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German Pages 755 [756] Year 1943
Zrie-rZch Kluge Etzmologisches Wörterbuch -er -rutschen Sprache
Zwölfte un- -retzehnte oaverän-erte Auflage
Mit Unterstützung -urch Wolfgang Krause bearbeitet von
Hlsreö Götze
Walter -e Grupter L (o. vormal, S. J. G-fthen'/chr vrrlagohaa-lang / J. Sottrntag, Vrrla-v» bochhanblong / Georg Reimer / Karl J. Trübn« / Veit * Comp.
Berlin un- Leipzig
1943
Mchtv-rk. 45064z
Druck von Walter Le Sruyter & Lo., Berlin SB 35
Printcd in Gennany
Dem deutschen Volk fein deutsches Wörterbuch
Vorwort Am 21. Mai 1926, einen Monat vor Vollendung seines siebzigsten Lebens jahrs, ist Friedrich Kluge zu Freiburg im Breisgau gestorben. Seither ist sein Etymologisches Wörterbuch verwaist, an dem er seit seinen Studententagen unablässig gearbeitet und von dem er 1881 bis 1924 zehn starke Auflagen besorgt hat. Für die elfte Auflage hatte er, wie sein Handexemplar beweist, zahlreiche Besserungen geplant. Es ist somit in seinem Sinn, daß an seinem Hauptwerk fortgebaut wird. Der Neubau freüich, der nun anderen Händen anvertraut werden mußte, ist durchgreifender, als er chn selbst vorgenommen hätte. Seit 1902 war Kluge blind. Es war ihm ungeheuer erschwert, die neuerscheinenden Schriften, zumal die sprachvergleichenden, zu verfolgen. Professor Wolfgang Krause in Königsberg hat die Durchsicht dieses Tells der Etymologien besorgt; für die Fassung der Wortgeschichten der historischen Zeit ist der Unterfertigte verantwortlich. Die Änderungen sind auf beiden Gebieten stark; wer sich die Mühe nimmt, zu vergleichen, wird sie auf jeder Seite spüren. Der Kundige wird auch ohne viel Worte die Gründe erkennen, warum manche neuere Vermutung noch keinen Platz auf diesen Spalten finden durfte. Betraut mit der Aufgabe und von ihr bedrückt, das große Gestern dieses Buchs mit den Erfordernissen des Heute zu versöhnen, schien es uns eher vertretbar, durch Zurückhaltung, als durch voreilige Aufnahme ungesicherter Etymologien zu fehlen. Der Verfasser hatte mit diesem Wörterbuch etwas zu seiner Zeit völlig Neues und Eigenes unternommen. Die Kritik, soweit sie diesen Namen ver dient, hat früh begriffen, daß damit eine wissenschaftliche Tat vollbracht war, vor der jedes kleinliche Nörgeln zu verstummen hatte — möge solche Einsicht auch den Nachfolgern zugute kommen! Ein Werk, das seit fünfzig Jahren der deutschen Bildung beträchtliche Dienste geleistet hat, sollte in den Stand gesetzt werden, seine Aufgabe auch künftig zu erfüllen. Dazu mußte die Fühlung mit der Sprachwissenschaft von heute hergestellt werden. Eine Fülle von Arbeit war dafür zu leisten, die im Ergebnis nicht recht sichtbar wird, weil die Masse der abgelehnten Aufstellungen ungenannt bleiben mußte, sollte sie nicht Verwirrung stiften. Jeder Stein des Baus, den der Verfasser errichtet hat, ist geprüft und wieder zum Ganzen gefügt. Den Gesichtspunkten, unter denen der Aufllärung suchende Leser an das Wörter buch herantritt, wird soweit irgend möglich Rechnung getragen. Die Tat«
VI bestände werden nach bester Kraft gegliedert, die Hauptsachen deutlich heraus gehoben. Dem Suchenden sollte der höchste BUdungswert vermittelt werden, den unsere Sprachwissenschaft geben kann: geschichtliches Verständnis der eigenen Sprache aus chrem Verhältnis zu den verwandten Sprachen und Vertiefung des Verhältnisses zu diesen. Das Bemühen ist stets gewesen, auch Schwierigkeiten, an denen es nicht fehlt, faßlich darzustellen, und damit jedem Deutschen, der beim Nachdenken über seine Muttersprache Rat sucht, etwas zu bieten, zugleich aber auch die Grenzen aufzuweisen, über die bisher nicht vorzudringen war. Künftiger Arbeit auf dem Felde der deutschen Wort forschung sollte auf jede Weise der Weg geebnet werden. Fremdwörter mußten ausgenommen werden, einfach well sie der Deutsche (der oft gar nicht weiß, daß es sich um Fremdlinge handelt) in einem Werk wie diesem sucht und ein Recht darauf hat, daß ihm Bescheid wird. Ziel der Darstellung ist zu zeigen, wie das ftemde Wortgut ersetzt werden kann. Ersatzwörter haben, soweit irgend angängig, ihre eigene Darstellung erhalten. Bedrückt von schwerer, vaterländischer Sorge, hat Friedrich Kluge im Juni 1923 das Vorwort zur zehnten Auflage dieses Buchs beschlossen. Kein Deutscher konnte sehnsüchtiger dem neuen Aufstieg entgegenharren, als er, der ihn nicht erleben sollte. Lebenslang hat er für Deutschland und das Deutschtum gearbeitet, geopfert und gesorgt. In neuem Sinn dürfen wir, die wir mit der Arbeit an diesem Buch der geistigen Wehrpflicht zu genügen wünschen, die dem Deutschen von heute obliegt, die alte Widmung auf nehmen: „Dem deutschen Volk sein deutsches Wörterbuch". Gießen, im Mai 1934
Alfred Götze
Inhalt Borwort.............................................................................................................
Sette V
Abkürzungen....................................................................................................
IX
Hilf-mittel........................................................................................................
XI
Wörterbuch....................................................................................................
1-724
Sachverzeichnis................................................................................................
726
Abkürzungen Abstr. Adj. Adv. afries. aftz. ags. ügypt. ahd. aind. air. alat. alem. amerik. anord. Aor. apers. apreuß. arab. arkad. armen. asächs. aslav. avest. bair. bask. bret. burgund. Sech. chald. chines. churw. corn. dän. dial. dor. engl. europ. F. sinn. fielt. fränk. Frequent. sries. frz. gael. gall.
--- Abstraktum = Adjektiv --- Adverb -- altfriesisch --- altfranzösisch = angelsächsisch = ägyptisch = althochdeutsch -- altindisch — altirisch — altlateinisch = alemannisch = amerikanisch = altnordisch = Aorist = altpersisch = altpreußisch --- arabisch = arkadisch = armenisch = altsächsisch = altslavisch = avestisch = bairisch = baskisch = bretonisch --- burgundisch = czechisch --- chaldäisch -- chinesisch --- churwelsch = cornisch -- dänisch -- dialektisch --- dorisch = englisch --- europäisch = Femininum --- finnisch -- flektiert — fränkisch — Frequentattvum = friesisch -- französisch = gaelisch = gallisch
germ. = germanisch Gegensatz sgs. gleichbed. = gleichbedeutend got. = gottsch griechisch gr. Grdf. Grundform hd. hochdeutsch hebr. = hebräisch holl. holländisch idg. = indogermanisch ind. = indisch indekl. = indeklinabel Jnstr. = Instrumentalis Jnterj. = Interjektion intr. = inttansitiv ir. = irisch isl. = isländisch ital. = italienisch jon. = jonisch jüd. jüdisch juristisch jur. Kauf. = Kausativ keltisch leit. klassisch Nass. Kollekt. = Kollektivum Kompar. = Komparattv Konj. = Konjugation Konjunkt. = Konjunktion kontr. = konttahiert krimgot. = krimgotisch kymr. = kymrisch lappisch lapp. lateinisch lat. lettisch lett. litauisch lit lombard. = lombardisch Maskulinum M. Ma. Mundart md. = mitteldeutsch mengl. = mittelenglisch mgr. = mittelgriechisch mhd. = mittelhochdeutsch mlat. = mittellateinisch mnd. = mittelniederdeutsch mnl. = mittelniederländisch moden. = modenisch
mongol. = mongolisch N. = Neutrum nd. = niederdeutsch nsrz. = neufranzösisch ngr. = neugriechisch nhd. = neuhochdeutsch nl. = niederländisch nnd. = neuniederdeutsch nnl. = neuniederländisch nnord. — neunordisch nord. = nordisch norw. = norwegisch Num. = Numerale obd. = oberdeutsch obl. --- obliquus Ord. = Ordinale osk. = oskisch osset. = ossetisch ostasiat. = ostasiattsch ostgerm. = ostgermanisch ostidg. = ostindogermanisch Part. = Partizipium Pers. = Perfekt pers. = persisch Phöniz. -- phönizisch piem. --- piemontesisch Plur. -- PluraliS Plur. tant.-- Pluraletantum poln. -- polnisch portug. = portugiesisch Pos. = Positiv Präs. = Präfix prakrt. = präkritisch Präp. = Präposition Präs. -- Präsens Prät. = Präteritum Prät.-Präs. = PräteritoPräsenS preuß. = preußisch Pron. = Pronomen = p roden zalisch prov. Redupl. = Reduplikation resl. = reflexiv = römisch röm. = romanisch roman. = russisch tuif.
«ächs. schott. schw. schwäb. schweb. sem. serb. Sg. flyth. flav. span. ft. St.
= sächsisch -- schottisch = schwach flektierend --- schwäbisch --- schwedisch = semitisch = serbisch -- Singularis - skythisch = slavisch = spanisch = stark flektierend --- Stamm
Subst. = Substantivum Suff. = Suffix Superl. = Superlattv thrak. = thrakisch ttans. = transitiv umbr. = umbrisch ung. = ungarisch urgerm. = urgermanisch uridg. = urindogermanisch venet. = venetianisch Berbaladj.- Berbaladjettiv Berbalwz.-- Verbalwurzel Berkl. -- Verkleinerung
Bok. — Vokativ vorahd. = voralthochdeutsch vorgerm. = vorgermanisch vorhd. = vorhochdeutsch vulg. = vulgär Wal. — walisisch westgerm. --- westgermanisch westidg. = westindogermanisch westsächs. = westsächsisch Wb. = Wörterbuch Wz. -- Wurzel Ztw. -- Zeitwort
Ein Stern (♦) vor einem Wott zeigt an, daß dies nicht bezeugt ist und bloß auf Grund sprachgeschichtlicher Tatsachen als möglich zu gelten hat.
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A •Of -ach häufig zur Bildung von Bach- und Flußnamen verwendet, nach denen wieder Orte heißen können. Im ganzen ist -ach (Urach, Steinach, Salzach, Rotach, Schwarzach) mehr oberd., -a mehr mb. und ndd. (Fulda, Werra, Schwarza): aus ahd. aha 'fließendes Wasser' = got. alra 'Fluß' (weiteres unter Au), woher auch die Flußnamen Aa (Schweiz und Westfal.), Ohe (Hess.), Aach (Baden), Ach (Bayern und Württemberg). Vgl. -aff. Aal M. Ahd. asächs. Lh ags. »1, anord. all führen auf germ. *ela-. Außergerm. Ver wandte fehlen, wie denn die idg. Sprachen wenig gemeinsame Fischnamen haben (s. Lachs, Münne). Vielleicht liegt Wurzelverwandt schaft mit Ahle vor wegen der pfriemen förmigen Gestalt des Aals. Aalraupe F., der Fisch gadus Iota, seit Calvisius 1610, im 16. Jh. a(a)lrup(p), mhd. nippe und rutte, die über ahd. *nipta zurück führen auf lat. rubeta: der Fisch wird mit der Kröte verglichen, wie auch in nd. Aalquappe, nnl. kwabaal (s. Quappe). Die mittel- und nrhein. Bez. nifolk, mnd. rufölke, dreht die Bestandteile um. Der germ. Name lebt in schwäb. treusch, alem. trüsch, trisch: John Loewenthal 1929 Beitr. 53, 436 vermittelt ihn über germ. ♦preutakön mit ags. jireat 'Ge dränge'. Aar M. Ahd. aro, got. ara, anord. are führen auf germ. *aran, ahd. mhd. am, mnd. arn(e), amt, mnl. arent, ags. eam, mengl. em(e), anord. gm auf einen u-Stamm *am-u, der aus flektierten Formen von *aran gefolgert ist. Dies ist urverwandt mit gleichbed. aflav. orilü, lit. erdlis, körn, breton. er, kymr. eryr, wohl auch mit gr. 5pvi691 gebucht (ständig in den Wbb. deS 18. Jh.: Frisch 1741, Kindleben 1781). Beleg: Lessing 1772 Em. Galotti IV 3. Augenlid s. Lid. Augenmerk M. bei Stteler 1691 noch fehlend, aber durch das ganze 17. Jh. bereits geläufig und vielleicht dem gleichbed. nnl. ooghghemerck (Kilian 1599) nachgebildet. Reiche Belege des
Ausflug
17./18. Jh. bei Schoppe, Mitteilgn. d. schles. Gesellsch. f. Bolksk. 18, 75. Augenweide F. mhd. ougenweide 'Er quickung für die Augen': seit etwa 1200 all gemein üblich; vgl. Weide. AngiaSstall M. Den Stall der 3000 Rinder des elischen Königs Afrsdac, der 30 Jahre nicht gereinigt war, säuberte Herkules nach Diodor 13, 3 und Apollodor n 55 in einem Tag. Luttan und Seneca denken des Vorgangs, wo es gilt, gehäufte Mißstände zu beseitigen. Die deutsche Zs.-Setzung kaum vor dem 19. Jh.: Büchmann 1912 Gest. Worte" 87. Augstein s. Bernstein. August M. Der achte Monat heißt lat. (mensis) Augustus zu Ehren des ersten Kaisers. Nachdem Karl d. Gr. ahd. aran-mänöd 'Ernte mond' nicht hatte einbürgern können, wurde das lat. Wort von Klosterschule und Kanzlei durchgesetzt und ergab ahd. a(u)gusto, mhd. ougest(e), was mundartl. in au(g)8t 'Ernte' forttebt. Die Kanzlei des 16. Jh. entlehnt augustus aufs Neue, Zesen versucht es vergeb lich durch Erntmond zu verdrängen (Zs. f. d. Worts. 14, 72); im 18. Jh. wird die lat. Endung abgestoßen. Auktto« F. aus lat. auctio (zu augere 'ver mehren', mit Versteigerung im 16. Jh. sinngemäß übersetzt) erscheint zuerst bei S. Roth 1571. Ihm folgt verauktionieren seit 1700. ^ßopai 'fliehe, fürchte' gehört air. büal (aus *bhoglä-) 'Bachwasser'. Dazu germ. ♦baki- in ahd. bah, mhd. bach, asächs. b$ki, mnd. nd. beke, nnl. beek. Daneben germ. ♦bakki- in ags. becc, anord. bekkr. Das Genus schwankt bei Luther und den schles. Dichtern, F. gilt mundartt. im Elsaß, am Mittelrhein, in Mittel- und Niederdeutschland. Bachbmlge F. 'Veronica beccabunga', dies nach nd. bekebunge: zu mhd. bunge, ahd. pungo M. 'Knolle', verwandt mit aind. bahüä (aus ♦bhahu-), gr. iraxtic; (aus *üw, lat. fui (futurus) usw. 'sein, werden, entstehen, er zeugen' zu gelten hat; zur selben Wurzel stellen sich flg. Nomina, die für die Grundbedeutung der Wurzel wichtig sind: alttnd. bhümi 'Erde' — bhütf 'Dasein', gr. ec 'Dach', anord. *i>ak; got. e^ak 'Dach' Hessische und Fränkische. fehlt (dafür hröt). Urverwarrdt mit lat. toga dalli Adv. 'schnell' aus dem poln. Zuruf 'Kleid', eigtl. 'Bedeckung' neben dem Ztw. tego dalej 'vorwärts' über Berlin und das Ostmd. 'bedecke', wozu weiterhin gr. 'Dach' und verbreitet: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 122. altir. tech 'Haus'. Die idg. Wz. teg 'bedecken' damals Adv. frühnhd. auch damal(en), mhd. hatte eine alte Nebenform steg in gr. des mälee 'in jener geil'. Erster Wortteil ist 'decke', ind. sthag 'bedecken' und mit Ablaut da', zweiter der adv. gestellte Gen. von mhd. mal N. 'Zeitpunkt'. lit. stögas 'Dach'. Vgl. auch decken. DachS M. Ahd. mhd. dahs, mnl. nnl. das, Damast M. Ein feines in Damaskus her asächs. int Ortsnamen Thahshem, anord. *Pqx gestelltes Gewebe heißt mlat. damascenus, itpl. in Ortsnamen, norw. dän. svintoks 'Dachs'. damasco, darnasto. Danach mnd. damask, Aus dem Germ, stammen mlat. taxus, taxo frühnhd. damaach, damast mit den Adj. da(4. Jh.), ital. tasso, fiz. taisson, span, texon. masken, damasten. Zum Namen der gleichen Mundart!, ist das Tier nach seinen gegrabenen Stadt gehört Zwetsche. Nach arab. Orten Bauten benannt, in Westfalen griewel, Osnabr. heißen auch Baldachin, Gamasche, Maro griwelink, Pommern grewink. Wenn darum quin, Musselin. aind. tAkSati 'er zimmert*, tAkään-, awest. damaSzieren Ztw. 'flammend ätzen' (vom taäan- 'Büdner', gr. t^ktluv 'Zimmermann' Stahl), frz. damasser, damasquiner, nnl. bedeutet, so mag germ. *pahsu- als 'Bauer' damasceeren. Die Kunst, durch Atzen die Metall zur gleichen Wurzel idg. *teks 'bauen' gehören faser der Klinge bloßzulegen, wurde zuerst in und in naheliegender Übertragung den Namen Damaskus geübt, von da stammen die Damas unseres ältesten Handwerkers bewahren, zu zenerklingen, ital. damaschino. dem sich mit lat. texere 'bauen, flechten, weben', Dambock, Damhirsch M. Ein altheimischer textor 'Weber*, gr. t^xvH (aus ♦t^vö) 'Hand Name des Damwilds hat sich erhalten in alem. werk, Kunst', aslaw. tesla, air. täl 'Axt* auch Ortsnamen wie Debrunnen, -schwandi, ahd. dehsa(la) 'Beil', mhd. dehsen 'Flachs -wald, -Wangen. Im Hauptgebiet früh ab brechen' stellen. gestorben, wird er durch lat. däma ersetzt: ahd. Dachtel F. 'Ohrfeige' wie Ohrfeige eigtl. dämo, täm(o), mhd. tarne, mnl. dame. Die scherzhafter Euphemismus für 'Schlag': Dach Schreibung mit mm sucht für das unverständ tel ist die mhd. Form für Dattel. Bgl. noch liche Wort eine Anlehnung. Für ags. d&, engl. die Bezeichnung Kopfnüsse, deren Ursprung doe (von da entlehnt dän. daa) vermutet man frellich etwas anderes aussagt, als unser nhd. leit. Ursprung: körn, da, air. dam 'Ochse', dam Sprachgefühl meint; s. Nuß. allaid 'Hirsch', eig. 'wilder Ochse'. Doch könnte daheim Adv. zusammengewachsen aus mhd. auch in diesem Randgebiet derselbe Name fort d& heime für eigtl. mhd. heime 'zu Hause'. Die bestehen, wie im Alem. Partikel da steht pleonastisch gern vor mhd. Dambrett N. 'Brett zum Damenspiel'. Dieses Ortsbezeichnungen: d& zen Bürgenden, da ze ist dem Schach nachgebildet: wie dort die Kö Wiene 'in Burgund, in Wien'. Ahd. mhd. nigin (lat. domina, frz. dame), so wird hier der heime ist dativisches Ortsadv. der Ruhe neben Doppelstein genannt. Frz. jener aux dames, jeu de dames, damer finden ihre Nachbildung, akkusativischem heim 'nach Hause'. dichte« Ztw. 'tändeln, albern schwätzen' erst wie in mnd. damspil, nnl. dän. dam, so in nhd., schon im 16. Jh., häufiger im 18. Jh. bei frühnhd. Damenspill (Hainhofer 1617); obersächs. Schriftstellern, auch bei Wieland 1767 Damm und Schachtspiel (Schwenter 1636); Jdris V Str. 118—1774 Abderiten 94. Henisch im dam spielen, Dambrett (Duez 1664). Dame F. Lat. domina hat ital. dama, frz 1616 verzeichnet dallen, Stieler 1691 dalen dalmen (schweiz. talfern, talmen). Engl. dame ergeben. Beide sind im 17. Jh. entlehnt: dall^'tändeln, spielen'mengl. dalien'schwatzen'j Varna seit Hock 1601 Blumenfeld 41, Dame stammt aus afrz. daher 'plaudern', ob dies aber ! seit Opitz 1622 Hercynia 2, 255. In der zweiten auch die Quelle des nhd. Wortes ist, bleibt i Hälfte des Jh. sinkt das vom T. Michel 1638 unsicher. j und noch von Lauremberg 1652 bekämpfte Wort Dahlie F. Die Blume heißt nach dem schweb, j zu 'Geliebte, Dirne', zu gleicher Zeit wird es
dämisch
95
darben
aber fester Titel der Frau in Hof- und Adels-| Danaergeschenk N. Das Riesenpserd vor kreisen, aus denen eS seit 1800 in die bürgerl. | Trojas Mauer begrüßt Laokoon bei Bergil, Gesellschaft sinkt: H. Schulz 1913 Fremdwb.l, 122. dämisch, dämlich Adj., erst nhd., ein md. nd. Wort (bair. schwäb. damisch). Zu einer germ. Wz. I>6m, ind. tarn in aind. tämyati 'er wird betäubt, ermattet', lat. temulentus 'trunken'. Müller-Fraureuth, Wb. d. obersächs. Ma. 1, 191; A. Götze, Beitr. 24, 507. Damm M. Bon gr. rdq>oewaR, got. pius 'Diener'; s. dienen, Dirne) und einer Abl. von ahd. muot (s. Mut). 'Gesinnung eines Dienenden' ist die Grundbed. des mit barmherzig, erbarmen, Gewissen, Mitleid unserer ältesten Missionssprache angehörigen Worts (Wh. Braune, Beitr. 43, 397). In nhd. Demut statt des zu erwartenden *Diemüt(e) beruht e aus nd. Einfluß (so entspricht dem hd. Männer namen Dietlieb nd. Detlev), die Endung auf Anlehnung an Armut (mit Suffix ahd. -uoti). bengeltt Ztw. mhd. tingeln 'hämmern' zu ahd. tangol 'Hammer', mass. Gerätname (mit demselben Suffix wie Drischel, Hebel, Schlegel, Schwengel zu dreschen, heben, schlagen, schwingen) zu dem st. Ztw. ahd. ♦tingan 'schlagen', das aus den schw. Ztw. mhd. (wider)tengen, ags. dencgan, anord. dengja zu erschließen ist. e ist eng geblieben, weil keine verwandten a-Formen ablenkend wirken konnten. Daß sich im 18. Jh. d- durch gesetzt hat, beruht (wie bei Damm, Deich, Dohle, Dotter usw.) auf mundartl. Einfluß, der bei dem landwirtschaftl. Wort naturgemäß stark war. Gleichbed. mnd. mnl. hären (zu mhd. hare 'schärf', vgl. herb), die mundartl. namentlich in Hessen und Niederdeutschland fortleben. bellen Ztw. Ahd. mhd. denken, asächs. thenkian, afries. thenzia, anfr. thencon, ags. pencan, anord. pekkja, got. pagkjan führen auf germ. *j)ankjan. Dies beb. als Faktitiv zu unserm dünken (das alt st. Ztw. der Bed. 'scheinen' war) urspr. 'machen daß etw. ein leuchtet', dann 'überlegen, erwägen'. Engl. think ist vermischt aus ags. pencan 'denken' und Jjyncan 'dünken'. Urverw. ist lat. tongere 'wissen', osk. tanginüd 'Ansicht'. Das Prät. ♦panhta (mit Synkope des Bindevokals) ver liert seinen Nasal unter Ersatzdehnung und
Denkzettel
101
lautet schon got. pähta; nhd. ist a vor Doppel kons. gekürzt. Denkzettel M. Mit denkzedel übersetzt Luther 1622 Matth. 23,5 qpuXaxTripiov 'Ge denkriemen Init Gesetzessprüchen', den die Juden nach 4. Mos. 15,38 an Haupt und Arm tragen. Von da wird D. schon bei ihm zu 'Liste dessen, was man nicht vergessen will', wofür sonst frühnhd. gedenkzettul, nnl. gedenkcedel steht. Jetzt bildlich: 'körperlich fühl bare Erinnerung'. bam Konj., eines mit dann, s. d. und O. Behaghel 1928 D. Syntax 3, 112 ff.
Despot
wozu gleichbed. gr. rp&peiv und lit. drabnbs 'beleibt*i dereinst Adv. Die Formel der male eines 'von den Malen einmal* erscheint in der Luther bibel siebenmal als dermahleins. Gleich laufend mit mhd. andere, ieze, selbes, bub u. v. a. nahm auch sie ausl. -t an. Daneben steht bei Luther außerhalb der Bibel (Zs. f. d. Unt. 11, 211) die Klammerform dereins, bei der (wie in Feldsee, Ölzweig, Rücken mark, Salzburg, Sonnabend, Weiß bäcker aus Feldbergsee, Olbaumzweig, Rückgratmark, Salzachburg, Sonntag abend, Weißbrotbäcker) der mittlere Tell Depesche F. Zum roman. Stamm pacdes Drittkompositums als der zum Verständnis 'fepmachen* gehört ital. dispacciare 'locker, entbehrlichste gespart wird. Ausl, -t erscheint frei machen', dem frz. d6pecher 'eilig ab in dereinst seit Gryphius 1663 Trauersp. 384. senden* entspricht; dies als depechiren seit dermaßen Adv. 'in solchem Grad', früher 1702 in deutschen Texten. Das zugehörige F. frz. dApSche erscheint schon 1666 als Depesche 'in solcher Weise', stets mit folgendem daß: 'eilige Botschaft', geht zu Napoleons I. Zeit verkürzt aus in der mä^en ('Art'). S. maßen. auf die durch Signalpost beförderten Mit Derwisch M. Pers. därweS 'Bettler' gelangt teilungen und nach Ausbreitung der elektr. über türk, derwii 'muh. Bettelmönch' in den Telegraphie (um 1850) auf die Telegramme Gesichtskreis deutscher Reisender und erscheint über: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 134. als dermschler bei Seb. Franck 1530 Cronica deputiere» Ztw. Die Sippe des lat. deputäre d. Türckey H 3a u. ö. Unsere seit 1669 bezeugte 'einem etw. bestimmen' liefert unmittelbar Form Derwisch stimmt zu engl. dervish und Deputat N. 'zugewiesener Anteil* seit 1529 frz. derviche; vor ihr galt Dervis entspr. nnl. (H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 136); Depu dervis: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 136; tation F. 'Abordnung' seit 1669 (Germ. 29, Lokotsch 1927 Etym. Wb. Nr. 496. 360); deputieren Ztw. 'abordnen' 1580 Desem(er) s. Besemer. (Kursächs. Schulordn.); durch Vermittlung von deshalb Adv. Zu mhd. halbe F. 'Seite, frz. d£put6 1574 Deputierter (Zs. f. d. Richtung* gehört als erstarrte Kasusform Worts. 15, 181). Die Lehnübersetzung Ab halb(en), mit vorausgehendem Gen. im Sinn geordneter kaum vor Stteler 1691. von 'wegen, hinsichtlich* gebraucht. Geblieben der Artikel, hervorgegangen aus dem ahd- ist frühnhd. deshalben und daraus verkürzt mhd. Demonstrattv- und Relativstamm de-, deshalb 'in Bezug darauf*, jetzt immer auf da-. Got. pa entspricht gr. to-, aind. ta-. Grund und Ursache angewendet. Ein relat. derartig Mj. kaum vor 1816 Rhein. Merkur Gebrauch (es sein irrungen erwachsen, deshalb 299: uneigentliche Zusammensetzung wie das herr Johanns ... ein gütlichen tagk für noch jüngere andersartig. genommen) bildet die relat. Anknüpfung deS derb Adj. beruht in seiner heuttgen Bed. lat. quam ob rem nach: O. Behaghel 1928 auf Vermischung zweier versch. Stämme. D. Syntax 3, 738. desinfiziere» Ztw. Lat. inficere 'anstecken' Ahd. mhd. derp(b), ags. peorf, anord. pjarfr bed. 'ungesäuert' und wird so bis Frisch 1741 ist als inficieren der Fachsprache der deutschen geführt. Bon Norden her beginnt überttagener Ärzte seit dem 16. Jh. geläufig. Nach seinem Gebrauch: anord. pjarfr 'niedrig, gemein', Vorbild wird frz. d&infecter 'von Ansteckungs pirfingr 'niedrige Person'; afries. therf 'hefttg'. stoff reinigen* zu desinfizieren umgestaltet, Im Nhd. greift die Übertragung um sich, seit als es im 19. Jh. nach Deutschland übernommen Schottel 1663 derb 'crassus, solidus' bucht und im Cholerajahr 1831 volkläufig wird: und „derbe Ohrfeigen" als Beispiel gibt. Da H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 137. Despot M. 'Gewaltherr'. Gr. beoirörr^ (aus neben ist die Bed.-Entw. von derb durch ein nd. Wort beeinflußt: mnd. afries. derve 'derb, ♦dems-potes * Hausherr* in Ablaut mit gr. geradezu', asächs. derbi (aus *darbia-) 'krüfttg, buupa, lat. domns 'Haus'; zweites Glied wie böse'; dazu ablautend anord. djarfr 'kühn'. in lat. hospes 'Gapfreund', aind. jÄs-pti-h Der erste Stamm weist auf eine idg. Wz. 'Hausvater') wird bei unß im 16. Jh. bekannt tzs)torp 'steif werden' (s. sterben), der zweite als Titel der Fürsten von Serbien, Bulgarien Stamm auf eine idg. Wz. dherbh 'nähren', usw. Bon da der gehässige Klang, der zur Zeit
Dessert
102
Deutschland
der srz. Revolution allgemein wird: H. Schulz setzen konnten (H. Paul 1916 D. Gramm. 1913 Fremdwb. 1, 137. ' 1, 332 f.). — Das Wort, das den Deutschen
Dessert s. Nachtisch. «ihre Einheit als Volk ins Bewußtsein gehoben desto Adv. Der Jnstr. des Arttkels, got. pe, j hat, wird zuerst in karol. Zeit von der Sprache anord. J)vi, ags. py, engl. the, hat vor Komp, (engl. the more) die Kraft unseres desto, Er verwächst mit des, dem Gen. des Attikels: aus ahd. des diu wird proklitisch spätahd. desde, mhd. deste. Das gelangt ins Nd. und wird dort als Verbindung von des mit te 'zu' gefaßt zu einer Zeit, als in der Präp. noch te und to nebeneinander standen. Als dann te durch to verdrängt wurde, geschah das auch in d.: Behaghel 1928 Gesch. d. d. Sprache &330f. Detail N. Zu lat. tälea 'abgeschnittener Zweig' gehört frz. dötailler 'zerschneiden' mit der Formel en detail '(Waren) im Ausschnitt (verkaufen)', die zu Anfang des 18. Jh. in deutsche Kaufmannssprache übernommen wird und später zu Bildungen wie Detail-Krämer, -Händler, -Handel führt. Detqil 'Einzel heiten von Schilderungen und Bildern' beruht auf neuer Entlehnung in Kunstkreisen des späteren 18. Jh.: A. Schirmer 1911 Wb. d. d. Kaufmannsspr. 45; H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 138. Detektiv M. wird 1868 aus engl. detective übernommen, das 1856 als Kürzung von detective policeman 'Geheimpolizist' auftritt: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 139.
