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German Pages 472 [476] Year 1969
ALTHEIM / GESCHICHTE DER HUNNEN E R S T E R BAND
FRANZ ALTHEIM
GESCHICHTE DER HUNNEN
ERSTER BAND VON DEN ANFÄNGEN BIS ZUM EINBRUCH IN EUROPA
MIT BEITRÄGEN VON ROBERT GÖBL / H ANS-WILHELM HAUSSIG / RUTH STIEHL ERIKA TRAUTMANN-NEHRING
ZWEITE, DURCHGESEHENE AUFLAGE
WALTER DE GRUYTER & CO. VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG - J. GUTTENTAG. VERLAGSBUCHHANDLUNG GEORG REIMER - KARL J. TRÜBNER - VEIT »t COMP.
BERLIN 1969
CO Archiv-Nr. 415069/1 Copyright 1969 by Walter de Gruytet Ac Co., vormal« G. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp. — Printed in Germany — Alle Rechte des Nachdrucks, einschließlich des Rechtes der Herstellung von Photokopien — auch auszugsweise — Torbehalten. Druck: Walter de Gruyter & Co., Berlin
JAN TAHSIN RECEP ZUGEEIGNET
VORWORT Die geschichtliche Bedeutung der Hunnen und ihrer Wanderungen bedarf des Nachweises nicht mehr. Hunnisches Vordringen nach Südrußland und bis zur Donau hat den Anstoß zur großen, eigentlichen Völkerwanderung gegeben, und tief hat dieses Volk auch weiterhin in die Geschicke des spätantiken Europa eingegriffen. Nachfolge, die dem Volk in Ost- und Südosteuropa erstand, verhalf dazu, das Bild dieser Gebiete im frühen und hohen Mittelalter zu prägen. Die auf drei Bände berechnete „Geschichte der Hunnen" ist bestimmt, ein vor zehn Jahren verfaßtes und fast gleichzeitig in deutscher und französischer Sprache erschienenes Buch des Verfassers zu ersetzen. Das neue Werk gründet sich auf einen beträchtlich erweiterten Quellenbestand. Zu den griechischen und lateinischen Autoren treten solche syrischer, arabischer, äthiopischer und iranischer Herkunft. Ihre Hinterlassenschaft wurde systematisch auf Aussagen zur Geschichte der Hunnen, ihrer Verwandten und Nachbaren hin durchgearbeitet. Inschriften in alt- und mittel türkisch er Sprache, in aramäischen und mitteliranischen Mundarten wurden teils erstmals vorgelegt, teils philologisch und geschichtlich erstmals erschlossen. Im zweiten Band soll das Zeugnis der Münzprägung verwertet werden. Die Nötigung, einen in diesem Ausmaß bisher nicht gesammelten Quellenstoff zu bewältigen, führte dazu, daß überall eigene Wege beschritten wurden. Die Masse des neu Hinzugetretenen mußte textkritisch behandelt und übersetzt, gedeutet und eingeordnet werden. Quellenkritik und Darstellung ließen sich nicht mehr scheiden; vieles konnte nur als Untersuchung vorgelegt, anderes mußte in die Beilagen verwiesen werden. Auch wo ältere Arbeiten des Verfassers vorlagen, hat der neue Quellenbestand zu weitgehender Berichtigung und Ergänzung geführt. Zugleich erwies sich, daß die weitschichtige Aufgabe die Kraft eines Einzelnen überstieg. Als Mitarbeiter wurden R. Gobi, H.-W. Haussig und R. Stiehl gewonnen. Sie haben sich auf den einschlägigen Gebieten — in orientalischer Numismatik; in der frühbyzantinischen und hunnisch-türkischen Geschichte; in der Erschließung aramäischer, syrischer und arabi-
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VORWORT
scher Quellen; in der Erforschung des sasanidischen Iran — hinlänglich ausgewiesen. Der Abbildungsteil wurde der bewährten Hand E. TrautmannNehrings anvertraut. Der vorliegende erste Band behandelt die Anfänge der Hunnen. Deren Gleichsetzung mit den aus chinesischen Quellen bekannten Hiung-nu ist aufgegeben. Als unmittelbare Vorgänger der europäischen Hunnen erwiesen sich die Kidariten und Hephthaliten, auch Weiße Hunnen genannt. Türkstämme gleich jenen, zumindest der herrschenden Schicht nach, speisten sie auch die Vorstöße der Nachfolger, will sagen: der Awaren, Protobulgaren und Chazaren. Die Bewegungen der Hunnen und Hephthaliten waren von allem Anfang mit solchen nordiranischer Stämme (Chioniten, Alanen, ASS) gepaart oder wurden von ihnen vorbereitet. Wanderungen der türkischen und iranischen Nomaden verliefen in gleicher Bahn, eines schloß sich ans andere, und oft läßt sich eine Trennung nicht durchführen. Wenig bekannt ist, daß der Vorstoß der Hunnen sich einer gleichzeitigen und weitausgreifenden Bewegung aller Nomaden nördlich und nordöstlich des Wüstengürtels einordnet, der die alte Welt von der Gobi bis zur Sahara durchzieht. Mit den Arabern der vor- und frühislamischen Zeit, mit den nordafrikanischen Dromedarnomaden haben sich die großen Beweglichen des mittleren Asien in gemeinsamem Schicksal gefunden. Überall ist der Nomade den Lebensbedingungen, die von der Steppe diktiert werden, unterworfen. Seine Verhaftung an die Natur geht weiter noch als die der Bauern, übertrifft bei weitem die des Städters. Gesetz, das über dem Nomaden steht, wird einmal vom Tier bestimmt. Viehzucht und Herdenbesitz, Pferd und Reiten, Denken im Tier und der Tierstil in der Kunst umreißen diesen Bereich. Daneben zeigt sich Abhängigkeit von klimatischen Bedingungen. Jedes Schwanken der Klimakurve wird mit äußerster Empfindlichkeit registriert. Es entschied darüber, ob man sich zusätzlichen Unterhalt durch Ausplünderung des Kulturlandes beschaffen mußte oder nicht. Dem Auf und Ab der Klimakurve antwortete ein Auf und Ab der Nomadenstürme, und klimatologische und geschichtliche Betrachtung gehen weithin ineinander über. Neuere Literatur wurde tunlichst berücksichtigt. Auf die Beilagen und Ergänzungen sei um ihrer Wichtigkeit willen verwiesen. Berlin, November 1958
Franz Altheim
INHALTSVERZEICHNIS Seite Vorwort
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Erstes Buch: Anfänge der Hunnen i Erstes Kapitel: XoOvoi und xwn (mit einem Beitrag H.-W. Haussigs) . . . 3 Zweites Kapitel: Die Hephthaliten (zusammen mit R. Stiehl) 31 Drittes Kapitel: Die Alanen 57 Viertes Kapitel: Awaren, Bulgaren, Chazaren (zusammen mit R. Stiehl) . . 85 Zweites Buch: Voraussetzungen und Gleichzeitigkeiten Fünftes Kapitel: Geographische und klimatische Voraussetzungen Sechstes Kapitel: Die Araber (zusammen mit R. Stiehl) Siebentes Kapitel: Die Dromedarnomaden
99 . . . . 124 158
Drittes Buch: Kulturelles Erbe Achtes Kapitel: Der königliche Schmied (zusammen mit R. Stiehl) Neuntes Kapitel: Tierstil Zehntes Kapitel: Dichtung Elftes Kapitel: Hunnische und alttürkische Runen
193 . . . . 195 216 240 268
Viertes Buch: Einbruch in Europa Zwölftes Kapitel: Alanen, Wandalen, Goten Dreizehntes Kapitel: Ermanarichs Gotenreich Vierzehntes Kapitel: Hunnensturm Fünfzehntes Kapitel: Formen der Gesellschaft. Zusammenfassung
291 293 306 338 . . . . 360
Beilagen und Ergänzungen 1. Chronologie der Frätadära (R. Stiehl) 2. Zwei neuere Fälschungen (R. Gobi) 3. Paiiz und das sasanidische Kupfer (R. Gobi) 4. Aramäische Ideogramme (zusammen mit R. Stiehl) 5. Der Stein von Apscheronskaja
373 375 380 388 391 416
Ergänzungen
424
Abbildungsteil (E. Trautmann-Nehring)
433
Register 1. Geschichtliches Register 2. Philologisches Register
445 447 457
ERSTES BUCH
ANFÄNGE D E R H U N N E N
1. KAPITEL*
ΧΟΥΜΟΙ UND xwn
Der Name der Hunnen begegnet in der antiken Literatur erstmals in der Geographie des Ptolemaeus1. Die Xo voi wohnen zwischen den Bastarnen und Roxolanen, zusammen mit sechs anderen St mmen, die namentlich aufgez hlt werden. Da die Bastarnen jenseits von Dazien, die Roxolanen l ngs der gesamten Ostk ste der Maiotis, also des Asowschen Meeres, angesetzt sind2, ergibt sich eine allgemeine Festlegung. Da weiter die Aufz hlung jener sechs St mme mit zwei St mmen endet, die Nachbarn der Bastarnen sind (Tagrer und Tarangeten), und diesen die Tauroskythen auf der Krim vorangehen, die Hunnen hingegen zu Beginn erscheinen, wird man sie den Roxolanen zun chst anordnen. Die Roxolanen ihrerseits grenzen an die Alanen ('Αλαϋνοι Σκύθαι)3, nach denen das Alanengebirge ('ΑλαΟνον όρο$) genannt ist4. Auch die Hunnen haben Nachbarn, die Amadoker, die unterhalb eines Gebirges ("Ιδια όρη) sitzen6. All dies weist auf den Kaukasus oder seine Vorberge, und es pa t zu den Roxolanen an der Ostk ste der Maiotis. Ptolemaeus' Xo voi hat man demnach im Westteil Ciskaukasiens, zwischen Manytsch und dem Oberlauf des Kuban, landeinw rts von der Ostk ste des Asowschen Meeres anzusetzen. Das Land wandelt sich hier von der Schwarzerde im Westen mit seiner Stipa-Grassteppe zu den hellfarbigen Steppenb den der Mitte. Auch heute noch ohne gr ere St dte, ist es ein * Der zweite Abschnitt des Kapitels wurde von Hans-Wilhelm Haussig verfa t. 1 3, 5. 25. 2 3, 5, 20. Da die Ostk ste der Maiotis mit der πλευρά gemeint ist, zeigt 3. 5, 10, wo die Beschreibung der Ostgrenze Sarmatiens von S den nach Norden geht: πλευρά der Maiotis bis zum Tanais, der Tanais selbst, die Quellen des Tanais und der S den der άγνωστος yfj. 8 3. 5. 20. « 3, 5, 15. » 3, 5, 25.
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ANFÄNGE DER HUNNEN
Gebiet des extensiven Ackerbaues und der Viehzucht (Rinder, Pferde, Schafe). Danach darf man sich diese Hunnen als nomadische Viehzüchter vorstellen, gleich den Nogaiern, die weiter östlich noch heute ihre Kamelzucht betreiben*. Ptolemaeus' Geographie hat kurz vor dem Tod ihres Verfassers 172 die abschließende Fassung erhalten7. Mit denXoövoi gelangt man spätestens in die beiden Jahrzehnte nach der Mitte des 2. Jahrhunderts. Es ist die Zeit, da die Goten, dereinst Nachbarn der Hunnen am Don, noch im Weichselgebiet8 saßen. Es gab demnach schon vor 374, dem Jahr ihres ersten geschichtlichen Hervortretens, Hunnen oder hunnische Splitter östlich, genauer südöstlich des unteren Don. Sie wohnten dort in Nachbarschaft eines nordiranischen Stammes, der Alanen, am Don und an der Maiotis9, und eines zweiten, der gleichfalls deren Namen enthielt, der Roxolanen10 (zu avest. raok-, raofah-, raoxina- „licht, glänzend"). Das Ergebnis mag überraschen, und doch bestätigt es sich, wo immer man es nachprüft. Eben der spätrömische Geschichtsschreiber, der den hunnischen Vorstoß über den Don von 375 als „plötzlichen Ansturm"11, als „überraschendes Ungewitter"12 bezeichnet, liefert dafür einen Anhalt. Ammianus Marcellinus spricht ausdrücklich davon, daß man die Hunnen schon früher gekannt habe. Ihm, der Ptolemaeus' Geographie benutzt hat, konnte die Nachricht über die Xoövoi nicht entgehen. Ob er nur diese gemeint hat oder ihm darüber hinaus noch andere zur Verfügung standen, bleibt ungewiß. Aber Ammianus' Hunnorum gens monumentis veteribus leviter nota13 darf nicht ungehört bleiben. Mochte auch, wer dies aussprach, um des als unerwartet geschilderten Ereignisses willen nur von einer oberflächlichen Kenntnis sprechen. Ammianus fügt weitere Angaben hinzu. Seine Hunnen sind ein Volk ultra paludes Maeoticas glacialem Oceanum accolens1*. Sie wohnten demnach vom Asowschen Meer bis in die Nähe des nördlichen Ozeans, was doch besagt, daß • W. Meckelein in: Die Erde 52 (1951), 33Qf. 7 F. Altheim, Literatur und Gesellschaft im ausgehenden Altertum 2 (1950), 76 f. 8 Ptolem., geogr. 2, n, 35 ; 3, 5, 2O . 9 Joseph., bell. 7, 244. 10 H. Jacobsohn, Arier und Ugrofinnen (1922) 234; M. Vasmer, Die Iranier in Südrußland (1923) 49; L. Zgusta, Die Personennamen griechischer Städte der nördlichen Schwarzmeerküste (1955) 265. 11 Amm. Marc. 31, 3, i repentino impetu. 13 Ebenda 31, 3, 2 subitae procellae. 13
31, 2, i.
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31, 2, i.
1. XOYNOI UND xwn
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ihre Sitze ber die Steppen und die Schwarzerdzone des s dlichen Ru lands bis in die Waldzone reichten. Ammianus kennzeichnet sie denn auch als vagi monies peragrantes et silvas16, wobei die beiden u ersten Grenzen ihres Gebietes angegeben sind. Einmal der Kaukasus im S den (dar ber unten S.9f.), dann die bereits genannte Waldzone. Sie als hunnische Heimat entspricht den indumentis . . . ex pellibus silvestrium murum consarcinatis1*, die als hunnische Tracht begegnen. Dar ber hinaus kennt man die Άκάτζιροι, die Priskos einmal als Σκυθικόν έθνοςx7, ein zweites Mal als Άκατίρους Οϋννους *8 bezeichnet. Es sind *αγαζ-αή „Waldleute"19, und dazu stimmt, da lordanes den Stamm zwischen den Aesti, die am Ozean wohnen, und den Bulgaren, die- bis zum Schwarzen Meer reichen, ansetzt20. Da damit sich Priskos' Angabe, der den Akatziren την ττρό$ τον Πόντον ΣκυΘικήν (Scythiam qua ad Pontum vergit) zuweist21, vereinen l t, wurde an anderer Stelle gezeigt22. Auch die bei lordanes23 erhaltene gotische Sage vom Ursprung der Hunnen darf herangezogen werden. „Von ihrer Herkunft berichtet eine alte Kunde (antiquitas) folgendes: Filimer, der K nig der Goten und Sohn des gro en Gadarich, der nach der Auswanderung aus der Insel Scandza (Skandinavien) bereits als f nfter die Herrschaft ber die Goten f hrte, der, wie erz hlt, auch in die skythischen L nder mit seinem Volk eingedrungen war, fand unter diesem gewisse Zauberinnen, die in heimischer Sprache Heilrunen (haliurunnae) hie en24. Da sie ihm verd chtig waren26, jagte er sie von 15 18
31. 2, 4.
31, z, 5. ber die mures Pontici (pOes Ποντικοί) und ihr Pelzwerk: B.Schier, Pelze in altertumskundlicher Sicht (1951) 29. 17 18 FHG. 4 p. 82 b, I9fFHG. 4 p. 105a 2. 19 Zuletzt Altheim-Stiehl, Ein asiatischer Staat i (1954), 288> 2 9 2f - gegen W. B. Henning in: BSOS. 1952, 506. 20 Get. 36—37; Altheim-Stiehl, a. O. i. 288f. 81 FHG. 4 p. 82b, i81; Sga, i6f. 82 Altheim-Stiehl, a. O. i, 289. 83 Get. I2i—122. 84 J. de Vries, Altgermanische Religionsgeschichte r (1935), 264. 25 Da Filimer die haliurunnae f r verd chtig hielt (easque Habens suspectas), besagt nichts f r christliche F rbung. Eine solche Haltung gegen ber magae mulieres liegt in der Sache; sie kann berall und zu jeder Zeit sich zeigen. Bei Cassiodorus, der dieser Stelle zugrunde liegt, hat sich eine Sage erhalten, deren Grundz ge sehr alt sein m ssen. Das zeigen ihre Parallelen, die bei F. Altheim, Geschichte der latein. Sprache (1951), 56f. zusammengestellt sind; dort nachzutragen H. L. Stoltenberg, Etruskische Gottnamen (1957) 54 zu etrusk. pal-. Gegen christlichen Ursprung E. A. Thompson, A History of Attila and the Huns (1948) 20 Anm. i.
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ANF NGE DER HUNNEN
dannen und n tigte sie, weit von seinem Heer verscheucht in der Einsamkeit umherzuirren. Als diese Zauberinnen unreine Geister auf ihrem Schweifen in der Steppe (per herimwn vagantes) erblickt und sich mit ihnen gepaart hatten, brachten sie dieses wilde Volk hervor. Anfangs zwischen S mpfen lebend, war es, als Menschen betrachtet, klein, greulich und schm chtig und durch keinen anderen Laut kenntlich, als da es ein Schattenbild menschlicher Rede andeutete. Aus solchem Stamm waren die Hunnen entsprossen, die nun zum Reich der Goten kamen." Es liegt die m glicherweise christlich gef rbte (Spiritus immundi) Fassungae der urspr nglichen Sage vor. Diese setzte die Entstehung der Hunnen in die Zeit der gotischen Einwanderung nach S dru land, also weit fr her als den Einbruch von 374/5. Das hunnische Volk lebte eine Zeitlang zwischen S mpfen (inter paludes), bevor es dann zu seiner entscheidenden Tat aufbrach. Anscheinend ist gemeint, da es von kleinen und unscheinbaren Anf ngen zu seiner sp teren Macht heranwuchs. Eben dies sagt ein Bruchst ck aus Priskos, das lordanes gleichfalls bewahrt hat. Es handelt sich um die Sage von der Hinde, die hunnische J ger durch den Maiotischen Sumpf gef hrt habe. Da hei t es zu Beginn27: der Hunnen „w stes Volk, das wie der Geschichtsschreiber Priskos berichtet, am jenseitigen Ufer des maiotischen Sumpfes wohnte, kannte lediglich die Jagd, aber keine andere Arbeit, nur da es, als es unter den V lkern herangewachsen war, durch Frevel und Raubz ge die Ruhe der benachbarten V lker st rte". Die Raubz ge der Hunnen in der Nachbarschaft werden noch begegnen. Ihnen zur Seite erscheint das Heranwachsen (postquam crevisset in populis), und dies mit vorangehenden Raubz gen (rapinis) vereint best tigt, da man mit l ngerem Aufenthalt der Hunnen im Gebiet jenseits von Don und Asowschem Meer zu rechnen hat. Gleichfalls auf Priskos f hrt der Beginn von Agathias' Hunnenexkurs28. Wieder st t man auf die Sage von der Hinde, sicherer Hinweis hier wie sonst, welcher Autor benutzt ist29. Auch darin stimmt Agathias zu Priskos' Auffassung, wenn es hei t: die Hunnen h tten το ... παλαιόν an der Ostk ste des Maiotischen Sumpfes gewohnt, aber γενεαΐ$ ττολλαΐς ύστερον sich '· Mein Sch ler J. Rehork verweist auf Matth. 12, 43: δταν δε το ακάθαρτο ν πνεύμα έξέλθη από του ανθρώπου, διέρχεται δΓ ανύδρων τόπων ζητούν άνάπαυσιν κτλ. 27 Get. 123. 18 5 ιι Anfang. 19 Tb. Mommsen in seiner lordanes-Ausgabe (MG., auct. ant. V, i, 1882) p. 90 Anm. i.
1.
UND xwn
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nach Europa hinüberbegeben80. Sozomenos endlich31, auf diesselbe Quelle zurückgehend, sagt, Goten und Hunnen hätten, obwohl nebeneinander wohnend, geraume Zeit voneinander nicht gewußt ( ... TES ). Durch einen großen See getrennt, hätten sie ihr Gebiet für das Ende des festen Landes gehalten, jenseits dessen es nur Wasser und ein grenzenloses Meer gebe. Genug: die Tatsache eines längeren Aufenthaltes der Hunnen in ihren ciskaukasischen Sitzen bestätigt sich, wo immer man ihr nachgeht. Ptolemaeus' Xoövoi erweisen sich als einwandfreie Überlieferung. Erstmals hat auch ein archäologischer Fund einen Hinweis gegeben. Der Elektron-Becher von Szeged-Nagysze"ksos, ein hunnisches Stück8>, hat immer an die Schnalle von Wolfsheim erinnert, die als sasanidische Arbeit frühestens den letzten Jahrzehnten des 4. Jahrhunderts angehört33. Beider Übereinstimmung zeigt, daß die iranischen Einflüsse, die sich hier und sonst an den Hunnenfunden erkennen lassen, auf weit ältere Zeit zurückgehen34. Man hat geradezu an Ptolemaeus' Notiz erinnert, die die Anwesenheit der Hunnen im Vorfeld des Kaukasus schon nach der Mitte des 2. Jahrhunderts beweise36. Daß der Ort der Berührung zwischen iranischer und hunnischer Kunst am Asowschen Meer lag, fügt sich diesem Bild. Und daß an gleicher Stelle der Herstellungsort der hunnischen Bronzekessel gesucht werden muß8·, bestätigt es. Sprachgeschichte vermag einen Schritt weiter zu führen. Es darf als zugestanden gelten, daß die Hunnen eine altaische Sprache besaßen, die dem Alttürkischen engverwandt, wenn nicht mit ihm eins war87. Den Namen der Xoövoi, Chunni hat man demgemäß aus dem Türkischen hergeleitet88. Er *° 300, 5 Niebuhr. 81 Hist. eccl. 6, 37. M N. Fettich, Archaeologia Hungarica 32: La trouvaille de tombe princidre de Szeged-Nagyszoksos (1953). 88 N. Fettich, a. O. 132; 141; 156!. 84 N. Fettich, a. O. 184 f. 85 N. Fettich, a. O. 184. »· N. Fettich, a. O. 143. 87 F. Altheim, Literatur und Gesellschaft im ausgehenden Altertum i (1942), 3&f.; auch G. Moravcsik, Byzantinoturcica i (1942), 36! 88 P. Pelliot in: Journ. Asiat.i922, 141; L. Bazin in: T'oung Pao 39, 255! B. zieht noch den Namen der Quman selbst heran. Doch führt dieser auf eine andere Etymologie (*quba-n), worüber zuletzt K. H. Menges, The Oriental Elements in the Vocabulary of the Oldest Russian Epos (1951) nf. Ob *qün eine Kürzung aus *quba-n ist, bleibt ungewiß (K. H. Menges, a. O. 14).
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ANFÄNGE DER HUNNEN
stellt sich zu kumanisch qun (cun, kun „forcia" im Codex Cumanicus)se. Das Nebeneinander40 von alttürk. und , und qan, xatun und qafun, xo£u und qo£u, xormuzta und qormuzda, tarxan und tarqan ist solcher Deutung günstig. Xoüvoi, *xun könnten danach *qun sein, und die Hunnen wären nach ihrer „Kraft" genannt41. " Etymologie bedeutet zunächst nur eine Möglichkeit. Aber im vorliegenden Fall läßt sie sich durch gute Gründe stützen. Denn auch der Name türk, älter *törük (vgl. magyar. Török) bezeichnet den „voll Entwickelten", „Starken"; er bedeutet auch geradezu „Kraft"42. Dem entspricht, was sich für den Namen der Hunnen ergeben hatte, und an dem der Hephthaliten wird man das Ergebnis bestätigt finden. Es kommt hinzu, daß in unmittelbarer Nachbarschaft der Xoövoi Namen gleicher Herkunft in größerer Zahl auftreten. lordanes zufolge48 stießen die Hunnen, als sie 375 durch eine Hinde geführt die Maiotis überschritten, an deren skythischem und das besagt: nördlichem Ufer auf die Stämme der Alpidzuri, Acildzuri, Itimari, Tuncarsi und Boisci. Seit Kaspar Zeuss sind die drei letzten Stämme als hunnisch44 angesprochen worden. Die beiden ersten Stammesnamen enthalten den aus dem ,Tocharischen'46 bekannten und ins Alttürkische48 übernommenen Titel cor. Alpidzuri sind *alp-it-cor, wobei *alp-it, *alpU „Heldenhund"47 wie alp arslan „Heldenlöwe" gebildet ist. Die Tuncarsi begegnen bei Priskos als $48, *tun-cor, zu tun „Volk" gehörig. 89
K. Grenbecb, Romanisches Wörterbuch (1942) 203 s. v. M. Räsänen in: Studia Orient. 15 (1949), 150f.; Altheim-Stiehl, Supplementum Aramaicum (1957) ZI 441 Der Name chines. Hiung-nu, altchines. *xiung-no ist fernzuhalten, und auch qu sänün II S 8 und quy sänünig II S 9 der Inschrift des Kültägin ist Personenname, nicht der eines Stammes. 42 L. Bazin in: Oriens 6 (1953), 3i8f.; H.-W. Haussig in: Byzantion 23 (1953), 3iof. Anm. 92; A. v. Gabain in: Zeki Velidi Togan'a Armagan (1955), 18. 48 Get. 126. 44 Zur Frage Th. Mommsen im Index locorum seiner lordanesausgabe s. v.; G. Moravcsik, Byzantmoturcica 2 (1943), 92; 130; 268; Altheim-Haussig, Die Hunnen in Osteuropa (1958), 20; 26; 75. 46 Schulze-Sieg-Siegling, Tocharische Grammatik (1931), 50. 48 A. v. Gabain, Alttürkische Grammatik 2(i95o), 308 s.v.; H. W. Bailey in: Journ. R. Asiatic Soc. 1939, 91 unter 5. 47 Über den Hund in der mythischen Vorstellungswelt: O. Hof ler, Brauch und Sinnbild loif.; P. Paulsen, Schwertortbänder der Wikingerzeit (1953), 151. 48 Exe. de legat. 121, 5 de Boor. So vom Herausgeber hergestellt; dazu G. Moravcsik, a. O. 2, 268. 40
1. XOYNOI UND xwn
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Wenn diese beiden St mme t rkische Namen4· trugen gleich den Hunnen, m ssen sie mit diesen verwandt gewesen sein. Vettern der Hunnen oder gar deren Unterst mme, w ren sie demnach schon vor dem Jahre 375 aus der Steppe stlich der Maiotis auf deren Nordufer hin bergewechselt und h tten den Unterlauf des Don berschritten. Orosius60 bemerkt, bevor die Hunnen 375 ber ihre gotischen Nachbarn herfielen, h tten sie „lange in unzug nglichen Bergen abgeschlossen" gelebt. Auch Ammianus61 schildert sie als vagi monies paragrantes. Danach w re das Volk nicht nur im Vorland des Kaukasus62, sondern auch in diesem selbst beheimatet gewesen. Die Bestattungen des Gr berfeldes von Borisow im nordwestlichen Kaukasus lassen das Weichen der Alanen unter dem Einflu einer stlichen Kultur erkennen, darin man die der Hunnen erblickt hat63. Und wieder weist das Auftreten t rkischer Namen den Weg. Grabungen in Mchet'a, unfern von Gori in Gruzinien, dem antiken Iberien, haben neben gr eren Inschriften, wie der griechisch-aram ischen Bilinguis aus Antoninus Pius' Zeit64, auch eine Gemme gleichen Alters mit dem Namen Άστταροοκίζ erbracht66. Dieser f llt zusammen mit dem des ersten proto-bulgarischenHerrschers( 44—675) .Theophanesgibt Άπαρούχ66, aber die lateinische bersetzung Asparuch und Nikephoros Patriarches67 49
Altheim-Haussig, a. O. 20 ber die Acildzuri und a. O. 27 ber die Itimari. Die Bezeichnung der St mme als Hunnen hat den Widerspruch W. Samolins in: Central Asiatic Journ. 3, 144 Anm.8 hervorgerufen. Er meint, die Namen seien falsch angegeben, und beruft sich daf r auf die lordanes-Ausgabe von E. Nisard, Paris 1851. Samolin ist unbekannt, da Th. Mommsens kritische Ausgabe von 1882 ma gebend ist... Samolin f hrt fort: „Altheim's attempt to etymologize AttUa as Ata-la, where la is substituted for -*£im, i. e., Ata, 'father' and -*Sim, 'mine', is indicative of this methods, since -it forms a noun indicating agent." Er beruft sich daf r auf: Attila und die Hunnen (1951), 138; 207 Anm. 34. Dort steht nichts von -*Sim ,,mine". Wohl aber hat der 'Turkologe' Samolin den verkehrten Paragraphen von A. v. Gabain's Grammatik aufgeschlagen. N mlich S. 60 § 47 +ii, +61: T ter statt S. 59 § 44 +°£: Deminutive und Koseformen. Statt unsererseits von „this methods" zu sprechen sei dem belt ter ein horazisches risum teneatis amici zugerufen! 60 7> 33>IO Sens Hunnorwn diu inaccessis seclusa montibus. 51 3i. 2, 4. 52 Prokop., Got. 8, 3, 3 των . . . του Καυκασίου όρους τφοττόδωυ. 53 J. Werner in: Eurasia Septentrionalis Antiqua 9, 44f. 54 Zuletzt Altheim-Stiehl, Supplementum Aramaicum 74f., unter Besprechung der lteren Literatur. 55 G. Tsereteli in: Westnik drewnej istorii 1/1948, 49!; I. Dujcev in: Archiv Orient lni 21 (1953), 353f-; Altheim-Stiehl, a. O. 75. 58 357.27 de Boor: άτταρουχ e, f, m. 57 34, 6 de Boor.
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ANF NGE DER HUNNEN
'Αστταρούχ. L ngst hat man damit bulgarisch-t rkisches Esper x, ESber x sowie Isperix, Esperex der proto-bulgarischen F rstenliste68 zusammengebracht89. Erster Bestandteil ist altiran. *asb ra- „Reiter" aus *aspa-b ra-, wozu man altpers. asb ray- halte. Mittelpersisch ist es als as r bezeugt*0; daneben steht ein ost- oder nordiranisches *asb r, erhalten im Ortsnamen Asbara91. Ins Altt rkische wurde das Wort als Ubara bernommen62, mit innert rkischem Wechsel zwischen a und ϊ. Auch Wandel von Media zur Tenuisin Άσπαροοκις, ΆσΊταρούχίβί altt rkisch, und beide Besonderheiten zusammen haben zu den Formen Isper-ix, Esper-ex gef hrt. Zweiter Bestandteil ist oq „Pfeil" in der Bedeutung „Einteilung der Stammesorganisation"63. Demnach ein Bahuvrihi-Kompositum: „einer, dessen Stammesteil Reiter sind"M. Das Auftreten der Hunnen im Vorfeld des Kaukasus und in diesem selbst, das eines hunnisch-t rkischen Namens in Gruzinien66 l t sich vom Auftreten der Alanen an beiden Orten nicht trennen. Wie nun die Alanen weit ausgegriffen haben, nach Westen und, wie sich zeigen wird, nach Osten, so sind sie auch nach S den vorgedrungen, und wieder sind ihnen die Hunnen gefolgt. Drei alanische Vorst e, die teilweise tief ins Partherreich f hrten, sind bekannt. Tiberius' parthische Politik konnte sich 35 dazu versteigen, nach Phraates' Tod in Tiridates einen neuen Bewerber f r den Arsakidenthron aufzu58
Zuletzt O. Pritsak, Die bulgarische F rstenliste und die Sprache der Protobulgaren (1955); Altheim-Haussig, a. Ο. ιοί. M G. Moracvsik, a. O. 2, 78, mit lterer Literatur. •° O. Hansen, Abhandl. Akad. Berlin 1937, 9· 27· Dazu die asw riya: ein Reiterkorps sasanidischerZeit, das inKazwin stand: Kud ma 261, n de Goeje; G.Widengren in: Orientalia Suecana 5 (1956), 170! 81 Kud ma 206, i. Vgl. auch H.W. Bailey in: Donum Natalicium Nyberg (1954), 5. ea A. v. Gabain bei H.-W. Haussig in: Byzantion 23 (1953), 377 Anm. 387. M A. v. Gabain, Altt rk. Gramm.232i s. v.; H.-W. Haussig, a. O. 350 Anm. 263; 377 Anm. 388. Verkn pfung mit Άσφώρουγος, 'Aorro pyos, Άσττωρικ, Άσττωριγαν (I. Dujcev, a. Ο. 355) ist wegen der verschiedenen Vokalf rbung insbesondere der zweiten Silbe abzulehnen. Auch L. Zgusta, Die Personennamen griechischer St dte der n rdlichen Schwarzmeerk ste 75 f. § 66-67 nat die Etymologie dieser Namen nicht zu kl ren vermocht. M Altheim-Haussig, a. O. 27 Anm. 85; Altheim-Stiehl, a. O. 86. ber die Nominalkomposition in den t rkischen Titeln der Proto-Bulgaren hat V. Besewliew gehandelt, in: Ural-Altaische Jahrb. 30, g8f. 85 ber die Ούννοι Dionys. Perieg. 730 ( — ΟΟΙτιοι) vgl. Kie ling, RE. 8, 2593!; E. A. Thompson, A History of Attila and the Huns 20f.
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stellen··. Zur Unterstützung hatte man. mittels großer Zahlungen König Pharasmanes I. von Iberien und seinen albanischen Nachbarn vermocht. Man hatte sodann Pharasmanes mit seinem Bruder Mithridates versöhnt und diesen als künftigen König Armeniens in Aussicht genommen. Es gelang, den bisherigen Inhaber des Thrones: Arsakes, ältesten Sohn des regierenden Partherkönigs Artabanos III. (12 bis etwa 38), zu ermorden. Sofort brachen die Iberer mit Heeresmacht in Armenien ein und eroberten die Hauptstadt Artaxata. Als Artabanos seinen Sohn Orodes sandte, um die Ordnung herzustellen, rief Pharasmanes die angrenzenden Albaner zu Hufe. Die Sarmaten, genauer: die den Iberern unmittelbar benachbarten Alanen·7, schwankten, welcher Partei sie sich zuwenden sollten. Aber Pharasmanes, im unbestrittenen Besitz der östlichen Kaukasuspässe, wußte alanischen Zuzug für die Parther zu hindern, während er seine eigenen alanischen Hilfstruppen durch die geöffneten Kaspischen Tore·8 nach Armenien und auf parthisches Gebiet einströmen ließ. In der Schlacht gewannen Pharasmanes' Iberer zusammen mit seinen kampferprobten alanischen Bundesgenossen den Sieg. Auch Artabanos' Erscheinen brachte keine Besserung der Lage. Die Alanen waren erstmals tief in der Parther Gebiet eingebrochen; viele von deren Vornehmen waren gefallen und alle in Verwirrung gebracht. Ein zweiter Einfall·9 erfolgte 72 oder in den Jahren danach70. Aus ihren Sitzen am Don und an der Maiotis aufbrechend und mit dem König des damals unabhängigen Hyrkanien71 verbündet, zogen die Alanen durch die .Eisernen Tore' über den Kaukasus und überfielen das atropatenische Medien. Pakoros, Bruder Vologeses' I., vermochte keinen Widerstand zu leisten. Weithin plündernd und heerend, wandten sich die Alanen gegen Armenien, dessen König Tiridates in der Schlacht mit knapper Not der Gefangennahme durch einen Lassowurf72 entging78. Sogar in Rom suchte man Hilfe. Auch 88
Tacit., ann. 6, 32—36; Joseph., ant. 18, 96—100; Dio 58, 26; Plin., n. h. 15, 83. Dazu N. C. Debevoise, A Political History of Parthia (1938), 158!.; U. Kahrstedt, Artabanus III. und seine Erben (Diss. Bernenses i, 2; 1950), 80. 87 loseph., ant. 18, 97. •8 loseph., ant. 18,97; vgl. Val. Flacc., Argon. 6, io6f. claustrisqueprofusi Caspiadae. 89
loseph., bell. 7, 244—251; Sueton., Domit. 2, 2; Dio 65 (66), 15, 3. Die Literatur zur Chronologie bei N. C. Debevoise, a. O. 200 Anm. 55. 71 U. Kahrstedt, a. O. 36 f. 72 loseph., bell. 7, 249—250. Ein solches Lasso beschreibt Moses von Chorene 2, 85; deutsche Übersetzung von M. Laue (1869), 145. Die Verfasser verfügen über keine armenischen Sprachkenntnisse. 78 M. Gibellino Krasceninnicowa, II Caucaso, Studio storico-archeologico (Roma, o. J.), 84 erwähnt: ,, una altra iscrizione ... in antico aramaico, e ehe si ricollega a 70
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weiterhin blieb man auf parthischer Seite von dem Feind aus dem Norden bedroht74. Um 136 hatte man einen noch schwereren, dritten Einfall zu bestehen75. Wieder brachen die Alanen in Medien ein. Auch Armenien und Kappadokien wurden in Mitleidenschaft gezogen; erst Flavius Arrianus, Geschichtsschreiber und römischer Statthalter Kappadokiens76, gebot ihrem Vordringen Einhalt. Sein Gegenangriff drang bis zu den Kaspischen Pforten vor. Um so mehr hatte das parthische Gebiet unter den Alanen zu leiden. Die syrische Chronik von Arbela77 berichtet von Feinden, die unter Vologeses II. (105/6 ? bis 147) in die Gordyene, und, nach Besiegung eines parthischen Heeres, in Mesopotamien einfielen. Nur ein Angriff auf die eigene Heimat rief die gefährlichen Eindringlinge zurück. Vielleicht waren mit ihnen die zuvor genannten Alanen gemeint. Mit diesen Einfallen lassen sich die der Hunnen vergleichen. Zunächst berichtet Agathangelos78, daß nach dem Sturz der Arsakiden und dem Aufkommen der Sasaniden der arsakidische König Armeniens, Chosrowl. (222—238), den Hunnen Durchmarsch durch den Kaukasus gestattet habe, damit sie in Asorestan (Babylonien)79 einfielen und bis zu den Toren Ktesiphons gelangten. Aus der Nachricht geht nicht hervor, welchen Paß die Angreifer benutzt haben. Nur soviel ist klar, daß sie, um nach Ktesiphon zu kommen, das atropatenische Medien durchziehen mußten. Seitdem war man vor solch gefährlichen Gästen auf der Hut. Das zeigt ein weiterer, vom ersten zu scheidender Einfall der Hunnen, von dem Priskos80 berichtet und der zunächst gleichfalls auf die Atropatene zielte. quella dell 75 d. C. relativa a Vespasiano, trovata presso Mzkheta, l'Eristhavi Sciaragas, . . . esalta le vittorie riportate nei paesi confinanti e menziona le fortificazioni espugnate e l'Armenia." Den Verfassern ist keine Veröffentlichung dieser Inschriften bekannt. 74 N. C. Debevoise, a. O. 213. 78 Dio 69, 15, i; Arrian. FGrHist 156 F 13 und 37; Alan, und tact. 4, 3; A. von Gutschmidt, Geschichte Irans und seiner Nachbarländer (1888), i$6i.; N. C. Debevoise, a. O. 242 f. 76 FGrHist 156 F 12—13; 37 und F. Jacoby im Kommentar. 77 E. Sachau, Die Chronik von Arbela (Abh. Akad. Berlin 1915, 6), 46!; weitere Literatur bei N. C. Debevoise, a. O. 243 Anm. n; U. Kahrstedt, a. O. 66. 78 Patmagirk' Hayoc' i, 2 (1909), p. 16, 10; V. Langlois, Collection des historiens anciens et modernes de l'Arm^nie i (1865), 115; Honigmann-Maricq, Recherches sur les Res gestae divi Saporis (1953), 50. 79 Honigmann-Maricq, a. O. 41 f. 80 Konstant. Porphyrog., Exe. de legat. 141, 9—26 de Boor.
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Er erfolgte lange vor Attilas Zeit81, und die gegebene Schilderung zeigt, da die Hunnen damals noch stlich des unteren Don und an der Maiotis82 sa en. Sie w hlten bei ihrem Hinmarsch den Weg westlich des Kaukasus, der am Ostrand der Maiotis entlang f hrte, und brauchten nicht weniger als f nfzehn Tage, um nach Medien (gemeint ist das atropatenische) zu gelangen. Als sie sich dort ans Pl ndern machten, trat ihnen ein persisches Heer entgegen, und dessen berlegenem Pfeilhagel gegen ber zogen die Hunnen vor, schleunigst umzukehren, wobei sie die Masse ihrer Beute zur cklassen mu ten. Um den persischen und medischen Verfolgern zu entgehen, w hlten sie einen anderen Weg. Er f hrte an Erdfeuern, die aus unterseeischem Gestein hervorbrachen83, vorbei und dauerte im Gegensatz zum Hinmarsch nur wenige Tage. Unschwer erkennt man die Schilderung der teilweise dem Meeresboden entspringenden Erd lquellen von Baku und der Halbinsel Apscheron84. Der R ckmarsch ging demnach am Westufer des Kaspischen Meeres entlang, durch den Pa von Derbend oder die Kaspischen Tore. Man kennt den Weg „zwischen dem Meer und den Ausl ufern der albanischen Berge" aus Tacitus' Schilderung der Alanengefahr von 3586. Damals war er durch sommerliche berflutung unpassierbar geworden und nur im Winter zu benutzen. Tacitus wu te auch, da gleich den Hunnen die Sarmaten den Pfeilkampf vermieden, darin sie den Parthern unterlegen waren, und den Nahkampf mit Lanze und Schwert suchten86. Aber sosehr die Angaben des r mischen Historikers Priskos' Erz hlung veranschaulichen, sowenig war von diesem einer der drei genannten Alaneneinf lle gemeint. Denn weder 35 noch η ζ erfolgte der Anmarsch an der Ostseite der Maiotis entlang. Und 136 war der Einfall von Erfolg gekr nt. Die Hunnen m ssen demnach ihr Unternehmen zwar nach alanischem Vorbild, sonst aber selbst ndig unternommen haben. Nennung der Perser87 zeigt, da man in sasanidischer Zeit ist. Genauere zeitliche Festlegung war 81
πάλαι Exe. de legat. 141, 10. Exe. de legat 141, 17. 83 μετά την Ικ της υφάλου ττέτρα? άνοπτεμττομένην φλόγα: Exe. de legat. 141· 24· 84 J. Marquart, Er nsahr (Abh. Getting. Akad. 1901, 2), 97; E. A. Thompson, A History of Attila and the Huns, 31. 85 ann. 6, 33, 3; dazu Honigmann-Maricq, a. O. 88 f. 88 ann. 6, 35, i ; vgl. Arrian., tact. 4, 3; Alan. 25—26. 87 Exe. de legat. 141, 8; 19; 28. 82
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bisher nicht möglich88. An Anhaltspunkten stehen zwei Grenzdaten zur Verfügung: Beginn der sasanidischen Herrschaft einerseits und die Überlieferung andererseits, derzufolge Alanen und Hunnen am Ende des 3. Jahrhunderts bereits als Söldner in armenischen Diensten auftraten. Sie hatten ihre kriegerischen Vorstöße nach Süden aufgegeben und fochten im Heer ihrer dortigen Nachbarn (unten S. 15). Dazu stimmt, daß in der Zeit, die Priskos meinte, Rom noch Hauptstadt war. Der Geschichtsschreiber gibt die Namen der hunnischen Anführer: Basich und Kursich „von den königlichen Skythen". Beide seien nach Rom gekommen und hätten dort über ein Waffenbündnis ( ) verhandelt. Die Römer hätten aber nicht zugestimmt wegen des Krieges, in den sie damals verwickelt waren. Weiter erfährt man, daß die Hunnen durch Hungersnot im eignen Lande zum Kriege getrieben wurden. Schließlich: wenn die Verfolgung der Perser sie genötigt hatte, den Rückweg durch den Paß von Derbend zu nehmen, mußte ihnen der Weg nach Westen und Nordwesten versperrt sein. Die Inschrift Karter's von der Kacba-i Zradust89 zählt die Städte und Landschaften auf, die Säpür I. mit Männern und Rossen plündernd, brennend und mit Schrecken heimgesucht habe. Die Liste *° geht vom syrischen Antiocheia, Tarsos und Kilikien, Kaisareia, Kappadokien sowie Galatien nach Armenien, Iberien (wlws'n) und Albanien, nach Baläsayän91 und zum Paß der Alanen. Die Ereignisse fallen in das Jahr von Valerians Katastrophe 260 und zeigen, was man bisher nicht wußte, daß Säpürs Heereszüge sich bis zum Kaukasus erstreckten. Das „Tor der Alanen" ( ' ' ') ist der Paß von Darial im Zentralkaukasus, über den die gruzinische Heerstraße von Wladikawkaz nach Tiflis führt *2. Säpür hatte also den ganzen Osten des Gebirges, von Albanien bis zum Paß von Darial, abgesperrt. Das ist die Voraussetzung, aus der sich der Entschluß der Hunnen erklärt, den Weg westlich des Kaukasus für ihren Anmarsch zu wählen. Weiter nach Osten vordringend, mußten sie auf Säpür's Truppen stoßen, denen sie mit knapper Not durch den Paß von 88
Zuletzt E. A. Thompson, a. O. 30f.; K. Enoki in: Central Asiatic Journal i, 60 (dessen Ansatz auf 415—420 ohne Anhalt ist). *· E. M. Sprengling, Third Century Iran, Sapor and Kartir (1953), 37! 90 Zeüe 12. 91 Zur Lage Honigmann-Maricq, a. O. 80 f. 92 V. Minorsky, Hudüd al-'Älam (1937). 401; 446. Vgl. Val. Flacc., Argon. 5, 603 oppositis exspectat Hiberia claustris; Honigmann-Maricq, a. O. 73; 84; 88; 89 Anm. i; 90 Anm. 2.
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Derbend entkamen. Zu bedenken ist, daß ein Waffenbündnis zwischen Rom und Hunnen, gegen Säpür I. als gemeinsamen Gegner gerichtet, zwar nahelag, aber Rom in seiner damaligen Bedrängnis auf ein derart weitreichendes Unternehmen nicht eingehen konnte. Die Hunnen endlich durften sich glücklich schätzen, durch die einzige, noch offene Rückzugsstraße entkommen zu sein; auf eine Wiederholung des Raubzuges mit römischer Unterstützung mußte man verzichten. So empfiehlt denn alles, den Raubzug der Basix und Kursix in die Jahre des Entscheidungskampfes zwischen Säpür I. und Valerian zu verlegen. Aber damit scheinen sich die Beziehungen zu den Sasaniden nicht erschöpft zu haben. Die Alanen, die nicht weniger als dreimal iranisches Gebiet heimsuchten, hatten im Jahre 35 geschwankt, ob sie es mit Iberern oder Parthern halten sollten: sceptuchi utrimque donis acceptis more gentico diversa inducere9*. Dementsprechend erwähnt lamblichos' in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts verfaßter Roman94 alanische Söldner95 im parthischen Babylonien. Sie ziehen im Lande umher: Garmos, Babylons König, ist ihnen den Sold schuldig geblieben oder hat sie aus seinen Diensten entlassen96. Armenische Quellen berichten von alanischen und hunnischen Söldnern im Dienste König Trdat des Großen um ago97. Das Auftreten türkischer und damit hunnischer Namen und Titel auf Ostraka aus DuraEuropos, die in Pahlavik und Pärsik beschrieben sind, wurde behauptet9e, aber blieb kontrovers " und kann daher nicht angeführt werden. Doch weiter südlich, gleichfalls in einer Karawanenstadt der römischen Ost grenze, ist ein Name gleicher Herkunft bekannt geworden. An derParodosmauer des Südtheaters vonGerasa im Ost Jordanland fand 100 sich ein Grafitto des 2.—3. Jahrhunderts: "Awios . Der zweite 93
Tacit., ann. 6, 33, 2. Darüber U. Schneider-Menzel bei F. Altheim, Literatur und Gesellschaft im ausgehenden Altertum i (1949), 48 f. 95 Erotic, script. Graec. i, 229, 25f. Hercher; U. Schneider-Menzel, a. O. 56; 90. 98 Zur Bedeutung von U. Schneider-Menzel, a. O. 56 Anm. 13. 97 V. Langlois, Collection de historiens de . 215; 2, 125, FHG. 5, 534. — Trdat vertreibt die Basilier ins Land der Hunnen: Moses von Chorene 2, 85; Übersetzung von M. Laue, 145. — Zwei neugefundene griechische Inschriften des Trdat aus Garni und Aparan veröffentlicht L. A. Elnitski in: Westnik drewnej istorii 1/1958, 146! 98 Altheim-Stiehl, Das erste Auftreten der Hunnen (1953), 2of. 99 Dagegen W. B. Henning in: Gnomon 26 (1954), 4?8f· Unsere Entgegnung in: Südostforschungen 15 (1956), 72f. 100 C. H. Kraeling, Gerasa (1938), 400 Nr. 55] 91
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Name wurde sogleich als türkisch erkannt und zu , ge101 stellt . Beide Namen wurden von Protobulgaren des 5.—7. Jahrhunderts getragen102 und dadurch als türkisch erwiesen. Sie gehören überdies zu dem der , einem hunnischen Stamm des 6. Jahrhunderts103. Zugrunde Hegt: *qut-taray „glückliche Abstammung" oder vielmehr: „dessen Abstammung glücklich ist"; *qut-tany-ar „Volk von glücklicher Abkunft"104 mit Labialattraktion106. Auf die Bedeutung von gut „Glück, Segen, Majestät" wird an späterer Stelle einzugehen sein. Noch eine letzte Nachricht muß besprochen werden. Die Alanen, sagt Ammianus106, dehnten ihre Raub- und Jagdzüge bis zu den maeotischen Sümpfen und zum kimmerischen Bosporus aus, ebenso nach Armenien und Medien. Auf die letzten bedarf es keines weiteren Eingehens. Nur daran sei erinnert, daß den Alanen in dieser Richtung die Hunnen gefolgt sind. Im 4. Jahrhundert wird im nördlichen Albanien die Hunnenherrschaft Sanesan's, im folgenden ein hunnisches Fürstentum in Baläsayän genannt107. Dasselbe gilt für die alanischen Züge in westlicher Richtung. Als die Hauptmasse der Hunnen 375 den Don überschritt, stießen sie, wie gesagt, am Nordufer des Asowschen Meeres auf die Alpidzuri, Acildzuri, Itimari, Tuncarsi und Boisci10*. Alle haben sich zuvor als Stämme hunnischer Herkunft erwiesen; sie waren dem großen Vorstoß bereits vorangezogen. Wieder begegnen Hunnen in der Nachfolge der Alanen; es bestätigt sich, was zuvor beobachtet wurde.
Bisher hat sich weder Anlaß noch Nötigung ergeben, die in den chinesischen Quellen genannten Hiung-nu heranzuziehen. Gleichwohl muß die Frage nach der Möglichkeit eines Zusammenhanges aufgeworfen werden. 101
G. Vernadsky bei C. H. Kraeling, a. O. 400 Anm. i. G. Moravcsik, a. O. z, 152 f. 108 G. Moravcsik, a. O. 2, 152 f. 104 H.-W. Haussig bei Altheim-Stiehl, Supplementum Aramaicum 86f. 106 Über = g, vgl. G. Moravcsik, a. O. 2, 44; tariy neben taray A. v. Gabain, a. O. 2338 s. v.; Labialattraktion ebenda 47 § 19. 108 31, 2, 2i. 107 J. Marquart, Osteuropäische und ostasiatische Streifzüge (1903). 49. Weitere Angaben bei F. Justi, Iranisches Namenbuch (1895) 282/3 s. v. Sanatrük Nr. 8. 108 Jordan., Get. 126. 1M
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Es d rfte geraten sein, dazu die letzte u erung heranzuziehen. Es handelt sich um O. Pritsaks Untersuchung, die sich mit der F rstenliste der Protobulgaren besch ftigt1. Dieses Volk, ohnedies geschichtlicher Nachfolger der Hunnen, hat sich nach Ausweis dieser Quelle als solcher gef hlt. Die in ihr erhaltenen Angaben sucht Pritsak, ber die hunnische Abstammung hinaus, so zu verwerten, da sie f r die Abstammung beider, der Hunnen und Protobulgaren, von den Hiung-nu sprechen. Die F rstenliste ist in drei Handschriften des sog. Ellinskij Letopisec berliefert. Es handelt sich um ein altrussisches Sammelwerk, das aus dem Pentateuch, den vier B chern der K nige, dem Buch Esra und Ausz gen aus den griechischen Chroniken des Johannes Malalas und Georgios Monachos besteht. Die protobulgarische K nigsliste findet sich in den drei Handschriften dieses Werkes im Anschlu an die B cher der K nige. berliefert werden die Namen von dreizehn F rsten. F nf haben jenseits der Donau, acht auf deren r mischer Seite regiert. Von den f nf -ersten l t sich nur der Sohn Attilas und Hunne Ernak in anderen Quellen wiederfinden2. Von den acht F rsten des zweiten Teils der Liste sind f nf als bulgarische Chane aus griechischen Quellen bekannt3. Die Liste gibt f r jeden der Aufgez hlten die Dauer seines Lebens oder seiner Regierung an. Daneben stehen, in einer altaischen Sprache, Angaben von Regierungszahlen, Tiernamen und Stammesbezeichnungen. Die Liste enth lt au erdem Bemerkungen ber die Gesamtregierungszeit der ersten Chane sowie ber den Sturz des Geschlechtes Dulo durch den Chan Kormisos. Zweifellos wurde die Liste aus dem Griechischen ins Kirchenslawische bersetzt. Dabei wurden die in altaischer Sprache beigef gten Angaben beibehalten, vermutlich, weil der bersetzer sie nicht mehr verstand4. Dem 1
Die bulgarische F rstenliste und die Sprache der Protobulgaren. Ural-Altaische Bibliothek i (1955). 8 Irnik= Ήρνάχ: Priskosin Konstant. Porphyrogenn., Delegat. 145, 17; Hernac: lordanes. Get. ?66. 9 Esperich = Άστταρούχ: Theophanes, Chron. 357, 27 de Boor; Nikephoros Patr., Chron. 34, 6. — Tervel =Τέρβελι$: G. Moravcsik, Byzantinoturcica (Budapest 1942— 43), 2, 258. Dazu Paul. Diac., Hist. Lang. 6, 29 Terebellus. — Kormisos = Κορμέσιος: G. Moravcsik, a. O. 2, 146. — Telec =Τελέτζη5: G. Moravcsik, a. O. 2, 257. — Oumor = ΟΟμαρ : G. Moravcsik, a. O. 2, 198. 4 Anders O. Pritsak, a. O. 14: „Die Wiedergabe der protobulgarischen Ausdr cke ist recht korrekt, wenn man von einigen Schreibgewohnheiten absieht, die auf den 2 Althelm, Hunnen I
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Aufbau nach sind zwei Gruppen von Herrschern geschieden (Nr. i —5 und 6—13). Die zweite enthält acht bulgarische Chane, die in der ersten mit hunnischen Herrschern als Vorgängern verbunden sind. Attilas jüngster Sohn Ernak erscheint als Irnik (Nr. 2) unter den Vorläufern der Bulgarenchäne, gleich diesen (bis Sevar Nr. 9) dem Geschlecht Dulo entstammend. Nun steht fest, daß Ernak 469 mit dem größten Teil seiner Horde auf oströmisches Gebiet übertrat und dort in Klein-Skythien, der heutigen Dobrudscha, angesiedelt wurde. Noch um die Mitte des 6. Jahrhunderts fanden sich die Nachkommen in der römischen Provinz6. Fast um die gleiche Zeit haben die späteren Bulgaren, die damals noch als Onoguren bezeichnet wurden6, unter dem Druck der Awaren ihren früheren Wohnsitz im Ostteil des Kaukasus aufgegeben und sich am Unterlauf des Kuban niedergelassen7. Eine Verbindung zwischen den Hunnen Ernaks und den Onogur-Bulgaren am unteren Kuban hat also zunächst nicht bestanden8. Sie konnte erst in dem Augenblick eintreten, als diese Bulgaren in byzantinischen Vorlagen fußen". Doch schwerlich konnte, wer die altaische Sprache der Protobulgaren noch verstand, oüyaiv der griechischen Vorlage (= ügän) durch ougain wiedergeben. 5
lordanes, Get. 266: Hernac quoque iunior Attilae filius cum suis in extrema minoris Scythiae sedes delegit. Ernak trat in römische Dienste und mit ihm die meisten seiner Unterhäuptlinge: multique Hunnorum passim proruentes tune se in Romania dediderunt, e quibus nunc usque Sacromontisü et Fossatisii dicuntur. ' Über die alte Bezeichnung der Bulgaren als Onoguren: H.-W. Haussig, Theophylakts Exkurs über die skythischen Völker, in: Byzantion 23 (1953), 364 Anm.341 (im Folgenden angeführt als: Haussig, Exkurs). 7
Priskos. De legat. 586, 7—n. Nach diesem Bericht waren die Sabiren von den einwandernden Awaren besiegt worden. Hierdurch entstand eine Völkerbewegung, die neben den Onoguren (Ovoyoupot) die , Oüpcoyot und ergriff. Angesichts der Tatsache, daß diese Völkerverschiebung nach Priskos durch die Awaren ausgelöst wurde, die Zacharias Rhetor 214, 23 Brooks schon in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts nördlich des Kaukasus kennt, besteht kein Anlaß, diese Ereignisse mit Pritsak (a. O. 36 Anm. i) in den eurasischen Raum zu verlegen: H.-W. Haussig, Die Quellen über die zentralasiatische Herkunft der europäischen Awaren, in: Central Asiatic Journal 2 (1956), 2 i f . (im Folgenden angeführt als: Haussig, Quellen). 8
Wenn Pritsak (a. O. 62) eine Verbindung zwischen den Hunnen Ernaks und den Protobulgaren konstruiert, indem er den römischen magister militum Mundo zum zweiten bulgarischen König nach Ernak erhebt, sind ihm wichtige Angaben entgangen. Nach Theophanes, der hier auf der ungekürzten Fassung der Chronik des Malalas beruht, war Mundo gepidischer Abkunft (Chron. 218, 31). Sein Großvater hatte als
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der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts sich gleichfalls in Kleinskythien niederließen. Auch so bleibt auffallend, daß die ersten bulgarischen Herrscher an die hunnischen Häuptlinge, die in diesem Gebiet unter oströmischer Oberherrschaft regiert hatten, anknüpften. Denn zwischen der Regierung Ernaks, der in der Liste genannt ist, und den frühesten aus den byzantinischen Quellen bekannten bulgarischen Herrschern liegen über zwei Jahrhunderte 9. Die Liste nennt nach Ernak, der sich 469 in der Dobrudscha niederließ, drei Herrscher. Wenn hier eine Überlieferung bestanden hat, kann sie nicht auf die in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts in die Dobrudscha eingewanderten Bulgaren zurückgehen. Sie kann nur da entstanden sein, wo man sowohl zu den Hunnen- wie den Bulgarenfürsten Beziehungen unterhielt. Das müßte die in der Dobrudscha lebende Provinzialbevölkerung gewesen sein. Es läßt sich hinzufügen, daß der unmittelbare Zusammenhang der Fürstenliste mit den israelitischen Königsbüchern an einen Kleriker denken läßt, der mit der Mission der in die Dobrudscha übergetretenen altaischen Stämme befaßt war. Eine zweite Schwierigkeit, die sich gegenüber dem ersten Teil der Fürstenliste einstellt, liegt in ihren Jahresangaben. Bei den beiden ersten Herrschern ist die Lebensdauer, bei den restlichen drei die ihrer Regierung angeführt. Die Zahl der Jahre ist in beiden Fällen aufgerundet (Nr. i: 300 Jahre; Nr. 2: 150; Nr. 4 und 6: 60), zeigt also, daß ein Wissen nicht bestand. Die Gesamtzahl 515 setzt sich also aus Lebens- und Regierungsjahren zusammen und ist somit wertlos, ganz abgesehen davon, daß auch ihre Einzelposten ohne Gewähr sind. Darüber hinaus scheitert jeder Versuch, die Angaben mit den aus den byzantinischen Geschichtsschreibern bekannten Daten der ältesten bulgarischen Geschichte zu vereinigen10. Wie vermöchte man die 60 Jahre Aspagepidischer König in Sirmium residiert (219, i). Sein Vater hieß Giesmos (218, 31). Mundo hatte sich im Jahre 539 durch einen entscheidenden Sieg über die damals in die römischen Donauprovinzen eingebrochenen Bulgaren ausgezeichnet (218. 31—219, 16). Die von lordanes erwähnte Verwandtschaft Mundos mit Attila bestand wahrscheinlich durch die Heirat einer Tochter Attilas mit demVater oder Großvater Mundos (Get. 301). 9 Ernak wird zuletzt 469 erwähnt (lordanes, Get. 266). Asparuch, der erste bekannte Herrscher des protobulgarischen Reiches, ist um 675 in der Dobrudscha nachweisbar (Theophanes, Chron. 375, 27; Nikephoros Patr., Chron. 34, 6). 10 Auch wenn man Pritsak bei seiner Gleichsetzung des Chans Kurt der Fürstenliste mit Qowrat (Koßpörros) der griechischen Quellen folgt, steht man vor unlösbaren 2*
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ruchs mit dem aus den griechischen Quellen Bekannten in Übereinstimmung zu bringen ? Asparuch kann erst nach seinem Vater Krobatos die Regierung angetreten haben. Krobatos starb, während sich Konstans II. in Italien aufhielt11, also zwischen 663 und 668. Asparuch kann frühestens zu diesem Zeitpunkt die Regierung angetreten haben; 705 war er mit Sicherheit nicht mehr am Leben. Denn für diese Zeit ist Tervel als bulgarischer Chan bezeugt13. Und doch werden die Jahresangaben der Liste für Pritsak13 zur Grundlage, auf der er den Bau seiner hunnischen Vorgeschichte errichtet. Er argumentiert, wie folgt: sowohl Avitochol (Nr. i) und Ernak (Nr. 2) wie die folgenden sieben bulgarischen Chane seien als Angehörige des Stammes Dulo bezeichnet. Erst von Kormiso§ (Nr. 10) heiße es: „Dieser Fürst löste das Geschlecht der Dulo, das heißt Vixtun, ab". Die hunnisch-bulgarischen Dulo seien nun T'u-ku, Tu-ku, dem führenden Clan der späteren Hiung-nu, und Vixtun: Mao-tun, dem Begründer ihres Reiches, gleichzusetzen. Dem entsprächen die Jahresangaben der Liste. Indem Pritsak aus ihnen 453 als Regierungsantritt Emaks errechnet, gelangt er nach Abzug von 300 Jahren (Nr. i) zu den Hiung-nu und damit zum Beginn der gesamten Herrscherliste. Diesen bilde die Westwanderung der nördlichen Hiung-nu unter einem Shan-yü Avitochol (Nr. i) im Jahre 153 n. Chr. Schon der chronologische Ausgangspunkt ist wenig glaubhaft. Ernak kann nicht, wie Pritsak will, im Todesjahr Attilas 453 die Herrschaft angeSchwierigkeiten. In der Fürstenliste heißt es über Kurt (O. Pritsak, a. O. 76): „Kurt; herrschte 60 Jahre". Nun ist von Qowrat bekannt, daß er in Byzanz in jungen Jahren Christ wurde (loh. Nik. 276 äthiop.; 460; Nikephoros Patr., Chron. 24, 9—15). Diese Bekehrung kann nur nach Beendigung des oströmisch-persischen Krieges 629 erfolgt sein, da die Bulgaren an ihm auf persischer Seite teilgenommen hatten (Theophanes, Chron. 315, 7—n) und erst unter dem Eindruck der persischen Niederlage die Verbindung mit Byzanz suchten. Damals wurde der bulgarische Chan Orchan (Opyavös) und mit ihm sein Nachfolger Qowrat Christen. Dieser Qowrat kann somit frühestens 630 die Regierung angetreten haben. Wenn man den Regierungsjahren der Fürstenliste Glauben schenkt, müßte er bis 690 regiert haben. Da sein Nachfolger Bezmer nach der Fürstenliste 3 Jahre regierte, könnte Asparuch erst 693 die Regierung angetreten haben. Das wird aber durch die griechischen Quellen eindeutig widerlegt. Sie berichten, daß Qowrat — er wird hier nach seinem anderen Namen *Quru-bat- ^ genannt — noch unter der Regierung des Kaisers Konstans II (641—668) starb (Theophanes, Chron. 357, 21). 11 Theophanes, Chron. 357, n—12. 12 Theophanes, Chron. 374, 2. 13 a. O. 36f.; 63!
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treten haben. Denn dessen Nachfolger waren Ellak, der am Nedao fiel14, und Dengizsig16, der 469 den Tod fand. Ernak konnte erst nach seinen älteren Brüdern Ellak und Dengizsig Chan werden, denn auch bei den Hunnen galt die bei anderen altaischen Völkern übliche Erbfolge, nach der die Herrscherwürde erst an die jüngeren Brüder des verstorbenen Chans fiel, dann an seine Söhne, und zwar an den ältesten zuerst. Da Attila bei seinem Tode keine Brüder mehr besaß, folgte ihm sein ältester Sohn Ellak18. Ebenso erstaunlich ist der chronologische Rückschluß. Eine Quelle, die über die Abwanderung der Hiung-nu aus Nordostasien und überdies von einer Einwanderung derselben Volksgruppe in Südrußland berichtet, fehlt. Pritsaks These, wenn sie sich beweisen ließe, käme einer Sensation gleich. Bisher stand es so, daß chinesische Quellen zwar die Abwanderung der Hiung-nu von der Mongolei bis Westturkestan und in die nördlich davon liegende Kirgisensteppe berichten, aber nicht ihren Zug nach Südrußland17. Zwar wird man durch westliche Quellen über Wanderungen von Nomadenvölkern unterrichtet, die von Westturkestan ausgingen. Doch für den Nachweis, daß es sich in beiden Fällen um die gleiche Völkerbewegung handelt, ist man allein auf die überlieferten Namen angewiesen. Die Untersuchung der beiden Volksnamen Hunnen und Hiung-nu hat bisher keinen Anhalt dafür gegeben, daß diese verwandt oder gar eins sind18. Dagegen ist der Hunnenname in den chinesischen Quellen als Hun, und zwar für ein Volk der Sien-pi-Gruppe nachweisbar, dessen Wohnsitze im östlichen Teil der heutigen chinesischen Provinz Dschehol lagen19. Die Hun gehörten zu jenen Stämmen, die die nördlichen Hiung-nu, wie die chinesischen Quellen berichten, aus der westlichen Mongolei und Ostturkestan vertrieben und zur Abwanderung nach Westturkestan nötigten20. Bei dem führenden 14
lordanes. Get. 262. lordanes, Get. 272: Dintzik. 16 So folgte Attila nicht seinem Vater Mundzuk in der Chänswürde. Vor ihm regierten die jüngeren Brüder Mundzuks, Octar und Roas (lordanes. Get. 179). 17 Vgl. G. Uchida, Chronologische Übersicht über die Westwanderung der NordHiung-nu in: Kyodoshi kenkyü (Studien über die Geschichte der Hunnen, Tokyo 1953), I5I—I57· 18 Es ist möglich, daß die chinesische Bezeichnung Hiung-nu wenigstens in ihrem ersten Teil ein altaisches Wort umschreibt, das sich aus quru „Wurm" oder „Wolf" und on „König" zusammensetzt: Haussig, Quellen 38 Anm. 79. 19 Haussig, Exkurs 347—353; Quellen 40 Anm. 83. 20 Im Jahre 158 n. Chr. gaben die Nord-Hiung-nu Ostturkestan auf und ließen sich nördlich von K'ang-chü, also im nördlichen Teil der Kirgisensteppe, nieder (Wei-shu 15
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ANFÄNGE DER HUNNEN
Clan der in Europa unter dem Namen Hunnen auftretenden Stämme müßte es sich also, wenn Gleichheit der Namen zu Rückschlüssen auf das Volkstum berechtigt, um Sien-pi und nicht um Hiung-nu handeln. Es bleibt das Sprachliche. Die Hunnen sprachen, so hat sich gezeigt und wird sich im weiteren Verlauf bestätigen, einen alttürkischen Dialekt. Auch ihre Verwandten, die Hephthaliten im nordöstlichen Iran, dürfen als Türken gelten (unten S. 31 f.). Dasselbe läßt sich für die Nachfahren der Hunnen, die Protobulgaren21, erweisen. Protobulgarische Inschriften in türkischer Sprache wurden an anderer Stelle behandelt22. Michael der Syrer, darin auf Johannes von Ephesos zurückgehend23, bezeichnet Bulgaren und Chazaren eindeutig als Türken (turkäye)24. Demgegenüber ist jüngst betont worden, daß sich die ersten Türken zuweilen auf die Hiung-nu zurückleiteten, aber diese keinesfalls Türken gewesen sind und türkisch gesprochen haben26. Diese Feststellung schließt aus, daß die Hiung-nu jemals etwas mit den Hunnen, deren türkische Sprache und türkisches Volkstum außer Zweifel steht, gemeinsam hatten, und ebensowenig mit deren Nachkommen, den Protobulgaren. Anders Pritsak. Die von ihm vertretene These besagt einmal, daß der führende Clan der Hiung-nu (nicht der Sien-pi) in der bulgarischen Fürstenliste erwähnt sei. Und weiter glaubt er, den Zeitpunkt der Auswanderung als Markstein der staatlichen Entwicklung dieses NomadenVolkes festlegen zu können. Die bisherige Auffassung der Wanderungsbewegung der Hunnen wäre dadurch in Frage gestellt. Trifft das zu ? Unter KormisoS gibt der Text der Fürstenliste: izmeni rod doulowz rekSe vixtunb. Pritsak bemerkt, das Objekt rodt habe zwei Attribute, die denominale Possessiv-Adjektive sind. Das erste Attribut zeige die Endung -owz, was auf Zugehörigkeit des Nomens zum Kollektiv dulo hinweise. 102; Pei schi 97; Yüe-pan chuan). Schon wenige Jahre später (166 n. Chr.) finden wir die Sien-pi im Besitz Ostturkestans und des Gebietes derWu-sun (Sien-pi chuan 120; vgl. zu beiden Völkerbewegungen G. Uchida, a. O. 157). 21 F. Altheim, Literatur und Gesellschaft im ausgehenden Altertum i (1949), 195! 22 F. Altheim, a.O. i, 198f.; 203!; 225f.; Aus Spätantike und Christentum (1951), 70 f. 28 24
Vergl. das vierte Kapitel.
S. 381 r. Z. i f., womit die Z. gf. genannten Bulgaren und Chazaren gemeint sind. A. v. Gabain in: Zeki Velidi Togan'a Armaga n(i955). 9 ·! 23 · Ausscheiden muß die Berufung auf bayätur: a. O. 22 und 24. Das Wort ist iranischen Ursprungs: Altheim-Stiehl, Ein asiatischer Staat i (1954), 278f. — Zu seitdem erschienenen Äußerungen vgl. F. Kussmaul in: Tribus 1952 und 1953, 311. 28
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Die Endung des zweiten Attributs -b dagegen besage, da es sich um ein Possessivverh ltnis zu einer Person handele. Dementsprechend wird von Pritsak bersetzt: K. „l ste das Geschlecht der Dulo, das ist das (Geschlecht) des *Bichtun ab"2«. Die bersetzung ist an sich nicht zu beanstanden, aber sie ist keineswegs die einzig m gliche. Denn vixtunb braucht nicht unbedingt ein possessives Adjektivum auf -jo- zu sein. Es kann sich auch um ein Substantiv mit -bEndung handeln, vergleichbar altruss. korsunb (f r Χέρσων). Dieses ist, wie Vertretung von χ durch k zeigt, durch altaische Vermittlung gegangen27. Oder es k nnte sich, in Anbetracht der h ufigen Vertauschung von δ und b in unserer Handschrift, um das Substantiv vixtunb handeln. In beiden F llen w re zu bersetzen: K. „l ste das Geschlecht der Dulo, das ist Vichtun, ab". Welche der beiden M glichkeiten zu w hlen ist, entscheidet der Sinn. Vixtun f hrt ber *βιχτουν des griechischen Originals auf ein altaisches *begtun „F rstensippe"28. Vom Sprachlichen her gesehen ist Vixtun demnach nicht Personenname, sondern Kollektivum. Dazu stimmt, da im fraglichen Satz der F rstenliste der Stamm Dulo geradezu der „Sippe" Vixtun gleichgesetzt werden kann. Es l t sich demnach nicht verkennen, da die zweite der vorgeschlagenen bersetzungen sich empfiehlt. Von dieser soll die weitere Er rterung ausgehen. Auf der anderen Seite kann der Eigenname Mao-tun entweder ein altaisches *begtun oder *boyiun umschreiben. Letzteres entspr che, wie G. Haloun betont hat, mehr den chinesischen Lautverh ltnissen29. *Boytun hei t " O. Pritsak, a. O. 62 § 3. 27 Freundliche Auskunft M. Vasmers. *8 Vixtun weist auf ein griechisches *βιχτουν, *βεχτουυ; ττέχ; (beg) wird bei den Chazaren der H uptling nach dem Qayan genannt (Konst. Porph., De adm. 178, 2 Bonn); tun hat die Bedeutung „Volk": M. A. Castr n, Versuch einer koibalischen und karagassischen Sprachlehre (Petersburg 1857), 136 (don dun). Das Wort don/tun ist sowohl bei den Hunnen wie bei den T'u-k e belegt. Bei den Hunnen in den Verbindungen Χαράτων (*qara tun wie qara budun): Olympiodor 457, g Dindorf; TouvCToupes (tun-Sur, „Stammesh uptling"): Priskos, De legat. 121, 5; Δονάτος (*donata ,,Stammesvater"): Olympiodor 457, g; bei den T'u-k e: Tun a-po (B. Karlgren, Analytic Dictionary of Chinese. Paris 1923 [abgek rzt AD] 1144; AD i und AD 721: *tuan a-pua — tun apa „Stammesahn"): E. Chavannes, Documents sur les Tou-kiue (Turcs) occidentaux (St. Petersburg 1903), 84; 211 Anm.; beiden Qarluq: Tun p'i-kia (=*tun bilg „Volksweiser"), Titel des Chans (a. O. 86). 29 Die altchinesische Aussprache von Mao-tun lautet nach G. Haloun (in: ZDMG. 91, 1937, 245, Anm.i) *m k-tu3n. Erst in zweiter Linie ist nach Haloun mit einer
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„Schimmelsippe". Auch wenn man in Mao-tun nicht die chinesische Umschreibung eines altaischen *boytun, sondern eines *begtun zu sehen wünscht, kann man daraus nicht auf Einheit der Person des Schan-yü Mao-tun mit der als solchen gekennzeichneten Sippenbezeichnung Vixtun der Fürstenliste schließen. Es bleibt, daß Hiung-nu und Protobulgaren ein Wort *begtun gekannt haben, daß die Bedeutung „Fürstensippe" besaß. Auch *boytun, die aus der chinesischen Umschreibung Mao-tun abzuleitende altaische Form, wäre der Fürstenliste nicht ganz fremd. Das Wort boy („Schimmel") begegnet hier in der Zusammensetzung *boyil („Schimmelvolk")30. Hiung-nu wie Protobulgaren haben, gleich den iranischen Nomaden, gewisse Stämme mit Pferdefarben bezeichnet81. Auch Pritsaks Gleichsetzung von Dulo mit T'u-ku läßt sich nicht halten82. T'u-ku umschreibt, wie L. Bazin wahrscheinlich gemacht hat, ein altaisches Wort *1 1 „zur Standarte gehörig"88. T'u-ku ist also ähnlich zu deuten wie T'u-yü-hun, *t'uo-kuk-yu9n: die Bezeichnung jenes Clans, der Aussprache *m»k-tum zu rechnen. *M9k-tu»n könnte zwar ein fremdes *begtun „Fürstensippe" umschreiben. Doch dies besagte nur, daß das protobulgarische Wort *begtun schon in der Sprache der Hiung-nu nachweisbar ist. 80 Der Stammesname Vokil in der Fürstenliste weist über ein griechisches auf ein altaisches *bogtl = boy + il. Der gleiche Stammesname kommt in der Fürstenliste auch in der korrumpierten FormOukil vor, die wahrscheinlich auf die griechische Vorlage der Fürstenliste zurückgeht, wo ein Abschreiber statt geschrieben hat. 81 Die Hiung-nu bezeichneten ihre Stämme nach Pferdefarben (J. J.M. deGroot, Die Hunnen der vorchristlichen Zeit i, Berlin-Leipzig 1921), 63. Das bestätigen die überlieferten Stammesnamen. So wird der Stammesname *boytun. den die Chinesen mit Mao-tun umschreiben und als Bezeichnung für einen bestimmten Häuptling gebrauchen, mit pai ma „weißes Pferd" ins Chinesische übersetzt (E. Chavannes, Les pays d'occident d'apres le Wei lio, in: T'oung Pao 1905, 528 und J. J. M. de Groot, a. O. i, 195). Auch der Name eines anderen Stammes der Hiung-nu: Lan (B. Karlgren, Grammata Serica, Stockholm 1940 [abgekürzt GS] 185 n: *gldn), der auf ein altaisches qalan weist, war den Chinesen in seiner ursprünglichen Bedeutung als Pferdefarbe bekannt. So geben sie die Bedeutung dieses Stammesnamens, der unter den T'o-pa von ihnen K'o-lan (AD 414 u. AD 512: h'a-lan) ausgesprochen wurde, mit „gesprenkelt, gescheckt" wieder: L. Bazin, T'oung Pao 39 (1952), 290, B 34. 82 O. Pritsak, a. O. 64 § 8 und § 9. 88 T'u-ko (AD 1187 u. AD 411: *d'uo-kdk) deutet L. Bazin (a. O. 281, A ) als Umschreibung eines altaischen *tuylay und interpretiert den Stammesnamen als „tribu qui porte le fanion de crin". Die altchinesische Aussprache von T'u-ku (GS 45 i' u.GS 766 a: *d'uo-kldk) läßt keinen Zweifel an der von Bazin gegebenen Deutung des Namens.
1.
