigen im Krampfzustand ein schwarzes Tuch über das Gesicht zu legen 7 8 ), oder ihm von einem, der sein Lebtag noch keinen Epileptiker hinfallen sah, in die große Zehe beißen zu lassen 80 ). ••) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 212. ") F r a n z Benedikt. 2, 504. *») Ebd. zu der Kerzenprobe bei Hollen vgl. noch: ZfVk. 18 (1908), 4 4 4 t . und 22 (1912), 225. 1 1 8 ff. ••) ZfVk. 4 (1894), 402. Fontaine Luxemburg 56. " ) ZfVk. 13 (1903), 363. ™) B l a c k Folk-Med. -46. ™) ZfrwVk. 1 1 (1914), 174; vgl. H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 2 1 2 . 228. '*) P a n z e r Beitrag 2, 28. " ) S c h r ö d e r Jagd-Kunst 418. '«) M a n n hardt 1, 263. " ) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 226. '•) F r a n z Benedikt. 2, 501. " ) B i r 1 i n g e r Volksth. i, 4 8 1 ; L a m m e r t 2 7 1 ; F o s s e l Steiermark 92. *>) Urquell N.F. 1 (1897), 25.
3. Eine besondere Art der Heilhandlung ist die des A b z a u b e r n s oder A b t u n s , häufig in Verbindung mit Transplantation. Das Abzaubern oder Abtun der F. ist schon vom 12. J h . ab durch Zeugnisse nachzuweisen von dem unten behandelten Heilritus mit dem Hirschfellriemen (s. F.-segen). Die
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Fallsucht
K r a n k h e i t wird in ihn e i n g e k n o t e t und mit einem T o t e n begraben 8 1 ). D i e F . mit d e m Urin, anderen K ö r p e r t e i l e n oder Gegenständen, wie e t w a mit einem H e m d des K r a n k e n der Leiche mitzugeben, ist a u c h der neueren V o l k s m e d i z i n bek a n n t 8 2 ) . Andere Mittel, die F . a b z u t u n , sind, das eigene H e m d rücklings gegen einen B a u m 83) oder über das D a c h 84) zu werfen, das H e m d des V a t e r s anzuzieh e n 8 5 ) , sogar: alle Kleider, die man beim A n f a l l auf dem Leibe hatte, zu verbrenn e n 8 6 ) . Noch wirksamer ist diese Prozedur, wenn die Asche der K l e i d e r in ein fließendes Wasser dem S t r o m e nach geworfen m ) oder v o m K r a n k e n eingenommen w ) wird. Das B a d e n v o r Sonnenunterg a n g in einem nach Osten fließenden Wasser 8 8 ) hilft wie die V e r b o h r u n g der Nägel 9 0 ) oder des B l u t e s 9 1 ) in einen B a u m . Gelegentlich wird empfohlen, dem P a t i e n t e n einen Strumpf auszuziehen 92) oder einen Schuh abzustreifen und unter die Nase zu halten 93 ). W e n n geraten wird, den D a u m e n in die H a n d zu kneipen 9 4 ), so wird eine in der K o n v u l s i o n als t y p i s c h beobachtete Fingerstellung im A b w e h r zauber vorweggenommen. ") G r i m m Myth. 1 , 3 2 5 ; Schönbach Berth. 136 f.; P f e i f f e r Arzneibuch 2, 151 Nr. 8; K l a p p e r Schlesien 102. " ) Mdl. Finkenwärder; Urquell 1 (1890), 1 1 ; S c h ö n werth Oberpfalz 1, 254 Nr. 2; Fogel Pennsylvania 290 Nr. 1534; Unoth x, 181 Nr. 27. ") F i s c h e r Oststeierisches 115. '•) G a ß 11 e r Mettersdorf 77. *5) G r i m m Myth. 3, 466 Nr. 871. »«) BIPommVk. 8, 75 (Neustettiner Zauberbuch, Mitte 19. Jh.); Fogel Pennsylvania 303 Nr. 1604. e ') BIP o m m V k . 8, 75. »•) G a 0 n e r Mettersdorf 77. •*) D r e c h s l e r 1, 83. "J H ü s e i Beiträge 2, 29 Nr. 35. " ) H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 81; vgl. 2, 220. n ) B i r l i n g e r Volksth. 1, 481. M ) BIPommVk. 8, 75: L a m m e r t 271. •4) F i s c h e r Aberglaube 3 (1794), 186 f.
4. H e i l u n g d u r c h D i n g e . Die unzähligen F.mittel aus dem R e i c h der Dinge auch nur im entferntesten hier wiederzugeben ist u n m ö g l i c h 9 5 ) . Wie groß der V o r r a t an angeblichen Heilmitteln gegen F. beispielsweise im 16. J h . war, erhellt aus des T a b e r n a e m o n t a n u s A r t z n e y b u c h , wo die A u f z ä h l u n g derselben etwa drei große Folioseiten ausm a c h t , s ) . A m häufigsten sind natur-
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gemäß die organotherapeutis c h e n M i t t e l , von der V e r w e n d u n g ganzer Tiere OT) geht es wahllos über z u S t o f f e n von Mensch und Tier. Noch 1801 kann der A r z t R a m b a c h in H a m b u r g schreiben: „ G e h e n k t e Diebe werden in kurzem zum Besten der antiepileptischen pharmacopoea p a u p e r u m rein ausgep l ü n d e r t " * ) . A l s solche Mittel werden genannt F l e i s c h " ) , K n o c h e n 10°), Z ä h ne 101 ), Horn 1 0 2 ), S c h ä d e l 1 0 3 ) , Hirn 1 0 4 ), Herz 105 ), Leber 1 M ), Galle 107), Urin 108 ), Nachgeburt 1 0 9 ) (s. d.), Milch 110 ), die Mörderhand l u ) als S u b s t i t u t und v o r n e h m lich das Blut, das als Hauptsitz der L e benskraft und der Seele auch das v e r breitetste F . m i t t e l darstellt (s. d.). D a s Menschen b 1 u t ist wie stets am begehrtesten. Jupiter selbst soll den Menschen das Mittel verraten haben 1 1 2 ). Plinius erzählt, daß die an der F. Leidenden ,,sanguinem quoque gladiatorum bibunt ut v i v e n t i b u s poculis" 1 1 3 ). Der A r z t Ortolff v o n B a y e r land empfiehlt das Trinken des eigenen gelassenen Blutes „ i n einen waichen a y e " , Becher hat wieder das alte M i t t e l : „ D a s B l u t also frisch getruncken und sich also bewegt, daß ein Schweiß darauff erf o l g t " , und in diesen Formen ist in gleichmäßiger Überlieferung weiter geheilt worden. In den meisten Fällen ist man bestrebt, das noch w a r m e B l u t eines armen Sünders gleich nach der E n t h a u p t u n g zu erlangen, jedoch auch das B l u t lebender Personen, besonders Verwandter, wird getrunken 1 1 S ). — F ü r Menschenblut wird auch Tierblut empfohlen 1 1 6 ); daß es Substitut ist, geht aus Kellers Bemerkung hervor, es werde g e n o m m e n : „ u m das Recht des Todes zu schmälern und ihn mit einem falschen B l u t zu hinterg e h e n " 1 1 7 ). Gebräuchlich ist das B l u t von E s e l 1 1 8 ) , B o c k 1 1 9 ) , W o l f 1 2 0 ) , Maulwurf121), Gemse122), Schwein123), K a t z e 1 2 4 ) , Wiesel 1 2 5 ), G e i e r 1 2 6 ) , H u h n 12J ), S c h w a l b e 1 2 8 ) usw. Sogar ein scharlachrotes S t ü c k T u c h v o m A l t a r kann als Ersatz genommen werden 129 ). — A u s dem P f l a n z e n r e i c h seien als F.mittel erwähnt: P ä o n i e 1 3 0 ) , Johanniskraut m ) , Nesselsamen 132 ), Pfirsichblüten 133 ) usw. 134 ). A l s A m u l e t t e wer
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Fallsachtsegen
den gegen F . metallene Gegenstände oder Steine getragen l s s ) (s. Amulett); Halsbänder, Kränze und G ü r t e l 1 M ) sind zuweilen heilkräftig. R i n g e , aus der Gold- oder Silbermünze hergestellt, die der König von England alljährlich bei der adoratio crucis opferte, kennt schon Hollen als f.ab wehrend 1 3 7 ). Einen ähnlichen Fingerring, in geheimnisvollem Verfahren hergestellt, erwähnt Staricius, indem er sich auf Paracelsus bezieht 1 3 8 ) (s. Finger und oben A. 3). Empfohlen werden auch Ringe aus Eselshuf, Elensklauen 1 S 8 ), sogar aus gefundenen Hufeisen oder Sargnägeln geschmiedet 1 4 0 ). • 5 ) Aufzählungen z. B . bei HovorkaK r o n f e l d 2, 210 f f . ; Z i m m e r m a n n Volksheilk. 63 f.; S t r a c k e r j a n 2, 187; K ü c k Lüneb. Heide 239 f.; und viele a. m. ") T a b e r n a e m o n t a n u s Artz. (1577) s. Reg. " ) K n o o p Tierwelt 49 Nr. 431; H e y 1 Tirol 788 Nr. 1 5 2 ; H ö f l e r Organoth. 79; Urquell 3 (1892), 67; S c h r ö d e r JagdKunst 316 f.; Altmark 2, 145; E n g e l i e n L a h n 266; SchwVk. n , 10; MsäVk. 6, 133. " ) R a m b a c h 324 f.; vgl. F o g e 1 Pennsylvania 292 Nr. 1548. ") B e r t h o l d Unverwundbarkeit 10; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 220; G o l d s c h m i d t Volhsmed. 149 usw. 10 °) ZfrwVk. 4> 231 f. W1 ) BIPommVk. 5, 16; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 228; MsäVk. 6, 133. 1M ) M e g e n b e r g (ed. Pfeiffer) 128. " 3 ) P l i n i u s Nat. hist. (ed. Detl.) 18, 2; H ö f l e r Organoth. 56; L a m m e r t 2 7 1 ; B u c k 55; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 204; ZfrwVk. i, 204; 2, 283; 8, 228 Nr. 14; D r e c h s l e r 2, 239. 306 f.; SchwVk. 1 1 , 10; MsäVk. 6, 1 3 3 ; Alemannia io, 1 1 0 ; Urquell 3, 59; F o s s e i Steiermark 91. 104) P l i n i u s Nat. hist. (ed. Detl.) 28, 8 (26); vgl. 1 (2); H ö f l e r Organ. 83. los ) S c h ö n e r v o n Karls t a d t (1528), E 4 ; S c h u l e n b u r g 2, 99; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 223. 210; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3,262; B a r t s c h Mechlenb. 2, 173. 1M ) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 210 usw. l07) S c h ö n e r von K a r l s t a d t E 4 usw. 1M) T a b e r n a e 10 m o n t a n u s 168 c. ») SAVk. 15, 180 f.; ZfVk. 7 (1897), 68; MsäVk. 6,300. 110 ) W u t i m li e 355 § 532. ) Urquell 3 (1892), 4. "*) F r a n z Bened. 2, 498 f. 1 1 3 ) P l i n i u s Nat. hist. (ed. Detl.) 28, 1 (2). »*) O r t o l f f (1477) Bl. 19 r; B e c h e r (1663)12. 115 ) ZfrwVk. 5 (1908), 95. 1 8 1 ; 1 1 (1914), 163; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 85 f.; W a i b e l F l a m m 1, 207 f.; M a n n h a r d t Abergl. 52 f.; S c h m i t t Hettingen 1 7 ; W u t t k e 355 § 532; S t r a c k Blut 204; Germania 36 (1891), 394; SAVk. 10 (1906), 26; G r i m m Myth. 3, 475 Nr. 1080; L a m m e r t 271. 125; P f i s t e r Schwaben 42; B u c k Volhsmed.
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44; A n d r e e Braunschweig 422 f.; Urquell 3, 4. 50; H e n r i c i Rußland (1894), 91 ff.; D r e c h s l e r 2, 306 f.; H ö h n Volksheilk. I, 131; W l i s l o c k i Sieb. 205; M e y e r Abergl. 105; S c h u l e n b u r g 235; W o l f Beiträge 1, 223; SAVk. 8, 314; 12, 285; E n g e l i e n - L a h n 266; K ö h l e r Voigtland 418; R o c h h o l z Glaube 1, 39. 53; Bavaria 3, 1, 403; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 205; K n o r t z Körper 198 f.; P a u l i Pfalz 55 f.; L ü t o l f Sagen 234; M o s t Sympathie 149 f.; D e p i n y i Volksk. bei Th. Storm. Progr. Linz (1916), 7; Goldschmidt Volhsmed. 149; ZfVk. 30/32, 1 6 1 ; Seyf a r t h 277; MsäVk. 7, 27. 64; A R w . 22, 59; Fischer Aberglaube 1 (1791), 1 5 5 , 3 (*794)i c 197; ( K e l l e r ) Grab des Abergl. 3, 1 7 1 f.; H e l l w i g Ritualmord (1914), 124; HessBl. 37, 189. " • ) ZfVk. 13 (1903), 74; J ü h l i n g Tiere 344; D i o s k u r i d e s 2, 49. '") (Keller) Grab des Abergl. 3, 1 7 1 . ua ) P l i n i u s Nat. hist. (ed. Detl.) 28, 16 (63); Lüpkes 120; Forme y Versuche einer med. Topographie von Berlin (1796), li0 [93. " • ) R e i n s b e r g Festjahr 216. ) Phys. H i l d e g a r d i s (Ausg. v. 1533) 37. ' " ) H i 1 d e g a r d i s causae et curat (ed. Kaiser) 206, 12. » ' ) B e c h e r (1663), 40; Zahler Simmenthai 77; SAVk. 20, 58 f.; A l p e n m burg Tirol 382. ) Frischbier 73. ' " ) A l p e n b u r g Tirol 380; H a 1 1 r i c h Siebenbürgen 290; Becher (1663) 42; F o s s e 1 Steiermark 73; W o e s t e Mark 55 1M Nr. 10. ) A l p e n b u r g Tirol 383; M o n t a n u s Volksfeste 168. »") SchwVk. 1 1 , 10. ia " ' ) Ebd. ) F o s s e l Steiermark 9 1 ; B u c k Schwaben 51;- B a r t s c h Meckl. 2, 173. 1ä ») F r i e d b e r g 74. 13°) P f i s t e r Schwaben 41. 1 3 1 ) ZfrwVk. 6 (1909), 139. 133 ) Ma n n h a r d t Germ. Mythen 103. 1S3 ) G r i m m Myth. 2, 978. 1 3 i ) Vgl. noch: J ö r i m a n n Ä e zeptarien 143 f.; MschlesVk. 7, 25. 1 3 i ) F r i e d b e r g 28; ( K e l l e r ) Grab des Abergl. 5, 391 f.; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 27 f.; vgl. 2, 219; MschlesVk. 7, 107. 13< ) L e s s i a k l57 Gicht 176. ) F r a n z Benediktionen 2, 503; dazu vgl. ZfVk. 22 (1912), 119. 1M ) S t a r i c i u s Heldenschatz (1616), 1 1 . "•) BIPommVk. 8, 75, dazu K ö h l e r Voigtland 354. ,40) MschlesVk. 9, 85; K ö h l e r Voigtland 371. 419; mdl. Finkenwärder. Bargheer.
Fallsuchtsegen, a) Der „D 0 n e r"-
S p r u c h 1 ) , nur in zwei Handschriften, 1 1 . und 12. J h . ; die beiden Fassungen (A u. B) decken sich nicht ganz. Der Spruch besteht aus zwei epischen Stücken und einer Besprechung: 1. Teufels Sohn und Adams Sohn (s. u.). 2. Fragment (eines Verrenkungssegens?): „Petrus gesanta Paulum sinen bruoder, da zer aderuna [sie] aderun ferbunde" (so A) (dann wieder Worte zu 1 gehörig?). 3. Dem
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Fallsuchtsegen
Kranken soll so schnell geholfen sein, „so sciero ih mit den handon die erdon beruere" (A). Inhalt und Einzelheiten des Teils I sind recht dunkel. A hebt an: „Donerdutigo. dietewigo. do quam des tiufeles sun uf adames bruggon"; B : ,,Doner dutiger diet mahtiger stuont uf der adamez prucche". Weiter (A B): (er) spaltet einen (B den) Stein ,,zu(m) H o l z " ; es kommt Adams Sohn u. schlägt ihn „zur Staude" (??). — Gewöhnlich findet man hier einen Kampf zwischen christlicher Macht (oder Christus) und dem teuflischen Heidengott D o n e r; und nach Kögel sind die pompösen Eingangsworte vielleicht gar einem heidn. Hymnus entlehnt. Wohl mit Recht meint weiter Steinmeyer, daß der Besegner mit seinem Körper die B r ü c k e veranschaulicht, indem er laut der begleitenden lateinischen Anweisung über den Leidenden hinschreitend stehen soll. Aber die legendarische oder mythologische Bedeutung der Brücke ist dunkel (R. Hildebrand faßt sie historisch: ein Brückenbau christlicher Germanen wurde trotz eines Blitzschlages vollführt). — Ganz eigen deuten Singer und letztlich Jacoby: die Adamsbrücke ist das hl. Kreuz (pons caeli der kirchl. Symbolik), das nach der Legende über Adams Grab errichtet wurde. Den Spalt machte nach Jacoby der Teufel eben für das Kreuz; Singer vergleicht dagegen Matth. 27, 51, indem er, auf B fußend, die Eingangsworte auf G o t t (Hiob 28, 26) bezieht: der Donnerbrausende, Rauschgewaltige; doner- und diet- sind dann parallele Kompositionsglieder, vgl. Segen § 14 (handelt es sich eher urspr. um los angeknüpfte heilige Zauberworte? vgl. A). b) Eine Erzählung, 15. Jh., wie D a v i d beim Viehhüten ein Weib von der Fallsucht überwältigt sah und von einem Engel belehrt wurde, daß eine „aichelmistel", am Finger getragen, hier helfe 2), ist formell eine Anweisung, kein Segen (Grundlage 2. Sam. 14, 4?). c) Verse über die h l . d r e i K ö n i g e : „Caspar fert mirram, thus Melchior, Balthasar aurum : — Haec tria qui secum
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portabit (portaverit) nomina regum — Solvitur a morbo domini (Christi) pietate caduco"; in dieser Form, dem hl. Beda zugeschrieben 3 ), seit dem 13. Jh. beliebt, in Deutschland 4) und anderswo 6 ); die älteste bekannte Fassung, 12. Jh., ein wenig unbeholfen 6 ). Auch die Namen 7 ) allein. Selten deutsche prosaische Anrufungen 8). Diese Wundermacht der Drei Könige bezieht sich sicher auf Matth. 2, 11 (procidentes) (vgl. das fallsuchtheilende Andenken des fünfmaligen Falles Christi mit dem Kreuze 9) und die populäre Auffassung des Namens V a l e n t i n , s. d.). d) Andere christliche Segen, meist vereinzelte Besprechungen: lateinisch vom 10. Jh. an 1 0 ), deutsch (mit Ritus) im 14. 11 ). Beliebt war einst ein Ritusspruch, dessen Ritus gemäß der Kranke (a) einen H i r s c h f e l l r i e m e n anlegt, welcher (b) dann später mit einem Toten b e g r a b e n wird; deutsch im 12.—16. Jh. belegt 1 2 ). Um 1250 so: (Im Namen der Dreifaltigkeit) a) „binde ich hie den siehtuom dises menschen in disem chnophe" '(Knoten), und b) „begrab ich mit diseme riemen den siehtuom ditse menschen, mit dem gedinge, daz . . . [er ihm] nimmer mere gewerre, unz dirre lichname an dem jungisten tage erst6". ») Literatur (u. T e x t e ) : W . S c h e r e r Kl. Schriften 1, 580 f f . ; R . H i l d e b r a n d Gesammelte Aufsätze 209 f . ; K ö g e l Gesch. d. deutschen Lit. 1, 1, 265 f f . ; M S D . 2, 300 f f . ; Z f d A . 23, 436; 42, 186 ( G r i e n b e r g e r ) u. 365 ( S i n g e r ) ; S t e i n m e y e r 380. 2) B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 461; Schönbach Berthold v. R. 147; K e h r e r Die hl. drei Könige 1, 76. 4) F r a n z Benediktionen 2, 505; Archiv f. Kulturgesch. 3, 78; Germania 24, 74; G o t t s c h a l k Hollen Praeceptorium diuine legis (1499) Bl. 19; J o h a n E c k Der fünft vnd letst Tail christ. predig (1539) B l . 13; W i e r u s De praestigiis daemonum (1577) 532; Alemannia 17, 244; M o n e Anzeiger 2, 62; W ü r t t V j h . 13, 212 Nr. 239; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2,220; St oll Zauberglauben 121. 5) C a u z o n s La magie et la sorcellerie en France 1, 420 (13. Jh.); Z f V k . 24, 156 Nr. 25; Choice Notes (London 1858) 267; F L . 19, 85; DanmTryllefml. Nr. 2-29. •) M o n e Anzeiger 3, 277. ') Z. B . Germania 28, 382. 8) Geistl. Schild 18. •) So DanmTryllefml. Nr. 229 c. 10) S t e i n m e y e r 393 (10. Jh.); S c h ö n b a c h H S G . Nr. 5 1 7 (14. Jh.); W i e r u s o. c. 533.
1181
Familie
n
) Archiv für Gesch. der Medizin 12, 191 f. '») Sitzb. Wien 15, 151, oben zitiert; MschlesVk. i 9 ° 5 . 25"> G r i m m Myth. 1124; ZfVk. 1, 175; Schönbach Berthold v. R. 136. Auch DanmTryllefml. Nr. 228 (17. Jh.), auf deutsch. Ohrt.
Fanlilie. Den Klan, den totemistischen S t a m m , verbindet das Gemeinschaftsgefühl, welches durch den Glauben an gemeinsame Verwandtschaft mit einer Tieroder Pflanzengattung oder einem leblosen Gegenstand und durch die Rückbeziehung auf einen mythischen, nicht rein menschlichen Ahnen genährt wird. Die Organisation ist lose. Alters-, Glaubens-, Verwandtschaftsbeziehungen, welche alle auf die Heiratsmöglichkeiten bestimmend wirken, durchkreuzen sich. Erst wenn das Bewußtsein von der Bedeutung der Blutsverwandtschaft (s. d.) sich durchzusetzen beginnt und zugleich eine straffe Organisation die Leitung der gemeinsamen Angelegenheiten, die Verwaltung des gemeinsamen Besitzes in feste H ä n d e legt, beginnt die Zeit, da die F. ihre Bedeutung gewinnt. Sie k a n n sich nach vaterrechtlichen Grundsätzen ordnen und dem Altesten, dem Vater oder dem ältesten herrschaftsfähigen Verwandten in männlicher Linie die Leitung übertragen; oder sie kann sich nach mutterrechtlichen (s. Mutterrecht) Grundsätzen ordnen und die Herrschaft in die H a n d des Mutterbruders legen. Sie kann Großf. sein, wo das Sippengut nur im Notfalle unter sonst gemeinsam lebenden und wirtschaftenden Sippenglieder geteilt wird, oder Kleinf., wo die Wirtschaftsgemeinschaft nur die Eltern und unerwachsenen Kinder u m f a ß t ; natürlich gibt es unzählige Zwischenformen, die vaterrechtliche mit mutterrechtlichen Elementen vereinigen oder die Großf. in verschiedenen Stadien des Verfalles zeigen. Eine reiche Literatur beschäftigt sich mit dem F.nrecht Die germanische F. ist vorwiegend vaterrechtlich aufgebaut, obwohl bei den Urbewohnern der von Germanen besiedelten Länder und bei den Umwohnern sich auch mutterrechtliche Züge zeigen, die nicht ganz einflußlos blieben 2 ). Sie fühlt sich
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als Einheit im Innern, abgeschlossen gegen außen, einer f ü r den anderen v e r a n t w o r t lich, einer des anderen Rächer (s. Blutrache). Die F. war selbstverständlich auch Kultusgemeinschaft s ), was sich noch vielfach in besonderen F.nfesten u n d Feiern ä u ß e r t 4 ) . Wird die junge F r a u in das Haus des Gatten geführt, ist es eine ihrer ersten Aufgaben, sich den F.ngeistern anzufreunden, sie sich geneigt zu machen, sich also, nachdem sie formell aus ihrer F. ausgeschieden ist s ), in die neue F. als mehr oder weniger vollberechtigtes Mitglied einzufügen. Besonders wichtig ist es, daß die Beziehung mit Feuer und Wasser, Erhaltern und Symbolen der F . n k r a f t , hergestellt wird. Bei den vedischen Indern f ü h r t der Bräutigam die Braut um das Feuer herum, wobei sie Körner in dieses w i r f t 4 ) . Analog umwandelt die deutsche neuvermählte Hausf r a u den Dorf- oder F.nbrunnen, der n u n auch ihr sein Wasser spenden soll 7 ). Die F. ist aber auch die Bewahrerin besonderer kultischer oder magischer Überlieferungen. Sie hegt das Gefühl der Zusammengehörigkeit, das sich nach außenhin durch gemeinsames Wappen 8 ), später den F.nnamen, äußert, was mehr als ein bloßes Symbol ist. Nach innenhin findet diese lebendige, wirkende Einheit der F. ihren Ausdruck in der Überzeugung von der Verbundenheit der F.nmitglieder in A b s t a m m u n g 9 ) und Schicksal 1 0 ): von einem Schicksal, das oft abhängig gedacht wird von dem Ergehen eines Gegenstandes der Außenwelt, zuweilen eines Baumes oder eines Waldes oder eines Wunschgegenstandes wie Ring, Horn, Speer (ein Zeichen des hohen Alters dieser Vorstellung) ; oder auch von dem Verhalten eines der F.nmitglieder, das durch Hartherzigkeit, z. B. durch Abweisen eines um Kücheln bittenden Unterirdischen, auf Generationen hinaus das F.nglück vernichten kann, aber auch durch seine Wohltätigkeit der ganzen F. Segen bringt. Man empfindet die Gemeinsamkeit gegenüber den Überirdischen und einzelnen ihrer Vertreter, besonders Z w e r g e n u ) . Manche F.n haben eigene F.ngeister, mit denen sie auf vertraulichem Fuß leben 12 ). Die
Fängge
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IX84
F . ist auch im Besitze besonderer Zauberformeln 13 ), besonderer M e d i z i n e n 1 4 ) .
Morgan
Es handelt sich hier u m urältestes Gut. D a sogar bei Völkern wie den Negern Zentralaustraliens zwar die gewöhnlichen B e s i t z t ü m e r eines Mannes sich nach S t a m mesregeln an eine ihm fremde Gruppe (die der Schwiegersöhne) vererben, daß aber seine t j u r u n g a , die als sein Seelenheil gilt, samt den mit ihr verbundenen Zeremonien sich nur auf seinen leiblichen Sohn oder leiblichen Bruder, unter mehreren Söhnen an den ältesten, vererben darf 1B ), k ö n n t e man sogar vermuten, daß die Gemeinsamkeit in K u l t und in Besitz heiliger K r a f t träger der A n s a t z p u n k t war, um den heru m die F. kristallisierte. G u t m a n n 16 ) w a r es, der darauf hinwies, daß die Vorstellung v o n der Einheitlichkeit der F., aller lebenden und toten Mitglieder, einer der stärksten gestaltenden F a k t o r e n in der E n t w i c k l u n g v o n R e c h t und B r a u c h war. Eine A b s c h w ä c h u n g dieser alten Einheitlichkeit ist es, wenn man später v o n Vererblichkeit gewisser Gaben und Kenntnisse s p r i c h t 1 7 ) . Das W o r t „ F . n s i n n " ist die Bezeichnung f ü r das subj e k t i v e Sich-bewußtsein und B e j a h e n dieser F.neinheit, die j e t z t allerdings nicht mehr als Quelle der V i t a l k r a f t , sondern nur als ideelle Vereinigung aufg e f a ß t wird. Der einzelne k a n n auch außerhalb der F . leben und gedeihen. Einst aber w a r die schwerste Strafe, der j e m a n d ausgesetzt werden konnte, der sichere Untergang, die A u s s t o ß u n g aus der F. 1 8 ).
lienrechtes (ZfvglRw.); F. M ü l l e r - L y e r Die Familie-, Heiniich C u n o w Zur Urge-
Post turvölker
Familienrecht; V i s s c h e r
2, 560;
Grunzel
Das
recht der Chinesen, Globus 14—17; gert
Japanisches
Familien-
141; B e r n h ö f t
Altindische
und
Na-
Familien-
Wei-
Erbrecht
(Mitt. d. Ges. Ostasiens in Tokio 5, 83 bis Familienorgani-
sation (ZfvglRw. 9, 1); K o h l e r Banturecht in Ostafrika (ZfvglRw. 15); D e r s . Beitrag zur ethnol. Jurisprudenz (ZfvglRw. 4); D e r s . Indische Gewohnheitsrechte (ZfvglRw. 8); D e r s . Indisches
Ehe- und Familienrecht
( Z f v g l R w . 3);
D e r s . Recht der Australneger (ZfvglRw. 7); D e r s . Recht der Hottentotten (ZfvglRw. 15); D e r s . Recht der Herero (ZfvglRw. 14); D e r s . Recht
der Marschallinsulaner
(ZfvglRw.
14);
D e r s . Recht der Papuas (ZfvglRw. 14); D e r s . Recht der Urvölker Nordamerikas
( Z f v g l R w . 12);
L i p p e r t Geschichte der Familie;
Lewis H.
Urgesellschaft-, F. v. R e i t z e n -
s t e i n Liebe und Ehe im alten Orient; B e m h ö f t Zur Geschichte des europäischen Famischichte der Ehe und Familie; GiraudT e u 1 o n Les Origines de la Familie; Leist Altarisches Jus civile-, Roßbach Unterr suchungen über die römische Ehe-, Heinrich
B r u n n e r Deutsche Rechtsgeschichte. *) S c h r ä d e r Indogermanen 75 ff. ') S a m t e r Fa-
milienfeste pass. 4) S a з, 2. 6) G u t m a n n 140; v . G e n n e p 6) W i n t e r n i t z
r t o r i Sitte und Brauch Das Recht der Dschagga Rites de passage 185 ff. Altindisches Hochzeits-
ritual in Denkschriften der Wiener Akademie 1892, 60 f f . ; H a a s
') K n u c h e l
Indische
89 f.
Studien 5, 267 ff.
') M e i c h e
Sagen
Nr. 1 1 0 1 ; M e y e r m a n n Göttinger Hausmarken und Familienwappen. Göttingen 1904; H. B e r g e r h o f f Humanistische Einflüsse
in den deutschen Familiennamen. Diss. Freiburg 1918. *) M e i c h e Sagen Nr. 1205. 1209 и.a. 10) Ebd. Nr. 1188, 1196. ") P r o h i e Unterharz. Sagen 182 f . ; G r i m m 910; W u n d t Mythus u. Religion
Myth. 2, 3, 131 ff.
") Urquell 8 (1898), 125. " ) G o l d m a n n Einführung 93. ") H o v o r k a - K r o n f e 1 d 2, 394. 16) S p e n c e r and G i 11 e n Northern u)
Tribes
of Central
Australia
615 ff.
Recht der Dschagga pass. ") K ö h l e r Voigtland 546. 18) G r o h m a n n 18. M. Beth.
Fällgge (s. a. R i e s e , Zwerg). F. heißen in B a y e r n , Lichtenstein, Tirol, Graubünden und St. Gallen (Sargans) riesenhafte und zwerghafte Naturgeister, auch „ w i l d e L e u t e " g e n a n n t 1 ) . A b e r auch der Teufel heißt in Bayern, Österreich und Tirol der Fankerl, Fanket, Fänkerl 2 ). In dieser B e d e u t u n g k o m m t „ F a n k e n " in modernen nordischen Sprachen vor als D i m i n u t i v v o n „ f a n " „ T e u f e l " (schwed.dän. „ f a n " scheint aus fries. fannjen, fannen, fännen, „ T e u f e l " entlehnt zu sein) 3 ). Man kann also annehmen, daß es sich um ein R a n d w o r t handelt und daß „ T e u f e l " die ursprüngliche B e d e u t u n g ist. Die Vorstellung v o n den F.n als von Riesen scheint älter als die v o n Zwergen 4). Es sind Waldgeister, die an den Wald, j a an einzelne B ä u m e gebunden sind. A u s einigen Eigennamen der Fn. geht hervor, daß sie zuweilen Personifikationen riesenhafter B ä u m e sind (Stutzfärche, R a u h rinde). W i r d ein solcher B a u m gefällt, so wird damit auch die Fangga vernichtet, wird der W a l d geschlagen, so schwinden
Fängge die F n . s ) . D i e w i l d e n F n . in Tirol sind g r a u e n e r r e g e n d e R i e s e n w e i b e r . A m g a n z e n Leibe sind sie b e h a a r t , ihr M u n d r e i c h t v o n e i n e m O h r z u m a n d e r n , das H a u p t h a a r h ä n g t v o l l B a u m b a s t , ihre S t i m m e ist tief w i e eine M ä n n e r s t i m m e , sie sind m i t W i l d k a t z e n p e l z e n g e s c h ü r z t , sie h u n g e r n n a c h M e n s c h e n f l e i s c h •), besonders n a c h K i n d e r f l e i s c h 7 ). D a r u m sollen die K i n d e r a m A b e n d d a s H a u s n i c h t v e r l a s s e n (Hänselu n d G r e t e l m o t i v v a r i i e r t in einer S a g e aus M o n t a v o n : Knöchlein = Schweinezahn) 8 ). D i e F a n g g e n T i r o l s sind i m m e r nur w e i b l i c h . E s sind die G e m a h l i n n e n der W a l d r i e s e n 9 ) . Ihre eigenen K i n d e r sind v o r d e n w i l d e n V ä t e r n n i c h t sicher, d a h e r g e b e n die F n . ihre T ö c h t e r e t w a als M ä g d e z u M e n s c h e n in D i e n s t . Solche Riesenmägde wollen den christlichen Glauben nicht annehmen. O f t werden sie in ihre W ä l d e r z u r ü c k g e r u f e n , weil einer der Ihrigen g e s t o r b e n ist ( P a n Motiv) 1 0 ). H a r m l o s e r als die F . n Tirols sind die W a l d f ä n k e n G r a u b ü n d e n s u n d die F e n g g e n in V o r a r l b e r g . Sie z e i c h n e n sich, w e n n sie a u c h n i c h t so g r o ß sind wie die tirolischen, d u r c h g r o ß e K ö r p e r s t ä r k e , durch G e w a n d t h e i t und S c h l a u h e i t a u s 1 1 ) . A u f d e m W a p p e n des Z e h n g e r i c h t e b u n d e s u n d a u f den g r a u b . B l u t z g e r n ( = 1 / s S c h w e i z e r b a t z e n ) w a r ein behaarter, mit Eichenlaub bekränzter Waldf ä n k d a r g e s t e l l t . Die G r a u b ü n d n e r u n d die V o r a r l b e r g e r F . n w e r d e n als ein in W ä l d e r n z u s a m m e n l e b e n d e s V o l k ged a c h t , k o m m e n also m ä n n l i c h u n d w e i b lich v o r . Sie sind w e t t e r - und k r ä u t e r k u n d i g u n d v e r t r a u t m i t den G e h e i m nissen der V i e h z u c h t 1 2 ) . D i e G e m s e n sind ihre H a u s t i e r e , d a r u m w e r d e n sie den G e m s j ä g e r n g e f ä h r l i c h 1 3 ). A u c h die b ü n d nerischen W a l d f ä n k e n t r e t e n bei Menschen in D i e n s t . E i n F . , der sich in Conters bei B a u e r n als Z i e g e n h i r t v e r d i n g t e , b r a u c h t e als H i r t e n s t a b einen e n t w u r z e l ten T a n n e n b a u m . U m i h m das G e h e i m n i s der G o l d b e r e i t u n g a u s S c h o t t e n a b z u locken, m a c h t e n die L e u t e ihn b e t r u n k e n . Als er w i e d e r f r e i g e g e b e n w a r , g a b er ihnen s t a t t dessen den R a t : „ I s t ' s W e t t e r gut, so n i m m de t s c h o p a mit, ist's a b e r B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube II.
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laid, c h a n s t t u e n w i d ' w i t t " 1 4 ) . U n g e t a u f t e K i n d e r t a u s c h e n sie gerne g e g e n ihre W e c h s e l b ä l g e e i n l s ) . E i n e F a n g g a r a u b t e s o g a r eine W ö c h n e r i n . S t a t t der V e r m i ß t e n s a ß ein s c h a u e r l i c h e s W e i b mit e i n e m B a r t in der K ü c h e 1 8 ). S e l b t a n s. P o l y p h e m - M o t i v 1 7 ). A u s d e n riesigen F . n w u r d e n k l e i n e Waldleutlein M). Das wilde Fänkenmannli ist k a u m drei S c h u h h o c h 1 9 ). N a c h S e r e r h a r d (1742) sind sie „ d e n M e n s c h e n a n G e s t a l t gleich, doch e t w a s k ü r z e r u n d dicker, a m g a n z e n L e i b m i t H a a r e n ü b e r w a c h s e n g e w e s e n " . Die F . n - w e i b c h e n heissen a u c h H o l z m ü t z e n (s. H o l z f r ä u l e i n ) . „ D i e sollen so l a n g e B r ü s t g e h a b t h a b e n , d a ß sie solche über die A c h s e l n h i n w e r f f e n k ö n n e n . " ^ s o n d e r s v o r der R e f o r m a t i o n w u r d e n sie o f t gesehen. S i e w o h n e n in „ F e l s e n k l ü f t e n u n d E r d h ö l e n e n " 20), d e n sog. F e n g g a l ö c h e r n . D o r t h a b e n sie T i s c h e und B ä n k e aus Marmelstein21). Die z w e r g a r t i g e n F . n h a b e n eine w e i t e r e V e r b r e i t u n g . Sie k o m m e n a u c h in B a y e r n (Oberpfalz) v o r . Die F a n k e r l n a n der P f r e i m t u n t e r s c h e i d e n sich k a u m v o n d e n E r d l e u t c h e n (s. d.). Sie t r a g e n g r a u e Röckchen, graue Strümpfe mit roten Z w i c k e l n , w o h n e n in der E r d e oder in h o h l e n B ä u m e n . V o m A u f e n t h a l t in der E r d e sind ihre A u g e n r o t 22 ). D a g e g e n zeigen die F . n in den B e r g g e g e n d e n , in Graubünden, Tirol, V o r a r l b e r g wilde Züge. Z u w e i l e n w e r d e n v o n i h n e n die gleichen S a g e n e r z ä h l t wie v o n den riesenh a f t e n F . n . A u c h sie sind g e f ü r c h t e t e Menschenfresser 23 ). W e n n sie s c h o n klein sind, b e s i t z e n sie doch ü b e r m e n s c h l i c h e K ö r p e r k r a f t 2 4 ) . Im S o m m e r g e h e n sie n a c k t h e r u m ; im W i n t e r b e k l e i d e n sie sich m i t T a n n e n f l e c h t e n u n d T i e r f e l l e n . Sie z ä h m e n G e m s e n , F ü c h s e und W ö l f e . L e t z t e r e b r a u c h e n sie als R e i t t i e r e 2S ). D i e G e m s m i l c h f e i t die unvergleichlichen L ä u f e r u n d K l e t t e r e r gegen den S c h w i n del. D a m i t sie n i c h t S e i t e n s t e c h e n kriegen, s c h n e i d e n sie sich die Milz h e r a u s 26 ). W e n n sie d u r c h B e r g u n d T a l eilen, b i n den sie ihre K i n d e r an sich fest g r ). A u c h die Z w e r g f . n sind v e r s t o c k t e H e i d e n 2S ). Zwischen dem Abend- und Morgenläuten v e r f ü g e n sie über Z a u b e r k r ä f t e M ) . In
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Fängge
ihnen soll die Erinnerung an die Ureinwohner des Landes nachleben 30). Die rauhen F.n treten aber auch mit den Menschen in Beziehung. Sie zeigen die guten und bösartigen Züge der Bergmännchen (s. d.), der Erdleutchen (s. d.), der Zwerge (s. d.): Viehzucht mit Gemsen 31 ), Kenntnis der geheimen Kräfte der Pflanzen, der wirksamen Mittel gegen die Pest (Eberwurz und Bibern eilen). Sie selbst werden von der Krankheit nicht angegriffen 3 2 ), verstehen aus Schotte Gold zu machen 33 ). Auch als Wetterpropheten sind sie bekannt. Wenn der Föhn weht, bleiben sie wie die Erdleutchen (s. d.) in ihren Verstecken. Aus stundenweiter Entfernung verstehen sie die Gespräche der Menschen.' Die F.n können sich auch unsichtbar machen 34). Sie treten als „wilde Küher", „wilde Geister"in den Dienst der Bauern. Dieselernten von ihnen das Geheimnis des Labmagens kennen 35 ). Die F.n lehrten sie auch diesog. ,,Teuchel"für die Wasserleitungen von beiden Seiten her anbohren 36). Gewöhnlich werden die guten Knechte aber durch Kleidergeschenk vertrieben 37). („Wilde mä chleid nit lida chä" 3 8 ). „Was wett au so ne Weidelamä no mit de Chüene z'weidela gä") 39). Sererhard erzählt allerdings von einem solchen Küher, der 7 Jahre bei einem Bauern diente und jedes J a h r mit ausgelassener Freude ein Paar Schuhe erhielt. Erst als man die große Glocke auf Furna führte und er es nicht hindern konnte, verschwand er 40 ). Weil die F.n Heiden sind, ist ihnen das Wohnhaus tabu. Sie treten nie über die Schwelle 41).- Im Hintersteiner Tal wurde ein Wildfängl böswillig zwischen Spaltholz eingeklemmt. Seither gibt es dort keine F.n mehr 42 ). Im Prättigau flocht ein F.mannli aus Moos Körblein und hängte sie nachts den erwachsenen Mädchen vor die Fenster. Denen, die das Körblein aufbewahrten, wurde es nachts mit schönen Erd- und Heidelbeeren gefüllt, diejenigen, die es verderben ließen, bewarf das unsichtbare Männchen hohnlachend mit Pilzen, wenn sie auf dem Felde arbeiteten 4S). Heidelbeeren und Eier von Schnee- und Perl-
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hühnern bilden die Nahrung der Rutschifenggen im vorarlbergischen Klostertal 44). Auch die Zwergf.n tauschen schöne Menschenkinder gegen ihre häßlichen Wechselbälge (s. d.) ein. Die Wechselbälge bleiben klein 46 ). Bei Saas ist ein Fankenstein, wo ganz allgemein „die kl. Kinder abgeholt werden" 4 8 ). Zuweilen werden die Kinder auch von einer Waldfänggin geschützt, wenn sie sich beim Beerensammeln verirrt haben 47). Frauen, die Fänkenweibchen bei der Entbindung helfen, werden mit Kohle, die zu Gold wird, belohnt 48 ). Bavaria 2, 1, 245; S c h m e l l e r 1, 543; Schweiz.Id. 1, 866f.; T s c h u m p e r t Bündner Idiotikon 1, 326 f.; Graubünden: die Waldfänken hausten im Prättigau, Schanfigg, Davos, Safien und Rheinwald; V o n b u n Beiträge 45. 2) G r i m m DWb. 3, 1 3 1 7 f. nach S c h w a b e Tintenf. (Kufstein 1745); S e i d l Almer. Innerösterr. Volksweisen 3, 50: sperifankel, spirifankel, sperifankerl. Nach S c h ö p f Tirol, Idiotikon 1 1 9 wird fangga = Hexe, Unholdin als Scheltwort für ein liederliches Weib gebraucht; S c h m e l l e r 1 , 5 4 3 : ,,E bue wie de Fankel" = ein „Teufelsbube". *) H e l l q u i s t Svensh etymolog. ordbok 129; F a l k - T o r p Norweg.-ddn. etymolog. Wb. 1, 203; G r i m m DWb. 3, 1 3 1 7 f. erklärt das Wort mit der „Funken sprühende". Eine andere Erklärung leitet es ab aus dem romanischen „salvangg" (frz. sauvage; lat. silvaticus). Die F.n kommen aber nur deutschsprachig vor. M a n n h a r d t 1 , 9 8 ! ; Schweiz.Id. 1, 867. *) Schweiz.Id. 1, 866 f. 6) A l p e n b u r g Tirol 51 f.; E. H. M e y e r Mythologie 159; M a n n h a r d t 1, 89; R a n k e Sagen 186; V o n b u n Sagen 5. •) R a n k e Sagen 1 8 5 ; V o n b u n Beiträge 44. ') R a n k e Sagen 185. 8 ) V o n b u n Beiträge 48 f. Buben werden an Baumstämmen von den F.n zu Staub geraspelt. R a n k e Sagen 186. •) S c h m e l l e r 1 , 5 4 3 ; Sie heißen auch „wildfanggen, wilde wiber" sing, „fangga, fanggin". 10) V o n b u n Beiträge 48.50; hassen Glockengeläute, 5 1 ; R a n k e ls Sagen 186. " ) V o n b u n Beitr. 47. ) Ebd. 45 ff. u ) Z i n g e r l e Sagen 5 1 Nr. 75. Eine Fangga sagt zu einem Jäger: „ d a liegt unsre schöne Kuh, sie ist tot, ja tot". 14 ) V o n b u n Beitr. 47 f.; M a n n h a r d t 1 , 9 7 ! ; R a n k e Sagen 195; F i e n t Prättigau 184; J e c k l i n 15 Volkstüml. 86. ) Schweiz.Id. 1, 867. 16 ) Ranke Sagen 188 f. ») Ebd. 187 f.; Z i n g e r l e Sagen 134 f. Nr. 218; V o n b u n Sagens Nr. 5; ZfVk. 5 (1895), 272. u ) SchwId. I, 866 f. l , ) V o n b u n Beitr. 50; Fänggenmannli bes. in Safien T s c h u m p e r t a. a. O. 13, 26 f. ">) S e r e r h a r d Einfalte Delineation aller gemeinden gemeiner dreyer Pündten
Farbe
1189
usw. v. Jahr 1742. Chur 1872, vgl. SchwVk. 1928, 30 ff. ") V o n b u n Beiträge 51; M a n n h a r d t 1,94; H e y l Tirol 23 Nr. 26. " ) Bavaria 2, 1, 245; Schönwerth Oberpfalz
2, 290 f.
") L u c k
Alpensagen
17:
Menschenfresser unschädlich gemacht durch Glockengeläute. J e c k 1 i n Volkstüml. 301 f.; Ebd. 144; F i e n t Prdttigau 184 f. " ) S e r e r h a r d a. a. O. 3, 32. " ) L u c k Alpensagen 13. " ) E b d . 13; V o n b u n Beiträge 52; vgl. M ü l l e r Urner Sagen 1, 5 N r . 2.
") V o n b u n
Beiträge 52.
Luck
Alpen-
sagen 17. »•) E b d . 14. M ) E b d . 17 f. »») V o n b u n Beiträge 52. s i ) J e c k l i n Volkstüml.
378 f. M) Ebd. 265 f.; H e y l Tirol 24 Nr. 26. " ) L u c k Alpensagen 14; J e c k l i n Volkstüml. 281. " )
Jecklin
Volkstüml.
378 f. 86.
") R a n k e Sagen 193 f.; J e c k l i n Volkstüml. 113. *) V o n b u n Beiträge 61. 39) J e c k 1 i n Volkstüml. 270. *>) S e r e r h a r d a . a . O . 3,32. " ) L u c k Alpensagen 15. " ) R e i s e r Allgäu sagen
140 Nr. 1 4 1 ; V e r n a l e k e n Alpent3) 208. V o n b u n Beiträge 62.
Sagen
280 f.
") S i m r o c k Mythologie 414. " ) Schweizld. 1, 867: Eierschalen. Ich bin so alt; R a n k e ")
Jecklin
Volkstüml.
359.
«') Ebd. 144; F i e n t Prättigau 184 f. «) J e c k l i n Volkstüml. 359; S e r e r h a r d a. a. O. 3, 32. Bäschlin.
Farbe. 1. Terminologie. — 2. Physiologisches. — 3. Psychologisches. — 4. F. lebender und lebloser Dinge. — 5. Zauber. — 6. Volksmedizin. 1. Obwohl der G e b r a u c h mehrerer F.n für die Urzeit im ältesten E u r o p a nachgewiesen ist, l ä ß t sich eine gemeinindogermanische B e z e i c h n u n g f ü r den Begriff F . nicht feststellen. Die meisten Sprachen fassen F. als Hülle oder H a u t auf, so skr. v ä r n a : v a r = bedecken, lat. color: occulere, gr. xp®!1»: XP">s = H a u t . Auch die germanischen Mundarten kennen keinen gemeinsamen A u s d r u c k : ahd. farawa (faro, farawSr farbig) und z a w a (zehön färben); jenes ist Substantivierung des A d j e k t i v s , das vielleicht dem gr. ;topis = Färse (Od. 10, 4 1 0 ; sonst ra5pxi?) entspricht. Die Schwierigkeit des Denkprozesses, der darin besteht, daß der abstrakte Begriff F. v o n d e m konkreten, farbigen Gegenstand abgelöst wird, scheint der Grund d a f ü r zu sein, daß bei vielen primitiven V ö l k e r n ein sprachlich selbständiger A u s d r u c k für den Begriff F. überhaupt fehlt. S t a t t dessen besitzen solche Völker zuweilen eine Fülle von Bezeichnungen f ü r die einzelnen Farb-
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töne. A u f dieser E n t w i c k l u n g s s t u f e stehen z. B . heute noch die Litauer, die f ü r grau e t w a vier oder f ü n f einfache W o r t e bes i t z e n : pHkas (nur von W o l l e und Gänsen), szirmas, szirwas (nur v o n Pferden), zllas (Haare des Menschen und des Viehs a u ß e r Pferden, Rindern); ähnlich liegt es bei braun, rot, schwarz, bunt. Den gleichen R e i c h t u m an N a m e n f ü r einzelne F a r b t ö n e h a t das Russische, das z. B . f ü r braun mindestens sechs verschiedene A u s d r ü c k e kennt. Ahnlich v e r h ä l t es sich mit den zahlreichen Bezeichnungen für F a r b töne bei Pferden im A l t h o c h d e u t s c h e n : apfulgrä-ros = Grauschimmel mit apfelrunden Flecken; blanc-ros = weißliches P f e r d (ags. blanca = Schimmel, altn. b l a k k r ) ; blas-ros = Pferd mit w e i ß e m S t i r n f l e c k (mhd. blasen-hengst = P f e r d m i t Blässe); bleih-ros = weißliches P f e r d ; brün (ag ros) braunes Pferd (auch brüning); fizzilfShros = Pferd mit weißen F u ß g e l e n k e n ; gelo (ros) = gelbes P f e r d ; röt-ros = rotes P f e r d ; swarz-ros = schwarzes P f e r d ; wirzbrün (ros) = braunrotes P f e r d ; wiz-ros = weißes P f e r d . A h n l i c h h a t wohl die indogerm. U r z e i t f ü r die zahllosen' F a r b t ö n e eine Menge v o n Bezeichnungen gehabt, die „ j e d e s m a l in B e z i e h u n g auf ein bestimmtes, diese F ä r b u n g tragendes O b j e k t " (Tier, P f l a n ze, Mineral usw.) standen, während allgemeine oder zusammenfassende N a m e n , speziell so genau bestimmte, wie wir sie v o n den F a r b e n des S p e k t r u m s haben, eine lange, sprachliche und kulturgeschichtliche E n t w i c k l u n g voraussetzen. So ist z. B . ein A u s d r u c k f ü r die gelbgrüne F ä r b u n g der jungen S a a t (*ghel-, *ghel-, lat. helvus) älter als die Allgemeinbegriffe Gelb und Grün. Solche zusammenfassenden Bezeichnungen entstanden zuerst f ü r R o t , in vorhistorischer Zeit finden sich auch A n s ä t z e für Gelb, S c h w a r z und W e i ß , erst viel später auch f ü r Grün und B l a u . V e r h ä l t n i s m ä ß i g j u n g sind F a r b e n n a m e n nach Gegenständen, z. B. zitronengelb, schokoladenbraun, grasgrün (updoivoc lauchgrün), cervinus hirschbraun, mausgrau, ahd. weitin (angels. wäden) v o n w a i d a = waidfarbig. Bei all diesen Erscheinungen spielt seit alters her die durch 38*
ii9l
Farbe
Handel und Verkehr begünstigte Entlehnung aus anderen Sprachen eine bedeutende Rolle. Wenn sich in dieser Beziehung im alten Rom besonders griechischer Einfluß bemerkbar machte, so läßt sich bei den romanischen Sprachen eine starke Abhängigkeit von den germanischen feststellen 1 ). Das Neuhochdeutsche weist neben den zusammenfassenden Farbenbezeichnungen eine Unmenge von Ausdrücken für die verschiedensten F.ntöne auf, wobei die Übergänge von der einen zur anderen F. öfters durch die Zusätze „Schattierung" oder „ S t i c h " näher gekennzeichnet werden (vgl. auch „knall-, grell-, schreiendrot; leuchtend-, flammend-, schmutziggelb; Pfeffer und Salz; Läus und Flöh") 2 ). B u n t ist in seiner heutigen Bedeutung ein recht junges Wort, das in Oberdeutschland, wo man dafür „scheckig, geschecket" sagt 3), noch nicht recht heimisch geworden ist. Ursprünglich bedeutete es schwarz-weiß (Feirefiz der b u n t e man — was beidiu swarz unde wiz, Parzival 758, 2. 17; vgl. 764, 14; 781, 6). Unter einem bunten Stab verstand man einen Haselstock, den man zur Hälfte so schälte, daß ihn die stehenbleibende Rinde bandartig umwindet. Solche Stäbe legte Jakob „ i n die trenkrinnen für die herde, die da komen musten zu trinken, das sie empfangen solten, wenn sie zu trinken kernen, also empfiengen die herde über den steben und brachten sprenkliche, fleckete und bundte [lemmer]" (1. Mos. 30, 37—39)4). Manche der „ b u n t " genannten F.nzusammenstellungen sind von altersher üblich; die frühesten sind: schwarz-weiß, schwarz-weiß-rot, schwarz-gelb-rot 6 ). Die Anregung zur F.ngebung verdankt der primitive Mensch wohl seiner animalischen (Gefieder der Vögel, Fell der Tiere, Haare des Menschen) und vegetabilischen (Gras, Laub, Blüten) Umgebung oder dem Landschaftsbild (bunt z. B. zur Zeit der Schneeschmelze: weiße Schneeflecke, darunter die schwarze Erde). Dazu liefert eine fortgeschrittene Kultur neue F.nbezeichnungen wie „golden" und „silbern" «).
II92
Vor allem S c h r ä d e r Reallex.2 1, 296 ff. 2) Urquell N.F. 1 (1897), 245 ff.; ZfVk. 2 (1892), 443 f. ') F i s c h e r SchwäbWb. s. v. *) DWb. s. v.; vgl. auch 5) Tharsander 3, 128. Schräder Reallex. 2 i, 299; M ü l l e r Altertumskunde 2, 285. •) Urquell N.F. 1 (1897), 245 ff.
2. Zwar wissen wir über die Entwicklung des F.nsinns beim primitiven Menschen nur wenig. Immerhin läßt sich vermuten, daß ihm zunächst die Begriffe „ h e l l " und „ d u n k e l " geläufig wurden infolge des Lichtwechsels am Himmel, besonders des Wechsels von T a g und Nacht. Dieser Gegensatz läßt sich im allgemeinen bei jeder F.nart feststellen und kann deshalb „als Substitut oder Schattierung für eine jeweilig bestimmte Farbe angew a n d t " werden. Hell kann dann ersetzt werden durch blaß oder licht. Die gewöhnliche Form jenes Gegensatzes ist aber Schwarz und Weiß. Demnächst scheint sich die Empfindung für Rot am frühesten entwickelt zu haben. Als F.n haben Weiß, Schwarz und Rot die Phantasie des Naturmenschen am meisten beschäftigt; Rot wurde ja auch wahrscheinlich wegen seiner unmittelbaren, erregenden Affektwirkung (vgl. bei den Tieren: Stier, Hahn!) für den primitiven Menschen zur Zauber- und Schutzfarbe 7 ). Die Beobachtung der Sprache bestätigt diese Auffassung. Für Rot ist der sprachliche Ausdruck überall am schärfsten entwickelt, dann der für Gelb, Grün, Blau. Den Grund für diese Erscheinung werden wir wohl eben in der gesteigerten Empfindlichkeit gegenüber den langwelligen F.n (Rot, Gelb) und einer ausgesprochenen Gleichgültigkeit gegen die F.n von kurzer Wellenlänge zu erblicken haben. Zur Tätowierung (im ältesten Europa weit verbreitet) verwenden die Naturvölker in folgender Reihenfolge besonders die F.n: Rot, Gelb, Weiß, Schwarz (Farbstoffe: Rötel; Kohle, Kreide, Gips; Färberröte, Indigo, Saflor, Safran, Waid, W a u ; Kermes, Purpur) 8). ') W u n d t Mythus u. Religion 1, 96. •) S c h r ä d e r Reallex.2 1, 299. 301; Urquell N.F. 1 (1897), 245 ff.; ZfVk. 23 (1913), 265; ZföVk. 4 (1898), 158.
3. Die babylonische Astrologie verglich die F.n der Planeten in vier Abstufungen
Farbe
"93
v o n R o t zu Weiß mit denen der hellsten F i x s t e r n e und bezeichnete dann die entsprechenden F i x s t e r n e als astrologisch gleich bedeutende Vertreter der Planeten. Diese Theorie ging auch in die griechische Astrologie ü b e r 9 ) . A u c h den K o m e t e n schrieb man (Aristoteles, Plinius) j e nach
F o r m und F . eine besondere B e d e u t u n g z u 1 0 ) . Eine ähnliche Betrachtungsweise gibt es bei den Sternbildern des Tierkreises, wie die nachstehende Übersicht über das bei dem Astrologen Antiochos von Athen (2. J h . n. Chr.) angenommene System dartut u ) :
Tierkreiszeichen
Jahreszeiten
Lebensalter
Elemente
Windiichtu ngen
Widder, Stier, Zwillinge Krebs, Löwe, Jungfrau Wage, Skorpion, Schütze Steinbock, Wassermann, Fische
Frühling Sommer Herbst Winter
Kindheit Jugend Mannheit Alter
Licht Feuer Erde Wasser
Süd Ost Nord West
Säfte
Temperamente
Farben
Blut Galle
Sanguinisch Cholerisch
rot gelb
Qualitäten Warm = feucht Warm = trocken Kalt Kalt
= trocken = feucht
Aggregatzustände flüssig fein (gasförmig) dicht zäh
Diese mehr wissenschaftlich-physikalische Betrachtungsweise setzt sich in der abendländischen Astrologie durch das ganze M A . hindurch fort, wobei das p s y chologische Moment allmählich immer mehr an B e d e u t u n g gewinnt. Nach A g r i p p a v o n Nettesheim sind die F . n „ g e w i s s e Lichter, die, mit den Dingen vermischt, diese dem E i n f l ü s s e der Sterne und Himmelskörper, mit denen sie übereinstimmen, auszusetzen pflegen Alle schwarzen, erdigen, bleigrauen und dunkelbraunen F a r b e n beziehen sich auf den S a t u r n ; die sapphirnen, luftigen, immergrünen, scharlachrothen, etwas dunkeln, goldenen, mit Silber gemischten gehören dem J u p i t e r ; die rothen, brennenden, feurigen, flammenden, violetten, purpurnen, blutigen und eisenartigen dem Mars; die goldenen, safrangelben, purpurnen und lichten der S o n n e ; alle weißen, schönen, bunten, grünen, röthlichen, etwas safrangelben oder purpurnen der Venus, dem Merkur und dem Monde. Von den Häusern des Himmels haben das erste und siebente die weiße, das zweite und zwölfte die grüne, das dritte und elfte die safrangelbe, das v i e r t e und zehnte die rothe, das f ü n f t e und neunte die honiggelbe, das sechste und achte die schwarze Farbe. Auch die E l e m e n t e haben ihre F.n, nach denen die Arzte die Beschaffenheit
Schwarze Galle Melancholisch Phlegmatisch Schleim
schwarz weiß
und E i g e n t ü m l i c h k e i t der N a t u r beurtheilen: denn die erdige F . , aus kalt und trocken hervorgegangen, ist dunkelbraun und schwarz, und zeigt die schwarze Galle, sowie die saturnische N a t u r a n ; die bläuliche, zur Weiße neigend, bedeutet den Schleim, denn das K a l t e macht das F e u c h t e weiß und das Trockene schwarz; die röthliche F . zeigt das B l u t a n ; die feurige oder flammende oder brennende aber die Galle, die, da sie wegen ihrer Feinheit mit allen übrigen S ä f t e n sich leicht vermischt, verschiedene F . n hervorbringen k a n n ; denn wenn sie mit dem Blute sich vermischt, während das letztere vorherrscht, kommt die rothe F . zum Vorschein; hat die Galle das Übergewicht, so macht sie röthlich; ist die Mischung gleichförmig, gelbroth; ist die Galle in ihrer Verbindung mit dem B l u t e verbrannt, so erzeugt sie die F . des H a n f e s ; die rothe F . aber, wenn das B l u t herrscht, und die röthliche, wenn die Galle v o r w a l t e t ; ist sie mit der melancholischen Feuchtigkeit vermischt, so gibt dies die schwarze F . ; verbindet sie sich dagegen mit einer melancholischen und phlegmatischen N a t u r zu gleichen Teilen, so bekommen wir die H a u t f . ; ist das Phlegma im Überflusse vorhanden, so ist die F . rothähnlich; ist aber die melancholische N a t u r vorwiegend, graugrünlich; ist die
1195
Farbe
Galle nur mit dem P h l e g m a u n d z w a r zu gleichen Theilen gemischt, so g i b t dies die Zitronenf.; ist der eine oder andere Theil im Ü b e r m a ß e vorhanden, so ist die F . bleich oder blaß. A l l e F.n besitzen eine größere K r a f t , wenn sie an Seide oder Metallen, oder an durchsichtigen S t o f f e n , oder kostbaren Steinen und an solchen Dingen, welche mehr Ä h n l i c h k e i t mit den himmlischen haben, hauptsächlich aber, wenn sie an lebenden W e s e n sich bef i n d e n " 1 2 ). „ W i r sehen einen röthlichen Stern a m Himmel, den man Mars nennet. W e m solte d a b e y wohl einfallen, daß er ein zorniger und feuriger P l a n e t s e y ? S a t u r n u s ist ein blasser Planet, d a r u m muß er v o n traurigem Wesen s e y n ; denn die bleiche F. ist b e y den Menschen ein A n z e i c h e n der T r a u r i g k e i t " 1 3 ) . W e g e n der F. ihrer Blumen sind a u c h manche K r ä u t e r den Planeten zugeeignet worden 1 4 ). „ D e m Planetenlesen ist gleich die P l a n e t e n W a h l u n g , oder die Vnderweisung / in welcher S t u n d jedwederer Planet regiere / durch dessen k r a f f t v n d W ü r k u n g / g u t sey schwäre D i n g 'kauffen oder v e r k a u f f e n / schwarze / oder grawe K l e i d e r anziehe / E r z / oder Fischteich graben / grawe / schwarze / f a h l b e 18 ). oder weise Pferd r e i t e n " „ D a soll ein weißes mit etwas R o t h e vermischtes Gesicht, m u n t e r e Augen, Fleisch so sich w a r m und weich anfühlen last, . . . . ein sanguinisches T e m p e r a ment andeuten. Das cholerische will man schließen aus der e t w a s s c h w a r t z b r a u n e n und rothen F . des Gesichts Ein Melancholikus soll eine bleiche und schwärzlicht dunkele F. im Gesicht, und schwärtzlichte Haare haben Von dem P h l e g m a t i c o heist es, daß er im Gesicht eine blasse F . und weißlichte Haare h a b e " 1 6 ) . A u c h aus der Länge, Breite, F . usw. der Nägel glaubte man „ d e n Z u s t a n d des Leibes und die Bes c h a f f e n h e i t d e s G e m ü t h s zu e r k e n n e n " 1 7 ) . „ T r ä u m e t einem / wie er sich mit g a n t z e m Fleiß herauß streiche a u ß b u t z e / auch mit färben v n d darzu gemachten Säiblin anstreiche v n d ferbe / ist den W e i b e r n ein guter t r ä u m / a u ß g e n o m m e n die v n z ü c h t i g e v n d Ehebrecherin. A b e r
1196
den Mannen bedeut solches Schand v n d V e r s p o t t u n g es seyen dan Leuth / die solches im brauch v n d v b u n g haben / v n d fleiß v n d a u f f m e r k u n g darauff wend e n " 18 ). Tharsander l ä ß t es dahingestellt sein, ob es seine R i c h t i g k e i t habe, „ d a ß einem Cholerico gemeiniglich v o n gelben, einem Sanguineo von rothen, einem Melancholico v o n schwartzen Farben, ingleichen v o n Finsternissen und andern dunkeln Sachen, einem Phlegmatico aber von weissen Farben, und daneben v o n Wasser, Schiffarthen und Fischen t r ä u m e (Isaaci Schoockii Centuria variorum Problematum Problem. 87)" 19 ). In manchen Gegenden schreibt man dem Mond einen ungünstigen E i n f l u ß auf die Farben zu. W i e alles, so zieht er auch die F. an sich, und farbige Gegenstände werden farblos. Das Mondlicht macht alles bleich. Menschen, die im B e t t v o m Mond beschienen werden, sind einige T a g e darauf bleich. K i n d e r , die nur eine N a c h t dem Mondlicht ausgesetzt waren, haben drei bis vier T a g e eine rote und eine bleiche W a n g e ; öfters beschienen verlieren sie zeitlebens die rote F. 20 ). Der erste T a g (Neumond) ist z u m Aderlassen bös, denn man verliert die F a r b e 2 1 ) . A u c h eine gewisse suggestive K r a f t wird den F.n zugeschrieben. Eine schwangere Frau darf keinen T o t e n sehen, m u ß bei Begräbnissen vor dem S a r g aus der Stube treten und darf nicht in das leere Grab hineinschauen, sonst b e k o m m t ihr K i n d keine F. (Bunzlau) 22 ), eine Totenf. (Altmark) 23 ), wird bleichsüchtig (Siebenbürgen) 24 ). Dieselbe s y m p a t h e t i s c h e Wirkung wird öfters erhofft besonders bei der N a c h z u c h t von Tieren einer bestimmten F. Den ältesten Beleg liefert wohl die § 1 ausgeschriebene Bibelstelle (1. Mos. 30, 37 ff.) v o n der Herde Jakobs, die über bunten S t ä b e n e m p f ä n g t und deshalb scheckige L ä m m e r zur W e l t bringt. Um die seltenen, weißen P f a u e n z u bekommen empfiehlt das Neustettiner Zauberb u c h : H ä n g e der Pfauhenne w ä h r e n d des Brütens ein weißes T u c h vor die A u g e n 25). Blaue W i n d h u n d e wurden gezüchtet, indem weiße W i n d h u n d e in blauen Zimmern gehalten und durch blaue W ä r t e r ge-
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pflegt wurden (Osnabrück) 2S). Die F. des Füllens bestimmt man nach dem Neustettiner Zauberbuch, indem man die S t u t e während des Deckens einem Gegenstand von der begehrten F. gegenüberstellt. Ist ein Frauenzimmer zugegen, so fallen Schecken J e nachdem, welche F. die Hennen haben sollen, f ä r b t man die Eier, die m a n unterlegt (Oberpfalz) 2a ). •) B o l l Sternglaube 7; P r a d e l Gebete 82 f.; über die F . n in d. jüd. Mystik vgl. B i s c h o f f Kabbalah 1, 2 3 6 ; über die Auswirkung solcher Spekulationen in den heraldischen Systemen vgl. J e n n i n g s Rosenkreuzer 1, 1 7 1 f f . ; 2, 1 8 7 ; über myster. Beziehungen zw. F . , Sprache und Musik, ebd. 1, 1 5 3 ff.; 2, 207. 10 ) R . W o l f Handbuch d. Astronomie 1, 5 7 3 f f . ; Z f V k . 2 7 ( 1 9 1 7 ) , 1 5 . " ) B o l l Sternglaube 65. 12 ) A g r i p p a v . N e t t e s h e i m 1, 2 2 3 ff. " ) T h a r s a n d e r 3, 4 7 5 . " ) Ebd. 3, 482. 15 ) A d h o r n Magiologia 2 2 2 ; vgl. J a c o b i Behutsame Vorstellung (Görlitz 1707) 6, 7. " ) T h a r s a n d e r 2, 1 5 4 f. " ) Ebd. 2, 1 3 8 . ") Traumbuch Artemidori (StraDb. 1624) 192 f.; vgl. 386. " ) T h a r s a n d e r 2 , 1 9 4 ; über die Wirkung verschiedener F . n auf Nervenkranke vgl. u. a. H e c k e r Tanzwuth 39 f. i0) S c h ö n 21 werth Oberpfalz 2, 62. ) Fischer Aberglaube 340; P o l l i n g e r Landshut 272. !2 2i ) G r i m m Myth. 3, 474. ) Aberglaube und Sympathie in der Altmark (1894), 10. " ) S c h u l l e r u s Siebenbürgen 92. " ) B I P o m m V k . 5, 30. «) H a r r y s Nieders. 1 , 8 1 . i 7 ) BIPommVk. 1 0 , 2 3 . a ) S c h ö n W e r t h Oberpfalz 1, 3 4 7 ; vgl. Z f r w V k . 8 ( 1 9 1 1 ) , 146.
4. Sehr weit verbreitet ist die Anschauung, daß den F.n eine bestimmte Bedeutung zukommt, etwa derart, wie sie der deutsche Volksmund schon seit langer Zeit festgestellt h a t : Rot ist die Liebe, Blau die Treue, Grün die Hoffnung, Gelb der Neid, Weiß die Unschuld, Schwarz die Trauer 29). In einer Handschrift der Grazer Universitätsbibliothek finden sich von einer Hand des 15. J h s . folgende Verse 3°): 1. Gruner 2. 3. 4. 5. 6.
anfank der ist guet /, wo man das ent hat in huet. in weis man guet gedank verstet, / wen trew und warhait darnach gct. plab meint stet in allem streit, / darumb man lob und er geit. wer da prinet in der minn, / der darf pflegen gueter sinn. wer da wil tragen praun claid, / der hab verswige diemuetigehait. im gement ist alle v a r b verslossen, / wo ganze stet peleibt zerflossen.
7. gel ist guet und ist gewert, / wer des gelükes nicht enpert. 8. swarz ist zorn, das ist war, / und pringt do manigen auf recht spar. 9. grab ist gemainklech über sich, / und niemant weschaut des grundes slich.
In Schleswig-Holstein aber heißt es: „rood schient, gron grient, blau lacht, witt pracht, gel luurt, swart t r u u r t " 31 ). In ähnlicher Weise deutet die F.n Grün, Weiß, Rot, Blau, Grau, Gelb und Schwarz ein deutsches Volkslied (Melod. 1 6 1 0 ) , das mindestens schon im 1 5 . J h . bekannt war 3 2 ). Diese stark psychologisch eingestellte F.nsymbolik fand schon in alten Zeiten Verwendung im Kultus. Die Ägypter betrachteten Weiß, Grün, Hellrot (später durch Hellblau verdrängt) und Dunkelrot als heilige F.n, in denen Teppiche, Vorhänge, Gewänder und Flaggen an den Masten vor den Turmflügeln der Tempel gehalten sein mußten. Überhaupt haben vielleicht die Ägypter der F.nsymbolik zuerst Beachtung geschenkt: Weiß war die Farbe des Tags und der Oberwelt, der Freude über das Leben, Schwarz oder Dunkelblau die F. der Nacht, der Unterwelt und der Trauer um die Toten. Durch Feuerrot wurde die anhaltende Sonnenglut, auch neben Gelb das S ü n d h a f t e symbolisiert, durch Blau das Wasser 33 ). Die J u d e n verwendeten an der Stiftsh ü t t e und an den Kultgewändern die weiße Byssusf. als Symbol der Reinheit und Heiligkeit, die dunkelblaue Hyazinthf., die Farbe des Himmels, als Sinnbild Gottes, der göttlichen Offenbarung und des Glaubens, die hochrote Karmesinf. als Zeichen für das Blut des Sühnopfers und die dunkelrote Purpurf. als Symbol der königlichen Majestät (vgl. 2. Mos. 27, 16). Die orientalische Kirche nennt im Anfang des 5- Jhs. zuerst Weiß und Schwarz als F.n der Kultgewänder. Das älteste Zeugnis f ü r die liturgischen F.n in der abendländischen Kirche scheint das des Papstes Innocenz III. (f 1216) zu sein, der nach der Verschiedenheit der Feste und Tage vier H a u p t f . n (Weiß, Rot, Grün, Schwarz) nennt (De sacrificio Missae I, 65), während Violett, die
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spätere f ü n f t e Hauptf., ihm nur als V a r i a n t e v o n S c h w a r z e r s c h e i n t . D u r c h die N e u a u s g a b e des M e ß b u c h e s i m 16. J h . w u r d e die A u s w a h l u n d A n o r d n u n g der l i t u r g i s c h e n F . n e n d g ü l t i g f e s t g e s t e l l t , die trotzdem noch weiter wuchernde Mannigf a l t i g k e i t w u r d e a b e r erst a u f g e h o b e n d u r c h die i m 19. J h . a l l g e m e i n e r f o l g t e A n n a h m e der r ö m i s c h e n L i t u r g i e u n d ihrer F . n r e g e l . N u n m e h r g e l t e n m i t A u s s c h l u ß j e d e r a n d e r e n F. ( G e l b und H i m m e l b l a u s i n d a u s d r ü c k l i c h v e r b o t e n ) folg e n d e F . n in der k a t h o l i s c h e n L i t u r g i e : , , W e i ß , die F . des L i c h t e s u n d d a r u m Sinnbild glanzvoller Reinheit, Unschuld und Heiligkeit, wie auch strahlender Freude, Glückseligkeit und V e r k l ä r u n g " ; R o t „ a l s F . des F e u e r s u n d des B l u t e s versinnbildlicht jene flammende, verz e h r e n d e L i e b e s g l u t , w e l c h e d u r c h den heiligen G e i s t i m H e r z e n e n t z ü n d e t w i r d ( R o m . 5, 5): j e n e opferwillige, siegreiche L i e b e , w e l c h e d a s T e u e r s t e irdische G u t , d a s L e b e n , i m M a r t e r t o d e d a h i n g i b t und s t e r b e n d t r i u m p h i e r t " ; G r ü n das S i n n b i l d der H o f f n u n g ; V i o l e t t , dem G r a u der A s c h e gleich, „ p r e d i g t ernsten B u ß g e i s t u n d w a h r e B u ß g e s i n n u n g " und k a n n d a n e b e n als color v i o l a c e n s „ a l s S i n n b i l d a n s p r u c h s l o s e r D e m u t , heiliger Abgeschiedenheit, sanfter Herzenstrauer, s c h m e r z l i c h e n S e h n e n s und stillen H e i m wehs nach dem H i m m e l " angesehen werd e n ; S c h w a r z endlich, der G e g e n p o l v o n W e i ß , ist die F. „ d e s erloschenen L e b e n s - und F r e u d e n l i c h t e s , des T o d e s und G r a b e s , f o l g l i c h Z e i c h e n der t i e f s t e n T r a u e r und K l a g e , w i e sie d u r c h den T o d v e r u r s a c h t w i r d " 3 i ) . E i n 1637 in M ü n c h e n z u e r s t g e d r u c k t e s geistliches L i e d s i n g t : „ I n S c h w a r z will ich mich kleiden, H e r r J e s u dir z u E h r . / D e i n b i t t e r M a r t e r u n d L e i d e n m e i n H e r z b e t r ü b e t sehr. / V o n w e g e n unserer S ü n d e n leidst du sehr g r o ß e n S c h m e r z : / w e r das n i c h t t h u t e m p f i n d e n , der h a t ein steines H e r z . " U m b i l d u n g e n dieses L i e d e s z u E h r e n der G o t t e s m u t t e r u n d des hl. J o s e p h n e n n e n die F . n W e i ß u n d B l a u 8S ). D i e s e s g e i s t l i c h e L i e d ist wohl als N a c h b i l d u n g eines V o l k s l i e d s a u f z u f a s s e n , d a s die F . n s y m b o l i s c h d e u t e t , und dessen erste
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S t r o p h e so l a u t e t : „ I n S c h w a r z will i c h m i c h k l e i d e n , / dieweils T r a u r e n b e d e u t , / v o n w e g e n meines B u h l e n , / der mir g a n z U r l a u b g e i t ; / U r l a u b o h n alle S c h u l d : / hilf reicher C h r i s t v o m H i m m e l , / d a ß ichs leid m i t G e d u l d ! " 3 4 ) . Dieses K l e i d e n in einer b e s t i m m t e n F . w a r i m M A . s e h r b e l i e b t . In einem F a s t n a c h t s s p i e l „ D i e siben F ä r b " a u s d e m 15. J h . t r e t e n die F.n: Grün, Rot, Schwarz, Blau, Weiß, G e l b u n d B r a u n a u f . G r ü n d e u t e t sich als „ F r e i h e i t v o n der Minne, R o t als b r e n n e n d e L i e b e , B l a u als T r e u e , S c h w a r z als T r a u e r ü b e r L i e b e s l e i d , W e i ß als h o f f n u n g s v o l l e L i e b e u n d B r a u n als G e b u n d e n h e i t in M i n n e " . D a d u r c h , d a ß m a n v i e l f a c h K l e i d u n g s s t ü c k e in diesen F . n trug, w u r d e n diese „ g e r a d e z u als ein öffentlicher Liebesanzeiger" gebraucht, wobei n o c h v e r s c h i e d e n e K o m b i n a t i o n e n diese F . n s p r a c h e b e r e i c h e r t e n : G r ü n und B l a u z e i g t e A n f a n g in S t e t i g k e i t an (Lied e r b u c h der K l a r a H ä t z l e r i n , a u s dem 14. J h . , S. 165 ff.), W e i ß u n d B l a u treues und g u t e s L i e b e s g e d e n k e n , W e i ß und G r ü n die L i e b e z u einer reinen und schönen F r a u , W e i ß und S c h w a r z g u t e s A n d e n k e n in L e i d , S c h w a r z u n d Grün Leid n a c h L i e b e , B l a u und S c h w a r z stete R e u e , R o t u n d G r ü n brennende, schöne L i e b e , G e l b u n d B l a u V o r s a t z zur R u h m r e d i g k e i t usw. 3 7 ). E s ist d u r c h a u s w a h r scheinlich, d a ß dieser B r a u c h im 13. J h . in der f r a n z ö s i s c h e n R i t t e r s c h a f t a u f k a m und v o n dort a u c h n a c h D e u t s c h l a n d v e r p f l a n z t w u r d e 3 8 ) . A u c h der h e u t i g e V o l k s b r a u c h k e n n t eine a u s g i e b i g e V e r w e n d u n g der F . n bei g e w i s s e n K l e i d u n g s s t ü c k e n . In B a d e n g e h e n die M ä d c h e n zur ersten K o m m u n i o n b e k r ä n z t und w e i ß g e k l e i d e t oder n a c h älterer S i t t e f a r b i g , meist b l a u oder rot, a b e r mit w e i ß e r S c h ü r z e 3 9 ) . Die P f e r d e des H o c h z e i t s w a g e n s w e r d e n m i t b u n t e n B ä n d e r n geschmückt der K u t s c h e r b e k o m m t ein b u n t e s T u c h an d e n R o c k g e s t e c k t 4 1 ) , w i e a u c h das B r a u t b e t t m i t b u n t e n , seidenen Bandschleifen ausgestattet wird 42 ). E i n g e f a l l e n e s M ä d c h e n darf in B a d e n bei der H o c h z e i t k e i n e n w e i ß e n oder g r ü n e n , s o n d e r n nur einen b u n t b l u m i g e n K r a n z t r a g e n 43 ). W i e R o t u n d
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Weiß zur Hochzeit, so gehören sich Schwarz und Weiß zur Trauer, wobei jene als glückverheißende (und apotropäische) F.n des Lebens, diese aber als geisterabwehrende F.n des Todes aufzufassen sein werden 44 ). In manchen Gegenden Deutschlands und der Schweiz singt man ein Lied, das auch einigen Berufsständen bestimmte F . n zuweist. Ein solches aus der Gegend von Kassel schreibt R o t den Metzgern zu (Blutf.), Blau den Färbern, Schwarz den Schornsteinfegern, Gelb den Lohgerbern, Grün den J ä g e r n und Weiß den Müllern 45 ). Schließlich sei auch noch an die schon im Altertum übliche, bis in die neueste Zeit beliebte Bezeichnung politischer Parteien mit bestimmten F.n erinnert: z. B . die Blauen und Grünen im Konstantinopel Justinians (527—565), die Schwarzen (Zentrum) und Roten (Sozialdemokratie: R o t = Symbol der Revolution) im heutigen Deutschland. Beim Kartenschlagen 4e ) wie überhaupt beim Kartenspiel haben die vier F.n, „welche nach den vier Elementen gestellet sind", ihre besondere Bedeutung: „ R o t oder Blutfarb, ist wäßriger Art, vnd zeiget erstlich an, daß offtmals einer bey dem spiel also geschlagen wirt, daß jhm die rote Würtz vber die Backen lauffet, Etlicher auch vber dem Spiel erstochen wirt, schendtlich sein Blut vergießen, vnd den Geist aufgeben muß. Zum andern, weil solche rote F ä r b mit einem Hertzen bezeichnet ist, wirdt dardurch angezeiget, daß die Spieler j r hertz in der K a r t e n haben, vnd nit bey Gott, j a daß das spiel jr Gott i s t . . . . Grün ist windiger Art, vnd Waldfarb, zeiget erstlich an, daß die Spiler ein geringer Wind zum Spiel, vnd auch zum Zorn beweget, wie die bletter auff dem B a u m vom gegeringen wind bewegt werden . . . Schellenfarb ist gelb, vnd feuwriger art, zeiget erstlich an, daß die Spiler hefftigen, hitzigen, geliehen Zorn haben, welcher sich wie Feuwer bald außbreitet . . . . Eicheln sind erdiger art, vnd sauwnüß, oder Schweinsobs, zeiget erstlichan, daß sie von jrem bösen fürnimmen schwerlich zu bringen sind, wie eine Sau w von Eckern" 4 7 ).
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Auch zu allerlei Orakeln finden diese symbolischen F.n Verwendung 4 8 ). Dabei gilt vielfach R o t als Sinnbild der Lebensk r a f t und Lebensfreude und demnach als Glücksf. 49 ). Das griechische Mädchen legt abends drei verschiedenfarbige Bänder unter ihr Kopfkissen. A m nächsten Morgen zieht sie aufs Geratewohl ein Band hervor; ist es rot, so wird sie einen Jüngling zum Mann bekommen, einen Witwer, wenn es schwarz ist; ist es blau, so wird ein Fremder um sie werben ®°). In manchen Gegenden wickeln die Mädchen in der Andreasnacht bunte Bänder um Zaunpflöcke und ersehen am nächsten Morgen aus der Beschaffenheit des Zaunes die A r t ihres Bräutigams 5 1 ). Anderwärts glaubt man, eine „ b u n t e " B r a u t werde unglücklich 52 ). Eine große Rolle spielt die F . auch beim T i e r a n g a n g 5 3 ) . Steht ein Junggeselle, wenn er die erste Schwalbe sieht, zufällig auf einem Haar, so zeigt ihm dasselbe die Haarfarbe seiner künftigen Frau 64 ). Eine dreifarbige K a t z e bringt Glück 5 6 ). Ist der erste Schmetterling, den man im Frühjahr sieht, ein bunter, so gibt es bald Hochzeit; ein gelber kündet in Anhalt Taufe an, in Pommern das Ableben eines Verwandten oder B e kannten, ein weißer Tod, ein Trauermantel Trauer 58 ). — Wenn kleine, krause Wolken am Himmel stehen, sagt man in der A l t m a r k : „ h ü t hütt de schäper sine s c h ä p e " oder: „ d e häben is l ä m m e r b u n t " . Das bedeutet gutes Wetter B7). In Schleswig-Holstein heißt es: „ d e Fenstern w a r m buntig, dat g i f ' t R e g e n " M ) (Vgl. auch Bauernpraktik). Auch in der Volksmedizin spielt die F.nsymbolik eine Rolle, da die weiße, rote, blaue und grüne F . bei Binden und Umschlägen je nach der Sachlage f ü r wichtig angesehen wird 59 ). 28 ) Bayld. 25 ( 1 9 1 3 — 1 4 ) , 7 9 5 ; Germania 8 (1863), 497 ff.; C a m i n a d a Friedhöfe 164 f.; S c h ö n w e r t h Oberplalz 3 , 9 ; Storfer Jungfr. Mutterschaft 1 2 8 ff. 1 5 7 . 1 8 5 ; Urquell N . F . 1 (1897), 2 4 7 ; Z f V k . 23 ( 1 9 1 3 ) , 146. 2 5 0 ff. 30 ) Germania 9 (1864), 455 f. a i ) M e n s i n g SchleswWb. 1, 3 7 6 s. v. blau. » ) E r k - B ö h m e 2, 3 2 1 f. Nr. 502. 3 l ) B r u g s c h - P a s c h a Aus dem Morgenlande (Reclam Nr. 3 1 5 1 / 5 2 ) 1 6 ff. M ) G i h r Meßopfer 248 f f . ; Pfannenschmid Erntefeste 5 1 6 f . Erk-
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B ö]h m e 3, 673 Nr. 1967. *•) Ebd. 2, 322 f. Nr. 503. *») W e i n h o l d Frauen 2, 256. " ) ZfVk. 13 (1903), 108 ff. " ) M e y e r Baden 114. « ) W i r t h Beiträge 4—5, 13. " ) S p i e ß Obererzgebirge 72. " ) BlPommVk. 3, 188. " ) M e y e r Baden 193. " ) DWb. s. v. bunt; B o c k e l Psychologie 106; RheinWb. 1, 1131. ") E r k - B ö h m e 3, 564 f. Nr. 1794. ") F i s c h e r A berglaube 297. 4 ') S p i e l teuifel (Frankfurt a. M. 1564) bl. d I I I a + b. «) A n h o r n Magiologia 227. **) ZfVk. 23 (1913), 260. *>) Ebd. 261. " ) H o v o r k a K r o n f e l d 2 , 1 7 6 . •*) J o h n Erzgebirge 94. " ) Vgl. auch A n h o r n Magiologia 140. " ) ZfVk. 23 (1913), 9. " ) J o h n Erzgebirge 233. " ) BlPommVk. 8, 135; W i r t h Beiträge 2/3, 48; 4/5, 34; ZfVk. 30/32 (1920/22), 150. «') K u h n u. S c h w a r t z 4 5 5 ^ . 4 1 3 . *•) M e n s i n g SchleswWb. I , 587 s. v. bunt. M) L a m m e i t 33. 4. D e r V o l k s g l a u b e s c h r e i b t a u c h den G e i s t e r n (s. G e i s t ) eine b e s t i m m t e F . zu. Dem primitiven Empfinden entspricht a u c h hier z u n ä c h s t die U n t e r s c h e i d u n g von h e l l und d u n k e l . Die germanische Mythologie kennt demnach Lichtelben und D u n k e l e l b e n . D i e s e heißen a u c h „ W i c h t e " (got. v a i h t s , a h d . wiht = kleines W e s e n ) oder e i n f a c h „ D j n g " (vgl. u n s e r „ n i c h t " = kein Ding) und sind z w e r g a r t i g e K o b o l d e c h t h o n i s c h e r Nat u r 6 0 ). S c h w a r z zur H ä l f t e und zur H ä l f t e w e i ß ( m e n s c h e n f a r b i g ) ist n a c h der E d d a ( S n . 33) Hei, ein G e g e n s t ü c k zu der im T a r t a r u s h a u s e n d e n E r i n y s , die m a n sich a u c h s c h w a r z oder h a l b w e i ß und h a l b s c h w a r z d a c h t e . D i e d u n k l e F . der F u r i e , die V e r g . A e n . 7, 3 2 9 a t r a n e n n t (vgl. O v i d . her. 11, 1 0 3 ; Sil. I t a l . 2, 5 2 9 ; 1 3 , 5 7 5 ) , e r g i b t sich aus der H e r l e i t u n g ihres N a m e n s v o n f u r v u s ( = niger, ater, tiefs c h w a r z ) in P a u l . F e s t . p. 84 M. 6 1 ). A u f eine A r t S u g g e s t i o n , die durch gewisse F . n und L i c h t e r s c h e i n u n g e n h e r v o r g e r u f e n wird, sind die b a l d schwarzen, b a l d w e i ß e n ( g r a u e n ) Geister v o n m e n s c h l i c h e r o d e r t i e r i s c h e r G e s t a l t z u r ü c k z u f ü h r e n 6Z ). Zu W e i ß u n d S c h w a r z t r i t t R o t ( F e u e r ! ) als F . der G e i s t e r , die dann besonderes U n h e i l b r i n g e n oder K r i e g v e r k ü n d e n 6 3 ). V i e l f a c h t r a g e n s c h w a r z e oder feurige G e i s t e r b u n t e (weiße, rote, blaue) S t r ü m p f e 6 4 ) , was w a h r s c h e i n l i c h wieder auf vers c h i e d e n e L i c h t w i r k u n g e n und F ä r b u n g e n im G e w ö l k u n d Nebel zu deuten ist 6 5 ).
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Auch grün, gelb, blau, kurz in allen F . n können G e i s t e r erscheinen S 6 ) : Auf d e m T i t e l einer H a n d s c h r i f t aus der ersten H ä l f t e des 1 5 . J h s . („des T e u f e l s S e g i " [ = Netz]) sitzen Geistliche und L a i e n , H o c h und Nieder in einem Netz wie F i sche, das v o n grünen, r o t e n und s c h w a r zen Teufeln aus dem W a s s e r gezogen wird w ) ; der W a s s e r m a n n ist grün M ) ; der Klabautermann h a t einen feuerroten K o p f , einen weißen B a r t , grüne Z ä h n e und t r ä g t gelbe K n i e h o s e n ®9). B u n t ist die K l e i d u n g m e n s c h e n g e s t a l t i g e r Geis t e r 7 0 ) , b u n t (scheckig) sind G e i s t e r tiere 7 1 ) und G e i s t e r b l u m e n 7 2 ) . In der Nähe von F l ü s s e n k a n n m a n b u n t e (oder rote) B ä n d e r finden, durch welche der W a s s e r m a n n die Menschen a n z u l o c k e n versucht73). Nach tschechischem Volksglauben k a n n m a n dagegen den W a s s e r m a n n m i t farbigen B ä n d e r n a b w e h r e n , die man ins W a s s e r wirft. E r s p r i n g t neugierig danach und v e r w i c k e l t sich darin so, daß er n i c h t heraus k a n n 7 4 ) . U n t e r die verderbenbringenden Geistergeschenke (s. Gürtel) ist auch j e n e s r o t e B a n d zu zählen, das ein F r e m d e r e i n e m B a u e r n s c h e n k t , d a m i t er es, um g ü n s t i g e n W i n d zu b e k o m m e n , um den Mast des S c h i f f e s binde. E r g i b t es a b e r d a h e i m seiner T o c h t e r , die es sich um den H a l s l e g t , worauf es s o f o r t zur F l a m m e wird und sie v e r b r e n n t 7 S ). Alles D u n k l e h ä n g t irgendwie m i t der Geisterwelt z u s a m m e n . In der D u n k e l heit, in der die Geister größere M a c h t b e sitzen, dürfen W ö c h n e r i n n e n , die an sich schon dem E i n f l u ß der H e x e n b e s o n d e r s ausgesetzt sind, vor dem e r s t e n K i r c h gang vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang nicht außer dem Hause sein. In T h ü r i n g e n und im V o g t l a n d soll eine W ö c h n e r i n n i c h t in den K e l l e r gehen. In T h ü r i n g e n g l a u b t man, d e r T e u f e l breche ihr s o n s t das Genick, und i m V o g t land m u ß sie, wenn sie s p ä t e r w i e d e r in den K e l l e r geht, neunerlei B a n d oder Dosten oder D o r a n t zum S c h u t z gegen die K o b o l d e bei sich t r a g e n 7 6 ) . I m O b e r a m t Mergentheim (Württemberg) soll die M u t t e r beim ersten A u s g a n g n i c h t vollständig dunkel gekleidet sein, da das
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Farbe
K i n d sonst keine Freude e r l e b t 7 7 ) . W e r im D u n k e l n einen Dienst a n t r i t t , h ä l t n i c h t lange aus (Dithm.) n ) . G e f l e c k t e Tiere gelten v i e l f a c h als H e x e n t i e r e . S t a t t des g e f l e c k t e n Hasen liegt nach d e m S c h u ß des Jägers eine F r a u t o t a m B o d e n N a c h der Hinr i c h t u n g einer H e x e sehen Scharfrichter u n d L a n d s k n e c h t e einen „ s c h w a r z und r o t b u n t e n " V o g e l um die Inquisition fliegen V o r allem nehmen H e x e n die G e s t a l t einer bunten (schwarz-weißen) K a t z e a n 8 1 ) . Ein geflecktes Schwein im Stall bringt U n g l ü c k , a n d e r w ä r t s aber G l ü c k 8 2 ) . E i n solches kann nicht b e h e x t werden 8S ). W o eine d r e i f a r b i g e (weiß-schwarzr o t oder orangegelb, alles F . n apotropäischen Charakters!) K a t z e im H a u s ist, sind die Bewohner v o r Fieber sicher (Oberpfalz, Eifel) 84 ), das H a u s selbst ist v o r Feuersgefahr geschützt (Nürnberg, Böhmen) 85 ). Bei einer Feuersbrunst w i r f t m a n (rückwärts) eine dreifarbige K a t z e in die F l a m men, und sofort wird das Feuer gelöscht 8 8 ). A u c h in P o m m e r n glaubt man, d a ß solche dreifarbigen K a t z e n , wie auch schwefelgelbe, übernatürliche K r ä f t e besitzen. Deshalb s c h ä t z t man sie hoch, h ä l t sie als „ H a u s g e i s t " , der vielfach a u c h die Gestalt eines schwarzen (!) Pudels hat, und pflegt sie, d a m i t sie Geld und anderes Gut zutragen Bei alten V i e h b u ß e n und Z e h n t e n des deutschen R e c h t s wird v i e l f a c h W e r t auf bunte F. der Tiere gelegt (im Büdinger W a l d w e i s t u m ein bunter Ochse als B u ß e ; im Conzer W e i s t u m ein weißer und schwarzer Widder) M ). Diese V o r s c h r i f t hängt mit alten Opferriten z u s a m m e n . Die Opfervorschriften der Inder sprechen vielfach v o n m e h r f a r b i g e n Opfertieren 89 ). A u c h die Griechen k a n n t e n Ahnliches. Die Mysten v o n Eleusis h ä n g t e n sich bunte Hirschkalbfelle um (vsßp'.tsiv); denselben w a r v e r b o t e n den ra*e16) B e r t h o l d Unverwundbarheit 55. lle ) A b t Apuleius 74 fi; P l e y de lanae usu 97 f. n7 ) A b t Apuleius 74 ff.; Indices der Papyri s. v. S|i(ia, idpjia, tpoivixivcp,(fuXaxxijptov; J a s t r o w Relig. d. Babyl. u. Ass., Dt. Ausg. 1 (1904), 338 i.-f P a u l y W i s s o w a s. v. Amulett; W ä c h t e r Reinheit 73. 118) S e l i g m a n n Blick 2, 231. 242 f. "•) J o h n Erzgebirge 52; S e y f a r t h Sachsen 50. 120) J a c o b i Behutsame Vorstellung 13.15- m ) J o h n Westböhmen 245. »«) ZföVk. 2, 151. m ) J a h n Opfergebräuche 305 ff.; K u h n u. S c h w a r t z 388; Sartori Sitte u. Brauch 3, 193 f.; W i r t h Beiträge 124 4/5, 10. ) Bartsch Mecklenburg 2, 297 f.; M a n n h a r d t Forschungen 148; S a r t o r i Sitte u. Brauch 2, 82 Anm. 25.
6. Wohl allen Indogermanen gemein ist die Unterscheidung von schwarzen, weißen und roten Krankheitsdämonen, wenn auch der Farbenunterschied im Laufe der Zeit sich mancher Veränderung unterziehen mußte. In altindischen Sagen treten schwarze, weiße, rote, graue, braune und bunte Würmer auf 1 2 5 ). In Ostpreußen schreibt man das Stechen im Kopf den „kleinen Leuten" zu, schwarzen, weißen, roten, grauen, blauen und grünen Wesen 1 2 6 ). Ein sächsischer Segen, vor Sonnenaufgang zu sprechen, lautet: „ I n Gottes Garten da steht ein Baum. Unter den Baum Gottes, da steht ein GottesBorn. In den Gottes-Born, da liegt ein
1212
Gottes-Stein; da liegt ein Gottes-Wurm. Er sieht Krau, Blau, Grien, Weiß, Schwarz oder Gelb, auch Roth. Der soll in Gottes Namen ersterben todt. Dieses zähl ich dir zu g u t " 127 ). So oft in solchen Segen die F.n Schwarz, Weiß und R o t vorkommen, handelt es sich fast regelmäßig um Würmer, deren Natur jedoch nicht einheitlich gefaßt wird. Wenn es in einem mecklenburgischen Segen heißt: „ O würmelein, du bist klein, hast weder haut noch bein, hast weder Fleisch noch Blut", so geht das zweifellos auf den unkörperlichen, elbischen Charakter dieser „ W ü r m e r " genannten Dämonen 128). Andererseits beweisen aber auch zahlreiche Sprüche, daß darunter Würmer im gewöhnlichen Sinn zu verstehen sind. So lautet es z. B . : „ G o t t Vater fährt gen Acker; er ackert fein wacker, er ackert drei Würme heraus; einer war weiß, der andere schwarz, der dritte rot; hier liegen alle Würmer t o t " 1 2 9 ) . Dieser Spruch begegnet in zahlreichen Varianten, manchmal bis zur Unverständlichkeit entstellt und verstümmelt. So spricht man gegen Würmer im Leib: „ G o t t ging zu Acker auf einen rothen Acker, er thät drei Fürch, fand drei Würmer, der erste war schwarz, der andere weiß, der dritte war roth, hiermit sind dem N. N. alle seine Würmer tod" usw. 130 ). Eine sächsische Formel gegen das kalte Fieber heißt: „Unser Herr Jesus fuhr drei Ackerfurchen, die eine war weiß, die andere schwarz, die dritte rot; so tut man die drei Würmer ausackern t o t " m ) . Eine französische Formel überträgt sogar die F. der Krankheitsdämonen auf das kranke Tier: Bête rousse, blanche ou noire, de quelque couleur tu sois! S'il y a quelque gale (Krätze) ou rogne (Räude) sur toi, und in Ostpreußen sagt man: „ D e r Herr fährt auf seinem Acker herum, dreimal herum. Das eine Pferd weiß, das andere schwarz, das dritte rot. Das ist der Würmer T o d " 132 ). Solche Segen wendet man an gegen den Wurm am Finger (Geschwür am Fingernagel) 1 3 3 ), gegen Darmkrämpfe der Kinder m ) und Zahnschmerzen 13S ), sowie in der volkstümlichen Tierheilkunde gegen Würmer beim Vieh 136).
1213
Farbs
Auch sonst spielt die Drei- u n d Mehrfarbigkeit in der Volksmedizin eine große Rolle. Mit Wolle von einem schwarzen Widder in einer silbernen Armspange eingeschlossen, soll das M e n s t r u a t i o n s b l u t das drei- u n d viertägige Fieber vertreiben (Schwarz-weiß-rot) 1 3 7 ). U m das Blut zu stillen, legt m a n dreierlei Pflanzen (am besten Kleearten) auf die W u n d e u n d b i n d e t diese mit einem dreifarbigen F a d e n zu 138 ). Gegen die A u f b l ä h u n g oder das dicke Werk des Rindviehs hilft der S p r u c h : „ I c h s t a n d auf der N i e d e r t h ü r u n d sah gegen S o n n e n a u f g a n g / U n d sah den Viehblätter u n t e r der Zunge. / W o bist du, wenn du r o t h oder schwarz geb a u t bist? / W o bist du, wenn du r o t h oder weiß g e f ä r b t bist? / Muß m a n es nehmen, daß du brichst u n d nicht zerbirst? / Das befiehlt dir der liebe H e r r Jesus Christ. / Im N a m e n u s w . " 139 ). Gegen das l a u f e n d e Feuer der Schweine mischt m a n rote Bolus, grauen Schwefel u n d Schießpulver in süßer Milch, gibt es dem Tier ein, besprengt es mit l a u w a r m e m Wasser u n d sagt d a z u : „ D a t lopende f ü r ! / du brenst blau, g61 un r o t / du sollst s t ä n still un göt. I. N. G." 1 4 0 ). Eier, von schwarzen H e n n e n a m Gründ o n n e r s t a g gelegt, sind g u t gegen das Aufstoßen des Viehs 1 4 1 ). In m a n c h e n Fällen ist es von Wichtigkeit, die F. des k r a n k e n Tieres zu wissen. Man n e n n t sie und den N a m e n des Besitzers u n d spricht einen Segen von der A r t : „ D i e schwarze (rote usw.) K u h (oder anderes Vieh) m i t den Maden; die ich sehe, müssen vergehen h e u t e an diesem Tage im N a m e n Gottes usw." 1 4 2 ). Gegen Eingeweidewürmer legt m a n sich in Tirol einen Gürtel, über den ein gefleckter Erdmolch gekrochen ist, u m den Leib; dann gehen die W ü r m e r alle im S t u h l g a n g ab 143 ). U m g e k e h r t h a t die Volksmedizin von alters her in m a n c h e n Fällen auch wieder eine Vorliebe f ü r e i n f a r b i g e Tiere 144 ). Man b a n d einfarbige junge H u n d e , Katzen oder Meerschweinchen auf schmerzhafte Stellen 1 4 5 ). Griechen und Römer g l a u b t e n die Gelbsucht d a d u r c h zu heilen, d a ß sie den K r a n k e n einen gelblichen Vogel, der wie die K r a n k h e i t
ixtepoj oder /apa8pti{ (Goldamsel?) hieß, a n s c h a u e n ließen oder ihn dem K r a n k e n a u f b a n d e n . S. Hildegardis empfiehlt, gegen Gelbsucht den Vogel Widderwalo t o t auf die Magengegend zu binden oder dessen P u l v e r m i t Baumöl auf dieselbe zu streichen 146 ). Gegen W a r z e n sollen rote, gelbe u n d schwarze Tiere a m zauberk r ä f t i g s t e n sein 147 ). Die B e o b a c h t u n g , d a ß von T a r a n t e l n gestochene L e u t e auf b e s t i m m t e F.n besonders reagieren, schien ihre E r k l ä r u n g darin zu finden, d a ß die Tiere mit ihrem Gift ihre eigene Vorliebe f ü r diese F.ri auf die Menschen ü b e r t r a g e n . Man schritt deshalb vielfach zu S y m p a t h i e k u r e n , indem m a n solchen L e u t e n H e m d e n oder Unterkleider von r o t e m T u c h gab oder sie weiß kleidete u n d mit roten, grünen oder gelben B ä n d e r n s c h m ü c k t e 148 ). Nach dem Satz similia similibus suchte m a n Gelbsucht zu heilen, i n d e m m a n die K r a n k e n gelbe (oder braune, schwarze) Gegenstände a n s c h a u e n ließ 149 ), oder indem m a n Gelbsucht durch gelb b l ü h e n d e Ähren, Rotlauf durch rote Gegenstände zu vertreiben suchte 18°). Von dem milchf a r b e n e n Stein Galactites g l a u b t e man, er vermehre den Stillenden die Milch ungemein (Plin. h. n. 37, 10), w ä h r e n d der weinrote A m e t h y s t gegen T r u n k e n h e i t widerstandsfähig m a c h e n sollte (Plin. h. n - 37, 9) 151)- Dieser H o m ö o p a t h i e ä h n lich ist die u r a l t e u n d durch alle J a h r h u n d e r t e bis auf unsere Zeit nachweisbare Signaturenlehre ( S i g n a t u r a rerum), die aus dem äußeren Aussehen einer Pflanze auf ihre V e r w e n d b a r k e i t zu Heilzwecken schließt, indem sie etwa r o t b l ü h e n d e P f l a n z e n gegen Blutung, gelbblühende gegen Gelbsucht a n w e n d e t . Vielleicht h ä n g t m i t dieser Signaturenlehre auch der Glaube zusammen, daß bei Pflanzen, die sowohl rot-, wie weißblühend vorkommen, die r o t b l ü h e n d e A b a r t f ü r Männer, die weißblühende f ü r Weiber gut sei (im Böhmerwald gerade u m g e k e h r t ) 1 6 2 ) . In Niederbayern und in der Oberpfalz hält m a n z. B. die weißblühende S c h a f g a r b e den Weibern, die r o t b l ü h e n d e den Männern zuträglich, wie m a n in der Gegend von Dinkelsbühl glaubt, Tee von rötlich
Farn
1215
b l ü h e n d e n Linden b e k o m m e d e n Männern, v o n weißlich b l ü h e n d e n aber den Frauen besser 15S ). Über die einzelnen F . n s. die Spezialartikel. »") G a n z l i n Sachs. Zauberformeln 12; Kuhns Zeitschr. 13, 141 f. "•) F r i s c h b i e r Hexenspr.
74.
lr
) Ganzlin
Sachs.
Zauber-
formeln 21 Nr. 44; vgl. auch F l ü g e l Volksmedizin 42; ZfVk. 5 (1895), 29f. i a ) G a n z l i n Sachs.
Zauberformeln
12.
,w)
Grimm
Myth.
3, 504; vgl. B r ü c k n e r Reuß 176; F l ü g e l Volksmedizin 41; H ü s e r Beiträge 2, 30; P o 11 i n g e r Landshut 292; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 250; Z i n g e r 1 e Tirol 42 Nr. 366; ZidA. 21, 211 f.; ZfVk. 5 (1895), 3°; ZföVk. 2, 157. 13°) F l ü g e l Volksmedizin 41. m ) G a n z lin
Sachs.
Zauberformeln
12.
lsl
) Ebd.
13;
m F r i s c h b i e r Hexenspr. 98. ) Oberpfalz 16 (1922), 179; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3,250; X h a r s a n d e r 2,376; Z i m m e r m a n n Volksheilkunde 91; ZfVk. 5 (1895) 30. m ) Z i m m e r m a n n Volksheilkunde 50. " 6 ) BlPommVk. 5, 25; K u h n u. S c h w a r t z 441 Nr. 328; ZfVk. 5 (1895), 30. »»•) W i r t h Beiträge 4/5, 11; Z i m m e r m a n n Volksheilkunde 97. l w ) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 1, 190. 11M ) M a r z e i l Bayr. Volksbot. 152. 1S») K u h n
Westfalen 2, 209 Nr. 596; vgl. 2, 208 f. N r . 594.
1M
) K u h n u. S c h w a r t z 450 Nr. 382. ) B e r n h a r d A l b r e c h t Magia (Lpz. 1628) 136. >«) ZfVk. 8 (1898), 308; vgl. K u h n Westfalen 2, 209 Nr. 595; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 312. 143) ZfVk. 8 (1898), 174. I U ) H ö f l e r Organotherapie 289. 1 9- " ) F i s c h e r Schwab.Wb. 2, 957. " ) Wünschelsame, vgl. K u h n HerabH kunft d. Feuers 1886, 194 f. ) P a n z e r Beitrag 2, 73. M ) U n g e r - K h u 11 Steir. Wb. 367. M ) M e y e r Baden 239. " ) M e i e r Schwaben 242 f. **) G e r a m b Brauchtum 61. " ) M a r z e l l Bayer. Volksbotanik 225. M) M e i e r Schwaben 243. M) D r e c h s l e r 2, 206; G r a b e r Kärnten 1914, 200 (es genügt auch, wenn man sich in der Christnacht auf F.kraut legt); K u h n u. S c h w a r t z 487; H a r r y s Volkssagen Niedersachsens 2 (1840), 1 5 ; H a u f f e n Gottschee 67; der Glaube findet sich besonders bei den Slawen: S c h u l e n b u r g 82; ZföVk. 4, 147; n , 124. «) G e r a m b Brauchtum 62; Anthropophyteia 7, 289. 5. Mit dem Glauben, daß der in die Schuhe gefallene F . s a m e v o m Wege abirren lasse, m a g es zusammenhängen, daß der F . v i e l f a c h als I r r k r a u t (s. d.) gilt. Der Wanderer, der zufällig darauf tritt, verirrt sich und findet sich nicht mehr im W a l d zurecht 6 1 ). Nicht selten heißt es, daß der Wanderer, der durch Treten auf eine Irrwurz den Weg verloren hat, diesen wieder findet, wenn er die Schuhe w e c h s e l t 6 2 ) . Wenn man F . ( „ V e x i e r c h r u t " ) in die Tasche steckt, so verirrt man sich 83 ). In Tirol wird jedoch F . und Irrwurzel streng voneinander geschieden M ) . " ) Z. B. G r i m m Myth. 2, 1013; K u h n Herabkunft 223; S t o b e r Elsaß 2, 138; Alsatia 1850, 32; SAVk. 7, 61; 25, 139; SchweizId. 3, 888; K u o n i St. Galler Sagen 256; S c h m i t t Hettingen 16; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1862, 139; M a r z e 11 Bayer. Volksbotanik 223 ff.; ZfdMd. 1918, 135 (Oberhessen) ; ZfVk. 4, 155 (Meiningen); W i t z s c h e 1 Thüringen 1, 182; R e g e l Ruhlaer Mundart 1868, 143; Grohmann 88; H a u p t Lausitz 244. 246 (hier wird die Irrwurz als eine Wunderblume mit goldnen Blüten beschrieben). ••) Z . B . F i r m e n i c h Völkerstimmen 2 (1846), 146; Marzell Bayer. Volksbotanik 225; vgl. auch W u t t k e 407 § 630. " ) SAVk. 4, 70. " ) ZfdMyth. I, 331. 6. Auch literarisch wurde der Aberglaube v o m F . s a m e n verschiedentlich v e r wertet. In einem Lied K o n r a d s v o n Würzburg (gest. 1 2 8 7 zu Basel) heißt es: het ich sämen von dem varn den würfe ich dar d^n scheiden daz sin verslünden, 6 min dienest von ir solde scheiden,
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d. h. selbst den kostbaren F . s a m e n g ä b e ich den Scheiden (Donauwels, Silurus glanis, eine Fischart) zum Verschlingen, ehe ich v o n der Treue zur geliebten F r a u lassen würde n ) . In G r i m m e l s h a u s e n s „ V o g e l n e s t " ist die R e d e vom F . samen, den „ v e r r u c h t e L e u t e in der J o hannisnacht v o m Teufel e m p f a n g e n " 86 ). In der neueren L i t e r a t u r hat Clemens B r e n t a n o in der „ G r ü n d u n g P r a g s " 6 7 ) den zauberischen F . s a m e n behandelt. E r setzt ihn mit dem „ D o n n e r f l u g " (s. L e r chensporn) gleich. In I m m e r m a n n s „ M ü n c h h a u s e n " w ) r u f t die Elster (in dem Waldmärchen „ D i e Wunder im S p e s s a r t " ) dem fahrenden Schüler zu, er solle der verzauberten Prinzessin F.samen auf die B r u s t streuen, dann würde sie unsichtbar. R . H a m e r l i n g läßt in seinem „ K ö n i g von S i o n " w ) einen alten Landsknecht einem R e k r u t e n den R a t geben: Steckst vor die Brust nur ein Päckchen mit F.krautsamen, so bist du — unsichtbar für den Feind. A u s der englischen L i t e r a t u r wäre aus S h a k e s p e a r e s Henry I V (II, 1) anzuf ü h r e n : „ W e h a v e the receipt of fernseed, we w a l k invisible" 70 ), und aus B e n J o n s o n s New Inn (I, 1 ) : „ I had — No medicine, sir, to go invisible — No fern-seed in m y p o c k e t " 7 1 ) . •5) G r i m m Myth 2, 1012. ••) A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 56. " ) Sämtl. Werke hrsg. v. Schüddekopf 10 (1910), 391. 48 ••) Hrsg. v. W. V e s p e r 1913, 490. ) 8. Aufl. Hamburg 1879, 168. '•) Vgl. A c k e r m a n n Shakespeare 22. 71) Vgl. B r a n d Pop. Ant. 173 f7. Außer in Deutschland ist der F . aberglaube auch sonst in E u r o p a weit verbreitet. Besonders tief eingewurzelt scheint er bei den s l a w i s c h e n Völkern zu sein. Nach dem Glauben der Polen „ b l e i b t " der F . an J o h a n n i ; wenn man die B l ü t e bricht, erhebt sich S t u r m und D o n n e r 7 2 ) . Die Tschechen kennen die gleichen B r ä u c h e beim S a m m e l n des F . samens, wie wir sie oben kennengelernt haben (z. B . Ausbreiten des Kelchtuches, hellsichtig werden für verborgene Schätze) 7 3 ). Besonders aber ist der Glaube an die geheimnisvolle „ F . b l ü t e " ( J o n o päpartis = J o h a n n i s f . , auch die Pflanzen
Farn
1225
zalmedis und demidis werden genannt) bei d e n L i t a u e r n l e b e n d i g . D i e „ B l ü t e " m a c h t g l ü c k l i c h u n d a l l w i s s e n d , m a n gew i n n t sie, w e n n m a n in der J o h a n n i s n a c h t ein seidenes T u c h u n t e r die P f l a n z e l e g t . E i n M a n n , der in d e n F . geriet, f a n d n a c h h e r in s e i n e m H o l z s c h u h G o l d 7 4 ) . D i e u n g a r i s c h e n S l o w e n e n nennen die F . b l ü t e P e r u n o v c v j e t ( = B l ü t e des D o n n e r g o t t e s P e r u n ) 7 5 ) . Die S l o v e n e n s e t z e n den F . m i t d e m J o h a n n i s k u l t a u c h i n s o f e r n e in B e z i e h u n g , d a ß sie a n J o h a n n i W e d e l des A d l e r f . s u n t e r den T i s c h s t r e u e n , d a m i t der hl. J o h a n n i s d a r a u f s c h l a f e n k a n n 7 6 ) . B e i den R u t h e n e n ist d e r G l a u b e a n den in der J o h a n n i s n a c h t b l ü h e n d e n F. a l l g e m e i n . W e n n m a n ihn p f l ü c k e n will, v e r u r s a c h t a b e r der T e u f e l B l i t z u n d D o n n e r ' 7 ) . A u c h sonst ist bei d e n K l e i n r u s s e n e b e n s o w i e bei den G r o ß russen der G l a u b e a n d e n w u n d e r b a r e n F . h ä u f i g z u f i n d e n 7 8 ) . V o n den S l a w e n d ü r f t e n die W o t j ä k e n (finnischer V o l k s s t a m m ) den G l a u b e n ü b e r n o m m e n h a b e n , d a ß die F . b l ü t e u n s i c h t b a r m a c h e n ) . D a s gleiche g i l t w o h l v o n d e n M o h a m m e d a n e r n in B o s n i e n und der H e r z e g o w i n a , n a c h d e r e n G l a u b e n alle D i n g e der W e l t m i t d e m B e s i t z e r des F . s a m e n s reden. D i e s e r S a m e soll a m V o r a b e n d des V e i t s t a g e s reifen und b e i m A b f a l l e n 40 E l l e n tief in die E r d e v e r s i n k e n w ) , v g l . den d e u t s c h e n G l a u b e n , n a c h d e m der F.s a m e alle T ü c h e r d u r c h s c h l ä g t . U n t e r den r o m a n i s c h e n V ö l k e r n k e n n e n besonders die F r a n z o s e n 81 ) und die Italiener 82 ) den F . a b e r g l a u b e n ; a u c h a u s P o r t u g a l ist er nachgewiesen83). V o n den germanischen V ö l k e r n w ä r e n s c h l i e ß l i c h n o c h die E n g l ä n d e r ( v g l . a u c h o b e n die Stellen aus S h a k e s p e a r e und B e n J o n s o n ) zu nennen, bei d e n e n der F . a b e r g l a u b e eine R o l l e spielt 84 ). ™) Z f V k . 2, 76; vgl. G r i m m Myth. 2, 1013.
' 3 ) G r o h m a n n 97; FL. 35, 42 f. '*) B e z z e n b e r g e r
Litauische
vgl. a u c h V e c k e n s t e d t
Forschungen
76;
Zamaiten 2 (1883),
180 f.; Mitteil, littauisch. liter. Gesellsch. 1
(1883), 3 4 3 ") K r e c k Einleitung in die slav. Literaturgesch. 664; v g l . S c h r o e d e r Arische Relig. i, 550. '•) S a t t e r Gottschee
12; ZföVk. 11, 123. ") H o e 1 z 1 Galizien
ZföVk. 1, 305. '») ZfdMyth. 4, 152; n a t i s
Myth.
des
plant,
i,
189; 2,
145 f . ;
Volkskalender
Y e r m o l o f f
4, 89.
m)
291. ") U r q u e l l
WissMittBosnHerc. 7, 346.
Folk-Lore
billot
81
) Sé -
3, 475. 479; i n der f r a n z .
Schweiz nennt man das Wachen beim F.kraut, um es blühen zu sehen, „veiller la fougère": ZfdMyth. 4, 175. ••) Arch. trad. pop. 4, 176; 8,36;
F i n a m o r e
1890, 161.
83
B a r t e l s
Credenze
usw.
Abruzzesi
) Arch. trad. pop. 9, 344; Azoren:
F L . 14, 142 f.
M
) B r a n d Pop.
Pflanzen
Antiqu.
173 f . ;
8; F L . 1, 279.
8. D e r F . a b e r g l a u b e s t e h t j e d e n f a l l s in n a h e r B e z i e h u n g zu den S o n n w e n d k u l t e n (besonders der S o m m e r s o n n e n wende), w i e dies besonders F r a z e r ® ) n ä h e r a u s g e f ü h r t h a t . D e r F . s a m e soll eine „ E m a n a t i o n " der S o n n e sein. W e i l er e t w a s g o l d ä h n l i c h glänzt, soll er zur E n t deckung von Schätzen verhelfen; auch als g l ü h e n d und f e u r i g w i r d d a h e r der S a m e beschrieben. Die v o n S c h w a r t z 8 8 ) a u s g e s p r o c h e n e Meinung, d a ß d a s F . k r a u t d u r c h seine gefiederten W e d e l a n die gef i e d e r t e n W o l k e n erinnere und d u r c h diese A n a l o g i e seine m y t h i s c h e B e d e u t u n g e r l a n g t habe, darf w o h l ins G e b i e t der m y t h o l o g i s c h e n S p e k u l a t i o n v e r w i e sen werden. E b e n s o p h a n t a s t i s c h sind die A u s f ü h r u n g e n H . K l u g e s 8 7 ) , die v o r a l l e m auf K u h n 8 8 ) b e r u h e n . D a ß der F . s a m e u n s i c h t b a r mache, ist w o h l eine A r t A n a l o g i e z a u b e r , weil die „ F . s a m e n " u n s i c h t b a r , d. h. schwer zu sehen sind89). H ö f 1 e r M) deutet gar den F . s a m e n als F a r r e n - oder S t i e r s a m e n . Ü b r i g e n s zeigt der F . a b e r g l a u b e v i e l f a c h B e z i e h u n g e n zu dem über den A l r a u n u n d die S p r i n g w u r z (s. d . ) 9 1 ) u n d es s c h e i n t , d a ß in S a g e n b e r i c h t e n diese drei P f l a n z e n manchmal verwechselt bzw. zusammeng e w o r f e n werden. In N i e d e r ö s t e r r e i c h ist der F. das „ G r e i n k r a u t " , w e i l V e r d r u ß e n t s t e h t , w e n n m a n es ins H a u s b r i n g t u n d m a n v o n einem Mitglied des H a u s e s g e z a n k t (greinen = z a n k e n ) w i r d 9 2 ) . H i e r s c h e i n t slawischer E i n f l u ß v o r z u l i e g e n , denn der B l u t w e i d e r i c h ( L y t h r u m salicaria), der in R u ß l a n d a n J o h a n n i m i t ä h n l i c h e n Z e r e m o n i e n w i e der F . geg r a b e n wird und der in S t e i e r m a r k als „ I r r k r a u t " g i l t 9 3 ) , heißt in R u ß l a n d p l a k u n ( = Greiner) 94 ).
158;
Guber-
1226
e5)
")
Balder Über die
2 (1913), 287 f . «•) Studien 297. ursprüngliche Bedeutung und Ge-
stalt der Johannisfeste.
Jahresber. G y m n a s . z u
1227
Farn
Mülhausen 1 8 7 3 , 43 ff. M ) Herabkunft d. Feuers 2 1 8 ff. B») F i s c h e r Schwdb.Wb. 2, 957. »») Botanik 5. " ) Z . B . P r ö h l e Harzsagen 1854, g g f . •*) Verhandl. zool.-bot. Ver. Wien 5 (1855), 260; vgl. auch das „Zankkraut" bei G r i m m Myth. 3, 3 5 1 . 9S) U n g e r - K h u 1 1 Steir.Wb. 36g. B1) ZfdMyth. 4, 154.
9. Dem F. werden vielfach a p 0 t r o p ä i s c h e Wirkungen zugeschrieben 96). Der an Johanni gegrabene und an freier L u f t , wo kein Sonnenstrahl hinfällt, getrocknete F . schützt den Ort, wo er aufgehängt wird, vor dem Blitzschlag 9 6 ), vgl. auch oben (unter 2) die Stelle aus H i l d e g a r d s Physica. Es gilt dies auch von verschiedenen anderen an J o h a n n i gesammelten Pflanzen, vgl. z. B . Arnika, Hartheu. „ B l ü h e n d e s " F.kraut wird oberhalb der Haustür befestigt, damit alles gut gehe, „wohin die Peitsche beim Fuhrwerk reicht" 9 7 ). In Frankreich schützt der am Johannistag vor Sonnenaufgang gesammelte F . vor Zauber 9 8 ). Bei den Wenden wäscht man sich (s. Berufkräuter) mit dem Absud des F.s gegen den „ S c h r e c k " 9 9 ) . Gegen Verzauberung schützt sich ein Mädchen, das etwas von ihrer ersten monatlichen Reinigung zusammen mit F . k r a u t in ein Tüchlein eingenäht um den Hals trägt (18. J h . ) 10 °). Vor allen Übeln (bes. vor Rheumatismus) bewahrt ein verkehrt im Hausflur aufgehängtes Säckchen mit F . k r a u t 1 0 1 ) . In Frankreich umgürtet man Sich mit dem am Johannisabend gesammelten F.kraut gegen verschiedene innere Krankheiten 102 ), vgl. Beifuß („Johannisgürtel"). Die Futterraufe mit einem aus F.krautwurzel verfertigten „ J o h a n n i s händchen" ausgewischt, schützt das Vieh vor bösem Z a u b e r 1 0 3 ) . Die Wurzel des Adlerf.s (Pteris aquilina), in der Mitternachtsstunde des Karfreitags oder des Johannistages gesammelt und dem Vieh ins Futter gestreut, schützt die Tiere vor Behexung104). Die „Johanniswurzel" (Wurzel vom Dornf., Aspidium spinulosum) wird den Kühen gereicht, wenn sie zu wenig Milch geben 1 0 5 ). Frische F.wedel, in den Schweinestall gehängt, schützen die Tiere vor dem R o t l a u f 1 0 4 ) . In Polen gibt man den rotlaufkranken Schweinen um Mitternacht F.krautab-
1228
kochung zu trinken 1OT). In der Touraine räuchert man am Vorabend vor Johanni das Vieh mit F.kraut 108 ). Gegen die „ M a u k e " (dämonische Krankheit) macht man den Hausvögeln Streu aus „Teufelsf e d e r n " 109 ). Die letztere Verwendung hat teilweise eine empirische Grundlage, da Ungeziefer (Federmilben, Läuse usw.), das die Ursache der Mauke ist, anscheinend durch F.streu vertrieben wird. Die Wanzen werden vertrieben, wenn man zwischen den zwei Frauentagen gesammeltes F.kraut unter das Bett legt (handschriftl. Arzneibuch) 1 1 0 ). F.kraut wird eingestreut, um die Mäuse von der Körnerfrucht abzuhalten U 1 ) . In all den letztgenannten Beispielen ist der Ubergang des empirischen in das zauberische Mittel zu beobachten. Kleinen Kindern füllt man die Kissen mit F.kraut, um das Zahnen zu erleichtern 1 1 2 ). Gegen das „ S c h w i n d e n " (Atrophie) grabe man am Johannisabend F . w u r z e l 1 1 3 ) . Gegen Fieber schreibe man auf ein F . b l a t t : „ D e x tera domini fecit v i r t u t e m " , auf das zweite: „ D e x t e r a domini exaltavit m e " und auf das dritte: „ D e x t e r a domini exaltavit v i r t u t e m " (Hs. d. 15. Jhs.) 1 W ). Wenn ein Pferd von zauberischer Krankheit befallen ist, so nimm Adlerf.wurzel, die zwischen den Frauentagen gegraben ist und binde sie dem Pferde unter die Zunge 1 1 B ). Auch üble Wirkungen werden dem F . zugeschrieben: Wer auf grünen F.kräutern liegt, der erblindet 1 1 6 ). B5 ) Vgl. auch S c h e f t e l o w i t z Huhnopfer 37 f. ") L e o p r e c h t i n g Lechrain 101. 97 ) Jäger Briefe übt r die hohe Rhone Frankens 3 (1803), 6 = P a n z e r Beitrag 2, 307. w ) RTrp. 14, 360; B e a u q u i e r Faune et Flore 2, 2 1 3 . ") S c h u l e n b u r g 227. 10 °) P l o ß Weib ' 1 , 4 4 1 . 1 0 1 ) SchwVk. 6, 87. loa 103 ) R o l l a n d Flon pop. Ii, 101. ) G roh104 m a n n 136. ) Köhler Voigtland 372. 105 376. ) L e m k e Ostpreußen 2, 282. l0e) M ü l ler-Fraureuth Wb. der obersächs. u. erzgeb. Mundarten 1, 3 1 5 ; ähnlich in: Unsere Heimat. Schlüchtern 1 2 (ig2o), 67. 107 ) K n o o p l08 Pflanzenwelt 1 1 , 74. ) RTrp. ig, 479. 109 ) B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1862, 1 3 3 ; vgl. H ö f l e r Krankheitsnamen 405. 110 ) S A V k . 6, 56; vgl. auch P l i n i u s Nat. 1U hist. 27, 80. ) Strackerjan 1, 67. ul ) Alemannia 34, 26g; vgl. S 6 b i l l o t FolkLore 3, 48g; in der Haute-BretagDe und in Westengland muß man in den ersten, im Früh-
1229
Fasan-t — F a ß
j ä h r hervorsprießenden F.krautstengel beißen, u m sich vor Zahnschmerzen zu schützen: S é b i l l o t a . a . O . 3, 490; D y e r Folkl. of plants 296, v g l Frühlingspflanzen. ' " ) Z a h I14 ) Z f V k . ler Simmenthai 194. 1, 174. lls) S t a r i c i u s 1682, 135; ähnlich bei B u c k Volksmedizin 69. 1 1 •) U l r i c h Volksbotanik 9.
10. Der F. (es ist vor allem der als Unk r a u t auf sandigem Boden wachsende A d l e r f . gemeint) muß an Johanni Enth a u p t u n g (29. A u g u s t ) ausgerottet werden, dann w ä c h s t er nicht mehr 1 1 7 ). Das gleiche gilt v o m T a g e der 7 Brüder (10. Juli) 118 ), v o m A b d o n t a g (s. d.) und allen Freitagen im M a i 1 1 9 ) . "') B o c k Kreuterbuch 1 (1539), 161 v. ; vgl. lia) Z f V k . 24, 12. J b E l s a ß - L o t h r . 10, 232. »») Sébillot Folk-Lore 3, 464.
V g l . noch A l r a u n , Beifuß, Engelsüß, H a r t r i e g e l , Irrwürz, Mondraute, Springwurz, Widerton. Marzell.
Fasan. E c h t v o l k s t ü m l i c h e n Aberglauben über den F . können wir auf deutschem Sprachgebiet nur äußerst spärlich nachweisen. Die Berichte über die Natur, den Fang, die Speise, die volksmedizinische V e r w e n d u n g des Edel-F.s (Phasianus colchicus) — nur u m diesen handelt es sich — stammen großenteils aus dem A l t e r t u m und haben sich durch die mittelalterlichen Tierbücher hindurchgeschleppt bis in die Frühneuzeit, wo sie durch Conrad Gesner nochmals eine große Zusammenfassung erfuhren. In Deutschland m a g der F. schon seit K a r l d. Gr. bekannt gewesen sein. Belegt ist ahd. die Form fesihuon, v o m 12. Jh. an fasan(t)1), K o n r a d v o n Megenberg nennt ihn walthan oder vasant; der lateinische N a m e ist im MA.: Gallus silvestris (Albertus Magnus), silvaticus (Vincenz v . Beauvais), silvester iKonr. v . Megenberg). Im klassischen A l t e r t u m wird manches über den F., seinen F a n g und seine Pflege berichtet, doch nichts ausgesprochen A b e r g l ä u b i s c h e s 2 ) . Über den F a n g berichten auch mittelalterliche Quellen 3 ). Im MA. begegnet uns auch mehrfach die Tradition, daß der F., um nicht gesehen zu werden, nur den K o p f verstecke, wie der S t r a u ß 4 ) , auch daß er sich bei trübem
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W e t t e r traurig in den W a l d zurückziehe 4 ). Im Isergebirge erwartet man schönes W e t t e r , w e n n der F. stark k r ä h t s ). V o l k s m e d i z i n i s c h e s liefert C. Gesner *), doch meist mit ausdrücklicher A n g a b e der Quellenliteratur: , , G a lenus zellet auch den Fasanen under die außerweiten speysen / und die so weder ein zarte noch grobe F e u c h t u n g g ä b e n d . Die vögel w e r d e n d l e y c h t l i c h v e r t ö w t (verdaut) / gebärend gute f e u c h t e / und g u t blüt. Mager F.en h e i ß t Trallianus die ässen, so voll e y t e r s c h l e y m sind . . . Under den wilden v ö g l e n / spricht Conciliator / halt man die F.en f ü r die besten z u der gesundtheit und stercke deß l e y b s . . . . D a s marg v o n einem Springwider (Wid, der) wirt under das g i f f t gezelt / dem menschen also w i d e r i g / daß es im alle sinn hinwäg n i m p t : darwider ist F . e n fleisch gut / als A r n o l d u s sagt. Leonellus Faventius heißt under ein a r t z n e y / so f ü r die schwindsucht dienstlich / Schildkrotten / F.en / oder W a s s e r k r ä b s fleisch vermischen. E i n l ä b c n d e n F.en in w e y n getödt / und in w e y n getruncken / ist f ü r das winden im b a u c h dienstlich / sagt Marcellus. D i ß b l ü t g e n o m m e n vert r e y b t g i f f t : sein s c h m a l t z ist f ü r die geprästen der b ä r m ü t e r : item denen so starrige k r ü m b e im h a l ß habend. Sein g a 11 scherpfft das gesicht. Der Gänsen und F.en s c h m a l t z w i r t under die zertreybenden oder zeytigmachenden pflaster v e r m i s c h t . " *) S u o l a t h i Vogelnamen 226 f. *) P a u l y - W i s s o w a 6, 2, 2001. Silber- und GoldF . sind nach W e l l m a n n (ebd.) bei Griechen und Römern unbekannt, entgegen der V e r m u t u n g von L e n z Zool. 340 f f . , der in d e m P h ö n i x 3) (s. d.) den G o l d - F . sieht. A l b e r t u s M a g n u s De Anim. 23, 1 1 9 ; V i n c e n t i u s B e 11 o v . Spec. Nat. 201; M e g e n b e r g Buch d. N. ed. P f e i f f e r 198; Gesner 4) V i n c. B e 11 o v . Vogelb. 1582, 5 1 . 201; M e g e n b e r g 198. 6) M ü l l e r Isergeb. 15. •) Vogelb. 1582, 51 b. H o f f m a n n - K r a y er.
F a ß . A n Weinfässer schreibe man a n : „ S c h m e c k e t und sehet 1" so wird der W e i n darin nicht umstehen 1 ). Die unreine F r a u soll darum auch das F. nicht berühren 2 ). L a u f e n Fässer in der hl. N a c h t m i t W e i n frisch a u f g e f ü l l t über, so k ü n d e t das einen reichen H e r b s t an 3 ).
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Faste, Frau
D e r T o d des H a u s h e r r n w i r d d e n lebendigen K r ä f t e n , mit denen der W e i n im F. a r b e i t e t (?), a n g e k ü n d i g t , i n d e m m a n die Fässer r ü t t e l t , v e r s t e l l t , o d e r ( m a n c h m a l dreimal) d a r a n k l o p f t 4 ) u n d s p r i c h t : „ D e r H e r r ist t o t " 8 ), so a u c h bei B i e r f ä s s e r n •), „ s o n s t s t e h t alles d a s a b " 7 ) . Manchenorts geschieht das K l o p f e n an d e n F . h a h n e n 8 ). W e n n es in O l d e n b u r g h e i ß t , d a ß H e x e n eine T o n n e oder ein F . a u f d e m K o p f h a b e n , w e n n m a n sie in der K i r c h e sieht, so ist d a s v o n d e m g l e i c h e n A b e r g l a u b e n m i t d e m B u t t e r f . hergen o m m e n 9 ), die E r s c h e i n u n g e n v o n f e u rigen F ä s s e r n oder s o l c h e n m i t f e u r i g e n A u g e n auf n ä c h t l i c h e n W e g e n , h a b e n w o h l die f e u r i g z u T a l r o l l e n d e n F ä s s e r bei S o n n w e n d f e i e r n z u m V o r b i l d 1 0 ). Den F.h a h n e n soll m a n a u s einer im Ameisenhaufen wachsenden Birke m a c h e n , d a n n k a n n m a n g e s c h w i n d ausschenken " ) . In W ü r t t e m b e r g ( O A . B a c k n a n g ) wird bei Z a h n w e h i m S i n n e des V e r p f l ö c k e n s (s. d.) ein K e i l in d a s F . 1 a g e r g e s c h l a gen lz). Der v o m F. springende R e i f e n ist ein w e i t u m b e k a n n t e s T o d e s o r a k e l 1 3 ) . Z ä h l t m a n die R e i f e n a m B u t t e r f . v o n u n t e n a u f w ä r t s u n d (nicht) w i e d e r v o n o b e n herab, so k a n n die B u t t e r n i c h t werden 1 4 ). K o h l e n v o m F.reif n e h m e n die S i e b e n b ü r g e r S a c h s e n in W a s s e r g e g e n s t e c h e n d e s W e h in B a u c h u n d Z a h n 1B ). E i n F . - R e i f ist es w o h l a u c h z u m e i s t , i n n e r h a l b dessen m a n zu W e i h z e i t e n d e m F e d e r v i e h d a s F u t t e r s t r e u t , d a m i t es b e i s a m m e n bleibe, die E i e r n i c h t v e r l e g e w ) u n d a n d e r e s (s. R e i f e n ) . Im R e i f t a n z sind die F . r e i f e n d e m B r a u c h t u m seines H a n d w e r k s w i e a n d e r e r V o l k s f e s t e v o m T y p u s des S c h w e r t t a n z e s m i t k ü n s t lerisch ä s t h e t i s c h e r W i r k s a m k e i t e i n v e r leibt worden. P a n z e r Beitr. i , 268. *) B o h n e n 3) M e y e r berger 21. Baden 484. *) Unoth i , 180 Nr. 9; 189 Nr. 12; B i r 1 i n g e r Volksth. i , 280; M e y e r Baden 583; H ö h n Tod 322 f. 5) P a n z e r Beitr. 2, 293 f. •) S c h ö n w e r t h 1, 247 f. 7) SchwVk. 5, 30 f. •) H ö h n 7, 323. •) S t r a c k e r j a n 2, 233; G r i m m Myth. 2, 902. 10) K ü h n a u Sagen 1, 429, 5 2 5 t . ; R a n k Böhmerwald 1, 168 f. " ) G r i m m Myth. 3, 437 Nr. 98.
I232
" ) B o h n e n b e r g e r 14. ls ) G r i m m Myth. 2, 952 = 3, 439 Nr. 149; Urquell 1, 17; ZfrwVk. 4, 245. " ) G r i m m Myth. 3, 444 Nr. 286. ») H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 266. u) D r e c h s l e r 2, 67. Haberlandt.
Faste, Frau ( F r a u F a s t e oder F r a u faste). E i n weiblicher D ä m o n , der als P e r s o n i f i k a t i o n der F r o n f a s t e n (s. d.), besonders der D e z e m b e r f r o n f a s t e n , bet r a c h t e t w e r d e n k a n n , g a n z a n a l o g der italienischen B e f a n a a u s E p i p h a n i a u. a. 1 ). D i e U m d e u t u n g v o n „ F r o n f a s t e n " in „ F r a u F a s t e " wird i m a l e m a n n i s c h e n S p r a c h g e b i e t noch d a d u r c h erleichtert, d a ß hier m a n c h e r o r t s a u c h die F e s t z e i t F r o n f a s t e n fraufaste ausgesprochen w i r d 2 ), w o f ü r ein B e l e g s c h o n bei H a n s S c h ü r p f (1497): 'in der f r o w f a s t e n ' , u n d d a s seinerseits wieder d u r c h „ F r a u e n t a g " b e e i n f l u ß t sein m a g . S o v i e l w i r sehen k ö n n e n , k o m m t der N a m e n F r . F . nur in a l e m a n n i s c h e n Gegenden vor. Ohne nähere Bestimmung w i r d die F r . F . als w e i b l i c h e r D ä m o n v o n J . P . H e b e l (aus d e m W i e s e n t a l im b a d i s c h e n Oberland) in der 3. A u f l a g e seiner „ A l l e m a n n i s c h e n G e d i c h t e " (1806) erwähnt: und sin bis dörthi d'Lüt so närsch wie iez, se göhn au Gspenster um, d'Frau Faste, 's isch mer iez sie fang scho a, me seits emol, der Lippi Läppeli, und was weis ich, wer meh. (Die Vergänglichkeit) ®). In {Löhrbach ( K t . Bern) wird berichtet, d a ß die F r . F . besonders u m die W e i h n a c h t h e r u m a u f t r e t e ; sie h a b e eine lange Nase, sei so groß, d a ß sie bis an das D a c h h i n a u f r e i c h e , k ö n n e d u r c h die W ä n d e h i n d u r c h s e h e n u n d d u r c h das Schiebf e n s t e r c h e n oder gar das Schlüsselloch hind u r c h s c h l ü p f e n 4 ); in a n d e r n G e g e n d e n des K t . B e r n h e i ß t sie „ F r a u f a s t e W y b 1 i " B), in B r u n n e n ( K t . S c h w y z ) erscheint das „ F r a u f a s t e - M ü e t e r 1 i " n a c h t s auf einer B r ü c k e 6 ). Die F r . F. sieht eifrig d a r a u f , d a ß m a n nicht s p ä t in die N a c h t arbeite, besonders s p i n n e oder w a s c h e 7 ). W e n n m a n das tut, so h a s p e l t sie einem die D ä r m e a u s dem B a u c h 8 ) , oder es heißt, m a n spinne sich sein T o t e n h e m d ; denn sie drehe einem den H a l s u m 9 ). E i n e W ä s c h e r i n , die v o n der
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Fasten
F r . F . bedroht wurde, entledigte sich ihrer dadurch, daß sie ihr ein Sieb z u m F ü l l e n a m Brunnen g a b ; unterdessen m a c h t e sie sich aus d e m S t a u b e 10 ). N a mentlich in der F r o n f a s t e n z e i t soll m a n nicht über 9 oder 10 U h r hinaus beisammenbleiben u ) , sonst wird man v o n ihr v e r w a n d e l t : der K o p f in eine Kegelkugel, der L e i b in einen Türpfosten, die Beine in O f e n f ü ß e ( K t . Bern) 1 2 ). V o r allem duldet die Fr. F. nicht, d a ß man a n F r o n f a s t e n a r b e i t e , besonders spinne 1 3 ). Zu H e i l i g - K r e u z (Elsaß) waren einmal a n einem Fronfastenabend etliche Spinnerinnen in einer K u n k e l s t u b e bis u m 10 U h r aufgeblieben. D a klopfte Fr. F. zornig ans Fenster, u n d als a u f g e t a n wurde, warf sie drei Spulen ins Zimmer mit den W o r t e n : „ W e n n die bis 12 nicht voll gesponnen sind, wird es euch schlimm g e h e n . " Sie w u r d e dadurch getäuscht, daß ein schlaues Mädchen die Spulen mit W e r g umwickelte und dieses mit einigen „ R e i f c h e n " ü b e r s p a n n u ) . N a c h einer badischen Sage wurden die Spulen nur mit drei Fäden, aber in den heiligen drei Namen, übersponnen 1B ). Anderseits herrscht im badischen Wiesental der Glaube, daß die Fr. F . f a u l e n Spinnerinnen K u n k e l n z u m Abspinnen in die Stube werfe (mündlich). Die Fr. F . stößt auch Wäscherinnen, die in der Fronfastennacht arbeiten, die Zuber um ( E l s a ß ) 1 6 ) . Zwei Burschen, die in der h e i l i g e n N a c h t z u m „ S c h ü t t e l n " gingen, wurden von ihr auf Nimmerwiedersehen entrückt 17 ). Ü b e r m u t bestraft sie. Ein Bursche, der das „FraufastenM ü e t e r l i " auf der Brücke gestört hatte, w u r d e in der gleichen N a c h t v o n drei gespenstischen Männern heimgesucht, die ihm K o p f w e h anzauberten 18 ). Einem Schuster, der der Fr. F . das Messer aus dem F e n s t e r entgegengestreckt hatte, bleibt der A r m s t e i f 1 9 ) . Ungehorsame K i n d e r , die man ihr drohweise übergeben hat, raubt sie, wie die Sträggele (s. d.) 20). W e n n man Fastnachtsküchlein backt und die Kinder nicht aus der K ü c h e gehen wollen, scheucht man sie in B r e t t e n mit der F a s t e n m u t t e r , welche mit Nadeln sticht 21 ).
1234
In B a d e n fahren die „ F r o n f a s t e n w e i b e r " a u c h g r u p p e n weise um. W i e die „ H u l d e n " in Goethes „ G e t r e u e m E c k a r t " 22) trinken sie einem Manne das W e i n f ä ß c h e n aus, das nachher zu H a u s e unerschöpflich bleibt, bis die Neugierde ihn treibt, hineinzuschauen, worauf es v e r s i e g t 2 3 ) . N a c h einer andern Sage schlagen sie einem Manne, der sie beo b a c h t e t h a t , zur S t r a f e einen Nagel in den K o p f M ) . Die R e d e n s a r t „ d e r F a s t e n den H a l s b r e c h e n " weist ebenfalls auf eine Personifikation der F a s t e n hin und bedeutet wohl das E n d e der F a s t e n z e i t 2 S ) . *) M a n n h a r d t 2, 185 A n m . ; S c h w V k . 1, 92 f.; schon von G r i m m Mylh. 2, 652 A. 5 als Personifikation aufgefaßt. 2) SchwId. 1, 1 1 1 3 f. 3) S A V k . 14, 170 f. ) K u h n u. S c h w a r t z 370; D r e c h s l e r 1, 55; W u t t k e Sachs. Volksk. 370. " ) ZfVk. 6, 436 (Anhalt). •») Ebd. 6, 438; Hmtl. (Baden) 13, 10; ZföVk. 4, 148; B a u m g a r t e n Jahr 18. " ) ZföVk. 4, 148; SAVk. 15, 5; W e t t s t e i n Disentis 173 (21). M ) S a r t o r i 3, 118 A. 128. ««) V e r n a l e k e n Mythen 293. •») K u h n u. S c h w a r t z 370; K u h n Westfalen 2 , 5 ; S c h r a m e k Böhmerwald 135. " ) G r i m m
Myth. 3, 458
(683). •') S c h r a m e k 135; B a u m g a r t e n Jahr 18. «) Hmtl. (Baden) 13, 10. ") K u h n Westfalen 2, 130 (391. 392); S a r t o r i Westfalen 149; P a n z e r Beitr. 2, 304. 8. F.szeit ist eine Zeit der G e i s t e r und H e x e n . Man schützt sich gegen beide durch Mistgabeln und alte Besen 70 ), auch durch Knoblauch 7 1 ). Das wilde Heer zieht um 7 2 ), und man schießt nicht, denn der wilde J ä g e r hat Macht über den Schützen 7 3 ). In Niederösterreich treibt das Pfinzdaweibl sein Wesen 74 ). Unter die auf allen Straßen herumtollenden Masken mischen sich oft fremde, unheimliche Gestalten. Früher gingen in Kirchheim zwei Masken verschiedenen Geschlechtes miteinander herum; das hat aber aufgehört, weil das Volk glaubt, es gehe eine dritte hinterdrein mit Gänsfüßen 7 5 ). Unter den Perchten machte sich manchmal, wenn das Toben allzu wild oder nach dem Aveläuten noch fortgesetzt wurde, die „wilde Perchta" bemerkbar; dann war das Spiel gefährlich 7 6 ). Übrigens stellen die Masken selbst ihrem ursprünglichen Sinne nach zum großen Teile Geisterwesen dar 7 7 ). Sie heißen „ H e x e n " 7 8 ) und „ T e u f e l " 7 9 ) . Die „Schleicher" (Huttier) wie auch die Teufel in den Faschingskomödien sollen sich etwas Geweihtes in die Stiefel tun, sonst hat der Teufel Gewalt über sie. Mehrere, die das unterließen, wurden schon von ihm vertragen 80 ). In Thorn erschlug 1440 ein Bauer einen der „ T e u f e l " , die seine alte Mutter wieder „jung machen" wollten, in dem Glauben, es mit dem Gottseibeiuns selbst zu tun zu haben 8 1 ). Nachbildungen bestimmter Tiergestalten tauchen überall auf, namentlich Bär und Pferd (Schimmelreiter) 82), aber Burschen, die einmal ein F.spferd darstellten, kriegten es mit dem Teufel zu tun 8 3 ). Das wilde Gelärm der herumtobenden Schemen, Berchten,
1253
Fastnacht
Huttier (s. Huttlerlaufen, Schemenlaufen), oder wie sie sonst heißen, soll sowohl die der Fruchtbarkeit feindlichen Mächte verscheuchen wie auch das Korn „ a u f w e c k e n " und die Fluren ertragreich machen 8 1 ), und die Furcht vor einer Mißernte ist heute noch ein Hauptgrund für die Aufrechterhaltung dieser Bräuche M ). Wegen ihrer geisterhaften Natur haben diese Gestalten überall die Freiheit, in den Häusern Lebensmittel aus der Küche und vom Feuer weg zu stehlen 8 9 ). Auch bei den harmloser von Haus zu Haus ziehenden und Gaben heischenden Kindern und jungen Leuten w ) deutet wenigstens das dumpf eintönige Gesumme des sie begleitenden Rummel topf es 88 ) die ursprüngliche Geisterstimme an und soll zugleich die bösen Dämonen verscheuchen. ™) D r e c h s l e r i, 55. ") K u h n u. Schwartz 5 1 0 (10). '*) W i t z s c h e l Thüringen 1, 1 3 6 ; K ü h n a u Sagen 2, 479; Bohnenberger 3; H ö f l c r Fastnacht 3 f. " ) E i s e l Voigtland 1 1 6 ( 2 9 8 ) . ' ' ( V e r n a 1 e k e n Mythen 293. '•) B i r 1 i n g e r Volksth. 2, 52. " ) Z i n g e r l e Tirol 138 (1209); H ö r m a n n Volksleben 16. " ) S a r t o r i 3, 98 f f . ; F e h r l e Volksfeste 38 ff.; S A V k . 28, 26. 29; W e i s e r Altgerman. Jünglingsweihen 50. 5 1 . In die Maske spuckt man vor dem Anlegen, um sich vor Ansteckung zu schützen: Bayerischer Heimatschutz 2 3 , 128. ,8 ) B i r 1 i n g e r Volksth. 2, 43 ff. '») S A V k . 20, 193. Zingerle Tirol 1 3 6 (1197). 8l ) B r u n n e r Ostdeutsche Vkde. 2 1 4 . " ) S a r t o r i 3, 9 7 ; F r a z e r 8, 3 2 5 ff. 83 ) K n o o p Hinterpommern 61 f. M ) S a r t o r i 3, 98 f. too. 8ä) H ö r m a n n Volksleben 1 7 . 8>) B i r linger Volksth. 2, 2 1 . 46 ff. 64; Ders. A. Schwaben 2 , 3 8 ; H ö r m a n n 1 1 ; K a p f f Festgcbräuchs 1 1 f.; M e s s i k o m m e r 1 , 1 3 7 ; S A V k . 20, 366 f.; Globus 91, 203 f. (St. Gallen); John Westb. 39; ZfdMyth. 2, 108 (Duderstadt); S t r a c k e r j a n 2 , 5 5 . 6 1 . 8 ') S a r t o r i 3, 92 ff. M ) Ebd. 3, 98 Anm. 2 3 ; W r e d c Rhein. Volksk. 247 f.; L a u f f e r Niederd. Volksk. 119.
9. Überall lodern F e u e r empor, sowohl an den eigentlichen Tagen der F. wie namentlich am darauf folgenden Sonntag Invocavit (s. F u n k e n s o n n tag, H u t z e l t a g ) . Sie haben zunächst den Sinn der Abwehr 8 0 ). Darum wird beim Abbrennen auch viel Getöse mit Glocken, Sensen und Geschrei gemacht 90 ), häufig auch die „ H e x e " oder sonst eine Verkörperung der winterlichen
1254
Mächte in den Flammen v e r b r a n n t n ) . A b e r mit der Unschädlichmachung des Bösen wird auch dem Guten die Bahn frei. So weit der Feuerschein geht, wird das Land fruchtbar B Z ). Im Kanton Luzern söhnten sich die Nachbarn beim F.sfeuer aus und sagten, das Feuer müsse den alten Groll verzehren 9 3 ). Neben dem Abbrennen der Feuerstöße ist auch das Herabrollen brennender Räder und das Schlagen von Scheiben üblich (s. F u n kensonntag, S cheibensch1ag e n ) . In beiden sind Abbilder der Sonne zu sehen, deren wachsende K r a f t magisch beeinflußt werden soll , 4 ). Seb. F r a n k erzählt, man lasse im Frankenlande ein brennendes R a d ins Tal laufen, „ d a s gleich anzusehen ist, als ob die sunn von dem himmel l i e f " 96). Der Streit zwischen „ W i n t e r und Sommer", d.h. zwischen den lebensfeindlichen und lebensfördernden Mächten, wird mitunter auch in einem wirklichen K a m p f s p i e l dargestellt M ). Im Aargau stürmen berußte Burschen als „ H e u müeterli" gegen eine von Knaben und Mädchen besetzte Anhöhe 9 7 ). Die Anführer zweier sich begegnender Maskenzüge müssen miteinander raufen M ). Auch die ursprüngliche Absicht der in der F.szeit so oft ausgeführten Schwertt ä n z e (s. d.) ist es wohl, den guten Geist des Naturlebens gegen die bösen Geister der Unfruchtbarkeit zu schützen " ) . Zu den Mitteln gegen diese, die freilich zum bloßen Schabernack geworden sind, darf man vielleicht auch das Verschleppen und Verstel1 e n von G e g e n s t ä n d e n , sowie das W e r f e n von Töpfen und Scherben vor die Haustüren rechnen 10 °). Auch das Schienenreiben und das Z e h e n b e i ß e n , das namentlich in Westfalen Burschen und Mädchen aneinander ausüben 1 0 1 ), gehört wohl zu den gewaltsamen Arten, das Böse zu vertreiben. Anderswo ist an seine Stelle das W a s e h e n der Füße 102 ) oder der rechten Fußspitze 103 ) getreten, wie überhaupt das B e g i e ß e n und Bespritzen mit Wasser eines der häufigsten Mittel ist, alles Böse und Unreine abzuspülen 1 0 4 ). A m F.-
Fastnacht
1255
dienstag morgens nüchtern b a d e n ist gut f ü r R ü c k e n w e h l o s ). ») S a r t o r i Sitte 3,109; F e h r l e Volksfeste 34 ff. Frühlingsfeuer schon im frühesten MA.:
ARw.
137(1206). Volksfeste
M)
M)
19, 107 f. " ) Z i n g e r 1 e
35.
S a r t o r i 3,109. ") L ü t o 1 f
M)
Tirol
Fehrle
Sagen
564.
Sartori 3, 107 f.; F e h r l e 36f.; N i 1 s s o n Jahresfeste 31 ff. ••) G r i m m Myth. 1, 522. M) S a r t o r i 3, 120f. 124. ") H o f f m a n n - K r a y e r 134 f. ") J o h n 2, 61. Westb. 39. 43; S t r a c k e r j a n M) F e h r l e 44. 10°) S a r t o r i 3, 120 A. 143; L a u f f e r Niederdeutsche Volksk. 118; ZfrwVk. 10, 7. 101) S a r t o r i Westfalen 148. ,M ) K u h n u. S c h w a r t z 370. 1M) B i r l i n g e r Volksth. 2, 45. IM ) S a r t o r i 3, 105 f. 10S) B i r l i n g e r A. Schw. 2, 54; S e y f a r t h Sachsen 256. 10. Der namentlich in Niederdeutschland zu F. o f t geübte B r a u c h des S c h l a g e s j a g t das Böse davon, w e c k t aber auch durch die Berührung mit der frischgrünen, oft freilich ziemlich unkenntlich gewordenen L e b e n s r u t e die Keime der F r u c h t b a r k e i t 1 0 8 ) . Ohne das Peitschen gibt es kein gutes F l a c h s j a h r 1OT). Man soll sich am F.stage m i t t a g s zwischen 12 und I Uhr sogar t ü c h t i g balgen, damit man recht fleißig werde 106 ). Schon werden auch die V o r b o t e n des späteren M a i e n g r ii n s sichtbar und beginnen die K r a f t des Frühlings in die Häuser zu tragen. In Mecklenburg bringt man sich mit Tannenbäumen einen „ g r ü n e n F a s t e l a b e n d " l w ) , i m Samlande den „ S t r a u ß k l a n g " 110 ), im westfälischen Sauerlande ein „ F . s l ü s t c h e n " v o n B u c h s b a u m 1 1 1 ) . A u c h das B 1 o c k z i e h e n (s. d.) gehört hierher. Der F r u c h t b a r k e i t zuträglich soll auch die m i m i s c h e Darstellung k ü n f t i g e r Feldarbeiten sein. In Lintgen gehen die Fackelträger dreimal um die brennende „ B u r g " und ahmen die Bew e g u n g e n nach, die beim Getreidesäen v o r k o m m e n 1 1 2 ) . In Sonthofen (Allgäu) stört plötzlich eine Hexe die A r b e i t und m u ß vertrieben werden, ein Analogiezauber, durch den der Geist des Unsegens unschädlich g e m a c h t w i r d 1 1 3 ) . A u ß e r ordentlich mannigfaltig sind die Mittel die man a n w e n d e t , um l a n g e n F l a c h s zu erzielen. T a n z e n und Springen der Hausfrau, der Eheleute, der j u n g e n Mädchen ist v o n günstigem Ein-
1256
fluß, überhaupt lebhafte B e w e g u n g U 4 ) , auch Schlittenfahren 1 1 5 ). Im T r a u n viertel k a m e n die W e b e r zusammen und taten hohe Sprünge 1 1 8 ). In Hessen streut eine Frau H a n f s a m e n über die tanzenden Paare 1 1 7 ). D a m i t der Flachs gerate, soll die Hausfrau früh am Düngerhaufen spinnen l u ) oder z u den A r b e i t e n a m F.tage eine blaue Schürze umbinden oder beim T a n z e in der Schenke eine w e i ß e 1 1 8 ) . A u c h der „ S c h l a g mit der L e b e n s r u t e " wird mit d e m W a c h s t u m des Flachses in Beziehung gebracht 12 °), oder es w i r d mit einem Höhenmaße ein A n a l o g i e zauber b e w e r k s t e l l i g t 1 2 1 ) . U m die rechte Zeit zur künftigen A u s s a a t festzustellen, b a u t man jeden F . t a g , Sonntag, M o n t a g und Dienstag, einige Leinsamen in einen alten Topf oder eine Schüssel. D a s schlechtere oder bessere Gedeihen der späteren oder früheren S a a t entscheidet über die A n b a u z e i t . Manchmal m a c h t man diesen Versuch auch bloß a m F.dienstag und da morgens, m i t t a g s und abends m ) . 10°)
Sartori
Mecklenburg l0s)
3, 101 f.
2, 253.
Bartsch
deutsche Vk. 215.
los )
Bartsch Erzgeb.
191.
) S a r t o r i Westfalen
147.
2, 254.
ln
10')
John
no )
B r u n n e r Ost-
) F o n t a i n e Luxemburg 29. l i a ) F e h r l e 114) Volksteste 40. S a r t o r i 3, 101 f. 110 f.; B r u n n e r Ostdeutsche Vk. 212. 214; F r a z e r 1, 138 f. "») ZfrwVk. 23, 52. 56. "•) B a u m g a r t e n Jahr. 18. " ' ) F e h r l e 43. >18) J o h n Westb. 37. n») J o h n Erzgeb. 191. 120) S a r t o r i 3, 101 A. 47; 102 A. 50. »») Ebd. 3, i n . 122) ZföVk. 5, 195.
m
11. In der F.szeit wird mit Vorliebe g e h e i r a t e t 12S ). D e r Montag ist besonders beliebt 1 2 4 ). A m F.stage selbst darf (in Oberholzheim) keine Hochzeit stattfinden, weil da „ a u f der T a n z l a u b e alle Teufel los s i n d " 1 2 5 ), wie ü b e r h a u p t an F. der Böse mit einem tanzt, wenn die Paare nicht Eheleute oder Geschwister sind 126 ). Das stärker erwachende Liebesleben äußert sich schon j e t z t in der Verp a c h t u n g der Mädchen, dem „ A u s r u f e n der L e h e n " 127 ). Den F r a u e n und Mädchen werden besondere Rechte eingeräumt. Sie veranstalten ihre eigenen Festlichkeiten, sammeln dazu Gaben ein und dürfen sich auch wohl aus d e m Walde einen B a u m holen 128 ). Andrerseits sind
Fastnacht
1257
sie a u c h besonders den F r u c h t b a r k e i t s bräutchen des „ S c h l a g e s mit der Lebensr u t e " , des Wassergusses und des ,,Beschmiutzens" 129 ) ausgesetzt. Demgegenüber steht die zu F. beliebte V e r s p o t t u n g der a l t e n J u n g f e r n , deren man sich in s c h e r z h a f t symbolischer H a n d l u n g entl e d i g t 1 3 0 ) . In den B e r g s t ä d t e n des Oberh a r z e s sind a m F.dienstag, d e m T a g e des B e r g d a n k f e s t e s , die F r a u e n v o m Gottesdienste ausgeschlossen; es würden im k o m m e n d e n B e r g j a h r e so viel Unglücksfälle im S c h a c h t e sich ereignen, als F r a u e n in der K i r c h e wären m ) . 12S) S a r t o r i Sitte 1, 6 0 A . 3; B e c k e r Frauenrechtliches
62 f.
12< )
Meyer
Baden
216. 280; S c h r a m e k Böhmerwald 135; J o h n Westb. 38. »«) H ö h n Hochzeit i, 2. '«) M e y e r Baden 205. 1CT) ZfrwVk. 4, 62 ff. 209; W r e d e Rhein. Vk. 248t.; F o x Saar-
land 407;
S a r t o r i 3, 104. 109.
lt8)
Sar-
Wrede
Rhein.
D e r s.
Eifeler
t o r i 3, 118 f.; F e h r l e Volksfeste 47 f.; B e c k e r Frauenrechtliches 21 ff. 33 ff.; Vk.
245 f . ;
KA.2 207 ff.; H ö f l e r Fastnacht 23 f. 129) BeIck e r Frauenrechtl. 41 f. 71. iao) S a r t o r i 3, 104 f.; F o n t a i n e Luxemburg 25; H ö r m a n n Volksleben 11. 18 ff. 131) Nds. 17, 238. 12. Zu F. wird reichlich g e g e s s e n und g e t r u n k e n 132 ). Eine f l o t t mit Essen und T r i n k e n gefeierte F . bedeutet eine f l o t t e E r n t e 1 3 3 ). Man m u ß so viel kochen, d a ß v o n jeder Mahlzeit noch etwas übrig bleibt, sonst steht ein teures Jahr bevor 134 ). Die Frau m u ß recht vielerlei Speisen kochen, dann aber auf den Herd springen und r u f e n : „ H ä u p t e r wie mein K o p f , B l ä t t e r wie meine Schürze und Dorsen wie mein B e i n " , so wird alles in Ü b e r f l u ß g e r a t e n 1 3 5 ) . Im östlichen Odenwalde gibt es mittags Bohnensuppe mit B l u t w u r s t , abends S a u e r k r a u t mit Schweinefleisch, d a m i t W u r s t und Fleisch, Bohnen und K r a u t „ f a s s e l n " im kommenden J a h r e 1 3 6 ) . Man ißt sieben- oder neunerlei Speisen 137 ). Unter allen Umständen m u ß F l e i s c h gegessen werden 13S ). A m „ t o l l e n D o n n e r s t a g " sollen es junge Leute, besonders Mädchen, tun und zwar stehend, d a m i t sie große W a d e n b e k o m m e n 1 3 9 ) . N a c h dem Mittagessen muß man in den W a l d hinein die Zähne blecken, dann gibt's viele Buchnüsse 140 ). S c h w e i n e r n e s wird b e v o r z u g t 1 4 1 ) ;
1258
in Schleswig - Holstein schätzt man Schweinskopf ganz besonders 142 ). W e n n die Bäuerin ihrem Gesinde einen Schinken vorsetzt, soll das ganze J a h r der Schmalzhafen nie leer werden 143 ). W e r am F.morgen B l u t w u r s t ißt, bleibt das ganze Jahr vor Rotlauf und Flohstichen g e s c h ü t z t 1 4 4 ) . W e n n im Zillertale nicht am F.dienstage morgens frischgeschlagene B u t t e r a u f g e t r a g e n wird, so zieht in dem Jahre die N o t ins H a u s 1 4 6 ). Dagegen heißt es im E r z g e b i r g e : wer viel Butter ißt, den stoßen die K ü h e U 6 ) . F.dienstags Milch gegessen, brennt Sommers die Sonne n i c h t 1 4 7 ) . Ferner werden als F.speise empfphlen Hirse und E r b s e n 1 4 8 } . W e r Hirsebrei ißt, dem geht nie das Geld aus 149 ), es „ q u i l l t " 1 6 0 ) . Man ißt Hirse und Erbsen, d a m i t das kleine und das große Geld nicht mangele und damit einem die Kleider schön und gut stehen 1 S 1 ). Man muß, ehe man gewaschen ist, Hirsebrei und S ä u s a c k essen, damit m a n das g a n z e Jahr gesund bleibe 1 6 2 ). S u p p e aber soll man an F. nicht essen, sonst trieft einem stets die Nase 1 5 3 ). — Den R e s t e n der F.speisen wohnen besondere K r ä f t e inne; sie werden auch als Opfergaben f ü r die Engel, f ü r Fuchs, Habicht, Marder usw. v e r w a n d t 1 8 4 ) . D e m Fuchs l e g t man Gebäck unter eine Hecke, d a m i t er sich nicht an den Hühnern vergreife 1 5 S ); f ü r die Erdwichtel ließ man das „ W i c h t e l brot" übrig166). Einige der z u r V e r s p e i s u n g k o m m e n d e n T i e r e werden unter besonderen Förmlichkeiten getötet, namentlich der H a h n . Es sind wohl V e r körperungen des Wachstumsgeistes 167 ). D e m k r ä f t i g e n Essen entspricht das T r i n k e n 1 6 8 ) . Man trinkt W a r m b i e r , u m k r ä f t i g zubleiben, oder weil man sonst im selbigen Jahre stirbt 1 S 9 ). W e r morgens nüchtern Schnaps trinkt, hat später beim H e u m ä h e n nicht unter den S c h n a k e n zu leiden 16 °). W e r aber Wasser trinkt, den stechen sie 1 6 1 ). 133) S a r t o r i 3, 112. ,33) S t r a c k e r j a n i, 37; 2, 57. ,31 ) HessBl. 11, 223 (4). »") W o 1 f Beiträge 1, 228 (325). "») HessBl. 11, 223 (2). ,37) S a r t o r i 3, 112 A. 92. 13S )
Ebd. A .
91;
Höf lor
Fastnacht
27 f f .
Fastnacht
1259 1!>»)
John
K o c h h o l z darf keine F.skuchen backen, denn alle herausspritzenden Ölfäden kommen als *«) Urquell 1 (1890), 129. M e y e r Baden Elbflecken bei ihrem Kinde zum Vor202. 144 ) H ö f 1 e r Fastnacht 28. 146 ) Z i n schein 174 ). Auch F.sküchlein bekommen g e r l e Tirol 138(1208). 146) J o h n Erzgeb. 190. 147) G r i m m Myth. 3, 441. 148) S a r Habicht, Marder, Iltis usw. vorgesetzt, t o r i 3, 112 f.; H ö f l ä r Fastnacht 30 ff. damit sie die Haustiere das Jahr über 14i) G r i m m Myth. 3, 458 (682); H ö f1 er 30. verschonen 17S ). Um zu sehen, ob die F.s1M) G r i m m Myth. 3, 442 (225). m ) D r e c h s 1M kuchen durchgebacken seien, stach manl e r 1, 55; 2, 208 f. ) P a n z e r Beitr. 2, 304. ls») G r i m m Myth. 3, 440 (172). che Frau früher mit einem spitzen Stäb16' ) Z i n g e r l e Tirol 139 (1219). >») J o h n Westb. 37. Sartori.
