Eine Stadt als Feldherr: Studien zur Kriegsführung Kölns (12.–18. Jahrhundert) [1 ed.] 9783412517854, 9783412517830


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Eine Stadt als Feldherr: Studien zur Kriegsführung Kölns (12.–18. Jahrhundert) [1 ed.]
 9783412517854, 9783412517830

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STUDIEN ZUR KRIEGSFÜHRUNG KÖLNS (12.–18. JAHRHUNDERT)

MAX PLASSMANN

STADT UND GESELLSCHAFT Studien zur Rheinischen Landesgeschichte Herausgegeben vom LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte Redaktion Wolfgang Rosen und Helmut Rönz Band 7

Eine Stadt als Feldherr Studien zur Kriegsführung Kölns (12.–18. Jahrhundert) von Max Plassmann

Böhlau Verlag Wien Köln Weimar

Gedruckt mit freundlicher Unterstützung des Landschaftsverbands Rheinland.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar. © 2020 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Lindenstraße 14, D-50674 Köln Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Umschlagabbildung: Arnold Colyns, Das Kölner Entsatzheer 1475 vor Neuss (1582). Kölnisches Stadtmuseum KSM 1987/502. Korrektorat: Dore Wilken, Freiburg Bildredaktion: Yorick Fastenrath Satz: SchwabScantechnik, Göttingen Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-412-51785-4

Inhalt

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 

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Fragestellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Gewalt, Kriege und militärische Auseinandersetzungen im Rheinland – ein Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Nur symbolisch? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

Kriegsführung der Stadt Köln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  29 Zur Einführung: Köln 1257/58 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Rahmenbedingungen der Kölner Kriegsführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Der von der Stadtverfassung gesetzte Rahmen: Köln als kollektiver Feldherr? . 32 Militärische Kompetenzen in der Kölner Stadtgesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Bewaffnete Kräfte der Stadt Köln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Militärverwaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Geographische, politische und territoriale Rahmenbedingungen . . . . . . . . . . . . 91 Finanzen und wirtschaftliche Grundlagen der Kriegsführung . . . . . . . . . . . . . . . 114 Super-Burg und Festung Köln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 Territorium? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 Szenarien gewaltsamer Auseinandersetzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 Drohende Kriegsgefahr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 Alltägliche Kämpfe im Mittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 Offene Schlacht: Worringen 1288 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 Die Heerfahrt (Neuss 1474/75) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 Abwehr von Belagerungen und Blockaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167 Unterstützung verbündeter Feldarmeen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 Reichskriege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 Abwehr von Handstreichen und Überfällen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 Der Kleine Krieg im Umland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195

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Inhalt

Im Großkonflikt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201 Ohnmacht: Die österreichischen Erbfolgekriege und der Siebenjährige Krieg . 229 Endspiel: Die Revolutionskriege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237

Grundzüge einer Strategie der Reichsstadt Köln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  239 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  253 Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  261 Quellen und Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  263 Ungedruckte Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263 Literatur und gedruckte Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264

Abbildungsnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  291 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  293

Einleitung

Fragestellung Köln ist eine friedliche Stadt – jedenfalls im kollektiven Gedächtnis seiner heutigen Einwohner.1 Die Möglichkeit, dass in früheren Jahrhunderten einmal von Köln Gewalt ausgeübt wurde, dass Kölner in den Krieg zogen, wird daher auch in geschichtswissenschaftlichen Kontexten gerne ausgeblendet.2 Wenn überhaupt, so lässt sich das auf die Vormoderne übertragene Vorurteil zusammenfassen, war Köln Opfer von Krieg und Gewalt, nicht Täter oder Ausübender.3 Städte, und hier ist Köln keine Ausnahme, waren aber in der Vormoderne tatsächlich immer wieder sowohl Ausgangspunkt als auch Ziel militärischer Unternehmungen. Im Mittelalter galten nicht ohne Grund Stadtmauern und damit (auch) militärische Bauwerke geradezu als Signum einer Stadt.4 Die ­Literatur, die die vormoderne Stadt als aktiven oder passiven Akteur kriegerischer Gewalt untersucht, bleibt gleichwohl überschaubar. Das gilt auch für Köln, das immer mehr das Inter­ esse der Forschung als wirtschaftliches, kulturelles oder religiöses Zentrum gefunden hat als als kriegführende Macht. Spätestens seit 1945 gibt sich der Kölner so gerne antimilitaristisch, dass die Vorstellung schwer zu vermitteln ist, seine Vorfahren hätten sich nicht nur wirtschaftlich und kulturell, sondern auch kriegerisch betätigt. Sicher ist das insoweit richtig, als eine offensiv wahrgenommene militärische Option für die Entscheidungsträger vielfach – und v. a. je später desto mehr – zweite Wahl blieb. Die 1 Symptomatisch z. B. Kölnisches Stadtmuseum, Auswahlkatalog, S. 353: Wenn Jan van Werth im 19. Jahrhundert zur volkstümlichen Figur geworden und im Karneval gefeiert worden sei, so habe die „bunte Soldatenmontur“ im Vordergrund gestanden, „weniger das Kriegsgeschrei“. Vgl. auch Plassmann, Militarismus. 2 Vgl. z. B. den Begleitband zu einer Ausstellung des Kölnischen Stadtmuseums zu Köln im Dreißigjährigen Krieg aus dem Jahr 2014 (Lewejohann, Köln): Hier muss man Erwähnungen des militärischen Handelns der Kölner mit der Lupe suchen (vgl. Bergerhausen, „Außenpolitik“, S. 90). Gepflegt wird vielmehr das Bild einer friedlichen Stadt, die die Stürme des Krieges soweit wie irgend möglich abgewettert habe, jedenfalls keine aktive handelnde militärische Partei gewesen sei. 3 Vgl. zwar nicht mit Blick auf Köln, aber auf die mittelalterliche Stadt insgesamt Isenmann, Stadt, S. 74– 76: Krieg erscheint hier in einem Kapitel mit Hunger und Pest als eine der Katastrophen, die die Stadt treffen konnten. Die Bürger hingegen hätten im Spätmittelalter die Kriegsführung zumeist Söldnern überlassen – stünden also als friedliche Bürger dem Krieg nicht anders als einem Unwetter oder einer Seuche passiv leidend gegenüber, zumal Söldner eher aus der „städtischen Unterschicht“ stammten. 4 Vgl. z. B. Koller, Stadtmauer.

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Einleitung

defensive Option wird über diesem Befund allerdings leicht vergessen: Bau und Unterhalt einer teuren Stadtmauer, die kostenintensive Beschäftigung von Söldnern und der Schutz der inneren wie äußeren Sicherheit durch eine Bürgerwehr waren ständig präsent und beanspruchten die Kölner genauso persönlich wie finanziell. Historiker, Militärs und Philosophen haben sich in den vergangenen Jahrhunderten unter verschiedenen Blickwinkeln mit dem Phänomen Krieg befasst und dabei grundlegende Begriffe in unterschiedlicher Weise mit Leben gefüllt und konnotiert. Die preußisch-deutsche Militärwissenschaft des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stellte nicht nur die großen Schlachten und Belagerungen in den Mittelpunkt der Betrachtungen (die die Stadt Köln von wenigen Ausnahmen abgesehen nicht schlug).5 Sie griff auch stark auf historische Beispiele zurück, um als zeitlos angesehene oder wenigstens aktuelle Vorstellungen von einer richtigen Kriegsführung zu untermauern.6 Dabei ging es nicht darum, die Vergangenheit zu erforschen und frühere Ereignisse und Entscheidungen aus ihrer jeweiligen Zeitgebundenheit heraus zu interpretieren und zu beschreiben. Denn das hätte zu Differenzierungen gezwungen, die die Nutzbarkeit des historischen Beispiels für aktuelle militärische Theorien in Frage gestellt hätten. Wenn nun der militärische und der historische Diskurs getrennt geführt worden wären, wäre dies ein Problem allein der Militärs geblieben. Da Untersuchungen aus militärischer Feder aber vielfach auch bei der historischen Betrachtung früherer Kriege eine Führungsrolle zugebilligt wurden, verstellte dies vielen zivilen Historikern den Blick auf die Quellen und die Besonderheiten der jeweils untersuchten Epoche. Diese wurde vielmehr allzu häufig durch die Brille aktueller militärischer Doktrinen des 19. und 20. Jahrhunderts betrachtet. Was hier als falsch oder untunlich galt, wurde auf diese Weise auch auf die Vergangenheit übertragen. Erst lange nach 1945 begann die deutsche Geschichtswissenschaft, sich von diesem unhistorischen Vorgehen freizumachen und Militärgeschichte als Teil der allgemeinen Geschichte mit denselben methodischen Prämissen zu schreiben. Das Kölner Militär der Vormoderne litt in besonderem Maße unter der auf das 19. Jahrhundert verbogenen Weltsicht von Militärs und Historikern (und den diese lesenden Bildungsbürgern), denn es bildete aus der nach 1815 zunehmend führenden Sicht eine militärisch verfehlte Anomalie. Das galt schon grundsätzlich, denn das Ideal war nun eine zentralstaatlich gebildete und auf dessen monarchische Spitze hin ausgerichtete Streitkraft.7 Dass den Kaisern im Alten Reich diese verwehrt geblieben war und sogar einzelne Städte – ohne den zum Offiziersstand prädestinierten Adel – zahlenmäßig im Vergleich zu postnapoleonischen Verhältnissen Miniaturarmeen unterhielten, wurde als

5 Vgl. Förster/Pöhlmann/Walter, Schlacht, S. 9. Vgl. auch die klassische Studie von Wallach, Dogma. 6 Vgl. Müller, R.-D., Militärgeschichte, S. 12–14; Nowosadtko, Krieg, S. 60–70; Kroener, „Krieg“; ­Prietzel, Kriegsführung, S. 11. 7 Vgl. Kesper-Biermann, „Stiefkind“, S. 66.

Fragestellung

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Abb. 1  Der Stadtsoldat im Karneval: Roter Funke (19. Jh.)

großes Manko der älteren deutschen Militärgeschichte8 angesehen, und diese Miniaturarmeen sah man folglich als wenig kampfkräftige Operettentruppen, insbesondere im Verhältnis zu den brandenburgisch-preußischen Regimentern. Kein geringerer als Heinrich von Treitschke fokussierte den Spott, der über reichsstädtisches Militär ausgegossen wurde, mit dem Diktum von den „strümpfestrickenden“9 Stadtsoldaten so erfolgreich auf Köln, dass die Kölner bald selbst daran glaubten, vor 1794 nur über eine Karnevalstruppe verfügt zu haben.10 Ausgeblendet wurde dabei, dass ein Nebenerwerb wie das Strümpfestricken im Frieden zum Alltag vieler Armeen der Zeit gehörte und zugleich ein Aufbrechen des Zunftwesens darstellte, also auch als Zeichen einer wirtschaftlichen Modernisierung gewertet werden könnte.11

  8 Bisweilen aber sowohl räumlich als auch zeitlich darüber hinaus, vgl. z. B. Childs, Armies, S. 39: „Imperial forces tended to be amateur and under-trained“.  9 Treitschke, Deutschland, S. 56. 10 Vgl. z. B. Piontek, Militär, S. 121. 11 Vgl. Pröve, Heer, S. 252–256.

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Einleitung

Betraf dieser Spott die Söldner in den regulären Truppen, so kam es für Köln aus Sicht des 19. Jahrhunderts noch schlimmer: Die Verteidigung der Stadt hing neben diesen bis zuletzt von der Bürgerwache ab, also von einer bürgerlich gebildeten Truppe mit von ziviler Seite ernannten Offizieren. Das erinnerte zu sehr an die Landwehr, die nach den Befreiungskriegen in Preußen zum Gegenstand heftiger innenpolitischer Konflikte geworden war und schließlich dem Gedanken des Primats eines regulären Militärs unterlag.12 Wer in diesem Konflikt auf der Gewinnerseite stehen wollte, konnte fortan kein gutes Haar mehr an einer frühneuzeitlichen städtischen Bürgerwehr lassen. Für eine Beschäftigung mit dem militärischen Handeln der Stadt Köln blieb unter diesen Umständen lange Zeit kein Raum. Eine positive Wertung war nicht möglich, und eine negative der auf ihre Vergangenheit seit jeher stolzen Stadt eher peinlich. Denn es gab so gut wie keine großen Schlachten und epischen Belagerungen, die es ermöglicht hätten, ein Kölsches Heldenlied zu singen. Und die ältere Militärgeschichte hatte wenig Verständnis für einen Einsatz von Streitkräften, der nicht zu diesen Großereignissen führte. Ein Köln, das sich nach 1815 seinen Platz im preußischen Staat erobern musste, konnte daher nicht mit den Schlachten des Siebenjährigen Krieges und anderen „Großtaten“13 konkurrieren und unterließ es folglich, seine militärische Vergangenheit wissenschaftlich zu erforschen.14 Nach 1945 wurde diese Haltung insoweit zum Vorteil, als man sich jetzt leicht vom sogenannten preußischen Militarismus distanzieren konnte. Nun wurde es plötzlich zum politischen Vorteil, keine epochalen Schlachten geschlagen zu haben, und die Selbstinszenierung des Kölschtums als militärfern ließ erneut keine intensive Beschäftigung mit der Militärgeschichte der Stadt zu.15 Zudem umgingen nun für Jahrzehnte ganz allgemein professionelle deutsche Historikerinnen und Historiker das Themenfeld Militär und Krieg mehr oder weniger grundsätzlich. Nur ansatzweise konnte die Köln-Historiographie in der Folge Anschluss an die in den 1990er Jahren entstandene „neue“ Militärgeschichte finden, die vielfach sozialhistorische und kulturgeschichtliche Fragestellungen verfolgt.16 Der Krieg bleibt daher häufig in Darstellungen zur Kölner Geschichte ein ferner Fremdkörper.17 Beispielsweise liegen zahlreiche architektur- und kunstgeschichtliche 12 Vgl. Frevert, Modell; Müller, R.-D., Militärgeschichte, S. 178–179; Walter, Militärreformen, S. 109–113. 13 Vgl. Dupuy, Genius, S. 23–27. 14 Sie wurde jedoch nicht negiert. Der Auftritt der „Roten Funken“ im Karneval des 19. Jahrhunderts bescherte dem Kölner Stadtmilitär durchaus einen Platz im Bewusstsein der Kölner. 15 Vgl. Plassmann, Militarismus. Eine Ausnahme bilden die Befestigungsanlagen, deren Tradition von mehreren Vereinen gepflegt wird. Bezeichnenderweise stehen hier defensive Anlagen im Mittelpunkt des Interesses. 16 Zu dieser vgl. z. B. Pröve, Schmuddelkind. Vgl. auch Clauss, Kriegsniederlagen, S. 16–18. 17 Vgl. beispielsweise Hunold/Drewes/Euler-Schmidt, Stadtsoldaten. Ältere Arbeiten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts sparen den Krieg zwar nicht aus, genügen aber häufig nicht mehr den heutigen Ansprüchen, so Ennen, Geschichte; Hamacher, Reichsstadt; Zander, Befestigungs- und Militärgeschichte (der Nachlass Zanders HAStK Best. 1149 beinhaltet v. a. seine Materialsammlungen, Quellenexzerpte und

Fragestellung

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Untersuchungen zur mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadtbefestigung vor. Welche praktische Rolle aber die Türme, Gräben und Mauern spielten, bleibt zumeist ausgeblendet.18 Ausnahmen, die sich dezidiert militärhistorischen Themen widmen, sind v. a. die Untersuchung von Brigitte Maria Wübbeke zum Militärwesen Kölns im 15. Jahrhundert19 und Christian Bartz über die erste Hälfte des Dreißigjährigen Krieges.20 Einen kurzen Überblick über die vormoderne Militärgeschichte Kölns bot 2005 Carl Dietmar.21 Friedel Schwarz hat in den 1970er und 1980er Jahren Schlaglichter auf das Stadtmilitär im 18. Jahrhundert geworfen.22 Uta Lindgren hat sich 1983 den Fehden Kölns zwischen 1370 und 1400 gewidmet, allerdings ohne eine Betrachtung der Details des jeweiligen Geschehens.23 Adolf Hieronymi hat 1978 die Anfangsjahre des Neunjährigen Krieges v. a. im Hinblick auf politische Fragen untersucht. Peter Hesse hat 2010 eine Dissertation zur Kölner Briefüberlieferung während des Neusser Krieges vorgelegt, die v. a. einer kommunikations- und verwaltungsgeschichtlichen Fragestellung folgt.24 1988 wurde dem Thema Kriegsführung gewisse Aufmerksamkeit im Rahmen des Jubiläums der Schlacht von Worringen 1288 geschenkt.25 Jedoch stehen diese Arbeiten wie isolierte Inseln in der Kölner Historiographie.26 Dabei ist das Themenfeld Kriegsführung und Vorbereitung auf die Kriegsführung von zentraler Bedeutung für die Kölner Stadtgeschichte.27 Militärische Fragestellungen und Probleme beschäftigten die Stadt und ihre Institutionen ständig auch unabhängig davon, ob gerade ein konkreter Krieg drohte oder nicht.28 Allein schon die enormen Ressourcen, Manuskripte, ist jedoch für die vormoderne Zeit unergiebig). Populärwissenschaftliche Werke bleiben hier unberücksichtigt, z. B. Piontek, Militär. 18 Vgl. z. B. Meynen, Festungsstadt. 19 Wübbeke, Militärwesen, sowie dies., Stadt. 20 Bartz, Köln. 21 Dietmar, Militärwesen. 22 Schwarz, Stadt-Soldaten; ders., Kreiskontingent; ders., Werbung. Diese Studien sind nicht in jedem Punkt als zuverlässig zu betrachten. Hesse, Nachrichten. Die Dissertation von Leukel, „welt“ konnte nicht mehr ausgewertet werden. 23 Lindgren, Fehden. 24 Hieronymi, Haltung. 25 Vgl. Schäfke, Name; Janssen/Stehkämper, Tag. 26 Allgemein zu militärhistorischen blinden Stellen bei der Städteforschung vgl. Laux, Perspektiven, S. 13. Schwach untersucht ist darüber hinaus die politische Geschichte Kölns insbesondere der Frühen Neuzeit, was nicht ohne Rückwirkung auf die Analyse militärischer Entscheidungen bleiben kann. Vgl. Bergerhausen, Stadt-Reichsversammlungen, S. 5. Die klassische Stadtgeschichte von Ennen aus dem 19. Jahrhundert ist in dieser Frage weitgehend unergiebig. Vgl. Ennen, Geschichte. 27 Und nicht nur für diese: Krieg stellte in der Vormoderne direkt oder über Kriegsgefahr indirekt ein so ubiquitäres Phänomen dar, dass sich jede Obrigkeit laufend mit ihm befassen musste. Vgl. Repgen, Kriegslegitimationen, S. 28–30. 28 Allerdings überwogen im Europa der Vormoderne die Zeiten von Kriegen und Kriegsgefahr die friedlichen Zeiträume deutlich, in denen man die Vorsorge für einen Krieg laxer hätte handhaben können. Vgl. die Übersicht bei Hoffman, Europa, S. 30.

