Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache 9783111705330, 9783111316086


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Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
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Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache

Etymologisches Wörterbuch -er -rutschen Sprache von

Krieörich Kluge Professor em. der Universität jretburg i. Br.

Zehnte, verbesserte und vermehrte Ztuftage

Vertin und Lripri- 1924

Walter de Gruyter & Co. Dermale G. I. Göschen'sche Verlagehandlung — I. GuNenlag, Verlagsbuchhandlung — Georg Beimer — Earl I. Lrübner — Veil Sc Comx.

Erste und zweite Auflage 1881—1883, dritte unveränderte Auflage 1884,

vierte verbesserte Auflage 1889, fünfte verbesserte Auflage 1894, sechste verbesserte und vermehrte Auflage 1899,

siebente verbesserte und vermehrte Auflage 1910, achte verbesserte und vermehrte Auflage 1916, neunte durchgesehene Auflage 1921.

Alle Rechte, besonders das der Übersetzung, Vorbehalten.

Druck von Walter de Gruyter lt reihst N. 'Beschwerde, Bedrängnis*. drapieren Ztw. — Draperi e F. schon 1727 bei Sperander verzeichnet: aus srz. draper draperie. S. auch H. Schulz, Fremdwb. I 157. draus, draußen aus daraus, dar­ außen; vgl. mhd. drabe aus dar abe; nhd. dran aus daran, drin aus darin. drechseln Ztw. Ableitung aus mhd. draehse ahd. drähsil M. 'Drechsler' (got. ♦prehsils); drehen (Wz. pre tre) kann mit drechseln zunächst nicht verwandt sein; vielmehr haben wir es zu einer Wurzel mit Guttural zu stellen, prehs- oder preh: gr. Tp^Kopai (mit n für k) und lat. torqueo (gr. ärpaKTO«; 'Spindel', lat. torcular 'Kelter') weisen auf eine Wz. trek 'drehen'. Jenes ahd. drähsil 'Drechsler' wäre der einzige Rest dieser Wurzel im Germ.; im Mhd., auch in oberd. ndd. Ma. hat d r e h e n (mhd. draejen drien) die Bedeutung 'drechseln'; s. drehen. Dreck M. mhd. spätahd. drec (Gen. -ckes) M. 'Dreck' = anord. prekkr M. 'Dreck' (dän. draek, schwed. dräck). Vielleicht ausgegangen von der Bedeutung 'Satz, Hefe', so daß gr.

Dreieck

rpuE Tpuyöunnvange 'Schläfe', eigtl. 'Dünnwange' (vgl. dial. DuningeDünege 'Schläfe'). Germ, punnu- ist uridg. Adj. in der Lautform tanü-s (wegen germ. nn vgl. Kinn, Mann); vgl. altind. tanü 'lang, ausgedehnt, schmal, dünn'; lat. tenuis 'dünn, schmal*; gr. tqvu-, bloß in Zusammensetzungen fortlebend, heißt 'aus­ gedehnt, ausgestreckt, lang'; vgl. ravad«; in derselben Bedeutung; aslav. tlnükü 'dünn' hat eine Ableitungssilbe. Der Begriff des 'Dünnen' geht aus von dem der 'Ausdehnung nach einer Dimension, der Länge nach aus­ gedehnt', welche Bedeutung das ind. und das gr. Adjektiv noch bewahren. Das Lat. Germ. Slav. entnahmen dem ererbten Begriff ein Hauptmerkmal. Im Altind. und Gr. zeigt sich auch ein Berbalstamm tanu (tqvu) mit der Grundbedeutung 'ausspannen, ausdehnen'. Vgl. dehnen, Dohne und Donner. Dunst M. mhd. dunst tunst MF. 'Dampf, Dunst' ahd. tunist älter tunst 'Sturm, Hauch'; vgl. angls. düst (für *dunst) engl. dust 'Staub'. Das westgerm. Wort bedeutet eigtl. 'Ausdün­ stung' und gehört (Grdf. dunstu für dwunstu) zusammen mit ind. dhvans 'zerstieben' (idg. Wz. dhwens); dazu vgl. die ndd. Entsprechung Dust. DunstkreiS M. purist. Übersetzung von At­ mosphäre: am Ende des 17. Jahrhs. auf­ gekommen (aber bei Stieler 1691 noch fehlend). Belege: Weigel 1661 Himmels-Spiegelv 3a, b; Francisci 1676 Lust-Haus 19, 52; Scheuchzer

Dünung

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1711 Naturwissenschaft II 147. Belege: Goethe, Faust V. 1127; Jean Paul, Hesperus (Werke VII Hempel) S. 172. Vgl. Schoppe, Mitteilg. d. Ges. f. schles. Bolksk. 19, 223. Dünung F. 'Wogengang des Meeres nach dein Sturm' ein ndd. Seemannswort, das durch das ganze 19. Jahrh, literarisch bezeugt ist: zu ndd. dunen 'das Heben und Niederfallen der Wellen' 1767 Brem. Wb. I 272. '

