Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache 9783111543765, 9783111175652


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German Pages 543 [544] Year 1915

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Vorwort
Inhalt
Erklärung der Abkürzungen
Verzeichnis der zu Altersbestimmungen zugezogenen deutschen Wörterbücher
Wörterbuch. Teil 1
Wörterbuch. Teil 2
Sachregister
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Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
 9783111543765, 9783111175652

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Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache

Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache von

Krie-rlch Kluge Professor an der Universität Freiburg i. Br.

Achte verbesserte und vermehrte Auflage

Stratzburg Verlag von Karl I. Trübner 1915

Erste und zweite Auflage 1881—1883, dritte unveränderte Auflage 1884, vierte verbesserte Auflage 1889,

fünfte verbesserte Auflage 1894, sechste verbesserte und vermehrte Auflage 1899, sechste verbesserte und vermehrte Auflage, zwetter Abdruck 1905,

siebente verbesserte und vermehtte Auflage 1910.

Alle Rechte, besonders das der Übersetzung vorbehalten.

Druck von Georg Reimer in Berlin.

Den verehrten Fachgenossen

Albert Bachmann und Hermann Fischer in Dankbarkeit und Freundschaft

Vorwort as vorliegende Werk behauptet nun schon mehr als drei Jahrzehnte einen festen Platz neben zahlreichen andern Hilfsmitteln, die der Aufhellung

unseres deutschen Sprachschatzes dienen.

Als ich im Spätjahr 1879 an

die Ausarbeitung ging, war die Aufgabe bei aller Schwierigkeit doch einfacher

und leichter, als sie mir heute erscheinen würde. Damals gab mir ein Alter von noch nicht 25 Jahren den Mut und das Selbstvertrauen, daß ich in wenigen

Jahren das Buch vollenden konnte. Seitdem sind nun dreißig Jahre ins Land gegangen.

Der Betrieb der

etymologischen Sprachwissenschaft, von dem sich ein Ausschnitt in diesem Werk

widerspiegelt, hat sich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt gesteigert, und nun ist

schließlich die fachwissenschaflliche Literatur so unendlich angewachsen, daß ihre

Verwertung die Kraft des einzelnen doch wohl schon übersteigt.

Nicht bloß

in den Landen der germanischen Zunge findet der deutsche Sprachschatz allseittge Förderung.

Auch der sprachwissenschaftliche Bettieb der romanischen

Lande kommt vielfach

der deutschen Wortforschung zugute, und auch die

flavischen Gebiete helfen bei der Aufllärung

des

deutschen Sprachschatzes.

Inland und Ausland zeigen eine unendliche Zahl von Indogermanisten, Ger­

manisten und Romanisten am Werk; und so ist die Literatur, auf der sich das vorliegende Buch aufbaut, schier unübersehbar und unerschöpflich geworden.

Aber der Inhalt meines Buches ist damit beinahe organisch gewachsen.

Wer seine jetzige Gestalt mit dem kühnen Entwurf der ersten Auflage vergleicht, wird sich schnell überzeugen, daß ich die Aufgaben eines deutschen Wörterbuchs

nicht mehr so einfach auffasse wie etwa vor dreißig Jahren.

Suchte die erste

Auflage den Bereich der Etymologie hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt

der Urverwandtschaft mit den übrigen indogermanischen Sprachen, so sind

seitdem neben die vorgeschichlliche Etymologie für mich die Fragen einer rein geschichllichen Wottbetrachtung mehr als früher in den Vordergrund getteten,

und seit der 5. Auflage hat das vorliegende Buch an diesem Wandel der mich beschäfttgenden Sprachrätsel tellgenommen.

Die im Jahre 1900 begründete

Zeitschrift für deutsche Wortforschung, die nunmehr in fünfzehn Bänden ab­ geschlossen vorliegt, zeugt überall dafür, wie geschichttiche Wortforschung zur Aufhellung von Ursprungsfragen beittägt.

Wo unser Sprachschatz eine vieltausendjährige Geschichte hinter sich hat, muß die Forschung das einzelne Wort aus der Zeit seiner Entstehungsgeschichte

ervären.

Wir suchen nicht mehr einseitig nach den indogermanischen Wurzeln

der Ursprache.

Der größte Tell des Sprachschatzes, wie er jetzt in dem vor­

liegenden Buch zur Darstellung kommt, stammt aus entschieden jüngerer Zeit und wurzelt in geschichllichen Verhältnissen, wie wir sie für das Germanentum nun nahezu zwei Jahrtausende kennen.

- VIII — Das ist aber gerade die Schwierigkeit unserer Aufgabe, daß jedem einzelnen Wort gleichsam ein Platz in der Geschichte angewiesen werden muß. Sind schon die geschichtlichen Worträtsel oft in das Dunkel des Geheimnisses gehüllt, und gelingt es uns auch bei den Rätseln der allerneusten Sprachschöpfung nicht immer, zu einer llaren und sicheren Formel vorzudringen — um wievieleschwieriger müssen dann naturgemäß die Fragen der vorgeschichllichen Ety­ mologie zu lösen sein! Aber es handelt sich in vielen Fällen aus beiden Bereichen oft gar nicht um endgültige Auflösungen, oft nur um Möglichkeiten oder bloße Vermutungen. Dabei spielt denn eine so auffällige Meinungsverschiedenheit in der Beurteüung geschichtlicher und besonders vorgeschichllicher Wortfragen eine erhebliche Rolle, und die persönliche Überzeugung tritt in ihre Rechte, wenn unter zahllosen Meinungen, die in der Fachliteratur erörtert sind, hier eine Ansicht vertreten werden muß. Denn der Umfang dieses Buches, der nicht beliebig erweitert werden durfte, gestattet keineswegs die Vorführung aller Meinungsverschiedenheiten im Bereich der Sprachrätsel. Wie oft haben sich die verschiedensten Fachleute um ein einzelnes Wort bemüht! Es hätte einen erheblichen Raum beansprucht, die ganze Literatur vorzuführen. Und gibt es jetzt nicht schon mehrere sprach­ wissenschaftliche HllfSmittel, die dem Fachmann derartige Nachweise verzeichnen? So blieb nichts übrig, als daß ich — umsichtig und vorsichtig zugleich — meine sprachwissenschaftliche Erfahrung entscheiden ließ, ob eine Vermutung vor anderen soweit annehmbar schien, daß ich die Aufnahme in dieses Werk verantworten konnte.

Noch viel zu wenig unterscheidet man im Bereich der Etymologie Ver­ mutungen, die unser germanisches Sprachgut aufhellen und Vermutungen, die aus dem germanischen Sprachschatz Licht herholen. So handelt es sich z. B. in den alten Sprachquellen der Jndogermanen, von denen die vorgeschichlliche Etymologie zumeist auszugehen hat, nicht selten um Worte von zweifelhafter Bedeutung oder unllarer Lautform oder mangelhafter Überlieferung, bei denen der Fachmann aus verwandten Sprachen Licht für das Dunkel sucht. Aber man darf sich in solchen Fällen nicht darüber täuschen, daß derartige Vermutungen dann auch zur Aufhellung derjenigen Sprache dienten, aus der die Stützen entnommen sind. So wird um die Deutung von Worten aus den altindischen Beden hin und her gestritten, und wenn dann vielleicht einmal bezeugte Worte etwa mit germanischem Sprachgut verglichen werden, so kann die Vergleichung doch nicht immer zur Aufhellung des germanischen Sprachgutes verwandt werden. DaS ganze Gebiet unserer Sprachrätsel enthält des Unsicheren viel zu viel, als daß die Fachleute immer mit gleichen Voraussetzungen arbeiten und zu gleichen Ergebnissen gelangen könnten. So wird nicht jeder Sprachforscher in diesem Buch alle Vermutungen wiederfinden, die in den Fachzeitschriften und sonst vertreten sind. Den Begriff der Wortverwandtschaft, der für die Ety­ mologie so wichtig ist, fassen wir nicht alle gleich. Ich bemühe mich nach Kräften Wortverwandtschaft anzunehmen, wo ein möglichst genau formulierbarer Ver­ wandtschaftsgrad vorliegt, d. h. ich verstehe im Bereich der Wortkunde unter Verwandtschaft dasselbe, was wir unter bürgerlichen oder allgemein mensch­ lichen Verhältnissen auch als Verwandtschaft bezeichnen würden. Aber im Bereich der indogermanischen Sprachwissenschaft, die ungemessene Zeiträume und

— IX — ebenso unermeßliche geographische Forderungen

an

formulierbare

Entfernungen überbrücken will, sind die

Verwandtschaftsgrade

weniger streng,

und

vielfach begnügt man sich mit der losesten Form der Zugehörigkeit, wo eine

formulierbare Verwandtschaft nicht mehr zu erkennen ist.

Ich

streite

der

-llrfspürung ganz entfernter Wortbeziehungen keineswegs die Berechtigung ab: von einem Standpunkt, der Jahrtausende zurückliegt, erscheint vieles ander-,

als wenn ich mich auf den Standpunkt der deutschen Sprache von heute stelle. So sind — um nur ein Beispiel anzuführen — die Wurzeldeterminative, mit

denen der Indogermanist zahllose Wortverwandtschasten aufilärt, für eine rein deutsche Sprachbetrachtung entschieden viel weniger ersprießlich.

Indo­

germanische Wurzeln können nahe zusammenhängen, ohne daß die deutschen

Worte, die der Indogermanist dazustellt, noch von einem deutschen Standpunkt aus verwandt sein müssen. Aber auch im Bereich der lebenden Volkssprache gibt es solche Schwierig­

keiten.

Die Vielgestaltigkeit und Lebenskraft der Mundarten liefern uns oft

junge Sproßformen aus altem Sprachgut, ohne daß wir uns von der Bildungs­ weise sichere Rechenschaft geben können.

Das Leben der Sprache am lichten

Tage der Neuzeit schafft eine gleiche Fülle von Fragen und Rätseln wie die

Urzeit. Und zwischen diesen Forderungen einer vieltausendjährigen Vergan­ genheit und eines modernen Sprachlebens muß die literarische Überlieferung der Vergangenheit aussöhnend und aufllärend Licht und Ordnung schaffen.

So können nur Aufgaben entstehen, deren Schwierigkeiten eher abschrecken als einladen.

Und es gehört auch heute noch kühner Wagemut dazu, wenn ich

immer von neuem wieder dieses Werk durcharbeite, das tausend und aber­ tausend Worträtsel zu formulieren trachtet.

Ich würde diesen Mut auch jetzt nicht besitzen, wenn ich nicht den Rätseln

der Etymologie seit meiner ersten wissenschaftlichen Arbeit („Beiträge zur Ge­ schichte der germanischen Konjugation" Straßburg 1878) bis auf den heutigen

Denn als ich die Aufgaben der germanischen

Tag die Treue gehalten hätte. Wortbildungslehre

(„Nominale

Stammblldungslehre

der

altgermanischen

Dialekte" Halle 1885; 2. Ausl. 1899; dazu neuerdings „Abriß der deutschen Wortbildungslehre" 1913) in ihrer methodischen Notwendigkeit für wissenschaft­

liche Wortforschung erkannt und dargestellt und überhaupt den germanischen

Sprachbau im Zusammenhang mit den übrigen indogermanischen Sprachen („Vorgeschichte der altgermanischen Dialekte" Straßburg 1889; 3. Ausl. 1913) durchgearbeitet hatte, traten in organischer Durchführung die rein geschichtlichen

Probleme des deutschen Sprachbaus immer gebieterischer an mich heran.

Ich

unternahm den Unterbau („Von Luther bis Lessing" Straßburg 1885, 4. Ausl.

1904) und dann auch den Ausbau einer rein geschichllichen Sprachbetrachtung im Dienst der Muttersprache.

Ich suchte in den Standes- und Berufssprachen

die Quellen des deutschen Wortschatzes, und so entstanden meine Werke: „Deutsche

Studentensprache" (Straßburg 1897; jetzt vergriffen), „Rotwelsch" (I. Band, Straßburg 1900), „Seemannssprache" (Halle 1911).

Was ich sonst noch in fach-

wissenschafllichen Zeitschriften an sprachgeschichllichen Aufsätzen (tellweise zu­

sammengefaßt in meinem Buch „Wortforschung und Wortgeschichte" Leipzig 1912) veröffentlicht habe, zielte fast immer auf das Verständnis des deutschen

Wortschatzes, dessen Zusammenhang mit den Forderungen der deutschen Ge-

Kluge, Etymologisches Wörterbuch.

8. Ausl.

b

— X — schichte mir je länger, je Höret vor die Seele trat. Aber diese konzentrische Arbeit führte nicht nur zu neuen Ergebnissen, sondern befestigte auch für mich die Methode

wissenschaftlicher Wortforschung. Aber die eigene Arbeit de- Verfassers hätte doch nicht genügt, da- Werk überall auf die Höhe zu bringen und da- Buch zu einem brauchbaren Berater

in wortgeschichllichen Fragen zu gestalten.

Seit vielen Jahren haben Freunde

de- Buche- aus ihrem Fachbereich heraus Hllfe geleistet durch öffenlliche Be­ sprechungen, sowie durch persönliche

Mitteilungen.

Auch

die vorliegende

Auflage erfreut sich mannigfacher Berichtigung und Hilfeleistung, durch die mein

Buch wieder gewonnen hat.

Ganz besonderen Dank schulde ich diesmal den

Herren Prof. Alfred Götze und Dr. Rudolf Blümel für vielfache und wert­

volle Besserungen und Ergänzungen, sowie für treue Hllfe bei der Redaktion und Drucklegung der neuen Auflage, den Herren Dr. Harold Bender in Princeton und Oberlehrer H. W. Kroes in Rotterdam für Besserungen in

Sachen des litauischen und niederländischen Wortschätze-, sowie den Herren

Prof. G. Bai st und Prof. I. Jud in romanistischen Dingen.

Dankbar hebe

ich auch hervor, daß E. Mackels Besprechung dieses Werks in HerrigS Archiv

127, 216 erhebliche Dienste geleistet hat.

In segensreichen Jahrzehnten des Friedens ist mein Buch gewachsen und gediehen. In diesen Jahren hat es der deutschen Sprachwissenschaft Aner­ kennung und Bedeutung erarbeitet und erkämpft, und weit über die Grenzen

Deutschlands und des Germanentums hinaus hat es von dem Geist deutscher Wissenschaft Zeugnis abgelegt.

Jetzt, wo die deutschen Waffen jenseit- unsere-

Sprachgebiets in West und Ost dem Vaterland die Machtstellung sichern, geht

das Werk von neuem hinaus in die Welt. Den Widersachern deutscher Sprache und Art zeigt unser deutsches Schwert das Nahen einer neuen Zeit. Spätjahr 1914.

F. Klage.

Inhalt. Vorwort....................................................................................................................

VII

Erklärung der Abkürzungen.............................................................................

XIII

Verzeichnis der zu Altersbestimmungen zugezogenen deutschen Wörter­ bücher ...........................................................................................................

Wörterbuch............................................................................................................... Sachregister

XV 1—510 511—515

- XIII -

Erklärung der Abkürzungen. czech. Abstr. = Abstraktum dän. abulg. = altbulgarisch Dat. Adj. = Adjektiv Deklin. Adv. = Adverb Denom. afries. = altfriesisch dial. afrz. = altfranzösisch Dimin. agerm. = altgermanisch dor. ägypt. = ägyptisch Dual. ahd. = althochdeutsch eigtl. Akk. = Akkusativ engl. alat. = altlateinisch europ. olem. = alemannisch altidg. = altindogermanisch F. sinn. altind. = altindisch flekt. alttr. = altirisch frönt altkelt. = altkeltisch Frequent. amerik. = amerikanisch andd. = altniederdeutsch fries. angls. = angelsächsisch frz. anord. = altnordisch gael. Aor. = Aorist gall. Gen. apers. = altpersisch germ. apreuß. = altpreußisch arab. = arabisch Ggs. gleichbed. arkad. = arkadisch got. armen. = armenisch gr. armor. = armorisch Grdf. asächs. = altsächsisch hd. aflav. = altflavisch (ttrchenflavisch, altbulgarisch) hebr. holl. awest. = awestisch idg. bask. = baskisch ind. bayr. = bayrisch indekl. bibl. = biblisch Jnfin. böhm. = böhmisch Jnstr. bret. = bretonisch Intens. bmgund. = burgundisch Jnterj. chald. = chaldäisch chines. = chinesisch intrans. chmw. = churwälsch ir. com. = cornisch isl.

= czechisch = dänisch = Dativ = Deklination = Denominativ = dialektisch = Diminutiv um = dorisch = Dualis = eigentlich = englisch = europäisch = Femininum = finnisch = flektiert = fränkisch = Frequentativum = friesisch = französisch = gaelisch = gallisch = Genitiv = germanisch = Gegensatz = gleichbedeutend = gotisch = griechisch = Grundform = hochdeutsch = hebräisch = holländisch = indogermanisch = indisch = indeklinabel = Infinitiv = Instrumentalis = Jntensivum = Interjektion = intransitiv = irisch = isländisch

ital. = italienisch jon. = jonisch jüd. = jüdisch jur. = juristisch kqt’ kkox. — kqt1 ^Eoxqv Kauf. = Kausativ kett. = keltisch klass. = klassisch Kollekt = Kollektivum Komp ar. = Komparativ Konjug. = Konjugation Konjunkt. = Konjunktion kontr. = kontrahiert krimgot. = krimgotisch kymr. = kymrisch lapp. ----- lappisch lat. = lateinisch lett. = lettisch lit. = litauisch lombard. = lombardisch M. = Maskulinum Ma. = Mundart mb. = mitteldeutsch mgr. = mittelgriechisch mhd. = mittelhochdeutsch mengl. = mittelenglisch mlat. = mittellateinisch mndd. = mittelniederdeutsch mndl. = mittelniederländisch moden. = modenisch mongol. = mongolisch N. = Neutrum naut. = nautisch ndd. = niederdeutsch ndl. = niederländisch ndrh. = niederrheinisch Nebenf. = Nebenform Negat. --- Negation neugerm. = neugermanisch neunord. = neunordisch nfrz. = neufranzösisch

- XIV — ngr.

= neugriechisch

Possess.

= Possessiv

Subst.

nhd.

= neuhochdeutsch

Prüf.

-- Präfix

substantiv. --- substantiviert

nndd.

= neuniederdeutsch

prakrt.

= prLkritisch

Suff.

-- Suffix

nndl.

= neuniederländisch

Präpos.

= Präposition

Superl.

-- Superlativ

Rom.

= Nominativ

Präs.

--- Präsens

südgerm.

= südgermanisch

Rom. Ag. = Nomen Agentis

Prät.

--- Präteritum

Term, techn. = Terminus tech-

Ronuprop.-- Romen Proprium

Prät.-Prüs. -- Präterito-

nord.

= nordisch

= Substantivum

nieus

Präsens thrak.

- thrakisch

norweg.

--- norwegisch

preuß.

= preußisch

trans.

= transitiv

Rum.

= Numerale

Pron.

= Pronomen

umbr.