I UND xwn
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die Standarte des Stammes führt34. Dulo dagegen weist über des griechischen Originals auf den Tu-lu, *tuo-lj,uk umschriebenen Stammesnamen *Tuloq der in Mittelasien nomadisierenden Onoq. *Tul-oq kann als „Abteilung der Tul" gedeutet werden. Nu-Si-pi und Tu-lu hießen die beiden Untergruppen des großen altaischen Stammesverbandes der sogenannten „Zehn Stämme" oder „Zehn Abteilungen"86. Diese werden als on oq in den Inschriften vom Orchon erwähnt. Die Onoq wohnten am Oberlauf des Syr-darja, am Ili, am Tschu und im Westteil der heutigen Dzungarei. Die Tu-lu werden in den alttürkischen Inschriften vom Orchon als TöliS bezeichnet36. Der Stammesname TöliS kommt bei den Protobulgaren in der Verbindung *Töliüz aus *Töli$iyiz ( ) vor37. Es liegt daher nahe, in dem von der Fürstenliste überlieferten Stammesnamen Dulo den von den Chinesen in der Form Tu-lu umschriebenen Stammesnamen der Untergruppe der Onoq: *Tuloq zu sehen. Der Zusammengehörigkeit von Dulo mit Tu-lu entspricht, daß auch der Name des Stammes Verbandes, 84
T'u-yü-hun (AD 1129, AD 425 u. AD 508: *t'uo-kuk-yuan) weist auf altaisches *tuy+ oq + hun, das man als „Standartenabteilungshunnen" deuten kann. 88 Die für den großen westtürkischen Stammesverband in Mittelasien überlieferte Bezeichnung On oq läßt sich schon um 583 in einer griechischen Quelle nachweisen (Haussig, Exkurs 386—388). Die von Theophylakt 260, 10—13 überlieferte Naraensform /yoüvoi umschreibt ein altaisches *Onoq-qun. Sie unterscheidet sich also von der ersten Erwähnung in einer alttürkischen Quelle, der aus der Zeit um 720 stammenden Inschrift des Tonyuquq (E. Malow, Pamjatniki drevnetjurkskoj pisftmennost, Moskau—Leningrad 1951, 63; E 33) nur durch das Kollektivsuffix + qun. Über das Vorkommen dieses Kollektivsuffixes in altaischen Stammesnamen Haussig, Quellen 23 Anm. 9. Nach dem T'ang-shu (215 b: E. Chavannes, Doc. 56) wurde für den Stammesnamen On oq schon zu Anfang des 7. Jahrhunderts die Bezeichnung *On oyur oder *On oyuS gebraucht. In dem Bericht, der beide alttürkische Bezeichnungen nicht selbst erwähnt, sondern nur ihre Bedeutung wiedergibt, heißt es nach der Übersetzung Chavannes': „Postorieurement, on appela une fleche (oq) une tribu (oyur/oyuS) et le nom (de ce peuple fut) les tribus des dix noms de famille (on oyur Ion oyu&)." Die hier von der chinesischen Quelle skizzierte Entwicklung läßt sich auch bei den nach Westen ausgewanderten On oq feststellen. Hier wird schon in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts ein hunnischer Stammesverband als *On oyur, , bezeichnet (Priskos, De legat. 586, 8). Allerdings wird daneben noch immer die alte Bezeichnung On oq in Verbindung mit dem Kollektivsuffix -f- qun gebraucht. So spricht Theophylakt (258, 20) noch 558 von Ouvvouyoövoi. 38 TöliS. das von den Chinesen mit T'ie-lg umschrieben wird, bezeichnet später allgemein die östliche Hälfte des Türkenreiches: A. v. Gabain, Alttürkische Gramm. 2 (Leipzig 1950), 343. In diesem Sinne sind auch die in den chinesischen Quellen gegebenen Aufzählungen der Stämme der Tölif (T'ie-lS) zu verstehen (T'ang-shu 227 a; Kiu T'ang-shu 215). 87 Vgl. Anm. 37.
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ANF NGE DER HUNNEN
dem die Tu-lu oder T liS angeh rten, Onoyur oder Onoq, als Gesamtbezeichnung der Protobulgaren nachzuweisen ist. Die Protobulgaren werden als Onoyur und *0noqun (Ouwoyo poi, Ouvvovyo voi) bezeichnet38. Auch ist berliefert, da der protobulgarische Stammesverband in Europa sich aus zehn St mmen zusammensetzte39. Auch dies spricht gegen Pritsak. Man wird bei den Dulo nicht an einen Zusammenhang der Protobulgaren mit den Hiung-nu in der Mongolei, sondern mit den Onoq oder Onuyur in Mittelasien zu denken haben. Auch die zweite in der F rstenliste berlieferte Bezeichnung gleicher Art: Ermi, der Stammesname Gostuns40, weist auf Herkunft der Protobulgaren aus Mittelasien. NachTheophanes lagen die Wohnsitze der Ermi—er bezeichnet sie als Έρμηχίονες, *Ermichi n — innerhalb des Gebietes der Awaren41. Die Awaren sind in diesem Zusammenhang die Bewohner Westturkestans und der sich n rdlich davon ausdehnenden Kirgisensteppe. Wie die Bezeichnung *Ermi-chi n zeigt, stammt Theophanes' Wissen aus iranischer berlieferung. Bezeichnete diese doch die an ihrer Nordostgrenze wohnenden altaischen Nomaden als Hy n*2. Theophanes' Erw hnung der Ermi als eines Stammes der Awaren, die vereint nach Westen auswanderten, wird durch die chinesischen Quellen, die die Wohnsitze der Ermi in der N he des Balchasch-Sees kennen, best tigt43. Die Namensform Yen-mien (*ien-m^ n) f hrt auf ein fremdes *Ermi r, das in den protobulgarischen Inschriften als Έρμηάρη$ begegnet44. Auf Zugeh rigkeit der Ermi zum 38
Onoyur, griech.: OOvvoyo poi: Haussig, Exkurs 364 Anm. 341. — *Onoq-qun (Ούννογοΰνοι bei Theophylakt; zur berlieferung: H.-W. Haussig, a. O. 283) mit Suffix + dur, griech. OvoyouvSo pot: Konst. Porph., De them, 46, i—4. 88 Annalen des Bischof Prudentius von Troyes zum Jahre 866. MG. SS. in us. schol. 85. Auch die griechischen Beobachter, die die Onogur noch in ihren Wohnsitzen am unteren Kuban besuchten, sprachen von τα φολα των Ούνιγούρων (*Οη oyur): Menander, De legat. 206, 16. Hierzu G.Moravcsik, Zur Geschichte der Onoguren, in: Ungarischejahrb cher 10 (1930), 76. Sie m ssen also die zehn St mme, aus denen sich die Onoyur zusammensetzten, gekannt haben. 40 O. Pritsak, a. O. 76: „Goustoun Statthalter; dieser 2 Jahre; sein Geschlecht rmi". 41 Theophanes 239, 20: τοΟ εσωθεν κειμένου του των Άβάρων (De Boor gab bereits die Emendation Άβάρων statt βαρβάρων). ber αϊβ'Ερμηχίονεί des Theophanes: H.-W. Haussig, Exkurs 424; G. Moravcsik, Byzantinoturcica 2, 142. 42 Zu Hy n O. Hansen, Die Berliner Hephtalitenfragmente bei F. Altheim, Aus Sp tantike u. Christentum (T bingen 1952), 82 f.; O.Hansen bei H.-W. Haussig, Exkurs 321 Anm.; unten S. 36f. 48 Haussig, Exkurs 424—425. 44 K. H. Menges, in: Byzantion 21 (1951), 106—107.
1. ΧΟΥΝ ΟΙ UND xwn
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Stammesverband der Awaren weist die Stelle des Chronicon Paschale48, wo als Anf hrer der Awaren Έρμίτζις, *ermi-iyiz „der die Ermi f hrt" begegnet. Auch Namen erinnern an den fr heren Aufenthalt der hunnischen St mme in Mittelasien. Verschiedentlich l t sich der tocharische Titel £or nachweisen. Hier sind die Stammesnamen *Alpiicurt lat. Alpidzuri (*alp-it „Heldenhund" wie alp arslan „Heldenl we"4', vermehrt um cor); *Tuncur, griech. Τούνσουρεζ zu tun „Volk"47; *Aqilcur, lat. Acildzuri, zu *aq-il „wei es Volk", im Gegensatz zu qara tun „schwarzes Volk" (griech. Χαράτων)48; *U lcur, griech. Ουλτίζονροι, zu ulti „sechs" zu nennen49. In den gleichen Zusammenhang geh rt auch der hunnische Titel * m cur, lat. Emmedzur60 zu m „Pferd". Pritsaks Versuch, auf Grund der F rstenliste nachzuweisen, da Hiungnu, Hunnen und Protobulgaren von der gleichen H uptlingssippe regiert wurden, ist damit gescheitert. Einmal hatte er bersehen, da nicht Hiungnu, sondern zu den Sien-pi geh rende Hun an der Spitze der nach S dru land einwandernden St mme standen. Diese Hun und nicht die Hiung-nu haben dem im Westen auftauchenden Stammesverband der Hunnen den Namen gegeben. Auch Pritsaks Versuch, in Vixtun der F rstenliste eine Erw hnung des Shan-y Mao-tun zu erkennen, ist fehlgeschlagen. Vixtun ist innerhalb der Liste Stammesname, nicht der einer Person. Die Gleichsetzung mit Mao-tun ist demnach von vornherein unwahrscheinlich. Sie wird ausgeschlossen durch die lautgeschichtliche Gegebenheit, da Mao-tun nicht *Beytun, Vixtun, sondern weit eher * Boy-tun entspricht. Ebensowenig lie sich Dulo der F rstenliste mit der Clanbezeichnung T'u-ku der Hiung-nu verbinden. Vielmehr hat sich herausgestellt, da die beiden in der F rstenliste erw hnten Stammesnamen Ermi und Dulo auf die gemeinsame Herkunft von Hunnen und Protobulgaren aus Mittelasien 45
724, 3 Bonn. lordanes, Get. 126. 47 Priskos, De legat. 121, 5. Kor als tocharischer Titel: Schulze-Sieg-Siegling, Tocharische Gramm. (G ttingen 1931), 50. 48 lordanes, Get. 125; Χαράτων; Olympiodor in: Histor. GraeciMinores i (1870), 457. 9 Dindorf. 49 Agathias 365, 9 Bonn. 60 lordanes, Get. 266 (Cod. A). 44
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ANFÄNGE DER HUNNEN
weisen, wo sie zu dem alttürkischen, aus chinesischen und griechischen Quellen wohlbekannten Stammesverband der Onoq oder Onoyur gehören. Eine letzte Bemerkung noch zu dem Namen der Fürstenliste, dessen Träger Pritsak zum Shan-yü der Hiung-nu erhoben hat81. Avitochol führt zunächst auf griechisches * . Ein Blick auf die in griechischen Quellen überlieferten Namensformen Asparuch und Ernak durch die Fürstenliste zeigt, daß der griechischen Form in der Fürstenliste durch i wiedergegeben ist62. Man kann daher bei Avitochol auch * lautende griechische Form in Betracht ziehen. * würde aber auf ein altaisches *abatoxol weisen, das man als apa „Großvater", ata „Vater" und ohol „Sohn" deuten83 könnte. Es würde sich also um drei sagenhafte Ahnherren, nicht um einen handeln, und dafür könnten auch die 300 Lebensjahre angeführt werden.
Das Gegenstück zu Ptolemaeus* Xoövot ist in einem der alten soghdischen Briefe zutage gekommen, die sich in einem Wachtturm des chinesischen Limes östlich von Tun-huang gefunden haben1. Im zweiten Brief berichtet Nanai-vandak an das Haupt seines Handelshauses in Samarkand von den Ereignissen, die den chinesischen Kaiser ($ypwr) zum Verlassen seiner Hauptstadt (Sry) gezwungen hatten. Diese, Lo-yang, wurde 311 von den Hiung-nu zerstört, und zweifellos bezieht sich der Brief auf dieses Geschehen. Nur nennt er nicht, wie die chinesische Überlieferung, die Hiung-nu, sondern an drei Stellen die xwn. Während an den beiden ersten der Name verstümmelt ist, gibt ihn die dritte in voller Erhaltung. Xwn kann hunlhün oder xun/xün gelesen werden, und zweifellos liegt hier der Name der Xouvoi, Chunni, OOvvot und Hunni (=*qun) in einem neuen Beleg vor2. Wenn auch 51
O. Pritsak, a. O. 38: „Somit hat unsere Fürstenliste das genaue Datum dieses wichtigen Ereignisses, der Übersiedlung nach dem Westen (153 n. Chr.), sowie den Namen des Shan-yü (Avitochol), der dieselbe durchgeführt hat, bewahrt". 82 A. v. Gabain, a. O. 49 § 20 über Vokal-Wechsel /t, ä/t. 63 A. v. Gabain, a. O. 321 s. v. 1
Für alles Folgende W. B. Henning in: BSOS 12 (1948), 6 f., wo die Literatur verzeichnet ist. Die chinesischen Angaben entstammen W. Halouns Mitarbeit. a W. B. Henning, a. O. 615.
1.
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die chinesischen Quellen nach überkommener Weise von Hiung-nu sprechen, so haben sie doch das neue Volk und kein anderes gemeint. Schon vorher, etwa von 300 ab, treten zusammen mit T'o-pa, die in alttürkischen Texten Tabyaiheißen3, Angehörige oder doch Verwandte desselben Volkes auf. Unter ihren Stammesnamen sind 3/7 prototürkisch, die restlichen */7 protomongolisch. Das zeigt, daß die T'o-pa irgendwann eine Reihe mongolischer Stämme aufgenommen haben4. Da aber das herrschende Geschlecht und der Adel ausnahmslos prototürkische Namen tragen, muß der türkische Bestandteil geführt, wird er überdies die älteste Schicht und den Kern der T'o-pa abgegeben haben6. Unter den türkischen Stämmen begegnen die Hu, älter *yau, *qu*, deren Name an die *qun, xwn, Xoövoi erinnert. Von anzusetzendem *qu- „kräftig sein" wären: mittels des Suffixes + °n das deverbale Nomen qu-n „Kraft" (tütün „Rauch" zu tut- „rauchen"; tirin „Schar" zu tir- „sich versammeln")7, mittels -°n- das mediale qu-n„rauben" („für sich bewältigen"; vgl. alln- „für sich nehmen" zu al„nehmen")8 und mittels -°r- das faktitive qu-r- „spannen" („kräftig machen", vgl. ölür- „töten" zu öl- „sterben") * abgeleitet. Die jüngst geäußerte Ansicht, daß die Kurgane von Pazyryk im Altai mit dem dort gefundenen ältesten Teppich und anderen Stücken, die aus Filz gefertigt sind, auf die Hunnen ("the Hunnic nomads") zurückgehen10, ist ohne Anhalt. Irgendwelche Anhaltspunkte innerhalb der Funde oder literarische Nachrichten, die zugunsten dieser Auffassung angeführt werden könnten, fehlen11. Der Name qun kehrt an weiterer Stelle wieder12. Birüni13 und Marwazi14 kennen die kün in der östlichen Mongolei, wo sie Nachbarn und Gegner der käi sind. Möglicherweise sind die mit den T'u-yü-hun eins, die 310 sich der 8
L. Bazin in: Cahiers d'histoire mondial i (1953), 135; H.-W. Haussig in: Byzantion 23 (1953). 335*·; 389*·; 399• L. Bazin, a. O. 135f.; T'oung Pao 39, 317f.; dazu A. v. Gabain in: Zeki Velidi Togan'a Armagan (1955), 25 f. 5 L. Bazin, a. O. 135; a. O. 3i9f. • L. Bazin in: T'oung Pao 39, 255f. Nr. 38—39. 7 A. v. Gabain, Alttürkische Gramm.* 73 § 124. • A. v. Gabain, a. O. 81 § 159. · A. v. Gabain, a. O. 82 § 161. 10 R. N. Frye in: Archeology 1958, 239. 11 K. Jettmarin: BMFEAStockh. 23 (1951), igof.; besonders 204!. u H.-W. Haussig, a. O. 347!; 3531.; 429! 13 Tafhlm 145 Wright. 14 *i8, 14! Minorsky; vgl. V. Minorsky, Hudüd al-'älam (1937), 2841., wo auch die Gleichsetzung kün = kürl behandelt ist.
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ANFÄNGE DER HUNNEN
Gegend um Ho-chou in Kan-su bemächtigten und dort bis 663 blieben18. Sie begegnen in den chinesischen Quellen auch als Hun (* 0 )19 und verschwinden erst mit dem n. Jahrhundert aus deren Berichten17. In dem chotan-sakischen Brief P 2741 begegnet hynvä$tä "to the Hünas"18, Loc. Plur. mit Suffix -ä§tä19. Damit sind hüna (vgl. sanskr. hüna-, hüna-, prakr. hüna-20) für die Nachbarschaft von K'an-chou (Kamäcü30· östlich von von Chotan^ im 10. Jahrhundert bezeugt. Auch sie waren Hunnen in dem hier gemeinten Sinn28, wenn auch ungewiß bleibt, wohin sie im einzelnen gehörten. Xoövoi und Oöwoi treten im Umkreis des Kaukasus von der Mitte des 2. Jahrhunderts ab auf, und ein Stamm desselben Namens (xün, kün oder Hun) begegnet weit im Osten, an der Nordgrenze Chinas und im Süden des Tarimbeckens erstmalig zu Beginn des 4. Jahrhunderts und herab bis ins 10. Jahrhundert. Wenn die Gleichsetzung beider überzeugen soll, muß gelingen, die räumliche und zeitliche Lücke zwischen beiden Vorkommen zu schließen. Der Nachweis ist um so dringlicher, als man nur von den kün Marwazfs die kurze Nachricht hat, daß sie zu den Türken gehörten88. Auch sprachlich gilt es, eine Lücke zu schließen. 15
W. Haloun bei V. Minorsky, a. O. 98 f. " Ebenda 98. 17 Ebenda 99. 18 H. W. Bailey in: Asia Maior N. S. i (1949), 29. 19 H. W. Bailey, a. O. 48 unter 38. 20 H. W. Bailey in: Asiatica F. Weller (1954), I2· 21 H. W. Bailey in: Asia Maior N. S. i, 46f. unter 2. 22 H. W. Bailey, a. O. 48 und in: Journ. R. Asiat. Society 1939, 89 nennt als weitere Möglichkeiten: i. die xun < *yum der Uiguren unter den Wei (227-264) bei A. Schlegel, Die chinesische Inschrift auf dem uigurischen Denkmal in Kara Balgassun i.-2. Abkürzung für t'u-ü-xun(P. Pelliot in: T'oungPao 20, 323!). Man wird all diese hüna in keinem Fall von den qun, kün trennen können. Weitere Angaben bei H. W. Bailey in: Asiatica F. Weller 12 Anm. 7. 28 Marwazl's minhä *i8, 14 weist auf ai-iurk * , 23 oder auf at-turkmänlya *i8,10; 18 zurück.
2. KAPITEL
DIE HEPHTHALITEN i In die Sogdiane führt eine chinesische Nachricht, die von der Eroberung des Landes durch die Hiung-nu berichtet1. Im Wei-shua und im Pei-shih8 steht sie zusammen mit einer längeren Ausführung über das Land Su-te, seine Lage und seine Gleichsetzung mit Yen-ts'ai. Diese kehrt, als Vermutung geäußert, wieder im Chou-shu4 und trifft auf keinen Fall zu. Su-te aus **s}wok-d'9k, *sj/uk-d'ek ist *soydak: die Sogdiane. Von deren Geschichte berichten die zwei Sätze, die das Wei-shu dem Pei-shih entnommen hat. Die zuletzt gegebene Übersetzung (mit geringer Änderung auch sonst wiederkehrend) lautet: „Formerly, the Hiung-nu killed the king (of Su-te) and took the country. King Hu-i was the third ruler of the line"5. Mit „formerly" ist hien shih wiedergegeben, wörtlich „before this". Es fragt sich, was damit gemeint ist. Entweder heißt es: „früher als etwas, was zuvor berichtet wurde" und „früher als etwas, was im Folgenden berichtet werden wird". Oder: „früher als das, was jetziger (in der Gegenwart des Erzählers liegender) Zustand ist". Im Vorangegangenen ist nichts erzählt und ebensowenig im unmittelbar Folgenden. Also kommt nur die zweite Bedeutung in Betracht, und für sie spricht auch der syntaktische Aufbau. Denn yu heißt zunächst „haben" und „innehaben, besitzen", nicht „to take". Zusammen mit i „bereits, schon" 1
Zuletzt K. Enoki in: The Toyo Gakuhö 28, 4, i f . ; Shigaku-Zasshi 64 (1955), 8, 32f.; Central Asiatic Journal i, 43f. Dort ist die ältere Literatur angeführt. 2 102, 7a. 3 97. 9b. 4 50, 6b/ya. 5 K. Enoki, a. O. 44.
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ANF NGE DER HUNNEN
zeigt es, da die Aussage ber Hu-yi eng zum Vorangehenden geh rt: „Und sie (die Hiung-nu) hatten ihr Land (Su-te") im Besitz bis zum K nig Hu-yi bereits drei Generationen". Hu-yi mu demgem ein bekannter K nig sein. Entweder ein bedeutender Herrscher der Vergangenheit oder ein Zeitgenosse des Berichterstatters. Hier kommt nur die zweite M glichkeit in Betracht. Da der Bericht in die Zeit kurz vor oder nach der Mitte des 5. Jahrhunderts (437 oder 457) zur ckgeht, so ist damit ein erster Anhalt gegeben*. Einen zweiten gibt der Name des K nigs selbst und seine Etymologie. Umsetzung in die altchinesische Aussprache ergibt bei Hu-yi < *xust-ngiei"1, j nger *yug-ngiei. Da in den Eroberern die Hephthaliten zu suchen sind, mu Κούγχας8 oder, wie handschriftlich einmal9 der Name erscheint: Γούγχα$ gemeint sein. Er begegnet um 465 bei Priskos als Herrscher der kidaritischen Hunnen10, deren Zusammengeh rigkeit oder vielmehr: deren Zusammenfall mit den Hephthaliten von jeher bef rwortet worden istu. Daf r lassen sich mancherlei bereinstimmungen anf hren, in erster Linie der Name: oi Ούννοι l Κιδαρΐται λεγόμενοι oder ot Ούννοι οί Κιδαρΐται12. Altt rk. kidirti „im Westen" k nnte, mit Wandel ά'/i18 auf *kid rti qun „Hunnen im Westen" f hren. Oder man gelangte nach Abzug der Pr dikationsbestimmung +ti, +&'14 auf *kidir\kid r „Westen", wie man von nd rti „im Osten" auf ein entsprechendes * nd r „Osten" gef hrt wird (vgl. nd ri „im Osten"). Zu beiden w ren kidin „hinten" und nd n „vorne" zu stellen, auch dies Ausdr cke f r Westen und Osten (vgl. nr , im Osten, fr her, vorw rts"). Von *kid r w re mittels des deno• K. Eiiokis Ansicht (a. O. 61), da im ersten Fall Bleda oder Attila, im zweiten Ernac gemeint sei, bedarf keiner Widerlegung. E. hat weder zu den griechischen und lateinischen Quellen noch zu iden sogleich zu behandelnden arabischen, syrischen und thiopischen Zugang. 7 H.-W. Haussigin: Byzantion 23 (1953), 35if. 8 Anders H.-W. Haussig, a. O. 352; dar ber sogleich. 9 Priskos, Exe. de legat. 154, 19; G. Moravcsik, a. O. 2, 147. 10 Priskos, Exe. de legat. 154, 6. 11 Th. N ldeke, Geschichte der Perser und Araber (1879), 115 Anm.2; G. Moravcsik, a. O. 2, 143; R. Ghirshman, Les Chionites et Hephtalites (1948), 74!.; 88. 18 Namensformen und ihre Belege: G. Moravcsik, a. O. 2, 142!; H.-W. Haussig in: Byzantion 23 (1953), 353. 13 A, v. Gabain, a. O.2 49 § 20. w A. v. Gabain in: Anthropos 48 (1953), 542.
2. DIE HEPHTHALITEN
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minalen Suffixes + ta, + M16: *kid r-t „westlich" gebildet wie von qan „Blut": qanta „blutig". Also qun *kidirt oder *kid rt „westh'che Hunnen". In der Tat treten sie berall als westliche Vorhut ihres Volkes auf. An einer Reihe von Stellen begegnen sie in der Nachbarschaft des Kaukasus und des Kaspischen Meeres16, und man hat geradezu fragen k nnen, ob man sie den Chazaren gleichzusetzen habe17. Vor allem aber fallen sie mit den λευκοί Ούννοι zusammen, will sagen: wiederum den westlichen18 Hunnen, als welche Kosmas Indikopleustes19, Prokop20, Theophanes21 und Georgios Kedrenos22 die Hephthaliten bezeichnen. Hinzukommen geschichtliche und geographische Gr nde. Die Kidariten hatten, so berichtet Priskos23, unter Κούγχας* Vater den Tribut abgelehnt, den ihnen „die K nige der Perser und Parther" auferlegt hatten. Man erkennt darin Bahr ms V. G r (420—438) Sieg ber die Hephthaliten, der bezeugterma en zu Tributleistungen gef hrt hatte24, sowie die Folgen der Niederlagen, die Yazdgard II. (438—457) erlitten hatte28; damit wurden die Tributzahlungen beendigt. Es kommt hinzu: die Kidariten sa en in Parthiens und der Perser Nachbarschaft. Gurg n (Γοργά) lag an ihrer 15
A. v. Gabain, a. O.2 66 § 83 und Nachtr ge zu 66, n; M. R s nen in: Studia Orientalia 21 (1957), 112. 14 D. M. Dunlop, The History of the Jewish Khazars (1954), Ι 9ί·> S. Szyszman in: Revue de l'histoire des religions 152 (1957), 179. 17 D.M. Dunlop, a. O. 20; S.Szyszman, a. O. 179. Die „ u eren Hunnen" (Chronique de Jean, eVeque de Nikiou, ed. H. Zotenberg, 1883, 390 Anm. i) sind die Sabiren, wie die Erw hnung der Βωαρήξ zeigt: G. Moravcsik, a. O. 2, 103. 18 H.-W. Haussig in: Byzantion 23 (1953), 35° Anm. 265. Die Hiung-nu bezeichneten ihre St mme nach Pferdefarben: J. J. M. De Groot, Die Hunnen der vorchristlichen Zeit i (1921), 63; dazu R. Bleichsteiner in: Archiv f r V lkerkunde 6/7, 198; Altheim-Haussig, Die Hunnen in Osteuropa (1958) i7Anm.3i. ber Farbbezeichnungen in V lkernamen: H. Ludat in: Saeculum 4 (1953), 138! 1β 324, 6 Winstedt. 20 Pers. i, 3. Prokop l t diese Hunnen: μόνοι . . . λευκοί τα σώματα καΐ ουκ άμορφοι τά$ δψείξ sein und leitet den Namen davon ab. 21 122, 32 de Boor. 22 i, ii, 13; 623, 2 Bonn. 23 Exe. de legat. 153, 28 f.; vgl. 590, 24. Per z erscheint auch 587, 6 als Oap uaTos μονάρχης. 24 Tabari, ann. i, 865, 2 de Goeje. 25 Th. N ldeke, a. O. 113 Anm. 4; Patmagirk' Hayoc' i, 4 (1904), 88, i; V.Langlois, Collection 2 (1869), 307; Honigmann-Maricq, a. O. 52. 3 A heim, Hunnen I
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ANF NGE DER HUNNEN
Grenze2*. Sie erschienen berdies als Gegner des Sasaniden Per z (457 bez. 459—484) 27 , des Herrschers also, der durch seine Feldz ge, seine Niederlagen und durch seinen schlie lichen Tod im Kampf gegen die Hephthaliten bekannt ist28. Da die Bezeichnung der Kidariten als Hunnen erneut f r Gleichsetzung mit den Hephthaliten spricht, wird sich sogleich erweisen. Die Hephthaliten tragen auf ihren M nzlegenden einen doppelten Namen. Es stehen ΗΑΠΑΤΑΛΑ, ΗΑΠΑΤΛΑ, ΗΠΤΑΛΑ, ΗΠΤΛΑ f r das K nigsgeschlecht, darin man die originale Form von Έφθαλϊται und Varianten erkennen darf, und hyono, HIONO, l ONO f r das ganze Volk29. Die zweite Bezeichnung geh rt zu den Chionitae, deren erstes Auftreten Ammianus Marcellinus ins Jahr 356 setzt30. Sie begegnen wenige Jahre sp ter (361) als „Volk der Hunnen" vor Edessa (unten S. 38) und m ssen die Eroberer der Sogdiane gewesen sein, deren Besitznahme die chinesischen Quellen drei Generationen vor Hu-yi beginnen lassen. Hu-yi hatte sich zuvor als Κούγχας, K nig der Kidariten oder Hephthaliten, erweisen lassen. Priskos erw hnt ihn, so zeigte sich, als Gegner des Sasaniden Per z um 465. Aber Κούγχας' Regierung mu weit fr her begonnen haben. Tabari31 nennt Per z' Gegner Ahsunw r, K nig der Haital. Aber von denselben Haital hei t es, sie h tten einst Per z im Kampf gegen seinen Bruder geholfen32. Dementsprechend wird beim Tod Yazdgard's II. berichtet, Per z sei ins Land der Haital geflohen und habe deren K nig um Hilfe gegen den Bruder gebeten33. Offenkundig war der beidesmalige „K nig der Haital" derselbe; er war berdies eins mit Ahsunw r und mit Κούγχας34. Dann begann dessen Regierung sp testens mit Yazdgard's II. Tod 457. Rechnet man von ihm drei Generationen zur ck, so kommt man ίβ Priskos, Exe. de legat. 152, i j f . ; 153, a6f.; 154, 28; zu fopyct = Gurg n Th. N ldeke, a. O. 131 Anm. i. Oder ist Urganc (Gur§ nlya) in Chw rezm gemeint, das ausdr cklich als Grenze der t rkischen (d.h. hephthalitischen, s. u.) Eroberungen in vorislamischer Zeit bezeichnet wird (Kud ma 26, 2of. de Goeje) ? 27 Ebenda 154, 51.; ϊ-ji; 587, i f . ; 590, 2"ji. 28 Zuletzt Altheim-Stiehl, Ein asiatischer Staat i (1954), 25· 29 W. B. Henning in: ZDMG. 90, 17 Anm. 2; R.Ghirshman, a. O. 18; O. Hansen bei F. Altheim, Aus Sp tantike und Christentum (1951), 8if.; H.-W. Haussig in: Byzantion 23 (1953), 320 Anm. 142. ber O = h vgl. Altheim-Stiehl, Philologia sacra (1958), 48.
30 31 32
33 34
16, 9, 4Ann. i, 874, 19. Ann. ι, 873, 5. Tabari, ann. i, 872, i f . Th. N ldeke, a. O. 123 Anm. 3.
2. DIE HEPHTHALITEN
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in die sechziger Jahre des 4. Jahrhunderts, also nicht allzuweit von den Jahren, da die Chioniten erstmals erwähnt werden. Für die Teilnahme an seinen Feldzügen gegen Rom mag Säpür II., nach deren Abschluß, dem hunnischen Volk die Sogdiane zuerkannt haben. Auch dafür lassen sich Belege anführen36. Säpür's II. Tätigkeit im Nordosten Irans ist gut bezeugt. Tabari3· weist ihm die Gründung Nesäpür's in Choräsän zu. Ammianus37 läßt im Winter 356/7 ein an den König gerichtetes Schreiben ad Chionitas et Eusenos gehen in quorum confinüs agebat hiemem Sapor. J. Marquart hat glänzend Cusenos hergestellt. Säpür II. trennte die beiden Mächte, die allein um die Sogdiane sich streiten konnten: die eingedrungenen Nomaden und das Reich der Kusän in Ostiran. Ergebnis seiner Tätigkeit sind die Kidariten-Münzen38, deren erste Serie die Aufschrift: Kidara Kufana Sahi trägt. Sie sind Prägungen Säpür's . 3 und bezeichnen diesen als Herrscher über die Kidariten und über die Kusän zugleich. In dieser Stellung konnte der Sasanide seinen hunnischen Verbündeten, die bei Ammianus als Chionitae, beim syrischen Biographen Afrems als Hunnen und auf den Münzen als Kidara erscheinen, die Sogdiane als Sitz zuweisen. Damit hat sich die Chronologie geklärt. Ammianus' Angaben lassen sich mit denen der chinesischen Quellen vereinigen. Die Ansiedlung der Hephthaliten40, Kidariten oder Chioniten in der Sogdiane fällt in die sechziger Jahre des 4. Jahrhunderts. Gegen Ende desselben Jahrhunderts offenbart sich in 86
Bedrohung des Sasanidenreiches während der Minderjährigkeit Säpürs II. durch die „Türken" (Tabari, ann. i, 836, 15), will sagen: die Hephthaliten (Th. Nöldeke, a. O. 53 Anm. 2), verdient nicht die negative Bewertung, die Nöldeke der Nachricht zuteil werden ließ. *· Ann, 1,840,6f.; 845,13. 87
16, 9, 4Zuletzt R. Gobi bei Altheim-Stiehl, Finanzgeschichte der Spätantike 226!.; 242f. G. hat die Deutung auf einen „König Kidara" glücklich beseitigt. Kidara ist, wie schon das danebenstehende Kuiana zeigt, adjektivische Bildung und entspricht darin dem oben erklärten - *kidärtä: Kidar-a zu *kidär- wie avest. tamaeha(altind. tamasa-) zu tamah-, Gava- zu gav- (Altheim-Stiehl, Finanzgeschichte der Spätantike 370). Also „König der Kidariten und Kuiän", wie G. 243 richtig übersetzt. 89 R. Gobi, a. O. 2291.; Numismat. Zeitschr. 77 (1957), 24· ut>er die Ansichten A. D. H. Bivars (Journ. Numism. Soc. India 18, 1956, I 18; 28 f.) vgl. R. Gobi am zuletzt genannten Ort 24; 26. 40 Die Gleichung Hua (*War) = Hephthaliten mit den daraus gezogenen Folgerungen (H.-W. Haussig in: Byzantion 23, 1953, 326 Anm. 162; 346) überzeugt nicht recht. Nach den angeführten Zeugnissen besaßen die War ein begrenztes Gebiet innerhalb des Hephthalitenreiches, und die einmal erfolgte Gleichsetzung der Hua mit den 88
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ANFÄNGE DER HUNNEN
der Schichtenfolge der Grabungen in Balch der hephthalitische Einbruch41, und Scherben mit hephthalitischerBeschriftung erbringen die Bestätigung42. In Käpi£i (Begram) scheint die Räumung der Stadt auf den gleichen Einbruch zurückzugehen.
Die chinesischen Quellen sprechen indessen von den Hiung-nu als den Eroberern der Sogdiane. Man hat eine Bestätigung darin gesucht, daß der Name der hyono, Hl O NO, OIONO sowie der zusammengehörige derCAzonitae sich von dem der Hiung-nu, *xiwon-nuo, nicht trennen lasse1. Aber schon lautlich empfiehlt sich diese Gleichsetzung keineswegs. Hingegen führt , eindeutig auf *qun-qan „Hunnen-Herrscher"2. Hu-yi, *xudt-ngiei, *yu$-ngiei kann indessen nicht qan im zweiten Glied enthalten. In diesem spiegelt sich ein Wort, das an sich dasselbe bedeutet, aber nicht qan, sondern *qay gelautet haben müßte3. Man kennt diesen Hephthaliten schlechthin ist auch nach H.s Meinung nachträglich. Es läßt sich sogar mit Sicherheit ausschließen, daß die Hua ursprünglich zum hephthalitischen Verband gehört haben. Wenn die Hua chinesischen Quellen zufolge bis 494 ihr „ungeheures Reich" noch nicht erobert hatten (a. O. 326 Anm. 162 erster Abschnitt), können sie nicht mit den Hephthaliten, die schon 457 im Besitz Nordostirans genannt werden, zusammengefallen sein. Der Schluß auf eine Einwanderung dieser Hua = Hephthaliten in Nordostiran vor der Mitte des 5. Jahrhunderts (H.-W. Haussig, a. O. 367 Anm. 352) läßt sich, wie wir meinen, kaum aufrecht erhalten. 41 J.-C. Gardin, Ciramiques de Bactres (1957), 95· 42 J.-C. Gardin, a. O. 41 fig. 19d, der fälschlich an die „lögendes koushanes" erinnert. P. deMenasce's Lesung scheint von O. Hansens Entzifferung der hephthalitischen Kursive (bei F. Altheim, Aus Spätantike und Christentum 78f.; Schrifttabelle S. 86), immerhin 1951 erschienen, völlig unberührt zu sein. Die angeblich arabische Ritzinschrift pl. XVI 6, die J. Sauvaget (a. O. 41 Anm.4) nicht zu lesen vermochte, ist natürlich gleichfalls hephthalitisch. Als Lesung der ersten Inschrift ergibt sich: zagodisk. Hier sind a, o und d noch geschieden. Scheidung von o und a gilt auch für die zweite. Sie beginnt: yobaSio. Dann kommt ein Zeichen, das Fr. 5 Zeile 2 Anfang in einer Ligatur wiederkehrt. Schließlich, alles in einem Zuge geschrieben: fi.[, wobei die beiden seitlichen Kreise des / unverbunden sind wie in frono (R. Ghirshman, Les Chionites-Hephtalites 23 fig. 24 und Taf. III 2; O. Hansen, a. O. 84). O. Hansen sei für seine Hilfe gedankt. 1 K. H. Menges, The Oriental Elements in the Vocabulary of the Oldest Russian Epos (1951), 63. Die bei Altheim-Stiehl, Ein asiatischer Staat i, 275 geäußerte Zustimmung wird zurückgezogen. a G. Moravcsik, a. O. 2, 147; H.-W. Haussigin: Byzantion 23 (1953), 353 Anm.274 — beide mit älterer Literatur. 3 So H.-W. Haussig, a. O. 352, der freilich *qur(u)n-qay als ,,Qay der Regierungsrichtungen" deutet.
2. DIE HEPHTHALITEN
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Titel von den ältesten Münzprägungen Buchärä's (den 632—634 herausgekommenen „intermediate Bukhäran imitations"4) unter der Form k'wy6, *käviya „kam- entsprossen", dem im Mittelpersischen kdy, kai sich vergleichen läßt. Daß der soghdische Titel k'wy und der türkische qan zusammengehören, zeigt die Etymologie*. Die verschiedenen Formen — *qavqan ( , KCCUKCCVOS), qapyan ( ), *qaqan (arab. häkän, armen, xak'ari) und qayan ( $) lassen sich auf ein älteres *kävikän zurückführen. Also auf eine Ableitung von k'wy, *käviya-, und damit würde sich gegenüber , *qun-qan ein Hu-yi, *yu9-ngiei, als *qun-qa(w)y erklären. Erneut stößt man damit auf die qun, Xoövoi, Chunni, also auf die türkischen Hunnen. Der Fall liegt ebenso wie bei den Eroberern von Lo-yang 312. Auch dort sprachen die chinesischen Nachrichten von Hiung-nu, während der zweite der alten soghdischen Briefe die xwn nennt. Dazu stimmt, daß die Kidariten selbst als „westliche Hunnen" sich verstehen lassen. Sie setzen in ihrem Namen das Bestehen östlicher Stammesgenossen voraus und weisen damit auf die Eroberer von Lo-yang sowie auf die kün (qun) hin, die bei Birüni und Marwazi entgegengetreten sind. Diese Übereinstimmung in den Ergebnissen bestätigt, daß den Nennungen der Hiung-nu kein geschichtlicher Wert beizumessen ist. Es handelt sich um eine archaische Ausdrucksweise, die im Chinesischen ebenso üblich ist wie etwa bei Priskos die Bezeichnung der Hunnen als , der Perser als . Die bisherige Annahme, wonach Hiung-nu mit xwn, qun, Xoövoi, Chunni, OOwoi, Hunni gleichzusetzen sei, muß fallen gelassen werden. Es handelt sich überall um türkische qun, xun, die allein den Anspruch darauf erheben dürfen, als die östlichen Vorfahren der Hunnen zu gelten. Auch bei den Hephthaliten läßt sich über Gesagtes hinaus, der Nachweis führen, daß sie Hunnen und Türken gewesen sind. « J. Walker, BMC., Arab-Sasan. Coins LXXXVIf.; 162!. 6 Zur Lesung: Altheim-Stiehl, Porphyrios und Empedokles (1954), 45f. gegen W. B. Henning bei R. N. Frye, Notes on the Early Coinage of Transoxania (1949), 2^t. Entgegnung Frye's in: Harvard Journ. Asiat. Studies 19 (1956), io6f.; dagegen Altheim-Stiehl, Finanzgeschichte der Spätantike 366. • Vorläufig: Altheim-Stiehl in: Südostforschungen 15 (1956), 69f.; Wiss. Ztschr. der Karl Marx-Universität Leipzig 6 (1956/57), 191 f., gegen D. Sinor in: Journ. R. Asiat. Soc. 1954, 174 f.
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ANF NGE DER HUNNEN
Die byzantinischen Geschichtsschreiber sprechen von den Hephthaliten als λευκοί Ούννοι, als Ούννικόν §θνο$ und als Ούννοι ot ΈφΘαλϊται7. Prokop8 hebt an ihnen hervor, da keine Verbindung und Nachbarschaft zu den restlichen Hunnen bestehe; da die Hephthaliten auch nach Lebensweise, Aussehen und Sitte sich von ihren Vettern unterscheiden. Trotzdem sind sie f r Prokop Hunnen, im besonderen wei e Hunnen. Auch jene Hunnen, die lustinian gegen Chusr I. An Sarv n aufhetzen lie 9, konnten nur Hephthaliten sein10. Anzuschlie en ist eine weitere Quelle zur hephthalitischen Geschichte, die bisher niemals herangezogen wurde. Die Chronik des um 700 verstorbenen Johannes, Bischofs von Nikiu11, ist in einer 1602 verfa ten thiopischen bersetzung erhalten, der ihrerseits ein arabischer Auszug des Originals zugrunde lag. Dieses war in den Abschnitten, die sich auf gypten bezogen, koptisch, sonst aber griechisch verfa t. Zum zuletzt genannten Bestandteil geh rt das 90. Kapitel mit seinen Nachrichten ber die hephthalitischen Bundesgenossen des Sasaniden Kav o I. (488—531) im Kampf gegen lustinian. Hier sind die Hephthaliten erneut als Hunnen bezeichnet. Dasselbe gilt von den syrischen Autoren (Josua Stylites, Edessenische Chronik, Zacharias Rhetor), die einhellig von h n ye sprechen11*. Der Name begegnet bereits in der syrisch verfa ten Biographie Afrems (gest. 373), die zumindest in einer Rezension auf dessen Sch ler Sem' n von Samosata zur ckgef hrt wird12. In ihr erscheint als Belagerer Edessas „das Volk der Hunnen" ('amm d-h n ye)1*, womit damals nur die Chionitae Ammianus', also die Kidariten oder die ersten Hephthaliten, gemeint sein k nnen. Vermutlich geh rt das Ereignis ins Jahr 361, da Kaiser Constantius, zur Abwehr S p r's II. und der mit ihm verb ndeten Chioniten14, sich in der Nachbarschaft Edessas aufhielt16. 7
G. Moravcsik, a. O. 2, 200 f. gibt die Belege. Pers. i, 3. 9 Prokop., Pers. 2, i Ende. 10 E. Stein, Histoire du Bas Empire 2 (1949), 486. 11 Eine eingehende Behandlung behalten sich die Verfasser f r den zweiten Band vor. lla Die Stellen bei Payne-Smith. Thesaurus Syriacus i (1879), 994. ber die angeblichen k n ye des Josua Stylites (H. W. Bailey in: Asiatica F. Weller, 1954, 12 Anm. 5) unter S. 53 Anm. 9. 12 A. Baumstark, Geschichte der syrischen Literatur (1922), 33! 13 C. Brockelmann, Syrische Grammatik* (1951), 39* Zeile 23. 14 Amm. Marc. 18, 6, 22; 19, i, 7; 2, 6. 15 Amm. Marc. 21, 7, 6; 13, i. 8
2. DIE HEPHTHALITEN
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Wichtig ist die Bemerkung des Pseudo-Styliten1*, da dem Sasaniden Per z (457—484) gelang, den ostr mischen Kaiser Zenon mehrfach zu Geldhilfen f r die Hephthalitenkriege zu bewegen, indem er an die Sch den erinnerte, die die Hunnen unter der Regierung der Kaiser Arcadius und Honorius Syrien zugef gt hatten. Gemeint ist der Zug, den 395/6 die s drussischen Hunnen unternahmen17, erw hnt auch in der syrischen Geschichte Euphemia's und des Goten18. Wenn dort von einem Einfall im Jahre 707/396 n. Chr. in die Nachbarschaft Edessas berichtet und dieser mit einem sp teren, mit Hilfe der Perser wiederholten zusammengebracht wird, so liegt bei beiden Syrern eine bemerkenswerte bereinstimmung vor. Denn offenkundig werden die Hephthaliten mit den s drussischen Hunnen als ein Volk betrachtet und ihre beiderseitigen Einfalle im Zusammenhang gesehen. Schlie lich darf das sprachliche Zeugnis eines Grenzlandes der Sogdiane nicht vergessen werden. Das Chw rezmische des 13.—14. Jahrhunderts hat von unmittelbarer hunnischer Nachbarschaft aus lterer Zeit h n-z dek „Sklave" (w rtlich „Hunnensohn" oder „Hunnenjunge") und h n n „Sklavin" (w rtlich „Hunnin", mit dem femininen Suffix -an gebildet) erhalten19. Mit den Hunnen m ssen der geographischen Lage und Geschichte Chw rezm's zufolge die Hephthaliten gemeint sein. Neben der Kennzeichnung als Hunnen begegnet die als T rken. Dionysios von Tellmahre hat h n ye d-henn n turk ye*0, und Theophylaktos Simokattes spricht, anl lich der Flucht des Sasaniden Kav al-, sondern, wie l ngst gesehen, einen solchen von -ry- > / anzusetzen hatu. Da dem so ist, best tigt das Fehlen der Epenthese, die doch bei *ary- > ir, *ary- > ilauff llig bliebe16. B
Geogr. 3, 5, 19; 15. « L. Zgusta, a. O. 264. J. Harmatta, a. O. 289. 8 W. Miller, a. O. 20 § 10. • Chr. Bartholomae in: Grundr. d. Iran. Philol. I i, 30 e 78; H. Reichelt, Awestisches Elementarbuch (1909), 69 e 133. 10 A. Freiman in: Rocznik Orjentalistyczny 3. 158f. 11 M. Sprengung, Third Century Iran, Sapor and Karter (1953), 47 Line 12. lla Bardesanes, de fato 39 p. 595, 27 Nau; Zachar. Rhetor 214, 20 Brooks. Erst Michael Syrus p. 381 rechte Spalte Zeile 42 syr. verwendet al n als Plural. 12 J. Harmatta, a. O. 290f. 18 W. Miller, a. 0.36 § 42, 2; vgl. Chr. Bartholomae, Altiranisches W rterbuch 1142. 14 O. Szemeronyi bei F. Altheim, Geschichte der latein. Sprache 75 Anm. i. 15 J. Harmatta, a. O. 202. hnlich zuletzt I. Gershevitch in: BSOS. 17 (1955), 486 Anm. i. 7
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ANF NGE DER HUNNEN
Der Name der Alanen taucht in den westlichen Quellen unter Tiberius auf. Damit erh lt man einen Terminus ante quern f r das erste Auftreten des Volkes im Vorland des Kaukasus. Weit sp ter, so scheint es, begegnen die Ass. Ptolemaeus nennt als erster die Άσαϊοι und Μασται. Er l t erkennen, da beide schon damals Bestandteile desselben Volkes oder doch Nahverwandte waren, denn die ' Ιασται wohnen unterhalb der "Αλάνα δρη1β. Eine weitere Erw hnung hat man bisher nicht erkannt. Bardesanes z hlt im 39. Kapitel seiner Schrift ber die Gesetze der L nder die RandV lker derOikumene auf. Es beginnt mit Arabern (tayy ye) und Sarazenen, geht zum oberen Libyen, Mauretanien und Numidien weiter, setzt sich ins u ere Germanien fort und f hrt schlie lich in den s drussischen Bereich. Man erkennt ein oberes Sarmatien, das Gebiet n rdlich des Pontos, Alanen und Albaner17. An zweiter Stelle steht, v llig au erhalb jeder Ordnung, Spanien, aber N ldekes Scharfsinn hat in wabespaniy das richtige wabeskutiy erkannt18. Noch unerkl rt sind die $a$s ye, die auf Alanen und Albaner folgen. Mit leichtester nderung ( laf statt S de) ist a$s ye zu schreiben, und damit ist der Name der Άσαϊοι, ss wiedergewonnen. Was bei Bardesanes folgt, best tigt das Ergebnis. berliefertes w-babr ? da-b-'ebr d-d r „et in Brusa quae est trans Douro" gibt keinen Sinn. N ldeke schlug w-ba-kr s da-b-'ebr d-hind „et in Chryse quae est ultra Indiam" vor. Vielleicht l t sich auch hier mit einfacher nderung auskommen und zugleich ein Ergebnis erzielen, das sich dem bisherigen Zusammenhang f gt. In d r (dwrw) erkennt man ohne Schwierigkeit dwnw, also avest. d nav-, mit dem im Ossetischen vor Nasal zu gewordenen : osset. don neben -dan. Vergleichen l t sich auch der Name der Donau, die im Germanischen D nawi, im Gotischen insbesondere Δούναβι$ lautete19. Aus dem altkirchenslawischen Codex Suprasliensis hat P. Skok19a Dunav beigesteuert, dem bulgarische und serbokroatische Formen zur Seite stehen. Man mu freilich den Don erwarten, wenn zuvor Alanen, ss und Albanier genannt sind. Auch der vorangehende Name mu in diesem Raum gesucht werden. Strabon setzt die Aorser μεχρί των Καυκάσιων ορών επί μεσημβρίαν 16
Geogr. 6, 11, 14. Ρ· 595. 2 Ι ί· Nau schreibt „Lybia" und „Alabanos"! 18 In der Adnotatio zu p. 595, 25 Nau. 19 Zuletzt zur Frage Altheim-Haussig, Die Hunnen in Osteuropa (1958), 67. 19a Slavia 7 (1928/29), 723, zitiert nach P. Kretschmer in: Glotta 24 (1936), 7. 17
3. DIE ALANEN
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τείνοντες,20, μεταξύ τη$ ΜαιωτίδοςκαΙτήςΚασττίδος21, demnach zwischen den Unterl ufen von Don und Wolga. Der Name der "Αορσοι entspricht avest. auruSa- (vgl. unten). Im Syrischen f llt laf in Wortanlaut und Wortinnerem h ufig, auch in der Schrift, weg22, w und b 'wechseln23, und im Aram ischen ist die pseudohistorische Schreibung s statt i bekannt, gerade auch aus dem benachbarten Mchet'a24. Also abr se statt *abr $e *aur $e: Pluralis emphaticus von *abr s , *abr $ , *aur i = avest. auruSa-. Also: „bei den Aorsern jenseits des Don". In weit fr here Zeit f hren die "Ασιοι, von denen im Jahr 129 oder 129/88δ das griechisch-baktrische Reich gest rzt wurde26.
ber den Nomadeneinbruch in Baktrien und in der Sogdiane liegen Berichte von chinesischer und griechischer Seite vor1. Einl lich und unter Einbeziehung der geschichtlichen Zusammenh nge berichten die Biographie des Chang-k'ien2 und die Monographie ber die Westl nder im Han-shu. Ihnen zufolge gab die Aufrichtung des Gro reiches der Hiung-nu unter Mo-tun (Mau-tun, nach 209 bis etwa 174) den Ansto . Unter den St mmen, die der Reichsgr nder selbst unterwarf, waren die Y e-chi. Sie sa en damals in Kan-su und Ning-shia, westlich des Huang-ho. Nach einem ersten Zusammensto etwa 203 mu ten sich die Y e-chi 177/6 den Hiung-nu beugen. Unter Mo-tun's Sohn Lau-shan (etwa 174—160) wurden sie ein zweites Mal besiegt, ihr K nig fiel im Kampf. Eine nach Zahl geringe Gruppe, die „Kleinen Y e-chi", setzte sich darauf in den nordwestlichen Randgebirgen Tibets fest. Die Hauptmasse des Volkes aber wandte sich nach Westen. Diese „Gro en Y e-chi" stie en auf die Sai oder Sai-wang, 20 21
22
P- 492. p. 506.
Th. N ldeke, Kurzgefa te syrische Grammatik2 (1898), 23. Th. N ldeke, a. O. 21 § 27. 24 Altheim-Stiehl, Supplementum Aramaicum (1957), 81*· 25 Zur Datierung F. Altheim, Weltgeschichte Asiens 2 (1948), 104. 24 G. Vernadsky, Ancient Russia (1943), 83!; H.W. Bailey in: Byzantion 23 (1953), 420f. 23
1
Zum Folgenden: F. Haloun in: ZDMG. 91, 244!; W.W. Tarn, The Greeks in Bactria and India2 (1952), 270f.; F.Altheim, Weltgeschichte Asiens im griechischen Zeitalter i (1947), n f.; 2 (1948), 88f. 2 Han-shu 6 r und Shi-ki 123; vgl. G. Haloun, a. O. 247 Anm. i.
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ANF NGE DER HUNNEN
die im n rdlichen T'ien-shan — am oberen Ili, Cu und Naryn — sa en. Die Y e-chi schlugen die Sai-wang, vertrieben manche ihrer St mme aus den bisherigen Sitzen und nahmen andere in den eigenen Verband auf. Doch auch in den neugewonnenen Sitzen fanden die Y e-chi keine Ruhe. Von einem am Bark l ans ssigen Untertanenvolk der Hunnen, den Wu-sun, geschlagen, unterwarfen sie sich samt den unterworfenen Teilen der Sai-wang den Siegern. Ein anderer Teil zog ber Fery na nach Baktrien. Dort fand ihn 129/8 Chang-k'ien als Herrn des Landes. Auf griechischer Seite spricht Apollodoros von Artemita8 bei Strabon4 von oi τους "Ελληνας άφελόμενοι την Βακτριανήν, "Ασιοι και ΤΤασιανοΐ καΐ Τάχαροι καΐ Σακάραυλοι (Σαράκαυλοι Med. 28, 19) t κα^ δρμηθέντες από της περαίας του Μαξάρτου της κατά Σάκα$ καΐ Σογδιανους, ην κατεΐχον οί Σάκαι. Hier hat man berliefertes Τάχαροι in Τόχαροι gendert unter Berufung auf die von der sonstigen berlieferung gebotene Namensform43 (nur Ptolemaeus, geogr. 6, 12, 4 gibt Τάχοροι gegen ber Τόχαροι 6, n, 6). In dem unverst ndlichen καΐ hinter Σακάραυλοι erkannte man eine Variante zum auslautenden -λοι des Stammesnamens, und dementsprechend hat schon A. v. Gutschmid ΣακαραΟκαι hergestellt6. Es wird sich als erster Schritt auf dem Weg zum Richtigen erweisen. Demgegen ber nennt Pompeius Trogus' Prolog zum 41. Buch, wieder auf Apollodoros zur ckgehend6, Scythicae gentes Saraucae et Asiani als Eroberer Baktriens und der Sogdiane, dann der zum 42.: reges Tocharorum Asiani interitusque Sarducarum. Letztes ist in Saraucarum zu verbessern: in beiden F llen sind die bei Strabon hergestellten ΣακαραΟκαι gemeint, wenn auch mit Haplologie Saraucae geschrieben. Auch die Gleichsetzung der Τάχαροι, Τόχαροι mit den Tochari liegt auf der Hand. Schwierigkeiten machen allein die Asiani, die weder mit Strabons "Ασιοι noch mit seinen Πασιανοί bereinstimmen. Ein alter Vorschlag ging dahin, bei Strabon statt Πασιανοί: ή Άσιανοί zu schreiben. Die vorgeschlagene nderung ist leicht, aber sie w rde noch eine zweite, Streichung oder Umstellung von καί, nach sich ziehen. Denn a
F. Altheim, Weltgeschichte Asiens i (1947), n f . P-5"· *a Vgl. G. Kraemers Adnotatio zu 2, 462 Zeile n seiner Ausgabe (1847). 5 G. Haloun, a. O. 244 Anm. 3. 8 F. Altheim, a. O. i, n f . 4
3. DIE ALANEN
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erst dann k me man von "Ασιοι καΐ ΤΤασιανοί zum gew nschten "Ασιοι ή (καΐ) Άσιανοί. Dadurch empfiehlt sich der Vorschlag nicht. Wenn man irgendwo ndern darf, so nicht bei Strabon, sondern in der berlieferung der Trogusprologe. Sie hat im 41. Buch die Nennung der Tocharer unterlassen, obwohl, wie der Prolog zum 42. zeigt, die Vorlage den Namen gab. Sie konnte sodann Σακαραοκαι in Saraucae und Sarducae verschreiben. So mochte sie auch "Ασιοι und ΤΤασιανοί zu Asiani zusammenziehen, ein Wort, das vertrauten Klanges war. Asianus tumor, 'Aaiocvos χαρακτήρ, Άσιανό$ ζήλος7 k nnten dabei mitgewirkt haben. Doch zeigt die unter Severus Alexander in Dionysopolis (Baliik, n rdlich von Varna) inschriftlich bezeugte Άσιανων σπείρα8, wohl gleich den "Ασιοι (Alanen, dar ber sogleich), da man damals eine Form Asiani kannte. Einen Schritt weiter f hrt der Vergleich mit den chinesischen Nachrichten. Ein sprachlicher Vergleich der Asiani mit Wu-sun (mittelchines. •Uo-suan, altchines. *'0-sw2n) lag nahe". Aber man hat st rkste sachliche Gr nde dagegen angef hrt10. Die Wu-sun bleiben nach dem Sieg ber die Y e-chi, mit abh ngigen St mmen dieser und der Sai vermischt, im T'ien-shan von der Grenze Fery nas an stlich bis zur Linie Qara£ahr-Manas sitzen. So sind die Wu-sun auf dem Boden Baktriens nicht nachweisbar. Ebensowenig gibt es ein K nigsgeschlecht der Wu-sun bei den Y e-chi, das den reges Tocharorum Asiani entspr che. Schlie lich vermi t man in der chinesischen Namensform das jo-Suffix, das "Ασιοι und Asiani kennzeichnet. Damit entf llt die Gleichsetzung von Asiani und Wu-sun, und dieses Ergebnis ist um so willkommener, als die Asiani zuvor als nachtr gliche nderung, die zu Lasten der berlieferung der Trogusprologe geht, wahrscheinlich gemacht wurden. Dies hat sich nunmehr best tigt. Was die ΣακαραΟκαι Strabons und ihre Verbildung zu Saraucae angeht, so hat die Legende einer M nze aus Begram (Afghanistan) ΣΑΚΑΥΡ[. . . erbracht11. Damit erwies sich die allein bei Lukian18 bewahrte Form ZotKotfpocKOi als die richtige. *Saka-ura-ka, chines. Sai-wang enth lt im ersten Teil den Namen der Saken; w hrend *ura zu chotan-sak. rre „K nig", 7
Strabon p. 614; 648. G. Mihailow, Inscriptiones Graecae in Bulgaria repertae i (1956), 39 Nr. 23. 9 G. Haloun, a. O. 252. 10 G. Haloun, a, O. 253f., unter Benutzung seines Wortlautes. 11 R. Ghirshman, B gram (1946), Taf. 23, 2 RV; anders R. Ghirshman, a. O. nof. 18 Macrob. 15. 8
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ANF NGE DER HUNNEN
obl. rr ndi, mit rr aus ψ geh rt13. Sai-wang und Σακαύρακοι sind also nichts anderes als „K nige der Saken", an Herodots14 βασιλικοί Σκύθαι gemahnend. Die Tocharer sind nach einhelliger Ansicht mit den Y e-chi eins. Deren arabisch-chinesische Lautform **znj,w t-t'ia'L6 hat man als *zgufa, *zgujaka „Skythe" gedeutet1'. Alt chinesisch **ng%w i-t$eg, mittelchinesisch17 *nj,wK>i-t ie stimmt lautlich so vollst ndig wie m glich mit dem Namen der Ίάτιοι berein18. Diesen Stamm setzt Ptolemaeus19 mit mehreren τα μεν προς τοΐξ 'ύύξείοις όρεσι, τα δε ττρόξ τφ άρκτικφ τμήμοττι του Ίαξάρτου an. Also im Osten und Norden der Sogdiane, wo man die Y e-chi erwartet. Als unmittelbare Nachbarn der Ίάτιοι begegnen die Πάσκαι und Τάχοροι Ob in den ersten eine Nebenform zu Πασιανοί zu erblicken sei20, bleibt unbewiesen. Die Τάχοροι aber sind niemand anderes als die Τόχαροι, die als solche bei Ptolemaeus im Norden Baktriens unfern des Oxos auftreten21. Ohne Vergleich innerhalb der chinesischen Nachrichten bleiben somit Strabons Πασιανοί und "Ασιοι. Das ist f r ihre Herkunft von Wichtigkeit.
3
Zur Bestimmung der Πασιανοί darf man die j ngsten Ergebnisse der iranischen Mundartenkunde heranziehen. Es geht um die Sprache des alten Chw rezm, am Unterlauf des Oxos und s dlich des Aralsees gelegen. Die erhaltenen chw rezmischen Sprachreste1 des 13.—14. Jahrhunderts geben 18
O. Hansen bei F. Altheim, Aus Sp tantike und Christentum 95. 4, zo; vgl. E. A. Thompson, A History of Attila und the Huns (1948), ίο. 18 G. Haloun, a.O. 291 f.; 315. Versuch einer Gleichsetzung der chinesischen Form mit *to-gara-, Τόχαροι bei H. W. Bailey in: BSOS. 15 (1953), 535f. " G. Haloun, a. O. 316!. 17 G. Haloun, a. O. 290; 315. 18 E. Herzfeld in: Arch olog. Mitteil, aus Iran 4, 26 setzt grundlos *lcmoi = "Ασιοι; hnlich J. Marquart, Er nsahr 206; St. Konowin: Corp. Inscript. Indic. 2, i p. LIX. 19 Geogr. 6, 12. 4. 10 Versuche bei F. Altheim, Weltgesch. Asiens 2, 90 und H.-W. Haussig in: Byzantion 23 (1953). 421f· 21 Geogr. 6, ii, 8. 1 A. Zeki Walidi in: Islamica 3, igof.; Abh. Kunde Morgen!. 24, 3, 125f.; vgl. 14 Anm. i; 137! § 290; ZDMG. 90, *26f.*; dazu W. B. Henning, ebenda *3o*f.; A.A. Freimann in: Sowjetskoje wostokowedenie 4, 1571. Zuletzt W. B. Henning in: Handb. 14
3. DIE ALANEN
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nicht das Ursprüngliche. Übernahmen aus dem Soghdischen und Ossetischen sind deutlich und wurden von Birüni, gebürtigem Chwärezmier, hervorgehoben2. Auch darüber, was ursprünglicher Bestand war, gibt er Auskunft. Er sagt, daß die Chwärezmier „ein Zweig von dem großen Baum der Perser und deren Wurzelschoß waren"; er stellt sie gleichzeitig in Gegensatz zu ihren Nachbarn, den Soghdern3. Daß dies zutrifft, zeigt Birünis Liste der chwärezmischen Namen von Monatstagen und Monaten, die offenkundig zu den persischen gehören4. Als Bestätigung tritt der Stadtname Hazärasp hinzu: „tausend Pferde habend". Er enthält im Vorderglied *hazahra(avest. hazaiara-, altind. sahasra-). Im Soghdischen ist *hazahra- unter Wegfall des anlautenden6 sowie des inlautenden h nach zu z'r7 geworden. Im Ossetischen sind Neubildungen an die Stelle getreten: ost-osset. däsfonjissäji = „zehnhundert", wobei fonjissäji „hundert" = „fünf Zwanziger" ist; west-osset. das sädi oder auch türk. min8. Hazär in Hazärasp gleicht allein neupers. hazär und der entsprechenden mittelpersischen Form, erhalten in Hazärbandah, Hazärmard, Hazärowai9. d. Oriental. 4 (1958), 114! Hier wird kein Mittel verschmäht, um die Scheidung des älteren Chwärezmisch (H. spricht bezeichnenderweise von „Al-Berünis Chwarezmisch") von der Sprache der jüngeren Denkmäler zu beseitigen. Birünis Bezeichnung der Chwürezmier als „Zweig vom großen Baum der Perser und Wurzelschoß ihres Baumes" (Chronol. 47, 7 Sachau; so die richtige Übersetzung: F. Altheim, Literatur und Gesellsch. 2, 220) soll sich nicht auf Sprachliches beziehen. Man braucht (was H. versäumt hat) nur zu lesen: yusammä . . . bi-asmä'i 47, 18; vgl. asmä'u 8; hädihi l-asämiya 13; ism 48, 10; asmä'u (hier fällt erneut der Name der Perser 12); entsprechend im Folgenden bi-lugatihi 17 und 49, 2 f. Alle dreißig Monatstage, bei denen Birüni die Übereinstimmung mit den Persern vermerkt, werden bei H. — gründehalber — nicht herangezogen. Dafür die Namen der Tierkreiszeichen (Chronol. 193), bei denen Birüni dergleichen nickt feststellt. Und wiederum gründehalber wird O. Szemeronyis Untersuchung (bei F. Altheim, Geschichte d. latein. Sprache 66—84) verschwiegen, ebenso die und ihre Verwandten, der chwärezmische Ortsname auf -gird (AltheimStiehl, Finanzgesch. d. Spätantike 269) und Hazärasp (erstmals Suppl. Aram. 24f.). Alles war H. nachweislich bekannt. Was mochte ihn hindern, den Tatsachen gerecht zu werden ? 2 Die Einzelheiten bei F. Altheim, Literatur u. Gesellschaft 2, 2ogf.; weiteres bei Altheim-Stiehl, Porphyries und Empedokles (1954), 56f. 3 Chronol. 47, 7 Sachau; dazu F. Altheim, a. O. 2, 2iof.; 220. * F. Altheim, a. O. 211 f. Über angebliches chwärezm. sähya Chronol. 35, 9 (E. Sachau in: SB. Akad. Wien 73, 481 Anm. 7; F. Altheim, a. O. 2, 216), vgl. AltheimStiehl, a. O. 48 Anm. 7. 8 I. Gershevitch, A Grammar of Manichean Sogdian (1954), 61 § 397. 8 I. Gershevitch, a. O. 61 f. § 399. 7 I. Gershevitch, a. O. 198 § 1316. 8 W. Miller, a. O. 49. 9 Belege bei F. Justi, Iranisches Namenbuch (1895), 128. 5 Altheim, Hunnen I
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Dar ber hinaus konnte der Nachweis gef hrt werden, da die alte „persische" oder persoide, also dem S dwestiranischen verwandte Sprache der Chw rezmier sich in einer Reihe von Lehnw rtern erhalten hat, die ins Magyarische und Altt rkische bernommen wurdenea. Da sich hier die urspr ngliche Schicht des Chw rezmischen darbietet, best tigt eine Reihe von Stammesnamen, die sich in Ostiran und gerade in der Nachbarschaft von Chw rezm finden10. Ptolemaeus gibt bei den Paropanisaden, in Arachosien und Gedrosien: ΤΤάρσιοι, Παρσυητοα, Παρσιάνα, Παρσία geogr. 6,18, 3—5; Παρσνηται 6, 2ΐ, 3; Παρισηνή, Παρσίδαι (Παρσίραι), Παρσίς 6,2ΐ, 4—5· Strabon p. 508 f gt die Πάρσιοι in Hyrkanien hinzu. Da die Πασιανοί dieser Gruppe angeh ren, also einstige *Παρσιανοί gewesen sind11, best tigt sonstiger Ausfall des r vor s in den Nachbardialekten: dem Soghdischen12 und dem West-Ossetischen13. Mit der allgemein bekannten Wanderung der Perser (oder Proto-Perser), die diese von ihren ltesten Sitzen s dlich des Urmia-Sees durch das gesamte Medien und ber die Landschaft nord stlich von Susa (Parsamai, ParsumaS) bis zur Persis zur ckgelegt haben14, lassen sich die zuvor gemachten Angaben dahin vereinigen, da ein Teil des Stammes am Nordrand von Iran entlang nach Osten gezogen ist15. Die Vorfahren der Perser h tten sich demnach zwischen Urmia-See und dem Westrand der Salzsteppe geteilt. Sie umgingen das Hindernis, das sich in dieser Steppe ihnen entgegenstellte, im Norden und S den. Die Hauptmasse zog nach S dosten, aber ein Rest wandte sich nach Hyrkanien. Von dort wanderten Teile nach Chw rezm, wobei die letzte Wegstrecke: von Hyrkanien zum Oxos, dann diesen abw rts in den Landstrich s dlich des Aralsees, sich an Hand der berlieferung noch verfolgen l t16. Andere Teile zogen ber den laxartes '* O. Szemeronyi bei F. Altheim, Geschichte der lateinischen Sprache 66 f. W. W.Tarn, The Greeks in Bactria and India 478f.; F. Altheim, Literatur und Gesellschaft 2, 218 f. 11 W. W. Tarn, a. O. 292. 11 I. Gershevitch, a. O. 69 § 459—461. 18 H. W. Bailey in: BSOS. 13 (1949), 135f.; vgl. Transactions Philol. Soc. 1945.14 30E. F. Weidner in: Archiv f. Orientforschung 7, i f.; G. G. Cameron, Histoire de l'Iran antique (franz s. bers. 1937), *59ί·; τ&3· I 96f.; 209!; 219; 227!; F.K nig, lteste Geschichte der Meder und Perser (Alter Orient 33, 3—4). 16 F. Altheim, Geschichte der lateinischen Sprache 65 f. 18 W. W. Tarn, a. O. 208; F. Altheim, Literatur und Gesellschaft 2, 208; dazu die Karte bei R. Ghirsman in: Artibus Asiae 13 (1950), 201 fig. 24. 10
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weiter, wieder andere nach Arachosien, Gedrosien oder an die indische Nordwestgrenze. Genug: dieΠασιανοί kamen nicht, gleich denTocharern und Sakaurakern, aus dem Osten, sondern waren ein Stamm, derauf dem Nordufer des laxartes wohnte oder nomadisierte. Das zeigen die angef hrten Beobachtungen, und das Fehlen des Namens in den chinesischen Quellen best tigt es. G nzlich anderer Herkunft sind die "Ασιοι, vermutete Vorfahren der alanischen s. Zun chst stellen sich die "Ασιοι auf dem Nordufer des laxartes zu jenen Alanen im Norden und Nordosten der Sogdiane, die im vorigen Kapitel besprochen wurden. StrabonsErw hnung der "Ασιοι, die am weitesten nach Osten f hrt, ist zugleich die fr heste (129 oder 129/8). Er hat dar ber hinaus keine Kenntnis von dem Volk, wie er auch nichts von den Alanen wei . Diese begegneten vielmehr n rdlich des Kaukasus erstmals unter Tiberius; die s dann auch, aber erst bei Ptolemaeus als Άσαΐοι bezeugt17. Der Schlu daraus ist l ngst gezogen18. Die s und die Alanen mit ihnen sind aus dem Gebiet stlich des Aralsees und jenseits der Sogdi«tne im Laufe des i. vorchristlichen Jahrhunderts nach Westen abgewandert^ wo dann der Don im Westen, der Kaukasus im S den ihre Grenze bildeten. Vielleicht l t sich der Wanderweg der "Ασιοι nach Westen noch in einem seiner Haltepunkte zur ckgewinnen. Es hatte sich gezeigt, da Strabons Πασιανοί nichts anderes als Τίαρσιανοί waren und da der Ausfall von r vor s nicht nur dem West-Ossetischen, sondern auch dem Soghdischen eignete. Dementsprechend k nnten die "Ασιοι βΐη8^β*"Αρσιοι gewesen sein, und dazu stimmt, da man diesen Namen mehrfach bezeugt findet19. Plinius20 gibt eine Aufz hlung der St mme des nord stlichen Iran. Unter ihnen begegnen die Arsin nord stlich von Tapuria und der Apavortene, nordwestlich der Margiane und s dlich des Streifens, den die 17
Geogr. 5, 8, 16; dazu M. Vasmer, Die Iranier in S dru land (1923), 25. H.-W. Haussig in: Byzantion 23 (1953), 4 2 4^· 19 Das Folgende erstmals bei F. Altheim, Weltgeschichte Asiens i, 52. Verbindung mit tochar. rhi bleibt fraglich, solange dessen Bedeutung noch ungekl rt ist; vgl. H. W. Bailey in: Transactions Philolog. Soc. 1947, 142f. Bailey hat als Erster die Arsi mit den Assi, ss verkn pft; ebenda ia6f.; BSOS. 1949, I35f. Dagegen noch F. Altheim, Geschichte der latein. Sprache i Anm. 2. *° N. h. 6, 46 f. 21 N. h. 6, 48. 18
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ANF NGE DER HUNNEN
Sogdiam einnehmen. Also n rdlich des chor s nischen Randgebirges, etwa in der Steppe derTekke-Turkmenen nach dem Karakum zu22. Plinius' Arsi stehen nicht allein. Ptolemaeus23 nennt in Hyrkanien die Landschaft Άρσϊτις. Hyrkanien umfa t bei ihm den gesamten Raum zwischen dem Kaspischen Meer und der Oxosm ndung. Das pa t zu dem Ansatz, den Plinius gibt, wie denn die beiderseitigen V lkerlisten sich auch sonst vergleichen lassen. Die'Apamg liegt am Koronos, dem Gebirge am S dostrand des Kaspischen Meeres, das mit seinem Westteil nach Medien hineinreicht24. Άρσΐτι$ setzt, wie andere Landschaftsnamen auf -ϊτι$25, einen iStamm voraus. In Plinius' Arsi verbirgt sich also eine -i- oder -zo-Bildung, die *"Αρσιοι gelautet haben mu . Hier l ge demnach die urspr ngliche Form vor, die dann, schon mit Verlust des r, bei Strabon als "Ασιοι begegnet. Zugleich ergibt sich die iranische Etymologie des Namens. Bedenkt man, da osset. s auch sonst einem avest. s entspricht26, so kommt man auf avest. arfya-EN., srssya- „recht handelnd, gerecht"27. Wie osset. ars „B r" einem avest. arsSa- gegen bersteht28, so "Ασιοι, *"Αρσιοι, *arsya- den genannten avestischen Formen. Hingegen w re daneben bezeugtes Arsi mit avest. ar§- „wahr, richtig"29 zusammenzubringen.
Wenn die vorgetragene Deutung zutrifft, w ren die ss, nachdem sie sich in der Sogdiane und in Baktrien festgesetzt hatten (129 oder 129/8 v. Chr.), n rdlich der iranischen Randgebirge zum Kaspischen Meer, weiter zum Maiotischen Sumpf (Asowschen Meer) und zum Don gewandert. L ngst hat man beobachtet, da die „graue Keramik", die Versuchsgra22
J. Marquart (Philol., Suppl. 10, 85) schlug vor, A(o)rsi zu lesen. Aber diese wohnen nicht dort, und berdies sind sie durch die schlagende Verbesserung C. M llers und W. Tomascheks (Zeitschr. sterreich. Gymnas. 1867, 704; J. Marquart, a. O. 85) schon 6, 39 hergestellt worden. 23 Geogr. 6, 9, 5. 24 Geogr. 6, 2, 4; 5, i. 25 W. W. Tarn, a. O. 23. 26 W. Miller, a. O. 32 § 33, 10. 27 Chr. Bartholomae, Altiranisches W rterbuch 206; 356. 28 W. Miller, a. O. 32 § 33, 10. 29 Chr. Bartholomae, a. O. 355 unter fr»s-.
3. DIE ALANEN
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bungen in Balch ergeben haben1, derjenigen entspricht, die am Nordufer des Schwarzen Meeres gefunden wurde2. Verwandte Nomadenstämme, so vermutete man, müßten sie bei Vorstößen über den Oxos und den Don nach Baktrien und Südrußland gebracht haben3. Man dachte an die Yüe-chi und Sarmaten4. Der Ansatz ins letzte Drittel des 2.,6 dann ins i. Jahrhundert v. Chr. und ins i. n. Chr. legt den Gedanken an die Äss nahe. Herkunft aus dem nordöstlichen Randgebiet Irans erklärt dann auch, daß später die Alanen den Namen Suyd bis zur Krim gebracht haben*. Es kommt hinzu, daß man vermutet hat7, die Toquz-ärsin der alttürkischen Inschrift des Kül tägin, im Westen der chinesischen Provinz Kan-su wohnend8, gehörten gleichfalls zu den Arsi, ** . Dann faßte man eine zweite Wanderung, die weit im Osten angesetzt hätte 9. Sie hätte somit ihrer Ausdehnung nach einen guten Teil der hunnischen Wanderung vorweggenommen. Und in diesem Zusammenhang darf noch an eine weitere Berührung erinnert werden. Gleich ihren hunnischen Nachfolgern, die sich; als sie erstmals in Nordostiran eindrangen, als „westliche" ( ) oder „weiße" Hunnen, bezeichneten, hatten auch die Alanen Vorläufer, die einen ähnlichen Namen tragen. Strabon10 zufolge saßen die " zwischen Maiotis, Kaukasus und Kaspischem Meer, längs des Tanais (Don). Er unterschied Aorser und obere Aorser ( " ). Letzte waren zahlreicher und beherrschten ein größeres Gebiet, das sich am Kaspischen Gestade erstreckte. Auf Kamelen führten die Aorser Waren aus Babylonien und Indien ein. Über Medien und Armenien kommend, brachte dieser Handel dem Volke reichen Gewinn. 1
J.-C. Gardin, Ceramiques de Bactres (1957), 48 f· J.-C. Gardin, a. O. 52. 3 J.-C. Cardin, a. O. 53; 91; 114. * J.-C. Gardin, a. O. 53. 5 Immerhin sollte bekannt sein, daß der Vorstoß der Nomaden über den laxartes 129/8 v. Chr. erfolgt ist: F. Altheim, Weltgeschichte Asiens 2 (1948), . 9 K. H. Menges, The Oriental Elements 47!; S. Szyszman in: Revue de l'hist. des religions 152 (1957), %4· 7 H.-W. Haussig, a. . 415*· 8 S. 3: A. v. Gabain, a. O. 248. Über die toquz ärsin H.-W. Haussig, a. O. 415 Anm. 536; H.W. Bailey in: Journ. R. Asiat. Soc. 1939, 89 Anm. i; S.E. Malow, Pamjatniki drewnetjurkskoj pisimennosti (1951), 365 s. u. ärsän. 9 Angeblich saßen auch A-lan am oberen Huang-ho: Wei-shu . 7a.. Doch vgl. G. Haloun, a. O. 275 Anm. 3. 10 p. 492; 506. 2
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ANF NGE DER HUNNEN
Genannt werden die Aorser erstmals, als ihr K nig Spadines seinem Nachbarn Pharnakes II. von Bosporos, dem Sohn Mithridates' VI. Eupator von Pontos, 20000 Reiter zu Hilfe sandte, also in den f nfziger oder fr hen vierziger Jahren des i. vorchristlichen Jahrhunderts11. Die Aorser waren also Vorg nger der Alanen12. Die Verbindung mit avest. aurufa-, west-osset. ors, ost-osset. urs „wei "18 ist, trotz j ngst geu erter Zweifel14, naheliegend. Sie wird best tigt durch die bisher nicht erkannte syrische Namensform abr se — *aur Se (oben S. 6of). Die Aorser w ren danach „Wei e" = „Westliche" gewesen, vergleichbar den „wei en" Hunnen oder Kidariten, was geradezu die,, Westlichen" bedeutet (obenS.saf). Abzuweisen ist demgegen ber der Versuch, "Αορσοι und Arsi gleichzusetzen16. Um den lautlichen bergang von ao zu a zu beweisen, hat man sich auf das Nacheinander von Σαυρομάται und Σαρμάται berufen. Dabei hat man bersehen, da neben Σανρομάται avestisches sairimasteht, also u- und «-Epenthese vorliegt1*. Der Name l t sich dann mit dem der Aorser, wo jener Auffassung zufolge nichts auf eine Epenthese verwiese, kaum vergleichen. Bisher bersehen ist, da "Αορσοι, Aorsi zwar von Strabon und Ptolemaeus geboten wird17, ein weiterer Zeuge indessen eine abweichende Form bewahrt hat. Tacitus gibt ann. 12, 15, 2 adorsorum; 16, i adorsi; 19, i advorsorum und von gleicher Hand am Rand: adossorum16. Advorsorum ist Verwechslung mit dem lateinischen Wort und vom Schreiber selbst am Rand berichtigt, aber die Formen Adorsi und Adossi m ssen angesichts der einheitlichen Bezeugung bei Tacitus ernstgenommen werden. Es w re vor11
Die Nachricht mag wie andere hnlicher Art bei Strabon auf Hypsikrates zur ckgehen: Altheim-Stiehl, Finanzgeschichte der Sp tantike (1957), 67 Anm. 7?a. 12 Sprachliche Gleichsetzung von * ry n mit "Αορσοι (Η. Jacobsohn, Arier und Ugrofinnen 234; anders H. Lommel 257) berzeugt nicht. 13 M. Vasmer, a. O. 32. Mittelpers. ar s hat als Umschrift des avestischen Wortes auszuscheiden (O. Hansen). 14 L. Zgusta, a. O. 263 f. 15 I. Gershevitch, a. O. 486 Anm. 2. 18 H. H. Schaeder in: Abhandl. Gott. Gesellsch. Wiss. 3. F. 10, 5of.; F. Altheim, Weltgeschichte Asiens 2, 177f.; H. W. Bailey in: Transact. Philol. Soc. 1945, 26. 17 Geogr. 3, 5, 22; 6, 14, 10. ber die dortige Ansetzung der Aorser und deren Erw hnungen bei Plinius, n. h. 6, 38—39: Tomaschek, RE. i, 2660. 18 Im einzelnen vgl. den Nachtrag H. Fuchs1 zu diesem Abschnitt. L. Zgusta, a. O. 264, erw hnt Eunones Avorsorum princeps, unter Berufung auf Tac., ann. 13, 15. Weder an der Stelle noch berhaupt in den Annalen ist diese Form des Stammesnamens belegt.
