Gesprächsforschung im Vergleich: Analysen zur Bonner Runde nach d. Hessenwahl 1982 3484301589, 9783484301580

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Table of contents :
Einleitung
SUCHAROWSKI, Wolfgang: Gesprächsforschung - Zu einigen Problemen mit der linguistischen Gesprächsanalyse
Das Material
TRANSKRIPT: Bonner Runde am 26.9.82 nach der Hessenwahl
Die Analysen
DIECKMANN, Walther: Wie redet man "zum Fenster hinaus"? Zur Realisierung des Adressatenbezugs in öffentlich-dialogischer Kommunikation am Beispiel eines Redebeitrags Brandts
FIEHLER, Reinhard: Einwürfe
HOFFMANN, Ludger: Die Bonner Runde - Ansätze zur Analyse einer Kommunikationsform
KINDT, Walther: Selbstanknüpfung und Stereotypie in Politikeräußerungen
REHBOCK, Helmut: Herausfordernde Fragen. Zur Dialogrhetorik von Entscheidungsfragen
SAGER, Sven F.: Ein gesprächsanalytisches Schichtmodell dargestellt am Beispiel der Bonner Runde
SUCHAROWSKI, Wolfgang: Protektives Kommunikationsverhalten bei der Einführung des Gesprächsgegenstandes
Register
Literaturverzeichnis
Sachregister
Belegstellen
Autorenregister
Die Autoren des Bandes
Recommend Papers

Gesprächsforschung im Vergleich: Analysen zur Bonner Runde nach d. Hessenwahl 1982
 3484301589, 9783484301580

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Linguistische Arbeiten

158

Herausgegeben von Hans Altmann, Herbert E. Brekle, Hans Jürgen Heringer, Christian Rohrer, Heinz Vater und Otmar Werner

Gesprächsforschung im Vergleich Analysen zur Bonner Runde nach der Hessenwahl 1982 Herausgegeben von Wolfgang Sucharowski

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1985

ClP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Gesprächsforschung im Vergleich : Analysen zur Bonner Runde nach d. Hessenwahl 1982 / hrsg. von Wolfgang Sucharowski. - Tübingen : Niemeyer, 1985. (Linguistische Arbeiten ; 158) NE: Sucharowski, Wolfgang [Hrsg.]; Bonner Runde (1982); GT ISBN 3-484-30158-9 ISSN 0344-6727 >Max Niemeyer Verlag Tübingen 1985 Alle Rechte vorbehalten. Ohne Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus photomechanisch zu vervielfältigen. Printed in Germany. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt.

INHALTSVERZEICHNIS

Einleitung SUCHAROWSKI, Wolfgang: Gesprächsforschung - Zu einigen Problemen mit der linguistischen Gesprächsanalyse

1

Das Material TRANSKRIPT: Bonner Runde am 2 6 . 9 . 8 2 nach der Hessenwahl

...

39

Die Analysen D I E C K M A N N , W a l t h e r : Wie redet man "zum Fenster hinaus"? Zur Realisierung des Adressatenbezugs in ö f f e n t l i c h - d i a logischer Kommunikation am Beispiel eines Redebeitrags Brandts

54

F I E H L E R , Reinhard: Einwürfe

77

H O F F M A N N , Ludger: Die Bonner Runde - Ansätze zur Analyse ner K o m m u n i k a t i o n s f o r m KINDT, Walther: Selbstanknüpfung und Stereotypie keräußerungen REHBOCK, Helmut: Herausfordernde Fragen. von Entscheidungsfragen

ei107

in Politi146

Zur Dialogrhetorik 177

SAGER, Sven F . : Ein gesprächsanalytisches Schichtmodell d a r gestellt am Beispiel der Bonner Runde

228

SUCHAROWSKI, Wolfgang: Protektives K o m m u n i k a t i o n s v e r h a l t e n bei der Einführung des Gesprächsgegenstandes

265

Register Literaturverzeichnis Sachregister Belegstellen Autorenregister

308 324 228 330

Die Autoren des Bandes

332

GESPRACHSFORSCHUNG

-

ZU E I N I G E N PROBLEMEN

MIT DER L I N G U I S T I -

SCHEN GESPRACHSANALYSE WOLFGANG SUCHAROWSKI

Vorbemerkung Die Diskussion um die Gesprächsanalyse läßt sich noch immer verbinden mit der Frage nach ihrer Bezeichnung selbst. 'Dialogforschung 1 , 'Gesprächsforschung 1 , ' K o n v e r s a t i o n s - ' oder 'Diskursanalyse' streiten miteinander um ihre A n e r k e n n u n g . ( 1 ) W ä h rend sich hinter der Bezeichnung ' K o n v e r s a t i o n s a n a l y s e 1 ein einheitlicherer Forschungsansatz v e r b i r g t , verbinden sich mit den anderen Bezeichnungen unterschiedliche K o n z e p t e , die z . T . bewußt als Sammelbezeichnung gebraucht werden, wie dies im Fall des Terminus 'Dialogforschung' geschieht, um auf ein verbindendes Element des Forschungsgegenstandes a u f m e r k s a m zu m a c h e n . ( 2 ) Daneben zeichnet sich für den Gebrauch des Terminus 'Gesprächsanalyse' eine Entwicklung ab, die Forschungsansätze in der Linguistik bezeichnet, die - wenn auch sehr unterschiedlich in der Art und im Umfang ihrer A u f a r b e i t u n g - unter Berücksichtigung der Sprechakttheorie und H i n z u z i e h e n von Erkenntnissen aus der ethnomethodologischen Kommunikationsforschung einen eigenen Weg zu gehen versucht , der das k o m m u n i k a t i v e Geschehen und den verbalen Anteil zu beschreiben versucht. Mit der Bezeichnung ' K o n v e r s a t i o n s a n a l y s e ' wird h ä u f i g auf die Conversation A n a l y sis hingewiesen , die ein sehr spezifisches Selbstverständnis entwickelt h a t , so daß es sinnvoll erscheint, dem Vorschlag von LEVINSON ( 1 9 8 3 , 2 8 6 ) zu folgen und den Terminus 'Konversationsa n a l y s e ' nur im Zusammenhang mit der Conversation Analysis zu gebrauchen. Auf andere Formen der Konversationsanalyse wäre dann mit entsprechend eigenständigen Bezeichnungen h i n z u w e i s e n , die Mißverständnisse ausschließen. (3) LEVINSON f a ß t die Forschungsansätze unter der Bezeichnung ' D i s k u r s a n a l y s e ' z u s a m m e n . Bevor aber zu den einzelnen A n s ä t z e n mehr gesagt werden soll, wollen wir einen Blick auf die Umstände der Hinwendung zur dia-

logischen Kommunikation im Rahmen linguistischer Forschung werfen. Hinwendung zur dialogischen Kommunikation Als WUNDERLICH mit seinem Beitrag ' E n t w i c k l u n g der Diskursanalyse' einen wichtigen Anstoß zu einer Entwicklung gegeben h a t t e , bei der durch das A u f g r e i f e n von Ideen der Conversation Analysis Arbeitsweisen in der Linguistik initiiert worden sind, die zu diesem Zeitpunkt umstritten waren, begründet er dies mit dem Hinweis auf das Fehlen einer sprachwissenschaftlichen Forschung, die sich 'dem unverstellten sprachlichen M a t e r i a l 1 ( W U N D E R L I C H 1976, 2 9 6 ) zuwendet. An Hinweisen auf dieses Material hat es in der Geschichte der Sprachwissenschaft allerdings nicht gef e h l t . HENNE/REHBOCK ( 1 9 8 2 , 12) verweisen in ihrer ' E i n f ü h r u n g in die Gesprächsanalyse' auf HUMBOLDT, der auf den der Sprache immanenten Dualismus der Anrede und Erwiderung verweist. (4) Von der Hechseiwirkung der Individuen einer Sprachgemeinschaft hat PAUL ( 1 9 2 0 , 4) gesprochen , als er den Gegenstand seiner Forschungen zu bestimmen versucht hat , und BUHLER ( 1 9 3 4 ) betont den engen Zusammenhang von konkretem Sprechereignis und dem Modell des Sprechverkehrs. (5) Diese Bemerkungen stehen in Kontexten, die Eigenschaften der Sprache charakterisieren, die bei einer Beschreibung nicht unberücksichtigt bleiben sollen. Es sind aber keine Äußerungen , die aufgrund dieser Eigenschaften zu einem grundsätzlichen Umdenken sprachwissenschaftlichen Arbeitens auffordern , wie das von FIRTH getan wird, wenn er sagt: That is what language really means to us - a way of doing things , of getting things done , a way of behaving making others behave , a way of l i f e . ... We can only arrive at some understanding of how it works , if we establish with certainty that the facts of speech we are studying can be observed or regarded in actual patterns of behaviour.We must take our facts from speech sequences , verbally complete in themselves and operating in context of situation which are typical, recurrent, and repeatedly observable. Such contexts

of situation should themselves be placed in categories of some sort , sociological and linguistic , within the wider context of culture. ( F I R T H 1957, 35) Obwohl hier in aller Deutlichkeit ein Programm formuliert worden w a r , das , wie heutige Arbeiten zeigen, sprachwissenschaftlich neue Einsichten in die Funktionsweisen von Sprache vermittelt, und das durchaus in einer europäischen Tradition sprachwissenschaftlichen Arbeitens s t e h t , haben sich diese Gedanken nicht durchsetzen können. Erst über die Rezeption der in der sprachanalytischen Philosophie diskutierten Zusammenhänge von Sprache und Handeln , ö f f n e t sich allmählich ein Freiraum, der die Enge des von BLOOMFIELD diskutierten Sprachverständnisses und der darin enthaltenen Zurückhaltung gegenüber der Bedeutung nicht mehr a k z e p t i e r t . ( 6 ) Das Erforschen der phonologischen, morphologischen und syntaktischen Strukturen sowie die Strenge der angewandten Methoden lassen zudem sichtbar werden, daß die Sprache darin zwar sehr erfolgreich beschreibbar, aber nur begrenzt reflektierbar ist. COULTHARD ( 1 9 7 9 , 3)

verweist in seiner Darstellung der sprach-

wissenschaftlichen Vor-Geschichte auf die sich allmählich herausbildende E r k e n n t i s , daß die Vorstellung von Kompetenz und Performanz eine zwar hilfreiche Unterscheidung gewesen ist, die aber einen Begriff von G r a m m a t i k a l i t ä t voraussetzt, wie er nur als wissenschaftliches A r t e f a k t existiert, da es den angenommenen N a t i v e Speaker nicht gibt. Der Begriff der Akzeptabilität f ü h r t e so unvermittelt zu Fragen, die von der Soziolinguistik gestellt werden. Betrachten wir die Syntax für sich, so zeigt sich auch hier in den Arbeiten von McCAWLEY oder G. LAKOFF, daß ohne die Berücksichtigung der semantischen Grundlagen auch syntaktische Phänomene nicht hinreichend beschrieben werden können. (7) Es treten Probleme auf , die nur durch die Berücksichtigung des Kontextes befriedigend gelöst werden können. Es kommt somit zu Fragestellungen nach Eigenschaften, die sich aus

der Besonderheit ergeben, daß Äußerungen in Zusammenhänge eingebettet sind. Dies können mehr oder weniger umfassende Texteinheiten oder komplexe Situationen sein. Auf diesem Hintergrund

erscheint

das Vorgehen

der Freiburger

Forschungsstelle des IdS in den siebziger Jahren keineswegs abwegig, nach der Abhängigkeit von Textsorten und spezifischen Situationen zu forschen.(8) Es ist ferner v e r n ü n f t i g , den Bezug zur grammatischen Forschung zu wahren, weil dort eine hinreichend ausformulierte Theorie zur Beschreibung vorliegt, so daß Klassifikationsvorschläge mit Bezug auf eine bestehende Theorie begründet werden können. (9) Die umfassende Behandlung des Partikelproblems ist dafür ein aufschlußreiches Beispiel. Hier zeigte sich nämlich , daß aus der Perspektive grammatischer Forschung auf Sprachphänomene eingegangen werden k a n n , die in der bisherigen Forschung zwar nicht unberücksichtigt geblieben sind, denen aber wenig Aufmerksamkeit gegolten h a t t e , weil die Normvorstellung von Sprache ihnen eine untergeordnete Rolle zugewiesen hatte. ( 1 0 ) Die Diskussion um die Partikel hat zugleich o f f e n k u n d i g gemacht daß bei der Beurteilung ihrer Funktionen systematisches Wissen notwendig ist , das nur aus der Untersuchung des konkreten Sprachverhaltens gewonnen werden kann. Bedingt durch die A u f tretenshäufigkeit mußte das bedeuten, dialogische Kommunikation systematisch zu untersuchen, um die Gebrauchsbedingungen 'vor O r t ' erkennen zu können. Hierbei wurde o f f e n b a r , daß dieser Gegenstand einer linguistischen Forschung keineswegs zugänglich w a r . ( 1 1 ) Es fehlte an konkreten Daten und es gab keine Methode, die es erlaubt h ä t t e , die Daten im Rahmen einer Theorie zu beschreiben. Wenn daher RATH ( 1 9 7 9 ) von einem Dualismus grammatikalisch - syntaktischer und kommunikativer Fragestellungen s p r i c h t , ( 1 2 ) kennzeichnet er damit eine Forschungssituation, in der grammatische Fragestellungen und Analysen zu kommunikativen Funktionen in ihrem Verhältnis zueinander noch wenig geklärt

waren, obwohl der Gedanke Grammatik

einer funktionalen Einbindung in die

bei SCHMIDT ( 1 9 6 4 ) mit der Forderung nach der Erklä-

rung sprachlicher Mittel im Kommunikationsprozeß f r ü h ausgesprochen worden ist. ( 1 3 ) Die westdeutsche Entwicklung suchte an einer anderen Stelle nach dem Bindeglied zwischen grammatischer Beschreibung und pragmatischer Dimension in der Sprache. Ein Lösungsweg, der eine Verbindung zum Bekannten zu gewährleisten versprach, wurde durch eine Erweiterung der Sprechakttheorie gesucht. Es gab eine gewisse Nähe zur linguistischen Grundkategorie S a t z , was allerdings für die Entwicklung der Sprecha k t t h e o r i e nicht unproblematisch gewesen ist, wie ROLF ( 1 9 8 3 , 2-5) nachzuweisen versucht h a t . Da mit dem Sprechakt ein ernst zu nehmender Versuch unternommen worden w a r , den Handlungschar a k t e r sprachlicher Ereignisse zu erfassen , war die Hoffnung naheliegend , k o m m u n i k a t i v e s V e r h a l t e n auf diese Weise theoretisch angemessen beschreiben zu k ö n n e n , wenn es gelingt, eine Sequenzstruktur von Sprechakten herauszuarbeiten , weil Text ' p r i m ä r nicht als Abfolge von Sätzen , sondern als Ergebnis einer Abfolge von Sprechakten angesehen 1 werden muß. ( W U N D E R L I C H 1976, 2 9 5 ) . Das bedeutete zugleich eine V e r k n ü p f u n g mit Fragestellungen, wie sie in der Zeit von der Textlinguistik her diskutiert worden sind. ( 1 4 ) Satz-übergreifende sprachliche Formen zu erkennen und in ihrer Wirkweise systematisch zu beschreiben war das Ziel, um so B i n n e n s t r u k t u r e n aufdecken zu können.Die sind unter dem Begriff der Kohärenz b z w . Kohäsion besprochen worden. ( 1 5 ) Den Gedanken der Gesprächsanalyse , wie man ihn zu diesem Zeitpunkt ins Auge gefaßt h a t t e , - und wie er als Diskursanalyse besprochen worden war - lag insofern die Vorstellung zugrunde, daß Kommunikation auf Elementareinheiten aufgebaut ist, die im Sprechakt oder einer vergleichbar elementaren auf die Kommunikation bezogenen Einheit begründet ist. Der k o m m u n i k a t i v e Prozeß lasse sich auf die E n t w i c k l u n g und Verfolgung kohärenter

Beziehungen solcher Elementareinheiten z u r ü c k f ü h r e n . ( 1 6 ) Ergebnisse in der Psycholinguistik unterstützten diese Überlegung e n zusätzlich. ( 1 7 ) Eine solche Betrachtung f ü h r t konsequent zum Gedanken, man könne von einer Beschreibungsebene auf eine nächsthöhere Ebene fortschreiten. Gegeben sei danach die für die Kommunikation elementarste Einheit im einzelnen Sprechakt, der aus phonologischen, morphologischen, syntaktischen und prosodischen Regeln einer bestimmten Sprache sprachlich abgebildet wird. Dieser so gebildete Sprechakt ist wiederum Basiseinheit für kommunikative Einheiten, die als kommunikativer A k t , als Zug oder Redeschritt zu bezeichnen vorgeschlagen wird. Einheiten dieser Art können dann wiederum als Elementareinheiten verstanden werden, aus denen sich Einheiten herleiten lassen, die sich auf übergreifendere Kohärenzbeziehungen zurückführen lassen und als Gesprächsphasen oder -Sequenzen bezeichnet werden. Auf diese Weise kann ein Diskurs auf eine dem ganzen Kommunikationsvorgang zugrundeliegende Kategorie zurückgeführt werden , die als Gesprächstyp aus den Elemtareinheiten von Phasen d e f i n i e r t werden konnte. Einmal vorausgesetzt, es gibt eine allgemein verbindliche Klassifikation von Sprechakten einer bestimmten Sprache und es gibt Regeln,die die Zuordnung eines einzelnen Sprechaktes zu der jeweiligen Äußerung bzw. zu dem als signifikant erkannten Äußerungsteil , - beides ist gegenwärtig nicht befriedigend zu lössen - ( 1 8 ) , eine solche Sehweise setzt Verlaufsstrukturen voraus , die der Alltagserfahrung kommunikativer Verläufe nur mit Einschränkungen gerecht werden können. Kennzeichen der n a t ü r l i c h verlaufenden Kommunikation ist eine starke innere Dynamik,die darauf beruht,daß der Verlauf keineswegs so durchorganisiert f o r t s c h r e i t e t , wie er durch die geschilderte Sichtweise nahegelegt wird. Die kommunikative Reaktion kann keineswegs immer aus dem vorausgegangenen Sprechakt

hergeleitet werden. Nicht selten wird mit einer Außerungseinheit auf verschiedene Sprechakte Bezug genommen. Oft bieten die Äußerungsteile keine ausreichenden Hinweise , auf welchen Sprechakt hingewiesen wird. HOFFMANN ( 1 9 8 3 , 13) verweist darauf, daß 'Sequenzmuster übergreifende Strukturen in geringem Maß geordnet erscheinen' und er schlägt deshalb vor, Einheiten der höheren Ebene zu bilden, die thematisch zentriert definiert werden sollten. L.EVINSON (1981, 108-109) macht darauf aufmerksam, daß durch das Sprechaktmodell die Trennung von kommunikativer Funktion und propositionalem Gehalt dazu geführt h a t , die kommunikative Funktion zu sehr zu betonen. Der konkrete Dialog zeigt aber, daß beides nicht voneinander trennbar ist, und daß die kommunikative Funktion weitgehend vom propositionalen Gehalt her verstanden werden muß , so daß aus der Sicht der Inhalte und der A r t , wie sie im Dialog entwickelt werden können, angemessenere Beschreibungen erwartet werden können. Es muß ferner auch an die Möglichkeit gedacht werden , daß der Angesprochene aus taktischen Gründen irritiert werden soll. Ein typisches Kennzeichen natürlicher Kommunikation ist das Ersetzen einzelner Sprechakte durch non- oder paraverbale Ausdrucksformen. Wenn tatsächlich Kohärenzbedingungen von strenger Art das kommunikative Ereignis regeln , dann wäre es möglich , aus den Verletzungen entsprechende Schlüsse ziehen zu können, die dann den Charakter der Verbindung aufdecken k ö n n t e n . Das Überraschende ist nun aber , daß Verletzungen keineswegs durch das Nichtbeachten des vorausgehenden Sprechaktes oder einer angenommenen Nachfolgestruktur einer k o m m u n i k a t i v e n Einheit systematisch ' e r z e u g t ' werden können. Die Gesprächsteilnehmer versuchen bei Abweichungen b e s t i m m t e r Erwartungen, diese in einer ihnen zielgerichtet erscheinenden Weise zu verstehen. Positiv formuliert könnte das bedeuten, die Annahme von Gesprächstypen organisierenden S t r u k t u r e n basiert auf einem bestimmten Typ von Schlußregeln über die Zusammengehörigkeit einzelner Außerungs-

teile. Führen diese Regeln zu keinem Ergebnis , d . h . läßt sich keine Anschlußmöglichkeit des Sprechaktes innerhalb eines kommunikativen Aktes finden , muß nach einem anderen Schlußverfahren gesucht werden. Das an sich einleuchtend erscheinende Verfahren , schrittweise von Einheit zu Einheit fortzuschreiten, müßte auf der Ebene der kommunikativen Einheiten berücksichtigen, daß es hier verschiedene Anschlußmöglichkeiten geben kann, von denen der Gesprächspartner Gebrauch machen kann. Sehen wir davon ab, daß es Klassifikationen solcher Abweichmöglichkeiten geben müßte, sehen wir auch einmal davon ab, daß das Modell u . U . bei jedem Wechsel von einer kommunikativen Einheit zu einer anderen eine Vielfalt möglicher Abweichungen auf die Benützbarkeit prUfen müßte und damit zu einem sehr umständlich zu handhabenden Instrument werden würde , dann wäre immer noch ungeklärt , woher der Sprecher Entscheidungskriterien für das eine oder andere Verhalten im jeweils konkreten Fall entnehmen kann. Besieht man die frühen Vorschläge, wie sie für konkrete Dialogbeschreibungen von HUNDERLICH, FLADER oder MARTENS beispielsweise gemacht worden sind, dann ist von Anbeginn klar gewesen, daß diese Art der Betrachtungsweise ein Missen voraussetzt, das zum Verstehen auch der sprachlichen Phänomene nötig gewesen ist Die Handlungsweisen, die sich aus einzelnen Sprechakten herleiten lassen, können nicht ausschließlich von der Sprache her abgeleitet werden, so daß zur Beschreibung der Diskurse entweder auf ein intuitives Wissen über den jeweiligen Diskurstyp zurück gegriffen werden muß oder aber auf Beschreibungen, die in anderen Zusammenhängen gemacht worden sind. ( 1 9 ) Das Heranziehen von Kontexten, um eine Klärung der Sprechakt-Äußerungszuordnung oder die Realisation eines Kommunikationsaktes allgemein durch eine bestimmte Äußerungseinheit zu ermöglichen, verlagert das zugrundeliegende Problem nur und erschwert, wie LEVINSON (1983, 278-283) am Beispiel einer Integration von Sprechakten in das Konzept der 'ethnography of speaking 1 oder im Zusammenhang der

Theorie von ' f r a m e s ' a u f z e i g t , das Verständnis. In einer etwas überspitzten Weise formuliert BECK ( 1 9 8 0 , 1 0 8 ) das Problem, Sprechakte aus bestimmten Kontexten beschreiben zu wollen, wenn er in einer kritischen Bemerkung zu Äußerungen von EHLICH, die auf die Notwendigkeit verweisen, Sprechhandlungen aus dem Zusammenhang menschlicher Praxis zu ermitteln, sagt : 'EHLICHs zitierte Ansicht bedeutete im K l a r t e x t , daß man die (oder eine) ganze menschliche Welt mitanalysieren müßte , wenn man Sprachanalyse sinnvoll betreiben w o l l t e . '

Eingrenzung der Beschreibungsziele: Sprachliche Besonderheiten Sicher ist dem zuzustimmen, wenn gesagt w i r d , daß eine allgemeine Kommunikationstheorie Teil einer allgemeinen Handlungstheorie ist , wie dies UNGEHEUER ( 1 9 7 8 , 4 1 ) feststellt. Das grundsätzliche Problem des Ansatzes bleibt davon u n b e r ü h r t , es sei, man leitet daraus die implizite Komplexität der Problemstellung ab und verzichtet von vornherein d a r a u f , eine allgemeine Theorie zu entwickeln, indem man sich vorerst darauf konzentriert , sprachliche Ausdrucksmittel im Zusammenhang mit spezifischen Phasen in Dialogverläufen zu ermitteln. Die Arbeiten, wie sie im Rahmen des Projektes Dialogstrukturen gemacht worden sind, ( 2 0 ) haben gezeigt , daß sich sprachliche Mittel nachweisen lassen, die zur Strukturierung von Gesprächsphasen und Teilsequenzen beitragen und bei der Analyse wichtige Hinweise auf die Strukturierung geben können. Sie lassen allerdings auch erkennen , daß eine Segmentierung von Gesprächsverläufen nicht ausschließlich auf dieser Basis möglich ist, und der propositionale Gehalt zur Klärung mit herangezogen werden muß. Einen Schritt weiter geht SCHANK ( 1 9 8 1 ) , wenn er für die Beschreibung thematischer S t r u k t u r e n die Notwendigkeit akzeptiert, aus der Perspektive des Mitverstehenden Analyseeinheiten z u erstellen. ( 2 1 )

10

Eine solche Sichtweise setzt indes voraus, daß die beobachteten und beschriebenen Phänomene in einem möglichst repräsentativen Corpus erfaßt werden. Eine eigene Frage ist dann noch immer, ob die Verallgemeinerbarkeit der Beschreibungseinheiten allein von der Datenmenge abhängig gemacht werden kann. Ablaufmuster, denen ein besonderes Interesse in diesen Zusammenhängen entgegengebracht wird, werfen zusätzlich die Frage a u f , inwieweit nicht bereits die Auswahl des Corpus in Abhängigkeit zu der Annahme solcher Ablaufmuster erfolgt. Eine Schwäche der Diskursanalyse wird gerade darin gesehen, daß sie durch die geschickte Wahl von Annahmen Erklärungen für das Diskursgeschehen zu finden versucht, die durch das Erbringen immer neuer Belege bestätigt werden. Das Fehlen einer so gewonnenen Beschreibungseinheit in einem Diskurs hingegen muß nicht die Widerlegung der Annahme bedeuten, so daß sich letztlich der Wahrheitsgehalt der Erklärungen nicht bestimmen läßt. Es sei denn,die Erklärungen werden in einer Form gemacht, die durch das empirische Material widerlegbar ist. Kontrastierungen

: künstlicher - natürlicher Dialog

HAMBLIN ( 1 9 7 0 ) macht einen solchen Vorschlag, um der traditionellen Behandlung von Trugschlüssen einen theoretischen Rahmen zu geben. ( 2 2 ) Dadurch, daß ein Regelsystem formuliert wird, das festlegt, was ein zulässiger Dialog ist und was nicht, können tatsächliche Äußerungen dahingehend bewertet werden, ob sie von der Regel erfaßt werden oder von ihr abweichen. Auf diese Weise ist eine Annäherung zwischen dem konstruierten Dialogmodell und empirischer Kommunikation vorstellbar. Im Unterschied dazu beschränken sich Beschreibungen von Ablaufmustern auf die Charakterisierung bestimmter Eigenschaften im kommunikativen V e r l a u f . Das Fehlen einer solchen Eigenschaft muß keine Regelverletzung bedeuten, sondern kann als Varianz innerhalb bestimmter Spielräume von Merkmalsbündeln oder, da diese Beschreibungen weitgehend deskriptiv sind, mit dem Fehlen eines hinreichenden Wissens erklärt werden. ( 2 3 )

11

Der Gedanke, k ü n s t l i c h e Dialoge mit tatsächlichen fen zu k o n t r a s t i e r e n , wurde bisher diese

g r u n d s ä t z l i c h e methodische

Dialogverläu-

n i c h t weiter v e r f o l g t . Auf Möglichkeit

verweist

FRITZ

( 1 9 8 2 ) in seiner Arbeit ' K o h ä r e n z ' . I h m geht es dabei aber n i c h t um

das Beschreiben

allgemeiner

Diskursverläufe.

Er arbeitet

schrittweise Bedingungen für k o m m u n i k a t i v e Handlungsformen heraus, um zu erklären , wie die Beziehungen zueinander

organisiert sind. Damit wird

wiesen, der

einzelner Äußerungen zugleich

von der bisher d i s k u t i e r t e n Sicht

lyse als Versuch , A b l a u f r e g u l a r i t ä t e n

ein Weg ge-

der D i s k u r s a n a -

als Muster zu e r f a s s e n ,

wegführen k a n n , und die Frage, ob Sprechakte schreibung von dialogischer K o m m u n i k a t i o n

Grundlage zur Be-

sein müssen, u m g e h t ,

da k o m m u n i k a t i v e Einheiten aus der Funktion bestimmter kommunikativer

Problemstellungen heraus

beschrieben werden. Ein Vor-

wurf gegen die D i s k u r s a n a l y s e , zu sehr von der Vorstellung ausz u g e h e n , d i e Ähnlichkeit der Kohärenzbedingungen zwischen dialogischer und monologischer Kommunikation

zu hoch e i n z u s c h ä t z e n ,

kann so umgangen werden. Die Stärke der verbalen Interaktion im Alltagsdiskurs basiert gerade auf der Tatsache, nicht denselben Kohärenzbedingungen konversationellen

zu unterliegen . Die Angemessenheit

Beschreibung

erweisen müssen, inwieweit bloß

als

erklären,

wird sich daher an diesem Punkt

es ihr gelingt, diesen E f f e k t nicht

Abweichung oder Schwäche sondern

einer

der A l l t a g s k o m m u n i k a t i o n zu

als spezifisches Merkmal dieser Kommunikati-

onsform nachweisen zu k ö n n e n . Sequenzpaare Ein Lösungsweg wäre

in der Beschränkung d e n k b a r , die Kohärenz-

bedingungen enger zu f a s s e n . Das würde, bezogen auf die

Sprech-

aktebene, bedeuten, nach Sprechakten zu forschen , die sich gegenseitig bedingen. Schon f r ü h

wurde daher vorgeschlagen, zwi-

schen i n i t i a t i v e n und responsiven Akten Da normaler Weise

zu unterscheiden. ( 2 4 )

ein Wechsel der Redebeiträge nicht mit einem

einzelnen Sprechakt e r k l ä r t werden k a n n und somit zu wenig kon-

12

krete Kommunikationsvorgänge

beschrieben werden k ö n n t e n , wurde

eine Einheit vorgeschlagen , die mehrere Sprechakte umfassen kann und als Zug oder 'move 1 bezeichnet worden ist. ( 2 5 ) Auf diese Meise lassen sich die Kohärenzumstände sowohl der Binnens t r u k t u r wie auch der interaktiven Struktur näher angeben. Eine solche Art des Vorgehens bestimmt beispielsweise die Arbeit von EDMONDSON, der in Fortführung von SINCLAIRE/ COULTHARD Beschreibungseinheiten d e f i n i e r t , die sowohl spezifische Binn e n s t r u k t u r m e r k m a l e aufweisen als auch durch den Standort in der I n t e r a k t i o n bestimmt sind. ( 2 6 ) Das Ziel , mehr Oetailgenauigkeit bei der Definition einzelner k o m m u n i k a t i v e r Handlungen und d a m i t größere Explizitheit der Beschreibung kann so zwar erreicht werden, die Gebundenheit an einen bestimmten Diskurstyp ermöglicht aber keine Schlußfolgerungen über die jeweiligen kommunikativen Handlungstypen allgemein. Die Grenzen dieser Art der Beschreibung liegen in der Begrenztheit dessen , was am konkreten Diskursgeschehen dadurch e r k l ä r t werden k a n n , denn nur ein Teil des allgemeinen Diskursgeschehens ist auf diese Weise beschreibbar. Das interaktive Geschehen wird nur in Teilen explizit verbal organisiert. Die Interaktionspartner wissen um Details bestimmter Diskurstypen und können sich f r e i darin bewegen, indem sie auch Veränderungen h e r b e i z u f ü h r e n versuchen. ( 2 7 ) Die Beschreibungen können daher nur auf bestimmte ideal verlaufende Phasen eines konkreten Diskursereignisses angewandt werden. Kohäsion ist nicht nur ein Phänomen der Verflechtung propositionaler Gehalte . Das k o m m u n i k a t i v e Ereignis findet letztlich im zugrundeliegenden Handlungszusammenhang seine Begründung. Die Idee , daß einzelne Sprechakte Verpflichtungen etablieren, auf die der Hörer einzugehen h a t , oder von denen Sprecher und Hörer für eine Phase oder über den Diskurs insgesamt betroffen s i n d , ( 2 8 ) kann als ein Versuch gedeutet werden , über die Sprechakttheorie zu einer Sprechhandlungstheorie zu gelangen.

13

Die bereits mehrmals angesprochenen Probleme werden so aber nicht lösbar. Ein Problem kommt h i n z u . Das Verhältnis von illokutionärem und perlokutionärem Aspekt muß bei dieser Betrachtungsweise 'gleichmäßig mitberücksichtigt werden. Jedem Sprechakt müßte eine Beschreibung beigegeben werden , die nicht nur die üblichen Felicity-Bedingungen angibt, ( 2 9 ) sondern darüberhinaus Schlußregeln f ü r die erwartete Perlokution. Handlungzusammenhänge Diese Probleme scheinen umgehbar, wenn eine Beschreibung gleich auf Handlungszusammenhänge Bezug nehmen k a n n . Der Nachweis der inneren Zusammengehörigkeit einzelner Teile kann sich auf Hinweise beschränken , die angeben , welche Handlung im jeweiligen Fall angesprochen werden soll. Zu prüfen ist dann nur , ob die Hinweise ausreichend sind, eine bestimmte Handlung zu identifizieren. Analysiert werden k a n n , inwieweit das kommunikative Geschehen die Handlung tatsächlich vollzieht, bzw. welche Teile daraus, wenn es eine mehrgliedrige Handlungsform ist , vollzogen worden sind. HERINGER

( 1 9 7 4 , 18)

regte an , sich mit der

Gebrauchstheorie

auseinanderzusetzen, da die bis zu diesem Zeitpunkt rezipierten Theorien zur Erklärung von Bedeutung gar nicht oder zu wenig den Zusammenhang zwischen Sprache und Handeln darzustellen vermögen. Er versucht daher im Rahmen einer Handlungstheorie, Kommunikationsmuster zu entwickeln, die er am Beispiel des Fragens beschreibt und mit dem Hinweis auf Möglichkeiten der Spieltheorie für komplexere kommunikative Zusammenhänge ö f f n e t . Die Vorstellungen erlauben, ausgehend von Handlungsmustern , die Ziel gerichtet definiert werden,einzelne sprachliche Handlungsmuster im übergeordneten Handlungszusammenhang zu identifizieren. Die Möglichkeit ihrer Verknüpfungen miteinander erlaubt die Entwicklung von Sequenzstrukturen.

14

Der Vorschlag verstand sich als Versuch , aus der Perspektive des Handelns sprachliche A u s d r u c k s m i t t e l neu zu überdenken und nach geeigneten K l a s s i f i k a t i o n e n zu suchen. Er legt n a h e , einzelne k o m m u n i k a t i v e Handlungsweisen auf ihre Gebrauchsbedingungen hin zu u n t e r s u c h e n , so daß die Möglichkeiten ihrer Realisation systematisch erfaßt werden. Die Darstellung beschränkt sich auf illustrierende Einzelbeispiele und Hinweise, wie Verallgemeinerungen vorstellbar sind. Zur Beschreibung konkreter K o m m u n i k a t i o n s e r e i g n i s s e f e h l e n noch die weiterführenden Beschreibungen einzelner Handlungsmuster. Diese Detailarbeit ist aber nötig, um bei der empirischen Arbeit eine begründbare Zuordnung von Außerungssegmenten zu damit angezeigten oder vollzogenen Teilen eines Handlungszusammenhangs leisten zu können. Solche Detailarbeiten versuchen F R A N K E ( 1 9 8 3 ) und ROLF ( 1 9 8 3 ) mit ihren Untersuchungen zu spezifischen verbalen Handlungsmus t e r n . F R A N K E u n t e r s u c h t die S e q u e n z s t r u k t u r beim Insistieren und versucht , eine möglichst erschöpfende Klassifikation des zugrundeliegenden H a n d l u n g s m u s t e r s . ROLF legt eine umfassende Beschreibung für I n f o r m a t i o n s h a n d l u n g e n vor und ergreift dabei die Möglichkeit zu einer e x p l i z i t e n Beschreibungsweise , die durch den A n s a t z zu einer allgemeinen Kommunikationstheorie von MEGGLE ( 1 9 8 1 ) vorgelegt worden w a r . ( 3 0 ) Das bedeutet einen neuen Versuch , eine Theorie des kommunikativen Handelns auch f o r m a l zu b e g r ü n d e n , was wesentlich über das Bisherige hinausg e h t . K U M M E R ( 1 9 7 5 ) oder auch QUASTHOFF ( 1 9 7 9 ) legten Versuche vor , theoretische Grundlagen zu s c h a f f e n , die kommunikatives Handeln als integrierten Bestandteil des allgemeinen Handelns d a r s t e l l b a r machen. ( 3 1 ) Anders als bei HERINGER kommt der Darstellung s p r a c h s t r u k t u r e l l e r Eigentümlichkeiten eher eine untergeordnete Rolle zu. Die rezipierten Theorien können nur bedingt auf spezifische Problemstellungen eingehen , die sich aus dem Gebrauch von verbalen M i t t e l n in Gesprächssituationen herleiten lassen. Ihre E r k l ä r u n g s l e i s t u n g bezieht sich auf Hinweise, wie das Zusammenspiel möglicher soziologischer b z w . psychologischer

15

Umstände s t r u k t u r i e r e n d

auf das kommunikative Verhalten Einfluß

nehmen k a n n . Das Interesse MEGGLEs kative Beantwortung

der Frage nach

r i c h t e t sich auf die expliA b s i c h t e n und E r w a r t u n g e n ,

die ein Sprecher haben m u ß , d a m i t eine von ihm vollzogene H a n d lung einen

an einen b e s t i m m t e n Adressaten g e r i c h t e t e n K o m m u n i -

kationsversuch d a r s t e l l e n k a n n . Er sieht daher

in der E x p l i k a -

tion f-Tun von S ist ein an H gerichteter K o m m u n i k a t i o n s v e r s u c h gdw. es eine Handlungsweise r g i b t , v o n der g i l t : f-Tun von S ist ein an H gerichteter K o m m u n i k a t i o n s v e r s u c h des I n h a l t s , daß H r tun soll ( e i n e Handlung vom Typ r vollziehen s o l l ) (MEGGLE 1 9 8 1 , 2 0 8 ) den f ü r k o m m u n i k a t i v e s Handeln daher eine allgemeine Theorie entsprechend

z e n t r a l e n Begriff

und baut von

k o m m u n i k a t i v e n Handelns a u f , die

linguistischer Problemstellungen

weiter

spezifi-

ziert werden k a n n . In der R e z e p t i o n

der verschiedenen Handlungsmodelle

das linguistische Selbstverständnis

liegt f ü r

ein Zugewinn , der jeweils

in Abhängigkeit zu den M o t i v e n der Rezeption gesehen werden muß Dieser kann im mehr G r u n d s ä t z l i c h e n gesehen w e r d e n , wenn bewußt gemacht worden ist, Theoriebildung lich

bei

welche A b s t r a k t i o n e n bei der l i n g u i s t i s c h e n

vorgenommen worden sind. Das geschieht v o r n e h m -

K U M M E R und QUASTHOFF , die d e u t l i c h machen , daß das

kommunikative

Ereignis

scher Systeme ist.

mehr

als

die Realisation

linguisti-

H E R I N G E R macht d e u t l i c h , daß zwischen lingu-

istischer Sicht und handlungsbezogener Beschreibung kein Widerspruch gesehen werden m u ß . D i e aus der Diskussion um die

Sprech-

a k t t h e o r i e entwickelten Vorschläge, v o r n e h m l i c h

in der Ausein-

andersetzung mit

von einer

m e n t a r e n Ebene aus MEGGLE

GRICE, zeigen, wie der A u f b a u vorstellbar ist

mit der Arbeit von

zugleich ein Modell angeboten wird , das theoretisch am

weitesten ausgearbeitet ist. telbarer

, wobei

ele-

Anknüpfungspunkt

Hier bietet sich daher an. Dennoch

sich nicht ohne weiteres lösen lassen.

ein u n m i t -

t r e t e n Fragen a u f , die

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Die Fragen

entstehen bereits

dellen. Keine der spezielle

bei den allgemeinen Handlungsmo-

dort vorgeschlagenen Theorien

Problemlage

verbaler

Handlungen

geht

ein. Die

selbst und besonders in der Interaktionssituation elle k o m m u n i k a t i v e messen

Handlungen

Sprache

macht spezi-

notwendig, um schnell und ange-

in den jeweiligen Situationen

Theoriebildung

auf die

kann sich daher

reagieren zu können. Die

nicht

daß es Zusammenhänge zu anderen Systemen

mit Hinweisen begnügen, gibt, sondern muß die

spezifischen Zusammenhänge zum Sprachsystem abbilden können und e r k l ä r e n , wie aus diesen

die Beziehung zu anderen Systemen ge-

sehen werden k a n n . Für die Modellentwicklung tentionalen , k o m m u n i k a t i v e n Handlungen woher das Wissen genommen w i r d , das ner Handlungsweisen

im Rahmen der

stellt sich die Frage,

die K l a s s i f i k a t i o n einzel-

ermöglicht. Gesucht werden muß nach einem

V e r h a l t e n , das die Handlungen der Sprachteilnehmer ten k o m m u n i k a t i v e n

in-

Situationen

nahme , diese Verhaltensweisen

als typisch könnten

in bestimm-

ausweist.

Die An-

ihren Niederschlag

im

Wortschatz einer Sprache gefunden h a b e n , so daß die Analyse bestimmter Verbgruppen

das E r k e n n e n

der

in einer Sprachgemein-

s c h a f t r e l e v a n t e n k o m m u n i k a t i v e n Handlungen ermöglicht, erweist sich als problematisch. Nicht alle beobachtbaren k o m m u n i k a t i v e n Handlungsweisen

finden

schlag. Andererseits

sogleich

im Wortschatz

müssen nicht alle

k o m m u n i k a t i v e n Handlungsweisen

ihren Nieder-

im W o r t s c h a t z e r f a ß t e n

zugleich Handlungsweisen in der

Sprechergemeinschaft sein. Das Aufdecken einzelner kommunikativer Handlungen tion

ist

auf das Beobachten tatsächlicher Kommunika-

angewiesen. Hier wiederum

stellt sich

das Problem , daß

es V e r f a h r e n geben m u ß , die Handlungsweisen

a u f z u d e c k e n erlau-

ben, ohne daß

k l a s s i f i z i e r t wor-

bereits vorweg das V e r h a l t e n

den ist, so daß das Beobachtete nur noch

als Belegmaterial für

die Annahmen f u n g i e r t . Beschreibungsdilemma : Beobachter - Beobachtetes Die Conversation Analysis versucht sich dem Dilemma dadurch

zu

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entziehen, daß sie von der Idee ausgeht,

Strukturen ließen sich

aus sich selbst heraus erkennen.Eine andere Vorgehensweise f ü h re nur zu Bestätigungen von Vorannahmen über Phänomene, die man erwartet. Für die Linguistik der siebziger Jahre

lag d a r i n ein

besonderer Reiz. Das Fehlen eines spezifischen I n s t r u m e n t a r i u m s zur Beschreibung von Alltagskommunikation weckte die E r w a r t u n g , auf diese Weise Strukturen entdecken zu k ö n n e n , die zum A u f b a u einer an der Kommunikation o r i e n t i e r t e n Sprachtheorie führen könnten. Bereits im Projekt Dialogstrukturen wird auf die Möglichkeiten verwiesen, die durch die Sicht der Conversation A n a lysis e r ö f f n e t werden. Allerdings besteht eine gewisse Zurückhaltung hinsichtlich der u n m i t t e l b a r e n Übernahme, da methodische und begriffliche

Vagheiten

festgestellt werden. ( 3 2 ) Un-

mittelbarer ist das Vorgehen bei FLAUER ( 1 9 7 9 ) , der sich I n t e r pretationsvorschläge der Conversation Analysis bei der kommunikativen Bestimmung einzelner Äußerungsteile z u n u t z e macht und das sprechakttheoretische Konzept auf diese Weise zu e r w e i t e r n versucht. ( 3 3 ) Konversationsanalyse als Methode Im Beitrag von KALLMEYER / SCHÜTZE ( 1 9 7 0 )

wird der K o n t a k t zur

Conversation Analysis am direktesten hergestellt. Das blieb nicht ohne K r i t i k an der A r t , wie dieser Bezug hergestellt worden ist. Ein zentraler Vorwurf richtet sich gegen eine unangemessene Darstellung des analytischen Vorgehens, seiner empirischen Grundeinstellung und der O f f e n h e i t der zu entdeckenden Systematik. ( 3 4 ) Eine solche K r i t i k u n t e r s t e l l t , daß Conversation Analysis in einer oder mehreren der beschriebenen Formen betrieben werden sollte. ( 3 5 ) Davon ist

bei KALLMEYER / SCHÜTZE

aber nicht die Rede. Es wird auf die Notwendigkeit und Möglichkeit einer 'empirischen Erforschung sprachlicher Texte, die in n a t ü r l i c h e n K o m m u n i k a t i o n s s i t u a t i o n e n h e r v o r g e b r a c h t ' worden sind, ( 1 9 7 0 , 4) hingewiesen. Entsprechend folgt ihre Darstellung den Phänomenen, die f ü r die Beschreibung einer n a t ü r l i c h e n

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Kommunikation in den verschiedenen Forschungsrichtungen der Conversation Analysis e r k a n n t und analysiert worden sind. Das Primärinteresse galt den in der Linguistik bisher nicht hinreichend beachteten und mit linguistischen Beschreibungsverfahren kaum zu erfassenden E i g e n t ü m l i c h k e i t e n n a t ü r l i c h e r Kommunikation. Entsprechend werden von KALLMEYER / SCHÜTZE die für relevant gehaltenen Besonderheiten herausgearbeitet und durch die Ergebnisse der jeweiligen Forschungsrichtungen als s i g n i f i k a n t belegt. Man k ö n n t e K A L L M E Y E R / SCHÜTZE vorhalten

, nicht deutlich genug

herausgearbeitet zu haben, inwieweit linguistische und ethnomethodologische Fragestellungen miteinander i n t e r a g i e r e n , und wo die Interessen klar voneinander abweichen. So k o n n t e leicht der E i n d r u c k entstehen, es handle sich um die bloße Erweiterung einer Forschungsperspektive in der L i n g u i s t i k . WUNDERLICHs Beitrag Diskursanalyse trug zu diesem Eindruck wesentlich bei. Das allerdings würde voraussetzen, daß die Ansätze f ü r sich genommen i n t e g r a t i o n s f ä h i g sind. Dem wird indes von Seiten der Conversation Analysis widersprochen. Die K r i t i k zielt vor allem auf die Art und Weise ab , wie aus dem Material auf bestimmtes k o m m u n i k a t i v e s Verhalten geschlossen wird. Der Conversation Analysis geht es bei Beschreibungen nicht um Erklärungen und Rekonstruktion

konkreter Diskursver-

l ä u f e . Das Interesse r i c h t e t sich auf das k o m m u n i k a t i v e Ereignis, das a u f f i n d b a r ist und als ein allgemein gültiges Kommunikationsproblem e r k a n n t werden k a n n . Das Primärinteresse ist das Erkennen von sozial bedingtem Verhalten allgemein, und der Hinweis von SACKS, Sprache als 'Gast im Redezug 1 zu b e t r a c h t e n , macht deutlich, daß der Sprache dabei eine eher untergeordnete Rolle z u k o m m t . ( 3 6 ) Linguistische Fragestellungen sind daher nicht ohne weiteres mit den Problemstellungen der Conversation Analysis in Einklang zu bringen , vorausgesetzt n a t u r l i c h , der Linguist versteht Sprache als seinen Primärgegenstand.

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Bei der Frage, ob es zwischen den Forschungsansätzen dennoch Gemeinsames gibt , das über den Gegenstand A l l t a g s k o m m u n i k a t i o n h i n a u s r e i c h t , begegnet man einem P u n k t , in dem sie sich berühren. Wenn es sprachliche Elemente sind , die ein bestimmtes interaktives Verhalten auf eine bestimmte Weise bedingen, dann wird das im Rahmen der Conversation Analysis sichtbar werden müssen und stellt sich als direktes Bezugsobjekt linguistischer Fragestellungen dar. Eine Umkehrung des Weges ist nicht ohne weiteres möglich. Linguistische Fragen sind eingebettet entweder in spezifische Sprachtheorien oder müssen aus der Perspektive von Theorien e r f o l g e n , i n n e r h a l b derer die Sprache einen spezifischen Stellenwert e i n n i m m t . Forschungsansätze im Rahmen der Conversation Analysis können daher für linguistische Problemstellungen nicht e i n f a c h adaptiert werden , so ist es auch folgerichtig, daß STREECK ( 1 9 8 3 ) eine Einführung in die Conversation Analysis gibt und keinen Versuch u n t e r n i m m t , einen wie auch immer gearteten Relevanzbeweis zu erbringen, eine Form von linguistischer Analyse damit e i n f ü h r e n zu wollen. Conversation Analysis als Bezugsdisziplin Es ist für die weitere Diskussion angebracht, zwischen Phänomenen zu unterscheiden , die als interdisziplinärer Gegenstand zu betrachten sind, und den wissenschaftlichen Erklärungen, die jeweils dazu abgegeben werden. Wenn daher KALLMEYER / SCHÜTZE ( 1 9 7 0 : 9) für das Verstehen von Gesprächsabläufen die Bedeutung der Kooperativität als Voraussetzung einer Kommunikation überhaupt herausheben , die Bedeutung des gegenseitigen Verstehens betonen sowie auf die Existenz i n t e r p r e t a t i v e r Prozeduren Wert legen, durch die ein wirksamer Bezug auf Handlungsschemata gewährleistet werden soll , dann wird damit wie HESS-LUTTICH ( 1 9 8 1 , 2 7 5 ) betont, eine ' n i c h t mehr als notwendige und hinreichende Bedingung für ' K o m m u n i k a t i o n ' ' angesprochen. Der Nachweis muß empirisch erbracht werden, indem in der Sprache selbst ihre W i r k s a m k e i t nachgewiesen wird oder Verhaltensweisen aufge-

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deckt werden , die durch derartige E r k l ä r u n g e n überprüfbare Begründung erhalten.

eine allgemein

Deutschsprachige Untersuchungen, die sich die Conversation Analysis für Fragen , die sprachwissenschaftliche Bedeutung haben, zu eigen machen, beschränken sich auf einige wenige Namen. MAYER / WEBER ( 1 9 8 3 ) nennt dort Arbeiten von A D E R , BERGMANN und CREMERS / REICHERTZ. Methodisch am engsten v e r k n ü p f t mit der Conversation Analysis sind die Arbeiten zur lokalen Deixis in Gesprächen und zur Art und Weise von Bewertungen in konversationellen Vorgängen von AUER ( 1 9 7 9 ) und AUER / U H M A N N ( 1 9 8 2 ) . Mit Bewertungen im schulischen Umfeld hat sich auch STREECK ( 1 9 7 9 ) weiter auseinandergesetzt. B E R G M A N N ( 1 9 8 1 ) hat die Frage aus der Sicht der Conversation Analysis zu beschreiben versucht und ist dem Phänomen, das er Schweigephasen n e n n t 1 ( 1 9 8 2 ) weiter nachgegangen. Den E i n f l u ß von Institutionen auf das Äußerungsverhalten haben auch CREMERS / REICHERTZ ( 1 9 8 0 ; 1 9 8 2 ) und HOFFMANN ( 1 9 8 3 ) zum Gegenstand einer Conversation Analysis gemacht sowie NOTHDURFT ( 1 9 8 1 ) mit der Beschreibung von Krankenhausvisiten und dem Problem der Patienten, sich äußern zu dürfen . Eine Rezeption der Ideen der Conversation Analysis ist insofern naheliegend, als die in ihrem Rahmen herausgearbeiteten Struktureigenschaften und Regelhaftigkeiten des ' t u r n - t a k i n g 1 , der ' r e p a i r s ' , der 'adjacency pairs' und der Overall organiz a t i o n ' zum Ausgangspunkt linguistischer Analysen gemacht werden können. Daß sich hier aus syntaktischer, lexikalischer und semantischer Sicht neue wichtige Fragestellungen erarbeiten lassen, zeigt LEVINSON ( 1 9 8 3 , 2 9 6 - 3 1 8 ) . Grundsätzlich sieht er in der Auseinandersetzung mit den Ergebnissen der Conversation Analysis die Möglichkeit, linguistische Probleme, wie die der semantischen F u n k t i o n in Abhängigkeit zum K o m m u n i k a t i o n s v e r l a u f , neu zu überdenken. Eine andere Frage ist, inwieweit sich aus dieser Perspektive eigene f u n k t i o n a l e E r k l ä r u n g e n für verschie-

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dene Bereiche der Linguistik gewinnen lassen. TECHTMEIER ( 1 9 8 2 : 1 7 8 - 1 7 9 ) hebt in diesem Zusammenhang die besondere Bedeutung der Ergebnisse f ü r die Textlinguistik h e r v o r . Sie glaubt an wesentliche Fortschritte für die Sprechakttheorie und entscheidende Anstöße zum Erforschen des mündlichen Sprachgebrauchs.