= umbrisch

oberd.

--- oberdeutsch

Pronominalsubst. = Pronomi­

unflekt.

= unflektiert

obl.

= obliquuS

Ord.

--- Ordinale

nalsubstantiv ungar. prov.,provenz. = provenzalisch urgerm.

= ungarisch

Redupl.

-- Reduplikation

uridg.

--- urgermanisch -- urindogermanisch

ost.

— oskisch

refl.

--- reflexiv

venet.

= venetianisch

osset.

= ossetisch

röm.

= römisch

Berbalabstr. ---

orient.

= orientalisch

Berbalabstrakt

ostasiat.

-- ostasiatisch

roman.

= romanisch

Berbaladj.--- Berbaladjektiv

ostgerm.

--- ostgermanisch

xuff.

-- russisch

Berbalwz. = Berbalwurzel

ostidg.

---- ostindogermanisch sächs.

- sächsisch

Bok.

= Bokattv

Part.

= Partikel

schott.

-- schottisch

vorahd.

= voralthochdeutsch^

Partit.

= Partitiv

schw.

= schwach flektierend

vorgerm.

= vorgermanisch

Partiz.

= Partizipiunr

schwäb.

= schwäbisch

vorhd.

= vorhochdeutsch

Perf.

= Perfekt

schweb.

= schwedisch

vulg.

= vulgär

pers.

= Persisch

fern.

= semitisch

wal.

= walisisch

phöniz.

= phönizisch

serb.

= serbisch

westgerm. = westgermanisch

piem.

= piemontesisch

Sg.

= Singularis

westidg. = westindogermanisch

Plur.

--- Pluralis

skyth.

= skythisch

westsächs. = westsächsisch

slav.

= flavisch

Wb.

= Wörterbuch

= spanisch = stark flektierend

Wz.

= Wurzel

Ztw.

= Zeitwort

= Stamm

Plur. tant.--- Plurale

tantum

poln.

= polnisch

portug.

= portugiesisch

! span. I st.

Pos.

= Positiv

i

St.

Ein Stern (♦) vor einem Wort zeigt an, daß dies nicht bezeugt ist und bloß auf Grund sprachgeschichtlicher Tatsachen als möglich zu gelten hat. Ein Kreuz (f) vor einem Stichwort zeigt an, daß es nicht allgemein als schriftsprachlich gilt.

Anzeiger

= Anzeiger für deutsches Altertum und deutsche Literatur, 1876 ff.

= Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, Beitr. Bezzenbergers Beitr.--- Beiträge zur Kunde der idg. Sprachen, 1877 ff. DWb.

= Deutsches Wörterbuch der Gebrüder Grimm, 1854 ff.

Germ.

--- Germania, Bierteljahrsschrift für deutsche Altertumskunde.

Grdr. Haupt- Zeitschr.

— Zeitschrift für deutsches Altertum, 1841 ff.

1874 ff.

= Grundriß der germ. Philologie herausgeg. v. H. Paul, 2. Ausl., 1896 ff.

HerrigS Archiv

--- Archiv für daS Studium der neueren Sprachen und Literaturen, 1846 ff.

Idg. Forschgn.

= Indogermanische Forschungen, 1892 ff.

AuhnS Zeitschr.

= Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung, 1852 ff.

M6m. de ling.

= Mämoires de la soci6t6 de linguistique de Paris, 1868 ff.

Zacher» Zs.

-- Zeitschrift für deutsche Philologie, 1868 ff.

Zeitschr.

--- Zeitschrift für deutsche Wortforschung, 1901 ff.

ZfdU.

= Zeitschrift für den deutschen Unterricht.

— XV -

Verzeichnis der zu AtterSbestimmnugeu zugezogeneu deutschen Wörterbücher. A. Allgemeine Wörterbücher.

1540 1561 1616 1663

1686 1691 1722 1725

Er. AlberuS Josua Maaler Georg Henisch Justus Gg. Schottelius Georg Liebe Caspar Stieler H.Bolckv. Wertheim

Christoph Ernst Steinbach

1734 1741 1741

— — Joh. Leonh. Frisch v. AnteSperg

1774

Johann Christoph Adelung

1775

I. F. Heynatz

1791 1793

Jos. Richter Joh. Chr. Adelung

1793

Angerstein

1793 K. PH. Moritz 1793 Heinr. Braun 1796 I. F. Heynatz 1805 Chr. F. Trg. Boigt 1807 Joach.Heinr.Campe

Novum dictionarii genus. Die Teütsch Spraach. Teutsche Sprach und Weißheit. Stammwörter der Teutschen Sprache. Teutsches Wörterbüchlein. Der deutschen Sprache Stammbaum u. Fortwachs. Der auf neue Manier abgefaßte und allezeit fertige Briefsteller.

Deutsches Wörterbuch vel Lexicon latino-germanicum. Vollständiges deutsches Wörterbuch. Teutsch-Lateinisches Wörterbuch. Das deutsche kayserliche Schul- und CanzeleiWörterbuch. Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuchs der hochdeutschen Mundart. Handbuch zu richtiger Verfertigung und Beurtheilung aller Arten von schriftlichen Ar­ beiten usw. Grammatisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeut­ schen Mundart mit beständiger Verglei­ chung der übrigen Mundarten. Anweisung die gemeinsten Schreib- und Sprach­ fehler im Teutschen zu vermeiden. Grammatisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Deutsches orthographisch-grammat. Wörterbuch. Versuch eines deutschen Antibarbarus. Deutsches Handwörterbuch. Wörterbuch der deutschen Sprache.

- XVI — B. Fremdwörterbücher.

1571

Simon Roth

1607 1620

Joh. Rud. Sattler Beruh. Heupoldus

1643 1644

Matth. Zeiller lanonym)

1695 1695 1702

Casp. von Stieler Scheibner Menantes

1720

I. H. Spanutius

1727

Sperander

1727

Antonio

1728

Sym. Jac. Apinus

1728

Belemnon

1764

R. P. Odilo Schreger Joh. Friedr. Krack­ herr Beyschlag Zobel

1766

1774 1775

Moratori

Ein teutscher Dictionarius das ist ein Ausleger schwerer unbekannter teutscher Wörter, tauch 1572 erschienen?) Teutsche Orthographey S. 484—566. Dictionarium erklärend allerley schwäre unbe­ kannte teutsche Wörter, so in die Teutsch Spraach eingerissen. Episteln und Sendschreiben HI 30. 294; IV 437. Teutscher unartiger Spraach- Sitten- u. Tugend­ verderber. Zeitungs-Lust und Nutz (auch 1697 erschienen).

Fa$ons de Parier. Die allerneuste Art höflich und galant zu schreiben ..........nebst einem zugänglichen Titularund Wörterbuch (auch 1707. 1709. 1715. 1729. 1732). Teutsch orthographisches Schreib-,Condersations-, Zeitungs- und Sprichwörter-Lexikon. ä la mode-Sprache der Deutschen (auch 1728 ausgegeben). i

Bequemes Correspondenz- und ConversationsLexicon. Glossarium novum ad aevi hujus statum adomatum. Curiöses Bauern Lexicon, worinnen die meisten in unserer teutschen Sprache vorkommen­ den fremden Wörter erkläret. Lustig- und nützlicher Zeitvertreiber S. 1—82.

Hand-Lexicon. Sammlung ausländischer Wörter. Berdeutsch-Wörterbuch (im „Neueingerichteten Hand- und Reisebuch").

A -a, -ach ein häufiges Suffix zur Bildung von Bach- und Flußnamen (resp, darnach benannten Ortsnamen); im ganzen ist -ach (Urach, Stein­ ach, Salzach, Rotach, Schwarzach) mehr oberd., -a mehr md. und ndd. (Fulda, Werra, Schwar­ za): aus ahd. aha «fließendes Wasser' = got. ah>a «Fluß' (weiteres unter A u), woher auch die Flußnamen A a (Schweiz und Westfal.), Ohe (Hess.), Aach (Baden), Ach (Bayern und Württemberg). Vgl. -aff. Aal M. mhd. ahd. LI M. - anord. LU, angls. sei engl. eel, ndl. aal: germ. St. ala- eia-. Verwandtschaft mit den gleichbed. lat. anguilla, gr. ^rxeXu«;, lit. ungurys, russ. ugori ist laut­ lich unmöglich. Auch haben die idg. Sprachen nur wenig gemeinsame Fischnamen (s. Münne). Aalraupe F. ein aalähnlicher Fisch (in Schle­ sien und an der Elbe ölruppe, in der Wetterau und Oberhessen olrobb, in Franken älruppe, in Köln oelrappe). Der Fisch (auch R a u b a a l genannt) heißt eigtl. bloß Raupe mhd. rüpe ruppe ahd. rüppa, das kaum mit aflav. ryba «Fisch' urverwandt sein kann. Meist wird ahd. rüppa wegen des gleichbed. mhd. rüte F. auf lat. rubeta «Frosch, Kröte; Froschfisch' zurückge­ führt. Dafür spricht sowohl die ndd. Benennung Aalquappe (s. unter Quappe) als auch das in Österreich bestehende rutte aus *rubte = rubeta (bayr. rutten aalrutten, älter bayr. rugeten). Dazu scheint mittelrh. niederrh. rufolk, mndd. rufölke (eigtl. «Raup-Aalchen'?) zu ge­ hören. Synonymon ist schweiz. tryS (Maaler 1561 S. 410b trüsch) = schwäb. dreis. Die Lautform Aalraupe begegnet 1610 bei Calvisius, 1613 bei Fontanus (noch nicht in Geßners Fischbuch 1556. 1575 und bei Henisch 1616). Aar M. die altgerm. Benennung des Adlers, die seit Ausgang des Mittelalters hinter Adler in der lebendigen Volkssprache ganz zurück­ getreten ist. Luther hat als Simplex nur Ad­ ler, aber daneben Levit. 11, 13 Fischaar. So war überhaupt das einfache A ar im 16./17. Kluge, Etymologisches Wörterbuch. 8. Aufl.

Jahrh, fast ganz ausgestorben, während neben Adler überall Fischaar, Hasenaar, Hauaar,Hühneraar,Gänseaar — Gansaar, Falkaar, Stoßaar, Maus­ aar, Rohraar, Stockaar in Wörter­ büchern wie in der Literatur bestehen (doch schon frühnhd. stellt sich F i s ch a d l e r neben Fischaar ein, ebenso Meeradler); und der Turmfalke heißt noch Wannenaar (nicht Wannenadler); vgl. das erst nhd. Aarweihe. Daß sich vereinzelt im 16./17. Jahrh, ein Simplex Aar, das sehr selten in den vor­ lutherischen gedruckten Bibeln (z. B. Nürnberg 1483 Jes. 34, 15; H. Sachs, Fastnachtsp. 27, 247) neben Adler vorkommt, neben Fischa a r einstellt, ist begreiflich; fo hat Zehner 1622 Adler und Aar für lat. aquila und C. Schwenckfeld 1603Theriotroph. S.218 schwarzer Aar. Von Bahder weist Beitr. 22, 520 noch einen Gebrauchsunterschied zwischen Aar (milvus) und Adler (aquila) für das 16. Jahrh, nach. Im allgemeinen ist A a r im 17. Jahrh, verklungen: Heynatz 1775 Handbuch S. 178 kennt zwar Aar, aber ihm sind „die zusammen­ gesetzten F i s ch a a r und G ä n s e a a r be­ kannter". So erklärt sich, daß Aar seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhs. als poetisches Wort auf­ tritt, z. B. bei Goekingk 1781 Gedichte II 45 als Ahr mit der erklärenden Fußnote «Adler' (ebenso in Gleims Romanzen 1756). Klopstock sagt nur Adler und noch nicht Aar. Goethe aber hat A d l e r als poetisches Wort und nur ganz vereinzelt und spät Aar Faust II V. 5462 und ebenso vereinzelt Schiller 1798 im Eleus. Fest Str. 13, was sein Schwager Reinwald brieflich 15. 2. 1799 tadelt. Weitere Belege: Bürger in dem Sonett auf Aug. Wilh. Schlegel und Körner in dem Gedicht „Der preuß. Grenz­ adler". Erst mit dem 19. Jahrh, wird das Wort dauernd eingebürgert in der Sprache der Lite­ ratur. Diehd. Dialekte kennen Aar Äs Simplex nicht mehr (nur noch im Wallis gilt aro); so ist es als der Volkssprache fremd für Hessen und 1

Aas Schwaben ausdrücklich angegeben. Aber im Ndd. gilt vielfach noch am z. B. in Pommern (und dem entsprechend haben die ndd. Bibeln in der 1. Hälfte des 16. Jahrhs. noch Arn, während Luther schon Adler hat). JmAltgerman. war Aar das herrschende Wort: mhd. ar ahd. aro = got. ara, anord. are M.; da­ neben ahd. mhd. am, ndl. arend, angls. eam (engl. eme), anord. Qm. Der germ. Grund­ stamm aran- mit der Nebenform arn-u- zeigt reiche Sippe in den europ. Sprachen: aslav. orilü, lit. erelis, corn. bret. er, kymr. eryr 'Ad­ ler'. Über westfäl. ärent 'Täuberich', das mit gr. öpvi^ 'Vogel' eine allgemeinere Bedeutung für das germ. Grundwort aran- amu- erweist, s. Tauber; außerdem vgl. Bussard, Sperber und Adler. Vgl. Kluge, Wort­ forschung und Wortgeschichte S. 83—89. AaS N. mhd. ahd. andd. äs N. = attgls. ses 'Aas': Ableitung zu essen; germ. esa- aus että- (wie lat. esus 'gegessen' aus etto-s) oder aus vorgerm. eds- zu einem Neutr. edos (lit. edesis 'Fraß') Kuhns Zs. 37, 581. Wegen der ursprgl. Bedeutung beachte Gryphius 1639 Sonntagssonette 26, 9 Himmelsaas 'Himmelsspeise'. S. Äser und äsen. ab Adv., frühnhd. (noch jetzt schweiz. schwäb.) auch Präp. (daher noch abhanden eigtl. 'von den Händen') mhd. abe ab Präp. 'herab von, von-weg, ab' — Adv. 'herab', ahd. aba Präp. 'von-weg, von-hinab' — Adv. 'herab' = got. af (ab) Präp. 'von-herab, von' (auch Adv.), mndl. af ave, andd. af 'von', angls. engl. of 'von': urverwandtmitind. äpa 'von-weg', gr. äno äno, lat. ab (für *ap statt *apo). AB - ab als Bezeichnung der Anfangs­ gründe im Syllabieren (und Buchstabieren): Becher 1668 Methodus Didaetiea S. 83b „ein Kind das Ab ab lehren"; Stoppe 1729 Gedichte II 136 „das a. b. ab der Wissenschaften kennen"; Atusäus 1782 Märchen II 93 „das sehr ver­ nünftige moralische a-b-ab"; Goethe (1821) Werke III 180 „und so wäre manches Wunder wie AB, Ab auszusprechen".. Abbild N. vereinzelt im 17.Jahrh.; wird be­ kannter durch Haller 1730 (Ode „Doris" V. 14), der das Wort gebrauchte und deswegen von Schönaich im Neolog. Wb. 1754 noch verspottet werden konnte. Zeugnisse für das Umsichgreifen des Wortes bieten Withofs Gedichte und K. G. Lessing, Die reiche Frau. Noch Adelung bezeich­ net das Wort' als ungewöhnlich. abvlitzen Ztw. (meist in den Verbindungen „er ist abgeblitzt", „sie hat ihn abblitzen lassen") seit etwa 1840 bezeugt, z. B. Grabbe 1838, Hermannsschlacht S. 128. Ursprünglich 'sich schnell und fruchtlos entzünden' (von Schieß­ gewehren) Adelung 1818 (V 4).

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Abendrot

Abc N. seit etwa 1200 allgemein üblich: für mhd. äbece stehen zahlreiche Belege des 13. Jahrhs. zur Verfügung. Dafür spätangls. (11. Jahrh.) abecede (Anglia VIII 332), welche Be­ zeichnung im Zusammenhang mit lat. abecedarium zu beurteilen ist; entsprechend auch mhd. abecede. Auch in älteren ndd. Quellen des 15. und 16. Jahrhs. abecede und abecete, aber daneben auch im deutschen Nordwesten ver­ kürzt abe bes. in der Zusammensetzung abebuch (= ndl. AB-boek), woneben in ndd. Ge­ bieten wieder ein verkürztes A-Book (Firmenich, Völkerstimmen III 36). Daneben beachte die Nachweise unter Fibel und unter Na­ menbuch. $gt. Walther, Ndd. Korrespon-

denzbl. III 93 und Schlutter Zeitschr. 14, 137. Abcschütz M. seit dem 16. Jahrh. (ABC Schützigen Neander 1587 Menschenspiegel S. 78b) Bezeichnung des Schülers, der das Abc lernt; Verdeutlichung für einfaches Schütze, das im 15. und 16. Jahrh, in der gleichen Be­ deutung auftritt. Neuerdings auch Fibeln schütze (1755 Neue Erweiterungen z. Er­ kenntnis 6,178; Gutzkow 1838 Blasedow III27). f Abele F. 'Alber' ein von Voß gebrauchtes ndd. Wort, das von der Rheinprovinz an bis nach Pommern hinein üblich ist = ndl. abeel, engl. abele: Lehnwort aus afrz. anbei 'Weiß­ pappel'. Quelle lat. *albellus für albulus 'weiß', woher auch ital. albero 'Schwarzpappel' (iden­ tisch mit Alber). Abend M. mhd. äbent ahd. äband M. = asächs. äband, ndl. avond; mit anderer Endung angls. sefen engl. eve mit der Ableitung angls. sefnung engl. evening (vgl. morning 'Mor­ gen'). Anord. aptann = angls. aeftentid weist mit westgerm. äbanp (got. dafür andanahti eigtl. 'Vornacht' und sagqs eigtl. 'das Sinken') auf vorgerm. eponto- (— ahd. äband), epton(anord. aptann), ept6n- (= angls. sefen). Das Suffix von andd. äband ist Wohl mit Bildungen wie ind. hemantä, vasantä 'Winter, Frühling' zu vergleichen; es erliegt in germanischen Dia­ lekten häufig der Angleichung an Morgen. Ein zur Erklärung der Sippe zugezogenes schweiz. äben (öbe) 'Abend werden' ist nicht sowohl Grundwort zu Abend als vielmehr junge Ableitung dazu (wie z. B. schweiz. Nassau, a r b e n zu A r b e i t). — Über Ab en d (z. B. Chri st abend) in der Bedeutung 'Tag vor einem Feste' s. Sonnabend. Abendrot N. in der älteren Sprache nur sehr selten bezeugt und erst am Ende des 18. Jahrhs. geläufig z. B. Schmidt v. Werneuchen 1796 Gedichte S. 253. Alter Abendröte mhd. äbentroete: 1587 Theatrum diaboloruin 166b „Abendröte, Morgenschön, Morgen­ röte bringt Wind oder Flut"; Keppler 1604 Von