t Dnnzel F. 'Mädchen' (noch wetterauisch D o n z e l) durch das 18. Jahrh, hindurch ver­ einzelt bezeugt. Belege: Callenbach, Wurmland S. 91 und Maler Müller I 229; Quelle frz. doncelle oder ital. donzella. Nach Weigand. durch Präp. mhd. durch 'durch', auch 'um — willen' ahd. duruh durh = asächs. thurh, angls. purh engl. through 'durch' und thorough 'ganz und gar'; das Got. hat ein im Vokal abweichendes pairh 'durch', das dem ahd. derh 'durchlöchert' nahe kommt; daran schließen sich ahd. durhil durihil mhd. dürhel dürkel 'durch­ bohrt, löcherig', angls. pyrel (für ♦pyrhil 'Loch' vgl. Nüster), außerdem got. pairkö 'Loch' (k aus kk für kn?). Die Präposition könnte leicht ein Kas. eines älteren Adj. sein, etwa Akk. N.; neben der passiven Bedeutung von ahd. derh 'durchbohrt' ließe sich auch eine aktive 'durchbohrend' ansetzen. Dem Grundstamm perh käme die Bedeutung 'durchbohren, durch­ dringen' zu, die an hd. dringen erinnert: jenes beruht auf einer vorgerm. Wurzelform terk, dies auf Wz. trenk. Verwandtschaft mit lat. trans unsicher. durchfallen Ztw. 'durchs Examen fallen' (student.), aber auch 'bei einer Wahl nicht ge­ wählt werden': die studentische Bedeutung erst durch das 19. Jahrh, hin bezeugt. Das Wort stammt aus der Verbindung „durch den Korb fallen" 'beim Werben um die Liebe eines Mädchens keinen Erfolg haben', aus welcher alteren Redensart (16./17. Jahrh.) sich die neuere Redensart „jemand einen Korb geben" herleitet. Daher neulat. corbissare 'durchs Examen fallen' 1657 Facetiae facetiarum S. 334; vgl. aber auch Crigingerus 1555 Reicher Mann O IVa „Da ich nun meint zu promovirn Setzt mich in Korb, lies mir hoffiern, Pletsch fiel ich durch den Korb hinweg Bnd lag hinieden in dem Dreck". Zeitschr. I 69, III 97. durchlaucht Adj. bloß nhd., mit md. Vokal au; mhd. md. durchlüht Part, für mhd. durch­ lebtet 'durchlauchtig' zu durhliuhten 'durch­ leuchten, durchstrahlen': übersetzt nach lat. illustris; s. erlaucht, leuchten. Durchmesser M. als neues Wort einiger Mathematiker bei Frisch 1741 gebucht; auch schon bei Steinbach 1734. Nach Gomberts

Dusel

Programm 1897 um 1700 aufkommend: Wort­ übersetzung aus griech.-lat. diametros. dürfen Ztw. mhd. dürfen dürfen Prät.Präs. 'Grund, Ursache haben, dürfen, brauchen, bedürfen' ahd. durfan Prät.-Präs. 'Mangel haben, entbehren, bedürfen, nötig haben' = got. paürban, mndl. dorven, angls. purfan 'nötig haben'. Die Ableitungen darben, Bedürfnis, Notdurft,bieder usw. zeigen z. T. noch jetzt die Grundbedeutung der Wurzel pxf aus tpp 'entbehren, mangeln', dürr Adj. mhd. dürre ahd. durri 'dürr, trocken, mager' = ndl. dor, andd. thurri, angls. pyrre, got. paürsus 'trocken' (wegen hd. rr = got. rs vgl. irre, Farre): ein in der Form purzu- urgerm. Adj. 'trocken, dürr' zu Wz. purs aus vorgerm. tys 'trocken sein'. Aus der wohl uralten Spezialisierung auf das Trocken­ sein der Kehle folgt die altind. Bedeutung von tfsü 'gierig, lechzend' und die von nhd. dürs-ten: auf die Stimme resp. Sprache übertragen erscheint txs in gr. TpauXöt; 'lispelnd' für *TpaauXöeostre) 'dunkel, finster'. Zweifelhaft ist Verwandtschaft mit Dämmerung und finster. sDütchen N. 'Groschenmünze' von den Wbb. des 17./18. Jahrhs. und von mundartlichen Wbb. des ndd. Sprachgebiets im 18. Jahrh, als Dütgen gern verzeichnet (Beleg: Scherffer 1652 Gedichte 313). Der Name bezieht sich auf eine seit 1528 geprägte polnische Münz­ sorte : der Reichsadler der polnischen Münze ergab im Polnischen die scherzhafte Benen­ nung poln. dudek Pl. dudki eigtl. 'Wiedehopf'. Näheres Schröder, Ndd. Jahrb. XXXIII 109. Düte s. Tüte. Dutzend N. mit einer im 18. Jahrh, durch­ dringenden und seit Steinbach 1734 gebuchten Lautform für geläufigeres D u tz e t des 16./17. Jahrhs.; zufrühst im 14. Jahrh, als totzSn im Elsaß auftretend. Lehnwort aus frz. douzaine afrz. dozeine dosaine 'Dutzend', woher auch engl. dozen, ndl. dozijn. duze« Ztw. schon in Wolframs Parzival als dutzen; Nebenform bauten: Nachbildung zu ital. tuizzare tizzare. Vgl. i h r z e n.

Ebbe F. dem älteren Nhd. des 16. Jahrhs. noch durchaus fremd (Maaler 1561 hat für „Ebbe und Flut" vielmehr das „An- und Ab­ laufen des Meeres" 23. 32b; ebenso Frischlin 1588 Nomencl. S. 17; ähnlich andere lat.deutsche Glossarien). Wie das inlautende bb von Ebbe zeigt, entstammt dies mit andern auf das Seewesen bezüglichen Worten (Boot, Düne) dem Ndd.; es wird von Chyträus Kap. 13 gebraucht, Henisch 1616 verzeichnet es nur erst als ndd. ndl., aber es wird während des 17. Jahrhs. auch der hd. Schriftsprache zuge­ führt (Ebe schon bei v. Wallhausen 1617 Corp. Milit. S. 225; Ebbe in einer Zeitung von 1630). Schottel 1663 und Stieler 1691 ver­ zeichnen es dann als hochd.; Steinbach 1734 erkennt es als ndd. Ursprungs, gibt es aber als gemeindeutsch. Mndd. ebbe (andd. $bbiunga) — angls. ebba engt, ebb, ndl. eb, woher auch frz. öbe. Wahrscheinlich gehört angls. ebba zu got. ibuks 'zurück' (ahd. ippihhön 'zurückrollen'): Ebbe also eigtl. 'Rückzug'? Anord. dafür fjara 'Ebbe' und fyrva 'ebben', eben Adj. mhd. eben ahd. eban = asächs. eban, ndl. even, angls. efn engl. even, anord.