j gebraucht, die die Stämme vor ihrer staatglichen Einigung allein verband. Karls d. Gr. Kaplan Wigbod (aus der Gegend von Trier) berichtet dem Papst 786 von einer Synode unter König Offa von Merzien, die Beschlüsse i seien verlesen worden tarn latine, quam theodisce, quo omnes intelligere possent ! 'sowohl in der lat. Kirchensprache, als in der weltlichen Amtssprache' Mon. germ. hist., Epist. 4, 28. Die fränk. Rechtssprache ist in den Reichsannalen 788 gemeint, die berichten, der Reichstag von Ingelheim habe Herzog Tassilo von Bayern des Verbrechens schuldig erkannt, quod Theodisca lingua herisli^ dicitur. Dieselbe Formel kehrt 801 wieder: Karl d. Gr. nimmt auf lombard. Boden für sich in Anspruch, theodisce zu sprechen. Er hebt seine Sprache ab gegen die romanische und kann das mit „fränkisch" nicht tun, weil ein Teil der Franken verwelscht war. Auch weiterhin steht theodisce von der Sprache der unverwelschten Franken des. links vom Rhein, so vor 871 bei Otfrid I 1: cur scriptor hunc librum theotisce dictaverit. Notker (um 1000) braucht diutisca zunga auch von der Sprache nichtfränk. Stämme, seit dem I Annolied (vor 1110) wird diutisch auch von
Deube s. Dieb. : Land und Leuten gebraucht: F. Bigener 1901 Deut M. mnd. doyt, nnl. duit, mnl. duit,: Bez. f. Volk und Land der Deutschen; A. Dove deyt, doyt, dueyt, engl. doit, dän. doit 'Münze | 1916 Studien zur Borgesch. d. d. Volksnamens; von geringstem Wert'. Mit anord. pveitfi) £). Behaghel 1928 Gesch. d. d. Spr. 97 f.; 'geringe Münze', urspr. 'abgehauenes Stück', Eug. Rosenstock 1928 Mitt. d. schles. Ges. f. zu anord. J)veita 'abhauen'. i Bolksk. 29, 1—66. deuten Ztw. spätahd. mhd. diuten, mnl.; Deutschheit F. Während im Mhd. zu Adj. dieden 'auslegen', ags. ge-pydan, -peodan auf -isch BUdungen auf -heit möglich sind 'übersetzen', anord. pyöa 'ausdeuten'. Grund- (hovescheit, judescheit), bleiben nhd. nur bed. 'volkstümlich machen', somit zu got. piuda ! solche, die das Suffix mit der Stammsilbe 'Volk' usw. Vgl. deutsch. i haben verschmelzen lassen. Neben Hübschheit deutsch Adj. ahd. duitisc, mhd. tiu(t)sch, \ steht das von Osw. v. Wolkenstein (t 1445) asächs. thiudisk, anord. pyö(v)e(r)skr, dän. i gebildete teutschikait, das als Deutschheyt schweb, tysk, mnl. duutsc, nnl. duitsch 'hol-1 bei I. M. Schneuber 1644 Ged. 1, 8 wieder ländisch', woraus gleichbed. engl. dutch. Als i kehrt, aber keine Rolle spielt, bis es durch Adj. auf -isch ist d. gebildet wie völkisch zu ! Klopstock und den Hainbund belebt und namentBolk: mit i-Umlaut gehört diutiso zu ahd. diot, j lich durch Claudius, Bürger und Jahn zum mhd. diet, got. J>iuda 'Volk'. Germ, ♦peudö-1 Schlagwort wird: Wilmanns 1899 Wortbild, ist urverwandt mit gleichbed. altir. tüath, osk.! § 291; Zs. f. d. Worts. 6, 107; O. Ladendorf touto, lit. leit, tauta, apreuß. tauto 'Land'.! 1906 Schlagwb. 54. Wenn aus ahd. duitisc mhd. tiutsch geworden 1 Deutschland N. Eigentliche Zus.-Setzungen, ist, so scheint (wie in täht 'Docht' und tüsent1 in denen das erste, adjettivische Glied zu dem '1000') t- durch Angleichung an das ausl. t \ folgenden Subst. im Verhältnis eines Attributs entstanden zu sein. Luthers Form ist deudsch. > steht, sind got. ala-mans 'alle Menschen', ahd. Teutsch ist lange durch Berufung aus den smala-nö^ir 'pecora' u. a. Diesen alten Bor angeblichen Stammvater Teut gestützt worden,^ bildern entsprechend entsteht aus den synbis Gottsched, Adelung und I. Grimm durch ' taktischen Gruppen mhd. da^ tiusche laut, Hinweis auf die richtige Etymologie d. durch- ' Plur. diutschc laut (Annolied), in allen tiuscheu
Deutschtum
103
landen (Walther) im 15. Jh. die Zus.-Setzung Deutschland, dadurch begünstigt, daß in alter Sprache der Nom. Neutr. des Adj. unflektiert bleiben kann. Noch lange steht die Zus.-Setzung im Wechsel mit der offnen Gruppe das teutsch Land. Luther flektiert Nom. Deutschland, Gen. deutsches Lands, Tat. im deutsch Lande — in Deutschland, Akk. in ganz Deutschesland, Dat. Plur. in Deutschenlanden — in Deutsch landen. Erst spater im 16. Jh. setzt sich Deutsch land in allen Kasus durch, weil man einen kurzen Ersatz für Germania, Teutonia, Ale mannia brauchte: Rud. Hildebrand, Kl. Schr. 217; W. Wilmanns 1899 Wortbildung § 401. Deutschtum N. Die Endung -tum kann seit ahd. Zeit an Adj. treten (Wilmanns 1899 Wortbildung §295). Deutschtum ist (wie Preußen-, Volks-, Franzosentum: Zs. f. d. Worts. 2, 269) erst in den Freiheitskriegen gebildet: Goethe 1816 Weim. Ausg. I 49, 18; Arndt 1818 Geist d. Zeit 4, 308. Ein früher iron. Ton (Goethe, Br. an Zelter 28. Aug. 1816), der Deutschtümelei und deutschtümeln (Zschokke, Nov. und Dicht. 3, 10, 12) stets beherrscht, ist noch 1860 (DWb. 2, 1053) nicht verklungen. Devise F. Zu lat. dividere 'teilen' (s. divi dieren) gehören ital. divisa, frz. devise, die aus 'Abteilung' über 'Wahrzeichen, Wahr spruch einer Wappenabteilung' zu 'Sinn spruch' geworden sind und seit Fischart 1575 Garg. 185 bei uns Fuß fassen: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 139. In der Bed. 'Wechsel auf einen ausländ. Platz' wird Devise noch 1833 „gezierter und übel angewandter Ausdruck" gescholten: A. Schirmer 1911 Wb. d. d. Kaufmannsspr. 45. devot Adj. Lat. devötus, urspr. 'zum Opfer geweiht', spaltet sich in die Bed. 'gottergeben' und 'unterwürfig'. In der ersten erscheint devot bei uns seit Messerschmid 1615, in der zweiten seit Thomasius 1688. Schon Opitz 1624 kennt Devotion 'Unterwürfigkeit', bei dem wenigstens teilweise frz. dävotion ver mittelt hat: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 139 f. Dezember M. Der lat. Monatname december (mit einem noch nicht eindeuttg bestimmten Suffix zu decem 'zehn': die Römer begannen das Jahr mit dem 1. März) erscheint im Deut schen erst nach Mitte des 16. Jh. (A. Götze 1913 Zs. f. d. Worts. 14, 317), weit nach März, April, Mai und August. Alte Namen sind Christ-, Hart-, Heilig-, Schlacht-, Win ter-, Wolfmonat, s. K. Weinhold, Die deutschen Monatsnamen, Halle 1869. Dezermtmn N. Bevor 1730 Jahrzehnt (s. d.) aufkommt, deckt das Fremdwort den Begriff, das aus lat. decennium (zu decem
Diät
'zehn' und einer Ableitung zu annus 'Jahr') seit Liebe 1686 übernommen ist. Diadem N. Gr. bidbripa (zu biabeiv 'um binden') 'Binde; das um den Turban des Perserkönigs geschlungene, blauweiße Band' wird über lat. diadema mit dessen Betonung seit Sttelers Zeitungslust (1695) entlehnt. Drako» M. Gr. bidicovot; 'Diener' ergibt über kirchenlat. diaconus 'Pfarrhelfer' rnhd. diäken und mit Rückgreifen auf das Neue Testament in der Reformattonszeit D ia k o n(u s) Als F. tritt dazu kirchenlat. diaconissa 'Kirchen dienerin' seit dem 4. Jh. Pfarrer Fliedner nahm, als er 1836 die erste Diakonissenanstalt in Kaiserswerth gründete, das alte Kirchen wort als 'Protest. Krankenpflegerin' auf: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 140 f. Dialekt M. Gr. bidAeicroq F. 'Unterredung' zu bioX^reaOai 'sich unterreden' ist in den Formen des lat. dialectus seit Spee 1634 Trutznacht., Borr. übernommen. Dialectus noch Sperander 1727, Dialect seit Ramler 1749. Das Wort ist (wie frz. dialecte) M. geworden, weil die meisten Subst. auf gr. -o«;, lat. -us M. sind. Das Ersatzwort Mundart (s. d.) hat Zesen 1640 gefunden. Die Weiter bildung gr. biaXeKTiKH (t^h) ergibt Dia lektik mit dialektisch seit 1534: Schulz 1913 Fremdwb. 1, 141. Dialog M. Gr. bidAoyo«; 'Zwiegespräch' erscheint nach Lukians Vorbild in der lat. Form dialogus im Titel deutscher Schriften der Reformationszeit. Im 18. Jh. wird Dialog unter Einfluß von frz. dialogue eingebürgert für 'Gespräch' bes. im Schauspiel. Diamant s. Demant. Diarinm N. Zu lat. dies 'Tag' stellt sich diärium 'Buch für tägliche Einträge'. Mit Belegen seit 1685 bei H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 141 f. Diarrhöe F. Gr. bidßfjoia (zu biafjfciv 'durchfließen') wird in der lat. Form diarrhoea Fachwort auch der deutschen Arzte, in nhd. Text seit Wächtler 1711. Frühnhd. Durch lauf (seit Dasypod 1535) ist Lehnübersetzung dazu, seit Rädlein 1711 verdrängt durch das minder genaue Durch fall. Das derbe Volks wort, das diese u. a. Hüllwörter verbergen sollen, mhd. diu schice (Lexer 2, 764), ist namentlich obd. noch bei kräftigem Leben: H. Fischer 5, 750. Dazu Scheißete 5, 752, Dünnschiß 2, 471. Diät F. 'ärztlich vorgeschriebene Lebens weise'. Gr. biaiTu 'Lebensart' wird über lat. diaeta Kunstwort der Medizin und erscheint als dyget bei Brant 1494 Narrenschiff 38, 3. Seither in Fachschriften gern auch Diet entspr. ftz. didte. — Ob Diäten 'Tagegelder' (seit
bibbern
104
Diele
Callenbach 1714) als Kürzung aus Diätengelber zu lat. diaeta 'Lebensunterhalt' gehört,•f. ist ungewiß, weil auch ein allerdings seltenes mlat. dieta 'merces dinrna' (zu dieß 'Tag') in \ Bettacht kommt: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1,' 142. ' didber» Ztw. '(leise) reden'. Hebr. didder! 'reden' (Pielform zu däbär 'Wort', dies in gaunersprachl. baldowern 'auskundschasten') ergibt judend. bibbern, das vielfach in die Mundarten nam. Oberdeutschlands gedrungen ist. Daneben landschastl. döbern mit Gehöbet 'Geschwätz' (DWb. 4, 1, 1, 2030) für I
fortleben. Für urverwandt gilt air. trag laus etigu) 'dick', Dickicht N. Zu dick'dicht' stellt sich Dickicht 'dick bewachsene Stelle', das seit Täntzer 1682 Iagdgeheimn. in der Form Tückigt als Jägerwort auftritt. Es ist wie Dörnicht, Eichicht, Kehricht, Röhricht, Weidicht mit ahd. -ahi gebildet, dessen a vor Palatal zu unbet. i gewandelt ist (vgl. Harnisch, heilig, Honig, Lattich, töricht) und an das -t anttat wie in Habicht, Predigt, Spülicht. Um 1700 löst Dickicht älteres Dickung ab, mhd. geht dicke F. voraus: Wilmanns, D. Gramm.' 1
häufigeres Gedibber: Littmann 1924Morgen!. Wörter 49 f.; Lokotsch 1927 Etym. Wb. Nr. 514. § dicht Adj. Zur germ. Wz. pinh in gedeihen j (s. d. und gediegen) gehört (wie leicht zur ! Wz. ling in gelingen oder wie seicht zu | seihen) germ. et>ingxt(i)a > pixt(i)a in anord. > pettr (aus ei>ihtr), mengl. thight, mhd. dihte. \ " " geradlinige ' ' Dessen Fortsetzung liegt in frühnhd. preuß. livl. estl. deicht vor. Nhd. dicht zeigt Kürzung vor Doppeltons., die aus nordd. Ma. eingedrungen ist (schon mnd. mnl. dichte), wie denn das Wort im Obb. seit langem fehlt: H. Fischer 2, 187. Unter Einfluß von schweb. | dän. tät zeigen mengl. engl. tight t im Anlaut. ■ Für urverwandt gilt gleichbed. lit. tanküs. — | Vgl. dick. i1 dichte« Ztw. Ahd. dihtön, tihtön 'schreiben, j schriftlich abfassen, ersinnen', mhd. tihten^ mnd. mnl. dichten führen auf •dihtöjan, afties. dichta, ags. dihtan 'ordnen, Herrichten' (engl. dight Part, 'geschmückf) auf *dihtjan. Beide geraten im 9. Jh. unter Einfluß von lat. dietäre 'zum Nachschreiben vorsagen, vorsagend anfertigen, verfassen'. Unberührt erhält sich mhd. tichen 'schaffen, ins Werk setzen', für das Zus.-Hang mit lat. fingere 'gestalten' (idg. dheig- neben dheigh-) vermutet wird. Anl. t noch bei Luther und den schles. Dichtern, zu nhd. d, vgl. dauern, Dom, Drache, dumm. | Dichter M. zum vorigen, tritt nach A. Maas 1905 Zs. f. d. Worts. 6, 234 im König Rother vor 1160 V. 4859 zuerst auf. Bor 1217 erklärt Herbort v. Fritzlar, Lied v. Troie B. 17870 Poet mit dem gebräuchlicheren tichtere. In mhd. Zeit, bei Meistersingern und Hu manisten selten, stirbt das Wort im 17. Jh. ab und wird erst durch Gottsched und die Schweizer neu belebt. Adelung nennt 1774 Dichter „die landläufige Bezeichnung in der anständigeren Schreibart für das verächtlich gewordene Poet". dick Adj. Vielleicht zu der unter dicht ent wickelten Sippe gehört urgerm. e)>ikuz in den Bed. 'dick, dicht', die in anord. Jjykkr, pjykkr, ags. t>icce, afties. thikke, asächs. thikki, ahd. dicki, dicchi, dihhi und ihren Nachkommen
$152; 2 $ 276; DWb. 2, 1081; 14, 1, 599. Dieb M. Wahrscheinlich zur idg. Wz. tup 'sich ducken' (s. Ducht) gehört das gemeingerm. M. got. Pius» (b), anord. pjött, ags. pcot, flfrief. thiaf, asächs. thiof, ahd. diob. In der Bed. 'Diebstahl' tritt dazu das F. urgerm. *pinbipa in anord. pyfö, ags. piefp, engl. theft, mnl. diefte, mnb. defte. An dessen Stelle rückt im Deutschen die fern. j-Ableitung ahd. diuba, diuva, mhd. diube, diuve, ftühnhd. Deube, dazu Wilddeube 'Wilddiebstahl'. Tautologisch hierzu mhd. diupetäle, nnl. diefstal, eig. 'Diebereistehlung'. In nhd. Dieb stahl hat das konttete M. das aussterbende abstr. F. aus dem ersten Wortteil verdrängt. Das zweite Wortglied lebt in ahd. stäla F. auch selbständig. 'Diebin* ist ahd. diupa, mhd. diupe. Diebin und diebisch sind erst ftühnhd.: Beitt. 24, 502. Netto Notschrei ~ über Diebe, zuerst dibi jo 1470 Decam. 1, 248b, im 16. und 17. Jh. allgemein, nach Bilmar 1868 Id. v. Kurhessen 18b bis 1829 zu hören. In Königshofen im Grab feld schrie des Nachrichters Knecht den Dieb am Pranger aus: „Waffen, Waffen über mein unt> dieses Landes Dieb Dieb ja!" Wie in^ feurio, mordio, waffenio tritt an den Vokativ der weithinaushallende Ruf: F. Kluge 1902 Zs. f. d. Worts. 2, 47 ff. Diechter M. 'Enkel'. Zu aind. töca, tue 'Nachkommenschaft* stellt sich idg. et6ukter,_ germ. ♦piohter, das doch bei uns erst in mhd. dichter zu Tage tritt, frühnhd. weithin lebt unb in md. Ma. am Main und in Hessen, aber auch in Sonneberg in Thüringen als Dichterle bis heute gilt: Beitr. 9, 193; Quellen u. Forsch. 86, 136. Diele F. Als urverwandt mit lit. tlly(s> 'Diele im Kahn', aslav. tilo 'Boden', aind. tala 'Fläche', lat. tellus 'Erde' gelten germ. *l»elaz, piliz 'Brett', piljön 'das aus Brettern Ver fertigte'. Aus dem Germ, entlehnt ist sinn, teljo 'Schiffsbalken, -bank'. Auf jüngeren Stufen entsprechen anord. pilja 'Brett im Schiffsboden', ags. Pöl, Pille, ahd. diU M.,
dienen
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Dietrich
dilla F., mnl. mnd. dele. In nd. dele ist auS! mittlung von got. *areinsdag8 mit der ariani'Brett der (urspr. aus Brettern gefugte): scheu Mission donauaufwürts gelangt; Quelle Zimmerboden, Hausflur geworden, entspr. gr. Aptw«; fyitpa; vgl. Pfinztag, Woche, entstehen nnl. deel 'Dreschtenne', obd. dil | Sämlliche Nachweise bei Kranzmayer 1929
'Zimmerdecke, Raum unter dem Dach'. , Namen d. Wochentage 91 ff., dazu F. Wrede die»« schw. Ztw. Wie got. reikinön 'Herr- i 1930 D. Sprachatlas, Karte 26. scheu' zu reiks 'Herrscher', fraujinön 'Herr sein'! Dienstbote M. Spätmhd. dienestbote, gezu franja 'Herr', so gehört dienen (ahd. dionön, asächs. thionön, anl. thienon, afries. thiania, anord. pjöna) zu einem primären Mask, der Bed. 'Knecht': got. Pius (Stamm piwa-), urnord. J>ewar, anord. per (in Männer namen), ags. l>eow, ahd. *dio, edeo (in Demut, Dirne). Grundbed. ist somit 'Unecht sein', ganz wie bei got. skalkinön neben skalks,'
lat. servire neben servus. Diener M. 'Verbeugung'. Aus der mit Verneigung gesprochenen Formel „gehorsam ster, ergebenster Diener" ist (nach dem Vorgang von Kompliment) die neue Bed. hervor gegangen, zuerst 1784 in schwäb. Dienerte H. Fischer 2, 197; literarisch Dienerlein Arnim 1817 Kronenw. 1, 240; Diener Tieck 1836 Tischlermstr. 368. Dienst M. ahd. dionöst, asächs. thionöst, afries. thianost, ags. pconest, anord. pjönnsta, penasta: zu dienen mit demselben Suffix geblldet wie Angst und Ernst: F. Kluge 1926 Stammbildungsl. § 160a. DienStag M. Lat. Martis dies (ital. martedi, ftz. mardi) ist an der langen Grenze, an der sich Germanen mit Romanen berühren, ver schiedentlich nachgebildet worden. Dem röm. Mars entspricht germ. *Tiwaz (älter *Teiwaz) in ags. Tiw, anord. Tyr, ahd. Zin. Dazu ge hören anord. ty(r)sdagr, ags. tiwesdaeg, afries. tieedi, ahd. ziostag, mhd. ziestac, wozu zifidic in südwestd. Ma. Zum Kriegsgott hatten die
blldet wie die älteren fröne-, sent-, sicher-, waltbote, ist 'cliens, Höriger für Hausdienst' Daraus wird im 16. Jh. (DWb. 2, 1123). 'mit (Haus-)Dienst Beauftragter', doch bleibt das Wort in frühnhd. Zeit selten, Literarisch wird es kaum vor Eyering 1603. Das ältere Ehalte hält sich im Süden, auch im Familien namen Ehehalt.