Abenteuer

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Ablaut

einem neuen Stern S. 2b „in der klaren Abend­ Aberwitz M. mhd. aberwitze abewitze «Un­ röte leuchten". Beides sind Nachbildungen der verstand' ; vgl. mhd. abe «ab' wie in mhd. abeschon früher belegten Morgenrot, Morgen­ gunst 'Mißgunst' unter Aberglaube. abgebrannt Adj. «wessen Haus durch Feuers­ röte. Abenteuer (bei Luther E b e n t e u e r) N. brunst zerstört ist' (z. B. 1587 Theatrum diabolomhd. äventiure F. «Begebenheit, wunderbares, rum II 167c „Abgebrante, und die durch Wolckengefährliches Ereignis, ein Gedicht davon, Quelle brüche und Wassersnoht schaden gelitten, seyn der höfischen Dichter': entlehnt aus frz. aven- die Jar her ihrer nicht wenig gewesen"); dann ture (mlat. adventura zu lat.-roman. ad- im 30jähr. Krieg in die Soldatensprache über­ venire «sich ereignen'), woher auch ndl. avon- gegangen als «verarmt' (Moscherosch 1640 S. 314 tuur, engl. adventure (mittelengl. aventure „Underwegs stiesse uns auff ein gut Gesell, den aunter). ich wol kante, der beklagte sich, daß er abgeaber Adv.-Konjunkt. mhd. aber (aver) — brant war, das ist nach der Feldsprache soviel abe (ave) Adv.-Konj. «wieder, abermals; da­ als daß er umb alles kommen und erarmet war, gegen, aber' ahd. abur avur Adv.-Konj. in bei­ daß er alles zugesetzt und verlohren hatte"; vgl. den Bedeutungen (dazu ahd. avarön «wieder­ Rotwelsch I 155); schließlich am Ende des 18. holen' unter ä f e ru). Vgl. got. afar Präp. Jahrhs. studentisch geworden (Goethe, Dicht, 'nach' — Adv. «nachher', anord. afar 'sehr' in u. Wahrh. 8. Buch S. 169 „er lehnte das Dar­ Zusammensetzungen; den sächs. Dialekten fehlt lehen ab und gab mit einiger Schalkheit zu ver­ das Wort, wozu aber die Ableitung asächs. stehen, daß er nicht so abgebrannt sei, als er abaro, angls. eafora «Nachkomme' (vgl. got. aussehen möchte"). afar «nachher') vorhanden ist. Verwandtschaft abgefeimt s. F e i ni. mit a b und seiner Sippe ist wahrscheinlich; dazu abgeschmackt Adj. (übertr.) gebucht seit vgl. noch ind. äpara «der Spätere' — aparäm Duez 1664; durch das 18. Jahrh, geläufig; z. B. Köhler 1734 Einleitung zur deutschen Poesie Adv. «später, künftig' — apari «Zukunft'. t aber, über Adj. (oberd.), äset (fränk.), S. 4; frühester Beleg Schottel 1663 Haubtsprache äper (tirol.) «von Schnee frei, bloßgelegt': S. 1219 „abgeschmakt und kindisch"; dafür ältere aus Grdf. äbar abiri (aviri); urverwandt mit Lautform abgeschmack z. B. Grimmels­ lat. apricus «sonnig'? hausen 1669 Simplicissimus S. 59. Vielleicht Aberglaube M. im 15. Jahrh, aufgekommen; Umformung für mhd. a-smec «geschmacklos'. Luther bevorzugt M i ß g l a n b e vor Aber­ Abgott M. mhd. ahd. abgot N. «Abgott, glaube und Afterglaube (dies auch bei Götzenbild'; man beachte die Bewahrung des Dürer 1525 Unterweisung der Messung Bl. A älteren Genus von G ott bis ins Mhd.; vgl. lb). Alberus 1540 unterscheidet diffidentia got. afgujjs «gottlos' (Ggs. zu gagups «fromm'); Mißglaub und superstitio Aberglaub. also Abgott (ndl. afgod) eigtl. «Mißgott, fal­ Der Vocnb. Opt. Leipzig 1504 hat für super­ scher Gott', s. Aberwitz. stitio nur Mißglaub oder U n g l a u b. Die Abgrund M. mhd. abgrunt M. meist ab­ in Zürich entstandenen Wörterbücher von gründe N. = ahd. abgrunti N. «Abgrund' eigtl. Frisius linb Maaler wie auch oberrhein. Schrift­ 'herabgehender Grund'; vgl. ndl. afgrond, got. steller des 16. Jahrhs. kennen zwar A b er - afgrundipa F. «Abgrund'. glaub, bevorzugen aber ein seltsames Ä po­ abhanden (kommen) Stieler 1691: wohl eine st ü tz l e r e i (das den md. Schriftstellern wie junge Nachbildung zu älterem vorhanden ; Luther, Alberus, auch Dasypodius fremd ist); im 16./17. Jahrh, dafür vielfach von A b dies ist jedoch schon im 17. Jahrh, hinter Aber­ Händen kommen. glaube auch in Oberdeutschland zurückgetreabhold Adj. seit dem 15. Jahrh, in Ober­ ten. Im Ndd. besteht biglöve (Chyträus Kap. deutschland bezeugt und von Maaler 1561 (auch 132 bygelove). Die landschaftliche Herkunft von Frisch 1741) verzeichnet; den älteren md. Schrift­ Aberglaube ist unklar; das erste Wort­ stellern wie Luther fremd, ist es erst seit 1750 element ist dasselbe wie in mhd. aberlist «Un­ Literaturwort (noch 1775 bevorzugt Heynatz' klugheit', frühnhd. Abergunst «Mißgunst', Handbuch S. 181 abgeneigt). Abername «Spottname', Ab erwille, ablang Adj. im Beginn des 17. Jahrhs. nach Aberwandel; s. noch Aberwitz, lat. oblongus gebildet. abermal Adv. erst nhd., für mhd. aber Ablatz M. mhd. ablä^ M. ahd. äblä$ N. «wieder, abermal', mit Suffix mal gebildet. «Ablaß, Erlaß, Vergebung' = got. äflets M. Aberraute F. volksetymologische Umdeutung «Erlaß, Vergebung' zu afldtan «erlassen, ver­ (mndd. averrüte, ndl. averuit) von lat.-gr. geben', ahd. oblä^an. abrotonum (frz. aurone — ndl. averoen) nach Ablaut M. von Jac. Grimm 1854 im DWb. Raute hin; s. auch E b r i tz. zufrühst gebucht und in seiner Deutschen Gram-

abmergeln

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matik 1819 (2. Aufl. 1822 I 10) geprägt; vgl. Umlaut. abmergelns. ausmergeln. abmurtsen Ztw. ein durch das 19. Jahrh, langsam in die Höhe kommendes Wort, das zufrühst um 1800 (in student. Literatur) bezeugt ist. Literaturbelege fehlen noch im 18. Jahrh. In den md. Mundarten mit mannigfaltigen Bedeutungen bezeugt: murksen "herumarbei­ ten, Herumschneiden, herumpfuschen'. Laut­ variante schwäb. abmorexeln = Kurz 1855 Sonnenwirth S. 10 abmurxeln. Verwandt mit ndd. murken "töten'. •. Abrakadabra M.(z.B. Voß, Idyllen S. 66) ein bes. auf Amuletten gebrauchtes Zauberwort von Nekromanten und Quacksalbern des 16. Jahrhs.; bei Thurneysser 1583 Onomast. S. 181 gebucht und bei Spangenberg 1594 Adelspiegel n 366b belegt: ein Wort des späten Mittellateins (Ducange), zufrühst bezeugt im 3. Jahrh, n. Chr. bei Quintus Serenus Sammonieus Kap. 52. avrüsten Ztw. (Abrüstung F.) Verdeut­ schung für frz. d6sarmer, die 1866 üblich ge­ worden ist (Sanders 1871 Fremdwb. I, XIII), aber früher schon bezeugt in der Bedeutung 'ein Gerüst abbrechen'. t Abschäch N. in Lessings Nathan II 1; nach Selenus 1616 Das Schach- oder Königsspiel S. 111 "Abzugsschach'; schon mhd. abschäch. Vgl. von Bahder Beitr. 22, 522. abschätzigem oberd. Adj. (wozu sich im älteren Bayr. die gleichgeblldeten hoch- und rings ch ä tz i g finden); es ist Dialektwort in Bayern, Schwaben und der Schweiz. In der Schweiz ist es seit dem 16. Jahrh, bezeugt (z. B. Züricher Bibel 1548 1. Samuel. 15, 9; Hottinger 1666 Wandersmann; Denhler 1697 Clav. Ling. Lat.). Das von Frisch 1741 und Adelung 1793 noch nicht, erst von Campe 1807 verzeichnete Wort war im 18. Jahrh, in Mittel- und Norddeutsch­ land unverständlich nach Lessing im 16. Lite­ raturbrief; es ist durch Wieland, der es häufiger (z. B. Agathon II 213) gebraucht, literatur­ fähig und bekannter geworden. Abseite F. mhd. apsite F. "überwölbter Ne­ benraum in einer Kirche': volksetymologische Umdeutung aus mlat. ahd. absida (gr. (hpk) "Gewölbe' an site "Seite'. abspenstig Adj. von den Wörterbüchern erst seit Steinbach 1734 und Frisch 1741 ausgenom­ men und erst im 18. Jahrh, häufiger belegt zu­ sammen mit der älteren Formel „jemandem das Gesinde abspannen"; daher von s p a n n e n ab­ geleitet. Vereinzelter Beleg im 16. Jahrh, bei dem Schlesier H. v. Schweinichen 1566 (Neben­ form abspennig bei Fronsperger). Vgl. Gomberts Weitere Beitr. 1889 S. 2. . Abstecher M. in der Bedeutung "Nebenreise'

Abteil zuerst bei Kinderling 1795 Reinigkeit S. 352, Heynatz 1796 Antibarbarus I 55 und Campe 1807 verzeichnet: ein von der ndd. Seeküste aus vordringendes Wort, das 1781 (enen afstäker maken) bei Dähnert als pommerisches Dialektwort gebucht ist; vgl. auch Zeitschr. VHI 200. Das Wort ist zufrühst bezeugt bei Bode 1772 Humphry Klinker 1114, DE 159 und Mylius 1777 Märlein S. 216. Übernommen aus der ndl. Seemannssprache, wo een afsteker maken zufrühst 1718 als nautisch bezeugt ist (Ndl. Wb. I 1556). abstimmen Ztw. "die . Stimme abgeben' seit etwa 1790 in dieser Bedeutung aufkommend: vgl. den Büchertitel „Abstimmungen sämmt­ licher Mtglieder der anmaßlichen Französischen National-Convention über das Endurthell Lud­ wig XVI", 1793. abstufen Ztw. seit Adelung 1793 in der heuti­ gen Bedeutung gebucht und von Heynatz 1796 Antibarbarus I 59 als neues Wort behandelt. Beleg: Nicolai 1783 Reise II 452. Absud M. eigtl. "Abgesottenes' (zu sie­ den): seit Adelung 1793 verzeichnet und wohl auch erst im 18. Jahrh, aufgekommen. absurd Adj. seit dem 17. Jahrh, geläufig; zu­ erst bei Wallhausen 1616 Kriegsmanual S. 198 mit bet Bedeutung "ungereimt' gebucht. Lehn­ wort aus lat.absurdus. — Absurdität F. schon bei Keppler 1604 Von einem neuen Stern Bl. lb; Weise 1673 Erznarren S. 136. Abt M. mhd. apt abbet abbät ahd. abb&t M. — ndl. abt (mndl. abbet), angls. abbod (mit auffälligem d) und jünger abbot engl. abbot "Abt': mit geänderter Betonung in ahd. Zeit entlehnt als spätlat. abbLt-e(rn) (N. Sg. abbas) "Abt' — ital. abäte, frz. abb6, altir. abb Akk. abbaith. Daß bei Entlehnungen aus dem Lat. nicht immer die Nominativform zu­ grunde gelegt wird, sondern oft auch die Stamm­ form der obl. Kas., wird unter Kreuz gezeigt; wegen des in ahd. Zeit entlehnten kirchlichen Wortschatzes vgl. u. a. Mönch, Nonne, Papst,Priester,Propst. Das seit dem 4. Jahrh, im Kirchenlatein übliche .Wort beruht aufspätgr. ftßßa«; --- syrisch abbä"Vater,Mönch'. — Abtei F. mhd. aptei abbeteie spätahd. abbateia F. "Abtei' (für *abbeia?) nach mlat. abbatia (ndl. abdij) unter Einfluß von afrz. abbaie mit Anlehnung an abb&t? Abteil N. ein im Jahre 1886 von O. Sar­ razin (Köln. Zeitung v. 18. Juni --- Beiträge z. Fremdwortfrage 1887) vorgeschlagenes Ersatz­ wort für das fremde C o u p 6; seit Paul 1897 gebucht. Typus der Wortbildung wie in Besuch für Besuchung; vgl.Lohmeyer, Zeitschr. d. allg. deutschen Sprachvereins VIII 177.

Äbtissin Abtissin F. mhd. ebtissinne erweitert für mrsprgl. mhd. eppetisse: aus mlat. abbatissa. Vgl. Prinzessin neben Prinzeß. abtrünnig Adj. mhd. abetrünnec (abetrünne) ahd. abatrunnig (abatrunni) 'abtrünnig': eigtl. ctoer sich von etwas abtrennt', denn trennen enthält den gleichen Stamm; vgl. auch ahd. anttrunno 'Flüchtling', mhd. trünne 'abgeson­ derte Schar'. Abwesenheit F. seit Hulsius 1596 gebucht und im 17. Jahrh, gleichzeitig mit Anwesenh e i t z. B. bei Zesen öfters belegt (frühestes Zeugnis bei Londorp, Acta publ. des Teutschen Krieges I 431b. 435b). Ursprgl. dafür Abwe­ sen Neutr. (vgl. Gomberts Programm 1893 S. 4). f Avzucht F. 'Wassergraben' erst nhd., umgedeutscht aus lat. aquaeductus (daraus auch schweiz. Akten 'Kanäle'); s. A n d a u ch e. ach Jnterj. mhd. ach ahd. ah; dazu mhd. nhd. A ch ahd. ah N. 'das Weh', sowie die spätmhd. Ableitung ächzen eigtl. 'ach sagen'. Achat M. mhd. achät = gr.-lat. achates. t Ache rhein. für Nachen. fAchel s. Ähre. fächeln Ztw. 'essen' ein judendeutsches Wort, von hebr. äkhäl 'essen'; schon im Rotwelsch vom Beginn des 16. Jahrhs. bezeugt. Achse F. mhd. ahse ahd. ahsa F. — ndl. as, angls. eax F. (engl. ax-tree) 'Achse'; dazu mit 1-Ableitung das gleichbed. anord. qxuII, woraus entlehnt mittelengl. axel engl. axle-tree. Vorgerm. aksä, 'Achse' ist über die idg. Sprachen weit verbreitet; Urverwandtschaft besteht mit ind. äksa M., gr. ftEwv, lat. axis, aslav. osi, lit. aszis 'Achse'. Der Verdacht einer Ent­ lehnung der germ. Sippe ist unbegründet; vgl. Rad. Die Grundbedeutung von idg. aksäbleibt dunkel; man hat an Wz. ag 'treiben' in anord. aka 'fahren', lat. ago, gr. Äyw (unter Acker) angeknüpft. S. das flg. Wort. Achsel F. mhd. ahsel ahd. ahsala F. — angls. eaxl, anord. qxI F., asächs. ahsla F. 'Achsel'. Beziehung zu dem altidg. A ch s e ist wahrscheinlich; vgl. awest. asa- 'Achsel'. Weiter sind lat. axilla (altir. oxal) 'Achselhöhle' und äla (aus *axlä) 'Achselhöhle, Flügel' verwandt. Im Germ, hat got. *ahsla (idg. *aksla) noch eine reichere Sippe, indem Formen mit germ. ö, idg. ä in der Stammsilbe dazu gehören: angls. öxn ocusta 'Achselhöhle' und ahd. uohsana mhd. uohse üehse F. 'Achselhöhle', ndl. oksel 'Achselhöhle'. Uber das Verhältnis zu Schulter s. dies. acht Zahlw. mhd. ahte ahd. ahto (dazu vgl. die Ordnungszahl achte)--- got. ahtau, angls. eahta engl. eight, ndl. acht, asächs. ahto: ein gemeingerm. und weiterhin idg. Zahlwort mit

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Acker

der ursprüngl. dualen Grundform oktou; vgl. ind. astäu, gr. öktw, lat. octo, altir. ocht, lit. asztüni. — Wegen des Ausdrucks a ch t T a g e vgl. frz. quinze jours *14 Tage'. Ach? F. mhd. ähte F. 'Verfolgung, Friedund Rechtlosigkeit, Acht' ahd. ähta (angls. öht) F. 'feindliche Verfolgung'. Dazu ächten mhd. aehten ahd. ahten = asächs. ähtjan, angls. 6htan (aus *qnhtjan) 'verfolgen'. Germ. *ähtjan aus anhtjan 'verfolgen' und *ahhtd- 'Verfolgung' scheinen auf einer dentallosen Wz. zu beruhen, die vielleicht mit der Sippe von eng oder eher mit gr. dvdyKr] und altir. Seen 'Zwang' zusammengehört. Ach? s. unter achten. achte Ordnungszahl mhd. ahtede meist ver­ kürzt zu ahte ahd. ahtodo = got. ahtuda, angls. eahtoöa. Die dreisilbige Form a ch t e d e stirbt im 15. Jahrhundert aus (vereinzelt noch bei Steinhöwel), aber im 15. und 16. Jahrh, finden wir die Nebenformen achtende (nach siebende geblldet) und ächteste. Achtel N. s. unter Teil. achten Ztw. mhd. ahten ahd. ahtön* 'be­ achten, erwägen'; dazu Acht F. mhd. ahte ahd. ahtaF. 'Beachtung, Aufmerken'. Vgl. ndl. achten, angls. eahtian 'erwägen'; dazu die 1Ableitung anord. setla (got. *ahtilön) 'meinen, denken'. Zugrunde liegt eine germ. Wz. ah 'meinen, denken' in got. aha 'Verstand' — ahjan 'glauben' — ahma 'Geist'. Die idg. Wz. oq hat eine große Verbreitung, sie erscheint zumeist in der Bedeutung 'sehen', die in der zugehörigen Sippe von lat. oculus und nhd. Auge zutage tritt. t achter ndd. für a f t e r (z. B. Achterwasser 'Hinterwasser') s. unter After, ächzen Ztw. Intensiv- und Jterativblldung zu ach, wie duzen zu du, ihrzenzuihr; schon mhd. echzen. Acker M. mhd. acker ahd. ackar acchar (ahhar) M. = got. akrs M., anord. akr, angls. aecer engl. acre (daraus entlehnt frz. acre), ndl. akker, asächs. akkar. Germ. *akra-z beruht auf idg. agro-s = ind. äjra M. 'Trift, Ebene, Flur', gr. dypö^, lat. ager (St. agro-) 'Acker'. Das Verhältnis von Trift zu treiben macht es wahrscheinlich, daß Acker (idg. agro-) auf der idg. Wz. ag 'treiben' beruht; vgl. ind. aj 'treiben', lat. ago, gr. äjuu, sowie unter Achse das anord. aka 'fahren'. So bezeichnet idg. agros im weitesten Sinne 'Feld und Flur' ur­ sprüngl. als 'Weideland', von dem dann, als der Ackerbau die Viehzucht zurückdrängte, der größte Tell als Ackerland benutzt wurde. Der Bedeutungsübergang vollzog sich wohl auf den Wanderungen der europ. Jndogermanen. Auch die Wz. ar 'pflügen, ackern' ist westidg.; vgl.

