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German Pages 325 [328] Year 2004
Williram von Ebersberg Expositio in Cantica Canticorum
Williram von Ebersberg
Expositio in Cantica Canticorum und das >Commentarium in Cantica Canticorum< Haimos von Auxerre
Herausgegeben und übersetzt von
Henrike Lähnemann und Michael Rupp
Walter de Gruyter · Berlin · New York
© Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.
ISBN 3-11-017724-2 Bibliografische Information Der Deutschen
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Breslau, Universitätsbibliothek cod. R 347, f. η'
Handschrift verschollen, abgebildet nach dem Faksimile im Anhang zur Ausgabe: Williram's Übersetzung und Auslegung des Hohenliedes in doppelten Texten aus der Breslauer und Leidener Handschrift hg. u. mit einem vollständigen Wörterbuche versehen von Dr. H. Hoffmann [von Fallersleben], Breslau 1827.
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort
VII
I Einführung. Die >Expositio in Cantica Canticorum< in ihrem Umfeld und in der Forschung
IX
ι . Geistesgeschichtlicher Hintergrund. Ein Kommentar zur >Praefatio< . . . . 2. Theologische Prämissen. Die Hoheliedtradition 3. Konzeption der >ExpositioExpositio in Cantica Canticorum< und das >Commentarium in Cantica Canticorum« Haimos von Auxerre. Text und Ubersetzung
XXXIII
1
Bibelstellenregister
285
Verzeichnis der Sprecherrollen
289
Vorwort Die >Expositio in Cantica Canticorum< Willirams von Ebersberg ist ein hochliterarischer und -literarisierter Text, der seit seiner Entstehung um 1060 Schreiber, Redaktoren und Herausgeber gleichermaßen fasziniert und herausgefordert hat. Diese Herausforderung spiegelt sich auch in unserer Neuausgabe, deren Ziel es ist, den Text so nah wie möglich an seinem ursprünglichen handschriftlichen Layout und so verständlich wie möglich in seinem intendierten Gehalt zu präsentieren. Der Entstehungsprozeß war notwendigerweise von Machbarkeitserwägungen und praktischen Detailproblemen begleitet. Die daraus resultierenden Vorgaben für die Einrichtung der Edition, der Ubersetzung und des Apparats, der den vollständigen Hoheliedkommentar Haimos von Auxerre enthält, präsentieren wir in komprimierter Form in den é d i tions· und EinrichtungsprinzipienEinführung< geben. Wir danken der Staatsbibliothek Bamberg, der Universitätsbibliothek Breslau, der Universitätsbibliothek Heidelberg, der Staatsbibliothek München, der Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg, der Stadtbibliothek Nürnberg und der Landesbibliothek Stuttgart für ihr Entgegenkommen bei der Einsichtnahme in die Handschriften. Die Entstehung der Edition wäre nicht denkbar gewesen ohne eine Vielzahl von kritisch mitdenkenden Kolleginnen und Kollegen, die bereit waren, die immer wieder modifizierten Layout- und Ubersetzungsentwürfe mit uns zu diskutieren. Das begann bei Seminarrunden in Tübingen, in Freiburg in der Schweiz und in Jena, setzte sich über viele einzelne Ratschläge der Tübinger Abteilung und des Tübinger Nachwuchsforums fort bis zur Lektüre durch Udo Kühne, Stefanie Doldinger und vor allem Derk Ohlenroth. Aus Trier kam Rat und Hilfe bei der Texterstellung von Kurt Gärtner sowie Ralf Plate und Niels Bohrer. Das Buch ist gesetzt mit Hilfe des >Tübinger Systems von Textverarbeitungs-Programmen (TUSTEP), das die adäquate Umsetzung des komplexen Layouts in eine strukturierte Textgestalt ermöglichte. Paul Sapplers stete Bereitschaft zu Rat und Tat war uns eine große Hilfe bei der Satzerstellung. Mit unermüdlichem Interesse verfolgte auch Heiko Hartmann das Unternehmen, dem wir eine ausgezeichnete verlegerische Betreuung verdanken. Dieses Buch ist Christoph Huber zum 60. Geburtstag gewidmet, der nicht nur dem Bamberger Scholasten Williram, sondern durch seine Bamberger und Tübinger Tätigkeit auch uns beiden verbunden ist, und von dessen Regieführung im geistlichgeistig-weltlichen Ubergangsbereich wir immer wieder für Studium und Wissenschaft profitiert haben.
Tübingen und Chemnitz, im Mai 2004
Henrike Lähnemann Michael Rupp
I Einführung Die >Expositio in Cantica Canticorum< in ihrem Umfeld und in der Forschung Die >Expositio in Cantica Canticorum< ist in besonderer Weise in ein geistesgeschichtliches Umfeld eingebunden und von theologischen Prämissen geprägt. Williram von Ebersberg stellt seinen Hoheliedkommentar im lateinischen Vorwort in eine doppelte Tradition: explizit in die der Bibelauslegung, implizit in die ästhetische Linie des opus geminum, die in der Spätantike einsetzt. Der Reiz des Werks liegt in der Form des Doppelkommentars, die aus der Kombination beider Traditionsströme erwächst und der Williram durch die Einbeziehung der Volkssprache neue Spannung gibt. Die Einführung soll dabei helfen, diesen doppelten Traditionshintergrund zu verstehen, indem sie zuerst anhand der >Praefatio< die geistesgeschichtlichen Voraussetzungen skizziert und einen Uberblick über die Prägung des Werks durch die Hoheliedtradition gibt. Auf dieser Grundlage wird die Konzeption der >Expositio< erläutert und ein kurzer Abriß der Forschungs- und Editionsgeschichte vorgelegt. Diese Einleitung soll zugleich die im Anschluß formulierten Editions- und Einrichtungsprinzipien werkgeschichtlich begründen.
ι. Geistesgeschichtlicher Hintergrund. Ein Kommentar zur >Prafatio< Williram von Ebersberg legte die >Pr£efatio< zu seinem Hoheliedkommentar so an, daß sich bei einem Textdurchgang wichtige Rahmenbedingungen für das Verständnis von geistesgeschichtlichem Hintergrund, Aussageintention und Anlage des Werks erschließen. Das beginnt bereits bei den biographischen Rahmendaten. In der Überschrift zur >Praefatio< des Hoheliedkommentars nennt Williram, Abt von Ebersberg, seine wichtigsten Lebensstationen: »Die Vorrede Willirams, des Bamberger Scholasten und Fuldaer Mönchs, zum Hohenlied.« Darüber hinaus läßt sich für seine Zeit vor 1048, als er zum Abt in Ebersberg ernannt wurde, nur ergänzen, daß er aus einem der wichtigen mittelrheinischen Geschlechter stammte und im Umkreis Heinrichs III. eine höhere Position anstrebte.1 In Ebersberg ist Williram in den Urkunden und der von ihm verfaßten Chronik greifbar, die sein Wirken für die Abtei bezeugen. 1 Eine in der Ich-Form gehaltene Grabinschrift, die zusammen mit weiteren lateinischen Gedichten 3 didaktischen Inhalts in einigen Handschriften dem Hoheliedkommentar beigegeben ist, gibt als Todesjahr 108$ an. Neben den genannten Werken
ι
Für die Biographie sind, wie für die folgenden Ausführungen, v. a. die beiden Monographien von SCHUPP (1978) und ZERFASS (1995) einschlägig, daneben mit weiterführender Literatur der Artikel von GÄRTNER (1999). D i e mit Verfasser und Erscheinungsjahr angeführten Arbeiten werden im Literaturverzeichnis aufgelöst. 2 C h r o n i c o n Eberspergense, in: Monumenta Germaniae Histórica, Scriptores 20, hg. v. Wilhelm A R N D T , S. 9 - 1 5 .
3 A l l e Williram zugeschriebenen Gedichte ediert von DITTRICH (1939).
χ
Einführung
stammt von ihm eine Vita des hl. Aurelius für das Kloster Hirsau in lateinischer Prosa.4 Damit ist über Williram, ähnlich wie für die gelehrten althochdeutschen Autoren Otfrid von Weißenburg und Notker von St. Gallen, durch seinen monastischen Hintergrund vergleichsweise viel bekannt, wenn auch das 1 1 . Jahrhundert nicht nur wegen der mageren Quellenlage eine Zeit im Schatten der literarhistorischen Forschung ist. Die Impulse der karolingischen Reform scheinen verflogen, die »Renaissance des 12. Jahrhunderts« hat noch nicht begonnen. In der Benutzung der Volkssprache steht Williram mit wenigen anderen Zeugnissen zwischen den Leistungen der althochdeutschen Frühzeit und den Sammelhandschriften des 12. Jahrhunderts, die den Großteil der frühmittelhochdeutschen Literatur des 1 1 . Jahrhunderts überliefern. Auch theologisch liegt das Werk abseits: der Kommentar Haimos von Auxerre, auf den sich Williram für die allegorische Interpretation weitgehend stützt und der als wichtigste Quelle im Apparat unserer Ausgabe vollständig abgedruckt und übersetzt ist, entstammt dem 9. Jahrhundert. Auf der anderen Seite wirkt der Text verfrüht, ohne innovativ zu sein, wenn man ihn an der Hoheliedbegeisterung mißt, die im 12. Jahrhundert im Gefolge der Rezeption Bernhards von Clairvaux ausbricht und die eine neue, mystische Qualität trägt. Da sich der Text so einer leichten Klassifizierung entzieht, ist es um so notwendiger, die programmatischen Äußerungen Willirams auf ihre hinter den Prologtopoi aufscheinenden geistesgeschichtlichen Implikationen zu prüfen. Anders als das Widmungsgedicht an Heinrich IV., das nur in wenigen Handschriften überliefert ist,5 bildet die >Pra:fatio< einen integralen Bestandteil des Werks, der nur in den Handschriften, die einen gänzlich umstrukturierten Text bieten, fehlt. Sie wird meist auf die bereits durch dreispaltige Aufteilung für den Text eingerichteten Seiten geschrieben, und nur wenn man sie mitzählt, erhält man zusammen mit den 149 Vulgata-Abschnitten die Zahl 1 jo, die andeutet, daß so viele Lieder im Hohenlied enthalten sind wie Psalmen im Psalter. In den Handschriften läuft der Prolog ohne Einschnitte durch, aber er ist, der rhetorischen Form entsprechend, deutlich in inhaltliche Blöcke gegliedert: auf einen die causa scribendi erläuternden >Prologus praeter rem< (Ρ 1 -6)6 folgt der >Prologus ante remPrologus praeter rem< begründet die Notwendigkeit des Werks zeitgeschichtlich: Wenn ich den Fleiß unserer Vorfahren betrachte, durch den sie Bibelstudien zur edlen Blüte brachten, kann ich nicht anders als den Tiefstand unserer Zeit beweinen ... (P 1)
Die einleitende Klage über den Niedergang der Bibelstudien in seiner .Zeit entspricht gängiger Topik,7 ebenfalls konventionell ist die Diagnose zum Stand des Wissenschaftsbetriebs: Da gibt es die einen, die ihre durchaus vorhandenen Fähigkeiten in Studien der weltlichen - antiken - Literatur investieren und damit nutzlos für Eitel-
4 Acta Sanctorum Nov. I V , S . 137-141. Abbildung und neuere Forschung dazu K L Ü P P E L (1991), S . 252. 5 Außer Eb, f. 8V (vgl. Literaturverzeichnis), nach der die Widmung in dieser Ausgabe ediert ist, noch Kre (Kremsmünster, Stiftsbibliothek C C 32, f. 8yr—176', 2. Drittel 12. Jh.) und Lam (Berlin, Staatsbibliothek Ms. theol. lat. qu. 140, f. 124-177', um 1180). Die Überlieferung ist in der Ausgabe von D I T T R I C H (1939) erörtert. 6 Die lateinische Praefatio ist, wie der deutsche Prosatext, satzweise gezählt; die Zahlen bezeichnen also die in dieser Ausgabe gezählten Sätze. 7 Zum Folgenden vgl. auch S C H U P P (1978), S . 149-54.