Dienstmädchen N. nicht vor Campe 1807; mhd. dienest-maget, das sich als (Dienst-) Magd landschaftlich halt, während Dienst mädchen rasch gemeinhd. geworden ist, nur daß es im Südwesten auf -mädle, im Südosten auf -mäde(r)l ausweicht: Kretschmer 1918 Wortgeogr. 175. dieser Pron. Während das Got. den Artikel mit einem deiktischen Pronomen -h (daS dem lat. -ce in hio, hujusce usw. entspricht) zus.-setzt, wobei nur das erste Wortglied flek tiert wird (sah, söh, Jjatuh), verbinden die anderen germ. Sprachen pa mit dem deiktischen got. sai, ahd. se 'ecce*. Anord. säsi, süsi, patßi zeigen auch hier das erste Glied allein flektiert. Ahd. ist dee-se (Muspllli 103) der einzige Rest dieses urspr. Verfahrens. Im übrigen geht die Flexion, zuletzt ausschließlich, auf das Wartende über (zur Formentfaltung Kluge 1901 Grundriß d. germ. Phil? 1, 464), und es entsteht unser stark fielt, deiktisches und i anaphorisches Pronomen, dessen Syntax Be | haghel 1923 D. Syntax 1, 286 ff. darstellt. j
Germanen den alten Himmelsgott umgebildet:! diesig Adj. 'unsichttg' von Luft und Wetter, gr. Ze0rau(d)-8t-, *t>rau(d)-8k-; damit nachstverwandt Qr.aTpoOOoc; 'Sperling'. Andern Vokalismus (germ. *i>röstlö-) zeigt ags. pröstle, engl. throstle. Hierzu wiederum ablautend und mit einfacher Wurzel gestalt anord. jjrQstr (aus ♦praatuz): diese Form weist auf idg. ♦trozdu, wozu air. traid (aus ♦trozdi), lat. turdus (aus ♦trzdo-), apreuß. tresde. Als Grundvokalismus aller Formen wird man öu anzusetzen haben. — In deutschen Mundarten heißt der Bogel Wests, gaidling, getling, lister, lux. siebend, leistr, nnl. lijster/ fries. lyster. Ahd. listera wird über •lichströn mit got. laikan 'springen' verknüpft. Drossel' F. 'Kehle', Weidmann. 'Luftröhre des Rot-u. Schwarzwilds', auch in (er)drosseln, im Märchennamen des Königs Drosselbart, mundartl. in abweichenden Bed. wie bair. drossel 'Fettwulst unter dem Kinn' (Zs. f. d. Worts. 8, 163), schwäb. drüssel 'Hals, Gesicht, Schnauze' (H. Fischer 2, 428). Mt 1-Abl. zu ahd. dro^a, mhd. dro^e, denen ags. protu, engl. tbroat 'Kehle' und (mit der gleichen I-Abl.) engl. throttle 'Kehle, erdrosseln' ent sprechen. Gleichbed. Verwandte zeigen eine um
Drüse
8 in, Anlaut erweiterte Wz.: asächs. strota, nhess. westf. fitruete, mnl. ströte, störte, nnl. strot, mhd. ströme. Aus dem Hd. ist das Wort ins Roman, gedrungen: ital. strozza 'Kehle', strozzare 'erwürgen'. Droste M. 'Amtshauptmann', die nd. Ent§ Wicklung von Truchseß rüg, die in anord. prüga 'drücken' erscheint. Zu ihr stellen sich als Jntensivbildungen ags. pryccan, ahd. drucchen, mhd. drucken, drücken. Drückeberger s. Schlauberger, drucke« Ztw. Im Obd. hindert ck den Um laut des u; wie druck, muck, bucken, rucken, zucken heißt es darum hier drucken für mb. nhd. drücken (s. Druck). Da die wichtigen Mittelpuntte des frühen Buchdrucks in Ober deutschland liegen, hat sich die umlautlose Form durchgesetzt. Zuvor wurde das Wott vom Zeugdruck gebraucht. 1428 begegnet im Steuer buch von Nördlingen Wilhahn Brifdrucket, der einseitig Heiligenbilder und Ablaßbriefe mit dem Reiber druckte; 1440 in Frankfurt der Drucker Henne Gruse von Menze. Zuerst in Bamb erg 1462 (das Albrecht Pfister gedrucket hat) gilt das Ztw. vom Buchdruck. Daneben hat das fremde prenten (= nnl. prenten, engl. print) nur begrenzt gegolten, zuerst in der Chronik der Sachsen (Mainz 1492), spät noch bei Stteler 1695 Zeitungslust 18. druckse« Ztw. Iterativ zu drucken wie ahd. geilisön, lustisön, reinisön zu geilen, bis tön, reinön, nhd. einheimsen zu mhd. heimen 'heimführen'. Bei Adelung 1774 als neues Wort, seit Wieland 1781 Abderiten 13, 185 buchfähig, mit Druckser(ei) bei Goethe (Weim. Ausg. 12, 4; Briefe 11, 248), mundartl. bei Klein 1792 Prov.-Wb. 1, 91; H. Fischer 1908 Schwäb. Wb. 2, 419. Drude F. 'Zauberin', urspr. 'Gespenst, das Alpdruck erzeugt', spätmhd. trute, weithin in Mundarten (thür. trüde, schwäb. bair. östr. rheinfr. trüd) und Nachbarsprachen (dän. drude, gotländ. druda). Der nhd. Anlaut wie in Donau, Docke, ducken, Dult usw.; mhd. trute zu tritt, nhd. traut. Das gefürchtete Wesen ist euphemist. benannt wie die Eumeniden. Das Fünfwinkelzeichen (Pentagramm) wird als sein Fußabdnlck gedacht und dann zur Abwehr auf die Schwelle gemalt. Schon spütmhd. trutenvuo^. Drüse F. Dem ahd. mhd. druos, mnd. dröse, drüse, nnl. droes entspricht Druse
i ' , '
8*
Drusen
116
Dukdalben
'verwittertes Erz' und 'Drüsenkrankheit, der; d. Worts. 11, 105 und Schwäb. Wb. 2, 441. Pferde'. Unser Drüse ist in spätmhd. Zeit aus i 6, 1784. Nhd. Duckmäuser beruht auf neuer dem Plur. (ahd. druosi, mhd. drüese) ent- ! Anlehnung an ducken; mhd. rnüson ist 'mausen, wickelt wie Blüte, Hüfte, Hürde, Säule! (diebisch) schleichen'; buckeln 'mit heimlichem usw. Die vorauszusetzende Wz. germ. *prös, I Betrug umgehen' Schmetter 1, 490. idg. *trös oder *träs 'schwellen' ist aus ver-1 dudeln Ztw. Türk, duduk 'Flöte' liefert wandten Sprachen nicht nachzuweisen. i über bulg. serb. duduk 'Pfeife, Schalmei' Druse« Plur. 'Hefe'. Ahd. truosana, mhd. öech. dudy 'Dudelsack'. Das von Osten vordruosene, mnd. drösem, mnl. droesen(e), ags. dringende Instrument drängt die ältere Sackdrö3n(e) führen auf urgerm. *drödsna'Boden pfeife (mhd. sacphife) zurück; es heißt Dudei satz', womit engl. drvg3, nhd. Treber, Trester bei Fleming 425 u. Freyer, Orthogr. 374; verwandt scheinen. Heute vor allem das alem. polnischer Bock in den Schausp. d. engl. Wort für Preßrückstände von Trauben, Obst Kom. u. bei Logau; Dudelbock W. Scherffer und Ölfrucht. ----1652 Grob. 131. — Noch im 17. Jh. bürgert sich Dschtu-Dschitsu N. 'Ringkampf mit japan. Dudelsack ein, gebucht seit Stieler (1691) Kunstgriffen'. Neuerdings aus jap. jüjuteu 311. 1658. Das Ztw. dudeln ist jung bezeugt (zu jü 'zehn* und juts' 'Kunst(griff)') über und mag von der fremden Sippe beeinflußt nommen: Lokotsch 1927 Etym. Wb. Nr. 963. sein. Duell N. Lat. duellum (ältere Form von Dschungel N. Aind. jangala, ind. dschängäl 'unbebauter Boden', ist durch Vermittlung des bellum) 'Krieg' tritt als Glossenwort seit dem engl. jungle 'undurchdringliches tropisches Dik- 13. Jh. hervor und erscheint in deutschem Text unverändert seit Wunderer 1590 Reise in kicht' im 19. Jh. zu uns gelangt. Dschunke F. Mal. dschüng 'großes Schiff' Moskau 212, als Duell (frz. le duel, danach ist Arabern und Europäern früh bekannt ge- auch bei uns M.: Feldmann 1905 Zs. f. d. worden. Chr. Weises Zeit-.Lex. (1703) ver- Worts. 7, 52; H. Paul 1917 D. Gramm, zeichnet Juncke und kommt damit engl. junk ‘ 2, 142) seit Wallhausen 1616 Kriegsmanual am nächsten. 1 207. Volksetym. Anlehnung an duo 'zwei' du Pron. Ahd. mhd. dst, asächs. afries. thu, verschafft dem mlat. Wort die Bed. 'Zweiags. anord. got. pu sind urverwandt mit lat., kämpf', so bei uns seit Albertinus 1599 Guetu, gr. tu, au, aflav. ty, lit. tu, aind. tv Lrn. varas Sendschr. 3, 11 a: H. Schulz 1913 Dublette F. 'Doppelstück'. Zu frz. double Fremdwb. 1, 159. (s. doppelt) gehört doublet M., das im 18. Jh. Duett N. Jtal. duetto M. 'Gesang zu entlehnt und nach Vorbildern wie Amorette,! zweien' (zu due 'zwei') wird im 18. Jh. ent* Stiefelette umgebildet wird. Bibliotheks- lehnt. In nhd. Text seit Ramler 1758: H. techn. seit 1776: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1 Schulz 1913 Fremdwb. 1, 160. 159. dust Adj. rottu. 'gut' aus gleichbed. hebr. Ducht F. 'Ruderbank'. Zur Wz. tup in lit. ■ tob, judend. toff: F. Kluge 1901 Rotw. 1, tuptiti 'Hocken', tüpti 'sich niederhocken' stellt! 342. 437. 481; L. Günther 1919 Gaunerspr. sich gemeingerm. *puf(8)tön 'Ruderbank' in 11; Schwäb. Wb. 2, 246. 445. 6, 1754. 1785. anord. popta, ags. poft, ahd. dofta F., dazu Duft M. Zur starken Berbalwz. von mhd. anort), popte, ags. gepofta, ahd. gidofto M. dimpfen 'rauchen' (in Ablaut zu Dampf) ge 'Genosse (auf der Ruderbank^. Nack) nd. Laut hört mit Tiefstufe und t-Suffix ♦thumft, gesetz (s. beschwichtigen, Nichte, sacht, ♦thunft, das (wie Vernunft eine Nebenform Schacht und H. Paul 1916 D. Gramm. 1, 312) frühnhd. vemuft hat), ahd. duft, mhd. tust entwickeln sich mnl. docht(e), mnd. ducht ergibt: F. Kluge 1907 Zs. f. d. Worts. 9, 127. (Chytraeus 1570 Nomencl. 226). Die nd. Form Mundart!, überwiegen (wie in alter Sprache) gelangt im 19. Jh. ins Hd.: Kluge 1911 See- die Bed. 'Dampf, Nebel, Reif'; 'Geruch' ist mindestens in Süddeutschland nur schrift mannsspr. 198; Zs. f. d. Worts. 6, 72. ducken Ztw. Als Frequent, zu mhd. tüchen sprachlich: H. Fischer 1908 Schwäb. Wb. 'tauchen' (s. d.) erscheint mhd. tücken, obd. 2, 444. Dukaten M. Mlat. dueätus 'Herzogtum' tucken 'sich schnell nach unten neigen'. Mit nd. Anlaut und obd. Umlautlosigkeit ist daraus soll erstmals in der Umschrift einer Gold münze erschienen sein, die Roger II. von Si nhd. ducken geworden. Duckmäuser M. 'Leisetreter'. Zu mhd. zilien 1140 als Herzog von Apulien schlagen über ital. ducato entsteht spätmhd. tockelmüsen Ztw. 'Heimlichkeit treiben' tritt ließ. duckelmüser zuerst bei Brmt 1494 Narrensch. dueäte, frühnhd. ducat, vorübergehend auch 105, 19. Zarncke bringt ;u dieser Stelle die F.: H. Paul 1917 D. Gramm. 2, 149. Fülle der frühnhd. Formcn bei; dazu Zs. f. I Dukdalben Plur. Im Jahr nachdem Herzog
Düker
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Dung
Alba 1567 niederländ. Boden betreten hat, erscheint in Amsterdam duc Vaida für 'Pfahl gruppen, die zur Befestigung von Schiffen in den Hafen eingerammt sind': Darmstädter 1908 Handb. z. Gesch. d. Techn? 91; Ritter 1912 Upstalsboom 1, 83. Tas nachmalige nnl. dukdalf bezeugt an der nd. Küste zuerst Röding 1794 Wb. d. Marine 1, 487: F. Kluge 1911 Seemannsspr. 197. Düker M. die nd. Form von Taucher, Fachausdruck für die Leitung von Wasser unter Wasser, nam. von unterird. Wasser leitungen (Grundrinnen) unter Kanälen. Entspr. nnl. duiker. Dazu Unterdükerung: Zs. d. d. Sprachver. 23 (1908) 235. dulde« Ztw. Zu dem germ. Nomen ♦thuldi, das als ga-thuldi in nhd. Geduld (s. d.) ent halten ist, gehört das schw. Ztw. germ. ♦puldjan, ahd. mhd. dulten, mnd. mnl. dulden, oftief. thielda, ags. gepyldian. Grundbed. 'Geduld haben'. Umlaut von u unterbleibt wie in schuldig und mhd. guldin. Id für lt beginnt schon in mhd. Zeit sich einzustellen (wie in mhd. Halden, valden, scheiden, wolde, Bolde). Dult F. Die Gottheit verweilt nach germ. Denkweise (Tacitus, Germ. 40) während ihres Festes bei ihrem Stamm. Die germ. Bez. für 'Fest', got. dulps, gehört demgemäß zur Berbalwz. dul : dwal in engl. dwell 'ver Über ahd. tuld, mhd. tult '(kirchweilen'. liches) Fest' hat sich das Wort " in bair. Dult 'Jahrmarkt' erhalten. Früher auch schwäb., cif., schweiz.: Schwäb. Wb. 2, 448. 6, 1786. Im Auslaut ist t fest geworden, weil keine flektierten Formen üblich waren, d des An lauts bereitet sich schon in mhd. Zeit vor. Dumdumgeschoß N. Pers, dämdamä 'Hügel, Erdwall, erhöhte Batterie' heißt der Standort der bengalischen Artillerie bei Kalkutta, in dem die zerfleischenden Geschosse mit abgestumpftem Borderende zuerst hergestellt wurden. Um die Aussprache von ind. dämdam zu erzielen, schreiben die Engländer dumdum, das wir buchstäblich nachsprechen. dUMM Adj. Got. dumbs, anord. dumbr 'stumm', ags. oftief. anl. asächs. dumb, ahd. | tumb 'stumm, taub, dumm', mhd. tum(p) j haben außergerm. keine gleichbed. Entsprechung, Da jedoch die in alter Sprache überwiegenden |
Niederdeutschland her im 18. Jh. durch. Assi milation von altem mb zu mm vollzieht sich in mhd. Zeit unter Borangang des Md. wie in Imme, krumm, Lamm, Zimmer usw. Dummbart M. Eine zunächst nd. Schelte des Dummkopfs (dies mit anderem para pro tote, ein drittes in nd. dummsnüte DWb. 2, 1522). Gebucht seit Richey 1755 Hamb. Id. 46 und Strodtmann 1756 Id. Osnabr. 353; hd. nicht vor Bürger und Wieland. Seit im 12. Jh. das glatte Gesicht Regel geworden war, liefert der nun ausfallende Bart Dutzende von Übernamen: Heintze-Cascorbi 1925 Fa miliennamen 125. dummdreist Adj. zuerst in einem Brief Hamanns vom 1. Dez. 1765, der das nd. dumdrist 'kühn ohne Klugheit' (1767 Brem. Wb. 1, 249) übernimmt und bei Bode, Mylius usw. rasch Nachfolge findet. Alter sind du mmkeck und dummkühn, gleichgebildet toll dreist, -kühn, taubstumm, naßkalt. Dummerjan M. Nachdem im 16. Jh. die Formel 'ein dummer Jan' gegolten hat, tritt seit Henisch 1616 Dummerjan auf. Wie in Janhagel (s. d.) ist Jan nd. Kurzform von Johann. Dem Obd. fehlt dumrjän; dän. dumrian stammt aus dem Nd.; schweb, gilt dummerjöns. dumpf Adj., nur nhd., von da entlehnt dän. dump. Im Ablaut zu Dampf (s. d.) steht (ver)dumpfen Ztw. 'modrig riechen', das Stieler (1691) 277 neben Dumpf M. 'mucor* und dumpficht Adj. 'mucidus' ver zeichnet. Bom Adj. dumpf begegnet zuerst bei Krämer (1678) der Komp, dumpffer, womit unratsam wird, im Adj. das prädikativ gestellte Subst. Dumpf zu sehen. Vielmehr wird dumpf- verkürzt sein aus älterem dumpficht, -ig, nnl. dompig. Düue F. 'Sandhügel der Küste'. Zur idg. Wz. dhü 'schütte(l)n' in aind. dhündti 'schüttelt, erschüttert', anord. dyja 'schütteln', lit. düja 'Staub' stellt sich Düne, das demnach mit Daune verwandt ist und urspr. 'Aufgeschüttetes' bedeutet. Es ist zunächst ein Wort der nl. und kent. Küste, lautet mlat. duna (daraus frz. dune, ital. span, duna), ags. dün (dazu adüne, ofdüne 'vom Hügel herab', engl. down), mnl. dünen, nnl. duin. Für die deutsche
Bed.'stumm, taub'auf eine Grundbed.'stumpf von Sinnen' schließen lassen, kann Zugehörigleit zur idg. Wz. dhubh 'stumpf sein' vermutet werden, zu der taub, toben, gr. TuaÄ^oq 'geschwind', lit. rangstüs 'schnell', mit den späteren Italikern verbrachten, zum parangtis 'geschmeidig' verglichen, mit denen Getreidenamen geworden. Ahd. asächs. gerat», sich germ. *ring- auf.eine Wz. rangh, ringh mnl. gherete, führen auf vorgerm. ♦ghörzdä-, lat. hordeum über ♦horsdeum auf eine Grund vereinigen läßt. Gerippe N. kommt als Kollettiv zu Rippe form ♦ghorzdeyo-, Adj. zum F. *ghorzdä 'Sta (s. d.) seit Grimmelshausen 1669 Simpl. 305 chel, Granne', gesichert durch lat. hortete (aus Rdr. auf und wird seit ©tiefer 1691 gebucht. ♦horsere) 'rauh, starr sein', urverw. mit aind. Bon 'Gesamtheit der Rippen' wird die Bed. hp- 'sich sträuben'. Zu dem germ.-lat. Wort mit para pro tote auf das ganze Knochengerüst paar stellen sich mit geringerer Sicherheit erweitert. An der Umbildung beteiligt sind gleichbed. gr. KpiOrj, arm. gari, baft. garagar. frühnhd. gereffel, geriffel N. 'Knochengerüst', Um die lautlichen Schwierigkeiten müht sich die zu Reff N. '(Stab-)Gestell' gehören, Hoops 1905 Waldb. und Kulturpfl. 364 ff. s. u. Gerstenkorn N. 'Geschwulst am Augenlid', Germanist M. 'Kenner des german. Rechts' zuerst bei Alberus 1540 Dict. T 2b. Nach der seit Ende des 18. Jh. und so noch 1839 bei Art der Quellen, in denen das Wort auch weiter I. Grimm (Briefw. hgg. von Gürtler und hin erscheint, deutlich Lehnübersetzung aus lat. Leitzmann 259). Für die Umbildung zu 'Er hordeolum. Mit ähnlichem Bild Augenhaber, forscher des german. Altertums' ist die erste Erbse, Haber, Hagelkorn, -stein, Kife, Germanistenversammlung (Frankfurt a. M. Perle, gr. Kpi6i{|, frz. grain d'orge, orgelet, 1846) wichtig geworden. Romanist hat den schweiz. ürseli: Zs. f. d. Worts. 3, 228. entspr. Wandel früher vollzogen. Gerte F. Neben idg. •ghast-, das in lat. gern Adv. Ahd. gerno, mhd. gerne Adv. ! hast» 'Speer' und mir. gas 'Schoß, Reis' er zum Adj. ahd. asächs. gBm, ags. geom 'eifrig', scheint, wird ein idg. ♦ghazdh- in mir. gat anord. gjam 'begierig', got. (faihu)gaims 'Weidenrute', air. tris-gataim 'ich durchbohre' 'habsüchtig' neben gaimjan 'verlangen'. Aus sichtbar. Ihm entspricht germ. egazda- in germ. *gemaz entlehnt ist sinn, kemas 'willig'. got. gazds 'Stecken', anord. gaddr, ahd. mhd. Die germ. Wz. ger (aus idg. gher) 'heftig gart M. 'Stachel, Treibstecken'. jö-Ableitung verlangen' mischt sich mit den r-Ableitungen dazu (germ. *gazdjö) ist ags. gerd, gyrd, der bed.-verw. Wz. gi (idg. ghl), s. begehren, afries. ierde, asächs. gerd(i)a, ahd. garte(a), Begierde, Geier, Gier. Zu idg. gher g?rta, mhd. g?rte 'Rute, Zweig, Stab'. stellen sich aind. h&ryati 'er hat gern', gr. x«pa Gernch M. mhd. geruch, mnl. gheröke: zu 'Freude', osk. heriest 'er wird wollen'. Unser mhd. ruch M. 'Duft, Dunst'. S. riechen. Adv. gern zeigt die Grundbed. 'begierig' ab Gerücht N. Zu rufen (s. d.) gehört ahd. geschwächt in Sätzen wie 'der Marder säuft gehruafti 'Rusen, Geschrei', das in mhd. geg. Blut'. Vollends in Formeln wie 'ich glaube ruofte, gerüefte fortlebt. Daneben tritt (zu es g.' bleibt nur der Verzicht auf Widerspruch. nächst als Eindringling aus nsächs. Rechts Vergleichbar ist die Entwicklung von frz. quellen) spätmhd. gerächt, entspr. mnd. ge volontiere. rächte 'Gerede' mit jenem cht für hd. ft, Grrnegroi M. eig. einer, der die Worte das auch in anrüch(t)ig, berüchtigt, '(ich wäre) gerne groß' ständig im Mund führt. beschwichtigen, echt, Nichte, ruch(t)bar, Gerngroß, appellativ kaum vor Fischart 1575 sacht, Schachtelhalm schriftdeutsch gewor Garg. 56 Rdr., begegnet als Familienname den ist. Luthers Gerücht (Matth. 4, 24 u. o.) schon in Augsburg 1333, wie nd. Gernegrot, wird in Basel 1523 durch geschrey, leümed sonst auch Gernreich, Gernhübsch: Heintze- ersetzt: Kluge 1918 Bon Luther bis Lessing 108. Cascorbi 1925 Die dt. Fam.-Namen 185; geruhen Ztw. Eine germ. Wz. rak, rök, Brechenmacher 1928 Dt. Namenbuch 320. Zur deren idg. Entsprechung in gr. äprrreiv 'helfen', Bildungsweise vgl. Habenichts, Springins dpuJYÖ? 'Helfer' greifbar wird, erscheint in ahd.
Gerüst
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geschlacht
rahha 'Rechenschaft', ruohha 'Bedacht, Sorge'. zum Ztw. achiden((f. scheiden).
Dazu das schw. Ztw. anord. roekja 'sorgen', ags. recan, reccan, engl. reck 'sich kümmern', asächs. rökjan, ahd. (gi)ruochan 'sorgen, Rück sicht nehmen auf*. Während mhd. frühnhd. geruochen 'belieben' die Linie fortführen, ist nhd. geruhen durch ruhen abgelenkt, wie in Luthers geruwen besonders deutlich wird. Gerüst N. Zu ahd. (h)rustan (f. rüstyn) ge hört gi(h)rasti 'Zurichtung, Aufbau', mhd. geriiste. Die alte Dreisilbigkeit hält sich noch bei SchUler; die Bed.-Entfaltung vergleicht sich der von lat. armatura, frz. annature. gesamt Adj. mhd. gesament, geaamnet, ahd. gisamanöt: Part, zu aamanön schw. Ztw. 'sammeln', s. d. Gesandter M. Unter Botschafter ist die Entwicklung der diplomat. Titel angedeutet. Bevor Abgesandter als Lehnübers. für frz. envoyti hochkam, ist Gesandter zu Beginn des 16. Jh. aus gesanter pote gekürzt, da- z. B. im Vocab. theuton. (Nürnberg 1482) m Id gilt. Gesandtschaft F. wird im 17. Jh. dem seit 1598 bezeugten nl. gheaandschap nach gebildet. Geschäft N. Die älteren Sprachen kennen in got. gaakafta (Kluge 1926 Stammbild. $ 128b), ags. (ge)sceaft, asächs. giskaft, ahd. gaacaft Abstraktbildungen, die gemäß ihrer Zugehörigkeit zum st. Ztw. schaffen 'Schöp fung, Geschöpf bedeuten. Die Wortgeschichte des nhd. Geschäft beginnt erst mit mhd. geach?ft(e), das als Abstr. zum schw. Ztw. schaffen von der Bed. 'was man zu schaffen hat* ausgeht. Die Einengung auf Staats geschäfte gehört dem 18. Jh., die auf Handels geschäfte der neuesten Zeit an. Geschäftsmann M. von Goethe und SchUler begünstigte Lehnübers. des frz. homme d'affaires. Geschäftsordnung F. setzt sich 1819 in den Bundestagsverhandlungen und in der Badi schen 2. Kammer durch, die frz. rdglement ausdrücklich verwirft: A. Gombert 1905 Zs. f. d. Worts. 7, 144 f. Geschäftsträger M. für frz. chargä d’affairee seit Adelung 1775. geschehen st. Ztw. Die germ. Wz. skSh(w). ßkSw (zu der als urverw. aslav. skokü 'Sprung', akakati 'springen', dir. acuchim 'ich gehe weg, vergehe' stimmen; Weiteres s. u. Schuh), ent wickelt das Ztw. got. akewjan 'wandern', anord. aksva 'gehen', ags. sceon, afries. akia, ahd. acehan 'vagäri', mhd. achehen 'eilen'. Auf wgerm. *gi-akehan vereinen sich ags. geaceon, ahd. gaacehan, mhd. geschehen, mnl. ghesciep, nnl. geschieden. Dazu Geschichte, s. d. gescheit Adj., mhd. geschide 'schlau', gehört
Grundbed. ist dieser Herkunft gemäß 'geistig sondernd'. Gescheut, das von Schupp 1663 bis Schiller 1781 gilt, beruht auf umgekehrter Schreibung in Landschaften, die jedes eu zu ei entrundeten, und wurde durch falsche Bez. zu scheuen gestützt. Vgl. Heurat, keuchen, reuten neben Heirat, mhd. kichen, reiten. Geschichte F. Als Abstr. zu geschehen (s. d. und Schicht) bed. ahd. gi-aciht 'Ereignis, Zu fall, Hergang', mhd. geachiht auch 'Sache, Weise, Schicht', frühnhd. geachicht auch 'Er zählung von Geschehenem'. Die Vertiefung seines Begriffs dankt G. Kant und Herder: Zs. f. d. Worts. 6, 108; 10, 7 f. Stobci ersetzt es das im 13. Jh. eingedeutschte Historie (H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 268), so daß nun auch der Plur., der zuerst beiWilwolt v. Schaum burg (1507) 5 geschickten lautet, mit Fügungen wie 'mach keine Geschichten' in die Bed. des ftz. histoirea (ne faitea pas d'histoirea) nach rücken kann: Zs. f. d. Worts. 4, 128. — Ge schichtlich 'hiatoricua, -ice’ seit Stieler 1691, nachdem mhd. gesohihtechchen Adv. 'zufällig' bedeutet hatte. Unersetzt bleibt Historiker. Paul E. Geiger, Das Wort 'Geschichte'. Phll. Diss. Freiburg i. B. 1908. Geschick N. mhd. geechicke 'Begebenheit, Ordnung, Bildung, Gestalt' ist Abstr. zu schicken, s. d. —GeschicktAdj., mhd. geschiehet, von Haus aus Part, zu mhd. schicken in dessen Bed. 'anordnen, einrichten'. Geschirr N. Zu ahd. sceran 'schneiden' (f. scheren) stellt sich ahd. giscirri, das urspr. 'Zurechtgeschnittenes' bed. haben muß, aber nur in den Bed. 'Gefäß, Gerät, Werkzeug' greifbar wird. Mhd. geschirre ist neben 'Werk zeug jeder Art' auch 'Bespannung'. Diese Bed., durch Kürzung von ahd. satalgiscirri 'iumentorum cingula' (Ahd. Glossen 2, 727, 12) ge wonnen, wird in nhd. an schirren deutlich. Gut G. machen 'ausgelassen sein' ist dem ftz. faire bonne chöre nachgeblldet. Darin ist afrz. ediere F. 'Mene'. geschlacht Adj. ahd. gislaht, mhd. geslaht 'wohlgeattet, edel geartet'; ungeschlacht, ahd. ungialaht, mhd. ungeslaht, mnl. ongeslacht (DWb. 11, 3, 846) 'unedel, niedrig'. Dazu Geschlecht N. ahd. gislahti, mhd. geslähte 'Stamm, Eigenschaft', nebst nhd. Schlag (auch in Verbindungen wie Menschen-, Volks-, Vieh-, Baumschlag) 'Art', der alten Sprache fremd. Ahd. alahan, anord. alä bedeuten allein schon 'nacharten, nachschlagen' (z. B. ahd. näh den fordorön alahan 'den Vorfahren nacharten'), ganz wie spätmhd. näch-alahen, nhd. nach schlagen» Wahrscheinlich hatte schon germ. alahandieNebenbed. 'eineRichtung einschlagen'.
