Geschichte der deutschen Poetik: Band 1 Barock und Frühaufklärung [Reprint 2019 ed.] 9783111337173, 9783110988826

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German Pages 468 [472] Year 1937

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Table of contents :
VORREDE
VORWORT ZUM ERSTEN BAND
INHALT DES ERSTEN BANDES
Einleitung
I. Poetik des Barock
II. Wortkunsttheorie der galant-curiösen, politisch-politen Epoche
Anmerkungen
Verzeichnis der Begriffe, Merk- und Kennwörter
Verzeichnis der Namen
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Geschichte der deutschen Poetik: Band 1 Barock und Frühaufklärung [Reprint 2019 ed.]
 9783111337173, 9783110988826

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GRUNDRISS DER GERMANISCHEN PHILOLOGIE UNTER MITWIRKUNG ZAHLREICHER FACHGELEHRTER BEGRÜNDET VON

HERMANN PAUL WEIL. ORD. PROFESSOR DER DEUTSCHEN PHILOLOGIE AN DER UNIVERSITÄT MÜNCHEN

13/1

BERLIN UND LEIPZIG

WALTER DE GRUYTER & CO. VORMALS G. J. GOSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG — J. GUTTENTAG, VEFU LAGSBUCHHANDL. — GEORG REIMER — K A R L J. TRÜBNER — VEIT & COMP. J

937

GESCHICHTE DER DEUTSCHEN POETIK VON

BRUNO MARKWARDT A. O. PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT GREIFSWALD

BAND I: BAROCK UND FRÜHAUFKLÄRUNG

BERLIN UND LEIPZIG

WALTER DE GRUYTER & CO. VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG — J. GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDL. - GEORG REIMER — KARL J. TRÜBNER — VEIT Sc COMP. 1937

Archiv-Nr. 43 05 37 — Printed in Germany Druck Ton Walter de Gruyter & Co., Berlin W 35

Meiner F r a u und tätigen Helferin, Irmgard Markwardt - Oeser

VORREDE Während das dichterische Schaffen mit seinen historischen Wuchs- und Werdeformen zusammenfassende Darstellungen in zahlreichen und fast überreichen Literaturgeschichten gefunden hat, fehlt bisher eine entsprechende Würdigung des dichterischen Kunstwollens und Kunstforderns in Deutschland, eine Geschichte der Poetik, Wortkunsttheorie, Literaturphilosophie, Dichtungsdeutung und Programmatik, die dem Gegenwartsstande der Forschung gerecht würde. Eine einfühlungswillige Deutung und verantwortungsbewußte Wertung der dichterischen Kunstleistung wird an den Äußerungen über das Kunstwollen und Kunstfordern nicht vorübergehen können, ganz abgesehen davon, daß der Verlauf der Entwicklung, Entfaltung und Erstarkung der Poetik schon an und für sich einen bedeutsamen Ausschnitt der deutschen Kunstgesinnung über mehrere Jahrhunderte hinweg sichtbar werden läßt. In dem Grade, wie die Erkenntnis sich Bahn bricht und zum Teil schon Bahn gebrochen hat, daß der rechte und gerechte Maßstab für die Wertung des Kunstkönnens einer Nation und wiederum einer Epoche oder Generation in diesem Volke nur vom Kunstwollen her gewonnen werden sollte, muß der Wunsch nach einer Umschau und Uberschau haltenden Geschichte der Dichtungsdeutung und Poetik dringlicher werden. In dem Grade auch, in dem unsere Gegenwart die Notwendigkeit einer klärenden Ausrichtung und einer inneren Zielsicherheit des dichterischen Kunstwollens erkennt und erlebt, wird das Verständnis wachsen für eine nicht nur geistesgeschichtlich betrachtende, sondern auch nationalgeist-geschichtlich bewertende Darstellung der Werdeund Wandlungsfülle in den früheren Erscheinungsformen theoretischer Besinnung und künstlerischer Gesinnung. Nur soviel sei an dieser Stelle über eine n a t i o n a l g e i s t g e s c h i c h t l i c h e Darstellungs- und Bewertungsweise allgemein ausgesagt, daß sie als Recht und Pflicht der Literaturwissenschaft, soweit geschichtliche Themen in Betracht kommen, die Forderung erkennt, die im deutschen Schrifttum wirkenden Kräfte des Nationalgeistes zur möglichst klaren Anschauung zu. bringen. Die nationalgeist-geschichtliche Forschung wird als historische Wissenschaft nicht an den Umwegen und Irrwegen vorübergehen, die als harte Teilstrecken der Prüfung doch eben auch dem Schicksalswege deutscher Geistigkeit angehören. Sie wird jedoch mit besonderer Liebe und Sorgfalt die zukunftträchtigen Bewährungen und Verwirklichungen des deutschen Volksgeistes aufsuchen,.

VIII

VORREDE

um derartige Bewährungen und Verwirklichungen — wie auch keimhafte Ansätze — im Räume geistiger Realität in die verdiente und bislang vielfach entbehrte Belichtung wissenschaftlichen Erkennens und in die Wärme überlieferungsfreudigen Miterlebens zu rücken. In diesem Sinne möchte sie nicht allein den Werdegang berichtend und, wo es angemessen erscheint, berichtigend vermitteln, sondern den Wachstumsvorgang bereichernd verlebendigen. Nationalgeist will dabei verstanden sein als die gestaltgewordene Ausprägung eines arteigen bestimmten Nationalcharakters im Bereiche des Geistigen. Da die Wertung und Würdigung des Nationalcharakters anderer Völker auf kulturellem Gebiete dem Wesen und Wollen der nationalgeistgeschichtlichen Betrachtung durchaus entspricht, so ist auch in dieser Richtung keine Verengung des Blickfeldes zu befürchten. Was den vorliegenden Versuch einer Geschichte der deutschen Poetik betrifft, so liegt eine Berücksichtigung der nationalgeistgeschichtlichen Darstellungs- und Bewertungsweise um so näher, als seit Herder die innige Wechselbeziehung von Kunstwollen und Nationalgeist nichts Problematisches mehr bedeutet, vielmehr durchaus als ein Organisches und Ganzheitliches empfunden wird. Doch mag die Einleitung in ihrem grundsätzlichen Teile noch Gelegenheit bieten, einige Leitgedanken der Gesamtdarstellung anzudeuten. Mit der Bezeichnung Gesamtdarstellung soll indessen nicht mehr versprochen werden, als zu halten beabsichtigt ist. Sie wird nur gesetzt aus dem Bedürfnis heraus, die vorerst veröffentlichte zweiteilige Sonderdarstellung abzuheben vom Gesamt der vorgesehenen weiteren Teile. Das Bestreben, mehr oder minder planvoll und wirksam von der Kunsttheorie her die Kunstleistung ermutigend zu fördern und anregend zu lenken, begegnet in Deutschland auf breiterer Grundlage nach beachtenswerten Frühansätzen doch erst zu Beginn des siebzehnten Jahrhunderts. Mit einer sich teils überhebenden Kraftanspannung wurde jener organisationsfrohe Versuch unternommen, zugleich aber mit einer tapferen Zähigkeit, die sich merklich bewußt war, den Vorsprung des Auslandes aufholen zu müssen. So soll dieser erste Band der (Anweisungs-) Poetik des Barock und der Wortkunsttheorie der galant-kuriösen, »politisch-politen« Ubergangsepoche gewidmet sein, also etwa der einhundertjährigen Entwicklungsspanne zwischen dem in Breslau erschienenen »Buch von der deutschen Poeterey« (1624) und der sogenannten »Breslauer Anleitung« (1725). Ein zweiter Band würdigt die Poetik und Wirkungsästhetik der Aufklärung (einschließlich Anakreontik und Spätaufklärung), die kämpferische Program-

VORREDE

IX

matik und die Schöpfungsästhetik der deutschen Bewegung im Sturm und Drang (Geniezeit), die Kunstdeutung und Ausgleichungsästhetik der Klassik sowie die Literaturphilosophie und Volksdichtungslehre der Romantik, so daß wiederum etwa ein Jahrhundert der Entfaltung und Erstarkung deutschen Kunstwollens, Kunstforderns und Kunstsehnens umgriffen werden kann. Ein dritter Band soll das zielsuchende Anregen, zielsetzende Anspornen und kunsttechnische Betreuen, aber auch das Wirkenund Bewirkenwollen im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert weiter verfolgen und so zugleich Werden und Wandlung deutscher dichterischer Kunstbesinnung und Kunstgesinnung bis an die Gegenwart heranführen. Nicht um ein bloßes Planen handelt es sich, wenn von jenen späteren Teilen gesprochen wird. Bis zum Naturalismus einschließlich liegt die Ausführung vor, von einigen beabsichtigten und — schon durch die Erträge der neu herauskommenden Literatur — gebotenen Ergänzungsnotwendigkeiten abgesehen. Im Material und einigen ausgeführten Teilen ist die Fortsetzung bis zur Gegenwart vorbereitet. Und so sind der Wunsch und die Hoffnung natürlich, daß jene kurz erwähnten weiteren Teile bald diesem ersten folgen möchten, damit nicht allzu umfassende Umbauten und Ausbauten durch weiterhin erfolgende Neuerscheinungen erzwungen werden. Seit der Arbeit über Herders ,,Kritische Wälder" (1925), seit den Reallexikon-Artikeln „Poetik (1928), Drama (Theorie), Lyrik (Theorie), Sturm und Drang (Theorie)", die zugleich die Fühlung mit dem Verlage förderten, blieb — neben stilgeschichtlichen Studien über Lessings Sprachgestaltung — ein wesentlicher Teil der Arbeitszeit einer Erforschung der deutschen Poetik, Wortkunsttheorie und Literaturphilosophie, dem Nachspüren und Nachfühlen der Wandlungen des deutschen KunstwoÜens und der deutschen Kunstgesinnung gewidmet. Bei allen Sprödigkeiten und Schwierigkeiten des Stoffes schien die Aufgabe doch immer wieder der Mühe des Einsatzes wert. Und vielleicht ist es der erlebnismäßigen Anteilnahme wenigstens streckenweise gelungen, die Kühle des Theoretischen ein wenig zu erwärmen, um die Scheu vor der Theorie überwinden zu helfen. Diese Scheu vor der Theorie begegnet übrigens bei ästhetisierenden Tempelwächtern weit häufiger als bei den Kunstwertschaffenden und Kunstwertschenkenden selbst, die schon aus Verantwortungsbewußtsein heraus ein Sichaussprechen über Kunstwollen und Kunstgesinnung (oft im Zusammenhange mit dem Werkwerden und der Werkwandlung) nicht ängstlich zu meiden pflegen. Doch mögen diese Fragen einmal in einem geplanten Aufsatz berührt werden. b

M a r k v a r d t , Poetik i

VORWORT ZUM ERSTEN BAND Der Berichtsraum des vorliegenden Teiles entspricht etwa dem in Karl Borinskis immer noch grundlegender Arbeit über „Die Poetik der Renaissance und die Anfänge der literarischen Kritik in Deutschland" (Berlin 1886). In mancher Einzelheit konnte Borinskis reiche Stoffverarbeitung noch heute Stützung und Hinweis bieten. Aber ganz abgesehen davon, daß eine vor fünfzig Jahren abgeschlossene Darstellung unserer Gegenwart nicht mehr genügen kann: die ganze Sehart und Wertungsweise Borinskis ist uns notwendig entfremdet. Es konnte deshalb nicht ausreichen, etwa Borinskis Erträge einfach um den in einem halben Jahrhundert von vielen dankenswerten Sonderuntersuchungen erarbeiteten Zuwachs an Kenntnissen und um die in grundsätzlichen Würdigungen des Berichtsraumes gewonnenen Einsichten und Teileinsichten zu bereichern. Vielmehr schien es erwünscht und notwendig, erneut auf die Quellenschriften selbst, und zwar zugleich im ergänzenden Sinne, zurückzugehen. Auf diese Weise und auf diesem Wege war zudem auch gegenüber den vielfachen und vielfach sich widersprechenden Meinungen der Einzeluntersuchungen die erforderliche Freiheit zu sichern, die für eine eigene Urteilsbildung und eine einheitliche Gesamtschau als unentbehrlich empfunden wurde. Dieses Quellenstudium, das etwa vom Jahre 1600 an durchgeführt wurde, ließ zugleich die Neigung mancher Sonderuntersuchung zu vorschnellen Verallgemeinerungen erkennen. Die räumliche Begrenzung forderte ein Verzichtleisten auf das Ausschöpfen des Materials; das gilt nicht zum wenigsten von den Anmerkungen, die Kürzungen unterworfen waren. Ein aus Gelehrtenlexika (z. B. Stolle) und ähnlichen Werken, wie etwa auch aus Morhofs „Unterricht" leicht zu gewinnender Scheinreichtum ist möglichst vermieden worden, da er mehr aufschwellt als erhellt. Um die Übersichtlichkeit über den an sich schon reichlich verworrenen Stoff zu erleichtern, wurde der lebendige Verband des historischen Wachstums weitgehend aufrechterhalten. Und um das persönliche Verantwortlichsein der einzelnen Poetiker und Theoretiker, soweit es die Abhängigkeitsverflochtenheit zuläßt, im Bereiche des Kunstforderns herauszustellen, wurden ihre Beiträge nach Möglichkeit im Zusammenhang gewürdigt. Beherrschende Leitkräfte wie die kulturpatriotische bzw. kulturpolitische und die christlich-moralische Leitidee, durchgängige Fragestellungen wie die nach dem Verhältnis von Begabung und

VORWORT ZUM ERSTEN BAND

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Schulung, Einzelbegriffe wie der Naturnachahmungs- und Wahrscheinlichkeitsbegriff, Sonderbemühungen um die Gattungsbestimmung, die Zuordnungskriterien, das Verhältnis von Erfindung und Formung, das Verhältnis von Dichtung und Datentreue, das Verhältnis von Dichtkunst und Redekunst, Malerei und Musik und alle jene aus dem „Verzeichnis der Begriffe, Merkund Kennwörter" im besonderen abzulesenden Theoreme, Zielund Leitsätze möchten zugleich ein Überblicken der ideelichen Zusammenhänge erleichtern. Zu danken habe ich vor allem der „Gesellschaft der Freunde und Förderer an der Universität Greifswald" für die Erleichterung der Drucklegung und dem Verlage für die fördernde Anteilnahme, die er der Gesamtdarstellung auch in ihren früheren Werdestadien entgegengebracht hat. In allen technischen Dingen, besonders bei der Zusammenstellung des Verzeichnisses der Namen, aber auch bei der Korrektur war meine Frau mir eine tätige Helferin. Greifswald, am 24. Oktober 1936 Bruno

Markwardt

INHALT DES E R S T E N BANDES Seite

Vorrede

VII

Einleitung

i

I. Poetik des Barock Kulturpatriotische Grundlegung und Abwandlung . . . .

26

Ästhetische Ausrichtung

71

Religiöse Umschränkung

100

Ausweitung und Verbesonderung

134

Kritische Überprüfung und fortwirkender Bestand . . . .

188

II. Wortkunsttheorie der galant-curiösen, politisch-politen Epoche Historisch und wissenschaftlich unterbaute Wortkunsttheorie

226

Lebenskundlich und stilkundlich unterbaute Wortkunsttheorie

248

Frührationalistische Verbesonderung (bes. Epigrammtheorie). .

275

Uberschneidung von frührationalistischcn und nachbarocken Strömungen

302

Im vorgottschedischen R a u m

332

Anmerkungen

352

Verzeichnis der Begriffe, Merk- und Kennwörter

435

Verzeichnis der Namen

451

Einleitung Wenn die Poetik und Literaturphilosophie eine bewußte Besinnung auf die immanenten Werde-, Wesens- und Wirkungsgesetzlichkeiten wortkünstlerischen Schaffens anstrebt als ein überdenkendes Betrachten und einfühlungswilliges Deuten dichterischer Kräfte und ihrer Verwirklichungsformen, als ein Überprüfen der Willensrichtung und des Einsatzes dieser Kräfte in kunstwürdigem und volkswürdigem Betracht, so sind die Ursachen und Ziele solcher Besinnung selbst mannigfaltigen Wandlungen unterworfen gewesen. Die Poetik begegnet bald als Anweisungs- und Lehrpoetik im engen Verbände mit der Metrik und Redekunst (17. Jahrhundert), bald als Wirkungsästhetik (Auflockerungsepoche), als Schöpfungsästhetik (Geniezeit) oder Gestaltungsästhetik (Klassik) und Literaturphilosophie (Romantik). Sie bevorzugt teils die Ausprägungsform der Musterpoetik, teils die einer Gesetzespoetik, sie sucht bald induktiv, bald deduktiv ihre Erträge. Und die Form, in der sie diese Erträge vermittelt, erscheint entsprechend reichgestuft. Vom Epigramm bis zum philosophischen Lehrgebäude, vom Aphorismus bis zum Künstlerroman, von der Tagebuchaufzeichnung bis zur umspannenden Abhandlung oder gar Abhandlungsreihe stehen für kunsttheoretische Beiträge und Erträge fast alle Gefäße und Formen zur Verfügung: die Vorrede, die Kritik, der Brief (Privatbrief und Literaturbrief), das Manifest, die Literatursatire, der Aufsatz und das großangelegte System, der dichterische Prolog und die erörternde „Unterredung", die Verspoetik in Alexandrinern und die Verssatire, das Paragraphenwerk des Regelkanons und die leichtbeschwingte Plauderei. Grenzgebiete zur Sprachphilosophie und Stiltheorie werden ebenso sichtbar wie die Berührung mit der Wertlehre. Die Schöpfungsvorstellung weist mehrfach kühne Vorstöße in die Richtung der Metaphysik und der Religionsphilosophie auf, wie die Gestaltungsnotwendigkeit historischer Motive geschichtsphilosophische Problemstellungen keineswegs scheut und das nationalpädagogische Bewirkenwollen eine Bereicherung vom politischen und staatsphilosophix

M a r k w a r d t , Poetik z

2

EINLEITUNG

sehen Denken her erfahren hat. Die Berührung der Literaturphilosophie und Poetik mit der Naturphilosophie wird z. B. fühlbar in dem Augenblick, wo der Naturnachahmungsbegriff sich mit Goethes Naturidealismus oder der Naturdeutung Schellings auseinandersetzen muß. Die Fühlung mit der Psychologie wird bei allem Bewahren vor einem bloßen Psychologismus nicht aufgegeben werden können dort, wo etwa die Poetik vor Fragen der dichterischen Stimmung und Schöpfung und vor Formen des Seelenausdruckes und der Charaktergestaltung steht. Die Lehre von der Rasse und vom Stamm sind von der Literaturphilosophie und Poetik bei ihrer Bestimmung des Dichtertums einzubeziehen, während das Verbundensein mit der Ästhetik, die in Deutschland — historisch gesehen — aus der Poetik sich entfaltet hat, besonders seit der Auflockerungsepoche ohne weiteres greifbar ist. Aber Andeutungen mögen an dieser Stelle genügen; denn nicht auf eine Wesensbestimmung, Gebietsumzirkung oder systematische Grundlegung zielt die folgende Darstellung ab, die vielmehr das Wesen aus den historischen Wuchsformen des Werdens sich gewinnen möchte. Und diese Wuchsformen der Entwicklung und Entfaltung folgen wiederum bald einer Neigung zur Annäherung an die Nachbarkünste, gelegentlich jedoch auch an Kulturbereiche von größerem Wesensabstand und scheinbar geringer Wahlverwandtschaft wie z. B. die Naturwissenschaft. So läßt die Barockpoetik auf weite Strecken hin ein Anlehnungsbedürfnis an die Malerei, teils aber auch an die Musik (Übergang: Klangmalerei) ablesen, während die Wortkunsttheorie der galant-curiösen Übergangsepoche an der Redekunst und Stilkunst festen Halt sucht, die Wirkungsästhetik der Auflockerungsepoche das Hinüberspielen in die Ästhetik und Psychologie bevorzugt, die Schöpfungsästhetik der Geniezeit im Rahmen der „energischen Künste", die Schwesterkunst der Musik erneut näherrückt und die Gestaltungs- und Ausgleichungsästhetik der Klassik den Primat der Plastik letztlich auch für die Wortkunst beansprucht. Die Romantik droht ihrem Charakter gemäß durch die Ausweitung des Poesiebegriffs auf fast alle Bereiche den eigentlichen Kernbestand aufzulösen, so daß auf den Flankenstellungen selbst weit entfernte Bezirke wie Musik und Naturwissenschaft in die gelockerte Front aufgenommen werden können. Rückversicherungen bei der Volkskunde und Volkstumskunde geben jedoch besonders der jüngeren Romantik inneren Halt und eine nationalgeistgeschichtlich bedeutsame Hai-

EINLEITUNG

3

tung, die streckenweise auch der Poetik zugutekommt. Die reichen und überreichen Verwerfungen, Umschichtungen und Brechungen im neunzehnten Jahrhundert beschleunigen das Tempo im Austausch der Anlehnungsgebiete, bis der Naturalismus eine breitschichtige Untergründung in der Naturwissenschaft zu finden hofft. Von einem derartigen Fühlungsuchen mit anderen Künsten und Wissenschaften ganz abgesehen, setzt sich die Wandlung im Werden vom K u n s t w o l l e n her vielfältig verlagerte Ziele, wenngleich die Grundrichtung Kräfte der Stetigkeit durch manche Wiederholung auf verschiedenen Entwicklungsebenen wirksam werden läßt. Epochen der Entspannung in ästhetisierende Selbstgenügsamkeit folgen immer wieder Epochen der Anspannung, die dem künstlerisch erlebten Worte zugleich den Wert abzuringen trachten, den Wert im Wort, bald im ethisch-religiösen, bald im ethischvölkischen, bald im allgemein lebenskundlichen Betracht. Vom einseitig ästhetisierenden Standort mit der starren Blickrichtung auf eine höchstmögliche Kunstwürdigkeit könnten sich als Entwicklungsepochen abheben: eine vorherrschende Zweckgebundenheit der Dichtkunst (16. Jahrhundert, Barock, galantcuriöse Epoche, Aufklärung), eine vorherrschende Zweckbefreitheit der Dichtkunst (Geniezeit, Klassik, Romantik), ein Ringen zwischen Zweckbefreitheit und erneuter, vorwiegend politischer Zweckbindung (19. und 20. Jahrhundert). Rechtfertigung vor der Kirche bzw. der Gelehrtenbildung, Rechtfertigung vor sich selbst und Rechtfertigung vor dem Staat und vor dem Volk wären die parallelen Entsprechungen. Und sie deuten schon an, daß der vermeintliche Zweckdienst zu einer Wertwilligkeit im Sinne der Verantwortungswilligkeit vertieft und veredelt erscheint in dem Augenblick, wo man das Gebundensein als ein Verbundensein, das vermeintlich erniedrigende, dienende Hörigsein als ein Zugehörigsein und also die Bindung an Werte als eine schöpferische Entbindung von Werten durch das verdichtete und gesteigerte Wort der Muttersprache verstehen und verehren lernt. Die Poetik, Wortkunsttheorie und Literaturphilosophie beschränkt sich also nicht auf kunsthandwerkliche Anweisung, programmatische Zielweisung und kunstphilosophische Ausdeutung in der Wesenserfassung des Dichterischen. Vielmehr vollzog sich auf ihrem Bereich in jahrhundertelangem Ringen zugleich das Erkämpfen eines volkswürdigen und kunstwürdigen Lebensraumes

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EINLEITUNG

und einer wertbewußten Lebensgeltung der Dichtkunst im Rahmen der kulturpolitischen Gesamtleistung der Nation. Von einer Rechtfertigung der Dichtkunst vor der Kirche einerseits und vor der humanistischen Gelehrtenbildung andererseits wandelt sich die Haltung über Jahrhunderte hinweg mehr und mehr zu einer Rechtfertigung der Dichtkunst vor dem Volke. Die Rechtfertigung der Dichtkunst als Kunst vor sich selbst und aus sich selbst und für sich selbst verharrt auf weite Strecken hin in einer Rechtfertigung kunsthandwerklicher Sauberkeit und läuft im Absinken der Rechtfertigung zu einer letztlich veräußerlichten Selbstgerechtigkeit Gefahr, Kunstfertigkeit des Formvirtuosen mit Kunstmächtigkeit des schöpferischen Gestalters zu verwechseln. Denn die schöpferische Kunstmächtigkeit wird immer im Wurzelbereich ihres Wachstums freie Neigung und innere Nötigung zeigen, sich dem Religiös-Mythischen oder dem Völkisch-Mythischen hinzuwenden. Eine versöhnend tragwillige Zwischenschicht ist vielfach aufgesucht und — wie man wenigstens erhoffte — auch aufgefunden worden im Ethischen, im Sittlichen als dem Kraftfeld, das sowohl von den Auftriebkräften des Religiösen wie des Völkischen durchstrahlt und belebend durchströmt erscheint. Auf dieser Hochebene des Sittlichen vermag nicht nur das Religiöse seine Kirchen, nicht nur das Völkische seine Weihestätten und seine Denkmale des Heroismus zu errichten, sondern auch die schöpferische Schönheit ihre Tempel zu bauen. Von diesem Standort aus wird es verständlich, daß und weshalb z. B. S c h i l l e r um die Identität von sittlichem und ästhetischen Erziehungswert so zäh ringen konnte und doch im eigenen kunstschafienden Bewähren und kunstphilosophischen Besinnen als feste Untergründung das „Pathetische" des Völkisch-Heroischen mit dem Nationalpädagogischen und dem werthaft Menschheitlichen verschmelzen konnte oder doch verschmelzen zu können hoffte. Selbst die dämonische Wucht und der nationalpädagogische Wille H e i n r i c h v o n K l e i s t s sichern ihr hohes Gespanntsein durch die urtümlichen Wertkräfte im instinktiven Gefühlskriterium. Und für K l e i s t war eben das instinktsichere Gefühl im menschlichen und völkischen Erlebnisbereich ein im besten Sinne sittlicher Wert. Auf jener Hochebene sind die großen Kämpfe gekämpft, die versöhnenden Siege gesichert worden, wobei diese Sicherung eine ständige Neueroberung nicht ausschließt, sondern in sich ein-

EINLEITUNG

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schließt. Selbst die „reine Kunst" als vermeintlicher Selbstzweck und Eigenwert findet sich auf dieser Schicht ungewollt oft, aber zwangsläufig zusammen mit den Höhenwerten religiös-kultischer oder volkhafter Gläubigkeit. Denn abgesehen davon, daß neben dem Schönen nicht zufällig das Erhabene immer wieder nach künstlerischer Formsetzung drängt: schon indem sich das schlechthin Schöne, theoretisch getrennt vom Erhabenen, erfüllt und verwesentlicht, bringt es die Weihe und Ehrfurcht in Stimmungsund Eindruckswirkung mit sich als aufrichtende sittliche Werte. Und indem es aus dem Volkstum und seinem Worterleben als Nationalsprache oder Mundart sich erfüllt, entfaltet es ungewollt und teils unbewußt, aber zwangsläufig zugleich kulturpolitische Werte. Das vielfach abgeleugnete Bedürfnis, den vermeintlich „reinen" Kunstwert dennoch selbst von ästhetisierenden Richtungen her mit sittlichen Werten in stellungstärkende Fühlung zu bringen, wird etwa auch von anderer Seite her ablesbar an der hohen Persönlichkeitswertung des Schaffenden, die gerade in solchen Fällen bis zum Priesterlichen gesteigert erscheint. Wo die Würde der Dichtkunst nicht mehr durch feste Einlagerung in andere Wertgruppen (etwa des Religiösen oder Politischen) verbürgt erscheint, sucht man dergestalt wenigstens die Würde des Dichters als sittlichen Wert zu retten. Zum mindesten mittelbar aber ergibt sich damit wiederum eine Wertanlehnung, nur daß die Gemeinschaftswerte eine Verengung ins Individualistische erfahren haben. Denn vom wirklich würdigen Dichter wird man nicht nur das Wesensattribut der Kunstwürdigkeit, sondern auch das der charaktermäßigen Würdigkeit und der Volkswürdigkeit und damit sittliche Kräfte erwarten dürfen. Zwischen die Rechtfertigung vor der Kirche und die Rechtfertigung vor dem Volke, vor der Religion und der Nation fügt sich im zeitlichen Entwicklungsablauf jene Rechtfertigung ein vor der Abschwächungsform der Vernunftreligion als „Moral" und die Rechtfertigung vor der Abschwächungsform des Weltbürgertums (Aufklärung). Doch werden auch in diesem Entwicklungsausschnitt immer wieder Rückversicherungen gesucht beim Religiösen und Nationalen. Reiche Verwerfungen, ringende Kräfteüberschneidungen läßt das lebendige Werden sichtbar und fühlbar Erscheinung gewinnen, wenn man aus dem betrachtenden Abstand des Überhinschauens hinabsteigt in die teilnehmende Nähe des Einblicksuchens in jene

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EINLEITUNG

Fülle der Strebungen und Widerstrebungen. Und über den anfangs verwirrenden Reichtum der Verbesonderungen führt doch der verschlungene Weg von der Weite der Aussicht in die Tiefe der Einsicht, daß alle jene Vereinzelungen, soweit sie nicht fremdrassig „gemacht" wurden, notwendig waren, um endlich der organischen Kraftsammlung und Willensklärung einer deutschen Haltung in deutscher Gestaltung zuzustreben. Auch die Irrwege gehören dem sich wandelnden Werden an im Erproben der Gangbarkeit des Weges und der Kräfte, ihn zu bewältigen. Und nicht selten erklärt sich die Wärme und die Kraft des Heimfindens zum Werte und zur Würde deutscher Dichtung aus dem gesundenden Überwinden einer Verirrung. Die Ablösungsvorgänge von moralpädagogischen (einschließlich der christlich-moralischen), nationalpädagogischen und formpädagogischen Funktionen der Wortkunst und des Schrifttums schliessen doch ein Zusammenwirken aller Grundwerte nicht aus, wie es in besonders glücklichen Entfaltungsspannen begegnet. Ablösungsvorgänge im Austauschen der jeweils vorherrschenden Wertfunktion heben sich zugleich ab im Überwiegenlassen der Haltung oder der Gestaltung, im Austauschen der Haltung an sich oder der Gestaltungsweisen und im Wiederzusammenführen von Haltung und Gestaltung. Im kulturpatriotischen Betracht richtete sich die Forderung z. B. im siebzehnten Jahrhundert vorherrschend aus auf eine deutsche Gestaltung vorerst im Nachweis einer deutschsprachlichen Gestaltungsfähigkeit. Die Haltung war — nicht überall in der Verwirklichung des Kunstschaffens zwar, aber weit überwiegend im kunsttheoretischen Zielsetzen — von christlich-moralischen Leitideen bestimmt. Die Rechtfertigung vor der Kirche betraf mehr die Haltung, die Rechtfertigung vor der Nation mehr die Gestaltung in deutscher Muttersprache. Doch kann es bei derartigen Verallgemeinerungen immer nur um Bestimmungen der jeweils vorherrschenden Kräftegruppen und Erlebnisweisen bzw. Deutungsweisen des Dichterischen gehen. Ein Blick etwa auf Moscherosch und seine Kritik höfischer Kultur, auf sein Bemühen um Erhaltung deutscher Gradheit und Redlichkeit, ein Blick auf Harsdörffers Forderung nationaler Stoffe für das historische Drama läßt erkennen, daß auch damals schon die Haltung und nicht nur die Gestaltung verschiedentlich auf der nationalen Tragschicht zu gründen versuchte. Umgekehrt braucht man z. B. nur die langwierigen Kampfgänge gegen die Auswertung

EINLEITUNG

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der antiken Mythologie bzw. der „heydnischen Götter", deren Einbeziehung nur noch formungstechnisch von Bedeutung sein konnte, gegen die Anrufung der Musen usw. zu verfolgen, um zu erkennen, daß die Rechtfertigung vor der Kirche oder die Rücksicht auf sie streckenweise auch auf die Gestaltungsweise übergriff. Die für das damalige Bewußtsein und Erleben außerordentlich innige Verbundenheit im Zusammenwirken von christlich-ethischer und kulturpatriotischer Leitkraft findet gleichsam sinnbildhaft Ausdruck, wenn sie selbst in den engen Rahmen einer Vorrede sichzwangloseinfügt. Soetwa—um nur ein Beispiel für viele herauszustellen — geht B u c h n e r s Vorrede zu T r e u e r s „Deutschem Daedalus" aus von der grundlegenden Forderung, daß die Dichter „ihre edele Geister zum Lobe Gottes / zum Ruhm der Tugend / zu nützlicher Außführung herrlicher Lehren" zum Einsatz bringen sollen; denn „so haben sie ihrem Ambte volle Gnüge gethan / und ihre Poesie dahin gewendet / worzu sie erstens erfunden worden". Aber dieselbe Vorrede bringt nicht weniger nachdrücklich die kulturpatriotische Leitkraft zur Geltung in dem feierlichen Aufrufen des Nationalstolzes und der kulturpolitischen Verpflichtung, die vermeintlich schon gewonnenen Höhenwerte deutscher Dichtkunst würdig zu bewahren und eifrig zu mehren: „Wie nun ein jeder verbunden, des Vaterlandes Ehre und Nutz nach den (sie) Masse beywohnender Kräffte allezeit zufördern / so wil in diesem Stücke auch einnen (sie) treuen Patrioten allerdings obliegen / seine Gebühr möglicher Masse darzustellen / und Hand anzulegen / damit diese edle Kunst in ihrem Wehrt bleiben / und bey der anwachsenden Jugend fort gepflantzet werden möchte". Und endlich versinnbildlicht diese Vorrede B u c h n e r s , wie unbekümmert man in der Wahl der formungstechnischen Mittel war, jene Hochziele des religiösen und nationalen Ersehnens zu erreichen. Denn in unmittelbarer Nähe des religiösen Erbauens und des nationalen Aufbauens steht das Bekenntnis zur Berechtigung kunsttechnischer Hilfsmittel und zum Glauben an derartige Hilfsmittel, wie es sich gebührte für eine empfehlende Vorrede zu einem Poetischen Lexikon. Noch ganz renaissancehaft wirkt das volle Vertrauen („ist desto weniger zu zweiffein") zur Möglichkeit und Zweckmäßigkeit einer Übertragung der humanistischen Imitatio auf den Bereich muttersprachlicher Dichtkunst. Dieses Vertrauen war zwar, wie im Einzelnen noch sichtbar werden wird, mancherlei Schwankungen und mancher Kritik ausgesetzt. Die religiösen

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EINLEITUNG

und nationalen Leitkräfte aber erweisen sich als beständige Begleiter der Poetik des siebzehnten Jahrhunderts bis in den frührationalistischen Raum hinein und teils über ihn hinaus. Die lateinische Humanistenpoetik konnte ihrem Wesen und Wollen nach keine nationalsprachliche Verbundenheit mit dem Volkstum herstellen und es also auch nicht als ihre Aufgabe betrachten, die Dichtung als Trägerin nationalsprachlicher Gesinnung und Bewährerin nationalsprachlichen Vermögens vor dem Volke zu rechtfertigen. Sie war vorerst gemeineuropäisch eingestellt als Teilglied der weit ausgreifenden Bestrebungen, die geistig-kulturellen Werte des klassischen Altertums für das damals gegenwärtige Kulturbewußtsein zurückzuerobern und dieses Kulturbewußtsein nach jenem rückwärtigen Beziehungspunkt auszurichten. Dementsprechend ging es ihr im Vollzug jener Ausrichtung zunächst einmal um eine Rechtfertigung der Dichtkunst vor dem renaissancehaften Bildungserleben, im weiteren Sinne vor der humanistischen Gelehrtenbildung. Und die lange nachwirkende Bewertung und Bezeichnung der Dichtkunst als eine umspannende Zusammenfassung aller Wissenschaften bezog ihren Wertmaßstab nicht zuletzt aus humanistischen Grundanschauungen. Noch beim jungen Herder werden fruchtbare Kräfte gebunden und teils nutzlos verbraucht im zähen Ringen mit der Fragestellung, ob denn nun die Dichtkunst eine schöne Wissenschaft oder eine freie Kunst sei. Indem man der Poesie die muttersprachliche Tragschicht und damit den vaterländischen Wuchsgrund vorenthielt, konnte das Wertungskriterium der Arteigenheit und V o l k s W ü r d i g k e i t neben dem Kriterium der formalklassizistischen K u n s t w e r t i g k e i t auch in den theoretischen Forderungen nicht zu seinem Recht gelangen. Man sah in der Dichtung nicht ein schicksalhaft Erlebtes, Erlittenes oder Erstrebtes und Ersehntes, nicht ein vom Spontanen, Persönlichen, Volkverhafteten und Zeitverhafteten her im Ausdruckswillen und Darstellungswert Bestimmtes, nicht ein vom dämonischen künstlerischen Müssen Erzwungenes und in den mütterlichen Sprachleib und die deutsche Sprachseele Hineingetriebenes, Gestaltforderndes und Formsetzendes. Man sah im Dichtwerk kein Sichlösen und Erlösen des Formungsdranges eines Individual- und Nationalstils, kein Ringen eines dumpfen aber starken Ahnens nach auflichtender Beruhigung und formfindender Entspannung im schöpferischen Gestalten, kein Hineinformen und Hineinleben völkischer Wesenhaftigkeit und charaktererfüllter

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Werthaftigkeit in die wesenseigene Wortwelt und die wesensgemäß gewachsenen Ausdruckswerte der Muttersprache. Kurz, man sah in der Dichtkunst vieles von dem noch nicht, was wir heute darin sehen und trotz beachtenswerter Vorstöße im Barock und im Frühklassizismus (Auflockerungsgruppe), doch recht eigentlich erst seit der Geniezeit darin sehen, deren Vorstoß als deutsche Bewegung im geistig-seelischen Raum nicht nur Werte des Künstlertums (über das künstlerische Gelehrtentum und das gelehrte Künstlertum hinaus), sondern auch Werte des Volkstums freimachte. Selbst wenn man in der Haltung des Humanismus schon manchen Keim eines ästhetischen Verhaltens bereitliegen sehen möchte, so blieb doch die Auffassung vom Wesen des Dichterischen historisch bestimmt und im Ausmaß begrenzt. Das Bemühen um eine Neubelebung der Antike, wenn auch in zeitbedingter Umsetzimg, erfaßte nicht zum wenigsten alle sprachlichen Künste: neben der Sprachkunde und Redekunst auch die Wortkunst, die Dichtkunst als Sammelbecken des Wissens und ihre Theorie, also die Poetik. Dabei ist zu berücksichtigen, daß für den lateinischen Unterricht das Versifizieren in erster Linie als ein rein sprachpädagogisches Hilfsmittel galt, das zugleich die stilistische Gewandtheit fördern und ein wirkliches Vertrautsein mit dem klassischen Sprachgeiste verbürgen sollte. Der Schüler lernte erst einmal Verse schmieden um des Lateins, nicht um der Dichtung willen. Das mochte pädagogisch berechtigt und wirksam sein. Aber es leuchtet ein, daß durch diesen schulmäßigen Betrieb die über zwei Jahrhunderte hinwegreichende Auffassung von einer zwar nicht restlosen und voraussetzungslosen, aber doch weitreichenden Lehrbarkeit der Dichtung als Wortkunst in enger Berührung und ständiger Fühlung mit der Sprachkunst und Redekunst angeregt und immer wieder gestützt wurde. Außerdem war ohne weiteres der künstlerisch bedenkliche Übergang von der Schülerdichtung zur Gelehrtendichtung gegeben. Die Poetik des Barock übernahm durchweg die Anschauung von den sprachschulenden Möglichkeiten und Zweckmäßigkeiten der Dichtkunst. Aber dadurch, daß sie diese Schulung dem Wertzuwachs der Muttersprache dienstbar machte und sie zielstrebig einspannte zur Erringung eines Achtungszuwachses für die deutsche Kulturleistung, vollzog sie eine entscheidende Wendimg vom Pädagogischen zum Nationalpädagogischen, vom Kulturellen zum

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Kulturpolitischen. Und trotz vieler Unzulänglichkeiten und mancher Trübungen in der Durchführung, wie sie zum Teil gegeben waren durch das formelhaft erstarrte Festhalten und das — ein freies Ausschreiten immer wieder behindernde — Mitschleppen des von Humanismus und Renaissance überkommenen Erbes, hegt in jener Wendung nicht zum wenigsten die zukunftträchtige Leistung der Poetik des siebzehnten Jahrhunderts eingeschlossen. Das vorbereitende Verdienst des national abgewandelten Humanismus im Untergründen des deutsch-völkischen Selbstbewußtseins durch Aufweisen und Auswerten der Quellen über die germanischen Vorfahren steht unbestreitbar fest, ist mehrfach gewürdigt worden und soll auch hier unvergessen sein. Es vermochte sich indessen für die Humanistenpoetik nicht voll auszuwirken und sinnvoll einzugliedern, so lange nicht eine bewußt nationalsprachliche Dichtung ihr Geltungsrecht angekündigt hatte und als theoretisch begründete Forderung erhob. Dennoch ging jene Vorarbeit des Humanismus und sein streckenweise recht griffsicheres Vorfühlen in die nationale Uberlieferung für das Umwerben und Erwerben einer Liebe zum Deutschtum nicht verloren, sondern als kraftvolle Unterströmung ein in die Poetik des siebzehnten Jahrhunderts, die nun ihrerseits in langwierigen Kämpfen und oft mit unzureichenden Werkzeugen den Weg freizubrechen suchte zu einer machtvollen Ausweitung jener humanistischen Teilerwerbe des Nationalbewußtseins durch Anleitung und Ermutigung zu einer deutschsprachlichen Dichtkunst. Besonders die „gegenhöfische Strömung", wie sie E. Vogt innerhalb der deutschen Barockliteratur nachzuweisen vermochte, nährte ihre gesunde völkische Kraft nicht zuletzt aus jenen Quellen. Ebensowenig soll verkannt werden, daß vereinzelt bereits innerhalb der Humanistenpoetik ein Anteilnehmen sich regt, das auch dem Werden und den Werten des früheren deutschen Schrifttums sich zugewandt zeigt. Das gilt nicht zum wenigsten von jener Wiener Vorlesungsreihe (1512/13) des J o a c h i m v o n W a t t (Vadianus), die nach einer unvollständigen Kollegnachschrift eines Zuhörers zum Druck gelangte unter dem Titel „De poetica et carminis ratione" (1518). J. v. W a t t s Poetik, deren nähere Kenntnis N a dl er zu verdanken ist, scheint in der Tat manches vorwegzunehmen von der dann fast zweihundert Jahre später durch Morhof vollzogenen historischen Untergründung der Wortkunsttheorie. Denn die historischen Teile (Kap. 4—7 u. 17) dieser

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lateinischen Poetik greifen über die literaturhistorischen Einsprengungen der um einhundert Jahre später liegenden O p i t z s c h e n Poetik verhältnismäßig schon hinaus im Eingehen auf das spätlateinische Schrifttum in Deutschland, die volkstümliche Dichtung des Mittelalters und das geistliche Schrifttum (bes. im zwölften Jahrhundert). Frühe Ansätze zur stoff- und motivgeschichtlichen Betrachtungsweise lenken die Aufmerksamkeit ebenso auf das von Borinski (und auch noch von S. v. Lempicki) unbeachtet gebliebene Werk Joachim von Watts. Wie gewisse, wenngleich entsprechend unentwickelte Keime zur Sagentheorie und zur Kenntnis örtlicher und zeitlicher Gebundenheit des Schrifttums, Keime, die trotz ihres notwendig noch ganz unentfalteten Charakters dennoch ernste Beachtung verdienen, auf den Beginn jenes weiten Weges ausgestreut erscheinen, der schließlich zu Herder emporführt. Gerade weil der richtungsuchende Blick mit Zwangsläufigkeit sich bislang auf Vida und Scaliger einzustellen pflegte, auch dann, wenn die Entwicklung innerhalb Deutschlands verfolgt werden sollte, besteht alle Ursache, sich darauf zu besinnen, daß in der Leistung Joachim von Watts im kulturpolitischen Betracht die Leistung eines deutschen Poetikers vorliegt, die hohe Achtung und ernste Würdigung verdient. Damit war im Bereich der deutsch-humanistischen Poetik ein früher Erfolg errungen, der des Ausbaues wert gewesen wäre und der doch diesen Ausbau vorerst nicht gefunden hat. W a t t s Poetik im engeren Sinne, die neben den grundsätzlichen Kapiteln zur Wortkunsttheorie über den Schaffensvorgang bzw. die Wirkungsgesetze, die Dichtgattungen, die sprachlich-metrische Formung und — andeutend nur und abbrechend — die Stilgebung handelt, barg offenbar weniger an vorwärtsweisenden Teilkräften in sich als jener literaturgeschichtliche Vorstoß von beträchtlichem Ausmaß. Und vielleicht erklärt es sich — von mehr äußerlichen Ursachen abgesehen — auch daraus, daß die spätere deutsche Poetik Joachim von Watt mit seinem Werk „De poetica et carminis ratione" kaum zu nennen pflegt unter ihren Gewährsmännern, während Scaliger und Vida so häufig begegnen. Die Einschränkung, die insofern hinsichtlich der Nachwirkung dieser — wie so manche spätere aus Vorlesungen hervorgegangenen — Poetik gemacht werden muß, hebt die bedeutsame Tatsache nicht auf, daß man so frühzeitig einem deutschen Poetiker als kühnen Wegbereiter für eine literaturhistorisch unterbaute und

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ausgebaute Wortkunsttheorie begegnet. An der Schwelle des sechzehnten Jahrhunderts war durch Watt ein Beispiel gesetzt und ein Muster vorgezeichnet, das letztlich gründlicher durchgearbeitet erscheint als Opitzens beispielsetzendes Muster an der Schwelle des siebzehnten Jahrhunderts. Aber eben — und darin tritt die Umschränkung der Wirkungsmöglichkeit durch die Zeitverhältnisse hart zutage: die Poetik Watts war lateinisch geschrieben, blieb bewußt Humanistenpoetik, wie er nicht nur der spätlateinischen Literatur in Deutschland sein besonderes Interesse zuwendet, sondern etwa auch in lateinischen Übersetzungen die Titel frühmittelhochdeutscher geistlicher Gedichte bringt und das überstaatliche humanistische Schrifttum seiner Zeit mit Vorliebe betreut. Er sieht und kennt schon den deutschen Anteil am Schrifttum. Aber er sieht ihn als Humanist im größeren Rahmen der internationalen Literatur. Und letztlich gehört die Liebe des gelehrten Humanisten, der so lebendig über Hrotsvitha von Gandersheim zu schreiben und ein so eindringliches Bild von Celtis zu vermitteln weiß, dennoch weit mehr jenem großen alles umspannenden Rahmen des Gesamthumanismus. Vor allem: entwicklungsgeschichtlich gesehen, bleibt eine so markante und eigenwegige Gestalt wie Joachim von Watt doch eben als Einzelerscheinung eine Ausnahme. Mögen Teilanregungen im engeren zeitlichen Umkreis von ihm ausgestrahlt sein, ein nachhaltiges Fortwirken seiner Bemühungen ist unter den Spuren, die sonst die Humanistenpoetik noch der Barockpoetik mannigfach eingedrückt hat, nicht klar abzulesen. Und die Linie, die hier nur einleitend andeutungsweise verzeichnet werden soll, scheint doch vorwiegend — wenn man von der „Ars dicendi" (Köln 1484) und J. Wimphelings „Ars metrificandi" (1505) absieht — über C. Celtis' „Ars versificandi" (o. J.) bzw. H. Bebels „Ars versificandi" (1506) und Eobanus Hessus' „Scribendorum versuum..." (1534) verlaufen zu sein, wobei sich als bedeutsame Verdichtungsstellen der Entwicklung weiterhin abheben würden Joh. Murmelius „De ratione faciendorum versuum .. . tabulae" (1549), erläutert von Eob. Hessus in dessen — von M. Lindener herausgegebener— „Explicatio Eobani Hessi" (1552), Chr. Mylaeus „De scribunda . . ." (IV. Buch, 1551) und die ausgewachsene Poetik G. Fabricius „De re -poetica libri Septem" (1565 bzw. 1584).