Ein Kommentar zur >Praefatio
Cantica< auf die Aufgaben der pastoralen Vermittlung theologischer Inhalte als höchste Pflicht aller doctores ausdeutet. Die Aussagetendenz Haimos ist so zielgerichtet, daß sich hier eine mögliche Begründung für Willirams Textwahl bietet. Auf welchen Kreis Williram mit der Vokabel nostrates (P 5) anspielt, läßt sich nicht mehr historisch konkretisieren. Wahrscheinlich hatte er nicht nur diejenigen, die nach Bec zum Studium strömten, im Blick, sondern die europaweit verbundene studierende oder studierte Elite, die doctores,9 die bereits im 1 1 . Jahrhundert ihren Studienort nach der jeweils dominierenden Strömung in der Wissenschaft auszuwählen begannen; jedenfalls wird hier zum ersten Mal einem gelehrten deutschen Publikum, das die nostrates auch mit einschließt, eine vollständige deutsche Ubersetzung und Kommentierung eines biblischen Buchs geboten, auch wenn der Begriff nicht im Sinne einer nationalen Abgrenzung im modernen Sinne zu verstehen ist. Nimmt man die wichtigsten Punkte, die dienende Funktion aller Wissenschaften zugunsten der Theologie und die Verpflichtung der Theologen zur Verkündigung, zusammen, so ergibt sich das Bild eines recht konservativen Reformprogramms. Hiermit stand Williram gewiß nicht so allein, wie es scheinen mag. Manches, wie die Forderung nach instructio und emendatio librorum (P 3), erinnert an die längst vergangene Bewegung der sogenannten »karolingischen Renaissance«. Auch über eine
8 In omnes Pauli epístolas commentarli cum glossula interjecta, P L 150, Sp. 101-406. 9 Die Bedeutung des Begriffs doctores wird am besten greifbar im Vergleich mit den fortes, die um das Bett Salomos wandeln (51 D5cff). Dort wird ihre Aufgabe präzise umrissen: »die scúlon wésan rectores animarum, dîe die Christenheit cunnen bescirmen mit spintualibus armis wider démo dîuwele ùnte contra hxreticos«. Die doctores wirken also als »Lenker der Seelen« (rectores animarum) gegenüber den »Hörern« (auditores) und »Untergebenen« (subiecti), danach handelt es sich um eine geistige Elite mit Lehr- und Führungsaufgaben (doctorum prœcluis ordo, 118 Ltjb). Die Vokabel haben wir mit dem offenen Begriff >Lehrer< übersetzt, um das Spektrum zwischen der sich im Ii. Jahrhundert ausbildenden Vorstellung einerseits von Kirchenvätern und andererseits dem angesprochenen Rezipientenkreis (4$ D2a: »Ir doctores ecclesie*) möglichst breit abzudecken.
XII
Einführung
Verbindung zu zeitgenössischen Strömungen wurde nachgedacht. Z w a r werden bewußte Anschlüsse an cluniazensisches Denken bezweifelt, 1 0 doch zeigt Willirams A b fassung der Aurelius-Vita für Hirsau die enge Verbindung zu dem dortigen Kloster und v. a. zum A b t Wilhelm von Hirsau, von dem ein großer reformerischer Impuls für das ganze Reich ausging. Williram geht von dort aus zum >Prologus ante rem< über und erläutert seine materia scribendi: E r habe beschlossen, das Hohelied d u r c h die W i e d e r g a b e einerseits in Versen u n d andererseits auf deutsch verständlicher z u machen, so daß der in die M i t t e gesetzte K ö r p e r auf beiden Seiten v o n ihnen u m g ü r t e t w i r d u n d sich so das d e m Verständnis leichter erschließt, d e m nachgespürt w i r d . ( P 7 )
Das hier beschriebene Layout bieten die meisten Handschriften. In der Mitte steht ein Abschnitt" des hier als corpus (Körper) bezeichneten Vulgatatextes, der auf der linken Seite in lateinischen Hexametern und auf der rechten in deutscher Prosa zunächst paraphrasiert und dann erläutert wird, was ganz dem Bild gemäß mit dem Verb ùngere (gürten) beschrieben ist. Deutscher Prosa- und lateinischer Versteil ergänzen sich so, daß sich der vollständige Sinn erst in der zusammenfassenden Lektüre erschließt. Mit dem doppelten Kommentar, der bei leichten Verschiebungen ähnlichen Inhalt wiedergibt, erreicht Williram so eine Annäherung an die seit der Spätantike gebräuchliche Form des opus geminum.11 Williram besteht dabei darauf, daß seine Leistung in der Form, nicht in neuem Inhalt besteht. Man wird die Aussage, er habe seine Auslegung aus den verschiedenen Erklärungen der Väter »zu einer Einheit zusammengeführt« (P 8), wohl am besten dahingehend deuten, daß Williram sich auf Kompilationen der patristischen Tradition stützt, wie sie in den Kommentaren des 8. und 9. Jahrhunderts, Alkuin 1 3 , Beda 1 4 , Angelomus von Luxeuil' 5 und Haimo von Auxerre,' 6 zusammengetragen waren, und er sich insofern auf den breiten Strom der bisherigen Hoheliedexegese berufen konnte. So läßt sich bei Williram vieles aus der frühchristlichen Exegese wiederfinden, die aber fast vollständig bereits von Haimo von Auxerre verarbeitet ist. Haimo fungiert über weite Strecken als Stichwortgeber und direkte Quelle, so daß sich schwer nachweisen läßt, ob Williram über diese Kompilation hinaus die älteren Texte selbst benutzte. Sicher über Haimo hinaus weist nur die Kommentarerklärung 37 D 2 , die ursprünglich von Alkuin stammt und über Angelomus 1 7 bekannt wurde.
10 Die Ansicht wurde zuerst von Gustav EHRISMANN formuliert, Geschichte der deutschen Literatur bis z u m Ausgang des Mittelalters, Band 2,1: Frühmittelhochdeutsche Zeit, München 1 9 2 2 , S. 26; bereits von DITTRICH allerdings (1948/50), S. 48, in Zweifel gezogen. 1 1 Die Einteilung des zu dieser Zeit noch nicht verbindlich in Kapitel und Verse eingeteilten Vulgatatextes stammt von Williram selbst; diese Abschnitte werden im Folgenden zur Unterscheidung von den modern gezählten Versen als >Versikel< bezeichnet. 1 2 Grundlegend zu dieser F o r m WALTER ( 1 9 7 3 ) ; zur Stellung Willirams innerhalb der Tradition vgl. SCHUPP ( 1 9 7 8 ) , S. 1 1 3 - 1 4 9 . 13 Beati Flacci Albini Seu Alcuini Caroli Magni Magistri ... Opusculum Tertium. C o m p e n d i u m In Canticum Canticorum, P L 100, Sp. 6 3 9 - 6 6 4 . 14 Beda Venerabiiis in Cantica Canticorum Allegorica Expositio, P L 9 1 , Sp. 1 0 6 5 - 1 2 3 6 . 15 Angelomi Luxoviensis Monachi Enarrationes in Cantica Canticorum, P L 1 1 5 , Sp. 5 5 1 - 6 2 8 . 16 D e r Haimo-Text wird im Apparat unserer Ausgabe abgedruckt. Z u r Textüberlieferung vgl. u. S. X X V I I I . 1 7 D i e Kommentareinflüsse auf Williram sind anhand dieser Stelle diskutiert von SEEMÜLLER ( 1 8 7 7 ) , S. 99, und SCHUPP ( 1 9 7 8 ) , S. 33.
E i n K o m m e n t a r zur >Pracfatio
Expositio in Cantica Canticorum nec dimittam, donec introducam illum in domum matris meae' et in cubiculum genetricis meae. = 48 V8) zu Apprehendam te' et ducam in domum matris meaex et in cubiculum genitricis meae.
28 Die traditionellen Termini technici zur Unterscheidung der beiden Gruppen, aus denen sich die frühchristliche Kirche formierte, wären »juden-« bzw. »heidenchristlich«; wir haben uns hier für dogmatisch weniger festgelegte, soziologisch eher offene Begriffe entschieden und übersetzen jeweils als »Kirche aus den Juden« bzw. »aus den Heiden«. 29 Williram nimmt beispielsweise den Zusatz zu C t 1,4 auf, Haimo nicht. U m diese Varianz sichtbar zu machen, ist im Apparat bei Haimo von Auxerre auch jeweils der vollständige Bibeltext, auf den sich sein Kommentar bezieht, nochmals abgedruckt und durch Stellenangaben nachgewiesen. 30 Alle Abweichungen von Eb gegenüber der Leithandschrift Br, auch im Vulgatatext, sind im A p parat bei dem jeweiligen Abschnitt vermerkt; allgemein zu den Handschriften vgl. u. unter »Editions- und Einrichtungsprinzipien«.
Konzeption der >Expositio
Expositio< trennen läßt, sondern beide Handschriften stellen Ubergangsformen in einem komplexen Textbildungsprozeß dar. Der Bibeltext, der Williram tatsächlich vorlag, läßt sich auch deshalb nur begrenzt über die deutsche Prosa rekonstruieren, da die Ubersetzung als in sich lesbarer Text konzipiert ist, der stellenweise Zusätze zeigt, um eine stringente Argumentation zu erreichen. So wird zu Ct 1,5b (Filii matris mea' pugnaverunt contra me.) der Ubersetzung ( 1 1 D2: Miner mûoter kínt' vúhton wider mir) als erster Satz vorausgeschickt: Nu vernémet wánne síh daz lêit búrete ( 1 1 D i ) - ein Erzählerkommentar der hier sprechenden Kirche 31 , mit dem die Brücke zu der vorangegangenen Klage geschlagen wird. Willirams Ubersetzung des Vulgata-Textes war gerade durch dieses Bemühen um Verständlichkeit und Stringenz überzeugend und wurde auch dort weitergeführt, wo seine theologische Auslegung nicht übernommen wurde: das St. Trudperter Hohelied baut die neue, brautmystisch geprägte Auslegung um die Ubersetzungsstücke Willirams herum auf. Der Bibeltext forderte durch die Spuren der vielfältigen Redaktionsgeschichte, in deren Geschichte Williram einen wichtigen Platz einnimmt, zur Auseinandersetzung auf.
3. Konzeption der >ExpositioExpositio in Cantica Canticorum< Willirams von Ebersberg ist, wie die vorangegangene Skizze der Prasfatio-Argumentation und der Hoheliedauslegung gezeigt hat, inhaltlich wie formal bewußt in der Tradition verankert. Die Besonderheit des Textes liegt im Zusammenspiel dieser Bestandteile, das den spezifischen Reiz der >Expositio< ausmacht. Die kunstvolle Form des opus geminum liegt hierbei nicht nur dem Aufbau zugrunde. Durch das oben angesprochene Verfahren, auch den Kommentar dem jeweils im Hohenlied Sprechenden in den Mund zu legen, möchte Williram den Text und die exegetische Tradition prinzipiell als ein Gespräch zwischen
31 Zweiter Satz im Vulgatatext des Abschnitts 122. Die Zählung der Abschnitte und ihrer Elemente werden unten bei den Editions- und Einrichtungsprinzipien erläutert. 32 Bei jedem Sprecherwechsel wird die Vox (Rede, d. h. die Nennung des jeweiligen Sprechenden) als Zwischentitel angegeben (vgl. u. zu den Editions- und Einrichtungsprinzipien). D a es wichtig ist, auch bei den anderen Abschnitten präsent zu halten, wem der Text zugewiesen ist, werden die Sprecherangaben als Lauftitel auf den linken Seiten wiederholt.
