208 46 28MB
German Pages 128 [136] Year 1943
ADOLF F R I E D R I C H S T E N Z L E R
ELEMENTARBUCH DER
SANSKRIT-SPRACHE (GRAMMATIK -
TEXTE -
WÖRTERBUCH)
F O R T G E F Ü H R T VON
RICHARD PISCHEL U M G E A R B E I T E T VON
KARL F. GELDNER
ZWÖLFTE AUFLAGE
1943 VERLAG ALFRED TÖPELMANN / B E R L I N W 35
Copyright 1015 by Alfred Töpelmann (Wortlaut dts amtrikmnhchMi Schstzwmtrk«)
DI
Vorwort zur neunten Auflage. Zum zweiten Male ist Stenzlers altbewährtes Lehrbuch einem anderen Bearbeiter anvertraut worden. Manche einschneidende Änderungen haben sich mir wie anderen in vieljähriger Lehrpraxis als notwendig ergeben. Aber alle für die neue Auflage laut gewordenen Wünsche konnte ich nicht erfüllen. Hätte ich, wie mehrfach angeraten wurde, auch das vedische Sanskrit und die vergleichende Grammatik herangezogen, so würden Umfang und Charakter des Lehrbuches sich ganz verändert haben. Darum bin ich dem ursprünglichen Plane S t e n z l e r s treu geblieben. Die Grammatik ist rein deskriptiv gehalten und beschränkt sich nach wie vor auf das k l a s s i s c h e S a n s k r i t , d. h. auf die grammatisch regulierte Sprache der schönen Literatur und der Wissenschaften des indischen Mittelalters. Der Sprachvergleichung gegenüber habe ich mir sogar noch größere Zurückhaltung auferlegt, als es F i s c h e l getan hat. Alles Erklärende ist dem belebenden Vortrag des Lehrers anheimgestellt. Mit vereinzelten Ausblicken in die vergleichende Grammatik ist dem Anfänger wenig gedient, solange er nicht die großen Zusammenhänge übersieht. Für die deskriptive Behandlungsweise bleibt K i e l h o r n s Grammatik das Musterwerk. K i e l h o r n s Einfluß wird man in der Neubearbeitung überall bemerken. Gewisse Termini, wie Penultima im Sinn des vorletzten Lautes einer Wurzel, habe ich von ihm übernommen. Die Übungsbeispiele, deren Einführung ein Verdienst des unvergeßlichen P i s c h e l ist, sind gesiebt und ergänzt worden. Es empfiehlt sich, nach der Schriftlehre zunächst nur die wichtigsten Paragraphen der Lautlehre (14. 15. 18IV. 19 — 22. 26. 30. 33—35. 45 und 46) und nach den beiden a-Deklinationen (62. 63) gleich die erste Präsensklasse (139. 142) durchzunehmen. Dementsprechend sind die Beispiele angeordnet. Wer sich streng an die Reihenfolge
IV
Vorwort zur neunten Auflage
des Elementarbuches hält, muß in den Übungsbeispielen zunächst § 327 und die letzten Sätzchen der §§ 328. 330—332 überspringen. Über die passende Auswahl der Lesestücke waren die Meinungen geteilt. Wenn ich die ersten Kapitel der Nalagesohichte wiederaufgenommen habe, so komme ich damit einem ziemlich allgemein ausgesprochenen "Wunsche nach. Doch mußte die Erzählung bis zum ersten Abschnitt, also bis Kap. 5 inkl., gegeben werden. Einige Kürzungen, besonders im letzten Kapitel, habe ich stillschweigend vorgenommen. Die übrigen Stücke sind der Fabel- und Märchenliteratur entnommen. Einige Stoffe sind international geworden und bieten Gelegenheit zu Hinweisen auf die vergleichende Märchenkunde. Für die siebente Erzählung hat mir Freund H e r t e l die ältere Version aus dem noch ungedruckten Paficäkhyänaka bereitwillig zur Verfügung gestellt. Unter den Fachgenossen haben mir die Herren A. H i l l e b r a n d t und H. J a c o b i wertvolle Winke für die Neubearbeitung gegeben. Zu besonderem Danke bin ich L. H e l l e r verpflichtet, der mich aus seiner reichen pädagogischen Erfahrung überall beraten und die ersten Korrekturbogen gelesen hat, bis ihn das bedrohte Vaterland zur Fahne rief. Bei der Korrektur unterstützten mich ferner zwei meiner Schüler, die Herren Dr. H. Ehelolf und K. Joseph. Herr Ehelolf hat außerdem das Wörterbuch sorgfältig geprüft. Allen sei an dieser Stelle mein Dank ausgesprochen. Herr Töpelmann, in dessen Verlag das Elementarbuch inzwischen übergegangen ist, hat mir bei der Neubearbeitung freie Hand gelassen, wofür ich auch ihm danke. Marburg.