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Ein kleines Beispiel für das Hinüberblicken auf diese Humanistenbeiträge zur Poetik bzw. zur Metrik bietet innerhalb des deutschsprachlichen Schrifttums der Zeit der Herausgeber des Eob. Hessus („Explicatio", 1552) M i c h a e l L i n d e n e r , und zwar im Rahmen seiner Schwanksammlung „Katzipori" (1558). In ironischer Belichtung, die über mehr als ein Jahrhundert hinweg vorausweist auf Sacers „Reime dich oder ich fresse dich", vermittelt M. Lindener „ E i n k u n s t r e i c h e s m u s t e r , carmina zumachen, inn der statt Erdtfurt von einem bacchanten auf der hohen schule geschehen". Die Polemik gegen die törichten Reimschmiede und Versmacher, die im siebzehnten Jahrhundert sogleich auf der Schwelle bei Theobald Hoeck und dann immer wieder begegnet, richtet bei Lindener ihre satirische Spitze gegen die mechanische Nachahmungstechnik im Versifizieren, die Nichtskönner verlockt, große Vorbilder — in diesem Falle Eob. Hessus — kopieren zu wollen. Lindener berichtet von einem dummen Reimer Groll, „der het vil gehört von dem trefflichen poeten Eobano Hesso, wie er so ein freyer mann wäre im verss schreiben (vielleicht Anspielung auf E. Hessus' Teillockerung der Strenge Murmelius'), daß der gute pater gleich eine lust darzu bekam und schwanger gienge nach der kunst des carmen-schreybens". Dieser wackere Geselle findet nun also ein Gedicht von Eob. Hessus und denkt bei sich: „Hallt, komme ich dir allhie über dein kunst?" Indem Lindener den schwankhaften Charakter wahrt, übersteigert er die Polemik ins Groteske. Sein Versmacher zersägt, kurz entschlossen, einen Besenstiel, um mit den einzelnen Teilen die Verslänge abzumessen. Daraufhin schreibt er ein deutschlateinisches Mischgedicht, gleichsam „an Hand" der Stablängen: „so lang die zeylen als die höltzlein waren." Mit seinem Fabrikat eilt er dann fröhlich zu Eobanus Hessus nach Nürnberg, wo sich ein entsprechend ergötzliches Gespräch mit dem Meister ergibt. Neben jenen Verslehren der Humanisten, die hier im Schwank sich spiegelten, gewinnt seit J. Lochers Ausgabe (1498) Horaz merklich an Geltung und Einfluß, so etwa bei G. Fabricius und vor allem durch J o d o c u s W i l k e (Willichius) „Commentaria in artem poeticam Horatii" (1545). Und auch von hier aus verlaufen Linien weiter, wie denn ungefähr zweihundert Jahre später Gottsched noch eine deutsche Versübersetzung von Horaz „Ars poetica" seiner „Kritischen Dichtkunst" statt einer Einleitung voranstellt. Immerhin verdient Nadlers Hinweis auf die Möglich-

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keit Beachtung, daß über die persönlichen Wiener Beziehungen zwischen Joachim von Watt und Celtis eine Anschlußlinie von Watt her zur „Ars versificandi" Celtis' und rückwärts zu des L u p i a n u s „Quaestio" im Zusammenhang mit der Leipziger „Disputatio de quolibet" (1497) als „Vorstufe zu Watt" herzustellen wäre. Jedoch muß die Klärung und Uberprüfung derartiger Verbindungsmöglichkeiten wie auch die Auswertung literarhistorischer Einschläge innerhalb der Humanistenpoetik einer Sonderdarstellung der Wortkunsttheorie des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts vorbehalten bleiben, die an dieser Stelle nicht beabsichtigt ist. Vielmehr muß bei der gebotenen Themabegrenzung eine allgemein gehaltene Skizze genügen, die sich auf das Herausstellen einiger Wesensmerkmale durchschnittlich kennzeichnender Art zu beschränken hat. Und dann setzt sich, wenn man die Ansicht vom Wesen der Dichtung von der modernen Sehart abhebt, doch überwiegend der Eindruck durch, daß die Humanistenpoetik den dichterischen Vorgang durchweg als eine ausgesprochene Funktion des sprachlichen Formsinns, des konstruktiv ordnenden und anordnenden Kunstverstandes auffaßte, des zielbewußten, absichtsklaren und zweckhaften Aufbaus, der geschulten, kunstreich durchgebildeten und kunstverstandesmäßig wie auch kunsthandwerklich geübten Technik. Die Stufenfolge Celtis': „ars, usus, imitatio" wird noch in den Barockpoetiken, wenn auch mit gelegentlichen Abstufungen empfohlen. Es ging mehr um Kunstfertigkeit als um freischöpferisches Kunstschaffen. Man sah mehr den präzise arbeitenden Mechanismus eines formsinnigen und formsicheren Virtuosentums als den quellenden, lebendigen Wuchs eines Organismus im Dichtwerk. Alle jene formalen Bildungsfaktoren aber schienen der Schulung zugänglich zu sein, waren in der Tat in gewissem Grade erziehbar. Und so ergab sich an sich durchaus folgerichtig der für lange Entwicklungsspannen grundlegende Irrtum von der Lehrbarkeit und Lernbarkeit der Dichtkunst, zum mindesten als gesellschaftlicher Gebrauchskunst. Als Lehrmittel galt vor allem die Schulung der Nachahmungsfähigkeit, des Nachahmungsvermögens. Und zwar handelte es sich praktisch nicht um Naturnachahmung, sondern um ausgesprochene — und theoretisch geforderte — Musternachahmung. Die Muster von verbindlicher Vorbildlichkeit stellte natürlich das klassische Altertum.

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Der Dichter durfte, sollte und wollte nicht sich selbst und sein Volkstum im Wortkunstwerk schöpferisch ausleben, sondern nachschaffend, teils auch anlehnend und entlehnend, an ein fremdes Individual-, Zeit- und Spracherleben sich Stützung suchend anranken und — wie man zuversichtlich meinte — emporranken. Er war im Sinne der Humanistenpoetik gar kein schaffender, sondern ein nachschaffender Künstler. Er spielte immer fremde, wenn auch klassische Rollen. Und er war um so regelgerechter, je rollengerechter er blieb, d. h. je seltener er aus der angelernten Rolle fiel. Es kam gar nicht auf das eigene Fühlen an als vielmehr und bestenfalls auf die Einfühlung in fremde Stimmung und Gesinnung. Das einseitige Bildungserlebnis zwang zur Rekonstruktion, wobei der Einbau fertig gelieferter und überlieferter Strukturglieder als erlaubt, ja erwünscht erschien. Es galt, den Mustern die vermeintlichen Kunstgriffe abzulauschen und abzulernen, um im Nachahmen (imitatio) und Nachzeichnen dem Vorbild möglichst nahe zu kommen. Daher erweist sich die Humanistenpoetik in ihrem Grundcharakter unverkennbar als Lehr- und Anweisungspoetik. Dennoch gingen die Humanistenpoetiken an dem Faktor Begabung keineswegs achtlos vorüber. Das wäre auch angesichts der Begabungsberücksichtigung in den theoretischen Schriften des Altertums nicht gut möglich gewesen. Das Ingenium, der Juror divinus oder Juror poeticus werden mit in Rechnung gestellt. Aber es sind bloße Voraussetzungen, traditionell und formelhaft, durchweg in Zitatform übernommen aus Plato, Horaz, Ovid, ohne wirkliches Miterleben aufgegriffen und oft mehr der Vollständigkeit halber einbezogen. Die Anlage ist ein Vorteil; aber sie vermag allein keine hochwertige oder auch nur vollwertige Dichtung im Sinne der Humanistenpoetik hervorzubringen. Es galt geradezu als Anmaßung, wenn der Nurbegabte zur literarischen Bedeutung glaubte durchdringen zu können, ohne die entscheidenden Bedingungen für die rechte Kunstleistung zu erfüllen. Derartige Bedingungen waren vor allem: Nachahmung der klassischen Vorbilder, wobei man den honestum furtum billigte; stetige Übung und Schulung der formalen Kunstfertigkeit und Technik; Belehrung durch den historisch-theoretisch Erfahrenen, also letzten Endes den Poetiker. Trotz gewisser, naturgemäß gegebener Abstufungen sind die Humanistenpoetiken doch durchweg recht ähnlich nach Plan

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/und Methode, aber auch in vielen Einzelheiten. Diese Ähnlichkeit war von vornherein nahegelegt durch den Zweck, der ihnen allen gemeinsam war, aber auch durch die Quellen des Altertums, aus denen sie schöpften. Ausgangspunkt und Zielpunkt entsprachen sich, und so lag auch die Wegrichtung ziemlich fest. Originale Lehren und Deutungen bleiben relativ schwach vertreten. Man hielt sich durchgehends an die Theoretiker des Altertums, vor allem Aristoteles und Horaz. Doch wäre es ungerecht, innerhalb der Poetik selbst von einem heimlichen Ausschreiben der Alten, also von bewußten Plagiaten, zu sprechen. Vielmehr pflegte man seine Quellen ordnungsgemäß und nicht ohne Gelehrtenstolz anzugeben, teils in den Vorreden, teils gelegentlich der Zitate und Belege im Verlaufe der Erörterungen selbst. Scaliger z. B. weist auf Horaz, Aristoteles und seinen jüngeren Vorläufer Hieronymus Vida bereits in der Vorrede hin. Andere, wie etwa der Deutschböhme J a c o b P o n t a n u s (Spanmüller), der Vertreter der Jesuitenpoetik „Poeticarum institutionum libri tres" (1594), geben regelrechte Aufstellungen der Quellen, unseren Literaturangaben entsprechend. Allmählich verlängern sich diese Quellenreihen, da spätere Humanistenpoetiken dann wieder von früheren ihr Material beziehen. Wie Scaliger um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts Vida vom Beginn des sechzehnten Jahrhunderts benutzt, so zieht der spätere Jesuitenpoetiker Pontanus vom Ende des sechzehnten Jahrhunderts nicht nur Vida, sondern seinerseits auch schon wieder Scaliger (neben Viperanus) mit heran. So bilden sich sehr bald jene Abhängigkeitsketten, die Glied um Glied ansetzen. Die Poetiken des Humanismus, auch des nationalen Humanismus, sind wie auch späterhin viele der Poetiken des Barock, nicht anzusehen und zu werten als ästhetische Systeme, kunsttheoretische Abhandlungen oder Programmmanifeste und individuelle Anregungen und Darlegungen, sondern wollen in erster Linie begriffen werden als wissenschaftliche oder halbwissenschaftliche Arbeiten mit entsprechenden Belegstützen aus den Vorläufern. Gegenüber vereinzelten Sonderdarstellungen von Spezialgebieten, wie sie z. B. für das dramatische Gebiet begegnen in B. Crusius' Anhang zum Paulusdrama „De dramatibus" (1609), die noch ganz in den Anfängen stecken und schon rein zahlenmäßig beträchtlich zurücktreten, umspannt die Mehrzahl der Humanistenpoetiken möglichst das Gesamtgebiet, und zwar etwa

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nach folgendem bevorzugten Anlagetypus. Als die drei Hauptteile ergeben sich: Erörterung über die Poesie als solche, allgemein gehalten, Würdigung der Sonderformen (Gattungen) und Behandlung der Technik und einzelner Formfragen. Eingangs pflegt über Ursprung und Wesen oder Zweck der Poesie historisch allgemein gehandelt zu werden, wobei wohl Orpheus, Musaeus u. a. als die frühen Urväter der Dichtkunst in Anspruch genommen werden, der Poesie, die in Nachbarschaft des Gesanges durch Freude am Nachahmen entstand. Sie hat in dehnbarer Umgrenzung ihres stofflich-motivlichen Wirkungskreises zu umgreifen die menschlichen Handlungen (fictae humanae actiones) durch das Mittel der Nachahmung. Aber nicht nur reale Gegebenheiten werden einbezogen, also nicht nur Wirklichkeiten: auch gewisse ideale bzw. ideelle Möglichkeiten dürfen Berücksichtigung finden. Diese Einräumung idealer Möglichkeiten ist beachtenswert im Hinblick auf die spätere Barockpoetik und überhaupt wegen der bis in das achtzehnte Jahrhundert hineinreichenden Debatte über das Problem und die Begrenzung der Wahrscheinlichkeitsforderung. D a s Verhältnis von Begabung und Schulung konnte bereits kurz angedeutet werden. Der furor divinus regt den Dichter an; Naturanlage erleichtert, aber verbürgt nicht das dichterische Können. Künstliche Anregemittel — wie etwa der Weingenuß — stehen recht äußerlich neben Ansätzen zu einer Bewertung der Produktionsstimmung (Einsamkeit). Unter den Gattungen steht das E p o s i m V o r d e r g r u n d e des Interesses und der rangmäßigen Bewertung. Auch dieser Umstand ist entwicklungsgeschichtlich bedeutsam. Demnächst pflegen Tragödie und Komödie ausgiebiger erörtert zu werden, und zwar die Tragödientheorie unter Anlehnung an Aristoteles. Die fabula mußte eine Einheit bilden, ohne jene spätere Erstarrung des Einheitsbegriffes. Sie soll die Zeitdauer eines Tagesverlaufes nicht wesentlich überschreiten und mußte tragische Motive: Leiden, Todesfälle usw. behandeln {perpessio). Die Gesinnung und A r t der handelnden Personen war anzudeuten (sententia). Die Sprachgebung und Redeweise {dictio) hatte würdiggroß zu sein. Eine relativ untergeordnete bzw. nachgeordnete Bedeutung erhielten die Nebenelemente: melodia und apparatus zugewiesen. Jene betraf den Chor, der apparatus den Bühnenapparat, also die Vermittlung des aufgeführten Dramas. Hinsichtlich der Anlage unterschied man: prologus, choricum, episodum, 2 M a r k w a r d t . Poetik x

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exodus oder auch protasis, epitasis, catastasis, catastrophe. Unter Teilanlehnung an Horaz erwähnte man wohl auch schon die A k t und Szeneneinteilung. In der Praxis wirken vor allem Plautus, Terenz und Seneca als Vorbilder, überhaupt mehr die römischen als die griechischen Dramatiker. Ähnlich wie für die Epik Virgil, nicht so sehr Homer, das nacheiferungswürdige Muster stellte. Die Komödie arbeitet im Wesentlichen mit entsprechenden Mitteln wie die Tragödie. Nur stehen hier die handelnden Personen und der ganze Darstellungstypus auf niedrigerer Stufe. Von den dramatischen Arten werden vielfach noch das Satyrspiel und der Mimus einbezogen. Im Hinblick auf die Entwicklung der späteren Schäfer- und Hirtenspiele ist bemerkenswert, daß die Gruppe der Bukolischen Dichtung als Komödienform aus ländlichem Lebenskreise gefaßt wird. Unklarheit und Veräußerlichung wird wie in allen älteren Theorien bei der lyrischen Gattung fühlbar. Eine geschlossene lyrische Gattung oder auch nur eine Vorstellung lyrischer Zugehörigkeit besteht nicht. Hier herrscht durchaus das Inhaltskriterium und der Notbehelf, nach Länge bzw. Kürze zuzuordnen und aufzuteilen. Die Elegie ist noch nicht auf schmerzlichen oder wehmütigen Gehalt und Stimmungswert beschränkt, sondern vermag auch Freudiges zu vermitteln. Hymnen gelten in der dann durchweg festgehaltenen Artbestimmung als Lob- und Preisgesänge. Die Satyre (mehr im Sinne von Satire), über deren Art und Einordnung bald Verwirrung entsteht, wird bereits aufgefaßt als Spott- und Scherzgedicht mit erzieherischen Tendenzen. Das Epigramm, das nicht nur im Vorausschauen auf Lessing interessiert, bezeichnet eine Statuenaufschrift; es kann in der Struktur einfach oder zusammengesetzt sein. Schon auf die stark gesellschaftliche Verwurzelung der Barocklyrik deutet es voraus, wenn den Gedichten zu einer Gelegenheit (wie Geburt, Hochzeit, Amtsantritt, Tod usw.) ein besonders breiter Platz eingeräumt wird. Der sprachlich-metrische Teil ist vielfach noch nicht so umfassend angelegt wie dann in der Barockpoetik mit ihrer sprachschulend nationalpädagogischen Tendenz. Doch behandeln führende Poetiker wie Vida und vor allem Scaliger bereits dieses bald stark vorherrschende Kapitel recht ausführlich. Von der Rhetorik her spielen auch die Stil- und Redensarten, die dicendi genera hinein, vor allem in der Dreistufung: hohe, mittlere und niedere Redeart.

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In der hier nur zum Zweck schnell orientierender Einleitung stichworthaft vereinfachten und also auch vergröberten Anlageund Inhaltsrichtung pflegt sich die humanistische Poetik, soweit von dieser überhaupt als einer Einheit gesprochen werden kann, zu bewegen. Hervorragende Poetiker wie Vida oder Scaliger versuchen immerhin nicht selten ihre eigenen Wege zu gehen. In aller Knappheit sei der Grundcharakter zum mindesten dieser beiden einflußreichen Poetiken umrissen, um wenigstens eine skizzierte Vorstellung zu vermitteln. H i e r o n y m u s V i d a (f 1566) bringt mit den „Poäicorum ad Franciscum ... libri tres" (1520 bzw. 1527) eine ausgesprochen humanistische Poetik heraus. Vida aus Cremona ist in der formalen Anlage seiner in lateinischen Hexametern verfaßten Poetik, die er dem Dauphin Franz (Sohn Franzi.) widmete, dem Vorbilde der versifizierten Poetik des Horaz gefolgt. Das erste Buch beschäftigt sich mit der Schulung und gibt gleichsam einen Leitfaden für den jugendlichen Poesieanwärter. Erforderlich ist Sprachschulung von klein auf, ausgedehnte Lektüre der lateinischen und griechischen Muster. Als Materialvoraussetzung ist Kenntnis der Dinge und Worte (res et verba) erforderlich, also Sach- und Wortkenntnis, Gelehrsamkeit. Der Ausführung hat ein Strukturplan vorauszugehen. Nachdem dann auch die Kenntnis der Hilfsfertigkeiten, besonders der Rhetorik und Metrik erworben worden sind, sind erste Versuche in leichten Gattungen zulässig. Im Ganzen ergibt sich das Bild einer schrittweise vorschreitenden Stufenerziehung, wobei Vida sein Augenmerk auch auf die rein pädagogische Seite richtet. Nicht nur der Schüler, auch der Lehrer wird reichlich mit Ratschlägen versorgt, die über den engeren Bereich des Lehrfaches teils beträchtlich hinausgreifen. Das Moment der Begabung wird verschiedentlich berührt. Die Eignung des Zöglings ist festzustellen; man soll mehr einem Dichtbedürfnis folgen und es fruchtbar machen für die Erleichterung der Produktion. Der Dichter hat Idealismus aufzubringen und nicht selten auf die Güter der Welt Verzicht zu leisten. Die Einsamkeit bietet eine vorteilhafte Produktionsbedingung. Der göttliche Ursprung der Dichtkunst wird von den Alten her beibehalten und historisch-genetisch damit begründet, daß in den Orakeln die Entwicklungsvorstufen der Poesie zu suchen seien. Indessen beweist doch der ausgeprägt lehrhafte und zuversichtlich anleitende Charakter der ganzen Anweisung, daß dieses Moment der a*

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Begabung nicht erlebnismäßig nachempfunden und auch nicht kunstverstandesmäßig überschätzt oder gar wirklich verehrt wird. In der G a t t u n g s g l i e d e r u n g (Buch II) nimmt das Epos als heroische Dichtung die höchste Rangstufe ein. Es fordert Steigerung und Spannung (von Opitz nicht einbezogen). Eine beachtliche Bedeutung und Wertgeltung wird bereits den umschreibenden Einkleidungen zuerkannt. Der furor divintts stellt sich nicht jederzeit ein. Man muß die rechte Stimmung abwarten. Aber andererseits darf man dadurch nachhelfen, daß man bei den Griechen und Römern Anleihen macht, wie es schon die Römer gegenüber den Griechen nicht verschmäht hätten. Bei den Entlehnungen braucht man nicht allzu ängstlich zu sein, wenn man sie füglich auch ein wenig versteckt anbringen soll. Virgil, nicht Homer stellt die Autorität zielgebender Vorbildlichkeit, auch für Vida. Der sprachlich formale und metrische Anweisungsteil (Buch III) billigt entsprechend eine Bereicherung der Darstellungsmittel durch Uberpflanzung von Stilblüten und Redewendungen aus den klassischen Schriftstellern und gibt Vorschriften über den rechten Wortgebrauch usw. Zwei Forderungen seien nur noch hervorgehoben, weil sie späterhin in der Barockpoetik wieder auftauchen. Die Worte und Wendungen haben sich in der Klangwirkung den Dingen anzupassen. Sowohl im II. wie im I I I . Buch wird diese auf die Klangmalerei vorausdeutende Auswertbarkeit berücksichtigt. Vida empfiehlt weiterhin, daß das abgeschlossene Dichtwerk in größeren Zeitabständen nachträglich vom Dichter überprüft werden möge, u m Verbesserungen vorzunehmen. Im wesentlichen gewinnt man den Eindruck einer unverkennbaren Lehr- und Anweisungspoetik, und zwar geben besonders das erste und dritte Buch Anleitungen zum handwerklichen, technischen Machen des Gedichts. Überall wird zudem deutlich, daß es gar nicht so sehr auf die Poesie als vielmehr auf die Übung in der lateinischen Sprache ankommt. So wird denn auch die lateinische Poesie bevorzugt gegenüber der griechischen, — während z. B . G. Trissino sich stärker auf die Griechen eingestellt zeigt — und Virgil in einem gesonderten Lobgesang am Schluß entsprechend gepriesen. Geheimrat K l o t z , der Lessing- und Herdergegner, gab noch im Jahre des „ L a o k o o n " 1766 eine kommentierte Ausgabe der Poetik Vidas heraus. Gegenüber dem lockeren Verstraktat Vidas nach Horazischer Art steht i n S c a l i g e r s Poetik der mächtige und massige, gelehrsam-

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keitsschwangere Foliant: „Julii Caesaris Scaligeri... Poetices libri Septem", herausgegeben in Genf durch einen dem Verfasser befreundeten Arzt 1561. Polyhistorisches Sammelwissen, das vielfach über den Rahmen des eigentlichen Themas hinausreicht, ist angehäuft worden. Soweit hatte der ehrgeizige französische Arzt Scaliger um sich gegriffen, daß die Arbeit als Nachlaßwerk liegen blieb und erst drei Jahre nach seinem Tode herauskam. Diese weitschichtige Poetik, die mehrfach aufgelegt wurde, war wohl die einflußreichste der Humanistenpoetiken. Durch das gesamte siebzehnte Jahrhundert hindurch, ja bis ins achtzehnte Jahrhundert hinein bleibt ihre Nachwirkung spürbar. Und um es sogleich vorwegzunehmen: nicht sowohl an den originalen, gelegentlich wohl auch etwas eigenwilligen Elementen dieses Großwerkes bereicherten sich die Nachfolger. Vielmehr benutzten sie vor allem Scaliger als unerschöpfliche Fundgrube für Stoffwissen, Zitate, Beispiele, gesammelte und vermittelte fremde Meinungen. Denn indem Scaliger seiner ganzen, stark selbstbewußten Art entsprechend, vor allem kritisch die bis damaligen Leistungen der dichterischen Schaffenspraxis und Theorie sammelte, sichtete und sich mit ihnen vielfach polemisch auseinandersetzte, mußte er doch alle jene fremden Ansichten erst einmal anführen. Scaligers Poetik nimmt in ihrem ganzen Typus zeitlich recht früh, wenn auch nur recht unvollkommen eine Methode vorweg, die dann in Deutschland nach beachtenswerten Anläufen im siebzehnten Jahrhundert (Morhof, teils auch Rotth u. d. Breslauer „Anleitung") erst bzw. wieder das achtzehnte Jahrhundert voll ausprägt in seinen „Kritischen Dichtkünsten" (Gottsched, Breitinger, Brämer). Es ist so offensichtlich und ganz bewußt eine k r i t i s c h e Poetik, daß Borinskis laufendes Gefecht gegen Scaligers vermeintlich so überhebliche Besserwisserei offenbar von schiefen Voraussetzungen aus angreift und notwendig fehlgreift. Zuzugestehen ist dagegen, daß Scaliger vielfach durch Wiederholungen ermüdet, daß er allzusehr die Einzelheiten schichtet, daß er in Inkonsequenzen steckenbleibt. Aber historische Einfühlung in die Entstehungszeit wird sich bewußt halten, daß dieser erste große Anlauf zu einer „modernen" Poetik und Kritik nicht sogleich in schnurgerader Zielsicherheit verlaufen konnte. Der Eingangsteil ist historisch-genetisch gehalten und erörtert den Ursprung der Poesie und ihrer Sondergattungen. Die dann späterhin vielfältig aufgenommene Abgrenzung von Dichtung und

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Geschichtsschreibung beschäftigt bereits Scaliger. Die Sprache gilt als Mittel zum Zweck. Aus dem Hirtengedicht als der ältesten Form läßt Scaliger sich die Komödie und schließlich die Tragödie entwickeln. Diese, das Satyrspiel und den Mimus faßt er zu den dramatischen Gattungen zusammen. Dabei fehlt seiner von Aristoteles auch sonst mehrfach abweichenden Tragödiendefinition der Begriff der Katharsis. Besonders hoch bewertet wird wiederum das Epos, das mit Rhapsodie und Parodie zusammengestellt wird. Die lyrische Gattimg als solche kann in ihrem Grundwesen noch nicht klar sich ausprägen; unzulängliche Entschädigung sucht Scaliger in einem Zuhaufenschichten massenhaft aufgezählter Gedichtarten zu bieten. Doch lag ein derartiger Notbehelf beim Mangel an wesenhaften Zuordnungskriterien vorerst nahe. Modernem Empfinden muß es als primitiv erscheinen, was über die Begabung gesagt werden kann. Manchem ist der furor divinus angeboren; anderen wird er bei Anrufung der Götter zuteil, anderen aber auch kommt er beim Genuß des Weines (vgl. auch A. Lopez Pinciano). Daß nicht nur Wahrheit, sondern auch Poesie im Wein liege, leuchtet auch unseren Barockpoetikern ein, wie man weitere Reiz- und Rauschmittel recht äußerlich als Surrogat für die „göttliche" Triebkraft bedenkenlos einzusetzen sich gewöhnt. Dagegen scheint Scaligers Zurückführung des Dichterischen auf die erotische Impulssphäre nicht so materialistisch flach, wie Borinski meint, der in diesem Zusammenhange von „tierischer Sinnlichkeit" spricht. Es ist wohl doch nicht nur der Arzt Scaliger, der hier das Wort hat. Das Schöpferische, Zeugungsfreudige läßt eine tiefer liegende gemeinsame Wurzelschicht wenigstens erahnen, wenn das Inbeziehungsetzen dieser Untergrund- und Urkräfte auch noch etwas robust ausgefallen sein mag. Weiterhin räumt Scaliger kritisch mit dem Irrtum auf, als ob die Gegenstände selbst das Material der Dichtkunst seien, ein für uns selbstverständlicher, damals noch klarzustellender Gedanke, der zugleich in die Naturnachahmungstheorie hinüberspielt. Als das eigentliche Formelement, das allerdings auch noch als Stoffelement gilt, wird die Sprache erkannt, und zwar wirkt die spezifisch poetische Rede durch Figurenschmuck, Rhythmus usw. Worte sind Zeichen für Dinge. Daher ergibt sich die Teilung in Worte und Sachen. Ausgiebig wird dabei in subtiler Weise gegliedert. So etwa werden die Dinge wiederum eingeteilt in Personen und Nichtpersonen. Daneben stellen die Umstände oder Ort und Zeit weitere

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Rubriken, aus denen der Dichter sein Baumaterial wohlgeordnet beziehen kann. Unsere Barockpoetiken nehmen eine derartige Rubrizierung häufig wieder auf. Aus dem breiten sprachlich-metrischen Bereich löst sich dann Scaliger etwas mehr in den Partien, die er als Criticus und Hypercriticus bezeichnet. E r treibt dort vergleichende Kritik, indem er die Verschiedenwertigkeit der Gestaltgebung, des Formtypus, überhaupt der A r t der Schaffensform bei feststehendem Gehalt, bei gleichbleibendem Stoff behandelt, d. h. er vergleicht Dichtungen, die dasselbe Motiv verschiedenartig gestalten. Dabei stellt auch Scaliger Virgil weit über Homer. E s ist beachtenswert, daß ihm die kraftvollen Gleichnisse Homers nicht zusagen. Sehr breiten Raum nehmen die Zitate, Belege usw., besonders aus Virgil (vgl. noch J. Masenius) ein. I m Schlußteil setzt sich Scaliger noch einmal eingehender mit Problemen auseinander, die er vorher nur hatte berühren können. So erörtert er umständlich den Versgebrauch in der lateinischen Komödie. Bei aller Disposition und Überdisposition wird doch neben der Überladenheit, die wenigstens für die Nachfolger fruchtbar werden konnte, auch eine gewisse Verworrenheit nicht völlig überwunden. Keineswegs wird überall wirklich Theorie der Poesie geboten. Vielfach dehnen sich historische Exkurse aus. Es sind das indessen stets Gefahren für die Anlage kritisch-historischer Poetiken, die selbst ganz junge Poetiken, wie die W. Scherers (1888) nicht gänzlich zu umgehen vermögen. Aber alle Schwächen dieses imposanten Frühwerkes Scaligers können nicht darüber hinwegtäuschen, daß hier ein selbstdenkender Kopf, wie Lessing sagen würde, daß hier ein urteilswilliger, wenn teils auch eigenwilliger Kritiker ein umspannendes Wissensmaterial wenn zwar nicht beherrschend formte, so doch freigebig zur Hand hatte. Eben deshalb konnte er späteren Theoretikern so viel bieten an Stoff, aber doch auch schenken an Anregungen in der Auffassungsweise. So begegnet sein Name in den deutschen Poetiken immer wieder; aber etwa auch der Belgier Delrio bekundet im Vorwort seiner Senecaausgabe (1593) Scaligers Einwirken. Neben derartigen lateinisch geschriebenen Poetiken gewinnt, besonders in den romanischen Ländern, die in der Landessprache verfaßte, also in den nationalen Humanismus einzubeziehende Poetik recht frühzeitig an Boden. In Italien wäre bald nach Pietro Bembo und dessen Poetik von 1525 (schon im Jahrzehnt vorher entstanden) vor allem G. Trissino: „Deila poetica" (1529 und er-

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weitert 1563) oder auch B. Daniello „La Poetica" (Poetik in Gesprächsform 1536) zu nennen, in Frankreich Vertreter der Plejade wie Beilay und Ronsard. J o a c h i m du B e i l a y hat denn auch jene kulturpatriotische, nationalsprachliche Umbildung des Humanismus grundsätzlich manifestiert in der Schrift „La deffence et illustration de la langue francoyse" (1548). Diese Umbildung ist indessen immer so geartet, daß die Alten dennoch Muster bleiben. Nur eben soll der Schößling in nationalen Boden überpflanzt und dort großgezogen werden. Es ist der Kampf um das Geltungsrecht und den dichterischen Wert der Muttersprachen, der dort im sechzehnten Jahrhundert, bei uns nach Ansätzen im sechzehnten doch erst im siebzehnten Jahrhundert sich voll entfaltet. Spezifisch für die Poetik wird R o n s a r d grundlegend mit seinem Abbrégê de l'Art Poétique Françoise (1565) und seiner „Préface sur la Franciade touchant le Poème héroique" (1572). Was den Abriß der Poetik von 1565 anbelangt, so ist er, entsprechend seiner flüchtigen Entstehungsart, nur wenig systematisch durchgegliedert. Durchweg sind stichworthaft die bekannten Einzelheiten der Humanistenpoetik lässig, aber gewandt aneinandergereiht worden, so etwa einige Bemerkungen über den Ursprung der Poesie, über das Sichschulen an klassischen Vorbildern, über die kritische Selbstkontrolle vor der Herausgabe einer Dichtung, über die - z. B. auch B. Daniello bekannte Technik (dispositione artificiale gegenüber der dispositione naturale) — , den Geschehensverlauf innerhalb einer Dichtung nicht chronologisch abzurollen, sondern in médias res zu gehen u. a. m. Erwähnenswertes Element wäre an sich die starke Hervorhebung der Invention. Doch verhilft zur Erfindung ebensowohl das Vorfinden bei den Alten wie die eigene Begabung. Und schon daraus wird ersichtlich, daß es sich nicht eigentlich um unser schöpferisches Erfinden handelt, sondern mehr um die geistige Fähigkeit der Vorstellung (nicht in erster Linie Darstellung) von Dingen, also etwa um eine Art von rationalistischkombinierender Vorstellungsfähigkeit. Damit hängt wiederum die hohe Bewertung der Fabel, d. h. des stofflichen Motivs zusammen; denn wer nur auf die metrische Formgebung achtet, bleibt ein bloßer „versificateur". Doch kommt, entsprechend den sprachfestigenden Bestrebungen der Plejade die sprachlich-metrische Seite keineswegs zu kurz. Ronsards Vorrede zur Franciade

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von 1572 erörtert unter Aufnahme einiger Gedanken des Abrisses vor allem den Unterschied von Historiker und Dichter. Der Historiker erzählt entsprechend dem zeitlichen Ablauf im Wirklichkeitsgeschehen, der Dichter greift mitten in dieses Geschehen hinein. Der Historiker hat sich ganz an die Daten der Geschichte zu halten, der Dichter braucht nur Wahrscheinlichkeit zu bringen und darf neben dem wirklich Gegebenen auch Wahrscheinliches und Mögliches einbeziehen. In Holland, wo D a n i e l H e i n s i u s als Aristoteleskenner das Sondergebiet der Tragödie behandelt „De tragoediae constitutione" (1611), gewinnt G. J. V o s s i u s , Professor der Eloquenz und Geschichte in Leiden, neben der Rhetorik („Institutiones Oratoriae", 1605, 1609; „ D e Rhetoricae natura", 1621) auch der Poetik weiteren .Boden, so etwa — den humanistischen Kernbegriff der Imitatio herausstellend — in dem Beitrag „De Imitatione cum oratoria tum praecipue poetica" oder den „Institutiones Poeticae"\ „De Artis Poetices natura ac constitutione" (1647). Nicht nur die lateinische Jesuitenpoetik J. Masens greift im deutschen Entfaltungsraum auf Vossius zurück, der mehrfach als Gewährsmann in deutschen Poetiken begegnet.