XVIII
Einführung
Christus und den verschiedenen Erscheinungsformen der Kirche lesbar und auch vortragbar machen. Die unterschiedlichen Ausdrucksmöglichkeiten von Dichtung und Prosa, die den Vulgatatext umgeben, lassen ein vielstimmiges Nebeneinander von Bibel und Auslegung entstehen. So kann man das Layout und damit das Arrangement der Stimmen als Programm dieses Werks ansprechen, das versucht, das Hohelied und seine Auslegung polyphon und trotzdem in einer geschlossenen F o r m zu inszenieren. Diese Inszenierung eines Ablaufs vielfältiger lyrischer Bilder und ihrer komplizierten Deutungen läuft nicht wie ein dramatischer Dialog in großem Bogen ab. Es läßt sich kein durchgehaltener Handlungsverlauf erkennen, auch wenn Williram immer wieder durch Querverweise auf Verbindungen oder Parallelen aufmerksam macht und stets das Ganze im Blick hält. Dennoch bleibt der Ablauf des Werks stärker auf einzelne Szenen konzentriert, so wie es die Folge der im Hohenlied überlieferten Fragmente bereits nahelegt. Inhaltlich kehren bestimmte, von den zugrundeliegenden Kommentaren vorgegebene Themen immer wieder, so etwa der nötige Schutz der Kirche vor Häretikern und vor allem die Funktion und Bedeutung der doctores Ecclesia. Als ein solcher doctor präsentiert sich der Autor damit selbst, als ein Gelehrter und Lehrer, der über die künstlerischen Fertigkeiten verfügt, wissenschaftliche Inhalte seinem Publikum in ansprechender Form darzubringen. Diese Verbindung von gelehrter Hoheliedexegese mit der Selbstinszenierung im Widmungsgedicht als G e folgsmann Heinrichs III. und der Demonstration seiner artistischen Fähigkeiten macht es möglich, die >Expositio< auch als Heischegedicht zu lesen, wie es immer wieder getan wurde, ohne daß die Klage Willirams im Widmungsgedicht über die verwehrten Karrierechancen zu wörtlich genommen werden dürfte. 33 Was die sprachliche Seite anbelangt, gebraucht Williram ein in seinen Versen wohl an der Patristik orientiertes Latein, das bewußt antikisierende Formen aufweist (wie etwa vota für Gebete oder vates für die Propheten), wie sie bereits von der frühchristlichen Bibeldichtung eingesetzt wurden, um weltlicher Literatur auf gleicher Stilhöhe zu begegnen. Damit sind keine »heidnischen« Inhalte impliziert, sondern es wird auf ein bestimmtes Register christlicher Dichtung zurückgegriffen, das anspruchsvolle geistliche Poesie markiert. In den Versen scheint Williram wissenschaftliche Begriffe regelrecht zu meiden, 34 stattdessen ist er um Bildlichkeit bemüht, für die er häufig auf die Psalmen zurückgreift. 3 * Die Form der Hexameter, die Williram benutzt, steht an diesem gleichen Schnittpunkt: es wird damit die antike E p i k in die Schranken gefordert, die schon für die frühchristliche Bibeldichtung das Gegenüber darstellt, an dem es sich zu messen gilt. Die Realisierung mit assonierenden Versen, bei denen das Wort vor der Zäsur auf die Kadenz reimt, markiert als eine christianisierte Spezialform den Anspruch des Wettstreits mit heidnischer Dichtkunst. Diese im Einzelnen sehr variable Form der Leoniner ist die mittellateinische »Hohlform«, die Williram souverän beherrscht, sicher auch in Kenntnis der reichen karolingischen Leoniner-Dichtung. Matthäus von Vendôme wird diese F o r m des Verses später als zu ungelenk ablehnen, aber um 1060 wird hiermit ein deutlicher poetischer Anspruch erhoben. Uber die sprachliche Eigenart des deutschen Teils ist viel diskutiert worden. DITT R I C H (1948), S. 5 3 F , sah durch die Prosa, in deren lateinischen Einsprengseln der
33 Vgl. dazu die vorsichtige Einschätzung bei VOLLMANN-PROFE (1992), S. 338. 34 Dies wurde auch schon von DITTRICH (1952/53), S. 1 8 1 , bemerkt. 35 Die dichterische Sprache beschreibt DITTRICH (1948), S. 54t.
Konzeption der >Expositio
Expositio< sich an dasselbe Publikum richte wie der lateinische; gleichwohl sieht sie in der von Williram realisierten Mischsprache einen Versuch, die Volkssprache zu erweitern, sie so stärker in die Nähe einer Wissenschaftssprache zu bringen, und geht damit wieder einen Schritt auf die Thesen von D I T T R I C H zu. H E N K E L (2003) bringt die Sprachmischung mit dem Layout zusammen. Aufgrund der äußeren Anlage der >Expositio< sei ein durchgehendes Lesen des Canticums weder möglich noch intendiert. Williram, so Henkel, biete jeden einzelnen Vers »in Art einer monastischen ruminatio zunächst in drei synoptisch angeordneten Aggregatzuständen« (S. 17), und so habe die deutsche Spalte auch nicht den Sinn, den Text für Lateinunkundige zu übersetzen, sondern »die (sicher monastische) ruminatio des einzelnen Verses durch den Sprachwechsel zu verstärken und so die Auseinandersetzung mit dem >CanticumExpositio< begannen, deren Editionspläne (1952/53) sich aber nicht realisierten. Die wissenschaftlichen Arbeiten zeigen die Problematik des in der kritischen Ausgabe doch hermetischen Textes. Die Position Willirams zu der ihm vorliegenden Tradition untersuchte SCHUPP (1978) im Hinblick auf inhaltliche Quellen und dichterische Muster wie das opus geminarti oder die christliche Ekloge, ohne eigentlich inhaltlich die Doppelform aufzuarbeiten. Die neueste Arbeit stammt von ZERFASS (1995) und widmet sich der Technik der Allegorese bei Williram, wiederum ohne die Implikationen der Textgestalt für die Deutung heranzuziehen. Unser Ziel war es daher, die >Expositio< als komplexes Ensemble durchschaubar zu machen und damit die literar- und kulturgeschichtliche Dimension des Werks neben der sprachgeschichtlichen Bedeutung wieder zu erschließen. Die Darbietung des Hoheliedkommentars soll an den Vorgaben der >Prasfatio< überprüfbar werden, so daß bei aller Treue gegenüber dem intendierten Layout durch Normalisierung und Übersetzung Hilfestellung für die Texterschließung gegeben wird. So verdankt unsere Ausgabe den vorhergehenden Editionen viel, will aber dieses Material durch neue Anordnung und Ergänzung besser lesbar machen. Wie SCHÜTZ-
36 Nach der Aufstellung von GÄRTNER (1988), S. 1 1 , 16 Handschriften mit lateinischem und deutschem Kommentar allein des 1 1 . / 1 2 . Jahrhunderts. Wie die Neufunde seither zeigen (vgl. GÄRTNER [1999]), ist mit einer Erweiterung im Bereich der spätmittelalterlichen (Teil)überlieferung noch zu rechnen. 37 Menrad Molther: Wilrammi Abbatis olim Eberspergensis in Cantica Salomonis mystica explanado, Hagenau 1528. Bg = Bamberg, Staatsbibliothek msc. Bibl. 73, 1 5 2 3 , i v -40 r , eine Abschrift der Handschrift Nii für die Bamberger Dominikanerinnen; Nü = Nürnberg, G N M H s 25470, 9 2 ' -
14Λ 1463· 38 Die Ausgabe MEYER (1985) ist ein mit Registern aufbereiteter Wiederabdruck des Textes von BARTELMEZ (1967) ohne Apparat mit englischer Übersetzung.
XXI
Abriß der Forschungs- und Editionsgeschichte
EICHEL/MEINEKE orientieren wir uns in der optischen Präsentation an der dreispaltigen Form der ältesten Handschriften, aber nicht im Sinne einer diplomatischen Wiedergabe, sondern in der normalisierenden Aufbereitung der ältesten Handschrift Br, die auch BARTELMEZ ihrer kritischen Edition zu Grunde legte, welche im Gegensatz zu der von SCHÜTZEICHEL/MEINEKE bevorzugten Handschrift Eb auch die Strukturierung durch die voces noch ansatzweise erkennen läßt. Dabei konnten die älteren Editionen helfen, in denen Darstellungskonventionen entwickelt wurden, die wir übernehmen und modifiziert auch für die linke und mittlere Spalte anwenden konnten, die bei ihnen fehlt. Dazu gehören die Eintragung der in Br nur lückenhaft vorhandenen voces aus Ley, einer alten, aber niederdeutsch modifizierten Handschrift, die bei HOFFMANN in Paralleldruck zu unserer Leithandschrift Br gegeben und bei SANDERS kritisch ediert ist. Mit den drei alten Editionen und anders als die die Rubriken ignorierenden jüngeren Editionen wird jeweils die Paraphrase vom K o m mentar in linker und rechter Spalte in Anlehnung an die Handschriften durch Initiale und Absatz markiert, zudem werden die lateinischen Bestandteile im althochdeutschen
Kommentar
kursiviert.
Mit
H O F F M A N N , BARTELMEZ
und
bereits
SCHILTER
(1726) verbindet uns die Wahl von Br als Leithandschrift; mit BARTELMEZ haben wir sie nach E b ergänzt, w o eindeutige Fehler oder Lücken vorlagen. Eb wird vollständig im Apparat mitgeführt. Die Zählung der 149 Abschnitte ist wie bei den vier älteren Ausgaben handschriftenunabhängig durchgeführt, so daß deren Text leicht vergleichbar ist, ebenso die Glossare, von denen SEEMÜLLER zur Erklärung althochdeutscher Begriffe auch Haimo heranzieht, was durch unseren Apparat, in dem der gesamte Haimo-Text abgedruckt und übersetzt ist, jetzt direkt am Text überprüfbar ist. Im Hinblick auf die älteren Ausgaben konnten wir auch unseren Apparat von allem entlasten, was f ü r ein direktes Verständnis des Williramschen Textes nicht notwendig ist: die Ausgabe von BARTELMEZ enthält auf über 500 Seiten die vollständigen Lesarten aller ihr bekannten Handschriften," die für die älteste Überlieferung im Hands c h r i f t e n a b d r u c k v o n Br
b e i H O F F M A N N , v o n Eb
bei SCHÜTZEICHEL/MEINEKE
mit
Angabe der Lesarten von Br und Pal·0 ergänzt wird. Das Glossar in der Ausgabe von SEEMÜLLER enthält ausführliche Ubersetzungsgleichungen und Belegstellensammlungen, die zur Uberprüfung unserer eigenen Ubersetzung herangezogen werden können.
39 Die fehlenden späten Handschriften sind bei GÄRTNER (1999) besprochen und erschlossen. 40 R o m , Biblioteca Vaticana C p g 73, f. Γ - 6 4 ' .
II Editions- und Einrichtungsprinzipien der Ausgabe Die Ausgabe orientiert sich in der dreispaltigen Aufteilung des Textes und der U n tergliederung in Übertragung und Kommentar innerhalb der beiden Seitenspalten zum Vulgata-Text an den ältesten Williram-Handschriften. Leithandschrift ist Br: Breslau, Universitätsbibliothek cod. R 347. 4 1 Die >Expositio< war mehrere Jahrhunderte lang mit dem Annolied und weiteren Texten zusammengebunden, wie der Bibliotheksvermerk des 15. Jahrhunderts auf fol. ι Γ zeigt: Glose Willerammi uersifice et theutonice facta in Cantica canticorum et Richmus de sancto Annone theutonice compositus et versus de Sacramentis (weitere Angaben ausradiert). Schon im 19. Jahrhundert war aber der Williram-Text separat gebunden. 42 Der Text ist kritisch nach Eb 4 3 korrigiert bzw. ergänzt. In den Text werden Korrekturen aus Eb [in eckigen Klammern] hinzugefügt. Für die Ergänzung der in Br nur fragmentarisch und in Eb gar nicht erhaltenen wces-Angaben werden (wie bei HOFFMANN und SEEMÜLLER) die Tituli von Ley herangezogen.
ι. Text Die einzelnen Versikel werden, soweit möglich, nicht umgebrochen. Mehrere Versikel werden deshalb nur dann auf einer Seite zusammengefaßt, wenn alle vollständig auf dieser Seite wiedergegeben werden können. Wenn ein Versikel länger als eine Seite ist, werden die Spalten möglichst am gleichen Sinnabschnitt umgebrochen. Ein Pfeil am Spaltenende (—») verweist auf die Fortsetzung auf der nächsten Seite. Im Zweifelsfall wird der Apparat (Haimo-Kommentar) umgebrochen (vgl. unter >2. ApparatCedâr D j b Ex 2i,i2Í+Mc 7,iopar D4bMc2,i7par C t 1,3c EXSULTABIMUS ET L/ETABIMUR IN TE. De donis (inquit) tuis exsultabimus et lastabimur. Sed quia scimus hoc non nostri esse meriti, in te, non in nobis exsultabimus: hoc est quod Apostolus ait: »Qui g l o r i a t u r , in D o m i n o g l o r i e t u r « I Cor 1,31.
C t 1,3d MEMORES UBERUM TUORUM SUPER VINUM, id est,
memores gratis tuse et misericordiae tuse, qua salvati sumus. Ubera enim sunt ipsa gratia, qua salvati sumus. Recordantes etiam quia tu austeritatem legis uberibus doctrinae evangelica: temperare dignatus es. 8
C t 1,3d" RECTI DILIGUNT TE. Illi (inquit) qui recti cordis sunt, diligunt te, id est, illi qui nihil suis meritis tribuunt, sed omnia tuae gratiae députant. Nullus enim te diligit nisi rectus, et nullus est rectus nisi qui te diligit.