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Einleitung

die in Bau und Unterhalt der Stadtmauer und später der Festungsanlagen flossen, machten militärische Fragen zu einem prominenten Thema der innerstädtischen politischen Entscheidungsprozesse und Auseinandersetzungen. Würde man – was hier nicht zu leisten ist – die überlieferten vormodernen Rechnungsbücher der Stadt systematisch auf den Anteil von direkt oder indirekt kriegsbezogenen Ausgaben überprüfen, käme man zu keinem grundlegend anderen Ergebnis als im Falle der vormodernen fürstlichen Territorien: Sie erreichten im Verhältnis zu den sonstigen Ausgaben einen überproportional hohen Anteil an den öffentlichen Finanzen.29 Der Neusser Krieg von 1475 hinterließ in Köln einen Schuldenberg, der noch Jahrzehnte später drückte. Der ständige Ausbau der Festungsanlagen war nicht umsonst zu haben, und die Anwerbung von Soldaten im Kriegs- und Krisenfall verbrauchte erhebliche Mittel. Und damit sind noch längst nicht alle relevanten Posten aufgeführt. In der Praxis jedenfalls waren Bürgermeister und Rat immer mit Themen befasst, die um die Sicherheit der Stadt und die Führung von Kriegen oder von sonstigen gewaltsam ausgetragenen Konflikten30 kreisten – und das so häufig, dass es kaum möglich sein dürfte, eine Stadtgeschichte der Vormoderne ohne breite Berücksichtigung dieses Themas zu schreiben. Wenn also die Ausblendung der militärgeschichtlichen Aspekte aus dem Kölschen Geschichtsbild spätestens seit 1945 auch die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Stadtgeschichte insgesamt trübt, besteht hier erheblicher Nachholbedarf. Dieser kann nicht im Rahmen einer einzigen Monographie befriedigt werden. Im Folgenden sollen daher Grundzüge des Umgangs mit Krieg und Kriegsgefahr durch Bürgermeister und Rat bzw. die politisch führenden Kreise untersucht werden, um eine Basis für die nähere Betrachtung einzelner Epochen, Kriege oder Ereignisse zu schaffen. Dabei wird die gesamte vormoderne Geschichte der Stadt zwischen dem 12. und dem endenden 18. Jahrhundert in den Blick genommen. Der Beginn des Untersuchungszeitraums fällt nicht nur mit einer erst ab dieser Zeit reichhaltiger fließenden Überlieferung zusammen, sondern v. a. damit, dass sich erst jetzt nach und nach die sich mehr und mehr selbst verwaltende Bürgergemeinde bildete, die schließlich die Herrschaft des Erzbischofs als Stadtherr abschütteln konnte. Erst dadurch wurde Köln eine Stadt, die 29 Allgemein zum Stellenwert kriegsbezogener Ausgaben in reichsstädtischen Haushalten vgl. Isenmann, Reichsstadt, S. 18; Gilomen, Anleihen, S. 50. 30 An dieser Stelle könnten langwierige Ausführungen zu Definitionen und Abgrenzungen von Krieg und Gewaltausübung jenseits von Kriegen folgen. Das soll jedoch aus pragmatischen Gründen unterbleiben: Die Stadt Köln stand vielleicht in politischer und rechtlicher Hinsicht im Konfliktfall jeweils vor der Frage, ob es sich um einen Krieg oder vielleicht nur um gewaltsamen Raub handelte. In der Praxis musste sie aber in beiden Fällen Maßnahmen dazu ergreifen, den Zustand des Friedens oder der Sicherheit wieder herzustellen, oder sie musste im Vorfeld von noch gar nicht entstandenen Konflikten Vorbereitungen treffen, um in welchem Ernstfall auch immer nicht wehrlos zu sein. Dabei waren theoretische Erwägungen zu einer exakten Terminologie entbehrlich, und sie würden nun den Blick auf die Quellen nur verstellen. Vgl. die Beiträge in Kintzinger/Rexroth/Rogge, Gewalt, sowie in Ulbrich/Jarzebowski/Hohkamp, Gewalt. Vgl. auch Penth, Konzeptionen; Wolfrum, Krieg, S. 10–21.

Fragestellung

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militärische Entscheidungen in eigener Verantwortung treffen und umsetzen konnte.31 Das Ende wird durch den Verlust der reichsstädtischen Unabhängigkeit durch die französische Besetzung 1794 markiert. Seitdem gibt es zwar noch eine reichhaltige Kölner Militärgeschichte, jedoch ist diese nur noch als Teil der Militärgeschichten Frankreichs, Preußens und Deutschlands zu schreiben. Die um 1500 ohnehin willkürlich angesetzte allgemeine Epochenschwelle32 zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit wird durch den Untersuchungszeitraum übersprungen. Köln erlebte in dieser Zeit weder einen grundstürzenden politischen33 noch einen einschneidenden sozialen, wirtschaftlichen oder kulturellen Umbruch. Bei allem Wandel im Detail in diesen Bereichen und auch auf dem Feld der Kriegsführung blieben wenigstens in Köln viele Verhältnisse, Grundannahmen und Rahmenbedingungen über die Jahrhunderte hinweg so stabil, dass Mittelalter und Frühe Neuzeit untrennbar ineinander verwoben sind. Es lohnt sich daher, die Kölner Vormoderne insgesamt in den Blick zu nehmen, so dass sowohl Entwicklungen und tatsächlicher Wandel in den Jahrzehnten um 1500 deutlich werden als auch strukturelle Konstanten in einer Zeit, als die Stadt politisch und militärisch weitgehend unabhängig agieren konnte – und im Falle des Militärischen auch musste, denn politische Unabhängigkeit war in einer kriegerischen Zeit ohne militärische Handlungsfähigkeit weder zu haben noch zu behaupten. Es ist nicht beabsichtigt, eine Militärgeschichte der Stadt Köln im Sinne einer erschöpfenden Darstellung sowohl der bewaffneten Kräfte in Krieg und Frieden als auch der einzelnen Kriege, Operationen und Gefechte zu schreiben. Eine solche Darstellung müsste letztendlich mehrbändig sein und wäre im wahrsten Sinne des Wortes erschöpfend, kaum zu schreiben und für den Leser schwer verdaulich. Denn es müsste sich um ein chronologisches Zusammentragen vieler immer wieder ähnlicher, aber doch leicht verschiedener Details handeln, um die Beschreibung immer wieder ähnlicher Vorbereitungen auf einen Krieg, immer wieder ähnlicher Züge von wenigen Dutzend Mann in das Umland, immer wieder ähnlicher Ohnmacht inmitten der Kriege der großen Mächte, immer wieder gleicher Maßnahmen zur Finanzierung und Verwaltung des Krieges. Erst recht muss hier auf das Schreiben einer regelrechten Kriegsgeschichte ver31 Jedenfalls in größerem Maßstab, zu denken ist hier vordringlich an den Bau der erweiterten Stadtmauer 1180. Vorher dürften sich Anlässe und Episoden finden, die die Kölner Einwohner militärisch vielleicht auch selbständig handelnd zeigen. Diese lassen sich jedoch zu keiner kohärenten Darstellung verknüpfen, zumal häufig aus Quellenmangel nicht erkennbar ist, wer eigentlich mit welcher Legitimität oder Loyalität handelte. Bei den Belagerungen bzw. Angriffen 1106 und 1205 ist jeweils mit hochrangigen fürstlichen Befehlshabern in der Stadt zu rechnen, so dass die Bürger zwar Anteil an der Verteidigung ihrer Stadt hatten, nicht aber den Oberbefehl ausgeübt haben dürften. 32 Vgl. Le Goff, Geschichte; Kortüm, Azincourt, S. 105; Schnettger, Kaiser, S. 307–308. Zu Köln vgl. Bergerhausen, Stadt-Reichsversammlungen, S. 2; Plassmann, „Topographie“, S. 55; Schwerhoff, Stapel, S. 43. 33 Das Erreichen des sogenannten Reichsstadtprivilegs von 1475 bestätigte nur einen seit langem in der Praxis bestehenden Status.

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Einleitung

zichtet werden, die notwendigerweise auch die Quellen der zahlreichen Gegenparteien und Bündnispartner auswerten und dieselben immer gleichen Ereignisse auch aus der Gegenperspektive schildern müsste. Stattdessen liegt der Fokus auf der Kölner Sicht. Wie und auf welcher Basis führte die Stadt Köln Krieg, welche grundsätzlichen Annahmen und Faktoren leiteten ihre militärischen Entscheidungen und ihre Vorbereitungen auf mögliche Kriege? Was war letztlich die Strategie von Bürgermeistern und Rat als politisch führender Elite, um die Interessen ihrer Stadt und ihrer Bürger in kriegerischen Zeiten zu wahren? Die Antwort auf diese Fragen wird gesucht, indem zunächst die grundlegenden Rahmenbedingungen der Kriegsführung Kölns geschildert werden: Stadtverfassung, bewaffnete Kräfte und deren Verwaltung, geographische, wirtschaftliche, politische und territoriale Gegebenheiten sowie die Festung Köln als Konstante, mit der jede handelnde Person zu rechnen hatte. Sodann werden Szenarien gewaltsamer Auseinandersetzungen analysiert, in die Köln verwickelt wurde oder werden konnte. Soweit einzelne Kriege und Gefechte dabei in den Blick geraten, dienen sie daher ohne Anspruch auf Vollständigkeit als illustrierende Beispiele. Bei diesen Szenarien handelt es sich um Idealtypen, die sich in der Realität der gewaltsam ausgetragenen Konflikte vielfach überschnitten bzw. häufig gleichzeitig zu finden sind und sich wechselseitig beeinflussten, die hier aber aus Gründen der besseren Analysierbarkeit getrennt dargestellt werden: offene Schlacht und regelrechte Heerfahrt, innere Sicherheit, Fehden des Mittelalters, der Kleine Krieg der Frühen Neuzeit, drohende Kriegsgefahr und die Abwehr von Handstreichen, Belagerung (ein nur theoretischer Fall), Reichskriege, europäische Kriege, die Unterstützung verbündeter Armeen sowie schließlich die Ohnmacht der Stadt in den großen Kriegen des 18. Jahrhunderts. Warum es aber nicht bei dem bisherigen unterbelichteten Forschungsstand belassen, weil tatsächlich seit 1475 eine aktive Kriegsführung im größeren Stil nicht mehr zu den bevorzugten Handlungsoptionen Kölns gehörte? Im Folgenden wird deutlich, dass diese Zurückhaltung gute strukturelle Gründe hatte, nicht aber durch einen natürlichen Kölschen Pazifismus genährt wurde.34 Entscheidender dafür, dass sich eine Untersuchung wie die vorliegende lohnt, ist jedoch etwas anderes: Krieg, seine Vermeidung, seine Führung, seine Vorbereitung, seine Finanzierung, die Abmilderung seiner negativen Begleiterscheinungen – all dies stellte – ob gewollt oder nicht – über Jahrhunderte ein zentrales Betätigungsfeld der Stadtpolitik, der Institutionen und Amtsträger dar, ohne dessen Kenntnis viele Entwicklungen auf anderen Feldern nicht zutreffend nachvollzogen werden können. Die Herstellung von äußerer wie innerer Sicherheit war in der Vormoderne eine wesentliche Grundlage der Legitimation von Herrschaft. Sie auszublenden oder sie auf den inneren Bereich der Verfolgung von Kriminellen bzw. Vermeidung von Gewalt zwischen Bürgern zu reduzieren, schafft ein Missverhältnis bei der Erforschung der Kölner Geschichte insgesamt. Die bestehende Lücke im Bereich Militär und Krieg wenigs34 Puhle, Vitalienbrüder, S. 46, stellt Ähnliches für die Hanse fest.

Gewalt, Kriege und militärische Auseinandersetzungen im Rheinland

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tens teilweise zu füllen, trägt daher wesentlich zu einem besseren Verständnis der vormodernen Geschichte der Stadt insgesamt bei. Zugleich handelt es sich aber um ein Thema, das über die engere Stadtgeschichte hinaus von Relevanz ist. Denn die Kölner Geschichte ist auf vielfältigen Wegen mit der allgemeinen Geschichte des Rheinlands, Deutschlands und wenigstens Nordwesteuropas verbunden. Zudem liegt der Vergleich mit anderen Reichsstädten und mindermächtigen Reichsständen nahe, so dass eine bessere Kenntnis der Kölner Verhältnisse auch dazu beitragen kann, die Funktionsweise des Alten Reichs als Sicherheits- und Friedensgemeinschaft besser zu verstehen.

Gewalt, Kriege und militärische Auseinandersetzungen im Rheinland – ein Überblick Das Rheinland lag in Mittelalter und Früher Neuzeit nicht in einem ruhigen Winkel abseits der großen Politik und der Kriege in ihrem Gefolge. Vielmehr war es phasenweise eine „Wetterecke der europäischen Politik“35, stand als Verkehrsschlagader, Handelsweg, Städte- und Bildungslandschaft und aus manchen Gründen mehr immer wieder direkt oder indirekt im Fokus kriegerischer Auseinandersetzungen, denen sich auch die Stadt Köln zu stellen hatte.36 Hinzu kommen im Mittelalter viele kleinere und alltägliche Kämpfe und Zusammenstöße, die kaum zu zählen sind. Nicht wenige größere Konflikte erreichten auch dann Kölns Nachbarschaft, wenn die Stadt nicht unmittelbar Partei war.37 Nicht selten wurde sie so gewollt oder ungewollt in regionale Konflikte hereingezogen, oder zumindest betrafen sie ihre Interessen. Diesen konnte aber ein Krieg durchaus auch förderlich sein, so etwa 1288, als Köln die Gunst der Stunde nutzte, indem es in der Schlacht bei Worringen auf der Seite der Gegner des Erzbischofs stand und mit dessen Niederlage seine Stadtherrschaft faktisch weitgehend abschütteln konnte. Solange der Erzbischof Stadtherr war, stand auch die Kriegsführung der Einwohner Kölns theoretisch unter seiner Leitung (bzw. der von seinen Beauftragten). Die Ablösung der erzbischöflichen Stadtherrschaft vollzog sich aber im 12. und 13. Jahrhundert sukzessive auch im militärischen Bereich, indem die Kölner zum einen eine wachsende Unabhängigkeit gerade auch bei Verteidigungsanstrengungen zeigten und zum anderen Bündnisse mit Königen, Fürsten und Städten suchten, durch die sie ihre Kräfte vermehren konnten – und womit sie einen Grundton anschlugen, der ihre Kriegsführung 35 Press, Kriege, S. 175. 36 Vgl. Engelbrecht, Hortus; ders., Rheinland, S. 124; Duchhardt, „Kriegs-Theatrum“; Arndt, Niederrhein. Siehe auch Janssen, Geschichte; Jansen, M., Memoria. 37 Zu nennen wären hier etwa die geldrischen Erbfolgekriege seit 1355 bis ins späte 15. Jahrhundert sowie der neuerliche Konflikt um Geldern 1538 bis 1543. Auch die Soester Fehde wurde von 1444 bis 1449 u. a. auf den Kölner Handelswegen ausgetragen. Vgl. Janssen, Territorien, S. 53; ders., Land, S. 91–92; Ehrenpreis, Herzogtum, S. 270–278; Prietzel, Krieg, S. 187–188; Ehbrecht, Emanzipation.