Rekonstruktion als Methode Eine E n t w i c k l u n g , die sich

um OEVERMANN ( 1 9 7 9 )

herausgebildet

h a t , b e m ü h t sich, Handlungszusammenhänge durch das interpretative Herausarbeiten von Handlungschemata zu erkennen und Einblick in die Wirkweise der ' i n t e r p r e t a t i v e n Prozeduren 1 zu gewinnen,indem dort ein V e r f a h r e n angewendet w i r d , das als Objektive H e r m e n e u t i k 1 bezeichnet wird. ( 3 7 ) Während Arbeiten der vorausgenannten Richtungen das Erkennen konversationeller A b l a u f bedingungen und ihre f o r m a l e n Besonderheiten, dies auch unter Berücksichtigung sprachlicher M e r k m a l e , so weit v o r a n z u t r e i b e n , daß begründbare Verallgemeinerungen einzelner Erklärungen möglich werden , zum Ziel haben , will die O b j e k t i v e H e r m e n e u t i k ' durch ein umfassendes Rekonstruieren des E i n z e l f a l l s Aussagen über das tatsächliche Geschehen e r h a l t e n . Im M i t t e l p u n k t des Interesses steht bei diesem A n s a t z eine möglichst vollständige R e k o n s t r u k t i o n des konkreten Kommunikationsgeschehens. Die R e k o n s t r u k t i o n zielt darauf ab, alle möglichen Deutungen herauszuarbeiten , die von den K o m m u n i k a t i o n s teilnehmern an diesen Diskurs herangetragen werden k ö n n t e n , um auf diese Weise E r k e n n t n i s s e über die i n t e r p r e t a t i v e Arbeit der K o m m u n i k a t i o n s p a r t n e r gewinnen zu k ö n n e n . ( O E V E R M A N N 1 9 7 9 , 381) Wenn genügend Material auf diese Weise beschrieben wird, dann erwartet m a n , d a ß sich immer k l a r e r e Deutungsmechanismen herausk r i s t a l l i s i e r e n , die f ü r diese Art der Kommunikation typisch sind. ( O E V E R M A N N 1 9 7 9 , 388-389)

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Ein Vergleich

mit den Intentionen der Conversation Analysis in

der Tradition von SACKS zeigt einen deutlichen Unterschied in dem Gedanken der R e k o n s t r u k t i o n des E i n z e l f a l l s . Der empirische Anspruch und der Versuch der Unvoreingenommenheit bei der konkreten Analyse hingegen ist gemeinsam. Das Problem, Gef a h r zu l a u f e n , sich nur selber bei der A n a l y s e zu bestätigen, wird hier zu umgehen versucht , indem alle denkbaren und sinnvollen Annahmen gesammelt werden. Sprache ist nur ein Teil. Für die linguistische Analyse hat eine solche Art von Betrachtung zur Folge,daß Vorschläge zur K l a s s i f i k a t i o n oder zu Regela n n a h m e n , sofern sie gemacht werden, sich auf Einheiten beziehen, die nicht vorrangig sprachlich bedingt sind. Wenn nach dem Wert solcher Analysen gefragt wird, dann ist es sicherlich unz u t r e f f e n d , diese Art der Beschreibung als 'psychologisierendes Gerede' a b z u t u n , wie es sachlich unbegründet ist, in den Arbeiten der Diskursanalyse ein Vorgehen zu sehen, das nichts weiter als Selbstbestätigung vorgefertigter Normvorstellungen l i e f e r t . ( 3 8 ) Wie in den diskursanalytischen Arbeiten wichtige Hinweise über R e g e l h a f t i g k e i t e n im Diskursgeschehen gegeben werden, so bietet die i n t e r p r e t a t i v e Bearbeitung durch die Objektive Herm e n e u t i k ' eine sinnvolle A u f b e r e i t u n g des M a t e r i a l s , k o m m u n i k a tiv bedeutsame S t r u k t u r e n f r e i z u l e g e n . Damit werden allerdings noch keine linguistischen Fragen b e a n t w o r t b a r , wohl aber lassen sich daraus Fragen ableiten. Linguistische Fragen an die Gesprächsanalyse Es ist daher angebracht , sich einer Bemerkung ( 1 9 7 8 : 4 1 ) zu e r i n n e r n , in der er betont:

von UNGEHEUER

Jede k o m m u n i k a t i v e Aktion ( i s t ) Vollzug einer sehr komplexen und vor allem zeitlich gegliederten H a n d l u n g , m i t der die Lösung eines Mehrpersonenproblems v e r w i r k l i c h t werden soll Gespräch ist von Seiten jedes Partners Problemlösungshandlung Auf

eine ganz ähnliche Weise

drückt sich

LEECH ( 1 9 8 3 : 35-36)

23

aus, wenn er die Funktionsweise von Grammatik und Semantik gegenüber der Pragmatik beschreibt: Grammatical correspondences are defined by mappings; pragmatic correspondences are defined by problems and their solution. Pragmatics involves PROBLEM-SOLVING both from s ' s and from h ' s point of view. Das Anliegen einer linguistischen Gesprächsanalyse wird daher in einem engen Zusammenhang mit einer systematischen Erfassung k o m m u n i k a t i v e r Problemstellungen gesehen werden müssen, die sich aus den besonderen Bedingungen der Sprache herleiten lassen, und einer angemessenen Beschreibung der regelhaft a u f t r e tenden Lösungen solcher Problemstellungen. Das Ziel, ' D i f f e r e n ziertheit und Vielschichtigkeit sprachlich-kommunikativen Handelns deutlicher hervortreten zu l a s s e n ' , ( T E C H T M E I E R 1 9 8 2 , 6 7 7 ) ist zu vage f o r m u l i e r t , d a dieser Aspekt auch von anderen Disziplinen dargestellt werden kann und nicht als S p e z i a l f a l l für eine linguistische Fragestellung angesehen werden muß. Andererseits ist es eine Verkürzung der linguistischen Perspektive, wenn ihre Aufgabe darauf beschränkt w i r d , ' z u untersuchen, welche Merkmale einzelne sprachliche Einheiten, Äußerungen und Außerungsfolgen haben müssen, um als ' w o h l g e f o r m t 1 beziehungsweise akzeptierbar ( a d ä q u a t ) zu g e l t e n . 1 (TECHTMEIER 1982, 6 8 0 ) Die V e r k ü r z u n g besteht in der Reduktion der linguistischen Fragestellung auf die grammatische Beschreibung von Sprache. Linguistik hat aber Sprache allgemein zum Gegenstand und nicht nur Teilfunktionen. Ein solches Selbstverständnis fordert heraus, alle Aussagen über Sprache, die im Rahmen der Gesprächsanalyse gemacht werden, unabhängig zuerst einmal von der Methode, wie sie gewonnen worden sind, auf ihren Aussagegehalt hin aus der jeweils d a f ü r geeigneten linguistischen Perspektive, die sich in den verschiedenen Teildisziplinen a r t i k u l i e r t , zu p r ü f e n . Die Frage lautet also weniger, was bedeutet Gesprächsanalyse f ü r die Linguistik als v i e l m e h r , was f i n d e t die Linguistik

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Neues aufgrund der Gesprächsanalyse. Hier muß nun differenziert werden. Neues finden kann bedeuten, etwas Neues machen, oder Neues entdecken. Unsicherheit entsteht durch die Vermischung dieser Aspekte. Beziehen wir uns auf den Aspekt, etwas Neues entdecken, so muß auch hier unterschieden werden, ob etwas Neues in der Sprachstruktur aufgedeckt wird, oder ob etwas neu bedacht werden m u ß , das an sich bekannt ist, aber durch die andere Perspektive eine neue Bewertung erhält.Die Integration dieser Perspektive bereitet grundsätzlich die wenigsten Schwierigkeiten, weil hierbei der Zusammenhang zur bisherigen Forschung gewahrt bleibt. Eine Abkehr von den entwickelten Beschreibungstechniken ist nicht nötig. ( 3 9 ) Erwartet werden kann eine weiterreichende Ausdifferenzierung oder Verschiebung von Interessenschwerpunkten bei der Forschung. Inwieweit langfristig das zu einer grundsätzlichen Veränderung führen kann, ist dann eine andere Frage. Wenn Neues in der Sprachstruktur entdeckt wird, w i r f t das die Frage nach dem Geltungsbereich bisheriger Beschreibungsverfahren in der linguistischen Forschung a u f . Es kann da nicht vorhergesehen werden, inwieweit die bisherige Forschungspraxis in einem solchen Fall betroffen ist.Die bisher vorliegenden Ergebnisse, die im Rahmen der verschiedenen Formen von Gesprächsanalyse erarbeitet werden konnten, waren nicht von der A r t , daß sie grundsätzlich Ergebnisse der Grammatikforschung in Frage stellen konnten. Am ehesten b e t r o f f e n war die Theoriebildung zu den Sprechakten.Die Kritik d a r a n basiert aber nicht ausschließlich auf Erkenntnissen der Gesprächsanalyse. ( 4 0 ) Die Ergebnisse haben bereits E i n f l u ß auf die Textlinguistik genommen, wenn dort die Versuche betrachtet werden, mit neuen Analyseund Beschreibungsverfahren Texte zu analysieren. ( 4 1 ) Soll das Neue finden als etwas Neues machen verstanden werden, dann stellen sich damit eine Reihe von Fragen, die nicht ohne weiteres lösbar scheinen. Die Kontroverse zwischen Linguistik

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und Vertretern der Conversation Analysis hat deutlich gemacht, daß das Beschreiben von Sprache als Sprachsystem und ein Beschreiben von Sprache als soziales Ereignis nicht gleichgesetzt werden d ü r f e n . Auch wenn das an sich keiner getan h a t , so ist bei der linguistischen Diskussion nicht mitberücksichtigt worden, daß methodisch daraus Implikationen abzuleiten sind, die in der Form bisher nicht mitbedacht werden konnten. Die Übertragbarkeit bisheriger Beschreibungstechniken ist damit nicht mehr ohne weiteres voraussetzbar und bedarf jeweils eigenständiger Begründung. Eine Übernahme sozialwissenschaftlicher Methoden, um zu neuen linguistischen Problemstellungen zu gelangen, ist daher nicht ohne weiteres möglich. Die auf diese Weise gewonnenen Ergebnisse zur Sprache bleiben zuerst einmal sozialwissenschaftliche Ergebnisse. Welchen sprachwissenschaftlichen Wert sie dann erhalten, das hangt von der zugrundeliegenden Sprachtheorie ab, so daß sich entweder das bereits beschriebene Problem der Bewertung der Ergebnisse im Rahmen der Linguistik stellt, oder aber es liegt eine eigenständige sprachwissenschaftliche Theorie vor, innerhalb derer die so gewonnenen Daten ihren dort definierten Platz einnehmen. Grundsätzlich kommt bei der Rezeption der gesprächsanalytischen Daten der Methode, nach der sie gewonnen worden sind, eine besondere Bedeutung zu, so daß die Übernahme von Ergebnissen immer zugleich mit einer Einstufung ihrer Wertigkeit für die Linguistik allgemein verbunden ist.Hierauf generell zu antworten, scheint aber wenig sinnvoll, sondern muß von Fall zu Fall geklärt werden.

26

Die Idee zum P r o j e k t : Bonner Bundestagsrunde Auf einem solchen Hintergrund reizt die F r a g e , z u welchen Ergebnissen

Beschreibungen f ü h r e n ,

die

von verschiedenen Personen

durchgeführt werden, die sich mit dialogischer Kommunikation auseinandersetzen und zugleich mit ihren Ergebnissen linguistische Aussagen machen wollen. Um einer solchen Frage zugehen,

wären

grundsätzlich

verschiedene Wege

denkbar gewesen,

nach-

bei denen

zwei Möglichkeiten in Frage k o m m e n . Eine Möglich-

keit h ä t t e in einer detaillierten Problemstellung bestehen können,

auf die

aus verschiedenen Positionen heraus

wird. Die andere Möglichkeit zigen Gegenstandes, der

geantwortet

besteht in der Vorgabe eines ein-

nach eigenen Vorstellungen

analysiert

wird. Nachdem bereits eine Reihe von Arbeiten zur Frage der Methodologie vorgelegt worden s i n d , ( 4 2 ) und nachdem verschiedene Sammelbände existieren,bei denen ein Methodenvergleich dadurch ermöglicht w i r d ,

daß

zu einem Sachgebiet Analysen zusammengetragen

worden s i n d , ( 4 3 ) lag es nahe,den Weg von einem vorgegebenen gemeinsamen Gegenstand her zu gehen.Bei der Findung eines solchen Gegenstandes

ergab

sich

die

Schwierigkeit,

daß

das Wissen

um den Diskurs möglichst gleich sein sollte.Damit schieden eine Reihe möglicher Diskursarten aus Alltagssituationen

aus. Ludger

HOFFMANN machte daher den Vorschlag, einen D i s k u r s auszuwählen, der über die Medien allen zugänglich ist. Auch wenn diesem Diskurstyp nicht

sehr spezifische Eigentümlichkeiten z u k o m m e n , mit der A l l t a g s k o m m u n i k a t i o n

erscheinen lassen, gemeinsamen Wissens

die ihn

ohne weiteres vergleichbar

so bietet er eine vergleichbar breite Basis aufgrund der eigenen K o m m u n i k a t i o n s p r a x i s .

Es kann daher von der Analyse erwartet werden,daß ihre Beschreibung

nicht deswegen zu divergierenden Ergebnissen f ü h r t ,

die Einschätzung der Ausgangssituation

stark

weil

voneinander

ab-

weicht - was nicht bedeuten soll, daß es unterschiedliche Einschätzungen gibt. Um einen Diskurs vorgeben zu können,

der

für

alle zugänglich ist, wurden die Autoren auf die Bundestagsrunde

27

nach der Hessenwahl vom 26. September 1982 hingewiesen. Es wurde ihnen ein Mitschnitt und ein R o h t r a n s k r i p t a n g e k ü n d i g t , das sich auf eine umgangssprachliche Wiedergabe beschränken sollte, so daß möglichst wenig E i n f l u ß auf die Analyse selbst durch die Art der Verschriftung genommen wird.

Durchführung des Projektes Da ein entscheidendes Anliegen des Projektes die voneinander völlig unabhängige Analyse w a r , e r h i e l t e n die Autoren keine weiteren Hinweise. Die Beiträge sind ohne Kenntnis der Themen und Mitautoren v e r f a ß t worden.Auf eine redaktionelle Bearbeitung im Sinne einer Anpassung wurde bewußt v e r z i c h t e t , so daß die Beiträge ohne Kenntnis voneinander entstanden sind. Das Risiko der thematischen Überschneidung wurde dabei in Kauf genommen. Als ein eigenes Problem erwies sich die Bereitschaft zu einem solchen ' E x p e r i m e n t 1 . Es zeigte sich, daß bereits die Bereitschaft zur Mitarbeit an dem Vorhaben von methodischen Problemstellungen geprägt worden ist,weil in der Auswahl des Gegenstandes sowie in der Freiheit der Themenwahl von bestimmten Positionen her Bedenken bestanden, die eine Mitarbeit nicht erlaubten. Die Autoren des Bandes spiegeln insofern auf gewisse Meise auch ein Methodenproblem auf eigene Art wider. Allerdings darf in diesem Zusammenhang nicht verschwiegen werden, daß Beiträge nicht zustandegekommen sind, weil das Datenmaterial zu keinen aussagek r ä f t i g e n Ergebnissen g e f ü h r t h a t . Es kann daher keine repräsentative Darstellung dessen erwartet werden, was die gegenwärtige Gesprächsforschung in der Linguistik zu bieten hat. Angeboten wird ein Einblick in unterschiedliche Techniken der Analyse und die A r t , wie sie Ergebnisse gewinnt und welche Schlüsse daraus gezogen werden. Da es sich jeweils um ein und denselben Gegenstand h a n d e l t , besteht der Reiz vornehmlich im Vergleich der Beschreibung und Bewertung einzelner, identischer Phänomene.

28

Die e i n z e l n e n Beiträge Der Beitrag logischen

von W a l t h e r D I E C K M A N N wird

vom Begriff

K o m m u n i k a t i o n ' g e p r ä g t . Es ist

der

'tria-

ein Gemeinplatz gewor-

d e n , bei medialer K o m m u n i k a t i o n von einer ' S c h e i n k o m m u n i k a t i o n 1 zu r e d e n . Dies s t e h t als

B e h a u p t u n g im R a u m . E i n methodisch ein-

w a n d f r e i e r Nachweis sowie eine d i f f e r e n z i e r t e Beschreibung

die-

ser h i e r beobachteten K o m m u n i k a t i o n s f o r m b z w . des hier f e s t z u s t e l l e n d e n besonderen K o m m u n i k a t i o n s m o d u s , - inwieweit das adische Moment

weitgehend zu k l ä r e n .

Die Beschreibung Dieckmanns

d u r c h die K l ä r u n g des B e g r i f f s lig

Schlüsse

wollen.

über

'Adressatenbezug

sog. G e m e i n t e n als A d r e s s a t e n die

1

davor,

den Angesprochenen und Gemeinten

Die D y n a m i k der B i n n e n s t r u k t u r

werden,

tri-

bereits eine eigene K o m m u n i k a t i o n s f o r m bedingt,

wird noch als eine o f f e n e Frage b e t r a c h t e t werden müssen, noch

-

sich

läßt

sowie

ist

warnt vorei-

ziehen zu

die Vagheit des

die Schwierigkeit sichtbar

mit der Frage nach dem Adressatenbezug

bei

diesem D i s k u r s t y p ü b e r h a u p t s t e l l t . Mit dem Beitrag

von R e i n h a r d F I E H L E R

wird ein Analysebeispiel

v o r g e l e g t , bei dem die Form einer E i n z e l ä u ß e r u n g besonderes Interesse h e r v o r r u f t , die f ü r den Fortgang des Diskurses eine bestimmte,

aber auf Anhieb n i c h t sofort erkennbare Funktion h a t .

F I E H L E R versucht auf verschiedenen Ebenen der Beschreibung.über die A n a l y s e

des

Stellenwertes

innerhalb

des Gesamtdiskurses

Dis hin zur einzelnen äußeren Form bei den jeweiligen Sprechern F u n k t i o n e n h e r a u s z u a r b e i t e n , d i e die i n t e r a k t i v e und auf den Red e b e i t r a g als Text

bezogene

s e n . Mit dem B e i t r a g

s t r u k t u r i e r e n d e Funktion nachwei-

wird ein Beispiel f ü r eine Vorgehensweise

g e b o t e n , die,ausgehend von einer A u f f ä l l i g k e i t , mit verschiedenen diese

methodischen M i t t e l n

herauszufinden

versucht,

inwieweit

als k o m m u n i k a t i v w i r k s a m e i n g e s t u f t e Einheit Regelmäßig-

keiten a u f w e i s t ,

die den Ausgangspunkt weiterer systematischer

U n t e r s u c h u n g e n bieten k ö n n t e n .

29

Die Untersuchung von Ludger HOFFMANN erhebt einen u m f a s s e n d e r e n Anspruch. Der Beitrag wird als möglicher Versuch gesehen, ein Paradigma für die linguistische Diskursanalyse zu etablieren, in dem Institutionen zum primären Gegenstand gemacht werden und die in ihnen a u f t r e t e n d e n spezifischen K o m m u n i k a t i o n s f o r m e n und H a n d l u n g s m u s t e r . I m Z e n t r u m seiner Analyse steht die Darstellung der thematischen S t r u k t u r , weil er das Thematische als die Grundlage für b e s t i m m t e Diskurstypen sieht. Nach einer ersten sequentiellen A u f b e r e i t u n g der thematischen E n t w i c k l u n g und einigen grundsätzlichen Überlegungen zur Art solcher Prozesse arbeitet er die für diesen Diskursabschnitt relevanten Sprechakte und die ihnen i n h ä r e n t e n Folgeeigenschaften h e r a u s , um dann am konkreten M a t e r i a l einzelne Realisationen h i n s i c h t l i c h t h e m a t i scher Progression und b e s t i m m t e r , a u f der Handlungsebene wirkender Formen zu beschreiben. Den M i t t e l p u n k t der Analyse bilden die jeweiligen Einzelbeiträge der Sprecher, die auf ihre Binnen S t r u k t u r und die Möglichkeiten ihrer Fortsetzbarkeit hin beschrieben werden. Eng damit verbunden ist das Interesse, Regelmäßigkeiten sichtbar werden zu lassen, die auf mögliche zugrundeliegende Handlungsmuster verweisen. Mit der Analyse wird ein Verfahren vorgeführt, das den unmittelbaren Zugang zu kommunikativen Handlungsweisen in Abhängigkeit zu thematischen und argumentativen S t r u k t u r e n sichtbar macht und zugleich Einblick in Eigentümlichkeiten medialer Kommunikation e r l a u b t . Die Analyse des Beitrags von Walther KINDT ist vor allem von der kritischen Auseinandersetzung mit Annahmen b e s t i m m t , die das Konzept der konditionellen Relevanz und wechselseitigen Interpretation als lokales Ereignis b e t r a c h t e n , w i e es die Konversationsanalyse b e h a u p t e t . Mit den Untersuchungen wird deutlich g e m a c h t , wie problematisch diese Annahmen sind, wenn sie empirisch ü b e r p r ü f t werden. Doch der eigentliche A n s a t z p u n k t für Kindt ist die gesprochene Sprache und der noch immer unbefriedigende Wissensstand. Er geht von der i n t u i t i v wahrnehmbaren A u f f ä l l i g k e i t der zahlreichen Wiederholungen aus sowie vom Ein-

30

druck,

daß eine Vielzahl von Aussagen miteinander austauschbar

seien. Es werden H ä u f i g k e i t s p r o f i l e erstellt, indem Elementaraussagen und Bewertungen der einzelnen Politiker aufgelistet und m i t e i n a n d e r verglichen w e r d e n . E i n wichtiges Ergebnis dieser q u a n t i t a t i v e n A n a l y s e n ist der Hinweis d a r a u f , daß die Rede von stereotypen Gebrauchsweisen zwar i n t u i t i v naheliegend ist. Die k o n k r e t e A n a l y s e indes bestätigt diesen Eindruck n i c h t . H e l m u t REHBOCK stellt sich der Problematik aus der Perspektive des Fragenden und der Frage. Sein Hinweis auf die bisher f e h lende Auseinandersetzung mit dem Fragenden und die primäre Bes c h r ä n k u n g auf die Frage kennzeichnet die Perspektive seines Beitrages. Er setzt bei den tendenziösen Fragen an, in denen V o r a n n a h m e n und oder E i n f l u ß a b s i c h t e n erkennbar werden,und konz e n t r i e r t seine A u f m e r k s a m k e i t vor allem auf die polemische Frage, die er als einen Gesprächsakt charakterisiert, der dem Angesprochenen das A n t w o r t e n auf eine systematische Weise 'verb a u t 1 , so daß darin eine mögliche Spielart rhetorischen Fragens gesehen werden k a n n . Die Analysen werden zu einer Ausdifferenz i e r u n g der beobachteten Fragehandlungen g e n u t z t , indem das Pot e n t i a l möglicher A n t w o r t h a n d l u n g e n thematisiert wird. Mit der Beschreibung der rhetorischen V o r w u r f s f r a g e wird auf eine bisher ungenügend beschriebene Gesprächshandlung hingewiesen, die nur aus einer konversationell angelegten Analyse zugänglich ist Ein Z u g a n g , der möglichst umfassend sein soll, wird im Beitrag von Frederik SAGER vorgestellt. Methodisch fordert er von einer A n a l y s e k o n k r e t e r K o m m u n i k a t i o n s v e r l ä u f e ein möglichst sensibles und s y s t e m a t i s c h d i f f e r e n z i e r e n d e s I n s t r u m e n t , das zugleich umfassend der K o m p l e x i t ä t n a t u r l i c h e r Kommunikation begegnen k a n n . Die E n t w i c k l u n g eines Vier-Schichten-Modells soll diesem Anspruch genügen k ö n n e n . Durch die Unterscheidung der Ebenen Ä u ß e r u n g s - , Rede-, Diskurs- und Dialogbeitrag sollen Kategorien beschreibbar gemacht w e r d e n , die in gewisser Hinsicht dem Deut u n g s v e r h a l t e n der K o m m u n i k a t i o n s t e i l n e h m e r entsprechen sollen. Die k o n k r e t e Beschreibungsarbeit setzt q u a n t i t a t i v an, um so

31

A u f f ä l l i g k e i t e n möglichst f o r m a l e r f a s s e n verbindet

sich

zu können.

Eng d a m i t

die Idee eines S e g e m e n t i e r u n g s v o r s c h l a g s ,

der

nicht ausschließlich am I n h a l t l i c h e n ausgerichtet sein m u ß . In einem zweiten Teil der Analyse wird v e r s u c h t , erbringen,

worin

sich

den Nachweis

das K o m m u n i k a t i o n s v e r h a l t e n

nehmer dieser Gesprächsrunde

von Gesprächsrunden

zu

der Teil-

bei

anderen

Gelegenheiten u n t e r s c h e i d e t . Die im ersten Teil q u a n t i t a t i v

er-

m i t t e l t e n Unterschiede zur A l l t a g s k o m m u n i k a t i o n werden im z w e i ten mit V e r h a l t e n s f o r m e n des ' S c h a u k a m p f e s ' zu deuten v e r s u c h t , indem die e r m i t t e l t e n Daten auf entsprechend v o r f i n d b a r e Phänomene aus der Sozialforschung hin inwieweit

geprüft

und bewertet w e r d e n ,

das k o m m u n i k a t i v e V e r h a l t e n einen s y s t e m a t i s c h e n Zu-

sammenhang e r k e n n e n l ä ß t . Die z e n t r a l e Bedeutung ist

des t h e m a t i s c h e n Bezugs

für

Gespräche

u n b e s t r i t t e n , dennoch erweist sich eine A n a l y s e

als höchst

problematisch.Der Beitrag von W o l f g a n g SUCHAROWSKI ist such, vom Gesprächsgegenstand her

das

der Gesprächsteilnehmer zu beschreiben. genstandes wird

ein V e r -

kommunikative Verhalten Die E i n f u h r u n g des Ge-

als ein z e n t r a l e s , k o m m u n i k a t i v e s Problem ver-

s t a n d e n , von dessen Lösung

u.U.

der

gesamte Nachfolgediskurs

b e e i n f l u ß t werden k a n n , s o daß von den Sprechern Lösungen dieser k o m m u n i k a t i v e n Aufgabe

erwartet

werden k ö n n e n ,

die

generell

f ü r diese K o m m u n i k a t i o n s f o r m Aussagewert g e w i n n e n k ö n n t e n .

Die

Untersuchung

spe-

ist

eine V e r h a l t e n s a n a l y s e zur Lösung einer

ziellen k o m m u n i k a t i v e n A u f g a b e . Das im Detail sehr u n t e r s c h i e d liche Verhalten der Gesprächsteilnehmer Gemeinsamkeiten. Verhalten

1

zeigt

Dieser B e r ü h r u n g s p u n k t wird

in

einem P u n k t

als

'protektives

zu c h a r a k t e r i s i e r e n v e r s u c h t , weil die Sprecher sich

darum bemühen,

N a c h t e i l e für die Darstellung ihrer D i s k u r s w e l t

und ihres Selbstbildes

a u s z u s c h a l t e n , b z w . es dem Dialoggegner

so schwer wie möglich zu m a c h e n , dies zu e r r e i c h e n .

32

Anmerkungen 1

Dialogforschung: SCHROEDER, P. und STEGER, H. ( 1 9 8 1 ) Dialogf o r s c h u n g , 8. D i s k u r s a n a l y s e : W U N D E R L I C H , D. ( 1 9 7 6 ) : Studien zur Sprechakttheorie , 293-395. EDMONDSON , W. ( 1 9 8 1 ) : Spoken Discourse, 3-8. D i a l o g l i n g u i s t i k : STEGER, H. ( 1 9 7 6 ) : BERENS et a l . : P r o j e k t D i a l o g s t r u k t u r e n , 7 - 1 4 . Gesprächsanalyse: U N G E H E U E R , G. ( 1 9 7 7 ) : Gesprächsanalyse und ihre zwölf k o m m u n i k a t i o n s t h e o r e t i s c h e n V o r a u s s e t z u n g e n : W E G N E R , D. : Gesprächsanalysen : 2 7 . H E N N E , H . / REHBOCK, H . ( 1 9 7 9 ) : Einf ü h r u n g in die Gesprächsanalyse, 7. S C H A N K , G . / S C H W I T A L L A , J. ( 1 9 8 0 ) : Gesprochene Sprache und Gesprächsanalyse, 318. G e s p r ä c h s v e r f a h r e n s a n a l y s e : H A U B L , R . ( 1 9 8 2 ) : Gesprächsverfahrensanalyse: 8. Kommunikationsanalyse: FRANK, R. ( 1 9 7 9 ) : E i n f ü h r u n g in die K o m m u n i k a t i o n s a n a l y s e . Wirkendes Wort 5: 333-350. K o m m u n i k a t i o n s f o r s c h u n g : U N G E H E U E R , G . ( 1 9 7 4 ) : Kommunikationssemantik. Zeitschrift f ü r germanistische Lingui s t i k , 13-16. K o n v e r s a t i o n s a n a l y s e : K A L L M E Y E R W . / SCHÜTZE, F . ( 1 9 7 6 ) : K o n v e r s a t i o n s a n a l y s e . Studium L i n g u i s t i k 1 , 1 - 2 8 . DITTMANN.J. ( 1 9 7 9 ) : Arbeiten zur Konversationsanalyse,2-11.

2

In diesem Z u s a m m e n h a n g h a t t e nun die Wahl eines r e l a t i v unspezifischen Themas für die J a h r e s t a g u n g 1980 eine besondere F u n k t i o n , k o n n t e n doch u n t e r dem E t i k e t t "Dialogforschung" W i s s e n s c h a f t l e r aus den u n t e r s c h i e d l i c h s t e n Diszip l i n e n , d i e sich mit Dialogen und dem Dialogischen auseinand e r s e t z e n , zu einem Dialog z u s a m m e n g e f ü h r t werden. Dialogforschung ( 1 9 8 1 ) : 8.

3

DITTMANN ( 1 9 7 9 , 2) spricht in diesem Fall von der "Konversationsanalyse im engeren S i n n " . Nach der Diskussion der l e t z t e n zwei J a h r e ist d e u t l i c h g e w o r d e n , daß diese terminologische Umschreibung n i c h t ausreichend gewesen ist, so daß eine deutlichere Bezugnahme angebracht e r s c h e i n t .

4

H U M B O L D T , W . v . Ueber den Dualis. W e r k e . Hrsg. von L e i t z m a n n , A l b e r t . Berlin Behr. 1 9 0 7 , 25 : Besonders entscheidend für die Sprache ist es, daß die Zweiheit in ihr eine wichtigere Stelle, als irgendwo sonst, e i n n i m m t . Alles Sprechen r u h t auf der Wechselrede, in d e r , a u c h u n t e r M e h r e r e n , der Redende die Angeredeten immer sich als E i n h e i t g e g e n ü b e r s t e l l t .

5

B U E H L E R , K . ( 1 9 7 8 ) : S p r a c h t h e o r i e , 30-31: E s i s t n i c h t w a h r , daß alles, wofür der Laut ein mediales P h ä n o m e n , ein M i t t l e r zwischen Sprecher und Hörer ist, durch den Begriff der ' D i n g e ' oder durch das adäquatere B e g r i f f s p a a r 'Gegenstände und S a c h v e r h a l t e ' g e t r o f f e n w i r d . Sondern das andere ist w a h r , daß im Aufbau der Sprechsituation sowohl der Sender als Täter der Tat des Sprechens, der Sender als SUBJEKT der Sprechhandlung , wie der Empfänger als Angesprochener, der Empfänger als ADRESSAT der S p r e c h h a n d l u n g eigene Positionen innehaben.

33

6

FRITZ m a c h t in diesem Z u s a m m e n h a n g auch d a r a u f a u f m e r k s a m , daß generell das K o n t e x t - P r o b l e m ungelöst gewesen ist: Daß gerade F I R T H s Äußerungen zu Problemen des ' c o n t e x t of situation' im w e s e n t l i c h e n p r o g r a m m a t i s c h und a n e k d o t i s c h bleiben, läßt sich wohl d a r a u f z u r ü c k f ü h r e n , daß zu dieser Z e i t , unbeschadet der Hinweise bei M A L I N O W S K I , k e i n e Bedeut u n g s t h e o r i e oder Theorie sprachlichen H a n d e l n s b e k a n n t w a r , in der g e k l ä r t gewesen w ä r e , auf welche Art und Weise bes t i m m t e K o n t e x t e zu den Regeln für den Gebrauch von A u s drücken gehören. FRITZ ( 1 9 8 2 , 1 5 )

7

NEWMEYER , F.J. ( 1 9 8 0 ) 138-161.

8

STEGER, H . e t al. ( 1 9 7 4 ) , R e d e k o n s t e l l a t i o n , R e d e k o n s t e l l a t i o n s t y p , T e x t e x e m p l a r , Textsorten im Rahmen eines Sprachverhaltensmodells. Gesprochene Sprache. D ü s s e l d o r f , 59 : ... ( e s ) muß bei unserer M o d e l l b i l d u n g d a r a u f a n k o m m e n , die kommunikative Interaktion in der sozialen Situation a u f z u t r e n n e n in eine außersprachliche V e r h a l t e n s s e i t e im engeren Sinne und eine sprachliche V e r h a l t e n s s e i t e , d . h . in das Sprechen. U n t e r a u ß e r s p r a c h l i c h e m Element verstehen wir in diesem Zusammenhang die aus unserem V e r s t ä n d n i s sozialer Situation ablesbaren und den K o d i e r u n g e n z u g r u n d e liegenden V e r h a l t e n s e l e m e n t e in äußeren S i t u a t i o n e n .

9

D I T T M A N N ( 1 9 7 9 , 1 3 ) : A l s ... Forschungszweck m ö c h t e i c h d e n ' i n n e r w i s s e n s c h a f t l i c h e n ' a n f ü h r e n : Z u m einen k ö n n e n Ergebnisse d e r K o n v e r s a t i o n s a n a l y s e f ü r d i e i n n e r l i n g u i s t i s c h e Forschung n u t z b a r gemacht w e r d e n . S o in der G r a m m a t i k t h e o r i e . RATH ( 1 9 7 9 , 3 3 ) : ( e s ) wird d e u t l i c h , d a ß g r a m m a t i s c h e u n d kommunikative Fragestellungen sich e r g ä n z e n u n d n i c h t e t w a ausschließen.

10

W E Y D T , Harald ( 1 9 7 9 ) : Die P a r t i k e l der d e u t s c h e n S p r a c h e . Als besonderes Beispiel in diesem Z u s a m m e n h a n g w i r d auch auf den Beitrag von DEUTRICH, K . - H . / SCHANK, G. ( 1 9 7 3 ) : S i t u a t i o n s s p e z i f i s c h e r E i n s a t z s p r a c h l i c h e r M i t t e l , hingewiesen. V g l . auch S C H V v I T A L L A , Johannes ( 1 9 8 0 ) : Sprechen und Schreiben in H a n d l u n g s z u s a m m e n h ä n g e n . M i t t e i l u n g e n des deutschen G e r m a n i s t e n v e r b a n d e s 4 , 17-36.

11

B E T T E N , A n n e l i e s e ( 1 9 7 7 ) : E r f o r s c h u n g gesprochener S t a n d a r d s p r a c h e . Deutsche Sprache 5, 3 4 2 .

12

RATH ( 1 9 7 9 , 25) : Von A n f a n g an hat ein gewisser D u a l i s m u s die E r f o r s c h u n g der gesprochenen d e u t s c h e n Sprache bes t i m m t : Die I n t e r e s s e n l a g e war und ist bis h e u t e v e r s c h i e den : E i n e r s e i t s ist gesprochenes Deutsch u n t e r g r a m m a t i schen vorwiegend s y n t a k t i s c h e n G e s i c h t s p u n k t e n u n t e r s u c h t w o r d e n , a n d e r e r s e i t s standen - vor a l l e m in den l e t z t e n J a h ren - kommunikative und f u n k t i o n a l e Aspekte im Vordergrund.

:

Linguistik

theory

in

America,

34

13

SCHMIDT, W i l h e l m ( 1 9 6 4 ) : G r u n d f r a g e n der deutschen Grammat i k , 21 : A u f g a b e der Sprachwissenschaft muß es ... sein, die F u n k t i o n der sprachlichen M i t t e l im Kommunikationsprozeß und ihre f u n k t i o n a l bedingte Ordnung in der Gestalt des sprachlichen Systems zu untersuchen und d a r z u s t e l l e n .

14

H A R W E G , Roland ( 1 9 6 8 ) : Pronomina und Textkonstituion. M ü n c h e n . DRESSLER, W . U . ( 1 9 7 2 ) : E i n f ü h r u n g i n d i e Textling u i s t i k . Tübingen, 5-15.

15

Einen entsprechend großen Raum nehmen in den verschiedenen Textmodellen die Überlegungen e i n , die Satz übergreifende Kategorien beschreiben und aus dieser Perspektive das Phänomen Text zu klären versuchen. G Ü L I C H , E. / RAIBLE ( 1 9 7 7 ) : Linguistische Textmodelle. M ü n c h e n , 1 1 4 - 1 3 6 zeigen dies u . a . bei H A R W E G und W E I N R I C H auf und machen auf die damit verbunden a u f t r e t e n d e n Probleme a u f m e r k s a m . T e x t bleibt zu sehr mit der Vorstellung verbunden,Folge von Sätzen zu s e i n , l a u tet die K r i t i k gegenüber H A R W E G . Bei W E I N R I C H wird auf die i m p l i z i t e Verbundenheit mit Vorstellungen der S a t z g r a m m a t i k a u f m e r k s a m gemacht und auf Probleme,die sich daraus ergeben, daß Text nicht ausschließlich aus S a t z e i n h e i t e n ableitbar ist, sondern auch aus Teilen des Satzes. G r u n d s ä t z l i c h wird d a r a n g e z w e i f e l t , ob aus dieser Perspektive Text als komplexes Phänomen e r f a ß t werden k a n n .

16

F R A N C K , Dorothea ( 1 9 8 0 ) : G r a m m a t i k und K o n v e r s a t i o n . K ö n i g s t e i n , 50-51 : Ein Satz ist die m i n i m a l e sprachliche Form, mit der ein Sprechakt r e a l i s i e r t werden k a n n . .. Ein Zug ist ein Sprechakt u n t e r seinem k o n v e r s a t i o n e i l e n Aspekt. .. Ein Konversationsbeitrag ( t u r n ) kann aus mehr als einem Zug bestehen.

17

BOCK , Michael ( 1 9 7 8 ) : Wort- , Satz- , T e x t v e r a r b e i t u n g . S t u t t g a r t , 54-58 r e f e r i e r t über psycholinguistische Versuche, die nachweisen, wie ana- und kataphorische Verweisformen die Behaltensleistung beeinflussen k ö n n e n . BOCK ( 1 9 7 8 , 69) : Die bislang behandelten Untersuchungen zeigen, daß b e s t i m m t e Textteile gegenüber anderen bevorzugt behalten werden. Dabei wurde ziemlich d e u t l i c h , daß dies als ein relationaler E f f e k t zu i n t e r p r e t i e r e n ist. V g l . auch D I J K , T . A . v . / KINTSCH, W . ( 1 9 8 3 ) : Strategies course comprehension. New Y o r k , 2 - 4 .

18

ROLF, Eckard ( 1 9 8 3 ) : Sprachliche Informationshandlungen. Göttingen,30-31 verweist auf die verschiedenen K l a s s i f i k a tionsbeispiele sowie die dazugehörige K r i t i k . Die K r i t i k r i c h t e t sich allerdings nicht gegen das Phänomen, das im Sprechakt zu beschreiben versucht wird. Problematisch sind lediglich die Einteilungsvorschläge und ihre K r i t e r i e n . Zu o f f e n ist weitgehend, wie einzelne A k t e i d e n t i f i z i e r t werd e n k ö n n e n . V g l . auch L E V I N S O N , S.C ( 1 9 8 3 ) : P r a g m a t i c s . L o n don, 2 5 1 - 2 7 6 . F R A N K , W i l h e l m ( 1 9 8 3 ) : Insistieren. Göppingen, 45-47.

35

19

FLADER beschreibt, um die i l l o k u t i v e K r a f t einzelner Äußerungsteile bestimmen zu k ö n n e n , K o m m u n i k a t i o n s t e c h n i k e n , um so ein klareres Bild über das zu e r h a l t e n , w a s in einem psychoanalytischen Diskurs vor sich g e h t . F L A U E R , D i e t e r ( 1 9 7 9 ) : Techniken der Verstehenssteuerung im psychoanalytischen D i s k u r s , 2 8 - 3 0 . M A R T E N S , K a r i n ( 1 9 7 7 ) : Z u r Analyse von Sprechhandlungsstrategien im Zusammenhang mit der lenkenden Tätigkeit des Lehrers im U n t e r r i c h t , 235-246, 259-255, 257261 analysiert das Unterrichtsgespräch eines d r i t t e n Schuljahres. Auch hier ist die Beschreibung der einzelnen Äußerungen nur durch das H i n z u z i e h e n a u s f ü h r l i c h e r Kommentare zum schulischen Alltag möglich. Vergleichbares tut auch W U N D E R L I C H ( 1 9 7 6 ) bei den von ihm gewählten Beispielen zur Demonstration seiner Diskursanalyse. Auch hier ist es notwendig, einzelne Äußerungen aus dem Zusammenhang bes t i m m t e r i n s t i t u t i o n e l l e r oder f a m i l i ä r e r Kontexte heraus zu erörtern.

20

BERENS , F.-J. et al. München

21

Das wird besonders deutlich an der Arbeit von S C H A N K , Gerd ( 1 9 8 1 ) : Untersuchungen zum Ablauf n a t ü r l i c h e r Dialoge. München. Er selber macht d a r a u f a u f m e r k s a m : Neuland wird jedoch in drei wesentlichen Bereichen b e s c h r i t t e n . Z u m einen wird mit dem thematischen A b s c h n i t t eine neue Beobachtungseinheit e i n g e f ü h r t . Zum zweiten wird im Methodischen der verstehende Beobachter / Forscher systematisch e i n g e f ü h r t .... D r i t t e n s wird versucht , im Bereich der sprachlichen Analyse wegzukommen von überwiegend s y n t a k t i s c h e n Analysen. SCHANK: ( 1 9 8 1 , 3 8 )

22

HAMBLIN , C.L. approach is of of actual cases res, and f o r m a l a l , describable

23

In diesem Zusammenhang kommt der Idee der P r a x e m e , wie sie von EHLICH und REHBEIN vorgetragen worden ist eine interessante Rolle z u . H i e r werden Beschreibungsvorschläge g e m a c h t , die in sehr d i f f e r e n z i e r t e r Meise Aussagen über zu erwartendes V e r h a l t e n m a c h e n , das bis zu einem gewissen Umfang ü b e r p r ü f b a r ist, so daß sich beispielsweise die Analyse zum Speiserestaurant ( E H L I C H , K. / R E H B E I N , J. ( 1 9 7 2 ) : Zur K o n s t i t u t i o n p r a g m a t i s c h e r Einheiten in einer I n s t i t u t i o n : Das S p e i s e r e s t a u r a n t , 2 1 3 ) als Hypothese i n t e r p r e t i e r e n ließe, deren erklärender Wert dadurch gewonnen würde, daß die Diskrepanz von e r w a r t e t e m V e r h a l t e n und tatsächlich beobachtbaren Verhaltensweisen herausgearbeitet w ü r d e . Ein G e s i c h t s p u n k t , d e r u n t e r dem Aspekt k o n t r a s t i v e r Betrachtung wert zu bedenken w ä r e , ist der von HENNE angeregte Gedanke

(1976) :

Projekt

Dialogstrukturen.

( 1 9 7 0 ) : Fallacies. London, 256 : Neither any importance in its own; for description must aim to bring out f o r m a l i z a b l e f e a t u systems must aim to throw light on actuphenomena.

36

einer historischen G e s p r ä c h s a n a l y s e , in der geschichtlich ältere F o r m e n , soweit diese r e k o n s t r u i e r b a r s i n d , aus der Entwicklung heraus auf die Unterschiede hin zu u n t e r s u c h e n waären. 24

SCHWITALLA , Johannes ( 1 9 7 6 ) : D i a l o g s t e u e r u n g . Vorschläge zur Untersuchung : 89. W U N D E R L I C H ( 1 9 7 6 , 59) : Wir c h a r a k terisieren jeden Sprechakt durch seine Stellung zu Interaktionsbedingungen, d . h . als entweder i n i t i a t i v oder r e a k tiv.

25

F R A N C K ( 1 9 8 0 , 5 0 - 5 1 ) ; EDMONDSON, discourse. London, 82-86.

26

S I N C L A I R , J . M . / COULTHARD, R . M . ( 1 9 7 5 ) : Towards a n analysis of discourse : the english used by teachers and pupils. London

27

SUCHAROWSKI , W o l f g a n g ( 1 9 8 4 ) : Konkurrierende Kommunikationsschemata: 91-104 beschreibt U n t e r r i c h t s p h a s e n , in denen gezielt k o m m u n i k a t i v e A k t e u n t e r l a u f e n w e r d e n , so daß das Diskursgeschehen vom i n s t i t u t i o n e l l geregelten V e r l a u f weggeführt wird.

28

WUNDERLICH ( 1 9 7 6 , 93) : Die hier zu a n a l y s i e r e n d e n W e r t e der S i n n - F u n k t i o n sind die d u r c h die Ä u ß e r u n g e r r e i c h t e n Veränderungen in der Menge der I n t e r a k t i o n s b e d i n g u n g e n . ... Ich will ... ein allgemeines Schema d e r a r t i g e r S i n n - I n t e r p r e t a t i o n e n angeben. Ich w i l l a l l g e m e i n von Obligationen sprechen ... . W U N D E R L I C H ( 1 9 7 6 , 95) : Die I n t e r p r e t a t i o n auf der Ebene der i n s t i t u t i o n e l l e n P r a g m a t i k sagt also n i c h t , wie sich Sprecher und Hörer u n t e r b e s t i m m t e n Bedingungen v e r h a l t e n w e r d e n , sondern welche Obligationen durch b e s t i m m t e Ä u ß e r u n g e n , und zwar wie v e r ä n d e r t w e r d e n .

29

Felicity-Bedingungen werden hier im Sinne des Vorschlags von L E V I N S O N ( 1 9 8 3 , 2 4 4 ) g e b r a u c h t , der den T e r m i n u s als Ü b e r b e g r i f f w ä h l t , um die von SEARLE vorgeschlagenen verschiedenen Bedingungen mit einem übergeordneten Terminus zu benennen.

30

Eröffnet wurde die Reihe dieser A r b e i t e n von H I N D E L A N G , Götz ( 1 9 7 8 ) : A u f f o r d e r n . Göppingen. Zu w e i t e r e n E i n z e l a n a lysen von Sprechhandlungen sei auf die Angaben in M A Y E R , S . / W E B E R , M. ( 1 9 8 3 ) : Bibliographie zur l i n g u i s t i s c h e n Ges p r ä c h s a n a l y s e . H i l d e s h e i m , 59-60 hingewiesen.

31

KUMMER, Werner ( 1 9 7 5 ) : Grundlagen der Texttheorie. Reinbek, 13: E n t s p r e c h e n d ihrem A n s a t z zur E r k l ä r u n g der logischen S t r u k t u r der Regelsysteme f e r t i g e r Sprachen m u ß t e eine mat e r i a l i s t i s c h e S p r a c h t h e o r i e r ü c k w i r k e n d die Vorausgesetz-

Willis

(1981) :

Spoken

37

ten Kategorien ableiten und sich auf diese Weise von der S t r u k t u r der Sprache zur S t r u k t u r menschlicher Praxis zuruckbewegen. In diesem Buch wird der umgekehrte Weg gegangen, d . h . die logische S t r u k t u r der sprachlichen Regelsysteme wird von einer T ä t i g k e i t s t h e o r i e her a u f k o n s t r u i e r t . QUASTHOFF, U t a ( 1 9 7 9 ) : Gliederungs- u n d V e r k n ü p f u n g s s i g n a l e und QUASTHOFF, U. ( 1 9 8 0 ) : E r z ä h l e n in Gesprächen. Tübingen, 49 : Die von M I L L E R , GALANTER und P R I M B R A M ... in die kognitionspsychologische Diskussion eingebrachte Konzeption des ' P l a n s 1 wird in unserem E r z ä h l m o d e l l eine entscheidende Rolle spielen , und zwar sowohl i n n e r h a l b der Modellierung der H a n d l u n g e n in der Geschichte als auch bei der Repräsent a t i o n der Sprechhandlungen in der E r z ä h l s i t u a t i o n . 32

S C H W I T A L L A , J. ( 1 9 7 6 , 7 6 - 7 7 ) : Der Nachteil aller bisherigen k o n v e r s a t i o n s a n a l y t i s c h e n U n t e r s u c h u n g e n liegt in dem Mangel an der theoretischen und methodologischen R e f l e x i o n des U n t e r s u c h u n g s v o r g e h e n s , der Bestimmung des Untersuchungsobj e k t s und der genauen D e f i n i t i o n der B e g r i f f e der Beschreibungskategorien .

33

FLAUER , D. ( 1 9 7 9 ) : Techniken der Verstehenssicherung im p s y c h o a n a l y t i s c h e n D i s k u r s , 26 : Der n a c h f o l g e n d e Versuch lehnt sich m e t h o d i s c h r e l a t i v eng an die Forschungsrichtung der Ethnomethodologie b z w . der Konversationsanalyse an .. . Die E r w a r t u n g , die dabei bezuglich der Leistungsfähigkeit der K o n v e r s a t i o n s a n a l y s e zur E r f o r s c h u n g des psychoanalytischen Prozesses b e s t e h t , ist d i e , daß mit ihrer U n t e r s u chungsmethode eine w i c h t i g e Bewegungsform des psychoanalytischen Diskurses aufgedeckt werden k ö n n t e .