TEIL I

Die Poetik des Barock Kulturpatriotische Grundlegung und Abwandlung. Eine Darstellung der Entwicklung kunsttheoretischer Anschauungen innerhalb Deutschlands vor Opitz ist an dieser Stelle nicht beabsichtigt, kann auch um so eher entbehrt werden, als die Vorraussetzungen für die deutschsprachliche Barockpoetik überwiegend in der Renaissancepoetik des Auslandes zu suchen sind. Natürlich war mit Opitz nicht der erste Ansatz gegeben, wohl aber ein relativer Neuansatz und ein deutlich ausgeprägter Entwicklungseinschnitt, der es berechtigt erscheinen läßt, von hier aus die weitere Entfaltung der Dichtlehre, Wortkunsttheorie und ihre Erstarkung zur Sondergeltung eingehender und quellenmäßiger zu verfolgen. Ein kurzer Seitenblick mag noch zurückschweifen auf T h e o b a l d H o e c k , der an der Schwelle des Jahrhunderts seine Gedichtsammlung „ S c h ö n e s B l u m e n f e l d t " (1601) wohl auch einmal Betrachtungen anstellen läßt über die Möglichkeit und Notwendigkeit deutschsprachlicher Kunstdichtung, und zwar besonders dort, wo ein längeres Gedicht „ V o n A r t der D e u t s c h e n P o e t e r e y " handelt. Denn die knappe Vorrede „An den getrewen Leser", die mit ihrem Voranstellen der „Seelen säligkeit" das christliche Leitmotiv kurz aufklingen läßt, beschränkt sich im Wesentlichen auf das Anraten, aus „diser Welt ergernüssen" möglichst das Angenehme zu erlösen und zu „erwählen", und auf das Anrufen des Leserurteils, etwaige Rückfälle des Dichters in die Düsternisse des Lebens wohlwollend zu verzeihen, malt also mehr die ganze tragende Lebensstimmung, ohne kunsttheoretische Richtungsmerkmale vorzuzeichnen. Höchstens der Umstand selbst, daß überhaupt dem Leser eine kritische Urteilsbildung zugewiesen und also eine Urteilsfähigkeit zuerkannt und daß dem idealen Leser mehrfach das Wertungsattribut „verständig" zuerteilt wird, könnte einige Anhaltspunkte bieten. Eine entschiedene Wendung auf das Gebiet der Poetik und

GRUNDLEGUNG UND A B W A N D L U N G

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Metrik vollzieht dagegen jenes Gedicht, das nicht nur die Art, sondern auch die Aufgabe „der deutschen Poeterey" mehr vernünftig und kritisch betrachtend erörtert als gefühlsmäßig darstellt. Ausgehend von der Neigung und Fähigkeit der Deutschen, fremde Sprachen zu erlernen, die an sich als löblich anerkannt wird, bringt Th. Hoeck sehr bald die k u l t u r p a t r i o t i s c h e L e i t i d e e zum Einsatz mit der Ermahnung, daß seine Landsleute über solchem Eifer „jhr eygene Sprachen / Nit vnwerth machen" sollten. Denn das vielbewunderte Geheimnis dichterischer Höhenleistung fremdsprachiger Poeten beruhe doch letzten Endes ganz einfach darauf, daß jene Entfaltung ihre Kraft aus der Nationalsprache zu ziehen wußte, daß jene Vorbilder, wie etwa die Lateiner, „in der Mutter Zungen / Lateinisch gsungen" hätten. Und so erhebt sich aus diesem Gedankengang für Hoeck folgerichtig die zugleich anspornende Frage: „Warumb sollen wir den vnser Teutsche sprachen / In gwisse Form vnd Gsatz nit auch mögen machen / Vnd Deutsches Carmen schreiben". Diese Frage erhielt ihre Antwort, die hier vorgezeichnete Aufgabe ihre erste Lösung durch die Kunsttheorie Opitzens. Und die Tatsache, daß sie gestellt und gesehen wurde und die Dringlichkeit, mit der sie gestellt wurde, bestätigt vom Einzelfall her gleichzeitig das allgemeine Bedürfnis, dem Opitz mit seiner Poetik entgegenkam. Noch nicht geht Hoeck von der dann vielfach gebräuchlich werdenden Ermutigungstaktik aus, die deutsche Sprache als besonders günstige Voraussetzung für eine dichterische Formung hinzustellen und die Mühelosigkeit deutschsprachlichen Dichtens verlockend anzupreisen. Vielmehr verweist er auf die Schwierigkeiten der deutschen Sprache, die „vil mehr müh thut geben" besonders in der Bewältigung des Versmaßes und des Reimes: „Vnd das noch schwerer ist so sollen die Reime / Zu letzt grad zsammen gehn vnd gleime". Aber derartige Schwierigkeiten, vor die sich die Lateiner z. B. nicht gestellt sahen, erhöhen auch entsprechend das Verdienst eines „recht dichten" in deutscher Muttersprache. So wirkt bei Hoeck zu Beginn des Jahrhunderts schon etwas mit von dem Stolz auf die deutsche Kunst gerade in Reimen, wie er dann gegen Ende des Jahrhunderts noch etwa bei Prasch so eindringlich sich ausprägt. Eine Loslösung jedoch vom humanistischen Bildungskriterium kann damals noch nicht erwartet werden. Noch steht der Grundsatz fest: „Niembt sich auch billich ein Poeten nennet / Wer d'Griechisch vnd Lateinisch

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DIE POETIK DES BAROCK

Sprach nit kennet". Und im Raum vor Opitz liegt es Hoeck noch durchaus fern, wie etwa drei Jahrzehnte später Joh. Rist es wagen zu können glaubte, den Hochstand oder gar die Überlegenheit deutscher Poeten zu behaupten. Sein Gedicht „Von Art der Deutschen Poeterey" findet im Gegenteil noch so viel Unart, so viel Unzulänglichkeit vor, daß ein ganzer Schlußteil der Polemik gegen unwürdige Dichterlinge und Reimschmiede vorbehalten bleibt. Soweit Einzelforderungen schon greifbar werden für die Gestaltungsweise, beziehen sie sich vorwiegend auf die Pflege des Reims und des Metrums, wobei im Entwicklungsbezirk vor Buchner die Erwähnung des Daktylus vermerkt sein mag. Wesentlich karger an kunsttheoretischem Ertrag bleibt Hoecks Gedicht „ A n den L e s e r " , das vielmehr über die damalige Lektüre Aufschlüsse bietet. Immerhin lehnt es die schulmäßige Einstellung ab, als ob man „auss den Poeten" nur Untugenden und „Schelmereyen" erlerne, verweist im Gegenteil auf die leichte Lehrbarkeit von „Kunst, Weißheit vnd Tugendt" mit Hilfe der Dichtung und schwenkt damit ein in die Reihe der Rechtfertigungen der Dichtkunst. Leichter als in dem Bericht und der Mahnung „Von Art der Deutschen Poeterey" aber, doch deutlich genug klingt der Schluß wiederum in der Überzeugung aus, daß man „allerley Materi" in „Deutsch so wol und artlich" wie im Welschen oder Französischen dichterisch zum Ausdruck bringen könne. Im ganzen wirken die kunsttheoretischen Einsprengungen in Hoecks Gedichtsammlung wie ein kleines zwangsloses Vorspiel zur Opitzschen Reform. Sie lassen voraussehen, daß die Bemühungen Opitz' günstige Einsatz- und Einwirkungsmöglichkeiten vorfinden werden. Da Joh. E n g e r t s (Joh. Engerdus) etwa um 1600 anzusetzende „ T e u t s c h e P r o s o d i a , das ist Nothwendiger Unterricht, auff welcherley weise und art in Teutscher Sprache Verss und Reimen nach rechter poetischer Kunst zu machen" offenbar nicht erhalten und nur durch Morhofs Rückverweis bekannt geworden ist, so muß sich diese frühe deutsche Prosodie mit einer bloßen Erwähnung begnügen. Und da weiterhin auch E r n s t S c h w a b e v o n der H e y d e s Poetik von 1616, eine mit theoretischen und sprachlich-metrischen Hinweisen erläuternd bereicherte Gedichtsammlung, die bereits mit der Erörterung von Reimfragen das Eingehen auf den Alexandriner und die Sonettform

GRUNDLEGUNG UND ABWANDLUNG

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verbunden haben dürfte, endgültig in Verlust geraten und uns nur mittelbar und unzulänglich durch Opitzens Rückverweise bekannt ist, so kann „ M a r t i n i O p i t i i B u c h v o n d e r D e u t s c h e n P o e t e r e y " (Breslau 1624) als die erste d e u t s c h g e s c h r i e b e n e Poetik des siebzehnten Jahrhunderts gelten. Der Anlage nach ein handlich-übersichtlicher Leitfaden von ausgeprägtem Grundrißcharakter, stellt das nach Opitzens eigenem, wenn auch wohl ein wenig übertreibenden Zeugnis in „fünff tagen" entstandene „magere Heftchen", wie schon" Roethe es nannte, kein selbständig durchdachtes oder gar philosophisch-kritisch unterbautes System dar, sondern eine mit federgewandter Schnelligkeit zusammengetragene, lockere Aneinanderreihung von Einzelheiten, geschöpft durchweg aus fremden Quellen, vielfach nicht einmal aus erster Hand entlehnt. Wenn z. B. auch die unmittelbare Benutzung der Horazischen „ A r s poetica" mit gewisser Wahrscheinlichkeit angenommen werden darf, so bleibt es bereits strittig, ob Opitz die Aristotelische Poetik selbst gekannt oder sich mit ihrer Vermittlung durch Scaliger und den Aristoteles-Kommentator Daniel Heinsius begnügt hat, dessen Einwirken z. B . auch in Italien etwa gleichzeitig spürbar wird in Tarquino Galuzzis „Commentarii tres de tragoedia et comoedia" (Rom 1621). Die ergiebigsten Bezugsquellen stellen ihm im wesentlichen doch die Franzosen Scaliger und Ronsard. Die Begriffsbestimmung und Gattungs- bzw. Arteinteilung übernimmt er — mit Ausnahme des Epigramms — hauptsächlich von Scaliger, während die mehr praktisch eingestellten Teile durch Ronsard angeregt, teils wohl auch durch den verschollenen Ernst Schwabe von der Heyde beeinflußt worden sind. Nicht überall folgt Opitz sklavisch seinem Gewährsmann Ronsard. So berücksichtigt er z. B . Ronsard gegenüber, der sich auf eine hochentwickelte und schon in sich gefestigte Nationalsprache stützen konnte, die relative Unvollkommenheit der deutschen Sprache, ihre geringe Einheitlichkeit und Festigkeit und warnt aus dieser — aus kulturpatriotischen Gründen heraus verschwiegenen — Erkenntnis der andersartigen Entwicklungsposition vor Verwirrung durch Dialekteinschläge. öffentlich dagegen betonte er wie alle Späteren das würdige Alter, die hervorragende Eignung und die angebliche frühere Unverfälschtheit der Muttersprache, die indessen Säuberung vom Fremdwörterunwesen billig erwarten darf auf Grund ihrer an sich vorbildlichen Erbqualitäten (so etwa im „Aristarchus"), ein Leit-

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DIE POETIK DES BAROCK

und Lieblingsthema der Barockpoetik, frühzeitig von Opitz aufgegriffen im „Aristarchus sive de contemptu linguae Teuloncaie" (1618, 1624). Gelegentlich weiß er sich auch in Einzelzügen vrodesse), wenn nicht völlig aufgehoben, so doch beträchtlich im Geltungsgrad eingeschränkt. Denn das „Gott und der Welt dienen" wird gerade für den Poeten im eigentlichen Verstände festgehalten, während der Liebhaberpoet mehr angenehm unterhalten und überdies seine Eloquenz in den poetischen Versuchen schulen und fördern soll. Etwas schwingt offenbar nach von Benj. Neukirchs Unterscheidung der hohen Poesie von der leichter erreichbaren Mittelschicht der „galanten" Poesie, nur daß bei A. Köhler der Unterschied schulmäßig vergröbert auf flacherer Deutungsstufe wiederkehrt. Das Klassifizieren muß Köhler auch hinweghelfen über die W a h l e n t s c h e i d u n g z w i s c h e n den S t i l r i c h t u n g e n . Für ihn stehen die „Weisianer" und die „Hoffmannswaldauer" als Träger zweier in sich und an sich berechtigter Kunstformen reibungslos und friedlich nebeneinander, nachdem er sie säuberlich „in 2 Classen" eingeteilt hat. Die Vorzugswerte der „Weisianer" liegen in den Attributen: rein, nett und annehmlich, in dem „rein und deutsch", in den „deutlichen Redensarten" und den lustig-anmutigen „Erfindungen", die Vorzugswerte der „Hoffmannswaldauer" in den Attributen: schwer, sententiös, nachdenklich, tiefsinnig, in „ungemeinen und bisweilen höchst

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admirablen Redens-Arten", in den „beweglichen Figuren und wichtigen Realien". Die Wahlentscheidung selbst wird abgelehnt; denn: „Sie sind beyde gut und admirable". Doch herrscht im Ganzen der Poetik der Weisesche Geist vor. Nur daß sich Köhler noch allerlei barocke Spielformen in die Kleinkunstarten hinüberrettet. Bei alledem enthält neben der Vorrede die „Vorbereitung" noch das Wesentlichste. Für die wenig straffe Anlage des ersten Hauptteiles und das Sich-Verlieren an Einzelheiten und Äußerlichkeiten spricht eindringlich der Umstand, daß das siebente Kapitel (Gedichtarten) doppelt so breit ausfällt als sämtliche sechs vorhergehende Kapitel zusammengenommen, wobei allerdings die Beispielaufschwellung entscheidend mitwirkt. Den dramatischen Gattungen, dem Lustspiel und der Tragödie, werden unter Hinweis auf Omeis nur je etwa zehn bis zwölf Zeilen eingeräumt. Ebensoviel Raum jedoch beansprucht unter den zahllosen „Spielformen" (Kettenreime, Nachtigallen, Cento, FragReime, Gespräch-Gedichte, Zahl-Verse, Rätzel, Brieff-Verse u. Vers-Brieffe, Sinnbilder usw.) die Einführung einer „neuen (?) Zierlichkeit", der sogenannten Cabbeln, die mathematische Qualitäten vom Dichter verlangen. Und obgleich Köhler gelegentlich der Bilderreime unter dem Druck maßgebender Kritiker („weil sie von gravitaetischen Leuten nicht aestimiret werden", S. 171) sich mit dem Abdruck „nur" eines EXempels begnügt (1734!), läßt seine stille und behagliche Mitfreude an derartiger Kleinkrämerei es sich doch nicht nehmen, z. B. für die „Cabbeln" mit den arithmetischen und „cabbalistischen" Hintergründen ganze Ziffernreihen aufmarschieren zu lassen. Überall gleitet er zudem von der Artbestimmung schnell ab in metrische Erläuterungen, die dergestalt in den ersten Hauptteil hineingenommen werden, während der zweite Teil von der Redekunst her der Dichtung beizukommen sucht, „weil die Poesie eine nobilis eloqueniiae species ist". Die Tragschicht bietet fraglos Weise, der denn auch mit seinem Konstruktionsgesetz treulich übernommen wird. An sich beherrscht Köhler — abgesehen von Weise — merklich nicht entfernt die für die Poetik einschlägige Literatur. Nur gelegentlich nennt er Gewährsmänner wie Omeis (f. d. dramat. Gattungen), Menantes (bezw. Neumeister f. d. Oper), Uhse (f. d. Kettenreim), Rotth (f. d. Pindarischen Oden) und Morhof (f. d. Auslandsliteratur).

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Eine verstärkte Anteilnahme an der Oper äußert sich nicht im theoretischen Eingehen, das höchstens wegen der Duldung einer „heydnischen Fabel" bemerkenswert, aber nicht neuartig wäre, sondern im Abdruck eines Operntextes. Den „Beschluß" des Ganzen bildet ein Gedicht, das behauptet, der Weg zum Parnaß sei nun „gezeigt" und anrät, die Dichtung sparsam „wie Marcipan" anzuwenden, „nach kluger Dichter Weise"; Und man möchte — wenn man die Poetik überblickt — fast variieren „nach dem klugen Dichter Weise". Aber es wäre billig, A. Köhler zu bespötteln, obgleich die Versuchung naheliegt. Fruchtbarer erscheint es, den Beitrag Köhlers zu erkennen als typische Abflachungsform der veralteten Rektorenpoetik, die an der galantkuriösen Richtung mehr aus Rückständigkeit als aus Überzeugung festhält, die den Problemen der Übergangsepoche mit ihren Überschneidungen ausweicht, indem sie im Nebeneinander des Sowohl-Als-Auch einen Notausgang sucht. Und gerade insofern hebt sich von ihr die Breslauer Anleitung mit ihrem ernsthafteren Willen zur Auseinandersetzung und Vertiefung recht instruktiv und vorteilhaft ab, wobei zu berücksichtigen bleibt, daß der Breslauer Anonymus ein Jahrzehnt vor Köhler in die kunsttheoretischen Erörterungen eingegriffen hatte. Den anonymen Verfasser (Chr. Stieff?) der „ A n l e i t u n g z u r P o e s i e , darinnen ihr Ursprung, Wachsthum, Beschaffenheit und rechter Gebrauch untersuchet und gezeiget wird" (1725), der sogenannten B r e s l a u e r A n l e i t u n g , der Borinski noch wenig Beachtung schenkte, hat man neuerdings einer „spätgalanten" Gruppe zuzuordnen versucht, allerdings mit dem Zugeständnis, daß in seiner Poetik bereits weitreichende aufklärerische Elemente spürbar seien, die sich mit zugleich vermuteten pietistischen Tendenzen eigenartig genug, aber doch in auch sonst nachweisbarer Mischform überkreuzen würden. Überdies ist in der Breslauer Anleitung, die ebensowenig wie Neukirchs „Anfangsgründe zur reinen teutschen Poesie" so ohne weiteres als dem Gesamttypus nach „barockal" in eine frühere Entwicklungsschicht einseitig zurückversetzt werden darf, bereits eine Bezugnahme auf Gottscheds „Vernünfftige Tadlerinnen" nachzuweisen und dementsprechend eingeräumt worden, daß auch der spezifische Typus des „Galanten" hier überholt erscheint. Trotzdem wird selbst in der Breslauer Anleitung von 1725 noch die Überschneidung spätbarocker, galanter und frühklassizistischer Entwick-

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lungslinien aufdeckbar. Denn noch behaupten sich Gryphius, Hofmannswaldau und Lohenstein als das „unvergleichliche KleeBlatt. . . , welches mit ihrem Ruhme bei den Teutschen niehmals verwelcken wird". Daneben aber stehen bereits Namen wie Pietsch, Besser und Canitz, der warm anerkannt wird, Brockes, der achtungsvolle Würdigung findet, wie Mencke und andere. Und sogleich der erste Paragraph erwähnt „die vernünfftigen Tadlerinnen". Die Übergangsstellung wird voll erkennbar, wenn der anonyme Verfasser vor allem auf Menantes und auch Omeis' Poetik verweist. Zugleich hebt sich die Linie Morhof ab, die in dieser jüngeren Umprägung dennoch in der ganzen historischen und kritischen Anlage sich nachhaltig durchsetzt und also hart bis zum Wirkungsraum der Gottschedischen Poetik vorgetrieben erscheint. Das würde wiederum bestätigen, daß Morhofs kritisch und historisch fundierte Poetik etwas mehr Schule gemacht hat oder doch stärkere Teilnachwirkungen ausstrahlte, als man vielfach annimmt, indem die von Rotth noch klar markierte Linie trotz zeitbedingter Abwandlungen unter anderem in G. Stolles Poetikkapitel und in der Breslauer Anleitung eine erneute Verstärkung erfährt. Die mit beherrschter Formraffung das damals als wesentlich geltende Lehrgut geschickt verdichtende Darstellung der Breslauer Anleitung, die sich freihält vom künstlichen Aufschwellen durch Beispiele, bewältigt auf verhältnismäßig knappem Raum nach einem grundsätzlichen Eingangsteil, der die Abhebung der Dichtkunst von den andern Künsten bringt (außer der Dichtkunst sind alle Sonderkünste auf die Ergänzung durch Hilfskünste angewiesen), den historischen Teil als Grundriß einer internationalen Literaturgeschichte nach Morhofs Art und trägt in ihrer zweiten Hälfte die eigentliche Poetik nach, die wiederum durch kritisch-historische Einlagerungen eine festere Stützung der reinen Theorie anstrebt, ohne Beispielgedichte zu häufen. Was die Breslauer Anleitung mit Morhof verbindet, ist außer der Gesamtanlage vor allem die Abwehr Weises. Was sie von Morhof abhebt, ist nicht zum wenigsten die teils in ausdrücklicher kritischer Auseinandersetzung mit Morhof erfolgende Verteidigung der nicht gereimten und nicht metrisch gebundenen Prosadichtung auch im Bezirke der hohen Gattungsarten und der Loslösungsversuch von der Mustersetzung der Alten. Jenes Eintreten für

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das Recht ungebundener und nicht gereimter Dichtungsarten, mit dem die Breslauer Anleitung durchaus nicht allein steht, widerlegt zugleich Borinskis verallgemeinernde Behauptung, daß die „Polemik gegen die Reimlosigkeit und Anpreisung des Reimes... von nun (Morhof) an in Deutschland an der Tagesordnung" sei. Umsomehr, als Borinski erst die „Discourse" der Schweizer „sehr zaghaft" die Abwehr des Reims (ermutigt durch Shaftesbury) aufnehmen läßt nach Gottscheds vermittelnder Haltung. Kennzeichnend für die Einstellung zur Frage der Reimwertung wirkt für den Einzelfall etwa die Stellung zu Miltons „Paradise lost", das Morhof wesentlich auch wegen der Reimlosigkeit ablehnt, während die Breslauer Anleitung das „verlustigte Paradieß" wegen der nicht folgerichtig durchgehaltenen „heroischen Action" vorzüglich als Heldengedicht beanstandet. Für Morhof war eine an sich ähnliche Beanstandung doch eben nicht entscheidend gewesen. Das im Gegensatz zu Morhof fühlbare L o s l ö s u n g s b e s t r e b e n von der alleinigen Mustersetzung und Normgeltung der Alten verstärkt sich in der Vorrede zu der eigenes deutsches Dichtschaffen ermunternden Hoffnung, daß auch eine eigene Mustersetzung allmählich zur Entbehrlichkeit der alten Mustersetzung (ähnlich noch Geliert) verhelfen möchte, „da doch... die Lateinische Poesie ziemlich ins Abnehmen geraten will, und jedwede Nation nur bemüht ist, in ihrer Muttersprache die Poesie zu excoliren". Die k u l t u r p a t r i o t i s c h e Stütze und das nationalpolitische Argument wird also im Abwehrkampf gegen die erdrückende Mustergeltung der Alten voll bewußt zum Einsatz gebracht, wenngleich die Breslauer Anleitung nicht kritiklos den vermeintlichen Ausdrucksgrenzen der deutschen Muttersprache gegenübersteht. Mit der kulturpatriotischen und nationalsprachlichen Leitidee verbindet sich nun die christlich-moralisierende Leitidee im Vorstoßen gegen die zäh umkämpfte Position der „heidnischen" Mythologie. Besonders in der Vorrede könnte man fast von einer ausgeprägt theologischen Versteifung dieses Widerstandes gegen die „heydnischen Mythologischen Grillen" und das „alte fabelhaffte Zeug" und „Teuffels-Geschmeiß" sprechen. Und eng damit verbunden, zieht sich der laufende Abwehrkampf gegen alles „Zotige" und irgendwie Anstößige durch die ganze Darstellung hin. Selbst der etwas kecke Ausblick auf die Wiege in Hochzeitsgedichten gilt als unkeusch.

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Während dieser eifernde Tugendsinn unbeirrbar festgehalten wird, muß hinsichtlich der Geltung der Alten und der heidnischen Mythologie doch manche Einräumung, manches Teilzugeständnis gemacht werden angesichts der historischen Höhenleistung der Alten und angesichts der weitgehenden Verflochtenheit der Zeitdichtung mit der Mythologie. Gerade im Sichfreikämpfenwollen von der antiken Mythologie werden Einschränkungen indessen nur widerstrebend gemacht und möglichst die Rückzugslinie auf die von Omeis vorgeschlagene Ersatzmythologie jederzeit offengehalten. Auf Omeis wird — neben Menantes — auch in metrischen Fragen verwiesen. Was jedoch von Omeis abhebt, ist die zwar nicht restlos klare E i n s t e l l u n g z u W e i s e s P r i n z i p der P r o s a k o n s t r u k t i o n , das Omeis, wenngleich gemildert, annahm, die Breslauer Anleitung aber noch weit entschiedener zu verwerfen scheint, als es durch Morhof bereits geschehen war. Denn wenn man etwa aus einem zudem gedämpften kritischen Hinweis auf vereinzelte Härten „in der Konstruktion" bei Opitz eine Gefolgschaft gegenüber Weise ableiten wollte, so ergibt sich doch sehr bald ganz im Gegenteil ein energisches, ja geradezu entrüstetes Abrücken von der Verflachung der „Heroischen A r t " durch die von Weise anempfohlenen Prosaismen, die sich „durch nichts anders als durch den Reim und die Zahl der Syllben" von der Alltagsprosa und der „allgemeinen Rede" abzuheben vermögen. Der von dem Breslauer Poetiker auch sonst bedauerte Rückgang in der früher doch so verheißungsvoll ansetzenden Entwicklung der deutschen Dichtkunst wird nicht zum wenigsten auf Weises Einfluß zurückgeführt: „Hierzu scheinet Herr Weise in Zittau sehr viel geholffen zu haben, welcher die Jugend von der Heroischen Art, oder besser zu sagen von der wahren Poesie abgeführet und hingegen zu einer Schreib-Art angewöhnet, welche niemand als dem Pöbel gefallen kann" (S. 83). Der Kampf der Richtungen hat jetzt schon die Polemik gegen die Weiseaner merklich zugespitzt, nicht ohne eine gewisse mißgünstige Verärgerung anklingen zu lassen; denn „er (Weise) hat aber das Glück, daß ihn seine Landsleute sehr hoch erhoben". Möglicherweise auch spielt dabei der landschaftliche Wettbewerb, wie er kurz vorher einen anderen Ungenannten „Die Ehre der Schlesischen Poesie und Poeten" (1721) verteidigen ließ, von

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Schlesien her mit hinein. Sachlicher begründet wirkt jedenfalls die zudem entwicklungsgeschichtlich beachtenswerte und schon mehrfach beobachtete A b w e h r der Gestalt des „ P i c k e l H e r i n g " in den Komödien Weises. Grundsätzlich hatte der Breslauer Poetiker die Richtlinie festgelegt: „Man muß aber das Lächerliche nicht in Zoten und der so genannten Person des Pickel-Herings... vorstellen" (S. 162). Nach alledem kann der Breslauer Theoretiker fraglos als Anti-Weiseaner gelten. Umsomehr überrumpelt der letzte Paragraph der gesamten Anleitung mit einer fast wörtlichen Übernahme des Weiseschen Prosagesetzes: „Die Construction muß in Versen vollkommen so bleiben, wie sie in Prosa ist", ohne Nennung zwar des Namens Weise, aber dennoch unzweideutig klar, auch in der kurzen Erläuterung. Der offenbare Widerspruch ließe sich etwa so erklären: im historischen Teil, der von Morhof abhängig ist, wird — wie bei Morhof — Weise mit seinen Prosaismen verworfen. Im sehr flüchtig hingeworfenen und vom Verfasser selbst als fragmentarisch bezeichneten Schlußteil wird unbesehen das Gesetz der Prosakonstruktion mit am Wege aufgerafft, das vielleicht nur aus zweiter Hand (etwa von Omeis) bezogen wurde. Dennoch ist die Weise-feindliche Haltung merklich auch persönlich ausgeprägt, wie denn der Verfasser der Breslauer Anleitung auch sonst um ein eignes Urteil sich bemüht zeigt. Eine andere Lösung des Widerspruchs läge darin, daß der Breslauer Poetiker zwar den schaffenden Dichter Weise als Vorbild ablehnt, den Theoretiker und dessen Prosaprinzip aber — wenn auch nur stillschweigend — annimmt. Näherliegend wirkt indessen eine dritte Lösungsmöglichkeit, daß nämlich das Weisesche Gesetz damals bereits fester Teilbestand so vieler Poetiken war (vgl. etwa Rotth, Reimmann, Uhse, G. Ludwig, Omeis, J. Ernst Weise, J. S. Wahll, J. G. Neukirch, ein Jahrzehnt später A. Köhler u. a.), daß es losgelöst von seinem Namen weiterwirken konnte. Die Gesamthaltung der Breslauer Anleitung läßt jedenfalls jene schnell am Schluß aufgeraffte Formel als Fremdkörper fühlbar werden. Die grundsätzliche Ablehnung Weises überwiegt bei weitem und entspricht auch durchaus der mehr gefühlsmäßigen Art, wie sie die Breslauer Poetik — vielleicht aus pietistischer Lebensstimmung heraus — sich weit freier entfalten läßt als die meisten frühklassizistischen Anweisungen. Nicht zum wenigsten sich entfalten und ausprägen läßt in einer

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verhältnismäßig stärkeren B e w e r t u n g der B e g a b u n g , aber auch im W ü r d i g e n der p e r s ö n l i c h e n Erlebnisgrundl a g e (für das Werden) und der gefühlsmäßigen Eindruckskraft (für das Wirken) eines Wortkunstwerks. Zwar die feierlich im Vorwort gegebene Zielsetzung bewegt sich in den üblichen Bahnen: Dienst zur „Ehre Gottes", Ermunterung zur Tugend, und zwar einer soziologisch gesehenen Zwecktugend („in der menschlichen Gesellschaft") unter leiser Anlehnung an die lebenskundlich-politische (galante) Richtung, und — in Anpassung an frühaufklärerische Tendenzen — Verstandesschulung, „welche drey Absichten gewiß eines jeden rechtschaffenen Poeten vornehmste Absicht seyn sollte". Aber neben diesem gleichsam offiziellen Programm muß man zur rechten Erfassung einer verfeinernden Abstufung unter den einzelnen Poetikern doch auch hinhorchen lernen auf die teils gedämpft mitschwingenden Klänge, die leitmotivartig so etwas wie ein Wunschwesen des Dichterischen schlechtweg auftönen lassen. Und da begegnet in diesem Falle immer wieder der Wunsch, daß die Dichtung nicht zuletzt das „Hertze bewegen" müsse. Selbst das ernste Keuschheitsprinzip verschließt sich nicht vor den dichterisch-schöpferischen Kräften, wie sie etwa vom Liebesempfinden ausstrahlen können. Ja, die Bewährung in Liebesgedichten gilt geradezu als Kriterium für die begabungsmäßige Leistungsfähigkeit auch auf anderen Gebieten der Wortkunst. Nicht wie bei Weise muß gegebenenfalls die glückliche Inspiration und der aus gesteigerter Stimmung geborene Gedanke dem Formprinzip aufgeopfert werden (darin Mencke ähnlich); vielmehr findet der spontane erste Einfall durchaus Verständnis und Würdigung. Und die wenngleich nicht neue Einsicht (vgl. Morhof und andere) verschafft sich volle Geltung, daß die Zwanglosigkeit des Einfalls allzu leicht innerlich gebrochen werden kann vom regelgerechten Zwängen nach Einfallkategorien. Selbst bei Sinngedichten muß man „einiger maßen darzugebohren seyn. Die Loci topici thun wol e t w a s . . . ; aber es kommt mehrentheils gezwungen heraus" (S. 126/7). Entsprechend bietet die beste Voraussetzung für die satirische Schreibart ein „lustiges Naturell", wie überhaupt „das Naturell mehr als alle Kunst ausrichten muß" (S. 2). Die Affektenlehre hilft derartige psychologische Elemente unterbauen. Und manches mag der Breslauer vom mehrfach herangezogenen Menantes gelernt haben (viel-

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WORTKUNSTTHEORIE DER GALANT-CURIÖSEN EPOCHE

leicht auch von Günther) an Begabungsbewertung. Aber die Zielsetzung der Eindruckswirkung, „des Lesers Hertz zu gewinnen", weist doch als eine der Lieblingswendungen des Verfassers merklich persönliche Einfärbung und Gefühlsbeteiligung auf, obgleich sie, rein formal betrachtet, älter war (vgl. schon Opitz). Und der Schritt „vom E n t h u s i a s m o p o e t i c o " zu der V o r s t e l l u n g v o n der s e l b s t e r f i n d e n d e n S e e l e war doch nicht so ohne weiteres gegeben und erzwingt ein aufmerksames Hinüberblicken auf diese Breslauer Anleitung. Umsomehr, als wiederum das Spontane des „unverhofften" Einfalls vorteilhaft abgehoben erscheint von dem nur durch theoretisch-technisches Hilfswerk herausgepreßten Als-Ob-Einfall: „Unverhoffte Gedancken a b e r e r f i n d e t die S e e l e s e l b s t " (S. 101). Es ist für den damaligen Wortgebrauch auch keineswegs belanglos, daß hier„Seele" und nicht etwa „Verstand" eingesetzt wird. Diese kühne Wendung, die ohne Hilfe Dubos' gewagt worden zu sein scheint, vollzieht sich zudem in ausdrücklicher Abweichung vom sonst so verehrten Morhof. Und leise schon kündigt sich der Gedanke des organischen Wachstums eines Wortkunstwerks (Richtung Herder) an, wenn beanstandet wird, daß jene kunsthandwerklichen Methoden, wie sie Morhof noch empfiehlt, doch immer nur zu einem mosaikhaften „Flickwerk" verhelfen können, während als Ideal jener Wachstumsvorgang aufleuchtet, bei dem gleichsam innerhalb des Einzelwerkes die eine Strophe „der andern Mutter" zu sein hätte. Demgegenüber besagt es wenig, wenn z. B. Hübners Reimlexikon zwar nicht so unbekümmert wie bei Mencke empfohlen, doch auch nicht gänzlich verworfen oder wenn gelegentlich auf des Masenius „Palaestra Eloquentiae ligatae" (1654) und „Speculum imaginum" als Hilfsmittel, das „Naturell erst recht" zu „poliren", verwiesen wird. Es darf nicht vergessen werden, daß noch Wieland auf die „Politur" der Formgebung großen Wert legte. Es soll aber auch nicht übersehen werden, wie derartige Einlagerungen innerhalb der Breslauer Anleitung ständig daran erinnern, daß jene eingangs bereits klargestellten Überschneidungen bis in Einzelheiten hinein verfolgbar bleiben. Mit der Würdigung der „Breslauer Anleitung" mag dieser erste Teil einer Entwicklungsgeschichte der deutschen Poetik und Literaturphilosophie abschließen. Denn nicht zum wenigsten die tiefgreifende Neudeutung A. Baeumlers, aber auch eine gerechte

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Wertung der Gesamthaltung und Gesamtleistung Gottscheds selbst lassen es als ratsam erscheinen, in Gottsched doch mehr zu sehen als den bloßen Abschluß eines seit Opitz verfolgbaren Entfaltungs- und Wandlungsvorganges. In der ideelichen Auseinandersetzung bleibt die Wirkungsästhetik der Auflockerungsepoche überdies viel zu eng und untrennbar mit Gottsched verflochten, als daß man seine kritische Poetik künstlich aus dem Verbände herauslösen könnte, nur um vielleicht die Epochenbezeichnung „von Opitz bis Gottsched" zu erzwingen. Über Gottsched aber und die Auflockerungsepoche mit ihrem Ausschwingen bis Wieland hin soll der zweite Band dieser Darstellung in seinem Eingangsteil berichten. Dort wird die breite Tragschicht der Geschmacksdebatte wenigstens an einem Ausschnitt zu skizzieren sein, jener langwierigen Erörterungen, die an sich bereits im vorgottschedischen Raum gepflogen werden und deren Ansätze deshalb mehrfach in dieser Darstellung vorbereitend aufgezeigt wurden. Es leuchtet ohne weiteres ein, daß z. B. Joh. Ulrich Königs „Untersuchung von dem guten Geschmack in der Dicht- und Redekunst" im Anhang zur Canitz-Ausgabe (1727, 1734) zu weit in den Gottschedischen Bezirk hineinragt, als daß sie von einer Würdigung Gottscheds freigesetzt und ohne Zwang in eine Verbesonderung hineingestellt werden könnte. Ebenso gehören naturgemäß die zeitlich an sich früher liegenden Beiträge der Schweizer in die Auflockerungsepoche. Und so erscheint ein an sich nur Äußerliches, daß nämlich zwischen dem „Buch von der Deutschen Poeterey" (1624) und der „Breslauer Anleitung" (1725) fast auf das Jahr genau ein Jahrhundert wortkunsttheoretischen Bemühens sich ausspannt, dennoch vom nur Datenhaften hinüberzuweisen auf ein innerlich Deutbares und ideelich Begrenzbares. Denn vom dritten Jahrzehnt des achtzehnten Jahrhunderts an vollziehen sich entschiedene und entscheidende Wendungen, die hinter der bloßen Regel das Gesetz aufzuspüren trachten. Bald entfalten sich auf kritisch gelockertem Boden mehr und mehr erstarkende Wuchsformen des deutschen dichterischen Kunstwollens und Kunstforderns, die nicht zum wenigsten aus der Wurzelschicht des Weltanschaulichen neue Triebkraft zu gewinnen wissen.

Anmerkungen Soweit Literaturhinweise gegeben wurden, beschränken sie sich durchweg auf Arbeiten, die für die Poetik, Wortkunsttheorie und damit für das Kunstwollen des Berichtsraumes heranzuziehen sind. Weitere Literatur über die Dichtung selbst (Dichtschaffen) findet sich in reicher Vermittlung in der Bibliographie zur deutschen Barockliteratur, die H a n s P y r i t z im Anhang der Gesamtdarstellung P a u l H a n k a m e r s über die „Deutsche Gegenreformation und deutsches Barock", Stuttgart 1935 (Epochen d. dt. Literatur, Bd. II, 2) zusammengestellt hat, und zwar unter Einbeziehung der Literatur zur Theorie. — H. P y r i t z ' dankenswerte bibliographische Arbeitsleistung konnte noch kurz vor Abschluß dieser Arbeit — zum überprüfenden Vergleich mit dem eigenen Material — ausgewertet, die Literatur aus dem Jahre 1936 nur noch während der Drucklegung herangezogen werden. Literaturüberblicke bieten weiterhin F . K o c h : Das gegenwärtige Bild der Barockliteratur, Hochschulwissen VII (1930), 700ff. — G. Müller: Neue Arbeiten zur dt. Barockliteratur, ZfdBildg. VI (1930), 325 ff. u.a. — neuerdings G. M ü l l e r : Neue Barockforschung, Dichtung u. Volkstum, 36. Jahrg. (1935), 108ff. Auf die einschlägigen Artikel im Reallexikon d. dt. Literaturgeschichte, hrsg. von P. M e r k e r u. W. S t a m m l e r , auf den Deutschen Kulturatlas, hrsg. von G. L ü d t k e u. L. M a c k e n s e n , dessen von W. Zirus vorgenommene Aufstellung d. Poetiken d. Barock mir seinerzeit zur Überprüfung vom Verlag vorgelegt wurde, sowie auf entsprechende Nachschlagewerke sei hingewiesen. Gesamtgebiet K . B o r i n s k i : Die Poetik der Renaissance u. d. Anfänge d. literarischen Kritik in Deutschland, Berlin 1886. — K . B o r i n s k i : Die Antike in Poetik u. Kunsttheorie vom Ausgang d. klass. Altertums bis auf Goethe u. W. v. Humboldt, Bd. I/II (das Erbe d. Alten IX, X), Leipzig 1914/24; bes. Bd. I: Mittelalter, Renaissance, Barock. — E. H ö p f n e r : Reformbestrebungen auf dem Gebiete d. dt. Dichtung d. 16. u. 17. Jh.s, Progr. Berlin 1867. — H. v. S t e i n : Die Entstehung der neueren Ästhetik,

ANMERKUNGEN

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Stuttgart 1886. — J . E. S p i n g a r n : A History of Literary Criticism in the Renaissance, New York 1899 (mit bes. Berücksichtigung d. italien. Einflusses). — G. S a i n t s b u r y : A history of criticism and literary taste in Europe, Edinburgh-London 1900/02. — E. G r u c k e r : Histoire des doctrines littéraires et esthétiques en Allemagne (Opitz, Leibniz, Gottsched, les Suisses), Paris 1883. — K. V o s s l e r : Poetische Theorien i. d. italienischen Frührenaissance, Berlin 1900. — J . G . R o b e r t s o n : Studies in the genesis of romantic theory in the eighteenth century, Cambridge 1923 (R. greift bes. f. d. italien. Kunsttheorie vielfach zurück i. d. 17. Jh.). — A. B a e u m l e r : Kants Kritik der Urteilskraft, ihre Geschichte u. Systematik, Bd. I : Das Irrationalitätsproblem i. d. Ästhetik u. Logik d. 18. Jh.s bis z. Kritik der Urteilskraft, Halle 1923 (B. greift streckenweise auf d. 17. J h . zurück). — S. v. L e m p i c k i : Geschichte d. dt. Literaturwissenschaft b. z. Ende d. 18. Jh.s, Bd. I, Göttingen 1920. —H. S c h a u e r : Lit. Zeugnisse z. Poetik u. Kulturgesch. d. dt. Barock, Deutschkdl. Bücherei, Leipzig 1926 (schwach). — G. B r a t e s : Die Barockpoetik als Dichtkunst, Reimkunst, Sprachkunst, ZfdPhil. 53. — B. M a r k w a r d t : Poetik, Real-Lex. d. dt. Lit.-Gesch. (MerkerStammler), Bd. II, 1928. — U . W e n d l a n d : Die Theoretiker u. Theorien d. sogen, galanten Stilepoche u. d. dt. Sprache, Form u. Geist X V I I , Leipzig 1930. — K. J . Obenauer: Die Problematik d. ästhetischen Menschen i. d. dt. Lit., München 1933. — Als neuere Forschung üb. Aristoteles sei verzeichnet E r n e s t o B i g n a m i : La Poetica die Aristotele e il concetto dell'arte presso gli antichi, Florenz 1932. — Für den Frührationalismus P. B ö c k mann: Das Formprinzip des Witzes i. d. Frühzeit d. dt. Aufklärung, J b . d. Fr. Dt. Hochstifts 1932/3, S. 52—130. A. R e i f f e r s c h e i d (Hrsg.): Quellen zur Geschichte d. geistigen Lebens i. Deutschland während d. 17. Jh.s, Bd. I, Heilbronn 1889. — G. K r a u s e : Der Fruchtbringenden Gesellschaft älteste, Ertzschrein, Briefe, Devisen u. anderweitige Schriftstücker Leipzig 1855. Sondergebiete K . A . S c h i l d : Die Bezeichnungen d. dt. Dramen v. d. Anfängen b. 1740, Diss. Gießen 1924. — P. S t a c h e l : Seneca u. d. dt. Renaissancedrama, Berlin 1907, Palaestra 46. — F r . D ü s e l : Der dramatische Monolog i. d. Poetik d. 17. u. 18. Jh.s u. i. d. Dramen Lessings, Theatergesch. Forschg. X I V (1897). — G. P o p p : Über d. Begriff d. Dramas i. d. dt. Poetiken d. 17. Jh.s, Diss. Leipzig 1895. — W. R e i s s : Die Theorien des Tragischen im 17. J h . 33

M a r k w a r d t f Poetik i

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ANMERKUNGEN

i. Deutschland u. Frankreich (aber weit überwiegend Frankreich), Diss. Bern, gedr. Berlin 1910. — W. J u k e r : Die Theorie d. Tragödie i. d. dt. Poetiken u. ihre Durchführung i. d. bedeutendsten Trauerspielen d. 17. Jh.s, Diss. Heidelberg (Masch.) 1924. — K. H o l l : Zur Geschichte d. Lustspieltheorie v. Aristoteles b. Gottsched, Lit.-hist. Forschg., hrsg. v. Schick u. M. v. Waldberg 44 (1911). — G. B r a t e s : Hauptprobleme d. dt. Barockdramaturgie i. ihrer geschichtl. Entwicklung, Diss. Greifswald 1935 (dort weitere Lit.). — W. F l e m m i n g : Drama u. Theater d. dt. Barock, ZDk., Jg. 1935, S. 458ff. M. L. W o l f f : Geschichte d. Romantheorie I. Teil: Von d. Anfängen b. z. Mitte d. 18. Jh.s, Diss. München, gedr. Nürnberg 1915 (eingehend üb. d. ausländ. Romantheorie). — E. N e u s t ä d t e r : Versuch einer Entwicklungsgeschichte d. epischen Theorie i. Deutschland v. d. Anfängen b. z. Klassizismus, Diss. Freiburg 1928. — [Im weiteren Umkreis: F. B o b e r t a g : Geschichte des Romans u. d. ihm verwandten Dichtungsgattungen i. Deutschland, Bd. I u. II, Breslau (Berlin) 1876/84. — L. C h o l e v i u s : Die bedeutendsten dt. Romane d. 17. Jh.s, Leipzig 1866. — G. M ü l l e r : Barockromane u. Barockroman, Lit.-wiss. Jb. IV (1929). — E . C o h n : Gesellschaftsideale u. Gesellschaftsroman d. 17. Jh.s, Berlin 1921, Germ. Studien III. — H. M e y e r : Der dt. Schäferroman d. 17. Jh.s, Diss. Freiburg, gedr. Dorpat 1928. — R. A l e w y n : Joh. Beer, Studien zum Roman d. 17. Jh.s, Leipzig 1932, Palaestra 181. — A. H i r s c h : Bürgertum u. Barock i. dt. Roman, Frankfurt a. M. 1934]. M. S t a e g e : Die Geschichte d. dt. Fabeltheorie, Diss. Basel, gedr. Bern 1929 (vorwiegend v. 18. Jh. an, aber S. 12—18 „Zeugnisse aus den Poetiken d. 16. u. 17. Jh.s"). — W. K a y s e r : Die Klangmalerei bei Harsdörffer, ein Beitrag z. Geschichte d. Literatur, Poetik u. Sprachtheorie d. Barockzeit, Palaestra 179, Leipzig 1932 (aufschlußreich auch für d. Poetik, ihr Verhältnis z. Rhetorik, Auslandseinflüsse u. Vorstufen). — G. F r i c k e : Die Bildlichkeit i. d. Dichtung d. Andreas Gryphius, Materialien u. Studien z. Formproblem d. dt. Literaturbarock, Berlin 1933 (hervorzuheben bes. d. Einleitungskapitel üb. „Das dichterische Bild i. d. Poetik d. Jh.s"). — W. R o h r m a n n : Die Anfänge d. literar. Kritik i. Schlesien, Diss. Breslau 1933 (im wesentlichen seit Gottsched; nur einleitend einige Bemerkungen zur Kritik i. Barock, referierend im Anschluß an Lempicki). M. v. W a l d b e r g : Die galante Lyrik, Straßburg 1885. — M. v. W a l d b e r g : Die deutsche Renaissancelyrik, Berlin 1888. — Fr. S t r i c h : Der lyrische Stil d. 17. Jh.s, Muncker-Festschrift, München 1916. — G. M ü l l e r : Geschichte d. dt. Liedes v. Zeit-

ANMERKUNGEN

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alter d. Barock b. z. Gegenwart, München 1925. — I. Z i e m e n d o r f f : Die Metapher b. d. weltl. Lyrikern d. dt. Barock, Berlin 1933. — H. P a u s t i a n : Die Lyrik d. Aufklärung als Ausdruck d. seelischen Entwicklung von 1710—1770, Berlin 1933. G. B a e s e c k e : Zur Metrik d. 16. u. 17. Jh.s, Euph. XIII. — F r . N e u m a n n : Geschichte des neuhochdeutschen Reims von Opitz bis Wieland, Berlin 1920. — A. H e u s l e r : Deutsche Versgeschichte, Bd. III, Berlin 1929. — Fr. S a r a n : Deutsche Verskunst, Berlin 1934. Grundsätzliche

Darstellungen

W. W e i ß b a c h : Barock als Kunst d. Gegenreformation, Berlin .1921. — D e r s . : Barock als Stilphänomen, DVjschrLg. II (1924). — A. H ü b s c h e r : Barock als Gestaltung antithetischen Lebensgefühls, Euph. 24 (1922). — A. H ü b s c h e r : Das Problem d. geistesgesch. Pseudomorphose i. Renaissance u. Barock, Euph. 26 (1925); d. Aufsätze Hübschers wirken teils willkürlich konstruiert. — H. C y s a r z : Vom Geist d. dt. Literatur-Barocks, DVjschrLg. I (1923). — K. V i e t o r : Vom Stil u. Geist d. dt. Barockdichtung, GRM. X I V (1926). — W . S c h u l t e : Renaissance und Barock i. d. dt. Dichtung, Lit.wissjb. d. Görres-Gesellschaft I (1926). — W. S c h u b a r t : Vom Geist d. 17. Jh.s, NJbb. f. Wiss. u. Jgbildg. IV. — K. V i e t o r : Probleme d. dt. Barocklit., Leipzig 1928. — W. F l e m m i n g : Die Auffassung des Menschen im 17. Jh., DVjschrLg. VI (1928), auch als Sonderdruck, Halle 1928. — M. W i n k l e r : Der Mensch des Barock, P r j b b . 216 (1929). — H. N a u m a n n u. G . M ü l l e r : Höfische Kultur, Halle 1929. — A. W e l l e k : Renaissance- u. Barock-Synästhesie, DVjschrLg. I X (1931). — E. V o g t : Die gegenhöfische Strömung i. d. dt. Barockliteratur, Diss. Gießen 1932. — Grundsätzliche Klärungsversuche kritischer Besinnung auf eine „quellennahe" Barockforschung unter erfreulicher Abwehr übereilter Konstruktionen auch bei H. P y r i t z : Paul Flemings dt. Liebeslyrik, Palaestra 180, Leipzig 1932, S. 209 f. — E. L ü d e r s : Die Auffassung des Menschen im 17. Jahrhundert, dargestellt an Hand d. Poetischen Wörterbücher, Diss. Köln 1934. — P . M e i ß n e r : Die geistesgeschichtlichen Grundlagen des englischen Literaturbarocks, München 1934. G e s a m t w ü r d i g u n g e n u. Ü b e r b l i c k e Außer den Darstellungen von C. Lemcke (1882), Th. S. Perry (1885) u. a. vgl. H. C y s a r z : Deutsche Barockdichtung, Renaissance, Barock, Rokoko, Leipzig 1924 (teils willkürlich kon¡>3*

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ANMERKUNGEN

struiert). — F. J. S c h n e i d e r : Die dt. Dichtung v. Ausgang d. Barocks b. z. Beginn d. Klassizismus (Epochen d. dt. Lit. III), Stuttgart 1924. — E. E r m a t i n g e r : Barock u. Rokoko i. d. dt. Lit., Leipzig 1926, 2. Aufl. 1928. — G . M ü l l e r : Deutsche Dichtung v. d. Renaissance b. z. Ausgang d. Barock, WildparkPotsdam 1927. — J. H. S c h ö l t e : Barockliteratur, Real.-Lex. d. dt. Lit.-Gesch. (Merker-Stammler) I (1925). — P. M e r k e r : Die Anfänge d. dt. Barockliteratur, The Germ. Review V I (1931). — K. V i e t o r : Das Zeitalter d. Barock (Aufriß Korff-Linden, 3. Aufl. 1932). — H. H e c k e l : Geschichte d. dt. Literatur in Schlesien, Bd. I: Von d. Anfängen b. z. Ausgang d. Barock, Breslau 1929.— A. E l o e s s e r : Die dt. Lit. v. Barock b. z. Gegenwart, Bd. I, Berlin 1930. — P. H a n k a m e r : Deutsche Gegenreformation u. dt. Barock, die dt. Lit. i. Zeitraum d. 17. Jh.s (Epochen d. dt. Lit. II, 2), Stuttgart 1935 (teils „konstruktiv", gelockerte Stoffbezogenheit). S. 9.