3. DIE ALANEN
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schnell, sie nach den anderen Autoren, wie dies geschieht, zu korrigieren: um so mehr, als bezweifelt werden mu , ob berhaupt Aorser gemeint sind. Vielmehr l t jenes Nebeneinander von Ad-orsi und Ad-ossi vermuten, da im zweiten Bestandteil der Name der *0ssi steckt (aus *0rsi, vgl. Assi aus Arsi). Es bliebe allerdings dieser Name sowie der erste Bestandteil ad- zu erkl ren. Als Parallele seien herangezogen die bei Ptolemaeus genannten Άλανορσοί19. Im zweiten Teil des Namens begegnet -ορσοί, das -orsi in adorsi, ossi in adossi entspricht. Als erster Bestandteil begegnet der Name der Alanen. Man h tte also eine Stammesbezeichnung, die sich zu Κελτίβηρες, Κελτολίγνες20 und dergleichen stellt. Wie diese eine Zusammensetzung aus zwei V lkern bezeichnen, so auch die Άλανορσοί eine solche aus Alanen und den * Ορσοί, *0rsi oder *0ssi. bertr gt man das Ergebnis auf adorsi, adossi, so m te neben den *0rsi, *0ssi auch da ein zweiter Stamm im einleitenden ad- enthalten sein. Aber welcher w re es ? Eine Beobachtung, die M. Vasmer so freundlich war, brieflich mitzuteilen (i. 2. 58), gestattet, einen Schritt weiter zu tun. „Die Anten", so hei t es in der Mitteilung, „interessieren mich schon seit langer Zeit. Der Name ist ganz bestimmt nicht slawisch, ebenso auch der Name des K nigs ΒοζΆ. Ich m chte im Stammesnamen der Anten eine iranische Entsprechung zu altind. antya- ,am Rande befindlich, am Ende befindlich' sehen, von altind. anta- ,Ende'. Der Name bedeutete dann dasselbe wie Markomannen im Deutschen und Ukrainer im Slavischen. Diese Ansicht wollte ich von jeher ausf hrlich begr nden, und ich habe in der Tat vor etwa 20 Jahren einen Aufsatz dar ber f r eine dem ukrainischen Sprachforscher Z ynSkyj zugedachte Festschrift geschrieben, die aber wegen des Krieges nicht zustandegekommen ist. ber den Verbleib des Manuskriptes habe ich nichts mehr erfahren k nnen". F r Vasmers Ansicht spricht zun chst eine Stelle, die bei der bisherigen Er rterung nicht herangezogen wurde. Michael der Syrer berichtet unter Maurikios (582—602) von dem Einfall der westlich der Donau sitzenden Slawenen ins R merreich. Dort begegnet man der Gefahr, indem man dem Feind die Anten (ntyw) auf den Hals schickt, die denn auch Slawenien " Geogr. 6, 14, 9. E. Norden, Die german. Urgeschichte in Tacitus' Germania (1920), 466 £. 81 Jordan., Get. 247. 80
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ANFÄNGE DER HUNNEN
verwüsten22. Die Gegnerschaft beider Völker spricht eher dagegen als dafür, daß die Anten Slawen waren. Das bestätigt sich an den weiteren Zeugnissen, die zur Verfügung stehen. lordanes hat vom Stammesnamen der Anten eine doppelte Überlieferung: Antes23 und Antizi. Vor allem die zweite Variante spricht, zusammen mit syrischem 'ntyw, für Vasmers Etymologie *antya- (freilich müßte bei einem Namen, der frühestens für das 4. Jahrhundert belegt ist, keine altiranische, vielmehr eine mitteliranische Parallele genannt werden). Vasmer bemerkt an einer späteren Stelle seiner Mitteilung: „wenn die Anten mit den Iraniern verwandt sind, dann müßte man sie in der Don-Gegend ansetzen. Westlich davon ist nach meiner bisherigen Kenntnis für sie kein Platz". Damit ist man auf die Osseten und ihre alanischen Vorfahren verwiesen. Gegen Ausgang des 6. Jahrhunderts saßen freilich die Anten oder Teile von ihnen an der mittleren Donau. Aber wie die Alanen weit umhergeschweift sind, so konnten dies auch die Anten tun, wenn anders sie mit jenen verwandt waren. Sprachlich führt der Name jedenfalls in unmittelbare Nachbarschaft des Ossetischen. Dort entsprechen Antes, Anti, 'ntyw Bildungen wie ändä „außerhalb", ändägkag „äußerlich", ändämä „nach außen". Auch der Königsname findet dort seine Entsprechung. Die Überlieferung des lordanes enthält folgende Varianten: boz, booz und box. Bei letztem liegt Verbindung mit , 26 büx^ als Abkürzung von altpers. baga-buxSa- nahe. Da indessen nur OB, also eine der drei Handschriftenklassen2', die Lesart gibt, hat man boz (booz) vorzuziehen. Osset. büz „Dank" bietet sich zum Vergleich an. Auch wäre zu fragen, ob einleitendes bwz myhr der Inschrift des Silbertellers von Bori in Gruzinien, das sich bisher als Eigenname nicht verstehen ließ27, mit Hilfe eines alanischen bwz, boz in die Reihe der Namen einzugliedern sei, die Nominalkomposita mit -nti'&ra-, mihr im zweiten Glied sind28. 22
380, i. Spalte Zeile i2f. syr.; i, 362 1. der französ. Übers. Chabot's. Über den gesamten Abschnitt ist im vierten Kapitel gehandelt. 23 Get. 34; 35; 119. 24 Get. 247; dazu 35 antei Gb, 119 antei O. 26 F. Justi, Iranisches Namenbuch (1895), 72. 28 Th. Mommsen im Prooemimim seiner lordanes-Ausgabe LXXII. 27 Altheim-Stiehl, Supplementum Aramaicum 88f.; W. B. Henning in: Handb. d. Oriental. 4 (1958), 38 Anm. 4. Daß bwzmyhr nicht „Kürzung" für Burzmihr ist, bedarf keines Nachweises. 28 F. Justi, a. O. 503.
3. DIE ALANEN
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Neben zuvor genannten Formen nd , nd gkag, nd m , die s mtlich dem West-Ossetischen entstammen, stehen ost-osset. dt „au erhalb", dt m „au er, au en", dtiy „drau en", mit -dt- aus -nd-29. Dieser Wandel tritt in einer Reihe von F llen bereits in vor-ossetischer Zeit auf 30 . Nimmt man neben Antes, Anti (und Antei) eine zweite Form an, die dieselbe Verschleifung von -nt-, -nd- zu -dt- aufweist, so h tte man die Erkl rung f r den ersten Bestandteil in ad-orsi, ad-ossi. Es handelte sich um *Ant-orsi, *Ant-ossi, also um „Anten (und) Orser", die dann zu Adorsi, Adossi geworden w ren. Die Parallele zu Άλανορσοί w re damit vollkommen. Doch bliebe noch zu fragen, was es mit den * Όρσοί *Orsi oder *0ssi als geschichtlichem Stamm oder Volk auf sich habe. Wenn man den Wandel Arsi > ^iss und *Όρσοί, *0rsi> *0ssi f r das Alt-Ossetische oder Alanische annimmt, so darf an Entsprechendes in den n chstverwandten ost-iranischen Sprachen erinnert werden. Nicht nur im West-Ossetischen ist der Ausfall von r vor s bezeugt, sondern auch im Soghdischen31. Da die bei Strabon aus Apollodor von Artemita32 bezeugten ΓΤασιανοί einstige *Παρσιανοί gewesen seien, wurde zuvor gezeigt (oben S. 66). Man fa t damit einen Vorgang, der innerhalb einer Gruppe ostiranischer Sprachen erscheint. Zu * Όρσοί, *0rsi stellt sich west-osset. ors, ost-osset. urs „wei " aus avest. auru&a-, zu *0ssi hingegen der Name der Osseten (russ.-georg. ovs-et-i „land of the Ovs"). Damit w re dessen Erkl rung gefunden. Er geh rt nicht, wie man noch zuletzt angenommen hat33, zu dem der ss, sondern zu dem der "Αορσοι, der eben auf eine dem avestischen auruSa- entsprechende Form zur ckgeht. W hrend "Αορσοι noch den durch Epenthese entstandenen Anlautsdiphthong zeigt, hat man in *Όρσοι, *0rsi bereits die im West-Ossetischen vorliegende o-Stufe. Wie Ptolemaeus Άλανορσοί zeigt, sind die Alanen mit ihren Vorg ngern, den Όρσοί oder "Αορσοι, eine Verbindung eingegangen. So hat sich der Name "Αορσοι, * Όρσοί, *0rsi, *0ssi bis heute in dem der Osseten gehalten. Noch eine weitere Beobachtung dr ngt sich auf. Die Hephthaliten trugen eine gr ere Anzahl von Volksnamen nebeneinander. Die herrschende t rkische Schicht bezeichnete sich als ΗΑΠΑΤΑΛΑ, *yapttt, Έφθαλϊ29
W. Miller, a. O. 33 § 35, 2 Anm. W. Miller, a. O. 37 § 43, s . 81 H.W. Bailey in: BSOS. 13 (1949), 135 f.; Transactions Philol. Soc. 1945, 30; I. Gershevitch, a. O. 69 § 459—461. 80
82
38
p. 511. H. W. Bailey, a. zuerst gen. O. 2.
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ANF NGE DER HUNNEN
ται, als die „hommes forts". Daneben trugen sie die allgemeine Bezeichnung als Ούννοι oder T rken (arab. air k), und endlich sonderten sie sich aus der umfassenden Gruppe als „wei e" Hunnen (Ούννοι ot λευκοί) oder „westliche" (Κιδαρΐτσι) aus. All dies wurde im zweiten Kapitel (S. 32f.) dargelegt34. Jetzt kehrt dasselbe bei den Alanen wieder. Da sind die Arsi, "Ασιοι oder Assi; arSya- „die recht Handelnden", den „hommes forts" entsprechend. Daneben begegnet der Name Alanen, *ary na-, der seine Tr ger der gro en Gruppe der Arier einreiht. Schlie lich hebt der Name der "Αορσοι, *Όρσοί, *0rsi, *0ssi und, wenn richtig gedeutet, der Osseten diese als die „wei en" (avest. auruSa-, west-osset. ors) oder „westlichen" wiederum durch besondere Kennzeichnung heraus. Das Nebeneinander beider Bezeichnungen oder richtiger: Namensgruppen kann nicht zuf llig sein. Ob nun die Hephthaliten oder Alanen vorangegangen oder ob beide zusammen die jeweils drei Stammesnamen geschaffen haben, bleibe uner rtert. Ein Zusammenhang aber ist auf keinen Fall zu leugnen. Wieder erkennt man, wie eng die gegenseitigen Beziehungen gewesen sind.
NACHTRAG i: Auf Bitte um genauere Angaben ber die taciteische berlieferung des Aorsernamens gab Harald Fuchs unter dem 16. i. 1958 folgende briefliche Auskunft: „Die drei Stellen, an denen Tacitus die Aorsi erw hnt, habe ich im Leidener Facsimile des codex Mediceus 68, 2 nachgepr ft (Codices Graeci et Latini phototypice depicti vol. 7, 2 ed. H. Rostagno, Leiden 1905). Die Handschrift bietet 15, 2 in v lliger Klarheit adorsorum, 16, i ebenso klar adorsi, 19, i jedoch in einem etwas befremdlichen Schriftbilde aduorsorum, dazu am Rande von sp terer Hand adossorum. — Im Text von 19, i ist das erste r h her hinaufgezogen, als es der Gewohnheit des Schreibers entspricht, und das folgende s (langes s) scheint —· nach der Photographic — einen anderen, ebenfalls hasta-f rmigen Buchstaben zu berdecken. Auch das folgende or zeigt nicht das Bild, das man erwartet: das o sieht jedenfalls im Facsimile hnlich aus wie das bliche d des Schreibers, mit kreisf rmig zur ckgebogener Oberl nge. In der zweiten Silbe des Wortes ist ber den ** Chionitae, die Bezeichnung des Volkes, will sagen: der unterworfenen sakischen hyaona-, darf, da ohne sachliche Parallele bei den Alanen, beiseite bleiben.
3. DIE ALANEN
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Buchstaben or je ein Punkt angebracht. — Glücklicherweise erlauben die beiden Stellen 15, 2 und 16, i für die Namenform ein sicheres Urteil. Wenn der Name in den neueren Ausgaben Aorsi geschrieben wird, so ist dabei eine Feststellung von Justus Lipsius verwertet worden, der in seinem Kommentar zu den Annalen kurz vermerkt hatte: Straboni, Plinio, Ptolemaeo hi populi dicti Aorsi, inter Scythas (Ad annales Taciti liber commentarius sive notae, Antwerpen 1581, S. 326 zu S. 204 der gleichzeitigen Gesamtausgabe des Tacitus). Jedoch hat Lipsius in seinen Ausgaben den Text nicht geändert. Der erste, der die Form Aorsi aufgenommen hat, dürfte Ryckius (Th. de Rycke) gewesen sein (Taciti Opera, Leiden 1687). Auf ihn beruft sich G. A. Ruperti in seiner Ausgabe Hannover 1834 zu 15, 2: Aorsorum a Ryckio nobisque scriptum, — mit Hinweis auf die schon von Lipsius erwähnten Schriftsteller, von denen Strabon im Wortlaut angeführt wird. Seitdem wird die Form Aorsi wohl allgemein anerkannt (kurz vor Ruperti hatte G. H. Walther in seiner Tacitusausgabe Halle 1831 ff. Ryckius ebenfalls erwähnt, ihm aber nicht folgen mögen)."
NACHTRAG 2: H.-W. Haussig war so freundlich, folgende Angaben über das Vorkommen der Anten zusammenzustellen: „Die älteste Überlieferung ist bekanntlich bei lordanes, Rom. 388 u. Get. 34, 35, 119, 247 vertreten. lordanes setzt die Wohnsitze der Anten zwischen Dnjestr und Dnjepr an. Prokop, Bell. Goth. 7, 14 u. 40, schöpft seine Nachrichten über die Anten aus einer Darstellung des Feldzuges des Magister militum Thraciae Germanus, der 527 unternommen wurde. lustinian bezeichnet sich daher auch in seinem Kaisertitel als Anticus (vgl. Epp. Austr. MG. Epp. III). Zur Zeit dieses Feldzuges scheint offenbar ein Teil der Anten bereits weiter nach Westen gewandert zu sein, denn Prokop 7, 14, 30, erwähnt die Wohnsitze der Anten und Slawenen auf dem linken Ufer der Donau. Die erhaltenen Namen von Häuptlingen der Anten, wie Dabragezas (Agathias 3, 21 p. 186 Niebuhr), Mezamiros, Idarisios, Kelagastes (Menander, Exe. de legat. 443, 10—28), unterscheiden sich nicht von Häuptlingsnamen der Slawenen, z. B. Peiragastes bei Theophylaktos. Um 600 waren die Anten Verbündete von Byzanz (Theophylaktos 8, 5). Ein Vergeltungsangriff der Awaren scheint die Selbständigkeit des Volkes
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ANFÄNGE DER HUNNEN
beendet zu haben (Theophanes, Chron. 284, 19 de Boor). Ähnlich wie in den Namen kommt auch in der Beschreibung des Äußeren kein Unterschied zwischen Anten und Slavenen zum Ausdruck (Prokop. 7, 14, 27 und Maurikios, Strat. in Arriani Tact., ed. Scheffer, Upsala 1664, p. 272 —290, einzige Ausgabe) . Archäologisch hat man eine besondere antische Volksgruppe aus dem vorhandenen Fundament herauszustellen gesucht: B. Rybakow, Remeslo drewnej Rusi, Akademija Nauk SSSR, Institut istorii materialbnoj kulbtury Moskau-Leningrad 1948. Die Fundkarte setzt antische Funde am unteren Dnjepr und an der Küste des Schwarzen Meeres bis zum Dnjstr an (Karte IV) . Vom gleichen Verfasser stammt ein Aufsatz im Westnik drewnej istorii 1/1941, 265 f. „Anty Slawjane i Wizantija w IV- VII v. "Auf die umstrittene Erwähnung der Anten bei Paulus Diaconus (Hist. Lang. u. Origo) bin ich nicht eingegangen, da ich ausführlicher werden müßte". M. Vasmer beabsichtigt, in absehbarer Zeit (nach mündlicher Mitteilung vom 5. 5. 1958) eine Untersuchung über das Volkstum der Anten vorzulegen. Ohne deren Ergebnisse vorwegnehmen zu wollen, sei daran erinnert, daß der zuvor angeführte Name $ sich durchaus als iranisch verstehen läßt. Der des Antenkönigs Booz oder Boz bei lordan., Get. 247 war zuvor als osset. büz „Dank" gedeutet und mit bwz myhr auf dem Silberteller von Bori in Gruzinien zusammengebracht worden. Meza-mir zeigt gleichfalls Mihr, mit ossetischem Ausfall des h1, im zweiten Glied. Das erste könnte man mit dem Eigennamen $ aus Pantikapaion zu2 sammenstellen, das jüngst L. Zgusta auf avest. mae&ana- „Aufenthaltsort, Wohnung, Haus" zurückgeführt hat. Er erinnert an den sasanidischen Namen Mitrmesaki „von Mithra (beschützte) Wohnung habend (in dessen Wohnung M. walten möge)". Doch der verschiedene Vokalismus der ersten Silbe in $ einerseits, < , mae&ana- unc| (Mitr)mesaki andererseits spricht schwerlich dafür. Näher dürfte avest. mi&da- „Lohn", Pehlevi-Übersetzung mizd3, liegen. Im Gebiet der Anten (lordan., Get. 247 f.), darin der letzte Ostgotenkönig Withimer (Vinitharius) den längst aussichtslos gewordenen Widerstand gegen die Hunnen fortsetzte, liegt der Fluß Erac, der Ort der letzten Schlacht. Erac (lordan., Get. 249: so OB, ^ , erae HPVL, aereA) hat 1
§ M92 3
Die Personennamen griechischer Städte der nördlichen Schwarzmeerküste n8f. W. Miller, a. O. 38 § 44k; Mesakes, Mesaki bei F. Justi, a. O. 203! Chr. Bartholomae, Altiranisches Wörterbuch r 187 f.
3. DIE ALANEN
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schon Mommsen mit " (Konstant. Porphyrogenn., De administr. 45, 130 Moravcsik) gleichgesetzt. Er trägt einen ossetischen, also iranischen Namen. Denn ärra-don „wütender Fluß" (W. Miller, Die Sprache der Osseten 2) entspricht genau einem älteren " .
Die spätsarmatischen Gräber an der unteren Wolga weisen seit dem 3. Jahrhundert n. Chr., im Gegensatz zu den frühkaiserzeitlichen, bis zu 70 oder 80% künstlich umgeformte Schädel auf. Nach bisheriger Ansicht1 kommt nur äußere Einwirkung für die Einführung der Sitte in Frage, und da diese nicht vom Westen ausgegangen sei, müsse ihr Ursprung weiter östlich vermutet werden2. So hat man den Ausgangspunkt im westlichen Tien-shan (Tal des Talas) gesucht, am Issyk-kul, im zentralen Tien-shan (Tal des Naryn) und im Pamir (Alai-Tal). Im Talas-Tal erscheinen 5 künstlich verbildete Schädel, aber nur einer läßt sich, und zwar ins 5. Jahrhundert, datieren. In Kenkol und Nachbarschaft ist die Zahl der umgeformten Schädel größer; sie gehören anthropologisch Mongolen, Europiden oder Mischlingen beider. Datierungsversuche führten in nachchristliche Zeit3. Man sprach von Hunnen, und auf deien Einwirkung sei auch das Auftreten der Schädelverformung in den spätsarmatischen und alanischen Gräbern an der Wolga zurückzuführen. Man fasse damit den dortigen Einbruch der Hunnen 4 . Zweifellos sind die chronologischen Feststellungen dieser Ansicht nicht günstig. Hunnen mochten nach der Mitte des 4. Jahrhunderts an der Wolga erscheinen, als sie die Alanen unterwarfen; die Schädel verbildung indessen beginnt dort bereits 200 n. Chr.5. Der ins 5. Jahrhundert datierte Schädel vom Talas hilft also nicht weiter. Es bleibt die Kenkolgruppe. Hier hat man 1
J. Werner, Beiträge zur Archäologie des Attila-Reiches. Bayer. Akad. d. Wissenschaften., Philosoph, hist. Klasse, N. F. 38 A (1956), 5—24. 8 J. Werner, a. O. 7. 3 Jetzt sind die deformierten Schädel von Kunja-uaz und Kanka-kala (so in der Veröffentlichung geschrieben), Chwärezm, aus dem 4. Jahrhundert hinzugekommen. T. A. Trofimowa in: East and West 3/8 (1957), 298f. denkt an die Chioniten. * Schädelverformung bei den Proto-Bulgaren: P. Boew in Acta archaeol. Hung, (1957), 155 f. Über Schädelverformung bei den Königen der Hephthaliten wird im zweiten Band gesprochen werden. 5 J. Werner, a. O. 7; 18.
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ANFÄNGE DER HUNNEN
zwei Bevölkerungsschichten zu scheiden: einerseits die Herren mit mongolischen und mongoloiden Merkmalen, andererseits die mit diesen zusammen bestatteten Diener, die rassisch keine Mongolen waren. Beide Schichten zeigen die Schädelverbildung. Aber da weiter im Osten bei Stämmen mongolischer Rasse keinerlei Verbildung begegnet, so können im Kenkolgebiet die überschichteten Herren die Sitte nur von der älteren Bevölkerung übernommen haben, die sie in den dienenden Stand herabdrückten. Wer immer diese gewesen sein mag, auf keinen Fall hat sie die Schädelverbildung von den aus dem Osten vorstoßenden Mongoloiden erhalten. Vielmehr ist daran zu erinnern, daß die Sigynnen östlich des Kaspischen Meeres den gleichen Brauch gekannt haben*. Man erkennt demnach eine bei den nordiranischen Nomaden verbreitete Sitte, die in nachchristlicher Zeit in Kenkol, schon vorher östlich des Kaspischen Meeres und ab 200 bei den Alanen an der unteren Wolga auftritt. Der Hunnensturm von 375 zeigt sich lediglich darin, daß die letzte Gruppe nach dem Kaukasus ausweicht und die Schädelverbildung dorthin bringt7. Diese Verschiebung läßt sich allein aus alanischen Gegebenheiten erklären, und die Fälle von Schädelverbildung bei den Krimgoten dürften sich auf gleiche Weise erklären8. In Mitteleuropa hat sich seit der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts die Schädelverbildung weithin verbreitet. Zeitlich fällt der Vorgang mit der Aufrichtung der hunnischen Herrschaft zusammen. Die Beispiele erstrekken sich über Ungarn, Slawonien, Niederösterreich und Südmähren. Darunter befinden sich langobardische und gepidische Gräber, und eine weitere Zahl von Schädelverbildungen im thüringischen Siedlungsgebiet schließt sich an. Wieder erhebt sich die Frage, ob es Hunnen waren, die ihre Sitte der Schädelverbildung mitgebracht und sie ihren germanischen Untertanen vermittelt haben. Drei Bestattungen auf ungarischem Boden weisen mongolische Rassenmerkmale oder mongolischen Einschlag verbunden mit Schä6
Strabon p. 520. J. Werner, a. O. 13. 8 J. Werner legt sich auch hier auf hunnische Herkunft fest. Die Vorkommen von Schädel auf den Grabfeldern von Panticapaeum-Kerö, Phanagoria und Chersonnesos auf der Krim . . . sind, soweit sie sich datieren lassen, nicht älter als das späte 4. Jh., d. h. als die Zeit, da diese Städte unter hunnische Herrschaft gerieten" (S. 13). Erstaunliche Feststellung, daß diese Städte unter hunnischer Herrschaft standen, und man fragt, woher der Vf. sein Wissen haben möge! 7
3. DIE ALANEN
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delverbildungen auf. Daneben aber gibt es zahlreiche Schädelfunde mit mongolischen Rassenmerkmalen, die keine Spur von Verbildungen zeigen ·. Die Thüringer nennt Sidonius Apollinaris10 unter Attilas Scharen. Auch von den Gepiden weiß man, daß sie Attila unterworfen waren, aber kein Zeugnis kündet dergleichen von den Langobarden. Auf der anderen Seite ist Schädelverbildung bei den Ostgoten nicht belegt. So stellt sich kein eindeutiges Ergebnis ein. Es sieht so aus, als hätten einige der ungarländischen Hunnen die Schädelverbildung übernommen und andere nicht. Ebenso wurde von den germanischen Untertanen die Sitte nur zum Teil befolgt, sie umgekehrt aber von solchen aufgegriffen, die keine Untertanen waren. Von keiner Bedeutung dafür, ob man Hunnen oder Alanen die Schädelverbildung zuzuweisen habe, sind die Funde in den spätrömischen Kastellen des Donauraumes; sie bleiben auch bei den später zu besprechenden Fundgruppen unberücksichtigt. Eine Gruppe wurde bis zuletzt aufgespart: die Burgunden. Man kennt 9 Schädelverbildungen aus 8 Fundorten im burgundischen Siedlungsgebiet an Genfer See und Rhone. Sie entstammen Reihengräberfeldern ohne datierende Beigaben; nur die Ansiedlung der Burgunden in der Sapaudia 443 gibt den terminus post quern11. 9
J. Werner, a. O. 14. Carm. 7, 233. 11 J. Werner ist entschlossen, aus seiner Hunnenthese auch hier alle Folgerungen zu ziehen. Da von hunnischer Untertänigkeit in der Sapaudia keine Rede sein kann, nimmt er an: i. daß jene Schädel bereits vor 443 im Säuglingsalter verbildet wurden ; 2. daß die Burgunder vor 430 in ihren mittelrheinischen Sitzen den Hunnen Untertan waren. Er faßt demnach ihren Sieg über Octar, Attilas Onkel, 430 als erfolgreiche Revolte und die Niederlage durch die Hunnen von 437 als Straf expedition (S. 17). Werner spricht mit Recht von einer „Überraschung". Es ist ihm gegenwärtig, daß die burgundischen Gräber mit Schädelverbildung nicht genauer datiert sind, also seine erste Annahme unbeweisbar bleibt. Dagegen läßt sich die zweite nachprüfen. Octars Untergang findet sich nur bei Sokrates, hist. eccl. 7, 30, i—6. Er spricht von einem rechts des Rheins gebliebenen Teil der Burgunden (ihre Masse war 406 über den Rhein gegangen). Der Splitter zählte nur 3000 Bewaffnete; er wurde durch ständige Einfalle der Hunnen heimgesucht. Aber trotz der geringen Zahl gelang es, 10000 Hunnen unter Führung ihres Königs Uptar (so, nicht Octar, nennt ihn Sokrates) zu schlagen. Soviel ist deutlich, daß diese rechtsrheinischen Burgunden nicht von den Hunnen unterworfen waren, sondern sich gegen sie, teilweise mit Erfolg, wehrten; daß sie weiterhin mit den linksrheinischen Burgunden, die 437 schwer getroffen und 443 in der Sapaudia angesiedelt wurden, nichts zu tun hatten. Sidonius Apollinaris, carm. 7, 322 kennt Burgunden auf Seiten Attilas. A. E. Thompson (a. 0.136) vermutet, die Hunnen hätten nachträglich den rechtsrheinischen Stammessplitter doch noch unterworfen. Wenn man dies annimmt, würden sich diese Burgunder von den in der Sapaudia ansässigen, die 451 nicht auf Attilas, sondern auf 10
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ANFÄNGE DER HUNNEN
Dort bestand keine Berührung mit Hunnen oder Alanen. Wohl aber begegnen 411 auf dem linken Rheinufer, in der Erovinz Germania II Guntiarios' Burgunden zusammen mit Alanen unter ihrem König Goar12. Und bei Aetius'Sieg von 435 sind Sauromaten und Gelonen, will sagen die Alanen, als Nachbarn gegen die Burgunden aufgeboten13. Schwerlich ist Zufall, daß dann alanische Sitte sich auf die germanischen Nachbarn ausgewirkt hat. Da Hunnen überhaupt nicht in Frage kommen, kann die Schädelverbildung bei den Burgunden in der Sapaudia nach unserem gegenwärtigen Wissen allein auf ihre zeitweiligen Nachbarn, eben die Alanen, zurückgehen. Sidonius Apollinaris14 gibt noch eine letzte Bestätigung. consurgit in arctum massa rotunda caput; geminis sub fronte cavernis visus adest oculis absentibus . . . Die Beschreibung wird meist auf Hunnen bezogen und als künstliche Schädelverbildung verstanden16. Aber von solcher ist in den angeführten Versen nichts gesagt. Gemeint ist das spitz zulaufende Oberteil des unten runden Schädels. In der Tat zeigt sich, daß Formung der Schädel erst später errömischer Seite kämpften, erneut scheiden. Wieder läßt sich nichts zugunsten der Ansicht, die der Vf. vertritt, anführen. Noch bleibt ein Letztes. A. E. Thompson setzt, ohne Angaben von Gründen, den rechtsrheinischen Splitter der Burgunden zwischen Main und Neckar, im Odenwald an. Demzufolge spricht Werner an späterer Stelle von dem Burgunderreich um Worms und den Kämpfen am Mittelrhein, die 430 unter Octar zu einer hunnischen Niederlage, 437 zur Vernichtung des burgundischen Königreiches geführt hätten (S. 94). Ihm fallen also rechtsrheinische und linksrheinische Burgunden zusammen. Anlaß dazu bildet, wie man sieht, die Ansetzung der Katastrophe von 437 bei Worms. Hier ist dem Vf. eine zeitweilig mit Leidenschaft geführte Erörterung entgangen (zuletzt F. Altheim, Literatur und Gesellschaf 11, 3i6f.). Ein Burgundenreich um Worms begegnet erstmalig im mittelhochdeutschen Nibelungenlied; für das Waltharilied handelt es sich bei Günther um einen Franken. An gleichzeitigen Quellen stehen Olympiodor fr. i, 17 (FHG. 4, 61) und Sidonius Apollinaris carm. 7, 230! zur Verfügung. Der erste kennt 411 den Burgundenkönig Guntiarios $ ?, und auch Sidonius' Verse führen für das Jahr 435 an den Niederrhein, also gleichfalls in die Germania secunda (F. Altheim, a. O. i, 319). Irgendein gleichzeitiges Zeugnis für Günthers Herrschaft in Worms gibt es nicht. Es bleibt also bei der Trennung der linksrheinischen Burgunden Günthers von dem auf dem Ostufer verbliebenen Splitter. 12 Olympiodor fr. i, 17; FGH. 4, 61. 13 Sidon. Apollin., carm. 7, 230! 14 Carm. 2, 246! 15 A. E. Thompson, a. O. 51; i54f.; J. Werner, a. O. 16.
3. DIE ALANEN
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w hnt16 und da von ihr nach Sidonius' Ansicht in erster Linie die Nase erfa t wird17. Hinzu kommt, da an keiner Stelle von Hunnen die Rede ist. Es handelt sich um den Einbruch eines sonst nicht bekannten Hormidac (241), der sich in Serdica festgesetzt hatte (274). Der Herausgeber P. Mohr bemerkt im Index nominum S. 372 s. v. Hormidac: „Scytha, id est Chunus", wozu man v. 239 vergleiche). Dabei ist bersehen, da 296 es hei t: Sarmaticae pad pretium sua funera (gemeint ist ein berl ufer) poscis. Schl gt man die Stellen nach, an denen Sidonius von Sarmaten spricht, so zeigt sich, da damit stets der Sarmate (oder Alane), nie der Hunne bezeichnet ist. Sarmata 5, 477 ist in der Aufz hlung vom Chunus 475 (und Haianus) geschieden ; ebenso 7, 236 f. von Chunus, wozu sich 83 stellt; ebenso steht auch 23, 243 Chunus neben den folgenden Sauromates. Es handelt sich also um eine Beschreibung von Sarmaten, nicht von Hunnen. Die Best tigung erbringt der Name Hormidac, bei dem keine M glichkeit der Ankn pfung an T rkisches, an Altaisches berhaupt besteht. Vielmehr gemahnt er in seinem Ausgang an die aus den Latyschew-Inschriften bezeugten Σόρχακος, Σιαύακος, Ναυαγός, Ίνσάζαγος, Βώρακος, Γώσακος, so da am iranischen Charakter des Namens nicht gezweifelt werden kann. Deutung als *Hormizd-ay dr ngt sich auf. Vertretung von -zd- durch d l t sich an Hand der Dialekte kl ren, die dem der Alanen am n chsten stehen. Im lteren Chw rezmisch lautete der erste Monatstag Hurmuz rytnZd = remaZd18. Setzt man dieses -id- f rs Alanische voraus, so w re weiter an den ossetischen Wandel19 jd > dt zu erinnern. *Hormizd-ay, *Hormi£d-ay h tte sich zu *Hormidt y oder hnlich entwickelt. Genug: Deutung des Fundbestandes und literarische berlieferung stimmen berein. Die Hunnen haben danach weder die Sch del verbildung den Alanen gebracht noch auch selbst f r ihre Verbreitung gesorgt. Nur mittelbar haben sie gewirkt, indem der hunnische Vorsto von 374 Alanen nicht nur in den Kaukasus, sondern auch nach dem Westen trieb. Dort hat im Laufe des 5. Jahrhunderts, innerhalb und au erhalb der Grenzen des Attilareiches, die alanische Sitte auch bei den germanischen St mmen Nachahmung gefunden. F r die Hunnen insbesondere ergibt sich, da 16 17 18 19
β
Carm. 2, Carm. 2, 2531. H. H. Schaeder, Abh. Gott. Gesellsch. Wiss. 3. Folge 10 (1934). 3* Anm. 3. W. Miller, Die Sprache der Osseten 37 § 43, 30, Zur Aussprache von ;': a. O. 4. Altheini, Hnnnen I
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ANFÄNGE DER HUNNEN
sie von den nordiranischen Nomaden bei ihrer Westwanderung beeinflußt wurden. Eben dies bestätigt sich an anderen Beobachtungen. Besonderen Wert hat man auf die Feststellung gelegt20, daß die Verbreitung der auf östliche, mittelasiatische und chinesische Vorbilder zurückgehenden Metallspiegel mit der der Schädelverbildung übereinstimme. Doch nachdem sich bei diesen gezeigt hat, daß ihre Träger weniger Hunnen als vielmehr Alanen waren, muß gefragt werden, ob nicht die genannte Übereinstimmung erweise, daß Alanen auch die östliche Spiegelform nach Westeuropa gebracht haben21. Nun liegt es so, daß die älteste Gattung der Spiegel, vom Typ Mosary, schon vor dem Auftreten der Hunnen begegnet22. Doch wurde dieser Typ nicht nach Westen verbreitet, während alle folgenden Spiegeltypen (Cmi-Brigetio, Berjozovka-Carnuntum-Mödling, Karpovka-St. Sulpice, Balta-Krainburg) nach 400 bis hin nach Ungarn, Niederösterreich, Mähren sich feststellen lassen. Daraus schien sich zu ergeben, daß die Hunnen mit der Aufrichtung ihrer Herrschaft in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts die östlichen Spiegelformen dorthin gebracht haben23. Die vier Spiegeltypen kommen in massierter Form im Kaukasus vor24. Unverkennbar sind mit den vor den Hunnen weichenden Alanen auch die Spiegel gewandert. Das schließt die Hunnen selbst aus, vielmehr tritt erneut die Bedeutung der Alanen hervor. Den zweiten großen Fundkomplex bilden die Donauländer. Aber von den 28 Exemplaren aus 25 Fundstätten des Typs Cmi-Brigetio laß i sich nur ein einziger einem Hunnen zuweisen. Die Hauptmasse stammt aus ostgotischen Gräbern; nur einige späte Stücke, die nach den Untergang des Attila-Reiches fallen, sind langobardisch und gepidisch26. Das Ergebnis bestätigt sich an den Typen Berjozovka- Carnuntum-Mödling, Karpovka-St. Sulpice und Balta-Krainburg. Soweit nicht im Kaukasus gefunden, sind die einem bestimmten Volkstum zuweisbaren Stücke erneut gotisch26 oder fallen in die Zeit nach dem Untergang des Hunnenreiches. Die Ostgoten waren in Südrußland unmittelbare Nachbarn der Alanen. Wieder erweist sich deren maßgebende Bedeutung. Auftreten 20
J.Werner, a. O. 231. Werner hat übersehen, daß der vorangegangene Bronzespiegel mit seitlichem Ansatz in ausgebildeter Form im zweiten Kurgan von Pazyryk (Altai) begegnet: S. I. Rudenko, D. zweite Kurgan von Pazyryk (Berlin 1951), 63f. 22 J. Werner, a. O. ig. 23 J.Werner, a. O. 23 f. 24 J. Werner, a. O. 19; 21; 22; 23. 25 J.Werner, a. O. 21. 26 J. Werner, a. O. 22. 21
3. DIE ALANEN
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eines Spiegels östlicher Form im burgundischen St. Sulpice am Genfer See bestätigt das Ergebnis27. Eine weitere Fundgruppe vereinigt Perlen: sie bildeten Bekrönungen quastenartiger Bommeln28, „die den Troddeln an modernen Offiziersdegen ähnlich gewesen sein müssen"ae. Diese Schwertanhänger begegnen erstmals im i. Jahrhundert v. Chr. bei den Sarmaten, und ihre Verwendung gewinnt seit dem 5. Jahrhundert nach Westen Raum. Dabei sind die Anhänger in hunnischen Gräbern keineswegs häufig30. Ebensowenig ist die Verbreitung räumlich auf Attilas Zeit beschränkt oder fällt zeitlich mit der Dauer seiner Herrschaft zusammen31. Was hervortritt, ist erneut die Bedeutung der sarmatisch-alanischen Gruppe32. Das Bild, das Geschichte und Verbreitung der künstlichen Schädelverbildung, der Metallspiegel und der Schwertanhänger bieten83, ist einheit-
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Zu fragen bliebe, ob die von I. Wenedikoff (Bull, de l'Institut ArcheOlogique Sofia 2i, 1957, J 82 fig. 36) behandelten und bis ins 4. Jahrhundert herabreichenden Trensenscheiben nicht auf das Erscheinen der Alanen südlich der Donau (nach 375) zurückgehen. Diese Scheiben erinnern an einen Typus, der in China seit der Chou-Zeit begegnet. 18 J. Werner, a. O. 26f. Für magische Funktionen (a. O. 35) ist kein Beweis erbracht. ** J.Werner, a. O. 34. G. Laszlo (Archaeol. Hungar. 34, 1955, 223 fig. 60; 225 fig. 61) ergänzt bei den a warischen Schwertern mit Ringknauf eine Schlaufe oder einen Faustriemen, der auch bei den europäischen Reitersäbeln begegnet. 10 81 J. Werner, a. O. 30. J. Werner, a. O. 31. M Einer Richtigstellung bedarf die Auffassung Werners, wonach der gemeinsame Gebrauch von Schwertanhängern bei Parthern und Sarmaten für eine „gemeiniranische" Sitte zeuge (a. O. 28f.). Die nomadischen Parner, die erst mit der Festsetzung in der Satrapie Parthien ihren späteren Namen erhielten, waren, ausdrücklicher Bezeugung zufolge, aus Südrußland ausgewanderte „Skythen" (Strabon p. 515; lustin. 41, i, 10; E. Benveniste in: BSOS. 7, 724). Entweder kamen sie mit den Sarmaten, die Plinius' hellenistische Quelle vor der Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. weiter westlich (n. h. 6, 48; dazu F. Altheim, Weltgeschichte Asiens i, 57; 58) kennt, oder es handelt sich um einen zweiten Schub aus gleicher Gegend (F. Altheim, a. O. 2, 16). Ausdrücklich bezeugt unsere Autorität über parthische Frühgeschichte, Apollodoros von Artemita (F. Altheim, a. O. i, if.), daß das Parthische zu seiner Zeit zwischen dem Skythischen und Medischen, will sagen: zwischen dem nordiranischen Dialekt der südrussischen Skythen und der späteren Reichssprache der Arsakiden stand (lustin. 41, 2, 3; F. Altheim, a. O. i, 4 f.). Alle Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß die Parner, spätere Parther, die Sitte der Schwertanhänger, die erstmals bei den Sarmaten bezeugt ist, aus ihrer Heimat nach Iran gebracht haben. 33 Der beinversteifte Bogen (J. Werner, a. O. 4&f.) hat in diesem Zusammenhang nichts zu suchen, da er schon im augusteischen Legionslager von Oberaden begegnet (a. O. 47).
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ANFÄNGE DER HUNNEN
lieh. Es scheint, als hätten die Alanen, lange vor den Hunnen, schon einmal ein Bindeglied zwischen Ost und West, zumindest zwischen Mittelasien und der südrussischen Ebene gebildet. Bei ihrer Ankunft zwischen Wolga und Don sind die Hunnen in einen Raum vorgestoßen, der zu ihrer Aufnahme weitgehend vorbereitet war. Hier haben sie sich angeeignet und von dort weitergetragen, was zuvor die Alanen mitgebracht hatten.
4. K A P I T E L
AWAREN, BULGAREN, CHAZAREN Was bisher über die Herkunft der Hunnen gesagt wurde, möge ergänzt werden durch Feststellungen, die sich auf die Nachfahren des Volkes beziehen. Die Hunnen sind, wenn man von den Splittern in Ost und West, die ihren Namen tragen, absieht, als geschlossenes Volk erstmals im Nordosten Irans aufgetreten. Hier faßt man ihre Staatsbildung unter Führung der Hephthaliten; hier ist der Name der „westlichen" oder „weißen" Hunnen belegt; endlich werden sie hier ausdrücklich als Türken bezeichnet. Die Verstärkung des vorgeprallten Volksteiles im Westen, der Xoövoi, durch Nachwanderer und der Einbruch in Osteuropa wurden aus dem ersten Mittelpunkt hunnischer Macht in Ostiran gespeist. Die Bedeutung der ostiranischen Hunnen bestätigt sich daran, daß alle auf die große hunnische Westwanderung folgenden Vorstöße dem gleichen Bereich entstammen. Gleichgültig, ob es sich um Awaren, Proto-Bulgaren oder Chazaren handelt, immer waren es Hunnen und Türken, die aus dem nordöstlichen Iran kamen und oft geradezu als solche bezeichnet sind. Zunächst sei an Bekanntes erinnert. Theophylaktos Simokattes' Angabe, in seinem Exkurs über die skythischen Völker1, wonach die westlichen Awaren (er nennt sie $) zwei Stämme waren, die sich den gefürchteten Awarennamen erst nachträglich zugelegt hatten, wurde durch eingehende Untersuchung erhärtet2. Theophylakt nennt die Stämme und Xouwi. Von ihnen sind die zweiten als Hunnen bezeichnet, und die B ardor es (*War-dur) begegnen bereits unter den Scharen, die Attilas Sohn Dintzic um 470 anführte8. Auch (*War-silt) findet man nördlich des 1
256, 26—262, 14 de Boor. H.-W.Haussig in: Byzantion 23 (1953), 345*·: dazu N. Pigulewskaja, Feofilakt Simokatta istoria (1957), 211 f. 8 lordan., Get. 272; dazu H.-W. Haussig, a. O. 368 Anm. 354. Wann Dintzic's Untertanen nach Westen gelangt sind, läßt sich nicht mehr ausmachen. Die Hephthaliten sind jedenfalls lange vor 470 in Nordostiran ansässig gewesen. 8
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ANFÄNGE DER HUNNEN
Schwarzen Meeres4. Die Masse der War und Chunni aber gelangte nach Westen, als 558 das Hephthalitenreich von den Türken gestürzt wurde. Beide Stämme gehörten zuvor zum Verband der Besiegten, und in der Tat bezeichnen einige Nachrichten War und Chunni geradezu als Hephthaliten5. Wenige Jahrzehnte später, in den achtziger Jahren des 6. Jahrhunderts, bewegte sich eine zweite Wanderung nach Westen. Wieder waren es Türken, und sie werden, wie sich sogleich zeigen wird, auch als Hunnen bezeichnet. Von Hephthaliten ist nicht die Rede, denn deren Reich bestand, zumindest im alten Umfang und seiner einstigen Bedeutung, nicht mehr. Es sind die Proto-Bulgaren und die Chazaren. Aber als Ausgangspunkt der Wanderung ist erneut der iranische Nordosten (wo in Merw's Nachbarschaft noch 651 hazar5* begegnen) deutlich*. Davon spricht eine Nachricht, die bisher weder richtig verstanden noch nach ihrer Bedeutung erkannt war. Sie soll im Folgenden vorgelegt werden. In der syrisch verfaßten Chronographie Michaels des Syrers findet sich ein Abschnitt, der neben anderem von den Anfängen der Proto-Bulgaren und Chazaren handelt7. Der Verfasser, als Patriarch der erste seines Namens, entstammte der Melitene und war vor seiner im Kloster Peskin erfolgten Wahl Abt eines Barsaumä-Klosters gewesen. Er starb 1199 im Alter von 73 Jahren. Das syrische Original, neben dem eine mannigfach verändernde armenische und eine wortgetreue arabische Übersetzung stehen, wurde von J.-B. Chabot nach einer in Edessa befindlichen Handschrift8 herausgegeben: Chronique de Michel le Syrien, Patriarche Jacobite d'Antioche (1900—1910). Sie liegt in drei Bänden französischer Übersetzung und einem Textband vor, der eine lithographische (oder phototypische?) Wiedergabe der benutzten Handschrift enthält. Den Hinweis auf den nach jeder Richtung hin wichtigen Abschnitt verdanken wir H.-W. Haussig. Er wird die geschichtliche Bearbeitung8* und im 4
6 H.-W. Haussig, a. O. 368 Anm. 355. H.-W. Haussig, a. O. 369. fabari, ann. i, 2876, 12 de Goeje. * B. Lundman in: Orientalia Suecana 6 (1957), 109f. hebt hervor, daß die südrussischen Karaiten völlig mittelasiatische Blutgruppen-Zahlen aufweisen. L. bemerkt dazu, das stimme zur Tatsache, daß die Chazaren keine ursprünglichen Juden waren. 7 Für alles Folgende: A. Baumstark, Geschichte der syrischen Literatur (1922), 298 f. 8 Nach der Angabe auf dem Titelblatt von Chabots syrischem Textband. A. Baumstarks Bemerkung, a. O. 300 Anm. 6, läßt sich damit nicht vereinigen. 8a Schon hier sei bemerkt, daß J. Marquarts Einwände gegen die Geschichtlichkeit des Berichtes (Osteuropäische und ostasiatische Streifzüge, 1903, 488) gegenstandslos sind. 5a
4. AWAREN, BULGAREN, CHAZAREN
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Zusammenhang damit den Nachweis liefern, daß Michaels Quelle die damals noch vollständige Kirchengeschichte Johannes* von Ephesos bildete9. Darum ist geboten, sich hier auf das Wichtigste zu beschränken. Johannes' von Ephesos dritter Teil, in seinem handschriftlichen Bestand insgesamt sechs Bücher umfassend, reicht bis zu den Anfängen des Kaisers Maurikios (582—603)10. Die erhaltene Inhaltsangabe des sechsten Buches u gibt fürs 45. und 46. Kapitel den Awareneinfall und die Eroberung von Anchialos. E. W. Brooks hat darum die entsprechenden Teile Michaels des Syrers (379 r. Z. 20—381 r. Z. 8 Chabot) unter die Bruchstücke von Johannes' Kirchengeschichte12 eingereiht. Dabei hat Brooks übersehen, daß das 381 r. Z. if. genannte eammä d-turkäye nichts anderes als die im folgenden genannten Einwanderer aus dem inneren Skythien, also die (türkischen Proto-) Bulgaren und Chazaren meint (unten S. 95). Auch dieser Teil des Berichtes muß demnach auf Johannes von Ephesos zurückgehen und, da der dritte Teil mic dem sechsten Buche endete13, noch in dessen 49. Kapitel gehören. Dessen Inhaltsangabe— Verwüstung der Stadt Anchialos und ihres Bades: 277, 13f. —· konnte durchaus noch die Ereignisse umfassen, die zur Räumung der eroberten Stadt führten1*. Man hätte, wenn dies zutrifft, eine den Ereignissen gleichzeitige Quelle ermittelt. Zur Verfügung stand die von Chabot erstmals veröffentlichte Fassung. Ermittlungen, ob sich in Leningrad oder Moskau weitere Handschriften feststellen ließen, blieben negativ; wir danken Frau N. Pigulewskaja für freundliche Auskunft. Chabot hat die Konstitution eines philologisch korrekten Textes nicht versucht, sich vielmehr auf den Abdruck seiner Vorlage und auf eine Übersetzung beschränkt14a. Diese kann um so weniger genügen, als es in ihr an Mißverständnissen nicht mangelt. Das Fehlende wurde bei dem begrenzten Abschnitt, um den es geht, nachzuholen versucht. 9
So schon W. Barthold in: Encycl. d. Islam i (1913), 819; D. M. Dunlop, The History of the Jewish Khazars (1954), 510 A. Baumstark, a. O. 182. 11 p. 277, 7f., der sogleich zu nennenden Ausgabe. 12 CSCO. III 3, 341, 15—343, 5 ed· E· w· Brooks (1935). 13 E. W. Brooks p. II der lateinischen Übersetzung (1936). 14 Daß die Inhaltsangaben bei Johannes von Ephesos nicht vollständig sind, hebt J. Marquart, a. O. 481 unten und 486 hervor. 14a So auch J. Marquart, a. O. 484!. Auf die zahllosen Unzulänglichkeiten seiner Übersetzung wurde nicht eingegangen.
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ANFÄNGE DER HUNNEN
E. W. Brooks hat den zuvor bezeichneten Ausschnitt aus Michaels Chronik in seiner Ausgabe der Kirchengeschichte Johannes' von Ephesos in syrischer Fassung und mit lateinischer Übersetzung15 abgedruckt. Auch er verfügte nur über die bei Chabot gegebene Grundlage1'. Wir haben seine Textkonstitution überall herangezogen, verhehlen aber nicht, daß uns das Verständnis des nicht einfachen Stückes durch allzuviele und eingreifende Änderungen des Überlieferten erkauft zu sein scheint. Es folgt die Umschrift des syrischen Textes: 379 r. Z. 17f.: w-kad zabnä d-esrm snayyä negrat (h}wät b'eldbäbütä marrtrtä bet römäye l-pärsäye, w-käm 'laihön d-römäye tub Späyä men 'ammä d-barbräye g'ire mgaddlai sa'rä, hänön d-metkren abaris, d-däl wa-npak men saupai madnhä, w-äp 'ammä tüb ma'rbäyä d-esklönäye wa-hräne tub d-metkren longobarde, kad hwau äp hennön b-§ubädeh d-kägan malkä d-abaris. w-ezal wa-kbaS tarten mdinätä men römäye w-£arkä d-kastros w-emar 1-näSai aträ: pok zro' wa-hsod, w-fielgäh d-sunteliyyä balhod Säkltnan menkön. w-ellü lä d-passä rabbä da-bad malkä Ibar men adrinopolis (cod. 'drwply(?)ws), w-äp Iah la-mdmat malkütä stmän (h)wai appaihön. w-kad malkä w-tyiHawwäteh ettzlf w-etrheb men barbräye, eStaddar hailä w-ettsim b-Sürä (cod. Swry'} barräyä d-al eStm mile men . . . 380 1. Z. if.: w-men klerikü d-että aplah kad eteles, w-beh b-hepä eUaddar sknböne l-kul penyän l-megbä tlröne. holen d-kad npak s'ar biSätä saggiyyätä wa-htap bnayyä d-abähe. w-gammar ennön l-atrawwätä, kad äp sunkäne (cod. snwn] d-rak$ä wa-d-taure wa-dammä d-äp . . . . wa-d-tarnägulyätä (cod. trnwglyf) rämen (h)wau 'al bnainäSä b-atrawwätä kulihon, w-kad 'ammä d-esklönäye Sbau b-kul duk w-teSm§ätä d-'edätä w-kiböriye raurbätä b-äglätäSadyän (cod.&yrn) aikannäda-l-eltähäid-korintos, kläp maSknä nkai w-akim Iah, thöteh yäteb (h)wä. römäye egar (h)wau l-ammä d-antiyü wa-npal 'al esklöniyä (cod. esklönäye) w-kabSüh (h)wau w-bazzüh w-appek 'uträh w-aukdüh. Hau (cod. 'ytw] (h)wä den aträ dtlhön b-mafräbai nahrä d-ntelkre dünabis. kad den $maf esklönäye d-e&bl atrhön, etmarmar ak aryä la-tbärä w-etkneS (h)wau alpäye saggiyye wa-'bad harbä d-lä säkä. w-kad lä etmstu d-ne"lün w-nekbSün la-mdlnat malkütä, här l-appai ankilos (cod. 'ymws) mdlttä w-l-appai hammimtä d-tammän. w-men hailä d-tammän ethreb (h)wau saggiyye menhön wa-l-hartä 'kar l-Süre. w-eSkah tammän argwäne holen 15 16
CSCO. IIIs (1936), 259f. Ebenda V.
4. AWAREN. BULGAREN, CHAZAREN
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d-anastasiyä attat tiberiyos yehbat ennön herniä l-että d-tammän, kad äzlä (h)wät l-hammimtä. l-hälen nsab kägan wa-lbes kad ämar: d-en bä*e malkä d-römäye w-en lä bae, ha etyahbat U malkütä w-mehhdä (cod. myhd') . . . 381 r. Z. i f.: w-arhbüi tebbe d-'ammäd-turkäye ha r dap bätreh.wa-npak (h)wau l-sirmin kad dhel dalmä neSbön pulü d-U (cod. lau) dUeh w-lkarteh kulläh. w-kad Saddar leh tmänyä kantmäre d-dahbä, hpak menneh. b-hänä zabnä tlätä ahe men skutiyä gawwäitä, kaddbinn 'amhön tlätin alpin skutäye. w-etau mardttä d-yaumäiä & w-hamSä (cod. s. Jt.) men 'ebrau d-imaiyon (cod. *mnwn) türä. etau den ba-zban satwä meüul Skihüt mayyä, wa-mtau r dammä l-tanis nahrä hau d-nten yammtä häi d-mayötis (cod. mntyws) näpek w-halet b-gau yammä d-pontos. w-kad mannaf la-thümä d-römäye, had menhön da-Smeh bulgariyos nsab 'esrä alpin gabre wa-praS men ahau wa-bar l-tanis (cod. t'nyws) l-dünabis nahrä d-äp hü b-yammä d-pontos holet. wa-Slah l-maurikl d-nettel leh ar'ä d-ne'mar bäh w-nehwe m'addräne l-römäye. w-yab leh musyä 'elläitä w-tahtäitä, w-däkiyä, atrawwätä *as$me, holen d-ahreb ennön 'ammä d-abarts men yaumai anastos, wa-'mar tammän wa-hwau mattartä l-römäye. w-etkriu hänön d-men römäye bulgaräye. hennön skutäye holen den Iren hräne ahe etau l-aträd-alän d-metkre barsaliyä (cod. br s'ly") da-mdlnäteh l-römäye banyän (cod. bkyn) (h)wai 383 1. Z. i f.: d-Uaihen kaspiyä häi d-tar'ä d-türäye kären Iah. w-bulgaräye w-puguräye d-ämöraihen ba-zban krestyäne (h)wau. w-mä d-eSiallat 'ammä nukräyä (al aträ hau, eStmeh kazaräye 'al Smä d-ahä hau rabbä d-metkre (h)wä kazarig. wa-'Sen 'ammä hänä w-etpalti. Übers etzung: 379 r. Z. 17f.: Während nun eine Zeit von zwanzig Jahren die bittere Feindschaft zwischen Römern und Persern dauerte und sich erhob gegen die Römer wiederum ein Feind vom Volk der hassenswerten Barbaren mit geflochtenem Haar, jener, die Awaren genannt sind, die aufgescheucht worden und ausgezogen waren von den Grenzen des Ostens: da (erhob sich) auch das westliche Volk der Slawenen, und Andere wiederum, die Langobarden genannt sind, indem auch sie (die Langobarden gleich den Slawenen) dem Qayan, König der Awaren, Untertan waren. Sie (die Slawenen) zogen aus und eroberten zwei Städte von den Römern und die übrigen Kastelle (der Gegend), und sie sprachen zu den Ortsbewohnern: „Geht hinaus, säet und erntet, wir erheben (nur) die Hälfte der (römischen) Abgabe von euch". Wenn nicht der große Graben (gewesen wäre), den der Kaiser außerhalb
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von Adrianopel gebaut hatte, so hätte sich ihr Sinn auch auf die Stadt des Kaisertums gerichtet. Da nun der Kaiser und seine Truppen erschrocken und in Furcht waren vor den Barbaren, wurde ein Heer ausgesandt und an der äußeren Mauer aufgestellt, die ungefähr sechzig Meilen von 3801. Z. 2, i f.: (Sogar) Kleriker der Kirche hob er (der Kaiser) gezwungenermaßen aus, und mit Dringlichkeit wurden { $ in alle Orte geschickt, um Rekruten auszuwählen. Diese ( ) verübten, als sie auszogen, viele Übeltaten, raubten den Vätern die Söhne und richteten die Dörfer zugrunde, indem sie den Bedarf an Pferden, Stieren bis herab zu dem auch der. . . und dem an Hühnern auf die Bewohner aller umlegten. Nachdem nun das Volk der Slawenen überall Gefangene gemacht (oder: geplündert) hatte und heilige Gefäße der Kirchen sowie große Ciborien auf Wagen geworfen worden waren —· wie das der Kirche von Korinth —·, schlug und stellte er (der Qayan) es (das Ciborium von Korinth) gleich einem Zelt auf (und) saß unter ihm. Sie (die Römer) mieteten das Volk der Anten, und diese fielen über Slawenien her, besetzten und plünderten es, führten seine Schätze weg und brannten es nieder. Es lag aber ihr (der Slawenen) Land im Westen des Flusses, der Donau genannt wird. Als die Slawenen hörten, daß ihr Gebiet erobert war, stürzten sie sich wie ein Löwe auf die Beute und sammelten sich zv vielen Tausenden. Sie richteten Verwüstungen an ohne Ende, und da sie nicht imstande waren, in die Stadt des Kaisertums einzudringen und sie zu erobern, richteten sie ihren Blick auf die Stadt Anchialos und auf das Bad daselbst. Seitens des dortigen Heeres wurden viele von ihnen (den Slawenen) getötet. Am Ende zerstörten (oder: überstiegen) sie (die Slawenen) die Mauern und fanden dort jene Purpurkleider, die Anastasia, Gattin Tiberios', der Kirche daselbst geweiht hatte, als sie das Bad besuchte. Diese (Kleider) nahm der Qayan und legte sie sich an, indem er sprach: „Ob der Kaiser der Römer will oder nicht will: mir ist (jetzt) das Kaisertum gegeben worden!" Und sofort 381 r. Z. i f.: und es erschreckten ihn (den Qayan) Gerüchte, daß das Volk der Türken ihn verfolge. Und sie (die Slawenen) gingen nach Sirmium, da sie fürchteten, daß sie (die Türken) einnähmen den Palast, der ihm (dem Qayan) gehörte, sowie seinen (des Palastes) ganzen Besitz. Als jedoch sie (die Awaren) ihm (dem Volk der Türken) acht Gold schickten, wandten sie (die Türken) sich von ihm (vom Qayan) weg. In dieser Zeit (waren gekommen nämlich) drei Brüder vom inneren Skythien, indem sie mit sich führten 30 000 Skythen, und sie waren gekommen in einem
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Marsch von 65 Tagen von den Pässen des Imaon-Gebirges. Sie kamen aber in der Zeit des Winters wegen des Vorhandenseins von Wasser und gelangten zum Tanais, dem Fluß, der aus dem See ( ) Maiotis heraustritt und sich in das Meer ( ) Pontos ergießt. Als sie zu der Grenze der Römer gelangt waren, nahm einer von ihnen, dessen Namen Bulgarios war, 10000 Mann, trennte sich von seinen Brüdern und überschritt den Tanais in Richtung auf die Donau, den Fluß, der sich gleichfalls in das Meer Pontos ergießt. Er schickte zu Maurikios, daß er (Maurikios) ihm Land gebe, dort zu wohnen, und er (Bulgarios) (dafür) dem Römer eine Hilfstruppe bilde. Und er (der Kaiser) gab ihm das obere und untere Mösien sowie Dazien, feste Orte, diejenigen, die das Volk der Awaren seit Anastasios' Tagen verwüstet hatte. Sie (die Leute des Balgarios) wohnten nun dort und bildeten eine Schutzwehr für die Römer. Jene nun, die auf Seiten der Römer standen, wurden Bulgaren genannt. Die (restlichen) Skythen aber, (d. h.) die zwei anderen Brüder, kamen zum Gebiet der Aianen, das Berzylia genannt ist, (ein Gebiet), dessen Städte von den Römern gebaut worden waren: 382 1. Z. if.: (Städte), die zusammen jenes Kaspia bilden, das sie Tor der Türäye nennen. Die (in Mösien und Dakien wohnenden) Bulgaren nun und die Puguräye, die ihre (der Städte Berzylia's) Bewohner bildeten, wurden zeitig Christen. Als sich das fremde Volk jenes Landes (Berzylias) bemächtigte, wurden die Chazaren genannt nach dem Namen des älteren Bruders, der Kazarig hieß. Dieses Volk wurde stark und breitete sich aus." Grammatische E r l ä u t e r u n g e n : 379 r. Z. 17f.: — Das syntaktische Gefüge der ersten Periode ist bei Chabot und bei Brooks (der w-kad bis l-^ärsäye wegläßt) unverstanden geblieben. An sich folgen einander: w-kad . . . w-käm . ,. w-äp , . . w-ahräne, also ein in vier parallele Glieder sich zerlegender Vordersatz, dem der Nachund Hauptsatz zu fehlen scheint. Ein Versuch, diesen mit w-käm oder mit w-ahräne beginnen zu lassen, könnte sich schwerlich auf Th. Nöldeke, Kurzgefaßte syrische Gramm.2 (1898) 266 § 399 berufen. Gebrauch von w im Nachsatz bildet bestenfalls eine Ausnahme, und es fragt sich, ob man im vorliegenden Fall nicht auf andere Weise durchkomme. In der Tat empfienlt sich, das mit w-äfi „auch" beginnende Glied als Nachsatz zu fassen. Es empfiehlt sich nicht nur grammatisch, sondern auch sachlich. Denn eben die Slawenen (Brooks coni. hier und sonst 'sklwynw) nehmen im folgenden die erste Stelle ein, und Voraussetzung ihrer kriegerischen Betätigung bildet,
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ANFÄNGE DER HUNNEN
daß auch ihre Oberherren, die Awaren und deren Qayan, mit den Römern im Krieg sind. Damit werden syntaktischer Aufbau und Gedankengang deutlich: als während der zwanzig Jahre des römisch-persischen Krieges (571—590) die Awaren sich gegen die Römer wandten, griffen auch zwei awarische Untertanenvölker, Slawenen und Langobarden, ein. Das Verbum des mit w-äp beginnenden Hauptsatzes fehlt, muß aber aus dem Vorangehenden erklärt werden. Es handelt sich um die im Syrischen übliche Ellipse, die immer dort eintreten kann, wo korrespondierende Sätze die Ergänzung gestatten: Th. Nöldeke, a. O. 303 § 382. Dementsprechend ist vorangehendes •jy-käm, von den Awaren gesagt, auch für Slawenen und Langobarden anzusetzen. —'esrtn: zum Zahlzeichen kk vgl. Th. Nöldeke, a. 0.3 §. i C.—Späyä: bei Chabot als solches unübersetzt gelassen, bei Brooks „stimulus". C. Brokkelmann, Lexic. Syriac.2 (1928), 794 r. gibt für unsere Stelle richtig die Bedeutung „adversarius". — 'Ammä d-barbräye g'ire ntgaddlai sa'rä: vgl. Joh. Ephes. 277, 7 'amrnä Skfrä d-barbräye d-sa'raihön d-mefkren abaris. Der mittelpersische Bahman Yast (zend-i vahman yasn), in englischer Übersetzung von E. W. West veröffentlicht in: Pahlavi Texts i, Sacred Books of the East 5, gibt sich als unter Chusrö I. Anösarvän geschrieben; der allein erhaltene Auszug fällt in arabische Zeit (E. W. West, a. O. LIII). Das siebente Zeitalter wird eingeleitet durch den Einbruch wilder Horden aus dem Osten (xoräsän; dazu E. W. West, a. O. 202 Anm. i): Dämonen (dev), die Unglück und Verheerung über Iran bringen (2, 24). Sie haben aufgerichtete Banner, erschlagen alles Lebende in der Welt; ganz Iran wird von den Hufen ihrer Rosse gepflügt werden (2, 63). Also ein nomadisches Reitervolk, und darauf führt eine weitere Kennzeichnung: daväl kustlyän devän i guzärd vars „die den Ledergurt als Gebetsschnur tragenden dev mit frisiertem Haar" (3, 34). Der Ledergurt ist ein erneuter Hinweis auf ihr Reiternomadentum (J. Wiesner, Fahren und Reiten in Alteuropa und im alten Orient 78; vgl. G. Widengren in: Arctica n (1956), 260). „Sie haben das Haar nach dem Rücken frisiert", heißt es 2, 25. H. Junker, künftiger Herausgeber des Bahman-Yast, deutet auf „Zopfträger, Steppenbewohner aus dem Osten" (vgl. seine Angaben bei F. Altheim, Weltgeschichte Asiens 2, 175). Weitere Nachlichten bei A. v. Gabain in: Zeki Velidi Togan'a Arma|an (1955), 21. — Der führende Stamm sind die Awaren. Deswegen werden sie an erster Stelle genannt. Sie bieten weit im Westen ihre Untertanen: Slawenen und Langobarden auf. Die Slawenen tragen, wie schon gesagt, die Hauptlast des Kampfes. Doch werden sie nicht — oder nicht nur —· im Westen eingesetzt,
4. AWAREN, BULGAREN. CHAZAREN
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vielmehr richtet sich der Hauptsto unter pers nlicher F hrung des Qayan auf Anchialos am Schwarzen Meer. Der Fortgang zeigt, da durch die Verschiebung des Angriffs nach Osten die Heimat der Slawenen an der Donau entbl t wurde und dem Angriff der von den R mern aufgehetzten Anten offenstand. — Die Langobarden, allein an der vorliegenden Stelle als Untertanen des awarischen Qayan bezeichnet, bleiben weiterhin unerw hnt. Michael hat also seine Vorlage, Johannes' von Ephesos Darstellung, bereits verk rzt. Derselbe Autor erw hnt die Langobarden als solche, die Rom gegen die Awaren aufzuhetzen gedachte: Joh. Eph. 335, 2^f. — Die Schreibung k gan best tigt die f r altt rkisches qayan angenommene L nge der ersten Silbe. Zur Frage Altheim-Stiehl in: S d Ostforschungen 15 (1956), 80; Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl Marx-Universit t Leipzig 6 (1956/7, 195. —· kastros, plene k'strws: C. Brockelmann, a. O. 680 1. Damit entf llt Brooks' κάστρα?; vgl. Th. N ldeke, a. O. 60 § 89 ber βήλα. Die neuen Papyri vonNessana geben κάστρον: C. J. Kraemer jr. in: Excavat. at Nessana 3 (1958), 348 s. v. — sunleliyy : Chabot „impot"; Brooks „tribul-vm", letztes schwerlich richtig. Συντέλεια bezeichnet zwar Basil. 19, 8,17 die capitatio17, und dementsprechend hat C. Brockelmann, a. O. 485 1., die Bedeutung angesetzt. Doch capitatio im strengen Sinn w re hier, wo vom S en und Ernten gesprochen wird, allenfalls neben der iugatio zu erwarten, und so bezeichnet dann suntelesmata, συντελέσματα die iugera (C. Brockelmann, a. O. 485 1.) will sagen: die iuga. Eher m chte man σνντέλεια an unserer Stelle als die Gesamtheit der ffentlichen Abgaben verstehen, wie dies die συντέλε«αι δημοσίαι meinen; vgl. C. Ducange, Glossar, ad script, med. et infimae Graecitatis (1658) 1489, 27!.; Thes. 7 (1848—54), 1464, i7f.; F. Preisigke, W rterb. der griech. Papyrusurkunden 2, 3 (1927), 550; vgl. den Verkaufsvertrag aus Nessana von 566/7 (?) bei C. J. Kraemer jr., a. O. 75f. Nr. 23 Zeile 10. — d-pass , plene p's': C. Brockelmann, a. 0. 580 r. — da-bad: Brooks coni. 'bad, was unn tig ist. Perfekt zum Ausdruck der Vorvergangenheit verwandt: Th. N ldeke, a. O. 194 § 257. — 'drwply(l)ws cod., Brooks 'drynwpwlys. — 'al eSttn mile: Chabot bersetzt „plus de soixante milles", aber vgl. Th. N ldeke, a. O. 188 § 250. — men [mdinai malk tS] erg nzt Brooks, nach Chabots Vorgang. 3801. Z. i f. — sunk ne, cod. snwn : knwn' Chabot und nach ihm Brooks unter Hinweis auf J. P. N. Land, Anecdota Syriaca 2 (1868), 54; 213 knn* 17
Die neue Ausgabe der Basiliken von H. J. Scheltema und N. van der Wal ist erst bis lum 16. Buch gelangt (1956). Dazu die inhaltsreiche Besprechung E.Volterras in: lura 8 (1957), 566f.
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ANFÄNGE DER HUNNEN
(wo wir indessen nichts dergleichen entdecken können). Die vorgeschlagene Änderung ist paläographisch und auch inhaltlich vorzuziehen. — wa-d-tarnägulyätä, cod. trnwglyf, von Brooks gehalten. Die Parallelen aus anderen aramäischen Dialekten, die C. Brockelmann, a. O. 836 L, anführt, machen die von uns gewählte Schreibung wahrscheinlich. Die Abfolge wa-dammä d-äp .. . wa-d . . . verlangt, daß ein nominales Objekt oder ein Nebensatz ausgefallen ist. — Sarrirän [appejt] ergänzt Brooks. Doch 'äglätä verlangt im Beiworc gleichfalls den determinierten femininen Plural. Daß die Wagen valida sind, ist im Zusammenhang gleichgültig, wie Brooks durch hinzugesetztes Fragezeichen anerkennt. Sadyän ist leichteste Änderung, wie ersichtlich. Sie macht Hinzufügung eines weiteren Verbums unnötig. Dadurch, daß das Partizipium Pass, die vollendete Handlung bezeichnet, ist ausgedrückt, daß die Plünderer sich der Ciborien bemächtigt hatten, deren eines sie dann auf die beschriebene Art verwandten. Zum Fehlen der Copula Th. Nöldeke, a. 0. 235 f. § 310. Im folgenden sind Brooks' Umstellungen und Ergänzungen nicht notwendig. Da-l-'että häi d-korintos zeigt die abgeschwächte demonstrative Bedeutung, die Th. Nöldeke, a. O. 169 § 224* und 172 f. §228, behandelt hat. Läh (cod. ohne Punkt) bei vorangehendem Verbum: Th. Nöldeke, a. 0. 217 § 287. w-aklm Iah, thöteh yäteb (h)wä als Asyndeton: Th. Nöldeke, a. 0. 263 § 337 A. — antiyü gegenüber " ," bei Prokop (passim); Agathias 3, 21 p. 186 Niebuhr; Theophan., Chronik 284, 19 de Boor; Theophylakt. 8, 5 Ende; Antes loid., Get. 34; 35; 119; Anti ibid. 35 Ob; 119 O. Nach brieflicher Mitteilung erklärt M. Vasmer den Namen „als iranische Entsprechung zu altind. antya- ,am Rand befindlich, am Ende befindlich', von anta- .Ende' " (oben S. 71; 76). Der Name bedeutet dann dasselbe wie Markomannen im Germanischen und Ukrainer im Slawischen. Syr. antiyü gäbe *vAvnot wieder, mit pluralischer Endung -ü, die griechischem - , zuweilen -oti entspricht: Th. Nöldeke, a. O. 59f. § 89. — esklöniyä Chabot, esklönäye cod., £ammä d-]esklawtnü Brooks. —· Uau: cod. 'ytw mic Abkürzungszeichen über w. Gemeint ist 'ytwhy. Die gleiche Schreibung bei J. P. N. Land, Anecdota Syriaca 2 (1868), 364 Z. 8; 12. — dünabis: vgl. Altheim-Haussig, Die Hunnen in Osteuropa (1958), 67. — atrhön oder atarhön: Th. Nöldeke, a. O. 86 § 145 B Anm. Obwohl das Land der Slawenen betroffen ist, kehren diese nicht heim: als Untergebene des awarischen Qayan können sie nicht nach eignem Belieben handeln. — 'kar „sie zerstörten". Oder: rbar „sie überstiegen". — Sure, Brooks coni. Sürä. — mehhdä, cod. myhd', was verlesenes men hdä, historisch
4. AWAREN. BULGAREN, CHAZAREN
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geschrieben, ist (Th. Nöldeke, a. O. 99 oben, hier in einem Wort wie 3801. Z.I3 b-kul-duk oder 379 r. Z. 36 'ellü-lä u. a.). Brooks' mhyd' ist möglich, läßt aber Entstehung der Korruptel unerklärt. Obwohl die Slawenen sich auf die Beute stürzen, hat sich ihr Oberherr, der Qayan, die besten Stücke vorbehalten. 381 L Z. i f. —· pulü d-U, cod. pwlw lyt. J. Marquart, Osteurop. und ostasiatisch. Streifzüge 484 Anm. 4, konjizierte fmwly* „famuli" oder „familiae" unter Zustimmung Th. Nöldckes; ihm folgten Chabot und Brooks. Das Wort ist sonst nicht bezeugt, und „famuli" müßte femläye (C. Brockelmann, a. O. 577 r.) heißen. Auch mamlakatuhu der arabischen Übersetzung spricht dagegen, vielmehr verlangt dieses eine syrische Entsprechung, die Symbol der „dignitas, maiestas regni", der „royaute" (Chabot) wäre. Als solche bietet sich an pulä, . Mit wird der Palast bezeichnet: C. Ducange, a. O. 1272f., entsprechend syr. iar'ä: C. Brockelmann, a. 0. 836 r. Also pulü Phu. mit-u f ür-cn (vgl. oben). Sirmium war den A waren 582 zugefallen, was Joh. Ephes. III 6, 30f. berichtet hatte. — leh bezieht sich auf 'arnmä d-turkäye zurück. Daß mit Türken an dieser Stelle das im folgenden genannte skythische Volk, Bulgaren und Chazaren gemeinsam umfassend, gemeint war, ergibt sich aus dein geschichtlichen Sachverhalt und aus dem Zusammenhang unserer Stelle. Auch Dionysios von Tellmahre bezeichnet die Chazaren als „Hunnen oder Türken" 24, 6 Chabot; daß die Alanen gemeint sein könnten (J.-B. Chabot, Chronique de Denys de Teil-Mahre", 1895, 2i Anm. 4) ist ausgeschlossen. Brooks bemerkt zu seiner Übersetzung 260 Anm. 12: „qui aurum miserint et ad quem et qui reversi sint et unde mihi non liquet". Im Rücken des bis Anchialos gekommenen Qayan erscheinen die Türken, die „ihn verfolgen". Gemeint ist der unter Bulgarios stehende, seinerseits bis zur Donau vorgedrungene Teil der Skythen. Der Qayan fürchtet, jene Bulgaren, die Maurikios längs der Donau bis zum Oberen Mösien angesiedelt, möchten nach dem vor kurzem von ihm eroberten Sirmium gelangen, wo sich des Qayans Hofhaltung und Schätze befinden. Durch Zahlung von Gold begegnen die Awaren der Bedrohung, und die Türken lassen vom Qayan, den sie „verfolgt" hatten, ab. Chabots Deutung auf Maurikios bedarf keiner Widerlegung. Zur Summe von acht vgl. Zachar. Rhetor 77, 9 f., wo der Perserkönig Kavä 58 f. Über keltische Schmiedekunst J. Moreau, Die Welt der Kelten (1958) 69. la R. J. Forbes, Metallurgy in Antiquity (1950), 414. Ein Schmied (kainäyä) in der Karawanenstadt Hatra jetzt inschriftlich: A. Caquot in: Syria 32 (1955), 271. * R. J. Forbes, a. O. 409!. 3 N. h. 34, 141. Dazu F. Hirth in: Journ. Americ. Orient. Soc. 37, io8f.; W. Barthold in: Encycl. d. Islam 2. 64!.; A.Mez, Die Renaissance des Islams (1922), 417. Anders R. J. Forbes, a. O. 439; H. H. Coghlan, Notes on Praehist. and Early Iron in the Old World (1956), 84!; J. Needham in: Le Fer ä travers les Ages (1956), 93f. 4 R. J. Forbes, a. O. 441 f. 4 R. C. Rudolph in: Archeology 1958, 237. 5 Mas'udl, murüg 2, 229, 9. • H. S. Nyberg, Hilfsbuch des Pehlevi 2 (1901), 135!. 13*
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KULTURELLES ERBE
Stahl stehe einzig dem serischen nach. In sasanidischer Zeit wurde iranischer Stahl gar nach China ausgeführt7. Daß der Eigenname [] $ aus Tanais am unteren Don osset. ändon „Stahl" enthalte, wurde richtig erkannt8. Das Verfahren kennt man vor allem durch Birünis neugefundenes Steinbuch9. Weicheisen und manganhaJtiges Spiegeleisen wurden im Tiegel gleichmäßig durchgeschmolzen10. Beide konnten sich dabei völlig vereinen oder sie konnten daran gehindert werden, so daß die einzelnen Eisenarten noch als Kristalle sichtbar blieben. Im ersten Fall entstand der einfache Stahl, im zweiten der Damaststahl. Man findet die erste Art des Schmelzstahls bei den Hiebschwertern der japanischen Friihzeit, auf die noch zurückzukommen sein wird11. Neben dem Schmelzstahl steht der Schweißstahl. Dieser wird aus Drähten verschiedenartiger Eisensorten zusammengeschmolzen. Auch dabei können jene Muster erzielt werden, die den Damaststahl auszeichnen; sie lassen sich durch Ätzung verstärken. Während das Schmelzverfahren im Osten beheimatet war, war der Schweißstahl bei den Franken und Rüs, also bei den Normannen von Nowgorod und Kiew, zuhause. Ihre „salomonischen" Schwerter (as-suyüfu s-sulaimämya) wurden von den Arabern wegen der Damaszierung, Schärfe und Biegsamkeit gerühmt18. Jüdische Händler, ar-rädäntya genannt, die gleichzeitig arabisch, persisch, griechisch (rümt), fränkisch, spanisch und slawisch sprachen, brachten aus dem Westen außer Eunuchen, Sklavinnen, Knaben, Brokat, Biber-, Marder- und anderen Fellen auch die gesuchten Schwerter. Sie gingen nach den Häfen des Higäz, nach Indien und China13. Russische Kaufleute, diesmal Christen14 brachten aus den entlegensten Ländern der Slawen Felle von Bibern und schwarzen Füchsen, wiederum zusammen mit Schwertern16. Einläßlich wurden ihre Wege beschrieben: zu Schiff auf dem Meer, dem Euphrat oder dem Kaspischen See, 7
B. Lauffer, Sino-Iranica 515; R. J. Forbes, a. O. 443. L. Zgusta, Die Personennamen griech. Städte an der nördl. Schwarzmeerküste 66 § 51. • A. Zeki Walidi in: ZDMG. 90, \ . 10 A. Zeki Walidi, a. O. 20f. 11 Vgl. die Proben bei: M. Suenaga, Die Waffen des alten Japan (jap. 1941) Taf. 37f. 12 A. Zeki Walidi, a. O. 25f.; V. Minorsky, Hudüd al-'älam 437. 13 Ibn Hurdädbeh 153, gf. 14 Ebenda 154, 16. 15 Ebenda 154, gi. 8
8. DER KÖNIGLICHE SCHMIED
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dann wieder auf dem Kamelrücken, wobei ihnen slawische Eunuchen als Dolmetscher dienten1'. Das Schwergewicht der Herstellung von Blankwaffen hatte sich damit zunehmend auf Völker verlegt, die außerhalb des mittelmeerischen Bereiches standen17. Im altrussischen Igorlied ist xaralugs die Bezeichnung des Stahls, wie man erkannt hat, vom Namen der Karolinger, will sagen: der Franken, abgeleitet18. Erstaunliches wurde über die Art der Herstellung berichtet. führt Verse des omaiyadischen Dichters al-Hudali an, darin von einem Schwert gesprochen wird, dessen Eisen rein war und dessen Stahl an Masse „verkleinert wurde durch die Länge des Schmiedens und durch den Bauch hungriger Vögel". Dazu die Erklärung: man habe das Eisen in kleinste Stücke zerschnitten, es ausgeglüht und den Straußen zum Fressen vorgeworfen. In deren Mägen sei es von allen Unreinheiten befreit worden. Ausgeschieden, habe man es zum Schmieden der Schwerter verwandt. Birüni fügt hinzu, Rüs und Slawen gäben einen mit Stahlspänen durchsetzten Mehlteig Gänsen und Enten zum Fressen. Aus der Sage von Wieland dem Schmied kennt man dasselbe Verfahren bei der Fertigung des Schwertes Mimung1'. In diesen umfassenden Rahmen muß der besondere Fall der Hunnen eingeordnet werden. Zunächst ist eines Fundes aus Csongrad20 zu gedenken. Hier kam ein sarmatischer Friedhof von 116 Gräbern zutage, der Zeit hunnischer Herr" Ebenda 154, 15. In ältere Zeit könnte die Erwähnung antischer Schwerter (zu den Anten oben S. 71—77) im Beowulfepos 1679 führen, wenn eine dahin gehende Bemerkung G. Vernadskys (Ancient Russia', 1946, 120) zuträfe. B. v. Lindheim bemerkt dazu brieflich (20. 2. 1958): „Von einer Erwähnung antischer Schwerter im Beowulf zu sprechen . . ., stützt sich auf die zweifelhafte etymologische Zusammengehörigkeit der altenglischen Worte ent, entisc mit dem Volk der Anten, das lordanes, Get. 34; 35; 119; 247 und Rom. 388 erwähnt. Diese Etymologie des Wortes ent hat Olrik vertreten (Danske Studier, 1914, 9—20) und ist zögernd auch von Much (Deutsche Stammeskunde, Göschen 126, S. 38) genannt worden. Vgl. die Auseinandersetzung in: Beiblatt zur Anglia n, 21 f. Altenglisch ent = 'gigas', schon in Glossen belegt, dann vor allem in der Formel enta geweore 'Werk der Riesen' oder enta cergeweore (Beow. 1679) 'altes Werk der Riesen*; entisc entsprechend 'giganteus, a gigantibus factus', bezogen auf Burgen, Steinbilder, Drachenhöhlen und dergl. Die Stellen sind vollzählig bei Grein-Köhler im 'Sprachschatz der angelsächsischen Dichter* genannt." 18 K. H. Menges, The Oriental Elements 58 f. Über fränkische Stahlherstellung E. Salin in: Le Fer ä travers les Ages (1956), 45f. 19 A. Zeki Walidi, a. O. 24, mit weiteren Angaben. 20 F. Fülöp in: Acta Archaeol. Hung, i, 330. 17
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schaft entstammend. Die Art der Beisetzung erinnert an Gräber an der unteren Wolga. In zwei Gräbern fand sich das Werkzeug eines Schmiedes: Amboß und Zangen; Einzelheiten sind seitdem nicht mitgeteilt worden. Die aus Stahl geschmiedete Klinge eines zweischneidigen Langschwertes ist aus Prokrowsk-Woschod im Wolga gebiet erhalten21. Wiederum sind keine weiteren Untersuchungen angestellt worden. Einen letzten Hinweis endlich gibt die Form der hunnischen Waffen, vor allem das schon genannte zweischneidige Langschwert und das einschneidige Hiebschwert. Die Langschwerter der Wolga-Alanen, so lautet das bisherige Ergebnis22, lösen in den östlichen Steppen die zuvor üblichen Ringschwerter ab. Die schmale Klinge, bis zu 1,15 m lang, ähnelt der späthellenistischer alanischer Langschwerter der Prochorowka-Stufe88, doch besitzen diese nie eine Parierstange. Sie tritt erst mit dem 5. Jahrhundert auf, und zwar in Funden, die in die Attila-Zeit gehören. Die Hunnen müssen das Langschwert mit Parierstange bei ihrer Westwanderung aus Iran übernommen haben. Entsprechende Schwerter mit kurzem Querstück begegnen auf sasanidischen Denkmälern. Auch erhaltene chinesische Stücke der Hanzeit weisen Querstücke auf, die aus Bronze, Jade oder Glasfluß gearbeitet waren24. Das prachtvollste Stück der Gattung, das Langschwert von Altlußheim bei Mannheim26, zeigt ein mit Almandinen verziertes Querstück am Griff und ein zweites aus Lapislazuli hergestelltes, das als Ortband verwendet ist. Lapislazuli führt nach Badaxsän, nördlich vom Hindukusch, also ins Reich der Hephthaliten. Gelinge es derart, hat man gesagt, zwischen den Hunnen der Attilazeit und ihren Vettern und Vorgängern in Nordostiran die Brücke zu schlagen29, so müsse doch das verstärkte metallene Querstück, das in einzelnen Fällen einer Parierstange gleicht, als spezifisch hunnische Neuerung gelten. Denn bei den persischen und chinesischen Vorbildern habe es sich nicht um Parierstangen gehandelt27. Das Querstück, meist aus wenig halt81
J. Werner, Beiträge zur Archäologie des Attila-Reiches i. 41 mit weiteren Angaben. » J. Werner, a. O. 38f. w Nachzutragen N. Fettich in: Acta Archaeol. Hung. 2 (1952), 251!.; besonders 266f. 24 Nachzutragen: H. Ikauchi in: T'oung Kou 2 (1940), pl. 38, 65; 68—69. " J. Werner, a. O. i, 39!; 2 Taf. i. J. Werner, a. O. i, 40 denkt geradezu an einen „hochgestellten Hephtaliten" (sie!), wenn auch unter Verzeichnung der geschichtlichen Verhältnisse. 27 J. Werner, a. O. i, 39.