K. F. Geldner.
V
Inhalt. Seite
Abkürzungen VII Zur Metrik VIII Schriftlehre 1 Lautlehre Ablaut 5. Auslaut 6. Lautwandel im Satz 6. Lautwandel im Wort 10 12 Deklination der Nomina Vokalische Deklination 14. Konsonantische 18. Mehrstämmige 20 Unregelmäßige 24. 25 Komparation 25 Deklination der Pronomina 28 Zahlwörter 29 Konjugation P r ä s e n s s t a m m . Thematische Konjug. 31. Athematische Konjug. 3; A l l g e m e i n e T e m p o r a 41. Perfektum 42. Aorist 40. Prekativ, Futurum 50. Konditionalis. Passivum 51. Konjag. der a b g e l e i t e t e n V e r b a l s t ä m m e . Zehnte Klasse und Kausativnm 52. Desiderativum 53. Intensivum. Denominativum 54. Verbalnomina. Partizipien 55. Infinitiv und Absolutiva 53. Wortbildung 59 Bildung der Feminina 60. Kompositionslehre 61 Verbale Komposition 61. Nominale Komposition 62. Übungsbeispiele 66 Lesestücke 72 Wörterbuch 91
VII
Abkürzungen. A. oder Akk. — Akkusativ. A. — Ätmaoepadam. Ab. - - Ablativ. Absol. — Absolutivum. Adv. — Adverbium und Adverbialkompositum. .An. oder Anm. — Anmerkung. Aor. — Aorist. Ätm. — Ätmanepadam. Avy. — Avyaylbhäva (§ 325). Bah. — Bahuvrihi. Bein. — Beiname. D. — Dativ, dass. — dasselbe. Den. oder Denom. — Denominativum. Desid. — Desiderati vum. Du. — Dual. enkl. — enklitisch. ep. — episch. expl. — expletiv. f. oder Fem. — Femininum. Fut — Futurum. G. oder Gen. — Genitiv. I. oder Inst. •— Instrumental. Imp. — Imperativ. Impf. — Imperfekt. Ind. — Indikativ. Indec. — Indeclinabile. Inf. — Infinitiv. Interr. — Interrogati vum. Ints. — Intensivum.
Kaus. — Kausativum. Kl. — Klasse. Komp. — Kompositum. Kompar. — Komparativ. Kondit. — Konditionalis. Konj. — Konjunktion. L. oder Lok. — Lokativ, m. oder Hask. — Maskulinum, mittl. — mittlere, n. oder Neut. — Neutrum. N. — Name oder Nominativ. N. pr. — Nomen proprium. Opt. — Optativ. P. oder Par. — Parasmaipadam. Part. — Partizip. Pass. — Passivum. Perf. — Perfekt. periph. — periphrastisch. PI. Plural. Prfif. — Präfix. Präp. — Präposition. Präs. — Präsens. Prät. — Präteritum. Pron. — Pronomen. Bei. — Belativum. schw. — schwach. Sg. — Singular. st. — stark. St. — Stamm. V. oder Vok. — Vokativ. Wz. — Wurzel.
VIII
Zur Metrik. Silben mit kurzem Vokal vor einfachem Konsonanten sind pros o d i s e h k u r z , Silben mit langem Vokal oder mit kurzem Vokal vor mehreren Konsonanten sind p r o s o d i s c h lang. Die letzte Silbe einer Verszeile oder einer Reihe (Päda) ist stets anceps. Das Ende eines Päda darf mit dem Ende eines Kompositionsgliedes zusammenfallen. — In den Lesestücken kommen folgende Metra vor: 1. Der Sloka. Er besteht aus zwei Verszeilen, jede Verszeile aus zwei achtsilbigen Reihen. Der erste und dritte Päda schließen mit ^ der zweite und vierte mit ^ _ Nach der ersten Silbe eines jeden Päda sollen nicht zwei Kürzen aufeinanderfolgen. In den geraden Pädas dürfen die Silben 2 — 4 nicht messen. Die übrigen Silben können kurz oder lang sein. 2. Die Äryä. Die Äryästrophe besteht aus zwei Verszeilen. Jede Verszeile zerfällt in zwei Glieder und jedes Glied in Füße, die nach Moren berechnet werden. Der normale Fuß zählt vier Moren. Kein ungerader Fuß darf enthalten. Das Schema der ersten VerBzeile ist:
Ebenso die zweite, nur besteht der sechste Fuß aus S. 82 Z. 7.