K e i m e e i n e s ä s t h . V e r h a l t e n s i. dt. H u m a n i s m u s . — Derartige Ansätze werden hervorgehoben z. B. v . W. S t a m m l e r : Von der Mystik zum Barock (1400—1600), Stuttgart 1927, S. 46 f. Stammler möchte in den weiter gespannten humanist. Begriff ,,poeta" schon den „schöpferischen Menschen" einbezogen sehen (S. 47); stellt jedoch zugleich klar, daß „poeta" sich nicht mit dem modernen Dichterbegriff decke. — K. J. O b e n a u e r : Die Problematik d. ästhetischen Menschen i. d. deutschen Literatur, München 1933, S. 1 1 9 ! , für den der Humanismus „vor allem . . . zur Ausformung einer modern ästhetischen Lebenshaltung" beigetragen hat. Obenauer spricht von den „relativ ästhetischen Strukturen" u. schränkt weiterhin ein, daß der gesamte Lebensstil d. großen dt. Humanisten „nicht rein ästhetischer Natur" gewesen sei (S. 122/3). Obenauer läßt d. „ästh. Periode" d. Humanismus in Verbindung mit seiner nationalen Wandlung einsetzen (S. 125). Die nationale Wandlung d. Humanismus würdigt auch W. Stammler, a. a. O.

S. 10.

N a t i o n a l e T e i l k r ä f t e im dt. H u m a n i s m u s u. i. 17. J a h r h u n d e r t . — L. B u s c h k i e l : Nationalgefühl u. Vaterlandsliebe i. älteren dt. Humanismus, Progr. Chemnitz, 1887. — H. T i e d e m a n n : Tacitusu.d. Nationalbewußtsein d. dt. Humanisten, Diss. Berlin 1913. — H. R i e ß : Motive des patriotischen Stolzes b. d. dt. Humanisten, Diss. Freiburg 1934.

ANMERKUNGEN

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17. Jh. — E. S c h m i d t : Der Kampf gegen die Mode i. d. dt. Literatur des 17. Jh.s, Charakteristiken I (1886). — F. W . B e h r e n s : Deutsches Ehr- und Nationalgefühl i. s. Entwicklung durch Philosophen u. Dichter (1600—1815), Leipzig 1891. — K . W e l s : Die patriotischen Strömungen i. d. dt. Literatur d. Dreißigjähr. Krieges, Diss. Greifswald 1913. — E. V o g t : Die gegenhöfische Strömung i. d. dt. Barockliteratur, Diss. Gießen, gedr. Leipzig 1931, Abschnitt 3 „Die nationale Tradition", a . a . O . , S. 23Ü., zugleich rückgreifend auf die nationale Bewußtwerdung i. dt. Humanismus, auf Aventins Deutsche Chronik, Nürnberg 1541, Bayr. Chronik, Frankfurt 1566, auf den Straßburger Späthumanistenkreis um M. Bernegger. Dort auch weitere Literatur. Betreff, d. 17. Jh. bes. über Moscheroschs wuchtiges Vorkämpfertum, über die Gesellschaften als Träger kulturpatriotischer Strebungen, über K . G. v. Hille „Der teutsche Palmenbaum", Nürnberg 1647, über die Nachwirkungen d. Bestrebungen b. Leibniz, Rist, Schottel, Logau u. a. — W. R e h m : Römisch-französischer Barockheroismus u. s. Umgestaltung i. Deutschland I, GRM., Jg. X X I I (1934), S. 82, jedoch allgemeineuropäisch bezogen. H. R ö h r : Ulrich v . Hutten u. d. Werden d. deutschen Nationalbewußtseins, Diss. Heidelberg 1936. S. 10.

J. N a d l e r : Rezension von S. v. Lempickis Geschichte d. dt. Literaturwissenschaft bis zum Ende d. 18. Jh.s I (1920) i. d. Forschungsberichten d. Euph. X X V (1924), S. 1 1 4 — 1 2 1 ; vgl. auch J. Nadlers Literaturgeschichte I, S. 375f. — Nadlers Schüler E. J e n a l : Der Literarhistoriker Joachim v. Watt, i. Wissen u. Leben X V I (1922), S. 93 ff. — Manche Verallgemeinerung Borinskis erscheint angesichts der bedeutsamen Leistung J. v . Watts nicht mehr als haltbar.

S. 13.

M. L i n d e n e r , zitiert nach dem Neudruck i. d. Bibl. d. Lit. Vereins Stuttgart, Nr. 163, hrsg. v . Fr. Lichtenstein, Tübingen 1883, S. 132—134.

S. 15.

N a c h a h m u n g . — Zur Wertung und Wirkung d. Nachahmung (imitatio) jetzt auch P. H a n k a m e r : Deutsche Gegenreformation u. deutsches Barock, Epochen der deutschen Literatur II, 2, S. 77 u. bes. 79—81.

358 S. 16.

ANMERKUNGEN

Wissenschaftliche und halbwissenschaftliche A r b e i t e n . — Dieser vielfach noch verkannte Grundtypus vieler Poetiken prägt sich verschieden stark aus, läßt sich jedoch bis ins 18. Jh. hinein deutlich verfolgen. Ein bes. eindeutiges Beispiel bietet neben N e u m a r k s „ T a f e l n " (17. Jh.) u. a. Joh. C h r i s t o p h M ä n n l i n g „Der E u r o p a e i s c h e H e l i c o n oder Musen-Berg, das ist kurtze und deutliche Anweisung zu der Deutschen Dicht-Kunst", Alten Stettin 1705. Recht lang dehnt sich in Männlings „Europaeischem Helicon" bereits die Kette der säuberlich (sogar mit Seitenangaben) zitierten Gewährsmänner. So begegnen in dieser verhältnismäßig kürzeren Poetik (176 S.), ganz abgesehen von den Theoretikern der Alten und zahlreichen gelehrten Quellenangaben, Scaliger, Ronsard, Vossius, Opitz, Buchner, Harsdörffer, Zesen, Rist, Tscheming, Hadewig („Hedewig"), K. Ziegler, Mayfarth (Rhetorik), Sacer („Erinnerungen"), M. Bergmann (Poet. Lexikon), Morhof, Rotth („Roth"), Wagenseil, Weise, Neumeister („Specimen"), B. Neukirch, Joh. Hübner, G. Heidegger (Romantheorie), Kornfeld, Schelwig u . a . ; auch abseitige wie etwa Joh. Peisker, Joh. Scriver u. Christian Portmann. Streckenweise verdichten sich bei Männling derartige Bezugnahmen und Verweise wohl auch zu einer Art von Literaturüberblick im wiss. Sinne, so im „Europaeischen Helicon" S. 83/4. Viele der hier nicht vollständig verzeichneten Gewährsmänner werden mehrfach, einige häufig herangezogen. Männlings „Europaeischer Helicon" will gar nicht mit dem Wertmaßstab der Originalarbeit im Sinne eigener Gedankengänge zum Thema Poetik gewertet werden, sondern ganz offenbar als zusammenfassender Literaturüberblick, als wissenschaftliche Verarbeitung vieler Arbeitserträge und Forschungsergebnisse. Was hier beispielhaft klar ausgeprägt erscheint, bestimmt doch vielfach den Typus der Poetiken. Das gilt in gewissem Grade auch von Poetikern, die wenig Gewährsmänner nennen, wie etwa E. U h s e , der aber im Titel „Wohl-informirter Poet" (1703) gleichsam die Kenntnis der einschlägigen Lit. schon andeutet, wenngleich die Titelgebung an sich mehr anpreisend das Versprechen enthalten dürfte, aus dem Leser u. Benutzer einen wohlinformierten Poeten zu machen.

ANMERKUNGEN

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S. 20f. S c a l i g e r . — E. B r i n k s c h u l t e : J . C. Scaligers kunsttheoretische Anschauungen u. deren Hauptquellen, Bonn 1914 ( = Renaissance u. Philosophie, Beitr. z. Gesch. d. Phil. X ; Teildruck als Diss. Bonn 1913). — K. B o r i n s k i : Die Antike in Poetik u. Kunsttheorie I (1914), S. 224—234. — Hinsichtlich d. III. Buches „Idea" u. d. „Idee"-Bedeutung bei Scaliger vgl. die an sich bildkunsttheoretisch eingestellte Arbeit v. E. P a n o f s k y : „Idea", ein Beitrag zur Begriffsgeschichte der älteren Kunsttheorie, Leipzig-Berlin 1924 (— Studien d. Bibliothek Warburg). In einer Anm. (S. 77/8) stimmt Panofsky der Auffassung Brinkschultes zu, daß Scaliger „Idee" nicht im Sinne Piatos anwende, lehnt jedoch Brinkschultes Hinweis auf Descartes ab, weist auf den Zusammenhang mit Seneca hin u. auf Aristoteles' grundlegende Einwirkung. S. 23.

I t a l i e n i s c h e P o e t i k e n . — U b e r weitere frühe Poetiken in italienischer Sprache (z. B. von Bened. Varchi ; G. P. Capriano; Bern. Tasso; A. Minturno; Torquato Tasso u. a.) wie auch über frühe Poetiken in spanischer Sprache bringt beachtenswertes Material S u l z e r s Allg. Theorie d. schönen Künste, Stichwortartikel „Dichtkunst, Poetik", a . a . O . , Teil I S. 656f.; vgl. auch K. B o r i n s k i a . a . O . I, S.234Î. „Romanpoetik" (G. Cinthio u. G. Pigna), Tasso, Castelvetro, F. Patrizzi u. a. m.

S. 24.

P l e j a d e . — Th. R u c k t ä s c h e l : Einige Arts poétiques aus der Zeit Ronsards und Malherbes, ein Beitrag z. Gesch. d. franz. Poetik d. 17. Jh.s, Diss. Leipzig 1889. — A. R o s e n b a u e r : Die poetischen Theorien der Plejade, Münchener Beiträge z. roman, u. engl. Philologie X (1896). — K . B o r i n s k i : Die Antike i. Poetik u. Kunsttheorie II (1924), S. I7f.

S. 25.

V o s s i u s , Gerh. Joh. (1577—1649). — Die Werke des bedeutenden holländischen Philologen, z. T. erst nach seinem Tode veröffentlicht, wurden zusammengefaßt als ,,G. J. Vossii Opera omnia" (1695—1701), i. d. Amsterdamer Ausgabe. — Vgl. A. J. v a n der A a : Biographisch Woordenboek der Nederlanden X I X , S. 408—415. — Die Ausgabe d. „Institutiones Oratoriae" von 1609 brachte ein Gedicht von D. Heinsius; eine (bei v. d. Aa nicht angeführte) Ausgabe scheint für 1616 anzusetzen zu sein; eine spätere Titelgebung lautete: „Commentarii Rheto-

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ANMERKUNGEN

rici" (1630). Teils wurden die Rhetorik-Lehrbücher d. Vossius in den Schulen eingeführt; vgl. auch „Elementa rhetorica" (1626). S. 26.

E n t w i c k l u n g v o r O p i t z . — Vgl. d. Lit.-Hinweise z. Art. „Poetik", RLg. (Merker-Stammler) II, Berlin 1928. — K . B o r i n s k i : Die Antike in Poetik u. Kunsttheorie I (1914), vorwiegend Ausland. — S. v. L e m p i c k i : Gesch. d. dt. Lit.-Wiss., I (1920). — K. V i e t o r : Die Kunstanschauung d. höfisch. Epigonen (1922). — H. B r i n k m a n n : Zu Wesen u. Form mal. Dichtung, Halle 1928 (vorher i. GRM. X V , S. 183ff.), dort zahlreiche weitere Lit. — K. Fr. M ü l l e r : Die literar. Kritik i. d. mhd. Dichtung u. ihr Wesen, Diss. Heidelberg 1933, Dt. Forschgg. 26. — S. Sawicki: Gottfried v. Straßburg u. d. Poetik d. Mittelalters, Diss. Berlin 1932 ( = Germ. Studien 124). — H. O. B u r g e r : Die Kunstauffassung d. frühen Meistersinger, eine Untersuchung über d. Kolmarer Handschrift, Berlin 1936 ( = Neue Dt. Forschgg. 75, Abt. Philologie 2). — H. K u h n : Mittelalterliche Kunst u. ihre „Gegebenheit", Kritisches zum geisteswissenschaftlichen FrageAnsatz, DVjschrLg. X I V (1936), S. 223ff. (Einiges üb. d. Kunstauffassung, bes. d. Traditionsbegriff). — Fr. R a u h u t : Weltbejahende Mystik u. ihre Sinnbildsprache, GRM., Jg. 1936, S. 46ff.

Hoeck S. 26. Die Belegstellen beziehen sich auf die Urausgabe: „Schönes Blumenfeldt / Auff jetzigen Allgemeinen gantz betrübten Standt . . . Durch Othebladen öckhen von Ichamp Eltzapffern" (1601). — Die Neuausgabe, hrsg. von M a x K o c h , Halle 1899 (W. Braunes Ndr. dt. Lit. d. 16. u. 17. Jh.s, Nr. 157/159) hat z. T. berichtigende Kritik erfahren durch A. K ö s t e r im Azg. f. dt. Alt. 26. — M. S o m m e r f e l d : Deutsche Barocklyrik, Berlin 1929 (=Lit.hist. Bibl. I) bringt das betreffende Gedicht Hoecks nicht, weist jedoch (S. 176) auf die Köstersche Rezension hin. Die Vorrede ist nicht gezeichnet, aber wohl Hoeck zuzuschreiben. S. 26.

Das Gedicht „Von Art der Deutschen Poeterey" findet sich in der Urausgabe S. 19/20.

S. 28.

Die m e t r i s c h e n V o r s c h r i f t e n lauten: „Man muß die Pedes gleich wol scandiren / Den Dactilum vnd auch

ANMERKUNGEN

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Spondeum rieren / Sonst wo das nit würd gehalten / Da sein d' Reim gespalten / Krumb vnd voll falten". — Hoecks eigene Versbildung ist indessen der „ersten französischen Welle" zuzuordnen, vgl. A. H e u s l e r : Deutsche Versgeschichte III (1929), S. 112/3. S. 28.

E r n s t S c h w a b e v. d. H e y d e . — Verhältnis zu Opitz, P. S c h u l t z e : Martin Opitz u. Ernst Schwabe v. d. Heyde, Archiv f. Lit.-Gesch. X I V , S. 24if. — R. S c h l ö s s e r : Ronsard u. Schwabe v. d. Heyde, Euph. V I (1904), S. 271 ff.

Opitz S. 29.

Die Belegstellen beziehen sich auf die von G. W i t k o w s k i besorgte Neuausgabe: M. Opitzens Aristarchus... u. Buch v. d. deutschen Poeterey, Leipzig 1888; vgl. auch W. Braunes Neudr. I, hrsg. v. 0. F r i t s c h . K. B o r i n s k i : Die Kunstlehre d. dt. Renaissance in Opitz' Buch v. d. dt. Poeterey, Diss. München 1883. — V. B e r ä n e k : M. Opitz i. s. Verhältnis z. Scaliger u. Ronsard, Progr. Wien 1883. — O. F r i t s c h : M.Opitz' Buch v. d. dt. Poeterei, ein krit. Versuch, Diss. Halle 1884. — K. B o r i n s k i : Die Poetik der Renaissance 1886, S. Ö3ff. u. passim. — G. W i t k o w s k i : Einleitung z. Neudr. v. 1788. — Chr. W. B e r g h o e f f e r : M. Opitz' Buch v. d. dt. Poeterei, Diss. Göttingen 1888. — R . B e c k h e r r n : M. Opitz, P. Ronsard u. D. Heinsius, Diss. Königsberg 1888 (1890). — G. W e n d e r o t h : Die poetischen Theorien der französischen Plijade in M. Opitz' Deutscher Poeterei, Euph. X I I I (1906), S. 445ff. — K . H. W e l s : Opitz u. d. stoische Philosophie, Euph. X X I . — A. S t ö s s e l : Die Weltanschauung des M. Opitz, Diss. Erlangen (Masch.) 1922. — Fr. G u n d o l f : M. Opitz, München-Leipzig 1923. — R. A l e w y n : Vorbarocker Klassizismus u. antike Tragödie, Heidelberg 1926. — H. R a d e m a n n : Versuch eines Gesamtbildes üb. d. Verhältnis v. M. Opitz zur Antike, Diss. Jena 1926. — Joh. H o f f m e i s t e r : Caspar v. Barths Leben, Werke u. s. deutscher Phönix, Heidelberg 1931, Beitr. z. neueren Lit.-Gesch. X I X . — H. M a x : Martin Opitz als geistlicher Dichter, Heidelberg 1931, Beitr. z. neueren Lit.Gesch. X V I I . — Versgeschichtlich klärt die Stellung Opitz' in der Gesamtentwicklung A. H e u s l e r : Deutsche

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Versgesch. I I I , S. izyü.: „Das N e u e war einzig.. das strengere, über den ganzen Vers durchgeführte Wägen" (S. 119). S. 29.

Opitz wird als , .zielbewußter und umsichtiger Z u s a m m e n f a s s e r der mannigfachen Ansätze und Versuche, die seit fast einem Jahrhundert auf eine deutsche Renaissancedichtung abzielten", als Organisator, der jedoch „ganz und gar kein grundstürzender Neuerer" gewesen sei, geschildert von H. H e c k e l : Geschichte der deutschen Literatur in Schlesien, Bd. I : Von den Anfängen bis zum Ausgange des Barock, Breslau 1929, S. 185. — K . J . O b e n a u e r : Die Problematik d. ästhetischen Menschen i. d. dt. Lit., München 1933 spricht etwas modern vom „geläuterten Geschmack" bei Opitz, S. 124; betont aber zutreffend den Geltungszuwachs d. Poesie.

S. 30.

P a u l R e b h u n s V o r a r b e i t im 16. J h . (etwa I 5 3 5 f . ) . z. B . seinen Hinweis darauf, „nicht wider den Accent zu stolpern", hebt unter Hinweis auf Opitz hervor A. H e u s l e r : Deutsche Versgeschichte I I I , S. 110.

S. 31.

B e g a b u n g s b e w e r t u n g . — Der Aufsatz v. G. B r ä t e s : Die Barockpoetik als Dichtkunst, Reimkunst, Sprachkunst, ZfdtPh. 53 (1928), S. 352 läßt beim Zitieren der betreffenden Stelle aus dem „Beschluß" den Rückverweis , , . . .welche P l a t o ( ! ) einen Göttlichen furor nennet" vermissen; ebenso fehlt im Zitat vorher die ausdrückliche Opitzsche Bezugnahme auf Ovid (vgl. den Text Opitz', Witkowski-Ausgabe S. 137 mit G. Brates S. 352 Anfang). — Es wird — nicht nur an diesen Stellen — die Tendenz erkennbar, die Begabungsbewertung als verhältnismäßig selbständig innerhalb der Barockpoetik hinzustellen bzw. erscheinen zu lassen. Schon U. W e n d l a n d : Die Theoretiker und Theorien der sog. Galanten Stilepoche und die deutsche Sprache, Form u. Geist X V I I (1930), S. 69, übt in einer längeren Anmerkung Kritik an Brates' einseitiger Ausdeutung. — Der Hinweis Wendlands allerdings auf P . H a n k a m e r s (Die Sprache, ihr Begriff und ihre Deutung im 16. und 17. Jahrhundert, 1927, S. 115) Bemerkung vom „Gemeinplatz", zu dem „für einige Jahrzehnte" die Bezeichnung des Dichters als „Seher und Mittler des Ewigen" geworden wäre, diese Bemerkung Hankamers selbst übertreibt wiederum nach der anderen Seite hin beträchtlich.

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G. Brates' Aufsatz war ursprünglich als Einleitungskapitel gedacht zu einer größeren Arbeit, die Verf. anregte, und die dann später von G. Brates auch als Diss. unter dem Titel: „Hauptprobleme d. deutschen Barockdramaturgie" (Greifswald, 1935) nach längerer Unterbrechung abgeschlossen und herausgebracht worden ist. Die Absicht, einmal die Aufmerksamkeit verstärkt auf das Begabungsproblem zu lenken, von der meine Anregung damals im Zusammenhange mit meiner PoetikVorlesung und meiner bereits z. T. vorliegenden Geschichte der Poetik (vgl. den Reallexikon-Artikel, „Poetik") ausging, hat Brates' Aufsatz immerhin erfüllt, nur ist er im Eifer der Auswertung und im Ausdeuten beträchtlich übers Ziel hinausgeschossen. Der Gegenstoß gegen Borinskis verständnislose Aburteilung ist allzu schneidig ausgefallen im Bemühen, ein Gegengewicht zu schaffen. Die Hauptschwäche des Aufsatzes liegt wohl im geringen Abstufen von Barockpoetik und Poetik der Übergangszeit. Die Begabungsbewertung (wie auch das Verhältnis von Begabung und Schulung) im Bereich der Barockpoetik läßt sich vorerst noch nicht grundsätzlich und allgemeingültig festlegen. Ihr ist von Fall zu Fall auch im Verlaufe der Arbeit besondere Aufmerksamkeit zugewendet worden. Man wird zwischen bloßem Nachsprechen des Konventionellen und Aufklingen eines eigenen Erahnens der tieferen Bedeutung jener überkommenen Wendungen unterscheiden, man wird auch die indirekte Beweisführung von der kunsttheoretischen Satire her berücksichtigen müssen. Der rechte Weg wird zwischen den Flanken Stellungen Borinskis einerseits und Brates' andererseits verlaufen. Einige Schritte in diese Richtung hat schon U. Wendland finden können, nachdem jene äußersten Orientierungspunkte festlagen. S. 32.

„ G ö t t l i c h e r f u r o r " (furor divinus). — Darüber, daß g e n i a l i s c h e s G e b a r e n bekannt war, vgl. z. B. W. K r a u s s : Marino, Dichter und Gestalt, in GRM. X X I I (1934), S. 246: „Zeitgenossen erzählen, daß er (Marino) mit wirrem Haar wie ein Besessener über die Straßen rannte, immer deklamierend, häufig umringt vom lärmenden Kreis enthusiastischer Jugend, manchmal in ekstatische Verzückung versinkend" (a. a. 0., S. 246). Bei einem ausschließlich „konventionellen" Nachsprechen

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der Lehre vom „furor divinus" würde schwerlich aus zeitgenössischen Berichten ein wirklich zutage gelegtes genialisches Gebaren, von dem auch deutsche Satiriker zu berichten wissen, nachzuweisen sein. S. 32.

„ V i e l g u e t " . — K. J. O b e n a u e r , a. a. O., S. 125/6 will d. „piaton. Identität" erkennen.

S. 33.

„ S i n n r e i c h e E i n f ä l l e " , Bewertung des Scharfgeistigen neben dem Schöngeistigen. — Vgl. die grundlegende Entwicklung der ästhetischen Leitbegriffe durch A l f r e d B a e u m l e r : Kants Kritik der Urteilskraft, ihre Geschichte und Systematik, Bd. I: Das Irrationalitätsproblem in der Ästhetik und Logik des 18. Jh.s bis zur Kritik der Urteilskraft, Halle 1923. Baeumler berücksichtigt auch den Begriff des „Scharfsinnigen". Daß noch im 18. Jh. ,.Scharfsinnigkeit" eine spezifische, auch ästhetische Bedeutung besaß, die sich nicht mit unserer entsprechenden Wortbedeutung ohne weiteres deckt, darüber unterrichtet die sonst wenig fruchtbare Arbeit von F r a n z M a n s f e l d : Das literarische Barock im kunsttheoretischen Urteil Gottscheds und der Schweizer, Diss. Halle 1928. Mansfeld polemisiert, übrigens wenig überzeugend, gelegentlich gegen Baeumler, so a. a. O., S. 47/8 Anm. über das Verhältnis von „Witz"und Phantasie-Begriff. Doch wird Bd. II dieser Darstellung jene Fragen eingehender zu erörtern haben unter Berücksichtigung der Abhandlung P a u l B ö c k m a n n s über „Das Formprinzip d. Witzes i. d. Frühzeit d. dt. Aufklärung", Jb. d. Fr. Dt. Hochstifts Frankfurt a. M. 1932/33.

S. 40.

S c h w i e r i g k e i t d e s E p o s . — P. H a n k a m e r : Deutsche Gegenreformation und deutsches Barock, Stuttgart 1935, spricht die Vermutung aus, daß die skeptische Voraussage Opitz' hinsichtlich der Möglichkeit eines deutschen Epos mitgewirkt haben dürfte „bei dem'Verzicht auf ernsthafte Bemühungen in dieser Gattung", a. a. O., S. 365; vgl. auch S.77.

S. 40.

B e g r e n z t h e i t der D r a m e n t h e o r i e . — Vom Blickwinkel seiner Themastellung: Deutsche Gegenreformation u. deutsches Barock (1935) aus vermißt P. H a n k a m e r bes. die Berücksichtigung der Jesuitendramatik: „ D a ß Opitz 1624 von dieser dramatischen Kunst (der Jesuiten)

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nichts hätte wissen sollen, ist unwahrscheinlich" mit der Begründung: „Seit mehr als zwei Generationen waren die Patres am Werk . . .", a. a. O., S. 282. S. 41.

S t a n d h a f t i g k e i t u. G e f a ß t h e i t als Wirkungswert der Tragödie. — Im Zusammenhang mit der „stoischen Ethik" sucht W. R e h m : Römisch-französischer Barockheroismus und seine Umgestaltung in Deutschland II, GRM. X X I I (1934) Opitz als Träger der „Romanisierungstendenz" hinzustellen, der „das brachliegende deutsche Geistes- und Dichtungsgelände mit römischromanischem Stromwasser zu befruchten" sich vor allem bemüht habe. Wie weit dabei die Arbeit von Alewyn nachwirkt, bleibe dahingestellt. Ob hierin Opitz' Hauptverdienst zu suchen ist, erscheint mir fraglich. — Der Aufsatz W. Rehms (I. Teil, GRM., Jg. 1934, S. 81—106, II. Teil, GRM., Jg. 1934, S. 213—239) verfolgt die Entwicklung und Wandlung vorwiegend am Drama. Die Wandlung, die „Umgestaltung in Deutschland", wird nach kurzem Berühren Opitz' und des Barocktrauerspiels (S. 214—216) erst von Gottsched an eingehender verfolgt. Darüber in Bd. II dieser Darstellung.

S. 43.

M e t a p h o r i s c h e U m s c h r e i b u n g e n . — Über Opitz' noch kaum klar ausgeprägte Vorstellung vom dichterischen Bildwert, der für ihn weit weniger betont hervortritt als etwa bei Ronsard, vgl. I n g e b o r g Z i e m e n d o r f f : Die Metapher bei den weltlichen Lyrikern des deutschen Barock, Diss. Berlin 1932. Die Heranziehung des Teildrucks genügt für unsere Zwecke, da er den Abschnitt über die Theorie der Metapher „Die wichtigsten theoretischen Auffassungen des deutschen Barock von der Metapher" enthält. Dort über Opitz, S. 15/16. — Eingehender G e r h a r d F r i c k e in seinem stilgeschichtlich u. stilmethodisch aufschlußreichen Werk über: Die Bildlichkeit in der Dichtung des Andreas Gryphius, Materialien u. Studien z. Formproblem d. deutschen Literaturbarock, Berlin 1933, entstanden 1929/30, daher d. Arbeit I. Ziemendorffs noch nicht erfassend; aber deren entsprechenden Abschnitt im Reichtum der Hinweise übertreffend in seinem Eingangskapitel „Das dichterische Bild in der Poetik des Jahrhunderts". Dort über Opitz S. 13—15.

366 S. 44.

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Klangliche Darstellungsmittel. — Wolfgang K a y s e r : Die Klangmalerei bei Harsdörffer, ein Beitrag zur Geschichte der Literatur, Poetik und Sprachtheorie der Barockzeit, Leipzig 1932, Palaestra 179, S. 122/23, glaubt bei Opitz' theoretischen Erläuterungen und Beispielen nur Lautsymbolik, nicht „getreue Klangwiedergabe" erkennen zu können, wobei allerdings die Beweisführung etwas gewunden („freilich" „verführen" u. a.) wirkt. Die Unterscheidung von Klangentsprechung und Klangmalerei kann eben am historischen Befund nicht recht wirksam durchgehalten werden. Kaysers ertragreiche Arbeit läßt — sonst um Gründlichkeit bemüht — an dieser Stelle eine Berücksichtigung oder doch eine Erwähnung von E. Hanmanns Anmerkungen vermissen. — Zu Hanmann vgl. J. H e y d t m a n n : Über Enoch Hanmanns Anmerkungen zu O.s Buch von der dt. Poeterei, Rostock 1882. — Enoch Hanmanns Sonderbedeutung für die Verslehre (Akzent nicht Länge) hebt hervor A. H e u s l e r in seinem grundlegenden Werke: Deutsche Versgeschichte Bd. III (1929), S. 80. Dort wird auch die Stellung Opitz' in der deutschen Versgeschichte geklärt. Und zwar erkennt H e u s l e r das Neue nicht in der Abhebung von Hans Sachs, sondern von „der 50-jährigen Verirrung der Welschverse" (Paul Schede-Weckherlin), a . a . O . III, S. H7ff., 128.

Peschwitz S. 46. Die Belegstellen beziehen sich auf die im Text genannte Ausgabe von 1663. — Auf die Abhängigkeit Peschwitz' von Harsdörffers bekannter Zusammenstellung im III. Teil des „Trichters" weist hin E. L ü d e r s : Die Auffassung des Menschen im 17. Jahrhundert, dargestellt an Hand der Poetischen Wörterbücher, Diss. Köln 1934, S. 5. S. 47.

Die Z w e c k b e s t i m m u n g d. S c h a t z k a m m e r . — Die im Text herangezogene Definition bringt d. Herausgeber J o h . P . T i t z a . a . O . , S. 8. — Einige allgemeine Bemerkungen über Anlageform, Wesen u. Wert d. poetischen Wörterbücher bringt unter Berücksichtigung des Reallex.Artikels „Poetik" E. L ü d e r s a. a. O. (1934), S. 3 — 6 ; dagegen sind die allg. Einleitungsbehauptungen über die Poetik d. 17. Jh.s — wie wohl auch sonst in Sonderarbeiten — nicht zuverlässig.

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Bergmann, Treuer S. 47.

Sacer selbst hat außer jenem Hinweis i. s. „Erinnerungen" ein anpreisendes Widmungsgedicht dem „Deutschen Daedalus" Treuers vorangestellt. Auf dieses Sacersche Widmungsgedicht für Treuer nimmt ein anderes Widmungsgedicht G. Freinsheims (des Sinnenden) für Bergmanns „Deutsches Aerarium poeticum" bereits 1662 mit Namensnennung Bezug. Da Freinsheims Widmungsgedicht von Treuers „Daedalus" als von einem „Buch" spricht, „was vor nicht gar vielen Tagen" seine reichen Schätze ausgebreitet habe, so wäre Treuers „Deutscher Daedalus" etwa 1655—1661 anzusetzen und Goedeke entsprechend zu berichtigen. Die Sonderarbeit I. Ziemend o r f f s über die Metapher b. d. weltl. Lyrikern d. dt. Barock, Diss. Berlin 1932, S. 20 Anm. 25, nennt eine Ausgabe von 1660 m. d. abweichenden Titel „Deutscher Dädalus (1660): Poetisches Lexicon u. Wörterbuch, darinnen wol ausgesonnene Epitheta u. anmutige Umschreibungen auß den griechischen . . . lat. Autoren anzutreffen". Danach würde es sich um zwei verschiedene Ausgaben des Treuerschen „Daedalus" handeln, wodurch sich die Verschiedenheit der Datierung klären ließe. Die Kölner Diss. E. L ü d e r s von 1934 nennt unter ihren Quellen nur die Ausgabe von 1675. Mir lagen vor d. Ausgaben „Deutscher Dädalus", Berlin 1675 u. „Teutscher Daedalus", Berlin 1690. Der Titel lautet auch bei dem mir vorliegenden — aus der Greifswalder Univ.-Bibl. stammenden — Exemplar des „Deutschen Aerariums Poeticums" des vorpommerschen Pastors Michael Bergmann von 1662 anders als der bei Goedeke verzeichnete Titel. Bergmanns Aerarium findet sich ebenfalls bei I. Ziemendorff a. a. O. mit vollständigem Titel angegeben. — Die Beliebtheit Treuers geht hervor aus Bezugnahmen in späteren Poetiken, so etwa in K. Stielers „Dichtkunst des Spaten" (1685). Nicht nur der Bedarf an poetischen Umschreibungen und „Redensarten" erklärt diese Beliebtheit der poetischen Schatzkammern, sondern auch der Bedarf an Attributen, dem die poetischen Wörterbücher Rechnung zu tragen pflegten durch Beibringung einer ganzen Fülle angeblich „passender" Beiwörter, die sie unmittelbar neben dem jeweiligen Stichwort in imposanter Reihung aufrücken ließen.

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S. 52/3 S p r a c h t y p u s d e s B a r o c k . — Der Gefahr eines Hineindeutens von sprachphilosophischen Gegenwartsvorstellungen ist P. H a n k a m e r : Die Sprache, ihr Begriff und ihre Deutung im 16. u. 17. Jahrhundert, Bonn 1927 im Ausdeutungsbemühen nicht überall entgangen. In seinem neuen Werke über Deutsche Gegenreformation u. deutsches Barock, Stuttgart 1935, S. 143—150 erscheint die Sprachhaltung d. Barock etwas behutsamer gedeutet. Büchner S. 55. Die Belegstellen beziehen sich vorwiegend auf die durch Georg Göze, Jena 1663 herausgebrachte Ausgabe, die den Titelzusatz trägt „Aus ezzlichen geschriebenen Exemplarien ergänzet, mit einem Register vermehret und auf vielfältiges Ansuchen der Studirenden Jugend i z o z u m e r s t e n m a h l hervorgegeben". Denn diese Ausgabe unter dem Titel „Kurzer Weg-Weiser" ging auf jene älteren handschriftlichen Fassungen zurück, die durch Vortrag vom Katheder und Umlauf in interessierten Kreisen am f r ü h e s t e n in die Entwicklungsgeschichte der Wortkunsttheorie eingegriffen haben. Sie gibt daher trotz einiger Unzulänglichkeiten am ehesten noch ein Bild vom praktisch erfolgten Einwirken Buchners etwa auf Titz, Zesen und K l a j , und zwar nach dem Stand der Buchnerschen Poetik von etwa 1638. Eine — von Borinski noch angenommene — g e d r u c k t e Ausgabe von 1642 (vgl. Borinski S. 133) dürfte schwerlich bestanden haben. Die von Buchners Schwiegersohn Prätorius im Auftrag der Erben herausgegebene Endfassung „ A . B u c h n e r s A n l e i t u n g z u r d e u t s c h e n P o e t e r e y , wie er selbige kurtz vor seinem Ende selbsten übersehen, an unterschiedenen Orten geändert und verbessert hat, herausgegeben von Othone Prätorius" (Wittenberg 1665), stellt zwar die endgültige Fassung dar, nicht aber die entwicklungsgeschichtlich vor allem interessierende Frühfassung. Auf diese Fassung bzw. die ihr zugrunde liegende H a n d s c h r i f t bezieht sich vor allem Andreas Tscherning in seinem „Unvorgreifflichen Bedencken", das an sich schon 1658 liegt und also früher als die Druckausgabe der Buchnerschen Poetik. Die grundsätzlich gehaltenen Eingangskapitel der Buchnerschen Poetik hatte Prätorius, einem Wunsche Buchners entsprechend, als Sonderschrift herausgegeben unter dem Titel „ A u g u s t B u c h n e r s P o e t ,

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aus dessen nachgelassener Bibliothek herausgegeben von Othone Prätorio" (Wittenberg 1665). Eine eingehende Klärung dieser Fragen wie auch eine ausführliche Würdigung der Poetik Buchners, die mehrfach über Borinski hinausgeht und vor allem auch das Verhältnis zu Opitz verdeutlicht, bietet Hans Heinrich B o r c h e r d t : Augustus Buchner und seine Bedeutung f. d. dt. Literatur d. siebzehnten Jahrhunderts, München 1919, im II. Teil Buchners Poetik, a. a. O., S. 45—102. Borcherdt hebt übrigens hervor, daß die Drucke (Göze u. Prätorius) dem Inhalte nach, der für uns entscheidend ist, „keineswegs erhebliche Unterschiede" aufweisen, vielmehr „in allen wesentlichen Punkten" übereinstimmen (S. 51). Da Borcherdt den Prätorius-Druck behandelt, so war eine Ergänzung der aus dem Studium der GözeFassung gewonnenen Darstellung erleichtert. S. 55.

B e g u t a c h t u n g u. E r w ä h n u n g i. d. Fruchtbringenden Gesellschaft. — „Der F r u c h t b r i n g e n d e n Gesells c h a f t ä l t e s t e r E r t z s c h r e i n " , hrsg. v. G. K r a u s e , Leipzig 1855, bringt in dem Brief Ludwigs an Dietrich von dem Werder, „Cöthen den 16. Wintermonats (November) 1638" die erste Erwähnung in diesem Kreise: „ E s ist dem Nehrenden des Buchners deutsche Poesi geschrieben Zugeschickt, die er itzo durchlieset, möchte woll wissen, ob sie der Viegekörnte ( = Vielgekörnte) gesehen; sie ist Zwar fein, aber doch noch etwas darbey Zu sagen", a. a. O., S. 159. Auch spätere Erwähnungen finden sich im „Ertzschrein", so etwa S. 161, 3x0/11, 312, wobei sich ablesen läßt, daß Buchners Poetik immer noch nicht (u. zwar im Frühling 1642) im Druck erschienen war, allerdings mit der Einschränkung: „so viel der geselschaft dieses ortes wissend". — Über die Entstehung d. Buchnerschen Poetik vgl. die Epistolae Buchneri, 1720. — Näheres: H. H. Borcherdt a . a . O . , S. 45t.

S. 55.

„ B u c h n e r - A r t " , Daktylus. — A. Heusler: Deutsche Versgeschichte I I I (1929), S. i89f.