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barem Stoff hergestellt, habe lediglich als Halt für den Zeigefinger beim Führen des Schwertes gedient28. Aber hat man die unmittelbaren Vorbilder bei den Sasaniden zu suchen ? Station der Hunnen auf ihrer Westwanderung war nicht Westiran, sondern der Nordosten, wo die Hepthaliten gewiß auch auf Säpür II., aber vor allem auf die Kusän stießen (oben S. 35). Kani§kas bekanntes Standbild aus Mathurä29 zeigt das zweischneidige Langschwert mit verstärktem Querstück. Wenn man seinen vielerörterten Zeitansatz dem letzten Versuch zufolge in die Zeit der Antonine verlegt30, besaß man im Kusän-Reich bereits jene Schwertform, die als hunnische Besonderheit gilt. Von dort entlehnten sie die wandernden Nomaden, um das derart Übernommene bei ihrem Einbruch über den Don dem Westen zu vermitteln. Die ältesten Fresken aus Qyzil bei Kuca81 bestätigen das Ergebnis. Sie zeigen Langschwerter mit breiten Querstücken, zuweilen mit regelrechten Parierstangen. Spätere Darstellungen aus Qumtura32 beweisen, daß dieser Schwerttypus im östlichen Nachbarland des Hephthalitenreich.es weiterhin sich hielt33. Blickt man von hier aus noch einmal auf das sasanidische Iran zurück, so zeigt sich, daß man dort beim Langschwert nicht nur das breite Querstück34, sondern geradezu die Parierstange kannte. Der auf den Jagdreliefs des Täk-i bostän dargestellte Herrscher36 — nicht Chusrö II. Aßarvez, sondern Peröz (457—484) — führt ein solches Schwert38. Jüngerer Zeitgenosse Attilas, war er zugleich der König, der den Hephthaliten unterlag und im Kampf gegen sie fiel. 18
Die sasanidische Schale bei J. Werner, a. O. ^ Taf. 23, 3 zeigt dies; ebenso das Fresko aus Bäzäklik bei A. v. Le Coq, Bilderatlas zur Kunst- und Kulturgeschichte Mittelasiens (1921), 16 und Abb. 91. Hinzuzufügen sind die sasanidischen Stücke bei Ja. I. Smirnow, Argenterie Orientale (1909) Taf. 25—26. *· Archeol. Survey of India 1911—1912 Taf. 53. 30 R. Gobi bei Altheim-Stiehl, Finanzgeschichte der Spätantike 237. Schon Bardesanes, de fato 31 p. 589, 13 f. Nau zeigt bei den kusanndye bedenklichen Verfall der Sitte. 31 A. v. LeCoq. a. O. fig. 8; 22; 53; 85; 88. 32 A. v. Le Coq, a. O. fig. 9; n ; 16; 86. 33 A. v. Le Coq, a. O. 54; 134. Noch fürs n. Jahrhundert bezeugt: D. Schlumberger: in: Syria 29 (1952), 202f.; pl. XXXII I. 34 E. Herzfeld, Am Tor von Asien (1920), Taf. 53; vgl. 51 rechts. 35 K. Erdmann in: Ars Islamica 4, jgi.; ZDMG. 1954, 53^ f.; Altheim-Stiehl, Fioanzgeschichte der Spätantike 289. 36 E. Herzfeld, a. O. Taf. 52 unten. Weitere Beispiele bei Ja. I. Smirnow, a. O. Taf. 29; 32—33·
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Auf das Ergebnis läßt sich die Probe machen. Die fürstlichen Kurgane aus dem östlichen Altai (Pazyryk, Sibe, Berel, Katanda) zeigen keine Spur des sarmatischen Langschwertes37 und desjenigen mit Querstück oder Parierstange. Daß hier kein Zufall obwaltet, ist längst erkannt3*. Aus ihrem östlichen Herkunftsland können demnach die Hunnen diese Waffe nicht eingeführt haben. Es bleibt bei dem bisherigen Ergebnis, wonach das Volk auf seiner Westwanderung die besondere Form des Langschwertes weder mitgebracht noch von den Sarmaten erhalten hat. Die Waffe, mit Querstück oder Parierstange versehen, wurde vielmehr in Nordostiran übernommen und von dort aus in Europa heimisch gemacht. Eine andere Blankwaffe der Hunnen weist indessen nach Ostasien als Herkunftsland. Es handelt sich um das einschneidige Hiebschwert, das später bei den Germanen als „schmaler Langsax" begegnet3'. Mit schmaler und säbelartiger, aber stets gerader Klinge, stumpfem Rücken und Griffangel, beträgt seine Länge zwischen 0,46 und 0,65 m, die Klingenbreite zwischen 2,6 und 3,1 cm. Immer wird das Hiebschwert mit dem Langschwert zusammen gefunden. Von Tuzla auf der Taman-Halbinsel bis nach Frankreich hinein begegnen beide Waffen vereint, zunächst im Herrschaftsbereich der Hunnen verbreitet, dann von Franken und Alamannen übernommen. Die Geschichte der zugehörigen Scheiden und ihrer Beschläge bestätigt das Ergebnis, daß der schmale Langsax, der „Säbel mit gerader Klinge"40 von den Hunnen mitgebracht wurde. Die ungarländischen Awaren, Verwandte der Hephthaliten oder zu diesen selbst gehörig (oben S. 85!.), ergänzen das Bild. Ihre geraden Säbel zeigen (was erneut für die Herkunft des Langschwertes spricht) das breite Querstück oder die Parierstange aus Eisen, zuweilen mit Goldfolie belegt41. Bemerkenswert ist der Ring am Knopf des Griffes, der den Faustriemen (über ihn oben S. 83) getragen haben muß4ä. Er war demnach so eingerichtet, daß der awarische Reiter, wenn die Waffe wechselte, das leichtere Hiebschwert am Handgelenk baumeln ließ und zum Langschwert griff. 37
K. Jettmarin: BMFEAStockholm 23 (1951), 193. K. Jettmar, a. O. 194. 3 » J. Werner, a. O. 43f. Die weitere Entwicklung gibt P. Paulsen in: La Baume^estschrift (1955), i23f. io J. Werner, a. O. i, 46. 41 G. Laszlo in: Archaeol. Hungar. 34 (1955), 219!; 2321. *2 G. Läszlo, a. O. 223 fig. 60; 225 fig. 6 ; 225 fig. 61; 233 fig. 63; 234 fig. 64. 38
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Wo ist der Ursprung des „Säbels mit gerader Klinge" 42!* zu suchen ? In Kasaxstän (Borowoje) wurde einer der attilazeitlichen P-förmigen Scheidenbeschläge gefunden, die zum Hiebschwert gehören43. Unter gleichzeitigem Hinweis auf koreanische Gräber des 2.—5. Jahrhunderts hat man den Ursprung der Waffe bei den Nomaden Mittelasiens gesuchtM. Aber der vollständige Fundbestand weist noch weiter nach Osten. Auf einem Fresko von Bäzäklik46 begegnet die gezogene Waffe, und zuweilen ist sie mit gebogenem Griff, der dem einer Pistole ähnelt4e, versehen. Ein Grabfund der Hanzeit aus der Mandschurei hat einen geraden Säbel mit Querstück und Ring am Griff ende erbracht47. Und daran schließt sich die lange Reihe alt japanischer Stücke: mit Pistolengriff oder solchem, der keulenförmig verdickt ist; mit Ring oder durchbrochener Arbeit am oberen Ende, mit Parierstange und Schwertblatt, mit P-förmigem Beschlag48. Damit verlegt sich das Schwergewicht nach Osten. Das japanische Inselreich, Korea und Mandschurei als Ausstrahlungsbezirke führen in Nachbarschaft der Ostmongolei als Heimat der Hunnen. Kasaxstän im Norden und Bäzäklik im Süden umrahmen beiderseits das Land südlich des Balchasch-Sees und am Talas. Dann setzen an der Wolga und auf der Halbinsel Taman die Kette der Funde ein, die bis nach Frankreich hinein nicht abbricht. Es ist die hunnische Wanderung, die sich abzeichnet.
Militärische Überlegenheit der Hunnen gründete sich, wie gezeigt, auf eine vervollkommnete Kunst der Eisenbearbeitung und Stahlherstellung, die im Osten, fern vom Mittelmeerraum, erwachsen war. An ihr nahmen die Hunnen teil, und den unmittelbaren Ertrag bildete das Auftreten neuer Hiebwaffen. Das einschneidige Hiebschwert oder, wenn man will: den Säbel 4Za
Noch in den europäischen Heeren des 18. und ig. Jahrhunderts war üblich, daß der Reiter, wenn er sich der Pistole oder des Karabiners bediente, den gezogenen Säbel am Faustriemen vom Handgelenk herabhängen ließ. A. v. Menzels Holzschnitt zu S. 80 des Buches von E. Lange, Heerschau der Soldaten Friedrichs des Großen (1856) zeigt einen Totenkopf husaren zu Pferd mit aufgesetztem Karabiner auf Vedette: vom rechten Handgelenk hängt der blanke Säbel herab. 43 J. Werner, a. O. i, 46; 2 Taf. 14, 19. 44 J. Werner, a. O. i, 46. 45 A. v. Le Coq, a. O. fig. 91. 48 A. v. Le Coq, a. O. 16; fig. 6g; 134. 47 H. Ikauchi, a. O. 2 pl. 38, 67. 48 M. Suenaga, a. O. Taf. u ff.
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mit gerader Klinge, hatten sie aus Ostasien mitgebracht, und seit der hunnischen Festsetzung in der Sogdiane war das zweischneidige Langschwert iranischer Herkunft hinzugetreten. Beide Schwerter waren mit verstärktem Querstück, teilweise mit einer Parierstange versehen und dadurch auch in der Handhabung verbessert worden. Hinzu trat, zumindest in einzelnen Fällen, das Stahlschwert an Stelle des eisernen mit gehärteter oder angeschmiedeter Schneide, worüber man in römischer Zeit nie hinausgekommen war i Gleichzeitig mit einer neuen Stahl- und Waffenherstellung gewann das Schmiedehandwerk selbst an Rang. Schmiede der Sage und Schmiedegötter trugen einst gleich Cacus, Wieland und den idäischen Daktylen, gleich Hephaistos und Volcanus zauberische und unheimliche Züge. Sie waren oder wurden verkrüppelt, traten in phallischer Gestalt, als unterirdische Zwerge oder Unholde auf 2 . Jetzt aber stand in der germanischen Sage dem düsteren Wieland, dem unheimlichen Mime der strahlende Siegfried als Schmied des Schwertes Bahnung zur Seite. Und Gottes Prophet sprach im Koran von Salomons Schwertern3, von David als dem Schmied der Panzerhemden4 und dem ritterlichen Liebhaber der Pferde6. Wielands mythische Gestalt hat man mit Zügen, die dem Schamanenturn eigentümlich sind, verglichen6. Schmiede und Schamanen entstammen, einem jakutischen Sprichwort zufolge, dem gleichen Nest. Der „Albenfürst" schmiedet sich eiserne Flügel, mittels derer er gleich den Schamanen nach der Rache an König Nidung davonfliegt. Auch wenn Wieland den Söhnen des Königs die Köpfe abschneidet und aus den Schädeln Trinkgeiäße fertigt, erinnert dies an östlichen Gebrauch und an Schamanisches7. Siegfried, dann Mohammeds David und Salomon rücken wie von allem 1
B. Neumann in: Arch, für Eisenherst. i, 241!.; R. J. Forbes, a. O. 462. Fehlen des Schmelzstahles: R. J. Forbes, a. O. 409. Ebenda über den nordischen Naturstahl. a L. Malten in: Archäol. Jahrb. 1912, 2331.; F. Altheim, Griechische Götter im alten Rom (1930), 172f.; B. Hemberg in: Eranos 50, 42!, besonders 45!. 8 Sure 34, . 4 Sure 2i, 80 (81); 34, 10 (9—10). 5 Ibn al-Kalbl im Pferdebuch 5, 5! Levi Delia Vida. 8 H. Findeisen, Schamanentum (1957), 95. 7 Als der fan-yü der Hiung-nu Lau-shan den König der Yüe-chi geschlagen hatte und dieser gefallen war, ließ der Sieger aus dem Schädel des toten Gegners eine Trinkschale fertigen. Die Quellen zu diesen Ereignissen gibt G. Haloun in: ZDMG. 91 (1937), 245 Anm. 3—4; 7. Weiteres bei H. Findeisen, a. O. 220 Anm. 32; F. Altheim, Attila und die Hunnen (1951), 160.
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Dämonischen oder Unterweltlichen, so auch von jeder Art Schamanentum weit ab. Sie sind königliche Schmiede, und es wird sich zeigen, daß die Hunnen, entgegen ihrer Herkunft, nicht den Schmiedeschamanen, sondern den Schmiedekönig gekannt haben. Zu den glänzendsten Stücken8 von Firdausis Sähnäme gehört der Sturz des teuflichen Dahhäk durch den Schmied Käva. Dieser hatte seinen Lederschurz an einen Lanzenschaft gesteckt und so die Fahne des Aufruhrs gegen den Drachenkönig erhoben. Aus dem einfachen Schurzfell jenes Schmiedes wurde das Reichsbanner von Iran, dirafS-i käviyän. Jeder, der zum Thron gelangte: „Jenes wertlose Schmiedefell Behing neu um mit Perl und Juwel Mit seidenen Stoffen, stets herrlicheren; So ward es der käviyäni-Stern, der in der Nacht eine Sonne war, Die Hoffnung der Welt und Wonne war"9. Nach anderen handelte es sich um ein Bären- oder Löwenfell, das man solcherart mit Gold und Juwelen verzierte10. Als das Reichsbanner bei IjCädisiya 636 an die Araber fiel11, waren Schlacht und Hauptstadt verloren. Wie alt die damit umrissene Vorstellungswelt war, zeigt das Avesta. Im Horn Yäst12 wird von dem Stierbanner (gaoS.drafSö) gesprochen, und wieder ist das Schurzfell des Schmiedes, das spätere Reichsbanner18, gemeint. Danach scheint, als habe es aus Rindsleder bestanden, vielleicht gar einen Stier oder Stierkopf im Felde geführt oder als Bekrönung getragen14. Drapsaka in Baktrien, das auch als Darapsa, Adrapsa oder Drepsa erscheint16, lag an der Stelle des heutigen Kunduz1'. Die Stadt trägt das 8
Th. Nöldeke in: Gnmdr. Iran. Philol. 2 (1896—1904), 166. • Bd. i, 47 der Rückertschen, i, 65 f. der Mohlschen Übersetzung. In der sowjetischen Ausgabe von C. B. Banu, A. Lachuti und A. Starikow (1957), · 77 —r776· 10 Al-Hwärizmi, mafätih al-'ulüm 115, 3 f. van Vloten. 11 Tabari, ann. i, 2337, 8f.; Balädori 264, if. (Kairo 1319/1901). 12 Yt. io, 14. u Chr. Bartholomae Altiranisches Wörterbuch 771 f. 14 Chr. Bartholomae, a. O. 772. Vergleichbares bei F. Altheim, Rom. Religionsgesch. i (1951), i7f.; Altheim-Stiehl, Finanzgesch. der Spätantike 3351.; 3661.; P. Paulsen in: Arch. f. Kulturgesch. 39 (1957), 36f. 15 Strabon 516; 725; Ptolem., geogr. 6, 12, 6; 8, 23, 13; Amm. Marc. 23, 6. 59; Arrian. 3, 29, i; Tomaschek, RE. 5, 1699; vgl. 4, 2152. 1 J. Auboyer in: Harvard Joum. Asiat. Stud. 3, 221 Anm. 24.
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Banner (avest. draffa-) im Namen. Das gemahnt an Balch selbst, das im Vendidäd17 „mit aufgerichtetem Banner" heißt. Der Begründer der sasanidischen Dynastie fand das Schurzfell im Feuertempel von Istahr wieder18. Dementsprechend erscheint ein solches Banner auf den Münzen der persischen Frätadära, neben dem Feuertempel stehend19. Diraß-i käviyän führt auf avest. kavay-, als Titel dem eines Königs gleich20. Die Käviyän stehen in der sagenhaften Urzeit an der Spitze aller iranischen Herrschergeschlechter. Als kavay-, mittelpers. kdy, bezeichnen sich Sasaniden auf ihren Münzen (darüber gleich), und auch in Ostiran selbst, der Heimat des Schmiedes Käva, hat sich ein Herrscherhaus nach ihnen genannt. Es sei nochmals an das „Stierbanner" (gaoS.draßö) des Mihir Yäst erinnert. Ihm zur Seite darf man, diesmal im nördlichen Nachbarland Baktriens, awestisches gäüm yim suydö.Sayansm21 stellen. Also ein Land oder wohl eher eine Stadt der Soghder, die mittels einer Ableitung von gav- als gava- bezeichnet istaia. Sie ist die iranische Vorgängerin der Stadt Buchara, die in der alttürkischen Inschrift des Kül tägin als bitqaraq erscheint, wiederum mittels einer Ableitung von alttürk. buqa- „Stier" gebildet22. Eben für Buxärä läßt sich die Bezeichnung eines Herrschers belegen, darin dieser sich als Nachkomme des Käva bezeichnet. Bei den Münzen von Buchara darf als sicheres Ergebnis verbucht werden, daß die älteren Lesungen Buhär Huddäi oder Buhär Hud Känä hinfällig sind. Zur Erörterung steht nur noch ein Vorschlag: pwy'rywßk'y = Buxär xuß käi „King-Emperor of Bukhara". Hier kann man zustimmen bis auf die Deutung der letzten Worte, genauer: des letzten Zeichens. In k'y erkannte man mittelpersisches kai, geschrieben kdy. Da der Münztypus die Nachbildung einer Prägung Bahräms V. Gör ist, da ferner der Titel kdy auf den Prägungen der Sasaniden —zuerst unter Säpür III., dann 17 18
Vd. i, 6.
F. Sarre in: Klio 3, 358f. 19 Sarre-Herzfeld, Iran. Felsreliefs (1910), 4 Anm. i; K. Erdmann, Das iranische Feuerheiligtum 20 Taf. 6a; J. Wiesner in: Germanien 1943, 16; dazu die Beilage: Chronologie der Frätadära. 20 Chr. Bartholomae, a. O. 442 f. 21 Vd. 1,4; vgl. Yt. , 14. ala Dazu H. W. Bailey in: Transact. Philol. Soc. 1945, 14 ISr. 22. 22 Zur Frage: F. Altheim, Aus Spätantike und Christentum 111 f.; dagegen R. Frye in: Gnomon 1953, 492; Erwiderung bei Altheim-Stiehl, Ein asiatischer Staat i, 277 Anm. 2; erneut dagegen R. Frye in: Harvard Journ. Asiat. Stud. 19 (1956), io6f.; unsere Antwort: Finanzgesch. der Spätantike 366f.
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besonders unter Peröz und Yazdgard II. —· erscheint, hätten die Herrscher von Buchara den sasanidischen Titel in seiner mittelpersischen Form übernommen23. Mittelpersisch kdy aber mußte im Soghdischen durch k'y wiedergegeben werden24. Demgegenüber lassen sich eine Reihe von Einwänden vorbringen: 1. Der Münztypus Bahräms V., der zugrunde liegt, enthält den Titel kdy nicht. 2. Es ist nicht einzusehen, inwiefern kdy, auf den Prägungen Peröz' und Yazdgard's II. begegnend, für die über zwei Jahrhunderte später (632—6342B) herausgekommene Emission der „intermediate Bukhärän imitations"2 maßgebend wurde. 3. Die Übernahme eines sasanidischen Titels kann nur durch besondere Umstände bedingt sein. Diese bleiben im unklaren. 4. Auch die mittelpersische Dialektform bleibt in Buchara auffällig. Es kommt hinzu, daß nicht kdy erscheint, sondern k'y. Diese Schwierigkeiten müßte man vielleicht hinnehmen, wenn die Lesung korrekt wäre. Aber auch da stellen sich Bedenken ein. Man beruft sich darauf, der letzte Buchstabe habe „in some of the oldest specimens" die Form des y, welche genau die der alten soghdischen Briefe sei. Diese entstammen dem Beginn des 4. Jahrhunderts27, die Prägungen aber — daran sei nochmals erinnert — etwa den Jahren 632—634. Diesmal beträgt der Abstand über drei Jahrhunderte. Nicht die Schrift der alten Briefe, sondern das jüngere soghdische Alphabet müßte verglichen werden. Es kommt hinzu, daß die angezogene Prägung28 nicht eine der ältesten, sondern eine der jüngsten aus vor'abbäsidischer Zeit ist. Die älteren Stücke aber zeigen ein anderes Bild, nämlich rechts einen senkrechten, nach links unten ausschwingenden Strich, und davon getrennt, einen kurzen nach rechts geöffneten Winkel29: Die verbundene Form ist also nicht die älteste, 28
W. B. Henning bei R. N. Frye, Notes on the Early Coinage of Transoxania, Numismatic Notes and Monographs Nr. 113. The American Numismatic Society 1949. 21 W. B. Henning, a. O. 28. 15 J. Walker. BMC., Arab.-Sasan. Coins i62f. 26 J. Walker, a. O. LXXXVI f. 27 W. B. Henning in: BSOS. 1948. 6nf. 28 J. Walker, a. O. pi. XXVIII b 5. 19 J. Walker, a. O. pi. XXVIII b i und 2. Dem entsprechen an späteren Prägungen pi. XXIX —4; 8; 10. Es handelt sich überall um zwei getrennte Zeichen. Wenn pl. XXVIII b 5 nur ein Zeichen vorliegt, ist es durch Ungenauigkeit der Prägeform entstanden.
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wohl aber die einzige, und acht unverbundenen Belegen gegenüber scheidet sie aus. Von einer Lesung y kann dann nicht die Rede sein, denn ein y, das den unverbundenen Formen entspräche, gibt es nicht. Es kommt hinzu, daß die in sowjetischen Museen befindlichen Exemplare diese Auffassung bestätigen30. Ganz auszuscheiden hat die Form eines geraden oder gebogenen, schräg abwärts verlaufenden Striches, die in einer Reihe von Fällen erscheint31. In ihr spiegelt sich lediglich die zunehmende Verschlechterung der Münzlegende. Was bleibt, läßt sich nur als k'wy lesen. Die Lesung entspräche einer Vrddhiform zu avest. kavi- oder *käva- (in kavärasmän- Yt. Yt. 13,103): *käviya-. Avest. kaoya- wird zuweilen mit langem Vokal in erster Silbe geschrieben31»: kävayeheca xvarenanhö mazdadätahe Yt. i, 14. Im Soghdischen ist eine solche Form nicht belegt. Aber die Bildung eines avestischen *käviya-, kävaya-, kaoya- ist grammatisch einwandfrei, und der angesetzten soghdischen Form begegnen keine Bedenken82. Die Herrscher Bucharas leiteten sich demnach von der mythischen Dynastie ihres Landes ab. Sie taten das ohne sasanidische Vermittlung, denn für Ostiran war nichts natürlicher, als sich auf einheimische Könige zu berufen33. 8(1
M. M. Jawii, der sie behandelt und ihre Legenden wiedergegeben hat (Trudy otd. istorii, kultury i iskusstva vostoka 4, 2o6f.), rechnet eindeutig mit zwei, nicht mit einem Zeichen. Auch das ausgezeichnete Exemplar, das W. A. Liwsic, K. B. Kaufmann und J. M. Diakonow in ihrer letzten Behandlung abbilden (Westnik drewnej istorii i, 1954, 150f.; Taf. , zu S. 156), gibt zwei Zeichen: w und y. Daran ändert auch die Tatsache nichts, daß die sowjetischen Forscher (ohne Kenntnis von Hennings Bemerkung), wieder känä lesen. Vielmehr sind Aleph und y auf der Münze deutlich geschieden (a. O. 157). Neuerdings hat R. N. Frye sich nochmals zur Frage geäußert: Harvard Journal of Asiatic Studies 19 (1956), 109. Er gibt Hennings Lesung auf und kehrt zu A'«" zurück. Er hat übersehen, daß das zweite und vierte Zeichen verschieden sind und daß das dritte genau dem w von ywß entspricht. Die Abbildung ist ganz klar, und Berufung auf Autopsie oder (nicht veröffentlichte) Abgüsse ändert nichts daran. 31 W. B. Henning bei R. N. Frye, a. O. 27. 31a Chr. Bartholomae, Altiranisches Wb. 431. 32 Wir danken O. Hansen für freundliche Beratung. 33 Auf unsere früheren Darlegungen in: Porphyrios und Empedokles (1954), 45f. hat jetzt R. N. Frye in: The American Numismatic Society Museum Notes 7, 234^ geantwortet. Er gibt zu, daß die Lesung Hennings k'y „suspect" sei. Wir wissen dieses Eingeständnis zu schätzen. Was die von ihm vorgeschlagene Lesung k'n' angeht, (Henning selbst scheint neuerdings zu schwanken: Handb. d. Oriental. 4, 53 Anm. 2), so vgl. oben. Bei dieser Gelegenheit sei der Beitrag Hennings in: The American Numismatic Society Museum Notes 7, 231 f. richtig gestellt. Es handelt sich um die chwärezmische Münze, die R. N. Frye, Notes on the Early Coinage of Transoxania (1949) pi. 2 abgebildet und die wir in: Porphyrios und Empedokles 47! besprochen
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F r die Hunnen, die seit dem hephthalitischen Einbruch erstmals mit der iranischen Welt sich ber hrten, hat die Vorstellungswelt, die zuvor umrissen wurde, gewaltige Bedeutung gewonnen34. Sie wurde dann den Nachfolgern der Hunnen und den T rken berhaupt vermittelt.
Gegenstand der folgenden Betrachtungen bildet eine Reihe Herrscherbezeichnungen: ostt rkisches qayan und qapyan; hephthalitisches h k n sowie protobulgarisch.es KCCUKCCVOS, καυχανο$ und κοατχανης1. Anla zu erneuter Besch ftigung gibt ein Aufsatz, darin D. Sinor* eigene Deutungen vorgelegt hat. Sinors These ist die Trennung von qapyan und *qavqan, *qapqant dieses belegt in καυκανος, καυχανος, καττχανης, capcanus. Er will qapyan von gap- „to attack" ableiten3, w hrend er *qavqan, *qapqan als Intensivform von qan zu verstehen w nscht *. Ausgangspunkt ist f r ihn die Beobachtung, da die angef hrten griechischen Formen ein altt rkisches *qapqan, *qabqan, *qavqan spiegeln6, w hrend der bergang von γ zu q erst eine ostt rkische Erscheinung sei, die vor der zweiten H lfte des n. Jahrhunderts nicht auftrete*. Da καυχανο$ und capcanus bereits im 9. Jahrhundert begegnen, hingegen ein bergang von q zu γ sich nicht nachweisen lasse, m ten qapyan einerseits und *qavqan, *qapqan andererseits getrennt werden. haben. W hrend R. Fryes und Hennings Lesungen sich auf ein einziges Exemplar st tzten, stand uns noch das des Wiener M nzkabinetts zur Verf gung. Danach ist weder die Umzeichnung Frye's (a. 0.21 Zeile 5) noch die Hennings (a. O. 232 Zeile i) korrekt. Es steht i*w§br und sonst nichts da. Die sprachliche Erkl rung ist von uns in: Porphyries und Empedokles 48 gegeben: wir haben ihr nichts hinzuzuf gen. Damit entf llt S wai-fan(n), das ohnedies Bir nls berlieferung (Chronol. 36, 7) gegen sich hat. 34 Nicht auf awest. kavay-, mitteliran. kav l t sich altt rk. qam „Schamane", das auch in hunnischem Άτοχαμ und Έσκαμ begegnet (G. Moravcsik, Byzantinoturcica 2, 78; 117; H.-W. Haussig in: Byzantion 23, 1953, 360), zur ckf hren. H. H. Schaeders dahin gehende Ansicht (Abh. Gott. Gesellsch. der Wissensch. 3. F. 10, 1934, 82) ermangelt der lautgeschichtlichen Begr ndung. 1 Angaben bei Moravcsik, Byzantinoturcica 2, 140 f. 2 In: JRAS., 1954, i 74 f. 8 a. O. 181. « a. O. 182 f. 5 a. O. 176; 181. • a. O. 180.
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F r den ostt rkischen Lautwandel γ zu q beruft sich Sinor auf C. Brockelmanns: Ostt rkische Grammatik i, 44f. Aber er hat bersehen, da A. v. Gabain in einem Nachtrag zur zweiten Auflage ihrer: Altt rkischen Grammatik7 festgestellt hat: „Dieser ,ostt rkische' Laut bergang ist schon in der Handschrift in manich ischer Schrift T III D 260 eingetreten, von der ein Teil als Turk. Turfan Texte III, ein weiterer in Bang's, Manich. Erz hlern S. 24—25 ver ffentlicht worden ist". Zum bergang von auslautendem γ zu q wird der im Anlaut des Suffixes (unten S. 211) treten. Von Bedeutung ist weiter, da armenische Quellen f r altt rk. qayan, χαγανοζ die Form xak'an aufweisen8. Wieder kommt man in fr here als die von Sinor behauptete Zeit. Sebeos schreibt um die Mitte des 7. Jahrhunderts. Noch weiter zur ck f hren arabische Quellen. Tabari9 nennt in einem Bericht, der auf das sasanidische K nigsbuch zur ckgeht, bereits unter Bahr m V. G r (420—438) „H k n, K nig der T rken", will sagen: der Hay tila. Ein solcher H k n kehrt unter Per z, Kav o L, Chusr I. An sarv n und in der Geschichte Bahr m C bins st ndig wieder. Das besagt : *qaqan ist fr her bezeugt als qayan, χότ/ανος. Liegt ein Wandel von q zu γ vor ? Das h ngt mit der Etymologie zusammen, wird also noch zu untersuchen sein. Immerhin zeichnet sich ein erstes Ergebnis ab. Lautgeschichtlich l t sich nichts gegen einen altt rkischen Wandel γ > q sagen. Auch ein Wechsel von q und γ ist in der Schreibung belegt, bedarf indessen noch der Kl rung. Schwerer scheint ein anderer Einwand Sinor's zu wiegen: qfiyn ist dort, wo es in der Inschrift des Tonyuquq erscheint, nicht als Titel gesichert. Denn in der allein berlieferten Verbindung qap(a)yan qayan kann das erste Wort als Eigenname aufgefa t werden10. Gewi , aber eine N tigung dazu besteht nicht. K. H. Menges hat auf solche doppelten, zuweilen dreifachen Titel hingewiesen11. Tonyuquq selbst ist boyla baya tarqan; in den protobulgarischen Inschriften begegnen ζουπαν τάρκανο$, ocyorroup βαγαι[νο$], βογοτορ βοηλα κολουβρος, κάνα βοιλα κολοβρο$, βοηλα καυχανος. 7
a. O. zu S. 51. 9 ν. u. G. Moravcsik, a. Ο. 2, 280; W. B. Henning in: BSOS. 14, 501 Anm. i; K. H. Menges, The Oriental Elements in the Vocabulary of the Oldest Russian Epos 33. • Ann. i, 863, ιοί.; dazu F. Altheim, Aus Sp tantike und Christentum 107f. (unrichtig W. B. Henning, a. O. 501). 10 D. Sinor, a. 0.178. Seinen Zeugnissen ist hinzuzuf gen A. v.Gabain in: Anthrop. 48. 543 „K nig Qapayan". 11 Byzantion 21, 93; 97; 98f. Dagegen V. BeSewliew in: Ural-Altaische Jahrb. 30, 98 f. 8
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Auch die Etymologie von qapyan bleibt offen. Sinor12 bemerkt von seinem Vorschlag: "Whether, in fact, it is right neither I nor anyone else can decide. Such etymologies are hardly susceptible of proof". Anders liegt es mit Sinors Ableitung von *qapqan13. Er versteht dieses als Intensivform zu qan. Gebildet wie qap-qara zu qara, täptärim zu tärim, würde *qap-qan gegenüber qan "something like very royal" besagen14. Doch nur bei Adjektiven ist die Deutung einwandfrei, und es fragt sich, ob sie sachlich gerechtfertigt ist. In Gegensatz zur Etymologie von qapyan glaubt Sinor bei *qapqan, capcanus den Nachweis erbringen zu können16. Die fränkischen Reichsannalen berichten unter dem Jahre 8051 : Non multo post capcanus, princeps Hunnorum, propter necessitate™, populi sui imperatorem adiit, postulans sibi locum dari ad habitandum inter Sabariam et Carnuntum, quia propter infestationem Sclavorum in pristinis sedibus esse non poterat. Quem imperator benigne suscepit—er at enim capcanus christianus nomine Theodorus — et precibus eius annuens muneribus donatum redire permisit. Qui rediens ad populum suum pauco tempore transacto diem obiit. Et misit caganus unum de optimatibus suis, petens sibi honorem antiquum, quem caganus apud Hunos höhere solebat. Cuius precibus imperator adsensum praebuit et summam totius regni iuxta priscum eorum ritum caganum habere praecepit. Sinor übersetzt princeps Hunnorum mit "the chief of the Huns"17. Er folgert: "It is clear that after Theodore's death the caganus, who thus was certainly not the supreme chief of the Avars, wished to ask for a higher title; and I surmise that the second caganus stands for capcanus. The context clearly asks for this emendation". Zunächst die handschriftliche Überlieferung. An der Stelle, wo Sinor zu ändern wünscht, ist caganus einheitlich überliefert; nur E 3, nach dem Stemma18 nicht in Betracht kommend, gibt capcanus. Die Überlieferung spricht bereits entscheidend gegen Sinor's Vorschlag. Aber auch der Sinn empfiehlt die Änderung nicht. Princeps Hunnorum ist nicht "the chief of the Huns" (gemeint sind die Awaren), sondern „ein 12
a. O. 8 . a. . 182 f. 14 a. . 183. 15 a. O. 183. · MGH. , SS. . 192; Quartausgabe (Neudruck 195°) · " a. O. 183. 1 . VIII der Quartausgabe. 13
14 Altheim, Hunnen I
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Häuptling der Hunnen". Auch kann keine Rede davon sein, daß caganus, der die zweite Gesandtschaft schickt, einen höheren Titel zu haben wünscht. Er erbittet honorem antiquum quem caganus apud Hunos höhere solebat. Also eine Stellung, die von früheren Titelinhabern besessen wurde, aber danach verloren gegangen war. Jetzt erhält sie summam totius regni iuxta priscum eorum ritum. Nicht also Änderung eines Titels, sondern Herstellung seines früheren Ranges. Im hohen Rang des qayan stimmen alle Zeugnisse überein. Die arabischen hat W. Barthold19 zusammengestellt, die türkischen K. H. Menges20. Es ist also nichts mit Sinor's Textänderung. Dann ist es auch nichts mit seiner Etymologie von *qavqan. Sinor ist zugestoßen, daß er gerade die Stelle zum Beweis aufruft, die für das Gegenteil zeugt. Nicht capcanus, sondern caganus war die höchste Würde und wird als solche hergestellt. Nach dem Scheitern von Sinors Versuch, *qapqan aus dem Türkischen zu deuten, darf die iranische Ableitung des Titels geprüft werden. Zwei Vorschläge stehen zur Erörterung. H. H. Schaeder21 betrachtet qapyan als ältere Form von qayan. Er verwies auf parthisch kav „König" und leitete den türkischen Titel von einem adjektivischen *kävakän „königlich" her. O. Szemerenyi22 modifizierte angesichts von Sah Sähän diese Deutung dahin, daß er *käv kävän „König der Könige" zugrunde legte und *kävän durch frühe Kontraktion zu *kän werden ließ. Dem schlössen sich die Verfasser23 (mit einer gleich zu nennenden Abweichung) an und verwiesen auf Menander Protector fr. (HGM. 2, 1871, ed. W. Dindorf, p. 16). Zum bisherigen Material tritt jetzt das Zeugnis der buchärischen Münzen hinzu. Szemerenyi hatte *qarqan von *käv kävän abgeleitet. Angesichts der neuen Lesung k'wy auf den buchärischen Münzen äußerte er sich uns gegenüber (brieflich 18. n. 1954) dahin, daß „käv wohl unmöglich sei. Die bezeugten Formen stammen augenscheinlich alle von kavi-, nicht kam-. Weitere Schwierigkeit bleibt, daß die Wortfolge *käv kävän der von Sähän 19
Enc. Isl. 2, 875. The Oriental Elements in the Vocabulary of the Oldest Russian Epos 34!.; Byzantion 21, 92. 21 ZDMG. 82, XCV. 22 F. Altheim, Geschichte der latein. Sprache 83. 23 F. Altheim, Attila und die Hunnen 96; Altheim-Stiehl, Das erste Auftreten der Hunnen 28 f. 20
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sah entgegengesetzt ist. Vielleicht ist deshalb ratsam, zu Schaeders Herleitung von adjektivischen *käväkän — ich möchte schreiben: *kävikäna zurückzukehren". Auf der anderen Seite ließe sich statt *käv bezeugtes parth. kav „Riese", früher „König", ansetzen. Also *kav kavän, was dann zu *kavkän wurde24. Der Hinweis auf die umgekehrte Reihenfolge sähän Sah wird durch Saonano sao der Münzen Kaniskas und khotan-sak. gyastänu gyastä „Gott der Götter" verstärkt. Demgegenüber steht xfäyadiya x&äya&iyänäm; es könnte in der Wortfolge von akkad., Sarr Harr (an) e beeinflußt sein, so daß allein bleibt26. Der Entscheid hängt davon ab, ob man armenisch xak'an, arabisch häkän von *qavqan, *qapqan trennen will oder nicht. Sinor ist der zweiten Meinung, wie er denn auch *qapqan und qapyan trennt. Daß dafür seine Etymologie von *qapqan nicht ins Feld geführt werden kann, hat sich gezeigt. Auch angesichts des Gegenüber von *qavqan ( , $) und *qapqan ( ) mit *qaqan (häkän, xak'an), sodann von qapyan mit qayan ( ) stellen sich Bedenken ein. Offenkundig liegen Doppelformen vor. Das Nebeneinander von *qapqan, *qabqan und *qavqan hat Sinor anerkannt. Aber wie stehen diese Formen zu qapyan und qayan ? Vom Wechsel qjy wurde bereits gesprochen. Wenn die denominalen Suffixe +qaq, +qu, +qa als +yaq, +yu, +ya erscheinen2', so konnte *qapqan auch qapyan neben sich haben, zumal *-qan sich als denominales Suffix verstehen ließ27. Eine Folgerung schließt sich an. Wie äwril- „sich drehen" zu an'/-28, quwrat- und qubrai- „aufhäufen" zu qurat- wurde, so auch *qavqan zu *qaqan, dem seinerseits ein qayan zur Seite treten konnte 28 ». Arabisch häkän, syrisch kägan (mit Älaf in erster Silbe geschrieben)8e beweisen Länge auch des ersten Vokals. Da Ersatzdehnung bei Ausfall von w unbeweisbar bleibt, muß bereits die Stufe *kävkän Vokallänge in erster Silbe besessen haben. Das würde von *kav kavän weg und zu *kävikän hinführen. Der türkische und hephthalitische Titel, dessen verschiedene Formen zuvor behandelt wurden, bezeichnete demnach seinen Träger als NachM
F. Altheim, a. O. 96; Altheim-Stiehl, a. O. 28. Auch diese Bemerkungen gehen auf O. Szemerenyi (brieflich 14. 4. 1955) zurück, 26 27 A. v. Gabain, a. O. 55 § 37. A. v. Gabain, a. O. 60 § 48. 28 A. v. Gabair, a. O. 56 § 39. 28a Michael Syrus z, 21 (379, 1. Spalte, Zeile 30 syr. Chabot). 29 Chr. Bartholomae. Altiranisches Wörterbuch 442 f. is
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kommen eines *k viya-, eines „jKaw'-entsprossenen", wie zuvor gesagt wurde. Die qayan h tten sich demnach als Nachkommen des Herrschergeschlechtes der iranischen Vorzeit gef hlt. Doch daneben steht die Ableitung von *k va-. Avest. gao$ drafs war zuvor zu g m yim suyo . sayanem und zum Namen von Bux r , altt rk. buqaraq gestellt worden. Alle tragen den Stier im Namen. Sollte qayan, qapyan, καύχανος statt auf *k vik n nicht auf *k vak n zur ckgehen ? Also nicht auf den „K 6, 5f. an, aber erneut, ohne sich über dessen Lesungen auch nur mit einem Wort zu äußern. Man kann Stserbak's Lesungen um so eher beiseite lassen, als das Richtige sich anbietet. Stserbak's Nr. 2 (a. O. 274) gibt den gleichen Text, den die zuvor besprochene Silberflasche in Nowotscherkasker Museum trägt (Abb. 3 unten): ölci qayu umci qayu közäc baS. Geringe Abweichungen zeigen sich in der diesmal sicher belegten Form közäc (statt kösäc der Silberflasche) sowie in der Lesung ba§ des letzten Wortes. Der Schlußteil ist dementsprechend zu übersetzen: „Die Flasche ist das Erste". Es bleibt zu fragen, ob auch auf der Silberflasche statt lbr nicht einfach *W zu lesen sei. Die Inschriften aus Nowotscherkask und Umgebung entstammen dem 9.—10. Jahrhundert und können nur den Chazaren angehören. Eben am Don hat ihre Stadt Sarkel gelegen. Sie bildete das Zentrum des chazarischen Gebietes. Entgegen anderslautenden Nachrichten4 bedienten sich die Chazaren der alttürkischen Runen. Als weitere Folgerung ergibt sich, daß die Chazaren türkisch sprachen. Zumindest gilt dies für die Aufschriften ihres täglichen Geräts. Die sprachliche Zuordnung der Chazaren war bisher umstritten. Unberücksichtigt darf hier die Ansicht W. B. Hennings5 bleiben, wonach das Volk von den hunnischen Akatziren abstamme: sie ist an anderem Ort 2
F. Altheim, Literatur u. Gesellsch. i, 198 Anm. i. Ablehnend auch B. v. Arnim in: Ztschrift slaw. Philol. 1934, 240f.; G. Meszaros, Nepünk 6s Nyelvänk 1938, if. 3 Zuletzt F. Altheim, Lit. u. Gesellsch. i, 189f. 4 D. M. Dunlop, The History of the Jewish Khazars 119f.; S. Szyszman in: Revue de l'histoire des religions 152 (1957), 204!. 5 BSOS. 1952, 5O2f.; dagegen Altheim-Stiehl, Ein asiatischer Staat i, 284^; Paideuma 5 ( 95°).
11. HUNNISCHE UND ALTTÜRKISCHE RUNEN
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und oben S. gof. widerlegt worden. Nach K. H. Menges6 bediente sich die Masse der Chazaren einer finno-ugrischen Sprache, während eine kleinere Gruppe, möglicherweise die herrschende, daneben Türkisch sprach. Demgegenüber steht die ausdrückliche Angabe, wonach das Chazarische dem Bulgarischen ähnelte7. J. Benzing8, der jüngst auf sie verwies, ergänzte diese Zuordnung durch Übereinstimmung mit dem Tschuwaschischen. Er zweifelt nicht am türkischen Charakter des Chazarischen und betrachtet die qlpöaq-kumanischen Mundarten als dessen Fortsetzung*. Zumindest die sprachliche Zugehörigkeit zum Türkischen scheint sich jetzt zu bestätigen. Ein letzter Hinweis ist in einer Nachricht Mas'üdi's enthalten. Im 17. Kapitel der Murüg, das von den Völkern des Kaukasus und des Gebietes nördlich von ihm spricht, heißt es von den Chazaren, daß unter ihnen der muslimische Bestandteil ausschlaggebend sei10. Denn dieser, bekannt unter dem Namen al-lärisiya11, stelle das königliche Heer. Der Nachbarschaft Chwärezms entstammend, seien sie nach dem Erscheinen des Islam auf der Flucht vor Krieg und Pest ins Königreich der Chazaren gekommen12. Um welches Ereignis handelt es sich ? Chazaren werden erstmals unter Hormizd IV. (578—590), ja schon unter Chusrö I. Anösarvän (531—578) erwähnt13. Doch erst 626 verband sich Kaiser Herakleios mit einem Volk gegen die Perser, das in den Quellen als Türken oder Chazaren bezeichnet wird14. Mit den Chazaren sind die Anfänge der Magyaren verknüpft (oben S. 96 f.). Gleich den Chazaren begegnen die Magyaren (Ugri) unter Herakleios: ihr erstmaliges Hervortreten (pocaSa byti) wird mit seinen Perserkämpfen ver' Byzantion 17, 258!. 7 Istahrl 225, 6f. de Goeje. Dazu P. Pelliot, Oeuvres posth. 2, 209 Anm. i. 8 Einf. i. d. Stud. d. altaischen Philol. u. Turkologie 77!. 9 a. O. 78; vgl. 79 f. 10 M u r u g a , , if. Barb. 11 Murüg 2, 10, 2; vgl. ii, 10; 12, 2. 11 Gedankt sei K. H. Menges, mit dem das Folgende durchgesprochen wurde. 13 Ya'kübl, i, 188, 2 Houtsma; Nihäyatu 1-irab Cod. Cambr. Qq 255 folg. i4?b 15f. angeführt bei G. Widengren in: Orientalia Suecana i (1952), 92f. und abgebildet auf S. 79. Übersehen ist dort: Zacharias Rhetor 2, 214, 23 Brooks (von diesem fälschlich den gleichgesetzt; dazu J. Marquart, Osteuropäische und ostasiatische Streifzüge, 1903, 356 und der im vierten Kapitel behandelte Abschnitt Michaels des Syrers). 14 Theoph. 315, 15f. de Boor; Georg. Kedren. i, 727, 20 Bonn.
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bunden16. So darf nicht wundernehmen, daß in der Überlieferung der Arpadenzeit an drei Stellen der Name auch Chwärezms erscheint. Simon von Keza nennt die gens Corosmina im sechsten Kapitel und berichtet später16, Chaba, Attilas Sohn, habe seinerseits einen Sohn Edemen gehabt, dessen Mutter de Corosminis orta erat. Er wurde vom Adel der Hunnen verachtet, propter quod ex Scitia uxorem non accepit, sed traduxit de gente Corosmina. Ähnlich das Chronicum Pictum Vindobonense im 20. Kapitel von Chaba: uxorem de Scytia non accepit, sed traduxit de Corosmenia de consilio Bendekuz am sui, quem sanum sed nimis decrepitum dicitur invenisse17. Diese bisher nicht beachteten Nachrichten18 finden ihre Erklärung, nachdem die Herkunft des chazarischen Adels aus der Nachbarschaft Chwärezms sichersteht. Chwärezmische Lehnwörter im Magyarischen treten als weitere Bestätigung hinzu19. Al-lärisiya wurde von H. W. Bailey20 auf die Alanen bezogen. Den Namen der mit diesen engverbundenen Assi führte er auf *ärsiya- zurück, und erkannte dieses in Mas'üdi's al-lärisiya, zu schreiben al-arisiya, wieder. Dazu stellte er Plinius';4m und die bei Ptolemaeus (oben S. 67f.). Die Schwierigkeit liegt weniger im Sprachlichen als im Geschichtlichen. Nirgendwo ist bezeugt, daß die Arsi in Chwärezm oder dessen Nachbarschaft saßen. Auch mußte, als die Chazaren gegen Ende des 6. Jahrhunderts erstmals hervortraten (unmittelbar vor Mohammeds Auftreten), die oben behandelte Westwanderung der Arsi oder Assi längst beendigt gewesen sein. Nichts berechtigt, ihr nach über fünf und einem halben Jahrhunderten eine zweite folgen zu lassen. Es kommt hinzu, daß der Name des Volkes bei Mas'üdi nicht einheitlich überliefert ist. Barbier de Meynard gibt im Anhang seiner Ausgabe die 15
Polnoe Sobr. Russk. Letop. 2, i 2 col. 9; G. Vernadsky in: Byzantion 14, 182. SS. rer. Hung, i, i45f.; 173. 17 Ibid. 278. 18 Ihre Kenntnis wird M. de Ferdinandy verdankt. 19 O. Szemerenyi bei F. Altheim, Gesch. d. latein. Sprache 68f.; 77f. — Natürlich handelt es sich nur um den türkischen Bestandteil der Magyaren, die (Konstant. Porphyrogenn., de administr. imp. c. 39—40 p. 174 Moravcsik). Zum Namen vgl. F. Altheim, Gesch. d. latein. Spr. 8yf. (Volksetymologie); G. Moravcsik, Byzantinoturcica 2, 132; K. H. Menges in: Byzantion 17, 273f. Über die Urheimat des uralischen Bestandteils zuletzt E.Moor in: Acta Ethnogr. Hung. 2, 2$ .; 1321.; N. Sebestyon in: Acta Linguist. Hung, i, 273^ 20 Transact. Philol. Soc. 1947, 126!; BSOS. 1949, i35f.; D. M. Dunlop, The History of the Jewish Khazars 206 Anm. 197; vgl. 94 Anm. unten. 16
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Varianten: 'rsyh, 'rysyh, l'rmyh, l'dsyh21. Die beiden überdies zu Rate gezogenen Bodleiani Oxon. Arab. CMXCIV und Fund. Bruce LVIII bestätigten die Lesungen rsyh und 'rsyh und steuerten ihrerseits, l'rSyh, 'rSyh bei. Sie sind wichtig, denn von ihnen aus eröffnet sich der Weg zur Deutung. Gleichgültig, ob man die Chazaren insgesamt oder allein ihren herrschenden Bestandteil türkisch sprechen läßt, ob man also sich Menges' Ansicht oder der Benzing's zuwendet: den Namen des Kriegeradels als des bestimmenden Volksteiles wird man aus dem Türkischen erklären. Dabei wird ein Vorschlag bevorzugt werden, der zwei Umständen Rechnung trägt: einmal, daß es sich um eine Kriegerkaste handelt, und zweitens, daß diese der Nachbarschaft Chwärezms entstammte. In der Tat lassen sich die beiden weitaus häufigsten Varianten, 'rsyh und 'rSyh, unter diesen Voraussetzungen deuten. Ausgangspunkt bildet ein türkisches uruS „Kampf". Abgeleitet vom Verbalstamm ur- „schlagen", es ist mittels des Suffixes -°S gebildet28. Erweitert durch ein den Täter bezeichnendes -ci22a bedeutet *urus-ci den „Kämpfer" oder „Krieger". Sollte -SS- die Lautgruppe -sc- vertreten? Noch eine andere Deutung ist möglich. Die Lautgruppe -Sc- verändert sich im Turkmenischen, also einem Vertreter der Oguz-Mundarten und dem Qaraqalpaqischen, das heute in Chwärezm gesprochen wird24, zu -SS-26. Damit vergleiche man guSSayaditn < kuS-cayaz-im, und zumuSSu < jumuS-ci26. Dementsprechend konnte sich *uru$ci zu *uruSSi wandeln, und überliefertes 'rsyh, 'rSyh, wäre dann (unter der Voraussetzung, daß der Lautwandel in Masrüdfs Zeit hinaufging) als *uruSSiya zu vokalisieren27. Der Kriegeradel der Chazaren trüge demnach einen türkischen Namen. Das bestätigt die sprachliche Stellung des Chazarischen, die zuvor erschlossen wurde. 81
Murüg , 443 Barb. A. v. Gabain, a. O. 75 § 130. 22 a A. v. Gabain, a. O. 60 § 47. 23 J. Benzing, a. O. 93. 24 J. Benzing, a. O. 112. • 25 M. Räsänen, Materialien z. Lautgeschichte d. türk. Sprachen 228. 2i K. H. Menges, Qaraqalpaq Grammar 49. 27 Ich danke K. H. Menges, der mit mir die Frage besprochen hat. 22
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Ins 9. Jahrhundert gehören die protobulgarischen Runenschriften des Schatzes von Nagy-Szent-Miklos und des Reliefs von Schumen. Sie sind an anderer Stelle1 behandelt worden, so daß erneute Besprechung sich erübrigt. Schwerlich führt irgendein Stück über die Wende des 8. zum 9. Jahrhundert hinauf. Doch ist man mit ihnen an die Donau und ins Banat gelangt. In frühere Zeit führt ein inschriftliches Bruchstück, das 1944 von dem Studenten St. Szöke entdeckt und ein Jahr darauf von Gy. Nemeth veröffentlicht 2 wurde. Es entstammt dem siebenbürgischen Dorf Homorodkaracsony, wo es in dem 1495 erbauten Kirchturm eingemauert ist. Nemeth erklärte die Schrift für Szekler Runen. Dem widerspricht bereits der Fundbestand. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts war die Kenntnis der Szekler Runen noch lebendig. Das Bruchstück fand sich an einer Stelle verbaut, die kein Lesen gestattete, und es war so dem Steinverband eingefügt, daß einige der Buchstaben verdeckt blieben. Die Schrift wurde also im Jahre 1495 nicht mehr als lesbar, also auch nicht als Szekler Runen angesehen. Auf Nemeth's Deutung im einzelnen sei nicht eingegangen: sie wird durch den einfachen Tatbestand widerlegt. Die Lesung als alttürkische Runen bietet sich an, und sie empfängt ihre Bestätigung dadurch, daß, im Gegensatz zu Nemeth's Versuch, sich ein Sinn ergibt. Die Inschrift (Abb. 13) verläuft von rechts nach links. Da sie nach dem Abklatsch aufgenommen ist, mußte sie im Gegensinn umgezeichnet werden (Abb. 14). Die Lesung beginnt mit der rechten Seite der ersten Zeile. Der Bruch an der rechten Seite hat vom ersten Zeichen nur unkenntliche Reste erhalten. Es folgt ökjük = kö/kü in der Form, die aus den Runenhandschriften sowie aus den Inschriften vom Jenissei und Talas bekannt ist. Das Zeichen erscheint, im Gegensatz zu seinem sonstigen Vorkommen, nach links gewandt. Es schließen sich an: zb, 2s und eine Rune, die nur "z in einer 1
F. Altheim, Literatur und Gesellschaft i, 198!.; 2o$i.; Aus Spätantike und Christentum yof. Ohne Kenntnis V. Besevliev in: Byzantion 25—27 (1955—57), 874. Von befreundeter Seite werde ich hingewiesen auf den Ausstellungskatalog „Vom Altertum zum Mittelalter" (Wien 1958). Darin äußert sich R. Noll S. 73: „Trotz wiederholter Entzifferungsversuchen verstehen wir bis heute keine einzige (Inschrift)". N. zieht sogar die von V. Thomsen gedeutete Boila-Butaul-Schale (Nr. 21) in sein Verdikt ein, und S. 77 sind türkische Dialekte als für uns unverständlich bezeichnet! 2 Maygar Nyelv 41, n f . (den Hinweis verdanken wir J. Harmatta, der auch zum Folgenden eine Anzahl von Berichtigungen beigesteuert hat).
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den Handschriften entsprechenden Variante sein kann. Den Abschlu bilden t'/i und H, das in seiner Bildung am meisten der auf den Inschriften des K l t gin, des Bilg qayan und von Qarabolyasun entspricht. In der zweiten Zeile erkennt man 2b, 2s, lt, ntjnd, i/ϊ, Itjld, °cjg und ganz links ein Zeichen, das sowohl ly wie Iqjql sein kann. Alle sind ohne Schwierigkeiten zu lesen. Im Gegensatz zu den sonstigen protobulgarischen Inschriften3 scheint in der vorliegenden die Vokalharmonie streng gewahrt zu sein. Das zieht der Deutung Grenzen und gestattet, die W rter mit Sicherheit abzuteilen. In der ersten Zeile erkennt man, durch Vokalharmonie zusammengehalten: ( )bs(i)z und dann it, also „ohne Haus, ohne Zelt" und „Hund". In der zweiten sch lt sich ein Satz heraus: t( )ndi (i)lt( )£(i) „er irrte umher als einer, der angreifen wird". Die Zeilen sind beiderseits abgebrochen, und auch nach oben und unten ging das Original einst weiter. Man hat also ein nur wenige Worte umfassendes Bruchst ck aus einem gr eren Zusammenhang. Da wird von einem Hund gesprochen, der haus- und herrenlos umherschweift. Doch kann auch ein Mensch oder Stamm gemeint sein, der sich in der Lage eines solchen Tieres befindet und sich hnlich verh lt. Vergleichen l t sich Katulphos' Warnung vor der Offensive (της πρόσω πορείας) gegen ber dem ήγεμών der Hephthaliten, von der Menander * berichtet. Dieser spricht von einem βαρβαρικόν μεν τι και παροιμιώδες, όμως έχόμενον πειθούς. Dabei w hlt Katulphos einen Vergleich aus der Tierwelt: Ινα κύνα εν τοις οίκείοις όθνείων δέκα ρωμαλεώτερον είναι. Es ber hrt sich in der Erw hnung des angriffsweisen Verhaltens, dem Gegen ber des Hundes daheim und drau en mit den Wendungen des inschriftlichen Bruchst ckes6. Bei der Sp rlichkeit des Erhaltenen ist weiterer Entscheid nicht m glich. Nur soviel ist gewi , da das Bruchst ck einem gr eren Zusammenhang entstammt. Erw gt man die h ufigen Vergleiche aus dem Tierleben, die f r t rkisches und berhaupt nomadisches Denken bezeichnend sind — K l t gin pflegt „wie ein Dreschochse" zu k mpfen (oplayu t gdi) — und f gt man hinzu, wie h ufig solche Vergleiche nicht nur in den Orchoninschriften, sondern auch in der „Geheimen Geschichte der Mongolen" verwandt werden, so mag unser Bruchst ck, das im Perfekt I berichtet 3 4 5
F. Altheim, Lit. u. Gesellsch. i, 229!. Konstant. Porphyrog., Excerpta de sententiis 18, i8f. de Boor. ber die Stellung des Hundes als k mpferischen Tiers oben S. 8; 27; 228.
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und überdies noch von Kampf spricht, aus einer geschichtlichen Darstellung stammen. Dann läge das erste Bruchstück aus einem türkisch und in Runenschrift abgefaßten Tatenbericht vor. Neben den vulgärgriechischen Inschriften geschichtlichen Inhalts hätte es bei den Protobulgaren auch solche gegeben, die sich der einheimischen Sprache und Schrift bedienten. Hier werden Fundort und Alter des inschriftlichen Bruchstücks von Bedeutung. Schwerlich ist Zufall, daß die vulgärgriechischen Tatenberichte ausschließlich von Kämpfen und Siegen gegen Byzanz sprechen6. Sie sollten von der Bevölkerung gelesen werden, um die der Kampf ging, also von den Einwohnern der balkanischen Provinzen des byzantinischen Reiches. So sind denn diese Berichte sämtlich auf ehemals byzantinischem Boden gefunden worden. Unser Bruchstück hingegen stammt aus der äußersten Südostecke des siebenbürgischen Berglandes. Der Fundort liegt nördlich von Kronstadt unfern des Städtchens Okland im ehemaligen Komitat Udvarhely. Mit anderen Worten: Homorodkaracsony liegt an der Nordgrenze des protobulg?rischen Reiches. Isperichs Herrschaftsgebiet mag sich gerade noch bis dorthin ausgedehnt haben7. Später, unter Qrum, wurde das südöstliche Ungarn erneut dem Reich hinzugefügt8. Genug: in diesem Winkel stießen bulgarisches und awarisches Herrschaftsgebiet zusammen. Kämpfe beider Völker mögen nicht gefehlt haben, wenn auch die byzantinische Überlieferung selten Licht auf die Geschehnisse fallen läßt. In diesem Zusammenhang muß das Bruchstück gesehen werden. Es entstammt nicht nur der bulgarisch-awarischen Grenze, sondern spricht auch zu solchen, die Türkisch verstehen. Und es spricht im übertragenen Sinn zu ihnen: es wendet den Vergleich aus dem Tierleben an, der für die einstige Reichsbevölkerung wenig besagte, auf Nomaden aber — sowohl auf Awaren wie die Protobulgaren selbst — um so stärker wirkte. Ein Bild wie dieses, daß ein Einzelner oder eine Gruppe kampflustig gleich einem Tier umherschweift, wandte sich an eine andere Welt als die Inschriften von Hambarly oder die Chronik des Malamir. • Zum Folgenden V. Besevliev in: Byzantion 25—27 (1955—57). 872!. 7 Karte bei G. Ostrogorsky, Gesch. d. byzant. Staates2 211. 8 Suda i, 423 p. 483 Adler; K. Jiriczek, Gesch. d. Bulgaren 144; St. Runciman, The First Bulg. Empire 50; 52 Anm. i.
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Man weiß heute, daß nach Vernichtung des Awarenreiches große Teile des Nomadenvolkes weiter in Ungarn blieben9. Es ist dieselbe Tatsache, die für die Hunnen jetzt die späthunnische Metallkunst beweist10. Man braucht sich für den Zeitansatz unseres Bruchstückes nicht aufs 8. Jahrhundert zu beschränken. Nimmt man hinzu, daß N. Mawrodinow den Schatz von Nagy-Szent-Miklos mit seinen protobulgarischen Inschriften11 eher in die zweite Hälfte des g. Jahrhunderts setzen möchte12, so könnte auch von Kämpfen mit den eindringenden Nomaden gesprochen werden. Es sei an Symeons Krieg mit diesen erinnert. Aber der Charakter der Schriftzeichen scheint eher in ältere Zeit zu gehören. Es sei bereits hier auf die Schrifttabelle A Abb. 4 verwiesen. Unter t und alttürkisch H sind alle Formen der Rune und der in Betracht kommenden Vorbilder zusammengestellt. Kein Zweifel, daß die armazische Form des t oder richtiger noch: die des Pärsik für die Rune lt maßgebend war. Auch sollte deutlich sein, daß die Variante von lt, die unser Bruchstück in Zeile i am linken Ende bietet, dem t des Pärsik am nächsten steht. Sie ist nichts anderes als dessen nach links gewendete und ins eckig-riinische umgesetzte Form. Das Bruchstück zeigt somit die älteste Gestalt einer protobulgarischen Rune. Eine absolute Datierung ist damit nicht gegeben. Aber wenn es erlaubt ist, das Bruchstück ins letzte Viertel des 8. Jahrhunderts oder kurz vor die Jahrhundertwende zu setzen, könnte es noch in die letzte Zeit der Awarenherrschaft fallen. Schließlich ein Zeugnis, das bis zuletzt aufgespart wurde. Priskos sagt ausdrücklich, daß die Hunnen eine Schrift besaßen. An Attilas Hof wurden Listen geführt und von solchen verlesen, die bei Priskos den Titel tragen13. Da die Listen für den inneren Bedarf geführt wurden, kommt Aufzeichnung in griechischer und lateinischer Schrift kaum in Frage. Besaß man damals schon eine Vorstufe des späteren Runenalphabets? Erhalten ist davon nichts. Es gibt aus hunnischem Bereich nur zwei Schriftdenkmäler, beide in Pärsik, also in Schrift und Sprache der Sasaniden. Einmal 9
A. Alföldi in: Festschr. O. Tschumi 126, mit Literaturangaben. N. Fettich, Späthunnische Metallkunst, Arch. Hungar. 31. 11 F. Altheim, Lit. u. Gesellsch. i, g8i. 12 Archaeol. Hungar. 2g, 207f. 13 Konstant. Porphyrog., Excerpta de legat. 128, i8f. de Boor. Wenn Prokop von den Hunnen seiner Zeit sagt, sie kannten weder noch einen (Got. 8, 19,8), so meint er, wie der Zusammenhang zeigt, griechische Schrift. 10
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das goldene Pektorale mit der Inschrift 'rtMtr, dem Grabfunde von Wolfsheim in Rheinhessen und damit der Attilazeit entstammend14. Und dann der Chalcedonring von Werchnaya Rutcha im Kaukasus, der die Legende: 'psfn 'L yzd'n zeigt16. Seitdem man weiß, daß bereits um die Mitte des 2. Jahrhunderts Xoövoi im Vorland des Kaukasus saßen und gleichzeitig der hunnische Name auf der Gemme von Mchet'a entgegengetreten ist (oben S. 9f.), muß man auch die am gleichen Ort gefundene griechisch-aramäische Bilinguis sowie die Inschrift des Tellers von Bori18 heranziehen. Die dort gebrauchte ,,armazische" Spielart des aramäischen Alphabets oder das PärsTk dürfen beanspruchen, als die am Hofe Attüas gebrauchte Schrift zu gelten. Man hat nur scheinbar die Auswahl zwischen zwei Möglichkeiten. Armazisch und Pärsik zusammen werden sich als die Alphabete erweisen, denen die Runen nachgebildet wurden. Die Schrifttabelle stellt auch sonst alles Erreichbare zusammen. Es beschränkt sich auf diejenigen Runen, deren Formen reich an Varianten sind und für die auch die Vorbilder eine Anzahl charakteristischer Formen geben. Aus dem Material läßt sich ohne Schwierigkeit ein Ergebnis ablesen. Zunächst zeigen Orchon III, also die Inschrift von Qarabolyasun, und die Je nissei-Inschriften (worin die vom Talas und aus dem Minussinsker Gebiet miteinbegriffen sind) gegenüber Orchon I—II eine Anzahl ausgeprägter Varianten. Diese kehren teilweise bei den protobulgarischen Runen Inschriften wieder. Es sei auf a/ä, lb, 2g, 2A, m und '£ verwiesen. Was hat man solcher Übereinstimmung zu entnehmen ? Wendet man sich zu den Vorbildern, so erkennt man sofort, daß Pahlavik, soghdisches und chwärezmisches Alphabet als Vorbilder gegenüber dem armazischen zurücktreten müssen. Auf der anderen Seite ergibt sich, daß das armazische Alphabet zusammen mit dem Pärsik eine enge Verwandtschaft mit Orchon III und den Jenissei-Inschriften, eine besonders enge aber mit den protobulgarischen und chazarischen Runen aufweist. Hier die Beispiele: 14
J. Werner, Beitr. zur Archäologie des Attila-Reiches 2, Taf. 4, 8a. J. Werner, a. O. 2 Taf. 21, 12; dazu Altheim-Haussig, Die Hunnen in Osteuropa 33 Anm. u. 18 Altheim-Stiehl, Supplementum Aramaicum 88 f. 15
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ajä:
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armaz. 2 = protobulg. i; Pärsik 2 = chazar. und protobulg. 2. l b: armaz. 2 u. Pärsik i = Jenissei 2; armaz. 2 = protobulg. 2 g: armaz. = Orchon III und protobulg. i. l d: armaz. u. Pärsik = protobulg. i—3 (alle übrigen Alphabete haben die einfache Form des d zugunsten der verdoppelten aufgegeben). H: armaz. u. Pärsik — protobulg. 2 (darüber wurde bereits gesprochen). z k: Pärsik — Orchon III 2 und protobulg. 3. °m: armaz. 2 = Orchon III und protobulg. i—2. l r: Pärsik = protobulg. i. l k: armaz. und Pärsik = chazar. i—2. °f: Pärsik 2 = Jenissei 3 und protobulg. i—2. Orchon III, Jenissei, die chazarischen und die proto-bulgarischen Runen stehen demnach den Vorbildern des armazischen Alphabets näher als Orchon I—II. Die erste Gruppe gibt gegenüber den beiden Orchon-Inschriften die ältere Gestalt der Runen. Eine zweite Beobachtung kommt hinzu. In einer Reihe von Fällen haben die protobulgarischen Runen, mit ihren Vorbildern verglichen, überhaupt die älteste Form bewahrt. Das gilt von / , lb, 2g (die geschweifte Form, die dem armazischen Alphabet entstammt, noch ohne den Querstrich von Orchon III) ld, lt und lr. Auf der anderen Seite besitzen Jenissei und Orchon III in keinem Fall eine ältere Variante, sondern bestenfalls eine den protobulgarischen Runen gleiche und damit gleichaltrige: °z, °m und °f. Der Tatbestand läßt sich nur dahin deuten, daß die protobulgarischen Runen überhaupt die älteste Form bewahrt haben. Die Folgerungen liegen auf der Hand. Schon die Tatsache, daß das armazische Alphabet in Gruzinien beheimatet ist, führt darauf, daß die Runen dem äußersten Westen des türkischen Bereichs entstammen. Als Schöpfer der alttürkischen Runen kommen nicht die im Osten verbliebenen Stämme, sondern allein die Hunnen, und zwar die im Kaukasus sitzenden, in Betracht. Das läßt sich noch bestätigen. Neben dem armazischen Alphabet bestanden besonders enge Verbindungen zwischen den ältesten Runenformen und dem Pärsik. Bisher wurden nur die Buchstabenformen der aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. stammenden griechisch-aramäischen Bilinguis von Mchet'a herangezogen. Ihr Alphabet steht, wie man erkannt hat,
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zwischen Pahlavik und Pärsik17. Die aus der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts stammende Inschrift von Bori18 bedeutet einen weiteren Schritt auf das Pärsik zu. Ein armazisches Alphabet, das sich in manchen Zeichen — vor allem bei Aleph, t, k, m, r, 1k und — stärker dem Pärsik genähert hatte, muß das Vorbild gewesen sein, nach dem die ältesten hunnischen und weiter protobulgarischen Runen geschaffen wurden. Damit ist nicht nur der Ort der Übernahme festgelegt, sondern auch die Zeit. Ab Mitte des 3. Jahrhunderts verschwindet die armazische Schriftart, und die Angleichung an das Pärsik ist vor allem in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts wirksam. Die Kaukasushunnen werden also um oder nach 300 das Vorbild kennengelernt haben, dem sie ihre Runen nachbildeten.
Wenn soeben als Zeitpunkt, von dem ab die Hunnen das armazische Alphabet kennen lernen konnten, die Wende des 3. zum 4. Jahrhundert genannt wurde, so wird man die Spanne bis zur endgültigen Übernahme und Umbildung in die älteste Form der Runen nicht allzu gering bemessen dürfen. Die zweite Inschrift des Gefäßes von Ladanybene, die im nächsten Kapitel besprochen werden soll, zeigt, daß im Verlauf des 3. Jahrhunderts die in der Ebene zwischen Donau und Theiß, unfern des heutigen Kecskemet ansässigen Alanen (oder Roxolanen) über das armazische Alphabet bereits verfügten. Muß demnach dasselbe für ihre ciskaukasische oder südrussische Heimat gelten, so bleibt doch ein Unterschied zwischen der einfachen Übernahme des Alphabets und dessen Umsetzung in eine neue und eigne Form, wie sie bei den alttürkischen Runen vorliegt. Auch das gruzinische Alphabet (Xucuri) ging, wie man gesehen hat, auf das armazische zurück (Schrifttabelle B, Abb. 5), und wieder hatten die Iberer das Übernommene stark umgebildet1. Moses von Chorene2 setzt die Schaffung einer eignen iberischen Schrift durch Mesrop in die Regierungszeit Theodosios II., und damit geht zeitlich zusammen, daß Priskos, wie gesagt, den Gebrauch der Schrift bei Hunnen an Attilas Hof kennt. 17
H. Junker bei F. Altheim, Lit. u. Gesellsch. 2, 50!. R. Stiehl bei F. Altheim, a. O. 2, 46f. 1 H. Junker bei F. Altheim, Literatur und Gesellsch. 2, 49; 50!. 2 3. 55; deutsche Übersetzung M. Laue's (1869), 215. 18
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Es gibt ein Zeugnis, wodurch das bisherige Ergebnis bestätigt wird. Es zeigt, daß nicht nur Attilas Hunnen, sondern auch die in ihrer südrussischen Heimat verbliebenen Teile des Volkes eine Schrift besaßen. Es führt in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts und steht in der unter Zacharias des Rhetors Namen erhaltenen Kirchengeschichte. Diese Kompilation besteht in ihrem dritten bis sechsten Buch aus einer Darstellung der Ereignisse von 436 bis 491, vermutlich gleichzeitig oder doch zu Ende des 5. Jahrhunderts abgefaßt. Die beiden einleitenden Bücher sowie das siebte bis zwölfte, nachträglich hinzugefügt, führen die Geschehnisse bis 568/9 herab*. Am Ende des zwölften Buches steht ein Bericht über die Mission bei den Hunnen4, der auf Johannes von Res'ainä und seinen Genossen Thomas zurückgeht6. Beide waren während des Perserkrieges unter Kavä finn. rengas „Ring"; altnord. straumr > finn. rauma „Meeresströmung"; altnord. grjot > finn. riutta „Fels, Klippe" usw.) kommt noch ein anderes isländisches Wort in Frage. Als Name eines Preisliedes auf den norwegischen König Magnus den Guten ist das Wort Hrun-henda überliefert. Das Wort ist eins mit den in Snorris Hattatal bezeugten Fachaus* K. Krohn in: Finn.-Ugr. Forsch. 4, 79 f. • D. Comparetti, a. O. 255 f.