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Abb. 2  Daniel Wolff van Dopff: „Theatrum Belli Rhenani“ (1690)

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bis zum Ende des 18. Jahrhunderts prägen sollte. Schon 1106 unterstützte Köln Heinrich IV. gegen seinen Sohn und wehrte dabei vermutlich allerdings auch unter Mithilfe von Kräften Heinrichs eine Belagerung erfolgreich ab.38 1114 schlugen Kölner Truppen bei Deutz den nunmehrigen Heinrich V. erneut.39 Direkte Kriegspartei und Ziel von Angriffen wurde die Stadt Köln dann wieder am Ende des Jahrhunderts während des Thronstreits zwischen Otto IV., auf dessen Seite sie zunächst stand, und Philipp von Schwaben. 1198 erreichte dieser auf einem Feldzug die Umgebung Kölns, war jedoch für einen direkten Angriff offenbar nicht stark genug und zog wieder ab. 1205 kehrte er jedoch zurück und konnte Köln wohl auch deshalb angreifen, weil er nun auf regionale Verbündete zurückzugreifen vermochte. Ende September erschien er vor den noch nicht fertiggestellten Mauern der Stadt. Offenbar kam es zu einem Ausfall unter Führung von Otto IV., und nach Kämpfen unklaren Verlaufs zog der Staufer nach nur fünf Tagen wieder ab. Von einer regelrechten Belagerung mag man daher hier nicht sprechen, und der Einfluss der Kölner Bürger auf die militärischen Entscheidungen ihres Königs und seiner Kämpfer dürfte eher gering gewesen sein. Nachdem Philipp 1206 Otto in der Schlacht bei Wassenberg besiegt hatte, kehrte er zurück, vermied aber eine förmliche Belagerung zugunsten einer Blockade. Diese reichte schließlich aus, um die Kölner zum Einlenken zu bringen. Da sie jedoch nicht militärisch besiegt worden waren, sondern aus politischer und militärischer Einsicht ihren Seitenwechsel vollzogen, konnten sie günstige Bedingungen aushandeln.40 Wenn es im weiteren 13. Jahrhundert zu blutigen Zusammenstößen mit auswärtigen Gegnern kam, ist nicht immer eindeutig auszumachen, ob die Stadt in ihrer Gesamtheit aktiv geworden war, oder ob einzelne Personen oder Gruppen innerhalb der Bürgerschaft eine gewaltsame Lösung für ihre Probleme suchten. Mehrfach unterstützte die Stadt Köln aber Mitte des 13. Jahrhunderts den Erzbischof Konrad von Hochstaden in regionalen Kämpfen, u. a. durch die Bereitstellung von bewaffneten Schiffen.41 Ob aber ein offenbar verlustreicher Kampf im Oktober 1257 zwischen Kölnern und dem Grafen von Berg bei Deutz im Zusammenhang damit steht, ist unklar. Dieses Gefecht kann daher auch auf eine Eigeninitiative einer Gruppe von Kölnern zurückzuführen sein.42 Erzbischof Engelbert von Falkenburg ging während seiner von 1261 bis 1274 währenden Regentschaft mehrfach gewaltsam und letztlich erfolglos gegen die Stadt Köln 38 Diese scheint allerdings nicht von schweren und ernsthaften Kämpfen geprägt gewesen zu sein. Vgl. Prietzel, Kriegsführung, S. 34. Zur Bedeutung des Jahres für die Kölner Verfassungsgeschichte vgl. Groten, Entstehung, S. 74–75. 39 Vgl. Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 41–42 und S. 54–56. 40 Zum Thronstreit vgl. Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 90–120. Hier werden die Gefechte 1205 als Belagerung bezeichnet. 41 Vgl. Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 319 und 322. Zur Komplexität der machtpolitischen Beziehungsnetzwerke im 13. Jahrhundert vgl. Gramsch, Reich. 42 Es ist nicht ganz klar, was es mit diesem Holzholen genau auf sich hatte. Vgl. Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 208 und 337.

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vor, um die erzbischöfliche Stadtherrschaft wieder zur Geltung zu bringen. Dabei konnte er sich immer wieder innere Zwietracht – zwischen den Overstolzen und den Weisen, zwischen den Geschlechtern und den Zünften – zu Nutze machen und versuchen, auf innerstädtische Verbündete gestützt die Befestigungsanlagen im Handstreich zu überwinden. Der bekannteste dieser Angriffe ist der abgewehrte Angriff an der Ulrepforte 1268. Seinen Versuch, den Bayenturm und den Riehler Turm in der Nähe von St. Kunibert zu erzbischöflichen Zwingburgen auszubauen, verhinderten die Kölner bereits 1262 gewaltsam. Zugleich suchten sie das Bündnis mit fürstlichen Gegenspielern des Erzbischofs. 1267 kämpfte ein Kölner Kontingent unter dem Kommando des Grafen von Jülich bei Marienholz gegen Engelbert.43 Im Limburger Erbfolgekrieg standen die Kölner dann auf der Seite der Gegner von Engelberts Nachfolger Siegfried von Westerburg. Diese Parteinahme in einem Krieg, an dem schließlich direkt oder indirekt alle großen Mächte der Region beteiligt waren, erfolgte erst nach reiflicher Überlegung und sicher nicht mit dem Ziel, die Stadtfreiheit in einer Entscheidungsschlacht durchzusetzen. Schließlich bildete ein Bürgeraufgebot aber einen Teil des Heeres des Herzogs Johann von Brabant, der 1288 in der Schlacht bei Worringen den Erzbischof vernichtend schlug. Die Belange der Stadt Köln waren dabei zweitrangig, jedoch markiert das Jahr 1288 einen Wendepunkt, hinter den man in der Folge nicht mehr zurücktreten konnte: Köln blieb zwar nominell der erzbischöflichen Stadtherrschaft unterworfen, war de facto aber unabhängig.44 Der Erzbischof blieb dennoch oder vielleicht auch gerade deshalb in der Folge zwar häufig der bedrohlichste Gegner der Stadt, der sie wieder in seinen Herrschaftsbereich eingliedern wollte. Jedoch bedeutet dies nicht, dass sich Stadt und Erzbischof immer in gegnerischen Lagern befanden. 1374 beispielsweise schlossen sie ein Schutz- und Freundschaftsbündnis.45 Doch schon 1375 bis 1377 folgte der sogenannte Schöffenkrieg, bei dem es um die Rechte des Erzbischofs in der Stadt und die Stellung der Schöffen innerhalb der Bürgergemeinde ging.46 Unabhängig von diesem zählebigen und nie endgültig beigelegten Großkonflikt mit dem (ehemaligen) Stadtherrn war die Stadt während des Spätmittelalters in unzählige größere und kleinere Fehden und sonstige Kämpfe verwickelt.47 Während des 15. Jahrhunderts wurde ein jahrzehntelanger Streit zwischen der Stadt Köln und den Herzögen von Geldern aus dem Haus Egmond ausgetragen, der für die Kölner v. a. deshalb brisant war, weil viele wichtige Handelsrouten durch Geldern liefen. Der Konflikt war dabei an sich keiner, den die Stadt gesucht oder gewollt hätte. Er entzündete sich an der ungeklärten Erbfolge nach dem 1423 verstorbenen Rainald IV. von Jülich-Geldern. Jülich ging danach auf die Herzöge von Berg über, Geldern an die 43 Vgl. Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 347–361. 44 Vgl. Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 371–385. 45 Ennen/Eckertz, Quellen, Bd. 5, Nr. 60. 46 Vgl. Herborn, Führungsschicht, S. 111–124; Arlinghaus, Inklusion, S. 65. 47 Siehe z. B. die Übersicht bei Lindgren, Fehden, S. 108–109.

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Egmonder. Beide Seiten akzeptierten diese geteilte Erbfolge jedoch nicht und bekämpften sich bis 1473, als nach dem Tod Arnolds von Egmond Karl der Kühne von Burgund sein Erbe antrat und den Konflikt auf eine andere Ebene hob.48 Köln war seit langen eng mit den Herzögen von Berg verbunden und trat 1433 offen auf bergischer Seite in den Konflikt ein, nachdem bereits zuvor Kölner Bürger Opfer von Übergriffen der Gelderner geworden waren. Dem Herzog wurde dabei die Führung der von Köln ausgesandten Truppen übertragen. Anders gesagt: Köln stellte Hilfstruppen, über deren Einsatz es keine volle Kontrolle hatte. So hat 1433 ein Kontingent von Söldnern und bewaffneten Bürgern einen neuntägigen Heerzug nach Geldern unternommen (der allerdings zu keinen größeren Kämpfen führte).49 Ansonsten beschränkten sich die Auseinandersetzungen offenbar hauptsächlich auf einen für beide Seiten schädlichen Handelskrieg.50 In den 1460er Jahren intensivierte sich die Auseinandersetzung mit Geldern erneut. Auch jetzt wurde hauptsächlich gegen den jeweils gegnerischen Handel agiert. 1465/66 sperrte Köln mit großem Aufwand den Rhein für geldrische Untertanen. Dazu wurde auch auf das rechte Ufer des Flusses ausgegriffen, wo der Leinpfad gesperrt wurde. Nach Aufhebung der Maßnahmen erwies es sich, dass Köln in der Bilanz gesiegt hatte, indem die Einnahmen aus beschlagnahmten Gütern die Kosten überwogen. Wahrscheinlich deshalb wiederholte sich das Vorgehen 1470/71.51 Es folgte der Neusser Krieg 1474/75, der in unmittelbarer Nähe zu Köln ausgetragen wurde. Er beschwor zwar erhebliche Gefahren herauf, verlief aber am Ende insofern erfolgreich, als Kölns Status als reichsunmittelbare Stadt nach seinem Ende durch kaiserliches Privileg festgestellt wurde. Auch das 16. Jahrhundert führte nicht unbedingt zu einer Beruhigung der Situation. Die Zerschlagung des Wiedertäuferreichs in Münster 1533/35 fand zwar nicht im Rheinland statt, jedoch in unmittelbarer Nähe und auch unter Beteiligung von Köln.52 Der Schmalkaldische Krieg (1546–1547) wurde nicht am Niederrhein geführt, jedoch dienten dem Kaiser die spanischen Niederlande als Basis, von der aus Truppen an die Kriegsschauplätze zogen. Köln musste also mit fremdem, wenn auch verbündetem Militär vor seinen Mauern rechnen.53 Schon wenig später wurde mit dem sogenannten Fürstenkrieg oder Fürstenaufstand gegen Karl V. (1552) die Lage für Köln deutlich bedrohlicher, weil die opponierenden Fürsten mit Frankreich im Bunde standen und daher der Anmarsch einer französischen Armee zu befürchten war.54 1583 bis 1588 wurde in der unmittelbaren Umgebung der Stadt Köln der Truchsessische oder Kölner Krieg ausgetragen.55 48 Vgl. Looz-Corswarem, Geldern, S. 125–126; Janssen, Land, S. 91–92. 49 Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 224–225. In den Chroniken wird die Truppe auf 2000 Mann beziffert, es waren jedoch vermutlich deutlich weniger. 50 Zahlreiche Quellen dazu u. a. in HAStK Best. 1. 51 Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 226–227. 52 Vgl. Schneider, A., Kreis, S. 48–53; Ehrenpreis, Herzogtum, S. 268. 53 Vgl. Rabe, Reich, S. 260–265. 54 Vgl. Rabe, Reich, S. 284–291. 55 Vgl. Becker, Th., Alltag; Wilson, Krieg, S. 269–273.

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Seit 1568 fand überdies in unmittelbarer Nachbarschaft der Aufstand der Niederlande gegen die spanische Herrschaft statt und griff immer wieder direkt oder indirekt auf das Rheinland über.56 Letztlich kleinere militärische Auseinandersetzungen wurden dann in Folge des Jülich-Klevischen Erbfolgestreits ab 1609 in der Region ausgetragen.57 Von 1618 bis 1648 wurde parallel zum Krieg in den Niederlanden der Dreißigjährige Krieg geführt, dessen Ende allerdings dem Rheinland keinen langandauernden Frieden brachte.58 Vielmehr folgten – wenn auch eher als Fußnote der Geschichte – der sogenannte Düsseldorfer Kuhkrieg zwischen Brandenburg und Kurpfalz um die endgültige Teilung des jülich-klevischen Erbes (1651)59, der Devolutionskrieg (1667–1668), der Holländische Krieg (1672–1678/1679), der Neunjährige Krieg (1688–1697) und der Spanische Erbfolgekrieg (1702–1714).60 In all diesen Konflikten verfolgte Köln keine direkten eigenen Interessen, jedoch war die Stadt mehrfach v. a. dadurch bedroht, dass Frankreich ein Bündnis mit dem Erzbischof schloss (der seinerseits darauf hoffen konnte, mit diesem Rückenwind Köln wieder unterwerfen zu können). Im Polnischen Thronfolgekrieg (1733–1736) stellte Köln ein Kontingent zur Reichsarmee. Der Krieg wurde auf entfernten Kriegsschauplätzen ausgetragen, so dass die Stadt selbst abgesehen von einigen Sorgen über einen möglichen Angriff durch den Erzbischof zu seinem Beginn sonst nicht direkt bedroht war.61 Der Österreichische Erbfolgekrieg (1740–1748) brachte mit dem wittelsbachischen Kaisertum eine neue Situation, die sich für Köln weniger direkt militärisch als politisch bedrohlich erweisen sollte, da die bisherige Nahbeziehung zum Kaisertum wenigstens für die kurze Regierungszeit Karls VII. unterbrochen und so neue Gefahren heraufbeschworen wurden. Mit seinem Tod 1745 wendete sich das Blatt diesbezüglich zwar wieder den Habsburgern zu. Jedoch blieb die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts von sicherheitspolitischer Unsicherheit geprägt, wozu das neue Bündnis zwischen Habsburg und Frankreich gegen Preußen einiges beitrug. Der Siebenjährige Krieg (1756–1763) sah dann 1758 Kämpfe auch am Niederrhein und um Düsseldorf.62 Viel direkter war Köln von ihm allerdings dadurch betroffen, dass der Krieg auch als Reichsexekution gegen Preußen geführt wurde, die Köln als Reichsstadt unterstützen musste. Die Stadt wurde daher Etappenort der französischen Hilfstruppen. Mit der Französischen Revolution von 1789 brach eine letzte Phase der reichsstädtischen Unabhängigkeit Kölns an. Der 1792 beginnende 1. Koalitionskrieg brachte zunächst noch keine unmittelbare Bedrohung der Stadt. Doch schon 1793 drangen fran56 Vgl. Bergerhausen, Stadt-Reichsversammlungen, S. 146–147; Schneider, A., Kreis, S. 162–168; van der Lem, Opstand; Lanzinner, Friedenssicherung, S. 289. 57 Vgl. Winkens, Krieg; Wilson, Krieg, S. 297–308; Richter, Übertritt. 58 Vgl. auch Asch, Einleitung, S. 13; Wilson, Krieg. 59 Vgl. Wilson, Krieg, S. 876–877. 60 Vgl. die Beiträge in Rutz, Krieg; Plassmann, Neutralität. Siehe auch den Überblick zu den Kriegen Ludwigs XIV. von Frankreich bei Lynn, Wars. 61 Vgl. Schwarz, Kreiskontingent; Schwerhoff, Köln, S. 219–223. 62 Vgl. Engelbrecht, Hortus, S. 20; Braubach, Politik-Kriegsführung.

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zösische Truppen in die Niederlande und ins Rheinland vor. Das führte schließlich 1794 zur kampflosen Besetzung Kölns und damit zum Ende seiner Reichsfreiheit.63 Danach ist Kölner Militärgeschichte nur noch als Teil der Militärgeschichte der Staaten zu schreiben, denen es angehörte und angehört.

Nur symbolisch? Angesichts der Tatsache, dass die Kölner seit 1288 bzw. 1475 nicht mehr an großen Kampfhandlungen maßgeblich beteiligt gewesen sind und selbst für diese beiden Feldzüge bezweifelt werden kann, dass sie in entscheidender vorderster Reihe standen, ist die Frage berechtigt, ob der gesamte militärische Aufwand, den die Stadt betrieb, am Ende nicht nur oder vornehmlich eine symbolische Funktion64 gehabt haben könnte? Wurde mit Mauern65, Geschützen, Söldnern und Bürgersoldaten nur vorgetäuscht, kriegsbereit zu sein? Hatte all das nur den Sinn, potentielle Gegner von einer Auseinandersetzung mit der scheinbar mächtigen und kampfkräftigen Stadt abzuschrecken? Oder noch nicht einmal das: Sollten die militärischen Anstrengungen wie Gebäude, Reliquienschätze und Kunst nur das Prestige der Stadt und ihrer Obrigkeit steigern, ohne jemals für den Einsatz gedacht gewesen zu sein?66 Glaubten die Kölnerinnen und Kölner wirklich daran, dass im Zweifel die Heiligen, deren Reliquien in der Stadt verwahrt wurden, die Verteidigung übernehmen würden, so dass keine diesseitigen Anstrengungen erforderlich waren?67 Sicherlich haben Armeen und militärische Infrastruktur immer auch eine symbolische Funktion nach innen und außen, so auch in Köln. Den Bürgern wird es immer lieber gewesen sein, durch das bloße Markieren von Kampfkraft ihre Ziele zu erreichen, als einen teuren und verlustreichen Krieg zu führen. Zugleich hatte auch in friedlichen Zeiten eine Armee durch ihre bloße Existenz eine symbolische Wirkung, denn sie demonstrierte die politische und soziale Stellung ihres Kriegsherrn, etwa wenn zum Empfang 63 Vgl. Schwarz, Stadt-Soldaten, S. 153; Müller, Klaus, Köln, S. 11–17. 64 Vgl. allgemein dazu Caferro, Kriegsführung, S. 271; Prietzel, Krieg, S. 124; ders., Kriegsführung; Stollberg-Rilinger/Neu/Brauner, Alles nur symbolisch? 65 Vgl. Leiverkus, Köln, S. 62–70; Behringer, Topographie, S. 128; Sieber, Reformation (zur symbolischen Funktion der Stadtmauer); Satsutani, Prozessionen. 66 Zur symbolischen Kommunikation in der Vormoderne vgl. zusammenfassend Stollberg-Rilinger/ Neu/Brauner, Bilanz. Vgl. auch Asch, Einleitung, S. 27. 67 Zu der Vorstellung der Heiligen auf der Stadtmauer vgl. z. B. Ehbrecht, Stadt, S. 200–202; ders., Cyriak. Vgl. auch Feld, Köln. Das Motiv ist im Übrigen sehr alt und schon im Alten Testament als Verteidigung Jerusalems gegen die Assyrer durch einen Engel zu finden (2 Könige 20, 35–37, vgl. Römer, Erfindung, S. 203). Das Bild von den Engeln auf der Stadtmauer, das die Kölner pflegten, könnte also neben der Architektur der Festung durchaus als Nachprägung Jerusalems zu verstehen sein. Vgl. zur jüngsten Kritik an der Jerusalem-Analogie Jansen, M., Stadtmauer.