Geschlechtsregister
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Dann wäre ♦ga-slahta- zunächst 'was dieselbe Richtung einschlägt'. Ganz ähnlich gehen air. slige 'Weg' und slicht 'Nachkommenschaft, Ge schlecht, Überlieferung* von dem unserm schla gen urverw. sligid 'er schlägt* aus. GeschlechtSregister N. Bon Luther Matth. 1,1 für über generationis geschaffen, als Luther wort von Maaler 1561 wie noch 1774 von Wieland, Abderiten 4, 6 ausgenommen, sonst durch Stammbaum verdrängt. Luthersche Bildungen sind auch Bubenstück, Feuer eifer, Lästermaul, Linsengericht, Mör dergrube, Splitterrichter, Sündenbock: Kluge 1918 Bon Luther bis Lessing 65 f. Geschlinge N. Zu Schlung, einer Nebenform zu Schlund (s. d.), wird mhd. *geslünge ge bildet (wie Gebirge, Gefilde, Gehäuse zu Berg, Feld, Haus). Das Kollektiv bed. urspr. 'Schlund mit Zubehör*, ist aber schon bei seinem ersten Auftreten im Leipziger Ge biet seit 1462 (geslinc, geslynct Germ. 20, 38; DWb. 4, 1, 3921) auf Lunge und Herz des Schlachttiers erweitert. Kennzeichnend I. S. B. Popowitsch 1780 Versuch e. Bereingg. der Mundarten von Deutschland 153: „der Schlund hanget auch daran, wird aber nur von armen Leuten darunter geschnitten". Schon die ersten Belege zeigen die Entrundung des ü zu i, die sich von dem nord- und mitteld. Geltungsbereich des Worts (Kretschmer 1918 Wortgeogr. 216 f.) her auch schriftsprachl. durchgesetzt hat, wie in Bimsstein, Gimpel, Gipfel, kirre, Kis sen, Kitt, kitzeln, Pilz, Schlingel, spritzen, Strippe, wirken, Zille. Ge stützt wurde das i durch den Quergedanken an schlingen, wie das von Findling (zu Fund) durch den an finden. Geschmack M. ahd. gismac, gismah(ho), mljb. gesmac(h): zu schmecken, s. d. Die übertragene Bed., die G. nach dem Vorgang des span, (buen) gusto (wonach auch rtal. gusto, srz. (bon) goüt seit Boileau) erhielt, begegnet ver einzelt seit Harsdörffer 1651 Fortpflanzung der Fruchtbr. Gesellschaft, häufiger seit Thomasius 1687 Bon Nachahmung der Franzosen, bedarf aber noch bei I. U. König 1734 Unters, v. guten G. eingehender Verteidigung. Ztal. gusto noch bei Sperander 1727 und Goethe. Landschaft!, ist G. bis heute ungewohnt, z. B. gilt im Schwäb. sinnlich Gu, ästhetisch Gusto: H. Fischer 3 (1911) 479 f. 890. 939; entspr. in der Schweiz: Id. 2, 492. 9, 877; Zs. s. d. Worts. 10, 8. 17 f. 14, 164. Geschmeide N. Zur germ. Wz. sml 'in Metall arbeiten* stellt sich außer der Sippe von Schmied und ahd. smeidar 'Metallkünstler' ein ahd. smida F. 'Metall'. Hierzu gehört (wie Gefilde zu Feld) das Kollektiv ahd. gismidi
geschwind
N. 'Metall', das als mhd. gesmide auch die Bed. 'Metallgerät, eherne Waffen, Schmuck' annimmt. Dazu wieder geschmeidig Adj., mhd. gesmidec 'leicht zu bearbeiten, gestaltbar'. Geschmeiß N. Unter Schmeißfliege ist aus mundartl. Formen das mhd. Grundwort ♦smei^e entwickelt, zu dem mhd. gesmei^e N. 'Unrat, Brut, Gezücht' als Kollektiv gehört. S. ferner schmeißen. Geschoß N. ahd. gisco^ 'Wurfgeschoß' zu schießen. Kollektiv dazu ist Geschütz N., mhd. geschütee 'Schießzeug, Schußwaffen'. Geschwader N. Zu ital. squadräre (aus ex-quadrare 'viereckig aufstellen') gehört squadra F. 'in ein Viereck geordnete Truppe, bes. Reitertruppe'. Daraus wird spätmhd. swader N. (Genuswandel nach Fähnlein, Heer, Volk), bei obd. Heerführern des ausgehenden 15. Jh. das schwader. Den kollektiven Sinn verdeutlicht geschwader seit H. Busteter 1532 Ernstl. Bericht 47. Die Übertragung des Be griffs auf Schiffe (feit 1672: Kluge 1911 Seemannsspr. 311) wird vermittelt durch die An wendung aus Scharen von Seevögeln: so Fischart 1575 Garg. 376 Ndr.: 'ein geschwader Merchen (Tauchervögel)'. Geschwei MFN. 'durch Verschwägerung ver wandte, bes. Schwager und Schwägerin', ahd. giswio M., giswla F., mhd. geswie M. F. Die Vorsilbe ist zu beurteilen wie in Gebrüder, Geschwister, somit ein ahd. Kollektiv *giswiun N. Plur. 'Schwager und Schwägerin' vorauszusetzen. Zugrund liegt das germ. Adj. ♦swija 'eigen' (wozu der taciteische Name der Schweden Suiones, eig. 'die Vettern') zu idg. ♦swe in Verwandtschaftsnamen wie Schwa ger, Schwäher, Schwester, Schwieger, Sohn; vgl. lat. socer 'Schwiegervater', socrus 'Schwiegermutter' in ihrem Verhältnis zu suus 'sein'. Seit frühnhd. Zeit ist Geschwei auf den deutschen Süden und Westen beschränkt: Kluge 1918 Bon Luther bis Lessing 90. 115; Schmetter 2» 615; H. Fischer 3 (1911) 503 f. geschweige« schw. Ztw. ahd. gisweigen Faktitiv zum st. Ztw. swigan (s. schweigen), somit 'zum Schweigen bringen'. — Dagegen ist nhd. geschweige verkürzt aus mhd. ich geswie (wie bitte, danke aus ich bitte, ich danke). Nach Unterdrückung des sunktionslos gewordenen Pronomens hat geschweige (daß) den Charakter einer Konj. angenommen: Be haghel, Dt. Syntax 2, 3; 3, 177 f. geschwind Adj. mhd. geswinde 'schnell, un gestüm', mnd. 'stark'; daneben frühnhd. schwind(e), mhd. swint, swinde 'gewaltig, stark'. Ahd. nur in Namen (Suindbert, -frid, Adal-, Amalswind, Irminswinda); asries. swithe Adv. 'sehr', asächs. ags. swid 'kräftig, geschickt'
Geschwister
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anord. svinnr 'verständig', got. swinjw 'stark'. Hier tritt die Grundbed. zu Tage, deren Wandel zu 'rasch' entspricht dem von bald und schnell. Zur Schwundstufe der gleichen Wz. nhd. ge sund, s. d. Zur gleichen idg. Wz. suent air. fätaim, s6taim (aus suentö) 'ich kann'. In heutiger Umgangssprache ist geschwind wohl überall bekannt, doch wird es nur in Süd deutschland und Österreich häufig gebraucht; außerdem nur Geschwindigkeit als Fachwort zunächst der Physik. Geschwister Plur. (N. Sg. vereinzelt bei Lessing, Goethe u. a.), mhd. geswister mit den Weiterbildungen geswister-de, -ide, -gkt. Wie Gebrüder 'Brüder zusammen', so bedeutet ahd. asächs. gi-swestar Plur. 'Schwestern (zu sammen)'. Das alte Wort für 'Geschwister' war Gelichter, s. d. Mit anderer Ableitung steht anord. systkin N. Plur. 'Geschwister'. Geschwulst F., ahd. giswulst: Abstr. zu schwellen, s.d. Geschwür N. zum st. Ztw. schwären, s. Schwäre. Nhd. ü aus älterem ie (Geschwirr ist die Schreibung des 17. 18. Jh.) wie lüderlich, Lüge, trügen. Mit anderer Ablaut stufe steht ahd. giswer, mhd. geswer und noch bei Lessing Geschwür. Geseier, Geseires N. 'unnützes, verworrenes Gerede'. Nhebr. gezcrä, Plur. gezeröth 'Be hauptung, erregtes Gespräch' ist über Juden deutsch und Gaunersprache eingedrungen und spielt in den Mundarten zwischen Wien, Mann heim und Königsberg eine Rolle. Geselle M. mit kollektivem ge- zu Saal (s. d.) wie Geführte zu Fahrt. Ahd. gis-U(i)o 'Saal-, Hausgenosse', später 'Gefährte, Freund', mhd. geselle auch 'Handwerksgehilfe'. Dazu gesellig Adj., mhd. gesellec 'zugesellt, ver bunden' ; mhd. gesellecheit F. 'Verhältnis als geselle*; gesellen Ztw., mhd. gesellen 'ver einigen, verbinden'. Gesetz N. mhd. gesetze, woneben gleichbed. gesetzede, ahd. gisezzida F.: zu setzen, woher auch Satzung. In Luthers Tagen war statt des von ihm durchgesührten gesetz die obd. Schriftform g(e)satz(t): Kluge 1918 Bon Luther bis Lessing 100. Gesicht N. zu sehen; ahd. gisiht F. 'das Se hen, Anblick, Traum, Gesicht als Sinn'. Ge sichtserker M. soll von Zesen (f 1689) als Ersatz für das übrigens gut deutsche Nase vorgeschlagen sein, begegnet aber erst beiMatthison 1795 Schriften 3, 377 als Versuch eines ungenannten Puristen. Erkerlein G. Keller 1856 Leute v. Seldw. 2, 135. — Sonstigen Spott über Zesen sammelt Kluge 1918 Bon Luther bis Lessing 221 f. Gesichtskreis M. für Horizont erscheint bei
gestalt
? Boterus 1596 Allg. Weltbeschr. 1, 149 'den Horizontem oder Gesichtskreis', und wird im 17. Jh. von Zesen, Harsdörffer und Comenius durchgesetzt. Gesichtspunkt M. Als Kunstwort des perspek tivischen Zeichnens prägt Dürer (f 1528) Unterweisung d. Messung £2b des gesichte punct nach lat. punctum visus. Wie dann frz. point de vue bei uns eine Rolle zu spielen beginnt, überträgt Leibniz gesichtpunct auf die geistige Perspektive: DWb. 4, 1, 4103. GesimS s. Sims. Gesinde N. Einem vorgerm. s£nto- in air. s6t 'Weg' entspricht germ. sinpa- in got. sinp8 M. 'Gang', anord. sinn 'Gang, Mal' (mit sinni 'Begleiter'), ags. siö 'Reise', ahd. sind 'Fahrt, Heereszug'. Dazu ahd. gisind M. 'wer einen sind mitmachf, dann 'Gefolgs mann', so noch mhd. gesint (d). Als Kollektiv gehört zum M. ahd. gisindi, mhd. gesinde N. 'Reisegefolge, Kriegsgefolgschaft. S. send en. Gesindel N. Frühnhd. gesindlein, -lin, das Demin. zu Gesinde, wird noch von Luther gleichbed. mit diesem gebraucht. Der verächÜ. Sinn, den zunächst Hudelmanns-, Lnmpeügesindel tragen, früh bei Boid 1618 Joseph 2, 2: „Joseph hat nichts gemein mit dem übrigen Gesinde, das man eher Gesindlein nennen sollte." Gespan M. mhd. mnd. gespan 'Gefährte', urspr. 'der mit einem andern dieselben Spann dienste besorgt'. Aus der Sprache der Fuhr leute: Alberus 1540 Dict. Hh 3Ä 'carpentarii vocabulo Gespan se invicem salutant'. Ein anderes Gespan M. 'Kreishauptmann' ist mag. ispan, seinerseits entlehnt aus slav. iupan 'Burggraf'. Gespenst N. Zur idg. Wz. spon, zu der lat. spons, spontis F. 'Antrieb' Berbalabstr. ist, gehört ahd. spanan st. Ztw. 'locken' (s. ab-, widerspenstig, Spanferkel). Berbalabstr. dazu ist ahd. (gi)spanst F., asächs. gispensti N. 'Lockung', mhd. gespanst, (gejspenst F., gespenste N. 'Verlockung, (lockendes) Trug bild'. Darin ist -st junger Ersatz für idg. -ti, so daß engste Verwandtschaft mit der lat. Bildung besteht: Kluge 1904 Zs. f. d. Worts. 6, 100. Daß die Grammatiker des 17./18. Jh. e (nicht ä) vorfchreiben, beweist, daß ihnen die Verwandtschaft mit dem Ztw. abspannen 'weglocken' des Lutherschen Katechismus nicht bewußt war. Gest s. Gischt. Gestade N. mbd. gestat (d) 'Ufer' s. Staden, gestatt Adj. in ungestalt (ahd. ungistalt 'häßlich'; mhd. neben dem Adj. ungestalt das substantivierte ungestalt F. 'Mißgestalt') und
Gestalt
—
204
—
Gewehr
Wohlgestalt (mhd. wolgestalt, wol gesellet' getreu s. treu. —- getrost s. trösten. Getto M. N. 'Judenviertel'. Bei uns seit 'gut aussehend'): Part, -u mhd. stellen in 1627, zunächst zur Kennzeichnung ital. Zu seiner Bed. 'gestalten'. Gestalt F. tritt als mhd. gestalt 'Aussehen, stände: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 246. Beschaffenheit^ erst zu Ausgang des 13. Jh. Der erste ital. ghetto ist 1516 in Venedig er auf und mag aus dem älteren ungestalt F. richtet an einer Stelle, die schon vordem so I hieß wegen der dortigen Gießereien. Somit (s. gestalt) gefolgert sein. gestatten schw. Ztw., ahd. gistatön 'ge ! zu ital. gettare 'gießen' aus lat. jactäre: währen', urspr. 'günstige Gelegenheit bereiten': Littmann 1924 Morgen!. Wörter 59. zu ahd. stata F. 'günstige Gelegenheit'. S. Gevatter M. Ahd. gifatero 'geistl. Mit vater' übersetzt kirchenlat. compater, das als Statt. Geste F. Lat. gestus M. 'Gebärdenspiel des cumpaeter 'Pate' ins Ags. entlehnt ist. Danach Redners oder Schauspielers' (zu gorere 'sich ahd. gifatera F. 'Gevatterin, Patin'. S. benehmen') erscheint um 1500 in der Formel Gote, Pate, Pfetter. Gevatter stehen gesten machen von öffentlichen Spaßmachern geht auf mhd. ze gevatter sten zurück; entspr. (Diefenbach 1857 Gloss. 261 c), dann durch hieß es ze wache, ze pfände sten: Behaghel das ganze 18. Zh. in lat. Form Gestus, die 1928 Syntax 3, 479. z. B. in schwäb. Mundart als geStes fortlebt gewahr Adj. Zur Sippe von wahren (H. Fischer 3, 556). Vom Plur. Gesten geht (s. d.) gehören ahd. asächs. giwar, mnl. ghewäre, bei Lessing 1767 die Eindeutschung aus, die engl. aware, anord. varr 'be(ob)achtend, auf den Sing, erst mit Schiller 1795 erreicht: merksam'. Unsere Formel gewahr werden, H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 245 f. eig. 'aufmerksam werden' ist schon westgerm. gestehen Ztw., ahd. gistän 'stehen bleiben, Das subst. Adj. liegt in mhd. gewar F. 'Obhut' hintreten (zu e. Aussage), einräumen'; dazu vor, Subst. ejnes Adj. auf -sam (s. d.) in Gewahrsam, mhd. diu gewarsame 'Aufsicht, geständig. S. verstehen. gestern Adv. (mundattl. vielfach verdrängt Sicherheit'. Das schw. Ztw. gewahren, durch nächten), mhd. gestern), ahd. gestaron, spätmhd. gewam 'gewahr werden' ist aus dem mnl. ghist(e)ren, ags. geostra, gistrandaeg, Adj. abgeleitet. engl. yesterday. Daneben ahd. egestem 'über gewähre» Ztw. Mhd. (ge)wem, ahd. (gi)morgen; vorgestern', anord. i gäer 'morgen; weren 'zugestehen, (Gewähr) leisten', afries. gestern'; got. giatradagis 'morgen'. Die wera 'Gewähr leisten' führen auf einen germ. Grundbed. 'am andern Tage (von heute aus schw. Verbalstamm ♦werai- 'zugestehen', für gerechnet)' war der doppelten Entwicklung den bisher keine außergerm. Bez. gesichert zu 'gestern' und 'morgen' fähig. Wort und sind. Das Part. ahd. werento dringt ins Roman, Begriff sind idg.: aind. hyäs, gr. x^, lat. und liefert die Sippe von Garantie, s. d. heri, alb. dje, ir. indhö, kymr. doe 'gestern', Uber die Formel gewähren lassen Klaeber tochar. ksär 'morgen'. Grundform *ghj)jes; j 1919 Joum. of engl. and germ. Phil. 18. daraus mit tro Ableitung lat. hestemus Gewalt F. ahd. giwalt MF.: zu walten. 'gestrig' und die genannten germ. Wörter. Für Gewaud N. Neben ahd. giwäti, mhd. gewaete 'heute' und 'morgen' fehlen gleich alte Wörter. 'Kleidung' (s. Leinwand) treten im 11. Jh. Gestirn s. Stern. —Gestöber s. stöbern.— badagiwant 'Badekleid', untarwanth 'Unter Gesträuch s. Strauch. — Gestrüpp s. kleid'. Ahd. giwant (zu wenden, (Ut) hatte struppig. — Gestüt s. Stute. 'Wendung' bedeutet: Unter Auslassung des gesund Adj. ahd. gisunt (t); daneben gisunt Begriffs 'Tuch, Gewebe' wird gewant 'das M. 'Gesundheif. Das Adj. auch in anl. gisund, Gewendete, in Falten Gelegte und Ausbeafries. sund, ags. gesund. Dem Nord- und wahtte, der Tuchballen': Zs. f. d. Wottf. 4, 327. Ostgerm, fremd; dän. schwed. sund sind ent 14, 152. Mhd. gewanthüs ist zunächst das lehnt aus mnd. (ge)sunt (d). Westgerm, städt. Gebäude, in dem Tuchballen zu Schau ♦sunda- ist Tiefstufe zu dem unter geschwind und Verkauf lagern. entwickelten Stamm, s. d. gewandt Adj. Das Patt, zu wenden wird Getreide N. mhd. getr$gede 'was getragen im 17. Jh. zur Bez. des Geschickten, der sich wird: Kleidung, Gepäck; was der Boden trägt: zu wenden versteht; zuerst von Tieren und Blumen, Gras, Frucht'; ahd. (seit 11. Jh.) Schiffen. So gehört lat. versätilis 'wendig' gitregidi 'Ertrag, Einkünfte, Besitz'. Die zu versäre 'sich wenden'. nhd. Bed. tritt md. im 14. Jh. auf und ist | gewärtig Adj., mhd. gew^rtec 'achthabend, Luther geläufig. Sein getreyde (Luk. 6, 1 dienstbereit' zu gewarten 'sich bereithalten', u. o0 wird in Basel 1523 zu körn, frucht: S. warten. Kluge 1918 Von Luther bis Lessing 108. Gewehr N. Zum schw. Ztw. ahd. w^rian
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gewöhnen
'wehren' gehört als Abstr. (gi)w$ri F., mhd. bei Notker in St. Gallen um 1000 als Lehn gew$r F. N. Die urspr. Bed. 'was zur übersetzung des lat. conscientia auf, das seiner Verteidigung dient' wird früh eingeschränkt seits gr. ouve(bnri-sas 'drei Zehnheiten') hätte 'beide Hände' bedeutet und wäre aus diesem dualischen Gebrauch zu 'Hand' entwickelt (vgl. Finger). Der alte u-Stamm ist schon ahd. in die i-Dekl. übergetreten, doch haben sich Spuren der u-Dekl. erhalten (s. vorhanden und H. Paul 1917 5)t Gramm. 2, 78). Aus mhd. hant ' Seite', das in ze beiden banden vorliegt, entwickelt sich die Bed. 'Ars in aller hand; mhd. auch vier bände 'viererlei'. Handbnch N. Gr. £tx€1P&iov (zu x^P 'Hand') erfährt Lehnübersetzung zu lat. manuäle (zu manus 'Hand'). Hieraus mhd. (15. Jh.) hant-buoch Diesenbach 1857 Gloss. 348a, frühnhd. handbüchlein. handel« Ztw. Zu Hand ist ahd. hantalön 'mit Händen fassen, bearbeiten' geblldet, woraus altlothr. handeleir 'fegen' entlehnt ist. Handel M., urspr. 'etwas, womit man zu tun hat', dann (wie Geschäft) auf kaufmänn. Bed. eingeengt, ist eine erst spätmhd. Rückbildung aus handeln, wie Arger, Geiz, Opfer aus ärgern, geizen, opfern. handelseinig Adj. im 19. Jh. zus.-gebildet aus der Wottgruppe (des) Handels einig, die 1768 Der falsche Spieler 109, aber auch noch Schüler 1787 Carlos 2,8 getrennt ver wenden. handfest Adj. In mhd. hant-vest fallen zwei verschiedene Büdungen zusammen: 1. 'gefangen', zunächst wohl 'mit den Händen in den Stock im Gefängnis geschlossen', meist in der Formel 'einen h. machen', der die jüngere 'einen dingfest (s. d.) machen' nüchgeblldet ist; 2. 'mit der Hand kräftig', von Menschen, ihren Spielen und Taten. Handhabe F. ahd. hanthaba 'Handgriff', daneben ein älteres anthaba eig. 'Gegengriff' mit BorsUbe ant- (wie Antwort; vgl. Hand schuh, -werk), das schon innerhalb des Ahd. unter Einfluß von Hand umgedeutet worden ist. Der zweite Wottteü gehött näher zu heben als zu haben; vgl. gr. Kibirn 'Griff', lat. capulus 'Handhabe' zu capere 'greisen'. Das Ztw. handhaben, urspr. 'schützen', ist Lehnübersetzung von lat. manutenere (Sperber 1926 Gesch. d. d. Spr. 88) und nachttäglich unter Einfluß von Handhabe umgedeutet. Handlanger M. tritt schon in Nürnberg
Handmehr
—
231
1420 in gewerbl. Sprache auf, während das Ztw. handlangen spät im 16. Jh. daraus rückqebildet ist: Nichtenhauser 1920 Rückbild, im Nhd. 31. Handmehr N. 'Stimmabgabe durch Auf heben der rechten Hand', ein schweiz. Wort des 19. Jh., lit. durch G. Keller, Nachgel. Schr. 272. S. Mehrheit, Stimmen mehrheit. Handschuh M. ahd. hantscuoh; daneben deuten mhd. hentschuoch, mundartl. händschig auf den ahd. Gen. henti. Ein germ. *andasköhaz 'Gegenschuh', auch im ags. Männer namen Andsceoh, ist umgedeutet zu ahd. Hantscuoh; dazu der Ortsname Handschuhs heim. Ein germ. Name des Handschuhs ist unter Wanten (s. d.) nachgewiesen; einen andern bezeugt sinn, kinnas (Gen. kintaan) 'Handschuh', entlehnt aus germ. *skinpaz 'abgezogene Tierhaut', anord. skinn 'Leder': s. schinden und Schinnen. Zur Sache M. Heyne 1903 Fünf Bücher dt. Hausalter tümer 3, 300 ff. Handstreich M. kommt im 16. Jh. für 'Schlag mit der Hand' auf und spielt lange die Rolle des heutigen Handschlag. Mundartl. gilt es bei Kaufabschluß, Verlobung und Heirat. Unabhängig davon wird (etwa zur Zeit der Freiheitskriege) frz. coup de maln 'Über rumpelung' mit der Lehnübersetzung Hand streich wiedergegeben. Vgl. Staatsstreich. Handwerk N. ahd. mhd. hantwerc 'Hand arbeit', in mhd. Zeit gelegentl. vermengt mit antwerc N. 'Werkzeug', dem ags. andweorc 'Werkstoff' entspricht. hanebüchen Adj. mhd. hagenbüechin 'vom Holz der Hagebuche' (s. d.), mit der älteren Nebenform Hainbüchen (s. Hain) gern für 'derbgrob, klotzig' verwendet, so schon 1723 Jungfer Robinsone 91 'auf das hanbüchenste mit jem. umgehen'. Hanf M. ahd. hanaf, .asächs. hanap, nl. hennep, ags. henep, anord. hanpr. Vor der germ. Lautverschiebung bei den Germanen geläufig in einer Form *kannabi-s, eines mit dem seit Herodot üblichen gr. ndwaßi;, aus dem lat. cannabis entlehnt ist. Daneben scheint eine Grundform mit p bestanden zu haben. Es dürfte ein altes Kompositum vor liegen, das als Ganzes oder in seinen Teilen einer nordosteurop. Sprache sehr früh entlehnt ist. Die Bestandteile liegen vor in aind. sanä, tscheremiss. kene, kihe 'Hanf' und syrjän. wotjak. pis, puä 'Nessel, Hanf'. Aslav. konoplja und lit. kanäpes 'Hanf' sind aus dem Germ, entlehnt. Zur Sache Hoops, Reallex. 2, 445. S. auch Flachs und Leinen. Hang s. Abhang.
—
Hanse
Hängematte F. Karib. hamäca bez. die schwebenden Schlaf- und Tragnetze der Kariben, die schon Kolumbus unter diesem Namen kennenlernte und die als span, hamaca, Port, maca, frz. hamac, engl. hammock in den Gesichtskreis der Europäer treten. Nl. und nd. Seeleute bilden das Wort um zu hangmat; als Hengmatten erscheint es seit Aldenburgk 1627 Westind. Reise F 4b in hd. Text; ge meindeutsch wird es durch Vischer 1720 Robin son Crusoe I 422: Kluge 1911 Seemannsspr. 352 f. hängen Ztw. ahd. hähan (hiang, gihangan), mhd. hähen (hienc, gehangen) entwickelt sich wie fangen aus ahd. fähan. Vor h ist ein n unter Ersatzdehnung geschwunden (wie in ahd. dähta, brähta neben denchan, bringan). Entspr. weisen nl. hangen, ags. hön (aus *höhan), got. hähan auf germ. *hanhan. Sichere außergerm. Bez. fehlen, doch ver gleicht man got. hähan 'in Zweifel lassen' mit lat. cunctäri 'zaudern', aind. sank 'wanken'. Das alte st. Ztw. hat sich bei uns mehrfach mit jüngeren schw. Formen gemischt, dabei verbindet sich intrans. Bed. mit transit.: Behaghel 1928 Gesch. d. d. Spr. 449. 462. Hans, seit dem 14. Jh. aus dem Taufnamen Johannes verkürzt, fortan volksüblich in Zus.-Stellung en wie Hansnarr, -wurst und Prahl-, Schmalhans; auch in Tier namen wie H. Huckebein 'Rabe', H. Lang ohr 'Esel, Hase', H. hinter der Mauer 'Hahn'. Dazu treten seit dem 15. Jh. schein bare Männernamen wie H. Liederlich, H. in allen Gassen, H. Ohnesorge, H. Unmut, H. Sempervoll, H. such den Ttunk (Ostermann 1591 Voc. analyt. I 173. 187). Vgl. Janhagel, Prahlhans sowie Meisinger 1924 Hinz und Kunz 29 ff. Hanse F. geht von der im Mhd. abgestorbenen Bed.'Schar'aus: got. hansa 'irXYOc^, OTrecpa', ahd. hansa 'cohors'; das aus dem Germ, früh entlehnte sinn, kansa bed. 'populus, societas’. Bon ags. hös 'Schar, Menge' geht Gebrauch als Präp. aus: maegöa höse 'in der Schar der Mägde, mit ihnen'. Wie gleichbed. Schar (s. d.) mit scheren 'schneiden' verwandt ist, so gehört germ. hansa, idg. *qand-tä als t-Part. zur s-losen Form der Verbalwz. sqand 'schneiden' in lat. scandula 'Schindel', air. scandred 'Zerstreuung', scandal 'Schlacht', gäl. sgann 'Menge': I. Schnetz 1922 Bayer. Blätter f. Gymn.-Schulw. 58, 37 f. — Eine Bed. 'Genossenschaft' wird durch das zu Beginn des 12. Jh. auftretende hanshüs 'Gildehalle' vorausgesetzt, seit 1127 folgt mlat. hansa 'Handelsabgabe'. Nachdem hans(e) gemeindeutsch geworden war, trat in Lübeck
hänseln
232
Harke
1358 dudesche hense als Name des nordd. j ist das Wort auch in obd. Mundarten vor* Städtebunds auf. — Davon hänseln Ztw.! gedrungen und dabei wesentlich auf unpersönl. 'jem. in eine Körperschaft aufnehmen'; zuerst | Gebrauch eingeschränkt: es hapert 'geht nicht in Köln 1259 hansin 'in die Kaufgenossenschast vonstatten, steht bedenklich'. aufnehmen'. Happe» M. 'Bissen' ein urspr. nd. Wort, hik»fel» Ztw. erst nhd., verschieden von das auf der Jnterj. happ(s) beruht, die mit Lit. dem unter Hanse erwähnten älteren Homonym: ihrem pp das Lippenschließen malt. eig. 'jem. zum Hans, d. h. zum Narren haben'. kaum vor Ludewig 1744 Gel. Anzeigen 2, 885 Vgl. die Schelten Hansdumm, Hansnarr, 'das Essen in Happen und Bissen zertheilen'. Hanswurst sowie uzen. Verbreitet durch Nord- und Ostdeutsche wie HaaSwurst M. erscheint als Hans worst 1519 ’ Arndt, Holtei, Reiske. Noch deutlicher laut in der Rostocker Bearbeitung des Narren-malend das berl. Happenpappen: Zs. f. d. schiffs, wo Brant (Basel 1494) 76, 83 Hans; Worts. 2, 22. Myst geboten hatte. Es ist eine nd., danach! Harakiri N. Zu japan. hara 'Bauch' und obersächs. Schelte des unbeholfen Dicken, dessen i kiri 'schneiden' gehört die Bez. für die japan. Gestalt einer Wurst gleicht: Siber 1579 6emma ' Form des Selbstmords in Ehrensachen. Mit 220 'ventricosus, ventriosus / Schmehrbauch,! Dschiu-Dschitsu, Geisha, Kimono, MiHans Wurst'. Daß in Fastnachtaufzügen der kado, Sojabohne im 19. Jh. zu uns geNarr eine armlange, lederne Wurst schwingt langt: Sanders 1871 Fremdwb. 1, 467. (Schwäb. Wb. 3, 1160), ist erst aus dem Namen Harder * M. " Der Küstenfisch Mugil cephalus abgeleitet. Luther bezeugt die Erweiterung heißt ags. heardhara, -hera, -ra, mnl. nnl. des Wortgebrauchs auf 'Tölpel' Wider Hans ■ harder, herder, nd. harder. Der nd. Name Worst 1541 Ndr. 4 '(du weißt, daß) dis wort, erscheint hd. seit Er. Alberns 1540 Biet, q 3b. Hans Worst, nicht mein ist noch von mir er Der graue Fisch heißt (wie Äsche und Hering) funden, Sondern von andern Leuten gebraucht nach seiner Farbe; nordgerm. und außergerm. wider die groben tolpel, so klug sein wollen, Verwandle s. u. Asches Harem M. Zu arab. haräm 'verboten' ge doch vngereimbt vnd vngeschickt zur sachen reden vnd thun. Also hab ichs auch offt ge hört türk, barem als Name des für Fremde Seit 1645 müht braucht, sonderlich vnd allermeist in der Predigt.' uuzugängl. Frauenraums. Für den Narren im Lustspiel begegnet Hans I sich Zesen um Verdeutschungen (Zs. f. d. Worts. Sperander bucht 1728 Haram, Wurst zuerst in e. Stück von 1573, nachdem 14, 75). der Bauer im Fastnachtspiel schon seit 1553 Herder 1769 Suphan 3, 293 verdeutlicht zu so geheißen hatte. Bon Bühne und Zirkus Weiberharem. Für Harem M. entscheidet aus heute Spottwort für jem., der sich wie Wieland 1780. Harfe F. Im 5. Jh. führt Benantius Fortuder H. dort beträgt; in Österreich gekürzt zu Wurschtl, sonst auch Hansnarr, Hansdampf, natus 7, 8 harpa als germ. Musikgerät ein. Ins Roman, ist das germ. Wort als frz. harpe, Kasperl, Bajazzel. Hantel F. Ein nd. hantel 'Handhabe' hat ital. span. Port, arpa entlehnt. Innerhalb Jahn 1816 in die Turnsprache übernommen. des Germ, sind asächs. harpa 'Foltergerät', hantieren Ztw. mnd. hanteren, mhd. han nnl. harp 'Sieb', obd. harpfe 'Gestell zrcm tieren 'Handel treiben'. Afrz. hanter 'hin Trocknen von Korn' jüngere Entwicklung. Aus und her ziehen, oft besuchen' gelangt über zugehen ist von ahd. harpha, ags. hearpe, mnl. hantieren im 14. Jh. ins Deutsche und anord. harpa, die auf germ. *harppö, vorDies, im Ablaut wird in Schreibung und Bed. an Hand an germ. ♦korbhnä führen. gelehnt, mit dem es wegen seines nt nichts zu kerb- 'mit gekrümmten Fingern zupfen' (in anord. herpask 'sich krampfartig zus.zu tun hat. hapern Ztw. Wörter mit eins, p zwischen ziehen', russ. koröbitl 'krümmen', gr. xpdpßo^ Vokalen (wie Kiepe, kneipen, Köper, 'eingeschrumpft') bezeichnet die Harfe als Küper, Raupe, Stapel, stäupen) können 'Zupfe': Meringer, Jdg. Forsch. 16, 128; nicht hd. Ursprungs sein. Hapern geht von Holthausen das. 48, 258; Sperber, Wörter mnl. häperen 'stottern' aus, das sich zunächst und Sachen 3, 68. Harke F. mit seinem Ztw. harken ist auf über nd. und mb. Mundarten ausdehnt: Brem. Wb. 2 (1767) 594; Klein 1792 Prov.- Norddeutsch!, beschränkt, Mitte und Süden Wb. 1, 185, und von da aus seit Schottel 1663 sagen Rechen, rechen; die Grenze zieht Aus Hauptspr. 1333 lit. wird: haperen, woran Kretschmer 1918 Wortgeogr. 231 f. stoßen 'impedire, moram causari'. Dabei gangspunkt für mnd. harke (wie für schwed. ist die Bed. vom Stocken in der Rede auf harka 'Egge mit Eisenzähnen') ist mnl. harke. das im Geschäftsgang usw. ertoeitert. Seither Verwandt sind nd. harken 'scharren, kratzen,
Harlekin
233
s. räuspern', anord. harka 'sortschleifen', norw. harka 'schaben, kratzen'. Jdg. Basis k(h)ereg in aind. kharjati 'es knarrt', kharju 'das Jucken, Kratzen', khrgala 'Bürste', gr. xpdZeiv 'schreien', lit. kregeti 'grunzen'. Harlekin M. Herrequin, Graf v. Boulogne, starb 882 eines plötzlichen Todes, der als Strafe für den Kampf gegen seinen Oheim aufgefaßt wurde. Afrz. Hellequin wurde 'der wilde Jäger', ital. Alichino ein Teufel in Dantes Inferno, arlechino der Tölpel der Commedia dell* arte, frz. arlequin die lustige Person der Komödie. Bei uns spricht zuerst Moscherosch 1642 vom 'Harlequin oder Hans Wurst', s. d. und Pickelhering, sowie M. Rühlemann 1912 Etym. des Wortes harlequin (Phil. Diss. Halle); H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 262; Th. Siebs 1930 Zs. f. Bolkskde. N. F. 2, 49ff. Harm M. Ahd. haram, asächs. harrn, afries. herm, ags. hearm, anord. harmr führen auf germ. *harma-, idg. *kormo- in npers. serm 'Scham', aslav. sramü (aus *sormü) M. 'Schande', ir. cron 'Unrecht, Leid'. Während die Zus.-Setzung ahd. haramskara, asächs. harmskara F. 'schimpfliche, qualvolle Strafe' in mhd. härm-, hamschar 'Plage' fortlebt, wird das Simplex im Mhd. selten und stirbt frühnhd. fast ganz aus. Unter dem Einfluß der engl. Dichtung wird Harm im 18. Jh. (gleichzeitig mit Elfe, Halle, Heim) neu belebt, harmlos erscheint seit Klopstock als Nachbildung von engl. harmless. Den dt. Mundarten sind beide fremd. Harmonika F. Die 1762 von Benj. Franklin erfundene Glasharmonika benannte ihr Er finder mit dem subst. F. des gr.-lat. Adj. harmonicus 'harmonisch'. Der Erfinder der Ziehharmonika, Damian in Wien, überträgt 1829 den damals seit fast 50 Jahren bei uns eingebürgerten Namen auf sein ganz anders artiges Instrument, dem er fortan fast allein geblieben ist. — Harmonium hat Debain in Paris 1840 den von G. I. Grenie 1802 erfundenen orgue expressif genannt. Harn M. Gr. cncwp N. 'Kot' zeigt eine mit sk anlautende idg. Wz., die in anord. skam, ags. sceam, afries. skem, md. scharn 'Kot' Wiederkehr! und in Scharnbulle, -Weber 'Mistkäfer' lebt. Daneben steht eine gleichbed. Wz., die mit idg. k, germ. h anlautet und ahd. har(a)n, mhd. harn, harrn 'Urin' ergibt. Wegen der vorwiegend ostmd. Nebenform harrn (so Luther) s. Farn. Lat. ürina ist unverwandt. Harnisch M. Afrz. hamais, -eis 'Rüstung', dessen Vorgeschichte umstritten ist, wird um 1200 entlehnt zu mhd. hamas, -naes(t), harneisch, -nusch, -nisch. Das ausl. sch der
hart
mhd. Normalform beruht auf afrz. *harnasc. Der Akzent ist bei der Übernahme zurück gezogen (wie bei Herold). Der Vokal der damit tonlos gewordenen zweiten Silbe wird mhd. zu s, vor sch hat sich (wie in unsern Adj. auf -isch, mhd. himlesch, irdesch usw.) ein nhd. i gebildet. Suolahti 1929 Frz. Einfluß 103 f. Harpune F. Gr. dpirq 'Sichel' wird entlehnt zu lat. harpe 'Sichel, Hakenschwert'. Dazu mit der vergrößernden roman. Endung -one (vgl. Balkon, Ballon, Karton, Salon, Waggon) frz. harpon '(Schiffs-)Haken'. Dar aus entlehnt mnl. harpoen 'Wurfspieß zur Walfischjagd', das als Harpon M. zuerst 1627 in hd. Text erscheint: Kluge 1911 Seemannsspr. 355. Nhd. ü entspricht nl. oe auch in Krug, Luv, prusten. harren Ztw. Urverw. mit lett. ceret 'hoffen', serb. korota 'Trauer', ist der germ. Vorläufer unseres harren nirgends in alter Sprache bezeugt. Erst mhd. tritt (he-, er-) harren hervor, durch ostmd. Schriftsteller gelangt es ins Nhd. Luthers obd. Zeitgenossen muß sein harren mit beiten, verziehen, warten verdeutlicht werden (Kluge 1918 Von Luther bis Lessing 100. 109), wenn auch obd. harren in frühnhd. Zeit nicht unerhört ist: Zs. f. d. Worts. 14,155; Schwäb.Wb.3,1182; v. Bahder 1925 Wortwahl 8. 93. 121 f. Harsch M. 'Schneekruste, gefronter Schnee', ein alem., schwäb. und bair. Wort, verwandt mit mnd. harsch 'rauh'. Dazu verharschen 'sich verhärten' (bes. von Wundflächen), frühnhd. mit umgekehrter Schreibung verkarsten (man spricht isch und schreibt ist). Außerdeutsch entsprechen dän. harsk 'ranzig', norw. dial. hersk 'rauh, bitter'. Wohl verwandt mit anord. herstr 'bitter'. Germ. Wz. hars-, vorgerm. k'ors-. Dazu aslav. srüchükü 'rauh', srüsti 'Haar', lit. surkstus 'rauh'. Hierher auch ahd. hurst 'Gesträuch'. Die einfache germ. Wz. har liegt vor in mnd. hären 'scharf sein', anord. hara 'starren', schwed. dial. har 'steiniger Boden'. Zu derselben Wz. scheint mit anderer Erweiterung herb gebildet zu sein. Harst M. F. Spätmhd. harst M. F. 'Kriegs schar, Vortrab' von dunkler Herkunft, klingt in alem. und schwäb. Quellen fort und lebt noch in Harsthorn G. Keller, Gr. Heinr. 3, 108; Harschhorn K. F. Meyer, Nov. 2, 282. Harscher M. 'Kriegsknecht, Freibeuter' ist zum schwäb. Fam.-Namen geworden: H. Fischer 3, 1183. hart. Alte Sprache scheidet das Adv. (ahd. harte, mhd. harte) vom Adj. (ahd. harti, herti, mhd. herte), doch dringt schon mhd.