jafn, got. ibns 'eben'. Dazu vielleicht auch got. ibuks Adj. 'rückwärts' (s. E b b e). Außer­ halb des Germ, ist der Stamm eb als ep oder ebh noch nicht nachgewiesen; lat. aequua 'gleich' kann der lautlichen Verschiedenheit wegen nicht als verwandt gelten. — eben Adv. aus mhd. ebene ahd. ebano — asächs. efno, angls. 6fne (daraus engl. even): das alte Adv. zum Adj. Vgl. neben. Ebenbild N. spätmhd. ebenbilde; seit den 14. Jahrh, allgemein üblich. Ebenholz N. mhd. spätahd. ebenus: Fremd wort (im Ahd. noch in lat. Weise flektiert) aus lat. ebenus (gr. Sßevo«;). Eber M. mhd. eher ahd. ebur M. — asächs ebur (evur), angls. eofor M. 'Eber', an. jqfun (übertragen) 'Fürst': germ. Grdf. ebura- (nicht ibura-). Auswärttge Beziehungen fehlen; toebe: lat. aper noch aslav. vepri 'Eber' vertrager sich lautgesetzlich mit der gerntan. Sippe. Zr Sau (auch Schwein) und Ferkel zeiget europ. Sprachen Beziehungen. Für Ebe: herrscht jetzt im Ndd. ber (s. B ä r) und kempe im Hess. Watz, in Thüringen Kunz. Eberesche F. im älteren Nhd. auch A b r e s d

Ebritz

109

und Ebrisch (E s ch b a u ui); aber auch Abercichc und E b c r b a u m. Im Ahd. Mhd. bisher unbezeugt; die älteren Laut­ formen, sowie die Deutung des Wortes fraglich. Ndd. dafür Q u i tz — Quitzcnbaum. f E-ritz M. spätmhd. ebexitz (ebereize) F.: Umdeutung unter Beziehung aus Eber aus lat. abrotonum = Aberraute. Echo N. (früher vereinzelt Fem., z. B. Mahler der Sitten II 38) seit Heupolds Diction. 1620 verzeichnet. Beleg: Welsch 1658 Reißbeschr. S. 117. Dafür im 16./17. Jahrh, meist „Wider­ schall, Widerhall" = mhd. widerhal widerschal (auch widergalm und widerdön). Bei Moscherosch 1644 Gesichte II 229 „ein Echo oder Widcrschall". Im 18. Jahrh, allgemein üblich. Aus lat.-gr. echö. Im Anord. gilt dverg­ ing! (= 'Zwergsprache') für 'Eä)o'. Echse s. Eidechse. echt Adj. erst nhd., aus dem Md. Ndd. aus­ genommen, wo echt regelrechter Vertreter von mhd. ahd. ehakt'gesetzlich'ist; vgl.ndl.echt'echt' = afries. äst 'gesetzlich': zu Ehe, dern gegen­ über das Adj. die alte Bedeutung von Ehe als 'Gesetz' bewahrt. Durch die aus dem Sachsenspiegel geflossenen Rechtsbüchcr drang das ndd. Adj. ins Hd. (aber erst nach Luther) und auch in oberd. Ma. des bayr.-österreich. Gebiets. Eck N. — EckeF. mhd. ecke F. (selten N.) 'Schneide bei Waffen, Spitze, Eck, Kante' ahd. ecka F. ' Spitze, Schwertschneide'; entspreck)end asächs. eggja F. 'Schneide, Schärfe, Schwert', angls. ecg F. 'Ecke, Spitze, Schneide, Schwert' engl. edge, anord. egg F. 'Spitze'; got. *agja F. ist unbczeugt. Die Bedeutung 'Spitze, scharfe Kante', die ursprgl. in der Sippe herrschte (s. auch Egge) erinnert an die Entwicklung von nhd. Ort. Die germ. Wz. ag (ah), vorgerm. ak (got. agjo- aus idg. akyä») ist mit dem Begriffskern 'spitz' außerhalb des Germ, reich­ lich bezeugt, da nhd. Ähre und die darunter angeführten autzergerm. Worte urverwandt sind; zunächst stehen in Form und Bedeutung lat. acies, gr. ökU 'Spitze' (lat. acus 'Nadel'). Ecker F. erst nhd., aus dem ndd. ecker 'Eichel, Buchecker'; daneben im Oberd. ein damit identisches *acheren N. — schweiz. acheram (bayr. akram). Vgl. die entsprechenden got. akran N. 'Ertrag, Frucht' (im allgemeinen), anord. akam N., angls. aecern engl. acom 'Eichel', ndl. aker 'Eichel'. Da die Bedeutung 'Eichel, Buchecker' gegenüber got. akran 'Er­ trag, Frucht' als jüngere Spezialisierung zu gelten hat, darf die Sippe wohl zu got. akrs hd. A ckerim ältesten Sinn 'unbebautes Land' gefügt werden; vielleicht galt ursprgl. einmal die Bedeutung 'die wilde Frucht' (vgl. gr.