34

B E R G M A N N , Jörg ( 1 9 8 0 ) : Ethnomethodologische Konversationsa n a l y s e , 3 7 : Mein H a u p t e i n w a n d . . . bezieht sich d a r a u f , d a ß ein c h a r a k t e r i s t i s c h e s S t r u k t u r m e r k m a l der a n a l y t i s c h e n M e n t a l i t ä t der K o n v e r s a t i o n s a n a l y s e in der D a r s t e l l u n g von K A L L M E Y E R / SCHÜTZE keine angemessene Beachtung f i n d e t . .. K A L L M E Y E R / SCHÜTZE sehen zwar diese 'methodologische 1 S t r u k t u r des ... k o n v e r s a t i o n s a n a l y t i s c h e n A n s a t z e s , aber sie wissen d a m i t nichts a n z u f a n g e n und behandeln sie wie eine etwas peinliche R a n d e r s c h e i n u n g . . . E n t s c h e i d e n d i s t . . , daß die K o n v e r s a t i o n s a n a l y s e bei K A L L M E Y E R / SCHÜTZE in einer Abgeschlossenheit, mit einer S y s t e m a t i k und auf einem Theorieniveau v o r g e s t e l l t w i r d , die von den K o n v e r s a t i o n s a n a l y t i k e r n selbst für ihre A r b e i t e n nie beansprucht worden sind.

35

Zu der K r i t i k von B E R G M A N N ( 1 9 8 0 , 37) , der Terminus ' K o n v e r s a t i o n s a n a l y s e 1 von K A L L M E Y E R / SCHÜTZE f ü h r e zu einer als u n g l ü c k l i c h zu bezeichnenden Generalisierung u n t e r schiedlicher Forschungskonzepte, ist nur a n z u m e r k e n , daß K A L L M E Y E R / SCHÜTZE ( 1 9 7 0 , 5 ) d e u t l i c h a u f d i e Unterschied-

38

lichkeit der Forschungsansätze hinweisen. Die U n k l a r h e i t e n in einer nachfolgenden Rezeption sind daher nicht unbedingt diesen Autoren zuzuschreiben. 36

Wir entnehmen diese Anmerkung BERGMANN ( 1 9 8 0 , 3 3 ) , da keine näheren Angaben gemacht werden.

37

OEVERMANN, U. et al. ( 1 9 7 9 ) : Die Methodologie einer "objektiven Hermeneutik" und ihre allgemeine forschungslogische Bedeutung in den Sozialwissenschaften, 352 : Ausgehend von einem forschungspraktischen V e r f a h r e n , das sich allmählich unter dem Zwang ergeben h a t , Protokolle von i n n e r f a m i l i a l e n Interaktionen unter sozialisationstheoretischen Gesichtspunkten zu interpretieren , soll im folgenden der Versuch unternommen werden, in Umrissen eine für die soziologische Forschung allgemein bedeutsame hermeneutische Methodologie zu explizieren, die wir vorläufig als "objektive Hermeneutik" bezeichnen, um sie von traditionellen hermeneutischen V e r f a h r e n und Auffassungen von vornherein a b z u g r e n z e n .

38

STREECK ( 1 9 8 3 , 7 2 ) : Eine 'weiche W e l l e ' schwappt durch die deutsche Linguistik. Im Bereich der empirischen Diskursanalyse hat ein ' i n t e r p r e t a t i v e s P a r a d i g m a 1 um sich gegriff e n , dessen Methodik sich nicht selten in einer i n t u i t i v e n Paraphrasierung des gemeinten Sinns zu erschöpfen s c h e i n t . . Neben den i n t e r p r e t a t i v e n Ansätzen der Diskursanalyse f i n den sich auch handlungstheoretische , die sich ein festes Korsett von theoretischen deduzierten, wenn auch nicht selten aus derIntrospektion gewonnenen, normativen Erklärungskategorien eingezogen haben, mit denen sie sich der Empirie nähern.

39

Insoweit haben die Bemerkungen von RATH ( 1 9 7 9 , 33) und DITTMANN ( 1 9 7 9 , 13) auch weiterhin ihre Berechtigung, was das Verhältnis von G r a m m a t i k und Gesprächsanalyse anbelangt.

40

LEVINSON ( 1 9 8 3 ) , 251-262. HARRAS ( 1 9 8 3 ) : Handlungssprache und Sprechhandlung. Berlin, 110-115.

41

de B E A U G R A N D E , R . A . / DRESSLER, W . U . ( 1 9 8 1 ) : die Textlinguistik. Tübingen, 32-49.

42

D I T T M A N N , J . et al. ( 1 9 7 6 ) : Gegenstand und W a h r h e i t . Sprachphilosophische und wissenschaftstheoretische Grundlagen zur Linguistik. Tübingen. SCHECKER, Michael ( 1 9 7 6 ) ) : Methodologie der Sprachwissenschaft. H a m b u r g . W U N D E R L I C H , Dieter ( 1 9 7 6 ) : W i s s e n s c h a f t s t h e o r i e in der Linguistik. Reinbek

43

Eine entsprechende Übersicht in: 27-30.

Einführung

in

MAYER,S. / WEBER,M. (1983),

39 DAS T R A N S K R I P T

Die 'Bonner Runde' nach der Hessenwahl am 2 6 . 9 . 1 9 8 2 Das Transkript ist

ein R o h t r a n s k r i p t , das den Mitautoren

sammen mit der Videoaufzeichnung

zu-

zugeschickt worden ist.

Es

beschränkt sich auf die inhaltliche Erfassung des Geäußerten. Auf

das konkrete Geschehen

des

kommunikativen

Ereignisses

wird nicht näher eingegangen. Die Siglen B G K N

Brandt Genscher Kohl Nowottny

R

Reiche

markieren den jeweiligen Sprecher des Beitrags. Der Text wird fortlaufend

durchgezählt. Eine Durchnummerierung der f o r t l a u -

fenden Redebeiträge ist gefügte

durch die Sprechersigle und eine bei-

Zahl gekennzeichnet.

Hier zeigen sich aber bei den A-

nalysen abweichende Interpretationen. Mit der

Minuten/Sekun-

denangabe soll der Eindruck des zeitlichen Ablaufes

verdeut-

licht werden. Den Mitautoren ist

der Text als erste Orientierungshilfe ge-

geben worden. Sie sind aufgefordert

worden, die Stellen,

mit

denen sich ihre Analyse intensiv a u s e i n a n d e r s e t z t , eigenständig zu t r a n s k r i b i e r e n . Das hat zur Folge, daß der Text einheitlich zitiert wird.

nicht

Bei der Lektüre der einzelnen Bei-

träge ist daher die jeweilige Zitierweise zu berücksichtigen. Da jeweils auf den Text selbst Hinweise gegeben werden, ent stehen

bei der Lektüre

keine größeren Probleme.

Die Abwei-

chungen geben Hinweise auf die besondere I n t e r p r e t a t i o n , von den Autoren jeweils zugrunde gelegt worden

ist.

Im Register gibt das Stichwort TRANSKRIPT die Seiten a n , denen die jeweiligen Transkriptionsvorschläge der Autoren finden sind.

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198

schaubar als rhetorische Figur ; andererseits wird die zum Ausdruck gebrachte kritische Einschätzung des Wahlergebnisses für die FDP durch Reiches ruhig argumentierende Redeweise und durch die sachliche Plausibilität als e r n s t h a f t beglaubigt. Darum ist die Figur der logischen Ableitung,die diese Einschätzung stützt, mehr als nur ein e f f e k t v o l l e r A u f h ä n g e r ; sie macht die Frage positiv a n t w o r t p r ä f e r e n t , ganz in der Weise und mit den Konseguenzen, wie dies oben für Frage ( 7 ) beschrieben wurde. Paradoxerweise wird aber durch diese Figur der Rechtfertigungsdruck für die zu erwartende negative Antwort nicht nur v e r s t ä r k t , sondern gleichzeitig auch abgeschwächt: Die Ableitung aus dem Slogan erspart es Reiche,die unangenehmen Tatsachen der 'Bonner Situation fragebegründend beim Namen zu n e n n e n . Dies paßt zu der a u f f ä l l i gen Unscharfe der Frageproposition 'Unsicherheit in B o n n ' . s o w o h l was den referentiell vagen ' P r ä d i k a t o r ' U n s i c h e r h e i t b e t r i f f t als auch alle ausgesparten , durch die Ortsangabe in bOnn kaum angedeuteten Referenzobjekte ( w e r ? gegenüber wem? in bezug w o r a u f ? ) . So läßt Reiches I n i t i a l f r a g e trotz ihrer Tendenz Genscher die Freiheit, seine dann recht indirekten Antwortwege zu gehen, ohne allzu unkooperativ zu w i r k e n . 4.4 Polemische Begründungsfragen Genscher beendet seine Erwiderung auf Frage ( ) 'Und deshalb werde ich morgen

mit den Worten:

die Verhandlungen mit der CDU/CSU

1

f o r t s e t z e n . (Z. 37 f.) , und Nowottny schließt ohne merkliche Pause seine erste I n i t i a l f r a g e an Kohl an: ( 9 ) : Z. 39 - 41 N. und herr doktor kOhl könn-n sie t a t s A c h l i c h so tUn als war die geschAftsgrundlage nOch die geschAftsgrundlage der vergAngenen wOche, + In dies- verhAndlung-n mit der Ef de pe. ( ( r e c h t scharf k l i n g e n d ) ) Ich möchte nicht verschweigen , daß diese Frage den Anstoß zum Schreiben des vorliegenden A u f s a t z e s gab . Sie reizte mich zum Nachdenken über den eigentümlichen Widerspruch zwischen der Leichtigkeit , mit der sich

beim Lesen und Anhören

Urteile wie

1 99

' p r o v o k a n t ' , 'eigentlich recht unverschämt' o.dgl. einstellten, und der Schwierigkeit, auf analytischem Wege der dem intuitiven Urteil zugrunde liegenden Bedeutungsstruktur der Präge h a b h a f t zu werden.Es empfiehlt sich, diese Struktur in mehreren distinkten Schritten a u f z u h e l l e n : 1. Fragen mit dem Satzadverb tatsächlich (oder w i r k l i c h ) sind in hohem Maße a n t w o r t p r ä f e r e n t : ( 1 0 ) Hast du tatsächlich FDP gewählt? ( 1 1 ) Wollen Sie tatsächlich mit der FDP koalieren? Indem der Sprecher nach der 'Tatsächlichkeit' einer vollzogenen Handlung oder einer Handlungsabsicht f r a g t , bringt er implizit zum Ausdruck,daß er a. aufgrund des Augenscheins, von Berichten, o.a. Ursache hat , die Tatsache als gegeben anzunehmen , daß ihm aber b. erfahrungsbedingte oder normative Einschätzungen zugleich auch Anlaß geben , die Tatsache zu bezweifeln und daß er c. diesen Widerspruch zwischen vorgeblicher F a k t i z i t ä t und ihrer bezweifelten Möglichkeit selbst nicht aufzulösen vermag.Entsprechend richtet sich die Fragetendenz gleichzeitig und in unterschiedlicher Weise auf die positive und die negative A n t w o r t : E i n ' j a ' bestätigt die F a k t i z i t ä t s a n n a h m e des Sprechers , ein ' n e i n 1 seine negative Voreinstellung . Was dagegen die wirklich 'präf e r i e r t e 1 , nämlich

erwünschte Antwort

ist,

hängt davon ab, wie

der Sprecher den erfragten Sachverhalt in der Situation bewertet ( v g l . : ' H a t D. tatsächlich das Direktmandat gewonnen / verlor e n ? ' , jeweils bezogen auf den politischen Freund oder Gegner). Ebenfalls variabel , nämlich abhängig von der Offensichtlichkeit der in Frage gestellten Tatsache und von der argumentativen Absicherung des Zweifels ist der mit der Frage erhobene Anspruch auf eine Begründung des ' j a ' oder ' n e i n ' und auch die Möglichkeit für den zurückzugeben

Adressaten , den i m p l i z i t e n Begründungsanspruch mit einem 'Nein wieso?' oder ' J a , warum n i c h t ? ' .

Bei kaum bezweifelbarer F a k t i z i ä t und expliziter Nennung der Gegengründe wird die tatsächlich-Frage Begründungsfrage 1 :

zur eindeutigen'positiven

200

( 1 2 ) A: Was hast du gewählt? - B: FDP l - A: Hast du tatsächlich trotz der miserablen Wahlprognose FDP gewählt? 2. In der Frage: 'Kannst du tatsächlich X-en? kann je nach X und Kontext die ganze Palette der Bedeutungen von 'können' aktualisiert werden. Hier interessiert uns der soeben angesprochene Fall, daß der Sprecher auf eine offenkundig und unbezweifelbar vollzogene oder begonnene Handlung des Adressaten r e f e r i e r t , die er trotzdem angesichts kausaler, motivationaler oder normativer Hinderungsgründe in Frage stellt: ( 1 3 ) Kannst du hier / bei dem Krach / bei der Hitze tatsächlich arbeiten? ( 1 4 ) Können Sie tatsächlich in dieser Situation z u r ü c k t r e t e n ? Der oben genannte Widerspruch wird durch das Modalverb können auf die Spitze getrieben: Der Fragende zweifelt nicht an, ob die Tatsache wirklich geschehen,sondern ob sie 'tatsächlich' möglich sei - und fragt damit.wörtlich genommen .nach einer logisch wahren Trivialität. Wenn er damit dennoch eine kommunikativ sinnvolle Frage stellt, so kann er nicht ein bloßes ' j a ' oder ' n e i n ' erwarten; dies wären in der Tat nicht-responsive Antworten. Eine responsive Antwort , die den Widerspruch der Unmöglichkeit des Tatsächlichen auflöst , kann nur auf zwei Weisen erfolgen oder erwartet werden: durch eine positive Begründung,nämlich eine Erklärung ( z u 1 3 ) oder Rechtfertigung ( z u 1 4 ) , die den Zweifel an der Möglichkeit beseitigen könnte; oder durch die Negierung der Tatsache,und das heißt in diesem Falle: durch eine Zurückweisung der 'Fragepräsupposition' als irrtümliche Annahme: z . B . auf ( 1 3 ) : Nein, das scheint nur so. oder ( 1 4 ) : Nein, das ist kein formeller R ü c k t r i t t . Diese (teil-)responsiven Verneinungen sind als Fragekorrekturhandlungen keine ' A n t w o r t e n ' im engeren Sinn;insofern handelt es sich auch bei den Fragen ( 1 3 ) / ( 1 4 ) um positive Begründungsfragen jedoch - im Kontrast zu ihren unmodalisierten Gegenstücken (wie ( 1 0 ) - ( 1 2 ) ) - mit einer spezifischen Tendenz zur negativen Wertung .

201

Inwieweit diese Tendenz sich d u r c h s e t z t , hängt davon ab, in welchem Maße der Sprecher eine positive Begründung überhaupt f ü r wahrscheinlich hält und diese Antworterwartung - besonders durch sein nonverbales Verhalten - dem Adressaten signalisiert. Bei einer positiven Antworterwartung sieht er erstaunt die Ursache seines Zweifels bei sich selbst ( 3 2 ) ; beim Fehlen einer solchen Erwartung sucht er diese Ursache mehr oder weniger beim Adressaten und leitet daraus einen impliziten Vorwurf ab : Wer eine kausal nicht erklärbare Handlung (scheinbar) ausführt, täuscht entweder sich selbst oder andere; wer eine nicht legitimierbare Handlung dennoch a u s f ü h r t , handelt bewußt verwerflich. Die gleichen Fragen ( 1 3 ) und ( 1 4 ) können somit für eine ganze Skala zunehmend kritischer, vorwurfsvoller Gesprächsakte verwendet werden,die solange wirkliche Fragehandlungen bleiben,als die Möglichkeit einer positiv begründenden A n t w o r t zumindest nicht ausgeschlossen erscheint. Am Endpunkt der Skala steht die rhetorische V o r w u r f s ' f r a g e ' , die vom Adressaten keine Antwort erheischt, sondern ihm nur demonstrieren soll , daß sein Handeln nicht zu begründen und darum u n v e r n ü n f t i g oder unmoralisch ist. 3. Als kritische Frage hätte Nowottny seinen Gesprächsbeitrag nach dem eben besprochenen Muster folgendermaßen formulieren können: ( 9 a ) Können Sie tatsächlich (auch j e t z t noch) die Verhandlungen mit der FDP fortsetzen? Er hätte auch einen begründenden Nachsatz anfügen können: ( 9 b ) ... - womit Sie dann doch so tun , als wäre die Geschäftsgrundlage noch die Geschäftsgrundlage der vergangenen Woche. Damit hätte Nowottny die Begründungsfrage ( 9 a ) ohne wertende Prädikate formuliert und eine positive Antwort Kohls nicht ausgeschlossen; der darauf folgende Kommentar wäre davon getrennt geblieben und hätte die Funktion gehabt, den Bewertungshintergrund der Frage zu erläutern. Nowottny nimmt jedoch die Bewertung in die Frage hinein und macht diese dadurch unbeantwortbar , wie gleich zu zeigen ist. Er setzt an die Stelle einer neutral refe-

202

rierenden Proposition eine interpretierende, deren referentieller Bezug zunächst allein aus dem fugenlosen Anschluß an Genschers Beitrag, sodann aus dem (an sich nicht ganz eindeutigen) Nachtrag In dies- verhAndlung-n mit der EFdepe. erhellt. Etwas später bestätigt sich diese Referenz durch den Ort , an dem Nowottny mit einer paraphrasierenden R ü c k f r a g e e i n h a k t : ( 1 5 ) : Z. 63 f . K. aber, + wir werd-n miteinander zu rEd-n hab-n, + wir= N. ( ( m i t erhobener Stimme, s c h a r f : ) ) so tun als N. wenn hEss-n nicht stAttgefund-n

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Die Bedeutung des Prädikats 'so tun als wenn" kann folgendermaßen expliziert werden : Mit dem Gebrauch der Proposition ( P P ) 'daß A so tut als wäre G noch G 1 ' vollzieht ein Sprecher folgende Präsuppositionen: (PS 1) Aus G ist G' geworden und G 1 ist tenpräsupposition)

verschieden von G. (Fak-

(PS 2) G ist eine notwendige Legitimation für H (wobei H die Tätigkeit von A ist, die als so tun interpretiert w i r d ) . (Normpräsupposition) (PS 1) und (PS 2) implizieren: (PS 3) H ist j e t z t durch G 1 nicht mehr legitimiert. Auf dieser Basis kann ( P P ) paraphrasiert werden: ( P P 1 ) 'daß A die präsupponierten Tatbestände weiß und trotzdem H tut, also in bewußter Mißachtung von (PS 1 ) - ( P S 3 ) ' . Die abhängige Proposition von Nowottnys Frage: (P 9) 'Sie so tun als wäre die Geschäftsordnung ( G 1 ) noch die Geschäftsordnung der vergangenen Woche ( G ) , i n diesen Verhandlungen mit der FDP ( H ) ' benennt also einen s c h w e r e n ' V o r w u r f ' ( 3 3 ) gegen Kohl : eine politische Handlung auszuführen unter bewußter Mißachtung der inzwischen veränderten Handlungsbedingungen , unter Vortäuschung des status quo ante. Die spätere Nachfrage ( 1 5 ) faßt diesen Vorwurf noch schärfer und publikumswirksamer , indem sie über zwei

203

weitere Präsuppositionen die Kausalkette bis zum Wählerwillen k n ü p f t , der durch das 'Miteinander Reden 1 mißachtet würde: (PS 4) Die Hessenwahl hat s t a t t g e f u n d e n . (PS 5} Sie hat die Veränderungen von G zu G 1 verursacht (und somit den Verhandlungen (H) die Legitimation e n t z o g e n ) . 4. Indem Nowottny die soeben analysierte Proposition (P 9) in den oben (unter 2 . ) besprochenen Fragerahmen einbettet und damit auf eine begonnene und mit Sicherheit fortgesetzte Handlung Kohls referiert , tut er zweierlei: a. er macht den Vorwurf der bewußten Mißachtung des Wahlergebnisses zur Fragepräsupposition: (PS 6) (Indem Sie die Verhandlungen mit der FDP tatsächlich fortsetzen ( w o l l e n ) ) , tun Sie so als wäre die Geschäftsgrundlage noch die Geschäftsgrundlage der vergangenen Woche. b. auf der Basis der Unterstellung einer eindeutig nicht zu rechtfertigenden Handlung f r a g t er , ob Kohl sie rechtfertigen könne (in diesem Kontext ist 'können' monosemiert als 'einen Rechtfertigungsgrund haben f ü r ' ( 3 4 ) ) . Das wertende Prädikat verlangt also evident und unstrittig die Antwort ' n e i n 1 : E s handelt sich demnach inhaltlich um eine rhetorische V o r w u r f s f r a g e , die der Adressat selbst stumm zerknirscht beantworten soll, um dann zu beschließen : Ich sage die Verhandlungen ab. Allerdings - so haben wir schon oben bei der Besprechung von Reiches Frage ( ) gesehen - kann ein solcher persuasiver E f f e k t Nowottnys Absicht nicht sein . Seine Äußerung realisiert den konversationeilen ' Z u g ' einer initiierenden Interviewhandlung, und diese verlangt als Antwort eine responsive Meinungsäußerung. Das wäre - wie wir oben gesehen haben - vom Fragetyp her allein eine positive Rechtfertigung,also bezogen auf die eingebettete Proposition: die Rechtfertigung einer politisch und moralisch verwerflichen Handlung. Ebenso inakzeptabel für den Adressaten ist das Angebot an negativen Antwortalternativen: das (aus der Sprecherperspektive) evidente ' n e i n ' , das die Fragepräsupposition (PS 6) in «Kraft ließe und einem öffentlichen Schuldbekenntnis gleichkäme ( ' i c h habe keine Rechtfertigung und tue es

204

t r o t z d e m ' ) ; aber auch die Zurückweisung der Fragepräsupposition ( ' a b e r ich tue doch gar nicht so als w ä r e . . . ' ) , weil das im Gesprächskontext auch als Negierung der Portsetzung der Verhandlungen (als Negierung des R e f e r e n z o b j e k t s ) verstanden werden könnte . Angesichts des Wahlergebnisses kann Kohl nicht einmal die zugrunde liegende Faktenpräsupposition (PS 1) verneinen; die einzige Möglichkeit für eine nicht ausweichende Erwiderung bestünde d a r i n , Nowottnys Normpräsupposition (PS 2) zu bestreiten, auf der letztlich die Interpretation des Verhandeins als 'so tun als w e n n ' beruht . Somit bleibt als einzige erwartbare teilresponsive Erwiderung ein k o n f l i k t ä r e r ' A n t w o r t z u g ' , mit dem der Adressat nicht einfach die Frage korrigiert, sondern den Fragenden in seinen normativen Einschätzungen grundsätzlich a n g r e i f t . Eine V o r w u r f s f r a g e , die dergestalt dem Adressaten die Antwort verbaut, zu der sie ihn andererseits v e r p f l i c h t e t , nenne ich polemisch. Die zu r e c h t f e r t i g e n d e n ' I n h a l t e ' w e r d e n durch sie nicht nur in Frage gestellt , sondern entwertet , indem jede positive Antworterwartung ausgeschlossen ist;auf der'Beziehungsebene'wird der Adressat durch die Zumutung widersinniger oder image- und interessenschädigender A n t w o r t a l t e r n a t i v e n 'rituell 1 (GOFFMAN 1975) v e r l e t z t ; und'gesprächsstrategisch' nötigt sie den Adressaten zu ausweichenden oder k o n f l i k t ä r e n Verteidigungszügen, manövriert ihn also in eine ungunstige Position , in der er es nur durch besonderes argumentatives Geschick erreichen k a n n , sich in der Sache zu behaupten, ohne den Schwarzen Peter mangelnder Kooperation zu bekommen. Inwieweit die polemische Fragetechnik als Ausdruck einer 'aggressiven Orientierung' im Sinn HOLLYs (HOLLY 1979: 81 f f . ) zu werten i s t , v e r m a g ich nicht zu entscheiden. A u f f ä l l i g ist immerhin, daß keine der polemischen Fragen (9) und ( 1 6 ) - ( 1 8 ) von den Polit i k e r n als 'Zwischenfall m a r k i e r t ' w i r d , w i e wir unten (Punkt 6.) am Beispiel von Kohls Erwiderung sehen werden . Ob die Politiker dabei eine als solche gemeinte und empfundene rituelle Verletzung bewußt ignorieren, um durch Sachlichkeit ' P u n k t e zu samm e l n ' , oder ob der polemische 'Ton' Nowottnys sozusagen als har-

205

te Bandage

zum institutionalisierten Spiel gehört und als Rede-

weise einer d r a m a t i s persona 'kritischer J o u r n a l i s t 1 nicht so ernst gemeint und verstanden w i r d , muß ich als offene Frage stehen lassen < 3 5 ) . 5. Auch die übrigen Initialfragen Nowottnys an Kohl und Genscher sind (rhetorisch-)polemisch , was allerdings hier nur noch mit knappen Strichen angedeutet werden k a n n . ( 1 6 ) : Z. 246 - 252 N. ich= frAge sie fOlg-ndes herr doktor kohl. + + + wEnn sie auf dieses ergEbnis in hEss-n schaun , und daran dEnk-n , daß sie am kOmmend-n freitag unter umständ-n ein kOntruktives mißtrauensvotum mAch-n w o l l n , + + sind sie richtig frOh darüber= oder wär-n, + nEUwahl-n nicht j e t z t die lösung, + die zu einem k l A ren= + politischen ergEbnis f ü h r - n würd-n das= + All- parteien.das regIEr-n möglicherweise in bonn lEIchter macht. ( ( s i n d sie richtig frOh darüber : teilnahmsvoll-ungläubig in Mimik und T o n f a l l ; danach engagiert, mit deutlichen Handbewegungen und starken B e t o n u n g e n . ) ) Nowottnys zweite I n i t i a l f r a g e an Kohl ist eine A l t e r n a t i v f r a g e , die in ihrem zweiten Teil den geradezu klassischen Fall einer tendenziösen nicht-Frage mit positiver Antwortpräferenz und negativer Antworterwartung d a r s t e l l t , wobei die im Relativsatzgefüge argumentativ gestutzte positive Tendenz die von Kohl erwartbare Antwort ' n e i n ' als rechtfertigungsbedürftig erscheinen läßt.Doch ist diese Antwortmöglichkeit im ersten Teil der Alternativfrage bereits sprachlich festgelegt als 'richtig froh sein über das geplante Mißtrauensvotum angesichts des Ergebnisses der Hessenw a h l 1 , und dies zu bejahen hieße, sich als realitätsblind oder zynisch zu offenbaren . Immerhin wird aber eine solche Antwort als denkbar unterstellt , da der erste Teil der Alternativfrage die Form einer n e u t r a l e n Erkundigung nach einem Seelenzustand besitzt. Die vom Sprecher p r ä f e r i e r t e und eigentlich einzig mögliche Antwort ' N e i n , i c h bin nicht richtig froh darüber' impliziert dagegen zugleich ein negatives U r t e i l über das geplante Mißtrauensvotum: Man wird einer Sache 'nicht richtig f r o h ' , wenn etwas f a u l daran ist. Dieser' erste Frageteil ist folglich durch die in jedem Fall negativen Konnotationen des Prädikats polemisch und

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d a m i t - nach der Logik der A l t e r n a t i v f r a g e - auch der zweite Teil: Die erwartbare Antwort wird im voraus desavouiert.die präf e r i e r t e zum moralischen Bumerang. ( 1 7 ) : Z. 375 - 378 N. s I E = + meine herrn von der cE de U= und von der Ef de pe hab-n sO getan= + als wäre die geschAftsgrundlage Unverändert, + glAUb-n sie das dUrchhalt-n zu könn-n= morgen und in den tAg-n bis f r E I t a g herr doktor kohl= ( ( b i s Unverändert nachdenklich vor sich hinblickend; bei glAUb-n Blickwendung zu K o h l , mild-ungläubiger T o n f a l l , v e r h a l t e n , aber ohne S t o c k u n g e n ) ) Zu Beginn der Abschlußrunde g r e i f t Nowottny seinen Anfangsvorwurf wieder a u f , aber diesmal als unüberhörbare Assertion, und zwar zunächst als Aussage über Kohls und Genschers Gesprächsverh a l t e n , dann in der anschließenden Frage wieder bezogen auf den Z e i t r a u m der folgenden Woche , also auf die Fortsetzung der Verh a n d l u n g e n . Diese Frage, obwohl scheinbar neutral f o r m u l i e r t , i s t dennoch polemisch: Da sie nämlich den zuvor assertierten Vorwurf als Präsupposition in sich a u f n i m m t , würde Kohl ihm mit den beiden möglichen A n t w o r t e n 'ja' und ' n e i n 1 implizit zustimmen; und überdies lassen ihm die ambivalenten Konnotationen des Prädikats durchhalten' nur die W a h l , s i c h mit einem ' j a ' zu einer dickköpfigen und mit einem ' n e i n ' zu einer kopflosen Variante der Realitätsblindheit zu bekennen. ( 1 8 ) : Z. 400 f . N. die bOnner a r i t h m E t i k , + der vOrig-n woche , kAnn das noch= + + herr genscher die a r i t h m E t i k der= kOmm-nd-n woche sein. Ob man diese l e t z t e I n i t i a l f r a g e Nowottnys als polemisch im oben d e f i n i e r t e n Sinne bezeichnen w i l l , hängt davon ab, inwieweit man geneigt ist , den Vergleich der Bonner Verhandlungen mit einem Rechenexempel als unterschwelligen Vorwurf a u f z u f a s s e n . Nie dem auch sei.durch ihren Ort im Gesprächsverlauf ist diese Fragehandlung zumindest polemisch in ihrer W i r k u n g : Scheinbar als A u f f o r derung zum Resümee legt Nowottny Genscher eine Frage vor,von der nach a l l e m , was bis dahin gesagt wurde , klar ist, daß Nowottny

2U7

sie nur verneinen und Genscher sie gar nicht beantworten k a n n , d a Kohl und Genscher in all ihren Beiträgen den r e c h n e r i s c h - ' p a r teitaktischen ' Argumentationsansatz für sich abgelehnt haben. Nowottny g r e i f t also mit seiner Frage hinter diese Aussagen zurück , ohne ein neues Gegenargument zu bringen oder einen neuen Aspekt zu betonen, und entwertet damit Genscher als e r n s t z u n e h menden Gesprächspartner. 6. Zum Schluß dieses Abschnitts möchte ich wenigstens am Beispiel des 'so tun als w e n n ' - V o r w u r f s andeuten, wie Kohl auf Nowottnys polemische Fragen erwidert. Zunächst k o n t e r t er auf der gesprächsorganisatorischen Ebene : Er weist - auf sein Recht pochend , 'zunächst n a t ü r l i c h auch ein Wort zum W a h l e r g e b n i s ' zu sagen - Nowottnys erste Frage als v e r f r ü h t zurück (Z. 42 f . ) und ' v e r g i ß t ' sie d a n n . N o w o t t n y s Nachfrage ( 1 5 ) tadelt er als Unterbrechung ( ' D a r f ich gerade mal das zu Ende sagen' Z. 6 5 ) , a t t a k kiert dann aber - den Vorwurf überhörend - den I n h a l t der Frage, indem er aus der bestätigten Präsupposition ( P S 4) ( ' H e s s e n hat s t a t t g e f u n d e n ' ) die a b s t r a k t e und nicht weiter begründete Gegenthese zur Normpräsupposition (PS 2) ableitet, daß gerade wegen Hessen 'unsere Verantwortung noch g r ö ß e r ' , also V e r h a n d l u n gen noch dringlicher geworden seien (Z. 67 - 6 9 ) . Erst durch die feststellende Wiederholung des V o r w u r f s in der Schlußrunde ( 1 7 ) provoziert Nowottny Kohl zu einer w i r k l i c h e n G e g e n a r g u m e n t a t i o n , die aber die eigentliche polemische Frage wiederum stillschweigend übergeht. In einem ersten Schritt verschiebt Kohl den Vorwurf so , daß er ihn mühelos widerlegen k a n n ( ' I c h habe i n k e i n e m W o r t g e s a g t , ( . . ) d a ß d i e Geschäftsgrundlage unverändert i s t ' Z. 3 7 9 ) , und begründet dessen Unsinnigk e i t , indem er sich explizit zu derjenigen Norm politischen Handelns bekennt , auf die auch Nowottnys Vorwurf z u r ü c k g e f ü h r t werden kann : 'ich bin doch Realist. ( . . ) Als Politiker muß ich das Wahlergebnis , das der Souverän ( . . ) ausgesprochen hat, selbstverständlich respektieren' (Z. 379 - 3 8 2 ) . Wer diese Einstellung besitzt - so argumentiert Kohl - , tut eben nicht 'so als wenn' ; stattdessen w a r t e t er - dies ist der zweite Argumen-

208

tationsschritt - auf die Entscheidung seiner 'Gremien 1 darüber, wie der Respekt vor dem Souverän in konkrete politische Handlungen umzumünzen ist (Z. 383 - 385) . In einem dritten Schritt greift Kohl dann noch einmal grundsätzlich Nowottnys Denkmodell an, indem er den Begriff 'Geschäftsgrundlage' als 'Staatsnotstand' umdefiniert (Z. 385 f f . ) , der unabhängig von der Hessenwahl sein Handeln rechtfertige.Daß diese Auffassung den 'Respekt vor dem Souverän' doch wohl eher als Lippenbekenntnis erweist, enthüllt die Ironie der Kohlschen Formulierungskompetenz in einem verräterischen dEnnoch: 'und das heißt doch k o n k r e t , d a ß wir das hessige Wahlergebnis vor uns haben müssen , es analysieren und berücksichtigen , und dennoch das staatspolitisch Richtige und nicht das parteipolitisch Richtige t u n . ' (Z. 379 - 3 9 9 ) .

5. Rhetorische Fragen als dialogische Argumentationsfigur Die im vorigen Abschnitt untersuchten polemischen Fragehandlungen bilden nur eine Spielart der dialogischen Verwendung rhetorischer Fragen . Es dürfte aufschlußreich sein, eine weitere, im vorliegenden Gespräch realisierte Möglichkeit vergleichend dagegenzustellen: zwei Fragen,die Brandt im Rahmen seines ersten Gesprächsbeitrags an Kohl richtet , deren einzig mögliche Antwort sowohl Brandt wie allen Anwesenden und Zuschauern u n s t r i t t i g klar sein muß und auf deren erste Kohl dennoch eine Erwiderung gibt. Ich transkribiere die Fragen in ihrem argumentativen Kontext: ( 1 8 ) : Z. 117 - 130 ( ( B r a n d t sitzt leicht vorgebeugt , beide Arme auf dem Tisch übereinander gelegt, redet mit Blick auf N o w o t t n y ) ) B

die Ef de pE hat kein mandAt für das was sie vorhatte, + + ( ( r H zeigend mit K-drehung zu G. und wieder z u r ü c k ) )

B

die cE de u mUß enttÄUscht sein, ( ( r H zeigend mit halber K-drehung zu K. und z u r ü c k ) )

+ +

die g r ü n - n ' das ist {(öffnet A r m e , v o l l e Ku.B-zuwendung zu K . ) )

209

B

K

wAhr= + pAss-n= n l c h t = in das blsherige= spIEl h i n E I n . + ( ( unterstreicht Betonungen m i t I . A r m u n d o f f e n e r 1 H , blickt a b hier halb schräg a n K . v o r b e i , z u N . ? ) ) ( ( blickt k u r z z u B . , dann wieder

geradeaus ) )

B

aber will die ce de U in hEss-n mit den g r ü n - n k o a l l E r n ' ( ( Betonungen mit 1. Arm , zurücknehmende Bewegungen, angedeutetes K o p f s c h ü t t e l n ) )

K

na das wlss-n se doch herr b r A n d t , ((abfällig-indignierter Tonfall, ( ( I x Kopfwiegen m i t Miene: kurzer säuerlicher Blick z u B . ) ) 'nicht zu fassen!' ))

B ( ( w a r t e n d leicht zurückgeneigt, 1H weiter a u s g e s t r e c k t ) ) B

hat sie allEIn-ne m E h r ( ( k r ä f t i g e K- und iH-bewegung zu K . u n d z u r ü c k ) )

h e i t ' ' + + Also hat allein kEIne mehrheit , also wird + ( ( K - bewegung nach v o r n ; K-bewegung n . v o r n ) )

N

das gEht ihn-n aber

B

dAnn wird, dAnn nach ((blickt N. an, hebt 1H mit Zeigefinger ) )

der v e r f A s s u n g * + + wenn es ( ( b l i c k t v o r sich h i n ) )

N

AUch so in hess-n, ...

B

nicht An= zu Anderen lösung-n kOmmt= wird dann r e g l E r t ' = ( ( hebt beide Hände parallel vor B r u s t , blickt nachdenklich hindurch))

B

+ + + geschÄftsführ-nd regiert , gUt= + aber es ist schlUß ( ( b l i c k t vor sich h i n , f a l t e t H ä n d e ) ) (( mehr zu N. ge-

B

mit dEm was h I E : r bei einer nach einer vOrig-n wähl gesAgt wendet, I . A r m unterstreichend z u N . h i n ) )

B

wurde ,

man nEhme nach einer w A h l ' ' + + + die mandAte' + ( ( m i t beiden H ( ( m i t beiden H Betonungen unhochnehmend)) terstreichend))

210

B

zÄhle die f ü r die grün-n Ab 1 + dividlEre durch zwEI und { ( wendet sich zu G. , legt Arme übereinander , schlägt zwei-

B

stelle fEst wer die mEhrheit mal mit 1H auf den Tisch ) )

h a t , das gEht nich m e h r , ( ( K o p f w e n d u n g zu N. ) )

(K=Oberkörper;rH,lH=rechte Hand,linke Hand) Daß es sich bei beiden Fragen - ( 1 9 . 1 ) und ( 1 9 . 2 ) - inhaltlich um 'Pseudofragen' h a n d e l t , deren ' z u erwartende Antwort vom Fragesteller bereits mit Gewißheit als bekannt vorausgesetzt w i r d 1 (CONRAD 1978: 4 6 ) , ergibt sich nicht - wie bei sehr vielen, auch den unter 4.3 behandelten rhetorischen Fragen - aus ihrer Formulierung, sondern allein aus dem pragmatischen Kontext: Geäußert von einem anderen Sprecher zu einem anderen Zeitpunkt unter anderen Umständen könnten sie als echte I n f o r m a t i o n s f r a g e n verstanden werden ( 3 6 ) . Beide Fragen geben sich sprachlich als Erkundigungsfragen - insbesondere die erste , in der es um Handlungsabsichten also streng genommen etwas nicht völlig sicher Wißbares geht - und transportieren in einem gewissen Maße deren Antwortobligationen,sollen also den Adressaten nötigen, dasjenige Stück des gemeinsam Gewußten zu a r t i k u l i e r e n , d a s der Sprecher für seinen a r g u m e n t a t i v e n Zweck b r a u c h t . Die Form der ersten Frage ermöglicht es aber auch Kohl , sie in seiner Erwiderung als 'dumme Frage' h i n z u s t e l l e n , nämlich Brandt eine Verletzung der A u f r i c h tigkeitsregel vorzuhalten und ihm die Anerkennung dieser Verletzung als gewollt-sinnvolle , uneigentlich zu interpretierende zu verweigern. Beide Fragen zusammen erweisen sich durch ihren kontextuellen R a h m e n , i n den sie mit den K o n j u n k t i o n e n ' a b e r 1 und 'also/ dann*eingelassen sind, sowie durch intonatorische, gestische und textphorische (die ce de U . . . s i e ) M i t t e l , d i e ihre Zusammengehörigkeit unterstreichen, als eine zweigliedrige Argumentationsfig u r , deren Aussage nun zunächst zu klären ist. Brandt geht aus von der Feststellung , das Wahlergebnis habe die Rede vom ' W e c h s e l 1 , von der 'neuen ( r e c h t e n ) M e h r h e i t ' in Hessen widerlegt (Z. 106 f f . ) , insbesondere n a t ü r l i c h durch das Schei-

21 1

tern der FDP . Im oben transkribierten Abschnitt wendet er sich der Bedeutung zu , die das zweite wesentliche Wahlergebnis für die These der rechten Mehrheit hat , nämlich das positive Abschneiden der Grünen , die 'nicht in das bisherige Spiel hineinp a s s e n ' . Denn - so kann man von der Conclusio (Z. 127 f f . ) her ergänzen - ohne die Grünen im Parlament hätte die CDU als relativ stärkste Partei allein die Mehrheit; und stünden die Grünen rechts, könnte die CDU mit ihnen koalieren und die geschäftsführende Regierung Börners ablösen . Mas also die beiden folgenden 'Fragen' ex negative konstatieren, daß nämlich die CDU weder mit den Grünen koalieren wird noch allein eine Mehrheit h a t , demonstriert abschließend die Richtigkeit der Eingangsbehauptung('daß das mit der neuen Mehrheit nicht s t i m m t ' ) und f ü h r t zugleich hin zu einer expliziten und einer impliziten Conclusio: Die Grünen können nicht mehr vernachlässigt ( ' a b g e z ä h l t ' ) werden; sie sind eine ernstzunehmende ' d r i t t s t ä r k s t e (und implizit: linke) K r a f t 1 (Z. 1 3 3 ) . Damit ist der Ausgangspunkt erreicht, von dem aus Brandt die positive Hauptthese seines Beitrags entwickelt, es gebe 'an diesem Abend der hessischen Wahl die Mehrheit diesseits der U n i o n ' (Z. 148 f . ) - eine Behauptung,die er gleichlautend schon im Juni 1982 nach der Wahl in Hamburg geäußert hatte (im 'Sozialdemokratischen M a g a z i n ' , vgl. SPIEGEL 1982/25: 3 4 ) . Der Hamburger Bürgermeister von Dohnanyi hatte Brandt vor der 'Bonner Runde' telefonisch g e b e t e n , ' f r e u n d l i c h über die Grünen ( z u ) r e d e n ' ( B Ö L L I N G Tagebuch, SPIEGEL 1 9 8 2 / 4 1 : 1 1 3 ) ; Brandt tut dies - im konträren Gegensatz zu Börners Äußerungen nach der Wahl -, indem er sein Bedauern darüber äußert , daß die Grünen von der 'Bonner Runde' ausgeschlossen sind , und indem er die 'Mehrheit diesseits der U n i o n ' beschwört, die als bloße 'numerische M e h r h e i t ' (im nichtparlamentarischen Sinne) den Rahmen und die Chance bietet für die ' A u f g a b e ' , sich ' z u s a m m e n z u f i n d e n ' , um 'soziale Demokratie ( z u ) gestalten' (Z. 130 - 1 6 9 ) . Es ist nun zu fragen , welcher Stellenwert innerhalb dieser persuasiven Argumentation der Form der rhetorischen Frage-Antwort-

212

Sequenz zukommt.QUINTILIAN unterschied diesbezüglich eine dialogische und eine monologische Variante : Die ' s o k r a t i s c h e ' ' i n d u c tio 1 f ü h r t einen Dialoggegner über eine Reihe von Fragen, die er bejahen muß,in logischer Konsequenz zum Zugeständnis in der Frage,auf die es dem ' H e r a n f ü h r e n d e n ' eigentlich a n k o m m t ( V 1 1 : 3 f . ) . In den Monolog übernommen heißt ein solches Frage-Antwort-Spiel dagegen'suggestio/subiectio'l 37)und besteht aus fingierten Fragen des Gegners an den Redner oder des Redners an den Gegner oder das Publikum, die der Redner selbst beantwortet. Semantisch sind es teils antwortevidente Fragen, teils n i c h t ; und ihre pragmatische Funktion,die Rede lebendiger und die Argumentation überzeugender zu machen , zielt nicht auf den Gegner , sondern auf das Publikum (LAUSBERG 1960: 381 f . ) . Schaut man nur d a r a u f , w e r im hier analysierten Gespräch die A n t worten auf die beiden Fragen gibt , scheint es sich um eine Mischung beider Typen zu handeln. Doch Brandt will mit seinem Gesprächsbeitrag nicht Kohl (in der Art einer inductio) davon überzeugen, daß seine Partei keine Mehrheit in Hessen b e s i t z t , sondern diese Tatsache und die Rolle, die die Grünen dabei spielen, dem Fernsehpublikum oder bestimmten Teilen davon eindrücklich vor Augen f ü h r e n . Es handelt sich also um eine Art dialogischer 'subiectio': Einerseits unterstreicht B r a n d t , d e r sich mit den Worten das ist wAhr Kohl zugewandt h a t t e , seine beiden Fragen mit stark appellativen Bewegungen des linken Armes und des Oberkörpers in Kohls Richtung ( 3 8 ) und macht dann jeweils eine kurze Pause in wartender Haltung und mit fast lauschendem Gesichtsausdruck; andererseits äußert er die Fragen nur mit halber Körperdrehung zu Kohl, den Blick vermutlich auf Nowottny gerichtet,und behandelt Kohls nonresponsives Verhalten so, als hätte dieser im Sinne seiner Fragen geantwortet.Dies f ä l l t besonders im Anschluß an die zweite Frage auf , wo er an Kohls Schweigen mit der Konjunktion ' a l s o ' a n k n ü p f t und es sozusagen in seine eigene explizite A n t w o r t übersetzt. Brandt f u n k t i o n a l i s i e r t also Elemente eines Frage-Dialogs für die persuasive Gestaltung seiner Argumentation dergestalt, daß

213

er die ' D a t e n ' dieser Argumentation seinem Kontrahenten als gesprochene oder geschwiegene Antwort in den Mund legt (was eben deswegen geht , weil die Antwort evident i s t ) , und diese Antwort ist ein Eingeständnis der Machtlosigkeit der CDU in Hessen.Andererseits hat die Aussage, daß die CDU nicht mit den Grünen koaliere, in anderen Kontexten durchaus keine negative Konnotation für einen CDU-Politiker ; da somit diese erste Frage 'an und für sich' ganz unschuldig aussieht, bringt sie Kohl in eine kommunikative Zwickmühle:Beantwortet er sie als zumutbare Erkundigungsfrage und liefert damit naiv seinem Kontrahenten Munition oder läßt er sie als rhetorische Frage unbeantwortet und ignoriert damit ' u n k o o p e r a t i v ' Brandts Antwortappell , so bedeutet dies in beiden Fällen einen M i n u s p u n k t vor dem Publikum. ( 3 9 ) Darf man davon ausgehen, daß dieser gesprächsstrategische E f f e k t in der Situation i n t u i t i v und ohne zeitraubende Analyse erfaßt werden kann , so erscheint es verständlich und gar nicht ' n a i v ' ( L E M M E R M A N N o.J.: 1 1 5 ) , daß Kohl verbal zu parieren versucht.Bei großer Geistesgegenwart hätte es d a f ü r auch eine wirklich souveräne Möglichkeit gegeben, nämlich mit einer s c h e r z h a f t e n oder ironischen Retourkutsche ( z . B . : ' N a k l a r , mindestens so gerne wie Herr B ö r n e r l ' ) das rhetorische Spiel Brandts aufzunehmen und zu überbieten, um es dadurch sichtbar zu machen und in seiner persuasiven Wirkung zu entschärfen . Kohl aber leugnet mit säuerlichem Kopfwiegen Brandts Rhetorik , stellt ihn hin als einen, der unvernünftigerweise f r a g t , w a s er schon weiß: eine für Kohl nicht untypische Art der Verteidigung, die t r o t z mangelnder Souveränität ihre Wirkung sicherlich nicht v e r f e h l t . Für uns ergibt sich aber aus Kohls Antwort ein Hinweis für den abschließenden Vergleich der Fragen ( 1 9 . 1 ) und ( 1 9 . 2 ) mit den rhetorisch-polemischen Interviewfragen Nowottnys:Keiner der beiden Journalisten könnte Brandts ' E r k u n d i g u n g s f r a g e n ' im Sinne einer Initialfragehandlung stellen,ohne sich als 'dummer Frager' zu blamieren - zumindest unter den situativen Bedingungen, die die Verneinung evident und damit die Fragen zu i n h a l t l i c h rhetorischen macht . Gäbe es allerdings wider Erwarten doch Indizien

214

oder gar sichere Anzeichen für eine geplante Koalition zwischen der CDU und den Grünen,so wäre es pragmatisch durchaus sinnvoll, um Bestätigung, Erklärung oder Rechtfertigung zu b i t t e n ; fragebedürftig wäre nämlich das faktisch Wahrscheinliche oder Offenkundige dann deshalb, weil es u n e r w a r t e t , kaum glaublich, schwer erklärbar ist. In Nowottnys polemischen Fragen besteht dieser Gegensatz in der normativen ' U n m ö g l i c h k e i t ' dennoch vorhandener Einstellungen / Absichten oder vollzogener Handlungen; diese erscheinen als so extrem fragwürdig , daß nach ihnen eigentlich nicht mehr gefragt werden k a n n , was die Prägen eben zu 'rhetorischen 1 m a c h t . Überschreiten also gleichsam die polemischen Fragen den Bereich sinnvollen Fragens, so ist er in Brandts rhetorischen Fragen unterschritten; denn diese beziehen sich auf nicht nur sichere und allseits bekannte, sondern auch akzeptierte und erklärte Fakten, an denen es nichts zu wundern , zweifeln oder deuteln gibt. Es wäre auch pragmatisch sinnlos.dergleichen ex negative zu konstatieren - es sei denn als unstrittige Begründung innerhalb einer Argumentationshandlung. Somit sind diese Fragen nicht nur im inhaltlichen Sinne rhetorisch,sondern eben deshalb notwendigerweise auch in konversationeller Hinsicht:Sie bedürfen der monologischen Integration in einen argumentativen Redebeitrag dergestalt daß ihren offenkundigen Antworten darin schon - unbeschadet der etwaigen Erwartbarkeit entsprechender Antworthandlungen des Adressaten - eine begründete Funktion zugewiesen ist . Wenn nun aber Brandt - wie oben beschrieben - zur Steigerung der rhetorischen Wirkung fragetypische 'conditional relevances' a k t i v i e r t und damit der eigentlich nicht erforderlichen A n t w o r t h a n d lung ( 4 0 ) den Schein der 'dennoch e r w a r t b a r e n 1 v e r l e i h t , deren Unterbleiben 'auch eine Antwort i s t * , so ist dem Spezifischen dieser 'dialogischen subiectio' b e g r i f f l i c h nicht mehr mit der einfachen Dichotomie inhaltlich-konversationell beizukommen , sondern allein mit der Ausdifferenzierung konversationeller Kriterien. Hier liegt eine der Aufgaben f ü r eine weiterführende Untersuchung.