S. 62.

Die B e m ü h u n g um G a t t u n g s b e s t i m m u n g e n gehörte zu den schwierigsten Aufgaben der Barockpoetik. Vielfach wichen die Poetiker diesen Schwierigkeiten überhaupt aus, während Buchner doch wenigstens einen Lösungsversuch wagte; vgl. auch G. B r a t es: Haupt-

24

M a r k w a r d t , Poetik i

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probleme d. dt. Barockdramaturgie, Diss. Greifswald 1935, S. 13—18. Wie mühselig die Barockpoetiker um eine klare Gattungsgliederung, ja auch nur eine bestimmte Gattungsvorstellung zu ringen hatten im Schwanken zwischen Inhalts- und Formkriterium, wird häufig genug ablesbar. P. H a n k a m e r : Deutsche Gegenreformation u. dt. Barock, 1935, scheint in diesem Sinne „konstruktiv" zu viel vorauszusetzen von dem, was erst erstrebt und ertastet werden mußte, wenn er als ein Hauptkriterium „die strenge Gültigkeit der Gattungs- und Artformen" hinstellt und mit Nachdruck herausstellt, a. a. O., S. 77. Ein Gattungsbegriff „Lyrik", von dem Hankamer in diesem Zusammenhange spricht, bestand in Wirklichkeit noch nicht. Berechtigt ist dagegen die Berücksichtigung des Inhaltskriteriums. Doch widerstreitet diese Betonung der Inhalte oder der „Themen", wie Hankamer sagt, wiederum den Anschauungen G. Frickes, die das Formungskriterium überwiegen lassen. Die Entwicklung innerhalb der Poetik scheint mir dahin zu gehen, von den Inhaltskriterien sich vorerst mehr und mehr, wenn auch mit vielen Rückfällen, zu lösen und über sie hinaus zu Formkriterien auch für die Gattungen zu gelangen. Dieser im historischen Verlauf vielfach gebrochenen Entwicklungstendenz folgt streckenweise auch die „Inventio", der „Erfindungs"-Begriff. Eine Sonderuntersuchung über diese noch nicht restlos geklärten Fragen wäre erwünscht. Der „ I n v e n t i o " - B e g r i f f bewegt sich in einem wenig fest begrenzten, elastischen Spielraum zwischen der „Inventio" (als Vorgang der Themawahl u. Stoffauffindung) der lat. Rhetorik (Cicero u. Quintilian) und dem „scharffsinnigen Einfall". Damit sind ohne weiteres Übergangsmöglichkeiten von Inhaltgebung, Inhaltgliederung (dispositio) und Formung (elocutio) gegeben, Übergänge, die vielfach fließend erscheinen. Teilweise wird eine scheinbare Vernachlässigung der Invention ausdrücklich damit begründet, daß dieser Faktor ohne weiteres von den Alten zu erlernen sei, während für Formungsfragen die deutschsprachliche Dichtkunst besondere Gesetze erfordere; vgl. zur Untergründung d. Kap. „Stilschule Quintilians" in K. B o r i n s k i s : Antike i. Poetik u. Kunsttheorie I, S. 176 ff.

ANMERKUNGEN

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Titz S. 64.

Die Belegstellen beziehen sich auf die im Text genannte Ausgabe „ . . . Dantzig 1642". — Titz' Vorrede zu Peschwitz' „Hoch-Teutschem Parnass" (1663) konnte an entsprechender Stelle schon gewürdigt werden.

S. 64.

T i t z ' W e t t b e w e r b mit T s c h e r n i n g hinsichtlich dessen Poetikplan schildert, abgesehen von Borinski, die Sonderarbeit H. H. B o r c h e r d t : Andreas Tscherning, MünchenLeipzig 1912, S. I49ff., 174/5; über das Verhältnis der Poetik Tschernings zu der Titz', S. 200ff.

S. 65.

Das V e r h ä l t n i s v o n „ E r f i n d u n g " und F o r m u n g verschiebt sich also bei Titz eindeutig zugunsten der Formung. Doch kennt er an sich die Sachbezogenheit der Erfindung: „Die gantze Poeterey bestehet in Sachen vnd Worten. Die Sachen sind alles das, was der Poete nachmachet vnd beschreibet. Bey denselben ist zubetrachten jhre Erfindung vnd Einordnung. Wir bedörffen aber deßfalls im Deutschen keiner absonderlichen Vnterrichtung . . . " (a. a. O., S. 25). Titz übergeht also nur deshalb die Anweisung zum „Erfinden", weil die den Inhalt und seine Gliederung, die Stoffwahl, Stoffumbildung, Stofferweiterung usw. betreffenden Regeln und Forderungen ihm an keine Sprachgrenzen gebunden zu sein scheinen. Zugleich wird am Einzelfall erschließbar, daß die Hinwendung zur Formung und Gestaltung wie auch die in der Zeitpoetik streckenweise verfolgbare Umdeutung des Erfindungsbegriffes nach dieser formungstechnischen und im engeren Sinne wortkünstlerischen Seite hin ursächlich und eng zusammenhängt mit dem vorherrschenden Bemühen der Barockpoetik, einer d e u t s c h e n D i c h t e r s p r a c h e zu dienen. Grundlage ist für Titz das Hochdeutsche der „Cantzeleyen" und der Meißner Mundart; merklich geschont und bevorzugt werden zugleich die Schlesier. Das V e r h ä l t n i s v o n H o c h s p r a c h e u n d M u n d a r t behandelt bes. d. 1. Kap. des II. Buches.

S. 67.

Die s t i l i s t i s c h e n D a r s t e l l u n g s m i t t e l würdigt neben dem zweiten bes. das 3. Kap. des II. Buches. Verständlich, schön u. den „Sachen" gemäß soll der Dichterstil sein, als dessen Attribute hinsichtlich der Schönheit gelten: „anmuthig, fein vnd munter". Durch die gehobene Schreibart unterscheidet sich der Dichter, dessen „Gött-

»4*

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ANMERKUNGEN

liehen furor" Titz unter Hinweis auf Plato konventionell erwähnt, vom Redner und Historiker. Das V e r h ä l t n i s v o n D i c h t e r u n d H i s t o r i k e r bleibt also formal bestimmt. — Im Raum der metrischen Lehrbücher wird Titz' Arbeit als besonders „reichhaltig" u. „durchdacht" hervorgehoben von A. H e u s l e r : Deutsche Versgeschichte I I I (1929), S. 80. Schottel S. 67/8. Die Belegstellen beziehen sich auf die Ausgabe von 1656. A. S c h m a r s o w : Leibniz und Schottelius, Straßburg 1877, Quellen u. Forschungen Nr. 23. S. 69.

Vgl. K . B o r i n s k i : Die Poetik der Renaissance, Berlin 1886, S. 165 u. a.

S. 70.

S c h o t t e l s V e r d i e n s t um die deutsche S p r a c h e wird auch von G. F r i c k e : Die Bildlichkeit i. d. Dichtung d. A. Gryphius (1933), S. 16 Anm. 38 anerkannt. Doch schränkt Fricke dieses Verdienst hinsichtlich des sprachformenden und sprachkünstlerischen Wertes ein durch den kritischen Hinweis darauf, daß im Bereich der „praktischen Spracharbeit" Schottel auf der Schicht des „Worttechnikers, Ordners und handwerklichen Bearbeiters eines toten, objektiven festliegenden Sprachmaterials" stehen geblieben sei, daß Sch. demnach auch die dichterische Sprachfunktion zu sehr als ein kunsttechnisches Kombinieren und Variieren, als ein Umschreiben und Ausdrücke-Häufen angesehen habe (a. a. O., S. 16/7), wobei mit brauchmäßigen Beständen gearbeitet würde.

Harsdörffer S. 7 1 . Die Belegstellen beziehen sich auf die Ausgabe von 1647—1653. J . T i t t m a n n : Die Nürnberger Dichterschule, Göttingen 1847. — A. K r a p p : Die ästhetischen Tendenzen Harsdörffers, Berlin 1903, Berl. Beiträge z. germ. u. roman. Phil. X X V , Germ. Abtl. Nr. 12. — K . A. K r o t h : Die mystischen u. mythischen Wurzeln d. ästh. Tendenzen G. Ph. Harsdörffers, Diss. München (Masch.) 1921. — G. A. N a r c i ß : Studien z. d. Frauenzimmergesprächspielen G. Ph. Harsdörfers, Diss. Greifswald 1927, auch in: Form u. Geist V, Leipzig 1928. — Im Rahmen der Musikgeschichte würdigt die Gesprächspiele: E . S c h m i t z : Zur musikgesch. Bedeutung d. Hars-

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dörfferschen „Frauenzimmergesprächspiele", Festschrift z. 90. Geb. Liliencrons, 1910, S. 254ff. — W. K a y s e r : Die Klangmalerei bei Harsdörffer, ein Beitrag z. Gesch. d. Lit., Poetik u. Sprachtheorie d. Barockzeit, Leipzig 1932, Palaestra 179. — E. K ü h n e : Emblematik u. Allegorie i. G. Ph. Harsdörffers Frauenzimmergesprächspielen, Diss. Wien (Masch.) 1933. S. 73.

„ e i l f ä h r i g e A r b e i t " . — Indessen darf man derartige entschuldigende Hinweise auf das „Eilfährige" der Entstehung im 17. Jh. nicht überall so ganz wörtlich nehmen. Solche Hinweise auf hastiges Arbeiten wegen Mangel an Zeit oder auch aus sogar näher bestimmten Entschuldigungsgründen, wie etwa d. Nähe der Buchmesse u. a., nehmen fast brauchmäßig erstarrte Formen an. Modisch und formelhaft gebraucht, sollen diese Wendungen offenbar vielfach nur einer etwaigen Kritik vorbeugen.

S. 75.

E r ö r t e r u n g üb. d. B i l d g e b r a u c h . — Vgl. z. Folgenden auch I. Z i e m e n d o r f f : Die Metapher b. d. weltl. L y rikern d. dt. Barock, Diss. (Teildruck) Berlin 1932, im Abschnitt „Die wichtigsten theoretischen Auffassungen d. dt. Barock v. d. Metapher" über Harsdörffers Theorie der Metapher a . a . O . , S. 1 7 — 1 9 . — G. F r i c k e , der die Metaphern-Theorie im ersten Kap. seiner bekannten Gryphius-Arbeit (Neue Forschung X V I I ) würdigt, beurteilt Harsdörffer, obgleich er die Arbeit W . Kaysers bereits einbezieht, dennoch kritischer hinsichtlich der spielerischen Haltung. — G. Frickes stilgeschichtliche Forschung selbst schafft im Aufnehmen und Ausdeuten des Bildbestandes, sowie in der Überprüfung des Bildgebrauchs ein gesundes Gegengewicht gegenüber mancher Überschätzung des vermeintlichen Metaphernreichtums. Zu einer gewissen Überschätzung des DichterischEigenwüchsigen gegenüber dem Brauchmäßig-Verfestigten neigt z. B . der Schlußabschnitt d. Sonderarbeit K . S a l e c k e r s : Christian Knorr von Rosenroth, Leipzig 1931, Palaestra 178, d. über „ D a s Konventionelle u. d. Originale" (a. a. O., S. 145—148) handelt.

S. 76.

Vgl. G.-W. S a c e r „Nützliche Erinnerungen wegen der Deutschen Poeterey" (1661), S. 58. Sacer hat nicht „abgeschrieben" (wie I. Ziemendorff, a. a. O., S. 18 Anm. 17 behauptet), sondern zitiert mit Namensnennung und gibt

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in einer Klammerparenthese den ausdrücklichen Hinweis auf seine Quelle „ . . . (daß ich mich des H. Harssdörffers Worte gebrauchen mag) . . . " , ebendort. S. 79.

A b w e h r d. T i e r f a b e l . — M. S t a e g e : Die Geschichte der deutschen Fabeltheorie, Diss. Basel, gedr. Bern 1929, S. 14/5.

S. 82.

Zur D r a m e n t h e o r i e , vgl. G. B r a t e s : Hauptprobleme d. dt. Barockdramaturgie, Diss. Greifswald 1935.

S. 87.

K u n s t t h e o r . F o r d e r u n g e n i. d. „Frauenzimmer-Gesprächsspielen". — Nähere Ausführungen bietet G. A. N a r c i ß : Studien z. d. Frauenzimmergesprächspielen G. Ph. Harsdörfers, Diss. Greifswald 1928, bes. S. 64—96.

S. 87f. Zum Folgenden vgl. W. K a y s e r : Die Klangmalerei bei Harsdörffer (1932), S. 85, I23f., 134 u. hinsichtlich seiner Stellungnahme zu P. H a n k a m e r (Die Sprache, ihr Begriff u. ihre Deutung i. 16. u. 17. Jh., Bonn 1927), a. a. O., S. 144/5S. 88.

I c k e l s a m e r . — A u ß e r W. K a y s e r a. a. O. vgl. H. N o h l : Der Typus des religiösen Grammatikers im 16. Jh., dargestellt an Valentin Ickelsamer, Diss. Marburg 1935.

Klaj S. 92.

Die Belegstellen beziehen sich auf die Urausgabe „Lobrede der Teutschen Poeterey / Abgefasset und in Nürnberg Einer Hochansehnlich-Volkreichen Versammlung vorgetragen Durch Johann Klajus. Nürnberg / Verlegt durch Wolffgang Endter / 1645". — Das Titelbild stellt einen „Witdod" dar, einen Dichter-Denker-Priester, wie man sie f. d. germ. u. keltische Frühzeit annahm. Harsdörffer gibt dazu im Rahmen der Einleitungsgedichte, die der eigentlichen Lobrede vorangestellt worden sind, eine versifizierte „Erklärung des Titelbildes", die ihrerseits wieder mit einer Reihe von gelehrten Anmerkungen unterbaut wird. Die „Teutschen und Franken oder Gallier sind vor Alters ein Volk gewesen"; Germanen und Kelten werden dabei zusammengeworfen, und die Vorstellung eines Druiden-Dichters drängt sich wiederum in den Vordergrund. Zugleich wird die antike Vorstellung vom Poeten als Vorläufer des Philosophen beigemischt, um

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diesen „Witdod", mit dem sich auch Harsdörffers „Anhang" befaßt, zu erläutern. Jedenfalls betont das Titelbild, von Klaj aus gesehen, den auch sonst in der Lobrede erhobenen Altersanspruch der deutschen Dichtkunst. A. F r a n z : Johann Klaj, ein Beitrag z. dt. Lit.-Gesch. d. 17. Jh.s, Marburg 1908, Beiträge z. dt. Literaturwiss. V I (E.Elster), S. 113—133 (Kap. 4); über das „Pegnesische Schäfergedicht" S. 86ff. S. 93.

k l a n g p f l e g e n d e s E l e m e n t , K l a j : Lobrede, S. 14: „ E s bemerke einer die Dinge / so er aussprechen wil / halte selbe seinen Gedanken mit Nachsinnen vor / beobachte darneben den Hall und Schall der Wörter / ob sie selben nicht artlich auß- und abbilden". — Es folgen dann Beispiele, die sonst nur sparsam in die kurze Lobrede eingefügt werden, darunter Heinsius' Gedicht vom „Brennenberg Etna" unter Hervorhebung der „knallenden / prallenden" Wortklangwirkung. Ebenso herrschen die klangmalenden Werte u. Worte vor i. d. Aufzählung d. Ausdrucksmöglichkeiten der „Teutschen Sprache" (S. 18).

S. 93.

b i l d p f l e g e n d e s E l e m e n t , K l a j : Lobrede, bes. S. 20, im ganzen abgeschwächter als d. klangpflegende Element; S. 23 den „überschwenglichen Schatz von Gedächtnissprüchen" darf man wohl, dem Zusammenhang entsprechend, zugleich mit d. bildhaften Umschreibungen in Beziehung setzen (Harsdörffer).

S. 94.

f r e m d e A n r e g u n g (Gewährsmänner). — Über d. Quellen zur „Lobrede" handelt ausführlich A.Franz: Johann K l a j (1908), S. 123—132.

S. 94.

S o n d e r f o r s c h u n g . — A. Franz, a. a. 0., S. 128; „sichere Entlehnungen" S. 123.

S. 95.

P o l e m i k g e g e n Ü b e r f r e m d u n g , Klaj: Lobrede, bes. S. 23—26.

S. 96.

T a c i t u s , Aventin, Goldast u. Bernegger; K l a j : Lobrede S. 7, 8 (Aventinus); S. 9 (Goldast); S. 19 (Tacitus); S. 24 (Bernegger); Goldast habe „ein gutes Theil solcher Gesänge der mottenfressigen Zeit beraubet". — Auch in dem Harsdörffer zugeschriebenen „Anhang" zu Klajs

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ANMERKUNGEN

„Lobrede", der weitere Erklärungen zum „Witdod (Wittod)", z. B. d. Druiden, Barden usw. bringt, erfolgen Verweise auf Tacitus, Goldast, Aventinus u. a. S. 97.

G e l t u n g s w e t t s t r e i t . — Unter Anerkennung d. Verdienste d. Fruchtbringenden Gesellschaft Klaj: Lobrede S. 12: „daß die Verse nunmehr gänger / fertiger und lieblicher daherfliessen: Also / daß / wenn sich die Poeten auf einem Rechtplatze versamlen solten / daselbst üm die Ehre zu kämpfen / würden gewiß / vor andern / die Teutschen den Dank darvontragen."

S. 97.

B e g a b u n g s b e w e r t u n g . — Einzelnachweise hängigkeit bei A. Franz, a. a. O., der S. 126/7 sprechenden Stellen aus Buchner abdruckt und teils wörtlich übereinstimmenden Stellen der Klajs vergleicht.

d. Abdie entmit den Lobrede

Moller S. 98.

Die Belegstellen beziehen sich auf die Ausgabe: „Tyrocinium Poeseos Teutonicae, Das ist: Eine kunst- und grund-richtige Einleitung Zur Deutschen Verß- und Reim-kunst. Allen dieser wunder-edlen lieb- und lustbahren Wissenschafft begierigen / besonders der studierenden Jugend zum dienst und auffnehmen abgefasset: Von Alhardus Moller", Helmstedt o. J. (1656).

S. 98.

C h r i s t l i c h e L e i t i d e e . — Sie wird bes. betont herausgestellt in pers. Bemerkungen b. d. Anlageeinschnitten (Kap.-Anfängen u. Abschlüssen u. d. 2. „Teilen"); aber auch sonst, so etwa a. a. O., S. 3, 10, 32, 54, 77, 78.

S. 99.

„ e i l f e r t i g s t e a b f a s s u n g " (Moller, S. 20). — Selbst die Einleitungs- bzw. Widmungsvorrede trägt die Schlußbemerkung „Höchst-eilig, Bremen, am 25. Mai, Anno 1656"; vgl. die Anm. z. S. 73 d. Arbeit (unter „Harsdörffer").

S. 99.

Verhältnis von E r f i n d u n g u. F o r m u n g . — G. F r i c k e : Die Bildlichkeit in der Dichtung des Andreas Gryphius (1933), S. 11 bringt als Beleg f. d. Formbewertung Mollers Definition: „Finis oder der Zwekk / dieser Kunst ist: daß durch Hülfe der süßklingenden Harmonia: vieler zierlich-eingefügten Wort-Glieder /

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mancher art / von herrlich-und vernünftigen Red-arten leuchtende / beides zum högsten Preiß / des Allgewaltigen / wie dann auch zu offtmahligen Mänschlichen Ehren-Ruhm und Belustbarkeiten dienende Gedichte / können außgearbeitet und ans Licht geführet werden" (Moller, S. 2). — Indessen ist die Geltung dieser Zweckbestimmung insofern einzuschränken, als bei Moller an der betreffenden Stelle „diese Kunst" unzweideutig auf die „Verß-Kunst", also auf das Metrische bezogen wird, nicht aber auf die Dichtkunst schlechtweg. Moller bringt sie unter dem Merkwort „Definitio" zur Bestimmung der Metrik, n i c h t der Poetik. Dem entspricht die späterhin (S. 5) durchgeführte und beibehaltene Unterscheidung von „Dicht- und Reime-Kunst", wobei Moller durchaus auf die „Erfindung" zurückgreift. Für die Verskunst lag d. Formbetonung themagemäß nahe. S. 100.

Masen S. 101.

W e r t a t t r i b u t e f. d. F o r m g e b u n g . — Die zitierten Forderungen betr. „Liebligkeit" und Wohlklang finden sich bei Moller S. 2, 33, 38/9, 49, 51, 52, 62, 65, 68.

Die Belegstellen beziehen sich auf die 2. Ausgabe: I. Teil von 1661; II. Teil von 1661; III. Teil von 1657. —• Von Teil III (Dramentheorie) hat W. F l e m m i n g besonders aufschlußreiche Textstellen unter dem Titel: Theoretisches aus Jakob Masens Palaestra Eloquentiae ligatae Bd. 3, abgedruckt nach einer Ausgabe von 1664, neuerdings zugänglich gemacht, vgl. Das Ordensdrama, hrsg. v. W. Flemming in: Deutsche Literatur, Reihe Barock: Barockdrama, Bd. 2, S. 37—46.

S. 101.

„ D a s i n t e r n a t i o n a l e L a t e i n r e i c h " , so N. S c h e i d (S. J.): Der Jesuit Jakob Masen, ein Schulmann und Schriftsteller d. 17. Jh.s, Köln 1898, S. 35 mit Benutzung einer Stelle aus P. D u h r : Die Studienordnung d. Gesellschaft Jesu, Freiburg 1896.

S. 102.

W e i t e r e W e r k e Masens: Palaestra styli Romani, Köln 1659 (u. öfter); Exercitationes oratoriae, Köln 1660.

S. 102/3. B. N e u k i r c h s „Vorrede von der deutschen Poesie" (zur Hofmannswaldau-Sammlung) hält Umschau nach

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Belegen und faßt dabei auch die neulateinische Dichtung flüchtig ins Auge: „Nun könnte man solche leute [wie Bouhours, die den Deutschen die Befähigung zu „scharffsinnigen gedancken" absprechen] zwar bald beschimpften, wenn man ihnen nur die gedichte der Jesuiten oder anderer gelehrten leute in latein vorlegte; indem es doch eines ist, ob man lateinisch oder deutsch was gutes schreibet: Allein wir wollen uns so weit hier nicht bemühen, sondern den beweißthum näher suchen . . . " Und dieses der deutschen Art notwendig Näherliegende wird dann doch wieder von B. Neukirch in den deutschsprachlichen Leistungen gesucht und gefunden. S. 103.

B a r o c k h u m a n i s m u s . — Vgl. G. M ü l l e r : Deutsche Dichtung d. Renaissance u. d. Barocks (1927), S. 224.

S. 106.

„ V e r i s i m i l i t e r " dico, quod Veritas historica in Poetarum narratione non requiratur, sed liceat Poetae ex suo ingenio rerum circumstantias apposite ad veri similitudinem effingere; ut illustriori imagine rem oculis subjiciat, Palaestra I (1661, 2. Ausg.), S. 4.

S. 106.

V e r s c h m e l z u n g v. h i s t . u. dicht. W a h r s c h e i n l i c h k e i t . — Perfectissima tarnen illa est fabula, quae verisimilitudinem non minus historicam, quam pure fictitiam complectitur; siquidem ad delectandum magis apta, tum suspensum lectorem detinet atque inex spectata et latente magis eruditione capit, Palaestra I (1661), S. 10.

S. 106/7. Das W a h r s c h e i n l i c h k e i t s p r o b l e m i. D r a m a behandelt bes. d. 3. Kap. d. 1. Buches d. Palaestra, Pars III (1657), S. I3f.; aber auch d. 19. Kap. d. 2. Buches, Pars III, S. I77ff. Dort findet sich sogleich eingangs die Dreigliederung: Hinc triplex fabulae genus colligo. Primum verisimile, alterum verisignificativum, tertium et verisimile et verisignificativum (III, 178). — Hierzu auch die Ausschnitte in W. F l e m m i n g s erwähntem Teilabdruck, S. 40—42; die Seitenangaben b. Flemming weichen von den oben angegebenen naturgemäß ab, weil hier d. Ausg. v. 1657 herangezogen worden ist, während für W. Flemmings Abdruck eine Textgrundlage von 1664 zugrunde gelegt wurde. Die Textstellen an sich stimmen wörtlich überein.

ANMERKUNGEN

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S. 107.

E i n w i r k u n g d. R h e t o r i k , hervorgehoben bei G. Müll e r : Dt. Dichtg. d. Renaissance u. d. Barocks, S. 206/07. — Die stark rhetorische Haltung in Lohensteins Dramen erkannte schon J. J. B r e i t i n g e r , der in seiner „Critischen Abhandlung von d. Natur, d. Absichten u. d. Gebrauch d. Gleichnisse" (1740) Lohensteins Tragödiensprache zwar nicht als Diskurs, aber doch „als ein Soliloquium oder ein Gespräche, das Lohenstein mit sich selbst führet" kennzeichnet, dazu F. M a n s f e l d : Das literarische Barock im kunsttheor. Urteil Gottscheds u. d. Schweizer, Diss. Halle 1928, S. 84.

S. 107.

z. Joh. M a t t h a e u s M e y f a r t h d. Sonderuntersuchung Chr. H a l l i e r : Joh. Matthaeus Meyfarth, Diss. Frankfurt a. M. 1928 u. W. K a y s e r : Die Klangmalerei bei Harsdörffer (1932), S. 109, 111, 130 u. a.

S. 108.

G o t t s c h e d ü b e r W e i s e : Versuch einer Critischen Dichtkunst (1730), S. 213.

S. 109.

V o r r e d e . — Es handelt sich u. d. knapp gehaltene Vorrede v. Pars I d. Gesamtpoetik.

S. 109.

S c h ö p f e r b e g r i f f . — Et in hoc genere Poeta Deum utcunque imitatur (I, 8). — D i e Andeutung der Parallele im Schöpferbegriff gelegentlich d. Erörterung über d. natürl. u. d. moralische Fabel verläuft wesentlich andersartig als die Parallelen, die teils in d. späteren Geschichte u. Vorgeschichte d. Schöpferbegriffes bzw. d. Geniebegriffes begegnen. Nicht der freierfindende Dichter, der „künstlich etwas erfindet", vertritt das Freischöpferische. Vielmehr ahmt der Dichter nur, soweit er die Natur als Gottes Schöpfung nachahmt, gleichsam auch Gott nach.

S. 110.

A n n ä h e r u n g an den C h a r a k t e r d. S o n d e r s c h r i f t wird bes. für d. Dramentheorie auch äußerlich dadurch bestätigt, daß i. d. Tat Pars III (Dramatica) gesondert in Ausgaben v. 1657 u. 1664 herausgekommen ist.

S. i n .

L o b g e d i c h t u. H e l d e n g e d i c h t . — Die Einzelgliederung u. Untergliederung i. Gattungsbereich d. Epik hat in einem „epischen Stammbaum" N. S c h e i d : Der Jesuit Jakob Masen (1898), S. 20 zu veranschaulichen versucht.

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S. 113.

S o n d e r u n t e r s u c h u n g e n z. Jesuitendramen-Theorie. N. N e ß l e r : Dramaturgie d. Jesuiten Pontanus, Donatus u. Masenius, Progr. Brixen 1905. — A. H a p p : Die Dramentheorie der Jesuiten, Diss. München (Masch.) 1923, Diss.-Ausz. 1924.

S. 114.

E i n h e i t e n . — J. Masen geht zwar referierend auf d. Forderungen ein, die v. anderer Seite aufgestellt worden sind u. die hinsichtlich d. Zeiteinheit bereits im Zeitmaß schwanken (1—2 Tage). Er selbst betont jedoch: . . . sie etiam videtur inutilis; actio enim est, quam praeeipue imitatur, non tempus (III, 15); so auch W. F l e m mings Textabdruck, a. a. O., S. 44 (wörtlich übereinstimmend).

S. 114.

J. B i d e r m a n n . — Vgl. G. M ü l l e r : Dt. Dichtung v. d. Renaissance b. z. Ausgang d. Barocks (1927), S. 193.

S. 114.

W. F l e m m i n g bietet eine aufschlußreiche „Einführung" z. s. Bande „Ordensdrama" (1930), besonders hervorzuheben ist hier d. Abschnitt „Kunstwollen und -theorie", a. a. O., S. 15—19, der Masen eingehend berücksichtigt. Dort auch (S. 36) weitere Literaturangaben z. Gesch. d. Jesuitendramas.

Birken

S. 115/6. Die Belegstellen beziehen sich auf die im Text angeg. Urausgabe , , . . . Nürnberg 1679". — Über Birken, J. T i t t m a n n : Die Nürnberger Dichterschule (1847). — G. Q u e d e f e l d : Über S. v. Birken, Progr. Freienwalde a. O. 1878. — A. S c h m i d t : Siegmund von Birken, genannt Betulius, 1626—1681, i. d. Festschrift z. 250-jährigen Jubelfeier des Pegnesischen Blumenordens, Nürnberg 1894. — Aus d. Briefwechsel S. v. Birkens u. G. Neumarks 1656—1669, mitgeteilt v. C. A. H. Burkhardt, Euph.-Erg.-H. III. S. 116.

F r ü h e r e E n t s t e h u n g . — E. N e u s t ä d t e r : Versuch einer Entwicklungsgeschichte d. epischen Theorie in Deutschland v. d. Anfängen b. z. Klassizismus, Diss. Freiburg 1928, übersieht diese früheren Vorstufen und setzt daher seinen Vergleich Birken-Morhof auf nicht recht tragfähiger Vergleichsgrundlage an, a. a. O., S. 12. — Neustädter hat f. d. .epische Theorie, soweit unser

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Berichtsraum erfaßt wird, nur etwa zwanzig Seiten zur Verfügung, a. a. O., S. 5—25. S. 116.

A b w e h r d. a n t i k . G ö t t e r g e s t a l t e n erfolgt durchgängig b. Birken, so etwa a. a. O., S. 189,316,330 u. a. m. Die Bekämpfung z. B. des Terenz als Schullektüre (S. 338) begegnet in ganz ähnlicher Weise u. gleichfalls v. d. christlich-moralpädagogischen Bewertung aus bei B. Kindermann „Der Deutsche P o e t " (1664), S. 16, wobei Kindermann diese Stelle als Zitat von Rist übernimmt.

S. 120.

N a c h a h m u n g . — Birken: „ . . . a b e r sie (d. Nachahmenden) holen nicht nur das Feuer, sondern sie pflegen auch das Holz zu stehlen und schreiben oft Plätze aus, darauf man ein Pferd tummeln könnte" (S. 178). Der Umwandlungsvorgang wird neben dieser Entlehnungsbegrenzung auch drastischer als im Bienengleichnis so umschrieben: „Man muß das Gehirn zum guten Magen machen, der die Speise nicht, wie er sie empfangen, wieder heraus kotze, sondern verdaue und in eigenen Nahrungssaft verwandele".

S. 123.

D r a m e n t h e o r i e . — G. P o p p : Über den Begriff des Dramas in den deutschen Poetiken d. 17. Jh.s, Diss. Leipzig 1895. — G. B r a t e s : Hauptprobleme d. dt. Barockdramaturgie, Diss. Greifswald 1935.

S. 124.

W e c h s e l b e z i e h u n g v . G e h a l t - u. G e s t a l t s t r u k t u r b. Birken versucht festzustellen G. B r a t e s , a . a . O . , S. 47 u. 49.

S. 125.

B i l d h a f t e E i n k l e i d u n g . — I. Ziemendorff a . a . O . , S. 20 hebt das Empfehlen der antithetischen Metaphern durch Birken hervor. Als Beleg für die „unpersönliche Sachlichkeit und Künstlichkeit des Bildvorganges" i. d. barocken Dichtkunst bringt G. F r i c k e i. s. GryphiusArbeit, S. 20, Anm. 48 u. a. auch ein längeres Zitat aus Birkens Poetik (b. Birken, S. 79t.).

S. 128.

R o m a n t h e o r i e . — M. L. W o l f f : Gesch. d. Romantheorie v . d. Anfängen bis zur Mitte d. 18. Jh.s, Nürnberg 1915 (Diss. München); z. Birken, a. a. O., S. 61—64. Zur franz. Romantheqrie, a. a. O., S. 26ff. — Während

382

ANMERKUNGEN

d. Drucklegung konnte herangezogen werden I. J e r s c h k e : W. H. Frhr. v . Hohberg, ein Dichter aus d. Zeit des Barock, Diss. München 1936; dort über Birkens Vorrede z. „Aramena", S. 4—7 üb. Romantheorie (erbauliche Tugendlehre, Lebenslehre, kulturpatriotische Leitidee). Czepko S. 129. Die drei ersten Centurien d. Monodisticha D. Czepkos, abgedr. bei K . K o f f m a n e i. Correspondenzbl. d. V. f. Gesch. d. ev. Kirche Schlesiens I (1882). — Weltliche Dichtungen, hrsg. v. W. M i l c h , Breslau 1932. — Geistliche Schriften, hrsg. v. W . M i l c h , Breslau 1930. T h . S t r a s s e r : Der junge Czepko, München 1913 (als Diss. Göttingen 1912). — W . W y r t k i : Czepko imMannesalter, Diss. Breslau (Masch.) 1919. — W . M i l c h : D. v. Czepko, Breslau 1934, Einzelschr. z. Schles. Gesch., Bd. 12. — F r . W . W e n t z l a f f - E g g e b e r t : Die Wandlungen i. religiösen Bewußtsein Daniel v. Czepkos (1605—1660), Zeitschr. f. Kirchengesch. 51, S. 480—511. S. 129.

K a u m W e s e n t l i c h e s z. P o e t i k . — Selbst W. M i l c h spricht trotz eingehender Czepko-Studien und trotz Kenntnis des handschriftlichen Materials von den „geringen Beiträgen zur Poetik, die Czepko geliefert h a t " ; W . M i l c h , Daniel von Czepko, Persönlichkeit und Leistung, Breslau 1934, S. 121.

S. 129.

W. Milch. — A . a. O., S. 121 bringt d. entsprechenden Beleg in einer Anmerkung. Die Auffassung d. Poesie als „verborgene Theologie", die als „opitzisch" bezeichnet wird (aber nicht notwendig gerade von Opitz bezogen zu sein braucht), belegt Milch a. a. O., S. 94 aus „Coridon u. Phyllis"; ebenso die für d. antihöfische Teiltendenz beachtenswerte Kritik Czepkos an dem geringen Ansehen, das der Dichter beim Fürsten findet.

S. 130.

M a d r i g a l h a f t e Z w i s c h e n f o r m e n . — M e h r f a c h weist W. Milch (wie dankenswerterweise auf d. sog. „Säulengedicht") auch auf eine Liedform mit „Pointe" hin a. a. 0., S. 110 („Drey Rollen verliebter Gedancken" u. „Unbedachtsame Einfälle"). Bei diesem „Lied mit Pointe" dürfte es sich im Sinne d. Zeitpoetik um m a d r i g a l h a f t e Zwischenformen handeln. Für K . Zieglers Madrigaltheorie z. B. steht das Madrigal in enger Fühlung

ANMERKUNGEN

383

mit d. Epigramm. Damit wäre auch d. Übergang z. Epigramm ohne weiteres nahegelegt. S. 131.

B r i e f an A p e l l e s v. L ö w e n s t e r n . — H. H e c k e l Gesch. d. dt. Lit. i. Schles. I (1929), bietet i. s. Anmerkungen (S. 396/7) den dankenswerten Hinweis unter Bezugnahme auf P. E p s t e i n s Veröffentlichungen üb. Apelles v. Löwenstern, Schles. Lebensbilder III (1928).

Hadewig S. 131.

Die Belegstellen beziehen sich auf die im Text angegebene Urausgabe,, . . . Lübbeke 1650".

S. 131.

Die k u l t u r p a t r i o t i s c h e L e i t i d e e beherrscht bereits die Einleitung, bzw. d. Vorrede „ A n den aufrichtigen Leser".

S. 131/2. T s c h e r n i n g s K r i t i k an überwiegend metrischen Erörterungen (mit Bezug auf Hanmann) findet sich in einem Schreiben Tschernings vom 9. Aug. 1645. Tscherning S. 134. Die Belegstellen beziehen sich auf die Ausgabe von 1659, die gegenüber d. Ausgabe v. 1658 die „deutsche Schatzkammer" bringt. — Eingehend hat über Tscherning gehandelt H. H. B o r c h e r d t : Andreas Tscherning, ein Beitrag zur Literatur- und Kulturgeschichte d. 17. Jh.s, München-Leipzig 1912; dort auch Näheres über „Tschernings Poetik" (S. 172—212), im wesentlichen aber etwas zu einseitig beschränkt auf d. sprachlichen Einzelheiten; das Grundsätzliche zur Poetik erscheint demgegenüber nicht restlos ausgewertet. — Auf den Umstand, daß d. dt. Poetik damals schon hinreichend tragfähige Grundlagen bieten kann, so daß Tscherning nicht mehr auf Auslandspoetiken angewiesen ist, lenkt d. Aufmerksamkeit H. H e c k e l : Geschichte der deutschen Literatur in Schlesien Bd. I, Breslau 1929, S. 212. S. 135.

E n t s t e h u n g s v o r g a n g (aus Briefwechsel ablesbar), H. H. B o r c h e r d t a. a. O., Anm. z. S. 317/18.

S. 136.

„ m e i n H. O p i t z " , so bei Tscherning selbst, z. B. S. 80, 86/7 u . a . ; „mein H. Buchner", z . B . S. 70, 92, 94, 97, 107, 145.

384

ANMERKUNGEN

S.136/7. S t e l l u n g z. Mundart. — H. H. Borcherdt a. a. 0 . neigt etwas dazu, Tschernings Abwehr des Mundartlichen zu überschätzen, wie z. B. d. Wendung verrät „Diese zwischen den Zeilen liegende Absage an den Dialekt", S. 187. Demgegenüber scheint keine hinreichende Berücksichtigung jene Stelle bei Tscherning gefunden zu haben, auf die die obige Darstellung Bezug nimmt, „Unvorgreiffliches Bedencken", S. 78/9. S. 137.

„ n a t ü r l i c h e s " Zeichen. — Die f. d. Gesch. d. Sprachphilosophie vorzubehaltende Frage, ob etwa die Natursprachenlehre eingewirkt haben mag, ist immerhin in Erwägung zu ziehen.

S. 139.

A n t i k r i t i k . — Die nicht erhaltene —nur geplante? — ungedruckte Antikritik Zesens gegen Tscherning wird erwähnt in Elias Caspar Reichards „Versuch einer Historie der deutschen Sprachkunst", Hamburg 1747, S. 165 u. 236, vgl. H. H. Borcherdt, a. a. 0 . Anm. S. 324; vgl. auch Borinski, S. 271 Anm. 2.

Zesen S. 140.

S. 140.

Die Belegstellen beziehen sich auf die erweiterte 4. Aufl. des „Helikon" von 1656 (vorher: 1640, 1641, erweitert bereits 1649). K. D i s s e l : Ph. v. Zesen u. d. deutschgesinnte Genossenschaft, Progr. Hamburg 1890. — H. H a r b r e c h t : Zesen als Sprachreiniger, Diss. Freiburg 1912. — R. I b e l : Die Lyrik Ph. v. Zesens, Diss. Würzburg (Masch.) 1922. — A. G r a m s c h : Zesens Lyrik, Kassel 1923. — A. May: Weltbild u. Lebensgefühl b. Ph. v. Zesen, Diss. Wien (Masch.) 1931.—M.Trelle:ZweiFeldgefügeim Sinnbezirk des Verstandes b. Ph. von Zesen, Diss. Münster 1935. Im Verfolg der „Sprachinhaltsforschung" (Anregung J . Trier: Der dt. Wortschatz im Sinnbezirk des Verstandes, Heidelberg 1931) kommt f. d. Poetik bes. in Betracht M. Trelles Erläuterung d. Begriffes „Kunst", a. a. O., S. 13f. (Fertigkeit, Geübtsein, angewandtes Wissen); „Witz", S. 27; „scharfsinnig", S. 33 u. a. A n a k r e o n t i s c h e r L i e d t y p u s . — H. L i s c h n e r : Die Anakreontik i. d. dt. weltlichen Lyrik des 17. Jh.s, Diss. Breslau 1932, S. 68—71. Lischner weist f. d. Bereich d. Zesenschen Kunsttheorie eine frühe (wie L. meint d.

ANMERKUNGEN

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„erste") Erwähnung anakreontischer Verse nach in Zesens „Scala Heliconis Teutonici" (1643), dann auch in Zesens „Deutsch-lateinischer Leiter" (1656), a. a. O., S. 69. S. 143/4. H ö r b i l d , K l a n g b e w e r t u n g . — Z e s e n s „Rosen-mand", S. 8of. u. 180; vgl. W. Kayser a. a. O., S. 128 Anm. 87; 122 Anm. 72; 175 Anm. 82. S. 144.

Z u r ü c k g r e i f e n a u f F i s c h a r t . — E. G o l d e m a n n : Barockstil bei Fischart, Diss. Tübingen, gedr. Zeulenroda 1934, glaubt hinsichtl. d. Berücksichtigung d. Klangwirkungen Fischart auf d. Wegrichtung zu Zesen hin beobachten zu können, a. a. 0., S. 72.

S. 144.

Die B e l e g s t e l l e n aus V o r r e d e u. Widmungsschrift beziehen sich auf d. Neudr. Ph. v . Zesen: Adriatische Rosemund 1645, hrsg. v. M. H. Jellinek, Halle 1899 (Neudr. d. 16. u. 17. Jh.s, Nr. 160—163).

S. 1 4 4 ! R o m a n . — H. K ö r n c h e n : Zesens Romane, Berlin 1912. — K . G a r t e n h o f : Die bed. Romane Ph. v. Zesens, Progr. Nürnberg 1912. — H. W i l l : Die ästh. Elemente i. d. Beschreibung b. Zesen, Gießen 1922. — W. B e y e r s d o r f f : Studien z. Ph. v. Zesens biblischen Romanen „Assenat" u. „Simson", Form u. Geist II, Leipzig 1928. — H . O b e r m a n n : Studien üb. Ph. v. Zesens Romane „Die adriat. Rosemund, Assenat, Simson", Diss. Göttingen 1933. — Allgemein: F. B o b e r t a g : Geschichte d. Romans (1876—84). — M. L. W o l f f : Geschichte d. Romantheorie (1915). Rist S. 147/8. Hinsichtlich der Vorreden wurden die betreffenden Ausgaben herangezogen. Mehrfache Bezugnahmen finden sich in Kindermanns „Deutschem Poeten" (1664), bes. auf Rists „Nothwendigen Vorbericht" zum „Neuen Teutschen Parnass" (1652). H. M. S c h l e t t e r e r : Joh. Risten: Das Friedewünschende Teutschland . . . , Augsburg 1864. — Th. H a n s e n : Joh. Rist und seine Zeit, Halle 1872. — H. M. S c h l e t t e r e r : a . a . O . , Einleitung. — O . K e r n : Joh. Rist als weltlicher Lyriker, Marburg 19x9. — A. J e r i c k e : (s. u.). — O . H e i m s : Joh. Rist als Dramatiker, ein Beitrag zur Geschichte des volkstümlichen Dramas im 17. Jh., Diss. Marburg 1929. 35

M a r k w a r d t , Poetik i

386

ANMERKUNGEN

S. 148.

„ L ä c h e r l i c h e s S e l b s t g e n ü g e n " . — Borinski: Poetik d. Renaissance, S. 251; dort glaubt Borinski weiterhin Rist als „Urheber jener grenzenlos 'nationalen' Selbstgefälligkeit" hinstellen zu müssen, wie denn Borinskis Gesamtdarstellung wenig Einfühlungswilligkeit in das kulturpatriotische Streben des 17. Jh.s beweist.