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hochgestellter Persönlichkeiten eine Schildwache gestellt oder die Kanonen gelöst wurden.68 Insofern hatten die militärischen Anstrengungen auch Kölns in der Vormoderne immer auch eine symbolische Seite, die nicht unbedingt mit echtem Kampfwillen oder der Fähigkeit, die eigenen politischen Interessen gewaltsam durchsetzen zu können, korrelieren musste. Aber es wäre zu kurz gegriffen, aus dieser Beobachtung zu folgern, dass die Kölner Befestigungsanlagen, Waffen und Soldaten nicht dazu dagewesen wären, im Zweifelsfall auch eingesetzt zu werden und Blut zu vergießen. Das allein schon deshalb, weil ein dauerhaftes bloßes Markieren von Kampfbereitschaft nicht lange glaubwürdig gewesen wäre, wenn nicht wenigstens hin und wieder die Probe aufs Exempel stattgefunden hätte.69 Kölner Soldaten waren deshalb bis zuletzt im tatsächlichen militärischen Einsatz, und die Festungswälle wurden so instandgehalten und bewaffnet, dass eine Verteidigung möglich gewesen wäre. Spätestens seit dem endenden 15. Jahrhundert war die Stadt jedoch – wie noch auszuführen sein wird – nicht mehr dazu in der Lage, sich eigenständig in einem großen Krieg zu behaupten. Vielmehr war sie immer auf Verbündete und Unterstützung angewiesen. Daher befanden sich in jedem größeren Krieg fremde Truppen in der Stadt, denen es schnell aufgefallen wäre, wenn die Kölner Verteidigungsanstrengungen rein symbolischer Natur gewesen wären. Und sie hätten diese Erkenntnis leicht dazu nutzen können, die Herrschaft in der Stadt zu übernehmen. Zudem wurde das Kölner Stadtmilitär der Frühen Neuzeit auch nach innen gegen Aufstände und Unruhen eingesetzt. Um diese aus Sicht von Bürgermeistern und Rat sicher hoch erwünschte herrschaftsstabilisierende Funktion ausüben zu können, mussten die Stadtsoldaten einsatzbereit sein. Die Bevölkerung musste es ihnen tatsächlich zutrauen, einen Aufstand gewaltsam niederzuschlagen. Wenn also bei allen militärischen Anstrengungen Kölns eine symbolische Komponente mit bedacht werden muss, so kann doch kaum bezweifelt werden, dass diese letztlich auch mit der Absicht ins Werk gesetzt wurden, die politischen Interessen der Stadt bzw. der herrschenden Elite auch im scharfen Schuss durchzusetzen. Taten sie es jedoch auch gerne? Wie stellten sich die vormodernen Kölner zur Ausübung von Gewalt? Selbstverständlich waren sie nicht gerne das Opfer eines gewalttätigen Vorgehens eines anderen. Jedoch wie verhielt es sich, wenn sie selbst die Gewaltausübenden waren? Diese Frage ist insofern relevant, weil eine Politik der Kriegsvermeidung 68 Vgl. Luh, Kriegskunst, S. 219–223; Krischer, Reichsstädte, S. 126 und S. 198 und S. 287. 69 Vgl. auch Krischer, Reichsstädte, S. 287: Beim Einzug des Erzbischofs im Jahr 1550, der von eigenen Bewaffneten begleitet wurde, diente das Spalier der Bürgerwehr und der Stadtsoldaten an den Straßen auch als „Machtdemonstration“, die verhindern sollte, dass es zu Übergriffen des kurfürstlichen Militärs kam. Auch 1583 hatten die Kölner Truppen eine mehr als nur zeremonielle Funktion, als sie die Wahl des neuen Erzbischofs mit 1200 Mann absicherten. Und 1662 verhinderten städtische Soldaten so lange den Einzug des Erzbischofs, bis er in die Bedingungen der Stadt einwilligte. Vgl. ebd., S. 293 und S. 311.

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auf der einen Seite durch die Furcht vor der Niederlage und den zu erbringenden Opfern begründet werden könnte, auf der anderen Seite aber auch durch eine grundsätzliche Erwägung, nach der Gewaltausübung auch in einer Position der Stärke aus religiösen, (natur-)rechtlichen oder ethischen Erwägungen heraus zu vermeiden sei. Im ersten Fall würde der Gewaltverzicht gezwungenermaßen aus Schwäche oder auch Furcht erfolgen, im zweiten aus einer edlen Gesinnung heraus. Diese zweite Variante entspricht dem Konstrukt des friedliebenden Kölschtums, das seit 1945 in der Stadt gepflegt wird, und sie bestimmt deshalb auch die Wahrnehmung der Geschichte in den Kreisen professioneller und semiprofessioneller Historiographie. Innerhalb der Bürgergemeinde galten Frieden und Vermeidung von Gewalt zwischen Bürgern als hohe, unbedingt zu schützende Werte. Zudem bezog die städtische Obrigkeit einen guten Teil ihrer Legitimation aus der Wahrung dieses inneren Friedensraums auch gegen Bedrohungen von außen. Die großen Anstrengungen, die dennoch unternommen werden mussten, um Gewaltanwendung in der Stadt zu unterdrücken oder nachträglich zu ahnden, zeigen aber, dass dieser Friedensgedanke zwar zum Kernbestand bürgerschaftlicher Ideologie gehörte, nicht aber mit einer grundsätzlichen Gewaltferne friedliebender Stadtbürger zu verwechseln ist.70 Griff man schon intern leicht zum Messer oder ließ die Fäuste sprechen71, so bestand gegen Auswärtige eine Hemmung bei der Gewaltanwendung vornehmlich dort, wo aus Kalkül Zurückhaltung angezeigt zu sein schien. Wenn die Stadt Köln also auf die Ausübung militärischer Gewalt verzichtete, so war das auch der Einsicht in die eigene Schwäche geschuldet, die unnötige Gewaltanwendung zu einem risikoreichen Unterfangen machte. Dies ergibt sich aus der Betrachtung der Fälle, in denen dann doch zur Gewalt gegriffen wurde – offenbar weil man glaubte, hier folgenlos die eigene Position mit militärischen Mitteln verbessern zu können. So 1465: In diesem Jahr wurde der Treidelpfad auf dem rechten, erzbischöflichen Rheinufer beispielsweise mit Pfählen gesperrt, um im Kontext mit einer Auseinandersetzung mit dem Herzogtum Geldern den Handel auf die Kölner Seite zu zwingen.72 Das war nur erfolgversprechend, wenn die Pfähle auch geschützt werden konnten. Eine solche Aktion ist also durchaus als offensives Ausgreifen Kölns zu verstehen. Ein anderes Beispiel: Im Sommer 1582 ließ Graf Adolf von Neuenahr in provozierender Absicht in Mechtern unmittelbar vor dem Kölner Hahnentor einen kalvinistischen Prediger auftreten. Der Vorfall ordnete sich in den Versuch des Kölner Kurfürsten Gebhard Truchsess von Waldburg ein, das Erzstift zu reformieren und zu einem protestantischen weltlichen Fürstentum zu machen. Bürgermeister und Rat mussten sich von die-

70 Vgl. Frenz, Concivi, S. 147; Jansen, Stefanie, Friede; Schilp, eindracht, S. 277–278. 71 Vgl. z. B. Willkommen im alten Köln, S. 47. Zahlreiche Beispiele in HAStK Best. 125. 72 RP, Bd. 1, 1465/26.

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ser Absicht bedroht fühlen73, und zugleich verursachten die Predigten unmittelbar vor der Stadt innere Unruhe. Um dem einen Riegel vorzuschieben, wurden am 22. Juli 1588 Kanonen in Richtung Mechtern abgeschossen, womit der seinerseits in Begleitung von Bewaffneten erschienene Prediger vertrieben werden sollte. Damit hatte man tatsächlich Erfolg, und die Predigten wurden eingestellt. Dieser Akt der Gewaltanwendung war möglich, weil zum einen der Erzbischof und der Graf von Neuenahr in seinem Gefolge im sich am Horizont abzeichnenden Krieg ohnehin auf der Gegenseite stehen würden, die Kanonenschüsse also der Stadt keinen zusätzlichen Gegner schufen. Zum anderen waren die Festungswälle ausreichend stark besetzt, so dass kein erfolgreicher Angriff als unmittelbare Gegenreaktion zu erwarten war. Und schließlich hatte die Stadt die Rückendeckung des Kaisers und des Herzogs von Jülich, stand also nicht ohne Verbündete da.74 Die gewaltsame Sprengung der kalvinistischen Predigt war also weder unmittelbar riskant noch veränderte sie die politisch-militärischen Rahmenbedingungen im aufziehenden Krieg zuungunsten Kölns. Vielleicht ist es aber auch zu modern gedacht, solche Fälle von Gewaltanwendung durch die Stadt Köln allein unter dem Aspekt des situativ bedingten Gefühls der Stärke zu sehen (oder der Abwesenheit von Schwäche). Gewaltanwendung gehörte dort, wo sie als legitim wahrgenommen wurde, zum selbstverständlichen und erwartbaren Verhaltensrepertoire vormoderner Obrigkeiten. Schreckten diese davor zurück, kamen sie je nach Kontext im Zweifel ihren Pflichten nicht nach und unterminierten ihre eigene Stellung. Ein Verzicht auf eine aktive Fehdeführung im Spätmittelalter wäre beispielsweise mit dem Verzicht einhergegangen, „Selbständigkeit und Handlungsfähigkeit zu behaupten“75. Gerade weil der Erzbischof noch bis 1475 nomineller Stadtherr war und noch darüber hinaus Inhaber der hohen weltlichen Gerichtsbarkeit in Köln blieb, konnten Bürgermeister und Rat nicht darauf verzichten, den in Parallelität zum Rechtsgang zu setzenden Fehdegang konsequent zu gehen. Denn hätten sie es nicht getan, hätten sie den Erzbischöfen Tor und Tür geöffnet, um sich als Wahrer von Recht und Frieden zu präsentieren und ihre Obrigkeit zu legitimieren. In diesem Fall hatten die Streitkräfte also deshalb eine symbolische Funktion, weil sie eingesetzt wurden.

73 Weil ein protestantisches Kurfürstentum Köln nur gegen den Kaiser durchzusetzen gewesen wäre. Im Erfolgsfall wäre der neue Kurfürst im Zweifel also mächtig genug gewesen, die kaiserliche Autorität in Frage zu stellen und die Stadt Köln wieder in sein Territorium einzufügen. Vgl. dazu Plassmann, Hilliges Köln, S. 19. 74 Vgl. Bergerhausen, Stadt-Reichsversammlungen, S. 158. 75 Jerouschek/Blauert, Einigungsschwur, S. 229.

Quellen

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Quellen Für die Beantwortung der Frage danach, wer im vormodernen Köln aus welchen Gründen militärische Entscheidungen traf, ist die Quellenlage trotz an sich fast schon überreicher archivalischer Überlieferung nicht besonders günstig.76 Zwar wurden spätestens seit dem 15. Jahrhundert alle wesentlichen Entscheidungen im Rat getroffen (oder zumindest hier bestätigt, wenn sie zuvor in einem kleineren Kreis ausgehandelt worden waren), und die Ratsprotokolle sind seit dem frühen 16. Jahrhundert in dichter Folge überliefert.77 Aber diese Quellengruppe ist nicht mit einem Kriegstagebuch oder dem Protokoll eines Kriegsrats zu verwechseln, die umfangreiche Erwägungen zu den Optionen und Entscheidungen der Kriegsführung enthalten können. Zwar ließ der Rat schon seit ungefähr 1320 wichtige Beschlüsse in Memorialbüchern aufzeichnen, das ist jedoch noch nicht mit einer systematischen Protokollierung zu verwechseln.78 Militärische Fragen gehörten offenbar nicht zu dem, was aus spätmittelalterlicher Sicht dauerhaft aufzuzeichnen war. Jedenfalls erscheinen diese in den Ratsmemorialen nur kursorisch.79 Manche Entscheidungen über besonders wichtige Fragen von großer Tragweite wurden teilweise überhaupt nicht protokolliert oder schriftlich niedergelegt, nicht zuletzt, um die Geheimhaltung sicherzustellen.80 Auch nach dem 1513 erfolgten Übergang zu einer der Theorie nach vollständigen Protokollierung der Ratssitzungen wurde in aller Regel nur die Entscheidung selbst protokolliert. Es fehlen fast immer Auskünfte über Entscheidungsgründe, Diskussionen oder Mehrheitsverhältnisse.81 Auch werden Berichte und Gutachten, die die Basis für eine Entscheidung boten, meist nur kurz wiedergegeben. So kann man z. B. erfahren, dass weitere Soldaten angeworben oder Munitionsvorräte angelegt wurden. Aber es wird abgesehen von dem dahinterstehenden Gefühl einer Bedrohungslage nicht direkt klar, warum genau dies so entschieden und was genau damit bezweckt wurde. Auch die städtischen Korrespondenzen82 sind zwar seit dem 15. Jahrhundert in großer Dichte vorhanden. Allerdings sind gerade bei den ausgehenden Schreiben meist keine Vorstufen oder zu dem Schreiben führende Überlegungen und Denkschriften überliefert,

76 Zu grundsätzlichen Problemen bei der Interpretation von chronikalischen Quellen vgl. Clauss, Kriegsniederlagen, S. 108. 77 RP, Bd. 1–6; HAStK Best. 10A und Best. 10B. 78 Vgl. RP, Bd. 1, S. VII–VIII. 79 RP, Bd. 1. 80 So 1474 im Vorfeld der Belagerung von Neuss, vgl. v. d. Brincken, Köln, S. 44. Auch in der Chronistik wird das Handeln des Rats nicht explizit gemacht – vielleicht, um die Egalität der Bürgerschaft zu betonen. Vgl. Meier, R., Heinrich, S. 107. 81 HAStK Best. 10B. 82 Auf die sich Forschung auch für andere Städte stützen kann, vgl. z. B. Timpener, Reichsstadt, S. 128. In Köln handelt es sich v. a. um HAStK Best. 20A, 20B, 20C.

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so dass zwar die Ergebnisse von Diskussionsprozessen aus ihnen zu entnehmen sind, nicht aber die ausgetauschten Argumente und die Entscheidungsgrundlagen. Viele Beschlüsse von größerer politischer oder militärischer Tragweite ließ der Rat in kleineren Ausschüssen oder Kommissionen vorbereiten, die zum Teil auch als sogenannte Schickung institutionalisiert wurden. Es ist zwar davon auszugehen, dass viele Gedankengänge und Abwägungen der Schickung oder anderer Referenten im Rat zumindest als Gedächtnisstütze für den Vortrag schriftlich fixiert worden sind. Diese Quellen sind aber zumeist verloren.83 Das daraus resultierende Fehlen von Schriftlichkeit führt dazu, dass die Untersuchung der Kriegsführung der Stadt Köln vielfach auf den indirekten Schluss aus den Korrespondenzen, den Ratsprotokollen und anderen Quellen angewiesen ist, die die Durchführung von militärischen Entscheidungen festhalten. Zwar gehörte die Stadt Köln flächen- und einwohnermäßig zu den europäischen Großstädten, jedoch war sie letztlich immer noch so übersichtlich, dass ein Großteil der im Rahmen der Kriegsführungen erteilten Befehle und erstatteten Berichte bis zuletzt mündlich bleiben konnte, insbesondere wenn es sich um ein alltägliches Geschehen von geringer Tragweite handelte. Abgesehen von den Ausnahmen der Schlacht von Worringen 1288 und des Feldzugs nach Neuss 1475 führten die Kölner so gut wie nie größere Truppenkörper ins Feld, sondern konzentrierten sich auf die Verteidigung der Stadt selbst und die Aussendung kleinerer Detachements, die entweder begrenzte Aufträge hatten oder einer größeren alliierten Armee unterstellt wurden. Es fehlte also die Notwendigkeit, ein umfassendes schriftliches militärisches Befehls- und Berichtswesen zu entwickeln. Dass alltägliche militärische Entscheidungen und Planungen oft weder breit diskutiert noch schriftlichen Quellen anvertraut wurden, zeigt beispielsweise ein Vorgang aus dem Jahr 1419, als Niclais, Vogt und Herr zu Hunnoltsteyn [Hunolstein], von der Stadt 70 Gulden zu einem nicht genannten Zweck erhielt, der aber – so seine Quittung – den Stimmmeistern bekannt sei.84 Niclais war noch kurz zuvor Anführer einer Soldtruppe von 31 Pferden im Dienst der Stadt gewesen85, und die Stimmmeister waren u. a. für Angelegenheiten solcher Reitertrupps zuständig. Es liegt also nahe, dass das Geld für einen militärischen Sonderauftrag gezahlt wurde, der aber einer Geheimhaltung unterlag. Die Folge solcher Geheimhaltung ist, dass sich viele Details der Kölner Kriegsführung heute quellenmäßig kaum oder allenfalls indirekt fassen lassen. Doch wenn auf diese Weise vieles im Dunkeln bleibt, bedeutet das nicht, dass Köln keinen Krieg geführt hätte. Nie erscheint dabei eine überragende Persönlichkeit als Feldherr oder als Entscheidungszentrum. Es erübrigt sich daher bis zu einem gewissen Grade, nach der mili83 Die Gesandtschaftskorrespondenz, internen Denkschriften und Ausarbeitungen, Instruktionen usw., die z. B. für die Analyse der französischen Außenpolitik im 18. Jahrhundert herangezogen werden können, fehlen also für Köln. Vgl. zu diesen Quellen Externbrink, Friedrich, S. 16–19. 84 HAStK Best. 1 U 1/9189. 85 HAStK Best. 1 U 1/9186.