215

6. Zusammenfassung der Ergebnisse Zum Abschluß dieses A u f s a t z e s möchte ich die möglicherweise

ver-

allgemeinerungsfähigen Ergebnisse

the-

der Abschnitte 4. und 5.

senartig zusammenfassen: 1.1 Bekanntlich bewirken es die für die Politikerinterviews charakteristischen Antwortobligationen, daß der Interviewer den Interviewten mit Entscheidungsfragen zu Begründungshandlungen verp f l i c h t e t b z w . zu R e c h t f e r t i g u n g e n , insofern die Fragen Handlungen des Adressaten problematisieren.Ein zusätzlicher Rechtfertigungsanstoß ergibt sich, wenn in der Entscheidungsfrage negative Ereignisse

aus dem Handlungsbereich

des Gefragten

präsupponiert werden, und dieser Anstoß ist

als möglich

umso s t ä r k e r , j e mehr

diese Presupposition durch die politischen Gegebenheiten beglaubigt wird. 1.2 Insofern enthalten auch neutral formulierte gen eine mehr oder weniger ausgeprägte sitiven

(möglicher E i n t r i t t

Entscheidungsfra-

implizite Tendenz zur po-

eines Ereignisses)

oder negativen

(bezweifelbare Fortdauer eines Z u s t a n d e s ) A n t w o r t , der gegenüber die jeweils entgegengesetzte

Antworthandlung rechtfertigungsbe-

d ü r f t i g erscheint. 2.1 Tendenziöse nicht-Fragen sind positiv sachverhalts- und antw o r t p r ä f e r e n t . Im Falle eines a n t i z i p i e r t e n Konsenses entspricht dem auch eine positive A n t w o r t e r w a r t u n g ; das Frageziel des Sprechers ist: Bestätigung der eigenen V e r m u t u n g . 2.2 Im Falle eines antizipierten Oissenses geht der Sprecher aus von einer

hörerseitigen

nicht-positiven

( n e g a t i v e n oder nicht

v o r h a n d e n e n ) S a c h v e r h a l t s p r ä f e r e n z ; s e i n e Fragehandlung ist daher in der Regel ein Versuch, dem Adressaten eine M e i n u n g ( s ä n d e r u n g ) n a h e z u l e g e n , und impliziert somit worterwartung .

ebenfalls

eine positive A n t -

216

2.3 In Politikerinterviews kann dem Interviewer eine derartige persuasive Absicht nicht unterstellt werden; sie wäre weder rollenkonform noch erfolgreich . Positiv antwortpräferente Dissensfragen sind dort Ausdruck einer negativen Antworterwartung. 2.4 Die (durch die Partikel'nicht'} explizite Einstufung der erwartbaren Antwort als nicht-präferiert erhöht die Obligation für den Adressaten, diese Antwort zu rechtfertigen. 2.5 Allerdings wird dieser Rechtfertigung auch eine f a i r e Chance eingeräumt ; der Sprecher kennzeichnet zwar die erwartbare Antwort als nicht-präferiert, disgualifiziert sie jedoch nicht. Die Form der tendenziösen Dissensfrage tastet somit das Image des Interviewpartners nicht an, zumal der Rechtfertigungsdruck durch stilistische Mittel partiell neutralisiert werden kann. 3.1 In Prägen mit den Satzadverbien 'tatsächlich' oder'wirklich 1 werden zwei gegensätzliche sprecherseitige Vorannahmen über die Faktizität des prepositional benannten Sachverhalts miteinander konfrontiert ;der Adressat ist zur Lösung dieses Widerspruchs aufgefordert. Welche Lösung / Antworthandlung der Fragesteller (im wertenden Sinne) präferiert und welche er vom Adressaten erwartet, ist abhängig von inhaltlichen und situativen Gegebenheiten. 3.2 Diese Fragen werden in dem Maße zu positiven Begründungsfragen, als die Faktizität des erfragten Sachverhalts unbezweifelbar und somit eine verneinende Antwort ausgeschlossen erscheint. 3.3 In einem solchen Fall bewirkt die Erweiterung des Prädikats durch das Modalverb 'können'.daß der Sprecher nach der Möglichkeit des faktisch Gegebenen f r a g t , was nur als Bitte um eine positive Begründung verstanden werden k a n n , aber auch einen zumindest latenten Zweifel an der Begründbarkeit des in Frage gestellten Tatbestands, also die Möglichkeit einer entsprechenden Antwort impliziert.

21 7

3.4 Durch verbale und nonverbale Mittel kann der Sprecher signalisieren , inwieweit er die Frage für unbeantwortbar h ä l t ; und dies bedeutet in gleichem Maße eine negative Bewertung des fraglichen Sachverhalts.Geht es um eine Handlung des Adressaten,enthält dann die Frage den Vorwurf der Täuschung / Selbsttäuschung oder des bewußt illegitimen Handelns. 3.5 Bei gänzlich ausgeschlossener positiver Begründung wird die V o r w u r f s f r a g e ' r h e t o r i s c h ' . Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die in den Fragerahmen (können Sie tatsächlich) eingebettete Proposition negativ wertende Prädikatoren enthält , die sich auf das Verhalten des Adressaten beziehen: ' G e f r a g t * wird dann nach der Rechtfertigung eines nicht zu rechtfertigenden Verhaltens . 3.6 Verwendet ein Sprecher eine solche rhetorische Vorwurfsfrage zur Realisierung einer Fragehandlung, die von ihren konversationellen Bedingungen her eine responsive Antworthandlung f o r d e r t , wie es z . B . bei einer Initialfrage im Interview der Fall ist, so nenne ich diese Fragehandlung 'polemisch'.Polemische Fragen entwerten im voraus die A n t w o r t e n , die sie erheischen,verletzen das Image des Gefragten und zwingen ihn zu k o n f l i k t ä r e n oder ausweichenden, also unkooperativen Erwiderungen. 4.1 Rhetorische Fragen, mit denen der Sprecher ein unstrittiges allseits bekanntes F a k t u m k o n s t a t i e r t , können im Gegensatz zu rhetorischen Vorwurfsfragen nicht zur Realisierung einer 'echten ( I n t e r v i e w - ) F r a g e h a n d l u n g verwendet werden. Sie können sinnvoll nur innerhalb einer umgreifenden Argumentationshandlung geäußert werden, und zwar mit begründender F u n k t i o n (der evidenten ' A n t w o r t e n ' ) ; sie sind demnach notwendigerweise auch im konversationellen Sinne rhetorische Fragen. 4.2 Dennoch ist es möglich, daß ihnen der Sprecher durch die Art der Formulierung und durch nonverbale M i t t e l den Schein einer

218

dialogischen Fragehandlung verleiht, auf die eine Antworthandlung erwartet werden d a r f . Auf diese Weise vermag er einen Kontrahenten in die Verlegenheit zu bringen, entweder unkooperativ zu schweigen oder ihm antwortend die 'Daten 1 zu liefern , auf denen er seine Argumentation aufbaut ; und gibt der Kontrahent die Antwort nicht , so entsteht für das Publikum der Eindruck, er habe jene Daten stillschweigend zugestanden. Es muß wohl nicht eigens betont werden , daß diese Ergebnisse lediglich schmale Ausschnitte aus dem Gebiet der tendenziösen rhetorischen Fragen erhellen und dies sicherlich nicht überall mit der wünschenswerten Tiefenschärfe. Das ist auch nicht anders zu erwarten, da ich mich entsprechend der Konzeption dieses Bandes auf die Untersuchung weniger Fragehandlungen in einem vorgegebenen Gespräch zu konzentrieren hatte. Diese Beschränkung des Untersuchungsbereichs bot aber auch die Chance, jene Handlungen in ihren konkreten konversationeilen Bedingungen, Funktionen und Strukturen intensiv zu durchleuchten und dabei einige anatomische Einzelheiten aufzudecken,die für eine künftige systematischvergleichende und zugleich gesprächsanalytisch befriedigende Beschreibung tendenziöser und rhetorischer Fragehandlungen von Bedeutung zu sein versprechen.

21 9

Anmerkungen 1

Vgl. die Bibliographie von EGLI/SCHLEICHERT ( 1 9 7 6 ) .

2

Der häufig verwendete f u n k t i o n a l e Terminus "suggestiv(e) Frag e i n ) " ( z . B . HUNDSNURSCHER 1 9 7 5 ; B A U M E R T 1 9 7 6 ; E C K E R u . a . 1 9 7 7 ; VANDEWEGHE 1 9 7 7 ; HOLLY 1 9 7 9 ; SÖKELAND 1 9 8 0 ) ist nur für einen Teil der durch Modalpartikeln abgetönten Fragen (insbesondere für die "Bestätigungsfragen" des Typs M b ) ) und auch dort nur für bestimmte Verwendungsweisen z u t r e f f e n d . A l l e modalisierten Fragen indizieren aber eine wie immer geartete "Tendenz" des Sprechers hinsichtlich des erfragten Sachverhalts und / oder der zu gebenden A n t w o r t h a n d l u n g , auch nicht-suggestive Fragen wie : "Hast du auch deinen Spinat gegessen?" - "Wo bleibst du denn so lange?" - "Sind Wale eigentlich Säugetiere?".Ich übernehme daher (wie z . B . auch ROMBOUTS 1982: 14) den Terminus "tendenziös" von FRANCK ( 1 9 7 9 ) . Im übrigen leugne ich keineswegs die Existenz tendenziöser Ergänzungsfragen, sondern klammere sie nur aus der Untersuchung aus, weil sie im zugrundegelegten Gesprächstext nicht belegt sind.

3

In dieser Arbeit wird durchgehend jener terminologisch präzisierte "Antworf'-Begriff verwendet,wie ihn z . B . CONRAD ( 1 9 7 8 : 51) auf der Basis einer umfangreichen linguistischen und logischen Diskussion d e f i n i e r t : "Eine Antwort A auf eine Frage F ist ein Satz b z w . eine Folge von Sätzen, der bzw. die dem in der Struktur der Frage F vorgegebenen Antwortschema genügt und die in der Frage F festgelegten Einsetzungsbedingungen für die im Fragesatz enthaltene Frageunbekannte e r f ü l l t . " Bei einer Entscheidungsfrage ist die "Frageunbekannte" das Ob oder ob n i c h t 1 ; sie bietet also die A l t e r n a t i v e zweier "echter" Antworten : Assertion der Frageproposition oder der negierten Frageproposition. Ergänzungsfragen haben demgegenüber einen erheblich größeren Antwortbereich,der gebildet wird von allen assertierten Propositionen,in denen die "propositionell o f f e n e S t r u k t u r " ( W U N D E R L I C H 1976: 2 3 5 ) komplettiert ist durch eine passende Ersetzung der mit dem Fragepronomen markierten "Frageunbekannten" (vgl. ferner K L I N K E 1 9 7 6 ) . Dieser engste "strukturell determinierte" (CONRAD 1 9 7 8 : 2 7 f f . ) Antwortbereich kann erweitert werden durch zahlreiche Spielarten "unechter" Antworten , wozu einerseits die partiellen, einschränkenden und unbestimmten Antworten gehören, die der "strukturellen A n t w o r t d e t e r m i n a t i o n " wenigstens teilweise genügen, andererseits, allerdings mit fließenden Grenzen, zurückweisende / korrigierende, ausweichende, gegenfragende und themawechselnde Entgegnungen. Diese letzteren sollen hier in Anlehnung an WUNDERLICHs Terminologie ( 1 9 7 6 ) "Erwiderungen" heißen (so auch ECKER u . a . 1977: 71 f f . ) . Da wir uns im vorliegenden A u f s a t z mit ( I n t e r v i e w - ) F r a g e n und nicht mit der Palette möglicher "unechter" Antworten und Erwi-

220

derungen beschäftigen, haben wir es in erster Linie mit den f ü r die Fragebedeutung wesentlichen "echten" Antworten und A n t w o r t h a n d l u n g e n (s. A n m . 6 ) zu t u n ; insofern können die Probleme der p a r t i e l l e n , aber auch der " i n d i r e k t e n " , n ä m l i c h über Implikaturen vermittelten Antworten vernachlässigt werden. Wichtig f ü r unsere Untersuchung sind dagegen die von CONRAD so genannten " h y p e r i n f o r m a t i v e n " (71 f f . ) A n t w o r t e n , in denen der Gefragte zusätzliche Erläuterungen oder Begründungen gibt: Sie müssen zu den "echten" Antworten gerechnet werden, insof e r n es sich um Entgegnungen auf "indirekte Begründungsfragen" handelt (genauer: A n m . 2 5 ) . 4

CONRAD übernimmt diesen Terminus von REGULA ( 1 9 5 6 ) ; ähnlich lieh spricht LÜTTEN ( 1 9 7 7 : 285 f . ) von "Antizipation" der zustimmenden A n t w o r t auf nicht-Fragen.

5

Hier sind nur diejenigen Einschätzungen und Optionen g e m e i n t , die der Sprecher mit seiner Fragehandlung direkt oder indirekt (über ko-/kontextuell gesteuerte I m p l i k a t u r e n ) , aber auf jeden Fall als i n t e r s u b j e k t i v intendierten Teil ihrer 'Bedeut u n g ' zum Ausdruck b r i n g t . Daß damit die w i r k l i c h e n Annahmen, Bewertungen , Erwartungen , Absichten des Sprechers durchaus nicht übereinstimmen müssen, sollte man insbesondere bei der Analyse k o n f l i k t ä r e r Interaktionen beachten . So kann es zu der an eine Frage mit negativer ' A n t w o r t e r w a r t u n g ' geknüpften W i r k u n g s a n t i z i p a t i o n gehören , daß der Gefragte sich verplappert , v e r w i r r t schweigt oder aggressiv - sich selber bloßstellend - erwidert.

6

Z . B . unterscheidet WUNDERLICH ( 1 9 7 6 : 181 f f . ) explizit zwischen A n t w o r t und Antworthandlung ebenso wie zwischen Frage ( s a t z ) und Fragehandlung. Genau genommen ist eine Trias zu unterscheiden : a. die syntaktisch-lexikalische Form ( u . a . : Frage / I n t e r r o g a t i v s a t z ; oder u . a . : s t r u k t u r e l l vollständige A n t w o r t - " N o r m a l f o r m " ) ; b. ' F r a g e n ' und ' A n t w o r t e n ' als inhaltliche Einheiten ( v g l . : "Mir geht eine Frage im Kopf herum". "Weißt du die A n t w o r t ? " - "Das ist eine gute Frage / A n t w o r t l" (nicht etwa : "eine gute Fragehandlung / Antworthandlung" )); c. Frage- und Antworthandlungen als das Stellen / Geben einer ' F r a g e ' / ' A n t w o r t 1 im Gespräch. Mit jeder A n t w o r t h a n d l u n g (c) wird eine der möglichen Antworten (b) gegeben und vielleicht die zwar vom Sprecher a n t i z i zipierte aber nicht p r ä f e r i e r t e . E s ist also für unsere Untersuchung prinzipiell nötig, b. und c. terminologisch zu unterscheiden. Andererseits beziehen sich antizipierende oder kommentierende Urteile über A n t w o r t - ( u n d Frage-Handlungen zumeist in erster Linie auf deren I n h a l t (s.o. : "Das ist eine gute F r a g e . " ) . Insofern ist eine streng d i s j u n k t i v e Trennung von b. und c. nicht möglich: FRAGE/ANTWORT bedeutet o f t : " F r a g e / A n t w o r t h a n d l u n g unter inhaltlichem Aspekt", "gestellte/gegebene F r a g e / A n t w o r t " . Auch d o r t , wo der Kontext hinreichend d i s a m b i g u i e r t , werden die k ü r z e r e n Ausdrücke vorgezogen.

221

7

( a . ) und ( c . ) werden divergieren, wenn der Sprecher einen in der Frage als wahrscheinlich unterstellten Sachverhalt negativ bewertet und deshalb die im Sinne der Sachverhaltsbeurteilung n i c h t - ' p r ä f e r i e r t e ' Antwort als Antworthandlung erwünscht: .Nächtlich-ängstliche Frage : "Hat da nicht eben irgendwas im Keller g e k l i r r t ? " (Die Antworterwartung wird übrigens davon abhängen , wieviele Beruhigungsversuche des Gesprächspartners dieser Frage schon vorausgegangen s i n d . ) .

8

Es handelt sich um Grundkategorien, die für alle tendenziösen Fragen gelten, aber je nach der verwendeten Modalpartikel zu spezifizieren oder um zusätzliche Funktionen ( z . B . S i t u a t i onsdeixis) zu ergänzen sind. Darauf kann im Rahmen dieses Aufsatzes nicht näher eingegangen werden.

9

Die RESTAN-CONRADsche Unterscheidung in "dubitative" da) und "presumptive" ( 1 b ) Fragen e r f a ß t zwar etwas Wesentliches, reicht aber zur K l a s s i f i k a t i o n tendenziöser Fragen nicht aus, und zwar weder in der Terminologie ( " Z w e i f e l " und "Annahmen" decken die Semantik dieser Fragen nicht ab) noch in der Dichotomisierung.Um nur zwei Gegenbeispiele zu nennen:TatsächlichFragen haben eine zugleich positive und negative Tendenz (s. Abschnitt 3 ) ; Fragen mit der Modalpartikel'auch 1 ( " H a s t du auch deinen Spinat aufgegessen?") folgen syntaktisch dem Typ ( 1 a ) , h a b e n aber bei positiver Frageformulierung eine positive Antwortpräferenz wie Typ d b ) .

10 Aus Ciceros Rede gegen Catilina 1 . 1 . 1 , zitiert bei QUINTILIAN IX, 2, 7. 11 Der eingebürgerte Terminus "rhetorische" Frage ist recht unglücklich , da er die Möglichkeit verstellt , für rhetorisch elaborierte "echte" Fragen eine knappe Bezeichnung zu wählen. Man sollte ein Preisausschreiben für einen besseren Terminus veranstalten;bisherige Alternativvorschläge w i e - " F r a g e m i t t e i lungssatz" (ABDULLAEV 1 9 7 7 ) , "beziehungsbezogene Frage" ( V A N DEWEGHE 1 9 7 7 ) , "queclarative" (SADOCK 1 9 7 4 ) wie auch "Pseudofrage" (CONRAD 1978) können aus unterschiedlichen Gründen nicht überzeugen. 12 Z . B . nicht die unten ( 4 . 4 . 2 ) zu besprechenden rhetorischen V o r w u r f s f r a g e n . - Leider habe ich das Typoskript von SCHWITALLA ( 1 9 8 3 ) erst nach Fertigstellung dieser Arbeit zu Gesicht bekommen. Meine Überlegungen werden durch SCHWITALLAs Ergebnisse zur a r g u m e n t a t i v verwendeten rhetorischen Frage teils bestätigt, insofern er sie als Prämisse , teils in Frage gestellt, insofern er sie als Konklusion interpretiert. In der Tat werden mit einigen der rhetorischen Fragen in Konklusionsf u n k t i o n wohl unmittelbar Handlungen des Bestreitens ausgef ü h r t . Die Analyse der Beispiele SCHWITALLAs scheint aber zu ergeben,daß die Mehrzahl der Konklusionen selbst Begründungsf u n k t i o n haben. Gerade auch in den Beispielen mit Modalverben

222

ist die eigentliche Konklusion ausgespart, daß nämlich das, was nicht sein kann / darf / soll, auch nicht ist (und darauf kommt es a n ! ) . Wenn das s t i m m t , haben ' K o n k l u s i o n s f r a g e n 1 und ' P r ä m i s s e n f r a g e n 1 in der Regel zwar eine unterschiedliche komm u n i k a t i v e Funktion , aber die gleiche argumentationslogische Struktur. 12alnzwischen liegt mit REHBOCK ( 1 9 8 4 ) eine auf ein größeres Korpus g e s t ü t z t e Untersuchung vor; sie entstand im Anschluß an diesen A u f s a t z . 13 Q U I N T I L I A N gibt allerdings unter vielen anderen zwei Beispiele,die in diese Richtung deuten: "fragen nach etwas,das nicht geleugnet werden k a n n " - "oder wo es schwer i s t , e i n e v e r n ü n f tige Antwort z u f i n d e n " ( I X 2 , 8 ) . 14 Man ist zunächst v e r s u c h t , zwischen ' s e m a n t i s c h e n ' und 'pragm a t i s c h e n ' Kriterien zu unterscheiden, doch f ü h r t dies in die Irre : Nur a n a l y t i s c h "sich selbst erfüllende" (WUNDERLICH 1976: 2 3 8 ) Fragen ( " W a r diese Witwe früher v e r h e i r a t e t ? " ) , d i e v e r m u t l i c h selten (und dann eher metaphorisch) zu rhetorischen Zwecken verwendet werden , ' e n t h a l t e n ' ihre Antwort allein a u f g r u n d semantischer Regeln.Ansonsten beruht der in der rhetorischen Frage u n t e r s t e l l t e und bemühte Konsens ( a u c h ) auf gemeinsamen Normen / Bewertungen und / oder Wissensbeständen, die einem breiten kulturellen Hintergrund entstammen ( "Ist es nicht eine Schande , einer alten Frau die Handtasche zu e n t r e i ß e n ? " ) oder aber auch nur im Rahmen der Interaktionssituation Gültigkeit besitzen können ( "Ist es denn nicht herrlich hier?" - "Habe ich Sie bisher auch nur einmal unterbroc h e n ? " ) . Der Konsens beruht m i t h i n auf pragmatischen , wenn auch ' i n h a l t l i c h e n ' Momenten. V g l . auch CONRAD ( 1 9 7 8 : 1 3 2 ) und SCHMIDT-RADEFELDT ( 1 9 7 7 ) . 15 Dies gilt insbesondere für viele rhetorische Ergänzungsfragen, die 'eigentlich' einen weiten Antwortbereich zulassen, aber aufgrund ihres konversationellen Ortes ( z . B . am Beginn eines längeren Gesprächsschrittes) als 'rhetorisch' interpretiert werden. Ein - allerdings idiomatisiertes - Beispiel dafür ist die "Was heißt eigentlich"-Frage, ein M i t t e l zur Zurückweisung von Behauptungen und Fragepräsuppositionen, das auch Brandt und Genscher in unserem Gespräch anwenden ( Z . 9 8 , 162, 4 0 2 ) . 16 Zur Mischung von I n t e r v i e w und Diskussion in politischen Mediengesprächen vgl. HOFFMANN ( 1 9 8 2 : 19; 7 4 ) . 17 In der ganz ähnlich s t r u k t u r i e r t e n Sendung "Deutschland vor der W a h l " vor der Bundestagswahl im März 1983 sagte Reiche an einer Stelle : "Wollen wir damit die Runde abschließen? Geben Sie das H e r r n Kohl m i t , u n d wir schließen diese Runde ab d a m i t , ja?" Dagegen ist seine Äußerung in B R H , Z . 1 0 ("die Runde bei

223

Ihnen e r ö f f n e n " ) kein Beleg f ü r den hier gebrauchten ' R u n d e n ' B e g r i f f , sondern b e s t e n f a l l s doppeldeutig. 18 Die Zeilenangaben beziehen sich auf den gemeinsamen,oben 4 0 f f . abgedruckten BRH-Text. 19 In einigen Fällen ist die Abgrenzung der ' S p r e c h e r b e i t r a g e ' / "Gesprächsschritte" ( H E N N E / R E H B O C K 1982: 1 9 f f . ; 174 f f . ) u n d ihre Unterscheidung von ' H ö r e r b e i t r ä g e n ' / " R ü c k m e l d u n g e n " problematisch, und zwar insbesondere d o r t , wo der Sprecher einen Hörereinwand thematisch a u f g r e i f t oder wo sich gar "side sequences" entwickeln wie innerhalb des ersten Gesprächsschrittes von Brandt ( Z . 9 8 - 1 6 9 ) . Ich will an diesem Beispiel erl ä u t e r n , aufgrund welcher K r i t e r i e n ich diesen Gesprächsschritt ( G S ) als einen einzigen gezählt habe: Z. 122 f.: Kohl a n t w o r t e t auf eine rhetorische Frage Brandts, die als solche Teil seines GS ist und in Z . 1 2 3 fortgesetzt wird (s. Abschnitt 5). Z. 124 f . : Nowottny macht einen E i n w a n d ; Brandt behauptet gestisch abwehrend und mit verbalen Wiederholungen seinen GS; er geht auf den Einwand nicht ein, setzt vielmehr den begonnenen Satz f o r t . Z. 133-141: Nowottny unterbricht Brandt mit einem Einspruch in eigener Sache (Brandt hat gegen die Absprache verstoßen, die Frage "Grüne in der Bonner Runde" a u s z u k l a m m e r n ) ; Brandt versucht zunächst w e i t e r z u r e d e n , hört dann zu und erwidert schließlich: Er reinterpretiert seine Aussage und verteidigt sein Recht auf Meinungsäußerung.Nowottny akzeptiert (recht w i d e r w i l l i g ) Brandts R e i n t e r p r e t a t i o n , und Brandt setzt seinen GS an der Stelle f o r t , w o er ihn u n t e r brochen h a t t e . Hier entwickelte sich also aus einem "Rückmeldungsakt" eine kurze m e t a k o m m u n i k a t i v e K o r r e k t u r s e q u e n z , die aber Brandts Recht , seinen GS w e i t e r z u f ü h r e n , nicht aufhob, sondern die W e i t e r f ü h r u n g erst ermöglichte. Z. 153-163: Nowottny w a r t e t mit seinen beiden Einwürfen zwar jeweils das Satzende ab, aber das T r a n s k r i p t zeigt, daß Brandt in beiden Fällen gleichzeitig zu einer Fortsetzung anhebt. Er geht dann allerdings in Z. 158 f. und 162 jeweils auf Nowottnys Frage bzw. Kommentar e i n , u n d man könnte die Auffassung v e r t r e t e n , daß er den Schluß seines Beitrags ( Z . 1 6 3 - 1 6 9 ) antithetisch aus der A n t w o r t an Nowottny entwickelt und somit hier einen neuen GS v o l l z i e h t . Ich stütze mich demgegenüber auf zwei Indizien: a. Brandts Argumentation kommt erst in Z. 163 - 169 zu einem gedanklichen und rhetorischen ( p e r o r a t i o ) Abschluß (dies allein würde aber als K r i t e r i u m nicht a u s r e i c h e n ) ; b . Brandt wollte nach Z. 153 fortsetzen ( v g l . Z. 1 5 5 ) , hat also dort seinen GS noch nicht als abgeschlossen b e t r a c h t e t . Die Analyse bestätigt hier und in allen anderen Fällen die stillschweigende Ü b e r e i n k u n f t , daß die Politiker solange den ' t u r n ' innehaben, bis die Interviewer durch I n i t i a l f r a g e oder Namenaufruf einen neuen ' t u r n ' z u t e i l e n .

224

20 Kohls erste Meldung ist im Bild zu sehen (Z. 1 5 7 ) , die zweite n i c h t . M i r scheint aber plausibel zu sein, daß Reiche sich mit seiner Bemerkung in Z. 331/333 ("bevor Herr Doktor Kohl noch mal zu Worte k o m m t " ) auf eine vorherige Meldung Kohls bezieht und diesen indirekt um Aufschub b i t t e t ; d a f ü r spricht,daß Kohl mit ' j a ' bestätigt (Z. 3 3 2 ) , bevor sein Name genannt ist, und dafür spricht auch, daß Reiche Genscher nicht das Wort erteilen w i l l , obwohl auch dieser namentlich von Brandt attackiert worden w a r . 21 Z . 2 3 ; 6 4 ; 1 2 4 ; 1 3 4 ; 136 f . ; 1 4 0 ; 1 5 4 / 1 5 6 ; 238; 2 5 6 ; 2 8 2 ; 2 9 3 ; 3 5 2 f . ; 390.

159/161;

2 2 0 ; 236/

22 An dieser Stelle kommentiert Nowottny die u n m i t t e l b a r vorhergehenden Gesprächsbeiträge Kohls und Genschers und wendet sich dann mit scharfer Zäsur einem neuen Thema zu. Auch beim Übergang zur d r i t t e n ' R u n d e 1 ( Z . 3 7 3 - 3 7 8 ) äußert sich Nowottny zum Gesprächsverhalten der Politiker und leitet eben daraus seine neue Frage ab ; der zurückgreifende Kommentar hat hier also eine initiierende F u n k t i o n . 23 Diese und alle weiteren N o t a t i o n e n HENNE/REHBOCK ( 1 9 8 2 : 7 2 f f . ) :

folgen dem V e r f a h r e n von

Angabe der Betonungen durch Versalien, der Kadenzen durch Interpunktionszeichen, der Pausen durch + - Zeichen, der unverständlichen Stellen durch ... ; P a r t i t u r n o t a t i o n im Falle simultanen oder überlappenden Sprechens ; gelegentlich, wo es f ü r die I n t e r p r e t a t i o n wichtig ist: Angaben zur Prosodie und zum nonverbalen Verhalten in Doppelklammern. 24 Zu einer Taxonomie "initialer Fragehandlungen" ( n i c h t Interviews) vgl. HINDELANG ( 1 9 8 1 ) . 25 Eine derartige Interpretation i m p l i z i e r t , daß das "warum?" einen Teil der vom Sprecher intendierten Fragehandlung bildet,so daß die entsprechenden responsiv begründenden Antworthandlungen in ihrer Gänze zum Bereich der "echten" Antworten gehören ( v g l . oben A n m . 2 ) . Vgl.auch BAUMERTs Typologie von yes/no-Fragen mit drei Frageklassen,die vollständig oder teilweise "auf Erörterungen zielen" ( 1 9 7 6 : 146 f f . ) ; s. unten Abschnitt 4 . 2 . Zum "Abfragen von Begründungen" in Interviews v g l . HOFFMANN ( 1 9 8 2 : 4 8 ) . 26 SCHWITALLA ( 1 9 7 9 : 2 7 3 ) spricht von "direkten Rechtfertigungsfragen" und f ä h r t f o r t : "Naturlich sind Fragen mit engem Fragebereich ein viel zielstrebigeres Steuerungsmittel als Fraggen mit extensional weitem Fragebereich.Der I-te wird dadurch gezwungen , zu einem vom I-er gewählten bestimmten Problem Stellung zu beziehen."

225

27 Ähnlich ist Reiches Frage an Brandt (Z. 333 - 3 3 7 ) teilen, auf deren Analyse ich hier v e r z i c h t e .

zu beur-

28 Die scheinbare Responsivität ergibt sich aus der Unscharfe von Reiches Frageeinleitung empfind-n sie das was herr brAndt s a g t . . . Sie kann so ausgelegt werden, als wolle Reiche nach d e r möglichen Wirkung v o n Brandts Ä u ß e r u n g f r a g e n ("Sehen Sie in Brandts Absichtserklärung eine Gefahr . . . " ) , und dem k a n n man dann wie Genscher entgegenhalten, daß diese Äußerung lediglich ein zu erwartender Abwerbungsversuch sei. Es besteht für mich demgegenüber kein Z w e i f e l , d a ß sich Reiche a u f d e n I n h a l t d e r Worte Brandts beziehen w i l l , d a ß e r nämlich danach f r a g t , ob die Treue eines Teils der FDP zur sozialliberalen Koalition die Spaltung der Partei herbeifuhren könne . Nur so ist seine Frage überhaupt sinnvoll ; und eben d a r a u f geht Genscher in seiner Erwiderung nicht ein. 29 Dies sagt auch FRANCK ( 1 9 7 9 : 8) von den Fragen mit 'auch 1 , 'doch 1 u n d ' n i c h t ' , begründet diese Einschätzung allerdings d a m i t , daß in ihnen "die bevorzugte A n t w o r t auch als die am meisten erwartete angezeigt wird, also die Frage so gestellt ist, daß der Angesprochene kooperativ f o r t f a h r e n k a n n . "Dem ist - bezogen auf nicht-Fragen - in zweifacher Weise zu widersprechen: a. Auch ablehnende A n t w o r t e n sind u . U . ' k o o p e r a t i v 1 , ja erwünscht ( v g l . A n m . 7 ) ; b. die erwartete A n t w o r t kann nicht-präf e r i e r t sein, w i e z . B . Frage ( 7 ) ( s . u n t e n ) . 30 "Bin ich nicht schon toll braun?"

(expressiv-direktiv ( a u f merksamkeitsheischend)); "Willst du nicht heute abend zum Essen kommen?" ( V o r s c h l a g ) ; "Solltest du nicht lieber einen A r z t a u f s u c h e n ? " (Rat); "Siehst du nicht , daß das Geländer frisch gestrichen ist?" (Warnung); "Möchtest du nicht noch ein Stück Kuchen h a b e n ? " (Angebot).

31 Reiche sitzt während des gesamten Gesprächs sehr r u h i g , a u f recht und leicht vorgeneigt , die Arme auf dem Tisch übereinandergelegt;er schaut die I n t e r v i e w t e n zumeist freundlich an, spricht bedächtig und ohne Schärfe und u n t e r s t r e i c h t seine Beiträge nur mit leichten Kopf- und Hand-(Finger-)bewegungen. Als er an der hier besprochenen Stelle seinen Beitrag mit einer Frage schließt , macht er immerhin eine Handbewegung in Genschers Richtung und hebt am Ende die Stimme, was insofern ungewöhnlich ist , als fast alle anderen I n i t i a l f r a g e n ohne dieses "Fragesignal" ( H A N G 1 9 7 6 ) auskommen. 32 Im Falle kausaler oder m o t i v a t i o n a l e r ' U n m ö g l i c h k e i t ' (Frage ( 1 3 ) oder : "Kannst du tatsächlich dem Mörder deines Bruders v e r z e i h e n ? " ) k a n n sich die positiv e r s t a u n t e Frage zum rhetorischen Ausdruck der Bewunderung steigern:"Du tust und kannst o f f e n b a r etwas,was ein Normalmensch wie ich nicht ( b e g r e i f e n ) k a n n ! " Der Sprecher verlangt in diesem E x t r e m f a l l keine A n t -

226

wort, nicht weil er unterstellt , es könne keine geben, sondern weil er f i n g i e r t , d a ß sie sein Verständnis doch überstiege. 3 3 Vgl. HOFFMANN ( 1 9 8 2 : 100 f . ) ; FRANCK ( 1 9 8 0 : 1 8 0 ) ; SCHWITALLA (1979: 260 f . ) .

34 Die Paraphrasen "Gelegenheit erhalten", "Fähigkeit besitzen" und "Motivation haben" scheiden aus, weil so tun als jedem geistig Gesunden ohne Hilfestellung von außen möglich ist und weil Kohls positive Motivation zu klar ist, um frag-würdig zu sein.Und die Komplizenfrage:"Schaffen Sie es tatsächlich,alle an der Nase h e r u m z u f ü h r e n ? " hebt sich als ö f f e n t l i c h e Fragehandlung selbst auf . Anders gesagt : In all diesen Versionen wäre Frage (9) auf so t r i v i a l wahre Art rhetorisch, daß sie nicht für eine I n i t i a l f r a g e h a n d l u n g zu gebrauchen wäre. Vgl. auch das zu Brandts r h e t o r i s c h e n Fragen Gesagte. 35 Vgl. auch HOFFMANNS Bemerkungen zum "aggressiven Scheink o n f l i k t " und zum "quasi-sportlichen Grundzug der dialogischen Kontroverse" im Interview ( 1 9 8 2 : 19 f . ) . 36 Vgl. oben A n m . 14 ; wenn die Antwort aus der Formulierung der Frage hervorgeht, so beruht dies in der Regel auf konventionellen Bewertungen der lexematischen und / oder thematischen Inhalte. 37 Der (durch LAUSBERG 1960: 381) eingebürgerte Terminus'subiectio' e n t s t a m m t der H E R E N N I U S - R h e t o r i k ; Q U I N T I L I A N sagt : ' p e r suggestionem'(IX 2, 1 5 ) . 38 Das im Notat vermerkte angedeutete Kopfschütteln und die zwischendurch leicht zentripetale Bewegungsrichtung des Armes ist nur bei slow-motion zu erkennen und stört nicht den f r a gend-appellativen Gesamteindruck , abgesehen davon , daß Kohl Brandt gerade nicht ansieht und darum diese Nuancen nicht wahrnehmen k a n n . Während das starke Kopfschütteln Brandts am Beginn seines ersten Beitrags (Z. 98) wohl als gleichberechtigtes intentionales Zeichen der Zurückweisung ( " W a s heißt eigentlich Minderheitenregierung?" , s.oben A n m . 1 5 ) a u f z u f a s sen ist, scheint hier eher ein (schwaches) "leaking through" von Brandts Sachverhaltsbeurteilung vorzuliegen. 39 Dies erinnert in gewisser Weise an ROMBOUTS' Charakterisierung der rhetorischen Fragen.Er erblickt den Unterschied zwischen rhetorischen und "neutralen" Fragen "in den möglichkeiten ( . . . ) , die kommunikation f o r t z u s e t z e n . Auf eine neutrale frage verlangt der Sprecher eine e x p l i z i t e a n t w o r t ; d u r c h eine rhetorische frage läßt er dem horer die w ä h l , ob er antwortet oder n i c h t . Einerseits ist eine rhetorische frage immer noch eine i n f o r m a t i o n s f r a g e , also müßte der hörer antworten . Andererseits zeigt der Sprecher , daß er bereits weiß , welche

227

antwort der hörer geben wird;eine antwort wäre also redundant und dadurch wider die konversationsmaximen von GRICE. Es ist der hörer,der entscheiden muß, welchem der beiden widerstreitenden prizipien er den vorzug gibt." ( 1 9 8 2 : 7 4 ) . Der Pferdefuß dieser Argumentation liegt offenbar in der Behauptung .eine rhetorische Frage sei "immer noch eine informationsfrage", so daß der Hörer antworten müsse. Falls ROMBOUTS dies inhaltlich m e i n t , so widerspricht dem der darauffolgende Satz; denn wenn der Sprecher zeigt, daß er die Antwort k e n n t , stellt er eben inhaltlich keine Informationsfrage. Falls ROMBOUTS aber mit " I n f o r m a t i o n s f r a g e " eine Fragehandlung meint, die mit anderen pragmatisch-konversationellen Mitteln "conditional relevances" für eine Antworthandlung setzt , so sind wir bei unserem Beispiel - nur : dies gilt nicht für rhetorische Fragen s c h l e c h t h i n , schon gar nicht für solche innerhalb monologischer Reden. Ebenso wenig haltbar ist GRESILLONs These, daß "die" rhetorische Frage "gleichzeitig Frage- und Behauptungscharakter" besitze ( 1 9 8 0 : 2 7 5 ) . Das Beispiel, das sie gibt ("Ist es nicht hinreißend schön hier? - Laß mich endlich in Ruh mit deinem ewigen Geplapper! - Na ja , war ja nur mal 'ne F r a g e . " ) , ist als rhetorische Oder 1 tendenziöse Frage interpretierbar - je nach zu unterstellendem Konsens - , und insofern beweist es nichts. Nicht einmal Brandt im Anschluß an Kohls Replik, geschweige denn Cicero im Anschluß an Catilinas drohendes Stirnrunzeln könnte von sich geben:"Na ja, war ja nur mal 'ne Frage". 40 Auch PLETT ( 1 9 7 3 : 63; s. oben S. ) sagt: erfordert , und nicht ' e r w a r t e t ' w i r d wie LAUSBERG; ähnlich GRESSILON (1980: 2 7 7 ) : "Sicher ist jedenfalls , daß auf rhetorisische Fragen keine Antwort ' n ö t i g ' ist...".

EIN GESPRÄCHSANALYTISCHES

SCHICHTMODELL

Dargestellt am Beispiel der

'Bonner R u n d e *

SVEN FREDERIK SAGER 1. Das theoretisch-methodische Problem bei Fallstudienanalysen Es

gibt

zwei grundsätzlich unterschiedliche Typen von Gesprächs-

analysen.

Mit

UNGEHEUER ( 1 9 7 7 , 30 f f . )

können diese beiden Ana-

lysetypen folgendermaßen charakterisiert werden: ( 1 ) Theoriekonstituierende Analysen Bestimmte gesprächsrelevante Phänomene werden in mehr oder weniger umfangreichen Korpora i d e n t i f i z i e r t , isoliert und in einem alternierenden Prozeß von Theoriebildung und empirischer Überprüfung auf ihre jeweils r e l e v a n t e n Momente hin beschrieben. (2)

Fallstudienanalysen Im Gegensatz zu ( 1 ) , bei denen immer wieder gleiche Phänomene bei vielen verschiedenen Gesprächen betrachtet w e r d e n , geht es in Fallstudienanalysen um verschiedene Phänomene in einem einzigen Gespräch. Fallstudienanalysen stellen also d i f f e r e n z i e r t e Analysen eines b e s t i m m t e n , einmaligen Gesprächs d a r .

Die hier vorgelegte A n a l y s e ist studienanalyse. spräch

und

in einem griff

Versucht

die

nach dieser Dichotomic eine Fall-

man in diesem Sinne

ein einmaliges Ge-

in ihm a u f t r e t e n d e n Erscheinungen und S t r u k t u r e n

systematischen,

theoretisch-methodisch

zugänglich zu m a c h e n ,

gesicherten Zu-

so steht man vor der A u f g a b e , ein un-

geheuer komplexes und k o m p l i z i e r t e s Geschehen fassen und beschreiben

zu

müssen.

Im Gegensatz

sprächsanalysen spielen

bei F a l l s t u d i e n a n a l y s e n

lichsten Phänomene eine Rolle: des gesamten Gesprächs

in

(1981

a,

(1978);

unterschied-

sozio-kulturellen

Zusammenhang

( 1 9 7 5 , 2 2 7 f . ) ; GARFINKEL/SACKS ( 1 9 7 6 ) ;

DITTMANN ( 1 9 7 9 ) ; H E N N E / R E H B O C K ( 1 9 7 9 , 2 8 f . ) ; SAGER

133 f . ) ,

beteiligten

die

so etwa das Problem der Einbindung

einen

( M A L I N O W S K I ( 1 9 4 9 ) ; CICOUREL BAYER ( 1 9 7 7 ) ;

zu den theoriekonstituierenden Ge-

d i e spezifische

Gesprächspartner

psycho-soziale B e s t i m m t h e i t d e r

(OEVERMAN

(1970);

RASPER e t a l .

SCHRAMM ( 1 9 8 1 ) , ihre s i t u a t i v e n w i e sozialen Rollen ( M E A D

229

( 1 9 6 8 , 1 9 4 ) ; TURNER ( 1 9 7 6 ) ;

H A N N A P P E L / M E L E N K ( 1 9 7 9 , 6 2 f f . ) ; HAUBL

( 1 9 8 2 , 32 f f . ) ,

recht k o m p l i z i e r t e n

ihre

z.T.

und

verwickelten

Handlungsstrategien ( B L I E S E N E R ( 1 9 7 8 ) ; HOUSE ( 1 9 7 9 ) ) u n d Handlungsmuster ( F R A N K E N B E R G ( 1 9 7 5 ) ; HEESCHEN ( 1 9 7 6 ) ; REHBEIN ( 1 9 7 9 ) ; HOLLY ( 1 9 7 9 ) ; SAGER ( 1 9 8 1 a ) )

oder schließlich komplizier-

te semantisch-syntaktische Detailstrukturen SCHÖNTHAL ( 1 9 7 6 , 4 6 f f . ) ;

ierenden Analyseprozeß erfaßt

in einem deutend rekonstru-

und zu einem einheitlichen Dialogmo-

Dabei darf ein solches Modell den ganzheit-

lichen C h a r a k t e r des Gesprächs nicht z e r s t ö r e n , rationale,

HINDELANG/

b))

Momente müssen

dell vereinigt werden.

( B A Y E R ( 1 9 7 3 ) ; SCHANK/

RATH ( 1 9 7 9 ) ; FRANCK ( 1 9 8 0 ) ;

Z I L L I G ( 1 9 8 1 , 2 8 9 f f . ) ; SAGER ( 1 9 8 1 Diese unterschiedlichen

( 1 9 7 7 ) ; HÄFELE

explizite

sondern sollte auf

und nachvollziehbare Weise ihn zu r e f l e k t i e -

ren erlauben. Betrachtet

man unter

diesem Gesichtspunkt

die gegenwärtigen ge-

sprächsanalytischen Arbeiten ( c f . beispielhaft dazu melbände

zur

DITTMANN 1 9 7 9 ; bzw.

WEGNER 1 9 7 7 ;

H E I N D R I C H S / R U M P 1 9 7 9 ; Jahrbuch 1980;

METZING 1981

quien der l e t z t e n Jahre: al.

die Sam-

Gesprächsanalyse: BERENS et al. 1 9 7 6 ;

die gesprächsanalytischen Beiträge

CONTE et

etwa

der Linguistischen

WEBER/WEYDT 1976;

SPRENGEL et al.

Kollo1977;

1978; V A N D E R W E G H E / v a n de VELDE 1 9 7 9 ; TSCHAUER/WEIGAND

1980;

HINDELANG/ZILLIG

1981;

1983),

so zeigt sich,

daß

analytisch diskriminierbare

DETERING et al. 1982; sich

JONGEN et al.

die Bemühungen in der Regel auf

Detailphänomene

konzentrieren.

Ganz-

heitliche Betrachtungsweisen bleiben u n b e r ü c k s i c h t i g t . Dabei richtet sich

das Interesse

speziell

seguenzspezifische

ierende Bemühungen tikel von KANTH 1981 et al.

der

vorwiegend

Strukturen

oder die

handlungskonstitu-

( c f . etwa

den Sammelar-

Übersichtsberichte RAMGE 1977; AMMON solche

vor allem d a r a n ,

lytischen Bemühungen im Sinne der oben um

sowie

Gesprächspartner

1 9 7 9 ; BERGMANN 1 9 8 1 ) . Eine

richtung liegt wohl

auf gesprächsorganisatorische,

daß

schwerpunktmäßige

es sich bei diesen ana-

skizzierten

theoriekonstituierende Analysen h a n d e l t .

Aus-

Unterscheidung

Die ganzheitliche Be-

230

trachtung bleiben.

muß hier

zugunsten von Teilproblemen

unberücksichtigt

Andererseits besteht aber gerade in hochschuldidaktischen aber auch anwendungsorientierten, ständige Problem diese

therapeutisch-pädagogischen

Bereichen das

und das durchaus hergeleitete dringende Bedürfnis

verschiedenen,

scheinbar unverbundenen

Detailphänomene

in

ganzheitlichen Analysen zu einer s y n t h e t i s c h e n Einheit wieder zusammenzufügen. Hier fehlen jedoch weitgehend entsprechende Bemühungen in der aktuellen Diskussion, die den mit Gesprächen arbeitenden und um ein ganzheitliches Verständnis von Gesprächen bemühten Studenten oder Praktikern ein analytisch ausreichendes und operationalisiertes Analysemodell an die Hand gibt, durch das ein einzelnes Gespräch möglichst umgreifend zu f a s s e n , zu beschreiben und zu erklären ist. Die vorliegenden Überlegungen sind in diesem Sinne zumindest ein erster V e r s u c h , diese Diskussionslücke zu schließen. Der ganzheitliche Charakter von Gesprächen dialogrelevanten

spiegelt

sich in jedem

Beitrag der Gesprächspartner wider. Jeder Redebei-

trag stellt ein komplexes, vielschichtiges, unterschiedlichste Sinnelemente in sich vereinigendes Gebilde d a r . Dabei ist die einer Äußerung i n h ä r e n t e S i n n k a p a z i t ä t prinzipiell u n b e g r e n z t . Kommunikativer Sinn ist ein o f f e n e s , dynamisches System verschiedenster Bedeutungskomponenten, die im i n t e r a k t i v e n Prozeß mehrerer Gesprächspartner, verteilt auf unterschiedliche Gesprächsbeiträge, miteinander in Wechselwirkung t r e t e n . Diese Tatsache wird etwa von WITTGENSTEIN in seinen "Philosophischen Untersuchungen* im Paragraphen 534 zum Ausdruck gebracht, wenn er schreibt: Eine Menge wohlbekannter Pfade f ü h r e n in alle Richtungen. Der Gedanke ter Elemente

von

der semantischen Unbegrenztheit ist

ebenfalls

im Rahmen

diesen

Worten

aus

k o m m u n i k a t i v relevan-

der Ethnomethodologie

von

G A R F I N K E L / S A C K S mit der These f o r m u l i e r t worden, daß die Gesprächs-

231

partner mit ihren Äußerungen immer mehr oder 'etwas anderes meinen, als das, was sie in noch so vielen Worten sagen k ö n n e n . 1 ( G A R F I N KEL/SACKS 1976, 1 3 5 ) . Daher besteht für die Partner stets die Notwendigkeit, eben das, was an jeweiligem Sinn aktualisiert werden soll, von Fall zu Fall in einem Prozeß 'unendlicher Semiose' wie ECO ( 1 9 7 2 ) es in einem anderen Zusammenhang formuliert h a t , auszuhandeln. Der Anspruch eines analytisch systematischen Z u g r i f f s auf das Gesprächsgeschehen muß - und darin besteht die spezifische Schwierigkeit von Fallstudienanalysen - unter Berücksichtigung der oben beschriebenen prinzipiell unbegrenzten S i n n k a p a z i t ä t theoretisch wie methodisch legitimiert eingelöst werden. Ein analytisches Modell des Gesprächs muß in diesem Sinne zwei Forderungen e r f ü l l e n : ( 1 ) Es muß hinreichend sensibel und variabel sein, um die sit u a t i v bedingten Aushandlungsprozesse der beteiligten Gesprächspartner unter Berücksichtigung des prinzipiell unbegrenzten und offenen Charakters dieser Prozesse beschreiben zu können. (2) Es muß die unterschiedlichen Ebenen, auf denen diese Sinnaushandlungsprozesse s t a t t f i n d e n , systematisch zu d i f f e renzieren erlauben. Berücksichtigt man die Tatsache, daß die relevanten Sinnmomente einer bestimmten Äußerung oder Gesprächspassage nur unter Rückgriff auf z . T . sehr verschiedene Wirkungszusammenhänge bestimmt werden können, so deutet dies darauf h i n , daß ein gesprächsanalytischer Beschreibungsapparat, will er möglichst umfassend sein, niemals nur auf einem Abstraktionsniveau arbeiten k a n n . Kommunikationsprozesse sind vielschichtige Ereignisse, bei denen auf unterschiedlichen Gesprächsebenen gleichzeitig verschiedene Ereignisse s t a t t f i n d e n . Unter Berücksichtigung dieser E r k e n n t n i s werde ich ein gesprächsanalytisches Schichtmodell s k i z z i e r e n und in seinen Grundzugen am Beispiel des hier zu analysierenden Gesprächs exemplarisch darstellen.

232

2. Das Schichtmodell Der Gedanke einer Schichtung

der uns umgebenden Wirklichkeit

ist

in der abendländischen Wissenschaftsgeschichte durchaus nicht neu. Wie DIEMER in seinem ' G r u n d r i ß der Philosophie 1 f e s t s t e l l t , "gehört der Gedanke der Schichtung zum Grundbestand unserer Philosophie" ( D I E M E R 1 9 6 2 , 1 3 7 ) . Die damit zusammenhängenden f o r m a len tion,

wie inhaltlichen Probleme von Pluralismus

oder

etwa

von Abgrenzung und Integra-

Monismus, von K o n t i n u i t ä t oder Dis-

kontinuität lassen sich letztlich auf die grundlegende Problematik einer 'Einheit in der V i e l f a l t ' z u r ü c k f ü h r e n . Dabei geht es konkret um die Frage, wie die uns sich darbietende V i e l f a l t der W i r k l i c h k e i t unter einer g a n z h e i t l i c h e n , die verschiedenen Aspekte integrierenden Betrachtung faßbar w i r d , ohne damit einem die relevanten Unterschiede nivellierenden Monoideismus das Wort zu reden. Die scheinbar paradoxe Frage wurde

nach

der ' E i n h e i t in der V i e l f a l t '

- angefangen bei ersten vorbereitenden

Überlegungen in der

antiken Philosophie der Vorsokratiker ( e t w a bei Parmenides) vor allem von Aristoteles in einem Schichtenmodell der W i r k l i c h keit zu fassen gesucht. Hierbei r u h t e das Geistige als oberste Schicht auf den Schichten des Seelischen, Organischen und Anorganischen. Dies f ü h r t e Aristoteles zu einem S c h i c h t e n a u f b a u der Wissenschaften, der von der Physik über die Biologie und Psychologie zur Philosophie als oberster wissenschaftlicher Disziplin f ü h r t e ( C f . dazu VORLÄNDER 1 9 6 3 / 1 9 6 7 , 1 2 6 f f ; DIEMER 1 9 6 2 , 1 3 6 f f ) . In moderner Zeit ist der Schichtgedanke vor allem im philosophisch-ontologischen Entwurf Nikolai H a r t m a n n s ( c f . HARTMANN 1 9 6 4 ) ausgearbeitet worden. Auch HARTMANN geht es d a r u m , die kategorialen Gesetzmäßigkeiten einer zwar als Einheit postulierten, in ihrer Ganzheitlichkeit dem menschlichen Denken aber nicht zugänglichen W i r k l i c h k e i t in r a t i o n a l faßbaren auf v i e l f ä l t i g e Weise miteinander verflochtenen Realitätsschichten zu e r m i t t e l n und in Beziehung zueinander zu setzen. H a r t m a n n s 'Gesetze der kategorialen Schichtung 1 behandeln Probleme, wie sie in ähnlicher Form dann auch in Disziplinen wie der Systemtheorie oder der Synergetik behandelt werden.