S. 149.

„ M o n a t s g e s p r ä c h e . " — Die Darstellung stützt sich vor allem auf A. J e r i c k e : Johann Rists Monatsgespräche, Germanisch u. Deutsch, Studien z. Sprache u. Kultur II, Berlin u. Leipzig 1928, bes. S. 70 ff. Dort auch nähere Ausführungen über Rists Stellung zu den anderen Künsten.

S. 150.

S t r e n g e in m e t r i s c h e n F r a g e n . — Sie wird bereits angemerkt in einer späteren Ausgabe i. d. Reihe, die die Gesprächsformen von Harsdörffer über Rist weiterführt, E r a s m u s F r a n c i s c i : „Alleredelste Kunst der Gantzen Welt", Frankfurt a. M. 1703, vgl. A. J e r i c k e , a. a. O., S. 82. Rist und Francisci „Curieuses RecreationsJahr", Frankfurt und Augsburg 1703, darin das oben genannte Gespräch. Über Franciscis Beteiligung im Herausbilden der „Gespräche" auch G. A. N a r c i ß : Studien z. d. Frauenzimmergesprächspielen G. Ph. Harsdörfers (1927), S. 159—161. — Über Rists Stellung zum „Gesetz d. 3 Starktöne", das in d. Metrik d. 17. Jh.s noch keine Geltung gehabt zu haben scheint, vgl. A. H e u s l e r : Deutsche Versgeschichte III (1929), S. 140 Anm. (§ 993).

Kindermann S. 151. Die Belegstellen beziehen sich auf die Urausgabe, deren vollständiger Titel, weil für die Gesamthaltung aufschlußreich, mitgeteilt sei: „Der Deutsche Poet / Darinnen gantz deutlich und ausführlich gelehret wird / welcher gestalt ein zierliches Gedicht / auf allerley Begebenheit / auf Hochzeiten / Kindtauffen / Gebuhrtsund Nahmens-Tagen / Begräbnisse / Empfah- und Glückwünschungen / u. s. f. So wohl hohen als niederen Standes-Personen / in gar kurtzer Zeit / kan wol erfunden und ausgeputzet werden / Mit sattsahmen / und aus den vornehmsten Poeten hergenommenen Gedichten beleuchtet / und also eingerichtet / daß den Liebhaber der Göttlichen Poesie dieser an statt aller

ANMERKUNGEN

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geschriebenen Prosodien und Poetischen Schrifften zur Nohtdurfft dienen kan / Fürgestellet / Durch ein Mitglied des hochlöbl. Schwanen-Ordens. Wittenberg / . . . Im Jahr 1664." — Zugleich als Beispiel für die breit ausladende und anpreisende Art der Titelgebung; daher wurden in diesem Falle auch die Beistriche, die sonst durchweg in den Zitaten dieser Arbeit fallen gelassen wurden, beibehalten. W. K a w e r a u : Balth. Kindermann, Geschichtsblätter f. Magdeburg X X V I I . S. 151.

G e w ä h r s m ä n n e r u. Z i t a t e . — Es ist nicht immer ganz leicht, bei Kindermann — und auch bei manchem anderen Poetiker — die eigenen Ausführungen von zitierten Stellen zu unterscheiden, weil Zitate vielfach nur zu Anfang und am Ende durch eine entsprechende Bemerkung kenntlich gemacht werden, nicht jedoch durch Anführungsstriche. So klärt z. B., nachdem S. 12 Rist erwähnt wurde, erst auf S. 15 die Bemerkung „bißhieher mein Ewiggeliebter Herr Ristius" den Leser über die Breite des Zitats auf.

S. 152.

Ü b e r die F a b e l findet sich die betreffende mißverständliche Bemerkung bei Borinski a . a . O . , S. 260/1. — M. S t a e g e : Die Geschichte d. dt. Fabeltheorie (Diss. Basel), gedr. Bern 1929, zählt in einer längeren Anmerkung (S. 16) Kindermann nur mit Namen und Poetik auf unter der Gruppe von Poetiken, „die nichts oder nur höchst Unbedeutendes über die Fabel enthalten". Immerhin wäre in der Sonderarbeit ein Eingehen auf Kindermanns Gewährsmann J o h . H ü b n e r erwünscht gewesen. Doch gehört der Hauptteil der an sich in der Themastellung begrüßenswerten Arbeit offenbar der neueren Zeit.

S. 154.

E p i g r a m m . — Abgesehen von der engen Verwandtschaft mit dem Madrigal entsteht auch durch Kindermanns frühere Erörterungen über J. Hübners Fabeltheorie (S. 136 t.) eine enge Beziehung des Epigramms zu der „Schluß-Fabel" (S. 145).

S.155.

D r a m e n t h e o r i e . — In der oben angedeuteten Richtung ein wenig überschätzend G. B r a t e s a. a. O. (1935), S. 101/2. Die Abhebung von Hadewig verschiebt den Blickpunkt.

35*

388

ANMERKUNGEN

Neumark S. 156. Die Belegstellen beziehen sich auf d. Ausgabe „Jena 1667". F r . K n a u t h : G. Neumark, Langensalza 1881. — G. C l a u s s n i t z e r r G . Neumark, Diss. Leipzig (Masch.) 1924. — A. H e u s l e r : Deutsche Versgeschichte I I I S. 74. !42, 191» 194/5S. 156.

M a r t i n K e m p e . — Außer den Anmerkungen z. Neumarks Poetik wäre ergänzend hinzuweisen auf den „Neugrünenden Palmenzweig der Teutschen Helden-Sprache und Poeterey", Jena 1664. Die Anmerkungen zu Neumark umfassen nahezu 300 Seiten (S. 57—336).

S. 156.

D r a m e n t h e o r i e . — Näheres bringt G. B r ä t e s a. a. O. ( I 935). S. 73/4 unter Berücksichtigung der Anmerkungen Kempes; über das Verhältnis v. Inhaltskriterium u. Formungskriterium, S. 25—27.

S. 159.

„ L u s t w a l d " . — Die Belegstellen beziehen sich auf die Ausgabe „Jena 1657". Die Vorrede behilft sich vielfach mit Zitaten (z. B. aus Rist) u. bringt streckenweise nur wenig eigenen Bindetext, der diese Zitate umrahmt.

S. 159.

S p r a c h r i c h t i g k e i t . — Neumark gehört zu denjenigen Poetikern, die sich auf Meyfarth („Meifard") stützen; empfohlen werden weiterhin: Schottel, Hanmann, Buchner, Harsdörffer, Titz u. Zesens Helikon. — Da es sich b. d. Alten um eine zwar „heidnische, doch kluge Vorwelt" handele, seien d. klass. Sprachen zwar zu pflegen, jedoch ohne darüber die Muttersprache zu vernachlässigen.

S. 160.

M a r t i n R i n c k a r t . — W. B ü c h t i n g : Martin Rinckart, Göttingen 1903. — Die Stellung Rinckarts innerhalb der Versgeschichte umreißt mit einigen markanten Beispielen A. H e u s l e r : Deutsche Versgeschichte I I I (1929), S. 119 (das „natürliche Ohren-Maß"); 125 (Jambus vermeintlich „uhralte" deutsche „Reim-Art") u. a.

K. Ziegler S. 161. Die Belegstellen beziehen sich auf d. Ausgabe v. 1685, deren Gesamttitel lautet: „Caspar Ziegler Von den Madrigalen / Einer schönen und zur Musik beqvemesten

ANMERKUNGEN

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Art Verse / Wie sie nach der Italianer Manier in unserer Deutschen Sprache auszuarbeiten / Nebenst etlichen Exempeln / Anitzo vermehret / und auf vielfältiges Begehren zum Druck befördert / Mit beygefügten Register" Wittenberg 1685. Die i . A u s g . erfolgte 1653; ob i. darstellenden Text wesentliche Abweichungen bestehen, konnte ich nicht feststellen. Der v. Borinski (S. 259 Anm. 2) angegebene Titel weicht etwas ab; doch bringt B. die Titel nicht immer genau. Das „anitzo vermehret" scheint sich nur auf d. Exempel z. beziehen. Widmungsschreiben u. d. „Extract" aus d. Schreiben H. Schütz' tragen auch i. d. 2. Aufl. v. 1685 d. Jahresangabe 1653. Man könnte i. ersten Augenblick aus d. Bemerkung v. d. „natürlichen construction" (S. 17) i. d. 2. Aufl. auf eine Änderung zugunsten Weises schließen. Aber d. Fassung ist durchaus so allgemein, wie sie vor Weise auch sonst begegnet. S. 162.

F r a g e d. E r s t m a l i g k e i t . — Darüber, daß Ziegler i. Wirklichkeit nicht der „erste" war, unterrichtet E. D a h m e n : Die Wandlungen d. weltl. deutschen Liedstils i. Zeitraum d. 16. Jh.s, ein Beitrag z. Gesch. d. dt. Frühbarock, Diss. Königsberg, gedr. Bottrop i. W. 1934. E. Dahmen würdigt vor allem d. früheren Bemühungen H. L. Hasslers u. H. Scheins um d. Madrigalform. — Vgl. im weiteren Umkreis K . V o s s l e r : Das deutsche Madrigal, Weimar 1898. — R . V e l t e n : Das ältere deutsche Gesellschaftslied unter d. Einfluß d. italienischen Musik, Heidelberg 1914. — G . M ü l l e r : Geschichte d. deutschen Liedes v. Zeitalter d. Barock bis zur Gegenwart, München 1925.

S. 162.

B e z i e h u n g z u r Musik. — Die Zweck- u. Wirkungsverbundenheit d. Madrigals mit d. Musik wird so in jenem kurzen Nachwort (S. 47), das Ziegler s. Beispielsammlung hinzufügt, erneut herausgestellt. Ebenso — und noch eingehender — am Schluß d. eigentlichen „Berichts von der Arth und Eigenschafft eines Madrigals", u. zwar unter Berufung auf d. Urteil Schütz' (S. 16—19). So etwa d. Bemerkung, „daß kein einziges genus carminis in der Deutschen Sprache sich besser zu der Musik schicke als ein Madrigal"; „daß, wenn feine ingenia sich in den Madrigalen üben wolten, die Musik dadurch umb ein großes befördert werden solte" u. a.

390

ANMERKUNGEN

S. 162.

Diese v o r l ä u f i g e D e f i n i t i o n lautet: „So ist demnach ein Madrigal bey den Italianern ein kurtzes Gedicht, darinnen sie ohne einige gewisse mensur der Reime etwas scharffsinnig fassen und gemeiniglich dem Leser ferner nachzudencken an die Hand geben" (Ziegler S. 2).

S. 163.

Einschränkungdesdeutschsprachlichen Kultus'. — Nachdem Ziegler schon eingangs von „den recht Deutschgesinnten . . d i e da verstehen, worinnen die Majestät der Deutschen Sprache beruhet" (S. 2), hat Rat u. Kritik annehmen wollen, hält er angesichts der vorherrschenden kulturpatriotischen Leitidee doch noch die Entschuldigung für erforderlich: „Verzeihe mir, günstiger Leser, ich kan meine Muttersprache höher nicht rühmen, alß Ich an Ihr Ruhms würdig finde. Es ist mir nicht unbekant, was vor große Worte andere davon führen, aber ich sorge, es werden die Poitzen offtermals zu weit geschossen" (S. 8). Was hier als kritische Besinnung anmuten könnte und möchte, erweist sich im Gesamt d. Abhandlung jedoch als mangelndes Vertrauen zu und als mangelndes Vertrautsein mit der deutschen Sprache, der von Ziegler nur Nebenstunden gewidmet werden.

S. 165.

„ M a d r i g a l " m a s c u l i n u m a. a. O., S. 10, 13, 17.

S.165.

„ S t y l u s r e c i t a t i v u s " . — Ziegler vergleicht „besagten Stylum recitativum, wie ihn die Italianer in der Poesie zu ihren Singe/Comedien gebrauchen", mit einem „stets werenden (währenden) Madrigal", einem ausgeweiteten Madrigalstil. Er überträgt das Fachwort v. d. Musik her, aber nicht ohne Abstufung, vielmehr: „Den Stylum recitativum nenne Ich hier die Art der Verse oder des Poematis, welche sich zu der Componisten Stylo recitativo schicken" und besonders eignen (S. 17/8). Der Madrigaldichter darf den Komponisten nicht mechanisch streng binden, sondern muß ihm durch Akzentverteilung und Abwechslung von „stärcke oder schwäche" entgegenkommen. Ziegler nähert sich auch hier flüchtig dem Problem des Rhythmischen.

S. 166.

V e r w a n d t s c h a f t m i t d. E p i g r a m m . — Th. E r b : Die Pointe in Epigramm, Fabel, Verserzählung und Lyrik von Barock und Aufklärung, Diss. Bonn 1928

ANMERKUNGEN

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(Teildruck d. Arbeit: Die Pointe i. d. Dichtung des Barocks u. der Aufklärung; da d. Teildruck die Berücksichtigung d. Theorie enthält, genügt er f. unsere Zwecke), S. 3 bringt die für ihr Thema bes. in Betracht kommende Stelle hinsichtlich d. Madrigals als Beleg f. d. Neigung d. Madrigals u. d. Sonetts zur Pointenbildung. Für d. Theorie d. Sonetts verweist sie auf die Forderung Menckes in dessen „Unterredung v. d. deutschen Poesie", die hier ergänzend mitgeteilt sein mag: „Billig solten die drey letzten Zeilen einen ingenieusen Schluß in sich begreiffen"; Mencke liegt jedoch zeitlich wesentlich später (1710), was nicht hinreichend klar wird, da Th. Erb Zieglers Erstausgabe v. 1653 nicht nennt. Die früheren Stufen d. Madrigals in ihrem Verhältnis zum Epigramm kennzeichnet E. D a h m e n : Die Wandlungen d. weltl. dt. Liedstils (1934), S. 67 so, daß z. B. die bei Hassler „gelegentlich" beobachtbare Neigung zu einer „epigrammatischen Formung und Zuspitzung" der Madrigalform bei Scheins Madrigalen „fast ganz" zurücktrete. S. 166.

Betreffend S i l b e n z a h l bemerkt E. D a h m e n a . a . O . (1934) für d. Madrigalstil Hans Leo Hasslers (Ende d. 16. Jh.s): „Die Hälfte der Madrigale begegnet in rein italienischen Maßen, in Sieben- und Elfsilbern" (a. a. O., S. 61). Auch in diesem Betracht lagen also für Ziegler die Vorformen bereit.

A. Gryphius S. 168.

Die Belegstellen beziehen sich auf d. Urausgabe „Andreae Gryphii Deutscher Gedichte / Erster Theil Breßlaw 1657" (dort Leo Armenius; Catharina von Georgien; Carolus Stuardus, keine Vorrede; Cardenio vnd Celinde, längere Vorrede), angehängt wurden „Andreae Gryphii Oden" und unter dem Sondertitel „Thränen über das Leiden Jesu Christi" das „Vierdte Buch" der Oden (mit längerer Vorrede). — An der H. P a l m s c h e n Gesamtausgabe (Stuttg. Lit. Ver. Nr. 138, 162, 171, 1882 bis 1884) wird vielfach Kritik geübt, neuerdings auch v. W. Flemming u. G. Fricke. Die Vorrede zu „Cardenio u. Celinde" ist begrüßenswerter Weise aufgenommen in W. F l e m m i n g : Das schlesische Kunstdrama (Dt. Lit., Reihe Barock-Drama, I S. 75/6); allerdings nur als Teilabdruck. — Die Vor-

392

ANMERKUNGEN

rede zur „Catharina von Georgien" ist im Abdruck nach der Ausgabe von 1663 zugänglich gemacht d. W. F l e m m i n g i. d. Ndr. dt. Lit. d. 16. u. 17. Jh.s (Nr. 261/2), Halle 1928. W. H a r r i n g : A. Gryphius u. d. Drama der Jesuiten, Halle 1907 (HeermanaV). — W. F l e m m i n g : A. Gryphius u. d. Bühne, Halle 1921. — W. S c h i e c k : Studien zur Lebensanschauung d. A. Gryphius, Diss. Greifswald 1924. — F. G u n d o l f : A . Gryphius, Heidelberg 1927. — W. J o c k i s c h : A. Gryphius u. d. lit. Barock, Berlin 1930, Germ. Studien 89. — W. F l e m m i n g : Einleitung z. „Schlesischen Kunstdrama" (1930, s. o.). — A. S t r u t z : A. Gryphius, d. Weltanschauung eines dt. Barockdichters, Horgen-Zürich 1931. — G . L a z a r u s : Die künstlerische Behandlung d. Sprache b. A. Gryphius, Diss. Hamburg 1933. — G. F r i c k e : Die Bildlichkeit i. d. Dichtung d. A. Gryphius (1933, s. o.). — W. M a w i c k : Der anthropologische u. soziologische Gehalt in Gryphius' Staatstragödie „Leo Armenius", Diss. Münster 1935. S. 170.

W. F l e m m i n g : Einführung z. „Das schlesische Kunstdrama" (1930), S . 3 7 .

S. 170.

G. F r i c k e : Die Bildlichkeit i. d. Dichtung d. A. Gryphius (1933)-

S. 172.

A m p h i t r u o . — M. D. O m e i s glaubt z . B . im Fall d. „Amphitruo" auf d. Widerspruch v. Theorie u. Praxis d. Alten hinweisen zu sollen; „Gründliche Anleitung z. Teutschen accuraten Reim- u. Dichtkunst" (1704).

S. 173.

G . A . B ü r g e r s Rechtfertigung des Gespenstischen i. d. Aufsatz „Zur Beherzigung an die Philosophunculos" i. d. Nachlaßfragmenten „Von der Popularität der Poesie" (entstanden 1778 f.), Werke III S. 15.

Lohensteiii S. 176. Die Belegstellen beziehen sich hinsichtlich der Dramenvorreden und Inhaltsangaben auf die Ausgabe der C l e o p a t r a „Breßlau 1665"; des I b r a h i m S u l t a n (Zuschrift) „Franckfurt und Leipzig 1679"; des I b r a h i m B a s s a (Widmung u. Vorrede) „Breßlau 1709".

ANMERKUNGEN

S. 178.

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Moralischer Ausgleichswert d. „ R e y e n " . — 0 . M u r i s : Dramat. Technik u. Sprache i. den Trauerspielen D. C. v. Lohenstein, ein Beitrag zur Charakteristik des Renaissancedramas im 17. Jh., Diss. Greifswald 1911, dort über d. Chöre u. Reihen S. 83—95, Gegenüberstellung mit Gryphius S. 85. — Für Gryphius vgl. H. S t e i n b e r g : Die Reyen i. d. Trauerspielen des A. Gryphius, Diss. Göttingen 1914. — Über die ethische Ausgleichsfunktion der Reihen im Rahmen der Gesamthaltung M.-O. K a t z : Zur Weltanschauung D . C. v . Lohenstein, Studien z. dt. Barockliteratur, Diss. Breslau 1933, S. 15—18. — E. B e h e i m - S c h w a r z b a c h : Dramenformen des Barocks, Diss. Jena 1931 geht u. a. auf die Funktion der ..Reyen" b. Joh. Christian Hallmann ein. — Zur Stilgestaltung W . M a r t i n : Der Stil 1. d. Dramen Lohensteins, Diss. Leipzig 1927. — Wie stark der moralische Ausgleichswert sich vordrängt, wird ablesbar an dem gelegentlichen Zuspitzen der Folgerungen in Sonderarbeiten, so etwa bei B. K a m i l : Die Türken i. d. dt. Literatur u. d. Sultansgestalten i. d. Türkendramen Lohensteins, Diss. Kiel 1935, der „Tugend u. Vernunft" als beherrschende (!) Kräfte f. d. 17. Jh. in Anspruch nimmt.

S. 178/9. H i s t o r i s c h b e l e h r e n d e r A u s g l e i c h s w e r t . — Eine verhältnismäßig leicht zugängliche Vorstellung von diesen breitausladenden Dramenanmerkungen vermittelt d. Neudruck von Lohensteins C l e o p a t r a (nach d. Ausgabe v. 1680) i. d. Dt. Nat.-Lit., Bd. 36 („Zweite schlesische Schule I " ) , hrsg. v . F . Bobertag, der die „ A n merckungen" abdruckt (S. 288—333). S. 180.

A r m i n i u s - R o m a n . — L. L a p o r t e : Lohensteins ,,Arminius", ein Dokument d. dt. Literaturbarocks, Germ. Studien 48, Berlin 1927.

S. 181.

V o r r . z. d. „ B l u m e n " . — Die Belegstellen beziehen sich auf d. Ausgabe „Breßlau 1708."

Hofmannswaldau S. 182. Die Belegstellen beziehen sich auf d. Ausg., Breslau 1689 f. d. Gesamtvorrede „ A n den geneigten Leser"; f. d. Sondervorrede „Geneigter Leser" (bzw. „ A n den Leser") zu den „Helden-Briefen" auf d. Ausg., Leipzig u. Breslau 1686.

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J. E t t l i n g e r : Hofmannswaldau, Diss. Heidelberg 1891. — C. B r o s s m a n n : Hofmann v. Hofmannswaldau, Progr. Liegnitz 1910. — W. S c h u s t e r : Metrische Untersuchungen z. Chr. H. v. Hofmannswaldau, Diss. Kiel 1913. — F r . M a y e r : Chr. Hofmann v. Hofmannswaldau u. d. franz. Lit., Diss. München (Masch.) 1923. — R. I b e l : H. v. Hofmannswaldau, Berlin 1928. S. 183.

„ B e l u s t i g u n g , V e r g n ü g u n g " . — Wie hier zu Beginn d. Gesamtvorrede bekennt Hofmannswaldau gegen Schluß noch einmal ausdrücklich, ,,zu Vergnügung meiner Landsleute" schaffen zu wollen.

S. 184.

B o r i n s k i : Poetik d. Renaissance, S. 368.

S. 184.

„ A n den L e s e r " . — Die Überschrift lautet zwar „Geneigter Leser", die einzelnen Seiten jedoch tragen d. Kennwort „An den Leser", das geeigneter erscheint, diese Sondervorrede z. d. „Helden-Briefen" von d. Gesamtvorrede („An den geneigten Leser") deutlich abzuheben.

S. 186.

„ e t w a s n e u e s u n d u n g e m e i n e s " . — Dieser Drang nach dem Neuartigen u. Außergewöhnlichen entspricht noch durchaus d. Grundanschauung M a r i n o s : „Die Art zu dichten, die unserem Jahrhundert erst gefällt, muß so sein, daß sie die Ohren der Leser mit allem Reiz der Neuigkeit kitzelt", zitiert nach d. Übersetzung, die vermittelt wird aus d. Briefausgabe Epistolario durch W. K r a u s s : Marino, Dichter und Gestalt, GRM. X X I I (1934), S. 239—248, a. a. O., S. 240. — Unter Abhebung von Tommaso Stigliani (wie auch von Bembo) tritt Marino für das ein, was dem miterlebenden Leser seiner Gegenwart gefällt, also neuartig sein muß. — Die Gesamtvorrede Hofmannswaldaus nennt Marinos „Adone" noch in allen Ehren neben Guarinis „Hirten-Spielen". Wenn er B. Guarinis „Pastor fido" als dem „Getreuen Schäfer" noch im Schlußteil d. Gesamtvorr. ein eignes Denkmal d. dauernden Ruhms setzt („noch eben den Ruhm . . . unverruckt erhalten"), so darf mit Borinski (a. a. O., S. 368) auf ein bewußt betontes Beharren Hofmannswaldaus gegenüber kritischen Angriffen auf d. Schäferpoesie geschlossen werden. Zugleich aber ist zu berücksichtigen, daß diese Ehrenrettung Guarinis

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erst im speziellen Teil d. Gesamtvorr. erfolgt, wo es gilt, in eigener Sache d. Übersetzung d. „Getreuen Schäfers" zu rechtfertigen, so daß die werbende Haltung die wertende Haltung mit beeinflußt. Dagegen spricht d. Anerkennung Malherbes als des besten Franzosen i. allg. Teil d. Gesamtvorr. offenbar eine reine Wertung aus; ebenso wird Chapelain achtungsvoll genannt. Corneille wird mit dem „Cid" erwähnt, jedoch als Beispiel für franz. Lässigkeiten i. metrischen Bereich. S. 187.

Z u r ü c k g r e i f e n auf die A l t e n . — Daß jedoch eine sklavische Nachahmung d. Alten — wie angedeutet — nicht mehr als erwünscht galt, wird ablesbar von der an Ronsard geübten Kritik, wonach Ronsard „meiner Meynung nach den Griechischen und Lateinischen Poeten . . . fast gar zu knechtisch angehangen" habe. (Gesamtvorrede).

Lauremberg S. 190.

Scherzgedichte, hrsg. v. J. M. L a p p e n b e r g , Stuttgart 1861 (L. V. St. 58) u. W. Braunes Neudr. 16/7, Halle 1879. — F r . L a t e n d o r f : Zu Laurembergs Scherzgedichten, Rostock 1875. —H. W e i m e r : Laurembergs Scherzgedichte, die Art u. d. Zeit ihrer Entstehung, Jahrb. d. Vereins f. niederdt. Sprachforschung 25.

Logau S. 191.

Sämtl. Sinngedichte hrsg. v. G. E i t n e r , Bibliothek des Lit. Vereins i. Stuttgart 113 (1872). — H . D e n k e r : Ein Beitrag z. lit. Würdigung Fr. v. Logaus, Diss. Göttingen 1899. — P. H e m p e l : Die Kunst Fr. v. Logaus, Berlin 1917 (Palaestra 130). — J . B a u m e i s t e r : Der Gedankengehalt d. Epigramme Friedrichs von Logau, Diss. Erlangen (Masch.) 1922.

Moscherosch S. 192.

Neben der Teilausgabe Bobertags in Kürschners Nat. Lit., Bd. 32 sind Ausgaben von Buch I (1650) und Buch II (1665) in reichen Belegstellen ausgewertet worden bei E . V o g t : Die gegenhöfische Strömung i. d. dt. Barockliteratur, Diss. Gießen, gedr. Leipzig 1931. — L. P f e i l s Diss. über: Gottfried Wilh. Sacers „Reime dich, oder ich fresse dich", Heidelberg 1914, zitiert d. Ausgabe v. 1642

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(I. Teil) u. 1643 (II. Teil). — Als „ein kräftiges Werk des Protests gegen die höfisch-klerikal bestimmte Barockidee" hat schon G . M ü l l e r : Deutsche Dichtung von d. Renaissance b. z. Ausgang d. Barock (1927) Moscheroschs „Gesichte" gekennzeichnet, a. a. 0., S. 212. W. H i n z e : Moscherosch u. s. dt. Vorbilder i. d. Satire, Diss. Rostock 1903. — J o h . B e i n e r t : Deutsche Quellen u. Vorbilder zu J. M. Moscheroschs Gesichten Philanders v . Sittewald, Diss. Freiburg 1904. — M. S c h m i d t : Die unechten Gesichte Ph. v. Sittewald, Diss. Berlin (Masch.) 1925. — J. C e l l a r i u s : Die polit. Anschauungen J , M. Moscheroschs, Diss. Frankfurt (Masch.) 1925. S. 194.

V a l e n t i n A n d r e ä . — K . B o r i n s k i , a . a . O . , S. 292 ironisiert zwar diese Haltung („tat sich in der geistlichen Kurzweil, 1619, etwas darauf zu gute"), bringt aber doch Andreäs Stolz darüber, daß er ,,ohn Kunst, ohn Müh, ohn Fleiß dichte". — Dieses Zeugnis liegt vor Opitz' Poetik. — J o h . G. H e r d e r : Sämtl. Werke, hrsg. v . B. Suphan X V I . — W. H o ß b a c h : J. V . Andreä u. s. Zeitalter, Berlin 1819. — W. B e g e m a n n : Die Fruchtbringende Gesellschaft u. J. V . Andreä, Berlin 1911. — H. R e h m : Joh. Val. Andreä, Mschr. Württemberg 1929, S. 532 f.

Schupp S. 194. Streitschriften, hrsg. v. C. V o g t , Halle 1910/11. — „Ineptus Orator", Marburg 1642 (3. Aufl.); B. Schuppii Schriften, Hanau 1663. — J. L ü h m a n n : Joh.B.Schupp, Marburg 1907. — C. V o g t : Joh. Balth. Schupp, Euph. X V I , X V I I , X V I I I , X X I . — Auseinandersetzung V o g t s m. O. L e r c h e , Euph. X V I I I , X I X . — L. P f e i l : G. W. Sacers „Reime dich . . .", (Diss. Heidelberg 1914), passim. S. 196.

T i e r f a b e l . — M. S t a e g e : Die Geschichte d. dt. Fabeltheorie, Diss. Basel, gedr. Bern 1929, S. 17, erwähnt auch Schupps „Abgenötigte Ehrenrettung" (neben dem „Ineptus Orator") und die Verteidigung durch Schupps Sohn Anton Meno im „Fabul-Hanss".

S. 196.

H o m e r - V e r s t ä n d n i s . — C . V o g t : Joh. Balth. Schupp, Euph. X V I , S. 688, dazu d. Kritik L . P f e i l s : G . W . Sacers „Reime dich . . . " (1914), Anm. S. 93.

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Rachel S. 197.

„SatyrischeGedichte", hrsg. v . K . D r e s c h e r , W.Braunes Neudrucke 200—202, Halle 1903, S. 104—124. — „Der Freund" u. „Der Poet", hrsg. v . A. L i n d q v i s t , Lund 1920. — B . B e r e n d s : Zu den Satiren des J.Rachel, Diss. Leipzig 1897.

S. 197.

R a c h e l - Z i t a t e in Gottscheds „Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen", Leipzig 1730, S. 86, 90, 94, 98 (längere Stellen aus Rachels Satire „Der Poet"). — Während so Rachel von Gottsched als Gewährsmann herangezogen wurde, beruft er sich selbst auf Opitz, Buchner, Fleming, Tscheming („höchster Freundt"), auf Horaz, Heinsius u. Ronsard.

S. 197/8. A n s c h a u u n g e n d. Z e i t p o e t i k begegnen weiterhin in Rachels Abwehr der hastigen Arbeit („die alles ohn bedacht fort in das Buch hinschmieren") u. dem Hinweis auf gründliche Dauerarbeit (S. m , 115), in der Abwehr der auftragsmäßigen Gelegenheitsdichtung (S. 109/10), in der Auffassung, daß im V e r h ä l t n i s v o n B e r u f s t ä t i g k e i t u n d D i c h t k u n s t dem Dichter nur Nebenstunden eingeräumt werden sollten: „Nach abgelegter Pflicht so mag er sich ergetzen / Und einen guten Verss hin zu den andern setzen" (S. 123). In diesem Zusammenhange wird in längerer Polemik bes. auch die Frauendichtung abgelehnt als Ablenkung von häuslichen Pflichten (S. 1 1 1 — 1 1 3 ) . Der Z w e c k d e r P o e s i e liegt in „guter Lust" und „guter Lehr" der „Verständigen"; aber auch in Gottesverehrung („Gott zu seiner E h r " , S. 123). Echte Poeten sind selten (S. 114), der Dichter ist g e s i n n u n g s m ä ß i g v e r a n t w o r t l i c h : „ d i e S c h r i f t e n seind fürwar Gezeugen unsrer Hertzen" (S. 112). Sacer S. 199.

Die Belegstellen beziehen sich auf die Urausgabe, deren voller Titel hier stehen mag: „Nützliche Erinnerungen wegen der Deutschen Poeterey / Kurtz, doch deutlich zusammen getragen und denen Liebhabern der ädeln unverfälschten Dichte-Kunst zu Gefallen herausgegeben von Gottfried-Wilhelm Sacer von Naumburg aus Meißen", Alten-Stettin 1661. — Die Sacerschen „Erinnerungen" sind also nicht nur für Schüler und die studierende

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ANMERKUNGEN

Jugend verfaßt worden, sondern ausdrücklich für „Liebhaber" der Dichtkunst bestimmt. S. 199.

U m s t r i t t e n e s G e l t u n g s a n r e c h t . — Die Bedeutung bzw. der Grad des Vorwärtsweisenden in Sacers Poetik hat zu recht uneinheitlichen wissenschaftlichen Beurteilungen (z. B. bei Gervinus, Borinski, M. von Waldberg) Anlaß gegeben. Im einzelnen kann auf diese Schwankungen in der Bewertung der kunsttheoretischen Leistung Sacers nicht näher eingegangen werden. Erwähnt sei nur, daß Borinski in schroffer Weise die von Gervinus in dessen Literaturgeschichte erstmalig angestrebte wohlwollende Würdigung zurückweist (Borinski, S. 298/9), während M. v. Waldberg etwa die Gervinuslinie wieder aufgreift. Borinski ist insofern zur Abwehr berechtigt, als fraglos der Dünkel des Gelehrten bzw. des Vertreters der Gelehrtendichtung Sacer nicht zum wenigsten seine — aller Volkskunst gegenüber völlig verständnislose — Satire diktiert hat. Die Pritschmeister-Polemik mit ihrem billigen Vorstoß bekämpft letzten Endes doch nur die Reimschmiede, während die barocke Lehrpoetik gerade den Stützpunkt abgibt. Auch darf die grundsätzliche Wendung gegen alle ungelehrte und naive Volkskunst nicht übersehen werden. Sacer hat schwerlich daran gedacht, die AnweisungsPoetik bewußt aufzulockern oder gar über den Umweg der Satire zu reformieren. Damit würde er ja seine eigenen „Nützlichen Erinnerungen" getroffen haben, von denen in Wirklichkeit ganz im Gegenteil manche Ansichten ohne weiteres auch in die Satire „Reime dich, oder ich fresse dich" herübergenommen werden.

S. 201.

Ü b e r F i s c h a r t s N a c h w i r k u n g im allgemeinen vgl. H. A. Bob: Fischarts Nachleben i. d. deutschen Literatur, Diss. Straßburg 1915. — Barocke Stilmerkmale bei Fischart sucht, wenngleich mit kritischen Einschränkungen, nachzuweisen E. G o l d e m a n n : Barockstil bei Fischart, Diss. Tübingen, gedr. Zeulenroda 1934. In teils polemischer Auseinandersetzung m i t F r i t z S t r i c h : Der lyrische Stil des 17. Jahrhunderts (Muncker-Festschrift, München 1916), z. B. hinsichtlich der Wesensart und angeblichen Wesenswandlung des Wortspiels (nicht n u r „grotesk" bei Fischart, nicht n u r ernsthaft im 17. Jh.), werden auch die Schlagwörter Strichs kritisch

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gestreift. — Gegen Fr. Strich wendet sich weiterhin die Sonderuntersuchung H. P y r i t z : Paul Flemings deutsche Liebeslyrik, Leipzig 1932 ( = Palaestra 180), S. 209. Beide fordern — besonders betont H. Pyritz — ein verfeinertes Abstufen und behutsameres Aufspüren wirklich barocker Merkmale unter Ablehnung der wissenschaftlich nicht brauchbaren „barocken" Schlagwort-Vergröberungen. S. 207.

Sacers S t e l l u n g z. d. P r i t s c h m e i s t e r n , vgl. K . B a c h l e r : Wolfgang Ferber der Ältere (1586—1657) und seine Stellung in der deutschen Literaturentwicklung, Diss. Breslau 1930.

J. L. Prasch S. 208. Die Belegstellen beziehen sich auf die Urausgabe mit der Verlagsbemerkung „Regenspurg, gedruckt u. verlegt durch Paulus Dalnsteinern 1680", von der nur noch verhältnismäßig wenige Exemplare vorhanden sind. In einem Band vereinigt mit der „Gründlichen Anzeige" war (in dem mir zugänglichen Exemplar) J o h . B e l l i n s „Hochdeudsche Rechtschreibung, darinnen die ins gemein gebräuchliche Schreibart und derselben in vilen stükken grundrichtige Verbäserung unvorgreiflich gezeiget würd" (Lübeck 1657), was Erwähnung verdient, weil man Joh. Bellins Arbeit — wie überhaupt mehrfach rein sprachwissenschaftliche Werke — immer noch unter den Poetiken verzeichnet findet. S. 213.

Zur E r w ä h n u n g d e s W o r t e s „ G e s c h m a c k " im metaphorischen Sinne, die sprachgeschichtlich und kunsttheoretisch zugleich beachtlich erscheint, sei ein Einblick in den Stellenumkreis geboten: „Also ist es recht im Jambischen: 'Bistu der Mann / Der alles k a n ? ' Setze dafür im Trochaischen (wie ich dann gesehen, daß aus Jambischen Trochaica und wiederum [umgekehrt] gemachet worden, aber fast unglücklich) setze demnach: 'Bistu wol der Mann / Der es alles kan ?'. So ist des Verses gantze Krafft dahin. Woraus genugsamlich zu spühren, wieviel an diser Erinnerung gelegen sey, weil dadurch der Wortverstand gewiß durchdringend voll und deutlich wird, und das metrum ungebrochen dahin fleust. O, es ist viel ein anderer Geschmack, wann ein Vers (geschweige dann ein gantzes Gedicht) sich

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diser Lehre hält (sic I ) ; welches durch geringe Übung, nach Anweisung der Natur selbst, leicht erhalten wird; ohne daß ich es allhie / weil es noch nicht genugsamlich bekant schiene / mit mehrern ausstreichen wollen. Wie trefflich und nothwendig die Pronuntiatio légitima in der Redkunst sey, auch wie die Stimme allenthalben zu führen, erscheinet klärlich aus Quinctiliano, Inst. Or. I. II. c. 3., welches sich zum theil hieher wol schicket". — Über die Einwirkung Quintilians vgl. auch M. W y c h g r a m : Quintilian i. d. deutschen u. franz. Lit. d. Barock u. d. Aufklärung, Langensalza 1921. S. 213.

S. E. P r a s c h . — E i n f l u ß von F r a n k r e i c h . — M. L. W o l f f : Geschichte d. Romantheorie (1915), S. 70. — P . D . H u e t : „Traité de l'origine des Romans", Paris 1670. — S c u d é r y : „De la manière d'inventer une fable", Amsterdam 1682.

S. 214.

T e i l k r ä f t e d. g a l a n t - c u r i ö s e n Ü b e r g a n g s z e i t . — Nicht ganz zufällig spricht noch M. D. Omeis mit Bezug auf jene Reflexionen von dem „galanten Tractätlein", vgl. B o r i n s k i , a . a . O . , S. 350/1.

A. v. Zigler S. 215. Die Belegstellen beziehen sich auf d. Neudruck der „Asiatischen Banise" auf Grund der (3.) Ausgabe von 1707, veranstaltet d. F. Bobertag i. d. Dt. Nat. Lit. Bd. 37 („Zweite Schles. Schule" II), Vorrede z. Banise, a. a. O., S. 7—9. M. P i s t o r i u s : H. Anshelm von Ziegler u. Kliphausen, sein Leben u. seine Werke, Diss. Jena 1928. S. 215.

Stieler S. 216.

S t i l h ö h e . — E. S c h ö n : Der Stil von Zieglers „Asiatischer Banise", Diss. Greifswald 1933 geht kurz auf das Wahrheitskriterium u. d. Bedeutungsgeltung v. „historisch" ein. Doch ist d. Vorrede zur „Aramena" kaum Anton Ulrich selbst, sondern wahrscheinlich Birken zuzuschreiben. Danach wäre E. Schön (S. 2) zu berichtigen. Grundlegend der Akademiebericht von Joh. B o l t e : Eine ungedruckte Poetik Kaspar Stielers, in : Sitzungsberichte d. Preuß. Akademie d. Wiss. (Berlin), Jg. 1926, S. 97— 122.—Der dort dankenswerterweise erfolgte Teilabdruck

ANMERKUNGEN

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wurde für die Belegstellen herangezogen, die dementsprechend der Verszählung Boltes folgen und damit auch der von Bolte vorgenommenen Korrektur gegenüber der Verszählung bei C . H ö f e r : Die Rudolstädter Festspiele aus den Jahren 1665—67 und ihre Dichter, Leipzig 1904. Eine Beschreibung der Handschrift gibt J. Bolte a.a.O., S. 98 Anm. 2. — In der Königl. Bibliothek zu Kopenhagen hat J. Bolte die Handschrift etwa vier Jahrzehnte vor der Drucklegung aufgefunden. Ein früherer Hinweis Boltes veranlaßte bereits 1893 Edward Schröder, die verschollene Poetik im Artikel „Stieler" in der A . D . B . X X X V I zu erwähnen. Ein tieferer Einblick ist aber trotz C. Höfers Bemühungen doch erst durch Boltes mit Erläuterungen umrahmten Teilabdruck von 1926 möglich geworden. C. Höfer hat die „Geharnschte Venus" München 1925 herausgegeben, vgl. dazu A. K ö s t e r : Der Dichter der Geharnschten Venus, Marburg 1897. — Teils veraltet: Rudolphi: Kaspar Stieler der Spate, ein Lebensbild aus dem 17. Jahrhundert, Progr. Erfurt 1872. S. 217.

H. C y s a r z : Deutsche Barockdichtung, Leipzig 1924, S. 147. — In willkürlicher Einseitigkeit hebt Cysarz nur diese Einzelstelle hervor, ohne auf die damals doch schon vorliegenden Bemühungen C. Höfers einzugehen. Überhaupt weicht Cysarz in seiner Barockdarstellung einer Auseinandersetzung mit der Barockpoetik aus; wenig üb. Poetik auch b. P . H a n k a m e r (1935).

S. 224.

Obgleich das L u s t s p i e l nicht „niedrig noch gemein" wirken soll, wird der Redeweise des Lustspiels, das an sich „sonder Pracht" sein muß, zugestanden, daß sie zuweilen „halbprächtig in die Höh' steigen" dürfe (V. 934/5), so daß bereits innerhalb der eigentlichen Lustspielgattung Ansätze zum „Heldenspiel" gegeben sind.

Morhof S. 227.

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Die Belegstellen beziehen sich auf d. Urausgabe, Kiel 1682. — Zur Vervollständigung d. „Anhanges" z. d. Diss. von M. Kern (s. u.) mag erwähnt werden (als Ergänzung z. M. Kern, S. 95), daß sich ein Exemplar d. Ausg. v . 1682 auch i. d. Univ.-Bibl. Greifswald befindet. Lat. Selbstbiographie D. G. Morhofii Vita in D. G. Morhofii Dissertationes, Hamburg 1699. — R. T r e i t s c h k e :

M a r k w a r d t , Poetik i

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ANMERKUNGEN

Uber Daniel Morhof u. s. Unterricht v. d. dt. Sprache u. Poesie, Lit.-hist. Taschenbuch, hrsg. v. R. E. Prutz, V I (1848), S. 439ff. — H. R a t j e n : D. G. Morhof, Jbb. f. d. Landeskunde d. Herzogtümer Schleswig, Holstein u. Lauenburg, Kiel 1858, Bd. I, 3, S. i8ff. — M . K e r n : Daniel Georg Morhof, Diss. Freiburg i. B., gedr. LandauPfalz 1928, dort weitere Literatur, z. B. Morhof-Abschnitte i. d. Gelehrten-Lex. (Zedier, Jöcher, Jördens u. a.), Joh. Moller De Vita, meritis, scriptis D. G. Morhofii mentatio in Cimbria Litterata III (postum 1744). S. 227.