Quellen

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tärischen Einzelleistung und ihrem Zustandekommen durch Ausbildung, Erfahrung oder persönliche Anlagen zu fragen. Sicherlich wird all dies bei manchem Ratsherrn oder Bürgermeister eine Rolle gespielt haben, und sicher wird es innerhalb dieser Gruppe in Kriegszeiten immer wieder Wortführer mit entsprechender Expertise gegeben haben. In den Quellen gehen diese aber fast immer im Kollektiv unter. Bürgermeister und Rat erscheinen hier als die handelnde Obrigkeit. Nicht zufällig sind die Quellen so formuliert, dass Dissens, aber auch ein höherer Einfluss einer führenden Persönlichkeit nicht aufscheinen: Grundlage des Funktionierens der Stadtverfassung war das Dogma einer kollektiven und einigen Führung der Geschäfte und Geschicke Kölns. Bei allen inneren Gegensätzen und bei allem Einfluss bestimmter Personen oder Gruppen sollte der Rat nach außen hin, gegenüber der Stadtgesellschaft, als einmütig handelnde Institution mit einer einheitlichen Meinung auftreten.86 Aus diesen Gründen ist hier selten von einer bestimmten Person die Rede, die eine Entscheidung getroffen oder die Kölner in die Schlacht geführt habe. Männer mit größerem Einfluss auf militärische Fragen erscheinen nicht scharf genug konturiert in den Quellen, um sie ins Zentrum einer Untersuchung zu stellen. Nicht zufällig ist die Kölner Geschichte arm an Helden. Sie sind am ehesten mit dem sagenhaften Bürgermeister Grin, der einen Löwen eigenhändig getötet haben soll87, und Matthias Overstolz88 im 13. Jahrhundert zu finden und gehören damit für die Kölner schon des 15. Jahrhunderts einer genauso mythischen Vergangenheit an wie der antike Held Marsilius, der Köln angeblich in römischer Zeit einmal gerettet hatte. Das gilt erst recht für die Neun Guten Helden, die den repräsentativen Hansasaal im Rathaus schmückten und wenigstens teilweise auf kriegerische Tugenden rekurrierten.89 In der jeweiligen Gegenwart stand aber nicht das Beispiel solcher Figuren im Vordergrund, sondern das kollektiv gedachte Stadtregiment. Damit stehen auch kaum Quellen zur Verfügung, die hinter das Kollektiv blicken lassen. Kriegsführung ist daher auch in dieser Untersuchung eine Sache von Bürgermeistern und Rat, der städtischen Elite also, die in idealtypischer Weise einheitlich dachte und handelte. Innere Konflikte, widerstrebende Meinungen und Parteiungen, die es sicherlich gab, bleiben demgegenüber weitgehend ausgespart.

86 Vgl. Plassmann, Funktion, S. 60–63. 87 Vgl. Leiverkus, Köln, S. 130, Anm. 46. 88 In der Reimchronik des Gottfried Hagen wird beschrieben, wie er sich an der Spitze einer kleinen Schar 1268 bei einem durch Verrat begünstigten Überfall an der Ulrepforte an die Spitze der Verteidiger von Stadt und Freiheit stellt und nach dem Sieg an seinen Verwundungen stirbt. Siehe Hagen, Reimchronik, S. 215–223 (Zeile 5600–5812). 89 Vgl. Leiverkus, Köln, S. 138–139.

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Abb. 3  Die Chronica van der hilliger Stat van Coellen vom Jahre 1499: Marsilius im Kampf gegen die Römer vor den Toren Kölns, Bl. XLIX (1499)

Einleitung

Kriegsführung der Stadt Köln

Zur Einführung: Köln 1257/58 In den Jahren 1257 und 1258 eskalierte der Streit der Kölner Bürger mit dem Erzbischof Konrad von Hochstaden – bei dem es letztlich um die Unabhängigkeitsbestrebungen der Bürgerschaft ging – zum gewaltsam ausgetragenen Kampf.1 Als Konrad mit Bewaffneten vor der Stadt erschien, wurden diese vor der Severinspforte, also auf offenem Feld, von berittenen Kämpfern aus der Oberschicht vertrieben. In der Folge, wahrscheinlich im September 1257, blockierte der Erzbischof die Stadt und gefährdete damit die Anlage von Vorräten für den Winter. Die Bürger hatten sich unterdessen der Dienste Dietrichs von Falkenburg versichert, der als „Militärexperte“2 und gemeinsam mit einigen anderen Niederadeligen die Verteidigungsanstrengungen leitete. Unter seiner Führung versuchten die Kölner, die Blockade offensiv zu sprengen. Ein Gefecht bei Frechen brachte beiden Seiten Verluste und den Kölnern wohl leichte Vorteile, aber sie konnten keinen durchgreifenden Sieg erringen. Auf der anderen Seite handelte es sich anscheinend um keine enge und damit undurchlässige Blockade, wenn erst in Frechen weit vor den Toren der Stadt die Kämpfer aufeinandertrafen. Zu einer echten Blockade scheinen dem Erzbischof also Kräfte und Mittel gefehlt zu haben. Langsame und schwerfällige Getreidetransporte aus dem Umland wird er dennoch in bestimmter Zahl abgefangen haben, zumal er im Oktober 1257 weitere Unterstützung durch Fürsten der Region erhielt. Zugleich war auf der städtischen Seite von einer einheitlichen Kriegsführung keine Rede, denn wohl ebenfalls im Oktober zerstörten Bürger das Kloster im rechtsrheinischen Deutz, wobei ausdrücklich vermerkt wurde, dass sie ohne Genehmigung der führenden Geschlechter gehandelt hatten.3 Von einem echten Oberkommando des Falkenburgers kann daher zu diesem Zeitpunkt keine Rede sein.4 Im Frühjahr 1258 wurde dann eine Sühne ausgehandelt, die den Erzbischof in überlegener Position sah – zumal dieser die Spaltung zwischen führenden Geschlechtern und dem Rest der Gemeinde auszunutzen wusste. 1 Zum Folgenden vgl. Groten, Köln, S. 180–185. 2 Groten, Köln, S. 181. Vgl. Delbrück, Geschichte – Mittelalter, S. 428. 3 Vgl. Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 208. 4 Immerhin sicherte er noch 1262 zu, seinen damals zum Erzbischof gewählten Bruder nicht gegen die Stadt Köln zu unterstützen, so dass von einer wie auch immer angelegten fortdauernden Nahbeziehung ausgegangen werden kann. HAStK Best. 1 U 1/262.

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Kriegsführung der Stadt Köln

Aus den Vorgängen, über deren Einzelheiten allerdings die Quellen schweigen, lassen sich verschiedene Schlüsse ziehen und zugleich Fragestellungen ableiten, auf die im Folgenden immer wieder zurückzukommen ist. Zum einen war ein einheitliches Oberkommando im Köln des 13. Jahrhunderts offenbar ein Problem, das sich nur bei Einheit der gesamten Bürgergemeinde hätte lösen lassen. Innere Uneinigkeit und Zwietracht waren also Achillesfersen der Kölner Bürgerschaft, wenn es einen militärischen Konflikt auszutragen galt. Wer auch immer in Köln politisch den Ton angab, er musste sehr d ­ arauf achten, mit seinen Anordnungen und Maßnahmen keinen inneren Konflikt heraufzubeschwören, der die militärischen und politischen Anstrengungen konterkarierte. Die Folge musste eine konsensorientierte Herrschaft5 sein, und zwar gerade in Kriegszeiten, die erhebliche Kosten und Gefahren mit sich brachten und daher ein besonderes Potential für Unzufriedenheit boten. Diese Aspekte gilt es bei der Analyse des militärischen Handelns im Auge zu behalten. Zweitens lag es für die Bürgergemeinde nahe, militärische Expertise einzukaufen. Auch in späteren Jahrhunderten verließen sich die Kölner immer wieder auf Söldner. Dazu einem Fremden aber ein vollgültiges Oberkommando einzuräumen, über das alle Kräfte zu zielgerichteter Aktion hätten gebündelt werden können, war man aber offenbar weder bereit noch in der Lage. Die Kölner Kriegsführung verfolgte also andere Ziele, als höchstmögliche militärische Effektivität zu erreichen – selbst wenn das die Siegeschancen reduzierte. Und sie unterschied sich deutlich von dem Weg italienischer Stadtrepubliken, die Militärunternehmer beschäftigten, in deren Hände sie sich zugleich bisweilen begaben.6 Auch das Verhältnis zwischen angeheuerten Kämpfern und Bürgern in Waffen gilt es also bei der Untersuchung der militärischen Optionen und Entscheidungen der Stadt zu berücksichtigen. Drittens war zwar auch eine größere Fürstenkoalition nicht dazu in der Lage, den weitgespannten Mauerring der Stadt in einer engen Blockade einzuschließen oder gar förmlich zu belagern. Aber in einiger Entfernung von der Stadtmauer waren die Kölner trotzdem verwundbar, weil ihr Handelsgut und v. a. die notwendigen Lebensmitteltransporte abgefangen werden konnten. Zwar nicht alle und systematisch, aber doch auf Dauer spürbar. Hinter ihrer Mauer waren die Kölner also zugleich sicher und verwundbar. Als Gegenmittel kamen zwei Varianten in Frage, die während der Fehde von 1257/58 auch genutzt wurden: Bündnisse mit regionalen Fürsten und Herren, die eine Lücke in den Blockadering schlagen konnten, und der direkte Angriff auf einen Feind, der sich aber in die Tiefe des Raumes zurückziehen konnte, um die Blockade wieder aufzunehmen, sobald die Kölner vorbeigezogen waren. Eine letzte Alternative wäre es gewesen, Raum und feste Punkte um die Stadt herum zu besetzen, aber das hätte die Kosten und Opfer erheblich erhöht und die Chancen reduziert, Bündnisse zu schließen (weil man ja auf 5 Vgl. allgemein Meier, U./Schreiner, Regimen, S. 16. 6 Vgl. Delbrück, Geschichte – Mittelalter, S. 582–584.

Zur Einführung: Köln 1257/58

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fremdes Gebiet übergegriffen hätte). Wenn also eine weite Blockade eines mächtigen Gegners nicht mit Gewalt durch direkten Angriff zu brechen war, blieb noch die Gegenblockade in Form von Repressalien gegen die Untertanen und Besitztümer des Gegners: Plünderung, Brand, Mord auf dem platten Land und im Umfeld feindlicher Städte. Das war das übliche Geschäft einer mittelalterlichen Fehde und unter anderen Rahmenbedingungen und mit anderen Akzenten auch noch der frühneuzeitlichen Kriegsführung, und Köln bediente sich dieser Mittel wie jeder andere auch. Aber dies war im Zweifel ein langwieriger Abnutzungskrieg, der nicht rasch zu entscheiden war. Und eine rasche Entscheidung wäre den wirtschaftlichen und persönlichen Interessen der meisten Kölner wohl eher entgegengekommen. Eine Fehde gegen einen deutlich unterlegenen Gegner konnte man daher zwar leichten Herzens führen. Ein ausgewachsener Krieg gegen den Erzbischof war für die Stadt aber riskant. Hier sind Grundfragen der Strategie der Stadt berührt, die die verantwortlichen Entscheidungsträger bis zum Ende ihrer Unabhängigkeit 1794 immer wieder beschäftigten (und auch in dieser Untersuchung immer wieder Thema werden): Die Sicherheit der Stadt selbst hinter einem weitgespannten und bei entschlossener Verteidigung kaum mit den Mitteln einer regulären Belagerung einnehmbaren Mauerring – dessen Behauptung aber wenig nutzte, wenn Zufuhr und Handelsverkehr auf längere Zeit unterbrochen und abgeschnitten wurden. Die daraus folgende Notwendigkeit, auch bei einer defensiven Grundhaltung jenseits der Mauer und d. h. im Zweifel offensiv tätig werden zu müssen (direkt oder über Verbündete indirekt). Die letztendliche Schwäche der Stadt, die es ihr auch in Hochzeiten ihrer Macht nicht erlaubte, allein einen oder gar mehrere Gegner aus dem Kreis der sie umgebenden Fürsten nachhaltig militärisch zu schlagen. Und daraus am Ende folgend die Notwendigkeit, politische Kompromisse zur Kriegsbeendigung oder -vermeidung einzugehen, selbst wenn die selbstbewussten Bürger hinter ihrer Mauer unbesiegt und unbesiegbar waren.

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Kriegsführung der Stadt Köln

Rahmenbedingungen der Kölner Kriegsführung Der von der Stadtverfassung gesetzte Rahmen: Köln als kollektiver Feldherr? Der Versuch des Stanforder Historikers Ian Morris, dem Krieg in der Weltgeschichte eine produktive Kraft zuzuschreiben, die überzeitlichen und überkulturellen Gesetzmäßigkeiten folgend auch noch dem schlimmsten Gemetzel den Sinn zuschreibt, dass der Sieger in seinem erweiterten Machtbereich für Ruhe, Ordnung und Kultur sorgen könne, hält sicherlich in dieser Form nicht dem Vetorecht der Quellen stand.1 Treffender ist das auf Otto Hintze zurückgehende Bild vom Krieg als ein – nicht das – „Schwungrad an der Staatsmaschine“2 der europäischen Frühen Neuzeit. Damit ist gemeint, dass Aufbringung, Ausrüstung und Einsatz von Truppen oder Marinen sowie Bau und Unterhalt von Festungen spätestens seit dem 16. Jahrhundert so hohe fiskalische, logistische und organisatorische Anforderungen an die nach und nach werdenden Staaten stellten, dass sie geradezu zur Ausbildung von dem gezwungen waren, was später zu staatlichen Strukturen werden sollte. Einfache Beispiele hierfür sind die Einführung von Steuern, um die Heere finanzieren zu können, oder die Erfassung von Untertanen, die bei Bedarf zu einer Form von Militärdienst herangezogen werden sollten. Solche Zusammenhänge lassen sich auch im vormodernen Köln beobachten. Denn auch hier mussten Steuern erhoben oder andere Finanzquellen erschlossen werden, um Kriege vorzubereiten und zu führen. Dazu entstanden bereits im Mittelalter politische und administrative Strukturen, und über die Bürgerwehr wurde auch auf den einzelnen männlichen Kölner zugegriffen, der sich einem gemeinsamen Ziel unterzuordnen hatte und auf diese Weise diszipliniert wurde. Wer traf aber die militärischen Entscheidungen mit welcher Legitimation, wer bildete die administrativen Strukturen aus, wer disziplinierte die Bürger? Erst im späten 15. Jahrhundert erreichte die Stadt Köln durch kaiserliches Privileg den Status einer freien oder Reichsstadt, der allerdings vom vorherigen Stadtherrn, dem Erzbischof von Köln, niemals vollständig anerkannt wurde.3 Formal hätten die Kölner ohne ihren Erzbischof also bis 1475 überhaupt nicht Krieg führen können. Jedoch handelt es sich bei dieser Einschätzung tatsächlich um eine reine Formalie. In der Praxis erreichten die Stadtbürger bereits im 12. Jahrhundert etwas, was die ältere Forschung Wehrhoheit4 nannte: Die Möglichkeit, die eigene Stadt zu verteidigen und militärische Entscheidungen selbst zu treffen. Sie konnten 1180 den Bau einer erheblich erweiterten Stadtmauer auch gegen den Erzbischof erreichen und traten damit als ein militärisch eigenständig handelnder 1 Morris, Krieg. 2 Kroener, „Schwungrad“. Vgl. auch Neugebauer, Staat; DeVries, Gunpowder. 3 Tatsächlich hatte er mit der Verfügung über das Hohe Weltliche Gericht nach wie vor wichtige Herrschaftsrechte in der Stadt. Vgl. zuletzt Schwerhoff, Köln, S. 113–123. 4 Z. B. Wübbeke, Militärwesen, S. 74.

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Faktor in das Licht der Geschichte. Tatsächlich lässt sich diese Tat – die Durchsetzung des Rechts auf eine eigene Mauer von einer Größe, die der Erzbischof allein nicht mehr bezwingen konnte – an den Beginn der Entwicklung zur Reichsfreiheit stellen.5 Es ist dennoch nicht leicht zu sagen, wer denn eigentlich die taktischen und strategischen Entscheidungen traf, wenn die Kölner im Hoch- und Spätmittelalter ihre Mauer bauten oder in den Krieg zogen, wer also ihr (vielleicht kollektiver) Feldherr6 war. Im 12. und 13. Jahrhundert entstanden oder verfestigten sich mit Schöffenkollegium, Richerzeche und Rat mehrere, sich personell und hinsichtlich ihrer Kompetenzen überschneidende Gremien, die die politischen Geschicke der Gemeinschaft aller Bürger Kölns leiteten. Jedoch sind ihre genauen Kompetenzen zum einen aus den Quellen häufig nicht klar erkennbar, zum anderen unterlagen sie auch einem teils langsamen, teils in Phasen von Auseinandersetzungen schnellen Wandel, und eine Arbeitsteilung zwischen Ämtern und Verwaltungseinrichtungen entwickelte sich nur langsam.7 Es kann daher kaum zuverlässig angegeben werden, wer genau mit welchen Zielen eine politische oder militärische Entscheidung traf. Da in diesem Bereich keine Einzelperson als eindeutiger Anführer hervortrat, ist indes von Beginn der Kölner Unabhängigkeitstendenzen an von Gruppen und Gremien auszugehen, die Entscheidungen in unterschiedlichen Konstellationen kollektiv fällten. Beobachten können wir auf dem Feld der Kriegsführung indes zumeist nur die Entscheidung selbst bzw. ihre Auswirkungen.8 Zentraler Akteur der politischen Willensbildung – und damit auch der Willensbildung in militärischen Fragen – wurde seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert mehr und mehr der Rat.9 Seit 1396 bestand er nach den Bestimmungen des Verbundbriefs, der zentralen Verfassungsurkunde bis zum Ende des 18. Jahrhunderts10, aus 49 Ratsherren, von denen jeweils die Hälfte halbjährig wechselte. 36 von ihnen wurden nach bestimmten

 5 Vgl. Stehkämper/Dietmar, Köln; Plassmann, Stadtgeschichte.  6 Vgl. Storm, Kreis, S. 21, zur aus moderner militärfachlicher Sicht widersinnigen, in der Vormoderne aber durchaus denkbaren Idee eines vielköpfigen Feldherrn.  7 Vgl. Pitz, Schrift- und Aktenwesen, S. 35–50.   8 Zu Auseinandersetzungen innerhalb der Bürgerschaft um Fragen von Krieg und Frieden um 1200 vgl. Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 95–97. Das Zurücktreten des einzelnen Entscheidungsträgers zugunsten kooperativen Handelns ist auch im Fall der Hanse zu beobachten. Vgl. Puhle, Vitalienbrüder, S. 10.   9 Vgl. zur Stadtverfassung nach 1396 Dreher, Einleitung, S. 17–36; Pitz, Schrift- und Aktenwesen, S. 50– 55. Vgl. auch Bönnen, Ratsherrschaft, S. 103. 10 Die Bestimmungen des Verbundbriefs blieben zwar in Kraft, mussten aber natürlich im Verlaufe der Jahrhunderte der gewandelten Lebenswirklichkeit entweder formal (v. a. durch den Transfixbrief von 1513) oder gewohnheitsrechtlich angepasst werden. Bei allem Wandel blieb jedoch die Grundstruktur der Verfassung erhalten. Eine Verfassungsgeschichte Kölns wäre für die Frühe Neuzeit noch zu schreiben. Im Kontext dieser Untersuchung müssen jedoch nicht alle Wendungen der inneren politischen Diskussion nachgezeichnet werden, weil es nicht darauf ankommt, wer etwa auf welchem Weg in den Rat gelangt war, um seine militärischen Entscheidungen zu analysieren.