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drücken hryn-hendr hattr, hryn-henda, hrynjandi hattr „das rauschend reimende Versmaß, der Rauschreim, das rauschende Metrum" oder dergl. Es ist das Versmaß, in dem unter anderem das in der isländischen Literatur / berühmte Marienlob „Lilja" des Eysteinn Asgrimsson (gest. 1361) geschrieben ist. Die Simplicia runa und hrynja, hrun(j}a als Bezeichnung bestimmter Metren kommt allerdings nicht vor. Aber der Bedeutung und der Lautform nach scheint mir finn. runo besser zu diesen beiden altisländischen Wörtern zu passen (da es ja auch ein Fachausdruck der Dichtung ist) als zu germ. *rünö. Trotzdem bin ich keineswegs von meinem etymologischen Vorschlag überzeugt. Denn in anderer Hinsicht paßt die Bedeutung von german. *rünö besser, wenn man an die finnische „Rune" magischen Inhalts7 denkt. Übrigens kommt das mit dem Germanischen in Lauten und Bedeutung z. T. übereinstimmende Wort auch im Keltischen vor. Eines der beliebtesten irischen Volkslieder hat den Kehrreim: Eibhlin a ruin „Eilin mein Liebling". Für alt- und mittelirisch run finden sich die Bedeutungen „Geheimnis, Absicht, Vorhaben, Beschluß, Idee, Ziel, Liebchen"; dazu die Ableitungen runda „geheimnisvoll, mystisch", rundatu „Mysterium", ferner kymr. rhin „virtue, essence, secret, mystery, charm, enchantment, miracle"; rhinio „to whisper, to use mystery, to secrete, to charm"; breton. rin „mystere, secret". Diese Bedeutungen müßten allerdings erst in ihrem Kontext nachgesehen werden, da die Wörterbücher vielfach Mißverständnisse und Fehler voneinander abschreiben." Weiter verweist mich H. H. Schaeder darauf, daß ein Gegenstück zu finn. runo: aldnord. run in finn. rikas „reich": altnord. rikr. vorliegt. Demnach ließe sich die herkömmliche Ansicht halten. Hier interessiert vor allem die Frage, ob sich eine Verbindung mit dem Gotischen herstellen läßt. In Betracht kommen die von lordanes8 genannten magae mulieres: die haliurunnae, die ihre Entsprechungen im Deutschen und Angelsächsischen besitzen9. Die Brücke zu finn. runo kann, worauf mich J. Weisweiler gleichfalls hinweist, nur im Begriff des Zaubers (german. *rünö), nicht in dem des Singens gesucht werden. Auch der erste Bestandteil 7
K. Krohn, Mag. Ursprungsrunen der Finnen. FFCommunications 52. Get. 24, i2if. • H. Wesche, D. althochdeutsche Wortschatz im Gebiet des Zaubers und der Weissagung (Halle 1940), 49f.; K. Helm, Altgerm. Religionsgesch. 2, i, 22!; 26 Anm. i; S. Gutenbrunner in: Wien. Praehist. Zeitschr. 28, 203; H. Arntz, Handb. d. Runenkde. a, i8if. 8
13. ERMANARICHS GOTENREICH
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des gotischen Wortes ist ins Finnische gelangt10. Das wäre eine Bestätigung des vermuteten Zusammenhanges. Die Übernahme des Runennamens steht nicht allein. Wie er, so sind die Anfänge einer finnischen Dichtung selbst und eines finnischen Mythos mit dem gleichen geschichtlichen Ereignis verknüpft: der frühen Berührung mit den Germanen11. Die Fülle der germanischen Lehnwörter im Finnischen zeugt von der nachhaltigen Wirkung dieser Berührung. Während die Lappen, „die so arm an eigenem Mythos wie an Poesie sind"ia, auf einer älteren Stufe verharrten, wurden die Finnen über den bloßen Schamanismus hinausgeführt13 und erschlossen sich einer neuen, zukunftsträchtigen Welt. Die germanischen Lehnwörter reichen bis in die Jahre um die Zeitwende oder kurz davor zurück14. Weit später setzte man die Einwirkung der germanischen Dichtung und damit die Entstehung des finnischen Runengesanges an. Über die Wikingerzeit (8.—n. Jahrhundert) wagte man nicht hinaufzugehen16. Aber schon die Übernahme von germ. *rünö muß weit älter sein. Das stimmt zu unserem Ergebnis, wonach ein episches Beiwort des Kalewala mindestens ins 3.—4. Jahrhundert zu setzen ist. Es wäre das schönste Ergebnis dieser Betrachtung, sollte es sich bestätigen, daß die Reichsgründung der Goten auch hier sich ausgewirkt hat. Streithengst, Kettenhemd und Klappenrock hatten gewiß ihre Zeit und ihre Bedeutung. Aber beides blieb notwendig begrenzt. Die Runenlieder Kareliens aber sind durch Elias Lönnrots Tat zum unverlierbaren Besitz des finnischen Volkes geworden. 10
Darüber zuletzt H. Jacobsohn, a. . 7 f. D. Comparetti, a. O. 244f.; T. E. Rarsten, D. alt. nord. u. germ. Völkerbez. Finnlands. Aus: Bidrag till kännedom af Finlands natur och folk 88 Nr. i. 12 D. Comparetti, a. O. 241 f. 18 D. Comparetti, a. O. 240 f. 14 T. E. Rarsten, Fragen aus dem Gebiet d. germ.-finn. Berührungen (översikt av Finska vetenskaps-soc. förhandl. 64 Aid. B. Nr. 3), 4!.; Zum Anfangstermin d. germ.finn. Berührungen (Soc. scient. Fenn., Comm. hum. litt, i, 2). 16 D. Comparetti, a. O. 268f.; R. Rrohn, Ralewalastudien I. FFCommunications Nr. 53, 125 f. 11
22 Altheim, Hunnen I
14. KAPITEL
DER HUNNENSTURM
Mit dem Ansturm gegen die Goten beginnt ein neuer Abschnitt der hunnischen Geschichte. Nacheinander erliegen Ostgoten und Westgoten dem Gegner. Die Trennung beider Stämme ist Voraussetzung für das Verständnis dessen, was berichtet werden soll. Darum läßt sich nicht umgehen, Anschauungen zu berichtigen, die in jüngster Zeit geäußert wurden. Zunächst gilt es, das Alter der Trennung in Ost- und Westgoten, in Greutungen und Terwingen zu ermitteln. Zosimos1 berichtet, daß die „Skythen", die der Niederlage durch Gallienus entkommen waren, sich mit neuen Stämmen verbanden. Als solche nennt er Heruler, Peuker und Goten. Claudius' Biographie in der Historia Augusta, die auf dieselbe Quelle zurückgeht, gibt einen ausführlicheren Katalog: Peuci, Grutungi Austrogoti, Tervingi Visi, Gipedes, CeÜae etiam et Heruli2. Hat Zosimos den ursprünglichen Bericht bewahrt und ist, was die Claudiusvita gibt, nachträgliche Erweiterung ? Oder liegt es umgekehrt, so daß Zosimos' Auszug verkürzt und die Vita das Echte bewahrt ? Jüngst hat man sich für die erste Möglichkeit entschieden und sich dafür auf eine Darlegung A. Alföldis berufen, die erstmals mitgeteilt wurde3. Danach hatte Claudius' Biograph das Heeresverzeichnis der Notitia dignitatum vor sich und schrieb daraus die zusätzlichen Stammesnamen ab. Ausgangspunkt Alf öldi's ist die Doppelbezeichnung Tervingi Visi. In der uns überlieferten Fassung der Notitia erscheinen beide Namen getrennt unter den beiden magistri praesentales des Orients3*. Der Biograph habe, 1
i, 42, i. * SHA., v. Claud. 6, if. * J. Sträub, Studien zur Historia Augusta (Diss. Bern. I 2), 29 f. 3a Or. 5, 61 Visi; 6, 61 Tervingi.
14. DER HUNNENSTURM
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was gesondert war, wieder zusammengefügt oder fand beide Truppenteile noch vereint in einer früheren, theodosianischen Fassung der Notitia vor. Das läßt Alföldi unentschieden. Schon hier sind Einwände zu erheben. Die zweite der zuletzt genannten Möglichkeiten bleibt unbeweisbar, und die erste setzt eine Kenntnis der römischen Heeresgeschichte voraus, die Alföldi sonst dem Verfasser der Vita nicht zutraut. Und doch hätte dieser, wenn man Alföldi folgt, nicht nur die Zusammengehörigkeit der beiden Truppenteile erkannt: er sah auch, daß Visi und Tervingi gleichen Stammes waren. Entgegen sonstiger Bewertung besaß er nicht nur Kenntnis der römischen Heeresgeschichte, sondern auch der südrussischen Stammesverhältnisse. Eine dritte Besonderheit tritt hinzu. An jener Stelle der Notitia stehen im fünften Kapitel die equites primi scutarii, die equites primi clibanarii Parthi, die primi und tertii Theodosiani, während im sechsten Kapitel die secundi der beiden ersten Truppenteile, die secundi und quarti Theodosiani folgen. Der Biograph mußte somit, als er Getrenntes zusammenfügte, auf eine Verbindung Visi Tervingi kommen, nicht auf jenes Tervingi Visi, das er gibt. Das zweite Paar, Grutungi Austrogoti, kommt in unserer Notitia nicht vor. Doch das setzt Alföldi nicht in Verlegenheit. Wieder muß die theodosianische Rezension (die angenommen, aber nicht vorhanden ist) herhalten. Claudian spricht davon, daß Ostrogothis colitur mixtisque Gruthungis Phryx ager*; an einer zweiten Stelle6 nennt er legio pridem Romana Gruthungi, iura quibus victis dedimus. Hier werden jedoch die Ostrogothi nicht, wie in der Claudiusvita, mit den Gruthungi ineins gesetzt, sondern beide erscheinen als „gemischt", demnach als ursprüngliche Doppelheit. Auf der anderen Seite ist von einer Doppelformation nicht die Rede: die Gruthungi stehen als legio Romana allein. Die chronologischen Folgerungen, die Alföldi ziehen zu können glaubt, darf man demnach auf sich beruhen lassen. Die Gepides erscheinen in der Notitia wiederum nicht. Sie der theodosianischen Rezension zuzuweisen, hat auch Alföldi nicht gewagt. Es bleiben die Celtae, die vor den Heruli stehen. Alföldi kann anführen, daß sich in der Notitia Celtae seniores und Heruli seniores unmittelbar folgen*. Zwar bildeten die Celtae seniores mit den vorangehenden Petulantes eine Doppelformation. Aber Claudius' Biograph habe die Zusammenge* In Eutrop. 2, 153 f. s 1. c. 576f. ' Occ. 5, 161—162. 22»
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hörigkeit nicht erkannt und die Liste oberflächlich abgeschrieben. Er hätte demnach, darf man hinzufügen, diesmal die Kenntnis nicht besessen, die ihn zuvor Visi und Tervingi, trotz räumlicher Trennung, richtig zusammenfügen ließ. Claudius' Biograph ist, wenn man seinem Kritiker glauben darf, eine rechte complexio oppositorum. Einmal benutzt er die theodosianische, verlorene Rezension der Notitia, dann wieder gefällt ihm, die heute vorliegende heranzuziehen. Getrenntes wächst ihm zur Einheit, und Vereintes vermag er nach seiner Zusammengehörigkeit nicht zu erkennen. Er besitzt beachtliche Kenntnisse der Heeresgeschichte und besitzt sie wiederum nicht. Sein geringes Wissen um germanische Stammesverhältnisse zwingt ihn, die Notitia auszuschreiben, aber es gelingt ihm doch, eine richtige Reihenfolge herzustellen, wo die Vorlage sie ihm nicht gab, und gar ohne Zuhilfenahme dieser Vorlage die Gepides am rechten Ort herbeizuzaubern. Der Biograph kann noch mehr. Unter der Hand verwandeln sich ihm Truppenteile, die er in der Notitia fand (oder auch nicht fand), in freie germanische Stämme, römische Heeresangehörige in Gegner Roms. Diese Verwandlung nahm er in voller Arglosigkeit vor, ohne sich selbst darüber Gedanken zu machen oder dergleichen bei seinem Leser zu argwöhnen. Angesichts solcher Widersprüche darf man fragen, ob der überlieferte Tatbestand sich nicht auf einfachere Weise erklären lasse. Man muß sich damit abfinden, daß diejenigen, die die „Entlarvung" der Historia Augusta sich angelegen sein lassen, stets nach der Quelle, nie nach der geschichtlichen Wirklichkeit fragen. In der Tat enthält die Aufzählung der Stämme bei dem Biographen zutreffende Einzelheiten. Da sind zunächst die Celtae. Niemand scheint sich daran zu erinnern, daß in der Protogenes-Inschrift von Olbia genannt sind7. Es gab also — nimmt man das Zeugnis, wie es dasteht — keltische Stämme in Südrußland, und daran zu zweifeln hat man um so weniger Grund, als sich dort eine deutlich umrissene Latene-Kultur feststellen läßt8. Mit den zusammen begegnen in der Inschrift die germanischen Skiren9, und gleichzeitig taucht deren Bruderstamm, die Bastarnen, in der Literatur auf10. 7
B. Latyschew, Inscript. orae septentr. Ponti Euxini l Nr. 16. M. Rostovtzeff, Iranians and Greeks 130 (vgl.i28); 145; vgl. J. Moreau, Die Welt der Kelten (1958), 37. • Zeile io8f.; E. Norden, Die germanische Vorzeit in Tacitus' Germania 79 Anm. 4. 10 Pomp. Trogus, prol. 28; Ps.-Skymnos 797 aus Demetrios von Kallatis; Ed. Schwartz, RE. 4, 2806f.; H. Jacobsohn in: Zeitschr. f. deutsches Altertum 66, 237. 8
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Wenn Skiren und Bastarnen im 3. nachchristlichen Jahrhundert fortbestanden, kann man dies den nicht verwehren. Gegen die Gepiden wird man ohnedies nichts einwenden. Die Grutungt Austrogoti und Tervingi Visi tragen ihre Doppelnamen zu Recht, denn diese bezeichnen jeweils denselben Stamm. Zu den Visi bedarf es nach P. Kretschmers Darlegungen11 keiner Worte mehr. Tervingi: „Waldleute" und Greutungi oder Grutungi: ,,Feldleute" haben ihre Erklärung gefunden12. Waldzone und Feldzone sind die klimatischen Breitengürtel, die das Leben Rußlands und des westlichen Sibirien von altersher bestimmen. Dafür sei auf früher Gesagtes verwiesen (S. inf.); anderes wird sogleich genannt werden. Genug: die Stammesnamen, die Claudius' Biograph gegenüber Zosimos' Parallelbericht gibt, sind nicht der Notitia in einem mehr als willkürlichen Verfahren übernommen: sie stimmen mit den Tatsachen überein. Natürlich hat sie der Verfasser der Vita nicht hinzugefügt, sondern seiner Quelle entnommen. Diese hat er demnach vollständiger ausgezogen als Zosimos es tat. Noch ein Zweites ergibt sich: die Quelle wußte ausgezeichnet über Goten, über südrussische Stämme überhaupt Bescheid. Es spricht alles dafür, daß in beiden Fällen, also auch in der Vita, Dexippos zugrundeliegt13. Als Bestätigung läßt sich anführen, daß im Genethliacum Maximiani neben den Gepiden die Tervingi als pars alia Gothorum bekannt sind14. Daß Dexippos' Chronik auch sonst Quelle der Historia Augusta war16, ist heute zugegeben16. Die zweite Frage, die vorab zu klären ist, lautet nach den Sitzen, die die Ostgoten vor Beginn des Hunnensturmes innehatten. H. Rosenfeld hat sich dahin geäußert, daß die Ostgoten sich schon damals auf der Wanderung 11
Glotta 26, 231 f. F. Specht in: KZ. 66, 22^i.; Zeitschrift für deutsches Altertum 78, 141 Anm. 3; F. Altheim, Niedergang der Alten Welt i, in; 2, 417 Anm. 380. 13 F. Altheim, Literatur und Gesellschaft i, 181. 14 Paneg. lat. n, 17 Baehrens2; J. Sträub, a. O. 157 Anm. 41. 15 F. Altheim, a. O. i, 175f. 14 J. Sträub, a. O. 55 f. Daß die Historia Augusta mit dem Dexippos entstammenden Stoff auch willkürlich umgeht, ist eine Binsenweisheit. Ich habe sie nie bezweifelt und an zahlreichen Fällen belegt. Ich weigere mich jedoch, allgemeine Urteile zu fällen, und habe von jeher darauf bestanden, daß in der H. A. jedes Zeugnis nach seinem inneren Wert und nach seiner äußeren Bezeugung geprüft werden müsse. Daß das Verfahren richtig ist, hat sich v. Claudii 6 ebenso bestätigt wie an der Abkunft Maximins. 12
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nach Westen befunden hätten18. Seiner Ansicht nach saßen westlich des Don bereits die Alanen, wobei der Fluß deren Ostgrenze bildete19. Die Ostgoten waren nicht nur am Dnjestr beheimatet, sondern ihre Sitze reichten im Westen bis nach Bessarabien, bis in die Gegend des Pruth20. Entscheiden kann darüber allein das Verhör der vorhandenen Zeugnisse. Die Alanen werden Tanaitae genannt, sagt Ammianus21. Doch daraus kann man nicht entnehmen, daß der Don ihre Westgrenze bildete. Jedoch ist Ammianus' Angabe ganz eindeutig. Vom Hister bis zum Tanais, der Asien von Europa scheidet, wohnen die Sauromaten. Überschreitet man diesen Fluß (hoc transito), so trifft man in den „unermeßlich sich dehnenden Einöden Skythiens" die Alanen22. Von ihren Sitzen dehnen sie ihre Raubund Jagdzüge bis zu den maeotischen Sümpfen und bis zum Kimmerischen Bosporus aus, ebenso nach Armenien und Medien23. Auch dies ist allein unter der genannten Voraussetzung sinnvoll. Denn saßen sie westlich des Don, so saßen sie auch am Nordufer des Asowschen Meeres. Raubzüge dorthin hätten sich innerhalb des eigenen Landes bewegt. Umgekehrt berührten sie, wenn man die alanischen Sitze östlich des Flusses ansetzt, das Asowsche Meer allenfalls im innersten Winkel der Bucht von Taganrog, und Beutezüge zum Nord- und Westufer, aber auch nach Süden hin zum Ostufer, werden verständlich. Nun die Ostgoten, die bei Ammianus als Greutungen erscheinen. Da heißt es von den Hunnen24: pervasis Halanorum regionibus quos Greuthungis confines Tanaitas consuetudo nominavit. Die Angabe ist wiederum eindeutig. Die Alanen reichen bis zum Don-Tanais, darum werden sie Tanaitae genannt. An sie, also westlich des Don, schließen sich die Greutungen an. Die Ostgoten saßen demnach 375 noch am Don. Von einer Westwanderung ist nicht die Rede. Doch Rosenfeld beruft sich auf die Angabe25 prope Danasti margines ac Greuthungomm vollem. Daraus läßt sich nur entnehmen, daß das Gebiet der Ostgoten vom Don im Osten bis zum Dnjestr im Westen reicht. Für eine 18
In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 77 (1955), 225. a. O. 235. 20 a. O. 225. 21 3i. 3- i22 31. 2, 13. 23 31, 2, 2i. 24 3i, 3. i" 3i. 3. 519
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Westwanderung spricht auch hier nichts. Wenn Athanarich, Thervingorum iudex2*, am Dnjestr-Ufer und bei dem Greuthungental sein Lager aufschlug, so war er bis an die Westgrenze des ostgotischen, die Ostgrenze des westgotischen Gebietes den Hunnen entgegengerückt. Daß die Zeugnisse so verstanden werden müssen, bestätigt eine weitere Stelle27. Danach überschritt Kaiser Valens die Donau bei Noviodunum auf Schiffen, und rückte continuatis itineribus vor, also ins südliche Bessarabien. Dort griff er an: longius agentes Greuthungos bellicosam geniem. Rosenfeld übersetzt: „das kriegerische Volk der Greutungen, das schon ziemlich tief im Lande wohnte". Natürlich hat er den Text mißverstanden. Bellicosam gentem steht nicht an erster, sondern an letzter Stelle. Es gibt also die Erläuterung für longius agentes, was zeigt, was mit dieser Wendung gemeint war. Die Greutungen „wohnten" nicht „ziemlich tief", sondern trieben sich ziemlich weit herum, bewegten sich in ziemlicher Ausdehnung, erstreckten ihre militärischen Operationen über einen ziemlich großen Raum: kriegerisches Volk, das sie waren. Anders gewendet: sie überschritten bei ihren Kriegszügen die eigenen Grenzen. Man steht im Jahr 369, also in den Jahren des Höhepunkts von Ermanarichs Herrschaft, als sie noch die Westgoten umfaßte und diese von ihm noch nicht abgefallen waren28. Daß Ermanarichs Stamm, eben die Ostgoten, damals an den Grenzen auch des westgotischen Gebietes kämpften, ist damit erklärt. lordanes29 schildert ausführlich die weitausgreifenden Feldzüge des Herrschers und nennt die Stämme, die er unterwarf. In einer Erwiderung30 beruft sich Rosenfeld darauf, daß agere auch „wohnen" bedeuten könne. Niemand bezweifelt dies, doch an der vorliegenden Stelle trifft dies nicht zu. Aus sachlichen Gründen nicht und aus grammatischen: et veriti ne praecursorius index procul agentes absterreat gibt die Entsprechung. Ammianus31 meint, die Hunnen hätten gefürchtet, ein ihnen vorauseilender Späher könne die in weiter Entfernung operierenden Westgoten wegscheuchen. Daß hier, in procul agere, derselbe Gebrauch des Verbums wie in longius agere an der zuvor angeführten Stelle vorliegt, 24
31. 3, 4·
" 27, 5. 6. 28 Jordan., Get. 130. 29 Get. 116—120. 80 Beiträge zur Namenforschung 1956, 1951 81 3i. 3. 5-
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geht ungewollt aus Rosenfelds Übersetzung hervor. Um die Bedeutung „wohnen" verständlich zu machen, muß er das entscheidende „im Lande" hinzufügen. Da Rosenfeld die Angabe82, wonach der Tanais, also der Don, die Ostgrenze der Greutungen gebildet habe, nicht zu bestreiten vermag, ist er genötigt, sich bei anderen Autoren Hilfe zu holen. Er beruft sich auf lordanes' Äußerung, wonach der Stamm der Heruler iuxta Meotida palude inhabitans in locis stagnantibus begegne33. Sollte damit gemeint sein, daß die Heruler dort saßen, wo Ammianus die Ostgrenze der Greutungen ansetzt, so trifft das nicht zu. Das Gestade der Maiotis fällt, selbst wenn die Mündung des Don im besonderen gemeint sein sollte, keinesfalls mit dessen Westufer zusammen. Auch eine zweite lordanes-Stelle bildet keine Gegeninstanz. Wo die dort34 genannten Alanen saßen, wird nicht gesagt. Ammianus zeigt88, daß bei Beginn des Hunnensturmes das Volk östlich des Don wohnte, und die Sitze der heutigen Osseten, Nachfahren der Alanen, bestätigen dies. Rosenfelds Ansicht, die Stelle gebe den Zustand der vorgotischen Zeit wieder, mutet Ammianus eine Sinnlosigkeit zu, zu der kein Anlaß besteht. Sein Alanen-Exkurs soll die Verhältnisse schildern, deren Kenntnis nötig ist, um die Ereignisse von 375 zu verstehen. Als dritte Frage bleibt der Name der Greutungen. Die Deutung als „Feldleute"8' wird als grober Irrtum bezeichnet37. Mit grjot „Stein, Sand" werde in erster Linie das grobe Geröll der Gebirgsflüsse bezeichnet, und dieses könne nicht eine Bezeichnung des Ackerfeldes abgeben. Da es Geröll und Sand in Südrußland nicht gebe, müsse der Name aus Skandinavien mitgebracht worden sein. In einer „das Ursprüngliche wahrenden Handschriftenvariante bei lordanes38 werden die Greotingi genannt (das Evagre, Otingis der üblichen Texte kann nicht richtig sein)"8*. lordanes nennt diesen Stamm innerhalb einer längeren Reihe germanischer Stämme. Als Varianten bietet Mommsens Ausgabe, euagre, euagrae, euagere, euagerae sowie othingis, otingis. Der Herausgeber bemerkt: Rossi's 31
Ammian. 31, 3, i. Get. 117. 84 Get. 126. Eine Erklärung wird im zweiten Abschnitt dieses Kapitels gegeben. 35 31, 2, 13. " KZ. 66 (1939), 22 4 f. 87 H. Rosenfeld in: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 77 (1955). 240. 88 Get. 22. 8 a. . 241. 38
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cogilare de Greutungis. Eine das Ursprüngliche wahrende Variante Greotingi gibt es nicht. Rosenfeld, der sich ausdrücklich auf Mommsens kritischen Apparat beruft40, hat diesen ungenau gelesen. Aber auch Mommsens Vermutung ist nicht wahrscheinlich. Eua- bliebe unerklärt, und -grae, -gerae ist älter als -gre. Schließlich folgt bei lordanes: sunt et his exterior es Ostrogothae. Die Konjektur würde besagen, daß derselbe Stamm zweimal erscheine. Mit der skandinavischen Herkunft des Greutungennamens ist es nichts. In einer zweiten Behandlung41 erwiderte Rosenfeld, Greotingi und Ostrogothae seien Namen kleiner Stämme, deren einer bei der Südwanderung der Goten „zum Dominieren" kam, während der andere „erst später wieder sekundär" gebraucht wurde. Damals nämlich, als Greutungen und Terwingen sich vermengten und geographische Scheidung sich als nötig erwies. Doch damit ist vorausgesetzt, was erst bewiesen werden müßte. Kein Zeugnis unterrichtet von solchem Vorgang oder legt ihn, auch nur im Entferntesten, nahe. Über die handschriftliche Überlieferung belehrt, schlägt Rosenfeld jetzt, gestützt auf Müllenhoffs Konjektur mixti Evagreotingi, eine neue sprachliche Deutung vor. Aber schon die Grundlage ist schwankend. Mommsen hat auch diese Vermutung nicht in den Text gesetzt; er wußte, warum. Mixti Evagreotingi sagt nicht, womit diese gemischt waren, wohingegen überliefertes mixti Evagrae Otingis zumindest syntaktisch korrekt ist. Im Übrigen geben die ältesten Handschriften mixi, nur die jüngeren mixti. Eva- erklärte Müllenhoff nicht deuten zu können, Rosenfeld freilich ist um eine Vermutung nicht verlegen. Selbst, wenn sie zuträfe, wären „Wasser-Felsenleute" keine Greutungen. Überdies bleiben Etymologien, die der gesicherten handschriftlichen Grundlage entbehren, ohne Wert. Solange Herkunft des Greutungennamens aus Skandinavien nicht erhärtet ist, spricht der Ortsname Graudenz allein für die ältere, von Rosenfeld bekämpfte Deutung. Die Stadt liegt nicht auf Stein oder Fels, sie liegt in der Tiefebene, also im „Feld". In Südrußland gibt es kein Geröll, wendet Rosenfeld weiterhin ein. Aber wie er zugibt48, heißt grjot nicht nur „Stein", sondern auch „Sand". Er selbst spricht vom „sandigen Unterlauf" des Dnjepr43. Die ältere Deutung führte *· a. O. 240 Anm. i. 41 Beiträge zur Namenforschung 1956, 195 f. 41 Beiträge 77 (1955), 240 Anm. 3. 48 a. O. 241.
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zu ihren Gunsten an Heliand 5532: thuo sia thar an griete galgen riktun, an them felde uppan. Da ist der Gedanke, da sie einen Galgen auf dem griet (griot) errichteten, durch „oben auf dem Feld" erl utert44. Dagegen l t sich schlechterdings nichts sagen. Und wenn Rosenfeld einwendet, 5534 erscheine als dritte Kennzeichnung an berge, das an griete, an them felde uppan entspreche, so ist dies ein Irrtum. Wie an griete und an them felde, so geh ren uppan und an berge zusammen. Es bleibt dabei, da man den Namen der Greutungen aus den Gegebenheiten des Landes erkl ren mu , darin er heimisch ist. Die ltere Deutung konnte an die Drevljanen und Poljanen in Nestors Chronik45, „Waldleute" und „Feldleute", erinnern und hat diesen Terwingen und Greutungen gleichgesetzt. Man hat von anderer beite46 die scharfe wirtschaftliche Scheidung der Bewohnerschaft Osteuropas in Viehz chternomaden der Steppe und Pflugbauern der Waldsteppe betont. Auch an Herodots Scheidung zwischen den Σκύθαι άροτήρες, ΣκύΟαι γεωργοί und die an diese trennende Ύλαίη hat man erinnert47. Wieder ist Rosenfeld nicht einverstanden. „Da das trennende Waldgebiet bewohnt sei, behauptet Herodot mit keiner Silbe"48. Gewi nicht, aber er sagt etwas Anderes. Nach Erw hnung der Σκύθαι άροτήρες hei t es: τούτων δε καθύττερθε οΐκέουσι Νευροί, Νεύρων δε τε προς βορέην άνεμον έρημος ανθρώπων, δσον ημείς ΐδμεν. Den Σκύθαι γεωργοί und ihren Grenzen nach Osten und Norden schlie t sich ein entsprechender Satz an: ή δε καθύττερθε τούτων έρημος έο~π έττΐ ττολλόν. Herodot bezeichnet also ausdr cklich die unbewohnten Gebiete und rechnet die Ύλαίη nicht dazu. Aber auch der positive Beweis l t sich erbringen. Die Ύλαίη ist voll der mannigfachsten B ume, hei t es bei Herodot49. hnlich an einer zweiten Stelle60: das Skythenland ist baumlos au er der Ύλαίη. Jenseits des Tanais und damit au erhalb des skythischen Bereiches sitzen die Sauromaten51. Auch ihr Land ist baumlos, aber weiter n rdlich liegt ein Gebiet, das „seiner ganzen Ausdehnung dicht bestanden ist von 44 45 48 47 48 49 50 51
F. Specht bei F. Altheim, Niedergang der Alten Welt 2, 417 Anm. 380. Kap. 3 Miklosich; vgl. V. Thomsen, Der Ursprung des russischen Staates 8f. F. Hancar in: Berichte der r m.-german. Kommission 33 (1943—1950), 51 f. 4. i?—19a. O. 240 Anm. 3. 4. 76. 44, 194. 2i.
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mancherlei Wald" ( )). Also eine zweite , und in ihr 68 wohnen die Budiner . Damit sind alle Einwände besprochen. Es bleibt dabei, daß Greutungen nichts anderes als „Feldleute", den slawischen Poljanen vergleichbar, gewesen sind.
Der Einbruch der Hunnen nach Europa fällt nach einhelliger Auffassung mit dem Erscheinen des Volkes im Gebiet westlich des unteren Don zusammen. Vorangegangen war die Unterwerfung der Alanen, deren Raubzüge sich zwar westwärts bis zum Maiotischen Sumpf und zum kimmerischen Bosporus erstreckten1, die aber ihre Sitze östlich des Don hatten. Da nach damaliger Ansicht erst der Don Asien von Europa trennte2, wandte man der Unterwerfung der Alanen keine besondere Aufmerksamkeit zu. Ammianus war der erste und einzige, der sie erwähnte. Er beschränkte sich darauf, die Tatsache festzustellen, ohne anzugeben, wieviel Jahre sie dem entscheidenden Ereignis von 375 vorauflag. lordanes hat die Besiegung der Alanen, wie sein Wortlaut zeigt, Ammianus entnommen3. Doch er hat die Angabe an falschem Ort der zugrunde liegenden Darstellung seiner Hauptquelle, Priskos', eingefügt. Keinesfalls konnte der Krieg gegen die Alanen nach Überschreitung der Grenze Europas fallen, sondern mußte ihr vorangehen. Die Hunnen selbst glaubten sich durch ein verlaufenes Rind4 oder durch eine Hinde geführt, die den sie verfolgenden Jägern den Weg durch den 52
Eine unbewohnbareWaldzone ist angesichts der vorgeschichtlichen GorodischtscheKultur, die zur Waldzone gehört (A. M. Tallgren in: Eurasia Septentrionalis Antiqua 10, 171 f.), so unwahrscheinlich wie möglich. Über Gorodischtsche-Siedlungen an der Don-Mündung: Woprosi Skifosarmatskoj Archeologii (Akad. Nauk 1952), Karte S. 83 und zu S. 216. Über die Bedeutung der Waldsteppe für Bauern- und Hirtentum H. v. Wissmann in: Erdkunde n (1957), 177*·; für die Reiternomaden in: W. L. Thomas, Man's Role Changing the Face of the Earth (1956), 292 f. 1
Ammian. 31, 2, 21. Ammian. 31, 2, 13. 3 Ammian. 31, 2, 21 Halani . . . sunt Hunis . . . per omnia suppares. verum victu mitiores et cultu ~ Get. 126 Halanos quoque pugna sibi pares, sed humanitate, victu formaque dissimiles. So schon Th. Mommsen in seiner lordanes-Ausgabe p. 90 Anm. 2. 4 Sozomenos, hist. eccl. 6, 37. 2
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maiotischen Sumpf wies, indem sie durch abwechselndes Halten und Weitergehen ihre Verfolger hinter sich herlockte. lordanes l t seinen Attila noch vor der Schlacht auf den katalaunischen Feldern an jenes denkw rdige Ereignis erinnern5. Ausdr cklich wird hervorgehoben, da bis dahin die Hunnen den Sumpf f r unpassierbar hielten, da sie vom Vorhandensein einer jenseits liegenden Welt nichts ahnten*. Genug: der Weg f hrte nach jener Darstellung nicht ber den Don selbst, sondern irgendwo durch jenen Sumpf. Von vornherein ist die schm lste Stelle des Asowschen Meeres als Stelle des bergangs anzunehmen. Zosimos7 nennt den kimmerischen Bosporus, also die Enge von Kertsch, ausdr cklich. Der Don habe durch Schlammassen, die er mit sich f hrte, diesen gleichsam zu Land werden lassen (άττογαιωθείς) und so den Hunnen erm glicht, zu Fu von Asien nach Europa zu gehen. Soviel ist deutlich, da auch diesmal die Hunnen alanischem Vorbild folgten. Wie diese ihre Raub- und Jagdz ge zum kimmerischen Bosporus ausdehnten, so auch die Hunnen. Nur da diese die Enge berschritten, sich mit dem ganzen Volk aufmachten, ihre Nachbarn mitrissen oder unterwarfen. Die Berichterstatter heben das Pl tzliche im Auftreten der Hunnen hervor8; lassen jedoch erkennen, da diese schon seit Generationen am Ostufer des Asowschen Meeres sa en. Beide Nachrichten brauchen sich nicht zu widersprechen. Sie w rden sich unter der Voraussetzung vereinigen, da die bereits ans ssigen Teile des Volkes sich vermehrt hatten, und da unvorhergesehene Ereignisse dieses n tigten, neues Land zu gewinnen. Ptolemaeus' Xo voi sind schon seit der Mitte des 2. Jahrhunderts bezeugt. Ein Splitter des Gesamtvolkes, hatten sie lange vor dessen Hauptmasse das Vorland des Kaukasus erreicht. Vermutlich waren sie mit den Alanen nach Westen gewandert. Erst 356 erschien die ihnen folgende Hauptgruppe, als Chioniten, Hephthaliten oder Kidariten bezeichnet, an der Grenze der Sogdiane. In den sechziger Jahren des 4. Jahrhunderts setzten sie sich in ihr mit S p r's II. Erlaubnis fest (oben S. 35). Schon dort bereiteten sie der alanischen Herrschaft ein Ende, und als die Masse, die in der Sogdiane nicht Raum gefunden hatte, sich weiter gen Westen w lzte, stie en sie dort auf den seit zwei Jahrhunderten ans ssigen Splitter 5
Get. 206.
• lordan., Get. 124 paludem Meotidam quem impervium ut pelagus aestimant; 125 qui praeter Meotidam alium mundunt esse paenitus ignorabant; Prokop., Goth. 4, 5 έττεί o re διέβαινόν ττοτε τα ύδατα ταϋτα οοτε διαβατά είναι ΟττώτΓτεν/ον. 7 4. 20, 3· * Nicht nur Ammianus und Orosius, auch Zosimos 4, 20, 3.
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des eigenen Volkes und erneut auf Alanen. Kurz vor 370 m gen die ersten Gruppen des hunnischen Nachschubs angekommen sein und sich rasch verst rkt haben. Wieder hatten die Alanen die Folgen zu tragen. Sie wurden unterworfen, hatten Heeresfolge zu leisten, und wer sich diesem Schicksal nicht f gen mochte, mu te auf das Westufer des Don, in den gotischen Bereich, ausweichen". Die Hunnen, sagt lordanes10, bewunderten das neuentdeckte Land. In der Tat kamen sie in einen Bereich, der klimatisch milder und zugleich f r die Bebauung geeigneter war (χωράν αέρι μετριώτερον καΐ γεωργίς( ήμερον Αχούσαν)11. Es hatte sich gezeigt (oben S. 112f.), wie abh ngig nomadische Bewegungen von den klimatischen Voraussetzungen zu sein pflegen. Schon dem ersten Erscheinen der Chioniten an der Grenze der Sogdiane 356 war ein Jahr zuvor ein strenger Winter vorangegangen1*. Die Beobachtung best tigt sich bei dem Hunnensturm von 375. Nach Zosimos'1S ausdr cklichem Zeugnis hatte der Winter 374/75 l nger als blich gedauert. Die eisige Erstarrung, darein die Steppe fallen mu te, hatte sich tief in den Fr hling ausgedehnt. Die vorangegangenen K mpfe gegen die Alanen, Verluste auf beiden Seiten, die unvermeidlichen Einbu en an Vieh durch Krieg und K lte, schlie lich die infolge des Nachschubs aus dem Osten angestaute Masse der Hunnen und demzufolge die Verknappung der Ern hrung mu ten sich auswirken. So kam es zum Ausbruch nach Westen, dessen berraschende Pl tzlichkeit alles in Staunen und Schrecken setzte. Der Angriff der Hunnen (erst mit geringen Kr ften, dann mit voller Macht vorsto end)14, fand die Goten in ung nstigster Lage. Der Don h tte zweifellos eine g nstige Verteidigungsstellung geboten. Da man durchaus in der Lage war, sich solcher Vorteile zu bedienen, zeigt die Tatsache, da kurz danach der Westgote Athanarich hinter dem Dnjestr eine hnliche Stellung aufzubauen und zu halten versuchte. Auch die sp tere Wahj Thrakiens als Zufluchtsort erfolgte im Hinblick auf die sch tzende Donau16 Da die Angreifer indessen ber die Meerenge von Kertsch gegangen waren 9
Ammian. 31, 3, i und 3. Die letzte Stelle zeigt, da auch Hunnen damals zu den Goten kamen. Wichen Teile der l ngst ans ssigen Xo voi vor ihren nachdr ngenden Stammesvettern aus ? 10 Get. 125. 11 Sozomenos, hist. eccl. 6, 37. 12 R. Hennig, Katalog bemerkenswerter Witterungsereignisse 8. 13 4. i?- 2. 14 Ebenda 37. 15 Ammian. 31, 3, 8.
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fiel die Abwehr am Don dahin; der furchtbare und bewegliche Feind stand bereits weit im R cken. Mehr noch, verst rkt durch hunnischen Nachschub aus dem Osten und durch die zur Heeresfolge gen tigten Alanen, fand er weiteren Zuzug an den hunnischen St mmen, die sich jenseits des Asowschen Meeres, vermutlich an dessen Nordrand, angesiedelt hatten." „Denn sobald16 sie jenen ungeheuren Sumpf berschritten hatten, rissen sie dort Alpidzuren, Alcildzuren, Itimaren, Tunkarsen und Boisker, die am Ufer des dortigen Skythien sa en, wie ein V lkerwirbel mit sich fort", berichtet lordanes17. Sogleich erwies sich, da die bewegliche Kampfesweise der Hunnen dem Gegner im offenen Feld berlegen war. Sie k mpften nicht in fester Reihe, bekundet Zosimos18, sondern mit dem Pferd verwachsen, wie sie waren, schw rmten sie aus und umzingelten, stie en sie vor und zogen sich in verstellter Flucht zur ck. Unaufh rlich aber bersch tteten sie den Feind mit dem Regen ihrer Pfeile19, der dadurch, ohne sich wehren zu k nnen, unerme liche Verluste (άπειρον ... φόνον) erlitt. Die Hunnen, die offenbar zun chst keine Gefangenen machten30, schonten in ihrer Mordlust auch Weiber und Kinder nicht21. Vor dem Schrecken, der dem furchtbaren Gegner vorausging, wichen die Goten aus ihren Siedlungenaa und begannen nach Westen zu str men. Ermanarich, m chtiger Sieger ber seine Nachbarn und Herrscher eines Reiches, das sich vom Don bis zu den Karpathen, nach Norden bis zur Kama und Oka erstreckte, war nicht imstande, der Gefahr entgegenzutreten. Er konnte nur noch auf die Ostgoten, nicht mehr auf ihre westlichen Vettern z hlen, die von ihm abgefallen waren23. Im hundertzehnten Lebensjahr 14
ber mox als Konjunktion (= max ut, simulatque) vgl. Th. Mommsen in seiner Ausgabe 192 f. s. v. 17 Get. 126. 18 4, 20, 4. 19 Noch Prokop (Got. i, 27, 27) r hmt die Hunnen als Ιτητοτοξόται αγαθοί w hrend die Goten, wenn sie beritten k mpften, sich allein des Speers und Schwertes bedienten. Ihre Bogensch tzen berdies fochten zu Fu und waren hinter der Schlachtreihe aufgestellt. 20 lordan.. Get. 125 quantoscumque prius in ingressu Scytharum habuerunt, litavere victoriae. 21 Eunapios bei Konstant. Porphyrog., de legat. 595, ιοί. 22 Zosim. 4, 20, 5 ων είχον έκστάντας οΙκήσεων. 23 lordan., Get. 130. Wer die Rosomoni waren, ist unklar. Eine Vermutung bei G. Vernadsky, Ancient Russia3 (1946), io8f.; eine andere bei J. Marquart, Osteurop ische und ostasiatische Streifz ge (1903), 3 82 f.
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stehend, litt er überdies an einer Wunde, die ihm zwei Brüder, die den Tod ihrer Schwester an ihm rächen wollten, zugefügt hatten24. Gleichwohl trat er dem Unheil, das über ihn und die Seinen hereingebrochen war, solange es ging, mit Standhaftigkeit und Umsicht entgegen26. Endlich aber erlag er dem Eindruck der Unglücksbotschaften, die ihn überkamen, und gab sich freiwillig den Tod. Sein Nachfolger Withimer suchte den schon aussichtslos gewordenen Kampf mit Hilfe alanischer und hunnischer Hilfstruppen, die er angeworben hatte26, fortzuführen. Aber er mußte bereits in das Gebiet der Anten ausweichen, deren König den Hunneneinfall benutzt hatte, um von Ermanarich abzufallen. Withimer hielt ein Strafgericht über die Abgefallenen und setzte weit im Süden, nach Kolchis hin, den Widerstand ein Jahr lang fort. Endlich trat ihm der Hunnenkönig Balamber, dem bereits Ermanarich erlegen war, entgegen. In zwei Zusammenstößen soll der Gote Sieger geblieben sein. In einem dritten Treffen, am Flusse Erac2ea, traf Balamber mit einem Pfeilschuß seinen königlichen Gegner am Kopf und tötete ihn. Damit war der letzte Widerstand dahin. Schon hatte die Hauptmasse der Ostgoten Balamber Heeresfolge gegen Withimer leisten müssen. Jetzt nahm sich Balamber dessen Enkelin zum Weibe27 und besiegelte damit seine Herrschaft über die Unterworfenen. Fortan herrschte, unter hunnischer Aufsicht ein gotischer Unterkönig (regulus) über sein Volk. Hunimund, der erste in ihrer Reihe28, trug die Abhängigkeit von seinen Herren im Namen. M
Jordan., Get. 129. Alle Einzelheiten sind fraglich: Müllenhoff in Mommsens Ausa6 gabe 164 s. v. Rosomoni. Ammian. 31, 3, 2. 18 Ammian. 31, 3, 3. Das Folgende nach Jordan., Get. 2$6 . Vinitharius ist offenkundig mit Ammianus' Vithimeris eins, und auch der Verlauf der Ereignisse stimmt in großen Zügen überein. Daß die Goten vor dem in freiem Feld übermächtigen Feind in das von den Anten bewohnte Kolchis auswichen und dort sich eine Zeitlang zu halten vermochten, war das Natürliche. Es besteht kein Anlaß, von einer Sage zu sprechen, wie E. A. Thompson, a. O. 23 Anm. 2 dies tut. Allenfalls mögen Übertreibungen derart, quanta strage de Hunnorum Venetharius fecit exercitu, auf Rechnung gotischer Berichterstattung zu setzen sein. Ma Es ist der kolchische Phasis: De admin, imp. 45, 130; 158; 173 Moravcsik. *7 Es sei daran erinnert, daß der Arsakide Phraates II. nach seinem Sieg über Antiochos VII. Sidetes mit dessen Nichte auf gleiche Weise verfuhr (die Einzelheiten bei F. Altheim, Weltgeschichte Asiens 2, 98). Daß auch Kutaiba b. Muslim nach der Eroberung Sugd's die dort gefundenen Enkelinnen (nach anderer Nachricht nur eine) in den Harem al-Walid's b. 'Abdulmalik sandte: Tabari, ann. i, 2873 f. Für die Hephthaliten bezeugt eine ähnliche Sitte Jos. Styl. 19, 4f. Zur Genealogie Th. Mommsen in der lordanes-Ausgabe p. i43f. Nr. 16; 144 Nr. 18. Vgl. lordan., Get. 249: proprius regulus quamvis Hunnorum consüio.
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Immerhin blieben solche, die sich nicht unterwarfen und die Auswanderung statt des fremden Joches wählten. Ihre Führer, Alatheus und Safrac, bewährt in den letzten Kämpfen, nahmen Withimers unmündigen Sohn Widerich unter ihren Schutz und entzogen ihn dadurch hunnischem Zugriff. Die Schar begab sich zu den Westgoten, die am Dnjestr des feindlichen Angriffes harrten. Es fällt auf, daß weder Alatheus noch Safrac einen gotischen Namen tragen. Was hinter dem ersten sich birgt (der vermutlich an $, angeglichen ist, ohne mit ihm eins zu sein), bleibe unentschieden. Vergleich mit krimtürkischem $ führt nicht weiter, 29 solange dieses selbst etymologisch ungeklärt bleibt . Safrac hingegen, zu dem die handschriftliche Überlieferung Ammians den Ablativ Safrago, Safraco beiträgt29ft, erweist sich schon durch das Suffix -äg, ag als alanisch30. Der inschriftlich bezeugte Name $31 bietet sich zum Vergleich an. Bezeichnend, daß die führende Schicht derer, die sich nicht ergeben mochten, solche waren, die nicht auf Schonung rechnen durften. Sie gehörten den alanischen und vielleicht auch den hunnischen Söldnern an, mit deren Hilfe Withimer seinen letzten Kampf geführt hatte. Als Überläufer und Abtrünnige waren sie genötigt, den Widerstand fortzusetzen. Am Dnjestr begann das Gebiet der Westgoten oder Terwingen. Sie waren sich darüber im Klaren, daß der nächste Stoß ihnen galt. Athanarich, Richter (iudex)32 seines Volkes, stellte dessen Heerbann am Westufer des Flusses, der von Alatheus und Safrac geführten Schar zur Seite, auf. Beide Heeresteile erwarteten den Feind in befestigten Lagern, die nur wenig voneinander entfernt waren33. Abwehr hinter dem Fluß, die der Don den Ostgoten nicht gewährt hatte, war jetzt möglich. Um die Aufstellung in Ruhe vorzubereiten (ipse aciem nullo turbante interim struens), hatte Athanarich 29 29a
30
G. Moravcsik, Byzantinoturcica i, 66. 31, 12, 12; 31, 12, 17.
W. Miller, Die Sprache der Osseten 88f. § 95, 2 und 4.; Beispiele auf S. 6 31 L. Zgusta, Die Personennamen griechischer Städte der nördlichen Schwarzmeerküste 204 §328. 436 mit Versuchen einer Etymologie. ' [.] $ (L. Zgusta, a. O. i86f. § 270, 436) sei angesichts Alatheus' wenigstens erinnert. Die in: Attila und die Hunnen 213 Anm. 88 gegebene Ableitung entfällt. 32 Ammian. 31, 3, 4: Thervingorum iudex. Dazu E. A. Thompson in: Historia 4 (1955/56), 331. 33 Ammian. 31, 3, 5. Der angebliche „Greutungen-Wall" (Greuthungorum valid) ist nach Ausweis von V.: agere ut ungoru vollem ein Greutungen-Tal (Greuiungorum valle).
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eine Vorhut unter Munderich34 auf das Ostufer des Flusses gesandt. Sie sollte die Bewegungen des Feindes beobachten. Die Hunnen durchschauten die Maßnahme und ließen sich durch sie nicht aufhalten. Sie umgingen den nächsten Gegner und stürzten sich auf den entfernteren, in dem sie richtig die Hauptmacht erkannten. Begünstigt durch eine mondhelle Nacht, überschritt die Masse der Hunnen den Dnjestr und tauchte plötzlich vor den völlig Überraschten auf. An Widerstand war nicht zu denken. Athanarich durfte sich glücklich schätzen, das Heer ins bergige Gelände gerettet zu haben, wohin die feindlichen Reiter nicht folgen konnten (effugia montium praeruptorum36). Der Westgote gab den Kampf nicht auf. Getreu dem bisherigen Verhalten, suchte er sich in einer neuen Widerstandslinie zu setzen. Sie begann hinter dem Pruth, dort wo das westliche Ufer von Höhen begleitet war, und führte den Lauf des Flusses entlang bis zur Mündung in die Donau (a superciliis3* Gerast fluminis ad usque Danubium), das Gebiet der Taifalen87 noch einschließend. Diesmal versuchte man die Verteidigung durch eine rasch aufgeführte Mauer zu verstärken38. Erneut ließen die nachdrängenden Hunnen den geschlagenen Gegner nicht zur Ruhe kommen. Nur das Übermaß der Beute, das die Sieger mit sich schleppten, rettete die Westgoten vor der Vernichtung. Weiterer Widerstand war nicht möglich. Der größere Teil seines Volkes verließ, von Hunger bedrängt, seinen bisherigen Führer Athanarich89 und wandte sich der Donau zu. In Thrakien hoffte man, gedeckt durch die 34
Ammian. 31, 3, 5 Munderichwn ducem postea limitis per Arabiam. Ammianus' Bericht über den Feldzug gegen die Westgoten steht einzig da, in der militärischen Genauigkeit und die Fülle der Ortsangaben. Sollte er ihn aus Munderichs Munde erhalten haben ? 35 Gemeint sind die Vorhöhen der Karpathen beiderseits des Unterlaufs des Pruth. 86 Supercilia wie gebraucht, dazu Altheim-Stiehl, Finanzgeschichte der Spätantike (1957), 259'· vgl· noch Ammian. 24, i, 2: supercilia fluminis . . . Eufratis. 37 Über ihre Sitze nördlich der unteren Donau vgl. lordan., Get. 91. Die Taifalen erscheinen in der Folge, neben Hunnen und Alanen, als Kampfgenossen der Goten: Epit. de Caes 47, 3. 38 R. Vulpe hat in Sbornik G. Kazarow (1951), 8if. über die Wälle des unteren Bessarabien gehandelt. Er bespricht a. O. 93 Ammianus' Notiz 31, 3, 7, betont aber mit Recht, daß im Wall zwischen Vadul Isac und Eschipolos Athanarichs Anlage nicht erkannt werden kann. Da die römische Anlage ins 4. Jahrhundert gehört, kann sie allenfalls der westgotischen Mauer als bauliches Vorbild gedient haben. 39 Sozomenos, hist. eccl. 6, 37, berichtet gar von zwei Parteien unter den Westgoten, die unter Athanarich und Fritigern sich bekämpft hätten. Die Oströmer hätten durch Eingreifen zugunsten Fritigerns den Kampf entschieden. 23 Altheim, Hunnen I
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Donau als mächtigerem Strom, vor dem Schrecken, der dem hunnischen Namen voraneilte, geschützt zu sein. Im Herbst 376 wurden die Flüchtigen, unzählbare Scharen40 oder, wie eine andere Quelle41 angibt, einschließlich der Weiber und Kinder 200000 Köpfe, über den Fluß gesetzt. Auch die Alanen und Hunnen, die erst auf ostgotischer, dann auf westgotischer Seite gefochten hatten, gingen über den Strom. Alatheus und Safrac hatten ihre Truppe durch alle Gefahren zu retten verstanden. Neben Fritigern erscheinen sie jetzt als primates et duces ihres Volkes42. Als Befehlshaber der Reiterei, die aus Goten und Alanen gemischt war, entschieden sie die Schlacht bei Adrianopel43. Zuvor hatten die eingeschlossenen Goten, in schwieriger Lage, sich an Hunnen und Alanen gewandt44; es bleibt unklar, ob es Angehörige des eigenen Heeres waren oder einstige Gegner, die die Verfolgung ans Nordufer der Donau geführt hatte45. An späterer Stelle vernimmt man, daß diese Hunnen und Alanen, „überaus kriegerische und tapfere Männer, die in der Gefahren Not erprobt waren", von Fritigern durch „ungewöhnlich verlockenden Lohn" für seine Sache gewonnen waren46.
Eine ferne Kunde vom Hunnensturm hat sich im altnordischen Lied von der Hunnenschlacht (Hervarasaga) erhalten. Zwar siegen die Goten über ihre Gegner, wie denn manches aus späteren Ereignissen, besonders aus der katalaunischen Schlacht, eingeflossen ist. Immerhin hat sich von der örtlichkeit der ersten Gotenkämpfe manches erhalten. Freilich ist auch dies nicht unbestritten geblieben. Es handelt sich um zwei Stellen, deren überlieferten Text1 H. Rosenfeld wie folgt herstellt2: kendu peim dylgju / ok a Dunheidi / orrustu ßeim/ 40
41 Ammian. 31, 4, 6. Eunapios bei Konstant. Porphyrog., de legat. 595, 12 i Jordan., Get. 134. Ammian. 31, 12, 12; 17. 44 Ammian. 31, 8, 4. 45 E.A.Thompson, a. O. 25. G. Vernadsky (Ancient Russia2, 133) erinnert daran, daß ein Fluß nördlich der Donau bei Isidor von Sevilla, Etymol. 9, 2, 94 als „Alanenfluß" (Lanus) erscheint. Ob die Gründung von lasi bereits in diese Zeit gehört, ist fraglich. 46 Ammian. 31, 16, 3. Miris praemiorum inlecebris entspricht 8, 4 spe praedarutn ingentium. 1 A. Heusler und W. Ranisch, Eddica Minora (1903), gf. 2 Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 77 (1955), 236 Anm. 3. 42
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und Jassarfigllutn. Und: byd ek ydur dylgju / ok a Dunhheidi / orrustu ydur / und Jassarfinllum. Er übersetzt: „Fordere sie zum Streit auf der Dunheide, zum Kampf unter den Jassarbergen". Der Urheber dieser Übersetzung meint, Dunheide könne nur die „Donauheide" bedeuten, und zu diesem Befund stimme, daß keine Nachricht Goten am Don beheimate. Die Jassarberge aber trügen den Namen der lazygen. Es handle sich um die „Hügelkette, die den Bakonywald nach Nordosten mit dem Mätragebirge verbindet"3. Man werde also mit der Dunheide auf die Donauebene bei Budapest und Waitzen verwiesen*. Brieflich fügte Rosenfeld hinzu: „Die Hunnenheere sind nach sorgfältiger Vorbereitung des Überfalls ins Gotenreich eingebrochen, verheeren dieses bis zu den Karpaten (in der Saga Myrkwid .Dunkelwald' genannt) und zerstören dort eine Sperrfestung. Dann rücken sie weiter nach Westen vor. Jetzt erst kommen Boten vom Gotenkönig und laden die Hunnen zum Kampf auf der Dunheide. Diese muß also westlich der Karpaten liegen". Zugestandenermaßen handelt es sich bei den Goten um Ostgoten. Sofort ergeben sich Schwierigkeiten. Daß mit Myrkwid die Karpaten gemeint seien, ist unbewiesen. Dasselbe gilt von der Annahme, daß sich in der hohen Burg der Südmark der Einbruch in Siebenbürgen spiegele. Überdies ist nicht einmal wahrscheinlich, daß beide Gleichsetzungen zutreffen. Wenn man im Lied von der Hunnenschlacht, wie dies Rosenfeld tut, geschichtliche Erinnerung sucht, muß man feststellen, daß Ostgoten niemals in Siebenbürgen gesessen oder in den Karpaten eine Südmark gehabt haben. Vielmehr wohnten an beiden Orten bis 376 die Westgoten, nicht die Ostgoten. Daß danach diese das verlassene Gebiet besetzt hätten, ist nirgendwo gesagt. Man weiß lediglich, daß nach der Schlacht am Nedao und vor dem hunnischen Angriff auf Walamer die Gepiden das alte Dazien sich nahmen5. Mit dieser einfachen Feststellung fällt bereits Rosenfelds ganze Auffassung. Es konmmt hinzu, daß der einzige unbestrittene Hinweis im Text des Liedes nicht nach Siebenbürgen, sondern nach Südrußland führt. Rosenfeld selbst gibt zu: „Auf das Gebiet der alten Gotensitze am Schwarzen Meer bezieht sich der Name des Danpar ,Dnjepr'. Mit den heiligen Gräbern am Gestade des Dnjepr dürften die skythischen Königsgräber bei Nikopol gemeint sein, von denen schon Herodot 4, 71 berichtet·." Da das Gebiet der 3 5
a. O. 236.
4
a. O. 238.
Jordan., Get. 264. • a. . 238. Zur Bildung P. Kretschmer in: Glotta 24 (1936), n f . 23*
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Westgoten westlich des Dnjestr begann, steht man mit dem Dnjepr mitten im ostgotischen Bereich. Auch die Behauptung, da man von Goten am Don nichts wisse, hat sich bereits erledigt (oben 8.342!.). Ammianus zufolge7 waren die Greutungen, wiederum also die Ostgoten, Nachbarn der Alanen, deren Westgrenze der Don bildete. Auch der Name Dunheidr weist auf den Don. Rosenfeld hat auf das Gebiet des Iranischen einen Ausflug unternommen, der keineswegs zur Kl rung beitr gt. Das kurze α von Τάναι$ habe sich germanisch erhalten m ssen, meint er, w hrend D nubius germanisch zu D nawi und gotisch nach Pseudo-Caesarius' von Nazianz zu Δούναβις wurde8. Da ist zun chst festzustellen, da die Form Dun- keinesfalls auf Τάναις zur ckgehen kann. Weiter, da D nubius auf altiran. (avest.) d nav- „Wasser, Flu " weist. Dazu geh rt auch osset. don „Wasser, Flu "9, auch in den Flu namen Ardon (osset. rra-don „w tender Flu "), Sau-don, Kuron-don erhalten. Daneben erscheint -dan in Sak-dan „Hirschflu ". Don geht also gleichfalls auf d nav- zur ck, und auch gotisches Δούναβι$ kann nicht lat. D nubius wiedergegeben, sondern nur Weiterbildung von d nav- sein. Lautliche Entsprechung zu d nav- „Don" endlich war Dun, und auch altnord. Danr l t sich nur auf don, -dan, nicht auf Τάναις zur ckf hren10. Es bleibt die Frage, was dieses Τάναι$, lteste bezeugte Form, gewesen sei. Soviel ist deutlich, da es ein lteres *TavocFi$ ist, der Bildung nach Δούναβις entsprechend. Wie aber ist die anlautende Tenuis und der kurze Vokal der ersten Silbe zu verstehen ? Einen Augenblick k nnte man erw gen, ob beide Erscheinungen der Vermittlung durch ugrofinnische Aussprache zu verdanken sei11. Auch bei dem Namen der Wolga lie e sich vermuten, er sei aus ugrofinnischem Mund den Griechen zugekommen12. Doch O. Szemerenyi lehnte diese Auffassung ab, da die Gebiete, mit denen die Griechen im Austausch standen, damals von Iraniern bewohnt waren (brieflich 7 8
31. 3. i; vg!· 31· 2· *3-
a. O. 235; vgl. J. Marquart, Osteurop. und ostasiat. Streifz ge 483; P. Kretschmer in: Glotta 24 (1936), 7. 9 W. Miller, Die Sprache der Osseten 2 : 4 ; 20. 10 Hinweis O. Szemerenyi's. 11 > a vgl. moksa-mordwin. sava, ur-mordwin. *saga zu altmd.ch g -,,Ziege": H. Jacobsohn, Arier und Ugrofinnen (1922), 115. Dann d >t vgl. s d-wogul. tuts-, tutas-, tots- zu iran. Da&uS : H. Jacobsohn, a. O. 55. F r beide Erscheinungen wogul. tas „fremd" zu altind. d sa-: H. Jacobsohn, a. O. 155 Anm. i; 183. 12 H. Jacobsohn, a. O. 238!; vgl. unten S. 421.
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13. 2. 1958)13. Er meinte weiterhin: „Hinsichtlich Tavccis habe ich stets angenommen, da t- f r d- Lautsubstitution sei14. Aber die Vokalquantit t ist nicht leicht so abzutun". Er dachte an Trennung der Namen Τάναι$ und Don, nach J. Marquarts Vorbild, und verwies auf M.Vasmer's Russisches etymologisches W rterbuch i, 362, wo freilich der Unterschied in der Vokall nge wiederum unerkl rt geblieben sei16. Eine der Quellen Herodots in seinem skythischen Logos ist Aristeas' Epos16, das er ausdr cklich anf hrt17. Wer von den Issedonen oder von der Vertreibung der Kimmerier aus ihrer Heimat am S dmeer durch die Skythen berichtete18, mu te den Tanais kennen. Denn jenseits dessen sa en die Issedonen und ostw rts, dann s dw rts am Gestade des Schwarzen Meeres entlang, zogen die Kimmerier nach Asien19. Es besteht also die Wahrscheinlichkeit, da Aristeas in seinem Epos den Tanais als erster genannt hat, wenn anders er um die Mitte des 6. Jahrhunderts, also noch vor Hekataios schrieb20. Unter der Voraussetzung, da die Form urspr nglich hexametrischer Dichtung entstammte und von dort aus ihren Weg in die geographisch-geschichtliche Literatur gefunden hat, erkl rt sich auch die Vokalk rze der ersten Silbe. Der Name mu te, um verwandt zu werden, sich dem Metrum f gen. Messung "Tccvcus - « ^ lie sich innerhalb des Hexameters nicht brauchen. So kam es zur Verk rzung T vcus ^ „ ί, wozu Dionys. Perieg. 5,14; 660; 679 (τόσσοι μεν Τάναϊν ττοταμόν ττεριναιετάονσιν); Ovid., trist. 4» 49 '· her. 5, 107; Horat., carm. 3, 10, i; Vergil.., georg. 4, 51721. Es handelt sich um ein Wort, das nur in gelehrter berlieferung sich fortpflanzen konnte und au erhalb dieser nicht bestand. Es zum Etymon der gotischen und altnordischen Flu namen zu machen22, w re ein Unding. Von vornherein kann also Dunheidr ebensogut eine ,,Donheide" wie eine „Donauheide" sein. Wenn sie neben Daw^xzr-Dnjestr begegnet, wird 13
Die erste Erw hnung eines ugro-finnischen Volkes findet sich bei Hellanikos, vgl. J. Harmatta in: Acta Ant. Hung. 2 (1954), 291 f. 14 P. Kretschmer in: Glotta 24 (1936), 4. 15 Vorschl ge bei P. Kretschmer, a. O. n f .(,,kein leichtes Problem1'). 18 E. Norden, D. german. Urgesch. in Tac. Germania (1920), i8f. 17 4- i3f18 4, 13 Ende. 19 4. 12. 20 E.Norden, a. O. 19; J. Harmatta, Quellenstud. zu d. Skythika des Herodot (1941), 56. 21 2 P. Kretschmer, a. O. u. - Wie H. Rosenfeld dies tut.
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schon dadurch die ,,Donheide" wahrscheinlicher. Aber man braucht sich nicht auf allgemeine Erw gungen zu beschr nken. Der beiderseitige Wortausgang gibt hinreichende Auskunft. Auf der einen Seite steht die Weiterbildung von d nav-: Danubius, Δούναβη, *ΤάναΡι$, die sich noch im Namen der Donau: Donawi erhalten hat. Aber don, -dan ist vom nicht erweiterten Stamm d nav-gebildet, und Dunheidr stellt sich damit zum Don, nicht zur Donau. Im Syrischen entspricht d nabis, d nabis,~tanis (tnyws) auf der einen Seite28, das oben (S. 60f.) bei Bardesanes hergestellte dwnw auf der anderen. Es bleiben die Jassarberge. Als Bezeichnung der Alanen24 kennen die arabischen Geographen As, As; Piano Carpini (1245) nennt Alani sive Assi und Rubriquis (1253—4) Alani sive Aas. Rosenfeld schlie t daraus, das Volk k nne germanisch nur *Assar odei hnlich lauten. „Erst bei den sp ter vordringenden Slawen mu te mit dem blichen /-Vorschlag Jasi daraus werden26". Damit sei R ckf hrung der Jassar auf die Alanen ausgeschlossen. Rosenfeld erblickt statt der Alanen in Jassar die lazygen. Er leitet den Namen der Μάζυγε$ von iran. yahu- „rastlos" ab. Mit Aufhellung der Mittelvokale, wie sie got. Δούναβις neben Danubius beweise, habe sich Μάζυγε$ zu got. *Jazaga(ns) gewandelt. „Aus einem got. *Jazaga-felisos konnte durch Kontraktion und Abschleifung leicht altnord. Jassar/ioll werden"2*. Zun chst ist zu sagen, da es iran. yahu- nicht gibt. Wohl aber kennt man sanskr. yahu- „restless, swift, everflowing". Entsprechendes iran. *yazu-ka- k nnte in neupers. yazek „leicht bewaffneter Soldat vom Vortrab, Vedette" fortleben. Dazu Hesych. "Ηζακα$· γένο$ στικτόν τταρά ΤΤάρθοις, wo P. de Lagarde στικόν lesen wollte27. Weiter l t sich Wandel von Ίάζυγε$ zu *Jazaga(ns) mit dem von Danubius zu Δούναβις nicht ohne Weiteres vergleichen. Es besteht, wie gezeigt, die M glichkeit, da die gotische Form auf das originale d nav- oder eine davon gebildete Ableitung 28
J. B. Chabot, Chronique de Michel le Syrien 2 (1901), 362 Anm. 9; 380 linke Spalte Z. 25; 381 rechte Spalte Z. 18; 27 syr. 24 H. W. Bailey in: Transact. Philol. Soc. 1945, 2 f. ber das Verh ltnis von Alanen, s und Osseten J. Harmatta in: Acta Oriental. Hung, ι, 26i f.; zu seinen Aufstellungen jetzt L. Zgusta, Die Personennamen griechischer St dte der n rdlichen Schwarzmeerk ste 268 f. 25 a. O. 237. 28 a. O. 237. Anm. 4. 27 Hinweis O. Szemerenyi's.
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und nicht auf die lateinische Form zur ckgeht. In diesem Fall l ge im α von Δούναβις keine „Aufhellung", sondern der urspr ngliche Vokal von altiran. d nav- vor. Der angesetzte bergang von *Jazaga-felisos zu Jassarftoll bleibt, was Verschleifung und Kontraktion angeht, ohne Parallelen. Heinz neben Heinrich, Fritz zu Friedrich, Anso Aso ASS zu Ansgar besagen wenig. Denn germanische Personennamen und ein Stammesname iranischer Herkunft sind Gr en, die sich schwerlich vergleichen lassen. Es bleibt der angeblich slawische j-Vorschlag vor dem anzusetzenden got. *Assar. Solchen Vorschlag weist das Ossetische auf: ost-osset. y fs, west-osset. sf „Stute zu awest. asp z*. Man bedarf zu seiner Erkl rung demnach des Slawischen nicht. Es bleibt zu fragen, wie alt der ossetische j-Vorschlag ist. Ammianus29 sagt von den Alanen: ex montium appellatione cognominati. Gemeint sind die bei Ptolemaeus so genannten 'Αλάνα όρη30. Unter diesen wohnen die Zccpcrrcct und unter ihnen wiederum die Ίασται31. Schlie endes -ται ist aus den Namen Σαυδαράται, Σαυρομάται, Μασσαγέται, Αύχάται, Μαϊται, Παραλάται bekannt und entspricht der ossetischen Pluralendung-ία32. Man kommt demnach bei Ίασται auf einen Stamm Ίασ-, der nichts anderes als ASS mit dem gesuchten j-Vorschlag ist. Die aus dem OstOssetischen belegte Erscheinung war demnach schon im 2. Jahrhundert bekannt. Nicht allzuweit von den Ίασται sitzen die Άσαϊοι33, von Rosenfeld selbst als ASS anerkannt34. Als Ergebnis darf man buchen, da nicht nur der Dan-par der Hervarasaga, sondern auch Dunheidr und Jassarberge nach S dru land, in die alten Sitze der Ostgoten f hren. Man denkt an ein umstrittenes Grenzgebiet, vielleicht eine Art von Milit rgrenze, die auch sonst von Erinnerungen an Taten und K mpfe erf llt zu sein pflegen36. 28 29
30 31 32 33 34 35
(1957).
W. Miller, a. O. 23 § 2i, 3. 31, 2, 13. Geogr. 6. 14, 3; n. Ptolemaeus, geog. 6, 14, n. W. Miller, a. O. 42. Ptolemaeus, geog. 5, g, 16. a. 0.236; L. Zgusta, a. O. 267 ist unrichtig. Dazu A. Angyal, Die Welt der Grenzfestungen, in:
S dostforschungen 16
15. KAPITEL
FORMEN DER GESELLSCHAFT. ZUSAMMENFASSUNG i Hunnische Gesellschaft und deren Ordnung konnten bisher kaum berührt werden. In der Tat sind die Zeugnisse gering an Zahl, und was zuvor von der Einrichtung der dehkän bei den Hepththaliten gesagt wurde, führt in weit spätere Zeit. Immerhin sind aus der Zeit, da die Hunnen erstmals in Osteuropa auftraten, einige Nachrichten erhalten. Zuletzt hat J. Harmatta in zwei Arbeiten ein Bild hunnischer Gesellschaft zu zeichnen unternommen. Freilich, die Ergebnisse einer ersten Behandlung1 von Attilas hat er in einem zweiten Aufsatz: "The Desintegration of the Hun Empire"2 teilweise aufgegeben3. Anderes indessen hat er weitergeführt und zu einem Gesamtbild zu runden versucht. Vom ältesten Zustand zeuge Ammianus Marcellinus4: aguntur autem nulla severitate regali, sed tumultuario primatum ductu contenti perrumpunt quiquid incident. Harmatta erörtert E. A. Thompsons Deutung6, wonach Primates nur eine zeitlich auf den Krieg begrenzte Führerschaft bezeichne. Wollte man dies annehmen, so hätten die primates keine Klasse innerhalb der hunnischen Gesellschaft gebildet. Um die Ermittlung einer solchen Klasse aber geht es Harmatta: zeigten doch die hunnischen Gräber an Don und Wolga*, daß eine durch Reichtum ausgezeichnete Schicht innerhalb des Volkes bestanden habe. Harmatta verweist auf den sonstigen 1
Acta arch. Hung, , 138f. Acta arch. Hung. 2, 277i. 3 a. O. 298. Dazu Altheim-Stiehl, Ein asiatischer Staat i, 262f. * 3i. 2, 7. 8 A History of Attila and the Huns 44 f. 8 T. Minaewa, Progrebenija s sozzeniem bliz gor. Prokrowska 92 f.; 95 f. 2
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Gebrauch von primates bei Ammianus, insbesondere auf 14, 7. Dort stünden primates urbium dem ärmeren Volk gegenüber, also bezeichne das Wort eine Klasse der römischen Gesellschaft, die sich auf Besitz gründete7. Auch für die hunnischen primates müsse dann diese Kennzeichnung gelten. Doch es bleiben Bedenken. Primates bezeichnet gewiß eine bevorzugte Gruppe, und diese kann sich im Krieg, kann sich auch in der Schichtung der städtischen Bevölkerung abzeichnen. Doch Gebiete, darin sich solcher Primat vornehmlich oder ausschließlich auswirkte, sind damit nicht gegeben. Erst der jeweilige Zusammenhang gibt die Beziehung. Dies besagt, daß Übertragung der Bedeutung von einem Zusammenhang auf einen anderen nicht ohne weiteres erlaubt ist. So wenig man von hunnischen primates und ihrer militärischen Rolle auf Entsprechendes bei den römischen primates urbium schließen darf, so wenig darf man es umgekehrt. Waren die primates urbium vor dem Rest der städtischen Bevölkerung durch Besitz ausgezeichnet, so braucht dies darum nicht für die hunnischen zu gelten. Auch lordanes kennt primates. Wenn Vinitharius den König der Anten mit seinen Söhnen und 70 primates hängen läßt8, oder wenn der Westgotenkönig Atanagild Gothos comites gentisque suae primates zusammenruft, um ihnen den Nachfolger vorzustellenfl, mag man daraus auf einen Klassencharakter der primates schließen. Aber auch die drei Führer der Westgoten bezeichnet lordanes als primates eorum (Vesegotharum) et duces qui regum vice illis praesunt10. Die Skiren haben indessen nur zwei primates11, und die Gothi minores vollends einen einzigen, ihren pontifex Wulfila12. In den drei zuletzt genannten Fällen läßt sich von einem Klassencharakter nicht sprechen. Unabhängig davon ist das Zeugnis der Hunnengräber an Wolga und Don zu bewerten. Es besteht kein Zweifel darüber, daß in diesen eine höhere Schicht, eine Klasse, sich abhebt. Aber zweierlei bleibt ohne Gewähr. Einmal, ob die durch Reichtum an Waffen und Kleidung ausgezeichneten Hunnen mit den primates zusammenfielen, von denen Ammianus nichts dergleichen bemerkt. Und dann, ob die genannten Gräber wirklich in die Zeit vor Attila fallen und nicht, was auch möglich ist, in die Jahrzehnte nach seinem Auftreten. 7
19
a. O. 290 1. Get. 134.
* Get. 247. « Get. 277.
Get. 304. " Get. 267.
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EINBRUCH IN EUROPA
Was meint Ammianus? Es hat wenig Sinn, ihn nach Tatbeständen zu befragen, über die er nichts bekundet, mögen sie auch den jeweiligen Forscher noch so lebhaft ansprechen. Ammianus berichtet weder von Besitz noch von der Dauer des primatus. Wohl aber stellt er den tumultuarius primaium ductus der severitas regalis in der Kampfesleistung gegenüber. Er notiert das Fehlen der zweiten, das Bestehen des ersten. Primatum ductus erhält die Kennzeichnung tumultuarius. Darin kann keine Anspielung auf verstellte Flucht und sonstige Eigentümlichkeiten der hunnischen Taktik liegen13. Es bedarf keines Nachweises, daß tumultuarius dergleichen nie und nirgends bedeutet hat. Wohl aber kennt man den tumultus und insbesondere den tumultus Gallicus, die tumultuaria manus aus dem römischen Staatsrecht. Damit wird die überraschend eintretende militärische Ausnahmesituation bezeichnet, und das Adjektiv kommt dieser und den behelfsmäßigen Mitteln zu, mittels deren man ihrer Herr wird14. Ein tumultuarius ductus ist demnach eine aus dem Augenblick erwachsene, improvisierte Führung. Sie ist der severitas regalis entgegengesetzt: was könnte mit solcher Gegenüberstellung gemeint sein ? Sozomenos16 erwähnt Xoyocyoi des Hunnenkönigs Uldis. Thompson hatte sie mit den primates zusammengestellt1', aber Harmatta leugnet beider Zusammenhang. Insofern mit Recht, als Uldis' auf die Seite der severitas, zumindest der potestas regalis führen. Damit schließt sich Gleichsetzung mit den primates, die doch den Gegenpol bilden, aus. Ihr tumultuarius ductus war an die Stelle jener severitas getreten. Geordnete Führung, mit der unbedingten Befehlsgewalt des Königs beseitigt, wurde durch eine behelfsmäßige ersetzt. Dies und nichts anderes besagt Ammianus' Bemerkung. Worauf man geführt wird, sind nicht die Anfänge einer hunnischen Klassengesellschaft, die schon längst bestand, sondern eine Schwächung der Königsgewalt. Schon bei dem Einbruch in Nordostiran lag eine klassenmäßige Schichtung vor, indem sich der herrschende, hunnisch-türkische Clan der Hephthaliten über die sakischen Untertanen: Chioniten, HIONO oder hyaona-, gelegt hatte. Auch bei den Hunnen am Don werden die später 13
J. Harmatta, a. O. 289 1. und r. Gegenüber von tumultuaria manus Veil. Pat. 2, 42, 2 und iustus exercitus 2, 61, 2; Mitteis-Wilcken, Grundz. und Chrestomathie der Papyruskunde i, i, 392; Tac., ann. 15, 3 tumultuariam provincialium ntanuni. 15 Hist. eccl. 9, 5. 16 a. O. 58. 14
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gekommen Sch be Herren nicht nur ber die Alanen, sondern auch ber die schon vorhandenen XoOvoi geworden sein. Andererseits zeigt lordanes' Balamber rex Hunnorum11, da das K nigtum fortdauerte. Er regierte zu eben der Zeit, da die Hunnen ihre gotischen Nachbarn unterwarfen. Doch dieses K nigtum zeigt sowohl im Schmiedek nigtum des qayan und tarqan, wie in der Bezeichnung μέγιστος θεών, b gl r bag, da seine Funktionen auf kultischer Seite lagen. Diese Verschiebung mochte durchaus mit politischer oder milit rischer Entmachtung Hand in Hand gegangen sein. ber die hunnischen K nige, ρήγες, spricht Olympiodor18. Die kurze Nachricht hat weitreichende Theorien ins Leben gerufen. Thompson19 schied (ϊ>ήγες, eine Mehrzahl bildend, vom των £ηγών πρώτος, dessen Stelle erst Donatos, dann Charaton eingenommen habe. Die ersten seien Stammesf hrer und eins mit den primates, der zweite hingegen Oberhaupt des Stammesbundes und damit φύλαρχος gewesen. Anders Harmatta20: er stellt den Gebrauch von φύλαρχος richtig, liest aus dem Gebrauch von £ήζ> P^y£S em gotisches reiks heraus und entnimmt der Tatsache, da dieses nicht nur άρχων, sondern auch έντιμος bedeutet (was er mit „reich" bersetzt), erneut eine Klassengliederung der hunnischen Gesellschaft. Zur Gleichsetzung von ρηγες und primates u ert sich Hermatta zur ckhaltend, aber die ersten sind auch f r ihn Stammesh uptlinge. Von alledem steht nichts bei Olympiodor. Er berichtet „ ber Donatos und ber die Hunnen und ber ihrer K nige treffliche Schie kunst und wie er, der Geschichtsschreiber, zu ihnen (αυτούς) und zu Donatos als Gesandter geschickt wurde". Da Donatos den (ί>ήγες angeh rte, ist mit keinem Wort gesagt. Im Gegenteil: Donatos ist von ihnen durch die „Hunnen" getrennt, und wenn man αυτούς auf das N chstliegende, also auf die ρτίγες bezieht, so geh rt Donatos auf keinen Fall zu ihnen. Das Bruchst ck berichtet weiter, wie Donatos, durch falschen Eid get uscht, widerrechtlich get tet wurde. ,,Undda Charaton, der K nige erster (ό των ρηγών πρώτος) ber den Mord im Zorn entbrannte, und da er wiederum durch Geschenke des Kaisers (βασιλικοΐς δώροις) beg tigt und vers hnt wurde". Charaton, so erweist sich weiter, war auf keinen Fall Donatos' Nachfolger21 in der W rde des των ρηγών πρώτος, und erneut zeigt sich, wie wenig Anla besteht, ihn den ρήγες zuzurechnen. 17
20
Get. 130; 248; 249. a. O. 290 r. f.