Ehe

tixpiot;, lat. agrestis 'wild'). Nack) Zimmer (bei Zupitza, Gutturale 213) steht dem got. akran 'Frucht' zunächst kymr. aeron 'Früchte' und körn, aeran 'Pflaume', ir. äime 'Schlehe'. Weitere Wurzelverwandtschaft bei Lid4n, Idg. Forschgn. XVIII 504. edel Adj. mhd. edel edelc ahd. edili (adal-) Adj. 'von gutem Geschlecht, adlig, edel': Ab­ leitung zu A d e l, ahd. adal; vgl. asächs. e^ili (adal-) Adj. 'von gutem Geschlecht, adlig' zu aöali 'edles Geschlecht', angls. aeöele 'edel, vor­ nehm' ; weiteres unter Adel. Edelrost M. in der 2. Hälfte des 19. Jahrhs. auftretende Kompositionsform, Kurzform für ein schon im klassischen Zeitalter übliches edler R o st. Beleg: Heyse, Novellensch. II 130. Edelstein M. spätmhd. edelstem M., dafür ml)b. edel gesteine neben gleichbed. mhd. gcsteine ahd. gisteini 'Edelstein'. In alter Zeit war einfaches Stein vielfach 'Edelstein'; vgl. B e r n st e i n. S. Kluge, Zum ahd. Hildebrandslied B. 65. sEgel M. 'Blutigel' s. Igel. tröste1 F. 'Tuchkante' ein ndd. Wort (wo­ für im Schweiz, endi, im Fränk, selbend, im Thüring. salbend): identisch mit Ecke. Heynatz, Handbuch 1775 will von Tuch Ecken, nicht Eggen sagen. S. auch Salband. Egge- F. erst nhd.; dafür mhd. egede ahd. egida, das in thüring. etc, Hess, eide fortlebt (asächs. egiöa, angls. egeöe, got. *agipo). Die nhd. Wortform, die aus dem Ztlv. eggen neu gebildet ist, stammt (wie die Lautform von Roggen und W e i z e n) aus schwäb.-aleman. Mundarten, deren gg allerdings als ck ge­ sprochen wird (schwäb.-schweiz. egge), dann wäre die Schreibung mit gg für die schrift­ sprachliche Aussprache maßgebend geworden (vgl. ähnliches unter E p h e u). Anderseits kam: die Lautform Egge auch dem Ndd. entstam­ men (livl. egge, auch ndl. eg mndl. egghe); doch überwiegt im Ndd. vielmehr exe (so in War­ burg). Das Ztw. eggen dürfte auch schwäb.alemann. Ursprungs — nur mit ndd. Aus­ sprache — sein (ndd. md. gilt vielmehr exen): ahd. mhd. ecken egen aus ♦agjan. Die germ. Wz. ag (: ab) aus westidg. oq ok schließt sich zunächst an lat. occare 'eggen', lit. akSti 'eggen' an; vgl. noch lit. akticzios, apreuß. aketes, alt* corn. ocet, kymr. oged ' Egge' mit ahd. egida (vorgerm. ok4tä). Weiterer Anschluß der westeurop. Sippe an E ck e (lat. acies) ist möglich, ehe Adv. mhd. 4, Nebenform zu e h e r mhd. er wie d a aus där, w o aus wär. Ehe F. mhd. e ewe ahd. ewa F. 'Gesetz, Ehe' — asächs. eo M. 'Gesetz', ndl. echt 'Ehe' (aus e-haft, s. e ch t), angls. se sew F. 'Gesetz, Ehe'. Dazu vielleicht ein altgerm. Göttername

Ehehälfte

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der Römerzeit: Haeva für Aewa - Aiwa, falls dies eine Göttin der Ehe gewesen ist. Man möchte diese Westgerm. Sippe aiwi- aus aigwi - aihwi ableiten und dem lat. aequum (Grdf. aiqo-) an die Seite stellen. Dagegen ist sprachlich nichts einzuwenden. Denn wahrscheinlich ist von der eben aufgestellten Sippe eine lautverwandte Sippe mit der Be­ deutung 'Zeit, Ewigkeit' völlig verschieden; vgl. got. aiws, ahd. ewa, angls. se sew 'Zeit, Elvigkeit', welche mit lat. aevum aetemus, gr. a(div aiei verwandt sind; dazu noch ind. 4yus 'Lebensdauer'. Doch könnte die erste Sippe vielleicht auch mit ind. 6va M. 'Gang, Lauf, Handlungsweise, Sitte' zusannnenhängen. Ehehälfte F. ergänzende Neubildung zu E h e p a a r, das bei Stieler 1691 in der Be­ deutung 'neuvermähltes Paar' auftritt. Belege für Ehehälfte schon im klassischen Zeitalter: Jean Paul 1793 Grönl. Prozesse S. 85; Hauff 1827 Mann im Mond S. 19. Im 18. Jahrh, auch einfach Hälfte-- frz. moitte. Bessere Hälftez. B. Alexis 1852 Ruhe-Bürgerpflicht S. 257. In obd. ndd. Volkssprache durch das 19. Jahrh, vielfach Gegenteil für 'Ehe­ hälfte' bezeugt: zufrühst Höfer 1815 Osterr. Wb. I 280. eher Adv. mhd. ahd. er (e) 'früher, vor­ mals' : Adv. eines Komparativs -- got. airis 'früher' zu air 'frühe' (= angls. ser engl. ere 'bevor'); dazu als Superl. erst; s. auch ehe. ehern Adj. mhd. eren mhd. ahd. erin -- angls. seren: Stoffadjektiv zu mhd. ahd. er = angls. ar, got. ais 'Erz', das mit lat. aes, ind. äyas 'Erz' urverwandt ist. Ehezärter M.'Ehevertrag' z. B. 1729 Patriot III182: ein Hamburger Wort (Schiller-Lübben I 632 v. Jahre 1581), ndd. zerter 'Urkunde' (1771 Brem. Wb. V 310), das mit engl. charter — frz. chartre (aus lat. cartula) identisch ist. Dazu Ehezärter 'Gatte' (Hauff 1827 Mann im Monde S. 19, 45) wohl für eigtl. E h e zärterer? fEhni s. Ahn. fEhrbartät F. s. Grobität. Ehre F. mhd. ere ahd. era F. «Ehre, Ruhm, Ehrgefühl' = asächs. era F. 'Ehre, Schutz, Gnade, Gabe', angls. arF. 'Ehre, Hllfe, Gnade' (ärfan 'schonen, begnadigen'), anord. eir F. 'Gnade, Milde'. Got. *aiza fehlt zufällig; es wäre verwandt mit got. ais-tan 'scheuen, achten', dessen Urverwandtschaft mit lat. aes-tum&re 'anerkennen, schätzen' feststeht. Wahrscheinlich darf ind. i? 'begehren, zu erlangen suchen' oder Id 'verehren' verglichen werden. Ehrenhandel M. zuerst als jenaisches Stu­ dentenwort bezeugt 1798 Zeichnung von Jena S. 167.