Adamsapfel gr. dpöw, lat. arare, got. arjan, ahd. erian, aslav. orati unter Art. AdamSapsel M. 'hervorstehender Teil des Schildknorpels' vor 1550 unbekannt und von den ältern Wörterbüchern nicht verzeichnet (selbst nicht von Henisch 1616, der übrigens Adamsapfel als 'Paradiesapfel' S. 90 an­ gibt; diese Bedeutung ist für das ältere Nhd. mehrfach bezeugt). Das früheste deutsche Zeug­ nis ist C. Bauhinus 1592 De corporis humani partibus (Basel) S. 30 ßpöyx0? vulgo 'morsus et pomum Adami’; 1603 hat C. Schwenckfeld, Theriotroph. Silesiae S. 21 Adamszäpfl i n. 1678 findet sich in M. Krämers Wortbuch in teutsch-ital. Sprach (Nürnberg) Adamsbiß 'der Knorpel im Halse' il morso d’Adamo (eben­ so in Kramers hd.-ndl. Wb. 1719 unter Kehlknübel); Stieler 1691 verzeichnet Ad am s biß 'larynx’; ebenso hat Dentzler 1697 Clavis Ling. Lat. 'larynx' Adamsbiß (vgl. ital. morso d’Adamo, frz. morceau d'Adam). Es fehlen ältere Belege für A d a m s a p f e l, das seit Ludwig 1716 Teutsch-engl. Wb., Frisch 1741 und Adelung als schriftsprachlich gilt. Es ent­ sprechen frz. pomme d'Adam, engl. Adam’s apple, schwed. adamsäpple, dän. adamsäble, ndl. adamsappel (ebenso poln. jablko Ada­ mowe, böhm. Adamavo jablko, leit. Adama äbuls). Die so verbreitete Benennung gründet sich auf den Volkswitz, daß der Kehlknorpel ein Stück des verbotenen Apfels im Paradiese sei (vielleicht beruht dieser auf roman. Gebiet im 15. Jahrh, bezeugte Volksglaube auf Umdeu­ tung von hebr. tappuach ha adam 'pomum hominis’; pomum als mlat.-hebr. Benennung aller Erhabenheiten des menschlichen Körpers). Da Adam speziell auch den Apfelbutzen oder Grotzen von Eva bekommen haben soll, sagt man in der Pfalz Adamskrotze, in Hessen grüps (Cassel adamsgrüwes), in Leipzig greps adamsgreps, in Schwaben und Tirol Adamsbutzen. Dafür in der Rheinpfalz und in Nassau Gurgelknopf, schweiz. bitzgi, elsäss. adamsbutzen und adamszäpfel. Chyträus Kap. 20 de knoep an der kele. In Ostpreußen Saufknubbel, in der Ober­ pfalz Bierkröpfl (Adelung kennt Bier­ knoten). addieren Ztw. 'zusammenzählen' in der 1. Hälfte des 16. Jahrhs. (gleichzeitig mit sum­ mieren, sowie subtrahieren und mul­ tiplizieren) entlehnt; es begegnet bei Jac. Köbel 1532 Rechnen und Visieren S. 61 und bei Crusius 1562 Gramm. Lat. I 306 und wird 1571 in Simon Roths Dictionarius als Lehn­ wort verzeichnet: aus lat. addere. t ade vereinzelt schon mhd. ade (aide, das auch noch im 16. Jahrh, z. B. bei Murner,

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Adel

Geuchmatt V. 317 begegnet) aus altfrz. ade neben adieu. Im 16./17. Jahrh, herrscht ade und wird von Maaler 1561, von Stieler 1691 als volksüblich verzeichnet; Henisch 1616 kennt schon ade und adieu und 1617 findet sich adieu auch in deutschen Zeitungen (frühe Literaturbelege sind Opitz 1624 Poemata S. 61; Moscherosch 1644 Ges. Phil. II 815 und Schuppius 1657 Freund in der Not S. 63, sowie Grimmelshausen 1669 Simplic. 457. 458). Ade ist im 18. Jahrh, veraltet (nach Lessing llb, 280 „kindisch und gemein") und durch adieu ersetzt (schon 1644 Sprachverderber J IIb; Scheibner 1695 Interprete S. 3), hält sich aber als poetisches Wort. t Adebar M. die in Mecklenburg, Pommern und Preußen (dafür in der Mark K n e p n e r nach Colerus 1656 Oeconomia Ruralis S. 40 und in der Uckermark Knepper eigtl. 'Klapperer') übliche, in mehrfachen Lautvarianten (Braunschweig hailebärt) durch Niederdeutsch­ land und die Niederlande bis nach Flandern verbreitete Benennung des Storchs, die sich als iwerch ulwor auch im Oberhess. und als aiber, auber auch im Schwab, findet; vgl. ndl. ooievaar, mndd. odevare, mhd. odebar ahd. odebero (früher also war der Name verbreite­ ter). Wie spätahd. odebero (Gloss. III 282, 17) zu deuten ist, und ob vielleicht Zusammenhang mit ahd. homobero 'Hornisse' oder mit ahd. Eigennamen wie Adalbero, Sigibero, Wolfberobesteht,bleibtunklar. Vgl. Suolahti, Vogel­ namen S. 369. Adel M. mhd. adel MN. 'Geschlecht, edles Geschlecht, edler Stand, Vollkommenheit' ahd. adal N. (und edili N.) 'Geschlecht, bes. edles Geschlecht' = as'ächs. aöali N. 'edles Geschlecht (Kollekt.), die Edelsten, der Adel', ndl. adel, angls. seöelu Neutr. Pl. 'edle Abkunft', anord. öaal 'Anlage, Geschlecht'. Verwandt mit ahd. uodil uodal N. 'Erbsitz, Heimat' (nhd. U l r i ch aus ahd. Uodalrich oder Uhland aus Uodallant) = asächs. ödil, angls. 6öel M. 'Erbsitz, Heimat' und nach O. Schrader (Reallexikon S. 815) auch mit got. atta 'Vater' (altfries. aththa). Darnach scheint der Begriffskern der germ. Wz. ap : op (aus idg. 6t oder &t) der des 'Väterlichen, Angestammten' zu sein. Daß die Sippe eine aristokratische Färbung im West­ germ. zeigt, ist für eine ältere Kulturzeit nicht auffällig: nur der Vornehme hatte ein Ge­ schlecht; Stammbäume von Fürsten (in alten Quellen) reichen in die altgerm. Zeit; die Namen mit Adel als erstem Kompositionsglied sind uralt: Alfons nach dem Span, (aus Adalfuns); Adalheid, Adalberaht; Adolf aus Athaulf; dazu die Ableitung ahd. Adalung. Viel­ leicht sind solche Namen zusammenzustellen mit

Ader



got. Athanaricus, so daß ahd. adal auf einen gerrn. Stamm *aj>ana weisen würde. S. noch Adler, adlig und edel. Ader F. mhd. äder ahd. ädara F. = mndd. äder 'Ader, Sehne', ndl. ader, angls. aedre F. 'Ader' (selten 6ör), aschwed. aöra nschwed. ädra; dazu ohne das ableitende r im Anord. aedr (das r bloß Nominativzeichen) F. 'Ader'; got. fehlt ein zu dieser Sippe ep gehöriges Wort. Vorgerm. et- hat man zu gr. nrop 'Herz' — HTpov 'Bauch' gefügt, wobei auch zu erinnern ist, daß mhd. mndd. äder im Pl. 'Eingeweide' bedeuten kann. adieu aus frz. ä dien, s. ade. Adjutant M.wohl ein Lehnwort des 30jähr. Krieges, von Stieler 1695, von Volck v. Wert­ heim 1722 und von Sperander 1727 als Fremd­ wort verzeichnet; aus span, ayudante. Belege: Grimmelshausen 1669 Simpl. S. 111 und v. d. Gröben 1694 Guineische Reisebeschr. S. 127. Adler M. mhd. adler adel-ar (auch adelarn) M.: eine im 12. Jahrh, auftretende Zu­ sammensetzung 'edler Aar'; dabei ist interessant, daß A a r im 19. Jahrh, die edlere Bezeichnung ist, während Adler uns als Genuswort gilt, ohne daß wir noch den Ursprung aus A d e l und Aar fühlten. Im 16.—18. Jahrh., wo Aar im zweiten Glied von Zusammensetzungen le­ bendig blieb, findet sich mehrfach die Deutung von Adler aus A d e l a a r, das noch bei Herder als Nebenform von Adler (---mhd. adel-ar) erscheint. Die von Luther gebrauchte Form A d e l e r entspricht dem nordthüring. und ndd. adelatr. S. Aar. adlig Adj. mhd. adellich ahd. adallih 'edel': Ableitung mit Suffix -lieh, das in der unbe­ tonten Silbe sein ch in g wandelt, wie in billig; vgl. den Flußnamen Kinzig aus ahd. Kinzicha und nhd. Essig aus mhd. e^Ich. S. noch billig. Admiral M. in der Bedeutung 'Oberbefehls­ haber der Flotte' (praefectus classis) — etwa gleichzeitig mit Arsenal und mit Armada (s. unter Flotte) — um 1550 als Amiral und Admiral (Fronsperger 1578 im Kriegsbuch hat noch eine dritte Form A m e r a l) eingebürgert; Erasm. Alberus und Dasypodius 1540 und Frisius 1541 kennen es noch nicht; Amiral findet sich seit Ende des 14. Jahrh, und noch 1579 bei Golius Onomast. 185 — Admiral 1562 bei Crusius Gramm. I 264. Schon Henisch 1616 bevorzugt die Form Admiral. Die Sippe (dazu engl. admiral) stammt aus afrz. admiral amiral, dies durch span. Vermittlung (altspan. almiraje de la mar) aus ar ab. amir-al-mä amir-al-bahr 'praefectus maris’ (amir — 'Emir', al ist best. Artikel), worüber Baist Rom. Forsch. 4, 368

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Affekt

handelt. Schon seit dem Mhd. des 12. Jahrhs. hatten wir admirät amiral amiralt als Titel des Chalifen. Adresse F. in der Bedeutung 'Briefaufschrift' in den Fremdwörterbüchern seit Scheibner 1695 und Sperander 1727 verzeichnet und wohl schon während des 30jähr. Krieges entlehnt („meine Briefe an Monsieur Rhümling adressiert" Armatus-Rist 1642 Rettung der edlen teutsch. Hauptsprache). Zwischen 1750—1850 findet sich Behörde („den Brief an seine Behörde ab­ geben") als Verdeutschung. — Die bei uns seit Anfang des 18. Jahrhs. auftretende Bedeutung 'feierliches Schreiben' ist von England ausge­ gangen, wo address seit der Restauration 1662 als ' Schriftstück des engl. Parlaments an den König' (diese Bedeutung wird in Deutschland bezeugt in der 1. Hälfte des 18. Jahrhs. und z. B. bei Moratori 1727 gebucht) auftritt. Zu­ grunde liegt der Sippe frz. adresse. Advokat M. Ende des 15. Jahrhs. bereits üblich (Seb. Brant 1494 Narrensch. 38,27; Hutten 1519 Klag und Vermanung; Seb. Franck 1536 Übersetzung von Erasmus' Lob der Thorheit) und seitMaaler 1561 auch von den Wörterbüchern verzeichnet: aus lat. advoeätus (s. unter Vogt), t äfer s. aber. fasern Ztw. 'wiederholen' ein oberd. Wort: mhd. äveren ahd. avarön; s. unter aber, -aff Suffix zur Bildung von Bachnamen (ahd. Asc-affa ^Aschaffenburg) und Orts­ namen (bes. im Fränk.-Hess. vgl. H o n e f f), wozu -ep, -p (auch westfäl.) als unverschobene Form des Ndd. z. B. in Lennep. Das zu­ grunde liegende *apa ist kelt. (= lat. aqua 'Wasser', got. atoa 'Fluß'). Affe* M. mhd. affe ahd. affo M. (dazu im Ahd. die Femininbildungen affa affin affinna 'Äffin') = anord. ape, angls. apa engl. ape (daraus entlehnt ir. gäl. apa), asächs. apo 'Affe'. Nur sachliche, nicht auch sprachliche Gründe sprechen dafür, daß germ. apan-, mit welchem altruss. opica, altböhm. opice zusammengehört, als uraltes Lehnwort auf unbekanntem Handels­ weg zu den Germanen kam; O. Schrader denkt an kelt. äßpdva (für äßßdva?) 'Affe' bei Hesych. Jedenfalls ist es sicher, daß es kein gemeinidg. und auch kein westidg. Wort für A f f e gegeben hat; so stammt mndl. simme simminkel 'Affe' (daraus ndl. sim scharminkel) durch alte Ent­ lehnung aus lat. simia *simiuncula (andfrk. *simmia aus lat. simia — frz. singe). — S. auch Munaffe und Schlaraffe. f Afse^ M. 'Tornister' neuerdings in der Soldatensprache, weil der Gaukler den Affen auf der Schulter trägt. Affekt M. im Anfang des 16. Jahrhs. auf­ tretend und von Simon Roth 1571 und Henisch

Affolter

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1616 verzeichnet: aus lat. affectus (frühe Belege: 1526 in der Polit. Korrespond. von Straßburg 1263; Seb. Francks Übersetzung von Erasmus' Lob der Thorheit S. 100b). f Affolter M. 'Apfelbaum' unter Apfel. After M. mhd. after ahd. aftaro M. 'Po­ dex' eigtl. 'der Hintere' zu mhd. after ahd. aftar Wj. 'hinter, nachfolgend'; dazu got. aftana 'von hinten', angls. aefter engl. after 'nach' (ndd. ndl. achter), got. aftra 'zurück, wiederum'. Ver­ wandtschaft mit got. afar 'hinter' und der unter aber behandelten Sippe steht fest. — Afterin Zusammensetzungen eigtl. 'nach', woraus der Begriff des 'Unechten, Schlechten'; vgl. mhd. afterspräche 'Nachrede, Afterrede' — afterwort 'Verleumdung'; die ältere Bedeutung 'nach, hinter' bewahren nhd. Aftermiete, -muse,-rede. BeachtenochAfterdarm Gryphius, Horribll. Vorrede S. 6; schwäb. (be­ reits in mhd. Zeit) aftennontag für 'Dienstag'; H. Sachs, Fastnachtsp. 37 V. 215 After­ winter 'Nachwinter'. t Agalaster F. im 16. Jahrh, (bei Opitz Ageläster und bei Günther A g l a st e r) Neben­ form von Elster. Agio N. in der 1. Hälfte des 18. Jahrhs. herrschend geworden (1720 von Spanutius, 1727 von Sperander und Moratori als Fremdwort verzeichnet). In der 2. Hälfte des 17. Jahrhs. (Overheide 1660 Schreibkunst S. 189. 194; G. Liebe 1686 Teutsches Wörterbüchlein P 2b) galt dafür lazo, woneben sich jüngeres lagio einstellt, bis um 1750 Agio dafür herrschend wird. Der ganzen Sippe liegt zugrunde ital. l'aggio, piemontes. l’agio 'Aufgeld beim Wech­ seln' eigtl. 'Bequemlichkeit'. Aglei FM. mhd. agleie ahd. agaleiafj. = ndl. akelei; identisch mit dem gleichbed. frz. ancolie für *acolie. Ursprung dunkel. Die nhd. Neben­ form Akelei, Aklei ist ndd. (Pommern aklei) — ndl. akelei. Agraffe F. ein um 1700 auftretendes Fremd­ wort; Neues vollkommenes usw. Wörterbuch Chemnitz 1722 S. 208 und Zedler 1732 zuerst verzeichnet und von den Puristen Kinderling 1795 und Campe 1813 behandelt: gleichzeitig mit engl. agraffe aus frz. agrafe (agraffe) ursprgl. agrape, das mit wallon. agrafer 'greifen' auf ahd. kräpfo 'Haken' (s. KraPfen) zurück­ geht. f Agstein M. s. Bernstein. Ahle F. mhd. äle ahd. Lia F. 'Schuster­ ahle'. Dazu in gleicher Bedeutung die Ableitung ahd. älunsa älansa F. (mit demselben Suffix wie Sense): eigtl. alesna (schweiz. älesne alse), woher entlehnt die roman. Sippe von span, alesna, ital. lesina, frz. alene 'Ahle'. Vgl. angls. sei (engl. auf den Orkneyinseln alison),

Ahne anord. alr, ndl. aal eis, dithmarsch. eis 'Ahle'. Verwandt mit ind. ärä 'Pfriem, Ahle' und wohl auch mit lit. yla, lett. ilens, preuß. ylo 'Ahle' (falls sie auf vorgerm. elä- 'Ahle' weisen). In Deutschland sind noch Säule und Pfriem als Synonyma zu nennen (auch Ort, öfter­ reich. Schusterörtel). Von älteren Lexiko­ graphen kennen Frisius 1541, Erasm. Alberns 1540 und Maaler 1561 Ahle nicht. Ahn M. mhd. ane (umgelautete Nebenform Hne) ahd. ano M. 'Großvater'; dazu diminutiv alem. ÄhniM. 'Großvater' und ndl. aanheer 'Ahnherr'. Ferner AhneF. mhd. ane ahd. ana F. 'Großmutter'. Die Sippe ist spezifisch deutsch, den übrigen germ. Dialetten fremd (doch vgl. anord. Ali = angls. Onela und got. Anila als Eigennamen); vgl. auch die zugehörige eigtl. diminutive Bildung Enkel. Außerhalb des Germ, stellen sich als urverwandt hinzu lat. änus 'alte Frau', altpreuß. ane 'Großmutter', lit. anyta ' Schwiegermutter', Wohl auch gr. (Hesych) dw(ai). Im Got. wird ba mit dem Artikel ver­ bunden: ba pö skipa 'beide Schiffe'; ähnlich irrt Griech. fyiiqpw (ebenso ahd. beidiu diu sc es 'beide Schiffe'). Durch die Annahme einer solchen Zusammensetzung tut Westgerm, er­ klären sich vielleicht auch einige nhd. Dialekt­ formen für die drei Geschlechter (bayr. bed böd beid, schwäb. bed bued boad, wetterauisch bid büd bad), doch beruhen sie wahr­ scheinlicher auf junger Nachahmung von mhd. (frühnhd.) zwene zwo zwei.