| ^ |
Beispiel
1
Schriftlehre
§ 1-3
Schriftlelire. 1. Das Sanskrit (samskrtam) wird meist in dem Nägari-Alphabet geschrieben, das aus folgenden Silbenzeichen besteht: Einfache ^ a ^ Diphthonge ig e
ä
a) Vokale: y i t 1 ^ u ai ^Pr o ^ f t au
^ Ü ^
r
f
i
b) K o n s o n a n t e n : Gutturale: Tf kha «r ka ^r na ®T ga ^ gha Palatale: ^ cha ^ ca fia ja ^ jha Cerebrale: ^ dha •Z t» ^ da TJT na S tba Dentale: ^ da dha tha na 71 ta Labiale: «T ba bha TT pa H pha JT ma Halbvokale: va ^ ra la ya Zischlaute: TT Sa * sa ?a Hauchlaut: f ha S e k u n d ä r e Lautzeichen: " m (Anusvära), (Anunäsika), ; h (Yisarga). 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
Anm. 1. la, (cerebral) nur in Vedaschriften. Anm. 2. Statt Nägari wird oft Devanägari gesagt, das in Südindien zum Unterschiede von Nandinägari gebraucht wird.
2. Aussprache. ^ r, ^ r, ^ 1 sind silbisch, vg r wird gesprochen wie er in Bäcker mit nachklingendem i, ^ r mit nachklingendem u, 1 wie el in Engel. TJ e und ^ft o sind stets lang und waren ursprünglich Diphthonge, e ist meist aus ai, o (außer nach § 35, l a und 51 Ausn.) aus au entstanden. ai und ^ft au sind die Fortsetzer von älterem äi und Su. Vgl. § 40. 3. Die A s p i r a t e n (kh usw.) sind mit rasch nachfolgendem Hauche zu sprechen. — n in ^ wie unser ng. — Die P a l a t a l e werden gesprochen wie Dentale mit nachfolgendem palatalem sch, fia wie das mouillierte n im Französischen. Die Cerebrale sind wie Dentale mit zurückgebogener Zungenspitze zu sprechen. ya und ^r y a sind wirkliche Halbvokale, v mehr wie englisches w Stornier, Elementarbuch der Sanskrit-Sprache. 12. Aufl.
1
2
§3-7
Vokale — Ligataren
zu sprechen, i j Sa (palatal) ist sch mit gesenkter Zungenspitze wie polnisches S. ^ sa ist cerebrales sch, ^ sa ist scharfes dentales s. ^ ha ist reiner Hauchlaut. 4 . Die ersten beiden Konsonanten der Reihen 1 — 5 und die drei Zischlaute sind t o n l o s (stimmlos, hart), alle übrigen Laute, einschließlich der Yokale, sind t ö n e n d (stimmhaft, weich). 5. V o k a l b e z e i c h n u n g . Die Vokalzeichen in § 1 (Initialvokale) werden n u r gebraucht, wenn kein Konsonant vorausgeht, d. h. im Satzanfang oder im Wortanfang nach vorausgehendem Vokal. In Verbindung mit vorhergehendem Konsonanten liegt a schon im Konsonantenzeichen; die übrigen Vokale werden auf folgende Weise bezeichnet (mittlere Vokale): *rr kä ftt ki sirt kl ^ ku £ kü w kr % ke Ü kai ko q f t kau. Besonders zu merken sind: ^ du ^ dü f dr ^ r u ^ r ü §u äü y hü ^ hr.