Eibe

Ehrenmann M. nachdenl DWb. im 16. Jahrh, von der Schweiz ausgegangen. ehrenrührig Adj. eigtl. 'an die Ehre rührend' seit dem 16./17. Jahrh, geläufig; Endung -i g für ursprgl. -end s. baufällig. Ehrensold M. eine Wortschöpfung Campes als puristischer Ersatz für Honorar zunächst in der Bedeutung 'Schriftstellerhonorar'; über die zwischen 1790—1800 versuchten puristischen Wortübersetzungen handelt Campe im Verdeutschungswb. 1813 unter Honorarium. Jean Paul hatEhrensold frühzeitig aufgegrisfen z. B. 1793 Grönl. Prozesse S. 62 — 1795 Quintus Fixlein S. 82. 221 — 1796 Siebenkäs S. 66 — 1809 Katzenberger S. 193. Ehrfurcht F. späte Neubildung zu dem älteren Adj. ehrfürchtig (16. Jahrh.): im Sprachschatz Luthers noch unbezeugt und selten im 17. Jahrh, auftretend z. B. Gryphius 1698 Poet. Wälder 303 (noch nicht bei Stieler 1691); zuerst gebucht bei Frisch 1741. Belege: Klopstock 1748 Messias II 480; Rabener 1764 Sa­ tiren IV 320; Wieland 1767 Jdris I Str. 94 — 1774 Abderiten III 9. V 2. Später Ersatz für lat. reverentia. Ehrgeiz M. (für älteres E h r g e i t) seit Luther durchdringend und seit Stieler 1691 gebucht. Beleg: Schnüffis 1695 Maul-Trummel S. 53. 56. — Dazu ehrgeizig Adj. Begardi 1539 Index sanitatis B. 10 b; Crusius 1562 Gramm, lat. S. 311. Ei N. mhd. ahd. ei N.: in gleicher Bedeu­ tung gemeingerm., wenn auch got. *addj N. (= anord. egg) fehlt; dafür ist ada als krimgot. bezeugt. Vgl. asächs. ndl. ei, angls. ckg N. (engl. egg ist dem nord, egg entlehnt). Zwischen dem gemeingerm. aiaz (ajjaz) N. 'Ei' und den entsprechenden Bezeichnungen in den westidg. Sprachen besteht ein unverkennbarer Anklang, wenn die lautliche Rechtfertigung für die Zu­ sammenstellung auch noch nicht gefunden ist; vgl. lat. üvurn, gr.chöv, aflav.,jaje aje(aus Grdf. ♦ejo-?), altir. og 'Ei'. Das germ. ajjaz N. deutet man auf Grund davon aus ewjo- öwjo-, wobei man an lat. avis (ind. vi) 'Bogel' anknüpft. Vielleicht ist die Kindersprache schuld an den verschiedenen Spielarten ein und des­ selben Grundworts. — Eierstock Siber 1579 Gemma S. 41; Nlsheimer 1600 Reise (Atem. VII) S. 115. Eibe F. mhd. iwe ahd. iwa F. (mhd. auch 'Bogen aus Eibenholz'); vgl. ndl. ijf, angls. Iw 6ow engl. yew und anord. fr M. 'Eibe' (und 'Bogen'; auch schwäb. aip bedeutet 'Arm­ brust' und frühnhd. Eibenschütze 'Bogen­ schütze', noch als Eigenname erhalten). Daß ein Guttural ursprgl. im Wortinnern war, lehren schweiz. iche ige, ahd. iha igo, andd. ich,

Eibisch

111

anglj. eoh; got. *eih)a? Aus dem Germ, stammt frz. if 'Eibe'. Das Verhältnis von ahd. iwa igo iha, angls. iw eoh zu altir. 60, kymr. yw 'Eibe' (Ixt. jevä, lett. eva 'Faul­ baum', aslav. iva 'Weide' aus Grdf. aiwä) bleibt noch zu bestimmen. Eibisch M. mhd. ibische ahd. ibisca F. früh aus gleichbed. lat. ibiscum (gr. ißicncot;), woher malva ibiscum = frz. mauvisque? Eiche F. mhd. eich ahd. eih (hh) F. = ndl. eik (eek), angls. äc engl. oak ' Eiche' (got. ♦aiks). Auf Island, wo es keine Bäume gibt, erhielt das alte eik F. die allgemeine Bedeu­ tung 'Baum' (ähnlichen Bedeutungswechsel s. unter Esche, Föhre, Tanne, vgl. gr. bpu engl. oath, ndl. eed, asächs. eth M.; das gemeingerm. aipa-z aus vorgerm. oi-to-s (= altir. öeth 'Eid') hat wohl von Haus aus 'Gang' bedeutet; darauf deutet aschwed. ganga ep 'einen Eid leisten' (Vgl. Tamm, Etym. svensk Ordbok 1119) eigtl. 'einen Eid gehen', und dann würde altgerm. Eid eine Dentalableitung zu der unter gehen behandelten idg. Wz. i 'gehen' sein. Es wäre dann der feierliche Auftritt bei der Eidesleistung für die Bezeichnung wichtig geworden. Übrigens galt für Eid auch ahd. eidswart angls. äpswyrd d. h. 'Eidschwur'. S. auch das folg. Wort. 1° Eidam M. ein ausgestorbenes Wort, das schon im 16. Jahrh, landschaftlich, z. B. bei Maaler 1561, fehlt; mundartlich lebt es als edm in Westfalen, etn edn in Schlesien, der Oberlausitz, Thüringen, Erzgebirge, Koburg, als äre in der Wetterau und Nassau, als ain in der Oberpfalz und Bayern, als oadn in Tirol. Im Schwäb. Alem. Elsässischen ist für 'Eidam' Tochtermann, im Ndd. Schwiegersohn herrschend geworden. Für Luthers Eidam in der Bibel hat die Züricher Bibelbearbeitung 1548 Tochter­ mann, Eck Tochtermann und A i d e n , die Halberstädter (1523) und die Bugenhagensche (1533) ndd. Bibel Swager. Eidam (aipurna) ist die alte Westgerm. Benennung: mhd. eidem 'Schwiegersohn' (auch 'Schwieger­ vater') ahd. eidum 'Schwiegersohn' = angls. ädum, oftief. äthom. Wahrscheinlich besteht Verwandtschaft mit E i d (vgl. engl. son-in-law 'Schwiegersohn' und got. liugan 'heiraten' zu altir. luige 'Eid'); für diese Annahme spricht auch die in Ostfranken auftretende Umgestal­ tung E i d e m a n (bei Treulinger 1547 War­ nung A Illb) und E i d m a n n (an der Pegnitz ädmä), die im 16./17. Jahrh, auch literarisch ist (z. B. bei Hans Sachs; auch Mathesius 1562 Sarepta 125». 145b. 293», sowie Calvisius 1610 Thesaurus S. 619; I. W. Gebhart 1614 Fürst!. Tischreden I 388). — Got. ist megs, lat. gener, gr. yapßpöc; 'Schwiegersohn'. Vgl. auch Kauffmann Zachers Zs. 42, 137. Eidechse F. mhd. egedehse ahd. egidehsa F.; die heutigen Ma. zeigen mehrfache Umge­ staltungen dieser Grundform, wobei häufig An-