Fastnachtbär s. B ä r . Fastnacht begraben. Am Fastnachtsdienstag oder am Aschermittwoch, mit-
1262
unter auch erst an der „ a l t e n F a s t n a c h t " (Sonntag Invocavit) 1 ), wird das Ende der Fastnachtsfreuden sinnfällig dadurch zum Ausdruck gebracht, daß eine Puppe oder sonst ein Gegenstand, der die F a s t nacht verkörpert (in Böhmen die Baßgeige) 2), o f t nach einem komischen Gerichtsverfahren und unter Nachäffung kirchlicher Zeremonien begraben (gewöhnlich in einem Düngerhaufen), ertränkt, erschossen oder verbrannt wird. Manchmal gibt sich auch, soweit es ohne Lebensgefahr angeht, ein Mensch dazu her 3 ). Man nennt den Vorgang auch wohl Bachus begraben und zwar auch dann, wenn es sich um Ertränken oder Verbrennen handelt 4 ). In Ottobeuren heißt der Strohmann „ B r u d e r A l e x " 5 ). Oft wird der zur Darstellung der Fastnacht benutzte Gegenstand im nächsten Jahre wieder ausgegraben oder, wenn er sonst irgendwie aufbewahrt ist, wieder zum Vorschein gebracht, um den Beginn des neuen Festes einzuweihen 6 ). Mitunter geschieht das Eingraben sogar erst am Abend vor dem Wiederausgraben'). In den Recklinghäuser Bauernschaften pflegte man den Bachus auf dem Hofe zu verbrennen, wo nächstesmal die Feier stattfinden sollte 8 ). Der Sinn des Begrabens usw. ist hier zunächst der anschauliche Abschluß einer Festperiode; er wird immer da vorliegen, wo das beseitigte Symbol im nächsten J a h r e wieder in Wirkung treten soll. Aber vielfach hat sich mit dem Begraben, Ertränken usw. die Absicht der Beseitigung feindseliger Wintermächte verbunden, so daß das F . zum Todaustragen wird 9 ). Der Glaube an schlimme K r ä f t e , die der Fastnachtspuppe anhaften, zeigt sich in der Anschauung, die den für beschimpft hält, auf dessen Düngerstätte man sie v e r g r ä b t 1 0 ) . Andrerseits soll der Strohmann, den die Esten am Fastnachtsdienstag machen, auf einer Stange mit lautem Freudengeschrei um die Grenzen des Dorfes tragen und dann an der Spitze eines Baumes im Walde befestigen, Schutz gegen alles Unglück b i e t e n u ) . Über das Feuer, in dem in
I2Ö3
Fastnachtbretzel—Faszination
1264
perschlange, ersterer durch den Blick, die andere durch ihr Geräusch, die Vögel f a s ziniert, so, daß sie widerstandslos ihre B e u M e y e r Baden 209. *) S a r t o r i Sitte 3, 125 A. 168; L e h m a n n Sudetendeutsche te werden 3 ®). Ein U n b e k a n n t e r hat d e m 139; vgl. W l i s l o c k i Magyaren 86. 3) S a r L a n d m a n n seine L ä m m e r m i t dem A u g e t o r i 3, 1 2 3 ff.; F r a z e r 4, 220 ff. ') S a r bezaubert (nescio quis tenero oculo mihi t o r i Westfalen 150; S t r a c k e r j a n 2,56; fascinet a g n o s ) 4 ) . Der Faszinierte ist R e i s e r Allgäu 2, 88. ') R e i s e r Ebd. •) S a r t o r i 3, 92 A. 7; 125 A. 166. ') Nds. wie mit u n s i c h t b a r e r Schlinge 14, 187 (Harburg). 8) S a r t o r i Westfalen gebunden — daher das S c h i i n g e n m o t i v 150. ») R e u s c h e l Volksk. 2, 52; N i l s (der zauberische K n o t e n , das magische s o n Jahresfeste 30; S a r t o r i 3, 124. I0) K u h n Lhasso) in der Magie sehr gebräuchlich Westfalen 2, 131 (394); J o h n Westb. 47. " ) F r a z e r 4,233. ") S c h m i t z ist 6 ). Scheue Pferde, die im Wald d u r c h Eifel 1, 20. Sartori. das Mondlicht (seine Lichtfäden) u m schlungen sind und wie festgebannt n i c h t Fastnachtbretzel s. B r c t z e l , weitergehen können, bis es eins geschlaFastnachtdienstag s. D i e n s t a g . gen h a t 5) (s. stellen, festmachen). S c h o n Fastnachtdonnerstag s. D o n n e r s t a g . in alten Sprachen w u r d e der scharfe B l i c k z u m symbolischen A u s d r u c k für den Fastnachtfeuer s. F e u e r u. 2, 1253 K o i t u s ; v g l . den alttestamentlichen A u s Fastnachtfreitag s. F r e i t a g . d r u c k : ein Mädchen „ e r k e n n e n " ; d a h e r Fastnachtkuchen s j c u c h e n u. 2,12 58 f. in der A n s c h a u u n g vieler, auch primitiver V ö l k e r das V e r b o t des Anschauens Fastnachtmontag s. M o n t a g . der Schwiegermutter Und S c h w ä g c r i n ; eben daher die übertragende B e d e u t u n g Fastnachtsonntag s. S o n n t a g . schon des lateinischen fascinum f ü r F a s z i n a t i o n , v o n lat. fascinare, dieses Penis und zugleich für den bösen B l i c k : v o n griech. ßaaxaivo, bedeutet schon bei eine J u n g f r a u , die ihn a u f f ä n g t , k a n n den R ö m e r n das Bezaubern durch bösen „ s i c h v e r s e h e n " 7 ). B l i c k oder Spruch (Anruf, vor allem durch unhörbare Worte, mala lingua, Der G l a u b e an die F . h a t im MA. den Catull) und hat die gangbare B e d e u t u n g H e x e n g l a u b e n v e r s t ä r k t . Die Vorder B e s c h w ö r u n g durch den bösen Blick stellung v o n der F. w a r sogar ein will(s. d.) angenommen, jedoch auch die erkommenes Mittel, unliebsame Frauen der weiterte einer Bezauberung selbst durch Hexerei zu beschuldigen, und in zahldingliche Mittel. Dämonen und in ihrem reichen Schriften z. B . dem Flagellum A u f t r a g handelnde böse Menschen üben haereticorum fascinariorum v o n N i k o die F., können aber nach manchen kirchl a u s J a c q u e r i u s (geschrieben lichen Schriftstellern des MA.s nur gegen 1458, g e d r u c k t 1581), w u r d e der N a c h diejenigen etwas ausrichten, welche im weis der R e a l i t ä t des H e x e n s a b b a t h s und Glauben fehlen; weshalb die A n r u f u n g H e x e n f l u g s (s. Hexe) geführt. Man sprach und A n w e n d u n g kirchlicher Mittel (Bevon den Faszinierenden als einer „ a b schwörungen, Exorzisationen) gegen sie scheulichen S e k t e " 8 ) , deren Mitglieder empfohlen werden A u c h diese A n w e n mit den D ä m o n e n zusammenkommen dung der Gegenmittel wird als F . bein besonderen S y n a g o g e n , in denen sie zeichnet, wie schon die Lateiner die über ihre Opfer b e r a t e n 9 ) . Zur Blütezeit W o r t e „ f a s c i n u s " und „ f a s c i n u m " zuder Waldenser w u r d e n diese mit den nächst als A u s d r u c k für V e r z a u b e r u n g fascinarii g l e i c h g e s e t z t 1 0 ) : „ s i e treiben ü b e r h a u p t und dann als S c h u t z m i t t e l Wahrsagereien, F . e n mit den v o n den gegen dieselbe, als A m u l e t t gebrauchD ä m o n e n ihnen gegebenen P u l v e r n und ten 2 ). V e r s t ä r k t wurde der einmal v o r durch gewisse andere Mischungen und handene G l a u b e an die F. durch die Beh a t t e n einen D ä m o n z u m besonderen o b a c h t u n g derselben in der Tierwelt, w o Freund und Bundesgenossen aus der der B u c e p h a l u s Capensis 3) und die K l a p N a t u r der S e k t e der W a l d e n s e r " " ) . Cobern der Strohmann v e r b r a n n t wird, m u ß die j ü n g s t e F r a u springen 1 2 ).
Fatalismus
1265
S p ä t e r wurde f ü r sie die Bezeichnung V a u d e n s e s üblich 12 ). In den Prozessen w u r d e eine solche vetula sortüega bezichtigt, durch das Singen teuflischer Lieder über B r o t und K r ä u t e r n und durch gewisse Schlingen, die sie in einem B a u m v e r b o r g e n gehalten oder auf einem K r e u z w e g w e g g e w o r f e n hatte, das Vieh anderer Menschen dem Verderben preisgegeben oder aber auch ihr eigenes Vieh durch eben dieselben Mittel v o n Seuche und Pest befreit zu haben 13 ). Durch Berührung oder Blick können sie schaden, selbst töten, vor allem das Vieh und die K n a b e n , indem v o n ihnen die giftigen S t o f f e ausgehen, welche die D ä m o n e n ausgebrochen haben14). Nach T h o m a s v o n A q u i n o w u r d e die ganze L u f t durch sie v e r g i f t e t 1 S ) , die dann wiederum auf die A u g e n der bezauberten Menschen einwirkt. Namentlich bei N a c h t dringen solche faszinierenden Weiber trotz der verriegelten Türen in die W o h n u n g e n und schleichen sich an die Söhne heran, welche infolge der F . in plötzliche Krankheiten, f a l l e n l s ) (a malo oculo infecti) 17 ). Beliebt w a r im MA. auch die R ü c k f ü h r u n g sexueller Impotenz auf F. 1 8 ). — Selbstverständlich wurden im M A . auch besondere Mittel gegen die F. erfunden. Actuarius beschreibt eine täglich zu nehmende Pille, die aus 32 pflanzlichen Ingredienzien und Honig bereitet wird 1 8 ), und im übrigen wurden dieselben Mittel wie beim bösen Blick a n g e w e n d e t 2 0 ) . ') H a n s e n Hexenwahn 417, 258; P a u l y Wissowa 2, 2009 ft. 2) S c l i g m a n n Blick Lore
3,
2 , 4 . ») E b d . 1, 1 3 1 . 3 ») S 6 b i 1 1 o t Folk3, 269 f f . ; 4, 4 5 1 . «) V i r g i l Ecloga
103.
') S c h e f t e l o w i t z
Schlingen-
mcliv 17 i. ') E i s e 1 Voigtland 45 N r . 99. ' ) S t o r f e r Jungfr. M utterschaft 90. 8) H a n s e n Hexenwahn 1 3 5 . •) E b d . 10 ) E b d . 180.
») Ebd. ") Ebd. 409. ") Ebd.41 f. >«) Ebd. 64. I5) Ebd. 71 11. 288. !«) Ebd. 310. 17) Ebd. 30.).
18)
E b d . 283.
19 )
ioi. *>) Ebd. 2, 283.
S e 1 i g m a n n Blick
2,
K. Bctli.
Fatalismus wird eine W e l t - und Lebensanschauung genannt, welche alles, was sich ereignet und insonderheit dem Einzelmenschen oder menschlichen Verbänden zustößt, auf ein unabänderliches vorbestimmtes Schicksal (s. d.) zurückführt,
1266
im P o l y t h e i s m u s auf Schicksalsdämonen oder -gottheiten, im Monotheismus auf die unabänderliche göttliche Vorherbestimmung, in j e d e m Falle auf eine N o t w e n d i g k e i t (welche bei den Griechen, z u m a l in den orphischen Kreisen, eine vielgenannte G o t t h e i t , die A n a n k e w a r und bei den R ö m e r n als die rauhharte, d. h. unerweichliche N o t w e n d i g k e i t , dira Necessitas, im Volksglauben eine Rolle spielte) J ). D a s F a t u m wurde daher auch bei den R ö m e r n z u m Inbegriff einer unkontrollierbaren und unberechenbar waltenden M a c h t . Unter den monotheistischen Religionen h a t der F. nicht nur im Islam, der in A l l a h einen nach W i l l k ü r das Ergehen der Menschen bestimmenden G o t t sieht, besondere B e d e u t u n g erlangt, sondern auch im Christentum dort, w o der starre P r ä d e s t i n a t i a n i s m u s durchbrach, der auch des einzelnen Menschen Los v o n dessen Wollen und R i n g e n abtrennt 2 ). Ü b e r h a u p t ist dem F. eigen, daß er menschliches B e m ü h e n und W o l l e n zur U n w i r k s a m k e i t verurteilt. Er k a n n zwei verschiedene Motive h a b e n : einmal die B e o b a c h t u n g v o n Fällen, wo anscheinend dem Menschen alles gegen den Strich geht, oder w o schlechte A b s i c h t e n t r o t z aller A n s t r e n g u n g des bösen Willens nicht zur A u s w i r k u n g gelangen; z u m andern aber auch das Bestreben, die sittliche Bem ü h u n g auszuschalten und deshalb als nutzlos hinzustellen, w o f ü r der G l a u b e ans F a t u m ein gutes Hilfsmittel bildet. Im A b e r g l a u b e n tritt der F. gewöhnlich als eine Folge des ersterwähnten M o t i v s auf. Man t r i f f t im V o l k e den G l a u b e n an die durch nichts a b z u w e n d e n d e A b h ä n g i g k e i t des Menschen entweder v o m Willen überirdischer G e w a l t e n 3) oder v o n einer gar nicht näher vorgestellten, neutrisch gedachten Macht, die h ä u f i g mit den Sternen identifiziert wird, aus denen m a n deshalb das Schicksal abzulesen sich b e m ü h t (s. Astrologie). Die deutschen Märchen sind voll v o n W e n d u n g e n , die den F . erkennen lassen, so, wenn es gegenüber allen A n s t r e n g u n g e n h e i ß t : „ a b e r es sollte anders k o m m e n " ; oder wenn die vorher bestimmte Zeit, drei oder sieben Jahre
Fater—Faulbaum
1267
usw. a b g e l a u f e n ist, t r i t t plötzlich die vielleicht v o m Leser noch n i c h t geahnte W e n d u n g ein, die eben a n dieser Stelle n o t w e n d i g ist. Der G l a u b e a n s F a t u m ist so allgemein und auch, w e n n nicht eingestanden, in R e d e n s a r t e n durchblickend, d a ß Einzelbeispiele überflüssig erscheinen *). W a s der eben geborene Mensch werden wird, wie er sich e n t w i c k e l n wird, das gilt als f e s t b e s t i m m t , g a n z in Übere i n s t i m m u n g mit d e m altgermanischen G l a u b e n a n die T ä t i g k e i t der N o m e n 5 ). Einige Beispiele mögen nur zeigen, wie er sich a m h ä u f i g s t e n mit gewissen ins Leben tief einschneidenden Ereignissen verbindet. V o r allem ist das bei Liebe, Verlöbnis u n d E h e der Fall. D i e Entscheid u n g v o r d e m Verlöbnis w i r d v o m Mädchen einfach den E l t e r n zugeschoben, die f ü r es Schicksal sind, d a m i t es nicht entscheiden m u ß 6 ) ; alles U n g e m a c h _ aber, das über die durch ihre E l t e r n getrennten Liebenden k o m m t , wird darauf zurückgeführt, d a ß sich nicht L i e b e zu L i e b e gesellt h a t 7 ) . „ U n b e s o n n e n " ist der Freier, welcher g l a u b t , eines Mädchens Besitz durch besondere A n s t r e n g u n g e n und Opfer erwerben z u müssen. „ H a t ein Gott mich dir b e s t i m m t zu eigen, k o m m ' ich selbst schon dir ins Haus, oh N ä r r c h e n " 8 ) . Bei den K a s c h u b e n (in Pommern) sind leidenschaftliche L i e b s c h a f t e n und Treuschwüre noch h e u t e t w a s Unbekanntes, aber auch g a n z überflüssig, da „ d i e für einander b e s t i m m t e n sich doch finden, w e n n auch sieben B e r g e sie trennen s o l l t e n " •). W i e der A n f a n g , so ist auch der A u s g a n g des L e b e n s durchs F a t u m b e s t i m m t . Die P e s t f r a u , „Mordpest", h a t nach einer S a g e eine L i s t e ihrer Opfer und weist d e m Mädchen, das wegen seiner J u g e n d u m V e r s c h o n u n g bittet, n a c h : „ d a steht ihr j u n g e n L e u t e drin verz e i c h n e t " 10 ). ') P. W e n d l a n d Hellenistisch-römische Kultur 133. 156 f. 399 f. *) E. L u t h a r d t Lehre vom freien Willen. ') S t o 11 Zauberglauben 182. *) G r i m m Myth. 2, 7 1 4 ff.
718 f.; 3, 258 f. e) G o l t h e r Mythologie 105; S c h r ö d e r Germanentum 131. •) K r a u ß Sitte
u.
Brauch
322.
7)
Ebd.
») E b d .
141.
•) S e e f r i e d - G u l g o w s k i 104. 10) K r a u ß Relig. Brauch
62.
K . Beth.
1268
Fater, nur bei Megenberg vorkommende Verdeutschung v o n lat. fatator, das wir aber außer bei Albertus Magnus, Vinzenz v o n B e a u v a i s und Megenberg nicht nachzuweisen wissen. Im Register zu Albertus wird v e r m u t e t : „(patrta Aristot. esse v i d e t u r . " Die nhd. Übersetzung des Megenberg m e r k t a n : „Vielleicht der auch im Winter brütende K r e u z s c h n a b e l ? " A l bertus (De A n i m . 23, 110) s a g t : Der F a t a t o r soll ein Vogel des Orients sein, der aus S u c h t nach N a c h k o m m e n s c h a f t sich zweimal im Jahre b e g a t t e t : zuerst im Januar nach der Wintersonnenwende; aber diese Eier gehen o f t wegen der W i n t e r k ä l t e zugrunde. Das zweitemal begattet er sich im Sommer nach der Frühlingstag-und-nachtgleiche gegen die Sommersonnenwende; und diese Eier gedeihen und sind fruchtbar. Ähnlich Vinzenz 201 und Megenberg (ed. Pfeiffer) 189. Hoffmann-Krayer. F a u l b a u m (Pulverholz, Sprickel; R h a m nus Frangula, Frangula alnus). 1 . B o t a n i s c h e s . Strauch mit dunkelgrauer, hell punktierter Rinde. Die Blätter sind eiförmig und ganzrandig. Die kleinen Blüten sind weißlichgrün, die Früchte sind in unreifem Zustande grüne, später rote, im Reifezustande schwarze Beeren. Der F. w ä c h s t h ä u f i g in Hecken, an W a l d r ä n d e r n und in W ä l d e r n 1 ) . Beeren und R i n d e des Strauches sind ein volkstümliches A b f ü h r m i t t e l 2 ). A u c h die Traubenkirsche (s. d.) wird manchmal als F. bezeichnet. ') M a r z e l l Kräuterbuch 126. •) D c r s , Heilpflanzen
81 f.
2. Die H e x e n können durch die L ü f t e fliegen, wenn sie sich mit dem S a f t e des F.s (vielleicht ist hierunter die Traubenkirsche zu verstehen) beschmieren (Münsterland) s ). Mit seinen Zweigen darf man das Vieh nicht berühren, es b e k o m m t Blutharnen 4 ). Offenbar gilt hier der F. als ein „ b ö s e r " B a u m ; auch nach finnischem Glauben ist der F. „ a u s schlimmem G e s c h l e c h t " und nach norwegischem hat der Teufel unter einem F. eine Ziege geschunden 5 ). ') S t r a c k e r i a n 1 i, 387. «) Ebd. 1, 122; ebenso in Frankreich (Ille-et-Vilaiie): S e b i 11 o t Folk-Lore 3, 387. ") FFC. 52,51.
Faust—Faustus
I2Ö9
3. In der s y m p a t h e t i s c h e n Medizin bewirkt die nach oben g e s c h a b t e Rinde E r b r e c h e n , die nach u n t e n geschabte D u r c h f a l l 6 ) . D a s gleiche behauptet man v o m Holunder (s. d.). R i c h t i g ist übrigens, daß die F.rinde sowohl einen abführend wirkenden (Frangulin) wie einen brechenerregenden ( R h a m n u s t o x i n ) Stoff enthält. Gegen Fieber schabt man von neun einjährigen Zweigen die grüne Rinde ab und trinkt die Abkochung davon7). ") Urquell 4, 155; ZfrwVk. Ii, 169. ') S c h u le n b u r g
Wend.
Volksth.
99.
4. Die Beeren des F.s bilden ein S a a t o r a k e l : der F. trägt gleichzeitig Blüten, halbreife und reife Früchte. J e mehr reife F r ü c h t e sich frühzeitig zeigen, desto frühere A u s s a a t des R o g g e n s ist vorteilh a f t 8 ) . Nach russischem Volksglauben gerät der Buchweizen, wenn der F. in voller Blüte s t e h t 9 ) . •) S t r a c k e r j a n 1 1, 28; 2, 122. 125; ähnlich: P e t e r Österreichisch-Schlesien 2, 264. •) Y e r m o l o f f Volkskalender 114. Marzell. F a u s t . Die geschlossene F a u s t gilt ursprünglich als A b w e h r d r o h u n g gegen feindliche Dämonen, wie uns antike A m u l e t t e in Fülle verraten '). Im deutschen Aberglauben hat sich wenig erhalten. In Westpreußen g l a u b t man, wenn der V i e h v e r k ä u f e r die F. nachballt, dann habe man Unglück 2) (s. Fluch). Im L a n d e ob der Enns mußte 1787 die Gebärerin, ist das K i n d zur Welt, dreimal in ein Zwiebelhaupt beißen, dreimal im Kindsstuhl aufgehoben und niedergesetzt werden, die Daumen einziehen und dreimal in jede F. blasen 3 ). 1
)TSeligmann
2, 178; ARw. 11, 128;
Z: Vk. 20, 162; S i 1 1 1 Gebärden 1 5 ; W u n d t Mythus u. Religion 1, 271. 273 f. *) W u 1 1 k e
§ 292. 3) G r i m m Myth. 3, 460 Nr. 732. Stemplinger.
Faustus (Zauberer). 1. Georg (in der Sage immer Johann) F. stammte wahrscheinlich aus K n i t t lingen in Schwaben. Sichere Nachrichten über ihn fallen in die Jahre 1507—1540. Im Besitze zumindest halbgelehrter Bildung erregte er als Astrologe A u f m e r k samkeit und scheint an verschiedenen
1270
H ö f e n eine nicht unansehnliche Rolle gespielt zu haben. W e g e n seiner Prahlsucht, seines unstäten W a n d e r l e b e n s berichten seine Zeitgenossen nur Ungünstiges über ihn. Er gehörte zu den V a g a n t e n (s. f a h rende Schüler), überragte sie aber doch als echter R e n a i s s a n c e m e n s c h 1 ) . Seine Gestalt ist t y p i s c h f ü r seine Zeit, in der neben der a u f s t r e b e n d e n Wissenschaft der H e x e n w a h n und der Glaube an Teufelsbündnisse seinen H ö h e p u n k t erreichte 2 ). F. h a t keine literarischen W e r k e hinterlassen. A b 1540 sind die Nachrichten über ihn sagenhaft, die Blütezeit der M y t h e n b i l d u n g fällt in die Mitte der S e c h z i g e r j a h r e des 16. Jhs. Die seit dem A l t e r t u m herkömmlichen Motive und Sagen v o n Übermenschen und Zauberern 3) h a b e n sich z. T . von zeitgenössischen Gelehrten 4 ), wie Agrippa, A l bertus Magnus, Paracelsus, T r i t h e m i u s (s. d.) auf ihn übertragen, an seinen N a m e n a n g e s c h l o s s e n 6 ) . D u r c h seinen Verkehr mit S t u d e n t e n ist die Erinnerung an ihn besonders in E r f u r t 8 ) ( s . o . 2), auch in L e i p z i g 7 ) lange lebendig geblieben. Die mündliche v o l k s t ü m l i c h e Überlieferung (F.sage) b e s c h ä f t i g t sich I. mit seinem Teufelsbündnis und schrecklichen Ende, 2. mit seinen W u n d e r t a t e n , L u f t fahrten, B e s c h a f f u n g wunderbarer Mahlzeiten, 3. seinen verschiedenen Streichen und Schelmenstücken. E r verschlingt Personen und Gegenstände, prellt J u d e n und Wucherer, v e r k a u f t Strohwische f ü r Pferde und Schweine. In Leipzig reitet er ein F a ß aus dem Keller, einer Tischgesells c h a f t läßt er beinahe an Stelle v o n W e i n trauben sich die Nasen abschneiden 8 ). A u s dieser v o l k s t ü m l i c h mündlichen und auch aus schriftlich gelehrter 9 ) Überlieferung schöpfen die V o l k s b ü c h e r v o n F . 1587 ( S p i e ß ) 1 0 ) und 1599 (Georg Rudolf W i d m a n n ) u ) , durch die, wie durch V o l k s s c h a u s p i e l e 1 2 ) und das V o l k s l i e d 1 3 ) , der F.stoff w e i t v e r b r e i t e t wurde. V o n dem in den V o l k s b ü c h e r n v o r k o m m e n d e n F a m u l u s W a g n e r w ) ist in den historischen Berichten und in der neueren Volksüberlieferung keine Rede. ») K l u g e Bunte Blätter 1—28; DZfGeschichtswiss. N. F. 1896/97, 298—350 (Wit-
1271
Faustus
kowski); Germ. Rom. Mtsschr. 1910, 99—115 (Petsch); Einleitung zum Volksbuch vom Doctor F. Neudr. d. Literaturwerke d. 16. u. 17. Jhs. Nr. 7, 8, 8 a/b (Petsch); K i e s e w e t t e r Faust 2—60. 2) S c h m i d t Charakteristiken: Faust und das 16. Jh. 3) Kloster 5, 23 (Düntzer); ZfDkde. 1920, 449 ff. 513 ff. (Petsch). *) Kloster 5, 385 ff. 496; W i t k o w s k i 315. 6) B r a u n e r Curiositäten 725; K i e s e w e t t e r Faust 231 f.; Euphorion 2, 39 ff.; W i t k o w s k i 302; Programm des königl. Victoria-Gymnasiums zu Burg 1905, 22 (Seeger). 8) Euphorion 2, 39 ff.; W i t k o w s k i 313. ') Einleitung zum Faustbuch (Petsch) 8. 8) Programm des Gymnasiums zu Burg 1905, 8 f. 9) Kloster Ii, 217 ff.: Weimarer Jb. 5, 242; M i l c h s a c k Historia D. Johannis Fausti des Zauberers 1 ff.; Euphorion 11, 701; Vierteljahrschr. f. Literaturgesch. 1, 171; 4, 361 f. 381 f. 10) Das Volksbuch vom Doctor Faust nach der ersten Ausgabe 1587 (Spieß) hsg. von Robert Petsch. Ältere (Wolfenbüttler) Fassung: Historia D. Johannis Fausti des Zauberers hsg. von Gustav Milchsack, Wolfenbüttel 1892; Das Volksbuch vom D. Faust nach der um die Erfurter Geschichten vermehrten Fassung, hsg. von Josef Fritz. Halle 1914. J1 ) Bibliothek d. Lit. Ver. Stuttgart 146. 12) Die beiden alten Volksschauspiele von D. Johann Faust und Christoph Wagner, hsg. von Carl Engel (Deutsche Puppenkomödien 9 und 10); C r e i z e n a c h Versuch einer Geschichte des Volksschauspiels vom Doctor Faust 1878. 13) A. T i 1 1 e Die deutschen Volkslieder von Doctor F. Halle 1890. 14) B r ä u n e r Curiositäten 725 ff.; K i e s e w e t t e r Faust 72. 495 ff. 2. F . i n d e r n e u e r e n V o l k s ü b e r l i e f e r u n g . S c h o n im 16. J h . w e r d e n v e r s c h i e d e n e O r t e ( R o d bei W e i mar, S o n d w e d e l in der Mark, K n i t t l i n g e n in W ü r t t e m b e r g ) als G e b u r t s o r t F . s ang e f ü h r t . N o c h in neuer Z e i t w e r d e n in v i e l e n S t ä d t e n , z. B . E r f u r t , Leipzig, Prag, Salzburg, Wien, Häuser genannt, in denen er g e w o h n t h a b e n soll. Sehr reich ist die Ü b e r l i e f e r u n g in E r f u r t . A u s den A u f z e i c h n u n g e n W i t z s c h e l s ist a b e r leider n i c h t z u ersehen, o b seine B e r i c h t e nur a u s den v o n i h m a n g e g e b e n e n s c h r i f t lichen Quellen s t a m m e n 1 5 ) oder ob er sie a u c h a u s m ü n d l i c h e r U b e r l i e f e r u n g k e n n t . F . f ü h r t e den S t u d e n t e n in seiner V o r l e s u n g die griechischen H e l d e n leibh a f t i g v o r 1 6 ) . E r erbot sich, die v e r l o r e n e n K o m ö d i e n v o n T e r e n z u n d P l a u t u s auf einige Z e i t h e r b e i z u s c h a f f e n 1 7 ) . E r ritt auf Mephistopheles, der sich in ein P f e r d v e r w a n d e l t h a t t e , in einer N a c h t v o n
1272
P r a g n a c h E r f u r t und z u r ü c k 1 8 ) . Ein a n d e r m a l k o m m t er auf einem unersättlichen Z a u b e r p f e r d v o n P r a g nach Erf u r t zu einem A b e n d e s s e n 1 9 ) . F. fährt a u s dem D a c h e seines H a u s e s auf dem M a n t e l d a v o n , das L o c h im D a c h läßt sich n i c h t mehr schließen 20) (s. D a c h 1 c). E r h o l t eine Schüssel m i t gesottenem H e c h t u n d eine K a n n e W e i n z u m Fenster h e r e i n 2 1 ) . E r l ä ß t d u r c h drei herbeizitierte D i e n e r h e r b e i s c h a f f e n , w a s jeder seiner G ä s t e z u essen w ü n s c h t 22 ). E r z a p f t Wein a u s einem H o l z t i s c h , t ä u s c h t Trunkenen W e i n t r a u b e n vor, sie h a l t e n sich aber gegenseitig a n der N a s e 23 ). Ü b e r schlechte B e w i r t u n g erzürnt, s e t z t F . einen Poltergeist ins H a u s 24 ). E r f r i ß t ein Fuder Heu m i t W a g e n u n d P f e r d e n 25 ). Mit einem F u d e r H e u u n d z w e i Ochsen f u h r er durch das enge F . g ä ß c h e n 26 ). E r w u r d e aufgefordert, seinen P a k t m i t dem Teufel zu b r e c h e n ; als er sich n i c h t bekehren ließ, m u ß t e er E r f u r t v e r l a s s e n 27 ). F . reitet auf einem F a ß 28). In S c h w a b e n erzählt man, der T e u f e l h a b e F. alles b e s c h a f f e n müssen, E r d b e e r e n im W i n t e r , im Sommer eine S c h n e e b a h n z u m Schlittenfahren. B e i seinen Reisen m u ß t e der Teufel in S t ä d t e n das P f l a s t e r v o r ihm aufteißen u n d h i n t e r i h m wieder herstellen, die F e l d w e g e a b e r p f l a s t e r n und dann wieder a u f r e i ß e n M ) . V o n den wohlerhaltenen R e s t e n römischer S t r a ß e n in Siebenbürgen s a g t man, F . oder der Teufel auf dessen B e f e h l h a b e sie erbaut. Hier erinnert man sich a u c h a n den in zahlloser Teufelsbeg l e i t u n g wie der S t u r m w i n d dahinfahrenden F. 3 0 ). N e b e n einer R e i h e v o n Zauberund S c h e l m e n s t ü c k c h e n 31 ) erzählt man v o n den v e r g e b l i c h e n B e m ü h u n g e n des Heilands, F . dem T e u f e l zu entreißen 3 2 ). Im Oberwallis h a b e F a u s t u s den Teufel so l a n g e m i t schwierigen A u f g a b e n geplagt, bis dieser ihn in die L u f t entführte, w o m a n F. drei T a g e l a n g jammern hörte 33 ). In M a u l b r o n n h a b e der Teufel F. a n der W a n d seines G e m a c h e s erschlagen, w o a u c h ein untilgbarer Blutf l e c k zu sehen ist 34 ). A l s F a u s t z u m Sterben k a m , befahl er seinem K n e c h t , seinen L e i c h n a m in S t ü c k e zu hauen, in ein S c h a f f z u pressen und drei T a g e hinter
Febris—Februar
1273
den heißen Ofen zu stellen. D a n n stieg er wieder zusammengesetzt heraus (s. Paracelsus) 35 ). F. soll in N e u - R u p p i n gelebt u n d mit den Bürgern betrügerisch K a r t e n gespielt haben, man hat auch seinen P f e r d e f u ß gesehen. N a c h seinem Tode s a h m a n ihn noch zuweilen in einem Dikk i c h t mit mehreren an einem Tische sitzend K a r t e n spielen s e ). A u c h in Island e r z ä h l t man v o n F.s T e u f e l s p a k t , dem gläsernen Schloß, in dem er mit Helena g e w o h n t haben soll und v o n seinem schrecklichen Ende. 37 ). l ä ) Die Volksbücher von Spieß und Widmann; die Hogelsche Chronik von Thüringen und der Stadt Erfurt, eine Hs. des 17. Jhs., die aus der verlorenen Reichmann-Wambachschen Chronik von 1542—1556 schöpft. Vgl. Einleitung zum Volksbuch hsg. von Petsch 7 f.; Euphorion 2, 39 ff. ") W i t z s c h e l I, 305 Nr. 318 (Widmann, Hogel); Bechstein
1274
l e n z w a n g ; D o c t o r F.s großer und gewaltiger Meergeist 4 3 ); F . s P r a x i s magica M ) . Zum folgenden K i e s e w e t t e r Faust 263—315. •») Kloster 2, 805 ff. ") Ebd. 2, 852 ff. « ) Ebd. 5, 1 1 0 7 ff. ") Ebd. 5, 1 1 5 7 . Weiser.
Febris, als Z a u b e r w o r t in einem Fiebersegen b e h a n d e l t : F., Fubris, Faberis, transi ad Calabris, linquas me in pace, sie gaudeo in thorace x ); das Fieber soll also zu den Calabriern wandern (oder darf m a n an eine Verwechselung mit calabrix, Dornstrauch, vielleicht Weißdorn, denken ?). Das Lautspiel mit dem W o r t h a t zahlreiche Parallelen im Zauber seit alters, z . B . ä g y p t i s c h : m o k e t , p o k e t 2 ) ; koptisch: mulal, bulal, thulal 3 ); hellenistisch: BaX BijX BoX (Spiel mit dem Gottesnamen B a a l in seinen V a r i a n t e n ) 4 ) ; lateinisch: daries, dardaries, a s t a r i e s 8 ) ; äthiopisch: Thüringen 2, 315 f f . ") W i t z s c h e l ThüL i s ! ' A f l l s ! oder: Q a t a m ? S a t a m ! Sauringen 1, 306 Nr. 319 (Hogel). ") E b d 1, 308. s a r a m ! (Reime zu d a m = Blut) 8 ); später 19) Ebd. 306 Nr. 320 (Widmann, Hogel); H e x e n s p r u c h : Schurius, Turius, T i r i u s 7 ) , i0 B e c h s t e i n Thüringen 2, 315 f. ) W i t z Hocuspocus usw., vgl. d. a. Zauberworte. s c h e l I, 310 Nr. 323 (Hogel); B e c h s t e i n Thüringen 2, 113. " ) W i t z s c h e l 1, 311 Solche Wortspielereien hängen mit der Nr. 324 (Spieß). «•) Ebd. 1, 308 Nr. 321 (Hogel). Vorstellung v o n einer Sprache der Götter ") B e c h s t e i n Thüringen 2, 315 f. M ) W i t z und Geister z u s a m m e n 8 ) . s c h e l I, 312 Nr. 326 (Widmann); das berichtet auch der Basler Pfarrer Gast 1548, ') A b r a h a m a. S. C l a r a Huy und der Faust persönlich gekannt hat: K l u g e Pfuy der Welt ( 1 7 0 7 ) , 5 1 5 . s ) A . E r m a n Die Bunte
Blätter 22.
1,
311
Sagen
503
") W i t z s c h e l
Nr. 325 (Spieß). ") Ebd. 1, 304 Nr. 317. ») Ebd. 1, 309 Nr. 322 (Hogel); B e c h s t e i n Thüringen
Nr. 653. 30 )
2, M)
315 f.
Meier
Müller
") M e i c h e
ägyptische Religion (1905), 1 5 6 . 3 ) A . E r m a n u . F r . K r e b s Aus den Papyrus der hönigl. Musen Berlin (1899), 262. ' ) W e s s e l y 1,
69 Z. 1010.
6)
Schwaben 1, 167 Nr. 188. 566; T h i e r s
Siebenbürgen 115 Nr. 169. 170.
Heim
Incantamenta 533 f.
1, 361. •) W. H. W o r r e l l
Studien zum abessinischen Zauberwesen
(1909),
2 7 . ') H o r s t Zauberbibliothek 1 ( 1 8 2 1 ) , 230. Ebd. 1 1 3 Nr. 168. >«) Ebd. 1 1 4 . " ) J e Jacoby. g e r l e h n e r Oberwallis 265 Nr. ro. 34) M e i e r •) G ü n t e r t Göttersprache pass.
31 )
Schwaben 1, 167 Nr. 188.
35 )
Volkst. 1 , 2 1 2 f .
Mark.
3e)
K u h n
Birlinger
Nr. 152. 3') L e h m a n n - F i l h e s
Sagen 160
2, 53.
3. Zahlreiche F.geschichten sind auf andere volkstümliche Schwarzkünstler übertragen worden, z . B . auf P u m p h u t 3 8 ) oder K r a b a t 38). 3,)) ZfVlc. 26, 330 ff. ») M e i c h e Sagen 538 Nr. 679; Priitorius hat sogar eine F.geschichte auf Rübezahl übertragen: K ii h n a u Sagen
2, 5 8 g .
4. Einige Zauberbücher 4 0 ), die nicht vor dem 17. Jh. entstanden sein dürften, werden auf F. z u r ü c k g e f ü h r t ; F.s großer und gewaltiger H ö l l e n z w a n g 4 1 ) ; Doctor F.ens Miraculkunst, W u n d e r b u c h oder der schwarze Rabe, auch der dreifache Höllenzwang genannt 4 2 ); F.s vierfacher Höl-
Februar. I. Der von den R ö m e r n übernommene N a m e F. b e d e u t e t R e i n i g u n g s m o n a t (s. Weibermonat). Im altrömischen K a l e n d e r v o n 10 Monaten f e h l t e der F. Als seit N u m a Pompilius das J a h r in 12 Monate eingeteilt wurde, zählte man anfangs den F. als l e t z t e n Monat, weshalb ihm auch der S c h a l t t a g angehängt wurde *). Neben F. ist die zuerst bei Einhard (vita Caroli Magni c. 29) erwähnte deutsche Bezeichnung H o r n u n g seit Jahrhunderten üblich 2 ), wobei man auch zwischen dem g r o ß e n Horn, dem J a n u a r (s. d.) und d e m weniger T a g e zählenden 3) k l e i n e n H o r n , dem F.,
1275
Februar
u n t e r s c h e i d e t * ) . D e n l e t z t e n n e n n t m a n in O b e r ö s t e r r e i c h z u w e i l e n das „ H e r n d l " s ). S c h o n w i e d e r h o l t h a t m a n den N a m e n H o r n u n g z u e r k l ä r e n v e r s u c h t 6 ) ; so z. B . als die Zeit, in welcher F e s t g e b ä c k e in M o n d s i c h e l f o r m oder H o r n f o r m geb a c k e n w e r d e n 7 ), oder in w e l c h e r m a n besonders h ä u f i g a u s den T r i n k h ö r n e r n t r a n k , w e s h a l b diese T a g e g e r a d e z u als H o r n t a g e b e z e i c h n e t w u r d e n 8 ). N a c h a n d e r e n b r i n g t dieser N a m e die V e r k ü r z u n g des M o n a t s u m z w e i bis drei T a g e z u m A u s d r u c k , denn H o r n u n g bed e u t e t in g e r m a n i s c h e n S p r a c h e n a u c h d e n unehelichen, also r e c h t l i c h minderw e r t i g e n S o h n 9 ) . D e m w i d e r s p r i c h t aber, d a ß der N a m e H o r n u n g s c h w a n k e n d ist, a u c h den J a n u a r bezeichnet. N ä h e r liegt die E r k l ä r u n g , d a ß d e r , F . der M o n a t ist, in d e m der F r o s t so h a r t ist w i e ein H o r n , w i e m a n ä h n l i c h den J a n u a r (s. d.) H a r t monat nennt. So sagt auch das Breslauer M o n a t g e d i c h t (15. J h . ) : Von dem herten hörne ist der hornung genant, D y herteste kelde kommet denne yn die lant , 0 ). D o c h s t e h t i m V o l k e mehr die V o r s t e l l u n g v o n den h e u l e n d e n und b l a s e n d e n W i n t e r s t ü r m e n i m V o r d e r g r u n d , so d a ß sich eher ein Z u s a m m e n h a n g m i t d e m Stierh o r n als B l a s h o r n ergibt, z u m a l m a n den W i n d o f t als einen Mann darstellt, der auf H ö r n e r n b l ä s t . U n d so w ä r e der H o r n u n g oder H o r n e r der B l a s e r u ) . D e r N a m e H o r n u n g w i r d h e u t e noch in Tirol, in der S c h w e i z 1 2 ), in B a d e n , im E l s a ß 13 ) und im L i e g n i t z e r K r e i s in S c h l e s i e n 1 4 ) gebraucht. In einen besonderen Z u s a m m e n h a n g g e h ö r t der N a m e W e i b e r m o n a t (s. d.) f ü r F . , ebenso der d a m i t in V e r b i n d u n g stehende, im w e s t l i c h e n Nordd e u t s c h l a n d übliche A u s d r u c k Spörk e 1 (Westerwald, Gebiet v o n K o b l e n z und Aachen), auch S p 0 r k e 1 (um Köln), S p ü r k e 1 (Berg- und Eifelgebiet), S p ü ä r k e 1 oder S p ü ä r k eis che (Grafschaft Mark, Sauerland) 18 ), S p a r k e l e r s c h (Nahetal) 1 6 ), S p ö r k e l - E l s k e n (Kirchspiel W e i t m a r ) , S p ö r k e l s k e (Deilinghofen) 1 7 ), S p r o k k e l m a a n d ( F l a m l a n d u n d Niederland) 18 ). D u r c h
1276
A u s w a n d e r e r aus diesem G e b i e t w u r d e d e r N a m e wahrscheinlich a u c h nach S i e b e n b ü r g e n g e b r a c h t , w o er sich bei d e n Z i geunern als S p i r k e l erhalten h a t 1 9 ) . E i n z e l n e dieser N a m e n beweisen d e u t l i c h , d a ß m a n d a m i t die V o r s t e l l u n g einer weiblichen Person oder G o t t h e i t v e r b a n d . Man h a t d a h e r in d e m N a m e n eine W e t ter- und E r d g ö t t i n S p u r k e v e r m u t e t 2 t ). M a n h a t ihn andrerseits unter H i n w e i s auf d a s englische spark aus den F e u e r n zu erklären v e r s u c h t , die bei F r ü h l i n g s f e s t e n üblich sind 2 1 ). Viel w a h r s c h e i n l i c h e r ist seine H e r l e i t u n g aus den S p u r e a l i e n , die A l d h e l m (f 709) und der Indiculus {„De spurcalibus 111 februario") e r w ä h n e n 22 ), die aber schwerlich ein T o t e n f e s t w a r e n 2 3 ) . Dieses heidnische O p f e r f e s t der niederdeutschen S t ä m m e w a r j e d e n f a l l s einer w e i b l i c h e n G o t t h e i t geweiht und h a t t e z u m M i t t e l p u n k t das bei F r ü h lingsfesten (s. d.) so w i c h t i g e F r u c h t b a r k e i t s m o t i v . Man kann auch an einen Z u s a m m e n h a n g mit der malrona Aufania denken, die g e r a d e i m V e r b r e i t u n g s g e b i e t e des N a m e n s S p ö r k e l v e r e h r t w u r d e 24 ). Dieses F e s t s u c h t e die K i r c h e durch den N a m e n spurcalia verächtlich zu m a c h e n , der v o m latein. spurcus, spurcitia nach A n a l o g i e v o n saturnalia u. a. gebildet w u r d e 2S ). V i e l l e i c h t w u r d e zugleich auch die G o t t h e i t v o n k i r c h l i c h e r Seite h e r a b s e t z e n d spurcula g e n a n n t , welcher N a m e i m V o l k e auf die G o t t h e i t und den M o n a t selbst überging. Der niederdeutsche u n d d ä n i s c h e N a m e B l i d e m a e n d und B l i d e m a a n e d weisen auf die L u s t b a r k e i t e n des F. hin 26 ). A l s S e e l e n m o n a t w i r d der v o n B e d a überlieferte A u s d r u c k S o 1 m 6 n a d e r k l ä r t w ) . In W e s t f r i e s l a n d heißt der F. S e i l e , ebenso h i e ß er neben S i 11 e und S ü l l e f r ü h e r in F l a m l a n d und N i e d e r l a n d 2B). U n e r k l ä r t sind bisher die auf a l e m a n n i s c h e m B o d e n seit dem 14. J h . belegten N a m e n R e b m a n o t und R e d m a n o t 2 9 ) , w o b e i m a n in dem z w e i t e n den N a m e n der v o n B e d a e r w ä h n t e n G ö t t i n H r e d e s u c h t e 30 ). Weinhold b e z o g beide N a m e n auf die sich wieder regende N a t u r 3 1 ), w i e er ähnlich die s k a n d i n a v i s c h e n N a m e n f ü r d e n F.,
Februar
12 77
b z w . Ende F. und A n f a n g März (isländ. Gôi, schwed. Göja, Göiemänad, norweg. G j ö , dän. Göje, schonisch G y j e ) , mit dem H i n w e i s auf das A u f t a u e n , Ö f f n e n der E r d e erklärt 32 ). Im Tegernseer Kalender (16. Jh.) heißt der F. H o 1 z m o n a t M ), weil das bei a b n e h m e n d e m Mond gefällte Holz nicht so leicht fault und nicht wurmstichig w i r d 3 4 ) . Der holsteinische (Bordesholmer) K a l e n d e r (Beginn des 16. Jhs.) nennt den F. f o s m a e n. Die Ranzzeit der Füchse w ä h r t v o n E n d e Jänner bis März, weshalb die F u c h s j a g d zu Lichtm e ß s c h l i e ß t 3 5 ) . Ähnlich h e i ß t der F. noch heute K a t z e n m o n a t 3S ), weil die R a m m e l z e i t der K a t z e n , wie im Juni, so auch zu Ende F. erfolgt. N a c h dem S c h a l t t a g e heißt der F. im Niederländischen auch Schrickelraaend37). wegen seiner K ü r z e auch het kort maandeken im Flämischen, petit men im Wallonischen M ). Im 18. Jh. t a u c h t endlich die Bezeichnung T a u m o n d auf 39). N a c h in den Monat fallenden Festtagen nannte Fischart in „ A l l e r P r a k t i k Großm u t t e r " den F. auch B r i g i d e m o n a t (1. F.), F a ß n a c h t m a n , F r o n f a s t e n m o n a t , Lichtmeßman, Oculimonat 40 ). Als F a m i l i e n n a m e findet sich nur der N a m e H o r n u n g 4 1 ). In den Märchen mancher Völker erfolgt mit den anderen Monaten eine Personifikation des F. 4 2 ), wobei zuweilen der F. dem Jänner oder dem März einen T a g leiht 43 ), w o m i t man wohl auch die K ü r z e des Monats zu erklären versucht. Nach einer franz. Erzählung heißt der v o n G o t t zur S t r a f e in den Mond versetzte Mann F é v r i e r , weil seine Versetzung auf den Mond im F. erfolgt ist 44 ). ' ) P a u l y - W i s s o w a 6, 2, 2096; M e y e r Konv.-Lex. 6 (1904), 367. 2 ) W e i n -
h o l d Monatnamen 2,45. 3) SAVk. 11(1907), 90 f. 4) W e i n h o l d a. a. O. 9 f. 5) B a u m g a r t e n Heimat 1, 43 ff.; Jahr 18. ' ¡ W e i n h o l d a. a. O. 45 f.; MschlesVk. 11 (1904), 23ff. (als Schmutz- und Kotmonat); H. F r e d e n h a g e n Deutsche Monatsnamen (Festschrift des A.D. Sprachvereins, Hamburg 1914, 133 f.). ') N o r k Festkalender 135ff.; H ö f 1er Fastnacht 54.
9
•) W i d 1 a k
) Weigand
teitumsk.
116.
Synode
v. Liftinae
12. 30 f.
Wb. 1, 327 = F i s c h e r
"l W e i n h o l d
Al-
Monatnamen
1278
46; vgl. Alemannia 1 (1871), 152 ff. ") SAVk. 11, 90 f. ") W e i n h o l d a . a . O . 14 ff. ") SAVk. 11, 89 ff. ") D r e c h s l e r 1, 53. ") W e i n h o l d a. a. O. 18. 20. 56 f.; S a r t o r i Westfalen 70 (Spüärkelsche). '•) ZfrwVk. 1 9 0 5 , 299- " ) K u h n Westfalen 2, 91 N r . 284. " ) W e i n h o 1 d Monatnamen 19. " ) H a 1 1 r i e h Siebenb. Sachsen 110 N r . 1. " ) Z f d M y t h . I, 388 f. " ) H . P f a n n e n s c h m i d Fastnachtsgebräuche in Elsaß-Lothringen (Colmar 1884), 23 1 = S a u p e Indiculus 8. " ) S a u p e a . a . O. 7 f . ; H e f e 1 e Conciliengesch. 3, 506 f . V g l . A R w . 20 (1920/21), 383 f. ") S a u p e Indiculus yi. ") H e l m Religgesch. 1, 405f. V g l . 5 Z f V k . 3 (1892), 40. « ) G o l t h e r Myth.
584 Anm. Damit mag sich schon früh die Vorstellung vom Brechen des Eises im Taumonat verbunden haben (niederd. sprokkeln = aufspringen, Risse bekommen, vläm. sprok und Spork = spröde, zerbrechlich); vgl. MschlesVk. 11 (1904), 31. ") W e i n h o l d Monatnamen 25, 33. n ) E b d . 3 f . 26. 56; Z f V k . 15 (1905), 312. " ) W e i n h o l d a. a. O . 19.
21. 55; MschlesVk. 11, 32 (als Schmutz-, Kotmonat gedeutet). «•) SAVk. 11, 91 f. ä®) G r i m m Myth.
1,
239 f . ;
S c h a d e
Ursula
112 f.
(Das nur an einer Stelle bei S t r o d t m a n n Idiotikon 278 für Osnabrück belegte „Wannenmond", das ebd. 113 zu deuten versucht wird, scheint auf einem Mißverständnis zu beruhen). sl
) W e i n h o l d Monatnamen 52 f. " ) E b d . 39. ") Ebd. 14. ») Ebd. 44. «) Ebd. 20. 38.
*•) Schweizld. 2, 1627; 4, 237. ") W e i n h o l d a. a. O. 19, 54. «) Ebd. 47. *>) Ebd. 11 f. 58. «>) Ebd. 35- 37- 49- 5i- 41) A. H e i n t z e ' Die deutschen Familiennamen ( H a l l e 1922), 199; v g l . Z f V k . 2 (1892), 320.
") Vgl. B o l t e - P o l i v k a
1, 107. ") An-
S p r . 100 (1898), 149; B a s s e t Les d'tmprunt chez les Arabes ( R T r p . 5, v g l . J e g e r l e h n e r Oberwallis 1, 303 z u Unterwallis 121 N r . 22, m i t L i t . " ) S lot Folk-Lore 1, 12.
jours 151); Anm. ebil-
2. Mit dem F. tritt die Sonne in das Zeichen der F i s c h e 4 5 ) . Bei manchen V ö l k e r n werden alljährlich im F. die D ä monen a u s g e t r i e b e n 4 i ) . Nun ist der W i n t e r zu Ende, der auch in unseren Streitspielen dem Sommer weichen m u ß . Im F. beginnt die an Sitten und B r ä u chen wie auch an abergläubischen Uberlieferungen reiche Zeit des F r ü h l i n g s (s. d.), die in den L u s t b a r k e i t e n der F a s t nacht (s. d.) ihren H ö h e p u n k t erreicht 47 ). Dieser Übergang v o n der kalten zur warmen Jahreszeit fiel mit dem Jahresende und Jahresbeginn zusammen, solange das N e u j a h r am 1. März gefeiert wurde. Daraus, daß der F. einen W e n d e p u n k t im Jahre darstellt, erklären sich
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Februar
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vor allem die zwei wichtigsten Feste, die wahrscheinlich schon in idg. Zeit in diese Jahreszeit fielen, ein R e i n i g u n g s f e s t und ein T o t e n f e s t . Das erste ist am ausgeprägtesten bei den Römern als L u p e r e a l i e n gefeiert worden, wobei die Luperci alle, die ihnen in den W e g kamen, besonders aber Frauen, mit den aus Fellen der geopferten Ziegen geschnittenen Hautstreifen schlugen **). Diese durch ein Hunds- und Bocksopfer eingeleitete februatio hat dem Monat den Namen gegeben, ihr Zusammenhang mit anderen Weiberfesten im F. ist offenbar (s. Weibermonat). Die Luperealien wurden 494 von Bischof Gelasius in das Fest M a r i a Reinig u n g umgewandelt 4 9 ), das nach Angabe der Kirche zur Erinnerung an die Darstellung Jesu im Tempel (Luk. 2, 22 ff.) 40 Tage nach dem Christfest gefeiert wird. Für den Orient h a t das Fest Kaiser Justinian 542 angeordnet, die römische Kirche feiert es offiziell seit P a p s t Sergius I. (687—701) M ).
den und Norwegen wirft man am L i c h t meßtage bei versammelter Familie und unter Kniebeugung etwas K u c h e n und Gebäck in den Ofen zur Vermittlung der sühnenden Opferspeise an die Ahnengeister 5 8 ). Aus diesem ursprünglichen Seelenopfer ist in Deutschland, wo in manchen Gegenden das Gesinde a m Lichtmeßtage den Dienst antritt 57 ), ein G e s i n d e b r o t geworden se ). In Oberbayern werden endlich am L i c h t m e ß t a g e abends kleine Wachslichter für die armen Seelen der Anverwandten angezündet 69). Das kirchliche Fest der Lichtmesse selbst, der Kerzenweihe, hat mit diesem alten Totenkult nichts zu tun ®°) (s. Lichtmeß).
Ein großes T o t e n f e s t l ä ß t sich in weitgehender Ubereinstimmung während der Winterszeit bei fast allen idg. Völkern nachweisen (s. Frühling). Im F. feierten die Griechen die Anthesterien, die Römer die Feralien 61 ). Die Römer opferten im F. verschiedenen Gottheiten für die Verstorbenen und hatten eine häusliche Totenfeier für die di parentes, welche in die christliche Feier der Inthronisation Petri (Petri Stuhlfeiertag, 22. Feber) überging 62 ). Weniger die Julzeit, wie man gewöhnlich annimmt 63), mehr der F. war auch bei den Germanen den Toten geweiht. Es war Sitte, auf den Gräbern der Ahnen S e e l e n s p e i s e n zu opfern M ), was bei den Angelsachsen dazu geführt hat, diesen Monat geradezu Seelenm o n a t zu nennen 6S). Wenn Beda, der den Namen Solmonat überliefert, diesen als Kuchenmonat übersetzt und bemerkt, daß in diesem Monat die heidnischen Vorfahren seiner Landsleute ihren Göttern K u c h e n geopfert haben, so ist wohl anzunehmen, daß auch diese Kuchen Seelenspeisen waren. Reste dieses Totenkultes haben sich bis heute erhalten. In Schwe-
" ) A u s d e u t u n g bei N o r k Festkalender 129 ff. " ) F r a z e r 9, 148. «») V g l . S a r t o r i Sitte 3 , 2 ; B i r l i n g e r Schwaben 2, 147 f. ( A u g s b u r g e r M o n a t g e d i c h t ) ; G e r a m b Brauchtum 13 f f . I m s c h o t t i s c h e n H o c h l a n d wird das E r w a c h e n der N a t u r , bes. a m S t . B r i d e s D a y (1. F . ) , g e f e i e r t , v g l . F r a z e r 2, 94 f f . " ) M a n n h a r d t Forschungen 81 f . ; A R w . 20 (1920/21), 388 f. « ) Z f V k . 1 5 (1905), 316; M e y e r Konv.-Lex. 12 (1906), 861. M) M e y e r Konv.-Lex. 13 (1907), 297. 61 ) P a u l y - W i s s o w a 6, 2, 2 0 9 7 ; S c h r ä d e r Realie.x. 980 f . ; A R w . 20, 385 f f . V g l . A r m e M) Z f V k . S e e l e n 1 , 590. 15 (1905), 3 1 2 . H) S c h r ä d e r Reallex. 980. " ) S a u p e Indiculus 9 ; N o r k Festkalender 145; Sartori Totenspeisung 5 1 . " ) Z f V k . 1 5 (1905), 312. 5") E b d . 3 1 4 . " ) S a r t o r i Sitte 2, 38; 3, 84. A u c h a m 3. oder 4. F . , v g l . e b d . 2, 38. ») Z f V k . 1 5 (1905), 3 1 4 f . " ) E b d . 3 1 5 . 60) E b d . ; S a r t o r i Sitte 3, 84 f f . «') G o l t h e r Myth. 584. **) E b d . 584 t.
Daß im F. das J u I f e s t , das Fest der wiederkehrenden Sonne, gefeiert wurde, geht auf eine einzige Quelle (Hervararsaga, K a p . 12) zurück, die nicht glaubwürdig ist 61 ). Dagegen fiel in den F. das G o i o p f e r der Schweden, das ursprünglich im März oder April, zur Zeit der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche begangen wurde 62).
3. In der V o l k s m e d i z i n gilt der F. wegen seiner bösen Feuchtigkeit als gefährlich 63 ). Genaue Anweisungen über das Verhalten an den einzelnen, mit den Gestirnen in Zusammenhang gebrachten Tagen gibt eine Heidelberger Handschrift des 15. Jhs. 64 ). G e i s t e r s i c h t i g werden die am 29. F. (eines Schaltjahres) G e b o r e n e n i 5 ).
I28I
Feder
W e r d e n am 1. F . Zwillinge geboren, so w e r d e n im selben Jahre noch drei Paar Zwillinge geboren 86 ). Bezüglich der H o c h z e i t heißt es im Erzgebirge, daß einem im F. getrauten Paare viele Krankheiten beschieden sind w ). In Wirklichkeit erfolgen im Fasching und F. die meisten Hochzeiten, bei den alten Griechen war auch der 4(hjXhbv, die Zeit von Mitte J a n u a r bis Mitte F., am beliebtesten zum H e i r a t e n w ) . Im Rhamsertal gilt der Hornung als glücklich zum Eheschließen, weil in ihm die K a t z e n verliebt sind a9) ; dagegen meinen die Franzosen: ,,11 ne f a u t pas se marier au mois des c h a t s " TO). Bei den Bulgaren darf man sich im F. nicht v e r l o b e n 7 1 ) ; ihre Weiber backen a m 1. F. Brot und fassen nach dem K n e t e n mit teigiger Hand die Muttertiere an, damit diese leicht gebären 7 2 ). Im W e t t e r g l a u b e n überwiegt die Meinung, daß der F. nicht so stark und gefährlich ist wie der Januar. Zu diesem sagt der F . : Hätt' ich das Recht wie du, Ließ ich verfrieren das Kalb in der K u h " ) .
Oder: Wenn ich könnt' wie du, Ich schonte nicht das Kind in der Truh Und das Kalb in der Kuh'«).
Und wenn es Ende F. schneit, so sagt man in Elberfeld: „ D e Schnea fällt op en heeten S t e e n " 7 5 ) . Andrerseits heißt es: Wenn's im Hornung nicht recht wintert, so kommt die K ä l t e um Ostern 7 6 ). Der französische Volksmund drückt dies aus: ,,Si février ne fait pas fevrouge (c'està-dire ne remplit pas son rôle), mars et avril seront pénibles 7 7 ). Im sog. Gäu (Baisingen) in Schwaben, muß im F. ein Sack voll Schnee durch die Ziegel des Daches geweht werden, wenn es ein gutes Jahre geben soll 7 8 ). Im franz. Volksglauben spielt bei dem Monatsnamen février Wortanalogie mit, wenn es heißt, daß gegen das Fieber (fièvre) ein Trank gut ist, zu dem die Kräuter im F. gesammelt wurden TO); vielleicht auch dann, wenn man sagt, daß den Kindern die Haare im F. geschnitten werden müssen, wenn man will „ q u ' i l s frisent" Als L o s t a g e 81 ) (s.d.) sind im F. wichtig: Lichtmeß (s. d.), Petri StuhlBächtold-Stäubli,
Aberglaube I I .
1282
fei er M ) (22.) und Matthias (24.). Besonders die Matthiasnacht ist für die Bräutigamsschau günstig 8 3 ); in ihr zwischen I i und 12 Uhr geschöpftes Wasser wird zu Wein M ). ") H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 378 f. (Hundertjähr. Kalender); vgl. S t e r n Türkei M ) Alemannia 38524 (1896), 273 ff. ") W o l f Beiträge 1, 238; W u t t k e 87 § 105; 316 § 469. ••) G r o h m a n n 116 (Tschech.-Böhmen) = W u t t k e 209 § 290. ") J o h n Erzgebirge 92. M) Ebenso der altrussische Name für den F. svadebnyj (svadba = Hochzeit); Schräder Realiex. 355. ") R e i n s b e r g - D ü r i n g s f e l d Hochzeitsbuch (Leipzig 1871), 113. ,0) Bulletin du Glossaire des Patois de la Suisse Romande 10, 16. ") A n d r e e Parallelen 3; Stern Türkei 1, 385. '«) S a r t o r i Sitte 3, 34. ") ZfVk. 5 (1895), 319; Baumgarten Heimat 1, 44. ") ZfrwVk. 1905, 299. ") Ebd. 1914, 268. '•) R e i n s b e r g Wetter 81; B. H a 1 d y Die deutschen Bauernregeln 17. Vgl. B a u m g a r t e n Heimat 1, 43 f. ") SAVk. 2, 240. Vgl. R e i n s b e r g Wetter 81 f. ") B i r 1 i n g e r Schwaben 1, 383. Weitere Wetterregeln s. Z i n g e r l e Tirol 133. ") S 6 b i l l o t Folh-Lore 3, 501. ») SAVk. 22, 255. " ) R e i n s b e r g Böhmen 38 ff. und Wetter 84 ff.; H a 1 d y a. a. O. 20 ff. ") M a n n h a r d t Forschungen 187 = F r a z e r 7,300; S a r t o r i Sitte 3, 88 f. »») S a r t o r i a. a. O. 3, 90 f. M) L a u f f e r Niederd. Volksh.1 89.
Vgl. F r ü h l i n g , Jahreszeiten, W e i b e r m o n a t , Winter. Jungbauer.
Feder. I. Allgemein ist die Meinung, daß Menschen auf F.n nicht leicht sterben können l ). Der Glaube hängt vielleicht mit der Sitte, den Sterbenden v o m B e t t e zu heben und auf die Erde zu legen, zusammen 2). Auf einem F.kissen findet der Tote im Grabe keine Ruhe 3 ). Liegt der Leichnam auf einem F.bett, so stirbt noch j e m a n d 4 ) . Auf dem Anger aufgelesene F.n lassen keinen darauf ruhen, und die Eheleute, die darauf liegen, laufen voneinander B). Männer sollen nicht zugegen sein beim Füllen der Betten 6 ). F.n sind beim zunehmenden Mond ins B e t t zu t u n 7 ) . Beim Gewitter legt man sich ins Bett, da F.n schlechte Blitzleiter sind 8 ). Die F., die der Hahn fallen läßt, wenn er auf die Henne steigt, schützt im K r i e g 9 ) . Schon die hl. Hildegard zieht 4«
1283
Feder
Gans-F.n den Hühner-F.n v o r ; sie verwirft Raubvogelf.n 1 0 ). In österreichischSchlesien wirft man bei Sturmwetter u. a. eine Handvoll F . n aus dem Fenster und r u f t : „ D a hast du, hör' a u f " u ) . Damit gekaufte Tauben nicht davonfliegen, soll man jeder Taube drei F.n ausreissen und diese verkehrt in das Flugloch legen 1 2 ). Dem Gebrauch von F.n in Kleidungsstücken und der rituellen Bedeutung von F . n im Auslande geht Frazer nach 1 3 ). Eine beim Niederfallen im Boden steckenbleibende F . weist auf Besuch hin M ). „ W a n n die Fäderen seines Rechten Flügells (Drostell Amsellj ¿"henkt werden In das Hauss mit einem Rooten Faden, Der noch nie gebraucht Ist, so mag niemanden In dem Hauss Schlafen, Biss Es danengethan w i r t t " ( 1 6 8 5 ) " ) . Solange der Bursche die Floßfeder des Seemannes hat, kann er nicht ertrinken l s ) . >) Z f V k . 22, 2 3 1 f.; S a r t o r i Sitte 2, 25 Anra. 3 1 ; W u t t k e 457 § 7 2 3 ; Black Folk-Medicine 1 0 5 ; G r i m m Myth. 2, 953; 3, 443 Nr. 2 8 1 ; A R w . 1 1 , 1 5 3 ; Zacharias Kl. Sehr. 3 7 0 f f . ; Z a h l e r 2 3 ; W i t t s t o c k Siebenbürgen 99; F o g e l Pennsylvania 133 Nr. 609. Besondere F.arten werden genannt: Huhn: B o h n e n b e r g e r 22; H ö h n Tod 315; L a n d s t e i n e r Niederösterreich 30; Z f V k . 6, 408; P a n z e r Beitrag 1, 3 1 6 ; Urquell 1, 9; 4, 1 1 8 ; G r i m m Myth. 3, 454 Ñr. 5 9 3 ; G r o h m a n n 187 Nr. 1 3 1 6 ; D r e c h s l e r 1, 290; 2, 2 2 5 ; ZfrwVk. 2, 194; Lammert 39; A i d r e e Braunschweig 403 (bringen Zank); — Schneehuhn: ZfVk. 8, 1 6 2 ; — Rebhuhn: L i e b r e c h t 95; — Taube: Z f V k . 1 1 , 2 2 1 ; 1 8 , 4 4 5 ; — Raubvogel: Sartori 1, 126; Liebrecht 331; Holmberg Religion der Tscheremissen (FFC. 61), 16. Die Unruh-F., die unter dem Flügel verborgen liegt, ist ein spezifisch nordischer Begriff, vgl. L i e b r e c h t 331; Heurgren Husdjuren 69; Feilberg Bidrag 1, 3 0 1 , 30. ') Literatur bei Z a c h a r i a e Z f V k . 22, 2 3 1 ff. = Kl. Schriften 370 ff. *) K n o o p Hinterpommern 165. *) H ö h n Tod 3 1 7 . ®) G r i m m Myth. 3, 445 Nr. 346. •) B i r l i n g e r Schwaben 1, 4 1 4 ; Grimm Myth. 3, 4 3 5 Nr. 1 7 (Rockenphilosophie). ') G r i m m Myth. 3, 446 Nr. 372. •) ZfVk. 9, 2 3 2 . ») K r o n f e l d Krieg 111; vgl. H ö f l e r Volksmedizin 1 5 4 ; S é b i l l o t Folh-Lore 3, 224 (humoristisch); F . des Zaunkönigs schützt gegen Schiffbruch: F r a z e r 8, 3 1 9 I0) L a m m e r t 39; Z f V k . 22, 232. " ) J a h n Opfergebräuche 59; P e t e r Österreich.-Schles. 2, 259. Die F.n im siebenb. Hahnopfer werden als nutzbringend aufbewahrt: F r a z e r 7, 278.
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" ) P o l l i n g e r Landshut 1 5 7 ; A l b e r t u s Magnus Egyptische Geheimnisse 1, 22; K n o o p Tierwelt 67 Nr. 552. 13 ) Totemism 4, 342 (unter „feather"); Golden Bough 3, 180. 186. M ) K ü c k Lüneburger Heide 248. » ) Z a h l e r Simmenthai 2 3 = W i t z s c h e l Thüringen 2, 289 Nr. 138. " ) Z i n g e r l e Sagen 102 Nr. 167.
2. V o l k s l i t e r a t u r . Die naturerklärenden Märchen deuten die verschiedenen Farben der F.n 17 ). Die F . eines hilfreichen Vogels kennen viele Märchen u ) . Das F.nhemd (Schwanjungfrau) ist mythen-, märchen- und sagenhaft, kaum ein Stück Aberglauben 19 ). Im Sprichwort kommt die F . nur gelegentlich vor 2 0 ). Der uralte Vergleich mit Schnee führt zu den älteren, kaum noch haltbaren, mythologischen Erklärungen und Zusammenstellungen (F.wolke) 2 1 ) und liefert das Rätsel vom Vogel F . 1 0 s 22 ). Die Sage berichtet von der Mahrt, dem Hausgeist und einer Hexe, die als F . erschien 2 S ). Eine schwarze Frau, die eine F. auf dem Hute trägt, ist Botin des Todes u ) . Sébillot Folk-Lore 3, 156—160; Dähnhardt Natursagen 1, 368 (Reg. s . v . F a r b e ) . " ) S é b i l l o t Folk-Lore 3, 2 1 3 ; F e i 1 b e r g Bidrag 1, 3 0 1 ; 4, 1 4 4 ; B o l t e P o 1 i v k a 3, 33. " ) H o l m s t r ö n Studier över svanjungfrumolivet. Malmö 1 9 1 9 ; H a r t land Science of fairy-tales ; G ü n t e r t Kalypso 99; G r i m m Myth. 1, 272 ; W 1 i s 1 o c k i Zigeuner 1 3 ; R o c h h o l z Naturmythen 2 1 1 ; Simrock Myth. 6 1 5 usw. 20 ) V e r n a l e k e D Mythen 355 ; W a n d e r 21 Sprichwörterlex. i, 949—955. ) Grimm Myth. 1, 222 ; M a n n h a r d t Götter 94 ; A 1 y Märchen 1 1 4 f. 118. 1 2 3 ; R o c h h o l z Naturmythen 2 1 1 f.; S c h w a r t z Volksglaube 5. 81. **) S A V k . 3, 162; 24, 1 0 9 — i n ; Knoop Hinterpommern 9; Urquell 4, 252. 2S) R a n k e Sagen 8; W o l f Beiträge 2, 268; Grimm Sagen 58 Nr. 74, 65; M e y e r Baden 5 5 6 ; vgl. Witzschel Thüringen 1, 169 Nr. 169; 2, 48 Nr. 50; 49 Nr. 51 (Teufel heißt F l a n s chen) ; 2, 267 Nr. 27; Z i m m e r m a n n Volksheilk. 34. 37. 24) G r o h m a n n Sagen 70.
3. In der V o l k s m e d i z i n finden F.n wenig Verwendung (s. auch bei den einzelnen Vögeln). Gegen Bettharnen zerhackt man die Seelen (das Innere des Kiels) von 3 F.n ganz klein und gibt sie in fließendem Wasser zu trinken 25 ). Man machte ein Pulver aus F.n als Wundpflaster 26 ). Der Rauch einer v o m leben*
den T i e r e ausgerissenen F. heilt K r ä m p f e , der einer P f a u e n - F . h i l f t gegen Epilepsie M ). «) W u t t k e 358 § 540. » ) J ii h 1 i n g Tiere 276. «) Urquell 4, 278; F.n wurden in der A n t i k e bei Zauberhandlungen verbrannt: Abt Apuleius 221. ») H ö f l e r Volksmedizin 154.
4. F e d e r k r a n z . F.n, die sich im K o p f k i s s e n zu einem K r ä n z c h e n zusammenballen, heißen F . k r ä n z . H e x e n sollen sie verursachen können. W e r darauf schläft, f ü h l t K o p f w e h und M a t t i g k e i t ; und w e n n das Unheil nicht g e b a n n t wird, so stirbt er. Man rettet sich durch Eint a u c h e n des K r a n z e s in siedendes Wasser. In D e u t s c h l a n d scheint der G l a u b e daran nur norddeutsch z u sein, sonst ist er in Italien b e k a n n t 2B). ") S c h e l l Bergische Sagen 132 Nr. 22; Z i V k . 4, 324; ZfrwVk. 10, 167; S t r a c k e r j a n 1, 382; Urquell 2, 93 (Italien). 141. 204; 3, 304; D i r k s e n Meiderich 4 1 ; Witzschel Thüringen 2, 269 Nr. 45. Vgl. ein australisches Zaubermittel in Urquell 2, 93.
5. F e d e r s c h i e i s s e n . F.schleissen wird gewöhnlich im W i n t e r g e m a c h t . Darauf folgt der F.schleißschmaus, der in Westböhmen das F.männl h e i ß t K ) . Die der R o c k e n s t u b e vergleichbare S i t t e scheint hauptsächlich schlesisch und böhmisch zu sein 81 ). K o m m t einMädchen z u m F.schleissen, so m u ß es wenigstens 3 F.nmitschleissen, sonst läuft ihr der B r ä u t i g a m davon 3 2 ). H i l f t man nicht dabei, so b e k o m m t man einen Ausschlag 3 3 ). W a s beim F.schleissen auf den Tisch k o m m t , m u ß zu Ende geschlissen werden, d a m i t die Gänschen gedeihen S4 ). S c h r e i b -F.
1286
Fee
1285
s.
schreiben.
ai) ») J o h n Westböhmen n . Sartori 2, 193. M ) J o h n Westböhmen 253. a3) E n g e l i e n u. L a h n 273. M ) G r o h m a n n 141 Nr. 1630 = W u 1 1 k e 432 § 677. Taylor.
Fee. I. Religionsgeschichtliches zum F.nglauben. — 2. Wohnort und Wesen der F.n. — 3. Beziehungen zwischen F . n und Menschen.
I. Eine Phantasie- und Glaubensvorstellung wie die v o n den F.n und ihrem Land*) ist in erster Linie kein sprachliches, sondern ein psychologisches Problem. Daher kann man nicht wegen des
sprachlichen Z u s a m m e n h a n g e s v o n F . mit lat. f a t u m (aus n. pl. f a t a , fem. f a t a , mfrz. faie) 2) als „ A u s g a n g s p u n k t der V o r stellungen, die zu den F.n führte, das starre F a t u m der R ö m e r n e h m e n " 3 ). Die Vorstellung von den F.n entstand gerade im Gegensatz z u m Fatalismus und a b seits v o n jeder festen Gotteslehre aus d e m heiteren Spiel der leichtbeschwingten keltisch-französischen Phantasie, die über die A b g r ü n d e menschlicher Schicksalsfragen hinweg in das W u n d e r l a n d führte, ohne sich dabei u m entthronte keltische Gottheiten *) und ihre Priesterinnen, u m „ a l t e druidische M y s t e r i e n " s ) oder u m römische Parzen und nordische Nornen zu kümmern. Wohl nirgends sonst im V o l k s glauben ist so die Phantasie des fröhlichen, v o n überirdisch G u t e m träumenden Menschen herrschend wie im Glauben an jene F.n, die bald hilfsbereit den harten G a n g des Menschengeschicks mit ihren W u n d e r n durchkreuzen, bald in seliger A n m u t nur sich selbst zur L u s t in märchenumwobenen F.nländern und G r o t t e n ihr ewig schönes und ewig junges Dasein verbringen, allen Vorstellungen menschlicher Todes- und Schicksalsangst entrückt, j a „ v o l l Widerwillen gegen die Vorstellung des T o d e s " 4 ). Nur jene religionswissenschaftliche Theorie, die — überrascht von der selbstverständlichen Verbundenheit alles Seelischen — W e r t darauf legt, jede Glaubensvorstellung letztlich auf das Todeserlebnis beziehen und mit dem „ l e b e n d e n L e i c h n a m " erklären zu können, stellt fest, daß „ d i e s e Vorstellungen v o n einem wunderholden F.nland mit dem alten Glauben an die Leichendämonen z u s a m m e n h ä n g e n " und v e r k n ü p f t dieses Märchenland voll potenzierter Lebendigkeit über die Rosengärten mittelalterlicher D i c h t u n g mit d e m spukerfüllten R u h e p l a t z der T o t e n 7 ). A u c h daß die F.n, in Beziehung z u m Menschendasein gesetzt, nun in seinen H a u p t p u n k t e n , Geburt, Hochzeit, T o d , nach alten Motiven ihre Rolle spielen, „Funktionen der alten Parzen oder Nornen ü b e r n e h m e n " 8 ) , darf nicht d a z u verleiten, sie als „Geburtsgöttinnen", Schicksalsgöttinnen, Liebes- und Todes41*
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göttinnen ') ihrer Eigenart zu berauben, die sie von den düsteren Nornen oder kriegerischen Walküren, den kultisch verehrten Disen und schließlich auch noch von den meist viel weniger mächtigen 10) Huldren, Elfen und Saligen des deutschen, den Vilen des slawischen, den Rusalken des russischen, den Boginki des polnischen, den Peris des persischen Volksglaubens trennt u ) . Von irisch-keltischer H e r k u n f t u ) erweisen sich die F.n als „die einzigen wunderbaren Wesen, die dem frz. Volke wirklich eigneten" 13),> und zeugen — wenn auch kaum von einem ursprünglichen „Mondkult des keltischen W e i b e s " M ) , — so doch von der eigentümlich keltischen Auffassung vom Weibe, wie die durchaus anders gearteten 1S ) nordischen Walküren von einem anderen, germanischen Frauenideal Zeugnis ablegen. Wunderbare, zarte, in seliger Zwecklosigkeit und überirdischem Frieden lebende Frauen, die sicher nicht „germanischen Riesen verwandt", „die stummen Felsbauten keltischer Vorzeit auftürmten" 18), so finden wir, eng verwandt den Side altirischer Sagen, die sagenumwobenen F.n (Melusine, Viviane, Morgane) in der altfrz. Dichtung (bes. im Hyonzyklus) 17 ), mit christlichem Wunderglauben bereits stark vermischt (F.n tun im Namen Jesu Wunder, erhalten einen Platz im Himmel usw.) u ) . Vergeblich haben eifrige Diener der Kirche auch den F.nglauben als heidnischen Teufelsdienst bekämpft 1 9 ) und in einem A t e m mit Incubus- und Wiedergängerwahn genannt *•). „Fluchwürdig bei Juden und Christen" nennt Benedikt von Massilia den Namen „ f a t a " und meint, daß diese fatae, „wenn sie überhaupt existieren sollten, böse Geister sind, die jene verführen dürfen, die an solchen Dingen festhalten" 2 1 ). Die F. erwies sich „gefeit" selbst gegen den Bannstrahl der Kirche und lebte durch die Jahrhunderte in Dichtung und Volksglauben in gewissem Sinne als „der edelgeistige Gegensatz des diabolischen Hexentums" 2a). Die mhd. höfische Dichtung, dem frz. Einfluß offen, kann auf die wunderbaren „feinen" oder „ f e i e n " nicht
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verzichten 23 ); mit F. Morgane als Ahnmutter Parzivals erklärt Wolfram seines Helden Schönheit 24), und Gottfried sagt in bezug auf Blicker von Steinach: Sinen sin den reinen, ich waene daz in feinen ze wundere haben gespunnen und haben in in ir brunnen geliutert unde gereinet, er ist benamen gefeinet " )
und läßt das Hündlein Petitcriu, das „gefeinet" war, aus „Avelün, der feinen l a n t " von einer „gotinne" gesandt werden »). Während lat. Schriftsteller des MA.s, die die „ f a t a e " (fadae) erwähnen, kaum der Eigenart der F.nvorstellung gerecht werden („larvae, quas Fadas nomin a n t " a ) , „bonae mulieres", „dominae nocturnae" „felices dominae", „tres illae sorores") M ) und die „feinen" der mhd. Dichtung fast in Vergessenheit geraten, entfaltet sich in Shakespeares volknahem Sommernachtstraum die ganze F.nwelt zu üppiger Gestaltung Das Deutschland des 18. Jhs., von Shakespeares Genie und frz. Geist angeregt, bemächtigt sich von neuem der F.nromantik (Wieland) 31 ), und unter dem aus dem nfrz. übernommenen Namen tritt die F. im dt. Volksglauben und Märchen, wenngleich geographisch begrenzt S2), neben die weißen Frauen, Holden und Saligen. ') Allgem. Darstellungen: K e i g h t l e y Fairy Mythology (Ausg. 1900); Hastings 5, 678 f. (Fairys); S c h r e i b e r Die F.n in Europa 1842: R u n g e Die F.n in der Schweiz-, H e r t z Spielmannsbuch 59 f f . : „ D i e bretonischen F . n " ; W o l f f Mythologie der F.n und Elfen. Aus dem Englischen übers. 1828; J e a n r o y Grande Encyclop. s. v . ; AnSpr. 10, 181 f f . ; 1 1 , 323 f f . ; Meyer Germ. Myth. 117 ff. *) G r i m m Myth. 1, 340 u. a. *) G ü n t e r t Kalypso 259; vgl. H e r t z Spielmannsbuch 67 und 350. *) D e o n n a Croyances relig. 473. 5) H e r t z Elsaß 5. *) D e r s. Spielmannsbuch 65 f. ') G ü n t e r t Kalypso 82. «) H a l l a u e r Chansons de geste 20. •) G ü n t e r t 10 Kalypso 252 u. a. ) Vgl. Alpenburg Tirol 83. 95. «) G ü n t e r t Kalypso 254. l 2 ) Vgl. S c h r e i b e r F.n in Europa = Z f V k . 5, 266. 13 ) H a l l a u e r Chansons de geste 17; vgl. R. S c h r o e d e r Glaube und AbergUube in der afrz. Dichtung 86 ff. » ) S c h r e i b e r F.n in Europa 75. lä ) Vgl. dagegen Grimm Myth. 1, 346 ff. " ) S c h r e i b e r F.n in
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A l t e r M ) , begabt mit einem verschenkbaren Glück, durchbrechen sie das heitere Frz. Novellen 40 f f . u ) H a 1 1 a u e r Chansons Einerlei ihres Daseins, das oft bereits de geste 8. » ) M e y e r Abergl. 1 1 3 f . " ( H a n menschlich-bürgerliche Züge trägt B7) (sie s e n Hexenwahn 84. " ) K l a p p e r Schlesien 258. " ) A l p e n b u r g Tirol 8 3 . " ) H e r t z spinnen, backen Brot M ), besitzen Kinder, Elsaß 5 . »«) G ü n t e r t Kalypso 2 5 6 . " ) T r i Haustiere, Vieh usw.^J), nur, umsich Mens t a n 4697 ff. ; vgl. S i m r o c k Myth. 344 ; schen (meist glückbringend) zu nähern, G r i m m Myth. 1, 344. ") Tristan 15 810 ff. n ) Vgl. L i e b r e c h t Gervasius 41 sich einem einzelnen in Liebe zu verund 145. • ) G r i m m Myth. 2, 885. n ) S c h ö n - binden ta ), schönen Kindern das Leben b a c h Berthold v. R. 22.' ») Lit. dazu s. Zf Vk. zu geben und am Ende doch wieder heim5, 264 f f . S 1 ) M e y e r Myth. der Germ. 1 4 7 f. zukehren in die eigene Wunderwelt. Im **) Über geogr. Grenzen des F.nglaubens s. Hinblick auf den keltisch-römischen MaHertz Elsaß 5. tronenkult von den F.n als den „ m ü t t e r 2. Die lichten Gestade in altirischen lichen J u n g f r a u e n " , von ihrer „ j u n g Sagen, die ,,Länder der Lebendigen", wo fräulichen Mütterlichkeit" als wichtiges „nicht Tod noch Sünde g i b t " , und zu stem Wesenszug zu sprechen 6 1 ), erscheint denen die Side, zu denen die Botin der gezwungen, ebenso wie der UnbestimmtF.nkönigin den Helden zur Meerfahrt verheit ihrer Lebensdauer gegenüber die lockt (vgl. Sage von Condla dem RoFeststellung „meist sterblich, doch länger ten 33 ), Brans M e e r f a h r t M ) u. a.), F.nlebend als die Menschen" 6 i ) nicht trefinseln 3S ) wie Avalun, das Wunderland fend ist. Sie erscheinen im allgemeinen bretonischer S a g e n 3 6 ) , F.nreiche wie durchaus „als Vertreterinnen des guten Obérons Reich mit Königinnen wie w Prinzips" 8 3 ); „die Fai kann nie zur Hexe Morgue, Obérons Mutter ) , mit F.nw werden" **). Böse Taten werden ihnen schlössern von wunderbarer Pracht ) : meist nur nachgesagt als Taten berechin diesem romantischen Dämmerlicht tigter Vergeltung menschlichen Undanks blauer Ferne sind die F.n zu Hause. Aber und Unrechts ,B ). Solche Rächertat entsie nähern sich der Menschenwelt, bespricht ihrem Grundcharakter weit weniherrschen das weite Innere schätzereicher ger, als das aus vielen Sagen bekannte Berge "•), bewohnen Meeresfelsen *"), Entweichen der vom Menschen enttäuschGrotten 4 1 ) und Höhlen 42 ) ; zahlreiche ten Überirdischen in die unbekannte F . n s t e i n e ( F . n s p i n d e l n ) **) und alte Ferne, aus der sie kamen M ). Eine StaubSteinsetzungen (wie die bei Rennes in der 46 wolke verrät mitunter den Zug eines ausOberbretagne) ) erinnern an sie, Quel4S 47 ziehenden F.nvolkes "). len ) und Seen ) dienen ihnen zum Aufenthalt, auf mondhellen Wiesen im F.nT h u r n e y s e n Sagen aus dem alten wald t a n z e n d u n d singend 4 9 ) oder Irland 74 f f . ; G ü n t e r t Kalypso 80 f . badend werden sie belauscht, um ,4 ) W e n t z The Fairy-Faith in Celtic Countries schließlich, meist von menschlicher Neu1 7 0 . " ) S é b i 1 1 o t Folk-Lore 2, 1 2 0 . »•) V g l . San M a r t e Gottfr. v. Monmouth 4 1 7 f f . ; gier und Undankbarkeit verletzt, den P B B . 3, 329. « ) H a 1 1 a u e r Chansons de Wohnsitz zu wechseln B1 ) oder achtungsgeste 24. • ) Ebd. 22. »») S A V k . 7, 172; vgl. losen Kennern der nötigen Bannmittel W l i s l o c k i Magyaren 10. 15. 22 ; S é b i 1 ein begehrter Fang zu sein 62 ). Ihr Wesen l o t Folk-Lore 1, 437. *>) S é b i l l o t FolkLore 1 , 3 1 4 . 4 1 ) H a l l a u e r Chansons de ist Schönheit, Heiterkeit, Jugend, idealigeste 23; S é b i l l o t Folk-Lore 1, 436 ff. sierte Weiblichkeit nach frz. Geschmack, ") S é b i 11 o t Folk-Lore 2, 1 0 6 . " ) Vgl. und deshalb bei uns oft nicht ganz verD e o n n a Croyances relig. 263 f f . ; S A V k . 2 1 , standen; ihnen verglichen zu werden 85 ; H a u p t Lausitz 1, 15 f. u. a. " ) H e r t z Elsaß 5. " ) S c h r e i b e r F.n in Europa (belle comme une fée) 53 ) gilt selbst einer 10 ff. ; H e r t z Spielmannsbuch 64 f. " ) S é Königin als höchstes L o b B 4 ) (bisweilen b i 1 1 o t Folk-Lore 2, 1 9 3 f f . «') V g l . Z e v a c o jedoch verheimlichter körperlicher MaLe lac des fées, Ugende corse, A T r p o p . 5, 692. 6B 18 kel: Gänsefüße u. ä.) ). In lichten Klei) C h a r d i n La danse des fies, Rtrp. 6, 530; S é b i 1 1 o t Folk-Lore 1, 228 ff.; ZfVk. 14, 114. dern, immer beweglich, leicht, frei, ohne " ) Vgl. Elfenweise (norw. huldreslaat) H e r Altern und Sippe, ohne Kindheit und M Europa
74 ;
H e r t z
") G ü n t e r t
Spielmannsbuch
Kalypso 255 ;
64 f.
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mann
Nord.
Mythol.
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) U . a.
Sé-
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b i l l o t Folk-Lore i , 445. " ) Ebd. i, 454. •») Z f V k . 5, 264 ff. " ) G ü n t e r t Kalypso 76. M ) H a l l a u e r Chansons de geste 17. »») Z f V k . 25, 118; S A V k . 25, 194. " ) H a l l a u e r Chansons de geste 18. " ) S k b i 11 o t 2, 107. ») ZfVk. 25, 120. ») S 6 b i l l o t i , 449. «o) Ebd. 1, 442 ff.; Kohlrusch Sagen 389 u . a . M ) S c h r e i b e r F.n in Europa 8. 32. ») H a s t i n g s 5, 679. " ) A 1 p e n b u r g Tirol 82. M ) Ebd.; vgl. dagegeD J e c k 1 i n Volhstüml. 35 f. «) S k b i 11 o t 1, 452. " ) Ebd. 1, 454. " ) W o l f Beiträge 1, 226. 3. A b e r g l ä u b i s c h e N e u g i e r u n d der W u n s c h , v o n den G l ü c k s k r ä f t e n und R e i c h t ü m e r n der F . n e t w a s a b z u b e k o m m e n , z o g diese P h a n t a s i e g e s t a l t e n a u s ihrer W e l t in die S p h ä r e des Menschlichen. Zahlreiche S a g e n lassen die F . n n a c h a u c h sonst b e k a n n t e n M o t i v e n ihre K r ä f t e in den D i e n s t menschlicher D i n g e stellen. S e l b s t voll U n s c h u l d , nehmen sie sich gern der K i n d e r u n d j u n g e n Mens c h e n a n und erscheinen n a c h frz., nord., d t . u n d slaw. E r z ä h l u n g e n n ) schon a n der W i e g e N e u g e b o r e n e r m i t G a b e n und V e r h e i ß u n g e n n ) : einzeln, z u dritt, zu z w ö l f t , z w e i (elf) m i t g u t e n , eine m i t bösen G a b e n 7 1 ) , v e r w a n d t den weisen F r a u e n nordischer S a g e 7 2 ) , die gleich den F . n d u r c h „ I n t e r p r e t a t i o R o m a n a " zur D r e i h e i t der S c h i c k s a l s f r a u e n s c h e m a t i siert w o r d e n s i n d 7 3 ) ; v g l . die drei F a t a ( n e u t r . ! ) bei A u s o n i u s u n d P r o c o p 74 ), die drei Moiren und P a r z e n . D e r A u s d r u c k , „ d a s G l ü c k wird uns an der W i e g e ges u n g e n " , d ü r f t e freilich k a u m auf die F . n anspielen 7 5 ). — Eine F. leiht nach einer m e c k l e n b u r g . S a g e einer W ö c h n e r i n eine goldene W i e g e 76 ) oder erscheint dem spiel e n d e n K i n d e und spielt m i t ihm und bes c h e n k t es, m u ß a b e r d a n n den ihrer Gunst unwürdig gewordenen Jüngling strafen und weint77). Aus dem Wunderl a n d der F . n k o m m e n W u n d e r d i n g e unter die Menschen ( „ g e f e i t e " S c h w e r t e r , P a n zer, M ä n t e l , R i n g e , T a r n k a p p e n , Talism a n e aller A r t ) w ) , und w e r sie besitzt, g e w i n n t übermenschliche E i g e n s c h a f t e n oder ist gefeit gegen G e f a h r . Die F a i im T i r o l e r V o l k s g l a u b e n h a t die G a b e , die v o n ihr B e s c h e n k t e n „ f e s t z u m a c h e n " g e g e n H e x e n z a u b e r 7 9 ) . D i e drei F . n gleichen N y m p h a e in S a x o s F a s s u n g des
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Baidermythus („echtes F . n m ä r c h e n " ?)w) reichen d e m H ö t h e r einen z a u b e r h a f t s t ä r k e n d e n T r a n k . Die F . n fördern, s e l b s t H e r d e n besitzend, d a s G e d e i h e n der H e r den, k ü n d e n die zur A u s s a a t g ü n s t i g e n Tage, machen Regen und gutes Wetter, s c h ü t z e n die E r n t e n 8 1 ) . S e l b s t S p i n n e rinnen, s e t z e n sie sich hilfsbereit z u spinnenden M ä d c h e n 8 2 ) (vgl. G . S c h w a b s G e d i c h t „ D i e Feien des U r s u l a b e r g e s " ) M ) , über deren T u g e n d sie w a c h e n M ) , d i e sie kochen u n d w e b e n l e h r e n 8 S ) . U m ihrer Hilfsbereitschaft gegen A r m e willen, n a n n t e das V o l k die W a l d w e i b c h e n i m „ B u r k h a r d t s l o c h " bei P o b e r s h a u ( S a c h sen) F . n 8 8 ) . M a n k a n n d a h e r w o h l k a u m das V e r h ä l t n i s z w i s c h e n M e n s c h u n d F . unpassender f o r m u l i e r e n als m i t d e m l a t . ,,do u t d e s " u n d v e r k e n n t d a s W e s e n der F . n , w e n n m a n ihre selten bezeugte Menschenfeindschaft für primär h ä l t M ). Sie s p e n d e n ihre G a b e n freiwillig, niemals als E n t g e l t f ü r O p f e r g a b e n ; der A u s n a h m e f a l l w ) einer bösen F . w i r d m e i s t mit v o r h e r g e g a n g e n e r K r ä n k u n g b e g r ü n det, u n d ü b e r der bösen T a t v e r l i e r t die F . ihre F . n e i g e n s c h a f t e n (z. B . S c h ö n h e i t M ) , G l ü c k s e l i g k e i t ) 9 1 ) . Die v o m geliebten Mann v e r s c h m ä h t e oder v e r l a s s e n e F . r ä c h t sich d u r c h s c h r e c k h a f t e n T r a u m 92 ) oder unheilvolle E r s c h e i n u n g ( S a g e v o m S t a u f e n b e r g e r ) * 3 ), oder sie l ä ß t den M a n n , der die gestellte B e d i n g u n g n i c h t einh ä l t 9 4 ) (z. B. V e r b o t , sie F. z u n e n n e n 8 5 ) oder das W o r t T o d a u s z u s p r e c h e n ) M ) , der menschliche N e u g i e r n i c h t ü b e r w i n d e n k a n n 9 7 ) , in R e u e z u r ü c k , b i s w e i l e n in G e s t a l t einer S c h l a n g e v e r s c h w i n d e n d , wie ü b e r h a u p t die S c h l a n g e n eine Rolle in gewissen Gruppen von F.nsagen ( S c h a t z s a g e n ) M ) spielen. Die n i c h t zur T a u f e geladene F. (Misère i m breton. Märchen, Dornröschenmärchen) verw ü n s c h t das K i n d (in ein G ä n s l e i n 9 9 ) u. a.). N a c h A r t der k i n d e r s t e h l e n d e n D ä m o n e n 10 °) k ö n n e n a u c h F . n K i n d e r , die ihnen gefallen, r a u b e n 1 0 1 ) o d e r vert a u s c h e n 102 ). So w a r n t m a n w o h l dann die K i n d e r , v o r der H ö h l e d e r a l s Unholdin ( E i s e n z ä h n e , h ä n g e n d e Brüste) v o r g e s t e l l t e n F. v o r b e i z u g e h e n , w e i l diese die bösen K i n d e r in den F l u ß w i r f t MS ) #
Fegefeuer
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A b e r selbst in dieser verzerrten Gestalt ist die F. nicht schlechthin böse; selbst die „ T a n t e A r i e " im Berner J u r a mit eisernen Zähnen und Gänsefüßen ist nicht nur z u m Kinderschreck, sondern auch „ b e i n a h e z u m W e i h n a c h t s k i n d " geworden 104 ) (vgl. die „ d a m e des cavernes de V a l l o r b e " u. a.) 10S ), und es ist eine das leichte Zauberspiel des F.nglaubens störende K o n s t r u k t i o n , d a ß die F.n „ a u s F u r c h t v o r der ewigen V e r d a m m n i s " bes t r e b t seien, „ i h r e Reihen fortwährend durch geraubte Menschen zu ergänzen" 1 0 6 ). Ein englischer R e i m w a r n t v o r den F.ntanzplätzen: Hüt" den F u ß auch vor den Ringen, wo die F.n im Grase springen l07).
N u r der Unberufene, der ihren Bannkreis betritt, gerät in ihre Macht, wird unsichtbar wie der im F . n w a l d eingeschlafene Bursche einer englischen Lokalsage l w ) , wird ins F.nland entrückt wie T o m der Reimer l w ) , um, beschenkt mit überirdischen Gaben, zurückzukehren, — sicherlich ohne „ d i e V e r w a n d t s c h a f t der entrückenden F. mit der verhüllenden T o d e s d ä m o n i n " 1 1 0 ) als besonders eng e m p f u n d e n zu haben. — Menschliche Neugier verlangt die W u n d e r w e s e n zu schauen. W e n eine F. als K i n d geküßt hat, der kann sie sehen m ) ; Sonntagskinder können es auch, solange sie fromm und rein sind 1 1 2 ). N a c h t s im Mondschein sieht mancher sie bei T a n z oder B a d 1 1 3 ). Wundersalben 114 ) machen sie selbst bei Tage sichtbar 1 1 5 ). A b e r sie sind meist scheu, vor allem da, wo sie herabgesunken sind auf die Stufe kleiner W a l d - und Berggeister. Unerwünschten Störungen durch Menschen (auch durch Glockengeläut u . a . ) 1 1 6 ) weichen sie aus, und die F.n aus den Grotten von Vallorbe, die sich nachts an verlassenem Schmiedefeuer bis zum weckenden Hahnenschrei erwärmten, verschwanden, v o n einem Burschen einmal belauscht, für immer 1 1 7 ). Menschliche List sucht schließlich die F.n zu fangen 118 ), um ihre K r ä f t e nutzen zu können. Dreijährige Haselruten werden in einer englischen Anweisung, F.n zu fangen (17. Jh.) 119 ), zur Zitation von F.n verwendet, eine andere empfiehlt im
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ernsten Rezeptenstil eine A u g e n s a l b e 12 °), oder ein vielfältiges Verfahren m i t Glas oder Kristall, B l u t einer weißen Henne, Haselstäben, V e r g r a b u n g und Beschwörung zu bestimmten Stunden 1 2 1 ). „ A b e r wenn du sie zitierst", heißt es schließlich, ,, befleißige dich eines reinenLebenswandels und kehre das Gesicht nach O s t e n " 122 ). ") G r i m m Myth. 1, 342. «•) Vgl. B o l t e P o 1 i v k a 1, 439. '•) H a l l a u e r Chansons de geste 19. '») G r i m m Myth, i , 338 („charakteristisch für Nornen- und F.nsagen" ?), s . a . 3, 1 1 6 f. " ) Vgl. Nornagestssaga c. 1 1 . ?3) Vgl. auch das Kinderlied von den drei Feien oder Mareien S i m r o c k Dt. Kinderbuch * 169 {f. " ) G r i m m Myth. 1, 340; Has t i n g s 5, 678. " ) S i m r o c k Myth. 165. '•) B a r t s c h Mecklenburg 1, 267. ") A l p e n b u r g Tirol 97 f. ™) H a 11 a u e r Chansons de geste 21 f.; A l p e n b u r g Tirol 83. ") A l p e n b u r g Tirol 83. ») K a u f f m a n n Balder 95. I l ) S é b i 11 o t 1, 449 f. »») S A V k . 25, 194. " ) H o c k e r Volksglaube 2q. M ) S é b i l l o t i, 147. «) E b d . 1, 448. ••) M e i c h e Sagen 347. w ) H a s t i n g s 5, 680. «•) Ebd. ••) H a l l a u e r Chansons de geste 22; S é b i l l o t 2, 109; 1, 452. S é billot 1, 452; K o h l r u s c h Sagen 390. " ) Vgl. Z r w V k . 11, 278. " ) A l p e n b u r g Tirol 96 f. •>) Adt. Studien (1871), i f f . ; L a i s t n e r Sphinx 1, 239; Aigremont Fußerotik 39 zieht falsche Parallele zur Walküre Kara in anord. Helgidichtung. M ) A 1 p e n b u r g Tirol 94 f. ; H e r z o g Schweizersagen 2, 162. ,5 ) C o u r t h i o n Les veillées des Mayens 73. »•) B o s q u e t La Normandie romanesque (1845), 98. " ) S é b i l l o t i, 442f. " ) W 1 i s 1 o c k i Magyaren 83 ; Alpenb u r g Tirol 95 f. ; Z f V k . 7, 450. ») B o i t e Polivka 1, 439. l0°) Vgl. Laistner Sphinx 2, 311 ff. l01 ) S é b i l l o t 2, 109. >°!) Ebd. i, 439. »«) S A V k . 2>j, 193. 1 M ) Z f V k . 25, 116 ff. i»5) Ebd. 118. I0") Z f V k . 15, 4. "") R o d e n b e r g Ein Herbst in Wales (1868), 123 f. ,oe) Z f V k . 12, 193. 10») S i m u o rock Myth. 331. ) Güntert Kalypso 83. » l ) A l p e n b u r g Tirol 83. >») Ebd. 95. 1I3 ) S é b i l l o t 1, 228 ff.; 2, 201 u . a . l14 ) Z f V k . 5, 267. »") S é b i l l o t 2, 108. "•) M e i e h e Sagen 337. 117 ) R o c h h o l z Sa^en 1, 366; H e r z o g Schweizersagen 1, 219 f. m ) F r a n k e l F.n- u. Nixenfang usw. in Z f V k . 5, 264. 11S) Z f V k . 11, 7. ia °) Ebd. 5, 267. l a l ) Ebd. 12! ) Rose und Distel, Poesien aus England und Schottland übertr. von Vincke (1853), 1 6 5 t . Kummer.
Fegefeuer. Purgatorium, Reinigungsort der abgeschiedenen Seele. 1. Im Iran ist ein Reinigungsort der Seele erst in den Pehlevischriften (Sassanidenzeit), also nachchristlich bezeugt 1 ),
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Fegefeuer
kommt also als Entlehnungsort für christliche Anschauungen nicht in Betracht. Dagegen kann Norden bei den Griechen die Läuterungslehre vom 5. vorchr. J h . bis in die Zeit der Gnosis verfolgen 2 ), nachdem Rohde zeigte, wie volkstümliche Vorstellungen (Leichenbrand) theologisch umgedeutet werden können a ). Die Bibel weiß (außer I. Kor. 3, 1 3 ? ) nichts vom F. 4 ); von platonisierenden Hellenen ist es durch die platonisierende christliche Theologie (Origenes contra Cels. 4, 2 1 ; 5, 15) 5 ) wie von Vergil 6 ) übernommen worden. Cyprian 7 ), Augustin 8 ), Caesarius Arelat. •) verwenden bereits den Gedanken, ohne an einen bestimmten Ort des Reinigungsfeuers zu denken 1 0 ), Augustin im Anschluß an Vergil u ) Gregor der Große erhebt ihn zur Kirchenlehre 1 2 ). In der Visionenliteratur spielt das F . eine große Rolle 1 3 ). Durch Predigten 1 4 ) und Bilder 1 6 ) dringt der Gedanke ins V o l k ; im 14. J h . lehren Thüringer Geißler, daß niemand ins Himmelreich kommen könne, der nicht vorher im F . gewesen s e i 1 8 ) . — Fürbitte für die armen Seelen im F . war üblich, wie die alten Liturgien 17 ), die Einrichtung kirchlicher Brüderschaften 1 8 ), Seelenmessen für den einzelnen w ) oder f ü r alle Toten M ) an bestimmten Tagen bezeugen, bis Odilo von Cluny 993 f ü r solche Zwecke den Allerseelentag bestimmte 2 1 ). — Die evangelischen Kirchen lehnen, wie vor ihnen Waldenser, Huß, Wesel und Wessel das F . ab (vgl. Art. Smalc. P. I I c, 2 § 9); doch glaubten die Pietisten in Württemberg Anfang 19. J h . wieder daran 22 ). *) August Freiherr v. G a l l BaoiXstatou 3-eou 1926, 143. Doch ebd. 3 2 3 f.; R G G . 2 ' , 5 3 3 ff. *) N o r d e n Aeneis 28. ») R o h d e Psyche x > 3 9 3 : über F.vorstellungen bei fremden Völkern gibt Marcus L a n d a u Hölle und Fegfeuer 190g, 193 f. einiges. *) v. G a l l 3 2 3 f. Doch spricht B u x t o r f 633 f. von einem jüd. F . 6) N o r d e n Aeneis 29 f.; L a n d a u 194 f. 195 f. •) N o r d e n Aeneis 29; Landau 195. 7 ) ep. 52 = Joseph B a u t z Das Fegfeuer 1883, 55 f. N. 3. B) Civ. dei 2 1 , 1 3 ; B a u t z 56 ff. ») hom. 8 = B a u t z 59 f. " ( L a n d a u 196. n ) N o r d e n Aeneis 29. 1 ! ) L a n d a u 196 f. 1S ) Ebd. i f f . ; C ä s a r i u s v. H e i s t e r b a c h Wunderbare Geschichten. München s. a. 1 0 5 ; R e b e r Felix Hemmerlin 1846, 446; Germania 25, 1 3 3 ; B e r n h e i m in Preuß. Jahrb. 81, 349. 14 ) L a n d a u 198 f., wo
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auch H a r n a c k Dogmengeschichte 3, 5 1 2 angezogen ist. 15 ) Exk. 2, 74; (Görlitzer) Wegweiser 1832, 3 ff. " ) K. Ed. F ö r s t e m a n n Neue Mitteilungen aus dem Gebiet historischantiquarischer Forschungen 2 (1826), 34. ") B a n t z 85 ff. " ) Ebd. 89 ff. " ) Ebd. 83 ff. ») Ebd. 88. " ) Ebd. 88. " ) Ztschr. f. histor. Theologie n , i n .
2. Die F.lehre der katholischen Kirche hat großen Anteil an der Gestaltung unserer Spuksagen M ), denn was spukt, ist im F. 84 ). Die Kirche denkt an ein materielles Feuer, im Innern der Erde, nahe der Hölle 25 ), und ebenso glaubt das Volk an das F . in der Erde, in Bergen 2 6 ); daneben weiß es, daß es früher einmal auf der Erde w ) war, oder es sucht das F . auf den Liparischen I n s e l n a ) , oder in Irland das des hl. Patrick in einer schauerlichen Höhle (mit schmaler Brücke über schaurigen Strom) M ). Im F. steht der Nobiskrug (s. d.) 30 ). Alter Glaube vermutete es in der L u f t 3 1 ) ; deswegen glaubt man auch, die armen Seelen schwebten ruhelos zwischen Himmel und Erde 3 2 ). Sonst vermutet man dort den Limbus der ungetauft gestorbenen Kinder 33 ), der aber nach der Kirche auch wieder dem F . benachbart ist 3 4 ). Das deutsche Märchen kennt das F . als festen, abgeschlossenen R a u m wie Himmel und Hölle 3S ) dicht beim Himmel 36). Kynewulf hielt es f ü r das Feuer des jüngsten Gerichts 37 ). — Außer dem Feuer zählt die Kirche noch andere Strafmittel a u f S 8 ) ; das Volk spricht von der heißen und kalten Pein 39 ), vomBußaufenthalt in „ K l a m m e n " 40) usw. Entweder handelt es sich dann um arme Seelen, die das F . noch nicht erleiden (Tirol) 4 1 ), oder (Luxemburg) man sagt, ihr F . sei an allerlei Orten, im Ofen, in einem Strohseilknoten, in der Tür, häufig in Wagengleisen 42 ), im Kehrbesen 43 ), im irdischen Feuer 44) oder zwischen Himmel und Erde (s. o.). Eine niesende Seele im F. kennt deutschböhmische S a g e 4 4 " ) . Böse Geister peinigen die armen Seelen 46 ). Meist aber wird jeder damit gestraft, womit er gesündigt h a t : Hochmütige im Schlamm, Grenzfrevler mit glühendem Grenzstein usw. 48 ); in Bozen müssen sie Aschen kratzen und Bugkl fegen 4 6 a ). Häufig erscheinen sie als feu-
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Fegefeuer
rige M ä n n e r 47 ), mit g l ü h e n d e n Händen* 8 ), v o m F . g a n z d u r c h g l ü h t *•) (s. a r m e Seele). W a s sie a n r ü h r e n , v e r k o h l t c a ). A u c h die G e s t a l t v o n T i e r e n ( K r ö t e n , S c h w e i n e n ) wird a n g e n o m m e n 5 1 ) . Z u w e i l e n d ü r f e n sie auf E r d e n erscheinen, u m z u w a r n e n (s. a r m e Seele), F ü r b i t t e zu e r f l e h e n (s. 3), oder es ist unter gew i s s e n U m s t ä n d e n L e b e n d e n der B e s u c h des F . s e r m ö g l i c h t 5 2 ) . ") A l p e n b u r g Tirol 131 ff.; J u n g b a u e r Böhmerwald 223 f. ") Exk. 1, 136. Anton M a i 11 y Niederösterreich. Sagen 1926,1. Daß Spukgeister aus dem F. kommen, wird auch dadurch erwiesen, daß verkohlt,"was sie anrühren: A l p e n b u r g 149 f.; Z a u n e r t Rheinland 2, 210 f. ") B a u t z 137. 185 ff.; L a n d a u 198. ") Z a u n e r t Westfalen 162; S i e b e r Sachsen 50; G r ä s s e Preußen 1, 736 ff.; J u n g b a u e r Böhmerwald 236 f.; ZfrwVk. 14, 151; S c h ö p p n e r Sagen 2, 106 f.; 3, 186 f.; K a p f f Schwaben 13 ff. Oft ist nicht zu unterscheiden, ob von der Hölle oder vom F. die Rede ist: S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 139 f.; vgl. auch S c h ö p p n e r 1, 170 f.; Z i n g e r l e Sagen 200 f.; J e g e r l e h n e r Oberwallis 5. ") K u o n i St. Galler Sagen 17 Nr. 30. a ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 112 f. *•) Ernst M a r t i n Zur Gralsage 1880, 41; vgl. Max V o i g t Beiträge zur Geschichte der Visionenliteratur im MA. 1921, 1. II. = Palaestra 146; ZfdPhil. 53, 25 ff. ") L a i s t n e r in Germania 26, 83. 92 f.; B o l t e in ZfVk. 37/38, 252 f.; G r o e h n e in NddZfVk. 6 (1928), 193 ff. 31) v. G a 11 120 f.; N o r d e n Aeneis 30 f. 32; L a i s t n e r in Germania 26, 85. a l ) Ebd. nach Zingerle Tirol 9; Sagen 1859, 464 Nr. 1093; Z a u n e r t Rheinland 2, 211; S c h a m b a c h - M ü l l e r 222t.; dort muß es auch der poln. Faust Twardowski erleiden: K. W. \V o y c i r k i (übers. Levestam) Volkssagen u. Märchen aus Polen 2 1921, 51. S3) Germania 26, 85. ") G r i m m KHM. Nr. 82; Bächtold Schweizer Märchen 117. Im böhin. Märchen ist es eine traurige Stadt: V. T i l l e Verzeichnis d. böhm. Märchenvarianter. = FFC 193. 3S) Johannes Wilh. W o l f Deutsche Märchen und Sagen 1845, 3 3 . 3 l ) W a d s t e . n in Ztschr. f. Wissenschaft!. Theol. 38 (189;), 596. s ') B a u t z 144; L a n d a u 199. M ) A l p e n b u r g Tirol 131 f. 136. 137. 139. 144. :5i. 158. 190; V e r n a l e k e n Alpensagen t ö j . 379; Z i n g e r l e Sagen 1859, 194 f. 195 f 196 t.; H e r z o g Schweizersagen 2, 177; R a i k e Erlöser in d. Wiege 24. 29. 36 N. 1. *•) B ä c h t o l d Schweizer Märchen 47; A l p e n b u r g Tirol 138 ff.; L u c k Alpensagen 30. A l p e n b u r g Tirol 134 f. " ( R a n k e Saget2 74; D r e c h s l e r i, 310; W r e d e Rheiiische Vk. 130; zum Strohseilknoten s. „arme Seele" 1, 595; doch würde ich das
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Motiv lieber zu Spalte 589 „letzte Halme als Zufluchtsort" stellen. u ) D r e c h s l e r 1, 310. «*) ZfdMyth. 4, 30; vgl. S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 88. 89. ") L a n g e r DVöB. 12/13, 9- " ) B a u t z 150; J u n g b a u e r Böhmerwold 225 f.; P e u c k e r t Schlesien 146. 148 f.; Klara S t r o e b e Nordische Märchen 2 (1915), 75. *') B a u t z 163 f.; Peuckert Schlesien 146 f. 153. 155 f.; D r e c h s l e r 1,313; A l p e n b u r g Tirol 137 ff. 157. 164 f. 176 f. "») R e i n s b e r g 45 Meran 61. ) G r ä s s e Preußen 2, 512 f.; Peuckert in Schlesische Monatshefte 1927, 550 ff.; ders. Schlesien 119; Aus unserer Heimat, Beilage z. Anzeiger f. Bad Carlsruhe OS. 1924, 31; Othlos 7. Vision MG.SS. 11, 380 = L a n d a u 249 f.; B a u t z 188 f. «) Z i n g e r l e Sagen 1859, 315. **) L a n g e r D V ö B . 2, 117 f.; H r u s c h k a T o i s c h e r 18 Nr. 3 0 a ; B o l t e - P o l i v k a 3, 388 f. M ) Dieser Sagenzug in unzähligen Varianten, s. Geisterhand. ") Z i n g e r l e Sagen 1859, 137 ff.; K u o n i St. Galler Sagen 17 Nr. 30; P e u c k e r t Schlesien 119; Globus 59, 343. S. „arme Seele". ") (Görlitzer) Wegweiser 1832, 3 ff.; L y n c k e r Sage Höf. Vgl. Anm. 13. 3. D i e D a u e r des V e r w e i l e n s i m F . ist v e r s c h i e d e n ; sie k a n n w e n i g e T a g e , a b e r a u c h bis z u m j ü n g s t e n T a g e w ä h r e n S 3 ). A m S o n n t a g M ) oder A l l e r s e e l e n " ) b r e n n t es n i c h t . D i e , d e n e n Allerseelen W a c h s lichter g e s p e n d e t w e r d e n , sind A d v e n t , Fasten und an den Sommerabenden, an denen n a c h h e i ß e r S o n n e R e g e n f o l g t , f r e i M ) . F ü r V e r u n e h r u n g des B r o t e s müssen die a r m e n Seelen leiden 5 7 ); l i e g t ein Messer m i t der S c h n e i d e n a c h o b e n , g e l a n g e n sie n i c h t in d e n H i m m e l M ) . V i e l W e i n e n s c h a d e t i h n e n ; so viel T r ä n e n v e r gossen w e r d e n , so viel T r o p f e n Öl g i e ß t m a n i h n e n ins F. 5 9 ). Die G l o c k e i m K l o s t e r z u m N e u e n W e r k bei H a l l e h a t die K r a f t , a r m e Seelen a u s d e m F. z u erlösen 60 ). S o n s t aber ist ihnen e r l a u b t , auf E r d e n zu erscheinen, u m F ü r b i t t e zu e r l a n g e n 8 1 ), bis ihre S c h u l d g u t g e m a c h t ist 82 ). N a c h l u x e m b u r g i s c h e m G l a u b e n e r s c h e i n e n solche Seelen a u f f ä l l i g o f t i m T r a u m , F ü r b i t t e heischend 8 3 ). Ein W u n s c h (Helf G o t t ! ) M ) , A l m o s e n 66 ), Messen 88 ), W e i h w a s s e r a u f s G r a b ges p r e n g t 68 a ) k ö n n e n i h n e n dienen. Die M u t t e r des hl. P e t r u s sollte f ü r e i n gutes W e r k (Zwiebelröhrchen gespendet) a u f P e t r i F ü r b i t t e hin erlöst w e r d e n 87 ). S o n s t ist es t r ö s t l i c h z u wissen, d a ß d i e
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fegen—Feien
Heiligen, z u denen die S ü n d e r gebetet haben, ihnen beistehen A u c h schreitet alle Freitage die J u n g f r a u Maria durch das F. und spendet Erleichterung w ) . Allerseelen oder W e i h n a c h t e n gelangen die Seelen aus d e m F. in den Himmel T O ). A b e r sobald sie den V o r h i m m e l betreten, dürfen sie dessen F r ü c h t e nicht genießen, u m nicht z u r ü c k z u s i n k e n n ) . V o m Jubel der Seele, die bald erlöst wird, reden viele S a g e n 72 ). M ) B a u t z 1 5 2 « . 178 ff.; A l p e n b u r g Tirol 131. " ) Altdeutsche Predigt: ZfdPhil. 27, 150. u ) R e i n s b e r g Böhmen 494; E. H. Meyer Dt. Volksk. 1897, 275. M ) S c h ö n werth Oberpfalz 2, 99. " ) D r e c h s l e r 2, 14. M) L a n g e r D V ö B . 7, 175 Nr. 251; 9, 50 Nr. 327; vgl. 7, 173 Nr. 237. M) Ebd. 12, 177 Nr. 33. *°) S i è b e r Harzsagen 168. " ) Othlos 17. Vision: L a n d a u 250; Bischof Albrecht in „Predigten dt. Mystiker": ZfdA. 8, 217; G r a s s e Preußen 2, 651 f. ; S i e b e r Sachsen 289; P e u c k e r t Schlesien 171. •») Othlos 7. Vision, M G . S S . 11, 380; Z i n g e r l e Sagen 1859, 445. M ) F o n t a i n e Luxemburg 156. **) L a n g e r DVöB. 12, 9. , s ) Priester G o f f i n e Evangelien u. Episteln 2 (1826), 293 = Germania 11, 9. ••) Theol. prakt. Quartalschrift 61 (1908), 123 ff. = Landau 250 t. 284 ff.; Jos. K e r n Sagen d. Leitmeritzer Gaues 1922, 118. ••») Willibald M ü l l e r Beiträge z. Vk. d. Deutschen in Mähren (1893), 394 (Iglauer Sprachinsel). •*) M a i 11 y Sagen aus Friaul 96. Sonst gewöhnlich aus der Hölle: P e n k k e r t Schlesische Volkskd. (1928), 266; D o s t o j e w s k i Die Brüder Karamasoff (Piper, München) 1 (1918), 707 f. = 7. Buch c 3. «) Alemannia 1, 69. «») B o l t e - P o l i v k a
3, 457 N. 1 ; DerOberschlesier 4, 322. '°) R e i n s b e r g Böhmen 494; L e h m a n n Sudetendt. Volkskd. 1926, 132. " ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 287. " ) R a n k e Erlöser in d. Wiege 26 ff.
I V . K i n d e r z u p f e n an der B l ü t e der W u c h e r b l u m e : Hölle, F., H i m m e l 7 3 ) . Einen E i n f l u ß des F.s auf Schatzsagen n i m m t W i n t e r an 74 ). ™) L a n g e r D V ö B . 7, 176 Nr. 257; Exk. 2, 74. " ) Leo W i n t e r Die deutsche Schatzsage. Köln. Diss. 1925, 57. Peuckert.
fegen s. k e h r e n . F e g m ä n n c h e n erscheint in einer S t a m p f mühle des S i m m e n t a i s (Berner Oberland) als hilfreicher Hausgeist (s. d.), k o m m t aus d e m Boden hervor (s. Erdleute, Zwerge). Es mahlt Gerste und f e g t die Mühle. Durch Kleiderge-
schenke wird es tanzend f o r t * ) .
I300
hochmütig
und
geht
>) J. R. W y ß Idyllen (Bern 1822), 341—49 = R o c h h o l z Sagen 1, 355 Anm. = V e r naleken Alpensagen 228 ff. Nr. 158 = H e r z o g Schj/eizersagen 2, 147 f. Nr. 135. Burren.
F e h l g e b u r t Die A u s s t o ß u n g der F r u c h t aus dem Mutterleib bezeichnet man in den ersten drei Monaten der S c h w a n g e r s c h a f t als A b g a n g , in den zweiten drei als F. und in den letzten drei als F r ü h g e b u r t (s. Geburt). Dettling Hexenprozesse 21; Frazer 373- 42°: 3. 153 ff-; W ä c h t e r Reinheit 26,29; S t e r n Türkei 2, 289; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 3, 553; H i l l n e r Siebenbürgen 18. Lüers. I2 >
Feien. N a c h A d . K u h n J ) zogen in der A l t m a r k als Weiber verkleidete j u n g e Burschen, F . genannt, besonders in der Weihnachtswoche, mit geschwärzten Gesichtern umher. A u c h auf Hochzeiten stellten sie sich ein (zuweilen in der Dreizahl), suchten den B r a u t z u g durch Possen zu stören, die Teilnehmer z u m L a c h e n zu bringen und abends mit der B r a u t zu tanzen 3 ). Man hat sie als Darstellungen der „ a l t e n S c h i c k s a l s g ö t t i n n e n " 4 ) oder der Vegetations- und Fruchtbarkeitsdämonen 6) gedeutet, sie als Genossen des Schimmelreiters in Beziehung zu Wuotans U m z u g in den Z w ö l f t e n 8 ) gesetzt. Ein Z u s a m m e n h a n g dieser F . über den „ F a i e r " 7 ) ( F a i j e r 8 ) , Feier) 9 ) genannten Berggeist oder wilden Mann in Schweizer Volkssagen (vgl. a. altbayr. Fei) 10 ) mit den nach den romanischen Feen benannten Berggeistern im Graubündner Land u ) dürfte nur im N a m e n bestehen, der „ a u f den Begriff des Zauberkräftigen, Wunderwirkenden a u s g e h t " 1 2 ). Über die abergläubischen Vorstellungen, die diesen v e r m u m m t e n Schreckgestalten zugrunde liegen, vgl. noch „ K l e i d e r t a u s c h " und „Hochzeit". ') K u h n Mark. Sagen 362. *) M a n n h a r d t 1, 442. 3) K u h n u. S c h w a r t z 433, 280. 4) H e r t z Elsaß 166. «) M a n a Weihnacktsh a r d t 1,443. •) W e i n h o l d spiele 7. ') R o c h h o l z Sagen 2, 102. *) Ebd. 1, 378. •) H e e r Altglarner. Heidentum 17; 115) D r e c h s l e r 2, 98. »«) J o h n Ertgeb. 36. "») H ö h n Geburt 267. »•) Globus 75, 162. "•) K u h n Westfalen 2, 28 Nr. 66; Schönwerth Oberpfalz 2,55 Nr. 2 u. 2, 116 Nr. 1. m ) G r i m m 2,
Ebd.
3,
470
"») J o h n Erzgeb. 18; W u t t k e K a i n d 1 in Globus 92, 286.
Nr.
954.
2381341;
6. Das F. b e i m K r a n k e n h e i 1 e n steht wiederholt in V e r w e n d u n g . Das bezeugen etliche Heilsegen. Ein schwäbischer b e g i n n t : „ I c h sehe z u m F . hinaus, ich sehe das offene Himmelshaus. " Der Segen wird bei „ o f f e n e m K o p f " a n g e w e n d e t 1 2 3 ) . Gegen K o l i k sagt man (ebenfalls in S c h w a b e n ) : „ Ich seh' z u m F . hinaus, ich seh* in Gottes Haus, ich seh* einen Mann, der mir v o n meiner K o l i k helfen k a n n " 1 2 4 ) . Man läßt auch das Fieber „ z u m F. hinausfliegen" 126 ), und in diesem A u s j a g e n der K r a n k h e i t s dämonen durchs F . ist wohl die Grundursache aller Fi-Heilungen zu sehen. V o r allem dient das F. und der ausgehobene F.flügel, den man über oder unter das K i n d legt, gegen K r ä m p f e und Fraisen. In Sachsen m u ß man in diesem Falle ein v o m Blitz angeleuchtetes F. unter das Kinderbett legen 1 2 *). Der B r a u c h ist in der Form, daß man den linken oder rechten F.flügel auf das Gesicht des Kindes legt, in S ü d d e u t s c h l a n d 1 M ) , in den Sudetenländern 128 ), Schlesien 1 2 i ), Österreich 18 °), sowie bei den Slowaken und R u m ä n e n 1 S 1 ) bezeugt. A u c h wenn jemand in O h n m a c h t fällt und nicht zu sich k o m m e n kann, legt man einen F.flügel auf ihn, k l o p f t ans F. und ruft ihn beim N a m e n 1 3 i ). J a sogar das zu Pulver geklopfte F . g l a s wird mit feingeh a c k t e m K n o b l a u c h , ungeschmolzenem Schweinefett, Salz und P f e f f e r zu einer Salbe gerieben, die man auf ein Fingergeschwür legt, um es zur Reife zu bringen 133 ). Besonders wirksam aber ist der F.schweiß, der vielleicht einmal als ein A n h a u c h der Seelengeister angesehen
1339
Ferkel—Fernzauber
w o r d e n ist, w o r a u f die H e i l u n g m i t d e m „ v o m Blitz angeleuchteten F . " hindeuten k ö n n t e 1 2 * ) . E s e n t s t e h t Z a n k , w e n n jem a n d auf ein a n g e l a u f e n e s F . s c h r e i b t 1 3 4 ) . F . s c h w e i ß gegen W a r z e n w a r s c h o n a m B e g i n n des 18. Jhs. ein b e l i e b t e s M i t tel 1 3 S ) u n d wird gegen F l e c h t e n und Hautunreinigkeiten vielfach angewend e t l s e ) . Man spricht d a z u bisweilen Segenssprüche. Im M a s u r i s c h e n : „ G u t e n Morgen Herr F l e c h t e , sei n i c h t m o r g e n , nur h e u t e ! " 1 3 ' ) Ä h n l i c h in B ö h m e n 1 3 8 ) . A u c h bei A u g e n s c h m e r z e n b e s t r e i c h t m a n sich a m Morgen v o r d e m W a s c h e n die A u g e n m i t d e m T a u e v o n d e n F . n 13 *). »") H ö h n Volksheilk. 1, 124. 1 M ) W u 1 1 k e 172 § 231. "«) Ebd. 353 § 529. "•) S e y f a r t h Sachsen 272. l n ) Alemannia 27 (1899), 229; W u t t k e 359 §542; M e y e r Baden 41; L a m m e r t 12g. l t t ) J o h n Erzgebirge 54; S c h r a m e k Böhmerwald 284; G r o h ns a n n 7g Nr 1245; W u t t k e 359 § 542. m ) ZfVk. 7 (1897), 290; D r e c h s l e r 1,210. IS0) Mühlviertler Volkskunde 3, 75; Fischer Oststeirisches 124. l a l ) H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 208. »") Ebd. 2, 196 »") ZfrwVk. 1 (1904), 101 c. m ) J o h n Erzgebirge 35. "») S c h u l t z Alltagsleben 242. 13«) W u t t k e 344 §512; H o v o r k a und K r o n f e l d 2, 721; A n d r e e Braunschweig 243; ZfrwVk. 10 (1913), 189; L a m m e r t 182; L a u b e Teplilz6o; G r a b i n s k i Sagen 42. l 3 7 ) T o e p p e n M asuren 55; F r i s c h b i e r
Hexenspr.
57. 138) G r o h m a n n 171 Nr. 1208 und S c h r a m e k Böhmerwald 281. 139) G r o h m a n n 174 Nr. 1236.
7. H e i l t ü m e r am F . A m Joh a n n i s t a g h o l t man sich im V o g t l a n d e einen S t r a u ß v o n neunerlei B l u m e n ; m a n darf diesen aber nicht d u r c h die T ü r e ins H a u s tragen, sondern m u ß ihn d u r c h s F . hineinstecken, w e n n m a n in der N a c h t B r a u t oder B r ä u t i g a m im T r a u m e sehen w i l l 1 4 0 ) . Bei P a t s c h k a u (Schlesien) h ä n g t m a n K r ä n z e an die F., aus E i c h e n l a u b mit e i n g e f l o c h t e n e n B l u m e n g e w u n d e n . Der K r a n z m u ß aber im H a u s e g e f l o c h t e n sein, darf über keine S c h w e l l e g e t r a g e n w e r d e n , sondern m a n m u ß ihn z u m F. h i n a u s h ä n g e n 1 4 1 ) . In B a y e r n wird der „ W e i h b u s c h e n " v o n der K r ä u t e r w e i h e a m großen F r a u e n t a g (15. 8.) ans F. g e s t e c k t und h i l f t d a n n gegen B l i t z und H a g e l s c h l a g 1 4 2 ) . D i e M ä d c h e n im Salzb u r g i s c h e n befestigen ihre g r ü n e n J u n g -
I340
f e r n k r ä n z e f ü r den F r o n l e i c h n a m s t a g v o r d e m F . ihrer S c h l a f k a m m e r , d a m i t n i c h t e t w a der T e u f e l in G e s t a l t eines s c h ö n e n B u r s c h e n zu ihnen k o m m e 1 4 3 ) . In der O b e r p f a l z w e r d e n a u s d e n f ü r die F r o n l e i c h n a m s p r o z e s s i o n auf den W e g gestreuten Blumen Kränze geflochten und gegen B l i t z s c h l a g an d e n F . n a u f g e h ä n g t 1 4 4 ). Im I n n v i e r t e l s t e c k t m a n a m G e o r g s t a g H a s e l - und E r l e n z w e i g e a n die F., ein b e s o n d e r s g u t e s Zeichen ist es, w e n n d a s Erlenreis k n o s p e t 1 4 S ) . A l l g e mein wird das J o h a n n i s k r a u t gegen B l i t z s c h l a g a n die F . g e s t e c k t U 6 ) . In Tirol w u r d e n in P e s t z e i t e n g e d ö r r t e K r ö ten als P e s t a b w e h r ans F. g e s t e c k t 1 4 ' ) . I40) K ö h l e r Voigtland 376. >") K ü h n a u Sagen 3, 39. ' " ) Bavaria 4, 200. 143) ZfdMyth. 3, 343. "*) Bavaria 2, 310. 146) Hmtg. 7,
101. " • ) P e r g e r Pflanzensagcn Tirol 787 Nr. 144.
68.
14 ')
Hey!
8. E r w ä h n t seien schließlich n o c h die S i t t e der F . s c h e n k u n g ( S t i f t u n g gem a l t e r G l a s f . bei U m - und N e u b a u t e n ) 1 4 8 ) , das F . g e 1 d 149 ) u n d die bei alten Schlössern w i e d e r h o l t e r z ä h l t e S a g e , d a ß der Bau genau 3 6 5 F. besitze150). 148) S A V k . 2, 308; Nds 7, 95 f.; Bayrisches Jahrb. 18 (1896), 49 ff.; B o m a n n Bäuer-
liches Hauswesen.
demeyer Sagen
Weimar 1927, 33 ff. " • ) B o -
Rechtsalterth. 1,97h.
64 f. Nr. 23;
Sklarek
Nr. 4 u. a.
15°)
Sepp
Märchen
289
Geramb.
Ferkel s. S c h w e i n . F e r n z a u b e r liefert viele Beispiele dafür, d a ß sich im A b e r g l a u b e n n i c h t nur die Ü b e r r e s t e einer v e r a l t e t e n W e l t a n s c h a u u n g f i n d e n . V o n Z e i t z u Z e i t w i r d vers u c h t , V o r s t e l l u n g e n , w e l c h e über lange Z e i t r ä u m e hin a u s g e s c h a l t e t gewesen w a r e n , deshalb, w o sie f e s t s a ß e n , z u m A b e r g l a u b e n g e r e c h n e t w u r d e n , wiederz u b e l e b e n , weil sie im B e g r i f f sind, diese E i n s c h ä t z u n g mit einer a n d e r e n , der f r ü h e r e n ä h n l i c h e n zu v e r t a u s c h e n . S o h a t es l a n g e als A b e r g l a u b e gegolten, d a ß man über räumliche Strecken hinweg sehen u n d erkennen, sowie eine H a n d l u n g a u s ü b e n k ö n n e , und dieser n a m e n t l i c h bei p r i m i t i v e n V ö l k e r n sehr v e r b r e i t e t e Glaube g a l t , w o er sich in unserer K u l t u r vorf a n d , als ein A b e r g l a u b e . N e u e r d i n g s in-
1341
Fernzauber
1342
dessen ist die Wissenschaft selbst durch vor allem in ihren Sekretionen fort die Phänomene der Fernschau, Vorauf- existiert, sehr verbreitet (s. Animismus). schau und Rückschau zu Erklärungs- Diese Feinfühligkeit für das Vorhandenversuchen gelangt oder ihnen näher ge- sein oder Vorhandengewesensein von kommen, wie sie sich bei Naturvölkern Fremdpersönlichem gehört zu der ganzen gewissermaßen instinktiv gebildet haben. sympathetisch-symbiotischen Grundlage Wenn in Sagen von dieser oder jener der Gefühlseinstellung des primitiven 8 Person berichtet wird, welche, ohne Menschen ), und wo dieses Grundgefühl hinzusehen, und selbst über ziemliche innerhalb der Kulturvölker in einer ähnEntfernungen hinweg Vorgänge beob- lichen Stärke auftritt, ist auch das Vorachtet, wie jener Bauer es tat, der immer kommen derselben Hyperästhesie bewußte, was seine Knechte machten, selbst greiflich. wenn er in einem anderen Dorf mit seinem Eine andere Gruppe derartiger PhänoZechgenossen in der Schenke saß x), so ist mene liegt dort vor, wo eine Fernwirkung das ein Fernsehen, Teleskopie sagt man festgestellt werden muß, ohne daß an heute, das in den meisten Fällen durch materielle Wechselbeziehungen zu denken eine Art seelischer Verbundenheit mit der ist. Bei solcher actio in distans ohne stofffern geschauten Person erklärt wird, ein liche Zwischenstufen sprach man früher Vorgang, der sich im beiderseitigen Unter- von Magie, spricht man heute von okbewußtsein abspielt und daher nicht in kulten Erscheinungen 7 ). Einem Schäfer seinem Verlauf empfunden und bewußt wird von einem Jäger sein Hirtenstab wird 2). Aber auch die andere vorwiegend durch einen Schuß gespalten, er zieht primitive Erklärung drängt sich in der seinen Mantel aus und prügelt denselben Ermangelung einer besseren bei gewissen mit der einen Hälfte des zerschossenen Vorkommnissen, wie den Ahnungen von Stabes durch, so daß der Jäger jeden einem Ereignis der Vergangenheit, wenn Streich schmerzlich spürt 8 ). Selbst Gesie ohne Mitwisser um dasselbe statt- genstände sollen auf solche unstoffliche finden, auf. Eine Ärztin hat beim Be- Weise aus der Ferne herbeigezogen wertreten eines fremden Zimmers die unan- den können, so daß der Glaube an zaubegenehme Empfindung, daß darin etwas rische Entwendung (magisches Stehlen) Schreckliches geschehen sei, und sie fi- entstanden ist. Im mittelalterlichen Hexiert das nicht näher bestimmbare Er- xenglauben wurde solche zauberische eignis am Schreibtisch, obgleich dem Entwendung in den Prozessen vielfach Wohnungsinhaber, der den Schreibtisch besprochen. Die okkulte Erklärung hiemit übernommen hat, nichts davon be- für nimmt die Aussendung eigenen Vitalkannt ist; erst umständliche Nachfor- stoffs (Emanationen, Ausstrahlungen) zu schungen ergeben, daß sich der frühere Hilfe •), und es ist leicht ersichtlich, daß Wohnungsinhaber vor dem Schreibtisch sich aus der abstrakten Denkbarkeit erschossen h a t 3 ) . Da in diesem Falle solcher Phänomene im Volksglauben die keine „Dreieck-Telepathie" vorliegen Behauptung der Möglichkeit der letzteren kann, keine unterbewußte psychische und die Verallgemeinerung und ÜberVerbindung mit lebenden Personen, so treibung solchen Glaubens entwickelte. führt der Versuch, über die Unerklärbar- Wie hiermit der Aberglaube einsetzt, so keit hinauszugehen, zu der Annahme der i wird er ausgebildet durch Einschaltung Wirksamkeit des Vitalstoffs (Fluidums) von Dämonen und dämonischen Personen, des Verstorbenen *) und einer „Hyper- wie Zauberern und Hexen, die mit den ästhesie" hiefür s ). Bei den Naturvöl- Dämonen im Bund gedacht werden (s. kern ist diese Hyperästhesie sehr ver- Hexen). Die „schwarze Grete" oder die breitet und die Theorie von solchem „schwarze Lene" ist ein Zauberweib, das Vitalstoffe, der von Personen auf die von den Rahm einer Bäuerin oder die Butterihnen berührten Gegenstände übergeht stange behext; als der in einen Topf umund an ihren Kleidungsstücken haftet, gegossene Rahm gekocht und mit Messern
Ferse—Fessel
1343
zerschnitten wird, erscheint die böse Frau heulend und blutend a m Fenster 10 ). Sind die K ü h e behext, so d a ß sie keine Milch geben, so geht man bei abnehmendem Mond um Mitternacht an einen K r e u z w e g und h a u t einen Sack, in welchem drei K n o t e n g e k n ü p f t sind, mit K n ü t t e l n wacker durch. Alle Schläge treffen die Hexe, deren Getier (Eulen, Kröten, Salamander) dabei zum Vorscheint k o m m t . A m andern Morgen gibt die K u h die schönste Milch, aber die böse Nachbarin ist über N a c h t k r a n k geworden und hat den ganzen L e i b voller W u n d e n und Beulen u ) . Eine Hexe, die eine K u h bezaubert hat, so daß sie beim Melken nicht steht, zwingt man zur L ö s u n g des Zaubers herbei durch Schläge, die man, natürlich mit u m g e k e h r t e m Besen, der K u h e r t e i l t 1 2 ) . So kann man überhaupt einen entfernten Menschen nach Belieben durchprügeln, wenn man ein Kleidungsstück oder einen Lappen, während man an den Betreffenden d e n k t oder seinen Namen nennt, mit einer einjährigen Haselrute schlägt; diese aber m u ß mit dem Blick nach Osten durch drei Schnitte abgeschnitten sein, bei denen oie drei höchsten Namen genannt werden13). Dem Sinne der Magie entsprechend ist hier ganz korrekt an die Stelle des primitiven Stoffes v o m Leib oder Gewand der zu schlagenden Person einfach das Denken an sie gesetzt; denn da Magie auf dem Glauben an die A l l m a c h t des Gedankens und Willens beruht, so bedarf es nur dieser psychischen Funktionen, die mit Energie ausgeführt werden müssen (s. Magie) 1 4 ). Man schlägt also getrost seinen eigenen R o c k Hnd Mantel und nennt dabei den Namen des Feindes, der unter Umständen dadurch sogar totgeschlagen werden kann 15 ). Man kann.einem Fernen auch Blut abzapfen durch A n w e n d u n g eines Messers 1 Ä ). Durch ein in einer Schüssel mit Wasser abgewickeltes Zwirnknäuel "wird eine in der Ferne weilende Person herbeigezogen 1? ), auch durch g a n z langsames Kochen des Papiers, auf dem ihr Vor- und Zuname aufgeschrieben worden i s t " ) . ])
K üh na u
Sagen
3,
175.
') Vgl.
vor
1344
allem W. v. W a s i e l e w s k i Telepathie und Hellsehen. ») A. G ö r i g Grenzland der Seele (1928), 219 f. 4) B e t h Religion und Magie * 152 ff. ') R i e h e t Grundriß der Parapsychologie, deutsch 1924, 138 ff. •) B e t h Religion und Magie* 176 ff. u. 244 t. ') S t e m p l i n g e r Aberglaube 95. *) K ü h n a u Sagen 3, 203. ») R i c h fc t Grundriß d. Parapsych. 308 ff. ; K . G r u b e r Parapsychologische Erkenntnisse (1925), 202 ff. ,0) S c h e 11 Bergische Sagen 51 Nr. 78 u. 79. »») K ü h n a u Sagen 3, 22. 1S) H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 277. « ) Z f V k . 11, 15. " ) B e t h Religion und Magie * 159 ff. ») G r o h m a n n 212. ") S c h e l l Berg. Sagen 270 Nr. 29. ") Urquell 3, 293. " ) E b d . K . Beth.
Ferse. T r i t t man einem Vorangehenden auf die F., so sagt man, man werde auf seine Hochzeit k o m m e n *). In zahlreichen S c h a t z s a g e n wird berichtet, daß dem aus d e m S c h a t z b e r g e Eilenden die eiserne T ü r e h a r t an der F. zuschlägt 2 ); einem H i r t e n k n a b e n w u r d e sein S c h u h a b s a t z noch mit weggerissen 8 ). A l s ein Schäfer den R u f : „ V e r g i ß das beste n i c h t ! " überhörte, brach das Gewölbe zusammen, die T ü r e s c h l u g hinter ihm zu, daß es krachte, erfaßte ihn noch an der F. des einen F u ß e s und zerschlug sie, daß er lange siechte und das geholte Geld auf die Heilung des F u ß e s verwenden mußte *). In einer Sage heilt die W u n d e an der verletzten F. nie 5 ). Über die Achilleus-F. vgl. Z f V k . 13, 262 f . ; 21, 416 f . ; Berthold, U n v e r w u n d barkeit 26. *) G r o h n i o n 223 Nr. 1565; D r e c h s l e r 2, 195; 1, 226; W u t t k e 209 § 289. ») G r i m m Myth. 2, 812 (mit Lit.); Z f V k . 4, 416 f.; 13, 261 f. (mit Lit.); Graesse Preußen 2, 787 Nr. 920; 2, 926 Nr. 1144; i , 715 Nr. 754; K u h n Westfalen 1, 346 Nr. 384; K r u s p e Erfurt 2, 43; Mannhardt Germ. Myth. 661; E. H. M e y e r Germ. Myth. 243. 244; H ü s e r Beiträge 2, 15 Nr. 33; G r i m m B S . 7 Nr. 9; K ü h n a u Sagen 3, 6 3 ö ; vgl. R a n k e Volkssage 72 (wilde Jagd). 3) G r i m m Myth. 1, 812; ders. DS. Nr. 157; KHM. Nr. 46; B o . l t e - P o l i v k a 1, 399; ') G r i m m Myth. 2, 812; Bechstein Sagenschatz d. Thüringerlandes 4 , 2 1 1 ; Harrys 2, 14. •) G r i m m Myth. 3, 289 = Wächter Statist. 175. 176. Bächtold- Stäubli.
Fessel. W i e jede B i n d u n g (s. Faden, binden) kann die Fesselung einen doppelten Z w e c k h a b e n : das Gebundene sich in seinem Machtbereich zu erhalten oder es, wenn es gefährlich ist, zu hemmen. Das
1345
Fessel
h ä u f i g e r e M o t i v scheint die A n g s t v o r der g ö t t l i c h e n oder d ä m o n i s c h e n P o t e n z zu sein, da man nicht genau weiß, was man v o n ihr zu e r w a r t e n hat. W i r stellen d a h e r die h e m m e n d e F. v o r a n . 1. G e f ä h r l i c h e , z e r s t ö r e n d e M ä c h t e w e r d e n gefesselt v o r g e s t e l l t . S o L o k i u n d F e n r i r 2 ) ; aber a u c h die F e s s e l u n g des R r o n o s , bei dessen V a t e r U r a n o s E n t m a n n u n g dasselbe bed e u t e t , e r l a u b t einen R ü c k s c h l u ß a u f die V o r s t e l l u n g , die m a n sich einst v o n i h m g e m a c h t h a t 3 ) . In gewissen F ä l l e n ist d a r a u s eine N a t u r s y m b o l i k geworden, i n d e m m a n sich d e n E i n b r u c h des W i n t e r s als die F e s s e l u n g l e b e n s c h a f f e n d e r G e i s t e r , den F r ü h l i n g als eine Fess e l u n g des W i n t e r s v o r s t e l l t e ®). D a s m u ß , w i e die z a h l r e i c h e n B r ä u c h e des W i n t e r a u s t r e i b e n s (s. W i n t e r ) zeigen, sehr v e r b r e i t e t g e w e s e n sein. W i r s p r e c h e n n o c h v o n „ B a n d e n des W i n t e r s " u. ä. W a s s e r g e i s t e r bindet man durch Hine i n w e r f e n v o n S t a h l in die Quelle 6 ), dam i t sie n i e m a n d e n holen (das l e b t v ö l l i g u m g e d e u t e t a u c h unter G e b i l d e t e n n o c h f o r t in d e m K u p f e r s t ü c k , d a s m a n in die römische Fontana Trevi wirft). Praktis c h e n W e r t e r h ä l t diese V o r s t e l l u n g in d e n z a u b e r i s c h e n V o r s c h r i f t e n z u r Fessel u n g des P o l t e r g e i s t e s 6 ) . In der S a g e v o m W i l i s c h b e r g e ist ein D ä m o n in G e s t a l t einer S c h l a n g e m i t einer gold e n e n K e t t e a n einen A l t a r g e f e s s e l t ' ) . H ö r t die F e s s e l u n g auf, so ist d a s eine s e h r gefährliche S a c h e . S o wird die Fessel u n g des P r o m e t h e u s , die e n g m i t der Fesselung der ü b r i g e n T i t a n e n und des K r o n o s z u s a m m e n h ä n g t , in s y m b o l i scher Form aufrecht gehalten8). Die W i n d e sind im S c h l a u c h des A i o 1 0 s g e f e s s e l t 9 ) . W i e im V o l k s g l a u b e n die 9 S c h w e s t e r n 10 ), so sind in der O f f e n b a r u n g S. J o h . die Engel des V e r d e r b e n s o d e r der g r o ß e D r a c h e u ) gefesselt. B ö s e Geister k a n n m a n g e r a d e z u in S c h l i n g e n f a n g e n 1 2 ) . S o w e i t deren Seele in e i n e m B a u m e sitzt, wird dieser m i t T u c h s t r e i f e n u m w u n d e n , w i e a u c h a u s Schlesien z u m T o d a u s t r a g e n ein m i t S t r o h k e t t e n u m wundener T a n n e n b a u m angeführt wird13). D a s führt w e i t e r z u m T e u f e l , der n a c h B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube II.
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einer d a l e k a r l i s c h e n Ü b e r l i e f e r u n g b e i m H e x e n f e s t u n t e r d e m T i s c h an einer K e t t e angebunden i s t 1 4 ) . Dasselbe gilt von K r a n k h e i t s d ä m o n e n (s. F a d e n ) . D i e gen a n n t e n T u c h s t r e i f e n f ü h r e n z u d e n im g r i e c h i s c h e n K u l t u s w i c h t i g e n W o 11 b i n d e n , mit denen z u m B e i s p i e l der delphische O m p h a l o s k r e u z w e i s (s. A n dreaskreuz) u m w i c k e l t ist l s ) . D a ß dieselben B i n d e n i m T o t e n k u l t eine R o l l e spielen, ist wohl begreiflich (s. u.). Die F e s s e l u n g w i r d v o n der g ö t t l i c h e n Ges t a l t a u c h a u f ihr B i l d ü b e r t r a g e n 1 6 ). ') G o l t h e r Mythologie 421. *) G r i m m Myth. 3, 83. 3) Von G r i m m schon beigezogen; vgl. H e s i o d Theogonie, die Entmapnung des Uranos ebd. V. 174 if. * ) S c h w a r t z ZfVk. 2, 197; 3, 448 f. ») L i e b r e c h t Gervasius 101. •) K i e s e w e t t e r Faust 453. 7) M e i e h e Sagen 572 Nr. 711. We Icker Die Aeschyleische Trilogie Prometheus 1824, 49 ff. •) H o m e r Odyssee 10. Gesang. 10) G r i m m Myth. • 1107. >') Off. 9, 14 ff.; 20, 2 1. " ) S c h e f t e l o w i t z Schiingenmotiv 37. l s ) G r i m m Myth. 2, 729. u ) Ebd. 2, 900. ,s ) R o s c h e r Omphalos 8off u. Tafeln. ") W e i n r e i c h Heilungswunder 146, 2; E. S c h m i d t Kultübtrtragungen 97, 7. 2. A m b e k a n n t e s t e n sind die B r ä u c h e , die den T o t e n hindern sollen w i e d e r z u k o m m e n . M a n h a t darin, i n d e m m a n die griechischen s a k r a l e n B i n d e n f a l s c h v e r s t a n d , eine W e i h u n g des T o t e n gesehen M ). H . N a u m a n n wird r e c h t h a b e n , w e n n er d a r i n einen B e l e g f ü r die V o r s t e l l u n g e r k e n n t , die d e m chinesischen M ä r c h e n 18 ) v o m lebenden L e i c h n a m zug r u n d e l i e g t 1 > ) . W e i t v e r b r e i t e t ist es, die L e i c h e (s. d.) zu fesseln M ), und es ist n i c h t v o n der H a n d z u weisen, d a ß die ä g y p t i s c h e n M u m i e n b i n d e n auf dieses S t r e b e n z u r ü c k z u f ü h r e n sind. Diese sehr a l t e Vors t e l l u n g l e b t noch in dem A b e r g l a u b e n , d a ß die B i n d e , mit der die F ü ß e des T o t e n z u s a m m e n g e b u n d e n w a r e n — die W a h l der G l i e d e r ist b e z e i c h n e n d — tiefen S c h l a f h e r v o r r u f e n k a n n 2 1 ). " ) K n u c h e l 38 f. u ) N a u m rn. inschaftskultur 58. 1*) Märchen literatur: Chinesische Märchen Nr. fEthn. 7, 19; S c h e f t e l o w i t z motiv 23 f. " ) ZföVk. 4, 217.
a n n Geder Welt70. M) ZSchiingen-
3. Die F e s s e l u n g , u m die G o t t h e i t f e s t z u h a l t e n , ist a m d e u t l i c h s t e n in den M ä r c h e n v o n d e m g e b u n d e n e n 43
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Feste
Dämon zu erkennen, der sich die Freiheit durch Preisgabe seines Geheimnisses erkauft (ProteusM), Silen M ), Nock») u. a.). Ferner wird eine symbolische Fesselung angewandt, wo mit einem Entweichen der Gottheit gerechnet wird, wie das in dem römischen Kriegsbrauche der evocatio M ) vorausgesetzt, durch den die Gottheiten einer belagerten S t a d t herausgebeten oder -gezwungen und in R o m aufgenommen werden. Da, wo unverstandene Fesselung, Bindung oder Umschnürung eines Götterbildes vorgenommen wird, ist, wenn nicht Furcht der Ausgangspunkt ist, nicht selten mit dieser Vorstellung zu rechnen 2e ). Novellistisch umgedeutet, hat das zu dem homerischen Schwanke v o n der Fesselung des A r e s und der A p h r o d i t e g e f ü h r t 2 ' ) . Auch von H e r a erzählte man s o M ) . Hier wissen wir noch, daß eine, wenn auch andersartige Fesselung im K u l t von Samos erzählt wurde M ). A u c h von Aphrodite ist ähnliches aus dem attischen K u l t e überliefert Anderes s. u. Faden. ") R o s c h e r 3, 3172 ff. ") V e r g i l Ed. 6. **) L i e b r e c h t Gervasius 101. '•) P a u l y - W i s s o w a unter evocatio, wo jedoch alles folkloristische Vergleichsmaterial fehlt. " ) Vgl. etwa P a u s. 3, 15, 10; R ö c h l i n g De coronarum vi 12 u. ö. ") H o m e r Odyssee 8. Gesang. M) W i l a m o w i t z Nachr. d. Gött. gel. Ges. 1895. «•) A t h e n a i o s 15, 672 d. ®°) P a u l y - W i s s o w a unter Kolias. 4. Zur symbolischen Fesselung kann endlich auch gehören, daß man nicht selten F.n in Heiligtümern geweiht findet. So schon auf der Burg von A t h e n 31 ), wo die F.n der chalkidischen und böotischen Kriegsgefangenen v o m Jahre 506 hingen, dann aber auch häufig in christlichen Kirchen 32 ), wo sie zu einfachen Devotionalien z u m Dank für Befreiung herabgesunken sind. Der ursprüngliche Gedanke dürfte der sein, daß die neue Freiheit von der Gottheit verliehen ist, so etwa wenn Sklaven zwecks Freilassung v o m Tempel gekauft werden 33 ). Umgekehrt werden die F.n v o m Gläubigen bis zur Erfüllung eines Gelübdes getragen. Einen solchen Fall erwähnt T a c i t u s bei den C h a t t e n , die einen
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ferreum a n u l u m v e l u t vinculum tragen, bis sie sich durch T ö t u n g eines Feindes die Freiheit e r k ä m p f t haben M ), s. R i n g . Dagegen ist es nicht sicher, wie der B r a u c h der S e m n o n e n zu deuten ist, die einen heiligen Hain nur gefesselt betreten durften M ) . Die gewöhnliche Erklärung, daß sie sich als Sklaven der Gottheit gefühlt hätten, befriedigt nicht ganz. D a der K u l t mit Menschenopfern verbunden war 36) upd Todgeweihte aller F.n ledig sein müssen " ) , so kann die Fesselung der nicht zum Opfer Bestimmten einen sehr viel tieferen Sinn, etwa der freiwilligen A n b i e t u n g zum Opfer, gehabt haben. Andererseits ist auch der Gebetsritus des Händefaltens (s. d.) eine freiwillige Freiheitsbeschränkung vor einem Höheren. ") H e r o d o t 5, 77. ") G r i m m Myth. 3, 346; S c h m i t z Eifel 2, 92; Walliser Sagen 1, 92 Nr. 69. " ) P a u l y - W i s s o w a 7, 97 f. " ) T a c i t u s Germania 30; M ü l l e n h o f 1 Altertumsk. 4, 416 f. ") T a c i t u s Germ. 39 est et alia luco reverentia: nemo nisi vinculo ligatus ingreditur, ut minor et potestatem numinis prae se ferf ns; vgl. M ö l l e n h o f f Altertumsk. 4, 461; H e l m Relgesch. 1, 307. 3«) T a c i t u s ebd. kurz vorher. P1 a t o n Phaidon 60 AB; E u r i p i d e s Iph. Taur.
468;
H e c k e n b a c h
64 ff.; vgl. G ü n t e r t
De
nudilate
Kalypso 192 Nr. 3. Aly.
Feste. I. Heilige Zeiten, die durch besondere Begehungen aus dem Jahreslaufe herausgehoben werden, sind wohl allen Völkern und Religionen bekannt. Sie schließen die alltäglichen Verrichtungen des gewöhnlichen Lebens nach Möglichkeit aus und verlangen einerseits Arbeitsruhe, andrerseits mehr oder weniger reichen A u f w a n d . Während die älteren F. sich an Naturvorgänge, namentlich an S a a t und Ernte anknüpfen, zu denen dann erst allmählich geschichtliche Erinnerungsfeiern hinzutreten, sind diese dem Christentum von vornherein eigentümlich v ). Bei den Germanen waren zuWinters- und zu Sommersanfang größere Opferfeste üblich 2 ). Einzelne Züge von ihnen mögen sich einerseits in den christlichen F.n, die sich zwischen Fasten und Pfingsten abspielen, andrerseits in den herbstlichen Kirchweih-, Ernte- und Schlachtfesten be-
'349
Feste
I350
w a h r t h a b e n . Im Norden w u r d e zu M i t t w i n t e r J u l (s. d.) gefeiert. In D e u t s c h l a n d ist kein sicheres Z e u g n i s eines heidn i s c h e n M i t t w i n t e r i e s t e s v o r h a n d e n , obg l e i c h die Z w ö l f t e n (s. d.) eine g r o ß e R o l l e s p i e l e n 3 ) . In unsere c h r i s t l i c h e n F e s t e h a b e n sich viele B e s t a n d t e i l e a u s g e r m a n i s c h e m und r ö m i s c h e m H e i d e n t u m und a u s den u r t ü m l i c h s t e n G l a u b e n s v o r s t e l l u n g e n der M e n s c h h e i t g e r e t t e t . M a n c h e s d a v o n h a t die K i r c h e k l u g m i t ihren A n f o r d e r u n g e n zu v e r e i n i g e n v e r s t a n d e n 4 ). S o ist es g e k o m m e n , d a ß die h e i t e r e S e i t e der F. i m a l l g e m e i n e n die ernste ü b e r w i e g t . Eine a u s d e m S t r e b e n n a c h sinnlicher H a n d g r e i f l i c h k e i t h e r v o r g e g a n g e n e E i g e n t ü m l i c h k e i t ist die s i c h t b a r e D a r s t e l l u n g der den F . n z u g r u n d e liegenden G e s c h i c h t e n und die V e r k ö r p e r u n g der F . selbst in l e b e n d i g e n G e s t a l ten ( N i k o l a u s , W e i h n a c h t e n , D r e i k ö n i g e , P f i n g s t e n usw.).
er a u c h einen b e s o n d e r e n N a m e n . D e r , , I n g e r f i r t i g " w a r z. B . der T a g des hl. M a g n u s , ein g e l o b t e r F e i e r t a g gegen die E n g e r l i n g p l a g e . D a s F e s t der hl. J o h a n n e s und P a u l u s w a r „ H a g e l f i r t i g " u ) . Mit d e m 17. J h . b e g i n n t die V e r m i n d e r u n g der F. 1 2 ). 1727 k a m die U n t e r s c h e i d u n g v o n g a n z e n u n d h a l b e n Feiert a g e n a u f 18 ). D i e ersteren w u r d e n s t r e n g m i t B e s u c h des G o t t e s d i e n s t e s v o r - u n d n a c h m i t t a g s g e h a l t e n . A n den sog. h a l b e n , die f r ü h e r a b e r a u c h g a n z e waren, g e h t m a n m o r g e n s in die K i r c h e , e n t h ä l t sich j e d o c h a u c h im übrigen gern der g r ö b e r e n A r b e i t 1 4 ) . D a s V o l k sieht in den „ a b g e s c h a f f t e n " F e i e r t a g e n v i e l f a c h eine V e r k ü r z u n g der R e c h t e der R e l i g i o n . N a m e n t l i c h die A b s e t z u n g des J o h a n n i s t a g e s k a n n es n i c h t v e r s c h m e r z e n l s ) . W e n n es in B i l l e r b e c k n a c h J o h a n n i regnet, so s c h i e b t m a n das auf diese A b setzung M).
l) P f l e i d e r e r Religionsphilosophie • 675 ff. •) G o 1 t h e r Mythologie -585 ff.; G r i m m Myth. 1, 94 f. ») Vgl. G o l t h e r Mythologie 580 ff.; S a r t o r i Sitte 3, 1 ff.; N i l s s o n Jahresfeste; J a h n Opfergebräuche ; L i p p e r t Christentum 580 ff.; M e y e r Deutsche Volksk. 246 f.; H o o p s Reallex. 2, 26 ff. *) Vgl. die Anweisungen des Papstes Gregor an den Abt Mellitus für Britannien: B a e d a e Hist. eccl. gentis Anglorum i, 30.
4) Über die Märtyrerf.: L u c i u s Heiligenhult 306 ff. *) K e l l n e r Heortologie 2, 9. ') Ebd. 3. ») Ebd. 12 ff. •) Ebd 18. >») Ebd. 20. n ) N i d e r b e r g e r Unterwaiden 3, 327. " ) K e l l n e r Heortologie 21 ff. " ) Ebd. 22. Über den gegenwärtigen Stand der katholischen Festtage in den einzelnen Ländern: Ebd. 25 ff. " ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 153 f. " ) S t r a c k e r j a n 2, 92. ") S a r t o r i Westfalen 58.
2. D i e F . d e s c h r i s t l i c h e n K i r c h e n k a l e n d e r s sind e n t w e d e r F. des Herrn, die sich ü b e r das g a n z e J a h r verteilen, oder G e d ä c h t n i s t a g e der Heiligen 6 ). E i n e M i t t e l g a t t u n g bilden die F. der M u t t e r G o t t e s . Sie sind e n t w e d e r der gesamten Christenheit eigen oder örtlich begrenzt •). Im M i t t e l p u n k t e des G a n z e n steht das G e d ä c h t n i s des T o d e s und der A u f e r s t e h u n g Christi, also das O s t e r f e s t 7 ) . Die Zahl der F e s t t a g e ist im L a u f e der J a h r h u n d e r t e immer mehr g e w a c h s e n 8 ) . In der Z e i t v o m 13. bis z u m 18. J h . g a b es Diözesen, in denen die Z a h l der T a g e , an denen n i c h t g e a r b e i t e t w e r d e n d u r f t e , hundert u n d mehr b e t r u g * ) . D a s k a m daher, d a ß die B i s c h ö f e d a s Recht hatten u n d ausübten, f ü r den B e r e i c h ihrer Diözese F. neu e i n z u f ü h r e n 10 ). J e nachdem in einer besonderen A n g e l e g e n heit ein F e i e r t a g eingesetzt wurde, erhielt
3. N a c h d e m G l a u b e n des V o l k e s , n a m e n t l i c h des katholischen, a b e r a u c h des e v a n g e l i s c h e n 17 ), ist die E n t w e i hung eines F e s t t a g e s d u r c h A r b e i t eine sehr s c h w e r e Sünde, die hohe S t r a f e n a c h sich z i e h t M ) (s. A r b e i t , S o n n t a g s heiligung). W e r a m F e i e r t a g e eine v e r botene A r b e i t t u t , m u ß sie n a c h d e m T o d e so l a n g e f o r t t u n , bis ihn eine mitleidige u n s c h u l d i g e Seele e r l ö s t 1 9 ) . Z a h l reiche S a g e n erzählen v o n solchen S t r a f e n , g e w ö h n l i c h w i r d der S c h u l d i g e s a m t seinem B e s i t z v o n der E r d e v e r s c h l u n gen ao ). D a s w a r n e n d s t e Beispiel ist der M a n n im M o n d (s. d.). O f t sind es g a n z b e s t i m m t e A r b e i t e n , die d e m V e r b o t e unterliegen 2 1 ), besonders W e b e n , S t r i k k e n u n d S p i n n e n 2 2 ) . A n den ersten Feiertagen zu W e i h n a c h t e n , Ostern, P f i n g s t e n , soll m a n nicht s t a m p f e n , H o l z h a u e n u n d dergleichen L ä r m m a c h e n , 43*
festmachen s o n s t g i b t es Ungeziefer, so w e i t der L ä r m z u hören ist, — n i c h t S t i e f e l schmieren, s o n s l g i b t es L ä u s e t a ). F ü r den K i r c h g a n g der W ö c h n e r i n w e r d e n S o n n - und F e i e r t a g e n i c h t gern g e w ä h l t , a u s S c h e u v o r den L e u t e n und v o r d e m V e r s c h r e i e n M ) . Ein G r a b darf über einen S o n n - und F e i e r t a g n i c h t offen sein, sonst folgt bald (in einer Woche) ein a n d e r e r T o d e s f a l l M ) . W e n n m a n zu h o h e n F e i e r t a g e n n i c h t r e c h t z e i t i g die Fenster putzt, k o m m t schlechtes Wetter, die F e n s t e r w e r d e n eingeschlagen (Wien) M ) . Schwelgerei und U e p p i g k e i t a n F e s t t a g e n wird d u r c h E r s c h e i n e n v o n Gespenstern b e s t r a f t " ) . «) ZfVk. 21, 123. >») NddZfVk. 5, 228 f. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 219. ZfrwVk. 11, 87 f.; K u h n Westfalen 1, 78; M e i c h e Sagen 430 (568); K ö h l e r Voigtland 642; K ü h n a u Sagen 4, 190 (Register unter: Sonntagsschänder); R e i s e r Allgäu 1, 36. 75. 127; M a u r e r Island. Volkssag. 204 f. " ) S t r a c k e r j a n 2, 23 f.; J o h n Wistböhmen 16. " ) G r i m m Myth. 3, 70 f. Wend. Volkst. 131. ") S c h u l e n b u r g " ) J o h n Westb. 117. " ) H ö h n Tod 345. »•) WZfVk. 32 (1927), 91. " ) T e t t a u und T e m m e 107 f. 4. W i e der T a g ü b e r h a u p t (oben A n m . 24) b e g a n n a u c h der F e s t t a g und mit i h m die A r b e i t s r u h e mit der V e s p e r v o r h e r . D a r u m w u r d e a u c h die A r b e i t am V o r a b e n d als Feiertagsschändung angesehen J e t z t r e c h n e t m a n allgem e i n den F e s t t a g v o n einer M i t t e r n a c h t bis zur andern. D o c h k o m m t es a u c h v o r , d a ß m a n ihn bis z u m A u f g a n g der S o n n e a m n ä c h s t e n Morgen a u s d e h n t *•). Die hohen F. h a b e n eine a c h t t ä g i g e Feier, die O k t a v 3 0 ) . ") K e l l n e r Heortologie 9; Reiser Allgäu 2, 358 f.; K ü h n a u Sagen 2, 58. »•) ZfVk. 4, i n . ») K e l l n e r Heortologi: 10 f. 5. Die T a g e v o r d e n g r o ß e n F . n bilden eine a n E r w a r t u n g und E r r e g u n g reiche Z w i s c h e n z e i t . Geister erscheinen v o r allem v o r den h o h e n F . n S1 ) und werden auch in den B r ä u c h e n o f t in G e s t a l t v o n M a s k e n d a r g e s t e l l t . D i e H e x e n schaden a m meisten a m V o r a b e n d heiliger Zeiten 8 i ). D i e w i l d e J a g d l ä ß t sich hören 33 ). In sie sind alle auf
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g e n o m m e n , die a n F e i e r t a g e n die K i r c h e v e r s ä u m t oder d a s V o l k m i t T r e i b j a g d e n g e d r ü c k t h a b e n 34 ). D e r Geist eines T o t e n k e h r t in der N a c h t der h o h e n F e i e r t a g e gern zu den Seinen z u r ü c k und will bew i r t e t s e i n s s ) . Bei den B e r g l e u t e n ist es ein alter G l a u b e , d a ß v o r j e d e m g r o ß e n F e i e r t a g e ein U n g l ü c k g e s c h e h e . Sie tragen daher zum Schutze mit V o r liebe A m u l e t t e und S k a p u l i e r e M ) . * l ) W u 1 1 k e 474(755); S a r t o r i Westfalen 136. 153. »*) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 363. »') S c h m i t z Ei fei 2, 6.25; K u h n Westfalen 2, 12 (24); S c h ö n w e r t h 2, 149. 2, 149. " ) Z f V k . 22, ") S c h ö n w e r t h 160. " ( D r e c h s l e r 2, 170. 6. V i e l e a b e r g l ä u b i s c h e Handl u n g e n , n a m e n t l i c h solche, die d e m S c h u t z e v o n Menschen, H a u s u n d V i e h dienen, sind allein w i r k s a m , w e n n m a n sie an Feiertagen verrichtet37). Für W a h r sagerei und Z a u b e r e i aller A r t w e r d e n die kirchlichen F e s t z e i t e n in A n s p r u c h gen o m m e n M ). Die B a l k a n v ö l k e r h a b e n besondere F e i e r t a g e zu E h r e n der K r a n k heit und des T o d e s e i n g e f ü h r t 3 t ). *>) S e l b m a n n Blick 2, 328 ff. • ) W u 1 1 k e 455 (42°)- " ) ZfVk. 9, 59 ff. Sartori. f e s t m a c h e n I , f i n d e t sich f ü r „ b a n n e n " , „ a n f r i e r e n " , „ s t e l l e n " im g a n z e n S p r a c h gebiet1). Festgemacht werden Gespenster an B a n n o r t e n 2 ), die E l e m e n t e F e u e r und W a s s e r 2 ), T a u b e n a n den S c h l a g 3 ), D i e b e 4) a n der Stelle ihres F r e v e l s oder i m näheren U m k r e i s , F u h r w e r k e B ). D a s F . k a n n a u c h mißliebige P e r s o n e n 6 ), a m meisten S o l d a t e n , G e n s d a r m e n 7 ) usw. t r e f f e n , oder wird als S c h a b e r n a c k besonders gegen Fuhrleute ausgeübt8). R ä u b e r m a c h e n ihre O p f e r fest 9 ). — W e r f e s t g e m a c h t ist, k a n n sich n i c h t rühren, bis er gelöst wird, oder sich selbst zu lösen v e r m a g (s. B a n n I, 874) 10 ). Eine A n w e i s u n g f ü r s F . spricht v o m G e b r a u c h eines g e w e i h t e n Schlosses, bei dessen K a u f ein S e g e n a u f z u s a g e n ist u ) . *) Vgl. die Nachweise nach ihrer landschaftl. Herkunft. *) B a r t s c h Mecklenburg 2, 322. 3) ZfVk. 25, 352 f. ') B a r t s c h Mecklenburg 2, 322; J a h n Hexenwesen 6. 51 ff.; Strackerjan 1, 122; Urquell 2 (1891), 126; Q u e n s e l Thüringen 284; J u n g bauer Böhmerwald 204. 212; lieber
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festmachen
Sachsen 242 f.; T e t z n e r Slaven 2 1 ; E n d t Sagen 47 Nr. 21. 22; S i e b e r Harzland (1928), 254; B o l t e - P o l i v k a 3, 453 t. *) B a r t s c h Mecklenburg 1, 231 f. 232 f.; Jungbauer Böhmerwald 212 f.; M e i c h e Sagen 581; S i e b e r Sachsen 243 f.; B r u n n e r Ostd Volksk. 248 f. •) C a l m e t Von Erscheinungen derGeisteri (1752), 373 ff.; B a r t s c h Ai«cJlenburg 1, 232 f.; S i e b e r Sachsen 242; H e y l Tirol 426; E n d t Sagen 47 Nr. 20; 48 Nr. 23; E i s e i 225 f.; Birlinger i, 331 Nr. 554; MGesch. Altert. Ges. d. Oberl. 7 (1874), 491 f.; Brandenburgia 24, 178. ') E n d t Sagen 45 Nr. 16; 48 Nr. 19; B i r l i n g e r Schwaben t, i n f. 314; Q u e ns e l Thüringen 283; S i e b e r Sachsen 242; Köhler Voigtland 549. 8) E n d t 46 Nr. 18; 47 Nr. 22; M e i c h e Sagen 581; Zentralbl. f. Okkultismus 7, 229; K ü h n a u Sagen 3, 237; B a r t s c h Mecklenburg 1, 231 f. •) Q u e n s e 1 Thüringen 149; J u n g b a u e r Böhmerwald 248. '") Nachw. 5; R o c h h o l z Sagen 1, 78; Urquell 2, 126. " ) ZfdPhil. 38, 368. Peuckert.
festmachen II. I. A l l g e m e i n e s . I. D a s F . ist eine z a u b e r i s c h e H a n d l u n g , die U n v e r w u n d b a r k e i t (s. d.) gegen H i e b , S t i c h u n d S c h u ß v e r l e i h t 1 ) . Hierher m a g m a n a u c h die H a n d l u n g e n rechnen, die u n ü b e r w i n d b a r im R i n g e n , R a u f e n m a c h e n , weil d a b e i die n ä m l i c h e n Mittel g e b r a u c h t zu w e r d e n p f l e g e n . „ D i e W e l t p f l e g t zu sagen, w e n n einer s c h u ß f r e i , stichfrei, hiebfrei, und w e d e r G a b e l noch S ä b e l eingeht, er sei g e f r o r e n " a ). Die B e z e i c h n u n g s c h e i n t obd. zu sein s ). Die diese K u n s t v e r s t a n d e n , hießen G f r ö r e r 4 ) . D a neben e r s c h e i n t : eisern 6 ), an. hardg i ö r r 5 ) ; der G e g e n z a u b e r : a u f t u n 5 ) . D e r G l a u b e daran, d a ß m a n sich f. könne, ist alt, b e g e g n e t in der griech. S a g e 8 ), spielt i m nord. A l t e r t u m eine w i c h t i g e Rolle, wo von f.den Liedern7), von Festsein gegen Eisen, doch nicht gegen S t e i n e 8 ) oder H o l z 9 ) oder die eigne Z a u b e r w a f f e 10 ), wie v o n f.den K l e i d e r n n ) die R e d e ist. E r b e g e g n e t im m i t t e l a l t e r l i c h e n V o l k s e p o s 1 2 ), f i n d e t sich d u r c h alle J a h r h u n d e r t e 1 3 ), erlebt a b e r im 17. (bef ö r d e r t d u r c h den g r o ß e n K r i e g und das A u f b l ü h e n des Z a u b e r g l a u b e n s , im A n schluß a n die P a n s o p h i e 1 4 ) ) eine b e sondere S t e i g e r u n g . N o c h 1724 wird der Z a u b e r in den p r e u ß . Kriegsartikeln v e r b o t e n 1 5 ), w a r a b e r 1 9 1 4 noch n i c h t
erloschen, w i e k o n n t e 1 $ ).