Versikel 6-8 I n die Kammern, die er gebaut hat, führte mich der König, sichtbar machend durch H o f f n u n g , was er mir später in Wirklichkeit übergeben wird. W i r werden uns keineswegs an uns, sondern um so mehr an dir freuen, nicht als Undankbare, sondern in frommer Liebe uns wieder erinnernd, da die sanfte Gnade die Strenge des Gesetzes erweicht, nicht durch unsere Verdienste, sondern allein durch das Geschenk des Gebers.
W e i l du dies ohne Gegenleistung gibst, wirst du als Aufrechter von den Aufrechten geliebt. N u r dich liebt ein Gerechter vollkommen, und gewiß ist niemand ein Gerechter, er liebe dich denn.
E s führte mich der K ö nig in seine Kammern. W i r werden uns erheben und in dir freuen, mehr an deine Brüste als an Wein denkend.
Die Aufrechten lieben dich.
D e r K ö n i g führte mich in seine Kammern. Ich erkenne jetzt in Glauben und Hoffnung die Gnade, die er in Wirklichkeit verleihen wird.
W i r springen und freuen uns an dir, durchaus nicht an uns selbst; mehr an deine Brüste als an Wein denkend. W i r wollen nicht vergessen, daß die Gnade deines Evangeliums süßer ist als die Strenge des Gesetzes. 3 Das Gesetz sagt: Wer dies oder
das getan hat, soll des Todes sterben. 4 D u aber sprichst in deinem
Evangelium: Ich bin nicht gekommen, die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder. D i e Aufrechten lieben dich. D i c h liebt niemand, er sei denn selbst ein Aufrechter; und niemand ist ein Aufrechter, er liebe dich denn.
E s FÜHRTE MICH DER KÖNIG IN SEINE KAMMERN. H i e r redet sie ü b e r ihren B r ä u t i g a m , C h r i s t u s , zu den
gläubigen Seelen. Die Kammern Gottes sind die ewige Seligkeit und die Freuden der himmlischen Heimat, zu denen die Kirche bereits durch Glauben und Hoffnung eingeführt ist und einmal in Wirklichkeit eingeführt werden wird. WIR WERDEN UNS ERHEBEN UND IN DIR FREUEN. Über deine Gaben (sagt sie) werden wir uns erheben und freuen. Aber weil wir wissen, daß es nicht unsere Verdienste sind, werden wir uns in dir, nicht in uns, freuen; das ist es, was der Apostel sagt: »Wer sich aber rühmt, rühme sich im Herrn«. MEHR AN DEINE BRÜSTE ALS AN WEIN DENKEND, d. h. in Gedanken an deine Gnade und deine Erbarmung, durch die wir gerettet sind. Denn die Brüste sind die Gnade, durch die wir gerettet sind. In Erinnerung auch daran, daß au geruht hast, die Schärfe des Gesetzes durch die Brüste der evangelischen Lehre zu mildern. DIE AUFRECHTEN LIEBEN DICH. Die ein aufrechtes Herz haben (sagt sie), lieben dich, d. h. die nichts eigenen Verdiensten anrechnen, sondern alles deiner Gnade zuschreiben. Denn dich liebt niemand, er sei denn ein Aufrechter; und niemand ist ein Aufrechter als der, der dich liebt.
12
C t 1,4
Vox Ecclesia:
[Ecclesia de suis pressuris] Fusca licet videar1 ut castra nigrantia Cedar, sum speciosa nimis' veluti pelles Salomonis. Fusca quidem plagis' sed honore nitens bonitatis1 perfero grande malum natos inter tenebrarum. Attamen interna: virtutis compta decore1 pacifici veri templum conabor haberi.
9
N i g r a sum sed formosa filia: Hierusalem 1 sicut tabernacula Cedar 1 sicut pelles Salomonis.
Ih bin sàio1 sámo dîe héreberga Cedar' unte bin abo wâtlîch1 sámo diu gezélt Salomonis. Cedar qui interpretatur tenebra1 er wás hmabelis sún, vóne demo hmahelita cúman sint, dîe der hûser nehábent, sunter ókkeret vílzhús' unte ándera únwátlíche héreberga. 3 Mit Cedâr sint filli tenebrarum bezêichenet, von dén ih mih chlágon. 4 Ábe dóh swîese ih mit persecutionibus et œrumnis von in gequélet sì, ih habo dóh wâtlîche in virtutibus' unte bidíu wírdig bin visitatione et inhabitatione veri pacifici, id est Christi. 5 Tabernacula dîe wérdent ex pellibus mortuorum animalium, also máchon ih tabemaculum Deo1 an dén qui carnem suam mortificant cum vitiis et concupiscentiis.
Vox Ley D j c Gal 5,24 C t 1,4a Ecclesia de suis pressuris: N I G R A SUM, SED FORMOSA, FILILE H I E R U S A L E M . Hic rursus loquitur Ecclesia ad sanctas animas: Nigra sum, quia persecutions patior, sed formosa sum virtutibus, o filia; Hierusalem, id est animx fideles. Nigra sum, id est, deformis persecutionibus et aerumnis quas sustineo, sed formosa sum decore virtutum. Quomodo autem nigra sit, et quomodo formosa, ostendit cum subdit: Ct 1,4b S I C U T T A B E R N A C U L A C E D A R , SICUT PELLES SALOMONIS. Ita enim distinçuitur: Nigra sum sicut tabernacula Cedar, formosa sicut pelles Salomonis. Cedar filius Ismaelis fuit, qui interpretatur tenebra». Ismaelita: vero semper in tabernaculis habitare soliti sunt, et non habent domos. Dicit ergo Ecclesia se nigram esse sicut tabernacula Cedar, propter persecutiones quas patiebatur a filiis tenebrarum, quod interpretatur Cedar. Hinc Psalmista dicit: »Habitavi cum habitantibus Cedar« Ps 119,5, id est, conversatus sum inter persecutores et peccatores infidelitate nigros. Formosam vero dicit se sicut pelles, id est tabernacula Salomonis, qui pacificus interpretatur I Chr 22,9, quoniam digna erat visitatione et consolatione sponsi sui Christi inter angustias. Et sicut tabernacula ex pellibus mortuorum fiunt animalium, ita Ecclesia, tabemaculum videlicet Dei, ex his construitur qui seipsos cum vitiis et concupiscentiis mortificant Gal} ,24.
Versikel 9
Π
Die Kirche über ihre Bedrängnisse Mag ich auch dunkel erscheinen wie die schwärzlichen Befestigungen Kedars, ich bin wunderschön wie die Zeltbahnen Salomos. Dunkel zwar durch Schläge, aber durch die Ehre einer edlen Gesinnung glänzend, ertrage ich großes Übel unter den Kindern der Finsternis. 5 Dennoch werde ich, mit dem Schmuck der inneren Tugend geziert, mich bemühen, für einen Tempel des wahren Friedensstifters zu gelten.
Ich bin schwarz, aber schön, Töchter Jerusalems, wie die Zelte Kedars, wie die Zeltbahnen Salomos.
Ich bin dunkel wie die Unterkünfte Kedars und bin gleichzeitig schön wie die Zelte Salomos. Κedar, der mit >Dunkelheit< übersetzt wird, war der Sohn Ismaels, von dem die Ismaeliten herkommen, die keine Häuser haben, sondern bloß Filzhütten und andere unansehnliche Unterkünfte. 3 Mit Kedar sind die Söhne der Finsternis gemeint, derentwegen ich Klage führe. 4 Wie sehr ich aber auch durch ihre Verfolgungen und Beschwerungen gequält bin, habe ich doch Schönheit in Tugenden und bin daher würdig des Besuchs und des Aufenthalts des wahren Friedensstifters, d. h. Christi. 5 Zelte werden aus den Fellen toter Tiere gemacht; so mache ich auch ein Zelt für Gott aus denen, die ihr Fleisch samt den Lastern und Begierden abtöten.
Die Kirche über ihre Bedrängnisse: ICH BIN SCHWARZ, ABER SCHÖN, TÖCHTER JERUSALEMS. Hier spricht wieder die Kirche zu den heiligen Seelen: Ich bin schwarz, weil ich Verfolgungen leide, aber bin schön durch Tugenden, o Töchter Jerusalems, d. h. gläubige Seelen. Ich bin schwarz, d. h. ungestalt durch die Verfolgungen und Bedrängnisse, die ich erdulde, aber ich bin schön durch den Schmuck der Tugenden. Inwieweit sie aber schwarz und inwieweit sie schön sei, zeigt sie, wenn sie hinzufügt: WIE DIE ZELTE KEDARS, WIE DIE ZELTBAHNEN SALOMOS. Denn so wird unterteilt: Ich bin schwarz wie die Zelte Kedars, schön wie die Zeltbahnen Salomos. Kedar war der Sohn Ismaels, der mit >Dunkelheit< übersetzt wird. Die Ismaeliten aber pflegten immer in Zelten zu wohnen und hatten keine Häuser. Daher sagt die Kirche, daß sie schwarz wie die Zelte Kedars sei, wegen der Verfolgungen, die sie von den Söhnen der Finsternis litt, was Kedar heißt. Daher sagt der Psalmist: »Ich habe unter den Bewohnern Kedars gewohnt«, d. h. ich hatte Umgang mit Verfolgern und Sündern, die schwarz vor Unglauben sind. Sie sagt aber, daß sie schön wie Zeltbahnen sei, d. h. wie die Zelte Salomos, der mit Friedensstifter« übersetzt wird, weil sie würdig war, den Besuch und Trost ihres Bräutigams Christi bei aller Bedrängnis zu empfangen. Und wie Zelte aus den Fellen toter Tiere gemacht werden, so wird die Kirche, nämlich das Zelt Gottes, aus denen aufgebaut, die sich selbst samt ihren Lastern und Begierden abtöten.
14 O vos vicinae1 cur sim tarn fusca ridete? Ob nimium solem pulchrum deperdo colorem. Gloria virtutum pallet fervore malorum. Dum premor a pravis' nec sunt mihi tempora pacis, at decus interius1 pressuris fit quoque maius. Progenies matris1 dedit hxc primordia cladis, Christicolis primam se praïtendens inimicam; cxdibus atque minis pepulit quos finibus illis.
Ct
i,ja
Nolite me considerare quod fusca sim1 quia decoloravit me sol.
Filii matris mex' pugnaverunt contra me.
Vox Ecclesia: Netûont des níeht wára, dáz íh so salo sí, iz tûot mir míchel nôt, wanta diu hêizza súnna' hât mir mîne scône benóman. Neséhent daz nîeht ána, wéleches lêides ih lébe, séhent daz ána, daz ih darúmbe mih nîene gelôibon minero virtuosa constantine, mit déro ih behálton mine inferiorem pulchritudinem. N u vernémet wánne sih daz lêit búrete. ι Miner mûoter kínt1 vúhton wider mir. íh bin primitiva Ecclesia, min mûoter ist Synagoga. 4 íro kínt Iudœi' vúhton so érnestháfto wider dén cristânen, daz sîe se tribon uzze irò lante, sicut scriptum est: Excitaverunt Iudtei persecutionem in Paulum et Bamaban1 et eiecerunt eos de finibus suis.