^ kr
s j §r
^
y
kl
hu
6. V o k a l l o s e Konsonanten werden durch untergesetzten Strich ( V i r ä m a ) bezeichnet, aber nur in der P a u s e , am Ende des Satzes oder eines einzelnen Wortes: «rPff väk (die Bede); oder bei grammatischen Stämmen: f ^ " ^ diS (Himmelsgegend). 7 . L i g a t u r e n : Wenn i m W o r t o d e r S a t z zwei oder mehrere Konsonanten u n m i t t e l b a r aufeinander folgen, so werden sie mit L i g a t u r geschrieben: I. Wenn der e r s t e der zu verbindenden Konsonanten mit dem s e n k r e c h t e n Strich rechts abschließt, so verliert er diesen Strich und wird v o r g e s e t z t : t ^ gda, jtf gdha, ^aj- cya, jva, «3 nta, T^f psa, bda, ^ vya, ^ §ya, ^ f ska, 7 §ta, 7 stha, ^ ska, ^ stha. II. Wenn der e r s t e der zu verbindenden Konsonanten nicht mit dem senkrechten Strich abschließt, so wird der folgende Konsonant mit Verlust seines w a g e r e c h t e n Striches u n t e r g e s e t z t : ^ nka, f nga, sp kka, 9 kva, j tta, jf tva. I I I A u s n a h m e n zu I. «t und ^f als zweite Glieder der Ligatur werden gewöhnlich untergesetzt mit Verlust ihres wagerechten Striches: tna, v dhna, ^ mna, j ( n n a , ^f sna, ?g bhna, g pla, 9 l' a IV. A u s n a h m e n zu H. Sind und ^ zweite Glieder der Ligatur, so werden sie stärker verkürzt und hinter dem ersten Zeichen geschrieben: q q kma, ^ nma, ^ dma, ^ hma, ^ kya, W chya, tya, g j thya, dya, 51 dhya, dya, u hya.
§7-8
3
Ligaturen
V. Andere Ausnahmen sind, mit sp^r ktha, mit ^ cfia, mit g fica, ^f fija, mit tj: ^ pta. VI. hat in einigen Ligaturen die Form Sna, ^ §la, ^ §va (s. § 5).
(auch in
^ cca, ^ Sca,
VII. Stärkere Verkürzungen sind, mit Uf kta, mit ^T tta, mit ^ dda, sg- ddha, «j dna, ^ dbha, mit | r hna, mit ^ dva, ^ hva. — B e s o n d e r s zu m e r k e n : ^ ksa, ^T j f i a (sprich dnya), ^ nna (neben tjtjj). VIII. r vor einem Konsonanten und vor r wird durch aufgesetzten Haken bezeichnet, der stets ganz rechts steht: «fi rka, iff rke, ^¡f rkau, jfi rkam, ^ rr. — r h i n t e r dem Konsonanten wird durch unten angefügten Strich bezeichnet: kra, ^ jra, ^ dra, «j nra, jf pra, ^ ära, jj hra. Besonders zu merken: ^ tra. IX. Mehr als zwei K o n s o n a n t e n werden nach denselben Grundsätzen verbunden: gdhva, THf gnya, ^ tsya, ^ ptya, Wl §thya, ^ ktya, ^ ktva, ^ nkta, ttya, ^ ttva, g j dvya, ddya, ^ ddhya, ^j- dbhya, -¿f Scya, ^ g j ävya, ^ ksna, ksma, ksmya, ^ ksya, ^ ksva, ^ nksa, ^ nksva, jzj grya, ^ ttra, trya, ]r ddra, 51 drya, ^ stra. 8. Verzeichnis der gebräuchlichsten L i g a t u r e n : Mit ^ kka, ^ kkha, kta, ktya, w ktra, ktva, qnej ktha, ar kna, ^ kma, ^ kya, kra, ^ krya, Kr kla, g j kva, ^ ksa, ^jjj' ksna, ksma, ^rj - ksmya, ^ ksya, ^ f ksva. — Mit ^ khna, ^ khya. — Mit gda, «r gdha, r t * gdhva, gna, i m gnya, gbha, gbhya, m gma, gya, gra, jzj grya, jg- gla, ^ gva. — Mit ^ ghna, ghma, ^ ghya, ^ ghra. — Mit tj^: nka, ^ nkta, nksa, nksva, nkha, ^ nkhya, ¿ga, ngya, ^ ngra, ^ ngha, ^ nghra, ^ nna, ^ nma. cchva, g- cfia, xjj cma, Mit g cca, ccha, ^ cchra, ^f cya. — Mit chya, f j chra. — Mit ^ jja, ^jf jjfia, va ^ jj ; jjha,