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selbst
beobachten
') Z i n g e r l e Sagen 1859, 313. 314; H e y l Tirol 665. 668. «) A b r a h a m a. S. C l a r a Reim dich 1684, 10; vgl. Kön. Schwed. Victorischlüssel 1632,3; K u o n i St. Gallen 258 f. s) Vgl. die Belege: G r i m m DWb. 4, 1, 202. 2162; Schmeller-Fromann BayWb. 1, 825; G r i m m Myth. 3, 317. ') Urquell 4 (1893), 94; R e i s e r Allgäu 1, 206. •) G r i m m Myth. 3, 317. •) S c h w a r t z Volksglaube 84 ff. 151 f.; B e r t h o l d Unverwundbarkeit 48 ff. ') Lj6datal 11. 13 = G e n z m e r Edda 2, 174. •) HamdismAl 26 = G e n z m e r Edda 1, 57; Skäldskaparmäl = P a n z e r Heldensage im Breisgau 1904; S a x o Gesta Danorum 1. 8 = P a n z e r 37; Volsungasaga c. 44 = P. Herrmann Island. Heldenromane 1923, 135 f ; vgl. P a n z e r 42 f. ») P a n z e r 43. l0 ) N j ä l a c . 30. ») Hamdism&l 26; P.Herrm a n n Heldensagen (1925), 14. Vgl. zum nord. Glauben auch G e r i n g Weissagung 17 f.; P a n z e r 41 f. " ) K o n d z i e l l a Volksepos 59 f. u. Anmerk. 1S) Vgl. etwa bei L u t h e r Ob Kriegsleute auch in seligem Stande sein können: Sämtl. Werke 1833, Bd. 22, 288 f.; Georg S c h e r e r Ein bewerte Kunst vnd Wundsegen 1595. " ) Kön. schwed. Victorischliissel 1632, 3 : vor etlichen und 20 Jahren eingeführt. " ) Brandenburgia IQI6, 180. " ) Vgl. auch F o x Saarland 295. II. G f r ö r e r und F e s t g e machte. 2. Gefroren m a c h e n k o n n t e n n a t ü r l i c h die, die a u c h sonst der s c h w a r z e n K u n s t v e r d ä c h t i g waren, also f a h r e n d e S c h ü l e r und Z i g e u n e r " ) , der P r o f o ß M ), J u d e n 1 9 ), S c h w a r z k ü n s t l e r w i e P u m p h u t M ) oder F a u s t 2 1 ) , j a sogar P f a r r e r 2 a ) , u n d der S c h m i e d v o n J ü t e r b o g k 2S ). 3. S e l t s a m ist dabei, d a ß die F e s t i g k e i t auf einen ü b e r t r a g e n werden k a n n , ohne d a ß er d a v o n w e i ß M ). F ü r fest g a l t e n bei den E s t e n der kleine Teufel, der D i e n e r des T e u f e l s 25 ), natürlich viele S c h w a r z künstler 28 ), Freimaurer Zigeuner a ) , M R ä u b e r ), wie e t w a auch der s c h w a r z e Hiesel 30 ), R a u f b o l d e M »), W i l d d i e b e 31 ), F r e i s c h ü t z e n 32 ), der Z a u b e r s c h ü t z P u n ker 3 2 a ), a u c h m a n c h e Förster s3 ) u n d sogar ein O r t s v o r s t e h e r im S a a r l a n d M ) . S o l d a t e n M ), R i t t e r 3 6 a ) und Generale n i c h t zu vergessen. Ich fasse unter Generalen hier e i n f a c h alle hohen K r i e g s - und L a n d e s h e r r e n zus a m m e n , v o n denen n a m e n t l i c h S c h e r t -
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festmachen
lin v . B u r t e n b a c h *•), Graf E d z a r d von F r i e s l a n d 8 8 » ) , ein ungenannter General des 16. J h s . , der eine S t a d t erstürmte Tilly » ) , Wallenstein » ) , Terzka «), HolkPappenheim"), der B a u e r n führer Ahas Willenger in Österreich **), G u s t a v Adolf **), das ganze H a u s S a v o y e n **), K a r l X I I . von Schweden *•), das H a u s Hohenzollern und zwar besonders Friedrich der G r o ß e 4 7 ) und Friedrich Wilhelm I I . « ) , der alte Dessauer 4 9 ), Herzog Adolf von Plön ®°), General B r ü s e 6 0 » ) , der General Auerochs s l ), Graf Haeseler 1 9 1 4 6a ), j a P a p s t A l e x a n d e r V I I . 63 ) f ü r fest galten. Herzog Friedrich v . W ü r t t e m berg (1593-1608) wäre gern fest gewesen M ) . Die Generale verstanden auch, ihre Soldaten zu sichern, machten die ganze T r u p p e f e s t S 8 ) , verwiesen die Kugeln mit K o m m a n d o s t a b M ), oder ließen die Soldaten vor der Schlacht über ihren schwarzen Mantel marschieren ® 7 ). So waren alle Soldaten der Schanze „ T r u t z P a p p e n h e i m " vor Magdeburg M ), oder die aufständigen B a u e r n 1626 in Österreich fest • ) . ") F r e y t a g Bilder aus der deutschen Vergangenheit 3 ( = Ges. Werke 1898 ' B d 20), 74. " ) A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 40; F r e y t a g 3, 85; K r o n f e l d Krieg (ist fast nur Wiederholung Freytags; ich zitiere ihn nur ergänzend) 85 f. " ) M e i c h e Sagen 566 N. ») F. S i e b e r Wendische Sagen 1925, 63. " ) S c h i n d l e r Aberglaube 120. »*) R e i s e r Allgäu 1, 210 f. ••) B e r t h o l d Unverwundbarkeit 66. " ) F r e y t a g 3, 77. " ) K r e u t z w a l d Esthn. Märchen 2, 138. " ) B i r l i n g e r Schwaben 1, n o f f . 1 1 3 f.; Alemannia 1 1 , 32. 35. 280; Heinr. G r a d l Sagenbuch d. Egergaues 1892, 39; Jahn Hexenwesen 6; H e y l Tirol 184; Brandenburgia 1916, 178; Q u e n s e 1 Thüringen 283; vgl. B o l t e - P o l i v k a 2 , 4 3 1 . " ) Z a u n e r t Westfalen 310. ») Q u e n s e l Thüringen 146; F o x Saarland 295. ») M e i c h e Sagen 562 Nr. 698; H e y l Tirol 285; Z a u n e r t Rheinland 1, 235. ,0 ) J u n g b a u e r Böhmerwald 208. M ») K u o n i St. Gallen 258 f. S1 ) J u n g b a u e r 205; Z a u n e r t Rheinland 2, 167 f.; L a n g e r DVöB. 9, 64; ZfdMyth. 3i 343; H e i s e r Allgäu 1, 210. 206. " ) (kaschubisch) Globus 70, 281 f. " » ) Germania 13, 51. ») Q u e n s e l Thüringen 283; Z a u n e r t Hessen-Nassau 1929, 244 f.; L a n g e r DVöB. 9, 63. »«) F o x Saarland 239. " ) Noch 1675: K r o n f e l d Krieg 86; 1724: Brandenburgia 1916,180; W u t t k e 178; F r e y t a g 3, 75 f- Vgl. auch unten. " » ) F i e n t
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Praettigau 163 f. " ) F r e y t a g 3, 81. 85. '•») Herrn. L ü b b i n g Friesische Sagen 1928, 82. " ) G r i m m Sagen Nr. 255 nach Lercheimer ( S c h e i b l e Kloster 5, 280); vgl. Joh. Nie. P f i t z e r Leben . . . D. Joh. Fausti . . . von G. R. Widmann 1 7 1 1 , 262. ") B i r l i n g e r in Alemannia 1 2 . 1 3 2 ; F r e y t a g 3 , 8 1 ; M ä n n l i n g Curiositäten 1713, 278. *•) F r e y t a g 3, 8i f.; Urquell 4 (1893), 93- " ) F r e y t a g 3, 81 f. «) Ebd. ««) B i r 1 i n g e r in Alemannia 12, 1 3 1 f. Doch F r e y t a g 3, 81. " ) F r e y t a g 3, 82. " ) Der Fels n (1915 bis 16), 47; K r o n f e l d 91 wohl nach F r e y t a g 3, 82: „Gustav Adolfs Schwert galt als gefeit". 45) F r e y t a g 3,82; A m e r s b a c h 2, 40. *•) M e y e r Aberglaube 276. *') J a h n Volkssagen 505; F r e y t a g 3, 82. **) Ebd. " ) M e y e r Aberglaube 276. S 0 ) K o n d z i e l l a Volksepos 161. 60») J a h n Volkssagen 334 nach T e m m e Volhssagen Nr. 244. " ) Q u e n s e l Thüringen 282. •*) K r o n f e l d 91 f. " ) S c h i n d l e r 120. H ) H ö h n Volksheilkunde 1, 67. " ) B i r l i n g e r in Alemannia 12, 1 3 1 f. 134. »•) G r i m m Sagen Nr. 255; M ä n n l i n g Curiositäten 277; Q u e n s e l Thüringen 282, K e l l e r Grab 4, 84. •*) S i e b e r Sachsen 224. " ) Alemannia 12, 132. 6 ») Ebd. III. M i t t e l z u m F e s t m a c h e n . F e s t war, wer sein Leben lang keine Nieren gegessen hatte, wie Schertlin von B u r tenbach ao ). Festigkeit verlieh die Glückshaube 80), ein Stück Nabelschnur M ) oder Nachgeburt eingenäht bei sich getragen, ein Stück Hemd, mit erstem Menstruationsblut befleckt , z ) . Wer das eigne B l u t verspindete 6 3 ), einen Hahnenstein 64) oder eine Koralle ® 5 ), Donnerstein, Bezoar, ein gewisses K r a u t 6 e ) , einen Beutel mit K r ä u t e r n oder Wurzeln CT), Alraun w ) bei sich trug, war fest. Ebenso dienten B i l s e n k r a u t 69), weiße W e g w a r t 70), E i s e n k r a u t oder Verbena 7 1 ), J o h a n n i s b l u t 72 ), J o h a n n i s kraut 7S ), Vogelkraut 74 ), Ruhrkraut oder Mausöhrle 75 ), K a t z e n p f ö t c h e n 7e ), Hauhechel " ) , fünf B u c h s b a u m b l ä t t e r (Belgien) 77 a ), das H e x e n k r a u t ' Circaea lutetiana 7 8 ), Fichtensamen v o n Zapfen, die nach oben wachsen n ) , Farnsamen ®°)f vierblättriger Klee 8 0 "), die Springwurz 8 1 ), S. Peterswurzel 8S ), die B o l l w u r z 83 ), die G e m s e n w u r z M ) oder das Gemsenkraut 8 5 ), die Siegwurz d. i. Allermannsharnisch 86 ), L a u c h 87 ), Doranicum, das die Gemsen fressen w ) , — wie überhaupt die Tiere (Gemse, Hirsch, R e h , Eichhorn)
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alle K r ä u t e r kennen 8 *), — Lebensbaum 9 0 ), S a d e 90 a ), Moos von der Hirnschale eines Gehenkten 91 ) in die eigne K o p f h a u t genäht (Lausitz) 92) und endlich die Fabelblume Efdamanila9S) z u m F e s t m a c h e n . W e n n m a n in Pommern das Ohr einer Maus n e n n t u ) , ist wohl eher an Mausöhrle ( G n a p h a l i u m dioicum), die P f l a n z e , zu denken. Ameisengeist in den drei höchsten N a m e n get r u n k e n 96), ebenso roter W e i n , der am K a r f r e i t a g für ein J a h r in einen W a l l hengstenhaufen getan wurde98); die herzförmigen Versteinerungen v o n Seei g e l n 9 5 8 ) . Fest m a c h t e n auch die Gemskugel aus dem Magen der Gemse 98), das Herz einer schwarzen K a t z e in Milch einer schwarzen K u h g e s o t t e n 9 8 8 ) , der B a r t eines Bockes und W o l f s a u g e im B e u t e l aus der H a u t eines schwarzen K a t e r s 97 ), ein Maulwurfsherz (1648 Köln) 9 7 ®), der Hasel wur m •*), die weiße S c h l a n g e " ) , die H a u t eines (lebendigen) 10fl) W u r m e s 101 ), Einreiben mit H a u t der K r o n e n s c h l a n g e 1 0 1 a ) , das B a d in D r a c h e n b l u t 1 0 1 ) . W e r einen Fledermauskopf 102 ), ein S t ü c k F l e d e r m a u s in den K l e i d e r n trug l o s ), sich 3 T a g e v o n Fledermausherzen nährte, den L e i b mit Flederm a u s b l u t einrieb 104 ), w a r d fest. Flederm a u s b l u t w a r — w i e bei jeder zauberischen S c h r i f t — auch bei f e s t m a c h e n d e n Schriften notwendig 105 ). Göttliche wie t e u f lische Hilfe ward g e s u c h t : K o n stantin ließ die Nägel v o m K r e u z e Christi in seinen Helm schmieden 1 0 6 ); Graf Edzard t r u g ein geweihtes K r e u z im Koller J 6 a ) ; ein anderer ward fest durch ein vom Kobold geschmiedetes eisernes K r e u z 1 0 8 a ); Liegnitzer Landsknechte wetzten den Degen an K i r c h e n s t u f e n 10 '), Riemenabschnitzel von Glocken, während des ersten und z w ö l f t e n Schlages in der C h r i s t n a c h t 1 0 7 a ) . Das E v a n g e l i u m Johanni trug man in einer Haselnuß bei sich 108 ). Man aß Brotkügelchen, über die 3 Messen gelesen worden waren 1 0 9 ). Man beschrieb Oblaten 1 0 8 ) mitFledermausblut 1 1 0 ), heilte eine gesegnete Hostie ins F l e i s c h l u ) , hatte Reliquien U l a ) , beim Ringen T a u f wasser bei sich oder Begräbniserde 112 ), befahl sich gar dem T e u f e l l l s ) , verließ
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sich auch auf den Spiritus U 4 ) , schlug einem K r u z i f i x das Glied ab, das man f. w o l l t e 1 1 6 ) , schoß auf die Hostie 1 1 5 a ) , in die Sonne und f i n g drei herabfallende B l u t s t r o p f e n auf, die festmachten l l s ) . D i n g e v o n T o t e n konnten schirmen, wie e t w a Strick oder K e t t e eines E r h ä n g t e n 1 1 7 ), die K u g e l eines Erschossenen U 8 ), der Freischein des Nachrichters 119 ). Man zog eine Leiche in der Mitternachtsstunde dreimal um die K i r che 12 °), k n e t e t e aus Erde v o n neun Gräbern ein T o t e n k ö p f l e i n 121 ), t a t unter Gebeten E r d e aus den drei letzten G r ä b e r n in einen B e u t e l 1 2 1 * ) ; auch ein silberner Erbknopf h a l f 1 2 2 ) . V e r m i t tels ihrer Inschriften wirkten Amul e t t e 12a ) schon in klassischer Zeit, Bilder 1 2 4 ), ein R i n g 1 2 5 ) , ein S t e i n 1 2 8 ) oder ein K n o p f mit Charakteren beschrieben 127 ), Medaillen 128) und Münzen 129 ), wie der Mansfelder T a l e r oder der Georgentaler 1S0 ). Zauberwirkende Worte h a t man stets gebraucht, entweder als Segen, die W e h r und W a f f e n zu binden 1 3 1 ), Schlachtsegen 1 S 2 ), Wundsegen 1 3 3 ), Tobiassegen 134 ), Versicherungen 136 ) usw. oder als Gebete 138 ), aus einem Büchlein 137 ). W e n n da v o m St. Georgsgebet 1 3 8 ), Christophel- 139 ), Colomansgebet 1 4 0 ) oder-brief 1 4 1 ), v o m L e o g e b e t 1 4 2 ) oder Papst Leonis-Segen 1 4 3 ), v o m Benedisten-oder Notsegen 1 4 3 ), v o m Segen des Ritters v o n Flandern 14s ) die R e d e ist, so weisen solche Gebete schon zu den schriftlich fixierten, die als Schutz- oder Himmelsbriefe 144 ) erscheinen und n o c h h e u t i n G e l t u n g s i n d 1 4 5 ) , und v o n denen es heißt, daß m a n früh v o r S o n n e n a u f g a n g in Gottes freier Natur niederknien und den Brief a b b e t e n müsse (mündlich). Hierher gehören auch alte Gebet- und Gesangbücher getragen 1 4 5 a ), das Colomansbüchlein 148 ), Schildwachtbüchlein 1 4 7 ), die L ä n g e Christi 14s ), die Pneumatologia occulta 149 ) und — als Gegenspiel die S c h w a r z künstlerbücher 1 5 0 ), Gefrustbüchlein 1 5 0 a ), wie die Schwertbriefe, mit denen man die W a f f e bestrich 1B1 ). Zauberische Sprüche auf Zetteln, Charaktere werden auch sonst vielfach g e b r a u c h t 1 5 2 ) , angehängt, am linken A r m getragen 1 M )
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e i n g e h e i l t m ) , v e r s c h l u c k t l s s ) (vgl. P a s sauer K u n s t ) , o b w o h l nicht alle m e h r dran glaubten- und a l b e r n e Scherze a u f die Z e t t e l schrieben 1 M ) . Z a u b e r i s c h e K l e i d u n g wird getragen: so m a c h t ein neues H e m d l w ) , d a s T a u f h e m d 1 5 8 ) , L e i c h e n h e m d 1 5 9 ) , ein p a l m a t s e i d e n e s im E p o s l40 ), das S . G e o r g s h e m d 1 4 1 ), Nothemd 1 ® 2 ) oder -kleid 1 4 3 ), das Teufelshemd 1M), Z a u b e r m a n t e l 1 M a ) , ein H o r n g e w a n d 1 6 5 ) , ein silberner P a n zer 1 4 5 a ) , eine E l e n d h a u t 1 8 5 b ) f e s t , w i e ein r o t e r S e i d e n f a d e n um den H e l m im d ä n i s c h e n L i e d e 1 4 4 ) oder w i e d e r ein mit G e b e t e n beschriebener L e i n e n s t r e i f e n 1 4 4 a ). Es bleibt noch eine R e i h e z a u b e rischer Mittel a u f z u z ä h l e n , die sich in k e i n e der vorigen G r u p p e e i n o r d n e n l i e ß e n : L a m m s b r o t , j e d e n M o r g e n gegessen 1 4 7 ), bei N e u m o n d mit einem M e s s e r r ü c k e n v o r die S t i r n s c h l a g e n 148 ), die S t a h l t i n k t u r des J ü t e r b o g k e r S c h m i e des 149 ), K a i s e r M a x i m i l i a n s a q u a m a g n a n i m i t a t i s 17 °), z a u b e r i s c h e Salben m ) . F ä r b e a b e n d s alle E i e r eines H ü h n e r nestes s c h w a r z ; das a m Morgen w e i ß ist, soll m a n essen, es m a c h t f e s t 1 , 1 *). Ich verweise auf die einzelnen Artikel und gebe hier nur Belege für die Anwendung der Mittel beim F. *>) F r e y t a g 3, 80; Mittlgn. d. Ver. f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen 18 (1880), 203; B o h nenberger 17. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 322; K r o n f e l d Krieg 88. •*) S t a r i c i u s 1706 3, 76 = Felix M a u r e r Amphitheatrum magiae universae 1714, 796 f.; L a m m e r t 147; Brndb. 24, 169; S c h m i d und S p r e c h e r 83. ,3 ) A l p e n b u r g Tirol 358 f.; ZfdMyth. 3, 343. *4) B e r t h o 1 d Unverwundbarkeit 57. •*) Ebd. 57 f. ••) B i r l i n g e r in Alemannia 12, 132. *') Ebd. 133; K r o n f e l d Krieg 95. «») B e r t h o l d Unverwundbarkeit 58. ••) S ö h n s Pflanzen 19026, 102. n ) Ebd. 117; Victor L o m m e r Volksthüml. aus d. Saalthal 1878, 16 f. 18. 48; Schindler 189; B i r l i n g e r 1, 340; Brndb. 24, 167. " ) K r o n f e 1 d Krieg 252. 93; S c h i n d l e r 225; Brndb. 24, 167. " ) Scleranthus annuus: S t a r i c i u s 1706 3, 92 f. = Maurer Amphitheatrum 796; Witzschel Thüringen 1, 313 Nr. 327. " ) Hypericum perforatum ( K r o n f e l d Krieg 248 setzt Johannisblut und -kraut gleich, ebenso K r u s p e Erfurt 2, 56; doch vgl. S ö h n s 183); Ebd. 169; Brndb. 24, 167. " ) K r o n f e l d Krieg 93. " ) Ebd. 269; M e i e r Schwaben 247; MAnhGesch. 14, 8. '•) Antennaria dioica; B e r t h o 1 d Unverwundbarkeit 68.
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" ) H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 202. "») Der Fels 11 (1915/16), 394. *>) K r o n f e l d Krieg 2 55'*) S c h w a r t z Volksglaube 152. M) M a u r e r Amphitheatrum 890; B i r l i n g e r Volkstüml. 1,340; M e y e r Baden 239; Brndb. 24, 166 f. «°») Der Fels 11, 425 = Kronfeld 72 ff.; Brndb. 24, 167 nach M i 1 i c h i u s Zauberteufel 1564, 12; P a n z e r Beitrag 2, 283. 81) K r o n f e 1 d Krieg 265. " ) B e r t h o 1 d Unverwundbarkeit 68. F r e y t a g 3, 80 f. (K r o n f e 1 d 93 falsch Vollwurz). **) Adam a L e b e n w a l d t (erstes bis) achtes Tractätl von deß Teu/fels List vnd Betrug 1682, 48; S c h m i d u. S p r e c h e r 47. 85) J. N. P f i t z e r Leben... D. Johannis Fausti . . . von ... Widmann 1711, 262. " ) G r i m m Myth. 3, 447 Nr. 387; Der Fels 11 (1915/16), 47; Zentralbl. f. Okkultismus 7, 632; K r o n f e l d Krieg 255. 88. 93. 96; Brndb. 24, 166; K u o n i St. Gallen 172 f.; S t a r i c i u s 8 75; S ö h n s Pflanzen 5 126. " ) K r o n f e l d Krieg 264. M) Alemannia 12, 135; Joh. Nik. P f i z e r Vernünfftiges Wunden-Urtheil 1668, 33 f. 88) B r ä u n e r Curiositaeten 367 f. ») K r o n f e l d Krieg 84 f. •°a) Alemannia i, 197. 91) S t a r i c i u s » 95 t.; K r ä u t e r m a n n 369 f.; Porta Magia naturalis 1 (1773), 602; Brndb. 24, 168; l Alemannia 12, 134. * ) H a u p t Lausitz 1, 203. ") F r e y t a g 3, 81 ( K r o n f e l d 93V falsch Esdama nilaV M ) B e r t h o l d Unverwundbarkeit 68 nach J a h n Hexenwesen 191. •5) ZfdMyth. 4, 125. "») Der Fels 11 (1915/16), 394. »•) S t a r i c i u s 3 424; Alemannia 12, 135; A l p e n b u r g Tirol 381. 382; Bayr. Hefte 1, 231; R e i t e r e r Ennstalerisch 23; F r e y t a g 3, 80; Brndb. 24, 168. »6») A i p e n b u r g Tirol 359. ") F r e y t a g 3, 80. »'») ZfrwVk. 14, 81. ») \V. M a n n h a r t Zauberglaube 56. m) L e o p r e c h t i n g Lechrain 77. 100) S t a r i c i u s 89 = M a u r e r A mphitheatrum 795 f.; W o l f Niederl. Sagen 366 f. nach de V r i e s de Satan, auf den auch Staricius zurückgeht. 101) Kondziella Volksepos 59; Z a u n e r t Dtsch. Märchen seit Grimm 2, 288 f. 10'») C u r t z e Waldeck 89. 102) K r o n f e l d 10ä) Ebd. Krieg 93. 88; B a r t s c h Mecklenburg 2, 322. 1(M) ZfVk. 1, 105 217. ) Kön. schwed. Victorischlüssel 1632, 3; Brndb. 24, 172; D i o n . K l e i n Kriegsinstitutionen 1598, 87 f. 10 ') M e y e r Aberglaube 276 nach Vita Const. 1 , 3 1 . ">«») P r ö h 1 e Unterharz 113. l0') Alemannia 12, 133. 107a ) Z i n g e r l e Tirol 195 Nr. 1594; Brndb. 24, 168. "") D r e c h s l e r 2, 268. "*) Alemannia 12, 133; F r e y t a g 3, 74. 78 f.; Luthers sämtl. Werke 22 (1833), 288 (Ob Kriegsleute auch in seligem Stand sein können); Kön. schwed. Victorischlüssel 1632, 4. 5. 110) H a u p t Lausitz 1, 203; Gustav R o s k o f f Gesch. d. Teufels 2 (1869), 441; A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 40. m ) Z i n g e r l e Sagen 1859, 314. 313 f.; M e i e r Schwaben 287; H e y 1 Tirol 665 Nr. 142; Kön. schwed. Victorischlüssel 1632, 4; Alemannia 12, 133; Zentralbl. f. Ok-
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festmachen
kultismus 7, 630; Urquell 2, 90; M ä n n l i n g Curiosiläten 164. 111 a ) G r ä s s e Preußen 2, 990 f. " * ) Z i n g e r l e Tirol 71 Nr. 603. 604; B r n d b . 24, 166. 113 ) F r e y t a g 3, 74. 79; Brauner Curiositäten 36t ff.; Joh. Nik. P f i z e r Vernünfftiges Wunden-Urtheil 1668, 31 ff.; Alemannia 12, 133; Kuhn und S c h w a r t z 33 Nr. 38, X. »«) B e r t h o 1 d Unverwundbarheit 68; A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 61. >»s) S c h m i d t Hexenhammer 2, 174 = S c h i n d l e r Aberglaube 120. 1 1 5 a ) E i s e i Voigtland 221 = Brndb. 24, 175. "•) Q u e n s e l Thüringen 290. " ' ) F r e y I.ausitz 1, 203; tag 3, 80. " ' ) H a u p t K r o n f e 1 d Krieg 88 = Z i n g e r l e Tirol 72 Nr. 611. "•) K r o n f e l d Krieg 106; Der Fels 11 ( 1 9 1 5 / 1 6 ) , 4 7 . 120) Z i n g e r l e Sagen 1 8 5 9 , 3 1 4 . 3 2 1 . 121 ) Ebd. 3 2 1 . 121 ») C. H e ß 1 e r Hessen 2, 537 = Brndb. 24, 168. >22) A. H a a s Pommersche Sagen 1921, 74. 1 2 3 ) B e r t h o l d Unverwundbarkeit 56; F r e y t a g 3, 76; Brndb. 24, 169; P a n z e r Beitrag 2, 277 f.; Kronfeld 87. 94; Alemannia 12, 133; A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 39; M e i c h e Sagen 560 Nr. 695; Der Fels 11, 394. "») K r o n f e l d Krieg 87. 12ä) S t a r i c i u s 3 89 f. und W o l f Niederländ. Sagen 366 f.; beide nach d e V r i e s de Satan-, Alemannia 12, 133. 12®) W o l f Niederländ. Sagen 365 f. Nr. 278. 127) P f i t z e r Widmanns Faust 1711, 12S 262; M e i c h e Sagen 566 f. ) Kronfeld Krieg 97; F r e y t a g 3,81. 12") Ebd.; M e y e r Aberglaube 278; Brndb. 24, 169; M ä n n l i n g Curiositäten 274; K o n d z i e l l a Volksepos 157t.; Schindler Aberglaube 121. Der Fels Ii, 394; MsäVk. 7, 112; B r ä u n e r Curiositäten 491. l3 °) S i e b e r Harzland 1928, 79; D o b e n e c k Mittelalter 2, 166 f.; A l b e r s Das Jahr 199 f. 131) Aufzählungen von Segen: H ä 1 s i g Der Zauberspruch b. d. Germanen 52; Handschriftl. Schätze aus Klosterbibliotheken 1 7 3 4 — 1 8 1 0 , 5 8 5 — 6 0 0 ; Brndb. 2 4 , l7i• l7 4 f.; Bert hold U nverwundbarkeit 66 f.; K r o n f e l d Krieg 98 f.; MschlesVk. H. 4, 88 ff.; 6, 32 ff.; Alemannia 19, 136 ff.; Germania 20, 439 f.; J a h n Hexenwesen 62 Nr. 2 9 ff.; Ztschr. f. Kulturgesch. 4 ( 1 8 9 7 ) , 216 f. 218; P a n z e r Beitrag 2, 303 ff.; Victor L o m m e r Volksthüml. aus d. Saalthal 1 ( 1 8 7 8 ) , 1 4 f. 1 8 ; Der Fels 11, 4 2 5 f.; Kondz i e l l a Volksepos 60; L u t h e r s sämtliche Werke 22 ( 1 8 3 2 ) , 2 8 8 ; S c h m i d t Hexenhammer 3, 174 f.; Aegidius A l b e r t i n u s Luzifers Königreich u. Seelengejaidt, ed. v. Liliencron ( 1 8 8 4 ) , 8 7 f.; Adam L e b e n w a l d t (erstes bis) achtes Tractätl von Teuffels List 12. 48 f.; W u t t k e 175; S c h i n d l e r Aberglaube 120. Ein Teufelssegen: M e i c h e Sagen 532 f. 132) K o n d z i e l l a Volksepos 160 = F r e y t a g Bilder 3, 73. 133) G r i m m 134 Myth. 3, 317. ) MschlesVk. H. 19, 63. " 6 ) Geistl. Schild 161 ff.; Romanusb. 20. 37 f. ial) B e r t h o l d U nverwundbarkeit 58; Alemannia 12, 133; K r o n f e l d Krieg 99. 1W ) Alemannia 12, 134. i a ) L u t h e r s sämtl.
Werke 2 2 ( 1 8 3 2 ) , 2 8 8 ; F r e y t a g 3, 74. L u t h e r 22, 88. " " ) Handschriftl. Schätze aus Klosterbibliotheken. Köln 1 7 3 4 — 1 8 1 0 , 5 5 4 ; Victor L o m m e r Volksthüml. aus d. Saalthai 1 (1878), 3 0 f.; Kronfeld Krieg 99. "») Handschriftl. Schätze 568 f.; MschlesVk. H. 19, 53. " 2 ) Handschriftl. Schätze etc. 580; MschlesVk. H. 19, 55 f.; Brndb. 24, 172. l43 ) F r e y t a g 3, 74. 79. " 4 ) B e r t h o l d Unverwundbarkeit 67; Der Fels 1 0 ( 1 9 1 4 / 1 5 ) , 77. ' " ) D r e c h s l e r 2, 268; Oberschlesien *3> 37° ff.; Brndb. 24, 172; M e y e r Baden 239; S a r t o r i Westfalen 74; F o x Saarland 295; MsäVk. 7, 112; Conrad T e g t m e i e r Sitten u. Gebräuche d. Kalenberger Landes 1925, 36 f. 37; Victor Lommer Volksthüml. aus d. Saalthal 1878, 31 ff.; Der Fels 11, 394. 430 f.; K o n d z i e l l a Volksepos 159. 1 4 5 a ) MsäVk. 7, 112. "•) K r o n feld Krieg 99; Zingerle Tirol 42 = Brndb. 24, 168. 147) Ebd. 98. »») HandI 4 schriftl. Schätze etc. 452. ') M a n n h a r t Zauberglaube 113. 15°) J a h n Volkssagen 505; B i r l i n g e r Schwaben 1, n o f f . 1 M B ) Alemannia io, 265. 161) Herrn. K o e p c k e Joh. Geiler von Kaisersberg. Bresl. Diss. 1927, 15 N. 3. ' " ) B e r t h o l d Unverwundbar heit 67; Alemannia 12, 131 ff.; F r e y t a g 3, 74. 75 f.; A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 39; W u t t Königk e 1 7 8 . 3 1 9 ; A l b e r t i n u s Luzifers reich 87 f.; S c h m i d t Hexenhammer 2, 174; Köhler Voigtland 410; B r u n n e r Ostdeutsche Vk. 248; Brndb. 24, 172; P a n z e r Beitrag 2, 276; K r o n f e l d Krieg 86. 87. 95. 99; Binsfeld = ZfrwVk. 24, 15 Nr. 12; J a h n Hexenwesen 63 Nr. 32; 64 Nr. 36. 37. 153 ) Victor Lommer Volksthüml. aus d. Saalthal 1 ( 1 8 7 8 ) , 4 0 f.; Der Fels 11, 3 4 9 ; F r e y t a g 3, 79 f. 1M ) K r o n f e l d 87; Alemannia 12, 134. ' " ) S t a r i c i u s 3 93 = K r o n f e l d 87; A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 40; Alemannia 12, 132. 133; 13, 143; S c h ö p p n e r Sagen 2, 59; K o n d z i e l l a Volksepos 158; M e y e r Aberglaube 277; F r e y t a g 3 , 7 9 t. "•) F r e y t a g 3, 86; A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 41; Lebenwaldt Achtes Tractätl 12; A l b e r t i n u s Luzifers Königreich 88. 147) Z i n g e r l e Sagen 1859, 471 Nr. 21. , M ) K o n d z i e l l a Volksepos 59; D r e c h s l e r 2, 268. 1M) Z i n g e r l e Sagen '859, 314. lso ) K o n d z i e l l a Volksepos 50. 156«. "») Der große Wolfdieterich (ed Holtzmann) 570; S c h v v a r t z Volksglaube 151; A 1 b e r s Das Jahr 199 f.; F r e y t a g 3, 78; G r i m m Myth. 3, 318. 162) B e r t h o l d Unverwundbarkeit 65. 68; K o n d z i e l l a 156 4 ; D o b e n e c k Mittelalter 2, 165 f.; M e y e r Baden 239; P a n z e r Beitrag 2, 278. 295. 553; Kronfeld 88. 82. 89 ff.; Schwartz Volksglaube 1 5 0 t . ; P. H e r r m a n n Heldensagen 1926, 14. 1M ) ZfdMyth. 1, 242. 1M ) L e 1 , 4 benwaldt Achtes Tractätl. 50. ») E. Lehmann Vom Kronwald und vom Krotten, M pfuhl 1921, 103 f. ) Kondziella Volksepos 59. 1 , 5 •) P. Z a u n e r t Hessen-Nassau 13»)
1363
festmachen
b 1929,140. ) Alemannia7, 212. 1 M ) G r i m m RA. 1854, 183. »•») Der Fels 1 1 , 394. i n ) A l penburg Tirol 358. 3 8 1 ; Z i nger 1e Sagen 1859, 316; D e r s . Tirol 75 = Brndb. 24, l 168; ZfdMyth. 3, 343. «) K r o n f e l d Krieg 97. 1 " ) B e r t h o l d Unverwundbarkeit 66. "•) S t a r i c i u s » 83 ff.; Maurer Amphitheatrum 799. m ) B e r t h o l d 48 ff.; K ü h n a u Sagen 2, 653; S c h i l l e r W Ottensteins Lager VI. 1 , 1 ») Theophr. P a r a c e l s u s Natürliches Zaubermagazin 1 7 7 1 , 125; G r o h m a n n 205.
IV. W i r k u n g des Zaubers. Das F . wirkte erst nach 24 Stunden; wer vorher fiel, gehörte dem T e u f e l 1 7 2 ) ; nach andern hatte der Zauber nur 24 Stunden lang K r a f t 1 7 3 ). Es half nicht gegen grobes Geschütz 1 M ), außergewöhnliche Kugelmischungen oder Waffen (s. V), schützte nicht die Augen und nicht alle Glieder 1 7 8 ); eine Stelle, und zwar die im Nacken zwischen den Achseln, unter den Armen, an den Knien 17S ), unter der Nase 1 7 4 *), blieb verwundbar. Gefrorne sind unverwundbar durch gewöhnliche Kugeln 177 ), feuerfest 1 7 8 ), gefeit gegen Stich und Hieb 179 ), schneiden sich nicht, wenn sie auf Schwertschneiden t a n z e n u o ) und sind beim Raufen unüberwindlich w l ). Ein Dolch macht keine äußeie Wunde, aber innerliche Verletzungen 1 8 2 ); so machen auch die K u geln nur Beulen U 3 ), brennen 184 ), bleiben im Höchstfall zwischen Fleisch und Haut stecken 18B ), aber erzeugen innerliche Quetschungen 1 8 6 ). Doch waren im Toggenburgischen Gefrorne auch gegen Schläge unempfindlich 1 8 6 a ). Feste fangen die Kugeln zum Spott im Busen 1 8 7 ), in den Händen oder im Ärmel 1 8 8 ), in der Mütze auf 189 ), schütteln sie von sich ab 19 °), oder werfen sie gar z u r ü c k 1 9 1 ) , wonach sie den Schützen töten 192 ). Manche konnten nicht nur sich, sondern alles, H u n d e 1 M ) und Pferde 1 M ), Speisen 186 ), j a Mücken 1 M ) f. Mengering sah in J e n a das F. eines Herings l w ) . "*) F r e y t a g 3, 80; Schöppner Sagen 2,59. " • ) Ebd; Z i n g e r l e Sagen 1 859, 316; H a u p t Lausitz 1, 203. "*) Alemannia 12, 132; Quensel Thüringen 282; K u r a n d o r v. Z i t t a u Neue Gesichter : Der verdammte Spätling 1673, 263. m ) Alemannia 12, 132. 133. Schmidt Hexenhammer 2, 174. 17 •) Kön. schwed. Victorischlüssel 1632, 4. "•») K u o n i St. Gallen
1364
258 f. "*) B i r l i n g e r Schwaben 1, H o f f . ; D e r s . Volksthüml. 1, 3 3 1 ; R e i s e r Allgäu 1, 2 1 0 f . ; Z a u n e r t Rheinland 2, 168; ZfrwVk. 1905, 3 1 1 . "•) B i r 1 i n g e r Volksthüml. 1, 331. "») F r e y t a g 3 , 7 5 ; Urquell 4, 93; L e r c h e i m e r in S c h e i b l e Kloster 5, 280. »«) Ebd. 333. »•) L e o p r e c h t i n g Lechrain 77 f.; Z i n g e r l e Sagen 1859, 3 1 3 . 314. »") F r e y t a g 3, 75. »») M a n n ling Curiositäten 278; Amersbach Grimmelshausen 2, 40 f.; Reiser Allgäu 1, 210; B i r l i n g e r Volksthüml. 1, 1M 313. ) Quensel Thüringen 282. 284. "5) B i r l i n g e r Schwaben 1, 110 f. tM ) A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 40 f.; F r e y t a g 3, 77; Urquell 4, 94. 1 M ») K u o n i St. Gallen 258 f. i a ) F r e y t a g 3, 77. M e y e r Aberglaube 277; K u h n und S c h w a r t z 33 Nr. 38, I. '"•) H. L o h r e Märkische Sagen 1921, 94 f. 1M ) Z a u n e r t Westfalen 310; J u n g b a u e r Böhmerwald 209; F r e y t a g 3 , 7 5 . m ) Birlinger Schwaben 1, n o f f . ; Q u e n s e l Thüringen 283; ZfrwVk. 1905, 3 1 1 ; Z a u n e r t Rheinland 1, 278 »») ZfrwVk. 1905, 3 1 1 . "») F r e y t a g 3, 79; Alemannia 12, 1 3 2 ; Meyer Aberglaube 278. 1M ) Ebd.; A m e r s b a c h 1M Grimmelshausen 2, 40. ) Kön. schwed. Victorischlüssel 1632, 4; M e i c h e Sagen 559 Nr. 693; S i e b e r Sachsen 242. m ) Alemannia 12, 132. im ) P f i t z e r Widmanns Faust 1 7 1 1 , 261 = M e y e r Aberglaube 278.
V . F e s t i g k e i t s p r o b e n . Es ist begreiflich, daß man Proben über den Wert f.der Mittel anstellte; erzählten doch sogar die Segen und Himmelsbriefe davon 198 ). So wird berichtet, man habe einer Katze einen Z e t t e l 1 M ) , einem Hund einen Georgentaler 20°), ein gewisses K r a u t i ° l ), einen Zettel mit Charakteren ^ angehängt, und auf sie, oder auf eine Flasche mit diesem K r a u t 203 ), geschossen, wobei, außer dem Hunde mit der Münze, die Tiere unversehrt blieben. Im Weltkriege fiel eine Probe mit einem Himmelsbrief an einem Hund schlecht aus 2M ). Zur Probe erbot sich dem Adam a Lebenwaldt ein J ä g e r 205 ), der Gemsenwurz essen und auf sich schießen lassen wollte. An sich nahm ein sächsischer 204) wie ein schwedischer t07 ) Soldat mit unglücklichem Erfolg denVersuch vor, ebenso wie ein unbenannter Herzog an einem Verkäufer von Passauer Zetteln 208 ), Herzog Albrecht von Sachsen an einem J u d e n 2 0 i ) . "») MschlesVk. H. 19, 54. 50. 5 3 ; Handschriftl. Schätze aus Klosterbibliotheken, Köln 1734—1810, 570. 1M ) A m e r s b a c h Grim-
I3 9 3 " ' ) M e y e r Aberglaube d ö r f f e r Schauplatz 3,
Widmanns melshausen Lechrain
Faust 2, 173.
263; 41.
3,
279. 116;
75;
Urquell
) HarsP f i t z e r
,M
A m e r s b a c h
Grim-
,M)
L e o p r e c h t i n g Z i n g e r l e Tirol 71 Nr.
605. " * ) M e i c h e Sagen 560 N r . 695.
VII. D a s Sterben der' Gef r o r n e n . Da F. eine teuflische K u n s t ist, können Gefrorene nur nach Sonnenuntergang 262) oder, nachdem die eingeheilte Hostie ausgeschnitten worden ist 263), sterben. Doch heilt auch Purgieren, weil dabei der teuflische Geist ausgetrieben wird M4 ) Die Leiche wird nach dem Tode schwarz 26S) oder verwest nach tschech. Glauben nicht. ,M)
Erfurt
1368
Fetischismus
1367
H a u p t
2, 5 6 =
Lausitz
G r ä s s e
1,
203
=
Preußen
K r n s p e
2, 3 9 2
Nr.
339-
***) K u r a n d o r s
Gesichter: "«)
Der
S i e b e r
verdammte Sachsen
v.
9 2 . *••)
193: K r o n f e l d Krieg t r a l b l . f. O k k u l t i s m u s 7 ,
Z i t t a u
Spätling 100; 630.
Neue
1673, 2 6 3 .
G r o h m a n n vgl.
auch ZenPeuckert.
Fetischismus. Das W o r t Fetisch bezeichnet nur recht unvollkommen den Begriff und die Vorstellung, die ursprünglich mit ihm verbunden waren. Denn man meint mit ihm jedes beliebige Ding, dem zauberische K r a f t zugeschrieben wird. Es kommt aus dem Portugiesischen (feitigo, vgl. Latein, facticium d. i. mit Händen Gemachtes) und bedeutete bei den Seeleuten, die es zuerst gebrauchten, die bearbeiteten, behauenen oder geritzten, auch oft mit Zeug umwickelten Hölzer oder Steine, die von den westafrikanischen Negern zumeist in den Hütten bewahrt werden, damit sie Glück bringen; dann aber mit dem Fortschritt religionsgeschichtlicher Forschung ist das W o r t in der allgemeinen Bedeutung genommen für alles, was, ob nun erst mit primitivem Kunsteingriff bearbeitet oder im Fundzustandc gelassen, vom Besitzer zum Zweck des Glückbringens bewahrt und zur Entbindung der Glückskraft mit Öl oder Ocker und andrer Farbe eingerieben, mit einem Nagel beschlagen oder sonst geklopft wird Ein Fetisch ist kein personifiziertes Ding, besitzt (trotz der gegenteiligen Angabe von Waitz) 2) nicht Seele und Geist, sondern wirkt lediglich wie ein Zaubermittel, d . h . dadurch, daß der Wille des Besitzers ihm die bestimmte Richtung des Wirkens mitteilt 3 ). Früher sah man den F. gern als „eine der einfachsten Formen religiöser Vorstellungsweisen" an 4) und demgemäß, unter Zugrundelegung des darwinistischen Geschichtsschemas, den bei Kulturvölkern und auch in der Gegenwart bei uns vorkommenden F. als Überbleibsel aus primitiver Vorzeit oder atavistische Erscheinung 5 ). Diese Annahme führt indessen zu schiefer A u f fassung, da sich der F. stets neu erzeugt, auch unter Gebildeten unsrer K u l t u r zone 6 ). Ist er doch eine Sonderform der Magie, die sich gleichfalls immer neu ans Licht bringt. Gründlich mit der Meinung,
Fetischismus der F . sei die einfachste u n d U r f o r m der Religion, a u f g e r ä u m t hat Max Müller, ind e m er zeigte, d a ß der F. die Vorstellung v o m Ü b e r n a t ü r l i c h e n bereits v o r a u s s e t z t u n d also nicht erstmalig zu dieser hingeführt haben k a n n ' ) . Die Geltung eines Fetischs bei den ihm Ergebenen ist von sehr verschiedener D a u e r . Wie bei primitiven Völkern 8 ), so ist a u c h bei uns ein Fetisch bisweilen nur ganz kurze Zeit von seinem Besitzer aufb e w a h r t , da er ihn, sobald seine K r a f t versagt, z u n ä c h s t liebkosend behandelt, d a n n aber züchtigt und bei f o r t g e s e t z t e m Versagen schließlich wegwirft oder vern i c h t e t . Andererseits k a n n seine Geltung das Leben des Besitzers ü b e r d a u e r n , so d a ß der Fetisch in Familienbesitz übergeht, z u m Familienfetisch wird •). In zahlreichen Familien befinden sich solche Familienfetische, z. B. sind sie b e k a n n t von den Alvensleben und den F ü r s t e n von Dessau 10 ). Eine norwegische Bondenfamilie v e r e h r t e das Zeugungsglied eines Rosses, das Völsi (Völski), das die Bauersf r a u durch K r ä u t e r frisch erhielt u n d des A b e n d s von einem zum a n d e r n gegeben w u r d e und die Wünsche z u g e r a u n t erhielt, bis König Olaf den Fetisch den Hunden vorwarfu). Von ähnlicher P f e r d e r u t e erzählt ein isländisches Märchen, wo der „ G o t t " Völski, der der F a milie alle möglichen K o s t b a r k e i t e n vers c h a f f t h a t t e , bei Tisch a u f w a r t e t , d a n n aber v o m Helden überwunden wird 12 ). — S t a m m e s - u n d Volksfetische, wie der Zedernpfahl im Kriegszelt der Indianer 1 3 ), die Palladien im klassischen A l t e r t u m 1 4 ) gelangen zu geschichtlicher Bedeutung. In der T a t k o m m t die Stellung eines Fetisches m a n c h m a l der eines Gottes ziemlich n a h e ; aber der Unterschied bleibt doch bestehen. Man k a n n nicht sagen, d a ß sich der Fetisch schon dadurch von einem Götterbilde unterscheide, daß er zeitlich begrenztes Ansehen h a b e 15 ). Denn das gleiche Geschick wird auch manch einem Götterbilde zuteil u n d sogar m a n c h e m G o t t selbst. Auch eine Gottheit wird von dem Gläubigen verabschiedet und durch eine andere ersetzt, w e n n sie dem Verehrer nicht zu Willen ist, — I
wobei freilich die F r a g e aufgeworfen werden k a n n , ob nicht die G o t t v e r e h r u n g in solchem Falle vielmehr ein fetischistischer K u l t sei! Die E i g e n a r t des F . gegenüber dem Gottglauben liegt darin, daß dem betreffenden Dinge eine K r a f t äußerung zugeschrieben wird, die durch eine b l o ß e W u n s c h ü b e r t r a g u n g auf es ausgelöst wird, falls sie n i c h t g a n z s p o n t a n erfolgt,weil die ganz b e s t i m m t gerichtete und einzige K r a f t ä u ß e r u n g sein Wesen a u s m a c h t . Letzteres ist vor allem beim T a l i s m a n der Fall, der ein Fetisch m i t e i n e r bestimmten prädeterminierten W i r k u n g ist, die e i n t r i t t , gleichviel in wessen Besitz er sich bef i n d e t ; vgl. Aladins W u n d e r l a m p e , die Ringe in Märchen und Sagen. Das A m u l e t t dagegen ist ein Fetisch, dessen W i r k u n g in der F e r n h a l t u n g von Unheil, von Feindseligkeit b e s t e h t ; was im W o r t e selbst (a-molimentum d. i. F e r n h a l t u n g ) e n t h a l t e n i s t 1 4 ) . Sieht m a n von diesen beiden Sonderfällen (des Talismans u n d Amuletts) ab, so wird dem Fetisch jeweils diejenige W i r k u n g s r i c h t u n g gegeben, in welche die Vorstellung, das Denken, der Wunsch des Fetischisten sie w e n d e t 1 7 ) . Wieder aber m u ß berücksichtigt werden, d a ß h ä u f i g genug auch Götter, selbst ein einziger Gott, lediglich als Mittel des menschlichen Wohlbefindens erachtet werden u n d sich alsdann nicht g r u n d s ä t z lich von Fetischen unterscheiden, sondern nur durch die mit dem Gottesgedanken v e r b u n d e n e Vorstellung von seelischpersönlich gearteten Wesen, die jedoch an sich das Verhältnis des Menschen zu ihnen nicht w e s e n h a f t anders gestaltet als z u m Fetisch 18 ). Das gilt um so mehr, als j a in irgendwelchem Sinne a u c h der Fetisch den Willen seines Besitzers „ k e n n t " , dessen Behandlungsweise „ w a h r n i m m t " , seine Gesänge, Bitten u n d Drohungen „ h ö r t " , so etwa wie die P u p p e des Mädchens u n d das Schaukelpferd des K n a b e n u n d erst recht die von den Kindern selbst roh angefertigten P u p p e n i m i t a t i o n e n hören, sehen und deshalb Befehle entgegenz u n e h m e n haben 19 ). W e s h a l b denn a u c h oft eine E n t w i c k l u n g oder W e i t e r b i l d u n g
Fetischismus
des Fetischs zu einem mit Kopf, Augen und Ohren ausgestatteten Idol stattfindet 20 ), ebenso umgekehrt Bilder von Gottheiten oder von gottgeweihten Tieren zu Fetischen werden können. In der Saga wird dem Hallfred zum Vorwurf gemacht, daß er das Bild Thors bei sich in der Tasche getragen habe 21 ). Hier darf auch erwähnt werden, daß von Hrafnkel Freysgodi erzählt wird, er habe für sein dem Frey geweihtes Roß Freyfaxi solche Verehrung gehabt, daß er jeden tötete, der es zu reiten wagte 22). Im MA. hat der F. seine Bedeutung hauptsächlich in der pharmazeutischen Magie erlangt. Der germanische Medizinmann verwandte die kriechenden Tiere (Krebs, Spinne, Assel, Laus, Ameise, Eidechse, Kröte, Natter) und die besonders oder abnorm behaarten Tiere (schwarze Katze) oder besonders rauhschuppigen Fische für seine Heilexperimente 23) (vgl. das Hasenfett in Roseggers Erzählung, desgleichen das vom Volke noch in Apotheken begehrte Mükkenflügelfett). Mittelalterliche Schulbücher zählen die Tiere auf, durch welche Krankheiten kommen und gehen. In allen Aberglauben eingegangen sind die vierblättrigen Kleeblätter und die Fischschuppen, die nicht nur in der Geldbörse getragen werden, sondern auch fetischistisch behandelt, gereinigt oder gerieben werden, damit ihre Wirksamkeit erneut werde (wie Aladins Lampe und die Ringsteine gerieben werden müssen). Noch heute bewahrt mancher mit gewisser daran gehefteter Erwartung einen Stein von auffallendem Glanz oder schönem Bruch. Die alten Germanen schätzten einige Waffen besonders hoch, vor allem Schwerter und Lanzen, die zum Teil Eigennamen hatten und vererbt wurden von Geschlecht zu Geschlecht. Vgl. daß man im MA. bei Waffen den Eid schwur 24 ). Ein ganz altes Messer gibt die Mutter im isländischen Märchen ihrem Lieblingssohne, da es ein Erbteil vom Vater sei, auf die Reise, und es wird ihm zum helfenden Fetisch iMi). A u s den zuletzt erwähnten Fällen und Bräuchen verstehen sich die meisten fe-
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tischistischen Bräuche unserer Zeit leicht. Tierteile werden zu mancherlei nützlicher Kraftentbindung benützt. Mit den Pfötchen des Laubfrosches, der am Lukastage gefangen sein muß, den „Luxkrallern", soll man die Haut einer Frau blutig ritzen, um ihre Liebe zu gewinnen 2S). Auch das Herz der Fledermaus, die vor Georgi gefangen wurde, das Innere eines Kiebitznestes, die Jungen der Turteltaube, die Schweiffeder des Hahns, die Drüsen des Kiebitzweibchens haben bei Behandlung sexueller A r t Liebeswirkung selbst der vierblättrige K l e e M ) . Tugendsam und wissend macht die Nachgeburt, wenn sie in einem Topf unter dem Wochenbett verwahrt und danach unter fruchttragendem Baume vergraben w i r d a ) . Die Nabelschnur macht, ins Buch gelegt, dem Kinde das Lernen leicht. Wenn das siebenjährige Kind die Knoten der Nabelschnur selbst löst, erhöhen sich seine geistigen Fähigkeiten. Als Fetisch wird auch wohl der Nagel aus Birkenholz anzusprechen sein, den man nach dem Kalben an dem Ort, auf den das Kalb geworfen wurde, so tief, daß er unsichtbar wird, in den Erdboden schlägt so ). ') B a s t i a n Der Fetisch an der Küste von Guinea. 1884. *) W a i t z Anthropologie der Naturvölker 2, 174. ' ) B e t h Religion und Magie 4 289 f f . 377 f. «) K r a u ß Religiöser Brauch 14. •) M a n n h a r d t Roggenwolf 43 f . ; Baumkultus 585. •) Z f V k . 7, 221. 7) M ü l l e r Essays 2, 199. •) N i l s s o n Primitive Religion 14 f f . ; C r o o k e Northern India 289 f f . 301 f.; V i s s c h e r Naturvölker 2, 560; K a t e Zuni fetiches (Int. A r c h . E t h n . m ) . •) B e t h Religion der Primitiven (Die Religionen der Erde, W i e n 1928), 20. "•) Z f V k . 7, 221 f. u) V ö l d a f c a t t r (ed. N o r d . Oldskrifter) 133 f f . 12 ) R i t t e r s h a u s Neuisländische Volksmärchen 289. " ) B e t h Relig.gesch. 18 und 21 f. " ) E b d . 24. " ) M o g k in H o o p s Reallex. 2, 29. " ) B e 11 u c c i II feticismo primitivo in Italia (1907). " ) B e t h Religion der Primitiven (in: D i e Religionen der Erde) 21. 18) V g l . hierzu S c h w a r t z Volksglaube 62. ") T y 1 o r Cultur 2, 1 5 7 f . ; S c h w a r t z a . a . O . w) B e t h Rel.gesch. 3 1 . » ) H a l l f r e d S a g a 97. " ) H r a f n k e l s S a g a 5. " ) J ü h 1 i n g Tiere 5, 3. G r i m m RA. i, 228ff. '•) R i t t e r s h a u s Neuisländische Volksmärchen 2 8 7 ; hier ü b e r h a u p t mehrere F e t i s c h e e r w ä h n t : einige v e r r o s t e t e W a f f e n s t ü c k e , ein S t ü c k H o l z . se ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 126. »') E b d . ») Ebd. 1, 179. «•) E b d . " ) H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 2 7 7 . K. Beth.
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F e t t . D a s F . , besonders d a s N i e r e n f . 1 ) , ist, w i e die N i e r e n *) s e l b s t und w i e d a s B l u t 8 )(s. d.), der S i t z der S e e l e n k r ä f t e u n d des O r e n d a s ; d a h e r s p i e l t das F. w i e d a s Fleisch (s. d.) bei der T r a n s p l a n t a t i o n der seelischen, k ö r p e r lichen und Z a u b e r e i g e n s c h a f t e n eine g r o ß e Rolle (s. essen). A u c h hier m u ß m a n die R i t e n der P r i m i t i v e n und d e s m a g i s c h e n M e n s c h e n zur D e u t u n g d e r in unserm Volke noch lebenden Grundvorstellungen heranziehen. ') Chantepie de l a S a u s s a y e 1, 183; die Nieren als Sitz der Seele: W u n d t Mythus und Religion 4, 93; Nieienf. ist das bevorzugte Opfer des alten Testamentes: Moses 3, 9; vgl. 4> 4; 3> 4. 2 6 ; 3> 6> 1 2 : über den Kult der Australneger: A. B e r t h o l e t Religionsg. Lesebuch 82, 9 ff.; vgl. 3 ff. F.dampf ist das Opfer für die griech. Götter: S t e n g e l Griech. Kultusaltirt. 97. ') W u n d t 1. c. ; ARw. 16, 607. *) R e i t z e n s t e i n Mysttrienr ligionen ' 3 2 ; P f i s t e r Kultus ( P a u l y - W i s s o w a 11,2) 2148. 1. W i e m a n d u r c h B e s t r e i c h e n m i t d e m B l u t des O p f e r t i e r e s eine A r t C o m m u n i o n m i t dem G o t t e e r s t r e b t 4 ), so soll a u c h d u r c h das F . , das m a n i ß t oder m i t d e m m a n sich einschmiert, das O r e n d a des als G o t t v e r e h r t e n Tieres oder des d e m G o t t g e w e i h t e n Tieres auf die eigenen seelischen u n d körperlichen K r ä f t e ü b e r t r a g e n werden. Die Ä g y p t e r s c h m i e r e n sich mit d e m F . des heiligen O c h s e n ein, u m d a d u r c h recht heilig zu w e r d e n 6 ). U m die K r a f t des g ö t t l i c h v e r e h r t e n B ä r e n in sich a u f z u n e h m e n , g e n i e ß t m a n in Sibirien das B ä r e n f . 6 ) . Im A t t i s k u l t s a l b t der Priester den H a l s des M y s t e n und f l ü s t e r t ihm z u : G e t r o s t , ihr M y s t e n , weil der G o t t 7 ) d a s Heil g e w a n n , wird a u c h f ü r uns einst Heil a u s T o d e s n o t . D e r Priester des T e z c a t l i p o c a stellt d e m G o t t in kleinen G e f ä ß e n S c h l a n g e n f . v o r als Speise; hierauf s c h m i e r t er sich m i t diesem F. ein, das ihn f u r c h t l o s und s t a r k m a c h t und a u ß e r d e m v o r T r o c k e n h e i t und K r a n k h e i t s c h ü t z t 8 ) ; hier wird das g o t t e r f ü l l t e F . zugleich z u m A p o t r o p a i o n . A b e r die p r i m ä r e V o r s t e l l u n g ist k l a r : D a s d e m G o t t e g e o p f e r t e F. ü b e r t r ä g t d a s O r e n d a des G o t t e s a u f den G o t t e s diener. E s ist im G r u n d e n i c h t s anderes, wenn die M e n s c h e n n a c h f r a n z ö s i s c h e r
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Ü b e r l i e f e r u n g , w e n n sie sich in W e r w ö l f e v e r w a n d e l n wollen, sich m i t F . eins c h m i e r e n , d a s die D ä m o n e n oder der T e u f e l g e m a c h t h a b e n 9 ), oder w e n n die H e x e n sich mit Z a u b e r f . (s. u.) einreiben, sob a l d sie z u m B l o c k s b e r g f l i e g e n w o l l e n 1 0 ) . *) F r a z e r 8 (5, 2), 316; das Beschmieren der Priester mit dem Blut des Lammes ist eine Art von Kommunion mit dem Gott. 5) M a n n ling 124. •) Globus 63, 127; Frazer Totemism 4, 328; ARw. 8, 458. 7) R e i t z e n s t e i n 1. c. 39—40. 58. 245 ff. ') F r a z e r 8 (5, 2), 165. •) S 6 b i l l o t 3, 55—56. 10 ) P r ä t o r i u s Blockesbcrgs Verrichtung 263. 422; R o c h h o l z Glaube 1, 241—242; G r i m m Myth. 2, 895 A. 2; ZfVk. 4, 4^0; MAGW. 14, 25, 41
2. D e r Mensch k a n n a b e r a u c h d u r c h Einreiben mit F. d a s O r e n d a des G o t t e s selbst erhöhen: In Liberia reibt m a n den F e t i s c h m i t Nierenf. ein, u m seine Z a u b e r k r a f t z u s t ä r k e n u ) . A u s der F r i d t h j o f s s a g a wissen wir, d a ß m a n d a s T e i g b i l d B a l d e r s m i t ö l s a l b t e 1 2 ), und B o e t i u s b e r i c h t e t , d a ß m a n a m T a g e v o n P a u l B e k e h r u n g ein S t r o h bild m i t B u t t e r b e s c h m i e r t e 1 3 ) (vgl. B u t t e r ) . In B a y e r n b e s t r i c h m a n noch i m 17. J h . d a s K r e u z a n K a r f r e i t a g m i t S c h m e r und E i e r n 1 4 ). D i e Seelengeister s t ä r k e n sich m i t F . : A n A l l e r h e i l i g e n bestreichen die a u s d e m F e g f e u e r k o m m e n d e n Seelen die W u n d e n m i t F. 1 6 ). In der Antike wurden Grabstätten gesalbt14). E i n B a u o p f e r f ü r die H a u s g ö t t e r , das z u m A p o t r o p a i o n w i r d , h a b e n w i r in R o m 1 7 ), w o m a n die P f o s t e n des H a u s e s , in das die N e u v e r m ä h l t e n einziehen, m i t W o l f s f . einreibt, und in A t h e n 18 ), w o m a n die P f o s t e n m i t S c h w e i n e f . einschmiert. In S c h w a b e n b e s t r e i c h t m a n die T ü r e gegen F e u e r , D o n n e r u n d U n g l ü c k mit b e n e d i z i e r t e m Ö l „ i n f o r m a m c r u c i s " 1 9 ). In P o m m e r n w u r d e 1538 eine H e x e v e r b r a n n t , die ihren T ü r r a h m e n mit H a a r b u t t e r unter S a g e n eines Z a u b e r s p r u c h s beschmierte 19a). ") Chantepie de la S a u s s a y e 1, 183. ") G r i m m Myth. 1 , 5 1 ; S c h r ö d e r Germanentum 121 ff.; über das Salben der Fetische und Götterbilder: P f i s t e r Kultus 2148 und 2169 mit Lit.; Cl. M a y e r Das Ol im Kultus der Griechen. Diss. Heidelberg 1917, 7 ff.; D ö l g e r Exorzismus 137 ff. '*) G r i m m 1. c. ") Q u i t z m a n n Baiwaren 246. ") B a -
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s t i a n Elementargedanke 17. " ) P l u t a r c h Aristides 21; P f i s t e r Kultus 2148. ") S a m t e r Familienfeste 80 ff.; G r u p p e Mythol. 2, 1296; P 1 i n i u s 28, 142 (4, 324 Mayhoff): Masurius palmam lupino adipi dedisse antiquos tradit; ideo novas nuptas illo perunguere postes solitas, ne quid mali medicamenti inferretur; S c h w e i n Gebet und Opfer 136 ff. 95 ff.; S e l i g m a n n Blick 1, 290; 1, 134: F r a z e r Totemism 1, 32; ebenso das Bestreichen mit Blut: P f i s t e r Kultus 2148. 1S) P l i n i u s 28, 135: novae nuptae postes adipe eo (suillo) attingere; Seligmann Blick 2, 132; P r ä t o r i u s Blockesbergs Ver19 richtung 113. ) B i r 1 i n g e r Schwaben i, 432; man bestreicht auch den „Barn" mit benef. Ol: D e r s. 1, 433; vgl. 1, 426. 428; man bestreicht die Schwelle mit F. gegen Diebe: Kloster 6, 218. «») BlpommVk 9, 2 ff. 3. K l a r ist a u c h der Z w e c k , w e n n m a n sich m i t d e m (Herz-, N i e r e n - ) F . v o n Menschen oder Tieren einreibt. Die A u s t r a l n e g e r reiben sich m i t d e m H e r z f . eines t o t e n K r i e g e r s ein, „ u m sich dessen Mut und Kr aft anzue i g n e n " sa ), oder m i t d e m „ c a u l f a t " des F e i n d e s 2 1 ). In N e u s ü d w a l e s v e r b r e n n e n die W i l d e n die V e r s t o r b e n e n auf Z w e i g e n und f a n g e n das h e r a b t r ä u f e l n d e F . auf, u m sich d a m i t einzureiben und die K r a f t und den M u t des T o t e n auf sich zu ü b e r t r a g e n M ) . D e r Z a u b e r m e i s t e r der T u r r h a l reibt sich m i t d e m F . des J ü n g l i n g s ein, ,der bei den P u b e r t ä t s z e r e m o nien s t a r b 23 ). D i e „ S c h w a r z e H o f m ä n n i n " , die F r e u n d i n des B a u e r n f ü h r e r s R o h r b a c h , rieb sich m i t dem F . des erm o r d e t e n G r a f e n v o n H e l f e n s t e i n 24) ein. N a c h den P a r a l l e l e n ist die d a m a l s viell e i c h t u n b e w u ß t e V o r s t e l l u n g bei diesem A b e r g l a u b e n u n z w e i f e l h a f t . Im M A . ist d a s Menschenf. zu allerlei Z a u b e r z w e c k e n v e r w e n d e t w o r d e n . Die H e x e n v e r w a n d t e n f ü r die H e x e n s a l b e das F . U n g e b o r e n e r 2 5 ); n a c h G o c k e l 26 ) v e r w a n d t e man Jungfernwachs und Menschenf. g e g e n B e z a u b e r u n g . Sehr v e r b r e i t e t w a r der G l a u b e , d a ß eine a u s Menschenf. gef e r t i g t e K e r z e b e w i r k e , d a ß der S c h l a f e n d e n i c h t e r w a c h e ; d a h e r v e r w a n d t e n die V e r b r e c h e r diese Diebskerzen27). S o w u r d e n die K i n d e r o f t im M u t t e r l e i b g e t ö t e t und F r a u e n e r m o r d e t M ), u m diese D i e b s k e r z e n zu g e w i n n e n ; v o n einem b e s o n d e r e n F a l l b e r i c h t e t P r ä t o r i u s *•). N a c h d e m T r e f f e n bei C r e v o l a i m E s c h e n -
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t a l (1487) h a t m a n n a c h protokollierten A u s s a g e n den toten und v e r w u n d e t e n S c h w e i z e r n das F. a u s g e s c h n i t t e n und verk a u f t 30 ). Besonders z a u b e r k r ä f t i g ist das F . der V e r b r e c h e r 3 1 ) , das A r m s ü n d e r s c h m a l z 32 ), die „ a x u n g i a h o m i n i s " 3 3 ) . N a c h der E r s t ü r m u n g v o n O f e n (1686) w u r d e das F . der G e f a n g e n e n a u s g e k o c h t u n d die m e m b r a virilia w u r d e n abges c h n i t t e n und g e d ö r r t 34 ). A u s Menschenf. stellt m a n den A l r a u n her 3 6 ); in B a y e r n h e r r s c h t der G l a u b e , m a n k ö n n e mit Menschenf. D i e b s t ä h l e e n t d e c k e n : ein benedizierter Spiegel wird auf der R ü c k seite mit Menschenf. bestrichen, das der B e s t o h l e n e sich selbst v e r s c h a f f e n m u ß ; d a n n z e i g t sich im Spiegel das Gesicht des D i e b e s 38 ). In einem isländischen Zauberb u c h h e i ß t es: J e m a n d e n zu t ö t e n mit F. eines t o t e n Menschen und fürchterlichem M i ß b r a u c h des heiligen S a k r a m e n t e s 37 ). In einer a n d e r n isländischen H a n d s c h r i f t lesen w i r : „ G e g e n F u r c h t v o r D u n k e l h e i t : w a s c h e dich m i t M e n s c h e n b l u t und QuellwaSser, b e v o r ein V o g e l darüberf l i e g t ; i t e m t r a g e bei dir Menschenknochen und Menschenf. mit geweihter Erde. D a s w e i ß e Menschenf. ist z u m Nutzen, a b e r das andere schädlich, das g e l b e " 3S). U m sich v o m Militärdienst zu befreien, soll der B u r s c h e in D e u t s c h b ö h m e n Menschenf. essen; dann wird er am ganzen K ö r per scheckig, als ob er v o n einer e k e l h a f t e n K r a n k h e i t befallen s e i 8 ' ) . In dem 1568 erschienenen „ G r ü n d l i c h e n und n ü t z l i c h e n U n t e r r i c h t v o n W a r t u n g der B i e n e n " b e r i c h t e t der S p r o t t a u e r B ü r g e r Nikel J a k o b : Mir ist g l a u b h a f t gesaget worden, d a ß zur Zeit einer v o n d e m N a c h r i c h t e r Menschenschmeer oder F . e s ü b e r k o m m e n , h a t die B e u t e n d a m i t geschmieret und eine große A n z a h l B i e n e n überkommen 4 0 ). Maennling b e r i c h t e t , „ d a ß ein L i c h t aus J u n g f e r n w a c h s , H a s e n s c h m a l z und Has e n b l u t z u b e r e i t e t , w e n n es a n g e z ü n d e t w ü r d e , dies kausieren solle, das alles F r a u e n z i m m e r , so a n diesem Orte zug e g e n , sich m ü ß t e n a u f h e b e n , und z w a r w e g e n d e s Geruches, quia v i m p h a n t a s t i c a m h a b e r e t " 4 1 ) . Besonders groß w a r die V e r w e n d u n g des Menschenf.s im Heilz a u b e r (s. u.).
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»•) A R w . 8, 548. " ) F r a z e r 8 (5, 2), 162. »») E b d .
I.e.
162—163. M
Reallex.
«») E b e r t
6, 208. 211. ) Kronfeld Krieg 77. " ) G r i m m Myth. 2, 8 9 5 A . 2 . 897—898; nach d e m T r a k t a t e des S c h w a b e n J o h a n n e s Nider (1435 bis 1437) g e s t e h t eine H e x e , d a ß Kinder geraubt würden, a u s deren F . und F l e i s c h die H e x e n s a l b e bereitet w e r d e : H a n s e n Hexenwahn 93, 10 ff.; n a c h der Chronik des Mathias W i d m a n n , H o f k a p l a n in Heidelberg (1475), m a c h e n d i e H e x e n d a s F. aus der „ F e i s t i g k e i t der K i n d e r " : H a n s e n I . e . 233, 12; vgl. 119, 4 3 — 4 5 - I 2 ° . 23- 131. 15- 190. 3 ; A n h ö r n Magiologia
635—636;
R o c h h o l z
Glaube 1,
241—242; überhaupt h a b e n die H e x e n eine Vorliebe für d a s F . ; die H e x e n , T r u d e n und die W e i b e r mit d e m bösen B l i c k m ü s s e n recht f. essen, m a n k a n n sie a n dieser E i g e n s c h a f t erk e n n e n : L e o p r e c h t i n g Lechrain 10. 19; vgl. K o l b e
Hessen 38. *•) Tractatus
polyhist.
152. 110. ") F r i s c h b i e r Hexenspr. Iii; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 133. 277; W . 400; w e n n m a n eine mit d e m F. eines Ermordet e n gefüllte L a m p e brennt, wird m a n unsichtbar: W . 474; Kloster 6, 217—218. ") G o c k e l 1. c. 7 berichtet, daß der Zauberer Maxentius Weiber und Kinder aufschnitt, u m das F. zu verwenden.
*•) Blockesbergs
Verrichtung
302
b i s 303: D e r Freiherr v o n R a i t z g e b r a u c h t e F . v o n Kindern zu Zaubei z w e c k e n ; da das F . verstorbener Kinder nicht wirksam ist, t ö t e t e m a n die Kinder i m Mutterleib. 30) Genauer B e richt: SchwVk. 5, 20 ff. " ) W u n d t 1. c. 4, 1, 251; SchwVk. 5, 20. M ) B a v a r i a 1 a, 463. '*) H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 298^—299. M ) MschlesVk. 1919, 110. »») T h a r s a n d e r 1, 567. a") L a m m e i t 84; vgl. d e n Zauber m i t Brot, Salz und Schmalz in Mecklenburg: B a r t s c h 2, 339 Nr. 1623. ") ZfVk. 1903, 268 Nr. 30. • ) Ebd. 275 Nr. 43. » ) G r o h mann 152 Nr. 1102; W . 184. 719; Hov o r k a - K r o n f e l d 2, 17. '•) D r e c h s ler 2, 241—242; dasselbe in Bechers Klugem
Hausvater
") M ä n n 1 i n g
(1708): B I P o m m V k . 311.
2, 26.
4. Wie man das Fleisch der T i e r e ißt (vgl. essen und Fleisch), besonders der starken Raubtiere, um deren Mut und Kraft auf sich zu übertragen, so r e i b t man sich mit d e m F. d i e s e r T i e r e ein 42), weil es der Sitz all dieser Eigenschaften ist, oder ißt es. Die Araber glauben, daß das Löwenf., mit dem man sich einreibt, Kühnheit verleihe und allen Tieren Furcht einjage 4 3 ); in derselben Absicht reibt sich der Primitive mit dem F. des Totemtieres ein Bei der Bereitung solcher Zauberf.e beobachtet man gewisse Riten: Das F. des Emu gilt als das F. des „blak man", es wird unter Zeremonien bereitet, und man darf dabei B S c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube IL
1378
den Boden nicht berühren **); ebenso dürfen die Frauen beim Bereiten des Zauberf.es aus dem F. der Krokodile und Schlangen den Boden nicht berühren **). Nach Plinius machte man sich durch Schlangenf. für die Krokodiljagd stark 47). Siegfried reibt sich mit Schlangenf. ein, um unverwundbar zu werden **), und der Genuß des F.es macht, daß er die Sprache der Vögel versteht *•). Die Hexen kochen Schlangenf., welches die Menschen weise m a c h t M ) . In Sibirien überträgt Bärenf. die K r a f t und den Mut des Bären 61 ). ")
Smith
Religion
der
Semiten
382;
Cl. M a y e r Das Ol 7 ff.; P f i s t e r Kultus bei P a u l y - W i s s o w a 11, 2, 2169. **) F r a z e r 8 (5, 2), 164; i n Britisch Ostafrika g i b t m a n d e n K i n d e r n F. und H e r z eines L ö w e n zu essen, u m sie stark zu m a c h e n : F r a z e r 8 (5, 2), 142 ff. **) D e r s. Totemism t, 19. 42. " ) D e r s. 10 (7, 1), 13. " ) Ebd. 1. c. 14. ")32, 53; wer sich die H ä n d e m i t Schmer einreibt, k a n n Schlangen o h n e Schaden f a n g e n : Grohmann 81 Nr. 577. ") G r i m m Heldensage 4
77 f f . ;
S c h e l l
Sagen
494 f f .
») P a n z e r Sigfrid 103; E d d a : S i m r o c k 180. 309; F r a z e r 8 (5, 2), 146. 60) Kloster 9> 959—960; n a c h b ö h m i s c h - d e u t s c h e m Aberglauben k a n n m a n sich krümmen wie eine Schlange, w e n n m a n sich mit Schlangenf. einreibt : G r o h m a n n 81 Nr. 576; vgl. ZfVk. r 9 ° 3 , 3 7 5 ; A n h o r n I . e . 935; über einen Zauber m i t F o h l e n f . vgl. ZfVk. 1903, 271. äI ) Globus 63, 127.
5. Das F. als Vermittler der K r a f t und des Orenda wird natürlich zum schützenden A p o t r o p a i o n . Schon die Zaubersalbe der Priester des Tezcatlipoca, die oben erwähnt wurde, wirkt auch unheilabwehrend. In Zentralafrika schützen Brustharnische aus Büffelf. gegen bösen menschlichen Zauber M ). Wenn die Damaras von einer weiten Reise zurückkehren, schmieren sie sich mit dem F. bestimmter Tiere ein, bevor sie mit der Familie in näheren Verkehr 6 3 ) treten. In Australien beschmieren sich die Angehörigen bei einem Todesfall mit F., um sich gegen die Totengeister zu schützen 64 ). In den Geoponica wird empfohlen, die Sichel gegen Hagel mit Bärenf. zu bestreichen, wenn es niemand sieht 5S). Ein altes Mittel im deutschen Aberglauben gegen Bezauberung ist Hunde-, Bären-, 44
1379
Fett
1380
K a p a u n e n - , H i r s c h f . M ) . N a c h B . Carrichter w i r k t diese S a l b e mit K r ä u t e r n v e r m i s c h t g e g e n alle „ f a s c i n a t i o " 6 7 ) . G o c k e l e r w ä h n t f o l g e n d e Mittel gegen allerlei B e z a u b e r u n g : Menschenschmalz68), Jungfernwachs M), Hunde- und Kapaunens c h m a l z ao ), H u n d e - , Bären-, K a p a u n e n s c h m a l z und g r ü n e Mispel v o n einer H a s e l s t a u d e 8 1 ) . I n d e r nordischen V o l k s m e d i zin des M A . s v e r w a n d t e m a n F. eines r o t e n Schweines dämoneriabwehrend gegen W ü r m e r 4 1 * ) . B e s t r e i c h t m a n die S c h u h e der K i n d e r m i t Schweinef., so k ö n n e n die H e x e n n i c h t a u s der K i r c h e , s o l a n g e die K i n d e r in der K i r c h e s i n d 8 2 ) . F r u c h t b a r k e i t ü b e r t r ä g t das F., in d e m die F a s t n a c h t k r a p f e n g e b a c k e n w u r d e n , in M a r k s u h l : Mit diesem F . s c h m i e r t m a n die W a g e n , w e n n m a n z u m e r s t e n m a l auf das F e l d f ä h r t ; dabei d r e h t m a n die v o r deren R ä d e r r ü c k w ä r t s und die h i n t e r e n v o r w ä r t s 6S ). Bei den R u t h e n e n r e i b t m a n die H ö r n e r der K ü h e a m S t . G e o r g s a b e n d gegen die H e x e n m i t S c h l a n g e n f . e i n 6 4 ) .
s a g t • * * ) . D e r M a r b u r g e r Professor u n d Dr. m e d . R o d o l p h u s Goclenius gibt in seinem T r a k t a t (1609) ein g e n a u e s R e z e p t 8 9 ) : „ a u f d e m H a u p t eines geh e n k t e n D i e b e s / in d e m L u f t g e w a c h s e n Mieß oder Mösing / M u m i e n TO) oder b a l s a miertes M e n s c h e n f l e i s c h / Menschenschmalz / und noch warmes Menschenb l u t " ; diese S a l b e k a n n m a n auf die v o n einer W a f f e g e s c h l a g e n e W u n d e l e g e n ; man k a n n a b e r a u c h die W a f f e mit d e r Salbe einreiben und die W u n d e mit s y m p a t h e t i s c h e r K r a f t heilen. „ M a n m u ß in der W u n d e wohl b e a c h t e n / ob sie gestochen oder g e h a u e n sey / w a n n sie gestochen / müsse d a s v e r l e t z e n d e W a f fen / v o n d e m S p i t z gegen d e m H e f t : w a n n sie a b e r g e h a u e n / v o n der S c h n e i den g e g e n den R u c k e n / gesalbet / u n d das W a f f e n o r d e n t l i c h v e r b u n d e n w e r d e n " 7 1 ) . G o c k e l 7 2 ) s a g t über die Z u s a m m e n s e t z u n g dieser Salbe, m a n bereite sie aus dem S c h m a l z eines wilden S c h w e i n e s und B ä r e n f . , in R o t w e i n gesotten.
i2 ) S e 1 i g m a n n Blick 2, 114. " ) F r a z e r 3(2), 112. M ) Globus 97, 57; A R w . 17, 409 A . 5; wenn einer der Nandi in Ostafrika eine Leiche im Wasser angerührt hat, reibt er seinen Körper mit F. ein (kathartisch-apotropäisch): Fraz e r 3 (2), 141. **) F e h r l e Geoponica 15; man bestreicht die Weinstöcke gegen Ungeziefer mit Bärenf. und die Sichel mit Biberf.: Pauly-Wissowa 1, 68. '•) S e l i g m a n n 1. c. 1, 395. " ) Ebd. 1, 390. w ) Ebd. M 110. ) E b d . 152; B i r l i n g e r Schwaben 1, 462. S e l i g m a n n 2, 161. •*) D e r s . 2, 90 148; v g l . 163—164. , l a ) H ö f l e r Organotherapie 100. *•) S c h i n d l e r Aberglaube 290; v g l . P r ä t o r i u s Blockesbergs Verrichtung 113. , s ) W i t z s c h e l Thüringen 2, 190, 12; vgl. H ö f l e r Fastnacht 63—64. " ) Globus 1892, 280; F r a z e r 2 (1, 2), 335.
" ) E b e r t Reallex. 6, 208. ••) S A V k . 19, 228 Nr. 67. •') L. c. 177. m ) Magiologia 814 bis 826. " » ) Kloster 9, 1042 ff. " ) A n h o r n I . e . 817—818. 822. *>) S c h i n d l e r Aberglaube 176; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 315 ff. 7>) A n h o r n 822 ff. " ) L. c. 178; vgl. S c h i n d l e r Aberglaube 178; Kloster 6, 215; B i r l i n g e r Schwaben i , 485—486.
6. Im W a f f e n z a u b e r gebrauchen z. B. die P r i m i t i v e n das Nierenf. Sie bestreichen die Speere m i t Nierenf., d a m i t diese t ö d l i c h w i r k e n 86 ). N a c h einem f r a n zösischen R e z e p t m u ß m a n die K a n o n e mit einer S a l b e aus F. einer r o t e n S a u , einer S c h l a n g e und eines D r a c h e n einschmieren und d a n n erst a b f e u e r n 68 ). Z u m Heilen der W u n d e w i r d die v o n G o c k e l 87) und Anhorn w ) ausführlich beschriebene W a f f e n s a l b e v e r w e n d e t , deren H a u p t b e s t a n d teil das w u n d e r s a m e B ä r e n f . w a r , w i e H e l mont De magnetica vulnerum curatione
7. D a s F. i m Zauber, bes. L i e b e s z a u b e r und S c h a d e n z a u b e r : Z u N a c h o d wird 1541 eine H e x e v e r f o l g t , die einem K n e c h t f l ü s siges H u n d e f . ins Bier gab, u m ihn an sich zu f e s s e l n 7 3 ) . Eine G e m e i n d e h i r t i n g a b in Schlesien 1546 folgendes Mittel an, u m den u n t r e u e n Mann zu f e s s e l n : Die F r a u m u ß t e sich mit H a a r und F . v o n einem m ä n n l i c h e n S c h w e i n einreiben und sich n a c k t in den B a c h legen 74 ). W i r d in Persien eine F r a u ohne ihr W i s s e n m i t S c h w e i n e f . bestrichen, so wird sie u n f r u c h t b a r ' 4 * ) . Marcellus ( A r z t zur Z e i t H a d r i a n s ) g i b t in seiner media n a e x piseibus ein Mittel a n , u m e w i g e S c h ö n h e i t und J u n g f r ä u l i c h k e i t zu bew a h r e n : d a s M ä d c h e n legt Meeraalf. auf die v u l v a 7 4 b ) . „ E i n e r J u n g f r a u H u l d z u erwerben, schreib deinen und ihren N a men a u f J u n g f e r n p e r g a m e n t , w i n d es in
Fett
i3Si
J u n g f e r n w a c h s und hänge es an deinen L e i b " 7 6 ) . In einer V e r h a n d l u n g der medizinischen F a k u l t ä t zu Rostock (1681) lesen w i r : „ I l s e Penziens hat berichtet, daß, wie sie das mit a l t e m F. beschmierte Brot, so ihr ein altes W e i b gegeben, aufgegessen, es ihr in den L e i b angefangen zu rummeln als ein W a g e n , es wäre ihr auch sehr übel geworden und h ä t t e ihr weh g e t a n " 76 ). A b m a g e r u n g und Auszehrung b e w i r k t man dadurch, daß man drei in Menschenf. g e t u n k t e Nägel unter den drei höchsten N a m e n oder unter Aussprechen des Namens dessen, dem man schaden will, in F o r m eines Dreiecks in einen B a u m s c h l ä g t 7 7 ) . A u s Rabeneiern, die man mit K a t z e n f . einreibt, werden weiße R a b e n w ) . '») K ü h n a u Sagen 3, 17 Nr. 1368. '*) Ebd. 3, 18 Nr. 1369. '*») H o v o r k a K r o n f e 1 d 2, 419. ' 4 b) Zitiert bei: H ö f 1 e r Organotherapie
150 f f . " )
Grimm
Myth.
3,
462, 809. '•) B a r t s c h Mecklenburg 2, 34 Nr. 12. «) SAVk. 2, 270; W. 395. ™) B i r 1 i n g e r Schwaben
1, 436.
8. F. i m H e i l z a u b e r u n d in d e r V o l k s m e d i z i n 7 9 ) : Loen, der Großoheim Goethes, berichtet, er habe, als er an Gicht litt, zu einem berühmten Bauern gesandt, der nur den Namen des K r a n k e n wissen wollte; der Bauer augurierte über das K r a n k h e i t s s t a d i u m des Patienten, indem er geschmolzenes Ochsennierenf. in Wasser goß 8 0 ). Wenn man sich in F r a u e n b u r g (Ober-Öst.) am Neujahrstag unter den A r m e n mit F. einreibt, gilt das als prophylaktisches Mittel gegen Zahnweh 80 ®). Bärenf., namentlich das im Winter gewachsene 81 ), verwendet man besonders gern. Plinius erwähnt es als Mittel gegen P o d a g r a 8 2 ) . Gegen Gedächtnisschwäche reibt man sich die Schläfen mit Bärenf. ein 8 3 ). Die Slovenen reiben d a m i t Geschwülste ein 84). Im MA. ist es eine berühmte W u n d und Waffensalbe 8 4 B ). Seit alten Zeiten ist es ein Heilmittel gegen Haarausfall 86 ); Plinius e r w ä h n t es zu diesem Z w e c k 8 6 ) ; ein alter Editor der Hildegard von Bingen schreibt: cum adolescenti homini primum crines cadere incipiunt, de arvina ursi et modicum favillarum
1382 de triticeo a u t siligineo Stramine f a c t a r u m c o m m i s c e a t et cum ista t o t u m c a p u t suum i n t i n g a t OT). A u c h Coler r ü h m t Bärenf. mit „ L a u d a n o " und a l t e m W e i n vermischt gegen Haarausfall w ) . Schweinef. g e b r a u c h t e n die Ä g y p t e r z u m Einreiben w ) , in U n t e r f r a n k e n als H a u p t ingredienz einer B r a n d s a l b e 89 Ä ); in China heilt man K i n d e r , indem man Schweinef. in den R a c h e n eines steinernen Tigers legt, den man anbetet 9 0 ). Die Tiroler 91 ) und B a y e r n 92) verwenden Murmeltierf. gegen T u b e r k u l o s e äußerlich und innerlich. In der P r o v e n c e gebrauchte man im 13. J h . und auch heute noch Murmeltierf. gegen R h e u m a 93). „ M a n k e i s c h m a l z " h i l f t bei E n t b i n d u n g , heilt Leibschmerzen, Husten und zerteilt B r u s t k n o l l e n 9 3 a ). Plinius erwähnt Schlangenf. als griechisches R e z e p t gegen Sterilität M ) ; nach Tharsander fördert Schlangenf. die G e b u r t 9 5 ) ; die deutsche Volksmedizin rät bei Gicht, das Glied mit Schlangenf. einzureiben M ) . Hundef., besonders der schwarzen H u n d e 9 7 ) , ist als „ d a s M i t t e l " gegen Lungenleiden gepriesen M ). Gänsef. schrieben die A l t e n liebeerregende W i r k u n g z u " ) , sie verw a n d t e n es auch gegen K o l i k und Blasenleiden 10°) und bei W u n d b e h a n d l u n g 101 ). E i n alter Mönch s a g t : anseris unguent u m v a l e t hoc super omne talentum 1 0 2 ). „ G ä n s e s c h m a i t z mit s a m p t dem Hirn, b u t t e r und f e y s t e aus ungewäschner S c h a a f s w u l l e als ein pflaster übergelegt wird den nieren sehr dienstlich seyn; also wird es auch über alle geprästen des hinderen g e l e g t " 1 0 2 a ). Unterwachsene K i n d e r schmiert man in Tirol mit K a p a u n e n s c h m a l z 1 0 3 ) . Gockel erwähnt K a p a u n e n s c h m a l z bei einer K u r gegen Goldadern 104 ). Schnittwunden reibt man in B a y e r n mit Igelschmalz ein l o s ). Mit d e m F. eines im Frauendreißiger geschossenen Sauigels reibt man in B a y e r n das K r e u z ein 10a ). In den Ardennen kennt man Maulwurfsf. als Mittel gegen W u n d e n 107 ). In B a y e r n verwendet m a n Hasenf. gegen Frostbeulen und A b s z e s s e 108 ). Coler 109) kennt Hasenf. als Einreibemittel gegen Gicht. Mit K a t z e n f . reibt man die Glieder bei Gelenkent44*
1383
Fett
Zündung u o ) ein. Prätorius l u ) weiß von F. aus Maienwürmern für das Vieh zu berichten. Wenn der Kranke ganz abstruse und lächerliche F.arten, wie F. eines geplatzten Ochsen U 2 ) usw. verlangte, hatte der Apotheker so viel Humor und Geschäftswitz, daß er ihm Schweinef. gab, was auch die Weiblein bekamen, die Armsünderf. von einem Schwerverbrecher verlangten. Bratpfannenf. empfiehlt Coler gegen H e r z g e s p a n n m ) . In Lichtenstein reibt man damit die Brust der Kinder ein U 4 ). Nach amerikanischem Volksaberglauben verwendet man Bratpfannenf. gegen Zahnbeschwerden l l s ). Nach einem tractatus de superstitionibus des J. Wuschilburgk (15. Jh.) verwendete man das F., welches von dem Backen der Kuchen an Aschermittwoch übrig war, zum Einreiben, wenn man in einen rostigen Nagel getreten war 114 ). In der Bretagne ist Dachsf., das auch in der deutschen Volksmedizin bei Sehnenscheidenentzündung verwandt wird 1 1 7 ), als eine A r t Wunderf. gegen Quetschung und Rheuma 118 ). Gegen Ohrreißen schmiert man täglich die Ohrmuschel dreimal mit Wachtelschmalz 119 ). Hirschtalg war berühmt gegen offene Füße und wunde Brustwarzen 12°). Ein Heilzauber mit Talg, wie er früher in Braunschweig geübt wurde, ist bei Grimm 1 2 1 ) beschrieben. Eine der Verwendung der Waffensalbe (vgl. § 6) parallele Sympathiekur kennt man im Harz: man bestreicht Messer oder Schere, womit man sich verwundet hat, dick mit F. und legt das Instrument unter Nennung der drei heiligen Namen an eine trockene Stelle; sobald das Metall trocken ist, wird das Weh heil 122 ). Nach dem Berner Chronisten Anshelm galt das Besenschmalz der Hexenmeister als sehr heilkräftig 1 2 3 ). Menschenf. spielt nicht nur in der Medizin der Australneger eine große Rolle 124 ), im deutschen MA. und in der Neuzeit galten F.wachs (Leichenf., das F., welches die Fäulnis der Gewebe überdauert) 12S ), Men12S schenf. ), Armsünderf. 127 ), als besonders wirksame Heilmittel. Ein alter Spruch sagt 1 2 8 ):
1384
I Zerlassen Menschenf. ist g u t v o r l a h m e Glieder. S o m a n sie d a m i t schmiert, sie werden richtig •wieder.
Armsünderf. wurde noch in jüngster Zeit in Tirol gegen Kopfläuse verlangt 129 ). Menschenf. finden wir in einem Mittel gegen den Grind 13°). Gegen das Podagra gibt ein Kapuzinerpater einen Heilzauber mit Menschenf. an 1 S 1 ). In Schlesien nimmt man Menschenf. gegen heftige Zahnschmerzen 13Z ). In Mecklenburg verwendet man Hirschtalg und Jungfernwachs gegen Brand 1 3 3 ). Coler erwähnt gegen Kolik als Heilmittel oleum cranei (Menschenhirnschalöl) 134 ). Gegen Apoplexie reibt man das gelähmte Glied mit Menschenf. ein 138 ). '») Über F . als H e i l m i t t e l in der V o r z e i t : E b e r t Reallex. 3, 2 7 5 ; iür die V e r w e n d u n g in der babylonisch-assyrischen Zeit ^ . M e i ß ner Babylonien und Assyrien 2, 3 0 7 — 3 0 8 ; über die h ä u f i g e V e r w e n d u n g bei den R ö m e r n orientiert a u s f ü h r l i c h der I n d e x v o n J a h n ( A u s g a b e 6. B a n d , 19); Thesaurus Linguae latinae 1, 6 3 0 — 6 3 2 ; d a z u H ö f l e r Organotherapie 297; G e i g e r kennt in seiner Pharmacopoea universalis 30 A r t e n v o n H e i l f e t t e n : H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 463; 2, 43; R ü t i m e y e r U rethnographie 40; L a m mert 87; B a v a r i a 1, 64; C a r r i c h t e r Von Heilung der zauberischen Schäden (1617), 194 ff. 196 f f . M ) Des Herrn von Loen Ges. kl. Schriften herausgeg. v o n I. B . M ü l l e r n (F. L . 1752) Teil 4, 238 f f . ; 1452 w u r d e eine G i c h t k r a n k e d u r c h Menschenf. g e h e i l t : H o v o r k a - K r o n f e l d 2,270. M») V e r n a 81 l e k e n Sagen 3 4 1 , 6 . ) K e l l e r Tiere 374. 82)
22, 34; v g l . I n d e x v o n Jahn 6, 438. H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 231. " ) D e r s . 2, 766; g e g e n B l u t b r e c h e n B ä r e n f . u. H o n i g : 1. c. 92. 8 4 a ) K l o s t e r 9, 1042 f f . " ) H o v o r k a - K r o n f e l d 1 , 50; K e l l e r Tiere 474. 86) P l i n i u s 2 8 , 1 6 3 ; e b e n s o S e x t u s Platonic u s vgl. H ö f l e r 1. c. 65. « ( H i l d e g a r d Physica 7, 4: M i g n e Patrol.lat.1g7, 1 3 1 7 . "J C o l e r Oec. 1, 594 c a p . 43; Carr i c h t e r I . e . 197. " ) P l i n i u s 28, 180; F . einer u n f r u c h t b a r e n Sau s c h ü t z t gegen G r i n d : P l i n i u s 25, 133. , 9 f t ) H o v o r k a K r o n f e l d 2 , 4 1 8 . ">) S e l i g m a n n Blick 1,289. ") H o v o r k a - K r o n f e l d 1,317. " ) B a v a r i a 1 a, 463. »») S 6 b i 1 1 o t 3, 5 1 . »3») H ö f l e r 1. c. 108 f f . ; D e r s . Volksmedizin 144; J ü h l i n g 4. 1 1 . 62; über Menschenund andere F e t t e bei R o t l a u f : H o v o r k a K r o n f e l d 2, 739. 91 ) P l i n i u s 28, 253. * 5 ) T h a r s a n d e r 3, 524; ein s a g e n h a f t e s A l p e n Drachenf. ist das M u r b l f . in T i r o l : b u r g 379. ••) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 2 7 4 ; auch bei A u g e n v e r l e t z u n g : 1. c. 2, 798; B a v a r i a 1 a, 463; v g l . G r o h m a n n 81, 5 7 7 83)
Fetthenne
1385
b i s 578. " ) H o v o r k a - K r o n f e l d 1,222. ") Bavaria I.e.; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 4 3 ; v g l . 47. 61.662. M ) K e l l e r 1. c. 288; H ö f l e r Organoth. 115 f f . 13g. ,0 °) E b d . 300. ,01 ) P l i n i u s 20, 16; v g l . J a h n Index 6, 35; P l i n i u s 29, 134 ( B e r e i t u n g des G ä n s e f . ) . 102 ) H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 203. 10,B ) J ü h l i n g 194; H ö f l e r Organoth. 116. >03) Z f V k . 8, 171. , M ) G o c k e l 96. 10S 10 ) P o l l i n g e r Landshut 281. «) H o im v o r k a - K r o n f e l d 1, 224. ) S e b i l lot 3, 51; v g l . H o v o r k a - K r o n f e l d 108 1, 292. ) Hovorka-Kronfeld 1, 199; Hasenf. zieht f r e m d e Körper aus der W u n d e : D e r s . 1, 203; H a s e n f . i s t a u c h e i n g y n ä k o l o g i s c h e s S y m p a t h i e m i t t e l : 1. c. 567. 109) Oec. 1,239. u0 ) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 275; v g l . i , 233; d a z u H ö f 1 e i Organotherapie 74. nl) Blockesbergs Verrichtung 554. u s ) Hov o r k a - K r o n f e l d 2, 292; 1, 298—299. "•) Oeconomia 2, 52. " « ) Z f V k . 1897, 288 us N r . 6. ) F o g e 1 Pennsylvania 311 N r . 1652. " « ) Z f V k . 1901,273. " ' ) H o v o r k a - K r o n f e 1 d 1, 97; v g l . 59; B a v a r i a 1 a , 463. 118 ) S k b i l l o t 3 , 5 1 . " • ) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 811. 12 °) E b d . 1. 213; v g l . 2, 724; B a v a r i a 1 a , 463."') Myth. 3, 465, 865. " « ) W . 516. Rochh o l z Glaube 2, 227. 1 M ) A R w . 8, 543; F L . 13, 403—417. m ) H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 133 f f . l l ° ) D e r s . 2, 43; B a v a r i a I . e . » " ) H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 298 f f . ; v g l . 420. 245. 260. 270. " " ) S c h w V k . 5, 20 f f . ,s *) H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 298—299. " • ) L a m m e r t 181. 13 >) S A V k . 15, 181 N r . 46 (17. J h . ) . " * ) D r e c h s l e r 2, 299; vgl. H o v o r k a - K r o n f e l d i , 420. " • ) B a r t s c h 2, 385 N r . 1810. 13i) Oeconomia 1, 74, c a p . 209; v g l . H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 211; ü b e r t i e r i s c h e s H i r n f e t t : Höf ler Organotherapie 152. 1 3 5 ) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 245. Eckstein.
Fetthenne (Bohnenblatt, B r u c h k r a u t , Donnerkraut, J o h a n n i s k r a u t ; Sedum telephium). 1. B o t a n i s c h e s . K r a u t mit rübenförmig verdickten Wurzeln und fleischigen, eiförmigen, a m R a n d e gezähnten Blättern. Die in doldigen Rispen angeordneten Blüten sind weißlich- bis grünlichgelb oder purpurn. Als wasserspeichernde F e t t p f l a n z e ( „ S u k k u l e n t e " ) kann die F. ebenso wie ihre V e r w a n d t e n , die Hauswurz (s. d.) und der Mauerpfeffer (s. d.), längere Zeit ohne Wasser bleiben, ohne zu vertrocknen. Die F. ist an trockenen Hügeln, sonnigen Felsen und an Zäunen nicht selten 1 ). M a r z e i l
Kräuterbuch
291.
2.'Wegen ihrer eben erwähnten Eigen- i
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schaft. eine Z e i t l a n g ohne W a s s e r ausdauern zu können, dient die F. zu einem alten und w e i t verbreiteten O r a k e l . So schreibt H. B o c k 8 ) v o n den L e u t e n im Westerwald und im Westrich, die „ s o b a l d der t a g Johannis verschinen, hencken sie das kraut in die kamern, etliche steckens in die wende, über die thüren, do bleibt es alzeit grün, schlegt stets a u ß das man es wol v m b W e i h n a c h t e n in denselben kamern grün m a g finden, v e r h o f f e n , sol a n g das k r a u t grün bleibt, so l a n g m a g die person die solch k r a u t a u f f g e h e n c k t in k e y n dötlich k r a n c k h e y t f a l l e n " . Der große K u r f ü r s t v e r b i e t e t durch eine Verf ü g u n g v o m 18. Juli 1669 f ü r die Grafs c h a f t Mark „ J o h a n n i s k r a u t oder Donn e r l a u c h " auf J o h a n n i s t a g in die W ä n d e zu s t e c k e n 3 ) , und in einem Thüringer Hexenprozeß v . J . 1689 wird die F r a g e gestellt, „ o b Zeugin M u t t e r fette Henne unter den B a l k e n g e s t e c k t ? Ob Inquisitin bei Pfeffers f e t t e Henne h ä t t e sehen unter dem B a l k e n s t e c k e n ? " usw. 4 ). „ W e n n jemand aus einem Hause, der ein E r b e desselben ist, sei es V a t e r , Mutter, Sohn oder T o c h t e r , auf einer Reise begriffen und über die b e s t i m m t e Zeit außen bleibt, man auch keine Nachricht seinetwegen haben mag, ob er lebendig oder tot ist, so soll man in solchen G e d a n k e n und in solcher A b s i c h t einen Stengel v o n diesem K r a u t (F.) brechen und ihn an einen Ort unter des Hauses Dach s t e c k e n ; sei nun die verreiste Person noch am Leben, so soll ein solcher abgebrochener Stengel anfangen bei einer H a n d lang f o r t z u w a c h s e n und eine Zeitlang grün bleiben und v o n oben aufs neue Blättlein gewinnen, indem die untersten allmählich nacheinander v e r w e l k e n ; dahingegen, wenn die verreiste Person t o t ist, das ganze K r a u t also gleich verwelken und verderben solle" 6 ). A u c h aus neuester Zeit ist dieses Orakel (um zu sehen, ob die verreiste Person noch lebt, oder wer v o n den E h e g a t t e n bzw. Familienmitgliedern zuerst oder noch im laufenden Jahre stirbt) vielfach belegt 4 ). E b e n s o a u s Dänemark7), Frankreich8), Böhmen*), aus den Vereinigten S t a a t e n 1 0 ) wird es berichtet. Ahnliche Orakel, um aus dem Ge-
Fetthenne
1387
deihen oder Welken einer Pflanze Tod oder Leben eines Abwesenden festzustellen, werden auch in Hinterindien (Birma) u ) und in Australien (Queensland) 1 2 ) angestellt. Ein „ L e b e n s k r a u t " wird auch in Märchen öfters g e n a n n t 1 S ) . — Häufig wird das F.norakel am Johannistag befragt, ob zwei Liebende ein P a a r werden. Wachsen die beiden in den Stubenbalken gesteckten Pflanzen aufeinander zu, so kommt die Ehe zustande 1 4 ). «) Kreutirbuch T (1539), 108 r. *) ZfnvVk. 3, 64. *) G r i m m DWb. 3, 1 5 7 3 f. *) Z i n c k e Oeconom. Lexikon 1 1 (1744), 737; weitere a l t e Kachrichten über die F. als „Lebenskraut": Bayld. 14 (1903), 168; P r ä t o r i u s Deliciae pruss. 56; G o t t s c h e d Flora prussica 1703, 267. •) S t r a c k e r j a n 1 , 9 0 ; JbNdSpr. 3, 148; B a r t s c h Mecklenburg 2, 126; Urquell 1, 8 (Dithmarschen); H a r t m a n n Westfalen 1 8 7 1 , 1 3 1 ; M e i c h e Sagen 657; D r e c h s l e r 1, 144; MnböhmExc. 34, 1 4 3 ; SAVk. 2, 2 1 9 ; 15, 5; 24, 67; H ö h n Tod 309. ') F e i l b e r g Ordbog 3, 162. ») S 6 b i 11 o t Folk-Lore 3, 507; RTrp. 20, 354. *) G r o h m a n n 94. 10) B e r g e n Animal and Plant Lore 104. l l ) F r a z e r 1, 128. " ) F r a z e r Balier 2 (1913), 159 ff. " ) ZfVk. 23, 23; G u n k e 1 Märchen 43; A 1 y Volksmärchen 28. 221 f. 250. " ) Arch. schlesw.-holst. Ges. f. Geschichte 3. F. 7 (1864), 3 8 1 ; ZfVk. 10, 4 1 ; 23, 280; Neue Preuß. Prov.- Blätter 6 (1848), 229 (Samland); T o e p p e n Masuren 63: JbNdSpr. 3, 129 (b. Halberstadt); 34, 57 (Westfalen); K u h n Westfalen 2, 176; A R w . 4, 332 (im Bergischen); Originalmitt. von S t e l z h a m e r 1910 (Erzgebirge); S A V k . 15, 5 (Emmental); ähnlich auch in England: F L . 22, 325; B r a n d Pop. Ant. 181 f.; F r a z e r Balder 2 (1913), 6 1 ; in Nordamerika (Neu-Schottland): JAmFl. 6, 38
3. Ebenso wie andere „ J o h a n n i s k r ä u t e r " (s. Arnika, Hartheu) und die nahverwandte Hauswurz (s. d.) schützt die F . vor dem Einschlagen des Blitzes 1 8 ); vgl. die verwandte H a u s w u r z . ") M e y e r Baden Ravensberg 101.
361;
Hesemann
4. Die F . wird auch im S c h a d e n z a u b e r verwendet: man spielt dem Nachbarn einen Schabernack, wenn man ihm die Pflanze aufs Feld wirft. Sie wird daher „ N o b e k r a u t " (Nachbarkraut) genannt (Eifei) " ) . " ) Verh. naturhist. Ver. d. preuß. Rheinlande u. Westfalens 22 (1865), 288.
5. In der sympathetischen M e d i z i n dient die F . dazu, um Brüche,
1388
bes. bei kleinen Kindern (Knaben), zu heilen, daher Namen wie Bruchkraut, Knabenkraut. „ E t l i c h e weiber halten und leren, so eyn knäblein gebrochen were demselbigen kind sol man eyn stock dises krautes zwischen die beyn in eyn garten setzen, sobald das kraut anfahe zu bekleyben (Wurzel fassen) als dan sol der bruch des kindes h e y l e n " 17 ). Ausführlich wird diese Prozedur, wo sie an dem einjährigen Söhnchen des J o h . Werner von Z i m m e r n (erste Hälfte des 16. Jhs.) vorgenommen wurde, in der Zimmerischen C h r o n i k M ) beschrieben. Die K u r mußte vorgenommen werden an dem Namens- oder Geburtstage des Patienten und es mußten gewisse Worte dabei gemurmelt werden w ) . Ein Nabelbruch des Kindes heilt, wenn das „ D ö d l e " (Pate) unberufen gefundenes „ K n a b e n k r a u t " pflanzt 2 0 ). Auf ähnliche Weise werden auch Hämorrhoiden behandelt, die Wurzel wird so beschnitten, daß ebenso viele Knoten an ihr bleiben als sich Hämorrhoiden am Mastdarm befinden und dann in der Achselgrube getragen. Sobald die Wurzel vertrocknet, vergehen die Knoten 2 1 ). Um den Kropf eines Freundes zu vertreiben, pflanzt man unbeschrieen die F. in einen Topf, pflegt sie über Winter und bricht im Frühjahr alle Blütenkeime ab, damit die Pflanze nicht zur Blüte kommt. Der mit dem Kropf behaftete, der von der Manipulation nichts wissen darf, wird allmählich sein Übel verlieren (Nürnberg) 28 ). All diese Kurmethoden gehen auf die „ S i g n a t u r " der rübenförmig angeschwollenen Wurzeln (Vergleich mit Bruch, Hämorrhoiden, Kropf) zurück. Der S a f t der Blätter, auf die Beine geschmiert, stärkt die schwachen Glieder der Kinder und bewirkt, daß sie recht schnell laufen können 23 ) (Riesengebirge). " ) B o c k Kreuterbuchi (1530), io8v. ")Hrsg. v. K. A. Barack» 2 (1881), 338 " ) F r o m m a n n de Fascinatione 138. M ) M e y e r Baden 35. ") W o l f f Scrut. amulet. med. 1690, 207; B a r t s c h Mecklenburg 2 , 1 1 1 ; ebenso in Frankreich ( R o l l a n d Flore pop. 5, 103) und in Italien ( H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 138). " ) L a m m c r t 239. M ) Prager Abendblatt Nr. 82 v. 10. 4. 1909; vgl. auch MschlesVk. 17, 91. Marzell.
Feuer
Feuer. 1. Allgemeines. — 2. Empirische und mythologische Grundlagen der F.Verehrung. — 3. Einflüsse auf die Entwicklung der F.Vorstellungen und -brauche. — 4. Himmlisches und irdisches F. — 5. Das „heilige" F.; F.-Wahrsagung, -Traumdeutung und -Symbolik. — 6. Das F. als lebendes Wesen. — 7. Das leuchtende F. — 8. Das brennende F.
1. Die bunte Fülle der auf das F. 1 ) bezüglichen volkstümlichen Bräuche ist z u r ü c k z u f ü h r e n auf eine ganze Reihe verschiedener Erfahrungen und Glaubensvorstellungen im W e l t b i l d unserer primit i v e n Vorfahren. Eine jahrtausendlange E n t w i c k l u n g hat sowohl die tragenden A n s c h a u u n g e n , wie die Ausdrucksformen i m Verhältnis des Menschen z u m F. auch auf deutschem Boden in fortwährender wechselseitiger D u r c h d r i n g u n g und unter V e r a r b e i t u n g der Einflüsse v o n außen so v i e l f a c h verändert und ausgestaltet, daß die B e t r a c h t u n g des gegenwärtigen T a t sachenbestandes sich im wesentlichen darauf beschränken muß, die Grundvoraussetzungen aufzuzeigen, die m y t h o logischen Elemente bloßzulegen und die E n t w i c k l u n g s s t u f e n im großen darzustellen. Bei der E r k l ä r u n g der Sonderformen, die nicht selten in äußeren Gegens a t z zueinander treten, wird man sich jeweils v o n einer andern Seite her den Fragestellungen zu nähern haben und a u ß e r d e m in B e t r a c h t ziehen müssen, daß nicht alle irgendwie mit dem F. in Verbindung stehenden B r ä u c h e auch notwendig aus F.Vorstellungen entsprungen sein müssen 2 ). ') Zur sprachlichen Seite vgl. S c h r ä d e r Reallex. 2 1, 308; H o o p s Reallex. 2, 30; G r i m m Myth. 1, 500; 3, 171 f.; PBB. 41, 272 iL; 45, 258 ff. ') Über die allgemeinen Fragen unterrichten neben den verschiedenen Mythologien vor allem F r a z e r (s. Bd. 12 Index 270 ff.) und die betr. Artikel der Reallexika von E b e r t (unter „ F . " , „Kultus", ,.Religion") , S c h r ä d e r (unter ,,F ", ,,F.zeug", „Heirat", „Herd", „Religion") und Hoops (unter „ F . " , „F.kult", „F.zeug"). Vgl. außerdem K u h n Herabkunft d. F.s und Lindner Das F. Brünn 1881, sowie die Literatur bei den Einzelartikeln Notf., Jahresf. usw. — Ein Versuch, die bislang fehlende zusammenfassende Darstellung unter Verarbeitung der verschiedenartigen einzelnen Ausdrucksformen zu geben,' ist die demnächst er-
scheinende Arbeit von Herbert t h a l Das Feuer im deutschen Brauch.
1390 FreudenGlauben und
2. Ohne Zweifel k o m m t der e m p i rischen B e o b a c h t u n g gerade beim F . g l a u b e n eine entscheidende Bed e u t u n g zu. Die Fähigkeit, Speisen genießbar und verdaulich zuzubereiten, die K ä l t e zu beseitigen, die Finsternis zu erhellen, den T o n zu härten, das E r z zu schmelzen, das Metall zu schmieden und seuchenerregende A b f ä l l e und Überreste auf das gründlichste zu zerstören, machten das F . zur V o r b e d i n g u n g jeder K u l t u r überhaupt. Darauf beruht ein Teil der großen W e r t s c h ä t z u n g , die es unter allen N a t u r m ä c h t e n von jeher am meisten genoß, und diese wurde noch durch einen anderen U m s t a n d gesteig e r t ; trotz ausgebildeter F.zeuge empfand m a n bis zur E i n f ü h r u n g der Zündhölzer die N e u g e w i n n u n g des F.s als so schwierig, daß man das einmal entfachte F. sorgfältig bewahrte und bei unvorhergesehener L ö s c h u n g lieber v o m Nachbarn einen neuen Brand entlieh. Diese in der Unentbehrlichkeit des F.s begründete W e r t s c h ä t z u n g , m a g sich im primitiven Denken ins K u l t i s c h e gesteigert h a b e n ; doch reicht sie als brauchbildend f ü r den ganzen Umkreis der Glaubenserscheinungen bei weitem nicht aus. Neben der Empirie des .praktischen •Nutzens stehen s e e l i s c h e Ers c h ü t t e r u n g e n , die von A n f a n g an das F. mythologisch v e r a n k e r t haben werden. Die zwingende Analogie von h i m m l i s c h e m und irdis c h e m F. und der beide W e l t e n unmittelbar in Verbindung bringende B l i t z legten den Gedanken an einen übernatürlichen Ursprung n a h e ; die Leuchtk r a f t der Fackel, die alle Unholden und Feinde der nächtlichen Finsternis verscheuchte, und die B r e n n k r a f t der prasselnden Lohe, die alles Schädliche verzehrte, stellten das F. in den Dienst der D ä m o n e n b e k ä m p f u n g ; die Unheimlichkeit schließlich des Überg a n g s v o m N u t z e n zum S c h a d e n f. nährte die Vorstell un £ von einer l e b e n d i g e n , n u r gefes-
Feuer selten N a t u r k r a f t und ließ einen vorsichtigen V e r k e h r mit ihr angezeigt erscheinen. — Diese auf sinnlichen und seelischen E r f a h r u n g e n beruhenden Grundanschauungen v o m außerirdischen Ursprung, v o n der dämonenabwehrenden Leucht- und B r e n n k r a f t und dem freundlich-feindlichen Dualismus des F . s dürfen, wie bei andern Völkern, so a u c h bei unsern Vorfahren als autochthon vorauszusetzen sein. Unterscheidende kultische A u s p r ä gungen erhielten sie erst in d e m Augenblicke, wo sie aus der niederen Mythologie in den Bereich des G ö t t e r g l a u b e n s erhoben wurden. Daß die Germanen eine F.gottheit ähnlich dem Agni der Inder, der Hestia-Vesta und dem Hephaistos-Vulcanus der Griechen und R ö mer verehrten, j a ü b e r h a u p t einen besonderen F . dienst veranstalteten, ist angesichts der fehlenden Zeugnisse wenig wahrscheinlich. Cäsars Nachricht (De bello gall. 6, 2 1 : „ G e r m a n i . . . deorum numero . . . d u c u n t . . . Solem et V u 1 c a n u m et L u n a m . . " ) ist sehr unbes t i m m t und wird sich auf R i t u a l i e n unter Verwendung des F . s beziehen s ) oder auch auf kultische Festlichkeiten im Sinne der Volcanalia; ebensowenig läßt sich aus den summarischen Angaben in den angelsächsischen Verboten Cnuts (Cnutes dömas 2, 5: I>ät man veordige headene godas, and sunnan odde monan, f y r e odde f l o d v ä t e r . . . " *) auf eine F.gottheit schließen oder in der Gestalt des L o k i 6 ) eine solche erkennen, und ganz abwegig ist es, die an sich schon k a u m beweisbaren Sonderkulte einer 0 s t a r a (s. d.) oder gar eines F r o 8 ) verallgemeinert als germanische F.dienste a u f z u f a s s e n . Wohl scheint die Heilighaltung des H e r d f.s eine der ältesten religiösen Vorstellungen der Indogeimanen gewesen, eine mythologische Vergöttlichung des F . s aber erst nach der Trennung bei einzelnen Völkern erfolgt zu s e i n 7 ) . Daß die Germanen diese Weiterentwicklung nicht mitmachten, wird auch durch die sprachlichen Tatsachen gesichert 8 ). S o läßt sich f ü r die deutsche Vorzeit vielleicht ein S o n n e n k u l t , a b e r k e i n F.k u 1 1 als Götter - oder Elementen-
1392
d i e n s t nachweisen 9 ); dagegen hat sich die vorwiegend auf dem Dämonenglauben beruhende Beobachtung .Wertschätzung, Verehrung, Ausdeutung, Pflege u n d Verwendung des F . s bis in die G e g e n w a r t hinein erhalten. *) Vgl. M o g k in H o o p s Realtex. 2, 30. *) G r i m m Myth. 1, 84; vgl. V o r d e m f e 1 d e Religion 63. ') So z. B, G r i m m Myth. 1, 200; 2, 735; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 82 i. «) W o 1 f Beiträge 1, 1 1 6 f. ') S c h r ä d e r Reallex. 1, 495. ') L ö w e n t h a 1 in P B B . 45, 262. •) Vgl. noch G r i m m Myth. 1, 500; S c h r ä d e r Reallex. 2, 239; Hoops Reallex. 2, 30. 3. Zwei E i n f l ü s s e sind es v o r allen Dingen, die, wie bei andern Erscheinungen des volkstümlichen Brauches, so auch hier, im L a u f e der E n t w i c k l u n g die überkommenen Anschauungen vielfach ausgestaltet und um neue Züge bereichert haben. Das C h r i s t e n t u m verdrängte mit seiner ausgebildeten Vorstellung von F e g e f. (s. d.) und H ö l l e (s. d.) die germanischen Anschauungen v o m Orte der abgeschiedenen Seelen und befruchtete rückwirkend, in Verbindung mit dem Teufels- und Hexenglauben, ganz ungeheuer die sich in den Volkssagen von f e u r i g e n Geistern, W i e d e r g ä n g e r n (s. F.männer), D r a c h e n (s. d.), S c h ä t z e n ( s . d . ) usw. niederschlagende mythologische P h a n t a sie (s. auch feurig, glühend). Dazu brachte es aus seiner orientalischen und antiken Geschichte schon äußerlich eine Fülle neuer Anregungen und trat durch verschiedene kultische Einzelerscheinungen, so durch F . w e i h e (s. d.), O s t e r k e r z e (s. d.), L i c h t m e ß (s. d.) und ihre S y m b o l i k in eine k a u m mehr zu entwirrende lebendige Wechselbeziehung zur germanischen Überlieferung. — Zum andern führten P h i l o s o p h i e , M a g i e und M a n t i k des Orients und der Antike, besonders in der mittelalterlichen Wiedererweckung, das F. nicht nur als eines der vier Grundelem e n t e (s. Elemente) und als S t o f f , Struktur und S i n n b i l d der S e e l e (s. Lebenslicht) schlechthin in die philosophischen Erörterungen ein, sondern sie eröffneten auch abgesickert
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d e m V o l k s g l a u b e n neue A u s b l i c k e und unterbauten manchen überkommenen V o l k s b r a u c h besonders in d i v i n a t o r i s c h e r Hinsicht mit anderen Grundlagen. 4. Im ü b r i g e n h a b e n sich die V o r s t e l l u n g e n i m m e r w i e d e r an der reinen B e o b a c h t u n g neu g e b i l d e t und b e k r ä f t i g t . D i e s e a b e r u n t e r s c h i e d a u f G r u n d der augenfälligsten Merkmale zwei Arten v o n F . : das h i m m l i s c h e und d a s irdische. D a s u r s p r ü n g l i c h e V e r h ä l t n i s b e i d e r zue i n a n d e r b e w a h r t die S a g e v o m h a l b g ö t t l i c h e n F . b r i n g e r , die in mehr oder w e n i g e r v e r w a n d t e n F o r m e n bei d e n v e r s c h i e d e n s t e n V ö l k e r n d a s irdische vom h i m m l i s c h e n F . entlehnt, e n t w e n d e t sein l ä ß t 1 0 ) ; v i e l l e i c h t h a b e n w i r a u c h in der G e s t a l t des L o k i eine A r t germanischen Prometheus vor uns11). Im p r a k t i s c h e n V o l k s b r a u c h a b e r g i n g diese B e z i e h u n g v e r l o r e n ; sie t r a t als F r a g e s t e l l u n g nur noch auf b e i m B l i t z (s. d.), der a u s d e m H i m m e l kommt u n d auf der E r d e b r e n n t , u n d wird hier besonders d e u t l i c h in d e m Z w i e s p a l t , o b m a n bei h e r a n n a h e n d e m Gew i t t e r (s. d.) d a s H e r d f . a n z ü n d e n oder auslöschen soll. D e r B l i t z w a r s c h o n im A l t e r t u m A t t r i b u t und A u s d r u c k s m i t t e l der z ü r n e n d e n G o t t h e i t und blieb a u c h im d e u t s c h e n V o l k s g l a u b e n der christlichen Z e i t e n t w e d e r ein z a u b e r i s c h e s W e r k des T e u f e l s , oder die m a h n e n d e S t i m m e und der r ä c h e n d e A r m des Herrgotts. In diesem Sinne s t e h t er u n t e r allen F o r m e n des h i m m l i s c h e n F . s im V o l k s glauben an d u r c h a u s beherrschender Stelle. V o r a l l e m t r i t t die S o n n e (s. d.) an B e d e u t u n g w e i t hinter i h m z u r ü c k , wie a u c h hinter a n d e r e n p l ö t z l i c h oder periodisch a u f t r e t e n d e n f e u r i g e n N a t u r e r s c h e i n u n g e n , so K o meten (s. d.), M e t e o r e n (s. d.), F.r e g e n (s. d.), F. k u g e 1 n , F.w ö l k e n usw. (s. feurig), den F.Vorzeichen des H i m m e l s f ü r k o m m e n d e s Unheil a u f der E r d e . W a r a b e r d a s V o l k in bezug auf diese und den B l i t z im wesentlichen nur b e d a c h t a u f eine a n Einzelrormen z w a r reiche, in der G r u n d r i c h tung j e d o c h e i n d e u t i g e A b w e h r der drohenden G e f a h r , so e n t w i c k e l t e es eine
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u n g l e i c h b u n t e r e V o r s t e l l u n g s w e l t und ein b e d e u t e n d v e r w i c k e l t e r e s B r a u c h t u m bei der B e o b a c h t u n g des irdischen F.s. Dieses o f f e n b a r t seine E i g e n s c h a f t e n n i c h t so sehr in den S a g e n f.n bei S c h ä t z e n (s. S c h a t z f . ) und D r a c h e n u n d sonstigen s p u k h a f t e n L i c h t e r s c h e i n u n g e n (s. z. B . I r r l i c h t , E 1m s f feurig), die mehr oder w e n i g e r durch Fegefeuervorstellungen beeinflußt sind, sondern in den g e n o s s e n s c h a f t lichen V e r a n s t a l t u n g e n der N o t - u n d J a h r e s f. (s. d.) und v o r a l l e m in seiner d e m einzelnen t ä g l i c h z u g ä n g l i c h e n H e g stelle, i m H e r d e (s. d.) und im O f e n (s. d.). S c h o n die G l e i c h s e t z u n g des H e r des m i t d e m H a u s e in f o r m e l h a f t e n R e d e w e n d u n g e n d r ü c k t die z e n t r a l e B e d e u t u n g dieser F . s t ä t t e f ü r F a m i l i e u n d A n w e s e n a u s ; d a z u k o m m t seine h o h e S t e l l u n g im R e c h t bei S t r a f v o l l z u g , B e sitznahme, Liegenschaftsübertragung und E i n f ü h r u n g s r i t u s (s. Herd), u n d w e r a n b e s t i m m t e n T a g e n H e r d f . auslieh, g a b d a m i t den S e g e n des H a u s e s f o r t (s. leihen). 10) Vgl. K u h n Herabkunft: Veckenstedts Zs. 1, 343 f. 369 ff. " ) v . d . L e y e n Deutsches Sagenbuch 247.
5. W e n n a u c h v o n einer d e m r ö m i s c h e n Vestakult a m Staatsherd ähnlichen F.verehrung im deutschen Volksglauben n i c h t s z u s p ü r e n ist, so ist d o c h die A n s c h a u u n g v o n der H e i l i g k e i t , von einer O f f e n b a r u n g s k r a f t und ü b e r n a t ü r lichen W i r k s a m k e i t der Herdflamme d u r c h a u s l e b e n d i g . F ü r entliehenes F . soll m a n n i c h t d a n k e n , heißt es in W e s t falen, denn es ist heilig 1 2 ), u n d die H e i l i g k e i t k o m m t nun b e s o n d e r s z u m A u s d r u c k in der W a h r s a g u n g aus d e m F . I n w i e w e i t diese in ihren n e u z e i t lichen v o l k s t ü m l i c h e n F o r m e n z u r ü c k z u f ü h r e n ist auf die a u s d e m A l t e r t u m ü b e r k o m m e n e ins K u l t i s c h e u n d G e h e i m w i s s e n s c h a f t l i c h e gesteigerte P y r o m a n t i e (s. d.), die sich v o n der ,,obs e r v a t i o p a g a n a in f o c o " des I n d i c u l u s superstitionum das g a n z e MA. hind u r c h bis ins 17. J h . hinein a n s c h r i f t lichen Z e u g n i s s e n v e r f o l g e n l ä ß t , w i r d sich s c h w e r entscheiden lassen. D a ß sie
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aber verwandten Anschauungen ents p r i n g t , ist ebenso sicher w i e eine w e c h selseitige B e e i n f l u s s u n g . S o schließt schon E c c a r d 13 ) den R i n g , w e n n er j e n e a l t e o b s e r v a t i o in f o c o m i t d e m V o l k s g l a u b e n seiner T a g e als s e l b s t v e r s t ä n d l i c h in V e r b i n d u n g s e t z t : „ O b s e r v a t i o in foco, sive, igne, r e s t a t a p u d p l e b e c u l a m , q u a n d o d i c u n t , das F . keifet, s i v e ignis m a l a m i n a t u r . Fieri hoc c r e d i t u r , ubi f l a m m a e x non satis siccis lignis s u c c u m v i expellit et v e l u t i s i b i l a t ; q u o indicari put a n t , ea re infausti quid p o r t e n d i " . Die g e g e n w ä r t i g e F. W e i s s a g u n g u n t e r s c h e i d e t sich v o n der m i t t e l a l t e r l i c h e n P y r o m a n t i e in zweierlei H i n s i c h t : E i n m a l ist sie f a s t überall nur eine G e l e g e n h e i t s d e u t u n g von Vorz e i c h e n und kein a b s i c h t l i c h herbeig e f ü h r t e s Losen und O r a k e l n ; z u m andern sind ihre E r g e b n i s s e n i c h t so schwerwiegend, indem sie sich meistens nur bez i e h e n auf W e t t e r , h ä u s l i c h e s E i n v e r n e h m e n und die A n k u n f t v o n G ä s t e n . I m m e r noch aber werd e n die W a h r n e h m u n g e n sowohl des Ges i c h t s als a u c h des G e h ö r s b e a c h t e t . D a s S e h e n e r s t r e c k t sich z u n ä c h s t einmal a u f die F a r b e d e s F . s : ein blauer B r a n d weist auf eine L e i c h e u ) oder auf einen strengen W i n t e r l s ) . V o n größerer B e d e u t u n g aber sind die h e r a u s s p r ü h e n d e n F u n k e n . Sind ihrer sehr viele, so e r w a r t e t m a n in O l d e n b u r g f ü r den folg e n d e n T a g ein U n g l ü c k 1 6 ) ; in Schlesien d a g e g e n zeigt ein f u n k e n s c h l a g e n d e r Ofen B e s u c h an, der u m so v o r n e h m e r sein wird, j e a u f f ä l l i g e r die Beobachtung w a r 1 7 ). B e i d e B e d e u t u n g e n k e n n t man a u c h in B ö h m e n 18 ), w ä h r e n d im Egerl a n d 19 ) wie in O s t p r e u ß e n ^ nur dann G ä s t e e r w a r t e t werden, w e n n die F u n k e n b e i m N a c h s c h ü r e n a u s d e m Ofenloch herausspringen. Z u den a u s d e u t b a r e n Ges i c h t s e m p f i n d u n g e n gehören ferner das A u f g l ü h e n des R u ß e s (s. d.) u n d das V e r h a l t e n des Rauc h e s (s. d. und K a p n o m a n t i e ) wie der A s c h e (s. d.). G r ö ß e r e s G e w i c h t aber l e g t m a n auf das H ö r e n . Mehr oder w e n i g e r scharf w e r d e n die G e r ä u s c h e des b r e n n e n d e n F.s in b e z u g
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a u f ihre S t ä r k e und K l a n g f a r b e u n t e r s c h i e d e n . S o k e n n t m a n in P o m m e r n k n i s t e r n d e s , b u l l e r n d e s und k n a l l e n d e s F . und s c h r e i b t i h m in j e d e m F a l l e e i n e a n d e r e B e d e u t u n g zu. D a s k n i s t e r n d e w e i s t a u f b a l d i g e F r e u d e 21 ), ein V o r zeichen, d a s m a n a u c h i m ä u ß e r s t e n Südwesten22) w i e in Mecklenburg23) kennt. Das b u l l e r n d e dagegen verk ü n d e t g e w ö h n l i c h V e r d r u ß und S t r e i t i m H a u s e M ) , oder es z e i g t eine V e r l ä s t e r u n g a n 2 S ) ; a u c h s a g t m a n : es b l u d d e r t 24 ), lärmt a ) , b r a u s t p r a t z e l t surrt, s c h n a l z t , p f u r r t 30 ), p f u c h z t 3 1 ), z i s c h t 3 2 ), b i s s e r t 3 3 ) . „ W e n n das F . im O f e n p l a t z e t " , h e i ß t es f e r n e r in d e r R o c k e n p h i l o s o p h i e 3 4 ) , „ s o e n t s t e h t ein Z a n k i m H a u s e " ; s o n s t ist dies k n a l l e n d e Geräusch mitu n t e r als das s t ä r k s t e v o n der ü b e l s t e n V o r b e d e u t u n g . N a c h K e l l e r 3S ) u n d F i s c h e r 3S ) s a g t es einen T o t e n an, u n d a u c h im M e c k l e n b u r g i s c h e n sieht m a n ein U n g l ü c k nahen, w e n n d a s H o l z k n a c k t 3 7 ). I m ü b r i g e n a b e r u n t e r s c h e i d e t m a n die Einzelgeräusche n i c h t mehr, sondern a c h t e t nur d a r a u f , o b sie ü b e r h a u p t zu hören sind. Sie p r o p h e z e i e n d a n n n e b e n F a m i l i e n s t r e i t M ) V e r ä n d e r u n g des W e t ters 3*) und baldigen B e s u c h 40 ). In dieser l e t z t e n F o r m ist der A b e r g l a u b e s c h o n f ü r das 3. J h . i m O r i e n t n a c h g e w i e s e n 4 1 ) ; er f i n d e t sich in D e u t s c h l a n d g e l e g e n t l i c h a u c h in der a b g e w a n d e l t e n F o r m , d a ß die aus dem Ofen fallende K o h l e und das „ s i c h selbst s c h ü r e n d e " F . die n a h e n d e n G ä s t e a n m e l d e t 42 ). I m O r a k e l b r a u c h des B ö h m e r w a l d e s d e u t e t das P r a s s e l n eines a m D r e i k ö n i g a b e n d ins H e r d f . gehaltenen weihwasserbesprengten Tannenz w e i g e s auf g u t e F l a c h s e r n t e 4 3 ) , und p y r o m a n t i s c h e A b s i c h t e n liegen schließlich e b e n f a l l s d e m O f e n - u n d Haf e n h o r c h e n und d e m 0 f e n 1 o c hg u c k e n der M ä d c h e n an den v e r s c h i e d e n e n L o s t a g e n , w i e w o h l a u c h dem O f e n a n b e t e n des P f ä n d e r s p i e l s zug r u n d e (s. Ofen). D a d u r c h , d a ß m a n sich f e m e r die H a u s g e i s t e r und arm e n S e e l e n im H e r d f . i m m e r oder z e i t w e i l i g a n w e s e n d d a c h t e , sind all jene E r s c h e i n u n g e n a u c h als B e k u n d u n g e n dieser W e s e n u m g e d e u t e t w o r d e n (s.
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H e r d ) . — Mit der F . w e i s s a g u n g v e r w a n d t ist die E r k l ä r u n g der F.träurae. „ W e m t r ä u m t v o n f e w e r und v o n p l i t z e n u n d v o n kriegen, der h a t vil m a t e r i in im, d i u d a h a i z t diu rot c o l e r a " , s a g t K o n r a d v o n M e g e n b e r g **), u n d so s c h l o ß der V o l k s g l a u b e a u s solchen T r ä u m e n w e i t e r a u f V e r d r u ß u n d B l u t und T o d 4 6 ). K l a r ist a u c h die B e z i e h u n g , w e n n m a n in ihnen V o r z e i c h e n f ü r einen B r a n d oder w ä r m e res W e t t e r 44 ) z u e r k e n n e n g l a u b t . D o c h sind d a s Einzelfälle. I m a l l g e m e i n e n h a t d a s F . im T r a u m e eine g u t e V o r b e d e u t u n g und weist i m G e g e n s a t z z u m W a s s e r auf G l ü c k 4 7 ) . Meistens v e r l a n g t m a n allerdings, d a ß es hell brenne und h o f f t d a n n a u f eine H o c h z e i t , eine G e b u r t oder a u c h G o l d und Geld, w ä h r e n d ein d u n k l e s qualmendes Trübsal und T o d verkündet (s. T r a u m d e u t u n g ) . — Endlich g e h ö r t in diesen Z u s a m m e n h a n g noch die S y m b o l i k d e s F.s überhaupt. S c h o n der l e b e n d i g e Sprachgebrauch weist eine R e i h e b i l d l i c h e r Redew e n d u n g e n auf, die den E i g e n s c h a f ten des F.s e n t l e h n t sind u n d in erster Linie der L i e b e und d e m H a ß als s c h m ü k kende Beiwörter zugeteilt werden. A u c h hier ist die p h i l o s o p h i s c h - s y m p a t h e t i s c h e B e z i e h u n g der E l e m e n t e zu den T e m p e r a m e n t e n zu spüren, die d u r c h das Christentum dann um weitere Parallelen vermehrt wurde. N a c h der Heiligen S c h r i f t und ihrer A u s l e g u n g ist d a s F . die g ö t t l i c h e L i e b e s c h l e c h t h i n *•), im besonderen aber W e s e n und E r s c h e i n u n g s form des H e i l i g e n G e i s t e s , dessen W i r k s a m k e i t bis ins e i n z e l s t e mit den E i g e n s c h a f t e n des F . s s y m b o l i s i e r t wird 60). 12) Z f r w V k . 11, 152. , s ) E c c a r d Commintarii de rebus Franciae Orientalis et episcopatus Wirceburgensis ... Würzburg 1 (1729), 426. " ) Urquell i , 9. 15 ) S t r a c k e r j a n 1, 36; 2, 110. '•) Ebd. 1, 36. " ( D r e c h s l e r 2, 198; 2, 5. " ) G r o h m a n n 1, 42. " ) Egerl. 9, 17. n ) W u t t k e 2 1 1 . »') B I P o m m V k . 6, 141; Balt. Stud. 33 (1883), 136. " ) Z f V k . I i , 448. ss ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 130. " ) BIPommVk. 6, 141; B a r t s c h Mecklenburg 2, 130; K u h n Mark. Sagen 381; A n d r e e Braunschweig 403; K u h n und S o h w a r t z 463. " ) T o e p p e n Masuren 40; G r o h m a n n i , 42; Urquell 4, 74. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 130. **) Vek-
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kenstedts Zs. 1, 435 (Sachsen). ») G r i m m Myth. 3, 477; C u r t z e Waldeck 410; S c h ö n werth Oberpfalz 2, 88; W u t t k e 294. **) G r i m m Myth. 3, 452; P a n z e r Beitrag 1 , 2 6 4 ; B a v a r i a 2, 306. M ) S c h ö n w e r t h OberpfaU 2, 88. »') Ebd. 2, 88; B i r 1 i n g e r Volksth. 1, 199. " ) G r o h m a n n 1, 42. » ) H a 1 1 r i c h Siebenb. Sachsen 316. «) Rokkenphilosophie 2, 350. «) K e 11 e r Grab d. Aber gl. 1, 82. *•) F i s c h e r Aberglauben 1, (1791), 261; vgl. M w ü r t t V k . 1913, 313. K) B a r t s c h Mecklenburg 2, 130. ») Vgl. noch D r e c h s l e r 2, 194. *) B I P o m m V k . 6, 141; Schönwerth Oberpfalz 2, 88. 40) Z f d M y t h . 4, 147 (Niederösterreich); Zing e r 1e Tirol 1 7 ; Grohmann 1, 42; Schramek Böhmerwald 255; Drechs-, l e r 2, 194; B I P o m m V k . 6, 141; W u t t k e 2 1 1 . " ) Z f V k . 3, 27 f. " ) G r i m m Myth. 3, 467; C u r t z e Waldeck 140; G r o h m a n n 1, 42. " ) Z f ö V k . 19» 106. 44) M e g e n b e r g Buch der Natur (ed. P f e i f f e r) 53. " ) S A V k . 21, 46; Z f V k . 20, 389. 384. " ) S A V k . 10, 3 1 ; Urquell 1, 203; D r e c h s l e r 2, 202. 47) B a r t s c h Mecklenburg 2, 314; Z i n gerle Tirol 18; John Erzgebirge 29; D r e c h s l e r 2,202; K u h n u. S c h w a r t z 463; Schönwerth Ober Pfalz 3, 2 7 1 ; Z f V k . 18, 312: W u t t k e 228 » ¡ B a r t s c h Mecklenburg 2, 314; E n g e l i e n u. L a h n 284 f.; K n o o p Hinterpommern 158; C u r t z e Waldeck 386; Köhler Voigtland 398; L a u b e Ttplitz 54; S c h l e i c h e r Sonneberg 148; S p i e ß Fränkisch-Henneberg 151; W u t t k e 228; W u t t k e Sachs. Volksk. 3 7 ° ; Z f V k . 4, 85; 18, 312; 20, 384; S A V k . 8, 2 7 1 ; 10, 31: 7 f r w V k . 4, 272; Peuckert Schles. Volksk. 127. 4») Vgl. z. B . S c h ö n b a c h Altdeutsche Predigten. Graz 1886—1891, 1, 24; 2, 69; 2, 89. M ) Vgl. z. B . Alemannia 1, 246 f f . ; M e g e n b e r g Buch der Natur (ed. P f e f f er) 69 t.; S c h ö n b a c h a. a. O. 2, 101 f.; 3, 36.
6. A u ß e r den rein sachlichen oder onom a t o p o e t i s c h e n k e n n t nun a b e r die V o l k s s p r a c h e noch a n d e r e B e z e i c h n u n g e n f ü r die G e r ä u s c h e des b r e n n e n d e n H e r d f . s . Es spricht61) nicht nur, sondern schilt62), schimpft63), hadert64), k e i f t 66 ), b r u m m t 66 ), w e i n t 67 ), wird also als l e b e n d e s W e s e n 6 8 ) g e d a c h t , d a s e r z ü r n t ist. J e n a c h der ihm g e w ä h r t e n Behandlung r i c h t e t es sein V e r h a l t e n z u m M e n s c h e n ein. M a n stellt sich d a h e r g u t mit ihm, ind e m m a n es zu b e s t i m m t e n Z e i t e n u n d bei b e s o n d e i e n Gelegenheiten f ü t t e r t (s. F ü t t e r n der E l e m e n t e ) . D u r c h H i n e i n w e r f e n v o n Mehl, B r o s a m e n , S a l z oder E i e r s c h a l e n v e r m a g m a n a b e r d a s er
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zürnte F . auch zu v e r s ö h n e n und zugleich den aus seinem Prasseln prophezeiten Familienstreit abzuwenden M ). Vor allem aber hütet man sich, es durch Wort oder Tat zu b e l e i d i g e n . Ein v e r fluchtes F . gebärdet sich wie ein gereiztes Tier und wird zur F e u e r s b r u n s t (s. d.), die nicht zu löschen ist 6 0 ). Wer ins F. h a r n t , bekommt schneidendes Wasser 4 1 ); wer hineins p u c k t **), tut eine Sünde 63 ), ist gottlos, beschwört ein Unglück h e r a u f M ) , wird räudig ® s ), bekommt die Schwindsucht 4< ), ein böses Gesicht ®7), ein Grindmaul w ) oder Blasen auf die Zunge w ) — also im wesentlichen K r a n k h e i t e n , die durch Farbe oder Schmerz i n s y m p a t h e t i s c h e r B e z i e h u n g zum F . stehen. (Zu , , F . " als Bezeichnung für Krankheiten vgl. Antonius-, Wildf., Brand, Rose). Nicht einmal das S p i e l e n verträgt die Heiligkeit des Herdf.s. „ W e r mit Holtz, Stroh oder anderer brennender Materie im F . oder Lichte gaukelt", heißt es in der Rockenphilosophie r o ), „der harnt hernach ins B e t t e " , eine Anschauung, die in fast allen deutschen Landschaften zu finden i s t 7 1 ) (vgl. Bettnässer). J a , man soll Kinder überhaupt nicht an den Ofen lassen; die Flammen schlagen heraus und verzehren es 72 ). Hier wird noch einmal die D o p p e l n a t u r des Elementes deutlich; es kann sich bei der geringsten Gelegenheit vom Nutzen- in ein Schadenf. verwandeln und wird in dieser Erscheinungsform dann durchaus als lebendes Wesen vorgestellt (s. Feuersbrunst). " ) Z. B. MwürttVk. 1913, 313. »«) B a r t s c h Mecklenburg 2, 130; A n d r e e Braunschweig 403. " ) C u r t z e Waldeck 410. M ) M e i e r Schwaben 1, 258. " ) E c c a r d (s. " ) ) ; L a u f f e r Niederdeutsche Volksk. 87. " ) K e h r e i n Nassau 2, 253; P e t e r Österreich-Schlesien 2, 2 5 5 ; W u t t k e 2 1 1 . " ) B i r l i n g c r Volksth. 1, 199. M) Vgl. G r i m m Myth. 1, 500; 3. 1 7 1 f. w ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 130; C u r t z e Waldeck 410; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 88; W u t t k e 294. «•) E i s e 1 Voigtland 233; W o l f Beiträge 2, 376 = G r a e s s e Preußen 1, 632. " ) Balt. Stud. 33 (1883), 1 3 7 ; vgl. SAVk. 1 1 , 244. «) Vgl. D r e c h s l e r 2, 139; W u t t k e 397; S A V k . n , 244; MschlesVk. 1 (1), 10. •») Z i n g e r 1 e Tirol 1 3 3 ; ZfdMyth. 1, 295. M ) G r o h m a n n 41 u. 226. «) SAVk. io, 34. ««) ZfVk. 1, 193. *>) Egerl. 9,
I400
17. " ) W o l f Beiträge 1, 2 3 5 ; R o c h h o l z Kinderlied 3 1 9 ; Urquell 3, 2 1 2 : „Ausschlag und Geschwür am Munde". •*) B a r t s c h Mecklenburg 2, 130; Urquell 3, 55; 4, 59. *>) Rockenphilosophie 1, 180. " ) S t r a k kerjan 1, 49; W o l f Beiträge 1, 209; K ö h l e r Voigtland 424; K n o o p Hinterpommern 1 5 7 ; K e h r e i n Nassau 2, 2 5 5 ; B r ü c k n e r Reuß 1, 1 7 9 ; S p i e ß Fränkisch-Henneberg 1 0 1 ; S c h l e i c h e r Sonneberg 147; D r e c h s l e r 1, 2 1 5 ; P e u c k e r t Schles. Volksk. 182; S c h u l e n b u r g Wend. Volksthum 1 0 1 ; W u 1 1 k e 365; Urquell 3, 39; ZfVk. 23, 278. " ) f c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 88.
7. Wo das F . aber nicht als wilde Brunst zum Feinde der Menschen wird, sondern als gefesselte Naturkraft ihm dienstbar ist, offenbart sich sein brauchbildender Segen vor allem in seinen beiden auch für den profanen Nutzen entscheidenden Haupteigenschaften : e s l e u c h t e t und brennt. Nicht immer ist mit Sicherheit zu entscheiden, auf welcher von beiden K r ä f t e n die Verwendung des F . s im Einzelfall beruht; im allgemeinen aber heben sie sich doch scharf voneinander ab, um so mehr, als die L u s t r a t i o n s k r a f t der l e u c h t e n d e n F l a m m e entsprechend der technischen Entwicklung der Beleuchtungsmittel ganz und gar auf die eigentlichen Lichtträger übergegangen ist. Nur von den weit ins Land hineinleuchtenden Jahresf.n (s. d.) glaubt das Volk noch, daß ihr Schein unmittelbar alle schädigenden Einflüsse von Haus und Acker fernhält. Doch bedient man sich auch hier schon von alters her der F a c k e l n (s. d.), um die dämonenvertreibende Leuchtkraft auch dahin zu tragen, wohin der Schein des großen F.s nicht reicht. Bei allen privaten Lustrationsriten des einzelnen Haushaltes aber ist an die Stelle der Fackel die L a m p e (s. d.) und in weitaus den meisten Fällen die K e r z e (s. d.) getreten. Sie wird bei herannahendem Gewitter angezündet wie das Herdf. (s. Gewitter), leuchtet bei der Wöchnerin und ihrem K i n d e wie beim Brautpaar zur Abwehr böser Mächte und schützt am Sarge und am Grabe die Lebenden vor den Toten. In der Weihe der Lichtmeßkerze wurden diese Vorstellungen ausgestaltet und verchristlicht,
I4oi
Feuerbock
u n d v i e l f a c h neue D e u t u n g e n v e r d r ä n g t e n die alte A n s c h a u u n g v o n der däm o n e n a b w e h r e n d e n L u s t r a t i o n s k r a f t der l e u c h t e n d e n F l a m m e (s. K e r z e ) . 8. D i e b r e n n e n d e F l a m m e dag e g e n v e r s c h e u c h t nicht nur, sie v e r n i c h t e t . A u c h das k o m m t bei den J a h r e s f . n z u m A u s d r u c k , wenn der als H e x e , T o d , W i n t e r bezeichnete D ä m o n auf dem Scheiterhaufen v e r b r a n n t w i r d (s. J a h r e s f . und verbrennen). „ O m n i a p u r g a t e d a x i g n i s " 7 3 ); „ q u a e medicam e n t a non s a n a n t , f e r r u m s a n a t ; quae f e r r u m non s a n a t , ignis s a n a t ; quae v e r o ignis non s a n a t , ea insanabilia e x i s t i m a r e o p o r t e t " 7 4 ) . Diese a n t i k e Überlieferung b e s t ä t i g t die E d d a ; nach den H ä v a m ä l ist das F . das beste unter den Menschen (v. 68) und soll g e g e n K r a n k h e i t e n g e n o m m e n werden (v. 139). U n d in dieser B e z i e h u n g wird nun dem F . bis in die G e g e n w a r t hinein sowohl eine a p o t r o p ä i s c h e , als a u c h eine t h e r a p e u t i s c h e K r a f t zugeschrieben. Soll schon das Ü b e r s c h r e i t e n u n d Ü b e r s p r i n g e n der Jahresf., insbesondere des J o h a n n i s f. s (s.d.), K r a n k h e i t e n a b w e h r e n und heilen, so t r i t t uns dieser G l a u b e in seiner reinsten F o r m in den N o t f.n (s. d.) entg e g e n . Hier wird auch besonders deutlich, d a ß diese K r a f t dem F. u m so mehr beigemessen w u r d e , je reiner, d. h. je unm i t t e l b a r e r es gewonnen war. D u r c h den p r o f a n e n G e b r a u c h w u r d e das F . verunreinigt und verlor seine ü b e r n a t ü r l i c h e n F ä h i g k e i t e n . W i e im katholischen R i t u s das n e u e F . a m K a r s a m s t a g (s. F.w e i h e ) e silice erzeugt sein muß, so ist der E r f o l g des Notf.s ebenfalls a b h ä n g i g v o n der R e i n h e i t der auf alt e r t ü m l i c h e Art gewonnenen Flamme. Primitive F.z e u g e (s. d. und Notf.) h a b e n auf diese Weise bis in die N e u z e i t weitergelebt. A u c h die alljährliche E r n e u e r u n g d e s H e r d f.s k e n n t m a n in D e u t s c h land (s. W e i h n a c h t s b 1 o c k), und in ihm v e r k ö r p e r t sich nun schon aus äußeren G r ü n d e n die durch B r e n n e n reinigende und heilende K r a f t des F.s. Die w i r k l i c h e F . t h e r a p i e allerdings
1402
blieb im wesentlichen der B e r u f s m e d i z i n v o r b e h a l t e n 7 8 ) ; doch h a t sich a u c h im V o l k e der schon in d e n B u ß b ü c h e r n 78 ) verbotene Brauch, kranke Kinder dem F. a u s z u s e t z e n , in dem „ B a c k e n " der neugeborenen oder mit d e m „ Ä l t e r l e i n " beh a f t e t e n (s. backen) bis h e u t e e r h a l t e n . A u c h der R a u c h (s. räuchern) u n d die A s c h e (s. d.) k o m m e n bei der H e i l u n g und A b w e h r in u n m i t t e l b a r e B e r ü h r u n g m i t d e m k r a n k e n oder s c h u t z b e d ü r f t i g e n D i n g . B e d e u t e n d a u s g e b i l d e t e r aber ist die sympathetische V e r w e n d u n g d e s F . s sowohl im Heil- wie a u c h im S c h a d e n z a u b e r ; m a n v e r b r e n n t oder räuchert solche Dinge, die m i t dem b e t r e f f e n den Menschen in B e r ü h r u n g g e s t a n d e n h a b e n oder die sein L e i d e n und ihn selbst s t e l l v e r t r e t e n (s. v e r b r e n n e n ) . '») O v i d Fast. 4, 785. '«) H i p p o k r a t e s Aphorismi 8, 6; nach H o v o r k a u. K r o n f e l d i, 134. " ) Vgl. H o v o r k a u. K r o n f e l d 1, 134. ™) W a s s e r s c h i e b e n 173. 401, 482. 649; dazu B o u d r i o t Altgerm. Religion 31 ff.; vgl. für die spätere Zeit N i k o l a u s v. D i n k e l s b ü h l Tractatus (Ausgabe Straßburg 1516) 28 b, auch in MschlesVk. 21, 94 und S c h ö n b a c h Berthold v. R. 135. Freudenthal. F e u e r b o c k . Man v e r s t e h t d a r u n t e r ein seit J a h r t a u s e n d e n n a c h w e i s b a r e s , h e u t e noch gebräuchliches H e r d g e r ä t , das z u m A u f l e g e n des einen E n d e s der B r a n d scheiter dient, die d u r c h solche S c h r ä g lage auch v o n unten h e r L u f t z u t r i t t gewinnen. Der einfachste F . ist ein a u f den Herd gelegtes H o l z s c h e i t oder ein länglicher Stein. Solche S t e i n e h a b e n im deutschen M A . die N a m e n „ B r a n d r e i t e " und „ W i c h e l s t e i n " g e f ü h r t *). S c h o n sehr früh aber f i n d e n sich neben den steinernen auch F . e aus T o n und B r o n z e , s p ä t e r aus Eisen, auf die im b a y r . G e b i e t der N a m e „ W i c h e l s t e i n " ü b e r t r a g e n wurde, die also eine F o r t s e t z u n g und A u s g e s t a l t u n g des primitiveren Herdsteines bedeuten. Die A u s g e s t a l t u n g , die s c h o n in prähistorischer Zeit erfolgte und deren E n t w i c k lungsstufen sich noch alle erhalten haben, bestand darin, d a ß der T o n - oder Metallbalken, der nun den a l t e n Stein ersetzte, nicht mehr u n m i t t e l b a r a m Herd a u f l a g , sondern auf F ü ß c h e n g e s t e l l t wurde, dann
Feuerbock weiter in der A n b r i n g u n g v o n senkrechten Seitenbalken, die v o n den beiden E n d e n des Querbalkens empor geführt wurden, um das seitliche Herabgleiten der Brandscheiter zu verhindern. Schon früh sind dann diese senkrechten seitlichen Stangen mit Hörnern oder Tierköpfen an ihrem oberen Ende und mit Haken an ihren A u ß e n k a n t e n versehen worden; mit Tierköpfen und Tierhörnern aus kultischen, mit einfachen Hörnern und Haken aber auch aus praktischen G r ü n d e n ; wenn nämlich, wie das in der Regel der Fall ist, zwei solche F.e im A b stand parallel nebeneinander auf dem Herde stehen, so bilden jene Hörner und H a k e n die gegebene A u f l a g e für den Bratspieß, der in sie, von dem einen zum anderen F. hinüberreichend, eingelegt wird. Es gibt eine reiche L i t e r a t u r über die seit neolithischen Zeiten in Frankreich, Deutschland, Süddeutschland, Österreich, Ungarn, Siebenbürgen, Italien und a m B a l k a n nachweisbaren prähistorischen 2), antiken 3 ), mittelalterlichen 4) und neuzeitlichen ®) F.e, sowie über die verschiedenartigen Benennungen ®) dieses „ H e r d g e r ä t e s v o n ältestem Adel". ' W i e bedeutsam der F. f ü r den Volksglauben einmal gewesen sein muß, erhellt schon aus der Tatsache, daß er noch in Glossaren des 14. Jhs. als 'lar' (Herdgott) bezeichnet w i r d 7 ) und in Italien noch heute 'alare' heißt, was nach M e y e r L ü b k e s Erklärung 8) ebenfalls auf 'lar' hindeutet. Desgleichen sind auch die zahlreichen animalisierenden Benennungen dieses Gerätes (als Bock, Roß, Hund, Hengst, 'landier', 'koza' usw.) Hinweise nach derselben Richtung, ebenso wie die Tatsache, daß der F. in Albanien als Hexensitz gilt 9 ). A u c h können zahlreiche (z. B . im alten Bibracte) ausgegrabene kleine F.e aus Ton (mit Widderköpfen) nicht dem praktischen Gebrauche gedient haben, sondern nur K u l t g e r ä t e gewesen sein. D i c h e l e t t e schon hat auf den Zusammenhang des Widders mit dem antiken und keltischen Herdkult hingewiesen und v e r m u t e t , daß an dessen Stelle erst als Folge der Christianisierung der Hund ge-
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treten s e i 1 0 ) . F ü r diesen Z u s a m m e n h a n g spricht auch die Vergoldung, die man auf den Hörnern gallischer F.e gefunden h a t und die in derselben Weise auch bei d e n z u m O p f e r bestimmten Tieren der A n t i k e geschah u ) . Im germanischen Volksglauben scheint es dereinst eine kultische O p f e r h a n d l u n g an dem Wichelstein gegeben zu h a b e n . Im südlichen Norwegen wurden bis ins 19. J h . die sogenannten 'brödsteinar' zu festlichen Zeiten, besonders am J u l f e s t , gewaschen, am Feuer getrocknet, m i t B u t t e r oder F e t t gesalbt und dann auf reines Stroh am Ehrenplatz niedergelegt. V o n diesen Steinen glaubt man, daß sie ein lusse (Hausgeist) in die S t u b e gebracht h a b e 12 ). L. Weiser stellt nun zu diesem B r a u c h mit R e c h t einen tirolischen V o l k s g l a u b e n : Im Zillertal legt man jeden S a m s t a g den armen Seelen B u t t e r auf den Dreifuß, damit sie ihre B r a n d w u n d e n trocknen können. N u n werden tatsächlich F. und Dreifuß (s. d.) in ihrer B e d e u t u n g im Volksglauben o f t gleichgesetzt, j a sogar in ihren Benennungen sowohl im Französischen wie im Deutschen miteinander v e r w e c h s e l t 1 3 ) . L . Weiser h a t also wohl recht, wenn sie den erwähnten Tiroler Brauch als christliche U m d e u t u n g eines älteren erklärt, der im samstäglichen Salben des F.s (bzw. Wichelsteines) und Dreifußes als Hausgötzen b e s t a n d M ) . Daraus erklärt sich auch der andere viel verbreitetere Volksglauben, daß man den F. und den D r e i f u ß nicht leer stehen lassen, sondern mindestens ein S t ü c k Holz auf sie legen sollte, da sich sonst eine arme Seele (eben der ehemalige Hausgeist) darauf niederlassen müsse 1 5 ). Immerhin ist es auffallend, daß v o n einem so wichtigen Herd- und ehemaligen K u l t g e r ä t nur so geringe Reste abergläubischer Vorstellungen erhalten bzw. b e k a n n t sind. Ob der „ a l t e R o s t " , den man „ i n diesen F a s t n a c h t t a g e n " zusammen mit dem Bratspieß „ w e i d l i c h s c h l a g e n " m u ß l e ), ein F. war, l ä ß t sich nicht entscheiden, ist aber wohl möglich, da Feuerroß und Feuerrost ebenfalls o f t verwechselt und im an. 'brantreid' geradezu gleichgesetzt werden 17 ).
Feuerbrief—Feuer mann
1405
>) G r i m m DWb. 2, 300; H o o p s Reallex. 2, 30 (F., 'andena' u. 'brandrida'); E b e r t Reall. 3, 281; F a l k - T o r p Wb. 2, 904; vgl. dazu L. W e i s e r MAG. 56 (1926), 2, wo weitere Literatur angeführt ist und K.
s)
R h a m m
Urzeitliche
Bauernhöfe
361 f f .
H o e r n e s in den Mitt. d. prähist. Komm. Ak. Wien Bd. 1 (1893), Nr. 3, 103 ff. und 4 ff.; Déchelette Manuel d'archéologie préhistorique,
celtique
et galloromaine
II. Bd.
2
(1913), 7 9 7 « - . Bd. 3 (1914). 1399 f.; D e r s . Revue d'archéologie Paris, tom. 33 (1898), 63 ff. u. 248 ff.; J. R a n k e Korr.bl. d. Deutschen Gesellschaft f. Anthropol. 37 (1906), 128 ff. 130 f. u. 133; O. T s c h u m i Vorgeschichtl. Mondbilder S c h l i z Fundber.
u. Feuerböcke. B e r n 1 9 1 2 , a. Schwaben 9 (1901), 31
und MAG. 33 (Wien 1903), 313; H. S e e g e r in d. Montelius-Festschrift (1913), 215 ff. ; W. S c h m i d Mitt. d. prähist. Komm. Wien II/3 (1915), 285 (Bacherngebirge); F. v. D u h n Italische Gräberkunde i, 80 f. 231 u. a. 3) D a r e m b e r g et S a g l i o 1 , 2 , I 557! Blümner Rom. Privataltertümer (1911), 159. *) S c h u l t z Leben 93 Fig. 105 f.; L a u f f e r in Mitt. d. germ. Nationalmuseums Jg. 1900, 129 ff. 165 und 1901, 10. 65. 93; H a v a r d Dictionn. de Vameublement. Paris 1887 ff. Bd. 3 s . v . 'landier'; K. R h a m m Urzeitl.
Bauernhöfe
a. a. O.
6)
M e r i n g e r
MAG. 2 i , 105 ff. 134 ff; 22, 104 ff.; 23, 151 ff.; 25, 57 ff.; D e r s. Wissensch. Mitt. aus Bosnien 7, 255 ff.; D e r s . IF. 16, 137 ff.; 21, 287 f.; D e r s . ZföVk. 2, 259 ff.; S c h l i z MAG. 33, 313; A. H a b e r l a n d t in ZföVk. 1917, Erg.-Bd. 12, 72; V. G e r a m b in WuS. 9, 49 f. 6) Literatur darüber bei P. B e n o i t Die Bezeichnungen für F. Diss. Bern 1925; vgl. auch U r t e l Sitzb. Berl. 37 (1917), 53. ') S c h m e 11 e r Bayr. Wb. 2, 883. •) M e y e r - L ü b k e Roman.etym. Wb. Nr. 4910. •) A. H a b e r l a n d t ZföVk. 1917, Erg.-Bd. 12, 72. 10) Näheres darüber bei P. B e n o i t a. a. O. 390 f. und 406 § 22. n ) D é c h e l e t t e Revue d'archéol. B d . 33 (1898), 252 f f .
12)
R. B e r g e
Husgudar
i Norge (1921), 5 ff. 13) Z . B . B e n o i t a . a . O . 960 f. 'anderus' u. 'anders', das F. u. Dreifuß bedeutet; M e r i n g e r ZromPhil. 30, 421; G o l d m a n n Andelang 55 f.; F i s c h e r Schwab. Wb. 2, 1458; Z i n g e r l e Tirol Nr. 147. ») L. W e i s e r MAG. 56, 2. ") ZfVk. 3, 47 und L W e i s e r a. a. O. 2. ") G r i m m DWb. 8, 1280. 17) H o o p s Reall. 2, 30. Geramb. Feuerbrief. Als Brief gegen Feuersnot *) oder Brandbrief 2 ) wird eine Feuerbesprechung bezeichnet, die beginnt: „ B i s s willkommen du feuriger Gast Greif nicht weiter, als was du hast u s w . " und auf einen christlichen Zigeunerkönig aus Ä g y p t e n oder Indien zurückgeführt wird. Der Brief ist schon handschriftlich aus
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dem Jahr 1719 überliefert 3 ), ein anderes Exemplar schließt mit „probatum anno 1684" 4), er ist also jedenfalls um 1700 bekannt. Er dient auch gegen Zauberei, Gespenster, Seuche und Pestilenz. Etwas anderes sind die als Brandbriefe benannten Drohbriefe von Vaganten und Zigeunern, die zur Rache mit Feuerlegung drohen 6 ). i) HessBl. 1 (1902), 15 f.; WürttVjh. 13 (1890), 178 f. Nr. 90; B i r l i n g e r Volksth. 1, 201; Das 6. u. 7. Buch Mosis (Buchversand Gutenberg), 108; D r e c h s l e r 2, 145. 2) B a r t s c h Mecklenburg 2, 358. 3) HessBl. 6 a.a.O. *) WürttVjh. a.a.O. ) ZföVk. 4 (1898), 305 f.; S a r t o r i Sittel, 170. Jacoby. Feuermann. A u s den zahllosen und vielgestaltigen feurigen Spukerscheinungen, von denen der deutsche Volksaberglaube weiß, hebt sich als einheitliche Vorstellung der F. heraus, der, meistens unter diesem Namen, daneben auch a l s ^ B r ü n n l i n g " oder „brünnigs Mannli" (Schweiz) 1 ), „ Z ü s l e r " (desgl.) 2 ), „ B r e n n e n d e r " , „ G l ü hender" (Rheinland) 3) u. ä., im ganzen deutschen Sprachgebiet bekannt ist. Beschrieben wird der F. entweder in m e n s c h l i c h e r Gestalt: als Gerippe, aus dessen Innerem die Flammen schlagen 4) („wie Feuer hinter einem Weidenkorb") B), als bleiernes Männchen, aus dessen Bleimantel die Flammen schlagen 8), als schwarzer Mann in einer hohen breiten Feuersäule 7 ), unten schwarz, oben brennend 8), oder eine Seite schwarz, die andere feurig 9 ); bald riesig 10 ) mit langen dürren Beinen u ) , bald zwerghaft klein 1 2 ) („kann sich himmelhoch, aber auch ganz klein machen") 1 3 ); oft kopflos (s. d.) 14 ), mit dem Kopf unterm A r m 1S ), mit hohlem R ü c k e n 1 6 ) ; als schwarzer (unsichtbarer) Mann mit feurigen Augen 17 ) (einäugig) 18), der ein L i c h t 1 9 ) , eine Laterne ^ trägt oder aus einer feurigen Pfeife raucht, daß die Funken sprühen 2 1 ); als feuriger (kopfloser) Reiter auf feurigem Roß 22), feuriger Pflüger mit feurigem Roß und Pflug 23 ); — oder als mehr oder weniger f o r m l o s e s F e u e r : oft wie ein brennendes Bund Stroh 24), eine riesige Feuergarbe 2 8 ), ein großes 28) schwebendes 27 ) Licht (das pfeilschnell hin und her springt) 28 ), also v o m „ I r r l i c h t " (s. d.)
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Feuer man n
kaum, höchstens noch durch die Größe, unterschieden *•); wie eine feurige K u g e l " ) (die plötzlich zu einem großen Feuer wird und die Gestalt eines Menschen mitten in den Flammen annimmt) 8 1 ), bald wie eine feurige Pyramide, bald wie eine Schlange 3 2 ), ein feuriges R a d M ) usw. — Der F. bewegt sich sehr schnell M ), fährt plötzlich über sich in die Höhe " J , schwebt um die Wipfel der B ä u m e 3 8 ) ; wenn er sich schüttelt, sprühen die Funken 37 ), ebenso wenn mehrere F.er gegeneinanderrennen verschwindend bricht er unter donnerndem Getöse zusammen 3 *). Das Feuer, in dem er brennt, ist manchmal blau 40 ). — Er erscheint in schwülen Sommernächten (kurz vor Tagesanbruch) aber auch an Herbstabenden 4 2 ) in der Adventszeit 43 ), Andreasnacht 44 ) zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten 4 8 ), in den Fasten 4e ), in besonders dunklen Nächten, wenn es bald regnen will 4 7 ), „zur Zeit des Neumonds, wo sich das Wetter zu ändern pflegt" **), auf Feldern und (sumpfigen) Wiesen 4 B ), besonders gern auch an Feldrainen und Ackergrenzen 6 0 ) (s. Grenzfrevler), seltener in Ortschaften 61 ) (dann als Vorspuk eines Brandes) 6 2 ); der „feurige Fischer" läuft auf der ganzen Fläche des Bodensees umher 53 ). Dem Volksglauben gilt der F. als u m gehender Toter, der (im Fegfeuer) seine Frevel büßt; besonders gern als Grenzfrevler (s. d.) 64 ), aber auch z. B. als Küster, der den Klingelbeutel bestohlen oder beim Einsammeln nicht „ G o t t bezahls" gesagt h a t 6 6 ) , als Mordbrenner 6 6 ), Landesverräter 6 7 ) oder sonstiger Bösewicht M ). — Sein Benehmen d e m M e n s c h e n g e g e n ü b e r ist im allgemeinen harmlos M ) und gleicht in vielem dem des Irrlichts (s. d.): besonders leuchtet der F. dem nächtlichen Wanderer und Fuhrmann heim 40 ), verlangt dafür allerdings (meist geringe) Bezahlung 6 1 ) oder (häufiger) ein „Vergelt's G o t t " zum Lohn; denn durch ein (dreimal verschieden formuliertes) 62 ) „Vergelt's G o t t " oder „Bezahl dir's G o t t " („soviel mal wie du's nötig hast") 63 ) wird er erlöst 64 ), ebenso durch Gebet und Messe ®6) (s. Erlösung).
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Darum zieht ihn (wie das Irrlicht) das Beten an. während Fluchen ihn vertreibt M ). Harmlos ist der F. auch, wenn er ihm gereichte Bändchen abbrennt (solange sie brennen, hat er Ruhe vor der höllischen Pein) OT), wenn er in den Wohnungen die Spinnweben anzündet (was man ihm besser nicht nachmacht) " ) , oder es duldet, daß man sich an ihm die Pfeife ansteckt •"); er kommt auf Zuruf 7 0 ) und soll es besonders aufs Weibervolk abgesehen haben 71 ). — Doch kann er auch boshaft sein: besonders wenn ihm Dank und Bezahlung vorenthalten, oder wenn er geneckt wird, wird er tückisch; dann führt er irre 7 2 ), hockt auf 7 3 ) (s. Aufhocker), versetzt dem Boshaften eine Ohrfeige 7 4 ), weicht nicht von i h m 7 5 ) und steckt ihm das Stroh auf dem Wagen 76 ) oder gar das Haus an " ) . Seine Berührung brennt wie natürliches Feuer; darum reicht ihm der Vorsichtige nicht die Hand, sondern einen Stecken, ein Taschentuch oder dgl., an dem sich nachher die fünf Finger der Geisterhand schwarz eingebrannt zeigen 78.). Die Vorstellung vom F. ist einerseits nicht zu trennen von dem christlichvolkstümlichen Glauben an das Brennen der Totenseelen im Fegfeuer (bzw. in der Hölle): der F. ist die verwirklichende Bestätigung dieses Glaubens. Anderseits findet die Vorstellung vom F . an allerlei nächtlichen Lichterscheinungen, die den einsamen Wanderer oder Hüter erschrekken, immer gelegentlich neue Nahrung: am „ I r r l i c h t " (s.d.), Elmsfeuer (s.d.) (der F . setzt sich auf die Stechschaufel) w ), an phosphoreszierenden Baumstümpfen („Scheinholz") 80), „wann dann die Flammen vergangen, ist das Corpus da ligen bliben, glüssende wie ein abgebrennter Stock in einer R ü t i " [ = Rodung] 8 1 ); „. . sah weiter nichts als einen schwarzen angebrannten Pflock in der Erde stekken" 82 ), etwa auch an Kugelblitzen (F. bricht unter donnerähnlichem Getöse in sich selbst zusammen) 83 ). Einige der ausführlichen Beschreibungen des F.s lassen kaum einen Zweifel, daß ihnen tatsächliche Beobachtungen zugrunde liegen; so gibt z. B . Cysat ausführlichen Bericht von
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Feuermann
einer Anzahl von „ Z ü s l e r n " , die er während einer nächtlichen Fahrt über den Vierwaldstätter See am 23. Dezember 1609 mit mehreren Fahrtgenossen zusammen an den Ufern des Sees beobachten konnte, und denen er, der bis dahin an derartiges nicht habe glauben wollen, ,,mit großem Verwundern zuoges e h e n " M ). Daneben kommen auch halluzinatorisches Funken- bzw. Flammensehen und ähnliche „innere Erlebnisse" in Betracht, besonders wenn es heißt, daß nur Auserwählte („Sonntagskinder") den F . sehen können, oder daß von mehreren Wanderern nur einer ihn gesehen habe. — Das älteste Zeugnis über einen F . in Deutschland bringt die sächsische Weltchronik (Recens. C.) zum J a h r 1 1 2 0 : damals sahen die Wächter zweier benachbarter Burgen „in Sassen" „ v i l na to middernacht bi warheit enen man van der muren der enen burch over dat velt, dat dar untwischen was, also en bernende blas (Fackel) oder en glowende clot (Klotz); alse he quam bi de burch, so ne sagen se ene nicht mer. Des wisede he to dren malen" M ). 5 ) Rochholz Sagen 1 Nr. 3 6 ; d e r s. Naturmythen 1 7 6 ; S A V k . 25, 1 2 8 Nr. 59. 6 1 ; M e y e r Baden 597. ') C y s a t 46 f. ») S c h e l l Berg. Sagen 304 Nr. 23. 4 ) C y s a t Natur46 f. Nr. 130. 1 3 1 . 1 3 2 ; R o c h h o l z mythen 1 7 8 (3). 1 7 9 (5); W u c k e Werra Nr. 83. 340. 491. 508. 560. 688; Kühnau Sagen Nr. 410. 436; MschlesVk. 5 (1902), 49; S t r a c k e r j a n 1, 2 2 1 Nr. 179. l ) C y s a t 46. •) G r e d t Luxemburg Ni. 686; vgl. S. 335. 3 5 7 . ') W u c k e Werra Nr. 1 7 7 *) M e i e h e Sagen Nr. 363. 367. •) E i s e 1 Voigtland Nr. 160. 10 ) K ö h l e r Voigtland 500 Nr. 80; Kühnau Sagen 1 Nr. 454; Birlinger Volksthüml. 1 Nr. 3 8 1 . » ) E i s e 1 Voigtland u Nr. 159. ) Schell Bergische Sagen 441 Nr. 41. , s ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 96 14 ) Birlinger Aus Schwaben 1, 488; Reiser Allgäu 1 Nr. 56; K ü h n a u 1 Nr. 449. 450; E i s e i Voigtland Nr. 1 6 1 . 164 Anm.; dagegen Lütolf Sagen Nr. 68. " ) K ii h n a u Sagen 1 Nr. 448. '•) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 90. 92. " ) S A V k . 25, 232. " ) H e y 1 Tirol 19 Nr. 1 7 ; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 2, 1 0 1 ; S c h e l l Berg. Sagen 3 1 8 Nr. 52. l») R e i s e r Allgäu 1 Nr. 435, 1. ,0 ) K ü h n a u Sagen 1 Nr. 439; Schambach u. M ü l l e r Nr. 225, 4 u. Anm. al ) B i r l i n g e r Aus Schwaben i, 207, 1 1 ; R e i s e r Allgäu 1 Nr. 183. " ) V e r n a l e k e n Mythen 49 c. 52; H e v 1 Tirol 3 6 1 Nr. 3 5 ;
Bächtold-StSubli
Aberglaube I I .