233

Die Frage, die sich nun zunächst bei der Entwicklung eines Schichtmodells s t e l l t ,

ist d i e , wieviele dialogrelevante Schichten über-

haupt in einem Gespräch und nach welchem theoretischen K r i t e r i u m sie zu unterscheiden sind. Wie in 1. bereits angedeutet, weist ein

bestimmtes Gesprächselement

auf.

Dies hängt damit z u s a m m e n ,

in

einem

je

unterschiedliche

daß man ein und dasselbe Element

unterschiedlichen Wirkungs-

sieht und einordnet ( c f . SAGER

Sinnfunktionen

und

Sinnzusammenhang

1981 a, 230 f . ) .

Bei

diesem

Zu-

sammenhang von S i n n f u n k t i o n

und Wirkungsgefüge k o m m t , wie REHBEIN

bereits

eine c h a r a k t e r i s t i s c h e Dialektik von

festgestellt

hat,

Teil und Ganzem zum Tragen. Das Teil, also eine bestimmte Äußerung im Gespräch,

ist

in ihrer Funktion nur vor dem Hintergrund eines

bestimmten Wirkungszusammenhangs seiner Bestimmung

das Ganze

zu bestimmen.

voraus.

Es ist

Das Teil setzt zu

gar nicht anders als

durch R ü c k g r i f f auf den gesamten Funk'tionszusammenhang

als dieses

b e s t i m m t e , so oder so zu beschreibende Element zu f a s s e n . Auf der anderen Seite

ist

tende W i r k u n g s g e f ü g e ,

das F u n k t i o n s s y s t e m ,

zelnen Teile zu denken zusammensetzt.

das Ganze, also das jeweils zu betrach-

oder zu beschreiben,

Das Ganze

ist

der Gesamtheit seiner Teile.

nur

niemals ohne die einaus denen es sich ja

ein Ganzes

Das Teil

ist

auf der Grundlage

somit

nicht ohne das

Ganze zu erfassen und das Ganze nicht ohne seine Teile. Diese c h a r a k t e r i s t i s c h e D i a l e k t i k , nur

die

modelltheoretisch gesehen

die beiden unterschiedlichen aber gleichberechtigten Möglich-

keiten eines methodisch gesicherten Zugangs Objekt d a r s t e l l t

( c f . SAGER ( 1 9 8 1 a , 2 2 5 f f . ) ,

denen theoretischen Positionen immer wieder tailliert 1969

), der

ist

und demselben v o n verschie-

f e s t g e s t e l l t und

beschrieben worden: so etwa von der Hermeneutik der Systemtheorie

Gestalttheorie wie

zu ein

in

(HAKEN 1981).

(KÖHLER

(BERTALANNFFY

1950 ;

1969 )

1 9 4 7 ), der Ethologie ( L O R E N Z

de-

(CORETH ,

der

1978 ) so-

den letzten Jahren neu sich entwickelnden Synergetik Sie

erweist

sich

auch

bei der E n t w i c k l u n g eines

gesprächsanalytischen Schichtmodells als r e l e v a n t .

234

Methodisch gesehen 54 ff.

; SAGER

stellt es einen Vorteil dar ( c f . LORENZ 1978,

1981 a,

120 ff.

)

bei der Analyse

von Gesprächen

einen holistischen A n s a t z p u n k t zu wählen. Dabei geht man vom Ganzen aus und bestimmt vor diesem Hintergrund die einzelnen Elemente hinsichlich ihrer spezifischen S i n n f u n k t i o n . Welche analytisch relevanten Punktions- und Wirkungszusammenhänge lassen sich nun für die Analyse von Gesprächen angeben? Soweit ich sehe, lyseebenen

können

mit hinreichender Genauigkeit

unterschieden werden

( c f . dazu Abb. 2).

vier Ana-

Diese Ebenen

entsprechen den unterschiedlichen Organisationsniveaus, auf denen die Interaktionspartner ihre gesprächsrelevanten, s t r u k t u rell-semantischen A k t i v i t ä t e n e n t f a l t e n . Der Begriff der Organ i s a t i o n * bezieht sich dabei nicht auf ausschließlich r a t i o n a l e , bewußt intentionale A k t i v i t ä t e n . Organisation 1 ist hier vielmehr vom spezifischen Ergebnis des i n t e r a k t i v e n Geschehens her motiviert - also der M a n i f e s t a t i o n einer Handlungs- und Verhaltensgestalt. Organisation' bezieht sich auf die s y s t e m h a f t f u n k tionelle Eingebundenheit verschiedenster halb-, vor- und unbewußter A k t e . Ähnliches gilt für den von D I E C K M A N N / P A U L 1983 diskutierten Begriff des ' A u s h a n d e l n s ' . Die Organisationsebenen können dadurch voneinander unterschieden werden, als zur Bestimmung der sie konstituierenden A k t i v i t ä t s einheiten ein unterschiedliches Ausmaß von Deutungsleistung notwendig wird. Je mehr Deutungsleistung notwendig ist, um diese Akte zu diskriminieren und zu d i f f e r e n z i e r e n , umso höher ist die jeweilige Gesprächsebene. Es kann in diesem Sinne von den Deutungsniveaus 0-3 gesprochen werden ( c f . SAGER 1981 a, 231 f. ) . Generell lassen sich zwei Typen von Gesprächsanalysen unterscheiden: die high- und die low-level Analyse. Um welchen Typ es sich h a n d e l t , hängt davon ab, ob sich die A n a l y s e a k t i v i t ä t e n mehr auf den unteren oder mehr auf den oberen Deutungsniveaus bewegen. Eine genaue und s c h a r f e Abgrenzung der zwei Typen ist allerdings nicht möglich. Die beiden vorgeschlagenen Termini sind eher als

235

relationale Orientierungsbegriffe zu verstehen, durch die verschiedene Analysen in Relation zueinandergesetzt werden können. Den vier Deütungniveaus 0-3 sind jeweils unterschiedliche semiotisch-interaktionelle Grundeinheiten zugeordnet. Diesen Einheiten entsprechen jeweils andere analytisch relevante Orientierungsprinzipien. So ist den Äußerungsakten eine Äußerungsstruktur, den Bedeutungsakten ein Bedeutungsgehalt, den Handlungsakten ein Handlungssinn und den Verhaltensakten eine Verhaltensfunktion zugeordnet. Um die jeweils notwendige Deutungsajrbeit möglich zu machen, muß entsprechend dem holistisch systemtheoretischen Vorgehen ein der Deutung zugrundeliegendes analytisches Bezugssystem angegeben werden.Vor dessen Hintergrund können die jeweiligen gesprächsrelevanten Akte bestimmt werden. Diese Bezugssysteme sind: - für die Äußerungsakte und deren Äußerungsstruktur das physiologisch-morphologische Effektorsystem des Individuums ( c f . SAGER 1981, 149 f.; 228 f f . ) , - für die Bedeutungsakte und deren Bedeutungsgehalt das syntaktisch-semantische Sprachsystem einer bestimmten Einzelsprache, - für die Handlungsakte und deren Handlungssinn das situativ limitierte Handlungssystem, - für die Verhaltensakte und deren Verhaltensfunktion der transsituative dispositioneil bzw. institutionell bestimmte Verhaltenskomplex. Eine beliebige Lautkonfiguration kann relativ zu diesen verschiedenen Bezugssystemen betrachtet und bestimmt werden - sowohl von den Gesprächspartnern selbst wie von den außenstehenden Beobachtern. Je nachdem, welches Bezugs- und Deutungssystem man zugrundelegt, kann dann von einer jeweils anderen Gesprächsschicht oder Ebene gesprochen werden: der der der der

Signal-zentrierten Produktionsebene, Medium-zentrierten Inhaltsebene, Benutzer-zentrierten Handlungsebene und Gruppen-zentrierten Funktionsebene.

Um Elemente

auf den oberen Ebenen

bestimmen zu können,

ist

es

236

notwendig,

die Elemente der vorausgehenden

unteren Niveaus

be-

reits bestimmt zu haben. So ist etwa die V e r h a l t e n s f u n k t i o n eines bestimmten V e r h a l t e n s a k t e s nur dann genau zu bestimmen, wenn der Handlungssinn, der Bedeutungsgehalt und die Äußerungsstruktur ebenfalls bereits bestimmt worden sind. Analytisch lassen sich die Ebenen trennen und isoliert betrachten. Das k o n k r e t e Gesprächsgeschehen ist dagegen gerade durch die s y s t e m h a f t e Verbindung aller hier s k i z z i e r t e n Gesprächsebenen g e k e n n z e i c h n e t . Wir d ü r f e n wohl davon ausgehen, daß die unterschiedlichen Ebenen wie auch KALLMEYER ja feststellt durch vielfache Wechselwirkungen miteinander in Beziehung stehen. Erst dadurch wird das Gespräch zu jener funktionellen Einheit oder G a n z h e i t , von der eingangs gesprochen wurde und die in einer Fallstudienanalyse zu rekonstruieren versucht werden muß. Es ist nun methodisch von Vorteil, die unterschiedlichen Gesprächsebenen auch terminologisch voneinander zu trennen. Ich schlage deshalb vor, jeder der vier Deutungsebenen eine eigene Deutungssprache zuzuordnen. Ein solches V e r f a h r e n trägt unter anderem der Tatsache Rechnung, daß eine Zweiteilung der Wissens c h a f t s s p r a c h e in Beobachtungssprache und Theoriesprache für sprachlich k o m m u n i k a t i v e Prozesse methodisch nicht legitimiert werden kann ( c f . dazu SAGER (19 1 a, 231 f . ) ) . Entsprechend den Postulaten der Ethnomethodologie ist aufgrund des Prinzips der 1 R e f l e x i v i t ä t ' von Sprache und Kommunikation letztlich jede Aussage über ein Gespräch bereits selbst auf der Grundlage spezifischer Deutungen und Sinnkonstituierungsprozesse erfolgt. Die reine Beobachtungssprache gibt es also gar n i c h t . Ich spreche desh a l b lediglich von unterschiedlich umfangreicher Deutungsleistung auf den verschiedenen Ebenen bzw. von high- oder low-level-Analysen. Den Deutungsniveaus 0-3 werden j e t z t also Deutungssprachen 0. 3. Ordnung zugeordnet. Damit e r h a l t e n die einzelnen Schichten des Modells in sich eine hierarchische S t u f e n s t r u k t u r . Das alltagssprachliche als 'Gespräch' bezeichnete V e r h a l t e n s k o n t i n u u m sei auf dem 0. D e u t u n g s n i v e a u , der Deutungssprache 0. Ordnung, als

237

1

Außerungskomplex· bezeichnet, auf dem 1. Deutungsniveau, in der

Deutungssprache 1. Ordnung,als ' R e d e 1 , a u f dem 2. Deutungsniveau, in der Deutungssprache 2. Ordnung, als ' D i s k u r s * und auf dem 3. Deutungsniveau, in der Deutungssprache 3. Ordnung als ' D i a l o g ' . Auf jeder der Ebenen lassen sich verschiedene,hierarchisch s t r u k t u r i e r t e , i n t e r a k t i o n s r e l e v a n t e Elemente unterscheiden. Durch sie entstehen auf den vier Ebenen immer komplexere Einheiten bis zur jeweils obersten Hierarchieebene von ' Ä u ß e r u n g s k o m p l e x 1 , ' R e d e 1 , 'Diskurs 1 und ' D i a l o g ' . Der Vorteil der hier vorgeschlagenen Unterscheidungen besteht d a r i n , daß die jeweiligen Analyseeinheiten und ihre semiotischi n t e r a k t i v e Relevanz sich nicht auf identische Passagen des Gesprächsgeschehens beziehen müssen. Denn wie die analytische E r f a h r u n g l e h r t , muß eine Passage, die einen einheitlichen Handlungssinn a u f w e i s t , nicht unbedingt identisch mit der Passage sein, die m a n , in Bezug auf eine bestimmte V e r h a l t e n s f u n k t i o n als einen spezifischen Dialogbeitrag identifizieren k a n n . Ein Schichtmodell k a n n dieser Tatsache Rechnung tragen. Die Analyseeinheiten der verschiedenen Gesprächsschichten sind also in vielfältiger Weise miteinander v e r z a h n t . Sie greifen ineinander und verketten damit auch das analytische Modell des I n t e r a k t i onsgeschehens zu jener gestalt- und systemhaften G a n z h e i t , wie sie oben für das diesem Schichtmodell zugrunde liegende Original festgestellt werden k o n n t e .

3. Die Analyse der

'Bonner Runde nach der Hessenwahl'

Im folgenden werde ich das hier zur Debatte stehende Gespräch der 'Bonner Runde nach der Hessenwahl' exemplarisch auf den verschiedenen Ebenen analysieren. Dabei werde ich die beiden unterschiedlichen V e r f a h r e n anwenden, die im Rahmen einer solchen Schichtanalyse grundsätzlich möglich sind : die q u a n t i t a t i v s t r u k t u r e l l e und die q u a l i t a t i v e Analyse.

238

Die q u a n t i t a t i v e Bestimmung des Gesprächs kann fiir sich genommen n a t ü r l i c h nicht ausreichen, um das interaktiv-semantische Geschehen eines Gesprächs zu erfassen. Bestimmte Maßzahlen können aber als Indikatoren zur Stützung qualitativer Aussagen verwendet werden. Sie bestätigen dann qualitative Analysen. Im umgekehrten Fall lassen sich durch sie mögliche Hypothesen für eine weitere q u a l i t a t i v e Analyse f i n d e n . Etwa indem auffällige und charakteristische Unterschiede bestimmter Maßzahlen oder eine charakteristische Veränderung spezifischer H ä u f i g k e i t e n festgestellt werden k ö n n e n . Solche charakteristische Stellen bieten einen Hinweis auf interessante kommunikative Phänomene, die dann in einem q u a l i t a t i v e n Z u g r i f f r e k o n s t r u i e r t werden müssen. Eine exakte Trennung von q u a n t i t a t i v e r und qualitativer Analyse ist allerdings weder möglich noch wünschenswert. Denn die Elemente einer q u a n t i t a t i v e n Analyse lassen sich, entsprechend dem Postulat der unterschiedlichen Deutungsniveaus eines Gesprächs, ja immer nur in einem deutenden Zugriff als solche bestimmen. 3.1. Q u a n t i t a t i v - s t r u k t u r e l l e Analyse Für die folgende Analyse erweisen sich die Elemente 'Äußerungsbeitrag', 'Redebeitrag', 'Diskursbeitrag' und 'Dialogbeitrag' als besonders relevant. Unter einem Äußerungsbeitrag sei die Passage der vokalen Produktion eines Kommunikators verstanden, die er kontinuierlich zwischen den Äußerungsprodukten eines oder zweier anderer Kommunik a t o r e n produziert. Ein Redebeitrag ist die inhaltlich kohärente Passage der verbalen Produktion eines Kommunikators, die er kontinuierlich b z w . diskontinuierlich ( d . h . unterbrochen durch Außerungsbeiträge eines oder mehrerer anderer Kommunikatoren) m a n i f e s t i e r t , während er das aktuelle Rederecht hat. Ein Diskursbeitrag ist die Passage der verbalen Produktion eines Kommunikators, die einen situationsbezogenen ( l o k a l e n , regionalen, überregionalen) i n t e r a k t i v einheitlichen Handlungssinn aufweist. Ein Dialogbeitrag schließlich ist die Passage der verbalen Produkt!-

239

on eines Kommunikators, die eine situationsübergeordnete (institutionell bzw. konstitutionell-anthropologisch ableitbare) Verh a l t e n s f u n k t i o n besitzt. Diese verschiedenen Interaktionseinheiten sollen zunächst als Elemente einer einfachen q u a n t i t a t i v e n Analyse dienen. Das einfachste M a ß , das hier erhoben werden k a n n , ist die H ä u f i g k e i t . Um die Häufigkeit zu bestimmen, gehe ich von der den Autoren dieses Bandes vorgegebenen Transkription aus. (2) Als Äußerungsbeitrag betrachte ich alle in der Transkription durch eine Sprechersigle voneinander abgegrenzten Gesprächspassagen. Entsprechend der vorgegebenen Transkription können 84 Außerungsbeiträge unterschieden werden. Um auf der Basis der Äußerungsbeiträge die vorhandenen Redebeiträge zu bestimmen, muß man die Äußerungsbeiträge eines Gesprächspartners zusammenfassen, die einen thematisch kohärenten Block ergeben. In Tabelle 1 ist das Ergebnis dieser Analyse auf dem 1. Deutungsniveau zusammengestellt. Die Sprechersigle gibt an,

wer das

aktuelle Rederecht b e s i t z t .

Die erste Z i f f e r , links vom Schrägstrich, gibt die l a u f e n d e Nummer des Redebeitrags an. Die Z i f f e r n rechts vom Schrägstrich entsprechen den laufenden Nummern der Äußerungsbeiträge aller an der Konstitution des Redebeitrags beteiligten Partner - also auch von Hörersignalen, Zwischenbemerkungen, mißlungenen Versuchen der Übernahme des Redebeitrags etc. TABELLE ( 1 )

Abbildungen u n d Tabellen ( 2 5 9 - 2 6 5 )

Tabelle 1 gibt also a n , wer bei welchem Redebeitrag das aktuelle Rederecht hat und welche Außerungsbeiträge insgesamt an der Konstitution eines Redebeitrages beteiligt sind. Dieses V e r f a h r e n entspricht der A u f f a s s u n g , daß die einzelnen Redebeiträge der Partner i n t e r a k t i v e Einheiten des Gesprächs darstellen. Auf der Basis von Tabelle ( 1 )

läßt sich nun

ein einfaches low-

240

level - Modell des Gesprächs aufstellen: das Verlaufssoziogramm, das auf einen Vorschlag von GEISSNER ( 1 9 7 5 ) zurückgeht. Das Verlauf ssoziogramm stellt eine Kennlinie d a r , die die Struktur des Sprecherwechsels über die gesamte Länge des Gesprächs angibt. 'Sprecherwechsel' ist dabei auf den beiden unteren Ebenen des Schichtmodells d e f i n i e r t . Auf dem 0. Deutungsniveau geht es um den Wechsel der Äußerungsbeiträge. Auf dem 1. Deutungsniveau geht es um den Wechsel der Redebeiträge. Zur Veranschaulichung sind die beiden ersten Seiten des Verlaufssoziogramms in Abbildung ( 3 ) dargestellt. Die jeweils linke Kennlinie stellt den Wechsel der Außerungsbeiträge d a r , die jeweils rechte den der Redebeiträge. In den beiden mittleren Spalten sind die laufenden Nummern eingetragen ( l i n k s : Äußerungsbeiträge, rechts: Redebeiträge). Die f ü n f Spalten links und rechts entsprechen jeweils einem Gesprächspartner ( N , R, G, K, B) . In den Zeilen wird jeweils m a r k i e r t , wer den Äußerungs- oder Redebeitrag k o n s t i t u i e r t . Das Verlaufssoziogramm ist also zeilenweise von oben nach unten zu lesen. Das hier vorgelegte Soziogramm stellt lediglich die einfachste mögliche Version d a r . Es kann jederzeit dadurch erweitert werden, daß im Rahmen einer high-level-Analyse zusätzliche Eintragungen über spezifische interaktive Aspekte ( e t w a Handlungsmuster) mitaufgenommen und notiert werden ( c f . GEISSNER ( 1 9 7 5 ) ) . Der Vorteil eines solchen einfachen low-level-Modells besteht d a r i n , daß die i n t e r a k t i v e V e r l a u f s s t r u k t u r eines Gesprächs übersichtlich auf einen Blick erfaßbar dargestellt wird. Auf diese Weise können charakteristische interaktive S t r u k t u r e n schnell und sicher erfaßt werden. Interessant wird das vorliegende Verlaufssoziogramm, wenn es mit dem eines anderen Gesprächs verglichen w i r d . Erst dadurch t r e t e n die für die jeweiligen Gespräche charakteristischen Strukturen als solche deutlich hervor. Abbildung ( 4 ) zeigt einen Ausschnitt aus einem Gespräch mit Studenten, das unter ähnlichen Studiobedingungen aufgenommen wurde, wie sie f ü r die 'Bonner Runde 1 vor-

241

lagen (Videostudio des Pädagogischen Instituts der U n i v e r s i t ä t H a m b u r g ) . Die Gespräche sind insofern geeignet, m i t e i n a n d e r verglichen zu werden, als es sich, abgesehen von den gleichen A u f nahmebedingungen, in beiden Fällen um Diskussionen h a n d e l t . Beim Vergleich zeigen sich zwei c h a r a k t e r i s t i s c h e Unterschiede in der jeweiligen V e r l a u f s s t r u k t u r . In der ' S t u d e n t e n d i s k u s s i o n 1 treten zwei Strukturgestalten in der K e n n l i n i e der Außerungsbeiträge a u f , die in der 'Bonner Runde 1 vollständig f e h l e n . Das sind zum einen Redebeitrags-präparierende H ö r e r a k t i v i t ä t e n , zum anderen die Etablierung signale.

axialer Hörer m i t t e l s g e h ä u f t e r Hörer-

Redebeitrags - präparierende H ö r e r a k t i v i t ä t e n zeigen sich beim Kennlinienvergleich des Äußerungs- und Redebeitragswechsel. In der 'Studentendiskussion' zeigt sich bei nahezu allen Redebeitragswechseln, daß diese durch ein v e r s t ä r k t e s Senden von Hörersignalen des n ä c h s t e n Sprechers g e k e n n z e i c h n e t sind. Zumindest ist der Sprecher des nächsten Redebeitrags d e r j e n i g e , der den l e t z t e n Hörerbeitrag zum vorausgehenden Redebeitrag g e l i e f e r t h a t . Dies zeigt sich in Abbildung (4) deutlich im Übergang der Redebeiträge 53 zu 54 zu 55 zu 56. Immer der Sprecher, der den letzten Hörerbeitrag l i e f e r t , übernimmt den nächsten Redebeit r a g . Beim Übergang von 54 zu 55 ist es sogar ausschließlich die Sprecherin C, die Hörersignale sendet. An diesem Redebeitrag, wie auch beim Redebeitrag 56, zeigt sich massiv das Phänomen der Etablierung eines axialen Hörers m i t t e l s Hörersignalen. Wie KENDON ( 1 9 7 9 ) im Anschluß an WATSON/POTTER ( 1 9 6 2 ) f e s t s t e l l t , gibt es zwischen dem Sprecher und dem direkt Angesprochenen eine Interaktionsachse. Dadurch besteht zwischen 'Sprecher und Hörer eine Beziehung ... , die sie von den restlichen Mitgliedern der Versammlung unterscheidet 1 ( K E N D O N ( 1 9 7 9 : 2 2 4 ) ) . D i e I n t e r a k t i o n s partner können also in diesem Sinne in ' S p r e c h e r ' , ' a x i a l e r Hör e r ' und ' n i c h t a x i a l e Teilnehmer' eingeteilt werden. Die interaktive Etablierung

von axialem Hörer mittels Hörersig-

242

nalen d ü r f t e ein charakteristisches Merkmal von natürlichen Alltagsgesprächen sein. Daß dieses Phänomen in der 'Bonner Runde' nicht a u f t r i t t , k a n n mit Sicherheit auf den spezifischen Turniercharakter dieses Gesprächs (siehe u n t e n ) zurückgeführt werden. Dennoch kommt es auch hier zur Etablierung von axialen Hörern. Dies geschieht allerdings auf der Basis eines anderen verbalen Display - nämlich der Anredeaktivitäten (siehe u n t e n ) . Wir haben also durch eine vergleichende Betrachtung der Verlaufssoziogramme der 'Bonner Runde 1 mit einem Gespräch des gleichen Typs einen ersten Hinweis darauf gefunden,daß die 'Bonner Runde' spezifische Abweichungen mit vergleichbaren Alltagsgesprächen aufweist. Diese Abweichungen zeigen sich bereits auf den unteren Schichten. Es liegt daher nahe, nach weiteren abweichenden Merkmalen zu suchen. Finden sich solche M e r k m a l e , durch die sich die 'Bonner Runde' von einer Alltagsdiskussion unterscheidet, muß versucht werden, durch eine q u a l i t a t i v e high-level- Analyse Gründe und Erklärungen für diese Abweichungen zu finden. Das Verlaufssoziogramm wie die Tabelle ( 1 ) stellen n a t ü r l i c h isomorphe Strukturen d a r , auch wenn die Klasse der Abundanzmerkmale dieser Modelle jeweils unterschiedlich ist ( c f . STACHOWIAK ( 1 9 7 3 : 1 5 6 ) ; SAGER (1981 a: 1 2 7 ) ) . Es lassen sich im low-levelBereich jedoch noch zwei weitere vereinfachte Strukturmodelle aufstellen, die auf der personell unterschiedlichen Verteilung der Häufigkeiten der Beitragsaktivitäten basieren. Legt man eine externe Quantelung der Äußerungsbeiträge in Intervalle der Breite h = 6 zugrunde, so ergibt sich eine willkürliche Einteilung in 14 Einheiten. Trägt man für jeden Sprecher gesondert die Häufigkeiten innerhalb eines solchen Sechserintervalls über die 14 Einheiten in einem Koordinatensystem ab, so entsteht f ü r jeden Gesprächspartner ein Polygonzug mit 14 Stationen, der ein A k t i v i t ä t s p r o f i l f ü r jeden Partner d a r s t e l l t . In Abbildung (5) und (6) sind die Polygonzugsysteme aller beteiligten Sprecher für die Äußerungsbeiträge und die Redebeiträge dargestellt. Zum Vergleich ist in Abbildung (7)

243

das Polygonzugsystem der Äußerungsbeiträge und in ( 8 ) das der Redebeiträge der 'Studentendiskussion' dargestellt. Bei vergleichender Betrachtung zeigen sich auch in diesem low-level-Modell charakteristische Unterschiede zwischen beiden Gesprächen. Läßt man einmal bei der 'Bonner Runde* die Polygonzüge von N und R sowie bei der 'Studentendiskussion 1 den von B außer A c h t , da es sich hier um die jeweiligen Diskussionsleiter handelt, so zeigt sich folgender Unterschied : Der Rhythmus der Häufigkeitsschwankungen bei der 'Studentendiskussion' zeigt in etwa einen parallelen V e r l a u f . Die jeweiligen A k t i v i t ä t s m i n i m a und -maxima schwingen bei allen Diskutanten in annähernd demselben Rhythmus. Die jeweiligen Gipfel und Täler sind lediglich zeitlich etwas gegeneinander verschoben. Bei der 'Bonner Runde' dagegen liegt kein paralleler.sondern ein alternierender Rhythmus vor. Den Aktivitätshöhepunkten eines Partners (G, K oder B) entsprechen A k t i v i t ä t s f l a u t e n der beiden anderen. Diese Struktur gilt ebenso für die Polygonzüge der Redebeiträge - mit einer Ausnahme: In Station 14 haben sowohl K wie B einen Gipfel. Was an dieser Stelle passiert, kann allerdings erst im high-level-Bereich genauer untersucht werden. Diese spezifischen S t r u k t u r e n , die in den Polygonzugsystemen deutlich werden, können im Sinne des unterschiedlichen Engagements der beteiligten Diskussionspartner an der Diskussion interpretiert werden. Die Teilnehmer der Alltagsdiskussion schwingen, wie wir gesehen haben, im gleichen Rhythmus. Entweder sind alle besonders engagiert und beteiligt oder alle sind zurückhaltend, wobei sich nach dem ersten D r i t t e l der Diskussion bei allen die Tendenz zu einer Steigerung der absoluten A k t i v i t ä t andeutet. Dies f ä l l t in etwa mit dem Zeitpunkt zusammen, an dem das extreme A k t i v i t ä t s p r o f i l des Diskussionsleiters sich dem der übrigen Partner angleicht. Die Z e n t r i e r t h e i t auf den Diskussionsleiter löst sich a u f . Der Diskussionsleiter definiert sich nicht mehr durch eine hohe Frequenz von Hörersignalen als 'universaler'

244

axialer Hörer.Die 'Bonner Runde' ist dagegen durch einen gleichmäßigen Rhythmus der drei Diskutanten G, K und B gekennzeichnet. Das Gespräch läuft geregelter ab als die weitgehend spontane 'Studentendiskussion 1 . Dieser Eindruck eines geordneten, streng alternierenden A b l a u f s , der o f f e n s i c h t l i c h im Gegensatz zu einer Alltagsdiskussion steht, wird auch durch ein weiteres Strukturmerkmal im low-level-Bereich indiziert: den K o n s t i t u t i o n s k o e f f i zienten. Der K o n s t i t u t i o n s k o e f f i z i e n t ist eine M a ß z a h l , die sich als das Ausmaß der interaktiven Leistung der beteiligten Gesprächspartner am Zustandekommen der einzelnen Redebeiträge interpretieren läßt. Wie oben bereits angedeutet, konstituieren sich die einzelnen Redebeiträge nicht nur durch die Außerungsbeiträge des Gesprächspartners, der jeweils das aktuelle Rederecht besitzt, sondern auch durch die Hörersignale und Zwischenbemerkungen aller anderen Partner. In Tabelle ( 1 ) ist in diesem Sinne notiert, welche Äußerungsbeiträge an der Konstituierung eines Redebeitrags beteiligt sind. Aus diesem Verhältnis von Redebeitrag und den zugehörigen Äußerungsbeiträgen läßt sich eine einfache Maßzahl ableiten. Der Konstitutionskoeffizient k. berechnet sich aus dem Quotienten ki = t / u ; wobei t = ( R B ) und u = ( A B ) . Ist t = u ist kA = 1/1 = 1 . Ist k i jt u, wobei u £ 2 ist k A = ( 0 , 1 ) . In jedem Falle ist t = 1. Je mehr also der Quotient t/u -> 1, desto geringer ist das Ausmaß der i n t e r a k t i v e n Leistung an der K o n s t i t u t i o n eines Redebeitrags, je mehr der Quotient t / u -> 0, desto größer ist das Ausmaß an i n t e r a k t i v e r Leistung zur Konstituierung eines Redebeitrags . Aufgrund von Tabelle ( 1 ) läßt sich nach diesem V e r f a h r e n für alle 56 Redebeiträge der K o n s t i t u t i o n s k o e f f i z i e n t e r m i t t e l n . Quantein wir diese Daten in 14 Klassen der Klassenbreite h = 3, ergeben sich 14 W e r t e , die wieder in einem Polygonzug darstellbar sind. In Abbildung (9) ist der Polygonzug der 'Bonner Runde' und zum Vergleich der der ' S t u d e n t e n d i s k u s s i o n ' , der in 20 Klassen

245

der Breite h = 5 eingeteilt ist, dargestellt. Es wird deutlich, daß in der 'Studentendiskussion' das Ausmaß an interaktiver Leistung bei der K o n s t i t u t i o n der Redebeiträge erheblich größer ist als bei der 'Bonner R u n d e ' . I n der 'Bonner Runde 1 ist die Konstitution von Redebeiträgen im wesentlichen die Leistung der einzelnen Partner und nicht so sehr das Ergebnis gemeinsamer Interaktionsarbeit. Wenn wir nun

im Rahmen

der q u a n t i t a t i v e n

Analyse

auch in den

high-level-Bereich gehen, so lassen sich zusätzliche Einheiten neben Äußerungs- und Redebeiträgen bestimmen. Grundeinheit auf dem 2. Deutungsniveau ist für unseren Zusammenhang der Diskursbeitrag - also die Passage der verbalen Produktion eines Gesprächspartners, die einen einheitlichen Handlungssinn h a t . Bei der 'Bonner R u n d e ' lassen sich im wesentlichen drei unterschiedliche Handlungsmuster unterscheiden, die den Gang des Gesprächs vorantreiben. Die beiden Hauptmuster sind die FRAGE und die ANTWORT. Das d r i t t e Handlungsmuster ist eine heterogene Kategorie, in der unterschiedliche illokutive Typen vertreten sind. Es sind dies Beiträge, durch die die Partner kontroverse Positionen aushandeln. Ich m ö c h t e , da es in der Alltagssprache für derartige Handlungsakte keinen übergeordneten Ausdruck gibt, hier den Arbeitsterminus DISPUTATIV verwenden. Auf von und nis

der Basis dieser drei Handlungsmuster entstehen zwei Typen Handlungssequenzen: die FRAGE-ANTWORT-Sequenz (F-A-Sequenz) die DISPUT-Sequenz ( D - S e q u e n z ) . Tabelle (2) gibt das Ergebder Analyse nach F-A-Sequenzen und D-Sequenzen wieder.

Die Ein ihn als den wie

F-A-Sequenzen und D-Sequenzen stellen 'adjacency pairs' dar. Beitrag wird als FRAGE erst dann und dadurch g ü l t i g , daß auf im Sinne einer ANTWORT reagiert wird. Ein DISPUTATIV wird solcher d e f i n i e r t durch die Etablierung des auf ihn folgenWiderspruchs.Die einer Äußerung inhärente Sinnkapazität wird eingangs in 1. festgestellt wurde, durch das i n t e r a k t i v e

246

Wechselspiel aktualisiert. Der Handlungssinn erschließt sich hier auf dem 2. Deutungsniveau, also ausschließlich in und durch den lokal, regional und überregional interaktiven Kontext. Es ist daher sinnvoll und notwendig ( i m Gegensatz zum 1. Deutungsniveau, auf dem der Bedeutungsgehalt noch unabhängig vom interaktiven Prozeß, auf der Grundlage des syntaktisch-semantischen Systemwissens ermittelt werden k o n n t e ) auf der Benutzer-zentrierten Sinnebene stets diskursbeitragübergreifende Einheiten der Analyse zugrunde zu legen. Das Gleiche gilt für das 3. Deutungsniveau. Auch hier ist es sinnvoll, dialogbeitragübergreifende Einheiten abzugrenzen. Für eine solche Segmentierung können - entsprechend den Postulaten der Konversationsanalyse - die M a r k i e r u n g s a k t i v i t ä t e n der beteiligten Gesprächspartner selbst herangezogen werden. Hier spielt das oben bereits erwähnte Anrededisplay zur Etablierung von axialen Hörern eine wichtige Rolle. Sowohl die beiden Diskussionsleiter N und R wie auch die Diskutanten G und K (B bildet eine Ausnahme!) verwenden häufig in der Anfangsphase ihrer Redebeiträge den Namen desjenigen Partners, den sie jeweils als axionalen Hörer definieren. Initianten bei diesem wechselseitigen Definitionsprozeß sind die beiden Diskusionsleiter, die durch ihr Anrededisplay jeweils einen der Diskutanten o f f i z i e l l ' a u f r u f e n ' . Die korrespondierende Anrede des Diskutanten ( m i t Ausnahme von B ! ) r a t i f i z i e r t dann diesen ' A u f r u f . Das gleiche Anrededisplay t r i t t auch verschiedentlich bei den DISPUTANTEN a u f , durch die die Diskutanten in die P-A-Sequenzen zwischen Diskussionsleiter und Diskussionspartner eingreifen. Aufgrund dieser Organisation von axialem Hörer b z w . ' a u f g e r u f e n e m Diskutanten' entstehen größere Gesprächspassagen, die ich als ' R u n d e n ' bezeichnen möchte. Während einer Runde ist jeweils einer der drei Diskutanten G, K oder B a u f g e r u f e n , sich den FRAGEN bzw. den DISPUTATIVEN seiner Gesprächspartner zu stellen und Position zu beziehen. Die Existenz dieser Runden sowie ihre stren-

247

ge Regelung leiten sich aus den spezifischen institutionell-dispositionellen Bedingungen der aktuellen Gesprächsgruppe ab (siehe unten 3 . 2 ) . D a s Ergebnis der Segmentierung nach Runden auf der Basis des Anrededisplay ist in Tabelle (3) dargestellt. Die Sprechersiglen links des Pfeils geben die an der Runde beteiligten Frager bzw. Disputanten an. Die Sigle rechts vom Pfeil bezeichnet den aufgerufenen Diskutanten. Die Z i f f e r n rechts des Querstrichs geben a n , Runde konstituieren.

welche

Äußerungsbeiträge

die jeweilige

Die Tabellen ( 1 ) - ( 3 ) stellen zusammengenommen ein komplexes Segmentierungsmodell der 'Bonner Runde 1 dar. Die 'Bonner Runde 1 läßt sich danach auf den Deutungsebenen ( 0 ) - ( 3 ) in 84 Äußerungsbeiträge, 56 Redebeiträge, 28 Seguenzen und 12 Runden segmentieren. Wie man sieht, ist die Segmentierung von Gesprächen ein recht komplexes und d i f f e r e n z i e r t e s Problem, das sich letztlich nur durch analytische Trennung in unterschiedliche Deutungsniveaus bzw. Gesprächsebenen befriedigend lösen läßt. In Tabelle (4) ist noch einmal zusammenfassend die jeweilige absolute b z w . prozentuale Beteiligung der einzelnen Gesprächspartner an den auf den vier Deutungsniveaus unterscheidbaren Einheiten dargestellt. Betrachten wir bei dieser Tabelle die A k t i v i t ä t e n der drei

Dis-

k u t a n t e n , so deuten sich folgende Tendenzen an: Zum einen gleichen sich die D i f f e r e n z e n , die zwischen den drei Diskutanten bestehen immer mehr aus, je mehr man in den high-level-Bereich k o m m t . Andererseits kehrt sich das V e r h ä l t n i s in den extremen low- b z w . high-level-Bereichen geradezu um. Ist z . B . G auf dem 0. Deutungsniveau der jenige,der die wenigsten Äußerungsbeiträge k o n s t i t u i e r t , so ist er auf dem 3. Deutungsniveau mit den meisten Runden vertreten.

248

3.2. Qualitative Analyse Bei der quantitativen Analyse der 'Bonner Runde' haben wir festgestellt, daß dieses Gespräch sowohl im low- wie im high-levelBereich charakteristische Merkmale a u f w e i s t , die es von einer Alltagsdiskussion unterscheidet. Es stellt sich die Frage,worauf diese Abweichungen z u r ü c k z u f ü h r e n sind. Zur Beantwortung dieser Frage müssen wir jetzt versuchen, in einem qualitativen Zugriff eine Hypothese aufzustellen und zu e n t w i c k e l n , die uns die festgestellten Abweichungen bzw. die spezifische Gesprächsdynamik der 'Bonner Runde' zu e r k l ä r e n erlaubt. Die Erklärungshypothese, die ich vorschlage, ist folgende: Ich möchte behaupten, daß die im quantitativ-strukturellen Zugriff herauspräparierten Merkmale Indikatoren für die Tatsache darstellen, daß es sich bei der 'Bonner Runde' gar nicht um eine wirkliche Diskussion handelt. Die 'Bonner Runde 1 ist vielmehr ein Schauturnier, bei dem die beteiligten ' D i s k u t a n t e n ' G, K und B einen ritualisierten Kommentkampf austragen. Die vorgeschlagene Erklärungshypothese g r e i f t auf Konzepte aus Ethologie und Humanethologie zurück. Entsprechend den Postulaten dieser Disziplinen wird hier die Auffassung vertreten, daß die allgemeinen in der Ethologie festgestellten und beschriebenen Verhaltensmuster in einer spezifischen Weise auch beim Menschen a u f t r e t e n . Diese Position der Humanethologie läßt sich darüber hinaus - wie bereits an anderer Stelle entwickelt ( c f . SAGER (1981 b; 1982 a; 1985 a; 1985 b ) ) - im Sinne einer 'linguistischen Ethologie' erweitern. Es gibt berechtigte Hinweise d a f ü r , daß das verbale Verhalten ebenfalls durch konstitutionelle Dispositionen mitbestimmt wird. Auch die hier zur Debatte stehende 'Bonner R u n d e ' liefert einen Hinweis auf die Grundthese einer linguistischen Ethologie, daß sich phylogenetisch alte Verhaltensdispositionen auch im Medium verbalen Verhaltens m a n i f e s t i e r e n . D a s läßt sich hier am Beispiel des Kommentkampfes d e m o n s t r i e r e n .

249

Kommentkämpfe sind ein unter Tieren weitverbreitetes K o n f l i k t display ( c f . EIBL-EIBESFELDT ( 1 9 7 8 : 436 f f . ) ) . Sie sind aus der R i t u a l i s a t i o n von Beschädigungskämpfen hervorgegangen. Kommentkämpfe stellen hochkomplizierte und s t r u k t u r i e r t e Verhaltensund Signalsequenzen d a r . Wie WICKLER/SEIBT ( 1 9 7 7 : 59) im Anschluß an SMITH f e s t s t e l l e n , müssen in Tiersozietäten Beschädigungs- und Kommentkämpfer in einem spezifischen V e r h ä l t n i s von 7 : 5 a u f t r e t e n , damit sich eine sogenannte 'evolutionsstabile Strategie 1 etablieren k a n n . Kommentkämpfe dienen also in einer charakteristischen Weise der A r t e r h a l t u n g . Dies mag ein Grund d a f ü r sein, daß sie ein phylogenetisch so hohes Alter haben. Das charakteristische Merkmal von K o m m e n t k ä m p f e n besteht d a r i n , daß die auf die Vernichtung oder generell die Ausschaltung des Gegners gerichteten Verhaltensweisen im Dienste einer Signalbildung soweit umgeformt und verändert wurden,daß deren ursprüngliche Gebrauchsfunktion nicht mehr besteht. Im Zuge dieser E n t wicklung hat sich ein Substitutionsverhalten ausgeprägt, durch das Sieg und Unterwerfung indiziert werden, ohne daß es zur Verletzung oder physischen Vernichtung des Gegners k o m m t . Diesem hochspezifischen Verhalten bei Tieren entsprechen vielf ä l t i g e Interaktionsveranstaltungen beim Menschen. Das wohl bekannteste Beispiel aus historischer Zeit d ü r f t e n die Turniere und Kampfspiele der ritterlichen Gesellschaft im Hochmittelalter sein. Aber auch heute noch werden derartige ritualisierte Kämpfe in verschiedenen Naturgesellschaften p r a k t i z i e r t , s o z . B . von den südamerikanischen W a i k a - I n d i a n e r n , z e n t r a l a u s t r a l i s c h e n Ureinwohnern sowie den sudafrikanischen Buschmännern ( c f . CHAGNON ( 1 9 6 8 ) ; BERNDT/ BERNDT ( 1 9 6 4 ) ; EIBL-EIBESFELDT ( 1 9 7 0 ; 1 9 7 3 ; 1979)). Bei diesen T u r n i e r e n , die echter Ersatz f ü r e r n s t h a f t e Auseinandersetzungen mit tödlichem Ausgang sind, schlagen die K o n t r a h e n ten h ä u f i g mit Knüppeln oder Fäusten nach b e s t i m m t e n , festgelegten Regeln aufeinander e i n , wobei sie sich durchaus e r n s t h a f t verletzen k ö n n e n . Der Sieger wird dann e b e n f a l l s nach festgelegten Regeln b e s t i m m t .

250

Ein weiterer Schritt zur Ritualisierung einer ernsthaften Auseinandersetzung sind die Gesangsduelle wie sie von den Eskimos, den Tiv (Nigeria) sowie aus dem bayrisch - österreichischen Raum beschrieben wurden ( c f . EIBL-EIBESFELDT ( 1 9 7 0 : 9 3 f f . ) ) . In diesen Fällen ist das Substitutionsverhalten kein direktes körperliches, sondern ein verbales Verhalten. Gleichwohl ist auch bei diesen Gesangsduellen (etwa im Fall der Eskimos) das substituierte Verhalten noch ein körperliches - nämlich der körperliche Kampf, der auf den Tod, zumindest aber auf eine Verletzung des Gegners abzielt. Die 'Bonner Runde' stellt in diesem Sinne noch einen weiteren Schritt in den interaktiv-verbalen Bereich dar. Das Verhältnis von Substitutionsverhalten und substituiertem Verhalten ist hier nicht mehr das von verbalem zu körperlichem,sondern von verbalem zu verbalem Verhalten. Der 'Bonner Runde 1 liegt die e r n s t h a f t e Diskussion und Auseinandersetzung um bestimmte politisch soziale Probleme und deren Lösung zugrunde. Solche Diskussionen werden im Parlament, in Fraktions- oder Ausschußsitzungen von z.T. erheblicher Länge g e f ü h r t . Ziel dieser Diskussionen ist es, den politischen Gegner im Kampf um konkrete politische Macht zu besiegen (ein K a m p f , der ja heute übrigens immer noch durch massive physische Gewalt ausgetragen w i r d ) , und dadurch eigene Positionen durchzusetzen und die damit verbundenen realpolitischen Vorteile zu erreichen. Daß eine solche e r n s t h a f t e Diskussion,die auch immer ein konkretes Ergebnis haben muß, im Rahmen der 'Bonner Runde' unmöglich ist, d ü r f t e unmittelbar verständlich sein. Die V i e l f a l t der Themen und Problembereiche, die in der kurzen Zeit der Sendung angesprochen werden, können nicht einmal annähernd ausdiskutiert, geschweige denn einer Entscheidung zugeführt werden. Über diesen Sachverhalt dürften sich mit Sicherheit alle Beteiligten einig sein. Dennoch wird das vorliegende Gespräch wohl von den meisten Gesellschaftsmitgliedern als sozial relevantes Ereignis erlebt

251

und d e f i n i e r t werden. Und zwar obwohl es nicht dem Zweck dienen k a n n , dem es, vordergründig b e t r a c h t e t , zu dienen scheint. Dieser Widerspruch e n t h ä l t jedoch vom Standpunkt der oben formulierten Turnierhypothese einen konkreten sozial-anthropologischen Sinn. Ein solches Turnier hat nun dasselbe Ziel, das auch eine ernsth a f t e Auseinandersetzung h ä t t e : I m Falle der 'Bonner Runde' geht es um die Vergrößerung des machtpolitischen Einflusses. Allerdings wird dies nicht durch Erarbeitung konkreter Ergebnisse hinsichtlich bestimmter Probleme (oder durch physische G e w a l t ) zu erreichen versucht, sondern eben mit den spezifischen Mitteln eines Turniers. Dazu gehört, daß keine wirklichen Lösungen von Sachproblemen ausgehandelt und vorgelegt werden, die den einen oder anderen der Partner als den kompetenteren ausweisen könnten. Es geht vielmehr d a r u m , für den Zuschauer, der ja in diesem Falle potentieller Wähler ist, erkennbar Pluspunkte zu sammeln. Der W i t z bei diesem Gespräch besteht also d a r i n , so zu tun (und dies für den Zuschauer auch deutlich zu m a c h e n ) , als ginge es tatsächlich um eine sachzentrierte Kommunikation b z w . als könne es tatsächlich um eine solche im Rahmen dieses Gespräches gehen. Gleichzeitig aber wird versucht, im Bereich der Beziehungskommunikation - also einer partnerzentrierten Kommunikation ( c f . SAGER (1981 a: 190 f f . ) ) - Pluspunkte zu sammeln und den Gesprächspartner in seiner Person auszustechen und zu diskreditieren. Dadurch soll der Eindruck hinterlassen werden, die so gesammelten Pluspunkte, d . h die Aufwertung der eigenen Person, seien Pluspunkte der problemzentrierten Gebrauchskommunikation. Der K o m m e n t k a m p f c h a r a k t e r ist also dadurch gegeben,daß das Ziel der Interaktion nicht durch die ursprünglichen,dem Zweck genuin entsprechenden Verhaltensmittel zu erreichen versucht wird,sondern durch ein spezifisch geregeltes Substitutionsverhalten. Die Vor- und Nachteile für die I n t e r a k t i o n s p a r t n e r , die im Rah-

252

men dieses Substitutionsverhaltens ausgehandelt werden, gelten dann als Vor- und Nachteile der im eigentlichen substituierten Verhalten implizierten Möglichkeiten. So wie im Bereich tierischen Verhaltens der Rückzug des einen Individuums, bewirkt durch die Droh- und Imponierveranstaltungen des Gegners, die tatsächliche, physische Vernichtung zu substituieren e r l a u b t , wird hier durch die Diskreditierung des politischen Gegners als individueller Person das sachlich begründete bessere Diskussionsergebnis s u b s t i t u i e r t . Es liegt also eine Ritualisierung von s a c h z e n t r i e r t e r Gebrauchskommunikation zu partnerzentrierter Beziehungskommunikation vor. Diese R i t u a l i s i e r u n g wird dadurch ermöglicht, daß im Gespräch eine c h a r a k t e r i s t i s c h e Personalisierung der partei- und machtpolitischen Verhältnisse der BRD vorgenommen wird. Die drei 1 D i s k u t a n t e n ' stehen dabei jeweils f ü r eine der drei politischen Gruppierungen. Der s p e z i f i s c h e Beziehungscharakter des Gespräches, das thematisch gleichwohl sachorientiert ist, wird durch eine Reihe von verbalen A k t i v i t ä t e n indiziert. Beispielhaft seien einige dieser ' F o r m u l i e r u n g e n 1 ( c f . GARFINKEL/SACKS ( 1 9 7 6 : 1 4 6 f f . ) ) aufgelis t e t , die die Beiträge der ' D i s k u t a n t e n ' G, K und B relativ gleichmäßig d u r c h s e t z e n . (Die Zahl in den Klammern bezeichnet den Außerungsbeitrag, in dem die entsprechende Formulierung vorkommt . ) ich glaube ( 3 ) , ich habe daran nichts abzustreichen ( 3 ) , das ist meine Überzeugung ( 5 ) , ich will meinen Freunden in Hessen danken ( 7 ) , da haben mir die Demoskopen... ein ganz anderes Ergebnis vorausgesagt ( 1 3 ) , ich h ä t t e übrigens nichts dagegen ( 1 7 ) , ich verstehe die Hörer und Zuschauer ( 1 7 ) , ich bin dem Kollegen Brandt sehr dankbar ( 3 3 ) , das überrascht mich nicht ( 3 9 ) , ich stehe zu meinem Wort ( 4 9 ) , aber für mich ist eine schlimme Sache ( 7 7 ) etc. Durch solche und ähnliche ' F o r m u l i e r u n g e n ' erreichen es die Gesprächspartner ,die thematisch sachorientierten Beiträge ( a u f dem 1. D e u t u n g s n i v e a u ) i n t e r a k t i v , d . h . s i n n h a f t und f u n k t i o n a l

253

(auf dem 2. und 3. Deutungsniveau) beziehungsorientiert zu definieren.So gesehen reden sie zwar über politisch-soziale Sachprobleme, handeln i n t e r a k t i v jedoch ihre gegenseitigen Gesprächspositionen aus und verhalten sich dementsprechend nach bestimmten Verhaltensdispositionen, die zu charakteristischen kulturellinstitutionellen Interaktionsereignissen g e f ü h r t haben. Das positive und negative Image ( G O F F M A N ) , das dabei dialogisch-intera k t i v gültig m a n i f e s t i e r t und etabliert wird, soll dem Zuschauer die machtpolitische Kompetenz und Potenz der jeweiligen politischen Gruppierung demonstrieren. Positives Image substituiert dabei große Kompetenz und den entsprechenden Anspruch auf die politische alpha-Position. Negatives Image substituiert geringe Kompetenz mit entsprechenden untergeordneten machtpolitischen Positionen. Das Selbstkonzept, das durch die spezifischen Gesprächsaktivitäten von den drei ' D i s k u t a n t e n ' m a n i f e s t i e r t und etabliert wird, ließe sich folgendermaßen k u r z skizzieren: Brandt:

der Selbstsichere, der Gewinner, der Verständigerer die Sorgen und Wünsche des Zuschauers k e n n t , sie unt e r s t ü t z t und sich mit ihnen solidarisiert; Kohl: der Pflichtbewußte, der A u f r e c h t e , d e r zu seinem Wort s t e h t , der Realist, der die schwierige Lage kennt und sich ihr m a n n h a f t zu stellen bereit ist,unabhängig von seinen persönlichen Belangen und Gefühlen; Genscher: der Verlierer, der Besorgte, der Unverstandene, der dem Wähler seine Position nicht hat deutlich machen können, der aber trotz allem sich seiner Pflicht bewußt ist und der auch die K r a f t für schmerzliche Entscheidungen h a t . Die unterschiedlichen Selbstkonzepte enthalten implizit einen R a n g k o n f l i k t zwischen B und K. Dieser K o n f l i k t ist natürlich nicht durch das vorliegende Gespräch entstanden,sondern hat seinen Grund in den politischen Auseinandersetzungen der durch B und K vertretenen Parteien. Daß der K o n f l i k t hier jedoch partnerorientiert zwischen B und K m a n i f e s t i e r t w i r d , bestätigt die Hypothese der substituierenden Ritualisation von Gebrauchs- und Beziehungskommunikation.