Joh. C h r i s t o p h W a g e n s e i l s Buch von der MeisterSinger holdseligen Kunst (1697), S. 452, „in dem preißwürdigsten Unterricht von der Teutschen Sprach und Poésie"; dort wird der Verf. d. „Unterrichts" als der „vielbelesene Herr Georg Daniel Morhof" gerühmt.

S. 227.

V e r s u c h in k r i t i s c h e r L i t e r a t u r g e s c h i c h t e . — S. v. L e m p i c k i : Geschichte d. dt. Literaturwissenschaft I, Göttingen 1920, S. 166/7.

S. 227.

F r ü h e A n s ä t z e . — Die Rede des Rostocker Professors Degenio et spiritu poetico (1660) blieb ungedruckt; die Disputation De enthusiasmo seu furore poetico (1661) blieb Bruchstück.

S. 228.

A b w e h r der E i n s e i t i g k e i t W e i s e s (Prosakonstruktion). — „Unterricht. . .", S. 513—15. — Wenn M. K e r n : D. G. Morhof (1928), S. 77 meint, daß Morhof „am meisten" von Chr. Weise beeinflußt worden wäre, so trifft diese Ansicht nur recht bedingt zu.

S. 230.

V e r h ä l t n i s v. F o r m u n g s k r i t e r i u m u. I n h a l t s k r i t e r i u m . — Bei der rechten Einschätzung dieses Verhältnisses i. Allgemeinen durch Morhof bleibt indessen zu berücksichtigen, daß Morhof seine verhältnismäßig sparsamen Ausführungen über die „Erfindung", die von Rotth überboten werden, damit begründet, daß er ein lateinisches Werk darüber herauszubringen beabsichtige (Cap. X I I I „Von den Erfindungen"). Wieder wird dergestalt deutlich, daß das Hindrängen auf eine deutschsprachliche Dichtung das Eingehen auf Formfragen bzw. das Übergehen oder flüchtige Streifen der Stoffragen verstärken hilft. Die kulturpolitische Leitidee wirkt also

ANMERKUNGEN

403

dabei mit, nicht nur das ästhetische Vorherrschen der Gestaltung und dessen Rückwirkung auf die Theorie. S. 231.

S t e l l u n g n a h m e z. engl. D i c h t u n g . — A l l g e m e i n g e h t Morhof im Beurteilen d. englischen Dichtung vielfach zurück auf Rapin „Réflexions sur la poétique" i. d. Übers. „Poetische Reflexionen". — Über d. Pater Rapin u. s. Kritik am modernen Trauerspiel (Abwehr der Liebesmotive) G. H a i n l e i n : Die vorromantischen Angriffe in Frankreich auf die klassische Tragödie, Diss. Jena 1932, S. 63/4; Rapins „Oeuvres", Amsterdam 1709. — J. G. R o b e r t s o n : Studies in the genesis of romantic theorie in the eighteenth Century, Cambridge 1923, passim.

S. 235.

F r e m d e Quellen. — Neben Ronsard u. Du Beilay, die S. 666 erwähnt werden, neben Menage, Rapin u. a. — von M. Kern näher angegebenen Quellen — kommt auch J. D r y den „Essay of dramatic Poesy" (1668) in Betracht; bei dieser Gelegenheit wird Shakespeare erwähnt, jedoch nur mittelbar und ohne eigene Kenntnis Morhofs. Uber J o h n D r y d e n s Stellung zur Antike u. Shakespeare vgl. K. B o r i n s k i : Die Antike i. Poetik . . . II (1924), S. i n f . — Die Romantheorie stützt sich auf Huet: „Essay sur l'origine des Romans" (1670) u. auf J. G. Vossius: De Philologia. Die Romantheorie im „Polyhistor" (1692) Morhofs bringt nichts wesentlich Neues.

S. 236.

H e l d e n g e d i c h t u. R o m a n . — Daß formungstechnisch nur der Gebrauch des Metrums den Unterschied ausmache, hebt Morhof (ähnlich wie Huet) ausdrücklich hervor (S. 691), und zwar hält er (trotz des Einwandes Rapins) d. Alexandriner f. d. Epos geeignet (S. 698). Trotzdem gilt für d. Heldengedicht hinsichtlich der Benennung d. Inhaltskriterium. Dagegen steht für die Abhebung d. Romane nur das Formungskriterium (ungeb. Rede) zur Verfügung. — Recht wenig über Morhofs Anteil an d. Romantheorie bringt E. N e u s t ä d t e r : Versuch einer Entwicklungsgeschichte d. epischen Theorie i. Deutschland (1928), S. 12—16. — Ebenfalls recht knapp, aber unter Berücksichtigung d. Quellen M. Kern, a. a. O., S. 80/1 und M. L. W o l f f : Gesch. d. Romantheorie (1915), S. 65; Wolff sieht i. d. schwachen Abgrenzung vom Heldengedicht einen „Rückschritt gegenüber der tieferen Unterscheidung Huets".

26*

404 S. 237.

ANMERKUNGEN

O d e . — „Solche Carmina sind bey den Griechen Oden, bey den Teutschen Lieder genant" (Morhof a. a. O., S. 701); seit Ronsard jedoch sei die Bezeichnung Ode allgemein geläufig.

S. 238 f. D r a m a . — Die Dramentheorie Morhofs findet i. d. Sonderarbeiten durchweg keine hinreichende Berücksichtigung. So behandelt z . B . G. P o p p : Über d. Begriff d. Dramas i. d. deutschen Poetiken d. 17. Jh.s (1895) nebensächliche Dramentheoretiker wie Hadewig, übergeht jedoch wesentlichere wie Neumark oder Morhof. Die neuere Arbeit von G. Brätes sollte allerdings themagemäß nur die „Hauptprobleme d. dt. Barockdramaturgie" (1935) würdigen. S. 239.

E p i g r a m m . — Vgl. die Anmerkungen unter W e r n i c k e (R. Pechel, Th. Erb). — M. Kern a. a. O., S. 83 hebt hervor, daß Morhof „eine Vereinigung der Epigramme mit dem Madrigal" (Ziegler) ablehne („schärfsten Einspruch"). Derartig eindeutig wirkt indessen Morhofs Stellungnahme im Kapitel „Von den Epigrammatibus" (S. 752ff.) keineswegs; denn die Technik Kindermanns, „aus Lehmans Florilegio Politico" (Spruch- u. Sprichwortsammlung) Sprüche zu entnehmen und daraus Madrigale zu machen, wird durchaus anerkannt.

S. 239.

Ü b e r t r a g u n g d. O d e n d. H o r a z . — Diese Übertragung stammt n i c h t von Morhof, sondern von Heinrich Schaev (Schaevius), einem Gönner Morhofs aus der Stettiner Zeit, wie Morhof selbst angibt.

Rotth S. 240. S. 240.

Die Belegstellen beziehen sich auf d. Urausgabe, Leipzig 1688. E n t s t e h u n g s a r t d. P o e t i k . — Es mag i. diesem Zusammenhang darauf hingewiesen werden, daß selbst Morhofs berühmter „Unterricht" herausgewachsen ist aus dem von Morhof selbst bekundeten Plan, der Sammlung seiner „Teutschen Gedichte" eine Kurz-Poetik als Einleitung voranzustellen, die er „seinen Gedichten praemittieren" wollte, vgl. M. Kern, a. a. O., S. 50. Bei Rotth handelte es sich mehr um ein Einflechten-

405

ANMERKUNGEN

wollen der Anweisungsteile. Gelegenheitsmacherin war jedoch auch hier die Gedichtsammlung. S. 242.

D r a m e n t h e o r i e . — Eingehend berücksichtigt Rotths Dramentheorie G. B r ä t e s : Hauptprobleme der deutschen Barockdramaturgie in ihrer geschichtlichen Entwicklung (1935). Doch unterschätzt Brates die Entwicklungsvorstufen. Rotths „Urheberrechte" (a. a. O., S. 35) sind entsprechend einzuschränken. Rotth zitiert Masenius z. B. S. 244/5 (Dramentheorie); S. 279 (epische Theorie).

S. 244.

U n t e r s c h e i d u n g v o n „ ä u ß e r l i c h e r " u. „ i n n e r l i c h e r F o r m " . — Rotth a. a. O., S. 216 (Drama), 280 (Epik).

S. 244.

B r ä m e r s P o e t i k . — C. F. B r ä m e r : „Gründliche Untersuchung von dem wahren Begriffe der Dichtkunst", Danzig 1744, § 215. — Eine nähere Würdigung Brämers erfolgt im II. Bande dieser Geschichte der Poetik.

S. 246.

Nennung der H a u p t q u e l l e n . S. 244/5, 27*. 2 79. 2 8 0 u - a -

— Rotth

a.a.O.,

Weise S. 249. Die Belegstellen beziehen sich auf die im Text genannte Ausgabe von 1692, deren Titelzusatz — als aufschlußreich — hier ergänzend mitgeteilt sein mag: „ . . . wie bisshero die vornehmsten Leute gethan haben, welche von der klugen Welt nicht als Poeten, sondern als polite Redner sind aestimirt worden". Eine wirklich grundlegende u. ausreichende Darstellung über Weises Kunsttheorie fehlt vorerst noch. U. W e n d l a n d : Die Theoretiker u. Theorien d. sogen, galanten Stilepoche u. die deutsche Sprache, Diss. Greifswald 1930, Form u. Geist XVII, der selbst Weise nur streifen kann (S. 12, 32—34), hält näheres Eingehen auf Weises Anschauungen für erwünscht (S. 33 Anm. 45). Bei Wendland einige Literaturverweise. — Weitere Literaturangaben vor allem bei H. H a x e l : Studien zu den Lustspielen Chr. Weises, ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Schuldramas, Stettin 1932; f. d. Kunsttheoretiker u. Programmatiker Weise kommt innerhalb der themagemäß anders ausgerichteten

406

ANMERKUNGEN

Arbeit Haxels am ehesten noch in Frage das „ D i e Satire" überschriebene Kapitel (a. a. O., S. 72f.). — Von der theatergeschichtlichen Seite her W . E g g e r t : Chr. Weise und seine Bühne, Berlin u. Leipzig 1935 (Germanisch u. Deutsch IX), recht eingehend. In Betracht kommt bes. d. Abschnitt über „Weises Theorie vom Theater" (S. 48—54) sowie der Schlußabschnitt „Weises Bühne als Ideal seiner pädagogischen Grundsätze" (S. 344—355). Seiner Themastellung entsprechend beschränkt sich Eggert jedoch im Wesentlichen auf ein Einbeziehen der theatralischen, bühnenmäßigen Dramaturgie. Eine dankenswerte Aufstellung der zahlreichen Werke Chr. Weises bringt W. Eggert am Eingang seiner Arbeit von 1935 (S. 1—20). S. 249.

„ D i e n e r i n der B e r e d s a m k e i t . " — In diese untergeordnete Stellung des „Neben-Werkes" wird die Dichtkunst gerückt, bes. a. a. O., II S. 16 u. 55, eine Umwertung und relative Wertbeengung, die lange im Weiseanismus nachwirkt und hinüberwirkt bis in den vorgottschedischen Raum, ja bis zu Gottsched selbst und in Nebenwerken rückständiger Poetik noch darüber hinaus. — An sich hatte die Fühlung mit d. Rhetorik auch i. d. Barockpoetik bestanden; aber die Rhetorik des Barock wurde anders gesehen und erlebt als die frühaufklärerische Beredsamkeit. Gewisse Übergänge beobachtet P. B ö c k m a n n a . a . O . , S. 67f. an Weises „Curiösen Gedanken von der Imitation" (1698), am „Politischen Redner" (1677) und „Gelehrten Redner" (1692). Indessen erweist Böckmanns Gegenüberstellung („Rhetorik" für den Barock, „Witz" für die Frühaufklärung) gerade bei Weise ihre allzu starke Vereinfachung.

S. 250.

H a r s d ö r f f e r . — Das hier gemeinte, v. Harsdörffer verworfene Beispiel findet sich im Trichter I S. 12.

S. 250/1. K o n s t r u k t i o n s - G e s e t z e . — zogenen Belege vgl. a . a . O . , I S. I S. 11 (normale Wortfolge); I d. zwanglosen Konstruktion); I tische Ausrichtung); vgl. auch II Kriterium). S. 251.

Lizenzen

vom

Für die herange141 (Kerndefinition); S. 174 (Überlegenheit S. 126 (kulturpatrioS. 104 (grundlegendes

Konstruktionsgesetz.



Weise,

407

ANMERKUNGEN

a . a . O . , I S. 127 (in Anlehnung an rhetor. Freiheiten); I S. 182 (in Angleichung an Prosa-Freiheiten). S. 251.

S t e l l u n g z u m R e i m . — Beschränken des Reimzwanges zugunsten der Konstruktions-Reinheit, Weise, a. a. O., I S. 37, 49/50; II S. 29.

S. 252.

Ansätze zum S. 31, 37 u. a.

S. 253.

A b w e h r d e s M e i s t e r g e s a n g e s I I S. 25.

S. 254.

B e g a b u n g s b e w e r t u n g . — W e i s e II S. 19 (Vorsprung); 24, 29, 35 („raptus"); 34 (etwa Konzeption); 108 („ingenium").

S. 255.

„ V o n V e r f e r t i g u n g d. K o m ö d i e n . . . " . — Die Belegstellen beziehen sich im Folgenden auf den Neudruck: Aus der Frühzeit d. dt. Aufklärung, Dt. Lit. (1928), hrsg. v. F. B r ü g g e m a n n .

S. 257.

„ N o t h w e n d i g e G e d a n c k e n " . — Die beziehen sich auf die Ausgabe von 1675.

S. 258.

W . E g g e r t : Christian Weise u. s. Bühne, Berlin u. Leipzig 1935 (s. o.). — H. H a x e l : Studien z. d. Lustspielen Chr. Weises, Diss. Greifswald, gedr. Stettin 1932.

Realismus.



Weise

a.a.O.,

II

Belegstellen

B. Neukirch S. 258. Die Belegstellen beziehen sich auf die i. Text erwähnte Ausgabe d. Anthologie. Die „Vorrede von der deutschen poesie" ist datiert 1725. W . D o r n : Benj. Neukirch, Berlin 1897, Lit.-hist. Forschungen, hrsg. von Schick u. v. Waldberg, IV. S. 258.

B r i e f s t e l l e r . — A. R o s e n o : Die Entwicklung der Brieftheorie von 1655—1709, dargestellt an Hand d. Briefsteller v. Harsdörffer, K . Stieler, Chr. Weise u. B . Neukirch, Diss. Köln 1933. — Herangezogen wird B . Neukirchs „Anweisung zu Teutschen Briefen" bzw. d. „Unterricht von Teutschen Briefen" auch b. U. W e n d l a n d , a. a. 0 . (1930).

408

ANMERKUNGEN

S. 259.

Überprüfung der triebhaften Begabung. — B . Neukirch, Vorrede, S. 21. — V o r a u s b l i c k e n a u f K a r l P h i l i p p M o r i t z . — Vgl. K . Ph. Moritz „Über die bildende Nachahmung des Schönen" (1788) u. schon vorher d. „Versuch einer Vereinigung aller schönen Künste und Wissensch, unter d. Begriff des in sich selbst Vollendeten" (1785).

S. 262.

„ g a l a n t e " D i c h t u n g , mittlere Ranghöhe. — B . Neukirch, Vorrede S. 25.

S. 263.

C o r n e i l l e . — V . K l e m p e r e r : Corneille (1933).

Thomasius S. 264. Die Belegstellen beziehen sich auf d.Neudruck:Christian Thomasius von Nachahmung der Franzosen, den A . Sauer nach den Ausgaben von 1687 u. 1701 veranstaltet hat. D t . Lit.-Denkm. d. 18. u. 19. Jh.s 51, N. F. 1, Stuttgart 1894; für die weiter unten herangezogenen Belege aus Thomasius: „Studio der Poesie" auf den Neudruck: Aus der Frühzeit d. dt. Aufklärung, D t . Lit. (1928); dort Einleitung v . F . B r ü g g e m a n n . — Die genauere Titelgebung lautet „Herrn Christian Thomasens . . . Höchstnöthige Cautelen, welche ein Studiosus Juris, der sich zu Erlernung der Rechts-Gelahrheit auff eine kluge und geschickte Weise vorbereiten will / zu beobachten hat, Halle im Magdeburg." 17x3. Das betreffende Cap. 8 „ C a u t e l e n b e y d e m S t u d i o d e r P o e s i e " ; auch das nächste Kapitel „Cautelen bey dem Studio der Oratorie" kommt mittelbar in Betracht, vgl. hierzu Chr. Thomasius, Leben und Lebenswerk, Abhandlungen und Aufsätze, hrsg. v . M. Fleischmann (Beiträge z. Gesch. d. Univ. Halle-Wittenberg II), Halle 1931, S. 189/90. Aus dieser Abhandlungsreihe von 1931 kommen in Betracht die Abhandlungen A . R a u s c h : Chr. Thomasius' Bedeutung f. dt. Geistesleben u. dt. Erziehung. — H. F r e y d a n k : Chr. Thomasius der Journalist. — W . B e c k e r : Thomasius-Bibliographie (Th.s Schriften). Man liest etwas überrascht bei A. Rausch, daß Thomasius „sogar schon (!) auf die altdeutsche Literatur hinweist", a . a . O . , S. 263. — L. N e i ß e r : Chr. Thomasius u. s. Beziehungen z. Pietismus, Heidelberg 1928.

ANMERKUNGEN

409

S. 264.

Der g e n a u e T i t e l des „Discours" findet sich im angegebenen Neudruck A. Sauers.

S. 264.

A n k ü n d i g u n g d. G r a c i a n - V o r l e s u n g . — Das Univ.-Progr., das den „Discours" enthält, kündigte an „ein Collegium über des Gratians Grund-Reguln / vernünfftig / klug und artig zu leben".

S. 264.

Hinweis auf d. F r u c h t b r i n g e n d e G e s e l l s c h . , Sauers Neudruck, S. 19.

S. 264.

G e s c h m a c k . — a. a. O., S. 10.

S. 264/5. b e l e s p r i t . — Auseinandersetzung mit Bouhours, a. a. O., S. 26 f.; vorher mehr erläuternd S. 8f. — bon goût S. 10; galant (mit Bezugnahme auf d. Scudéry) S. 10/11. — Über das Verhältnis zu Bouhours vgl. P. B ö c k m a n n : Das Formprinzip des Witzes i. d. Frühzeit d. deutschen Aufklärung, Jb. d. Freien Dt. Hochstifts, Halle 1932/3, S. 62—66. S. 265.

B e n a c h b a r u n g m. d. W e l t W e i s e s wird z. B . ablesbar in Thomasius' Schrift „Kurtzer Entwurff der politischen Klugheit, sich selbst und andere in allen menschlichen Gesellschafften wohl zu rathen und zu einer gescheidten Konduite zu gelangen", Frankfurt a. M. 1705.

Leibniz S. 266. Die Belegstellen beziehen sich hinsichtlich d. „Unvorgreifflichen Gedanken betreffend die Ausübung und Verbesserung der Teutschen Sprache" auf den mit einer Untersuchung verbundenen Neudruck, hrsg. v . A. S c h m a r s o w , Quellen u. Forschungen z. Sprachu. Kulturgeschichte X X I I I , Straßburg 1877, S. 44—81. Erstmalig veröffentlicht aus Leibniz' Nachlaß v. J. G. E c c a r d 1717. — Die „Ermahnung an die Teutsche, ihren Verstand und Sprache besser zu üben", wurde hrsg. v. K . L. Grotefend, Hannover 1846; vgl. auch Leibniz' Deutsche Schriften, hrsg. v. Guhrauer, Berlin 1838—40. — Neuere Ausgaben : G. W. Leibniz' Deutsche Schriften, hrsg. v. W. S c h m i e d - K o w a r z i k , Bd. I : Muttersprache u. völkische Gesinnung, Philos. Bibl., Bd. 161, Leipzig 1916; — eine weitere Ausgabe als Ver-

410

ANMERKUNGEN

öffentlichung d. Allg. Deutschen Sprachvereins, hrsg. von P. Pietsch, Berlin 1916. S. 266.

E l a s t i s c h e T a k t i k in der Gegenwehr gegen die Fremdwörter; kennzeichnend dafür neben d. Bild vom Lavieren im Sturm (Leibniz, S. 93) auch das Bild vom Damm, das das Ungeeignetsein eines starren Dammes erläutert (S. 52). An sich weicht die Haltung z. Fremdwort kaum wesentlich von der zeitüblichen Einstellung ab. Auch das an sich nachdrückliche Eintreten für die Mundart sucht behutsam d. Grenze zu wahren gegenüber einem Mißbrauch; vgl. auch K. K a i s e r : Mundart und Schriftsprache, Versuch einer Wesensbestimmung i. d. Zeit zwischen Leibniz u. Gottsched, Form u. Geist 18, Leipzig 1930, S. 49.

S. 266.

Rückblick

S. 266.

S c h o t t e l s E i n w i r k u n g . — A. S c h m a r s o w weist auf weitgehende Ähnlichkeiten mit Schottel hin (S. 18 f. u. a.). An Schottel erinnert auch d. Vorstellung v. hohen Alter d. dt. Sprache. Leibniz vertritt d. Anschauung, „daß der Ursprung und Brunquell des Europäischen Wesens großen Theils bey uns zu suchen" (S. 61). — Für die ihm vorschwebenden Sammelarbeiten (SprachBrauch, Sprach-Schatz, Sprach-Quell) hält er berufen Männer wie Schottel, Prasch oder Morhof (S. 59).

S. 267.

P o e s i e a l s K e r n g e b i e t der S p r a c h r e i n h e i t . — Leibniz geht von dieser Voraussetzung aus: „Dann gleichwie in einem sonst schönen Teutschen Gedichte ein Frantzösisches Wort gemeiniglich ein Schandfleck seyn würde, also solte ich gäntzlich dafür halten, daß in den Schreib-Arten, so der Poesie am nächsten, als Romanen, Lobschrifften und öffentlichen Reden, auch gewisser Art Historien . . . und summa, wo man nicht weniger auff Annehmlichkeit als Nothdurfft und Nutsbarkeit siehet, man sich der ausländischen Worte, so viel immer möglich, enthalten solle" (S. 75).

auf

Zesen.



Leibniz a . a . O . ,

S. 67.

Thomasius (Forts.) S. 268. Über d. benutzte Ausgabe d. „Studio der Poesie" s. unter Thomasius weiter oben.

ANMERKUNGEN

S. 271.

411

„ p o l i t i s c h " , Definition Thomasius'. — F r . B r ü g g e m a n n : Aus der Frühzeit d. dt. Aufklärung (1928), Einleitung, S. 5. — Zur Bedeutung v. „politisch" vgl. U. Wendland a. a. O., S. 12/3.

Wahll S. 272/3. Die Belegstellen beziehen sich auf d. Chemnitzer Ausgabe von 1723. Nähere Einzelheiten in sprach- u. stiltheoretischer Hinsicht bei U. Wendland a. a. O., passim. S. 273.

A b w e h r d. „ V e r w e r f u n g " d. Konstruktion, Wahll, S. 10/11.

S. 274.

B e k u n d u n g d. „ S e l b s t ä n d i g k e i t " gegenüber Weise, Wahll, S. 109.

S. 275.

„ A p p e n d i x . " — Wahll a. a. O., S. 136/7; dort gilt Wentzel schlechtweg als der „beste" Musterautor. Betr. M u s t e r n a c h a h m u n g wird zwar ein glattes Ausschreiben abgewehrt; doch bleibt es „ungewehrt, nachdrückliche Wörter, sinnreiche Epitheta und sonderliche Redens-Arten aus selbigen (Mustern) zu gebrauchen". — Die A n l e h n u n g an die R h e t o r i k , und zwar auch noch an die lat. Rhetorik, ist ganz unverkennbar. So etwa soll der Poetereyeleve mit Hilfe von Übersetzungen aus dem Lateinischen „hinter manche feine Elocution kommen". Die Fassung des E r f i n d u n g s b e g r i f f s als Stoffauffindung durch Gelehrsamkeit erinnert noch unmittelbar an die „Invention" der Rhetorik (Cicero, Quintilian).—Die seit Opitz verfolgbare Auffassung der Dichtkunst als ein umfassendes S a m m e l b e c k e n a l l e r W i s s e n s c h a f t e n u. K ü n s t e wird von Wahll ausdrücklich auf den Plato- und PlotinVermittler M a r s i l i u s F i c i n u s (1433—99) zurückgeführt (S. 136).

S. 275.

A. K ö h l e r , vgl. d. Anm. zu S. 341 d. Arbeit (Sonderabschnitt A. Köhler).

Wernicke S. 275. Die Belegstellen beziehen sich auf d. anonym erschienene Urausgabe „Überschriffte oder Epigrammata, in kurtzen Satyren, kurtzen Lob-Reden und kurtzen Sitten-Lehren

412

ANMERKUNGEN

bestehend"; Amsterdam 1697 und auf die für die Ausprägung der kunsttheoretischen Anschauungen bes. in ihren ausgedehnten krit. Anmerkungen und Erläuterungen aufschlußreiche erweiterte Ausgabe „Poetischer Versuch in einem Helden-Gedicht und etlichen Schaffer-Gedichten, mehrenteils aber in Überschriften bestehend . . . mit durchgehenden A n m e r k u n g e n u n d E r k l ä r u n g e n " , Hamburg 1704. — Einen textkritischen Neudruck veranstaltete R. P e c h e l : Christian Wernickes Epigramme, Berlin 1909, Palaestra 71, der zugleich eine umfassende, stoffreiche Einleitung bietet. J . E l i a s : Chr. Wernicke, sein Leben u. s. Werke, Diss. München 1888. — D. N e u f e l d : Wernicke u. d. literarische Verssatire i. d. ersten Hälfte d. 18. Jh.s, Diss. Jena (Masch.) 1922. — T h . E r b : Die Pointe in Epigramm, Fabel, Verserzählung u. Lyrik von Barock u. Aufklärung, Diss. Bonn (Teildruck) 1928, S. 14—19. — Manches Stoffliche zum geschichtlichen Überblick über d. Epigrammtheorie hatte bereits R. P e c h e l in in seiner Einleitung „Geschichte der Theorie des Epigramms von Scaliger bis zu Wernicke" in dem erwähnten Neudruck (1909) vorweggenommen. Wernickes Stellung zum „Witz"-Begriff unter Berücksichtigung seiner Teilabwehr des bei esprit-Ideals erörtert P. B ö c k m a n n : Das Formprinzip des Witzes i. d. Frühzeit d. dt. Aufklärung, Jb. d. Freien Deutschen Hochstifts 1932/3, S. 71—76; doch unterschätzt Böckmann beim Herausarbeiten der Abhebung Wernickes vom Barock (S. 73, 75) etwas die Geltung, die der „Einfall" u. das „Sinnreiche" bereits in der Poetik d. Barock aufzuweisen hatten. S. 276.

„ u n v e r s t ä n d l i c h N i c h t s . " — Der Vorwurf dieses aufgeblähten „Nichts", den frühzeitig Wernicke erhob, begegnet noch ganz ähnlich in den Urteilen Gottscheds u. d. Schweizer über Lohenstein u. Hofmannswaldau; Fr. M a n s f e l d : Das literarische Barock im kunsttheoretischen Urteil Gottscheds und der Schweizer, Diss. Halle-Wittenberg 1928. Mansfeld behandelt im Wesentlichen die Anschauungen Gottscheds u. d. Schweizer über d. Metapher. Mit Bezug auf Pietsch, der ja nicht gerade zum literarischen Barock gerechnet werden dürfte, weist Mansfeld im Urteil Bodmers die Wendung „geschminktes Nichts" nach; ebenso den

ANMERKUNGEN

413

Mangel an „Deutlichkeit" bei Hofmannswaldau in Bodmers Kritik a. a. O., S. 63. — Vgl. auch „glänzendes Nichts", a. a. O., S. 72 (Urteil i. d. „Beyträgen z. critischen Historie d. dt. Sprache, Poesie u. Beredsamkeit", 25. Stck). S. 280.

J . G . R o b e r t s o n : Studies in the genesis of romantic theory in the eighteenth Century, Cambridge 1923. — Soweit jener Versuch in Betracht kommt, wäre es wünschenswert gewesen, wenn das an sich grundlegende Werk, das im II. Band dieser Geschichte der Poetik für den Nachweis der Auslandseinflüsse eingehende Berücksichtigung finden wird, in seinem Berichtszeitraum weiter zurückgegriffen hätte, was die Entwicklung in Deutschland anbetrifft.

S. 281.

B . F e i n d . — Fr. M i c h a e l : Die Anfänge d. Theaterkritik in Deutschland, Leipzig 1918, S. 66/7. — K. Th. G a e d e r t z : Die Hamburgischen Opern, Jb. d. Vereins f. niederdt. Sprachforschung VIII. — G. Fr. S c h m i d t : Zur Geschichte, Dramaturgie u. Statistik d. frühdeutschen Oper 1627 bis 1750, Zeitschrift f. Musikwiss. V. — Auf die Vorrede z. d. „Deutschen Gedichten", Stade 1708, geht hinsichtlich d. Verhältnisses zu Wernicke kurz ein R. P e c h e l a. a. O. (Palaestra 71), S. 48.

S. 282.

F e i n d s S t e l l u n g z. F r ü h k l a s s i z i s m u s . — Borinski, Poetik d. Renaissance, S. 364t. sieht zu einseitig d. Gegensatzstellung.

Joh. Grob

S. 285.

Die Belegstellen beziehen sich auf den Neudruck: Joh. G r o b , Epigramme nebst einer Auswahl aus seinen übrigen Gedichten, hrsg. v. A. L i n d q v i s t , Leipzig 1929, BILVSt. 273. — Dort eine umfassende u. in Fragen d. Poetik teils über J. Grob hinausgreifende Einleitung v. A. L i n d q v i s t . — Frühere Arbeit E. Z s c h o k k e : Der Toggenburger Epigrammatiker Joh. Grob, Diss. Zürich 1890; auch Aarau 1888.

S. 285.

S t i m m g e d i c h t steht bei Grob auch sonst für Ode und Lied.

414

ANMERKUNGEN

S. 285.

R e i n h o l d v o n F r e i e n t a h l . — Über die Wahl dieses Pseudonyms A. Lindqvist, Einleitung S. 20 f.

S. 286.

B e z i e h u n g e n z u G . H e i d e g g e r . — A. Lindqvist, Einleitung S. 6 9 — 7 1 ; bes. G.Heideggers Brief vom 28. Mai 1697 kommt als Beleg in Betracht.

S. 286.

R a n g s t u f u n g d e s D i c h t e r t u m s . — Der unwürdige, „verbuhlte Poet" wird i. d. gen. Sinnspruch als ein bloßer „Sperling" vom „Schwanen" (würdiger Kunstpoet) abgehoben, als dessen Muster offenbar der in demselben Gedicht gepriesene Zimber-Schwan, der „süße Rist", gilt, vgl. Neudruck a. a. O., S. 207. V o r r e d e n . •— Vorr. z. „Dichterischen Versuchgabe", (=Kostprobe d. „Erstlingsfrüchte") u. z. d. „Poet. Spazierwäldlein", Neudruck, a. a. O., S. 93/4 u. 161—63.

S. 286.

„ A n d e n L e s e r " . — Vgl. Neudruck, S. 164; weitere Sinnsprüche „ A n den Leser" a. a. O., S. 95 u. 221.

Canitz S. 287.

Die Belegstellen beziehen sich auf die Ausgabe „Des Freyherrn von Caniz Gedichte, mehrentheils aus seinen eigenhändigen Schrifften verbessert und vermehret . . . ausgefertiget von J o h . U l r i c h K ö n i g " , Leipzig u. Berlin 1727 (S. 93—99) ; die Schreibweise „Canitz" bringt erst — wie auch sonstige Verbesserungen der Rechtschreibung — die zweite von J. U. König veranstaltete Ausgabe, Berlin u. Leipzig 1734, dort d. „Satyre Von der Poesie" (S. 235—41).

S. 287.

V a l e n t i n L u t z : Friedrich Rudolf Ludwig von Canitz, sein Verhältnis zu dem französischen Klassizismus u. z. d. lat. Satirikern, Diss. Heidelberg, gedr. Neustadt a/H. 1887.

S. 287.

B o i l e a u - A n l e h n u n g . — V . L u t z weist im Einzelnen die Anklänge der 3. Satire nach, a . a . O . , S. 1 2 — 2 1 ; bes. aus Boileaus „ A r t poétique" u. Sat. V I I . — B o i l e a u K e n n t n i s : V . L u t z glaubt aus d. Briefwechsel Canitz' die Kenntnis d. „ A r t poétique" bereits f. d. Zeit in Lyon nachweisen zu können, a. a. O., S. 8.

S. 287.

G o t t s c h e d - Z i t a t . — G. zitiert i. s. „Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen" (1730),

ANMERKUNGEN

415

S. 123: „Man redt und schreibt nicht mehr, was sich zur Sache schicket / Es wird nach der Natur kein Einfall ausgedrücket". — Beide Canitz-Ausgaben J. U. Königs dagegen bringen n i c h t „Natur", sondern „Vernunfft", vgl. Ausg. 1727, S. 97; Ausg. 1734, S. 239 („Vernunft"). Ebenso die ergänzend herangezogene anonyme Ganitzausgabe von 17x4, S. 65. — Es ist angesichts d. Bedeutung d. Naturnachahmungstheorie nicht so ganz überflüssig, diesen Dingen einmal nachzugehen; bei Gottsched war offenbar der Wunsch der Vater des Zitats „Natur". S. 288.

S t e l l u n g zu L o h e n s t e i n u. H o f m a n n s w a l d a u . — Wie schon bei Wernicke angemerkt (u. z. begründen versucht) wurde, scheut man d. Angriff auf Lohenstein u. Hofmannswaldau selbst. V. L u t z ' Darstellung a. a. O., S. 11 ist danach zu berichtigen. Canitz stellt beide neben Opitz u. Besser u. damit aus d. Angriffslinie d. Satire heraus; vgl. Canitz selbst a . a . O . (1727), S. 96.

Meister S. 288.

Die Belegstellen beziehen sich auf die Ausgabe von 1698.

S. 289.

V a v a s s e u r . — R. P e c h e l , Einleitung z. Ausgabe: Chr. Wernickes Epigramme, Berlin 1909, S. 13—15.

S. 289.

J o h n Owen. — E . U r b a n : Owenus u. d. dt. Epigrammatiker des 17. Jh.s, Diss. Heidelberg 1899 (wird Meister nicht gerecht). — Joh. P . T i t z (AlexandrinerÜbersetzung, Teilsammlung): Florilegii Oweniani Centuria, colligente, Versibusque Germanicis exprimente (1643). — V a l e n t i n L ö b e r : Teutschredender Owenus (1653) ; vollständige Übersetzung. — Später noch J ö r d e n : Oweni Epigrammata selecta, Leipzig 1813.

S. 290.

B o u h o u r s : Entrétiens d'Ariste et d'Eugène (1671). — La Manière de bien penser dans les ouvrages d'esprit (1687). — A. B a i l l e t : Jugemens des Sçavans (1685/6). — J. B o d i n ; vgl. B a u d r i l l a r t : Jean Bodin et son temps, Paris 1853.

S. 290.

J. F. C r a m e r . — J. G. Robertson: Studies in the genesis of romantic theory in the eighteenth Century, Cambridge 1923, S. 251 Anm. 1.

416

ANMERKUNGEN

S. 291.

E n g e V e r b u n d e n h e i t des V o r b e r i c h t s m. d. A b h a n d l u n g , auch äußerlich ablesbar an der durchlaufenden Seitenzählung; Kap. I beginnt mit S. 31.

S.293.

Bewertung S. 99/100.

S. 294.

A n r e g u n g d. U n t e r h a l t u n g . — Auch diese Auffassung war längst vorher vertreten, u. a. (von J. Masen abgesehen) auch bei Kindermann „Der Deutsche Poet" (1664), S. 257/8.

S. 295.

F o r m a l e D e f i n i t i o n des E p i g r a m m s . — Meister a. a. O., S. 73.

der

Naturgabe.



Meister

a.a.O.,

Wagenseil

S. 295.

Die Belegstellen beziehen sich auf die Urausgabe Altdorf / Noricorum 1697. Der Titelzusatz auf d. Gesamttitel lautet „Von Der Meister-Singer / Origine, Praestantia, Utilitate et Institutis".

S. 296.

Synonymen-Reichtum,

S. 299.

A d a m P u s c h m a n n „Gründtlicher Bericht des Deudschen Meistergesangs. Darinnen begriffen, alles was einem jedem, der sich Tichtens vnd Singens annemen wil, zu wissen von nöten" (1571), hrsg. v. R. J o n a s , Halle 1888, Hallesche Neudrucke.

Wagenseil a . a . O . ,

S. 455.

Chr. Gryphius

S. 299.

Die Belegstellen beziehen sich auf d. i. Text genannte Ausgabe von 1698.

S. 300.

B a r o c k e B e z e i c h n u n g s m ö g l i c h k e i t e n . — Chr. Gryphius hatte bei s. krit. Abwehr keinen Mangel an Beispielen f. derartige Titeigebungen; vgl. etwa Joh. Chr. Görings , .Liebes-Mayen-Blühmlein oder VenusRosen-Kräntzlein" (3. Aufl. 1654); David Schirmers „Poetische Rosen-Gepüsche" (1650, 1657) u - D. Schirmers „Poetische Rauten-Gepüsche" (1663); Henning Groskurts „Klarin, Klariminde und Magdalis oder Poetischer Myrten-Wald in drei Gebüsche abgetheilet" (1663); Joh. Georg Schochs „Poetischer Weyrauch-

ANMERKUNGEN

417

Baum und Sonnen-Blume" (1656) und sein „Neu-erbaueter Poetischer Lust- und Blumen-Garten" (1660). Ph. Zesens „Poetischer Rosen-Wälder Vorschmack" (1642) u. a. Uhse S. 302.

37

Der vollst. Titel d. anonymen Poetik lautet: „Wohlinformirter Poet / worinnen die Poetischen KunstGriffe vom kleinesten bis zum grösten durch Kurtze Fragen und Ausführliche Antwort vorgestellet / und alle Regeln mit angenehmen Exempeln erkläret werden", Leipzig 1703. Schon die Vorr. bekennt sich unumwunden zum reinen Zweckmäßigkeitsstandpunkt. Beachtenswert die Titelworte „Kunst-Griffe" u. das mehr und mehr Geltung gewinnende „angenehm". Doch besteht noch das Wertattribut „zierlich", wenngleich mit gewandelter Sinngebung. Die Poesiegilt als „Geschicklichkeit, seine Gedancken über eine gewisse Sache zierlich, doch dabey klug und deutlich (Abwandlung des ,,Zierlichkeit"-Begriffes) in abgemessenen Worten und Reimen vorzubringen". In späteren Teilen betont der Rektor Uhse, daß seine Poetik „nur zum Unterricht abgefasset worden" sei (S. 110). Der Umfang des handlichen kleinen Buches ist verhältnismäßig begrenzt (148 S.). Die A n l a g e f o r m in Frage und Antwort wird nur ganz äußerlich festgehalten. Der Weisesche P r i m a t d. P r o s a k o n s t r u k t i o n begegnet i. d. Fassung: „Man soll in Versen die Worte in derjenigen Ordnung setzen, worinnen sie außer den Versen stehen" (S. 29), wobei Uhses pädagogischer Eifer immerhin an die Voraussetzung denkt, daß man zunächst einmal lernen müsse, „auch in Prosa die Worte allemahl in richtiger Ordnung" vorzubringen. Weise wirkt weiterhin ein, betr. d. Verhältnis von D i c h t k u n s t u. R e d e k u n s t . E. Uhse, der etwa gleichzeitig mit d. „poetischen Kunst-Griffen" i. s. Poetik die „oratorischen Kunst-Griffe" in seinem „Wohl-informirten Redner" (1702 u. ö.) erläutert hat, wählt für seine Poetik ein Titelbild, das die Redekunst gegenüber d. Poesie als d. Schenkende zeigt (d. „Oratoria" überreicht dort der Poesie aus einem Blumenkorb eine Rose). In der Tat lehnt sich seine Poetik eng an die Redekunst an. Bes. i. d. Kap. über d. „Invention", die „Disposition", die „Elocution" u. d. „Imitation" (Kap. V—VIII) richtet

M a r k war d t , Poetik 1

418

ANMERKUNGEN

sich d. P. ganz nach der Rhetorik aus, auf die übrigens mehrfach verwiesen wird. Dem entspricht es, wenn der „ E r f i n d u n g s " - B e g r i f f an Hand rhetorischer bzw. „ora torischer Kunst-Griffe" erklärt wird. Die verheißungsvolle Ankündigung einer „unmittelbaren" Erfindung führt doch nur zu der Feststellung, daß „solches eigentlich gar keine (!) Erfindung" genannt werden dürfe (S. 104). Und unversehens wird d. Erfindungsbegriff mit Hilfe der Redekunst auf das Gebiet der Formungsfragen hinübergespielt. Der klangliche u. sinnhafte Akzent d. Verse wird gewürdigt (S. 32/3); die S t i m m u n g s l a g e des Met r u m s ist bekannt: Jambus ernst (S. 39), Daktylus lustig (S. 48). Bei der vom Klassifikationseifer zeugenden Aufzählung d. zahllosen G e d i c h t a r t e n nach überwiegend metrischen Formungskriterien werden wenigstens einige „Spiel"-Formen abgelehnt, so etwa d. sog. „Caballistischen Verse" mit ihren Wort- u. Zahlenrechnungen („läppische und meistentheils gezwungene Possen"); oder d. sog. „Cubus", eine andere metrische Spielerei, die z. B. J. Chr. Männling im „Europäischen Helicon" noch so ernst nahm, daß er eine Abbildungstabelle einfügte, wird von Uhse als „Lumperey" verworfen. Aber das Anagramm u. das Akrostichon bestehen. Und die „Bilder-Gedichte" (Figurengedichte, S. 91) fehlen ebensowenig. Dagegen gehen die Gedichte, die eine Texterläuterung zu einem Bilde bieten, unter dem auch sonst üblichen Merkwort „Emblematische Verse". Es darf b. d. Gelegenheit erwähnt werden, daß i. d. Arbeit H. R o s e n f e l d s : Das deutsche Bildgedicht, Diss. Berlin 1935 (Teildruck, d. vollständige Arbeit ist f. d. „Palaestra" angekündigt) das B i l d - E r l ä u t e r u n g s Gedicht, darunter auch das Emblemgedicht u. d. „vom Bilde gelösten Bildgedichte" der Barockzeit gewürdigt werden. N i c h t aber die damals so genannten „Bildgebände" (Birken), die „Bilder-Gedichte" (Uhse), „Bilder-Verse" (Griiwel), „Bilder-Reime" (Männling) im Sinne von Figurenumrissgedichten nach Art d. Barockpoetik bzw. d. galant-curiösen, politisch-politen Epoche sind gemeint. Bereits d. Zusatztitel Rosenfelds verweist auf das Grenzgebiet zwischen bildender Kunst u. Wortkunst.

ANMERKUNGEN

419

Reimmann S. 302. Die Belegstellen beziehen sich auf d. Leipziger Ausgabe von 1703. S. 303.