234 hart als Adj. vor. Außerdeutsch entsprechen ags. beard, anord. harör, got. hardus 'hart, streng. Das gemeingerm. Adj. weist auf vorgerm. kartüe in aind. krttu, avest. xratuS 'geistige Kraft', gr. Kparu«; 'stark; Machthaber', KopT€pö^ KpctT€p6q 'stark, standhaft, heftig', KdpTa Adv. 'sehr'. Engl. hard 'hart, schwer, herb' ist aus ags. heard entwickelt, dagegen ist engl. hardy 'stark, tapfer' entlehnt aus frz. hardi 'kühn', das seinerseits aus hart stammt. Hart F. 'Bergwald, waldiger Höhenzug', heute vorwiegend in Namen (die Haardt, Waldgebirge in der Rheinpfalz; die Haard, Wald südl. von Leipzig; Harz aus mhd. Hart; Spessart aus mhd. Spehteehart, zu Specht), alt weithin auch appellativ: ahd. hard M. F. N., dazu inherda 'waldeinwarts' Ahd. Glossen I 393, 2, mnd. hart (d), ags. harap, hared, anord. Hpröar als Name eines waldbewohnenden Stammes mit dem Hauptort Haröangr. Weitere Anknüpfungen sind nicht gesichert. hartnäckig Adj. Das der Lutherbibel (2. Kön. 17, 14; Jes. 48, 4) geläufige Bild ist vom Zugtier genommen, wie stiernackig, anders als halsstarrig. Nne Glosse zum Terentius zu Tütsch (Straßb. 1499) 76b 'wann einer toll ist, so spricht man, er hab ein harten Gluck' läßt in die Borgeschichte des Adj. blicken, das als hardneckisch zuerst in bet Gemma (Köln 1495) E lc greifbar wird. Dan. haardnakket, schwed. h&rdnackad stammen aus mnd. hardenacket. Hartriegel M. Name mehrerer Büsche, alt nut des Strauchs Comos sanguinea: ahd. hart(t)rugil, mhd. hartrügele (Zs. f. d. Worts. 2, 215. 5, 21). Die erste Silbe ist vorgetreten wegen des harten Holzes, den germ. Namen laßt das früh entlehnte frz. trodne 'Hartriegel' erkennen. Germ, ♦truga-, idg. drukö- ist als Ableitung zum idg. Stamm dru 'Holz' ver wandt mit Teer, Trog, Truhe. Harz N. ahd. mhd. harz (daneben ahd. harzoh, das in thür. hörtex fortlebt), asächs. mnd. hart (nd. harte, nl. hars sind dem Hd. entlehnt). In andern germ. Sprachen nicht nachgewiesen. Außergerm. sind wurzelverw. aind. kard-äma M. 'Schlamm, Schmutz', gr. xdpb-oiro beruht auf mundartl. Aussprache des anl. g wie in jähnen neben gähnen. Vgl. jappen; H. Paul 1916 D. Gramm. 1, 314; v. Bahder 1925 Wortwahl 125 f. Iah« M. 'Reihe gemähten Getreides', erst frühnhd. belegt, doch sicher alt, über ganz Süddeutschland und Hessen verbreitet. Dazu langob.-lat. janua, schweb. &n 'Ackerstreifen' und (aus dem Germ, entlehnt) sinn, jana 'Reihe, Linie'. Schweiz, 'das geht in einem Jahn' zeigt die Bed. '(Arbeits-)Gang': Jahn ist nächstverwandt mit aind. yäna- 'Bahn, Gang' und Ableitung zur idg. Wz. ye, I 'gehen' in aind. yä 'gehen', got. iddja 'ging'. Jahr N. Ahd. mhd. jär, asächs. jär, ger, asties. got. ger, ags. gear, anord. är führen auf germ. *jera 'Jahr', das auch in Heuer steckt. Ags. gear bed. auch 'Frühling': das weist auf eine alte Nebenbed., die durch das urverw. aslav. jaru 'Frühling' gestützt wird. Auch griech. steht djpa 'Jahreszeit, Frühling, Jahr' neben d)po^ 'Jahr'. Urverw. sind gleichbed. avest. yär-, alat. ♦jörum (zu erschließen aus lat. hornus 'heurig', alt ♦hö-jörinus). Zur Bed.-Entfaltung vgl. Winter und Widder. Möglicherweise bed. Jahr urspr. 'Gang (der Sonne)', sofern es Ableitung zur Wz. ye 'gehen' (s. Jahn) sein kann. Jahrbuch N., stüher nur Plur. Jahr bücher: seit Dasypod 1537 Biet. 10b für lat. annales, wie Tageblatt für frz. joumal. JahrhNudert N. Lat. saeculum wird im 16./17. Jh. gern in deutschen Text gestellt, nachmals mit 'Zeit von hundert Jahren', 'hundertjährige Zeit' umschrieben, seit 1663 durch Jahrhundert ersetzt. Schotte!, Ausführl. Arbeit 411 a nennt S. v. Birken als Urheber der ungewöhnl. Wortbildung (aus 'ein Jahr oder hundert': Behaghel 1928 Gesch. d. d. Spr. 258), die noch von Dornblüth 1755 Observ. angefochten, aber von Leibniz, Stieler und Gottsched durchgesetzt wird. Ihr nach gebildet sind Jahrzehnt, das seit Bengel 1730 (Lebensabriß von Wächter, Stuttgart 1865, S. 247) Dekade und Decennium ersetzt, sowie Jahrtausend für Millennium: zuerst bei Liares 1751 Lob- und Ehrenpredigt, wieder von Dornblüth getadelt, .doch von Wieland, Lessing und Adelung durchgesetzt: Feldmann 1903/05 Zs. f. d. Worts. 5, 229. 6, 327. JakobSstab M. heißt wegen ihrer Ähnlich keit mit dem Pilgerstab der Jakobspilger vom
Jänner
16. bis 18. Jh. die Meßlatte, mit der auf Schiffen die Sonnenhöhe bestimmt wird. Entspr. engl. Jacob's staff: Kluge 1911 Seemannsspr. 395. Jalousie F. An morgenländ. Bauten lernen Romanen Gitterfenster kennen, die den Blick von außen nach innen verwehren, und nennen sie ital. geloaia, span, celosia, frz. Jalousie (später pereienne), sämtlich zu gr.-lat. zelus 'Eifer(sucht)'. Seit Lavater 1767 erscheint Chalousie in der Schweiz, 1784 fallen Nicolai die Schaluserl in Wien auf, 1790 vermißt das Schwabenmädchen Elise Bürger Ja lousien in Göttingen: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 309. Jammer M. mhd. jämer, ahd. jämar M., urspr. N. als Subst. des Adj. ahd. jämar 'traurig', somit 'das Traurige'. Die sächs. Sprachen kennen nur das Adj.: asächs. jämar, ags. geomor 'leidvoll'. Das vorauszusetzende germ. ♦jemura- gilt für urverw. mit gr. ^pepot; 'sanft, mild*. Dazu wohl mit Tiesstufe air. amor (idg. •jomuro-) 'Jammer'. jammerschade präd. Adj., im 18. Jh. er wachsen aus der häufig präd. gestellten Formel Jammer und Schade. Jammertal N. Vallis lacrimarum, das die lat. Bibel Psalm 83, 7 vom irdischen Leben braucht, übersetzt Hugo v. Trimberg 1300 Renner B. 235 mit jämertaL Luther ist bei dem schon vor ihm geflügelten Wort geblieben. Janhagel M. Nnl. Janhagel erscheint im 17. Jh. als Schelte von Kerlen, die jeden Augenblick de hagel sla hem rufen. Seit El. Hesse 1687 Ostind. Reisebeschr. 284 als 'Pöbel' in hd. Texten, ist I. vorwiegend als Spott name hamburgischer Bootsleute bezeugt. In der Lit.-Sprache des 18. Jh. begegnen Hans, Johann(es) Hagel: Gombert 1902 Zs. f. d. Worts. 3, 310; Kluge 1911 Seemannsspr. 396. Nahe vergleichen sich frz. Jean Bete; engl. Jack a dandy, Jack at a pinch, Jack in a box, boot-jack. Janttschare« Plur. Türk, jeni tscheri 'neue Truppe' heißt die 1362 aus Kriegs gefangenen gebildete Truppe, deren Name fast in alle europ. Sprachen drang, zu uns 1522 als Jenizeri: Diefenbach und Wülcker 1885 Hoch- und nd. Wb. 680. Jänner M. Lat. jänuärius (zu Jänus, dem altitalischen Gott des Sonnenlaufs) ergibt (wie gemeinroman. jenuario) frühmhd. j$nner. Demgemäß heißt der Monat amtlich in Öster reich, mundartl. in der Schweiz, im Elsaß, in Teilen Badens, Württembergs, der Rhein pfalz, Hessens und im Vogtland. Als hd. gilt im Reich Januar, im 18. Jh. auf gelehrtem Wege durchgesetzt: Kretschmer 1918 Dori-
jappen
267
geogr. 241. Jenner als Familienname geht auf den heiligen Januarius (f 305) zurück: Edm. Ried 1924 Heiligenverehrung und Namen gebung 61. jappen Ztw., aus dem Nd. durch Dichter wie Hermes, Bürger, A. v. Droste ins Nhd. gelangt. Auch md. jappen, mnd. jap(p)en, nl. gapen beb. 'den Mund aufsperren'. Anl. j wie jäh. Jargon M. Frz. Jargon 'unverständl. Rede weise', für das man lautmalenden Ursprung vermutet, gelangt 1765 zu uns, wird von Wieland 1774 für unentbehrlich erklärt und schwebt zwischen der Bed. 'Redeweise eines bestimmten Kreises, Sondersprache, törichtes Gerede': Feldmann 1906 Zs. f. d. Worts. 8, 77; H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 309. JaSmiir M. Der perf. Pflanzenname jäsämin wird uns im 16. Jh. durch arab. und span. Vermittler zugetragen. Die im 17./18. Jh. begegnende Form Jesmin steht unter Einfluß von ital. gesmino; das dort nach gelso 'Maulbeerbaum' umgebildete gelsomino wirkt fort in gelsemin, jelsomin bei Lauremberg und Gryphius. Die bei Wieland und später verbreitete Schreibung Schasmin spiegelt frz. Aussprache: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 310; Lokotsch 1927 Etym. Wb. Nr. 942. JaSpiS M. Der Vorderasiat. Halbedelstein heißt assyr. a5pü, hebr. jä66pheh. Über gr. laoiriq entsteht lat afrz. iaspis, das seit 1200 als mhd. iaspes bei uns einzieht. Luther verwendet Iaspis 2. Mos. 28, 20 und noch sechsmal in der Bibel. Suolahti 1929 Frz. Einfluß 111. jäten s. gäten. Jauche F. Der flüssige Stalldünger heißt bair. Adel, im übrigen Ostobd. Mistlacke, -lache, schwäb.-alem. Gülle, Westmd. Mist pfuhl, Hess. Sutter usw.: Kretschmer 1918 Wortgeogr. 241 ff. Jauche ist gemäß seiner Herkunft aus poln. jucha urspr. ein Wort des Ostens: mnd. md. jüche, bei Luther juchen. Nach dem auch bei Gauner wirksamen Laut gesetz steht bei Mathesius, Steinbach, Frisch, Kindleben, Adelung u. a. Ostmitteldeutschen Gauche. Das schon ajlav. jucha 'Brühe, Suppe' ist urverw. mit apreuß. juse 'Fleisch brühe', lit. jtiäe 'Fischsuppe', lat. jüs 'Brühe', gr. Zupr) 'Sauerteig'. Jauchert s. Juchert. jauchzen Ztw. mhd. jüchezen, ahd. *jühhazzen: zum Freudenruf jüch wie ächzen zu ach. Für den Freudenruf ergibt sich idg. Alter aus lat. jübilum 'fteudiger Aufschrei' und gr. lauoT 'juchhe'. Jause F. 'Zwischenmahlzeit, Vesperbrot', jausnen Ztw. 'vespern': ein Wort Österreichs,
jenrand
\ der Zips und Siebenbürgens, im 15. Jh. entlehnt aus stov, jtitina 'Mittagessen', jdtinati 'zu Mittag essen; vespern', die ihrerseits zu slov. jüg, aslav. jugu 'Süden, Südwind' ge j hören : Kretschmer 1918 Wortgeogr. 551 f. Jazz M. eine um 1912 von Nordamerika eingeführte Musik und Tanzart, deren Name noch 1901 im New EngL Dict. fehlt. Nach Mutterspr. 40 (1925) 372 ist Jas der aus Charles entstellte Kosename eines musik. Negers. je Adv., seit dem 17. Jh. aus mhd. frühnhd. ie, ahd. io, älter eo, anord. e, ei, ags. ä, ö, asächs. eo 'immer, irgend einmal'. Das auch fürs Ahd. vorauszusetzende *eo ist über *ew nach denselben Lautgesetzen wie Schnee und See aus germ. *aiw gebildet, das im Got. unverändert vorliegt. Es ist Kasusform zu got. aiws M. 'Zeit', vielleicht in der Formel ni aiw 'nie' zum Adv. geworden, aus der die posit. Bed. durch Rückschluß gewonnen sein mag. Doch vgl. gr. (type. phok.) atfa 'immer' zu atdiv 'Zeit'. S. ewig, nie und Behaghel, Syntax 2, 90. 3, 187 ff. 198. jeder Pron., spätmhd. ieder, älter ieweder, ahd. iowedar, älter eo-hwedar, asächs. iahwethar, ags. ähwas der. Urspr. 'jeder von zweien', erst seit mhd. Zeit in bezug auf mehr als zwei Größen gebraucht. Zus.-gesetzt aus je (s. d.) und ahd. hwedar 'welcher von zweien* (s. weder). Daneben mhd. iegeweder, ahd. eogiwedar, ags. eghweder, engl. either 'jeder von beiden'. Behaghel 1923 Syntax 1, 388; 1928 Gesch. d. d. Spr. 550. jedweder Pron., mhd. ietweder 'jeder von beiden' (auch schon auf mehr als zwei Größen bezogen) aus ieg(e)weder: die ungewohnte Lautfolge gw wird über dw zu tw). S. jeder und Behaghel 1923 Syntax 1, 389. jeglich Pron., mhd. iegelich, ahd. iogilih aus iogihwölih (s. welch). Das Wort ist durch gleichbed. nhd. jeder zurückgedrängt: Be haghel 1923 Syntax 1, 390; 1928 Gesch. d. d. Spr. 342. Jelängerjelieber M. Name verschiedener Pflanzen, denen allen mit dem Satznamen eine lange Blütezeit gewünscht wird. Zuerst heißt 1500 der rote Nachtschatten (Solanum dulcamara) Ye lenger ye lieber; 1517 folgt die Feldzypresse (Teucrium chamaepitys). In Eupener Mundart heißt das Sttefmütterchen We langer we lewer: Tonnar und Evers (1899) 226. Schwäb. Wb. 4, 10. 6, 2229. jemals Adv., erst nhd., dem mhd. e mäles 'vormals' nachgebildet. S. niemals und Behaghel 1923 Syntax 1, 497. jemand Pron. mhd. ieman, ahd. eoman 'irgend ein Mensch', -d ist nach n angetreten
jemine
268
wie in (n)irgenb, weiland, vollends.' Behaghel 1923 Syntax 1, 399. jemine Jnterj., aus lat. Jesu domine ent stellt, um eine Übertretung des zweiten Ge bots zu vermeiden, darin vergleichbar mit sackerlot, sapperment, meiner Six, srz. parbleu. Ach jemini zuerst bei Grimmels hausen 1669 Simpl. 2, 624, der die Entstellung noch durchschaut. jener Pron. mhd. jener, ahd. (j)ener. Dazu mit anderen Bokalgestaltungen ags. geon, engl. yon(der), got. jains, anord. enn 'der'. Dafür spätmhd. der jener, woraus nhd. der jenige. jenisch Adj. 'rotwelsch'. Zu dem unter Gauner angezogenen hebr. jänä 'Übervor teilen' gehört als Part. Präs, jöneh 'Betrüger*. Das dazu gebildete Adj. auf -isch erscheint mit entrundetem Stammvokal als jenisch bei Wiener Kellnern 1714 (Kluge 1901 Rot welsch 1, 176), schriftsprachl. als jänisch seit Jean Paul 1800 Anh. z. Titan 1, 108. Das Wort lebt in elf. und schwäb. Ma.: MartinLienhart 1, 408; H. Fischer 4, 93. jenseits Präp. Adv. mhd. jynsit 'auf jener Seite' (mhd. .auch jene site). Jeremtabe F. Zu den Klageliedern Jeremiä im Alten Testament ist nach einem Vorbild wie Ilia de zu Anfang des 18. Jh. srz. j6r6miade F. 'Klage' gebildet. Bei uns nicht vor 1784: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 310. Jesnit M. Seit 1533 bildet sich um Loyola die Compania Jesu, 1540 wird sie von Papst Paul III. als Societas Jesu bestätigt. Die Mitglieder werden vom Volk mit dem Schelt namen Jesuit 'Betbruder' belegt, der in den Niederlanden schon 1519 nachzuweisen ist. Canisius und Suarez wehren sich gegen den mißgünstigen Namen; gleichwohl hat er über die ganze Erde gegriffen, sogar in amtlichen Gebrauch, nur nicht in den der Kirche und des Ordens selbst: A. Götze, Sitz.-Ber. der Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1917, 9. Jefnitenriechrrei F. von I. G. v. Zimmer mann 1788 Unterred. mit Friedrich d. Gr. 87 f. in Umlauf gesetzt: Lädendorf 1906 Schlagwb. 146 f. Vorbild ist Kasfeeriecher, Berliner Scheltname der Spürbeamten, durch die der König verhütete, daß Bürger ohne Brenn schein Kaffee brannten: Gombert 1905 Zs. f. d. Worts. 7, 6f. Jett s. Gagat. jetzt Adv. Die mhd. Adverbien ie (s. je) und zuo, ze (s. zu) vereinen sich im 12. Jh. zu iezuo, ieze 'eben jetzt, soeben, alsbald'. Lautgesetz!. Entwicklung führt zu itzo, itz und (mit demselben Lautvorgang, der mhd. ie zu nhd. je umgestaltet) zu frühnhd. jetz.
Jochem
Daran tritt t wie in Axt, Habicht, Obst, Erzt, zuguterletzt. Gleichzeitig mit iezuo erscheint im 12. Jh. die obd. Nebenform iezö (wie dö, zwo neben duo, zwno), die als jetzo noch in der klass. Dichtersprache, als ieze in schwab. bair. Mundart bis heute lebt. Die Form setzt Tonlosigkeit der zweiten Silbe voraus, während iezuo unter Äebenton Diph thong entwickelt hat. Iezunt, seit Herbort v. Fritzlar belegt und als jetzund bis ins 18. Jh. häufig, schließt sich an Zeitadv. an wie mittunt 'quondam' bei Notker oder mhd. sidunt 'seit dem', die t angenommen haben unter Einfluß Von Ortsadv. wie enönt 'citra', hinönt 'ultra*. Die Weiterbildung jetzunder steht unter Einfluß von Adv. wie hemachher, hereinher: Behaghel 1928 Gesch. d. d. Sprache 218. 265. 330 f.; v. Bahder 1929 Beitr. 53, 431 ff. Jetztzeit F. Bei Schnüffis 1695 Maul trommel 220 begegnet jetzige Zeit, seit Schubart 1789 Baterl. Chron. 164 Jetztwelt: nach diesen Vorbildern wagt Jean Paul 1807 Levana 1, 103 Jetztzeit, unschön in seiner Konsonanthäufung (Jettsttseit), entbehrlich neben Gegenwart, darum von Jochmann 1828 über die Sprache 173 bis Wustmann 1917 Sprachdummh. 285 mit Recht bekämpft: Zs. f. d. Worts. 2, 70. 256. 5, 114. 11, 115. Jingo M. Im Sinn unseres Donnerwetter begegnet engl. (by) Jingo seit 1670. Auf der Höhe der Spannung mit Rußland im Krim krieg flicht der Hallensänger MacDermott by Jingo in ein Lied, das Ende 1877 das Schlagwort jingoism 'Chauvinismus' veranlaßt. Gleich danach wird Jingo aus den deutschen Säbelraßler übertragen: Ladendorfl906 Schlag wb. 148; Büchmann 1912 Gefl. Worte 483s. Jobber M. Zu engl. job 'stoßen' gehört job 'Schlag, Coup, geschäftl. Vorstoß', dazu jobber 'Makler', Stockjobber'SlUien*, Effektenhändler'. Bei uns wird Stockjobberey durch Möser 1778 Patr. Phant. 3, 40 bekannt; Jobber 'Börsenspekulant' ist daraus gekürzt: Schirmer 1911 Wb. d. d. Kaufmannsspr. 90. Joch N. mhd. joch, ahd. joh (hh) 'Joch zum Tragen, Bergjoch, Joch Landes'. Entspr. asächs. juk-, ags. geoc, gioc, anord. ok, got. juk und (als Entlehnung aus dem Urgerm.) sinn, jukko. Als urverw. entspr. aind. yugä,'Joch, Gespann', gr. Zujöv, lat. jugum, lit. jüngas, aflav. igo (aus *jügo). Das zugehörige st. Ztw. (idg. *jepg- 'anbinden' in avest. yuj'anspannen', gr. Zeupnivm, lat. jüngere, lit jungiü 'ich schirre an') ist in gemeingerm. Zeit ausgestorben. Vgl. Jucheri. Jochem M. 'Wein'. Das in Finkel jo chem (s. d.) als zweiter Teil enthaltene hebr. jajim lebt roth), seit Basel 1450: johanns gnug
Jockei
269
das ist der win (Kluge 1901 Rvtw. 1, 15), \ schristsprachl. seit Grimmelshausen 1669 (DWb.! 4, 2, 2331). Die Anlehnung an den Taufnamen hält I. südwestdeutsch am Leben:! Marttn-Lienhart 1, 405; Schwäb. Wb. 4, 65. Jockei M. Engl. jockey 'Bereiter' ist Berkl.! von Jack 'Jakob'. In Berichten über engl. Wettrennen erscheint I. bei uns seit 1787,! eingebürgert wird es mit dem ersten Berliner I Rennen 1830: H. Schulz 1913 Fremdwb. j 1, 311. i
Juchert
Joppe F. mhd. jop(p)e, juppe, schöpe, tjoppe F. M. 'Wams, Jacke; Weiberrock'. Arab. dschubba 'Obergewand mit langen Ärmeln' ergibt älter ital. giuppa 'Jacke, Wams' und gelangt von da (wie in andere europ. Sprachen) auf mündl. Weg um 1200 nach Oberdeutschland: s. Schaube und Suolahti 1929 Frz. Einfluß 111 f. Jot N. Name des Buchstaben j, im 17. Jh. neben Jod geläufig: nach hebr. jod, woher auch gr. iurra F. 'i'. Es ist der Veinste Buch-
Jod N. Den chemischen Grundstoff hat | stabe, darum nach Matth. 5, 18 nicht ein Jota Courtois 1811 in der Asche des Seetangs !'nicht das geringste'. Lin jota seit 1688 belegt entdeckt und nach gr. Lwdr^ 'veilchenfarbig' | bei H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 311; vorher frz. iode benannt, weil er sich bei Erhitzung in veilchenblauen Dampf verwandelte. iobeln Ztw. Zu dem Jodelruf jo bilden Alpenmundarten von Kärnten (Lexer 1862 Kärnt. Wb. 152) bis zur Schweiz (Id. 3, 11) das Ztw. jodeln, das durch Goethe schrift deutsch wird. jodnte s. zeter. Mghnrt N. die nach bestimmtem Verfahren gesäuerte Milch heißt nach türk, jogurt. Johannisbeere F. so benannt, weil sie schon um den Johannistag (24. Juni) reift. Neben dem von Livland bis zur Schweiz gangbaren Namen (Johansbeer Siber 1579 Gemma 67) ist im Südwesten Johannistraube volks tümlicher, in Österreich Ri bis! (lat. ribes), in Schlesien Riwisl: Kretschmer 1918 Wortgeogr. 243. Johannisbrot N. Die Schoten von Ceratonia siliqua, sonst Bockshorn genannt, heißen nach Johannes dem Täufer, dessen Kost (Mark. 1, 6) sie nach dem Volksglauben vervollständigen. In den deutschen Gesichts kreis tritt die morgenland. Frucht zuerst in den Ahd. Glossen 3, 559, 38, dann wieder zu Ende des 15. Jh. durch Pilgerreisen (hgg. von Röhricht S. 137, Breitenbach 1483 'by Lymizo sint groisse welde mit ytel bäumen, die Sant Johannes broidt dragen'; S. 339, Rindfleisch 1496 'in weiden von Johansbrotf). Johanniswürmchen N. Der um den Jo hannistag (24. Juni) fliegende Leuchtkäfer Lampyris heißt so seit Mathesius 1566 Luther 141, 20. Der Name gilt vor allem ostmd., sonst Johannisfunke, -käfer, -Vogel, Gleim(chen): Bahder 1925 Wortwahl 149. Jolle F. Name einmastiger Fahrzeuge auf Nord- und Ostsee, nd. (seit 1520) auch jölle, jelle, gelle, nnl. (seit 1599) jol, engl. yawl, jolly*boat, dän. Jolle, schweb, julle. Frz. jol, yole, russ. jal(ik) scheinen dem Nd. ent lehnt zu sein. Ursprung dunkel. Kluge 1911 Seernannsspr. 397.