Eider

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lehnung anHag, He d c eintritt: tirol. hegedex egerex, schles. heidox edox, Henneberg, aederse ederessle hedeSe, schwäb. Bgfcs heg&a (vgl. Frommanns Zs. VI 471). Zu ahd. egidehsa gehören noch ndl. hagedis (mnbL eghedisse) und angls. Apexe engl. ask asker 'Wassereidechse'. Die etymologische Deutung macht Schwierigkeit; der in der Naturkunde übliche Name Echse (seit Oken 1836 Natur­ geschichte VI 581) beruht erst auf junger ver­ kehrter Worttrennung (vgl. Falter), kaum auf schwäb. 6g8e (Egges bei Crusius 1562 Gramm. I 300), und ist für die Deutung von ahd. egidehsa nicht zu verwerten. Das erste Wortglied (got. *agi-) ist entweder gleich angls. ege, got. agis 'Furcht', das dem gr. äxoc 'Schmerz' entspricht, oder gleich gr. ö und seit Frisch 1741 gebucht, aber Stüler 1691 noch unbekannt. Frühe Belege shon im 17. Jahrh. Energie F. nach lat. energia = gr. Mp-feiot um 1750 aufgekommen. Belege bei Schoppe, Mitteilg. d. Ges. f. schles. Bolksk. 19, 224. eng Adj. mhd. mndd. enge ahd. ynxi, älteste Sonn angi got. aggwus, anoid. cngr (selten Qngr) 'enge', angls. enge, rdl. feng: aus der auch in bange erhaltenen germ. Wz. ang, idg. angh; dazu vgl. außer lat. angustus angustiae angere noch ind. am hü 'enge' — amhas N. 'Enge, Bedrängnis', aslav. z^zukü 'eng', gr. äfxw 'zuichnüren', armen, anjuk, tr. cum-ung 'enge'. Engel M. mhd. engel ahd. $ngil älteste Form angil M. 'Engel' = asächs. ^ngil, ndl. engel, angls. engel (aber mittelengl. aungele engl. angel, Lehnwort aus afranz. angele frz. ange), anord. engeil, got. aggilus M. 'Enge?. Die über das ganze gern. Gebiet (vgl. auch altir. aingel) verbreitere Sippe flammt aus dem gleichbcd. lat.-rom. angelus resp. gr. ärreXo«; eigtl. 'Bote' (in der Sep­ tuaginta als Übersetzung von hebr. maläk gebraucht). Der Weg der Entlehnung ins Germ, läßt sich nicht mit Sicherheit ermitteln; vielleicht kam das Wort gleichzeitig mit K i r ch e aus dem Griech. (vgl. Teufel), doch ist auch Entlehnung aus dem Lat. möglich, wie frz. ange = ital. angelo 'Engel' zeigen. Engerling M. mhd. enger(l)inc ahd. engirinc (g) M. 'Made, Wurm, Finne': diminu­ tive Ableitung zu ahd. angar angari mhd. anger enger. Die Form Engering hat sich noch in Bayern gehalten; in der Schweiz gilt „Anger Inger Ingen Engerich" (Maaler 1561 Inger; Geßner-Forer, Fischbuch E n g e r i ch). In Schlesien, Obersachsen, Ober­ lausitz und im Erzgebirge gilt E n d e r l e. Wahrscheinlich sind lit. anksztirai 'Finnen, Engerlinge', poln. wggry 'Finneu' ur­ verwandt. Enkel' M. 'Fußknöchel' (in Westfalen, Ost­ friesland, Mecklenburg, Vorpommern, sowie in Bayern und Tirol mundartlich üblich; in Thüringen dafür knorm N., in Schwaben knöd kn edle) mhd. mndd. mndl. enkel ahd. enchil anchal M. mit zahlreichen altererbten Neben­ formen, die die Ableitung erschweren. Anord. Qkkla N., angls. oncl^ow N. (engl. ankle), mndl. anclau = ahd. anchläo 'Fufknöchel'