W e t t b e w e r b m i t d e m A u s l a n d e im kulturpolitischen Sinne wird mehrfach ablesbar. Für d. Tragödie haben wir es A. Gryphius u. Lohenstein zu verdanken, „daß wir nunmehro denen Ausländern hierin Trutz biethen können"; für die Satire Rachelius, „daß wir nun auch in diesem Stück denen Ausländern die SiegesPalmen streitig machen können". Und Reimmann möchte nun offenbar die kulturpatriotische Stützkraft auch seinen „neuen" Arten dienstbar machen. Die Gefahr des Mißbrauches der nationalen Tendenz wird in diesem Einzelfall erkennbar.

S. 304.

R ü c k w i r k u n g d. T h e o r i e (Weise) a u f d. P r a x i s . — Aufschlußreich dafür ist d. oben zitierte Entschuldigung Reimmanns, die sich i. d. „Bekandten u. Unbekandten Poesie der Teutschen" S. 152 findet.

S. 304.

L o s l ö s u n g v. d. A u t o r i t ä t d. A l t e n macht sich bemerkbar z. B. i. d. Zeittafel dort, wo angesichts der Leistungen Simon Dachs in der Odendichtung erklärt wird, „daß wir uns vor denen Griechen und Lateinern in diesem Stück nicht mehr zu schämen haben" (Historie d. Deutschen Poesie).

Der Tarnende (J. Hofmann?) S. 304. Die Belegstellen beziehen sich auf die Nürnberger Urausgabe von 1702, deren Titelzusätze lauten: „ . . . W i e dieselbige der studirenden Jugend durch leichte Regeln / mit gutem Vortheil / Grund—mäßig beyzubringen sey . . . aus bewährten Poeten Lehrartig zusammen getragen durch den Taurenden". S. 304.

V e r f a s s e r f r a g e . — Goedeke III S. 25 vgl. auch III S. 13 nimmt Eberhard Gräfe als Verfasser an, während U. Wendland a. a. O., Quellenverzeichnis, S. X X I V bereits Hofmann als „vermutlichen" Verfasser in Erwägung zieht. (Wendland zitiert aber „ . . . Reim- und Dichtkunst" offenbar irrtümlich statt „ . . . Verß- und TichtKunst"). — Die Überprüfung ergibt, daß der „Taurende" in der „Lehr-mäßigen Anweisung" selbst, u. zwar in

420

ANMERKUNGEN

deren drittem Teile, einen Bericht über die „Teutschgesinnte Genossenschaft" Zesens (die ,,Rauten-Zunfft") einflicht und dort ausdrücklich über sich selbst aussagt: „Meine Wenigkeit hat er (Zesen) in reiflicher Betrachtung meiner Creutz-Erduldung im Exilio mit dem Nahmen des Taurenden geehret und mit beygesetzter EhrenSchrift gleichsam belehnet" (S. 121). Auf der folgenden Seite der „Lehr—mäßigen Anweisung'' wird zum Uberflusse das Belehnungsschreiben Zesens an Johann Hofmann unter dem Ordensnamen „Des Taurenden" abgedruckt (S. 122). Demnach ist mit hoher Wahrscheinlichkeit Johann Hofmann, „Der Speyerischen Stadt- und FreySchule oberst. Vorsteher", als Verfasser der fraglichen Poetik anzusetzen. Redtel S. 306.

Omeis S. 307.

Die Belegstellen beziehen sich auf die Stettiner Urausgabe von 1704. — Die ganze behagliche Feierlichkeit des Konrektors spricht aus den Worten: „So habe ich mich endlich dazu bequemet und solchen Unterricht in Gottes Nahmen heraussgegeben". — Nach der sprachund stiltheoretischen Seite findet Redtels „Unterricht" Berücksichtigung bei U. Wendland, a. a. O., S. 92, 119/20, 219 (Warnung vor „allzu einfältigen, niedrigen" Wörtern) u. a. Die Belegstellen beziehen sich auf d. 2. Ausgabe von 1712. — Omeis findet in der einschlägigen Literatur zur Poetik durchweg eine verhältnismäßig starke Berücksichtigung.

S. 308.

V e r h ä l t n i s von E r f i n d u n g u. F o r m u n g . — Omeis, a. a. O., S. 132t. gibt regelrechte Anweisungen für die also erlernbare „Erfindung" (vgl. J . Masen u. a.). Die Stoffbehandlung hat neben der Formbewertung durchaus anerkannte Bedeutung, vgl. z. B . S. 129.

S. 309.

Stimmungswerte Trichter II S. 85.

S. 309.

Leidenschaftswirkung a. a. O., S. 229, 242.

d. R e d e w e i s e , vgl. Harsdörffer, im T r a u e r s p i e l e , Omeis,

ANMERKUNGEN

421

S. 310.

L o c k e r u n g d. s t ä n d i s c h e n Z u o r d n u n g s k r i t e r i e n f. d. Gestalten im Drama u. bes. i. d. modernen Komödie. Plautus' Amphitruo wird in seinem Widerspruch zu d. Forderungen d. Alten Komödie (niedere Standespersonen) erkannt, während für d. neuere Komödie von vornherein die Standesschranke für die auftretende Person („sie seye, wer sie wolle") fällt, vgl. G. B r a t e s a. a. O., S. 78/9, der als Bahnbrecher Rotth in Anspruch nimmt.

S. 310.

C h r i s t l i c h e U m d e u t u n g d. M y t h o l o g i e wird überall von Omeis angestrebt, so z. B . S. 24, 25, 29/30, 33, 34. 36. 37. 38, 51/2, 54. 60, 61, 63, 71, 74, 91, 113/4, 116 u . a . ; etwa in der Weise: „Uns Christen könnte diß Gedicht auch bedeuten . . . " (S. 53).

Hunold-Menantes u. £. Neumeister S. 310.

Die Belegstellen beziehen sich auf die Ausgabe Hamburg 1717, deren Anweisungscharakter bereits aus dem Titelzusatz spricht „ . . . zum vollkommenen Unterricht mit überaus deutlichen Regeln". H. V o g e l : Chr. Friedr. Hunold, Diss. Leipzig 1897.

S. 310.

H u n o l d (Menantes) als H e r a u s g e b e r . — U . W e n d l a n d : Die Theoretiker u. Theorien d. sogen, galanten Stilepoche u. d. dt. Sprache (1930), S. 40 nimmt ebenfalls Hunold-Menantes als „Herausgeber (kaum Bearbeiter)" an, fügt indessen eine Anmerkung (Anm. 73) hinzu, in der er die Vermutung ausspricht, daß auch d. Vorrede „vielleicht im Entwurf" auf E . Neumeister zurückgehen könnte. Die stilkritischen Andeutungen Wendlands reichen indessen in ihrer Beiläufigkeit schwerlich aus, um diese Vermutung zu stützen. Auch für die Poetik selbst nimmt Wendland einige, wenngleich „wenige" Einschübe Hunolds an. Beweiskräftig wirken die Vermutungen in dieser Form jedoch nicht. Die „Vorbereitung" dürfte mit Recht E . Neumeister zugewiesen sein. Ein ernstlicher Einsatz der stilkritischen Methode, jedoch in Verbindung mit der Gehaltsanalyse (vgl. d. oben im Text aufgedeckten inhaltlichen Widerspruch), vermöchte vielleicht, die Zweifel klären zu helfen.

S. 310/11. W i d e r s p r u c h b e t r . P r o s a k o n s t r u k t i o n . — V o r rede (Hunold-Menantes), S. 51 (die lange Vorrede wurde

422

ANMERKUNGEN

d. Ubersicht halber v. Verf. mit Seitenzahlen ergänzt), u. Text (E. Neumeister), S. 45, dort wird auch Weise zitiert. S. 314.

A b h ä n g i g k e i t v o n W e i s e wird ausdrücklich vermerkt, „Vorbereitung" S. 7/8.

S. 316.

B e r u f s m ä ß i g a b g e s t u f t e R e d e w e i s e (Neumeister a. a. O., S. 498). — Darüber war schon Omeis, a. a. O., S. 243/44 hinausgegangen. — Bereits U. W e n d l a n d a. a. O., S. 185 weist bei dieser Gelegenheit auf Opitz zurück. Seinem Thema entsprechend, richtet Wendland d. Hauptaugenmerk auf Fragen d. Sprachu. Stiltheorie; doch bringt W. gerade für Neumeister, den er im ganzen etwas überschätzt, unter den reichen Zitaten auch manches für die Poetik recht Bemerkenswerte. R o m a n t h e o r i e . — M. L. W o l f f : Geschichte d. Romantheorie (1915), S. 79/80.

S. 317.

Günther S. 319. Die Belegstellen beziehen sich vor allem auf die neue, von W. K r ä m e r besorgte historisch-kritische Gesamtausgabe: Joh. Chr. Günthers sämtliche Werke, die noch bis zu ihrem Band V (1935) ausgewertet werden konnte, Leipzig 1930ff., BILVSt., Nr. 275; 277; 279; 283; 284; bes. Bd. III (1934) u. IV (1935) kommen für kunsttheor. Äußerungen Günthers in Betracht. O. F. V o l k m a n n : J. Chr. Günther im Rahmen s. Zeit, Diss. Bern 1910. — A. S t e l z m a n n : Volkstümliche Elemente i. d. Lyrik J. Chr. Günthers, Diss. Bonn 1920. — A. H o f f m a n n : Die Wandlungen in Chr. Günthers Lebensbilde innerhalb der letzten sechzig Jahre, Zschr. d. Vereins f. d. Gesch. Schlesiens, 60 (1926). — A. H o f f m a n n : Joh. Chr. Günther, Bibliographie 1929. — W. K r ä m e r s Vorworte (Einleitungen) z. d. gen. Bänden s. Günther-Ausgabe, bes. z. Bd. III (1934) u. IV (1935). S. 319.

W i d m u n g s g e d i c h t f. v. Nickisch; es beginnt „Willkommen wiederum, gelehrter Mäcenat!" u. ist kunsttheoret. bes. aufschlußreich, vgl. W. K r ä m e r s GüntherAusgabe IV S. 235 f . — D a s persönl. Bekennen einer Wandlung des Kunstwollens wird durch die Ich-Form bes. deutlich (IV, 237/8); die „Scharlachbeeren" f. d. Röte d.

ANMERKUNGEN

423

Lippen fehlen i. d. Polemik nicht. Lohenstein wird zu den „Schulmonarchen" gerechnet. S. 320.

G e b u r t s t a g s g e d i c h t f. Thebesius (Arzt); es beginnt „Ich bähne mir den Weg . . . " u. ist i. s. ersten Hälfte kunsttheoret. aufschlußreich, vgl. a . a . O . , IV S. 268f. Die Erwerbspoesie wird so angeprangert: „Wenn ihr zur Betteley gewohntes Dichterpferd / Mit Karren voller Lob zum Futterkasten fährt."

S. 320.

W i d m u n g s g e d i c h t f. Scharff; vgl. a. a.O.,IVS.33—35. — Um das Ansehen d. Dichtkunst zeigt sich d. Vers bemüht: „Die Kunst der Poesie nimmt ihren Rang in Acht"; möglicherweise steht d. Streit um Bouhours (bei esprit) im Hintergrunde d. Verses: „Last Franckreichs Prahlerey sein Musenvolck vergöttern". — K r i t i k d. „ M e i s t e r s ä n g e r " a. a. O., IV S. 33, 192, 242.

S. 320.

H ö h e n s t a n d d. D i c h t l e i s t u n g noch nicht erreicht; Günther drückt das einmal so aus: „Wir Deutschen leyern noch, und hat gleich mancher Schwan / Sich etwan hier und dar mit Müh hervorgethan / So heists doch wohl nichts mehr als etwas angefangen" IV S. 192. —

S. 320.

A k r o s t i c h o n , gemeint ist d. Gedicht „Ich will lachen ich will s c h e r z e n . . . " IV S. 75/6.

S. 320/1. W. K r ä m e r , a. a. O., III -Briefe), Vorwort S. 18/9.

(Freundschaftsgedichte

u.

S. 321.

V e r e w i g u n g s g e d a n k e . — Wenngleich teilweise themau. zweckbedingt, begegnet doch dieses Hervorheben d. Dichtkunst als Trägerin d. Nachruhms bes. häufig; so neben d. zit. Stelle III S. 164 etwa auch III S. 193: „Die Nachwelt soll nach langer Zeit / Durch meiner Lieder Ewigkeit / Auch deines Nahmens Denckmahl lesen"; IV S. 7, 60, 193: „Ein ewig Heldenbuch mit dessen Ruhm erfüllen"; vgl. auch V S. 113. — „ I m V a t e r l a n d e " , h i e r im engeren Sinne f. Heimat III S. 206, vgl. auch IV S. 238.

S. 321.

A n r e g e m i t t e l . — So etwa „Mein Phoebus saß bey Musenquellen . . . " III S. 125 oder „Der Schwangern Appetit / Ist oftmahls wunderlich" III S. 126; vgl. auch IV S. 33 u. a.

424

ANMERKUNGEN

S. 321/2. F o r m p f l e g e , G e f ü g e b i l d u n g , A t t r i b u t g e b r a u c h , vgl. IV S. 157; dort zugleich als Selbstertrag d. Dichters aus d. Poesie, „daß sie mich zur Weißheit führen sollte / Und zwar durch so ein Gleiß, das angenehmer blüht / Als jene rauhe Bahn . . . " . S. 322.

A n h a n g . — Da W. Krämers Ausgabe z. Zt. noch nicht abgeschlossen ist, so bleibt seine Entscheidung hinsichtlich d. Zuordnung vorerst offen.

Griiwel S. 323.

Joh. Grüwels „Hochteutsche kurze / deutliche und gründliche Vers-Reim- und Dicht-Kunst / Samt etlichen seiner Geistlichen und Weltlichen Lidern und Gedichten / Allen Libhabern diser edlen Kunst zum nützlichen und ergetzenden Gebrauch", Neuen-Ruppin 1709, läßt den Anteil Vers- u. Reimkunst bei weitem überwiegen gegenüber der „Dicht-Kunst". Grüwel, der auf dem Titelblatt als gekrönter Poet u. „Bürgermeister zu Cremmen" feierlich sich vorstellt, ist nach einer oberflächlich skizzierten Einleitung merklich erleichtert, als er „zu Betrachtung der Sylben schreiten" kann. An Z e i t ü b l i c h e m begegnet: die Einteilung in Sachen und Worte (S. 11), die Verbindung von Schulung u. Begabung (S. 14), die Abwehr d. Sprachmengerei, aber auch d. Kritik am Purismus (S. I75f.), die Bekämpfung d. bloßen „Flikk-Wörter" (S. i83f.), der Nachstellung des Adjektivs usw. Die an sich nicht neuartige Erklärung: D i c h t e n = „einem Dinge scharf nachsinnen und genau nachdenken" bringt immerhin den ergänzenden Hinweis, „daß der Poet seinen Satz oder sein Vorhaben also dicht und vest machet (!), daß er des Lesers oder Zuhörers Beyfall leicht erlanget, der Verstand erleuchtet und die Sinnen begeistert werden" (S. 13). Die E i g n u n g d. dt. S p r a c h e wird im kulturpatriotischen Sinne anerkannt: „ D y Hochteutsche Sprache ist Wortreich genug, damit sy alles auf das anmutigste kan außsprechen und beschreiben". Der Nationalcharakter, der „Teutsche Genius" muß bes. in der Gefügebildung die dem dt. Sprachgeist gemäße „Ordnung" wahren (Chr. Weises Einfluß wird indessen mit dem sonst durchweg nachgesprochenen Prosakonstruktionsgesetz bei Grüwel nicht deutlich erkennbar). Betr. d. „ E r f i n d u n g " wird auf die Rhetorik verwiesen (S. 233) u. bes. auf „des

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Quirini Pegei Kunst-Quellen" (Griiwel vermutet Harsdörffer als Verf., S. 235f.), wonach aus allerlei Lehrsprüchen und der Einzehvort-Analyse („dy Worte gleichsam anatomiret"), aus d. „Abteilung" (Gliederung), aus dem „Folgenden" (Folgerichtigen, Ableitbaren), aus den Gleichnissen, den Fragen u. d. „Geschichte" (Fabel) eine Erleichterung des „Erfindens" erwachsen soll. Männling S- 323.

Joh. Christoph Männlings Poetik „Der E u r o p a e i s c h e H e l i c o n oder Musen-Berg / Das ist kurtze und deutliche Anweisung zu der Deutschen D i c h t - K u n s t . . . innerhalb wenigen Wochen ein zierliches deutsches Gedichte zu machen", Alten Stettin 1705, bringt als eine der ersten in ihrer Anlageform die Einteilung „Von der Theori" (I.Teil) „Von der Praxi" (II. Teil) „Von Exempeln" (III. Teil), wobei unter „Theorie" alles Wesentliche d. Wortkunsttheorie zusammengefaßt wird, während die beiden letzten Teile vorwiegend die Gedichtarten behandeln. Der Gesamtumfang ist verhältnismäßig begrenzt (176 S.). Männlings „Helicon" trägt in der eigenen Stilhaltung wie im wertenden Verhalten noch merklich spätbarocke Züge. Hofmannswaldau u. Lohenstein stehen in hohem Ansehen. Das pastorale Pathos verbindet sich mit der barocken Prunkrede zu einer vielfach übersteigerten, keineswegs nüchtern-rationalistischen Sprachhaltung, die von der fast wissenschaftlichen Anlage u. Methode um so schärfer sich abhebt. Denn Männlings „Europaeischer Helicon" zeigt sich in der zeitgenössischen u. älteren Poetikenliteratur außerordentlich bewandert (vgl. Anm. z. S. 16 d. Darstellung). Eine gewisse Stärke im weiten Umschauhalten, aber auch die Schwäche des Eklektischen liegt i. d. Literaturkenntnis einbeschlossen. Auch abseits stehende Gewährsmänner begegnen, so etwa Männlings „alter Hertzens-Freund und Gönner" J o h . P e i s k e r , dessen „Poetische Tabellen" mehrfach Erwähnung finden (S. 80, 104, 145) oder Joh. S c r i v e r (Scriverius, vgl. d. Vorrede z. Heinsius: „Nederd. Poemata", 1616) mit seinem „Bericht von der deutschen Reim-Kunst" (S. 84) u. C h r i s t i a n P o r t m a n n mit dem Anhang z. s. „Bibliotheca Poetica" (1702; S. 144). Dort, wo die Kenntnis der einschlägigen Poetikenlit. nicht recht auszureichen scheint, offenbart sich deutlich

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der Mangel an eigener Urteilsfähigkeit. Die Bedeutung d. „ E r f i n d u n g s " - B e g r i f f e s z. B. ist an sich betont herausgestellt worden zu Beginn d. 12. Kap., das v. d. Erfindungen handelt (I.Teil: Theorie): „Ohne Erfindung kan kein Verß gemacht werden; diese muß erstlich dem Gemüthe Anlaß geben, was man schreiben solle". Aber da nun Männling immerhin kritisch die Unzulänglichkeit der „Erfindungs"-Erläuterungen i. d. Zeitpoetiken spürt: „Die Erfindung, wo sie solle hergenommen werden, wie sie auch müsse beschaffen seyn, davon wollen die Anweiser der Poesie gar wenig Anleitung geben, weil es heist: Hic Rhodus, hic salta!", da er in beachtenswerter Weise hier (S. 78/9) eine Schwäche erkennt, so fühlt er sich ermutigt, seine „eigene Einfälle davon herzusetzen". Indessen diese „eigenen Einfälle" sind mühelos zu enthüllen als die üblichen „Fund-Gruben"; denn es folgen Hinweise auf die Umstände, Beschaffenheit d. Zeit u. d. Ortes, Gelegenheit, Ursache, Person, das Alter usw., wodurch die Erfindungen erleichtert werden sollen; ebenso Verweise auf die Hilfsmittel der Rhetorik (d. „Loci Topici, Exempel" usw.). 33 G e d i c h t a r t e n zählt d. III. Teil d. „Europ. Helicons" auf, darunter an letzter Stelle, und zwar in schon damals veralteter Deutung die Komödien u. Tragödien, vorwiegend nach dem Inhaltskriterium u. d. Einteilungskriterium (S. 175/6). Betr. d. „Satyren" ist die ältere Geltung als Hirtenspiele noch bekannt, „jetzt aber sind diese Satyren in Stachel-Gedichte verwandelt worden" (S. 173); die früher herrschende Begriffsverwirrung ist also überwunden. Gelegentlich der Erklärung d. Oden setzt sich d. c h r i s t l i c h e L e i t i d e e durch (S. 148), die außerdem den Gebrauch oder doch Mißbrauch „heydnischer Götter" u. Götternamen, obgleich weniger streng als Birken u. a. verwirft. Doch werden Ausnahmen eingeräumt. Männling fehlt der kritische Blick für metrische Spielereien u. „poetische" Gesellschaftsspiele, und so nimmt er die „Bilder-Reime" (S. 133f.), den „Cubus" (eigene Anschauungstabelle, S. 130/1), das Anagramm u. selbst die „Cabeln" (eigene Anschauungstabelle, S. 140) durchaus ernst. Der S t i m m u n g s a u s d r u c k d u r c h d. M e t r u m ist ihm vertraut (Jambus: ernst, gravitätisch; Trochäus: lieblich; Daktylus u. Anapäst: springend u. lustig; Sapphische Metren: traurig, S. 91/2). Versöhnend mit mancher Schwäche wirkt das warme Mit-

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gehen der ein wenig leicht begeisterten Art Männlings, der seine Poesie ehrlich liebt. Mencke S. 325. Die Belegstellen beziehen sich auf die Urausgabe von 1710: „Philanders von der Linde Vermischte Gedichte . . . nebst einer ausführlichen Unterredung Von der Deutschen Poesie und ihren unterschiedenen Alten . . . Leipzig (Joh. Friedrich Gleditsch und Sohn) im Jahr 1710." Der Titel des Anhangs lautet — an Ort und Stelle — etwas anders: „Anhang einer Unterredung von der Deutschen Poesie" (a. a. O., S. 141). — Der Umfang der Unterredung (a. a. 0., S. 142—313) erscheint stark ausgeweitet durch reiche Einlagerung von teilweise recht langen Beispiel-Gedichten, die nicht alle von Mencke selbst stammen, sondern etwa auch von Besser u. a. Streckenweise wirkt die kritisch-theoretische Erörterung nur als Rahmen zu dieser Gedichtsammlung, um sich an anderen Stellen zu einer gewissen Eigengeltung zu verdichten. Der Übergang bzw. die Einlagerung wird recht „zwanglos" vollzogen, etwa so: „Die Exempel müssen auch hier das beste thun; drum will ich noch einen kleinen Rest aus meiner Fabrique hinzuthun" (S. 263). So wirkt der Zusammenhang zwischen Theorie und Beispiel teils nur recht formal: „Endlich will ich hier noch ein klein Trompeter-Stückgen beybringen, welches gewisser maßen (!) auch mit unter die Satyren gehöret" (S. 202). S. 326.

„ S c h m a c k . " — Diese Zwischenform für „Geschmack" begegnet i. d. V o r r e d e zu den „Vermischten Gedichten", und zwar in folgender Einbettung: „Und wiewol meine Gedichtebey denen, w e l c h e e i n e n b e s s e r n S c h m a c k v o n d e r P o e s i e h a b e n , mehr Beyfall gefunden, als sie v e r d i e n e n . . . " (sogleich am Eingang d. Vorrede), also dem Sinne nach ähnlich wie schon Jahrzehnte vorher „Geschmack" bei Prasch (1680) anzutreffen war. Von einem „zarten und delicaten Geschmack" spricht (gleichzeitig mit Mencke) C o r v i n u s i. d. Vorrede zu den „Proben der Poesie" (1710), vgl. H. R i e f s t a h l : Dichter u. Publikum i. d. ersten Hälfte d. 18. Jh.s, dargestellt an der Geschichte d. Vorrede, Diss. Frankfurt a. M. 1934, S. 25.

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ANMERKUNGEN

S. 329.

v. B e s s e r wird mehrfach sehr betont angepriesen. Besonders dort, wo es gilt, so etwas wie eine Ersatzform des Epos im Sondertypus des Heldengedichts nachzuweisen und das umfangreiche Preisgedicht v. Bessers auf den „ehemaligen Premier-Minister Eberhard von Danckelmann" mitgeteilt worden ist. Philander ruft dort aus: „II faut prendre haieine. Es lebe der Herr von Besser. Es sind lauter gute Gedancken in seinen Gedichten, und wie alles bey ihm galant und ungezwungen ist (Darstellungsideal), so pflegt er sich der ordinairen FlickWörter (zeittypisches Sorgenkind) gar selten zu bedienen und weiß hingegen die Zeilen mit lauter langen und wol chrisierten Wörtern geschickt zu erfüllen. Wenn er auf ein Gleichniß fällt, so ist dasselbe so wohl tournirt, daß sich alles schicken muß" (S. 169). Die Wendung „II faut prendre haieine" ist nicht ironisch gemeint, soll nur die Länge der Einflechtung entschuldigen und die Szene der Gesprächssituation — nicht gerade geschickt — wiederherstellen. Die Stelle wurde ganz zitiert, weil zugleich die theoretischen Idealforderungen aus der kritischen Würdigung ablesbar werden. Anerkennung für Besser auch sonst, etwa S. 145, 271, 307, 309.

S. 330.

B o r i n s k i s Darstellung: „Gemeinsam endlich und als erste Regung des litterarischen Selbstgefühls beachtenswert ist in dieser französisch-deutschen Poetik der Glaube an die Bestimmung der Deutschen für ein hohes poetisches Ziel, das seit Opitz ganz in den Hintergrund getreten war. (?) Im Gegensatz gegen die französische Sprache der Galanterie und Politesse sollte die rauhe, aber kräftige teutsche Heldensprache ausersehen sein, der Welt das langersehnte moderne Heldengedicht zu schenken" (Borinski S. 379), ist hinsichtlich der Bezugnahme auf Menckes „Unterredung", S. I44f. (welche Stelle Borinski als Beleg angibt, S. 279 Anm. 3) nicht gut haltbar. Mencke fordert dort nicht die „teutsche Heldensprache", vielmehr den akademischen Stil, als dessen Muster Besser gilt.

S. 330.

H a n s S a c h s e n s Teilgeltung besteht aber nur für das komische Fach, ähnlich der Teileinräumung, die dann auch Gottsched anfangs nur für Sachs bereithielt. Die übliche Meinung von Hans Sachs vertritt denn auch die oben erwähnte „Satyre auf den Mißbrauch der

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Poesie", wo über den gekrönten Poeten gespöttelt wird, ,,der dennoch nichts versteht / der offt so zierlich schreibt, als ob er mit Hanß Sachsen / Noch in der alten Zeit verwildert aufgewachsen / Der han vor haben braucht, und sich noch kaum enthält /, Daß nicht ein 'Lobesan' aus seiner Feder fällt" (a. a. O., S. 195). Also auch hier wird nicht gerade viel von der alten „teutschen Hcldensprache" erhofft. — Neben dem Prügelknaben Sachs für die „überholte" Volksdichtung und Handwerkerdichtung stellt die Satire den Prügelknaben Zesen für die gleichfalls als überholt empfundene marinistische Dichtung; der „Schreinhalter" wird bewitzelt (S. 194) wie etwa schon bei Sacer u. a. S. 331.

R o m a n . — Über die Romangattung bringen die Anmerkungen Menckes zu seinem (E. Neumeister gewidmeten) Gedicht: „Ob ein Poete wol Superintendens seyn könne ?" noch eine kleine Ergänzung. Es wird hervorgehoben, daß die „Romainen" der „Mademoiselle de Scudery" den „Affect der Liebe . . . vortrefflich exprimiret" hätten, während sie doch selbst von Liebe „frey geblieben seyn" soll (S. 6). — Die Verteidigung des erzieherischen — auch des politisch-erzieherischen — Wertes des D r a m a s wird in einer jener Anmerkungen (gestützt auf Plato, Grammont u. Hedelin d'Aubignac) unter Hervorhebung Corneilles aufgegriffen (S. 4/5). — Eine Corneillekritik, wie sie b. d. ital. Theoretikern begegnet, findet sich bei Mencke noch nicht.

Stolle

S. 332.

Die Belegstellen beziehen sich auf die 4. Ausgabe von 1736; sie heranzuziehen wurde nahegelegt, weil ihr zugleich die „Gantz neuen Zusätze und Ausbesserungen" (1736) angehängt worden sind. — Über G. Stolle A. D. B. 36 (M. v. Waldberg).

S. 332.

N e u k i r c h s c h e A n t h o l o g i e . — Über Stolles Mitarbeit H. H e c k e l : Geschichte der deutschen Literatur in Schlesien, Bd. I (1929), S. 359.

S. 332.

P o r i e s D r a m e n t h e o r i e . — Der ausführliche Titel der deutschen Übertragung der (von Brumois ins Französische übersetzten) lateinischen Rede Pater Porres lautet: „Des berühmten französischen Paters Poree Rede von den Schauspielen, ob sie eine Schule guter

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ANMERKUNGEN

Sitten sind ? oder seyn können ? nebst einer Abhandlung von der Schaubühne", hrsg. v. Joh. Fr. May, Leipzig 1734. Die erste Frage wird verneint, die andere bejaht, wobei May, den Stolle als „eines der geschicktesten Mitglieder der offt-gerühmten deutschen Gesellschaft zu Leipzig" preist, eigne Verbesserungsvorschläge macht. — Erwähnt wird weiterhin der „Lettre du P. E. Souciet (Jesuit), contenant Quelques Réflexions sur la Tragédie" in den „Mémoires de Trévoux de l'an 1709". Und Antoine Houdard de la Motte: „Discours sur la Tragédie", beigefügt den „Oeuvres de Théâtre", Paris 1730. Eine Ergänzungsanmerkung zu Corneilles „Polyeucte" ist insofern bemerkenswert, als die Schwäche darin gesehen wird, „daß er verschiedenes anders getichtet, als es die Wahrheit der Historie mit sich bringet", also im Mangel an historischer Treue; zugleich ein kleiner Beitrag zum Verhältnis Dichtung und Datentreue, Stolle „Zusätze", S. 74. S. 333.

Auf T h o m a s i u s greift Stolle mehrfach zurück im Poetik-Kap. seiner „Anleitung . . . " , so auch gegen Schluß, wo noch einmal unter ausdrücklicher Bezugnahme auf Thomasius der relative Wert der Dichtkunst erwogen wird. Thomasius halte an sich nicht viel vom Versemachen, gestehe aber doch zu, „daß das Tichten seinen Nutzen habe. Gott hat dem Menschen sein ingenium nicht umsonst gegeben; man muß es nur nicht mißbrauchen und sich vor dem gewöhnlichen Ethnicismo Poetarum in acht nehmen", a. a. O., S. 255.

S. 333.

E p o s . — Auf Stolles Darlegungen über das Epos (a.a.O., S. 176ff.) geht etwas näher ein E. N e u s t ä d t e r : Versuch einer Entwicklungsgeschichte d. epischen Theorie in Deutschland (1928), S. 23—25.

S. 334.

Homer. — Homers Epen seien entstanden „aus unterschiedenen Gedichten, die man hernach an einander gehangen und zwey Wercke daraus gemacht" (Stolle, S. 178). Kennzeichnend für die rationalistische Verständnislosigkeit wirkt Stolles Kritik daran, „daß man die Pferde und Schiffs-Schnäbel redend eingeführet", das wirke „auch sehr abgeschmackt". In diese aufklärerisch nüchterne Haltung fügt sich entsprechend

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die A b w e h r der Oper; es sei unnatürlich, die Reden „singend" vorzubringen (S. 206). S. 334- W e r t u n g der „ g a l a n t e n " D i c h t e r . — Hinsichtlich dieser Bewertung scheinen allerdings Schwankungen zu bestehen. Denn es dürfte abfällig gemeint sein, wenn Stolle „die übrigen Gedichte" (Eklogen, Satyren, Oden, Lob-Gedichte, Elegien, Hochzeit- und Begräbnis- oder auch moralische Gedichte, Epigramme, Madrigale und Sonette) bezeichnet mit „dem Worte der galanten Poesie, welche man nicht unbillig als ein Stuckwerck der hohen ansiehet" (S. 206). Eine Berührung mit B. Neukirch wird so spürbar in der rangmäßigen Gliederung der „hohen" und „galanten" Dichtung; auf flacherer Schicht doch grundsätzlich ähnlich bei A. Köhler (1734)Weichmann S. 335. Die Belegstellen beziehen sich auf die i. Text genannte Ausgabe. S. 337-

H o m e r u. V i r g i l . — Einen Entwicklungsüberblick über d. Bewertung bietet F. B r a i t m a i e r : Über die Schätzung Homers und Vergils von J. C. Scaliger bis Herder, Tübingen 1886. — Durchgängig berücksichtigt auch bei B o r i n s k i : Die Poetik d. Renaissance (1886) u . Die Antike in Poetik u. Kunsttheorie, so etwa 1,12, 232/3 u. a. m.

S. 339. H a n c k e s „Poetischer Staar-Stecher" (1730) findet (außer in Heckeis Darstellung u. teils in kritischer Auseinandersetzung mit ihr) Berücksichtigung bei G. B u r k e r t : G. B. Hancke, Diss. Breslau 1933, S. 20—22, u. zwar im Sinne der „Rettung". Dort werden auch „Die poetischen Anschauungen Hanckes", a. a. O., S. 56—60 gewürdigt in ihrer kompilatorischen Grundhaltung, ihrem Stellungswechsel gegenüber Boileau, ihren Angriffen auf die Schweizer. Die aufgespürte, „oberflächliche" Berührung mit d. Schweizern kann nicht recht überzeugen (S. 60). S. 340.

J. G. N e u k i r c h wird verhältnismäßig eingehend bei U. Wendland berücksichtigt.

432 S. 341.

ANMERKUNGEN

E i n f l u ß S c h o t t e l s . — U. Wendland a . a . O . , S. 77 verweist in diesem Zusammenhange auf Schottels Vorarbeit.

Köhler S. 341.

Die Belegstellen beziehen sich auf d. Ausgabe „Halle 1734", die offenbar die Urausgabe darstellt. Denn das „mit unterschiedenen Exempeln vermehrter" im Titelzusatz bezieht sich wahrscheinlich nur auf die Beispiele, die Köhler früher im Unterricht zugrunde gelegt hatte.

S. 341.

„ W e r c k g e n " . — Das „Werckgen" umfaßt mit seinen zwei Teilen (ohne den Gedicht-Anhang) immerhin 382 Seiten; es ist zugleich ein Beleg für die durch Beispielaufschwellung zerdehnten Poetiken.

S. 341/2. B e g a b u n g s b e w e r t u n g . — Köhlers Vorrede nimmt auf Plutarch Bezug; „gute Anweisung und SelbstÜbung" werden in gewissem Grade als Ersatzwerte gegenüber „einem guten poetischen Geist", der an sich den Vorrang behält, angesehen; jedoch nur für die Dichtung im Nebenberuf u. als „Nebenwerck". S. 342.

Z w e c k d. D i c h t k u n s t . — Eine gewisse Verstärkung des delectare könnte etwa auch von dem „Beschluß"Gedicht abgelesen werden, wo die Dichtkunst ebenso „wie Marcipan, so wenig und zuletzt / Auch m e i s t e n t e i l s z u r L u s t , wird auf den Tisch gesetzt" (S. 382). Doch bezieht sich Köhler hier wieder auf die Unterhaltungspoesie galanter Art, die seine „Einleitung" fördern soll, auf die Dichtung also, als „admirables Nebenwerck" betrachtet. A u s w e i c h e n v o r der E n t s c h e i d u n g . — Köhler a. a. O., S. 11/2 (§ 10) „Will man fragen: Welche Art die beste sey, so gebe ich zur Antwort: Sie sind beyde gut und admirable." Weises Stilrichtung sei geeignet für „lustige Sachen" und schnelles Produzieren, „da man zu einem Gedicht oder Carmen nicht 14 Tage Bedenck-Zeit hat" (!). Dagegen sei „Hoffmannswaldauens A r t " geeignet zu „affectirten und wohl bedachten Sachen". Jeder Poeterey-Anwärter richte sich im Anschlußsuchen nach seinem „Naturell".

ANMERKUNGEN S. 343.

433

G e w ä h r s m ä n n e r : Morhof (S. 1), O p i t z (S. 4, 108). Opitz gilt als Grenzgebung für die „alten" u. „neuen" Poeten, daneben Luther, und zwar wird d. vorlutherische dt. Dichtung verständnislos als „gemeiniglich sehr alber (sie!), einfältig und abgeschmackt" abgetan. Überhaupt macht der flüchtige und schiefe historische Rückblick kaum den Eindruck, als ob Köhler den von ihm erwähnten „Unterricht" Morhofs näher gekannt oder ausgewertet habe. — Weise (mehrfach), S. 5, 12, 50, 64 (Konstruktionsgesetz), 73, 82 (Konstruktionsgesetz mit ausdrücklicher Bezugnahme auf Weise) u. a. — O m e i s , S. 277 (Lustspiel), 320 (Tragödie; aber ohne Omeis eingehend zu kennen, mehr nach Opitz). — M e n a n t e s (Neumeister) S. 252. — E . U h s e S. 183. — Kennzeichnenderweise nennt er b. d. Erörterung d. Rechtschreibung Poetiker wie Harsdörffer, Schottel, Ziegler, Wentzel, Joh. Hübner (S. 19), anstatt sie f. d. Poetik auszuwerten. K . Stieler („Der bekannte Spate") kommt mit seiner Secretariatskunst zu Worte.

Breslauer Anleitung S. 344. Die Belegstellen beziehen sich auf die Urausgabe „Breßlau, Bey Michael Hubert, 1725". S. 344.

V e r f a s s e r f r a g e . — Der anonyme Verfasser berichtet i. d. Vorrede a. d. „Hoch-geneigten Leser", daß ihm die Handschriften „einiger berühmter Männer" anvertraut worden seien ,,als B. N. E . M. C. S . " , die „eine zwar kurtze doch gründliche Anleitung zur Poesie gegeben"; weil sie weltanschaulich (christlich) mit ihm übereinstimmten, habe er es „vor billig und nöthig erachtet, es dem Drucke zu übergeben". E r beansprucht also nur das Verdienst eines Herausgebers. Man hat die Breslauer Anleitung näher zu bestimmen versucht als anonymen Abdruck einer Vorlesungsnachschrift, und zwar soll C h r i s t i a n S t i e f f (1675— 1 7 5 1 ) , auf dessen Aktus „von der Beschaffenheit der teutschen Poesie" (1709) und „Schlesisches historisches Labyrinth" H. Heckel, a. a. O., Bd. I S. 361 hinweist, jene Poetikvorlesung gehalten haben. So C. H e i n e , ZfvglL G „ N. F . X I I I , S. 27f. u. W. J u k e r : Die Theorie d. Tragödie i. d. dt. Poetiken u. ihre Durchführung i. d. bedeutendsten Trauerspielen d. 17. Jh.s, Diss. Heidelberg (Masch.) 1924, S. 51. Vgl. G. B r a t e s :

28 Markwardt, Poetik i

434

ANMERKUNGEN

Hauptprobleme d. dt. Barockdramaturgie (1935), S. 39/40. Übrigens wird Chr. Stieff gern als anonymer Verf. vermutet, so hat ihn Mylius (1740) als Verf. des „Schlesischen Robinson" (1724) angenommen, vgl. H. Heckel, a. a. O., S. 365. Auf die „Breslauer Anleitung" geht Heckel in diesem Zusammenhange jedoch nicht ein. S. 344.

„ s p ä t g a l a n t e " G r u p p e . — Zusammen mit J. B. Mencke u. Amthor wird d. anonyme Verf. einer „schon recht spätgal. Gruppe für sich" zugeordnet von U. Wendland a . a . O . (1930), S. 46; dort auch d. Hinweis auf „stark pietistische Neigungen", S. 47.— U. Wendland spricht selbst von einer „eigentümlichen" Gruppe, die jedoch in Wirklichkeit in dieser Weise gar nicht besteht. Die Abhebung Menckes von d. Verf. d. Breslauer Anleitung wurde bereits oben im Mencke-Abschnitt vorgenommen. U. Wendland klärt d. Einordnung jener Gruppe bald darauf (S. 48) insofern, als sie üb. d. Gal. „eigentlich schon hinaus" gehe, hält sie aber an sich fest.

S. 344.

„ b a r o c k a l " . — Diese Neigung zeigte G. B r a t e s i. s. Aufsatz: Die Barockpoetik als Dichtkunst, Reimkunst, Sprachkunst, ZfdPh. 53.

S. 345.

Die e i g e n t l i c h e P o e t i k findet sich a. a. O., S.92—175.

S. 346.

B o r i n s k i a . a . O . , S. 376.

S. 350.

„Des L e s e r s H e r t z zu gewinnen", Breslauer Anleitung S. 94, 100 u. a.

Verzeichnis der Begriffe, Merk- und Kennwörter (Versuch einer systematischen Gliederung) Nur um einen Versuch kann es sich handeln, weil eine tiefergreifende Systematik von der Poetik des Berichtsraumes trotz einiger Ansätze nicht herausgebildet wurde. Das Register sucht sich dem historischen Bestand und Befund anzupassen, jedoch so, daß es Verstreutes und Getrenntes unter übergeordneten, stofforganisierenden Leitbegriffen zusammenschließt. Vielleicht gelingt es dieser Zusammenstellung zugleich, über den praktischen Zweck hinaus den Einblick in die Zeitpoetik zu erleichtern. Während einige Merkmale, wie etwa der Klassifikationseifer oder auch die Schulung und Anleitung, da hinreichend als zeittypisch bekannt, nicht durchgehends verfolgt wurden, sind andere Merkmale, Begriffe und Teilkräfte einbezogen worden, die zwar für den vorliegenden Berichtsraum nicht als besonders charakteristisch, dagegen für die Gesamtentwicklung und -Wandlung des in der Poetik ausgeprägten Kunstforderns und Kunstwollens als bedeutsam erscheinen, so etwa keimhafte Ansätze zum Organismusgedanken, zum Originalitätsbegriff, zur Erlebnisbewertung, zum historischen Sinn u . a . Das Register wurde, da es seiner Absicht und Anlage nach ideelich enger mit der Darstellung und den Anmerkungen verbunden ist, dem Verzeichnis der Namen vorangestellt. Poetik, Typus und Anlageform der Poetiken E n t s t e h u n g der P o e t i k e n (aus Vorlesungen, Unterricht, Gedichtsammlungen usw.) S. 10, n , (23), 24, 47/8, 57, 64, 72/3, 116, 134/5, 148, 156. 168, 239, 240, 303/04, 306, 310, (317). 34i. 367. 368/9, 383. 404/05„ E i l f ä h r t i g k e i t " u n d H a s t der E n t s t e h u n g S. 29, 73, 99. 373. 376. A n l a g e f o r m und T y p u s S. 1 , 10/11, 15—18, 19, 21, 23, 29, 3 1 , 45, 47, 48, 51, 56/7, 67/8, 72, 94, 102, 1 1 6 , 1 2 1 , 131/2, 1 3 3 . 134/5. 139/40. 141/2, 149. I 5 I . 156, (i57). 161/2, 168, 199 f., 205, 209, 214, 216/7, 223, 226/7, 239, 240, 241, 268, (283), 288, (291), 302, 303, 305, 307/08, 315. 316, 324. 325, 328, 331, 332. 334. 336, 339. 344/5. 358. 359. 4*7. 425. 427