das minste Jodt Opitz 1631 Grotius 379. Journal N. Dem mlat. diurnale (zu dies 'Tag') entspricht ital. giomale, norbital, zomal, das als srühnhd. eornal erscheint, wie andere Fachwörter der ital. Buchhaltung. Im 16. Jh. tritt Journal an die Stelle, das allmählich in olle Bed. des srz. Journal einrückt: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 312. Vgl. Tagebuch. jovial Adj. Wer unter dem Zeichen des Jupiter steht, dessen Stern dem Menschen Fröhlichkeit verleiht, heißt spätlat. joviälis, frz. jovial. Nach dem ersten jovialisch seit 1690, nach dem zweiten jovial seit 1776. Jovialität 1790 nach frz. jovialM. Jubel M. Hebr. jöbel 'WLdder(horn)' ge langt zur Bed. 'Freudenschall' und liefert Jubeljahr (mhd. jübelj&r), well mit Widder hörnern jedes 60. Jahr eingeblasen wurde, das nach mos. Gesetz ein Erlaßjahr war. Nachdem Bonifaz VIII. 1300 das Jubeljahr kirchlich eingeführt hatte, wurde sein Name jübilaeum auf Gedenkfeiern anderer Art übertragen Mlat. jübiläre ergibt afrz. jubiler 'jauchzen' das als jubilieren seit etwa 1250 in mhd geistlichen Texten austritt. Spütmhd. ent steht daraus jubel M., stühnhd. jubeln. Ju bilar ist erst im 18. Jh. aus mlat. jübil&rius eingedeutscht. Juchert, Jauchert M. spätahd. jühhart, ags. gycer, mhd. jüchert 'Ackermaß': mit ahd. giuh, mhd. jiuch N. F. 'Morgen Landes' zu nhd. Joch 'soviel Land man mit einem Joch Ochsen an einem Tag zu Pflügen vermag'. DaS Suffix erinnert an das von mhd. egerte 'Brach land' (vgl. Artacker unter Art), der Stamm an das urverw. lat. jügerum 'Morgen Lande-'. Dies hat gewiß auch sachlich eingewirkt, da die Germanen das Feldmessen von den Römern gelernt haben. Neben dem bair.-schwäb. I. steht fränk.-md. Morgen, alem. Tagwerk, Mannshauet ('so viel ein Mann in einem Tag haut'), östr. Joch, die alle auch in ihrer Größe dem röm. jügerum (25,2 Ar) etwa entsprechen.
juchhe
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juchhe Jnterj. An den Freudenrus juch, der in jauchzen (s. d.) enthalten ist, tritt der Ruf he, mhd. he als Jnterj. des Lachens. Juchhe kaum vor Stieler (1691) 804; voraus geht juch heia o Fastnachtfp. des 15. Jh. 335, 31; juchheisa folgt seit Kirsch 1739 Comu cop. 2, 205. Juchte» N. M. 'nach bestimmter Art gegerbtes Leder'. Tatar, üfti 'Sack' ergibt russ. juftü, das als mnd. juften zu uns gelangt und (nach dem auch in anrüchig, berüchtigt, be schwichtigen, echt, Gerücht, Nichte, ruchbar, sacht, Schachtelhalm wirksamen Lautgesetz) zu juchten, nnl. jucht(leer) ge wandelt ist. Hd. Juchten seit Stieler (1691) 892. Auch slav. Sprachen zeigen (c)ht: russ. juhtü, poln. jucht, cech. juchta, serb. juhta: Lokotsch 1927 Etym. Wb. Nr. 2128. juchzen s. jauchzen. jucken Ztw. mhd. jucken, md. jucken (schriftdeutsch ist die obd. Form geworden, in der ck den Umlaut von u hemmt, s. drucken), ahd. jucchen, 'null, joken, ags. gyccan, engl. itch. Außerhalb des Westgerm, fehlen sichere Spuren des Stammes juk(k), zu dem sich auch ahd. jucchido, mnl. jöcte, ags. gycöa 'das Jucken' stellen. Judaskuß M. Der Name des Verräters, auch in Judaslohn und Judashaar (fuchs rot gedacht), liefert nach Matth. 26, 48 den Judaskuß, seit 1570 Zimm. Chron. 4, 229. Vgl. Hiobspost, Kainszeichen, Uriasbrief. Jude M. mhd. jude, ahd. judo, mit der umgelauteten Nebenform Jüde, md. jüde, ahd. judeo. Die Form auf -eo (auch asüchs. juöeo, judeo) beruht auf lat. judaeus. Der Bolksname geht aus von dem des Stammes Juda. Judeuschule F. mhd. judenschuole. Als im 14. Jh. der Ausdruck aufkam, wurde in den Bethäusern die jüd. Jugend im Glauben, später auch im Rechnen urtb Schreiben unter wiesen. So wurde I. Ersatz für Synagoge: Nyström 1915 Dt. Schulterm. 1, 55. Jugend F. mhd. jugent (ck), ahd. jugund, asächs. juguö, anl. iugind, ags. geogoö 'junge Schar' (engl. youth 'Jüngling ): gemeingerm. Abstr. zu jung, s. d. Got. junda entspricht dem lat. juventa: germ. ♦jugunpi- steht für idg. ejuwxiti-. Germ, g für idg. w wie in Brücke, s. d. Zum Suffix germ.unpi s. Tu gend u. Kluge 1926 Stammb. § 131. Mit anderm Suffix anord. öska (aus •jungxiskön). Jul M. der nordostdeutsche Name des Weihnachtsfestes, mnd. jul, ags. geol, geohhol, anord. jöl; vorauszusetzen ahd. ♦gehal, dazu als Monats- und Jahreszeitname got. jiuleis,
Junge
■ ags. giuli, geola, anord. ylir. Aus dem Urnord, entlehnt sinn, juhla 'Feier', joulu 'Weihnachten', daraus wieder lapp, juovla i 'Weihnachten'. Die Entlehnung beweist, daß i die Germanen ein vorchristl., mehttägiges > Mittwinterfest begangen haben. Den Namen trägt es nach der Jahreszeit: Grundform ♦jehwla 'Zeit der Schneestürme', zu anord. el N. 'Schneegestöber': A. Götze 1922 DWb. 14, 1, 710; 1923 Zs. f. d. Phil. 49, 286 f. Julep M. 'kühlender, süßer Trank', oft* preuß. julep (Frischbier 1882 Preuß. Wb. 1, 320): pers. gul-äb 'Rosenwasser' wurde über arab. dschuUäb den Romanen bekannt und drang über ital. giulebbo, frz. julep zu uns: 'Latwergen, Sirup, Julep' Fischart 1575 Garg. 19. Zs. f. d. Worts. 10, 127. Juli M. Der siebente Monat, ahd. h$wimänöth, und entspr. noch frühnhd. höuwmonat (Zs. f. d. Worts. 14, 317), war nach altröm. Zählung, die das Jahr mit dem März begann, der fünfte und hieß demgemäß lat. Quintilis (zu quintus, seil, mensis). Zur Ehre des den Kalender berichtigenden Julius Cäsar wird er umbenannt zu Julius. Der fremde Name dringt, von Humanismus und Kanzlei be günstigt, bei uns durch; Zesens Rückkehr zu Heumond (Zs. f. d. Wottf. 14, 75) bleibt ohne Nachfolge. Jmnper M. 'überziehbare Jacke', vorher 'Matrosenjacke' (Kluge 1911 Seemannsspr. 401): jung entlehnt aus gleichbed. engl. jumper. Dies zu engl. jump 'sich flink im Takelwerk bewegen', das als Lehnwott aus norw. gumpe 'stoßen' gilt: New engl. Dict. 5, 629. jung Adj. Mhd. junc (g), ahd. asächs. afries. jung, mnl. jonc (gh), ags. geong, anord. ungr, got. juggs (Komp, mit gramm. Wechsel got. jühiza, anord. ceri) führen auf germ. *junga-, kontrahiett aus ♦juwunga- für idg. •juunk'ös in kymr. ieuanc, air. oac, aind. yuva& 'jung', lat. juvencus 'Jüngling'. Ein unerweitertes idg. *iuuen-: *jeuno- erscheint in lat. juvenis, juven-ta, aind. yüvan 'jung, Jüngling', aflav. junü, lit. jäunas 'jung': sämtlich zur idg. Wz. jü 'jung sein'. — Bon jung auf (etw. gewohnt sein u. ä.) ist vermischt aus 'von Jugend auf gewohnf und 'schon jung gewohnt': Behaghel 1923 Syntax 1, 8. Junge M. gilt nord- und md. für schriftsprachl. Knabe, das in der Umgangsspr. geziert klingt. Obd. dafür Bub(e); die Grenze zwischen beiden zieht Kretschmer 1916 Wortgeogr. 244 f. Der Junge ist verkürzt aus d. j. Knabe, Schüler, Gesell, vgl. Mitt. s. Gesch. v. Nürnberg 14, 43 (1509): „damit die jungen schuler bester zu stattlicher schicklichkeit gezogen; zwu loca, in denen ... die hingen knaben nnder-
Jünger
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wiesen werden, damit bey den iungen mit frucht gelesen werde"; das. 46 (1510): „das sy dem selben den iungen zegut vleißig obliegen." Jünger M. ahd. jungiro, mhd. jünger. Der subst. Komp, von jung ist in Wiedergabe des mlat. junior früh zu 'Schüler, Lehrling, Unter gebener' geworden, so auch ags. gyngra 'Diener, Beamter'. Insbesondere zur Übersetzung des bibl. discipulus verwendet, in neuer Zeit auf ähnliche Verhältnisse der Anhängerschaft aus gedehnt: Zs. f. d. Worts. 3, 229.8,211. Gegen satz Herr, s. d. Jungfer F. verkürzt aus mhd. juncvrouwe 'junge Herrin, Edelfräulein'. Entspr. ist proklit. Frau über vro verkürzt zu mhd. vor, ver; geblieben in Niederrhein. Familiennamen wie Verjutten, Verloren, Vernaleken, Vrewen 'Frau Juttas, Lenores, Adelheids, Evas Sohn'. — Jung er 'Libelle', nd. jumffer, tritt bei Richey 1755» Hamb. Id. 105 neben gleichbed. Nymphe ('s. d.) auf und ist wohl Lehnübersetzung aus lat. nympha in seiner Bez. auf Insekten. Dafür md. Wasserjungfer seit 1743: DWb. 13, 2430. Vgl. Otterjünferle 'Eidechse' Müller-Fraureuth 1914 Wb. der obersächs. Ma. 2, 311. Jungfernrede F. heißt (nach engl. maidenspeech) die erste Rede eines Parlamentmit glieds. Zuerst 1836 in student. Ausdrucksweise: Gombert 1905 Zs. f. d. Worts. 7, 147; Laden dorf 1906 Schlagwb. 152 f. Junggesell M. Aus der Gruppe „der junge Gesell" is gegen Ende des 15. Jh. das zunächst gleichbed. junggesell zuf.-gerückt. Im 16. Jh. tritt dann die Bez. auf den Unverheirateten ein: wie Jungfrau gegen Frau 'Ehefrau', so tritt Junggesell in Gegensatz zu Mann 'Ehemann'. Jüngling M. ahd. jungaling, asächs. jungling, anl. iungeling, afries. jongeling, ags. geongling, anord. ynglingr: gemeingerm. Bildung aus jung und -ling. Nur got. juggalaups (zweiter Wortteil got. laudi F. 'Gestalt' zu liudan 'wachsen') weicht ab: Kluge 1926 Stammbild. § 25. 55. Juni M. Der sechste Monat, ahd. brähmänöt, hieß im alten Rom nach Juno. Junius und sein Gen. Juni(i) werden durch Humanisten und Kanzleien des 16. Jh. bei uns durchgesetzt. Sie waren im 17. Jh. nicht wieder zu verdrän gen, weil man sich über das Erfatzwort nicht einigen konnte. Zesen schwankt zwischen Brach-, Heu-, Lilien-, Rosen- und Sommermond: Zs. f. d. Worts. 14, 75. 317. Vgl. Juli.
Jux
Junker M. urspr. 'Sohn von Herzögen oder Grafen', aus ahd. juncherro, mhd. junchörre, entspr. nl. jonk(he)er, woraus engl. younker entlehnt ist. Der Bildung nach vergleicht sich engl. yeoman 'Gutsbesitzer' aus ags. ♦geongman 'Jungmann'. Suppe s. Joppe. Jurist M. Mlat. jurista (zu lat. jüs, jüris 'Recht') ergibt seit 1300 mhd. juriste 'Rechts gelehrter'. Dazu juristisch kaum vor Luther, Juristerei seit Fuchsberger 1534: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 313. just Adv. mit nl. juist, engl. just im 16. Jh. entlehnt aus lat. juste Adv. 'gehörig'. Zuerst in Sim. Roths Fremdwb. 1571. Im 18. Jh. galt nach I. Fr. Heynatz 1775 Handb. zu richt. Verfert. d. Briefe zuweilen frz. Aussprache, entspr. dem frz. juste. Justizmord M. Nachdem Voltaire 1770 Oeuvres 17, 388 von meurtre juridique ge sprochen hatte, prägt der Historiker Schlözer 1782 Staatsanzeigen 2, 271 Justizmord auf die Hinrichtung eines Unschuldigen. Jute F. Die dem Hanf ähnelnde Jute pflanze Corchoris capsularis mit ihrer stark gewellten Wurzel heißt nach dem Adj. aind. jata, hindust. jhuta 'kraus'. Durch Vermitt lung eines engl. Kaufmanns in Kalkutta, der sie engl. jute nannte, gelangte die Faser nach England, wo 1832 die erste Jutespinnerei er richtet wurde. In Deutschland, wohin sie bald danach eingef "hrt wurde, sprach man an fänglich dschüte: Lokotsch 1927 Etym. Wb. Nr. 693. Juwel N. Zu lat. jocus (s. Jux) gehört mlat. jocäle 'Kostbarkeit, Edelstein', auf das frz. joyau zurückgeht. Daneben tritt *jocellum, die Voraussetzung für afrz. joel, das nordfrz. einen hiatfüllenden Gleitlaut entwickelt. Daher mwL juweel, das im 15. Jh. rheinaufwärts dringt und gleichlautend in der Kölner Gemma von 1495 erscheint. Weiterhin wiegt bei uns bis ins 17. Jh. die Form jubel vor. Der Hersteller heißt frhnhd. jubelierer, erst 1721 Juwelier: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 314. Jux M. Lat. jocus 'Scherz' ist zunächst unverändert in deutsche Rede eingeschoben, dann von Studenten zu Jock, Gucks, Jux entstellt worden; gebucht seit Kindleben, Stud.Lex. (Hatte 1781). In Cleve 1477 begegnet jocken 'scherzen' aus lat. jocäri: Schueren, Teuthonista 56b Verdam. Durch Vermittlung der deutschen Studentensprache entsteht lit. jükas 'Scherz'.
Kabacke
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kacken
R Kabacke F. 'elendes Haus' im 17. Jh. aus russ. kabak M. 'geringe Schenke' entlehnt und zunächst (z. B. Olearius 1647 Reise 215. 219) auf russ. Verhältnisse bezogen. Nachmals als kabache in schles. und nd. Mundart, auch stud.-sprachl.: Zs. f. d. Worts. 3, 98. Kabale F. Neuhebr. qabbälä 'Geheimlehre' begegnet seit Fischart 1581 Bienenk. 32b „der Juden Kabalen vnd Thalmud". Frz. cabale entwickelt die Bed. 'Ränke', die 1630 zu uns dringt. Noch lange erscheint K. neben den nach Bed. und Herkunft verwandten Intrigue und Finesse: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 314 f. Kabel F. 'Anteil, Los', ein nordd. Wort: mnd. mnl. kavele 'Rundholz zum Losen' (dazu kavelen 'das Los werfen'), anord. kafli 'läng liches Rundholz' (dazu rünakefli 'Runenstab'). Man denkt an Verwandtschaft mit Äufe1, mit dem sich Kabel auf die Grundbed. 'Stab' vereinigt. Kabel N. 'Tau; unterseeische Leitung'. Arab. habl 'Seil' gelangt zu den Romanen und ergibt (unter Anlehnung an lat. capere 'fangen') mlat. capulum 'Fangseil'. Afrz. chable 'Ankerlau' kommt in der pikard. Form cable und durch Vermittlung von mnl. cabel zu Niedersachsen des ausgehenden 13. Jh.; ebendaher engl. cable und spät-anord. kabill. In unsern seemänn. Quellen wird kabel 'Ankerlau' seit dem 15. Jh. greifbar: Kluge 1911 Seemannsspr. 404. Eine Erinnerung an den Ursprung birgt Gudr. 266 'Ir ankereeil wurden da her von Arabe gevueret*. Kabelja« M. Derselbe Fisch, der frisch und jung Dorsch, an Stangen getrocknet Stock fisch, auf Felsen gedörrt Klippfisch, in Fässern eingesalzen Laberdan heißt, wird in frischem, erwachsenem Zustand Kabeljau genannt. Die Basken, die ihn früh auf seinen Laichbänken vor Neufundland fingen, nannten ihn mit einem roman. Wort (span, bacallao, Pott, bacalhäo, zu lot. baculum 'Stock' wie unser Stockfisch) bakaüao, das als bakeljauw im Nl. fortlebt. Daraus umgestellt, erscheint im 12. Jh. in den Niederlanden mlat. cabellauwus; hierauf beruhen mnl. cabbeliau, frz. cabillaud, engl. cabeliau, dän. kabliau, schweb, kabeljo. Auf nd. Boden erscheint zu Ende des 13. Jh. kabelaw, von da frühnhd. kabbelonw seit Gesners Fischb. übers, v. Forer (Zürich 1563) 13*. Vgl. Anchovi und Laberdan. Kabine F. Um 600 n. Chr. tritt bei Isidor, Orig. 15, 12, 2 ein nicht sicher gedeutetes capanna 'Hütte' auf, das in den roman.
Sprachen forttebt: ital. capanna, prov. cabana, span, cabana. über frz. cabine entsteht gegen Ende des 14. Jh. engl. cabin 'Kammer an Bord für Offiziere und Fahrgäste', das als cabbin 1618 bei uns erscheint: Hulsius, Schiffahtt 15, 21. Zesens Gegenvorschlag Schiffskammer (Zs. f. d. Wottf. 14, 75) hat die Einbürgerung nicht verhindett: Kluge 1911 Seemannsspr. 407; H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 315. Kabinett N. Als Verkl. gehört zum vorigen Wott ital. cabinetto, frz. cabinet. Dies er scheint 1591 als 'Nebenzimmer, Kammer' bei uns; die weiteren Bed. 'Arbeitszimmer d^s Fürsten, Ministers' und 'Museumsraum' folgen im 17. und 18. Jh.: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 315. über östr. Kabinett 'einsenstriger Raum' im Gegensatz zum zweifenstrigen Zimmer s. Kretschmer 1918 Wottgeogr. 606. KabiSkops M. gilt in Nordttrol für südd. Krauthaupt, schriftd. Kopfsalat, die aus den Blättern von Lactuca sativa gebildete Kugel: Kretschmer 1918 Wortgeogr. 305. Zum Ursprung s. Kappes. SabnS s. Kappes. Kabüse s. Kombüse. Kachel F. Herstellung und Gebrauch irdenen Geschirrs lernen die Germanen mit dem Ziegelbrennen früh von den Römern. Neben lat. cäcabus (aus gr. xdicaßod setzen tarent. caccalo, Port, caco 'Scherbe' ein vulgärlat. ♦cac(c)aluß, -a 'Kochgeschirr' voraus, das, vor der hochd. Lautversch. entlehnt, ahd. chachala 'irdener Topf', mhd. kachel(e) er gab. Schweiz, chachle11, schwäb. kachel ist als 'Kochtopf erhalten geblieben. Im 13. Jh. kommt in Oberdeutschland der kacheloven auf: statt des gemauetten Ofens die über der Feuerstatt aufgebauten Tonscheiben mit Ver tiefungen, die die Heizfläche vergrößern und (wie die vertieften Schüsseln) auf der Töpfer scheibe gedreht wurden. Als obd. Eindringling heißt er mnd. kacheloven; auch mnl. cakel(e) ist durch nnl. kachel ersetzt: M. Heyne 1899 Wohnungswesen 240 s. Kachker M. Der elsäss. Name des Hand werkers, der Kachelöfen seht und im Norden Töpfer, im Süden Hafner, sonst Ofner und Ofensetzer heißt: Kretschmer 1918 Wort geogr. 635 f. kacken Ztw. Dem lautmalenden lat. cacäre, das viele idg. Verwandte hat, bildet norddeutsche Schülersprache des 15. Jh. kacken nach, das in viele nd. und hd. Mundatten gelangt, Luther bekannt ist und seit Schottel 1663 ge-
Kadavergehorsam
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Käfter
bucht wird. Sinnverwandt im 16./17.JH. j 18. Jh. allgemeine Bez. Kaffeehaus hat sich hofieren (s. o., urfpr. 'zu Hofe gehen', dann in Österreich gehalten, wo das K.-Leben 'auf dem Hof seine Notdurft verrichten'); das dauernd die größte Rolle spielte (Nicolai 1781 alte grobe Bolkswort s. u. scheißen. Reise 5, 236). Unser Kaffee N., zuerst in Kadavergehorsam M. In den Constitutiones Zürich 1770, ist gekürzt aus frz. Firmen wie Societatis Jesu schreibt Jgn. v. Loyola seinen ' CafG Francais (so Berlin 1833): Kretschmer Ordensbrüdern vor, ihren Oberen zu gehorchen j 1918 Wortgeogr. 159 ff. „perinde ac si cadaver essent“. Bon da wird j Kaffeeriecher s. Jesuit. K. kurz vor 1880 Schlagwort, vor allem im | Kaffer M. 'ungebildeter Mensch' hat mit den Kampf der Sozialdemokraten gegen den ■ afrik. Kaffern nichts zu tun. Diese sind mit Militarismus: Ladendorf 1906 Schlagwb. 156; span. Port, cafre 'Barbar' nach arab. käfir Büchmann 1912 Gefl. Worte 417. 'Ungläubiger' benannt, jenes stammt aus Kadett M. Als Ableitung von lat. caput rabbin. kafri 'Dörfler' (Bed.-Entw. wie bei 'Haupt' gelangt frz. cadet (über gascogn. Tölpel) zu hebr. käsar 'Dorf (s. Kaff' N.) capdet 'Häuptchen') zur Bed. 'Jüngerer von und tritt zuerst 1714 auf: 'sie hätten ihn vor mehreren Geschwistern'. Ludwig XIV. stellte thumm gehalten und ihn immer den thummen die jüngeren Söhne von Edelleuten zu eigenen Kaffer genennet" Kluge, Rotw. 1, 177. Bon Kompanien zusammen, in denen die Junker den Gaunern wandert das Wort in die Mund dienten, bis sie Offiziere wurden. Als 'Offi arten (Schwäb. Wb. 4, 145) und seit 1831 in ziersanwärter' erscheint Cad eit 1742 bei uns, die Stud.-Sprache: Kluge 1895 Stud.-Spr. 97; der Seekadett folgt 1787: H. Schulz 1913 Zs. f. d. Worts. 2, 293. Fremdwb. 1, 316. Käfig M. Lat. cavea 'Umfriedung' ist drei Kadi M. Arab. qädi 'Richter', Quellwort mal entlehnt worden. Sehr alte Übernahme auch für span, alcalde 'Dorfvorstand', erscheint hat Kaue (s. d.) ergeben, gleichfalls früh ist bei uns seit 1703. Gestützt vor allem durch die Koje (s. d.) ins Nd. gelangt. vulgärlat. cavia konnte ahd. chgvia, asächs. k$via, mnl. Beliebtheit der Tausendundeinen Nacht. Kaditt s. Schmetterling. kevie F. liefern; wie bei den späten Lehn Käfer M. ahd. chevaro, kßvar, mhd. kever(e), wörtern Brief, Pferd, Stiefel, Bers er asächs. anl. kevera, mit Ablaut nd. kavel, ags. gab lat. v hd. f. Mhd. kgvje MFN. erweitert ceafor, engl. chafey. Urgerm. entsprechen seine Bed. auf 'Vogelhaus, Gefängnis'; weiter *kebra(n)-: *kabru-. Eine Nebenform mit hin wird j zu g wie in Ferge, Latwerge, b zeigt schweiz. chäber. Der in den wgerm. Mennige, Metzger, Scherge. Die nhd. Sprachen zu allen Zeiten gleichbed. Name Schreibung mit ä beruht auf neuer Anlehnung wird als 'Nager' gefaßt und zu der unter Kiefer an das Grundwort cavea. Im 18. Jh. gilt die M. entwickelten Sippe gestellt, zu der auch mhd. Endung -icht wie in Dickicht, Kehricht, kiven, kiffen 'nagen, kauen' gehören. Spülicht, Teppicht. Seit Bauer1 (nach Kaff1 N. md. kaf 'Fruchthülse des gedrosche dessen Borbild K. im 16. Jh. M. wird) im Mhd. nen Getreides', ein vorwiegend nd. Wort: die Bed. 'Käfig' erlangt hat, stehen deutsches und mnd. mnl. kaf, ags. ceaf, engl. chaff. Doch fremdes Wort für dieselbe Sache nebenein vgl. ahd. cheva, mhd. köve 'Hülse'. Ohne ander wie Flachs und Lein, Rocken und sichere Beziehungen. Kunkel, Heimchen und Grille, Lachs und Kaff- N. 'Dorf, elendes Nest', jung aus Salm, Schwamm und Pilz, Docke und Kaffer 'ungebildeter Mensch' rückgebildet, s. d. Puppe, Hammel und Schöps, Geißel und Schwäb. Wb. 4, 141. und Peitsche, Meerrettich und Kren. Mit »affte M. Arab. qahwa ist über türk. K. sind verwandt ital. gabbia, gaggia, frz. qahvG nach Europa gekommen, -f- ist im armen. cage 'Käfig' (daher engl. cage), und ital. Türk, entwickelt. Zu uns gelangen 1688 Cafe gabbiuola, frz. geöle (engl. jail, gaol) 'Kerker'. über frz. cafG, coffGe über engl. coffee. Borher Kaftan M. Pers, chaftän 'Unterpanzer' sprechen Reisewerke von chaube (Rauwolf 1582 gelangt über arab. qaftan 'Gewand' ins Span. Gigtl. Beschr. 102) oder cahwe (Olearius 1663 (Littmann 1924 Morgen!. Wörter 95) und von Reise 598). Ausgeführt wurde der arab. da über frz. caftan vor 1681 (H. Schulz 1913 Kaffee über Mocha am Roten Meer, daher Fremdwb. 1, 317) zu unS. Die Anwendung engl. mocha seit 1773, bei uns seit Wieland auf den langen Rock der Ostjuden mag uns 16, 96. über serb. russ. poln. kaftan 'langschößiger Kaffeehaus N. Das erste deutsche K. wird Rock' erreicht haben (Lokotsch 1927 Etym. Wb. in Hamburg 1679 nach Londoner Muster ge Nr. 774), die durch türk, kaftan (Olearius 1647 gründet, der Name ist darum CoffGehaus noch Persian. Reisebeschr. 125) vermittelt sind. Schnabel 1731 Insel Felsenb. 12. Die im Käfter N. Gr. 8 M. erst nhd., ein mb. Sort, aus
knobeln
♦knürbea (schweiz. chnürbis), knirbes (nd. knirfix, nrhein. knirwee) zus.-gezogew Die Mundarten bieten lautverw. Synonyma: meckl. Hess, knube, Hess, krupch, pfälz. knorteo, schwäb. knorp, knürfel, schweiz. chnurpf, chnorps, chnorz, aachn. knibedits; Hermes 1788 Manch Hermäon 2, 193 Knirrfix. Mit andrer Berkl.-Endung mengl. nürvel, nirvel (aus agf. *onyrfel?). Bgl. Knorpel, Knorren. hÜTtot schw. Ztw., seit dem 16. Jh. neben knarren und knurren. Bgl. knirschen. kuirfche« schw. Ztw., mnd. knireen, mhd. ♦knireen zu folgern aus knireunge F. 'das Knirschen' und zerknüreen 'zerquetschen'. rS aus re wie in Barsch, birschen, Bursche, herrschen, Kirsche usw. Vgl. nnl. knareen, knereen 'krachen', knareetanden 'mit den Zähnen knirschen'. kuisteru schw. Ztw., mhd. *knisten, das dem F. knistunge 'Knirschen' zugrunde liegt. Schallwort. KuittewerS M. Ein frühnhd. N. knüttel (zu Knoten) bed. 'das unordentlich Ge knüpfte'. Möglich, daß Luther daran dachte, als er 1543 ein gereimtes Hexameterpaar knuttel verechigen nannte: Selm. Ausg. der "Tischreden Bd. 5 Nr. 5594. Aber wenn Siber 1579 Gemma 13 Knüttelvers zur Über setzung von versus rhopalicus verwendet, denkt er an Knüttel M., denn f>oiraXiKÖ Entwicklung des höfischen Fremdworts wiegt 263; H. Schulz 1913 Fremdwb. 1,366; Kreisch- frz. ' " und... Einfluß vor; Moscherosch die Sprach mer 1918 Wortgeogr. 303 f. reiniger bekämpfen es: Fr. Schramm 1914 Kommunist M. Ten Kampf für die Güter Schlagworte d. Alamodezeit 71 ff. gemeinschaft begann der frz. Sozialist Etienne Komplott N. 'geheimer Anschlag' aus gleichEabet 1840 mit s. Schrift „Comment je suis bed. frz. complot in dessen Schreibung entlehnt communiste et mon Cr6do communiste“. Er und seit Liebe 1686 verzeichnet. Das roman. bildete seine Schlagwörter aus lat. communis Wort ist in seinem Ursprung dunkel. (s. gemein). Hnr. Heine griff sie und Kommu Kompost M. Die aus lat. compositum N. nismus 1841 aus, Gutzkow spricht 1842 von 'Zus.-Gesetztes' hervorgegangenen roman. Wör dem „sonderbaren Neuwort Eommunismus", ter sind auf versch. Wegen, zu versch. Zeiten, B. Auerbach 1846 von dem „nagelneuen in versch. Bed. zu uns gelangt: mlat. compostum Ketzerwort Communist": Ladendorf 1906 Schlag- 'Dünger' wird zu spätahd. kümpost, ital. comWb. 175 f.; Zs. f. d. Worts. 8, 13. posta 'Eingemachtes' zu mhd. kumpöet 'Sauer Komödie F. Gr. rcmpwdia 'Lustspiel' (s. kraut', älter frz. composte 'eingemachtes Obst' komisch) gelangt über lat. comoedia als früh zu gleichbed. frühnhd. compost, das den frz. nhd. comedi(e) zu uns. H. Schulz 1913 Fremd Lautwandel zu compote im 18. Jh. mitmacht. Komtur M. Mlat. commendator, afrz. wb. 1, 367 belegt Comedien zuerst aus dem Humanisten Albr. v. Eyb 1472. Vgl. Lustspiel. commendeor 'Vorsteher der Niederlassung eines Ritterordens' (mlat. commenda) ergibt mhd. Kompagnon s. Kumpan. Kompanie F. Mlat. companium N. 'Ge kommentür, das sich namentlich im Schwäb. sellschaft' (urspr. 'Brotgenossenschaft', zu con- lange hält, indes anderwärts das gleichfalls *mif und panis 'Brot') gelangt, nachdem eine schon mhd. cumtiur zu Komtur führt. Konak M. aus türk, qonaq 'Herberge, Land erste Entlehnung von afrz. compaignie zu mhd. cumpänie verklungen war, als Wort des ital. haus, Regierungsgebäude' (Littmann 1924 Handels im 14. Jh. nach Oberdeutschland und Morgenländ. Wörter 110 f.), bei uns seit wird demgemäß in kaufmänn. Büchern noch Sanders 1871 Fremdwb. 1, 682. Konditor M. Arab. qand 'Kandiszucker' (s. 1662 Compagnia geschrieben. Als milit. Fremdwort dringt 1590 frz. Compagnie ein: Zucker) ist Grundwort von kandieren (ital. so behauptet sich das Wort über den 30jähr. candire, frz. candir 'überzuckern'); dazu Kanbis zum Weltkrieg: A. Schirmer 1911 Wb. d. ditor als Name des Zuckerbäckers, der im d. Kaufmannsspr. 102 f.; H. Schulz 1913 18. Jh. allgemein, in der Volkssprache weit Fremdwb. 1, 367 f.; H. Suolahti 1929 Frz.! hin bis heute gilt. In nhd. Konditor 'ZuckerEinfluß 137; Zs. f. d. Worts. 14, 24 f. 42. 75. j bäcker' ist damit vermengt lat. conditor 'HerKompaß M. Zu ital. compassare 'ab- stellet würzhafter Speisen' (zu lat. condire schreiten, abmessen' gehört compasso 'Zirkel', 'einlegen, einmachen', bei uns seit 1580 als So heißt die Magnetnadel wegen der kreis- co n dir en): H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 372; runden Büchse (bussola, frz. boussole), in der Kretschmer 1918 Wortgeogr. 304. sie drehbar aufgehängt ist. Vom Ital. greift - — Kondor M. Peruan. cuntur gelangt über das Wort über alle Kultursprachen, nachdem! span, condor im 18. Jh. zu uns und wird seit Flavio Gioja v. Amalfi 1302 die entscheidende! Jablonski 1721 verzeichnet. Verbindung der Magnetnadel mit der WindKönig M. mhd. künic, künec (g), ahd. asächs. rose vorgenommen hat: Kluge 1911 Seemanns- kuning, ags. cyning, engl. king; dazu mit spr. 474. Der Magnet (anord. leiöarsteinn) Sufftxablaut anord. konungr, neunord. kung. ist im Norden schon 1240 bekannt: W. Vogel Aus einer gsrm. Sprache des 2./3. Jh. stammt 1915 Reallex. d. germ. Alt. 3, 70. gleichbed. sinn, kuningas; auch aslav. künegü, Komplice M. 'Helfershelfer'. Lat. complex künezi 'Fürst' und lit. küningas 'Herr, Pfarrer' 'Verbündeter' (der zweite Wortteil zu lat. sind aus dem Germ, entlehnt. Got. gilt reiks plicäre 'zus.-falten', urverwandt mit flechten, 'König' (s. Reich). Germ. *kuninga-z 'König' s. d.) erscheint im Plur. complices seit 1600 in ist abgeleitet von germ. *kunja- (got. kuni, dt. Rechtssprache. Als Entlehnung aus frz. ahd. asächs. kunni, mhd. könne) 'Geschlecht', complice 'Mitschuldiger' seit Scheibner 1695 Grundbed. somit 'Mann von Geschlecht, von gebucht. Heynatz 1775 Handb. 687 verlangt frz. vornehmer Abkunft', -ing, -ung bezeichnen Aussprache: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 370. !| Zugehörigkeit und besonders Abstammung.