254

Besonders deutlich wird dieser K o n f l i k t und damit der spezifische Mechanismus des Kommentturniers an einem V e r h a l t e n , das man als Triumphgebaren bezeichnen k ö n n t e . K, der dieses Verhalten in ausgeprägtem Maße zeigt, versucht damit seinen Gegner B zu diskreditieren und sich selbst positiv a u f z u b a u e n . D a s hier als Triumphgebaren bezeichnete Verhalten m a n i f e s t i e r t sich in Runde IV, k o n s t i t u i e r t durch die Äußerungsbeiträge 32 - 37. Mit dieser Runde wird die für das Gespräch an sich übliche Kommunikationsstrategie von FRAGE-ANTWORT-Sequenz durchbrochen sich mit einem DISPUTATIV unmittelbar an B.

und K wendet

Ausgangspunkt dieser charakteristischen Phase ist der Versuch von B, seine dominante Position weiter zu bekräftigen und zu s t ä r k e n durch den H i n w e i s , daß seine politische Position durch weitere veränderte M e h r h e i t s v e r h ä l t n i s s e einer neuen politischen K r a f t g e s t ü t z t und bestätigt wird (es gibt an diesem Abend der hessischen Wahl die M e h r h e i t diesseits der Union, Herr Kollege Kohl ( 2 3 ) ) . Auf den damit m a n i f e s t i e r t e n Versuch B ' s , K ' s Bestreben zu desavouieren, reagiert K nun seinerseits mit dem B's Position desavouierenden und diskreditierenden Triumphgebaren. Die konstituierenden M o m e n t e , die dieses spezifische Konfliktdisplay etablieren sind: - P a r t n e r d e f i n i t i o n in Verbindung mit - P a r t n e r a b w e r t u n g bei gleichzeitigem - expliziten Ausdruck einer freudig zufriedenen Stimmungslage sowie einer - politische Konsequenzen in Aussicht stellenden Drohung. K d e f i n i e r t hier also die vorausgehenden Äußerungen von B als solche, die B in seiner Position bloßstellen und diskreditieren, wobei er eine Wertbasis (SAGER (1982 b)) u n t e r s t e l l t , die eine solche Abwertung g e r e c h t f e r t i g t . D a ß eine solche Partnerabwertung im folgenden dann nicht durch reparierende A k t i v i t ä t e n in ihrer V a l i d i t ä t ( c f . SAGER (1981 a: 341 f f . ) ) d e m o n t i e r t , sondern noch durch eine f r e u d i g s i e g h a f t e Selbstdarstellung v e r s t ä r k t w i r d ,

255

macht ihren Status als einen von K als erfolgreich d e f i n i e r t e n Turniergang um so deutlicher. Sie zeigt den Mechanismus dessen, was oben als das für den Zuschauer deutlich erkennbare 'Sammeln von P l u s p u n k t e n 1 bezeichnet wurde, bei dem die e r n s t h a f t e , sachorientierte Auseinandersetzung durch einen beziehungsorientierten Schlagabtausch substituiert w i r d . Entsprechend dem Ausgang der Hessenwahl besitzt B die alpha-Position, G ist der Untergeordnete und K ist d e r , der die alphaPosition zu erringen versucht. Dieser speziellen Rangordnung, die vor allem auch durch den R a n g k o n f l i k t und das soeben beschriebene K o n f l i k t d i s p l a y zwischen B und K bestätigt w i r d , e n t spricht interessanter Weise das in 3.1 e r w ä h n t e Anrededisplay der drei ' D i s k u t a n t e n ' G, K und B. Wie oben bereits f e s t g e s t e l l t wurde, dient das Anrededisplay der Etablierung des a x i a l e n Hörers. Dieser s t r u k t u r i e r e n d e n Bedeutung im low-level-Bereich kommt eine spezifische z u s ä t z l i c h e V e r h a l t e n s f u n k t i o n im highlevel-Bereich zu. Diese Funktion

ist

allerdings

bei den Diskussionsleitern

und

' D i s k u t a n t e n ' unterschiedlich ausgeprägt. Während die Journalisten die Namensnennung in der A n l a u f p h a s e der Redebeiträge primär in direktionaler Hinsicht verwenden, also um den axialen Hörer zu d e f i n i e r e n , ist die Anrede bei den P o l i t i k e r n in s t a r k e m Maße beziehungsorientiert. Durch das einmalige oder mehrmalige Nennen des Namens bekommt der Redebeitrag eine wesentlich persönlichere Note. Die A n t w o r t erhält den C h a r a k t e r einer persönlichen A n t w o r t für den jeweils fragenden J o u r n a l i s t e n . Dies ist n a t ü r l i c h hinsichtlich des gegebenen Status dieses Gespräches eine verschleiernde Strategie, die aber ganz im Sinne der oben beschriebenen Ritualisierung von Gebrauchs- zu Beziehungskommunikation, d i e n t . Sie ist eine Imagesubvention,die eine Selbstaufwertung bewirken soll. Der durch das Anrededisplay persönlich g e f ä r b t e Redebeitrag erhält einen a f f i l i a t i v e n C h a r a k t e r . A n r e d e display wirkt beschwichtigend, indem es N ä h e , enge i n t e r a k t i v e

256

Bindung (entsprechend der Etablierung von axialen Hörern) signalisiert. Es enthält das Moment der Honorierung der Individualität und Integrität der angesprochenen Person und impliziert damit ein partneraufwertendes M o m e n t . Eine solche i n t e r a k t i v e ' E h rung' des Partners schlägt dann natürlich positiv auf das eigene Image zurück. Einer solchen Deutung des Anrededisplay im high-level-Bereich entspricht das in der 'Bonner Runde 1 vorliegende Verhalten der drei ' D i s k u t a n t e n ' . B, der die alpha-Position besitzt, erwidert in keinem einzigen der F ä l l e , i n denen er durch Anrededisplay als axialer Hörer d e f i n i e r t w i r d , das Anredeverhalten, K erwidert es in der Hälfte aller Fälle und G in 2/3 aller Fälle. Der in der Rangordnung an erster Stelle stehende.dominante Partner benötigt keinerlei Beschwichtigungsverhalten, der in der Rangordnung an letzter Stelle stehende verwendet es am h ä u f i g s t e n . Mit anderen Worten : Das spezifische Anrededisplay in der 'Bonner R u n d e ' indiziert die vorliegende Rangordnung. Die Übereinstimmung von ( p o l i t i s c h e r ) Rangordnung und Anrededisplay wird ebenfalls durch die im Rahmen der q u a n t i t a t i v e n Analyse festgestellten Häufigkeitsverteilungen der Gesprächspartner, wie sie in Tabelle (4) dargestellt ist, bestätigt. Auch hier ist es so, daß im extremen low-level-Bereich B das größte Ausmaß an Gesprächsaktivitäten zeigt, G dagegen das geringste Ausmaß. Es ist also o f f e n s i c h t l i c h so, daß im low-level-Bereich, in dem die konversationelle K o n t r o l l i e r t h e i t nicht in dem Ausmaß vorhanden ist wie im high-level-Bereich, die spezifischen Dialogaktivitäten in weitaus stärkerem Maße von solchen Faktoren wie etwa der s i t u a t i v gegebenen Rangposition abhängen. Diese Hypothese ist durchaus vereinbar mit den weiteren Daten aus Tabelle ( 4 ) . Im high-level-Bereich ist die Verteilung der A k t i v i t ä t e n auf die 1 drei ' D i s k u t a n t e n wohl ausgewogen, was auf den steuernden Einf l u ß der das Turnier organisierenden 'Diskussionsleiter' N und R z u r ü c k g e f ü h r t werden kann.Diese Geordnetheit des Gesprächs wurde ja ebenfalls bereits in der q u a n t i t a t i v e n Analyse durch ver-

257

schiedene S t r u k t u r m e r k m a l e bestätigt : so durch den c h a r a k t e r i stischen A k t i v i t ä t s r h y t h m u s , wie er sich im V e r l a u f s s o z i o g r a m m , den Polygonzugsystemen und dem K o n s t i t u t i o n s k o e f f i z i e n t e n andeutete. Alle diese Merkmale s t ü t z e n die j e t z t in der q u a l i t a t i v e n Analyse aufgestellte Hypothese vom Turniercharakter der 'Bonner Runde'. Insgesamt stehen also einerseits die gleiche Verteilung der R u n den auf die drei ' D i s k u t a n t e n ' , durch die alle drei die gleichen Chancen e r h a l t e n , der periodisch alternierende A k t i v i t ä t s r h y t h mus.der sich in einem r e l a t i v hohen K o n s t i t u t i o n s k o e f f i z i e n t e n ausdruckende monologische Charakter der Redebeiträge sowie die damit zusammenhängende geringe H ö r e r s i g n a l a k t i v i t ä t dem auf die Rangordnung z u r ü c k f ü h r e n d e n Ungleichgewicht der Außerungsbeiträge und den Unterschieden im Anrededisplay sowie der spezifischen I n t e r f e r e n z von Gebrauchs- und B e z i e h u n g s k o m m u n i k a t i o n , wie sie sich etwa im Triumphgebaren m a n i f e s t i e r t , gegenüber. Wie wir zusammenfassend feststellen k ö n n e n , bestätigen und s t ü t zen die verschiedenen, auf den u n t e r s c h i e d l i c h e n Deutungsebenen im high- wie low-level-Bereich und im q u a n t i t a t i v e n und q u a l i t a tiven Z u g r i f f auf das Gespräch e r m i t t e l t e n Phänomene sich gegenseitig. Es sollte damit deutlich w e r d e n , daß es nicht a u s r e i c h t , Gespräche nur auf einer theoretisch legitimierten und f a ß b a r e n Ebene zu beschreiben. Gespräche sind vielschichtige, dynamische Ereignisse, denen nur ein entsprechend komplexes, den Schichtc h a r a k t e r r e f l e k t i e r e n d e s Modell gerecht zu werden in der Lage ist.

258

K: N: G: N:

2 9 / 4 7 , 48, 49 30 / 50 31 / 51 32 / 52

5 / 7, 8, 9 6 / 10 7 / 11 8 / 12 9 / 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19 1O / 2O

G: N: B: R: B: R:

33 34 35 36 37 38

11 / 21 12 / 22 13/23 14 / 24, 15 / 27 16 / 28, 17 / 31 18 / 32 19 / 33 20 / 34 21 / 35, 22 / 38 23 / 39 24 / 40 25 / 41 26 / 42, 27 / 45 28 / 46

K: M: K: B: K: B: K: N: K: M: K: N:

39 / 65 40 / 66 41 / 67 42 / 68 43 / 69 44 / 70 4 5 / 7 1 , 72, 73 46 / 74 47 / 75 48 / 76 49 / 77 50 / 78

G: N: B: R: G: N:

51 52 53 54 55 56

15 16 17 18 19 2O 21 22 23 24 25 26 27 28

F-A / 46, 47 F-A / 48, 49 D / 50, 51 F-A / 52, 53 D / 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59 F-A / 60, 61, 62, 63 D / 62, 63, 64, 65 F-A / 66, 67 D / 67, 68, 69, 7O, 71, 72, 73 F-A / 74, 75 F-A / 76, 77 F-A / 78, 79 F-A / 80, 81 F-A / 82, 83

N: R: G: N:

1 2 3 4

K: R: K: N: B: N: B: N: B: N: B: N: B: N: K: B: K: R: G: N: G: N: G: N:

/ / / /

1 2 3, 4, 5 6

25, 26 29, 30

36, 37

43, 44

/ / / / / /

/ / / / / /

53 54 55, 56, 57, 58, 59 60, 61, 62 63 64

79 80 81 82 83 84

Tabelle ( 1 ) 1 2 3 4 5 6 7 8

F-A / 2, 3 F-A / 4, 5 F-A / 6, 7 F-A / 8, 9 F-A / 10, 11 F-A / 12, 13, 17, 23 D / 14, 15, 16, 17 D / 18, 19, 2O, 21, 22, 23

9 F-A / 24, 25, 26, 27 10 F-A / 28, 29, 30, 31 11 D / 32, 33, 34, 35, 36, 37 12 F-A / 38, 39 13 F-A / 40, 41 14 D / 42, 43, 44, 45

Tabelle ( 2 )

259

i R, N

VII N -»•G / 50 - 53 VIII N, Rfr-K / 54 - 63 IX R, N ».K / 64 - 77 X N fci-G / 78, 79 XI S 1*>B / 8O, 81 XII R *>G / 82, 83

-»-G/2-5

II N, R —-—»»K / 6 - 11 III N, K— »·· B / 12 - 31 IV N, B ——»•K / 32 - 37 V R, N VI N

-^. G / 38 - 45 1k. K / 46 - 49

Tabelle ( 3 )

KB

Sequenzen

RB

Runden

N

%

N

9

32,14

5

41,67

10

35,71

4

33,33

19,64

9

32,14

3

25,pO

100

28

10O

12

100

N

%

N

%

N

29

34,52

20

35,71

R

9

10,71

6

10,71

G

1O

11,91

8

14,29

K

17

20,24

11

19,64

B

19

22,62

11

84

100

56

Tabelle ( 4 )

den Gegner schachmatt setzen

eine bestimmte Handbewegung machen

Abbildung ( 1 )

%

260

. zunehmende Deutungaleiatung

«j u

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Xuflerungskocnple ufterungeinterv Xueerungsbeitra< Xu&erung

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4

II II

κ βm

Deutungssprache 0 . Ordnung

Rede Redethema Redebeitrag Element antust er

Deutungscprache 1 . Ordnung

Diskurs Diskurssequenz Die k r sbe i trag Di s k r s tug

Dialog Dialogepisoda Dialogbeitrag Dialogzug

g 1c

Deutunga spr che 2 . Ordnung

rj

Deutung s Sprache 3. Ordnung

Termini der Deutungaaprache (hierarchisch s

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A

262

Abbildung ( 4 ) LU

Q

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W in

«β

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W

LU

V

O

Abbildung ( 9 ) Konstitutionskoeffizient k.

BR: ^«.0,86 1.00 0.9

o.a 0.7 0,6 0.5 0.4 0.3 0,2 0.1

10

20

263

Bonner Runde: Xußerungsbeiträge

Abbildung ( 5 )

Bonner Runde: Redebeiträge

13

M.

264

Studentendiskussion: Außerungsbeiträge

Abbildung ( 7 )

15

13

A B c

12

D E

14

11 10 9

7 6 5

. 3

1

10

11

12

13

U

12

13

U

15

Studentendiskussion: Redebeiträge

10

11

15

PROTEKTIVES

KOMMUNIKATIONSVERHALTEN

BEI

DER

EINFÜHRUNG

DES

k o m m u n i k a t i v e r Verhaltensweisen

am

GESPRACHSGEGENSTANDES

Versuch

einer F a l l a n a l y s e

A n f a n g einer Diskussion WOLFGANG SUCHAROWSKI

Gesprächsanalyse als Beschreibung kativer Aufgabenstellungen Gesprächsanalysen

von Problemlösungen kommuni-

sind in der L i n g u i s t i k

Die Ursachen d a f ü r

können zum einen

nicht

unumstritten.

d a r i n gesehen werden, daß

es kein V e r f a h r e n g i b t , das die D u r c h f ü h r u n g von Gesprächsanalysen auf eine Weise f e s t l e g t , die allgemein a n e r k a n n t und w i s s e n s c h a f t s t h e o r e t i s c h so abgesichert ist, daß keine Einwendungen gemacht werden k ö n n t e n . Zvar zeichnen sich bestimmte Techniken ab, von denen die der Conversation Analysis die ist, die durch die O f f e n h e i t ihres Konzeptes wohl die umfassendsten E r f a h r u n g e n bei der A n a l y s e von K o m m u n i k a t i o n s v o r g ä n g e n sammeln konnte.

( 1 ) Da ihr

allgemein

Interesse sich auf den Kommunikationsvorgang

bezieht,

ist

eine Übernahme

des Konzeptes

für die

L i n g u i s t i k nur bedingt m ö g l i c h . H i n z u kommt f e r n e r ein sehr spezifisches M e t h o d e n v e r s t ä n d n i s , das nicht ohne weiteres mit den Vorstellungen in E i n k l a n g gebracht werden k a n n , wie sie in der Linguistik existieren. (2) Das wirft d i e g r u n d s ä t z l i c h e Frage auf, inwieweit nicht Problemstellungen von der L i n g u i s t i k her e n t w i c k e l t werden m ü s s e n , aus deren Perspektive sich d a n n die Frage nach einer geeigneten Methode s t e l l t . Nachdem Gesprächsanalysen Forschung haben,

ist

Kommunikation

zum Gegenstand

ihrer

es s i n n v o l l , vom k o m m u n i k a t i v e n Geschehen

her die F r a g e s t e l l u n g zu e n t w i c k e l n . J e m a n d , der zu den ersten zu zählen ist, die auf diesen Aspekt a u f m e r k s a m gemacht h a b e n , war U N G E H E U E R . (3) Er sieht im k o m m u n i k a t i v e n Ereignis einen äußerst komplexen Problemlösungsvorgang, vor den sowohl der Sprecher wie auch der Hörer g e s t e l l t w i r d . (4) Bei der verbalen Kommunikation

sind nach seiner M e i n u n g

w e n i g s t e n s zwei Grund-

266

Probleme

von den Beteiligten

zu bewältigen.

Es muß beim Ge-

sprächspartner Verständnis über das v e r m i t t e l t e Wissen erlangt werden und es muß vom Angesprochenen verstanden w e r d e n , i n chem

a r g u m e n t a t i v e n Zusammenhang

wel-

das von ihm e r k a n n t e Wissen

eingeordnet werden s o l l . ( 5 ) A n d e r s f o r m u l i e r t k ö n n e n wir sagen: Der Sprechende muß seine verbalen Mittel so w ä h l e n , daß es dem Angesprochenen möglich ist, ren,

eine W i r k l i c h k e i t zu r e k o n s t r u i e -

die der gedachten Wirklichkeit

nahe k o m m t .

möglichst

Der Sprecher muß seine verbalen M i t t e l so gestal-

t e n , d a ß dem Angesprochenen Elementen

des Sprechers

deutlich w i r d , w i e mit den einzelnen

der r e k o n s t r u i e r t e n W i r k l i c h k e i t

daß er ein Ziel erkennen k a n n ,

umzugehen ist,

auf das hin er die

so

Rekonstruk-

tion ausrichten k a n n . Damit lassen sich

eine Reihe

konkreter Problemstellungen für

d i e Kommunikationsteilnehmer verbinden.

UNGEHEUER

b e t o n t , d a ß der gesamte Vorgang ein dynamischer Bezug

auf bestimmte Wissenselemente

ihnen umzugehen ist,

(1977, 44)

Prozeß ist. Der

und der H i n w e i s ,

wie mit

u n t e r l i e g t in einem Gespräch anderen Be-

dingungen als bei einem Text. Der Angesprochene muß sukzessive Elemente v e r k n ü p f e n ,

die in einzelner Folge und bedingt durch

die E i g e n t ü m l i c h k e i t der Syntax allgemein die Möglichkeiten der Sprecher glaubt,

speziell durch

der Satzgliedfolge dargeboten werden.

Unsicherheiten

k a n n er

und

versuchen,

beim Angesprochenen Anschlußstellen

wickelten Diskurs hervorzuheben

und

Wenn

zu bemerken

im bisher

nachträglich

ent-

so auf die

V e r k n ü p f u n g s s t r u k t u r E i n f l u ß zu n e h m e n . Dasselbe g i l t , wenn er den Eindruck g e w i n n t , d i e gewählte Form der Lexikalisierung hat nicht zur angestrebten R e k o n s t r u k t i o n

des W i r k l i c h k e i t s e l e m e n -

tes g e f u h r t . A u c h hier k a n n er neue Versuche u n t e r n e h m e n , indem er das Geäußerte p a r a p h r a s i e r t . Die Folge solcher Vorgänge ist allerdings,

daß die B i n n e n s t r u k t u r

des Diskurses

Zielstrebigkeit verlieren k a n n , und so

eine gewisse Heteroge-

n i t ä t e n t s t e h t , die wiederum zu neuen Problemen sprochenen f ü h r e n k a n n . ( 6 )

an innerer

bei den Ange-

267

Um den gegenseitigen zieren, ist,

V e r s t ä n d i g u n g s p r o z e ß n i c h t mehr zu kompli-

als dies a u f g r u n d der S p r a c h s t r u k t u r bereits der Fall

lassen sich in der A l l t a g s k o m m u n i k a t i o n v i e l f ä l t i g e For-

men beobachten,die zu einer g e o r d n e t e n Abwicklung des Diskursgeschehens beitragen sollen. LEECH ( 1 9 8 3 ) hat in diesem Zusammenhang von

die von GRICE ( 1 9 7 5 ) in die Diskussion gebrachte Idee

k o m m u n i k a t i v e n P r i n z i p i e n a u f g e g r i f f e n und vorgeschlagen,

grundsätzlich

zwischen zwei Gruppen von P r i n z i p i e n

zu u n t e r -

scheiden. Er g l a u b t , daß die Sprecher sich zum einen

an Prin-

zipien o r i e n t i e r e n , d i e sich a u f g r u n d der T e x t s t r u k t u r ergeben, und solchen P r i n z i p i e n , d i e sich aus der i n t e r a k t i v e n h e r l e i t e n lassen.

Situation

Entsprechend ordnet er das P r i n z i p

der Ko-

o p e r a t i o n , wie es GRICE vorgeschlagen h a t , und das P r i n z i p der H ö f l i c h k e i t zu dem Bereich, nennt.

den er

Davon u n t e r s c h e i d e t er die

P r i n z i p i e n zuweist

rhetoric1

'interpersonal

'textual rhetoric1,

der er

wie P r o z e s s u a l i t ä t , D e u t l i c h k e i t , Sparsam-

keit u n d D a r s t e l l b a r k e i t . ( 7 ) Aus einer solchen Sicht stellt sich das zu lösende Problem als ein Lösungsvorgang d a r , festgelegt

nachdem

das k o m m u n i k a t i v e Ziel

und das zu v e r m i t t e l n d e Wissenselement

worden ist, die

der,

darin besteht,

eine Lexikalisierung v o r z u n e h m e n ,

nicht dem H ö f l i c h k e i t s p r i n z i p entgegensteht,

wählt ist,

ausgewählt die so

ge-

daß der Angesprochene keine falschen konnotationen

damit v e r b i n d e t , einen möglichst leichten Zugang zum damit Gemeinten erlangt stehen k a n n .

und das Geäußerte g r u n d s ä t z l i c h richtig

ver-

Die Äußerung muß Äußerungselement für Äußerungs-

element r e a l i s i e r t w e r d e n .

Das hat zur Folge, daß der Akt der

L e x i k a l i s i e r u n g stets in enger A b h ä n g i g k e i t zur P r o z e s s u a l i t ä t des Geäußerten gesehen werden m u ß . Zwar o r g a n i s i e r t die S y n t a x bis zu einem gewissen Grad die Abfolge der E l e m e n t e , reits die M ö g l i c h k e i t , glieder deutlich,

durch die Wahl der Position

doch beder Satz-

eine besondere Art der Sichtweise zu e r z e u g e n ,

macht

daß der Sprecher n i c h t e i n f a c h grammatischen Regeln

folgen k a n n , s o n d e r n auch w e i t e r h i n der Forderung nach K l a r h e i t in den Beziehungen der Elemente z u e i n a n d e r sowie Angemessenheit

268

und Deutlichkeit tet bleibt.

bei der Wahl der V e r k n u p f u n g s m i t t e l v e r p f l i c h -

Wenn komplexe S a c h v e r h a l t e v e r m i t t e l t werden müssen, die sich nicht in einem S a t z erfassen lassen, hat der Sprecher darüberh i n a u s zu b e d e n k e n , daß das, worauf bereits sprachlich Bezug genommen worden i s t , z u e i n a n d e r in b e s t i m m t e Beziehungen t r i t t . Um E i n f l u ß darauf zu nehmen, stehen ihm sprachliche Mittel zur V e r f u g u n g , d i e über die Satzgrenze h i n a u s V e r f l e c h t u n g e n organisieren. Aus den U n t e r s u c h u n g e n über das Erzählen im Alltag ist b e k a n n t , daß bei komplexen S a c h v e r h a l t e n , die verbal v e r m i t t e l t werden m ü s s e n , b e s t i m m t e A u f b a u p r i n z i p i e n in der Abfolge der dargestellten Wissenselemente beachtet werden. ( 8 ) Wenn daher der Sprecher bei seiner D a r s t e l l u n g eines komplexen Sachverhaltes auf ein solches A u f b a u p r i n z i p z u r ü c k g r e i f e n k a n n oder w i l l , ist es s i n n v o l l den Angesprochenen darauf a u f m e r k s a m zu machen. (9) Er k a n n d a m i t , bezogen auf das Kooperationsprinzip, anzeigen, daß das, was j e t z t geäußert w i r d , nicht gegen das Gebot der Q u a n t i t ä t verstößt, daß Sachverhalte in einem größeren Zusammenhang erst ihre Relevanz g e w i n n e n , und daß er dem Geäußerten eine b e s t i m m t e Bewertung beimißt. Da in solchen Fällen

eine längere Redezeit

beansprucht

wird,

ergibt sich a u f g r u n d des Gebots der Höflichkeit die Notwendigk e i t , immer wieder zu p r ü f e n , ob das Geäußerte zum Erreichen des allgemeinen Zieles beigetragen h a t . Das hat zur Folge, daß im Sinne des P r i n z i p s der Verständlichkeit an geeignet erscheinenden Stellen das Verstandene g e p r ü f t w i r d , ohne dabei wied e r u m das H ö f l i c h k e i t s p r i n z i p zu v e r l e t z e n . Dies geschieht norm a l e r w e i s e i n t e r a k t i v und s i m u l t a n . Wenn ein längerer Beitrag ' a n g e s a g t 1 ist, werden dem Sprecher vom Hörer regelmäßig Sign a l e gegeben, die A u f m e r k s a m k e i t , Zustimmung, Neugier oder auch U n v e r s t ä n d n i s a u s d r ü c k e n , und so eine Kontrolle über das Geäußerte e r l a u b e n , inwieweit es beim Angesprochenen a n k o m m t . ( 1 0 ) Dieser bestätigende Austausch k a n n auch verbal erfolgen, indem der Hörer k l e i n e r e , zustimmende oder ergänzende Beiträge m a c h t ,

269

ohne dadurch das vom Sprecher v e r f o l g t e A u f b a u p r i n z i p stören zu müssen. Der Hörer kann auf diese Weise Erfolg oder Mißerfolg bei der Beachtung des Kooperationsprinzips anzeigen. Ziel einer Analyse kann es daher sein, a u f z u z e i g e n , welche Lösungswege, die I n t e r a k t i o n s p a r t n e r im Verlauf einer Kommunikation einschlagen, um ihr Ziel zu erreichen. Wenn das Problemfeld zutreffend beschrieben worden ist, dann ergeben sich für den Linguisten eine Reihe konkreter Fragen, die er aufgrund seines Wissens über die Funktionsweise von Sprache am ehesten beantworten k a n n , und insofern ist er besonders angesprochen, A n t w o r t e n zu f i n d e n . Da verbale K o m m u n i k a t i o n ein Vorgang ist, bei dem Außerungselement f ü r Außerungselement vorgetragen werden muß, und da K o m m u n i k a t i o n dann erfolgreich ist, wenn die Gesprächspartner aus diesen Elementen die äquivalenten Einheiten bilden, ist linguistisch a u f z u z e i g e n , wie sich im Verlauf eines Diskurses eine Diskurswelt h e r a u s k r i s t a l l i s i e r t , die von den Gesprächspartnern geteilt wird. Eine Analyse sollte daher sichtbar machen, wie ein tatsächlicher oder nur angenommener Konsens über den Gesprächsgegenstand hergestellt wird, und wie schrittweise das Kommunikationsziel angestrebt werden k a n n . Eine Analyse h ä t t e deshalb herauszuarbeiten, welche Rolle dabei den verbalen M i t t e l n z u k o m m t , wie und wo sie durch zusätzliche Ausdrucksmittel g e s t ü t z t werden, und wann auf andere Ausdruckssysteme g r u n d s ä t z l i c h ausgewichen wird. Mit einer solchen Beschreibung können Verhaltensweisen aufgedeckt werden, nach denen die Gesprächspartner f ü r sich und miteinander v e r f a h r e n , um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Auf diese Weise lassen sich u . U . typische V e r h a l t e n s m u s t e r f ü r den einzelnen Gesprächsteilnehmer herausarbeiten oder aber auch Verhaltensweisen aufdecken die in A b h ä n g i g k e i t zu einem bestimmten k o m m u n i k a t i v e n Problem als typischer Lösungsweg bezeichnet werden k ö n n e n . ( 1 1 ) Die d e s k r i p t i v angelßgte Analyseweise hat vorrangig zum Ziel a u f z u z e i g e n , was durch die sprachlichen M i t t e l in die Kommuni-

270

kation

eingebracht

der Ä u ß e r u n g e n

wird.

aller am Diskurs

gegangen werden k ö n n e n , worden ist.

A u s einer

sukzessiven Beschreibung

Beteiligten soll so dem nach-

was jeweils

'ins

Gespräch

gebracht1

Die A n a l y s e soll i n s o f e r n a u f d e c k e n , worauf sprach-

lich Bezug genommen worden ist, und wie dadurch der V e r l a u f der Kommunikation beeinflußt wird. Die A n a l y s e setzt am jeweiligen Äußerungssegment an, Bezug

zum A u ß e r s p r a c h l i c h e n h e r s t e l l t .

Beispielanalyse

das Bezugsobjekt.

wird in seinen

in unserer

h e r a u s g r e i f e n , das zum Aus-

g a n g s p u n k t des Gesprächs gemacht wird. rungssegment

Wir werden

das einen

Das so bestimmte

lexikalischen

und

Auße-

syntaktischen

E i g e n t ü m l i c h k e i t e n im H i n b l i c k auf den d a m i t ins Spiel gebrachten S a c h v e r h a l t

beschrieben.

öffnende Einführung weil sich

gerade

finden lassen,

Unsere Beschreibung wird die

des Gesprächsgegenstandes in der Einleitungssequenz

herausgreifen , wichtige Hinweise

wie von den Teilnehmern hier ein k o m m u n i k a t i v e s

Problem zu lösen versucht wird, abzeichnen,

er-

und wie sich dabei Lösungswege

die t r o t z d e u t l i c h e r Unterschiede

in den D e t a i l s ,

aus einem g e m e i n s a m e n V e r h a l t e n s m u s t e r e r k l ä r t werden k ö n n e n . M i t der u n m i t t e l b a r e n E i n f ü h r u n g des Gegenstandes eng verbunden ist

die Art und Weise,

wie die B i n n e n s t r u k t u r

des jeweiligen

Redebeitrags organisiert w i r d , so daß im weiteren Analysevorgehen aus der T e x t s t r u k t u r des e r ö f f n e n d e n Beitrags auf die darin e r k e n n b a r e n Bezüge zum Gegenstand und aus der A r t , wie der Bezug h e r g e s t e l l t w i r d , Z i e l v o r s t e l l u n g e n e r k a n n t werden k ö n n e n . Da

die Beiträge

nicht

Kommunikationsform

eine

nebeneinander gewisse

ligen Redebeitrags u n t e r s t u t z t , den vorausgegangenen Sprecher u n t e r b r o c h e n , finden insofern

Beiträgen.

stehen

, auch wenn

Eigenständigkeit

die

des jewei-

ergeben sich jeweils Bezüge zu Verschiedentlich

werden

so daß sie d a r a u f reagieren müssen.

durchaus Verflechtungen

statt,

von einem Sprecher k o n s t i t u t i e r t e Bezugsobjekt

die Es

durch d i e d a s u n m i t t e l b a r von

anderen T e i l n e h m e r n des Diskurses angesprochen wird.

Diese Un-

271

terbrechungen sieren, welt

erlauben, wenn sie den Bezugsgegenstand t h e m a t i -

einen Einblick,

ob und

von den Beteiligten

zwei Anschlußstellen.

die angestrebte Diskurs-

geteilt w i r d .

Die eine

terbrochen worden ist,

wie ist

U n t e r b r e c h u n g e n haben

auf den g e r i c h t e t , der un-

die andere bietet

die M ö g l i c h k e i t

zur

Reaktion auf die Unterbrechung. Beide Male k a n n g e p r ü f t werden, wie die Teilnehmer suchen.

auf die D i s k u r s w e l t

Aus der Art

Schlüsse

der E i n f l u ß n a h m e

gezogen w e r d e n ,

Kommunikationsproblem

mit welchen

jeweils

In diesem Zusammenhang

E i n f l u ß zu nehmen wiederum Mitteln

zu lösen

verdienen auch

können

veru. U.

ein bestimmtes

versucht

worden ist.

Äußerungen

Aufmerksam-

keit , mit denen die Sprecher auf das vorausgegangene Diskursgeschehen insgesamt Bezug n e h m e n . Ferner ist vorliegende Diskurs die Teilnehmer

zu bedenken, daß der

keine gewöhnliche K o m m u n i k a t i o n i s t ,

weil

nicht unter sich s i n d , sondern im Zuhörer b z w .

Zuschauer einen ' s t u m m e n ' Teilnehmer haben. Dieser k a n n auf das Gesprächsgeschehen keinen E i n f l u ß n e h m e n , er wird aber im nachhinein reagieren,

wenn er das Geschehen auf irgendeine Weise,

die wiederum ö f f e n t l i c h sein k a n n , daher,

inwieweit

Bezugsobjekte

kommentiert.

Zu p r ü f e n

ist

sich Außerungssegmente nachweisen lassen, die

aufbauen,

die aus

nicht abgeleitet werden k ö n n e n .

dem Diskursgeschehen I n w i e w e i t sie

selbst

durch einen an-

deren A n s p r e c h p a r t n e r e r k l ä r t werden k ö n n e n , muß von Fall zu Fall entschieden werden. Im vorliegenden Beispiel gibt es durchaus Indizien d a f ü r , daß dies von den Sprechern mitbedacht worden ist.

(12)

Versuch einer H i n f ü h r u n g zur eigenen Die K o m m u n i k a t i o n

im Rahmen

b e s t i m m t e n zuvor g e t r o f f e n e n

Diskurswelt

der Sendung 'Bonner R u n d e 1

folgt

Absprachen, die den Ablauf der In-

teraktion

sowie

den Gesprächsgegenstand b e t r e f f e n .

Zentraler

I n h a l t ist

das aktuelle Wahlergebnis, das zum Z e i t p u n k t des Ge-

sprächs in einem vorläufigen Endergebnis vorliegt. Grundsätzlich sind I n h a l t e , die in einem u n m i t t e l b a r e n Zusammenhang mit

272

dem Ergebnis stehen oder deren Zusammenhang hergestellt werden k a n n , zugelassen. Ein zweiter Themenkomplex wird durch die besonderen Ereignisse in Bonn bedingt. Dort steht ein möglicher Regierungswechsel bevor. Das Wahlergebnis spricht aber nicht f ü r diesen Wechsel, da die SPD überraschender Weise gut abgeschnitten h a t . Der Gegenstandsbereich des Gesprächs ist eng umrissen. Dasselbe gilt auch für die A r t , wie auf ihn Bezug genommen werden s o l l . E r w a r t e t werden eine Bewertung des Wahlergebnisses aus der Sicht der jeweiligen Partei und eine Erläuterung der möglichen Auswirkungen auf die z u k ü n f t i g e politische Arbeit der Partei. Im vorliegenden Beispiel soll mitgeteilt werden, ob und welche Auswirkungen die Wahl auf das V e r h a l t e n in Bonn auf Seiten der CDU und FDP haben wird. Für den einzelnen Sprecher liegt insof e r n der Gesprächsgegenstand f e s t . Das k o m m u n i k a t i v e Globalziel, eine Bewertung des Ergebnisses und Hinweise auf Folgen bei den Koalitionsverhandlungen sind ebenfalls vorgegeben. Das zu lösende k o m m u n i k a t i v e Problem besteht vorrangig in der Präsentation der Stellungnahme, die dem Ansehen der Partei beziehungsweise dem Sprecher zum Vorteil sein soll. Nachdem der E r ö f f n u n g s b e i t r a g die Form eines Statements erl a u b t , ist davon auszugehen, daß dieser vorbereitet worden ist. Die Sprecher können davon ausgehen, daß sie die Ereignisse aus ihrer Sicht vortragen können. Was dann ein jeder von ihnen auch zu tun versucht. Sprecher G. e r ö f f n e t seinen Beitrag mit einer Bezugnahme auf den Sachverhalt W A H L E R G E B N I S , indem er eine Bewertung des Sachverhaltes v o r n i m m t . Herr Reiche, ich GLAUBE, daß an der NIEDERLAGE in Hessen nichts zu BESCHÖNIGEN ist. Für Sprecher K. ist die direkte Bezugnahme auf das Wahlergebnis nicht ohne weiteres möglich, weil er von Moderator N. um eine Einschätzung der Folgen für die E R E I G N I S S E in Bonn gebeten wor-

273

den ist. Er muß eine Überleitung k o n s t r u i e r e n , die ihm e r l a u b t , so den Bezugsinhalt W A H L E R G E B N I S auf eigene Weise kurs einbringen zu k ö n n e n .

in den Dis-

ZUNÄCHST, Herr Nowottny, WILL ICH NATURLICH AUCH EIN WORT ZU DEM WAHLERGEBNIS S A G E N . I C H W I L L meinen Freunden in Hessen D A N K E N , wir haben eine ENTTÄUSCHUNG erlebt. Wir haben UNSER ZIEL in Hessen NICHT E R R E I C H T , es n u t z t gar nichts darum herum zu reden. Für Sprecher B. f ä l l t mit der Bemerkung von der ' M i n d e r h e i t e n regierung' ein R e i z w o r t , auf das er zuerst r e a g i e r t , bevor er dann wie Sprecher K. eigenständig das Wahlergebnis zum Gegenstand macht und in einen eigenen K o n t e x t seiner Lebensgeschichte e i n f ü g t . N E I N , die gegenwärtige S i t u a t i o n , auch in Bezug auf eine s p r u n g h a f t e Veränderung , E R I N N E R T MICH in gewisser H i n sicht AN DAS J A H R 1972. Das ist zehn Jahre h e r , da haben mir Demoskopen,öh, n i c h t zwei Wochen vor der W a h l , g e b ich zu, aber doch sechs Wochen vor der W a h l , ein g a n z anderes Ergebnis vorausgesagt, als das, was eingetreten ist. Der erste oberflächliche E i n d r u c k bestätigt die A n n a h m e , daß die Sprecher bemüht sind, ihr vorbereitetes Konzept e i n z u b r i n gen. Sie tun dies auch d a n n , wenn sich die k o m m u n i k a t i v e A u f g a benstellung bereits geändert h a t . Um diesen Vorgang besser verstehen zu können, soll schrittweise das Vorgehen der Sprecher untersucht werden, indem beschrieben w i r d , wie mit den Ä u ß e r u n gen eine bestimmte Diskurswelt angestrebt wird. Bei der Lösung der k o m m u n i k a t i v e n Aufgabe wird in erster Linie e r w a r t e t , daß der Bezug zu einem Bewertungssystem hergestellt wird. Dabei steht es dem Sprecher o f f e n , welches System er zu etablieren versucht. O f f e n ist a u c h , ob er ein solches System e x p l i z i t machen muß, da aus der Bezugnahme auf Ereignisse des politischen Alltags indirekt Wertungen abgeleitet werden können. Das kann u . U . von Vorteil sein, wenn eine Wertzuweisung in einem expliziten Wertsystem das K o m m u n i k a t i o n s z i e l vorteilh a f t e P r ä s e n t a t i o n g e f ä h r d e t oder dem Dialog-Gegner einen Vor-

274

teil v e r s c h a f f t . Die E r ö f f n u n g und E i n f ü h r u n g des Gegenstandes kann i n s o f e r n bereits eine Vorentscheidung für die Möglichkeit e n einer v o r t e i l h a f t e n Selbstdarstellung bedeuten. ( 1 3 ) Sprecher G. e r h ä l t als erster die M ö g l i c h k e i t zur Darstellung des Wahlergebnisses. Er tut dies, indem er gezielt den Sachverhalt über eine Bewertung desselben a n s p r i c h t . Im ersten Außerungssegment können vier Bezugnahmen voneinander unterschieden werden: BEWERTUNG ( 1 ) B E W E R T U N G (2) B E W E R T U N G (3)

ich glaube, daß es gibt n i c h t s zu beschönigen an y z ist eine N i e d e r l a g e

SACHVERHALT

d a s W a h l e r g e b n i s i n Hessen

y z

= = =

(i)

BEWERTUNG (2) B E W E R T U N G (3) S A C H V E R H A L T (i)

Der Bezugsgegenstand Wahlergebnis wird d u r c h die Wahl des Lexems ' N i e d e r l a g e 1 auf einem G e w i n n e r - V e r l i e r e r - P a r a m e t e r bewertet und erhält dort eindeutig den Wert ' V e r l i e r e r 1 . Das geschieht aber nicht u n v e r m i t t e l t . Vorgeschaltet werden zwei weitere Bewertungen. Die s y n t a k t i s c h e n Beziehungen betten die Bewertung (3) in die Bewertung ( 2 ) , u n d diese ist in die Bewertung (1) eingefügt. D i e Bewertung ( 3 ) s t u f t d e n Sachverhalt W a h l e r gebnis ein, Bewertung (2) e r h ä l t durch den Bezug zur Bewertung (3) pragmatisch den Wert eines Eingeständnisses. Dieses mit der Phrase 'es gibt nichts zu beschönigen' e x p l i z i t f o r m u l i e r t e Eingeständnis steht aber wiederum in Abhängigkeit zu der Bewertung ( 3 ) , d i e m i t d e m Ausdruck 'ich glaube, d a ß x ' l e x i k a l i siert worden ist. Das w i r f t die Frage a u f , in welcher Weise dadurch die nachfolgenden Bewertungen b e e i n f l u ß t werden sollen. Durch die E r ö f f n u n g 'ich glaube, daß x ' wird es m ö g l i c h , alles Nachfolgende unter dem G e s i c h t s p u n k t ' m e i n e persönliche Meinung ist, daß x ' zu fassen. Daneben gibt es auch die eher Diskurs s t r u k t u r i e r e n d e F u n k t i o n . Man zeigt an, daß man zur Übernahme eines a r g u m e n t a t i v e n D i s k u r s p a r t s bereit ist. ( 1 4 )

275

Sprecher G. begann mit einem Eingeständnis, Sprecher K. k a n n den Gegenstand Wahlergebnis nicht u n m i t t e l b a r kommentieren, weil er um eine Einschätzung der Folgen für Bonn gebeten worden ist. Eine solche, das zeigt die Analyse insgesamt, kann für die jeweiligen Sprecher am e r f o l g r e i c h s t e n d u r c h g e f ü h r t werden, wenn ihnen g e l i n g t , den Gegenstand eigenständig e i n z u f ü h r e n . Wir können den Beitrag

in sechs unterschiedliche Bezugnahmen

unterteilen,

die durch jeweils eigenständige Außerungseinheiten vom Sprecher K. realisiert werden. ANKÜNDIGUNG

zunächst will ich auch ein Wort zu SACHV E R H A L T ( i ) sagen

SACHVERHALT ( i )

d a s Wahlergebnis

DANKESBEKUNDUNG

ich

BEWERTUNG BEWERTUNG BEWERTUNG

w i r haben eine E n t t ä u s c h u n g erlebt w i r haben unser Ziel nicht erreicht es nützt gar nichts u m SACHVERHALT herum zu reden

(1) (2) (3)

will meinen Freunden in Hessen danken

(i)

Mit seiner A N K Ü N D I G U N G , etwas zum Wahlergebnis sagen zu w o l l e n , versucht der Sprecher K . , den ihm vom Moderator R. zugewiesenen R e l e v a n z p u n k t , nach diesem Wahlergebnis Konsequenzen für Bonn neu zu überdenken, zu v e r ä n d e r n , um die Möglichkeit zu g e w i n n e n , das Wahlergebnis auf seine Weise in den Diskurs einzuführen. Nach der Ü b e r l e i t u n g eröffnet Sprecher K. in einer h ä u f i g zu beobachtenden Manier seinen Beitrag mit einer D A N K E S B E K U N D U N G an die P a r t e i f r e u n d e . Dem schließen sich drei BEWERTUNGEN an, die den Gegenstand auf neue Weise ins Spiel bringen. Durch die BEWERTUNG (3) gibt Sprecher K. zu, sich ein anderes Ergebnis e r h o f f t zu h a b e n . Es liegt d a m i t wie bei Sprecher G. das Eingeständnis der W a h l n i e d e r l a g e vor. Jedoch gelingt es Sprecher K.

mit

der Wahl

tungsperspektive winner-Verlierer des V e r l i e r e r s

des Lexems ' E n t t ä u s c h u n g '

eine

neue

Bewer-

in den Diskurs e i n z u f ü h r e n . Das System vom Gewird u m g a n g e n , indem das persönliche Erlebnis zum Gegenstand gemacht w i r d . Diese P e r s p e k t i v e n -

verschiebung s e t z t sich i n d e r BEWERTUNG ( 2 ) f o r t . W i r können auch bei Sprecher K. ein Vorgehen f e s t s t e l l e n , bei dem der Ge-

276

genstand durch eine Mehrfachbewertung e i n g e f ü h r t wird. Mit der Wahl des Lexems ' E n t t ä u s c h u n g ' erhält das Äußerungssegment den pragmatischen Wert einer Handlung des Bedauerns. Der Gebrauch des P e r f e k t I n d i k a t i v , die Satzgliedfolge eines Aussagesatzes und der darin g e n a n n t e Sachverhalt geben dem Außerungsteil den pragmatischen Wert einer Feststellung, die über das nachfolgende ' d a r a n * als Bezugsgegenstand der BEWERTUNG (3) ausgewiesen wird. BEWERTUNG (3) ist a u f g r u n d des gewählten Idioms 'es n ü t z t nichts darum herum zu reden' als Eingeständnis o f f e n gekennzeichnet. Die E r ö f f n u n g durch den Sprecher B. scheint auf den ersten Blick deutlich von denen der vorausgegangenen Sprecher abzuweichen. B. geht zuerst auf den Moderator N. e i n , dann allerdings tut er dasselbe wie Sprecher K. . Mit einem ' n e i n ' schließt er die einleitende Kommentierung zum Stichwort ' M i n d e r h e i t e n r e g i e r u n g 1 ab und beginnt den eigenen Aufbau des Gegenstandes W a h l ergebnis.Der Gegenstand wird über einen historischen Vergleichsp u n k t eingeführt,Demoskopen haben sich 1972 wie bei der Vorhersage dieser Wahl g e i r r t . Damit wird ein neues Bezugsfeld e r ö f f net. Das aktuelle Ereignis wird mit historischen Vorgängen verknüpft. ÜBERLEITUNG

nein

SACHVERHALT ( i )

d i e gegenwärtige S i t u a t i o n ,

auch in Bezug auf eine s p r u n g h a f t e Veränderung , e r i n n e r t mich in gewisser Hinsicht an das Jahr 1 9 7 2 . Das ist zehn J a h r e her, da haben mir die Demoskopen nicht zwei Wochen vor der W a h l , geb ich zu, aber doch sechs Wochen vor der W a h l , ein g a n z anderes Ergebnis vorausgesagt, als das, was eingetreten ist. BEWERTUNG BEWERTUNG

(1) (2)

ist

ganz g u t ,

X = B E W E R T U N G (2) daß wir ab und zu,

der eine und der andere, unsere K o r r e k t u r e n m i t g e t e i l t bekommen durch die W ä h l e r ,

277

BEWERTUNG

(3)

BEWERTUNG

(4)

daß das mit der neuen Mehrheit nicht stimmt, daß das Mandat f ü r den vermuteten Wechsel nicht da ist.

Die Phase der Gegenstandsetablierung läßt sich in zwei Abschnitte gliedern. Der Sachverhalt Wahlergebnis wird durch eine persönliche E r f a h r u n g mit einem historisch wichtigen Datum verbunden. Eine Episode wird geschildert. Sprecher B. begründet diese Darstellung mit dem Hinweis auf die Ä h n l i c h k e i t zur gegenwärtigen S i t u a t i o n . In einem zweiten A b s c h n i t t des Beitrags erfolgen, wie auch bei den vorausgegangenen Beiträgen, eine Reihe von Bewertungen des Sachverhaltes Wahlergebnis. Die E r ö f f n u n g mit der Schilderung bietet eine neue Darstellungsperspektive der Vorgänge, so daß der Sachverhalt zu diesem Zeitpunkt in die persönlichen Erlebnisse zweier Politiker eingebettet worden ist, Wir können vier BEWERTUNGEN unterscheiden. Die BEWERTUNG (2) stellt über eine Bezugnahme auf das W ä h l e r v o t u m eine Verbindung zum Wahlergebnis her. Diese Bewertung ist in die BEWERTUNG ( 1 ) s y n t a k t i s c h eingebettet. wodurch die Äußerungseinheit einen pragmatischen Wert a n n i m m t , d e r sich nicht auf eine Feststellung festlegen l a ß t , obwohl das s y n t a k t i s c h durch die Wahl des Objektsatzes nach dem Muster 'es s t i m m t , daß i s t ' nahegelegt w i r d . Auch lexikalisch werden nur sachbezogene Ausdrücke gew ä h l t , und u n t e r s t ü t z e n dadurch diesen E i n d r u c k . Die pragmatische Funktion läßt sich aus den BEWERTUNGEN ( 3 ) und (4) ableiten. Dort werden Annahmen der Sprecher G. und K. b e s t r i t t e n , wodurch die Gesamtäußerung pragmatisch den Wert einer K r i t i k an den beiden anderen Sprechern a n n i m m t . Durch die Einbettung in die BEWERTUNG ( 1 ) , mit der Wahl des ' w i r ' und der S p e f i z i f i kation durch 'der eine und der andere' bezieht sich der Sprecher mit ein - deutlich auch am Ausdruck 'unsere K o r r e k t u r e n 1 m i t g e t e i l t bekommen - , so daß die Richtung der K r i t i k nicht n u r a u s BEWERTUNG ( 3 ) u n d ( 4 ) abzuleiten ist, w a s z u r Folge h a t , daß sich der Sprecher B. mit BEWERTUNG (2) in die K r i t i k miteinbezogen sehen w i l l , und so der K r i t i k ihre Schärfe n i m m t .