Beil

Beiderwand N. 'eine Art gemeinen schlechten Zeuges aus Leinen und Wolle, welches in manchen Provinzen, z. B. in Thüringen, das Landvolk häufig trägt' Adelung 1818 (V 155). Bei Vilmar 1868 Hess. Idiot. S. 29 mit der Nebenform beidermann auch für Hessen be­ zeugt (zufrühst bei Er. Alberus 1540 Diction. Bl. Ji 4b als Bederwe n). Reichlich seit dem 15. Jahrh, für das Ndd. bezeugt (vgl. Schiller-Lübben I 206b). Meist aufgefaßt als 'beiderlei Stoff', well aus Wolle und Lein­ wand bestehend, Wand wie in Leinwand; vgl. Stosch, Zeitschr. 11, 1. t freiern Ztw. ein von Voß gebrauchtes, schon im 16. Jahrh, bezeugtes Wort, das über das ganze ndd. Dialektgebiet von der Rheinprovinz bis nach Preußen sowie in den nördlichen Strichen von Mitteldeutschland üblich ist für 'die Glocken anschlagen': Lehnwort aus dem gleichbed. ndl. beieren (seit dem 16. Jahrh, bezeugt), dessen ältere Lautform mndl. (13./14. Jahrh.) beiaerden zu mndl. beiaert 'Glocken­ spiel' gehört; vgl. Kern Zeitschr. XIV 214 und Gailliard, Verslagen etc. der Vlaamsche Academie (1913) S. 302, 688. Beifutz M. 'artemisia vulgaris’ mhd. ahd. bifuoz;; die hd. Lexikographen des 16. Jahrhs. geben Bei fuß, das als Normalform für den Südwesten von Oberdeutschland zu gelten hat. Eine Nebenform ahd. mhd. bibös beharrt noch heute als obersächs. lausitz, ostthür. baips westthüring. bips biwes nordthüring. biwest, in Mundarten, wo auch barbs für barfuß gilt. Eine sichere Deutung des hd. Wortes hat mit Rücksicht auf die ndd. Lautformen (westfäl. bifaut, Pommer, biföt, auch ndl. bijvoet) von der Form bivuos auszugehen. Meist wird B e i f u ß als volksetymologische Umdeutung von ahd. mhd. bibös unter ndd. Einfluß gefaßt und aus der unter Amboß behandelten gerat. Wz. baut 'stoßen' gedeutet (bibö^ 'was zur Speise als Gewürz hinzu gestoßen wird'?). Eher ist an den im Alter­ tum bekannten, auch für Westfalen bezeugten Aberglauben anzuknüpfen, daß, wer sich Beifuß in die Schuhe legt, beim Wandern nicht er­ müdet: dann wäre das Kraut nach ahd. mhd. bi und fuos eigtl. benannt. t Beige F. 'aufgeschichteter Haufen'(ein oberd. Wort) mhd. bige ahd. bigo M. 'Getreide­ haufen' (ital. bica 'Haufen Garben' ist langobard. Ursprungs); vgl. engl. hing 'Haufen', nord, bingr 'Polster'. Die nhd. Schreibung B e u g e hat eu durch hyperhochdeutsche An­ lehnung an beugen erhalten. Beil (bayr. noch B e i ch l) 9L mhd. bil bihe lahd. bihal N. (vgl. die ähnliche Entwick­ lung von ahd. fihala zu Feile) = mndd.

betten

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bil ndl. bijl. Wegen anord. bilda *$BeiI’ ist ahd. bihal wahrscheinlich auf *bij)l *bitl zurückzu­ führen (wegen hl aus pl vgl. Gemahl). Da­ durch wird Zusammenhang mit der unter beißen behandelten Sippe bhid wahrschein­ lich; der Bedeutung wegen vgl. bes. lat. findo 'spalte'. t betten Ztw. 'Wild durch Bellen zum Stehen bringen' nach mhd. bil 'Augenblick, wo das gejagte Wild steht und sich gegen die Hunde zur Wehr setzt; Umstellung durch die bellenden Hunde' mhd. bilen 'durch Bellen zum Stehen bringen, intr. bellen'. Vielleicht besteht (nach Dr. Blümel) Zusammenhang mit got. beidan = ahd. bitan mhd. biten st. Ztw. 'warten' (ver­ wandt mit lat. fido 'vertraue'); geint. 1 kann aus vorgerm. dl hervorgegangen sein; dann wäre geirrt, bil für *bidlo- eigtl. 'dasWarten'? Bein N. mhd. ahd. bein N. = andd. ben, ndl. been, angls. bfai engl. bone'Knochen'; das Nhd. bewahrt die ältere und noch oberd. vor­ herrschende Bedeutung 'Knochen' in S chlüsselbein, Elfenbein, Fischbein, F alzbein, Gebein. Die jüngere Bedeutung 'Unterschenkel' ist schon im Ahd. Mhd. Anord. bezeugt; in den modernen Ma. ist es in dieser Bedeutung aber nicht überall geläufig, indem F u ß z. B. in Schwaben, am Rhein (auch in Siebenbürgen) oder sokn in Westfalen dafür herrscht. Dasypodius 1537 unterscheidet Fuß 'Unterschenkel' und Bein 'Knochen'. Anord. beinn Adj. 'gerade' legt die Vermutung nahe, daß ursprüngl. bes. die geraden Schenkelknochen als Beine bezeichnet wurden; got. *bain N. fehlt zufällig: ein urgerm. Wort mit der Grund­ bedeutung 'Knochen', das sich aber nicht weiter zurückverfolgen läßt (lat. os, gr. öcrrdov, ind. asthi asthan, welchen ein idg. osth- 'Knochen' entspräche, fehlt dagegen den geint. Sprachen). Beinkleid N. s. unter Hose. Beispiel N. spätmhd. bispil meist bispel N. 'lehrhafte Erzählung, Gleichnis, Sprichwort' ahd. bi-spel (bi vgl. b e i und Beichte); vgl. angls. bi-spell 'Fabel': nach ahd. mhd. spei (11) 'Erzählung, Fabel', got. spill 'Sage, Fabel', asächs. angls. spell engl. spell (gospel aus godspell) 'Erzählung, Fabel': geint, spella — die attgerm. Bezeichnung künstlerischer Kom­ position in ungebundener Rede — entspricht einem boigeint. sqetlo- = altir. so61'Geschichte, Bericht', fymi/chwedl; zugrunde liegt diesem sq-etl6- die idg. Wz. seq 'sagen' in sagen. beißen Ztw. mhd. bi^en ahd. bi^an = got. beitan, angls. bitan engl. to bite, afries. bita, asächs. bitan, ndl. bijten, anord. bita 'beißen': ein urgerm. st. Ztw. mit der Bedeutung 'beißen', die aber, wie die verwandten Sprachen lehren, aus der allgemeineren Bedeutung 'mit einem

belemmern

scharfen Instrument verkleinern, spalten' spezia­ lisiert ist; vgl. lat. findo, ind. Wz. bhid 'spalten, zerbrechen'; in der altgerm. Poesie wird bei­ ßen auch vom Schwerte gebraucht, was ein Rest der älteren Bedeutung ist; auch unser Beil laßt sich an lat. findere 'spalten' an­ knüpfen; vgl. noch b i L L e r, das eigtl. 'stechend' ist. Ableitung derselben Wz. ist Biß mhd. ahd. bi^ M., dem angls. bite engl. bit entspricht; bißchen ist dazu Diminutiv. Nhd. Bissen M. aus mhd. bi^e ahd. bi^o; dazu anord. bite, angls. bita. Beitzker M. 'eine Fischart' unter volksetymo­ logischer Anlehnung an beißen (der Fisch wird auch „Stein-, Schlammbeißer" genannt) übernommen aus dem Slav. (böhm. piskor, obersorb. piskor). Die Entlehnung fand um 1500 von Schlesien und der Elbe aus statt: Alberus 1540 hat bereits B e i t s ch e r (q 2); der Nomencl. des Hadr. Junius 1571, 1599 hatBeisker und Conr. Geßner 1556 (1575) De piscibus S. 101. 269 gibt Beißker als an der Elbe üblich. Hans Sachs hat die noch in Bayern, Österreich und Steiermark übliche Nebenform B i ß g u r r e, die den slavischen Formen näher steht. beizen Ztw. mhd. beitzen (beiden) schw. Ztw. 'beizen, mürbe machen, Vögel mit Falken jagen' ahd. beizzen (beiden) eigtl. 'beißen machen' ist das Faktitivum zu ahd. bi^an, s. beißen; das entsprechende engl. to bait 'ködern, beizen, füttern, das Pferd auf der Reise füttern', daher auch 'auf der Reise ein­ kehren, anhalten' entstammt dem anord. beita, das mit ahd. beizzen, angls. baetan identisch ist. beklommen s. Älatnm1. belästigen Ztw. in der heutigen Bedeutung schon bei Maaler 1561. BelchF. 'eine Salmart', dunkeln Ur­ sprungs; s. B olch. Belche? F. 'Wasserhuhn' mhd. belebe ahd. b^lihha. Lat. fulica und gr. iqus vor­

Diechrer

auszusetzen ist. Daneben macht die Doppel­ bedeutung 'dick, dicht' Verwandtschaft mit dicht wahrscheinlich. Im Nhd. hat sich die Bedeu­ tung 'dicht' erhalten im flg. Wort. Dickicht N. eigtl. 'dicht bewachsene ©teile'r am Ende des 17. Jahrhs. als Jägerwort auf­ tretend (dafür bei Maaler 1561, Henisch 1616 und Stieler 1691 Dickung, so auch bei V. Bremer 1657 Fürstl. Jägerburg S. 30; mhd. dicke F. 'Dickicht'). Die älteren Wörterbücher der Jägersprache (zuerst Täntzer 1682 Jagdgeheimnüß und Fleming 1719 Teutscher Jäger) verzeichnen es zunächst, darnach als Jägerwort auch Zedler 1734, Hübner 1739 Handlungs­ lexikon und Frisch 1741, und als solches wird es gebraucht und in einer Fußnote erklärt bei Hagedorn 1780 Poet. Werke H 218 („Dickigt heißt bei der Jägerei ein Ort, der mit vilen und dicken Sträuchern und Gebüschen be­ wachsen"). Mere Schreibung war Dickigt (auch Tückigt Täntzer 1682); das Geschlecht war ursprgl. Mask., so in Heynatz' Handbuch 1775, dann Mask. Neutr., so in Heynatz' Antibarbarus S. 298 (wo Dickung 'Dickicht' ver­ pönt wird). Henisch 1616 und Stieler 1691 haben dickigt Adj. 'etwas dicht'. Doch stellt sich Dickicht in der Wortbildung zu Röh­ richt, worin eine ahd. Kollektivendung -ahi steckt (ahd. domahi 'Dorngestrüpp'). Dieb M. mhd. diep (b) ahd. diob M. = got. piufs (b), ndl. dies, angls. thSof engl. thief. Über das Germ, hinaus läßt sich das gemeingerm. Wort nicht verfolgen. In der Be­ deutung 'Diebstahl' hat das Engl. eine Form mit dentalem Suffix: angls. pytp engl. theft (anord. fcyfö F., got. *piubipa); dafür im Hd. die j-Ableitung ahd. diuba (diuva) mhd. diube (diuve) älter nhd. Deube (noch bei Logau), das noch in Wilddeube 'kleiner Wilddiebstahl' begegnet. Dies liegt unserm nhd. Dieb­ stahl zugrunde; es ist mhd. diepstäle und diupstäle (aschwed. piufstolet) eigtl. 'Diebereistehlung'; der zweite Teil der Zusammensetzung sagt das gleiche wie der erste aus; D i e b ist das an Stelle des Abstraktums eingetretene Kon­ kretum; vgl. got. piubi N., wozu ein Adv. piubjö 'heimlich'. Zum Mask. Dieb gab es im Ahd. Mhd. eine Femininbildung, die got. als *piubi erscheinen müßte; vgl. ahd. diupa mhd. diupe 'Diebin'. Für ein Etymon hat man auszugehen von einer vorgerm. Wurzel, auf ein p auslautend wegen ahd. diuva mhd. diuve F. 'Diebstahl'; vgl. idg. Wz. tup 'sich ducken' unter Ducht? f dievio Notruf (bei Diebstahl) seit dem 16. Jahrh, allgemein; vgl. feurio, mord io (Zeitschr. 2, 47). t Diechter M. 'Enkel' frühnhd. z. B. bet

Diele

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H. Sachs; noch jetzt in mb. Ma. am Main und in Hessen gebräuchlich; in Sonneberg Dich­ te r l e (QF. 86, 136). Mhd. dichter; eine ahd. und altgerm. Entsprechung fehlt: germ. piohteraus t6ukter- urverwandt mit ind. töka und tue 'Nachkommenschaft' Beitr. 9, 193. Diele F. mhd. dil dille FM. ahd. dili M. — dilla F. 'Brett, Bretterwand, Bretter­ belag' (ndd. dele gleich 'Hausflur, Tenne'). Ursprünglich war germ. pelaz Jjiliz N. 'Brett' — I>ilj6n 'das aus Brettern Verfertigte'; vgl. angls. pöl 'Brett', anord. I>ilja 'Ruderbank' (sinn, teljo 'Schiffsbalken, -bank' stammt aus dem Germ.). Vgl. noch ndl. deel 'Brett, Flur', mndl. mndd. dele 'Brett'. Urverwandt scheinen lit. tile(s) 'Diele im Kahn', aslav. tilo 'Boden', ind. tala 'Fläche' zu sein; auch lat. tellus 'Erd­ boden'? dienen Ztw. mhd. dienen ahd. dienen = asächs. thionön, ndl. dienen; und dies ist eine Bildung wie got. reikinön 'herrschen' zu reiks 'Herrscher' — frauj inen 'Herr sein' zu frauja ^Herr'; d. h. dienen beruht auf got. i>ius (Stamm piwa-) 'Diener, Knecht'; vgl. angls. I>eow 'Diener', ahd. *dio *deo 'Knecht' (vgl. Demut); dazu ein Fern. got. Juwi, ahd. mhd. diu * Dienerin' (vgl. noch Dirne). Die zugehörige Abstraktbildung Dienst M. mhd. dienest MN. ahd. dienest N. (vgl. asächs. thionöst N.) ist grammatisch merkwürdig des ableitenden st wegen (vgl. Angst); nach got. fraujinassus ^Herrschaft' — piudinassus 'Regierung' hätte man ein got. *{>iunassus 'das Diener-Sein, Dienst' zu gewärtigen, also das deutsche Suffix -niss für -nest. Übrigens kann vor dem w von got. piwa- ein g geschwunden sein (vgl. Aue und Niere), so daß $>egw die germ. Wurzel wäre; dann gehörte das altgerm. Jegnaz 'Degen' (got. *i>igns) zum gleichen Stamm mit dienen und Degen. Diener 'Verbeugung' zufrühst verzeichnet bei Zaupser 1789 Nachlese z. bair. oberpfälz. Idiot. S. 45 als schwäbisch dienerla und bei Schmid 1831 Schwäb. Wb. S. 127 dienerte. Dem Puristen Campe 1813 noch völlig unge­ läufig. Literaturbelege seit dem Beginn des 19. Jahrhs. z. B. Tieck 1836 Tischlermeister S. 368, aber Dienerlein Arnim 1817 Kronenwächter I 240. Eigtl. Höflichkeitsformel, isoliert aus der Verbindung „gehorsamster, ergebenster Diener". Dienstag M. ein westgerm. Wort, das für die religiösen Anschauungen unserer Ahnen so wichtig ist wie Ostern. Etwa im 3,/4. Jahrh, entstanden für den Tag drei germ. Benennungen als Nachbildungen des lat.-roman. Martis dies (— frz. mardi, ital. martedi — marti). Die eine enthält im ersten Teile der Zusammen-

dieser

setzung den Namen des altgerm. Gottes Tiwa-z, der dem Mars verglichen wurde: anord. Tysdagr, angls. Tiwesdaeg engl. Tuesday (got. ♦Teiwisdags) bewahren diesen Namen im Genitiv (vgl. got. baürgswaddjus gleichsam 'Burgsmauer' für 'Burgmauer'; s. Nach­ tigall). Ahd. Zio (angls. Tiw, anord. Tyr) ist eine uralte idg. Gottheit, deren Kultus die Germanen aus ihrer Urheimat mitgebracht haben; sie ist eins mit lat. deus, ind. devä M. 'Gatt' = lit. dövas, altir. dia 'Gott' (dazu anord. tfvar Plur. 'Götter' — ind. deväs); das idg. deiwo-s 'Gott' (dazu ind. divya = gr. biog 'göttlich'), das eigtl. 'Himmlischer' be­ deutet — ind. div 'Himmel' — Dyaus (Nom. Sing.) 'Himmelsgott' = gr. Zeuom, angls. porn engl. asächs. thom, nbl. doom 'Dorn': vorgerm. trno- in aslav. trunü 'Dorn' (inb. tfna 'Grashalm'). dorren Ztw. mhb. dorren ahb. dorren 'bürr werben, verborren' = asächs. thorrön: Wleitung zu einem Primärverb got. gapairsan 'trocknen' neben gapaürsnan schw. Ztw. 'verborren'; vgl. lat. torrere 'troffnen’ (torret ist genau ahb. dorret). Zu ber ibg. Verbalwz. ters repräsenttert Durst eine bentale Primärableitung. Weiterhin vgl. Darre unb bürr. Dorsch M. bloß nhb. (früher Beleg: Hulsius 1628 Schiffahrt XIV 29), nach nbb. dorsch; entsprechenb anorb. porskr, bas mit russ. treskä (Grundform trskä) 'Kabeljau' urver­ wandt ist. Für das an der Nordsee übliche Wort gilt in Preußen und in Mecklen­ burg P o m o ch e l n, das Canitz (1734) Ge­ dichte S. 255 verwendet und in einer Fußnote erklärt. Beide Bezeichnungen kennt bereits Conr. Geßner 1556 De Piscibus S. 114. 169. t Dorsche F. mhb. torse 'Kohlstrunk' ahb. torso turso 'Stengel'; wegen bes Übergangs von s in sch vgl. birschen. Parallel geht eine roman. Wortgruppe (ital. torso, afrz. tros 'Strunk, Stumpf, Bruchstück'). Das germ. Wort ist bem gr. Oupoo«; 'Stab' urverwandt. dort Adv. mhd. dort ahd. doröt thoröt wohl für ursprgl. tharöt 'dorthin, dahin' = asächs. tharod 'dahin' neben ahd. waröt = asächs. hwarod 'wohin'. Ableitung zu got. Par 'hort’ (vgl. b a1). Die ahd. Nebenform (Notk.) deret 'borf weicht lautlich von ahb. doröt erheblich ab. Dose F. 'Büchse' seit dem Beginn des 18. Jahrhs. geläufig, z. B. Vischer 1720 Robinson 167 („etwas weniges an Taback in einer Dose"), über nbb. dose entlehnt aus nbl. doos (dän. daase); Schottel 1663 verzeichnet zuerst Doos 'capsa' als nbb.; in den rotwelsch. Glossarien von 1687, 1722 wird Those 'Gelbbüchse' als rotwelsch aufgeführt; Stieler 1691, Steinbach 1734 und Frisch 1741 buchen Dose ohne Ein­ schränkung. Im Ndd. (z. B. Westfalen) ist es volksüblich. Unklar bleibt, wieweit Westthür, daisn 'Dose' mit ai = mhd. ei und oberlaus. Butterteuse, schles. tese 'Schachtel', österr. (auch böhm. tirol.) dese dcese 'Holzgefäß' (für Butter, Salz, Käse usw.) = bayr. destn damit verwandt sind. dösig Adj. seit Campe 1807 gebucht; ein erst im 19. Jahrh, aus dem Ndd. vorgedrungenes Dialektwort, das seit Richey 1765 Hamburg. Idiot. S. 38 oft verzeichnet wird. Schon mndd.