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Reiser Allgäu 1, 3 3 ; W u c k e Werra Nr. 6 7 7 . ") S t r a c k e r j a n i, 225m. " ) Z f ö V k . 10, 1 4 6 ; Kühnau Sagen 1 Nr. 392 ( = Z f V k . 7, 102). 438 ( = V e r n a l e k e n Mythen 2 7 3 ! . ) . 439. 446; Grohm a n n 2 1 Nr. 99; M ü l l e n h o f f Sagen Nr. 2 5 7 A n m . 350. " ) K ü h n a u Sagen 1 Nr. 4 4 5 ; M e i e h e Sagen Nr. 366. " ) S t r a k k e r j a n 1, 274». ") R o c h h o l z Sagen 1 Nr. 3 6 ; W u c k e Werra Nr. 50. • ) Z i n g e r 1 e Sagen Nr. 358. 359. *») G r i m m Myth. 3, 4 5 5 Nr. 6 1 1 ; M e y e r Baden 597. 30 ) M e i c h e Sagen Nr. 363. 366. « ) C y s a t 46 t. " ) H a u p t Lausitz i, 6 1 . " ) E i s e i Voigtland Nr. 1 6 4 ; Z i n g e r l e Sagen Nr. 380; v 8l- 379- " ) K ü h n a u Sagen 1 Nr. 439. 3ä ) B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 207 Nr. 1 4 ; K ü h n a u Sagen 1 Nr. 436 = P e t e r österreichisch-Schlesien 2, 1 8 f. " ) G r i m m Myth. 1, 763 » = H a u p t Lausitz 1, 60 t. = Kühnau Sagen 1 Nr. 3 7 8 (vgl. auch 384); M e i c h e Sagen Nr. 363. " ) K ü h n a u Sagen 1 Nr. 419. 4 2 1 . 423. M ) Ebd. 1 Nr. 396. 403. 3 ») Ebd. 1 Nr. 454; MschlesVk. 1 6 (1907), 87. 40 ) V e r n a l e k e n Mythen 274; vgl. Z f V k . 7, 102. 4 1 ) S c h a m b a c h u. M ü l l e r Nr. 2 2 3 . " ) E b d . ; K ü h n a u Sagen 1 N r . 4 3 9 . 4S ) Ebd. 1 Nr. 409. 4 1 2 . 4 1 6 ( = MschlesVk. 5 [1902], 50). 44 ) M e i c h e Sagen Nr. 363. 364. " ) G r o h m a n n Nr. 102. 4e ) K ü h n a u Sagen Nr. 4 1 2 . " ) C y s a t 47 Nr. 1 3 1 ; vgl. S A V k . 2, 227. Rochholz Naturmythen 1 7 8 , 3. 49 ) Köhler Voigtland 499 Nr. 7 8 ; Kühn a u Sagen 1 Nr. 406. 4 1 6 . 454; Urquell 2, 203. 60 ) C y s a t 47 f.; K ü h n a u Sagen 1 Nr. 448. 5I ) Z f V k . 7, 1 0 2 ; K ü h n a u Sagen 1 Nr. 4 1 2 . S! ) G r o h m a n n 2 1 Nr. 68; M ü l l e n h o f f Sagen Nr. 2 3 3 . 6S) B i r l i n g e r Volksth. 1, 1 3 5 Nr. 206. •*) Z . B . C y s a t 74 Nr. 1 3 0 . 1 3 1 ; S A V k . 2, 2 2 7 ; 2 1 , 180; 25, 2 3 2 ; R o c h h o l z Sagen 2, 8 3 ; Schweizld. 4, 2 5 4 ; Reiser Allgäu 1, 3 3 7 (3); S t o b e r Elsaß 2 Nr. 7 5 u. A n m . ; W u c k e Werra Nr. 508; Kühn a u Sagen 1 Nr. 4 1 7 . 426; J o h n Westböhmen 1 8 0 ; S t r a c k e r j a n 1, 2 2 5 i. m. ") K ü h n a u Sagen 1 Nr. 406. 4 1 7 = MschlesVk. 5 (1902), 23. 19. " ) K ü h n a u Sagen 1 Nr. 4 4 1 . " ) Z i n g e r l e Sagen Nr. 365. M ) Z . B . K ü h n a u Sagen 1 Nr. 409; V e r n a leken Mythen 52 Nr. 2 5 ; Zingerle Sagen Nr. 389. 393. 399; A l p e n b u r g Tirol M 1 3 5 f.; M e i c h e Sagen Nr. 356. ) K ö h l e r Voigtland 499 Nr. 79; K ü h n a u Sagen 1 Nr. 389. 397- 4 4 1 . Z. B . L ü t o 1 f Sagen Nr. 68. 69; Rochholz Sagen 2 Nr. 3 1 0 . 3 1 7 ; Z i n g e r l e Sagen Nr. 478; K ü h n a u Sagen i Nr. 404. 445. 446; Z f V k . 7, 1 0 2 ; Köhler Voigtland 499 Nr. 79; M e i c h e Sagen Nr. 368. 369; S c h a m b a c h u. M ü l l e r Nr. 225, 1 ; S t r a c k e r j a n i , 274». M ) B a a der Sagen 4 1 1 ; \, ii t o 1 f Sagen Nr. 69; F o g c l Pennsylvania Nr. 1995. •*) K ü h n a u Sagen 1 Nr. 445. 446, MschlesVk. 5 (1902), 5 1 . •3) K ü h n a u Sagen 1 Nr. 404. 4 1 3 418. M ) R e i s e r Allgäu 1 Nr. 4 1 9 ; Kühnau
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Feuerprobe—Feuerreiter
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Sagen 1 Nr. 437 ( = P e t e r österr. Schlesien 2, 19). 449; vgl. 404. 407. 411; Köhler Voigtland 499 Nr. 79; Z f V k . 7, 102. " ) L ü t o 1 f Sagen Nr. 69 b, vgl. 68; N i d e r b e r g e r Unterwaiden 2, 19 f.; R o c h h o l z Sagen 2 Nr. 313; G r o h m a n n Nr. 102. M ) W i t z s c h e l Thüringen 2 Nr. 57; R o c h h o l z Sagen 1 Nr. 36; aber vgl. SAVk. 21, 1941. " ) B i r l i n g e r Volksth. 1, 135. ®) K ü h n a u Sagen 1 Nr. 392 = ZfVk. 7, 102. Lüt o l f Sagen Nr. 186; S c h e l l Berg. Sagen 561 Nr. 92. '•) Z . B . R o c h h o l z Sagen 2 Nr. 313. 71 ) S A V k . 21, 180. " ) K ü h n a u Sagen 1 Nr. 421; W u c k e Werra Nr. 462. 477. '*) K ü h n a u Sagen 1 Nr. 457; Wucke Werra Nr. 477; B a a d e r Sagen 412. 423; J o h 11 Westböhmen 180. 74) G i a b e r Kärnten Nr. 181; R o c h h o l z Naturmythen 177, 1. ") K ü h n a u Sagen x Nr. 438 = V e r n a 1 e k e n Mythen 273 f. '•) K ü h n a u Sagen 1, Nr. 397. " ) Ebd.; Z f V k . 7, 102; MschlesVk. 5 (1902), 51; vgl. P a n z e r Beitrag 1, 257 (19). '») Z. B . E e i s e r Allgäu 1 Nr. 392; R o c h h o l z Sagen 1 Nr. 27; W u c k e Werra Nr. 713; vgl. S c h a m b a c h u. M ü l l e r Nr. 223, 7 . 6 ; S A V k . 21, 194; R o c h h o l z Naturmythen 181.182; W u c k e Werra Nr. 399. 567. " ) R o c h h o l z Sagen 1 Nr. 36. M ) SchweizId. 4, 254. " ) C y s a t 46 Nr. 130. •*) K ü h n a u Sagen 1 Nr. 437 = P e t e r österr.-Schles. 2, 19; vgl. auch S c h u l e n b u r g Wend. Volhst. 88; K ü h n a u Sagen 1 Nr. 333. 8S) Ebd. 1 Nr. 454; vgl. auch W u c k e Werra Nr. 383. " ) C y s a t 47 Nr. 130; vgl. auch K ü h n a u Sagen 1 Nr. 394 (vom Jahr 1736) und 389 (vom Jahr 1896). •*) Sachs. Weltchronik ed. I.. W e i l a n d (Mon. Germ. hist. II, Deutsche Chroniken II) 193; von dort übernommen in K. B o t e s Chronik (Script, rer. Brunsvic. ed. Leibnitz III 337), der die Erscheinung in das Jahr 1125 und zwischen die Gleichen bei Göttingen verlegt; von dort bei G r i m m Sagen Nr. 284. Ranke. F e u e r p r o b e s.
Gottesurteil.
F e u e r r e g e n s.
Meteore.
F e u e r r e i t e r . Die G e s t a l t des z a u b e r k u n digen F e u e r b a n n e r s (s. F e u e r s b r u n s t § 3 d u. e) h a t eine b e s o n d e r e A u s b i l d u n g e r f a h r e n im F . D a s H a u p t v e r b r e i t u n g s g e b i e t dieser sich ins S a g e n h a f t e v e r f l ü c h t i g e n d e n E r s c h e i n u n g des v o l k s t ü m l i c h e n B r a u c h e s bilden die L a n d s c h a f t e n beiderseits der E l b e bis z u den V i e r l a n d e n und nach Mecklenburg hinauf 1)~17); für Ostp r e u ß e n u ) u n d S ü d d e u t s c h l a n d 1B) M ) 21 ) sind die B e l e g e s p ä r l i c h , f ü r den ä u ß e r s t e n Westen überhaupt nicht vorhanden. Eine verhältnismäßig reiche Überlieferung z e i c h n e t ein v i e l s e i t i g e s Bild v o n der P e r -
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son des F . s u n d seiner B a n n h a n d l u n g . H a t eine F e u e r s b r u n s t ein einzelnes H a u s oder a u c h einen g a n z e n O r t e r g r i f f e n , so k o m m t er a u f seinem P f e r d e h e r a n g e sprengt und l ö s c h t den B r a n d schon d u r c h einoder d r e i m a l i g e s Umr e i t e n 7 ) 1 1 ) 1 4 ). E r v e r s t ä r k t d e n Zauber durch A b f e u e r n von S c h ü s s e n u ) , durch H i n e i n w e r fen eines Fläschchens7) oder e i n e s T e l l e r s m i t S a l z 8 ) in die Glut, durch H i n e i n h a u e n dreier K r e u z e in den G r e n z z a u n l s ) und v o r allem d u r c h H e r s a g e n eines G e b e t e s 9 ) oder F e u e r s e g e n s 1 ) 1 )
5
)
1 1
)
V
1
) " )
19 ) M ) ;
a u c h r e i ß t er wohl e i n e n ") ") B r a n d h e r a u s u n d n i m m t so d a s Feuer m i t l s ) . N a c h der B e s c h w ö r u n g s u c h t er s c h l e u n i g im G a l o p p das W e i t e ; denn die F l a m m e s c h l ä g t hint e r i h m h e r 3 ) 4 ) 7 ) 1 « ) " ) »). S i e v e r f o l g t ihn b i s unter ein Torh a u s 6 ) , in d e n meisten F ä l l e n a b e r b i s a n e i n W a s s e r , und er reitet desh a l b s c h n u r s t r a c k s in den n ä c h s t e n T e i c h hinein ®) 6 ) 1S ) 17 ) M ), b e n e t z t s i c h 1 7 ) oder l ä ß t W a s s e r h i n t e r sich hergießen 8 ); die Ü b e r l i e f e r u n g b e r i c h t e t , d a ß dabei hin und w i e d e r ein F . seinen T o d g e f u n d e n habe«)'). Diese F l u c h t v o r der F l a m m e ist w o h l kaum d a m i t zu erklären, daß das F e u e r b a n n e n v o m christlichen Standp u n k t a u s als schwere S ü n d e a n g e s e h e n w u r d e und in A n l e h n u n g a n V o r s t e l l u n gen v o m F e g e f e u e r die G e f a h r des F e u e r todes als g ö t t l i c h e S t r a f e in sich schloß 22 ). W e n n es a u c h gelegentlich einmal h e i ß t , d a ß der F. sich d e m T e u f e l v e r s c h r i e b e n habe 8 ), so s t e h t er doch in einem g a n z anderen A n s e h e n als Z a u b e r e r u n d H e x e n . Schon die g r o ß e B e t e i l i g u n g der Geistlichen a n der F e u e r b e s c h w ö r u n g (s. F e u e r s b r u n s t § 3 e), die sogar selbst als F . a u f t r e t e n 23 ), zeigt, d a ß solche H a n d l u n gen dem l e b e n d i g e n V o l k s b r a u c h durchaus e n t s p r a c h e n und n i c h t i m W i d e r spruch zur A u f f a s s u n g der K i r c h e standen. Der F . b r a u c h t n i c h t die S t r a f e des H i m m e l s zu f ü r c h t e n , sondern lediglich den Z o r n der F l a m m e , die er als einen D ä m o n , als lebendes W e s e n b e k ä m p f t .
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Feuerreiter
A u c h für die Feuerbanner zu F u ß gilt die V o r s c h r i f t , sich nach vollbrachter T a t s c h l e u n i g über einen Z a u n oder in ein W a s s e r zu retten, und sei es nur durch U n t e r t a u c h e n in einer Wassertonne oder d u r c h B e n e t z e n der F ü ß e 24). Bisweilen liegt in dem Nachsetzen der F l a m m e g e r a d e z u die A b s i c h t des Beschwörers; er z i e h t auf diese Weise das Feuer hinter sich her und v o n der Brandstelle ab M ) . Lassen sich die Einzelhandlungen des F . s somit zwanglos aus allgemein verbreit e t e n Volksanschauungen erklären, so h a t m a n dennoch versucht, ihnen eine tiefere m y t h o l o g i s c h e Grundlage zu geben. Ausgehend von der Person des F.s, der mitunter als Fremder a u f t r i t t , niem a n d e m vor und nachher b e k a n n t 3 ) 13 ) 17 ) ist und zuweilen auf einem Schimmel 9 ) " ) 1S ) ») 18 ) reitet, hat Becker 24) geschlossen: „ D i e Sage v o m zauberk r ä f t i g e n F. ist ein alter M y t h u s von W o d a n - O d h i n " . Zweifellos weist der F. in einigen Fassungen der Überlieferung Ä h n l i c h k e i t e n mit der W i l d e n Jagd (3. d.) und dem S c h i m m e l r e i t e r (s. d.) a u f ; doch ist das nur eine Beeinflussungseiner äußeren Gestalt, sobald die Sage sich ihrer angenommen h a t . W o es sich u m mehr oder weniger klar bezeugte tatsächliche Vorkommnisse handelt, liegt der Wesenskern des F.s in der allen oder einzelnen Menschen zugeschriebenen Macht, ein Schadenfeuer durch Wort, Ding und H a n d l u n g bannen zu können (s. Feuersbrunst § 3). Und wie man die ganz ähnliche Beschwörung v o n K r a n k heiten und sonstigem Unheil nicht auf eine einzelne Gottheit wird zurückführen können, so sind auch die Beziehungen W o d a n s zum Feuer nur sehr dürftig. Die Person des F.s weist vielmehr in eine ganz andere Richtung. In den weitaus meisten und bestbezeugten Fällen ist sie bekannt und zwar ist es bisweilen der u) a). L a n d e s h e r r selbst Ihm schrieb das V o l k v o n jeher ganz allgemein eine besondere Fähigkeit zu, Unheil zu bannen; er wird auch — das weisen die Belege aus — in der E r f ü l l u n g seiner Pflicht oder Gepflogenheit überhaupt, bei großen Feuersbrünsten in den ihm unter-
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stellten Gebieten sofort persönlich die Löscharbeiten in die H a n d zu nehmen, zu zauberischen M a ß n a h m e n seine Z u f l u c h t genommen haben. Andrerseits erhielt der V o l k s g l a u b e aus der W a h r n e h m u n g geglückter Löschversuche neue N a h r u n g und Festigung, wie denn schon Fischer B ) meint: „ D e r große H a u f e denkt, jeder Fürst könne das Feuer besprechen, weil, wann der F ü r s t eine Weile da ist, gewöhnlich es sich zu vermindern a n f ä n g t . . . " A l s einst der sehnlich erwartete Graf S c h m e t t a u bei einem B r a n d e im schlesischen Lerchenborn das Feuer umritt, um den nötigen Überblick zur Einleitung der Löschanstalten zu gewinnen, a t m e t e man erleichtert a u f : „ J e t z t ist er dreimal herumgeritten, j e t z t brennt's nicht weit e r " a ) . W i e sonst, so ist auch hier die dem Landesherrn zugemessene K r a f t auf andere Personen von R a n g oder Ansehen, auf A d e 1 i g e s ) 6 ) 1 0 ) 1 6 ) " ) 18) ls»), B ü r germeister9), O f f i z i e r e 7 ) u), G u t s b e s i t z e r 5 ) 6 ) , Inspektoren7) und Forstmeister17) übergegangen und schließlich überhaupt irgendwelchen k u n d i g e n Männ e r n 4 ) 7 ) 8 ) 17 ) beigelegt worden (vergl. Feuersbrunst § 3 e). Inwieweit M ö r i k e s G e d i c h t , , D e r F . " , das mit einer vorausgehenden Erläuterung in den „ M a l e r N o l t e n " eingeschoben ist 2 9 ), reine V o l k s m o t i v e wiederspiegelt, wird sich schwer entscheiden lassen. O f f e n b a r h a t er eine ganze Reihe von Sagenvorstellungen verarbeitet, im übrigen aber ein Musterbeispiel dafür geschaffen, wie eine Volksüberlieferung, durch das Medium eines Dichters gesehen, z u m einmaligen, einzelpersönlichen K u n s t w e r k wird so ). ») K o l b e Hessen 84. 2) BHhessVk. 3, 5. 3) B e c h s t e i n Thüringen 3, 178 f. 4) ZfVk. 12, 70 (Thüringen). ®) M e i c h e Sagen
557. 563.
') G a o d e r
Niederlausitz
26 f. ') K n o o p Posen 14. •) ZfVk. 9, 439 (Braunschweig). •) Nach W e i h e Sagen von Stendal bei K u h n Mark 6 f. und G r a e s s e Preußen i , 138. ,0 ) K ö h l e r Voigtland 552.
" ) E i s e 1 Voigtland 233. " ) S c h u l e n b u r g Wend. Volksthum 126. ") H o l s t e n Die
Volkskunde
des Weizackers.
Stettin
1914,
204. " ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 110. ") K u h n Westfalen 2, 94. "(Finder 45*
1415
Feuersbrunst
Vierlande 2, 326. ") B a r t s c h Mecklenburg i> 233 f.; 2, 355 f. u j Neue Preuß. Provinzialbl. 2 (1846), 465 f. >•) B i r l i n g e r Volksth. 1, 201. M) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 86. **) K u r z Schillers Heimatjahre. Leipzig 1843, II c. 34. " ) So B e c k e r in seiner ausführlichen Abhandlung Die Sage vom F. in Jahrb. d. Vereins i. mecklenb. Gesch. u. Altertumskd. 81 (1917), 3 ff. *') H a 11 r i c h Siebenb. Sachsen 310. M) J a h n Pommern 61; B a r t s c h Mecklenburg 2, 356; Finder Vierlande 2, 244; W i t z s c h e l Thüringen 2, 293 f.; H e ß l e r Hessen 323; " D r e c h s l e r 2,142; J o h n Westböhmen 2 75; F. i s e 1 Voigtland 233; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 85; BlpommVk. 3, 26; Heimat 4, 45; HessBl. 3, 56; MschlesVk. 2, 48; Egerl. 4, 35. " ) F i s c h e r Aberglauben (Leipzig 1791) Anhang 187 f.; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 310 (Magdeburg). »•) B e c k e r (s. Anm. 22) 27. " ( F i s c h e r (s. Anm. 25) 1, 174. K ü h n a u Sagen 3, 252. «•) Ausg. v. Maync 2, 40. M) Vgl. dazu B e c k e r (s. ")) und J. P r o e l ß in Burschenschaftliche Bl. 24, 1, 197 ff. bis 2, 119 ff. Über die mutmaßliche Veranlassung zu dem Gedicht s. auch M a y n c in s. Ausgabe von Mörikes Werken i, 418, wo noch weitere Literatur angegeben, namentl. H e r t z Aus Dichtung und Sage 214 ff. Freudenthal.
Feuersbrunst 1. Sympathetische und zauberische Ursachen. — 2. Vorzeichen. — 3. Bannende Abwehrmittel und -maßnahmen.
I. Die A u f f a s s u n g , daß das Feuer e i n l e b e n d e s W e s e n s e i ( s . Feuer § 6) wird besonders deutlich in dem Augenblick, wo es nicht mehr als reinigende, belebende, heilende, als dämonenvertreibende und -vernichtende Macht auftritt, sondern in der verheerenden F. gleichsam selbst z u m D ä m o n wird, den man wiederum mit anderen Mitteln beschwören, zurückscheuchen, töten muß. Da heißt es: Das Feuer bricht aus, ist los *)! Die im Herde gefesselte N a t u r k r a f t h a t sich befreit und ist v o m Nutzen- zum S c h a d e n f e u e r geworden. Neben den natürlichen Gründen für die E n t s t e h u n g einer F. kennt der Volksg l a u b e eine ganze Reihe s y m p a t h e t i s c h e r und z a u b e r i s c h e r U r sachen, die meistens in der Außerachtlassung überlieferter Gewohnheitsvorschriften des volkstümlichen Brauches bestehen oder unmittelbar Auswirkungen des Geisterglaubens sind. E n g mit der Vorstellung v o m Feuer als lebendem W esen v e r k n ü p f t ist zunächst die Ansicht,
daß es dann ausbricht, wenn es s c h l e c h t behandelt worden ist. D a m i t d a s Herdfeuer nicht über seine Hegstelle hinausschlage und das H a u s in B r a n d setze, redet man ihm freundlich zu 2) u n d f ü t t e r t es (s. F ü t t e r n der Elemente). V o r allem aber hütet man sich, es durch W o r t oder T a t zu beleidigen. W i e ein geschlagenes oder verunreinigtes Feuer sich durch brennende K r a n k h e i t e n (s. F e u e r § 6) rächt, so fliegt ein v e r f l u c h t e s auf den Frevler zu und vernichtet ihn u n d seine H a b e 3 ). A b e r auch mittelbar k a n n man die Gefahr einer F . auf sein H a u s herabbeschwören, so wenn man die Nester der S t ö r c h e (s. d . ) u n d S c h w a l ben (s. d.) stört oder diesen V ö g e l n sonst ein Leid a n t u t (vgl. auch B l i t z ) ; nach wendischem Volksglauben k o m m t der Storch in solchem Falle dann wohl selbst und zündet das Haus mit glühenden Kohlen an 4 ). D a s sagt man auch dem H i r s c h k ä f e r (s.d.) nach ohne R ü c k sicht auf die ihm zuteil gewordene Behandlung. Von ihm glaubt man, heißt es bei Fischer 6 ), „ d a ß er zwischen die an seinem K o p f e befindlichen Zangen eine glühende Kohle nehme, sie in Scheunen, Heuböden usw. werfe und dadurch Feuersbrünste verursache; daher er auch von einigen Feuerträger genannt w i r d " . D a ß man ihn deshalb nicht ins H a u s bringen dürfe, ist, allerdings spärlich, sowohl aus dem Süden, wie aus dem Norden Deutschlands bezeugt ®). Doch liegt kein Grund vor, aus der neben Feuerschröter, Fürböter, Husbanner (-barner, -brenner) 7 ) gelegentlich auch a u f t r e t e n den Bezeichnung Donnergueg auf „eine tiergestaltige Erscheinung des Gewitterg o t t e s " 8) zu schließen; die E r k l ä r u n g wird ganz einfach in der naturwissenschaftlichen B e o b a c h t u n g liegen, daß der eben ausgeschlüpfte Hirschkäfer mitunter noch phosphoreszierende Teile von Eichenholz an sich trägt *). G a n z vereinzelt tritt an die Stelle des Hirschkäfers in dieser Bedeutung der K r e b s 1 0 ) . Er ist im Volksglauben eng mit d e m D r a c h e n verwandt, und dieser wird nun in seiner Erscheinungsform als feuriger Drache wesentlich häufiger mit der F. in
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Feuersbruast
Verbindung gebracht. E r läßt den Hof seines Gastgebers in Flammen aufgehen, wenn man ihn schlecht oder falsch ernährt u ) , oder wenn kundige Leute ihn durch einen Gegenzauber dazu zwingen 1 2 ). Ferner zünden I r r l i c h t e r (s. d ) I 3 ) und F e u e r m ä n n e r (s. d.) 1 4 ) bisweilen die Häuser an, wenn sie geneckt und verspottet werden oder nicht die richtige Belohnung empfangen für den Dienst, einem Verirrten heimgeleuchtet zu haben. — Die Sage erzählt, daß im J a h r e 1 1 9 1 zu Mügeln schwarze Raben und andere Vögel durch feurige Kohlen die Häuser in Brand gesetzt hätten, und sieht in ihnen die von Gott zu diesem Strafgericht beauftragtenHöllengeister 1 5 ). Und so ist es im übrigen G o t t e s Z o r n , der sich vor allem in der durch Wetterschlag hervorgerufenen F . offenbart; dabei werden die den Blitz (s. d.) herbeiziehenden Unterlassungs- und Tatsünden mitunter auf das Schadenfeuer überhaupt ausgedehnt. Doch macht man gelegentlich neben dem T e u f e l l a ) auch die H e x e n dafür verantwortlich, die z. B. 1 5 3 3 zu Schiltach eine F . durch Umschütten eines Hafens „voller wusts" bewirkt haben sollen 17 ). — Auch die klar erkannte B r a n d s t i f t u n g durch Menschenhand wird im Volksglauben ausgedeutet. Der ergriffene Brandstifter wird verbrannt 1 7 ), und ihn trifft diese Strafe, selbst wenn ihn der Arm der weltlichen Gerechtigkeit nicht erreicht. Bevor er das Haus anzündet, erblickt er das höllische Feuer und sich darin 1 8 ); die so erzeugte F. schlägt ihm nach und folgt ihm auf der Spur über Stock und Stein, Wasser und Wehr 19 ), und man erkennt ihn daran, daß ihm die Schuhe zu brennen anfangen *"). Innerhalb von 15 Jahren aber muß er sterben und verderben 2 1 ). Ob in der Bezeichung: „ J e m a n d e m den r o t e n H a h n aufs Dach setzen" mehr liegt als eine bloße sinnbildliche Redewendung, ist noch nicht hinreichend geklärt 2 2 ). >) Vgl. G r i m m Myth. 1, 501. ! ) P r ä t o r i u s Deliciae pruss. 34. ') E i s e 1 Voigtland 233; W o l f Beiträge 2, 376 = G r a e s s e Preußen 1, 632. 4) G r o h m a n n 64. 5) F i s c h e r Aberglauben 1 (1791), 176. ') M e y e r Baien 362; W o l f Beiträge 1, 223 (Wetterau);
K u c k Wettcrglaube 1 4 5 ; BlpommVk. 6, 48. ') Vgl. noch G r i m m Myth. 1, 152; W n t t k e 115, 304. •) B e r t s c h Weltanschauung 246; vgl. G r i m m Myth. 1, 152. •) So schon F i s c h e r (s. ')) und G ö z e Nützliches Allerley aus der Natur . . . Leipzig 3 (1788), 289 ff. 10 ) B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1, 18. " ) G r i m m Myth. 2 , 8 5 2 ; E i s e i Voigtland 159; K ö h l e r Voigtland 422; Schönw e r t h Oberpfalz 1, 395; Leipzigisches Geschichtsbuch. Leipzig 1 7 1 4 , 357; M e i e h e Sagen 305 ff.; K ü h n a u Sagen 2, 27 f.; 2, 40f. J o h n Erzgebirge 1 3 5 ; MwürttVk. 1904 (1), 1 0 1 ; K u h n u. S c h w a r t z 4 2 1 ; Seif a r t h Sagen, Märchen usw. aus Hildesheim i (Göttingen 1854), 6 1 ; Brandenburg 185. ls ) J o h n Erzgebirge 1 3 5 ; A n d r e e Braunschweig 389; Voges Braunschweig 57; Graesse Preußen 2, 837; Blpomm Vk. 4, 1 4 1 . " ) D r e c h s l e r 1, 3 1 9 ; K ü h n a u Sagen 1, 387. " ) K ü h n a u Sagen 1, 392. 395. 432. , s ) M e i c h e Sagen 636 f. " ) z. B. H a u p t Lausitz 1 1 3 . " ) Nach der Zimm. Chronik 3, 82 bei M e y e r Aberglaube 249. 18 ) Grimm Weisthümer 3, 416; Meyer Baden 377. " ) P e t e r ös^r)-.-Schlesien 259; H a 1 1 r i c h Siebenb. Sachsen 309. ,0 ) G r i m m Myth. 3, 464. " ) MwürttVk. 1913, 3 1 3 . " ) Vgl. G r i m m Myth. 1, 500; 2, 558; 3, 192; M e y e r Germ. Myth. 1 1 0 ; S t r a c k e r j a n 2, 1 1 5 ; ZfdMyth. 2, 61. 327; ZfrwVk. 4, 292; SAVk. 16, 67; zu dem Begriff des „Feuervogels" überhaupt vgl. Veckenstedts Zs. 1, 337.
2. Zahlreich sind die V o r z e i c h e n , die den hellsichtigen oder gewöhnlichen Menschen eine F . im voraus verkünden. Der große Brand von Sorau vom J a h r e 1684 zeigte sich an durch Vorbrennen, vorzeitigen Feuerlärm und Mißgeburten as ), der zu Zeulenrode von 1790 durch Feuerkugel, blutroten Sonnenuntergang, Hundeheulen und spukhafte Feuerlöschgeräusche M ). Und so gelten auch anderswo ungewöhnliche E r s c h e i n u n g e n a m H i m m e l 2 8 ) und auf der Erde 28) nicht nur ganz allgemein als üble Vorbedeutungen, sondern im besonderen auch als Anzeichen für ein Schadenfeuer. Unter den i r d i s c h e n Erscheinung e n sind es vor allem die feurigen, die auf baldigen Brand weisen, gelegentlich die Sichtung eines F e u e r m a n n e s 2 7 ) oder Feuerdrachen28), einer Flamme in Gestalt eines drohenden Gesichtes29). In der Beobachtung und Ausdeutung von Irrlichtern wird auch der Glaube an ein V o r b r e n n e n (s. d.) zu einem Teil
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Feuersbrunst
seine E r k l ä r u n g f i n d e n ; er i s t in d i v i n a torischer H i n s i c h t d a d u r c h a u s g e s t a l t e t w o r d e n , d a ß m a n einzelnen M e n s c h e n die G a b e dieses V o r g e s i c h t e s z u s c h r i e b , und w a r stellenweise *•) so f e s t i m V o l k s b e wußtsein verankert, daß man durch ö f f e n t l i c h e F ü r b i t t e n und A l m o s e n das d r o h e n d e U n h e i l a b z u w e n d e n sich bem ü h t e . D e s w e i t e r e n wird eine g a n z e Reihe mehr oder weniger m e r k w ü r diger G e r ä u s c h e und Beweg u n g e n a l s A n z e i c h e n f ü r eine F. ged e u t e t ; ein B r a n d s t e h t b e v o r , w e n n die F e u e r s p r i t z e q u i e t s c h t oder k n a r r t 3 1 ), w e n n sich's i m Spritz e n h a u s e r e g t 3 2 ) , die K i n d e r F e u e r l ä r m n a c h a h m e n **) u n d der H a u s s c h l ü s s e l beim Hineinblasen einen l a u t e n T o n g i b t ; in Schöne c k sah m a n v o n j e h e r eine F. v o r a u s , w e n n ein a n der W a n d h ä n g e n d e s J a g d gewehrin p e n d e l a r t i g e Schwing u n g e n g e r i e t 36 ), und i m E r z g e b i r g e g l a u b t e m a n , d a ß die S p i t z e einer in der Christmette k r u m m werdenden K r o n l e u c h t e r k e r z e nach der R i c h t u n g des d e m n ä c h s t i g e n S c h a d e n f e u e r s wiese 3 8 ). , , I h r lieben L e u t e , l a ß t euch sagen, W e n n es t h u t in d a s L ä u t e n schlagen, S o bew a h r t das F e u e r und L i c h t D a ß niemanden Schad geschieht, Und trauet Gott d e m H e r r n " 3 7 ). Mit diesen W o r t e n verw a h r t sich die R o c k e n p h i l o s o p h i e gegen d e n A b e r g l a u b e n , d a ß es eine F. anzeige, w e n n die S t u n d e n g l o c k e während des L ä u t e n s schlägt38), und dasselbe b e f ü r c h t e t man, wenn z w e i U h r e n zu g l e i c h e r Zeit oder u n m i t t e l b a r n a c h e i n a n d e r schlag e n 3>), w e n n d a s L ä u t e w e r k and e r s schlägt a l s d i e Z e i g e r ang e b e n 40) oder die G l o c k e n von selbst a n f a n g e n zu klingen41). W e i t v e r b r e i t e t ist ferner der G l a u b e , d a ß ein H a u s b i n n e n k u r z e m oder überh a u p t a b b r e n n e n wird, w e n n bei den H o l z a r b e i t e n zu seinem B a u F u n ken s p r i n g e n , sei es nun beim ersten A x t h i e b 42 ), b e i m H i n e i n h ä m m e r n des ersten N a g e l s 4 3 ) l b e i m A n s c h l a g e n der D a c h l a t t e n **), b e i m A u f s e t z e n des Gesperres 46 ) oder s o n s t w i e 46 ). D a s h ä n g t
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o f f e n b a r z u s a m m e n m i t der A n s c h a u u n g , d a ß B ä u m e , in die der B l i t z g e s c h l a g e n h a t , ohne sie zu zersplittern, nach einer Reihe v o n J a h r e n v o n selbst a n f a n g e n zu brennen und d a d u r c h d a s Haus, in d a s sie hineingebaut wurden, anzünden; solche „ F e u e r b ä u m e " werden von den Z i m m e r l e u t e n eben d a r a n e r k a n n t , d a ß beim B e h a u e n F u n k e n h e r v o r s p r i t z e n 4 7 ). — V o r allem wird n u n aber das V e r h a l t e n d e r T i e r e beobachtet. Ein h e u l e n d e r H u n d (s. d.) s a g t F e u e r oder T o d an 4S ), und z w a r das erstere, w e n n er den K o p f in die H ö h e s t r e c k t , das l e t z t e re, wenn er gegen den E r d b o d e n h e u l t **). (s. d.) L ä u f t im S o m m e r ein H a s e durchs Dorf, so g i b t ' s eine F. 8 0 ), ebenso, wenn ein P a a r P f e r d e d u r c h g e h t 6 1 ). Der S t o r c h zeigt d u r c h vorzeitiges V e r l a s s e n 8 2 ) oder U m f l a t t e r n s e i n e s N e s t e s 6 3 ) an, d a ß das H a u s bald a b b r e n n e n wird. W e n n die G ä n s e h o c h u n d w e i t h i n f l i e g e n 64 ), wenn eine (rote) 66 ) H e n n e kräht66), eine N a c h t e u l e bei T a g e auf einem H a u s e s c h r e i t 5 7 ) oder ein B i e n e n s c h w a r m s i c h ans H a u s h ä n g t 5 8 ) , s t e h t eine F . b e v o r , und wie bei den R u s s e n und E s t e n g a n z allgemein der K u c k u c k 5 9 ) ein S c h a denfeuer v e r k ü n d e t , so ist es in W e s t b ö h m e n das R o t k e h l c h e n 6 0 ) . A u c h im T r a u m e k o m m t dem Auftreten von B i e n e n 6 1 ) , rotem R i n d vieh62) und B ä r e n 6 3 ) , wie dem F e u e r 6 4 ) selbst bisweilen diese B e d e u t u n g zu. — Besonders aber s u c h t m a n bei einem a u s g e b r o c h e n e n S c h a d e n f e u e r nach A n z e i c h e n f ü r d a s n ä c h s t e . E s müssen in k u r z e r Z e i t noch zwei B r ä n d e in demselben O r t e f o l g e n 6 6 ) . W e n n es ins Feuer h i n e i n r e g n e t 6 6 ) , wenn der K e t t e n h u n d 6 7 ) oder ein Stück V i e h 6 8 ) i n d e n F l a m m e n u m k o m m t oder B r o t auf d e m T i sche m i t v e r b r e n n t 6 ® ) , so b r i c h t auf demselben G e h ö f t bald, n a c h sieben oder zwölf J a h r e n , wieder eine F . aus, ebenso w e n n das K a m i n stehen b l e i b t 7 0 ) . B r i c h t es aber z u s a m m e n , so weist die R i c h t u n g s e i n e s Fall e s 7 1 ) , wie die des s t ü r z e n d e n T ü r g e -
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r ü s t e s , 2 ) , n a c h dem O r t des n ä c h s t e n Schadenfeuers. Auf die B r a n d s t e l l e selbst a b e r b a u t m a n a m besten ü b e r h a u p t k e i n n e u e s H a u s wied e r ; d e n n es w ü r d e , b e s o n d e r s w e n n es v o m Blitz getroffen wurde, erneut abb r e n n e n 7S ). S3) H a u p t Lausitz 265 f.; auch abgedruckt bei K ü h n a u Sagen 3, 485. **) F i s c h e r Aberglauben Anhang 187 I. " ) P r ö h l e Harz 73; J o h n Erzgebirge 27; A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 73; Urquell 3, 108; SAVk. 2, 221; B e n e k e Hamburgische Geschichten und Sagen. Berlin 2 (1886), 234. B o e d e r Ehsten 124. " ) E i s e l Voigtland 248; K ü h n a u Sagen 3,551; B a i i m g a r t e n /jus der Heimat 1, 18 f. " ) M ü l l e n h o f f Sagen 246 f.; Grohmann 21. M) G r o h m a n n 23. M) K n o o p Posen 12. *•) M ü l l e n h o f f Sagen 247; S t r a c k e r j a n 1, 164. 182; S a r t o r i Westfalen 76; K ü c k Lüneburger Heide 243. 31) P e t e r österr -Schlesien 2, 255 (auch die Mühlräder); W u t t k e 211; B e n e k e (s. Anm. 25) 2, 229. ,2 ) C u r t z e Waldeck 411. 8a) J o h n Erzgebirge 27. 31) P e t e r österr .-Schlesien 2, 247. s5) M e i c h e Sagen 236. M ) J o h n Erzgebirge 27; W u t t k e 216. 3?) Rockenphilosophie 1, 252. M) F i s c h e r Aberglauben 1 , 1 7 5 ; S e i f a r t h (s. u ) 2, 144; B a r t s c h Mecklenburg 2, 130; vgl. auch Baumgarten Aus der Heimat 1, 18. ") E n g e l i e n und L a h n 280; John Erzgebirge 27; G r o h m a n n 43. 40) G r o h mann 43. *') J o h n Erzgebirge 27. *') K ö h l e r Voigtland 393; K ü c k Lüneburger Heide 186; BlpommVk. 6, 104; Balt. Stud. 1883, 137. «) Urquell 3, 108; Lüneburger Heimatbuch 2 (Bremen 1914), 510. " ) S A V k . 2, 221. " ) P e t e r österr.-Schlesien 2, 247 = D r e c h s l e r 2, 2. " ) G r i m m Myth. 491 (Esten); Jahrb d. Ver. f. Mecklenburg. Gesch. u. Altertumsk. 20 (1855), 173; Müllenhoff Sagen 570. *') B a u m g a r t e n Jahr u. s. Tage 25; D e r s. A us der Heimat 1, 19 ff.; M ü l l e n h o f f Sagen 570. 4") Rockenphilosophie 1, 298; Fischer Aberglauben i, 175. 208; B i r l i n g e r Volhsth. 1, 200; M e i e r Schwaben 489; K u h n und Schwartz 452; Pröhle Harz 73; Strackerjan i, 22; P e t e r österr.Schlesien 2, 255; ZfVk. 9, 208; SchwVk. 10, 32. 49) G r i m m Myth. 3, 473; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2184; K e h r e i n Nassau 2, 269; C u r t z e Waldeck 382; P o l l i n g e r Landshut 165; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 291; J o h n Westböhmen 213; E n g e l i e n und L a h n 275; ZfdMyth. 4, 29; Veckenstedts Zs. 2> 357; S A V k . 7, 134; 21, 201; MwürttVk. 1913, 308. M ) ( K e l l e r ) Grab 2, 205; E n g e l i e n 11. L a h n 280; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 84; P e t e r österr.-Schlesien 2, 255; D r e c h s l e r 2, 234; G r o h m a n n 57; ZfVk. io, 209; Urquell 3, 108. 5l ) J o h n Erzgebirge 27.
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•*) H e c k s c h e r 132 (E. M. Arndt); B i r l i n g e r Volksth. 1, 200; S t r a c k e r j a n 1, 25; F i n d e r Vierlande 2, 235; S c h u ! e n b u r g 260. — In bezug auf Tauben wird dieser Glaube noch beim Brande des Wiener Justizpalastes 1927 erwähnt: Hamburger Fremdenblatt 21. 7. 1927. M ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2184. M ) E n g e l i e n u. L a h n 280; D r e c h s l e r 2 , 1 4 5 . " ) G r o h m a n n 75. M) G r i m m Myth. 3, 474; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1, 18; D r e c h s l e r 2, 145; ZfVk. 4, 85; vgl. noch F r i s c h b i e r Hexenspr. 167; Vernaleken Mythen 334. ") ( K e l l e r) Grab 1, 82; G r i m m Myth. 3, 473; D r e c h s l e r 2, 145. " ) Rockenphilosophie 1, 299; F i s c h e r Aberglauben 1, 176; D r e c h s l e r 2, 86. " ) B o e d e r Ehsten 140; ZfdMyth. 3, 291. M ) G r o h m a n n 72. «') ZfVk. 4, 86; E n g e l i e n u. L a h n 285. •*) Ebd.; P e t e r österr .-Schlesien 2, 257. •3) UrqueU 1, 203. ") S A V k . 10, 31. «) ZfrwVk. 4, 267. ••) G r o h m a n n 52 = W u t t k e 211. " ) B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1, 19; Schönwerth Oberpfalz 1, 355; S t r a c k e r j a n 1, 22; G r i m m Myth. 3, 474; G r o h m a n n 54; D r e c h s l e r 2, 96. 145; J o h n Erzgebirge 27; Wuttke 211; Urquell 3, 108. M) S t r a c k e r j a n 1, 36. 69) D r e c h s l e r 2, 15; W u t t k e 211. 70) M e i e r Schwaben 493. " ) B i r l i n g e r Volksth. 1, 200; ZfdMyth. 4, 48. " ) R o c h h o l z Glaube 2, 141. ,3 ) G r i m m Myth. 3, 491 (Esten); D r e c h s l e r 2, 138; ZfrwVk. 5, 172. 3. D i e F . w a r n i c h t nur der f u r c h t b a r s t e F e i n d des l ä n d l i c h e n H o f - u n d D o r f b e sitzes, sondern a u c h des s t ä d t i s c h e n Gemeinwesens, t r o t z der v i e l e n Feuero r d n u n g e n bis w e i t in die N e u z e i t hinein. Es ist nur n a t ü r l i c h , d a ß d a s V o l k a n g e sichts der u n z u r e i c h e n d e n o b r i g k e i t l i c h e n L ö s c h v o r r i c h t u n g e n zu a b e r g l ä u b i s c h e n M i t t e l n u n d M a ß n a h m e n seine Z u f l u c h t n a h m . Diese b e r u h e n n a h e z u a u s s c h l i e ß l i c h auf der V o r s t e l l u n g v o m F e u e r als einem l e b e n d e n W e s e n u n d u n t e r s c h e i d e n sich im einzelnen nur insofern, als m a n im G u t e n oder im Bösen mit diesem D ä m o n f e r t i g zu w e r d e n s u c h t ; m a n b e g ü t i g t es d u r c h h i n e i n g e w o r f e n e G a b e n , oder m a n g e h t i h m m i t d e m g a n z e n R ü s t z e u g der B e s c h w ö r u n g s k u n s t zu L e i b e . H ä u f i g ist diese V e r s c h i e d e n a r t i g k e i t d a n n g l e i c h b e d e u t e n d m i t der unterschiedlichen E i n s t e l l u n g des F e u e r b a n n e r s : nur die h e i d n i s c h e Ü b e r l i e f e r u n g sucht d a s a u s g e b r o c h e n e E l e m e n t zu v e r s ö h n e n ; die k i r c h l i c h e n V o r k e h r u n g e n
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sind ausschließlich d a r a u f g e r i c h t e t , durch die K r a f t des Segens und des geweihten Gegenstandes den teuflischen Dämon im Schadenfeuer zu bekämpfen. Diese G r u n d a n s c h a u u n g e n gehen nun bei den Einzelerscheinungen des volkstümlichen Brauches in feinen A b w a n d l u n g e n ineinander über, und das erschwert die systematische Gliederung der ungeheuren Fülle erheblich; sie läßt sich noch am einfachsten ordnen nach den äußeren Erscheinungsformen. Der Volksglaube kennt — wenn man die vorbeugenden Maßnahmen, die im wesentlichen mit der B l i t z a b w e h r (s. Blitz) zusammenfallen, ausscheidet — ein B a n n e n der ausgebrochenen F. durch G e g e n s t ä n d e , gesprochene Worte, geschriebene Worte und Zeichen, H a n d l u n g e n und die K r a f t einzelner P e r s ö n l i c h k e i t e n schlechthin; doch tritt gewöhnlich nicht eins dieser Mittel allein auf, sondern es wird durch eines oder mehrere der andern in seiner W i r k u n g v e r s t ä r k t . a) G e g e n s t ä n d e . „ G o t t hat ein anderes Element, das Wasser, den heftigen W i r k u n g e n des Feuers entgegenges e t z t " , betont F i s c h e r 7 4 ) gegenüber den abergläubischen Löschversuchen seiner Zeit noch einmal mit R e c h t ; denn das Wasser als das natürlichste Mittel tritt im V o l k s g l a u b e n ganz zurück. Mitunter heißt es in den Anweisungen ausd r ü c k l i c h : „ e i n e K u n s t , Feuer zu löschen ohne W a s s e r " 7 6 ) , und wenn man sich schon des Wassers bedient, so muß es g e w e i h t 7 8 ) sein; selbst die Feuerspritzen werden durch ein hineingelegtes A g a t h a brot " ) löschkräftiger und neuerdings durch eine eigene Benediktionsformel n ) für diesen Z w e c k eingesegnet. — Auf das vorbeugende F ü t t e r n der Elemente (s. d.) gehen all die M a ß n a h m e n zurück, die eine F. durch hineingeworfene Lebensmittel besänftigen wollen. Ihrer bedienen sich in erster Linie diejenigen, „ w e l c h e einen L a i b B r o t mit gewissen Ceremonien v n d W o r t e n in das Fewr werffen, daß es eintweders ausslösche, oder doch nicht weiter v m b sich fresse" 79 ). U n t e r dem in seiner A r t mehr oder weni-
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ger genau gekennzeichneten Brot 8 0 ) spielen J u d e n m a t z e n 81 ) und A g a t h a b r o t 8 2 ) (s. d.) eine besondere R o l l e . Daneben wird geweihtes S a l z 8 3 ) u n d auch wohl H o n i g 8 4 ) ins Feuer geworfen, vor allem aber, und zwar fast ausschließlich gegen den durch Blitzschlag v e r u r sachten B r a n d 8 5 ) , M i l c h 8 6 ) hineingeschüttet. A u c h das Antlaß-, K a r f r e i t a g s - , O s t e r e i 8 7 ) wird in gleicher Weise verwendet. In verschiedenen handschriftlichen und gedruckten Anweisungen M ) tritt es auch mit einem schwarzen Huhn und einem mit Menstrualblut befleckten Hemdstück zusammen in mehrfachem Zauber a u f ; doch wird die gleiche K r a f t auch diesen Dingen allein oder im Verein mit Hirschbrunst und Jungfernwachs zugeschrieben 8 8 ). Stubenkehricht soll man stellenweise noch dazu tun, wie denn auch eine Handvoll E r d e feuerlöschend w i r k t I n diesen Beispielen ist schon der Ü b e r g a n g zu den Mitteln vollzogen, die in den Umkreis der Dreckapotheke gehören und unter denen die J a u c h e " 1 ) auch gegen Schadenfeuer v e r w a n d t wird. — Von den eigentlichen Lebensmitteln scheint sich die besänftigende W i r k u n g übertragen zu haben auf die Gegenstände, in denen sie angerichtet oder aufgetragen werden. S o kommt dem B a c k t r o g in dieser Beziehung eine hohe B e d e u t u n g zu; man stellt ihn, meistens mit der hohlen Seite, gegen das Feuer und h o f f t dann entweder, daß er den Brand auf seinen Herd beschränkt oder umgekehrt in sich hineinzieht 9 2 ). Außerordentlich reich bezeugt ist ferner das Hineinwerfen eines — meistens beschriebenen — T e l l e r s in die L o h e 9 3 ) . Der wertvollste Beleg für diesen Brauch ist die berüchtigte Tellerverordnung des Herzogs E r n s t A u g u s t von Sachsen-Weimar v o m 24. 12. 1742, die mitsamt ihrer Vorgeschichte ein kulturgeschichtliches und biographisches D o k u m e n t ersten Ranges d a r s t e l l t M ) . Nach ihr sollen die bereits in Gebrauch gewesenen und mit frischer T i n t e beschriebenen Teller v o n Holz sein, und das ist die gewöhnliche F o r m ; doch kennt man auch irdene ,6 ) und zinnerne 96), und
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d e m gleichen Zwecke wird der ums t r i t t e n e Messingteller des Germanischen Mmseums gedient haben (s. unten 3 c). A u c h der T i s c h findet bei der Feuerb a n n u n g V e r w e n d u n g und ist in dieser Bez i e h u n g ein Musterbeispiel für die Vers c h m e l z u n g der verschiedensten Vorstell u n g e n . In dem Brauche, ihn bei Gewitter u n t e r der D a c h t r a u f e zu decken oder bei einer F. Brot darauf zu legen 9 7 ), findet sich das Elementefüttern wieder; daß man
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ihn u m s t ü r z t 9 8 ) , k n ü p f t die V e r b i n d u n g hinüber zu ähnlichen Gebräuchen nach der Beerdigung, die auf eine gründliche Trennung der L e b e n d e n v o n den Geistern oder Dämonen abzielen; verchristlicht ist dieser B r a u c h schließlich in der Forderung, daß nur der Tisch das Feuer bannt, auf dem ein K r u z i f i x u s steht oder einmal das heilige S a k r a m e n t gelegen h a t 9 9 ) . Wie man endlich ein T i s c h t u c h zur Blitzabwehr 10°) benutzt, so g l a u b t man auch
Messingamulett gegen
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(Germanisches Museum, Nürnberg)
durch andere T ü c h e r die F. dämpfen zu können. Nach T a c i t u s (Ann. 13, c. 57) sollen die Ubier einen Brand nach Erschöpfung aller anderen Mittel dadurch gelöscht haben, daß sie „ t e g m i n a profana et usu p o l l u t a " in die Flammen warfen, und bis in die Neuzeit hinein ist der Gebrauch von Bettüchern der Wöchnerin 101 ), wie von Hemden der Menstruierenden M ) zu dem gleichen Zwecke bezeugt. — A u c h unter den kirchlichen gegenständlichen Mitteln der Feuerlöschung steht ein T u c h an erster Stelle, das C o r p o r a l e . Wie
verbreitet seine schon zu Beginn- des 11. Jhs. belegte V e r w e n d u n g war, geht aus der kluniazensischen Sitte hervor, daß ,,unum simplum (corporale) Semper iacet in sinistro cornu altaris contra periculum i g n i s " 102 ). A u ß e r dem Corporale warf man auch geweihtes W a c h s 103 ), vor allem in der F o r m des A g n u s D e i (s. d.) 1 M ), K a r s a m s t a g s k o h l e 1 0 5 ) und A g a t h a b r o t (s. d. u. unter Brot) in Feuer. H ä u f i g e r und länger bezeugt aber ist der G e b r a u c h des heiligen S a k r a m e n t e s ( s . d . ) 105 a ) selbst, mit dem die feuerbannenden Geistlichen ebenso wie
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mit den B i l d e r n der J u n g f r a u Maria und der verschiedenen Feuerheiligen (s. 3 d) 1 0 8 •>) in Prozession die B r a n d s t ä t t e umzogen. b) D a s gesprochene Wort im abergläubischen Feuerlöschwesen hat sich niedergeschlagen in einer großen Zahl mehr oder weniger untereinander verwandter F e u e r s e g e n (s. d.), denen bereits 1 7 2 3 der Querfurter Archidiakonus J . Chr. S c h ä f f e r eine gründliche K a m p f s c h r i f t widmete 1 0 6 ) und die sich als T e x t e des Feuerbesprechens bis in die Gegenwart hinein überall in Deutschland erhalten haben. c) G e s c h r i e b e n e W o r t e u n d Z e i c h e n . Die Feuersegen werden zum größten Teil mündlich weitergegeben worden sein. Durch die wachsende Länge aber im Verein mit dem Bestreben, zur besseren Wirksamkeit kein W o r t der Überlieferung auszulassen, ergab sich von selbst eine schriftliche Festlegung, die dann in den verschiedenen Zauberbüchern des 18. J h s . eine Weiterführung f a n d . So konnte schon der bloße Besitz eines F e u e r b r i e f e s (s. d.) das H a u s v o r Feuersgefahr schützen, und in einzelnen Sätzen auf die feuerlöschenden Gegenstände geschrieben, v e r s t ä r k t e er deren K r a f t . Größere Bedeutung aber kommt einer ganzen Reihe von magischen Sprüchen und Zeichen zu, deren wichtigste sich auf einer zweifellos als Feuerteller oder Feueramulett anzusprechenden Messingscheibe des Germanischen Museums 1 0 7 ) vereinigt finden (vgl. Sp. 1 4 2 5 f ) . Der Spruch des äußeren Zirkels: ,,M e n t e r n sanctam spontaneam honorem deo etpatriae l i b e r a t i o n e m " findet seine E r klärung in der Legende der hl. A g a t h a , (s. d.), der Schutzpatronin gegen Feuersg e f a h r ; er soll auf einer T a f e l gestanden haben, die ein Engel Gottes der Heiligen in den Sarg legte zur Kennzeichnung ihrer Tugeriden, insbesondere eben der „liberatio p a t r i a e " , der B e f r e i u n g der S t a d t Catania von den Feuergluten des Ä t n a 1 0 8 ) . Mit der Ausbreitung des A g a t h a k u l t e s in Deutschland während des 1 5 . J h s . setzt dann der Gebrauch der mit diesen Worten
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beschriebenen Agathazettel 1 0 9 ) (s.d.) ein. — Das T e t r a g r a m m a t o n (s. d.) des nächsten Kreises tritt in der F e u e r beschwörung v o r allem als „ A g l a " (s. d. und weiter unten) auf, doch wird gelegentlich auch der N a m e J e s u auf einen Teller geschrieben 1 1 0 ). — Ebenso ist der nach innen zu folgende Spruch J o h . I, 1 4 : V e r b u m caro f a c t u m est et h a b i t a b i t ( = habitavit) i n n 0 b i s (s. noch Johannisevangelium), wie auch die Aufzählung der v i e r E v a n g e l i s t e n m ) nicht der F e u e r b a n n u n g vorzugsweise angehörig. — Deutlich aber wird die Bestimmung des Tellers in dem innersten Kreise. Schon das C o n s u m m a t u m e s t ( „ E s ist v o l l b r a c h t " , W o r t J e s u a m Kreuz) ist in der Beziehung zur F . häufiger 1 1 2 ) bezeugt, ebenso das aus den Anfangsbuchstaben des jüdischen Morgengebetes zusammengesetzte T e t r a grammaton „ A G I A " ( = A G L A , s. d . ) 1 1 S ) . Fast ausschließlich zur Brandlöschung benutzt aber wird die das Mittelfeld einnehmende S a t o r f o r m e 1 ( s . d . ) ; ihre Verwendung auf Feuertellern, -zetteln oder -brot ist überall reichlich belegt. Neben diesen in ihrer B e d e u t u n g erkennbaren Sprüchen und Formeln wird gelegentlich auch der reine Buchstabenzauber in den Dienst der Feuerbannung g e s t e l l t 1 1 4 ) . d) H a n d l u n g e n . Feuersegen, magische Zeichen und amulettartige Gegenstände aber gelangen erst zu ihrer vollen Wirksamkeit durch die mit ihnen vorgenommene zauberkräftige Handlung, die unter Umständen auch schon allein der F . Einhalt zu gebieten vermag. Das gilt zunächst einmal von der christlichen Bannhandlung des Kreuzschlag e n s . In den geschriebenen Feuersegen finden sich mitunter ausdrückliche Vorschriften nach dieser Richtung hin, so z. B . „drei mal sprechen und jedesmal mit der Hand das K r e u z gegen das Feuer m a c h e n " 1 1 5 ) oder „erstlich macht mit der rechten H a n d ein K r e u t z gegen das feuer und . . . . folgendes g e s p r o c h e n " 1 1 6 ) . In Pommern schlug' man beim Absagen des Segens an allen vier E c k e n des brennenden Hauses mit der H a n d das
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K r e u z 1 1 7 ) ; in Schlesien s c h ü t z t e m a n sich in s e i n e r A b w e s e n h e i t v o r einer E n t z ü n d u n g des H a u s e s d u r c h das H e r d f e u e r , i n d e m m a n v o r h e r mit der H a n d über der G l u t ein K r e u z m a c h t e 1 1 8 ). A n d e r e F e u e r banner nehmen zwei Strohhalme kreuzw e i s e in die H a n d 1 1 9 ) oder h a u e n mit d e m B e i l e drei K r e u z e in den G r e n z z a u n 12 °), und ähnliche Verfahren schützen auch g e g e n den B l i t z u n d d a s d u r c h ihn v e r ursachte Schadenfeuer121). — Immerhin ist diese A b w e h r h a n d l u n g verhältnism ä ß i g selten g e g e n ü b e r einer a l t h e i d n i s c h e n , die A n h o r n 1674 mit f o l g e n d e n W o r t e n kennzeichnet: „ N i c h t weniger v e r s ü n d i g e n sich höchlich diejenigen, w e l c h e in den F e w r s n ö t h e n , b e y den Z a u b e r e r n H ü l f f suchen, d a ß sie das F e w r in e i n e n g e w i s s e n R i n g bann e n , d a m i t seine F l a m m e n außer d e n s e l b i g e n n i c h t a u s s b r e c h e n " 1 2 2 ). D a s k a n n m i t 1 2 3 ) oder ohne W a s s e r 124 ) geschehen, wird a b e r in den allermeisten F ä l l e n e r s e t z t d u r c h die e i n f a c h e Umwandlung. Diese b e d e u t e t hier, im G e g e n s a t z zu i h r e m V o r k o m m e n bei den E i n f ü h r u n g s r i t e n (s. U m g a n g , u m w a n d e l n u s w . , Herd), das Z i e h e n eines trenn e n d e n B a n n k r e i s e s , d u r c h den e n t w e d e r — n u r w e n i g 125 ) b e l e g t — das E i n g e kreiste vor dem Flammenmeer umher, oder a b e r das a u ß e r h a l b des K r e i s e s L i e g e n d e g e s c h ü t z t , m i t h i n die F . selbst eingekesselt w e r d e n soll. In diesem Sinne ist schon die ein- oder d r e i m a l i g e U m w a n d l u n g des F e u e r s zu F u ß reich b e z e u g t 1 2 6 ) ; eine besondere A u s b i l d u n g a b e r h a t dieser B r a u c h und die i h m z u g r u n d e liegende V o r s t e l l u n g in d e m U m r e i t e n (s. d. und F e u e r r e i t e r ) g e f u n d e n . e) P e r s o n e n . W e n n a u c h die m ü n d liche u n d s c h r i f t l i c h e Ü b e r l i e f e r u n g der F e u e r s e g e n j e d e m die M ö g l i c h k e i t v e r hieß, sein H a u s v o r einer F. zu s c h ü t z e n und den B r a n d zu löschen, so w a n d t e m a n sich im E r n s t f a l l e doch meistens an bes t i m m t e Personen, d e n e n m a n die G a b e des F e u e r b a n n e n s i m besonderen zuschrieb. Z u diesen sind im ü b e r t r a g e n e n Sinne z u n ä c h s t e i n m a l die F e u e r heiligen, die S c h u t z p a t r o n e des Hauses v o r F e u e r s g e f a h r , zu r e c h n e n , also
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in erster L i n i e die hl. A g a t h a (s. d.), der hl. F l o r i a n (s. d.) und der hl. L o r e n z (s. d.). F e r n e r ist klar, d a ß die rein k i r c h l i c h e n B a n n u n g e n des F e u e r s durch S a k r a m e n t , Corporale usw. d u r c h G e i s t l i c h e a u s g e f ü h r t w u r d e n ; doch t r a u t e m a n diesen a u c h die K r a f t zu, die a n d e r e n B e schwörungen vorzunehmen, wobei dann G e b e t und Z a u b e r e i bisweilen einen m e r k w ü r d i g e n B u n d eingingen 1 2 7 ). H ä u f i g e r aber noch t r a t der L a n d e s h e r r oder eine a n d e r e A m t s p e r s o n als F e u e r b a n n e r auf, meistens in der F o r m des Feuerreiters (s. d.). G e l e g e n t l i c h w u r de a u c h der L e h r e r g e b e t e n , a u f diese W e i s e zu helfen 128 ) oder sonst irgendeine d u r c h A l t e r oder E r f o l g a u s g e z e i c h n e t e m ä n n l i c h e R e s p e k t s p e r s o n 1 2 9 ). D a n e b e n w i r d a l t e n W e i b e r n 130 ), W ö c h n e r i n n e n 1 3 1 ), r e i n e n J u n g f r a u e n 132 ) und g a n z v e r e i n z e l t auch W i l d e r e r n 1 3 3 ) die G a b e des F e u e r b e s p r e c h e n s zugeschrieben. V o r all e m a b e r s t a n d e n z w e i V o l k s g r u p p e n in d e m R u f e , „ f ü r d a s F e u e r zu k ö n n e n " : J u den und Zigeuner. D e n J u d e n w i r d die K a b b a l a dieses A n s e h e n e i n g e t r a g e n haben. „ S i e h a b e n z w e y e r l e i A r t d a s F e u e r zu löschen, eine v o n f e r n e m i t W o r ten, w a n n sie das F e u e r a n s p r e c h e n , die andere in der n ä h e durch S c h r i f f t . . " 1 S 4 ). „Der Z i g e u n e r e n F e w r k u n s t , welche in den S c h e w r e n , S t ä d l e n , K ü b l e n und Gelten, b e y H e w und S t r o h , F e w e r a n z ü n d e n , w e l c h e doch nichts als die zub r e n n e n a n g e l e g t e Materi v e r b r e n n e n ; wird v o n j h n e n der s o n d e r b a r e n n a t ü r lichen K r a f f t einer F e w r - W u r z e l zugeschrieben, deren sie j ä h r l i c h eine ziemliche Q u a n t i t e t v n d Viele, auss klein E g y p t e n , da solche auf einem h o h e n B e r g w a c h s e n sollen, zu e m p h a h e n sich rühm e n " 1 3 5 ). Ihnen wird, im G e g e n s a t z zu d e m feuerlöschenden Z a u b e r der J u d e n , in erster Linie die F ä h i g k e i t beigemessen, d u r c h j e n e F e u e r w u r z e l oder d u r c h in den B a l k e n v e r n a g e l t e F e u e r k u g e l n 136) v o r b e u g e n d ein H a u s f e u e r f e s t zu m a c h e n ; sie t u n das meistens z u m D a n k f ü r B e h e r b e r g u n g , n a c h d e m sie ihren W i r t durch E n t f a c h u n g eines großen K o c h f e u e r s auf der T e n n e oder dem S t r o h b o d e n d a v o n
Feuersbrunst überzeugt haben, daß sie das Feuer meistern können 1 3 ? ) . Diese Z a u b e r k r a f t , mit dem Feuer in unmittelbarer Nähe brennbarer S t o f f e spielen zu können, ohne daß es zündet, wird bisweilen auch anderen Personen zugeschrieben 1 3 8 ). Die innige Verschmelzung, die antikes Erbe, heidnische Überlieferung, christlicher Exorzismus und kabbalistische Praxis unter dem Druck der A b w e h r und B e k ä m p f u n g des verheerenden Schadenfeuers erfahren haben, prägt sich auch in der A n s c h a u u n g aus, daß die ins Feuer geworfenen Dinge unbeschadet ihrer Herkunft unverbrennlich sind; das gilt von den Tellern und Schüsseln 1 3 i ) , wie v o m A g n u s D e i 1 4 0 ) und v o m Corporale 1 4 1 ), von den Zauberbüchern der Hexen 1 4 2 ), wie von den christlichen Gebetbüchlein 1 4 3 ). Durch Verarbeitung neuer Anregungen erweiterten sich die abergläubischen Vorschriften teilweise zu umfangreichen, mehrsprachigen Geheimmitteln, und es ist nicht verwunderlich, daß die Ü b e r t r a g u n g der Feuerbeschwörungskunst bisweilen an ganz bestimmte magische Voraussetzungen geknüpft wurde; dafür nur ein Beispiel: „ D a s Feuerbesprechen soll nur bei vollem Mond, des Freitags, nachts, zwischen I i und 1 2 Uhr, indem drei Lichter auf dem Tisch brennen, so gelernt werden können, daß beide, der Lehrende und der Lernende,vor- und nachher jedesmal drei Kreuze sich vor die Brust machen, und beim Lernen des Segens die linke H a n d auf das Herz legen m ü s s e n " 1 4 4 ) . U m so fester aber war dann auch das Vertrauen auf den Erfolg, und die Überlieferung weiß dafür merkwürdige Beweise zu erzählen 1 4 S ). '•^Fischer Aberglauben!, 174 " ) Z . B . S A V k . 24, 102. '•) F r a n z Benediktionen 1, 273; J o h n Westböhmen 188. " ) D r e c h s l e r 2, 139. *•) Vgl. Basler Nachrichten v. 14. 6. 1 9 1 2 . ") A n h o r n Magiologia. Basel 1674, 763. Germania 22, 262; P a n z e r Beitrag 2, 303 f . ; Z i n g e r l e Tirol 1 3 3 ; Peter österr.-Schlesien 2, 259; W i t z s c h e l Thüringen 2, 293; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 85; D r e c h s l e r 2, 139; J o h n Westböhmen 274; G r o h m a n n 41; Meyer Baden 375; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 309; Wuttke 294 f . ; SAVk. 6, 56; 15, 93; MwürttVk. 1904 (1), 1 1 5 ; MsäVk. 6, 366;
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MschlesVk. 1 (1), 1 0 ; 2, 48; Egerland 2, 1 0 ; zur Ergänzung vgl. noch Brot "). " ) B i r I i Dg e r Volhsth. i, 195. 199; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 85. 87; S c h e l l Bergische Sagen 104; ZfdMyth. 2, 102. Gegen Blitzschlag: M e i e r Schwaben 5 0 1 ; MwürttVk. 1904 (1), 1 1 4 . " ) F r a n z Benediktionen 1, 272 f.; S t o b e r Aberglaube 60; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 4 2 1 ; M e y e r Baden 3 7 5 ; Drechsler 2, 139; H o f f m a n n Krayer 124; B r u n n e r Ostd. Volhsk. 246; W u t t k e 294; ZfdMyth. 4, 179; S A V k . 9, 49 f . ; 10, 224; 24, 50 f . ; HessBl. 3, 1 2 7 ; ZfrwVk. 8, 58; S t a u b Brot 1 1 3 ff. •') B i r l i n g e r Volksih. 1 , 2 0 0 ; D r e c h s l e r 2 , 1 4 0 ; ZfVk. 9, 439; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 309; SAVk. 20, 522. u ) MjdVk. 1900, 43. •5) ( K e l l e r) Grab 2, 143 f . ; B i r l i n g e r ^ us Schwaben 1, 401. 407; M o n t a n u s Volksfeste 128; W o e s t e Mark 57; W l i s l o c k i Sieb. Volksgl. 1 1 4 ; K e h r e i n Nassau 2, 255; S p e e Niederrhein 2, 35; C u r t z e Waldeck 4 1 2 ; G r o h m a n n 42; Z f V k . i , 190; 9, 232; 16, 1 7 1 ; Urquell 4, 8y; HessBl. 3, 1 3 2 ; BlpommVk. 10, 86; ZfdMyth. 2, 30; MjdVk. 1900, 5 1 . ••) E i s e 1 Voigtland 292; M e y e r Baden 375. " ) A n h o r n Magiologia 1 3 5 ; M a e n n l i n g 193; W o l f Beiträge 1 , 228; K u h n Westfalen 1 3 3 ; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1 , 2 4 ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 85; B i r l i n g e r Aus Schwaben i , 435; Wuttke 294; J a h n Opfergebräuche 139; ZfdMyth. 3, 5 1 ; Heimatgaue i, 284; 2, 1 2 2 ; MjdVk. 1900, 43. m ) Romanusbüchlein (S c h e i b 1 e 10, 9) 492 f.; J o h n Karl Huss 34; W o l f Beiträge 1, 236; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1 , 435; S c h r a m e k Böhmerwald 278; SAVk. 15, 90; 24, 302; BlbayVk. 1 , 56; Nds. 27, 1 3 5 ; MsäVk. 3, 263; ZföVk. 2, 1 5 1 . M ) Germania 22, 262; D r e c h s l e r 2, 140; Esten: G r i m m Myth. 3, 491; B o e d e r Ehsten 124. ,0 ) B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1, 164; D r e c h s l e r 2, 140; J o h n Westböhmen 274; W l i s l o c k i Sieb. Volksgl. 1 1 4 ; Germania 22, 262; Veckenstedts Zs. 2, 443; ZfVk. 21, 340; SAVk. 6, 56; MsäVk. 1 (2), 16; ZfrwVk. 6, 64; MwürttVk. 1890 (2), 178. "») K e h r e i n Nassau 2, 255; C u r t z e Waldeck 412; D r e c h s l e r 2, 145; Z f V k . 9, 232; 16, 1 7 1 . M ) G r i m m Myth. 3, 449; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 84; M e i c h e Sagen 563; W u t t k e Sachs. Volksk. 370; J o h n Erzgebirge 25; J o h n Westböhmen 274; D r e c h s l e r 2, 140; Schulenburg Wend. Volkstium 125; G a n d e r Niederlausitz 148; G r o h m a n n 39, 42 f.; Urquell 3, 108, MschlesVk. 1 (1) 10; ZföVk. 19, 35 f. »») S. die Belege bei S e l i g m a n n in HessBl. 13, 154 ff.; cazu H e s s 1 e r Hessen 322; M e y e r Baden 377; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 85; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1, 2 3 ; J o h n Westböhmen 274. 3 3 1 ; P o 11 i n g e r Landshut ;6o; Veckenstedts Zs. 2, 144; MwürttVk. 1904 (1), 1 1 5 ; Egerland 2, 42. M ) Original mit Entvürfen im Haupt- und Staatsarchiv zu Weimar in
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Feuersegen
B 5016 Fol. 82—85; zwei Abschriften in B 2055, weitere abgedruckt bei W i t z s c h e 1 Thüringen 2, 338; v. W e b e r Aus vier Jahrhunderten. Leipzig 1857, 45g f.; v. B e a u 1 i e u Marconnay Ernst August, Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach. Leizig 1872, 260 f.; H o r m a y r Taschenbuch N. F. 5, 274 = L i n d n e r Das Feuer. Brünn 1881, 134; Urquell 2, 145 f. •*) Z. B. Egerl. 2, 42. »•) Z. B. Meyer Baden 377. " ) P e t e r österr.Schlesien 2, 259; Urquell 3, 108 = D r e c h s l e r 2, 139; S A V k . 5, 46. " ) B i r 1 i n g e r Volkslh. i , 200; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 85 f.; P o l l i n g e r Landshut 160; ZfVk. 4, 83. •») S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 85; M e y e r Baden 376; D r e c h s l e r 2, 140; P o l l i n g e r Landshut 160; G r o h m a n n 42. 10°) S A V k . 7, 139; SchwVk. 5, 87; MwürttVk. 1904 (1), m . 101) S c h r a m e k Böhmerwald 279; W u t t k e 401; ZföVk. 6, 113. 102) Franz Die Messe im deutschen MA. Freiburg i. B. 1902, 89 f. »•») Ebd. " " ( F r a n z Benediktionen 1, 569 ff. 573; Alemannia 10, 157. >05) J o h n Westböhmen 62 f.; SAVk. 9, 149; Heimatgaue 2, 121. 105a ) F r a n z Messe 91; Chroniken der deutschen Städte 10, 144; 20, 326; 402; vgl. ZfrwVk. 11, 196; H a u p t Lausitz 112 f.; B i r l i n g e r Schwaben 2, 179; G r a e s s e Preußen 2, 818; K ü h n a u Sagen 3, 407; S c h ä f f e r (s. Anm. 106) 33. 106b) K n o o p Posen 13; R e i t e r e r Ennstalerisch 13; Urquell 3, 108; ARw. 14, 316. "•) S c h ä f f e r Der von Gott verfluchte Feuer - Seegen. . . Leipzig 1723. ,0 ') Verhandl. d. Berl. Ges. f. Anthropologie 10 1883,354. ») AA.SS. Febr. I, 599 ff.; F r a n z Benediktionen 1, 272. Vgl. auch die falschen Erklärungen inVerhandl. (s.Anm. 107) 1887,71 und ZfrwVk. 7, 1 ff. l0') F o n t a i n e Luxemburg 108; M e y e r Baden 359; Alemannia 2, 145 f.; MwürttVk. 1907, 211. n 0 ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 85. I U ) B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1, 161; SAVk. 8, 49. »") B i r l i n g e r Volksth. 1, 200; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1, 24, 161; Pollinger Landshut 160; Egerl. 4, 35. l l s ) K ö h l e r Voigtland 409; SAVk. 10, 13; MschlesVk. 19, 263f.;MjdVk. 5, 43; ebenso in der Verfügung des Herzogs Ernst August (s. Anm. 94).14) B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1, 166; D r e c h s l e r 2, 142 f.; BlpommVk. 3, 26 ff.; HessBl. 9, 139; MsäVk. 6, 299; MschlesVk. 9, 29. 11S ) MschlesVk. 2, 48. »•) ZfrwVk. 1, 152. 1") BlpommVk. 3, 27. n< ) D r e c h s l e r 2, 4. "•) F i s c h e r Aberglauben 1, 175. 120 ) H o l s t e n Die Volkskunde des Weizackers. Stettin 1914. 204. m ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 177; Grohmann 39; D r e c h s l e r 2, 137; ZfdMyth. 4, 148. m ) A n h o r n Magiologia y63. "») SAVk. 8, 277 f. ' " ) G r a e s s e Preußen 2» 0 5 . l i 5 ) K ö h l e r Voigtland 552; D r e c h s l e : 1 , 4 5 ; K u h n Westfalen 1, 275 f.; ZfVk. 6, 255. "•) M e y e r Baden 376; Jahn Pommern 60 f.; D r e c h s l e r 2, 140. 142; T c e p p e n M asuren 47 ff.: F r i s c. h b i e r
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Hexenspr. 109; W i t z s c h e l Thüringen 2, 293; F i n d e r Vierlande 2, 244; Klick Lüneburgtr Heide 240; W r e d e Eifler Volksk. 96; S c h e l l Berg. Sagen 155; B a r t s c h Mecklenburg 2, 356 f.; E i s e 1 Voigtland 233; Nds. 12, 468; HessBl. 3, 56; ZfVk. 6, 255; 8, 345; MsäVk.6,366; Egerl. 2,110; Blbay Vk. 2,25; MwürttVk. 1890 (2), 161. 196; MschlesVk. 2,48; S A V k . 2, 268. »«) R o c h h o l z Sagen 2,148; S c h e l l Berg. Sagen 317; S t r a c k e r j a n 1 , 7 4 ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 85; J o h n Westböhmen 274; W r e d e Eifel 96; K ü c k Lüneburger Heide 240; P o 11 i n g e r Landshut 159 f.; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen i 5 9 f . ; L ü t o l f Sagen 556. lffl ) P o l l i n g e r Landshut 160. "•) Z. B. G a n d e r Niederlausitz 27 (Eckschulze); ferner S c h e l l Berg. Sagen 155; ZfrwVk. 4, 121. "») Z. B. MschlesVk. 16, 247; Braunschweigisches Magazin 13, 136; ZfdMyth 1, 278 f.; MsäVk. 8, 345; vgl. F o n tane Vor dem Sturmi'. Stuttgart-Berlin (1905), 437 f. und E i c h e n d o r f f Ahnung undGegenwart. 1. Buch, 9. Kap. (Hesse 4, 98 ff.). »»») Z f V k . 6, 255; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 86; s. ferner Anm. 101. , 8 i ) W l i s l o c k i Sieb. Volks gl. 114. 13S) B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1, 23. 1M ) S c h u d t Jüdisch» Merkwürdigkeiten 2. Teil (6. Buch) Frankfurt und Leipzig 1714, 6. c. § 575. — Vgl. ferner A n h o r n Magiologia 189; F i s c h e r Aberglauben 1, 172; S c h e l l Bergische Sagen 104, 482; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 119; G r a e s s e Preußen 1, 632; Bavaria 2 (1), 241; ZfdMyth. 2, 102; Urquell 4, 95; s. auch Anm. 81. l i s ) A n h o r n Magiologia 399 f. "*) ( K e l l e r ) Grab 4, 195 f. i n ) Aus Mittel- und Süddeutschland überall reichlich bezeugt. 1M) Z. B. E n d t Sagen 80; K ü h n a u Sagen 3, 186. »»•) ZfrwVk. 2,202. 14°) Alemannia 10, 157. " ' ) R u p e r t von D e u t z De incendio oppidi Tuitii c. 3, b. M i g n e PL. 170, 335 f. "») J a h n Pommern 9. " ' ) G o e z e Nützliches Allerley (s. Anm. 9) 2, 131 ff.; H a u p t Lausitz 265 f. "*) F i s c h e r Aberglauben 1, 173 f. Vgl. W l i s l o c k i Sieb. Volksgl. 81. "») F i s c h e r Aberglauben Anh. 189; E i s e i Voigtland 233. Freudenthal. F e u e r s e g e n . Diese wollen eine Feuersb r u n s t löschen (begrenzen) oder ihr v o r b e u g e n (nur wenige gelten d e m „ F e u e r " der S c h w e i n e *) 0. ä.). V g l . a u c h B r a n d segen. — A u ß e r h a l b D e u t s c h l a n d s und den nordischen L ä n d e r n scheinen w e n i g e Belege vorhanden; auch recht wenige lateinische B e s c h w ö r u n g e n liegen v o r *). S c h o n in griech. P a p y r i finden sich Sprüche zum Löschen wie zum Erhalten des F e u e r s 3 ). D e u t s c h e S e g e n sind seit d e m 15. J h . überliefert; keine sind formell episch, doch bringen viele, z. B . in V e r g l e i c h s f o r m , epische M o t i v e .
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Feuersegen
!) ZfVk. 8, 305 f. *) Z. B. C i 1 i a Locupletissimus theaurus7 (1750), 295; D r e c h s l e r 2, 144; s. auch unten 8. *) L e e m a n s Papyri Graeci Musei Lugduni-Batavi 2, 105. 1.AIttestamentliches. Gott a l s S c h ö p f e r der Elemente, steht als Glied in längeren Beschwörungen; besonders so: „ I c h gebiete dir bei Gottes K r a f t , die Alles that ( „ t h u t " , „ k a n n " ) und alles s c h a f f t " 4 ). — Hinweis auf d i e drei J ü n g l i n g e im Feuerofen, Daniel Cap. 3, 5 s ). S. auch Kugelsegen. 4 ) H ü s e r Beiträge 2, 24; Romanusbüchlein 33 f. (usw. vgl. Anm. 13); Geistl. Schild 148 f. J ) Geistl. Schild 148; vgl. B i r l i n g e r Volksth. 1, 199. Auch norwegisch: Norske Hexe/ml. Nr. 1279 f.
2. M a r i a s K e u s c h h e i t . Z. B . „ F e u e r , ich gepeut dir . . . behalt dein f u n c k u. flamen, wie Maria ir j u n g f r a u s c h a f t und er behalten hat vor allen m a n e n " , 16. J h . 6 ) (auch „ v o r allen Nam e n " , später auch „ D a m e n " ) . •) M o n e Anzeiger 3, 285 ( G r i m m Myth. 3, 500 Nr. XXV b); vgl. z. B.Alemannia 17, 239; HessBl. 9,139 ff. (mit Anmerkungen von Weinreich); D r e c h s l e r 2, 142. Anders M o n e Anzeiger 7, 422 (15. Jh.) u. 2, 234 (16. Jh.). — Dänisch: Danm Tryllefml. Nr. 589. 3. C h r i s t u s u n d d e r J o r d a n (vgl. Jordansegen). Z. B . : „ F e u e r , ich gebiete dir, daß du wollest stille stehn, so wahr als stille stand Christus am J o r d a n (hier selten: „ a l s still stand der J o r d a n " ) , dd ihn J o h a n n e s taufte, der heilige M a n n " 7 ). ') Mitt. Anhalt. Gesch. 14, 12; l e r 2, 141 usw.
Drechs-
4. C h r i s t i B l u t o d e r Kreuz. „ A m t l i c h e r " Segen A n n o 1404 (Stadtbuch der S t a d t Horn): „ D a t h bloet . . . dat unssem heren uth synen hilligen v y f f wunden vloeth, dat 1e ss ch e de g l o o t h " (daß dieser das Brennen so leid werde, wie Longinus der Maria war) 8 ). S p ä t e r beschwört man oft die Glut bei J e s u „ t e u r e m Blut, das er f ü r uns vergossen hat, f ü r unsere Sünd' und Misset h a t " u. ä. 9 ). — Oder das Feuer soll stehen, „ w i e Chr. der Herr ist gestanden in seinem rosenfarben B l u t " (vgl. Blutsegen 1 b ) 1 0 ) . Ähnlich skandinavisch 1 1 1 .
1436
•) Urquell 1, 93. •) ZfVk. 1, 190; 8, 345; SAVk. 12, 277; vgl. ZfrwVk. 1904, 152. ») SAVk. 15, 93; ( K e l l e r ) Grab 4, 187; G r i m m Myth. 3, 504 Nr. X L I ; Blpomm. Vk. 3, 27. " ) DanmTryllefml. Nr. 595; Eva Wigeström Folkdiktning 2 (Göteborg 1881), 402; Norske Hexefml. Nr. 1273 ff. 1278. 5. K o m b i n a t i o n . Die M o t i v e Nr. 1 (Schöpfung), 3, 2, 4 (das Blut), gew. in dieser Ordnung, kommen sehr h ä u f i g zusammen vor, mit der Einleitung: „ B i s ( „ B i s t " , „ S e i " ) willkommen, du feuriger Gast, greif nicht weiter, als was du h a s t " (und manchmal mit weiterer Besprechung abgeschlossen). Erster Beleg der F o r m 5 wohl v o m J a h r e 1 6 1 7 l z ). S p ä t e r in etwas variierenden Einzelheiten teilweise durch Zauberbücher v e r b r e i t e t 1 3 ) . 1S ) M o n e Anzeiger 6, 464; vgl. ZfVk. 8, 345. *7- Jh. 13) Romanusbüchlein 33 ff.; J o h n Westböhmen 296 ff.; J u n g b a u e r Bibliographie 360 Nr. 2472; 362 Nr. 2496; SchwVk. 8, 9; B i r l i n g e r Volksth. i, 201; HessBl. 1, 16; Alemannia 25, 237; ZfVk. 21, 340 (Waldeck); B a r t s c h Mecklenburg 2, 357; D r e c h s l e r 2, 143 t.; WürttVjh. 13, 161 Nr. 18; vgl. Norske Hexefml. Nr. 1281.
6. C h r i s t i Gebot. Gewöhnlich so: „ F e u e r , du heiße F l a m m , dir gebeut J e s u s Christus, der werte (auch „ h e i l i g e " , „ w a h r e " u. a.) Mann, du sollest stille stehn und nicht weiter g e h n " (nach „ A l bertus M a g n u s " 1 4 )). ») WürttVjh. 13, 196 Nr. 174; J o h n Westböhmen 274; J o h n Erzgebirge 25; SAVk. 2, 268 Nr. 157; M e y e r Baden 376; ZfVk. 9, 439 f. (Braunschweig); K ö h l e r Voigtland 407; MschlesVk. 1896, 49; D r e c h s l e r 2, 141 ff.; B a r t s c h Mecklenburg 2, 356 Nr. 1674; Blpomm Vk. 3, 27; J a h n Hexenwahn 60 f.; F r i s c h b i e r Hexenspr. 109. Dänisch: DanmTryllefml. Nr. 589. 600. 7. Seltene (biblische) Motive. Der E n g e l - R i n g (vorbeugend): „Mein Haus, das sei mir umbeschwaifen mit engelischen r a i f e n " usw., 1 6 . J h . 1 6 ) . — J u d a s : „ F e u e r , verliere deine Hitz, wie der J u d a s seine F ä r b verloren hat, als er den Herrn J . Chr. verraten h a t " l e ) (gegen das „ w i l d e F e u e r " ) 1 7 ) ; nur dieser Beleg (Hessen) ? E i n entspr. Segen gegen B r a n d w u n d e n ist in Frankreich sehr beliebt u ) . — „ C o n s u m m a t u m e s t " (vgl. Blutsegen § 2), auf Holzteller zu schreiben, ins Feuer zu werfen. 1 7 4 2 vom
1437
Feuerstein
H e r z o g v o n W e i m a r verordnet 1 9 ) (s. S p a l t e 1425). — A n d e r e Motive M ). l s ) M o n e Anzeiger 3, 285 ( G r i m m Myih. 3, 500 Nr. 25); v g l . S c h ö n b a c h HSG. (ohne Nr.) aus Freiburg Univbibl. 190. 16) Z f d A . 7. 536 N r - '4- " ) v ß ' - G r i m m Myth. i , 501 ? " ) Siehe Judas in den Segen; Z f V k . 24, 143 N r . 1 ; v g l . auch S A V k . 18, 1 1 8 Nr. 10. >») ( K e l ler) Grab 4, 198 f. u. öfter a b g e d r u c k t , a u c h Urquell 2, 145 f. 178; 3 ) 140. s0) Z f d M y t h . 1, 2 7 8 ; M o n e Anzeiger 7, 422 (15. Jh.).
8. D e r A g a t h e n z e t t e l (s.d.). A u f das G r a b S. A g a t h a s h a t t e ein Engel die Ins c h r i f t gesetzt: „ M e n t e m s a n c t a m spont a n e a m , honorem deo et patriae liberat i o n e m " ; später s c h ü t z t e ein T u c h v o m G r a b e ihre V a t e r s t a d t (patria) C a t a n i a gegen den Ä t n a z l ). J e n e W o r t e , im 12. J h . als Gebärsegen belegt 22 ), w u r d e n im 15. als G l o c k e n i n s c h r i f t 2 3 ) und auch sonst gegen Gewittergefahr M ) v e r w e n d e t , später gew. gegen Feuersbrunst überh a u p t (vorbeugend) geschrieben 26 ), auch gegen Zauber 26 ). Nicht norddeutsch bel e g t ? — A n r u f u n g e n anderer Heiliger gehören gew. den Gebeten an 27). " ) A A S S . 5. Febr. 1, 618 if. ««) F r a n z Benediktionen 2, 199. ") M o n e Latein. Hymnen H I Bern, zur N r . 770 (Spanien). ") F r a n z 2, 95 (15. Jh.). " ) F r a n z 1, 2 7 2 ; Z f V k . 8, 345 (Österreich); B r o n n e r Sitt' und Art 70 f . ; A l e m a n n i a 2, 146; M e y e r Baden 498 lat. u. deutsch. " ) Urquell 2, 183; vgl. in Frankr. R T r p . 17, 175. 27) Eigentüml. S c h i n d l e r Aberglaube 1 0 7 ; episch ( K a t h a rinalegende) Z f d M y t h . 4, 132 f. — Ü b e r F . in der D i c h t u n g E b e r m a n n HessBl. 25, 117 ff. Ohrt.
Feuerstein, Flintstein. „ D o n a r , T h o r schlägt mit dem Stahle aus dem F. die Blitzfunken, er schleudert auch den F. als B l i t z " x ). Deshalb galten aus dem F. geschlagene F u n k e n bei den Angelsachsen als Schutzmittel gegen Blitz, Donner und alles B l e n d w e r k 2 ) . S a x o G r a m m a t i c u s nennt die aus einem Stein geschlagenen Funken einen guten S c h u t z vor D ä m o nen 3 ). Noch heute schützt man sich in der Mark gegen Spukgespenster, indem man mit Stahl und F. F u n k e n schlägt; denn „ d a s können sie nicht v e r t r a g e n " 4 ). In W ü r t t e m b e r g gilt der F. für ein gegen den Blitz schützendes Mittel 5 ). Eine 1659 erschienene Schrift berichtet, daß, w e n n eine Wöchnerin sich legte, man als S c h u t z
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gegen böse Geister, die sie a n f e c h t e n könnten, einen in ein weißes Linnen gelegten F. gebrauchte 8 ). In Schlesien befestigte man v o r der Walpurgisnacht über der Stalltür einen recht durchlöcherten F. als S c h u t z gegen die H e x e n 7 ). In den Hünengräbern finden sich an Stelle der Donnerkeile nicht selten F . e 8 ) . In Mecklenburg w a r es einst Sitte, bei B e g r ä b nissen den T o t e n einen F. zu H ä u p t e n zu legen 8 ). Mit Stahl und Stein auf altertümliche A r t entzündetes Feuer galt als kräftiger und reiner als anderes 1 0 ); man entzündet so das Osterfeuer, in Oldenburg das Herdfeuer eines neuerbauten H a u s e s u ) (vgl. Stahl, Eisen). W i e der Donnerstein, ist auch der F . Schutzmittel bei gefährlichen Zuständen des Menschen und des Viehs. Namentlich durchlöcherte gelten als z a u b e r k r ä f t i g (vgl. Trudenstein). In Oldenburg h ä n g t man einen solchen Stein über dem B e t t als Schutz gegen K r a n k h e i t e n a u f 1 2 ) . In Menz und U m g e g e n d wird er an der T ü r des Schafstalles a u f g e h ä n g t als A b w e h r gegen P o c k e n und andere K r a n k h e i t e n 1 3 ) . Im Oberspreewald hängt man solche Steine dem Vieh als S c h u t z gegen Beulen und Geschwülste um 14 ). H a t eine K u h ein geschwollenes Euter, so melkt man sie durch das L o c h des F.s (vgl. Donnerkeil, Kuhstein) 1S ). W i e im A l t e r t u m fand der F. auch später in der Volksheilkunde Verwendung. So verordneten Schäfer gepulverten F. gegen Magenkrampf; in der P f a l z gilt gepulverter F. als wirksames Mittel gegen Sodbrennen l s ) . In Mecklenburg begegnet uns oft die E r w ä h n u n g des F.s bei Besprechungen 17 ). Der F. gehört zu den Werkzeugen, mit denen man die Wünschelrute ungefährdet gewinnen kann 18 ). Vgl.
S t a h l
und
S t e i n ,
s.
v.
E i s e n . *) G r i m m Myth. 2, 1021; M a n n h a r d t Germ. Myth. 110, 141 f . ; vgl. Z f d M y t h . 2 (1854), 2) 297 f . ; Sepp Sagen 463. F i s c h e r Angelsachsen 41. ») M e y e r Germ. Myth. 2 1 1 . ') K u h n Mark. Sagen 385 Nr. 72; W u t t k e 484 § 772. 6) B o h n e n b e r g e r 23; v g l . M e y e r a . a . O . 136 f. •) Z f d M y t h . 2 (1854), 297. ') D r e c h s l e r 1, 109 N r . 120; vgl. 2, 137 f. «) M e y e r a . a . O . 2 i r . t) B a r t s c h Mecklenburg 2, 98 Nr. 347; v g l . Z f V k . 17 (1907).
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Feuerweihe
374 (Lappen). "J S t r a c k e r j a n 2, 118 Nr. 345. u ) G r i m m Mylh. 1 , 5 1 3 ; W u t t k e 396 § 608. '*) S t r a c k e r j a n a. a. O. 1, 42. " ) ZfVk. 8 (1898), 309. >«) Ebd. 9 : ; vgl. ebd. 15 (1905). 92. " ) ZföVk. 13 (1907), 139; Drechsler 2, 104. ") H o v o r k a K r o n f e l d 2, 81 und 87; ZiVk. 22 (1912), 121. " ) B a r t s c h 2, 365 Nr. 1715 und 370 Nr. 1738 b. M) S c h l o s s e r Galgenmännlein 103. Olbrich.
Feuerweihe. 1. In der k a t h o l i s c h e n K i r c h e in D e u t s c h l a n d w i r d seit d e m 12. J h . in der Regel am K a r s a m s t a g , früher auch o f t a m G r ü n d o n n e r s t a g , selten a m K a r f r e i t a g , n a c h d e m in der K i r c h e alle L i c h ter g e l ö s c h t w o r d e n sind, auf d e m K i r c h hofe das O s t e r f e u e r (ignis paschalis) e n t f a c h t u n d g e w e i h t und a n ihm d a n n die O s t e r k e r z e (s. d.) u n d alle L a m pen und L i c h t e r in der K i r c h e e n t z ü n d e t . E s wird als ein „ j u n g f r ä u l i c h e s F e u e r " m i t S t a h l u n d S t e i n oder durch ein B r e n n g l a s ( K r i s t a l l ) *) h e r v o r g e r u f e n 2 ). J e d e r B e s i t z e r s t e u e r t e t w a s d a z u bei 3 ); g e w ö h n l i c h m ü s s e n a b e r die a b g ä n g i g e n G e g e n s t ä n d e a u s K i r c h e und K i r c h h o f den B r e n n s t o f f liefern. Im A m t e D e l s b e r g w i r d a u c h ein N e u e s T e s t a m e n t v o m Pfarrer m i t v e r b r a n n t 4 ) . D a s geweihte F e u e r soll die neue L e h r e Christi oder den Heiligen G e i s t v e r s i n n b i l d e n . D a s V o l k m e i n t freilich a u c h wohl, es w e r d e „ d e V a u s t e u t g e b r a n n t " d. h. E n t b e h r u n g u n d E n t s a g u n g seien j e t z t z u E n d e 6 ). ') F r a n z Benediktionen 1, 512 f.; S e p p Heidentum i , 2 1 1 ; Meyer Baden 97. ') F r a n z 1, 507 ff.; S a r t o r i Sitte 3, 147 f.; R e u s c h e l Volkskunde 2, 55; S e p p Religion 131. 133. ') D r e c h s l e r 1, 92. *) H o f f m a n n - K r a y e r 149. 6) ZfrwVk. 3, 150 (Selfkant und Limburg). 2. D a s k i r c h l i c h e Osterfeuer h a t a u c h g r o ß e B e d e u t u n g f ü r das h ä u s l i c h e L e b e n erhalten. Vor dem Kirchgange wird das H e r d f e u e r s o r g f ä l t i g ausg e l ö s c h t u n d d a n n mit den v o n der F. heimgebrachten Kohlen v o n neuem a n g e f a c h t 8 ) . Man l ä ß t a u c h m i t g e b r a c h t e H ö l z e r i m g e w e i h t e n F e u e r ank o h l e n 7 ). D i e s e sind stets a u s drei verschiedenen A r t e n gebildet; je schwärzer sie werden, desto besser 8 ). M a n n i m m t •dazu n a m e n t l i c h Eiche, N u ß b a u m und
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B u c h e 9 ) , Birkenholz 10 ), H a s e l n u ß z w e i ge u ) , in N e u s a t z nur S c h e i t e und S t e k ken v o n K a s t a n i e n b ä u m e n 1 2 ) . In Nieheim ( K r . Höxter) brennen die H a n d w e r k e r e t w a s v o n ihrem G e r ä t an, die Tischler ein H o l z s t ü c k , die S t e l l m a c h e r einen H ü r d e n p f a h l oder A x t s t i e l u s w . 1 3 ) . Von jenen W e i h h ö l z e r n legt m a n bei G e w i t t e r S t ü c k e in das b r e n n e n d e H e r d f e u e r 14 ), auch a m P f l u g e w e r d e n sie angebrachtls). Kreuzchen davon steckt m a n an die S t u b e n w ä n d e , über S t a l l und H a u s t ü r gegen den v o n H e x e n herv o r g e r u f e n e n W e t t e r s c h a d e n 1 8 ), a n die E c k e n des K o r n a c k e r s gegen U n g e z i e f e r und H a g e l s c h l a g 17 ), a m ersten M a i a b e n d an jedes B ä u m c h e n im G a r t e n 18 ). E i n e n , der gegen S c h u ß und S t i c h fest ist, b r a u c h t m a n nur mit dem a n g e b r a n n t e n A s t prügel zu schlagen, so ist er ü b e r w u n den 19 ). Die B u b e n h a l t e n a u c h B a u m s c h w ä m m e über das g e s e g n e t e F e u e r *°) und s c h w i n g e n sie auf d e m H e i m g a n g e an einem E i s e n s t ä n g c h e n . D a d u r c h soll das F e u e r f ü r das J a h r g e z ä h m t werden 21 ). D i e K o p f h a a r e w e r d e n mit diesen S c h w ä m m e n angesengt g e g e n K o p f w e h , und dreimal läuft man mit i h n e n u m das H a u s gegen alles Unheil 22 ). A u c h K o h 1 e n und A s c h e des O s t e r f e u e r s selbst sind gut gegen H e x e n , S p u k und Z a u b e r e i aller A r t 23 ). M a n m a l t damit K r e u z e an die H a u s - und S t a l l türen 24 ), legt sie unter das D a c h 2B ), in den Keller gegen K r ö t e n u n d U n g e z i e fer 26), in die Ställe 27 ), v e r g r ä b t sie unter die S t a l l t ü r M ) und gibt sie d e m V i e h ein 29 ). Sie k o m m e n in die G ä r t e n u n d Felder, u m sie f r u c h t b a r e r zu m a c h e n s o ), in den O f e n 31 ), n a m e n t l i c h w e n n er v e r h e x t ist und nicht mehr ziehen will 32 ), an das S a a t g e t r e i d e 33 ). Bei einer F e u e r s brunst w e r d e n sie in die F l a m m e n geworfen M ) . W e n n man sie in ein G e w e h r ladet, so wird man t r e f f e n S6 ). W e r sie bei sich t r ä g t , wird v o m B l i t z v e r s c h o n t und ist gegen alles Böse gefeit 38 ). U m in einem Burschen Liebe zu erregen, m u ß das Mädchen ihm ein Ei z u m G e s c h e n k m a chen, das a m K a r s a m s t a g bei g e w e i h t e m Feuer auf dem F r i e d h o f e r o t g e s o t t e n ist37).
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Feuerzeug—feurig
•) S a r t o r i 3, 147 A. 4; F r a n z Benediktionen 1, 5 1 6 ! . ') S a r t o r i 3, 148 A. 6. •) B i r l i n g e r Volkslh. 2, 79. •) M e y e r Baden 98; L e o p r e c h t i n g Lechrain 172. " ) Urquell 6, 188 (Leobschütz). ») J o h n Westb. 62. " ) M e y e r Baden 99. " ) ZfrwVk. 4, 21. 14) S a r t o r i 3, 148 A. 5; B i r l i n g e r Volksth. 2, 80; M e i e r Schwaben 391 f.; H ö r m a n n Volksleben 59; W ü s t e f e l d Eichsfeld 66. 15) M a n n h a r d t 1, 504. '•) D r e c h s l e r 1, 93. ,7 ) M e y e r Baden 99; H ö r m a n n Volksleben 59; John Westböhmen 62; D r e c h s l e r 1, 93; Urquell 6, 188 (Leobschütz; noch vor Sonnenaufgang). 18) M e y e r Baden 99. *•) L e o p r e c h t i n g Lechrain 173. ,0 ) BayHefte 6, 117. " ) M e y e r Baden 99. " ) H o f f m a n n K r a y e r 148. ») Ebd. 148 f.; SchwVk. 6, 38 f. " ) M e y e r Baden 98; W ü s t e f e l d Eichsfeld 67. " ) R e i n s b e r g Böhmen 134. ») J o h n Westb. 63. " ) B i r l i n g e r Volksthüml. 2, 78; R e i n s b e r g Böhmen 134. ") H ö r m a n n Volksleben 59; Z i n g e r 1 e Tirol 149 (1286). " ) M a n z Sargans 49; H o f f m a n n - K r a y e r 149. ao) M a n n hardt i , 504; Z i n g e r l e Tirol 149; R e i n s b e r g Böhmen 133; J o h n Westböhmtn 63. 31) Ebd. **) L e o p r e c h t i n g Lechrain 173. »3) J o h n Westböhmen 63. M) H o f f m a n n - K r a y e r 149. »») Ebd. 149; SchwVk. 6, 39. »•) H o f f m a n n K r a y e r 149. " ) H ö r m a n n Volksleben 60; Z i n g e r l e Tirol 149(1290). 3. A n v i e l e n O r t e n w i r d das kirchliche O s t e r f e u e r als J u d a s f e u e r , „Jud a s b r e n n e n " b e z e i c h n e t , wie denn früher a u c h eine P u p p e in ihm verbrannt w u r d e M ) . — S e l t e n e r f i n d e t in D e u t s c h l a n d eine häusliche F e u e r e r n e u e . r u n g o h n e kirchliche M i t w i r k u n g zu a n d e r n Z e i t e n s t a t t , zu W e i h n a c h t e n d u r c h den C h r i s t b l o c k 39 ), a m M a i m o r g e n 4 0 ) , zu J o h a n n i s 4 1 ). A u c h viele a n d e r e V ö l k e r k e n n e n sie 42 ). ») S a r t o r i 3, 148 A. 7. »•) Ebd. 3, 43 f. " ) Ebd. 3, 185 A. 73. «) Ebd. 3, 229 A. 45. " j F r a z e r 10, 120 ff. Sartori. F e u e r z e u g . D a s F . , einst w o h l ein D i n g nach j e d e r m a n n s W u n s c h 1 ), ist in seiner B e d e u t s a m k e i t ungleich d e m a l t a r t i g erz e u g t e n F e u e r selbst nicht sonderlich vom Aberglauben ergriffen worden. Nur in S c h w e d e n legt m a n m a n c h m a l ein F. in die Wiege, so wie in P r e u ß e n in die W i n d e l n des K i n d e s , das m a n z u r T a u f e in die K i r c h e b r i n g t 2 ) . Im E r z g e b i r g e und V o g t l a n d b r i n g t d a s F . als H o c h z e i t s g e s c h e n k S e g e n 3 ), und d a u n d dort B ä c h t o l d - S t S u b l i , Aberglaube I L
1442
k e n n t es die V o l k s s a g e als H o c h z e i t s g a b e der E r d m ä n n c h e n 4 ). ') Herzog Schweizersagen 2, 129 ff. *) F r i s c h b i e r 9 . 1 0 = S e l i g m a n n 2, 16. ») K ö h l e r Voigtland 415; W. 374 § 567. 4) L ü t o 1 f Sagen 490 ff. Haberlandt. f e u r i g . A l s f. w e r d e n in E r g ä n z u n g u n d A b w a n d l u n g des B e g r i f f e s g l ü h e n d (s. d.) in erster L i n i e N a t u r e r e i g n i s s e und L e b e wesen b e z e i c h n e t , die als L i c h t e r s c h e i n u n g e n v o r b e d e u t e n d oder s p u k h a f t z u den M e n s c h e n in B e z i e h u n g t r e t e n . In ihnen o f f e n b a r t sich der D u a l i s m u s der christlichen W e l t a n s c h a u u n g , i n d e m alle a m H i m m e l w a h r g e n o m m e n e n f.en Zeichen u n d B i l d e r als Ä u ß e r u n g e n und A n zeigen des s t r a f e n d e n G o t t e s b e t r a c h t e t , die irdischen a b e r g e w ö h n l i c h mit d e m T e u f e l in V e r b i n d u n g g e b r a c h t w e r d e n . U n t e r den f.en H i m m e l s e r s c h e i n u n g e n (s. H i m m t l ö z e i c h e n ) h a b e n Sonne (s. d.), Mond (s. d.) u n d S t e r n e (s. d.) den V o l k s g l a u b e n nur durch Veränderungen ihrer Gestalt, L e u c h t k r a f t und K o n s t e l l a t i o n a n g e r e g t . A b e r s c h o n die überaus r e i c h e n V o r s t e l lungen v o m W e s e n des B l i t z e s (s. d.) und die a b e r g l ä u b i s c h e n M i t t e l seiner B e k ä m p f u n g f ü h r e n h i n ü b e r zu den v i e l f a c h e n D e u t u n g e n und G e g e n m a ß n a h men, die alle u n r e g e l m ä ß i g e n und p l ö t z lichen L i c h t z e i c h e n a m H i m m e l g e f u n d e n haben. W i e m a n in den M e t e o r e n (s. d.) f.e D r a c h e n (s. d.) u n d in den K o m e t e n f.e Z u c h t r u t e n Gottes sah, so g e b r a u c h t e m a n a u c h a n d e r e Bilder zur K e n n z e i c h n u n g gleicher und ähnlicher Beobachtungen. „ E m i c a n t et f a c e s non nisi c u m d e c i d u n t v i s a e . . . . et t r a b e s simili m o d o . . " , h e i ß t es bei P l i n i u s *). U n t e r d e n F o r m e n der „ F e u e r in den L ü f t e n " z ä h l t K o n r a d v o n M e g e n b e r g a u f : „ . . . ain d u n s t . . . u n d e n praid u n d oben s p i t z i g und w i r t o b e n e n z ü n t ; dar u m b stßt er in d e m l u f t als a i n p r i n n e n d kerz und springt denne diu f l a m m v o n a i n e m a n d a z a n d e r wol snell, r e h t als der mit a i n e m p r i n nenden s c h a u b f ü e r über vil kerzen . . . . so d u n k t uns denne, d a z a i n f l a m m s p r i n g in dem l ü f t e s a m ain g a i z . . . . ez k ü m p t a u c h ze s t u n d e n , d a z der 46
1443
Fichte
v a i z t dunst zesamen gewalzen ist als ain k u g e 1 , u n d . . . an den enden . . . entz ü n t er sich u m b und u m b nach ainem k r a i z und prinnet ze mittelst niht. dar u m b scheint uns der dunst als ain 1i e h t i u k r ö n " 2 ). A u ß e r diesen Fackeln3), B a l k e n , Kerzen, f.en B ü n d e l n , K u g e l n 4 ) , K r e i s e n , K r o n e n kennt der Volksglaube noch eine große Zahl anderer F o r m e n ; so h a t man f.e S t r e i f e n ® ) , Regenbogen6), P y r a m i d e n 7 ) , Schiffe8), S c h w e r t e r 9 ) , S p e e r e 1 0 ) gesehen, wie denn auch das Feuer selbst als R e gen (s. Meteore) v o m H i m m e l gefallen ist. Es wird dabei nicht immer ganz klar, u m w a s es sich astronomisch oder meteorologisch handelt, z u m a l die Phantasie des V o l k e s es bei der nüchternen B e o b a c h t u n g nicht bewenden ließ. „ M a n ist bei f.en außerordentlichen Erscheinungen, die sich in der L u f t ereignen, überhaupt geneigt, sie nicht nur zu deuteln, sondern auch Z u s ä t z e zu machen, die der Sache ein recht wunderbares Ansehen g e b e n . " So kennzeichnet Fischer u ) (1791) das Bestreben, die f.en Himmelserscheinungen als Sinnbilder zukünftiger Ereignisse zu deuten. Das V o l k begnügte sich nicht mit K o n r a d v o n Megenbergs Meinung: „ W e n n e der feur vil scheinent in den l ü f t e n so wizz, daz der erden frühte niht so wol gerätent sam andreu j ä r " 12 ), sondern suchte diese Feuerzeichen Gottes so genau in ihrer F o r m z u erfassen, daß sich g a n z b e s t i m m t e Vorschlüsse auf die A r t des drohenden Unheils (z. B . Schwert = Krieg) ziehen ließen. F.e E r s c h e i n u n g e n a u f der Erde dagegen sind meistens ein A b glanz der Hölle (s. d.) und des Fegefeuers (s. d., Feuer § 3 und glühend). Der T e u f e l (s. d.) selbst erscheint in f.er G e s t a l t 1 3 ) , als f.er D r a c h e (s. Drache), als f.e H e n n e 14 ), als H a h n mit f.en A u g e n 18 ), als f.e r B e s e n M ), Balk e n 1 7 ) oder H e u b a u m 18 ). Allein oder mit i h m z u s a m m e n erscheinen H u n d e 1 » ) , H a s e n 2 °), K a t z e n 21 ), S c h w e i n e 22 ), O c h s e n , Kühe23) und K ä l b e r 2 4 ) , Pferde28), Bär e n 2 4 ) , S c h 1 a n g e n 27) als vollkom-
»444
men oder in einzelnen Körperteilen (besonders A u g e n und Zunge) f. V o r allem aber sind die mit den Menschen in B e rührung kommenden V e r d a m m t e n meistens an ihrer f.en N a t u r erkenntlich. Sie fahren in f.e n K u t s c h e n 2 8 ) , erscheinen selbst als f.e VV i e d e r g ä n g e r oder tragen das Sinnbild ihrer Schuld als f . e s A t t r i b u t mit sich herum (s. glühend, Feuermann). P I i n i u s Hist. nat. 2, 25 f. «) M e g e n b e r g Buch der Natur (ed. Pfeiffer) 77 f. 3)
S. auch E i s e 1 Voigtland 259. 4) S. auch Bavaria 4 (2), 403; F i s c h e r Aberglauben 1 (1791), 75 f.; ZfrwVk. 12, 66; Kühnau Sagen 2, 512: Ball. s) F i s c h e r (s.4)) 2, 71 ; F.e Wolken: S c h i l l e r - L ü b b e n Mittelniederdeutsches Wb. 5 (Bremen 1880), 564; K ü h n a u Sagen 3, 455. •) So M e l a n c h t h o n : Historisches Taschenbuch 8 (1889), 258. ') S. •). •) S. •). •) Zfr-wVk. 12, 66. 10) S. «). ») F i s c h e r (s. *)) 2, 70. ») S. «). 13) Z . B . S c h a m b a c h u. M ü l l e r 161. ") V e r n a l e i t e n Mythen 368. " ( D r e c h s ler
2, 123.
" ) Ebd.
") C u r t z e
Waldeck,
190 ff. u ) Ebd.; W i t z s c h e l Thüringen 1, 269. '•) H a u p t Lausitz 151 f.; M e i c h e Sagen 57. 59. 64 ff. 692; G r o h m a n n 214; E i s e 1 Voigtland 173; Schönwerth Oberpfalz 2, 261; Brandenburg 193; M e i e r Schwaben 120;. R e i s e r Allgäu 1, 82; Z f V k . 3,
184; K ü h n a u Sagen 1, 326. 509. 533; 3, 252.
so )
Ei sei
Voigtland
142.
" ) Ebd.
143t.
") R e i s e r Allgäu 1, 273; M e i c h e Sagen 49; K ü h n a u Sagen 1, 261. , s ) K u h n Westfalen
596. ser
1, 242;
**) V o g e s
Allgäu
1,
K ü h n a u
310;
") V e r n a l e k e n Allgäu
1, 295;
Sagen 3, 442.
Braunschwtig 138;
Wolf
Ei sei
Rei-
Voigtland
Mythen 335;
132.
Reiser
Niederländische
Sagen.
Leipzig 1843, 508; K ü h n a u Sagen 1, 363. 483. 520; ZfVk. 3, 184. " ) E i s e i Voigtland 128. «) Ebd. 153. a ) B a a d e r Sagen 306; Meier Schwaben 143; Wolf Niederl. Sagen 508; S c h e l l Bergische Sagen 108. 497;
Vernaleken
Hunsrück
85;
Mythen
Kühnau
335;
Diener
Sagen 3, 50
455;
R o c h h o l z Sagen 1, 119; ZföVk. 2, 75; vgl. glühend, Anm. 7. Freudenthal. Fichte (Rottanne; Picea excelsa). I . B o t a n i s c h e s . N a d e l b a u m , dessen Zweige ringsum mit einzelstehenden, (vgl. dagegen Kiefer!) spitzigen, stumpfkantigen Nadeln besetzt sind. Die reifen Zapfen hängen nach unten und fallen als Ganzes ab (vgl. dagegen Tanne). Die F. wird v o n Laien nicht selten mit der Tanne (s. d.) verwechselt b z w . in manchen Gegenden als „ T a n n e " bezeichnet.
Fichtelgebirge—Fieber
1445
2. Die F. scheint im Gegensatze zu m a n c h e n L a u b b ä u m e n im K u l t e der Germ a n e n weniger b e a c h t e t worden zu sein. A u c h F . n - W a l l f a h r t s o r t e , die auf die F. als früheren heidnischen K u l t b a u m hinweisen könnten, sind nicht h ä u f i g 1 ). A b u n d z u wird die F. in Sagen (als A u f e n t halt v o n Geistern usw.) und Legenden g e n a n n t 2 ). ber 131; ler
Höfler Kärnten K ü h 11 a Voigtland
Waldkult 158. s) Z . B . G r a 1914, 15; John Erzgebirge u Sagen 1, 446; 3, 280; K ö h 614; E i s e 1 Voigtland 272.
3. Hin und wieder erscheint die F. als a p o t r o p ä i s c h e s Mittel. Das Vieh schützt man vor Behexung durch F.nzweige (Erzgebirge) 3 ), als S c h u t z m i t t e l gegen B l i t z gilt ein unter d e m B e t t liegender F . n s p a n 4 ). ') W u t t k e gebirge 26.
435
§ 682.
*) J o h n
Erz-
4. In der S y m p a t h i e m e d i z i n dient die F. besonders zum Vertreiben der G i c h t , die auf eine F. übertragen w i r d 8 ) . Jedenfalls ist der Reim „ F i c h t e G i c h t " A n l a ß zu dieser V e r w e n d u n g gewesen. H ä u f i g beginnt die B e s c h w ö r u n g : „ G u t e n Morgen, Frau Fichte, D a bring ich dir die Gichte" usw.
Mit einem F.nsplitter stochert man den schmerzenden Zahn blutig und f ü g t dann den blutigen Splitter wieder ein ' ) , vgl. Holunder, Weide. Gegen Mitesser im Gesicht reißt man eine j u n g e F. mit der W u r z e l aus und steckt das Bäumchen u m g e k e h r t in die Erde 7 ). Gegen Hühneraugen ist gut, wenn man „ a r s c h l i n g s " zu einer F. hingeht, einen Z w e i g knickt, daß er gerade noch hängen bleibt und dann w e g g e h t , ohne sich dabei umzusehen (Tirol) 8 ). Von dem Sand, der von den auf die Erde herabhängenden Zweigen einer alten F. berührt worden ist, streut man dreimal auf die Warzen, dann vergehen sie •). Das Beil, mit dem man sich v e r w u n d e t hat, haue man einer jungen F. bis aufs Mark und spreche d a b e i : „ J e s u s v o n N a z a r e t h , K ö n i g der J u d e n " 10 ). Gegen das Fell auf d e m A u g e schlingt man in der J o h a n n i s n a c h t in den Gipfeltrieb einer j u n g e n F . vorsichtig eine Schlinge; wenn der so verschlungene
1446
T r i e b zu einem festen K n o t e n v e r w a c h sen ist, h ä n g t man sich ihn u m ( T h ü ringen u ) ) . 5) G r i m m Myth. 2, 544. 979; 3, 504; Z f V k . 1, 194; 7, 167 f f . ; B a r t s c h Mecklenburg 2, 406; J a h n Hexenwesen 267; F r i s c h b i e r Hexenspruch 63; D r e c h s l e r Schlesien 2, 308; S e y f a r t h Sachsen 194. 204; MnböhmExc. 20, 130; W i t z s c h e l Thüringen 2, 273. 283; M a r z e l l Bayer. Volksbot. 172; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 270 f. •) S e y f a r t h Sachsen 204. ') M a r i e n Bayer. Volksbotanik 161. ») Z f ö V k . 2, 156» ») Z f V k . 8, 200. '•) R e i s e r Allgäu 2> 441. " ) W u t t k e 350 § 525.
5. S a m e n von einem F . n z a p f e n , der nach oben steht (vgl. unter l), a m Morgen v o r S o n n e n a u f g a n g nüchtern v e r s c h l u c k t , bewirken, d a ß man den ganzen T a g unv e r w u n d b a r i s t 1 2 ) . A u c h dient ein solcher S a m e zur Bereitung v o n nie fehlenden Freikugeln („böhmisches J ä g e r s t ü c k " ) 1 3 ) . ") G r o h m a n n böhmen 324.
205.
13 )
John
WestMarzell.
Fichtelgebirge ist der Ort bergentrückter K a i s e r und Heere und e n t h ä l t größte Schätze, die dem zufallen, der den Schlüssel z u m Eingangstore f i n d e t . Schönwerth
Oberpfalz 3, 346 ff. Bächtold- Stäubli.
Fieber. I. Mit zunehmender E r k e n n t n i s der medizinischen Wissenschaft h a t sich der B e g r i f f v o m F. als einer besonderen K r a n k h e i t l ) allmählich aufgelöst in ein Vielerlei v o n K r a n k h e i t s v o r s t e l l u n g e n 2 ), in denen das F. a m Ende nur noch die Rolle einer A b w e h r f u n k t i o n zu spielen scheint 3 ), deren hervorstechendstes S y m p t o m die H y p e r t h e r m i e ist *). Mit dieser Feststellung wird ein großer Teil der volksmedizinischen F.anschauungen klar. Nur ganz vereinzelt tritt die unklare V o r stellung auf, daß das F. ein H e i l v o r g a n g sei 8 ), der sich „ a u s t o b e n " müsse: „ d e Feebers m ö t sich u t r o s e n " ' ) ; im allgemeinen wird wie stets das S y m p t o m der K r a n k h e i t gleichgesetzt. Nach ihm richten sich Namengebung, Erklärungsversuche und W a h l der Heilmittel. — Namen, Charakter und Ursprung des F.s werden unter den §§ 2 — 4 abgehandelt, darauf folgen unter 5 — 7 die Heilkuren und Heilmittel. 46»
1447
Fieber
*) A. L s b o w s k y Z. Gesch. d. F.theorien. Erlanger Diss. (1903). *) S e i f e r t - M ü l l e r Taschenbuch der med.-hlin. Diagnostik" Mü. und Wiesb. (1921), 6 f.; W. G u t t m a n n Med. Terminol. 10-11 (Berlin-Wien 1919), 328; D o r n b l ü t h (1922) 124. *) Ludolf K r e h l Palhol. Physiol.10 (t92o) 121. •) L a n d o i s Physiol. d. Menschen (I9t9) 477; E u l e n b u r g Real-Encycl. d. ges. Heilk. " (1895) 579. *) H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 35; 2, 329; J ü h 1 i n g Tiere 298. •) Mündl. Finkenwärder. 2. W i e r i c h t i g diese B e h a u p t u n g ist, b e w e i s e n z u n ä c h s t die N a m e n : F. a h d . fiebar a u s l a t . febris, got. heito und brinno, beide f ü r Jtupstoc, wie ags. adl, d a s zu ad = ignis g e h ö r t 7 ) , zeigen die H i t z e an. W i e d e r u m f i n d e t d a s K ä l t e g e f ü h l , der „ S c h ü t t e l f r o s t " seinen N i e d e r s c h l a g in F . b e z e i c h n u n g e n wie m h d . daz kalte9), m n d . das kolde•), neuer „ d a s K a l t e " , „ k a l t e F i e b e r " 1 0 ) , t'kooleu). Daneben l a u f e n , in der gleichen A b s i c h t , das F r i e r e n z u bezeichnen, A u s d r ü c k e wie m h d . vriesen = febricitare und das vresent12), neuer der „ F r ö r e r " oder „ F r a i r e r " 1 3 ). F r ü h z e i t i g v e r d r ä n g t w u r d e ahd. rilo 1 4 ), m h d . ritten l B ). V i e l l e i c h t erinnern a n die B e d e u t u n g des wild sich Bewegens, Z i t t e r n s noch v e r e i n z e l t e B e z e i c h n u n g e n w i e „ S c h ü t t l e r " l e ), „ B e u t e l m a n n " 17 ), „ R ü t t e l w e i b c h e n " 18 ) und „ R ü d d e l e " 19 ), die z u g l e i c h d ä m o n i s t i s c h e A u f f a s s u n g verraten. ') G r i m m Myth. 2, 966; vgl. S u d h o f f bei H o o p s Reallex. 2,43; H e y n e Wb. 2, 910. L e x e r ri8. •) H ö f ( e r Krankheitsnamen 256. 10) G. S c h m i d t Mieser Kräuterbuch 38; Bavaria 2, 2, 880; P a u l i 15; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 2591.; Wuttke 158. ») G o l d s c h m ' i d t 17; Frischbier 53. " ) H ö f 1 e r Krankheitsnamen 169; vgl. P e t e r Oesterr.-Schles. 2, 227. " ) ZfVk. 23 (1913), 114; Höhn Volksheilk. 1, 152; L a m m e r t 260; B u c k 29; F l ü g e l Volksmed. 57; H o v o r k a K r o n f e l d 2,324; S c h ö n w e r t h Oberu ) G r a f f 2, 475 f.; pfalz 3, 25g f vgl. K u h n's Zeitschrift io, 69. " ) L e x e r 2, 432. " ) S c h m e l i e r 2, 488. ») D e r s. 1, 219. 304. l8) H ö f 1 e r Kranhheitsnamen 390. " ) W r e d t Rheinische Volkskunde 95. 3. D i e G e s a m t h e i t der F . e r s c h e i n u n g e n w i r d nur selten v o m V o l k in U n t e r a r t e n geteilt, deren G r e n z e n ineina n d e r v e r l a u f e n . Die D e u t u n g der v o n der V o l k s k u n d e f e s t g e s t e l l t e n F . a r t e n nach
1448
medizinischen B e g r i f f e n w i r d d e s h a l b im einzelnen schwierig, j a u n m ö g l i c h sein. D i e U n t e r s c h e i d u n g z. B . z w i s c h e n „ h i t z i g e m " und „ k a l t e m " F . ^ ist rein ä u ß e r lich, also ü b e r h a u p t nicht zu f a s s e n . „ H i t z i g e s " F . k a n n T y p h u s sein u n d d a mit a u c h „ N e r v e n - F . " h e i ß e n 2 1 ) , es k ö n n e n a b e r a u c h alle möglichen a n d e r e n F . mit d e m Beiwort „hitzig" oder „ h e i ß " belegt werden. Für „kaltes F . " gilt das gleiche, wenn der k r a n k h a f t e Z u s t a n d mit S c h ü t t e l f r o s t beginnt, w e s h a l b a u c h f ü r g e w ö h n l i c h das W e c h s e l - F . (febris i n t e r m i t t e n s ) d a m i t g e m e i n t ist 22 ), das in f r ü h e r e r Z e i t die v o r w i e g e n d s t e F.a r t gewesen sein soll 23 ). U n t e r A u s s c h a l t u n g des „ k a l t e n " F . s wird a u c h w o h l ein „ i n n e r e s " und ein „ ä u ß e r e s " F. u n t e r schieden 2 1 ), j e nach d e m rein s u b j e k t i v e n H i t z e g e f ü h l des K r a n k e n . A u s d r ü c k e wie S c h a r l a c h - F . , H i r n - F . , G a l l e n F., K i n d b e t t - F . sind leicht v e r s t ä n d lich 25 ), sie setzen schon die E r s c h e i n u n g s f o r m des F.s als K r a n k h e i t z u r ü c k und gliedern es an b e s t i m m t e a n d e r e Erk r a n k u n g e n als B e g l e i t v o r g a n g . W e n i g e r deutlich ist d a s b e i m „ Z e h r " oder „ S c h w i n d - F . " 28 ), d a s nur gelegentlich a u c h als , , L u n g e n - F . " w ) a u f t r i t t und febris h e c t i c a sein wird. D a s M a g e n - F . M ) wird in v o l k s t ü m l i c h e r V e r d r e h u n g v o n febris g a s t r i c a a u c h „ g a r s t i g e s F . " genannt, „ A l l t a g s - F . " oder „ a n h a l t e n d e s F . " ist febris c o n t i n u a M ) . Ist F. mit A u s s c h l ä g e n v e r b u n d e n (f. herpetica u. a.), so tritt leicht V e r w e c h s l u n g mit „ F e u e r " oder „ B r a n d " (s. d.) auf 3 l ). Die älteren T y p e n b e z e i c h n u n g e n des W e c h s e l - F . s als Drei-, Vier-, F ü n f t a g e - F . ( T e r t i a n a , Quartana, Q u o t i d i a n a ) s c h w i n d e n m i t dem A b n e h m e n des M a l a r i a - F . s . D i e U n m ö g l i c h k e i t , in die Fülle der B e o b a c h t u n g e n v o n F . f o r m e n S y s t e m zu bringen, s p r i c h t a u s der B e h a u p t u n g , es g e b e 7 bis 77 32 ), j a sogar 99 M ) F . a r t e n , die in Heils p r ü c h e n a n g e r e d e t werden. N a m e n - und Z a h l a b e r g l a u b e w e r d e n hineinspielen **). A u s der M a n n i g f a l t i g k e i t der F . e r k r a n k u n g e n e r k l ä r t sich wohl a u c h der B r a u c h in N i e d e r d e u t s c h l a n d , den F . n a m e n als „ d e F e e b e r s " ausschließlich i m pl. zu geb r a u c h e n 3S ).
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Fieber
n) H ö h n Volksheilk. 1, 152; 3. Mos. 26, 16; 5. Mos. 28, 22; 32, 24 usw.; G. S c h m i d t Mieser Kräuterb. 3g f. " ) H ö l l e r Krankheitsnamen 141; H ö h n Volksheilk. 1, 152; 6. 11. 7. Buch Mosis 37 f. " ) 6. u. 7. Buch Mosis 36; D r e c h s l e r 2 , 302; J ü h l i n g Tiere 302. " ) S u d h o f f b e i H o o p s Reall. 2, 43; J ö r i m a n n Rezeptarien 104. " ) H o v o r k a Kronfeld 1,143. ") H ö h n Volksheilk. 1, 152. " ) Ebd. K ) Mündl. Finkenwärder; v g l . H ö f l e r Krankheitsnamen ni. Urquell 2 (1891), 95. 29) H ö h n Volksheilk. 1, 152. ») Z f V k . 22 (1912), 130. 31) Z a h l e r Simmenthal 18; W u t t k e 320 § 476. " ) F o s s e ] Steiermark 1 1 ; P a u l i Pfalz 70; B u c k Volksmed. 61; F r i s c h b i e r Hexenspr. .54; Pollinger Landshut 288; H ö h n Volksheilk. i , 152 f. " ) G r o h m a n n 162 f.; vgl. F r a n z Bened. 2, 467: s. auch „F.segen" i c . 3 4 ) H ö f 1 e r Krankheilsnamen 144. 646 f. 35) Mündl. Umgegend von Hamburg.
4. G a n z allgemein soll im F r ü h j a h r der Mensch leichter v o m F . angefallen werden als s o n s t 3 6 ) . Entsprechend den älteren medizinischen Anschauungen ist das Wasser der U r s p r u n g s ort des F.s, v o r allem der Malaria gewesen 37 ). Mit dem G e t r ä n k schlüpft das F. ein. A b e r auch in Speisen kann es verborgen sein, und zwar soll man es bekommen durch zu gieriges Essen oder mit dem ersten Bissen a8), andererseits soll durch den G e n u ß der vermeintlich f.erzeugenden Speise oder eines Gerichts, auf das der K r a n k e A p p e t i t hat, die K r a n k h e i t wiederum „ w e g g e g e s s e n " werden können M ). Solchem Glauben entspricht die Vorstellung, das F. habe seinen Sitz im M a g e n 4 0 ) . Aus A u f z ä h l u n g e n v o n Körperteilen in F.gebeten läßt sich natürlich nichts schließen auf F.sitzanschauungen, weil nahezu alle Hauptorgane und -glieder genannt sind: der Priester spricht ,,. . . ut sanitas eis f i a t in ore, in naribus, in oculis, in fronte, in uertice, in collo, in pectore, in corde, in ventre, in brachiis, in manibus, in pedibus, in omnibus membris corporis illius, ut non possint frigora et febres uincere uel nocere eum nec in uisu nec in auditu nec in ambulando, non in gustu eibi nec bibendo potus . . . . " 4 1 ). — Diese Anschauungen stehen alle noch in losem Z u s a m m e n h a n g mit der nüchternen Beobachtung, und selbst die B e h a u p t u n g , das F. b e k o m m e man durch Liegen auf einem B a c k o f e n 4 2 ) ,
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scheint immer noch mit wenn auch naiver Folgerichtigkeit gedacht. Offensichtlich wird aber das F . seinem C h a r a k t e r nach von Z a u b e r und Hexerei hergeleitet, wenn es heißt, man werde f.krank, wenn man die Schalen der gegessenen Eier nicht zerbreche 43) (s. Eierschalen Hexe) oder eine Nadel von der Erde aufhebe 4 4 ). Das F . wird von Dämonen geschickt oder ist selbst ein Wesen mit unheimlichem Eigenleben. Die ungarischen Zigeuner stellen es sich als weiße Maus vor 4S ), bei den S l o w a k e n belauscht ein K n e c h t ein Gespräch zwischen B l a t t e r n und F. 4a ), in B ö h m e n soll man die K r a n k h e i t , die in B r o t s t ü c k c h e n gekrochen war, mit diesen in eine Schweinsblase gebunden und an einen B a u m gehängt haben, wo es ersticken m u ß t e 47 ). Die Ruthenen halten das F. f ü r eine schöne J u n g f r a u , die sich in L u f t verwandeln kann 4B), in Mazedonien sollen Frauen als F.geister in die K ö r p e r der Menschen gefahren sein 49 ), der estnische Bauer stellt sich das F. als Gespenst vor, das auf grauem R o ß im L a n d e umherreitet M ). Überall kehrt die gleiche Vorstellung wieder, die das F . als D ä m o n beg r e i f t 6 1 ) ; genährt werden diese W a h n vorstellungen durch die Bilder aus F.delirien 62 ). Die V e r k ö r p e r u n g des Malaria-F.s und seine g ö t t l i c h e V e r e h r u n g auf römischem Boden 53 ) gehört ebenso hierher wie die Personifikation des F.s im Kindermärchen, w o der T o d zum Riesen s a g t : „ H a b e ich dir nicht einen Boten über den anderen g e s c h i c k t ? K a m nicht das F., stieß dich an, rüttelte dich und warf dich n i e d e r ? " 64 ), oder der Glaube in der L ü n e b u r g e r Heide, d a ß die „ U n n e r e r d s c h e n " den v o m F. Befallenen gep a c k t hätten 6S ). Auf mögliche V e r q u i k k u n g von F.- mit A l p d ä m o n e n hat schon Grimm a u f m e r k s a m g e m a c h t in der Ä h n lichkeit v o n r.niiXrjf, ^TtioXigs = A l p und T.niaXof, r^'.oXoc = F., wozu das ags. älfadle passen w ü r d e 68 ). *•) Mündl. Finkenwärder; HovorkaK r o n f e l d 2,324. 3') G r o h m a n n 163; H ö h n Volksheilkunde 1, 152; HovorkaKronfeld 2, 330; Mündl. Finkenwärder. M) ZföVk. 4 (1898), 215 = HovorkaK r o n f e l d 1, 154; ZfrwVk. 1 (1904), 199;
Fieber 6. u. 7. Buch Mosis 95; W u 1 1 k e 352 § 528 = Grohmann 162 f.; Pollinger Landshut 288; ZfVk. 15 (1905), 104; F r a n z Benedikt. 2, 478.
E b d . ; U r q u e l l 2 (1891), 95.
Grohmann 162 f. = HovorkaK r o n f e l d 2, 337; Urquell 2 (1891), 95" ) F r a n z Benediklionen 2, 478. ") H o v o r k a - K r o n f e l d 2 , 331 f., s. jedoch das. i , 142. 4*) S t r u . c k e r j a n 1, 68 Nr. 74. ") Ebd. i, 54 Nr. 52. *5) ARw. 17, 390. ") ZfVk. 15 (1905), 104. «') G r o h m a n n 162 f. = H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 337. « ( H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 338. « ) ZfVk. 8 (1898), 380. ") H o v o r k a K r o n f e l d 1, 155. ") W u n d t Mythus u. Rel. 1, 500. ") S u d h o f f bei E b e r t 3, 315 f. M
") P a u 1 y - W i s s o w a
) ZfVk. 1 (1891), 158.
burger Heide
")
6, 2, 2095 f.
") K u c k Myth.
G r i m m
Lüne-
2, 966 f. ;
S c h w a r t z Stud. 382. 385; vgl. k a - K r o n f e l d 1, 12.
Hovor-
5. D e r F ü l l e v o n F . a r t e n e n t s p r i c h t die g e w a l t i g e Z a h l der F . m i 1 1 e l. Nach O l d e n b u r g e r G l a u b e n g i b t es deren 72, a b e r j e d e r A r t e n t s p r i c h t nur eins, das h i l f t ; dies h e i ß t es h e r a u s z u f i n d e n B7). D a m i t ist t r e f f e n d der t a t s ä c h l i c h e Z u s t a n d g e k e n n z e i c h n e t . V o n der V e r e h r u n g der febris auf d e m P a l a t i n M ) z u m Z w e c k e d e r F . a b w e h r bis z u m „ P l a s m o c h i n " M ) ist ein l a n g e r W e g , der die S k a l a s ä m t licher H e i l m i t t e l a u s der b e l e b t e n und u n b e l e b t e n W e l t , wie der Heilhandl u n g e n u n d der Heilsegen d u r c h l a u f e n h a t M ). E s k a n n d a r u m nur eine D a r s t e l l u n g v o n H a u p t t y p e n in F r a g e k o m m e n 6 1 ) . B e s c h r ä n k u n g auf d e u t s c h e s G l a u b e n s g u t ist m e h r als s o n s t g e b o t e n 92 ). ") S t r a c k e r j a n 2, 187 Nr. 429. ") P a u l y - W i s s o w a 6, 2, 1095. M) Archiv der Pharmazie Bd. 266 H. 8 (Berlin 1928), 617—627.
M
) P e t e r s
Pharmaz.
Vorzeit
i,
225; Fr. N e t o l i t z k y Die Fiebermittel des Volkes und ihre Deutung. Pharm. Post, Wien (1918); Michael U r b a n Zur altvolkstümlichen Fieberbehandlung. Ärztliche Centralz. Wien (1904). •') Vgl. etwa: Zimmermann Volksheilkunde 19 f.; Hovorka-Kronf e l d 2, 339; F o s s e 1 Steiermark 127 ff. ; H a 11 r i c h
Siebenbürger
Sachsen
204 ;
Seefried-Gulgowski m e r t
Volksmed.
etwa:
Frazer
Franz.
Novelle
259—265.
«)
12, 268 f.;
73 f. 86 f. ;
270 f f . ;
La m-
Außerdeutsch
Gerhardt
S é b i 11 o t
Folk-
Lore i, 47; 4, 452; H o v o r k a - K r o n f e l d *> I 5 I : 2, 340; K r a u ß Rel. Br. 38t.; Wlislocki Magyaren n . 133; S t e r n Türkei 2, 387; B e a u m a n o i r De la Verruga (Peru) in: Archives de médecine navale 55, 1—35-
»452
6. D i e H e i l u n g d u r c h Handl u n g e n . a) G e m ä ß d e m W e c h s e l z w i schen F r o s t - und H i t z e g e f ü h l s u c h t m a n entweder durch W ä r m e oder d u r c h K ä l t e d e m F. b e i z u k o m m e n . S c h o n bei B u r c h a r d h e i ß t es: „ m u l i e r si q u a f i l i u m s u u m p o n i t s u p r a t e c t u m a u t in f o r n a c e m pro s a n i t a t e f e b r i u m " 63 ), wobei es z w e i f e l h a f t bleibt, ob das L e g e n a u f s D a c h rein als K ä l t e m i t t e l g e d a c h t oder m i t anderen V o r s t e l l u n g e n v e r k n ü p f t ist (s. Dach). D a s S c h l a f e n im B a c k o f e n bei F . ist f ü r neuere Zeit b e l e g t 64 ). V i e l l e i c h t h ä n g t d a m i t der s c h w ä b i s c h e B r a u c h zus a m m e n , den K r a n k e n in Mehl e i n z u hüllen oder ihm ein S a u e r t e i g p f l a s t e r a u f die F u ß s o h l e n zu legen ®5). H i t z e soll d e n F . f r o s t oder n a c h d e m G r u n d s a t z s i m i l i a similibus c u r a n t u r a u c h H i t z e v e r t r e i b e n , w e n n man den Ofen im K r a n k e n z i m m e r gehörig a n h e i z t und den P a t i e n t e n d u r c h schwere Bettstücke beinahe erstickt M), heißes W a s s e r eingibt w ) oder e m p f i e h l t , über das J o h a n n i s f e u e r zu springen 6S ). P f e f f e r , S a l z 6 9 ) , W e i n e s s i g 7 0 ) und R e t tich 7 1 ) dienen dem gleichen Z w e c k . D a gegen wird k a l t e s W a s s e r m i t V o r l i e b e bei F. übers H a u p t gegossen, um die H i t z e zu v e r t r e i b e n 7 2 ) oder doch den K r a n k e n zu erschrecken. A u c h hier w i r d j e d o c h das Kältemittel entsprechend dem Heilverf a h r e n mit H i t z e ebenfalls a u s d r ü c k l i c h bei F . f r o s t a n g e w a n d t 7 3 ) . D a s Essen v o n H a g e l k ö r n e r n dient ä h n l i c h 74 ). A u f S y m p a t h i e g l a u b e n f u ß t d a s V e r f a h r e n , ein mit A d e r l a ß b l u t des F . k r a n k e n genetztes T ü c h l e i n an einen k ü h l e n O r t z u bring e n 7 5 ) . D a s T r i n k e n a u s „ F . b r u n n e n " ist gelegentlich a n g e r a t e n 76 ). b) Die b e k a n n t e A p p e t i t l o s i g k e i t bei F . ist dem V o l k besonders b e d e n k l i c h (s. Magen). Man soll auf j e d e n F a l l e t w a s e s s e n 7 7 ) . Der A p p e t i t auf irgendeine Speise s t e m p e l t diese z u m H e i l m i t t e l n ) , w i e d e r u m wird v e r l a n g t , d a ß die Speise, die einem a m meisten w i d e r s t r e b t , genossen werden m u ß 7 9 ) . K r ä f t i g e r noch ist die K u r , w e n n das Mittel g e s t o h l e n w u r d e 8 0 ) . D a s W e g e s s e n s t e h t in selts a m e m G e g e n s a t z zu der B e h a u p t u n g , m a n k ö n n e sich das F . anessen (s. 0. 4). E i n e besondere A r t des W e g e s s e n »
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Fieber
b e s t e h t in d e m V e r s c h l i n g e n v o n S a c h e n , a u f d i e d a s F . g e s c h r i e b e n w a r . Die H o m i l i a de sacrilegiis w e i s t schon auf Schreib e n bei F. h i n 8 1 ) . D e r eigene N a m e 8 * ) o d e r A b r a c a d a b r a 8 3 ) wird auf B r o t ges c h r i e b e n und gegessen, a u c h M a n d e l n w e r d e n so g e b r a u c h t M ) . Eine m n d . Hs. r ä t , b e s t i m m t e S e g e n auf dre lokes blade zu s c h r e i b e n : unde he schal dey drey iladere nüchterne etenM). „ F . z e t t e l " soll m a n essen, die b e s c h r i e b e n sind 8 S ); z u der K o m b i n a t i o n v o n B i l d - und S c h r i f t z a u b e r t r i t t s c h l i e ß l i c h n o c h der B l u t z a u b e r in d e r V o r s c h r i f t , der K r a n k e solle seinen N a m e n m i t s e i n e m eigenen B l u t e auf den F.zettel schreiben, ehe er ihn verschlinge w). c) A m e i n f a c h s t e n ist es, d a s F. f o r t z u s c h i c k e n 8 8 ) oder f o r t z u j a g e n in ö d e G e g e n d e n M ) . M a n verliert es a u c h , w e n n m a n an einem T a g e über neun R a i n e läuft90). A b t u n oder a b w e n d e n k a n n m a n es d u r c h die s i n n b i l d l i c h e H a n d l u n g des H e m d u m k e h r e n s 91 ), w o b e i g e s p r o c h e n w i r d : „ K e h r e dich u m H e m d e u n d du F . w e n d e d i c h " 92 ), a u c h k a n n m a n d a s H e m d u n d d a m i t das F. übers D a c h w e r f e n 9 3 ) . S o g a r v e r s c h e n k e n und v e r k a u f e n l ä ß t es sich M ) . W i e so viele K r a n k h e i t e n k a n n d a s F . d u r c h irgendeinen verm i t t e l n d e n G e g e n s t a n d einem T o t e n mitg e g e b e n w e r d e n ®6), es v e r g e h t mit der L e i c h e , wie es v e r g e h t , w e n n der G e g e n s t a n d u n t e r der D a c h t r a u f e *6) v e r g r a b e n oder i m F e u e r v e r b r a n n t w i r d 9 7 ) . So können auch F.zettel v e r b r a n n t w ) oder im S c h u h e n t z w e i g e t r a g e n w e r den " ) . N o c h a u g e n f ä l l i g e r k a n n das dabei e n t s c h i e d e n d ä m o n i s c h g e d a c h t e F. v e r n i c h t e t w e r d e n , w e n n der K r a n k e beim A n f a l l b l i n d l i n g s u m sich g r e i f t und den e r f a ß t e n G e g e n s t a n d an die W a n d n a g e l t 10 °). E r k a n n a u c h eine s c h w a r z e K a t z e s o l a n g e j a g e n , bis sie t o t liegen bleibt101). d) N a c h der Z a h l der Quellen s c h e i n t das Ü b e r t r a g e n des F.s den bel i e b t e s t e n H e i l m a n i p u l a t i o n e n v o n Gegenwart und Vergangenheit anzugehören 1 0 2 ). F . im Z u s a m m e n h a n g mit Inf e k t i o n s k r a n k h e i t e n m a g die Möglichkeit der Ü b e r t r a g u n g auf a n d e r e M e n -
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schen nahe gelegt haben. Man trägt das F. e t w a mit dem W a s c h w a s s e r m ) oder a n d e r e n D i n g e n , die in e n g e r B e r ü h r u n g m i t d e m K ö r p e r des K r a n k e n standen, auf Wege, besonders gern S c h e i d e w e g e , w o d u r c h es V o r ü b e r g e h e n d e b e k o m m e n 1 0 4 ) ; a u c h in der K i r c h e , w o viele M e n s c h e n z u s a m m e n s t r ö m e n , k a n n es a u f eine a n d e r e P e r s o n ü b e r t r a g e n werden los). Durch angekaute oder halb g e t r u n k e n e N a h r u n g wird d a s F . a n H u n d e a b g e g e b e n 1 0 Ä ) , o f t u n t e r Hersagen eines S p r u c h e s w i e : , , P r o s t H u n d , d u k r a n k u n d ich g e s u n d " 107 ). T i e r e , auf die s o n s t w o h l das F . ü b e r t r a g e n w i r d , s i n d : K r e b s 1 0 8 ) und A a l 1 0 9 ) , a u c h F i s c h e a l l g e m e i n 1 1 0 ) wegen ihres A u f e n t h a l t s i m kühlenden Wasser, Hühnerul) und S c h n e p f e n m ) , a m h ä u f i g s t e n j e d o c h die A m e i s e n m ) , bei d e n e n die Ü b e r t r a g u n g d u r c h w e g so v o r sich g e h t , d a ß m a n ein Ei i m U r i n des K r a n k e n k o c h t , a n s c h l ä g t u n d d a n n in einen A m e i s e n h a u f e n l e g t . D e r G e d a n k e der V e r n i c h t u n g des m i t d e m U r i n in d a s E i e i n g e k o c h t e n F . s d u r c h die das Ei f r e s s e n d e n T i e r e m a g m i t w i r k e n . D i e K u r w i r d in g e n a u derselben F o r m a u c h bei a n d e r e n K r a n k h e i t e n a n g e r a t e n (s. U r i n , Ei, A m e i s e ) . S e h r v e r b r e i t e t ist die Ü b e r t r a g u n g a u f B a u m a r t e n w i e W e i d e 1 1 4 ), N u ß b a u m u 5 ) , E i c h e 1 1 8 ) , Holunder117) und Obstbäume 1U). Die Übertragung geschieht durch Verspinden, Verpflöcken, Verbohren, Verkeilen, A n b i n d e n , V e r n a g e l n , V e r k e r b e n , i n d e m T e i l e des K ö r p e r s wie H a a r , U r i n , F i n g e r n ä g e l , B l u t , j a s o g a r der H a u c h , selbst K l e i d e r t e i l e a l s K r a n k h e i t s t r ä g e r dienen 1 1 9 ). In b e g l e i t e n d e n A n r e d e n wird d e u t l i c h die Ü b e r t r a g u n g a u s g e d r ü c k t . In der G e g e n d v o n K ö l n h i e ß es u m 1860: Zwich ich beugen dich, Feber, nu loß mich; Hollerzwich, hef dich op, Rüddele setz üch drop Ich hatt üch einen daach Halt do et johr un daach 1M ). ( A u s f ü h r l i c h e r s. bei F . s e g e n 3 a.) „ A n b a u e n " kann man das F. mit Samenkörnern von G e t r e i d e , wie G e r s t e , B u c h w e i z e n , L e i n , die m i t d e m K ö r p e r oder seinen A u s s c h e i d u n g e n in B e r ü h r u n g gebracht w u r d e n 1 2 1 ) . Mit dem K e i m e u
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u n d A u f g e h e n der S a a t s c h w i n d e t d a s F . V e r w a c h s e n soll es, w e n n d e m K r a n k e n g e r a t e n wird, u n t e r einen G r a s s o d e n z u h a u c h e n 1 M ) . D a ß sogar bei einem leblosen E l e m e n t wie d e m W a s s e r an Ü b e r t r a g u n g g e g l a u b t w i r d , b e l e g t wied e r u m der R i t u s s p r u c h : M a n soll W a s s e r g e g e n den S t r o m s c h ö p f e n , t r i n k e n u n d dabei segnen: Grund, ich belaw di d a t Feber d a t plagt mi, Gott gäw, d a t m i ' t vergeit un di besleit 1S3). ( A u s f ü h r l . s. F.segen 3 b). D a s F . w i r d ins W a s s e r g e w o r f e n 1 M ) , in den B r u n n e n g e s p u c k t 1 2 S ) mit a n g e k a u t e m B r o t , in F a d e n g e k n o t e t oder, auf P a p i e r a b g e schrieben, in f l i e ß e n d e s Wasser gebannt "•). e) D e r A n s i c h t v o m F . als einer d ä m o n i s c h e n W i r k u n g e n t s p r i c h t die A n wendung von k i r c h l i c h e n Mitteln bei den H e i l h a n d l u n g e n . F r a n z h a t sie in reicher Fülle z u s a m m e n g e stellt127). Ergänzend sei.gesagt, daß das F . a u ß e r d u r c h B e k ä m p f u n g mit B e n e d i k t i o n e n (s. F.segen) a b g e b e t e t wird 128 ). — Z a h l r e i c h sind die F . p a t r o n e , a m meisten b e t e t man zu den S i e b e n s c h l ä f e r n , weil sie nach der L e g e n d e 300 J a h r e l a n g r u h t e n und d a r u m g e e i g n e t erscheinen, d e m F . k r a n k e n R u h e zu v e r s c h a f f e n 129 ). Günstige Behandlungszeiten sind die hohen F e s t t a g e , an denen m a n f a s t e t oder b e s t i m m t e Speisen a u c h z u r F . a b w e h r g e n i e ß t . D a h i n gehören die S p e i s e v o r s c h r i f t e n f ü r G r ü n d o n n e r s t a g 13 °), K a r f r e i t a g 1 3 1 ), Himmelfahrt132), Weihn a c h t 1 3 3 ) und N e u j a h r 1 3 4 ). D a s a n g e b l i c h h e i l k r ä f t i g e O s t e r w a s s e r 1 3 6 ) erinnert a n den schon f ü r ältere Z e i t b e z e u g t e n G l a u ben a n die H e i l w i r k u n g e n v o n „ K r e u z w a s s e r " und „ K r e u z w e i n " (s. W a s s e r kult, Wasserweihe, Osterwasser)139). Die H o s t i e f e h l t s e l b s t v e r s t ä n d l i c h nicht in der R e i h e der M i t t e l 1 3 7 ) , wie die a m P a l m s o n n t a g g e w e i h t e n B l ü t e n k ä t z c h e n 138 ) und die drei K r e u z e an der T ü r l s a ). I m G e g e n s a t z dazu s t e h t die V o r s c h r i f t , m a n solle bei F . n i c h t in die K i r c h e gehen 1 4 °), die erziehliche G r ü n d e h a b e n k a n n . f ) M a n w i r f t d e m K r a n k e n einen T o p f
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nach, u m ihn z u e r s c h r e c k e n u l ) (s. d.), sucht auch sonst plötzlichen Schreck wie gegen a n d e r e K r a n k h e i t e n (s. e t w a G e l b sucht) zu e r z e u g e n . B e d i e n t man s i c h zu diesem Z w e c k k a l t e n W a s s e r s 1 4 2 ) , so n ä h e r t sich die K u r w i e d e r dem K ä l t e heilmittel (s. 6 a). G e l e g e n t l i c h wird d a s M e s s e n e m p f o h l e n U 3 ) , a u c h wohl d a s B i n d e n 1 4 4 ) m i t F ä d e n und S t r i c k e n , sogar das R e i t e n auf einem S t a l l besen n a c h d e m O s t e r g o t t e s d i e n s t 1 4 S ) , d a s erinnern k ö n n t e an H e x e n - u n d M a h r t r e i t e r g l a u b e n (s. D r u c k g e i s t , B e sen). 63) G r i m m Myth. 2, 975. " ) H o v o r t a K r o I l f e l d 1,142. ") H ö h n Volksheilh. 1, 153. " ) L a m m e r t 40. " ) R o m a n u s M büchlein 59. ) Grimm Myth. 3, 468 Nr. 918. •») Alemannia 31, 178 Nr. 1. , 0 ) 6. u. 7. Buch Mosis 96. " ) E b d . 50. '») Urquell 2, 4 (1893), 2 7 3 ! 6. u. 7. Buch Mosis 37. " ) ZföVk. 4 (1898), 215. 74) F o g e l Perms. Germ. 278 Nr. 1459 f. " ) H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 81. '•) Ebd. 142; B i r l i n g e r Schwaben i , 185; vgl. SAVk. 3, 148. " ) Urquell 2 (1891), 95. 78 ) H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 343; ZfVk. r 5 ( I 9°5)i 104; Urquell 2 (1891), 95. '•) Urquell 4 ('893), 273. M ) S t r a c k e r j a n 1, 94 Nr. 107; G r i m m Myth. 3, 440 Nr. 183 = ZfdMyth. 3, 102. " ) S a u p e Indic. 14. 8S) 6. u. 7. B u c h Mosis 5. " ) Urquell 3 (1892), 68. '*) 6. u. 7. B u c h Mosis 50; Urquell 4 (1893), 2 73- , s ) G a l l é e in Germania 32 (1887), 4 5 8 ! ; vgl. Z a c h a r i a e Kl. Schrift. 359. " ) S t r a c k e r j a n 1, 91 Nr. 101; Müllenhoff 512 Nr. 15. t! ) Urquell 3 œ (1892), 270. ) W u t t k e 353 § 529. »•) A n d r e e Parallelen 1 (1878), 31. »I G r i m m Myth. 3, 455 Nr. 1079. ") SAVk. 4, 323; 6. u. 7. Buch Mosis (Engelhilfe); Lands t e i n e r Niederöst. 45. i ! ) P e t e r Oest.Schles. 2, 232; F l ü g e l Volksmed. 40. "') G r o h m a n n Sagen 140; vgl. noch K ü c k Lüneburger Heide 241. M ) R. C y s a t 64 f. « ) Z a c h a r i a e Kl. Schriften 392; vgl. 230 ff.; S t r a c k e r j a n 1, 98 Nr. 98; J a h n Pommern 152. Nr. 463; P o l l i n g e r Landshut 293; B l a c k Folk-Med. 27. ••) D i r k s e n Meiderich 47; vgl. W u n d t Myth. und Rel. 1, 198. »') P o 11 i n g e r Landshut 288; W u t t k e 353 § 529; B l a c k FolAMed. 58. «) ZföVk. 9 (1903), 217; S t r a k k e r j a n 1, 91 Nr. 100. '*) S t r a c k e r j a n 1, 92 Nr. 101; A i g r e m o n t Fußerotik 59. 10°) W u t t k e 354 § 530 = HovorkaK r o n f. 2, 337; W u n d t Myth. und Rel. i , I01 198. ) G r i m m Myth. 3, 475 Nr. 1080; vgl. G r o h m a n n 1627 = H o v o r k a - K r o n f e 1 d 2, 337. , M ) W u n d t Myth. und Rel. 1, 500; K l a p p e r Schles. Volksk. 102 f.; M e y e r Abergl. 103. , M ) 6. u. 7. B u c h Mosis 37.
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"») W u t t k e 353 i 529; 326 § 483; H o vorka-Kronfeld 2, 334; Meyer Abergl. 103; Vernaleken Alpensagen 398 f.; Strackcr jan 1, Si Nr. 85. " " ) Z f V k . 1 1 (1901), 9 f. "«) W u t t k e 324 § 458: B l a c k Folk-Med. 35; F r a z e r 9, 5 1 . ') U r q u e l l 1 (1890), 1 3 7 . l " ) H o v o r k a - K r o n l feld 2, 339. " ) U r q u e l l 4 (1893), 142. ' " ) H e y l Tirol 7 8 7 N r . 1 4 3 ; H o v o r k a K r o n f e l d 2, 339: F o s s e l Steiermark 16 127. ') 6. u . 7. B u c h M o s i s 9 6 ; F o s s e l Steiermark 127; S t r a c k e r j a n i, 94 N r . 106; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 138; F o g e l Penns. 296 N r . 1564; K l a p p e r Schles. 1 2 3 ; B l a c k Folk-Med. 59. 1 6 3 ) B l a c k Folk-Med. 5 7 . "») H o v o r k a - K r o n f e l d 2 , 339F o s s e 1 Sieierm. 1 2 7 ; S c h w a r t z U1 Stud. 1 2 0 . ) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 339- " 2 ) P o l l i n g e r Landshut 2 8 8 ; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 1 4 1 ; F o s s e l Steierm. 1 2 7 . ™ 3 ) H o v o r k a - K r o n f e l d lM 2, 328. ) J a h n Pommern 191 Nr. 741; G r i m m Myth. 3, 4 7 3 N r . 1 0 1 8 ; 4 5 8 N r 6 9 5 ; P o l l i n g e r Landshut 2 7 7 ; F o g e l Penntylv. 2 7 2 N r . 1 4 2 2 ; S t r a c k e r j a n 1 , 68 N r . 74; K u h n West f. 2 , 2 0 5 N r . 5 8 2 ; G e r m a n i a 2 9 (1884), 4. l t s ) K u h n Westfalen 2 ,
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l 205 N r . 581. ") S t r a c k e r j a n 1, 68 N r . 74. 1M) F o g e l Penns. 273 Nr. 1426; lra H o v o r k a - K r o n f e l d 1,138. ) Jahn Pommern 1 9 3 N r . 7 6 4 ; Z f V k . 2 3 ( 1 9 1 3 ) , 1 1 6 f. l ") Mündl. Finkenwärder; H ö h n Volksl heilkunde 1, 153. ' ° ) H a g e r s Hdb. der Pharmazeut. Praxis 2 ( B e r l i n 1927), 1 7 0 f. 1T1 ) t>. u . 7. B u c h M o s i s 47. 1 7 2 ) P e t e r Oest.Schles. 2 , 2 4 4 ; Z i n g e r l e Tirol N r . 186. l 3 ' ) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 339; 1, 1 5 3 .
U r q u e l l 4 (1893), 1 4 2 ; W r e d e Eifeler Volksk. 7 4 ; J a h n Pommern 188 Nr. 714. " 6 ) S A V k . 1 0 ( 1 9 0 6 ) , 2 6 8 ; Z f r w V k . 6 (1909), 139; H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 138; P e t e r Oest.-Schles. 2 , 2 4 c ff ; J a h n Pommern 1 9 3 N r . 7 6 8 ; G r o h m a D n Sagen 3 2 3 . "•) H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 140. 148 f.; 2, 328. 339. 348; U r q u e l l 4 (1893), 1 4 2 ; vgl. l 6. u . 7. B u c h M o s i s 50. " ) U r q u e l l 1 (1890), 1 8 7 . "•) A n h ö r n Magiologia ( 1 6 7 4 ) , 785 iE. ") G r i m m Myth. 3, 4 4 1 N r . 2 1 7 ; K u h n S c h w a r t z 439 N r . 3 1 7 ; S t r a c k e r j a n 1 , 93 N r . 1 0 4 ; Z i n g e r l e Tirol N r . 7 5 0 ; Witzschel Thür. 2 , 3 0 1 . 1 M ) H o v o r k a K r o n f e l d 2 , 3 2 9 ; vgl. H ö h n Volksh. 1, 153. U1) Z . B . H u ß Aber gl. 1 7 . 1 8 2 ) Z . B . J a h n Pommern 122 Nr. 327; R e i t e r e r Ennstalerisch 2 2 ; S a u p e Indiculus 14. Bargheer.
Fiebersegen *). V o n der Furcht vor der (intermittierenden) Fieberplage zeugt eine Reihe Sprüche v o m ägypt. Altertum an 2) bis ins 19. Jh. Europas. — Es wird unten § 1 — 2 christlicher Stoff behandelt, § 3 — 4 sonstiger. 1. Segen mit b i b l i s c h e n Personen ( a — d epische Segen). a) S i m o n P e t e r s Schwiegerm u t t e r . Die Perikope Luk. 4, 38 ff., auch griech. als Segen üblich 3), gilt der röm. Kirche als anerkannte Benediktion 4) und steht dann auch in privaten Handschriften Deutschlands, lateinisch (nicht deutsch), als Segen 5 ). b) S. P e t e r s F i e b e r , einer der sehr wenigen apokryphen Segen, die an Jesu Leben zwischen der Taufe und der Passion bewußt anknüpfen. Fast nur lateinisch 6), in und außerhalb Deutschlands, aber nicht deutsch, belegt (14. u. 15. Jh.). Beispiel: „ P e t r u s stabat (auch jacebat) ante portas Ierusalem, superuenit dominus . . . Domine, iaceo de m a l a f e b r e ; et ait Uli dominus: Demitte illam febrem et sequere me . . . " ; Petrus erbittet sich dann, daß jeder, der „diesen B r i e f " trägt, vom Fieber keinen Schaden erleide. V o r -
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Fiebersegen
bild war wohl obiger Segen (a) (aus dem mitunter S ä t z e wie Matth. 8, 15 entlehnt werden) nebst Matth. 4, 19 f. (die Berufung). Der Ort variiert; auch „ a n t e p o r t a m B e t s a i d e " ( „ G a l e l y e " vgl. Matth. 4, 18) usw. — In der ältesten Aufzeichnung eines lat. Begegnungssegens (Italien ca. 800, der besegnete Kranke trägt den germ. Namen Tade.bertus) sitzt H e l e n a fiebernd auf Steinen, und Maria kommt zur S t e l l e 7 ) . c) S. J o h a n n e s und die R i t t e n , ein geschichtlich merkwürdiger Segen, deutsch 15. u. 16. J h . 8 ) und dänisch 1 5 . — 1 9 . J h . 9 ) , nicht lateinisch bekannt. Ä l t e s t e deutsche Variante: ,,N[e]un rydden saßen, sie sich vermaßen, sie wolden schaden grakn (?); dey gingengen Osten, dey gingen gen westen, dey gingen ghen dolen. Da quam der gute sant Johan, er fing si, er bant sie, gebunden sint sie mit den yseren b a n d e n . " Gewöhnlich folgt noch nach dem Binden (bzw. der Androhung zu binden) ein Versprechen der Dämonen, z. B. „ n u n los vns gen, lieber herr S. J o h a n ; ich will dir das verhaissen . . . ob wem man diese wordt spricht . . . das in der ridt nümer kümpt a n " l0 ). Einzelheiten: Die D ä m o n e n . Deutsch auch " 7 mal 7 " oder „ 1 5 ritten", auch „ d e r v c r f l u e c h t " , dänisch auch 9 Brüder oder Schwestern. In lateinischer unepischer Beschwörung, vom J. 1000 an bezeugt, werden 7 „ f r i g o r e s " oder „sorores" den Namen nach aufgezählt (11 i a , Reptilia, F o l i a , S u f f u g a l i a usw.) u ) . Das Bild von den verschiedenen Fieberarten (nach Hitze oder Kälte, Häufigkeit usw.) als (namhafte) Geschwister ist in Zaubersprüchen sehr verbreitet, slavisch (s. u.), altjüdisch 12 ), neuindisch (durch den Islam?) 13 ). — Der H e i l i g e ist „ S . J o h a n " (auch dänisch), je einmal „ S . T h o m a n " u. „ S a n t Filia Sant Alleluja . . . godtes manne", letzteres wohl urspr. zwei Namen der Dämonen, christl. „verbessert" (vgl. oben). Der O r t kann Wald ( „ T h a n " ) oder Wiese sein. — Eine Bindung des Fiebers (u. anderer Übel) ist zwar ein beliebter Ritus, s. unten § 3 a. Aber für unseren Segen ist es eigentümlich, daß der begegnende
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Heilige sich nicht, wie sonst in Westeuropas Begegnungssprüchen, mit B a n nungsworten begnügt, sondern mit K ö r p e r strafe (Bindung) droht (vgl. auch Fallsuchtsegen a). Auffallend ist auch, daß Johannes als F i e b e r patron auftritt, was sonst griechischer Volkstradition zugehören dürfte u ) . Der ganze Segen ist ein Ableger des alten morgenländischen G e 11 o - oder Lilithsegens, für den das lateinische Zwischenglied uns fehltls). Der deutschen Fassung a m nächsten verwandt ist die r u s s i s c h e : der Heilige (Sisinij u. a., auch Engel, nur einmal Johannes) trifft, gew. a m (Roten) Meer, die 12 Fieberdämonen, Töchter des Herodes; abgeprügelt versprechen diese, den Frommen nicht zu schaden und nennen ihre 12 Namen 18 ). Ähnlich ruthenisch 17 ). A l s Segen gegen Krankheit oder Verhexung ist der Spruch rumänisch, byzantinisch (hier geradezu Lieblingssegen u. -legende), hebräisch (hier schon von ca. 700 bekannt): die drei Engel oder Heiligen zwingen die Hexe zu versprechen, den Trägern ihrer (der Hexe), oder auch der Engel, N a m e n nicht zu schaden u ) (s. weiter Dreiengelsegen Schluß und vgl. den Schluß des Grazer Hagelsegens 19), 12. Jh., s. Wettersegen § 2). d) D i e h 1. G e b u r t. In einer langen Beschwörung, 12. Jh., steht: „ S a n f t e inde wale gebar . . . (Maria Jesum), also sanfte inde also w a l e " soll der Ritten den NN. gelassen 2 0 ). Lateinisch (latinisiert?) bei Wier im 16. J h . : „ A e q u e facilis tibi febris haec sit a t q u e Mariae virgini Christi p a r t u s " 21 ). — Über den Segen v o m B e b e n (Jesu) s. Gichtsegen § 2. e) C h r i s t i . Besprechungen. Lateinische frühmittelalt., meist lange Bespr. beschwören bei Gott, Engeln, Maria, Evangelisten usw. 22). Eigentüml. ums J. 1000: „ C r u x Christi et qui pendebat in cruce, liberet te N. de frigoribus biduis" usw. 23 ). Ein kurzer T e x t (14. und 15. Jh.) ist „ I n c r e a t u s pater, immensus pater, eternus p a t e r " (aus dem S y m b o lum Athanas.), auf 3 Äpfelstücke verteilt in 3 Tagen zu essen 24). Eine d e u t s c h e recht wortreiche Bespr. aus dem 12. Jh. 2 6 ).
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Fiebersegen
Später wird deutsch bes. bei dem hl. Blut beschwört, z. B . : „ D i e s ist das wahre Christi Blut, das sei für 99 Fieber g u t " (Schluß eines Ritusspruchs, indem man zugleich Wasser schöpft *•). ') H ä 1 s i g Zauberspruch 41 f.; H o v o r k a u. K r o n f e l d 1, 138 ff. *) Ägypt. 3. Jh. n. Chr. G r i f f i t h - T h o m p s o n The demoiic magic Papysus of London (usw.) 203 (Horus klagt den Göttern sein Fieber). Griech. (christl.) um 400: J a c o b y : Ein neues Evangelienfragment 32 f. (vgl. F r a n z Benediktionen 1, 63 ff.). *) G o a r Euchologion (Venetiis 1730) 341 (nach Matth. 8, 14 ff.). 4) F r a n z 2, 474. 476 vom 10. Jh. an; vgl. im Missale Romanum die Missa pro vitanda mortalitate. 6) T h o r n d i k e A History of magic and experim. Science 1, 730, 12. Jh.; S c h ö n b a c h HSG. Nr. 495, 14. Jh.; Z f V k . 1, 174; Alemannia 27, 114. Englische Parafrase: Angl. 19, 87. •) S c h ö n b a c h H S G . Nr. 488; Giac o s a Magislri Salernitani (Torino 1901) 368; MschlesVk. 21 (1919), 100; ZfdA. 38, 16 (oben zitiert); Angl. 19, 79; H e i n r i c h Ein mitlelengl. Medizinbuch 167. 220 f.; Danm. Tryllefml. Nr. 266; K 1 e m m i n g Svenska Läke- och Örteböcker 39. Englisch (als Zahnsegen) F L . 6, 304.') ZfdA. 23, 261. •) O h r t Trylleord 112 (oben zitiert, Handschr. in Berleburg); Alemannia 25, 266. 267; 26, 70 f. vgl. noch Alemannia 17, 242. •) Danm. Tryllefml. Nr. 252—259. ,0 ) Alemannia 25, 267. u ) HessBl. 24, 38 ff. 12) B l a u Das altjüdische Zauberwesen* 80. l s ) North Indian Notes (Allahabad) 3,75- 14 ) Neugriech.: A b b o t t Macedonian Folklore 65; F L . 10, 165. ») Vgl. S t e i n m e y e r 391, 10. Jh. „ H a b e n t nomen" usw. " ) Z a b y 1 i n Russkij narod 353—363 passim; F L . 11, 154; vgl. Monatsschr. f. Gesch. u. Ws. des Judenthums 29, 561 f.; auch G r i m m Myth. 2, 966. " ) H o v o r k a u. K r o n f e l d 1, 149 f. u ) Belege bes. F L . 11, 129 ff.; P e r d r i z e t Negotium perambulans (Straßb. 1922) 16 ff.; HessBl. 23, 120; 24, 39; vgl. H o v o r k a u. K r o n f e l d 1, 144. " ) ZfdA. 18, 79. so) ZfdPh. 6, 95 f. ») W i e r u s De praestigiis daemonum (Basel 15 77) 515. M) S t e i n m e y e r 24. 380; Germania 25, 69; F r a n z Benediktionen 2, 480 ff. «») F r a n z 2, 481 f.; vgl. deutsch spät: Alemannia 27, 114. " ) Germania 24, 3 1 1 ; vgl. Z f V k . 1, X74; Danm. Tryllefml. Nr. 301. " ) ZfdPh. 6, 95 f. (vgl. oben). *•) B a r t s c h Mecklenburg 2, 394 Nr. 1845; vgl. Urquell 6, 184; K u h n und Schwartz 374. 439; E n g e l i e n und L a h n 2 5 8 ^ . 1 3 8 ; D r e c h s l e r 2,302.