Enkel

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repräsentieren die älteste Wortfornr: sic legen irgendwelche Beziehung zu K l a u e nahe (vgl. angls. ondcläow für oncldow?). Schwierig ist das Verhältnis von ahd. enkil anchal zu anchläo und ihre weitere Beziehung zu mhd. anke M. * Gelenk am Fuß, Genick' (noch jetzt ist A n k e in oberd. mb. Mundart Bezeichnung fürGenick, Nacken). Vielleicht sind ind. änga 'Glied' — anguri 'Finger' verwandt. (SutcP M. 'Kindskind' mhd. enenkel tzninkel M. spätahd. eninchili 9L; die Bildungs­ weise auf -inkel, -inkli(n) ist diminutiv wie in ahd. huoninklin 'Hühnchen' — lewinklin 'kleiner Löwe' (s. unter Hüntel und frühnhd. B i r k c l unter B ä r) und in angls. scipincel 'kleines Schiff. Grundwort ahd. ano --Ahn; Enkel also 'Großväterchen' (ähnlich lat. avunculus 'Oheim' = 'Großväterchen' zu avus). Man erklärt die Bezeichnung „Großväterchen" aus der Anschauung von Naturvölkern, daß ein Kind die Wiedergeburt des Großvaters wäre. Um 1600 begegnet auch vereinzelt Ahnlein 'Enkel' (Königsberger Vokabular 1568 Bl. 8 III», Illld E n l e i n). Außer der Sippe von Ahn vgl. noch aslav. vünukü 'Enkel'. Im 16 /17. Jahrh, begegnet für 'Enkel' noch Neffe, das mit lat. nepos das älteste idg. Wort für 'Enkel' ist. Jnl Ostfränk. (Sonneberg, Ans­ bach, Koburg) besteht noch dichtr, s. unter Diechter. Im Ndd., wo nur E n k e l1 volksüblich ist, gilt K i n d s k i n d und Groß­ kind (das DWb. belegt auch Kleinkind). Luther hat selten Enkel, meist 9t esse und Kindskind, die Nürnberger Bibel von 1482 und Mathesius 1562 Sarepta haben Enigklein (auch E n i g k e l). Ott« Präfix mhd. ent- ahd. int-: tonloses Präfix entsprechend dem betonten ant-, mit welchem es gleichen Ursprungs ist. Bei Wörter: mit anlautendem f wird ent- schon im Mhd. zu emp-, daher e m p f a n g e n (zu f a n g e n), empfinden (zu finden), empfehlen (befehlen), ahd. int-fähan, int-findan, ♦intfelhan. Das germ. Präfix (got. and- anda-) beruht auf einer Präp. germ. and 'gegen, vor', die mit lat. ante 'vor' und gr. 6vt( 'gegen' zusammenhängt; vgl. Ende. entbehren Ztw. mhd. enbem ahd. inberan st. Ztw. 'entbehren, ermangeln': eigtl. 'nicht haben' für 'nicht tragen'. Das im Ahd. Mhd. st. Ztw. enthält als 2. Wortglied das unter Bahre, gebären behandelte Wurzelverb heran 'tragen'. Das 1. Wortglied ist die unter nein, nicht und n i e behandelte gemeingerm. Negation ni (= ahd. ni mhd. en) für idg. ne, das auch in lat. nescio 'ich weiß nicht' und nolo 'will nicht' eine Verschmelzung mit dem Verbalstamm eingegangen ist. Ähn­

Enterich

liche Bildungen angls. nytan 'nicht wissen' — nyllan 'nicht wollen' und naebban 'nicht haben' für ne witan, ne willan, ne habban. Daß mhd. enbem mit Gen. verbunden wird (so noch bis in das Nhd. hinein), erklärt sich aus der Regel, daß in der älteren Sprache der Objektsakk. in negativen Sätzen durch den partitiv. Gen. erseht werden muß. Ente* F. (die hd. Lautform mit t findet sich auch in ndd. Ma.: westfäl. ante) mhd. ente (für *enete) — ant (Plur. ente) ahd. anut ynit F.: eine gemeingerm. Bezeichnung; vgl. mndd. anet (d), ndl. eend, angls. aened, anord. gnd F. 'Ente'. Das mutmaßliche got. ♦anups weist auf Urverwandtschaft mit lat. anat- 'Ente', zu dem man auch ind. äti (s. noch Eider), sowie aslav. $itl, lit. apreuß. äntis 'Ente' zieht. Für die schriftsprachliche und weithin volkstümliche Benennung Ente bevorzugen neuere Ma. Rufworte wie schweiz. wudle wuri, schles. (Schwenckfeld 1603 Theriotroph. Siles. 195) Rätsche Hatsche (so auch in Danzig); westfäl. Hess, srk.-hcnneberg. Pi le; bei Henisch 1616 noch Ketschen. Die engl. Bezeichnung duck (angls. düce mittelengl. douke) gehört zu tauchen. S. noch Enterich. Ente- F. 'Zeitungslüge' soll auf einem Feuil­ leton des Niederländers Eg. Norb. Cornelissen (t 1849) um 1804 beruhen, wo von 20 Enten berichtet wurde, „deren je die zweite die erste (mit Federn und Knochen klein gehackt) auf­ gefressen und so die 20ste alle vorigen 19 im Leibe gehabt habe". Die Anekdote findet sich schon in den Jagdgeschichten Münchhausens S. 16, wonach sie z. B. schon Börne Werke I 46 vorbringt; auch G. Keller 1883 Apotheker v. Ehamounix Vorwort. Entsprechend frz.engl. canard. Enterich M. (schon bei Schenck 1599 Nomencl. Hadr. Junii S. 30 Endtrich) mhd. antreche ahd. antrehho antrahho; letzteres eigtl. für anuttrahho, dessen zweites Glied dem engl. drake, ndd. (Lippe, Hannov., Gött.) dräke 'Enterich* entspricht. Der Ursprung dieses westgerm. *drako *dreko ('Männchen' bedeutend? vgl. anord. andar stegge) ist dunkel; vgl. noch südwestthüring. ententräger, wetterau. endedrax, auch westfäl. iäntrik antrek ännerik (schwed. anddrake ist ndd. Lehn­ wort), drache auch im Henneberg, und Westthüring. und stellenweise auch auf dem Schwarz­ wald; schles. entrach; schwäb. antre%t. Im Schweiz., Bayr. meist A n t v o g e l (auch westfäl. and-fuegl); in Pommern, Preußen, Altmark, Quedlinburg, Braunschweig Erpel; im nördl. Westfalen wik wiek waek = Mecklen­ burg-Schwerin wetik weddik (= lit. vedi-