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Kriegsführung der Stadt Köln

Schlüsseln von den Gaffeln11 gewählt, der Rest als sogenanntes Gebrech kooptiert. Zwei Bürgermeister wurden vom Rat gewählt. Sie amtierten jeweils ein Jahr und durften nicht unmittelbar wiedergewählt werden. Daraus erwuchs die Praxis, bestimmte Personen in mehr oder minder festem Rhythmus immer wieder in das Amt zu bringen und sie zwischenzeitlich mit anderen wichtigen Ämtern zu betrauen. Negativ betrachtet entstand aus dieser Praxis erneut eine Oligarchie, die eigentlich mit dem Verbundbrief hatte abgeschafft werden sollen. Positiv gewendet wurde so sichergestellt, dass die Geschäfte der Stadt von erfahrenen Männern mit einer gewissen Kontinuität geführt werden konnten. Alle wichtigen Entscheidungen fielen hier, wurden hier vorbereitet oder von hier delegiert. Der Rat war und blieb also als kollektiver Akteur ein bedeutendes Entscheidungszentrum auch für militärische Fragen – eine unbequeme Erkenntnis für jeden, der im militärischen Bereich auf der Suche nach großen Feldherrn und ihren einsamen Entscheidungen ist. Da die Ratsprotokolle in den seltensten Fällen Verfechter bestimmter Meinungen benennen, ist es zumeist nicht möglich, Entscheidungen auf konkrete Personen zurückzuführen.12 Immer wieder wird daher im Folgenden unbestimmt von Bürgermeistern und Rat die Rede sein, die eine Entscheidung trafen. Es ist gerade in Kriegszeiten häufig davon auszugehen, dass es kontroverse Diskussionen gab. Wo sie aber nicht dokumentiert sind, kann am Ende nur das Ergebnis nach formal erreichter oder vorgeblicher einmütiger Entscheidung analysiert werden. Denn bei allen inneren Konflikten traten Bürgermeister und Rat nach außen hin als Einheit auf.13 Ganz bewusst wurde so vermieden, dass einzelne Männer eine übermächtige Position einnehmen konnten, jedenfalls offiziell und nach außen hin. Wenn auch gerade in Kriegszeiten davon auszugehen ist, dass es am Ende doch wenige Meinungsführer waren, die den Rat lenkten, so blieb er formal ein einheitliches Gremium gleichberechtigter Männer, das überdies die Rückbindung an die Interessen der Gemeinde suchte. Dabei handelte es sich nicht nur um eine Inszenierung, denn die Anführer blieben tatsächlich in vielfacher Hinsicht auf den Konsens der Bürger angewiesen, um ihre Herrschaft ausüben zu können. Im Verbundbrief ist zwar vom Krieg die Rede, jedoch nicht von der Kriegsführung. Gleich im ersten Abschnitt wird festgesetzt, bei welchen Angelegenheiten der Rat nicht allein entscheiden durfte, sondern mit den sogenannten 44ern einen erweiterten Rat aus allen Gaffeln einberufen musste, der für die gesamte Gemeinde stand (und zu seiner Bezeichnung als „44er“ gekommen war, weil jede der 22 Gaffeln zwei Ver-

11 Jeder Bürger gehörte einer der 22 Gaffeln an, die sich aus Kooperationen von Kaufleuten und Handwerker-Zünften zusammensetzten und seit 1396 den Rat wählten. Vgl. Hillen, Gaffel. 12 Ratsprotokolle in HAStK Best. 10A und 10B. Der Verzicht auf namentliche Benennung von Meinungen oder Diskussionsbeiträgen entspricht der hohen Bedeutung, die Einheit und Einmütig des Rats als Ausdruck des inneren Friedens der Bürgergemeinde zugemessen wurden. Vgl. Bönnen, Ratsherrschaft, S. 101. 13 Vgl. Krischer, Reichsstädte, S. 189; Plassmann, Funktion, S. 62.

Rahmenbedingungen der Kölner Kriegsführung

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treter entsandte).14 Prominent ist bei diesen Fragen die „hervart“15 (Heerfahrt) an die erste Stelle gerückt. Es folgen die mittelbar zur Sphäre des Krieges zu zählenden Bündnisse und Verträge mit anderen Mächten sowie eine Begrenzung der Ermächtigung zu Ausgaben auf 1000 Gulden, die sich auch auf die Fähigkeit auswirkte, einen Kriegszug zu finanzieren. Da zur Kriegsführung bekanntlich drei Dinge gehören – nämlich Geld, Geld und Geld16 – waren Bürgermeister und Rat also wenigstens im Grundsätzlichen auf die Zustimmung der durch die 44er repräsentierten Bürgergemeinde angewiesen, auch nachdem sie einmal einer Heerfahrt zugestimmt hatte. Obgleich sich dieser erweiterte Rat nicht in die Alltagsgeschäfte einmischte, mussten die Entscheidungsträger doch immer bemüht sein, den Konsens mit der gesamten Bürgerschaft nicht zu gefährden. Denn früher oder später hätten ihnen dann die Mittel gefehlt, ihre Politik fortzusetzen – um von der Gefahr von Unruhen und Aufständen ganz zu schweigen. Kriegsführung war deshalb wie viele andere Politikfelder auch nach Möglichkeit konsensorientiert zu betreiben. Das schloss tendenziell hohe Kosten, hohe Verluste und hohes Risiko aus und führte zu einer Bevorzugung von defensiven Zielsetzungen und kostengünstigen Lösungen. Denn über diese ließ sich deutlich leichter Konsens herstellen und erhalten, als dies bei einem aktiv geführten Angriffskrieg der Fall gewesen wäre. Sicherheit, Schutz, Verteidigung, die Wahrung des gemeinen Besten und ähnliche Begründungen standen also so gut wie immer im Vordergrund bei Ausführungen des Rates im Hinblick auf Ausgaben für militärische Zwecke.17 Was genau ist jedoch mit einer Heerfahrt im Sinne des Verbundbriefs gemeint? Ausschließlich ein groß angelegter Feldzug, oder auch die Entsendung weniger Söldner zu einer begrenzten, vielleicht rechtswahrenden Aktion? Der Verbundbrief selbst kennt weitere Bestimmungen, die eine automatische Gewaltanwendung ohne Einberufung der 44er erforderten und die in der Praxis weitaus häufiger zu erwarten standen als ein förmlicher Krieg: Abschnitt 8 legt fest, dass gewaltsamer Widerstand gegen Entscheidungen des Rates von allen Gaffeln gemeinsam gewaltsam zu brechen war, und 14 Zur Vertretung der Gesamtgemeinde vor 1396 vgl. Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 207–209. Zudem wurden die städtischen Banner von den 22 Bannerherren kontrolliert, von denen vier die vier Schlüssel zur Bannerkiste innehatten. Angesichts der hohen symbolischen Bedeutung des Banners für die Kriegsführung jedenfalls des 15. Jahrhunderts war es dem Rat daher nicht möglich, eine Heerfahrt ohne Konsens der Bannerherren zu initiieren. Vgl. Schäfke/Trier, Mittelalter, S. 25–26; Prietzel, Kriegsführung, S. 320–323 und S. 329–347 (allerdings ohne Diskussion der Frage, inwieweit der adelige Diskurs um das Banner von Kommunen rezipiert wurde). 15 Der Verbundbrief ist abgedruckt bei Dreher, Texte, Nr. VI, Zitat S. 57. 16 Dieses Bonmot wird unterschiedlichen Quellen zugeschrieben, u. a. dem kaiserlichen Feldherrn Monte­ cuccoli im 17. Jahrhundert. 17 Siehe nur als Beispiel HAStK Best. 30N A 1201, fol. 6r–v (1670 im Hinblick auf Rüstungen für den bevorstehenden Holländischen Krieg). Entsprechendes lässt sich für alle Kriegsperioden in den Ratsprotokollen nachweisen (HAStK Best. 10B). Dass städtische Obrigkeiten bei der Kriegsführung grundsätzlich den Konsens der Bürgerschaft im Auge behalten mussten, zeigt auch Schilp, Reichsstadt, S. 170.

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Kriegsführung der Stadt Köln

Abschnitt 9 fordert von ihnen Waffenhilfe für den Rat gegen Aufruhr.18 In beiden Fällen ist zwar innere Opposition gemeint. Aber ein Übergreifen von inneren Kämpfen nach außen (und umgekehrt) lag keineswegs außerhalb der Möglichkeiten. Es gab also durchaus Ansatzpunkte und Interpretationsspielraum für Bürgermeister und Rat, auch ohne Einberufung der 44er politische Ziele mit Gewalt zu verfolgen. Aber dies blieb schon allein deshalb auf eine alltägliche Gewaltanwendung im kleinen Maßstab begrenzt, weil für die Aufstellung einer größeren Truppe aus finanziellen Gründen die 44er und damit die gesamte Gemeinde wieder einzubeziehen gewesen wären. Der sogenannte Summarische Extract aus dem Jahr 1610 – eine letztlich allerdings nicht in Kraft gesetzte Reform der Stadtverfassung – bestätigte bezüglich der „Heerfarth“19, der Bündnisse mit auswärtigen Mächten sowie der eingeschränkten Kompetenz zu Ausgaben den Verbundbrief (sollte aber die Zusammensetzung der Gaffelvertreter ändern). Die militärischen Kompetenzen des Rats hätten aber ausgeweitet werden sollen: Er wurde dazu ermächtigt, Ausgaben über 1000 Gulden für die Bevorratung von Salpeter und für Geschütze selbst zu tätigen, sofern dazu keine Anleihe aufgenommen werden musste. Auch durfte er je nach Gefahrenlage Soldaten anwerben und wieder entlassen, die „zu defension geimener Statt unndt Burgerschafft nötig“20 waren, also nicht für einen Angriffskrieg. Auffällig ist der Gebrauch des damals nicht mehr üblichen Terminus Heerfahrt, der damit im 17. Jahrhundert offenbar genauso wenig klar definiert war wie schon 1396. Es blieb dabei, dass kleinere und Sofortmaßnahmen insbesondere zum Schutz der Stadt vor drohenden Gefahren von Bürgermeister und Rat allein eingeleitet werden konnten, dass sie auch einen einmal genehmigten Krieg in einem gesetzten Rahmen selbst führen konnten, dass aber letztlich eine erfolgreiche Kriegsführung nur möglich war, wenn die Bürgergemeinde weitgehend einig über Ziele und Mittel war. Weder konnten die führenden Geschlechter vor 1396 und danach die etwas offenere, jedoch dennoch nach sozialem Ansehen und politischen Einfluss deutlich von dem Rest der Gemeinde abgehobene Ratselite nach Belieben über Köln herrschen. Ihre Legitimation zogen Bürgermeister und Rat auch aus einer Amtsführung, die auf Zustimmung bei wenigstens einem großen Teil der Beherrschten traf – sonst drohten offener Ungehorsam oder Unruhen wie 1482, 1513, 1525, 1608/1610 oder 1683/1686, allesamt Ausflüsse einer „kölnischen Tradition innerer Unruhen“21. Zentral waren dabei die Vorstellung des Gemeinwohls oder des gemeinen Besten, die zu fördern und zu unterstützen waren, sowie die innere Einmütigkeit der Gemeinde als Wert an sich.22 Die politische Elite 18 19 20 21 22

Dreher, Texte, Nr. VI, hier S. 59. Der Summarische Extrakt ist abgedruckt bei Dreher, Texte, Nr. IX, Zitat S. 79. Dreher, Texte, Nr. IX, Zitat S. 79. Schwerhoff, Köln, S. 67. Vgl. auch ebd. S. 156–158; Bergerhausen, Köln, S. 25–27 und 349–371. Vgl. dazu die Belege aus der spätmittelalterlichen Kölner Chronistik bei Hanauska, „Historia“, S. 484– 485 („Einigkeit“) und S. 495–499 („Macht“). Vgl. auch Meier, U./Schreiner, Regimen, S. 16–17; Meier, U., Gemeinnutz, S. 56–61.

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musste bei ihren Entscheidungen im Auge haben, sich gegenüber der Bürgerschaft nicht zu delegitimieren und so selbst ihre Stellung zu untergraben bzw. einen Aufstand zu provozieren. Das bedeutete auf der einen Seite, hohe Kosten und Verluste in der Kriegsführung zu vermeiden.23 Auf der anderen Seite war es aber auch ihre Pflicht, die Interessen und die Integrität der Bürgergemeinde zu verteidigen und dazu gegebenenfalls auch militärische Gewalt einzusetzen. Sie bewegten sich daher auf einem schmalen Grat zwischen zu viel und zu wenig Kriegsführung.24 Das gilt bis in die Details: Als 1552 wegen eines befürchteten französischen Angriffs die Wachen verstärkt werden sollten, nahm man auf die Belastung der Bürger Rücksicht und legte fest, dass die Nachtwache auf den Pforten von den Ratsherren und den 44ern selbst geleistet werden mussten, die sie beschlossen hatten.25 Ebenfalls 1552 stellte man fest, dass die Hauptleute des Bürgeraufgebots und die Turmherren zwar vor einigen Jahren durch die Kirchspiele gegangen waren, um Kupfer und Geld für das Gießen von Büchsen zu sammeln. Aber nur einige Kirchspiele hatten tatsächlich Büchsen gießen lassen. Andere hatten zwar Geld und Kupfer gesammelt, aber nichts damit unternommen, und wieder andere hatten gar nichts veranlasst. Also wurde erneut geboten, die Beiträge aus den Kirchspielen einzusammeln, aber nur von den Besitzenden, während die Unvermögenden nicht herangezogen werden sollten.26 Letzteres wäre ein interessantes Detail in einer Geschichte der bürgerlichen Lastenteilung. In diesem Zusammenhang zeigt der Vorgang den Rat als eine treibende Kraft bei der Modernisierung des Waffenarsenals, zugleich aber auch die Kirchspiele und nachgeordneten Amtsträger in einer ausführenden oder verhindernden Rolle. Nur wenn auf beiden Seiten der Hierarchie am selben Strang gezogen wurde, konnten kostspielige Bewaffnungsprojekte erfolgreich umgesetzt werden.27 Daraus lässt sich nun nicht ableiten, dass die gesamte Stadt in dem Sinne kollektiver Feldherr gewesen sei, dass über die einzelnen Maßnahmen auf offener Straße diskutiert und entschieden wurde. Aber schon aus der Stadtverfassung ergibt sich, dass niemand eigenständig ohne weiteres zum eigenen höheren Ruhm oder zur Erreichung anderer persönlicher Ziele das militärische Potential Kölns in die Waagschale werfen konnte. Bürgermeister und Rat konnten sich zwar gegenüber der Bürgergemeinde im Verlaufe der Zeit mehr und mehr als die Kölner Obrigkeit etablieren und Gehorsam einfordern. Aber sie hatten sowohl auf die Einwohner als auch auf das vom Mauerring eingefasste 23 Vgl. mit Blick auf süddeutsche Reichsstädte Friess, Krisenmanagement, S. 120. 24 So führte z. B. die militärisch zwar nachvollziehbare, aber doch übereilt durchgeführte Kapitulation von Florenz gegenüber Frankreich 1494 zu einem Volksaufstand. Vgl. King, Machiavelli, S. 24. 25 HAStK Best. 10B A 16, fol. 135v (Ratsprotokoll 25.4.1552). Zum Hintergrund vgl. Friess, Krisenmanagement. 26 HAStK Best. 10B A 16, fol. 140r (4.5.1552). 27 Hier liegt der Vergleich zur Stellung der Landstände im frühneuzeitlichen Territorialstaat nahe, die trotz aller „absolutistischer“ Tendenzen gerade auf dem Feld der Kriegsfinanzierung zu wichtig blieben, um sie einfach zu übergehen. Vgl. Neugebauer, Staat.