2. Beziehungen auf a n d e r e Heil i g e und auf den K u l t . Die Siebenschläfer (s.d.): Bloß die Namen oder auch Motivierung und Gebet, 10. bis 16. Jh., in Deutschland
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und anderswo, nur lateinisch 2 7 ); besprochen ist fast immer Fieber oder Schlaflosigkeit, vgl. die Motivierung (ums J. 1000, gegen Fieber): „sicut requie u i t dominus super illos, sie requiescat super istum famulum dei N . " G a l l u s u. a.: Im 11. Jh. werden lat. B e n e d i c t u s , V i t u s („tollat tibi hunc ridun") u. G a l l u s angerufen *•). Im 15. und 16. werden 4 Zettel o. ä. mit einem Satze der Galluslegende über den (für die Heidenmission segensreichen) Fieberanfall dieses Heiligen beschrieben, dann teils gegessen, teils verbrannt: ,,(l.) Cum proficiscendi (2.) tempus instaret, (3.) beatum Gallum (4.) febris invasit" *>). K r a f t der M e s s e : Die hier verkörperte Gottheit wird angerufen, 15. und 16. Jh. Z. B. „ B i s [d. h. sei] Godt wilkum du gegenwärtiger Godt, alle dienge sten in deim gebodt; ich bidt dich, I. herr Jhesu Christ, als wore du in des bristers henden bist, das du thust dem menschen N (72) ridten frei, ob im nichts mere sei", während der Wandlung zu sprechen 3 1 ); ähnl. französisch um 1400 („auxi verrayment come le prestre fist dieux entre ses mayns") M ) u. dänisch 33). Kraft des (heiligen) T a g e s , vom 16. Jh. an: S o n n t a g : „ B i s Godt wilkum, hl. Sunnen dage. . . ich will dich bitten, das du mir büßest diese ritten . .", drei Sonntagmorgen vor Tag mit gen Osten gebreiteten Armen zu sprechen 34). — F r e i t a g : „ H u t is de dach, dar an got geleden hat . . . so mutte myeh N. dat feber vorlan . . . " 3S). Spät auch „Willkommen fröhlicher M o n t a g " 36), und einfach: „Guter Morgen, lieber, schöner Tag, nimm mir die 77 Fieber a b " (usw.) S7). Und außerhalb des Christlichen sind wir auch in den späten Aufzeichnungen, wo die aufgehende S o n n e (gegen das Tagesfieber?) angerufen wird: „Liebe Sonne, komm herab und nimm mir die 77 Fieber a b " 3 8 ) ; vgl. auf Sizilien: „ D u bist erschienen, Gottes Morgenrot, jetzt kommt mein Feind . . . " 89). *7) H ä l s i g 99 f.; S t e i n m e y e r 392; AnSpr. 84, 324; H e i m Incantamenta 555; H o v o r k a u. K r o n f e l d 1, 30; A f d A .
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Fiebersegen
1 8 7 1 , 302; Angl. 19, 79; ZfdA. 38, 16; Alemannia 1, 198. *•) AnSpr. s. Anm. 27. »») ZfdA. 22, 247 u. HessBl. 2, 92. ») S c h ö n b a c h HSG. Nr. 421. 1024 (vgl. Danm. Tryllefml. Nr. 272); s. die Legende M i g n e Patr. Latina 114, 986. " ) Alemannia 25, 266; vgl. M o n e Anzeiger 7, 421; Alemannia 27, 1 1 3 . 1 1 5 . " ) Angl. 19, 84. n ) Danm. Tryllefml. Nr. 309. M ) Alemannia 25, 265; vgl. M o n e ss Anzeiger 3, 282. ) ZfdA. 23, 433; vgl. W i e r u s De praestigiis daemonum (Basel 1577), 515 (lat.); H ö h n Volksheilkunde 1, 156. »«) ZfrwVk. 1905, 289. *>) B i r l i a g e r Volksth. 1, 209. ») W u 11 k e § 227. ") P i t r k Biblioteca delle trad. popol. Siciliane 19, 329.
3. R i t u s s, p r ü c h e. a) Ü b e r t r a g e n auf B ä u m e (Tiere). Von der S p ä t a n t i k e ist die Sitte, Sprüche a n das heils a m e Pflücken oder Essen von B l u m e n zu k n ü p f e n , überliefert 4 0 ); derartige S p r ü che sind in Deutschland und D ä n e m a r k bis zur Gegenwart im Gebrauch 41 ). In d e u t s c h e n Sprüchen kommen Bäume in B e t r a c h t 42 ), in erster Reihe H o l u n d e r u n d Weide, auf welche d a n n der S p r u c h d e m R i t u s gemäß die K r a n k h e i t ü b e r t r ä g t ; in recht vielen Fällen ( u n t e n in den Hinweisen mit G bzw. S bezeichnet) ist diese nicht Fieber, sondern Gicht oder Schwindsucht. Einige Belege sind aus d e m 15.—17. J h . 43 ), die meisten s p ä t u n d gewöhnlich durch den Volksmund, nicht literarisch überliefert, können dennoch alt sein. Ähnliche Sprüche in N a c h b a r l ä n d e r n 44 ). — Der Spruch k a n n das A n b i n d e n des Übels ausdrücken, z. B . : ,,Gun Dag ok Fleder, ik bring d i ' t Fewer, ik b i n n ' t hier an un ga d o r v a n " 4S ). Auch u n b e s t i m m t e r das bloße H e r b r i n g e n : „ N u ß b a u m , ich k o m m e zu dir, n i m m die 77erlei Fieber von mir . . . " (der N a m e des K r a n k e n wird in den Baum g e p f r o p f t , Zauberbuch) 48 ). Im Deutschen selten ist ein Spruch, der das Übertragen durch Eßwaren v e r m e r k t : , , G u n Dag, g r ä u n Marie [d. i. der Holunder], ik bring' di d a t Nig', hie bring' ik di . . . . Kes un Brot . . . " 47 ), lateinisch (latinisiert?), aus dem J a h r 1646 (gedr. Buch) **) und schon bei Pseudo-Plinius, auch ital. u. franz.*") bezeugt. Nicht selten soll nachher ein V o g e l das Übel b e k o m m e n : „ B o o m , Boom, öck schedder di, d a t kohle Feber bring' öck di, de erseht Vagel, wo räwerflicht, d a t de dat Feber kriege m i c h t "
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das S c h ü t t e l n soll wohl s y m p a t h i s c h das Fieberfrösteln ü b e r t r a g e n , ausländ. Sprüchen gemäß 6 l ). — Die A n r e d e f o r m ist o f t ein K l a g e n : „Born, ick klag di, d a t Feber plagt m i " usw. 62 ), oder ein G r u ß , z. B. an die Eiche : „ Goden Abend, du gode olle, ick bringe di d a t w a r m e un d a t kolle" 6S ). — Schon im 17. J h . war eine a n d e r e A n w e n d u n g des Reimes „ a l t e : k a l t e " b e k a n n t : „Diese person h a t das k a l t e ; teufel, hol die alte, so vergeht der das k a l t e " M ) ; ähnlich recht o f t s p ä t e r 5 6 ); die Alte (immer weiblich) ist hier die k r a n k e Person, n a c h W u t t k e M ) urspr. a b e r eine mythologische Gestalt, — sicher liegt hier jedoch, wie von Weinreich nachgewiesen 67 ), ein grober Scherz vor, wie in dem „ A u g e n s e g e n " : „ D e r Teufel reiße dir die Augen a u s " (usw.) M ). b) A n d e r e Ritussprüche. Vereinzelt wird das Fieber dem Spruche nach auf fließendes Wasser oder auf einen Kreuzweg ü b e r t r a g e n M ). Salzritusspruch (Salz wird in den Bach o. ä. g e s t r e u t ) : „ I c h streue diesen Samen in Gottes N a m e n : wenn dieser Samen wird aufgehn, w e r d ' ich mein Fieber wiedersehn" („unmögliche Aufgabe"), vgl. formell die Getreidesegen u. ä., s. landwirtsch. Segen § 3 a. Ahnlich tschechisch und schwedisch 81 ). " ) P I i n i u s Hist. nat. 21, 166; H e i m Incantamenta 561, 9. Jh. 41) HessBl. 23, 125 (Kornblüten); Danm. Tryllefml. Nr. 295 ff. 1150 f. «•) Z. B. W u t t k e § 488. 491. 507 (Böhmen); ZfVk. 1, 212 G; R e i s e r Allgäu 2, 446 G; B i r l i n g e r Volksth. 209; ZfVk. 22, 297, Gelbsucht; S t r a c k e r j a n r, 72, wildes Feuer; Urquell 2, 96; G r i m m Myth. 2, 979; B a r t s c h Mecklenburg 2, 367 Nr. 1721 f., Sucht; 2, 407 Nr. 1888 G; ZfVk. 6, 216 G; 7, 69; 7, 166—169 passim G; J a h n Hexenwahn 90; F r i s c h b i e r Hexenspr. 54; ZfVk. 5 , 33 G. " ) ZfdA. 23, 433; M o n e Anzeiger 1834, 287 Nr. 34; Alemannia 17, 244. " ) P i t r è Bibl. trad. popol. Siciliane 19, 328. 330 ; S é b i l l o t Folk-Lore 3, 412; G r o h m a n n 164; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 333 (Mähren); Z a b y l i n Russkij narod 353; Danm.Tryllefml. Nr. 283 ff.; Folkminnen fràn Skytts härad 2 (Lund 1915), 8; County FolkLore 5, 124. " ) B a r t s c h 2, 489. " ) Württ. Vjh. 13, 176 Nr. 79. " ) B a r t s c h 2, 366 Nr. 1719. ") ZfVk. 4, 450 ( G r i m m Myth. 2, 979)- *') Ps.-Plin. 3, 15 nach H e i m Incantamenta 483; P i t r è Bibl. 19, 330; S é b i l l o t Folk-Lore 3, 415. M) F r i s c h b i e r Hexen-
Fieberstein—Fimmelfrau
1467
spr. 5 3 N r . 4. " ) S i b i l l o t 3,415. " ) S t r a k k e r j a n i , 84; vgl. Brennessel § 7. M ) K u h n u n d S c h w a r t z 439. " ) ZfdMyth. 4, 107. **)
B i r 1i n g e r
Aus
Schwaben
1,
447;
1468
1,91.95; M ö l l e n h o f f Sagen 513; Urquell 2, 96; B a r t s c h Mecklenburg 2, 393 f.; F r i s c h b i e r Hexenspr. 50. 55. " ) G r o h m a n n 167 N r . 1183; Danm. Tryllefml. N r . 273f.;
Lammert 262; S t r a c k e r j a n 1, 77 (ZfVk. 7, 68 als „ P a r o d i e " ) . " ) W u t t k e § 227; vgl. den Spruch G r i m m Myth. 3, 504 N r . 42; s. auch Art. Alte § 5. ") HessBl. 9, 131 f. " ) Gottsch. H o l l e n Praeceptorium (Nürnberg 1503) Bl. 1 9 a ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 232; vgl. HessBl. 9,127 ff.; 12, 184 f. '•) S t r a c k e r j a n 1, 86 (vgl. S e b i 11 o t Folk-Lore 2, 379 f.); F r i s c h b i e r Hexenspr. 53. Wieder andere Sprüche Höhn Volksheilkunde 1, 155 f.; ZföVk. 13, 136. " ) H o v o r k a u. K r o n f e l d 1, 139 H a r z (u. B a y e r n ) ; Jahn Hexenwahn 92. "(Hovorka u. K r o n f e l d 2, 335;
A m i n s s o n (s. Anm. 61) 2, 105. M ) S e y f a r t h Sachsen 126 (Thüringen); H ö h n Volks-
A m i n s s o n Bidrag tili Södermanlands kulturhistoria I, 1, 107.
Filzlaus (Phtirius pubis). Filzläuse darf man nicht v e r t r e i b e n ; denn sie ziehen allen K r a n k h e i t s s t o f f a u s d e m K ö r p e r x ). L e u t e , die schwere L a s t e n heben müssen, z. B . die Müller, p f l e g e n sie d i r e k t in ihren S c h a m h a a r e n , weil sie sie v o r B r ü c h e n bewahren 2 ). A u c h die F u h r l e u t e sehen es gern, w e n n sie mit Filzläusen beh a f t e t sind, j a sie k a u f e n sich welche, wenn sie nicht schon welche haben, weil nur dann ihre P f e r d e gedeihen 3 ). — Z u r V e r t r e i b u n g der Filzläuse e m p f i e h l t Staricius 4 ), die b e t r e f f e n d e n K ö r p e r t e i l e mit einem L u m p e n einzureiben, den die Goldschmiede z u m V e r g o l d e n und A b r e i b e n des Quecksilbers g e b r a u c h t haben, oder ein S t ü c k alten B a r c h e n t zu nehmen, Quecksilber auf K o h l e n zu legen, den R a u c h mit dem L u m p e n a u f z u f a n g e n und die Stellen d a m i t abzureiben, oder klein gestoßene s c h w a r z e N i e s w u r z in starken B r a n n t w e i n zu legen und sich d a m i t abzuwaschen.
äldre
4. S o n s t i g e S p r ü c h e , a) N i c h t z u H a u s e : „ F i e b e r , bleib a u s ; ich bin n i c h t z u H a u s " (oder , , N N . ist n i c h t z . H . " ) 6 2 ) , wird, u m den F i e b e r g a s t zur U m k e h r zu b e w e g e n , g e w ö h n l i c h an die T ü r geschrieben, doch auch m i t Ü b e r t r a g u n g s oder T i l g u n g s r i t e n v e r b u n d e n , die a b e r nicht zu den W o r t e n passen. T s c h e c h i s c h e Und s k a n d i n a v i s c h e S e i t e n s t ü c k e 63 ). b) T a u b e o h n e G a l l e . Gegen Fieber oder H e r z g e s p a n n ; nicht s ü d d e u t s c h ? „ W o l f ohne L u n g e , S t o r c h o h n e Z u n g e , T a u b e ohne Galle, H e r z g e s p a n n (oder Fieber), du m u ß t f a l l e n " 64 ). S t a t t „ W o l f " auch F u c h s oder Biene, v e r e i n z e l t V o g e l , F r ö s c h e , H i r s c h (statt „ T a u b e " selten T u r t e l t a u b e , v e r e i n z e l t F i s c h e ) ; Schlußzeile a u c h : „ h i l f t f ü r das 77erlei F i e b e r a l l " o. ä. A u c h dänische V a r i a n t e n S6 ). — D e r S p r u c h s t e h t mit einem beliebten V o l k s r ä t s e l ü b e r diese u. a. T i e r e in enger V e r b i n d u n g w ) , aber die B e z i e h u n g zur K r a n k h e i t s c h e i n t dunkel. M a n s i k k a 67 ) e r k l ä r t die T a u b e als Christus oder Maria ( „ c o l u m b a (turtur) sine f e i l e " in der K i r c h e n p o e s i e ) , die das F i e b e r vertreiben, die B i e n e als M a r i a ; aber w a s sollen dann die anderen T i e r e b e d e u t e n ? D a s R ä t s e l will indessen d u r c h g e h e n d einen wirklich v o r h a n d e n e n V o l k s g l a u b e n über diese T i e r a r t e n a u s d r ü c k e n (mit dem R ä t s e l v o m V o g e l F e d e r l o s ist es n i c h t identisch). D i e „ T u r t e l t a u b e " ist sicher s e k u n d ä r . ,J ) Z. B. F o s s e 1 Volksmedizin 131 (Steierm a r k ) ; ZfVk. 10, 64 (Braunschweig); L a m m e r t 264 (Unterfranken); S t r a c k e r j a n
heilkunde 1,107; K u h n Westfalen2, 204 N r . 5 7 8 ;
Kuhn
439 Nr. 320;
u. S c h w a r t z
Hexenwahn 91 N r . 169; B a r t s c h burg 2, 396 N r . 320; F r i s c h b i e r
Jahn
MecklenHexenspr.
54 f.; BlpommVk. 7, 117; 9, 185. Vgl. ZfVk. 7,
68; G r i m m Myth. 3, 504 N r . 42. ,5 ) Danm. Tryllefml. N r . 278. 6C) M S D . 2,307; E b e r -
mann
Blutsegen
142 f.
•')
Über russische Zauberformeln
Fieberstein s.
Mansikka
72 f.
Ohrt.
Quarz.
s. a. L a u s. ») S t r a c k e r j a n i, 55 § 55; 2, 175 § 407; 2, 185 § 427. 2) L a m m e r t 257; B i r l i n g e r Volksth. 1, 489 Nr. 51. 3) B a r t s c h Mecklenburg 2, 154 f. Nr. 701; W u t t k e 113 § 149; 454
§ 717.
574
4)
Helden-Schatz
(1679),
Bächtold-Stäubli.
F i m m e l f r a u , einer der N a m e n des K o r n g e i s t e s a m t h u r g a u i s c h e n Untersee, v o n der man den K i n d e r n erzählt, daß sie das K o r n (die K ö r n e r des Hanfs) schwer mache, bösen Menschen d a g e g e n Schaden z u f ü g e *). F i m m e l n sind die männlichen H a n f p f l a n z e n 2 ). *) M a n n h a r d t
Forschungen 311;
Sin-
1469
finden
g c r Schweiz. Märchen 1, 18. s) Scliweizld. 1, 826; F i s c h e r SchwäbWb. 2, 1501. Bächtold-Stäubli.
finden. I . G l ü c k l i c h e und w u n d e r bare W i r k u n g . Vieler D i n g e Z a u b e r k r a f t w i r d b e w i r k t oder gesteigert, w e n n sie g e f u n d e n sind 1 ), denn die G u n s t des Z u f a l l s ist d a b e i im Spiel 2 ); das auf außerordentlichem Wege Erlangte hat eine a u ß e r o r d e n t l i c h e Wirkung3). In erster L i n i e gilt d a s v o n u n g e s u c h t gef u n d e n e n D i n g e n 4 ) ; die K r a f t ist d a n n e t w a s v o m S c h i c k s a l G e w ä h r t e s , das j e n s e i t s des menschlichen Willens liegt s ). W i r b e h a n d e l n hier g r u n d s ä t z l i c h nur das z u f ä l l i g G e f u n d e n e ; über G e s u c h t e s f. s. s u c h e n . a) Es gilt f ü r g l ü c k b r i n g e n d , ein v i e r b l ä t t r i g e s K l e e b l a t t 6 ) zu f. (also e t w a s A u ß e r g e w ö h n l i c h e s , das m i t t e n in der M e n g e des G e w ö h n l i c h e n nicht herv o r s t i c h t ) . D a s gleiche gilt v o n g e f u n d e n e m E i s e n 7 ) . F i n d e t ein j u n g e r Mann (oder ein j u n g e s Mädchen) in B r a u n s c h w e i g ein S t ü c k altes Eisen, so d e n k t die G e l i e b t e (der Geliebte) an ihn (sie) 8 ). G a n z b e s o n d e r e K r a f t h a t ein g e f u n d e n e s H u f e i s e n 9 ), d a s m a n a n die S c h w e l l e der H a u s t ü r e n a g e l t 1 0 ) oder über die T ü r e , um H e x e n u n d Geister zu v e r t r e i b e n u ) ; h a t m a n es m i t allen Nägeln g e f u n d e n und nagelt es d a m i t an, so ist in S c h w a b e n dadurch d a s H a u s v o r B r a n d g e s c h ü t z t 1 2 ) . Ein g e f u n d e n e s Stiefeleisen t r ä g t m a n stets als T a l i s m a n bei sich 1 3 ). Die Z a u b e r k r a f t der beiden letzten D i n g e wird d a d u r c h v e r s t ä r k t , d a ß sie in d a u e r n d e r B e r ü h r u n g m i t der M u t t e r E r d e sind. Nach der R o c k e n p h i l o s o p h i e m u ß man, um e t w a s G e s t o h l e n e s wiederzuerlangen, einen v o n u n g e f ä h r g e f u n d e n e n H u f n a g e l auf die S t ä t t e schlagen, w o allezeit F e u e r i s t 1 4 ) . A b e r a u c h das F . anderer Nägel bringt G l ü c k 1 S ); ein neuer Nagel m u ß es im E r z g e b i r g e sein 1 8 ); weiterhin der F u n d von N a d e l n 1 7 ) ; S t e c k n a d e l n , die man in der K i r c h e f i n d e t und dort zu A n g e l h a k e n biegt, sind n a c h s c h w e d i s c h e m V o l k s glauben a m besten z u m Fischen geeignet 18 ). W e r einen g e f u n d e n e n P f e n n i g bei sich b e h ä l t , ist i m m e r bei Geld 1 9 ); nach
U70
v o l k s t ü m l i c h e m K a l e n d e r g l a u b e n in U n g a r n m u ß t e m a n ein G e l d s t ü c k , d a s m a n a n W e i h n a c h t e n f a n d , ins F e u e r w e r f e n , u m d a s g a n z e J a h r G e l d zu h a b e n 2 0 ) ; g e f u n d e n e s G e l d n i m m t m a n im E r z g e birge gern zur B e z a h l u n g v o n L o s e n 2 1 ), da man annimmt, daß das durch Glückszufall E r w o r b e n e einen w e i t e r e n G l ü c k s zufall n a c h sich ziehen w i r d . E b e n d o r t h a t der F i n d e r eines S t r e i c h h o l z e s G l ü c k 22 ), und w e r dort a m heiligen A b e n d e t w a s W e r t v o l l e s f i n d e t , b e k o m m t eine L i e b e 23 ). b) U n g e s u c h t G e f u n d e n e s d i e n t als H e i l m i t t e l f ü r allerlei K r a n k h e i t . Durch Sympathiezauber heilt man Zahns c h m e r z e n : in Niederschlesien t r ä g t m a n einen g e f u n d e n e n T i e r z a h n auf der Seite des leidenden Z a h n e s in den K l e i d e r n m ö g l i c h s t nahe a m K ö r p e r 2 4 ) , ein gef u n d e n e r F ü l l e n z a h n s c h ü t z t in W e s t falen v o r Zahnleiden 2S ), in M e c k l e n b u r g m a c h t m a n sich a u s e i n e m g e f u n d e n e n S c h w e i n s k i n n b a c k e n einen Z a h n , d e n m a n s t ä n d i g in den K l e i d e r n bei sich t r ä g t 2B ). U n t e r d e m gleichen G e s i c h t s p u n k t v e r w e n d e t m a n in B ö h m e n u n d in der G e g e n d v o n L a n d s h u t M ) einen g e f u n d e nen K n o c h e n zur H e i l u n g des Ü b e r b e i n s , d a s m a n d a m i t reibt. A u c h z u f ä l l i g gef u n d e n e s Eisen spielt hier w i e d e r eine R o l l e : ein S t ü c k c h e n E i s e n , d a s beim A c k e r n an der P f l u g s c h a r h ä n g e n b l e i b t , s t e c k t m a n gegen R o t l a u f zu sich und a u c h hier sind g e f u n d e n e N ä g e l besonders w i c h t i g : ein a u s drei g e l e g e n t l i c h gefundenen Nägeln hergestellter Ring w i r d m i t E r f o l g gegen K r a n k h e i t e n get r a g e n M ) ; hat ein K i n d einen d i c k e n N a bel, so schlägt m a n einen g e f u n d e n e n N a g e l in die T ü r e in der H ö h e des K i n d s n a b e l s und b e t e t beim E i n s c h l a g e n drei V a t e r u n s e r 3 1 ) ; in Fehrbellin k l o p f t m a n bei Z a h n s c h m e r z e n einen solchen N a g e l in einen B a u m , doch so, d a ß m a n ihn w i e d e r mit der H a n d h e r a u s z i e h e n k a n n , und l ä ß t den A t e m d r e i m a l in das L o c h hinein, indem m a n s p r i c h t : , , I m N a m e n G o t t e s u s w . " 32 ). Man ü b e r t r ä g t z u w e i l e n die K r a n k h e i t auf den g e f u n d e n e n G e g e n s t a n d , den man dann f o r t w i r f t . Im A l t e n b u r g i s c h e n d r ü c k t man Ü b e r b e i n e bei a b n e h m e n d e m Monde m i t e i n e m u n g e s u c h t
finden gefundenen Tiegelbeine dreimal übers K r e u z in d e n drei h ö c h s t e n N a m e n u n d w i r f t d a n n d a s T i e g e l b e i n w e g ; w e r es a u f h e b t , e r h ä l t die K r a n k h e i t 3 3 ) . Mit gef u n d e n e n T i e r k n o c h e n , die m a n n a c h Geb r a u c h w i e d e r a n dieselbe Stelle l e g t , reibt m a n G e s c h w ü r e 3 4 ) und W a r z e n 3 5 ) . Diese l e t z t e r e n r e i b t m a n n a c h einem wendischen V o l k s b r a u c h a u s d e m S p r e e w a l d mit e i n e m S t ü c k c h e n S c h n u r , d a s m a n zufällig findet; man streicht damit dreimal über die W a r z e n und legt es d a n n s c h w e i g e n d w i e d e r a n denselben O r t , w o m a n es g e f u n d e n h a t M ) . In B ö h m e n m u ß m a n a n einem A b e n d , w o der Mond a u f g e h t , unv e r s e h e n s eine W e g s c h n e c k e f . ; m i t dieser b e s t r e i c h t m a n die W a r z e n und l e g t sie z w i s c h e n z w e i Steine, d a m i t sie n i c h t f o r t k r i e c h e n k a n n 3 "). In S c h e l k l i n g e n - B l a u beuren ist g e g e n K r e u z w e h ein g e f u n d e n e r S t r i c k g u t ; er darf nicht g e r e i n i g t u n d m u ß , o h n e d a ß es j e m a n d weiß, ins B e t t g e b r a c h t w e r d e n , sonst v e r l i e r t er seine H e i l k r a f t a a ). G e f u n d e n e W a g e r i s a l b e h i l f t im S i m m e n t h a i gegen H ü h n e r a u g e n 3 9 ) , a m L o r e n z t a g e g e f u n d e n e K o h l e n in Rickenbach (Amt Säckingen) gegen Brandwunden ; in O b e r b a i b a c h ( A m t T a u b e r b i s c h o f s h e i m ) legt m a n im Freien g e f u n d e n e W o l l e unter ein K o p f k i s s e n , d a m i t d a s K i n d leicht z a h n t 4 1 ). A u f d e m W e g e g e f u n d e n e Speise l ä ß t sich als A r z n e i v e r w e n d e n 4 2 ); ein d o r t g e f u n d e n e s S t ü c k c h e n B r o t legt m a n im E r z g e b i r g e g e g e n K r ä m p f e in den K i n d e r k o r b 4 3 ) . In M i s t e l h o l z im B ö h m e r w a l d heilt m a n das A u g s t a l l ( B l ä h k r a n k h e i t des Viehs) m i t einer z u f ä l l i g a m W e g e g e f u n d e n e n P e i t s c h e n s c h n u r , die ein H i r t oder ein F u h r m a n n w e g g e s c h n a l z t h a t ; m a n bindet sie d e m e r k r a n k t e n V i e h u m den Leib, s t r e i c h t mit den H a n d f l ä c h e n über die M a g e n h ö h l e n des Tieres und s p r i c h t einen H e i l s e g e n 4 4 ) . W e n n eine ledige Person einen R o s e n k r a n z findet, a n dem nichts f e h l t als d a s K r e u z , und ihn neun J a h r e l a n g in e i n e m S ä c k c h e n a n g e h ä n g t t r ä g t oder a n s K l e i d h e f t e t , so k a n n ihr nie e t w a s s c h a d e n , a u c h bei S c h w a n g e r s c h a f t n i c h t ; l e g t m a n so einen neun J a h r e get r a g e n e n R o s e n k r a n z einer s c h w a n g e r e n F r a u a u f die B r u s t , so b r i n g t sie l e i c h t
1472
eine gesunde F r u c h t z u r W e l t , und w i r d er K i n d e r n , die v o n F r a i s e n befallen s i n d , auf den K o p f gelegt, so g e n e s e n sie innerhalb 24 S t u n d e n 45 ). c) N o c h a n d e r e w u n d e r b a r e W i r k u n g e n können zufällig gef u n d e n e D i n g e h e r v o r r u f e n . Die F r u c h t barkeit f ö r d e r t n a c h w e n d i s c h e m V o l k s g l a u b e n ein g e f u n d e n e r S t r i c k , der in die blühenden G u r k e n g e w o r f e n wird 46 ). N a c h der R o c k e n p h i l o s o p h i e s c h ü t z t eine unversehens g e f u n d e n e R a d f e l g e , w e n n man sie in der heiligen D r e i f a l t i g k e i t N a m e n in die S c h e u n e w i r f t , das G e treide v o r M ä u s e s c h a d e n 4 7 ) . F i n d e t m a n in der O b e r p f a l z u n g e s u c h t einen H u f nagel und t r ä g t ihn a n drei K a r f r e i t a g e n bei sich, so k a n n m a n die E h e z w e i e r B r a u t l e u t e d a m i t stören und sogar t r e n nen, w e n n m a n beider H ä n d e beim H a n d schlag d a m i t d r ü c k t **). W e r einen auf der S t r a ß e g e f u n d e n e n E g g e n n a g e l bei sich trägt, k e n n t n a c h W o r m s e r A b e r g l a u b e n um 1790 alle H e x e n 4 9 ); n a c h P f o r z h e i m e r A b e r g l a u b e n a u s derselben Zeit sieht m a n sie in der K i r c h e m i t K ü b e l n auf d e m K o p f , w e n n m a n einen S o n n t a g s gef u n d e n e n E g g e n z a h n zu sich s t e c k t , m a n m u ß aber d a n n v o r d e m V a t e r u n s e r l ä u t e n die K i r c h e verlassen, sonst zerreißen sie einen so ), und a u f gleiche Weise e r k e n n t nach d e r z e i t i g e m A b e r g l a u b e n a u s d e m A n s b a c h i s c h e n d e r j e n i g e die H e x e n , der drei in g e b a c k e n e m B r o t g e f u n d e n e Getreidekörner bei sich h a t B 1 ) . Die B e duinen h ä n g e n , u m ihre K a m e l e v o r d e m bösen B l i c k zu b e w a h r e n , ihnen allerlei auf d e m W e g e g e f u n d e n e S a c h e n a n , wie S t ü c k e v o n alten S a n d a l e n , K l e i d e r n , Hufeisen u. dgl. 6 2 ). *) D r e c h s l e r 2, 243; Z a h l e r Simmenthal 90 ! ) G r i m m Myth. 2, 952. ') M a a c k Lübeck 36. 4) J o h n Westböhmen 265; S e y f a r t h Sachsen 250. So sind auch zuweilen die Wunschdinge des Märchens gefunden: G r i m m KHM. Nr. 93. 6) W u t t k e 145 § 203. •) M e i e r Schwaben 1, 252; StrackerjaD 2, 219 Nr. 464: W o l f Beiträge 1, 246. ') ZfVk. 11 (1901), 277; Schmitt Hettingen 17. •) A n d r e e Braunschweig 296. •) Egerl. 3 (1899), 59. Auch ein Stück davon genügt: G r i m m Myth. 3, 441 Nr. 220. 10) Mitt. Anh. Gesch. 14, 10. " ) ZfVk. 12 (1902), 387. " ) Ebd. la ) ZföVk. 13 (1907),
finden
1473 I 33-
14) G r i m m a . a . O . 3, 441 Nr. 220. Wuttke 135 § 186. " ) J o h n Erzgebirge 38. " ) ZfVk. 11 (1901), 279; F r a n z Nik. da Jawor 190. '») G r i m m a . a . O . 3, 479. ») Urquell 4 (1893), 106. «•) Z f V k . 4 (1804), 312. «) J o h n a. a. O. 37. " ) Ebd. 38. " ) Ebd. 153. *•) D r e c h s l e r 2, 299. " J W u t t k c 351 § 526. »•) B a r t s c h Mecklenburg 2, 123. " ) G r o h m a n n 1, 183; W u t t k e § 5 2 1 . M ) P o l l i n g e r Landshui 287 f. *•) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 255. M ) Z f V k . 11 (1901), 277. «) W o l f a. a. O. 1, 208. «) ZfVk. 8 (1898), 204. «) S e y f a r t h a . a . O . 238. «) H e y l Tirol 801 Nr. 253. " ) W u t t k e 341 § 508; F o g e l Pennsylvania 322 Nr. 1713. *•) S c h u l e n b u r g 103. ") G r o h m a n n 172. " ) H ö h n Volksheilkunde i , 138. » ) Z a h l e r a. a. O. 90. 40) M e y e r Baden 508. " ) Ebd. 50. «) Urquell 4 (1893), 116. «•) J o h n a . a . O . 53. " ) Z f V k . 1 (1891), 213. *5) S c h ö n w e r t h a. a. O. 1, 161 f. " ) S c h u l e n b u r g Wend Volksl. 116. *') G r i m m a . a . O . 3, 445 Nr. 351. *») S c h ö n w e r t h a . a . O . i, 128 Nr. 1. " ) G r i m m a. a. O. 3, 452 Nr. 539. " ) Ebd. 3, 456 Nr. 636. " ) Ebd. 3, 485 Nr. 685. " ) A n d r e e Parallelen 1, 36. 1S)
2. A b e r a u c h U n g l ü c k k a n n ein g e f u n d e n e r G e g e n s t a n d d e m F i n d e r bring e n . Z u m m i n d e s t e n b r i n g t er in v i e l e n F ä l l e n k e i n e n S e g e n (nach W i e n e r K i n d e r g l a u b e n g e h t G e f u n d e n e s bald w i e d e r verloren) 63 ). W e r ein g e f u n d e n e s D i n g sich a n e i g n e t , d e m k a n n leicht e t w a s ang e t a n w e r d e n M ) ; es ist vielleicht f ü r i r g e n d e i n e n Z a u b e r g e b r a u c h t w o r d e n S6 ). E i n B a n d mit K n o t e n soll m a n n a c h o b e r p f ä l z i s c h e m V o l k s g l a u b e n liegen lassen, weil m a n sonst seine Z e u g u n g s k r a f t verlieren k ö n n t e 6 S ) . H a t j e m a n d ein T u c h , d a s er u m ein G e s c h w ü r g e t r a g e n h a t , auf einen S t e i n a m B a c h gelegt (s. F l u ß § 2) und ein a n d e r e r f i n d e t es und n i m m t es weg, b e k o m m t er das G e s c h w ü r g e n a u a n derselben Stelle, w o der andere es g e h a b t h a t 57 ). G e l d f. b e d e u t e t U n g l ü c k M ), besonders w e n n m a n es auf d e m K r e u z w e g f i n d e t 6 9 ) oder morgens, solange m a n noch n ü c h t e r n ist, und es liegt kein H o l z d a r u n t e r 6 0 ) ; a u c h drei P f e n nige, die ü b e r e i n a n d e r liegen, darf m a n nicht a u f h e b e n 61 ), und in der O b e r p f a l z keinen G e l d b e u t e l , der a m W e g e liegt, denn der T e u f e l ist drin und s c h a u t heraus 82 ). Dieser l e t z t e G l a u b e h a t bereits einen s i t t l i c h e n B e i g e s c h m a c k , gen a u w i e die G e s c h i c h t e v o m S c h ü t t e l Hichtold-Stäubli,
A b e r g l a u b e II.
1474
H o f f m a n n zu P f a f f e n d o r f ( K r e i s L a n d s hut), der sich u n r e c h t m ä ß i g ein g e f u n d e nes G e l d t ä s c h c h e n a n e i g n e t e u n d s e i t d e m den K o p f n i c h t m e h r s t i l l h a l t e n k o n n t e 6 3 ). A b e r m a n c h m a l ist es a u c h richtiges T e u f e l s g e l d , d a s d a l i e g t : einige K n a b e n , die bei M ö r s p e r g i m E l s a ß S i l b e r g e l d f a n d e n u n d a u f h o b e n , erblindeten, und erst, als einer d a s G e l d in die linke, einen g e w e i h t e n R o s e n k r a n z in die r e c h t e H a n d n a h m , beide H ä n d e a u s s t r e c k t e und l a u t r i e f : „ J e t z t , T e u f e l , n i m m , w a s du w i l l s t ! " w u r d e n sie w i e d e r sehend M ) . W e n n m a n s c h o n g e f u n d e n e s G e l d a n sich n i m m t , so soll m a n es n i c h t a u s g e b e n , sonst g i b t m a n sein G l ü c k w e g 6 6 ) . A u c h bei e ß b a r e n D i n g e n , die m a n f i n d e t , ist V o r s i c h t g e b o t e n . G e f u n d e n e s B r o t darf m a n nicht essen 66 ), es k ö n n t e behext sein67); nach steifischem Volksg l a u b e n v e r l i e r t das G e d ä c h t n i s , w e r gefundenes Brot i ß t w ) . Nach böhmischem Glauben jedoch kann .man Brot sorglos a u f h e b e n , denn ü b e r die G a b e G o t t e s h a t w e d e r der böse F e i n d n o c h einer seiner Genossen irgendwelche M a c h t 6 9 ) . E i n Mann i m K i r c h s p i e l Gold e n s t e d t in O l d e n b u r g f a n d bei s e i n e m H a u s e ein S t ü c k Fleisch, g e h ö r i g ges c h n i t t e n u n d e i n g e b u n d e n ; er n a h m es mit und e r z ä h l t e es überall, ohne d a ß j e mand etwas von dem Verlierer wußte, und n a c h drei T a g e n l a g seine K u h t o t im S t a l l e ; ä h n l i c h g i n g es e i n e m Mann a u s d e m oldenburgischen K i r c h s p i e l V i s b e e k , der einen e i n g e w i c k e l t e n S t r e i f e n Seitenspeck in seinem H o f e f a n d : es s t a r b e n ihm m e h r e r e S c h w e i n e , a c h t K ü h e und z w e i P f e r d e in Z e i t v o n einem J a h r e 70). Man soll ü b e r h a u p t n i c h t s E i n g e w i c k e l t e s a u f h e b e n ( Z w i c k a u ) , d a eine K r a n k h e i t d u r c h Z a u b e r e i h i n e i n g e b a n n t sein k ö n n te 7 1 ) , e b e n s o wie in ein Ei ( O b e r p f a l z ) , d a s a m W e g e liegt 72 ). N a c h der R o c k e n p h i l o sophie h a t der F i n d e r einer N a d e l U n g l ü c k , w e n n sie ihm die S p i t z e z u k e h r t ; k e h r t sie i h m den K o p f zu, h a t er G l ü c k 7 3 ) . In B ö h m e n m u ß m a n sich v o r einem a m Wege gefundenen Strick h ü t e n 7 1 ) ; n i m m t der L a n d m a n n zur E r n t e z e i t einen S t r o h s e i l k n o t e n , d e n er f i n d e t , m i t h e i m , so l o c k t er eine M e n g e 47
J475
Findlingssteine
R a t t e n ins H a u s 7 5 ) und wer ein Rosenk r ä n z c h e n findet und a u f h e b t , wird des K r e u z e s nie los 7S ). A u f R ü g e n nahm ein Mann ein gefundenes B a n d mit nach Haus f ü r seine T o c h t e r ; nach 24 Stunden erhob sich ein L ä r m in der Stube, ein K o b o l d w a r da und s p r a c h : „ D u hast mich mehr als 24 S t u n d e n beherbergt, du kriegst mich dein L e b e n nicht mehr l o s " w ) . W e r einen W e r w o l f s g ü r t e l findet und umtut, wird ein Werwolf und m u ß v o b da an jeden T a g zu der Stunde, wo er den Gürtel gefunden hat, ihn anlegen und alles zerreißen, w a s ihm in den W e g k o m m t w ) . Wer in Tirol ein S c h a t z t e u f e l c h e n (Alraunmännchen) f a n d und aufhob, dessen Seele gehörte dem S a t a n " ) . In der Oberpfalz darf insbesondere die B r a u t nichts von der S t r a ß e a u f h e b e n , wenn sie nicht U n g l ü c k haben will ®°). A b e r es gibt auch Mittel, sich gegen den Schaden zu schützen, den gewisse F u n d e bringen. W e r E ß b a r e s findet, m u ß den ersten Bissen wegwerfen, daß ihm die H e x e n nichts antun können81). Das gewöhnlichste S c h u t z m i t t e l besteht darin, dreimal auf den F u n d zu spucken 82) oder auf seine Finger 83 ), ehe man ihn a u f h e b t . In Littengrün (Westböhmen) soll man einen Gegenstand, den man auf der Gasse findet, nicht eher aufnehmen, als bis man ihn dreimal mit dem F u ß e gestoßen h a t 8 4 ) . Manche F u n d e zeigen T o d an, so im Erzgebirge der eines Flors den T o d eines V e r w a n d t e n 8 6 ) ; wer einen P f e n n i g (Gussenstadt - Heidenheim), überhaupt ein Kupfergeldstück (Tumlingen - Freudenstadt) findet, h a t das Opfergeld für eine baldige Leiche gefunden, und zwar glaubt man, es sterbe j e m a n d innerhalb der Familie ( P a p p e l a u - B l a u b e u r e n , Tumlingen-Freudenstadt), und nach dem Glauben in Oberholzheim (Laupheim) k o m m t man in Trauer, wenn man drei Heller oder Pfennige findet und aufhebt 8 6 ). «) W Z f V k . 32 (1927), 92. " ( W u t t k e 304 § 452; Z f V k . 8 (1898), 395Fogel u Pennsylvania 359 Nr. 1918. ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 278. " ) H e y 1 Tirol 802 Nr. 255. W o l f Beiträge i , 246. M ) F o g e l a. a. O. 103 N r . 428. Grimm Myth. 3, 442 Nr. 242. ") P a n z e r Beitrag 1, 265. S c h ö n w e r t h a. a. O. 3, 41 N r . 3;
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278. «»)' K ü h n a u Sagen 404 f. " ) S t ö b e r Elsaß 1, 16 Nr. 22. , ä ) F o g e l a. a. O. 100 Nr. 412. M ) B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 410. «') W u t t k e 311 § 458. ») R o s e g g e r Steiermark 66. •*) G r o h m a n n 103. 70) S t r a c k e r j a n 1, 380. " ) K ö h l e r Voigtland 425. " ) S c h ö n w e r t h a. a. O . 3, 278. 281 f. '*) G r i m m a , a. O. 3, 442 Nr. 235. " ) G r o h m a n n 221. " ) E b d . 145. '•) E b d . 221. " ) H a a s Rügensche Sagen u. Märchen Nr. 23. '») R a n k e Sagen 35. '») H e y l a. a. O. 268 Nr. 82. 80) S c h ö n w e r t h a. a. O. 1, 61 Nr. 4. 81 ) G r i m m Myth. 3, 477 Nr. 1120. es ) J o h n Oberlohma 162; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 272 Nr. 16; A l p e n b u r g Tirol 264; G r o h m a n n 103. 8S) Urquell 3 (1892), 58. *') J o h n Westböhmen 251. M ) J o h n Erzgebirge 116. »«) H ö h n Tod 313. Hünnerkopf.
Findlingssteine. V o n jeher haben die erratischen Blöcke, die sich in g a n z Deutschland zerstreut finden, die A u f merksamkeit auf sich gelenkt. Erst spät und nach mancherlei vergeblichen Versuchen gelang es der Geologie, ihr Vorkommen zu e r k l ä r e n 1 ) . Das V o l k h a t t e schon frühzeitig erkannt, daß diese einsam und freiliegenden Blöcke nicht von A n f a n g an auf dem Boden, wo sie j e t z t liegen, gelegen haben können und suchte sich ihr Dasein zu deuten. Das war der A u s g a n g s p u n k t für mannigfache Erzählungen. Man meinte, Riesen hätten in grauer Vorzeit diese Steine aus irgend welcher Ursache (Haß gegen die christlichen Kirchen, das Zwergengeschlecht der Menschen usw.) geschleudert oder unterwegs verloren 2 ). In Nordschleswig nennt man die erratischen Blöcke geradezu Slyngsteen (Schleuderstein) 3 ). Die absonderliche Gestalt mancher Findlinge, seltsame Eindrücke auf ihrer Oberfläche (Finger, F ä u s t e u. a.) förderten die weitere Sagenausgestaltung. Für die Riesen trat später der Teufel ein; er griff zu solch gewaltigen Schleudersteinen, um die ihm verhaßten Kirchen (Kapellen, Klöster) zu zerstören 4 ). So schleppte, nach der Sage, der Teufel den Süntelstein herbei, um die Kirche in Venne zu zerschmettern, und noch heute sieht man in der Mitte des gewaltigen Blockes den tiefen Eindruck, wo er dem S a t a n auf dem R ü c k e n lag 6 ). Bei der K a p e l l e der Kirche der heiligen Ursula in der freien Reichs-
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Finger
Stadt C o e l a l a g , w i e Z e d i e r e r z ä h l t , ein g r o ß e r S t e i n ; a m 3. O k t o b e r 1404 soll ihn u n t e r g e w a l t i g e m S t u r m der Teufel nachts geschleudert haben, um boshaft die K a p e l l e zu z e r s c h m e t t e r n ; m a n zeigt n o c h i m G e w ö l b e das L o c h , d u r c h d a s der S t e i n h e r a b f i e l •). G l o c k e n k l a n g u n d H a h n e n k r ä h e n k a n n der T e u f e l nicht vert r a g e n ; m a n wird deshalb wohl zu den T e u f e l s s t e i n e n a u c h die F i n d l i n g e z ä h l e n k ö n n e n , d i e s i c h u m d r e h e n , w e n n sie d a s h ö r e n . E i n s o l c h e r l i e g t z. B . b e i V e h t a in O l d e n b u r g ; nach dem Volksglauben dreht er s i c h d i e i m a l h e r u m , w e n n d e s B a u e r n B e n e k e H a h n k r ä h t . V o n einem erratischen Blocke im T h u r g a u wird berichtet, er s p r i n g e h e r u m , w e n n er a m M i t t a g die Glocke läuten hört7). Andere Sagen b e r i c h t e n , F r e v l e r seien u m ihrer S ü n d e n willen in solche Steine v e r w a n d e l t worden; ihre ungefähr einem Menschen ähnliche G e s t a l t m a g diesen A b e r g l a u b e n veranlaßt haben. Als ewiges Warnungsm a l s t e h e n sie n u n v o r d e n M e n s c h e n 8 ) . U n t e r anderen erratischen Blöcken befinden sich nach dem Volksglauben große S c h ä t z e 9 ). Im deutschen Nordosten m e i n t m a n hier u n d da, die F i n d l i n g e beherbergten kleine K i n d e r ; Veranlassung dazu g a b vielleicht der N a m e „ F i n d l i n g e " ; es k a n n a b e r a u c h a u f d i e in Steinen wohnenden Zwerge zurückgehen ( v g l . K l e i n k i n d e r - T i t i s t e i n ) 1 0 ). A u f d i e einzelnen F . genauer einzugehen, verbietet der beschränkte R a u m . Joh. Folk e r s z ä h l t a l l e i n in d e r M a r k , M e c k l e n burg, Norddeutschland, Schleswig-Holstein, S a c h s e n und Niedersachsen auf Grund der vorliegenden S a g e n s a m m l u n g e n n i c h t w e n i g e r a l s 120 e r r a t i s c h e Blöcke, an denen ätiologische Sagen h a f t e n u ) . E s ist derselbe V o r g a n g wie bei a n d e r e n ätiologischen Sagen: der E r k l ä r u n g s v e r s u c h k n ü p f t e an alte m y thische Vorstellungen an; das fabulierende V o l k s p i n n t die G e d a n k e n weiter aus, und schließlich sind die F. g l e i c h s a m das letzte übriggebliebene Andenken. R i c h t i g s a g t d e s h a l b B a r t s c h : h ä t t e n die Riesen n i c h t a l l e n t h a l b e n die m ä c h t i g e n Steine aufgerichtet, so w ü r d e man v o n i h n e n n i c h t s m e h r w i s s e n 1 2 ).
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*) A. B r a u n Eiszeit der Erde ( = VirchowHoltzendorf, Vorträge, Heft 94, 2. Aufl. 1874), 7; M ö l l e n h o f f Natur 80 f. Nr. 127. 128. *) G r i m m Myth. 1, 442 und 3, 156; M ö l lenhoff a . a . O . 10 f.; B o c k e l Volkssage 91; S t r a c k e r j a n i, 502 ff.; D e e c k e Lüb. Sagen 1; P f i s t e r Hessen 22. 36 Nr. 1; ,i7 Nr. 3; M ü l l e n h o f f Sagen 270 u. 269; L y n c k e r Sagen 263; K r u s p e Erfurt 1, 89; K ü h n a u Sagen 2, 627; Andree Braunschweig 284; Z f V k . 7 (1897), 133; M e y e r Germ. Myth. 148; H a u p t Lausitz 1, 103 I I ; M a n n h a r d t Germ. Myth. 180; H e y 1 Tirol 603 Nr. 68; B a r t s c h Mecklenburg 1, 30. 34. 35. 38. 39. 93; K u h n und S c h w a r t z 22 Nr. 27; 55 Nr. 59; 129 Nr. 149; G r i m m Sagen Nr. 135; J a h n Pommern Nr. 202; E n g e l i e n u. L a h n 12 Nr. 5; K u h n Mark. Sagen 216 Nr. 202; 25 Nr. 22; 11 Nr. 10. ') M ö l l e n h o f f Natur 10 Nr. 14. 4) K u h n u. S c h w a r t z 159 Nr. 185; S c h w a r t z Studien 441; H e y l Tirol 704 Nr. 123; H a u p t Lausitz 1, 92 Nr. 101 und 88 Nr. 95; C u r t z e Waldeck 217; G r i m m Sagen Nr. 199. 200. 201; J ' a h n Pommern Nr. 339. 356. 361. 388. 399; W o l f Sagen 7 Nr. 7; M ö l l e n h o f f Sagen 273 Nr. 368 Abs. 2; G a n d e r Niederlausitz 17 Nr. 48; B e h r e n d Westpreußen 4, 17 Nr. 13; B a r t s c h a. a. O. i, 93 Nr. 105; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 251 Nr. 8 und 3, 96. ®) K u h n Westfalen 1, 63 Nr. 50; H a r t m a n s Westfalen 1 1 7 ; G r i m m Sagen Nr. 200. •) Z e d i e r 42, 1641 s. v. Teufelsstein; W o l f Beitr. 2, 25; vgl. K u h n u. S c h w a r t z 207 Nr. 232 u. 214 Nr. 242. ') S t r a c k e r jan a.a.O. 1, 296 f.; Oberholzer Thurgau (1912) 3. 5. K u h n Mark. Sagen 15 Nr. 13; 26 Nr. 24; G a n d e r Niederlausitz 18 Nr. 49; S e p p Sagen 100 Nr. 31; SchwVk. 16 (1926), 25 ff.; vgl. S i b i l l o t Folk-Lore 1 (1904), 326 f. «) Z f V k . 16 (1906), 180; M ö l l e n h o f f Sagen 547; vgl. K ü h n a u Sagen 3, X L u. Register s. v. Stein, Verwandlungen; K u h n Mark. Sagen 248 Nr. 233. *) S t r a k k e r j a n a . a . O . 2, 290; S e p p Sagen 96; H o c h h o l z Naturmythen 157 Nr. 4; V e r n a 1 e k e n Alpensagen 123 Nr. 100; K n o o p Schatzsagen (1908) 23 Nr. 42; SchwVk. 16 (1926), 27 ff. 10) M e y e r Badeng; Haas Rügen 147; J a h n Pommern 390; M e y e r Germ. Myth. 88 (Schwanstein, Adebarstein); K u h n u. S c h w a r t z 13 Nr. 14; R 0 t i n) meyer Urethnographie 380 f. Joh. F o 1 k e r s Zur Stilkritik d. deutschen Volkssage (Diss. Kiel 19ro), 70 A : erratische Blöcke. 12) Bartsch Mecklenburg 1, 32. Olbrich.
F i n g e r . „ D i e F . sind eigentlich der a u s d r u c k s v o l l e theil der h a n d , daher w i r d die im allgemeinen der h a n d beigelegte s y m bolische V e r r i c h t u n g in v i e l e n Fällen genauer durch f. b e z e i c h n e t " 1 ) 47*
(s.Hand).
Finger
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Die F . spielen in B r a u c h und Glauben eine große und bedeutsame Rolle. i] G r i m m RA. 1, 194. Vgl. i. A. (Friedr. G. G r o s c h u f f ) Abhandlung von den Fingern, deren Verrichtungen und symbolische Bedeutung usw. Leipzig u. Eisenach 1756, 8°, 312 S. und Sachregister ( M a n n h a r d t Germ. Myth. 621 Anm. 2 bezeichnet irrtümlich den Verleger M. G. Grießbach als Verfasser; vgl. dazu ADB. 9, 742); J. L ö w Die Finger in Literatur und Folklore der Juden in: Gedenkbuch zur Erinnerung an D. Kaufmann (Breslau 1900),
61—85.
Über F.n a m e n vgl. W. G r i m m Exhortatio ad plebem christianum 30 ff. 53 ff. ; D e r s . Bedeutung der F.namen, Abh. Berl. Ak. 1846, 481; DWb. 3, 1650; R o c h h o l z Kinderlied 99 ff.; S t r a c k e r j a n 2, 184; Urquell 2 (1891), 80; 4, 198; M e n s i n g Wb. 2, 97 f.; d e C o c k e n T e i r l i n c k 3, 247 ff.; s. weiter die Mundartwörterbücher. Über F.r e i m e u. F.s p i e 1 e vgl. W o s sidlo Mecklenburg 3, 59 ff.; B ö h m e Kinderlied 49 ff. Nr. 190 ff.; Z ü r i c h e r Kinderlied 49 ff. Nr. 784 ff.; LewalterSchläger Kinderlied 23 f. Nr. 42 ff. u. Anm. 283 f. Über F.r e c h n e n (etwas an den F.n abzählen): DWb. 3, 1650 f.; W a n d e r Sprichuiörterlex. 1, 1022 f. Nr. 153. 155. 178; S i t t l Gebärden 252 ff.; T y l o r Cultur 1, 240; d e Cock Oude Gebruiken 55. I. A l l g e m e i n e s : I. Wer l a n g e F . und wenig Zähne hat und dabei noch bleich ist, der wird bald sterben 2 ). L a n g e F . sollen „geschickte, vieler K ü n s t e fähige, kluge und nachsinnliche Leute anzeigen". In der Physiognomie „ w e r d e n unter den dreymal zehen Erfordernissen zur Schönheit auch drey lange Stucke gesezt, der Leib oder die Taille, die Haare, und die Hände oder F . , welch leztere auch unter die drey weißen E i g e n s c h a f t e n der Schönheit, so wie die F . , unter die drey geschlanken zarten S t ü c k e zur Schönheit gehören" 3 ). Lange (oder krumme) F . haben (machen, kriegen) heißt 'steh'en' 4 ); Langfingerzunft ist die Z u n f t der Diebe 5 ). E s „ w u r d e ihm auch aufgerucket, daß er aus Gasconien, da die Kinder mit langen und pichichen F . n geboren werden, und er sonder Zweiffei nicht aus der A r t geschlagen w ä r e " (anno 1674) 6 ). In der Schweiz schreibt man scherzhaft den Thurgauern lange (d. h. diebische) F . zu. Wenn das K i n d auf die F . geschlagen wird, wird es ein D i e b 7 ) .
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Zurück g e k r ü m m t e F . heißen bei kleinen K n a b e n „ S c h m i e d e - F . " , bei kleinen Mädchen „ N ä h - F . " 8 ). Wenn ein Mädchen sich beim N ä h e n (eines Hemdes) in den F . sticht, bekommt es an demselben T a g e (in dem Hemde) einen K u ß 9 ) . Wer in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr näht, bek o m m t eiternde F . 9) Beim Einschiachten darf man keinen wunden F . haben, sonst verdirbt das Fleisch 1 0 ). Trockene F . verheißen R e g e n w e t t e r 1 1 ) . Hört man den ersten Storch des J a h r e s klappern, so steckt man den F . in den S a n d ; dann findet man etwas 1 2 ). B r e n n t man sich an einem F., soll man mit der gebrannten Stelle schnell ans Ohrenläppchen f a h r e n ; dann schmerzt sie nicht mehr 1 3 ). Im O.-A. Nagold werden die F . - und Zehenspitzen des Neugeborenen ins kalte Wasser getaucht; dann friert es dasselbe nicht an Hände und F ü ß e 1 4 ) . Wer an der F . b e e r e gerade laufende Linien hat, bekommt wenig K i n der; wer Schleifen hat, viele (Kt. Bern) 1 5 ) ; wer an den F.s p i t z e n „ G l ü c k s r o s e n ( = kreisförmig geschlossene Ringe auf der Innenfläche) hat, ist glücklich ( K t . Zürich) 1 6 ); ein gelber Fleck an den F . n (der linken Hand oder auf dem F.nagel) bedeutet Unglück, an der rechten Glück 1 7 ), Anschauungen, die auf die Chiromantie (s. d.) des 16. u. 17. J h s . zurückgehen 1 8 ). Wer einem andern eine F.spitze abbeißt, kommt je sechs J a h r e abwechselnd in das Fegefeuer und in den H i m m e l 1 9 ) . Wen die F . oft schnellen, heißt es im Schwäbischen, der ist falsch 2 0 ). Brot, ein Glas oder eine Tasse darf man nicht so anfassen, daß man sie mit den F.n ü b e r s p a n n t , sonst bekommt man H e r z g e s p a n n 2 1 ) . Ins Glas darf man nicht mit dem F . fahren, sonst kommt man in Not 22 ). s ) G r o h m a n n 220 Nr. 1509 = Wu 11 k e 7 § 306; F i s c h e r SchwäbWb. 2, IS05. 3 ) G r o s c h u f f 77 f, 4) Ebd. 78 f.; F i s c h e r SchwäbWb. 2, 1505; R e i s e r Allgäu 2, 649 Nr. 1987; 2, 671; M e n s i n g Wb. 2, 96; W a n d e r Sprichwörterlex. i, 1022 Nr. 133 f.; K i r c h h o f e r Wahrheit und Dichtung (1824), 144; DWb. 3, 1652 Nr. 4; F o g e l Pennsyl2I
Finger
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vania 361 Nr. 1924; ZfVk. 8 (1898), 285 usw. ») DWb. 6, 173 f. •) G. R. W i d m a n n Fausts Leben (Tübingen, Lit. Ver. 1880), 93. ') J o h n Erzgebirge 56. ») ZfVk. 8 (1898), 185. •)—") M e n s i n g Wb. 2, 99. ls ) B i r linger Volksth. 1, 200 Nr. 17; Buck Volksmedizin
57;
Fischer
SchwäbWb.
2,
1506; M e n s i n g Wb. 2.99:1,504. ") H ö h n Geburt 260. l5) SAVk. 7, 136 Nr. 65. '•) Ebd. 2, 219 Nr. 59. ") Ebd. 4, 177; 8, 142; 12, 279; M a n z Sargans 125. 18) Vgl. z . B . P r a e t o r i u s Chirologia Philologica. ") Z i n g e r l e Tirol 27 N r . 164. 20) B i r 1 i n g e r A. Schwa-
ben 1, 413 Nr. 20. " ) D r e c h s l e r " ) W u t t k e 312 § 461.
2, 21.
2. W i e F u ß s p u r e n (s. d.) so t r i f f t man a u c h in der Sage S p u r e n der F. i n S t e i n S3 ). Die Geisterhand (s. d.) verbrennt alles und läßt am Gegenstand, den man ihr hingehalten hat, S p u r e n der F. z u r ü c k 24 ). Ein weitverbreitetes S a g e n m o t i v erzählt, daß ein Metzger dem Wassermann, der zu ihm k a m , um Fleisch zu kaufen, einen F. a b h a c k t e 25 ). In Schlesien schneidet aber die Lisse Vieh hütenden Mädchen T a g für T a g ein F.glied nach dem andern ab, bis die armen Dinger nur noch den D a u m e n und den Spieß-F. an jeder H a n d und nur noch die große Zehe und die zweite an jedem F u ß e h a b e n 24 ). W e n n m a u der H e x e in Tiergestalt ein Glied abschlägt, findet man nachher o f t einen F r a u e n - F . mit R i n g Der hl. A d a l b e r t wurde v o n den heidnischen Preußen in unzählige S t ü c k e zerh a c k t und zerstreut. Ein F. w u r d e von einem H e c h t verschlungen, der v o n da an stets einen zarten L i c h t s c h i m m e r von sich gab A l s er gefangen worden war, fand man in seinem B a u c h e den F. g a n z unversehrt. Die übrigen zerstreuten Glieder des Heiligen hatten sich wunderbarer Weise selbst z u s a m m e n g e f ü g t . A l s die Fischer mit dem F. zum Leichnam kamen, wuchs er schnell f e s t s s ) . Bürgel, ein A u s b u n d v o n Bosheit im Riesengebirge, pflegte gefangenen Vögeln die Füße wegzuschneiden und sie dann wieder fliegen zu lassen. A l s er es wieder einmal tat, hörte er aus der L u f t rufen: „ B ü r g e l , Bürgel, dir k o m m t ' s bis in das dritte und vierte Glied !" Seit jener Zeit fehlten seinen N a c h k o m m e n ein oder zwei F. der rechten H a n d
1482 ») ZfdMyth. 2 (1854), 231 {f.;
Folk-Lore
i,
375.
377;
3,
371.
Sibillot 446.
447.
" ) L e n g g e n h a g e r Sagen 114. 115; K o h l r u s c h Sagen 372; H e r z o g Schweizersagen 1, 11 Nr. 9 = B i r r c h e r Das Frickthal (1859), 59; B i n d e w a l d Sagenbuch 172. i5 ) S. Art. Wassergeister § 34. *•) K ü h n a u Sagen 2, 265. ") Z i n g e r l e Tirol 62 Nr. 536; J e g e r l e h n e r Oberwallis 239 N r . 10; L ü t o 1 f Sagen 2 1 1
Nr. 142a; 213 Nr. 143 usw. Preußen
2, 610.
Graesse
2, 575 Nr. 594. *•) K ü h n a u
Sagen
3. W e n n die F., an denen man zieht, k n a c k e n , so ist man verliebt oder hat man eine B r a u t 31 ). So viele F . k n a k ken, so viele Freier, Schätze, Verehrer usw. hat m a n 3 2 ) . Im Sarganserland schließt m a n aus der H ä u f i g k e i t des K n a c k e n s auf die Zahl der „ S c h ä t z e " , denen der B e t r e f f e n d e schon den L a u f p a ß gegeben hat 33 ), oder, wie im Bergischen, auf die in der Ehe zu erwartende K i n d e r z a h l 3 4 ) . K n a c k e n nur eines F.s bei einer Schwangeren läßt auf die Geburt eines K n a b e n schließen 3S ). W e m die F. recht h ä u f i g knacken, der ist falsch 3S ). T h o m a s Ebendorf er v o n Haselb a c h (f 1464) meint (nach Schönbach) wohl dieses F . k n a c k e n , w e n n er s a g t : „ a d p a c t a cum demonibus i m i t a t a pertinent milia inanissimarum observationum, puta, si m e m b r u m aliquid salierit" 37 ). S t r a c k e r j a n 1, 106 § 122; 2, 184 § 424. Sl ) ZfVk. 23 (1913), 280. «) Unoth 1, 185 Nr. 107; SAVk. 7, 135 Nr. 56; 12, 279; M e y e r Baden 165; Z i n g e r l e Tirol Nr. 106; L a m m e r t 216; A n d r e e Braunschweig
296;
B a r t s c h
Mecklenburg
2, 57
Nr. 174; M e n s i n g Wb. 2, 99; Urquell 4 (1893), 150; E n g e l i e n - L a h n 284 Nr. 286; P e t e r österr.-Schlesien 2,215; W o l f Beiträge 1, 210 Nr. 72; W u 1 1 k e 220 § 3 1 1 ;
ZfVk. 11 (1901), 448 Nr. 28. ») M a n z Sargans 125. M ) Ebd.; ZfrwVk. 11 (1914), 255 Nr.
5.
M)
M a n !
Sargans
125.
*•)
Bir-
l i n g e r Schwaben i, 413. ") ZfVk. 12 (1902), 9. 4. In V o l k s m e d i z i n und Z a u b e r sind die F. v o n hervorragender B e d e u t u n g (s. u. die einzelnen F., namentlich Mittel-F., kleiner F.). In einem alten W u r m s e g e n heißt es z. B . : „ W u r m bist du drinne, so beut ich dir bei sant . . . . minne, du sehest weiß, schwarz oder rot, daß du hie ligest t o t ! Ists ain vich, so streichend im mit der
Finger
1483
rechten h a n d über den rucken a b ; ists dan ain mensch, so n e m e n d i m d e n F. i n d i e h a n d u n d sprechend 5 v a t t e r unser, 5 a v e Maria und ain g l o b e n " M ). Bei B e s p r e c h u n g der Gesichtsrose legt m a n drei F. jeder H a n d auf den K o p f des K r a n k e n *•), bei derjenigen des Zahnschmerzes legt man die vier ersten F. auf den Z a h n (d. h. auf die Backe) und zwar so, d a ß der D a u m e n nach unten (dem K i n n zu) gerichtet ist 4 0 ), und bei Bes p r e c h u n g des Gewächses legt man den F. darauf und darf nicht darauf sehen 41 ). Meist f ä h r t man mit dem F. (Zeigeoder Mittel-F. ?) über die kranke Stelle 42 ), hält die F. kreuzweise darüber **) oder umkreist sie mit dem F. 44 ). Im kleinen Wiesental bespricht die H e b a m m e das A n w a c h s e n und schleudert bei N e n n u n g der drei höchsten Namen je dreimal die F.spitzen gegen die drei S t u b e n e c k e n 45 ). S c h o n die A n t i k e k a n n t e ähnliche Heilzeremonien mit d e m F. 44 ). Über den Z a u b e r mit D i e b s - F.n s. D i e b 2, 229 ff. * 7 ). ») G r i m m Myth. 3, 500 N r . X X I X . »») D r e c h s l e r 2 , 2 9 3 ! Z f V k . 8 (1898), 203 Nr. 19 (Potsdam). 41 ) M ü l l e n h o f f Sagen 5 1 5 Nr. 23. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 371 Nr. 1733 f . ; 2, 418 Nr. 1942; B u c k Volksmedizin 55 (der F . ist geweiht). " ) A n 44 ) dre« Braunschweig 417. K n u c h e l Umwandlung 69; Z f V k . 1, 202; 2, 142; 7, 291; 8, 198; S A V k . 1 2 , 1 0 1 ; S c h m e l l e r BayerWb. 2, 1 1 6 4 ; S c h ö n w e r t h Oberpjalz 3, 267 § 26; B i r 1 i n g e r Schwaben 1, 446; Z a h l e r Simmenthai 98. 101. 107. 109; A R w . 6, 178; B a r t s c h Mecklenburg 2, 370 Nr. 1 7 3 3 c ; D r e c h s l e r 2, 320. " ) M e y e r Baden 42. **) P 1 i n i u s Nat. hist. 28, 43; W e i n r e i ch Heilungswunder 45 A n m . 2. 47) Vgl. dazu noch H ö f 1 e r Volksmedizin 24. 170; P e u c k e r t Schles. Sagen 40; Z a h l e r Simmenthai 24 (mit L i t . ) ; S t r a c k e r j a n 1, 1 1 9 ; J a h n Pommern 162 Nr. 527 f.
II. G e b ä r d e n
(s. d.).
5. M i t d e n F . n auf j e m a n d oder e t w a s z e i g e n (s. d.), gilt bei vielen Völkern als unanständig oder gefährlich: Man k a n n d a d u r c h die verhängnisvolle K r a f t des Gezeigten auf sich lenken M ). Christian Weise überliefert in seinen „ D r e y E r t z n a r r e n " (1683, S. 226) 49 ): „ e s stehet unhöflich, w a n n m a n auff alles mit den
1484
F.n weisset. D a r u m b hat ein V a t e r ungefehr wieder sein K i n d g e s a g t : ' B e y Leibe weise nicht mit dem F., du erstichst einen Engel.' Solches ist v o n d e m Kinde auffgefangen und auff die N a c h kommen gebracht worden, d a ß j e t z u n d mancher nicht viel Geld nähme und wiese mit dem F. in die höhe, w a n n es a u c h die Höchste Noth erforderte." Der heutige Aberglaube v e r b i e t e t es vornehmlich, den F. gen H i m m e l (weil man einem Engel die A u g e n aussteche oder ihn töte 60), oder weil sonst der F. abfault) 61 ), gegen die S o n n e 8 2 ) , den M o n d (weil man sonst einen hölzernen F. erhält 83 ), etwas zerschlägt, die Englein totsticht, der F. steif wird 64), man sonst mondsüchtig wird) 66 ), zu strecken und nicht mit den F.n n a c h d e n S t e r n e n z u z e i g e n 8 6 ) (weil er sonst steif wird w ) , man einen Engel e r s t i c h t M ) , den Engeln die A u g e n verletzt 69), der F. abfällt weil ihm sonst ein Stern ins A u g e fällt und er blind wird 61 ) oder weil ein Unglück geschieht 6 2 )); „ i n astrum nunquam esse digitum intendend u m " , heißt es schon in den angeblich pythagoreischen Symbolen, die jedoch auf den Humanismus des 15. und 16. Jhs. zurückgehen 63 ). W e r mit dem F. auf ein G e w i t t e r ( B l i t z ) oder einen R e g e n b o g e n deutet, den erschlägt es (denn der F. zieht das W e t t e r an) 6 4 ), der erhält 'Notnägel' (Nietnägel am F.) 6S ). Hat man sich aber „ v e r m o h n t " (vergessen, übersehen), so soll m a n den F. schnell in den Mund nehmen und sagen: f f f ! ai! ai! und ein K r e u z drauf schlagen (Schwaben) 66) oder sich dreimal in den F. beißen und zwar so, daß man die Spuren der Zähne darauf sieht (Böhmen) OT). Wer einer H e x e begegnet, darf nicht mit F.n auf sie zeigen, weil sie sonst die S t i i l y auf ihn loslassen k ö n n t e 6 8 ) . Wer auf einen Leidtragenden mit dem F. zeigt, stirbt oder ruft den T o d in seine Familie 6 9 ). Mancher Fischer wird wütend, wenn einer mit dem F. auf ihn zeigt oder die Boote draußen und die Fischer in den Booten zählt ( s . d . ) 7 0 ) . Die (christlichen) Ilocanen auf L u z 6 n dulden nicht, daß man mit dem F. n a c h den
1485
Finger
Fruchtkeimen der Kürbisse zeigt, weil sie sonst nicht weiter wüchsen oder gar verdorrten 71 ), u n d in Algerien ist die Furcht vor dem bösen Blick so groß, daß es genügt, mit dem F. auf einen Eingeborenen zu zeigen, um ihm einen großen Schrecken einzujagen. In der ersten Zeit der Eroberung machten sich die Führer der Postwagen den Weg durch die Mitte der Eingeborenen sofort durch diese Geste frei 7 2 ). Der Leichenbitter darf nicht mit dem F., sondern nur mit einem Stöckchen anklopfen, damit ja niemand „ H e r e i n " rufe; sonst muß eines aus der Familie sterben 73). *") Urquell 6, 5 9 ; K e l l e r Grab 5, 2 9 1 ; S i 1 1 1 Gebärde 5 1 ; Jesaja 58, 9; Sprüche 6, 1 3 . ") S c h u l t z Alltagsleben 244 A n m . = G r i m m Myth. 3, 469 Nr. 947. M ) SAVk. 23 ( 1 9 2 1 ) , 2 2 1 (mit Lit.); K e l l e r Grab 5, 2 9 1 ff. (aus der Rockenphilosophie); G r i m m Myth. 3, 455 Nr. 5 9 7 ; vgl. darüber K u h n Myth. Studien 2, 62 f. u ) W u t t k e 1 3 § i x = L i e b r e c h t Z. Volksk. 3 4 1 . ") S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 52 Nr. 2. 6S) G r i m m Myth. 3, 477, Nr. 1 1 2 3 . ") D r e c h s l e r 2, 1 3 4 . u ) S . t r a c k e r j a n 1 , 4 8 = W u t t k e 391 § 598; ZföVk. 5 (1899), 1 3 7 ; vgl. K r a u ß Relig. Brauch 14. ") M e i e r Schwaben 2, 499 Nr. 335. ") S t r a c k e r j a n 1 , 4 8 5 3 9 ; K u h n - S c h w a r t z 458 Nr. 426. M ) M e i e r Schwaben 2, 499 Nr. 332. 69) G r i m m Myth. 3, 445 Nr. 334. «°) K u h n - S c h w a r t z 458 Nr. 426; G r o h m a n n 3 2 ^ . 1 7 5 . « ) G r o h m a n n a. a. O. t ! ) H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 300. " ) B o e h m in ZfVk. 25, 2 9 Nr. 29 (mit Lit.); S A V k . 23 ( 1 9 2 1 ) , 2 2 1 (mit Lit.). «») Urquell 6, 5 9 ; B i r l i n g e r Volksth. 1, 1 9 3 Nr. 3 0 5 ; M e y e r Baden 3 6 2 ; SAVk. 24 (1922), 7 1 ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 1 1 8 Nr. 5 ; S c h r a m e k Böhmerwald 250; S t r a c k e r j a n 1 , 4 9 ; G r i m m Myth. 3, 473 Nr. 1 0 2 1 ; R o s e g g e r Steiermark 66; K u h n Mark. Sagen 387 Nr. 98; Laube Teplitz 50; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 3 0 1 ; F o g e 1 Pennsylvania 237 Nr. 1 2 2 7 (mit Lit.); G e r m a n i a 29 (1884), 1 0 3 Nr. 1 6 ; Bartsch Mecklenburg 2, 205 Nr. 1 0 0 3 ; Grohmann 65 4 1 Nr. 250. ) ZfVk. 23, 282 Nr. 1 9 ; B i r l i n g e r A. S. 1, 402; Germania 29 (1884), 105 Nr. 3 6 ; ZfdMyth. 4, 1 4 8 ; M e n s i n g Wb. 2, 99 (Fingerwurm). 66) B i r l i n g e r Volksth. Ober1, 193 Nr. 305. «') S c h ö n w e r t h pfalz 2, 118 Nr. 5 ; W u t t k e 1 4 § 11. ") G r o h m a n n 1 9 9 Nr. 1 3 9 6 ; Wuttke 2 8 3 5 4 1 6 . OT) J o h n Erzgebirge 1 2 7 . *>) H e i m s Seespuk 1 4 2 = Urquell 6, 1 0 f. " ) Globus 48, 202 = Urquell 6, 5 9 ; vgl. S e 1 i g m a n n Blick 2, 262. " ) S e l i g m a n n 2, 262. 4
i486
" ) D r e c h s l e r 1, 288. 3 0 1 ; S a r t o r i 1, 1 2 9 . 1 4 0 ; H e s s B l . 6, 1 0 2 ; ZfEthnol. 20, Verhdl. 1 6 9 ; vgl. 14, Verhdl. 1 7 .
6. Einfachere G e l ö b n i s erging mit der Aufstreckung e i n e s F.s: Henricus de Lindowe miles promjsit bona fide digitum suum in dextra manu sua publice erigendo, per modum et formam, qui vulgariter 'sichern' nuncupatur 7 4 ). Die feierliche Auflassung oder Firmation geschieht mit dem Aufstrecken eines oder mehrerer F., meist S c h w u r - F . genannt (Daumen, Zeige- und Mittel-F. der rechten Hand, während die beiden andern F. zurückgekrümmt sind) 7 5 ); 'd' F. ufhebe, ufha' heißt im Schweizerdeutschen 'einen Eid schwören' 7 6 ). Den 'Friedauf miteinander stechen* ist im Schanfigg eine Friedenszeremonie, bei der zwei Friedenschließende die Spitzen der emporgestreckten Zeige-F. gegeneinander drücken und mit ihnen in die Höhe fahren, indem sie sprechen: „Friedouf bis ins Himmeli ouf" w ) ! Dem Meineidigen wurden ursprünglich die Schwur-F. resp. die Schwurhand abgehauen K ) ; das lebt noch weiter in der Redensart: „ W e n n das nicht wahr ist, so kannst du mir drei F. abh a u e n " w ). Sagen erzählten, daß ihm die F. schwarz wurden, abfaulten 8 0 ). Wer in den Stein in Rom ,,zo vnser lieuver vrauwen schola greca", in den „Virgilius gemaicht in hauende eyn loch mit eyns lewen figuyr", „sijnen vynger staich ind valsch oirdel swor, dem veylen die vynger aeff" 81}. „So wenig als ich meine Schwör-F. in diesen harten Stein tauchen mag, so wenig habe ich einen falschen Eid getan!" rief der habsüchtige Senn aus; aber siehe, der Felsen gab nach wie weicher Schnee, und die drei Schwör-F. begruben sich darin bis ans hinterste Gelenk und waren festgewachsen 8 2 ). Dem verstorbenen Meineidigen wachsen die drei Schwur-F. aus dem Grab 8S) oder er muß mit zwei aufgehobenen F.n, die glührot brennen, herumgeistern 8 4 ). Jeder, der lügenhaft einen Eid schwört, der bringt nach österreichischen Weistümerrl auf sich vier Flüche, die bezeichnet werden durch die drei F., die er aufreckt und durch die andern zwei F., die er niederneigt 8 5 ).
1487
Finger
") G r i m m RA. 1, 195; vgl. Kondz i e l l a 62. " ) DWb. 9, 2767; 3, 1654 f.; Schwld. i, 864; S i t t 1 Gebärde 144 f. *•) Schwld. 1, 862. " ) SAVk. 21 (1917), 76. " j G r i m m RA. 2, 560. '») ZfVk. 6, 212. G r i m m RA. 2, 560;' SchwabWb. 2, 1506. " ) A. v. H a r f f Pilgerfahrt (1860), 25; G r i m m RA. 2, 560. •*) S t a u b e r Aberglaube 48. •*) Z a u n e r t Rheinland 2, 204. M ) Z i n g e r 1 e Sagen 2 1 1 Nr. 362. , s ) V e r n a l e k e n Alpensagen 380 f.
7. Fecit abnegationem praedii.... primo i n c u r v a t i s digitis, secundum morem S a x o n u m , teilt Grimm aus einer alten U r k u n d e m i t 8 ® ) : ,,Me brucht im numme e chrumme F . z ' m a c h e " , d. h. eine leichte Gebärde genügt f ü r ihn, lautet eine Walliser R e d e n s a r t 8 7 ) . In der zürcherischen Knabenwelt galt das K r ü m m e n des Mittel-F.s als Gebärde der Herausforderung (ursprünglich wohl zum ' H ä k e l n ' ) 8 8 ) . •«) RA. 1, 195 f. •») Schwld. 1, 862. «•) Ebd.
8. Eine alte gefürchtete Gebärde ist das F . v e r s c h r ä n k e n . Plinius (Nat. Hist. 28, 6) gibt an, daß durch Verschränkung der F . (wie durch Kreuzen der Beine, s. d.) eine G e b u r t verhindert werden könne 8 9 ). Im deutschen Aberglauben findet sich dieser Hemmungs- und Bindungszauber (s. binden) npch in den Meinungen, daß, will man ein Tier a m Gebären hindern, man mit einem K a meraden die beiden kleinen F . einhaken, oder so man allein ist, die beiden kleinen oder mittleren F . einhaken 9 0 ) soll, und daß man einen H u n d daran hindern könne, seinen K o t abzulassen, indem zwei Menschen je einen F . k r u m m biegen und ineinanderhaken n ) . Vgl. Gebet, Händefalten. '•) Vgl. auch S c h e f t e l o w i t z Schiingenmotiv 17 1 ; W e i n r e i c h Heilungswunder 9 (mit reicher klassischer Lit.) 1 5 ; H e c k e n b a c h de nudidate 99; ZfVk. 25, 28 f.; S a m t e r Geburt 121 f.; K r o l l Aberglaube 20. Birlinger Volksth. 1, 488 Nr. 45. •') B a r t s c h Mecklenburg 2, 138 Nr. 612; B u c k Volksmedizin 24; L a m m e r t 165.
9. Weit verbreitet, trotz des Fehlens literarischer Belege, ist die Gebärde des Hörnermachens: des Ausstrekkens des Zeige- und kleinen F . s und des Einbiegens der übrigen F . E i n K u p f e r -
1488
stich um 1650, den „ H a h n r e i t e r " darstellend, zeigt sie 9 2 ), ebenso eine Holzskulptur des 18. J h s . aus der deutschen Schweiz und zwar zusammen mit dem Entblößen des Hintern und dem A u s strecken der Zunge 9 3 ). Uns ist sie als A b wehrgebärde gegen böse Hunde aus S c h a f f h a u s e n b e k a n n t M ) (s. a. Gebärde). •2) ZfVk. 19(1909), 79. «) AnzSchweizAltert. N. F. 16 (1914), 62. M ) Vgl. G e r h a r d t Franz. Novelle 72.
10. Die F . s p i t z e n „ w a r noch zu unserer Müter Zeiten eine seltsame Gebärdung ehrbarer Weiber und J u n g frauen, wenn sie sich v o r J e m a n d zierten, indem sie die Hände vorn ineinanderschlugen und die Zeigefinger unter sich, die Daumen aber über sich zusammenspitzten. In Holzwartens Schauspiele v o n Saul, welches im J a h r e 1 5 7 1 zu B a s e l a u f g e f ü h r t worden, gibt Ahinoam, Sauls Weib, ihrer Tochter Michal, als sie mit David getraut werden soll, folgende L e h r e : Dein hend davorn zuesammen leg, bey leib kein F. nit beweg beym tisch soltu auch züchtig sitzen, mit zu'cht dein zarte F. spitzen" ,s ).
F r a n z I. von Neapel drückte bei einem blinden Auflauf durch Zusammenlegung der F.spitzen (die Hand wird dabei mehrmals nach vorn bewegt) dem lärmenden Volke allgemeinverständlich seine Ansicht (d. h. Geringschätzung) aus 98 ). ,s ) J- J- S p r e n g s Idioticon rauracum — Alemannia 15 (1887), 199 = Schwld. i, 862. »•) S i 1 1 1 Gebärden 97.
11. R ü b c h e n schaben ist die verbreitete und alte Spott- und Verhöhnungsgebärde, bei der man den Zeige-F. der rechten Hand lebhaft über den ausgestreckten Zeige-F. der linken streicht 9 7 ). Die Italiener nennen es 'far pepe' (Pfeffer machen) w ) . •') DWb. 8, 1 3 3 1 ; Schwld. 6, 81; SchwäbWb. > I 5 ° 7 - **) S i 1 1 1 Gebärden 97.
2
12. Ein ' S c h n i p p c h e n schlag e n ' (concrepare digitis, mit den F.n knipsen) galt als Ausdruck des Spottes, dann überhaupt: jemandem einen Possen spielen, sich über ihn lustig machen, ohne daß dabei an die Gebärde gedacht wurde 4 9 ). „ W e n n Friedrich der Weise
1489
Finger
Dr. L u t h e r n A u d i e n z gab, begegnete er ihm auf das gnädigste und herablassendste. E r s t wenn sich der gute Mann . . . e n t f e r n t e — schlug er ihm entweder ein Schnippchen in der Tasche, oder stach ihm . . . . einen Mönch, welches nach A d e l u n g so viel sagt, als einem die Feigen w e i s e n " 10 °). Wenn j e m a n d gähnt, schnalzen die Inder mit Daumen und Mittel-F.n, um die Seele am Entweichen aus dem K ö r p e r zu verhindern 1 0 1 ). Nach Groschuff vertrieben „ d i e Alten die Gespenster" damit102). »») DWb. 9, 390; 3, 1655, 12; S i t t l Gebärden 95 (antikeBelege). leo ) M. A . v . T h ü m m e 1 Reise in die mittäglichen Provinzen von Frankreich im Jahre 1785—86 2, 293 = DWb. 9. 39°- I01) T a v e r n i e r Voyages des Indes 1. 3, ch. 14 = ZfVk. 17, 469 (Zachariae). 102) Finger 202 f. 1 3 . „ K e i n e F.gebärde kommt häufiger v o r " , schreibt das D W b . (3, 1654, 10), „ a l s jenes h a l t e n d e r F . v o r d i e A u g e n , das lat. connivere oder blinzeln", die in der Redensart „ d u r c h d i e F . s e h e n " (d. h. nachsichtig sein), noch allgemeint bekannt i s t 1 0 3 ) . In einer vogtländischen S a g e schaut der Schüler durch die drei F . seiner H a n d , mit denen man das K r e u z macht, und erkannte so die scheußlichen Spukgestalten 1 0 1 ). Die Rockenphilosophie (540 Nr. 8) r ä t : „ E s ist nicht gut, wenn man ü b e r d i e F . oder die innere flache H a n d s i c h e t " 1 0 S ). I03 ) Vgl. auch SchwäbWb. 2, 1506; W a n d e r Sprichwörterlex. i, 1017 f. Nr. 34 ff.; i, 1021 Nr. 110. ,04) E i s e i Voiglland 81 Nr. 207. ,05 ) G r i m m Myth. 3, 444 Nr. 287; schon bei P r a e t o r i u s Phil. 217.
14. E t w a s a u s d e n F.n s a u gen ist eine weitverbreitete Redensart l o s ), die möglicherweise einen tiefern Grund h a t : Wie Plutarch, De Iside X V I berichtet, nährte Isis Astartes und Malkanders K i n d dadurch, daß sie ihm statt der Brust den F . in den Mund l e g t e 1 0 7 ) . A u c h A b r a h a m wurde nach jüdischer S a g e in der Höhle, in der er geboren war, durch den Engel Gabriel ernährt, der ihn Milch aus seinem rechten F . saugen ließ 108 ). In einem Marienwunder wendet sich ein Geistlicher an Maria um Beistand bei der ersten Messe; sie
1490
erscheint ihm und befiehlt: os aperi, in ore tuo positum celestem s u g e d i g i t u m ; daraus schöpft der Geistliche w u n derbare K u n s t und singt zum E n t z ü c k e n aller 109 ). Nach dem irischen Märchen v o n den zwei Riesen steckt sich F i n den D a u m e n in den Mund, so o f t er e t w a s prophezeien oder wissen will n o ) . 10«) DWb. 3, 1655, 13; SchwäbWb. 2, 1507; W a n d e r Sprichwörterlex. i, 1020 Nr. 89. 93; 1, 1022 f. Nr. 156. 169; d e C o c k Volhsgeloof 1 (1920), 180 ff. "') B a c h o f e n Gräbersymbolik 177 = W e i n r e i c h Heilungswun1M der 35 Anm. ) W e i n r e i c h a. a. O. mit folgender Lit. : L ö w Die F. in Literatur und Folklore der Juden (Gedenkbuch zur Erinnerung an D. Kaufmann, Breslau 1900), 67; T o 1 d o in M. Kochs StudzvergiLitgesch. 1 (1901), 341; C u r t i s s Ursemitische Religion (1903), 88. 1M ) M u s s a i i a in SitzberWien 115 (1884), 74 Nr. 13 nach W e i n r e i c h a . a . O . 34 Anm. 3. n o ) K l e t k e Märchensaal 2, 151 nach L i e b r e c h t Gervasius 156 Anm. A n d e r e F . g e b ä r d e n s. unten die einzelnen F . und A r t . G e b ä r d e . III. D i e
einzelnen
15. D a u m e n
F.
s. 2, 1 7 4 f f .
1 6 . K l e i n e r F . ( 0 h r - F . 1 " ) , auricularis digitus). Dem kleinen F . schiebt der Volksglaube die Gabe des Zaubers und der Weissagung z u 1 1 2 ) ; er ist k l u g 1 1 3 ) , weiß a l l e s 1 1 4 ) ; „ d e r kleine F . hat es mir g e s a g t " , erklärt der Vater den K i n d e r n 1 1 8 ) . In Island glauben die Leute, wenn man den kleinen F . eines Schlafenden halte und diesen irgend etwas frage, so antworte er darauf so w a h r h a f t i g er könne. Ibn Gudmundsson, der Gelehrte ( 1 5 7 4 bis 1650), hörte in seiner J u g e n d von diesem Glauben r e d e n 1 1 6 ) . Nach der Minne Regel des E b e r h a r d von Cersne (V. 3878. 3887 ff.) stecken Tod und Leben in i h m 1 1 7 ) . Die Prinzessin in Arndts „ D e r Wolf und die N a c h t i g a l l " wird dadurch aus ihrer Vogelgestalt erlöst, daß der Prinz „ e i n Messer aus der Tasche zog und sich ein Loch in den kleinen F. der linken H a n d schnitt, der immer das lebendigste Herzblut h a t " 1 1 8 ). Auch f ü r andere zauberische Zwecke wird B l u t aus dem kleinen F . g e z o g e n 1 1 9 ) . In der schwedischen S a g e schneidet m a n sich in den kleinen F . und
Finger ersieht a u s d e m T r ö p f c h e n B l u t , d a ß die e n t f e r n t e Geliebte noch a m L e b e n ist 12 °). S o l c h e B e d e u t u n g des k l e i n e n F . s e r k l ä r t es a u c h , d a ß m a n in S c h w a b e n , w e n n m a n e t w a s Böses z u t r i n k e n b e k o m m t , das G l a s nur auf den kleinen F . stellen m u ß , so z e r s p r i n g t es I 2 1 ) ; ebenso w i r f t sie L i c h t a u f die R e d e n s a r t : „ W e n n m a n d e m T e u f e l den kleinen F. gibt, so n i m m t er die g a n z e H a n d " , die n a c h H o f f m a n n K r a y e r s zweifellos richtiger D e u t u n g auf wirkliche Teufelspakte hinweist: Die H e x e Elsi H o p t m a n s in A a r a u s a g t e 1586 a u s : „ D a n n e h a b e s y i m (dem bösen Geiste) verwilligt, a n der r e c h t e n h a n d d e n kleinen finger, (er) s y e a b e r sidhar nie k o m e n " m ) . Die A n n a Nessier v o n Bellw a l d (Wallis) g e s t a n d ( u m 1600): „ D a n n v e r l a n g t e er (der s c h w a r z e H u n d = T e u fel), d a ß sie i h m die H a n d g e b e ; sie t a t dies u n d hierauf b i ß er sie in den kleins t e n F., so d a ß B l u t f l o ß ; d a s Z e i c h e n ist noch zu sehen" m ) . In der h e u t i g e n V o l k s m e d i z i n allgem e i n v e r b r e i t e t ist die M a h n u n g , bei N a s e n b l u t e n (oder B l u t s t u r z ) den (linken) k l e i n e n F . 1 2 4 ) , oder d e n j e n i g e n auf der Seite, w o die Nase b l u t e t 1 2 s ) , oder denj e n i g e n der e n t g e g e n g e s e t z t e n H a n d 126 ) m i t einem (roten, Seiden-, Wollen-) F a d e n z u u m b i n d e n . N a c h isländischem G l a u b e n h i l f t es, wenn man den kleinen F. eines T o t e n in das Nasenloch s t e c k t , den l i n k e n in das linke, den rechten in d a s rechte 127 ). K o m m t das B l u t a u s d e m rechten N a s e n l o c h , s c h l ä g t m a n in S a c h s e n den k l e i n e n F . der r e c h t e n H a n d e i n und d r ü c k t ihn mit der linken fest a n ; k o m m t es aus d e m linken, so v e r f ä h r t m a n ebenso links 128 ). W e n n zwei P e r s o n e n (in Heidelberg) zu gleicher Z e i t (s. a. gleichzeitig) dasselbe sagen, d a n n g e h t es in E r f ü l l u n g ; sie müssen sich a b e r d a n n den kleinen F. geben, sich beide leise e t w a s w ü n s c h e n , d a n n auf drei z ä h l e n u n d einen D i c h t e r gleichzeitig s a g e n : ist d a s der gleiche Dichter, d a n n geht es in E r f ü l l u n g 1 2 9 ) . E i n f a c h e r ist der B r a u c h in Schlesien u. a n d e r w ä r t s : S p r e c h e n z w e i dasselbe W o r t zu gleicher Z e i t aus, so legen sie ihre kleinen F . der rechten H ä n d e h a k e n f ö r m i g ineinander, und w a s
1492
sie sich d a b e i s t i l l s c h w e i g e n d d e n k e n , g e h t in E r f ü l l u n g 1 3 0 ) . Ü b e r das E i n h a k e n resp. V e r s c h r ä n k e n der kleinen F. als G e b u r t s h i n d e r u n g u s w . v g l . o b e n 8. S c h m e r z t einem a b e n d s der kleine F . , so t r ä u m t m a n n a c h t s 1 3 1 ). D a s A b f a l l e n des kleinen F . s im T r a u m b e d e u t e t T o d 1 3 8 ) . m ) G r o s c h u f f Finger 257 ff.; Schwld. 1,864; R o c h h o l z Kinderlied 106; D e r s . Sagen 1, 354 (wo mundartl. Namen verzeichnet
Kl. Schrif-
s i n d ) ; D W b : 7, 1262; W . G r i m m
ten 3, 448; G r a f f Diutisca 3, 44; M e n s i n g Wb. 2, 97. m ) D r e c h s l e r 2 , 2 3 7 ; H. v. K l e i s t Werke (Cotta Weltlit.) 1,43 (Der Schrekken im Bade). >13) Volkskunde 23, 232; S t o r m n4
Werke 2, 10.
249.
U6
Oberpfalz 3,
) S c h ö n w e r t h
) Schwld. 1, 864; W a n d e r Sprich-
wörterlex. 1, 1020 N r . 92. 1 0 1 ; d e C o c k Volksgeloof 1 (1920), 180 f f . ; B u c k Volksmedizin
25; L e w a l t e r - S c h l ä g e r 29 Nr. 68. ,l «) ZfVk. 8, 450. •") Wohl schon in der Vorl a g e A n d r e a s Tractatus amoris. Märchen 1, 4 5 ; H e c k s c h e r
"») H e c k s c h e r p h e n s
u.
ui
393 Anm. 299.
C a v a l l i u s
)
Arndt 134. 393.
lt0
)
Ste-
Schwed.
Sagen
übers, v. Oberleitner (Wien 1848) nach R o c h m holz Kinderlied 106. ) Birlinger Volksth. i ,
339 N r .
573-
m
)
SAVk.
5,
244
= SchweizZfStrafrecht i r , 386. «») SAVk. 16, 187; vgl. weiter ebd. 13, 83. 89. 91. »") Z i m m e r m a n n Volksheilkunde 27; B o h n e n berger 18; Buck Volksmedizin 24; F r i s c h b i e r Hexenspr. 79; D r e c h s l e r 2, 290 § 6 7 2 ; S e y f a r t h Sachsen 234 = J o h n Erzgebirge m ; G e r m a n i a 36 (1891),
393; ZrwVk. 1 (1904), 92; SAVk. 2, 258 Nr. 103;
M a n z Sargans 70 ( m i t L i t . ) ; H ö h n Volksheilkunde 1, 83. >25) L a m m e r t 1 9 7 ; H ö f *") H ö h n Volksler Volksmedizin 210. heilkunde 1, 83. >27) Z f V k . 13 (1903), 2 7 5 N r . 42. 12S
) S e y f a r t h Sachsen 236. m ) Alemannia W (1905), 303. l l 0 ) D r e c h s l e r 2, 200; Basel, mündl. ,31 ) SchwVk. io, 31. >") S t r a k k e r j a n 2, 184 Nr. 424. 17. M i t t e l - F . h i e ß bei d e n A l t e n D i g i t u s medicinalis oder i m p u d i c u s 13S ), i m S c h w ä b i s c h e n ist der D a u m e n der d i g i t u s infamis, i m p u d i c u s , s o f e r n er v o r K i n d e r n d a s B a u c h n ä b e l e , v o r A l t e n aber d e n penis darstellt, w ä h r e n d Zeige- und M i t t e l - F . d a s muliebre v o r s t e l l e n 1 3 4 ). E r d i e n t z u m „ H e n n e n g r e i f e n " 1 3 8 ). A l s H e i l - F . k o m m t er a u c h h e u t e noch v o r : Ist d a s Bein e i n g e s c h l a f e n , r ä t man in Belgien, d a n n b e n e t z e den M i t t e l - F . m i t S p e i c h e l und m a c h e d a m i t ein K r e u z übers B e i n 1 3 6 ). Die a l t e F r a u , die, w i e uns P e t r o n i u s erzählt, d e n v o n b ö s e n B l i c k e n
Finger E r k r a n k t e n durch eine Mischung von S c h m u t z und Speichel helfen will, trägt dieses Medikament mit dem mittleren F. a u f . A h n l i c h verfährt die A m m e bei Persius, um das K i n d in der W i e g e zu s c h ü t z e n 137 ). Alte A r z t e pflegten nach Sir T h o m a s B r o w n e ihre Medizinen mit dem dritten F. zu mischen 1 3 8 ). Die Rose ( K r a n k h e i t ) streicht man in W e s t - H a v e l l a n d dreimal mit dem Mittel-F. übers K r e u z unter Hersagen eines Segens 139 ). M a n soll, in Schwaben, das u n g e t a u f t e K i n d nicht aus den A r m e n lassen oder es wenigstens immer mit dem Mittel-F. berühren 14 °). W e r mit dem Mittel-F. der rechten H a n d einen Hamster erstickt, der kann mit diesem F. alle Schmerzen wegsegnen 1 4 1 ). B e i m Siebdrehen wird das Erbsieb zwischen die beiden Mittel-F. g e f a ß t 142 ). Den M i t t e l - F . v o r z u s t r e c k e n w a r bei Griechen und R ö m e r n das Zeichen des höchsten Schimpfes und der V e r a c h t u n g . Diogenes beschimpfte so den Demosthenes, indem er ihn einigen Bek a n n t e n mit dem Mittel-F. zeigte. In R o m b e w e g t e der freche D i e b den F. zur A b w e h r gegen den Gartengott, dessen Phallos nach den Priapeia die Felddiebe b e d r o h t 1 4 3 ) . U m Nasenbluten zu stillen, hält man in Thüringen den A r m auf der blutenden Seite mit ausgestrecktem Mittel-F. in die Höhe, den andern ebenso niederwärts l u ) . 133)
Heckenbach
de nuditate 56. 84 f.;
W e i n r e i c h Heilungswunder 45, 2 ; S i 1 1 1 Gebärden i o i , 7 ; S e l i g m a n n Blick 2, 183 f.
M a r c e l l u s de medicam. VIII, 193; XV, 101. 102. 107; X X V I I , 37; B a c h o f e n Mutter-
recht 130; B u c k Volksmedizin
25; W a n d e r
Sprichwörierlex. 1, 1020 f. Nr. 97; Mc K e n z i e Mcdicine 138. »") B u c k a . a . O . — Über andere Namen vgl. z. B. R o c h h o l z Kinderliei 103 f. 1«) B u c k a. a. O. I36) W o l f Beiträge
1, 225 Nr. 290; vgl.
Midicine
267.
1 3 ')
P e t r o n
McKenzie
Satyr.
131
und
P e r s i u s 2, 32; S i t t l a . a . O . 123; S e l i g m a n n Blick 2, 183. 13S) M c K e n z i e a . a . O . 139. ZfVk. 7 (1897), 411 Nr. 30. 140 H ö h n Geburt 262. 141) G r o h m a n n 59 Nr. 395. 142) G r i m m Myth. 2, 9 2 7 t 143 S i t t l Gebärden i o i f . ; Seligmann 2, 183;
S t o r f e r
Jtingfr.
1« W u t t k e 347 § 518.
Mutterschaft
35.
1494
18. Der vierte F. heißt heute gewöhnlich R i n g - F. 1 4 5 ) (Annularis), wird aber auch G o l d - 1 4 6 ) , H e r z - 1 4 7 ) und A r z t F . 1 4 S ) genannt. „ D e n R i n g tregt der Mensch an dem fierden F., der heißt H e r t z f i n g e r " , sagt Geiler v . Kaisersberg im E v a n g e l i b . Bl. 101 b, und Cyriac. S p a n g e n b e r g erklärt 1 4 9 ): „ U n d würt der B r a u t r i n g an den vierdten F. gesteckt, von welchem die A d e r n z u m Hertzen gehen, anzuzeigen, das die Liebe soll hertzlich s e i n . " Der Glaube, daß v o n ihm ein feiner N e r v oder eine A d e r direkt z u m Herzen gehe, ist schon a l t 1 B 0 ) . Bei solchem Ansehen ist es nicht verwunderlich, wenn dieser F. im Z a u b e r h ä u f i g v o r k o m m t . W e n n eine J u n g f e r einer B r a u t hilft a m Brautlinnen nähen und v e r w u n d e t sich am Ring-F., wird sie im nämlichen Jahre B r a u t 1 6 1 ) . Dr. Hartlieb beschrieb u m 1455 folgende O r a k e l : „ N o c h wiß, das die menschen a u c h ansehen die vinger, ob der ciain vinger g a n g an d e m goltfinger über das oberglide. das sol groß glück bedeuten v n d so es y e vester darüber gang, so sey das glück y e größer, mer ob der selb ciain v i n g e r das glid an d e m benannten goltfinger nit rür, derselb mensch sol so gar v n g l ü c k h a f f t i g sein" 1M). Einst wollte der Teufel in Gestalt eines H u n d e s eine stets fluchende F r a u in Westpreußen holen; ihr Mann aber f a ß t e sie an den Mittel-F. der linken Hand, den HerzF. also und stimmte das Lied a n : „ I h r Höllengeister packet E u c h " l w ) ! Alsbald v e r s c h w a n d der Hund auf Nimmerwiedersehen 1 5 4 ). „ B i n d e ihm mit diesem Faden die beiden Herz-F. hinterrücks z u s a m m e n " , befiehlt der Räuber im posenschen Märchen der Schwester, ,,so wird er keine K r a f t mehr h a b e n " 15S ). A u s dem Goldfinger der sich ihm v e r p f l i c h t e n d e n Person p r e ß t der Teufel B l u t 1 5 5 a ) . E i n R i n g aus Sargnägeln a m G o l d - F . v e r h ü t e t epileptische A n f ä l l e 1 5 8 ) . Staricius 157 ) weiß v o n Ringen aus E l e c t r u m m a g i c u m (s. d.) zu berichten; „ w e r die a n g e t r a g e n / daß ihm der K r a m p f f unnd Z a h n w e h e g a n t z unnd gar nichts gethan / noch auch den geringsten Schmertzen
1495
Fingerhut
zufúgen können. Deßgleichen der Schlag oder fallende S u c h t keinen berühret h a t : und so man einen solchen R i n g einem Epiléptico an dem Hertzfinger gestecket / in dem allerhefftigsten p a r a x y s m o , so ist der p a r o x y s m u s bald dahin gewesen / h a t ablassen müssen / und der Gesunde wider u m b a u f f g e s t a n d e n und davon gegangen. So haben wir auch gesehen und selbst erfahren / dz ein solcher R i n g / so er an Herz-F. g e t r a g e n wird / und sich in dem Menschen eine verborgene K r a n c k h e i t eröffnen wil / so fahrt der R i n g an stetigs zuschwitzen / und wird er e x s y m p a t h i c a oder v o n g r o ß e m Mitleiden maculirt und ungestalt." Schon der N a m e A r z t - F . , aber auch der A u s d r u c k „ L a c h s n e r " 158 ), zeigt, d a ß auch er ein 'digitus medicinalis' ist. „ e i n pfile, aber eisen a u ß einer wonden zo zigen: n y m die z w e n g o l t t finger, das ist der negst f y n g e r beim klein f y n g e r , mitt beiden henden v n n d fas das hartt mitt den zweien f y n g e r n v n n d sprich e t c . " (16. Jh.) 159 ). Flechten und andern Ausschlag bestreicht man mit Fensterschweiß, den man mit dem G o l d - F . abgewischt hat 16 °). Man wird nicht v o m Zahnweh befallen, wenn man täglich beim Waschen mit dem Gold-F. über die Zähne f ä h r t 1 6 1 ) , sich mittels des Gold-F.s mit frischem Wasser hinter den Ohren w ä s c h t 1 6 2 ) ; am 22. Juli, dem T a g e der hl. Magdalena, m u ß man die tränenden A u g e n an hl. Brunnen mit dem Gold-F. waschen 163 ). D a m i t ein O h n m ä c h t i g e r „ w i e d e r zu sich k o m m t " , reibt man ihn recht mit dem Gold-F. 144 ). Der G o l d - F . an der linken H a n d ist nicht süchtig 165 ). Der R i n g - F . heißt auch der u n g e n a n n t e 1 6 6 ) . „ E s ist aber ain vngel a u b " , schreibt Dr. Hartlieb (1455) 167 ), „ w a n n man ain Verlust tüt, so sind lüt, die beswern ain prott v n d stecken darein drui messer j n drui crütz v n d ain spindel v n d ainen enspin daran v n d halten das zwain person vf den v n g e n a n n t e n vinger v n d besweren sy b e y den hailigen zwölff b o t e n . " Bei der Herstellung desSpiegels Sal o m o n i s m a c h t m a n m i t d e m Gold-F. derlinken H a n d dreimal das Zeichen des K r e u z e s auf den Spiegel, dreimal auf die B r u s t 1 6 8 ) .
1496
1,s) B ä c h t o l d Hochzeit i , 1 6 7 f f . ; N a m n og B v g d 6, 1 6 f f . »") G r o s c h u f f Finger 222 f f . ; B u c k Volksmedizin 25. "») S c h w l d . 1, 864; in S c h w a r z e n b u r g (Bern) scheint a b e r der M i t t e l - F . so b e n a n n t zu sein: S A V k . 8, 1 4 2 . "») S c h w l d . i , 864; T r o l l Geschichte von Winterthur 4, 1 1 3 . »•) N a c h R o c h h o 1 z Kinderlied 104 f . ; B ä c h t o l d Hochzeit 1, 167 f. l s o ) P 1 i n i u s Nat. Hist. X X X , 34, 1 ; X X I I I , 59, 1 ; B ä c h t o l d Hochzeit 1, 1 6 9 § 177 A n m . 9; B r a n d Pop. Ant. 2 (1908), 103; S c h w l d . 1, 864; D e o n n a Croyances 238; Collin de P l a n c y Dict. infernal (6) 1863, 2 1 8 ; B u c k Volksmedizin 25. 1 5 1 ) I m p e r m a n n Münchhausen 2. B u c h , 2. K a p , ls2) Ulm Hartlieb 60 cap. 102 = G r i m m Myth. 3, 432. Vgl. B ä c h t o l d in A l e 154 ) T r e i c h e l mannia 41 (1913), 44. in V e c k e n s t e d t s Z f V k . 2 (1800), 18 f. l i 5 ) K n o o p ,S5 Posener Märchen 21. ®) S c h m i d u . Sprec h e r 15. 15e ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 106; vgl. G r o s c h u f f Finger 255 f. I 5 ') Heldenschatz 24. 15S ) R o c h h o l z Kinderlied 105 = S c h w l d . 3, 1045 f . ; B u c k Volksmedizin 25; vgl. B l a c k Folk-Medicine 176. 15B) J ü I l ling Tiere 290. l M ) D r e c h s l e r 2, 284. iei) 1S2 ) L a m m e r t 233. Ebd.; F o g e l 161) Pennsylvania 311 Nr. 1650. Höf ler Volksmedizin 81. , M ) H ö h n Volksheilkunde 1, 125. 165 ) S c h ö n w e r t h 3 , 2 4 9 . 16") V g l . a u c h K a i e w a l a 27, 163; 43, 260; R o c h l i o l z Kinderlied 105. , 6 7 ) U 1 m Hartlieb 34 cap. 50. t M ) Salesbüchlcin, in 6. u. 7. B u c h Mosis 87 f.
19. Die H a u p t t ä t i g k e i t des ZeigeF.s wurde oben § 5 (mit den F.n w e i sen, deuten, zeigen) behandelt 169) (s. a. die andern Gebärden). Der Zeige-F. der rechten H a n d wird in Lancashire als besonders 'poisonous' betrachtet 170 ). Ein in R a t z e b u r g aufgewachsenes K i n d streckte jemandem, der ihm den 'Letzten* geben wollte, die eine Hand mit über den Zeige-F. gelegtem Mittel-F. wie zur Abwehr entgegen 171 ), ein Hemmungszauber gleich wie das Verschränken der F. (s. o. § 8). Der Zeige-F. auf die Spitze des kleinen F.s gelegt, hilft gegen den „ H a c k e r " 172 ). 1SB) Ü b e r seine N a m e n v g l . B e i t r . z. K u n d e der idg. Spr. 26, 2 3 1 ; R o c h h o l z Kinder17 °) B l a c k lied 103. Folk-Medicine 176. 171 ) Z f V k . 21, m 298. ) B u c k Volksmedizin 24. Bächtold-Stäubli.
F i n g e r h u t . Bringt man d e m Mädchen als ersten M a r k t k r a m nicht einen F. mit heim, so will es nicht nähen lernen 1 ). Der verstorbenen Wöchnerin gibt m a n neben
Fingerkraut
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andern zum Nähen notwendigen Dingen auch einen F . ins Grab mit 2 ) (s. Grabbeigabe). Die Deutschen Pennsylvaniens empfehlen, einem Neugeborenen das erste Wasser aus einem F . zum Trinken zu geben, dann geifert es nicht 3 ). Gegen den blauen Husten (Keuchhusten) sperren sie eine Spinne in einen F. und hängen ihn dem Kranken an 4 ). Auf Lätare wird in Forst, dem berühmten Weinort, ein Sommertagsspiel v o m Hansel F . aufgeführt 8 ). l ) Rochholz Kinderlied 320 Nr. 800. ) K u h n Westfalen 2, 50 Nr. 1 3 8 ; M e i e r Schwaben 2, 491 Nr. 302. *) F o g e 1 Pennsylvania 54 Nr. 1 5 2 . *) Ebd. 3 3 7 Nr. 1 7 9 3 . ») B e c k e r Pfalz 307 f. 3 9 7 ; HessBl. 6, 1 6 1 f. Bächtold-Stäubli.
s
Fingerkraut (Fünffingerkraut; Potentilla-Arten). 1. B o t a n i s c h e s . Der Name F . rührt daher, daß viele Arten, wie das kriechende F . (P. reptans), fünfzählige Blätter haben. Die Blüten der eben genannten Art sind gelb und wie die der verwandten Erdbeere gebaut. Das kriechende F . ist an Wegrändern usw. überall häufig. Gefiederte Blätter besitzt das ebenfalls gelbblühende G ä n s e - F . (Gänserich, Grensink; P. anserina). Die Fiederblättchen sind gesägt und auf der Unterseite meist seidig behaart. Es wächst sehr häufig an Wegrändern, auf Dorfangern (Gänseweiden) und Grasplätzen 1 ). ') M a r z e l l
Kräuterbuch 3 4 5 f.
2. Wegen der handförmigen Blattgestalt gilt das (kriechende) F . nicht selten als Z a u b e r m i t t e l . Die Herrschaft („Oberhand") in der Ehe bekommt, wer bei der Hochzeit F. im Schuh trägt 2 ). Um vor Gericht nicht zu verlieren, lege man „Genserich" ( = Gänse-F. ) und Dill (s.d.) in die Schuhe und sprcche dreimal: „Ich trittc vff diesen genserich ond vff diesen dyllen, so gebiette ich ir richtter und gerichtsleutte bey gottes gericht, auch krafft und macht, das ich N. heutte auff diesen Tage gerecht erlangen und erhaltten möge und allen meinen wiederwertigen obsiegen könne und wolle, das zehle ich mir N. N. zu busse. Im Namen usw." (Hs. des 16./17. Jhs.) 3 ). Auch zu
1498
A n f a n g des 18. J h s . wird der Glaube berichtet, daß man, um vor Gericht seine Sache zu gewinnen, Gänse-F. in die Schuhe legen müsse 4 ). Das an Johanni um 1 2 Uhr mittags mit einem Erbstück stillschweigend geschnittene und nicht mit der Hand berührte F . verschafft, in der Brieftasche getragen, Glück (GrasIitz in Böhmen) ®). Offenbar wird hier das „ F ü n f f . " teilweise mit der „ J o h a n n i s hand", den handförmig gestalteten Wurzelknollen gewisser Knabenkräuter (s. d.), zusammengeworfen. Eine Beschwörung des mittels eines Silberstückes an J o h a n n i gegrabenen „ J o h a n n i s k r a u t e s " (?) lautet: Grüß dich Gott, Fünffingerkraut, Bist so schön und wohlgebaut, Stehst allhier in Gottes Garten, Von dir will ich viel Gnade erwarten.
Das K r a u t bei sich getragen, läßt nie das Geld ausgehen 6 ). Wer F . immer in den Schuhen trägt, wird reich 7 ). Wenn man F . (P. canadensis) in der Tasche trägt, wird man vergeßlich 8 ). A m Johannistag vor Sonnenaufgang ausgegrabenes F . bei sich getragen bewirkt, daß man von allen geliebt wird 9 ). Auch hier scheint eine Verwechslung mit der aphrodisisch wirkenden „ J o h a n n i s h a n d " (s. Knabenkräuter) mit hereinzuspielen. Allerdings sagt schon ein sehr alter Aberglaube, daß das K r a u t „ p e n t a f i l o n " (pentaphyllon = Fünfblatt) seinen Träger wohl reden mache, daß er alles erlange, was er wolle 10 ). Auch bei den slowakischen Mädchen ist das F . (P. opaca) mit anderen Kräutern ein L i e b e s m i t t e l 1 1 ) . Im Harz sammelten die Mädchen das „ G r e n s i n g k r a u t " (wohl Gänse-F.) und sagten: Ich habe gepflückt das Grensingkraut. Aufs J a h r bin ich eine Braut
(vgl. Allermannsharnisch) 1 2 ). Frauen, die ihre Waren zum Verkauf auf den Markt bringen, pflücken auf dem Weg F . und sprechen dreimal: „ S o geschwind es ich räff (raffe), so geschwind ich verkäff (verk a u f e ) " 1 3 ). „ U m Glück im Handel zu haben", trage man F. bei sich und spreche: Ich reiße ab Fünffingerkraut, Du bist gepflanzt und gebaut, Du sollst mit mir rennen und laufen Und mir alle meine Ware verkaufen. '*)
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Fingernagel
In der Elsterberger Gegend (Sachsen) lautet der Spruch: Du liebes gutes Fingerkraut, Du bist auf Gottes Acker gebaut. Ich rupf dich aa, ich reiß dich aa, Und wer mich sieht, kauft mir aa.
Der Grund dieses Glaubens ist vielleicht in einem Vergleich des Blattes mit der Hand, die nach der goldgelben, runden Blüte (Vergleich mit Goldstück!) greift, zu suchen 1 S ). *) B o h n e n b e r g e r 110; Höhn Hochzeit 2. 18. ») ZfdMyth. 3, 320 4) G o t t 6 sched Flora prussica 1703, 207. ) Erzgebirgszeitung 21 (1900), 1 1 7 . •) J o h n Westböhmen 87. ') M a r t i n u. L i e n h a r t Eis. Wb. 1, 529. 8) F o g e 1 Pennsylvania 287. •) G r i m m Myth. 3, 464 ; K ö h l e r Voigtland 3 7 7 ; S A V k . 1 3 , 1 5 0 ; F o g e 1 Pennsylvania 62. 10 ) A l b e r t u s M a g n u s 1508. ") H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 176. " ) P r ö h l e Harzbilder 1 8 5 5 , 85. " ) F r o m 14 m a n n De fascinatione 355. ) Romanusbüchlein 1 1 ; ein ähnlicher Segen : Württemberg. Vierteljahrsschr. 1 3 (1890), 220. " ) Wiss. Beilage der Leipz. Zeitung 1906 Nr. 29, 1 1 3 .
3. Vielfach ist das F . (oft zusammen mit anderen Pflanzenmitteln) ein Mittel g e g e n H e x e n (bes. im Stallzauber) und den Teufel 1 6 ). Bereits P I i n i u s 1 7 ) sagt vom K r a u t „quinquefolium", das als ein F . gedeutet wird: „adhibetur ad purgandis domibus". Nach einer braunschweigischen Sage können die „Unterirdischen" einer Wöchnerin nichts anhaben, die mit ihrem Fuß den „Gauset r a p p " ( = Gänse-F. ?) berührt h a t 1 8 ) . '•) P a u l I i Qitadripart. Botanicum 1667, 1 2 8 : D e i g e n d e s c h Pferdearznei 1 8 2 1 , 80 („wenn ein Pferd verzaubert ist"); Meier Schwaben 1 7 8 : M e i c h e Sagen 442 ; S c h r am e k Böhmerwald 264; H o v o r k a und K r o n f e l d 1, 1 7 5 ; M a r z e l l Bayer. Volksbotanik 201. " ) Nat. hist. 25, 109. 18 ) V o g c s Braunschweig 40; vgl. auch S A V k . 23, 161 f.
4. Nach einer nordfriesischen Sage wuchs aus dem G r a b e eines ungeratenen Sohnes, der Vater und Mutter geschlagen hatte, ein seltsames Fünff., eine leibhaftige Hand mit fünf Fingern, die mehrmals mit einer R u t e abgeschlagen wurde, aber doch immer wieder dastand, bis ein frommer Prediger sie vor Sonnenaufgang bannte 19 ). " ) Urquell 3, 300.
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5. Als s y m p a t h e t i s c h e s Mittel gegen G e l b s u c h t (wegen der gelben Blüte, vgl. Schellkraut!) wird das F . öfter genannt M ) ; es wirkt auch, wenn es in die Schuhe gelegt und darauf gegangen wird 2 1 ). Gegen rote Ruhr (roter Wurzelstock, allerdings auch adstringierende Wirkung der Gerbsäure) wische man den Hintern mit Gänse-F. und hänge es in den K a m i n 22 ). Ebenso wird die Pflanze gegen den Rotlauf v e r w e n d e t i s ) . Daß vier Blätter des F.s gegen das viertägige, drei Blätter gegen das dreitägige Fieber usw. helfen sollen, ist aus Dioskurides 24 ) in die „ S y m p a t h i e b ü c h e r " 2S) übergegangen. H i l d e g a r d Physica i, 5 5 ; S c h r o e d e r Med.-Chym. Apotheke 1693, 874. " ) T a bernaemontanus Kreuterbuch 1588, 344. **) T h a r s a n d e r Schauplatz viel, ungereimt. Meinungen usw. 2 (1735), 663. " ) M a r z e l l Bayer. Volksbotanik 155. ") Mai. med. 4, 42. *•) Z. B. W e c k e r u s Pe secretis 1701, 1 1 7 ; vgl. auch B r a n d Pop. Ant. 729. Marzell.
Fingernagel. I.Vorzeichen,Weissagung. Leute mit geraden Nägeln leben lang, Krummnagelige sterben b a l d J ) . „des menschen negel, wenn die klain sint, daz bedäut des menschen leichtikeit (leichtfertiger Charakter), und wenn si dünn sint rötvar durch weiz gemischet, daz bedäut des menschen behenden s i n " 2 ). Wachsen einem Kinde die Fingernägel schnell, so stirbt es zeitig 3 ), ebenso, wenn beim Neugeborenen die Nägel hoch liegen 4 ). Viele Nagelwurzeln (Hautfasern am Rande der F.) bedeuten viel Feinde und Verdruß; man nennt sie auch Neidnägel; sie zeigen an, daß man beneidet wird 5 ). „Geldbogen" (fjarbugur) nennt man den Bogen, der sich oft auf den F.n oben an der Nagelwurzel findet und zwar mit der konvexen Seite nach vorn. Die Isländer sagen, man werde um so reicher, je größer und auf je mehr Nägeln diese Bögen seien 6 ). Die Nägel zorniger Menschen werden giftig; Kratzer, damit erlitten, schwären aus. Auch sonst sind die Nägel giftig, drum soll man sie nicht abnagen 7 ). Alle Nägel sind süchtig, nur nicht der am Goldfinger der rechten Hand 8 ).
Fingernagel Außerordentlich weit verbreitet ist die Meinung, daß F l e c k e n auf den N ä g e l n (d. h. das B l ü h e n der F.) vorbedeutend seien 8 ) (s. darüber und weitere F.weissagungen unter O n y c h o m a n t i e). ') B u c k Volksmedizin 25; Lammert 2 1 6 . *) M e g e n b e r g Buch der Natur ed. ! Pfeiffer 2 1 , 23 ff. l J o h n Erzgebirge 56. ') J e n s e n Nordfriesische Inseln 217 ') B u c k Volksmedizin 25; F i s c h e r SchwabWb. 4, 1 9 3 2 ; H ö f l e r Krankheitsnamen 835; S A V k . 8, 150; J o h n Westböhmen 249; L a m m e r t 216; Schönwerth Oberpfalz 3, 252. *) ZfVk. 8 (1898), 449. ') S c h ö n w e r t h 3 , 2 5 2 ; vgl. L a m m e r t 1 7 3 . 2 1 6 ; B i r 1 i n g e r Volksth. 1, 488 Nr. 42; G e r h a r d t Franz. Novelle 1 1 8 ; RTrp. 9 (1894), 603. ") S c h ö n w e r t h a. a. O. •) S . z . B . M a n n h a r d t Germ. Myth. 6 1 5 ff., der hierüber sehr viel Literatur zusammengestellt hat; G r o s c h u f f Finger 261—272 („Von den Nägeln und derselben Flecken"). 2. Die F . s c h n e i d e t (s. abschneiden I, 100 ff.) man am Freitag (namentlich am Karfreitag 1 0 )), dann ist man gegen Zahnweh u ) oder andere Krankheiten 1 2 ) gefeit, wachsen sie l a n g s a m e r 1 3 ) , bekommt man schöne Zähne 1 4 ), hat man Glück l s ) , bekommt man viel Geld l e ), ist man das ganze J a h r vor Hexen geschützt 1 7 ). Im Kanton Graubünden dagegen herrscht die Meinung, daß die armen Seelen die Schnitzel verzehren müssen, wenn man die Nägel am Freitag schneidet 1 8 ), im Erzgebirge, der Verstand gehe verloren X9). Gegenüber dem Freitag treten die andern Wochentage stark zurück 2 0 ); es soll kein T a g sein, der ein r h a t 2 1 ) . An Sonn- und Feiertagen soll man es unterlassen 2 2 ); der Teufel sammelt alle Abfälle, und hat er davon einen Sack voll, so gehört ihm die Seele des Sonntagsschänders 2 3 ). A m hl. Abend wird es als Vorbeugungsmittel gegen alle K r a n k heiten im Erzgebirge empfohlen 2 4 ), in den Zwölften wird es aber meist verboten, weil man sonst böse Finger bekommt 2 5 ). Schneidet man in Sachsen die Nägel am Gründonnerstag, so hilft das gegen Zahnschmerzen ein ganzes J a h r lang 26 ). Auch Mond und Tierkreiszeichen spielen eine R o l l e w ) . Man soll sie nicht bei Licht schneiden, sonst gibt es böse Augen 2 8 )
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oder sammelt der Teufel die Schnitzel a ) . Wenn man sich lange Nägel wachsen läßt und sie alle auf einmal ungeteilt abschneidet, versieht man den Teufel mit Schuhen 30 ). 10 ) M a n z Sargans 58. 1 3 6 ; Stauber Aberglaube 26; H e e r Altglarn. Heidenthum 1 1 ; K u h n Westfalen 2, 134 Nr. 402; Z f V k . r, 193 Nr. 6; W i t z s c h e l Thüringen 2, 195 Nr. 1 7 ; F o g e l Pennsylvania 305 Nr. 1624; Veckenstedts Z f V k . 2, 442 Nr. 17. " ) Rockenphilosophie 642 Nr. 67 = G r i m m Myth. 3, 445 Nr. 340; Z a h l e r Simmenthai 46 (mit Lit.); S A V k . 8, 150. 272 Nr. 7 1 ; 2 1 , 35 Nr. 28 (mit Lit.); R o t h e n b a c h Bern 21 Nr. 1 3 5 ; A n h o r n Magiologia 1 3 4 ; Schwld. 4, 683; SchwVk. 10, 4; M a n z Sargans 58 (mit Lit.); Unoth 1 , 179 Nr. 1 ; R e i s e r Allgäu 2, 429 Nr. 42; ZfdMyth. 2 (1854), 420 Nr. 42; L a m m e r t 2 3 3 ; ZföVk. 3 (1897), 8; KuhnS c h w a r t z 461 Nr. 455; S t r a c k e r j a n 1 , 94; Z f V k . io, 449; 20, 386 Nr. 1 4 ; 8, 203; Urquell 3 (1892), 40. 329; S e y f a r t h Sachsen 284; K ö h l e r Voigtland 359. 427; K n o o p Hinterpommern 162 Nr. 7 1 ; S c h u l e n b u r g 102; F o g e l Pennsylvania 309 Nr. 1642; S a r t o r i 2, 36; D r e c h s l e r 1, 90; 2, 187; B a r t s c h Mecklenburg 2, 2 1 7 Nr. 1 1 2 9 ; T e t t a u - T e m m e Ostpreußen 283. «) F o g e l Pennsylvaniaibo Nr. 1358 (Kopfweh); Z f V k 20, 386 Nr. 13 (Fieber); SchwVk. 5, 91 (bekommt keine Fleischsprießen). " ) ZfVk. 4, 83; R e i s e r Allgäu 2, 1 1 4 . ») SchwVk. 10, 34. >s) W o l f Beiträge 1, 238 Nr. 455 = S a r t o r i 2, 36; K e l l e r Grab 5, 238. '•) D r e c h s l e r 2, 43. " ) W u t t k e 281 Nr. 4 1 1 ; S e l i g m a n n Blick 2, 142. M ) C a m i o a d a Friedhöfe 1 1 2 ; vgl. J o h n Westböhmen 249; W o l f Beitr. 1 , 217. " ) J o h n Erzgebirge 56. *°) Montag: Birlinger Schwaben 1 , 390; Z a h l e r Simmenthai 46; L a m m e r t 233. " ) ZfdMyth. 2 (1854), 419; W o l f Beiträge 1 , 2 1 7 Nr. 1 7 9 ; 1 , 251 Nr. 623 = S a r t o r i 2, 36. " ) Z f V k . 20, 386 Nr. 1 5 ; 25, 20 (schon 15. bis 16. J h . ) ; W o l f Beiträge 1, 2 1 7 Nr. 1 7 9 ; S c h u l e n b u r g Wend. Volksth. 147; M ü 1 1 e r Isergebirge 22; F o g e l Pennsylvania 81 Nr. 296; dagegen günstig 309 Nr. 1 6 4 1 ; S p i e ß Fränhisch-Henneberg 153. " ) S c h m i t t Hetlingen n f. " ) J o h n Erzgebirge 153 = S e y f a r t h Sachsen 284; vgl. dagegen S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 252 (auch nicht am Vorabend von Ostern und Pfingsten). ") J o h n Erzgebirge 150 = Seyfarth 283; D ä h n h a r d t Volkst. 1, 77 Nr. 8; K a p f f Festgebräuche 8. " ( D ä h n h a r d t a. a. O. 1, 80 Nr. 3. " ) A m e r s b a c h Grimmelshausen 2, 50; S c h m i d Glarus 35; Mark. P o l l i n g e r Landshut 286; K u h n Sagen 386 Nr. 92; S c h u l e n b u r g Wend. Volkst. 1 4 7 ; Fogel Pennsylvania 242 t. Nr. 1255; 244 Nr. 1265; K r o l l Aberglaube 1 9 ; S e b i l l o t Folk-I.ore 1, 44 f. ») Z a h -
1503 l e r Simmenthai 21. " ) D r e c h s l e r *>) Z f V k . 8, 158.
Fingernagel
1504
2,124. seinen H a l s schlang. E r s c h a u t e sich ers t a u n t u m u n d sah ihre g r o ß e S c h ö n h e i t und ihre l a n g e n herrlichen Haare. D a 3. K l e i n e n K i n d e r n d ü r f e n die N ä g e l z o g er leise den Dolch, f a ß t e ihre H a n d , p i c h t a b g e s c h n i t t e n , sie müssen v o n der und s c h n i t t ihr ein S t ü c k c h e n v o m N a g e l Mutter a b g e b i s s e n werden31), sonst ab, welches er in der T a s c h e v e r b a r g ; w a c h s e n die Nägel nicht m e h r 32 ), w ä c h s t d a d u r c h w a r sie sein e i g e n ; zu H a u s e der N a g e l schief 3 3 ), g i b t es N a g e l u m l a u f 3 4 ) , sperrte er sie, w e n n er ausging, in e i n e w i r d d a s K i n d ein D i e b M ) (weit v e r der g r o ß e n A m p h o r e n , w o r i n das W a s s e r breitet) oder ein S e l b s t m ö r d e r M ) . A u c h a u f b e w a h r t w i r d ; a b e r sie s a n g i h m so die S c h w a n g e r e darf sich die N ä g e l n i c h t schön vor, und ihre S t i m m e l a u t e t e so s c h n e i d e n , sondern m u ß sie a b b e i ß e n , kläglich, u n d sie w u ß t e ihn so zu l i e b weil sie s o n s t ein totes K i n d g e b i e r t 3 7 ) . kosen, d a ß er ihr d a s S t ü c k c h e n i h r e s S . w e i t e r u n t e r a b b e i ß e n I, 9 f. 109. N a g e l s wieder z u r ü c k g a b u n d d a m i t die 31 ) S e y f a r t h Sachsen 58; Bartsch Freiheit 42 ). W e n n in der Tiroler S a g e der Mecklenburg 2, 51 Nr. 121; ZfVk. 20, 386 Nr. 16; T e u f e l f r ä g t : „ W i l l s t du mir ein S t ü c k 14, 429 Nr. 5; G r ü n e r Egerland 40; J O h D Westböhmen 109; F r a z e r 3, 262 f. (mit v o n deinem Leibe g e b e n ? " und d e r deutscher Lit.). " ) Veckenstedts ZfVk. 2, 33; F u h r m a n n i h m ein S t ü c k v o n seinem F. 3, 31 Nr. 11. " ) R o c h h o 1 z Kinderlied 320 a b s c h n e i d e t , so ist das sicher u r s p r ü n g N r . 8 0 1 ; S A V k . 1 2 (1908), 1 5 1 N r . 4 5 6 . »•) P r a e t o r i u s Philosophia colus 1 8 2 = S e y f a r t h lich keine P r e l l u n g des T e u f e l s (wie die Sachsen 58; L a m m e r t 118; W o l f Beidortige S a g e n ü b e r l i e f e r u n g meint), sonträge 1, 208 Nr. 45. 35) Rockenphilosophie 33 dern ein richtiger T e u f e l s p a k t 4 3 ) . D e r Nr. 23 = G r i m m Myth. 3, 435 Nr. 23; H e n k e r D i e p o l t H a r t m a n n v o n MiltenMeyer Baden 50; H ö h n Geburt 277; B o h n e n b e r g e r 18; B i r l i n g e r Volksberg gibt 1494 A u s k u n f t d a r ü b e r , wie m a n ih. 1, 489 Anm. 1 (aus Conlin); Bavaria 4, 1, Hexen behandeln müsse: . . unde als2 4 1 ; Alemannia 2 7 ( 1 8 9 9 ) , 2 2 9 ; Reiser balde sie in das g e f e n g n u ß k o m e t , alle h a r e Allgäu 2, 232; P o l l i n g e r Landshut 243; abscheren, es s y a n der s c h e y m ( S c h a m ) , L a m m e r t 118; B a r t s c h Mecklenburg 2, 51 Nr. 120; K ö h l e r Voigtland 424; a n oren und an braen, . . . . I t e m alle negel ZfdMyth. 2 ( 1 8 5 4 ) , 4 2 0 Nr. 3 1 ; Wrede a n den F u ß e n und henden a b s n y d e n b i ß Rhein.Vkde.no-, ZrwVk. I9">7, 118; S c h r ä a n das f l e y s c h " 4 4 ) . Die l a n g e n N ä g e l , m e k Böhmerwald 181; ZfVk. 8, 395; W o l f B a r t - und H a u p t h a a r e , die die G ä n s e Beiträge i, 208 Nr. 4 5 ; RTrp 1 0 ( 1 8 9 5 ) , 6 0 3 . 36; J o h n Erzgebirge 56. 37) A n d r e e hirtin d e m Z i g n o m a n u s c h ( = Z w e r g ) auf Braunschweig 285; vgl. L a m m e r t 173. sein G e h e i ß a b s c h n i t t und n a c h H a u s e trug, w u r d e n z u m großen G o l d h a u f e n 46 ). 4. D e r F . spielt im G l a u b e n an die **) A m e r s b a c h Grimmelshausen 1, 27; T e u f e l s p a k t e eine b e d e u t s a m e B o 11 e - P o 1 i v k a 2, 4 3 f. zu KHM. Nr. 1 0 1 R o l l e . W e r sich d e m T e u f e l ergibt, darf (Der Bärenhäuter); ZfdA. 30, 338 (Faustus); a c h t (sieben) J a h r e l a n g kein V a t e r u n s e r K n o o p Hinterpommern 188 Nr. 1 = RTrp. b e t e n , sich nicht w a s c h e n , keine H a a r e 11 (1896), 476; Schambach-Müller 400; J e g e r l e h n e r Oberwallis 90 Nr. 116 u n d keine F. a b s c h n e i d e n M ). D ä m o n e n u. Anm. S. 315. M) ZfVk. 4, 289 Anm. 1; hafte Gestalten haben oft außerordentM a n n h a r d t Germ. Myth. 626; R o c h 3 lich l a n g e F., die wie K r a l l e n aussehen ®). h o l z Sagen 2, 223; B a a d e r Sagen 198 Nr. 215; S t a u b e r Aberglaube 45 f.; S o m m e r U n t e r den langen N ä g e l n v e r b i r g t sich Sagen 38 Nr. 34. 4°) RTrp. 11 ( 1 8 9 6 ) , 4 7 6 . der T e u f e l Der T e u f e l wird u m seinen 41) Z i n g e r 1 e Sagen 472 f. Nr. 810 f. L o h n g e b r a c h t , weil eines der (Mohn-) ") W o l f Beiträge 2, 263 Anm.; vgl. A c k e r K ö r n e r , die er z u s a m m e n l e s e n m u ß , unter m a n n Shakespeare 45. " ) Z i n g e r 1 e Sagen 398 Nr. 704. M ) H a n s e n Quellen 593, e i n e m l a n g e n F., ein anderes im W e i h 17 ff. 45) W l i s l o c k i Zigeuner 253 Nr. 30. wasserkessel v e r s t e c k t wird, und er beide 5. Mit den S c h n i t z e l n , die m a n nicht findet V o n den Peris erzählt m a n sich v o n seinen Fingern (oder Zehen) abu n t e r a n d e r m bei den Tscherkessen, einer g e s c h n i t t e n hat, m u ß man sehr s o r g f ä l t i g derselben sei a b e n d s s p ä t seinem G e h ö f t e u m g e h e n ; denn bei der A u f e r s t e h u n g müsz u g e r i t t e n , als plötzlich eine Peri hinter sen a u c h sie erscheinen 4 6 ) (s. I, I i i ) , und i h m a u f s P f e r d s p r a n g und ihre A r m e u m
Fingernagel
I505
der T e u f e l oder übelwollende Leute können d a m i t Unheil anrichten (1, 110 f.) : man v e r b r e n n t 1 7 ) oder v e r g r ä b t sie usw. *•). D e m T o t e n werden die Nägel an Fingern u n d Zehen geschnitten 4 9 ) (s. I, 112 und u n t e r T o t e n s c h i f f ) . Dagegen schnitt e n sich die Chinesen nach Olearius w e d e r die H a a r e noch die Nägel der linken Hand, weil sie glauben, daß sie die N ä g e l nötig haben, um z u klettern, wenn m a n sie an den Haaren in den Himmel zieht. Schneidet man im Frankenwalde der Leiche eines noch nicht sechswöchigen Kindes die F. ab und t r ä g t diese A b s c h n i t t e bei sich, so k a n n man stehlen ohne gesehen zu w e r d e n 5 1 ) (Ersatz des Diebsfingers?). ") A b e g h i a n Armenien 68; F r a z e r 3, 279 ff.; B o e c l e r Ehsten 139; M a n n h a r d t Germ. Myth. 630. ") F r a z e r 3, 281 ff.; A n d r e e Parallelen 2, 12; K r a u B Slav.
Volkf.
51;
L i e b r e c h t
Z Volksk.
319
Nr. 48 (sonst muß man sie am jüngsten Gericht wieder zusammensuchen); 330 Nr. 152; S a r t o r i 2, 36; M a n n h a r d t Germ. Myth. 629 ff.; S c h ö n w e r t h j, 252. «•) ZfrwVk. 1908, 228 (unter Holunder); SchwVk. 10, 4; Birlinger Volksth. 1, 488 Nr. 42; vgl. M e y e r Baden 512; D ä h n h a r d t Volksth. 1, 80 Nr. 3 (rückwärts in Bach werfen). *') M e y e r Baden 513 (damit die Welt noch nicht untergehe) ; H ö h n Tod 318 (bei Juden; bei Christen teilweise geradezu verboten) ; G r o h m a n n Sagen 59; S c h ö n w e r t h Oberpfalz
3, 252; U r q u e l l 4 (1893), 51; V e c k e n -
stedts ZfVk. 2, 78 Nr. 13 (sonst wachsen sie im Grabe weiter); S a r t o r i Sitte 1, 132 (mit
L i t . ) . M ) Voyages célèbres et remarquables faits de Perse aux Indes e t c . 2 (1727), 575 n a c h R T r p . 10 (1895), 603. 5») F l ü g e l Volksmedizin 26 = H ö f 1 e r Volksmedizin 61 A n m . 1 (vgl. 23); v g l . R T r p . 9 (1894), 7 ° 3 -
6. H ä u f i g dienen die F.schnitzel zur K r a n k h e i t s ü b e r t r a g u n g (s. a. 1, 112 f . ) 5 2 ) : man schneidet dem Patienten die Nägel an Fingern und Zehen übers K r e u z ab und wirft sie, in ein S t ü c k Fleisch gehüllt, einem Hunde vor 63 ); man bindet die Schnitzel einem lebenden Aale M ) oder Krebse 55) oder Frosch 58) auf und läßt die Tiere schwimmen, oder man w i r f t sie in einen A m e i s e n h a u f e n 8 ? ) . Man vergräbt 5 8 ) die Schnitzel unter einer Espe 6 9 ), einem B e r b e r i t z e n s t r a u c h , 0 ) , unter der D a c h t r a u f e 6 1 ) , trägt sie z u m K r e u z weg ®2), wirft sie in die D u n g g r u b e 6 3 ) , Eächtold-Stäubli,
A b e r g l a u b e II.
1506
über die Schulter ins offene G r a b M ) , m a n v e r p f l ö c k t sie in B ä u m e •*) usw. Man klebte sie in R o m , mit W a c h s vermischt, andern an die H a u s t ü r e 84 ). ") S e y f a r t h Sachsen 283; S t r a c k e rj a n 2, 184; A b t Apuleius 106; B l a c k Folk-Medicine 41; F r a z e r 9, 68 Anm. 2; C r o o k e
Northern
India
361 f .
") L a m -
m e r t 244 = H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 41 ; 2, 326; ähnlich ZfrwVk. 1914, 173; W u t t k e 327 § 486. M ) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 1, 228. ") Urquell 1 (1890), 19 Nr. 19 (Rhön); Alemannia 17 (1889), 94 (aus Abraham a Santa Clara) ; K l a p p e r Schlesien 102 ; Albertus Magnus 4, 52 Nr. 179. ")
K l a p p e r
Schlesien
103
1568).
(anno
»') Ebd. (anno 1568). ») ZfrwVk. 1914, 163t. ") L a m m e r t 262 ; W u t t k e 354 § 530. « » ¡ D r e c h s l e r 1, 90. ") F o g e l Pennsylvania 314 Nr. 1671. •») ZfVk. i, 180 f. Nr. 2. 3 • ) M e i e r Schwaben 2, 390 Nr. 59. ") F o s sei
Steiermark
109;
P o l l i n g e r
Landshut
277. ,ä ) S t a u b e r Aberglaube i"j\ ZfVk. 8, 203 Nr. 23 ; Veckenstedts ZfVk. 2, 202 Nr. 1 ; F o s s e l Steiermark 105 f 160. 164; S é b i 11 o t Folk-Lore 3, 414. 415; H o v o r k a K r o n f e l d i , 117; 2, 44; Alemannia n (1883), 287 (in K r u z i f i x ) ; K l a p p e r Schlesien 103 ( a n n o 1568). ••) P 1 i n i u s Hist. Nat. 28, 86; A b t A pulejus 106 ; M e y e r Aberglaub«
103; S t e m p l i n g e r
Aberglaube 68.
7. Die Nägel finden weiter V e r w e n d u n g im L i e b e s z a u b e r : Das M ä d c h e n schabt unbeschrien v o n seinem F . in des Burschen W e i n ; der B u r s c h e wird dann vor Liebe wahnsinnig O T ). V e r m u t e t ein Mädchen, dem es ein lediger Bursche zubringt, er könnte ihm in den W e i n Nagelschabsel getan haben und ihm also den ' N a c h l a u f ' a n t u n wollen, dann f a ß t es das Glas in den drei höchsten N a m e n mit drei Fingern an; ist Nachlaufzauber drin, dann zerspringt das Glas in tausend Scherben 8 8 ). In H a m b a c h (Oberpfal») herrscht der Gebrauch, daß in die K ü c h e l n (welche beim B r a u t f u d e r f a h r e n der D o r f j u g e n d zugeworfen werden) die Nägel gebacken werden, die man der B r a u t und den Leuten an Händen und Füßen abgeschnitten hat, d a m i t die B r a u t nicht Zeitlang habe nach Hause und es ihr g u t gehe in der Ehe 69). In einem Liebeszauberprozeß in Bern 1504 erklärt die A n g e k l a g t e : „ s i e wäre gelert, sin har und ihr nägel zu nämmen und daruss ein küchli zu b a c k e n " 70). D a g e g e n v e r g r ä b t man, wenn man will, d a ß die 48
1507
Fink
Liebe f ü r j e m a n d e n im H e r z e n e r s t e r b e n soll, F. u n d H a a r e v o n d e m B e t r e f f e n d e n unter Waldkreßboden71). ") M e y e r Baden 1 7 0 ; M a n z Sargans 143; ") L a m m e r t 153. •*) Schönw e r t h 1, 69 Nr. 8. 70) S A V k . 9 (1905), 1 5 4 ; vgl. dazu die Stelle aus Thomas Ebendorfer von Haselbach (1439) in Z f V k . 12 (1902), 1 0 ; H a n s e n Quellen 43, 1 3 ; 450, 1 (f.; - A b t A pule jus 105 f. " ) R o s e g g e r Steiermark 65.
8. A u c h im S c h a d e n z a u b e r w e r d e n Nägelschnitzel g e b r a u c h t . „ S i a l i q u i d tibi sit f u r a t u m . N i m b die negl von e i n e m menschen, wurf sye in d a s f e y r u n d s p r i c h : ' N u n m u s s das herz des Dibs also v e r p r ü n n , der mir das m e i n gestollen h a t , wie die negl im f e u r p r i n n e n ' " 7 Z ) . Schnitzel, dem Getränk beigemischt, b r i n g e n dem, der sie genießt, die A u s z e h r u n g , den T o d 7 3 ) (vgl. § i ' A n m . 7; § 7)- ' Auf der a n d e r n Seite dienen sie a u c h im H e i l z a u b e r : Gegen das B a u c h g r i m m e n hilft, w e n n m a n einer J u n g f r a u , die e b e n ihre Zeit h a t , etwas von den F . n in ein Glas Wasser s c h a b t und t r i n k t 7 4 ) . D i a r r h ö e bei K i n d e r n wird gestillt, w e n n m a n die Nägel des K i n d e s an H ä n d e n u n d F ü ß e n a b w ä r t s (s. d.) schabt, d. h. gegen die Spitze, u n d das Geschabsei e i n g i b t ; V e r s t o p f u n g v e r t r e i b t man, wenn m a n die Nägel gegen die Wurzel schabt 7 6 ). „ W e n n ein P f e r d oder Vieh a u f l a u f t " , soll ein Mensch mit „ e i n e m Messer v o n seinen F.n so viel h e r a b s c h a b e n als er k a n n u n d d e m P f e r d oder Vieh auf einem Brod eingeben, ist b e w ä h r t " 7 6 ) . ") S c h ö n b a c h Berthold v. R. 149 = A b t Apulejus 106. " ) S A V k . 21 (1917), 203 d; 19,48; W u t t k e 2695395; F o g e l Pennsylvania 2 7 1 Nr. 1 4 1 5 ; B i r l i n g e r Volksth. 1, 488 Nr. 4 3 ; vgl. RTrp. 9 (1894), 603 = S a u v é Vosges 6. " ) B i r 1 i n g e r i, 487 Nr. 40; vgl. Z r w V k . i (1904), 96. " ) S c h ö n w e r t h 3, 269 Nr. 4 u. 5. '•) A l b e r t u s M a g n u s 3, 2 7 ; vgl. S A V k . 25, 4 (gegen Viehdiebstahl). Bächtold-Stäubli.
Fingerwurm s. U n g e n a n n t . Fink. Die weitverzweigte Familie der F.en (Fringillidae) scheidet sich in zahlreiche G a t t u n g e n , zu denen u. a. a u c h g e h ö r e n die A m m e r n (s. d.), die K r e u z s c h n ä b e l (s. d.), der Gimpel (s. d.), der Girlitz, der K a n a r i e n v o g e l (s. d.), der
1508
K e r n b e i ß e r , die Sperlinge (s. d.). Aus d e r G a t t u n g F. selbst (Fringilla) k o m m e n v o r wiegend in B e t r a c h t : 1. Zeisige: d e r Distel-F. (s. Stieglitz), der Zeisig (s. d.), der L e i n - F . (Fr. linaria), 2. H ä n f l i n g e : der H ä n f l i n g (s. d.), der G r ü n - F . (s. d.), 3. E d e l - F . e n : der B u c h - F . (Fr. coelebs), der B e r g - F . ( F r . montifringilla). Der B u c h - F . ist vor allem W e t t e r p r o p h e t . Schon T h e o p h r a s t u s (nach A l d r o v a n d u s O r n i t h o l . 18, 358) will b e o b a c h t e t h a b e n , d a ß ein in d e r F r ü h e schlagender F. U n w e t t e r b e d e u t e , besonders w e n n er auf dem D a c h e sitze x ). Dasselbe gilt in B a t t i c e (Belgien) 2) u n d in S c h w a b e n 3 ) . Ü b e r h a u p t v e r k ü n d e t er mit seinem Ruf R e g e n , U n w e t t e r oder K ä l t e , n a m e n t l i c h d u r c h einen besondern R u f 4 ) oder gar w e n n er r u f t : „Schütt-schütt5)" oder „('s)trief(t), ('s)trief(t) «)"; selten s c h ö n e s Wett e r 7 ) . Bleibt der Berg-F. lange in d e n südlichen W i n t e r q u a r t i e r e n , so gibt es einen s p ä t e n Sommer 8 ), t r e i b t ihn ungewöhnliche K ä l t e im April v o n den H ö h e n herab, so zeigt er F r o s t a n (Tirol: Gossensaß) 8 ). T 0 d v e r k ü n d e t der B u c h - F . , wenn er a n h a l t e n d u m ein H a u s r u f t o d e r in die T e n n e f l i e g t l ü ) , einen P r o z e ß , wenn m a n beim E i n t r i t t in den W a l d ihn schlagen h ö r t (Spa) u ) . In F r a n k r e i c h ist er stellenweise U n g l ü c k s p r o p h e t 1 2 ) . Im N e s t e des F.en f i n d e t sich bisweilen ein S t e i n c h e n von grauer Farbe, mit d e m sich der T r ä g e r u n s i c h t b a r m a chen k a n n 13 ). Als B r a u c h sei d a s F . e n - W e t t singen im H e n n e g a u e r w ä h n t , bei welchem derjenige F. Sieger wird, der in einer b e s t i m m t e n Zeit die meisten Schläge s i n g t 1 4 ) . Auf der L ü n e b u r g e r Heide gibt es ein V e r s t e c k s p i e l , g e n a n n t „ F . e n s t e i n " 18 ). Die S t i m m e n d e u t u n g e n (außer den obigen) sind beim F . e n sehr zahlreich 1 6 ). Die ebenso vielfältigen Red e n s a r t e n u n d sprichwörtlichen Anw e n d u n g e n des F.en h a b e n auf Aberg l a u b e n keinen Bezug 17 ). ') Nach H o p f Tierorakel 1 3 0 ; vgl. P e t e r österr.-Schlesien 2, 260. s ) Volksleven 12, 23. ») F i s c h e r SchwäbWb. 2, 1509. ') H o p f
1509
Finsternisse
Tierorakel 130 f.; Urquell 5, 32; B a u m g a r t e n Aus der Heimat 1, 90; Z f V k . 12, 458; F o g e l Pennsylv. 227 Nr. 1160; Volksleven ä) R o c h h o l z 12, 23. Kinderlied 77; F i s c h e r SchwäbWb. 2, 1509. 1510. 6) Z f V k . 10, 210 (Nordthüringen); O r p h a l Wetterpropheten 90; in England (Rutland, Stirling) wet bird „because its cry 'weet, weet' is considered to foretell r a i n " ; ähnlich in Schottland: ' W e e t — w e e t ! Dreep — dreep', S w a i n s o n British Birds 63. 7) F i s c h e r SchwäbWb. 2, 1510. 8) H o p f Tierorakel 131. •) Z f V k . 10, 59. 10) R o c h h o l z Glaube I, 153. 11 ) Volksleven 12, 23. 12 ) S e b i l l o t Folk-Lore 3, 196. 13 ) D r e c h s l e r 2, 228 (n. G r a b i n s k i Sagen 46); H e c k s c h e r 362. 14 ) Volksleven 12, 23. 15 ) K i i c k Lüneb. Heide 24 (wo in der Anm. auch das mnd. Spiel ' v i n k e n v a n g e n' erwähnt wird. l6 ) D ä h n h a r d t Natursagen 3, 369 (Niederlande); R o c h h o l z Kinderlied 76 (2 mal). 77; K u h n Westfalen 2 i 75; W o e s t e Mark 6; S c h u l e n b u r g Wend. Volkst. 157; Germania 29 (1884), 101 Nr. 13; Z f V k . io, 222; 13, 93; Fischer SchwäbWb. 2, 1509; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 154; J o h n Westböhmen 220; S w a i n s o n British Birds 63 f.; Carl J. S t e i n e r Tierwelt (1891) 167. 169. 17) R i e g l e r Tiere 166 ff.; W a n d e r Sprichw. i , 1026 f.; D W b . 3, 1663 f f . ; Schweizld. 1, 867; Fischer SchwäbWb. 2, 1509. Hoff m a n n - K r a y er. Finsternisse ( S o n n e n f i n s t e r nis, M o n d f i n s t e r n i s ) . D i e im Volksmund über Sonnen- und Mondfinsternis umlaufenden religiösen Vors t e l l u n g e n s t i m m e n in w e i t a u s d e n meis t e n A n s c h a u u n g e n ü b e r e i n , so d a ß es sich e m p f i e h l t , d i e s e l b e n z u s a m m e n z u b e h a n d e l n . D a b e i w i r d t u n l i c h s t v o n einer D a r l e g u n g des a s t r o n o m i s c h e n V o r g a n g s a u s z u g e h e n sein, u m d e n s e l b e n dann m y t h o l o g i s c h zu erklären. A n s c h l i e ß e n d reiht sich eine B e s c h r e i b u n g der g e f ä h r lichen W i r k u n g e n , die die F . v e r u r s a c h e n , an, sowie deren A b w e h r m a ß n a h m e n . E n d lich folgt einiges über die A u s d e u t u n g der F . in d e r A s t r o l o g i e . I. M y t h o l o g i s c h e s . Der astron o m i s c h e V o r g a n g der nur bei K o n j u n k tion (Neumond) v o n S o n n e und M o n d eintretenden B e d e c k u n g der Sonne durch den Mond — S o n n e n f i n s t e r n i s g e n a n n t — ist e b e n s o w i e s e i n G e g e n s t ü c k , d i e M o n d finsternis — V e r f i n s t e r u n g des Mondes d u r c h den E r d s c h a t t e n bei O p p o s i t i o n v o n S o n n e u n d M o n d — , eine d e m m y t h i schen B e w u ß t s e i n der V ö l k e r unheimliche E r s c h e i n u n g . D a s sie b e s c h ä f t i g e n d e u n d
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i h n e n in s e i n e m n a t ü r l i c h e n H e r g a n g u n e r k l ä r b a r e P h ä n o m e n des V e r s c h w i n d e n s eines der beiden .Himmelslichter, von deren unmittelbarer Bestrahlung das W o h l d e r E r d e a b h ä n g t , e r g i b t sich d e m D e n k e n einer p r i m i t i v e n K u l t u r s t u f e als ein K a m p f d e s g r ö ß e r e n G e s t i r n s u n d d e s kleineren mit Geistern usw., durch deren T o d oder Sieg das W e i t e r b e s t e h e n oder der U n t e r g a n g der E r d e bedingt ist. Natürlicherweise werden hierbei Sonne und M o n d als g ö t t l i c h e P e r s o n i f i k a t i onen behandelt. Bei der d e m primitiven Bewußtseinsstand eigenen A n g s t v o r W e l t k a t a s t r o p h e n i s t es b e g r e i f l i c h , w e n n d i e M e n s c h e n s t e t s h e l f e n d in d i e s e K ä m p f e v o n Sonne und Mond einzugreif e n v e r s u c h e n , so d a ß sie bei V e r f i n s t e r u n g der S o n n e f ü r diese P a r t e i nehmen, bei V e r f i n s t e r u n g des M o n d e s letzterem beistehen. T y l o r , der die G e s e t z m ä ß i g k e i t u n d G l e i c h m ä ß i g k e i t der menschlichen P h a n tasie an den mit den F.n v e r k n ü p f t e n V o l k s m e i n u n g e n d a r g e t a n h a t J ), o h n e indes die g e m e i n s a m e n W e s e n s z ü g e der in D e t a i l s o l t w e i t v o n e i n a n d e r a b w e i chenden Mythen herauszuarbeiten, ist hierin v o r t r e f f l i c h v o n L a s c h ergänzt w o r d e n , der n i c h t nur die Finsternism y t h e n a u s allen Erdteilen z u s a m m e n s t e l l t e , s o n d e r n a u c h j e n e bei T y l o r f e h l e n d e K l a s s i f i k a t i o n u n d R e d u k t i o n auf bes t i m m t e V o r s t e l l u n g s t y p e n u n t e r n a h m 2 ). N a c h ihm haben wir folgende T y p e n zu unterscheiden 3): 1. F . e n t s t e h e n infolge Ohnmacht, K r a n k h e i t oder T o d des v e r f i n s t e r t e n Himmelskörpers (Sumatra, Aino, Hott e n t o t t e n , Indianer N o r d a m e r i k a s , Cariben, I n k a s t ä m m e , Orinokovölker, A r a u caner). 2. F . e n t s t e h e n d a d u r c h , d a ß S o n n e und Mond ihren g e w o h n t e n P l a t z a m H i m m e l v e r l a s s e n h a b e n ( n u r bei d e n V ö l k e r n des a r k t i s c h e n A m e r i k a : E s k i mos, Aleuten, Tlinkiten). 3. W e r d e n F . d u r c h p s y c h i s c h e U r sachen, wie Z o r n oder T r a u e r des persönlich g e d a c h t e n l i c h t s p e n d e n d e n H i m m e l s körpers hervorgerufen (Tlinkiten, Ant i k e 4 ) , D e u t s c h e des M A . s ) . 48*
Finsternisse 4. W e r d e n F . d u r c h höllische, g ö t t l i c h e oder m e n s c h l i c h e W e s e n v e r u r s a c h t , die die G e s t i r n e v o r ü b e r g e h e n d oder d a u e r n d , a l s g a n z e s oder in der F ä h i g k e i t , L i c h t z u s p e n d e n , s c h ä d i g e n oder g ä n z l i c h zu v e r n i c h t e n drohen r Z a u b e r e r als Urs a c h e der F . bei den Q u e e n s l a n d - A u straliern, den B a k a i r i in S ü d a m e r i k a , auf J a p in der S ü d s e e . G o t t als V e r a n lasser der F . bei J u d e n , P o l y n e s i e r n und M a s s a i in O s t a f r i k a . T i e r i s c h e Ung e h e u e r des H i m m e l s oder der Hölle f ü h r e n Inder, Chinesen, S i a m e s e n , Mal a y e n , G e r m a n e n u n d einige Indianers t ä m m e , D ä m o n e n Cariben und Mexik a n e r a l s U r h e b e r der F . an. 5. W e r d e n die F . durch S o n n e und M o n d g e g e n s e i t i g h e r v o r g e r u f e n : Sonne u n d M o n d als s t r e i t e n d e Ehel e u t e bei Indianern, einigen N e g e r s t ä m m e n u n d den T o p a n t u n u a s u auf Celebes, als l i e b e n d e G a t t e n , ü b e r deren e h e l i c h e n V e r k e h r die F . d i s k r e t ihren S c h l e i e r b r e i t e n bei T a h i t i e r n u n d den B a u e r n der O b e r p f a l z . S e h r w e s e n t l i c h erscheint mir bei einer D i s k u s s i o n ü b e r die E n t s t e h u n g der F.m y t h e n die B e o b a c h t u n g , d a ß der Zivilis a t i o n s g r a d i m allgemeinen k e i n e n oder d o c h n u r g e r i n g e n E i n f l u ß auf d a s Zus t a n d e k o m m e n der A n s c h a u u n g e n ausg e ü b t h a t : ein und derselbe M y t h u s k a n n sich bei den v e r s c h i e d e n s t e n kulturell a b g r u n d t i e f v o n einander g e t r e n n t e n Völk e r n g l e i c h z e i t i g finden. G e o g r a p h i s c h e A b g r e n z u n g e n der einzelnen V o r s t e l l u n g s t y p e n sind, w i e die v o r s t e h e n d e Ü b e r s i c h t e r g i b t , n i c h t m ö g l i c h 5 ) ( A u s n a h m e Nr. 2, w e n n dies n i c h t a u s M a t e r i a l m a n g e l zu e r k l ä r e n ist); es k a n n also nicht a n E n t l e h n u n g g e d a c h t werden. A u c h eine S t u f e n l e i t e r der F . m y t h e n a u f z u z e i g e n , ist wohl k a u m a n g ä n g i g . Alle oben angeführten Vorstellungstypen e n t h a l t e n den g e m e i n s a m e n F a k t o r einer V e r n i c h t u n g des gegnerischen Gestirns. E s g e h ö r t diese A n s c h a u u n g s w e i s e zu ,,den elementaren Eigentümlichkeiten" der V ö l k e r und stellt eine A r t K u l t u r g u t dar, d a s a u c h der n a t u r w i s s e n s c h a f t l i c h e n A u f k l ä r u n g n i c h t z u m O p f e r f ä l l t und r u h i g neben deren Ergebnissen f o r t b e -
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s t e h t . S o bei den A z t e k e n , H i n d u , C h i nesen, B a b y l o n i e r n und a b e n d l ä n d i s c h e n V ö l k e r n •). S o l a n g e n o c h religiöse I m p u l s e in den M e n s c h e n s c h l u m m e r n , b e d e u t e n ihnen die k o s m i s c h e n V o r g ä n g e m e h r als B e w e g u n g e n der Gestirne g e g e n e i n a n d e r ; gerade der in den F i n s t e r n i s mythen schlummernde Gedanke, daß b e i m wirklichen „ T o d " eines der beiden G e s t i r n e das E n d e der W e l t g e k o m m e n ist, r ü h r t an die l e t z t e n Z u s a m m e n h ä n g e des K o s m o s . D e r M y t h u s e n t h ä l t hier eine tiefe W a h r h e i t , der g e g e n ü b e r die n a t u r w i s s e n s c h a f t l i c h e E r k l ä r u n g eben nur E r k l ä r u n g ist, da sie das E i g e n t l i c h e des V o r gangs unberücksichtigt läßt, daß nämlich dem Finsternisphänomen K r ä f t e zugrunde liegen, v o n deren H a r m o n i e das W o h l der E r d e a b h ä n g i g ist und die der M y t h u s in seinen mit persönlichem W i l l e n a u s g e s t a t t e t e n P e r s o n i f i k a t i o n e n viel k o n k r e t e r u m s c h r e i b e n k a n n als die a b s t r a k t e E r k l ä r u n g der N a t u r w i s s e n s c h a f t . In der T r e u e gegen den M y t h u s o f f e n b a r t sich so ein B e w a h r e n v o n B e z i e h u n g e n zu den l e t z t e n Dingen, v o n deren L e b e n s m ä c h t i g k e i t doch das moralische B e w u ß t s e i n als G r u n d l a g e des G e m e i n s c h a f t s l e b e n s s t e t s a b h ä n g i g bleiben wird. Die M y t h e n i m einzelnen n a c h z u z e i c h nen, geht hier nicht a n ; nur den g e r m a n i s c h e n und deutschen F . s a g e n sei n o c h ein W o r t gegönnt. A u s f ü h r l i c h e r e F . m y t h e n h a t es unter den G e r m a n e n wie bei a n d e r n V ö l k e r n sicher gegeben, in denen v o n w o l f s g e s t a l t i g e n Riesen die R e d e w a r , die L o k i , v o n den G ö t t e r n f ü r seine U n t a t e n gefesselt, zu seiner R a c h e g e z e u g t h a t t e . D e r m ä c h t i g s t e heißt M a n a g a r m e r (lunae canis) und soll den Mond v e r s c h l i n g e n ; gelegentlich heißt er a u c h H a t i , d e m dann S k ö l l als V e r f o l g e r der S o n n e g e g e n ü b e r t r i t t 7 ) . A u s diesen S a g e n und der Bez i e h u n g der F. auf das W e l t e n d e wird es zu erklären sein, w e n n in der a l t s c h o t t i schen M y t h o l o g i e einmal v o n einem Wolf und dem W e l t e n d e die R e d e i s t 8 ) . Mit diesen M y t h e n r e s t e n h ä n g e n n o c h einige R e d e n s a r t e n z u s a m m e n , wie d a s burg u n d i s c h e 'dieu garde l a l u n e des l o u p s ' 9 ) u n d die in einem französischen V o l k s liede auf Heinrich I V . e r h a l t e n e Be-
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Schreibung der Endzeit, an der die Zähne des Wolfs den Mond erreichen werden 10 ). Was im Prognostikonbüchlein des Fischart steht: „Derhalben dürft ihr nicht mehr f ü r ihn (d. h. den Mond) beten, daß ihn Gott vor den Wölfen wolle behüten, denn sie werden ihn dies J a h r nicht erhaschen", ist aus dem gleichen Glauben zu e r k l ä r e n 1 1 ) . Über die schwachen Nachklänge vom E r scheinen der Wölfe bei Weltuntergang und dessen Eintreten nach dem Verschlingen des Monds, die sich in deutschen Kinderreimen, wie: „ u m elfe kommen die Wölfe, um zwölfe bricht das gewölbe" erhalten haben sollen, wird man immer geteilter Meinung bleiben 1 2 ). Nur in der Oberpfalz scheint in manchen Dörfern bis vor kurzem noch ein lebendiges mythologisches Bewußtsein im Finsternisglauben vorhanden gewesen zu sein. Dank den Bemühungen Schönwerths 1 3 ) sind uns einige Finsternissagen dieser Gegend bekannt geworden, die alle die angedeuteten mythologischen Züge enthalten. Eine kurze Wiedergabe einiger dieser Sagen soll den Abschluß dieses Abschnittes bilden: a) Sonne und Mond feierten einst Hochzeit. Aber der kalte Mond konnte der feurigen Sonnenbraut kein Genüge tun und wollte lieber schlafen. Da wetteten auf Vorschlag der Sonne beide miteinander, daß dem der Tag gehören solle, der zuerst erwachen würde. Der Mond lachte einfältig und schlief ein; die Sonne aber ärgerte sich, war schon gegen 2 Uhr wach und zündete der Welt das Licht an. Sie bekam so den T a g ; dem Mond blieb die Nacht. Als sie den Mond weckte, schwur sie, nie wieder mit dem Monde eine Nacht zu verbringen. Doch reute sie es bald; auch den Mond zog es wieder zu seiner Braut. E r hielt alles f ü r Neckerei, und so kommen beide öfters zusammen. Das ist die Zeit der Sonnenf. Weil sie aber mit gegenseitigen Vorwürfen beginnen, gibt es bald Streit. Keines der beiden Gestirne wird des andern Herr. Die Zeit der Versöhnung verstreicht und die Sonne muß weiter wandern. Blutrot vor Zorn macht sie sich auf den Weg.
b) Ein Mädchen spinnt in Mondnächten ihre Aussteuer und wird deswegen getadelt. Eines Tages wird sie, während sie schläft, in den Mond versetzt: sie ist zur Spinnerin im Monde geworden. Auch hier arbeitet sie weiter. Ihr Rocken nimmt bei Mondwechsel ab, doch nicht ganz, denn sonst geht die Welt unter. Manchmal ist der Rocken sehr dick. Dann wird das Mädchen müde, sein K ö p f chen neigt sich, und es streift mit seinem Haar an dem Flachs, wodurch der Mond verdunkelt wird. Dann ist Mondfinsternis. Aber sie wird das bald inne und fährt zurück: darum endet die Mondfinsternis oft so plötzlich. ') T y 1 o r Cultur i, 323 ff. *) A R w . 3 (1900), 97—152. 3) Ebd. 3 (1900), 143 ff. — Über die speziellen Formen der Sagen bei den Völkern ?. ebd. 98 ff. (nach Erdteilen geordnet). 4 ) B o l l in P a u l y - W i s s o w a 6, 2334, 2 ff. s ) ARw. 3 (1900), 145 f. •) Ebd. 3 (1900), 1 5 1 f. ') G r i m m Myth. i, 202 f. •) Ebd. 1, 203. •) Ebd. i, 203, nach Lamonnaye Glossaire zu den noei borguignon (Dijon 1776), ,0 242. ) Jusqu'à ce que l'on prenne la lune avec les dents. Ob Grimms Verweis auf Ps. 72, 7 zu Recht besteht, scheint mir indes sehr die Frage. ») F i s c h a r t Aller Pracktik Großmutter (Ausgabe v. 1623), 18. " ) G r i m m Myth. 1, 203; R o c h h o 1 z Naturmythen 235 f. la ) Schönwerth Oberpfalz 2, 57—61. 71—79.