2l
« Fr. 18. FGH. 4, 61. J. Harmatta, a. O. 295 1.
19
a. O. 58.
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Nat rlich besteht auch kein Anla , in ρήξ, ρήγες etwas anderes als lateinisches rex zu sehen. Das Wort wird verwandt, um den hunnischen K nig vom βασιλεύς und Kaiser zu scheiden22. Keine Rede von gotischem reiks und noch weniger von Klassengliederung; man ist erstaunt zu sehen, da dergleichen erwogen werden konnte. Auch der K nig der Hephthaliten, der mit Goten gewi nichts zu tun hatte, begegnet in der thiopischen Chronik des Johannes von Nikiu als ρήξ; das Wort ist sogar ins Arabische bergegangen 22a. Es bleibt die Gleichsetzung der ρήγες mit Ammianus' primates, mit den vermeintlichen Stammesh uptlingen. Es geh rt zu den Unbegreiflichkeiten in Thompsons Buch, warum primates, deren tumultuarius ductus der severitas regalis bei Ammianus entgegengesetzt wird, ausgerechnet mit den ρήγες gleich sein sollen. Nicht weniger ungereimt ist die Deutung als Stammesh uptling. Gewi , Olympiodoros sagt nichts ber die Zahl der ρήγε$. Aber da sonst, wo immer von einer Mehrzahl der K nige die Rede ist, es immer zwei sind, besteht kein Anla , etwas anderes auch hier anzunehmen. Es bliebe unberechtigt, Olympiodors Angabe zu entnehmen, da es bei den Hunnen jemals mehr als zwei K nige gegeben habe. Es l t sich erkennen, da man f r das Doppelk nigtum Br der w hlte. Den beiden S hnen des Mundzucus, Attila und Bleda, gingen des ersten Br der in der Herrschaft voran. Das sagt lordanes ausdr cklich23: is namque Attila patre genitus Mundzuco, cuius fuere germani Octar et Roas, qui ante Attilam regnum tenuisse narrantur. Der Stelle kann auf keinen Fall entnommen werden, da Mundzucus als weiterer K nig neben Octar und Roas stand24. Vielmehr war der dritte Bruder lediglich Vater der Thronfolger, also der beiden Neffen der derzeit regierenden Herrscher. Es handelt sich um jene Erscheinung, die vergleichende Rechtsgeschichte als tanistry bezeichnet; sie wurde zuvor behandelt (oben S. 119 f.). Danach h tte sich die Herrschaft auf die j ngeren Br der und Neffen des verstorbenen Herrschers vererbt, derart, da , wenn kein Bruder mehr vorhanden war, die n chste 22
Harmatta beruft sich auf Prokop., Goth. 5, i, 26; £ήξ διεβίου καλούμενος (ούτω γαρ σφών τού$ ηγεμόνα? καλεΐν οΐ βάρβαροι νενομίκασιν) . Es handelt sich um den Ostgotenk nig Theoderich, der bei seinem Volk in Italien als rex bekannt war. Man hat auf keinen Fall eine gotische Bezeichnung. 22a Chronique de Jean, eveque de Nikiou, ed. H. Zotenberg (1883) 387 Anm. 3; 390 23 Anm. 2. Get. 180. 24 So E. A. Thompson, A History of Attila and the Huns 208: „doubtless". Richtig H. -W. Haussig in: Altheim-Haussig, Die Hunnen in Osteuropa 21 Anm. 51, der 51 f. auf die Doppelk nige der Protobulgaren hingewiesen hat.
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Generation ihren Anspruch auf das Thronerbe erheben konnte 26 . Seit Bledas Ermordung besaß Attila keinen Bruder mehr. Die Nachfolge ging demnach auf seine Söhne Ellak und Dengizsig über. Nachdem der erste am Nedao 26 , der zweite 469 den Tod gefunden hatte 27 , mußte ihnen Ernak als jüngster Bruder folgen 28 . Noch zu seinen Lebzeiten hatte Attila zwei ··. 29 /s, Mama und Atakam, kreuzigen lassen . Man wird in der Annahme nicht fehlgehen, daß sie erbberechtigte Neffen waren. Auch bei den Awaren scheint Bruderfolge bestanden zu haben. Man sieht es an den Qayan, die zu Beginn des 7. Jahrhunderts auf Bayan folgen30; diese Beobachtung ist um so wichtiger, als sich erwiesen hat, daß die Awaren ihrer Herkunft nach hunnische Stämme, War und Chunni, waren31. Auch wenn in dem Bericht Michaels des Syrers32 an der Spitze der Protobulgaren drei Brüder standen, wird man dies als brüderliche Nachfolge deuten dürfen. Diese Vermutung wird dadurch verstärkt, daß sich der eine der Brüder von den restlichen beiden trennt33, die dann ein regelrechtes Doppelkönigtum über ihr Volk innehatten34. Noch einen Schritt weiter ist ein zweiter türkischer Stamm, die Petschenegen, gegangen35. Konstantinos Porphyrogennetos36 bezeugt, daß ihren Häuptlingen nach dem Tod die Vettern in der Herrscherwürde folgten. Überkommener Brauch habe verboten, den Anspruch auf diese Würde an Söhne oder Brüder zu vererben. Vielmehr ging er auf die Vettern und Vetterssöhne über, so daß der Häuptlingsrang sich nicht geradlinig forterbte, sondern die Seitenlinien miteinbezogen wurden. Freilich blieb auch diese Abfolge immer innerhalb desselben Geschlechtes. 25
H.-W. Haussig, a. O. 13f.; 21 Anm. 51. Jordan.. Get. 262. 27 Chron. Pasch. 598, 3f. Bonn.; Marcellinus s. a. 469. 28 H.-W. Haussig, a. O. 13. 28 Priskos bei Konstant. Porphyrogenn., de legat. 122, 17!.; vgl. lordan., Get. 180 nece suorum. 30 A. Kollautz in: Saeculum 5, i38f. gibt die Einzelheiten. 31 Diese Nachricht des Theophylaktos Simokattes in seinem Exkurs über die skythischen Völker 256, 23—267, 17 de Boor hat H.-W. Haussig in: Byzantion 23 ( T 953). 345f- behandelt. 32 381 rechte Spalte Zeile gi. syr.; 3, 369 1. der Übers. Chabots. 33 381 rechte Spalte Zeile 21 f. syr. 34 381 rechte Spalte Zeile 40 f. syr. 35 Über die Sprache der Petschenegen K. H. Menges in: Byzantion 17 (1944—45)· 2 5 6f. 38 De administr. imp. 37, 24!. Moravcsik. Der Hinweis wird M. de Ferdinandy verdankt. 26
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Ein Bild der hunnischen Entwicklung setzt voraus, daß man über die Kopfzahl, sei es des Gesamtvolkes, sei es seiner Wehrfähigen unterrichtet ist. Vorerst gilt es, für die Jahre, da die Hunnen den Don überschritten und bis zur unteren Donau vorstießen, Brauchbares zu ermitteln. Da Angaben nicht vorhanden sind, muß man auf einem Umweg zum Ziel gelangen. Die Zahl der Westgoten und ihrer Schicksalsgenossen, die auf der Flucht vor den Hunnen die Donau überschritten, wird einschließlich der Weiber und Kinder mit 200000 angegeben1. Die Nachricht bleibt ohne Gewähr, denn bei einem gleichzeitigen Autor heißt es, eine Zählung sei trotz dahingehender Bemühungen nicht möglich gewesen (nutnerum ... comprehendere calculo saepe temptantes)a. In der Schlacht bei Adrianopel mögen die Westgoten und ihre Verbündeten (Hunnen und Alanen) im Vergleich zum oströmischen Gegner eher schwächer als stärker gewesen sein. Erfochten sie doch ihren Sieg infolge Überlegenheit ihrer Reiterei, wobei man sich daran erinnern mag, daß in Schlachten wie Cannae und Zama derselbe Umstand zum Siege beitrug, bei Cannae gegen einen zahlenmäßig weit überlegenen Sieger. Bei Karrhai erlagen gar Crassus' acht Legionen, mit Hilfstruppen 42000 Mann, den 10000 Reitern des Surenas8. Rechnet man auf westgotischer Seite etwa 12000*, so kommt man für das Gesamtvolk auf etwa 80000 Köpfe. Das wäre die gleiche Zahl, die, anerkanntermaßen zuverlässig, für die in Nordafrika einwandernden Wandalen bezeugt ist8. Die Hunnen und die ihnen Heeresfolge leistenden Alanen stellten gegen die Westgoten und ihre Verbündeten in den vorangehenden Kämpfen am Dnjestr und Pruth ausschließlich Berittene zum Kampf. Reiter konnten auch bei zahlenmäßiger Unterlegenheit den Sieg über die Westgoten erringen, deren Heer zumindest zu einem hohen Teil aus Fußkämpfern bestand. Setzt man die westgotische Streitmacht vor der Katastrophe, noch 1
Eunapios bei Konstant. Porphyrogenn., de legat. 595, 12 f. de Boor. Amm. Marc. 31, 4, 6. 3 Die Angaben bei N. C. Debevoise, A Political History of Parthia (1938), 83. 4 Amm. Marc. 31, 12, 3 nennt , allerdings mit Ausschluß der Reiterei und vermutlich darum als zu geringe Schätzung. L. Schmidt, Die Ostgermanen (1934), 259 schätzt auf 30000 Römer und 20000 Goten (zu hoch). 5 Vict. Vit. i, i, 2; Prokop., b. Vand. i, 3, 26; zur Erörterung über diese Zahl zuletzt F. Miltner, RE. 8 A. 313. 2
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vor Hinzutritt der Taifalen*, mit 15—25000 an, so mag die hunnischalanische Reiterei auf der Gegenseite kaum mehr als 10000 Pferde gez hlt haben. Von dieser Truppe m gen die Hunnen die H lfte, etwa 5000, die Alanen und vielleicht die Ost got en7 den Rest gestellt haben. Aus der Folgezeit ist die Zahl von 10000 hunnischen Hilfstruppen im Jahr 409 zu nennen8. Sie kontrastiert zu stark mit den 300 Hunnen in Kaisers Honorius' Diensten9, als da man sie hinnehmen k nnte10. Vermutlich waren jene Hunnen zugleich mit Weibern und Kindern in westr mische Dienste getreten11. Unter dieser Voraussetzung k me man auf h chstens 1500 K mpfer, was zu den bisherigen Ergebnissen pa t. Auch die 60000 von Aetius12 im Jahr 425 geworbenen Hunnen wird man entweder ganz verwerfen oder als K mpfer mit ihren Angeh rigen verstehen m ssen. Man k me bei der letzten M glichkeit auf 9000 Reiter im H chstfall, eine noch immer ungew hnliche Zahl. Allenfalls lie e sie sich durch inzwischen erfolgte Vermehrung des Volkes und Zustrom von allen Seiten erkl ren. Jene 3000 Burgunden, die um 430 die angeblich 10000 Hunnen des K nigs Uptar schlugen13, bed rfen gleichfalls der Berichtigung. Wenn es den Burgunden gelang, die gleiche oder etwas geringere Zahl hunnischer Reiter, also 3000 oder nur 2000, in die Flucht zu schlagen, war es eine beachtliche Tat. Wichtig sind die Vergleichszahlen14. Als die Hunnen nach dem Zusammenbrach des Attilareichs wieder in ihre s drussischen Sitze heimgekehrt waren, nennt Prokopios keine Zahlen, die ber das zweite Tausend16 hinausgehen. Wenn die hunnischen Kutriguren bei Zabergans Zug 558 einmal auf ber 7000 beziffert werden16, war es eine gro e Sache. Hinzu' Der aus Amm. Marc. 31, 3, 7; 9, 3 zu erschlie en und durch Epit. de Caes. 47, 3 best tigt ist. 7 Aus lordan.. Get. 248 f. zu erschlie en. 8 Zosim. 5, 50, i. • Zosim. 5, 45, 6. 10 Anders E. A. Thompson, A History of Attila and the Huns 34; 47. 11 Vgl. etwa Prokop., Got. 4, 19, 6. Schon weit fr her konnte sich ein Heer mit Weib und Kind auf den Weg machen, ώστε έμφερή την στρατίαν ύττάρχειν άττοικί«? Diod. 20, 41, ΐ· 12 18
14
Philostorg., hist. eccl. 12, 14 ρ. Ι5°· Ι f· Bidez. Sokrat., hist. eccl. 7, 30, ι—6; dazu E. A. Thompson, a. O. 47; 66.
E. A. Thompson, a. O. 48. b. Goth, 4, ig, 6. 16 Agathias 303, 6 Niebuhr. Die Gesamtmacht mu , wie das Vorangehende zeigt, gr er gewesen sein. 15
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fügen mag man eine Angabe, die bisher trotz ihres offenkundigen Wertes unbeachtet blieb. Michael der Syrer17 gibt als Gesamtzahl der Skythen, also der hunnischen Nachfolger, 30000, was einem Bestand an Wehrfähigen von 4500 Köpfen im Höchstfall entspräche18. Diese Zahl bliebe nur um ein geringeres hinter der zuvor angenommenen von 5000 für die Hunnen im Jahr 375 zurück. Deren Gesamtzahl hätte dann, als sie noch zwischen den Unterläufen von Don und Wolga saßen, kaum 40000, erreicht, die der Alanen 30000 wenig überschritten. Wobei zu bedenken ist, daß die hunnischen Akatziren bereits in der Waldzone saßen19, andere Hunnen bis in den Kaukasus hinauf reichten (oben S. 9) und nach Überschreitung des maiotischen Sumpfes weitere fünf hunnische Stämme zur Hauptmasse stießen (oben S. 8). Bei den Alanen ist daran zu erinnern, daß sie bis zum Aralsee und in die Kirgisensteppe nomadisierten (oben S. 551.)· Man wird demnach nur wenige Köpfe auf den Quadratkilometer ansetzen dürfen. Heutige Zahlen lassen sich kaum vergleichen. Bereits die Osseten zählen nach offizieller Angabe 360 ooo20. Immerhin darf daran erinnert werden, daß heute in Kazachstan 2, Menschen, in Westsibirien 8 auf den Quadratkilometer kommen21.
Auf die gesellschaftliche Struktur der Hunnen wird endlich auch eine Zusammenfassung der bisher erzielten Ergebnisse führen. Am Schluß dieses Bandes den ihr gemäßen Platz findend, gibt sie über den einzelnen Fall hinaus Hinweise auf grundsätzliches Verhalten: sei es der Hunnen selbst, sei es der nomadischen Gesamtheit, der sie sich einordnen. Vor allem gilt dies für das Werden des hunnischen Volkes und in eins damit für dessen frühestes geschichtliches Hervortreten. 17
381, rechte Spalte Z. nf. syr.; 2, 363 links der französ. Übers. Chabots. Es muß freilich gesagt werden, daß, als sich unter Bulgarios ein Drittel von der Gesamtheit abspaltet, von 10000 „Männern" (gabre) gesprochen wird: 381 rechte Spalte Zeile 25. 19 Altheim-Stiehl, Ein asiatischer Staat i, 288f.; oben S. 4!. 20 R. Hönlinger in H. Koch, Sowjetbuch (1959), 15. 81 Ebenda 15. 18
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Gleichsetzung von Hiung-nu und Hunnen, wie sie bisher meist vertreten wurde, ließ sich nicht aufrecht erhalten. Damit fehlt das geschichtlich bereits fertige, durch jahrhundertelange Kämpfe mit dem China der Han geprägte Volk zu Beginn. Auch die daraus entsprungene Aufgabe entfällt, eine ganz oder zu einem wesentlichen Teil erfolgte Verlagerung jenes Volkes nach dem Westen zu verfolgen. Was man an Anfängen im Umkreis der Mongolei zu fassen bekommt, bleibt spärliche und vereinzelte Kunde, die sich kaum zu geschlossenem Bild fügt. Was immer den Namen xwn, kün oder qun trägt, tritt zu verschiedener Zeit an verschiedenem Ort auf. Mögliche Einheit ließe sich vielleicht erschließen, wenn nicht solches Verfahren schon voraussetzte, was man bewiesen zu haben wünscht. Der Tatbestand verwickelt sich noch dadurch, daß die früheste Bezeugung des Namens weit nach Westen, ins Vorfeld des Kaukasus, führt. Der Eindruck, Splittern gegenüberzustehen, deren Zusammengehörigkeit allenfalls der Name gewährleiste, verstärkt sich. Immerhin bestätigen gelegentliche Hinweise, daß es sich in allen Fällen um Türkstämme handelt. Gleichwohl müßte man auf den Versuch, sie auf einen Nenner zu bringen, verzichten, beobachtete man nicht, daß sämtliche Splitter im Verlauf von nur zwei Jahrzehnten an zwei Stellen sich kristallisieren: im äußersten Nordosten Irans und zwischen den Unterläufen von Wolga und Don. Man hat eine regelrechte Volkwerdung vor sich. Solcher Vorgang, von vornherein der Beachtung wert, gewinnt noch dadurch an Rang, daß er sich im Verlauf einer Wanderung vollzieht. Nicht Vereinigung auf begrenztem Raum, sondern Ausdehnung und weitflächige Wirkung führen zur Vereinigung. Schon dies läßt erkennen, daß es sich bei Nomaden um andere Lebensformen oder, wenn man will, Lebensgesetzlichkeit handelt als bei den Ansässigen, deren Eigenheiten man meist ohne viel Bedenken voraussetzt. Wollte man eine zugespitzte Prägung vorziehen, so könnte man sagen: gleich den Mongolen haben sich auch die Hunnen als völkische und geschichtliche Individualität erst gefunden, als sie sich der Welteroberung zuwandten. Damit erklärt sich, warum die angenommene Heimat der xwn, kün und qun — östliche Mongolei und ihre Randzonen — dabei keine Rolle spielt. Volkwerdung ereignet sich nicht im heimischen Bereich, da man im Zusammenhang mit sprachlich, soziologisch und stammlich verwandten Gruppen lebt, sondern dort, wo man mit Fremdem zusammenstößt. Genauer: wo man sich zunächst dessen Führung anvertraut; dann, des eige24
Altheim, Hunnen I
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nen Wesens innewerdend, sich davon sondert; schließlich sich zu übermächtiger Geltung bringt und den Anderen unterwirft. Nordiranische Nomaden trifft man überall an, wo Hunnen dereinst auftreten werden. Sakische hyaona-, vor allem Äss und Alanen, dieser vielleicht beweglichste und von kaum glaublicher Wanderlust erfüllte Stamm des Altertums, sind den ihnen folgenden Hunnen die großen Führer und vielleicht Verführer gewesen. Sie sind ihren türkischen Nachbarn vorangezogen, als Wegbereiter und sozusagen Quartiermacher, und sie haben so die Anderen, schwerblütigeren Menschenschlag, als sie selbst waren, verlockt, sich auf die geschichtliche Bühne zu wagen. Saken und Alanen haben diese Rolle nicht ungestraft gespielt. Die Hand der Hunnen haben sie als erste zu spüren bekommen: sie mußten sich gefallen lassen, als Unterworfene dem Heeres- und Stammesverband der Hunnen eingegliedert zu werden. Hephthaliten und Chioniten, Hunnen und Alanen traten von Anfang an vereint entgegen. Doch haben die nordiranischen Nomaden ihr Schicksal meist ohne viel Widerspruch entgegengenommen. Sie haben sich rasch gefügt und aus dem Unvermeidlichen das Beste zu machen versucht. Zumindest den Alanen ist dies gelungen: Schmiegsamkeit und behauptende Kraft vereinend haben sie ihr eigenes Leben nach dem Verschwinden ihrer hunnischen Herrn ungebrochen weitergeführt. Es mag befremdlich klingen, aber es läßt sich nicht verkennen, daß die Hunnen, wo immer sie hervortreten, zunächst sich vorgegebenem Rahmen einfügten. Gerade jene Äußerungen, die nicht müde werden, das Überraschende, an Orkan und Sturmflut Gemahnende des hunnischen Einbruchs von 375 zu betonen, zeigen, daß eine längere Zeit der Inkubation vorausging. Orkan und Sturmflut hatten indessen insoweit Berechtigung, als die Verbindung mit klimatischen und tellurischen Gegebenheiten, mit Natur überhaupt, bei den Hunnen und ihresgleichen sich überall beobachten läßt. Sie alle unterstanden dem Gesetz der Steppe, deren Gürtel längs der Wüstenzone, von der Gobi bis zur Sahara, vom Gelben bis zum Atlantischen Meer reichend, sich hinzieht. Türkische, nordiranische, arabische und Dromedarnomaden wußten, was ein langer Winter oder eine anhaltende Dürre für ihre Herde und damit für sie selbst bedeuteten. Mit der Regelmäßigkeit und Wucht von Naturereignissen suchten die Nomadeneinfälle die Grenzlande der alten Kulturreiche heim, sobald in der Steppe der Nahrungsspielraum sich verengte, Not ihre Bewohner zur Ausdehnung zwang.
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Soweit die Hunnen in den Rahmen hineinwuchsen, den ihre iranischen Vorläufer abgesteckt hatten, blieben sie weiter im nomadischen Lebensbereich. Und wenn sie sich darüber hinaus der Gesamtheit der Nomadenstürme einfügten, die damals überall das römische und sasanidische Reich heimsuchten, so gilt dasselbe. Wie schon gesagt, faßt man seit dem Ausgang des 3. Jahrhunderts eine einzige, umfassende Bewegung, die die großen Beweglichen jenseits der Grenze an die bisher unberührten Kulturoasen anbranden ließ. So scheint es wenigstens, und doch sollte, im Gegensatz zu den nomadischen Vettern im Süden, erst die Begegnung mit den Hochkulturen der Spätantike den Hunnen zum geschichtlichen Schicksal werden. Jäger und Viehzüchter, die diese Hunnen waren, hatten sie ihre Prägung durch das Tier, das sie jagten oder weideten, erhalten. Wenn auch der Tierstil, soweit er in Kunst und Kunsthandwerk sich ausdrückte, bei ihnen keine namhaften Spuren hinterließ, so zeigen doch Namengebung, Sage und Verhalten in entscheidender Lage, wie stark dieses Volk dem „Denken im Tier" verhaftet war. Mit ihm stößt man auf eine seelische Schicht, die bei den Hunnen fast alles bestimmte und auch weiterhin ihre Handlungsweise erklären sollte. Eine ursprüngliche, ganz der Natur verhaftete Welt traf jetzt auf eine andere, zu der sich zunächst friedliche Verbindungen kaum anknüpfen ließen und die gleichwohl tief auf hunnisches Wesen eingewirkt hat. Die erste Stufe dieser Auseinandersetzung hat sich bereits abgezeichnet. Einbruch und Festsetzung im nordöstlichen Iran wurde ergänzt durch Niederlassung im nördlichen Vorfeld des Kaukasus. Auch hier weilte man in einem Gebiet, das den Einwirkungen der iranischen — spätparthischen und sasanidischen — Kultur ausgesetzt war. Kenntnis der Stahlzubereitung und in deren Gefolge das zweischneidige Hiebschwert, Schrift und Formen der Dichtung, Titel und Zeremoniell haben die Hunnen von jener Kultur übernommen. Die Hephthaliten vollends haben sich ganz dem Fremden hingegeben, sind zuletzt in ihrer iranischen Untertanenschaft aufgegangen. Dem Neuerworbenen entspricht ein Verlust an Überkommenem. Vom Leben und Denken im Tier, mittel- und nordasiatischen Nomaden seit jeher eigen, mochten auch die Hunnen sich nicht trennen. Doch der Tierstil als künstlerische Form ging verloren. Dasselbe gilt für alles Schamanische: zumindest wurde es aus seiner beherrschenden Stellung verdrängt, bestand 24»
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allenfalls in Resten fort. Dumpfer Wirbel der Trommel, berauschend und aufpeitschend, wurde durch den männlichen, harten Klang der Tuba ersetzt. Der Schmiedekönig iranischer Prägung ließ den Schmiedeschamanen von einst ins Dunkel zurückgleiten. Endlich wich die ererbte Schätzung des heldischen Sterbens einer höheren Bewertung des friedlichen Dahinscheidens, des langen und glücklichen Lebens. Auch das Abwerfen von Mitgebrachtem, aber Überlebten, gehört zum Vorgang der Volkwerdung.
BEILAGEN UND ERGÄNZUNGEN
BEILAGE l
CHRONOLOGIE DER FR TAD RA Beginn der persischen Fr tad ra wurde von E. Herzfeld1 kurz nach 300 oder um 280 v. Chr. angesetzt. Andere haben geglaubt, den Abfall der Persis erst um die Mitte des Jahrhunderts legen zu sollen2. Aber auch diese Zeitstellung ist, wie sich zeigen wird, um viele Jahrzehnte zu fr h. ber Seleukos' IV. Philopator (187—175) erste Jahre wird man kaum hinaufgehen d rfen. Molons Aufstand 223 zeigt die Seleukiden noch im unbestrittenen Besitz der Persis und ebenso ihres Nachbarlandes, der Susiane. Molons Bruder Alexandras war Satrap der Persis3, Diogenes Stratege in Susa*. Der erste fiel mit Molon zusammen ab und gab sich nach Antiochos' III. Sieg den Tod5. Diogenes, der seinem Herrn treugeblieben war, wurde zum Strategen Mediens ernannt, und Apollodoros erhielt an seiner Stelle die Susiane8. Wer die Persis bei der Neuordnung (221) bekam, ist nicht gesagt. Aber es kann kein Zweifel daran bestehen, da auch sie einer von Antiochos' Vertrauten bernahm. Vielleicht war sie unter den κατά την Έρυθράν θάλατταν τόποι einbegriffen, die dem άρχιγραμματεύ$ Tychon unterstellt wurden7. Aufstand und Abfall der Elymais beginnen mit Antiochos' III. letztem Jahr; der K nig wurde bei dem Versuch, einen der dortigen Tempel zu pl ndern, erschlagen. Von Unruhen in der Persis berichtet Polyainos8, leider ohne genauere Zeitangabe. Seiles an der Spitze von Makedonen und Thrakern, 3OOoHopliten und 300 zu Pferde, lockte 3000 aufst ndische Perser 1
Paikuli 69; Archaeol. History of Iran 46. F. Altheim, Weltgeschichte Asiens i, 272 f. 3 Polyb. 5, 40, 7. 4 Polyb. 5, 48, 14. 6 Polyb. 5, 54, 6. • Polyb. 5, 54, 12. 7 Polyb. 5, 54, 12. 8 7. 392
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BEILAGEN
in eine Falle und lie sie niederhauen. Das Ereignis fiel unter einen K nig Seleukos9, und nach dem zuvor Gesagten kann es nur der vierte, Nachfolger Antiochos' III., gewesen sein. Nach der Erhebung der Elymaier in dessen letztem Jahr 18710 griff der Abfall unter seinem Nachfolger auf die Persis ber, wenn auch zun chst noch ohne Erfolg. Polyainos' folgendes Strategem zeigt den Gegenschlag. Wiederum 3000 werden get tet, diesmal aber nicht Perser, sondern solche von der Gegenseite. Die Erschlagenen sind των εν τη Περσίδι κατοίκων11. Offenkundig ist es dieselbe Streitmacht wie die 3000 Hopliten des vorangegangenen Kapitels: es war die in der Persis verf gbare Truppe. Der Anf hrer der siegreichen Persis hei t "Οβορζος, und ihn kennt man. Er ist der zweite in der Reihe der persischen Fr tad ra, die auf den M nzen erscheinen18. Sein erfolgreiches Unternehmen f llt sp ter als das zuvor besprochene, das fehlgeschlagen war. Da Seleukos' IV. Nachfolger, Antiochos IV. Epiphanes (175—163), mit den Persern k mpfte und in ihrem Lande starb, kommt nicht nur jener, sondern auch dieser in Betracht. Freilich sind Antiochos' IV. K mpfe von anderer Art als die von Polyainos erw hnten. Begegneten bei diesem die κάτοικοι18, also die in den κστοικίαι angesiedelte, zun chst im Lande selbst verf gbare makedonisch-thrakische Truppe des rtlichen Strategen, so schickte jetzt der K nig einen Heerf hrer von au erhalb gegen die Abgefallenen. Als Sieger ber die Perser nennt Plinius14 Numenium ab Antiocho rege Mesenae praepositum. Er habe in einer See- und Landschlacht den Gegner am Naumachaeorum promunturium geschlagen. Das zeigt, da damals die in der Persis heimischen 3000 κάτοικοι bereits Oborzos zum Opfer gefallen, das Land von der makedonisch-thrakischen Besatzung befreit war. Man hat indessen geschwankt, ob Numenios' Doppelsieg unter Antiochos III. oder IV. geh re16. Zuletzt16 hat man sich f r den ersten der beiden 9
Polyain. 7, 39 Σέλευκον. Parker-Dubberstein, Babylonian Chronology (1958), 22: Antiochos III. starb am 3. Juli 187. 11 Polyain. 7, 40. ia G. F. Hill, Greek Coins of Arabia, Mesopotamia and Persia 197f.; Ed. Meyer, Bl te und Niedergang der Hellenen in Asien 34f.; E. Herzfeld, Paikuli 68f.; unrichtig Th. Lenschau, RE. 17, 1739. 18 Zur Frage: H. Bengtson, Die Strategie der hellenist. Zeit 2, 54; 70f. 14 N. h. 6, 152. 18 Zum Folgenden F. Altheim, Weltgeschichte Asiens 2, 46 f. *· W. W. Tarn, The Greeks in Bactria and India2 483 Anm. i. 10
1. CHRONOLOGIE DER FR TAD RA
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entschieden, mit der Begr ndung, Numenios habe nicht Eparch Antiochos' IV. sein k nnen, da damals Hyspaosines das Amt eingenommen habe. Doch wird damit der berlieferte Wortlaut mi verstanden. Plinius, der sich auf K nig luba's von Mauretanien de expeditione Arabica beruft17, sagt ausdr cklich, dieser habe f lschlich den Spasines (Hyspaosines) als Satrapen Antiochos' IV. bezeichnet. Hyspaosines ist denn auch durch eine Keilschrifttafel und seine M nzen auf 127 und 124/23 gestellt18. Sein Emporkommen und die von ihm durchgef hrte Neugr ndung des ver deten Charax erfolgte nach 129, also nach dem Untergang Antiochos' VII. Sidetes und Himerios' Einsetzung als Regenten ber Babylonien19. Es kommt hinzu, da unter Antiochos III. keine Eparchie Mesene bekannt ist. Polybios spricht von τη$ περί την Έρυθράν θάλατταν (σατραπείας)w oder nennt του$ κατά την Έρυθράν Θάλατταν τόπους21. Plinius82 kennt pagus Pe aeus als urspr ngliche Bezeichnung der Charakene; Μεσηνή kommt erstmals bei Strabon vor23. Charax selbst lag damals w st (flumina id oppidum expugnavere· Plinius), und erst Antiochus quintus regum, also Antiochos IV. (Plinius z hlt Antiochos' III. 193 verstorbenen Sohn und Mitregenten mit), dann Spasines Sagdodonaci filius, rex finitimorum Arabum, h tten die Stadt neu gegr ndet24. Der Name Mesene mu dem zugeh rigen Landgebiet von einem der beiden Neugr nder gegeben worden sein, und Numenius ab Antiocho rege Mesenae praepositus zeigt, da es Antiochos IV. war. Es blieb nicht bei Numenios' Unternehmen. Wie Antiochos IV. den erfolglosen Versuch seines Vaters und Vorg ngers gegen die Tempel der Elymais wiederholte26, so zog er auch pers nlich gegen die abgefallene Persis zu Felde. lason von Kyrene wu te von einem mi gl ckten Angriff gegen Persepolis2'. Da dieses nicht mehr bestand, mu Staxr, Nachfolgerin 17
Plin., n. h. 6, 141; vgl. 139; i VI. F. G. Hill, a. O. CXCVI; Wei bach. RE. 15, 1090; N. C. Debevoise, A Political History of Parthia 38!. mit weiteren Angaben. 19 Diod. 38, 2i; lustin. 42, i, 3; Poseidonios FGrHist 87 F 13. 10 5. 48. Mn 5, 54. 12. 22 n. h. 6, 138. w Wei bach, RE. 15, 1082. ** Plin., n. h. 6, 138. 16 Gegen W. W. Tarn, a. O. 462f. und E. Herzfeld in: Arch ol. Mitt. aus Iran 4, 39 Anm. 2» mit Recht F. Altheim, a. O. 2, 37f. " 2. Makk. 9. if. 18
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und Sitz der Frätadära, gemeint sein27. Die weiteren Ereignisse bis Antiochos' IV. Tod können hier beiseite bleiben. Die Geschehnisse spiegeln sich in den Münzlegenden der Frätadära28. Oborzos prägt als vxwbrz, Vahuburz. Gleich seinem Vorgänger bgdt, Bagdät, nennt ersieh prldr' zy 'lh(y'), was man nicht als „Frätadära, der göttliche", sondern als „Frätadära der Götter" übersetzen soll. Aber Vahuburz fügt als erster davor prs, also pärs ein oder auch, unter Weglassung des schließenden 'lh(y'): pr(s) br\f}. Damit ist pars birtä „Burg der Persis" und, wie man richtig gedeutet hat, die „Perserstadt" Persepolis29, genauer: ihre Nachfolgerin Staxr gemeint. Sie war Rückhalt der Abgefallenen und hatte Antiochos' IV. Angriff getrotzt. Bezeichnete sich demnach der erste Frätadära Bagdät nur als Priester30, so erhob der zweite, Vahuburz, politische Ansprüche. Er vertrat die Persis als wiedererstarkte iranische Macht. Von seinen beiden Nachfolgern behält der erste prs regelmäßig, der zweite pr(s) br(t)' wenigstens teilweise bei31. Man mag jenen mißlungenen Versuch, den Seiles unterdrückte, zeitlich dem ersten Frätadära, Bagdät, gleichsetzen. Mit ihm kommt man in die früheren Jahre Seleukos' IV., und zeitlich sowie ursächlich möglichst nahe an Antiochos' III. Untergang in der Elymais heran: etwa 187—185. Dann folgt Vahuburz, dem die Befreiung gelang. Seine Prägungen mit prs könnten noch in Seleukos' IV. letzte Jahre oder in die ersten Antiochos' IV. fallen; etwa 180—170. Die Nennung von pr(s) br(ty) war erst möglich., als Staxr dem Angriff des Seleukiden getrotzt hatte: also zwischen 165, als dieser seinen Zug gegen Osten begann, und seinem Tod 163. Die Richtigkeit der Rechnung läßt sich von anderer Seite her kontrollieren. Zuvor hatte sich gezeigt: das Nachbarland der Persis, die Elymais, hatte sich 188, kurz vor jener (seit 187), gegen die Seleukiden aufgelehnt. Wie es im Kampf gegen Antiochos III. um den Schutz der Heiligtümer ging, so auch bei dem ersten Frätadära. Er trat als Priester seiner heimischen Götter (prtdr' zy 'Ihy') und nur als solcher auf. Dann kam es 165 zum Zug Antiochos' IV. gen Osten. Wieder mißlang der Angriff auf die Heiligtümer 27
E. Herzfeld, Archeological. History of Iran 45. E. Herzfeld, Paikuli 68 f. 20 J. Wackernagel in: Glotta 14, 40f. 30 Nyberg-Schaeder, Die Religionen des alten Iran 406; K. Erdmann, Das iranische Feuerheiligtum 20. 81 E. Herzfeld, a. O. 69. 28
1. CHRONOLOGIE DER FR TAD RA
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der Elymais. An anderer Stelle82 wurde gezeigt, da der Sieger in diesem Kampf, der „Schatzmeister" (elam. qa-ap-nu-iS-ki-ra) Kamnaskires I., sich als Sieger und Begr nder einer national-elamischen Dynastie den Beinamen Νικηφόρος zulegte. Kurz danach gelang auch der Persis, sich Antiochos' IV. zu erwehren. Zwar erlitt man an der K ste Karmaniens eine Niederlage zur See und zu Lande, aber Staxr hielt stand. Die Stadien des Kampfes spiegeln die Pr gungen des zweiten Fr tad ra Vahuburz. Nach dem Sieg ber die 3000 κάτοικοι mag er prs auf seine M nzen haben setzen lassen, wie denn auch in Polyainos' Bericht gegen ber den Περσών νεωτερίζοντες, also einer Teilerhebung des Gesamtvolkes, zuerst unter Oborzos zweimal Περσίς als geschlossene Gegebenheit erscheint. Dann lie der Abwehrerfolg von Staxr die neue „Perserstadt" oder „Perserburg" auf der Legende erscheinen: pr(s) br(f) als j ngere und siegreiche Nachfolgerin von Persepolis, an der Alexander einst das national-hellenische Strafgericht hatte vollziehen lassen. Noch ein Letztes. Auf Vahuburz folgen nur noch zwei Fr tad ra, Artaxsa$r und V tafrad t M . Dann brechen die Pr gungen ab, und an ihre Stelle treten solche parthischen Stils und von Herrschern, die als arsakidische Unterk nige den Titel mlk' tragen34. Auch die M nzen der elamischen Dynastie enden bereits mit Kamnaskires II.; wieder erscheinen solche parthischen Stils36. Beide Staaten waren in die Katastrophe des Seleukiden Demetrios II. (140) hineingezogen worden, auf dessen Seite sie sich gegen Mithridates I. gestellt hatten36. Von der Unterwerfung der Elymais und der Pl nderung ihrer Heiligt mer berichtet Strabon37. ber die Persis erf hrt man nichts. Aber der Wechsel der Dynastie zeigt, da man gleichfalls unter parthische Herrschaft kam. So hat die Herrschaft der Fr tad ra keine 50 Jahre gedauert. Wie die beiden ersten Mitglieder der Dynastie zwischen 187 und Antiochos' IV. Unternehmungen im Osten 165—163 anzusetzen sind, so fallen die beiden letzten in jenen Zeitraum von zwei Jahrzehnten, der mit dem Untergang der Dynastie 140 oder kurz danach abschlo . 32 88 34 35 36 37
R. Stiehl in: WZKM. 53 (1956), i^i.; i8f. E. Herzfeld, a. O. 691. G. F. Hill, a. O. Ct. XXIf.; E. Herzfeld, a. O. 69. U. Kahrstedt, Artabanos III. und seine Erben 44 f. lustin. 36, i, 4. 16, 744-
BEILAGE 2
ZWEI MODERNE FÄLSCHUNGEN
Ein angebliches Dekadrachmon des Vima Kadphises-KaniSka (Abb. 9 u. 10) R. Ghirshman hat kürzlich ein münzähnliches Objekt aus dem Besitze M. Azizbeglou's (Teheran) unter dem Titel „Un d6cadrachme Kouchan 1 dit" veröffentlicht . Das Stück bildet für ihn eine wesentliche Stütze seiner sowohl im genannten als auch in einem anderen Aufsatz* dargelegten Theorie, der zufolge Kaniäka unmittelbarer Nachfolger des Vima Kadphises gewesen sei. Als dessen Vizekönig in Indien fällt er mit jenem namenlosen Fürst zusammen, dessen Münzen mit dem Titel eines Soter Megas in mehrere Typen und großer Zahl auf uns gekommen sind. Ghirshman hatte früher3 ein Interregnum zwischen Vima und Kani§ka angenommen. Er verwirft jetzt seinen ersten Ansatz. Vor der Veröffentlichung des Dekadrachmons hatte ich klargestellt, daß ein solches Interregnum am numismatischen Befund keine Stütze findet4. Es käme demnach dem sogenannten Dekadrachmon eine einmalige Bedeutung auch vom numismatischen Standpunkt zu, weil, was sich bisher nur durch sorgfältiges Studium des Kontinuums großer Münzreihen wahrscheinlich machen ließ6, durch den Fund eines einwandfreien Verbindungsgliedes zur Gewißheit erhoben und in der Formulierung wesentlich verfeinert worden wäre. 1
Mdlanges Louis Massignon (1937), R. Ghirshman in: Cahiers d'histoire mondiale 3 (1957), 689!, besonders 3 R. Ghirshman, Bogram, Recherches archeOlogiques et historiques sur les Kouchans. Momoires de la Dotegation archoologique fran^aise en Afghanistan 12 (1946), 140. 4 R. Gobi, Die Münzprägung der Kusän von Vima Kadphises bis Bahräm IV. in : Altheim-Stiehl, Finanzgeschichte der Spätantike (1957), 173 — 256, besonders 2371. 8 Ghirshman hatte zum Zeitpunkt der Drucklegung seiner beiden Aufsätze meine Arbeit noch nicht in Händen. 2
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So sehr dies sachlich erwünscht sein möchte, so wenig vermag ich vom numismatischen Standpunkt, der allein entscheidet, dem Stück jenen Rang zuzuerkennen, den ihm Ghirshman aus begreiflichen Gründen einräumt. In einem nach Erhalt der Arbeit aufgenommenen Briefwechsel habe ich Ghirshman meine Bedenken mitgeteilt, wobei ich vorerst noch geneigt war, dem fraglichen Stück den Charakter eines Medaillons zuzuerkennen*. Seither hat mir genauere Untersuchung und die Heranziehung eines von Ghirshman selbst genannten7 zweiten, wie sich herausstellte: Stempel-gleichen Exemplares (Besitz A. L. Sandys-Wood8) ermöglicht, eindeutig die moderne Fälschung zu erweisen. Ich kann den Werdegang dieser Erkenntnis von da mals bis heute an Hand meiner Notizen nachweisen. Festgehalten sei indessen, daß alles Entscheidende bereits feststand, bevor der Gipsabdruck des Stü ekes Sandys-Wood eintraf. Dieses lieferte die willkommene Bestätigung und ermöglichte, gewisse Beobachtungen schärfer zu fassen. Die beiden Abbildungen* mögen dazu verglichen werden. i. Das Dekadrachmon — auch wenn es echt, will sagen: ein zeitgenössisches Erzeugnis wäre — ist in keinem Falle eine Münze. Die Bezeichnung als Dekadrachmon trifft daher nicht zu. Es gab im griechisch-baktrischen und griechisch-indischen Raum keine Dekadrachmen. Diese bildeten zwar eine Nominalsorte der klassischen Mittelmeerwelt, die man aus Syrakus, Akragas, Athen und dem ptolemäischen Ägypten kennt. Die Griechenkönige Baktriens hingegen sind über Tetradrachmen nie hinausgegangen. Was die KuSän betrifft, so haben sie niemals Silber, sondern nur Gold und Kupfer geprägt10. Außerdem läge zwischen der Süberprägung des letzten baktrischen Griechenkönigs und unserem Stück ein Zeitraum von fast einem Jahrhundert u. All diese Einwände hat Ghirshman nicht erwähnt und wohl auch nicht bei seinen Erwägungen in Betracht gezogen. • Anfang Mai 1957; Antwort Ghirshmans vom 9. Mai 1957. 7 Brief Ghirshmans vom 9. Mai 1957 nannte als Quelle A. H. D. Bivar-Oxford. 8 Colin M. Kraay habe ich für Foto, Gipsabdruck sowie die Bekanntgabe des jetzigen Standortes (Heberden Coin Room, Ashmolean Museum, Oxford), A. L. SandysWood (Hatfield College, Durham) für die Publikationserlaubnis zu danken. * Zum besseren Vergleich wurde die Abbildung des Stückes Azizbeglou auf natürliche Größe gebracht, was (wie Photographen wissen) selten auf den Millimeter gelingt. Jedenfalls entsteht der natürliche Eindruck, den Vergrößerungen eher verwischen als betonen. 10 R. Gobi, a. O. 174 und 255. 11 Zuletzt wurde Hermaios mit Kujula Kadphises zusammen um 10 v. Chr. angesetzt: A. Simonetta in: „East and West" 8 (1957), 44f.
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2. Entscheidend ist, zumindest über bestimmte Toleranzen hinaus, auch das Gewicht. Das Stück Azizbeglou wiegt nach Ghirshman 24,4 g. Brieflich12 verweist mich Ghirshman auf Angaben P. Gardners, der Drachmen Menanders (!) mit einem Gewicht (umgerechnet) zwischen 2,138 g und 2,46 g aufführt. Man braucht sich dabei nicht aufzuhalten. Vielmehr genügt, eine beliebige Reihe baktrischer Tetradrachmen zu prüfen. Der bekannte Katalog des Museum of Fine Arts in Boston18 nennt folgende Gewichte für Tetradrachmen: Euthydemos I: 16, 50 und 16,55 g; Demetrios I: 16,17 g; Euthydemos II: 16,89 g; Antimachos I. Theos: i6,8og; Eukratides I: 16,84g; I5,92g: !6,46g; Heliokles 16,93 g. Damit ergibt sich ein Durchschnitt von 16,56 g für die Tetiadrachme und dem entspricht eine Drachme von rund 4,14 g. Mithin müßte das Dekadrachmon über 40 g haben. Auch mit Abnützung läßt sich eine Differenz von 16 g nicht erklären. Nun beseitigt allerdings das Stück Sandys-Wood jeden Zweifel. Es wiegt nämlich nur 13,9 g, also wenig mehr als die Hälfte des Stückes Azizbeglou, von der Relation zu dem oben errechneten Sollgewicht eines angenommenen Dekadrachmon ganz zu schweigen. 3. Darstellungen sowie Legenden stehen für sich. Wie Prägungen Vimas und Kaniskas aussehen, ist nachgerade bekannt. Ein Blick auf die Tafeln der jüngsten Arbeit14, die erstmals die organisch-genetische Reihung spiegelt, erweist auch für ein weniger geschultes Auge, wie sehr das vermeintliche Dekradrachmon aus dem Rahmen fällt. Da ist nicht nur das nichtssagende, schlecht reliefierte Gesicht und ein undeutlich gehaltener Ornat, da ist vor allem eine barbarische Schrift, die kaum auf dem gleichzeitigen und nachgeprägten Kupfer ihre Parallelen finden dürfte. Darüber hinaus läßt sich weder im Avers noch im Revers jene Legende herauslesen, die Ghirshman, a. 0.259, nachzeichnet und umschreibt16. Mißtrauen, von Anfang an gegenüber dem Stück Azizbeglou bestehend, bestätigte sich an dem Sandys-Wood's. Dieses zeigt, daß der Graveur keinerlei bestimmte Legende zu geben beabsichtigte. Während Ghirshman für den Avers seines Exemplars noch 25 Buchstaben voraussetzte, bietet das Vergleichsstück 12
Unter dem 9. Mai 1957. A. B. Brett, Catalogue of Greek Coins, Museum of Fine Arts, Boston (1955) 295f., Nr. 2235f. 14 R. Gobi, a. O. Tf. 1—15. 15 Am Rande sei vermerkt, daß die Zeichnung S. 260 den Genitiv gibt, darunter aber der Nominativ gesetzt ist, was nicht beabsichtigt sein kann, wie die Lesung der Averslegende a. O. 259 zeigt. 18
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nur 20 bis 21. Darüber hinaus sind, wie man sich an Hand der Abbildungen überzeugen kann, die Unterschiede des Vorhandenen von Ghirshmanns Lesung so offenkundig, daß ich des Nachweises enthoben sein dürfte. Noch ein Wort über den Revers. Zunächst glaubte ich eine sitzende Figur zu erkennen und faßte die Legende aksaras als Teile eines Thrones samt Rückenlehne auf. Ghirshman erwiderte darauf, es handle sich um eine Frage der Interpretation16. Auch hier hat das Stück Sandys-Wood jeden Zweifel beseitigt, und hat überdies als Prototyp des Reverses einwandfrei Tetradrachmen vom Typ Alexanders III. erwiesen. Auf ihnen finden sich sowohl der Thronsessel mit geschweiften Rückenlehnen als auch die zugehörigen Fußknäufe, deren einer auf unserem Stück ungeschickt und zu hoch angebracht ist. Kopiert wurde Spiegel verkehrt, wie so oft, da der Kopist sich an das ihm vorliegende Stück hielt und an einen Negativabdruck nicht dachte. Es handelt sich also um Zeus Aetophoros (dessen Adler deutlich gebildet ist), und es ist nichts mit der Lanze oder mit einem Zepter, das ich brieflich Ghirshman gegenüber17 angenommen hatte. Zeus auf dem Thron ist ein überaus beliebtes Motiv, das in neueren Fälschungen auch an anderer Stelle begegnet18. Nach alledem ist die Legende wohl auch nichts anderes als ein freilich völlig mißverstandenes . Damit wäre die Behandlung abgeschlossen, würfe die Häufung ähnlicher Fälschungen in letzter Zeit nicht ein ernstes Problem auf, und fänden nicht diese minderwertigen Erzeugnisse immer wieder ihren Weg auch in führende Sammlungen. Kürzlich hat K. Kraft neuere Fälschungen antiker Münzen besprochen, und ein weiterer Aufsatz, meist mittelasiatische Typen behandelnd, wird in Kürze von mir erscheinen19. Es liegt nur zu nahe, daß Fälscher sich um die Autorisation ihrer Erzeugnisse bemühen, indem sie diese führenden Sammlern zuleiten. Demgegenüber muß immer wieder auf Anzeichen hingewiesen werden, die den Fälscher verraten. Meist jedoch " a. O. 17 o. O. 18 Erst kürzlich auf einer angeblichen Goldmünze, über die mein weiter unten erwähnter Aufsatz über Fälschungen antiker Münzen berichten wird. 19 K. Kraft in: Jahrb. f. Numismatik u. Geldgeschichte 8 (1957), 51 f., dazu Tf. V u. VI; mein Aufsatz wird voraussichtlich im Frühjahr 1959 in den Schweizer Münzblättern erscheinen und vorwiegend neuere Fälschungen mittelasiatischer Münzen aus antiker Zeit behandeln.
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pflegt die Fälschung dadurch zu Tage zu kommen, daß sie nicht in das System paßt. Dies allerdings erschließt sich nur dem numismatischen Spezialisten, dann aber eindeutig, wie im vorliegenden Fall20.
Das sogenannte Silbermedaillon Bahräms III. (Abb. n) Unter dem Titel „A Sasanian Silver Medallion of Varhrän III" veröffentlicht soeben S. Eilenberg1 aus eigenem Besitz das Bruchstück eines nicht näher bestimmbaren Objekts. Es besteht aus zwei Lagen Silberblech, wovon die obere eine getriebene Darstellung auf weist. Diese stellt das links gewandte Brustbild Bahräms III. dar. Der Verfasser, selbst kein Fachmann auf diesem oder einem benachbarten Gebiet2, hat für Lesung und Echtheitserklärung sich W. B. Henning verschrieben3. Meine brieflich geäußerten Einwände* und mein Hinweis, daß Herzfeld, R. Vasmer und zuletzt ich die vermeintliche Krone Bahräms III. als erste Narse's erklärt haben, hat Eilenberg kaum zur Kenntnis genommen und in seiner Arbeit nur versteckt erwähnt6. Wiederum sprechen alle Anzeichen dafür, daß es um eine Fälschung dieses Jahrhunderts geht. Läßt sich doch die Entstehungszeit ziemlich genau bestimmen*. 20
Die geäußerten Bedenken beschränken sich auf das Wichtigste. Es könnte auch angeführt werden, daß die deutlich sichtbaren Buchstaben im Revers rechts außerhalb des Perlenrandes, die das Stück Sandys-Wood nicht hat, ein Untergepräge vermuten lassen. Allerdings müßte man dazu das Original kennen. 1 In: Ars Orientalis (1957), 487*·. pl· un ^ 2. 1 S. Eilenberg wirkt als Professor of Mathematics an der Columbia University in New York. 3 S. Eilenberg, a. O. 487 Anm. 3 und Brief vom 8. April 1958: „he (Henning) read the inscription, supplied the missing part and stated that there is no doubt whatever about its genuineness". Die folgende Auseinandersetzung spricht somit vorwiegend zu Henning. 4 Brieflich 10. 9. 1956 und 15. 4. 1958. Zum erstgenannten Datum war das Stück noch nicht publiziert. Ich habe Prof. Eilenberg für das Foto zu danken, das den Tatbestand besser erkennen läßt, als seine Reproduktion. 5 Was soll der Hinweis Eilenbergs (a. O. 488 Anm. n) auf Herzfelds frühere Ansicht besagen ? Herzfeld dürfte doch gewußt haben, warum er seine Ansicht revidierte. • Der Ausdruck 'silver medallion' ist verfehlt. Der englische Sprachgebrauch meint iamit, zumal bei solchem Titel, einen numismatischen Begriff. Man denkt in erster und sinziger Linie an ein münzähnliches, geprägtes oder gegossenes Objekt, nicht an die ;benf alls als 'medallion* bezeichnete Rund- oder Ovalbilder der Plastik, Toreutik oder VIalerei.
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Die Erkenntnis, daß es sich um kein sasanidisches Original handeln kann, liefern zwei Disziplinen, in denen weder Eilenberg noch Henning zuhause sind, nämlich Numismatik und Kunstgeschichte7. Die Inschrift gibt eine Herrschertitulatur, die ohne tieferes Verständnis nach sasanidischen Münzen kopiert ist. Wäre dies Henning klar geworden, dann hätte er den Versuch einer Lesung nicht mit einem Wort begonnen, das zwar seiner Meinung nach das erste, in Wahrheit jedoch der Rest des letzten Wortes ist. Wie nicht anders zu erwarten, muß man dort ansetzen, wo man in üblicher Weise auf den Münzen zu lesen beginnt, nämlich links vom Globus. Dann stellt sich der Text zwar anders als für Henning, dafür aber im normalen Wortlaut dar: mzdysn bgy wrhr'n ML (ICn MLICyySn Wn(y/n) Es handelt sich demnach um die normale großkönigliche Legende, die sich seit Hormizd I. auf Münzen findet und bald wieder verschwindet. Für Henning bestand demnach kein Anlaß YHYW („vivat") zu lesen, wofür überdies eine Bezeugung noch zu erbringen wäre. Die Photographic gibt den Schriftbestand des Originals genau wieder: Hennings vermeintliches H sind zwei Hasten eines einzigen Buchstabens: des Aleph von '»»(y/n). Sein nyr'n ist mein 'yr'n, Ein weiterer, durch nichts zu entkräftender Beweis kommt hinzu. Die Legende endet links dort, wo sie nach dem auf den Münzen der sasanidischen Frühzeit üblichen Schema meist durch das hereinreichende Brustbild unterbrochen wird oder vorübergehend aufhört, um sich erst unter oder rechts von ihm fortzusetzen: nämlich bei der ersten Hälfte des Wortes MLIC, also bei ML· Diese Tatsache ist dem Numismatiker aus hunderten von Stücken geläufig. Der Fälscher übernahm die Trennung, wobei er für weit mehr als (ML)ICn MLIC Platz ließ. Und doch bestand im vorliegenden Fall keinerlei Notwendigkeit, das Wort MLICn in der Mitte zu teilen. Damit erweist sich die sklavische Anlehnung an das numismatische Vorbild, das dem Fälscher vorlag, und damit auch dessen Unvermögen, der Verzerrung des Münzrundes ins Oval auch hinsichtlich der Legendenführung Rechnung zu tragen. Daneben erklärt sich auch, warum — vom Paläographischen einmal ab7
Natürlich kenne ich das numismatische Material besser als die übrigen Erzeugnisse sasanidischer Kunst. Doch haben mich die toreutischen Werke von jeher beschäftigt, vor allem in Zusammenhang der sasanidischen Kronen, wie meine Arbeiten dies zeigen. Vgl. K. Erdmann in: Ars Orientalis 2, 488f. 25 Altheim, Hunnen I
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gesehen — der Buchstabenkomplex in der rechten oberen Hälfte gleichfalls nur ein Bruchstück der großköniglichen Titulatur ist. Was Henning die Lesung erschwerte, hat sie mir erleichtert. Kein prinzipieller Einwand kann gegen die Kopfwendung erhoben werden. Die Münzbilder zeigen fast ausnahmslos die Wendung nach rechts8. Hingegen treffen weitere Einwände den Ornat. Ohne der Beurteilung von berufener Seite vorgreifen zu wollen9, möchte ich meine Bedenken — es sind natürlich längst nicht alle —, wie folgt zusammenfassen: Bei der Krone ist der Globus unrichtig wiedergegeben. Jene Falteni'ührung, die die Abbindung andeutet, läuft nicht, wie üblich, von dieser Abbindung aus strahlenförmig auseinander. Sie hat vielmehr einen ungewöhnlichen und sinnlosen Wurzelpunkt im Oberteil. Seltsam, daß Eilenberg sich dem oberen Bindenpaar, das nach seiner Meinung Bahräm III. besitzt, Narse hingegen nicht10, zuwendet, ohne der Rosette zu gedenken, der man an einer solchen Stelle nicht begegnet. Die davor liegende ungewohnte und darum unerwähnt gelassene Kugel kommt hinzu. Das Diadem endet in einem Knopf mit markierter Mitte. Auch dafür sucht man vergeblich nach Parallelen. Die Zeichnung der Binden, ungewöhnlich und in sich uneinheitlich, entbehrt auch für ein weniger geschultes Auge jener Eleganz der Linienführung, die in solchem Fall die früh-sasanidische Formgebung kennzeichnet. Physiognomisches mag beiseitebleiben, obschon die Aufzählung ikonographischer Unstimmigkeiten nicht des Reizes entbehren dürfte. Hingegen sind hinsichtlich der Haar- und Barttracht entscheidende Ausstellungen zu machen. Der Bart ist stets mit einem angebundenen und mit kleinen Schleifen verzierten kleinen Ballen abgeschlossen: hier fehlt er. Das Haar am Hinterhaupt, sonst als sorgfältig gerollte Locken (curls) behandelt, ist zu einem unförmigen Knäuel geworden. 8
Ausnahmen veröffentlicht in meinem „Aufbau der Münzprägung" des Sasanidenstaates, bei Altheim-Stiehl, Ein asiatischer Staat (1954), Tf. 23, 10: Drachme Bahräms I. aus Slg. Azizbeglou (Teheran); eine unpublizierte Kupfer-Unit Säpürs in meinem Besitz (von Prof. A. Gabriel-Wien, freundlichst überlassen); ein drittes Stück (U/4 ?) eines Herrschers der kusän-sasanidischen Reihe, gleichfalls aus meiner Sammlung, um nur einige Beispiele zu nennen. Doch will das bei der größeren Freiheit der Kunstübung zunächst nichts besagen. 9 Man möchte das Urteil K. Erdmanns hören. 10 Obschon, wie Eilenberg (a. O. 488 Anm. 10) zugibt, Herzfeld, Erdmann und ich — alle nach Originalen — sie gezeichnet haben.
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Endlich der „Ornat". Den Umhang, die unsymmetrische Ornamentik der Bekleidung, dazu die Rosette an der linken Brust, die sich wie eine moderne Ordensdekoration ausnimmt. ..: dies und mehr kritisch durchsprechen hieße Worte verschwenden. Die angeführten Kriterien gestatten keinen Zweifel daran, daß es sich um eine Fälschung handelt. Und, wie hinzugesetzt werden muß, um eine Fälschung, die wie keine zweite geeignet ist, Verwirrung zu stiften. Kann sie doch schwerlich ohne Kenntnis des wissenschaftlichen Streites um die Münzen Bahräms III. gefertigt sein. Dieser Streit war durch R. Vasmer11, dem Herzfeld12 und, nach sorgfältiger Materialprüfung, auch ich mich angeschlossen habe13, in ein entscheidendes Stadium getreten. Meiner Meinung nach kann das vorliegende Stück nur zu einer Zeit verfertigt worden sein, als darüber, ob es sich bei der palmettenlosen Krone um die Bahräms III. oder um die erste Krone Narse's handle, gestritten wurde. Das war um 1928. Dazu stammt die Angabe, daß jenes Stück um 1930 aus Iran herüber gekommen sei14. Der vorliegende Fall hat mit dem zuvor besprochenen dies gemein, daß es sich bei beiden um Fälschungen handelt, die schwebende Streitfragen benutzen, um das Interesse der Käufer zu wecken. 11 12 13 14
R. Vasmer in: Num. Chron., ser. 5, 8 (1928). 2491.; pl. XV—XVI. E. Herzfeld in: Arch. Mitt, aus Iran 9 (1938), 112. R. Gobi, a. O. 105 f. S. Eilenberg, a. O. 487.
BEILAGE 3
PASIZ UND DAS SASANIDISCHE KUPFER Vor kurzem hat W. B. Henning1 eine Zusammenstellung jener Zeugnisse gegeben, die sich über die Kupfermünze pa&z und ihr Verhältnis zur Silberprägung, insbesondere zum dang (Obol)', äußern. Ob Henning alle Stellen gebracht hat, vermag ich nicht zu beurteilen. Er faßt sein Ergebnis, wie folgt, zusammen2: „A precise definition of the value of a pa&z is not possible for the present. Of the Sassanian copper coins we know very little, and literary references are few and indecisive." Henning ist meine Arbeit über den Aufbau der sasanidischen Münzprägung unbekannt geblieben3. Dort hätte sich einiges Förderliche finden lassen. Gerade wenn die literarische Überlieferung „indecisive" ist, sollte man die Hilfe des Numismatikers nicht verschmähen. Das Versäumnis sei hier nachgeholt. Aus meinen Tabellen4 geht hervor, daß es drei AE-Nominalien gibt, die zu Bedeutung gelangt sind: die Grundeinheit (Unit = U), ihr Viertelund ihr Sechstelstück. Die Ausprägung der U reicht von Ardaäer I. bis Hormizd I. (?), wird also rasch eingestellt. Hingegen ist U/4 von Arda&er I. bis einschließlich Säpür II. ziemlich lückenlos nachweisbar. Unter Säpür II. findet eine Überschneidung von U/4 mit U/6 statt, woraufhin bis in die Regierung Chusrö's II. hinein U/4 seitens U/6 abgelöst wird. Eine einzige U habe ich noch unter Kaväo I. notiert, doch solche Einzelgänger dürfen unberück1
American Numismatic Society New York 1957, 231 f.; Additional Notes on the Early Coinage of Transoxania II (gemeinsam mit R. N. Frye); der genannte Abschnitt (236!) ist von W. B. Henning allein gezeichnet. » a. O. 237. 8 R. Gobi, a. O.; das ist insofern erstaunlich, da die Arbeit seinem Mitarbeiter R. N. Frye bekannt war, der sie im Central Asiatic Journal 2, 298 besprochen hat. 4 R. Gobi, a. O., besonders 99.
3. PASIZ UND DAS SASANIDISCHE KUPFER
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sichtigt bleiben. Da, soweit ich sehe, die einzige und immer wieder genannte Bezeichnung der Kupfermünze ist, kann sie nur U/4 oder U/6 meinen. Durchsicht des bei Henning Aufgeführten läßt für einen Vergleich mit dem numismatischen Bestand nur eine Auswahl aus den schon wenigen Stellen übrig. Dabei wird nicht leicht auszumachen sein, welche zeitlichen und örtlichen Gegebenheiten sie spiegeln. Denn das Verhältnis des Kleingeldes zu den Hauptsorten, in unserem Falle Drachme (drahm) und Obol (dang), ändert sich ständig. Man darf kaum erwarten, daß literarische Angaben und numismatische Tatbestände sich so zur Deckung bringen lassen, wie man es aus heutiger Zeit gewohnt ist (die von Henning gegebene Übersicht bestätigt dies). Dennoch mag es gewisse Durchschnittskurse gegeben haben, denn sonst wäre man kaum bei eingeführten Nominalien geblieben, hätte vielmehr eine Gewichtsreduktion vorgenommen, und diese hätte alsdann das Wechselverhältnis zu den früheren Stücken gewährleistet. Zumindest hätte sie eine Umschlagsrechnung auch dann ermöglicht, wenn mit der Waage gearbeitet wurde. Nun beziehen sich die von Henning angeführten Zeugnisse nur in wenigen Fällen auf die Sasanidenzeit. Es ist daher auch schwer festzustellen, ob ein U/4, U/6 oder, wie ich eher glauben möchte, beide Werte bezeichne. Während die literarische Überlieferung nicht erlaubt, das Verhältnis paStz: dang örtlich und zeitlich festzulegen, darf man von der Numismatik her einen Versuch wagen. Bekanntlich übernahmen die Sasaniden zunächst die arsakidische Tetradrachme. In Potin, einem überaus schlechten Silber geprägt, wurde ihre Ausgabe kurz vor jener der U eingestellt. Eine U findet sich noch unter Säpür II., die letzte Tetradrachme kenne ich jetzt von Bahräm II.6, wobei ein späteres Stück noch ermittelt werden könnte. Vielleicht wurden diese späten Tetradrachmen nicht mehr als solche genommen und setzten sich noch kurz in der U fort, bis auch diese sich als unrentabel erwies. Vielleicht auch wurde die Ausprägung der Großstücke eingestellt, weil deren Funktion allmählich das kleine Silbernominal, der Obol (dang), übernommen hatte. Der dang tritt immer mehr hervor und wird besonders unter Säpür II. sehr zahlreich, der auch, wie oben bemerkt, U zum letzten Mal prägte. Der Schluß liegt nahe, daß, nachdem sowohl Tetradrachme wie U sich von Anfang 5
Die Kenntnis verdanke ich H.-J. Kellner, München, in dessen Besitz sie sich befindet.
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BEILAGEN
als ungeeignet erwiesen hatten, beide Nominalien früh und noch vor der Einstellung ihrer Prägung, zumindest inoffiziell, mit einem Obol (dang) tarifiert wurden. Was besagt, daß aller Wahrscheinlichkeit nach vor und bis Säpür II. der paSiz 1/4 dang, dann 1/6 dang in der Grobrechnung entsprochen hätte. Die Stelle im 40. Kapitel des Frahang-i Pahlavik wäre daraufhin zu prüfen*. Das Pärsi-Persische Glossar (W.B.Henning, a. 0.237; E. Sachau, Neue Beiträge zur Kenntnis der Zoroastrischen Litteratur, 1871, 39 = 841) setzt geradezu = 1/4 dang. Ein von Henning angeführter Vers des Sa'di besagt, einen dang von einer Drachme oder einen -pa&z von einem dang zu geben, sei Großzügigkeit. Nun ist das Verhältnis Drachme: dang stets i: 6. Dies bedeutete entweder, daß der dang zur Drachme sich wie der paSiz zum dang verhielt, also gleichfalls 1:6. Oder aber liegt, was nicht ausgeschlossen ist, eine Steigerung vor, und sie kann — vorausgesetzt, daß sasanidische Verhältnisse zugrundeliegen — nur mit i: 4 angenommen werden. Es führen also literarische wie numismatische Zeugnisse übereinstimmend auf zwei Möglichkeiten, nämlich 1:4 und 1:6. Da die numismatischen Grundlagen den Gebrauch von U/4 vor U/6 in direkter Ablösung erweisen und die Einstellung der Prägung des Ganzstückes zeigt, daß dessen Funktion von einem anderen Nominal übernommen wurde, dieses aber nur der dang (Obol) gewesen sein kann, endlich, da die alten Teilverhältnisse zwischen U und den Teilstücken auf den dang übergegangen sein müssen, dürfte mit jener Sicherheit, mit der sich überhaupt so schwierige Verhältnisse beurteilen lassen, ausgesprochen werden, daß der pa&z in sasanidischer Zeit vor und bis Säpür II. als 1/4 dang, nachher als 1/6 dang zählte. 6
Alle genannten Stellen bei W. B. Henning, a. O. 237!.
BEILAGE 4
ARAMÄISCHE IDEOGRAMME
Dura-Pergament 12 Anläßlich der Inschriften des Imru'ulkais von en-Nemära und des öadima von Umm eg-gimäl (oben S. 151 f.) wird geraten sein, nochmals auf die grundsätzlichen Fragen einzugehen, die mit den aramäischen Ideogrammen im Mittelpersischen und Parthischen gegeben sind. Ausgangspunkt sollen J. Harmattas (Acta Ant. Hung. 5, 1957, 261 f.) und unsere (Altheim-Stiehl, Supplementum Aramaicum, 1957, .) Behandlung des Dura-Pergamentes 12 bilden. Während wir mit Entschiedenheit die Ansicht vertraten, daß hier und sonst ostaramäische Bestandteile, dem Reichsaramäischen zur Seite, in den Ideogrammen begegnen, weiter, daß ähnlich wie im Pergament von Avrömän, auch im Dura-Pergament 12 sich ein intaktes aramäisches Verbalsystem erhalten habe, werden beide Thesen von Harmatta mit gleicher Entschiedenheit bestritten. Zunächst sei Harmattas Lesung wiederholt. In runde Klammern ist gesetzt, wo diese nach seiner Ansicht zweifelhaft bleiben muß, während eckige Klammern Ergänzungen bezeichnen. 1. MN tr(ytwn f L) rSnw hw(twy) S (L) M W-SRRT $GT L-MRyY 2. KD(M) hw(t}wy KTYT wspz(m)n §L(M) (YH}W(H][t] (h)wtwy B-NP$H
(H)[W]$R(T) 'wgwn swg(wn)
3. YS](B)Ht KD(M) wykHWYt B-KRM* K(RY) [. b .. kn wsp SBW M H] (hwt)wy.
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Dazu die Übersetzung: 1. „From Hreoön to lord Rasn. Much bliss and strength I send to the lord. 2. Be the bliss unshakable with the lord at all times, in the way as the lord himself 3. desires. In the vineyard called [... aj/an] all possessions of the lord are in order". Für seine Lesung verfügte Harmatta allein über die Abbildung, die wi r in: Asien und Rom (1952) 73 Abb. i gegeben haben (hier Abb. 12). Er wiederholt diese Abbildung und ergänzt sie zur Verdeutlichung seiner Lesung durch eine Umzeichnung (Tafel zu S. 264). Die zugrundeliegende Aufnahme hat Harmatta sich nicht verschafft. Daraus ergaben sich für ihn eine Reihe von Fehllesungen. Anstelle von umständlichen Beschreibungen seien Harmattas Umzeichnungen, die nach einer vergröbernden Autotypie vorgenommen wurden, die unseren gegenübergestellt, die auf der originalen Aufnahme beruhen. Dabei stehen auf Abb. 14 in der linken Reihe Harmattas Lesungen, auf der rechten die unseren. Das fünfte Wort der ersten Zeile liest Harmatta fyw(twy). Ein Blick auf unsere Umzeichnung erweist, daß das zweite Zeichen z, nicht wl und daß das vierte keinesfalls w ist. Im letzten Fall wird n durch den unteren, nach rechts verlaufenden Querstrich gesichert, der in KYNYT2 (darüber sogleich) wiederkehrt. Auch in B-NP$H 2 ist er auf der Aufnahme zu erkennen, in den unteren Querstrich des B einlaufend. Sodann ist der kleine, nach rechts umbiegende Haken links vom zweiten Zeichen des Wortes, wie immer er gedeutet werden mag (unvollständig getilgter Rest einer vorangegangenen Fehlschreibung?) keinesfalls die linke Längshasta eines t, auch nicht in Harmattas Umzeichnung. Im Gegensatz zu ihm meinen wir, Vergleich mit fyw(t)wy 2 bestätige nicht die vorgeschlagene Lesung, sondern schließe sie aus. Es bleibt beiHZYNY „sieh mich"8. 1
Harmatta (a. O. 267!) argumentiert: „part of its shape may have disappeared, hence the remaining marks of writing material admit of various interpretations", Damit ließe sich fast jede Lesung rechtfertigen. * Harmatta meint, die Deutung von ZBNW und MZBNW "has been hotly debated" (a. O. 278 Anm. 36). Dagegen ist zu sagen, daß weder Nyberg noch Herzfeld die Formen erklären konnten. Dasselbe gilt von H. H. Schaeder, Iran Beitr. i (1930), 39f.: Particip. Pass. Pa"el, mit Endung des Imperat. 2. Plur., glaubten wir nicht eigens widerlegen zu müssen. Es ist uns unbegreiflich, wie man auf derartiges sich berufen kann, nachdem wir die richtige Erklärung gegeben haben (Ein asiatischer Staat i, 230; Suppl. Aram. 65) und diese von E. Littmann als „glänzend" anerkannt worden ist (Ein asiatischer Staat i, 293).
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Das folgende Wort enthält als zweites Zeichen keinesfalls /. Gleichgültig, ob der darüber befindliche, vom eigentlichen Zeichen getrennte Haken als Riß im Pergament oder als Schreibspur zu bewerten sei: Verbindung mit dem Zeichen darunter ist ausgeschlossen. Denn dieses ist an seinem Kopf eingerollt, war also ohne Verbindung nach oben. Wiederum erweist Vergleich mit dem in der zweiten Zeile stehendem §LM, daß die gleiche Lesung in der ersten ausgeschlossen ist. Unbegreiflich, daß sie überhaupt erwogen werden konnte. Es bleibt bei $YM. Harmatta wünscht indessen auch aus allgemeinen Gründen, an der Lesung S(L)M i festzuhalten. Er meint, in der Eingangsformel müsse der Gruß genannt werden, und dazu stimme, daß die Grußformel unseres Pergamentes in seiner Lesung mit der der ArSäma-Briefe übereinstimme (a. O. 278). Doch diese Argumentation übersieht Entscheidendes. Der Formel: Slm w&rrt igy* hwSrt Ik bedient sich der Satrap ausschließlich in Briefen an Untergebene. Auf unserem Pergament aber wendet sich ein Untergebener an einen Höhergestellten. Er ersetzt Ik durch Loder KDM hwtwy, und statt des schlichten 'p tmh kdmyk Um yhwy (1,1) schreibt er in der zweiten Zeile: „bei dem Herrn, unverrückbar für alle Zeiten, $LM möge sein. Dieses (sei) so, wie der Herr es (wünscht)". Solch unterwürfige Form der Umschreibung schließt aus, daß in der ersten Zeile einfaches $LM habe stehen können, dessen knapp-herablassender Ton dem Untergebenen nicht zustand. Für diesen schickte sich allein die Haltung dessen, dem befohlen wird. Dieses allgemeine Ergebnis stimmt aufs Beste zu den von uns vorgeschlagenen Lesungen. HZYNY $YM hat man entweder als zwei Imperative zu verstehen, die als Asyndeton im Bibl.-Aramäischen und im Syrischen ihre Entsprechungen haben: „sieh mich (und) befiehl l", oder passivisch: „sieh mich (und schon) ist befohlen". Daß sm in den Ar§äma-Pergamenten immer ein Objekt haben müsse (J. Harmatta, a. O. 278 Anm. 35a), wird durch , 5 zy mny sym widerlegt. Hier hat man überdies das passivische Perfekt, das als zweite Übersetzung vorgeschlagen wurde. Im Folgenden stimmen Harmattas und unsere Lesung überein: W-$RRT $GY' H(W)$RT L-MR'Y ..und Festigkeit in Menge schicke ich meinem Herrn". Auch in der Übersetzung von $RRT sind wir uns gegen B. Spuler (Suppl. Aram. 104 Anm. 14) einig. Harmatta erörtert sodann die Frage, ob bei der Umschrift des Ideogramms ^GY* oder $GY' vorzuziehen sei. Anlaß dazu ist, daß wir W. B. Henning vorgeworfen haben, die zweite
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Schreibung zeige seine mangelnde Kenntnis des Aramäischen (Suppl. Aram. 102); vorsichtshalber schließt sich Harmatta der Schreibung $GY' an. Wir fürchten, daß er unsere Äußerung nicht sorgfältig gelesen hat. Wir stimmen mit Harmatta darin überein, daß bei dem Ideogramm $GY' es lediglich eine praktische Frage sei, ob man s oder i schreibe. Unser Vorwurf bezog sich indessen nicht auf die Schreibung des Ideogramms, sondern auf die Umschrift aus den aramäischen Texten der Arsäma-Briefe. Hier geht es nicht um eine praktische Frage, sondern sgy' ist allein zulässig. Wir bedauern, unsern Vorwurf Henning gegenüber aufrecht erhalten zu müssen, um so mehr, als der gleiche Fehler in Symw BSOS. 13 (1949), 83 wiederkehrt. Entscheidende Unterschiede bestehen zwischen Harmattas und unserer Lesung der zweiten und dritten Zeile. Das dritte Wort der zweiten Zeile, nach Harmatta KTYT, macht vom Aramäischen her Schwierigkeiten. Harmatta übersetzt „inshakable", entsprechend Hennings und unserem „unverrückbar". Er muß freilich zugeben, daß das Vorkommen des Wortes in der Inschrift von Paiküli nichts ausgibt und daß im Aramäischen ein Wort gleicher Bedeutung nicht vorkommt (a. . 2 4 .). Soweit hat ihn unsere dahingehende Bemerkung Suppl. Aram. 103 überzeugt. Indessen glaubt er, die Schwierigkeit lasse sich lösen. Die Bedeutung des zugehörigen Verbum im Hebräischen sei „hämmern, schmieden". Wörtlich heißt es: "If we take this as our basis, in the case of the derived form KTYT the following semantic development may be suggested: 'hammered' > cwell hammered' > 'strong, firm'. If this conjecture is adopted, we get a meaning that suits the context and is etymologically also satisfactory" (a. O. 285). Nichts davon trifft zu. Im Hebräischen steht von altersher neben der genannten Bedeutung die zweite „zerschlagen, zerstreuen". Lv. 22,24 kätüt ist „contusus (testiculos)". Das spricht schwerlich für die vorgeschlagene Bedeutungsentwicklung. Ganz abgesehen davon, daß eine konstruierte Bedeutung, die auf Grund des Hebräischen angenommen wird, für eine solche, die im Aramäischen gänzlich fehlt, nur im äußersten Notfall etwas beweist. Es liegt einfacher, als Harmatta annimmt. Wer dem Ideogramm KTYT die Bedeutung „unverrückbar" zuweist, stützt sich ausschließlich auf syr. kattttä „infixus" (C. Brockelmann, Lexic. Syriac.2 704 L). Er nimmt dabei an, daß k, wie üblich, in dem Ideogramm durch k ersetzt ist. Dieser Ausweg ist freilich in unserem Fall versperrt. Denn Dura-Pergament 12 hat den Ersatz von k durch k noch nicht vorgenommen,
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wie K DM und das sechste Wort der dritten Zeile zeigt, das Harmatta KRY liest (darüber unten). Statt K T T haben wir KYNYT = kenati vorgeschlagen, Adverbium zu syr. kenä „gerecht", vgl. jüd.-aram. kewänä „gerade, zuverlässig" (Suppl. Aram. 103). Harmatta gibt zu, daß so gelesen werden könne, will aber Syrisches in den Ideogrammen nicht anerkennen (a. O. 284). Uns steht das Syrische für das Ostaramäische schlechthin, hier wie in anderen Fällen. Nachdem im Pergament von Avrömän ZBNW und MZBNW (Suppl. Aram. 65) sowie BRY (ebenda 71 f.), in Tang-i Sarvak myd', 'lh (ebenda 94; 97) und auf der Inschrift von Susa hztk (ebenda 100) als ostaramäisch anerkannt sind, kann ein ostaramäischer Bestandteil im Dura-Pergament 12 keine Schwierigkeit bereiten. Eine weitere Schwierigkeit enthält (YH}W(H}[f\. Die Umzeichnung erweist einwandfreies YHWY HW. Aber nicht nur paläographisch, auch grammatisch bestehen Bedenken gegen die von Harmatta vorgeschlagene Lesung. Das Ideogramm lautet YHWt oder ohne Endung YHWH; angebliches YHWH t ist Herzfeld zufolge (Paikuli 201 1.) „with doubtful -t". Andererseits entspricht YHWY der Schreibung der Arsäma-Briefe (yhwy). Alledem trägt Harmatta keine Rechnung (a. 0.286; 294). —· Auch wspz(mny) hat zu bleiben, wie aus der Aufnahme ersichtlich ist. Harmattas wspz(m)n ist eine Fehllesung: von m, n und y sind deutliche Reste vorhanden. Zu Beginn der dritten Zeile ist Harmatta, wie dankbar anerkannt sei, ein Fortschritt geglückt. Er liest YS](B)Ht, unter Berufung auf die parthische Fassung von Paikuli. Aber angebliches t ist vom Vorangehenden durch Spatium getrennt. Auch ist es kein t, sondern der unregelmäßige, unten geschlossene Kreis ist die Interpunktion, die man an dieser Stelle erwarten muß. Also YS](B)H, eine korrekte aramäische Verbalform. Harmattas gelungene Ergänzung beweist demnach das, was er zu widerlegen wünscht. Folgendes K D (M) wyk ist Fehllesung, wie die Umzeichnung zeigt. Für die Deutung wyk = vyäy läßt sich ohnedies schwerlich etwas Stichhaltiges anführen (a. O. 289). Er bleibt bei dem von uns vorgeschlagenen , wieder einer korrekten aramäischen Verbalform. Sie bestätigt sich am Folgenden, wo Harmatta die zweite Verbesserung geglückt ist. Freilich führt auch sie in anderer Richtung, als er annimmt. Er liest HWYt und dann B (B-KRM', worüber sogleich). Dadurch ist unsere Lesung HZYTK, wie wir zugeben, beseitigt. Ob indessen mit Harmatta HWYt zu
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deuten ist oder HWYT als aramäische i. oder 2. Sing. Perf., kann nur die Syntax entscheiden. HWYT „du bist gewesen" ist als Verbindung, aus dem Syrischen bekannt. Th. Nöldeke, Kurzgef. syr. Gramm.8 233 § 3°3 (letzter Abschnitt) führt ak d-Uai hwet „wie ich war" und ttaikön waitön „ihr wäret" an. Diesmal hat man eine einwandfreie ostaramäische Verbalverbindung. Das Folgende ist erneut verlesen. B-KRM* steht nicht da, und auch von K(RY) ist nur das erste Zeichen gesichert. Daß in jeder parthischen Urkunde ein Weinberg erwähnt sein müsse (vgl. J. Harmatta, a. O. 289f.), halten wir für unwahrscheinlich. Vorerst dürfte sich empfehlen, von einer Lesung abzustehen. Unbesprochen ist noch der Beginn der ersten Zeile. M N ... 'L ... ist beiderseits zugestanden. Es sei verzichtet, zu den Eigennamen weitere Vorschläge zu machen. Statt Harmattas 'L rSnw würde man eher rSny erwarten. Ohnedies liegt die Bedeutung des Pergaments weniger im Inhaltlichen als im Sprachlichen. Da hat die erneute Nachprüfung entschieden, daß sämtliche Verbalformen aramäisch sind, teilweise ostaramäisch. Wir zählen nochmals auf: HZYNY und $YM i, YHWY 2 und YSBH sowie HWYT 3. Damit entfallen alle gegenteiligen Folgerungen Harmattas; ein weiteres Eingehen auf sie erübrigt sich. Seltsamerweise ist Harmatta mit keinem Wort auf die Stelle des Fihrist i, 14, 4f. eingegangen, auf die wir ausdrücklich verwiesen haben (Ein asiatischer Staat i, 249). An-Nadims Gewährsmann Ibn al-Mukaffa' sagt von der Briefschrift, sie sei in der Sprache der siryämya al-awwala geschrieben, welche die Leute von Bäbil (oder die des Sawäd: 13, 8) sprachen, aber in der färistya gelesen worden. Hier wird der ostaramäische Dialekt Babyloniens geradezu genannt, und wer hätte darüber Bescheid gewußt, wenn nicht Ibn al-Mukaffa'! Seine Angabe hat sich am Dura-Pergament 12 bestätigt.