Dost

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dosich * verstandesbetäubt' = angls. dysig = ahd. tüsig. Dazu Döserei schon bei Andersen 1'669 Orient. Reisebeschr. S. 13, sowie Dusel, f Dost, DostenM. mhd. doste toste ahd. tosto dosto M. 'wilder Thymian': identisch mit mhd. doste toste M. 'Strauß, Blumen­ strauß', so daß die Bedeutung 'Thymian' auf Spezialisierung beruht. Got. wäre *pusta «Strauch' anzunehmen. Weiterer. Anhalt für ein Etymon fehlt. Dotte? M. lN., thür. F.) mhd. toter M. ahd. totoro M. tutar-ei — asächs. dodro, mndl. doder nndl. door — dooier, angls. dydring 'Dotter': urgerm. Bezeichnung für das 'Gelbe im Ei' (s. auch Ei). Angls, dott M. 'Punkt, Fleck' engl. dot 'Punkt' sind wegen ndd. dott dötte 'Eigelb' aus demselben Stamme idg. dhut abzuleiten; die Grundbedeutung von Dotter wäre dann etwa 'Punkt im Ei'. Die engl. Bezeichnung des Dotters (yolk angls. geolca; auch ostfries. gel) ist eigtl. 'Eigelb': HU angls. geolo, engt yellow 'gelb'. Dafür unord. blöme 'Dotter'. Dotter^ M., mhd. toter M. 'Dotterkraut'; vgl. mittelengl. doder engl. dodder 'Flachsfeide'; dän. dodder, schwed. dodra. Vielleicht verwandt mit Dotter^, so daß die Pflanze Len Namen von der Farbe (oder nach dem botterähnlichen Samen?) erhalten hätte. t DoufeS M. 'Gefängnis' jüd., aus hebr. täfas 'ergreifen, gefangen nehmen'. Drache M. (mit md. Lautform) mhd. trache T3ed engl. thread 'Faden', anord. prLSr = got. *i>redus: dentale Ableitung der in nhd. drehen steckenden germ. Wz. pre 'drehen'; das vorgerm. tre liegt in gr. Tpfjou; 'Loch', das formell mit nhd. Draht identisch ist; wegen der Bedeutung vgl. drehen. Drahtantwort F. 'telegraphische Antwort' eine kurz vor 1870 aufgekommene puristische Wortbildung; darüber vgl. Sanders 1871 Fremdwb. I, XIII, der hinzufügt, daß man damals in Baden für 'Telegramm oder tele­ graphische Depesche' amtlich schon Draht­ bericht gebraucht habe. Sanders macht dann ebenda den mittlerweile durchgedrungenen Vorschlag, drahten (z u r ü ck d r a h t e n) für 'depeschieren' (zurückdepeschieren) zu sagen, t Drake ndd. s. Enterich. drall Adj. von den Wörterbüchern des 16. bis 18. Jahrhs. als hd. nicht verzeichnet; Frisch 1741 und Adelung kennen es nur als ndd., wie es denn auch im nördlichen Niederdeutschland (Boß, De Geldhapers, Idyllen S. 59) volks­ üblich ist. Das zuerst von Lessing 1779 Nathan II 5 gebrauchte ndd. Wort wird von Heynatz 1796 Antibarbarus S. 304 noch verpönt, aber später­ hin von Campe mehrfach empfohlen. Preuß. Schriftsteller in der 2. Hälfte des 18. Jahrhs. gebrauchen gelegentlich die in Preußen übliche Dialektform d r e l l, welche Adelung ver­ zeichnet; Canitz (1734) Gedichte S. 266 gebraucht dies bereits mit der erklärenden Fußnote, in der Mark sage man eine drelle (dralle) Dirne für ein 'frisches derbes Mädchen'. nie Grundbedeutung von drall d r e l l ist eigtl. 'fest gedreht' (z. B. „ein draller Faden"); sie gehören mit drillen zusammen. Drang M. mhd. dranc (g) M. 'Gedränge, Bedrängnis' = ndl. drang 'Drang, Gedränge, Begierde', angls. geprong'Gedränge, Begierde' engl. throng 'Gedränge': zu dringen. drängen Ztw. mhd. drengen Faktitiv zu dringen. D r a n g s a l ist frühnhd.; - s a l ist das geläufige nhd. Suffix -sal, das älter -isal, got. -isl, angls. engl. -ls ist. Das Got. bildet aus dem gleichen Stamme, aber in anderer Ablautsform, ein Abstraktum preihsl N. 'Beschwerde, Bedrängnis'. draus, draußen aus daraus, dar­ außen; vgl. mhd. drabe aus dar abe; nhd. dran aus daran, drin aus darin.

drechseln

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drechseln Ztw. Ableitung aus mhd. draehse ahd. drahsil M. 'Drechsler' (got. *prehsils); drehen (Wz. pre tre) kann mit drechseln zunächst nicht verwandt sein; vielmehr haben wir es zu einer Wurzel mit Guttural zu stellen, prehs- oder preh: gr. Tpdiro|iiai (mit ir für k) und lat. torqueo (gr. ärpaKTo«; 'Spindel', lat. torcular 'Kelter') weisen auf eine Wz. trek 'drehen'. Jenes ahd. drahsil 'Drechsler' wäre der einzige Rest dieser Wurzel im Germ.; irn Mhd., auch in oberd. ndd. Ma. hat d r e h e n (nrhd. draejen draen) die Bedeutung 'drechseln'; s. drehen. Dreck M. mhd. spätahd. drec (Gen. -ckes) M. 'Dreck' = anord. prekkr M. 'Dreck' (dän. draek, schwed. dräck). Vielleicht ausgegangen von der Bedeutung 'Satz, Hefe', so daß gr. TptiE TpuTÖ«; 'Hefe, Satz, junger Most' (mit u für o?) zu vergleichen wäre. drehen Ztw.mhd.draöjendrasn ahd.draen schw. Ztw.'drehen' --ndl.draaien 'drehen, drechseln'; angls. präwan (vgl. säwan wawan) st. Ztw.: gemeingerm. starke Verbalwz. pre, aus dem mit dentaler Ableitung ein Substantiv Draht mit der Bedeutung 'gedrehter Faden' formiert wurde; dies Nomen zeigt am deutlichsten, daß die Wurzel von drehen nicht auf einen Guttural endete, daß also Drechsler ahd. drahsil nicht zudrehen gehören kann. Wz. pre aus vorgerm. tre ter verwandtmit gr. iroXtiTpqTog 'vieldurchbohrt' — Tpqpa 'Loch' — T€Tpa(vu) 'durchbohre' — Tcpdw 'bohre, drechsle' (vgl. mhd. draejen 'drechseln') — TÖpvoq 'Dreheisen' — rdperpov, lat. terebra 'Bohrer'. Vgl. noch Darm. Drehorgel F. seit Campe 1807 gebucht und seit Trichter 1742 Ritterlexikon S. 265 bezeugt (Beleg: Jean Paul 1793 Unsichtb. Loge S. 267). An diesen Stellen dient die Drehorgel zum Abrichten von Singvögeln, was auch Jacobsson-Rosenthal 1793 Technolog. Wb. V 410a unter Drehorgeln ausdrücklich hervorhebt. Der Ursprung des im 18. Jahrh, auftretenden frz. orgue de Barbarie ist unsicher. drei Num. mhd. ahd. dri = angls. pri prdo engl. three, got. preis aus urgerm. *prijiz = gemeinidg. tr6jes: ind. tri (Nom. träyas), gr. Tpei^ aus Tpdjec, lat. tres, aslav. trije, lit. trys. Wie alle Einer ist auch d r e i ein uraltes Zahlwort; s. Drillich, dritte. Dreibund M. ein puristisches Ersatzwort für das frz. triple-alliance vom Ende des 18. Jahrhs.; zuerst gebucht bei Campe 1807 (als Schöpfung von Heynatz) mit Belegen aus Benzel-Sternau und Blumauer. Frühster Beleg: Schubart 1789 Vaterländ. Chronik S. 544. 687, aber getadelt bei Kern 1789 Send­ schreiben S. 66. Vgl. Feldmann, Zeitschr. XII05. | Kluge, Etymologisches Wörterbuch. 8. Aufl.

drillen

Dreieck N. im 18. Jahrh. langsam durch­ dringend, aber auch schon im 16./17. Jahrh, vereinzelt bezeugt (Fünfeck und Sechseck schon bei Dürer 1525 Unterweisung bcr Messung E 3a; G la); vom 16.—18. Jahrh, überwog ein eingedeutschtes Dreiangel aus lat. triangulum. dreist Adj. der oberd. und fränk. Volkssprache fremd, in die Schriftsprache aus dem Ndd. ein­ gedrungen. Das bei Maaler 1561 noch nicht verzeichnete, auch bei Luther nicht belegte Wort verzeichnet Kilian 1599 als ndd.-fries. driest drijst (darnach drijste bei Henisch 1616). Schottel 1663 bucht „driest dreist", Stieler 1691 „dreist driest drüst", Frisch 1741 „dreist driest" als eigtl. ndd.; auch Ludwig 1716 T.-engl. Lexi­ con hat „dreist, driest". Auch heute ist driste in ganz Niederdeutschland üblich (es ist vor­ gedrungen als driste in die Oberlausitz, als dreiste ins Obersächs.). Altsächs. thristi = angls. priste 'verwegen, dreist' kann mit lat. tristis 'traurig' Zusammenhängen, wie auch in der Sippe von tapfer ähnliche Bedeutungs­ verschiedenheit vorkommt. dreißig s. - z i g. dreschen Ztw. mhd. dreschen ahd. dreskan = ndl. dorschen, angls. perscan (für *prescan) engl. thrash thresh (vgl. mhd. dreschen auch 'quälen'), got. priskan 'dreschen'. Das Dreschen war schon im Urgerm. geübt, wie diese gemeinsame Bezeichnung der Dialekte bezeugt; vgl. die einzelnen Getreidearten, auch Egge, Brot usw. Die germ. Wortsippe drang ins Roman.: ital. trescare 'trampeln, mit den Füßen unruhig sein, tanzen', afrz. tresche 'Art Springtanz'. Daraus ergibt sich die Art des altgerm. Dreschens von selbst. Der Dresch­ flegel kam durch roman. Vermittlung aus Italien (s. Flegel); die einheimische Be­ zeichnung für ihn ist ahd. driscil mhd. nhd. drischel. Die Deutung des zugrunde liegenden vorgerm. tresk wird 'lärmend stampfen, treten' gewesen sein; vgl. lit. traszketi 'rasseln, klap­ pern', altslav. treskü 'Krach'. Drilch s. Drillich. drillen Ztw. 'einexerzieren' bei Maaler 1561 und Henisch 1616 fehlend, seit Schottel 1663 verzeichnet; seit dem Beginn des 17. Jahrhs. allgemein üblich (Taubmann 1612 Plautus S. 1242); damals hießen die Exerzierbücher Drillbücher. Mhd. drillen 'drehen, ab­ runden' (mit dem Partiz. gedrollen 'rund'). Die Bedeutung drillen 'bohren' stammt aus ndd. drillen (s. drehen, drechseln wegen der Bedeutungsvermittlung); dazu ndl. drillen, engl. thrill 'bohren', ferner mit Ablaut das ndd. drall (mndl. dral) 'rund, sich drehend'. Die Sippe weist auf eine germ.

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Drillich

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Wz. i>rel 'drehen', die mit der unter drehen behandelten Berbalwz. urgerm. Jre = idg. tre urverwandt ist (1 also Wurzeldeterminativ). Drillich M. mhd. drilich drilch M. 'ein mit drei Fäden gewebtes Zeug': substantiviertes Adj., das 'dreifach' bedeutet; s. Zwillich, dri- ist die ältere Form für drei in der Zu­ sammensetzung (s. dritte, Zwilling, Drilling): ahd. drifalt 'dreifältig'. Ahd. drilich 'dreifach, dreifädig' ist bequeme Umdeutschung des lat. trilix (trilicem) 'dreifädig' (frz. treillis) zu licium 'Faden'. Ähnliche Bildungen in Zwillich, Samt. Drillinge Plur. seit Campe 1807 gebucht (Beleg: Jean Paul Werke IV 21, IX 365), dafür bei Adelung 1774 noch Dreilinge; aber Stieler 1691 scheint Drillinge und Dreilinge noch fremd zu sein; auffällig früh Drilling bei Zehner 1609 Nomenclator (Vorrede) S. 301. Übrigens stammt der Sing. Drilling (wie auch Zwilling) erst aus dem Plur. Drillinge (Zwillinge); vgl. den Sing. mhd. zwelfbote 'Apostel' aus dem Plur. zwelfboten. dringen Ztw. mhd. dringen ahd. dringan 'zusammendrücken, drängen, andringen', dann auch 'flechten, weben' (mhd. drihe 'Sticknadel') = got. preihan (eih aus inh) 'drängen, be­ drängen, beengen, in Trübsal versetzen'. Als germ. Wz. hat prinhw prung zu gelten; vgl. noch zu ahd. dringan das asächs. thringan, angls. pringan 'drücken', anord. pryngva. h behielt mhd. drihe F. 'Sticknadel' bei, wo­ von mhd. drihen 'sticken'. Zu der german. Sippe fügen sich als urverwandt lit. trenkiü (trenkti) 'schütteln, stoßen' — tränksmas 'Ge­ töse, Getümmel', oder besser nach Bartholomae, Zeitschr. IV 252 awest. Oraxta- 'zusammen­ gedrängt' als Partiz. zu einer arischen Wz. trank. S. auch noch drängen. t Drischel s. unter dreschen. dritte Ordin. mhd. dritte ahd. dritte ----- got. pridja, angls. pridda engl. third: pri- ist der Stamm (s. D r i l l i ch), -dja das Suffix, das aus dem Kardinale das Ordinale macht; es ist -tio- in lat. tertius, ind. trtfya. — Drittel N. mhd. drit-teil unter Teil. Droge F. im 18. Jahrh, aus frz. drogue; schon im 17. Jahrh. Drogist (zufrühst als T r o ch i st bei L. v. Hornig 1646 und Trugist Moscherosch 1650 Gesichte I 344). Das Wort und seine Ableitungen treten bei uns im 16./17. Jahrh, durchaus als Fremdwörter von roman. Herkunft auf; vgl. 1505 Den rechten Weg auß zu faren von Lißbona gen Kallakuth „Auch kompt do her maisteyl drogerey und edell gestain"; 1588 Köllner Zeitung (Historica Postremae Relationis Appendix) S. 102

drollig

„Specereyen und Dröges, wie mans auff jr Landtart nennet". — Weit früher tritt die Wort­ gruppe im Engl. auf, wo drugs seit etwa 1370 bezeugt ist (zufrühst in den Schreibungen dragges, drogges, drouges 1377. 1386). Quelle des engl. und nhd. Wortes ist das im 14. Jahrh, bezeugte span.-ital. droga, woraus noch im 14. Jahrh, auch frz. drogue entlehnt wurde. Das roman. Wort ist oriental. Herkunft und beruht nach Kluyver, Zeitschr. XI 7 vermittelst einer Grdf. drowa dräwa auf arab. dürawä 'Getreidesplitter'. drohen Ztw. mhd. drön schw. Ztw., das Denominativ zu älterem drö F. 'Drohung' ist; das altererbte Ztw. ist nhd. dräuen aus mhd. dröuwen drouwen ahd. drewen drouwen; got. *praujan, angls. präan (pr6a-de) 'drohen'. Ahd. drawa dröa (Gen. drawa) ent­ spricht angls. i>r£a. Außerhalb des Germ, ver­ gleicht man lat. torvus 'wildblickend', so daß germ. prawö- 'Drohung' auf einer idg. Wz. trow torw beruht. Drohne F. ein im 17./18. Jahrh, in Nord­ deutschland durchdringendes und von Schottel 1663 zuerst gebuchtes Dialektwort, wofür in Oberdeutschland vielmehr Tränbiene oder Träne; vgl. Francisci 1671 Aller-Edelste Veränderung S. 112 „etliche grosse Bienen, die man auff Nieder-Teutsch Thronen, hiesiger Oerter aber Threnen heißt". Der nhd. Lautform Drohne entspricht asächs. drän (Plur. dräni), der oberd. Lautform Träne mhd. träne ahd. träne. Die Lautverhältnisse der altgerm. Worte (angls. drän engl. drone) sind schwer zu ver­ mitteln; da das Wort auch 'Hummel' bedeutet, gehört vielleicht noch angls. dora engl. dor 'Hummel, Drohne, Hornisse' hierher. Man vergleicht gr. ävOp^vr] 'Waldbiene' und tgvOprivq 'Wespe' und nimmt für die germ.-griech. Wortgruppe eine idg. Wz. dhren 'dröhnen' an; vgl. das folg. Wort. dröhnen Ztw. bloß nhd., entlehnt aus ndd. droenen; verzeichnet erst bei Schottel 1663 (noch nicht bei Maaler 1561). Dazu mndl. dronen ndl. dreunen, anord. drynja 'dröhnen, brüllen' — drynr M. 'Gedröhn', got. drunjus M. 'Schall'. Abkömmlinge aus derselben Wz. dren dhren s. unter Drohne; außerdem vgl. noch gr. OpPjvot; 'Wehklage'. drollig (älter d r o l l i ch t) Adj. den oberd. Mundarten und Schriftstellern von Haus aus fremd. Seit Schottel 1663 verzeichnet und in der Lautform drullig 'possierlich' zufrühst als ndd. bei Richey 1755 Hamburg. Idiot. S. 44 gebucht. Um 1750 dringt das Adj. in die Litera­ tursprache durch nord- und mitteldeutsche Schriftsteller (z. B. Bode 1774 Tristram Schandy I 41 und als drollicht Mylius