entern

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kas, aslav. vedicl 'Führer'); in Ostfriesland, Dichmarschen, Holstein wart warte, entern Ztw. erst nhd. (feit Stielers Zeitungs­ lust 1695 verzeichnet; schon bei ChytrLus Kap. 36 bezeugt): mit ndl. enteren und engl. enter ent­ lehnt aus frz. entrer (lat. intr&re). entgegen Adv. mhd. eng^gen ahd. ingegin und ingagan Adv. PrLp. 'entgegen' = asächs. angegin, angls. ongeAn engl. again; s. gegen. Enthusiast M. seit Sperander 1727 und Frisch 1741 verzeichnet (Beleg: 1754 Bodmerias S. 100; enthusiastisch bei Joh. Prätorius 1655 Saturnalia S. 34): aus gr. Moutriaarifc 'Schwärmer'. entlang Präp. von Maaler 1561, Henisch 1616 und Stieler 1691 noch nicht verzeichnet und im 16./17. Jahrh, (z. B. bei Luther) als hd. nicht belegt; Frisch 1741 verzeichnet es als ndd., Adelung 1775 und Heynatz 1775. 1796 erkennen es noch nicht als literarisch an, das tut erst Campe 1807. Aus dem Ndd., wo entlang (dafür hd. läng s) volksübliches Dialektwort ist, z. B. in der Mark Brandenburg, wird es um 1750 schriftsprachlich (z. B. bei Mylius 1777 Hamlltons Märlein S. 549). Im Heliand begegnet nur ein Adj. andlang (andlangana dag = angls. ondlongne daeg 'den Tag entlang, den Tag hindurch'; ent­ sprechend anord. endlangan sal 'den Saal entlang'). Dieses Adj. bedeutet eigtl. 'von einem Ende zum andern sich erstreckend' (auch im Engl. entwickelt sich aus dem Adj. eine Präpos.; vgl. engl. along aus angls. ondlong). Wie anord. end(e)langr zu ende(r) 'Ende', so gehört asächs. andlang 'zum Ende sich er­ streckend' zu ind. Anta 'Ende' (s. noch Ende), entmutigen s. ermutigen. entrüstet Partiz. zu mhd. entrüsten 'die Rüstung ausziehen, abnehmen, aus der Fassung bringen' (ndl. ndd. entrüsten 'beunruhigen'); s. rüsten. Entsagung F. in der heutigen Bedeutung erst am Ende des 18. Jahrhs. auftretend und noch bei Klinger 1794 Fausts Leben S. 372 mit der Fußnote 'Resignation' erläutert (Feld­ mann, Zeitschr. VI 108). Eigtl. 'Absage, Auf­ sage' (z. B. der Freundschaft) und so bei Stieler 1691 gebucht. entsetzen Ztw. aus mhd. entsetzen 'absetzen, außer Fassung bringen, sich fürchten': zu mhd. entsitzen ahd. intsizzen 'aus dem Sitze kommen, sich fürchten, sich erschrecken', got. andsitan 'scheuen, fürchten'. entsprechen Ztw. 'gemäß sein' von Heynatz 1775 Handbuch S. 255 als Modewort verpönt, aber in seinem Antibarbarus 1796 S. 365 ge­ billigt, nachdem Lessing 1759 LiteraturbriefeXIV es als schweiz. Äquivalent des frz. rApondre

Equipage

(repondieren) empfohlen hatte; Adelung und Campe verzeichnen es zuerst. enttäuschen Ztw. von Campe 1813 Fremdwb. S. 256 als Neubildung gebucht und dann schnell durchgedrungen. — Dazu Enttäuschung Huber 1828 Skizzen aus Spanien 1, 258. entweder Part. mhd. eintweder unfl. Neutr., das als disjunktive Partikel einem nachfolgen­ den oder entspricht; meist ist mhd. eintw&ier (auch zuweilen mit nachfolgendem oder) Pron. 'einer von beiden' = ahd. ein-de-weder *eindih-wedar 'einer von beiden'; s. weder und kein. Ursprung des ahd. dih- dunkel.

entziffern s. Ziffer. Enzian M. schon im 15. Jahrh, allgemein eingebürgert (Murner 1512 Schelmenzunft 118 und Bogter 1531 Artzneibüchlin 8 alsEntion; Dasypodius 1540 Entzian, Er. Alberus 1540 Encian, Frisius 1541 Ention) und seit Maaler 1561 (als Ention) verzeichnet: aus lat. gentiana. Epheu MN. mhd. ep-höu ebe-höu ahd. ebadHwi N.; noch heute ist Ep-Heu in Ober­ deutschland (fränk. schwäb. alemann.) volks­ üblich (in der Schweiz auch zuRäb-heu um­ geformt). Maaler 1561 verzeichnet Aebhöuw. Die Schreibung Epheu mit ph begegnet z. B. bei Schwenckfeld 1600 Stirp. S. 100 und bei Grimmelshausen 1669 Simplic. II 12; die Schreibung Efeu ist seit Stieler 1660 Geh. Venus S. 15 und seit Liebe 1686 bezeugt; sie beruht auf dem Thüring. Obersächs. und Ostfäl. (efai 6fa). Ob Heu als 2. Wort­ glied zu nehmen ist, ist unbestimmt, zumal die übrigen Wortformen schwer zu beurteilen sind. Das Ahd. hat noch ebawi == angls. tfig (aus ♦If-hAg) engl. ivy, mndd. ifl6f iwldf, ndl. eiloof 'Epheu'. Für gemeingerm. Ibafehlt jeder nähere Anhalt. Nhd. ndd. Dialekte bieten für 'Epheu' mehrere Synonyma: westfäl. ostfries. (auch ndl.) klimop, münsterländ. ailauf, Osnabrück, lillauf, siebenbürg, bümlüf. Schles. ewich (Schwenckfeld 1600 Stirp. 100) und eppich scheinen dem ahd. 6bah 'Epheu' zu ent­ sprechen. Eppich M. mit md. Konsonantismus für mhd. epflch ahd. ypkkb N., denen kürzere mhd. epfe esse ahd.