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Die aramäische Fassung der Asoka-Bilinguis von Kandahar Unfern von Kandahar hat sich im Frühjahr 1958 eine neue Inschrift Asokas gefunden. Mit ihrem aramäischen Teil schließt sie sich den bereits bekannten des Herrschers aus Taxila und Pul-i Daruntah (Laghman) an. Unerwartet und bisher ohne Vergleich ist die griechische Fassung, die diesmal der aramäischen vorausgeht. Sie ist zwar nicht die erste griechische Inschrift aus dem Gebiet des heutigen Afghanistan (in Surx Kotal hat sich bereits ein griechischer Satz auf einer Inschrift gezeigt1), wohl aber die älteste, und die Sprache des westlichen Eroberers unter den von Aaoka verwendeten wiederzufinden, war in jedem Fall eine Überraschung. Man wird den Herausgebern danken, daß sie derart rasch den Neufund zu aller Kenntnis gebracht haben2. Die Behandlung des griechischen Textes, der kundigen Hand G. Pugliese Carratellis anvertraut und mit G. Tuccis Anmerkungen versehen, entspricht den Erwartungen, die man an eine erste Veröffentlichung knüpfen kann. Das Folgende beschäftigt sich vorzugsweise mit dem aramäischen Teil. Er wurde von G. Levi Delia Vida bearbeitet, der sich der iranistischen Beratung A. Pagliaros bedient hat2». Von vornherein stellen sich hier der philologischen Erschließung größere Schwierigkeiten in den Weg. Es nimmt nicht Wunder, wenn diesen insgesamt acht Zeilen mehr als die Hälfte der Abhandlung gewidmet ist. Eine Nachprüfung erweist sich als unerläßlich. Zunächst sei unsere Lesung gegeben. Dabei sind (zum Unterschied von der Erstausgabe) nach der von uns im Supplementum Aramaicum8 befolgten 1
Zuletzt Altheim-Stiehl, Philologia sacra ( , 1958), 29!., mit Angabe der Literatur. 1 G. Tucci, U. Scerrato, G. Pugliese Carratelli und G. Levi Delia Vida, Un editto bilingue Greco-Aramaico di Aioka (Serie Orientale Roma XXI, 1958). 8a L. D. V. bemerkt uns brieflich (unter dem 13. 10. 58): ,,a questo proposito vorrei ripetere quanto ho giä detto nel mio articulo, ehe Pagliaro non deve esser ritenuto responsabile dei miei errori, percho i suoi suggerimenti sono stati limitati e affrettati". Im Übrigen war L. D. V. gütig genug, uns zu erklären, unsere Deutung sei ,,incomparabilmente migliore". Doch hat er nicht verschwiegen, daß er unsere Lesung WSYD statt Z* R in Zeile 3 nicht anerkennt. Wir glauben diese Stellungsnahme eines führenden Gelehrten im Interesse der weiteren Erörterung mitteilen zu müssen. 8 L. D. V. ist unser bereits 1957 erschienenes Buch unbekannt geblieben. Was er zu den Inschriften von Mchet'a (a. O. 30 Anm. 2) und von Taxila (a. O. 18 Anm. i; 19 Anm. i; 21 Anm. i; 27 Anm. i) bemerkt, ist von uns bereits gesagt worden: Suppl. Aram. 91.; 8if.
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Weise die aram ischen von den iranischen Bestandteilen durch Kapita 1buchstaben geschieden. Von L. D. V. abweichende Lesungen sollen sp ter begr ndet werden. 1. SNN ίο ptytw fBYD ZY MR'N prydrS MLK' K§T' MHK§T 2. MN 'DYN Z'YR MR" LKLHM 'N$N WKLHM 'dw§y HWBD 3. WBKL 'RK' W P Sty WP ZY ZNH BM'KL' LMR'N MLKy WSYD 4. KTLN ZNH [L]MHZH KLHM 'N$N 'THHSYNN WZY NWNY' 'HDN 5. 'LK 'NS~N ptyzbt KNMZY prbst HWYN 'LK 'THHSYNN MN 6. prbsty Whwptysty L'MWHY WUBWHY WLmzySty 'N$N 7. ΎΚ YSRHY HLKWT WL' ΎΤΥ DYN' LKLHM 'N$Y' HSYN 8. ZNH HWTYR LKLHM 'N$N WTWSP YHWTR. Es folgt ein kurzer Kommentar, der sich vornehmlich mit solchen Stellen befa t, darin wir weitergekommen zu sein hoffen. i. SNN ίο kann nicht besagen: „nelT anno 10". Schon die griechische Entsprechung: δέκα ετών πλήρη[..]ων „compiutisi (?) died anni" schlie t diese bersetzung aus. §NN l t sich als Bezeichnung der zeitlichen Dauer (Th. N ldeke, Kurzgefa te syrische Grammatik2, 1898, 181 § 243) verstehen: „zehn Jahre lang". —· ptytw hat L. D. V. zutreffend als paitita- „equalization of guilt and punishment" (vgl. Ars ma-Brief 13, 4 und G. R. Driver zur Stelle) erkl rt. Genauer handelt es sich um den Nom. Sing. *patit (so zu schreiben, aus *pati-ita-}: wie stets, noch ohne Andeutung der Epenthese. Die Feststellung des Casus wird f r die Deutung der brigen iranischen W rter innerhalb der Inschrift bedeutungsvoll sein. — K$T' MHK$T: L. D. V. schl gt zwei M glichkeiten vor. Als Paronomasie gedeutet: „rettitudine diretta", w re das Partizip passivisch zu verstehen. Oder man h tte K S T" als Objekt des diesmal aktiven Partizips zu fassen: „egli dirige la rettitudine (o: avvera la verit )", wozu man a. O. 23 Anm. vergleiche. Die griechische Wendung: ευσέβεια [ν εδ]ε[ι]ξεν l t allein die zweite M glichkeit zu. — ZY ist f r L. D. V. Zeichen des Genetivs: ,,la giustizia (o: conversione ?) di Nostro Signore". Doch ist ptytw von Z Υ MR'N durch 'BYD getrennt, und eine genetivische Verbindung ber ein trennendes Wort m te erst belegt werden. Es kommt hinzu, da *patUaweder „giustizia" noch „conversione" bedeutet, sondern „Begleich von
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Schuld und Strafe, Schuldbegleich, Sühne" ^Chr. Bartholomae, Altiranisches Wörterbuch, 1904, 829). Ptytw ist also Folge jenes K^'P: der Schuldbegleich geschieht, indem Gerechtigkeit geübt wird. Die vorgeschlagene Übersetzung „fu fatta la giustizia di Nostro Signore ... secondo rettitudine ben diretta" schiebt freilich „secondo" ein, das im aramäischen Text keine Entsprechnung findet. Die Schwierigkeiten lösen sich, sobald man ZY richtig versteht. Im Jüdisch-Aramäischen und Syrischen stellen dy und d, die unserem ZY entsprechen, oft mit dem Hauptsatz eine lockere kausale Verbindung her: dkiyb „weil geschrieben steht"; dyhbyt „weil ich gegeben habe" (G. Dalman, Gramm, des jüdisch-palästinens. Aramäisch, 1894, 187 § 50); f morhön den . . . dmütä wä d-'etiä da-slihe, d-kulmeddem d-U wä Ihön d-gawwä wä „ihr Leben aber war ein Abbild der Apostelkirche, da alles, was sie hatten, gemeinschaftlich war" (Th. Nöldeke, a. 0. 287 § 366 B).Im BiblischAramäischen und in der Sprache der Papyri hingegen fehlt es an einer Entsprechung. Zwar leitet auch da dy kausale oder erklärende Nebensätze ein, aber stets handelt es sich um Relativsätze, die allenfalls kausale Färbung aufweisen: we-kol habäl lä hisfkah beh di hemin b-eläheh „keine Verletzung wurde an ihm gefunden, der (= weil er) auf seinen Gott vertraut hatte" (Bauer-Leander, Gramm, des Biblisch-Aramäischen, 1927, 363). Die Sprache unserer Inschrift zeigt demgegenüber eine jüngere Stufe, und dies wird sich anderweitig bestätigen. Genug: man erhält einen sinnvollen Satz: „Zehn Jahre lang wurde Schuldbegleich (Sühnung) vollzogen, weil (indem) unser Herr .. . Gerechtigkeit übte". 2. MN 'DYN Z* R soll griechischem entsprechen. In Wirklichkeit zeigt der Vergleich, daß Z' R nicht zum Vorangehenden gehört. Zum Folgenden gezogen, erledigt es die von L. D. V. erwogene Alternative MD" „conoscenza" und MR" „malattia" zugunsten der letzten. Daß man MR" als Objekt zu HWBD zu verstehen habe, läßt sich nur aufrecht erhalten, wenn man ohne Beleg „malattia" als „male" deutet. „Seitdem (war) klein (nahm ab) Krankheit für alle Menschen" ergibt einen befriedigenden Sinn. — Das zweitletzte Wort der Zeile hat bisher allen Bemühungen getrotzt. Die Übersetzung „und alle Lebewesen vernichtete er" wäre sinnlos. L. D. V. hilft sich, indem er entgegen dem Wortlaut vor KLHM in der Übersetzung L einschiebt: „egli ha abolito il male per tutti gli uomini e tutti gli esseri viventi (?)". Es sollte klar sein, daß mit der Wendung WKLHM 'dwsy' HWBD die Abschaffung von etwas Feindlichem gemeint war. Avest. zaosa- ist „Wohlgefallen". Im Altpersischen
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mu te das Wort *dau$a- lauten, wie mittelpers. d fak best tigt. *A-daufya- ist „wer nicht gef llt", der „Un-liebe". Die Form *adau$y k nnte Akkus. Plur. Masc. oder Neutr. sein. Ein altpersisches Wort neben avestischen entspricht dem, was die Inschrift von Taxila bereits gelehrt hat (Suppl. Aram. 15). Die bersetzung hat zu lauten: „und alles Unfreundliche beseitigte er (der K nig)". 3—4. L.D. V. zieht den Beginn der Zeile noch zur vorigen: „e in tutta la terra e anche dapertutto (?)". Dann hebt er, nach Abschlu des Satzes von Neuem an: ..E anche coloro ehe si occttpano". Doch unweigerlich m ssen WP ... WP auf einander bezogen werden. WBKL 'RIC gut demnach, vorangestellt und dadurch auch gedanklich vorweggenommen, f r zwei Tatsachen, die im Folgenden durch doppeltes W P eingeleitet werden. Der Gedanke daran, da dieses einem sonstigen 'P ... 'P „sowohl ... als auch" (G. Dalman, a. 0.191) entspreche, liegt nahe. Im griechischen Text erwartet man demgem κοί—καί, und in der Tat k me zum Vergleich mit unserer Stelle am ehesten in Betracht: (4) καΐ πάντα (5) εύβηνεϊ κατά γήν καΐ άπέχεται (6) βασιλεύς των εμψύχων Unter der Voraussetzung, da sich beide Teile auch inhaltlich entsprechen, w re festzustellen, da die Einwirkung des griechischen καί auf den Gebrauch von syrischem w, p und w- p, die Th. N ldeke (a. 0.266 § 339) beobachtet hat, auf weit ltere Zeit zur ckgeht. Da sie erstmals in einer Bilinguis erscheint, d rfte kaum Zufall sein. —· Im Folgenden hat $TY Schwierigkeiten gemacht. Weder avest. Sitay- „Wohnung, Wohnst tte" (Wb. 1709) noch altpers. Siy tay„Freude" (ebenda 1716!) wollen passen, und es hilft auch nicht, da man dem ersten Wort die Bedeutung οίκουμένη verleiht (a. O. 22). Die Lesung *apa$ty „oltre" hat mit Recht Pagliaros Widerspruch gefunden. Avestischer Infinitiv S iti „sich freuen" (Wb. 1716) erm glicht die bersetzung: „und auf der ganzen Erde (war) auch Freude". Damit hat man die gew nschte Entsprechung zu: και πάντα εύθηνεΐ κατά πασαν γήν des griechischen Teiles. Aber auch im Folgenden best tigt sich die bereinstimmung. — ZY ZNH als Plural „coloro i quali" wird niemanden berzeugen. Wo w re ZNH als Plural bezeugt ? Hingegen hat man auf die Entsprechungen zu achten. ZY wird aufgenommen durch WZY 4 und KNM ZY 5, wobei beidemale 'LK entspricht. Zu jedem mit ZY eingeleiteten Relativsatz geh rt ein Verbum finitum oder ein als solches dienendes Partizip, dem im Hauptsatz dasselbe entspricht: (3) ZY ... (4) KTLN, ... 'THHSYNN. WZY... 'HDN, (5) 'LK 'N$Nptyzbt. KNMZY.. '. HWYN,
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'LK 'THHSYNN. Zunächst handelt es sich um das Verständnis des ersten der mit ZY eingeleiteten Relativsätze: „welche . . .töteten". Objekt dieser Tätigkeit ist SYD „Jagdbeute, Wildbret". Denn statt des unbefriedigenden Z' R, das L. D. V. gibt, ist WSYD zu lesen; s in der gleichen Form begegnet in den Arsäma-Pergamenten, und der Unterschied von halbkreisförmigen 'Ain sollte deutlich sein. Voranstehendes W besitzt explanative Bedeutung : Bauer-Leander, a. O. 264 r. Aus dem Syrischen ist ein ähnlicher Gebrauch bekannt: Zachar. Rhetor 98, 41. dkel den w-men saggiyütä d-hailä drhömäye „es fürchteten sich aber (die Perser), nämlich vor der Zahl des Heeres der Römer". Es wäre demnach unsere Stelle zu übersetzen: „welche das beim Essen (Benötigte) für unseren Herrn den König, nämlich Jagdbeute, töteten, (diese) für das Sehen aller Menschen": 'THHSYNN. Was bedeutet dieses Verbum? Als solches des Hauptsatzes entspricht es KTLN im vorangegangenen Relativsatz. L. d. V. versteht KTLN als „participio plurale col solito significato di indicative presente". Doch kann 'THHSYNN dies keinesfalls sein, sondern, ob man wolle oder nicht, lediglich 3. Plur. Perf. Gibt man dies zu, so besteht auch für KTLN, auch für 'HDN am Ende der Zeile die gleiche Möglichkeit. Von L. D. V. wurde übersehen, daß dafür die Bestätigung bereits erbracht ist. Die mittelpersischen Verbal-Ideogramme haben, allgemein betrachtet, nicht nur imperfektische Form: TW N, YBLWN, YHBWN, sondern auch perfektische. In diesem Fall lautet die Endung entweder -wn = ün — 'SYLWN, BKYWN, DBLWN, HLKWN — oder sie besteht nur aus einem Zeichen: jenem, das in der mittelpersischen Buchschrift sowohl w wie n bedeuten kann. Es erhebt sich die Frage, ob man in solchem Fall -ü oder ob man -ün mit defective-Schreibung zu lesen habe. Also ZBNNtn oder ZBNWtn, THNNfn oder THNWtn, HYMNNsin oder HYMNWstn. H. F. J. Junker in seiner letzten Ausgabe des Frahang-i Pahlavik (1955), dem diese Beispiele entnommen sind, entscheidet sich für -(ü}n. Dafür spricht, daß auch die Endung der imperfektischen Ideogramme, bei denen doch nur -ün gelesen werden kann, die defective-Schreibung -(ü)n aufv eisen. Aus dem Frahang sei YHSNN (H. F. J. Junker, a.O. 6) angeführt, und jetzt tritt hinzu das Zeugnis der Synagogen-Inschriften von Dura-Europos, die YMYTN, Y'TN, YHSNN schreiben (Altheim-Stiehl, Philologia sacra. 2, 1958, 62; 65). Aber auch bei perfektischen Ideogrammen zeigen diese Inschriften die Schreibung -(ü)n: HWHNd (Nr. 48, 2 bei B. Geiger: The Excavations at Dura-Europos, Final Report VIII i: The Synagogue, 1956, 308); SG]YTN (Phüologia sacra 65). Diese 26
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perfectischen Ideogramme auf -(W)N besäßen demnach in 'THHSYNNnnd möglicherweise in KTLN, ihre Vorgänger. Damit wäre eine typisch ostaramäische Erscheinung innerhalb unserer Inschrift festgestellt. Die Endung -ün der 3. Plur. Perf. ist weder für das Reichsaramäische der achaimenidischen Zeit noch für das Biblisch-Aramäische bezeugt. Auch innerhalb des Christlich-Palästinensischen begegnet es statt -ü nur ganz vereinzelt (F. Schultheß, Grammatik des christl.-palästin. Aramäisch, 1924, 62 § 139,1). Dagegen ist -ün im Targumischen, Syrischen und Mandäischen heimisch. Die mittelpersischen Verbal-Ideogramme der genannten Art gehen demnach auf ins Reichsaramäische eingedrungene ostaramäische Formen zurück, und eine solche ist zumindest in 'THHSYNN unserer Inschrift belegt. Daß solch ostaramäische Formen nicht vereinzelt stehen, ist längst festgestellt (Suppl. Aram. 65; 72; 80 f.; 84 f.; 94; 97; 100; Phüologia sacra 67; 68). So wenig nun 'THHSYNN Particip sein kann, so wenig läßt sich die Trennung *TH HSYNN durchführen. Denn wollte man von einem Plural des Adjektivs hsyn sprechen, so bliebe doch 'TH „al singolare in funzione di plurale" unerhört. Aber was wäre gemeint ? Die Deutung hat davon auszugehen, daß in unserer Inschrift, vom Afel 'WSP abgesehen, nur Hafel begegnet: 2 HWBD, 8 HWTYR, 8 YHWTR. Dann konnte statt eines Ittaf al (*ifafal > ittafal) ein Ithaf al gesetzt werden, und ein solches läge in *ithahsanün vor. Weiter wäre die „gratia aberrante con y dopo la seconda radicale" zu erklären. Schon L. D. V. verwies darauf, daß in HWTYR die gleiche Schreibung vorliegt, wenn sie auch, wie HWBD = höbed und das Afel 'WSP = ösep zeigen, zuweilen fehlen konnte. Plene-Schreibung von kurzem e und i ist im späteren Aramäisch nicht ungewöhnlich (G. Dalman, Gramm, des jüdisch-palästinens. Aramäisch 53; F. Schultheß, Gramm, des christlich-palästinens. Aramäsich 8; Suppl. Aram. 82), und im Mandäischen ist sie regelmäßig durchgeführt (Th. Nöldeke, Mandäische Gramm., 1875, 3 Anm. i). Auch in den Verbal-Ideogrammen des Buch-Pehlevi begegnen solche Schreibungen: YLYDWN = zätan, YTYBWN = niSasian. Auf einer Inschrift des 3. vorchristlichen Jahrhunderts solcher Schreibung zu begegnen, ist ebenso überraschend wie aufschlußreich. Das gilt um so mehr, als das Hafel von ytr nicht *höter, sondern wegen des dritten Radikals r: hötar lautet. Wenn gleichwohl HWTYR geschrieben ist, so muß y von solchen Fällen her analogisch übertragen worden sein, in denen e im Hafel gesprochen wurde. Dem entspricht einmal, daß auch im Jüdisch-Aramäischen twtyr (2. Sing. Masc. Impf.) und nwtyr (i. Plur. Impf.) geschrieben
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wurde (G. Dalman, a. O. 258). Und dem entspricht, weiter, da auf unserer Inschrift in 'THHSYNN die gleiche Schreibung vom Hafel *HHSYN = *hahsen (wo sie legitim ist) auf die reflexive Stammform bertragen ist. Auch dies l t sich nur analogisch verstehen, denn gesprochen wurde, wie gesagt: *ithahsan n. \ls letztes, das noch zu er rtern w re, bleibt die Bedeutung von 'THHSYNN. Nat rlich ist eine Ableitung von hsn „stark sein", Af'el (Hafel) „st rken, sich bem chtigen", Ithafal also „sich st rken, gest rkt werden" sinnlos. Das zeigen L. D. V.'s Versuche, mit dieser Bedeutung durchzukommen. Denn da „coloro ehe vengono forti, o violenti" eine Umschreibung f r „i cacciatori" = θηρευτοί der griechischen Fassung sei, bleibt, wie L. D. V. selbst bemerkt, unwahrscheinlich. Das Richtige braucht nur gesagt zu werden. Es liegt hsn Af'el „entw hnen" vor, im Itpa"al und dementsprechend im Ithafal „entw hnt werden". Diejenigen, die f r des K nigs Mahlzeit Wild get tet hatten, wurden vor aller Augen dessen „entw hnt". "Οσοι Θηρευτοί ή αλιείς του βασιλέως, ττέτταυνται Θηρεύοντες, hei t es im griechischen Text. 5. ptyzbt ist, wie L. D. V. gesehen hat, eine iranische Verbalform. Einzelheiten werden nicht angegeben. In Xerxes' daiva-Insdinit (XPh) findet sich Zeile 38 patiyazbayam "I made proclamation". Damit l t sich an unserer Stelle nicht durchkommen. Man mu avest. zav-, zb - (Wb. i6 7f.) hinzunehmen. *Pati-zav- ist innerhalb des Avesta nicht belegt, aber angesichts der Bedeutung von paiti- „gegen, entgegen, zur ck" (H. Reichelt, Awestisches Elementarbuch, 1909, 271 § 532) kann das Part. Perf. Pass. *pati-zb -ta- nur hei en: ..zur ckgerufen, widerrufen, verboten". Auch der Satz der Xerxes-Inschrift XPh 38 f. ut patiyazbayam: daiv m yadiyaiSa lie e sich bersetzen: „und ich verbot: die daiv sollen nicht verehrt werden". Nun zeigt 'LK 'N$N, da Plural vorliegt, und somit w re der Nom. Plur. *patizb t im Auslaut defective geschrieben. Damit tr te diese Form in Gegensatz zu ptytw = pattt und 'dwSy' = adauSy , darin der Casus unmi verst ndlich ausgedr ckt ist. Die defective-Schreibung kehrt in dem zweiten iranischen Part. Perf. Pass, wieder, das diese Zeile enth lt: prbst anstelle von *prbsf. Der Anla zu dieser Besonderheit ist darin zu suchen, da in beiden F llen das Partizipium nach aram ischer Weise ein Verbum finitum vertritt. Wie im Aram ischen das Wort in solchem Fall undeterminiert bleibt, so hat man es auch mit den iranischen Partizipien gehalten und darum auf die Schreibung der Casus verzichtet. Solche bertragung aus dem Aram ischen auf das Iranische wird weiter unten sich bei mzySty' 26·
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wiederholen. — prbst: Pagliaros Vorschlag, es zu avest. zband- „kranken" zu stellen (Wb. 926), wird dadurch ausgeschlossen, da hier das Part. Perf. Pass, bazda- (Wb. 926; 952) lautet. Es kommt allein lband- „binden", Part. Perf. Pass, basta- in Frage. *Pari-basta- w re „ringsgebunden", und prbsty ist das zugeh rige -fr'-Abstraktum. Zu lesen ist *pari-basti Instr. Sing., der zumal in j ngeren Texten bei hac steht und demzufolge bei dem bedeutungsgleichen MN begegnet (das denn auch im Mittelpersischen Ideogramm f r hac ist): H. Reichert, a. O. 276 § 549 zweiter Absatz; R. G. Kent, Old Persian2 (1953) 212 r. Sp. unter 3; H. S. Nyberg, Handbuch des Pehlevi (1931) 2, 90. Damit ergibt sich unter Ber cksichtigung dessen, was zuvor ermittelt wurde, die bersetzung: „(4) und welche Fische fingen, (5) jenen Menschen wurde es untersagt. Ebenso, welche gebunden waren, jene entw hnten sich der Gebundenheit". Der zweite Satz lautet in der griechischen Fassung: ει τίνες ακρατείς, ττέπαυνται της άκρασίας. Was f r den Griechen Mangel an eigner Kraft ist, hei t dem Aram er Fesselung durch die Triebe. L. D. V.s bersetzung lautete: „(2) E anche coloro ehe si occupano (?) del pasto per il Nostro Signore il Re (4) uccidono poco, questo affinche tutti gli uomini cacciatori e pescatori vedano (5) quegli uomini proclamare cosi: coloro ehe sono insani (?), quelli cacciono". Auch da prbsty von MN prbst nicht getrennt werden kann (L. D. V. schl gt es zum folgenden Whwptysty), sollte keines Wortes bed rfen. 6—8. In 6 Whwptysty und WLmzy&y* hat L. D. V. iranische W rter erkannt. Einen Hinweis verdient, da in mzy&y' der kurze Vokal der zweiten Silbe plene geschrieben ist. H ufige Setzung der Matres lectionis y und w, die den sp tarsakidischen Konsonantentext des Awesta kennzeichnet (Suppl. Aram. 17f.; Philologia sacra 35f.), k ndigt sich in einem Einzelfall an. Der Akk. Plur. mzySty' ist in seiner Endung ebenso geschrieben wie der gleiche Casus in 'dwSy' = adauSy . Schwierig bleibt das Suffix -ya-. W hrend es bei adauSya- gerechtfertigt ist, bleibt es bei mazista- auff llig. Immerhin darf man zum Vergleich auf jung-avest. zvm&ya- „der schnellste" (altind. javistha-: Wb. 1691 f.) verweisen, und so mag eine j ngere Weiterbildung *mazi$tya- bestanden haben. Einer Bemerkung bedarf auch die Bedeutung. Zweifellos entspricht maziSty ηαέϊη: των πρεσβυτέρων der griechischen Fassung. Aber im Avestischen hei t maziSta-, masiSta- und im Altpersischen ma&ista- nie der „ lteste", sondern stets der „Gr te" (Wb. 1155; 1158)*. Also ist der Bedeutungswandel nach dem Semitischen 4
Eine Ausnahme k nnte soghd. m'sy „Greis" bilden: O. Hansen, Berliner soghd. Texte II (Abh. Akad. Mainz 1954, J 5) 888f. Nr. 15 Zeile 5 — wenn es hierher geh rt.
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erfolgt: syr., j d.-aram. rabb , arab. kabir meinen den „Gro en" sowie den „ lteren"; arab. al-akbar ist nicht nur der „Gr te", sondern auch der „ lteste". —· hwpiysty ist keinesfalls Adjektivum. Taxila Zeile 6 wird man hu-paty stay- zum g thischen Substantiv paify stay- „Wiederholung, Einsch rfen durch Wiederholung" (Wb. 840f.) stellen (Suppl. Aram. 15). Wie in 6 prbsty, ist hier in hwptysty = hupaty stl der Inst r. Sing, gemeint und dementsprechend zu bersetzen: „und durch gute Ermahnung im Interesse seiner Mutter und seines Vaters und der Vorfahren . . . (entsteht gute) Zuteilung, und nicht ist Gericht". Es f llt einmal auf, da die Schreibung 'BWHY ein analogisch geb detes 'MWHY bewirkt hat. Weiter, da das Suffix der 3. Sing. Masc. -hi bei Vater und Mutter erscheint, bei den Vorfahren fehlt. Das ist eine Besonderheit, die noch Ber cksichtigung erheischt. — HLKWT' geh rt, wie L. D. V. gesehen hat, zu hlk „porzione assegnata", syr. hlak „attribuit, distribuit" und ist nicht ohne Weiteres, wie syr. helk : „destino". Da das Wort sonst nicht bezeugt zu sein scheint, darf man vermuten, es sei als bersetzung von g th. baga-, jung-avest. baya- „g nstiges Los, Gl ck" geschaffen worden (vgl.HLKWNin = baxtan: H. F.J.Junker, Das Frahang i Pahlavik 15). Es bleibt eingeschobenes ΎΚ YSRHY. Das Suffix -hi zeigt, da die Verbalform als 3. Plur. Masc. zu verstehen ist. Also yasser hl (Bauer-Leander, a.0.126h'). L.D.V.bemerkt: „pi corretto sarebbe naturalmente 'yk zy ysrwhy". Zweifellos, doch das Reichsaram ische zeigt in einer Form, die sich vergleichen l t: grky zu grh, was Bauer-Leander mit jfr ki umschreiben (A. Cowley, Aramaic Papyri of the Fifth Century B. C., 1923, 43 zu Zeile 9). Hier liegt die gleiche defective-Schreibung vor. Weiter zeigt Ahikar 37f. Imhzh 'yk yfbd „zu sehen, wie es getan w rde", da vor einem kurzen, aber vollst ndigen Satz (wie auch im Syrischen: Th. N ldeke, Kurzgef. syr. Gramm.2 286f. § 364 E) blo es 'yk m glich ist. „Wie sie ihn banden": dabei ist Subjekt „Vorfahren", und das dort fehlende Suffix -hi ist hier dem Verbum angeh ngt. Im griechischen Text entspricht: των πρεσβυτέρων παρά τα πρότερον, abh ngig von ένήκοοι. Mit dem Genetiv der Person konstruiert wie ακούω und ένακούω in den LXX, hat es gleichwohl πατρί und μητρί neben sich, was in beiden F llen nur Dativus commodi sein kann. Der Grieche hat demnach geschieden: „gehorsam im Interesse von Vater und Mutter und (gehorsam) den Vorfahren gem dem Hergebrachten". Freier ausgedr ckt: man soll Vater und Mutter ehren, wie es die Vorfahren geboten haben. Auch im Aram ischen k nnte eine hnliche Scheidung vorliegen. H tte man Mutter, Vater und Vorfahren, alle mit L
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eingeleitet und durch W verbunden, gleichstellen wollen, so hätte man auch mzy&y' 'N$N das Suffix -hi angehängt. So aber hat man einen Nebensatz eingefügt und dessen Verbum mit dem Suffix versehen. Hu-patyästay- ist ein -fo'-Abstractum, das als solches zum Part. Perf. Pass, auf - - gehört. Gleich diesem muß es ursprünglich passivische Bedeutung besessen haben: „gute Ermahnung" war ursprünglich ein Ermahntwerden, ein Sich-Ermahnen-Lassen. J. Friedrich in: Archiv für Orientforschung 17 (1956), 124! hat gezeigt, daß die passivische Konstruktion des Part. Pass, mit / kttt „getötet [ist er] von mir" = „ich tötete [ihn]") aus dem Altpersischen übernommen wurde (ima tya manä krtam „dies [ist], was von mir getan [worden ist]"). Diese Übertragung aus der iranischen Syntax in die aramäische scheint sich im Vollzug beobachten zu lassen. Denn es könnte in unserem Falle hwptysty ... LmzySty 'N$N YSRHY bedeuten: „durch gutes Ermahntwerden .. . seitens der Vorfahren, wie diese ihn gebunden haben". Dort also ein Ermahntwerden einerseits hinsichtlich der Eltern, hier ein solches seitens der Vorfahren gemäß deren überkommenem Gebot. Im letzten Fall hätten sich demnach iranische und aramäische Wörter zur passivischen Konstruktion der beschriebenen Art zusammengefunden. Bezeichnend auch, daß in der griechischen Fassung der Vater vorangeht, während er in der aramäischen der Mutter folgt; daß 'N§N zu mzy&y' gleich einem Determinativ hinzugefügt zu sein scheint; vgl. neupers. kühne merd „ein Alter, ein Greis" (Hinweis 0. Hansen's). —· Das Folgende ist von L. D. V. verlesen. Es muß heißen LKLHM statt KLHM, und das derart gewonnene „für alle Menschen" (mit determinierter Form *N$Y' statt des sonstigen *N$N) ist mit HLKWT zu verbinden, während WL' DYN' eine Art von Parenthese darstellt. HSYN ist bereits von L. D. V. adverbial („molto", „fortemente") gefaßt worden. 8. Mit ZNH beginnt ein neuer Satz. Das syntaktische Verhältnis von 'WSP YHWTR bleibt unklar und ZNH kann hier so wenig wie sonst pluralisch verstanden werden. Richtige Lesung bringt, was L. D. V. eine „costruzione ingarbugliata" nennt, ins Lot. Man hat nicht WWSP, sondern WY'WSP zu lesen. Diese ist sowohl auf der Aufnahme des Steins selbst wie auf der des Abklatsches deutlich zu erkennen. Korrekt wäre *YWSP, nicht Y' WSP. Aber in der Beibehaltung des Älaf hat man ein letztes Mal eine der analogischen Schreib weisen zu erkennen, die zu vor in HWTYR, 'THHSYNN und 'MWH entgegengetreten waren. Man erkennt demnach das Verhalten einer bestimmten Schreiberschule, und das wird einmal für eine Be-
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Handlung der Ideogramme in ihrer geschichtlichen Entwicklung (die als dringendstes und n chstes Erfordernis bezeichnet werden darf) von Bedeutung sein. Genug: Y'WSP YHWTR bilden eines der typisch aram ischen verbalen Asyndeta: „dies hat vermehrt f r alle Menschen und wird hinzuf gen (und) vermehren". Im griechischen Teil entspricht: καΐ του λοπτοΰ λώιον καΐ άμεινον, κατά πάντα ταύτα ποιοΰντε$, διάξουσιν „auch in Zukunft werden sie besser und gl cklicher, indem sie gem alledem handeln, leben". Kai του λοιπού ist nicht im Vergleich mit der Vergangenheit gesagt (wie der Bearbeiter des griechischen Teiles, ohne Kenntnis der aram ischen Fassung, annehmen konnte), sondern im Hinblick auf die Gegenwart, die, wie es Zeile 5 hei t: εΰθηνεϊ1. Zum Schlu sei unsere bersetzung und, zum Vergleich, der griechische Text gegeben: 1. „Zehn Jahre lang wurde S hne vollzogen, indem unser Herr, der K nig Priyadars Gerechtigkeit bte. 2. Seitdem schwand Krankheit f r jedermann, und alles Unfreundliche beseitigte er (der K nig). 3. Und in aller Welt sowohl (war) Freude als auch wurden (die), welche das beim Essen (Ben tigte) f r unseren Herrn den K nig, n mlich Jagdbeute, 4. t teten, vor aller Augen entw hnt. Und welche Fische fingen, 5. diese Menschen wurden (dessen) verwiesen. Desgleichen (wurden die), die (von den Trieben) gefesselt waren, 6. der Fesselung entw hnt. Und durch gute Ermahnung hinsichtlich seiner Mutter und seines Vaters und seitens der Vorfahren, 7. die ihn verpflichteten, (entsteht) Gl ck — und nicht ist Gericht — f r jedermann kr ftig. 8. Dies hat vermehrt f r jedermann und wird hinzuf gen (und) vermehren". ι. 2. 3. 4· 1
δέκα ετών πλήρη [ ]ων βασι[λ]ευ$ ΓΤιοδάσσης ευσέβεια [ν εδ]ε[ι]ξεν τοΐ$ άνθρώποι$, καΐ από τούτου εύο-εβεστέρους τοϋ$ άνθρώπου$ έποίησεν καΐ πάντα
Inzwischen ist die neue Bearbeitung unserer Inschrift durch D. Schlumberger, L.Robert, A. Dupont-Sommer und E. Benveniste in: Journal Asiatique 1958, i f. erschienen. Wir werden darauf in unserem kommenden Buch „Aram ische Ideogramme" eingehen.
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5. εύθηνεΐ κατά ττασαν γη ν και άπέχεται 6. βασιλεύς των εμψύχων και οί λοιιτοι 5έ 7· άνθρωποι και δσοι θηρευταϊ ή αλιείς 8. βασιλέως πέπαυνται θηρεύοντες* κα[1] 9· ει τίνες ακρατείς, πέπαυνται της ακραίο, σίας κατά δύναμιν, και ένήκοοι ττατρί ιι. και μητρι καΐ των πρεσβυτέρων τταρά 12. τα ττρότερον και του λοιττοΰ λώιον 13 · και άμεινον κατά πάντα ταύτα 14- ποιοϋντες διάξουσιν.
3.
Folgerungen Nochmalige Untersuchung des Dura-Pergaments 12 und das neu hinzugetretene Zeugnis der Asoka-Bilinguis von Kandahar haben nach doppelter Richtung bisheriges Wissen erweitert. Sie haben gezeigt: a) da man noch bis ins 3. nachchristliche Jahrhundert aram ische Verbalformen und aram ische Pronominalsuffixe in voller Funktion verwandte — statt der Verbalmasken mit iranischer Endung und der mit erstarrten Suffixen versehenen Substantive. Dadurch wird der Versuch, den Beginn aram ischer Ideogramme m glichst fr h anzusetzen, noch bedenklicher, als er es ohnedies ist. b) da die j ngeren (ostaram ischen) Formen, die von uns in aram ischen Texten wie Avr m n und Mchet'a beobachtet wurden, bereits um die Mitte des 3. vorchristlichen Jahrhunderts auftreten. Die Behauptung, da Ostaram isches in den Bestand der Ideogramme eingedrungen sei, empf ngt dadurch neue Best tigung. Beide Folgerungen stehen in ausgesprochenem Gegensatz zu den Aufstellungen, die W. B. Henning in seinem Beitrag „Mitteliranisch", insbesondere in den Abschnitten ber die Entstehung des Ideogrammsystems im Handbuch der Orientalistik 4 (1958) vorgetragen hat. Es scheint geraten, vor unkritischer Benutzung des dort Gesagten zu warnen.
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Vorauszuschicken ist: H. datiert die Schreibung eines altpersischen Textes in aramäischer Schrift zu spät, den Beginn der ideographischen Schreibung zu früh. Beides hängt zusammen, insofern H. die Ergebnisse der geschichtlichen Forschung nicht berücksichtigt. Ausgegangen sei vonH.s wichtiger Fest Stellung (für die er sich auf eigenen Augenschein beruft: S. 24), daß auf der aramäisch geschriebenen, aber spätaltpersisch oder frühmittelpersisch abgefaßten Inschrift vom Grab Dareios' I. in Naks-i Rustam der Name slwk vorkomme (bei E. Herzfeld, Altpersische Inschriften, 1938,12 Abb. 6 Zeile 4 ist es das zweite Wort; auch auf Taf. IV läßt es sich erkennen). H. deutet diesen zutreffend als Seleukos, und zwar den ersten König des Namens, der bis 280 regiert habe. Er vermutet indessen, die Inschrift könne erst unter dem Nachfolger, Antiochos I. Soter (280—262/61), gesetzt worden sein. Jedenfalls gehöre sie in die erste Hälfte des 3. vorchristlichen Jahrhunderts. Man ist für die Lesung auf H.s Angabe angewiesen. Wenn sie zutrifft, wenn also der Name sich ohne weiteren Zusatz findet, so sind damit zwei Möglichkeiten von vornherein ausgeschlossen. Einmal, daß die Inschrift nach Seleukos' Ableben gesetzt wurde. Denn dann müßte dieser den Kultnamen tragen, der ihm nach seinem Tod verliehen wurde. Daß dieser Kultname in Iran und Nachbarschaft besondere Bedeutung besaß, könnte H. aus der Erörterung über seine Lesung Nikätör-auwänä (Paiküll) wissen: W.B.Henning in: BSOS. 14 (1952), 52of.; Altheim-Stiehl in: Südostforschungen 15 (1956), 80f.; Acme 8 (1955), 23f.; Wissenschaftl. Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig 6 (1956/57), 195f.; Philologia sacra 67 Anm. i. Wenn in Ortsnamen des medisch-babylonischen Grenzgebiets vorkommt, durfte er in Naks-i Rustam nicht wegbleiben. Es fehlt indessen nicht nur der Kultname, sondern (immer vorausgesetzt, daß auf H.s Mitteilung Verlaß ist) auch der Königstitel. Also mußte die Inschrift vor 306/05 gesetzt sein (Parker-Dubberstein, Babylonian Chronology, 1956, 20). Schließlich kann diese nicht höher als 312, das Jahr der Rückkehr Seleukos' in seine Satrapie Babylonien, hinaufgehen. Denn vorher hatte sich Seleukos' Befugnis nicht auf Medien und die Persis erstreckt. Erst die Besiegung Nikanors schuf die Voraussetzung dafür. Die Inschrift
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ist also zwischen 312 und 306/05 gesetzt. Sie fällt nicht in die erste Hälfte des 3., sondern ins letzte Jahrzehnt des 4. Jahrhunderts. Anwendung des aramäischen Alphabets geht somit auf achaimenidische Übung zurück. Solcher Folgerung sucht sich H. mittels einer allgemeinen Betrachtung zu entziehen. Er meint, der kühne Versuch, vom herkömmlichen Aramäisch loszukommen und die eigene Sprache mittels aramäischer Zeichen zu schreiben, sei „dem belebenden Einfluß griechischen Geistes" zu verdanken (S. 25f.). Damit stand es zur angegebenen Zeit freilich mißlich. Denn 316 hatte die Beseitigung des perserfreundlichen Satrapen Peukestas und die Hinrichtung eines Vorkämpfers des persischen Adels gesehen (Diod. 19,48,5; vgl. F. Altheim, Weltgeschichte Asiens i, 271); der ersteVersucheiner nationalen Erhebung war blutig unterdrückt worden. Es kommt hinzu, daß Zarathustras Verkündigung in ihrer originalen Sprache1 mittels des aramäischen Alphabets damals längst aufgezeichnet war (Suppl. Aram. 17f.). Das zeigen die avestischen Wörter der Inschrift von Taxüa, zu denen die der Bilinguis von Kandahar hinzugetreten sind. In der sparsamen Setzung der Matres lectionis und im Fehlen der Schreibung des ä durch Älaf führen sie in jedem Fall auf achaimenidische Zeit. Denn nicht nur in Naks-i Rustam, auch innerhalb der aramäischen Papyri (hmr'n 81,16 Cowley) begegnet 1
Bei dieser Gelegenheit sei auf die seltsame Wanderung hingewiesen, die für H. das Avestische auf der Sprachenkarte Irans zurückgelegt hat. Da wurden zunächst Übereinstimmung mit dem Soghdischen und mit den heutigen ostiranischen Mundarten vermerkt. Daraus glaubte H. den Ort entnehmen zu können, der der Sprache Zarathustras und seiner Nachfolger zuzuweisen sei: Transactions of the Philol. Soc. 1942 (ersch. 1944), 49f. Doch ließ sich die Ansicht nicht halten: die Soghdizismen des Avesta gehörten einer jüngeren Umschrift des Textes an. Darüber F. Altheim, Literatur und Gesellsch. 2, 201 f.; O. Szemerdnyi bei F. Altheim, Aus Spätantike und Christentum 153 f. Mit dem Büchlein „Zoroaster. Politician or Witch-Doctor" (1951) tauchte bei H. eine neue Ableitung auf. Diesmal war das Chwärezmische des 13.—14. Jahrhunderts zum unmittelbaren Nachfolger des Avestischen erhoben (a. O. 43f.; 45). Auch diese Ansicht wurde widerlegt: Altheim-Stiehl in: Parola del Passato 20 (1951), 322 f.; Suppl. Aram. 23f. Wieder mußte aufgegeben werden: nach neuester Fassung hat das Chwärezmische lediglich „einige Züge" mit dem Avestischen gemein (Handbuch der Orientalistik 4, 114). Dafür wird jetzt, wenige Seiten zuvor (S. 99), von „einem einst vielleicht in Slstän beheimateten Fortsetzer der avestischen Sprache" geredet. Zuversichtlichkeit der Behauptung ist gewiß nicht mehr die einstige. Doch dafür war bei den beiden ersten Fassungen eine Begründung wenigstens versucht worden. Die neueste Wende indessen kennzeichnet sich dadurch, daß auch von diesem Versuch abgesehen ist.
4. ARAM ISCHE IDEOGRAMME
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jene Schreibung erst in nachachaimenidischer Zeit. Es sei daran erinnert, da die zarathustrische berlieferung bereits Zarathustras Sch ler und Schwiegersohn Jam sp die erste Aufzeichnung zuwies. Nun zu den ltesten Ideogrammen, die H. ermittelt zu haben glaubt. Auf einer M nze der dritten Serie der persischen Fr tad ra findet sich die Legende: fryw MLK' BRH wtprdt MLK „Dareios der K nig, Sohn Autophradates' des K nigs". In BRH statt BR sieht H. ein Ideogramm, und dieses f hre bereits ins 2. vorchristliche Jahrhundert.. Das erste ist richtig, das zweite nicht. Denn die von H. zugrundegelegte Chronologie der Fr tad ra ist berholt. Es wurde gezeigt (R. Stiehl oben S. 378f.), da die ersten Pr gungen der Dynastie in die achtziger Jahre des 2. Jahrhunderts fallen. Wenn demzufolge diese Pr gungen um volle siebzig Jahre herabgesetzt werden m ssen, dann auch die folgenden Serien um mindestens die gleiche Spanne. In Wahrheit wei man berhaupt nicht, wohin sie zeitlich geh ren. Als geschichtlicher Ansatz mu BRH ausscheiden. Was H. sonst zur St tzung seiner Datierung anf hrt, erweist sich entweder nicht als gesichertes Ideogramm oder f llt in weit sp tere Jahre. Da ist die soghdische M nze mit der Legende kbst MLK'. Will man den Namen mit Kadphises zusammenbringen (wie H. dies auf Grund eines bisher nicht belegten Lautwandels vorschl gt: S. 26 Anm. i), so f hrt auch diese Verbindung keinesfalls in die gew nschte Zeit: ans Ende des 2. Jahrhunderts. Kujula Kadphises geh rt nach A. Simonettas Ansatz (in: East and West 8, 1957, 44f.) um das Jahr 10 v. Chr., Vima Kadphises in trajanische Zeit (R. Gobi bei Altheim-Stiehl, Finanzgeschichte der Sp tantike 236f.). Auch f r die Pr gungen der A- und B-Serien ist ein zeitlicher Ansatz nicht vorhanden. In der Legende M R'Υ sw . . . sei das erste Wort zweifellos Ideogramm, meint H. Doch er vergi t, da MR'Y und das entsprechende MR'N in den Elephantine-Papyri und den Ars ma-Pergamenten, in den Inschriften von Taxila, Kandahar und Tang-i Sarvak begegnen; dieses hat berdies rb'ny erbracht. berall handelt es sich um aram ische Texte, und von Ideogrammen kann nicht die Rede sein. Als Ideogramm d rfte h chstens MLK' bezeichnet werden, wenn die Legende einer M nze der B-Serie MLK' twhr von H. richtig als „K nig der Tocharer" gedeutet ist (S. 26). Aber auch diesmal ist ein genauer Zeitansatz nicht m glich. Und es bleibt offen, ob nicht einfach „K nig Tocharos" gemeint ist. Strabon 517 nennt την τε Σαραόστου καλούμενη ν καΐ την Σιγέρδιδος βασιλείαν. Er meint damit den K nig von Sur stra
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(Kathiawar) und der Landschaft Sigerdis, die sich von Sigerus südlich von Barygaza (Plin., n. h. 6, ) nicht trennen läßt. Er spricht auch vom König Pah'bothros (702) und meint den Maurya, dessen Hauptstadt Pätaliputra war. Hinzuzufügen ist der König Taxües, der bei den Alexanderhistorikern begegnet. Es ist kein anderer als der König von Taksa&la, dessen wahrer Name Ambhi war (W. W. Tarn, The Greeks in Bactria and India2147; 150; F. Altheim, Weltgeschichte Asiens i, 324f.). Der Gebrauch ist bei griechischen Autoren belegt, geht aber zweifellos auf die Einheimischen zurück, aus deren Mund man die Namen hörte. H. beruft sich sodann auf die Ostraka von Nisä und das Pergament von Avrömän. Wiederum indessen gründet sich seine Annahme auf grammatische Mißverständnisse. In Nisä ist das einleitende BHWT' von I. N. Winnikow (in: Westnik drewnej istorii 2/1954,116) als Fehlschreibung für häbitä „großes Tongefäß" erklärt worden. Dies überzeugte um so mehr, als die Ostraka in einem mit gefüllten Lagerraum zutage kamen und überdies noch gezeigt werden konnte, daß die Ostraka ursprünglich als Etikett für jene dienten. Unbegreiflich, daß H. eine andere Deutung als die Winnikows auch nur erwägen konnte. Noch unbegreiflicher, daß H. in der wiederkehrenden Wendung BHWT' ZNH MN KRM' 'bzbry . . . das maskuline Demonstrativum ZNH auf das vorangehende Femininum bezieht und der vermeintlichen Inkongruenz entnimmt, bei ZNH handele es sich um ideographische Verwendung. Zu übersetzen ist: „imidOos (ist) das (im Folgenden aufgeführte) vom steuerfreien Weinberg". Gemeint ist der Ertrag, und ZNH ist hier substantivisch gebraucht wie Zeile 3 der Bilinguis von Kandahar: ZNH BM'KU LMR*N MLK' „das beim Essen (Benötigte) für unseren Herrn den König". Der substantivische Gebrauch von begegnet bei dem entsprechenden jüdisch-aramäischen dnh neben dem adjektivischen, und im palästinensischen Talmud wird dieses Demonstrativum ausschließlich substantivisch verwandt (G.Dalman, Grammatik des jüdisch-palästinens. Aramäisch 82 §17, 9). Im übrigen ist auch H.s Lesung und Deutung des letzten Wortes in der zuvor angeführten Wendung, das er 'bybry liest, unrichtig: Suppl. Aram. 57 f. Mit angeblich femininem ZNH entfällt der einzige Beweis einer Ideogrammschreibung für Nisä: es bleibt dabei, daß es sich um aramäische Texte handelt. Eine zutreffende Beobachtung wird allerdings H. verdankt (S. 28). Ideographische Lesung als HN'Lt lehnt er mit dem Hinweis ab, daß dieses „angesichts des kurz darauf folgenden HYTY ,er hat gebracht' nicht gut als
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Ideogramm mit .phonetischem Komplement' -t erklärt" werden könne. Aber H. hat seine Feststellung dadurch beeinträchtigt: 1. daß er zögert, eine rein aramäische Form handlet anzunehmen. Dieses Zögern beruht darauf, daß er im Zwang der Vorstellung, es handle sich um Schuldverschreibungen, HN'LT nach Bedeutung und syntaktischem Zusammenhang mißverstanden hat. Das Richtige wolle manSuppl. Aram. 59!. nachlesen: 2. daß er nicht dazu gekommen ist, seine richtige Erkenntnis auf das Nebeneinander von ZBNW und ZBNT im Pergament von Avrömän anzuwenden (S. 30; 32). Es sollte sich von selbst verstehen, daß, wenn ZBNW „er kaufte" bedeutet, ZBNt als Ideogramm gelesen nicht dasselbe bedeuten kann. Wiederum hat H. grammatische Form und syntaktische Funktion mißverstanden, dafür sei auf Suppl. Aram. 65; 69 f. verwiesen. Als typisches Regest ist Zeüe 71.: ZBNT 'wyl MN ptspk KL' ZWZN LV „ich, Awil, habe den Kauf vollzogen von Pätaspak für insgesamt 55 Drachmen" an den Schluß der Urkunde gesetzt. Man kennt das Verfahren von den Machenschaften des abtrünnigen Ab an Hädawaih, der sich Yazdgard's III. Siegels bemächtigt und so sich scheinbar verbriefte Anrechte verschafft (Tabari, ann. i, 2681, 12f.): wa-ahada l-hätima yazda^arda wa-wasala l-uduma (die Pergamente) wa-ktataba s-sikäka (die authentischen Urkunden) wa-sagj*ala s-sigilläti (fertigte die Regeste) . . . tumma hatama 'alaihä wa-radda l-hätim. Nimmt man die vorangehenden Worte des Betrügers hinzu: fa-ahbabtu an aktatiba 'alä mä käna It min Sai', so hat man die Entsprechung zur i. Pers. Sing. ZBNT des Pergaments. Seltsamerweise führt H. den Ersatz von h durch h unter den Beweisen für ideographische Schreibung in Avrömän an (a. O. 29). Doch handelt es sich um eine Erscheinung, die dem Jüdisch-Aramäischen (G. Dalman, Gramm, d. jüd.-palästin. Aramäisch 43f.) und den Zaubertexten (W. H. Rosseil, A Handbook of Aramaic Magical Texts, 1953, 19 unter 3. ) ebenso geläufig ist wie dem Mandäischen (Th. Nöldeke, Mandäische Gramm. 57 f.). Der Verwechslung von h und h steht die der Laryngale zur Seite. Eher schon ließe sich an den Ersatz von t durch /, von k durch k erinnern, der in den Ideogrammen durchgeführt ist. Aber eben hier haben das Dura-Pergament 12 in Zeile 2 und die Synagogeninschrift von Dura Nr. 52, 3 aus dem Jahr 253 KDM bewahrt. Auf jeden Fall scheidet auch für Avrömän die Annahme von Ideogrammen aus. Da dasselbe für die Inschrift von Mchet'agilt (oben S. 265f.).
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BEILAGEN
bleibt es dabei, daß BNYt der Inschrift von Susa aus dem Jahr 215 n. Chr. vorerst das erste gesicherte Ideogramm ist (Suppl. Aram. 99). Man muß abwarten, ob Neufunde das Ergebnis bestätigen oder berichtigen. Eine durchgeführte Schreibung mit Ideogrammen ist auch, wie sich gezeigt hat, auf dem Dura-Pergament 12 nicht vorhanden. Dasselbe erweist sich für die soeben genannte Inschrift von Susa. H. wiederholt seine schon in: Asia Maior 1952,176 vorgetragene Lesung hnsk = *hansäkzu *hansäc- „aufstellen, herrichten". Unserem Einwand (Parola del Passato 31, 1953, 312f.; Suppl. Aram, ggt.), daß man nicht *hansäk „wer" oder „was errichtet", sondern *hansäxt „erectum" erwarten müßte, trägt H. insofern Rechnung, als er diesmal (S. 41 Anm. 3) die Bedeutung „erection" wegläßt. Er erinnert dafür an hebr. massebäh (sie! gemeint ist massebäh), doch bleibt zu fragen, ob sich damit seine Stellung verbessert. Eine deverbale, arabischem maf'al vergleichbare Bildung mit örtlicher Bedeutung trägt zur Frage des vermuteten iranischen Wortes nichts bei. Denn dieses wäre ein adjektivisches Wurzelnomen, mit aktivischer Bedeutung, vergleichbar avest. fraväxs Nom. Sing, „was hervorwächst, Stengel, Penis, Horn" zu °vaxS-, 'växs„wachsen". Die wirkliche (im Gegensatz zu H.'s angenommenem „erection") Bedeutung des von H. vorgeschlagenen Wortes paßt also nicht, und es bleibt bei aram. hztk, hzätäk „dein Anblick, dein Bild", was den Vorzug besitzt, mit der Darstellung des Reliefs übereinzustimmen (Suppl. Aram. 100).
*;
Eine zweite Betrachtung hat den jüngeren, insonderheit den ostaramäischen Formen zu gelten. Schon ein Kenner des Aramäischen, F. Rosenthal, hat bei den Ideogrammen das Eindringen einer jüngeren, aus nachachaimenidischer Zeit stammenden Form erwogen, „da man wohl noch eine ganze Zeitspanne lang den Zusammenhang der Ideogramme mit der aramäischen Sprache deutlich empfunden haben wird. Ein derartiges Wissen um die wirkliche Herkunft würde es auch am besten begreiflich machen, daß neben den deutlich reichsaramäischen Eigentümlichkeiten der Orthographie Neuerungen in den Schreibungen auftreten, die sonst eigentlich in diesem Umfang nur aus dem Mandäischen bekannt sind, im Reichsaramäischen aber sich sonst nirgendwo, auch nach heutigem Material zu urteilen, nachweisen lassen, wie die Benutzung von Älaf zur Bezeichnung des ä im Inlaut und von cAin für e (i), ferner auch die Ersetzung des / durch t und des k durch k, die sich auch
4. ARAMÄISCHE IDEOGRAMME
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schon meistens in den mitteh'ranischen Inschriften findet" (Die aramaistische Forschung 81.) Auch H. scheint sich der Auffassung nicht zu verschließen, daß es sich „um einen unmerklich vorschreitenden Prozeß" gehandelt habe, den man „ohne radikalen Bruch mit der Vergangenheit vollziehen" konnte (S. 31). Aber solche Erkenntnis wendet er auf die Deutung der einzelnen Ideogramme nicht an. Für ihn beginnt die Schreibung mit Ideogrammen schon im 2. vorchristlichen Jahrhundert, „um etwa in den ersten Jahrzehnten unserer Zeitrechnung ihre Vollendung zu erreichen" (S. 30). „Den immer wieder auftauchenden Versuchen, Züge besonders des persischen Ideogrammsystems aus dem Einfluß nachachaimenidischer Formen des Aramäischen, vorzüglich der Iran benachbarten ostaramäischen Dialekte, zu erklären", müsse man „skeptisch gegenübertreten" (S. 36), Wie man sieht, hat H. keine Gründe, die er der ihm unwillkommenen Deutung entgegenhalten könnte (denn andernfalls hätte er sie genannt). Demgegenüber wurde von uns früher (Suppl. Aram. 65; 72; 80; 8if.; 84f.; 94; 97; 100; Philologia sacra 67; 68) und auf den vorangegangenen Seiten in jedem Fall nachgewiesen, daß, was H. als „schulmäßig festgelegt" (S. 30) oder als Erzeugnis des „Schulbetriebs" (S. 31), demnach als mehr oder weniger willkürliche Setzung betrachtet, sich aus der nachachaimenidischen Sprachentwicklung gesetzmäßig erklären läßt. An die Stelle willkürlicher Setzung tritt die Grammatik. Es ist nicht nötig, Gesagtes zu wiederholen. Überdies ließ sich zeigen, daß Ibn al-Mukaffaf vom Eindringen jüngerer aramäischer Formen in die mitteliranische Schriftsprache ausdrücklich spricht (Altheim-Stiehl, Ein asiatischer Staat i, 248f.; Suppl. Aram. 106). Nur darauf sei verwiesen, daß jetzt der aramäische Text der Bilinguis von Kandahar schon fürs 3. vorchristliche Jahrhundert im Gebrauch von ZY, in der 3. Plur. masc. Perf. auf -ün, in 'THHSYNN und HWTYR das Eindringen jüngerer Formen zeigt. Auch Wendungen wie WKLHM 'dwSy' und LKLHM 'N$Y' gegenüber LKLHM 'N$N einerseits, BKL 'RK' andererseits zeigen dieses Eindringen. Hervorhebung des determinierten Nomens durch ein Personalsuffix ist vornehmlich aus dem Syrischen bekannt (Th. Nöldeke, Kurzgef. syr. Gramm.2 167 f. § 222). Wir haben sie zur Erklärung der Schreibung BRH statt BR verwandt (Suppl. Aram. 72). Schon damals konnten wir auf vereinzeltes Vorkommen im ArsämaPergament 2, 2 brh zy 'hhpy, verweisen. Jetzt hat Kandahar auch da das vermittelnde Glied gebracht.
BEILAGE 6
DER STEIN VON APSCHERONSKAJA
Herr Dr. A. Dauber, Konservator am Staatlichen Amt f r Denkmalpflege, Abteilung Ur- und Fr hgeschichte, in Karlsruhe, teilte unter dem 8. 7.1958 Folgendes mit: „Der auf beiliegenden Photos (Abb. 16) abgebildete Kieselstein wurde in der Steppe bei Apscheronskaja (s dlich Maikop) gefunden. Der Stein zeigt auf einer Seite (die R ckseite ist unbearbeitet) das Kopfbild eines J nglings, der einen Zweig in der Hand h lt. Dieses Bild ist umgeben von einem Schriftband in griechischen Gro buchstaben, von denen ich glaube lesen zu k nnen: ΙΣΧΙΣ ΜΟΥ Η ΑΓΑΠΗ EAAIHKONund: 5ΕΝΕ(?)ΙΟΓ. Ich halte den Stein f r ein Amulett, und Prof. S. Lauffer, M nchen, glaubt, ihn (nach Photo) in das 4.—3. Jahrhundert setzen zu k nnen". Zusammen mit einem zweiten Brief vom 23. 7. wurde der 8,4 cm hohe und 7,2 cm breite Stein bersandt. Es handelt sich um einen sehr fleckigen, aus gro en Quarzk rnern zusammengebackenen Quarzit. Zugleich wurde die richtige Deutung Lauffers bermittelt, wonach ΙΣΧΙΣ ein barbarisiertes lo-)(ussei. Das Wort unter dem Bild k nne 1ΕΝΕΙΟΓ, aber auch 2ΕΝΤΟΓ gelesen werden. Unter diesem Worte bef nde sich keine weitere Schrift. Die Pr fung des Originals ergab, da die Lesung, von einem Zeichen abgesehen, zutraf. Der erste Teil ist zu deuten: ίσχύ$ μου ή άγόατη. Es wird eine allgemeine Sentenz gegeben, und ihr eine Bemerkung hinzugef gt, die den griechischen Sprachcharakter unterstreicht. Denn zweifellos ist, trotz der Verschreibung έλληνικόν (= έλληνικώ$) zu verstehen. Das schlie ende N ist zweimal gegeben, da das erste Zeichen undeutlich geraten war. Es bleibt zu fragen, was der Rest, also die Inschrift unterhalb der Darstellung, zu bedeuten habe. Vorangehendes έλληνικόν l t erwarten, da
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der ausdr cklich als griechisch bezeichneten Sentenz ein Wort oder eine Wortgruppe in einer nichtgriechischen Sprache folgte. In der Tat l t sich der Schlu teil der Umschrift aus dem Griechischen nicht deuten. Was darf man nach dem Fundort erwarten ? Der Kuban-Distrikt liegt, durch die Kaukasuskette getrennt, nord stlich des heutigen Gruzinien. Aus dessen alter Hauptstadt Mchefa und Umgebung entstammen eine Reihe von Inschriften, darunter die bekannte griechisch-aram ische Bilinguis und zwei Gemmen mit den Inschriften: Καρπό« Ζευαχηζ ζοή μου und: 'Αστταpo Kis ττιτιάξης1. Die Bilinguis und die erstgenannte Gemme weisen iranische Eigennamen auf, wohl solche, die bei den benachbarten Alanen blich waren2. In Άστταροοκις hingegen besitzt man einen t rkischen Namen, der den dortigen Hunnen zuzuweisen ist8. Der Schlu teil unserer Inschrift, unterhalb der Darstellung querlaufend, zerf llt in zwei W rter. Schlie endes ΙΟΓ lie e sich ohne Schwierigkeit als altt rk. yoy verstehen, ein Wort, das die Totenfeier und das Totenopfer, also die Spende an den Verstorbenen, bezeichnet*. Damit w re der Stein nicht als Amulett, sondern als Gabe f r den Toten bezeichnet. Schwieriger ist der erste Teil, umsomehr, als das ihn abschlie ende Zeichen sich dem Verst ndnis zun chst entzieht. Immerhin l t 5EN. eine Deutung zu. Ost-osset. fsin, xsin, west-osset. fsin bezeichnet die „Frau des Hauses". Das Wort ist entstanden aus altiran. *xfayavan - (vgl. christl.-soghd. xSywnc „K nigin"), das dann ber *xSevan zu *xsen, *axsen wurde6. Dem Magyarischen kam es als asszony, lter achsin „Frau" zu. Unserer Inschrift liegt die vor-ossetische, also alanische Form *x$en oder *xsen zugrunde, noch ohne den f rs Ossetische bezeichnend en Vokalvorschlag'. Das alanische Wort neben dem altt rkischen kann nur so verstanden werden, da eines der beiden W rtei Lehnwort in der anderen Sprache ist. Den Weg k nnte ungar. asszony, lter achsin f hren. Wenn die Magyaren eine Anzahl ossetischer Lehnw rter und darunter jenes aufgenommen haben, so 1
Zuletzt Altheim-Stiehl, Supplemental m Aramaicum 74 f.; oben S. 9 f., unter Anf hrung der lteren Literatur. 2 Oben S. 247. 8 Altheim-Stiehl, a. O. 85f.; oben S. gi. * A. v. Gabain in: Anthropos 48 (1953), 544; 549f. 5 O. Szemer nyi bei F. Altheim, Literatur und Gesellschaft 2, 278 und Geschichte der latein. Sprache 82 f. Anm. i. * W. Miller, Die Sprache der Osseten 15 § 3, 5. 27
Althelm, Hunnen I
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BEILAGEN
mu te dies geschehen, als sie noch im chazarischen Verband im Kaukasusvorland sa en. Unter chazarischer und das besagt: t rkischer Vorherrschaft, selbst unter einer t rkischen F hrerschicht stehend, haben diese Τούρκοι, wie Konstantinos Porphyrogennetos die Magyaren nennt7, die alanische Bezeichnung der Herrin und Frau bernommen. Was sie taten, konnte jeder T rkstamm, der in diesen Gegenden sa , vorwegnehmen und nachahmen. Aber auch der umgekehrte Weg w re denkbar. Die Alanen, die so lange unter hunnischer Herrschaft standen und auch weiterhin in der Nachbarschaft t rkischer St mme sa en, konnten jederzeit ein t rkisches Lehnwort ihrem Sprachbestand einf gen. Dies ist nun tats chlich bei altt rk. yoy der Fall. H.-W. Haussig verweist auf osset. d y, doy „Pferderennen, Wettrennen", von dem J. Marquart8 gezeigt hat, da es auf yoy, lter *d'oy, mit dem t rkischen Wandel von d zu y*, zur ckgeht. Die ltere Form *d'oy hat sich bei Menander Protector10 erhalten: δόγια δε TTJ μεν οικείο: γλώτττ| προσαγορεύουσι (die T rken) τα έτη τοΐξ τεθνεώσι νόμιμα (δόγια CE: δόχια cett. ed.)11. Danach kann nicht wundernehmen, wenn man dem altt rkischen Wort, das ins Ossetische bernommen wurde, neben alanischen IHN. = *xsen begegnet. Nun w re es im vorliegenden Fall nicht in der lteren Lautform, sondern in der j ngeren bernommen. Dazu passt, da yoy im vorliegenden Fall nicht „Pferderennen", sondern zweifellos „Totenspende" bedeutet. Die Verschiedenheit der Bedeutung best tigt, da es sich um zwei verschiedene bernahmen des altt rkischen Lehnwortes handelt. Die Best tigung, da tats chlich ein ins Alanische bernommenes Wort vorliegt, ergibt sich, wenn man sich der Frage zuwendet, was der bisher unerkl rt gebliebene Buchstabe des ersten Bestandteils 5EN. = *xsen gewesen sei. Von vornherein wahrscheinlich ist die Bedeutung: „der Frau (Herrin) Totenspende". Ein altt rkischer Genetiv liegt nicht vor. Auf +in, + n lautend, m te er zwei Zeichen umfa t haben. Es darf ein alanisch-ossetischer Genetiv erwartet werden. Bildet man ihn zu ost-osset. xsin, so m te er xsin-i lauten. Bekanntlich ist der ossetische Genetiv nicht Nachfolger 7
De administr. imp. 3, if. p. 50, 2 Moravcsik, der S. 311 s. v. alle Stellen verzeichnet. 8 Ungar. Jahrb. 9 (1929), 81. 9 M. R s nen, Materialien zur Lautgeschichte der t rkischen Sprachen (1949), 185 f. 10 Bei Konstant. Porphyrogenn., de leg, 207, 2of. de Boor. 11 Weitere Literaturangaben bei G. Moravcsik, Byzantinoturcica 2, 112. Hinzuzuf gen: H. H. Schaeder in: Abhandl. Gesellsch. Wissensch. Gott. 3. Folge, 10, 38 Anm. 4.
5. DER STEIN VON APSCHERONSKAJA
des zur geh iyam
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altiranischen, sondern geht auf das adjektivische Suffix -iya-, -yack12. Asp-ya- bedeutet „zum Pferd geh rig", g oya-, gaoiya- „zur Kuh rig". Dementsprechend w re von *xsayavan - ein Adjektiv *xSayavangebildet, das auf der alanischen Stufe *xsen-i gelautet haben te.
Damit erhebt sich die Frage, ob der letzte Buchstabe des Wortes IHN. = *xsen ein -t gewesen sein k nnte. Die Beantwortung mu weiter ausholen.
Schon das Wort αγάπη schlie t die zuvor ge u eite Vermutung aus, die Inschrift und damit das ganze St ck geh re ins 4.—3. Jahrhundert. Es handelt sich um einen Terminus, der im sp tj dischen und dann im christlichen Bereich begegnet. Im Aristeas-Brief 229 fragt der K nig einen der 72 ltesten: τί καλλονής άξιον εστίν. Dieser antwortet, es sei die ευσέβεια; sie n mlich bilde die h chste Stufe der καλλονή. Und er f gt hinzu: το δε δυνατόν αυτής εστίν ή αγάπη. Das ist fast der gleiche Gedanke wie auf unserer Inschrift. Doch f hrt diese nicht in j dische, sondern in christliche Gedankenwelt. Paulus' Lobpreise der αγάπη ι, Kor. 13 nimmt den Gedanken von der Macht der Liebe auf und f hrt ihn aus. Die Inschrift stammt demnach von einer Christin, und dies erkl rt auch, warum sich der Hauptteil dieser Inschrift des Griechischen bedient. Denn dies bleibt innerhalb des Kuban-Distriktes eine Besonderheit. Gewi haben die sowjetischen Ausgrabungen in Mchet'a eine griechisch-aram ische Bilinguis, griechisch beschriftete Gemmen erbracht, und dem war bereits der Fund einer griechischen Inschrift1 vorangegangen. Aber Mchet'a, s dlich des Kaukasus, war Einfl ssen aus hellenistischem und kaiserzeitlichem Bereich stets zug nglich. Maikop hingegen liegt n rdlich des Gebirges, inmitten des Gebietes, das zuvor Ptolemaeus' Xo voi, berhaupt den Hunnen vor ihrem Ausbruch 375 zugewiesen worden war (oben S. 3!). Nicht nur der Fundort, auch das t rkische Lehnwort w rde sich einer Nachbarschaft der Hunnen f gen. Es kommt hinzu, da man von christlicher Mission unter diesem Volk wei . 12 1
W. Miller, a. O. 43 f. § 52 B. W. Dittenberger, OGIS. i, 586!. Nr. 379.
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Dabei darf man die oben besprochenen Nachrichten aus der Kirchengeschichte des Zacharias Rhetor beseite lassen (oben S. 287!.). Damals ging die Mission von Armenien aus, und es bleibt zweifelhaft, ob sie sich der griechischen Sprache bediente. Ausdrücklich wird von der Übersetzung der Heiligen Schrift ins Hunnische gesprochen. Weit eher kommt eine ältere Mission in Frage, die mit dem Ausgang des 4. Jahrhunderts beginnt und sich bis in die Anfänge des 5. fortsetzt, mit Attila aber erlischt2. In diese Zeit mag unser Stein gehören. Er bezeugt immerhin, daß diese Mission auch im weiteren Heimatgebiet der Hunnen, südlich des Kuban, Fuß fassen konnte. Um 400 hatten indessen nicht nur die Hunnen nördlich des Kaukasus, sondern auch ihre Vettern weiter östlich, die Hephthaliten, die griechische Schrift kennen gelernt. Die Prägungen Säpürs II. mit der Aufschrift: kidara kuSana Saht zeigen, daß unter der Herrschaft dieses Sasaniden die , die „westlichen" oder, was dasselbe ist: die „weißen" Hunnen und Hephthaliten (oben S. 32f.), bereits in der Sogdiane saßen8. Dieses Volk und ihr Staat — der erste hunnische, der sich feststellen läßt — haben die Zuwanderung gespeist, die jene weiter nach Westen vorgestoßenen Xoövoi soweit stärkte, daß sie 375 das gotische Reich stürzen konnten (oben
s. 57; 85; 369). Damit erhebt sich die Frage, ob der bisher unverständliche Buchstabe in unserer Inschrift, wenn er denn im griechischen Alphabet der Zeit kein Gegenstück findet, aus den Sonderformen stammen könnte, die das Alphabet der Hephthaliten entwickelt hatte. Daß jenes Zeichen eigener Art gerade im nichtgriechischen Teil der Inschrift begegnet, könnte dafür sprechen. Und es könnte sein, daß die hunnischen Teile, die aus dem Reich der Kidariten kommend, zu dem Volksteil am Don vorstießen, diese Schrift mitgebracht hätten. Bei R. Ghirsman* und O. Hansen6 finden sich die Formen verzeichnet, die die griechische (seleukidische) Kursive unter den frühen Kusän, dann unter den Hephthaliten angenommen und bis zu den handschriftlichen Bruchstücken aus Tuyoq (Ostturkestan) bewahrt hat. Proben der Steinschrift sind erst in jüngster Zeit hinzugetreten. Aus den Grabungen von a
E. A. Thompson, A History of Attila and the Huns 37 f. R. Gobi bei Altheim-Stiehl, Finanzgeschichte der Spätantike 4 R. Ghirshman, Les Chionites-Hephthalites (1948), 63. * Bei F. Altheim, Aus Spätantike und Christentum (1951), 86. 3
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Surx Kotal, an der Straße von Kabul nach Mazär-i Serif gelegen, bildet D. Schlumberger' zwei Blöcke ab, die griechische Beschriftung tragen. Zeitlich gehören sie unter die frühen Kusän und zeigen noch die Unterschiede zwischen a, d, o, die in den späteren Bezeugungen verwischt sind. Der Ausgräber notiert „the unusual shape of the epsilon (on both) and the nu (second and fourth letters on the second block)". In der Tat entspricht die Bildung des genau dem der griechischen Pergamente von Avrömän. Aber das vermein tliche v gleicht eher einem Zeichen, das Hansen unterdes als y gedeutet hat. Auf das Vordringen dieses Alphabets nach Westen konnten schon zwei Zeichen der gotischen Schrift führen. Hier war hv ohne Entsprechung im griechischen, lateinischen und runischen Alphabet geblieben, und dies galt nicht nur für den Lautwert, sondern auch für den Zahlwert 700'. O. Hansen8 hat darauf verwiesen, daß allein O = h im kusänischen Alphabet sich vergleichen lasse. Schon vorher hatte H. Jacobsohn auch das Zeichen p des gotischen Alphabets mit dem entsprechenden in der Schrift der Kusän und Hephthaliten zusammengebracht9. Er hatte in diesem Zusammenhang daran erinnert, daß der mordwinische Name der Wolga rav, ravo und damit auch Ptolemaeus' ' auf die altind. RaSa, avest. Ranhä, ebenso mordwinisches kal „Fisch" aus *kolax auf avest. kara-, Name eines mythischen, in der Rawhä lebenden Fisches, zurückgehe10. Jacobsohn hatte daraus mit Recht geschlossen, daß zwischen den Stämmen an der Wolga und den in Ostiran „ein enger Zusammenhang" bestanden habe11. Ohne auf diese Fragen weiter einzugehen, sei darauf verwiesen, daß der bisher unverständlich gebliebene Buchstabe des Steines von Apscheronskaja sich ohne Schwierigkeit dem Zeichen der hephthalitischen Kursive gleichsetzen läßt, das Hansen als t gedeutet hat12. Wenn diese Beobachtung zutreffen sollte, hätte man, wie zuvor vermutet, xseni zu lesen. Es läge jenes Adjektiv vor, das im Ossetischen zur Bildung des Genetivs verwandt wurde. Die vorgeschlagene Deutung: xseni yoy „der Herrin Totengabe" hätte sich damit bestätigt. • Archaeology 6 (i953). 233 *ig- 2 7 Skeptisch M. H. Jellinek, Geschichte der gotischen Sprache (1926), 25f., der versuchsweise an Runisches denkt. Die neueste Darstellung — W. Krause, Handbuch des Gotischen (1953), 60 f. — gibt keine Erklärung. 8 9 Bei F. Altheim, a. O. 83 Anm. i. Arier und Ugrofinnen (1922), 243!. 10 a. 0.238!; 241. Die Nachweise bei Chr. Bartholomae, Altiran. Wörterbuch 451. 11 12 a. O. 242 f. Bei F. Altheim, a. O. 86.