278

Bei der Lösung der ersten kommunikativen Aufgabe zeigen die drei Sprecher darin Gemeinsamkeit, daß keiner von ihnen bereit ist, die ihm gestellte Aufgabe aus dem aktuellen Diskursgeschehen heraus zu lösen. Jeder ist b e m ü h t , schnell aus dem aktuellen Geschehen herauszukommen, was mit Äußerungseinheiten wie ' z u n ä c h s t ' oder dem sehr abrupt wirkenden ' n e i n ' geschieht. Obwohl, wie später noch gezeigt werden wird, damit nur oberfläc h e n h a f t Kohärenz zum Vorausgegangenen hergestellt wird , und damit das Gebot 'sei relevant in deiner Ä u ß e r u n g 1 eigentlich unbeachtet bleibt. Sie zeigen sich b e m ü h t , unverzüglich das von ihnen vorgefertigte Konzept ins Spiel zu bringen, ohne das genannte Kooperationsprinzip zu berücksichtigen. Schema-orientierter Diskursaufbau Nach der eröffnenden K o n s t i t u t i o n kommt es d a r a u f a n , d i e weiteren Bezugsdaten e i n z u f ü h r e n , die geeignet s i n d , die Beurteilung als angemessen erscheinen zu lassen,sowie die aus ihnen geplanten k ü n f t i g e n Handlungen. Sprecher G. wählt zu diesem Zweck ein komplexes T e x t m u s t e r , indem er seinen Beitrag als ' W a h l a n a l y s e 1 m a r k i e r t . Mit der Äußerung 'es ist schwer an solchem Abend die Gründe zuverlässig a u f z u t u n ' e r ö f f n e t das W o r t ' G r ü n d e 1 dem Spre eher G. die Möglichkeit,eine Folge von Sachverhaltshinweisen zu geben, die vom Angesprochenen als Gründe f ü r die Niederlage der Partei gedeutet werden können. Jeder vom Sprecher im folgenden angesprochene Sachverhalt kann auf diese Weise in die Relation 'Grund f ü r ' eingefügt werden. Diese Relation kann so lange aufrecht erhalten werden, bis sie vom Sprecher außer K r a f t gesetzt wird. BEWERTUNG ( 1 )

an der Niederlage in Hessen ist beschönigen

B E W E R T U N G (2)

es ist

schwer

nichts

zu

an solchem Abend die Gründe

zuverlässig a u f z u t u n GRUND

(a)

die damalige Entscheidung FDP war r i c h t i g

d e r hessischen

279

GRUND

(b)

GRUND

(c)

GRUND GRUND

(d) (e)

GRUND

(f)

RESÜMIEREND

die Freien Demokraten haben gerade in den l e t z t e n Tagen ein Bild der äußeren und inneren Zerrissenheit geboten das w i r k t nicht a t t r a k t i v auf den Wähler "(den W ä h l e r ) in Bonn und im Land" (den W ä h l e r ) der den Wechsel will und ihn nicht will E i n f l u ß durch die Entwicklung in Bonn es ist ein sehr emotionaler W a h l k a m p f gef ü h r t worden er macht nicht möglich , die wirklichen Grunde f ü r das Ende der Bonner Regierung darzulegen die Gründe lagen im Sachlichen das sind Ergebnisse

Sprecher G. muß zu einer verlorenen Wahl Stellung nehmen. Zur Lösung dieser Aufgabe g r e i f t er auf ein an Wahlabenden übliches Muster zurück. Er e r ö f f n e t sich mit seinem H i n w e i s , die Gründe seien gegenwärtig

noch schwer

zu b e n e n n e n ,

ein Schema,

dessen G r u n d s t r u k t u r das A u f z ä h l e n von E i n z e l h e i t e n ist, die nach dem P r i n z i p der Reihung k o n s t r u i e r t werden. Das Ende der A u f z ä h l u n g wird eigenständig m a r k i e r t . Das Schema bietet aus der Sicht des aktuellen Diskursgeschehens eine Reihe von Vorteilen. Das V e r h a l t e n der I n t e r a k t i o n s p a r t n e r ist k a l k u l i e r b a r , weil d a m i t zu rechnen i s t , daß bei einer A u f z ä h l u n g der -ndpunkt abgewartet wird. Erst dann läßt sich der Wert der A n a lyse vollständig beurteilen. Vom Aufbau des Textes ist eine innere Logik nur i n s o f e r n n ö t i g , als das,

was angesprochen

wird,

als Grund plausibel erscheinen m u ß . Die A b f o l g e e i n z e l n e r Punkte darf assoziativ sein. Mit der Wahl eines Schemas Wahlanalyse verbindet sich die Vorstellung einer o b j e k t i v e n Auseinandersetzung mit dem Gegenstand Wahlergebnis. Das Geäußerte e r h ä l t dadurch einen besonderen W a h r h e i t s a n s p r u c h . Wird es zu einem späteren Z e i t p u n k t in Frage g e s t e l l t , muß der g a n z e Beitrag oder die vortragende Person in ihrem W a h r h e i t s a n s p r u c h in Frage ges t e l l t werden. Die A n g r e i f b a r k e i t

des Beitrags wird dadurch ge-

m i n d e r t , und der N a c h f o l g e d i s k u r s ist k o n t r o l l i e r b a r e r , w e i l auf die einzelnen P u n k t e eingegangen werden m u ß .

280

Gegenstands-orientierter D i s k ü r s a u f b a u Im Aufbau der einzelnen Redebeiträ'ge unterscheiden sich die Sprecher B. und K. deutlich von Sprecher G. . Beide benutzen ein o f f e n e s Konzept, das lediglich in einzelnen Inhalten festgelegt erscheint. Die Analyse der Redebeiträge, welches Konzept bei der Lösung der k o m m u n i k a t i v e n Aufgabe zugrunde liegt, muß daher von den einzelnen Äußerungseinheiten her erschlossen werden. Die Äußerungsfolge wird in Einheiten zerlegt.Diese werden gewonnen, indem man zu klären v e r s u c h t , a u f welchen Sachverhalt vom Sprecher Bezug genommen wird und wie das von Fall zu Fall geschieht. Zum Zweck der w e i t e r f u h r e n d e n Differenzierung wird bei den Bewertungen jeweils nicht nur die I d e n t i f i k a t i onsnummer angegeben, sondern in Klammern folgt der Objektvariablenname, so daß immer gleichzeitig auch das bewertete Objekt mitgelesen werden k a n n . ( 1 5 ) zunächst sagen

ANKÜNDIGUNG

SACHVERHALT

will

ich

auch

zu x

das Wahlergebnis

(i)

x

=

SACHVERHALT

meinen

(i)

Freunden

DANKESBEKUNDUNG

ich will danken

( 1 ) BEWERTUNG ( 2 ) BEWERTUNG ( 3 ) BEWERTUNG

wir haben eine Enttäuschung

INDIVIDUUM

ein Wort

(x) (x) (x)

in

Hessen

erlebt

wir haben unser Ziel nicht erreicht es n ü t z t gar nichts um x herum zu reden A l f r e d D.

(j)

DANKESBEKUNDUNG

ich will vor allem auch j danken

(4)

j hat in großartiger Weise auch dieses Mal mit allen Freunden in Hessen g e k ä m p f t Wahlkampf in Hessen z = SACHVERHALT ( i i )

BEWERTUNG

(j)

SACHVERHALT ( i i )

(5) (6)

BEWERTUNG ( 6 ) BEWERTUNG ( z )

Es ist

klar

dieser W a h l k a m p f stand u n t e r einem ungeheuren emotionalen D r u c k . Wer in Hessen war , konnte die B e g r i f f e , die Vokabeln in sich a u f n e h m e n

281 ANKÜNDIGUNG IMP-IN

(1)-

BEWERTUNG

(2Y-

BEWERTUNG

(3)-

BEWERTUNG

(4)-

BEWERTUNG

(6)-

BEWERTUNG

(7)-

BEWERTUNG

(8)-

BEWERTUNG

(9)-

BEWERTUNG

(10)-

BEWERTUNG

(11)-

BEWERTUNG

IMP-IN

(12)-

BEWERTUNG

M13)-

BEWERTUNG

282

(7) BEWERTUNG (z)

z war eine wahre Schlacht , die dort geschlagen wurde

( 8 ) BEWERTUNG ( z )

der

Rauch

dieser

Schlacht

wird

bald

vorbei sein SACHVERHALT

(iii)

r wird zu Tage t r e t e n

r (9)

=

Realität der Bundesrepublik

BEWERTUNG ( r ) Massenarbeitslosigkeit

( 1 0 ) BEWERTUNG ( r ) w i r t s c h a f t l i c h e r Abschwung ( 1 1 ) BEWERTUNG ( r ) alle Probleme sind geblieben SACHVERHALT ( i v !

und die drei Parteien , die sich j e t z t zu Gesprächen zusammengefunden haben, FDP, CSU,CDU müssen nun morgen in den weiteren Verhandlungen auch in den Gesprächen ihrer Gremien deutlich machen , ob sie sich der k o n k r e t e n V e r a n t w o r t u n g f ü r h stellen

SACHVERHALT ( v )

j e t z t so schnell wie möglich l zu tun h = SACHVERHALT (v)

SACHVERHALT ( v i )

die Probleme , in denen wir uns b e f i n d e n , wenigstens in etwa bessern zu können

SACHVERHALT

die u n m i t t e l b a r dringend notwendigen Schritte e i n z u l e i t e n , denken Sie an die H a u s h a l t s s a n i e r u n g l = SACHVERHALT ( v i / v i i )

(vii)

( 1 2 ) BEWERTUNG (1) um wieder k l a r Schiff zu machen ( 1 3 ) BEWERTUNG ( r ) damit e s wieder a u f w ä r t s geht Der erste Eindruck des Redebeitrags aus der Sicht der Beschreibung macht o f f e n b a r , daß die Bezugnahme auf den Objektbereich stets eingebettet ist in eine Folge von W e r t u r t e i l e n über den entsprechenden Sachbereich. Wenn wir die i n t e r p r e t i e r t e n Segmente in ein Schaubild übertragen, wird ein durchgängiges Verhaltensmuster erkennbar. Über eine mehrfach-Folge - a u f f a l l e n d ist die dreier-Folge - von Bewertungen wird der jeweilige Sachv e r h a l t angesprochen. Die einzelnen Sachverhalte selbst lassen sich mit einer e i n f a c h e n Teil-von Relation beschreiben und sind auf diese Weise m i t e i n a n d e r verbindbar. Die Teil-von Beziehung bietet sich als I n t e r p r e t a t i o n an, weil die g e n a n n t e n Sachverhalte zeitlich s t r u k t u r i e r b a r sind. Mit dem Sachverhalt S ( i ) wird auf die gegenwärtige Situation hingewiesen. Mit S ( i i ) wird

283

die vorausgegangene Zeit im W a h l k a m p f , d a s sind also Z e i t p u n k t e , d i e i n S ( i ) e n t h a l t e n s i n d , a k t u a l i s i e r t . D e r Sachverhalt S ( i i i ) u m f a ß t Z e i t p u n k t e der Gegenwart und

unmittelbaren Z u k u n f t ,

daß in ihm die P u n k t e von S ( i ) und S ( i i )

so

e n t h a l t e n sind.

Aus der Sicht der k o m m u n i k a t i v e n Praxis bietet dieses Verfahren für den Sprecher eine Reihe von Vorteilen. Die Planung ist fach.

ein-

Die O r i e n t i e r u n g an einem physikalisch-temporalen Muster

sichert

eine leichte N a c h v o l l z i e h b a r k e i t

schrittweise A u f b a u e n

von

Sachbezügen

des Geäußerten. über intensive

tungsphasen v e r h i n d e r t zu hohe I n f o r m a t i v i t ä t Perspektive der g e w ü n s c h t e n D i s k u r s w e l t . ein e x p l i z i t gemachtes

die

Mit dem Verzicht

auf

s c h ü t z t sich der

Aus der Sicht der I n t e r -

a k t i o n s p a r t n e r bietet das V e r f a h r e n

für den Sprecher

teil,

immer zugleich

daß Zweifel an der Bewertung

Urteilsvermögen des

Sprechers sind.

vermögen eines Sprechers sind aber die normalerweise einschätzungen

schwere

gemieden werden.

können.

werden sollten,

nicht verlassen müssen.

im Diskurs

Das o f f e n e K o n z e p t ,

von Sachverhalten

v e r t r a u t e r Wert-

f e r n e r vor Überraschungen.

t r a u t h e i t mit möglichen Gegenpositionen seine Perspektive

die

mit Wertungen sowie

und

so würde

Durch die Ver-

k a n n er sogar

durchhalten d.h.

Zweifel am

Imagegefährdungen,

Die Wahl

s c h ü t z t den Sprecher

sein Terrain

den Vor-

A n g r i f f e auf das Urteils-

Wenn seine U r t e i l e in Frage gestellt er d a m i t

Bewer-

und sichert

argumentatives Muster

Sprecher vor möglichen Widersprüchen.

Das

hoffen,

durchsetzen zu

assoziative V e r k n ü p f u n g die Einbindung allein in

ein z e i t l i c h s t r u k t u r i e r t e s R a s t e r , e r l a u b t große Beweglichkeit hinsichtlich

der Bildung von S c h w e r p u n k t e n .

von Gesprächsgegenständen ne umfassendere

Eine Verschiebung

kann so eingeleitet werden

Begründung,

weil die

Kohäsiqn

ohne

ei-

dadurch nicht

b e e i n t r ä c h t i g t w i r d . Der potentielle Dialog-Gegner muß erst das Fehlen ein

einer

inneren

kommunikatives

Logik

Tabu

aufzeigen.

berühren.

Auch

würde er damit

Es k ö n n t e

auf diese Wei-

se dem Dialogpartner u n t e r s t e l l t w e r d e n ,

ihm f e h l e es an logi-

schem D e n k v e r m ö g e n . E i n e solche U n t e r s t e l l u n g kommt einer schwe-

284

ren Beleidigung g l e i c h . D i e ' A r c h i t e k t u r ' des Beitrags setzt ins o f e r n in hohem Maß auf das K o m m u n i k a t i o n s p r i n z i p 'gehe höflich m i t deinem G e s p r ä c h s p a r t n e r nein

ÜBERLEITUNG SACHVERHALT

die g e g e n w ä r t i g e S i t u a t i o n , auch im Bezug auf eine s p r u n g h a f t e Veränderung j = S A C H V E R H A L T (i)

(i)

( 1 ) BEWERTUNG ( j ) (2)

BEWERTUNG

SACHVERHALT

(j) (ii)

(3)

BEWERTUNG

(4)

BEWERTUNG ( w )

SACHVERHALT

(5) (6) (7)

(d)

(iii)

BEWERTUNG BEWERTUNG BEWERTUNG

INDIVIDUEN

um'.

(k) (k) (k)

(n)

j e r i n n e r t mich in gewisser H i n s i c h t an das Jahr 1 9 7 2 j ist zehn J a h r e her da haben mir Demoskopen ein ganz anderes E r g e b n i s v o r a u s g e s a g t , als das , was eing e t r e t e n ist d = SACHVERHALT ( i i ) n i c h t zwei Wochen vor der W a h l geb ich zu aber doch sechs Wochen w ist

g a n z gut

wir bekommen ab und zu etwas Wähler mitgeteilt w = SACHVERHALT (iii) k = etwas

durch den

unsere K o r r e k t u r e n das mit der neuen M e h r h e i t s t i m m t nicht das M a n d a t für den v e r m u t e t e n Wechsel ist nicht da Hessen h

INDIVIDUEN

(n)

(8) (9)

B E W E R T U N G ( h ) h e l l e Hessen B E W E R T U N G ( h ) von denen man zu Unrecht sagt, sie

(10)

sich f r ü h e r v e r k a u f e n lassen B E W E R T U N G ( h ) sie lassen sich j e d e n f a l l s dumm v e r k a u f e n

SACHVERHALT

(v)

hatten

nicht

das Ergebnis des Tages t = S A C H V E R H A L T (v)

BEGRÜNDUNG ( 1 0 )

das haben wir gesehen durch t

SACHVERHALT

ich bin bei Holger B. bei m e i n e n hessischen P a r t e i f r e u n d e n

(vi)

für

285 BERLEITUNG

(1)-

BEWERTUNG

(2l·

BEWERTUNG

(3)-

BEWERTUNG

(4)-

BEWERTUNG

(5)-

BEWERTUNG

(6l·

BEWERTUNG

(7)-

BEWERTUNG

(8)-

BEWERTUNG

(9)-

BEWERTUNG

ΓΠ Ο )-

BEWERTUNG

-BEGR NDUNG

{1 1 )

BEWERTUNG

(12)-

BEWERTONG

(13)-

BEWERTUNG

(14)-

BEWERTUNG

(15)-

BEWERTUNG

206

( 1 1 ) BEWERTUNG ( t ) e s i s t n a t ü r l i c h

eine s t a r k e bundespoli-

tische Entscheidung mit d r i n

SACHVERHALT ( v i i )

die E r k l ä r u n g Schmidt e =

(12)

BEWERTUNG ( m ) m hat

SACHVERHALT

SACHVERHALT

zu tun mit

Helmut

(vii)

e

( v i i i ) e b r i n g t eine Menge durcheinander m = SACHVERHALT ( v i i i )

ENTSCHULDIGUNG (13)

des Bundeskanzlers

ich k a n n nichts f ü r m

BEWERTUNG ( m ) d i e F D P h a t kein Mandat f ü r das, vorhatte ( 1 4 ) B E W E R T U N G ( m ) d i e C D U muß e n t t ä u s c h t sein ( 1 5 ) B E W E R T U N G ( m ) d i e Grünen

was sie

das ist wahr passen nicht in das bisherige Spiel hinein Auf eine gewisse Ä h n l i c h k e i t zwischen den Beiträgen der Sprecher K. und B. war bereits a u f m e r k s a m gemacht worden. Ähnlichk e i t , das bestätigt auch hier das Schaubild , besteht im weitgehenden Fehlen einer e x p l i z i t gemachten argumentativen Strukt u r . Der Bezug auf einzelne Sachverhalte wird über Mehrfachw e r t u n g e n hergestellt , so daß sich einzelne Punkte herausbilden, um die herum die Äußerungen gruppierbar sind. Die Binnens t r u k t u r weist ebenfalls s t a r k assoziative Züge a u f . Wenn nach einer Technik geforscht wird , die sich aus der Lösung der komm u n i k a t i v e n Aufgabe e r k e n n e n läßt , dann werden hier Vorgehensweisen ablesbar, die sich bei aller grundsätzlichen Ä h n l i c h k e i t zu K. doch im Detail unterscheiden. Sprecher B. z e n t r i e r t immer wieder seine Aussagen auf einen Punkt hin.Der Sachverhalt S (i) w i r k t daher wie eine ' A n l a u f s t e l l e ' . Die V e r k n ü p f u n g wird auf verschiedene Weise o r g a n i s i e r t . Die einzelnen Sachverhalte sind daher auch nicht wie bei Sprecher K. auf eine durchgängige Relation hin r e d u z i e r b a r , sondern werden von B. selber in bes t i m m t e R e l a t i o n e n g e s e t z t . K o m m u n i k a t i v würde damit die Mögl i c h k e i t e r ö f f n e t , eine komplexere Diskurswelt zu k o n z i p i e r e n . Die R e l a t i o n e n beschränken sich allerdings weitgehend auf lokale Relationen oder S p e z i f i k a t i o n e n von einzelnen Sachverhalten.

287

Das A u f b a u p r i n z i p ist

d a m i t wie im v o r a u s g e g a n g e n e n Fall l e i c h t

zu handhaben. Der Sprecher

kann

auf den z e n t r a l e n Sachverhalt was den Umgang

von jedem beliebigen P u n k t aus zurückgreifen.

mit Bewertungen

Er ist

flexibel,

und dem S a c h v e r h a l t a n b e l a n g t .

Wie d e t a i l l i e r t von Fall zu Fall reagiert w i r d , das k a n n er der k o n k r e t e n Situation überlassen.Das erschwert ein E i n g r e i f e n des Dialog-Gegners. Er k a n n nicht ohne weiteres den V e r l a u f voraussehen

und das E i n g r e i f e n in den Diskurs d u r c h p l a n e n . Der Spre-

cher wiederum hat

die M ö g l i c h k e i t , leichter a u s z u w e i c h e n , ohne

daß sein V e r h a l t e n

als Ausweichen o f f e n k u n d i g werden m u ß , wenn

die B e i t r a g s s t r u k t u r

bereits

sehr o f f e n

Wahl der Bewertungen

läßt sich beobachten , was auch bei Spre-

cher K. f e s t z u s t e l l e n gewesen ist. wird eine b e s t i m m t e Perspektive Sprecher

gewesen ist.

Bei der

Über die e i n z e l n e n W e r t u n g e n in die D i s k u r s w e l t e i n g e f ü h r t .

K. war bemüht, stark emotional eingefärbte Urteile mit

b e s t i m m t e n , auf

das Persönliche

ausgerichteten

zu v e r q u i c k e n . Sprecher B. b e n u t z t die

Sachverhalten

B E W E R T U N G E N , um b e s t i m m -

te Sachverhalte zu b e s t r e i t e n , was leider vom n e u t r a l g e w ä h l t e n Terminus Gedanke

'BEWERTUNG1

überdeckt w i r d . D a h i n t e r

wie bei Sprecher

K, , eine g a n z b e s t i m m t e D i s k u r s w e l t

d u r c h z u s e t z e n . Durch das Bestreiten

von S a c h v e r h a l t e n wird der

Dialog-Gegner g e z w u n g e n , diese S a c h v e r h a l t e stand zu m a c h e n . Damit

s t e h t derselbe

'ratifiziert

1

zum eigenen Gegen-

er gleichsam die vom Spre-

cher e r ö f f n e t e D i s k u r s w e l t . Der Sprecher wiederum k a n n p l a n e n , wie er d a r a u f h i n das Diskursgeschehen w e i t e r e n t w i c k e l n w i l l , da die R e a k t i o n der Dialog-Gegner ten s i n d . Er s c h ü t z t sich

in b e s t i m m t e n G r e n z e n zu e r w a r -

insofern

eine Art der B e w e r t u n g , die

so

vor U n v o r h e r s e h b a r e m d u r c h

nicht hingenommen werden k a n n .

Durch die W a h l des Typs ' B e s t r e i t e n ' k a n n er d a m i t r e c h n e n , daß bei Beachtung das B e s t r i t t e n e

der Forderung

'sei r e l e v a n t '

der Angesprochene

zum Thema m a c h t , will er n i c h t an G l a u b w ü r d i g -

keit v e r l i e r e n . Bei

der Lösung

der k o m m u n i k a t i v e n A u f g a b e

zeigen

Sprecher ein V e r h a l t e n , das i h n e n gemeinsam ist.

alle

drei

Sie organisie-

288

ren

ihren Beitrag , völlig losgelöst

vom Gesprächsgegenüber,

so, daß der A n g e s p r o c h e n e , wenn er auf den Beitrag eingeht, auf besondere Weise festgelegt wird genen Diskurswelt

und zur Stabilisierung der

beitragen muß . A l l e drei

versuchen

ei-

dabei,

ihre eigene Person zu s c h ü t z e n . Sprecher G. durch eine besondere I n d i v i d u a l i s i e r u n g Werturteile,

seiner B e u r t e i l u n g e n , Sprecher K. d u r c h

die nur schwer a n g r e i f b a r sind ,

eine B e i t r a g s s t r u k t u r

und B . , indem er

w ä h l t , die nicht leicht vorhersehbar

ist.

Die U n t e r b r e c h u n g und die A b h ä n g i g k e i t zum Gegenstandsbereich Bei o b e r f l ä c h l i c h e r B e t r a c h t u n g s w e i s e öffnungsphase

zwischen

ereignet sich in der Er-

den K o m m u n i k a t i o n s p a r t n e r n

w e n i g . Die

Sprecher g e b e n , a u f g e f o r d e r t von den M o d e r a t o r e n , ein S t a t e m e n t ab, das w e i t g e h e n d vorbereitet worden ist wird. Blickkontakte

b e s t e h e n nur

und f r e i vorgetragen

zu den M o d e r a t o r e n , und auch

die sind auf ein M i n i m u m b e s c h r ä n k t . K ö r p e r b e w e g u n g e n e n t w i c k e l n keine a u f f a l l e n d e ßere U n t e r b r e c h u n g

E i g e n d y n a m i k . Die Sprecher zu b e f ü r c h t e n

v o r t r a g e n . Die Runde ist ment

und k ö n n e n

abgeschlossen

v o r g e t r a g e n h a t . Besieht m a n sich

dann ist

haben keine gröihre Beurteilung

, wenn jeder sein S t a t e das Transkript

naher,

s o f o r t zu e r k e n n e n , daß alle drei Sprecher im V e r l a u f

ihres Beitrags u n t e r b r o c h e n w e r d e n . Es sind

k e i n e längeren Un-

t e r b r e c h u n g e n , und sie ziehen n i c h t den V e r l u s t des Rederechtes nach sich, dennoch wird

der Beitrag des Sprechers

beeinflußt,

und n ö t i g t den Sprecher zu einer spezifischen R e a k t i o n . Wir wollen zuerst

U n t e r b r e c h u n g e n d u r c h den M o d e r a t o r N. n ä h e r

b e t r a c h t e n , die im V e r l a u f des E r ö f f n u n g s b e i t r a g e s w i r k t werden. Wenn w i r jeweiligen

t e x t s t r u k t u r e l l e Eigentümlichkeiten der

Stellen ansehen , d a n n zeigt sich

Regelmäßigkeit. Die U n t e r b r e c h u n g Gegenstandskonstitution

von ihm be-

und

erfolgt

hier b e r e i t s eine nach A b s c h l u ß einer

- b e w e r t u n g , d u r c h die der Gegen-

stand einen b e s t i m m t e n a r g u m e n t a t i v e n W e r t a n n e h m e n k a n n .

289

G: N:

D a s kann nicht a t t r a k t i v a u f d e n Wähler wirken vor allem in Bonn und im Land

K: N:

Damit es wieder a u f w ä r t s g e h t So tun als wenn Hessen n i c h t s t a t t g e f u n d e n h ä t t e

B: N:

A l s o h a t allein keine Mehrheit Das geht i h n e n aber auch so in Hessen

Die U n t e r b r e c h u n g f o l g t auf eine resümierende F o r m u l i e r u n g . Sie e r f o l g t daher f o r m a l u n t e r b r i c h t , aber

an einer Stelle, die den Redebeitrag zwar seine B i n n e n s t r u k t u r

n i c h t s t ö r t . Das wird

noch d e u t l i c h e r , wenn der i n h a l t l i c h e A s p e k t Die U n t e r b r e c h u n g e n haben die Sprecher

dem Gegenstand

aber n i c h t

B e w e r t u n g zum G e g e n s t a n d , die vom

zugeordnet worden i s t .

den Fokus der Ä u ß e r u n g , indem sie

Sachverhalt

i n d e n Diskurs

seinen U n t e r b r e c h u n g e n

einbezogen w i r d .

einfuhren.

Sie v e r ä n d e r n

etwa

einen neuen

Moderator N.

einem k o m m u n i k a t i v e n

folgt bei

Verhaltensmuster,

das nicht in Widerspruch zu den K o m m u n i k a t i o n s p r i n z i p i e n t r i t t . Er w a r t e t den f o r m a l e n A b s c h l u ß einer Sequenz ab. Das Ende tet

er

aus einem

lei-

A u ß e r u n g s s e g m e n t ab , das auf eine Z u s a m m e n -

f a s s u n g h i n w e i s t . An dieser Stelle

g r e i f t er

die B e w e r t u n g im

Sinne der R e l e v a n z - M a x i m e auf und p r o b l e m a t i s i e r t den vom Sprecher

vorgeschlagenen W e r t . Durch d i e besondere

jeweiligen Bewertung

Gewichtung der

a l s r e s ü m i e r e n d e s oder a b s c h l i e ß e n d e s U r -

teil bedeutet eine solche P r o b l e m a t i s i e r u n g z u g l e i c h e i n I n f r a g e s t e l l e n dessen , was v o r a u s g e g a n g e n ist. Sprecher einen e r h e b l i c h e n E i n g r i f f

Es b e d e u t e t

f ü r den

in die Kohäsiori s e i n e r

Dis-

k u r s w e l t . Im A b s c h n i t t über das E i n g e h e n auf den M o d e r a t o r w i r d noch g e z e i g t werden , wie die Sprecher

sich gegen

solche E i n -

g r i f f e zu wehren versuchen. Wir haben d a m i t

aber n i c h t

a l l e Formen

der U n t e r b r e c h u n g be-

s c h r i e b e n , die sich im V e r l a u f der E r ö f f n u n g s p h a s e e r e i g n e n . Es kommt

zu zwei Ereignissen , die mit dem

Unterbrechung

b e s c h r i e b e n e n Typ der

n i c h t e r f a ß t werden k ö n n e n . I m e r s t e n Fall liegt

eine vom Sprecher selber i n i t i i e r t e U n t e r b r e c h u n g v o r .

290

B:

die Grünen, das ist wahr passen nicht in das bisherige Spiel hinein

K:

aber will die CDU in Hessen mit den Grünen koalieren? Na das wissen sie doch Herr Brandt

B:

Hat sie allein eine M e h r h e i t ?

Sprecher B. tut etwas , was sich von der Handlungsweise des Moderators N. so grundlegend nicht unterscheidet. An einer Stelle im Diskurs, die eine bestimmte Bewertung des Gegenstandes auslöst, unterbricht er, um Einfluß auf diese Wertzuweisung nehmen zu können. Im vorliegenden Fall besteht der E i n f l u ß d a r i n , daß er eine Bewertung verstärken will. Im Fall des Moderators N. ging es um eine M o d i f i k a t i o n oder Verhinderung der Zuweisung. Die von B. gewählte Form der rhetorischen Frage erweist sich so als M i t t e l , S t r u k t u r e n im Diskurs zu festigen. Anders liegen die Dinge bei dem , was wir als Zwischenfall bezeichnen wollen, der sich zwischen Sprecher B. und Moderator N. abgespielt h a t . ( 1 6 ) Sprecher B. h a t t e damit begonnen, den Gegenstand 'die G r ü n e n 1 e i n z u f ü h r e n . Mit der Technik assoziativ etwas ins Spiel zu bringen , versuchte er , das Fehlen dieser Gruppe zum Thema zu m a c h e n . Moderator N. r e a g i e r t , indem er auf die Diskursabsprache hinweist , in der der mögliche Sprecherkreis k l a r d e f i n i e r t ist, nur Sprecher der im Bundestag vertretenen Parteien nehmen an dieser Runde teil. B:

N: B: N: B: N:

Ich h ä t t e nichts dagegen , wenn heute abend hier jemand säße, ich verstehe die Hörer und Zuschauer, die wünschten , daß jemand säße , der die d r i t t s t ä r k s t e K r a f t vertritt. nicht im Bundestag die wesent ich sag ich sag wir wollen doch keinen Streit a n f a n g e n , ob die im Bundestag sind oder n i c h t , Herr Brandt ich hab nichts zu ändern an den von Ihnen gesetzten Regeln aber ich darf hier meine Meinung sagen b i t t e sehr, das d u r f t e jeder bis j e t z t

Der Sequenz liegt ein V e r h a l t e n zugrunde , das aus anderen Zusammenhängen bekannt ist. Es handelt sich um eine ' k o r r e k t i v e S e q u e n z 1 . ( 1 7 ) Sprecher B. f ü h l t sich g e k r ä n k t , weil seine Be-

291

zugnahme auf die Grünen als u n g e r e c h t f e r t i g t hingestellt w i r d . Moderator N. ist v e r ä r g e r t , weil Sprecher B. sich nicht an die Diskursabmachung hält und zu einer Rückkehr nicht bereit ist. B. reagiert mit dem Hinweis, die Regeln nicht festgelegt zu haben, was als unberechtigte K r i t i k von N. empfunden wird. Durch den Hinweis auf die f r e i e Meinungsäußerung wird N. dann ein Inhalt angeboten, der nicht in Frage gestellt werden kann und so zu einer Beendigung der Sequenz f u h r t . Diese Art von Unterbrechung l ä u f t eindeutig nach anderen Regeln ab. Es ist nicht nur der andere Bezugsgegenstand, der sie von der 'problematisierenden' Unterbrechung unterscheidet. Wichtig ist die Abfolge eines gegenseitigen Wechsels, innerhalb dessen eine Anschuldigung und eine R e c h t f e r t i g u n g vollzogen werden k ö n n e n . ( 1 8 ) Die ' V e r a r b e i t u n g 1 des Gegenstandes ( 1 9 ) Eine Analyse des i n t e r a k t i v e n Zusammenspiels e r ö f f n e t die Möglichkeit , Hinweise darauf zu e r h a l t e n , wie die Teilnehmer der Gesprächsrunde mit dem Gegenstand umgehen und wie sie diesen in Teilen oder insgesamt v e r a r b e i t e n . Augenfällig ist äußerlich b e t r a c h t e t das Bemühen der Sprecher, den Beitrag möglichst geschlossen zu h a l t e n . U n t e r b r e c h u n g e n sind unerwünscht. Sprecher G. wird von Moderator N. u n t e r b r o c h e n , als er das Verh a l t e n der Wähler mit Vorgängen in seiner Partei in Zusammenhang stellt und dadurch einen Wert zu etablieren v e r s u c h t , der einer Entschuldigung gleichkommen k ö n n t e . Moderator N. bietet G. eine zusätzliche P r ä d i k a t i o n an ' W ä h l e r in Bonn und im L a n d 1 . Sprecher G. reagiert mit einer eigenen P r ä d i k a t i o n 'der W ä h l e r , der den Wechsel w i l l und ihn nicht w i l l . ' Diese Prädik a t i o n ist eine Umschreibung des Begriffs ' W ä h l e r ' . Das Eingehen auf die U n t e r b r e c h u n g hat weder semantische noch argumentative Konsequenzen , sondern erweist sich als Vollzug eines konversationeilen Musters , auf eine Frage hat ein A n t w o r t zu folgen.

292

Mit der Bemerkung hätte

1

'so tun

wird Sprecher K.

als wenn Hessen n i c h t s t a t t g e f u n d e n von Moderator N.

u n t e r b r o c h e n . Spre-

cher K. r e a g i e r t , wie bereits a n g e d e u t e t , mit einer sung ' d a r f ich gerade mal das cher G.

folgt

auf die

S t r u k t u r e l l ist

Zurechtwei-

zu Ende s a g e n ' . Anders als Spre-

Beanstandung

eine A u s e i n a n d e r s e t z u n g .

f e s t z u h a l t e n , daß mit einer Paraphrase

w i r d . Ihr folgt

die d i r e k t e Bezugnahme

begonnen

auf den I n h a l t der Un-

terbrechung. Das geschieht sukzessiv. Der Gebrauch des lich

1

erweckt

den Eindruck

der Z u s t i m m u n g . Er hat

aber

F u n k t i o n einer Überleitung , die mit 'aber gerade w e i l gensätzliche

Bewertung

e i n f ü h r t . Sprecher K .

'natür1

die

die ge-

setzt damit den

Gegenstand Wahlergebnis in das bereits k o n s t i t u i e r t e W e r t s y s t e m wieder ein

und b e h a r r t d a m i t

keine Neubewertung , wie sie Unterbrechung

nahegelegt

h i n g e s t e l l t hat Konstruktion

auf seiner G ü l t i g k e i t . durch die

Präsupposition

worden w ä r e .

, wird von K.

Was N.

in der

als f r a g w ü r d i g

d u r c h eine e i n f a c h e

in eine Berechtigung

Es f o l g t

adversative

u m f o r m u l i e r t , ohne daß eine

neue B e w e r t u n g e r f o l g t . Die abschließende F o r m u l i e r u n g ' u n d das muß sehr g e n a u bedacht w e r d e n ' ne. Sie ermöglicht s e m a n t i s c h mentativ

b l e i b t s i e daher

die typische Form

bewegt sich auf derselben k e i n e neue

F u n k t i o n eines möglichen Abschlusses

brechungen haben sen sich

ihre eigenen s t r u k t u r e l l e n M e r k m a l e . Sie

in drei Phasen

g l i e d e r n . Wir können

u n t e r s c h e i d e n . Neben d e n

Unterbrechung

zwingt, i h n ,

hat sie

ist

die

z w e i e r l e i . Die R e a k t i o n e n auf die U n t e r -

aber auch der p r a g m a t i s c h e Bezug de

Im D i s k u r s

eines B e i t r a g s .

t u n g ' , die eigentliche ' A u f a r b e i t u n g ' einander

W e r t z u w e i s u n g . Argu-

irrelevant. T e x t s t r u k t u r e l l hat sie

einer E v a l u i e r u n g .

Die A n a l y s e o f f e n b a r t

Ebe-

für den

las-

eine ' V o r b e r e i -

u n d e i n e Beendigung von-

s t r u k t u r e l l e n Merkmalen muß h e r g e s t e l l t w e r d e n . Nicht

Unterbrochenen

ergiebig

jeoder

darauf einzugehen.

Die Prädikation zum Begriff des Sprechers G.

' W ä h l e r ' stellt die Glaubwürdigkeit

oberflächlich betrachtet

n i c h t in F r a g e . An-

293

ders ist

das

bei der U n t e r b r e c h u n g von Sprecher K. . Ein Über-

gehen des E i n w a n d e s

würde den p r a g m a t i s c h e n Wert

ständnisses auslösen , keine Berechtigung

eines Einge-

für das gegenwärtige

H a n d e l n zu b e s i t z e n . Die U n t e r b r e c h u n g b e w i r k t eine V e r ä n d e r u n g eines

aktuellen

pragmatischen

W e r t e s , der nicht im Interesse

des A n g e s p r o c h e n e n liegen k a n n . Zu den h ä u f i g s t e n U n t e r b r e c h u n g e n Die i n t e r e s s a n t e s t e 'neuen Mehrheiten

1

k o m m t es im Beitrag von B. .

Unterbrechung

liegt dort vor , wo auf die

Bezug genommen w i r d

' D a s h e i ß t , sie und die

1

G r ü n e n sind die M e h r h e i t . Sprecher B. l e i t u n g , die

die B e u r t e i l u n g

reagiert mit einer Ein-

in i h r e r

A l l g e m e i n g u l t i g k e i t in

Frage s t e l l t . Es f o l g t eine V e r a r b e i t u n g , in der die von Moderator N. stätigt

vorgegebene E i n s c h ä t z u n g wird.

Sprecher B.

durch eine P r ä z i s i e r u n g b e -

b r i n g t sich

mit

dieser

Reaktion

i n S c h w i e r i g k e i t e n . Seine ' A u f a r b e i t u n g 1

gleich m e h r f a c h die E i n l e i t u n g

unlogisch , z u m i n d e s t aber

sehr u n p r ä z i s e

läßt er-

scheinen. Er läßt eine F o k u s v e r s c h i e b u n g zu, die den Gegenstand in ein B e w e r t u n g s s y s t e m blockieren darum

1

einfügt

, das er

versucht h a t t e . Die Beendigung

gleich zu Beginn 'politisch

w i r k t e n t s p r e c h e n d a b r u p t . A u s d e r Sicht d e s

c h e r s ' ist

zu

geht es

'Unterbre-

ein Coup g e l u n g e n . Sprecher B. b e s t ä t i g t eine Bewer-

t u n g , die er so n i c h t

aussprechen w o l l t e .

Das Eingehen auf die Vorgaben der M o d e r a t o r e n E i n e w e i t e r e Form der I n t e r a k t i o n liegt im Wechsel zwischen der vom M o d e r a t o r

vorgetragenen

Problemstellung

und

der

Art und

Weise, wie vom Angesprochenen d a r a u f eingegangen wird. Wir h a t ten b e r e i t s d a r a u f hingewiesen , daß sich die Sprecher den Beitrag

'zurechtlegen'

blemstellung ein ihres Beitrages

, d . h . sie g e h e n nur scheinbar

und berücksichtigen

auf die Pro-

erst i m w e i t e r e n V e r l a u f

A s p e k t e d a r a u s . G r u n d s ä t z l i c h zeigt sich d a h e r

ein V e r h a l t e n , das dem bei den U n t e r b r e c h u n g e n g l e i c h t .

294

Moderator R.

k o n s t i t u i e r t in seiner E r ö f f n u n g

'Überkleben der W a h l p l a k a t e ' . zugspunkt , um auf und dem V e r h a l t e n G. tut Beitrag nicht

Er n i m m t dieses Ereignis zum Be-

einen Widerspruch

zwischen dem W ä h l e r v o t u m

der P o l i t i k e r in Bonn

h i n z u w e i s e n . Sprecher

zwar so , als würde er auf R. eingehen , indem er seinen mit einem Eingeständnis e r ö f f n e t erfüllt

Schema

den Sachverhalt

, daß die E r w a r t u n g e n

worden sind. Im Nachfolgenden

W a h l k a m p f a n a l y s e , mögliche Gründe

erlaubt ihm

das

für das Wahlergebnis

a n z u f ü h r e n , ohne u n m i t t e l b a r auf die von Moderator R. vorgetragene Problemstellung b r i c h t Sprecher G.

eingehen zu müssen. daher n i c h t z u f ä l l i g

Moderator N. f

unter-

um den Bonner Aspekt

ins Bewußtsein z u r ü c k z u r u f e n . Das gleiche V e r h a l t e n ten.

ist

im Fall von Sprecher K.

Die Vorgabe durch den Moderator N.

vanzbereich

zu beobach-

k o n s t i t u i e r t den Rele-

' K o a l i t i o n s v e r h a n d l u n g e n nach diesem Wahlergebnis'

mit der V o r a n n a h m e , daß dies j e t z t problematisch sein m u ß . Die Vorgabe

wird i g n o r i e r t . Die Uberleitungsformel

suggeriert mit

dem Hinweis ' z u n ä c h s t ' , daß die Problemstellung behandelt Es wird daher

wie bei G.

so g e t a n , als würde

eingegangen werden , nur daß dies

zu einem

wird.

auf die Vorgabe

späteren Z e i t p u n k t

geschehen w i r d . Moderator N. u n t e r b r i c h t auch h i e r , um die Vorgabe wieder zum Relevanzbereich z u r ü c k z u g e w i n n e n . Die Situation scheint bei Sprecher B. anders zu sein. Der Moderator N. n i m m t Bezug die Demoskopen

auf den Bereich der Wahlvoraussagen durch

und die S i t u a t i o n in Bonn. Sprecher B.

verhält

sich oberflächlich b e t r a c h t e t anders, weil er das Stichwort von der M i n d e r h e i t e n r e g i e r u n g in Bonn u n m i t t e l b a r a u f g r e i f t

und k o m -

m e n t i e r t . Er unterscheidet sich aber nicht von den a n d e r e n , w e n n wir die Problemstellung

betrachten , die ihm vorgegeben worden

ist.

die Wahl

G e f r a g t wurde , ob

in Hessen

bei aller Überra-

schung tatsächlich eine Veränderung bewirkt haben k a n n . S p r e c h e r B. e r l ä u t e r t den Begriff der M i n d e r h e i t e n r e g i e r u n g , das Mißlingen der Voraussage und s t e l l t das V e r h a l t e n der FDP und CDU/CSU

295

in Frage. Mit der E i n f ü h r u n g der Grünen kommt es zwischen ihm und N. zu dem beschriebenen Zwischenfall. Der Hinweis, daß die SPD auch in Hessen keine M e h r h e i t h a t , bleibt unberücksichtigt, so daß auch f ü r ihn g i l t , was bei den anderen f e s t z u s t e l l e n gewesen ist, es wird nur so g e t a n , als würde man auf die Problemstellung eingehen. G. tut das mit dem Eingeständnis der Niederlage, K. mit dem Hinweis, d a r a u f noch zu sprechen zu kommen,und B. mit der A n k n ü p f u n g an das z u l e t z t angesprochene Stichwort. Auch wenn die Kohäsion zwischen Vorgabe und Redebeitrag schwach ist, muß das Bemühen der Sprecher gesehen werden, die Vorgabe nicht zu übergehen , sondern wenigstens formal zu respektieren ( 2 0 ) und damit der Maxime 'sei h ö f l i c h 1 zu genügen sowie den Eindruck zu sichern , sich Fragen mit A n t w o r t e n gestellt zu haben. Gegenseitige Bezugnahmen Eine l e t z t e I n t e r a k t i o n s f o r m

soll noch

b e t r a c h t e t werden, aus

der Formen der Verarbeitung erschlossen werden können. Die Beiträge stehen in einer zeitlichen Folge. Ihre I n h a l t e können daher aufeinander bezogen werden, so daß einzelne Aussagen in einen eigenständigen a r g u m e n t a t i v e n Zusammenhang g e r a t e n , der von den Sprechern a k z e p t i e r t werden k a n n oder den sie g g f . zu verhindern versuchen werden. Der f o r t l a u f e n d e Diskurs ermöglicht den G e s p r ä c h s t e i l n e h m e r n , in immer höherem Maße dadurch auf die a r g u m e n t a t i v e S t r u k t u r E i n f l u ß zu n e h m e n , daß b e s t i m m t e Gegenstandsbezüge oder -bewertungen e x p l i z i t oder i m p l i z i t z u e i n a n der in Beziehung gebracht werden. Das wiederum läßt Schlüsse darüber zu , wie mit dem im Diskurs a k t u a l i s i e r t e n Gegenstand und ihm zugeordneten Bewertungen umgegangen w i r d . Vergleicht man den Gegenstandsbereich und seine Bewertung zwischen Sprecher G. und K . , so ist leicht n a c h w e i s b a r , daß K. Art und Weise der G e g e n s t a n d s k o n s t i t u t i o n von G. ü b e r n i m m t . Sprecher K. schließt sich dem g r u n d s ä t z l i c h e n A u f b a u s c h e m a der Be-

296

zugnahmen an. Dem E i n g e s t ä n d n i s der Niederlage folgen die Thematisierung der W a h l k a m p f f ü h r u n g und der Hinweis auf die w i r t schaftliche Situation in der Bundesrepublik. Der Gegenstandsbereich insgesamt

und die Bewertungen s t i m m e n ü b e r e i n . Damit

nichts darüber gesagt , daß I d e n t i t ä t s t e h t , wie dies

in den Diskurs

n i m m t auf G. Bezug , indem er n i m m t . U n v e r k e n n b a r ist

ist

h i n s i c h t l i c h der Art be-

eingebracht w i r d .

Sprecher K.

die a r g u m e n t a t i v e S t r u k t u r über-

aber, daß er den pragmatischen Wert v e r -

ändert , indem er das , was bei Sprecher G.

als

Rechtfertigung

verstanden werden k a n n , i n die Form einer Anschuldigung zu überf ü h r e n versucht. Der Beitrag

von Sprecher B.

s t e l l t zu den E r ö f f n u n g e n

von G.

und K. keine d i r e k t e n Beziehungen h e r . Die V e r k n ü p f u n g des Beitrags erfolgt über den

gemeinsamen Gegenstandsbereich, der von

Sprecher B. mit dem Aspekt des W ä h l e r v o t u m s und der neuen Mehrheit eine Perspektivenveränderung e r f a h r e n h a t . D i e Gegenstandskonstitution Widerspruch

und daraus abgeleitete Bewertungen zu dem V e r h a l t e n dar

w i r d , so daß s t e h t , was

stellen einen

, das von G. und K. k u n d g e t a n

eine k o n t r ä r e Beziehung des Beitrags von den beiden a n d e r e n

essant ist, daß Sprecher B. ne Beziehung

geäußert worden ist. I n t e r -

durch nonverbales V e r h a l t e n in

zu den beiden anderen

ei-

t r i t t , indem er die s t a r r e

Körperausrichtung

auf die Moderatoren a u f l ö s t

und Körperdrehung

sich G. und K. zuwendet

seinen Beitrag

zu dem e n t -

und durch Hand-

und auf diese Weise

mit dem von G. und K. Geäußerten

gestisch ver-

knüpft . [

:

Die FDP

[B;

KOPFDREHUNG UND HANDBEWEGUNG AUF G.

|B: B:

hat kein M a n d a t f ü r das was sie v o r h a t t e KOPFDREHUNG AUF MODERATOREN ZU

B:

die CDU muß e n t t ä u s c h t sein

B: ~~

HANDBEWEGUNG K.

AUF K.

ZU

ZU MIT Z E I G E R I C H T U N G DES F I N G E R S AUF

297

die G r ü n e n das ist w a h r HANDBEWEGUNG AUF K. ZU B: K:

KREISENDE HANDBEWEGUNG BLICK A U F B .

B:

K R E I S E N D E H A N D B E W E G U N G VON B.

B:

passen

K: B:

BLICK ZURUCK NACH OBEN GEWANDT KREISENDE HANDBEWEGUNG

B:

nicht in das Spiel h i n e i n

B_:

H A N D R U H T IN

ERHOBENER

B:

aber will

B:

KURZE VERNEINENDE

B: B:

die CDU in Hessen mit den G r ü n e n k o a l i e r e n H A N D B E W E G U N G K U R Z AUF B UND K HIN UND HER

KOPFBEWEGUNG

S E I T L I C H E K O P F B E W E G U N G AUF B. Na das wissen sie K:

B:

WIEGENDE

HALTUNG

ZU UND K U R Z E R B L I C K K O N T A K T

doch H e r r B r a n d t

KOPFBEWEGUNG

Hat sie allein eine M e h r h e i t ?

Das nonverbale V e r h a l t e n zwingt die K o m m u n i k a t i o n s p a r t n e r zum A u s t a u s c h von Bewertungen und e r ö f f n e t so eine V e r f l e c h t u n g der bisherigen Beiträge miteinander. Die Funktion des nonverbalen V e r h a l t e n s , Bezugnahmen auf den Gesprächspartner zu zeigen, läßt sich während der gesamten E r ö f f n u n g beobachten.Sprecher K. beginnt seinen Beitrag mit einem k u r z e n Blick auf G. . Als er von den Gremien der FDP s p r i c h t , bewegt er den Kopf auf G. zu, als von der g e s c h ä f t s f ü h r e n d e n Regierung die Rede ist,

wird auf

B. mit einer seitlichen Kopfbewegung h i n g e d e u t e t . Den Ausdruck 'Minderheitenregierung' kommentiert Sprecher B. durch eine ablehnende K o p f b e w e g u n g . Das nonverbale V e r h a l t e n m a c h t u n v e r m i t telt H a l t u n g e n der Sprecher in den g e n a n n t e n Fällen o f f e n k u n dig. Es zeigt an , wie die Bezugnahmen auf Gegenstände und ihre Bewertung von ihnen ' v e r a r b e i t e t 1 werden.

298

Gegenstandsbereich und Kreis der Angesprochenen Eine Frage ist

noch unberücksichtigt geblieben. Das Medium läßt

e r w a r t e n , daß

die Teilnehmer der Runde

zu profilieren. Der Nachweis

versuchen werden, sich

eines solchen V e r h a l t e n s ist

kei-

ne spezifisch linguistische Fragestellung. Dennoch gibt es Verhaltensweisen

, die

schlüsse auf ein

linguistisch

allgemeines

beschreibbar sind

und Rück-

K o m m u n i k a t i o n s v e r h a l t e n erlauben.