Ct 1,5a N O L I T E ME CONSIDERARE QUOD FUSCA SIM, QUIA D E C O L O R A V I T ME SOL. O animx fideles et devota: Deo, N O L I T E ME CONSIDERARE QUOD FUSCA SIM, id est quod tribulationibus afficiar, quod persecutionibus opprimar, QUIA DECOLORAVIT ME SOL, id est persecutionis fervor meum splendorem quodammodo obfuscavit. Ac si diceret: Interiorem pulchritudinem meam cogitate, et illam attendite, non lllae quae foris pati videor. Tale est quod et Apostolus dicit: »Nolite deficere in tribulationibus meis pro vobis, qua: est gloria vestra« Eph3,13. »Non enim sunt condigna: passiones«, etc Rm 8,18. Sol autem in Scripturis multos habet sensus. Aliquando significat ipsum Dei mediatorem et hominum; unde scriptum est: »Vobis timentibus nomen meum orietur sol iustitia:« Mai 4,2, id est Christus. Significat Ecclesiam sicut Dominus dicit: »Tunc fulgebunt iusti sicut sol« Mt 13,43. Aliquando fervorem persecutionis, sicut hic, et in Evangelio, ubi dicitur ae semine quod cecidit supra petram, et orto sole exacstuavit Mt 13,6. Quod ipse Dominus aperit exponens: »Facta autem persecutione propter verbum, scandalizantur« Mt 13,21. Di uuánnan Eb D4e Act 13,50 Ct i,$b F I L I I MATRIS M E « PUGNAVERUNT CONTRA ME, etc., usque, N O N CUSTODIVI. Unde coeperit ha:c persecutio, ostendit cum subdit: F I L I I MATRIS Μ Ε Λ PUGNAVERUNT, etc. Vox est primitiva: Ecclesiae. Synagoga mater est, cui per Prophetam dicitur: Et »vocaberis civitas fidelis« Is 1,26 et mater civitatum, filia Sion Is 62. Huius filli sunt Iuda:i, qui pugnaverunt contra Ecclesiam primitivam, quando excitaverunt persecutionem contra credentes Act 13,50, »et omnes dispersi sunt per regiones Samariae« Act 8,1.
Versikel
ιο-ιι
Ihr Nachbarn, warum belacht ihr, daß ich so dunkel bin? D u r c h zu viel Sonne verliere ich die schöne Farbe. D e r G l a n z der Tugenden verblaßt durch die H i t z e der Übel. Solange ich
von
Verworfenen
bedrängt
werde, gibt es keine Friedenszeiten für
mich;
5 doch
der
Schaut mich nicht so an, weil ich dunkel bin, denn die Sonne hat mich verfärbt.
Achtet
nicht darauf, daß ich
K u m m e r , denn die heiße Sonne hat mir meine Schönheit genommen. Seht nicht darauf, in welchem Leid ich lebe, seht vielmehr darauf, daß ich mich deswegen
lossage Bestän-
mit der ich mir die
Schönheit
Schmuck w i r d unter Belastungen
nicht
von meiner tugendhaften digkeit,
innere
so
dunkel bin; es bereitet mir großen
innere
erhalte.
auch größer. Die
Nachkommenschaft
Mutter
beschwor
dieses
meiner Unheil
herauf, als sie sich als erste Feindin der Christusverehrer hervortat, die sie
Die Söhne meiner Mutter kämpften gegen mich.
J e t z t vernehmt, woraus das Leid erwuchs. 2 D i e Söhne meiner M u t ter kämpften gegen mich. Ich bin die Urkirche, ist die Synagoge.
meine Mutter
4 Ihre Söhne,
die
mit M o r d e n und Drohungen aus
Juden,
jenen Grenzen vertrieb.
gen die Christen, daß sie sie aus ih-
kämpften so hartnäckig ge-
rem Lande trieben, wie steht:
Die Juden
gung
gegen
Paulus
an und stießen zen
stachelten und
sie aus ihren
geschrieben VerfolBarnabas Gren-
aus.
S C H A U T M I C H N I C H T SO AN, -VEIL ICH DUNKEL BIN, DENN D I E S O N N E HAT M I C H VERFÄRBT. O i h r g l ä u b i g e n u n d g o t t e r g e b e n e n S e e l e n , SCHAUT MICH N I C H T s o AN, W E I L ICH D U N K E L BIN, d . h . w e i l m i r
Betrübnisse widerfahren, weil ich durch Verfolgungen unterdrückt werde, DENN DIE SONNE HAT MICH VERFÄRBT, d. h. die Glut der Verfolgung hat meinen Glanz verdunkelt. Als o b sie sagte: Bedenkt meine innere Schönheit und beachtet sie, nicht das, was ich äußerlich zu leiden scheine. D e m entspricht, was auch der Apostel sagt: »Fallt nicht ab angesichts meiner Bedrängisse für euch, die euer R u h m sind. Denn die Leiden entsprechen bei weitem nicht« etc. Die Sonne hat aber in der Bibel viele Bedeutungen. Manchmal bezeichnet sie den Mittler zwischen G o t t und den Menschen; daher steht geschrieben: »Euch, die meinen Namen fürchten, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen«, d. h. Christus. Sie bedeutet die Kirche, wie der Herr gesagt hat: »Die Gerechten werden leuchten wie die Sonne«. Manchmal bezeichnet sie die Glut der Verfolgung, wie hier und im Evangelium, wo vom Samen gesprochen wird, der auf den Felsen fiel und nach dem Aufgang der Sonne verdorrte. Das macht der Herr selbst deutlich, wenn er erklärt: »Wenn aber Verfolgung wegen des Wortes geschieht, ärgern sie sich«. D I E S Ö H N E M E I N E R M U T T E R KÄMPFTEN GEGEN MICH e t c . b i s HABE ICH N I C H T B E H Ü T E T . W o h e r
die
Verfolgung ihren Anfang nahm, zeigt sich, wenn sie hinzufügt: DIE SÖHNE MEINER MUTTER KÄMPFTEN etc. Das ist eine Rede der Urkirche. Die Synagoge ist die Mutter, der durch den Propheten gesagt wird: »Du wirst gläubige Stadt genannt werden«, ebenso: >Mutter der StädteTochter ZionFrau< ziert, nicht weißt, wer du bist oder wie schön du strahlst, dann weide, nachdem du weit ausgeschritten bist, um die irrenden Herden zu begleiten, deine Böcklein, wie es Sitte bei den Hirten ist. 5 Gleich wie wenn du deine inneren Tugenden verkenntest, aus denen dir dein Schmuck herrührt, wirst du als mit Übeln Behaftete beweint; wenn du diese Güter verachtest, wirst du nicht für meine Gemahlin gehalten; geh von mir weg und geselle dich bald den Häretikern, und verlaß den wahren Glauben, weil du Lehren ohne Nutzen lernen wirst. 10 Wer dir gehorchen wird, wird den Namen >irrendes Volk< tragen. Dieses wird auch nicht den Schafen, sondern den Böcken verglichen.
Wenn du dich nicht kennst, o du Schöne unter den Frauen, geh hinaus und folge den Spuren der Herden und weide deine Böcklein zwischen den Zelten der Hirten.
Wenn du dich selbst nicht erkennst, schönste der Frauen, geh hinaus und zieh der Spur der Herden nach und weide deine Zicklein bei den Unterkünften der Hirten. Wenn du deine Ehre und deine Schönheit nicht im Bewußtsein halten willst, wie es heißt: alle Ehre jener Königstochter ist innerlich, dann kannst du auch nicht meine Liebste sein; so scheide öffentlich von mir und halte dich zu den Häretikern, die nicht meine Schafe weiden, sondern jeder von ihnen hat seine eigene Herde, weil sie sich in viele Sekten teilen, j Wenn du von ihnen lernst, werden deine Hörer nicht Schafe, die die Gerechten bedeuten, sondern Böcke, die die Sünder bedeuten.
WENN DU DICH NICHT KENNST, Ο DU SCHÖNE UNTER DEN FRAUEN, GEH HINAUS UND FOLGE DEN SPUREN
DER HERDEN. Eine Rede des Bräutigams an seine Braut, die Kirche: Als wenn er sagen würde: D u beklagst dich, als ob du von mir verlassen und durch die Gluten der Verfolgung geschwärzt seiest, und bedenkst nicht, wie schön du unter den Frauen bist, d. h. du achtest nicht auf die Schönheit der geistlichen Tugenden, mit welcher du vor anderen geschmückt wirst, wenn auch durch Versuchungen geschwärzt. Wenn du also dich nicht kennst, d. h. wenn du deine Würde und Schönheit nicht erkennst, GEH HINAUS aus meiner Gesellschaft UND FOLGE DEN SPUREN DER HERDEN, d. h. folge der Lehre der irrenden Häretiker und ahme sie nach, die, da sie den wahren Hirten der einen Herde verachteten, sich viele Herden anhäuften. UND WEIDE DEINE BÖCKLEIN, d. h. die Sünder und irrenden Hörer, ZWISCHEN DEN ZELTEN DER HIRTEN, d. h. nach den Lehren der Häretiker. Denn es gibt nur einen Hirten, Christus, der nur eine Herde hat, d. h. die Einheit der katholischen Kirche. Aber viele Hirten sind Häretiker, die sich eine Herde getäuschter Menschen ansammeln, die sie für den Teufel weiden; von denen sagt auch der Psalmist: »Sie liegen wie Schafe in der Hölle«. Schafe werden an dieser Stelle die Bösen genannt, nicht wegen ihrer Einfalt oder Unschuld, sondern wegen ihrer Stumpfheit, weil sie der verderbten Lehre nicht zu widerstehen wissen, sondern alles, was ihnen von verderbten Lehrern vorgelegt wird, mit unguter Geduld ertragen.
22 15
P e r m a r e salvatus veluti m e u s est equitatus et m e r s u s Pharao 1 sic te q u o q u e g l o r i f i c a b o . Baptismi lavacro
Ct 1,8
Equitatui meo in curribus Pharaonis assimilavi te amica mea.
te c u n e t a s o r d e p i a b o ,
Vox Christi I h h á b o dih f r û i n t i n m î n g e é b e n m â z z o t m î n e m o rêithgesinde' an dén r ê i t h w â g e n o n Pharaonis. Á l s ih plebem auriga
et
v ó n e œgyptiaca
et p a t r i a m certam
präsentem nondum suspirans sedula s p o n s u m . Q u a r ê n o n vereor 1
u n t e sîe
dà P h a r a o u n t e
ál sîn hére ínne irtránk w î s t a in sámo lösen
ih d i c h per baptismum
a
in terram
ut turtur sponsa videris,
lôsta
terram repromissionis, Servitute1
S i c p u d i b u n d a genis
cuius
eram,
Servitute1
per mare rubrum
v i v e n t u m d o tibi terram.
16
israheliticam
defensor
Pulchrae sunt genas tuas sicut turturis.
diabolica
unte volle bringon
dih
viventium.
D î n e h û f f e l o n 1 sint s á m o turtultûbon. D u s c á m e s díh, d a z d ú îeht scántlîches t û o s t ' u n t e d a z m i r mísselîhe; bi d i u verstên ih, d a z d u nîeper greges
sodali-
C t 1 , 8 E Q U I T A T U I M E O ASSIMILAVI T E , A M I C A M E A , IN C U R R I B U S P H A R A O N I S . E q u i t a t u m s u u m
appella:
ne te m a l u s auferat error.
ne w i l t vagari um.
15
exercitum filiorum Israel, videlicet sexcenta millia, qui egressi sunt de j E g y p t o , et transierunt mare Rubrum Ex 12,37; Ex 14,22. Equitatum autem suum, lllam multitudinem dicit, quia sicut auriga currui p r i e s t , ita Deus plebi pra:erat, protegens illam et defendens, et ad terram repromissionis introducens. Huic suo equitatui assimilavit amicam suam, quoniam sicut ille populus per mare Rubrum salvatus est Pharaone demerso Ex 14,27/, ita Ecclesia gentium per baptismum de diaboli servitio liberata, et ad veram repromissionis terram et evangelicam libertatem introducta est, sicque qua: erat ancilla vitiorum facta est amica Christi, emundata et abluta per baptismum a sordibus peccatorum. 16
L2b suspiras Eb C t 1,9a PULCHRYE SUNT GENIE TU^E SICUT TURTURIS. Turturis natura est, ut si casu coniugem perdiderit, alium ultra non requirat. Turturi ergo assimilatur Ecclesia, quia ex quo Christus mundum przsentia corporali deseruit, et coelos petiit, Ecclesia in eius amore tenacissime perseverat, nec recipit ulfum adulterinum amatorem, quia contemnit mundum, et solius sponsi sui pulchritudinem mente contemplatur. Genis autem turturis genas Ecclesia: comparat, quia in genis maxime verecundia apparet; et per hoc pudor et verecundia Ecclesia: ostenditur, quia erubescit aliquid foedum et quod sponso suo displiceat perpetrare formidat. Et est sensus: N o l i timere ne vageris per greges sodalium meorum, quia tanto te amoris mei pudore, et tanta verecundia donavi, ut certus sim te me non posse deserere, vel ad alíenos deflectere.
Versikel
15-16
23
W i e meine Reiterei durch das Meer hindurch gerettet ist und Pharao unterging, so werde auch dich verherrlichen.
ich
D u r c h das Bad der Taufe werde ich dich von allem Schmutz reinigen, und ich gebe dir z u m sicheren Vaterland das Land der Lebenden.