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Abb. 4  Darstellung der Immunität von St. Gereon (1646)

Gebiet28 keinen vollständigen oder exklusiven Zugriff. Insbesondere die geistlichen Einrichtungen sowie die Universität und ihre jeweiligen Angehörigen saßen zwar im Krieg mit den sonstigen Einwohnern Kölns in einem Boot, unterstanden aber weder politisch noch rechtlich zuverlässig der städtischen Herrschaft und verfügten teilweise auch räumlich über Immunitäten, in denen städtische Amtsträger nichts zu sagen hatten.29 Das hatte zur Folge, dass v. a. die Geistlichkeit auch in finanzieller Hinsicht nicht zur Unterstützung der Verteidigungsmaßnahmen gezwungen werden konnte, denn sie unterlag nicht der direkten städtischen Besteuerung. Auch bei der Einquartierung und der Versorgung von Truppen in der Stadt war der geistliche Immobilienbesitz zunächst einmal ausgenommen.30 Da auf der anderen Seite die Klöster und Stifte selbst in der Regel ein Interesse daran haben mussten, dass die sie umgebende Stadt nicht von feindlichen Truppen angegriffen oder gar eingenommen werden konnte, trugen sie immer wieder 28 Bei einigen Kölner Immobilien handelte es sich beispielsweise um brabantische Lehen, siehe z. B. HAStK Best. 1889 U 60, A 63 und A 64. 29 Vgl. Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 205, sowie am Beispiel des Brandschutzes Plassmann, Abgrenzung, S. 52–53. Eine Darstellung der Immunität von St. Gereon aus dem 17. oder 18. Jahrhundert zeigt einen bewaffneten Wächter am Eingang – ein deutliches Zeichen dafür, dass hier die städtische Herrschaft endete: HAStK Best. 1889 Pl 124. 30 Siehe z. B. HAStK Best. 33 A 178.

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freiwillig zu den Lasten bei.31 Das musste aber jeweils ausgehandelt werden.32 Zwar unterstützten die geistlichen Einrichtungen so immer wieder die Stadtverteidigung33, aber sie hätten das sicher niemals allein zum höheren Ruhm eines aufstrebenden Bürgermeisters getan. Das war bei einer rein defensiv ausgerichteten Kriegsführung anders, so dass die Ressourcen der Geistlichkeit tendenziell nur zu mobilisieren waren, wenn ein Verteidigungskrieg geführt wurde. Wie die Stadtverfassung insgesamt setzte auch dieser Umstand den militärischen Ambitionen Grenzen – sowohl denen einzelner als auch denen der Stadt insgesamt, die ihre bis zuletzt großen wirtschaftlichen und personellen Ressourcen für ihre Verteidigung aufbringen mochte, nicht aber auf militärische Abenteuer aus war. Dies gilt es letztlich auch bei der Beurteilung des militärischen Handelns der Stadt im Blick zu behalten: Diese muss von den Zielen ausgehen, die sich die Kölner tatsächlich gesetzt hatten und auf die ihr politisches System ausgerichtet war – und nicht wie oft geschehen von vermeintlich überzeitlichen militärischen Prinzipien, wobei häufig das Handeln eines in die Fläche gehenden Fürstenstaates als Maßstab genommen wurde. In Köln gab es so keinen mächtigen Feldherrn oder Anführer. Krieg wurde vielmehr soweit möglich konsensorientiert geführt, unter Vermeidung von allzu großen Opfern, Kosten und Risiken. Die Stadt insgesamt oder wenigstens die Gemeinschaft der in den Gaffeln organisierten Bürger waren dabei durchaus so etwas wie ein kollektiver Feldherr, jedenfalls auf einer übergeordneten strategischen Ebene. Militärische Kompetenzen in der Kölner Stadtgesellschaft Bürgerliche Ritter, ritterliche Bürger?

Nachdem eine Entscheidung für einen Krieg im Konsens der Bürgergemeinde zustande gekommen war, stellte sich immer noch die Frage, wer dann eigentlich konkret in diesen Krieg zog, wer die Truppen auf den unterschiedlichen Ebenen führte und wer dazu in der Lage war, dies auch im Gefecht zu tun? Gab es im friedlichen Köln Männer, die diese Aufgaben wahrnehmen konnten, oder musste man sich dazu auswärtiger Experten bedienen? Im Mittelalter ist zur Beantwortung dieser Frage vom schwer gepanzerten Berittenen auszugehen, der das Rückgrat der Feldarmeen bildete – dem Ritter. Wenn über Ritter geschrieben wird, dann sind es häufig die ländlichen Niederadeligen auf einer Burg, im Turnier oder am Fürstenhof, die im Fokus stehen. Vieles an der Figur des idealen Ritters 31 Die freiwilligen Leistungen einzelner Geistlicher im Jahr 1632 sind beispielsweise verzeichnet in HAStK Best. 70 A 1320. 32 Siehe z. B. für 1704 HAStK Best. 10B A 151, passim. 33 Oder sie ließen zumindest in kriegerischen Zeiten Konflikte ruhen, siehe z. B. HAStK Best. 1 U 1/9223 (1419 stimmen die Kölner ausdrücklich unter Verweis auf den damaligen Konflikt mit dem Erzbischof einem Kompromiss um den Weinzapf auf zwei Jahre zu).

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ist allerdings konstruiert – durch das kulturelle Gedächtnis späterer Jahrhunderte, aber auch schon durch das Spätmittelalter selbst.34 Genauso konstruiert wurde die Figur des freien Bürgers im Gegensatz zum adeligen Knecht.35 Wie verhielt es sich aber im spätmittelalterlichen Köln tatsächlich? Wenn zu einer adeligen Lebensweise auch die Beherrschung militärischer Fertigkeiten in Theorie und Praxis gehörten, ist zunächst nach den diesbezüglichen Verhältnissen bei der Kölner Oberschicht zu fragen. Bestrebungen, Anschluss an den Adel zumindest in der Titulatur zu finden, lassen sich bei einzelnen Kölnern schon im frühen 13. Jahrhundert belegen. Zugleich begegnen auch Siegel, die sich an niederadeligen Gebräuchen orientieren. Allerdings fällt beim ältesten erhaltenen Bürgersiegel von 1226 das Fehlen militärischer Attribute auf.36 Schon eine grobe Durchsicht der Quellen lässt dann erkennen, dass es im Spätmittelalter in der Stadt nicht an Personen mangelte, die den Rittertitel führten. Die Selbstbezeichnung als Ritter findet sich sehr häufig in Urkunden, die Mitglieder der Kölner Oberschicht im 14. oder 15. Jahrhundert ausgestellt haben.37 So beispielsweise bei Johan Scherfgin, der 1379 eine Fehde gegen die Stadt beendete.38 Costin van Lijsenkirchen [Lyskirchen] bezeichnete sich in einer Leibzuchtquittung 1415 als Ritter und Schöffe. Sein Siegel zeigt das Wappen der Familie Lyskirchen mit einer Helmzier.39 Umgekehrt führten aber auch Patrizier auf ihrem Siegel eine Helmzier über dem Wappen, ohne dass sie sich im Text als Ritter bezeichneten – so etwa Johan Birckelein [Birklin] ebenfalls in einer Leibzuchtquittung aus dem Jahr 1415.40 Die Helmzier im Wappen von Angehörigen Kölner Geschlechter ist also kein sicheres Merkmal zur Unterscheidung von Adel und Bürgertum41 – wenn diese Unterscheidung vor dem Ende des 15. Jahrhunderts überhaupt so tragfähig wie häufig vermutet ist.42 Die Ritterwürde konnte ursprünglich theoretisch nur durch eine zeremonielle Übertragung persönlich erlangt werden, also durch Schwertleite oder Ritterschlag, während die Ausbildung eines erblichen Ritterstandes als Niederadel seit dem 15. Jahrhundert einsetzte. Es ist daher davon auszugehen, dass die stadtkölnischen Ritter des Spätmittel34 Vgl. Rödel, V., Ignobiles; Keen, Rittertum, S. 157–190 und S. 336. 35 Zur hohen Bedeutung von Ministerialität für die Entwicklung auch Kölns vgl. Schulz, Richerzeche; ders., Ministerialität – Problem, S. 133. 36 Vgl. Groten, Köln, S. 79–84. 37 So häufig z. B. in HAStK Best. 1, dass sich Einzelangaben erübrigen. Vgl. auch Peters, Alter, S. 12; Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 160; Wenzel, Selbstverständnis; Groten, Köln, S. 279–282. 38 HAStK Best. 1 U 1/3216. 39 HAStK Best. 1 U 1/8447. 40 HAStK Best. 1 U 1/8456. 41 Die gängige Meinung, dass die Helmzier ein Vorrecht des Adels gewesen sei, ist folglich durchaus kritisch zu hinterfragen bzw. im Hinblick auf das zu modifizieren, was als Adel betrachtet wird. Vgl. etwa Henning, Wappen, S. 356; Spiess, Aufstieg, S. 14. 42 Vgl. Schulz, Richerzeche. Einen Reflex auf die Gemachtheit des Standesunterschieds seit dem endenden Spätmittelalter bilden die Diskussionen um den Vorrang der Reichsstädte gegenüber den Reichsrittern und umgekehrt im 17. Jahrhundert. Vgl. dazu Krischer, Reichsstädte, S. 81–193.

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Abb. 5  Wappen der Kölner Geschlechter aus Heinrich van Beeck, Agrippina (nach 1475)

alters irgendwann in ihrem Leben auf diese Weise zeremoniell aufgewertet worden waren. Jedoch musste das nicht unbedingt auf Basis einer Bewährung in einem echten Kampf geschehen, sondern konnte auch anlässlich eines Turniers, eines (höfischen) Festes oder auch einer Pilgerfahrt ins Heilige Land geschehen sein.43 Hinsichtlich der Frage nach der tatsächlichen Kompetenz zur Kriegsführung führt die Ritterwürde allein also nicht wesentlich weiter, denn ein Bürger mochte aus Prestigegründen den Rittertitel im Sinne eines Ausweises gehobener sozialer Stellung erlangt haben44 oder sein Haus mit Turnierfresken schmücken45, ohne sich jemals in einen Kampf oder ein Turnier begeben zu 43 Vgl. Rödel, V., Ignobiles; Keen, Rittertum, S. 101–127; Prietzel, Kriegsführung, S. 247–258. 44 Obgleich umgekehrt im Spätmittelalter längst nicht alle Adeligen den Rittertitel erwarben. Vgl. P ­ rietzel, Kriegsführung, S. 258–261. 45 Turnierfreksen aus dem 13. Jahrhundert sind im Overstolzenhaus zu finden, abgebildet bei Lehnart, Kampfweise, S. 161. Vgl. allgemein Prietzel, Kriegsführung, S. 84.

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haben.46 Das traf aber keineswegs auf alle so zu. Im 14. und 15. Jahrhundert wurden in Köln zahlreiche Turniere abgehalten, an denen sich auch zumindest teilweise Kölner Bürger als Mitkämpfer beteiligten. Sie traten dabei gegen Adelige der Umgebung an und unterstrichen so ihren Anspruch auf eine adelsgleiche Stellung.47 Das gilt auch für das Wohnen. Die ältere Meinung, dass im Mittelalter Rittertum grundsätzlich mit einer Burg und umgekehrt daher eine Burg grundsätzlich mit Adel verbunden gewesen sei, hat die neuere Forschung als so nicht haltbar erwiesen. Zahlreiche Personen und Familien, die dem Adel zuzurechnen sind, lebten auf ländlichen Höfen, die keinen Burgcharakter aufwiesen.48 Es spricht daher nichts dagegen, auch in der mittelalterlichen Stadt Adel zu vermuten, auch wenn er eben über keine Burg verfügt hat. Obgleich eine Burg also kein zwingendes und alleinstellendes Merkmal für Adel ist, so ist auf der anderen Seite nicht von der Hand zu weisen, dass das Wohnen in einem repräsentativen Gebäude, vorzugsweise jedenfalls zunächst ausgestattet mit wehrhaften oder pseudo-wehrhaften Elementen, dazu dienen konnte, einen Adelsrang zu erlangen, zu behaupten oder zu festigen.49 Repräsentatives Wohnen50 könnte also auch in der Stadt durchaus dazu gedient haben, nicht nur bürgerlichen Reichtum zur Schau zu stellen, sondern auch Anschluss an den Niederadel zu finden, der sich auf dem Land und im Dienst der umliegenden Fürstentümer fand. In diesem Zusammenhang fällt auf, dass verschiedene führende Kölner Geschlechter im Spätmittelalter in den Besitz von Teilen der Stadtmauer gelangten, darunter in den von Türmen.51 Diente die Mauer als zweifellos wehrhaftes Gebäude hier als Burgersatz und damit zur Markierung des Anspruches, einer adeligen Sphäre zugerechnet zu werden – zu der dann auch ritterlich-militärische Qualitäten52 gehörten? Repräsentativer Anschluss an den Niederadel53 war jedenfalls bei führenden Kölner Familien im Spätmittelalter nicht außergewöhnlich.54 Das lässt sich auch auf der Ebene der Kleidung beobachten: 1476 beschränkte eine Kleiderordnung die Pracht der Gewänder Kölner Bürger. Ausgenommen waren jedoch Ritter und Ritters­

46 Sicherlich herrschten in Köln keine Verhältnisse wie z. B. im 16. Jahrhundert in Luzern, wo sich die politische und soziale Elite der Ratsherren stark als Hauptleute im Solddienst verdingte. Vgl. Hitz, Kämpfen, S. 162–163. 47 RP, Bd. 1, 1406/1, 1436/5; RP, Bd. 1, 1470/57 und 98. Vgl. Wenzel, Selbstverständnis, S. 10–11; Herborn, Geschichte, S. 24–31; Leiverkus, Köln, S. 316–317; Spiess, Aufstieg, S. 15–16. 48 Vgl. z. B. Bünz, Burg, S. 47–50. 49 Darauf weisen verschiedene Beiträge in Pfeifer/Andermann, Ansitz, hin. 50 Vgl. dazu Leiverkus, Köln, S. 188–197; Ehbrecht, Cyriak, S. 412. Vgl. auch Pope, Nuremberg, S. 163. 51 Vgl. Willkommen im alten Köln, S. 29. 52 Vgl. Schulz, Ministerialität – Bischofsstädte, S. 180. 53 Der vielleicht auch notwendig war, um gewisse Handlungen symbolischer Kommunikation gegenüber dem ländlichen Niederadel durchführen zu können, so beispielsweise bei der Ausrufung einer Fehdeansage im offenen Feld unter Beteiligung des Ritters Johann Overstolz 1404. HAStK Best. 1 U 1/7211. 54 Vgl. Herborn, Führungsschicht, S. 293. Siehe auch Schmieder, Städte, S. 348; Mersiowsky, Aspekte, S. 303.

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frauen, die weiterhin aufwändig gestickte und mit Perlen, Gold usw. verzierte Kleider tragen durften, auch wenn sie Bürger oder Eingesessene der Stadt waren.55 Am Ende lassen aber Rittertitel, Kleidung und burgähnliche Gebäude keine verlässlichen Rückschlüsse auf die militärischen Kompetenzen von Kölnern zu. Daher muss nach dem nachweisbaren militärischen Engagement gefragt werden, und zwar selbstverständlich auch dort, wo der Rittertitel nicht erscheint.56 Bei der Suche danach wird man schnell fündig. Die Stadt Köln bot im Rahmen von Bündnissen im 13. und 14. Jahrhundert ihren Partnern Waffenhilfe mit eigenen Männern aus der Bürgerschaft und nicht etwa mit geworbenen Söldnern an.57 Hier wurde eindeutig nicht auf einen sozialen Rang rekurriert, sondern auf die tatsächliche militärische Einsatzbereitschaft. Zum militärischen Potential Kölns gehörten also wohl schon seit dem 13. Jahrhundert58 Männer, die unabhängig davon, wie ihre soziale Stellung genau zu definieren wäre, auf Augenhöhe mit adeligen Reiterkriegern als professionelle Kämpfer einzusetzen waren – als Ritter wenigstens im militärischen Sinne. Das setzte nicht nur voraus, dass sie über die nötige Ausrüstung und Übung verfügten, sondern auch über ein entsprechendes Selbstbild sowie über die erforderlichen Mittel. Sucht man nach solchen Männern innerhalb der Kölner Stadtgesellschaft, so stechen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts die sogenannten Geschlechter hervor, also die politisch und sozial führenden Familien. Im Jahr 1325 belegte die Stadt mehrere Angehörige der Geschlechter der Quattermart, der Birklin, der Overstolz und der Lisenkirchen mit empfindlichen Geldstrafen, weil sie sich als Kämpfer im Gefolge von adeligen Herren betätigt hatten59, entweder als Verbündete oder als Söldner (oder beides).60 Das bedeutet im Umkehrschluss, dass es professionelle Krieger wenigstens unter den Angehörigen dieser adelsgleichen führenden Kölner Geschlechter gab, obwohl nur einer der Bestraften den Rittertitel führte. Warum ihr adeliger Zeitvertreib geahndet wurde, liegt auch auf der Hand: Ihre Verwicklung in Fehden und Gefechte konnte am Ende auf die Stadt zurückfallen, deren Bürger sie waren. Das Problem war offensichtlich kein Einzelfall: 1328 wurde dasselbe Vergehen sanktioniert. Es traf diesmal einen Ritter Scherfgin, einen 55 Vgl. Dreher, Einleitung, S. 30; ders., Texte, Nr. XXI. Allein das mit dieser Kleidung verbundene Sozialprestige mochte den Rittertitel auch für gänzlich unkriegerische Zeitgenossen erstrebenswert machen. Vgl. auch Wenzel, Selbstverständnis, S. 23. 56 Bereits im Zusammenhang mit der Belagerung von 1106 werden indes vielleicht in tendenziöser Absicht die militärischen Qualitäten der Kölner bzw. ihrer Führungsschicht hervorgehoben. Vgl. Stehkämper/ Dietmar, Köln, S. 41. 57 Vgl. Domsta, Außenbürger, S. 42–43; Lehnart, Schlacht, S. 285–290. 58 Möglicherweise hat ein Kölner bereits an der Schlacht von Bouvines 1214 teilgenommen, vgl. Steh­ kämper/Dietmar, Köln, S. 117. Siehe auch ebd. S. 217. 59 Stein, Akten, Bd. 1, S. 9. Vgl. RP, Bd. 1, 1325, 1. Zu den Geschlechtern vgl. von der Höh, Name. 60 Aus dem gleichen Personenkreis rekrutierte die Stadt Köln Kämpfer für sich, wobei auch nicht immer eindeutig zwischen Verbündeten und Söldnern unterschieden werden kann. Emundus und Hilgerus Birclin [Birklin] dienten sich beispielsweise mit drei anderen der Stadt als Kämpfer in einer Fehde gegen die Frechener Rosts an. Vgl. Ennen/Eckertz, Quellen, Bd. 4, Nr. 102 (= HAStK Best. 1 U 1/1047).