II. V o l k s g l a u b e . Die Lebendigkeit der Beziehung, die zwischen den beiden großen Gestirnen und der Erde obwaltet, hat über die mythische Gestaltung hinaus ihren besonderen Niederschlag in dem mannigfachen an das Phänomen der Verfinsterung von Sonne und Mond angeschlossenen Aberglauben erfahren. Auch er ist getragen von der Grundstimmung des Mythus, daß bei eintretender Finsternis den Menschen schwere Gefahren bevorstehen; nur spezialisiert der Aberglaube und legt sich auf einige besonders wichtige Einzelhandlungen und -verböte fest, deren Zusammenhang mit dem Mythus nur mehr selten aufgezeigt werden kann. Das Entsetzen über das Nachlassen der K r ä f t e bei dem durch eine Finsternis getroffenen Gestirn schlägt sich zunächst in der Anschauung nieder, daß s o f o r t auf E r d e n f e i n d l i c h e Mächte
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ü b e r h a n d n e h m e n 1 4 ) . Böse Geister machen sich breit, die mit L i s t arbeiten l s ) : ganz Deutschland kennt den Glauben, daß bei Sonnenfinsternis von Menschen und Vieh weder Wasser noch pflanzliche Nahrungsmittel genossen werden dürfen (s. a. f a s t e n ) , und daß auf dem L a n d e v o r allem die Brunnen, aus denen das Vieh getränkt wird, zu bedecken s i n d 1 4 ) . In B ö h men bezeichnet man die Sonnenfinsternis direkt als ein W e r k des Teufels 1 7 ). E i n e siebenbürgische S a g e sucht die V o r g ä n g e bei einer Sonnenfinsternis mit folgenden Worten wiederzugeben: „ O f t hat sich die helle Sonne mit dicker Finsternis umhüllt, gleichsam als graute ihr v o r dem künftigen Verderben der Menschen. Schwere stinkende Nebel haben sich erhoben, auch viele phantastische Gespenste sich sehen lassen auf den B e gräbnissen und K i r c h h ö f e n ; ungewöhnliches Hundebellen und der Nachteulen ängstliches Geschrei wurde g e h ö r t " 18 ). Verderben, T o d : immer kreisen sie um die Gedanken an die F. Auch Himmelstau scheint bei Finsternis zu fallen, vor dessen gleichfalls giftiger Natur Menschen und Vieh sich in acht nehmen müssen (Schwaben, Schlesien) 19 ). Die Version der angeblichen Vergiftung von Brunnen durch Himmelstau steht in einem Erlaß des münsterischen Fürstbischofs Franz Arnold, in dem wegen der Sonnenfinsternis die auf den 3. Mai 1 7 1 5 angesetzte Prozession unter Hinweis auf die Schäden der himmlischen Flüssigkeit auf den 5. Mai verschoben wird 2 0 ) (s. auchfasten). Derartige Warnungserlasse kennen wir aus früherer Zeit m e h r f a c h : so gebot bei der großen Sonnenfinsternis von 1654 der R a t zu Nürnberg, in Speise und Trank sich zu mäßigen und des Wandels im Freien sich zu enthalten, kein Obst oder Gemüse zu genießen und einige T a g e das Vieh nicht weiden zu lassen 2 1 ). Man muß bei F.n den Ausbruch einer Seuche erwartet haben. Selbst das Atmen scheint gefährlich: wie sollte die Vorschrift, bei Sonnenfinsternis das H a u s nur zu verlassen, wenn man vorher ein Tuch vor den Mund gebunden hat, anders in ihren Motiven zu verstehen sein 22 ) ? Auch Wäsche, die
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bei Sonnenfinsternis im Freien gehangen hat, gilt als infiziert i s ). — A b e r im V o l k s glauben bedroht die Sonnenfinsternis sogar den B e s t a n d des K o s m o s : Noch u m die Mitte des vorigen Jahrhunderts packte die Münchener Angst und E n t setzen v o r der Sonnenfinsternis v o m 28. J u l i 1 8 5 1 . Man glaubte allgemein a n den Untergang der Welt, phantasierte von einem Durchbruch des Wallersees und dem Hereinbrechen einer S i n t f l u t . E s hieß, daß Sonne und Mond miteinander zu raufen begännen. Manch b r a v e r Münchener machte schleunigst sein T e stament 24 ). Auch sonst kannte man den Glauben an das Weltende bei S o n n e n finsternis; es tritt dann ein, wenn in dem K a m p f e die Sonne u n t e r l i e g t M ) . Im Mythus wird der Weltuntergang mit endgültiger Vernichtung des Mondes verbunden 2 6 ); er als der Zeitmesser s t a n d den Menschen ursprünglich näher, da seine Phasen im Leben sichtbarer verwendet werden konnten als die B a h n der Sonne. Sowie das J a h r als S u m m e eines Sonnenumlaufs zur Zeiteinheit wurde und die B e d e u t u n g des Mondes f ü r den K a lender zurückdrängte, wird eine Übertragung der Weltuntergangsvorstellungen von der Mondfinsternis auf die Sonnenfinsternis eingetreten sein; ein R e s t dieses Mythus scheint in den oben ausgeführten Vorstellungen sich noch erhalten zu haben. Die Zähigkeit, mit der der M y t h u s sich hier bis in den Volksglauben gerettet hat, wird nur verständlich, wenn man daran denkt, daß auch in den biblischen B ü chern gelegentlich sehr eindrucksvoll Weltuntergang und F . kombiniert erscheinen. D a v o n berichtet v o r allem die Offenbarung J o h a n n i s w ) . Hier hat also das Christentum trotz der Predigten des Eligius (ca. 588—658 [659]) und Hrabanus Maurus (ca. 776—856) der Superstition eher Vorschub geleistet als sie b e k ä m p f t 28 ). Verse wie Apocal. 6, 1 2 f f . (Öffnung des 6. Siegels): „ u n d siehe die Sonne w a r d schwarz wie ein härener S a c k und der Mond ward wie B l u t (vgl. J o e l 3 , 4 ) , . . . . und die K ö n i g e auf Erden und die Großen und die R e i c h e n . . . .
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v e r b a r g e n sich in den K l ü f t e n u n d Felsen a n den B e r g e n und s p r a c h e n zu den B e r g e n und F e l s e n : F a l l e t über uns und v e r b e r g e t u n s v o r d e m . . . . Z o r n des L a m m e s , denn es ist g e k o m m e n der g r o ß e T a g seines Zornes und wer k a n n bes t e h e n " n a h m e n sich j a f a s t wie eine B e s t ä t i g u n g der g e r m a n i s c h e n A n s c h a u ungen aus. > 14) M e y e r Aberglauben 133. 16) Panzer Beitrag 2, 297. 315; W u t t k e 301 § 442 (Hessen, Böhmen, Franken, Pfalz); S c h ö D w e r t h Oberpfalz 2, 56. " ) S. folgenden Abschnitt III, Anm. 45. " ) G r o h m a n n 28 Nr. 141. 18) M ü l l e r Siebenbürgen 68; vgl. die Schilderung der Sonnenfinsternis vom 24. Januari544in ZfrwVk. 11 (1914), 199. " ) B i r l i n g e r Volksth. 1, 189; D r e c h s l e r 2, 130; W o l f Beiträge i, 235. 20) S t r a c k e r j a n 1,19. " ) L a m m e r t 49. " ) W u t t k e 302 § 442. as) Ebd. 24) Münchener Landbote v. 2. August 1851, nach ZfdMyth. 2 (1854), 162; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 55, 2. i5 ) P a n z e r Beitrag 2, 297. 2a) S. o. Abschn. I u. Anm 8 bis 10. " ) Apocal. 6, 12 und B o l l Offenbarung Joh. 9 ff. 82. M) E l i g i u s in einer Predigt an die Gallier, mitgeteilt in seiner von Bischof Audoenus verfaßten Vita II 15. (M i g n e Patrol. Lat. Bd. 87, Sp. 528 D); R h a b a n u s M a u r u s hom. 42 (M i g n e Palr. Lat. Bd. n o , Sp. 78). Letztere Stelle ein fast wörtliches Zitat aus der 101. Homilie des Maximus v. Turin. (S. Maximus Taurinensis M i g n e Patr. Lat. Bd. 57 Sp. 485; vgl. J u v. Sat. 6, 442). Trotzdem kommt der Darstellung des Rhabanus Maurus ein selbständiger Quellenwert zu durch die von Maximus unabhängige Darstellung der mit der Finsternis verbundenen Wunderzeichen und der Zeremonien, mit denen man dem kranken Mond zu helfen suchte (a. a. O. Sp. 79).
III. A b w e h r m a ß r e g e l n gegen die E i n f l ü s s e der F . existieren begreiflicherweise sehr zahlreich. W i e a n d e r e heidnische V ö l k e r h a b e n a u c h die Germ a n e n g e g l a u b t , die bösen Geister, die sich überall einnisten, s c h r e c k e n zu müssen, v o r a l l e m den, der den M o n d zu vers c h l i n g e n drohte, u m v o r den bösen F o l g e n der F . b e w a h r t zu w e r d e n . T r a t eine M o n d f i n s t e r n i s ein, so erhob das V o l k ein g r o ß e s G e s c h r e i und d a c h t e dem m i t d e m f e i n d l i c h e n U n g e h e u e r ringenden M o n d zu H i l f e zu k o m m e n , w e n n es in einem f o r t schrie ' v i n c e luna*. S o berichten Eligius und Rhabanus Maurus; i h r e M i t t e i l u n g e n w e r d e n e r g ä n z t d u r c h die N a c h r i c h t e n des der K a r o l i n g i s c h e n Z e i t
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a n g e h ö r i g e n Indiculus s u p e r s t i t i o n u m et p a g a n i a r u m und B u r c h a r d s v . W o r m s (ca. 9 6 5 — 1 0 2 5 ) 29 ). Die nordischen Sagen, die, wie wir sahen, die V e r s c h l i n g u n g s m y t h e n sehr a u s f ü h r l i c h darlegen, e r w ä h n e n d a s A b w e h r g e s c h r e i nicht. O b m a n d a r a u s a b e r m i t P a n z e r den S c h l u ß ziehen darf, d a ß unter K e l t e n und R ö m e r n diese F o r m der A b w e h r g e b r ä u c h l i c h e r w a r als unter den D e u t s c h e n , scheint sehr f r a g l i c h 30 ). N i c h t s liegt d e m p r i m i t i v e n Menschen näher als der G e b r a u c h a b w e h r e n d e r F o r meln, die, v o n einer b e d r o h t e n G e s a m t heit gesprochen, den die Geister s c h r e c k e n den L ä r m h e r v o r r u f e n . V o n den a n t i k e n V ö l k e r n wie a u c h v o n den östlichen E u r o p ä e r n wird i m m e r m i t H i l f e v o n G e schrei die G e f a h r g e b a n n t 3 1 ) . A u f s engste m i t den h e l f e n d e n R u f e n v e r b u n d e n ist d a s gleichfalls auf der ganzen Welt verbreitete Erzeugen von ehern k l i n g e n d e n G e r ä u s c h e n 3 2 ) . D e r B r a u c h , bei F . n B e c k e n , Sensen, P f a n n e n u s w . zu schlagen, ist ebenso a l t w i e d a s S c h r e i e n u n d w o h l a u c h t r o t z des F e h l e n s eines d i r e k t e n Zeugnisses f ü r die f r ü h e n D e u t s c h e n zu postulieren. Eisen- u n d E r z k l a n g v e r t r e i b e n a u c h sonst böse Geister. Dieser A b w e h r r i t u s h a t sich bis in die M i t t e des v o r i g e n J a h r h u n d e r t s noch v i e l e r o r t s in D e u t s c h l a n d erhalten, v o r a l l e m in B ö h m e n u n d der O b e r p f a l z 8S ). Andere Gegenden Deutschlands verz i c h t e n h e u t e auf die A u s ü b u n g der L ä r m g e r ä u s c h e . Sie s u c h e n ihre Z u f l u c h t allein im G e b e t , welches seit der Chris t i a n i s i e r u n g des L a n d e s an die Stelle älterer B e s c h w ö r u n g s f o r m e l n (vince luna) g e t r e t e n ist. S o wird a u s O b e r s c h w a b e n g e m e l d e t , d a ß in m a n c h e n O r t e n daselbst bei einer S o n n e n f i n s t e r n i s B e t s t u n d e n a b g e h a l t e n w u r d e n 3 1 ). O b das noch h e u t e g e ü b t wird, e n t z i e h t sich meiner K e n n t n i s ; w i c h t i g ist diese N a c h richt als l e t z t e s R e l i k t einer im M A . und der N e u z e i t w e i t v e r b r e i t e t e n A b w e h r m a ß n a h m e . D e n n es wird uns des ö f t e r e n aus dem 1 3 . — 1 8 . Jh. berichtet, daß gerade vor dem Eintreten von Sonnenf.n die Menschen die B e i c h t s t ü h l e und K i r chen f ü l l t e n , u m v o n ihren S ü n d e n b e -
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f r e i t z u w e r d e n , ü b e r die G o t t z ü r n e , w e n n die S o n n e der E r d e ihr A n t l i t z e n t z i e h t ••). H i e r t r a f e n w i e d e r heidnischer u n d B i b e l g l a u b e z u s a m m e n . H o c h und n i e d r i g t e i l t e n ihn. S e l b s t M a r t i n L u t h e r , so a b h o l d er s i c h sonst der E i n z e l a u s l e g u n g sideraler E r s c h e i n u n g e n g e g e n über verhielt, im Gegensatz vor allem zu P h . M e l a n c h t h o n , n a n n t e doch G e w i t t e r , S t ü r m e u s w . Ä u ß e r u n g e n des g ö t t l i c h e n Zorns, die g e s c h e h e n seien zur eignen B e s s e r u n g 36 ). E r s t ü t z t e seine A n s c h a u u n g e n a u f die Ü b e r l i e f e r u n g e n v e r g a n g e ner Z e i t e n . D i e v i e l e n U n g l ü c k s f ä l l e , die, w i e in d e n C h r o n i k e n n o t i e r t ist, sich z u Z e i t e n der S o n n e n f i n s t e r n i s ereigneten, ließen ihn die Ä u ß e r u n g t u n , d a ß 'allzeit ein solch Z e i c h e n der S o n n e n eine B e d e u t u n g g e w e s e n eines g r o ß e n U n f a l l s , der h e r n a c h g e f o l g e t hat* 3 7 ). Diese W o r t e L u t h e r s e r h a l t e n eine i n t e r e s s a n t e B e s t ä t i g u n g d u r c h die sicher g l a u b w ü r dige N a c h r i c h t , d a ß L u t h e r die S o n n e n f i n s t e r n i s i m A p r i l 1539 v o m A n f a n g bis zu Ende unter ständigem Gebet aufmerksam verfolgt haben sollM). Eine fürstbischöfliche Anordnung vom Jahr 1654 e m p f i e h l t als S i c h e r h e i t gegen die G e f a h r e n der b e v o r s t e h e n d e n S o n n e n f i n sternis n e b e n d e m S c h l u c k e n v o n P i l 1 e n (gegen die in L u f t u n d W a s s e r v e r b r e i t e t e n G i f t e ) ein I 2 t ä g i g e s F a s t e n 3 9 ) (s. d.). V o r d e n a n g e b l i c h e n G e f a h r e n seitens d e r a u f d e n 1. A p r i l 1764 f ü r F r a n k r e i c h a n g e s a g t e n S o n n e n f i n s t e r n i s b e r u h i g t e die ' G a z e t t e de F r a n c e ' die e r r e g t e n G e m ü t e r durch folgende A n z e i g e : „ D i e Pfarrer zu S t a d t u n d L a n d w e r d e n eingeladen, a m 4. S o n n t a g F a s t e n d e n Gottesdienst früher als g e w ö h n l i c h zu b e g i n n e n w e g e n der S o n n e n f i n s t e r n i s , die e t w a u m 10 U h r Dunkelheit verbreiten wird"40). Die Ank ü n d i g u n g ist v e r b u n d e n mit der A u f f o r d e r u n g , d a s V o l k zu b e r u h i g e n u n d im a u f k l ä r e r i s c h e n S i n n e ü b e r den w a h r e n H e r g a n g des P h ä n o m e n s zu belehren. A b e r t r o t z der A u f k l ä r u n g sind die F u r c h t v o r s t e l l u n g e n erst seit der M i t t e des vorigen J a h r h u n d e r t s g e w i c h e n und a u c h nicht überall in E u r o p a : noch z u der M o n d f i n s t e r n i s v o m 27. F e b r u a r 1877 wird a u s K o n s t a n t i n o p e l b e r i c h t e t , d a ß
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die B e v ö l k e r u n g g l a u b t e , ein k o l o s s a l e r Fisch zeige sich a m H i m m e l , u m d e n M o n d zu v e r s c h l i n g e n . M a n l ä r m t e u n d schoß, u m das böse T i e r zu v e r s c h e u c h e n ; als alles nichts half, v e r e i n i g t e m a n sich zu Prozessionen und g e m e i n s a m e n G e beten 4 1 ). Ä h n l i c h e s w i r d a u s der T ü r k e i v o n der S o n n e n f i n s t e r n i s v o m 15. Mai 1877 b e r i c h t e t 42 ). E n d l i c h sei noch einer R e i n i g u n g s z e r e m o n i e g e d a c h t . Bei S o n n e n f i n s t e r nis w i r f t m a n nämlich in der O b e r p f a l z B r o s a m e n ins F e u e r 4S ), d o c h w o h l u m d a s B r o t v o n den infizierenden G i f t e n s y m bolisch zu reinigen. Ä h n l i c h wird es zu erklären sein, w e n n m a n kein K r a u t u n d keine F r u c h t , die w ä h r e n d der F i n s t e r n i s im Freien waren, g e n i e ß e n darf, b e v o r sie nicht durch Regen wieder gereinigt sind 44 ). V o n d e m H e i m t r e i b e n des Viehs, d e m B e d e c k e n der B r u n n e n als S c h u t z m a ß n a h m e w a r s c h o n oben im A b s c h n i t t I I die R e d e . Der B r a u c h ist ziemlich ü b e r g a n z D e u t s c h l a n d , ferner auch in W e s t b ö h m e n v e r b r e i t e t u n d bedarf keiner weiteren E r k l ä r u n g 4 5 ) . ,9 ) Zu E l i g i u s und R h a b a n u s vgl. Anm. 28. Die Indiculusstelle (Nr. 21) bei S a u p e Indiculus 26, mit Verweis auf weiteres Material aus der mittelalterlichen Literatur. B u r c h a r d s v. W o r m s Nachrichten in seiner Kanonischen Sammlung (Titel vielleicht Decretorum libri viginti, s. M a n i t i u s Lit g. II 59) X 33; X I X 5 = M i g n e Patr. Lat. Bd. 140 Sp. 837 D; 960 C/D; s. a. G r i m m Mythol. 3, 406—407 (Anm. 9!). Über beschwörende Formeln bei den europ. Finnen vgl. P a n z e r Beitrag 2, 311 1. 30) P a n z e r Beitrag 2, 310. 31) Dies ist aus den mannigfachsten Beschreibungen der Völker fast der ganzen Erde bekannt: P a n z e r Beitrag 2, 310 ff.; P a u l y - W i s s o w a 6, 2334, 16 f. " ) Ebd.; S t e m p l i n g e r Aberglaube 30 f. 33) S t e m p l i n g e r Aberglaube 31. 34) B i r l i n g e r Volksth. 1, 189; M e i e r Schwaben i, 236f. 35) S é b i l l o t Folk-Lore 1, 52: Le seizième jour de juin (1409), entre six et sept heures du matin, fut éclipse de soleil bien merveilleux, qui dura près d'une demi-heure. C'estoit grande pitié de voir le peuple se retirer dans les églises et cuidoit-on que le monde deust faillir. Toutesfois la chose passa et furent assemblez les astronomiens, qui dirent que la chose estoit bien estrange et signe d'un grand mal à venir (nach Juvénal des Ursins Journal 438). 38) M. L u t h e r Werke (Weimarer Ausg.) 10, i ('), 571. Auch bei K l i n g n e r
Finsternisse Luther 95. " ) L u t h e r Kirchenpostille vom Jahre 1522 — Erlanger Ausg. 10, 60; K l i n g n e r a. a. O. " ) M. L u t h e r i Colloquia etc. ed Bindseil 1 (1863), 203. 3i ) W u t t k e 301 § 442. 40) Zeitungsnotiz. 4 1 ) S t e m p l i n g e r Aberglaube 3 1 . 1 2 ) Zeitungsnotiz. 43) W u t t k e !29 § 175- " ) E b d . 302 § 442. " ) Urquell 3, 1 8 9 2 , 1 0 8 ; D r e c h s l e r 2, 1 3 0 ; S c h m i t z Eifel 1 , 99; W u t t k e 301 § 442; G r o h m a n n 28 Nr. 1 4 1 ; W o l f Beiträge i , 2 3 5 ; J o h n Westböhmen 2 3 3 . 2 4 3 ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 55 f.
IV. F . u n d Z a u b e r . Da durch F.e böse Geister entfesselt werden, ist es verständlich, wenn sie vor allem im Zauber eine große Rolle spielen. Wie Dämonen, so können auch böse Zauberer den Mond peinigen und ihn zum Schrekken der Erdbewohner bedrohen, verfinstern und auf die Erde herabholen. Im Altertum war der Glaube lebendig, daß die Mondfinsternis ein Werk thessalischer Hexen sei ; nicht nur literarische, sondern auch bildliche Zeugnisse bestätigen das 4 8 ). Der deutsche Volksglaube verbindet mit der Mondfinsternis stellenweise (Schwaben und Oberpfalz) das Erforschen von Geheimnissen; wenn man einen Kübel voll Wasser in den Hof stellt und den verfinsterten Mond anschaut, tut man Blicke in die Z u k u n f t 4 7 ) . In Böhmen muß der Goldgräber die Sonnenfinsternis abwarten, denn sie ist seinem Tun günstig 4 8 ). Auch die aus Schlesien bezeugte Vorstellung, daß derjenige, der sich bei einer Sonnenfinsternis in einem Zuber voll Wasser besieht, eine große Sünde begehe, muß mit der Sündhaftigkeit des zauberischen Tuns bei F.n zusammenhängen 49). ") B o l l in Pauly-Wissowa 6, 2 3 3 3 . " ) B i r 1 i n g e r Volksth. 1 , 188 (Ertingen); S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 71 (Frohnau). „Während der F . schaut man in einen Zuber voll Wasser und damit alles, was in diesem J a h r vorgeht." 48) W u t t k e 302 §442. " ) Urquell 3 (1892), 1 0 8 ; D r e c h s l e r 2, 1 3 0 (Breslau, Leobschütz).
V. S p e z i e l l e astrologische D e u t u n g . Neben der Bibel nährte den Glauben an das schreckliche Phänomen der F. seit dem Beginn der Neuzeit auch die Astrologie, die natürlich an dieser Erscheinung nicht vorübergehen konnte und seit ihrer Begründung nicht vorüber-
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gegangen ist. Zwischen ihrer Lehre und dem Volksglauben besteht aber ein gewaltiger Unterschied, nicht in der zukunftskündenden Deutung, sondern in der Auffassung der F . in rein wissenschaftlichem Sinne. Die Unbedingtheit der astrologischen Lehre mag daher weder mit dem Rankenwerk der Mythologie noch mit den Abwehrriten des Volksglaubens etwas zu tun haben. Ihre von Hermes oder andern Urgöttern beglaubigte Tradition 5 0 ) lehrt das Eintreten böser Ereignisse infolge der F . Die astrologische Deutung der F . bezieht sich teils auf Witterungs- und Erntevorgänge, teils auf Krankheit, teils auf kommende politische Ereignisse. In Mecklenburg glaubt man an strenge Kälte, wenn im Winter eine Mondfinsternis eintritt 5 1 ). Ebenda heißt es, daß eine Sonnenfinsternis im Frühling zwar Wein hervorbringt, aber den Kornertrag schädigt 52 ). Die Wenden schließen auf baldige nasse Witterung, wenn Sonnen- und Mondfinsternis in demselben Monat eintreten 5 3 ). Das alles ist nicht verschieden von dem, was wir in den zahlreichen Prognostikenschriftchen des 16. Jahrhunderts lesen, daß z. B . aus den beiden F.n von 1599 auf mittelmäßige Ernte geschlossen wird: „jedoch ist zu besorgen, dess Ungewitters halben, welches durch die Finsternussen auch bösen aspekt andeuten wirt, den fruchten an etlichen orthen ein ziemlichen abbruch geschehen mochte . . . " 54 ). So stand es schon in den Kapiteln über Sonnen- und Mondf. bei den alten der hellenistischen Zeit angehörenden ägyptischen Astrologen Nechepso-Petosiris 55 ). Viel ausgebreiteter als die Wettervorhersagen sind in den Praktiken und astrologischen Lehrbüchern die Verbindungen von F.n mit Krankheit, Krieg, Tyrannenvertreibung usw. Schon in den antiken Finsterniskapiteln ist den medizinischen und politischen Wirkungen ein viel größerer R a u m gegönnt als den meteorologischen 56 ). Auch im frühen Mittelalter blieb dank der Bibel (s. Abschnitt II) der astrologische Glaube an den Einfluß der Sonnenfinsternis auf das politische
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Schicksal der Völker lebendig. In der V i t a Caroli 32 berichtet Einhard v o n der Sonnenfinsternis vor K a r l s des Großen T o d und v e r m e h r t damit die uns bekannte Reihe großer Leute, deren Tod die A n t i k e mit einer Sonnenfinsternis v e r band, um ein bezeichnendes Beispiel w ) . Zu den Jahren 1133 und 1239 notieren italienische A n n a l e n w e r k e F. und kombinieren dieselben mit den politischen Ereignissen dieser Zeit M ). Dabei ist besonders noch die Beziehung der F . zu den Qualitäten der Planeten und Tierkreisbilder (s. Horoskopie) beachtet worden, w o d u r c h die F. j e nachdem in ihrer W i r k u n g gesteigert oder gemildert wurden. Ein Prognostikumkapitel über die Sonnenfinsternis von 1556 m a g die weitreichenden Folgen solcher K o m b i n a tionen v e r a n s c h a u l i c h e n 6 9 ) : ,,Dise finsternuß v e r k ü n d e t das Mars j r fürer ist / Der a n f a n g bedütet bürgerliche kriege / viel g e f a n g e s c h a f t / todtschleg / fürnemlichen Martialischen leute. Eclipsis mittel wil anzeigung thün vieler widerwertigkeit / h o c h m ü t der krieger, vngewitter, vnstäte l u f f t / verderbung deß fürgesetzte / Ein a n k u n f f t eines außlendigen frolnden T y r a n n e n s / das auch der recht anerboren herr verachtet und v e r j a g e t werd. Zeigt weiter gifftige pestilentzische kräckheit / Bocken / Frätzosen / B a u c h lauff / wird v o r a b ein geforliche Zeit sein den menschen / so erboren sind v n d e r dem anderen auch dritten decamoria (s. Horoskopie) Scorpij. Item deng so die Sonn im anfang der dritten decamorie deß W i ders habend / vnd dise alle so in volgenden lendern v n n d Stetten wonend / werdendt diser finsternusse bedeütung / straff v n n d vnfaal nicht leichtlich vberhaben sein / als do ist das landt Capadocia / J u d e a / Idumea / Mauritania / Nordwegia / B a varia superior / Parthia / Media / Persia, Asia minor / Neapolis / die stett A q u i leia / Ternis / Pafei / Forum J u l i u m / Genua / Bolonia / Bern Dieterich / S a lernu / A n c o n a , Novaria / Florentz /" etc. «>).
Stellen bei Boll Offenbarung 7 f. " ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 201. «') Ebd. 2, 198. " ) S c h u l e n b u r g Wend. Volkstum
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168. M ) Prognosticon astrol. auff das Jharnach unseres Herren . . . . Jesu Christi Geburt MDXCIX . . durch Chr. G y g e r der A r t z n e y Doctor zu Zürich cap. V I I I , p. 27; vgl. cap. I, p. 7 (Univ.-Bibl. Heidelberg). " ) Cat. cod. astr. V I I 133, 10; H e p h a i s t i o n v.Theben ed. Engelbrecht 83, 7 ff. '•) Sehr instruktive Beispiele in Cat. cod. astr. •') Eine Sonnenfinsternis wird von den antiken Autoren beim Tode des Karneades ( D i o g . L a e r t . 4,64),Caesars ( V e r g . Georg. 1,466; O v i d M e / . X V 785f.), Christi (Math. 27, 45), Nervas ( V i c t o r ep. 12) und des Proklos (M a r i n u s vita Prodi 37 in Cobets Ausg. des D i o g. L a e r t. [Didot]) festgestellt. Andere Belege bei U s e Der Kl. Schriften 4, 307 f. = Rhein. Mus. 55 (1900), 286 ff. u ) Zu 1133: Annal. Rodens. = MG. SS. X V I p. 710 (atmosph. Sonnenfinsternis, vgl. B o l l Offenbarung 17); zu 1239 vgl. Joh. L o n g i Chron. = M G . S S . X X V p . 841 (mit allerhand Wunderzeichen verbunden). Der stilistische T y p u s der Beschreibungen ist antik, Vergleichsstellen P l u t a r c h de fac. 93 i E ; A m m i a n . M a r c e l . X X 3, 1; Script, hist. Aug. Gord. I I I 23, 2. M ) IVeyssagung Sibylle Tyburtine von dem ehrwürdigen Hochgeehrten Herren Luca G a u r i c o . . . . für das 1557. jar (Univers.-Bibl. Heidelberg). ,0) Weiteres Material zu den Finsternisprognosen des 16. u. 17. Jhs. Caecareus, Nicol. v. W e i ß e n f e l s a. Saale, Bedeutung und Offenbarung warer hymmliscker Jnfluxion, nämlich der Finsternissen, so die folgenden 7 Jar nacheinander geschehen von 155g—1565 (Weisenfels ca. 1558); Ders. Wunderliche Practica von d. Bedeutungen, die da volgen werden auss d. obgemelten Constellation u. Finsternussen . . . . Erdffurt, Bawmann 1576; A r g o Ii u s Andr. Patav. Arologicum vber das Jahr 1654—1656. Copey aus der Cantzley Memmingen (F. v. 1654—1656 u. das Hereinbrechen des Jüngsten Tages i. J. 1656). — Bildliche Darstellungen (Holzschnitte) zu den F.n von 1616 und 1617 bei H. A. S t r a u ß Der astrologische Gedanke in der deutschen Vergangenheit (München 1926) 74.
VI. G e s c h i c h t l i c h e s zur astrolog. Finsterniserklärung. Während sich bei den W i t t e rungs- und Ernteweissagungen aus den F.n noch einiges aus der uralten astrologischen Tradition bis heute erhalten hat, ist der Glaube an die Einflüsse der F. auf den Gesundheitszustand der Menschheit und auf k o m m e n d e politische Ereignisse großenteils ein Opfer der A u f klärung geworden. Begreiflicherweise verzichten auch die modernen Astrologen darauf, den schädigenden Einflüssen der F. dasWort zu reden. Bis ins 17. Jh. nach Chr. indes sind in der Tradition des astrologi-
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Firstsäule
s e h e n L e h r g e b ä u d e s der A u s l e g u n g der F . g r o ß e A u s f ü h r u n g e n g e w i d m e t , in denen j e n a c h der S t e l l u n g des v e r f i n s t e r t e n Ges t i r n s in den Z e i c h e n des Tierkreises und r ü c k s i c h t l i c h seiner B e z i e h u n g zu den a n d e r n P l a n e t e n die Z u k u n f t e n t r ä t s e l t w i r d . D i e d e u t s c h e A s t r o l o g i e des 15. bis 16. J h s , d u r c h die R e n a i s s a n c e a s t r o l o g e n p r o p a g i e r t , ist der l e t z t e A u s l ä u f e r j e n e r geistig-religiösen Bewegung, die vom M u t t e r l a n d e der A s t r o l o g i e , B a b y l o n i e n , ü b e r Ä g y p t e n ins r ö m i s c h e R e i c h eind r a n g und v o n hier im N o r d e n die D e u t s c h e n u n d i m O s t e n die J u d e n und A r a b e r erreichte, u m d u r c h diese e r n e u t den B y z a n t i n e r n , Italienern und D e u t s c h e n m i t g e t e i l t z u w e r d e n 4 1 ). S o f i n d e n wir bei den B a b y l o n i e r n bereits die gleichen A u s d e u t u n g s v e r s u c h e der F . ; indes b e z o g e n sich d a m a l s die beiden Gestirne S o n n e u n d M o n d n a c h der astrologischen G r u n d anschauung von dem Harmonieren von M a k r o k o s m o s u n d M i k r o k o s m o s u n d der n a c h b i l d e n d e n T ä t i g k e i t des M i k r o k o s m o s noch s t e t s auf die e x p o n i e r t e n Ges t a l t e n des L a n d e s , die K ö n i g e (außerd e m n a t ü r l i c h a u f die W i t t e r u n g ) * 2 ). Im H e l l e n i s m u s , dessen A s t r o l o g i e , w i e gel e g e n t l i c h g e z e i g t w e r d e n k o n n t e , stellenweise nur eine d i f f e r e n z i e r e n d e E r w e i t e r u n g der b a b y l o n i s c h e n A s t r o l o g i e v o r stellt ®3), b e g e g n e n die gleichen I d e e n : N e c h e p s o - P e t o s i r i s und seine E x c e r p i s t e n sind v o l l v o n F i n s t e r n i s d i a g n o s e n , die stets das W o h l e r g e h e n des L a n d e s und des H e r r s c h e r s z u m T h e m a h a b e n 6 4 ) . N i c h t a n d e r s bei den A r a b e r n e s ). D a ß die deutsche A s t r o l o g i e der b e g i n n e n d e n Neuzeit gleichfalls nur die E r b i n dieser Gedanken ist, b e w e i s t neben der oben A b s c h n . V a n g e f ü h r t e n Stelle a u s einem P r o g n o s t i k u m auf das J a h r 1557 a u c h T h e o p h r a s t u s P a r a c e l s u s in einem T r a k t a t über die S o n n e n f i n s t e r n i s und in einem P r o g n o s t i k u m auf das J a h r 1537, nur daß die D i n g e hier schon r e c h t ins A l l g e m e i n e gezogen erscheinen 66 ). B e m e r k t sei noch, d a ß die a l t o r i e n t a lische und die a n t i k e A s t r o l o g i e der Griechen des ö f t e r e n a u c h a t m o s p h ä r i s c h e , d. h. durch W o l k e n v e r u r s a c h t e Sonnenund Mondf. b e h a n d e l t 6 7 ) ; sie w e r d e n
auch später sichtigt.
1526 gelegentlich
noch
berück-
•') Vgl. Art. Horoskopie, Sterndeutung. " ) J a s t r o w Die Religion Babyloniens und Assyriens II, 1, 512—560; Br. M e i ß n e r Babylonien und Assyrien II, 249 ff.; B o l l Sternglaube * (her. v. Gundel) 4. " ) B o 11 B e 2 o 1 d Reflexe astrol. Keilinschriften bei griech. Schriftstellern Abhd. Heid. Akad. d. Wiss. 1911, phil.-hist. Kl. 7. **) H e p h. v. T h e b e n ed. Engelbrecht 82—89 passim; Cat. cod. astr. VII, 132 ff. passim. Vgl. z. B. M e s s a h a 1 a c h (j üdischer Astrologe namens Mäscha'Uah ca. 770—820) De ratione circuli et stellarum cap. V u. VII (der Text in lateinischer Übersetzung beigebunden an Pruckners Ausgabe der Libr. VIII Astronomicum des Iulius F i r m i c u s M a t e r n u s . Basileae 1533 (II. Teil, i i 5 f f . ) . ••) Theophr. P a r a c e l s u s ed. Huser (Straßburg 1616), tom. II, p. 660 c—661 a (aus einem Traktat De eclipsi Solis) und p. 648 a (Progn. in a. 1537 cap. II). " ) B o l l Offenbarung 17; Br. M e i ß n e r Babylonien und Assyrien 2, 252; J a s t r o w a . a . O . 513 f.; die in den Ann. Rodens, zum Jahr 1133 erwähnte Sonnenfinsternis scheint z. B. atmosphärischer Natur zu sein (s. o. Anm. 58). Stegemann. Firstsäule. Eine Reihe v o n Vorstell u n g e n , die sich a n v e r s c h i e d e n e T e i l e des H a u s e s k n ü p f e n , sind nur v e r s t ä n d l i c h a u s der R o l l e , die d a s H a u s und seine in alter Zeit wichtigsten konstruktiven Teile im G l a u b e n der G e r m a n e n spielten. U n t e r i h n e n n a h m die S ä u l e , die d a s D a c h s t ü t z t e , einen h e r v o r r a g e n d e n P l a t z ein '). H e u t e ist die F . a u s b a u t e c h n i s c h e n Gründen fast völlig verschwunden2), d o c h d ü r f t e m a n c h e s v o n d e m a n ihr h a f t e n d e n G l a u b e n auf die D e c k e (s. d.) u n d d e n S t u b e n b a l k e n (s. B a l k e n ) ü b e r t r a g e n w o r d e n sein. In der a n o r d . L i t e r a t u r w e r d e n die ges c h n i t z t e n H o c h s i t z s ä u l e n h ä u f i g als Heil i g t ü m e r e r w ä h n t 3 ). W a h r s c h e i n l i c h waren sie u r s p r ü n g l i c h k o n s t r u k t i v e T e i l e des H a u s e s . E i n e S ä u l e , die den F i r s t b a l k e n t r ä g t , w i r d im B e o w u l f l i e d (927) e r w ä h n t , a u f d e u t s c h e m G e b i e t in a h d . Z e i t in der L e x B a i u a r i o r u m (9, 6) als firstsül, als magensül, dia meistün sül bei N o t k e r 4 ). Im S c h ö n f e l d e r E h e h a f t s r e c h t w i r d die F . b e i m H a u s b a u in V e r b i n d u n g m i t d e m W i c h t s t e i n , d e m heiligen H e r d s t e i n e 6 ) (s. d.), a l s w i c h t i g e r Teil des H a u s e s a n g e f ü h r t •). A n die H o c h s i t z -
Fisch
1527
säulen erinnert auffallend die ungarische bodag-anya, „Mutter Gottes", ein mitten im Zimmer stehender Pfosten, der die Zimmerdecke trägt 7 ). Auch im Kumanenhause kommt die F. noch vor, sie heißt balvänä „ G ö t z e " . Im Sippenhause von Wales heißt die F. ynen bren, „ K r a f t könig" 8 ). Aus dem Bericht der Völsungasaga •) ergibt sich, daß in alter Zeit das Haus mitunter um einen lebenden Baum gebautwurde. Darauf bezieht sich wohl auch das anord. Sprichwort: „ D i e Eiche soll man pflegen, unter der man wohnt." (Egilssaga 68.) Es handelt sich dabei einerseits um den Schutzbaum, der auch heute noch bei vielen Gehöften Skandinaviens verehrt wird 10), andererseits hat Finnur Jönsson mit Recht zur Erklärung der Weltesche Yggdrasil den Baum in der Wölsungenhalle h e r a n g e z o g e n u ) . Das Weltgebäude ist nach der Vorstellung vieler Völker wie das Wohnhaus aufgebaut. So muß der Himmel wie das Dach durch eine Säule bzw. durch den Weltbaum gestützt werden. Die Lappen errichten für den Gott Frey, den sie von den Germanen übernommen haben, eine Säule, die den Himmel stützen soll 1 2 ). Die Kelten fürchteten nichts so sehr, als daß der Himmel einstürzen könnte. Auch die Deutschen kannten eine Himmelsstütze, die Irminsül, die der Chronist Rudolf von Fulda (gest. 865) als columna universalis quasi sustinens omnia erläutert 13 ). Die Hauptstütze des Daches stand wie der Schutzbaum, mit dem sie in manchen Fällen identisch war, in enger Beziehung zum Ahnenkult (s. d.). ') H e y n e
Hausaltertümer
1,
26.
51.
*) R h a m m 2, 361 f. 365 f. •] H o o p s Reallex. 2, 600; NdZfVk. 4, 10 f. 4) B o e t h i u s de cons. 3, 40. (Schriften hsg. von Piper 1, 150, 6). ') R h am m 361 f.: MAG. 56, 2. •) Gri m m Weistümer 3, 626; DWb. 3, 1679. ') IF. 21,301;
WuS. 1, 40. ») R h a m m 362 f. ») S. 87,0der Ausgabe von S. Bugge. 10) N i l s s o n Arels
folkliga fester 30 ff. " ) A f n F . 21, 399. 12 ) MoM. 1910, 1 f f . ; H o l m b e r g Baum des Lebens
10f. passim.
l3)
1, 303 f f . , s. a.
Hoops
WuS. i, 40; M a n n h a r d t
G ü n t e rt
Wettkönig
Reallex. 2, 600. " ) Ebd.
82 f f . ;
Weiser-Aall.
1528
Fisch. Es kann sich an dieser Stelle nicht darum handeln, den vielgestaltigen Erscheinungen nachzugehen, in denen der F. in R e l i g i o n und M y t h u s der alten Kulturvölker auftritt. Auf sie wie auch auf die S y m b o l i k des F.es kann nur dann zurückgegriffen werden, wenn wahrscheinliche Spuren und Reste im heutigen Glauben und Brauch sich vorfinden. Das gründlichste Werk über den F. in Symbolik und Religion ist Dölger I X © Y S 1 ) , das uns freilich manches als kultisch auszulegen scheint, was doch gewiß rein dekorativ zu deuten ist. Stoffreich und wertvoll sind ferner die Arbeiten von Scheftelowitz über das F.symbol im Judentum und Christentum 2 ); und von E i s 1 e r über den F. als Sexualsymbol 3 ); alle mit vielfach vergleichender Literatur. In R e l i g i o n und M y t h u s tritt der F. nicht selten auf. So gibt es F G ö t t e r und G ö t t e r 4 ) bzw. D ä m o n e n 5 ) i n F.-G e s t a 1 1 , an die sich M y t h e n knüpfen •). F.en werden O p f e r dargebracht und F.e selbst geopfert 7). Andernorts sind sie nicht opferbar 8 ). In vielen Religionen, namentlich Ägyptens und des alten Orients sind die F.e oder gewisse Arten heilig9). Infolgedessen liegt oft ein Speisev e r b o t auf ihnen 10), während er hinwiederum, als Opfertier, auch gegessen wird (s. a. unten: Fruchtbarkeitssymbol, Volksmedizin, Brauch) u ) . Bei einigen Völkern ist der F. T o t e m t i e r 1 2 ) . Von S y m b o l e n sind hier nur zu nennen das Symbol des C h r i s t u s , das vermutlich jüdischen Ursprungs (Scheftelowitz, Eisler) ist 1 3 ), und das der Fruchtbarkeit bzw. des L e b e n s "). Es ist nicht immer mit Sicherheit auszumachen, was von diesen Kulten, Mythen und Symbolen sich bis in die neuere Zeit gerettet hat. Alt ist der Genuß des F.es als christliche F a s t e n - 1 5 ) und als jüdische S a b b a t speise. Vielleicht ist auch das typische F.essen zu andern Festzeiten und bei bestimmten Gelegenheiten ursprünglich kultisch (s. u.: Brauch). Insbesondere mit dem Symbol der F r u c h t -
15 29
Fisch
b a r k e i t m a g z u s a m m e n h ä n g e n der bei j ü d i s c h e n H o c h z e i t e n a u f g e f ü h r t e „ F . t a n z " 1 6 ) ; v i e l l e i c h t a u c h die S i t t e d e r t u n e s i s c h e n J u d e n , bei H o c h z e i t e n (und a m S a b b a t h ) einen F.schwanz a u f ein K i s s e n zu l e g e n 1 7 ) , u n d d a s S p e i s e n von F.en an Hochzeiten ü b e r h a u p t u ) . D a m i t vergleiche man folgende altindische Hochzeitssitte: Das n e u v e r m ä h l t e B r a u t p a a r s t e i g t bis z u m K n i e i n s W a s s e r und f ä n g t m i t e i n e m n e u e n G e w ä n d e , dessen S a u m n a c h Osten g e r i c h t e t ist, F . e , w o b e i es einen B r a h manenschüler f r a g t : „ W a s siehst D u ? " A n t w o r t : „ S ö h n e und V i e h . " H i e r v e r s i n n b i l d l i c h e n die F . e den K i n d e r s e g e n u n d d e n R e i c h t u m a n V i e h 1 9 ), w i e ü b e r h a u p t die F r u c h t b a r k e i t des F . e s v o n a l t e r s her als S y m b o l des K i n d e r s e g e n s g i l t 2 0 ) (s. u . : B r a u c h ) . D a z u k o m m t , daß der F . o f t als S i n n b i l d des P h a l l u s a n g e s e h e n w i r d 2 1 ). F . g e n u ß bewirkt nach Erzählungen verschiedener Völker S c h w a n g e r s c h a f t 2 2 ). S c h w a n g e r e n sind F . e einerseits v e r b o t e n 2 3 ) , a n d e r s e i t s e m p f o h l e n M ) (s. a. u n t e n : O r a k e l ) . D a s V e r b o t f i n d e t sich a u c h i m n e u e r e n A b e r g l a u b e n , f r e i l i c h m i t d e r B e g r ü n d u n g , daß d a s K i n d einen „ F . k o p f " b e k o m m t 8 S ) oder n i c h t s p r e c h e n l e r n e (weil die F . e s t u m m sind) 20 ) (s. a. 4 : Medizin). Die E r l a u b n i s a n S c h w a n g e r e , F . e zu f a n g e n in G e w ä s s e r n , w o es s o n s t v e r b o t e n ist, w i r d d a g e g e n k a u m religiöser N a t u r sein w ) . ») Franz Jos. D ö l g e r IXdYS. Das Fischsymbol in frühchristlicher Zeit. I. Bd. ( Religionsgesckichll. u. epigraph. Untersuchungen.) Rom 1910. II. Bd. Der Heilige Fisch in den antiken Religionen und im Christentum. Textband. I I I . Bd. Dasselbe. Tafeln. Münster i. W. 1922. IV. Bd. Die Fischdenkmäler in der frühchristl. Plas'.ik, Malerei und Kleinkunst. Tafeln. Münster i. W. 1927. ( D ö l g e r wird im folgenden mit D. zitiert.) Dazu A R w . 15, 297. 2) J . Scteftelowitz Das Fisch-Symbol im Judentum und Christentum. A R w . 14 (1911), 3 1—53. 321—392 (zitiertmitSch.). ) Rob. E i s 1 e r Der F. als Sexualsymbol. Imago (Wien) 3 (1914), 165—-196 (vgl. hiezu Deubner ARw. 20, 415, manchen Äußerungen gegenüber skeptisch). 4) D. i, 459 (F.gewand); 2, 599 (Register: F.gittheiten, F.gestalt, F.grwand); 602 (F.Verwandlung); 619 (Liebesgenuß); P a c l y - W i s s o w a 9, 1, 844 f.; H a s t i n g s 1 , 5 1 4 ; G u b e r n a t i s Tiere 592 ff.; J e r e -
m i a s Relgesch. 27. 38. 83. (F.masken); R . M. M e y e r Religionsgesch. 221; Mannh a r d t Germ. Myth. 86; B r a u n Sage 1, 37. 105. 107. 1 1 4 ; 2, 325. 327. 393. 4 1 5 ff. 5) F.m e n s c h e n s. a. Nix, Wasserelben, -fräulein, -geist, -könig, -mann, -weiblein; Meerdämonen, -frau, -wunder; Seegeister, -jungfrau, -männchen. Loki: M e y e r Germ. Myth. 165; Q u i t z m a n n Baiwaren 100; Seegeist: L ü t o l f Sagen 285 f f . ; Kühnau Sagen 2, 284; Kobold: K u h n u. S c h w a r t z 83. 479. •) Außer ob. Lit. besonders G u b e r n a t i s 592 ff. ') D. 1, 133. 134. 147. 427. 430. 436 ff. 459; 2, 600 (Register: F.opfer); S t e n g e l Opfergebräuche 201 f f . ; G r i m m Myth. 3, 29 (Perht); Sch. 3 3 7 f t . 378; W i s s o w a Religion 229; H a s t i n g s 1, 5 1 4 f . ; S t o r f e r Jungfr. Muttersch. 142; F r a z e r 8, 1 3 2 ; P a u l y - W i s s o w a 9, 1 , 845—847. 8 ) D. 1 , 127. ») D. 1 , 1 2 3 ff. 1 2 7 ; 2 passim; Sch. 327 f f . ; P a u l y - W i s s o w a a. a. O. 844 f.; H a s t i n g s i , 514 t.; A b t Apuleius v. M. 67; F r a z e r 1, 30; 8, 26. 249 ff. ">) D. 1, 125. 126. 127. 130. 133 f . ; 2, 602 (Register) ; P a u l y - W i s s o w a 844. 846. 847; Sch. 3 2 7 f f . ; H a s t i n g s 1, 5 1 4 t . ; S t o r f e r Jungfr. Muttersch. 143 (m. Lit.); F r a z e r 3, 1 0 ; 8, 140; A n d r e e Parallelen 1, 125. Bei den Zigeunern darf die H e x e keine F.e essen: W l i s l o c k i Volksglaube 125. u ) D. passim; Sch. 18 ff. 3 2 1 f t . 337 ft.; Has t i n g s 1, 5 1 4 f. l i ) D. 1 , 128; H a s t i n g s 1 , 5 1 5 ; F r a z e r 4 , 1 2 9 ; D e r s. Totemism 4, 343 (Reg.); W u n d t Mythus und Rel. 1 , 509. u ) D. 2, 601 (Register: F . Sinnbild Christi): aus syrischen Kulten; A R w . n , 140; Sch. 2 f f . 16 ff. (bisherige Deutungen). 3 4 2 : jüdisch; P i s c h e l Der Ursprung des christl. F.-Symbols, in SitzbBerl. 1905, 506 f f . : indisch; U s e n e r Sintflut 223 f f . : indisch (dagegen Sch. 17); E i s 1 e r in A R w . 16, 300 ff.: jüdisch (samaritanische Überlieferung von J o s u a redivivus mit J e s u s verknüpft); S t o r f e r Jungfr. Mutterschaft 140 (m. Lit.); D i e t e r i c h A R w . 8, 506 Anm. 3; W a s e r A R w . 16, 358 (unterstützt Usener); eine gute Zusammenfassung von C u m o n t in P a u l y W i s s o w a 9, 1, 848. u ) D. 1, 429 t.; 2, 601 (Register: F . Sinnbild der Fruchtbarkeit, Sinnbild des Lebens); Sch. 376 f f . ; D e r s. Huhnopfer 12 f.; E i s l e r a . a . O . (s.o. Anm. 3); S t o r f e r Jungfr. Mutterschaft 146 ff.; Z a chariae Kl. Sehr. 207 ff. 2 1 3 ft. 219. ls ) F.w e i h e an Ostern s. F r a n z Benedik1$ tionen 1, 587 f. ) Globus 60, 128; Z a c h a 4 r i a e Kl. Sehr. 2 1 5 ff.; D. 2, 228 ; RTrp. 22, 57; A b t Apuleius v. M. 143. " ) H ö f l e r Hochzeit (wohl nach Melusine 8, 34; s. a. Z a c h a r i a e Kl. Sehr. 227) 13. Höflersagt, daß diese Sitte schon von P e r s i u s (Satura 5, 180 bis 184) erwähnt werde. Persius spricht aber von dem Thunfischschwanz in der roten Schüssel. Dazu D. 2, 94 f . : „Persius spottet über die Juden, die nach ihrem Gesetz von dem schuppenlosen Thunfisch nicht essen durften, aber
Fisch das Gesetz zu umgehen wußten, daß sie den F. wenigstens zur Bereitung einer F.brühe benutzten und das Schwanzstück darin schwimmen ließen." " ) H ö i l e r a. a. O.; Sch. 378 A. 1; E i s l e r a . a . O . 175 ff.; S t o r f e r Jungfr.
Mutterschaft
1 4 8 f.
")
Jungfr.
Mutterschaft
141 f f .
(im
Sch.
377,
wo
noch weitere Beispiele von F.-Hochzeitsritual. *•) Sch. 376. " ) E i s l e r 169f. 173; D. i, 109. 492; G u b e r n a t i s Tiere 193; S t o r f e r Italienischen
pesce = penis); s. a. Anm. 74. 75. **) B o l t e P o l i v k a 1, 544 f. (mit weiterer Lit.); E i s l e r 169 A. 3. 175 A. 7; S t o r f e r Jungfr. Mutterschaft 151. 185; Sch. 378 A . i ; M a n n h a r d t Germ. Mythen 216 (n. Z i n g e r l e Märchen 148). " ) H a s t i n g s 1, 515 (Serbien, n. Globus 33, 349); Sch. 335 (Hawaii). " ) H a s t i n g s 1 , 5 1 5 (Talmud). " ) L a m m e r t 159; J ü h l i n g Tiere 35; F o s s e i Steiermark 51. " ) G r o h m a n n 109; ZfMyth. 3, 310. " ) S l o e t Dieren 363 f. (nach G r i m m RA. i, 564; Weistümer 3, 887). I. A n a t o m i s c h e r und biol o g i s c h e r A b e r g l a u b e f i n d e t sich mehr bei den einzelnen A r t e n , als b e i m F. im a l l g e m e i n e n . W i r v e r w e i s e n daher auf diese S t i c h w ö r t e r . M a n c h e F . e tragen z a u b e r - oder h e i l k r ä f t i g e S t e i n e im K o p f 2 8 ) (vgl. B a r s c h , Karpfen, K a u l b a r s c h , Kaulkopf). Das A u s b l e i b e n v o n F . s c h w ä r m e n ist die F o l g e irgendeines m e n s c h l i c h e n Frevels » ) . Die m i t t e l a l t e r l i c h e n Ans c h a u u n g e n gehen meist auf das A l t e r t u m z u r ü c k , h a b e n sich aber, s o w e i t wir sehen können, nicht bis in die N e u z e i t f o r t g e p f l a n z t ; ein Beweis, d a ß sie als Gelehrtenstoff übernommen worden waren 30 ). B e s o n d e r s r e i c h h a l t i g sind die A n gaben v o n A l b e r t u s Magnus31). A l s Beispiel f ü r die bei den m i t t e l a l t e r lichen Z o o l o g e n h e r r s c h e n d e n A n s c h a u ungen zitieren wir K o n r a d v. M e gcnberg82): Alle F.e s c h l a f e n wenig. Im Schlafe rühren sich die F.e nicht, nur den Schwanz bewegen sie ein wenig. Einige behaupten, die F.e f l ö h e n , von einer inneren Mahnung getrieben, a u s dem Lande, dem ein g r o ß e s V o l k s s t e r b e n d r o h t oder aus dem die Leute vertrieben werden sollen. Die F.e haben die Eigenart, n i e m a l s m i t f r e m d e n F.en, die nicht ihrer Art angehören, zusammen z u l a i c h e n . Ein Hecht z. B. laicht immer nur mit einem Hecht, und eine Schleie nur mit einer Schleie. Eine Ausnahme hiervon macht die Muräne, die mit einer
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Schlange zusammen laicht und, nach einigen Angaben, der Aal, der dasselbe tun soll. Alle F.e im Meere f r e s s e n e i n a n d e r , ausgenommen eine Art, die Aristoteles Fascaleon nennt, welche kein Fleisch frißt. Kein Meertier frißt seine Jungen, bevor sie ausgewachsen und den Alten gleichgeworden sind. Das F l e i s c h der See-F.e, welche sich i n d e r N ä h e d e r K ü s t e aufhalten, ist k r ä f t i g e r und gesunder wie das der F.e, welche die Tiefe aufsuchen und weicheres, weniger gutes Fleisch haben. Alle z w i s c h e n S t e i n e n und an steinigen Orten lebenden F.e sind in der Regel f e t t , und alle größeren, von F.en gebildeten Scharen haben einen F ü h r e r und Leiter. Jeder F., der vom Raube lebt, s c h w i m m t g e s e l l i g , wie der Hecht und ähnliche F.e. Alle F.e, die d e r B r e i t e nach schwimmen, werden fett, wenn der S ü d w i n d von Mittag h e r w e h t , wie zum Beispiel die Brachsen, die Halb-F.e und die ihnen gleichen. Die F.e dagegen, welche, wie der Hecht, der L ä n g s a c h s e des Körpers nach schwimmen, w e r den f e t t , wenn der Nordwind weht, der im Lateinischen Aquilo heißt. Die w e i b l i c h e n F.e sind g r ö ß e r wie die männlichen, denn die Rogener werden größer wie die Milchner. Der F i s c h f a n g (s. fischen) gerät am besten m o r g e n s , ehe die Sonne aufgeht, weil die F.e dann a m w e n i g s t e n g u t s e h e n können. Bei Nacht sehen sie so gut wie am Tage. Wenn sie Öl t r i n k e n , sterben sie. Der größte Teil der F.eier geht zu Grunde, wenn der Rogner sie beim Hin- und Herschwimmen ausläßt. Einige F.e gebären aus sich selbst Junge, ohne alles vorhergegangene Laichen, einige werden v o n d e r E r d e b e f r u c h t e t , a u f d e r a n d e r e F.e g e l e g e n h a b e n , noch andere von g e w ö h n l i c h e r E r d e , wie auch einige von der fauligen, hier und da zerstreuten F e u c h t i g k e i t , die man auf dem Wasser wie Öl s c h w i m m e n s i e h t . Die F.e haben die Gewohnheit, h i n u n d herzuschwimm e n und häufig den Ort zu wechseln, ehe sie gebären oder miteinander laichen. Einige F.e w e r d e n k r a n k , w e n n s i e g e b ä r e n oder den Rogen auslassen, deshalb fangen sie sich dann leichter, wie zu anderer Zeit. D ü r r e s c h a d e t den F.en sehr, in Regender Regel werden sie f e t t b e i w e t t e r . Der Regen kräftigt sie gerade so wie die Pflanzen, die aus der Erde hervorwachsen. Deshalb auch schwimmen die F.e an der Oberfläche des Wassers, wenn es regnet, gerade so, als ob sie sich über den Regen freuten. Reibt ein Stück Holz mit der L e b e r eines Seefisches, so brennt es wie Öl. Deshalb behauptet auch ein Forscher, man bereite aus der Leber einiger See-F.e Öl. Einige F.arten b e r ü h r e n das G e f ä ß , mit dem man sie gef a n g e n h a t , n i e , w e n n es nicht g a n z f r i s c h ist. Die weiblichen F.e sind l ä n g e r wie die männlichen, und ihr
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F l e i s c h i s t h ä r t e r . Die F.e k e h r e n m i t V o r l i e b e an den Ort z u r ü c k , wo s i e g e b o r e n sind, wo sie auch hinkommen, nach oben oder nach unten, und geraten dadurch leicht in Schaden. Der große Gelehrte Basilius sagt: Schau, wie ein jedes Geschlecht der F.e s e i n b e s o n d e r e s L a n d hat und seine Gegend. Keiner nimmt dem anderen seine Wohnstätte weg.
Die F.bücher des ausgehenden MA.s wie der frühen Neuzeit verbreiten sich mehr über die Eigenschaften der einzelnen Arten als über das Allgemeine 33 ). Eine vereinzelte anatomische Notiz bringt C a r u s 34 ) nach den Kolmarer Annalen: daß im Bistum Basel im Tale der Süß ( R a u s ? ) in der Nähe von Granfelde(n) (Grandval) sich Weiß-F.e o h n e S c h w i m m b l a s e finden. " ) P l i n i u s N.H. 9, 24. " ) S a r t o r i Sitte 2, 162 A. 18. 30) L e n z Zool. 479 ff. zitiert Herodot, Varro (de re rust.), Diodorus Siculus, Valerius Maximus, Columella (de re rust.), Strabo, Plinius, Plutarch (de solertia anim.), Appian (de piscatione), Dio Cassius, Aelian. — Die mittelalterlichen Naturbücher berufen sich aber auch auf A r i s t o t e l e s u. a. Klassiker der Zoologie. Besondere Erwähnung verdient M a r c e l l u s a u s S i d e (2. Jh. n. Chr.) itepl Ix&üiov (Ausg. v. M. Schneider, Comment. in hon. Ribbeckii 1888, 124 f.: Volksmedizin). — Von Späteren behandelt I s i d o r Etymologiae 1. X I I , c. V I (M i g n e Patrol. lat. 82, 450 ff.) das Allgemeine sehr kurz. 31 ) De animalibus ed. Stadler S. 1638 (Register: piscis). **) Buch d. Natur, nhd. Ausg. 203, mhd. Ausg. 242. 33 ) s. Z a u n i c k Das älteste F.büchlein v. J. 1498, in: Archiv f. Fischereigeschichte (Festgabe für Emil Uhles) 1916; Joh. M e y e r Gregor Mangolts Fischbuch. Zürich 1557, in Thurgauische Beiträge z. Vaterland. Gesch. 45. Heft (Frauenfeld 1905); F r a n c . M a s s a r i u s In nonum Plinii de nat. hist. librum castigationes (Basileae 1537); Petrus B e 1 1 o n i u s (B e 1 1 o n) De aquatilibus (Par. 1 5 5 3 ) ; J . R o n d e l e t i u s ( R o n d e l e t) Libri de piscibus marinis (Lugd. 1554) und Universa aquatilium historia (Lugd. 1555); H. S a l v i a n i Aquatilium animalium historia (Rom 1 5 5 4 — 1 5 5 8 ) ; namentlich aber C. G e s n e r Historia animalium (Zur. 1551 ff.); dessen Fischbuch deutsch v. Forer (Zür. 1563). 31 ) Zoologie 185.
2. Der F . ist 0 r a k e 1 t i e r und z u k u n f t k ü n d e n d 3 5 ) . Von F.en zu t r ä u m e n bedeutet den T o d eines Bekannten oder Hausgenossen 36 ), träumt man von kleinen F.en, so stirbt ein Kind, von großen, ein Erwachsener 37 ), träumt
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eine Schwangere von toten F.en, so stirbt das K i n d (Österr.) »), hat sie F . g e l ü s t e , ebenso, oder es kommt vorzeitig zur Welt (Österr.) w ) . Enthält der am Neujahrstage aufgeschnittene F . Rogen, so gibt es einen Todesfall in der Familie (Provinz Posen) 40 ), spricht ein Kranker von F.en oder begehrt er welche zu essen, so stirbt er bald 4 1 ). Auch sonstiges U n g l ü c k 4 2 ) oder V e r d r u ß 4 3 ) zeigt der Traum vom F . an (Sagen von tod- oder unglückkündenden F.en s. u. 6.). In Ostfriesland dagegen gilt, daß man g u t e Neuigk e i t e n erfahre, wenn man von F.en träume **), wie überhaupt die F.e (die j a auch im Gegenzauber verwendet werden; s. u. 3.) auch G l ü c k anzeigen 45 ). Wollen die Zigeuner den F . als Orakel benutzen, so nageln sie ihn lebend an einen Baum. Lebt er am folgenden Tage noch, so gilt dies als g u t e s Vorzeichen; ist er tot und blutig, so deutet er U n g l ü c k an 4 $ ). Träume von F.en deuten auch auf G e l d 4 7 ) . In Thüringen ißt man.an Neujahr mit Vorliebe SchuppenF . e ; denn F . s c h u p p e n und - e i e r bedeuten Geld 4 8 ) ( s . u . Anm. 1 1 7 ) . F.schuppen werden im Erzgebirge an Weihnachten in den Geldbeutel gelegt, dann bewirken sie Reichtum (vgl. K a r p fen) Bald h e i r a t e n wird man, wenn man von F.en träumt (Provinz Posen) M ). In Sachsen bindet das heiratsfähige Mädchen beim Schlafengehen eine F.b l ä s e an die große Zehe. Ist sie am Morgen geplatzt, so bekommt sie keinen Mann, und umgekehrt B1 ). Nach ungarischem Glauben erblickt das Mädchen im Schlaf seinen künftigen Gatten, wenn es am Silvesterabend F.e i ß t , ohne darauf etwas zu trinken (vgl. H e r i n g ) 5 2 ) , bei den Zigeunern am Vorabend des Osterund Georgstags 5 3 ); oder sie geht an diesen Tagen hinaus auf einen K r e u z w e g , setzt sich auf die Erde und stellt g e b r a t e n e n F . und einen Becher mit Branntwein hin. Dann erscheint der zukünftige Gatte; greift er nach dem F., so wird die Ehe glücklich, nach dem Becher, unglücklich; greift er nach keinem von beiden, so stirbt eines der Eheleute im ersten J a h r M ). Auch das W e t t e r
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sagen die F . e voraus: R e g e n (oder Gewitter), wenn sie springen oder plätschern M ) oder wenn man v o n F.en träumt M ). Einen späten W i n t e r gibt es, wenn die F . e lange „ r e i b e n " , d. h. sich p a a r e n w ) . Ein estnisches Wetterorakel von F.en mit und ohne Schuppen erwähnt G r i m m Myth. 2, 933. Vermischte Orakel und Vorzeichen: K a n n eine Frau an Weihnachten einen F.s c h w a n z in zwei gleiche Hälften spalten, so wird sie noch einmal J u n g f r a u (?) M ). Ebenfalls an Weihnachten wird der Schwanz des gegessenen F.s an die Stubendecke geklebt. Solange er dort haften bleibt, so lange bekommt man kein Z a h n w e h 8 8 ) . Wenn die F.e beim Kochen die Schwänze in die Höhe recken, so gibt's nach dem märkischen Glauben b a 1 d w i e d er F . 60). Wenn beim Zerschneiden der Schwanz zappelt, ist der F . n a h r h a f t (Wien) 8 1 ). Träumt man von F.en, so hat man mit Schlangen zu tun (bergisch) 6 2 ). Wenn man um Mitternacht einen Fi ißt, so geht der nächste T r a u m in Erfüllung; vielleicht ist hier der F . wieder S e x u a l s y m b o l ; denn es wird erzählt, daß der Tochter eines Holzhackers ein schöner Jüngling im Traum erscheint 63 ). Wenn der Zigeuner an O s t e r n F . e und Frösche schwimmen sieht, glaubt er, daß er im Sommer nur Wasser statt Wein zu trinken bekomme M ). Aus den E i n g e w e i d e n eines F.es entnahm ein Tiroler Fischer, daß er einen Sohn bekomme, der ihn töten werde 6 S ). Wir haben hier einen Rest des alten Eingeweideorakels vor uns, das vielleicht in die Antike zurückreicht. G r i m m (Myth. 2, 933) sieht in der Ichthyomantie der Griechen eine solche; sie ist jedoch unseres Wissens nirgends sicher bezeugt, denn die bei A e 1 i a n (De anim. 8, 5) und A t h e n a e u s (8, 8) erwähnten Vorzeichen beziehen sich nur auf das Gebahren der F.e; ebenso die bei P 1 i n i u s 6B). **) Im klassischen Altertum: H o p f Tierorakel 1 9 7 f.; A g r i p p a v o n Nettesh e i m 4, 1 7 2 ; F r e u d e n b e r g Wahrsagekunst 1 0 4 ; B o u c h 6 - L e c l e r g Hisi. de la
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divinaiion 1 , 1 5 1 . A c l i a n De anim. 8 , 5 ; P l i n i u s NH. 9, 5 5 ; 3 1 , 2 2 ; 32, 1 7 ; bei den alten Juden (vergleichend) Z f V k . 23, 3 8 8 f f . " ) G r i m m Myth. 3, 4 1 6 Nr. 1 6 (Hs. d. 1 4 . / 1 5 . Jhs.); M o n t a n u s Volksfeste 180; MittWürttVk. 8, 3 1 1 ; Z f V k . 23, 390; Z r w V k . 5, 2 4 1 ; 1 1 , 264; W u t t 11 e § 3 2 5 ; M e y e r Abergl. 140. * ) W r e d e Rhein. Volkskunde 87 (» 119). » ) G r i m m Myth. 3, 459 Nr. 729. » ) Ebd. Nr. 7 2 7 . 40 ) Knoop Tierwelt 7. " ) J o h n Erzgeb. in; Drechsler 2, 2 8 3 ; Grabinski Sagen 53. " ) K u h n Westfalen 2, 59 Nr. 1 7 1 ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 2 7 1 ; Witzs c h e 1 Thüringen 2, 286 Nr. 108. " ) S t r a k k e r j a n 2, 1 7 4 . " ) Z f V k . 23, 390 (n. Globus 26, 153). " ) J o h n Erzgeb. 29; BlpommVk. 8, 9; A R w . 14, 347 ff. (Indien, Antike, Irland, Estland); Z f V k . 23, 389(Indien,Birma,Borneo). " ) Z f V k . 23, 390 (n. W l i s l o c k i Aus dem inneren Leben der Zigeuner 143). 4 ') K u h n und S c h w a r t z 463 Nr. 4 7 3 ; Wuttke § 3 2 5 ; Z f V k . 23, 389 (Indien). «) W i t z 4S schel Thüringen 2, 1 8 7 . ) John Erzgebirge 1 5 1 . ») K n o o p Tierwelt 7. " ) D ä h n ha rdt Volkstümliches 2, 79 Nr. 315. 62 ) ZfVk. 4 ) 318. ") W l i s l o c k i VolksC4 glaube 1 3 1 . ) Ebd. 1 3 2 ; S A V k . 14, 269 (Wunscherfüllung). Vgl. Hembygden (Helsingfors) 6, 87. 88 (F.e im Eheorakel). Über ein indisches Orakel, wobei die Braut mit einem Pfeil auf einen künstlichen F . schießt, berichtet Zachariae Kl. Sehr. 2 1 1 . 6S) O r p h a l Wetterpropheten 109 f.; Z f V k . 24, 59; G e S e rn a n n Regenzauber 83. 68) K n o o p Hinterpommern 1 8 2 ; BlpommVk. 8, 90; vgl. F r a z e r 1, 288 f. " ) R e i t e r e r Ennstalerisch 56. M ) Drechsler 1, 34. 6B) Ebd. » ) E n g e l i e n u. L a h n 269. " ) W Z f V k . 32, 37. «2) ZrwVk. 1 1 , 256. •») W l i s l o c k i Zi64 geuner 259. ) D e r s. Volksglaube 148. 5 • ) Heyl Tirol 786 Nr. 1 3 2 . ••) Z f V k . 23, 388 f., wo auch F.vorzeichen bei exotischen Völkern s. a. Anm. 35.
3. Im Z a u b e r und Gegenz a u b e r fand der F. von alters her Verwendung, vorwiegend bei den Völkern des Orients (s. a. oben bei der S y m bolik des F.es) 47). So diente er zur D ä m o n e n a b w e h r 6 8 ) . Da er immun ist gegen den b ö s e n B l i c k 6 9 ) , schützt er auch vor diesem w ) und wurde daher als Amulett oder Talisman getragen oder dekorativ angebracht 7 1 ). Anderseits sind die F.e auch dem bösen Blick ausgesetzt und müssen vor ihm geschützt werden (Ägypten, Estland) 7 a ). Hamburger Fischer brachten am Bugspriet ihres Segelbootes den S c h w a n z eines T ü m m l e r s (Phocaena, eine Delphinart) oder eines H a i f i s c h e s an, um dem
Fisch
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Schiff gute Fahrt und guten Segelwind zu v e r s c h a f f e n bzw. die Mannschaft vor Haifischen zu schützen; später wurde der Schwanz am Hause als Schutz befestigt 7 3 ). In Tunis werden Thun-F.schwänze apotropäisch verwendet 7 4 ) (vgl. oben Anm. 17 und unten: Volksmedizin). Uber einen alten Liebeszauber berichtet F r a t e r Rudolfus ( 1 3 . J h . ) : „ D r e i Fischlein legen sie, eins in den Mund, das zweite unter die Brüste, das dritte an den untern Teil („in loco inferiori"), bis sie sterben; dann machen sie sie zu Pulver und geben sie den Männern in Speise und T r a n k " 7 4 ) ; und ähnlich der Korrektor zu Burchard von Worms: „sie nehmen einen F., stecken ihn in die Vagina und halten ihn solange da, bis er tot ist; dann kochen und braten sie ihn und geben ihn ihren Männern zu essen, um sie zur Liebe zu e n t f l a m m e n " 7 5 ) . In Wagensteig (Baden) mischt das Mädchen dem Geliebten F.g a 1 1 e in den Trank 7 6 ). Dasselbe Mittel wird nach einem thüringischen Gedicht aus dem A n f a n g des 17. J h s . gebraucht, um G e s t o h l e n e s zu offenbaren 7I ). Auf Rügen zerschneidet man die G r ä t e n des gegessenen F.es, um der H e x e das Kreuz zu zerschneiden n ) . In Bayern steckt man sich eine Gräte ins Haar, wenn einem eine solche im Hals steckengeblieben ist n ) . Der S c h a u s p i e l e r Lehfeld ging vor Beginn der Vorstellung ruhelos hinter der Szene umher, fortwährend in den verschiedensten Modulationen „ F i s c h ! F i s c h ! " vor sich hinsprechend M ). Bienen werden vor Ameisen geschützt, wenn man F.e i n g e w e i d e vor das Flugloch legt 8 1 ), wohl kein eigentlicher Aberglaube, da auch sonst F.fleisch gegen die Ameisenplage empfohlen wird. Um bei O b s t b ä u m e n Fruchtbarkeit zu erzielen, werden die Gräten des am heiligen Abend gegessenen F.es unter die Bäume gestreut 8 2 ) (vgl. H e r i n g 2, Karpfen 2). K ) Z a c h a r i a e Kl. Sehr. 2 2 3 ff. " ) E b d ; A R w . 14, 343 ff. — Dazu vgl. den Brauch assyrischer Priester, bei der Austreibung von Krankheitsdämonen eine F . m a s k e überzuziehen: E b e r t Reallex. 4, 432 (m. Lit.).
Bächtold-Stäubli,
Aberglaube II.
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••) S e l i g m a n n Zauberkraft 403. 405. ) A R w . 14, 343 ff.; S e 1 i g m a n n Blick 2, 3. 1 1 7 . ") E l w o r t h y Evil Eye 167; D. r, 4 3 1 ff.; 2, 598 (Register). 207 ff. (als Pferdeschmuck) ; auf zahlreichen Tafeln des 3. und 4. Bandes; A R w . 14, 345 ff. 3 5 3 ff.; S t o r f e r Jung fr. Mutterschaft 1 4 6 ; Beil u c c i Parallèles ethnographiques ( 1 9 1 5 ) , 19 ff. ; B e l l u c c i II feticismo primitivo (1907), 4 2 ; S e 1 i g m a n n Heil u. Schutz 32 (Taf. 1 p) ; Rütimeyer Ur-Ethnogr. 3 5 2 ff.; F . S p e i s e r Südsee T a f . 100; A R w . 1 5 , 1 5 4 . 1 5 6 . 158. 160 (Thrakische Denkmäler); im Museum für Völkerkunde in Basel befindet sich (unter Nr. V I , 10 022) ein F.-Amulettchen aus Catania, das ,2 den Kindern Glück bringen soll. ) Se1 i g m a n n Blick 1, 2 3 7 . " ) N d Z f V k . 1 9 2 5 , 97 ff. " ) MschlesVk. 1 7 ( 1 9 1 5 ) , 34. « ) E b d . 4 1 . (nach W a s s e r s c h i e b e n 661) ; F r i e d b e r g Bußbücher 9 7 ; vgl. A b t Apuleius 69 ff.; s. a . Anm. 2 1 . '«) M e y e r Baden 170. " ) HessBl. 12, 2 1 6 . '») BlpommVk. 8, 90; vgl. Seligm a n n Blich 2, 1 1 7 . '•) L a m m e r t 254. 80 ) F ü r s Schweizerhaus (Zürich) 14. Februar 1920. " ) BlpommVk. 8, 9 1 . " ) J o h n Westböhmen 1 7 ; Egerl. 4, 3 7 ; J a h n Opferg. 2 1 3 (n. W e i n h o 1 d Weihnachtsspiel 2 8 ; P e t e r österr.-Schlesien 2, 2 7 1 ) ; W l i s l o c k i Volksglaube 1 3 6 . —» Zu der völkerpsychologisch wichtigen Vorstellung, daß man sich einer geistigen Qualität bemächtigt, wenn man deren Träger sich eipverleibt, vergleiche, daß manche Völker durch'V e r s c h 1 i n g e n von F.e n h u r t i g wie diese zu werden glauben, s. O l d e n b e r g Religion des Veda 1894, 474 und das dort erwähnte Material; Z f V k . 1 3 , 369. ,0
4. In der V o l k s m e d i z i n sind es mehr die einzelnen F.arten, die zur Verwendung kommen, als der F . im allgemeinen. Immerhin läßt sich einiges anführen 83 ). N ä g e l und H a a r e eines Kranken werden einem F . angeh ä n g t und dieser schwimmen gelassen, damit er die Krankheit fortnehme 8 4 ). Gegen die „gfressig Hettich", die S c h w i n d s u c h t , bindet man dem Kind drei Morgen hintereinander ein lebendiges F.l e i n auf die Brust88) (s. A a l , A a l r a u p e , Forelle, G o l d f i s c h , H e c h t , H e r i n g 3, S c h l e i e 2 , S c h m e r l e ) ; um die L e b e r Verhärtung loszuwerden, schabt man von sämtlichen Finger- und ZehenNägeln etwas ab, näht es ohne Knoten in ein B ü n d e l c h e n und dieses, wieder ohne Knoten, einem lebenden F . auf die R ü c k e n f l o s s e , dann läßt man den F. „ g e h e n " (ist gemeint „fortschwimmen" ?), und sobald er 49
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Fisch
u m k o m m t , v e r g e h t die K r a n k h e i t 8 ® ) . Gegen das G e i f e r n und zur B e f ö r derung des Z a h n e n s w i r d dem K i n d ein F . c h e n d u r c h den Mund g e z o g e n 8 7 ) ; auch wenn die S c h w a n gere F.e i ß t , wird das K i n d gut z a h n e n 8 8 ) ; gegen den K e u c h h u s t e n läßt m a n das K i n d an einem F . r i e c h e n oder den F . das K i n d a n a t m e n (I) 8 9 ). Gegen F i e b e r werden F.chen, die sich im Bauch eines R a u b - F.es (s. a. H e c h t) finden, genossen w ) , gegen G i c h t e r läßt der P a t i e n t einen F . ein Brotkügelchen schlucken, in das er seine abgeschnittenen Fingernägel geknetet hat, und w i r f t den F . r ü c k w ä r t s ins Wasser zurück mit den W o r t e n : Da F . ! N i m m mein 277 Gichter m i t 9 1 ) . A u s fossilen F . a b d r ü c k e n wird S t e i n ö l ( „ T ü r s c h e n - " d. i. R i e s e n - , , B l u t " ) gewonnen und in Tirol gegen R h e u m a t i s m e n eingenommen 92 ). Unverständlich ist uns die A n g a b e von S e l i g mann ( Z a u b e r k r a f t 2 7 3 ) 9 3 ) aus der Herzegowina: Leidet j e m a n d an G e l b s u c h t , so soll er einen F . fangen, ihn in ein größeres G e f ä ß mit Wasser werfen und ihn anblicken, bis er stirbt (!); dann schütte man das Wasser s a m t dem F . e auf einen K r e u z w e g . Dasselbe Verfahren gilt zur Heilung v o n Leibschmerzen. Ganz verbreitet und schon durch das Erlebnis des Tobias94) nachgewiesen, j a gerade durch dieses volkstümlich geworden, ist die Anwendung von F . g a l l e (s. A a l 2, Aalraupe, Hecht 3, K a r p f e n 3) bei A u g e n krankheiten und sogar Blindheit 9B ). Anderseits scheint im MA. der F . als den Augen s c h ä d l i c h angesehen worden zu sein 9 6 ). Bei den Zigeunern erleichtert die Galle mit der F . l e b e r und dem P u l v e r von ausgefallenen Zähnen der Schwangern als Brei der Gebärenden auf den L e i b gelegt, die G e b u r t 9 7 ) . Die L e b e r d ä m p f t die S i n n l i c h k e i t 9 8 ) . Die Gräten, pulverisiert, sind gut gegen B r a n d w u n den 9 9 ). Wenn j e m a n d e m eine Gräte im Schlünde steckengeblieben ist, so muß er sich mit einer andern G r ä t e von demselben F . e auf der K o p f p l a t t e ein wenig stechen, dadurch wird bewirkt, daß
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die steckengebliebene Gräte hinuntergeht (Ostpreußen) 10 °), oder man klebt i h m eine andere Gräte hinters O h r 1 0 1 ) . F . gräten v o m heiligen A b e n d her werden auch bei K u h k r a n k h e i t e n angewendet 1 0 2 ). Wenn ein behextes K i n d nicht s c h l a f e n kann, so wird ihm das S c h l ä f e n b e i n eines F . e s pulverisiert eingegeben 1 0 3 ). M u s k e l schwund wird durch F . s c h m a 1 z geheilt 1 0 4 ). F.s c h u p p e n werden bei den Zigeunern zusammen mit Haaren der Mutter verbrannt und die Asche dem bettnässenden Kinde in das Trinkwasser gemischt 1 0 5 ). Mit dem Schwanz des an Weihnachten gegessenen F.es reibt man den K i n d e r n die A u g e n , dann bleiben diese das ganze J a h r g e s u n d 1 0 i ) . Wer an Z a h n w e h leidet, klebt den Schwanz des eben gegessenen F.es mit Speichel in einen Winkel oder an die Decke der S t u b e ; solange er dort hängt, bleiben die Z a h n schmerzen fern 1 0 7 ). Bei den Südslaven und Rumänen ist der Glaube verbreitet, wenn die Schwangere oder die Stillende oder das K i n d selbst F . e s s e , das K i n d s t u m m bleibe oder erst spät sprechen lerne (vgl. oben A n m . 23 und H e ring)"«). 83 ) R e g e n s b u r g e r Die F.e in der Heilkunde früherer Zeiten in: Der Sammler (München) 89 (1920) Nr. 1 4 3 ; D. 2, 47 5 . 79 2 . 3 1 5 4 ; M a r c e l l u s a u s S i d e ed. M. Schneider Comment. in hon. Ribbeckii 1888, 124 f.; A R w . 14, 3 4 7 ; A b t Apuleius 1 5 5 . •*) S c h u l t z 8S Alltagsleben 242. ) Meyer Baden 42; Schweizld. 1, 600 unten; hier sind es speziell „Bam(b)eli" (nach Schweizld. 4, 1 2 5 7 Leuciscus phoxinus od. albus, nach Brehm Fische * 192 Alburnus bipunctatus). 6a) S c h i l d Großätti 3, 168; vgl. W 1 i s 1 o c k i Volksglaube 177. 87) F o g e 1 Pennsylv. 269 Nr. 1399. 3 1 4 Nr. 1 6 7 2 ; Müller Isergebirge 21 f. M ) H ö h n Geburt 2 5 7 a. " ) F o g e l Pennsylv. 3 3 9 Nr. 1 8 0 5 ; vgl. B l a c k Folk-Medicine M 36. ) ZföVk. 4, 2 1 5 (Bukowina); H o v o r k aK r o n f e l d 1 , 1 4 9 . 1 5 4 . " ) H ö h n Volksheilkunde 1, 143. e2) MschlesVk. 29, 2 7 3 . " ) Nach Grgjic-Bjelokosic Mitteilungen a. Bosnien (1899), 6 1 7 ; L i l e k ic. (1896), 485. **) T o b i a s 2, 1 1 ; n , 1 3 ; dazu T r u s e n Sitten, Gebräuche und Krankheiten der alten Hebräer * (1853), 2 1 6 ff. "6) Schon P l i n i u s 32, 24 (weitere ältere medizinische Literatur bei T r u s e n a. a. O. 2 1 8 u. Anm.); b i n G o r i o n Born Judas 1, 36. 42; H ö f l e r Organo-
Fisch therapie 224 ( m i t L i t . ) ; A R w . 14, 3 4 7 ; S t a r i c i u s Heldenschatz (1679), 56; " 6 ) W o l f r a m v . E s c h e n b a c h Parzival 487, 4 u n d A f d A . 27,109.219. " ) W l i s l o c k i Volksglaube 84. *») B l p o m m V k . 8, 91. M ) J ü h 1 i n g Tiere 34 (16. Jh.). 10 °) U r q u e l l i , 185; ä h n l . H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 126 (Würzburg). 101 ) L a m m e r t 242; H o v o r k a - K r o n f e l d 2 , 1 9 . 102 ) G r o h m a n n 130. — Ü b e r F.g r a t e n i m a n t i k e n A b e r g l a u b e n s. A b t Apuleius v. M. 93. 103 ) G r o h m a n n 109 105 ) 104 ) N r . 794. J ü h 1i n g 35. W l i s 10 °) l o c k i Volksglaube 83. D r e c h s l e r x j 34107 ) E b d . (in S i z i l i e n u n d T u n i s g e g e n B e h e x u n g a n der T ü r b e f e s t i g t : R T r p . 27, 258). im) Z f V k . 13, 373; G r o h m a n n 109. 110; K r a u ß Sitte und Brauch 534; Z f ö V k . 3, 22.
5. Im V o l k s b r a u c h k o m m t der F . n a m e n t l i c h als F e s t s p e i s e vor. D a s h a t seinen G r u n d in der oben ber ü h r t e n s y m b o l i s c h e n B e d e u t u n g des F.es und seiner V e r w e n d u n g als Opfertier. W i r verweisen auf die e r w ä h n t e n H o c h z e i t s sitten ( A n m . 1 6 — 1 9 ) . A u c h in D e u t s c h l a n d m u ß der F. m a n c h e r o r t s Hochz e i t s speise g e w e s e n sein; denn im A n h a l t i s c h e n z. B . w i r d an H o c h z e i t e n noch B u t t e r in F . f o r m a u f g e s t e l l t 1 0 9 ) , wie überh a u p t der F. auf B u t t e r - und G e b ä c k m o d e l n n i c h t selten ist. So auch auf B i l d e r n v o n s c h w e d i s c h e n H o c h z e i t e n 1 1 0 ). F e r n e r t r i t t der F. als Speise, o f t in L e b kuchenform, in w i n t e r l i c h e n Festzeiten a u f ; so a m Martins-U1) und Nikolaustag112), an Weihn a c h t e n (s. K a r p f e n ) 1 1 3 ), w o er zuweilen als G e b ä c k , aus S c h o k o l a d e oder u n e ß b a r e m Material hergestellt, an den B a u m g e h ä n g t wird 1 1 4 ), a m S t e p h a n s t a g (26. D e z e m b e r ) , w o das G e b ä c k aus 8 aneinandergereihten F . e n b e s t e h t 1 1 5 ), an S i l v e s t e r in Schlesien, w o ihr Genuß Reichtum bringt (vgl. Hering 2) 1 1 6 ), an N e u j a h r , w o im B r a n d e n b u r g i s c h e n und T h ü r i n g i s c h e n der G l a u b e geht, d a ß , wer große F.e esse, g r o ß e s Geld b e k o m m e (s. o. A n m . 47 und 48) 1 1 7 ) ; in Muri (Schweiz) w e r d e n L e b k u c h e n f . e gegessen 118 ), a u c h in N e u j a h r s liedern w e r d e n „ g e b a c k e n e F . e " angew ü n s c h t 1 1 B ). Im V o g t l a n d m u ß m a n an D r e i k ö n i g e n F.e mit K l ö ß e n essen, sonst k o m m t P e r c h t a und schneidet den U n g e h o r s a m e n den L e i b auf, f ü l l t ihn m i t H ä c k e r l i n g und n ä h t ihn m i t einer
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P f l u g s c h a r oder mit einer E i s e n k e t t e wieder z u 1 2 0 ); a u c h an F a s t n a c h t werden dort F . e gegessen 1 2 1 ) ; in P o m m e r n z u K a r f r e i t a g , hier mit dem A b e r glauben, d a ß man, w e n n m a n es unterlasse, v o n den M ü c k e n g e p l a g t werde (s. H e r i n g 2) 122 )'; F.e werden gern an K i r c h w e i h a u f g e s t e l l t 1 2 3 ) , ferner an E r n t e f e s t e n , w o sie a u c h im G l ü c k w u n s c h s p r u c h als „ g o l d e n e F . e " v o r k o m m e n 1 2 4 ). In den meisten F ä l l e n wird es sich hier u m eine O p f e r s p e i s e h a n d e l n (s. o. A n m . 7) 1 2 5 ). Im R h e i n l a n d f i n d e t an A s c h e r m i t t w o c h als „ K e h r a u s " ein F . m a h l statt 1 2 6 ). Am R u d o l f s t a g (17. April) w a n derten ehemals, bis gegen E n d e des 19. Jhs., die Basler nach S t . J a k o b an der Birs hinaus, u m dort g e b a c k e n e N a s e n (Chondrostoma nasus) zu essen und roten Wein, g e n a n n t „ S c h w e i z e r b l u t " (von der S c h l a c h t bei S t . J a k o b 1444) d a z u zu trinken 127 ). In Höri ( K t . Zürich) f a n d im S o m m e r ein „ F . s o n n t a g " s t a t t , an dem ein F.essen a b g e h a l t e n und getanzt w u r d e 128 ). U n e r k l ä r t ist das A n b r i n g e n v o n F . e n an K i r c h t ü r e n 1 2 9 ) (vgl. H e r i n g , K a r p f e n , Lachs). Es ist zu v e r m u t e n , d a ß auch das s c h e r z h a f t e Zusenden v o n F . a t t r a p e n und S c h e r z k a r t e n mit F.en auf den I . A p r i l (s. d.) in F r a n k r e i c h („poisson d ' A v r i l " ) und Italien ( „ p e s c e d ' A p r i l e " ) ein alter F r u c h t b a r k e i t s r i t u s ist, u m so mehr, als m a n in T u n i s G l ü c k w u n s c h karten mit F.en am I . A p r i l v e r s c h i c k t 13 °), in F r a n k r e i c h die B u b e n als A p r i l s c h e r z den V o r ü b e r g e h e n d e n T u c h F . c h e n a n h ä n g e n (s. d.), w a s auch als F r u c h t b a r k e i t s z a u b e r g e d e u t e t wird m ) , und ebenda an O s t e r n der F. m i t dem E i a b w e c h s e l t , so, d a ß F . e v e r s c h i c k t oder g e k a u f t w e r d e n , w e n n Ostern i n den A p r i l , Eier, w e n n es v o r den A p r i l fällt132). M a n c h e r o r t s k o m m e n F.e als a b g a b e n v o r 1 3 3 ).
Zins-
10 ») W i r t h Beiträge 4/5, 25. 110 ) H ö f l e r Hochzeit 13 ( s t a t t „ K a n a a n " lies „ K a n a " ) . 1U) P f a n n e n s c h m i d Erntefeste 512 ( m e i s t nur i m H e i s c h e s p r u c h d e n G e b e r n g e bratene F.e angewünscht. E b d . 4 7 3 ; J ü r g e n s e n Martinslieder (1910), 22. 163). 1 1 2 ) A R w . 14, 330;
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Fisch
Schweizld. i , i i o 2 . n s ) J o h n Westböhmen1 1 7 ; D r e c h s l e r 1, 3 3 ; A R w . 16, 307. 1 1 4 ) A R w . 1 7 , 3 3 6 (der Zweifel Höflers an dem Alter dieser Sitte, weil der Weihnachtsbaum selbst nicht alt sei, ist nicht berechtigt; denn der F . wird auch an primitiverem Weihnachtsgrün angebracht, z. B . an den Epheugestellen der Insel Föhr, von denen ein Exemplar im Museum für Völkerkunde zu Basel ist). n ä ) B a u m g a r t e n Jahr 12. " • ) D r e c h s l e r 1 , 4 4 . n ' ) Z f V k . 1, 180. 1I8 ) Schweizld. 1, 1 1 0 2 . U 9 ) S l o e t Dieren 360 f. Z f V k . 14, 268 (n. O r t w e i n Deutsche Weihnachten 1 2 9 ff.). 1 J 1 ) K ö h ler Voigtland 368. 1 M ) B l p o m m V k . 8, 9 1 . m ) Pfannenschmid Erntefeste 575; m A R w . 17, 336. ) Pfannenschmid I!5 4 1 4 f.; S l o e t 360. ) J a h n Opfergebräuche 1 1 7 . 2 1 4 . 283. 1 S 6 ) W r e d e Rhein. Volksk.1 1 7 9 ; * 2 5 0 ; vgl. H ö f l e r Fastengebäck 30. 1V ) Eigennotiz. 12S ) S t a u b e r Zürich 2, 103. l a ) S A V k . 9, 3 1 4 ; Mitt. d. Ver. f. Gesch.u. Altertumskunde zu Kahla und Roda 6 (1904), 1 3 6 ; vgl. Nds. 22, 1 2 7 ; K r u s p e Erfurt 1, 91 f. 1 M ) D. 1, 433. »») S . d. Art. anhängen (Bd. 1, 4 3 7 f.), wo in A n m . 7 zu korrigieren ist: L a Tradition 10, 99 (statt 76); Art. A p r i l (Bd. 1, 5 5 7 ff.), wo der F . als Sinnbild der D u m m h e i t erklärt wird. " * ) „ D e r B u n d " (Zeitung in Bern) 16. April 1 9 2 2 . l > 3 ) Z f V k . 1 2 , 199.
6. Von F . s a g e n gibt es einige typische. So die von dem R i n g (Schlüssel oder ähnl.), der, ins Wasser geworfen, sich im B a u c h e eines gefangenen F.es wiederfindet (Ring des Polykrates) 1 3 4 ); ferner die Sagen von dem gefangenen F., der w e i n t , r e d e t oder auf eine Stimme aus dem Wasser a n t w o r t e t 1 3 5 ) . Etwas abweichend ist die Sage von dem J ä g e r , der einen schönen F . erschießt, worauf die Stimme einer N i x e : „Mein K i n d ! " Aus Rache wird ihm der Hals umgedreht 1 3 6 ). Sehr verbreitet sind Sagen von dämonischen F.en besonderer Gestalt (groß, mit Moos auf dem Rücken, schwarz, mit goldenen Schuppen und Augen aus -Edelsteinen, mit Krone oder Horn u. a., oft nicht zu fangen und nicht zu töten (s. A a l , Barsch, Forelle, Hecht, H e r i n g ) 137 ). Zuweilen künden solche F.e Ung l ü c k 138 ), Erdkatastrophen, Ü b e r s c h w e m m u n g 1 3 9 ), Weltu n t e r g a n g 140 ), K r i e g , Teuer u n g 1 4 1 ), U n w e t t e r 1 4 2 ), T o d 1 4 3 ) an. Zuweilen verlangen dämonische F.e M e n s c h e n o p f e r 1 4 4 ); der Teufel als F . dreht dem Fischer, der ihn gefangen
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hat, den Hals um 1 4 f i ); ein anderer RiesenF . verschlingt eine K u h 1 4 S ). Als einst Fischer einen F . mit goldenen Schuppen gefangen hatten und ihn nicht wieder herausgeben wollten, verwandelte die „Schwarze G r e t h " auch die andern F . e in goldene, wodurch der K a h n so schwer wurde, daß die Fischer ertranken 147 ). Die in Anm. 139 erwähnte Sage von dem F., der durch sein Umdrehen die Welt untergehen läßt, kehrt wieder in der Sage vom Zitter-F., auf dem die Welt ruht (Westfalen) 1 4 S ); auch die Stadt Cham (Oberpfalz) ist auf dem Schwanz eines ungeheuren F.es gebaut 1 4 9 ). Eine Sage von der E r s c h a f f u n g der F . e s : BlpommVk. 8, 9 1 . V e r w a n d 1 u n g e n in F.e sind nicht selten (s. o. Anm. 5. 6) 16 °), wie j a der F. überhaupt auch Seelentier ist (s. a. A r m e S e e l e n Bd. 1, 586 Anm. 17) 1 5 1 ). Auch die im Brunnen geholten ungeborenen Kinder stellt man sich als F.lein vor 1 5 2 ). V e r e i n z e l t e F.sagen kommen in großer Zahl vor. Sie können hier nicht gesondert aufgeführt werden. Auch in der L e g e n d e findet sich der F . So im Leben der Heiligen Brandan, Anton v. Padua, Ida von Löwen, Viventius, Guthlacus, Gualfardus, Franz von Assisi 1 5 3 ), in der Geschichte von den 7 J u n g f r a u e n zu Vöhrenbach, wo alle 7 J a h r e ein F. mit 7 goldenen Schlüsseln erscheint 1 5 4 ). Den Mönchen von Corvey stellen sich zwei große F.e selbst als Nahrung 1 5 5 ). Die F . e haben deswegen kaltes Blut und werden auch von vielen Leuten deswegen lebendig aufgeschnitten, weil sie beim Tode des Herrn im Wasser lustig schnalzten 16S ). Von M ä r c h e n ist verbreitet das von dem „Fischer un siner F r u " ( G r i m m K H M . Nr. 19) 1S7 ) (s. a. B u 1 1 e). 13t ) Über Schillers (indirekte) Quelle: Herodot s. L e i t z m a n n Quellen von Schillers und Goethes Balladen (Bonn 1 9 1 1 ) 6 f. Sonstige Sagen und Märchen mit diesem Motiv s. K ö h 1 e r Kl. Sehr. 2, 209 u. Anm. 1 ; Studien z. vgl. Literaturgeschichte 8, 40; Piper Spielmannsdichtung i, 1 6 3 f.; S a i n t y v e s Essai de fnlklore biblique 365 ff.; b i n Gorion Born Judas 1, 163 f.; 2, 106. 2 9 8 ; 3, 5 1 . 57; W o l f Beitr. 2, 459 ff.; Wiener Oswald Hs. D
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Fisch—Johann Fischart
V. 700 ff.; 1001 Nacht (Weil) 3, 183; 4, 61; Panzer Beilr. 2, 194; G r ä s s e Preuß. Sagen 2, 148; Z a u n e r t Rheinland, 1, 268: Oberholzer Thurgauer Sagen 61 tf.; Klapper Erzählungen 91 (deutsch). 298 (lat.); M e i c h e Sagen 642 (Kirchenschlüssel). 135 ) Weinende F.e: S e p p Sagen 393 Nr. 105; V e r n a l e k e n Mythen 156; 1 — K u h n r e d e n d : D. 2, 186 2 . 249 Westfalen 1, 319 Nr. 362 if.; Meiche Sagen 381 Nr. 502; S e p p Sagen 399; Schmitz Eifel 2, 78 f.; G r o h m a n n Sagen 150 f.; Kühnau Sagen 2, 308 ( „ E c h u " : ,,Stechu"). 582 f. ( „ K u b e " ) ; P e u k kert Schles. Sagen 216; Vernaleken Mythen 58 f. (F. wird beim Tragen schwerer und springt als Männchen aus der Butte); ähnl. Schambach u. M ü l l e r 64 Nr. 88; e i n ä u g i g e F.e: S t o r f e r Jung fr. Mutterschaft 146; M e y e r Germ. Myth. 113; K u h n u. S c h w a r t z 155 f.; Eckart Südhann. Sagen 7; K u h n Westfalen 1, 324 f.; S c h a m b a c h u. M ü l l e r 63. 116. 342. S e p p Sagen 423; Z a u n e r t Rheinland 1, 273; ZfVk. 12, 68; s c h w a n z l o s e F.e: G a n d e r Niederlausitz 60 Nr. 151. 152. 160 f. (vgl. Anm.); r o t ä u g i g e F.e redekundig: S i l v a n a s Sagenkranz d. bayer.-böhm. Waldes 16. 13«) E i s e i Voigtland Nr. 73. > 3 ' ) B i r l i n g e r Volkstüml. 1, 132 Anm. 1; D e r s. Aus Schwaben 193; K u h n Westfalen i, 311. 319 ff. 322 ff.; S e p p Sagen 351 Nr. 92; 369; S t ö b e r Oberrhein 55 f.; E i s e 1 Voigtland 154 ff.; K ü h n a u Sagen 2, 442 f.; 3, 373; Ameisbach Lichtgeister 36; Reiser Allgäu 1, 233; B a u m g a r t e n Heimat 1, 110 f.; L ü t o l f Sagen 283 f.; Niderb e r g e r Unterwaiden 2, 92; W i t z s c h e l Thüringen 2, 294 Nr. 161 (alle 7 Jahre kommend); S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 179; P a n z e r Beitr. 2, 191. Ein Band mit G e h e i m s c h r i f t tragend: S c h ö n w e r t h Oberpf. 3, 356; g o l d e n e Schuppen, E d e l s t e i n a u g e n : S e p p Sagen 351 f.; H o r n : Ebd. 353; ZfdMyth. i, 105; K u h n Westfalen 1, 45. 52; K r ö n e: Ebd. 154 Nr. 157; ZrwVk. 3, 298; B i r l i n g e r Volkstüml. 1, 345; S ä g e : G r a b e r Kärnten 68. 138) E i s e l Voigtland 155 Nr. 425. 1M) P a n z e r Beitrag 2, 192; Bavaria 3, 1, 275 (wenn der F. den S c h w a n z , den er im Maul hat, ausläßt); Z i n g c r l e Sagen 150 (wenn er sich umkehrt); vgl. Anm. 127; K u h n Westfalen 337 Nr. 372 (Untergang eines Schlosses). 14°) S e p p Sagen 364 (ebenso). m ) V e r n a l e k e n Alpensagen 404 Nr. 103. 142) L a i s t ner Nebelsagen 297 („Gewitter-F.", nach S c h w ä r t z Urspr. d. Myth. 268). »») V e r n a l e k e n Alpensagen 297; Kohlrusch Sagen 192 (nach Cysat, mit zwei Parallelen); M e y e r Abcrgl. 140; ZfVk. 23, 390; G r ä s s e Preuß. Sagen 2, 101 (Tod des Landesfürsten); wer den F. mit einem S a r g auf dem Rücken sieht, muß ertrinken (s. a. e r t r i n k e n 1): M ü 11 e n h of f Sagen 244 Nr. 334. 144) W i t z -
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schel Thüringen 2, 83 Nr. 98; K n o o p Tierwelt 8; G a n d e r Niederlausitz 113 (297); Peuckert Schles. Sagen 204; Veckenstedts Zs. 1, 178 (Prov. Sachsen); G r i m m Sagen Nr. 54. 14S) S c h a m b a c h u. M ü l l e r 64. 342. 14>) M a n n h a r d t Germ. Mythen 86 Anm. (n. H a 11 r i c h Zur deutschen Tiersage 70). 147) M a n n h a r d t Germ. Mythen 383; G r ä s s e Preuß. Sagen 2, 1032 Nr. 1258. 14S) M e y e r Germ. Myth. 166; G r i m m Myth. 3, 236; B i r l i n g e r Volkst. I, 181 f. 149) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 179. lä0 ) D. 2, 602: F.verwandlung. 619: Liebesgenuß und F.verwandlung; PaulyW i s s o w a 9 , i , 845; L ü t o l f Sagen 285; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 230 ff.; V e r n a l e k e n Mythen 59. 147; M ü l l e r Siebenb. 73; G r o h m a n n Sagen 51. l ä l ) F r a z e r i , 105; 2, 30; 5, 95 f.; 8, 285. 291. 295; II, 99 f. 122 f. 147 f.; W u n d t Mythus und Religion i , 147. 159. 301. 368. 404; 2, 237; ARw. 14, 362 ff. 371 f. 390; 16, 356; H e y l Tirol 64 Nr. 23.; G r o h m a n n Sagen 250; K u h n Westfalen 1, 349 Nr. 388; W u t t k e § 764. ,5a ) M e y e r Baden 10. 15S) S l o e t Dieren 361 f.; SchwVk. 5, 23 (n. Studien z. vgl. Lit.-Gesch. 8, 21. 31. 32. 34. 36). 1 H ) B a a d e r Sagen 71. 16S) W o l f Beiträge 2, 423 f. "•) P a n z e r Beitrag 2, 190 f. " ' ) B o l t e P o 1 i v k a 1, 138 ff.; S l o e t Dieren 356 f. (s. d. e i n z e l n e n F.e; f i s c h e n ; F i s c h e r ; Tierkreis). F. im S p r i c h w o r t s. W a n d e r S p r i c h w ö r t e r l e x . s. v . F . ; Z f d U . 33, 100 f. D a s R ä t s e l v o m F . im W a s ser: Z f V k . 26, 1 ff. R a n g o r d nung und B e d e u t u n g der F . e : G r ä s s e J ä g e r b r e v i e r 2 75; D e r s. P r e u ß . S a g e n 2, 145. Hoffmann-Krayer.
Fisch (Ticrzeichen) s. S t e r n b i l d e r I.
Johann Fischart. Erich S c h m i d t ADB. 7, 31—47; Ad. H a u f f e n F -Studien 1—8 (Euphorion 3. 4. 5. 6. 8. 9. 10.11. 13). 9—13 (Euph. Ergänzungsheft 7), 14—16 (Euph. 19. 20. 21); D e r s . Joh. F. Ein Literaturbild aus der Zeit der Gegenreformation. 2 Bde. Berlin* und Leipzig 1921. 1922 ( = Schriften des wissenschaftlichen Instituts der Elsaß-Lothringer im Reich I). J- F., gen. Mentzer, geb. zu S t r a ß b u r g 1546 (oder 1547). H u m a n i s t i s c h u n d juristisch gebildet, 1574 Dr. jur. zu B a s e l . N a c h u n s t e t e n W a n d e r j a h r e n in Italien, F r a n k r e i c h und D e u t s c h l a n d , in denen er S i t t e u n d B r a u c h vieler G e g e n d e n k e n n e n lernte, l e b t e er seit 1576 als L i t e r a t in Straßburg, wurde 1580 A d v o k a t am Reichskammergericht in Speyer und
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Johann Fischart
1 5 8 3 Amtmann zu Forbach, wo er 1590 starb. Bekannt als fruchtbarer Schriftsteller, eifriger Parteigänger der Reformation, phantasievoll und sprachschöpferisch. 2. Unter F . s zahlreichen W e r k e n 1 ), f ü r die es eine Gesamtausgabe 2 ) noch nicht gibt, dürfen Aller P r a k t i k Großmutter 3 , Flöhhatz 4 ), Geschichtsklitterung 8 ), G l ü c k h a f t S c h i f f 8 ) , Das podagramisch Trostbüchlein 7 ), D a s Ehzuchtbüchlein 8 ) und der Bienenkorb 9 ) als die bedeutendsten gelten. Sie bilden mit den übrigen, hier nicht genannten, eine unerschöpfliche F u n d g r u b e f ü r Kulturgeschichte und Volkskunde. Wenn auch gerade die wichtigsten auf fremden Originalen beruhen, so hat F . sie doch alle durch wertvolle Zutaten erweitert; so geben in der Geschichtsklitterung die K a p i t e l 4, 8 und 25 umfangreiches Material f ü r unsere K e n n t nis von Volkslied und Spiel des 16. Jhs. u). ') Aufzählung bei Goedccke Grundriß 2 2, 489 ff. a) In Vorbereitung durch Joh. B o 1 1 e. Die Versdichtungen hrsg. von H. Kurz Deutsche Bibliothek 8 — 1 0 . Leipzig 1866 ff. Sonst nur Einzelausgaben und Auswahlpublikationen, so auch die von H a u f fen Deutsche National-Literatur 18. 1 — 3 , 1892 ff. 3) Hrsg. von W. B r a u n e Hallesche Neudrucke Nr. 2. 4) Hrsg. von C. W e n d e l e r Hall. Neudrucke 5. 5) Hrsg. von A 1 s leben Hall. Neudrucke 6 5 — 7 1 . •) Hrsg. von G. B a e s e c k e Hall. Neudrucke 182. ') Hrsg. von A. H a u f f e n (s. Anm. 2) 3, 1 ff. s ) Hrsg. Ebd. 3, 1 1 5 ff. ») Vgl. H a u f f e n Fischart-Studien 10; D e r s. Joh. Fischart 2, 108 ff. ,0 ) H. A . R a u s c h J b . für Els.Lothr. 24, 5 3 — 1 4 5 ; J. B o l t e ZfVk. 19, 3 8 1 — 4 1 4 ; Ch. W i l l i a m s P B B . 35, 395 bis 465; 37. 2Ö2—272.
3. Auch mit den abergläubischen B r ä u chen und Vorstellungen der Zeit hat sich F . teils direkt, teils in Anspielungen beschäftigt, bald referierend, bald positiv oder negativ Stellung nehmend. Daß dem protestantischen Eiferer dabei auch manche Bräuche der alten K i r c h e als abergläubisch erscheinen, ist natürlich; man vergleiche den Abschnitt über die W i r k samkeit der Heiligen in K a p . 48 der Geschichtsklitterung u ) . Wie er gegen diese Anschauungen eifert, so hat er in Aller P r a k t i k Großmutter die P r a k t i k (s. d.),
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d. h. die Wahrsagerei der Astrologen und Kalendermacher nach dem Muster des J o h . Nas und anderen persifliert 1 2 ). Desto merkwürdiger berührt es, daß er — freilich im Einklang mit dem Protestantismus des 16. J h s . — die zu seiner Zeit mächtigen Anschauungen des Hexenwahns f a s t restlos teilt. E r hat sich, wohl durch praktische Erwägungen geleitet, dazu herbeigelassen, zwei berüchtigte Werke aus der Literatur des Hexenwahns neu herauszugeben 1 3 ). Zuerst übertrug er 1 5 8 1 die 1580 erschienene Dämonologie des J o h . Bodin (s. d.) nach dem französischen T e x t ins Deutsche, wobei er zwar zu einigen Punkten Zweifel äußert und Vorsicht empfiehlt, im ganzen aber durchaus auf Bodins Standpunkt steht, auch zu dessen Material einiges weitere b e i t r ä g t 1 4 ) . F.s Ausgabe der Dämonologie ist 1588 und 1 5 9 1 neu gedruckt und auch noch 1698 in modernisierter Gestalt neu herausgegeben worden. Ein J a h r nach der Übersetzung der Dämonologie erschien in F r a n k f u r t eine zweibändige Ausgabe des Malleus maleficarum(s. Hexenhammer). An dieser A u s gabe ist F. beteiligt, indessen nicht als Urheber, sondern nur als der von dem Straßburger Buchhändler Zetzner b e a u f t r a g t e Herausgeber. Denselben rein formalen Anteil hat er auch an dem Druck der zehn Schriften, die in dieser Ausgabe dem Malleus beigegeben sind. E s sind die folgenden 1 5 ): Buch V a u s dem Formicarius des J o h . Nider; Bernh. Basin, Opusculum de artibus magicis; Ulr.Molitoris, Dialogus de Lamiis usw.; Hieron. Mengus, Flagellum daemonum; J o h . v . Gerson, T r a k t a t de probatione spiritum; Murners tractatus de phytonico contractu; Fei. Malleolus, De credulitate daemonibus adhibenda; De exorcismis von demselben; Barthol. de Spina, Quaestio de strigibus und desselben Schrift gegen Ponzinibius. Die von F . besorgte Ausgabe erlebte Neudrucke 1588 und 1600 und z. T. neubearbeitete Nachdrucke 1 6 1 4 und 1 6 1 9 . ») A . a . O . 412. " ) Vgl. Fischart-Studien 4, Euphor. 5 und H a u f f e n Fischart 1, 1 4 3 ff. ") Fischart-Studien 3, Euphor. 4 und H a u f f e n Fischart 2, 206 ff. 14 ) Euphor. 4, 14 ff.
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Fischer, fischen
,5 ) Vgl. die genauen Angaben Euphor. 4, 256 bis 260. Helm.
Fischer, fischen. 1. F i s c h e n : Die einfachste und altertümlichste und auch heute vielfach noch geübte Methode ist das Fangen mit der Hand oder das Erlegen mit dem Speer; auch A n g e l und N e t z werden schon seit den vorgeschichtlichen Zeiten verwendet *). Da der primitive Mensch keine Erk l ä r u n g d a f ü r hatte, d a ß einmal ein reicher F a n g getan wurde, ein anderes Mal dagegen wieder ein Mißerfolg eintrat, k a m er zu dem Glauben, d a ß der erfolgreiche F i s c h f a n g auf Z a u b e r v o n Seiten des F.s beruhe bzw. ein Mißerfolg auf einem Gegenzauber. Vor allem m u ß t e er einen Fischfang, bei dem sich die Fische ins Netz drängten, in Massen, die sein Staunen erregten, der Zauberei des F.s zuschreiben. D a ß die Fische dem F. zustreben, ist für ihn ein zauberischer Vorgang, und der F. b r a u c h t Z a u b e r k r a f t (Orenda), u m sie anzulocken. Je mehr er davon hat, desto erfolgreicher wird er f. F ü r seine U m g e b u n g wird er verehrungsw ü r d i g ; diese ihm zugeschriebene Zauberk r a f t macht ihn t a b u ; daher erscheint der F. bei den heutigen primitiven Völkern in vieler Hinsicht tabuiert 2 ). Von derartigen T a b u r e g e l n finden sich im deutschen F.aberglauben begreiflicherweise nur mehr schwer erkennbare Spuren. U m diese Z a u b e r k r a f t zu steigern, beobachtet der primitive F. vor und während des Fischfanges Keuschheit und Fasten. Die E r k l ä r u n g für die geforderte geschlechtliche E n t h a l t s a m k e i t liegt viel eher in dem Glauben an die Z a u b e r k r a f t der kultischen Keuschheit begründet 3 ), als in der Annahme, daß ihr Bruch die Fische beleidigen könnte und sie sich nicht fangen ließen 4). Bei den T i e f k u l t u r v ö l k e r n ist die B e o b a c h t u n g der Keuschheit seitens des F.s selbst, aber auch der F.frauen, oft der ganzen Familie, ferner daß der F. seine Frau nicht einmal sehen darf s ), eine Vorbedingung für glücklichen Fischfang. Dem kann der G l a u b e zur Seite gestellt werden, d a ß kein G r i n d w a l f a n g glücken kann, wenn Weiber a m L a n d stehen und
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zuschauen (Faröer). Die Erklärung, d a ß sich die Männer genierten, wenn sie in ihren Manieren beim Totschlagen der W a l e von den Frauen gesehen w u r d e n 4 ), e r f a ß t den ursprünglichen Sinn des Fernhaltens der Frauen nicht mehr. Hinter dieser innerlich unmöglichen E r k l ä r u n g k a n n man noch die primitive T a b u - V o r schrift, daß der F. v o n den Weibern nicht gesehen werden darf, erkennen; in ihr wird letzten Endes a u c h der G r u n d zu suchen sein, daß in weiterer E n t w i c k l u n g der A n g a n g eii\es W e i b e s überhaupt 7 ) als ungünstig g i l t ; wer einem alten W e i b begegnet, f ä n g t nichts mehr ( W e n d e n ) 8 ) . Gleich ungünstig ist die Begegnung und die Anwesenheit eines Priesters (s. A n g a n g 1, 423). F. kehrten nach Hause zurück und gaben ihr V o r h a b e n auf 9 ). A u f den Faröern g l a u b t e man (1828), d a ß die Fische sogleich umkehren, wenn sie einen Priester vor sich h a b e n 10 ). Ein F., der zu seinem Boot ging und dabei einem evangelischen Geistlichen begegnete, sagte, lieber hätte er den T e u f e l gesehen ( S c h o t t land) u ) . W ä h r e n d der Arbeit dürfen die F. das Gespräch nicht auf Pfarrer und Geistliche bringen, weil sonst der Seehund die Fische fressen würde 12 ). D a r a u s erklären sich die verschiedenen Sprachverbote, daß die W o r t e Geistlicher und Kirche v o n den F.n und Schiffern überh a u p t nicht ausgesprochen werden dürf e n ; wenn nötig greifen sie zu Umschreibungen, wie „ d e r Mann mit dem schwarzen R o c k " f ü r den Geistlichen und „ G l o c k e n h a u s " für die Kirche (schottisch) oder „ s i d k o f t a " (Langrock) als Umschreibung für den Geistlichen in Schweden. Dasselbe gilt f ü r die F. der Normandie. Diese Sprachverbote sieht Liebrecht darin begründet, daß man durch N e n n u n g des Geistlichen den Zorn der Seegeister nicht erregen wollte, die das Christentum und seine Geistlichen haßten, weil sie dadurch um die früheren Opfer gebracht wurden 1 3 ); doch dürfte diese B e g r ü n d u n g nicht den ursprünglichen Grund für den schlechten A n g a n g des Priesters überhaupt aufdecken (s. Priester). V o n den Tieren v e r k ü n d e t eine a u f f l i e gende Elster einen beutelosen T a g M ) .
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Fischer, fischen
Gleich dem J ä g e r steigerte auch der F . seine Zauberkraft durch Fasten, wie es die heutigen primitiven F . einige Zeit vor dem Fischfang beobachten 1 6 ). Hierin mag das Eßverbot begründet sein, wenn die Kinder der F . oder die F.mädchen die Suter (den als Köder benützten Sandaal, Ammodytos Tobianus) an die Angel stecken; werden sie vom Hunger geplagt, so müssen sie beiseite gehen, um zu essen 18 ). Die Fische würden nämlich sonst nicht anbeißen. Zur Vorbereitung auf den Fischfang gehört bei den Primitiven auch Schweigen. Die Ursache hierfür ist entweder in der Annahme zu suchen, daß Schweigen die Zauberkraft des F.s auf die anzulockenden Fische steigert, oder daß er die Fische, die auf den primitiven Menschen einen unheimlichen Eindruck machen (Hdw. 2, 1543 ff.), von seiner Absicht ablenken will. Vgl. in Irland darf weder gesungen noch gepfiffen werden 1 ? ). Ist in dem deutschen F.aberglauben davon nichts erhalten, so mag die auffallende Schweigsamkeit der F . bei der Arbeit vielleicht doch auch ein Rest jener Anschauung sein, daß man die Fische durch Sprechen nicht aufschrecken soll. Daß das F n . ein Heranzaubern durch den F. ist, beweisen zahlreiche Vorschriften, wie die Fische mit der Hand gefangen werden könnten. Erscheint uns der auch jetzt noch geübte Fang mit der Hand (so das Forellenkitzeln) 1 8 ) als bloße Geschicklichkeit, sah der primitive F. darin die Zauberkraft, durch die die Fische zur Hand desF.s hingeführt werden. Die Beobachtung der Wirkung gewisser Pflanzen mochte ihn bewogen haben, diese als Zaubermittel zu verwenden. Nach einer Sage (Böhmen) gibt eine Nixe einem F. auf dessen B i t t e um reichen Fang den R a t , gewisse Blätter und Kräuter abzureißen und ins Wasser zu werfen 19 ). Ein anderes Mittel (ebenfalls aus Böhmen) lautet: Nimm Kreilenwurzel und Eisenkraut, lege solche in Honig einen Tag und eine Nacht, lege es hernach an die Sonne, lasse es wohl trocken werden, danach binde es an einen Faden, dann hänge es in einen Teich; alle Fische, die darinnen
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sind, kommen herbei, daß du sie mit den Händen greifen kannst. Wenn du dazu tust ein Kraut, heißt Strödelwurzel und mit diesem Wurzel- und Kräuterwasser deine Hände schmierest, und solche ins Wasser tust, so kommen alle Fische, die im Teiche sind, zu deinen Händen und saugen daran, wo du alsdann fangen kannst, soviel als dir gefallen i0 ). Baldrianwurzel bringt man in Kärnten mit den als Köder verwendeten Regenwürmern in Berührung, um besonders reichen Forellenfang zu erzielen 2 1 ). Die Fische kommen dem F. von selbst in die Hand, wenn er sich diese mit Nesselblatt und dem Blatt von Hauswurz salbt 22 ). Als Zauber f ü r reichen Fang wird auch die Opferasche ins Wasser gestreut 2 3 ). Als die Asen in der Behausung Lokis das von diesem verfertigte Netz in der Asche des Herdfeuers finden, erblicken sie darin einen Fischzauber. Mangolts Fischbuoch (Zürich 1557) enthält 30 solche Rezepte, die größtenteils auf Grund abergläubischer Anschauungen über Pflanzen und tierische Stoffe zusammengestellt sind. So blähen die Blätter und die Frucht der Springwurz, ins Wasser geworfen und von den Fischen genossen, diese so auf, daß sie das Weiße der Unterseite zu oberst kehren und dann mit den Händen gefangen werden können (Nr. 30) u. a. Vgl. die noch jetzt geübte, aber behördlich verbotene Verwendung von ungebranntem K a l k in den Balkanländern 24 ). Erfolgt der Fang mit der Angelrute, so werden die Fische mit dem Köder angelockt. Dieser ganz natürliche Vorgang schien ebenfalls auf zauberischer Beeinflussung der Fische zu beruhen und man suchte den Zauber des Köders auf mannigfache Weise zu erhöhen, so lautet (Fischbuoch Nr. 29) ein bewährtes Rezept: Man binde an die Angel ein nußgroßes Stück eines Gemisches aus Menschenblut, Gerstenmehl, mit Sauerteig gesäuertes weißes Brot und Unschlitt von einer Geiß. Es wird auf den Köder gespuckt, damit die Fische anbeißen, vielfach in deutschem Gebiet 2 5 }, auch in Pennsylvanien 2 6 ) und Portugal 2 7 ). Über die Angel darf man nicht hinweg-
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Fischer, iischen
schreiten, sonst w i r d sie keine Fische fangen a ) . Desgleichen, wenn sich auf der Angelrute oder Leine eine Schlange zeigt S9). N e t z e : D a ß die Fische in diese gehen, scheint ebenfalls auf Zauber beruhend; man sucht ihn zu steigern; so soll man ein wenig Rosenblätter, Senf, einen F u ß v o n einem Wiesel hineinlegen (Fischbuoch Nr. 29) oder in eine Reuse ein Gläschen mit etwas Quecksilber und einem S t ü c k chen eines in der N a c h t leuchtenden Holzes hängen, verschlossen mit W a c h s und Harz (Nr. 27). Das Fischglück kann einem glücklichen F. zusammen mit der Leine oder dem Netz gestohlen werden, so wird von den K u r e n (Ostpreußen) an das N e t z ein S t ü c k v o m Schiffstau eines glücklichen Schiffes gebunden, oder es wird in der N a c h t aus dem Netz eines glücklichen F.s ein S t ü c k herausgeschnitten, verbrannt und die Asche auf die eigenen Netze gestreut (Lokis Vorgehen). Oder man schneidet die Enden des Schleppnetzes weg. Durch diesen Schadenzauber wird dem Bestohlenen das Fischglück entzogen; er schützt sich davor, wenn er die beschädigte Stelle mit der linken Hand f l i c k t . Dort nimmt man in gleicher "schädigender Absicht, wenn man v o m N e t z nichts erwischen kann, R o h r ' o d e r Stroh v o m D a c h e des glücklichen F.s und räuchert damit die eigenen Netze. Man schießt dreimal kreuzweise über sie. U m die W i r k u n g des bösen Blickes nach geglücktem F a n g unwirksam zu machen, stößt man in der Gegend der K i e m e n ein Messer durch , den K o p f des Lachses und l ä ß t die Spitze heraussehen 30). Vgl. den Volksglauben der R u m ä n e n in der Bukowina, wonach sich die Fische gerne in einem Netz fangen lassen, wenn es aus gestohlenem Sommerhanf verfertigt ist 31 ). Daher müssen die Netze vor schädlichem Gegenzauber sorgfältigst geschützt werden, besonders vor dem bösen Blick, der noch heute sehr gefürchtet wird 32 ). Die K u r e n bestreuen die fertigen Netze mit Salz, damit allen Bösen und Hexen die A u g e n versalzen werden. Man räuchert sie mit allerhand K r ä u t e r n und bespritzt sie mit Schlangenwasser (dem
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Destillat eines Schlangenleibes im W a s ser). Sie bekreuzigen sie vor dem Gebrauch, um den bösen Blick zu vermeiden und stellten sie früher nachts aus. B e i m Netzaustragen vermeidet man an Brunnen und Wasserschöpfern vorbeizugehen. A u s A n g s t vor B e h e x u n g der Netze darf beim ersten F a n g nichts aus dem Hause geborgt werden; dadurch würde das Fischglück weggeborgt werden. K o m m t aber einer borgen oder stehlen, entwendet man ihm etwas Ahnliches. Die T ü r e m u ß an diesem T a g e verschlossen bleiben, es soll nicht gefegt werden oder doch der K e h r i c h t bis Sonnenaufgang im Hause liegen b l e i b e n 3 3 ) . K e h r i c h t ins N e t z gelegt, bringt Glück (Ostpreußen) 3 4 ). D a ß besonders gegen die Netze gefährlicher Zauber g e ü b t wurde, kann daraus erschlossen werden, daß die christliche K i r c h e eine Segnung der F.netze vorn i m m t ; mit B e r u f u n g auf jenen wunderbaren Fischfang im N T . (Luk. 5, 6) heißt es: non (rete) sinas (deus) a d v e r s a n t i u m arte aliqua inligari nec verbis incantantium pessimis irretiri . . . . 35 ). Die abergläubische B e d e u t u n g des F.netzes erstreckt sich über das eigentliche Gebiet des Fischfanges hinaus, als D ä monen abwehrend wird es in China verwendet, wo die K i n d e r Gürtel aus alten zerschnittenen F.netzen tragen; auch die S ä n f t e einer schwangeren Frau wird damit umgeben als Schutzmittel gegen böse Einflüsse. A l s Analogiezauber wird in einigen Gegenden R u ß l a n d s wegen der großen A n z a h l der K n o t e n über die B r a u t im Hochzeitskleid ein F . n e t z geworfen. Der B r ä u t i g a m und seine Freunde tragen S t ü c k e davon im Gürtel 36 ). Gegen das Ausbleiben der Menstruation hilft ein S t ü c k v o n einem F . n e t z und ein Zipfel v o n einem Mannshemd zu Pulver gebrannt und eingegeben (Grafschaft R u p pin und Umgebung) 37 ). U m den T o t e n zu beschäftigen und seine R ü c k k e h r zu verhindern, gibt man ihm ein Netz mit, da er alle Jahre nur einen K n o t e n a u f b r i n g t (Pommern) 38). Das F . n e t z spielt in den Märchen und Sagen eine Rolle, da es die rätselartige Bedingung, weder n a c k t noch bekleidet
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Fischer, fischen
z u sein, erfüllt *•), ein F . z i e h t i m N e t z eine SchatztruHfe herauf ; er b r e i t e t seine N e t z e ü b e r ein G e b ü s c h , w o r a u f eine s c h ö n e J u n g f r a u d e m See e n t s t e i g t 4 1 ) . Gebete um Erfolg beim Fischfang: D a ß das F i s c h e n ein Z a u b e r a u f die F i s c h e ist, z e i g t ein a n t i k e s G e b e t u m g u t e n F i s c h f a n g , G e o p o n . 7, 20, 2 (die Fische a n einer Stelle z u s a m m e n b r i n g e n ebendort 4). Christliche G e b e t e n e h m e n B e z u g auf die F i s c h f a n g e p i s o d e n i m N T . und sind m e i s t k o n t a m i n i e r t a u s J o h . 21, 6 und L u k . 5, 4. M a n erinnert den hl. P e t r u s a n d e n w u n d e r b a r e n F i s c h f a n g oder w e n d e t sich a n A n t o n i u s v o n P a d u a , eines seiner F i s c h w u n d e r z u w i r k e n 4 2 ). F e r n e r wird in z w e i griechischen G e b e t e n el{ Xtuvrjv v o r e r s t die B i t t e a u s g e s p r o c h e n , d a ß der T e i c h , in d e m g e f i s c h t w e r d e n soll, eine reiche Menge v o n F i s c h e n liefern möge, d a ß z u g l e i c h a b e r die F i s c h e v o r N a c h s t e l l u n g e n des T e u f e l s und böser Menschen, v o r N e i d und F a s z i n a t i o n e n g e s c h ü t z t w e r d e n sollen ( 4nö cpiMvou xat (JijXou •xal xaxäv ¿?8-aX|iäjv). Im M A . t r u g m a n das S a n c t u s auf P e r g a m e n t a u f g e z e i c h n e t bei sich, u m F i s c h g l ü c k zu h a b e n . Die K o n zile b e z e i c h n e n es als A b e r g l a u b e n , w e n n m a n J a S a b a o t h sagt, u m eine g r o ß e Menge F i s c h e z u f a n g e n 43 ). D i e christliche L e h r e w a n d e l t e die einstigen z a u b e r i s c h e n F o r m e l n u m . Christliche G e b e t e b e g l e i t e n die A r b e i t e n der F. a u c h h e u t e noch. Der S c h e l l f i s c h - und H u m m e r f a n g ist auf H e l g o l a n d als sehr w i c h t i g in d a s s o n n t ä g l i c h e G e b e t eingeschlossen. D a s A u s w e r f e n u n d W i e d e r einholen der L e i n e n beim S c h e l l f i s c h f a n g g e s c h a h in alter Z e i t unter gewissen v o n G e s c h l e c h t zu G e s c h l e c h t v e r e r b t e n Geb e t s s p r ü c h e n u n d F o r m e l n , die v o n j e d e m F. treu b e w a h r t und heilig g e h a l t e n w u r den. B e v o r der A n k e r , an d e m die B o j e bef e s t i g t w a r , u m den A n f a n g der A n g e l leinen a n z u z e i g e n , fallen gelassen wurde, b e t e t e m a n : A n k e r m i t G o t t , k o m m wieder m i t g u t e m W e t t e r u n d g u t e m F a n g und g u t e m S c h u ß des T a u e s , m i t k l a r e m G e s i c h t und g u t e m V e r s t a n d und behalt e n e m G u t , m i t heilem T a u , frei v o m F e s t h a l t e n u n d v o n S e e s t e r n e n und frei v o n Menschen, m i t g e s u n d e r M a n n s c h a f t
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u n d g e s u n d h e i m . N a c h d e m der A n k e r gefallen w a r , rief der erste F . : D a g e h t er hin, — u n d der erste M a n n l ü f t e t e d e n H u t und b e t e t e : Herr, a u f dein W o r t ! segne unser U n t e r n e h m e n ! U n t e r G e betsformeln erfolgte auch das Einholen des A n k e r s . N a c h E i n h o l u n g aller L e i n e n l ü f t e t e der S c h i f f e r seinen H u t und s p r a c h : G o t t sei D a n k , h e u t e ! m o r g e n m e h r ! O d e r m o r g e n mehr u n d n i c h t w e niger! Ä h n l i c h e F o r m e l n bei der S c h e l l fischfängerei a u c h a u f N o r d e r n e y u n d W a n g e r o o g . O b derartige G e b e t s f o r m e l n auch bei a n d e r e n A r t e n des F i s c h f a n g e s üblich w a r e n , ist n i c h t b e k a n n t , nur einige g a n z alte F . h o b e n n o c h i m l e t z t e n J a h r h u n d e r t den S ü d w e s t e r m i t einer stillen A n r u f u n g , w e n n die N e t z e u n d Leinen gestellt w a r e n . B e i m D o r s c h f a n g spricht der A l t e s t e des B o o t e s b e i m E i n senken der A n g e l n , i n d e m er die M ü t z e a b n i m m t : T e Dösch, te D ö s c h ! D e l e w e G o t t k e bescher ons j e d e m t i g e S c h o c k F ö s c h ! und sind die A n g e l n ins B o o t gehoben, s p r i c h t er wieder, i n d e m er d a s H a u p t e n t b l ö ß t : G o t t si D a n k f o r d e m w e d d e r e m F a n k ! (den wir w i e d e r g e m a c h t h a b e n ) 4 4 ) . Im N a m e n G o t t e s b e g i n n t m a n in Oberösterreich (Wels) 4S ). V g l . , a u c h in Griechenland ist hie und da n o c h ein S e g e n s g e b e t ü b l i c h 4 6 ) . D e m A n r u f e n des N a m e n s G o t t e s ist gleich der F i s c h f a n g in des B i s c h o f s N a m e n 47 ). D a g e g e n f ä n g t der F. nichts, w e n n er über d e m F i s c h c flucht D o c h b e d e u t e t es G l ü c k , w e n n über ihn g e f l u c h t wird. S o h a l t e n die F . v o n W e r r o s c h e n es f ü r g l ü c k b r i n g e n d , wenn andere ihnen n a c h f l u c h e n . D a h e r suchen sie S t r e i t mit j e m a n d e m v o n der Familie und reizen besonders die H a u s frauen (vgl. dasselbe in E n g l a n d , w o m a n die H a u s f r a u e n d u r c h p r ü g e l t ) 4 9 ) . Wer z u m Fischen auszieht, d e m soll m a n einen Besen n a c h w e r f e n (Wenden) 50 ). V g l . , d a ß auch d e m a u s z i e h e n d e n J ä g e r B ö s e s gew ü n s c h t w e r d e n soll (allgemein) 6 1 ). Zu b e s t i m m t e n T a g e n und Z e i t e n (Tagewählerei) darf n i c h t g e f i s c h t w e r d e n 62 ), so nicht a n F r e i t a g e n auf der F i n k e n w ä r der Elbinsel, w o dies U n g l ü c k b r i n g t 53 ), ebenso nicht in der N a c h t v o n D o n n e r s t a g auf F r e i t a g . A l s L e u t e dies dennoch
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Fischer, fischcn
t a t e n , e r h o b sich ein g e w a l t i g e r S t u r m 8 4 ) . D a g e g e n g e h t m a n in P e n n s y l v a n i e n a m K a r f r e i t a g z u m erstenmal f., in Freib u r g am Gründonnerstag, Karfreitag65), a m H i m m e l f a h r t s t a g in K a i s e r s l a u t e r n M ) . D i e christliche L e h r e v o n der S o n n t a g s h e i l i g u n g spielt mit, w e n n das Fischen a m S o n n t a g sehr h ä u f i g S ü n d e ist, so in O b e r ö s t e r r e i c h 5 7 ) , ferner in d e r K a s c h u b e i . G o t t b e s t r a f t n ä m l i c h d e n S o n n t a g s - F . , und s c h o n gar m a n c h e r h a t s t a t t eines Fisches e i n e S c h l a n g e (Teufel) g e f a n g e n . W e r d e n Fische dennoch a m Sonntag gefangen, m ü s s e n sie noch a m selben T a g e gegessen w e r d e n M ) . Wenn Sonntags unbedingt g e f i s c h t w e r d e n m u ß , d a n n soll in der W o c h e e i n m a l k ü r z e r g e a r b e i t e t werden, s o n s t h a t m a n kein G l ü c k (Wels) 59 ). W e n n F i s c h e S o n n t a g s w ä h r e n d der hl. W a n d l u n g g e f a n g e n w e r d e n , so v e r s c h w i n d e t diese g a n z e A r t aus den Gew ä s s e r n , so die W e l s e (auch die K r e b s e ) a u s d e m W e i t s e e 80 ). A u c h m i t t a g s soll n i c h t g e f i s c h t werden, es k ö n n t e der W a s s e r m a n n als g r o ß e r K a r p f e n g e f i s c h t w e r d e n 6 1 ). W ä h r e n d eines Gewitters g e h e n F i s c h e z w a r g e r n e ins G a r n , a b e r es ist g e f ä h r l i c h 8Z ). A m J o h a n n i s t a g wollen die F . a n der S p r e e u n d O d e r nicht einmal einen R e t t u n g s v e r s u c h m a c h e n , d a sie n i c h t ihr L e b e n e i n b ü ß e n wollen. In m a n c h e n G e g e n d e n d e h n e n sich diese V e r b o t e a u c h auf die T a g e v o r u n d n a c h J o h a n n i u n d den P e t e r s t a g (29. Juni) a u s 83 ). A n diesem T a g e w u r d e in vielen L ä n d e r n , d a r u n t e r f r ü h e r a u c h in E n g l a n d , v o n der A r b e i t gefeiert. D e n n teilweise h e i ß t es, d a ß , wer a n diesem T a g hinausf ä h r t , n i e m a l s m e h r G l ü c k h a b e n oder den g r ö ß t e n Gefahren entgegengehen w ü r d e 8 4 ) . E b e n s o nicht a n d e n F r a u e n t a g e n (Wels) 6S ). A n e i n e m b e s t i m m t e n T a g des J a h r e s v e r l a n g t die S a a l n i x e ihr O p f e r ; d a h e r unterlassen es d a n n die F., ihr G e w e r b e a u s z u ü b e n 8 6 ) . D a g e g e n soll nach dem F . g l a u b e n auf R ü g e n in den hl. N ä c h t e n v o r Ostern, P f i n g s t e n u n d H i m m e l f a h r t die ganze N a c h t d u r c h g e a r b e i t e t werden, weil der F i s c h f a n g zu keiner anderen Z e i t g e s e g n e t e r sei w ) . A n d e r e r s e i t s werfen die F. a m R a n d e der Ostsee die N e t z e n i e m a l s z w i s c h e n A l l e r h e i l i g e n und
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M a r t i n i aus, in der F u r c h t , sie w ü r d e n d a s g a n z e J a h r kein G l ü c k h a b e n , e b e n s o f a h ren sie n i c h t a m B l a s i u s t a g 6 8 ) . Die N e t z e m ü s s e n bei z u n e h m e n d e m M o n d einger i c h t e t w e r d e n und z w a r , w e n n F i s c h , Z w i l l i n g , J u n g f r a u und W a s s e r m a n n regieren. A m s t r e n g s t e n m u ß m a n dies bei der L a c h s f ä n g e r e i h a n d h a b e n u n d auf k e i n e n F a l l die F.ei a n e i n e m K r e b s t a g b e g i n n e n **). A u c h a n b e s t i m m t e n Stellen darf n i c h t g e f i s c h t w e r d e n , es l a s t e t auf ihnen ein T a b u . D i e Ü b e r t r e t u n g dieses V e r b o t e s u n d die f o l g e n d e B e s t r a f u n g ist d a s M o t i v z a h l r e i c h e r S a g e n . Bei e i n e m solchen F i s c h z u g w i r d ein R i e s e n f i s c h g e f a n g e n , d o c h v e r h i n d e r t eine g e h e i m n i s v o l l e S t i m me oder ein S t u r m dessen A b t r a n s p o r t ( P u c h i m in M e c k l e n b u r g TO) u. a. a. Orten). E i n solches V e r b o t m a g a u c h der S a g e z u g r u n d e liegen, w o n a c h n i e m a n d a u s d e m L i e g n i t z e r See ( L u n g a u , Österreich) F i s c h e f a n g e n k o n n t e , weil es g e b a n n t e G e i s t e r w a r e n 7 1 ). V g l . , d a ß m a n in einem g e w i s s e n T e i c h L a k o n i e n s , der d e m N e p t u n heilig w a r , nicht z u f. w a g t e , a u s A n g s t , in einen gewissen F i s c h v e r w a n d e l t z u w e r d e n ( P a u s a n i a s c. 21). V e r t r e i b e n der F i s c h e : Ist erfolgreiches F i s c h e n ein H e r b e i l o c k e n der Fische d u r c h den Z a u b e r des F.s, so k ö n n e n d u r c h einen G e g e n z a u b e r die F i s c h e v e r t r i e b e n w e r d e n . D a z u werden R u t e u n d Besen, die gewöhnlichen Zaubermittel, verwendet; die H e r i n g e w u r d e n mit R u t e n gestrichen, w e s h a l b sie seit 1580 v o n H e l g o l a n d v e r s c h w u n d e n s i n d ; nach einer a n d e r e n S a g e n v e r s i o n w u r d e n sie m i t d e m B e s e n w e g g e f e g t 7 2 ) . Ins M o r a l i s c h - P o l i t i s c h e u m g e w e r t e t ist die S a g e v o m V e r s c h w i n d e n der H e r i n g e , w e n n die O b r i g k e i t d u r c h die K r i e g e mit den H e l g o l ä n d e r n sie aus den S t r ö m e n zwischen den H a l l i g e n v e r t r i e b e n h a b e n soll 7 3 ). V o n der M ü n d u n g der Schlei v e r t r e i b t eine M a g d die D o r s c h e , da sie e i n e m g r o ß e n einen S p i e ß d u r c h beide A u g e n treibt und ihn m i t der B i t t e , nie w i e d e r zu k o m m e n ins Meer w i r f t 74 ). D a ß F i s c h e mit P e i t s c h e n v e r t r i e b e n werden, z e i g t a u c h eine B e s t i m m u n g im W e i s t u m v o n C r ö v (bei Zell an der Mosel), w o n a c h ein F u h r m a n n v o r d e m D u r c h q u e r e n
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Fischer, fischen
eines F l u s s e s auf einer F u r t mit der Geißel d r e i m a l in d e n B a c h s c h l a g e n soll; w e n n er d a s n i c h t t u t u n d seine P f e r d e einen Fisch t o t t r e t e n , so h a t er sein bestes P f e r d als B u ß e v e r w i r k t 7 B ) . V g l . d a m i t den f r a n z . F . g l a u b e n , d a ß die merles v e r s c h w i n d e n , weil ein F . einen solchen d u r c h p e i t s c h t e u n d ins Meer w a r f , ferner den s c h o t t . , w o n a c h H e x e n die H e r i n g e a u s der irischen B u c h t v o n D o n e g a l w e g z a u b e r t e n 76 ). W i e F r e m d e d u r c h den bösen B l i c k d a s F i s c h g l ü c k s c h ä d i g e n , so darf der F . selbst beim A n g e l n n i c h t die Fische zählen, sonst f ä n g t er keine m e h r w ) . D a h e r darf m a n a u c h n i e m a n d e m sagen, w i e v i e l m a n g e f a n g e n h a t , sondern m u ß i m m e r weniger a n g e b e n , s o n s t h a t m a n kein G l ü c k mehr ( P o m m e r n , S c h w e d e n ) w ) . Man darf den ersten F i s c h n i c h t v e r s c h e n k e n , der bedeutet großes Glück (Hotzenplatz, Schlesien) w ) . E r f o r s c h u n g des F i s c h g l ü c k e s : G l ü c k beim F i s c h e n a m f o l g e n d e n T a g b e d e u t e t es, wenn der F . selbst v o n H o l z und besonders v o n H o l z k l o b e n t r ä u m t 8 0 ) , d a gegen U n g l ü c k f ü r j e m a n d anderen, w e n n er im T r a u m F i s c h e f ä n g t 8 1 ) . W e n n er a b e r im T r a u m g r o ß e F i s c h e f ä n g t , zeigt dies G l ü c k a n 8 2 ) (vgl. e b e n s o in der A n tike) 83 ). Niesen a m W e i h n a c h t s a b e n d ist ein gutes V o r z e i c h e n f ü r den F i s c h f a n g des f o l g e n d e n J a h r e s ( F r a n k r e i c h ) 8 4 ) . Der bisher b e h a n d e l t e A b e r g l a u b e bildet insofern eine engere G r u p p e , als der F. d u r c h A u s ü b u n g z a u b e r i s c h e r R i t e n und B e a c h t u n g gewisser R e g e l n sich d a s F i s c h g l ü c k zu sichern h o f f t . Eine w e i t e r e G r u p p e schließt sich zus a m m e n , bei der der F . auf Geister, wie Fisch- und W a s s e r g e i s t e r B e z u g n i m m t . A n diese w e n d e t er sich bei seiner A r b e i t , sie s u c h t er g n ä d i g zu s t i m m e n , zu v e r söhnen, ihnen b r i n g t er V e r e h r u n g entgegen und r i c h t e t i h n e n O p f e r ein. W ä h rend die erstere G r u p p e noch in der älteren, p r ä d e i s t i s c h e n R e l i g i o n s e n t w i c k l u n g w u r z e l t , stellt die l e t z t e r e eine weitere, j ü n g e r e S t u f e m i t Geistern und G ö t tern (deistisch) dar. Hieher g e h ö r e n die O p f e r zu B e g i n n des F i s c h f a n g e s ; da der F . a u c h S c h i f f e r sein
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m u ß , ist d a s v o m F. d a r g e b r a c h t e O p f e r o f t a u c h als ein solches u m g u t e F a h r t a u f z u f a s s e n . D i e F . opfern den ersten gef a n g e n e n F i s c h , so in der A n t i k e die B ö o t i e r g r o ß e A a l e , besonders dem N e p t u n . A u s d e m O p f e r an den F . g o t t w i r d ein solches an den F . h e i l i g e n ; so o p f e r t e m a n im 15. u n d 16. J h . d e m hl. U l r i c h in D e u t s c h l a n d einen H e c h t und einen K a r p f e n . In weiterer E n t w i c k l u n g w i r d d a r a u s die S p e n d e an den Geistlichen a m S i t z des Heiligen ( B a s t i a auf K o r s i k a , ferner in einigen H ä f e n O s t e n g l a n d s ) 85 ). D e r E r t r a g des S t r a l a u e r F i s c h z u g e s gehörte einst d e m Geistlichen 86 ). D a der F . d u r c h seine T ä t i g k e i t s t ä n d i g a u s d e m B e s i t z der W a s s e r g e i s t e r e n t n i m m t , k ö n nen diese i h m feindlich s e i n ; er w i r d v o r d e m S a a l h u n d bei der A u s f a h r t ges c h ü t z t , w e n n schon in seine W i e g e ein S t ü c k von einem F.boot gelegt wird (Hiddense) 87 ). A m besten k o m m t der F . w e g , w e n n ihn der W a s s e r g e i s t nur n e c k t , i n d e m er in den N e t z e n den L ä r m vieler Fische m a c h t , sie zerreißt u n d ihn d u r c h ein L a c h e n v e r h ö h n t M ). D i e N e t z e w e r d e n bei einem N a c h t f i s c h e n m e h r m a l s in die See h i n a u s g e w o r f e n , und der P o p a n z v e r h i n d e r t j e d e A r b e i t bis z u m A n b r u c h des T a g e s 8 9 ) . V g l . den a n t i k e n X i p h i a s , der die N e t z e z e r r e i ß t 9 0 ) . D e r F. wird w e g e n B e u n r u h i g u n g der F i s c h e m i t L ä h m u n g b e s t r a f t 9 1 ) . V g l . d a s O p f e r an den W a s s e r m a n n bei den O s t s l a v e n , b e s t e h e n d in z w e i bis drei kleinen F i s c h e n , B r o t k r ü m c h e n , einem Geschirr mit e t w a s W e i n r e s t e n und einer Prise T a b a k . D a er den F.n die Fische in die N e t z e treibt, aber a u c h e n t s c h l ü p f e n l ä ß t , m u ß er bei B e ginn der F a h r t b e r ü c k s i c h t i g t w e r d e n 9 2 ) . Die S t e l l u n g der W a s s e r g e i s t e r n i m m t der T e u f e l ein und ist wie j e n e teils freundlich, teils feindlich gesinnt. H i e f ü r gibt es z a h l r e i c h e F . s a g e n , so v e r s p r i c h t er, in einen grünen R o c k g e k l e i d e t , e i n e m F.sohn die L i e f e r u n g der s c h ö n s t e n Fische f ü r den K ö n i g s t i s c h u m das E i g e n t u m , d a s er zu H a u s e v e r b o r g e n h a t (sein noch u n g e b o r e n e s K i n d ) 93 ). A l s f r e m d e r F. mit nur einer H a n d b e g e g n e t er im E i n b ^ u m fahrend den Mondsee-F.n (Oberösterreich) 94 ). A l s Fisch v o n der G r ö ß e eines
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Fischer, f i s c h e n
Menschen und mit Moos bewachsen, wird er gefangen, der F. ist am nächsten Morgen tot (Osterode) Bä). Ein schwarzer Kerl wird gefangen und wälzt sich wieder ins Meer 96 ). In Gestalt eines F.s erscheint der Seehirt und gibt einem Bauern einen guten R a t w ) . Vgl. die besondere Rolle des Teufels bei den Kuren, wo er als F r e u n d der F. a u f t r i t t ; zum Lachsfang rief man ihn mit einer Beschwörungsformel, in der er Peter oder Christof geheißen wurde, herbei und schickte ihn zur rechten Zeit wieder weg. Er half beim Entwirren der gebrauchten Netze oder beim Flicken. Gegen Schädigung durch ihn trug man sogenannte QuitschenEbereschen bei sich und band sie vor Beginn des Fischzuges an die Netze. Gefährlich ist der Teufel dort, wenn er nicht in menschlicher Gestalt erscheint, so nahm er einmal als Seehund einen F. in die Tiefe mit 9 8 ). Dem F. stellen Wasserjungfrauen aus Liebe nach. Die zahlreichen Sagen vom F., der ins Wasser von einer Nixe gezogen wurde (Goethes F.), berühren sich mit den Schiffersagen gleichen Inhaltes. Ein F., kundig der Fischsprache, vernahm bei der Arbeit eine Stimme, und am nächsten Morgen war er in die Tiefe gezogen. In Mondscheinnächten will man ihn, von Fischen umgaukelt, schwimmen sehen (Eifel) " ) . Wird der F. verwunschen, so treibt er sein Unwesen auf dem Wasser, so als Geist auf dem Rhein 10°); als feuriger F. neckt er die Berufsgenossen auf dem Bodensee 10L). Der F. kann aber auch Verwunschene erlösen durch U m a r m u n g und K u ß 1 0 2 ) ; flucht er, ist die Erlösung mißlungen 103). Eine systematische Darstellung des deutschen F.aberglaubens besteht noch nicht; e s wurde ihm bisher in der volkskundlichen Literatur wenig B e a c h t u n g g e s c h e n k t : P. S é billot Le Folk-Lore des Pêcheurs, Paris i y o i , behandelt den französischen, zieht aber zur Vergleichung auch den deutschen heran. ') S t e i n h a u s e n German. Kultur 4 ff. ; D e : s. Kulturgeschichte 1, 31 ff.; Hoops Reallcx. 1, 85; H e y n e Nahrung 24S ff. ; N o r d e n Die german. Urgeschichte 2 294 ff.; M. u. A. H a b e r 1 a n d t Die Völker Europas und ihre volkstümliche Kultur 3 1 7 ff. S a i t o r i Sitte 2, 162 ff. 2) F r a z e r 2, 190 :'f. 3) F e h r l e Keuschheit 40; B a y H f t e 2, 261. 264. 4) F r a z e r a. a. O. Ebd.
1562
«) Z f V k . 3, 2 8 9 ; S a r t o r i Sitte 2, 1 6 2 . ) Fogel Pennsylvania 1 1 2 N r . 486; 265 N r . 1 3 7 8 ; S a r t o r i Sitte a. a. O. s ) S e h u l e n b ü r g 1 1 4 . ») G r i m m Mvth. 2,938. i°) H e c k s c h e r 348. l l ) S é b i l l o t 179. 1S 13 ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 158. ) L i e b r e c h t Zur Volksk. 3 5 9 ; F r a z e r a. a. O. 2 , 392 ff. ( S h e t l a n d ) ; S a r t o r i Sitte 2, 160; L a s c h S. A . M i t t h . d. A n t h r o p o l o g . - G e s . i n W i e n 37 (1907), 1 4 ff. ") K o h l r u s c h S a g e n ^ g . l s ) F r a z e r 2, 190 ff.; F e h r l e Keuschheit 69; B a y H f t e 2, 1 7 1 ff. " ) F r i s c h b i e r Hexenspr. 1 5 7 . ") F r a z e r a . a . O . 2, 190 ff.; S é b i L l o t 226. » ) A . H a b e r l a n d t 3 1 8 . »») G r o h m a n n 139. a ) J o h n Westböhmen 314. ") S o h n s Pflanzen 138. " ) W i t z s c h e l Thüringen 2, 287. " ) P r ä t o r i u s Deliciae pruss. 2 2 . 24) A . H a b e r l a n d t 319. i ä ) S e l i g m a n n Blich 2 , 2 1 0 ; L i e b r e c h t Zur Volksk. 32. " ) F o g e l Pennsylvania 265 N r . 1 3 7 9 . 27 ) U r t e l Portugal 7 1 . "») U r q u e l l 4, 1 1 7 ; S é b i l l o t 87 (Griechenland). *•) F o g e l Pennsylvania 265 N r . 1380. M ) G l o b u s 75, 1 4 8 ff.; 82, 2 3 6 ff. 31 ) Z f ö V k . 3, 3 7 3 N r . 458. « ) S e l i g m a n n Blick 1, 2 1 8 . S3 ) G l o b u s a. a. O . 34) W u t t k e 35 453. ) F r a n z Benediktionen 1, 624 ff. u «) S e 1 i g m a n n Blick 2, 2 2 8 ff. 37 ) Z f V k . 7, 2 9 1 ff. M ) K n o o p Hinterpommern 164. 3 ») M i t r a . Z f M y t h e n f o r s c h . 1, 166 ff. 40) P a n z e r Beitrag 1 , 7 3 ; H m t g . 5, 154. 41 ) B a r t s c h Mecklenburg 1, 2 6 9 ; Z f V k . 7, 1 2 5 . « ) P r a d e 1 Gebete 5 1 ; S é b i l l o t 206. ") F r a n z Benediktionen 1, 624; Sébillot 208. ") S i e b s Helgoland 78 ff. ; F r i ' s c h b i e r 4ä Hexenspr. 157. ) Mündl. " ) F r a n z Benediktionen a. a. O . *') H e y l Tirol 1 2 9 N r . 18. 7
F o g e l Pennsylvania 265 Nr. 1 3 8 1 . ») S é b i 1 1 o t 1 7 3 ff. ; B o e d e r Ehsten 90 ff. ; S a r t o r i Sitte 2, 162. M ) S c h u 61 l e n b ü r g 114. ) Strackerjan 1,47; S a r t o r i Sitte 2, 164. 62) F r i s c h b i e r Hexenspr. 157; T e t t a u u. T e m m e 277 ff. ; B o e c I e r Ehsten 9 1 ; Mitth. d. An63 thropol. Ges. in W i e n 6, 30. ) Scheidt u. W r i e d e Finkenwärder 52. 54) K u h n Westfalen 1, 3 2 1 Nr. 367. 65 ) F o g e l Pennsylvania 266 Nr. 1 3 7 7 . 6*) Ebd. 265 Nr. 1 3 7 7 . ") Mündl. «) S e e f r i e d - G u l g o w s k i 1 0 1 . M ) Mündl. M ) S e e f r i e d Gulgowski a. a. O. ") M e i c h e Sagen Nr. 116. 502. , 2 ) M ü l l e n h o f f Sagen ,3 Nr. 1 1 6 . ) Reinsberg Festjahr 240. ") S é b i l l o t 165. ") Mündl. ") E i s e i ,7 Voigtland 3 1 Nr. 62. ) Heckscher 368. M ) S é b i l l o t 168. M ) G l o b u s a . a. O. ; W u t t k e 453- 70) K u h n u. S c h w a r t z 28 Nr. 35. 7l ) ZföVk. 3 1 , 1 2 8 . ™) S i e b s Helgoland 92. 7S ) M ü l l e n h o f f Sagen 1 3 5 . 74) Ebd. 136. 7i ) K i i n s s b e r g Bauernweistümer 98. 7 ') S é b i 1 1 o t 160. ") B a r t s c h Mecklenburg 2, r8o; Urquell 6, 10 ff. I8 ) S é b i l l o t 214. M ") ZföVk. 32, 92. ) Rogas. Familienbl. 2, 48. 81 ) S t r a c k e r j a n 2 , 1 1 0 Nr. 405 ; W i t z s c h e l Thüringen 2, 286. 82 ) ZföVk. 32, 92. 4
Fischer, iischen'
1563
•*) A r t e m i d o i Traumbuch 107, 18 (Hercher). M ) S f e b i l l o t 77. •«) Ebd. 116 ff. " ) NdZfVk. 6, 44«. " ) H e c k s c h e r 381 Anm. 268. ") W a i b e l u. F l a m m i , 256. w) S e b i l l o t ") Urquell 4, 255. 116. ,l) Niderberger Unterwaiden 1, 31. ") Z e l e n i n 77 ff. 389. •») B i r 1 i n g e r Volkst. 1, 344 f f . ; v . L e y e n Sagenbuch
i , 201.
Eifel
Wai-
" ) Hmtg. 5, 155. ") P r ö h l e Harz 75. »•) K u h n Westfalen 323 zu Nr. 362; S c h a m b a c h u. M ü 11 e r Nr. 87. ") K i i h n a i Sag. 1, 578 ff.«) Globus 82, 236. •») S c h m i t z 78. "») K o h 1 r u s c h 260. "»)
b e l u. F l a m m Haas
1, 73. »») NdZfVk. 6, 97;
Pommersche
103) S c h n i p p e l
Sagen
Nr.
Ostd.Vk. 150.
30.
180.
2. F.s t e c h e n 104 ). Gleich dem Bauer und dem Hirten entwickelte auch der F. einen eigenen Lebenskreis, der v o n volkstümlicher Glaubensgestaltung erfüllt und stark beeinflußt ist. W i e in der agrarischen Religion die F r u c h t b a r m a c h u n g der Erde den Inhalt der Frühlingsfeste bildet, so sucht der F. am Beginn seines Arbeitsjahres den erwünschten E r t r a g dadurch günstig zu beeinflussen, daß er einen reichen Fischzug tut. Dieser Analogiezauber wurde in dem F.stechen vollzogen. Ein solches bestand im wesentlichen darin, daß zwei F. auf zwei verschiedenen Booten sich mit einem gegen V e r l e t z u n g gesicherten Speer ins Wasser zu stoßen versuchten. „ D a s F.stechen ist nichts anderes als eine scherzhafte ursprünglich aber als F a n g g l ü c k bringender Zauber betrachtete N a c h a h m u n g des F.stechens mit der H a r p u n e " (Eisler). Ist im F.stechen das Menschenfischen als Zauberbrauch geübt, so ist auch der mit ihm oft als zweiter Teil geübte Seilsprung und das Gänsereißen ein Nachahmungszauber. Dieses wurde nicht überall und auch nicht bei j e d e m F.stechen ausgeführt. Es sollte damit das „ S c h n a p p e n und Beißen des Fisches für den kommenden F a n g " dargestellt werden. Das Seil stellt die Leine oder Legeschnur dar, die Gans (Wurst, Aal, Geld) den Köder, bzw. Köderfisch, und der seilspringende F., den nach dem K ö d e r schnappenden, springenden und anbeißenden Fisch dar. Durch das F.stechen und Seilspringen hoffen die F. oder h o f f t e n doch einst in grauer Vorzeit nach den dem primitiven Denken tiefeingewurzelten G r u n d s ä t z e n d e s Nachahmungs-
1564
zaubers, das Jahr hindurch reicheren F a n g zu erzielen (Eisler). Wie der Z a u b e r umgedeutet und z u m derben Ulk wird, zeigt der bis in die letzte Zeit geübte Näslingfang durch die F.innung von Eferding (Uberösterreich). A m Hauptfischtage suchen sich die F. aus zwei gegnerischen Booten ins Wasser zu stoßen. Man ist berechtigt, darin den letzten R e s t eines ehemaligen F.stechens oder eines ähnlichen Brauches zu sehen l o s ). Fischzugfest-F.prozession. Verschieden nach der Zeit finden an verschiedenen Orten F. u m z ü g e statt, vor allem zu Fastnacht, am Sonntag L ä t a r e in Ermatingen die sogenannte Groppenfastnacht. Die F.gilde f ä h r t auf einem mit Netzen behangenen Wagen durch das Dorf (Schiffswagen) und sucht mit den Netzen die Mädchen einzufangen 108 ). Man kann hier einen letzten Rest des zur Fastnachtunterhaltung gewordenen Nachahmungszaubers sehen. Die Finkenwärder F. feiern zwar kein Fest, aber sie fahren erst um Fastnacht zum erstenmal aus 1 0 7 ). (Vgl. in der Nacht auf Maria Verkündigung, einem Frühlingstermin, die estnischen Strand-F.) 1 0 8 ). An manchen Orten wird im Frühling die F.kirbe gefeiert, am zweiten P f i n g s t t a g an allen Orten a m Überlingersee 109 ). In Stralau bei Berlin findet seit 1923 wieder erneuert a m Bartholomäust a g der Fischzug statt. Dabei marschieren die Teilnehmer am frühen Morgen, heute unter Begleitung einer Musikkapelle, zum F l u ß und tun fünf Züge 110 ). Der Nasenf a n g in der Glatt ging unter großer Beteiligung vor sich, wobei zur Freudenbezeugung Mörserschüsse abgegeben wurden m ) . Ebenfalls a m Bartholomäustag findet in Memmingen ein F . t a g s t a t t 1 1 2 ) . Der ursprüngliche Sinn dieser A u f z ü g e ist nicht sofort klar, sie erscheinen, wo sie heute noch geführt werden, als weltliche Veranstaltungen eines F.vereines. Soweit sich aus diesen heute umgewerteten F.umzügen Schlüsse ziehen lassen, sind sie nur eine andere Gestaltung des auch dem F.stechen zugrunde liegenden Nachahmungszaubers, der einst zu Beginn des Fischfanges erfolgte (in Ermatingen suchen die F. die Mädchen mit Netzen ein-
1565
Fischer, fischen
zufangen). Wenn in Stralau, einem Ort mit protestantischer Bevölkerung, am 24. August, dem Fest des hl. Bartholomäus, ein Fischzugfest gehalten wurde, so war der Erfolg dieser Züge einst von Vorbedeutung für den folgenden Fischfang. Die F. treten dabei als Genossenschaft, Zunft oder Gilde auf 113 ). Vgl. die F.prozessionen am Peterstag (29. Juni) in Flandern und in der Bretagne, bei denen das Meer und die auf Fischfang ausziehenden Boote gesegnet werden. Der angeblich unabsichtlichen Versenkung der Statue des F.patrones, des hl. Petrus, in Rumpst, die von den F.n herausgefischt wird und wodurch der F. den Ertrag des Fanges noch zu steigern h o f f t 1 1 4 ) , ist auf deutschem Gebiet keine Parallele an die Seite zu stellen. Der Protestantismus dürfte hier mit mancherlei Altertümlichem aufgeräumt haben. Ausführliches über das Fischen der F.gottheit s. Eisler (a. a. O.). Bei den Fischzugfesten treten wie andere Handwerker und Berufe auch die F.knechte als Gabensammler auf (Köpenick) u s ) . In Stralau ziehen sie mit einem an einer Stange befestigten bunt geschmückten Schiff gabensammelnd umher 116 ), oder sie erhalten, was am frühen Morgen gefangen worden war 117 ). 104) Im Anschluß an die grundlegende Arbeit v o i E i s 1 e r B a y H f t e 1, 209 ff.; 2, 73 ff.; S e p p Religion 240 ff.; R e i n s b e r g Festjahr 2;5; S a r t o r i Sitte 2, 163; B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 144 (Augsburg); ebd. 2 132. 139; Volksth. 2, 245 (Ulm); R e h m Feste 68, 70; S o m m e r Sagen 159 (Halle). 10s) Hmtg. 2, 117. 10«) B u s c h a n Sitten 3 222 (s. Abbildung Nr. 292 nach einem Lichtbid aus dem Besitze der Schweiz. Gesellschaft f. Volksk.); Meyer Baden 461. 10') Scheidt u. W r i e d e Finkenwärder 103 54. ) B o e d e r Ehsten 81. '«») M e y e r Baden 461. '">) N d Z f V k . 6, 44 ff.; K u h n Mark. Sagen 336. u l ) S t a u b e r Zürich 2, 96. 112 R e i s e r Allgäu 2, 163 ff. u 3 ) A. H a b e : I a n d t a. a. O. 117. l14 ) R e i n s b e r g Festjahr 240. m ) K u h n Mark. Sagen 308.
3. I . f r a u e n f a s t n a c h t . Dabei treten auf Helgoland die F.frauen als geschlossene Weibergemeinschaft auf. Gemeinsdiaftlich sammeln sie von ihren Verwaidten die Gaben zum Mahle, von dem aler die Männer ausgeschlossen sind.
1566
Handelt es sich hier um eine Weiberfastnacht analog derartigen Veranstaltungen in anderen Gebieten, so mag der Grund der Ausschließung der Männer vom Rochenschmaus vor Beginn der Frühlingsfischerei tiefer liegen 1 M ). Die Abschließung vor den Männern wird letzten Endes die Tabuvorschrift sein, insofern die Männer vor dem Fischfang nicht mit den Frauen zusammenkommen dürfen und der Schmaus eines Fisches als Analogiezauber aufgefaßt werden soll. Man verspeist den für die Nahrung wichtigsten Fisch vor Beginn des Fanges und hofft, daß das Ergebnis günstig genug sein wird, um das Leben zu sichern. Als mehr oder minder geschlossene Gemeinschaft treten auch die Helgoländer-F.mädchen bei ihrem Fest am St. Johannstag auf, das mit dem Erntefest der Landleute eine gewisse Ähnlichkeit hat. Sie haben gemeinsame Schmausereien, binden einen Kranz, meist aus dem Johanniskraut (einem dickblättrigen Fetthennengewächs), mit dem ein besonderer Aberglaube verbunden ist: Richtet sich die Pflanze auf und wächst sie weiter, so ist nach allgemeiner Auffassung nicht nur der Schiffer, sondern die ganze Kompagnie für dieses Jahr vor dem Tode sicher11®). 118) K u h n Mark. Sagen Baden 462.
309. »•)
Meyer
4. F.m e i e r. Eine Pfingstfigur in der Südheide, heute noch in Westerbeck. Ein Knabe wurde durch ein Gewand, das aus Birken und Buchenlaub bestand und mit Weidenbast geflochten war, zum Pfingstmaien herausgeputzt. Der begleitende Knabenchor sammelte unter einem Lied Gaben 12°). 12°)
S i e b s
Helgoland 78.
5. F.eirecht 1 2 1 ). Zahlreiche Bestimmungen finden sich in den Weistümern. Vor allem wurde die Ausdehnung des F i s c h r e c h t e s genau bestimmt, so durch Billenwurf: Soweit ein Mensch auf einem Holz, Sole genannt, stehend mit der Bille (Hacke mit breiter Spitze zum Schärfen der Mühlsteine) werfen kann, hinaufwärts und abwärts 122 ). Die Grenzen der Fischplätze (Züge), die den einzelnen F.n oder Ge-
1567
Fischer, fischen
nossenschaften zugewiesen waren und manchmal besonders eigentümliche Bezeichnungen h a t t e n 1 2 3 ) , durften nicht überschritten werden. Schwere Strafe, wie Blendung, traf die Ertappten 1 2 4 ). Die Fischrechte waren oft an besondere Rechte geknüpft, die manchmal eine recht eigenartige Begründung aufwiesen, so im Marchtaler Fischrecht (1580), daß die F . f ü r die Fasttage eine bestimmte Portion Fische liefern mußten, wogegen sie das Recht hatten, mit dem Prälaten zu frühstücken, wenn das Kirchweihfest auf einen Fasttag f i e l 1 2 ä ) . Im übrigen erhielten sich die F.eirechte in den F.familien durch lange Zeit, wie überhaupt f ü r die F.ei das Verharren alter Zustände bemerkenswert ist; in einem F.eigebiet der Steiermark (Salzkammergut) haben die F.eiverhältnisse seit etwa 1500 keine Veränderung erfahren 126 ). In diesem Zusammenhang sei hingewiesen auf den S t a m m b a u m gewisser Straßburger F.familien, der aus den besten und schönsten Hechten, Karpfen, Aalen der Fischkästen bestand, die bei der Geburt der Kinder bezeichnet und besonders liebevoll gepflegt worden waren, bis sie nach Jahren bei einer besonderen Feier verspeist wurden 1 2 7 ). l2 >) S i e b s Helgoland 78. ' " ) K ü c k Lüneburger Heide 4 1 . 42 A n m . 1 ; A n d r e e Braunm schweig 247 f f . ) H o o p s Reallex. 2, 3 3 f f . J " ) B i r l i n g e r Volksl. 2, 1 7 8 . 1 2 ä ) B a r t s c h Mecklenburg 1 , 405 f f . 1 2 0 j W a i b e 1 u. F l a m m i , 62. lB) B i r l i n g e r Volkst. 2, 203.
6. F . g e n o s s e n s c h a f t e n , - z ü n f t e , - i n n u n g e n , - v e r e i n e 1 2 8 ) . Diese seit dem frühen MA. begegnenden Organisationen waren ähnlich denen der anderen Berufe und Stände eingerichtet, bewiesen jedoch eine größere Ausdauer als jene; so besitzt die F.innung von Eferding (Oberöst.) noch jetzt eine F.lade 1 2 9 ). Die Rechnunglegung in der Innung war auf bestimmte Tage festgesetzt, so Maria Lichtmeß (Hartheim, Staufen), auf den Dreikönigstag jedes zweiten J a h r e s (Auenheim bei Kehl). Darauf wird die Nacht durchgetrunken, gegessen und getanzt (Hartheim) 1 3 °). In Helgoländer Kompagnien dauern die Schmausereien nach
1568
der Rechnungslegung oft eine W o c h e 1 3 1 ) . Die F . in Lübeck hatten bei ihrem K r u g t a g eine eigenartige Trinkordnung 1 3 2 ). Dem Zunfttag, der somit den Schluß des F.jahres darstellte, folgte eine Allerseelenfeier f ü r die während des Jahres verstorbenen Mitglieder mit einem Seelenamt (Hartheim, Staufen) 1 3 3 ). Zur Zunft gehört ihr Heiliger, so allgemein der hl. Petrus, der vor seiner Berufung zum Apostel F . gewesen war. An seinem T a g finden die F.umzüge und -feste statt, s. 0. Vgl. auchTbei den Russen schmückten sich alte F.mit der Pflanze Peterskreuz 1 3 4 ). Wieweit St. Petrus, der den Schelmfisch fängt, auch als F . Wesenszüge vom nordischen Thor, der den listigen Loki in Lachsgestalt beim dritten Male aus dem Wasserfall fischte, übernommen hat, ist mit Vorsicht zu beantworten 13S ). Der St. Ulrich wurde im 15. und 16. J h . als F.patron verehrt 1 3 6 ), ebenso Andreas 1 3 7 ) und Nikolaus 1 3 8 ). Die antiken F.gottheiten waren Dionysos Halieus 139 ), Priapus, P a n 1 4 0 ) . 12s ) A. H a b e r l a n d t 1 1 7 . 1! ») Z f d e u t sches V a t e r l a n d 1 9 2 2 , Sonderh. E l s a ß - L o t h r i n 130 gen 1 6 f f . ) Hoops Reallex. 2, 54; M e y e r Baden 463. 1 3 1 ) Mündl. m ) M e y e r 1M Baden 464 f f . ) Siebs Helgoland 78 f f . 134 ) Urquell 4, 244. m ) M e y e r Baden 465. l36 137 ) Z e 1 e n i n 77 f f . ) S e p p Sagen 3 5 3 . 1M ) S e b i 1 1 o t 1 1 8 . »•) A l b e r s Das Jahr 249. 14 °) E b d . 3 1 1 .
7. F.könig. Als solcher erscheint in den mittelalterlichen Gralsdichtungen der kranke Herr der Gralsburg: er wird als der F . oder der rciche F. bezeichnet und betätigt sich auch fischend (L. v. Schröder) 1 4 1 ). Ein F.-König ist Meister Ise, nach dem gegen Ende des 12. J h s . entstandenen Spielmannsepos Orendel. E r hat 7 Türme und 800 F. dienen ihm 1 4 2 ). Zur Symbolik des Fischens und der F . in der orphisch-dionysischen Mysterienreligion und ihre Bedeutung und Weiterentwicklung in der altchristlichen Lehre s. Eisler 1 4 3 ). ' " ) B a y H f t e . 2, 1 1 1 f f . ; R e i n s b e r g Festjahr 242 f f . ; M a n n h a r d t Germ. Myth. 6 1 ; ' S i m r o c k Myth. 2 5 5 f f . I 4 2 ) S t 0 r f e r Jungfr. Mutterschaft 142. 1 4 3 ) S i t z b . Wien 1 6 6 , 2. A b h d l . 70 f f . ; ebd. 1 6 8 , 4. Afchdl. 144 ) MschlesVk. 2 1 , 2 2 f f . 1 4 S ) V o r t r ä g e d . Bibl.
Fischotter—Fistemeier
1569
W a r b u r g 1922 bis 1923, 2. Teil, 102 f f . ; A R w . 16, 309 f f . Jungwirth.
Fischotter (Lutra vulgaris). E t y m o l o g i s c h e s . Otter, ahd. ottar1), ursprünglich nur männlich, seit dem 17. Jh. durch Verwechslung mit Otter = Natter auch weiblich 2), ist ein uralter indogermanischer Name. Urverwandt mit aind. udrd „Wassertier", lit. udra, akslw. vydra, gehört es zu griech. 58iop „Wasser" 8 ). Zu den von E d l i n g e r 4 ) angeführten Namen in der Bedeutung „Wasserhund" (bret., pers., malaisch) sei noch hinzugefügt neugr. oxuXoreitaiios „Flußhund". *) D a s W o r t findet sich in allen germanischen Schwestersprachen ( P a l a n d e r Ahd. Tiernamen 63). •) W e i g a n d - H i r t DWb. 2, 351. ») E b d . ; D W b . 7, 1384. 4) Tiernamen 79.