S o schamhaft an den Wangen wie die Turteltaube erscheinst du, Braut, die geflissentlich den noch nicht anwesenden Bräutigam ersehnt. Deshalb befürchte ich nicht, daß dich ein böser Irrtum hinreiße.
Meiner Reiterei unter den Wagen Pharaos habe ich dich verglichen, meine Freundin.
Schön sind deine Wangen wie die der Turteltaube.
I c h habe dich, meine Freundin, mit meinem Reitgefolge bei den Kriegswagen Pharaos verglichen. S o wie ich das israelitische Volk, dessen Wagenlenker und Verteidiger ich war, aus der ägyptischen Knechtschaft erlöste und es durch das Rote Meer, darin Pharao mit seinem ganzen H e e r ertrank, in das Land der Verheißung führte, ebenso erlöse ich dich durch die Taufe von der teuflischen Knechtschaft und bringe dich gänzlich in das Land der Lebenden. D e i n e Wangen sind wie bei Turteltauben. D u bist so schamhaft, daß du nichts tust, was schändlich ist und mir mißfallen könnte; darum begreife ich, daß du nicht durch die Herden der Gefährten schweifen willst.
MEINER R E I T E R E I HABE ICH DICH VERGLICHEN, MEINE FREUNDIN, UNTER DEN WAGEN PHARAOS. S e i n e
Reiterei nennt er das Heer der Kinder Israel, nämlich die 600.000, die aus Ägypten auszogen und das Rote Meer durchquerten. Seine Reiterei nennt er aber jene Menge, weil so, wie ein Wagenlenker den Wagen führt, Gott das Volk führte, es beschützend una verteidigend und zum Lande der Verheißung hineinführend. Mit dieser seiner Reiterei hat er seine Freundin verglichen, weil so, wie jenes Volk duren das Rote Meer hindurch gerettet wurde, während Pharao unterging, die Kirche der Heiden durch die Taufe von der Knechtschaft des Teufels befreit und zum wahren Lande der Verheißung und der evangelischen Freiheit hineingeführt ist; und so ist die, die eine Dienerin der Laster war, Freundin Christi geworden, gesäubert und durch die Taufe von den Flecken der Sünden reingewaschen. SCHÖN SIND DEINE WANGEN WIE DIE DER TURTELTAUBE. Es ist die Natur der Turteltaube, daß sie, wenn sie durch ein Mißgeschick ihren Gatten verloren hat, nach keinem weiteren verlangt. D e r Turteltaube wird also die Kirche verglichen, weil, nachdem Christus die Welt in seiner körperlichen Präsenz verlassen hat und in die Himmel aufgefahren ist, die Kirche an ihrer Liebe aufs beharrlichste festhält und keinen anderen ehebrecherischen Liebhaber empfängt, weil sie die Welt verachtet und die Schönheit ihres einzigen Bräutigams im Gemüt betrachtet. Er vergleicht aber die Wangen der Kirche den Wangen der Turteltaube, weil auf den Wangen am deutlichsten das Ehrgefühl sichtbar wird; und damit wird die Scham und das Ehrgefühl der Kirche gezeigt, weil sie über alles Schändliche errötet und sich fürchtet, etwas zu vollziehen, was ihrem Bräutigam mißfiele. Und der Sinn ist: Fürchte nicht, durch die Herden meiner Gefährten zu schweifen, weil ich dir so viel Ehrgefühl für meine Liebe zu mir und so viel Sittsamkeit geschenkt habe, daß ich sicher bin, daß du mich nicht verlassen oder zu anderen abweichen kannst.
24
17 Forma tui colli
nitet assimilata monili.
Ct 1,9b
Collum tuum sicut monilia.
N i l facis incestum1 nil voce sonas inhonestum, et quod voce sonas1 vivendo decentius ornas.
18
Auri murenas argento vermiculatas nos tibi nectemus1 geminis pulchras speciebus. Virtutum species ego doctoresque fideles sic tibi trademus' sic claras efficiemus' ut qua: rite sapis1 pulchro sermone loquaris.
Murenulas aureas faciemus tibi1 vermiculatas argento.
Vox Christi Dîn háls' ist sámo smîdezîereda. D é r háls der tréget daz ézzen in den bûch1 unte tréget ábo dîe stimma ûz. 3 Sámo tûont doctores tui ó sponsa. 4 Sîe ámbehtent démo lûite cibum vita' unte offenem imo die tôigene déro gescrífte. 5 Die sélben doctores sint smîdezîereda1 déro christenhêite, wante sîe gezîerot sint' mit auro sapiential unte mit gemmis virtutum. N ú verním 0 sponsa, wélihe háls zîereda ih unte mine doctores dir wollen máchan. 2 Wâhe góldkétenon in lántfríde wîs gebrôihta máchen wir dir1 in wúrme wîs geblâhmâlot mit silbere. fh gibo dir súlihe doctores, dîe der hábent sensum sapiential· qui auro comparatur, unte dîe den sélben wistûom mît scônemo gesbrâche kúnnon vúrebríngon, quod per argentum figuratur.
17
D i b dér ist Eb C t 1,9b C O L L U M TUUM SICUT MONILIA. Per collum Ecclesia: doctores sancti designantur, nam per Collum cibi reficiendo corpori ministrantur. Sermones etiam, quibus arcana mentium designantur, per colli fistulam egrediuntur. Sic doctores sancti et cibum nobis salutaris doctrina: ministrant, et etiam secreta Scrìpturarum nobis manifestant. Hoc ergo collum Ecclesia: quasi monile est, quia castae doctrina: gemmis et virtutum ornamentis sancti doctores decorantur. Monile enim ornamentum est virginum vel matronarum.
18
L3-5] 3 Ut nitor argenti1 radios discriminet auri. 4 H o c tibi doctorum me dispensante tuorum 5 conferei ordo decus1 geminis pulchrum speciebus, 6 scilicet ut claro sapientia clarior auro' 7 cor tibi circumdet1 facienda cavendaque monstret, 8 instar et argenti manet tibi copia verbi, 9 ut perplexa scias1 et pulchro famine dicas. Eb C t ι,ιο M U R E N U L A S AUREAS FACIEMUS TIBI, VERMICULATAS ARGENTO. Murenulse iuxta litteram ornamentum sunt colli virginalis et puellaris, videlicet virgula: auri perplex«, intermixtis nonnunquam pulchra varietate subtilissimis argenti filis, et hoc est quod dicit, VERMICULATAS ARGENTO, id est in modum vermium terrenorum, quos lumbricos dicunt, distinctas. Murenula: autem dicuntur a similitudine piscis marini, qui murena vocatur. Mystice, murenulae sunt perplexa Scripturarum dogmata, et diversis sanctorum Patrum sententiis inter se coniuncta. Aurum quippe claritatem significat sensus spiritalis, argentum vero nitorem eloquii désignât. Murenulas ergo aureas sponsus sponsa: suae facit, cum Christus Ecclesiam suam doctrinis sanctorum Patrum sensu et eloquio fulgentibus instruit, atque ad illorum fidem et virtutem imitandam accendit. Notandum quod pluraliter dicit: FACIEMUS TIBI, quasi enim Christus se personis doctorum coniungit, per quos ipsa: murenula: concatenantur, ut illis Ecclesia exornetur.
Versikel
17-18
Die Gestalt deines Halses glänzt ähnlich einem Geschmeide. D u tust nichts Frevelhaftes noch läßt du Unehrenhaftes in deiner Rede laut werden, und was du in deiner Rede tönst, schmückst du noch zierlicher durch deine Lebensführung.
Halsketten von Gold, mit Silber durchzogen, werden wir dir winden, schön durch die zwiefache Gestaltung. Die Gestalten der Tugenden werden ich und die treuen Lehrer dir so übergeben und sie so leuchtend erscheinen lassen, 5 daß du das, was du recht weißt, auch mit schöner Rede sprichst.
25
Dein Hals ist wie Geschmeide.
Goldene Halsketten werden wir dir machen, mit Silber durchzogen.
Dein Hals ist wie Geschmeide. Der Hals trägt das Essen in den Bauch und trägt umgekehrt die Rede heraus. 3 So handeln deine Lehrer, o Braut. 4 Sie bieten dem Volk die Speise des Lebens dar und öffnen ihm die Geheimnisse der Schrift. 5 Diese Lehrer sind das Geschmeide der Christenheit, weil sie mit Gold der Weisheit und mit Edelsteinen der Tugenden geziert sind. Jetzt vernimm, o Braut, welchen Halsschmuck ich und meine Lehrer dir machen werden. 2 Kunstvolle Goldketten, nach Art von Lampreten gebogen, machen wir dir, schlangenartig geziert mit Silber. Ich gebe dir solche Lehrer, die den Sinn der Weisheit haben, der mit Gold verglichen wird, und die eben diese Weisheit durch schöne Rede darbieten können, was durch Silber angezeigt wird.
DEIN HALS IST WIE GESCHMEIDE. Durch den Hals werden die heiligen Kirchenlehrer bezeichnet, denn durch den Hals werden die Speisen, um den Körper zu erfrischen, dargereicht. Auch die Predigten, mit denen die Geheimnisse der Gemüter bezeichnet werden, gehen aus der Röhre des Halses hervor. So reichen uns die heiligen Lehrer auch die Speise der heilbringenden Lehre und offenbaren uns sogar die Geheimnisse der Schriften. Dieser Hals der Kirche ist also wie ein Geschmeide, weil die heiligen Lehrer mit den Edelsteinen der keuschen Lehre und den Kostbarkeiten der Tugenden geziert werden. Denn ein Geschmeide ist ein Schmuck der Jungfrauen oder der verheirateten Frauen. [, damit der Glanz des Silbers die Strahlen des Goldes hervortreten läßt. Diesen Schmuck wird dir der Stand der Lehrer mit meiner Erlaubnis zuteilen, schön durch die zweifache Gestalt, nämlich damit die Weisheit leuchtender als leuchtendes Gold dir das Herz umgebe und dir zeige, was zu tun und zu lassen sei, und gleich wie Silber dir den Reichtum des Wortes ströme, daß du das Verschlungene erkennst und in schöner Rede aussprichst.] G O L D E N E H A L S K E T T E N WERDEN WIR DIR MACHEN, MIT S I L B E R D U R C H Z O G E N . > M u r e n u l a e < s i n d n a c h d e m
Wortsinn ein Schmuck des jungfräulichen und mädchenhaften Halses, nämlich ineinander verflochtene Goldstränge, die stellenweise in schöner Abwechslung mit feinsten Silberfäden durchzogen sind; und das ist der Grund, warum er sagt MIT SILBER DURCHZOGEN, d. h. nach der Art von Erdscnlangen, die man Regenwürmer nennt, abgesetzt. Sie werden aber >Murenulae< wegen ihrer Ähnlichkeit mit einem Meeresfisch, der Muräne heißt, genannt. Allegorisch verstanden sind >Murenulae< die ineinander verflochtenen Lehren der Schriften, mit zahlreichen darin eingebundenen Sprüchen der heiligen Väter. Das Gold bedeutet den Glanz des geistlichen Sinns, Silber meint den Schimmer der Beredsamkeit. Goldene Halsketten macht also der Bräutigam seiner Braut, indem Christus seine Kirche durch die Lehren der heiligen Väter, die durch ihren Sinn und ihre Beredsamkeit strahlen, unterrichtet und sie dazu ermuntert, deren Glauben und Tugend nachzueifern. Es ist zu beachten, daß er mehrfach sagt: WERDEN WIR DIR MACHEN, wie nämlich Christus sich den Gestalten der Lehrer verbindet, durch welche jene >Murenulae< verkettet werden, damit durch sie die Kirche geschmückt werde.
26
Ct
Vox Ecclesia*
ι,li
[Vox Ecclesias de Christo] 19
C u m rex accubuit 1 seque ad subsellia flexit, mox quoque maiorem nardus mea fudit odorem. Se dedit ad terras quia pro me summa potestas,
C u m esset rex in accubitu suo, nardus mea dedit odorem suum.
stuoie, do begónde mîn sálbwúrz mêr unte mêr ze stínkene. W a n t a sich gót v o n hímele héra ze érdon
gebrôhta dúrh
detestans quaeque maligna1
matica
sálbóta pedes
Jesu
domo Simonis Fasciculum myrrae puto dilectum redolere. Masror inest animse1 quasi mirtae sucus amara:1 dum recolo' sponsum pro memet mortificatum.