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Noch ein Wort über die Darstellung. Kopfbedeckung und Haartracht besitzen, worauf mich B. Kämmerer hinweist, in einem Marmorkopf ihr Gegenstück, der im Heiligtum von Schami in der Susiane gefunden ist1. Er stellt einen bärtigen jungen Mann dar, dessen Haar ähnlich wie auf unserem Stück bis zum Nacken herunterhängt und nach rückwärts gestrichen ist. Es wird durch eine breite Binde zusammengefaßt, an deren vorderen Teil eine emporgerichtete und rückwärts gebogene Ähre oder Blüte angebracht ist. Gerade in diesem bezeichnenden Attribut stimmen der Kopf von Schami und unser Stück überein. Auch die Gliederung des Oberkopfes in breite, parallel verlaufende Streifen ist beiden Darstellungen gemeinsam. Obwohl die Annahme einer flachen Mütze denkbar ist, möchte man eine Form der Frisur vorziehen. Die Funde von Schami möchte R. Ghirshman, der sich zuletzt dazu geäußert hat, nicht viel nach die Mitte des 2. vorchristlichen Jahrhunderts setzen. Er hält es für eines der von Mithridates I. von Parthien geplünderten elymäischen Heiligtümer2 und gewinnt dadurch 139 v. Chr. als terminus ante quern. Ob diese Datierung zutrifft, muß weiterer Erforschung vorbehalten bleiben. In jedem Fall konnte sich die Tracht auch über den genannten Zeitpunkt hinaus erhalten. Es bleibt noch eine zweite Schwierigkeit. Sollte die vorgetragene Deutung des nichtgriechischen Teiles der Beschriftung sich bestätigen, so hegt ein weiblicher Kopf nahe. Und darauf führt noch eine zweite Beobachtung. Seit spätachaimenidischer Zeit kennt man die Darstellung von Frauen, die Blüten oder Blütenzweige tragen8. Unter den Sasaniden4 nehmen diese Darstellungen der Zahl nach zu6, und diesem Motivkreis ordnet sich auch der Kopf ein, der auf unserem Stein begegnet. Die Dargestellte hält mit der Rechten einen beblätterten Zweig empor, desssen oberes Ende zwei gegen1
Abgebildet bei R. Ghirshman, Iran (Pelican Book 1954) pl· 3 2D · a. O. 278f.; vgl. Strabon 744 und F. Altheim, Weltgesch. Asiens 2, 60. 3 Pope-Ackerman, A Survey of Persian Art 4 (1938) Taf. 124 W und Y; L.-I, Ringbom, Zur Ikonographie der Göttin Ardvi Sura Anahita (1957). 4 Pope-Ackerman, a. O. Taf. 224 B; I. la Smirnow, Argenterie Orientale (1909) Taf. XLVI 80; XLVII; R. Ghirshman, Bichäpour II (1956), Titelblatt; 58f. fig. 3—4; pl. VI i; VII 1—2; XXIX i. 5 N. Mavrodinov, L6 trosor Protobulgare de Nagyszentmiklos. Arch. Hung. 29 (1943). 98f.; fig. 61—62. 2
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ständige Blüten einnehmen. Ob es sich um eine Darstellung der Göttin Anähitä handele (oder ursprünglich gehandelt habe), soll unerörtert bleiben. Aber auch bei den Verwandten und Nachfahren der Hunnen pflegt dieser Typus zu begegnen. Die Goldkannen 2 und 7 des Schatzes von Nagy-SzentMiklos* zeigen ihn in verschiedener Ausprägung, und möglicherweise reihen sich ihnen die zahlreichen bronzenen Anhänger an, die dem Irtysch-Gebiet und dem ehemaligen Permschen Gouvernement entstammen7. Wiederum sollen Deutungsversuche beiseitebleiben. Es genüge, daß auch die ProtoBulgaren, denen der Schatz von Nagy-Szent-Miklos gehörte, das Bild der Frau, die den Blütenzweig trug, gekannt haben. Und daß die Tassen Nr. g—10 dieses Schatzes Inschriften christlichen Inhaltes zeigen8. Auch damit könnte sich unsere Deutung der Inschrift bestätigt haben. 8
N. Mavrodinov, a. O. 99 Tai. V; XIf. Gegen A. Alföldi in: Cahiers d'archoologie 6 (1952), 43—-53 vgl. Altheim-Stiehl, Finanzgeschichte der Spätantike 343 f. 8 Dazu F. Altheim, Aus Spätantike und Christentum 70 f. 7
ERGÄNZUNGEN Zu S. 5f.: Die Südwanderung der Goten spiegelt sich in der Befestigung und Verstärkung des Lagers Porolissum, an der gefährdeten NW-Ecke Daziens auf hochgelegenem, alles beherrschendem Plateau des Maresch-Gebirges angelegt. Die Ausgrabungen M. Macreas, veröffentlicht in: Studii si Cercetäri de Istorie Veche 8 (1957), 215!, zeigen, daß Caracalla selbst zugegen gewesen sein muß, als er im Zusammenhang seiner Verhandlungen mit den benachbarten Stämmen die Grenzverhältnisse regelte (Dio 77, 20, 3; 78, 27, 5). Davon zeugt nicht zuletzt die bronzene Reiterstatue des Kaisers, deren Reste in Porolissum gefunden wurden (ebenda fig. 6—13). Freilich glaube ich, daß die Befestigung nicht nur den freien Daziern, Wandalen und Quaden galt, sondern auch dem Volk, dessen Druck hinter allen Bewegungen im Donauraum stand: den Goten (so noch M. Macrea in: An. Instit. Clasice Cluj r, 132). Kämpfe mit ihnen sind ausdrücklich für Caracalla bezeugt: SHA., v. Car. , 6. Die Einwände E. Hohls (Ein politischer Witz auf Caracalla 20 Anm. 60) übersehen die Funde in Porolissum. Wie die wandalische Runeninschrift von Rozwadow für die Richtung des Vorstoßes der germanischen Stämme spricht, so auch die gotische von Kowel. In der Tat liegt Porolissum genau in südlicher Fortsetzung eines Gotenzuges, der von der Weichselmündung nach Kowel führt. A. Alföldi hat Archaeol. Ertesitö 52, 263 f. die Grabinschrift zweier Angehöriger der Legio II adiutrix aus Aquincum besprochen, die in expeditione [Go]t[i]ca gefallen waren. Wo anders können diese Kämpfe stattgefunden haben als im östlichen Vorfeld, zwischen Donau und Theiß ? (Es fällt auf, daß Macrea sich auf meine im Jahre 1939 erschienene Darstellung beruft, von der doch 1943 und 1952 umfassende Neubearbeitungen, 1953 eine erneut auf letzten Stand gebrachte französische Übersetzung erschienen sind. Auch daß Ciuc Heimat der Carpen sei, habe ich nirgendwo gesagt!) M. Macrea wird folgender Bericht über die wichtigsten Ausgrabungsergebnisse des Jahres 1958 verdankt: „Der dazische Friedhof auf dem Mäguraberge Dazische Spuren fanden sich fast überall im archäologischen Bereich von Porolissum. Sie wurden entweder von uns selbst gefunden oder wurden uns durch Zufallsfunde der einheimischen Bevölkerung angezeigt. Das erstaunlichste Ergebnis aber war die Entdeckung eines dazischen Friedhofes mit Grubenbrandgräbern, Opferherden und Verbrennungsplätzen auf dem Mäguraberge (Kote 502), von wo schon früher dazische Spuren gemeldet worden waren. Das ist ein sehr erfreuliches Ergebnis, ist es doch das erste Mal, daß ein dazischer Friedhof aus dem Lt. III, also aus den zwei letzten Jahrhunderten vor der Eroberung durch die Römer, ganz eindeutig festgestellt werden konnte. Ob die gleichzeitige dazische Siedlung ebenfalls auf dem Mäguraberge, auf dessen Gipfel sich ein weitausgedehntes Plateau befindet, oder vielleicht anderswo gelegen war, wissen wir vorläufig noch nicht.
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Die römischen Ruinen von Porolissum Wirklich eindrucksvoll sind die von den Römern errichteten Bauten und Befestigungen an diesem Punkt der Nordgrenze Daziens und des römischen Reiches. Das große Castrum von Porolissum ist im Hinblick auf seine Lage, auf dem Gipfel eines Berges, vielleicht einzigartig. Es wurde — wie ich in meiner Arbeit über die Verteidigung Daziens zur Zeit des Caracalla bewiesen zu haben glaube — von diesem Kaiser erbaut. Es ergaben sich nun die Fragen, was wohl an dieser Stelle vor der Erbauung des Castrum durch Caracalla gestanden haben mag und in welcher Art die Verteidigung der Provinz und des Imperium vor der Zeit des Caracalla gesichert war, da man ja weiß, daß römische Truppen gleich nach der Eroberung in Porolissum verblieben. Auf diese beiden Fragen scheinen die Ausgrabungen des Jahres 1958 die Antwort zu geben. Das römische Castellum auf dem Berge Citera Ein zweites, wenn auch kleineres Lager wurde in diesem Sommer auf einem anderen Hügel, Citera genannt, in etwa 500 m Entfernung östlich von Pomet von uns entdeckt und untersucht. Es liegt über einer dazischen Siedlung, bestand in seiner ersten Phase aus einer Erdbefestigung und wurde später, wahrscheinlich zu Ende der Regierungszeit des Antoninus Pius oder zu Anfang der des Marcus Aurelius in Stein ausgeführt, was sich aus dem Funde von zwei Münzen des Marcus Aurelius Caesar ergibt, von denen die eine im Mörtel des Fußbodens eines Torturmes aufgefunden wurde. Im übrigen fehlt jede Art von epigraphischen Funden. Das große Castrum auf dem Pomet Unter dem Agger des großen, von Caracalla erbauten Castnim auf dem Pomet wurden hingegen in einer Tiefe von 2—3 m Reste von Wohnungen und sogar (allerdings zerstörte) Gebäude aus Stein gefunden, die ebenfalls aus der römischen Zeit stammen. Baulichkeiten in der Umgebung des Castrum auf dem Pomet Im übrigen scheinen viele der um das Castrum gelegenen Baulichkeiten ebenfalls aus dem 3. Jahrhundert zu stammen, einige von ihnen an Stelle älterer Gebäude. Wie es scheint, befindet sich ein größerer Gebäudekomplex auf drei übereinanderliegenden, im Süden unmittelbar neben dem Castrum gelegenen Terrassen. Auf Grund einiger ebenfalls im Jahre 1958 ausgeführter Versuchsgrabungen scheint dieser Komplex aus Bädern, Palästren und einem Amphitheater zu bestehen, wofür es im übrigen auch epigraphische Unterlagen gibt (CIL III 836). Für den Fall, daß wir die nötigen Geldmittel erhalten sollten, könnte die Aufdeckung dieses wichtigen Gebäudekomplexes sowie die genauere Untersuchung des Castrum selbst für die Zukunft in Aussicht genommen werden. Die Terrasse der Heiligtümer Auf der im Nordwesten des Pometer Castrum gegen das Dorf Moigrad gelegenen Terrasse, über die die antike, aus dem Barbaricum kommende Römerstraße in das auf der Nordseite gelegene Tor des Castrum einlief, wurden in der Vergangenheit ein Tempel des Liber und ein kleines kreisförmiges Heiligtum aufgedeckt.
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Auf dieser Terrasse, unmittelbar an der antiken Straße, befindet sich noch ein anderes Gebäude, das wir im heurigen Sommer nur teilweise untersuchten, ohne seine Bestimmung feststellen zu können. Im Süden der antiken Straße wies die Terrasse keine Gebäude auf. Bei den auf dieser Seite ausgeführten Querschnitten fanden sich in Abständen mit verschiedenen Abfällen gefüllte Gruben. In einer dieser Gruben fanden wir das Fragment einer Amphore mit dem Stempel IMP NERVAE AVG. Wir nehmen an, daß dieser freie, vor den Heiligtümern gelegene Platz zur Abhaltung von religiösen Zeremonien und Gastmählern benutzt \vurde.
Der Limes Porolissensis Vor der Stadt Porolissum, gegen das Barbaricum, befand sich ein starker zweireihiger Befestigungsgürtel. Der äußere besteht aus einer in Abständen mit Türmen versehenen Mauer. Der innere aus einem Erdwall mit einem davorliegenden Graben.
Der dazisch-römische Friedhof auf dem Ursoiesberge Unter den wichtigeren Grabungsergebnissen aus dem Sommer 1958 wäre auch die Entdeckung eines aus der Römerzeit stammenden und weit ausgedehnten Brandgräberfriedhofes zu nennen. Die Gräber weisen Verbrennung an Ort und Stelle auf. Einige waren mit einem mörtellosen Steinrand versehen, in der Nähe anderer fanden wir Fragmente einer Grabstele und sogar eine Inschrift. Trotz alledem scheint der Begräbnisritus nicht römisch zu sein, weshalb wir dazu neigen, diesen Friedhof der autochthonen, dazischen Bevölkerung zuzuschreiben, die in Porolissum eine bedeutende Rolle im Leben der römischen Stadt gespielt zu haben scheint, vielleicht eben auf Grund ihrer Mittlerstellung zwischen den Römern einerseits und den freien Dakern und anderen Völkerschaften außerhalb der Grenzen des römischen Reiches andrerseits. Klausenburg
M. Macrea."
Zu S. 9: Über die Geschichte Daghestans im 3. —5. Jahrhundert: W. G. Kotowic in: Ocerki istorii Dagestana i (1957), 3of. Die Kenntnis des Werkes wird A. I. Charsekin in Machackala verdankt. Zu S. 10: alttürk. iibara zu mittelpers. asßär (asbar) scheidet sich von einer zweiten Bezeichnung des Ritters: mittelpers. bandak, eigentlich „Gebundener", „Knecht", dann „Ritter" (vgl. engl. knight). Die aramäische Inschrift i von Tang-i Sarvak gibt den Plural bandakän mit asstrayyä wieder, was nicht die „Gebundenen, Gefangenen", sondern „Ritter, Soldaten" bedeutet (Suppl. Aram. 92; dazu Altheim-Stiehl, Philologia sacra 6 if.).
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Zu S. 48: Auch das Syrische kennt die Länge der zweiten Silbe in bayätur. Barhebraeus. Chronic. 506, 23 gibt die Varianten bahädür und bShäder. Zu S. 64 f.: Verwandtschaft des Soghdischen mit dem Altpersischen („im grauen Altertum") bei W. B. Henning in: Handbuch der Orientalistik 4 (1958), 108; ebenda 113 auch „ausnahmsweise einmal" die zwischen Chwärezmisch und Altpersisch anerkannt. Zu S. 72, 76: Gehört der Eigenname bwzy (Kloster des Mär bvuzy im syrischen Seleukeia) bei J. P. N. Land, Anecd. Syriaca 2 (1868),.370 Zeile 22 hierher? Zu S. 77!.: Über die „Verbreitung der artifiziellen Schädeldeformation im i. Jahrtausend" äußert sich nochmals J.Werner in: Germania 36 (1958), i&2f.: „Die neuen Feststellungen M. P. Grjaznovs am oberen Ob sprechen jedenfalls sehr deutlich gegen die kürzlich von F. Altheim und H.-W. Haussig vertretene These, daß es sich hierbei um eine spezifisch alanische Sitte handle. Die sehr zahlreichen und gut untersuchten sarmatisch-alanischen Gräber späthellenistischer und frührömischer Zeit haben bisher nie deformierte Schädel enthalten". Demgegenüber sei daran erinnert, daß der Fundbestand der Kenkol-Gräber zeigt, daß die iranische Unterschicht die Schädelverbildung an die türkische Herrenschicht weitergab. Weiter, daß nordiranische (sakische) Stämme und geradezu Alanen in den Gebieten nordöstlich von Iran bezeugt sind und daß bereits Strabon für die dortigen Sigynnen die Schädelverbildung berichtet. Werners schon früher bemängelte Unkenntnis der literarischen Quellen sowie der Sprach- und Stammesverhältnisse (Altheim-Haussig, Die Hunnen in Osteuropa, 33) macht sich erneut geltend. Zu S. 94 oben: Das vermißte Zitat findet sich bei J. P. N. Land, Anecd. Syriaca 2 (1868), 369 drittunterste Zeile und 370 Zeile 19, aber beide Male bedeutet knwn' nicht „Steuer". Zu S. 119 Anm. 14: Felszeichnungen der Sahara behandeln E. Nekrassowa und M. Tolmacew in: Westnik drewnej istorii 3/1958, 222f. Zu S. i34f.: Da es noch keiner gesehen zu haben scheint, sei darauf verwiesen, daß dem bwmhwty des Avrömän-Pergamentes und den säre ha-m-me dinöt des Estherbuches im Syrischen mär eh da-krliä entspricht: Johannes von Ephesos in seiner Vita des Ya'köb Burd'änä (J. P. N. Land, Anecd. Syriac. 2, 372, 14). Zu S. 200f.: Da die Quellen die Hunnen häufig als berittene Bogenschützen schildern, sei daran erinnert, daß diese auch im Handgemenge ihren Mann standen. Zachar. Rhetor 94, . schildert die Heldentaten des Hunnen Sunikos, der getauft war und im oströmischen Heer gegen die Perser kämpfte. Er und der Chiliarch Simmas fochten mit der Reiterlanze ( ) und dem Schwert, und die Gewalt ihrer Stimmen schreckte den Gegner (1. c. i6f.). Zu S. 203: Über den Drachenkampf im Iran zuletzt R. Merkelbach in: Reallexikon f. Antike und Christent. 4 (1958), 233^ Zu 3.204: Über avest. gava- hat I. Gershevitch in: Asia Maior N. S. 2 (1951). 137 f. Wichtiges zusammengestellt, was unsere Auffassung zu stützen geeignet ist. Zu S. 217 Anm. 6: Eine besondere Stellung nehmen die Weiterbildungen des hellenistischen Motivs ein, das den Raub Ganymedes' durch den Adler zeigt. Es sei •erinnert an die Goldkrüge Nr. 2 und 7 von Nagy-Szent-Miklos und die Silberschale von Redikor. Jetzt hat P. Boyanco in: Revue des etudes anciennes 54 (1952), 286f. nachgewiesen, daß Ganymedes' Raub in der kaiserzeitlichen Grabkunst den Tod eines symbolisiert. Zu S. 240: Da Mommsen im Vorwort seiner lordanes-Ausgabe das carmen bei Attilas Tod nicht auf Cassiodor, sondern auf Priskos zurückgeführt hat (XXXV), muß auf die Frage eingegangen werden. Mommsen äußert sich dahin, „ut apud lor-
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ERGÄNZUNGEN
danem neque de Attila quicquam legatur, quod non sit Prisci, nee quicquam Prisci, quod non sit cum Attilae rebus coniunctum". Es zeigte sich indessen (F. Altheim in: Beitr. z. Namensforsch. 7, 1956, 8if.; Altheim-Haussig, D. Hunnen in Osteuropa 57f.), daß nicht, wie behauptet, der Bericht über die Auflösung des Reiches (Get. 259—263) Priskos, sondern Cassiodor gehört, und dasselbe muß für die Beschreibung des Begräbnisses und das Lied gelten. Priskos wird ausschließlich für die Todesart und Marcianus' Traum angeführt (Get. 255), was beweist, daß der Geschichtsschreiber die Nachricht vom Tod des Gewaltigen zu Hause erhielt. Die Beschreibung des Begräbnisses hingegen ist von den Hunnen aus gesehen; sie gibt sich überdies als Auszug: pauca de multis dicere non omittamus. Das weist auf eine andere Quelle, und in der Tat schließt sich mit 259 Cassiodors Bericht über die Ereignisse bis zur Schlacht am Nedao an. Daß dieser in seiner Gotengeschichte auf Attila zu sprechen kam, liegt auf der Hand. Wenn Mommsen (a. O. 124 Anm. i) zu Get. 257 als Parallele einen Satz aus Priskos fr. 3 FGH. 4, 90 anführt, so beweist dies nicht, daß bei lordanes der Grieche zugrundeliegt, sondern schließt diese Möglichkeit aus. Denn wie dargelegt, tritt bei lordanes die alttürkische Vorstellung von den tört bulun der Welt entgegen (S. 244f.), bei Priskos aber die biblische Wendung von den Inseln des Meeres als äußerster Grenze (245 Anm. 28). Daß das Zitat aus Valerius Maximus, daß durchgeführter Cursus und Isokolie gleichfalls auf Cassiodor weisen, ist S. 241 f. bemerkt worden. Zu S. 244; 245 Anm. 28: In der Vita des Ya'köb Burd'änä von Johannes von Ephesos bei J. P. N. Land, Anecd. Syriaca 2 (1868), 369 Zeile 22 heißt es nach langer Aufzählung der Länder, die der Heilige besuchte: „die Inseln des Meeres (w-gäzrätä d-yammä). Zu S. 248 Anm. 41: Über byfhf ohne vollständige Kenntnis der Belege und überdies abwegig W. B. Henning in: Handbuch der Orientalistik 4 (1958), 62 Anm. 2. Nachzutragen p'txS'y der Karter-Inschrift von der Ka'ba-i ZraduSt = pädiSäh: M. Chaumont in: Annales Musoe Guimet 1958, 171. Zu 8.249: Zachar. Rhetor 93, 2 Brooks u.a. fasseuse 'bad ,, fecit" entspricht genau dem aruast 'äbed (h)wä der Inschrift von Mchet'a. Damit widerlegt sich erneut die Annahme, daß eine iranische Konstruktion mit kartan zugrundeliege, die uns noch Suppl. Aram. 84 nötig schien. Zu S. 251 f.: Bei anderer Gelegenheit soll versucht werden, den Siebensilbler der Inschrift von Mchet'a in die Entwicklungslinie einzuordnen, die von den „Gesängen" des Bardesanes zu den Sechssilblern des Aswänä (etwa i. Hälfte des 4. Jahrhunderts), den Hymnen des Markä und zu Afrem verläuft. Älter könnten allenfalls die Siebensilbler sein, die im Brief des Märä b. Serapion stehen (A. Rücker in: Handb. d. Oriental. 3, 1954, ?0)· Doch gehört dieser erst in aurelianische Zeit: F. Altheim, Literatur und Gesellsch. i, 250f. Zu S. 267: W. B. Henning in: Handbuch der Orientalistik 4, 38f. hat das Verhältnis der drei Status innerhalb der Inschrift von Mchet'a auch sonst unrichtig beurteilt. In ihr werden die endungslosen Formen in jedem Fall für die singularen maskulinen, die Endung -/ ebenso für die femininen Wörter verwandt (Suppl. Aram. 83). Die Inschrift schreibt bfhS Z prsmn MLK statt bthS' Z prsmn MLK', 'NTT ZY ywdmngn statt 'NTT' Z ywdmngn. Es muß betont werden, daß diese Normalisierung allein aus der jüngeren Entwicklung des Aramäischen sich erklären läßt. Im Syrischen kann das vor dem Genetiv stehende Substantiv undeterminiert bleiben: Th. Nöldeke, Kurzgef. syr. Gramm.2 160 § 210 erster Absatz; Mand. Gramm. 313 Anm. 2. Dieselbe Erscheinung kennt man aus dem Mandäischen: Th. Nöldeke, am zul. gen. O. 313 § 221. Wieder kann bei der Umschreibung mit d das erste Glied im Stat. absol. stehen.
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Weiter bedeutet im Syrischen und im Mandäischen brä sowohl „der Sohn" wie „ein Sohn", und wenn man den unbestimmten Artikel auszudrücken wünscht, muß had zum Stat. emphat. hinzutreten: had kfnä „ein Gerechter" (J. P. N. Land, Anecd. Syriaca 2, 1868, 373 Zeile i). Dementsprechend muß in der Genetivverbindung auch der Stat. constr. vor dem Stat. emphat. nicht mehr determinieren. Bar iattä ,,filius anni" bedeutet: „ein Einjähriger" (Th. Npldeke, Kurzgef. syr. Gramm.2 160 § 210 zweiter Absatz). Schließlich kann im Mandäischen bei Femininen der Stat. constr. durch den Stat. absol. ersetzt werden. Statt Idmwt my' „zu einer Art Wasser" kann man sagen: Idmw my' (Th. Nöldeke, Mand. Gramm. 312 § 219). Angesichts dieses Zustandes erwies sich eine Normalisierung als wünschenswert. In der Inschrift von Mchet'a kehrte man bei den maskulinen Wörtern zum Stat. absol., also zum reinen Nominalstamm zurück, und dasselbe darf für die femininen gelten, wo jetzt die einstmals allgemeingültige Femininendung -t hergestellt wurde. Es ist der älteste Zustand, den die aramäische Panammü-Inschrift zeigt (F. Rosenthal, Die aramaistische Forschung 57), und als dessen Rest C. Brockelmann (Grundriß der vergl. Gramm, d. semit. Sprachen i, 1908, 409) die syrischen Adverbien auf -at gedeutet hat. Auch das Syrische und Mandäische haben eine Normalisierung angestrebt, indem beide Sprachen den Stat. emphat. zum Stat. generalis erhoben haben. Wie dieser Stat. emphat. gesprochen wurde, so auch die Normalisierung, die in der Inschrift von Mchet'a entgegentritt. Das zeigen die Siebensilbler, die sämtliche Substantive ohne Determination messen. Wenn irgend etwas, so bestätigt dies, daß es sich um wirkliches Aramäisch und nicht um ideographische Schreibung handelt. Über die soeben genannte Inschrift zuletzt P. Grelot in: Semitica 8 (1958), nf. (uns nirgends überzeugend und durch die Erörterung überholt). Zu S. 278: Gleichsetzung der arslya, arlslya Mas'üdl's mit den Äss abgelehnt auch bei D. M. Dunlop, The History of the Jewish Chazars (1954) 94· Zu 8.281: Eine Äußerung, die gleich der des Katulphos vom Tiererlebnis geprägt ist, berichtet aus unmittelbarer Nachbarschaft der Hephthaliten Tabarl, ann. 2, 1041, 5f. As-Sabal, König von al-Huttal (am Nordufer des oberen Oxos), hat seinen Vetter getötet. Die Mutter des Getöteten droht der as-Sabals mit der Rache der sieben Brüder, denen gegenüber der Bedrohte allein stehe. As-Sabals Mutter antwortet: „Die Löwen haben wenig Kinder und die Schweine viele." Zu S. 296: In Epigrafika Wostoka 12 (1958), 48f. bespricht G. F. Turcaninow eine mittelalterliche Inschrift in griechischen Buchstaben, die er als alt-ossetisch deutet. Zu S. 325f.: Zum Bedeutungswandel avest. kamareÖa- „Kopf": +kamäl-ök, , eigentlich „Köpfchen", dann „Kopfbedeckung", verweist R. Stiehl auf eine Reihe ähnlicher Fälle. Überall wird von der Bezeichnung eines Körperteils durch Diminutiv-Suffix der Name eines Bekleidungsstückes oder eines ähnlichen Gegenstandes abgeleitet: : mittelgriech. „Stirnschutz des Pferdes"; : „Ärmel"; caput: mittellatein. caputium; manus: manica „Ärmel"; französ. corps: corsette; neuhochdeutsch Arm.-Ärmel; Leib: Leibchen; Faust: Fäustel. Arab. yad bedeutet „Hand, Arm" und „Ärmel". Zu 3.378 Zeile 8f. und 8.412 Zeile i3f.: Nachdem G.G.Cameron (zusammen mit R. A. Bowman) eine erste Mitteilung über aramäisch beschriftete Gegenstände aus Persepolis veröffentlicht hatte (Persepolis Treasury Tablets, 1948, 6 r., 34 L), werden jetzt bei E.F.Schmidt, Persepolis 2 (1957), 55*· weitere Proben gegeben. Wieder gehen die Angaben auf G. G. Cameron und R. A. Bowman zurück (a.O. VII r.). Die auf S. 55 r. aufgestellte „formula" lautet: "In . . . the fortress (blrfä, die beiden amerikanischen Gelehrten schreiben unverständlicherweise birta), into the hand of N. the sgn',
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X made this mortar (hwn) — or pestle ('bswn) or plate (shr1· shd'). To the treasurer in the presence of the assistant treasurer ('pgnzbr) (it is) a gift." Auf pl. 23, 3 liest man unter Zuhilfenahme von i b und 5: i. Bprs BYRT' LYD 'mit SGN' dmn .(?) 'BD hwn ZNH RB LYD bgdt 5. gnzbr' KYM mzddt 'pgnzbr[' 'bzkr SNT . Zur Schreibung: Auf 3 ist gnzbr' deutlich, und die Lesung 'pgnzbr' wird durch i b bestätigt. Man hat also einen der Fälle, da im Gegensatz zur sonstigen DefectiveSchreibung von altpersischem -a, dem altpersischen Wort die Endung des aramäischen Stat. emphat. angefügt ist (H. H. Schaeder, Iran. Beitr. i, 1930, 65f.). Die Herausgeber schreiben S. 55 r. Anm. 69 fälschlich 'pgnzbr, mit einem unverständlichen Haken oben rechts, von dem sich vermuten ließe, daß er im Setzkasten aus dem zu verlangenden Älaf entstanden ist. Zu Anfang, wo "proper names indicating a place, a building, or part of structure" verlangt werden, begegnet prs byrt'. Man hätte demnach den auf den Münzen der ersten Frätadära begegnenden Namen von Staxr bereits in achaimenidischer Zeit als solchen von Persepolis. Pärsä blrtä entspricht, wenn man die ursprüngliche Bedeutung (= ) zuweist, genau aus " . J. Wackernagels Deutung (Glotta 14, 40 f.) hat sich damit glänzend bestätigt. Der blrtä entspricht der Zeile 2 genannte 5g«' „Gouverneur, Präfekt" (assyr. iaknu). Man kennt ihn aus den aramäischen Elephantine-Papyri, wo der sgn wmr' in der blrtä erscheint. Vgl. E. G. Kraeling, The Brooklyn Museum Aramaic Papyri (1953) Nr. 9, 19; 23; 10, 13; 12, 28; 32; dazu Nr. 35, 2; c; 47, 2; 7 bei A. Cowley, Aramaic Papyri of the Fifth Century B. C. (1923); vgl. sgn wdyn Nr. 8, 13; 10, 13; iSf. Von besonderer Bedeutung ist das erste Wort der letzten Zeile für die Deutung der Ostraka von Nisä. Zuvor waren die von W. B. Henning (Handbuch der Orientalistik 4, 27f.) vorgeschlagenen Lesungen höw&ä, höß&ä, haub&a und 'bybry abgelehnt worden (S. 412). Den zugunsten des richtigen hwt' = häbltä von I. N. Winnikow (Westnik drewnej istorii 2/1954, 6) und uns (Suppl. Aram. 57!) angeführten Gründen sei hinzugefügt, daß auch das Mandäische w für spirantisches b schreibt: Th. Nöldeke, Mandäische Gramm. 49. Weiter wird richtiges 'bzbr jetzt durch 'bzkr gestützt, die beide als *a-bä£i-bara- und *a-bäzi-kara-, zusammengehören. *A-bäzi-kara- läßt sich seinerseits von ba-si-ka^ra, Plur. ba-si-ka±-ra-i$ der elamischen Treasury Tablets Nr. 54, 6 und 41, 5 nicht trennen. Im ersten Fall erscheint das Wort als Zusatz zum EN. -ii-da-na Hystanes, im zweiten für eine Gruppe von Lohnempfängern. G. G. Cameron (a. O. 149) versteht als altpers. *bäji-hara-, neupers. bäjglr, bäzglr. Er deutet als "tribute (or tax) handler", womit sich wenig anfangen läßt. Gemeint sein kann doch nur „wer Tribut macht", will sagen: „wer Tribut einbringt", „zahlt" oder „durch Dienstleistung abdient", wie 41, 5. Alle, die in dieser Lage sind, tragen die Bezeichnung *bäjfi-kara-. Sie gilt sowohl für die Werkleute selbst, die 41, 5 so heißen, wie für den, der für ihre Leistung verantwortlich ist. Ein *bäfi-kara- im zweiten Sinn ist Hystanes in Nr. 54, 6. Werkleute und ihr Verantwortlicher gehören zusammen, und so kann einmal die Gruppe, ein andermal der Einzelne an ihrer Spitze die Bezeichnung tragen. Der in unserer Inschrift genannte upa-ganzabara- Mazdadäta ist hingegen 'bzkr, *a-bäzi-kara-, also das Gegenteil eines *bäfi-kara-. Er ist nicht mit der Eintreibung
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des Tributes befaßt und deutet dies durch einen Zusatz zu seinem Titel an. Gab es neben dem upa-ganza-bara-, der *a-bäzi-kara- war, einen zweiten, der durch den Zusatz *bäzi-kara, *bäfi-kara gekennzeichnet war ? Bemerkt sei, daß sowohl die Schreibung 'bzkr wie griechisches (G. G. Cameron, 149) zeigen, daß *bäzi-karaoder *bäzi-kara- (statt des in unserer Umschrift meist venvandten /) gesprochen werden konnte. Eine letzte Bemerkung hat 'bzbr der Ostraka von Nisä zu gelten. Das Wort bezeichnet einen Weinberg, der mit keiner *bäzi$ oder (Deinon bei Athen. 503 F) belegt ist. (Suppl Aram. 57f.). Hingegen wird in diesen Urkunden als ptbzyk = *patbäzlk bezeichnet, was immer an Liegenschaften zur *bäzii oder veranlagt ist. Zu S. 397: Die Topographie von Kandahar behandelt K. Fischer in: Wissenschaftl. Zeitschr. der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 7 (1958), 11511. Zu S. 403/4: Bezeichnend ist die Stelle aus der Vita des Ya'köb Burd'änä von Johannes von Ephesos bei J. P. N. Land, Anecd. Syriaca 2 (1868), 373 Zeile i: had kenä d-lä mei_plag „ein Gerechter, der nicht zweifelt". Der unbestimmte Artikel wird statt durch den Stat. absol. durch den Stat. emphat. mit had ausgedrückt, während beim Partizip am (beim Nomen bereits verlorenen) Stat. absol. festgehalten wird. Zu S. 405 f.: Eine Untersuchung über Bedeutung und Ableitung von paityästaygibt H. Humbach in: Indogerm. Forsch. 63 (1958), 2i6f. Die von ihm vertretene Bedeutung „Entgegenschießer (= Aussender, Äußerer)" läßt sich weder für die Inschrift von Taxila noch für die von Kandahar anwenden. In der letzten entspricht einem hu-patyästl Instr. Sing. Dieses kann nur in Bartholomaes Sinn aktivisch: „gutes Ermahnen, gutes Einschärfen" oder passivisch: „gutes Ermahntwerden" und den dadurch bewirkten Gehorsam bedeuten. Zu 8.414: Nachträglich ergab sich, daß nicht einmal BY N t der Inschrift von Susa als Verbalmaske mit iranischer Endung verstanden werden muß. Es kann auch gedeutet werden als BNYT, zu lesen banyat, Part. Pass. fern, von bnä. Die Endung -/ wäre dann verwandt wie in der Inschrift von Mchet'a: als generelle Kennzeichnung des femininen Wortes, ohne Berücksichtigung des Status. Also: „dieses dein Bildnis ist ein errichtetes von mir" = „dieses dein Bildnis habe ich gebaut". Zugrunde liegt die aramäische Konstruktion Ictll II „ich habe gebaut". Das wäre eine Bestätigung unserer Lesung HZTK (wenn es ihrer noch bedürfte), die das gewünschte feminine Subjekt bringt. Darüber hinaus erweist sich, wie richtig unsere Korrektur M'YTT statt des üblichen M'YTYN gewesen ist (Mchet'a Zeile n).
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Abb. i. Orthostat, Teil Halaf. Berlin, Yorderasiat. Abt. d. ehem. Staatl. Museen. Aufn. V. A. 8861. 28*
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Abb. 2. Filzteppich von Noin Ula. Nach M. Rostovtzcff, The Animal Style Taf. 24, i.
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Abb. 6. Gefäß von Ladanvbene. Aufnahme J. Harmatta.
Abb. 7. Ausschnitt aus Abb. 6. Aufnahme J. Harmatta.
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Abb. 8. Pferdemaske, Pazyryk. Nach Georg. Journ. 1938, i, 4.
ABBILDUNGSTEIL
Abb. 9. Das sog. „Dekadrachmon" Yima Kadphises-Kaniska. Exemplar Azizbeglou {Aufnahme nach dem Original).
Abb. ίο. Exemplar Sandys-AYood (Aufnahme nach Gipsabdruck).
Abb. ii. Das sog. Silbermedaillon Bahr ms III. (Aufnahme nach Original bei S. Eilenberg.)
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Abb. 14. Umzeichnungen zu Abb. 12.
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Abb. 16. Stein von Apscheronskaja. Aufnahme R. Strietholdt. Berlin.
REGISTER
i. GESCHICHTLICHES REGISTER Dynastien, Herrscher und Personen 'Abbäsiden no. 139. 205 'Abd al-Kais 113 Aetius 80. 367 Afrem 38 Alatheus 352. 354 Alexandras, Satrap der Persis 375 al-Härit b. al-Cabala (Gassänide) 138. 140 al-Härit b. 'Amr (Kinda) 115 f. al-Härit b. Hilliza 150 Amalasuntha 322, i. 328 127. 151 'Amr al-Maksür (Kinda) 115. 150 'Amr b. 'Adi 128 'Amr b. Kultüm 150 Antiochos III., der Große 375 i. 377 f. — IV. Epiphanes 376—379 Ardaäer I. 223. 245. 260—265. 327. 388 Aristeas 357 Arsakiden, arsakidisch 12. 83, 32. 106. 326. 329.389 Artabanos III. (Arsakide) n Artax§a#r (Frätadära) 379 Asoka 397—408 207, 34. 2i8. 365 Atanagild 361 Athanarich 343. 349. 352 f. Attila 9, 49. 17 f. 20. 32, 6. 79. 82. 83. 85. 102. 115. 120. 198. 199. 214 f. 220. 224. •22g. 240 f. 242. 244. 243 f. 246. 253. 256. 273. 278. 283. 284. 286 f. 348. 367. 420. 427 f. Bagdät 378 Bahräm II. 125 f. 127. 128. 223. 389 — III. 126. 127. 132. 384—387. Abb. ii Bahräm V. Gör 33. 40. 115. 204 i. 208 Bahräm Cöbm 41. 47. 49. 50. 208 Balamber 351. 363 Baläs 115
Barth, Heinrich 162 f. Basis 14. 16. 113 Basüs, Fehde der 147. 150 Bayan 365 Bilgä qayan 281 Bleda 32, 6. 120. 242. 364 f. 33, 17 Bulgarios 91. 95. 368, 18 Capussa 120. Chaba 278 Charaton 23, 28. 27. 363 Chosrow I. (Armenien) 12 Chusrö I. Anö§arv3n (Sasanide) 38. 49. 92. 116. 156. 208 — II. A/?arvez 49. 97. 114, 24. 195. 199. 277. 388 Constantius 38 Cyria 172 Dengizsig, Dintzik 21. 85. 85, 3, 120. 2zg. 365 Donatos 363 Dulo 17. 20. 22 f. 24 f. 27 Ellak 2i. 120. 365 Ermanarich 220, 243. 306. 315. 319. 320. 329·333·343· 35° fErmi 26 f. Ernak, Irnik, Hernac 17. 17, 2. 18 f. 19, 9. 20 f. 28. 120. 258. 259. 305 Euphemia --\g 'Ezänä 180. i8if. 190f. 260 Filimer 5 Firmus 180 Flavius Gratianus 329. 331 Fritadära 204. 375—379. 411 f. Fritigern 353, 39. 354 Cadima 131. 139. 151—155. 391 Gala 120. 120, IQ
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Gass niden 138. 139. 140. 147. 149 Geiserich 297 Goar 8ο Grumbates 45· 247· 25°· 252 Guntiarios 8ο. 8ο, 11 Herakleios 97· 277 Hermaios 381, 11 Hugr kil al-murlr (Kinda) 115 Hugr b. H rit (Kinda) 116. 147 Hunimund 351 Hu-yi 31 f. 36 f. Hypsikrates 70, n lambulos 143 Imru'ulVais, Dichter 115. 116. 138. 149 f. Imru'ulkais b. 'Amt (Lahmide) 125—132. 139. 144. 151. 155. 156. 391 Isperich 10. 258. 282 luba von Mauietanien 377 lugurtha 120 lulius Maternus 159—167 lulius Verus Maximinus, C. (Kaiser) 301—305. 341, 16 lustinian I 117. 135 f. 174. 181. lustinus I. 136. 140 Johannes von Nikiu 38 Johannes von R€S'ain 287 Kabaon 167—169. 174 f. 187 Kamnaskires I. 379 — H- 379 Kan ka 199. 211. 380—384. Abb. 9 Kard sat, Bischof von Arr n 287 f. K rter 14 Κάτουλφος 45- 281. 429 Kav .5 I. 38. 95. 106. 115. 116. 140. 208. 287.388 Kazarig 91 Kinda 115—117. 129. 147. 150 K nigliche Skythen 14. 64 Konstantin I. 127 Kormiso , Κορμέσιοξ 17. τη, 3. 258 Kujula Kadphises 381, u. 411 Ktil t gin 49, 40. 6g. 204. 256 f. 2Si Kursix 14. 16. 113 Ku n 35. 199. 244. 327. 380—384. 420. 421 Kutaiba b. Muslim 351, 27 Lahmiden 115 f. 125 f. 128. 139. 144. 146. 147. 149.
Lau-shan 61. 202, 7 Lebedias 97 f. L nnrot, Elias 337 Malamir 246. 253. 256 f. 282 Mama 365 Mao-tun 20. 23, 29. 24, 31. 27. 61. Marinus 158 f. Massinissa 120 Maurikios 71 f. 76. 87. 91. 95. 98 Mazdak 116 Mesrop 286 Michael der Syrer 86 f. Micipsa 120 Mithridates I. von Parthien 379. 422 Mohammed 109. 124. 138. 142. 144. 202 Molon 375 Munderich 353. 353, 34 Mundir III. (Lahmide) 116. 150 Mundo 18, 8 Mundzuk, Mundzucus 21, 16. 120. 364 Nabunid 136 Narse (Sasanide) 127 f. 244. 253. 258. 384. 386 f. Nikanor 409 Nu'm n I. 139 Numenius 376 f. ί, Vahuburz 376. 3781. Octar 2i, 16. 79, n. 120. 364 Omaiyaden, omaiyadisch 107. 128, 22. 328 Omurtay 240. 253. 256 f. 258 Orchan, 'Opyccv s 20, 10 Per z 33, 23. 34. 39. 40. 114. 115. 199. 205. 208 Peukestas 410 Pharasmanes I. n — II. 248. 249 f. Pharnakes II. 70 Philippus Arabs (Kaiser) 124. 145 Pilger von Bordeaux 114 Presiam (Persianos) 253 Ptolemaeus (Geograph) 3 f. 159 f. Qrum 253. 256 f. 262 Rhaos und Rhabdos 299 Roas 2i, 16. 120. 364 Sairac 352. 354 Samau'al 138, 139. 142 S mir du Raid n 129. 129, 27 Sanesan 16
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Sapür i. 14 f. 243. 250. 253. 258. 264,19. 273 — n. 35. 38. 113· 126. 199· 223· 348. 388—390.420 Sasaniden, sasanidisch 7. 13 f. 15. 38 f. 40.25. 50. 51. 113. 115. 116. 117. 122. 125 f. 128. 129. 130. 135. 138. 147. 154. 155· 196- 198 f. 204 f. 218 f. 244. 245. 252. 253. 258. 260—265. 273. 283. 311. 313.322 f. 326 f. 330.331.371.384—387. 388—390. 422 Seiles 375 f. Seleukos I. Nikator 409 f. Seleukos IV. Philopator 375. 376 Septimius Flaccus, L. (Consul suff. 183) 159—167 Sigerdis 411 f. Silko 175 Spadines 70 Spasines, Hyspaosines 377 Sunikos 427 Surahbil b. Härit (Kinda) 116 Symeon 283
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Tacfarinas 160 Taxiles 412 Tervel,TippEXis,Terebellusi7,3. 20. 258 f. Theodahad 322 f. Theoderich 328 Trasamund 167—169 Trdat der Große 15. 15. 97. Tudor Doksow 259 Tukos 253 Uptar 79, 11.367 Vätafradät 379 Vima Kadphises 380—384. 411. Abb. 9 Vologeses I. (Arsakide) n — II. 12 Withimer (Vinitharius) 320. 351. 352. 361 Wulfüa 361 Ya'köb Burd'änä 140 Yazdgard II. 33. 34. 40. 205 Yoliy-tägin 49 Zabergan 367 Zarathustra 410 f. Zenon 39
Ortsnamen Adamclisi 325, 37 Adrianopel 90. 93. 354. 366 Agisymba (Asben) 159—167 A-lan-mi 56 Altlußheim 198. 225 Ambär 131. 132 Amida 247. 250 Anchialos 87. 90. 93. 95 Aquileia 224 'Arälj: el-emir 143 ArdaäSr-Churra 113 Arrän 287 f. Artaxata n Baläsayän 14. 16 Balch 36. 69. 204 Balkuwara 139 Ballana 174 f. Bäzäklik 199, 28. 201 Begram 36. 63 Borowoje 102 £9 Altheim, Kannen T
Bosporus, bosporanisch 16. 70. 318. 327 f. 329. 342. 347 f. Buchara 37. 42 f. 46. 56. 105. 204—206. 323 Byzanz. Byzantiner, byzantinisch 168 f. Choito Tamir 272, 8 Croucasis 231 Csongrud 197 f. Damaskus 109 f. 143 Darial, Paß 14 DSdän 137. 139. 141. 146. 148 Derbend, Paß 13. 14. 15. 231 Drapsaka 203 f. du Kar 117 Dümat al-Candal 107 Dura-Europos 15.189.250.311.324.326! 329. 69. 331· 332 Edessa 34. 38. 39. 86. 107. 128. 250. 327. 328, 61
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el-Higr 137. 141. 188 el-' l 137 f. 142. 189 Emesa 124 Erac 351 es-Sadir 139 Fondukistan 330. 333 G biya 139 Gainy 314. 317 Garama (Dschenna) 159 f. 161 f. 163 f. 165. 177. 184 Gerasa 15 f. Gumd n 141 Haibar 142 Hatra 135 f. 138. 139. 141. 143. 145. 146. 195. ι a Hawarnak 139. 141 Herpily 297 Hira 116. 131. 132. 139. 140. 142. 149. 150.154. 155
lie 167, 61 Imaon 91. 96. 113 Inseln des Okeanos 243 f. 245, 28. 428 Jericho 108. 114 Jerusalem 114 Karanog 179. 180 Katalaunische Felder 348. 354 Kenkol 53 f. 77 f. 331, u. 427 Kertsch 348. 349 Kiri 332 Kopen 102 Korinth 90 Kuca 322. 330 Kul b 116 Kusair 'Amra 109. 328 KuSdan 244 Lanus 354, 45 Leptis Magna 159 f. 162. 177. 184 f. Lo-yang 28. 37. 57. 102 Ma'rib 131. 141. 147 Med in-S leh 189 Medina 130. 141. 142 Mekka 115. 141. 144 Meroe 161. 174. 179 f. 190 Merw 105 Μουνδιακόν 8ο, n MSatt 128. 139. 142
Mundolzheim 102 Mursuk 162 Nagr n 115. 129. 129. 27. 141 Naumachaeorum promunturium 376 f. Nedao 355. 365 Nisibis 145 Noin Ula 102. 236. 237 f. Abb. 2 Nowgorod 334 Nowotscherkask 217 Num kat 43 Oberaden 83, 33 Olbia 322. 324. 340 Ordos 57. ιοί. 217.308 Palmyra, Palmyrener, palmyrenisch 107. 109. 124. 135 f. 141. 142. 143. 146. 148. 178.180.322. 327 Pantikapaipn-Ker£ 78, 8 Pazyryk 29. 82, 21. 102. 200. 307! 309. 3101. Abb. 8 Persepolis 327. 378 f. 429 f. Petra 107. 139. 140. 141. 143. 146. 148 Phanagoreia 78, 8 Philai 174. 176 Porolissum 424—426 Prason 158. 159 Qarabolyasun 281. 284 Qumdarya 333 Qumtura 323. 330 Qustul 186 Qyzyl 330. 333
Re ahr 113 R S n-PSr z 114 R gen 331 Sabratha 167, ι. 184 Samarkand 43. 46. 105 Samarra 139 Sarkel 276 SaS 46. 212, 33 Schami 330, 9. 422 Serdica 81 Siloe-Bach 114 Sini, Σίννα 140 Sinigaglia, Goldmedaillon 104, 16 Sirmium 90, 95 S s in, Nara 102 Staxr 377—379· 43 strata Diocletiana 128
REGISTER S l, Pforte von 114 Susa, Susiane 66. 330, 9. 375. 422 Su-tfe 31 Szeged-Nagyszaksos 7
Teil Halaf 234 f. 236 f. Abb. i Tropaeum (Stadt) 325, 37 Tsad-See 102 f. Τζούρ 96
T 'if 141 Taim ' 106. 136! 138. 139. 141. 142. 188. 189 T k-i bost n 199 Talas 54. 57. 77. 331, u Tanais 3. 69. 91. 113 TaStyq 102 Teb k 137
Uhaidir no Urganc 34, 26. 43
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W di M s 140 W di Sirh n 106. 109 Wolfsheim 7 Worms 80, ii Y e-chi 46. 61 — 64. 202, 7
L nder- und V lkernamen Άτελκούζον/ 97 f· Abessinien, Abessinier 147. 191 thiopien, thiopen, thiopisch 158—167. Aesti 243 179. 260 Ahw z 113 Akatziren 5. 18, 7. in. 276! 277, 13. 368 Auxorianen 117 Aksum. Aks miten 180. 181 f. 190. 260 Awaren 18. 18,7 26! 75 f. 83. 84. 85. 87. 92. 117. 200. 269 f. 282!. 313. 365 Alanen, alanisch 3 f. 9. 10 f. 12. 14. 15. I01 16- 54—56. 56' 33- 57—84· 9i· 95· Badax n 198 104. 105. 106. in. ii2. 113. 124. 198. Baktrien, Baktrer, baktrisch53- 61 f. 68. 246. 247. 247, 40. 249! 268 f. 278. 286. 69. 105. 123. 203 l 254. 381 293—305-311—321 329· 331· 332. 342· Ban Asad 116. 147 344. 347. 348 f. 350. 351. 352- 354- 358 f- B ardor es 85 366 f. 368. 370. 427 Βσρσήλτ 85 f. Albanien, Albaner 14. 16. 60 Bastarnen 3. 325, 37. 340 f. Amadoker 3 Berber 119 f. Anten 71—77. 90. 93- 94- *97. ι?· 32°· Berzylia 91. 96 35I-36I Blemmyer 117. 119. 167. 174 f. I78—183Aorser 60 f. 69—74. 96 185 f. 188. 191 Arabes Scenitae 188 Budiner 112 Arabia ( gyptischer Gau), Arabarch i88f. Burgunden 79 f. 79, n. 83. 367 Arabien, Araber, arabisch 49. 92. 106 bis in. na. 117. 118. 119. 124—157. Celtae 339. 340 f. Charakene, charakenisch 327 f. 377 188—191. 273. 370 Chazaren, chazarisch 22, 24. 33. 84. 85. aribi 144 86. 91. 95—98. 239. 277 f. 284. 418 Arier 230—237 Armenien, armenisch n. 14. 15. 69. 117. Chersonnesos 78, 8 China, Chinesen, chinesisch 82. 83, 27. 250. 342. 420 122 f. 180, 195 f. 198. 219. 237 f. 255. s, ss, Assi, Aas, Άζία, Άσαϊος 54—56. 268. 311. 313. 369 58—6o. 6y—74. ιοί. 104. ii2. 276. Chionitae, Chioniten 34. 35. 36. 38. 52 f. 358 f. 369 74, 34. 247. 250. 348. 349. 362. 370 Asdinge, Hasdinge, "Acmyyoi 297—300 "Αστοί, Arsi, Άρσΐ-ns 55· 61—64. 64, 18.- Chor s n 40. 92. 123 Chunni, Χουννί 85 f. 365 67 f. 105. 278. 300. 429 Chunni 37. 8l Asorestan 12. 40, 27
ta·
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Chwärezm, chwärezmisch 34, 26. 39. 43. 55. 64 f. 64, i. 66. 77, 3. 81. 105. 223. 244. 271, 8. 277—279. 284. 410. i. 427 Corosmini, gens Corosmina 278
Hua 35, 40 Hun, hüna-, hüna- 21. 27. 30. 53 Hyrkanien, Gürgän, armen. Vrkan 34,26. 40,27
Daghestan 96. 231. 319. 426 Dazien, Dazier 3. 91. 255. 320. 326. 355. 424. 426 DSlam 50 Drevljanen 111.346
lazygen 293. 296 f. Iberien, Iberer n. 14. 15. 247. 248. 250. 286. 288 Indien, Inder, indisch 196. 220. 230 f. 233 Ingwäonen 300 Issedonen 357
Elymais, Elymaier 327. 328, 61. 375—379 Esthen 333 Fezzan 160. 163. 165. 166. 167. 169. 177. 184 f. 186 Finnen 306—312.313.315—319.321.332. 334—337 Franken 196 f. 244, 23 Fruchtbarer Halbmond 107 f. in. 123. 141 34of. Garamanten 117, 4. 159—167. 184. 186 Gelonen 80 Gepiden, gepidisch 18, 8. 78 f. 339 f. 341. 355 Gordyene 12 Goten 4. 5 f. 7. 39. 57. 82. in. 220. 243. 293. 298. 300. 301—305- 3", 45· 312. 313· 315—337· 338—347· 349—359· 361· 363· 366 f. 421. 424 Gothi minores 361 Greuthungi, Grutungi Austrogothi in. 338—341. 342—347. 352, 33 Guanchen 120 Hamiten 167. 171. 173 f. 187 Haurän 136. 139. 145. 151 Hephthaliten 22. 30—56. 57. 73 f. 77, 4. 85.86. 104.106.115.117.198 f. 200. 207. an. 213. 214. 238, 17. 244. 246. 255. 271. 272. 281. 287. 348. 351, 27. 362. 370. 371. 420 f. 429 Heruler 298. 338 f. 344 Higäz 106. 130. 132. 136. 137. 138. 141. 146. 156. 188 Himyar 115. 116. 141. 142. 147. 191 Hiön 26 Hiung-nu 8, 41. i6f. 20—24. 27. 28. 31 f. 33, 18. 37. 61. 102. 236. 369 Hu 29
Jakuten 309 Japan, Japaner, japanisch 196. 201 Juden 86, 6. 104, 16. 138. 142. 144. 173. 196. 250. 419 Kappadokien 12. 14. 250 Karaiten 86 Kaspia 91. 96 Kaspische Tore n. 12. 13. 96. 287 Kidariten 32 f. 34. 38. 53. 57. 69. 70. 74. 348· 420 Kimbern 298. 300 Kimmerier, kimmerisch 16. 342. 347. 348. 357 Kirmän 113 Kolchis 351. 351, 26 Korea 201. 223 Krimgoten 78 Kutriguren 16. 367 f. XoOvoi 4 ff. 28. 30. 37. 54. 56. 57 f. 85. 284. 348. 349, 9. 363. 419. 420 Langobarden 78 f. 89. 92 f. 244, 23 Lappen 311 f. 315. 332. 337 Lebedia 97 f. Libyan, lihyänitisch 137. 143. 145. 148. 154 Lugier 299 Ma'add 115. 116. 129 Magreb 119 Magyaren, magyarisch 66.97 f. 238.277 f. 311. 417! Maiotis 3 f. 6. 9. n. 13. 58. 61. 68. 69. 91. 96. 159. 228. 235. 342. 344. 348—350368 Markomannen 297. 298. 299, 39. 300 Massai 187 Massyler 120
REGISTER Mauren 117. 138. 167 — 170. 174 f. 183 f. 187 Maziken 117 Medien, Meder, medisch 12. 13. 54. 66. 69. 113. 122. 123. 375. 409 Medien, atropatenisches 12. 13. 250. 342 Merens 220. 319. 333 Μεσηνή 377 Min er 137 Mitanni 231. 233 f. 237 Mongolei, Mongolen, mongolisch, mongoloid 54. 77-79- 86, 6. ιοί f. 105. 123. 201. 216. 218. 238. 268. 369 Mordens 220. 319. 333 Mordwinen 220. 315 f. 319. 320. 332 f. 333 Mudar 127. 129 Nabat er, nabat isch 136. 137. 138. 143. 145. 148. 150 — 156. 188. 190. 191 Nadir 142 Nahamawalen 299 Nobaten, Noba 178 f. 181 f. 190 Numidien, Numider 165. 183. 187 Onoguren, Onoyur, Όνόγουροι ι8. 18, 7. 255 fOsseten, ossetisch 55. 65 f. 72. 293 — 296. 311—320. 321. 344. 358, 24. 368. 429 Ostjaken, ostjakisch 229. 233. 235 f. 237. 312Πογυρΐται 96 ParsamaS, Parswnas 66 Parther, parthisch 10 f. 15. 37. 83, 32. 185. 195. 218. 311. 322. 324. 325. 327. 329· 330. 9· 331· 339- 371· 391· 422 Πασιανοί 62. 64. 64, i. 66f. 73 Perm, permisch 122. 127. 312. 313. 314. 315- 3Ϊ7- 319. 321- 333· 423 Persis, Perser, persisch 13. 20, 10. 37. 39, 18. 41. 50. 54. 65. 66. 89. 113. 122. 204. 277. 287. 288. 326. 327. 328, 61. 375—379· 409· 4" Petschenegen 120 f. 273. 367 Poljanen in. 346 f. Protobulgaren, protobulgarisch 16. 17 bis 28. 85. 95. 96. 117. 207. 213. 228. 239. 242 f. 246. 253 — 260. 273. 276! 280 bis 283. 365. 368 Prassen 331 f. Τευδάβαρε? 85
453
*qu 29. 57 Quaden 424 qun, xun, k n 7, 38. 8. 28. 29 f. 37. 54. 369 Rabi'a 115. 127. 129 Rosomoni 350, 23 Rote Hunnen 53 Roxalanen 3. 286. 297 R s 104, 16. 197 Sabiren 33, 17 Sai, Sai-wang 61 f. 63 f. Σακαύρακοι, ΣακαραΟκαι, Saraucae 62 f. 67 Saken, sakisch, Saka 46. 48. 52 f. 55. 62. 74, 34. 96. i2i. 252. 362. 370. 427 Sapaudia 79 Σαρακηνοί, Sarazenen 145. 187 f. 190 Sannatien, Sarmaten, sarmatisch 55. 60. 70. 77—81. 83. 83, 32. 159. 197. 200. 217. 238. 293. 296 f. 302. 317. 318. 319. 329- 331· 332- 371- 427 Σαυρομότται, Sauromates 70. 80. 81. 342. 346 Setukesien 333 Siebenstromland (Semirjetschije) 103.105. 271 Sien-pi 21 f. Σίγιννο», Σίγυννε? 54. 78. 427 Sinder 231 Skiren 340 f. 361 Skythien, Skythen, skythisch 5. 37. 39. 55. 64. 81. 83, 32.90 f. 95 f. 98.113.159. 217. 22l—223. 236. 242. 243. 244. 267. 278. 322. 323 f. 338. 342. 346 f. 350.355. 357 Slawen, slawisch 71 f. in. 197. 358 f. Slawenen 75 f. 89 i. 91 f. 94 f. 331 f. Sogdiane, Soghder, soghdisch 31 f. 34. 35. 39. 43 f. 46. 53. 55 f. 57. 61 f. 64. 65. 66. 67 f. 69. 73. ιοί. 200. 202. 204—206. 212. 213. 214. 252.
254 f. 271 f.
284.
348 f. 410, i. 420. 427 Syrien, Syrer, syrisch 107 f.
Tagrer 3 Taifalen 353. 367 Tam d, Thamttdeni, tam disch 129.137 f. 153- J54- 188 f. 191 Tanaitae 342
REGISTER
454
Tanüh, 131 Tarangeten 3 Tervingi, T. Visi, Thervingi m. 338 bis 341. 343. 346. 352 Thebais 177 Thiudos in Aunxis 220 Thüringen. Thüringer 78 f. Tihäma 116. 130 Tochäristän, Tocharer 40. 41. 46. 50, 45. 62—64. 64, 15. 67. 332 T'opa 28. 57. in Tripolitanien 165. 179. 184 f. Tscheremissen 311 f. 315. 319. 320. 333 Tuareg 120. 173. 175, 43 T'u-ko 24. 33 T'u-ku, Tu-ku 20. 24 f. 27 Tu-lu 25 T'u-yü-hun 24 f. 25. 34. 29 f.
Ugrier, Ugri 97. 235. 277. 313. 314. 315. 321 Ugrofinnen 232—238. 313. 318. 356. 357, 13 Usrüiana 214 Veneter 54 Visi, Vesegothi 338 f. 341. 361 Wandalen 117. 167—169. 175 f. 293. 297—300. 309. 366. 424 War, 85 f. 365 Warnen 299 f. Weiße Hunnen 33.38.53.57.69.70. 74.85 Wikinger 331. 334 f. 337 Wogulen, wogulisch 229. 232 f. 235. 237. 307. 312. 318 Wu-sun 22, 20. 63 Yen-ts'ai 55 f. Yoruba 167, 61
Dichten und Schreiben; Sage und Religion Anähitä 422, 3. 423 Aristeas-Epos 357 Cacus 202 Christen, Christentum 149. 175. 189. 196. 254. 257. 261. 287, 4. 4i9f. 423 Ciborium 90 David, König 202 Dahhäk 203 Daktylen, idäische 202
Dichtung, arabische 141. 147—150 Drache 203. 427 Ganymedes 427 „Gassires Laute" 166 f. Götterzwang 175 Heidentum, arabisches 108 f. Hunnenschlacht, Lied von der 354—359 Isis 174 Kalewala 306—310. 312 f. 334—337 Käva 203—206. 212 nenia 247. 252 Nestorianer 271 Nibelungen 80, n Orakel 172 f. 175. 218. 268—270
Pferdemaske 307—309 Religions Wechsel 127 Roman des ArdaäSr 263 f. Runendichtung, finnische 334—337 Salomon, salomonische Schwerter 196.202 Schädel als Trinkgefäß 202 Schamanismus 175. 202 f. 217 f. 221 f. 268, 2. 337. 371 Schriftlichkeit 148 f. 173. 273 Siegfried 202 Sinnbildzeichen 270 Staborakel 26g i. Synchronismen 125 f. Tatenbericht 252—265 Tanz 222 Totenklage 240—252 Tragik 252 Vierteilung der Welt 244 f. Wäinämöinen 306 f. 309 Watscheln 221 f. Wieland der Schmied 197. 202 Zeus Aetophoros 383 Zwerge 202 Zwillinge, göttliche 298 f. 309
REGISTER
455
Tiere und Tierstil; Pflanzen Adler, Adlersymbolik ιοί. 217. 223. 224 f. 227 Adlerkrone 223 Baum mit V geln 217 Dromedar n8f. 168—170. 176—183. 186—193 Dromedarnomaden 120. 158—191. 370 Dromedarreiter 177—183 Elch 217. 232—239. 307—310. 335. Abb. 8 Falke 223. 227 Fliegender Galopp 314 Greifen, goldh tende 212 f. 225 Habicht 223 Hirsch, Hinde 6 f. 217. 228. 230. 232. 235. 238. 308 f. 347 f. Hirschpferd 308. 309, 32 Hund 8. 27. 228. 228, 17. 281 Kamel 69. 105. 118 f. 197 Nash rner 159. 161. 163. 164 f. Paster, Pasker 235—237 Pferd 33, 18. 54. 119. 234. 238. 306—312. 314- 3Ϊ5- 325· 350
Przewalskisches Urpferd 310 Rentier 307—309 Rind (Kuh, Ochse) 228. 230. 281. 348 (altind.) sarabha- 232 f. 236 f. Sequoia gigantea 112 Steppe, Steppenzone 3 f. 6. 53. 83, 32. 103—105. i2i. 123. 317. 318. 347, 52. 349- 37° Stier 204 Stierbanner 203 f. Stipa-Gros 3 St rche 223 f. Sulchir ιοί. 103 Tierstil 216—239. 282. 308. 371. 429 Tschii 103. 105 Vielfra 229. 230. 234—238 Vogelkopf 222 f. 225 Waldzone in f. 318. 346 f. 347, 52. 368 Wolf ιοί. 225—227. 235 Wurm 225 W steng rtel 106 f. 370
Gruppen und Einrichtungen Beduinen, Beduinisierung 106. 108 f. no. in. 113. 115. 116. 124—157. 188 Burg, Schlo 49. 50. 138. 139 f. 141 f. 147 Charinische Kultur 317. 318. 319 Cohors XX. Palmyrenorum 124, i Cornuti 300, 47 dehk n 48. 50 f. 360 Doppelk nigtum 120. 364 f. Erbrecht 119 f. Fratriarchat 119 f. Gorodischtsche-Kultur 347, 52 Heerlager 130, 34. 139. 140 Karawanenhandel 69. 104, 16. 136. 137. 141. 143 f. 162. 177. 180. 181. 184 f. 195, i a. 196 f. Klassencharakter 360—362. 363 f.
Klibanarier 124 K nigsbruder 121 K nigshelm 324—328 K nigstracht, gotisch-iranische 322—331. 387 K nigtum 202—215. 362—365 Landnahme 235. 238 f. Limes 128. 165. 183. 184. 353, 34. 353. 38 λογάδεξ 36ο martb n der W ste 130 Milit rgrenze 359 Nomaden, nomadisch 4. 46. 50. 52. 54. 69. 78. 92. 103. 105. 106. 115. 118. i2i. 123. 124. 128. 141. 142 f. 144. 145. 147. 155. 168. 169. 184. 185. 186. 201. 236. 237. 282. 283. 300. 307. 308. 329. 346. 349. 370- 371
466
REGISTER
Noiitia dignitatum 338—341 primates 354. 360—362 Qayan 89 f. 92 f. 94 f. 363 Reiterwaffe,schwere 3 .·3 2.313f. 320f. 321. 354. 366 f. Schmiedekönigtum 195—215. 363. 372 Schmiedeschamane 372 Schwestererbe 121 Seidenstraße, Seidenhandel 122 f. 180
Stadt, städtische Kultur 124. 136—140. 141. 145. 146 Synhodiarch 143 Syrtische Kultur 167 tanistry ig f. 364 tarqan 8. 49. 208. 213. 363 Vetternerbe 120 f. 365 Wald- und Feldleute in. 341. 346 f. Weib, seine Rolle 170—173
Sachen Ärmelmantel 323 f. Barttracht 332. 386 Bildsteine, preußische 331 Bogen 83, 33. 232. 234. 270. 312 Bogen, goldener 102 Bogenschützen 124. 350 Bommeln 83 Bronzekessel 7 ,Caftan-cuirass' 314 Chiton 322 f. 324. 330. 332 Chlamys 325 Damaststahl 196 f. Diadem 386 Eisen 195—202 Eiserne Tore n Erdölquellen 13 Farbbezeichnungen 33. 33, 18 Faustriemen 83, 29. 200. 201, 423 Felsbildkunst n8f. 128. 138. 141. 164 f. 169 f. 182 f. 186 f. 190. 191. 258. 264 f. 298. 311. 314. 427 Filigran 317 Geflochtenes Haar 89. 92 „Geschorene Köpfe" 258 Goldblech, Goldfolie 102 f. 200. 216 f. 308 Granulation 317 Graue Keramik 68 f. Inkrustation 317 hamenyje baby 332 Kandys 323 f. 330. 331. 332. 333 Kettenhemd, Panzerhemd 312 f. 314.315. 31? f-
Kidaris 326 Klappenrock 330—334 Klappkragen 330 f. 333 Klima, Klimakurve 112—117. 341. 349. 370 .Kreis', i68 f. 169, 14 Krone 223. 324 f. 386 Kurgan 29. 54 Kyrbasia 326 Lamellenpanzer 313 Langsax, schmaler 200 f. Lapislazuli 198 Lasso ii Ledergurt 92 Meer als Bild der Macht 229 f. Metallkunst, späthunnische 283 Münzfunde, römische 316 f, Panzerung 311—314. 320. 325 Parierstange 198—202 Pelze, Pelzhandel 5. 103 f. 104, 16. in. 196 f. 318 f. Pfeil 270. 307. 312. 317. 350 Pferdegeschirr 318 pilos 325—328. 330—332 Querstück (am Schwert) 198—202 Reitsattel, hölzerner 102 Säbel mit gerader Klinge 200 f. 202 Schädelverformung 77—84 Schalwar 185 Scheidenbeschlag in P-Form 201 Schilfhütten 132 Schlitten 306 Schmelzverfahren 195 f. 202, i
REGISTER Schmied 195—215 Schulterstück 323 f. 331 Schuppenmuster 216. 224 f. Schurzfell 203 f. Schweißstahl 196 Schwertanhänger 83. 83. 32 Schwertbügel 226 Schwertformen 83, 29. 196—202. 317. 371 Siegel 195 Sisyrna 323 Spangenhelm 325 Spiegeleisen 196 Spiegelformen 82 f. Stahl 195—202. 371 Stahlspäne in Vogelmägen 197
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Streitaxt 234. 311, 45. 312 Streitwagen 186. 231 f. 234. 306 Taillenrock 330—334 Tiara 53. 326. 327 Trensen 83, 27 Trommel 218—220. 371 Tuba 218—220. 371 Tympanon 218 f. Ulanka 332 Witterungsereignisse 113—117 Wort und Sache 51. 311, 43. 314. 318 Zahlen 354. 366—368 iiletha 333
2. PHILOLOGISCHES REGISTER Arabisch und Südarabisch
/ 214 'ahd 261—265 al-lärisiya 277—279 'arab 131. 132. 144—146 ar-radäniya 196 at-turk, plur. al-aträk 40. 40, 25. 49. 74
häkän 37. 40. 208—2ii südarab. hss(n 129—132 hatuna 212, 33 huss 131 f.
badäwl 145 f. barmüdä 47 Constructus auf -u 153 f. 155. 156
Mimation 153 f. mukarrib 141 Nunation 153. 154. 155. 156 siryänlya al-awwala 396 tabl 219 tarhän 212 wakkala 127, 8 yaftal 41. 44 yaltakln 47 Safä, safäitisch 128. 142. 143. 146. 153. 154. 189 sahllyün (Ta'ä) 112
Desinentialflexion 154. 155. 156 Eigennamen (nabatäische) auf -w 151 gaballyün (Ta'ä) 112 gazlra no. 113. 127. 130. 132. 139 südarab. °lmn 129. 131 güfa 109 hadara, hädir 130, 34 haital, plur. hayätüa 34. 40 f. 42. 46. 51. 53· 208
Inkongruenz des Kasus 152 kähina 173
Aramäische Mundarten syr. abdel 42. 44. 46 syr. abrisse 60 f. 70 'BYDHW 249. 265 f. 'BYDWN 266 'KL W 134 Älaf, Wegfall des 61. 410
syr. alänäye 59 'MWHY 405 syr. 'ntyw 71 f. 94 syr. 'arab, 'arbä, pl.'arbäye 132. 145 syr. äreskäyä 329 syr. *assäye 60
458
REGISTER
assirayyä 426 'THHSYNN 401 f. 415 • HWYT 396 syr. auket, euke{ 426 syr. bahädur 427 syr. ba-zban 96 BR 151. 154 BRH 411. 415 BRY, BRTY 265. 395 Doppelt schwache Verben 133 syr. dünabis 94. 358 syr. dürü = dünü 60 f. 358 syr. eptallt 42 syr. 251. 431 syr. hapträye 42 syr. klrtä, hertä 130. 130, 34 famr'n 410 HN'LT 412 f. syr. hünäye 38. 39 412. 430 402 f. 415 (H)WYH 133 &W (Flexion) 133 hztk 395. 414. 431 HZYNY 392. 396 7/ZyrHW 135 syr. kägan 93. 211 KDMTH 135 syr. fcwtwi' 93. 427 syr. kasfros 93 syr. kiünäye 53 ' MHKST 398 394 f . ' syr. Teusannäye 199, 30 395- 396
134.266. 431
MR'Y 411 «/»s 152 f. NSYH 249. 260 syr. petkä, pefkönä 255 PLG 134 PRNWS 266! 378. 430 syr. puguräye 91. 96 syr. pulä 95 »•6 152 f. 154 aram. rb trb$ 249 syr. faffäye 60 s^w' 430 syr. späyä 92 syr. sun{eliyyä 93 401 393. 396 syr. tablä 219 syr. tarnägulyätä 94 syr. χ 418 mittelpers. ί/a Thracica 302 f. 304 sceptuchi 15. 329 semibarbarus 302 f. supercilia 353. 353, 36 fumultuarius 362. 364 vicarius 248, 41
agere 343 f. alces 298 f. Asiani 62 f. Cursus 241 Danubius 356 dux. ductus 353, 34. 354. 362 fossatutn Africae 183 Isokolie 241. 428 index 343. 352 max 350, 16 mures Pontici 5, 16 pilleati 326
S/ao/tscAe Sprachen akslw. dunav 60 /-Vorschlag 358 f. altruss. /as- 54 f. 358 altruss. Aorswwfc 23
altruss. xaralugs 197 aksl. /A 259 russ.-georg. ovs-et-i 55. 73
T rksprachen Acildzuri 8. 9, 16. 49. 27. 350 *aya£-ari 5. in Άκάτιροι, Άκάτζιροι 5. 18, 7. in. 2761. 277, 13. 368 Alpidzuri 8. 16. 27. 228. 350 protobulg. aailiki 243 altt rk. dr 226 altt rk. ar-b ri 226 i. Asparuk, Asparuch, Esperich u . 9 f. 17, 3. 20. 28 Άστταροϋκις 9f. 247. 284. 417 Άτήλ. Άτέλ, Άττιλαν, Έτίλ, til 229 Attila 9, 49. 229 Avitochol 20. 28. 258. 259 altt rk. bay, bag 214 f. protobulg. ccy, βαγανος, oryatvos 215 altt rk. b gl r bag 215. 363 baS 276 mittel-ostt rk. baigirt 45 Βέριχοξ 225 f. altt rk. W/Aaft 255
boy 24 Boisci 8. 16. 350 altt rk. fr rt 226 Βοριτάκανοξ 226 chazar. bulan 239 altt rk. bulua 245 altt rk. buqaraq 204 cagawws 209 f. altt rk. for 8. 27 Δεγγιζίγ 229f. Δονάτος 23. 28 Doppelkonsonanz 51 Emmedzur 27. 228 Ήμνΐκος, μινικό$ 228 protobulg. Έρμηάρης 26 awar. Έρμίτζίξ 27 ΈρμιχίονΕ? 26 ήτζουργου βοιλα 253. 8. 255 γ > q 207 f. Grumbates 45 Ayono, HIONO, OIONO 34. 36. 362
REGISTER altt rk. ilt gin, yilt gin 47. 48. 51 ΗΑΠΑΤΑΛΑ, ΗΑΠΑΤΛΑ, ΗΤΤΤΑΛΑ, ΗΠΤΛΑ 34. 42. 44. 73 altt rk. U t k n qutl ιοί altt rk. isbara 10. 426 Itimari 8. 16. 350 Κάβαροι 278, ig protobulgar. καυαρ-τικεϊνοξ 51 protobulg. κοπτχάνηζ, capcanus 37. 207—2ii Κάτουλφοξ 45- 47 protobulg. καύχανο5, KCCUKCCVOJ 37. 207—212. 213 Κιδαρϊται, kidara 32 f. 35, 38. 53. 57 protobulg. Ko por s, Qowrat, Kurt 19 f. 19, ro. 20. 20, ίο KOTpccyos, Κότραγοι ιό Κότρσχ 15 f. Kovyxos 32- 34 3&f· 52 k n 2g f. 37 Κούρτης, Κουρτούγ>ηξ, Kurtb 227 Kourpiyoupoi 16 Κροβδτος 225 altt rk. k s S, k z c 274 f. 276 X ss 279 σιγορ έλεμ 259 Σιγρίτζης 228 S nikas 287, 4 altt rk. +°< als Pluralendung 45 altt rk. tabyat 29 altt rk. ίαγ in altt rk. t gin, tigin, pl. tigit 45. 48. 50 f. Τογγρα 253!. Τάγμα τάρχαν in tarly 16, 105 altt rk. tarqan, tarxan, τάρκανοξ 8. 49. 2o8. 213. 363 Ταρκυναΐοι 212 Τελέτζηξ, *t lisiyiz 25 altt rk. t lis 25 f. 25, 36 altt rk. toquz- rsin 69 τόρκο 255 altt rk. tovll zig f. τουδουνος, tudun 212, 33 •tuylay 24, 33 altt rk. tun, don 8. 23, 28. 27 Tuncarsi 8. 16. 350 Τούνσουρες 8. 27 Toupyo v 39f. t rk 8. 45 altt rk ul-, uia bar- 217 f. altt rk. umt'i 275 altt rk. urus 279 protobulg. Vixtun. *Bixtun 20. 22 f. 23, 28. 27. Vokalharmonie 273. 274. 281 Vokalharmonie, progressive 51 Vokall nge 51 yabyu, yab g, Ιοπγο 215. 255 *yap-tt-il, *yap-t-ll 44. 52. 73 yazar in altt rk. yoy, *d'oy, loy, oyia 417. 418
Franz Altheim
Geschichte der Hunnen 5 Bände. Groß-Oktav. Ganzleinen
Band Die Hephthaliten in Iran In Zusammenarbeit mit R. Stiehl. Mit Beiträgen von Z. I. Jampolski, E. Lozovan, F. Prinzessin von Sachsen-Meiningen, E. Trautmann-Nehring 2. Auflage. IX, 329 Seiten. 7 Abbüdungen. 1969. DM 65,—
Band Kampf der Religionen In Zusammenarbeit mit R. Stiehl. Mit Beiträgen von K. G. Cereteli, N. Reiter, E. Trautmann-Nehring und W. Wüst , 322 Seiten. 4 Abbüdungen. 1961. DM 62,—
Band IV Die europäischen Hunnen Mit Beiträgen von E. Lozovan, R. Stiehl und E. Trautmann-Nehring Vm, 388 Seiten. 8 Abbildungen. 1962. DM 82,—
Band V Niedergang und Nachfolge In Zusammenarbeit mit R. Stiehl. Mit Beiträgen von O. Gigon, D. Kövendi, E. Lozovan, J. Rehork, H. N. Roisl, E. Schaffran, E. Trautmann-Nehring X, 467 Seiten. 37 Abbüdungen. 1962. DM 98,—
Franz Altheim und Ruth Stiehl
Die Araber in der alten Welt 5 Bände. Groß-Oktav. Ganzleinen Erschienen: Band I—V, 1. 1964—1968. DM 850,— Band V, 2. Im Druck
Walter de Gruyter & Co · Berlin 30