Droschke

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1777 Märlein S. 292), daher von Adelung 1774 und Kindleben 1781 gebucht. Ndl. drol­ lig (schon bei Kilian 1599) scheint die Grund­ lage des ndd. Wortes zu sein, geht aber seiner­ seits mit ndl. drol 'drolliger Mensch' auf frz. dröle zurück, woher auch engl. droll. Droschke F. aus poln. drozka (russ. droski); zuerst im Encyclopäd. Wörterb. 1800, allgemein seit Heinsius 1818 verzeichnet (Droschka 1795 als livländ., Droschke 1820 als Posen. Dialektwort bezeugt); von Berlin aus scheint etwa um 1815 Wort und Sache bekannt zu werden. Beleg: Seume, Mein Sommer S. 60 (aber Chamisso, Peter Schlemihl II 269 noch erst Mietswagen). Südwestdeutsch jetzt als D r o t s ch k e. Weiteres Zeitschr. VII 45, VIII 125. 379. Drossel* F. ein Vogelname, der im German, zahlreiche Lautvarianten hat. Ahd. drösca dröscala mhd. dröschel stimmen zu bahr, droschel (auch schwäb.-schweiz. drostle?); westfäl. drässl scheint mit angls. fröstle engl. throstle auf *pramstala zu Weisen; angls. prysce = engl. thrush 'Drossel' repräsentiert eine dritte Lautform. Anord. prQstr (got. *prastus) steht wieder fern; für dieses hat man an lat. turdus aus *tursdus (s. A st, Gerste, N e st, Ma st), sowie an lit. strazdas 'Drossel' angeknüpft. Die übrigen Lautformen des schwierigen Wortes sind noch nicht aufgeklärt. Weitere Synonyma sind westfäl. gaidling getling, westfäl.-rheinländ. Ilster (ahd. listara) = siebenbürg, leistr (vgl. L e i st er). t Drossel F. 'Kehle' (jetzt nur noch weid­ männisch für die 'Luftröhre beim Rot- und Schwarzwild') dazu mhd. dro^e ahd. dro^a F. = angls. protu engl. throat 'Kehle' (dazu gleichfalls mit 1-Ableitung engl. throttle 'Kehle, erdrosseln'). Diese Gruppe hat eine andere neben sich, deren Glieder um ein s im Anlaut reicher sind (s. Drossel*, Dach): mhd. ströme andd. strota 'Kehle, Luftröhre', ndhess. westfäl. struete, mndl. strote störte ndl. strot. Aus dem Hd. drang das Wort ins Roman.: ital. strozza 'Kehle' — strozzare 'erwürgen'. S. erdrosseln. t Drost M. 'Oberamtmann' (ein ndd. Wort) aus mndd. droste drossete; dies mit mhd. truhtsae^e, nhd. Truchseß identisch; ent­ sprechend ndl. drossaard aus mndl. drossäte. Druck M. mhd. ahd. druc (-ckes) M. 'Druck, Anprall, feindliches Zusammenstößen'; daneben drücken aus gleichbed. mhd. drücken drucken ahd. drucchan — angls. pryccan 'drücken' aus germ. prukkjan. Zu der gleichen idg. Wz. trtik gehören anord. prüga 'drücken' und ahd. drüh 'Fessel'. drucken Ztw. eigtl. oberd. Lautform für

Drusen

das ursprgl. md.-ndd. d r ü ck e n (in der 1. Hälfte des 16. Jahrhs. besaß Oberdeutschland die wich­ tigsten Zentren des Bücherdrucks). Frühe Belege in einem Druck von Albrecht Pfister in Bamberg 1462 („das albrecht Pfister gedrucket hat") —1470 („diß hat gedruckt gintherus tzainer tzu augsburg MCCCCLXX jähr"). Zu­ vor wurde das Wort vom Zeugdruck gebraucht. 1428 begegnet im Steuerbuch von Nördlingen Wilhalm brifdrucker,der einseitig Heiligenbllder und Ablaßbriefe mit dem Reiber abdruckte; 1440 in Frankfurt der Drucker Henne Cruse von Menze. Seit 1470 herrscht drucken vom Typendruck. Synonymon dafür vereinzelt am Mittelrhein bis etwa 1700 prenten (= ndl. prenten, engl. print für imprint aus afrz. empreinter): Beleg in der Chronik der Sachsen, Mainz 1492 („dusse Kronecke von keyseren und anderen fürsten hefft geprent Peter schoffer in Mencz, die eyn anefang ist der prenterey") und noch bei Stieler 1695 Zeitungslust S. 18. drucksen Ztw. Jterativum zu drücken: ein seit dem Ende des 18. Jahrhs. in der Lite­ ratur vordringendes Dialektwort, das seit Klein 1792 Provinzial-Wb. I 91 von den Idiotiken oft verzeichnet wird. Belege: Wieland 1781 Abderiten (XIII 185); Goethe (1790) Werke XU 4. — Druckserei bei Goethe 1796 Briefe XI 248. t Drude F. 'Zauberin' mhd. trute F. 'Hexe, Alp'; in den nhd. Ma. beharrt die.Bedeutung 'Alp' (thüring. trüde, schwäb. bayr. öfter, rheinfränk. trüd 'Hexe, Alp'). Das Wort ist trotz seiner Verbreitung (dän. drude, gotländ. druda) in seiner Lautform dunkel; denn der Wert des anlautenden mhd. t nhd. d ist nicht zu bestimmen. Vielleicht ist mhd. trute zu dem Adj. t r a u t zu stellen; Drude beruhte dann auf demselben Prinzip der Namenbildung wie etwa gr. Eumeniden. Druse* F. 'verwittertes Erz', nur nhd.; identisch mit Drüse. Druse- F. eine Krankheit des Pferdes, nur nhd. (auch ndl. droes); identisch mit Drüse. Drüse F. mhd. druos Plur. drüese (daher nhd. die Nebenform druse, nur mit speziali­ sierter Bedeutung) ahd. druos Plur. druosi F. 'Drüse'; entsprechend mndd. drose ndd. dröse und ndl. droes 'Drüse'. Die nhd. Form Drüse ist Neubildung aus dem Plur. wie Blüte, Hüfte. t Drusen Plur. alem. (nicht schwäb.) Wort für 'Hefe' mhd. druosene ahd. truosana (oberd. Dialekte haben ue in der Tonsilbe) = ndl. droesem, mndl. droeseme, angls. drosn 'Bodensatz'. Grdf. vielleicht got. *dröhsna, wozu auch engl. dregs, nhd. Trester.

du

dumm

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du Pron. Pers. mhd. ahd. dti = angls. pti, got. i>u: urverwandt lat. tu, gr. tu au, ind. tväm. Duc d'Mven s. Dukdalben. f Ducht F. — Duchtbank, auch Duft 'Ruderbank'. Die Form mit f ist die hd., die mit ch die ndd.: ahd. dofta F., mndl. doste, dochte ndl. dost, engl. thought, anord. popta F. 'Ruderbank; dazu ahd. gidofto eigtl. 'Genosse auf der Ruderbank', angls. gepofta 'Genosse': ein urgerm. Ausdruck aus der — bereits auf den Wanderungen der Germanen — aus­ gebildeten Schiffstechnik; s. Ruder,Segel, Mast, Schiff usw. Daß die ndd. Form ins Hd. Eingang gefunden hat, ist nach dem unter Boot, Bord, Büse. Bemerkten nicht auffällig. Jenes altgerm. Wort für 'Ruder­ bank' (got. *puft6 F.) gehört wahrscheinlich zu einer Wz. tup 'niederhocken'; vgl. lit. tupeti 'Hocken' — tüpti 'sich niederhocken'. ducken Ztw. mit ndd. Anlaut, aus mhd. tucken tücken 'sich schnell nach unten be­ wegen, neigen, sich beugen'; wohl Frequent, zu mhd. tuchen 'tauchen'; s. dies. — DuckmäuserM. 'hinterlistiger, heimlicher Mensch' (H. Sachs 8. Fastn. V. 119 Dockmäuse r) erscheint im Mhd. cit§ tockelmüser 'Schleicher, Heuchler'; die nhd. Lautform beruht auf er­ neuter Anlehnung anducken, mhd. tucken; daneben erscheint unter Anlehnung an T ü ck e auch Tückmäuser: der zweite Wort­ teil beruht auf mhd. müsen eigtl. 'mausen', dann (in diebischer Absicht) 'schleichen'. dudeln Ztw. erst nhd., nach poln. dudliö 'dudeln' von dudy 'Sackpfeife'. Der im 17. Jahrh, sich einbürgernde Dudelsack heißt bei uns auch D u d e i (z. B. Fleming S. 425; Freyer, Orthogr. S. 374), aber auch pol­ nischer Bock (Schauspiele der englischen Komödianten; Logau 1643 2. Zugabe 2215; 1746 Mahler der Sitten II 72 S. 244), sowie Dudelbock W. Scherffer 1652 Grobianer S. 131. Dafür spätmhd. sacpfife, nhd. SackPf eife. Duell N. (früher auch M.) aus lat. duellum, das im klass. Latein nur als archaisch gilt, aber dann (zunächst als Glossenwort) im Mittelalter seit dem 13. Jahrh, erhöhte Bedeutung erhält. Es bürgert sich bei uns am Ende des 16. Jahrhs. ein, zunächst in der lat. Lautform duellum (Wunderer 1590 Reyße in Moschaw S. 212; Gödelmann 1592 Von Zäuberern usw. S. 313; Ag. Albertinus 1601 Der Kriegsleut Weckuhr S. 7), dann im 17. Jahrh, als Duell (z. B. Zeiller 1640 Episteln I 225 und Grimmels­ hausen 1669 Simplic. II 20. 29). Dieses Duell wird seit Wallhausen 1616 Kriegs­ manual S. 207, dem Sprach- usw. Verderber

1644, Liebe 1686 und Stielers Zeitungslust 1695 verzeichnet. Die seit dem 16. Jahrh, herrschende Bedeutung 'Zweikampf' (gegenüber lat. duel­ lum 'Krieg') .beruht auf etymologisierender Anlehnung an lat. duo 'zwei'.

Duf? F. s. Ducht. Duft? M. 'feine Ausdünstung' nrhd. tust M. 'Dunst, Nebel, Tau, Reif ahd. duft 'Frost'. Ableitung mit t-Suffix zu der starken Ver­ balwz. von mhd. dimpfen 'dampfen, rauchen', so daß ahd. duft für eigtl. *thunft, *thumft steht (wie Vernunft eine frühnhd. Nebenform B e r n u f t hat) und dann auch verwandt mit der Sippe von Dampf. Vgl. Zeitschr. IX 127. Dukaten M. (ducat M. selten F. im älteren Nhd.) aus spätmhd. ducäte M. (mlat. ducätus, zuerst als mlat. ducatus in Venedig 1284 bezeugt). Dukdalben Plur. 'zur Befestigung von Schiffen in den Häfen eingerammte Pfahl­ gruppen' ein bei Röding 1794 Wb. d. Marine I 487 zuerst gebuchtes Wort der Nordseeküste, das erst im 19. Jahrh, öfters bezeugt ist. Es stammt aus den Niederlanden (ndl. dukdalf), wo es im 17. Jahrh, auftritt, zufrühst 1581 als duc Dalba in den Kämmerei-Rechnungen der Stadt Emden. Was die Benennung mit dem Herzog von Alba zu tun hat, ist noch nicht nachgewiesen. Vgl. Ritter in der Zeitschr. Upstalsboom (Blätter für ostfries. Gesch. 1912) I 83. dulden Ztw. mhd. ahd. dulten aus eigtl. ♦thultjan ursprgl. *thuldjan: Ableitung mit der Bedeutung 'Geduld haben' zu einem gerat. Nomen thuldi-, das als ga-thuldi in nhd. Geduld steckt; s. dies. t Dult F. bayr. 'Jahrmarkk mhd. tult F. 'Jahrmarkt, kirchliches Fest, Kirchweih' ahd. tuld (in schweiz. Quellen auch tult) F. 'Fest'. Das Wort ist die altgerm. Bezeichnung für 'Fest': got. dulps F. 'Fest, Feier' und ist wahr­ scheinlich Verbalabstrakt, mit Suffix ti zu einer verlorenen Berbalwz. (dul: dwal?). dumm Adj. mit ndd. Lautform (Helvig 1611 Origin. Diction. German. 287 stellt ndd. dum und hd. t h u m b als Entsprechungen nebenein­ ander). Entsprechend mhd. tum (Gen. -mmes) tump (Gen. -bes) 'dumm, töricht, schwach von Verstand, stumm' ahd. tumb; got. dumbs, anord. dumbr und angls. engl. dumb haben wesentlich die Bedeutung 'stumm'; im.Ahd. er­ scheint außer den Bedeutungen von mhd. tump noch die Bedeutung 'taub', ähnlich d u m m im älteren Nhd. 'taub'. 'Stumpf in Bezug auf Sinne und Verstand' mag die Grundbedeutung des außerhalb des Germ, noch nicht gefundenen Adjektivs sein; auch stumm hat eine eigen­ artige Geschichte; s. schmecken, hell: Worte

dummdreist

101

für die Funktionen einer Sinneswahrnehmung werden überhaupt gern auf die entsprechenden -einer andern übertragen. Darnach ließe sich wohl Verwandtschaft von got. dumbs * stumm', ahd. tumb 'taub, stumm' mit gr. TuqpXö^ 'blind' ) denken. dummdreist Adj. seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhs. üblich z. B. Hamann brieflich 1. 12. 1765, Bode 1777 Landprediger v. Wakefield S. 135 und Mylius-Smollet 1785 Per. Pickle III 48; zunächst als ndd. Dialektwort gebucht 1767 Brem. Wb. I 249 (dumdriest 'kühn ohne Klugheit und Überlegung'). Dafür im 17. 'Jahrh, gelegentlich dummkeck und schon bei Luther d u m m k ü h n; auch dummstolz Seume, Mein Sommer S. 14. f Dummerjan M. schon bei Henisch 1616; dafür im 16. Jahrh, „ein dummer Jan": I a n = 'Johann weist auf das Ndd. als die Heimat der Wortbildungen auf -ian (z. B. westfäl. adriän udriän u. a.), wie denn auch in den ndd. Ma. dümrjän volksüblich ist (es fehlt im Oberdeutsch.: bayr. tirol. Dummian, fchwäb. Dummianus). Vgl. auch Jan­ hagel. dumpf Adj. erst in der 2. Hälfte des 18. Jahrhs. durchdringend und seit Adelung ge­ bucht als bei norddeutschen Schriftstellern üblich; ursprgl. wohl von Moderluft gebraucht und Neubildung zu dem bei Stieler 1691 ge­ buchten Ztw. dumpfen 'moderig riechen': vielleicht war dumpf zunächst in prädi­ kativischem Gebrauch identisch mit dem bei Stielerverzeichneten Subst. Dumpf 'Schim­ mel mit der Ableitung d u m p f i ch t 'schimme­ lig'. Verwandt mit Dampf. Dunen s. Daunen. Dünen F. um 1400 aus ndl. duin (woher auch frz. dune) in das Ndd. der Seeküste und von da aus ins Hochdeutsche gedrungen. Chyträus Kap. 13 hat es nicht (dafür „Dryffsandt") und CH. Besoldus 1619 De natura populorum S. 91 kennt Dünen nur als ndl.; Calvisius 1610 S. 24 hat dafür „Sandberg". Schon bei Hulsius 1606 Schiffahrt I 66 (als Duhnen) und Zeiller 1643 Episteln III 30 („Duhnen oder Sandberge") belegt, wird es feit Henisch 1616 (als Duni für Duin?), Schottel 1663 und Stieler 1691 gebucht. Zu­ nächst wurde das Wort nur von der holl.flandr. und der kent. Küste gebraucht. Über ndl.-ndd. Seeausdrücke im Nhd. s. noch Bake, Ebbe; nhd. ü als Beweis für ndl. Entlehnung s. noch in Büse,Süden. Ndl. duin = nordfries. dün ist ein altgerm. Wort = angls. dün 'Hügel' (engl. downs 'Dünen'), wozu engl. down 'herab' aus angls. adüne ofdüne eigtl. 'vom Hügel herab', und stimmt zu altir. dün

dünn

'Hügel' (s. noch Zaun). Auf Wangeroog heißt die Düne haell; auf Helgoland halom nach den Halmen des Dünengrases (Siebs, Helgol. S. 228). DttNg M. mhd. tunge F. ahd. tunga F. 'Dünger, Düngung' mit dem Ztw. düngen mhd. tungen; dazu angls. düng engl. düng 'Mist', angls. dyngung 'Düngung', sowie afries. düng 'Mist' und denga 'düngen'. Weiterhin verwandt mit mhd. ahd. tune F. 'Kellerraum, unterirdischer Weberaum' = mndd. angls. düng F. 'Gewahrsam'-, anord. dyngja 'Frauengemach'. Diese Doppelbedeutung der Sippe erklären die Berichte des Tacitus (Germania 16) und Plinius (Nat. Hist. 19, 1). Falls 'Grube' die eigtl. Be­ deutung von D u n g ist, darf mit O. Schrader gr. Tdqpoc; (aus vorgriech. dhonghwos) als ur­ verwandt zugezogen werden. dunkel Adj. mhd. tunkel 'dunkel, trübe, dumpf' ahd. tunchal (mit der Nebenform tun­ ebar, mndd. Westfries, dunker). Mit anderer Ablautstufe stammen aus derselben Wz. anord. dqkkr, afries. diunk (nordfries. djonk jonk) aus germ. dinqa-z = vorgerm. dhengwos. Das urverwandte engl. dank 'dumpfig, feucht' weist auf Beziehung zu dumpf (germ. Wz. dinq dump). Dünkel M. erst nhd., zu d ü n k e n Ztw. mhd. dünken (Prät. dühte) ahd. dunchan (meist unpersönl. m. Dat.) 'scheinen' (Prät. dühta); got. jDugkjan jjühta, meist unpersönl. m. Dat. 'scheinen'; angls. pynean engl. think, das aber wesentlich die Bedeutungen von angls. penean, ahd. mhd. nhd. denken vertritt. Dünken scheint ursprgl. ein st. Ztw. gewesen zu sein, wozu d e n k e n das zugehörige Faktitivum wäre. Dem germ. Punk Pank liegt eine altidg. Wz. tong teng zugrunde, und diese liegt in altlat. tongere 'kennen' (vgl. Pränest, tongitio 'notio') vor. Vgl. düuchten, denken, Dank. dünn Adj. mhd. dünne ahd. dunni = angls. pynne engl. thin, anord. punnr, asächs. punni. Das gemeingerm. punnu- 'dünn' steckt noch in ahd. dunwengi, angls. Jjunwenge, anord. punnvange 'Schläfe', eigtl. 'Dünnwange' (vgl. dial. DuningeDünege 'Schläfe'). Germ, punnu- ist uridg. Adj. in der Lautform tonü-s (wegen germ. nn vgl. Kinn, Mann); vgl. altind. tanü 'lang, ausgedehnt, schmal, dünn'; lat. tenuis 'dünn, schmäl'; gr. tuvu-, bloß in Zusammensetzungen fortlebend, heißt 'aus­ gedehnt, ausgestreckt, lang'; vgl. Tavaö? in derselben Bedeutung; aslav. tinükü 'dünn' hat eine Ableitungssilbe. Der Begriff des 'Dünnen' geht aus von dem der 'Ausdehnung nach einer Dimension, der Länge nach aus­ gedehnt', welche Bedeutung das ind. und das gr. Adjektiv noch bewahren. Das Lat. Germ.