Biologisches. Dieses zu den Mardern gehörige Raubtier war den Alten zwar bekannt (altgr. ¿vSpCg, svuSpoj „Wassertier", lat. lutra), doch hatten die Naturhistoriker, offenbar wegen der verhältnismäßigen Seltenheit des Tieres, keine richtige Vorstellung von dessen Wesen. A r i s t o t e l e s erzählt von der F., sie beiße auch Menschen und lasse „angeblich" nicht früher los, als bis sie die Knochen habe knirschen hören B ). V a r r o verwechselt sie offenbar mit dem Biber, wenn er sie beschuldigt, die Wurzeln der Uferbäume anzubeißen und in ihre Teile aufzulösen •). Bekannt war das Tier wegen seines sehr geschätzten Felles. Besonders zahlreich kamen Otterfelle aus den Skythenländern. Nach H e r o d o t gab es auch im Nil F.n, die den Ägyptern heilig sein sollten. Die Ägyptologie weiß jedoch nichts davon. Wahrscheinlich beruht dieser Irrtum Herodots auf einer Verwechslung der F. mit dem Ichneumon 7). 6)
')
Keller Ebd.
Antike
Tierwelt
1, 173.
•) E b d .
M y t h i s c h e s . Im deutschen Aberglauben hat die F. keine Bedeutung. Ob die schlesischen Wassermannssagen wirklich auf das häufige Vorkommen und unheimliche Gebaren der F. zurückzuführen sind 8), ließe sich erst dann mit Bestimmtheit behaupten, wenn nachgewiesen werB ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube IL
den könnte, daß dort, wo es keine F.ri gibt, derlei Sagen nicht vorkommen. Als ein mit übernatürlichen Kräften ausgestattetes Wesen erscheint die F. in Korea, wo man ihr die Kraft zuschreibt, den Menschen zu hypnotisieren 8). •) K ü h n a u Sagen mann Blick 1, 122.
2, 226 f.
') S e 1 i g -
V o l k s m e d i z i n . In der deutschen Volksmedizin wird die F. in einem einzigen Rezept erwähnt. Die Warzen sollen nämlich vergehen, wenn man sie mit dem Zahn dieses Tieres zerkratzt 1 0 ). Bei den Kaschuben heißt der Karbunkel im Volksmunde wydra „ F . " u. zw. deswegen, weil man die Krallen einer F. zum öffnen des Geschwüres verwendet, um den Heilprozeß zu beschleunigen u ) . 10) J ü h 1 i n g Tiere G u l g o w s k i 204.
36.
u
)
S e e f r i e d Riegler.
Fistemeier oder Füstgemeier hieß eine im Braunschweigischen (Wahrstedt, Bahrdorf) bekannte Laubmaske, die zu Pfingsten ausstaffiert wurde. Die Jugend loste unter sich mit Weidenstäbchen von verschiedener Länge vier Ämter aus: König, F., Pennigmeister und Tobelträger (Tobel = kleine Kiepe); während der „ K ö n i g " nur einen Blumenstrauß an die Mütze und einen rotbebänderten Rohrstock (als Symbol seiner Macht) erhielt, wurde der F. vollständig mit einem Laubgewand bekleidet, das aus dichtem Birkenlaub (zusammengeflochten durch gewässerte Baststricke) bestand. Nach oben war dieses Gestell, über das noch ein Birkenlaubrock gehängt wurde, durch ein blumengeschmücktes gabelförmiges Holz mit Querholz („Gaffele") verlängert, um die Gestalt des F. ins Riesenhafte zu erhöhen. Eine blumenumwundene Holzkrone bildet die Spitze der Erscheinung, der zum Überfluß noch ein dicker Blumenkranz umgehängt wurde. Sie wurde dann, durch die dichte Umhüllung blind geworden, vom „Leier" geführt; der „Krofdrager" zum Eiereinsammeln und der „Kattensläger" zur Abwehr der Hunde und Katzen folgten; Zweck des Umzugs war — äußerlich gesehen — , Gaben zu heischen; doch deutet die Laub Verkleidung deutlich auf einen Fruchtbar5°
Fitler—Fladen
i57i
keitszauber 1 ). — Der Name F. ist wohl von fistern, ,,geschäftig hin- und herlaufen" 1 ), abzuleiten; bei „Füstgemeier" könnte an volksetymologische Anlehnung an füstgen = Fäustchen s ) gedacht werden. *) A n d r e e Braunschweig 347 f. *) Schleswig-Holst.Wb. 2, 1 1 7 . ') Ebd. 2, 279. Mackensen.
Fitler, eine in Windheim a. d. Weser bekannte Variationsfigur zum wilden Jäger. Man erzählt, F . sei früher dort Förster gewesen; ein Traum, in dem er von einem Wildschwein getötet worden sei, habe ihn veranlaßt, sich dem Teufel zu verschreiben. Kurze Zeit darauf sei er beim Zerlegen eines Keilers von dessen Hauern so unglücklich getroffen worden, daß er nur knapp mit dem Leben davon kam. E r muß nun in alle Ewigkeit in seinem früheren Revier jagen, dabei geht er nachts im Jagdhabit mit Dreispitz durchs Dorf. Eigentümlich ist ihm, daß in jedem Timpen seines Dreispitzes ein Licht brennt, mit dem er die Leute in die Irre f ü h r t ; wilder J ä g e r und Irrlichtgespenst sind hier eine seltsame Verbindung eingegangen. I W. M e y e r Ein niedersächsisches Dorf am Ende des 19. Jhs. (1927), 233. Mackensen.
Fixsterne s. S t e r n e . Flachs s. L e i n , S e g e n 3 a.
landwirtschaftl.
Fladen. Die F. als Opferkuchen nahmen im antiken Kult einen großen Raum ein 1 ). Über die F.gebildbrote in Deutschland handelt Höfler 2 ). Die
fasnacht
hat
uns procht zu großem schaden, Das wil uns die ostern wider kern ( = gern) mit air und f. 3).
Auch F. „ze wienacht" werden erwähnt 4 ). Im Rheinland sind die F. ein beliebter Festkuchen 6 ), besonders auch die OsterF . 6 ) in Bayern. Sie gehören zum O s t e r g e s e g n e t e n . Im Papistenbuch heißt es: „Voigt zu Morgen der Ostertag, da weiset man den A n b i ß k r a m : F., Keß, Geheckts auf den Altar und schicken die Freund einandren des Geweihten oder F . s " 7 ) . Die Oster-F. und
1572
Osterbrote weihte man „ a n dem heiligen ostertage, do ein heilig prister sine vladen wien solde und sin vleisch" 8 ). Die feinen Gebäckarten, die man auch statt des Brotes brachte, hieß man „ t o r t a e " 9 ) ; es gab dafür besondere Benediktionsformeln. Das Gesegnete verwandte man zu Heilzwecken 10 ). Der Gebrauch der geweihten Oster-F. ist oft bezeugt, auch noch im jetzigen Volksbrauch: In einer schwäbischen Chronik des Jahres 1542 heißt es: „auch hat man dieses J a h r die Liechter, den Palma und die Flada im Schnee geweiht" u ) . In Schömberg bestand eine alte Oster-F.stiftung 1 2 ), und in der Augsburger Pfründordnung vom J a h r e 1 5 4 3 steht: die Gültayr sollen Allwegen zu Oster-F. damit gebachen und jedem Pfründner ein Stück von einem F. geben werden u ) . In Tirol werden am Ostersonntag Eier, Schinken, kalter Braten und Fochaz (Oster-F.) in der Kirche geweiht 14 ). Im Mindeltale stritt man sich, wer den Oasterflada und die Broatle zur Kirche tragen dürfe l s ). Noch jetzt backt man in Auenheim (Kehl in Baden) Oster-F. l e ) ; in Oberachern (bei Bühl) 17 ) kannte man früher die Sitte, daß am Gründonnerstag die Fußwaschung und Beschenkung der Apostel mit Oster-F. stattfand. A m Fladasunntig, dem ersten Sonntag nach der Lichtmeß, oder auch an Neujahrstag besucht man in Appenzell das Wirtshaus und tut sich an F. gütlich 18 ). Der Hochzeits-F. hat bei den Serben besondere symbolische Bedeutung bei der Hochzeitszeremonie 19 ) und wird auch unter Zeremonien zubereitet 20). Im Heilzauber verwendet man den F. in Masuren: man zieht das kranke Kind durch einen F. von Roggenmehl 21 ). ') O r t h in P a u 1 y - W i s s o w a 11, 2088 ff.; B e r t h o l c t Relig. Lesebuch 5, 3. ! 14. 16 ff. ) H ö f l e r Fastnacht 33; D e r s. Ostergebäche 33—34. 66; D e r s. Weihnachten 32. 33; M a n n h a r d t Forschungen 556. 3 ) Heyne Nahrungswesen 274 ff. A. 62. 4 ) 1. c. ') W r e d e RheinVk. 105. 173. 283. •) Bavaria 1 a, 371. ') B i r l i n g e r Schwaben 2, 75. 8) H e y n e I.e. ') F r a n z Benediktionen 1, 593; vgl. L e o p r e c h t i n g Lechrain 174. " ) F r a n z I.e. 602. l l ) B i r l i n g e r Schwaben 2 , 7 3 ; vgl. D e r s . Volksth. 2, 82. 12 ) D e r s . Schwaben I.e. 13 ) 1. c., vgl.
Flamme—Flaschengeist
1573
M e i e r Schwaben 392. " ) Z i n g e r 1 e Tirol 150, 1295; vgl. Q u i t z m a n n Baiwaren 131. 248. 1 5 ) B i r l i n g e r Schwaben 2, 75. " ) M e y e r Baden 501. " ) I.e. 501 ff.; Freiburger Diözesanarchiv 21, 303. 18) V e r n a 1 e k e n Sagen 368, 33. " ) K r a u ß Sitte u. Brauch 418. 2°) I.e. 437. 21) H o v o r k a K r o n f e l d 2, 695. Eckstein. F l a m m e s.
Feuer.
F l a s c h e . F . n erscheinen z u v ö r d e r s t als B e h ä l t n i s s e f ü r T r a n k s p e n d e n auf Maiu n d K i r c h t a g s b ä u m e n x ), f ü r T r a n k o p f e r i m F a s c h i n g oder bei der E r n t e , w o sie v e r g r a b e n 2 ) oder b e i m R i c h t f e s t und der S c h i f f s t a u f e , w o sie h e r u n t e r g e w o r f e n oder z e r s c h e l l t w e r d e n (s. Glas). A u c h zu N e u j a h r f i n d e t m a n den B r a u c h 3 ). D i e ersten T r o p f e n a u s einer F . w e r d e n geo p f e r t *). S o n s t k ü n d i g t das S p r i n g e n einer F . den T o d im H a u s e a n s ). D a s M o t i v des Geistes in der F . k e h r t mehrfach auf deutschem Boden wieder6). In eine F . zu blasen s c h a f f t in Sieb e n b ü r g e n wie in der T ü r k e i leichte G e b u r t , w o h l z u f o l g e dieser Grunda n s c h a u u n g 7 ) . A u c h k a n n m a n die H e x e in eine F . b a n n e n 8) u n d der S y m p a t h i e d o k t o r l ä ß t den F r a g e n d e n in einem F l ä s c h c h e n den U r h e b e r eines i h m zugef ü g t e n S c h a d e n s e r b l i c k e n 9 ). R ü h r t daher das Z u t r a u e n des V o l k e s z u r U r i n b e s c h a u , die v o n S y m p a t h i e d o k t o r e n in Steierm a r k , Niederösterreich, wie a n d e r s w o bis auf den h e u t i g e n T a g g e ü b t wird ? Eine F . mit W a s s e r zu v e r g r a b e n , m a c h t die H e x e k r a n k 10 ). ') M a n n h a r d t 1, 204 f. 216, so auch in Österreich: G e s e m a n n Regenzauber 64. 2) Ebd. 215; S a r t o r i Sitte u. Brauch 3, 92. 102. 3) S t r a c k e r j a n 2, 221 Nr. 468; S a r t o r i 3, 69. *) G r i m m Myth. 1, 488. 4) M e y e r Baden 579; SAVk. 2, 217; 12, 214. •) K ü h n a u Sagen 1, 469. 483; W i t z schel Thüringen 1, 189. ') H i 11 n e r Siebenbürgen 25 Nr. 1; S t e r n Türkei 2, 295. 307. 8) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 380 Nr. 10. ') M e y e r Baden 563; vgl. L c o p r e c h t i n g Lechrain 12. 10) H e y 1 Tirol 547 Nr. 115; H a u p t Lausitz 1, 181 Nr. 215. Haberlandt. F l a s c h e n g e i s t . W e i t v e r b r e i t e t ist ein E r z ä h l u n g s m o t i v zweifellos orientalischen Ursprungs, dessen K e r n s t ü c k sich folgendermaßen skizzieren l ä ß t : J e m a n d befreit einen in eine F l a s c h e g e b a n n t e n Geist, er-
1574
p r e ß t v o n i h m f ü r die B e f r e i u n g m a n c h e r lei D i e n s t e u n d b r i n g t ihn d a n n d u r c h L i s t w i e d e r in sein G e f ä n g n i s *). Die Quelle ist d a s M ä r c h e n v o m F i s c h e r u n d G e i s t in 1001 N a c h t (hrsg. v . G . W e i l I 3 , 26 ff.). L i t e r a r i s c h v e r w e r t e t w u r d e dieser S t o f f in neuerer Z e i t d u r c h D e la M o t t e - F o u q u 6 in seiner f e s s e l n d e n N o v e l l e „ D a s G a l g e n m ä n n c h e n " (1810). Die d r a m a t i s c h e n Bearbeitungen durchRosenau („Vitzliputzli" 1817) u n d A l b e r t L u t z e „ ( D a s G a l g e n m ä n n l e i n " 1839) s i n d o h n e j e d e B e d e u t u n g , e t w a s tiefer g e h t A d o l f B ö t t g e r s „ G a l g e n m ä n n c h e n " (1870). D u r c h d i e , . D e u t s c h e n S a g e n " der B r ü d e r G r i m m a n g e r e g t , verwertete A . v . Droste-Hülshoff das Motiv im,,SpiritusFamiliarisdesRoßtäuschers". A m m e r k w ü r d i g s t e n p r ä s e n t i e r t sich der S t o f f in der englischen L i t e r a t u r , f i n d e t sich a b e r a u c h i m H o l l ä n d i s c h e n , Irischen, T o s k a n i s c h e n u n d F r a n z ö s i s c h e n 2 ). D a b e i w u r d e d a s M o t i v in der w e s t l i c h e n T r a d i t i o n i m G e g e n s a t z zu der orientalischen Ü b e r l i e f e r u n g so u m g e b o g e n , d a ß der T e u f e l z w a r n i c h t m e h r a u s der F l a s c h e erlöst w i r d , t r o t z d e m a b e r den B e s i t z e r oder F i n d e r der F l a s c h e v ö l l i g in der Gew a l t h a t a ). D i e E r z ä h l u n g v o m F . b e r u h t a u f dem ü b e r a u s w e i t v e r b r e i t e t e n G l a u b e n a n die Möglichkeit, D ä m o n e n d u r c h d i e M a c h t d e s Z a u b e r s in enge, l e i c h t t r a n s p o r t a b l e Beh ä l t e r (Flasche, Ranzen, Schachtel, S c h n u p f t a b a k s d o s e u. a.) 4 ) e i n z u s c h l i e ß e n und d a d u r c h u n s c h ä d l i c h zu m a c h e n . S c h o n S a l o m o n soll zu diesem Z w e c k F l a s c h e n a u s E l e k t r o n , einer L e g i e r u n g v o n G o l d und Silber, v e r f e r t i g t h a b e n 5 ). A b e r a u c h g e w ö h n l i c h e Glasf l a s c h e n , W a s s e r - , B r a n n t w e i n - oder B i e r f l a s c h e n t u n g u t e D i e n s t e 8 ). D i e bösen Geister, h ä u f i g Seelen v o n Menschen, die in ihren S ü n d e n g e s t o r b e n sind, w e r d e n auf d e m W e g der B a n n u n g (s. b a n nen, G e i s t e r b a n n ) in ihr Gef ä n g n i s g e z w u n g e n 7 ) . D a s v e r m a g ein G e i s t l i c h e r zu tun, ein M ö n c h ( K a p u z i n e r ) , der O r t s p f a r r e r , der S c h a r f r i c h t e r , ein b e s o n d e r e r b e r ü h m t e r G e i s t e r b a n n e r oder ein g e h e i m n i s v o l l e r F r e m d e r (Zigeuner), die sich alle auf die s c h w a r z e K u n s t ver50*
•1575
Flaschengeist
stehen 8). Oft wirft der Geist dem Banner Sünden und Verfehlungen vor, wird aber von dem Beschwörer überwunden'). Meist sind Rute, Gerte oder Stock, mit denen der Geilt gezüchtigt wird, die wichtigsten Helfer des Banners. Vorbedingung für das Gelingen des Unternehmens ist, daß der riesenhaft gedachte Geist zur Annahme einer kleinen (Tier-) Gestalt gezwungen werden kann (Hund, Hahn, Henne, Krähe, Maus, Kröte, Fliege u . a . ) . Der eingesperrte Geist muß dann aus dem Bereich menschlicher Ansiedelungen gebracht werden. Das geschieht durch Tragen oder Fahren unter stets sich steigernden Strapazen für Menschen und •Zugtiere; denn je näher man dem Ziel kommt (hoher Berg, z. B. Feldberg im Schwarzwald; tiefer Wald, einsamer See usw.), desto schwerer wird die L a s t 1 0 ) . Vielfach erhält der Geist an seinem neuen Aufenthaltsort eine beschränkte Freiheit zurück, da der Zweck der Bannung erfüllt ist u ) . Anderwärts aber genügt das Verbringen des gefangenen Geistes an den entlegenen Platz nicht. Oft erlangt man erst Ruhe, wenn man die Flasche samt dem eingesperrten Geist vergräbt 1 2 ) oder in einem Gewässer v e r s e n k t l s ) . Solche Flaschen werden häufig wieder gefunden. Durch allerlei Lockungen und Versprechungen sucht der eingeschlossene Geist den Finder zu überreden, ihm die Freiheit wiederzugeben 1 4 ). Oft ist es auch nur Neugier, die den Finder veranlaßt, die verhängnisvolle Flasche zu öffnen. Der Geist entweicht, und der Mutwillige muß mit Krankheit oder gar Tod büßen 16 ), wenn es nicht gelingt, den Feind zu überlisten und wieder in die Flasche zurückzubringen. Mit der Vorstellung vom F. vermischt sich vielfach die vom Spiritus f a m i Ii a r i s , d. i. H a u s g e i s t (s.d.), der, auf unrechtem Weg erlangt, seinem Besitzer Reichtum, Glück, Macht und Weisheit verschafft, dafür aber die Seele seines Herrn verlangt. Es ist also ein dem Teufel dienstbarer Geist, dessen Besitz eine Art Pakt mit dem Teufel darstellt 1 S ). Durch Kauf gelangt man in Besitz des Geistes; durch Verkauf kann man ihn
1576
wieder los werden, was sehr bedenklich ist, da sein Verschwinden Unglück über das Haus bringt 1 7 ). Die Gestalt dieser, von ihrem Besitzer zu ernährenden G l a s t e u f e l ist verschieden: bald hat einer die Gestalt eines Männchens, bald sind sie tiergestaltig, vor allem spinnen- oder skorpionenartig 18 )! Der hohe Wert, in dem die Glasteufel standen — gehörten sie doch in Preußen geradezu zum Hausrat, so daß sie den Töchtern bei der Heirat in die Aussteuer mitgegeben wurden M ) — führte auch zu betrügerischer Herstellung menschen- und tiergestaltiger Glasteufel aus Moos Andrerseits zog der blinde Aberglaube auch haltlose Verdächtigungen ehrenwerter Leute nach sich. Selbst hervorragende geschichtliche Persönlichkeiten wurden mit solchen Geistern in Verbindung gebracht. Von mehreren Päpsten behauptete man, sie verdankten ihre ganze Laufbahn derartigen Dämonen; ein großer Fürst und Feldherr des 17. Jhs., wahrscheinlich Gustav Adolf, soll einen Geist in einem Ring bei sich getragen haben 21). In den Hexenprozessen spielten die Glasteufel selbstredend eine große Rolle, so in dem des berüchtigten Matth. Niederjocher von Schwaz (1650), der beschuldigt war, Erze und Bergwerke verzaubert zu haben. Einer dieser Glasteufel ging um einen hohen Preis an zwei Zillertäler Bauern über 28). Wie zäh sich mancherorts der Glaube an solche Dämonen hielt, zeigt der Vorgang, der sich um 1850 auf dem Jahrmarkt zu Hänga Hed (Schweden) abspielte. Dort wurde ein Spiritus (Geist), in einer Flasche zappelnd, gezeigt. Ein Mann zerschlug die Flasche, so daß alles Volk in panischem Schrecken davoneilte und den Täter hinterher verprügelte 23). *) G r i m m KHM. Nr. 99; K u h n und S c h w a r t z 1, 26 ff.; P r ö h l e Harz Nr. 83;
Knoop
Posener
Märchen
5 f. Nr.
2;
S t a r k Alraun 60; ZfVk. 21 (1911), 278. *) B o l t e - P o l i v k a 1, 346 ff.; S t a r k Alraun
61 ff.
Stark
Alraun
60.
•) M-
schlesVk. 13 (1911), 101 f. Nr. 5—9; io8ff. Nr. 20—53; L a i s t n e r Nebelsagen 126; L ü t o l f Sagen 155; S c h i n d l e r Aberglaube 31.
6)
E . v. L i p p m a n n
Entstehung
u. Ausbreitung der Alchemie (Berl. 1919), 91;
MschlesVk. 21 (1919), 7 Anm. 1. •) K ü h n a u
Flaum—Flechten
1577
Sagen 1, 463; MschlesVk. 13 (1911), 1 1 2 ff. N r . 40—53; ZfVk. 22 (1912), 239. ') MschlesV k . 1 3 (1911), 1 1 5 . •) Ebd. 13 (1911), 101 Nr. 7; 1 0 7 Nr. 24; SAVk. 10 (1906), 130 Nr. 3. •) B a a d e r NSagen 8 Nr. 1 3 ; Kühnau Sagen 1, 1 1 7 ; MschlesVk. 13 (1911), 1 1 5 . 10 ) B a a d e r NSagen 8 Nr. 1 3 ; R o c h h o l z Sagen 2, 1 3 7 ; K ü h n a u Sagen 1, 466; 2, 6. 7 0 5 ; M e i c h e Sagen 57 Nr. 65; 505 Nr. 654; MsichlesVk. 13 (1911), 1 1 9 ; SAVk. 5 (1901), 2 5 5 f. Nr. 4. u ) MschlesVk. 1 3 (1911), 117. " ) K ü h n a u Sagen 1, 1 1 7 ; Rochholz Sagen 1, 304; L e o p r e c h t i n g Lechrain 1 2 5 f.; ZfVk. 7 (1897), 447. " ) P a n z e r Beitrag 2, 134 f.; R e i s e r Allgäu 1, 95; M e i c h e Sagen 505 Nr. 654. u ) B i r l i n g e r Volksth. 1 , 2 9 5 . " ) R o c h h o l z Sagen 2, 139 f. *•) S t a r k Alraun 57; ZfVk. 25 (1915), 2 2 3 ; MschlesVk. 13 (1911), 98. 99 Nr. 1. 2. 3 ; ioo Nr. 5; 120. 17) S t a r k Alraun 60 f.; Z f V k . 25 (1915), 223; MschlesVk. 13 (1911), 98. 99 Nr. 1. I8) M e y e r Aberglaube 343; S c h i n d l e r Aberglaube 32; L e o p r e c h t i n g Lechrain 76; S t a r k Alraun 60; MschlesVk. 13 (1911), 98. 99 Nr. 3; 100 Nr. 4. 5; 101 Nr. 6. 7. 8. 9; 102 f. Nr. 10—14. 19) F r i s c h b i e r Hexenspr. 2. 3 Anm. ,0 ) M e y e r Aberglaube 343. S1 ) Ebd. 334. 344; S c h i n d l e r Aberglaube 31 f. **) S o l d a n - H e p p e 2, 68. *•) ZfVk. 25 (1915), 224. Mengis.
tern hätten. Da verdorrten die saftigen K r ä u t e r und wurden zu den dürren trockenen Gewächsen, den F . (Cyprian, Massiga in der Schweiz, Misere, RispaiRaspai in Tirol) 2 ). Nach einer Tiroler Sage verwünschte der auf der E r d e wandelnde Christus, den eine geizige Bäuerin abwies, die F . („Misere"), die vorher überall im Tale wuchsen, auf die Bergeshöhen®). *) S c h r a n k u. M o l l Naturhist. Briefe über österr. usw. 2 (1785), 360 (Zillertal) ; A l p e n b u r g Tirol 408 f.; S c h ö p f Tirol. Idiot. 1866, 289; A n d r e e - E y s n Volkskundliches 2 1 2 ; V o n b u n Beiträge 135 f.; Wartmann St. Gallen 23 ff., Walliser Sagen 2 4 1 ; U l r i c h Volksbotanik 15; H e r z o g Schweizersagen 1, 124; Schwld. 4, 578; SAVk. 4, 66. ') Z i n g e r l e Sagen 163.
3. Wenn man Zweige, die mit der Bartflechte (Usnea barbata) bewachsen sind, im Ofen verbrennt, dann schlägt der B l i t z ins Haus ein (s. Hexenbesen)^ jedoch zieht der Blitz an den mit diesen F . bewachsenen Bäumen vorbei 4 ). 4
Flaum s. F e d e r . Flechten (Lichenes). 1. B o t a n i s c h e s . Blütenlose Pflanzen (Sporenpflanzen) mit krustenartigem, lappigem oder auch strauchähnlichem Vegetationkörper (Thallus).' Die in zahlreichen Arten vorkommenden F . wachsen an Baumstämmen, Mauern, Felsen, auf Holz (Zäunen usw.), einige, wie die isländische F . (isländisches „Moos") oder die Renntierf. (Cladonia rangiferina), sind auch auf dem trockenen Boden von Heiden und Wäldern anzutreffen *). Im Volke werden manche F . ab und zu als „ M o o s e " bezeichnet. l
) Marzell
Kräuterbuch 3 1 1 f.
2. Nach einer in den Alpenländern weit verbreiteten S a g e gab es einst auf einer Alm so viel kräftige Futterkräuter, daß das Weidevieh große Erträge bester Milch lieferte und die Sennen so übermütig wurden, daß sie mit den Butterkugeln Kegel schoben. Die Sennen (nach einer anderen Fassung Gott selbst) verfluchten die milchgebenden Weidekräuter, weil diese daran schuld waren, daß sie so viel Arbeit mit dem Melken und But-
157?
) Drechsler
2, 137.
4. In der Neujahrsnacht soll man zwischen 1 1 und 1 2 Uhr nackend auf den Gottesacker gehen und „ M o o s " (es sind wohl F . gemeint) von den hölzernen Kreuzen „ i m Namen Gottes des V a t e r s " usw. holen, um Gicht und andere K r a n k heiten zu heilen 8 ). Eine besondere Rolle spielt das „ M o o s " , das auf einem Toten^ schädel (vor allem eines Hingerichteten) gewachsen ist 4 ), es dient als Waffensalbe, um sich fest zu machen 7 ). F., d. h. Hautkrankheit, werden mit F. kuriert, die an Pappeln wuchsen (Signatura r e r u m ? ) 8 ) . Die Wandflechte (Parmelia parietina) sammelt man im J a n u a r und Februar von der Nordseite alter Buchenstämme, um sie gegen Wassersucht zu v e r w e n d e n ' ) . Der „Masigel", der mit einer Beschwörung als Mittel gegen Roßkrankheiten gebrochen wird 10 ), dürfte kaum die Renntier-Flechte (Cladonia rangiferina), sondern eher die Mehlprimel (Primula farinosa) sein u ) . ') W i t z s c h e l Thüringen 2, 181. •) G r i m m Myth. 3, 349. ') S t a r i c i u s Heldenschatz 1679, 97. 365 f.; A m e r s b a.c h Grimmelshausen 2, 58; H a u p t Lausitz 1, 203; K r o n f e 1 d Krieg 87. «) A n d r e e Braun-
Flechten—Fledermaus
1579
schweig 424. •) Urquell 4, 155; ZfrwVk. 1 1 , 168. ") L ü t o l f stetten 36.
Sagen 379 f. " ) R h i n e r WaldMarzell.
Flechten ( K r a n k h e i t ) 1 ) . D i e Flechte, heißt es in der S c h w e i z l ) , ist ein Zeichen des nahen Todes. Unter den vielen H e i l m i t t e l n 3 ) wird neben dem Besprechen (s. d.) empfohlen, die F . mit Fensterschweiß zu bestreichen (Ostpreußen), ein Geldstück darauf zu legen, einen K r e i s damit zu beschreiben und dann kreuzweise E i n d r ü c k e zu machen (Franken, Österreich) 4 ), oder sie a m Freitag mit T i n t e zu bestreichen, aber mit umgekehrtem Federhalter 5 ), oder bei abnehmendem Monde den Finger heru Inkreisen zu lassen 6 ), die F . mit speichelbefeuchtetem Zeigefinger der rechten H a n d dreimal zu bestreichen 7 ). Auch Übertragen auf Menschen 8 ) und Fortschicken •) durch Schwalbe und Mond k o m m t vor. !) H ö f l e r Krankheitsn. 1 5 1 .
2
) SchwVk.
10, 3 1 . 3) M ü l l e n h o f f Sagen 5 1 3 ; H a n delmann Antiquarische Miszellen 381.
') W u t t k e § 513. ') G r o h m a n n 172. •) P a n z e r Beitr. 2, 300. ') ZfrwVk. 2, 142. ') D r e c h s l e r 2, 284. ») ZfVk. 13, 66. Vgl. K r a n k h e i t s s e g e n §2. Stemplinger.
Fledermaus *). I. E t y m o l o g i s c h - b i o l o g i s c h e s . Schon der N a m e dieses allbekannten Handflüglers gehört dem Aberglauben an. Das V o l k betrachtet die F . als eine fliegende Maus, d. h. als ein Mittelding zwischen Vogel und Maus. Nach einem B u k o w i n a e r Volksglauben muß jede Maus, die am geweihten B r o t e genagt hat, zur F . w e r d e n 2 ) . Schon I s i d o r s ) spricht v o n dem mäuseartigen Aussehen ihres K ö r p e r s 4 ) . Seit Aristoteles wußte man, daß die F . ein Säugetier sei und Plinius' Beschreibung 6 ) ist ganz richtig bis auf die B e h a u p t u n g , die F . habe nur ein einziges H ü f t b e i n 6 ). Meg e n b e r g 7 ) , der das Tier ganz gut beschreibt, betont die Ähnlichkeit mit der Maus. Dem deutschen ' F . ' 8 ), ahd. 'fledarmüs' (von 'fledarön' „ f l a t t e r n " und 'müs' „ M a u s " ) entspricht ndl. 'vledermuis' (schwed. 'flädermíks , aus dem Deutschen).
1580
Neuengl. 'flittermouse' beruht auf kontinentalem E i n f l u ß 9 ) . Analoga finden sich in den romanischen S p r a c h e n : so bedeuten „fliegende R a t t e " : piem. ' r a t a v u l o r a ' , p a v . ' r a t a v o l a * 1 0 ) , ostfranz. 'rat v o l ä t ' , 'volarat', span. 'ratön v o l a n t e ' u ) . Hierher gehört auch prov. 'soritz pennada' „ g e fiederte M a u s " 1 2 ) , dem neuprov. ' r a t o penado', kat. 'rat p e n a t ' 1 3 ) entsprechen. Hiemit v e r w a n d t ist die istrianische B e zeichnung 'meso sorzo e meso u s £ l ' 1 4 ) „ h a l b Maus, halb V o g e l " , zu der sich in den ital. Dialekten viele A n a l o g a finden 1 S ). Auch nach bestimmten Vögeln wird die F . benannt. So zitiert Sain6an w ) ein franz. 'coqsouris' „ H a h n m a u s " und im Walion. gibt es ein 'chawe-sori' „ E u l e n m a u s " 1 7 ). Benennungen nach Vögeln liegen ferner v o r in schott. ' b a u c k y b i r d ' 1 8 ) , in westfäl. leerspecht = Lederspecht (nach den nackten Flughäuten) w ) . Als Nachtvogel ('osfel de la nott') ^ wird die F. in Val S a r c a sowie in vielen anderen Gegenden Italiens bezeichnet (vgl. hiemit ostfries. 'afendvogel'). F ü r „ M a u s " treten auch andere Tiere ein, so z. B . die K a t z e in novar. ' g a t a - v l ä u r a ' , 'gatavlora' „fliegende K a t z e " oder in Bari ' g a t t v e g g h ' „ w a c h e n d e K a t z e " 22 ), oder auch die KrQte, so in den Vogesen 'bö vouleu' „fliegende K r ö t e " 2 3 ). Die A u f fassung der F . als Vogel findet sich schon in der Bibel M ). Moses zählt sie unter den unreinen Vögeln auf. Auch bei Homer iB ) erscheint die F . als Vogel 28 ). Die ältere deutsche Zoologie charakterisiert das Tier als „ V o g e l ohn' Zung, der säuget seine J u n g e n " 2 7 ) . Hiemit vergleiche man folgendes spanische Volksrätsel: Estudiantes que estudiais en libros de teologia, l cuäl es el ave que vuela y tiene pechos y cria ? a ) . (Welches ist der Vogel, der fliegt^ und hat Brüste und säugt ?)1, Eine bessere Beobachtungsgabe verrät schon Georg Horstius, der im 1 7 . J h . C. Gesners Vogelbuch neu bearbeitete, wenn er die F . als ein „ M i t t e l t i e r " zwischen Vogel und Maus bezeichnet 29 ). Hiezu stimmt völlig der Charakter der F . in der Fabel v o m K r i e g zwischen den vier-
Fledermaus f ü ß i g e n T i e r e n und den V ö g e l n , in d e m es die F. nach dem jeweiligen Vorteil bald m i t diesen, b a l d m i t j e n e n h ä l t (vgl. h i e z u eis. ' f l e d e r m ü s l e ' im Sinne v o n „ z w e i d e u t i g reden oder h a n d e l n " s l ) ) . I n t e r e s s a n t sind die m a n n i g f a c h e n U m gestaltungen, die nengl. 'rear-mouse' ( < a e n g l . ' h r e r e - m ü s ' v o n 'hrSran' „ s i c h b e w e g e n " ) erfuhr: 'airy-mouse', 'hairym o u s e ' , ' r a w - m o u s e ' , ' r y e - m o u s e ' 32 ). A l s „ k a h l e M a u s " w e g e n ihrer n a c k t e n F l u g h ä u t e erscheint die F . in f r a n z . ' c h a u v e s o u r i s ' neben ' s o u r i s - c h a u v e ' (vgl. griech. ) K r a u ß Volkforschung 102; Z f V k . 9, 175. 1M) "*) M e y e r Baden 514. Bukowina: H o v o r k a u. K r o n f e l d 1 , 1 5 7 . 1 M ) J o h n Erzgebirge 114. ' " ) S c h ö n w e r t h Obirpfalz 1, 262 Nr. 67. 1 M ) W u t t k e 124 § 166. " ' ) D e r s. 201 § 273; S t r a c k e r j a n 1 , 2 4 ; Z f V k . 9, 174 (bei M a g y a r e n , Sieb. Sachsen, Zigeunern). 1 M ) G a r b i n i Antroponimie 740. 954. " • ) op. cit. 956. M ) E b d .
9. S e e l e n - b z w . T e u f e l s e p i p h a n i e. Die Phantasie des Volkes setzte das unheimliche m e r k w ü r d i g gestaltete Tier, dessen nächtliches Gebaren auffallen mußte, zur Geisterwelt in Beziehung. Bei den K a r a i b e n gelten die F.e als die Geister der Abgeschiedenen 1 W ) . Und wenn es in Homers Odyssee heißt, die Seelen der v o n Odysseus getöteten Freier folgten dem Seelengeleiter Hermes zwitschernd und schwirrend wie F.e, so ist im Grunde auch an eine V e r w a n d l u n g zu d e n k e n 1 8 2 ) . H ä u f i g erscheint die Metamorphose in eine F. als S t r a f e f ü r ein s ü n d h a f t e s Leben oder irgendein Vergehen. So schon im A l t e r t u m . Nach Ovid 16S ) wurden die T ö c h t e r des K ö n i g s Minyas v o n Orchomenos zur S t r a f e f ü r die E n t w e i h u n g des Bacchusfestes durch W o l l a r b e i t zu F.en und senden mit dünner, piepsender S t i m m e ihre K l a g e n in die A b e n d l u f t 1 M ) . Im Elsaß gelten die F.e f ü r die Seelen alter Junggesellen oder alter Frauen (wohl richtiger: J u n g frauen) 1 W ). V e r w a n d l u n g v o n Feen in F.e zur S t r a f e f ü r eine Missetat findet sich in der A u v e r g n e 1 6 4 ) . In Sizilien g l a u b t man, daß L e u t e , die eines gewaltsamen Todes gestorben sind, die ihnen v o n G o t t bes t i m m t gewesene Zeit in Gestalt v o n F.en zubringen müssen 167 ). A u c h in anderen Gegenden Italiens scheint m a n die F.e f ü r Geister zu halten, wie aus den dial. N a -
1592
men 'spiritillo', 'spiridicolo' (Marche) geschlossen werden kann. Diese N a m e n erklären sich aus 'vespertilio* mit Einmischung v o n 'spiritus' 1 8 8 ). Interessant für die animistische B e d e u t u n g des Blutes ist folgender V o l k s g l a u b e : So viele Tropfen Blutes man v o n einer g e t ö t e t e n F. auf Seide fallen l ä ß t , so viele Seelen entreißt man dem Teufel 1 8 9 ). — D a ß man in der F. ein menschliches Wesen w ä h n t , geht hervor aus dem Aberglauben, w e r d e das Tier in die F l a m m e n geworfen, so stoße es deutlich vernehmbare S c h i m p f worte aus 17 °). Ein ganz ähnlicher G l a u b e findet sich in K a t a l o n i e n m ) . V o m Animismus z u m H e x e n g l a u b e n ist nur ein Schritt. Tatsächlich berichtet Montanus 172 ), daß die H e x e n bisweilen als F.e umherfliegen, wie sie auch zur Bereitung ihrer Salbe Organe der F. benutzen m ) . Hexentiere sind immer zugleich T e u felstiere. Ist doch nach katalanischem Volksglauben die F. von Gott v e r f l u c h t , da sie sich über dessen Sohn lustig gem a c h t 174 ). Zwischen F. und Teufel finden sich in der T a t mannigfache Beziehungen. Nach Aussagen der Hexen ist „ F l e d e r w i s c h " (s.d.) (engl.: 'flittermouse') 1 7 5 ) einer der üblichsten Teufelsnamen 1 7 6 ). Als Dienerin S a t a n s erscheint die F. in dem Volksglauben, man müsse Haare und Nägel verbrennen, weil die F. sie sonst dem Teufel bringt und dieser dann den Menschen holt (Haare und Nägel als Sitz der Seele) 177 ). Nach einem Volksglauben der Zigeuner ist die F. aus einem K u ß entstanden, den der Teufel bei Gelegenheit einem schlafenden Weibe gab 17S ). Fliegt eine F. ins Haus, fliegt der Teufel hinterdrein 179 ) (man beachte, daß der S a t a n mit F.fittichen dargestellt wird) 180 ). In der Mehrzahl der Fälle scheinen F . und Teufel geradezu identisch 181 ). Schon im MA. tadelt ein A u t o r das „ t e u f f e l i s c h e spill", das „ F r a w e n und M a n " mit der F. trieben 18Z ). A u c h zur Teufelsbeschwörung bedient man sich dieses Tieres 18S ). Der T e u f e l s p a k t wird gerne mit F . b l u t geschrieben 184 ). Bemerkenswert ist folgender V o l k s g l a u b e : Mit F . b l u t schreibt man Zauberworte an ein Haustor und k o m m t
Fledermaus
1593
m a n w i e d e r , f i n d e t m a n ein P f e r d dav o r 1 8 S ). W i l l m a n ein M ä d c h e n z u m T a n zen z w i n g e n — d e r T a n z gilt als t e u f l i s c h e s L o c k m i t t e l zur S i n n e n l u s t — so s c h r e i b t m a n d e n N a m e n des M ä d c h e n s m i t F . b l u t a u f einen Z e t t e l , den man zu B o d e n wirft. Die darauftretendeMaid muß t a n z e n , o b sie will oder n i c h t 1 8 6 ) . Bei einer T e u f e l a u s t r e i b u n g f l i e g t der böse Geist a u s d e m M u n d e einer Besessenen „ ä h n l i c h einer F . " 1 8 7 ) . N a m e n t l i c h g i l t die F. in S i z i l i e n , w o sie ' t a d d a r i t a ' h e i ß t m ) als V e r k ö r p e r u n g des B ö s e n 1 W ). Bei d e m F a n g e der F . singen die K i n d e r in Sizilien f o l g e n d e n V e r s : Taddarita, 'ncanna, 'ncanna, Lu dimonio ti 'ncanna E ti 'ncanna pri Ii peni, Taddarita, veni, veni1M). Das gefangene Tier wird entweder verb r a n n t oder g e k r e u z i g t l w ) . In einigen D i a l e k t e n Italiens ist die F . n a c h d e m T e u f e l b e n a n n t . S o h e i ß t sie im V e r o n e s i s c h e n ' g a l i n a del diaolo' „ T e u f e l s h u h n " m ) , in B r i n d i s i ' t i a ü l ' ('diauncchiu*) „ T e u f e l " ( „ T e u f e l c h e n " ) 1 M ) , in der U m g e b u n g v o n L e c c e ' s t r i p p a ' ( = 'Stirpe') 'ti t i a u l u ' „ T e u f e l s s p r o ß " 1 M ) , in B a r i 'auciöl du d m ö n e ' „ T e u f e l s v o g e l " 1 8 8 ) , 'lauru* ( L e c c e ) 1 M ) b e d e u t e t eigentlich K o b o l d " u n d g e h ö r t w o h l zu auru „ Lufthauch"1»7). N i c h t v e r g e s s e n sei, d a ß der slawische V a m p i r g l a u b e v o n der F . seinen A u s g a n g g e n o m m e n h a t . D e r V a m p i r ist ein m y t h i s c h e s W e s e n , h a l b Mensch, h a l b F.198). ">) ZfEthn. 1, 53. , M ) ARw. 16, 342. met. 4, 410 , M ) P a u l y - W i s s o w a 9, 2741; K e l l e r Antike Tierwelt 1, 12. 18S) M a r t i n - L i e n h a r t ElsässWb. s. v. „ F . " . 1M ) ZfVk. 9, 207. 167) K e l l e r a . a . O . 1M ) M e y e r - L ü b k e REWb. Nr. 9275; Garbini Antroponimie 713. 16') L i e b r e c h t Zur Volksk. 338; H ö f l e r Organother. 112. 17°) ZfdMyth. 2, 419. "') G o m i s Zoologia 233 Nr. 886. 172) M o n t a n u s Volksfeste 172; ZfVk. 9, 285. 173) M o n t a n u s a. a. O.; \V u n d t Mythus u. Religion 2, 157. "«) G o m i s op. cit. 233 Nr. 885. l , ä ) S h a k e s p e a r e Sommernachtstraum 2, 2. 178) G ü n t e r t Kalypso 222 f. 1,; ) L i e b r e c h t Zur Volksk. 330. >7») Nach v. W 1 i s 1 o c k i ZfVk. 1, 251. 179) F o g e l Pennsylvania 91 Nr. 360. 18°) G a r b i n i Antroponimie 1420. 181) W ü n sche Sagenkreis 115. 162) ZfVk. 23, 8. 16a)
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"») Urquell 3, 240. "») G r i m m Myth. 3, 426. >") op. cit. 3, 498 Nr. XVI. »•) SAVk. 7, 50 (Kt. Bern). Leoprechting Lechrain 133. 1M) M e y e r - L ü b k e REWb. Nr. 6010; G a r b i n i Antroponimie 718 f. "") Rev. intern. 2, 597: P i t r é Fiabe 397; ZfVk. 9, 254 f. "•) In Obersetzung: T., fang dich, fang dich, Deine Teufelei, die fang sich, Bist du gefangen, kommt die Strafe, T., komm oh komm. m ) ZfVk. 9, 255. ,w ) G a r b i n i op. cit. 1419. "») Ebd. 1M) Ebd. 1420. 1M) Ebd. 956. "•) Ebd. 1420. »«l M e y e r - L ü b k e REWb. Nr. 788. "") H ö f l e r Organother. 112; ZfVk. 9, 250. io. A b w e h r gegen H e x e n und s o n s t i g e böse E i n f l ü s s e . A l s d ä m o n i s c h e s T i e r w u r d e die F . h o m ö o p a t h i s c h z u r A b w e h r g e g e n D ä m o n e n (in christlicher Z e i t : T e u f e l , H e x e n ) v e r wendet 1M). Im A l t e r t u m wurde nach Plinius die W o h n u n g d a d u r c h gegen E i n flüsse böser D ä m o n e n g e s c h ü t z t , d a ß m a n eine l e b e n d e F . d r e i m a l u m s H a u s t r u g und sie d a n n bei den F ü ß e n a n die T ü r oder d a s F e n s t e r h i n g 200 ). So g e w ä h r t noch j e t z t eine a n d a s H a u s t o r g e n a g e l t e F. dem Hause S c h u t z gegen Behexung m ) . A n der S t a l l t ü r e s c h ü t z t sie das V i e h bei den alten Römern namentlich S c h a f e a o s ). A u c h w i r d sie d e m R i n d v i e h a n die H ö r n e r g e s t e c k t S M ) . Seltener ers c h e i n t sie a m Scheunentor20S). Im Innern des S t a l l e s h ä l t sie Fliegen u n d sonstiges U n g e z i e f e r a b . B e i den S i e b e n b ü r g e r S a c h s e n u n d in S l a w o n i e n w i r d sie als B a u o p f e r in den G r u n d des H a u s e s oder der S t a l l u n g e n v e r s e n k t . 2 0 9 ) . Ihr Herz, zugleich mit anderen A b w e h r m i t t e l n a n d e n v i e r E c k e n des G e b ä u d e s begraben, bannt das Haus vor jedem F e u e r 207 ). H i e b e i ist j e d e n f a l l s die V o r s t e l l u n g des F e u e r s als d ä m o n i s c h e n Elem e n t e s w i r k s a m . A u c h ü b e r der T ü r des H a u s e s S M ) oder der S c h e u n e m ) s c h ü t z t die F . v o r F e u e r u n d B l i t z . N a c h einem a n t i k e n A b e r g l a u b e n 210 ), der sich n i c h t e r h a l t e n zu h a b e n scheint, ü b t das T i e r auf A m e i s e n und T a u b e n eine b a n n e n d e W i r k u n g aus. L e g t m a n F . f l ü g e l auf einen A m e i s e n h a u f e n , so v e r l ä ß t keine A m e i s e d e n B a u ; ebenso z w i n g t m a n d u r c h e i n e n F . k ö p f die T a u b e n z u m B l e i b e n i m S c h l a g e 2 1 1 ).
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Fledermaus
,M ) K e l l e r Antike Tierwelt 1, 1 2 ; W u t t k e 281 § 4 1 1 ; K r a u ß Volkf. 66. Sel i g m a n n Blick 2, 1 1 8 ; K n u c h e l Umwandlung »•') ZfVk. 9, 253 f.; B o h n e n b e r g e r 22 (Württemberg); D r e c h s l e r 2, 250; Birlinger Schwaben 2, 378; G r a b i n s k i Sagen 39 (Schlesien); S e l i g m a n n Blick 2, 1 1 8 (Belgien, Böhmen, Schlesien). , M ) B o e d e r Ehsten 143 (Pferde); ZfVk. 9, 254; John Westböhmen 205; Grohmann 1 3 7 (Böhmen); Wuttke 124 § 166 (Böhmen); Ebd. 287 § 420; Ebd. 435 § 382 (allgemein); D r e c h s l e r 2, 100; MschlesVk. 9, 10. *•*) K e l l e r op. cit. 1, 1 2 ; S e l i g m a n n Blick 2, 118. ,04 ) P o l l i n g e r Landshut 154; D r e c h s l e r 2, 232. l0S ) Reiser Allgäu 2, 435. " • ) K r a u ß Relig. Brauch 160; ZfVk. 9, 254. " ' ) L e o p r e c h t i n g Lechrain 22. I0e) Urquell 3, 240. ,I0 »°») P o l l i n g e r Landshut 154. ) Geoponica 14, 2. 2 1 1 ) K e l l e r op. cit. 1, 13.
11. G l ü c k s s y m b o l . Man hat sich über den Widerspruch gewundert, der in der bald optimistischen, bald pessimistischen Wertung der F . zutage tritt. Die Todeskünderin ist gleichzeitig Symbol des Glücks. In England ist dieser Gegensatz besonders scharf ausgeprägt: in der Grafschaft Shropshire werden F.e im Süden f ü r heilig gehalten, im Norden getötet a 2 ) . Man hat versucht, den optimistischen Aberglauben durch Entlehnung aus China zu erklären, da in diesem Lande das Tier ausschließlich als Glückssymbol gilt. Im kantonesischen Dialekt bedeutet 'Fuk-schii', der Name der F., „ R a t t e des Glücks" 2 1 3 ). Eine chinesische Glückshieroglyphe zeigt eine kreisrunde Öffnung (Mondturm), die von fünf F.en umflattert w i r d 2 1 4 ) . Häufig sieht man auch chinesische Fahnen, an deren Ecken flatternde F.e dargestellt s i n d 2 1 6 ) . Die Hypothese der Entlehnung erweist sich jedoch als überflüssig, wenn man bedenkt, daß bei vielen anderen Tieren (z. B . Wolf, Eidechse, Schlange 21S ), Spinne) 217 ) dieselbe dualistische A u f f a s sung festzustellen ist. Sehr weit verbreitet ist zunächst der Volksglaube, daß die F . beim Spiel (Karten, Kegel, Würfel, Lotterie) Glück verleihe, und zwar bedient man sich zu diesem Zwecke entweder des ganzen Tieres 2 1 8 ) oder eines Teiles desselben (Herz, Kopf a 9 ) , rechtes Auge 220 ), 221 Blut) ). Weitaus am häufigsten ver-
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wendet man das Herz 2 2 2 ): man trägt es bei sich oder bindet es am linken A r m e an, oder man bestreicht schließlich damit die Karten (vereinzelt). Die Knochen der F . gelten als Glücksfetische 223 ). Besitz von Kopf oder Herz machen bei Losungen frei 224 ). Im Magen des Tieres findet man den berühmten Schwalbenstein 225 ) oder auch einen goldenen K n o p f , dessen Besitz reich und glücklich macht 228 ). Glück verleiht ferner der linke Flügel einer F. 2 2 7 ). Wickelt man in den Flügel einer vor dem Georgitage gefangenen F . ein Geldstück ein, so kehrt dieses Geld das ganze J a h r stets zu seinem Besitzer zurück 228). Ist ein Herr auf seinen Diener böse, so braucht dieser jenen nur durch einen F.flügel anzusehen, so gewinnt er wieder seine Gunst 229 ). Aus F.haut läßt sich ein Zaubergeldbeutel anfertigen 23 °). Der schon von Grimm 2 3 1 ) verzeichnete Aberglaube, im Rücken der F. finde sich ein Stein, der Glück im Spiele verleihe, hat sich mit deutschen Einwanderern bis nach Nordamerika 232 ) verpflanzt. E n g mit dem Abwehrzauber (s. oben) berührt sich der Volksglaube, das Vorhandensein einer toten oder lebenden F . bringe dem Hause Glück. Erstere ist entweder unter der Türschwelle vergraben 233 ) oder über der Tür festgenagelt 234 ). Was bei uns von der Schwalbe, das gilt in Bosnien und der Herzegowina von der F . Nistet sie sich mit ihren Jungen in einem Hause ein, bringt sie Glück und muß geschont werden 23S ). K o m m t sie durch den Rauchfang herab, so bedeutet dies dem Bauer reichen Viehstand 236 ). Im Laden des K a u f m a n n s zieht sie Kunden an 237 ). Auch anderswo bringt das Hereinfliegen der F. Glück 2 3 8 ). Das Zaubern gelingt dort besonders gut, wo F.e sich aufhalten 239 ). Schon im Altertum wurde die F. als geschickte Fliegerin gewertet. Setzt sie sich einem Krieger auf die Lanze, so verleiht sie ihm Gewandtheit 240). Begegnet sie einem Fliehenden, so bedeutet dies, daß er entkommen werde, denn „obgleich sie keine Federn hat, flieget sie doch d a v o n " (16. J h . ) 2 4 1 ) . Reiben sich die Hexen mit dem Flugfett ein, das sie aus F.en herstellen, so ver-
Fledermausstein—Fleisch
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mögen sie zu f l i e g e n ) . Desgleichen findet sich bei den Magyaren der Aberglaube, eine solche Einreibung verleihe dem Wanderer ungeahnte K r ä f t e M S ). Schließlich gilt die F . auch als Wetterprophetin. Fliegen die Tiere (am Abend) aus, so bedeutet dies schönes Wetter ***). Ihr Nichterscheinen läßt auf stürmisches Wetter schließen M S ). " » ) ZfVk. 9, 337. 2 1 3 ) Ebd. 9, 176 "«) Ebd. 8 , 4 6 8 . , l 6 ) Ebd. 9, 177. 219 ) R i e g l e r Tier 198 f. " ' ) SAVk. 26, 56 f. «") W u t t k e 124 § 166; B o h n e n b e r g e r 2 1 ; S c h u l e n b ü r g Wend. Volkstum 1 5 1 . "») R e i s e r Allgäu 2, 435; H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 364 (Hessen; auch Nabelschnur); D r e c h s l e r 2, 2 3 2 ; J o h n Westböhmen 3 1 9 ; ZfVk. 9, 248 (Oberbayern); Fogel Pennsylvania 378 Nr. 2028. 220) B i r l i n g e r 2Sl Schwaben 1, 399. ) Zettel mit Blut beschmiert, an den Arm gebunden ( S c h r a m e k Böhmerwald 263). "*) W u t t k e 3 1 9 § 4 7 4 : 4 1 0 § 636. 2 " ) K r a u ß Relig. Brauch 147. " ' ) B o h n e n b e r g e r 22. " ' ) H e y 1 Tirol 796 Nr. 216. »•) Ebd. 787 Nr. 137. " ' ) ZfdMyth. 3, 329. ' " ) Urquell 5, 23 (magyarisch); ZfVk. 4. 400. »») ZfVk. 9, 249. 2M ) K ö h l e r Voigtland 434. «>) Myth. 3, 442 Nr. 251. l " ) F o g e l Pennsylvania 378 Nr. 2029. 233 ) Urquell N. F . 1, 48. 234 ) J o h n Westböhmen 222; ZfVk. 9, 254 (Sarajewo). "«) Ebd. •») Ebd. l3 ') Ebd. ,3S ) Rogasener Familienblatt 1, 40; ZfVk. 9, 254. »*•) S t o l l Zauberglaube 186. **°) K e l l e r Antike Tierwelt 1 , 1 3 . 241 ) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 1, 251. * " ) ZfVk. 4, 400. " • ) Ebd. 9, 248. «") H o v o r k a u. K r o n f e l d 1, 157; Rogasener Familienbl. 1, 40. s ") Hopf Tierorakel 52.
Z u s a m m e n f a s s u n g . Der größte Teil der auf die F . bezüglichen Aberglaubenkomplexe beruht auf ihrer nächtlichen Tätigkeit (vgl. die unter Abschnitt 2, 4, 6, 7, 8, 9, 10 behandelten Fälle). Einerseits macht die F. scharfsichtig, vertreibt unerwünschten Schlaf, heilt Krankheiten, verleiht Treffsicherheit, feuert zur Liebe an, wehrt Hexen ab, läßt im Spiel gewinnen, bringt dem Hause Glück und Reichtum, andererseits gefährdet sie die Haare, bedroht mit Krankheit und Tod, beherbergt büßende Seelen, ist mit dem Teufel eng verwandt, ja zuweilen der Teufel selbst. Dieser Dualismus in der Auffassung findet seine Erklärung in der Dämonenlehre. Wie es nur gute und nur böse Dämonen gibt, so gibt es auch solche, die sich dem Menschen
'oaid freundlich, bald
1598 feindlich
zeigen. Riegler.
Fledermausstein s. a. S c h w a l b e n stein. Flederwisch heißt ein kleiner Abkehrbesen aus Gänsefedern x ). Von Goethe wird das Wort verächtlich f ü r „ D e g e n " gebraucht 2 ). Ein fahriges, flatterhaftes Mädchenwird etwa „ F . " genannt. F.e feilhalten ist eine Bezeichnung für,,nicht tanzen gehen". Die alten J u n g f e r n müssen nach dem Tode vor der Hölle F.e feilhalten 3 ). Im alten Osterspiel kommt f ü r den Teufel der Name F . vor (15. J h . ) . Die Hexen werden häufig F . genannt 4 ). In Thüringen und im Voigtland heißt der Zwerggeist einmal F . (Pan-Motiv: F . ist gestorben) 8 ). l ) G r i m m DWb. 3, 1747. ! ) Faust 3706. ) Obersächs.-erzgeb. Mundarten 1, 342. 4 ) G r i m m Myth. 2, 889. ») W i t z s c h e l Thüringen 2, 85; E i s e 1 Voigtland 47 Nr. 104; hier heißt das Graumännchen (s. d.) Fl. Bäschlin. 3
Flegel s. d r e s c h e n 2, 463 ff. Fleisch. Aus zwei Grundvorstellungen fließt so ziemlich aller an das F . sich anschließende Volks- und Aberglaube: 1. Ursprünglich ist die F.mahlzeit, in erhöhtem Maße die gemeinsame F.-Mahlzeit, eine O p f e r h a n d l u n g , ein S p e i s e o p f e r mit all den Folgerungen, die sich ergeben, wenn der Mensch gemeinsam mit dem Gotte ißt. 2. Wie das Blut repräsentiert das F., und von diesem wieder einzelne lebenswichtige Teile wie Herz und Nieren (vgl. Fett), den Körper als Sitz besonderer körperlicher und geistiger Eigenschaften und des gerade im Vorstellungskreis des primitiv-magischen Menschen wichtigen Orenda (vgl. Fett). 1. ad 1. Wie bei den Juden, so war auch bei den Griechen und Römern jede Hausschlachtung zugleich ein O p f e r 1 ) ; man vergleiche z. B. die Schlachtung des Ebers durch Eumaios 2 ). Diese sakrale A u f f a s sung der Schlachtung wirkte bis in die spätere Zeit n a c h 3 ) ; ursprünglich gehörte das, was man dem Gott oder den Göttern nicht verbrannte, den Priestern und Gläubigen; auch den Freunden
1599
Fleisch
s a n d t e man etwas ins H a u s , K i r c h e r verweist auf die noch bei uns üblichen Sj> e n d e n bei Hausschlachtungen 4 ). D i e alten Deutschen begingen ebenfalls die Schlachtung eines Tieres als Speiseo p f e r 8 ) . Bei F.gelagen t r i f f t m a n bei verschiedenen Völkern A b m a c h u n g e n und schließt Bündnisse*). Noch heute opfert der Mongole beim F . m a h l auf dem Hausa l t a r F. 7 ). Die R e s t e des Speiseopfers sind einmal mit der K r a f t des Opfergottes e r f ü l l t : In A t t i k a mischte man die R e s t e v o m Demeteropfer, Schweinefleisch und Gebildbrote, unter die S a a t , um diese f r u c h t b a r zu m a c h e n 8 ) ; auch bei uns übertragen die R e s t e besonderer K u l t mahlzeiten F r u c h t b a r k e i t * ) : beim Fastnachtsessen (Schweinef. mit S a u e r k r a u t und Erbsensuppe) legt man die R e s t e f ü r die L e i n s a a t auf den A c k e r . D a n n finden wir o f t das strenge Verbot, die Knochenreste v o n der Fleischmahlzeit wegzuwerfen, damit sie besonders die Hunde nicht b e k o m m e n 1 0 ) . N a c h Geiler von Kaisersberg gibt man deshalb nicht den Hunden die Beinlein v o m Osterlamm, weil sie sonst unsinnig werden u ) . Nach Zimmermann verendet das Vieh, wenn man beim F.essen die K n o c h e n zum Fenster h i n a u s w i r f t 1 2 ) . In Disentis muß man das gekochte Fleisch sauber v o n den Knochen lösen, damit man Glück hat mit dem Vieh ( p ä d a g o g i s c h ? ) 1 3 ) . Bei den Speiseopfern wurden den Göttern bestimmte Stücke zugewiesen 1 4 ) ; deswegen wohl und als Repräsentationsstücke des ganzen Tierkörpers und seiner K r a f t (vgl. ad 2) sind besondere S t ü c k e als Fest- und Gastbissen reserviert. Im Spessart ist beim Hochzeitsschmaus das Ehrenstück das B r u s t s t ü c k des Rindes 1 6 ). In Thüringen bekommt der P f a r r e r a m Hochzeitsmorgen 6 — 1 0 P f u n d R i n d f . 1 6 ) . Über die F.nahrung der alten Germanen berichten Pomponius Mela 1 7 ), Cäsar 1 8 ) und Tacitus 19 ). Besonders interessant ist die A u f z ä h l u n g der F . - und Wildarten in den Benedictiones ad mensas von E k k e h a r d IV. ^ ; darüber ferner F u h s e 2 1 ) und Schräder , a ). Heute ist grünes F . in Westfalen 2S ) und andern G e g e n d e n 2 4 ) eine Seltenheit, in manchen armen Orten von
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B a y e r n ist der F.genuß neben Zerealien und K a r t o f f e l n so selten, daß z. B . f r ü h e r die Rekruten in den Kasernen beim ungewohnten F.genuß sich erbrechen mußten M ). Des einfachen Mannes F e s t b r a t e n ist der Schweinebraten M ) . l ) P f i s t e r Kultus in P a u l y - W i s s o w a 11, 2171—72; H ö f 1 e r Organother. 21. *) Odyssee 14, 425 ff.; S t e n g e l Opferbräuche 132. ') S t e n g e l 1. c. 46. 27 A. 2; der locus classicus von den antiken Zeugnissen ist A t h e n a e u s 1 , 3 5 : Satis constat tarn ex sacris quam ex aliis literis primis temporibus ignota hominibus carnium manducatione, tantum in honorem numinis mactari solitas hostias . . itaque coepere etiam ipsi carnibus vesci sed parce initio et fere non nisi salitis . . . Nunquam autem ullum animal in proprios usus mactabant, quin eius aliquam partem Deo consecrarent adolendam. *) K i r c h e r Wein 48—49- ') M ü l l e n h o f f Altertumskunde 4, 340; G r i m m RA. 1 § 1 9 1 ; W. 423; alles Nähere bei J a h n Opfergebrauche 341 (Index). ') ZfVölkerpsychol. 18, 376. 7) L. c. 15. •) P a u s a n i a s 9, 8, 1; F r a z e r 8 (5, 2), 17—18. •) H ö f l e r Fastnacht 67. «) ZfVölkerpsych. 18, 391—392. n ) S t ö b e r Zur Geschichte des Volksaberglaubens im Anfange des 16. Jhs. (Basel 1875), 56. ») B r e v i n u s N o r i c u s 83 (Angst vor Schadenzauber). ") W e t t s t e i n Disentis 175 Nr. 53. ») ZfVölkerpsych. 18, 141. 145—146. 1S) Bavaria 4 a, 248. ") W i t z s c h e i Thür. 2, 235, 74. ") 3i 3. 28: Victu ita asperi incultique, ut cruda etiam carne vescantur aut recenti aut cum rigentem in ipsis pecudum ferarumque coriis, manibus pedibusque subigendo renovaverunt; vgl. M ä n n l i n g 1 5 1 : die Russen schlagen das F. zwei Monate in die Haut ein. ") B.G. 4, 1 § 8: Neque multum frumento, sed maximam partem lacte atque pecore vivunt multumque sunt in venationibus. ") Germania 23: Cibi simplices: agresti poma, recens fera aut lac concretum; vgl. W e i n h o 1 d Frauen 2 » 55- 69; D e r s. Altnord. Leben 145. *°) Mitt. antiquar. Ges. Zürich 3 (1846—1847), 102. 104. 107 ff. «) In H o o p s Reallex. 2, 64 ff.; vgl. H ö f l e r Organother. 21. 45. " ) Reallex. 251. ") W r e d e RheinVk. 198. 284. ») L a m m e r t 41; K ö h l e r Voigtland 261. " ) L a m m e r t 41 A 2 . *•) D r e c h s l e r Haustiere 12; ZfVk. 1893, 154.
2. ad 2. Das Essen von Tier- und Menschenf. (s. essen) verleiht besondere K r ä f t e , je nach den seelischen und körperlichen und Zaubereigenschaften des getöteten Tieres oder Menschen. Besonders das rohe F . vermittelt a m stärksten die K r a f t ; mit dieser Vorstellung verbindet sich die sakramentale K o m m u -
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nion mit dem Gotte: Auf Chios zerriß m a n als Opfer des Dionysos Omadios einen M e n s c h e n " ) , sonst nahm man durch den Genuß roher Opfertiere das N u m e n des Gottes m sich auf * ) . Wenn die Sarazenen dem Morgenstern opfern, essen sie ein K a m e l roh vollständig auf 2 4 ) (vgl. Omophagie). " ) S c h w e n n Menschenopfer 71—72. L. c. 73; E t i t i p i d e s Bakeken 135. *•) S c h w e n n 1. c. 73—74; B e t h Animismus oben 1, 446. u)
3. Der Primitive ißt das F., namentlich Leber, Herz, Nieren, Ohren, des besonders tapferen Feindes, um dessen M u t , Intelligenz u n d T a pf er k ei t zu erwerben 80). Das F. von Weibern hebt die P o t e n z 3 1 ) . Allgemein herrscht die Vorstellung, daß Menschenf. in hohem MaßeZaubereigenschaften verleihe: Schon Plato sagt an einer berühmten Stelle im Staat, daß der Genuß von Menschenf. einen zum W e r w o l f mache 3 2 ). A m Südkap essen die, welche H e x e n werden wollen, Menschenf.; namentlich werden in dieser Absicht außereheliche Kinder aufgefressen M ). D a ß die Hexen Menschenf. essen, ist ein Glaube, den wir schon im Poenitentiale ecclesiarum Germaniae finden: Credidisti, quod multae mulieres retro Satanam conversae credunt et affirmant verum esse, ut credas inequietae noctis silentio, cum te collocaveris in lecto tuo, et marito tuo in sinu tuo jacente, te dum corporea sis januis clausis exire posse et terrarum spatia cum aliis simili errore deeeptis pertransire valere, et homines baptizatos et Christi sanguine redemptos, sine armis visibilibus et interficere e t d e c o c t i s carnib u s e o r u m v o s c o m e d e r e , et in loco cordis eorum stramen aut lignum aut aliquod huiusmodi ponere et commestis, iterum vivos facere et inducias vivendi dare? 3 3 ").Im deutschen Aberglauben essen die Hexen nach Tharsander besonders die Leichen ungetaufter Kinder 34). Der Teufel gibt ihnen Pulver aus Menschenfl. zum Schadenzauber 3 5 ); nach einem Prozeßprotokoll wird 1438 ein Hexer in der Dauphin^ gefragt, ob er Kinder mit den Genossen aufgefressen B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube II.
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habe M ) ; desselben Verbrechens werden vier Männer in Neuchätel 1481 beschuldigt 8 7 ). Zu Sagan wurde 1575 ein Verbrecheraufgespießt, der die Herzen v o n ö ungeborenen Kindern fraß, um nicht erwischt zu werden M ) (vgl. Fett, Diebeskerze). «•) F r a z e r 8 (5, 2), 148ff.; 138 ff.; vgl. 7 (5, 1), 240. 244. 251. " ) E b e r t Reailex. 6, 209. 208. *') 8, 565 D: dpa 4 ycuadciuvog toü &v&pa>n(voo anXifXvou, iv iXXoif dXXmv tepeitüv
iv6{ ifxaTaTStnniüvou, iviyxi} 8ij xoäxcp Xüxqt Y«v£a9at; vgl. W. H e r t z Der Werwolf 35 ff. 39; K i e s in P a u l y - W i s s o w a 1, 29 bis 30; vgl. P l i n i u s 8, 80 bis 82; F r a z e r 4 (3), 83 ff. u ) S e l i g m a n n Blick 1, 151; E b e r t I.e. 6, 209. »*») S c h m i t z Bußbücher 2, 446, 170; vgl. H e f e l e Conciliengesch. 3, 636, 6. T h a r s a n d e r 2, 454. *') H a n s e n Hexenwahn 210, 9ff. '•) Ebd. 460, 33; vgl. 210. ") Ebd. 500; vgl. 570. «) Kloster 6, 33—34; vgl. B i r l i n g e r
Schwaben i , 115, 134.
4. Auffallend starke Spuren haben sich im deutschen und französischen Glauben v o n der bei allen heutigen primitiven Völkern tiefwurzelnden Vorstellung erhalten, daß gerade die physischen M ) und psychischen Eigenschaften besonders mutiger und starker und schöner Tiere durch F.genuß übertragen werde. A u c h der Tierf.genuß dient, wie wir sehen werden, dazu, um wie beim Essen von Menschenf. Z a u b e r k r ä f t e zu vermitteln. Lokalisiert wird der Sitz der K r ä f t e besonders in den Nieren 41 ), auch im deutschen Volksglauben sind Nieren, Milz, Leber und Herz der Sitz der Seele 42 ). Über die medizinische und zauberhafte W i r k u n g des Tierf.es hat Höfler in seiner Organotherapie das Material am ausführlichsten gesammelt, und zwar über jedes Tier einschließlich der antiken Stellen. Man ißt ein Löwenherz, um Mut zu erhalten 4 3 ), und in Marokko macht der Genuß von Löwenf. aus einem feigen einen mutigen Mann 4 4 ). In derselben Absicht ißt man Jaguarf. 4 5 ), Bärengalle und -herz macht s t a r k 4 S ) . F. ist d i e K r a f t n a h r u n g 47 ), besonders der Riesen auch in der deutschen Sage 4 8 ). Nach der nordischen Sage wird Ingiald durch den Genuß eines Wolfsherzens mutig 4 9 ), und Nialto nach dem Genuß des Bärenherzens. In der Siegfridsage begehrt Regin das Herz Fafnirs zu essen (als
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Sitz der Fähigkeiten); er gibt es Siegfrid zum Braten; als dieser das schäumende Herz mit dem Finger prüft, verbrennt er sich diesen, führt ihn zum Munde und versteht die Sprache der Vögel 6 0 ); nach einer andern Version kocht er das F. des Drachen im Kessel S 1 ). Wer nach böhmischem Glauben Schlangenf. ißt, versteht die Sprache der Tiere; so versteht ein Knecht die Sprache des Hofhundes M ). Daß das F. einer weißen Schlange den Esser weise mache, glaubte man in Norwegen, Schweden und Jütland bis ins 19. Jh. 53 ), ebenso wirkt das Essen eines Raben- oder Steinfalkenherzens 6 4 ); denn die Schlange gilt als w e i s e M ) . Nach dem Glauben der Gemsjäger hält ein Nachtigallenherz wach 66). Wer nach französischem Aberglauben ein Nachtigallenherz ißt, singt sehr schön und braucht nur zwei Stunden in der Nacht zu schlafen 67). Nach schwäbischem Aberglauben bekommt man eine schöne Stimme, wenn man ein Lerchenei trinkt oder dichtes Sehnenf. ißt 678 ). In der Schweiz gibt man den Kindern ein Schwalbenherz zu essen, damit sie intelligent werden und ein gutes Gedächtnis bekommen M ). Dagegen bewirkt das Hirn der Krähe Gedächtnisschwäche w ) (franz.). Nach Gockel meint ein Mädchen, das ein Katzenhirn aß, es sei eine Katze geworden Sperlingsf. macht lüstern (franz.) w ) . Hasenf. macht 7 Tage schön 62 ); dieser Glaube ist antik « ) : Si quando leporem mittis mihi, Gellia, dicis: „Formosus Septem, Marce, diebus eris."
Ißt man das F. eines brünstigen Hasen, so bekommt man leicht Syphilis M ). Das F. des Wacholdervogels 6 6 ) bringt langes Leben, wie das Essen der Wacholderbeere (vgl. essen). Auch die Tiere erhalten durch das F. gewisser Tiere bestimmte Eigenschaften M ). Stiert bei Landshut eine Kuh nicht, so gibt man ihr das Gescharre vom F.bock, auf dem ein Stier ausgehauen wurde m ). Wer nach Tiroler Volksglauben einem lebenden Wiesel das Herz ausreißt und zuckend ißt, kann in die Zukunft schauen w ). Dieser Genuß macht nach französischem Aberglauben zum Nachtwandler •*). Im De-
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partement Meuse glaubt man, daß der ein Zauberer wird, der ein Schwalbenherz i ß t " ) . Andererseits verscheucht ein cor vulturis portatum alle Hexen und Dämonen 71 ). Nach indischem Aberglauben essen nur die Dämonen und Zauberer rohes F. 72 ). Die Hexen essen neben Kindern am Sabbath auch die Herzen von Tieren, besonders Ochsen 73 ); überhaupt sind sie nach F . lüstern; so stahl eine Hexe zu Wulften als K a t z e einem K a u f mann beim Essen immer F. 7 4 ). Wenn sie einen Knaben oder einen Ochsen verzehrt haben, so machen sie das Wesen aus den Knochen wieder lebendig, eine Auffassung, die wir oben (A. 33 a) schon im Poenitentiale ecclesiarum Germaniae feststellten und die G. Visconti mit gelehrten Argumenten widerlegt 7S). Das ist auch die Zauberkunst dér V e g e t a t i o n s d ä m o n e n , die ebenfalls nach F. gieren, als der Speise des Lebens: So nehmen die Billeweis dem Hirten ein Tier, verzehren das F. und stellen aus den Knochen das Tier wieder her 7e ). Dasselbe erzählt man sich in Frankreich von den F e e n v ) . Die N i x e n 7 8 ) kaufen F., sie rächen sich dafür, daß ihnen der Fleischer in den Finger h a u t n ) . Die H e r d m a n n l i und die Z w e r g e 8 1 ) lieben vor allem das Schweinef. 80 ) In Gera 82 ) stehlen die Zwerge F., ebenso in Pommern 8 3 ). Der Kobold in Jena hält die Ställe rein und verlangt dafür ein halbes Stübchen Bier und F. 8 8 a ). Die g u t e n Leutlein in Kärnten 8 4 ) aber verschmähen das F. des unschuldigen Lämmleins und verschwinden für immer, ebenso wollen die Holzfräulein 85 ) in der Oberpfalz kein F. Zum Dank für Bewirtung läßt das wilde Heer in Thüringen das F. nicht 8 e ) ausgehen, oder das F. des Farnröder Männleins wird zu G o l d w ) (vgl. Brot). Ein Kobold frißt einer Frau das F. aus der Schüssel und wirft ihr die Knochen an den Kopf M ). Der wilde Jäger wirft, wenn man nach ihm ruft, faules F. in die Stube 8 9 ). «) F r a z e r 8 (5, 2), 1 3 8 f f . 140. " ) Z f V k . Mythus und 1903, 375—376. " ) W u n d t Religion 4, 93. " ) A R w . 16, 607. " ) F r a 2 e r 8 (5, 2), 1 4 1 . 1 4 2 ff. 147. " ) L. c. 147. «) F r a -
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z e r I.e. 140. *•) Ebd. 146. *') T e m m e Pommern 2 1 5 — 2 1 6 , 177. «) ZfVölkerpsych. 18, 3—4. " ) F r a z e r I.e. 146; P . E . M ü l l e r Saxo Grammaiicus 2, 60. M ) P a n z e r Sigfrid 1 0 1 — 1 0 2 . 104 ff. " ) G r i m m Heldensage * 78; P a n z e r 1. c. 49. " ) G r o h m a n n 230 Nr. 1658; F r a z e r I.e. 1 4 6 f f . M ) F r a z e r 1. c. 146; nach antikem Glauben entsteht die Schlange aus dem Blut gewisser Vögel (P1 i n i u s 10, 1 3 7 ; 29, 72; Philostratus Vita Apollinii 1, 20; F r a z e r 8 (5, 2), 146), und deswegen macht ihr F . die Vogelsprache verstehen; es genügt, wenn sie die Ohren ausleckt, wie dem Melampus: P 1 i n i u s 10, 1 3 7 ; P o r p h y r i u s de abstinentia 3 , 5 . M ) P a n z e r 1. c. 1 0 1 — 1 0 2 . " ) F r a z e r 1. c. 147 A. 1 mit Lit.; G r i m m Sagen Nr. 132; Ebd. Nr. 1 7 ; K ü h n a u Sagen 4 (Index: Schlange). i6 ) A l p e n b u r g Tirol 360. «) S 6 b i 1 1 o t 3, 204. 57B) B i r 1 i n g e r Volksth. 1, 127. 5 ») S e b i l l o t I.e. ») D e r s . 3, 48. «) G o c k e l 27. " ) S 6 b i l l o t 3, 204. 2 • ) D e r s. 3, 44. " ) M a r t i a l Epigr. 5, 29, 1 — 2 ; vgl. P 1 i n i u s nat. hist 28, 260: Somnos fieri lepore sumpto in eibis Cato arbitratur, volgus et gratiam corporis in novem dies, frivolo quidem ioco, cui tarnen aliqua subesse debeat causa in tanta persuasione; vgl. F r i e d l ä n d e r zu M a r t i a l I.e.; M ä n n l i n g 229; nach antikem Glauben machte der Genuß von Hasenf. 9 Tage schön: P l i n i u s 28, 260; vgl. O t t o Sprichwörter der Römer Nr. 942. M ) S 6 b i l l o t 3, 48. " ) D e r s . 3, 204. ••) D e r s . 3, 45. 220. w ) P o l l i n g e r Landshut 155. «) A l p e n b u r g I.e. 383. «) S 6 b i l l o t 3, 44. '«) D e r s . 3, 204. " ) H a n s e n 1. c. 46, 4; A r n a 1 d u s d e V i l l a n o v a ( 1 2 3 5 — 1 3 1 2 ) Experimenta contra demones et maleficia; um die Hexe zu zitieren, die ein Tier z. B. Pferd tötete, kocht man nach dem Hat des Scharfrichters einen Topf F. (vgl. Milch); dann muß die Hexe um Gnade flehen: E. F r a n c i s c o Der höllische Proteus (1690), 109. 7 i ) S c h r ä d e r Reallex. 251. " ) H a n s e n I.e. 203 Nr. 6 u. 8; aus dem Werk des G i r o l a m o Visconti Lamiarum sive strigarum opusculum (1460); ") S c h a m b a c h - M ü l l e r 179, 196. " ) H a n s e n 1. c. 203; zu dem Motiv der geschlachteten und wiederbelebten Tiere: G r i m m Myth. 1, 154 A. 1 ; für die Antike: O v i d Metamorphosen 6, 404 ff. '•) G r a b e r Kärnten 65, 73. " J S i b i l l o t 3, 154; 2, 393. '•) W i t z s c h e 1 Thür. 1, 286, 2. " ) E i s e 1 ,0 Voigtland 36, 70—71. ) L ü t o 1 f Sagen 478, 439. 81) R o c h h o l z Sagen 1, 337. •*) E i s e 1 1. c. 18, 28. 8») BlpommVk. 1, 179, 50. •»») W i t z s c h e 1 Thüringen i, 240, 240. ' ^ G r ä b e r Kärnten 63, 72. , 6 ) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 359. ••) W i t z s c h e i 1, 189. •') D e r s. 1, 125 ff. " ) F i s c h e r Aberglaube 58. **) E i s e i I.e. 1 1 8 , 305—306.
5. Wie das F . bestimmter Tiere (Zauber-) Kräfte verleiht, so muß man das
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F. anderer Tiere wieder m e i d e n : Der Primitive ißt kein Hühnerf. oder -herz, weil das mutlos macht 90 ). Die Buschmänner meiden das F . von langsamen Tieren 91 ). Im französischen Aberglauben ist es verboten, das F . von einem Tier zu essen, das der W o l f g e w ü r g t hat, sonst verliert man die Sprache 92 ). Interessant ist, daß auch die Pönitentialen dieses Verbot kennen: In den verschiedensten Fassungen haben wir ein Kapitel De mundis et immundis animalibus, quae non licet comedere; da heißt es im Bußbuch des T h e o d o r von C a n t e r b u r y 93 ): Tiere, welche von Wölfen oder Hunden gerissen werden, darf man nicht essen, weder Hirsche noch Ziegen, wenn sie verendet gefunden wurden; es müßte denn sein, daß sie noch lebend von den Menschen getötet würden; aber den Schweinen und Hunden sollen sie gegeben werden. Das ist alt-mosaisches Verbot 94 ); daß aber das Theodor'sche Bußbuch auch auf speziell germanische Verhältnisse eingeht, zeigt der Satz: Equum non prohibent, tarnen consuetudo non est comedere 9S ); auch Hasenf., das Moses verbietet 99 ), erlaubt das Bußbuch 97 ). Schwangere dürfen bestimmte F.arten nicht essen wegen der Übertragung der Eigenschaften auf die Kinder: Nach französischem Aberglauben hängen die Eigenschaften des Kindes in hohem Maße von dem F. des Tieres ab, von dem die Hoffende genießt 98 ); die Schwangern dürfen keinen Kopf vom Hasen essen, sonst bekommen die Kinder Hasenscharten 99 ). Überhaupt ist das K o p f e s s e n auch im deutschen Aberglauben verboten: das Verbot wird von Agrippa von Nettesheim besonders betont 100 ); und imTractatus de decem praeeeptis von J . Herolt lesen wir: item abstinentes a capitibus animalium et volucrum et piscium, ne capite infirmentur 1 0 1 ). Nach altfranzösischem Aberglauben darf man, um die Paralyse zu vermeiden, weder den Kopf einer Katze 1 0 2 ), noch eines Bären 1 0 3 ) essen (15. Jh.). Nach deutschem Glauben sollen die schwangeren Mütter nicht das F. eines Zuchtstieres 104 ) essen und nicht das einer Ziege 1 0 6 ), weil die Kinder darunter leiSi*
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Fleisch
den. Nach dem Glauben der Esten darf der Gevatter vor der Taufe kein F . essen, sonst bekommt das Kind Zahnweh h*). Frühzeitiger Fleischgenuß verursacht trübe Augen 1OT). In Liège fürchtet man, daß die Kinder der Mütter, die Schweinef. essen, Grind bekommen 108). Das S c h w e i n e f . v e r b o t beruht bei den verschiedenen Völkern auf verschiedenen Vorstellungen: Während man in Athen am Fest der Thesmophorien Schweinef. als Communio aß 1W ), war es im Attis- u o ) und A d o n i s k u l t m ) (Adonis vom Eber getötet!) verpönt, ebenso bei den Juden U 2 ) und I n d e r n u a ) . Einige Primitive vermeiden das Schweinef., weil die Seelen der Verstorbenen in den Schweinen wohnen l u ) , nach dem Glauben der Samoaner im Herzen 1 1 6 ). Andere essen beim Säen kein Schweinef., weil die Schweine die Saaten verwüsten 11S ) ; die Karaiben fürchten, kleine Augen zu bekommen 1 1 7 ). F r a z e r 8 (5, 2), 140. 142. 147. 91) Ebd. 140; ZfVk. 1903, 376 (plumpe Tiere). •*) S é b i l l o t 3, 47; wen nach römischem Aberglauben der Wolf zuerst sieht, der verliert die Sprache: O t t o Sprichw. d. Römer Nr. 989. M) S c h m i t z Bußbücher x, 544; 2, 537, 138; vgl. 1, 415. 617. 668; 2, 575. 607; das ist dieselbe abergläubische Vorstellung, wie wenn Hildegard von Bingen sagt: wenn der Hund in Brot beißt, soll man davon nicht essen, weil der Mensch damit Gift in sich aufnimmt: Physica 7, 20 = Mi g ne Pair. tat. 197, 1328. M) Moses 3, 7, 24. cap. 11; cap. 17, 15. •*) S c h m i t z I.e. I, 545, 4; 2, 538, 144. ••) Moses 3, 11, 5—6. w ) S c h m i t z 1, 545, 5; 2, 538, 145. ») S é b i l l o t 3, 48. 129ff. M) D e r s. 3, 47. ,0°) 4, 190. m ) Zachariae Kl. Schrift. 383. »•«) S é b i l l o t 3, 129. ' " ) D e r s . 3, 48. 1M) B o h n e n b e r g e r 17. •os) J o h n Oberlohma 160.l0«) B o e c 1 e r Ehsten 22; G r i m m Myth. 3,490, 57. 10') L a m m e r t 119. 10») S é b i l l o t 3, 129. l0») F r a z e r ,10 ) H e p d i n g I.e. 19—20. Attis 157; F r a z e r 5 (4, i), 265; W ä c h t e r Reinheit 84ff. vgl. 82. l " ) F r a z e r 8 (5, 2), 22; dem Heiligtum der Hemithea durfte sich niemand nähern, der Schweinef. gegessen hatte: F r a z e r 1. c. 85; auf Kreta galt das Schwein als heilig und tabu : A t h e n ä u s 9,18, 375 ; Frazer I.e. 21. "*) Moses 3, 11, 7 ff. »») M ä n n l i n g 119. 1W) F r a z e r 1. c. 1 , s ) D e r s. 295—296. Totemism 2, 157. »•) F r a z e r 8 (5, 2), 33. 115. 139. "') Ebd. 139ff.; ZfVk. 1903, 376; vgl. F r a z e r 1 (1, 1), 118.
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6. Auf ganz anderer Basis steht das F.verbot in der Fastenzeit. Von 40 Stunden vergrößerte sich die vorösterliche Fastenzeit, wie auch die vor Weihnachten und nach Pfingsten, allmählich bis zum 8. Jh. auf 40 Tage, eine Nachahmung der vierzigtägigen Fastenzeit Christi in der Wüste; darüber alles in den Bußbüchern 1 U ) . Die Übertretung des F.verbotes in der Fastenzeit, besonders aber am Freitag, wurde sehr schwer geahndet, sogar mit der Todesstrafe 1 U ). Wenn im ausgehenden Altertum und Frühmittelalter die Übertreibung des F.verbotes bis zum Abscheu vor dem F. getrieben wurde, so spielt hier die Lehre vom S a r x als der Q u e l l e d e r S ü n d e n herein. Nach einer bestimmten Homilien-Version sündigen die gefallenen Engel durch F.genuß, und auch bei Porphyrius ist F.genuß die Auswirkung böser Dämonen 120 ). Gegen diese Übertreibungen wendet sich die Synode von Braga (563): Sie verdammt den, der Fleisch prinzipiell für unrein und sündhaft e r k l ä r t m ) . In der Antike war besonders bei den Pythagoreern das F. als St^iu/ov verboten 1 2 2 ); auch verschiedene Primitive vermeiden das F. als Sitz von Seelendämonen 12S ). Prudentius in seiner Schrift De abstinentia nimmt auch auf das F.verbot der Pythagoreer Bezug 124 ). "•) S c h m i t z Bußbücher 1, 150 ff. 162. 436- 577; 2» 492 ff- 579; ZfVölkerpsych. 18, 44 ff.; H ö f l e r Fastnacht 66 (mit Vorsicht!). "») ZfVölkerpsych. 18, 48 ff.; Kloster 6, 478; S t o l l e Kirchenväter 62, 198. la0) ARw. 18, 159. 167; C l e r n e n Neues Testament 46 ff.; B o n h ö f f e r Epiktet in R W . 10, 160ff.; ARw. 24, 145; vgl. das Verbot für den Popen: T e t z n e r Slawen 234. m ) H e f e l e Conciliengesch. 3 , 1 7 N r . 14; 19Nr. 14. i n ) W ä c h ter Reinheit 76 ff. 78 ff. 80; Gruppe Mythol. 2, 1033 A. 2; A b t Apuleius 39; Th. B r o w n Pseudodoxia epidemica (F. u. L. 1680) 677; der Flamen dialis durfte kein rohes F. berühren, weil es mit Leben oder Dämonen erfüllt ist: F r a z e r 3 (2), 13. 239—240; P l u t a r c h Quaest. Rom. 110; Gellius Noctes atticae 10, 15, 12. "•) F r a z e r 3 (2), 291; ARw. 18, 303. 307. 310 (Indonesien); F r a z e r I.e. 239 (Brahmanen); J o l l y Recht und Sitte 117. 122. 151. 156—157; die Ägypter aßen keine Fische: F r a z e r 1. c. 32. 1 M ) P o r p h y r i u s De abstinentia 3, 18; F r a z e r 1. c. 291. 2 37-
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Fleisch
7. Während die Kirche am Osterfest den F.genuß frei gibt, versteift sich der Volksaberglaube, vielleicht um päpstlicher zu sein wie der Papst oder im Glauben an die K r a f t des Verbotenen, darauf, daß gerade die F.enthaltung an Ostern und andern Festen heilsam sei. Eine Wiener Handschrift vom Jahre 1387 erwähnt: Quidam contra febres in die resurrectionis vel nativitatis Domini carnes non comedunt 1 2 6 ). Dieser Aberglaube war auch in Frankreich verbreitet, wo man an Ostern und andern Feiertagen gegen das Fieber keine Eier und kein F. aß 12S ); die Provinzialsynode von Reims wendet sich dagegen 127 ): nemo a carnibus superstitiose diebus solemnibus, abstineat, ut sacro die Paschae, ne toto anno febrelaboret (1583). Ebenso wettert die Synode von Toulouse dagegen 128). Auch ein Edikt des Herzogs Maximilian von Bayern verbietet diesen Aberglauben (1611) 1 2 9 ). Noch heute glaubt man, F.enthaltung am Ostertag schütze vor Fieber 130) oder Zahnweh m ) oder das Vieh vor Krankheit (Baden) 132 ). Herolt in seinem Tractatus de decem Preceptis schreibt: Item qui quinta feria in angaria non comedunt carnes; et credunt quod pestilentia non possit eos invadere 1 3 3 ). Wer in Mecklenburg am Karfreitag kein F. ißt, den stechen die Mücken nicht 1 3 4 ). Nach dem St. Florianer Codex aß man am Donnerstag im Quatember kein F., im Glauben, man sterbe in dem .Jahre nicht 1SB ). InVintlersBluemen derTugent (1411) lesen wir 136 ): Ir seind auch vil, die da jehen, wer da fast den Suntag, das Got dem selben nicht versag chainerlai Ding, des er in pit.
Ißt man in den Zwölften Hülsenfrüchte, so erkrankt man, ißt man F., so fällt das beste Vieh im Stall 1 3 7 ). Dieses abergläubische Verbot, an Weihnachten F. zu essen, herrscht allgemein 13S ), besonders in Bayern 1 3 9 ) und Baden 1 4 0 ). In der Oberpfalz dehnt man das Verbot auf die Neuvermählten beim Hochzeitsmahl aus 141 ). Dagegen schreibt Zimmermann, in der Christnacht gebe man dem Vieh drei Stückchen F. mit Branntwein, damit
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das Vieh gedeihe 1 4 2 ) oder nicht den Brand bekomme 143 ). In manchen Gegenden Norddeutschlands ißt man in den Zwölften Schweinskopf 143a ). Beim Mahl für die Drescher nach Beendigung des Dreschens nach der Buchweizenernte ist das F. verboten 144 ). ia5 ) S c h ö n b a c h Berth. v. R. 136; vgl. Stern Türkei 1, 246. 12«) L i e b r e c h t Gervasius 235 Nr. 195. "') Ebd. 236. ZfVölkerpsych. 18, 51. 12>) P a n z e r Beitrag 2, 283. 1M ) Ebd.; S t r a c k e r j a n 1, 64. 131) S t r a c k e r j a n 2, 78; 2, 12 Nr. 268; W. 83. 526; S a r t o r i Sitte 3,27. ™2) M e y e r Baden 530. 133) ZfVk. 1912, 242; Z a c h a r i a e Kl. Schrift. 383—384; Theol. Quartalschr. 88, 429. m ) B a r t s c h Mecklenburg 2, 259 Nr. 1351; vgl. M e y p r I.e. 501. 504; F o g e 1 Pennsylv. 251 Nr. 1303. "') G r i m m Myth. 3, 417, 26. 18') Z i n g e r l e Tirol 292, V. 8208—10. 1S') G r i m m Myth. 3, 463, 8x4. 188 ) F i s c h e r Aberglaube 337; K e l l e r Grab 1, 178; vgl. F o g e l I.e. 262 Nr. 1368; 18 ZfVolkerpsych. 18, 52. ») P a n z e r Beitr. 1, 264; Bavaria 2 a , 312. 140) M e y e r Baden 483; SAVk. 24, 65; W. 74; L ü t o l f Sagen 360ff. 141) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1,98. l") B r e v i n u s N o r i c u s 185. 3 ") D e r s . 80. 14S») K u h n - S c h w a r t z 411, 161. 144 ) F i s c h e r Aberglauben 333; P a n z e r l . c. 2,228; S c h ö n w e r t h 1. c. 1, 402; M a n n h a r d t 2, 248 ff.; S a r t o r i Sitte
3,
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8. In den S a g e n finden wir den Niederschlag der Meinung wieder, daß die Übertreter des F.verbotes in der Fastenzeit streng bestraft werden: Die S t r ä g g e l e , ein Gespenst, war einst ein stolzes Fräulein, die mit dem Buhlen in der Fastenzeit nach Wildschweinen jagte, da sie für den Namenstag F. haben wollte; beide jagen ewig als wilde Jagd 14S ). Ähnlich muß in der französischen Sage ein Jäger, der trotz der Warnung Gottes am Freitag sich F. verschaffen wollte, alle 5 Jahre in der wilden Jagd erscheinen 1 4 6 ). In einer mittelalterlichen Erzählung will ein Mönch im Geheimen F. essen, wird aber durch Gottes Auge erkannt 1 4 7 ). Eine andere Sagengruppe berichtet (wie die Brotsagen) von der S c h ä n d u n g d e s F.e s o d e r d e r S t r a f e d e r F ä l s c h e r : Eine Prinzessin weigert den Armen das Brot, fährt auf Salz Schlitten (vgl. Brot) und wirft das F. der Heringe weg; sie versinkt 148). In einer badischen Sage geht ein
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Metzger, der anderes F . f ü r K a l b f . verkauft, u m 1 « ) . »») N i d e r b e r g e r 2, 79. »•) S 6 b i l 1 o t 1, 170. 147) K l a p p e r Erzählungen 335, 13 ff. "•) T e m m e Pommern 207, 164. la ) K ü n z i g Sagen 13—14, 26. 9. ,, E z t chund die lustigi F a s n a c h t z i t , wos B r o t w ü r s t rägnet und Chüechli s c h n i t " 1 B 0 ) . D a gehen die A r m e n zur Allgäuer F.spende in die F a s t e n 1 6 1 ) . In Schlesien wird a m F a s t n a c h t d i e n s t a g das Gesinde mit Schweinef. und K u c h e n gespeist 1 5 1 »). A m Donnerstag v o r F a s t e n muß man mit f e t t e m Maul in den W a l d schauen 1 5 2 ), damit es viel Buchnüsse gibt. A n diesem fetten Donnerstag muß in der R h e i n p f a l z in jedem H a u s F . gebraten w e r d e n 1 8 3 ) . In S c h w a b e n kennt m a n den „schmalzigen S a m s t i g " 1 5 4 ) . F.spenden an die P f a r r e r 1 5 5 ) , seit alten Zeiten feststehende F . - und Wurstessen 1 5 6 ) (Schleswiger Schweinskopfessen 1 S 7 ), Fleischerbälle in Schlesien) 1 5 8 ), v o r allem Spenden v o n Schweinef. an die A r m e n 1 6 9 ) deuten vielleicht auf alte Frühlingsopfer oder mindestensGemeinschaftsessen (Anfangszauber, übertragen v o m Weihnachts- und Neujahrsessen?). A m Vorabend v o r Antonius ( 1 7 . I.) wurde früher im R h e i n l a n d ein Schwein geschlachtet und den A r m e n verteilt, nach H ö f l e r in Erinnerung an ein Frühjahrsschweineopfer 1 8 °), v o r allem aber wohl deswegen, weil Antonius der Schutzpatron der Schweine w a r 1 6 0 ® ) . Angelehnt an die Weihnachtsopfer ist auch der Aberglaube, v o n dem Lorichius ( 1 5 9 3 ) berichtet: Die F.speisen a m Dienstag in der F a s t n a c h t oder andere Speisen a m ersten Sonntag in der F a s t e n oder zu welcher Zeit sonsten, 'durch die ganze Nacht a u f m Tisch stehen lassen f ü r die Seelen, ist ein grober, spöttischer und heidnischer Aberglaub l s l ) . F r a t e r Rudolphus berichtet aus seiner Z e i t : In principio quadragesime carnescomedunt, ut eorum bene crescat a n n o n a m ) . In Thüringen muß man F a s t n a c h t , Aschermittwoch und Donnerstag Brei, Schmalzkrapfen und S a u e r k r a u t mit Schweinef. essen; die Knochen und R i p p e n muß m a n in den Samenlein stecken 1 9 2 a ) ; d a m i t vergleiche man den Fruchtbarkeitszauber in Athen,
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wo man die Reste des Schweineopfers unter die S a a t mischt (vgl. Gebildbrote). A n F a s t n a c h t muß in Westböhmen j e d e r , der bei gutem Aussehen bleiben will, fettes F . essen 1 S 3 ), die Mädchen müssen stehend essen, damit sie dicke W a d e n bekommen 1 M ) . Nach den Fasten des Ovid soll man am 1 . J u n i Schweinef. mit Bohnen und Spelt essen, ne l a e d a n tur v i s c e r a 1 S S ) . A n Sebastian muß in B u r g im Spreewald jeder frisches F . im Hause haben, sonst stirbt das Vieh l e s ) . Zu Christihimmelfahrt muß jeder mindestens ein Stückchen F . essen ( B ö h m e r w a l d ) 1 8 ? ) . U n d zu Martini muß man in Westböhmen F . essen, sonst v e r endet ein S t ü c k Vieh 1 6 s ). 15 °) Der Kt. St. Gallen, Denkschrift z. Feier seines hundertjährigen Bestandes 1903, 626. 1H ) R e i s e r Allgäu 2, 85. »"») D r e c h s l e r !» 55; v g l ' 162 ff. "*) R o c h h o l z Glaube 2, 49. «») Bavaria 4, 393. 1 M ) B i r l i n g e r Schwaben 2, 30. »«) Ebd. 41. "«) H ö f l e r Fastnacht 28—29. 1 K ) Urquell 1, 113. ,5 ») MschlesVk. 1919, 102. 1M ) R e i s e r I.e. M0 1) Urquell 4, 130. •*) R o c h h o l z Sagen 1, 347; 2, 53. , J ) Urquell 4, 201 f. " ) K n o r t z Insekten 88. Graber Kärnten 212. , s ) J a h n Pommern Nr. 547, zit. bei A n d r e e Parallelen 2 , 2 . ••) K r a u ß Relig. Brauch 112. " ) E i s e l Voigtland 6 Nr. 10. «•) MschlesVk. 13/14, 102. •») S t r a k 70 k e r j a n 1 Nr. 141 b. ) Op. cit. 1, Nr. 217 e. " ) Op. cit. 1, 380. " ) Z i n g e r l e Tirol 485. 460. 462 (rahmstibitzender Zauberer als F. im Milchhafen); P a n z e r Beitrag 2, 212, zit. in Z f V k . 9, 3 7 1 ; H e y l Tirol 173 Nr. 81. 178; R e i s e r Allgäu 1 , 1 9 7 ; K ü h n a u Sagen 3, 1 7 1 . " ) W l i s l o c k i Magyaren 1 1 4 ; Z f V k . 9, 3 7 1 ; K r a u ß Volkforschung 5 7 . , , a ) R o c h holz Sagen 2, 239.
6. S e e l e n e p i p h a n i e . Die F. gilt nicht nur als Erscheinungsform von Teufel und Hexe, sondern als Seelenepiphanie überhaupt, und zwar kann die Seele bei Lebzeiten den Körper in F.n-
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gestalt verlassen oder sie lebt nach dem Tode als F. fort 7 < ). Auch bei S h a k e s p e a r e findet sich ein Echo dieses Volksglaubens t In Henry V. (11, 3, 42—44) wird eine F. (flea „ F l o h " steht dort wohl irrtümlich f ü r f l y „ F . " ) , die auf Bardolphs Nase sitzt, von Fallstaff als eine schwarze, im Höllenfeuer brennende Seele bezeichnet. Vgl. auch die sogenannte fly-killing-scene des Titus Andronicus ( I I I , 2, 53 ff) 7 S ). In einem Kärntner Märchen verleiht eine Nixe einem Fährmann die Fähigkeit, sich durch Genuß von Schilfgras in eine F. zu verwandeln 78 ). '«) E . H . M e y e r Germ. Myth. 63; B o l t e P o l i v k a 2, 326. 416; F r a z e r 8, 290 f.; 3, 36. 39; S c h m i d t Volksleben der Neugriechen 1, 229. " ) A c k e r m a n n Shakespeare 36. " ) G r a b e r Kärnten 7.
7. A m u l e t t e . Als Amulette sind F.nnachbildungen im Altertum nicht selten. Ihr Bild findet man daher auf orientalischen Hämatitzylindern und auf Rinnsteinen als Mittel gegen den bösen Blick, z. B. in Gruppen um ein menschliches Auge 7 ? ). Gegen Faszination und Triefäugigkeit trug man eine in ein weißes Tuch gewickelte F. bei sich 7 8 ). Nach dem homöopathischen Grundsatz, daß metallene Figuren eine abwehrende K r a f t gegen diejenigen Tiere ausüben, die sie vorstellen TO), gebrauchte man im MA. eherne F.n gegen die F.nplage. So hatte nach neapolitanischer Überlieferung V i r g i l , der im MA. bekanntlich als Zauberer galt, über einem Tore von Neapel eine eherne F. angebracht Ebensowenig gab es nach dem Volksglauben im Palaste zu Toledo und im venezianischen Dogenpalaste F.n, weil eingegrabene Bilder diese fernhielten 81 ). ") K e l l e r Antike Tierwelt 2, 449. n i u s 28, 5, zit. bei S e l i g m a n n 118. ") L i e b r e c h t Gervasius M) M e y e r Aberglaube 131. " ) E b d . ; 1 i n g e r Antiker Aberglaube 88.
'•) P 1 i Blick 2, 10, 98. Stemp-
8. V o r z e i c h e n . Schon Chaldäer und Semiten benützten F.n zum Wahrsagen 88 ). Als Wetterprophetin dient die F. in alter und neuer Zeit. Heftiges Stechen dieser Insekten bedeutet im alten Rom Sturm 8 8 )
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fliegen—Flockenblume
und heute in deutschen Gegenden Gewitter ®4). Große F.nmengen im Sommer deuten auf reichlichen Schneefall im Winter M ). Dies erklärt auch die Bezeichnung mouches Manches „weiße F . n " oder mouches d'hiver,, Winter-F.n" (vgl. ebenso ital. mosche blanche, span. tnoscas blancasM)). Der Begriff „ S c h n e e " führt zur Vorstellung des Nahrungsmangels. Daher sind im Italienischen weiße F.n nicht nur ein Symbol des Winters, sondern auch des Hungers m ). Als Todeszeichen gilt die Anwesenheit einer Schmeiß-F. im Haus M ). Wem in der Christmette eine F. in den Mund fliegt, muß binnen Jahresfrist sterben w ). Krieg bedeutet das Vorhandensein einer F. in einem Gallapfel 9 0 ). Zeigen sich im Sommer viele Schmeiß-F.n, so folgt im nächsten Jahre Krieg oder Teuerung 9 1 ). Auf Zank deutet eine das Licht umtanzende F. Die F. kann aber auch ein g ü n s t i g e s Vorzeichen sein. Allgemein ist der Glaube, das Überwintern einer Stuben-F. bringe Glück 98 ); daher dürfen die letzten F.n im Winter nicht getötet werden M ). Glück ist dem Bauer Geld, daher: so viele F.n überwintern, so viele Taler werden gespart 95 ), oder es heißt in Mecklenburg: Wer eine F. durchwintert, erhält 100 Taler 96 ). Ahnlich in Schlesien OT). Nach böhmischem Aberglauben bedeutet es eine Neuigkeit, wenn einem eine F. ans Ohr summt M ). Merkwürdig ist die Beziehung der F. zum Quellwasser. Im alten Rom galt das Vorhandensein der allerwinzigsten F. auf einem Platze über der Erde als Anzeichen einer unterirdischen Q u e l l e " ) . So erscheint auch der Schutzgeist der Quelle zu Kirkmichael in Banffshire (Schottland) stets in Gestalt einer F. Sie gilt als heilig und unsterblich und aus ihren Bewegungen wollen die Wallfahrer die Zukunft erkennen 10°). ") K e l l e r op. cit. 2, 451. ") D e r s. 2, 450. ") ZfrwVk. 1914, 264. ") ZfVk. io, 211 (Nordthüringen). *•) R o l l a n d Faune 13,158; S i b i l l o t 1,86f.; R i e g l e r Tier 249. ") S p i t z e r Hunger 186. ") F o g e 1 Pennsylvania 115 Nr. 509. ••) J o h n Erz-
gebirge 114. •>) G r i m m Myth. 3, 471 Nr. 968.
") D r c c h s l e r
2,198. ") M ü 11 e r Iser-
1630
gebirge 34. •*) Germania 20, 355 Nr. 95 (Zitschau in Niederösterr.). **) B a r t s c h Mecklenburg 2, 186. •«) Ebd.; W u t t k e 119 § 150. »•) B a r t s c h a . a . O . •») D r e c h s l e r 2,219. ") G r o h m a n n 222; W u t t k e 206 Nr. 283. •») K e l l e r op. cit. 2, 451. 10°) K n o r t z Insekten 92. 9. V o l k s m e d i z i n . Die Bedeutung der F. für die Volksmedizin ist nicht hervorragend. Im alten Rom verwandte man F.n gegen Triefäugigkeit 101 ) (s. o.). Im MA. gebrauchte man gegen „ r o t e " Augen ein aus F.n bereitetes Augenwasser 1 0 2 ). Auch wurden F.n verwendet gegen Gerstenkorn 103) und Blattern in den Augen (so viele Blattern, so viele F.n) 104 ). Gegen Haarausfall gebraucht man eine Schmiere aus zerstoßenen F.n 10S ). Solche sind ferner gut gegen Grind, Flechten, Hautausschlag, Bienenstich, Fingerwurm 1 0 6 ). Mit Ysop gesottene F.n helfen gegen Lungenleiden l m ) . ,01)
K e l l e r op. cit. 2, 450. «») J ü h 1 i n g
Tiere 89. 10a) Ebd. "«) Ebd. 105) Ebd.; R o l l a n d Faune 13, 156. loe ) J ü h 1 i n g Tiere
89. M») Ebd.
Riegler.
fliegen s. F l u g fahrt.
2, 1 6 5 7 f f . ,
Luft-
fliehen s. F l u c h t 2, 1653 ff. fließendes Wasser s. F l u ß
2, 1681 ff.
Flinte s. G e w e h r . Flintsteins.
Feuerstein
2, 1437 ff.
Flockenblume (Centaurea iacea). 1. B o t a n i s c h e s . Mit der bekannten blauen Kornblume (s. d.) nah verwandter Korbblütler mit länglichen oder eiförmigen Blättern und pfirsichroten Blütenköpfen. Die F. ist häufig an trockenen Wiesen und an Rainen 1 ). ') M a r z e 11 Kräuterbuch 253 f.
2. Die F. wird ab und zu als O r a k e l benutzt. Wenn eine Jungfrau wissen will, wer ihr zukünftiger Mann wird, so nimmt sie so viel „ W u n d e r b l u m e n " als sie Liebhaber hat. Jeder Blütenkopf erhält den Namen eines Geliebten. Hierauf werden die Randblüten abgeschnitten und so die Blütenköpfe in der Tasche getragen. Wenn die Blume eines Geliebten wieder aufblüht, so wird dieser ihr Mann 2), ähn-
1631
Floh
lieh auch in Ostprignitz s ), ebenso in Frankreich 4) und in England"). *) JbElsaß-Lothr. 8, 179. *) Brandenburg 256. •) RTrp. 20, 301. 517; R o l l a n d Flore pop. 7, 145. ») Flora 18(1835), 272; D y e r Folhl. of plants 95 f.; B a r t e l s Pflanzen 16. Marzell. Floh (pulex irritans). 1. O n o m a s t i s c h e s . Deutsch F. (ahd. floh, mhd. vlöch, heute noch so bayr.österr.); engl, flea, das auf altengl. fleah beruht. Das Wort hängt zusammen mit „fliehen", bedeutet demnach der „Flüchtige" x ). Ein anderes germanisches Wort für „ F . " ist altengl. loppa, dazu schwed. loppa, dän. loppes), hiezu ndd. loppen, pl. „ F . e " 3). Das Wort besagt „Läufer, Springer". Die romanischen Namen des F.s gehen sämtlich auf lat. pulex *) zurück: rum. purece, ital. pulee, franz. puce, span.-port. pulga. Scherzhaft-volkstümliche Namen für den F. nehmen Bezug auf seine Farbe. So heißt er im böhm. Riesengebirge Schwarzla6). Vgl. hiemit im Pariser Argot puce als Bezeichnung für eine Spanierin oder Negerin. In der deutschen Soldatensprache 6 ) heißen die F.e braune Husaren, schwarze Dragoner, Schwarzreiter, Schutztruppe e). W e i g a n d - H i r t DWb. 1, 556. ) E d l i n g e r Tiernamen 43 f. ') B e r g m a n n DWb. 166, s. v. „Lauf". *) M e y e r L ü b k e REWb. Nr. 6816. ») ZfadSprV. 1919, 7—10. •) HessBl. 11, 202. 2. B i o l o g i s c h e s . Über die Entstehung der F.e haben sich schon die Alten Gedanken gemacht. Nach Aristot e l e s entsteht der F. aus Fäulnis und Mist *). Auch sein altind. Name malaga, d. h. der im Schmutz Gezeugte 8 ), bekräftigt diese Auffassung. Ähnlich äußert sich M e g e n b e r g ' ) : der F. entsteht aus angewärmtem Staub und fäuliger Feuchtigkeit. Nach I s i d o r , der pulex von pulvis „ S t a u b " ableiten will, leben die F.e vom Staube wie die Teufelsschlange im Paradies 1 0 ). Man beachte, daß Beelzebub der Herr des Ungeziefers, also auch der F.e ist. Nach einer kurdischen Sage entstehen die F.e aus der Asche einer Schlange, wodurch der dämonische Charakter des Insekts erwiesen ist u ) . Der Glaube an die Entstehung des F.s aus 2
1632
Staub und Mist ist natürlich darauf zurückzuführen, daß das Insekt bei Unreinlichkeit am besten gedeiht. Im Böhmerwalde glaubt man, die F.e entstünden aus Sägespänen 13 ), daher der Aberglaube, man könne aus Sägespänen F.e machen 1 4 ). Was die Ernährungsweise des F.s betrifft, so konnte in dieser Hinsicht kaum ein Aberglaube aufkommen, da der Mensch ja selbst, allerdings unabsichtlich, für das Fortkommen des Tieres sorgt. Schon A r i s t o t e l e s sagt, daß der F. vom Blute seiner Wirte lebt u ) . Auf diesen Blutdurst bezieht sich wohl auch die Volksmeinung, daß wer Fleisch ißt, von den F.n gebissen wird 18 ). Fleischgenuß erzeugt Blutfülle. Demgemäß ist auch bei Polen und Russen die Ansicht verbreitet, der F. gehe aus dem Dorfe in die Stadt, weil die Leute dort länger schliefen und fetter seien 17 ). ')
Keller
Antike
Tierwelt
2, 400.
')
E d -
l i n g e r Tiernamen 44. •) Buch der Natur 259 f. «) K e l l e r op. cit. 2, 400 f. ") ZfVk. 16,383. ") K n o r t z Insekten 72. " ) S c h r a m e k
Böhmerwald
245.
")
W u 11 k e
267.
§ 393 (Schlesien, Ostpreußen). ") K e l l e r op. cit. 2, 400. ») ZfVk. 1,181. ") Ebd. 15,104. 3. A b w e h r . Die meisten Abwehrmittel gegen die F.e sind zeitlich begrenzt. A m Fastnacht-Irtag (Faschingsdienstag) kehrt die Magd noch vor Sonnenaufgang nackt die Stube, wodurch sie sich selbst gegen die F.e im Jahre schützt, dann trägt sie „unberedet" diesen Kehricht auf des Nachbars Mist, damit diesem die F.e z u g e h e n u ) . Am Gründonnerstag lüftet man die Betten 19 ). Arn Karfreitag kehrt man vor Sonnenaufgang das Zimmer fleißig aus M ), auch tut man frisches Stroh in die Betten a ) . A m Karsamstag, beim ersten Glockenläuten, schwingt man ein Bündel Palmenzweige, das hinter einem Muttergottesbilde stak, und ruft dabei: „ F o r t mit allen Tieren, die keine Knochen haben" 22). Wie böse Geister vertreibt man die F.e durch Zaubersprüche 2 S ) oder durch Lärm. In Cornwall knallt man am I. März vor Sonnenaufgang mit der Peitsche vor der T ü r t s ) . In Rumänien (Bezirk Covur) stößt man im März ein Messer mitten in die Schwelle und spricht dreimal die
Floh
1633
Worte: März ins HaulJ F.e hinaus! (mart in casä, purecil afarä) 2B). In Bäringen (Böhmen) rasselt man während des ersten Glockengeläutes beim Auferstehungsfeste mit dem Schlüsselbunde 2S ). In Ungarn (Szegeder Gegend) und in Rumänien (rechts und links der Donau) springt man über das Johannisfeuer hinweg 27). In Anhalt fegt man beim Anblick der ersten Schwalbe die F.e mit dem Besen aus dem Bette a ) . Von den zeitlich nicht begrenzten Mitteln seien aus dem 17. J h . zuerst die animalischer Natur genannt wie Eselsmilch, Fuchs- und Igelschmalz, Bock- und Igelblut, Bocksunschlitt M ). Von vegetabilischen Mitteln war schon im Altertum die Besprengung der Wohnung mit Korianderwasser (Koriander = Wanzenkraut) in Gebrauch 30 ). M e g e n b e r g 3 1 ) empfiehlt allabendliche Einreibung mit Wermutsaft. In alter Zeit gebrauchte man auch einen Absud von Pfirsichblättern mit sublimiertem Quecksilber vermengt 32 ). In Hinterpommern legt man noch jetzt Farnkräuter in die Betten 33 ). Erde galt schon im Altertum als Abwehrmittel gegen Fl.e und zwar berichtet P 1 i n i u s eine eigentümliche Prozedur. Hört man den Kuckuck das erstemal schreien, so gräbt man den Fußstapfen des rechten Fußes genau aus und streut diese Erde an die von F.n heimgesuchten Orte 34 ). Zu demselben Zwecke wird noch heute Pflugerde gebraucht 3S). Auch von einem Maulwurfshügel kann die Erde herrühren 36). Für die Volkskunde des Mondes ist von Interesse der ländliche Glaube, man müsse die F.e bei Mondenschein suchen, denn das Licht des Mondes ziehe sie an s i c h " ) . Ein sehr kompliziertes Rezept zur Vertilgung der F.e auf Katzen und Hunden, bei dem Koloquintenäpfel, Hirschhornöl, Terpentinöl usw. eine Rolle spielen, gibt das Romanusbüchlein w ) an. ") S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 279. " ) S t r a c k e r j an 2 , 1 7 6 Nr. 408; W u t t k e 398 § 6 1 3 .
») B i r 1 i n g e r
Volksth.
1, 472
(Schwaben); K u h n Westfalen 2, 134 Nr. 403; E n g e l i e n u. L a h n 231 (Brandenburg). ) D r e c h s l e r i, 89. " ) G r o h m a n n 85 (Böhmen); M a n n h a r d t x, 290; W u t t - '
sl
B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube II.
k e 3 9 8 5 6 1 3 ; ZfVk. 7, 362' «) MnböhmExc. 1 1 , 297 f. " ) S a r t o r i 3, 128. »«) P a p a hag i
Folklorul
romanic
121.
")
Groh-
m a n n 62. ")' ZfVk. 4, 403 f.; P a p a h a g i op. cit. 81. m) Mitteil. Anhalt. Gesch. 14, 24. i9 ) S t a r i c i u s 466f.; J ü h l i n g Tiere 269; MschlesVk. 13, 29. ®°) K e l l e r op. cit. 2, 401. Tiere
81
) Buch der Natur 2 5 9 f. S3 274. ) K n or t z
32
) J ü h l i n g Insekten 70.
**) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 1, 215. 8S ) G r i m m Myth. 3, 476 Nr. 1 1 1 0 ; Mitteil. Anhalt. Gesch. 14, 24. " ) Ebd. S7) S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 62 Nr. 2. " ) S. 63. ^
4. V o r z e i c h e n . Der F . dient mannigfach als Vorzeichen. Zunächst fungiert er als Wetterprophet. Schlechtes Wetter bedeutet es, wenn die F.e dem Menschen besonders zusetzen 88). Kriecht ein F. jemandem an den Hals, so ändert sich das Wetter Es wird gut oder schlecht, je nachdem F.e den Körper herunter oder herauflaufen 41 ). Steigt der F. dem Hunde an Kopf und Ohren, so gibt's Regen 42 ). Weit verbreitet ist der Glaube, ein F. auf der Hand deute auf eine Nachricht, einen Brief. Meist wird dieser Aberglaube als Reim formuliert: F. auf der Hand, Brief aus fernem Land 1 3 ).
Nach Baumgartens 44 ) geistreicher, aber wenig wahrscheinlicher Vermutung ist der F. auf der Hand ein Symbol des Siegels auf dem Briefe. Vereinzelt bedeutet der F. auf der Hand auch einen Besuch **). In Schlesien läßt ein F. auf der Stirn Krieg befürchten 46). Merkwürdig ist es, daß der F. dazu herhalten muß, einem Kinde eine gute Stimme zu verschaffen. Findet man nämlich bei einem Kinde in den ersten Wochen oder Monaten seines Lebens einen F. und tötet ihn auf der Bibel, so bekommt das Kind eine gute Stimme 4 7 ). Über ein F.orakel, das bei Kranken angewendet wird, vgl. Grohmann 48). as ) R e i t e r e r Ennstalerisch 58; B a u m g a r t e n Aus der Heimat i, 1 1 2 ; H o p f Tier-
orakel
217.
*°) M e i e r
Schwaben
2,
512;
W u t t k e 206 § 283. 4l ) D r e c h s l e r a, 194. ") B a r t s c h Mecklenburg2,206, " j G r i m m Myth. 3, 4 3 7 N r . 7 4 ; S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 2 4 8 ; R e i t e r e r Ennstalerisch 58;
ZrwVk. 1914, 264; L i e b r e c h t ZurVolksk. 329; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 414; G r o h m a n n 222; W o l f Beiträgt 1, 239; F i s c h e r Oststeirisches 1 1 4 ; B a u m g a r .
52
Florian, hl.—Fluch
1635
t e n Aus der Heimat 1, 1 1 2 ; R e i s e r Allgäu 2, 428; P a n z e r Beiträge 1, 262; F o g e l Pennsylvania 91 Nr. 3 5 6 ; Grabinski Sagen 48; W u t t k e 206 § 283. " ) Aus der Heimat 1, 1 1 2 . " ) Ebd. **) D r e c h s l e r 2, 194. " ) A R w . 2, 268. " ) Aberglaube 1 5 1 .
5. V o l k s m e d i z i n . In der Volksmedizin ist vom F. wenig die Rede. Gegen Wechselfieber hilft ein Trank aus Salbeiwasser und neun F.n, die man bei abnehmendem Monde fangen muß 49). Beim F. fällt im Vergleiche zu anderen Insekten (z. B. Fliege) seine geringe mythisch-metaphysische Wertung auf. Der Grund ist wohl in dem Beigeschmack der Komik zu suchen, der dem F . seit jeher anhaftet. Die Komik aber läßt den Mythus nicht aufkommen. Hingegen spielt der F. in der humoristischen Literatur keine unbedeutende Rolle. Es sei hier nur erinnert an F i s c h a r t s noch immer gern gelesene „ F . h a t z " sowie an E. Th. A. H o f f m a n n s entzückende Erzählung „Meister F . " . ") J ü h 1 i n g
Tiere 98.
Riegler.
Florian, hl. I. Römischer Krieger in Noricum, der um 300 unter Diokletian in die Enns gestürzt sein soll in der Nähe des Ortes, wo jetzt das Chorherrenstift St. F. steht. Patron von Oberösterreich. Sein Gedenktag ist der 4. Mai *). Er schützt gegen Feuers- und Wassersgefahr. Sein Bild kommt unter das Dach des Hauses oder an die Mauern 2), in Oberbayern oft mit Löschgefäßen an die Firste s ). Sprüche am Hause erflehen seine Hilfe 4 ). Er wird mit Prozessionen gefeiert 5) und in Feuersegen angerufen 6). Aber der berüchtigte Vers: „Heiliger Sankt F., Schütz' unser Haus, zünd' andre an", ist nur ein Erzeugnis des Scherzes. An Orten, wo die Buben für das Johannisfeuer Holz sammeln, pflegen sie in ihren Heischeversen neben andern Heiligen zuerst den hl. F. anzurufen 7 ). ») W e t z e r u. W e l t e 4, 1 5 7 6 f.; A n d r e e Votive 1 6 1 ; N o r k Festkalender 1, 342. a ) ZfVk. 1, 296. 303; Z i n g e r l e Tirol 1 5 5 (1316); A n d r e e Votive 1 6 1 ; D r e c h s l e r 2, 1 4 5 ; vgl. auch 139. s) P a n z e r Beitrag 4 5 1 . 461. •-•) M e y e r Baden 358; A n d r e e Votive 160; ZföVk. 10, 82. Drechsler
1636
2, 146; MschlesVk. 21, 103; Reinsberg Böhmen 224 f. •) ZfVk. 21, 254. ') P a n z e r Beitr. 1 , 2 1 5 . 2 1 9 ; B a u m g a r t e n Jahru.s. Tage 27; P o l l i n g e r Landshut 2 2 1 .
2. Am F.stage finden Feuerwehrfest lichkeiten und -Übungen statt, und jedes Haus wird bespritzt, um es vor Brand zu schützen s ). Man soll aber kein Wasser in die Küche tragen, weil man sonst arge Fliegenplage zu erwarten hat 9). Man darf auch kein Feuer machen, auch nicht Tabak rauchen, und in Wansen bei Ohlau soll außerdem kein Bürger auswärts sein 10 ). Wenigstens soll vor 9 Uhr vormittags nicht „angefeuert" werden. In drei Häusern der Pfarre St. Marien unweit St. F. wird weder Feuer noch Licht gemacht, bis jemand aus einem der drei Häuser dem Heiligen das Opfer gebracht hat u ) . In Pirnik durfte früher am Tage vor F. kein Feuer in den Häusern angezündet werden; die Bauern mußten hinter ihrem Hofe ihre Pfeife rauchen. Nur der Dorfschmied hatte Feuer und bei ihm wurde das Essen gewärmt 1 2 ). Manche brachten den Tag außer dem Hause zu, weil sie meinten, dadurch Vieh und Menschen vor Krankheit bewahren zu können 13 ). Am F.stage soll es wenigstens etwas regnen, dann gibt es weniger Feuerbrünste 14 ). Heiterer Himmel läßt viele Brände, Regen dagegen Dürre fürchten 1S ). 8 ) V e r n a l e k e n Alpensagen 3 7 2 ; Ger a m b Brauchtum 43. 8) S a r t o r i Sitte 3, 185; G e r a m b 43. '»j L a n d s t e i n e r Niederösterreich 44 A. 2; R e i n s b e r g Böhmen 224; D r e c h s l e r 2 , 1 4 6 . n ) B a u m 1! g a r t e n Jahr 25. ) Sartori 3, 185. 13 ) F r a n z Benediktionen 2, 133. 14 ) B a u m g a r t e n Jahr 25. 15 ) ZföVk. 4, 145. Sartori.
Fluch ist eine Redeformel, durch welche man Unheil auf einen anderen oder auf dessen Habe oder auch auf sich selbst herabwünscht; im letzteren Falle ist er die Beteurung einer Aussage, bei deren Unwahrheit man das Unheil als Strafe erleiden will, und in dieser Form erscheint die Selbstverfluchung oft in alten Religionen, z. B. auch im AT. („Jahweh tue mir dies und das!" u. ä.). Wird Gott oder eine Gottheit, die das Unheil bringen soll,
1638
Fluch
genannt, so hat der F. die Form eines abgekürzten Gebets. Häufiger wird die Geistesmacht nicht genannt, nicht einmal immer bestimmt gedacht; wennschon ursprünglich eine bestimmte Vorstellung vorhanden gewesen ist (der Teufel, ein Dämon, Gott). Die Denkweise, welcher der F. entspringt, ist die m a gische Weltanschauung (s. Magie), welche auf dem Glauben an die A l l m a c h t (Übermacht) d e s e i g e n e n W i l l e n s beruht. Der Fluchende lebt der Überzeugung, daß das bloße Aussprechen, unter Umständen das bloße Denken des bösen Wunsches das Eintreten des Ereignisses zur Folge hat, mag nun dies Eintreten selbst einer bestimmten Macht wie Gott, dem Teufel oder sonst einem geistigen Wesen, auf das der Wille oder Gedanke des Fluchenden alsdann unwiderstehlichen Einfluß hat, zugeschrieben sein, oder dem undefinierbaren Geschick oder Zufall, dem sich der Fluchende, ob nun noch bewußt oder schon unbewußt, überlegen wähnt. 1. Zur Psychologie des F.s gehört ferner die Beobachtung, daß der F. gemeinhin in einem Augenblick g r o ß e r Err e g u n g ausgestoßen wird, die eine abnorme Willenssteigerung und das undeutliche Empfinden ungeheuren Kraftzuwachses und der Ausdehnung des geheimnisvollen Einflusses mit sich bringt 1 ). Die Erregung sowie die gesteigerte Willensspannung kommeninRedensarten zum Ausdruck wie: er flucht, daß die Balken krachen, daß der Boden kracht, er flucht das Blaue vom Himmel herab 2 ). Im MA. bestand die Theorie, daß der Wille des Fluchenden auf die nächste Umwelt einwirkt. Roger Baco: Quodsi ulterius aliqua anima maligna cogitet fortiter de infectione alterius atque ardenter desideret et certitudinaliter intendat atque vehementer consideret se posse nocere, non est dubium quin natura obediat cogitationibus animae 3 ). Insofern läßt sich der F. dem S c h a d e n z a u b e r (s.d.) und auch dem F e r n z a u b e r (s. d.) einordnen. Seine Wirkung ist dieselbe wie die von magischen B o s h e i t sh a n d 1 u n g e n , nur daß die Hand-
lung, die magische Zeremonie, fehlt, wenigstens grundsätzlich nicht zum F. gehört, und daß lediglich die für die schwarze Magie charakteristische D e n k r i c h t u n g , die Imagination, wie P a r a c e l s u s sagte *), bestimmend ist. Aber es kommt auch vor, daß sich der Fluchende gerade infolge heftiger Gemütserregung niederkniet und beim Aussprechen der heiligen Namen die Arme ausbreitet, ja daß er eine Zeremonie mit dem Hut ausführt, in den Hut die Namen der Heiligen, die er selbst verwünscht, hineinspricht, den Hut zu Boden wirft und zertrampelt 5). Unwesentlich ist, daß man versucht hat, einen „sittlichen" F. vom frevelhaften zu unterscheiden, sofern jener die Gerechtigkeit Gottes gegen die Gottlosen berufe und als Ausdruck des gläubigen Vertrauens auf Gottes heilige Weltregierung angesehen werden solle 8 ). Höhere religiöse Denkweise verwirft auch solchen F. als einen dem Menschen nicht zustehenden Haßausbruch, unter welchem Gesichtspunkt der F. in der Hl. Schrift verurteilt wird 7 ). Einige der g e b r ä u c h l i c h s t e n F . f o r m e l n : Potz (Gotts) Blitz! — Gotts Gründieblitz! — Potz Heidewetter! — Du Heideblitz! — Du Judeblitz! — Beim Blitz! — Bei Gott! — Bigott! 8 ) — Wie „Gottes" in Potz geändert wird, so sonst der Name des Teufels oder Heiligen, oder des heiligen Gegenstandes infolge der magischen Scheu vor einer unmittelbar durch die Nennung erfolgenden Wirkung gegen den Fluchenden selbst, der sich also durch die Verdrehung schützt; ebenso wird auch der Name einfach fortgelassen: Potz Sapperment! statt: Gottes Sakrament! Botz Wetter! Jemine! statt Jesus Domine! und ähnlich : Jekus, Jegerl, Jerum, Jessas, Jesses 9). Da soll doch gleich . . .! Verd . .! Mein! (wo einfach Gott ausgelassen wird). So gehen volle und verstümmelte Formeln nebeneinander her: Donnerwetter! Himmelkreuzdonnerwetter! Heiligs siedigs Millionen-Kreuz-Donnerwet' ter! Himmelsakerment! -sapperment! Donner und Doria! — Donnerledder (für Donnerwetter!) 10 ) Donnerstag noch nein 1 5^*
1639
Fluch
für: Donnerwetter fahre hinein! u ). — Wie diese und die Hammer-Formeln (Daß dich der Hammer schlag! noch heute in Niedersachsen, wofür Grimm w ) Teufel einsetzen möchte, was aber natürlich nur abgeleiteterweise geht, sofern Teufel an Stelle Donar-Thors getreten ist) 13 ) auf Gott Donar-Thor gehen, so (an der Ostsee) Dunnerwettstock, Dunnerjuchting, Dunnerlichtink, Dunnermassink, Dunnermissink, Duckenmissink l i ), und die Formel Dunnersaxenl auf die Verbindung der Götter Donar und Saxnot 1 6 ) — woraus erhellt, wie alt solche Formeln sind, und zugleich ein Licht auf das hohe Alter der andern fällt. B e k r ä f t i g u n g s f l ü c h e : Gott straf mi(ch)! — Mit Veränderung: Bock straf mi! Bock streck mi! — Was Teufel! — Hol dich der Teufel! — Zum Teufel — ! Du Teufelssakermost! — Der Teufel soll dich vierspännig holen! — Des Teufels Paar Katzen! — Daß dich nur das beste Paar Hexen reiten tat von Gomaringen! (oder: von Pfrondorf!) 16) — Der Teufel soll dich lotweis holen! — Ins Dreiteufels Namen! — Verflixt! für: Verflucht! — Kruzitürken! statt Kruzifix, ebenso Kruzidaxl! — Heiliger Bimbam oder Strohsack! statt des Namens eines Heiligen. — Auch: Daß dich das Mäuslein beiße! ist, aber wohl unbewußt, Entstellung, indem Mäusl für Misel d. i. Aussatz eingetreten ist. — Der Teufel fahr ihm in den Mund! 17 ). — An den Regenbogen möge ich gehängt werden! (er möge mir als Krawatte dienen) 18). — Der Teufel zerreiße mich kreuzweis! Gott straf mich an meinem letzten Ende! 19 ). Vgl. wie die Dschaggas das Zerrissenwerden wie die Opferziege auf sich herabwünschen, falls sie Böses im Schilde führen, im umgekehrten Falle aber reichen Kindersegen i0 ). — Auch die Wölfe werden in dritter Person zitiert: die Wölfe mögen dich fressen, oder nagen; oder die wilden Krähen, oder die Raben. Daß dich die Maden essen! 21 ). Er werde zu einem Stein! 22 ). — In Frankreich und den Vogesen war es üblich, die Erde aufzurufen. Die Erde möge sich öffnen und mich verschlingen! — Erde! durch deine Kraft bilde sich sofort Nebel! (bas-
1640
kisch) daß des Himmels Feuer mich vernichte! M ). Der rein magische Charakter des F.s zeigt, daß er seinem Wesen nach mit Gott nichts zu tun hat, daß diese vielmehr nur als Substitute gelten können, durch die dem F. ein religiöses Mäntelchen umgehängt wird 2S), freilich doch oft zu dem Zweck, daß der F.ende einen tüchtigen Bundesgenossen habe. Deshalb hat die Kirche das F.en für unsittlich und unfromm erklärt, und bei besonders krasser Häufung des F.ens haben Einzelgemeinden durch Verbote eingegriffen, wie die Regeler Dorfordnung von 1488 und die von Kappel bei Villingen von 1544 den F.er mit Geldstrafen belegten 2S ) und nach der Pfarrchronik von Saulgau mußte, wer f.t oder Gott lästert, vor der Kirchtür stehn mit der Inschrift am Hut: „Du sollst nicht fluchen"! 27 ). 366.
4)
Bavaria i, 318 f. ') G r i m m Myth. 3, 3) S t e m p l i n g e r Aberglaube 66.
Ebd. ') ZiVk. 10, 338f. ') W u t t k e 164 § 221. ') 1. Mose 12, 3. 27, 29; 3. Mose 24, 11; 4. Mose 24, 9; Ps. 10, 7; Rom. 3, 14; 12, 14; Matth. 5, 22; ARw. 15, 435 ff. *) M e i e r Schwaben 1, 169. ") G ü n t e r t
Göttersprache
14. 10) M e y e r Baden 521. n ) G ü n t e r t a. a. O. " ) G r i m m Myth. 2, 1023—1027. u) 14)
Mannhardt Germ. Mythen 112 f. Kn00p Hinterpommern XVIII. ") Knoop XV. 19 ) M e i e r Schwaben a. a. O. ") Grimm Myth. 3, 367, der mittelhochd. Text. ") S 6 b i l l o t Folk-Lore 1, 93. ") E i s e i Voigtland Nr. 697. ») J. R a u m in A R w . 10, 286 f. sl)
Grimm
Myth.
3, 367.
")
Grimm
368. ») S ¿ b i l l o t 1,211. *«) Ebd. 1,92 f.
«») ZfVk. 21, 427. 27 j
B i r 1i n g e r
") M e y e r
Volksth.
Baden 521.
2, 232.
2. Der F. geht in E r f ü l l u n g ; das ist allgemeiner Glaube. Die Volksvorstellung jedoch, welche gern auf die Möglichkeit des Versagens mancher schrecklicher Flüche im Interesse des Verfluchten Rücksicht nimmt, andererseits sich vielfach entschlossen auf die Seite des Fluchers stellt und mit ihm den Verfluchten moralisch verurteilt, hat Unterschiede in dem Sicherheitsgrade des Eintreffens gemacht. Sie hat bestimmten K l a s s e n v o n F. e r n eine b e s o n d e r e A u t o r i t ä t zugesprochen und dadurch ihnen eine außerordentliche Kraftver-
1641
Fluch
bundenheit mit den für Menschen immer unkontrollierbar wirkenden metaphysischen Agentien zuerkannt. Dahingehören: die S t e r b e n d e n , die schon selbst im Übergang zur unsinnlichen Welt begriffen sind. Ein im Augenblick des Todes ausgesprochener F. erfüllt sich auf wunderbarste Weise, und die uns c h u l d i g Hingerichteten verfluchen mit Erfolg die Fruchtbarkeit des Orts ; die E l t e r n , von denen oft die M u t t e r wieder vorgezogen wird (ihre Flüche sind besonders schmerzhaft und unabwendbar); dem A T . wird nachgedichtet: „ D e s Vaters Segen bauet ein Haus, der Mutter F. reißt's wieder aus" Auch sehr a l t e r Leute Flüche überhaupt, der F. des Pries t e r s sind hervorzuheben; eines b e trogenen Mädchens F. geht ebenso sicher in Erfüllung ^ wie der einer Schwangeren, der z. B. macht, daß aus einem Teich voller bester Fische kein Mensch mehr einen Fisch zu essen bekommt 31 ). — Andererseits gelten auch die Flüche, die G o t t a l s V e r fluchenden oder Verderbend e n anrufen, für die feierlichsten, somit ganz sicher treffenden 32). Ein von Gott selbst Verfluchter, der nun ewig wandern muß, ist der (aus dem Gott Thor umgebildete) Schmied, der mit seinem Hammer die Himmelspforte einschlug und den Petrus, der ihn nicht einlassen wollte, die Leiter hinabstürzte 33). Die auf T a f e l n geschriebenen und vergrabenen Flüche, z. B. mit den Namen sämtlicher Stadträte der etruskischen Stadt Tuder, haben eine sonderlich lange Dauerkraft, durch welche jene den Unterirdischen geweiht sind 3 4 ). F . r u n e n auf viereckiger Knochenplatte aus dem 10. Jh. sind in Lund ausgegraben worden; es ist ein bei der Bandwirkerei benütztes Brettchen, in das die Besitzerin einen F, gegen den treulosen Geliebten ritzte, damit er Mangel und Kummer leide 8S). Der gewöhnliche mündliche F. dagegen ist durch Barschheit, „Geschwindheit", „Schnellheit" oder „ W i l d h e i t " ausgezeichnet 3S ). " ) K ü h n a u Sagen 3, XXXVI. ») Grimm
1642
Myth. 3, 366. M) Elsaß. Monatsschr. r, 22g. ") S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 153 f. M) G r i m m Myth. 3, 367. " ) P a n z e r Beitrag
1, 98.
M)
Stemplinger
Aber-
glaube 65. »*) ZfVk. 18, 349. »•) G r i m m Myth. 3, 366.
3. Dem F. wohnt unter Umständen eine reinigende Kraft bei (s. Kathartik), weshalb er wie Verderben so auch Gedeihen bringen kann. Die von bösen Geistern (in Gestalt von Wölfen oder Menschen) heimgesuchten Herden werden durch des Hirten F. gerettet (F. gegen den feindlichen Reiter) M ), während natürlich auch vorkommt, daß sich die Rappen (Raben) auf den fluchenden Hirten stürzen, um ihn vom Fels zu stoßen, und er sich nur durch Anrufung Unserer Lieben Frau r e t t e t M ) . V i e l e Tiere g e d e i h e n nur unter Fluchen und jeder F. jagt drei Fische ins Netz*"). Ebenso gedeihen Pflanzen wie Kümmel und R a u t e 4 1 ) und das B a s i l i e n k r a u t vornehmlich u ), wenn sie unter Fluchen gesäet werden. Wie nach Fischarts Gargantua des Fuhrmanns „ G e b e t " Schiff und Wagen vorwärts treibt, so ist es empfehlenswert, unter einem „Hauptmanns-F.", der durch neun Harnische ätzt, Basilien, Quendel und Kresse zu setzen 4S). Bäume, Saaten und Kinder werden durch Lob von den Zauberern verdorben, durch F. gefördert **). Während diese Vorstellungen auf die Vertreibung böser Geister zurückgehen (vgl. auch Abwehrzauber), so wird in späterer Zeit umgekehrt der F. an sich als schädlich betrachtet und daher auch für die genannten Arbeiten ausgeschlossen, soweit sich nicht der erwähnte Brauch einfach erhält. Man darf also beim Pflanzen eines Baumes n i c h t fluchen 4 6 ), und wenn man beim Fischen flucht, fängt man nichts 4 S ). So darf auch in der Grube unten der Bergmann nicht fluchen oder lästern 47), und ganz allgemein darf, bei mühevoller Arbeit, die ja, um gesegnet zu sein, in Gottes Namen oder im Namen der Dreifaltigkeit begonnen werden muß, nicht geflucht werden u ) . Der Hirt darf beim Austreiben des Viehs nicht fluchen, der Waldgeist solle es holen, überhaupt kein böses Wort sprechen,
Fluch
i643
sonst schädigt der Waldgeist es wirklich «). Hiermit hängt zusammen, daß gewisse Wesen abgesagte Feinde des F.ens sind. So die B i e n e n , wie oft erwähnt wird. Der Bienenzüchter darf nicht fluchen, weil er sonst gestochen und die Zucht schlecht wird 5 0 ). Der F.er überhaupt wird von den Bienen gehaßt und verabscheut (in Schwaben) s l ). Bienen vertragen das F.en nicht S2 ). Der K o b o l d kann das Schimpfen und F.en nicht leiden 53) und ebensowenig können es die Zwerge M ). In Gegenwart des F e u e r m a n n s darf man kein F.wort gebrauchen M ), und die Holzweibchen, welche in der Mühle zu Markneukirchen beim Viehfüttern behilflich waren, sind, als eine neue wacker drauflos fluchende Magd eintrat, davongegangen und nimmer wiedergekommen 68). ») ZfVk. 5, 334-
s c h e r
38)
Angelsachsen
Ebd. 10, 51. »•) F i 10.
40)
B o e c 1 e r
") S t e m p l i n g e r a. a. O. 67. ") A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 3, 376; R e u s c h e l Volkskunde 2, 18; BayHefte 1, 200f. ") S t e m p l i n g e r 67. ") A g r . v. N e t t e s h e i m a. a. O. 45) M ü l l e r Ehsten
91.
Isergebirge 7; Z f V k . 24, 193. " ) F o g e l sylvania
265 N r . 1381.
Beiträge
2, 344.
47 )
S a r t o r i
Penn-
Sitte 2,
167. «) ZfVk. 8, 397. ") Urquell 4, 143. M) SAVk. 2, 223. ") Urquell 6, 20 Nr. 12. ") S c h ö n w e r t h Oberpfalz 1, 354. " ) W o l f ") K ü h n a u
5I) E i s e 1 Voigtland N r . 27. Sagen 1, 389. ") K ö h l e r
Voigtland 454; E i s e l
Nr. 39 und 40.
4. Gehen wir auf die W i r k u n g des F.s näher ein, so verweilen wir zunächst bei der schon erwähnten reinigenden (apotropäischen) Wirkung. Wenn der Wirbelwind ins Grummet fährt, glaubt man, der Böse wolle es seinen Dienern zuführen und v e r t r e i b t ihn durch F. und Schimpfworte 87). Die ganze Schar der Geister oder einzelne derselben werden durch F.en verscheucht B ). A m Nonerloch, wo es nie geheurig ist, sind oft die Pferde nicht weiter zu bringen (weil ihnen ein Dämon entgegensteht), bis man einen F. ausstößt 69). Wer von einem Gespenst irregeführt ist, kommt durch einen F. sofort auf die rechte Spur, aber der betreffende Geist muß nun noch länger büßen 80 ), und der Kobold, der
1644
nicht einmal, wenn er wie der Bär von Reinecke Fuchs ins Holz gezwängt ist, abläßt, wird durch F. endlich vertrieben 61 ), aber auch, wenn er im Gegenteil zum Beten gezwungen werden soll 82). Zu den durch F.en zu vertreibenden Kobolden gehört auch der neckische Jerla oder wie sonst das Wesen heißen mag, welches gern dem Fuhrmann ein Rad unterwegs festmacht. Sowohl in Böhmen 63) wie in Schlesien M ) und in der Schweiz 85) bringt man durch F. das Rad wieder in Gang. In Bayern hat eine Ulmer Hexe einem Fuhrmann seinen Gaul zum Hinken gebracht, und nachdem er tüchtig geflucht, ging's wieder gut weiter M ). Das S c h r ä t t e l e , ob es nun bloß Schabernak treibt oder dem im Bett liegenden Bauernknecht auf die Brust springt und unangenehm wird, vertreibt man durch F.en 67 ). Ebenso die Z w e r g e 6 8 ) und die S e l i g e n wie die L e c k f r ä u l e i n in Nobels, die in Höhlen beim Locherer in der Lecklahn wohnten, Glück brachten und Speisen verlangten und auf einen F. hin durch den Kamin entwichen 69). Die I r r l i c h t e r , die als unselige Kinderseelchen durch Beten herbeigezogen und so erzürnt werden, daß sie den Menschen töten 70), v e r s c h w i n d e n durch den F. 71 ). Als in der Gegend von Storkow die Pferde des Pfarrwagens vor den Irrlichtern scheuten, kamen letztere immer zahlreicher, je mehr der Pastor betete, schwanden aber, als der Knecht „ I n s Teufels Namen!" fluchte 7 2 ). Anders freilich, wenn's kein wirkliches Irrlicht ist, sondern ein Teufelsgesell. Das Licht wird durch F.en zur W u t gebracht, eilt hinter dem ins Haus flüchtenden Menschen her, kracht gegen die Tür, in der sich am Morgen ein Hufeisenloch eingebrannt findet 73). Der F e u e r m a n n wird im allgemeinen durch F.en verscheucht 74), doch kann sich's auch ereignen, daß Feuermänner den F.enden auf bösen W e g bringen und erst dann, weil sie nun über solch Werk zufrieden sind, sich davonmachen 7S ). Die H o l z w e i b l e i n verschwinden auf einen F. hin 78) oder lassen den Flachs mißraten 7! ). Verfluchte Menschenseelen verschwinden
Fluch
1645
auif F . K a u m hat der Vater seinen auf dem Wteg stolpernden J u n g e n gescholten: „ D u dummer J u n g e , wo hast du denn deine A u g e n ! " — da verschwindet die w ) M a i z Sargans 102. «•) H e y l Tirol 39 Nr. 52. •') R a n k e Sagen 5; M e y e r Baden 5 5 1 ; B i r l i n g e r Volksth.
i0
) Heyl
Sagen 20.
1,
") K u h n ebd. 143;
302.
Schmitz
")
Baader
Tirol 276 Nr. 91. '•)
71
) Grimm
Myth.
u. S c h w a r t z
Sagen
3, 4 5 5 N r . 6 1 1 .
85. 479; vgl.
Grab d. Abergl.
Keller
11.
Grohmann 1,
139;
Eifel Nr. 453; R a n k e Sage» 59;
man braucht bloß zu sagen: „Donnerwetter, was bist du für ein dummes Ding!" ,3 ) M ü 1 1 e n h o f f Sagen N r . 169 u n d 254. ' 4 ) W i t z s c h e 1 Thüringen 2, 1 8 2 N r . 5 7 ; W u 1 1 k e
477 § 761. ") S c h ö n w e r t h Oberpfalz 2, 93 Nr. 5. '«) Ebd. 2, 369 Nr. 1 4 ; E i s e i Voigtland 2 3 Nr. 39; K ü h n a u
Sagen 2, 1 8 2 ;
B e c h s t e i n Thüringen 2, 1 1 8 ; Köhler Voigtland 454. ") S c h ö n w e r t h 2, 370. 7S ) K u h n Westfalen 1, 17 Nr. 21. '•) E i s e 1 Voigtland N r . 242.
m
) Ebd. Nr. 221.
5. Mittelbare und unmittelbare Wirkungen des F.s entsprechen in der Regel ihrem Inhalt und treten gewöhnlich sofort, manchmal jedoch erst nach längerer Zeit ein. In einigen Fällen hat es freilich den Anschein, als laufe die Wirkung entgegengesetzt, sie aber sind dadurch zu verstehen, daß, wie in bereits angeführten Fällen, die eigentliche Auswirkung des F.s auf die Behinderer des Guten sich erstreckt, auch wenn das nicht ausdrückli:h gesagt ist oder nicht einmal mehr empfunden wird. Daß man sich durch F . vom Irrwege wieder zurechtfindet, er-
1646
klärt sich durch die apotropäische Wirk u n g (Verscheuchung des Irreführers) 8 1 ). E n t w e d e r wird nun das Übel genau im F . selber bezeichnet, so K r a n k h e i t und Tod, oder es ist allerlei Ungemach 8 2 ). Die Hausiererin, die allerlei Böses anfluchen kann, j a g t zwei Gesellen, die ihren K o r b festgenagelt haben, in den T o d 8 3 ) . Viel ist im Volksglauben v o m A n f l u c h e n v o n verschiedenen Übeln die R e d e 8 4 ) . Auf einem v e r w ü n s c h t e n G e h ö f t e wird stets ein L a h m e r sein 8 5 ), und die Solinger haben infolge eines F . s k r u m m e B e i n e 8 4 ) . Auf dem Bauernhof P l ü c k e r s b u r g bei Hecklinghausen ist stets einer einäugig, weil der Liebhaber der Tochter nach der schwarzen K a t z e stach und dadurch nicht nur sie, sondern auch die Mutter ein A u g e v e r l o r . u n d diese Eigentümlichkeit durch den (Hexen-)F. sich v e r e r b t e 8 7 ) . Die E r b l i c h k e i t d e s F . e r g e b n i s s e s ist in Sagen sehr häufig w ) . Das hängt schon mit den überaus zahlreichen Flüchen zusammen, durch welche die Kinder das Leben verlieren, so daß das g a n z e G e s c h l e c h t getroffen wird. S o wird die Königstochter, weil die Mutter wünscht, sie möge ein R a b e sein und fortfliegen, in einen R a b e n v e r w a n delt 8 8 ) und die drei Königstöchter, deren eine einen A p f e l im Garten pflückte, werden durch d e s V a t e r s F . hundert K l a f t e r tief in die E r d e g e b a n n t " ) , andere K i n d e r infolge der V e r f l u c h u n g durch Geister wegg e f ü h r t 9 1 ) , und in dem ungarischen Märchen E i s e n - L a k z i wird die Schwester in die E r d e v e r w ü n s c h t 9 2 ) , böse Schloßkinder werden durch Z w e r g e n - F . in Wassermäuse 93 ), eine Burgtochter in Stein v e r w a n d e l t M ). Die verführerisch singende K u h m a g d auf der A l m wird v o n der Mutter eines v e r f ü h r t e n Burschen in einen Gletscherbach, den Reichenbach, durch F . v e r w a n d e l t 9 5 ) . Der Sohn des Ritters v o n L i n d u m , dessen V a t e r lieber eine Wildsau werden als von seinem J a g d revier etwas dem Feind überlassen wollte, wird mit Schweinskopf geboren M ). Ferner erstrecken sich aber die Flüqbe gereizter Geistwesen nicht selten gleich auf mehrere Generationen, wobei die S i e b e n und Neunzahl eine große Rolle
1647
Fluch
spielen (s. Zahlen). Die wilden Männer (Heiden, setzen die erklärenden Traditionen hinzu), welche beim Lanznaster Bauern zum Fenster hinein um Krapfen baten und diese auch erhielten, zugleich aber von der Bäuerin mit dem Schmalz verbrannt wurden, schrien auf 7mal 7 Menschenalter F. und Wehe über das Haus m ), das nun in Armut sinkt. Sonst rächt der F. bis ins neunte Glied " ) , Ein kleines trauriges Weiblein erhält von der Bäuerin zu Velton eine Kelle voll heißen Schmalzes hinausgeschüttet und ruft: ,,Bis afn neuntn koa reicha Veltoner mea" w ). Ähnlich ruft die beim Verlotter von St. Magdalena in Villnös bedienstete Selige, als sie von der Bäuerin schlecht behandelt wird, daß bis ins 9. Glied kein Verlotterer mehr ein Haus h^ben soll 10°). Das L e c k f r ä u l e i n bekam regelmäßig beim Locherer Essen, nur eines Tages schlug ihm die Bäuerin mit der Kelle auf die Hand. Drum: „ K e i n reicher Locherer m e h r " 1 0 1 ) ! Ebenso verhielten sich die Saligen in der Gegend von Brixen 1 0 2 ). Im Kreise Habelschwerdt wird ein Hof von einem unschuldig Verurteilten am Galgen verflucht: nie soll in seinem Besitze der Sohn dem Vater folgen 103).
1648
Nr. 2. ") W e i n h o l d Neunzahl 58. ») H e y l Tirol
10»)
168 Nr. 77.
"">) Ebd.
169
Nr.
78.
Ebd. 276 Nr. 91. l n ) Ebd. 166 Nr. 76. K ü h n a u Sagen 3, 290 f. »«) L ü t o 1 f Sagen 485 f. »») ZföVk. 10, 95. "•) M ö l l e n h o f f Sagen 338 Nr. 452. 10S)
6. S t r a f e n f ü r d a s F. e n . Den F.er treffen mancherlei Strafen, die seine Bequemlichkeit und Bewegungsfreiheit, seine Wünsche und Strebungen, seine Sachgüter, Gesundheit und Leben angehen. Hatte doch der Schiffer, der die Hollemännchen über die Fulda fuhr, von dem Sprecher der Zwerge einen nicht endenden Garnknäuel erhalten; als aber seine Frau einmal beim Haspeln ungeduldig ward und zum Teufel fluchte, war der Knäuel fort 1 0 7 ). Ähnlich geschah's mit dem Knäuel, den eine Salige bei Brixen geschenkt hatte 108). Dem vogtländischen Edelmanne fährt zur Strafe für sein F.en der Teufel den großen Eichbaum ins Schloßtor, so daß es ganz versperrt ist 1 „Wutsch, iwer Hecken und Traisch!" (Luxemb.) M ), „ F a h r e hin, nach dem Blocksberg steht mein S i n n ! " usw. s. F l u g ( f l i e g e n , Hexe.
Luftfahrt),
Flunder—Flurumgang
1677
l) M a n n h a r d t Zauberglaube 219; S o l d a n - H e p p e 3 1, 218 (nach der Hs. des schwäbischen Dominikaners Johannes Nider „Fofmicarius"). ') S o l d a n - H e p p e 1 1, 225. 242. 246. ') Ebd. *) M a n n h a r d t Germ. Myth. 35 f. (Die Deutung Mannhardts ist abzulehnen). ») Z f V k . 9 (1899), 248. K i e s e w e t t e r Faust 2, 267. R a n k e Sagen 2 29 f. = S c h m i t z Eifel 1, 47; M ü l l e n h o f f Sagen 215 Nr. 291; K ü h n a u Sagen 3, 30. ») M a n n h a r d t Zauberglaube 220. ') W o l f N. Sagen 284. 10) R a n k e Sagen* a . a . O . " ) W o l f a . a . O . 1S) M a n n h a r d t Zauberglaübe 219. " ) S o l dan-Heppe» x, 225. 534. 14) R a n k e Sagen' 29 f. = Schmitz Eifel r, 47. " ) S o l d a n - H e p p e » 1, 384. " ) K u o n i St. Galler Sagen 154 ff. Nr. 282; 51 Nr. 106. " ) M ö l l e n h o f f Sagen 215 Nr. 291. " ) Ebd. ") R a n k e Sagen » 3 4 = G r e d t Luxemburg Nr. 220 *°) M ü.l 1 e n h o f f a. a. O. 215 f. Nr. 292. — In Schottland erhebt man sich auf Strohschütten, Bohnenstangen oder Binsenbüscheln in die L u f t mit den Worten: „ R o ß und Heuhaufen, in des Teufels N a m e n ! " ( S o l d a n - H e p p e » 1, 384). Über die Zubereitung der Hexensalbe vgl. auch Wolf Nied. Sagen 284. Bei den Magyaren dient das F e t t eines ungetauften Kindes als Flugsalbe, mit dem sich jede Hexe jedes 7., 17., 27., 37. usw. Jahr einmal einreiben muß. In einer Sage fliegt ein Held auch mit Hilfe eines F l u g pulvers über das Meer (Wlislocki Magyar. Volksglaube 153 f. 32). ^ Herold.
Flunder s.
Scholle.
Flurumgang. 1. Der brauchmäßigen Umwandl u n g kann einerseits B i n d u n g und Inanspruchnahme zugrunde liegen, andrerseits T r e n n u n g und S i c h e r u n g nach außen hin x ). Das gilt auch für die Begehungen der Feldflur 2 ). Feldzauber durch Umwandlung kann von einem oder mehreren Mitgliedern der H a u s gemeinschaft ausgeübt werden, um bösen Dämonen den Zutritt zu wehren 3 ). Dabei ist mitunter N a c k t h e i t vorgeschrieben 4). In Niederösterreich unternehmen die Landleute Ostern und am Florianstage Prozessionen auf eigene Hand B). In der Grafschaft Glatz umzieht an einem Sonntag zwischen Ostern und Pfingsten der Bauer mit seiner ganzen Verwandtschaft die Felder 6 ). Im 15. Jh. hielten die Wenden auf der Gabelheide in Mecklenburg noch jährlich im Mai einen festlichen Umzug um ihre Saatfelder; vorauf der Spielmann, dereine mit Hunds-
fell bezogene Pauke führte, gleich hinter ihm der Vortänzer, dann alle übrigen. Sie liefen und tanzten mit lautem Gesänge an den Hufen hin und her und meinten dadurch die.grünende Saat vor Schaden durch Regen und Gewitter zu schützen 7 ). In Preußen hält der Hirt tags oder besser noch nachts vor dem ersten Austreiben des Viehes Markungsumgang, mit verschiedenen Erdarten ausgerüstet, die er in jeden Grenzhügel legt. Dann wagt das Vieh sich nicht über die Marken hinaus 8). ') K n u c h e l Umwandlung. 2) B a y H f t e . 8, 15 ff. (Vgl. Acker 2 undOsterreiten). ») K n u chel Umwandlung 75 f f . 4) D e r s. 76 f.; H a l t r i c h Siebenb. Sachsen 280. 5) L a n d s t e i n e r Niederösterreich 64. •) MschlesVk. 1 1 , 1 7 5 . ') M a n n h a r d t 1 , 4 0 1 . ») F r i s c h b i e r Hexenspruch 144 f.
2. Die Fruchtbarkeit der Felder zu Sichern, waren schon in heidnischer Zeit Umzüge mit Götterbildern durch die Feldflur üblich. Nicht nur die Umwandlung ist von Wirkung, sondern schon das Betreten der Flur durch die segenbringenden göttlichen Wesen und Bilder. Die christliche Kirche hat diese Umzüge übernommen (s. Bittgang). Sie finden zu Fuß oder zu Pferde während der ganzen Zeit, wo das Getreide wächst und reift, s t a t t ' ) , doch sind gewisse Tage besonderp beliebt, namentlich der Himmelfahrtstag und seine nächste Umgebung 1 0 ), ferner: Palmsonntag 1 1 ), Ostern 18 ), Georgi 1 3 ), Markustag M ), Mai t a g 1 5 ) , Pfingsten 18 ), Johanni 1 7 ), Mariä Himmelfahrt 1 8 ). Die Fronleichnamsprozession (s. Fronleichnam) hat auf dem Lande ganz den Charakter einer Flur- und Wetterprozession 19 ). Die Flurritte am Stephanustage sind vielfach zu einer bloßen Begehung geworden, die das Gedeihen der Rosse sichern soll 2 0 ). Außerdem finden Flurprozessionen bei anhaltender Dürre statt 21 ). Im Weiler Seehof im Oberdorf er Bezirke war im Sommer alle Samstage und an den Vorabenden der gebotenen Feiertage Umgang der Gemeinde um die Feldflur 22). Auch die Weingärtner ziehen zur Zeit der Rebenblüte mit dem Bilde des hl. Urban durch die Weinberge **). Die heute noch zu Ostern, Pfingsten und im Mai üblichen Leonhardi-, Georgi- usw.
1679
Flurumgang
1680
hohen Fahnenstangen: „ j e länger die Fahnenstange, je kleiner das Fähnlein, desto schlimmer für die Hexen" **). In Franken schmückten sich noch zu A n f a n g des 16. Jhs. die Teilnehmer der Flurprozessionen das Haupt mit Blumengewinden und trugen Stöcke aus WeidenBenediktionen 2, 68. 74; W r e d e RheinVk. * holz 34). Bei der Prozession von Bero266; M e y e r Baden 424.425; R o c h h o l z münster muß der Bauer vom Hofe HasenNaturmythen 17 ff.; Birlinger Aus Schwaben 2, 180 ff.; BayHfte. 8, 26. 27. 36. hausen dem Abte einen schönen Blumen») S a r t o r i 3, 136 A. 8. ") Ebd. 3, 164; kranz überreichen, den dieser um die BayHfte. 8, 27. 28. 32; H ö f 1 e r Ostergebäcke Monstranz windet 3S). Beim Saatengehen 60 (Elsaß); H ö r r n m n Volksleben 49ff. in Jauernig ist das von einem alten Manne (mit dem Palmesel). S. Osterreiten. ") S a r getragene Kruzifix mit einem grünen t o r i 3, 168. ") Ebd. 3, 168 f.; M e y e r Baden 424; U s e n e r Weihnacht 295. 298 f. Kranze geschmückt 38). ") S a r t o r i 3,181. »•) Ebd. 3, 216; P f a n d) K i n d e r werden mitgeführt, sogar n e n s c h m i d Erntefeste 392. ") S a r t o r i in Wickelkissen 37). Der Lehrer geht mit 3, 223 A. 10. ") Ebd. 242 A. 7. ") Ebd. 3, 219f.; W r e d e RheinVk. * 272. *>) M a n n den Schülern um die Saatflur tK). Auch h a r d t 1, 402ff.; S a r t o r i 3, 51; WZfVk. schon nach Beendigung der Feldbestel28,1 ff.; BayHfte. 8, 39. 60 u. a. ») S a r t o r i 2, 71 A. 19. ") R e i s e r Allgäu 2, 356. lung ziehen die Schulkinder um die ") S a r t o r i 2, 108. ") BayHfte. 8, 33; vgl. Acker 39). Vielleicht geschah das ursprüng50. ") Ebd. 47 ff. lich zum Segen der Flur, wie ja auch sonst die Kinder in Ackerbräuchen eine förder3. Manche vorchristlichen liche Rolle spielen 40 ); doch glaubt man Vorstellungen schimmern noch andrerseits auch ihnen selbst Nutzen zu aus den kirchlichen Begehungen hervor: bringen. Auch die Jungfrauen a) Die Flurumgänge fanden früher oft unternehmen für sich allein Feldprozesb e i N a c h t statt, besonders zwischen sionen und werden beim Pflugumzuge Mitternacht und Sonnenaufgang 2 6 ). Da vor den Pflug gespannt 4 2 ) (s. Pflugbesitzen die bösen Geister die größte ziehen). Macht und können am besten abgewehrt e) Auch das V i e h wird in der Prowerden. zession mitgeführt und soll an dem Segen b) Der k r i e g e r i s c h e und s c h r e c k teilnehmen 43 ). Vor allem sind es die hafte Aufzug, der mitunter zur P f e r d e , die oft den Gesamtbestand Schau getragen wird, soll wohl auf die der Haustiere vertreten 4 1 ). Dämonen Eindruck machen a 7 ). Desf) Die B e w i r t u n g , die den Teilgleichen der Lärm, das Schießen a ) , Peitnehmern des Umzuges gereicht zu werden schenknallen **), Läuten mit Schellen und pflegt, zeigt mitunter kultische Formen4®). Glocken 30), auch die „Schauerkerze" Beim Umritt von Beromünster übergibt der Hofbauer von Maihausen jedem bec) Durch Mittragen von frischem rittenen Wallfahrer, aber nur diesen, ein G r ü n und B l u m e n soll die VegeButterbrot. Der Reiter muß es dann tation günstig beeinflußt werden. In Salzseinem Rosse ins Maul stoßen. Ein Stückburg werden im Juni die maibaumchen der Butterschnitte nimmt man mit artigen Prangerstangen, mit Bergblumen heim, denn es bewahrt die Stiere vor geschmückt (keine Kulturpflanzen werStößigkeit, die Rosse vor dem Koller und den dazu verwendet), in die Felder gedie Hunde vor der Wut. Man salbt auch tragen. „ S i e machen den Stadel voll offene Schäden damit 49). Einen Knochen Heu", sagt der Pinzgauer; „sie bannen von dem Schafe, das beim gemeinschaftden R e i f " der Lungauer; hier heißen sie lichen Essen nach dem Königsreiten in daher Reifstangen 3 2 ). Im bayerischen Oberlande sagt man von den bei Flur- Österreichisch-Schlesien am Pfingstmorgängen mitgetragenen, beinah kirchturm- gen verzehrt worden ist, steckt jeder
Umritte sind wohl als ehemalige Frühlingsflurumritte aufzufassen, die mit der Zeit einem Patron unterstellt worden s i n d u ) . Pfingstl-, Wasservogel-, Fastnachtsritte sind Parallelen u ) . •) S a r t o r i Sitte 2, 70f.; BayHfte. 8, 44 ff. 59 f. ") S a r t o r i 3, 187; F r a n z
Fluß, fließendes Wasser
I68I
Bauer a m andern Morgen vor Sonnenaufgang in die Saaten, damit sie gedeihen 47 ). " ) B a y H f t e . 8, 9. 32. 61; MschlesVk. 11, 176. ") B a y H f t e . 8, 62 f. 64. ») MschlesVk. 1 1 , 1 7 6 ; K ü n Q b e r g
Rechtsbrauch
u. Kinderspiel
19
A. 3. »•) BayHfte. 8, 29. ») M e i e r Schwaben 400; MschlesVk. 11, 176. " ) S e p p Religion 194. **) A n d r e e - E y s n Volkskundliches 95 f. ») H ö f l e r Waldkult is A. 3. " ) P f a n nenschmid Erntefeste 60. " ) R o c h holz Naturmythen 18. '•) MschlesVk. 11, 176. " ) M e y e r Baden 425; BayHfte. 8, 26 A. 185. ") P f a n n e n s c h m i d 62. *») S a r t o r i Sitte 2, 66. Ebd. 2, 78 A. 1. 41) Ebd. з, 164 A. 73. «) BayHfte. 8, 14. " ) MschlesVk. 11, 183; P f a n n e n s c h m i d 54. 56. " ) B a y H f t e . 8, 1 ff. 76 ff. " ) Ebd. 8, 73 f f . ; MschlesVk. 11, 185 f. ") R o c h h o l z Naturmythen 19. 20. *') MschlesVk. 11, 177.
4. Eine (jedesmal erneute) Besitzergreifung durch Einkreisung, aber von rechtlicher Bedeutung, ist die von Zeit zu Zeit erfolgende A b g e h u n g d e r G e meindegrenze (Bannritt, Grenzgang, nicderd. Schnatgang) **). Auch hierbei werden K i n d e r mitgeführt, hier aber wird immer als Zweck die Einprägung der Grenze angegeben und zwar gewöhnlich unter Anwendung von allerlei Handgreiflichkeiten, Ohrfeigen, Haarzupfen, unsanftem Niedersetzen u. dgl. 49 ). ") S a r t o r i Sitte 2, Knuchel Umwandlung
184f.; 108;
3, 216; Grimm
Kleine Sehr. 2, 61 f f . ; B a y H f t e . 8 , 1 7 f. *')
t o r i 2, 184 f.; K ü n ß b e r g и. Kinderspiel 9 ff.
Sar-
Rechtsbrauch Sartori.