Könighase
320
Wwigtafe M. 'Kaninchen'. Das aus lat. cunicnlua entstandene königlein wird bair.-östr. verdeutlicht zu kiniglhääs (Hügel 1873 Wiener Dialekt), Sönigelhase (F. Raimund, Dram. Werke' 1, 33. 2, 163). Das Nahmenbüchlein zum Gebr, der Stadtschulen in den L k. Staaten (Wien 1847) 30 schreibt Kaninchen statt Königlhasen vor. Für Bayern verzeichnet Schmetter l1, 1259 kim’häs, für das alte Nürnberg Hasenkünlein. KSnigtnm N. als Ersatz für frz. royautt von Wieland, N. teutscher Merkur, Nov. 1792, S. 290 geschaffen. Ihm sind dabei das altere Kaisertum und engl. kingdom Vorbilder. Wielands Wagnis wird sogleich attseitig be grüßt: Feldmann 1912 Zs. f. d. Worts. 13, 268. könne« Prät.-Präs., mhd. können, können, ahd. kunnan (Sg. kan, Plur. knnnum, Prät. konda) 'geistig vennögen, wissen, kennen, verstehen', dann 'imstande sein'. Entspr. ags. cunnan (1. Sg. cann), anord. knnna, got. kunnan (Sg. kann, Plur. knnnum). In alter Zeit hat können nur geistige Bed. im Gegen satz zu (v er)mög en. Dem Germ, ist außer dem Stamm kann- (auch in got. kunnan schw. Ztw. 'erkennen', ags. cunnian 'erforschen, versuchen'; vgl. kennen, kühn, kund, Kunst) ein Stamm kne: knö geläufig: ags. cnäwan, engl. know; ahd. bi-, irchnäan 'erkennen', wozu ahd. ärchnät F. 'Erkennung', anord. knä 'kann'; auf germ. *knöpla- 'Erkenntnis' weist das Denominativ ahd. beknuodelen 'vernehm bar werden'. — Das zweite n von got. usw. kann, kunnum, kunnan ist suffixal und urspr. nur präsensbildend: kunnum entspricht genau dem aind. jänimäh 'wir erkennen' (jänämi 'ich erkenne'), idg. eg$-n9-m6(8); *gh- ist die regelrechte Tiefstufe zu gne: gnö (germ. kne: knö). Präsentisches n zeigt auch lit. tinöti (St. *gi?-nä-) 'wissen' und air. ath-gnin 'er kennt'. Dazu ohne n-Suffix und mit Hochstuse aflav. znati 'wissen', lat. oo-gnoeoo, gr. titvümjkuu (Aor. €-t*w-v) 'erkenne', aind. jnäta 'erkannt*, air. gnäth 'bekannt'. — Da germ. kunnum wie der Plur. eines Prüt.-Präs. wirkte, wurde dazu ein Sing, kann neu geschaffen. Konsorte« Plur. 'Schicksalsgenossen' aus lat. consora, -sortis. Bei uns zuerst als (mit)consorten bei Schertlin v. Buttenbach, Bttese an die Stadt Augsburg (Augsb. 1852) 106 vom 15. Juli 1546. Konsul M. (aus lot. consul) im Bereich des Mittelmeers seit 1460: Mieter, Reisen 124 131. Bei uns noch lange ein Wort der Reise werke: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 384. Ko«terfei N. Das Patt, zu mlat. contrafacere 'nachbttden' ergibt afrz. contrefait 'ver fälschtes Gold, Metall*, das kurz nach 1200 als
Konversation
conter-, cunter-, gunterfeit ins Mhd. entlehnt wird. Nachdem frz. -t verstummt ist, begegnet auch mhd. kunterfet In frühnhd. Zeit wird frz. contrefait in der neuen Bed. 'Bild' ent lehnt, so begegnet konterfei seitMathesius 1562 Sarepta 83b: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 385; Suolahti 1929 Frz. Einfluß 138. Kontinent s. Festland. Konto N. 'Guthaben'. Zu lat. computäre ' zusammenrechn en' gehött ital. conto M. 'Rechnung', das mit andern Kunstwöttern der ital. Buchführung (Agio, brutto, Giro usw.) am Ende des 15. Jh. entlehnt, seit dem 18. Jh. auch übertragen gebraucht wird: A. Schirmer 1911 Wb. d. Kaufmannsspr. 107f. Ko«tor N. Ital. contoro 'Zahlstube', frz. Comptoir (zu compter 'zählen' aus lat. com putäre, s. Konto) sind in versch. Stößen zu uns gelangt. Seit 1347 erscheint nl. cuntor, contor 'Rechen-, Schreibtisch', das ins Nd. dttngt und hier seit 1433 häufig wird. Im heutigen Sinn gilt kaufmännisch bis ins 17. Jh. Schreibstube, seither stellen sich von Frank reich Comptoir und Contoir ein, während ital. contoro in Oberdeutschland schon seit Ende des 16. Jh. einrückt: A. Schirmer 1911 Wb. d. d. Kaufmannsspr. 108 f. Kontrapunkt M. 'Kunst des mehrstimmigen Tonsatzes', urspr. 'Satz einer Gegenstimme zur Melodie', punctus contra punctum (wobei Punkt die alte Att, Noten zu bezeichnen bedeutet). Mlat. contrapunctum tritt im 14. Jh. auf, in dt. Text erscheint Contrapunct 1511: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 387. Kontrast M. 'Gegensatz': ital. contrasto gelangt als Malerwott zu uns (Gottsched 1760 Handlex. 429) und wird von da zum liter. Fachwott (Sulzer 1771 Allg. Theorie d. schönen Künste I, XU). Kontrastieren wird gleichzeitig dem frz. contraster in dessen trans, und intrans. Bed. 'in Gegensatz stellen' und 'in Gegensatz treten, abstechen' nachQcbilbet. Die roman. Sippe geht von lat. contra 'gegen' und stäre 'stehen' aus: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 387 f. Kontur F. M. N. Ital. contomi 'Um fassungslinien' (zu mlat. tomus 'Drehscheibe') ergibt frz. contours 'Umrisse', das als Wort der bildenden Künste bei Hübner 1712 im Plur. Contours Auftritt, aus dem der Sing, nicht vor Winckelmann 1755 gewonnen scheint. Nach wechselnden Vorbildern (die Natur, der Komtur, das Futur) erhielt er versch. Genus: Zs. f. d. Wottf. 8, 61. Konversation F. Das im Frz. seit dem 12. Jh. belegte conversation ist bei uns Schlagwott der Alamodezeit, das als 'Unterhaltung' seit 1590 austritt und unser 17. Jh. füllt.
Konzert
321
Koran
1704 gibt Joh. Hübner erstmals das „Reale grundlegenden lat. (cüpa) cuppa 'Becher': Staats-, Zeitungs- und Conversations- prov. cobs 'Schädel', afrz. cope 'Gipfel' neben Lexicon" heraus, in dem er „allerhand zum ital. coppa 'Becher'. Beachte Giebel zu gr. täglichen politischen Umgang mit gescheuten KtqpoXn 'Haupt', frz. tete aus lat. teata, Leuten unentbehrliche Stücke" mitteilt. Das anord. kollr 'Kopf zu kolla 'Topf', dän. pande oft aufgelegte Nachschlagwerk wird 1795 Vor 'Pfanne' und 'Stirn'. Dazu wohl frühnhd. bild für das gleichbenannte Unternehmen des kaupe 'Federbusch der Vögel' aus ahd. eküba Verlegers Brockhaus: A. Götze 1929 Festschr. (span. prov. cuba). Das lat. F. hat ein germ. f. D. Behrens 114 ff. Das Ztw. konver- M. geliefert wie cucurbita und tegula unser sieren 'sich unterhalten' erscheint schon 1464 Kürbis und Ziegel. als Entlehnung aus lat. conversäri: Script, käpsea seit dem 15. Jh. für mhd. (ent)rer. siles. 11, 69. houbeten: beide mit privativem Sinn (wie Konzert N. Zu lat. concertäre 'Wettstreiten' häuten, schälen, schinden). gehört ital. concerto 'Wettstreit (der Stimmen)', Kopfhänger M. nach Jes. 58,5, Jer. 48, 39 das zu Beginn des 17. Jh. durch Lud. Viadana und Sir. 19, 23 im 18. Jh. als Schelte für und seine Concerti di chiesa berühmt wird. Pietisten gebildet, vgl. Mucker und H. Sperber Mit Berufung auf ihn führt Prätorius 1619 1930 Dt. Bierteljahrsschr. 8, 515. Concertbei uns ein: H. Schulz 1913Fremdwb. Kopfsalat M. heißt der aus Lactuca aativa 1, 392. Für Konzert 'Übereinkunft' wird capitata bereitete Salat (und danach die 1848 gleichbed. frz. concert Vorbild: Laden Pflanze selbst) im dt. Norden und Westen. dorf 1906 Schlagwb. 76. Im Süden und östr. gilt Häuptlesalat. Zur Koog M. 'eingedeichtes, der See abge Abgrenzung, die darauf beruht, daß sich südwonnenes Landstück'. An der Unterelbe und in und md. verschiedenUich Haupt gehalten hat, Dithmarschen kög (von da liter. durch Th. wo nordd. nur Kopf gilt, sowie über das Storm 1888 Schimmelr. 1 f.); Koog bei Gebiet von grüner, Blätter-, Lattich-, Richey 1755 Hamb. Id. 416 (Cuxhaven hieß Staudensalat s. Kretschmer 1918 Wortum 1700 Koogshaven), dithm. im 15./16. Jh. geogr. 305 f. köcb (von da entlehnt dän. kog), mnl. co(o)ch, Kopie F. Lat. cöpia 'Fülle, Vorrat' ist int cogghe, nordfries. küch, afries. käch mit ä Kanzleilatein über 'Vervielfältigung' zu 'Ab aus au (s. Bake), somit germ. kauga? schrift' geworden und erscheint seit 1380 als Kopeke F. Die russ. Pfe^nigmünze heißt copie, copey in amtl. und kaufmänn. Quellen. kopdika nach Timurs Dinar köpeji, dem Denar Kopieren (nach lat. cöpiäre 'vervielfältigen') mit dem Hund (türk, köpek): damit wurde folgt im 16. Jh.: Schirmer 1911 Wb. d. d. der ausgeprägte Löwe verhöhnt. Lokotsch Kaufmannsspr. 110. 1927 Etym. Wb. 1204. Koppe s. Kuppe. Köper M. Zu der unter Käpfer dar Koppel F. N. Lat. cöpula 'Band' ergibt gestellten Sippe gehört nl. (1599) keper afrz. co(u)ple, lat. cöpuläre 'fesseln' afrz. 'Balken, Sparren im Wappen'. Nl. nd. keper copler. Im 13. Jh. sind die beiden entlehnt (und danach dän. kiper, schweb, kypert) ist zu mhd. koppel, kuppel F. N. 'Band, bes. zum Namen von Geweben geworden, bei Hundekoppel; (Hunde-)Schar' und kop(p)eln, denen sich die Fäden des Einschlags mit denen kuppeln schw. Ztw. 'an die Koppel legen, der Kette schräg kreuzen, wie die Sparren verbinden': Suolahti 1929 Frz. Einfluß 127f. im Dach oder im Wappen. Noch Frisch, der Die nordd. Bed. 'eingehegtes Stück Land', Dt. Wb. 1 (1741) 510 d die nl. Herkunft be alter 'Feldmaß von best. Größe', beruht auf zeugt, schreibt Keper. Das Brem. Wb. 2 frz. couple 'Joch Landes', urspr. 'so viel als (1767) 845 bietet Köper (mit ö wie Pökel ein Paar (couple) Ochsen in einem Tag pflügt'. uud stöhnen). Das nd. p ist geblieben. — Vgl. kuppeln. Kopra F. 'getrockneter Kokosnußkern', mit klopf M. mhd. köpf 'Trinkgefüß, Hirnschale', mnd. kopp, ahd. köpf, chuph 'Becher' (da der Sache im 19. Jh. aus Indien eingeführt: neben wird die Bed. 'Kopf' vorausgesetzt durch Hindost, khoprä zu khapnä 'trocknen'. ahd. chupfa, westgerm. ♦kuppjön 'Mütze'); Koralle F. An Stelle von lat. corall(i)um ags. cuppe, engl. cup 'Becher, Obertasse', ags. (über gr.xopdAÄiov aus hebr. göräl'Steinchen' ?) engl. cop 'Gipfel, Spitze' (mengl. copp ver ist mlat. corallus getreten, das teils unverändert einzelt auch 'Kopf); anord. koppr 'Geschirr ins Mhd. überging, teils über afrz. ooral mhd. in Becherform; kl. Schiff'. Das germ. Wort coralle schw. M. ergab. Koran M. Arab. quriän 'Lesung, Vortrag' für 'Kopf' war Haupt (s. d.), erst nhd. hat Kopf gesiegt. Dessen reiche Bed.-Entsaltung ist als Name des islamischen Religionsbuchs hat ihr Vorbild in der roman. Sippe des zu- in alle europ. Sprachen gelangt, zu uns im Kluge, Etymologische- Wörterbuch.
12. Aust.
21
Korb
322
16. Jh. mit dem arab. Artikel: Hnr. v. Eppen dorf 1540 Türk. Kaiser Ankunft 85 „des Türcken Gesatz, das man Alkoran nennet". Korb M. Lat. corbis 'geflochtener Wagen kasten; Korb' (vielleicht urverw. mit SRcff1) ist im Roman, bewahrt als ital. corba. Äe
Korrespondenz
in dt. Apotheken erst gegen Ende des 17. Jh. auf, vorher verwendete man Wachsstöpsel; Wein und Bier zapfte man vom Faß (DWb. 14, 1, 914 f.). Das aus Korkpfropfen ge kürzte Kork nicht vor Ludwig 1716 Teutschengl. Lex. Zur Abgrenzung gegen gleichbed. Nom.-Form wird entlehnt zu ahd. churp, Pfropfen, Stopfen, Stöpsel, Zapfen Pl. churbt Der lat. Acc. corbem ist Aus s. Kretschmer 1918 Wortgeogr. 368 ff. gangspunkt für ahd. chorp, korb, mhd. korp Kormoran s. Scharbe. (b), mnd. mnl. spätanord. korf geworden. Kor« R. Ahd. mhd. asächs. afries. anord. Gleichbed. sind Krätze^, Zeine, schwäb.-alem. kom 'Getreide' (mhd. auch 'Kornfeld, -Halm'), Krebe, frank. Mane, ferner Respe und mnl. cor(e)n, ags. oorn, got. katirn(ö) führen Schanze. Verwandte Entlehnungen aus dem aus germ. •kurna- 'einzelnes Getreidekorn, Lat. s. u. Kelch und Schüssel. — Die Redens Kern, Frucht'. Zur Bed. 'Kern' vgl. ahd. art „das Wasser geht über die Körbe' gehört b$rikom, mhd. trüben-, winkom 'Kern der zu Korb im Sinn von 'Faschinenwerk von Weinbeere'; ahd. wechseln kom- und kemapful Dämmen und Deichen': Kluge 1911 Seernanns- *malum punicum'. Germ. *kurna- ist Tief spr. 481; Falk 1915 Reallex. der germ. Alt. stufe zu *kema- (s. Kern) und geht aus idg. ♦gjno- zurück, vgl. air. grün, kymr. grawn, 3, 91. Kordel F. Auf lat.-gr. chorde 'Darm, lat. grännm (-rä- aus idg. -x ), apreuß. syme, Darmsaite, Fessel', urverw. mit Garn, beruht aflav. zrüno 'Korn', lit. iirnis 'Erbse'. Damit frz. corde F. und daraus (mit nl. koord und verwandt aind. jirna (-ir- aus idg. -f) 'zerrieben, engl. cord 'Schnur') mhd. mnd. korde, daS morsch, als, gr. 'Greis'; vgl. Kerl, sich bis heute behauptet als altenburg. kurde über Korn in der Bed. 'Kornbranntwein' 'Strick' (Hertel 1895 Thür. Sprachsch. 144) s. Kirsch. Kornblmue F. Centanrea cyanus ist ein und in der Fachsprache der Seiler als Korde 'starker Bindfaden' (Kretschmer 1918 Wort- botanisch junger Ankömmling, in dessen Be geogr. 120). Die Berkl. frz. cordelle ist als nennung nach dem Standort doch alle Ger rhein. kordel und mnd. kordeel seit Beginn manen Übereinkommen: mhd. kombluome, des 15. Jh. bei uns nachgewiesen und heute I mnl. combloeme, engl. comflower, dän. von Lothringen und der Pfalz rheinab und komblomster, schweb, komblomma. mainaufwärts das umgangssprachl. Wort für Koruelle F. 'Kornelkirsche'. Zu lat. cornus Bindfaden, s. d. 'Kornelkirschbaum' gehören die Ableitungen Kordxan M. Ziegenleder von Cordova in ital. comiolo, frz. comouille 'Kornelkirsche'. Spanien, als mhd. kurdewän aus afrz. cor- Aus der roman. Sippe ist entlehnt ahd. curnildouan im 13. Jh- entlehnt: Suolahtt 1929 (boum). Vgl. ags. comtreo, engl. comel-tree und Zs. s. d. Worts. 6, 186. Frz. Einfluß 139. K-rper M. Aus lat. corpus, genauer aus Koriaoder M. Die Pflanze heißt wegen des ihr eigenen Wanzengeruchs gr. Kopiawov seinem Stamm corpor- (idg. kyp: krep, urverw. (zu x6pi Krantnetz N. Frenssen 1905 Hilligenlei 78. 359: zu dem an der Unter elbe üblichen nd. kraut 'Krabbe, Garneele': Richey 1765 Hamb. Id. 417. Dazu der Name der unterelbischen Insel Krautsand. Verwandt mit Krabbe und Krebs. Krawall M. ist Schlagwort seit dem Aufruhr von Hanau am 24. Sept. 1830, der Graball genannt wurde mit Umbildung von bair. grebell 'Lärm' (zu rebellen 'lärmen'). Aus Hess. Gebiet stammen die ersten Zeugnisse: Niebergall 1837 Des Burschen Heimkehr 2, 6; Vollmann 1846 Burschik. Wb. 118. Das rasch über Deutschland verbreitete Wort dringt in die Nachbarsprachen: Sech. dän. cravat schweb, krawall usw. Scheinbar anklingendes Crawallen 'Lärmen' (z. B. in Rottweil 1667) beruht auf Umbildung des lautmalenden mlat. charavallium, frz. charivalli 'Katzen-
Krawatte
328
musik, Straßenlärm' und ist von Krawall zu trennen: Zs. s. d. Worts. 3, 316. 6, 359. 8,13. 9,157; Ladendorf 1906 Schlagwb. 181 f.; Schwäb. Wb. 4, 718. Krawatte F. Der Bolksname der Kroaten (astav. Chrübatinü) lautet frz. Cravate. Dazu la cravate (ital. croatta, cravatta) 'Halsbinde aus kroatische Art', bei uns 'die Cravattes und Halstücher' seit 1694: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 401 f. kraxeln Ztw. Als Wort der Ostalpen ist seit dem 17. Jh. östr. krägeln 'strampeln, klettern' bezeugt. Dazu die s-Erweiterung kraxeln Zaupser 1789 Bair. Id. 44; Höfer 1815 Ostr. Wb. 2, 160; Schmeller 2 (1828) 380. Kreattrr F. Lat. creätüra 'Geschöpf' (zu creäre 'schaffen') ergibt afrz. Creatore. Die frz. wie die lat. Form ist schon vor 1200 häufig als mhd. creatiur(e), creatür(e). Diese hat gesiegt, sowohl, weil md. jedes iu zu ü wurde, als auch, weil Theologie und Humanismus die lat. Form begünstigten. Der Borwurf knechtisch ergebenen Sinnes erscheint zu Ende des 17. Jh. in dem Wort: Zs. s. d. Worts. 8, 62; H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 402; Suolahti 1929 Frz. Einfluß 130. Krebe s. Korb. Krebs M. Mhd. krpbe^, ahd. kr^bi^, asächs. krebit, mnl. crevet sowie das entlehnte wallon. graviche und die Verwandtschaft mit Krabbe weisen auf westgerm. *krabita-. Daneben scheinen ahd. chreba^o, krtzbax, mhd. krebe^(e) jüngere Entwicklung. Zu gr. Kdpaßo«; 'See krebs, Krabbe' besteht keine Bez., wohl aber zu ahd. kräpho 'Haken': das Tier ist nach seinen Scheren benannt (vgl. Hecht). Nach der Ähnlichkeit mit der Krebsschale heißt der Brust harnisch Krebs: so übersetzt Luther Ephes. 6, 14 gr. OdjpaE. Seit 1833 begegnet Krebs bei dt. Buchhändlern als Scheltname der unverkauft zurückkommenden Bücher: Schirmer 1911 Wb. d. d. Kaufm.-Spr. 112. 'Krebs als Geschwulst' ist der urspr. Sinn des seit Rädlein 1711 ge buchten Krebsschaden. Kredit M. Seit 1547 begegnet obd. credito als Entlehnung aus ital. credito M. 'Leih würdigkeit', zuerst 1597 löst die frz. Form Credit die ital. ab. Damit mischt sich gleich falls schon gegen Ende des 16. Jh. der Buch haltungsausdruck Kredit für älteres Glauben (Henricpetri 1577 Generalhist. 236), Gegenwort zu Debet (s. o.) als Überschrift der Habenseite. Daraus das Kredit 'Haben, Guthaben': Schinner 1911 Wb. d. d. Kaufm.-Spr. 112. Kreide F. Lat. (terra) creta 'gesiebte Erde' (zu cemere 'sichten') ist durch ein naheliegendes Mißverständnis mit dem Namen der Insel Kreta verknüpft worden: die gebräuchlichste
Kren
Kreide kam von Kimolos im kret. Meer. Bulgärlat. creda ergab spätahd. asächs. krida, mhd. kride (wie Seide und Seidel auf vulgärlat. Beda und sidulus beruhen), während mnl. krijt, mnd. krite aus älterer Entlehnung t bewahren (vgl. Kette). Nhd. ei, älter i aus lat. e wie in Feier, Seide, Speise. Schm» zur Römerzeit wurde im Rheinland Kreide gebrochen. KreiS M. Ahd. mhd. krei^ 'Kreislinie, Umkreis, Landeskreis, Bezirk', mnd. kreit, kret 'Kreis, eingezäunter Kampfplatz' führen aus germ. *kraita-. Daneben mit j-Suffix (gern,, •kraitia-) am Niederrhein mit hd. Lautversch. kreitz, woraus entlehnt nnl. kreits. Aus einer entspr. hd. Form stammen dän. kreds, schweb, kretfl. Dazu mit Ablaut germ. ekrita in mnd. krit, nnl. krijt 'eingezäunter Kampfplatz', ferner mhd. krizen 'e. Kreislinie ziehen'. Grundbed. scheint 'Einritzung' zu sein, vgl. ahd. krizzön 'einritzen', mnd. krete 'Riß, Einschnitt' und kritzeln. kreischen Ztw. mhd. krischen, mnl. criscen 'scharf schreien'. Gleichbed. mhd. krizen (gern,, ♦kritan, worauf frz. crier beruhen könnte) weist darauf hin, daß vor dem suffigierten sk von kreischen ein germ. t ausgefallen ist. Vgl. kreißen. Kreisel s. Kräusel. kreißen Ztw. mhd. krizen st. Ztw. 'scharf schreien, stöhnen', mnd. mnl. kriten, nnl. krijten st. Ztw. 'schreien'. Herkunft dunkel. Eine »k-Erweiterung liegt in kreischen vor, s. d. Die Besonderung auf die bei der Geburt ausgestoßenen Schreie und die Übertragung auf den Geburtsvorgang selbst sind erst nhd. Krempe F. '(aufgebogener) Hutrand': unter Beteiligung von Schriftstellern wie Chr. Weise und Stieler ins Nhd. ausgenommen aus nd. krempe. Dies zu dem unter Krampe, Krampf, krumm entwickelten Adj. gern,, ♦krampa-, ahd. kramph in seiner Bed. 'auf gebogen'. Kremser M. Der Berliner Hofagent Kremser (der selbst nach einem der Orte Krems heißt) erhielt 1825 durch Kabinettsordre die Erlaubnis, Wagen zu öffentl. Gebrauch zu stellen, die „auf eisernen Achsen laufen und aus Federn ruhen sollten". Am 20. Mai 1825 stellte er die ersten zehn Wagen am Brandend. Tor aus, die Kremser genannt wurden (wie die Luft schiffe nach ihrem Erfinder Zeppelin). Kren M. 'Meerrettich'. Für Cochlearia armoracia bieten Theophrast und Plinius den Namen xepdiv, c(h)erain aus einer unbekannten i Sprache, aus der auch aslav. chitnü (lit. ■ krienas, öech. ehren) stammen mag. Aus dem Slav. ist spätahd. mhd. krßn(e) entlehnt, das
krepieren
329
kreuzfidel