Aus den bisher e r m i t t e l t e n Daten ist

eine A u f f ä l l i g k e i t

festzu-

h a l t e n . Wenn man das F r a g e - A n t w o r t - V e r h a l t e n zum Vergleich hera n z i e h t , dann f ä l l t a u f , daß

nur o b e r f l ä c h l i c h

so getan w i r d ,

als ob geantwortet w i r d . D i e i n h a l t l i c h e Bezugnahme ist

schwach.

Sie weicht insofern von dieser k o m m u n i k a t i v e n Grundform a b . ( 2 1 ) F r a g e - A n t w o r t - M u s t e r , in denen der A n t w o r t e n d e bis zu einem gewissen Grad

abweichen k a n n , liegen im I n t e r v i e w vor. Hier

lerdings ist die Redezeit ist

wesentlich e i n g e s c h r ä n k t e r ,

auch gegenüber dem I n t e r v i e w

zuhalten.

( 2 2 ) Ferner ist

Dankesbekundungen

al-

insofern

eine gewisse Abweichung fest-

die Anrede Abwesender abweichend. Die

an die P a r t e i f r e u n d e oder Wähler sind kommu-

n i k a t i v e A k t e , die sich an Personen r i c h t e n , die als teilnehmende Zuschauer gedacht werden. Neben den

eher f o r m a l e n

Eigentümlichkeiten

reich, noch einmal die Art und Weise der on und -bewertung

ist

es a u f s c h l u ß -

Gegenstandskonstituti-

näher zu b e t r a c h t e n . Das Beharren

auf einem

vorgefertigten Konzept und die Schwierigkeit, den Sprecher davon abzubringen , deuten auf eine sehr spezifische Zielsetzung des Sprechers h i n . Eine wichtige Rolle zu, die in den Diskurs

kommt den Sachverhalten

e i n g e f ü h r t werden. Hier nun zeigt sich,

daß die E i n f ü h r u n g oder zusätzliche A u s f ü h r u n g e n keineswegs immer aus spiel ist

dem Diskursgeschehen heraus

begründbar sind. Ein Bei-

der Beitrag von Sprecher B. über den verfassungsrecht-

lichen Status einer M i n d e r h e i t e n r e g i e r u n g . E r ist

nur assoziativ

mit der Vorgabe von Moderator N. v e r b u n d e n . Sachlich besteht in diesem Sprecherkreis

keine M o t i v a t i o n zu einer solchen 'Beleh-

299

r u n g ' . Er kann

insofern nicht

der eigentliche Ansprechpartner

s e i n . A u f etwas A h n l i c h e s d e u t e t die S i t u a t i o n h i n , in der Sprecher B. über die G r ü n e n eine Reihe von P r ä d i k a t i o n e n m a c h t , die in dieser Art n i c h t w e i t e r m o t i v i e r t sind , und die ihm im weit e r e n V e r l a u f der G e s p r ä c h s r u n d e werden , weil sie Sinne

noch S c h w i e r i g k e i t e n b e r e i t e n

die a r g u m e n t a t i v e

Struktur

absichern. K o m m u n i k a t i v erhalten

einen Sinn , wenn ein A n s p r e c h p a r t n e r

n i c h t in seinem

diese B e w e r t u n g e n erst gedacht wird , dem diese

Gruppe näher g e b r a c h t werden s o l l . ( 2 3 ) Daß bei der Gegenstandsk o n s t i t u t i o n und -bewertung d e n , geht auch sie

von K.

weitere Personen angesprochen

aus den abschließenden B e w e r t u n g e n

b e n u t z t werden , wenn er vom

wer-

h e r v o r , wie

'klar Schiff

machen',

' v o m a u f w ä r t s g e h e n m ü s s e n ' s p r i c h t . E v a l u a t i o n e n dieser A r t h a ben nicht nur t e x t s t r u k t u r e l l die F u n k t i o n , i m Beitrag bestimmte Stellen zu k e n n z e i c h n e n . A r g u m e n t a t i v ist

in ihnen n i c h t s Neues

e n t h a l t e n , s o d a ß i h n e n n u r eine H e r v o r h e b u n g s f u n k t i o n z u k o m m t . Sie g e w i n n e n eine e i g e n s t ä n d i g e p r a g m a t i s c h e vor einem

potentiellen Wähler

den p r a g m a t i s c h e n

F u n k t i o n , wenn sie

gedacht w e r d e n . Dann nehmen

sie

W e r t eines ' V e r s p r e c h e n s ' an.

Methodische N a c h b e t r a c h t u n g Die A n a l y s e w i r f t

eine Reihe von Fragen

interpretativ, d.h. erfolgt denen sie

ist

die Segmentbildung und ihre Kategorisierung

bei der D a r s t e l l u n g gewonnen

a u f . Das Vorgehen

ohne H i n w e i s e auf V e r f a h r e n , nach

worden s i n d . Die K a t e g o r i e

BEWERTUNG

ist

sehr g l o b a l , d a sie die verschiedenen Formen des Bewertens n i c h t d i f f e r e n z i e r t . Das Problem w u r d e bereits beim B e s t r e i t e n s i c h t b a r , d a s e i n f a c h dieser K a t e g o r i e den

verschiedene F u n k t i o n e n

u n t e r s c h i e d e n , eine

zugewiesen worden ist.

bei e i n z e l n e n

Außerungssegmenten

systematische Darstellung

auch h i e r wurden n u r b e g r e n z t

Es wer-

bleibt aus und

Aussagen zur expliziten Darstel-

l u n g g e m a c h t , die sichern , a u f g r u n d welcher M e r k m a l e eine bes t i m m t e F u n k t i o n eineoi Segment zugewiesen werden k a n n .

300

Generell wird

eine G e s p r ä c h s a n a l y s e n i c h t u m h i n k ö n n e n , i n t e r -

p r e t a t i v das v o r f i n d b a r e Material a u f z u a r b e i t e n . sicht ist daß

I n dieser

Hin-

einer B e m e r k u n g v o n U N G E H E U E R ( 1 9 7 7 , 5 4 ) z u z u s t i m m e n ,

der O p e r a t i o n a l i s i e r b a r k e i t der V e r f a h r e n

s i n d . Da ' T e x t e ' n i c h t s Neues

Grenzen gesetzt

z u m G e g e n s t a n d der A n a l y s e werden , ist

g e s a g t . Dennoch

u n t e r s c h e i d e t sich

damit

eine l i n g u i -

s t i s c h o r i e n t i e r t e A n a l y s e v o n d e r eines l i t e r a t u r w i s s e n s c h a f t lichen V o r g e h e n s .

Die l i n g u i s t i s c h e I n t e r p r e t a t i o n b e g i n n t beim

k l e i n s t m o g l i c h e n A u ß e r u n g s s e g m e n t . Wenn sie stand h a t ,

den Text zum Gegen-

d a n n b e f i n d e t s i e sich d a m i t bereits

i n einer f o r t -

g e s c h r i t t e n e n Phase der A n a l y s e . Der Text ist n i c h t das P r i m ä r o b j e k t . Zur I d e n t i f i k a t i o n d e r A u ß e r u n g s s e g m e n t e h a t d i e L i n g u i s t i k eine R e i h e von V e r f a h r e n Funktion

des Außerungssegmentes

p r e t a t i o n d e r Segmente umschriebene auf

v o r g e s c h l a g e n , die sich von der

e r f o l g t d a n n , indem M e r k m a l e oder n ä h e r

Bedingungen

zur I d e n t i f i k a t i o n

ein A u ß e r u n g s s e g m e n t

angewendet

s c h r ä n k t sich in diesem Fall Teile e i n e m Segment dingungen

h e r l e i t e n l a s s e n . Eine I n t e r eines S e g m e n t t y p s

werden. Die I n t u i t i o n be-

auf die H y p o t h e s e n b i l d u n g , welche

z u g e o r d n e t werden m ü s s e n , um möglichen Be-

z u r K a t e g o r i s i e r u n g genügen z u k ö n n e n . F ü r d i e s y n t a k -

t i s c h e I n t e r p r e t a t i o n ist plizitheit

bereits

dies

bis zu einem hohen Grad der Ex-

durchgeführt

w o r d e n . Für

semantische Ana-

lysen f i n d e t sich in der Logik b e r e i t s ein r e i c h h a l t i g e s Repertoire. Im Bereich such von

der K o m m u n i k a t i o n s t h e o r i e

MEGGLE ( 1 9 8 1 )

aus den A r b e i t e n der sich A n r e g u n g e n

verstanden werden.

w e r d e n , der

in diese R i c h t u n g

I n t e l l i g e n z Forschung

, und lassen

zur Inferenzorgani-

( 2 4 ) Das Interpretieren

sollte daher

Ver-

argumentativer Strukturen ge-

a l s eine besondere A r t

n i k a t i v e r Ereignisse

a l s e i n Vorgang

auch kommuverstanden

im R a h m e n j e w e i l i g e r The'orien erfolgen m u ß .

Das Besondere an der daß sie

Künstlichen

zur Darstellung

w i n n e n , wenn diese sation

einen Schritt

bedeutet der

g e s p r ä c h s a n a l y t i s c h e n A r b e i t liegt d a r i n ,

a u f g r u n d der j e w e i l s

gehender Analysen

gewonnenen E r k e n n t n i s s e

zu b e s t i m m t e n Schlüssen

voraus-

g e l a n g e n w i l l , die

301

k o m m u n i k a t i v e s V e r h a l t e n z u be w e rt e n e r l a u b e n , d a s entweder z u r Beschreibung eines i n d i v i d u e l l e n wie das

Geschehens b e n u t z t werden soll

im v o r l i e g e n d e n Beispiel

'Bonner Runde'

der Fall

ist,

oder um V e r h a l t e n s w e i s e n zu f i n d e n , an denen Bedingungen f e s t s t e l l b a r sind , die ü b e r i n d i v i d u e l l als

allgemeines

kommunikatives

k ö n n e n . In u n s e r e m Beispiel

Beachtung f i n d e n und d a m i t

Verhalten

ausgewiesen werden

lassen sich V e r h a l t e n s w e i s e n beob-

a c h t e n , denen etwas z u g r u n d e l i e g t , d a s a l s V e r h a l t e n s r e g e l n u m schrieben werden k ö n n t e . LEECH h a t t e nal r h e t o r i c '

und der

'textual rhetoric

Unterscheidung verdeckt

den interaktiven

beiden. D a s Analysebeispiel merksam, wie bei

zwischen d e r

sonderem Maß auf

die

'interperso-

unterschieden.

Die

Zusammenhang zwischen

'Bonner Runde'

alle I n t e r a k t i o n s t e i l n e h m e r

den G e s p r ä c h s p a r t n e r n

1

macht

darauf auf-

d a r a u f bedacht s i n d ,

R e a k t i o n e n zu e v o z i e r e n , die in be-

Beachtung

der H o f l i c h k e i t s -

und / oder

K o o p e r a t i o n s p r i n z i e n v e r t r a u e n , u n d dabei die N i c h t b e a c h t u n g von Prinzipien

wie ' P r o c e s s i b i l i t y '

n e h m e n , um b e s t i m m t e

oder

' C l a r i t y ' bewußt in Kauf

k o m m u n i k a t i v e Ziele zu e r r e i c h e n . Mit den

o f f e n e n D i s k u r s k o n z e p t e n w i r d j a gerade v e r s u c h t , diese P r i n z i pien zu u n t e r l a u f e n .

Das ist

m ö g l i c h , weil die H ö f l i c h k e i t

ver-

b i e t e t , ohne n ä h e r e n G r u n d , z . B . V e r l e t z u n g von Diskursabsprac h e n , die Beachtung zu f o r d e r n . Für das V e r h a l t e n in der E r ö f f n u n g s p h a s e len,

daß jeder Sprecher b e m ü h t ist,

daher f e s t z u s t e l -

seine Sicht der D i s k u r s w e l t

d u r c h z u s e t z e n . Das geht n i c h t , o h n e daß angenommenen P r i n z i p i e n

ist

eines oder m e h r e r e der

v e r l e t z t w e r d e n . Doch diese V e r l e t z u n -

gen werden , und h i e r i n b e r ü h r e n sich a l l e drei Sprecher d e c k t , so daß sie

,

ver-

von den T e i l n e h m e r n am Diskurs n i c h t als Ver-

l e t z u n g e n g e k e n n z e i c h n e t werden k ö n n e n . W i r wollen dies a l s

pro-

tektives Verhalten bezeichnen. ( 2 5 ) Nur die S t r u k t u r

des B e i t r a g s von Sprecher G.

k a n n der Forde-

r u n g nach einem d u r c h g e g l i e d e r t e n , g e w i c h t e t e n u n d d u r c h s i c h t i gen Aufbau

entsprechen.

Sprecher K .

v e r l e t z t diese F o r d e r u n g ,

302

wenn er e t w a s a n k ü n d i g t , was er n i c h t b z w . erst zu e i n e m später e n Z e i t p u n k t a u s f ü h r t . Sprecher B . v e r h a l t e ein,

ohne d a m i t

die Richtung

k e n n z e i c h n e n . Die U n b e s t i m m t h e i t K l a r h e i t und D u r c h s i c h t i g k e i t das g e t a n , um sich

f ü h r t a u s f u h r l i c h i n Sachdes Diskursfortgangs zu

verletzt

d i e Forderung

nach

im A u f b a u .

In beiden F ä l l e n wird

f ü r den D i s k u r s v e r l a u f

auf besondere Weise

abzusichern.Die verfehlte Ankündigung signalisiert die

Koopera-

tionsbereitschaft

, r e l e v a n t sein zu w o l l e n . Das Assoziieren um

bestimmte Details

e r w e c k t den E i n d r u c k , um K l a r h e i t b e m u h t zu

s e i n , w a s den A n g e s p r o c h e n e n Kooperation

im Sinne der besonderen

W a h r h e i t s f i n d u n g a n b i e t e t . D i e V e r l e t z u n g , die aus der Sicht des k o m m u n i k a t i v e n Ziels

' D u r c h s e t z e n d e r eigenen D i s k u r s w e l t ' b e -

g a n g e n w i r d , w i r d d u r c h d a s Angebot eines k o m m u n i k a t i v höherwertig e r s c h e i n e n d e n Gutes k o m p e n s i e r t . Prinzipien kann

a u s dieser Sicht

anderer

n i c h t ohne weiteres z u r Last

g e l e g t w e r d e n . Sie w ü r d e U n f ä h i g k e i t s t u f e n als

Die N i c h t b e a c h t u n g

zur D a r s t e l l u n g höher

ein-

Bemuhen u m g e m e i n s a m e W a h r h e i t s f i n d u n g .

Die p r o b l e m a t i s i e r e n d e n U n t e r b r e c h u n g e n v e r l e t z e n das Gebot der H ö f l i c h k e i t , da sie

an sich

im D i s k u r s v e r l a u f n i c h t vorgesehen

s i n d . Sie werden aber s t r e n g im Sinne der K o o p e r a t i o n v o r g e t r a g e n , weil sie dort v o r g e n o m m e n w e r d e n , wo der Sprecher a n z e i g t , etwas

Bedeutsames

im Sinne

gesagt zu h a b e n . Der U n t e r b r e c h e n d e h a n d e l t

der W a h r h e i t s f i n d u n g

, der H ö f l i c h k e i t

unterzuordnen

ist. Die N i c h t b e a c h t u n g der Vorgaben

d u r c h die M o d e r a t o r e n bedeutet

e i n e k l a r e V e r l e t z u n g d e s P r i n z i p s d e r R e l e v a n z , w a s eine k l a r e Weigerung

zur Kooperation bedeutet. Die Moderatoren

Sinn der F o r d e r u n g nach K l a r h e i t einem E i n g r e i f e n ieren das, mit d e r

d a m i t ein P r i n z i p , das sie zu

v e r p f l i c h t e n w ü r d e . D i e Angesprochenen block-

indem sie

lischen Kitteln

h a t t e n im

f o r m a l , d . h . m i t s y n t a k t i s c h e n oder l e x i k a -

Kohärenz erzeugen. Der Hinweis, nicht relevant

Ä u ß e r u n g gewesen z u s e i n , k ö n n t e m i t d e m V o r w u r f b e a n t -

wortet werden , nicht genau zugehört

zu haben. Ein K o n f l i k t auf

der Ebene

Folge , womit w i e d e r u m dem

der

Höflichkeit

w ä r e die

P r i n z i p nach Relevanz nicht entsprochen würde.

303

Bei den gegenseitigen B e z u g n a h m e n ist die

das V o r g e h e n von B. gegen

Sprecher G. und K. a u f s c h l u ß r e i c h . Sprecher G. und Sprecher

K. haben sich

durch die

Übernahme

bestimmter Relevanzbereiche

und den A u s t a u s c h von b e s t i m m t e n K o n g r u e n z anzeigenden Signalen K o o p e r a t i o n z u g e s i c h e r t . Durch d a s B e s t r e i t e n spruchs des von G. und K. G e s a g t e n

wird ein

f o r d e r t . Das P r i n z i p , in seinen Ä u ß e r u n g e n p f l i c h t e t z.u s e i n , wird d a d u r c h t u t dies

des W a h r h e i t s a n K o n f l i k t herausgeder W a h r h e i t

ver-

in Frage g e s t e l l t . Sprecher B.

unter strenger Beachtung

von Prinzipien der

'textual

r h e t o r i c 1 . Das hat seine besondere B e g r ü n d u n g . Diese V e r l e t z u n g der Kooperation ist Die

strenge Beachtung

d a ß hier aus

k o n s t i t u t i v e r Teil des D i s k u r s e s ü b e r h a u p t . von D i s k u r s p r i n z i p i e n

der Diskurs r e l e v a n t e

im Sinne

s i g n a l i s i e r t so,

A k t vollzogen w i r d , d e r d u r c h -

der K o o p e r a t i o n

zu v e r s t e h e n

ist,

gemeinsam

in

die Phase eines S t r e i t g e s p r ä c h e s zu t r e t e n . Wir k o n n t e n

Außerungssegmente

Diskursgeschehen nicht

her

f e s t s t e l l e n , die nicht

v e r s t a n d e n werden k o n n t e n , und die sich

auf die Gesprächsteilnehmer

zung,nichts zu sagen,

beziehen lassen. Die Verlet-

was nicht hierher g e h ö r t , i s t damit offen-

k u n d i g . Ä u ß e r u n g e n dieser A r t e r f o l g e n tet. gegen

Ihr pragmatischer Wert ist das P r i n z i p

in den Kontext eingebet-

mehrdeutig. Der Nachweis, damit

der R e l e v a n z

oder des a n g e m e s s e n e n U m f a n g s

einer D a r s t e l l u n g verstoßen z u h a D e n , i s t dem D i s k u r s t y p die in einer Beispiele, wo

z u g u t e zu h a l t e n , an dem

s c h w i e r i g e r , a l s dies Personen t e i l n e h m e n ,

b e s t i m m t e n F u n k t i o n s p r e c h e n . Es g i b t auf

s t a n d e n w i r d , und

aus dem

Einhaltung

allerdings

der K o o p e r a t i o n s p r i n z i p i e n

Abweichungen davon

beanstandet

be-

w e r d e n . Das

g i l t besonders f ü r d i e D a n k s a g u n g e n . Linguistische Gesprächsanalyse

ist

s o b e t r a c h t e t k e i n neues V e r -

f a h r e n , L i n g u i s t i k zu b e t r e i b e n . Sie ist de, mit linguistischen

Ergebnissen

eher eine andere M e t h o -

u m z u g e h e n . Erst ein Verste-

hen s y n t a k t i s c h e r K e g e l n e r m ö g l i c h t e s ,

Segmente zu b i l d e n , die

s e q u e n t i e l l n i c h t u n m i t t e l b a r a l s solche e r k a n n t werden k ö n n e n . Das Beschreiben der s e m a n t i s c h e n B e d i n g u n g e n , was die

Anwendung

304

des

s y n t a k t i s c h e n Wissens

v o r a u s s e t z t , erlaubt

Gegenstand

oder

denen sich

der Diskurs b e f i n d e t . G u t e Kenntnisse l e x i k a l i s c h e r

Mittel

nach den a l l g e m e i n e n

und Wissen

Einblick

zu f r a g e n ,

in

um r h e t o r i s c h e A u s d r u c k s f o r m e n e r ö f f n e n den

in S t r u k t u r e n , die auf besondere Weise ' v e r a r b e i t e t '

werden sollen. Auch hier ist schreibung lungen

Umständen

erst nach dem

die vorausgehende semantische Be-

eine N o t w e n d i g k e i t . D a t e n , d i e

k o m m u n i k a t i v e Hand-

k l a s s i f i z i e r e n , sind die V o r a u s s e t z u n g , um i n t e r a k t i v

wirksame

Vorgänge

bewerten

zu k ö n n e n . Sie müssen

Bedingungen

f o r m u l i e r e n , aus denen h e r v o r g e h t , wie der k o m m u n i k a t i v e Austausch auf der Ebene des I n h a l t l i c h e n wie des F o r m a l e n zu organisieren i s t . E r s t auf der Basis aer g e n a n n t e n T e i l t h e o r i e n wird es möglich s e i n , Aussagen zu m a c h e n , d i e h i n r e i c h e n d t h e o r e t i s c h f u n d i e r t sind. Das bedeutet aber n i c h t , d a ß Schlüsse über kommunikatives Verhalten

d a d u r c h sicherer oder l e i c h t e r w u r d e n . Sie

operieren auf einer Ebene, die erst d u r c h u m f a n g r e i c h e Beobachtungen

und s y s t e m a t i s c h e s V e r g l e i c h e n der

an V e r a l l g e m e i n e r u n g e n

heranführen,

Einzeluntersuchungen

wobei n i c h t a u s z u s c h l i e ß e n

i s t , d a ß sich d u r c h d i e s y s t e m a t i s c h e A r b e i t V e r a l l g e m e i n e r u n g e n der g e d a c h t e n Art

als f r a g w ü r d i g e r w e i s e n , so daß B e h u t s a m k e i t

im Umgang mit den Ergebnissen a n g e b r a c h t e r s c h e i n t sowie besondere A u f m e r k s a m k e i t der Art und Weise , wie sie g e w o n n e n worden sind. ist

Sprache

als

i n t e g r i e r t e r B e s t a n d t e i l sozialen H a n d e l n s

zu v i e l s c h i c h t i g , als daß e r w a r t e t werden k ö n n t e , eine oder

ein V e r b u n d von Theorien k ö n n t e dieses P h ä n o m e n erschöpfend schreiben.

be-

V i e l l e i c h t liegt ein besonderer Wert der Gesprächs-

analyse d a r i n , sich der K o m p l e x i t ä t von Sprache wieder bewußter geworden zu s e i n .

305

Anmerkungen

1

B E R G M A N N , Jörg R . ( 1 9 8 1 ) : E t h n o m e t h o d o l o g i s c h e K o n v e r s a t i o n s a n a l y s e . SCHRÖDER / S T E G E R , 1 0 - 3 1 . STREECK , J ü r g e n ( 1 9 8 3 ) : K o n v e r s a t i o n s a n a l y s e . Ein R e p a r a turversuch. Zeitschrift für Sprachwissenschaft 2 . 1 , 74-102.

2

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3

U N G E H E U E R , Gerold ( 1 9 7 4 ) : K o m m u n i k a t i o n s s e m a n t i k : S k i z z e eines P r o b l e m f e l d e s . Z e i t s c h r i f t für germanistische Linguistik 2, 1-24. U N G E H E U E R , G . ( 1 9 7 7 ) : Gesprächsanalysen u n d i h r e k o m m u n i k a t i o n s t h e o r e t i s c h e n V o r a u s s e t z u n g e n . W E G N E R , 27-65.

4

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5

UNGEHEUER ( 1 9 7 7 ) : 41-42.

6

SUCHAROWSKI ( 1 9 8 4 ) : Konkurrierende Kommunikationsschemata. K H E N N , N I E M E Y E R / EBERHARD'! 1 , 9 1 - 1 0 4 .

7

LEECH ( 1 9 8 3 ) , 16: Interpersonal rhetoric (Cooperativ principle ( M a x i m of Q u a n t i t y , of Q u a l i t y , of R e l a t i o n , of M a n n e r ) P o l i t e n e s s P r i n c i p l e ( M a x i m of T a c t , of G e n e r o s i t y , of A p p r o b a t i o n , of Modesty) Irony Principle ( . . . ) Textual rhetoric (Processibility Principle (End-focus Maxim , End-weight Maxim , . . . ) Clarity Principle (...) Economy P r i n c i p l e ( . . . ) E x p r e s s i v i t y P r i n c i p l e ( . . . ) )

ti

QUASTHOFF ( 1 9 8 0 ) , 3 1 - 4 5 . BOCK ( 1 9 7 8 ) , 66-71 . D I J K , Teun v . ( 1 9 8 0 ) : M a c r o s t r u e t u r e s . H i l l s d a l e , 2 9 - 1 0 6 .

9

QUASTHOFF, U. ( 1 9 7 9 ) : Gliederungs- und V e r k n ü p f u n g s s i g n a l e als Kontextualisierungshinweise. L.A.U.T. Ser.A,62 QUASTHOFF ( 1 9 8 0 ) , 2 2 4 - 2 3 0 .

10

B U B L I T Z , W. / K Ü H N , P. ( 1 9 8 1 ) : A u f m e r k s a m k e i t s s t e u e r u n g . Z e i t s c h r i f t für germanistische L i n g u i s t i k 9, 55-76.

in:

306

11

QUASTHOFF ( 1 9 8 0 ) , 176-180. 1

12

BULLING , Klaus ( 1 9 8 2 ) : Die l e t z t e n Helmut Schmidt. Reinbek, 99-100.

13

' G e g e n s t a n d 1 wird i m v o n W I M M E R ( 1 9 7 9 ) : Referenzsemantik. T ü b i n g e n , 1 3 vorgeschlagenen Sinn g e b r a u c h t t N i c h t n u r f e s t e Körper sollen als G e g e n s t ä n d e b e z e i c h n e t w e r d e n , sondern auch Körper i n a n d e r e n A g g r e g a t z u s t ä n d e r i , f e r n e r a u c h H a n d lungen, Situationen, Orte, Z e i t p u n k t e , Zeiträume, Zeichen, A u s d r ü c k e u s w . u n d d i e j e n i g e n Dinge, über d i e m a n m i t H i l f e sog. A b s t r a k t a w i e F r e i h e i t , Demokratie, Schönheit u s w . sprechen k a n n , d a ß s i e e t w a s s i n d , sollen G e g e n s t ä n d e genannt werden.

14

Ob eine D i s k u r s s t r u k t u r i e r e n d e F u n k t i o n des A u s d r u c k s oder d i e w ö r t l i c h e L e s a r t v o m Sprecher b e a b s i c h t i g t i s t , k a n n n u r erschlossen w e r d e n , wenn sein g e s a m t e s V e r h a l t e n b e u r t e i l t w i r d . Hier f ä l l t a l l e r d i n g s auf , daß sich der Sprecher bem ü h t , möglichst eigene E i n s c h ä t z u n g e n v o r t r a g e n z u k ö n n e n , so daß im ' i c h g l a u b e , daß x 1 eine Art von A b s c h w ä c h u n g gesehen w e r d e n k a n n . Diese Form wird u . U . auch im Z u s a m m e n h a n g mit dem Gebrauch der sog. A b t ö n u n g s p a r t i k e l gesehen w e r d e n m ü s s e n , bei d e n e n sich e b e n f a l l s d i e F u n k t i o n e i n e r A b s c h w ä c h u n g b e o b a c h t e n ließ. M E ¥ E R - H E R R M A N N , R . / W E I N G A R T E N , R . ( 1 9 8 2 ) : Z u r I n t e r pretation und i n t e r a k t i v e n F u n k t i o n von Abschwachungen in Therapiegesprächen, 243-245.

15

Die Kategorie B E W E R T U N G ist mit A b s i c h t so global g e w ä h l t worden , um die A n a l y s e auf S a c h v e r h a l t s b e z e i c h n u n g e n und E i n s c h ä t z u n g dieser S a c h v e r h a l t e z u r e d u z i e r e n . E i n w e i t e res Problem s t e l l t die A n a l y s e e b e n e d a r . Sie k a n n vom Wort ausgehen oder von S y n t a g m e n . Wir haben das S y n t a g m a zur Bez u g s e i n h e i t g e w ä h l t . N u r wenn S a c h v e r h a l t e über e i n e i n z e l nes Lexem a n g e s p r o c h e n worden i s t , w u r d e dies als Bezugseinheit gewählt. Eine w i s s e n s c h a f t l i c h a d ä q u a t e D a r s t e l l u n g w ä r e eine prädik a t e n l o g i s c h e B e s c h r e i b u n g g e w e s e n . Es hat sich dabei ein A n s c h a u l i c h k e i t s p r o b l e m e r g e b e n . Die D a r s t e l l u n g ist sehr a u f w e n d i g u n d wenig ü b e r s i c h t l i c h .

16

HOLLy, Werner ( 1 9 7 9 ) 141-149.

17

HOLLV ( 1 9 7 9 ) ,

72.

18

HOLLY

53-73.

19

Wir g e b r a u c h e n den T e r m i n u s ' V e r a r b e i t u n g ' in A n l e h n u n g an d i e p s y c h o l i n g u i s t i s c h e G e b r a u c h s w e i s e . BOCK, M . ( 1 9 7 8 ) : Wort-, Satz-, Textverarbeitung. S t u t t g a r t , 49-79.

(1979),

Tage

des

Kanzlers

: I i n a g e a r b e i t i n Gesprächen. T ü b i n g e n ,

307

20

E n t s p r e c h e n d e B e o b a c h t u n g e n m a c h t auch H O F F M A N N , R o l f - R ü d i g e r ( 1 9 0 2 ) : P o l i t i s c h e F e r n s e h i n t e r v i e w s . T ü b i n g e n , 128.

21

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22

H O F F M A N N ( 1 9 8 2 ) , 76-78.

23

BULLING ( 1 9 8 2 ) ,

24

ROLLINGER, Cl.-R./ SCHNEIDER, H . J . ( H r s g . ) ( 1 9 8 0 ) : Inferenzen in n a t ü r l i c h s p r a c h l i c h e n Systemen der k ü n s t l i c h e n Intelligenz. Berlin; COHEN, P . R . / F E I G E N B A U M , E . A . (1983) : L e a r n i n g and i n d u c t i v e i n f e r e n c e . H a n d b o o k of a r t i f i c i a l int e l l i g e n c e . London, 325-511. M O R I K , K a t h a r i n a ( 1 9 8 3 ) : Überz e u g u n g s s y s t e m e der K ü n s t l i c h e n I n t e l l i g e n z . Tubingen, 183249.

25

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99.

308

LITERATUR

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SACHREGISTER Abschwächung 137 306 Adressat 28 32 55-58 61 63 69 70 125 126 131 139 141 178 203 Adressierung 183 Adressierung, M e h r f a c h 108 128 133 140 156 A k t , illokutionär 13 35 61 113 189 245 A k t , initiativ-responsiv 11 Akt, kommunikativ 6 8 A k t , perlokutionär 13 A k t , persuasiv 194-196 2 1 1 213 Aktivitätsprofil 243 257 Alpha-Position 253 255 256 A n a l y s e n , Aufbau- 82 deskriptiv 269 Diskurs- 1 2 5 10 11 18 22 29 32 35 38 71 142 134 143 Fallstudien-83 228 231 265 Gesprächs1 2 5 23 24 32 36 77 85 146 165 170 228 234 265 Institutions- 107 Konversations- 1 17 32 37 77 103 165 170 265 Korpus- 86 Muster- 81 Propositions- 150 qualitativ 248 quantitativ - strukturell 238 239 Regel- 81 Schicht- 237 Strategie- 82 Theorie-konstituierend 228 Ankündigung 110 127 132 275 Anrede 55 57 64 1 1 8 127 183 246 247 255 256 Antwort 181 187 191 199-201 201 205 210 2 1 4 215 2 1 9 220 A n z w e i f e l n 121 122 Argumentation 72 127 128 132 136 142 143 157 1 6 4 169 181 1 94 207 21 1 Asymetrie 114 Atem holen 96 106 185 A u f f o r d e r n 137 141 246 Aufrichtigkeit 210

Aushandeln 231 234 252 A u s t a u s c h , bestätigend 268 k o r r e k t i v 291 Austauschbarkeit 154 162 163 Ausweichen 115 128 187 204 219 Bedauern 276 Bedeutung 3 235 Begründen 120 125 129 130 132 141 142 2 1 5 - 2 1 7 Begrüßen 125 Behaupten 119 120 130-132 134 135 142 Belehren 298 Beschreibung, deskriptiv 10 16 82 holistisch 229 234 235 ideal 12 82 k o n t r a s t i v 10 11

k o n s t r u k t i v 10 35 q u a n t i t a t i v 31 rekonstruktiv 18 21 22 Bestätigen 215 219 Bestreiten 122 180 181 287 299 Bewerten 20 30 91 150 154 156 162 167 173 201 2 1 7 220 272-280 287 292 299 306 Bezugnahmen 170 295 297 303 Blick 55 58 59 64 183 298 Conversation Analysis 1 16 18 19 20 22 25 Danken 90 141 148 275 298 Deixis 20 Deutungsniveaus 234-237 2 4 5 - 2 4 7 252 257 Dialogforschung 1 32 Diskreditieren 90 100 101 252 Diskurs 6 8 12 21 26 109 Norm- 111 112 137 1 38 -weit 271 286 287 302 Disputativ 245 254 Dissens 193 194 216 Drohen 138 Dubitativ 179 221 Ebene 70 102 235 Funktions- 235 Handlungs- 235 hierarchisch 237 I n h a l t s - 235

303 240 251 114

325 Legitimations- 148 Produktions- 236 Eingeständnis 2 1 3 2 7 4 - 2 7 6 2 9 3 294 295 Einschätzung 109 110 119 127 129 131 134 139 167 276 293 306 E i n w ü r f e 88 91 95-101 Elementaraussagen 151 152 154 162 172 173 E l i z i t i e r e n 118 125 Empirisch 10 17 19 22 29 57 84 86 103 147 148 163 170 1 78 Erwartungen 67 88 179 E r z ä h l e n 79 268 Ethologie 248 E t h n o g r a p h y of Speaking 8 Ethnomethodologie 18 37 230 E v a l u a t i o n 300 E x p l i k a t i o n 139 141 Fragen 13 30 93 A r g u m e n t a t i o n s - 182 auf F. eingehen 163 Begründungs189 190 193 Dissens- 195 Entscheidungs98 178 189 190 219 E r g ä n z u n g s - 189 2 1 9 222 Erkundigungs- 2 1 0 2 1 3

Eröffnungs- 197 h e r a u s f o r d e r n d 1 77 Informations1 1 5 - 1 1 7 194 210 227 Initial182 189-191 196

198 205 206 213 217

223

Interview- 1 7 7 179 182 195 213 K r i t i k e r - 192 195 Nach- 121 122 187 189 207 Pseudo- 180 2 1 0 R e c h t f e r t i g u n g s - 1 90 r h e t o r i s c h 30 96 98 99 157 1 7 7 1 7 9 180 201 208 210214 217 221 227 290 Stichwort- 1 1 6 - 1 1 8 121 1 2 2 127 133 tendentiös 1 7 7 178 2 2 1 V e r s t ä n d n i s - 121 122 Zwischen- 105 Frame 9 Gebrauchstheorie 1 3

Gesprächsaufgabe 87 -gegenstand 31 270 272 288 296 289 -Organisation 77 78 82 89 103 235 -phasen 6 9 -Schrittübergabe 184 -Steuerung 1 1 8 130 183 186 187 Gestehen 131 Glaubwürdigkeit 2 8 7 2 9 2 Grammatik 3-5 23 33 134 179 Hand 58 59 193 211 224 296 297 Häufigkeit 149 151 153 155 159-162 184 238 2 4 2 - 2 4 5 256 H e r m e n e u t i k 21 22 38 H e u r i s t i k 146 Höflichkeit 267 284 295 301 302 Hörer 12 15 97 103 104 181 223 241 268 axial 241 244 246 255 256 als zuhörender D r i t t e r 55 56 60 64-66 91 107 1 2 0 128 129 186 212 215 271 298 -beitrag 183 241 Image 197 204 216 253 256 283 307 Implikatur 220 Inductio 2 1 2 Informativität 116 I n f o r m i e r e n 14 I n s i s t i e r e n 14 99 Institution 20 29 36 68-70 89 90 107 108 1 1 4 118 165 205 248 I n s z e n i e r e n 117 186 I n t e r r o g a t i o n 182 I n t e r v i e w 54 71 89 90 92 101 164 182 216 222 298

Medien- 186 189 S t a t e m e n t - 184 187 Ironie 141 208 K l a r h e i t 267 301 302 Kohärenz 5-7 11 12 16 164 169 185 186 278 283 289 295 302 Kommentierung 167 K o m m u n i k a t i o n , Alltags- 17 19

326

26 87 108 Beziehungs- 79 251 253 254 257 Binnen- 64-68 dialogisch 2 4 26 54 inszeniert 68 101 monologisch 11 n a t ü r l i c h 18 nonverbal 58 29 118 1 2 4 197 210 21 7 öffentlich-dialogisch 54 56 65-68 Schein- 28 trialogisch 28 54 66 67 Kommunikationsgeschichte 62 70 1 14 -praxis 26 -Probleme 18 22 31 79 -theorie 9 14 15 -ziel 267 Konflikt 164 195 204 253-255 303 Konnotation 205 206 267 Kontext 2 3 8 33 164 210 220 303 Konkretisieren 99 Konsens 178 186 192 215 220 227 226 Kooperativität 19 171 189 1 9 7 198 213 2 1 7 225 268 269 278 301 303 Kopf 193 225 297 Korpus 10 80 87 147 161 195 228 Korrigieren 99 139 141 223 Kritisieren 183 277 291

Lexikalisierung 266 274 M a n a g e m e n t , lokal 78 Medien 26 54 65 71 89 106 1 1 4 138 1 7 7 Methode 3 4 25-27 37 57 71 80 104 228 234 265 303 Modalwörter 135 139 179 219 Modell, A b l a u f - 81 high/low level 240 242 247 255 256 Schicht30 231-234 Muster 7 10 13 14 29 81 113-115 124 127 150

107 68299 216 243 240 103 165

166 245 283 289

269

270

278 282

Aufgabe-Lösungs- 103 Deutungs- 69

Frage-Antwort- 114 Handlungs- 113 115 Text- 278 Verhaltens- 282 289 301 Obligation 12 191 216 polemisch 194 197 203-205 207 212 2 1 3 2 1 6 Polygonzugsystem 2 4 2 - 2 4 4 Präformulierung 121 122 130 Proposition 7 9 109 134 149 180 193 202 203 216 2 1 7 219 P r o t e k t i v 31 194 195 265 307 Provozieren 183 199 Prozeduren, i n t e r p r e t a t i v 21 Prozeß, Problemlösung- 23 31 265 269-271 278 Prozessualität 267 301 Punkte sammeln 204 251 255 Rechtfertigen 190 192 197 203 214 215 224 291 296 Redebeitrag 78 88 90 93 96 98 104 105 230 238 244 280 288 291 Redekonstellationstyp 33 Rederecht 90 91 96 288 Reductio ad Absurdum 180 R e f l e x i v i t ä t 85 236 Reformulierung 121 122 139 141 Rekonstruktion 83 229 236 266 Relevanz 114 116 143 275 289 294 302 303 konditionell 29 78 81 149 166 167 1 70 1 71 214 227 lokal 1 1 2 113 1 1 7 1 4 9 189 Reparaturen 20 78 1 70 R e p l i k a t i o n 197 Responsivität 187-189 191 197 200 203 2 1 7 224 225 Resultate 80 82-84 103 104 155 2 1 5 - 2 1 7 Resümieren 289 Rhetorik 148 155 267 301 303 305 Rhetorische Figuren 156-159

327

162 175 176 198 208 Rückmeldung 88 91 223 Rolle 79

Sachverhaltsbeurteilung 179 272-278 Sanktion 103 138 Satz 5 34 268 Satzadverb 199 216 Satzgliedfolge 266 Schaukampf 31 248 249 251 257 Schema 168 278 279 294 295 Schuldzuweisung 130 131 Schweigen 20 212 218 Segmentierung 9 31 149 247 299 300 303 Selbstanknüpfung 146 164 165 1 71 Selbstdarstellung 66 116 133 186 193 253 254 Semantik 3 23 146 149 1 7 7 300 306 Sequenz 5-7 9 10 13 14 21 29 70 78 98 112 165 170 289 Einleitungs- 270 274-276 Frage-Antwort117 182 183 245 246 254 291 295 296 korrektiv 290 Signal- 70 249 -paar 11 20 245 Rezeptions- 95 -Struktur 122 125 126 171 Setting 186 Side Sequence 223 Turnhalte- 106 Situation 2-4 14 16 17 32 89 150 162 Sprachgebrauch, mündlich 21 113 146 -gemeinschaft 2 -Struktur 24 37 155 -system 25 -verhalten 4 -Wissenschaft, funktional 5 Sprechakt 1 5-9 11 15 17 21 24 29 34 113 118 -modeil 7 -ereignis 2 -erwechsel 11 20 59 78 91 96 104 241 -geschwindigkeit 59 -handlung 9 1 1 1 2

Statement 272 288 Stellungnahme 185 Stereotypie 116 163 Stil 111 Strategie 127 204 S t r u k t u r , Binnen289

279 146 148 153 213 255 266 270 286

Mikro- 147 Sprach- 24 37 155 Verknüpfungs- 266 268 283 Strukturieren 99 102 Subiectio 212 214 Substitution 249 250 252 Synergetik 232 233 Syntax 3 33 116 146 172 277 300 Täuschung 2 1 7 Textlinguistik 5 21 24 34 Thema 9 29 31 35 96 101 112114 128 130 137 141 166 168 183 224 239 272 290 296 TRANSKRIPTE 39-53 73-76 93 94 106 123 124 126 136 140 141 143 185 202 208-210 296 297 Trösten 111 297 Turn 6 12 1 1 4 1 1 7 118 121 130 156 223 247 ÜBERBLICKE 92 111 119 125 258 264 280-282 284 286 Überlappung 97 Unterbrechung 288-293 Verallgemeinerung 10 77-81 84 85 86 102 146 147 153 161 304 V e r l a u f , -soziogramm 240

Vermuten 135 Verständigung 82 267 Verständlichkeit 108 268 Verständnissicherung 130 137 Versprechen 299 Vorstellen 125 Vorwerfen 110 131 1 6 9 - 2 0 1 202 206 207 W a h l , Fremd- 104 Selbst- 104 W a h r h e i t 120 132 134 193 197 279

328

Wiederholung 149 153 156 160 161 163 207 Wissen 109 266 267 Wissensgeschichte 3 Wort erteilen 117 118 120 Zeigefinger 64 Zum-Fenster-hinausreden 56 64 67 72 Zurückweisen 115 2 1 9 Zustimmen 292 Zwischenfall 204 290 295

BELEGSTELLEN 009-014 angesichts des Wahlergebnisses 015-022 nichts zu beschönigen 023 024-025 035-038 039-041 042-063 044-046 064 065-069 071-074 075-076 094-097 098-100

vor allem in Bonn und im Land auf den, der den Wechsel will P f l i c h t , zu neuer Regierung können Sie tatsächlich so tun zunächst ein Wort zum Ergebnis wir haben eine Enttäuschung so tun, als wenn kein Hessen darf ich mal zu Ende sagen die CSU zieht ihre Schlüssse CSU die gleiche Verantwortung was hat sich wirklich verändert was heißt Minderheitenregierung

1 0 1 - 1 0 3 die 106-108 109-112 117 120 122 123 124 127 130-132 134 136 138-139 140 148-149 156 161 163 166-169

Situation erinnert mich

196 294 134 135 151 152 183 187 272 274 289 93 279 289 291 291 132 158 198 201 203 280-282 289 292 131 132 135 273 93 106 202 203 101 106 152 187 193 157 185 189 152 158 167 183

154 157 278 279

299 275 289 292 292

187 294

72 158 273 276 277 284 285-286 unsere Korrekturen mitgeteilt 210 ganz nahe bei den hellen Hessen 158 ich kann nichts d a f ü r 208 296 will die CDU mit den Grünen 183 290 296 das wissen Sie doch 93 183 290 295 hat allein keine Mehrheit 289 290 das geht Ihnen auch so 93 289 aber es ist Schluß mit d e m , was 155 211 ich hätte nichts dagegen, wenn 136 155 158 183 290 nicht im Bundestag 93 211 290 wir wollen doch keinen Streit 93 290 nichts zu ändern an den Regeln 238 290 b i t t e , das d u r f t e bisher jeder 138 290 es gibt die Mehrheit diesseits 58 63 139 142 143 152 293 die Grünen sind die Mehrheit 94 293 regierungsfähige Mehrheit 94 politisch geht es d a r u m , daß 293 irre gewordene Arbeiternehmer 62 185

329

188-190 das wird Beratungen beeinflussen 65 1 9 1 - 1 9 2 Achse der Republik nach links 64 202-206 207-209 235 237 249 253-255 256 257 297-298

Gefahr der Spaltung der Partei sicher nicht als Gefahr schlimme Begriffe ' w e g h a r k e n 1 wurden zurückgenommen können Sie richtig froh sein nicht p a r t e i t a k t i s c h , sondern Mißtrauensvotum oder Neuwahlen ob am Freitag Neuwahlen sind das V e r n ü n f t i g e

191 187 157 94 157 187 205 187 94 187 157 159 178 183

309-310 324-330 335-337 338-342 347-349 353 357 368 375-378 383 390

keine Mehrheit rechts der SPD wir werden ja sehen, wer vorher verfassungsmäßige Möglichkeiten er hat die P f l i c h t e n noch im Amt und Sie reden so als die Diskussion von morgen nicht eine linke Mehrheit Sie können nicht ' j e i n ' sagen Sie von der CDU und von der FDP wir können Entgültiges sagen ein großes Wort

183 169 94 187 159 94 143 184 94 143 159 206 187 94 188

400-401 die A r i t h m e t i k der Woche 188 206 407 Sehen sie das Mißtrauensvotum 190 4 1 3 - 4 1 5 können Sie Herrn Kohl zussichern 191

330 AUTORENREGISTER

Abullaev 221 Ammon 229 Aristoteles 232 Auer 20 Auer/Uhmann 20 Baumert 190 219 224 Bayer 229 230 Beaugrande/Dressler 38 Beck 9 Berens 32 35 229 Berg 180 Bergmann 20 37 229 Berndt/Berndt 249 B e r t a l a n n f f y 233 Betten 33 Bliesener 229 Bühler 2 32 Bloomfield 3 Bock 34 Boiling 60 62 71 Brünner 104 Catilina 180 Chagnon 249 Cicourel 228 Conrad 178-180 2 1 9 - 2 2 2 Conte 229 Coreth 233 Coulthard 3 Cremers/Reichertz 20 Detering 229 Deutrich 33 Dialogforschung 32 Dieckmann 28 54 71 72 104 106 Dieckmann/Paul 234 Diemer 232 D i j k / K i n t s c h 34 Dittmann 32 33 38 77 228 229 Eco 231 Ecker 187 219 Edelman 68-70 72 Edmondson 12 32 36 Ehlich 9 35 Ehlich/Rehbein 109 145 Eibl-Eibesfeldt 249 150 Fiehler 28 77 81 104 Firth 2 3 33 Flader 8 17 35 37 Franck 34 36 178 179 219 225 226 229 Frank 32 34 Franke 14 Frankenberg 229

Friedrichs 106 Fritz 11 33 305 Garfinkel/Sacks 228 230 231 234 Geissner 240 G o f f m a n 253 Gordon/Lakoff 180 Gresillon 180 227 Grice 15 Gülich/Raible 34 Häfele 229 Haken 233 Hamblin 10 35 Hannapell/Melenk 229 Hang 225 H a r t m a n n 233 Harweg 34 Haubl 32 229 Heeschen 229 Heindrichs/Rump 229 Heinze 146 Henne 35 Henne/Rehbock 2 32 104 105 223 224 228 Herennius 226 Heringer 13-15 Hess-Lüttich 19 Hindelang 36 224 229 Hoffmann 7 20 26 29 124 131 134 135 145 185-187 222 224 226 Holly 219 229 House 229 Humboldt 32 Hundsnurscher 180 219 H u t h / K r z e m i n s k i 145 Institut für deutsche Sprache 4

Jongen 230 Kalimeyer 236 Kallmeyer/Schütze 17-19 32 37 79 Kanth 229 Kendon 241 Krzeminski 145 Kindt 29 146 Klinke 219 Köhler 233 Kummer 14 15 36 Lakoff 3 180 Lausberg 181 212 Leech 22 23 267 301 305 Lemmermann 213 Levinson 1 7 20 34 36 38 305

331

Lorenz 233 234 Lütten 220 Malinowski 33 228 Martens 8 35

Mayer/Weber 20 36 38 McCawley 3 Mead 228 Meggle 14 15 M i l l e r / G a l a n t e r / P r i m b r a m 37 Newmeyer 33 N o t h d u r f t 20 Oevermann 21 38 228 Offe 69 Paul 2 Plett 180 181 227 Popper 85 104 Projekt Dialogstrukturen 9 1 7 Quasthoff 14 15 37 Quintilian 179-181 212 222 226

Range 229 Rasper 228 Rath 4 33 229 Redder 137 Regula 220 Rehbein 35 229 233 Rehbock 30 181 222 Restan 221 Rolf 5 34 Rombouts 219 226 227 Sacks 18 22 S a c k s / S c h e g l o f f / J e f f e r s o n 104 Sadock 180 221 Sager 30 229 233 234-236 242 248 251 254 Schank 9 35 229 Schank/Schwitalla 32 Schecker 38 Schegloff 170 Schwitalla 37 71 221 S c h m i d t , W . 5 34 Schmidt-Radefeldt 222 Schramm 228 Schröder/Steger 32 Schwitalla 33 36 184 192 195 224 226 Searle 36 Sinclaire/Coulthard 12 36 Smith 250 Sökeland 189 219 Stachowiak 242 Steger 32 33 Streeck 19 20 38 170 Sucharowski 1 31 36 105

Techtmeier 21 23 Teichert 106 Toulmin 142 Tschauder 229 Ungeheuer 9 22 32 228 Vanderweghe 219 229 Vorländer 232 Watson/Potter 241 Weber/Weydt 229 Wegner 32 229 Weinrich 34 weydt 33 Wickler/Seibt 249 Wittgenstein 230 Wunderlich 2 5 8 18 32 35 36 38 219 220 222 Zimmermann 157 Zimmermann/West 105

332

AUTOREN

DIECKMANN, Walther P r o f . Dr. (Fachbereich Germanistik an der Freien Universität Berlin) Habelschwerdter Allee 45 1000 Berlin 33 FIEHLER, Reinhard Dr. (Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft an der Universität Bielefeld) Universitätsstraße 1 4800 Bielefeld 1 HOFFMANN, Ludger PD. Dr. (Fachbereich 23 Deutsche Sprache und Literatur und ihre Didaktik an der Westfälischen WilhelmsUniversität Münster) Fliednerstraße 21 4400 Münster KINDT, Walther Dr. ( F a k u l t ä t für Linguistik und Literaturwissenschaft an der Universität Bielefeld) Universitätsstraße 1 4800 Bielefeld 1 REHBOCK, Helmut Dr. (Seminar für deutsche Sprache und Literatur an der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig) Mühlenpfordtstraße 2 2 / 2 3 3300 Braunschweig SAGER, Sven F. Dr. (Germanisches Seminar an der Hamburg) von Meile Park 6 2000 Hamburg 13

Universität

SUCHAROWSKI, Wolfgang P r o f . Dr. (Seminar für deutsche Sprache und Literatur und Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Kiel) Olshausenstraße 75 2300 Kiel 1