Dunst

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Slav. entnahmen dem ererbten Begriff ein Hauptmerkmal. Im Altind. und Gr. zeigt sich auch ein Berbalstamm tanu (tqvu) mit der Grundbedeutung 'ausspannen, ausdehnen'. Vgl. dehnen, Dohne und Donner. Dunst M. mhd. dunst tunst MF. 'Dampf, Dunst' ahd. tunist älter tunst 'Sturm, Hauch'; vgl. angls. düst (für *dunst) engl. dust 'Staub'. Das Westgerm. Wort bedeutet eigtl. 'Ausdün­ stung' und gehört (Grdf. dunstu für dwunstu) zusammen mit ind. dhvans 'zerstieben' (idg. Wz. dhwens); dazu vgl. die ndd. Entsprechung Dust. Dunstkreis M. zur Übersetzung von Atmo­ sphäre vielleicht von der Schweiz ausgegangen; schon bei Scheuchzer 1711 Naturwissenschaft n 147. Belege: Goethe, Faust V. 1127; Jean Paul, Hesperus (Werke VII Hempel) S. 172. Dünung F. 'Wogengang des Meeres nach dem Sturm' ein ndd. Seemannswort, das durch das ganze 19. Jahrh, literarisch bezeugt ist: zu ndd. dunen 'das Heben und Niederfallen der Wellen' 1767 Brem., Wb. I 272. t Dunzel F. 'Mädchen' (noch wetterauisch D o n z e l) durch das 18. Jahrh, hindurch ver­ einzelt bezeugt. Belege: Callenbach, Wurmland S. 91 und Maler Müller I 229; Quelle frz. doncelle oder ital. donzella. Nach Weigand, durch Präp. mhd. durch 'durch', auch 'um — willen' ahd. duruh durh = asächs. thurh, angls. purh engl. through 'durch' und thorough 'ganz und gar'; das Got. hat ein im Vokal abweichendes pairh 'durch', das dem ahd. derh 'durchlöchert' nahe kommt; daran schließen sich ahd. durhil durihil mhd. dürhel dürkel 'durch­ bohrt, löcherig', angls. pyrel (für *pyrhil 'Loch' vgl. Nüste r), außerdem got. pairko 'Loch' (k aus kk für kn?). Die Präposition könnte leicht ein Kas. eines älteren Adj. sein, etwa Akk. N.; neben der passiven Bedeutung von ahd. derh 'durchbohrt' ließe sich auch eine aktive 'durchbohrend' ansetzen. Dem Grundstamm perh käme die Bedeutung 'durchbohren, durch­ dringen' zu, die an hd. dringen erinnert: jenes beruht auf einer vorgerm. Wurzelform terk, dies auf Wz. trenk. Verwandtschaft mit lat. trans unsicher. durchsallen Ztw. 'durchs Examen fallen' (student.), aber auch 'bei einer Wahl nicht ge­ wählt werden': die studentische Bedeutung erst durch das 19. Jahrh, hin bezeugt. Das Wort stammt aus der Verbindung „durch den Korb fallen" 'beim Werben um die Liebe eines Mädchens keinen Erfolg haben', aus welcher älteren Redensart (16./17. Jahrh.) sich die neuere Redensart „jemand einen Korb geben" herleitet. Daher neulat. corbissare 'durchs

Dusche

Examen fallen' 1657 Facetiae facetiarum S. 334; vgl. aber auch Crigingerus 1555» Reicher Mann O IVa „Da ich nun meint zu. promovirn Setzt mich in Korb, lies mir hoffiern^ Pletsch fiel ich durch den Korb hinweg Bndlag hinieden in dem Dreck". Zeitschr. I 69r in 97. durchlaucht Adj. bloß nhd., mit md. Vokal, au; mhd. md. durchlüht Part, für mhd. durchliuhtet 'durchlauchtig' zu durhliuhten 'durch­ leuchten, durchstrahlen': übersetzt nach lat. il­ lustres; s. erlaucht, leuchten. Durchmesser M. als neues Wort einiger Mathematiker bei Frisch 1741 gebucht; auch schon bei Steinbach 1734. Nach Gomberts Programm 1897 um 1700 aufkommend: Wort­ übersetzung aus griech.-lät. diametros. dürfen Ztw. mhd. dürfen dürfen Prät.Präs. 'Grund, Ursache haben, dürfen, brauchen^ bedürfen' ahd. durfan Prät.-Präs. 'Mangel haben, entbehren, bedürfen, nötig haben' = got. paürban, mndl. dorven, angls. purfan* 'nötig haben'. Die Ableitungen darben^ Bedürfnis, Notdurft, bieder usw. zeigen z. T. noch jetzt die Grundbedeutung der Wurzel prf aus trp 'entbehren, mangeln'. dürr Adj. mhd. dürre ahd. durri 'dürr> trocken, mager' --- ndl. dor, andd. thurri, angls. pyrre, got. paürsus 'trocken' (wegen hd. rr — got. rs vgl. irre, Farr e): ein in der Form purzu- urgerm. Adj. 'trocken, dürr' zu Wz. purs aus vorgerm. trs 'trocken sein'. Aus der wohl uralten Spezialisierung auf das Trocken­ sein der Kehle folgt die altind. Bedeutung, von trsü 'gierig, lechzend' und die von nhd. dürs-ten: auf die Stimme resp. Sprache übertragen erscheint tys in gr. rpauXöq 'lispelnd' für *rpaauXÖ5 (vgl. fcauXö«; 'dicht' für *baauXö^r lat. densus) und altind. trstü 'heiser, rauh von der Stimme'. An die allgemeine Bedeu-tung 'trocken' schließen sich nhd. D a r r e r dörren mit den darunter verzeichneten Worten an. Durst M. mhd. ahd. durst M. = asächs.pnrst». ndl. dorst, angls. purst engl. thirst; got. paürstei F. 'Durst'. Das auslautende t des ahd. und engl. Wortes ist Ableitung, wie sich schon aus got. paürseip mik 'es dürstet mich' ergibt. Die weiteren Zusammenstellungen, die unter Darre, dörren, dürr gemacht sind^ belegen für das unerweiterte pors aus vorgerm. trs vielfach die Bedeutung 'dürsten'; vgl. ind. trsnaj 'durstig' — trsnä F. 'Durst' — trs(3. Sg. tfsyati = got. paürseip) 'dürsten, lechzen' — trsü 'lechzend'. Dusche F. aus frz. douche (woher auch engl. douche), das auf ital. doccia (mlat. ductiare) beruht. Die Entlehnung des Heynatz 1796

Dusel

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Antibarb. S. 318 noch unverständlichen und von dem Puristen Campe 1813, auch bei Heinsius 1818 noch nicht verzeichneten Wortes geschah am Schluß des 18. Jahrhs. (Belege: Sturz 1779 Schriften I 347; Goethe-Zelter II 36); es muß aber erst neuerdings bekannter ge­ worden sein. Dusel M. 'Geistesbetäubung' schon bei Henisch 1616 verzeichnet, erst nhd., aus ndd. dusel * Schwindel' (Dusel ist in die oberdeutsch. Ma., spez. ins Schwäb. vorgedrungen). Dazu bösig ahd. tusig = angls. dysig 'töricht' engl. dizzy 'schwindlig, töricht'; zu der in dieser Sippe enthaltenen Wurzel dus gehört -auch Tor, töricht mit dem echt hd. t im Anlaut. Eine andere Ablautsform derselben Wurzel dus (aus idg. dhus) liegt vor in angls. dwses, ndl. dwaas 'töricht'. Dust M. 'Staub' bloß nhd., aus ndd. dust = engl. dust 'Staub'. Die engl. ndd. Laut-form (zufrühst bezeugt angls. düst) steht für eigtl. dunst = nhd. Dunst; s. dies. düster Adj. eigtl. ein ndd. Wort, das dem Mhd. völlig fremd ist; auch Luther braucht es noch sehr selten, dafür meist dunkel und f i n st e r (während dafür z. B. die Halberstädter ndd. Bibel von 1523 Genes. 27, 1; Joel 2, 2; Johann. 20, 1 düster vorzieht). Vereinzelt begegnet das nhd. d ü st e r (duster) schon in hd. Werken des 16. Jahrhs. (z. B. tuster bei Mathesius 1562 Sarepta 183b, vertustert

Ebbe F. dem älteren Nhd. des 16. Jahrhs. noch durchaus fremd (Maaler 1561 hat für „Ebbe und Flut" vielmehr das „An- und Ab­ laufen des Meeres" 23. 32b; ebenso Frischlin 1588 Nomencl. S. 17; ähnlich andere lat.beutsche Glossarien). Wie das inlautende bb von Ebbe zeigt, entstammt dies mit andern -auf das Seewesen bezüglichen Worten (Boot, Düne) dem Ndd.; es wird von Chyträus Kap. 13 gebraucht, Henisch 1616 verzeichnet es nur -erst als ndd. ndl., aber es wird während des 17. Jahrhs. auch der hd. Schriftsprache zugeführt (Ebe schon bei v. Wallhausen 1617 Corp. Mit. S. 225; Ebbe in einer Zeitung von 1630). Schottel 1663 und Stieler 1691 ver­ zeichnen es dann als hochd.; Steinbach 1734 erkennt es als ndd. Ursprungs, gibt es aber als gemeindeutsch. Mndd. ebbe (andd. ebbiunga) = angls. ebba engl. ebb, ndl. eb, woher auch frz. 6be. Wahrscheinlich gehört

Eber

59b); Henisch 1616 hat duster als Bibelwort; Schottel 1663 und Stieler 1691 buchen es ohne Einschränkung, und so ist es auch im 18. Jahrh, allgemein literaturfähig (z. B. Haller 1733 An Geßner B. 10); ja es hat sich auch in hd. Ma. eingebürgert (schwäb. schweiz. dtiStr). Dem ndd. düster entspricht andd. thiustri, afries. thiustere, ndl. duister, angls. jjystre (auch ^tiostre) 'dunkel, finster'. Zweifelhaft ist Verwandtschaft mit Dämmerung und f i n st e r. Düte s. Tüte. t Düttchen N. 'Groschenmünze' eine im deutschen Nordosten übliche Münzbezeichnung (z. B. Hermes 1778 Sophiens Reise IH 231), die auf eine seit 1528 geprägte polnische Münz­ sorte zurückgeht: der Reichsadler der polnischen Münze ergab im Polnischen die scherzhafte Benennung poln. dudek Pl. dudki eigtl. 'Wiedehopf'. Näheres Schröder, Ndd. Jahrb. XXXIII 109. Dutzend N. mit einer im 18. Jahrh, durch­ dringenden und seit Steinbach 1734 gebuchten Lautform für geläufigeres D u tz e t des 16./17. Jahrhs.; zufrühst im 14. Jahrh, als totzen im Elsaß auftretend. Lehnwort aus frz. douzaine afrz. dozeine dosaine 'Dutzend', woher auch engl. dozen, ndl. dozijn. duzen Ztw. schon in Wolframs Parcival als dutzen; Nebenform dauzen: Nachbildung zu ital. tuizzare tizzare.

angls. ebba zu got. ibuks 'zurück' (ahd. ippihhon 'zurückrotten'): Ebbe also eigtl. 'Rückzug'? Anord. dafür fjara 'Ebbe' und fyrva 'ebben', eben Adj. mhd. eben ahd. eban = asächs. eban, ndl. even, angls. efn engl. even, anord. jafn, got. ibns 'eben'. Dazu vielleicht auch got. ibuks Adj. 'rückwärts' (s. Ebb e). Außer­ halb des Germ, ist der Stamm eb als ep oder ebh noch nicht nachgewiesen; lat. aequus 'gleich' kann der lautlichen Verschiedenheit wegen nicht als verwandt gelten. — eben Adv. aus mhd. ebene ahd. ebano = asächs. efno, angls. eine (daraus engl. even): das alte Adv. zum Adj. Vgl. neben. Ebenholz N. mhd. spätahd. ebenus: Fremd­ wort (im Ahd. noch in lat. Weise flektiert) aus lat. ebenus (gr. gßevoc;). Eber M. mhd. eher ahd. ebur M. = asächs. ebur (evur), angls. eofor M. 'Eber', an. jqfurr (übertragen) 'Fürst': germ. Grdf. ebura- (nicht

Eberesche

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ibura-). Auswärttge Beziehungen fehlen; weder lat. aper noch aslav. vepri 'Eber' vertragen sich lautgesetzlich mit der german. Sippe. Zu Sau (auch Schwein) und Ferkel zeigen europ. Sprachen Beziehungen. Für Eber herrscht jetzt im Ndd. ber (s. Bär) und kempe, im Hess. Watz, in Thüringen Kunz. Eberesche F. im älteren Nhd. auch Abresch und Ebrisch (Eschbäum); aber auch Aberesch e und Eberbaum. Im Ahd. Mhd. bisher unbezeugt; die älteren Laut­ formen, sowie die Deutung des Wortes fraglich. Ndd. dafür Quitz — Quitzenbaum. t Ebritz M. spätmhd. eberitz (ebereize) F.: Umdeutung unter Beziehung auf Eber aus lat. abrotonum — Aberraute. Echo N. (früher vereinzelt Fem., z. B. Mahler der Sitten II 38) seit Heupolds Diction. 1620 verzeichnet. Beleg: Welsch 1658 Reißbeschr. S. 117. Dafür im 16./17. Jahrh, meist „Wider­ schall, Widerhall" = mhd. widerhal widerschal (auch widergalm und widerdön). Bei Moscherosch 1644 Gesichte II 229 „ein Echo oder Widerschall". Im 18. Jahrh, allgemein üblich: aus lat.-gr. , echö. Im Anord. gilt dvergmäl (= "Zwergsprache') für "Echo'.

Echse s. Eidechse. echt Adj. erst nhd., aus dem Md. Ndd. aus­ genommen, wo e ch t regelrechter Vertreter von mhd. ahd. ehakt'gesetzlich'ist; vgl.ndl.echt'echt' = afries. äst "gesetzlich': zu Ehe, dem gegen­ über das Adj. die alte Bedeutung von Ehe als 'Gesetz' bewahrt. Durch die aus dem Sachsenspiegel geflossenen Rechtsbücher drang das ndd. Adj. ins Hd. (aber erst nach Luther) und auch in oberd. Ma. des bayr.-österreich. Gebiets. Eck N. — E ck e F. mhd. ecke F. (selten N.) "Schneide bei Waffen, Spitze, Eck, Kante' ahd. ecka F. "Spitze, Schwertschneide'; entsprechend asächs. eggja F. "Schneide, Schärfe, Schwert', angls. ecg F. "Ecke, Spitze, Schneide, Schwert' engl. edge, anord. egg F. "Spitze'; got. *agja F. ist unbezeugt. Die Bedeutung "Spitze, scharfe Kante', die ursprgl. in der Sippe herrschte (s. auch Egge) erinnert an die Entwicklung von nhd. Ort. Die germ. Wz. ag (ah), vorgerm. ak (got. agjö- aus idg. akyä-) ist mit dem Begriffskern "spitz' außerhalb des Germ, reich­ lich bezeugt, da nhd. Ähre und die darunter angeführten außergerm. Worte urverwandt sind; zunächst stehen in Form und Bedeutung lat. acies, gr. "Spitze' (lat. acus "Nadel'). Ecker F. erst nhd., aus dem ndd. ecker "Eichel, Buchecker'; daneben im Oberd. ein damit identisches *acheren N. = schweiz. acheram (bayr. akram). Vgl. die entsprechenden got. akran N. "Ertrag, Frucht' (im allgemeinen),

Ehe

anord. akam N., angls. aecem engl. acom "Eichet, ndl. aker "Eichel'. Da die Bedeutung "Eichel, Buchecker' gegenüber got. akran "Er-trag, Fmcht' als jüngere Spezialisierung zu gelten hat, darf die Sippe wohl zu got. akra hd. A ckerim ältesten Sinn "unbebautes. Land' gefügt werden; vielleicht galt ursprgl. einmal die Bedeutung "die wllde Frucht' (vgl. gr. äypiog, lat. agrestis "wild'). Nach Zimmer (bei Zupitza, Gutturale 218) steht dem got. akran "Frucht' zunächst kymr. aeron 'Früchte' und. körn, aeran "Pflaumen', ir. äime " Schlehe'Weitere Wurzelverwandtschast bei Lidön, IdgForschgn. XVIII 504. edel Adj. mhd. edel edele ahd. edili (adal-) Adj. "von gutem Geschlecht, adlig, edel: Ab­ leitung zu A d e l, ahd. adal; vgl. asächs. edili (adal-) Adj. "von gutem Geschlecht, adlig' zu adali "edles Geschlecht', angls. aedele "edel, vor­ nehm' ; weiteres unter Adel. Edelrost M. in der 2. Hälfte des 19. Jahrhs. auftretende Kompositionsform, Kurzform für ein schon im klassischen Zeitalter übliches edler Rost. Beleg: Heyse, Novellensch. II 130. sEgel M. "Blutiges s. Igel. teggc1 F. 'Tuchkante' ein ndd. Wort (wo­ für im Schweiz, endi, im Fränk, seihend, im Thüring. salbend): identisch mit Ecke. Heynatz' Handbuch 1775 will von Tuch Ecken, nicht Eggen sagen. S. auch Salband. Egge- F. erst nhd.; dafür mhd. egede ahd. egida, das in thüring. ete, Hess, eide fortlebt (asächs. egida, angls. egede, got. *agij>ö). Die nhd. Wortform, die aus dem Ztw. eggen neu gebildet ist, stammt (wie die Lautform von Roggen und Weizen) aus schwäb.-aleman. Mundarten, deren gg allerdings als ck ge­ sprochen wird (schwäb.-schweiz. egge), dann wäre die Schreibung mit gg für die schrift­ sprachliche Aussprache maßgebend geworden (vgl. ähnliches unter E p h e u). Anderseits kann die Lautform Egge auch dem Ndd. entstam­ men (livl. egge, auch ndl. eg mndl. egghe); doch überwiegt im Ndd. vielmehr exe (so in War­ burg). Das Ztw. eggen dürfte auch schwäb.aleman. Ursprungs — nur mit ndd. Aus­ sprache — sein (ndd. md. gilt vielmehr exen): ahd. mhd. ecken egen aus *agjan. Die germ. Wz. ag (: ah) aus westidg. oq ok schließt sich zunächst an lat. occare "eggen', lit. aketi "eggen' an; vgl. noch lit. akeczios, apreuß. aketes, alteorn. ocet, kymr. oged "Egge' mit ahd. egida (vorgerm. oktitä). Weiterer Anschluß der westeurop. Sippe an E ck e (lat. acies) ist möglich, ehe Adv. mhd. e, Nebenform zueher mhd. er wie d a aus där, w o aus wär. Ehe F. mhd. e ewe ahd. ewa F. "Gesetz, Ehe' = asächs. eo M. "Gesetz', ndl. echt "Ehe

Ehehälfte

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