namentl. in Österreich sowie in Teilen von; Kretschem M. 'Dorfschenke'. Zu aflav. Bayern und Schlesien fortlebt. Ein Wort slav. | krücima 'Getränk' stellen sich eech. krcma, Herkunft gilt neben dem heimischen auch in | wend, korcma, poln. karczma 'Schenke'. Bon Peitsche 'Geißel' undc Schöps 'Hammel'. ** ’*'jr ,/M " da entlehnt erscheinen in ostmd. Quellen 1340 Kretschmer 1918 Wortgeogr. 333 f. kreczym 'Schenke' und krecimer 'Wirt'. Ein krepieren Ztw. Ital. crepare, aus dem lat. gebürgert in Posen, Schlesien und der Lausitz. SchaUwort crepäre 'krachen, platzen', entwickelt Bon da geht der Fam.-Name Kretschmar aus. die Bed. 'zerbersten', die heute noch von SprengKreuz N. mhd. kriuze, ahd. asächs. krüzi, und Feuerwerkskörpern gilt. Sie erscheint in mnl. crüce, afries. kriöce. Im 8./9. Jh. ent dt. Kriegsberichten seit 1694. Daneben ist ital. lehnt aus lat. cruce-m zu crux F. (vgl. Abt, crepare zu 'verrecken' geworden. So spielt Orden), als lat. c vor Palatal schon z-Auscrepiren als Soldatenwort des 30jähr. Kriegs sprache hatte (vgl. Zeder, Zelle, Zentner, eine Rolle und wird vom Teutschen Michel 1638 Zimbel, Zins, Zirkel, Zither gegen als mod. Fremdwort verhöhnt. Seit Beginn Kaiser, Kalk, Kelch, Keller, Kicherdes 18. Jh. wesentlich aus Tiere beschränkt: erbse, Kiste, Rettich), mit Dehnung der H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 403. alten Kürze in der Tonsilbe (wie Brief, Krepp M. 'lockeres Seidengewebe, Kraus- Leier, Schule) und mit Genuswechsel. Vor Zu lat. crispus 'kraus' gehört afrz. her gilt für 'Kreuz' got. galga, ags. gealga. flor'. cresp, nl. (16. Jh.) crespe, das in hd. Text Engl. cross, iSl. kross, schwed. dän. köre zeigen seit 1594 als Kresp erscheint. Für die seit das lat. Lehnwort in einer Gestalt, die aus 1715 auftretende Form Crep ist frz. crepe mittelir. cross beruht. Vorbild: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 403 f. kreuzbrav Adj. Einem bei Fischart beliebten Kresse F. mhd. krasse, ahd. kr^sso M., kreuzgut „so gut wie das Kreuz als Zeichen kr^flsa F., mnd. kerse, karee, mnl. kerese, des Christentums", aber auch Verstärkungen korese, ags. cserse: ein westgerm. Wort, das wie Kreuzdonnerwetter, -sakrament ist in den Norden (dän. karee, schwed. krasse; student. kreuzbrav nachgebildet, das zuerst kett, kresse) und ins Roman, (frz. cresson, in Erfurt 1749 Bergn. Abendst. 2, 357 begegnet ital. creseione) entlehnt ist. Als germ. Stamm und seit Zaupser 1789 Bair. Id. 44 in obd. Ma. ist *krasjö anzusetzen. Wz.-verw. scheinen bezeugt ist. Stud. Ursprungs sind auch kreuz gr. Tpdoric 'Grünfutter', lat. grämen (aus dumm, -fidel; über höllisch, kannibalisch, ♦grasmen) 'Gras' und weiter gr. Tpdeiv ochsig, verdammt als Verstärkung s. Kluge 'nagen', aind. gräsati 'frißt'. Dazu mit Dehn 1895 Stud -Spr. 68f.; Zs. f. d. Worts. 4, 310. stufe anord. kräs F., ags. cräs 'Leckerei'. Die kreuzeu Ztw. (seemänn.) seit 1627 dem nl. Pflanze heißt danach, daß sie ohne weiteres kruisen (woher auch engl. cruise, frz. croiser, genossen werden kann: M. Heyne 1901 Nah span. Port, cruzar) nachgebildet, zunächst als rungswesen 326; Zs. f. d. Worts. 2, 229. 3, 302. 'hin und her fahren', seit 1821 als „sich bei Kresse' F. der Fisch Gobio fluviatilis, auch ungünst. Wind dem Ziel im Zickzack nähern". Kreßling, Grundel, Gründling. Der Dazu Kreuzer M. „Kriegsschiff, das hin und Name ahd. chresso, asächs. cresso, mhd. kresse her fahrend eine Küste schützt, den Gegner M. ist nur deutsch. Der Stammvokal stimmt beobachtet und schädigt", zuerst von ostind. zu ahd. chresan 'kriechen': die Bewegungen Verhältnissen 1662, für die nl. cruiser (woraus des Fischs am Wassergrund haben etwas engl. cruiser, frz. croiseur) seit 1681 bezeugt Schleichendes. ! ist: Kluge 1911 Seemannsspr. 490 ff. Krethi und Plethi: König Davids Leib- j Kreuzer M. seit dem 13. Jh. als Silber wache bestand aus fremden Söldnern, wahr- Pfennig in Verona und Meran (Etschkreuzer) scheinlich Kretern und Philistern. Luther über- geschlagen und nach dem ausgeprägten liegenden setzt 2. Sam. 8, 18 u. ö. Crethi vnd Plethi. Kreuz (daher die Abkürzung xr.) mhd. kriuzer In luth. Kreisen seit 1710 (H. Schulz 1913 benannt, dem lat. denarius cruciatus, cruciFremdwb. 1, 404) als geflügeltes Wort für ger(us) entsprechen. Nachmals zur kupfernen 'gemischte Gesellschaft': A. Götze 1923 Zs. f. Pfennigmünze gesunken. Aus dem dt. Wort d. Phil. 49, 287. i stammen öech. krejcar, flov. krajcar, mag. kkretin M. zuerst bei Kant 1798 Anthr. 116 i krajczär. von den Schwachsinnigen des Wallis, die Kreu-fahrer M. erscheint seit Zedler 1733 Das entspricht •:«««. einem I ** Univ.-Lex. (Zs. frz. cr4tin heißen. .2,* f.' d. Worts. ~~ " 12, 189) als geital. cretino, lat. christianus, und ist schonender ; läufiges Wort. Es ist zu dem schon mhd. Ausdruck wie frz. innocent: die Unglücklichen kriuzevart gebildet, neben dem seit Steingelten für besonders beschützte Wesen: H. Schulz ! bach 1734 Kreuzzug steht. 1913 Fremdwb. 1, 404. kreuzfidel Adj. dem älteren kreuzbrav
Kreuzkatalog
330
(s. d.) von Studenten des 19. Jh. nachgebildet, gebucht seit Bollmann 1846 Burschik. Wb. 274. Krenzkatalog M. 'Katalog, der Sachstichwörter und Namen zugleich umfaßf, als Er satz für engl. dictionary catatogue geprägt von Konst. Nörrenberg 1895: Die Volks bibliothek 1896 S. 28. Kreuzschnabel M. Die Finkenart Loxia curviroetra heißt mhd. krinis mit einem Fremdnamen, der aus öech.(-russ.) krivonos 'Krummschnabel' entlehnt, nachmals im Ge danken an grün und die Bogelnamen auf -itz (s. Stieglitz) zu Grünitz umgebildet ist. Die dt. Namen Kreuz-, Krummschnabel, Kreuz-, Christvogel, Zapfenbeißer, Tannenvogel, -Papagei (Suolahti 1909 Bogeln. 140 ff.) sind jünger und leiten sich teils von den hakenförmig gekrümmten Schnabel spitzen des Bogels, teils von seiner Vorliebe für die Samen der Nadelbäume her. kribbeln Ztw. erst frühnhd., auS mhd. md. kribeln 'kitzeln'. Nnl. steht kribelen 'jucken, stechen' neben kribbelen 'murren'. Vgl. krabbeln und (mit demselben nd. bb) knab bern, sabbern, wabbeln. SribSkrabSN.im 16./17.JH. in Schreibungen wie Kribbes Krabbes, Kribenskrabens (Gosky 1634 Glücks- und Kunstprobe 96), Kribas Krabas (Lebenwaldt 1680 Teufels list 1, 61) von gekritzelten Zauberzeichen, wie noch Castelli 1847 Osterr. Wb. 152 griwas grawas machen 'hexen, zaubern' kennt. Im 17. Jh. von gelehrtem Kauderwelsch, das wie Zauberformeln klingen mochte. Mundartlich in Österreich, der Rheinpfalz und dem Elsaß: Zs. f. d. Worts. 2, 19. Krickente F. heißt Anas crecca nach dem Frühlingsruf des Männchens, den Kenner mit krlik wiedergeben. Der Name begegnet nicht vor dem 16. Jh. und ist in Formen wie krickänt in nd. Ma. häufig. Bon da stammt dän. krikand, schweb, krickand. Durch Umdeutung entsteht krichentlein (Agrieola 1549 De anim. subterr. 3 b), später kriechente, und ruft nd. krüpänt, schweb, krypand hervor: Suolahti 1909 Bogeln. 428 ff. Krieche F. 'Prunus insititia* ahd. kriach-, criehboum, mhd. krieche, mnd. kreke (von da entlehnt dän. kriege, schwed. krikon), mnl. cri(e)ke. Frz. crdque ist dt. Lehnwort. Schon Trochus 1517 Voc. rer. K Id erklärt K. als ’prunum grecum', und die ahd. Form stimmt zu Chriah 'Grieche'. Da aber kein entspr. mlat. Name, der doch vermittelt haben müßte, nachzuweisen ist, beruht der Anklang offenbar auf Umdeutung eines germ. Worts, das uns entgeht. Zs. f. d. Worts. 3, 381. 5, 16. kriechen Ztw. ahd. kriochan, chriuhhan, mhd.
Kring
! kriechen, norw. mundartl. krjuka, urgerm. ♦kreukan. Daneben ablautend urgerm. •krükan in krauchen, vgl. norw. mundartl. kruka 's. niederhocken', mengl. cruchen (engl. crouch) 's. ducken'. Grundbed. ist vielleicht 's. hakenförmig bewegen'; man darf dann anord. krökr (idg. Wz. gröug: grüg) 'Biegung, Haken', ahd. kräko 'hakensörm. Werkzeug' sowie die unter krank aufgeführte Sippe vergleichen. Daneben liegt eine gleichbed., aber labial auslautende Wz. in mnd. krepen, krüpen, mnl. crüpen, afries. kriapa, ags. creopan, anord. kijüpa. Das p dieser Sippe ist entweder dissimilatorisch aus k entstanden, oder aus idg. pn zu erklären. In diesem Fall könnte gr. Tpuiröc 'krumm' verwandt sein. Vgl. Kropf. Krieg M. mhd. krieo (g) 'Anstrengung, Streben nach etw.', dann 'Widerstreben, -stand, Wortstreit, Zwist, Kamps. Die nhd. Bed. kommt im 15. Jh. auf, zur älteren stimmt noch schwäb.-alem. krieg 'Prozeß'. Grundbed. ist 'Anstrengung gegen etw.', vgl. mhd. einkriege Adj. 'eigensinnig'. Das Subst. ist dem Ahd. fast fremd; einmal erscheint chireg 'pertinacia', dazu widarkregi 'controversia', widarkriegelin 'obstinatus' (mit unaufgeklärtem e, ia, ie). Nur in mnl. crijch (gh), nnl. krijg kehrt das Wort wieder, allen andern germ. Sprachen ist es fremd. Ursprung dunkel. kriegen schw. Ztw., mhd. kriegen, md. mnd. mnl. krigen 's. anstrengen, streben, trachten, widerstreben', dann 'eine Meinung verfechten, behaupten', zuletzt 'bekommen, erhalten'. Zum vorigen Wort. Kriegtzgnrgel F. 'roher Soldat'. Rotw. tritt 1510 mehrfach gurgeln für 'bettelnde Lands knechte' auf (Kluge 1901 Rotw. 1, 54. 76. 79), offenbar als para pro tote für den durstigen Gartbruder. Seit 1525 häufen sich die Belege für die verdeutlichende Zus.-Setzung kriegsgurgel (DBb. 5, 2274), die bes. in obd. Ma. bis ins 18. Jh. beliebt bleibt: Schweiz. Id. 2, 418; Schwäb. Wb. 4, 754. KriegSschanplatz M. Frz. th&tre de la guerre wird seit Ende des 17. Jh. mit 'Schau platz des Krieges' gegeben (s. Schauplatz). Goethe 1793 Belag, von Mainz (Weim. Ausg. I 33) 304 setzt die Lehnübersetzung Kriegs schauplatz durch. KrimSkramS M. jüngere Nebenform zu Kribskrabs, s. d. Kring M. mhd. krino (g) 'Kreis, Ring, Bezirk' mit der md. Nebenform kranc (g). Das Nd. hat eine Nebenform krink mit ausl. k, wie denn in der ganzen Sippe k und g im Slammauslaut wechseln, s. krank. Anord. kringr 'Ring', ablautend engl. crank 'Krüm-
Kringel
331
mung', mengt cranke, engt crankle 's. schlän geln'. Aus den verw. Sprachen zieht man zu der durch Kring erwiesenen idg. Wz. grengh lit. grßLiü, grgfcti 'drehen, wenden', apreuß. granstis 'Bohrer', air. dogres 'beständig' (eig. 'zum Kreis'). Kringel, Krengel M. Verkl. zu Kring (Kräng), schon mhd. Name eines Gebäcks, ebenso mnd. kringel(e) 'Kreis; rundes Back werk', anord. kringla F. 'Kreis'. Dazu noch engt crinkle 'Falte, Biegung'. Krinitz s. Kreuzschnabel. Krinoline F. Aus Roßhaar (lat. crinis 'Haar') und Gewebe (lat. linum 'Flachs') sind die Reifröcke gebaut, die im Frz. des 19. Jh. crinoline F. heißen und 1856 zu uns gelangen: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 405. Krippe F. Mhd. krippe, ahd. krippa für krippia, asächs. kribbia, mnl. afries. kribbe, ags. cribb führen auf westgerm. *kribjön. Wegen Entstehung von hd. pp aus germ. bj vgl. Rippe, Sippe, üppig. Im Hd. be steht eine lautlich nicht klare Nebenform mit pf: ahd. chripfa, mhd. kripfe; auch zeigen sich landsch. Formen mit u (ü): alem. chrüpf(e), nd. krübbe (woraus dän. krybbe), mnd. krubbe (woraus älter dän. krubbe, schwed. krubba), ags. crybb. Aus dem Germ, entlehnt sind ital. greppia, venez. Piemont, grupia, prov. crupia, crepcha, frz. creche (woraus mengt crecche, engt cratch). Die Bed. 'hölzerner Futtertrog' ist mit Sachwandel hervorgegangen aus der älteren 'Flechtwerk': so ist Bez. zu mhd. krebe 'Korb' herzustellen. Die Krippe als Bewahranstalt für Kinder hat den Namen nach Christi Krippe. Kristall M. Zu gr. xpOo$ 'Frost', urverw. mit lat. crusta (s. Kruste) gehört KpucrraXXo«; 'Eis, Bergkristall', das über gleichbed. lat. crystalhis mlat. crystallum ergibt. Auf dessen Plur. beruht ahd. (um 1090) cristalla, mhd. cristalle F. Daneben scheint das mhd. M. cristal(le) (seit 1200) auf frz. Vermittlung zu beruhen: Suolahti 1929 Frz. Einfluß 133. Die undeutsche Betonung ist dem Fremdwort geblieben. kritteln Ztw. Seit Stieler (1691) 705 er scheint ein landschaftl. grittelen 'Einwürfe machen', dessen Anlaut nach Kritik und kritisch umgebildet wird. Auch ein nd. kriddeln 'zanken' hat offenbar eingewirkt. kritzeln Ztw. Verkl. zum gleichbed. mhd. kritzen, ahd. krizzön 'einritzen', das zwei von Haus aus getrennte Wurzeln zu vereinigen scheint, germ. kret: krat (s. kratzen) und germ. kret: krait: krit 'eine Linie ziehen' (s. Kreis). Krokodil N. Der Name des Tiers lautet
Krone
mhd. (seit dem 13. Jh.) meist kokodrille M. Darin spiegelt sich mlat. cocodrillus, das seinerseits aus gr. KpoKoÖiXot; entstellt ist. Auf diese Form greifen die Humanisten zurück: Crocodil seit Münster 1544 Kosmogr. 653: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 407. Das Neutr. setzt sich spät durch: H. Paul 1917 Dt. Gramm. 2, 144. Krokodilsträne F. Der Glaube, das Krokodil weine wie ein Kind, um Opfer anzulocken und dann zu verschlingen, ist von den Harpyien auf das Tier übertragen und wird bei abendländ. Gelehrten des 12. Jh. sichtbar: Fr. Lauchert 1889 Gesch. des Physiologus 303. Der Ausdruck Crocodili lachrymae bei Erasmus 1500 Adagia H 3 b, von da bei den Reforma toren und Leonh. Thurneyßer 1583 Onomast. 106 „wann der Crocodil einen Menschen fressen will, Weint er vorhin: also begint man auch von etlichen Leuten Crocodillen Threnen oder Zehren zu spüren, die einem gute wort geben, als ob sie mitleiden mit jhm haben, aber darnach (wann sie jhm die Zung aus dem Hals mit jhreu gleißnerischen Worten gezogen) einen verrahten und Verkauffen". Aus der listigen Träne ist schon bei Luther die heuch lerische geworden: A. Götze 1909 Volkskund liches bei Luther 15. Krokus M. Gr. Kpöxo«; 'Safran' hatte über gleichbed. lat. crocua schon ahd. cruogo, anord. krog ergeben. Für die altdeutsche Küche war das Färbemittel wichtig: M. Heyne 1901 Nahrungswesen 331. Im 17. Jh. wird das unveränderte lat. Wort neu entlehnt, nun als Fachausdruck der nt Gartenkunst wie Fontäne, Rabatte, Staket. Krolle F. 'Locke' ein vorwiegend rhein. Wort, dazu Kroll, Krull als Fam.-Name. Mhd. krol, krul M., krolle, krülle F., mnl. crolle, crulle, nnt krul F. 'Locke', daneben das Adj. mhd. krol, mnl. mengt crul 'lockig'. Die Sippe von mhd. krolle (germ. *kruzlön-) s. u. kraus. Krone F. Zu gr. xopwvö«; 'krumm' (ver wandt mit lat. curvus) gehört xopwvr] 'Ring', entlehnt zu lat. coröna 'Kranz, Krone'. Hieraus das Lehnwort ahd. ags. coröna, mhd. mnd. afries. kröne usw., das auch als 'Scheitel, Tonsur, Münze mit ausgeprägter Krone' sowie als Gasthausname begegnet. Im Ags. ersetzte man das lat. coröna bibl. Texte durch cynehehn 'Königshelm' (wie man sceptrum durch cyne-gerd 'Königsstab' wiedergab); dafür asächs. höbidband, ahd. houbitbant 'corona*. Die Namen lehren, daß die Germanen eigne Ab zeichen der Königswürde hatten; mit dem lat. Wort entlehnten sie zugleich einen neuen Begriff. — Dem lat. corönäre entspricht ahd.
Kronleuchter
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korönön, chrönön, das heute krönen lauten würde. Unser krönen (mhd. kroenen) ist erst auf deutschem Boden zu Krone gebildet. Kronleuchter M. Der mit Lichtern besetzte Reif in mittelalter!. Kirchen heißt mlat. corona, mhd. mnd. kröne, nl. kerkkroon, dän. lysekrone, schwed. ljuskrona. Das einfache Krone be hauptet sich in der Umgangssprache Nordost deutschlands; die Verdeutlichung CrohnLe u ch t e r, zuerst bei Amaranthes 1715 Frauenz.Lex. 396, ist von Livland bis zur Schweiz schriftsprachlich geworden, während Österreich und Teile Süddeutschlands Luster, Lüster (aus frz. lustre) bevorzugen: M. Heyne 1899 Wohnungswesen 277. 379; Kretschmer 1918 Wortgeogr. 307. Kronprinz M. Neben die Kurfürsten stellen sich als deren Erben die Kurprinzen. Früh im 17. Jh. wurde Kronerbe üblich. Aus beiden ist Kronprinz Fus.-gebildet, kaum vor Francisci 1669 Blumen-Pusch 357 „der junge Cron-Printz war zu seinen vogtbaren Jahren gekommen". Das Wort dringt 1701 mit der Erhebung Preußens zum Königreich durch, oft bei Joh. v. Besser, der 1690—1717 brandend. Hofzeremonienmeister war: Schriften (1732) 465. 475 ff. — Kronprinzessin seit Amaranthes 1715 Frauenz.-Lex. 396. Kronzeuge M. Das engl. Recht nennt king’s evidence den Verbrecher, der sich in der Hoffnung auf Begnadigung als Zeugen gegen seine Genossen gebrauchen läßt. Dafür steht Kronzeuge seit Sanders 1876; seither ist es zu 'Hauptzeuge' geworden. Kropf M. 'vergrößerte Schilddrüse des Menschen; Vormagen der Vögel'. Ahd. mhd. kröpf, mnl. crop (pp), nnl. krop 'Kropf, Busen, Kielende', ags. cropp 'Kropf, Gipfel, Wipfel, Ähre, Traubenbüschel', engl. cropf 'Kropf der Bögel, Spitze, Ernte', anord. kroppr 'ausgeschnittenes Schlachttier, Körper'. Das germ. Wort drang in die roman. Sprachen: ital. groppo 'Knoten', frz. croup 'Bräune'. Germ, ♦kruppa aus krubnä-, woneben der einfache Stamm *kruba- in anord. krof N. 'ausgeschnittener Körper des Schlachtviehs' (dazu kryfja 'die Eingeweide herausnehmen'). Grundbed. ist wohl 'Ausbuchtung'; dann wäre gr. TPUHÖus '(Mutter-)Leib', anord. kvidr 'Bauch', ags. kwid 'Mutterleib', ahd. quiti 'weibl. Scham', womit weiterhin das gleichbed. gr. ßirrTÖ^ und lat. botuluß 'Darm, Wurst' verglichen werden. Kutteln gilt umgangs sprachlich in Süddeutschland, der Schweiz und Österreich. Als nord- und mb. Wort entspricht Kaldaunen (f.b.), in Hessen und Lippe Rampen, in Thüringen Rampanjen, in Hamburg Panzen, in Königsberg Fleck: Kretschmer 1918 Wortgeogr. 249 f. htttottoU Adj. 'mannstoll', ein nd. Wort, liter. seit Hellwig 1722 Haus- und Landarzt 239. Erster Wortteil ist nd. kutte 'vulva* DWb. 6, 2741. Frisch 1741 umschreibt zutreffend 'uteri deliramenturn’. Kutter M. Engl. cutter bezeichnet als Ableitung von cut 'schneiden' ein die Wogen schlank durchschneidendes Schiff. Aufs Fest land entlehnt als nnl. kotier, dän. kutter,
Labyrinth
nf)b. Kutter, dies seit Claudius 1782 Samtl. Werke 4, 200. Kuvert N. ist in seinen drei Bed. 'Brief umschlag, Tafelgedeck, Bettdecke' um 1700 entlehnt aus ftz. couvert M., das als subst. Part, zu couvrir 'bedecken' urspr. 'das Bedeckende' bezeichnet. In der ersten Bed. gilt vom 15. bis 18. Jh. kopert N. aus mlat. copertum zu lat. coopertus 'bedeckt', das für das Genus von Kuvert verantwottlich ist. Nur nhd. ist ku vertier en 'mit Umschlag versehen', nicht vor Gleim 1748 Br. an Ramler 1, 143: H. Schulz 1913 Fremdwb. 1, 416. K«x M. 'Bergwerksaktie', alt ^der 128. Teil an Besitz und Gewinn einer gewerkschaftlichen Grube". Zus.-gezogen aus zweisilbigen Formen: ftühnhd. kukee, is und namentl. kukus. So seit 1327 am Südhang des ErzgebirgS, noch früher Sech, kukus,/fcus, genauer kus hörn! 'Bergteil', zu aflav. kasü 'Tell', wie denn Teil im älteren Obd. dem Fremdwott Kux entspricht.
L La» N. ahd. lab 'Brühe', mhd. lap (b) 'saure Flüssigkeit; Lab', mnd. las, nnl. leb. seit mhd. Zeit geltende Bed. ist entstanden durch. Kürzung aus mhd. kseselap; dies setzt (wie auch mhd. keseluppe, ahd. käsiluppa, ags. oys-lyb) eine Grundbed. 'scharfer Saft' voraus. Weiterhin ist Verwandtschaft mit got. lubja, ags. lyb, ahd. luppi 'tödlicher Saft, Gift' und anord. lyf 'Arznei' anzunehmen. Der viette Magen des Rinds heißt Lab magen, well er die Milch gerinnen läßt und entspr. bei der Käsebereitung verwendet wird. Dazu dient auch die Pflanze Galium, die darum seit dem 16. Jh. Labkraut heißt, in der Schweiz (Id. 3, 899) Chäslabchrüt. M Heyne 1901 Nahrungswesen 316 f. labe« schw. Ztw. mhd. laben, ahd. labön 'waschen, erquicken, erfrischen', asächs. labon, mnl. Laven, ags. lafian 'waschen'. Die von TacituS berichtete Liebe der Germanen zum Baden erklärt den Bed.-Wandel von 'waschen' zu 'erfrischen'. Da das Ztw. nur westgerm. ist und zugehörige primäre Ableitungen fehlen, ist Entlehnung aus lat. laväre 'waschen' glaub haft. Lat. v ergab germ. b, hd. b auch in den Namen Bern und Raben (aus Verona und Ravenna). Laberda« M. 'gepökelter Kabeljau', einst als Fastenspeise wichtig (s. Dorsch, Klipp-, Stockfisch). Zu Lapurdum, dem alten Namen von Bayonne, gehört (tractus) Lapurdanus,
ftz. Labourdain als Bezeichnung der baskischen Küste an der Adour-Mündung. Bon da fuhren die Basken aus, die Gadus morrhua von ihren Laichplätzen vor Neufundland nach Europa brachten. Darum heißt der Fisch ftz. laberdan, nnl. labberdaan; im Nhd. erscheint Lapertban bei Duez 1644. Die Formen aftz. (h)abordean, ul. (1512) habourdaen, (1598) abberdaen, engl. haberdine beruhen darauf, daß das anl. 1 als Artikel angesehen wurde. Mit dem schott. Aberdeen hat L. nichts zu tun. Baskisch sind auch Anchovi und Kabeljau, s. d.
labsalbe« Ztw. 'anteeren', in hd. Text seit 1839, seemünn. schon 1796, auS nnl. lapzalven (feit 1681), urspr. 'mit Lappen bestreichen'.
LabSkanS R. 'Stockfisch mit Kartofteln', ins Nd. des 19. Jh. entlehnt auS engl. lobecouse, das als Speise der Seeleute im 18. Jh. erscheint und urspr. lob's course sein soll: aus lob 'Klumpen' und oouree 'Gerichf.
Labyrinth N. Gr. Äaßr, engl. lather 'Seifenschaum' (idg. ’louatrom). Laum M. 'Wasserdampf* mhd. loum, frühnhd. lom, laum: ein Wort deS Südens und Westens, von CH. Schmidt 1896 Wb. d. Straßb. Ma. 67 und 1901 Hist. Wb. d. elf. Ma. 215 sowie von H. Fischer 1914 Schwäb. Wb. 4, 1046 belegt. Ob zu lau? Laune F. mhd. lüne 'wechselnde Gemüts stimmung', urspr. 'Zeit des Mondwechsels; Veränderlichkeit des Glücks'. Voraus liegt lat. lüna 'Mond': die mittelalter!. Astrologie lehrte, der wechselnde Mond wirke auf die Stimmung des Menschen. Derselbe Glaube lebt in ital. luna, frz. les lunes, engl. lune, lunaey, lunatio, die sämtlich Gemütsstimmungen bezeichnen. LauS F. Ahd. mhd. mnd. mnl. ags. anord. lös weisen aus einen gemeingerm. kons. Stamm ♦lüs. Außerhalb des Germ, weist nur der britann. Zweig des Kelt. eine Entsprechung auf: acorn. lowen, nkymr. lleuen (Plur. Uau) aus vorkelt. *16us 'Laus'. lauschen schw. Ztw. aus seltenem mnd. lüschen, eig. 'heimlich auf Wlld lauern'. Noch bei Stieler 1691 schimmert der weidmänn. Sinn 'mit den Ohren erjagen' durch. Die Bed. weist auf den im Germ, mehrfach be zeugten Stamm Elfis 'hören': mit ableitendem sk ist *hlüs(s)kan anzusetzen. Dazu die Abstr.Bildung asächs. Einst, ags. hlyst F. 'Zuhorchen', anord. Einst 'Ohr'; davon abgeleitet engl. listen, anord. Einsts 'lauschen' und die Jterativa ahd. lüs-tren, mhd. lfistren, wfäl. lüs tern, schwäb.-bair. laustem 'horchen' sowie gleichbed. nnl. luisteren. Der Berbalstamm germ. Elfis, den diese Zus.-Stellungen er weisen, hat Verwandte in sind. Sruyst F. 'Erhörung, Gehorsam', aflav. slyäati 'hören', sluohü M. 'das Hören', lit. klausü F. 'Ge horsam', paklüsti 'gehorchen', klaus^ti 'hören'. Mit ihm verwandt ist eine kürzere Wz. idg. kitt (s. laut, Leumund). Lauschen scheint sekundäre Berührung mit ahd. löscen, mhd. löschen 'versteckt, verborgen sein' zu haben; vgl. null, luusohen 'verborgen sein' mit gleich-
laut
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Lazarett
bed. ahd. lü^en, bair. laußen 'heimlich lauern'. Lavendel M. F. Tie Pflanze wurde in v. Bahder 1925 Wortwahl 106 f. i Italien und Nordafrika zum Bereiten duftender laut Adj. Ahd. (h)lüt, asächs. afries. ags. Bäder verwendet. Zu lat. ital. laväre 'waschen' hlüd, mnl. laut (d) weisen aus das gemein-! gehören mlat. lavandula, ital. lavendola F., germ. Adj. ehlüda-, vorgerm. ♦klü-tö-B, das; entlehnt zu mhd. lavendel(e) F. M. urspr. (vgl. alt, gewiß, -haft, kalt, kund, j lafcieten1 Ztw. 'int Zickzack gegen den Wind satt, tot, traut, wund, zart) ein Part. ansegeln': frz. louvoyer (int 16. Jh. loveer), auf -to (aind. -taa, gr. -to