Fasciculus myrrae dilectus meus mihi, inter ubera mea commorabitur.
Q u a locus est cordis'
ist aro-
déro sláhto was diu
arbor,
sálba, da mit Maria
species virtutis odore.
spirituali-
3 Nardus
um virtutum.
offero devote
mînen
wíllon, désde flîzlîchor wíllo íh imo dánkan mit odore
huic vice condigna 5
D o der kúning gesáz ûffe sînemo
Magdalena
recumbentis
in
leprosi.
M î n wine ist mir also ein gebúntelin myrron, in zwíschon mînen brüsten wónet ér. Ih bin imo îemer désde hólder, daz er dîe bittere des tôdes dúrh míh
wólta
lîdan.
3 In
mînemo
hérzen daz in zwischen den brü-
recolam mysteria mortis.
sten liget, wil ih îemer gehúchan'
Q u a m patiens pro me1
der sînero míchelen gnâdon.
vitae me donat honore.
19
Vox Ley Lia M o x mea maiorem Eb Ü 2 b dánkan i m o Eb
L 2 b η. spirauit Eb
Ola
v o n . . . héra fehlt
Eb
C t 1 , 1 1 ' D U M ESSET REX IN ACCUBITU SUO. VOX sponsae regem sponsum suum C h r i s t u m dicit, qui per divinitatem suam omnia regit, et etiam secundum humanitatem de regia D a v i d i s stirpe natus est. A c c u bitus regis fuit incarnatio eius. A c c u m b e r e enim est recubare vel rediscumbere. E t tunc Christus accubuit, quando p r o nostra redemptione se usque ad suscipiendam naturam nostram inclinavit. E t tunc, C t 1 , 1 1 " NARDUS MEA ODOREM SUUM DEDIT, quia virtus Ecclesia: magis enituit. C u m enim considérât D e u m p r o se h o m i n e m factum, amplius ad spiritualium virtutum Studium et amorem sui C o n d i t o r i s accenditur. N a r d u s enim fragrantiam virtutum spiritualium désignât. Erant q u i d a m ante incarnationem sancti Dei. Sed sicut dictum est, sanctitas magis a tempore incarnationis C h r i s t i excrevit, et tunc q u o d a m m o d o nardus Ecclesiae, id est o d o r virtutum fortius dedit o d o r e m suum. Iuxta litteram, nardus herba est aromatica, crassa et fragili radice, folioque parvo et denso, cuius cacumina in aristas se spargunt. H o c unguento Maria Magdalene pedes et caput D o m i n i perunxisse in Evangelio legitur in d o m o Simonis
Aie 14,}par. 20
L 2 - 5 ] L3, 4 [ K o m m e n t a r b e g i n n ] - j Eb C t 1 , 1 2 ' F A S C I C U L U S M Y R R H E DILECTUS MEUS MIHI: M y r r h a s p e c i e s e s t a r o m a t i c a , q u a m o r t u o r u m c o r -
pora condiuntur. H o c loco passio Christi et sepultura designantur: nam depositum corpus D o m i n i de cruce a N i c o d e m o et Ioseph, myrrha et aloe conditum est, et involutum linteis c u m aromatibus, ac s e p u l t u r a traditum Mt 2j,^par. Dicit ergo Ecclesia sponsa eius: F A S C I C U L U S M Y R R H E DILECTUS MEUS MIHI f a c t u s e s t , q u i a p r o p t e r m e m o r t u u s e s t e t s e p u l t u s e s t .
C t 1 , 1 2 " INTER UBERA MEA C O M M O R A -
BITUR. N e m o dubitat l o c u m cordis inter ubera esse. D i c i t ergo: INTER UBERA MEA COMMORABITUR. Id est cordis mei memoria asternaliter habebitur, et nunquam tantorum eius beneficiorum obliviscar: sed sive in prosperis sive in adversis sim, tamen recordabor eius qui me tantum dilexit, et p r o me mortuus est.
Versikel
27
19-20
Rede der Kirche über Christus A l s sich der König lagerte und auf dem Sitz niederließ, verströmte auch bald meine Narde stärkeren Duft. Weil sich für mich die höchste Gewalt zur Erde begab, $ biete ich meinerseits als eine ihrer Würdige, die alles Bösartige haßt, im Duft die Zierden der Tugend ergeben dar.
Ich meine, daß mein Geliebter wie ein Sträußchen von Myrrhe duftet. Trauer wohnt in der Seele wie der Saft der bitteren Myrrhe, wenn ich bedenke, daß mein Bräutigam für mich gestorben ist. Dort, w o der Ort des Herzens ist, will ich der Geheimnisse des Todes gedenken. 5 Er litt ihn für mich und beschenkt mich mit der Ehre des Lebens.
Als der König auf seinem Ruhepolster war, verströmte meine Narde ihren Duft.
Ein Sträußchen von Myrrhe ist mein Geliebter für mich, zwischen meinen Brüsten wird er verweilen.
A l s sich der König auf seinem Sitz niederließ, fing meine Balsamwurzel an, immer stärker zu duften. Weil sich Gott vom Himmel herab zur Erde um meinetwillen neigte, will ich ihm dafür um so eifriger danken mit dem Duft der geistlichen Tugenden. 3 Die Narde ist ein Duftbaum, von dessen Art die Salbe war, mit der Maria Magdalena die Füße Jesu salbte, als er im Hause Simons des Aussätzigen abstieg. Mein Geliebter ist für mich wie ein Sträußchen von Myrrhe, zwischen meinen Brüsten wohnt er. Ich bin ihm immer um so ergebener, weil er die Bitternis des Todes um meinetwillen erleiden wollte. 3 In meinem Herzen, das zwischen den Brüsten liegt, werde ich immer seiner großen Gnaden gedenken.
ALS DER KÖNIG AUF SEINEM RUHEPOLSTER WAR. Die Rede der Braut nennt ihren Bräutigam, Christus, einen König, der durch seine göttliche Natur alles regiert und auch nach seiner menschlichen Natur aus dem königlichen Geschlecht Davids geboren ist. Das Liegen des Königs auf dem Polster war seine Fleischwerdung. Denn >accumbere< bedeutet >sich lagern< oder >sich zu Tische legenHaus der Wachen< bedeutet die wachen Sinne der Heiligen, die sich dazu erheben, anzustreben, was droben ist, und große Sorge darauf wenden, dies wahrzunehmen. Sie haben in sich G o t t als Bewohner, der durch den Propheten sagt: »Ich werde in ihnen wohnen und wandeln«. U b e r den Bergen Bethel ist also der Geliebte dem Reh und dem Hirschkalb gleich, weil er geruht, die zu besuchen, die sich bemühen, Behausungen Gottes zu sein.
Vox Ecclesia:
Ct 3,ι
70
[Vox Ecclesia electas de gentibus] In requie lecti dilectum quaerere coepi. Sedula quassivi, verum reperire nequivi. Otius exiliens1 et circumquaque requirens suasit ut anxietas per vicos atque plateas, offendi vigiles urbem de more tuentes. Visus an est vobis, quem viribus ambio totis? Hos ut transivi, sponsum mox affore vidi. Ergo virum tenui, nec ab ilio quibo revelli, in conclave meae genitricis ne referat se. Cum depressa malis tenebrie incredulitatis stulta voluptatem malesuadx carnis amarem, scire tamen sponsum quaesivi credula nondum sub falsa specie per dogmata philosophise. Sed secreta Dei' nescit sapientia mundi. - ·
Vox Ley circumeunt
L5 = 84 Li
In lectulo meo per noctes quassivi quem diligit anima mea. Quaesivi illum1 et non inveni. Surgam et circuibo civitatem1 per vicos et plateas quseram1 quem diligit anima mea. Quaesivi illum et non inveni.
L9 = 131 L2 genitricis] matris
Dés náhtes an mînemo bètte vórderôta ih mînen wine, ih vórderôta in1 unte nevánt sîn nîet. 2 Nu wíl ih ûf sten1 unte wil in sûochan áfter déro burg1 in gázzon1 unte in strâzzon. 3 îe noh1 nehábon ih sîn nîet vúndan. 4 An démo wége da ih in sûohta, vúndon míh dîe búrgwáhtela, den sbráh ih sus zûo. 5 Sähet ir îergen mînen wine? 6 Êin lúzzel dár nâh, do ih sie alle dûrch strêich, waz irò áller îegelîch mir vóne imo kónde geságan, do vánd ih mînen wine. 7 íh nám in ze mir' unte nelâzzen in ôuh vóne mir, ê ih in widere bringon in mîner mûoter hûs1 unte in irò gegádeme. N ó h tánne, do ih wás in tenebris incredulitatis' unte ih consentiebam carnalibus desideriis, do wólta ih ìe dóh mînen sponsum bekénnan' per doctrinam philosophorum, Platonis, Aristotelis, Socratis, Pytagorœ' unte ándero wérltwîson, dîe der creatorem per creaturam wóltan bekénnan. - ·
V5 = 84 Vi vigiles] custodes, custodiunt]
C t J , I IN LECTULO MEO PER NOCTES QU/ESIVI QUEM DILIGIT ANIMA MEA, QUJESIVI ILLUM, ET NON INVENI.
Vox Ecclesia de gentibus congregata. In lectulo (inquit) meo cum adhuc in infidelitatis et ignoranti^: tenebris posita essem, quaesivi quem diligit anima mea. Multi enim philosophorum Deum ignorantes, studio tamen summo illum requirebant, per creaturam Creatorem cognoscere volentes; sicut Plato, qui in Timaeo multa de anima disputavit, et sicut Aristoteles, Socrates et esteri, qui omne vitac suae tempus in studiis exquirendae veritatis expendebant. QU/ESIVI ILLUM, ET NON INVENI. Non enim per munaanam sapientiam Deus cognosci potuit. Ct 3,2 SURGAM ET CIRCUIBO CIVITATEM, PER VICOS ET PLATEAS Q O E R A M QUEM DILIGIT ANIMA MEA. Q u / E S i v i ILLUM, ET NON INVENI. Exsurgam inde de strato corporis et carnalis delectationis, et circuibo civitatem huius mundi, maria ac terras peragrando. P E R VICOS ET PLATEAS QUÌERAM QUEM DILIGIT ANIMA MEA, hoc est, per lata itinera gradientes nuius sxculi, et suis voluptatibus deditos aspiciam, si forte in illis dilecti mei vestigia aspiciam. Hoc cum de multis dici possit, precipue tamen in ilio eunucho impletum est qui a finibus terrae venit Deum coeli Hierosolymis adorare, quem Philippus invenit, eique Christum in prophetia Isaiae ostendit Act 8,27. Hoc quoque in Cornelio adimpletum est, qui adhuc paganus et ignorans Deum, eleemosynas faciebat, et orationibus vacabat, quem Petrus cum domo sua baptizavit Act 10,22. Et erat adhuc difficultas inventionis, et dicit: Qu^srvi, ET NON INVENI. —>
Versikel 48
71
Rede der Kirche aus den Heiden In der Ruhe meines Lagers begann ich, meinen Geliebten zu suchen. Ich suchte ihn eifrig, aber ich konnte ihn nicht finden. Als ich schnell aufsprang und überall durch die Viertel und Gassen nach ihm forschte, wie es mir meine Ängstlichkeit riet, 5 traf ich auf die Wächter, die die Stadt nach der Sitte beschützen. >Ist er euch zu Gesicht gekommen, dem ich mit allen Kräften zugewandt bin?< Und nachdem ich an ihnen vorüber war, sah ich bald, daß mein Geliebter da sein werde. Also hielt ich den Mann fest und werde von ihm nicht losgerissen werden können, bevor er sich in das Gemach derjenigen, die mich gebar, begeben hat. 10 Während ich, niedergedrückt von der üblen Finsternis des U n glaubens, töricht die Begierde des übelwollenden Fleisches liebte, suchte ich dennoch als noch U n gläubige, den Geliebten in falscher Gestalt durch die Lehren der Philosophie zu erkennen. Aber die Geheimnisse Gottes bleiben der Weisheit der Welt verborgen.
A u f meinem Lager suchte ich nächtelang, den meine Seele liebt. Ich suchte ihn und fand ihn nicht. Ich werde aufstehen und die Stadt durchstreifen, durch Viertel und Gassen werde ich suchen, den meine Seele liebt. Ich suchte ihn und fand ihn nicht.