Fluß ( = F.), fließendesWasser(= f. W.) (Bach, Strom). I. Die B e d e u t u n g , die das f. W . (s. a. Brunnen) für den Menschen hat, weist ihm in Glauben und Brauch eine große Rolle zu. Städte und Dörfer entstehen an Bächen und Flüssen. Sie spenden das nötige Wasser zur Reinigung, manchmal auch zum Trinken, und machen Wiese und Feld fruchtbar; dem Fischer liefern sie seine Beute. Die Menschheit stellt die K r a f t des f.n W.s in ihren Dienst; es trägt nicht nur Schiffe und Flöße und treibt Mühlen, es führt auch alles hinweg, was hineinkommt, es stiftet Nutz;n sowohl wie Schaden. Besonderen Eind:uck macht seine Lebendigkeit
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2. Die H e i l k r a f t , die man dem f.n W . zuschreibt, besteht darin, daß es den Schaden mit sich fortführt. Besonders deutlich wird dies, wenn der „ S c h a de" h i n e i n g e w o r f e n wird: Nägel, Haare, Urin des Kranken usw.*), das durch Aderlässe entzogene Blut *), Pflaster und Lappen, mit denen eine Wunde verbunden gewesen 8). Der Arzt macht in ein Astchen, das der Kranke bringt, bestimmte Einschnitte, und dieser muß es, mit dem Rücken gegen den Bach, rückwärts über den Kopf werfen und, ohne sich umzuschauen, sofort nach Hause laufen 4 ); oder man geht vor Sonnenaufgang in einen Weinberg, zieht einen weißen Rebstock aus der Erde, schlägt sein Wasser in die Grube ab und wirft nachher den Stock in f. W. 6 ). Bettnässer trägt man bei Mondschein um Mitternacht zu einem fn. W . und läßt sie hineinpissen *); des Kindes Gelbsucht schwimmt den Bach hinab, wenn man Mist von einem Füllen in den Rauch des Schlotes hängt und nach neun Tagen in f. W . wirft 7 ). Gegen Kopfgrind nimmt man etwas von dem Grinde und wirft es in ein f. W., in dem Hunde und Katzen ersäuft worden sind s ): so wie das Wasser die Tiere getötet hat, soll es auch die Krankheit vernichten. Wenn man Brot und Salz einwickelt, drei Vaterunser darüber betet und rücklings in f. W. wirft, so verliert man das Fieber 9 ), oder der Fieberkranke ißt ein Stück Brot zur Hälfte und wirft die andere Hälfte in f. W. 1 0 ); ebendorthin gießt man den Inhalt des Gefäßes, worin man seine geschwollenen Füße gewaschen h a t u ) , oder man geht nach Sonnenuntergang stillschweigend an ein f. W. und wirft eine Handvoll Erbsen 1 2 ) hinein (wobei man sich das Fieber auf die Erbsen übertragen denkt). Einem Gichtkranken gibt ein Arzt vier eingeschlagene und fest zugenähte Zettel, die er neun Tage am Hals tragen und dann rückwärts in f. W. werfen muß 1S ). Gegen Blutspeien spuckt man in ein Papierchen mit Kochsalz und wirft es in f. W . 1 4 ) , bei Zahnschmerzen geht man unberufen an einen Bach, nimmt Wasser in den Mund und speit es
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Fluß, fließendes Wasser
in den Bach hinab 18 ), ähnlich bei Fieber w ) . In abgeschwächter Form haben wir das Fortschwimmen, wenn man ein Tuch, das um ein Geschwür gebunden war, auf einen Stein beim Bach legt 1 7 ), oder wenn der Fieberkranke mit seinen Händen eine Bewegung stromabwärts macht 1 8 ) oder am f.n W. nur einen Spruch sagt w ) . Die meisten dieser Handlungen sind mit dem Hersagen eines Zaubersegens verknüpft. Auch wenn das f. W. geschöpft und getrunken oder die erkrankte Stelle des Leibes damit gewaschen wird, verbindet man dies zuweilen mit dem Hineinwerfen eines Gegenstands, oder man wirft das Wasser über sich stromabwärts, so daß auch hier noch der Gedanke des Hinweggeschwemmtwerdens durchblickt 2 2 ). Eine bestimmte Zeitlang darf man nicht über das Wasser gehen, in das der Schade geworfen ist, sonst bekommt man ihn wieder zurück 2 3 ). Die Heilkraft des fn. Ws. beim W a s c h e n und Trinken wird später gelegentlich so gedeutet, daß sich in der Mitternachtsstunde, des Todes Jesu wegen, alles fließende, lebendige Wasser in Blut verwandle und daß so eigentlich das Blut des Heilands die Wunder tue 24). Besondere Kraft hat f. W., das zu heiliger Zeit geschöpft ist (s. H e i 1 i w a g). Aber auch sonst müssen bestimmte Formen gewahrt werden. Man muß so im F. stehen, daß das Wasser zwischen den Füßen durchläuft 2 S ), es muß schweigend geholt und stromabwärts 28) bzw. stromaufwärts geschöpft werden, bei den Siebenbürger Sachsen a ) nackt oder (von Frauen) wenigstens mit aufgelöstem Haar (jeder Knoten würde den Zauber „binden"). Bachwasser über glatten Kieseln hat besondere Heilkraft 29 ), ebenso abprallendes Mühlradwasser, weil dann das Böse und Schädliche vom Leib abprallt s o ), in Norwegen Wasser, das gegen Norden fließt, weil dort der Sitz der Dämonen ist 81 ). Waschen in F.wasser hilft gegen Fieber S 2 ), Augenleiden M ), H u n d s b i ß M ) ; es läßt frische Wunden heilen 8 5 ); Kinder, im f.n W. gebadet, nehmen zu ••); F.wasser als erstes Kindsbad läßt das Kind nie krank werden 87 ); Gelb-
sucht vergeht, wenn man das Leintuch, worauf der Kranke gelegen, vor Sonnenaufgang auf einer Bachbrücke stehend und das Gesicht dem f.n W. zugekehrt wäscht **). Kann der Kranke nicht zum f.n W. gehen, so holt man ihm solches und stellt es unter die Bettlade M ); besonders gut ist dies gegen Wundliegen 4 0 ). Getrunken wird F.wasser hauptsächlich gegen Fieber 4 1 ). Heilkräftig gegen jede Krankheit, besonders äußere Schäden, ist mit fm. W. ausgewaschene Butter 42 ). Die K r a f t des f.n W.s v e r b i n d e t s i c h zuweilen mit einer a n d e r e n wegn e h m e n d e n K r a f t . Beim Fastenläuten, wenn die Fasten aus sind, muß man die Sommersprossen waschen 43 ); zur selben Zeit hilft Waschen gegen Hautausschläge fürs ganze Jahr **). Gegen Gicht geht man an drei Freitagen bei abnehmendem Monde vor Sonnenaufgang zu einer Weide, die an einem f.n W. steht, richtet sein Gesicht nach dem Laufe des Wassers und sagt einen Spruch 4B ); dem Stammeln des Kindes hilft man ab, wenn man seinen Harn dreimal nacheinander am dritten Tag Neumond unbeschrien in f. W. trägt 44 ); bei Vollmond (also wenn der Mond im Begriff ist, wieder abzunehmen) wäscht man Bruch in f. m W. 4 7 ). Warzen wäscht man während des Grabgeläutes und sagt etwa folgenden Spruch: „Sie läuten einem Toten ins Grab, ich wasche meine Warzen a b " oder man tut dies, während die Leiche übers Wasser **) oder nach dem Kirchhof gefahren wird (s. Begräbnisläuten). Da die S ü n d e vielfach als Krankheit aufgefaßt wird, reinigt Baden im F. s l ), Spucken 62 ) oder Ausleeren der Taschen in f. W. 68) oder Hineinwerfen anderer Dinge M ) von Sünden. ') S e y f a r t h Sachsen 253. *) G r i m m Myih. 3, 473 Nr. 1022; L a m m e r i 200. a) B a r t s c h Mecklenburg 1, 109; J o h n Erzgebirge 110; D r e c h s l e r 2, 290; ZfVk. 4 (1894), 85. *) ZföVk. 4 (1898), 224. •) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 171. •) WZfVk. 32 (1927), 79. ') R o c h h o 1 z Kinderlied 337 Nr. 924. ») W u t t k e 335 § 498. •) W o l f Beiträge 1, 223. 10) W u t t k e 336 § 499. ») Urquell 3 (1892), 11. ") W u t t k e 335 § 499. ") ZföVk. 6 (1900), 117. " ) L a m m e r t 197. ") W u t t k e 337 §501. a ) H o -
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Fluß, fließendes Wasser
vorka- Kronfeld i, 147. " ) H e y l Tirol 802 Nr. 255. " ) W u t t k e 335 § 49919 ) B a r t s c h a. a. O. 2, 394. ">) B o h n e n b e r g e r 14. " ) ZfVk. 1 (1891), 194. " ) H ö h n Volksheilhunde i, 107; W u t t k e 336 § 501. 23 ) Bohnenberger 14. " ) D r e c h s l e r a. a. O. 1, 84. " ) H ö h n a. a. O. 1, 120. -') G r i m m a. a. O. 3, 427 Nr. 89. " ) ZfrwVk. 7 (1910), 56; J o h n Westböhmen 272; B a r t s c h a . a . O . 2, 13. " ) S c h u l l e r u a Siebenbürgen 43. *•) B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 404. ») G r i m m a. a. O. 1, 492 f. E i t r e m Opferritus 124. " ) K u h n u. Schwartz 439 Nr. 3 1 9 ; Alemannia 27 (1899), 1 1 5 . M) S e y f a r t h a . a . O . 256; John a . a . O . 272. **) ZföVk. 6, 116. W o l f a. a. O. 1, 225. " ) D r e c h s l e r .1. a. O. 1, 2 1 1 . " ) S e y f a r t h a. a.O. 257. ,ja ) M a n z Sargans 79. " ) B o h n e n b e r ger 14. ") S e y f a r t h a. a. O. 256. 4l ) S t r a c k e r j a n 1, 93; Drechsler a . a . 0 . 2 , 303; ZfrwVk. 7(1910), 56. " ) D r e c h s ler a. a. O. 1, 85. Über Heilkraft des Wassers des Ganges s. ARw. 17, 361. " ) M e y e r Baden 548. " ) ZföVk. 4 (1898), 149. 45 ) B a r t s c h a. a. O. 2, 407. " ) R o c h h o l z a. a. O. 335 Nr. 918. 47) W u t t k e 337 § 5 0 1 . «) W r e d e RheinVk. 1 1 3 1 ; ZfrwVk. 11 (1914), 161 f.; L a m m e r t 187; B o h n e n b e r g e r 26; F r i s c h b i e r Hexenspr. 95; W u t t k e 337 § 502. " ) S t r a k k e r j a n 1, 90; W u t t k e 136 § 186; 335 §497. M) B o h n e n b e r g e r 14. " ) S e y f a r t h 360. 379; B r a n d t Die jüd. Baptismen 103. «») ARw. 17, 371. •») Ebd. 373. M ) E i s e 1 Voigtland 81 Nr. 207.
3. S c h ä d l i c h e W i r k u n g . Wie das f.e W. den Schaden wegnimmt, kann es aber auch die Gesundheit fortführen. Wer im Kraichgau in f. W. pißt, dem schwimmt die Gesundheit fort ss ). Man darf nicht über ein Wasser gehen, wenn man an Schnupfen oder Schwindsucht leidet 5B ). Wer im Frühjahr über ein Wasser geht, bekommt leicht Fieber w ) ; besonders gefährlich ist das Überschreiten des Wassers für Genesende M ). Wenn man ein Kind, das noch kein halbes Jahr alt ist, über ein Wasser trägt, kränkelt es und wird sein zweites J a h r nicht erreichen M ). Mit einem neugeborenen Kind darf man über keine Brücke (s. d.) gehen, sonst vertauscht es der Wassermann (s. § 6) mit einem Wechsel balg 60 ). Wenn man eine Krankheit verpflöckt (s. d.), darf man auf dem Wege zum Baum kein Wasser überschreiten 81 ). Auch Milch darf man über kein f. W. tragen, weil sonst die Kuh von der Zeit an trocken stehen wird 6 2 );
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tut man es doch, muß man ein Körnchen Salz in die Milch werfen 83 ). " ) Mündliche Mitteilung eines Einheimischen. ••) G r o h m a n n 179; H o v o r k a - K r o nf e l d 2, 6; W u t t k e 343 § 5 1 1 . «') H o vorka-Kronfeld 2, 332. " ) L a m m e r t 264. " ) R o c h h o l z Kinderlied 335 Nr. 914. " j K o h n u. S c h w a r t z 92. ") G r i m m Myth. 3,475 Nr. 1074; D r e c h s l e r 2, 303. " ) S a r t o r i Sitte 2, 144. •*) ZfrwVk. 2 (1905), 203.
4. Allerlei Z a u b e r wird außer dem Heilen m i t f . m W . getrieben. Wasser, das zur Herstellung von Zauberbrei oder dergleichen dient, muß aus einem F. oder Bach geschöpft werden M ), meist gegen den Strom 8 S ), seltener stromabwärts 88). Für das G e d e i h e n d e s Kindes nimmt man wiederum die wegtragende K r a f t des F.es in Anspruch: die Nachgeburt wird in f. W. geworfen, damit das Kind gut und willig lerne ; ein Kind, das zu oft weint, schlägt man sanft mit der Rute und wirft diese in f. W., damit es das „ G e w e i n " fortführe 88 ). Ein Roß wird kräftig für die Jahresarbeit, wenn es am Weihnachtsmorgen aus einem Wasser trinkt, in das man einen Apfel geworfen hat, so daß er gegen das Roß schwimmt: hier trägt das Wasser dem T i e r die K r a f t in dem Apfel zu w ). Um ein Stück Vieh sicher zu verkaufen, führt man es zu einem f.n W., gießt drei Hände voll über es und spricht: „ E s muß mir jedermann nachlaufen und mir mein Vieh abkaufen. So wahr, als Christus taufte im Jordan, so wahr taufe ich dich" ™). Schwenkt man beim ersten Osterläuten an einem f.n W. seinen G e l d sack hin und her, so wird er immer voller 71 ). Einen Klumpen B u t t e r kann man aus dem Wasser herausholen, wenn man mit dem Rücken gegen die Strömung in den F. tritt und mit den Händen im Wasser hinter dem Rücken herumrührt 7a ). Ein U n w e t t e r entsteht, wenn man mit ungewaschenen Händen in aller Teufel Namen Wasser aus dem Bache über sich hinauswirft 7S ). L i e b e s z a u b e r treibt das Mädchen, das am Ostermorgen vor Sonnenaufgang drei Löffel aus f.m W. trinkt und spricht: „Untergehen, auferstehen, immer treu, ewig neu"; von
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Liebessehnsucht 7 4 ) befreit man sich, indem man den v o m A b s a t z des rechten Schuhs abgeschabten K o t mit r ü c k w ä r t s gewandtem K o p f ins Wasser w i r f t und, ohne sich umzuwenden, weggeht (wegnehmende K r a f t ) . D a s Wasser des Jordans, durch Christi T a u f e geheiligt, m a c h t unfruchtbare Frauen s c h w a n g e r 7 6 ) . Geht ein Mann beim Feierabendläuten in Weiberkleidern in den Bach, so wird er u n s i c h t b a r 7 e ) . Wenn man die Fußstapfen des D i e b e s , der auf dem Felde Früchte stiehlt, herausschneidet und in f. W . wirft, b e k o m m t er solange Durchfall, bis er stirbt; h ä n g t man sie nur hinein, so ist ihm noch zu helfen 7 7 ). H a t ein Mann eine T r u d unfähig gemacht, Wasser zu lassen, indem er sofort nach dem Truden in einen Steinkrug gepißt und ihn fest zugestöpselt hat, so kann er sie wieder befreien, wenn er den K r u g in ungerader Stunde a u f h ä n g t und ihn am andern T a g vor Sonnenaufgang oder -Untergang gegen f. W . ausschüttet 7 8 ). Bei den Rumänen in Südungarn gehen sechs Wochen nach der Beerdigung drei Weiber morgens zu einem f.nW. und lassen auf ihm Brotrinden, auf die angezündete Wachskerzen gesteckt sind, frei schwimmen; von diesem Augenblicke an hat die S e e l e d e s V e r s t o r b e n e n stets Wasser zur V e r f ü g u n g 7 8 ) . Das vor Sonnenaufgang aus Flüssen und Bächen unter strengstem Schweigen geschöpfte Wasser, mit dem man sich wäscht, schützt v o r B e h e x u n g 8 0 ) . Bei den siebenbürgischen Zigeunern wird zum S c h u t z gegen den bösen Blick unter Verwendung von f.m W . ein gewisser Brei hergestellt, den man in einem Säckchen den Kindern um den Hals h ä n g t 8 1 ) . F. W . ist die Z a u b e r g r e n z e . Fausts Pferde werden, als sie das Wasser des F. es berühren, wieder zu Strohwischen 8 2 ). Wenn ein Dieb den F. oder B a c h überschritten h a t , dann hat der Zauber keine Gewalt mehr über ihn 83), und der Zauberer selbst ist nach Überschreitung des Wassers in Sicherheit M ). Dämonen, Geister, Hexen, Irrlichter usw. können nicht über ein f. W . gehen, und man ist sicher vor ihnen, wenn man einen F. zwischen sich und sie
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gebracht h a t 8 6 ) . Der wilde Jäger k a n n nur über den Bach, wenn jemand, der ihm begegnet, seinem Pferde v o n dem B a c h wasser zu trinken gibt M ) . Der Schlangenbiß ist ungefährlich, wenn der Gebissene vor der Schlange über das nächste Wasser k o m m t 87 ). So k o m m t es, daß Bachübergänge Aufenthaltsorte für Dämonen s i n d w ) . Deshalb soll man beim Überschiffen des Stromes, beim Überschreiten der Brücke (s. d.) zur A b w e h r gegen die D ä monen dreimal ausspucken M ). H a t man aber einen Geist, der einem folgt, mit über ein f. W . genommen, so gerät man in seine G e w a l t B e i der Rückkehr v o m B e g r ä b n i s gehen in Geislitz bei Hoyerswerda 91) die Leichenbegleiter durch f. W . A u c h im Winter wird die B r ü c k e nicht benutzt, sondern das Eis a u f g e h a c k t , daß der Trauerzug durchwaten kann. Man will so die R ü c k k e h r des T o t e n verhindern, denn dieser kann ebensowenig wie ein anderer Dämon durch f. W . hindurch. So konnte in Erlisbach eine verstorbene Wöchnerin nicht zu ihrem Säugling kommen, weil ein Bach zwischen Kirchhof und H a u s f l o ß ; sobald ein S t e g über den Bach gelegt war, ging es 9 2 ). Die Asche einer H e x e w i r f t man in den F., u m die letzte Zauberkraft, die ihren Überresten anhaftet, zu vernichten 9 3 ). Mit all dem stimmt es überein, wenn f. W . nicht besprochen werden k a n n ; deshalb nennt man Hunde „ S t r o m " 9 4 ) , und ebenso schützte man früher K i n d e r vor dem bösen Blick, indem man auf ihre Hände die Namen v o n Flüssen schrieb 9 5 ). ") G r i m m Myth. 3, 428 Nr. 58. ") B a r t s c h Mecklenburg 2, 13. 18. 20. ••) S e i i g m a n n 1, 258 f. ") J o h n Erzgebirge 49. • ) Urquell 4 (1893), 170. * ) G r i m m a. a. O. 3, 418 Nr. 37. ™) M a n z Sargans 145; Eberhardt Landwirtschaft 19 (Blaubeuren); SAVk. 12, 226 (Kt. Aargau). " ) W u t t k e 408 § 633; V e r n a l e k e n Mythen 315. ™) M a n n h a r d t Germ. Mythen 27. " ) L ü t o l f Sagen 237; M ü l l e r Urner Sagen 1, 117 Nr. 160. " ) G r o h m a n n 209. '•) ARw. 15, 141 ff. '•) H e y l Tirol 803 Nr. 266. ") S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 200f. '•) L e o p r e c h t i n g Lechrain 12. ") Globus 69, 198. *>) S e l i g m a n n 2, 236. 330f. M ) Ebd. 2, 379. •») Historia von D. Fausten Kap. 39 (Neudrucke 7, 84 f.). •») K ü h n a u
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Sagen 3 , 2 2 3 ; B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 406. **) K ü h n a u a. a. O. 3, 224 f. •*) S e l i g m a n n 2 , 2 3 6 ! . ; S c h ö n w e r t h a. a. 0 . 2, 98 f. 326; 3, 107; D r e c h s l e r 2, 147 f.; L i e b r e c h t Z. Volhsk. 317; ZfVk. 13 (1903), 65; 18 (1908), 365 (die indischen Rakshas). " ) ZfVk. 18 (1908), 365 f. " ) G r i m m a. a. O. 1, 487. M) ZfrwVk. 3 (1906), 200. ••) G r i m m a . a . O . 1, 496. M) B i n d e w a l d Sagenbuch 166. " ) H a u p t Lausitz 1, 254. Ebenso auf Celebes (ZfVk. 18, 371); im alten J a p a n folgte eine Waschung im F.e, und die Basutos in Südafrika baden sich nach der Schlacht in voller Rüstung im F.e (ebd. 369). •*) R o c h h o l z Sagen 1, 57. **) H a n s e n Hexenwahn 575- *4) S t r a c k e r j a n 2, 115; K u h n u. S c h w a r t z 451 Nr. 388; K l u g e Bunte Blätter 90 f. (im 14. J h . heißt ein H u n d „ R l n " , ebd. 88). " ) S e 1 i g m a n n 2, 236.
5 . W e i s s a g u n g . Versiegendes oder steigendes Wasser des F.es bedeutet Todesfall oder Hungersnot 9 8 ). Färbt sich das Wasser in den Bächen rot, so weist dies auf Seuche, Krieg oder Teuerung 9 7 ). Die Fulda stand still, wenn ein Fürst aus Hessen sterben sollte 98 ). Im F.spiegel sehen die Mädchen den Zukünftigen, im schlesischen Kreise Lauban von einem Baum herab am Andreasabend 99 ), am Rheine bei einer Mondfinsternis 100 ). In Oberbayern gehen die Mädchen in der Johannisnacht an einen Bach, berühren das Wasser mit der Fußspitze und sprechen: „Du Wasserwelle, ich tritt dich, du heiliger Johannes, ich bitt dich, laß mir erscheinen den Herzliebsten meinen" 101). In Ostpreußen greifen die Mädchen am Silvesterabend aus einem f.n W. eine Handvoll Kies und zählen die Steine; ist die Zahl gerade, so heiraten sie im nächsten Jahre 102). Zum Zinngießen in der Neujahrsnacht holt man f. W. nachts zwischen 11 und 12 Uhr 1 0 3 ). ••) G r i m m Myth. 2, 952. K ) B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 404; W o l f Beiträge 1, 236. ") G r i m m Sagen 94 Nr. 111. ") D r e c h s l e r 1,10. '«) W u t t k e 246 § 356. »01) ZfVk. 8 (1898), 398. 1M) S t e m p l i n g e r Aberglaube 53. los ) W o l f a. a. O. 1, 231.
6. D ä m o n e n u n d G ö t t e r . Die große Bedeutung, die somit Flüsse und Bäche für das Schicksal des Menschen haben, erweckte schon in alter Zeit den Glauben an dämonische und göttliche Wesen im F.e. Die Griechen und Römer personifizierten die Flüsse; die nächste
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Entwicklungsstufe war die F. g o 11 h e i t , die schon im Altertum eine große Rolle spielt. Nach Herodot durfte in Ägypten niemand, die Nilpriester allein ausgenommen, die Leiche eines Ertrunkenen anrühren, und das Leichenbegängnis wurde glänzend ausgestattet, weil der Ertrunkene jetzt die verkörperte Gottheit der Fruchtbarkeit darstellte 1M ). In Deutschland sind es W a s s e r m ä n n e r und N i x e n (s. d.), die die Flüsse beherrschen. In Weißwasser im ehemaligen Österreichisch-Schlesien erkannte man die Nixe des Weißwasserbachs, die öfters in den Ort mit einem Körbchen am Arme kam, am unteren n a s s e n Saum ihres Kleides 105 ). In Fröbel (an der polnischen Sprachgrenze) wurde ein Wassermann im roten Kleid, der die Vorübergehenden neckte, häufig an F.übergängen gesehen 10Ä). Im heutigen Wiener Kinderglauben leben im Bache noch Wassernixen, die weiß, und Wassermänner, die grün aussehen l m ). Meist sind diese Wesen, entsprechend der Gefährlichkeit des Wassers, bösartig, so in einzelnen Talbächlein in der Eifel M8 ); ein brüllendes Gespenst weilt in einem Bache bei St. Gallen l w ). Der Nix in Sachsen erscheint gewöhnlich als ein kleiner freundlicher Knabe in grünem oder rotem Röckchen, manchmal aber auch als alter Mann mit tückischem Gesicht und Krallen an den Händen u o ) . Der Hakenmann sitzt in Einbeck und Dassel am Ufer der Flüsse, zuweilen wohnt er in Strudeln, wo er durch seinen Gesang die Kinder anlockt und mit seinem langen Haken hereinzieht m ) ; in der Tauber bei Gamburg weilt er unter dem Bogen der Brücke 112), der Häklimann an der Ober-Saar lauert im Schilf 11S ). Die S e e l e n d e r E r t r u n k e n e n (s. d.), die der slavische Wassermann in umgestürzten Töpfen bewahrt, kommen, wenn sie entfliehen, als W a s s e r b l a s e n an die Oberfläche 114). 1M ) E i t r e m Opferritus 114 f. »«) K ü h n a u Sagen 2, 338. 1M ) Ebd. 2, 323. 1p06, "Epcos £$upoc, 'Ep|«)i
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alles Gottheiten, die dieses dunkle Treiben unterstützen sollen e ). Auch die 10) der sog. Mithrasliturgie Göttin dürfte hierher gehören. Dem entspricht bei den Römern die Göttin Tacita u ) oder Muta. Leises Beten kennzeichnet den Magier: Apuleius Apologie 54 tacitas fireces in templo dis aUigasti: igitur magus es 12). Ebenso gebräuchlich ist auch im d e u t s c h e n Aberglauben das F. des Zauberspruches 13 ) oder der Besprechung l i ). Der Zauberspruch wird ' g e m u r m e l t ' , ' g e flüstert', 'gebrummelt', g ep i s c h p e r t ' 1 6 ) , Das Zauberbuch heißt geradezu das Flüsterbuch 16 ). Ein lautes Sprechen des Zauberspruches kann gefährlich sein. In der sogenannten S c h w a r z e n M a g i e heißt es: „Niemand aber, wer es auch sey, soll sich unterstehen, die hierin enthaltenen Beschwörungen ohne Creiss, k l ä r l i c h u n d m i t l a u t e r S t i m m e zu lessen, wenn er nicht seinen Vorwitz teuer bezahlen will" 17 ). Diese Sitte hat einen d o p p e l t e n G r u n d : Einerseits sollen die wirkungskräftigen Worte, auf denen die Wirkung des Zaubers beruht, von keinem Unbefugten gehört werden; andererseits ist der Inhalt dieser Zaubergebete oft derartig, daß der Sprechende allen Grund hat, ihn den Ohren seiner Mitmenschen vorzuenthalten u ) . !) A R w . 9 (1906), 188 f f . *) K a t h a S a r i t S a g a r a 1, 20 übers, v o n T a w n e y Bibl. ind. i , 1 5 4 ; v g l . Kausika Sutra ed. C a 1 a n d Zauberritual 87, 2; H i l l e b r a n d Vedische Opfer und Zauber § 89. 172. s ) J a s t r o w B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube II.
Relig. Babyl. u. Assyr. deutsch. A u s g . 1, 297. 306. 4) J e r e m i a s 8, 1 7 : denn siehe, ich lasse gegen euch Schlangen und O t t e r n los, f ü r die es kein Flüstern g i b t ; Jes. 8, 19; G o l d z i h e r Orient. Studien f. Nöldeke 1 (1906), 306. To sefta Sabbat 8, 23; Mischna Sanhedrin 11, 1; Z f V k . 3 (1893), 138 f.; B l a u Altjüdisches Zauberwesen 7 1 . Die Juden sollen leblose Bilder dadurch lebendig g e m a c h t haben, daß sie ihnen etwas ins Ohr flüsterten: B r e n z Jüdisch abgestreifter Schlangenbalg* 1680, 5 ; Meyer Aberglaube 193. 6) F r a z e r ' i , 3, ') Mitteil, d. Anthropol. Ges. z. W i e n 1894, 14. ') H o 8) v o r k a - K r o n f e l d 2, 873. K e r n Religion der Griechen 1 (1926), 2 1 4 ; R o s c h e r Myth. Lex. 3, 3148 f . ; A R w . 9 (1906), 189. 9) S c h m i d t Veteres philosophi quomodo iudicaverunt de prec. R V V 55. 10) S c h m i d t a. a. O. 64; D i e t e r i c h Mithrasliturgie 42. ") O v i d Fast. 2, 583; v g l . Metamorphos. 12, 61; P l u t a r c h Numa 8; S c h m i d t а. a. O . 64. l a ) V g l . J u s t . 4, 18, 5 : e a d e m lege (sc. Corneliana) et venefici capite damnantur qui artibus odiosis tarn venenis v e l susurris magicis homines occiderunt v e l mala medic a m e n t a publice vendiderunt. L u c a n Phars. б, 452 f f . ; P e t r o n Cena Trimalch. 85 u. a . ; A R w . 9 (1906), 1 9 f f . ; S o l d a n - H e p p e 1, 56; H i r s c h f e l d De incant. 40; K e h r Quaest. mag. specim. 14, 6, 7 ; A b t Apuleius 2 1 2 ; Die Anthropologie u. die Klassiker übers, 13 v o n H o o p s 1 1 6 f . 123. ) S t r a c k e r j a n 1, 56 N r . 6 1 ; 1, 94; A m e r s b a c h 2, 38; v g l . 43; G r i m m Mythol. 3, 1 9 ; K n u c h e l Umwandlung 54. 7 4 ; Z f V k . x i , 69; S 6 b i l l o t Folk-Lore 3, 413. 4 1 8 f . ; K i e s e w e t t e r Faust 467. 472. 483; M e y e r Aberglaube 281. 284. 285. ") H e l l w i g Aberglaube 52; K n u c h e l Umwandlung 80; Z f V k . 6 (1896), 89; Z f E t h n . 15 (1883), 93. " ) A m e r s b a c h 2 , 3 8 ; W u t t k e 162 § 2 1 9 ; 167 § 2 2 5 . " ) H a a s und W o r m Mönchgut 75. ") H o r s t Zauberbibliothek I , 164. 18) A b t Apuleius 2 1 2 ; A R w . 9 (1906), 195 f. Zepf.
Flut s. E b b e. Flutsage s. S i n t f l u t . Fock(e) auch Fok (dän.), Fuck(e), männlich und weiblich gebraucht, Name verschiedener Erntebräuche, die in Südjütland, Nordschleswig, Angeln und den umliegenden Inseln (Alsen, Sundewitt) vorgenommen werden. 1. = E r n t e s t r a u ß , aus Ähren garbenförmig gebunden und mit Bändern bunt verziert 1 ), oder auch aus Korn- und anderen Feldblumen bestehend, der auf eine F. gesteckt und der Herrschaft präsentiert wird; die zeigt sich durch Veraii54
1699
Fohlen
staltung des „Fockbeers" ( = Erntebieres) erkenntlich 2). ') SchleswHolst.YVb. 2, 170.
Ebd. 2, 172.
2. = E r n t e k r o n e von geringem Umfang, die nach vollbrachter Erntearbeit den Gutsbeamten (Verwalter, Schreiber usw.) überreicht wird s ). — Bei beiden Verwendungen sind abergläubische Bräuche oder Gedanken nicht zu erkennen, im Gegensatz zu den folgenden Bräuchen: *) SchleswHolst.Wb. 2, 170.
3. = l e t z t e G a r b e . Zu den letzten Erntearbeiten werden — heute aus Necksucht — gern alte, langsame oder ganz junge, unerfahrene Leute bestimmt. Nach dem letzten Sensenstrich muß der letzte Mäher seine Sense noch dreimal streichen, Bügel bzw. Haken lösen und sie schultern, währenddessen bindet die letzte Binderin den (die) F. Wer zuletzt mit seiner Arbeit fertig wird, muß als Fockvadder {Fockmudder) den (die) F. auf sein Arbeitsgerät nehmen und dem Zuge vorantragen, der nun singend und lärmend zum Hause des Bauern oder Gutsherren zieht, wo der (die) F., zuweilen mit einem Gedicht, überreicht wird. Fockvadder bzw. Fockmudder, die zusammen als Fockpaar gelten, werden unterwegs und beim abendlichen Fockbeer reichlich geneckt 4 ). Zuweilen wird auch der (die) F. als Puppe (männlich oder weiblich) ausstaffiert und auf den Erntewagen gesetzt, auf dem sie rasch nach Hause gefahren, zuweilen jedoch auch von Hof zu Hof gebracht wird. Mit einer kleinen Ansprache wird er (sie) der Herrschaft überreicht, die sich durch ein Trinkgeld erkenntlich zeigt 8). Offensichtlich haben wir es hier mit einem typischen ,,Altenbrauch" zu tun: der Fruchtbarkeit verheißende Dämon des Kornfeldes wird in der letzten Garbe wohlverwahrt ins Haus gebracht, um dort das Ausdreschen des Kornes gedeihlich zu machen und die Ernte des nächsten Jahres sicherzustellen. Damit ist gesagt, daß die unter 1 und 2 besprochenen Bräuche sekundär sind und von 3 ihren Ausgang nehmen.
1700
Die sprachliche Herkunft des Wortes ist dunkel. Falsch, weil innerlich unbegründet, ist die Ableitung von Fock = „ K r ö t e " 6), ganz unmöglich die von Frigga 7 ). Man hat das Wort zu focken = „necken" 8 ) gestellt 9 ); trifft diese Erklärung das Richtige, so würde sich die Bezeichnung F. an den Brauch der letzten Garbe erst angehängt haben, als der ursprüngliche Fruchtbarkeitsgedanke schon verwischt war und die ganze Sitte im spaßhaften Necken des Fockpaares ihren eigentlichen Sinn gefunden hatte. Das scheint nicht recht wahrscheinlich. Vielleicht dürfen wir die Kornpuppe F. als Surrogat einer ehemaligen Kornmaske auffassen; der heutige Träger des F.s wäre dann einst selbst F. gewesen. Dann könnte man an Zusammenhang mit focken, fockeln = „mit kurzen Schritten eilig gehen" 10) denken, und die Bezeichnung würde sich etwa zum Fistemeier (s. d.), einer ähnlichen Figur (fistern = „eilig gehen") u ) stellen. 4) SchleswHolst.Wb. 2, 171 ff.; M a a c k Lübeck 70 ff. 6) M a 11 n h a r d t Forschungen 328; SchleswHolst.Wb. 2, 170 f. •) K ü c k und S o h n r e y 165 f. ') H a n d e l s m a n n Weihnachten in Schleswig-Holstein = Maack Lübeck 71. 8) SchleswHolstWb. 2, 173. ») Ebd. 2, 172. 18) Ebd. 2, 173. ") Vgl. den Artikel ,,Fistemeier".
4. = E i n f a l t s p i n s e l 1 2 ) , von 3 abgeleitet, ohne abergläubischen Inhalt, wie auch die Spinnradkuppe, um die der Wocken gewickelt ist, wegen seiner Ähnlichkeit mit der Kornpuppe F. genannt wird 12 ). 12)
SchleswHolstWb. 2, 172.
Mackensen.
Fohlen (s. P f erd). Ein Pferd ist als F. n e u n Tage blind; daher kann es im Dunkeln neun Schritte voraussehen 1 ). Das F. galt für noch edler und reiner als ein Roß; so soll der Vogt, wenn eine Erbschaft ledig liegt, auf einem w e i ß e n F. sitzen, einen Mann vor, den anderen hinter sich setzen und einen davon auf das Erbe herablassen 2 ). Der Zahn eines F. wird umgehängt als Schutzmittel getragen, aber F.zähne helfen nur für kleine Schmerzen 2). Kinder, die man auf schwarzem F. reiten läßt, zahnen leicht 3). Ein Schmuck aus F.zähnen, den
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1702
Föhn
Kindern um den Hals gehängt, dient demselben Zweck 4). Auch damit die Pferde leichter zahnen, sollen die verlorenen F.zähne aufbewahrt werden, wo weder Mond noch Sonne hinscheint. Wie das Pferd erscheint auch das F. als Gespenstertier 8), wobei dann die Variante des schwarzen 6) oder weißen 7 ) Füllens eine besondere Rolle spielt. Auch k o p f l o s tritt es a u f 7 a ) . Die Erscheinung des gespenstischen F.s bedeutet für den Betroffenen Unheil, Krankheit und Tod 8 ), oder es ist die Erscheinungsform eines weiblichen Wesens (Hexe) 9 ). Im Badischen kennt man Hexen als F., die von 12 bis I die Mühlenräder stellen 10 ). Bestreicht man die Augen eines Menschen mit dem ausgelassenen Fett vom Kopf eines drei Nächte alten F.s, so sieht er alle Anwesenden mit F.köpfen; man wasche die Augen mit reinem Wasser, damit die Täuschung verschwindet u ). Allerlei Hexerei zu verhüten, reiß einem Füllen ein Härlein aus dem Schwanz und hänge dies im Rauchfang auf. Gleich kommt die Hexe und bittet, man möge ihr etwas leihen; du darfst ihr aber beileibe nicht willfahren 12 ). V o l k s m e d i z i n i s c h : Gegen F a l l s u c h t wird die vom geworfenen F. ausgestoßene M i l z getrocknet, pulverisiert und mit Milch teelöffelweise eingenommen 13 ). Zu Phol = F., „ P f e r d " im 2. Merseburger Zauberspruch vgl. P f e r d . ZfVk. 24 (1914), 61. 2) G r i m m Myth. 2, 548. 3) Ebd. 3, 189. 4) J a h n s Roß u. Reiter 1, 374; ZfVk. 1 2 (1902), 385 = Z e d 1 e r Universal-Lexikon 27 (1741) unter Pferd; Unoth 1, 186 Nr. 120. 6) R e i s e r Allgäu 1, 3 1 . 295. •) M ü l l e r Siebenbürgen 57. ') B i r 1 i n g e r Aus Schwaben 1, 197. , a ) S t r a c k e r j a n 2, 140. •) R o c h h o l z Sagen 2, 20. 8) Ebd. 2, 2 1 . 10) M e y e r Baden 555. " ) Z f V k . 1 3 (1903), 2 7 1 . 1 2 ) Z f V k . 8 (1898), 43. » ) ZfrheinVk. 1905, 246. Steller.
Föhn. Die Sprachwissenschaft bringt das Wort F. zusammen mit dem lateinischen Wort 'favonius' zur Bezeichnung des Süd- bzw. Südwestwindes x). Der F. entsteht in den Alpen; sein Auftreten ist im wesentlichen bedingt durch ein Barometerminimum in
den zwischen dem Golf von Biskaya und Nordschottland gelegenen Teilen des Atlantischen Ozeans. Dadurch werden in Westeuropa Wirbelstürme erregt, die über die Alpenkämme und Täler sowie das Alpenvorland nach N. und NW. abfließen und dadurch Löcher bilden, in die von den Alpenkämmen Luftmassen nachstürzen. Diese erwärmen sich in den tieferen Regionen schnell und bilden den F. a ). Aus dieser Überlegung ergibt sich, daß nur in der mythologisch-volkskundlichen Überlieferung der S c h w e i z der F. eine Rolle spielt. Die an sein plötzliches Auftreten anknüpfenden Sagen und Märchen erzählen alle von der vielfach gefürchteten K r a f t des F.s, mit der er in die tieferen Regionen herabstößt. Die Bauern haben im Frühjahr für die Obstblüte Angst, die Hirten für ihr Vieh; es soll schon mehrmals vorgekommen sein, daß ein plötzlicher F. die Luft derart erwärmte, daß in den Stallungen eingeschlossene Herden in der stickigen Luft umkamen 3). Die Kräfte des Windes sind ungeheuer: die Gletscher schmelzt er stärker und schneller als die Sonne. Häuser werden von ihm abgedeckt, Bäume ausgerissen 4 ): eine ältere Sammlung von Charakterbildern des schweizerischen Landes sagt, daß jedermann den F. fürchten müsse mit Ausnahme der Fischer, denn diese hätten seit 100 Jahren die Beobachtung gemacht, daß bei F. ihre Fänge am besten seien 6). Die starke Erwärmung, die mit dem F. verbunden ist, bringt Regen; in den nördlichen Alpengegenden folgt er dem F., in den südlichen geht er ihm voraus. Das Heraufziehen dieser Wolkenmassen durch die Täler, während in den höheren Regionen die Lawinen dumpf herabstürzen, nennt man im Engelberger Tal 'die Ankunft des grauen Talvogts' 6). An diese Bezeichnung denkt Schiller in den hierzu meist zitierten Versen aus dem Teil: Mach hurtig, Jenni, zieh die Naue ein, der graue Talvogt kommt, dumpf brüllt der Firn').
Bei Konstanz nennt man einen schnell aufspringenden F. 'Blost* 8 ). 54*
i;o3
Föhre—Forelle
Der plötzlich eintretende Witterungswechsel und die Zunahme der Luftfeuchtigkeit bedingen eine starke Erschlaffung der Sehnen und Niedergeschlagenheit der Nerven. Menschen und Tiere haben unter der sog. 'F.sucht' (Uri) gleich stark zu leiden 9 ). Beim Vieh verursacht die F.sucht ein Hinken der Tiere; im Bernischen nennt man das 'Angriff', in Tirol 'Rausch*. Doch sind dies nur Lokalbezeichnungen für das allgemeine Wort 'Plage', welches auf altn. fläg, ahd. flaga zurückgeht. Das ist interessant; wir kennen noch einen alten deutschen Zauber gegen das flag. In ihm wird Odin als Helfer angerufen. Die Grundlage dieses Zaubers ist die Anschauung, einen feindlichen Dämon durch einen andern derselben Art bekämpfen zu lassen; hier wird ein Windgeist dem andern entgegengesetzt 10 ). Den hübschesten Niederschlag hat aber die Wirkung des F.s in einigen schweizerischen Sagen gefunden. Die Bergmännlein sind bekanntlich das Völkchen, das den Menschen in allem Tun hilft, wenn nicht Bosheit gegen es ausgeübt w i r d u ) . Sie melken und achten auf das Vieh, wenn die Leute von der Alp in die Täler herabsteigen müssen, mehren den Milchertrag der Kühe und sind in allem der Schweizer Alpler Freunde. Nur wenn der F. kommt, packt auch diese Kobolde das Grausen. Der Mark und Bein austrocknenden Kraft des Windes vermögen auch sie sich nicht zu entziehen. Braust der 'warme Wind' los, dann sind sie aller ihrer mit den Menschen eingegangenen Verpflichtungen ledig, sie lassen die Kühe und Kälber hungern und brüllen und nehmen die Vorwürfe der Menschen über ihre Nachlässigkeit ruhig hin. Hinter Heubergen und in Felsspalten halten die Bergmännlein sich versteckt, bis der F. weitergewandert ist. Als einmal, so erzählt eine Sage aus Unterwaiden, ein Bauer einem Kobold Vorhaltungen über seine Saumseligkeit machte, sagte dieser nur: „Wie hätte ich dein Vieh hüten können bei so schrecklichem Winde. Hätte er mich angeweht, so wäre alles Mark in meinen Gebeinen vertrocknet und ich hätte ster-
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ben müssen" 12). Eine Walliser Sage berichtet, daß in einem ähnlichen Fall der Zwerg unter Verwünschungen entwichen sei l s ). ») K l u g e EtWb. s. v. F.; G r i m m Myth. > 5 2 7- *) H a n n Über den F. in Bindern (Wien 1882); Bernd t Der F. (1886). ') S e n n Charakterbilder 1, 239 ff. *) W y ß Reise 2, 598—600. ') S e n n a. a. O. 241—242. •) R o c h h o l z Naturmythen 4; Verna1 e k e n Alpensagen 271 (Unterwaiden). ') Wilhelm Teil 1, 1, Vers 37 t. ') M e y e r Baden 367. ') H o v o r k a u. K r o n f e l d 2 , 2 2 8 ; S e n n a. a. O. ") L a i s t n e r Nebelsagen 91, 267; E. H. M e y e r Germ. Mythol. 252 bis 253. ") N i d e r b e r g e r Unterwaiden 1, 38. ") Ebd. 1, 45 f.; vgl. i , 38 (Mitte). ") V e r n a 1 e k e n Alpensagen 190 f.; vgl. 231 Nr. 161 (Wallis). — I m Wallis nennt man den F. 'Vaudaire': R o c h h o l z Naturmythen 4. Weitere Sagen s. vor allem bei H e r z o g Schweizersagen 1, 199. 233; 2, 136. 216; Lütolf Sagen 478 f. 481 f.; K u o n i St. Galler Sagen 59 f. Stegemann. x
Föhre s. K i e f e r .
Forelle. 1. Die auf der Zunge befindlichen hornartigen Z ä h n e zeigen, vom Fleische befreit, die Gestalt eines Schweinchens und werden als „ G l ü c k s c h w e i n c h e n " angesehen. Sie werden als Amulett in der Tasche getragen 1 ). Von einer F., die zwischen Weihnachten und Neujahr gefangen worden, wird das Eingeweide auf einem kupfernen Deckel zu Pulver verbrannt und dieses in einem Säcklein unter dem rechten Arm getragen; dann ist man beim Schießen t r e f f s i c h e r . Trägt man das Pulver unter dem linken Arm, so ist man fröhlich2). *) ZfVk. 25, 86. a) A l b e r t u s (Ausg. „Reading") 2, 29.
Magnus
2. Ihre P a a r u n g gilt als W e t t e r o r a k e l . Paaren sie sich früh, so gibt es einen frühen und strengen W i n t e r , aber auch einen guten Frühl i n g und umgekehrt. Paaren sie sich am Ufersand, so wird der W i n t e r mild; geschieht es in der Tiefe, so wird er hart 3). Wenn die F.n s p r i n g e n , so gibt es G e w i t t e r 4 ) .
3 ) ZföVk. 10 52 (n. einem Kärntner Jagdbuch des 17. Jhs.); ganz Analoges s. bei F i s c h . 4) O r p h a l Wetterproph. 110. Sicher richtige Beobachtung.
X705
Formel—Fossilien
3. Von t o d v e r k ü n d e n d e n F.n spricht H a n s von Waldheim auf seiner Reise durch die Schweiz i. J. 1474: ,,Vnd wan die czyt kompt, das der monche eyner zcu sandte Moricz adir zcu Rypalia sterbin sal, so wirffit sich in deme tiche der faern (der F.n) eyner uff den rucke vnd kerit den buch uff vnd ist tod, acht tage zcuuorn ehir der monche eyner sterbit" 5 ). 6) Archiv d. Hist; Ver. des Kt. Bern 25, 100; vgl. R e i t h a r d Gesch. u. Sagen 488.
4. Sonst kommt vorwiegend V o l k s medizinisches in Betracht. Zu Pulver gestoßen stillt die F. allzu starkes Menstruieren6), gegen „ L u n g e n s u c h t " wird in Steiermark eine Salbe aus F.nfleisch gemacht oder eine l e b e n d e F. auf die Brust gebunden und so lange getragen, bis sie verfault ist 7 ) (s. Fisch), so auch gegen Gelbsucht 8 ). Dadurch wird die Krankheit auf das Tier übertragen. N a s e n b l u t e n wird dadurch gestillt, daß man' eine F.n h a u t auf die Stirn bindet 9). S c h w a n g e r e trinken in Thüringen F.n b 1 u t , damit die Kinder keine K r ä m p f e bekommen 1 0 ), in Sachsen wurden M u t t e r m a l e damit vertrieben 1 1 ), und wird es heute noch für das Z a h n e n angewendet 1 2 ). F e t t heilt nach G e s n e r F e i g w a r z e n 13 ). Wirksam ist endlich die G a l l e bei S c h w e r h ö r i g k e i t 1 4 ) und Hex e n s c h u ß 15 ). Auf Island werden gegen S e e k r a n k h e i t kleine F.n verschluckt 1 6 ). 9) J ü h l i n g Tiere 21. ') Ebd. 22 (n. Fossel 104); Hovorka-Kronfeld 2, 43. 110. «) J ü h l i n g 22. ") Ebd. 10) W u t t k e § 572; ZföVk. 13, 139 (Nordböhmen). ") Seyfarth Sachsen 276. " ) Ebd. 294; J o h n Erzgeb. 54. ") J ü h l i n g Tiere 21. ") Ebd. 20. 23. 56; F i s c h e r SchwäbWb. 2, 1649; L a m m e r t 231; 7 mal versiegeltes Buch 37. 16) J ü h l i n g 22. " ) ZfVk. 8, 450.
5. Die S a g e n von F.n sind nicht sehr verschiedenartig und decken sich meist mit denen von namenlosen Fischen. Eine Sage aus Bernsau an der Agger (Rheinl.) erzählt von einer F., die von einem Schloßherrn sorgfältig gepflegt,
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dann aber in seiner Abwesenheit von dem Kaplan gegessen worden war, worauf dieser zur Strafe in Stücke gehackt und den Hunden vorgeworfen wurde 17 ). Eine andere ist a n eine Kette geschmiedet. Wenn sie sich losreißt, bricht der Bergsee aus und bewirkt eine Überschwemmung u ) . Von einer R i e s e n f. mit bemoostem Rücken, auf dem ein Tännchen wächst, berichtet die Elsässer Sage 19 ). ") M o n t a n u s Volksfeste 179f. = S c h e l l Berg. Sagen 392; ZfrwVk. 11, 264.18) B a a d e r NSagen 40 ( = W a i b e 1 u. F 1 a m m 2, 346). 19) S t ö b e r Sagen 1, 49 ( = S e p p Sagen 352; L a i s t n e r Nebelsagen 173. 297). Hoffmann-Krayer.
Formel s. B e s c h w ö r u n g ,
Segen.
Forneus, Dämon in Wiers Pseudomonarchia daemonum, Markgraf im Höllenreich Luzifers (s. d.), der die Menschen in der Rhetorik bewundernswert und sie angenehm m a c h t 1 ) . In Fausts Meergeist (s. Höllenzwang) ist er der Oberschatzmeister Luzifers 2). 2)
Kiesewetter Faust 2 (1921), 109. S c h e i b l e Kloster 5 (1847), 443 f. Jacoby.
Fossilien. Die sonderbar gestalteten fossilen Überreste aus der Urwelt stammender Lebewesen haben von jeher die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt und Gelehrte und Ungelehrte zum Nachdenken über ihren Ursprung angeregt 1 ). Mit ehrfürchtigem Staunen betrachtete man diese ungewöhnlichen und rätselhaften Gebilde, dergleichen man in der Umwelt nicht fand, und so gab die rege Einbildungskraft diesem Staunen Ausdruck im Glauben an übernatürliche Kräfte, die diesen Gebilden innewohnen sollten, besonders an ihr Wirken als zauberkräftige und heilende Mittel. Durch ihre engeren Fundorte wurden manche auch mit historischen Erinnerungen, häufiger mit Legenden in Verbindung gebracht, die ihre Versteinerung erklären sollten. Die N u m m u l i t e n genannten versteinerten Muscheln, die den Hauptbestandteil des nach ihnen benannten Nummulitenkalkes bilden und für die ältesten Schichten der Tertiärform charakteristisch sind 2), haben die Phantasie des
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Fossilien
Volkes angeregt. Abel führt als volkstümliche Bezeichnungen der Nummuliten an: K ü m m e l s t e i n e , Münzensteine, Fruchtsteine, Lins e n s t e i n e 3 ) . Sepp erzählt, daß, wer nach Maria-Eck wallfahrtet, sich durch sogenannte E c k e r p f e n n i g e ausweisen muß, groschenartige Steinchen, Nummuliten, die sich in der Nähe abschiefern 4 ). Auch die im Liptauer Komitat sich findenden versteinerten Linsen sind Nummuliten G ). Sie werden als an beiden Seiten runde, erhabene Steinchen, in Größe und Gestalt einer Linse ähnlich beschrieben, die sich teils im Stein eingeschlossen finden, teils von Wetter und Regen ausgewittert und ausgespült herumliegen. Der gemeine Mann in dieser Gegend, heißt es bei Zedier, gebe über ihren Ursprung folgenden Bescheid: „Vor einigen Jahrhunderten habe ein reicher, aber sehr geiziger Mann in dieser Gegend gewohnt, der, als eine teuere Zeit eingefallen und man weder zu beißen noch zu brechen gehabt, auch nicht einmal Frucht und Brot für doppelt Geld haben konnte, obgleich er Korn und Linsen in großer Menge aufgeschüttet liegen gehabt, dennoch den armen, hungrigen Leuten nichts verkaufen wollte, sondern noch immer, seinen Geiz zu stillen, teuerere Zeit erwartete, von Gott deshalb endlich gebührend gestraft und alle seine Früchte und Linsen in Stein verwandelt worden seien, welche man an diesen Orten noch täglich zum Andenken an solchen Geizhals und die erfolgte gerechte göttliche Strafe auflesen könne. Wenn man aber solche Früchte genauer unter dem Vergrößerungsglase betrachtet (sagt der Verfasser des Artikels), so finde man, daß die allerlei Samenkörner nichts anderes seien als in der Länge gespaltene Seemuscheln, und die versteinerten Linsen seien nichts anderes als sehr kleine, platte, auf beiden Seiten niedergedrückte versteinerte Müschlein" •). Eine andere Sage von „versteinerten Linsen" erzählt Graber: „ I n der Nähe von Guttaring liegt nördlich vom Hügel, auf welchem sich das Kirchlein St. Gertraud erhebt, ein Stück Land, welches das
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„Versteinerte Linsenfeld" heißt. Da findet man versteinerte Linsen, von denen einige wie durch einen äußeren Einfluß platt gedrückt, andere aber ganz voll und rund sind, als ob sie eben erst aus den Schötchen gefallen wären, und das in solcher Menge, daß man Hände voll auflesen kann. Der Name des Ackers findet in folgender Sage seine Erklärung: Es war am Tage St. Gertraud (17. März), an welchem die Feldarbeit beginnt. Ein armer Bauer hatte mit seinem Weibe und zahlreichen Kindern nichts mehr zu essen, obwohl er selbst sparte und hungerte, um der Seinen Hunger zu stillen. Es war alles vergeblich. Nun konnte er kaum erwarten, daß dieser Tag, den alle feierten, vorüberging, um einen Sack Linsen, das einzige, was ihm von der letzten Ernte übriggeblieben war, zu säen. Als die Leute nun scharenweise zum Gertraudkirchlein gingen, da faßte der Bauer den Sack und ging auf das Feld, um die Linsen zu säen. Er hörte nicht auf seine Frau, die ihn bat, den Feiertag zu heiligen; denn je früher er ernten konnte, desto eher hatte die Not ein Ende. Vergeblich blieben die Warnungen der frommen Kirchgänger, der Bauer säte die Linsen. Am folgenden Tage gingen auch die übrigen Bauern an die Aussaat. Als die Erntezeit herankam und der Bauer seine Linsen einheimsen wollte, o Wunder, da fand er in den Schoten statt der Früchte kleine, runde Steine. Er selbst ward von Gott gestraft und auf seinem Feld zu Stein verwandelt. Erst wenn all die zahllosen steinernen Linsen von Vorübergehenden aufgelesen sind, wird seine Erlösungsstunde schlagen. Seit dieser Zeit führt jenes Feld seinen sonderbaren Namen" 7 ). Bei Ccusca im ungarischen Komitate Szildgy nennt das Volk die Nummuliten St. Ladislauspfennige und bringt sie mit den Schlachten in Verbindung, die der Heilige Ladislaus den Tartaren gegen Ende des I. Jhs. lieferte 8 ). ') Wie man sonst sich F . zu deuten versucht, zeigen die bei T y 1 o r Cultur 1, 364 f. mitgeteilten Geschichten. *) Vgl. Z i 1 1 e 1 Grundzüge der Paläontologie 1 (München 1 9 2 1 ) , 39 ff. 3 ) A b e l Reste 1 1 6 . I 4) S e p p Sagen 309 Nr. 80. 5) Zu ihrem Vor-
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Fossilien
kommen im Liptaucr Komitat vgl. U h 1 i g Bau und Bild der Karpathen. Wien 1903, 768. •) Z e d i e r 17, 1455, vgl. 27, 1373 s. v. Pfennigsteine. ') G r a b e r Kärnten * 253 Nr. 345. 8) A b e l Wissen u. Wirken Bd. 8, 63; Reste 116, hier wird darauf hingewiesen, daß Strabo, der zuerst die Nummuliten von den Pyramiden bei Gizch beschreibt, allen Ernstes die Behauptung vorträgt, es seien die Nummuliten nichts als die seither versteinerten Linsen, die von den Arbeitern beim Bau der Pyramiden übriggelassen worden seien; vgl. Q u e n s t e d t Handbuch der Petrefahlenkunde 2 (Tübingen 1867), 819; V a l e n t i n i (Museum Museorum Frankfurt a. M. 1, 1704, 2, 1714) II. 10 § 3 erzählt, daß man in Bethlehem Stein-Erbsen finde, von denen einige glaubten, es seien rechte Erbsen, so verflucht zu Stein werden mußten, sie hießen aber schlechthin Pisa Bethlehemitika; vgl. B e c h s t e i n Deutsches Sagenbuch (Leipzig 1853), 587 Nr. 715 und 318 Nr. 375.
S t e r n s t e i n e (Astrolithen) werden fossile Korallen genannt, deren Septen in runder, zierlicher Sternform angeordnet sind. Im früheren Aberglauben spielten sie als Heilmittel eine große Rolle. So sollten sie, gepulvert und eingenommen, wider die Pest und ansteckende Krankheiten gut sein, die W ü r m e r vertreiben, Lunge, Leber und Geblüt reinigen, den Schlagf l u ß verhüten und, in der Tasche getragen, vor Spulwürmern schützen. Der kritische Verfasser des Artikels Astroites in Zedlers L e x i k o n sagt d a z u : „ E s ist nicht mehr darin zu suchen, als daß sie die Säure im Magen dämpfen und Durchlauf und Blutstürzungen, wie andere alkalische Dinge auch zu tun pflegen, stillen k ö n n e n " *). Das alte Bergmännische Wörterbuch unterscheidet von den „dicht e n " Sternsteinen die S p i n n e n s t e i n e (Arachneolithen) 1 0 ), d. h. fossile Korallen, deren auseinanderstrebende Aste Spinnenbeinen gleichen. Sie wurden ehemals von abergläubischen Leuten „in dem Bette und Zimmer gehangen, weil sie glaubten, daß solche Spinnen und ander giftiges Ungeziefer vertreiben w ü r d e n " u ) . Schwenckfeldt sagt von dem Astroites: Man glaubt, daß er aufgehängt Gifte fernhält und den von Fallsucht ergriffenen Leuten nützlich s e i 1 2 ) . Dem Sternstein wurde auch von manchen die magische Kraft zugeschrieben, daß, wer ihn bei sich trage, fest sei und seinem Feinde obsiege; er wurde deshalb auch Siegstein
g e n a n n t 1 3 ) . Valentini nennt alle den Sternsteinen zugeschriebene Wirkungen „fabulos, erdichtet oder noch zu ungew i ß " , besonders aber macht er sich über den Glauben an ihre siegbringende K r a f t lustig, „sonsten könnten j a hohe Herren mit wenig Mannschafft gantze Armeen schlagen, wenn sie sich nur mit solchen Steinen versehen t h ä t e n " u ) . Brückmann f ü g t noch hinzu, die Siegsteine treffe man bei einigen französischen Schriftstellern unter der Benennung Pierres forciéres an, weil man denselben vordem gewisse Zauberkräfte zuschrieb l s ) . •) Z e d i e r 1, 1949 f. s. v. Astroites; A b e l 59; V a l e n t i n i 2, 12 f. 10) B. W. 526 s . v . Sternstein. ") V a l e n t i n i 2, 13; B r ü c k m a n n a. a. O. 350 s. v. Arachneolithes. l l ) S c h w e n c k f e l d t 3, 368 s. v. Kräutermann 243 s. v. Astroites = lapis stellaris 3, 368; vgl. S c h w e n c k f e l d t 2, 5°9 f. ") G e s n e r 35 ff. mit Abbildungen von drei Sternsteinen und der Bemerkung: Astroiten Germanice Agrícola interpretatur ein u) Siegstein; Z e d i e r a.a.O. Valent i n i a. a. O. l í ) B r ü c k m a n n a. a. O.
Im Alpengebiete sind recht h ä u f i g A n hängsel bzw. A m u l e t t e in Herzform, sogenannte Verschreiherzen. Sie bestehen aus S t e r n k o r a l l e n aus dem versteinerungsreichen K a l k der Gosauformation. 14) A n d r e e - E y s n a. a. O., wo Abb. 114 ein solches Herzchen aus Sternkoralle zeigt, das gegen Verschreien schützen soll. Ganz übereinstimmend sind die gleichfalls aus Astreenkalk hergestellten pietre Stellarie oder pietre stregonie, die in Italien gegen Hexen und Zauber dienen; auch Schalen von Petunculus und Cardium werden dort gegen Hexerei und den bösen Blick getragen: B e l l u c c i II Fetiscismo in Italia (1907), 100—104 und 38 bis 47. —- Das Geologische bei Z i 1 1 e 1 1, 379 und 403.
In der Lausitz werden häufig E c h i n i t e n gefunden. Der gemeine Mann nennt dieselben Knopfsteine, Kreuzsteine, auch Krötensteine und glaubt, daß sie sich im Gehirn des Krötenkönigs erzeugen. Dieser und • einer anderen A r t von Echiniten (Echinites cordatus), die unter dem Namen Herzstein bekannt ist, schreibt man die K r a f t zu, daß sie durch bloßes Reiben oder Streichen die Entzündung der Augen wegnehmen, giftige Bisse und bösartige Geschwülste heilen
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und, wenn sie äußerlich nur getragen werden, vor Vergiftung schützen und die Beinschmerzen heben. Ja, man braucht sie sogar zur Stärkung der Mannheit. ") H a u p t Lausitz i , 247 N r . 301. Ein Echinites cordatus, der Herzform und eine Furche auf der Vorderseite hat, -wird als der älteste i m Ornatenton vorkommende £ . erw ä h n t bei Q u e n s t e d t 703.
Unter dem Namen lapides Judaici begegnen uns in der Literatur die fossilen Stacheln einer Seeigelart, deren lateinische Bezeichnung Cidaris glandaria die Gestalt dieser Stacheln als einer Eichel (glans) ähnlich kennzeichnet. Diese Stacheln bestehen aus festem, aschgrauem K a l k , haben gekerbte Längsstreifen, die wie mit einem Schnitzmesser eingeritzt sind, und sind oft mit einem Stiele versehen, wodurch sie noch mehr einer Frucht g l e i c h e n u ) . Schon von Dioscorides und Galen wurden die in der Kreideformation Palästinas häufigen Stacheln als J u d e n s t e i n e bezeichnet. I b n a l Baitar berichtet unter Hagar Jahudi, er habe diese Steine an einem Berge in der Nähe von Beirut gesammelt und sie kämen von da nach Damaskus 19 ). Plinius nennt den Judenstein Thekolitus und sagt von ihm, er sei einem Olivenkern ähnlich, zwar unscheinbar von Ansehen und kein geschätzter Edelstein, zerbreche und vertreibe aber die Steine. Solinus übernimmt diese Worte und fügt hinzu, aufgelöst und getrunken, vertreibe er die Steine und behebe so die Schmerzen der Niere und der Blase so ). Die lapides Judaici kamen im MA., vor allem seit den Kreuzzügen, nach Europa und wurden hochgeschätzt, da man wie die Alten der Meinung war, sie könnten, gepulvert und eingenommen, Blasen- und Nierensteine austreiben. Nach ihrer Heimat Palästina, wo sie noch heute Reisenden zum Kauf angeboten werden, behielten sie den Namen Judensteine 21 ). Sie fanden sich häufig in Mineralsammlungen, da sie auf dem Wege des Handels in die Apotheken kamen und zwar, wie Agricola sagt, v o m Berge Karmel her 2 2 ). Bei Valentini und in Zedlers Lexikon wird angemerkt, daß die
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Judensteine auch in zylindrischer Form vorkommen und manche sie nach dem Geschlecht einteilen und zwar die große, lange zylinderartige Form als MännleinJudenstein, die in Gestalt einer kleinen Olive aber als Weiblein-Judenstein bezeichne, weiterhin, daß beide, auf dem Reibeisen zu feinem Pulver zerrieben, als Arznei verwendet werden und zwar der Angabe nach der Weiblein-Judenstein gegen den Nierenstein, der MännleinJudenstein gegen den Blasenstein, schließlich, daß der Stein, zu Pulver gestoßen und mit kandiertem Zucker vermischt, kleinen Kindern gegen Stein und verschlossenen Harn mit Nutzen gegeben werde und auch in dem liquor Nephriticus des D. Michaelis und dessen Magisterium Nephriticum vorkomme M ). Valentini behauptet, der Judenstein würde „heutigen Tages auch in Schlesien, item umb Hildesheim und anderstwo gefunden". Er scheine ein Kieselstein zu sein, obwohl Samuel Dale in seiner Mineralog. Pag. S. 90 auf den Gedanken gekommen, ob es irgend die zu Stein gewordenen Strahlen von dem Meerigel, dem diese Steine äußerlich nicht ungleich schienen, seien 24 ). Dale ist demnach der erste, der in den Judensteinen die fossilen Stacheln eines Seeigels erkannte. Neben den echten aus dem Morgenlande stammenden Judensteinen galten als treffliches Heilmittel, besonders gegen Nieren- und Blasenleiden, auch die im Kreidegrünsandstein von Essen vorkommenden ähnlich geformten Stacheln einer anderen kugelköpfigen Seeigelart, Cydaris globiceps 2S). 18) D e s o r Synopsis des Echenides fossiles. Paris 1858, 458. ») R u s k a Das Steinbuch des Aristoteles 18 Anm. 5. *•) S c h a d e s . v . cegolitos 1367 f. Nr. 479 b ; cegolitos ist verderbt aus tegolitos, dem TT]*iXt8-0{ des Plinius, das steinauflösend, steinzersetzend bedeutet (xijxci) + X£9-o{) und so die vermeinte W i r k u n g auf den Blasenstein kennzeichnet. — Bei S c h a d e a. a. O. die weitere mittelalterliche Literatur über den Judenstein. " ) A b e l 5 6 f . mit Abbildung eines echten Judensteines Cydaris glandaria aus der oberen Kreide Palästinas; ders. Reste 1 1 5 . " ) Q u e n s t e d t 685. ") V a l e n t i n i 1, 54 § 2; Z e d 1 e r 14, 1509 f., v g l . auch G e s n e r 128 f., mit A b bildungen v o n 4 verschieden gestalteten Judensteinen und Schwenckfcldt 3, 382.
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D a s alte Bergmännische Wörterbuch S. 2 7 6 f. unterscheidet als versteinerte Teile von Seeigeln die „Judennadeln, länglich runde, fast wie Nadeln oder Keile schmal und oben dicker als unten, wo sie einen Stiel haben, und die Judenoder Olivensteine, oliven- oder kleinzuckerförmige mit einem Sturzel von einem Stiel, insgemein knörpig". M ) V a l e n t i n i i , 5 3 f. § 1. » ) A b e l a . a . O . ; C. S c h l ü t e r Die regulären Echiniden der nordischen Kreide (Berlin 1 8 8 3 ) , 92 Abtl. 3, 3 1 .
Im Schwäbischen J u r a finden sich allgemein im Lias und der unteren Kreide fossile Stielglieder von S e e 1 i 1 i e n. In der Literatur begegnen sie uns unter dem Namen Rädersteine (Trochites) oder Spangensteine. Das Bergmännische Wörterbuch sagt darüber: Rädersteine, die Versteinerung eines einzelnen Gliedes von einem Seetiere, so rund wie ein Rad gebildet und in der Mitte durchlöchert ist. Er heißt, wenn er nur aus einem einzelnen Gliede besteht, Trochites, stehen aber mehr solche Glieder in einer Zeile aufeinander, so nennt man ihn Entrochus 27). Kräutermann sagt, die Trochiten würden in dem Hildesheimischen Lande bei Spangenberg gefunden, in der Medizin brauche man das Pulver davon wider den Nierenstein Nach altem Volksglauben erhielten sie die Lebensgeister, erhöhten das Ingenium und die Tapferkeit, vertrieben die Melancholie, waren aber auch heilsam gegen Gift und Biß, Epilepsie und Nasenbluten, ' Gliederzittern und Lendenweh, Schwindel und Lungenleiden, außerdem sollten sie die Nachgeburt befördern. Dieser Aberglaube ist nicht völlig geschwunden; denn in der Gegend von Bolheim in Schwaben werden noch heute Stielglieder der fossilen Seeliliengattung Millericrinus vielfach als Amulette gegen Leibschaden getragen M ). *•) Z i 1 1 e 1 1, 1 1 9 , wegen der darin vorkommenden Rädersteine heißt der Kalk Trochitenkalk. 27 ) B . W . 409 s. v. Räderstein; G e s n e r 89 mit Abbildungen. a ) K r ä u t er m a n n 259; V a l e n t i n i 2, 1 7 , der fabuliert, sie seien in Niedersachsen auf einem Berge so häufig zu finden, daß nicht nur der Berg allein, sondern auch das Schloß, ja das ganze A m t von den Spangensteinen den Namen bekommen habe. S9) A b e l 58; ders. Reste 1 1 5 .
In Thüringen nennt man runde, dünne, kleine Seelilienglieder, welche die Gestalt
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einer Münze haben, B o n i f a z i u s p f e n n i g e. In Zedlers Lexikon werden sie als bräunliche, auch weiße, vorn runde und breite Steinchen beschrieben und verglichen mit den Anis- oder Sternküchlein, die man in den Apotheken kauft und die von derselben Größe und mit eben solchen Sternchen bezeichnet seien; als Fundort werden Frankenhausen und Sachsenburg angegeben 30). Das Bergmännische Wörterbuch besagt, sie würden besonders zu Sachsenburg beim alten Schloß an der Unstrut gefunden s l ). Die Legende, welche die Namen Bonifaziuspfennige oder Bonifaziussteine erklärt, findet sich bei Bechstein: „ D a s Volk nennt die Ruine Arensburg zwischen Sondershausen und Sachsenburg nur die Bonifaziusburg und weiß viel und mancherlei von ihr zu erzählen. Es werden auf ihr die Bonifaziuspfennige gefunden, kleine, runde und flache Steinchen, darüber man diese Sage hört: Als vor Zeiten der heilige Bonifazius vom Eichsfelde herüber auch in diese Gegend Thüringens kam, die christliche Lehre zu begründen und das Heidentum auszurotten, fand er großen Widerstand und das Volk weit mehr Verlangen tragend nach den irdischen denn nach himmlischen Gütern. Sie verlangten von ihm und seinen Gehilfen Geld und Gut, und als sie dieses nicht erlangten, schalten sie die Bekehrer übel und warfen sie mit Steinen. Da verfluchte Bonifazius alles Geld im Lande, und augenblicklich schrumpfte jeder Pfennig zu einem kleinen Steine zusammen. Als die Heiden dieses Wunder sahen, erschraken sie und ließen sich taufen. Was aber zu Stein geworden war, blieb Stein; davon findet man noch zuweilen an der Arnsburg und an der nahe gelegenen Sachsenburg und nennen es Bonifaziuspfennige" (s. Bonifatius 1, 1479, 5) 82). Seelilienstielglieder sind wahrscheinlich auch die Wich telsteinchen, die man in Thüringen am Spatenberge findet und die so genannt werden, weil das Völklein der Wichtelmännchen mit ihnen gespielt haben soll 8S ). Z e d i e r 4, 6 1 9 = Kräutermann 260. 3 1 ) B . W . 1 0 6 s. v . Bonifaziuspfennige. "') B e c h s t e i n Sagenschatz und Sagen-
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kreise Thüringens 4 (1838), 6 6 N r . 40. »») W i t z s c h e l Thüringen 1 , 105 N r . 98 = S e p p Sagen 103; v g l . B e c h s t e i n Deutsches Sagenbuch 622 oben.
Die abgelösten Stielglieder eines fossilen Haarsterns (Encrinos lilioformis), die durchlöcherten Steinperlen gleichen, nennt man in Oberschlesien Hyaz i n t h perlen. Sie finden sich am Abhänge des Hügels, den das Kirchlein zum heiligen Hyazinth krönt (bei Beuthen), ebenso in Groß-Stein, Kr. Groß-Strehlitz. Nach unter dem Volke verbreiteten Legenden soll der Heilige beim Bücken nach einer Quelle oder auf der Flucht diese Perlen aus seinem Rosenkranz verloren haben. M) K ü h n a « 301 N r . 330; 524 crinus lilioformis Oberschlesiens s.
Oberschlesische Sagen (1926), N r . 5 1 7 ; 532 N r . 526. — E n f i n d e t sich, i m M u s c h e l k a l k Z i 1 1 e 1 1, 188.
Von fossilen Muscheln spielen der H y s t e r o l i t e s vulvarius, eine R h y nochenella und eine Terebratula im Aberglauben eine Rolle. Der Hysterolites bildet eine der wichtigsten Leitmuscheln für die deutsche Grauwackenform; man kennt von ihm nur den Steinkern. Bereits Plinius scheint unter dem Namen Diphyes (Genitale utriusque sexus distinguente linea) diesen Stein gekannt zu haben. Sicherer ist die Bemerkung von Agricola (de nat. foss. V, 640), daß in der Diözese Trier bei der Burg Ehrenbreitstein sich schwärzliche, harte Steine fanden, die den weiblichen Schamteil ausdrückten. Cardanos nannte daher den Steinkern Hysteropetra (Hysteriestein), erst Scheuchzer gab ihm später den Namen Hysterolites. Der Steinkern des Hysterolites vulvarius galt nach dem Grundsatze similia similibus curantur wegen seiner Ähnlichkeit mit der weiblichen V u l v a als ein wirksames Heilmittel bei verschiedenenFrauenleiden. In Zedlers Lexikon heißt es von ihm: Hystera-Petra (Gebärmutterstein), auch Mutterstein ist ein schwarzer, bisweilen auch weißer und gleichsam verrosteter Stein von der Größe einer welschen Nuß, auf der einen Seite rund gewölbt, auf der anderen aber wie die äußeren Geburtsglieder des Weibes anzusehen, weswegen
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der Stein den Namen erhalten hat; zuweilen sieht man daran auch das männliche Glied. Horst schloß aus der Signatur des Steins, daß er gegen Mutterschwachheit und deren Erstickung gut sei, auch wenn die Männer der Mannheit, die Eheweiber der Fruchtbarkeit durch Hexerei beraubt worden, dagegen zu helfen vermöchte, ja, er glaubt auch, daß wenn dieser Stein an die Hände angehängt werde, derselbe Lust zum Beischlaf in beiderlei Geschlecht erwecke. ") Q u e n s t e d t 577. »•) K r ä u t e r m a n n 255 s. v . M u t t e r s t e i n ; A b e l 59. "J Z e d i e r 13, 1510.
Im Alpengebiet wird noch heute eine zierliche R h y n o c h o n e l l a , in Silber gefaßt, als Amulett gegen Verhexen und Verschreien getragen. Sie findet sich in den versteinerungsreichen Schichten der Juraformation. In Heidenheim und Umgebung trägt man als wirksames Amulett gegen Zauberei die dort sich findende fossile T e r e b r a t u l a lacunosa in einem Säckchen am Halse. In alten Apothekenverzeichnissen Schwabens durfte sie nie fehlen. Der volkstümliche Name in Heidenheim ist T r u s t e i s t e i n . M) Zu ihrem Vorkommen in Jura, Trias, K r e i d e v g l . Z i 1 1 e 1 1, 329. 39) A n d r e e E y s n Volkskundliches 1 4 1 . 40) B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 120 N r . 1 4 1 ; z u d e m V o r k o m m e n der T e r . v g l . Z i 1 1 e 1 1, 338; sie ist die H a u p t l e i t m u s c h e l des m i t t l e r e n weißen Jura, v g l . Q u e n s t e d t 543.
Im Tertiärgebiet und in der Kreideformation kommen fossile Haifischzähne so häufig vor, daß sie schon den ältesten Petrefaktologen bekannt waren. Man hielt sie für versteinerte Schlangenzungen, obwohl sie damit wenig Ähnlichkeit hatten. Plinius nennt sie Glossopetrae (Steinzungen) und unter diesem Namen und den Namen Schlangenz u n g e n , Natterzungen, Vogelzungen usw. kommen sie bis 1775 in der Literatur vor. Geßner (1565) bietet von ihnen eine Reihe von Abbildungen, die wie scharfe, spitze Zähne gestaltet sind, und erwähnt als einen mit ihnen verbundenen Aberglauben, sie schwitzten, wenn Gift auf dem Tische vorhanden wäre 4 2 ). In Zedlers Universallexikon (1732) folgt auf eine Be-
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Schreibung der Natterzungen und die Angabe, sie kämen auf Malta vor, die Bemerkung, es sei ein gemeiner Wahn, daß diese Steine versteinerte Schlangen seien, und daß der Apostel Paulus, als er auf seiner Reise nach Rom auf Melite (Malta) rastete, von einer Schlange gebissen, sie v o n sich geschleudert und zur Strafe alle Schlangen verflucht habe, so daß sie samt ihren Zungen zu Stein wurden. Andere wären der Meinung, diese Steine seien von der spielenden Natur aus einer fetten Bolarischen Erde erzeugt. Gelehrte Naturkundige aber meinten, es seien Zähne von einem Fische Cardiaria genannt, die zur Zeit der Sündflut oder anderer großer Überschwemmungen zu Stein geworden 43 ). Das alte Bergmännische Wörterbuch (1778) sagt, die Schlangenzungensteine seien versteinerte Zähne eines Fisches von verschiedener Größe, sie würden vor allem auf Malta gefunden und hätten ihren Namen davon, daß man vordem geglaubt, daß es Zungen von Schlangen wären**). Das Volk schrieb ihnen die K r a f t zu, daß sie allem Gifte widerständen und nicht nur vor giftigen Bissen bewahrten, sondern sie selbst auch kurierten und viele andere Krankheiten heilten. Man hing sie an den Hals oder trug sie am Arm, legte sie auch in Wasser oder Wein und machte daraus einen Liquor 4 6 ). Brückmann (1773) sagt: „Die Schlangenzungen wurden ehemals häufiger als jetzo gegen allerlei Unglücksfälle und Krankheiten in Ringen getragen, nachdem aber dergleichen Aberglauben in unseren Zeiten sehr abgenommen hat, ist die Achtung und der Wert dieser vermeinten heilsamen Edelsteine gänzlich verfallen, so daß sie nunmehr fast gar keinen Wert mehr haben 4 S ). Schon Andrea Cisalpini (1519—1603), Fabio Colonna (1616) und Nicolaus Steno (1638 bis 1687) hatten gezeigt, daß die Glossopetrae nichts anderes als fossile HaifischZähne seien 47). 41) P 1 i n i u s n. h. 37 § 164. 42) Gcsner 160 i. ") Z e d i e r io, 1697 ff.; dieselbe Legende vom Apostel Paulus bei V a l e r i u s 458 Nr. 3 Anm. und Q u e n s t e d t 205. Carcharías Verus ist die Bezeichnung eines großen fossilen Hais, dessen Zähne auf Malta
wie ausgesät liegen: Quenstedt 208; Z i t t e l 1 (1911), 51. ") B . W . 468. " ( Z e d ier a. a. O. ") B r ü c k m a n n 347. ") A b e l 60; ders. Reste 117, Abbildung Fig. 13 (fossile Haifischzähne aus dem Tertiär der Insel Malta).
Die meisten als heilkräftig erwähnten Batrachides oder lapides Bufonis (Froschstein, Krötenstein) sind, wie die Abbildungen in alten naturwissenschaftlichen Werken beweisen, nichts anderes als Zähne eines Schmelzschuppenfisches, des Lepidotos maximus aus dem oberen Jura Deutschlands 4 8 ). Sie sind bald stumpfkonig, bald bohnenförmig, kugelig oder pflasterartig und dienten dem Fische zur Zermalmung der Nahrung •*). Der Glanz ihres Schmelzes hatte schon die Augen der ältesten Petrefaktologen auf sich gezogen; man nannte sie K r ö t e n s t e i n e (Bufoniten), weil man meinte, daß sie sich in dem Kopfe der lange unter der Erde lebenden Kröten erzeugten B0). V o l k und Gelehrte hielten noch lange daran fest, daß sie aus dem Speichel der Kröten entstanden seien. Sie galten als wirksam gegen Wespen- und Bienenstiche, als Mittel gegen Wassersucht, ja, es wurde behauptet, daß diese Steine „zugleich schwitzen und weinen machten" 61 ). ») A b e l Reste 117. «) Z i t t e l 2, 8, Abbildung 108. K ) Q u e n s t e d t 241. " ) A b c l 59 f.; ders. Reste a. a. O.
In Oberösterreich glauben die Bergbauern der Gegenden von Hinterstoder und Windischgarsten noch heute, daß die weißen, spiraligen Querschnitte durch die Gehäuse der als Aktäonella bekannten Schneckengattung in den grauen Kalken der Gosauformation Zauberzeichen vorstellen. Diese W i r f e 1 s t o a n e r (W i r b e 1 s t e i n e), wie sie der Bauer nennt, sollen ein Zaubermittel gegen den Wirfei oder Wirbel (die Drehkrankheit der Schafe) sein, und deshalb legen die Landleute, wenn auch nur mehr verstohlen, Rollstücke dieser Aktäonellenkalke, die sie in den Bächen finden, in den Brunnentrog, aus dem sie ihr Vieh tränken. Der Grundsatz similia similibus curantur hat auch hier den Aberglauben herbeigeführt. M) A b e l 66; ders. Reste 113; zu denAktäonellen vgl. Z i t t e l 1, 480.
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Eingelagert in die Schichten des Hauptdolomits, östlich von Seefeld, sind in drei westöstlichen Hauptzügen dunkle, bituminöse Schiefer mit vielen Fischabdrükken. Aus ihnen wird Steinöl gewonnen. Geschichtlich nachgewiesen ist die Verwendung des durch Destillation gewonnenen Öls, das man hauptsächlich als Viehheilmittel gebrauchte, seit 1350 6S). Das Tiroler Landvolk verwendet es bis heute als wirksames Mittel gegen rheumatische Schmerzen. Weil das aus dem Gestein ausfließende ö l in seiner wahren Natur nicht erkannt wurde, glaubte man, es sei das Blut eines erschlagenen Riesen und nannte es T ü r s c h e n b l u t d. h. Riesenblut, nach einer anderen Sage ist es das Blut eines Drachen, der vom Riesen Heymo nach einem gewaltigen Kampfe erschlagcn wurde. Abel weist nach, wie die verschiedensten Kräfte zur Ausgestaltung dieser Sagen mitwirkten und wie selbst der ins Groteske verzerrten Darstellung der Wiltener Drachensage ein Kern richtiger Beobachtung innewohnt, der mit dem Ausfließen des von fossilen Fischen stammenden Erdöls zusammenhängt M ). In neuerer Zeit hat man übrigens durch Herstellung des als Heilmittel bekannten Ichthyols aus dem rohen Steinöl den alten Betrieb wieder zu beleben versucht, so in der Maximilianshütte nordöstlich von Auland im Walde, deren Gruben höher im Gebirge liegen, und in neueröffneten Gruben westlich vom Seefelder See. M ) B 1 a a s Geologischer Führer durch die Tiroler und Vorarlbergeralpen 3 (Nordtirol) (Innsbruck 1901), 427. M ) A b e l 8 ff. " ) B l a a s a. a. O.
Gewaltige Gebeine, auf die man beim Graben zufällig stieß oder die bei Erdbewegungen zum Vorschein kamen oder in tiefen Höhlen gefunden wurden, haben seit alters die Aufmerksamkeit auf sich gezogen und die abenteuerlichsten Deutungen veranlaßt. Alte Vorstellungen verbanden sich mit diesen K n o c h e n u r w e l t l i c h e : T i e r e , wurden durch sie neubelebt, bestärkt und weiter ausgebildet. Es darf aber auch dieVermutung nicht ohne weiters zurückgewiesen werden, daß
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manche dieser, sicher schon in frühesten Zeiten gemachten Funde erst diese Vorstellungen hervorgerufen haben können. So haben die Knochenfunde in tiefen Höhlen, vor allem Überreste des gewaltigen Höhlenbären, die alten Vorstellungen des Volkes von furchtbaren Lindwürmern und Drachen beeinflußt, die oben im Gebirge in Höhlentiefen gehaust und Tier- und Menschenopfer geheischt haben sollen, bis sie durch der Menschen Mut und List beseitigt wurden M ). Zahlreiche Sagen geben uns davon Kunde ®7), ja manchmal wird allen Ernstes versichert, daß solche Ungeheuer noch heute in den unheimlichen Grotten hausen M ). In den oberflächlichen Schichten des Erdbodens entdeckte gewaltige Knochen, namentlich des Mammuts, wurden in Zusammenhang gebracht mit alten mythischen Vorstellungen von überaus großen Menschen, die in der Vorzeit (vor der Sündflut) die Erde bewohnten, gewaltige Bauten aufführten, im Streite erschlagen wurden usw. 6 9 ). Solche Riesenknochen gehörten zu den Merkwürdigkeiten, die man vordem gern an hervorragenden Stellen in der Stadt, in den Rathäusern oder in den Kirchen aufbewahrte 60 ). Die angeschlossenen Sagen zeigen, wie solche Funde von den ersten Entdeckern, ebenso wie von dem alles Abergläubische und Abenteuerliche blindlings übernehmenden Volke übertrieben und mit den seltsamsten Zutaten ausgeschmückt wurden. Es bedeutete nur einen Schritt weiter, wenn das Staunen über diese an heiligen Orten aufbewahrten Gebeine zu dem Glauben führte, es seien Reliquien von Heiligen, besonders des riesenhaften Christopherus 61 ). ") B o c k e l Volkssage 73. «') Z i n g e r 1 e Sagen 187 Nr. 308; 185 Nr. 307, 2 ; vgl. 135 Nr. 2 1 9 ; J e g e r l e h n e r Sagen 2, 35 Nr. 49 M u.a. ) Meier Schwaben 2 1 3 Nr. 240. s ») B o c k e l a. a. O. 32 f.; H e y 1 Tirol 604 Nr. 69; S t ö b e r Elsaß (1892), 129 Nr. 1 1 3 ; Q u e n s t e d t 61 und 55; S e p p a . a . O . 7 1 1 u. 530; A b e l Reste 144. " ) K u h n S c h w a r t z 78 Nr. 80. " ) S c h ö p p n e r Sagen 2, 2 1 5 ; S t ö b e r a. a. O. 1 2 9 ; Z i n g e r l e a. a. O. 1 3 4 ; B e c h s t e i n a. a. O. 3, 129; Kuhn - Schwartz 54; Sepp a. a. O. 7 1 1 .
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Fossilien
Eine besondere Geschichte haben die aufgefundenen Stoßzähne des Mamm u t s . Auch sie wurden als Denkwürdigkeiten in Kirchen aufgehängt. So traf Schwartz in einer Kirche im Posenschen zwei gewaltige Mammutzähne in K e t t e n aufgehängt 62). Ebenso findet sich noch heute in der Michaeliskirche zu Hall am K a c h e r ein riesiger Stoßzahn in eisernen Bändern aufgehängt mit der merkwürdigen Inschrift: Tausend sechshundert und fünf Jahr Den dreyzehnten Februar ich gefunden war Bey Neubronn in dem hallischen Land Am Bühler Fluß zur linken Hand Sammt großen Knochen und lang Gebein. Sag, Lieber, was Arth ich mag sein •*). Unterrichtete Naturkundige hielten sie für Hörner, die sich unter der Erde durch ein Spiel der Natur von selbst aus Ton gebildet hätten oder für vergrabenes, in der Erde kalziniertes Elfenbein, ebur fossile M ). Gesner berichtet, daß man zu seiner Zeit diese gewaltigen Horner für die des E i n h o r n s (s. d.) hielt, die bei der Sündflut über den Erdkreis zerstreut wurden, meint aber, sie seien an Größe und Gestalt ganz anders als die echten Hörner des Einhorns. Denn daß dieses Tier einmal auf der Erde gelebt hatte, davon war er ebenso überzeugt,wie die meisten Naturkundigen seiner Zeit. Die Vorstellung von dem Einhorn war aus den Schriften der Griechen und Römer in die mittelalterliche Literatur übergegangen und lebte bis in das 17. Jh. weiter 6S). Heute wissen wir, daß die Sage von dem Einhorn letzten Endes auf den falsch gedeuteten Darstellungen des Bos primigenus auf altassyrisch-babylonischen Reliefs beruht, dessen beide Hörner in der Profilansicht stets in eines zusammenfallen. Aber solange man noch fest davon überzeugt war, daß dieses Fabelwesen wirklich einmal auf der Erde gelebt hatte, war man glücklich, nachdem man lange mit dem Stoßzahn des Narwals betrogen worden war, endlich an Stelle dieses unicornu falsum in den Stoßzähnen des Mammuts das unicornu verum gefunden zu haben, und dies um so mehr, weil für die mittelalterliche Arzneikunst das Horn des Einhorns von
1722
großer Wichtigkeit war und als Heilmittel so hoch in Ehren stand, daß es fast mit Gold aufgewogen wurde M ). Wie dieser Aberglaube von Schwindlern ausgenutzt wurde, zeigt eine Stelle aus Reiffensteins Beschreibung der Baumannshöhle: „Knochen von ungewöhnlicher Größe werden dort ausgegraben, die viele Betrüger als Stücke vom Einhorn an beschränkte Leute verkaufen" (Gesner a. a. O. 7). Der gelehrte Holländer Misson betrachtete 1701 auf seiner Reise in Italien in den Kunstkammern von Mailand und Venedig Stücke des echten Einhorns und bemerkt dazu, es sei eine unwidersprechliche Tatsache, daß das Einhorn in der bloßen Einbildung bestände, es sei aber ein seltsam Ding, daß kein Mensch dieses Tier mit Augen gesehen und dennoch die ganze W e l t mit dessen Hörnern angefüllt sein solle. Er habe selbst nahe an hundert davon zu Gesicht bekommen, wobei aber nicht zu vergessen sei, daß es auch eine Art von solchen Hörnern gäbe, die aus der Erde gegraben würden und an Gestalt und Farbe vollkommen ähnlich, aber doch von verschiedener Natur seien*"). Der Erfinder der Luftpumpe O t t o v. Guerike war 1663 Zeuge, als man aus den mit Lehm angefüllten Spalten des Muschelkalkgipses am Siveckenberge bei Quedlinburg die Knochen zutage förderte, aus denen dann der berühmte Philosoph Leibniz (Protogeaea, tabula X I I ) ein merkwürdig phantastisches Gerippe zusammensetzte, namens unicornu fossile, mit einem langen Horn auf der Stirn. Diese Knochenreste stammten vom Mammut w ). Daß selbst heute noch, wenn auch vereinzelt, die Vorstellung von dem Einhorn weiter lebt, zeigt Abels Mitteilung, daß der niederösterreichische Bauer die im Lößgebiet des Marchfeldes von ihm ausgegrabenen Mammutstoßzähne das ,,Hurn von an Oanghürn" w ) nennt. M ) K u h n - S c h w a r t z 78 Nr. 80. ") Q u e n s t e d t 55. M) G e s n e r 154 f.; K r ä u t e r m a n n 240ff.; V a l e n t i n i 1, 4 2 3 §7- ") P a u l y - W i s s o w a 5, 2114; Z e d i e r 8,789; A b e l 141 f.; L e h m a n n
Aberglaube 426 f.
2,i7jii.
w
M
) Peters
Pharmazeutik
) Herrn M a x i m i l i a n
Missons
Reisen aus Holland durch Deutschland in Italien.
1723 2 (Leipzig 1701), 978. •») Reste 142.
fragen—Frais Q u e n s t e d t 36. Olbrich.
fragen. In zahlreichen Sagen begegnet uns das F r a g e v e r b o t . Die Saligenfrau (s. d.), welche einen Menschen geheiratet hat, die Melusine (s. d.), Lohengrin, dürfen nicht nach ihrem Namen oder ihrer Herkunft gefragt werden, sonst müssen sie sofort verschwinden 1 ). Damit mit dem Namen des ungetauften Kindes nicht böser Zauber getrieben werden kann, sollen die Taufpaten im K t . Bern auf dem Wege zur Taufe nicht nach dem Namen f. („wenn sie das Kind nicht unglücklich machen wollen") *) und auf dem Taufweg überhaupt nichts f., weil sonst das Kind neugierig wird 3 ). Die Mittagsfrau (s. d.) pflegt denjenigen, die zwischen 12 und 2 Uhr die Arbeit auf dem Felde nicht eingestellt haben (und die nicht reinen Herzens sipd) eine Masse von F. vorzulegen (über Flachsanbau und Leinwandweben). Können sie dieselben beantworten, so ist es g u t Blieben sie ihr aber vor zwei Uhr eine Antwort schuldig, so tat sie ihnen ein Leides an. Sie „fragt sie zu Tode" 4). Drei F. des Teufels müssen beantwortet werden, um nicht in seine Gewalt zu fallen oder um etwas von ihm zu erhalten 6 ); wer die drei F. des schatzhütenden Zauberers beantwortet, bricht seine Macht und erhält die Schätze der Abendburg 8). Der Knecht des geizigen Bauern soll dem Teufel schildern, wie der Raum aussieht, wo das Geld liegt; er darf aber nicht davon reden, nicht f., nicht gucken und nicht horchen 7 ). Geister können erlöst (s. d.) werden, wenn man auf ihre F. richtig antwortet 8 ). Der wilde Mann in Tiers (Tirol) hätte, gefragt, ein Geheimnis mitgeteilt 8 ). S. a. R ä t s e l . l)
T e g e t h o f f Amor u. Psyche 33. 37; G ü n t e r t Kalypso 113 f. 146. 268. ») S A V k . 21 (1917), 80 (aus J. Gotthelf); R o t h e n b a c h Bern 12 Kr. 27; vgl. S a r t o r i Sitte und Brauch 1, 41. 3) S A V k . 31 (1917), 38 Nr. 1. 4) H a u p t Lausitz 70 ff. Nr. 74. 75. 76 = M e i c h e Sagen 353 Nr. 463 = K ü h n a u Sagen 2, 209 ff. Nr. 844 ff. 6) Vgl. 2. B . S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 66 f. Nr. 6; Köhler Kl. Sehr. 1, 492 ff. •) K ü h n a u Sagen 3, 752 Nr. 9. ') Ebd. 2, 665 ff. Nr. 1298. 8) Z. B .
J e c k 1i n Volkstümliches Tirol 342 Nr. 20.
1724 267. •) H e y l Bächtold-Stäubli.
Frais. 1. Ein A u s d r u c k für krankhafte Zustände, der heute nur noch im oberdeutschen Sprachgebiet gebräuchlich ist, z. B. bayr. frais, kämt, fras, Schweiz. freischlich, deutschböhm. s'fras1), wird hergeleitet von ahd. freisa2), mhd. weise 3), das in weiterem Sinne soviel wie Not, Schrecken, Wut, Zorn oder Angst bedeutet. Nur diese allgemeine Bedeutung haben im niederdeutschen Sprachgebiet mnd. vrese, vreise *) und fries. frisen6). Scharf zu trennen davon ist „Friesel" s ), das zu „frieren" gehört und den Fieberfrost, in Anlehnung an die Erscheinung der sog. „Gänsehaut" auch Hautausschläge bezeichnen kann. — Aus der allgemeineren Bedeutung, die noch heute in Ausdrücken wie fraisig und fraislich = schrecklich 7 ) lebt, haben sich Krankheitsbezeichnungen gebildet, wie „die F.", „die Fraisel", „die Fraissam", „das Gefrais", „das Fraislich" 8 ), „das Freischlich" 9 ). Sie alle lassen durchblicken, daß besonders furcht- und schreckenerregende, oder wut- und zornbezeichnende Anfälle gemeint sind. Die beim Zuschauer ausgelöste Gemütsbewegung oder das Symptom beim Kranken führten zu Namenbildungen. Möglich ist auch als Erklärung die Vorstellung, daß Krämpfe durch Schreck verursacht werden: der Serpentin wird als F.enstein genannt, weil er vor plötzlichem Schreck und damit vor Krämpfen bewahrt 1 0 ). Nur so ist es verständlich, daß, wie bei so vielen Bezeichnungen der Volksmedizin, die Begriffe unter den Namen sich überschneiden und häufen. *) G r i m m DWb. 4, 1, 119; vgl. 1 2 1 ; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 676. 67g. G r aff 3, 380. ») L e x e r 3, 497 f. *) S c h i l l e r L ü b b e n 5 (1880), 527. ') t e n Doornk a a t - K o o l m a n 1, 559 ff. *) L a m m e r t 174. 176. 183; H ö f l e r Krankheitsn. 169 f.; Schönwerth Oberpfalz 3, 269. 7) S c h m e l l e r 1, 827. ») E b d . 1, 826. 828. ') G r i m m DWb. 4, i , 121; vgl. H o v o r k a Kronfeld 2, 674. 10) A n d r e e - E y s n Volkskundliches 139.
2. Der volkstümliche B e g r i f f
F.
1725
Frais
1726
Kopf legt 22). Auch wird geraten, ein Bad in dem Wasser eines Baches zu nehmen, über den eine Leiche getragen wurde 23). — K i r c h l i c h e M i t t e l sind nicht selten, weil man übernatürliche Kräfte am Werk glaubt oder Schadenzauber annimmt. In der Gegend von Freising legt man die Kranken auf den Petersstein in der Domkrypta 24), in Posen rief man das „Freisenmännchen", eine hölzerne Heiligenfigur an, und als es verschwunden war, opferte man auf dem Altar für die Kinder 2 6 ). Weihwasser wurde den Patienten aus Lorettoschälchen eingeflößt 26 ). Abschabsei vom F.enstein, einem Tonplättchen, auf das in Oberösterreich die heilige Dreifaltigkeit gepreßt oder das Gnadenbild wie in Mariazell aufgemalt ist, erhöht die Wirkung. Zu Maria Einsiedeln wurde das dortige Gnadenbild in Ton geformt und als F.enstein ebenso benutzt 27). F.enkreuze aus Eisen, in Form von Maltheserkreuzen, hängt man in Deutschböhmen an 2 S ). Die Form des Kreuzes weiht das Wasser, aus dem ein Kreuzschnabel trank, zum F. mittel 29). Ein kirchliches Mittel liegt auch vor, wenn dem Kinde ein F.enhäubchen mit Mutter") S c h m e l l e r 1, 826. ") S e y f a r t h gottes- oder Heiligenbildchen aufgesetzt Sachsen 199. IS) G r i m m Myth. 2, 969; oder ein Stückchen Leinwand mit einem W u 1 1 k e 321 § 476; ZiöVk. 13 (1907), 120. ,4 ) H ö f l e r Krankkeitsnamen Muttergottesbild, das F.enhemdchen, 166. 16) F o s s e 1 Voiksmed. 71 = ZföVk. 13 (1907), 99; untergelegt wird 3 0 ). Daß unter den HeiZföVk. 9 (1903), 212. 19) S c h m e l l e r 1, ligenselten der St. Valentin fehlt, beweist 826. " ) H ö f 1 e r Krankheitsnamen 165 f.; F o s s e 1 Voiksmed. 71 = ZföVk. 13 (1907), 99. wieder die nach dem Volksglauben an18) ZfrwVk. 9 (1912), 4; G r i m m DWb. 4, 1, genommene Verwandtschaft zwischen 121; H ö f l e r Krankheitsnamen 165. Krämpfen und Fallsucht (s. 0.) 3 1 ). — Organotherapeutische Mit3. Die H e i l u n g der F. wird wenig t e 1 können in roher, direkter Form bei durch Handlungen, häufiger durch Worte, Kindern schwer angebracht werden. Imin den meisten Fällen durch Gegenstände merhin sollte man zur Verhütung der F. vorgenommen. Vorbeugen kann man der „einer Aalrup den Kopf abbeißen (s. d.) F. vor der Taufe, wenn der Gevatter das (dörren und pülvern) und dem Kindlein Kind der Hebamme aus den Armen vor der Taufe eingeben" 32), ein ähnlich nimmt und es dreimal um den Tisch gewonnener Mauskopf kommt dagegen trägt 1 9 ). Wie die F. angeblich durch nur als Amulett gegen F. in Anwendung. Schreck entstanden ist, so soll sie durch Auch die Hechtleber tritt als F.mittel Schreck vergehen. Man hält deshalb wohl auf 33). Wie bei Fallsucht (s. d.) wird Tierden Kindern plötzlich etwas Schillerndes blut, j a das Auflegen lebendig zerrissener vor die Augen Andere Heilhandlungen Tiere empfohlen; die dem sterbenden bestehen darin, daß von dem Haar des Auerhahn ausgerissene Zunge dient wieKranken etwas eingespindet wird 21), daß derum als Amulett. Das Umhängen oder man eine Dachschindel umdreht, oder Unterlegen von Gegenständen aus dem dem Kinde die Brautschürze unter den umfaßt vorwiegend konvulsivische Erscheinungen bei Kindern, gelegentlich bei Erwachsenen, ja selbst bei Tieren. Auch epileptiforme Anfälle können gemeint sein. Fallsucht und Krämpfe werden sogar unter dem Namen F. zusammengefaßt: „ D e r Hinfall und Frayßl sind Geschwis t e r t " l r ) , heißt es im Bayerischen. In Sachsen läßt der Magister Lehmann ein an fallender Sucht leidendes Mädchen „endlich am Fresel sterben" 12 ). Hier ist offensichtlich nur -die Fallsucht gemeint, die auch sonst unter dem Namen F. erscheint 13 ), sogar für Wasserscheu (s. Tollwut) wird gelegentlich die Bezeichnung Wasserf. gewählt 1 4 ). Die größere Menge von Überlieferungen zeigt jedoch F. in der Bedeutung v o n eclampsia infantum. Nach der Form des Auftretens werden unterschieden: stille, schlafende, lachende, schreiende, fallende, laute, rote, reißende, krampfige, zitternde, wütende F. 15 ) und die Sperrf. 16 ), nach der vermeintlichen Ursache kennt man: Hirn-, Kopf-, Zahn-, Wurm- und Darmf. 1 7 ). Die Mutterf. ist eclampsia puerperalis. Selten werden mit F. Grint und Flechte bezeichnet 18 ).
1727
Frais
Tierreich ist beliebt. „Froasboanl" z. B., das sind die Felsenbeine des Schweinsschädels, oder Maulwurfszähne werden um den Hals getragen M ), wie auch die aus den Wirbelknochen einer Natter gefertigten „F.beter", deren Herstellung in kompliziertem Verfahren vorgeschrieben ist: das Tier muß zwischen den Frauentagen gefangen und in einem Topf verwahrt in einem Ameisenhaufen vergraben werden. Die Wirbelknochen werden wie am Rosenkranz aufgereiht Ein Schwalbennest soll F. heilen, wenn es unter das Kopfkissen gelegt wird M ). V0.1 den p f l a n z l i c h e n M i t t e l n wird der „Saamen des Gewächses coix lachrima" als Paternoster um den Hals gehängt S7), ähnlich diesog.„Petonigrallen"(Betonie?) oder F. perlen aus Päoniensamen *), auch heilsame Wurzeln sind getragen worden 39 ). „F.kräuter" sind u. a.: Eichenmistel, Weinraute, Haselwurz und Veilchen *"). — Als l e b l o s e D i n g e kommen zunächst der Serpentin und die Kohle als unbearbeitete Naturgegenstände in Frage, die f. vertreibend wirken sollen 41 ). Wieder Schlüssel den Fallsüchtigen hilft, so tut es bei Krämpfen noch wirksamer ein Erbschlüssel oder ein silberner Schlüssel 42), wohl angesichts der krampfhaft geschlossenen Zähne, auch weil dem Eisen im allgemeinen besondere Zauberwirkungen zugeschrieben werden. In Oberösterreich half die F.enuhr, eine Art Wecker. Wenn sie zu läuten aufhörte, sollte auch der Anfall zu Ende sein tt). Gegen F. schützt ein seidenes Band aus einem Grabe **), für gewöhnlich sind die F.enbänder jedoch wohl zu den kirchlichen Mitteln zu rechnen, ihre Inschriften bezeugen das zur Genüge *6). Als F.amulette werden endlich auch F.münzen, vor allem die „Regenbogenschüsselchen" benutzt **), die einen wichtigen Bestandteil der F.enkette älterer Zeit bilden. Sie kommt vorwiegend in Niederösterreich vor, enthält neben den Münzen für gewöhnlich noch wertvolle Steine, Bocksbart, Verschreifeige, Korallen und Glasperlen. Aufgereiht sind alle Gegenstände an einem roten Seidenband. Der Name F.kette ist irreführend. Die Menge der Gegenstände deutet auf
1728
Häufungszauber, und tatsächlich werden nicht nur die Kinderkrämpfe damit bekämpft, sondern die F.enkette ist ein Universalschutz „gegen so ziemlich alle Krankheiten, Not und Gefahr" 47). Das geschriebene und gesprochene W o r t dient zur F.abwehr einmal in Form des F.briefes, der aus Papier oder Leinwand bestehen kann und auf die Brust des Kindes gelegt wird. Durch Ablesen der Gebete kann auch die Krankheit „abgebetet" werden l i ). Daneben stehen die F.segen, die sich durchweg mit den Krampfoder Gichtersegen decken (s. d.) *•). ") H o v o r k a - K r o n f e l d 1, 675. ») ZföVk. 1 3 (1907), 1 1 5 . " ) S e y f a r t h Sachsen 199. " ) G r i m m Myth. 3, 449 Nr. 474. " ) S e y f a r t h Sachsen 2 1 4 . ") P a n z e r Beitrag 2, 432. " ) ZfrwVk. 9 (1912), 4. " ) ZföVk. 13 (1907), 1 1 4 . ») A n d r e e - E y s n Volkskdl. 1 2 2 ; ZfVk. 21 (1911), 3 1 5 ; ZföVk. 1 3 (1907), 100. 1 1 4 . 1 1 8 ; vgl. S c h m i t z Eifel 1, 65. ») ZföVk. 1 3 (1907), 119. **) G r o h m a n n 7 3 ; vgl. 72; Seyf a r t h Sachsen 185. *>) ZföVk. 9 (1903), 321 f.; 13 (1907), 100. 1x8. 1 1 4 ; L a m m e r t 124; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 324 (Abb.); Andree-Eysn Volhskdl. 1 1 3 (Abb.). 31 ) ZföVk. 1 3 (1907), 1 1 4 . « ) S e y f a r t h 3 Sachsen 298 (um 1800). * ) H o v o r k a K r o n f e l d 2, 675; P o l l i n g e r Landshut 280. " ) H e y l Tirol 788 Nr. 154; G. S c h m i d t Mieser Kräuterb. 62 (18. Jh.); ZföVk. 9 (1903), 2 1 2 ; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 675 ff.; ZföVk. 1 3 (1907), 100. 118. 35 ) S c h m e l l e r 1, 826 = P a n z e r Beitr. 2, 432; A n d r e e - E y s n Volkskdl. 141 (Abb.); vgl. 144 f.; R e i n s b e r g Festl. Jahr» (1898), 3 1 3 ; ZföVk. 13 (1907), 1 1 6 ; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 677. " ) G r i m m Myth. 459 Nr. 722; P o l l i n g e r Landshut 288. " ) S c h m e l l e r 1, 826 = P a n z e r Beitr. 2, 432. " ) ZföVk. 1 3 (1907), 99 f.; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 675. m ) P a n z e r Beitr. 2, 10. P e t e r öst. Schlesien 2, 224; ZföVk. 13 (1907), 1 1 9 ; HovorkaK r o n f e l d 2, 678. " ) A n d r e e - E y s n Volkskdl. 1 3 9 ; G r o h m a n n 175. " ) G r i m m Myth. 3, 449 Nr. 474; Andree-Eysn Volkskdl. 1 3 7 f. « ) ZföVk. 1 3 (1907), 1 1 5 . 1 1 8 ; Hovorka-Kronfeld 2, 679 (Abb.). **) Urquell 4 (1893), 70. " ) ZföVk. 9 (1903), 214;. 13 (1907), 1 1 8 ; vgl. H o v o r k a - K r o n f e l d 2 , 6 3 . " ) ZföVk. 6 (1900), 120; 13 (1907), 119; Hovorka-Kronfeld 2, 675. *') ZföVk. 1 3 (1907), 99 f.; A n d r e e - E y s n Volkskdl. 144 f. (Abb.); H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 681 f. (Abb.). «) ZföVk. 13 (1907), 100. n 8 ; F o s s e l Volksmed. 75; A n d r e e E y s n Volkskdl. 124 f. (Abb.); H o v o r k a K r o n f e l d 2, 678 (Abb.). *>) S. z. B. S e y -
Fraisbrief—Frank
1729
f a r t h Sachsen 108; G r o h m a n n 175; H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 675 f. Bargheer.
Fraisbrief, ein in Österreich gebräuchlicher Schutzzettel gegen die Fraisen, d. i. Kinderkrämpfe, Eklampsie, auf denen u. a. der Benediktus-, Zacharias-, Agathen* und Dreikönigssegen (s. diese Art.) aufgedruckt ist 1 ). ') H o v o r k a u. K r o n f e l d 2, 678; Kronfeld Amulette u. Zauberpflanzen (1898), 7. Jacoby.
Fraisensteine (mhd. vreise Angst, Schrecken, Drangsal). „Froasenstoan, Froastaferl" nennt man Tonplättchen, worauf die hl. Dreifaltigkeit eingepreßt ist. Sie werden auf dem Sonntagsberge (Oberösterreich) verkauft, solche mit dem betreffenden Gnadenbilde aufgemalt in Mariazell, Mariataferl. Sie werden bei verschiedenen Krankheiten angewendet, d. h. abgeschabt und als Pulver verschluckt. Zu Maria-Einsiedeln in der Schweiz formt man das dortige Gnadenbild in Ton ab und verwendet es wie die obigen 1 ). Vgl. Schreckstein. *) A n d r e e - E y s n 4, 120. s v. freisen.
1 2 2 ; G r i m m DWb. Olbrich.
Frank, Sebastian (1499—IS43). geboren in Donauwörth, katholischer Priester, protestantischer Hilfsgeistlicher, dann unabhängiger Schriftsteller, der in dem theologischen Streit des Zeitalters eine eigene Stellung behauptete. Als „Schwarmgeist" verfolgt, suchte er zeitweise in Nürnberg, Straßburg, Ulm und Basel eine Heimat 1 ). Sein vielseitiges Wissen breitete er in deutsch geschriebenen Büchern aus 2 ), und jeder Stoff diente ihm als Werkzeug für seinen Bekehrungseifer, als Anlaß zur Entfaltung seiner spiritualistischen Weltansicht 3). Im „Weltbuch" (zuerst Tübingen 1534) stellte er im Rahmen allgemeiner Länderund Völkerkunde das deutsche Volkstum d2r. Als Vorbild hatte er dabei die humanistische Kosmographie des E n e a S i l v i o 4 ) und die daraus entwickelte Landes- und Volkskunde der Schilderer heimatlichen Lebens von der Art des F. F a b r i (s.d.) und J . B o h e m u s (s. d.), andrerseits die Zeitsatire, wie sie B S c h t o l d - S t ä u b l i , A b e r g l a u b e II.
humanistisch etwa in des E r a s m u s (s. d. im Nachtrag) „Lob der Torheit" 5) oder als populäre Moralpredigt in den Werken S. B r a n t s , G e i l e r s v o n K a i s e r b e r g , T h . M u r n e r o sich . ausgesprochen. Von B o h e m u s entlehnte er im Abschnitt über Franken (Fol. 49 b ff.) die Schilderung der abergläubischen Gebräuche im Jahre.lauf 6 ). Er erweiterte seine Vorlage durch viele Einzelheiten und nahm das Thema auch bei Darstellung der christlichen Religion (Fol. 127 b ff.) wieder auf 7 ), indem er die abergläubischen Gebräuche aufzählte, die das Leben von der Geburt bis zum Tode begleiten. Bei diesen Schilderungen leitete F. als ersten der Grundgedanke der wissenschaftlichen Volkskunde: daß gleich den Rechts-, Staats- und Kirchenformen, gleich Geschichte und Wirtschaftsweise auch die alltäglichen Lebensgewohnheiten der Volksmasse unentbehrlich sind zur Erkenntnis des Volkscharakters und, durch Vergleichung der Völker, weiterhin der Menschheit. Er bezweckte damit Erziehung zur Duldsamkeit: „. . daß wir nicht wähnen, die Juden, Türken, Heiden usw. seien allein Narren, weil wir wohl so törichte Bräuche vor der Tür haben und dennoch Christen wollen sein". Durch Anwendung der deutschen Sprache verbreitete er, wie mit größerem Erfolge später S. M ü n s t e r (s. d.), die Anteilnahme für Sammlung und Mitteilung volkstümlicher Gebräuche als eines Gegenstandes der Wissenschaft in weiteren Kreisen. Seit G r i m m Myth. wird er als Quelle der historischen Volkskunde viel benutzt 8 ). >) Fr. W e i n k a u f f A D B . 7 und Alemannia 4—7 (1876ff.); Blätter für c.eutsche Philosophie 2, Heft 1, Berlin 1928, Bibliographie auf S. 73 ff. 2) Verzeichnis bei C. A. H a s e S. Fr. Leipzig 1861, S. 295 ff. 3) A. H e g 1 e r Geist und Schrift bei S. Fr. Freiburg 1892; A. R e i m a n n S. Fr. als Geschichtsphilosoph. Berlin 1921. ') S c h m i d t Volksh. 22 ff. ') Laus stultitiae. Basel 1509, von Fr. übersetzt, Ulm 1534, neu herausg. von E. G o e t z i n g e r , Leipzig 1884. •) Omnium gentium mores III, 1 2 — 1 7 . ') A. a. O. II, 12. ») Fr. V o g t ZfVk. 3, 369 ff.; Schmidt Volksh. 1 0 8 — 1 3 1 . Schmidt.
55
I73I
Franziskaner—Frau, Weib
Franziskaner (s. a. Mönch). Viel seltener als Jesuiten und Kapuziner (s. d.) erscheinen, vorwiegend im katholischen Süddeutschland, F., sowohl als zauberkundige Helfer des Volkes, wie als Gegenstand unheimlicher Sage. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens sollen die F. in Bayern an Bedeutung auch auf diesem Gebiet gewonnen haben x ). Sie verstehen sich wie andere Ordensgeistliche und Priester auf die „ w e i ß e K u n s t " , die der schwarzen an K r a f t nicht nachgibt 2 ). Sie sind wettergerecht und können durch feierlichen Umgang ein von Hexen hervorgerufenes Gewitter vernichten 3 ). Daher hilft auch einmal ein F. einem Teufelsbanner, um Mitternacht Hexen zum Tanz in einem Backofen zu beschwören 4). Zur Segnung eines verhexten Stalles holt man einen F. 6 ). Außer den Hexen wissen die F. auch andere verfluchte Geister zu bannen, sie v o m Umgehen zu erlösen oder in einer Flasche an einen andern Ort zu verbringen 8), sogar der Teufel muß ihnen gehorchen 7 ), er muß dem exorzisierenden F. weichen 8). Darin sind den F.n freilich Kapuziner und Jesuiten überlegen, und die Eifersucht ist groß 9 ). Die geringere Verbreitung des Ordens erklärt natürlich zum Teil die mindere Rolle der F. Ihre Mitwirkung an solchen Beschwörungen böser Geister geht auf Gebräuche und Anschauungen der römisch-katholischen Kirche zurück, vgl. Exkommunikation, Exorzismus.
1732
Noch 1860 wurde in Berlin ein Mann wegen Notzucht an einem achtjährigen Kind verurteilt, der geglaubt hatte, sich durch Übertragung auf ein unschuldiges Kind von der Krankheit zu befreien 2 ). Außerdem rät man, die Geschlechtsteile mit dem eigenen Urin zu waschen s ) oder ihn zu trinken 4) oder empfiehlt alle möglichen Salben s ). ') H ö f 1 e r Krankheitsnamen 166 (reiche Etymologie des Wortes); H o v o r k a - K r o n f e 1 d 2, 154; S c h m i d Glarus 31. *) W u t t k e § 484. 3) H o v o r k a - K r o n f e l d 2, 157. 4) Ebd. 2, 151. 5) H ö h n Volksheilkunde 1, 119. Stemplinger.
Franzosen II. Das Aarauer Haldentier spukte bis 1798, da die F. in die Stadt rückten, herum. Diese haben alle Gespenster, deren es damals beinahe in jedem vierten Hause eines gab, verjagt oder niedergemacht 1 ). Auch der Nachtjäger (s. d.) in der Gegend des Probsthainer Spitzberges ritt früher alljährlich von Allerheiligen bis Weihnachten mit seiner Meute ringsum; seit der F.zeit jedoch seltener 2 ). Die Zwerge wurden von Friedrich d. Gr. verjagt, während Napoleon allen Spuk aus dem Lande vertrieb. Die Klabautermännchen kamen während des deutschen Krieges ins Land, wurden aber von den F. verjagt 3). — Geister von französischen Soldaten der Napoleonszeit finden sich noch zahlreich 4). Rochholz Naturmythen 82 Nr. 6. K ü h n a u Sagen 2, 465 Nr. 1068. 3) K u h n u. S c h w a r t z 488 Nr. 189, 2; S r h a E l b a c h "u. M ü l l e r 352 Nr. 140. 13. *) Z. B . Reiser Allgäu 1, 307 f. Nr. 395; Heyl Tirol 212 Nr. 16. Bächtold-Stäubli. 2)
Vereinzelt nur erzählt man sich vom Spuk verdammter, umgehender F.mönche 1 0 ). ') S c h ö n w e r t h Oberpfalz 3, 114. ») B a varia 1, 321. ') E b d . 1, 367; 3, 303. «) E b d . 1, 322. ') S c h ö n w e r t h a.a.O. 1, 319; Z f r w V k . 1910, 109. •) B i r l i n g e r Aus Schwaben 1, 212. 362; Bavaria 1, 3 1 2 ; 2, 809; S c h ö n w e r t h a. a. O. 3, 114; Z i n g e r 1 c Tirol 57 Nr. 489; D e r s. Sagen 265 f. 378. ') Z i n g e r l e a. a. O. 8) L e o p r e c h t i n g Lechrain (Neudruck) i, 1 1 7 . •) B i r l i n g e r a. a. O. 1, 362 ff. " j D e r s. a. a. O . i , 205; M e i e h e Sagen 198. Müller-Bergström.
Franzosen I (Krankheit). Die konstitutionelle Syphilis des Menschen, zum erstenmal im Heere des französischen Königs Karl V I I I . epidemisch verbreitet.
Frau (F.), Weib (W.j. 1. Zwei Wurzeln des auf die F . bezüglichen Aberglaubens. — 2. D a s „sanetum et providum" der Germanin. — 3. Entwicklung zur Evastochter; „Mutter der Sünde". — 4. Die Reaktion der deutschen Minne. — 5. Die F . als Mensch zweiter Ordnung. — 6. Die F. als notwendiges Übel. — 7. Die F . als böses Prinzip. — 8. Die F . als unreines Wesen. — 9. Die F. im K u l t ; F.enfeste. — 10. Die F . als Ärztin und Kräuterhexe. — 11. Die F . als , .Fruchtbarkeitssymbol". — 12. F . als Titel (F. Welt, F. Holle u. a.).
I. Die Rolle, die die F. im deutschen Aberglauben spielt, wird bestimmt von,
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zwei grundverschiedenen Bewertungen weiblichen Wesens, die e i n e hier am besten gekennzeichnet durch die bekannten Sätze des Tacitus 1 ), die die altgermanische Wertschätzung und Vergöttlichung der F. schildern und mit dem Glauben an das den F.en innewohnende Heilige erklären. Diese Sätze, in die Gesamtüberlieferung altgermanischer Religion und Sitte gestellt, bezeugen zunächst einen Glauben an das Wirken göttlicher K r a f t im Menschen und durch ihn hindurch auf die Umwelt, dazu aber den Glauben an die besondere Eignung der F.en als Mittler oder Träger dieser göttlichen Kraft. Die z w e i t e hier wesentliche Grundrichtung in der Bewertung der F. wird gekennzeichnet durch das paulinische, von Kirchenvätern (Tertullian u. a., dann Bernhard von Clairvaux) 2) oft benutzte W o r t : „mulier taceat in ecclesia", die F. soll in der Gemeindeversammlung schweigen 8), „stille hat sie zu sein" 4). Dieses Wort weist zurück auf den jüdischen Schöpfungsmythus (sekundäre Erschaffung 5), primäre Verführung der F . ) 6 ) und weiter in eine heidnische Gedankenwelt, in der die F. als minderwertiges, unreines und damit zum Dienst am Heiligen weniger taugliches Wesen gilt, und geht gewiß nicht, wie R. M. Meyer vermutet hat 7), auf „eine größere Leidenschaft religiöser Empfindung" zurück, sondern nur auf eine durchaus andersgeartete Auffassung vom Heiligen 8) und auf eine völlig andere Sexualität (s. Geschlechtsverkehr). Der bis heute andauernde Widerstreit beider Auffassungen, besonders auf deutschem Boden zum Austrag kommend, beginnt mit der Völkerwanderungs- und Bekehrungszeit und beherrscht den gesamten, auf die F. bezüglichen Aberglauben im germanischchristlichen Kulturgebiet. *) T a c. Germ. c. 8: „inesse quin etiam sanctum aliquid et providum putant nec aut consilia earum aspernantur aut responsa negleg u n t " , und T a c. Hist. 4, 61 ,, vetere apud Germanos more quo plerasque feminarum fatidicas et angescente superstitione arbitrantur deas"; vgl. a. C a e s a r Bell. Gatt. 1, 50.
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2)
3) Meyer Religgesch. 411. Paulus 1. Kor. 14, 34. ') D e r s . 1. Timoth. 2, 12. 6) 1. Kor. 11, 8: „denn der Mann ist nicht v o m W.e, sondern das W. ist vom Manne". 6) 1. T i moth. 2, 1 1 : „ U n d Adam ward nicht verführt, das W. aber ward verführt und hat die Übertretung eingeführt". ') M e y e r Religgesch. 411. 8) Vgl. die Gegenüberstellung: Grieche — „des Gottes voll", Jude — „Der Geist Gottes kommt über i h n " Leisegang
Griech. Philos. 23.
2. Mit dem Blick nach einem orientalischen Mutterland der indogermanischen Völker und im Banne einer alle Rassen- und Völkerunterschiede nivellierenden Entwicklungstheorie hat man dem Problem der germanischen F.engeltung nicht gerecht werden können ®) und sich damit begnügen müssen, die hohe Selbständigkeit und Wertschätzung der F. in germanisch-heidnischer Zeit als unerklärtes Wunder guter Sitten stehen zu lassen 10). Notwendig werdende Gesetze zum F.enschutz in frühchristlichen Volksrechten dienten als gefährliche Brücke zurück in dieses unbegrenzte Reich „primitiv-germanischer" Möglichkeiten und retteten zur Not die Theorie von der ursprünglich-allgemeinen Dienstbarkeit der F. vor den Tatsachen der germanischen Altertumskunde. Die Volkskunde ist diesem Irrweg der Germanisten gefolgt. Seine Berichtigung durch neueste Forschung weist auch der Volkskunde neue Wege und Erklärungsmöglichkeiten, Daß die F. „dem heidnischen Germanen nur eine gekaufte Dienerin w a r " u ) , die er, selbst „müßiggehend", als sein Arbeitstier behandelte, daß der Mann als ihr „ G e w a l t h a b e r " 12 ) sie kaufte und verkaufte („im derben Sinne der alten Zeit") l s ), sie „nach Belieben prügeln, ja unter Umständen töten konnte" 14 ), daß er sie leichtfertig verstieß oder verschenkte 1S) oder ihr Duldung von Rivalinnen zumutete 16 ), alles das sind Urteile, die sich günstigstenfalls auf Ausnahme- oder Verfallserscheinungen stützen können und von einer Einfühlungsgabe in fremde Lebensverhältnisse nichts erkennen lassen. Die F. als „ursprünglich vollkommen gleichberechtigte" 17 ) Gefährtin des Man55*
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nes, besonders geeignet zum Dienst am Heiligen, bevorzugt begabt mit dem „sechsten Sinn", der die unsichtbaren Kraftquellen des Lebens sich zu erschließen weiß und zu Weissagung und Schicksalsverkündung b e f ä h i g t u ) ; besonders begabt auch in der Heilkunst, dem Wetter wie der Erdfruchtbarkeit eng verbunden; dann als Hausfrau Herrin im Hause, dem Gesinde gebietend, über die Aufnahme von Gästen mit entscheidend, für Erfüllung religiöser und sittlicher Pflichten der Sippe Sorge tragend; aber auch am Festgelage teilnehmend, im Rate der Männer gehört, auf Neulandsuche mit ausfahrend, in Schicksalsstunden die Waffe ergreifend und bisweilen zu politisch leitender Stellung erhoben: Das ist die altgermanische F. in der Zeit vor dem Glaubenswechsel. Besonders hervorgehoben werden muß für unseren Zweck, daß die ihrer Manneswürde sich voll bewußten Germanen es nicht unter ihrer Würde fanden, die Waffen aus F.enhand zu empfangen 19 ), die F. auch als Kampfgenossin 20), ja bisweilen als Führerin im Kampf 21) und als selbständige Fürstin anzuerkennen; ja schließlich oft eine weibliche Gottheit um Beistand im Kampfe zu bitten und den Traum von den im Kampf schützenden oder nach Walhall geleitenden Walküren in ihr Heldenlied einzuflechten; hieraus auf ursprüngliche F.nherrschaft mit Mutterrecht und Polyandrie zu schließen, heißt diese Tatsachen mißdeuten iS ). Wichtig ist hier noch ein Hinweis auf den (in keiner Weise dogmatisch gültigen) Schöpfungsmythos, der Mann und Frau neben-, nicht nacheinander (aus Bäumen) erschaffen werden läßt und auf die wenig unterschiedene Kleidung der Geschlechter M ). Ferner: Die germanische Bewertung der Jungfräulichkeit ist nicht bestimmt von dem Begriff der Sünde, die Bewertung der Ehe-F. nicht abhängig von ihrer Kinderzahl 24), die Bewertung der Witwe oder geschiedenen F. nicht vermindert durch den Gedanken des männlichen Besitzrechtes über Grab und Trennung
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hinaus. Das zwangsweise Witwenopfer gehört in das Reich der Sage, vereinzeltes, freiwilliges Mit- und Nachsterben der F. ist geschichtlich bezeugt. Besonders beachtenswert ist schließlich, was die Sprachforschung für Aufschlüsse liefert : Das neutrale „ W . " , das man über sanskr. vip = „innerlich erregt", „begeistert" mit jenem taciteischen „sanctum et providum" zusammengebracht hat 2 8 ), bezeichnet das W e i b l i c h e , wie ähnlich anord. god das Göttliche neutral wiedergibt. Das weibliche Idealbild des heidnischen Germanen wird an der Wahl der weiblichen Eigen- und Beinamen deutlich, wobei der Gegensatz zu den F.ennamen anderer Zeiten und Völker in die Augen fällt w ). Hauptsächlich verraten die Namen Beziehung zu K u l t und Kampf (vgl. etwa Thorhild). Daneben erscheinen Beinamen wie die Kluge, die Stolze, die Dichterin, die Gabenreiche und schließlich einige bemerkenswerte poetische Zunamen (s. u. Abschn. Ii). ») Für diese Auffassungsart ist kennzeichnend u . a . Schräder Indogermanen 2, 85 ff. und R i e t s c h e l in H o o p s Reallex. 1, 499 ff. >•) S. u. a. W e i n h o l d F.en n) F o n t a i n e 1, 264. Luxemburg 95. 12) H o o p s ls Reallex. 1, 508. ) W i 1 u t z k y Recht 1, 93. 14) G o e 1 1 e Kulturgeschichte 91. ls ) R i t t e r s h a u s Altnord. Frauen 6 f. u. a. ") I. Naumann Altgerm. Frauenleben 6. ") G u t s c h e u. S c h u 11 z e Dt. Geschichte i, 282 f.; vgl. J. F i c k e r Untersuchungen zur IS) S. Rechtsgeschichte. Golther Mythologie 649; H e l m Religgesch. 1, 285 ff. «) Außer nordischen Belegstellen vor allem T a c. Germ. c. 18. Vgl. u. a. D i o Cassius 71, 3; P a u l . D i a c , hist. Langob. 1, 15. So u. a. die Hervor an der Spitze der Goten im Lied von der Hunnenschlacht und die das Banner tragende und dann zur Königin ausgerufene Heth, die mit zahlreichen F.en an der Bravallaschlacht teilnahm (vgl. 0 1 r i k in A f n F . io, 223 f.). ») Vgl. W i l u t z k y Recht 1, 90. M ) T a c i t u s Germania c. 17; vgl. Mannus 2, 219 f. ») Vgl. dagegen P a u l u s 2, Timoth. 2, 15: „Sie wird aber selig werden durch Kinderzeugen.'* " ) Der bei P 1 o ß B a r t e l s vermißte Abschnitt: „Das W. in der Sprache" (vgl. W a s s e r z i e h e r Urquell 3, 214 ff.) ist für den Norden durch Krause Die F. in der Sprache der altisl. Familiengeschichten ersetzt worden. s ') Urquell 3, 214 ff.
27)
Vgl.
etwa
die
Zusammenstel-
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Frau, Weib
lung von japan. F.ennamen durch P. L a n g e Mitt. d. Sem. f. Orient. Sprachen, Bln. Jg. 4 bis 5, A b t . i , 197 ff.; dazu J. G r i m m s Aufsatz
F.ennamen aus Blumen.
3. Nicht eine auf Dogmen vereidigte Priesterkaste hat den Widerstand gegen den neuen Glauben geleitet, sondern neben weltlich-geistlichen Führern taten dies vorzugsweise die germanischen F.en 2S), den Willen der ihnen innerlich unterstellten Sippenverbände leitend. Von hier aus erklärt es sich, daß das getaufte Volk, als es das Vertrauen zum Alten verloren und zum Neuen noch nicht gewonnen hatte, dann F.en- und Priestermacht mit gleichem Argwohn verfolgte, wie aus einem Brief des Papstes Gregor V I I . an die Dänen erhellt, in dem er verbietet, „daß man Stürme, Seuchen und Krankheiten aller Art auf die christlichen Priester und auf die F.en als ihre Urheber zurückführe und die letzteren in brutaler und barbarischer Weise deshalb dem Tode überantworte" 3 0 ). Wie der nordische Odin des ausgehenden Heidentums eine Brücke zwischen germanischer Frömmigkeit und .christlichem Teufelsglauben schlägt, so bedeutet jene vom wilden Jäger gejagte oder selbst in den Zwölften jagende und die Menschen schreckende w i l d e F. einen Übergang vom Glauben an das Heilige in der F. zum Glauben an die vom Teufel besessene H e x e . Als die germanischen Götter zu Teufeln, germanische Frömmigkeit zu Teufelsdienst, germanische Totenstätten zur Hölle wurden, konnte die germanische F. nicht heilig bleiben. So mußten schon von hier aus die F.en in den Ruf kommen, besonders hartnäckig an verbotenem Heidentum festzuhalten, besonders geeignet zur Übung allen Aberglaubens, besonders empfänglich für alle Ketzerlehren zu sein (vgl. die Bußbücher) 31 ). „Wollte man alle Tollheiten unserer alten Weiber anführen", schreibt Agrippa von Nettesheim 32), „so hieße das soviel, als den Sand zählen, denn es begnügt sich keine von ihnen mit e i n e r Art des Aberglaubens, sondern sie erwählen sich bei jedem Zauberwerk einen anderen Teufel zum Patron". Aber ehe
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es möglich wurde, daß dann in dem berühmten Hexenhammer geistlich geschulte Christen nicht nur „das ganze neue Hexentreiben grundsätzlich auf das weibliche Geschlecht zuspitzten" 33), sondern auch „eine Anschwärzung und Herabwürdigung des weiblichen Geschlechtes" sich herausnahmen, „welche in ihrer A r t wohl einzig sein dürfte" 34), mußte erst die gesamte Stellung und Geltung der F. von Grund aus verändert, mußte die F. in der großen Kulturumwälzung zur E v a s t o c h t e r umgestempelt worden sein. Der vielwiederholte Fehlschluß, der die frühchristliche Sittenlosigkeit merowingischer Kleriker und Könige mit einem oberflächlichen „ n o c h " als Reste heidnischer Zustände deutet 35) und folgert, daß auch auf germanischem Gebiet die F. durch das Christentum „aus Mißbrauch, Entwürdigung und Sklavenstellung" 3B) erhoben wurde, macht vergessen, daß der christlichen Theorie der gleichmäßigen Erlösung aller Seelen die Praxis der noch unerlösten Irdischkeit widersprach. Diese Praxis aber gründete sich nicht auf Herrenworte, sondern auf den Mythos vom Sündenfall, das heißt auf die s e k u n d ä r e Erschaff u n g und p r i m ä r e V e r f ü h r u n g des W.es 37) oder genauer auf die in den paulinischen Briefen ausgesprochene Auffassung des Verhältnisses von Mann und F . a s ) und auf die im Hohelied Salomonis verherrlichte Sexualität. Wie vielfach bei Primitiven (Zentralafrika, Melanesien) eine F. direkt oder indirekt verantwortlich gemacht wird für das Hereinbrechen des Todes in die Menschheit 39), so wälzte die mittelalterliche Männlichkeit ritterlich ihre Sündenschuld auf das weibliche Geschlecht 40), und benutzte den Sündenfall des W.es als Hauptargument in dem anhebenden Kampf um die Mannesherrschaft bis ins Ehebett hinein Man sah in der Hingabe an den Mann den Grundzug der weiblichen Natur, „mithin im W . die Quelle der Sünde verborgen liegen" 42). Um der guten Engel willen,
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von denen man lebhaft bestritt, daß sie jemals in F.engestalt erschienen seien 43 ), müssen die F.en ihr H a u p t bedecken **), „ i h r so Gefahr bringendes Antlitz verhüllen, das bis in den Himmel hinein Ärgernis gegeben h a t " (Tertullian) **). Auf dieser Grundlage wurde die weibliche Persönlichkeit entmündigt zum Besitz-Objekt des Mannes, und zu der auch ihr verheißenen Seligkeit verhalf ihr nur Selbstaufgabe an den Mann M ) oder unmittelbar an Gott. Der Weltanschauung der Welt- und W.verachtung 4 7 ) sich unterwerfend, als „ M u t t e r der S ü n d e " dogmatisch gebrandmarkt, sank die F., besonders unter dem Einfluß orientalischer Ethiker *"), herab zum Menschen zweiter Ordnung, zum notwendigen Übel, zum b ö s e n Prinzip. Vgl. hierzu den bezeichnenden Glaubensstreit zwischen SteinuQn und dem Missionar Thangbrand: Thüle 4, 226. ») J a f f é Mon. Gregor. Bibl. scr. Germ. 2, 413. M) H a n s e n Zauberwahn 96. ") F r i e d b e r g Bußbücher 27. " ) A g r i p p a v. N e t t e s h e i m 4, 188 f. *') H a n s e n Zauberwahn 477. 34 ) Meyer Aberglauben 3 1 3 . *5) So u. a. Friedberg Bußbücher 1 2 ; vgl. dagegen Kummer Midgards Untergang 240 ff. 3 «) F e i t e n Illustr. Gesch. d. MA.s (2) m . 37 ) Hierzu vgl. bes. G o 1 1 1 i e b Die F. im frühen Christentum 18 ff. M ) S. o. Anm. 6. a ') B e t h Religgesch. 89; vielleicht darf man als Gegenstück den dunklen Gullveigmythos der Edda, Vsp. 21 heranziehen. Vgl. ZfVk. 13, 247. " ) Vgl. W e i n h o 1 d F.en 1, 182 f. «) F r i e d b e r g Bußbücher 15. « ) J e n n i n g s Rosenkreuzer 75. '*) P a u l u s 1. Kor. 11 ; vgl. Genesis 6. *5) G o 1 1 1 i e b Die F. im frühen Christentum 20; " ) Vgl. P a u l u s 1. Timoth. 2. 4 7 ) H o e n s b r o e c h Papsttum 2, 160 ff. ; H a m p e Deutsche Kaisergeschichte 35 und 49 u. a. *•) J e n n i n g s Rosenkreuzer 75.
4. Die galante F.enverehrung des MA.s, im Grunde eine von französischem Vorbild ausgelöste Reaktion germanischen Gewissens gegen die Entwürdigung der F., hat versucht, „ d a s Strenge mit dem Z a r t e n " zu einem „guten K l a n g " zu vereinen (Walter von der Vogelweide!). Die Volksetymologie stellte F . zu froh und Freude; und wo Weltbejahung über Weltflucht triumphierte, vergaß man die „Mutter der S ü n d e " und freute sich, wenn man schönen F.en dienen konnte.
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Schon ältere Dichter wie Otfried machten „ d a s mönchische Schelten auf die F . " ausdrücklich nicht mit 49 ). „ N i sit irbolgan w i b e " mahnt er die Männer, „zürnt nicht den F . e n " 8 0 ) ; später warnen Sagen von den immer nach F.enraub lüsternen Dämonen (vgl. auch die Riesen der E d d a ) die jähzornigen Ehemänner vorm Verfluchen und Verwünschen ihrer F . e n 6 1 ) . Das Volk war froh, in der vergöttlichten Mutter Maria die durch E v a vernichtete F.enehre wiederhergestellt zu sehen, wovon die Strophe aus dem Marienlied eines mittelalterlichen Klerikers Zeugnis ablegt: Es ging verloren die Welt zuvor durch eines W.es Schuld. Nun dankt sie einem W.e wieder des Höchsten Huld " ) .
Der Glaube an das „sanctum et provid u m " ist nie ganz ausgestorben 63 ), und die Mahnung des Dichters: ,,6ret got und diu w i p " M ) ist im Geiste jenes wohl nicht „übertreibenden" ®6), sondern nur mißverständlichen Tacituswortes, das die germanische F . der Göttin zur Seite stellt ®6), gesprochen. Als Hüterin des Grals stellt Wolfram die königliche EheF . dem König zur Seite, und F.enhände tragen dieses Allerheiligste. Wie schon die nordischen Wikinger Gesetze gegen F.enmißbrauch schufen B7), so hielten später besonders die Zunftgenossenschaften auf ehrenhaftes Verhalten gegen F.en, und noch die Roßbuben von Hüfingen in Baden bestraften den, der sich gegen die entsprechenden Gesetze verging, mit öffentlicher E n t ehrung M ). A m stärksten hat der Volksglaube jenes „ H e i l i g e " der F.en in seiner Beziehung zu Kampf und Sieg festgehalten. Noch von einem späten Turnier (1568 in München) ist uns durch Wort und Bild bezeugt, daß der Held des Tages seinen Sieg dem nach der Kleidung seiner Dame gearbeiteten Helmschmuck verdankt 6 9 ). Der Brauch, „sich bei Gefahr in der Liebsten G n a d ' und Huld zu befehlen", wie es in Philanders von Sittewald Soldatenleben heißt, erinnert gewiß noch an den altgermani-
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sehen Glauben an die im Kampf schützenden F.en (vgl. die nordischen Fylgjen, Disen und Walküren) Ein seltsamer oldenburgischer Aberglaube sei hier erwähnt: Die F.en dürfen niemals Hüte tragen, die den Pferdehufen ähnlich sehen, weil sonst nach alter Prophezeiung bei Goldenstedt eine überaus blutige Schlacht geschlagen werden wird 81 ). Wie die Sage von mancher Schlacht weiß, die mutig gewagte F.enlist entschied, so weiß sie das alte Motiv von der Weibertreue vielfach festzuhalten 62), bekannt als die Sage von den Weibern von Weinsberg, die ihre Männer im Sack auf dem Rücken als die ihnen zugebilligte teuerste Habe aus der bezwungenen Feste erretten 63). Die F.en Alt-Islands, etwa Njals Frau Bergthora, die beim Mordbrand die Begnadigung ablehnt 64 ), oder Gislis F. Aud, die auf handgreifliche A r t die Verfolger ihres Mannes von ihrer Treue überzeugt 8S), würden diese vielgefeierte Weibertreue nicht allzu hoch angeschlagen haben. Aber trotz dieser Reaktion, die dann wieder besonders in der klassischen Zeit (Schiller) auflebt, und die auch die moderne F.enbewegung mit bestimmt hat (Ibsen!), ist die Geltung der F. im MA. ständig gesunken. Der Schleier der Poesie, mit dem der Minnesang die entmündigte F. umhüllt hatte, zerriß bald. „ D i e niedrig-sinnliche Anschauung" von der F., wie sie sich in der „ f a s t peinlichen Spezifizierung" der 21 oder 30 weiblichen Schönheiten Anfang des 16. Jhs. verrät 88), hat ihr poetisches Vorbild im Hohenlied. Neben der äußerlichen Schönheit bestimmt wesentlich noch die Mutterschaft die Wertschätzung der F. „ W i e viele Kinder ein W. gebärt, um so viele Stufen kommt sie dem Himmel näher" 67). 49) S c h n e i d e r Heldendichtung, Geistlichendichtung, Ritterdichtung g i f . "I G r i m m Mylh. 1, 330. 5I) U. a. M ü 11 e n h o f f Sagen 310. «) P . v . W i n t e r f e l d Dt. Dichtungen ies tat. MAs. 134. " ) W e i n h o 1 d Frauen 3 1, 77; S t r a c k e r j a n 2, 188. M ) Jw. 6054; /gl. G r i m m Myth. i , 329 ff.; 3, 113 ff. i5) H e l m Religgesch. 1, 286. " ) T a c. Hist. 4, •>i; s.o. Anm. 1. ") Lily W e i s e r Germ. M) Jünglingsweihen und Männerbünde. Meyer
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Baden 125. " ) P a n z e r Beitrag 1, 338; vgl. zu den entsprechenden Bräuchen im M A . G r i m m Myth. 1, 369 f. " ) G r i m m Myth. 1 , 3 3 1 . " ) S t r a c k e r j a n 1 , 1 3 2 . **) B o c k e l Handbuch 5; G r i m m Sagen Nr. 493; M e i e r Schwaben 2, 341; H e r z o g Schweizersagen 1, 144; B i r l i n g e r Volksth. 1, 237; Hertz Elsaß i n f.; Bartsch Mecklenburg 1, 297 f f . ; S c h ö n w e r t h 2 , 4 4 0 ; K u h n u. S c h w a r t z 230; W i t z s c h e l Thüringen 1 , 3 1 6 ; S c h a m b a c h u. M ü 11 e r 1, 11 f. 13; M e i c h e Sagen 801; E c k a r t Südhannover. Sagen 181; R o c h h o l z Sagen 2, 355; H e ß 1 e r Hessen 2, 96 f f . ; Becker Frauenrecht 66; Jecklin Volkstümliches 43) N a c h 390; Lütolf Sagen 363. dem salischen Gesetz war den abziehenden Besiegten gestattet, so viel mitzunehmen, als sie auf dem Rücken zu schleppen vermochten; vgl. auch die Erzählungen v o n Lebensrettung gefangener Männer durch Anlegen von Frauenkleidern, schon bei H e r o d o t 4, 4, 1 ff. " ) Thüle 4, 279. «) E b d . 8, 121. ••) L a m m e r t 145. " ) D r e c h s l e r 1, 179.
5. Wie nach dem Rosenkreuzer Trithemius niemals ein Engel als F. erschienen ist (s. 0.), so wäre überhaupt niemals, wenn der paradiesische Zustand der Unschuld angedauert hätte, ein Mensch als F. zur Welt gekommen, lehrt der Doktor Almaricus in Paris (12. J h . ) w ) . F.enerzeugung ist ein Fehlgriff der Natur *•). Wenn auch der galante Geist sich bemüht hat, selbst die Abstammung der F. aus A d a m s Rippe noch umzudeuten als Beweis für die höhere Stellung der letzteren, weil j a der Mann n u r aus Erde (de terre et d'ordure) gemacht sei TO), so hat doch allgemein die Minderwertigkeit des weiblichen Geschlechts keinem Zweifel mehr unterlegen. Die F., die einst befugte Mittlerin göttlicher Kräfte, die Seele ihres Wirkungskreises, ihrer Sippe war, wurde zu dem Ding, um dessen vermutete Seelenlosigkeit man disputiert; die wichtige Frage, ob F.en vollgültige Menschen sind, ist in Wort und Schrift erörtert worden 7 1 ). Noch 1772 erschien die Schrift des Jos. Bassus mit dem Titel: „All-erdenckliche warhaffte Weiber-Mängel nebst Tractat: Curiose Erörterung der Frage, ob die Weiber Menschen seynd", und Lessings „ J u n g e m Gelehrten" ist die negative Beantwortung der Frage selbstverständlich 72). „ D i e soziale Erziehung wies dem W. die elendeste, abhängigste
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Stellung an und erzeugte, indem sie die Entwicklung seiner geistigen Gaben unterließ, den Wahn von seiner geistigen Inferiorität, der sich mit dem vom Mönchtum entwickelten aller Erfahrung hohnsprechenden Wahn von seiner moralischen Inferiorität paarte" 7S ). Piatons Glauben an die ebenbürtige geistige Begabung der Geschlechter und an die Möglichkeit gleichwertiger körperlicher und geistiger Erziehung wurde vor dem beschränkten deutschen Gretchenideal zur Utopie. „Der Mann ist desW.es Haupt"' 4 ): Das war das Dogma. ,,F.en haben lange Haare und kurzen Verstand" 7S ). , ^ . e r rat gerät gleich dem Buchweizen nur alle sieben J a h r " 7 8 ) . „Man soll seinem W. nichts Wichtiges anvertrauen", lehrt ein Kirchenvater " ) . „Der Mann ist der Kopf, das W. aber Gras", heißt es bei den Südslaven w ), wo „ein Mann aus Stroh noch immer so viel wert ist, als ein Weib aus Gold" 7 "). Der aufgeklärte und gelehrte Corvinus (Amaranthes), Verfasser des „F.enzimmerlexikons" (1715, 1739) 8 0 ), muß die F.en gegen dieses Vorurteil von der weiblichen Minderbegabung verteidigen. „Sind W.espersonen keine leblosen Maschinen, sondern vernünftig denkende Wesen, die der gütige Schöpfer mit der Beurteilungs-, Erfindungs- und Behaltungskraft oft reichlicher versehen als die Mannespersonen, so können und müssen sie auch eine gründliche und scharfsinnige Erkenntnis nötiger und nützlicher Wahrheiten erlangen." Daß eines das andere bedingt, übersah man im Banne jenes abergläubisch bestimmten Vorurteils und stellte ein Jahrtausend lang selbstgefällig die „Unlogik" der F.en fest. „Wenn Weiber beieinander sind, dann reden sie so verständig wie siebenjährige Kinder" 8 1 ). DieSchwatzhaftigkeitder F.n, die „Klappersucht" ihrer gefürchteten Zunge, der einzigen ihr verbliebenen, mit dem Schlangenbiß verglichenen Waffe 8 2 ), erklärt man aus dem Adamsknochen 83 ); der Lehm erklärt des Mannes bedächtigere Schweigsamkeit M ), ja, Geiler von Kaisersberg vermag sogar in der Krummheit dieser Adamsrippe die Erklärung für die Rede- und Widerspruchs-
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sucht der F. zu sehen M ), und Hans Sachs verbessert den Schöpfungsbericht dahin, daß die F.en nicht aus der Rippe, sondern aus dem Schwanz des Hundes geschaffen wurden, der im Paradies diese Rippe stahl, und daß die F.en daher allzeit „Widerreden und bellen" müssen 86 ). Im südslavischen Volksmund lebt diese Fabel noch fort OT ), und in slavischen Sprichwörtern wird aus dem biblischen „ E r soll dein Herr sein", schließlich ein Verhältnis wie zwischen Hund und Herr. „Die Hündin mag bellen, das W. aber soll das Maul halten" 8 8 ); von hier aus ist es zu dem Worte Mohammeds: „Das Paradies der F. ist unter den Fußsohlen ihres Gatten" M ), nicht mehr weit. Da der ritterlich umhegten oder tyrannisch unterjochten F . sich keine Gelegenheit mehr bot, vor den Augen der Welt Tapferkeit zu bezeugen, erwarb sie sich den Ruf der F e i g h e i t . „Weibisch" wurde Schimpfwort 9 0 ). Die Verkleidung der Männer in F.enkleidung 91 ), wie sie zumal in Neujahrsbräuchen üblich war, wurde in christlicher Predigt M ) als „die schändlichste Verkleidung" angesprochen * 3 ); und für ein Ereignis „von schlimmster Vorbedeutung" hielt man es, „wenn ein Kämpfer in W.erkleidung den Kampfplatz betrat" 8 1 ). Der heidnische Germane empfand, an dem Mut der F.en nicht zweifelnd, in dem Vorwurf, ein Weib zu sein, sich in ein W. verwandeln zu können und in solcher Verwandlung empfangen und Kinder geboren zu haben 9 8 ), eine Beschimpfung, nicht, weil er die F. für minderwertig gehalten hätte, sondern in abergläubischer Scheu vor dem Widernatürlichen und vor jeder Art von Gestaltentausch (vgl. den Werwolfglauben). *•) J e n n i n g s Rosenkreuzer 2, 75. " ) E b d . Z i V k . 1 3 , 2 5 0 ; vgl. P f e f f e r Beiträge zur Kenntnis des altfrz. Volkslebens meist auf Grund der Fabliaux 2, 16. " ) J e n n i n g s Rosenkreuzer 2, 1 8 1 f. verweist auf eine nach Erscheinen unterdrückte Schrift: „Disputatio iiova contra Mulieres: Qua probatur eas Hcmines non esse." 7 J ) L e s s i n g Der junge Gelehrte 2, 1 2 . ") H a n s e n Zauberwahn 488. 7) den schönsten Baum selbst aus dem Wald (Abart des Maibaumes?) 271 ), versteigerten ihn, kauften Wein und fuhren das Fäßchen durchs Dorf m ) . Andernorts verschaffen sich die F.en die Mittel zum Weinkauf dadurch, daß sie den Männern die Mützen wegnehmen und nur gegen Geld zurückgeben w s ) ; oder sie lassen sich einfach von den Männern ins Wirtshaus führen 2M ). In Dornhan (Baden) durfte jede F. am Aschermittwoch auf Gemeindekosten einen Schoppen Wein trinken 27S ). Auch bestimmte Gebäcke werden in Süddeutschland am „Frauchenabend" (Fastnachtssonnabend) von den F.en gemeinschaftlich gegessen, bis die Männer zum Tanz kommen 276). Und die F., die zum erstenmal nach ihrer Verheiratung Kuchen oder Brot backt, muß den im Backhaus anwesenden F.en eine Flasche Kirschschnaps zum besten geben (Braunschweig) m ) , wie in Friesland die Wöchnerin die ihr zum ersten Kirchgang gefolgte F.enschar zum Schmaus einzuladen hat 278). Zu einer rechten Tauffeier gehört es (Kreis Prüm), daß die F.en der Taufgesellschaft, die oft besonders geehrt werden (obenan sitzen) 2TO), noch ins Wirtshaus geführt und dort bewirtet werden, bis sie vor Trunkenheit „krähen" sao ), und schließlich gehört vielleicht hierher, daß der Mann der jungen F. beim ersten Ausgang nach der Niederkunft Wein bezahlen muß (Tuttlingen u. a.) a i ) . Zu den F.enfesten in Beziehung steht vielleicht auch der schlesische „Schlenkerbraten" a 2 ) und das F.enwettrennen,
1761
Frau, Weib
für Breslau unter dem Namen Pelzlaufen schon 1515 erwähnt 8 8 3 ), und bereits aus dem griechischen Altertum bekannt S84)l schließlich auch das Lausitzer „Rennen nach dem Semper" am Donnerstag vor Fastnacht (Umherziehen der F.en, Possen treiben, Gaben einsammeln), das 1444 von der Kirche als Überbleibsel alter wendischer „Bacchanalien" verboten wurde**), und schließlich der „Heischegang" mit nachfolgendem Gelage in Rodder (Eifel) «•). ) Hierzu v g l . V i s s c h e r Naturvölker. Schon G r i m m Myth. 3, 41. »•») Vgl. E . B u d d e Die Bedeutung der Trinksitten in der Kultur der Angelsachsen. Diss. 1906, 39; v g l . u. a. H e i m s k r i n g l a Yngl.-s. c. 37. Grimm Myth. 1, 329. m ) M e y e r Religgesch. 248. *») E b d . «") M e y e r Myth. d. Germ. 435. *•*) K i r c h e r Wein 54. M3) G r i m m Myth. 3, 41. » ' ) W ä c h t e r Reinheit 125. » ' ) D i e t e r i c h Kl. Sehr. 265 A n m . " " ) V g l . W i s s o v a Religion 279. *") W ä c h t e r Reinheit 127; v g l . den A r e s G y n a i k o t h o i n a s in T e g e a : N i l s s o n Griech. Feste 407. "") Z f d M y t h . 2, 346; Zingerle Tirol 404; R e i s e r Allgäu 1, 479. M ) W ä c h t e r Reinheit 125 f. *">) V g l . L o h r Die Stellung des Weibes zu Jahwes Religion und Kult 5 1 . * " ) W ä c h t e r Reinheit 127. "») R e u t e r 213 ) W i s s k i ö 1d Speisesakramente 46. s o w a Religion 214 ff. , u ) W ä c h t e r Reinheit 130 f f . »») V g l . G o 1 1 1 i e b Die F. im frühen Christentum; v . H a r n a c k Die Mission und A usbreitung des Christentums; Kirsch Die Frauen des kirchlichen Altertums. " • ) D i e t e r i c h Kl. Sehr. 270. " ' ) G o 1 1 1 i e b Die Frau im frühen Christentum 31. i l s ) G ö t z i n g e r Reall. 288. , l t ) S y n o d e v o n A u x e r r e , v g l . H e f e l e Conziliengeschichte 3, 46. 2S0) S t o l l e Kirchenväter 184. m ) H e f e l e Conziliengeschichte 3, 339. " 2 ) S a r t o r i Westfalen 59. «») S t o l l e Kirchenväter 515. "«) A u g u s t i n De Civ. Dei 22, c. 17. s " ) Z f V k . 18, 356. , M ) B i r l i n g e r Aus Schwaben 2, 316. »») S t r a u ß Bulgaren 450. 22>) Z f V k . 17, 378. E b d . 13, 389. 2 " ) N e c k e l Balder 138. , S 1 ) L i p p e r t Kulturgeschichte 1, 189; , M Frazer 12, 243. 341. ) Osenbrügg e n Studien 75. 233) C a p . de villis c. 49; vgl. Maurer Geschichte der Fronhöfe 1, 135; H o o p s Reall. 2, 84. » ' ) B i r l i n g e r Aus Schwden 2, 454 f. 456 A n m . 236) W o l f Beiträge 1, 72 f. , 3 ' ) P a n z e r Beitrag 1, 213 und 2 i 53°. w o das F e r n h a l t e n der F . e n m i t A n g s t vor d e m feldverwüstenden M i ß b r a u c h der Asche durch H e x e n erklärt wird. " ' ) M e y e r Baden 214. 238) K u h n Westfalen 2, 136 f . ; vgl. auch L o s c h Balder 191. 239) Vgl. die Ausführungen über B e v o r z u g u n g der F . e n i m Freyskult bei M. O l s e n Aettegdrd og Helligm
,M)
B ä c h t o l d - S t ä u b l i , Aberglaube II.
1762
dorn 250, d a g e g e n D t . L i t . Z t g . 1928 H . 43. W ä c h t e r Reinheit 127. "') S a r tori Sitte 3, 163. * " ) N i 1 s s o n Griech. Feste 313 ff. 327. 335. M > ) B e c k e r Frauenrechtliches 69. * " ) V g l . W i s s o w a Religion 185. «") U s e n e r Kl. Sehr. 4 , 1 2 6 . »") H ö f l e r Fastengebäcke 21. M ' ) B e c k e r Frauenrechtliches 34. * " ) E b d . " • ) S c h u r t z Altersklassen 66. »») Z f V k . 15,,316. «") E b d . 15, 3 1 7 . " * ) Mit H i n w e i s auf die F e s t t a g e heiliger J u n g f r a u e n nach d e m L i c h t m e ß t a g e : Z f V k . 15, 316. 2 " ) S a r t o r i Sitte 3 , 6 3 . 1 M ) K ö c k Lüneburger Heide 44. " * ) J o h n Westböhmen 7. »•) K u h n Westfalen 2, 102. " ' ) L e o lM) p r e c h t i n g Lechrain 198. Wolf Niederl. Sagen 1 3 9 u n d 172 f . ; L i e b r e c h t Zur Volksk. 379 f., w o unter Heranziehen eines a l t e n persischen P a r a l l e l b r a u c h s auf „die G y n ä k o k r a t i e der a l t e n W e l t " verwiesen w i r d . " • ) V g l . u. a. R e i n s b e r g Festjahr 29. *") H o f f m a n n - K r a y e r i23.M1)Spieß Fränkisch-Henneberg 135 f. " * ) J o h n Westböhmen 78. l a ) Z f V k . 24, 413. "«) S a r t o r i 3, 1 1 8 u . a . "») F e h r l e Volksfeste 47 f. " • ) H e ß l e r Hessen 2, 219. Vgl. B e c k e r Frauenrechtliches 33 ff. 2W ) S a r t o r i Sitte 3, 1 1 8 m i t L i t . "») J a h n Opfergebräuche 110. w o ) S c h m i t z Eifel 1, 13 f. nl) Sartori Sitte 3, 118. "«) M a n n h a r d t Germ. Mythen 25 f. *") Z f d M y t h . 1, m 89.; S a r t o r i Sitte 3, 211 i. ) Heßler Hessen 2, 356. *") M e y e r Baden 501. »•) H ö f l e r Fastengebäcke 26. «") Z f V k . 1 1 , 334. m) J e n s e n Nordfries. Inseln 318. *»•) G a ß n e r Mettersdorf 33. a») S a r t o r i Sitte 1, 39. "») H ö h n Geburt 267. «•») Z f V k . 15, 314- " * ) M s c h l e s V k . 12, 83 f. «") N i l s s o n Griech. Feste 62. Mehrere A r t e n des B r a u c h s in Italien u n d Tirol s. Z f V k . 2, 56 ff. "•) M e i c h e Sagen 963. **') W r e d e in E i f e l f e s t s c h r i f t (1913), 416 f.
10. Um „Arzteshand", „heilgewandte H a n d " , fleht die zum irdischen Leben erweckte Walküre die göttlichen Mächte an 2OT ). Wie häufig in der Person des „primitiven M e d i z i n m a n n e s " m ) , so ist auch in der germanischen F. kultische und ärztliche Kenntnis vereinigt; sie besaß nicht nur „ f ü r Wunden zarte Sorgsamkeit", sondern übernahm als selbständige Ärztin die Pflege der Verwundeten 289). Und nicht nur der „angeborene Hang der F. zur Mithilfe bei Leiden und körperlicher N o t " a o ) , sondern das religiöse „höhere" Wissen um des Lebens innere Zusammenhänge macht sie zur Ärztin. Als F. verkleidet sich Odin und gibt sich als Ärztin aus w l ) . Königin Erka war Ärztin 2 9 2 ). Von Königin Isolde heißt es im Tristan m ) : „Isot, diu . . . erkennet
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1763
Fran,
maneger hande würze und alle kriute kraft und arzätliche meisterschaft", und auch die Kräuterkunde ist also wohl den altgermanischen F.en schon eigen gewesen ***). Aber wie schon Wate von einem ,,w i 1 d e n w i b e " Arzt geworden ist **•),. so sind es bald allgemein dämonische Wald- und Wasserf.en, die als heilkundig gelten m ) . Mit der geschilderten Umwertung aller weiblichen Werte wird ,,aus dem Geschäft heilkundiger Priesterinnen" ,,das trübe Bild zaubernder Hexen" Alle ernsthafte Heilkunst wird Sache der „Herren der Schöpfung". Auch das besonders im 17. Jh. aufblühende pharmazeutische Gewerbe wird n i c h t (oder selten?) von F.en ausgeübt *••) und man sagt: „Wer seine Arznei bei Weibern kauft, bezahlt sie mit dem Leben" 2 M ). Nur im Reich des Volksglaubens erhält sich die Meinung, daß F.en zur Heilkunst besonders geeignet sind s0°), und begegnet der kirchlich geforderten Ansicht von der Macht des Bösen, die den „feminis malis" innewohnt und an die sich das abergläubische Volk um Hilfe gegen Pest und Tod, gegen Krankheit aller Art, gegen Kopfweh, Geschwüre, Schwangerschaftsbeschwerden usw. 301) wendet 302). Die Hexe kuriert mit Zaubersprüchen wie schon Sinthgunt und Frija (und Wodan) im Merseburger Zauberspruch 303 ), und die einst „heilgewandte Hand" taugt nur noch zum Kräutersammeln. Sehr seltsamen Kuren müssen sich die gläubigen Patienten unterziehen 3 M ). Beachtlicherweise gilt bisweilen die F., die (zwei) Kinder (Knaben) geboren hat, für besonders befähigt zu zauberischer Heilhilfe. Von einer solchen F. muß sich, wer eine Verrenkung hat, treten (Oberpfalz) 30S), wer das Seitenstechen hat, besprechen lassen SM ). Vieh, das an Blähung leidet, soll man zur Heilung mit einem Weiberrock oder dem Saum eines solchen umbinden a w ). Mit dem Rockbesatz ihres Kleides bestreicht (in Schellbronn bei Pforzheim) die F. das kranke Euter der Kuh („unbeschrieen", „in den drei höchsten Na-
Weib
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men") 308). Das Trinken der Milch einer stillenden F. wird als Mittel gegen männliche Impotenz empfohlen 80i ) und nach Herodot dient der Harn einer F. zur Heilung eines Blinden 310 ). Das Begräbnis einer F. gibt dem Wissenden sogar Gelegenheit, seine Hühneraugen loszuwerden 3 U ), und schließlich ist ein bekanntes Mittel gegen den Schlucken, ganz schnell an drei alte, böse Weiber zu denken 8 U ). ">) N e c k e l Edda 1, 186; 2, 109. «") Vgl.
V i s s c h e r Naturvölker 2, 447 ff. »») Grimm 2, 963; vgl. Thüle 15, 381 f. w>) J ü h l i n g Tiere 4. m ) S a x o ; vgl. G r i m m 3, 333- *•*) Thidr. s. c. 352. • " ) Tristan 175, 32.
***) G r i m m 2, 1000. *••) G r i m m Myth. 3, 333. »•) K o n d z i e 11 a Volksepos 162 ff. m ) R o c h h o1 l z Sagen 2, 188. «") P e t e r s Pharmazeutik 1, 102. *») E b d . 104. »•) B o h -
nenberger 12. M1) A g r i p p a von N e t t e s h e i m 4, 189. Mi) G r o h m a n n 149. "') MSD. 4, 1. »«) Vgl. M e y e r Baden 565; S t r a u ß Bulgaren 99; J o h n ErzM5 gebirge 106 u.a. ) L a m m e r t 214. "•) W o l f Beiträge 1, 255. *") M a n z Sargans 93; B o h n e n b e r g e r 17; ähnlich W u t t k e § 545. »•)J1 M e y e r Baden 402. a») W u t t k e § 541. °) G r i m m Myth. 3, 3U 342. ) L a m m e r t 219; S t o l l Zauber-
glaube 41. 1i n g e r
312
) Lammert
Volksth. 1, 481.
241;
Bir-
II. Mit der „uralten Parallelsetzung von W. und Saatfeld" 31S) pflegt man auch deutschen Aberglauben, der die F. in Beziehung zur Erdfruchtbarkeit bringt, zu erklären 314). In Indien sagte man beim Einzug der Braut ins Bräutigamshaus: „Als Fruchtfeld kam hierher das W., als beseeltes. Säet in sie, Männer" usw. 31S), und im Koran heißt es: „Eure W.er sind eure Acker: geht zu eurem Acker, wie ihr wollt" 318 )! Bei den Griechen war teilweise „pflügen" ein gebräuchlicher Ausdruck für „zeugen" 3W), und im Hohelied Salomonis dient neben Palmund Granatapfelbaum auch der „Weizenhaufen" als Symbol der zergliederten Dirnenschönheit 3U ). Es ist ein eigentümlicher logischer Fehler, wenn man dieser Sexualsymbolik, die die F. zum passivempfangenden „Acker" des Mannes erniedrigt, Fruchtbarkeitsbräuche unterordnet 31>), in denen die F., selbst säend oder Pflug ziehend, Wetterglück und Regen spendend, Saaten schützend und
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Frau, Weib
W a c h s t u m fördernd, auftritt. W o Göttinnen wie Nerthus Saaten segnend durchs L a n d ziehen, und die Bauers-F., wie noch im Island der Sagazeit, dem Mann das E h e b e t t verbieten kann, muß die Beziehung zwischen F. und Fruchtbarkeit außerhalb jener Sexualsymbolik liegen. Mann und W . stehen im altgermanischen Denken nicht wie Himmel und Erde zueinander; beide Geschlechter, nach dem Mythos aus Bäumen erschaffen, oft (in Umschreibungen und in vorausschauenden Träumen, Stammbaumvisionen) als B ä u m e symbolisch benannt, sind „ V e r treter der F r u c h t b a r k e i t " und beide als Menschen „von Erdkraft genährt" und der Sonne zugewandt; und nur wieder jenes „ s a n c t u m et p r o v i d u m " d e r F . e n i s t es, das die besondere Verbindung zwischen F . und Fruchtbarkeit hergestellt hat. W i e jeder Bauerngott ein „ W e t t e r g o t t " ist, so steht auch jeder solchem Gottesdienst besonders verbundene Mensch gleichsam auf der Wetterwarte und kann die Saaten je nach dem Maße seiner Frömmigkeit schützen oder verderben (vgl. die Wechselbeziehung zwischen Erntesegen und Königsglück und die sagenhaften Königsopfer bei Mißernten und Hungersnot). Nicht also in jener orientalischen Haremsperspektive, sondern zuerst in der alt-germanischen Religion ist die passende Erklärung für die genannten deutschen Fruchtbarkeitsbräuche, die sich v o m Wettermachen a u f 1 Saat und Ernte und vom Feld auf Vieh und Geflügelzucht erstrecken, zu suchen und zu erinnern an jene altnordischen F.enbeinamen, die auf das hier zugrunde liegende A m t der germanischen F. hinweisen. So heißt eine Tochter des Königs Harald Schönhaar Älof drböt ( = Erntesegen) 3ao), eine in Island sich ansiedelnde F., Thurid, die durch ihre „ M a c h t " die Fische-ans Land zieht, heißt die „ S u n d füllerin" 821 ); ähnliche Beinamen haben Thorbjörg Bekkiarböt (Thorbiörg knarrarbringa) 3 M ), Thorbjörg hölmasol (Inselsonne) 323) u. a. (vgl. a. T y r a Danebot). Wir haben reizvolle ausführliche Berichte von dem Wettermachen nordischer Völwen, die von Hof zu Hof, von
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Bezirk zu Bezirk zogen, hochgeehrt und g u t b e w i r t e t 3 M ) . Nicht auf eine „ a l t e Wettergöttin im F e b r u a r " s o n d e r n auf das altgermanische Haus-F.enamt, kraft ihrer engeren Beziehungen zum Heiligen für Gedeihen und Ernteglück zu sorgen, wird es demnach zurückgehen, wenn in zahlreichen Dörfern der Mark und des kölnischen Süderlandes (besonders aber in Dänemark) 3 U ) „ n a c h der Folge der Februartage und der Hausnummern der alten Feuerstellen das älteste F.enzimmer an jedem Herde als Wetterregentin g e n e c k t " 3 2 7 ) oder (in Dänemark) scherzhaft für das W e t t e r verantwortlich gemacht wird 3 2 S ), oder wenn vielfach das Wetter im Februar (und März) oder überhaupt der Monat Februar (der „ W i w e r m o n d " , „ H u s t r u maaneden") allgemein unter dem Regiment der F.en stehend gedacht wird 3 2 i ). „ I m Monat Hornung regiert die F . " 830). — V e r w a n d t damit ist der Brauch isländischer F.en, am ersten Morgen des Februar leicht bekleidet dreimal ums Haus schreitend, die „ G 6 a " m ) (Patronin des Februar) einzuladen (Komm herein, liebe G6a usw.), um dann den T a g mit einem Schmaus der versammelten Nachbarinnen zu b e s c h l i e ß e n m ) . Auf die Rolle der F.en in Abwehrriten gegen Hagel- und Blitzgefahr S 3 S ) und gegen Dürre in mannigfachem Regenzauber 8 M ), und auf die Bedeutung der Nacktheit dabei sei hier nur verwiesen, desgleichen auf die Wechselbeziehungen zwischen F . und Mond im Aberglauben 33S ). Das U m schreiten der Feldgrenzen durch (nackte) F.en, ein schon bei Plinius a 3 i ) erwähntes Mittel gegen saatenschädliche Würmer und Insekten 337 ), begegnet wie im indianischen 3 X ) so auch im deutschen Aberglauben. In Masuren umschreitet die Hausf. das Erbsenfeld (oder läßt ihr Hemd herumtragen), um Mehltauschaden z u verhüten 339). Ähnlich mußte in der Mark eine F. (nackt) den von Raupenfraß heimgesuchten Acker dreimal umschreiten 3 4 0 ); nach norditalienischem Aberglauben müssen sich ein nacktes Mädchen und ein Priester in dem vom Raupenfraß heimgesuchten Feld begegnen M 1 ). 56*
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Frau, Weib
Hierher gehört auch das Pflugziehen durch nackte F.en um den Ort zum Schutz gegen Seuchen ***), und schließlich das bekannte Todaustragen, das bisweilen nur von F.en unter Ausschluß der Männer vorgenommen wurde 8 4 s ). Sehr bezeichnend ist der fromme Aberglaube, daß das Obst der Bäume, die man „an unser lieben Frauen Verkündigung gepfropft h a t " , vom Wurm verschont bleibt m ) . In der Oberpfalz und anderwärts müssen die F.en an bestimmten Tagen Getreide oder Lein säen, dazu die Sonntagskleider anlegen u t ) und den Ehering anstecken s44 ), in Mecklenburg am Lichtmeßtag (bei Sonnenschein) auf dem Acker tanzen, damit der Flachs gerät M7 ); im Saalfeldischen die Mädchen das Flachsfeld umtanzen und sich im Flachs wälzen, damit er hoch wachse **'). Begreiflicherweise ist der Flachsbau besonders Sache der F.; schon die Aussaat wird bisweilen als „eine notwendige Pflicht der Bäuerin hingestellt" (Oberpfalz) 84i ). Sein Wachstum soll die schlesische Bauersfrau dadurch zu beeinflussen versucht haben, daß sie während der Aussaat (oder zu Fastnacht) auf den Tisch stieg und tanzte, und dann, rückwärts herabspringend, mit der Höhe des Sprunges die Höhe des Flachses zu bestimmen meinte 3S0). Hatten F.en und Mädchen den Flachs gejätet, so mußten sie in Braunschweig einen Purzelbaum machen, sonst gedieh die Ernte n i c h t 3 H ) . Diesen Bräuchen liegt sicherlich weder der Glauben an eine Göttin des Flachses (Flachsjungfer!) zugrunde SH ), noch die Absicht zu „g e g e n s e i t i g e m Austausch der Fruchtbarkeit", wobei wie im primitiven Sympathieglauben „das Wohlergehen des einen Teiles das Gedeihen des anderen bedingt" 363 ). Die Fruchtbarkeit der F. wird auf ganz anderem Wege zu fördern gesucht (s. Empfängnis). Auch das „ungewöhnliche Hervortreten der F.en in den Bräuchen des Erntemai" 3 M ) und beim Erntefest 3 5 S ) („nur das empfangende, hervorbringende W. darf den Erntemai nach Hause fahren" SM ); letztes Kornfuder) S57), erweist die F.en nicht als
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„rein sinnbildliche Vertreterinnen der Erdfruchtbarkeit" („gleichsam das Fruchtfeld darstellend") 3S8), sondern als „macht"begabte Menschen. Das Begießen der F.en (am dritten Ostertag), damit der Flachs gedeiht 3 ®), oder auch nach der Einfahrt M 0 ) oder beim Einbringen der ersten Tracht Gras 3