Nachts in meinem Bett verlangte ich nach meinem Geliebten, ich verlangte nach ihm und fand ihn nicht. 1 Jetzt will ich aufstehen und will die Stadt nach ihm durchsuchen, die Gassen und Straßen. 3 Aber bis jetzt habe ich ihn noch nicht gefunden. 4 Auf dem Weg, w o ich ihn suchte, fanden mich die Stadtwächter, zu denen ich so sprach: 5 >Saht ihr irgendwo meinen Geliebten?« 6 Kurz danach, als ich sie alle durchgegangen war, was jeder von ihnen allen mir über ihn sagen konnte, da fand ich meinen Geliebten. 7 Ich nahm ihn zu mir und lasse ihn auch nicht von mir, bevor ich ihn in das Haus meiner Mutter und in ihr Gemach zurückbringe. A u c h damals, als ich in der Finsternis des Unglaubens war und als ich fleischliche Gelüste zuließ, wollte ich doch meinen Geliebten erkennen durch die Lehre der Philosophen: Platon, Aristoteles, Sokrates, Pythagoras und anderer weltlicher Gelehrter, die den Schöpfer durch die Schöpfung erkennen wollten. —
A U F MEINEM L A G E R SUCHTE ICH DIE N Ä C H T E HINDURCH, DEN MEINE S E E L E LIEBT, ICH SUCHTE IHN UND
FAND IHN NICHT. Eine Rede der Kirche aus den Heiden. In meinem Bett (sagt sie), als ich noch in der Finsternis des Unglaubens und der Unwissenheit saß, suchte ich, den meine Seele liebt. Denn viele der Philosophen, die Gott nicht kannten, verlangten doch nach ihm mit höchstem Eifer, indem sie den Schöpfer in der Schöpfung erkennen wollten; wie Plato, der im >Timaios< viel über die Seele erörterte, und wie Aristoteles, Sokrates und andere, die sich Zeit ihres Lebens bemühen, die Wahrheit herauszufinden. ICH SUCHTE IHN UND FAND IHN NICHT. Denn Gott konnte nicht durch weltliche Weisheit erkannt werden. I C H WERDE AUFSTEHEN UND DIE STADT DURCHSTREIFEN, DURCH V I E R T E L UND G A S S E N WERDE ICH SUCHEN, DEN MEINE S E E L E LIEBT. I C H SUCHTE IHN UND FAND IHN NICHT. I c h w e r d e daher v o m L a g e r
körperlicher und fleischlicher Ergötzung aufstehen und werde die Stadt dieser Welt durchstreifen, Meere unci L ä n d e r d u r c h w a n d e r n d . D U R C H V I E R T E L UND G A S S E N WERDE ICH SUCHEN, DEN MEINE S E E L E LIEBT,
d. h. ich werde auf die blicken, die auf breiten Wegen dieses Zeitalters umhergehen und ihren Begierden hingegeben sind, ob ich vielleicht bei ihnen die Spuren meines Geliebten erblicke. Wenn dies auch von vielen gesagt werden kann, wurde es doch vorzüglich durch jenen Eunuchen erfüllt, der von den Enden der Erde kam, um den Gott des Himmels zu Jerusalem anzubeten, den Philippus fand, und er zeigte ihm Christus in der Prophezeiung Jesajas. Dies ist auch durch Cornelius erfüllt, der noch als Heide und ohne Gotteserkenntnis Almosen gab und sich Gebeten widmete, welchen Petrus samt seiner Familie taufte. Und bis dahin war seine Auffindung noch schwierig, und sie sagt: ICH SUCHTE IHN UND FAND IHN NICHT. —»
72 Nunc imbuta fide1 carnis iam docta nociva: illecebras spernens1 et ad ilium concita tendens1 non bene viventes iter artum progredientes aspicio tantum, sed adhuc per lata vagantum devia luxuria: cupio vestigia nosse' siqua mei sponsi sit in illis semita1 pandi. Sic festinanti mihi sxpius et rogitanti1 occurrunt propere doctores atque prophetae. Hos ego consului regis mysteria summi, a quibus ut didici quod eorum pandere libri de sponso poterant; ad plenum scire volebam' quantum terrigenis praestet meus ille fidelis. —
Ct 3,ι
5 Invenerunt me vigiles1 qui custodiunt civitatem. N u m quern dilexit anima mea vidistis? Paululum cum pertransissem eos1 inveni quem diligit anima mea.
Vox Ecclesia; 8 Mit irò gewîse nemóht ih in víndan, quia stultam fecit Deus sapientiam mundi huius. g Nu ih ábo ze sînemo gelôuben bin kúman, nú newil ih nîet mêr consentire camalibus desideriis' unte wil in sûochan in dirro wérltburge, óbe ih dechêin sîn spór muge vindan, nîet ze êinero nòte an dén, dîe da gênt angustam viam qua ducit ad vitam, nóbe ióh an dén, dîe da nóh gênt latas vias huius siculi, io te nóh1 nemóhta ih in so víndan. u Nu wil ih ábo frâgan prophetas et apostolos qui custodiunt civitatem Dei, wáz sie mir vóne imo kúnnen geságan. ™ Sa dár nâh, do ih irò gescrift durch sûohta, do vánd ih mînen wine. 13 íh vánd in irò bûochon, daz ér ist verus Deus ante specula, unt ér ábo durch mine mínna wárt verus homo in fine sieculorum.
LiHabt ihr etwa den gesehen, den meine Seele geliebt hat?< Ganz kurz, nachdem ich durch sie hindurchgegangen war, fand ich, den meine Seele liebt.
8 Mit ihrer Lehre konnte ich ihn nicht finden, weil Gott die Weisheit dieser Welt töricht gemacht hat. 9 Jetzt aber, wo ich zum Glauben gekommen bin, will ich nicht mehr fleischliche Gelüste zulassen und will ihn in der Stadt dieser Welt suchen, ob ich nicht irgendeine Spur von ihm finden kann, nicht allein bei denen, die den engen Pfad, der zum Leben führt, gehen, sondern auch bei denen, die noch auf den breiten Wegen dieser Welt gehen, xo Immer noch konnte ich ihn nicht auf diese Weise finden, ix Jetzt aber will ich die Propheten und Apostel, die die Stadt Gottes behüten, befragen, was sie mir von ihm sagen können, u Gleich danach, als ich ihre Schriften durchforschte, da fand ich meinen Geliebten. 13 Ich fand in ihren Büchern, daß er der wahre Gott vor der Zeit ist, aber aus Liebe zu mir wahrer Mensch am Ende der Zeit wurde. -»
E s FANDEN MICH DIE WÄCHTER, DIE DIE STADT BEHÜTEN. D i e W ä c h t e r sind die Heiligen u n d andere
Kirchengelehrte, die die Stadt, d. h. die heilige Kirche, behüten und gegen die Anschläge der ungläubigen F e i n d e v e r t e i d i g e n . D i e b e f r a g t sie:
H A B T IHR ETWA DEN GESEHEN, DEN MEINE S E E L E L I E B T ? D i e
Kirche befragt gleichsam die Wächter, wenn sie mit achtsamem Ohr deren Predigt aufnimmt.
GANZ
KURZ, NACHDEM ICH DURCH SIE HINDURCHGEGANGEN WAR, FAND ICH, DEN MEINE S E E L E LIEBT. D u r c h d i e
Wächter hindurchgehen bedeutet, ihre Sprüche und Lehre sorgfältig zu durchforschen. Denn wir pflegen zu sagen: Ich habe das Buch lesend durchlaufen, oder auch: bin es durchgegangen. Als (sagt sie) icn durch sie hindurchgegangen war, fand ich, den meine Seele liebt. Denn wenn wir in spannungsvoller Besinnung nach Sprüchen oder Schriften der Heiligen verlangen, finden wir sogleich den Geliebten, weil wir den Herrn in ihrer Lehre finden. Das kann auch so verstanden werden: ALS ICH DURCH SIE HINDURCHGEGANGEN WAR, FAND ICH, DEN MEINE SEELE LIEBT, d. h. als ich verstanden hatte, daß Christus alle Erhabenheit und Gnade übersteigt, da fand ich, den meine Seele liebt, d. h. da verstand ich wahrhaftig, um wie viel er selbst von den Verdiensten der anderen Heiligen entfernt ist. —»
74 Deprehendique Deum mortali corpore tectum1 qui quoniam sponte descendens patris ab arce1 me sibi sponsuit' arra fidei copulavit1 sanguine doctavit' baptismate purificavit. Semper adhaerebo' dignamque vicem redibebo' gratuito sponsi tam praecellentis amori. Omnia vincit amor; ego nulla adversa verebor eius amore pati' quin hanc spem praemeditari pectore iam coepi1 sponsum quandoque revertí in conclave meas genetricis' id est Synagogae ut persuasa meis ipso miserante loquelis, cum sua credentes complebunt milia gentes1 ipsa fide reduci sibimet propria:que saluti consulat' et mecum festinet credere Jesum1 non modica summa' sed toto semine fulta.
1,29a despondit Eb
V o x Ecclesia:
Ct 3,ι
Tenui eum1 nec dimittam, donec introducam ilium in domum matris meas' et in cubiculum genetricis meas.
L33 Vergil ecl. 10,69
14 Nu ih in vúndan hábon' unte ih vernóman hábon wîe verro ér geskêidan ist von ánderen hêiligon, wanta sie sint puri homines, ér ist abo verus deus' unte verus homo, nu wil ih in ze mir néman, wil in amplecti omni devotione, unte wánt ér arbêit dúrch minen willon lêit, vincula, sputa, colaphos, flagella, irrisiones, spineam coronara, mortem crucis, só ne wil ôuh ih nechêine arbêit durch sînen willon scûhan. 15 íh wil ióh dén gedingon an in hában, daz ih mine mûoter Synagogam diu mih êrest ze gelôuben brâhta, mit sìnero hélfo ábo nóh widere ze sînemo gelôuben bringe, cum plenitude gentium intraverit.
D i j e R m 11,25, c f- n o D 2 e
C t 3 , 4 b T E N U I EUM, NEC DIMITTAM DONEC INTRODUCAM I L L U M IN DOMUM MATRIS M E Ä ET IN C U B I C U -
LUM GENITRICIS MEImmerwährend5
76
Vox Christi
[Vox Christi] Adiuro vos filiae Hierusalem 1 per capreas cervosque camporum 1 ut non suscitetis ñeque evigilare faciatis dilectam' quoadusque ipsa velit.
49
49
Vox Ley
L = 33 L i - ί ο Eb
D a z seiba vérs stet ôuh da vóra ad tale signum "'. Daz êina ist ábo hîe ze mérchenne, daz táz êrera vérs hôret ad primitivam Ecclesiam1 de Ittdxis collectam, unte ábo diz vérs höret ad Ecclesiam de gentthus congregatam, unte êdes máneta sîe irò sponsus ad fratmm utilitatem et ad publicam actionem, nú beswéret ér ábo filias Hierusalem úmbe sîne sponsam, swánne sîu inslâffe, daz sîe se newécchen, ê sîu sélba wólla, wante doctores Ecclesia scúlon bêdîu alliz anatûon, post contemplationem vuregên ad prtcdicationem, post prxdicationem redire ad contemplationem.
D i * Riickverweis auf 33
C t 3 , J A D I U R O v o s , FILI/E H I E R U S A L E M , PER CAPREAS CERVOSQUE CAMPORUM, NE SUSCITETIS NEQUE EVIGILARE FACIATIS DILECTAM, QUOADUSQUE IPSA VELIT. B i s r e p e t i t u r iste v e r s i c u l u s : n a m i a m s u p e r i u s
Ct 2,γ dictum est, sed supra ad Ecclesiam primitivam de ludáis collectam pertinet, hie vero ad Ecclesiam de gentibus congregatam, et amoris vinculo Christo copulatam. Una enim eademque cura est Deo de sanctis, qui vel in circumcisione, vel etiam tempore baptismatis, coruscante gratia Evangelii, illi placuerunt. Quia vero iste versiculus superius expositus est, iam videndum est quare veluti dormientem inducat Ecclesiam, unde et adiurat filias Hierusalem, ne earn excitent, cum paulo superius non dormientem vel quiescentem, sed studio laboriosissimx inquisitionis insistentem, qua sponsum inquirebat, introducat. Si ergo requirebat sponsum, quomodo requiescebat? Sed dulcissimus et suavissimus somnus est Christum quasrere. Dormit ergo Ecclesia, et Christum qumanu fortisHandstarkerHandstarker< oder »wünschenswert im Anblick