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Kusin, einen Leparde, zwei Birklin und einen Roitstoc.61 Auch in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts traten Kölner unter Edmund Bircklin als „wilde Raufbolde“ auf, die offenbar plündernd im Land umherzogen, bis sie 1371 gefangen gesetzt werden konnten.62 1371 und 1414 sah sich der Rat genötigt, gegen die Teilnahme von Bürgern an auswärtigen Fehden als Fehdehelfer vorzugehen.63 Dieses Verbot wurde 1445 erneuert.64 1482 wurde den Kölnern erneut der Solddienst für fremde Herren verboten, sofern keine Erlaubnis des Rats dazu vorlag.65 Wirklich erfolgreich war man bei dem Versuch, auswärtige Kriegsdienste zu verhindern, jedoch nicht. Rutger Raitz (um 1310–1369), aus einem Kölner Patriziergeschlecht66, kämpfte als Ritter im Dienst des französischen Königs und machte zahlreiche Preußenreisen mit, zog also mit dem Deutschen Orden in den Krieg. In seinem Umfeld sind weitere Kölner Ritter erwähnt: Werner Quattermart, Johann vom Palast, Hilger Quattermart von der Stesse, Johann vom Hirtze, Luffart von Lyskirchen, Johann van Troyen und Heinrich Güldenhaupt.67 Im 14. Jahrhundert lassen sich im päpstlichen Dienst 70 Söldner nachweisen, die „de Colonia“ hießen (und damit nicht nur aus der Stadt, sondern auch aus dem Erzstift kommen könnten), und weitere, die bekannte Kölner Namen führten, ohne dass sie explizit auf Köln verwiesen. Mit einer mehr oder weniger hohen Dunkelziffer ist zu rechnen.68 1463 war ein Wilhem Wilde van Antbluck aus Köln Söldner der Stadt Metz.69 Die Brüder Johann und Gerhard Overstolz von Efferen sind 1376/77 als Söldner in Bologna nachweisbar.70 Ob der Kölner Schöffe Johan van Effren [Overstolz-Efferen] mit dem in Italien als Söldner nachgewiesenen Johann identisch ist, lässt sich nicht erweisen. Er erscheint jedenfalls 1388 als Söldner der Stadt Köln selbst71, 1389 mit vier Pferden.72 Er bezog 1390 325 Mark Sold für eine Dienstzeit von drei Monaten.73 Diese hohe Summe könnte darauf hinweisen, dass er als Anführer eines Söldnertrupps agierte, zumal er auch für wenigstens einen Söldner am unteren Ende der Einkommensskala siegelte, also mit ihm in einer näheren Beziehung stand.74 61 Stein, Akten, Bd. 1, S. 17. Vgl. RP, Bd. 1, 1328, 7. 62 Vgl. Ennen, Geschichte, Bd. 2, S. 647. 63 Stein, Akten, Bd. 1, S. 285, Nr. 109. Vgl. Schneider-Ferber, Aufstand, S. 130. 64 Stein, Akten, Bd. 1, S. 315, Nr. 145. Vgl. auch Arlinghaus, Inklusion, S. 340–341. 65 Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 59–60. 66 Das schließlich erfolgreich den Anschluss an den Landadel suchte und fand. Vgl. Herborn, Führungsschicht, S. 255. 67 Vgl. Paravicini, Rheinland, S. 11–12 und 21–22. 68 Vgl. Schäfer, Ritter, Bd. 1, S. 97. 69 RP, Bd. 1, 1463/5. 70 Vgl. Selzer, Söldner, S. 296. 71 HAStK Best. 1 U 1/3989 und 1/3990. 72 HAStK Best. 1 U K/4158 (Transfix). Siehe ebd. U 1/4094 und U 1/4123. 73 HAStK Best. 1 U 1/4218 und 4186. 74 HAStK Best. 1 U 1/3991 und 1/4056 und U 1/4095 und U 1/4124 und U 1/4187 und U 1/4220 und 1/4309 (jeweils für Tilgin van Hasenbeyn u. ä., 1388, 1389 und 1390).

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Trotz seiner Stellung als Schöffe hat er auch zumindest einmal an einem Zug über den Rhein teilgenommen, so dass er als vollwertiger Söldner bzw. Kämpfer gelten muss, der Kommandofunktionen übernahm.75 Offenbar an demselben Zug über den Rhein haben mit Johan van Reymbach [Rheinbach] und Sander van Efferen [Overstolz-Efferen] mindestens zwei weitere Kölner Bürger teilgenommen.76 Etwa gleichzeitig erscheint mit Goidart van Lijsenkirchen ein Mitglied eines weiteren Patriziergeschlechts als Söldner der Stadt Köln.77 Von etwa 1415 bis Ende der 1430er Jahre war ein Eberhard Kleingedank (in unterschiedlichen Schreibweisen in den Quellen) Söldner und Büchsenmeister, dessen Herkunft aus der Patrizierfamilie über das Wappen auf seinem Siegel als wahrscheinlich anzunehmen ist. Er führte jedoch nicht den Rittertitel und das Wappen zeigt keine Helmzier.78 Er war allerdings kein ganz normaler Söldner, sondern erfuhr eine gewisse Sonderbehandlung. So schenkte ihm die Stadt 1415 – vermutlich zu Beginn seiner militärischen Karriere – 30 Gulden für seine „uprustingen“79, seine Ausrüstung, und zugleich 10 Gulden Abschlag auf seinen Sold. In der Regel mussten Söldner für ihre Ausrüstung selbst sorgen, wenn nicht eine Kriegs- oder Krisensituation die rasche Aufstellung einer Armee notwendig machte, was die Bedingungen für die Stadt verschlechterte. Vielleicht war aber schon 1415 absehbar, dass Kleingedank als Büchsenmeister über eine besondere Expertise verfügte. An den Kämpfen gegen die Hussiten in Böhmen beteiligten sich 1422 mehrere Angehörige der führenden Kölner Geschlechter.80 Werner Oyverstoultz [Overstolz], Schöffe zu Köln, führte 1422/1423 einen Söldnertrupp an.81 Heynrich van Mommersloch [Mommersloch], der anhand seines Wappens ebenfalls als Mitglied des Patriziergeschlechts identifiziert werden kann, war 1420 Teil einer Söldnergruppe und stand seit 1428 als reitender Nachtwächter im Sold der Stadt.82 Johann van Elsich83, Sohn eines Ratsherrn und städtischen Protonotars und finanziell durchaus gut versorgt, wurde seit 1474 immer wieder in den Rat gewählt, bekleidete mehrfach Ratsämter und kann daher als etabliertes Mitglied der städtischen Führungsschicht gelten. 1474, also im Vorfeld des Feldzuges nach Neuss, wurde er Hauptmann der Fußknechte. 1475 trat er mit vier Pferden in den Solddienst der Stadt ein und wurde Ritt75 HAStK Best. 1 U 1/4291 (1390, er quittiert darin der Stadt die Befriedigung aller Ansprüche bzw. Ersatzleistungen aus diesem Zug). Vgl. Dietmar, Militärwesen, S. 28. 76 Er büßte dabei zwei Pferde ein. HAStK Best. 1 U 1/4327 und U 1/4336 (1391). 77 HAStK Best. 1 U 1/4225 (1390) und U 1/4380 (1391) und U 1/5059 (1393). Vgl. Dietmar, Militärwesen, S. 28. 78 Siehe z. B. HAStK Best. 1 U 1/9166 und 1/9430 und U 1/9307 und U 1/9472 und U 1/9987 und U 1/11204 und U 1/11354. 79 HAStK Best. 1 U 1/8489. 80 Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 116–117. Zu den Hintergründen vgl. Willershausen, Reichsstädte. 81 HAStK Best. 1 U 1/9931 und U 1/9960. Vgl. Pope, Nuremberg, S. 167. 82 HAStK Best. 1 U 1/9446 und U 1/10452 und U 1/10811. 83 Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 104–111.

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meister, und als solcher nahm er in der Folge Aufgaben außerhalb der Stadt wahr. Dabei kam es zu Konflikten mit örtlichen Verbündeten und am Krieg unbeteiligten Dritten, die auch zu kritischen Nachfragen aus Köln führten. Dennoch belegt auch dieses Beispiel, dass die Kölner wenigstens bis ins endende 15. Jahrhundert hinein sowohl militärische Führungspositionen aus den eigenen Reihen besetzen konnten als auch über professionelle Kämpfer verfügten, die genauso wie Landadelige eingesetzt werden konnten.84 Nichts spricht also dagegen, dass man im Bedarfsfall sowohl auf die Expertise als auch auf die Waffendienste dieser Männer zurückgriff. Bürger als Offiziere in der Frühen Neuzeit

Die zunehmende ständische Abschließung der Ritterschaft als niederadeliger Geburtsstand im 15. Jahrhundert dürfte jedoch die Möglichkeiten der städtischen Führungsschicht deutlich eingeschränkt haben, sich als Ritter zu präsentieren.85 Zugleich wandelte sich die militärische Rolle des Ritters hin zum Offizier, der einen Truppenkörper zu führen hatte. Jedoch blieb der Offiziersberuf in den fürstlichen Territorien zumeist eine Domäne des Adels.86 D. h., wie beim Ritter lässt sich danach fragen, ob Kölner Bürger mit Aufstiegsambitionen versuchten, über eine Tätigkeit als Offizier den Anschluss an den Adel zu finden. Das Verhältnis der städtischen Oberschicht zum Adel ist gleichwohl für die Frühe Neuzeit noch nicht ausreichend erforscht. Einige Familien verfügten auch über Landbesitz außerhalb von Köln und ahmten so wahrscheinlich weiterhin einen niederadeligen Lebensstil nach – zumindest zeitweise oder in Teilen der Familie.87 Immerhin gab es im 18. Jahrhundert in Köln einen Fechtmeister Johann Henrich Eich, der ein Werk über die „Adelichen und Ritterlichen“ Fechtkünste den regierenden Bürgermeistern widmete.88 Dies belegt zwar keine militärischen Übungen der Stadtoberen. Es zeigt aber, dass sie wenigstens partiell adelige Lebensformen nachahmten, zu denen eben die Fechtkunst gehörte. Die Grauzone zwischen Niederadel und Patriziat bliebt jedoch bestehen. Grundsätzlich wurde es aber durch förmliche Abschließungstendenzen des auf dem Land sitzenden Adels89 durch Ahnenproben und andere Mittel der Erhaltung 84 Wenn in den folgenden Jahrhunderten Kölner Bürger in Rüstung zu Pferd auftraten, dann eher in einem zeremoniellen Kontext, der gleichwohl als ein Reflex auf ritterliche Fähigkeiten gelten kann, die jemand in führender Position auch in einer Bürgergesellschaft grundsätzlich haben sollte. Vgl. z. B. Krischer, Reichsstädte, S. 278. 85 Vgl. Rödel, V., Ignobiles, S. 30; Asch, Staatsbildung; Andermann/Johanek, Nicht-Adel; Langmaier, Felix, S. 23–24. 86 Vgl. Sikora, Adel, S. 55–57; Schönfuss, Mars, S. 36–38; Winkel, Weg, S. 418–419; Demeter, Offizierskorps, S. 2. 87 Vgl. Schwerhoff, Köln, S. 139. 88 HAStK Best. 7010 A 289. 89 Vgl. z. B. Fieg, Patriziat, S. 634–635. Vielleicht war es auch bürgerlicher Militärdienst, der langfristig zu förmlichem Adel führen sollte. So traten im 16. Jahrhundert mehrere Söhne der Augsburger Kaufmannsfamilie der Fugger in die spanische Armee ein. Vgl. Martines, Zeitalter, S. 57.

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einer adeligen Exklusivität immer schwieriger für städtisches Patriziat, den Sprung in einen anerkannten Adelsstand zu schaffen.90 Dies gelang dennoch in der Frühen Neuzeit einigen der führenden Kölner Familien. Dazu zählen die Bolandt, die von Groote, die zum Pütz, die Rottkirchen, die Scharfenstein genannt Pyll, die Mylius und die Wymar.91 Adel und Militärdienst müssen jedoch nicht unbedingt zusammengefallen sein.92 Was ist also über tatsächliches militärisches Engagement zu erfahren? Die Frage ist auch angesichts des schlechten Forschungsstandes nur schwer systematisch zu beantworten. Es lassen sich aber Indizien zusammentragen. Die Kölner Familie Mylius fiel beispielsweise mit einer Reihe von Mitgliedern durch militärische Dienste außerhalb der Stadt auf. Die Mylius93 sind seit 1380 in Köln nachweisbar. Arnold Mylius (1477–1525) fiel als kaiserlicher Oberst in der Schlacht bei Pavia. Im 16. Jahrhundert kehrte sein gleichnamiger Enkel (1540–1604) nach Verlust der Familiengüter in der Grafschaft Moers zurück nach Köln, wo er als Buchdrucker und -händler tätig war sowie Ratsherr wurde. Dies setzten seine Nachkommen fort, die bis in das Amt des Bürgermeisters aufstiegen. Von militärischen Verdiensten von Mitgliedern der Familie Mylius ist dann wieder im späten 18. Jahrhundert und in den napoleonischen Kriegen die Rede: Kaspar Joseph Karl Mylius wurde 1783 Oberst in Köln.94 Hermann Mylius (1738–1786), Anton Ulrich Mylius (1742–1812), Kaspar Mylius (1749–1831) und Friedrich Mylius (1782–1852) bekleideten österreichische Offiziersränge und wurden zum Teil in den österreichischen Adelsstand erhoben. Sie waren also durch ihre militärische Tätigkeit dem stadtkölnischen Umfeld entwachsen, ohne allerdings die Verbindungen ins Rheinland völlig zu verlieren. Hermanns Sohn Karl Mylius (1778–1838) bewohnte ein Gut bei Jülich und wurde 1815 bis 1819 Bürgermeister in Köln. Diese Familiengeschichte zeigt, wie zum einen eine führende Kölner Familie durch Erwerb von Gütern außerhalb und auch militärischen Fürstendienst einen sozialen Aufstieg nahm, der wenigstens teilweise zum Aufrücken in einen Adelsrang führte, und zum anderen diese Familien trotz weiter Verzweigung durchaus eine Verbindung nach Köln hielt und dort weiter präsent war.95 Hatten jedoch die Kölner Mylius als Ratsherren und

90 Vgl. Endres, Adel, S. 17–18; Sikora, Adel, S. 11. Mit Blick auf Frankreich: Wrede, Ludwig XIV., S. 102– 103. Auf der anderen Seite wurde bürgerliche Bildung im inneradeligen Diskurs auch für einen Offizier im 18. Jahrhundert durchaus empfohlen, so dass die Grenzen zwischen adeligem und nicht-adeligem Offizier in dieser Hinsicht zu verschwimmen begannen. Vgl. Gräf, Militarisierung, S. 102–103. 91 Vgl. Deeters, Bürgermeister, S. 385; Becker-Jákli, Eberhard, S. 11. 92 Das gilt auch für zweifellos adelige Familien, die nur bei einem Teil ihrer Söhne auf eine Militärkarriere setzten. Vgl. zuletzt Schönfuss, Mars. 93 Zum Folgenden vgl. Menges, Mylius. 94 Vgl. Dietmar, Militärwesen, S. 45. Er war Kommandant der Kölner Soldtruppen und nicht Stadtkommandant, siehe HAStK Best. 10B A 231, fol. 141v. 95 Deeters kennt acht Träger des Namens als Ratsherren oder Bürgermeister 1396 bis 1797, vgl. Deeters, Rat, S. 415, Nr. 2507–2514.

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Bürgermeister schon allein deshalb eine militärische Qualifikation, weil ein Vorfahre bei Pavia gefallen war und einige Vettern für Österreich kämpften? Auch bei den zahlreichen Offizieren der Bürgerwehr, die aus den Reihen der Bürger selbst entstammten, ist unklar, in welchem Verhältnis bloße Repräsentation und tatsächliche militärische Expertise standen. Die Bürgerwehr musste sich nie96 im größeren Stil im Gefecht bewähren, so dass diese Frage wahrscheinlich schon für die Zeitgenossen – sollten sie sie sich denn gestellt haben – nicht zu beantworten war. Hier wird mit beidem zu rechnen sein: Obristen, die noch nicht einmal einen Trupp Wachmänner ins Gefecht führen konnten, und Fähnriche, die ohne weiteres auch den Dienst in einer Armee eines großen Fürsten hätten wahrnehmen können. So berichtet Hermann Weinsberg von seinem Neffen Johann Kuckelmann van Aich, der 1567 Landsknecht in den Niederlanden wurde97, und von seinem Schwager Conrat Eck, der 1569 aus dem Kriegsdienst mit zwölf Pferden und einem Heerwagen in den Niederlanden nach Köln zurückkehrte.98 1589 war es sein Nachbar Mattheis Wulffrade, der nach Frankreich in den Krieg zog.99 1552 ließ sich der Rat von vier erfahrenen Landsknechten, „so in Kriegshendlen Befelch gehabt“100, beraten, um sich auf einen befürchteten Angriff vorzubereiten. Solche Männer mit Erfahrung als militärische Anführer waren offenbar nach wie vor rasch vor Ort101 verfügbar, und das auch noch mehr als 100 Jahre später: Als Ende 1670 beschlossen wurde, eine weitere Kompanie Stadtsoldaten anzuwerben, wurde zugleich nach einem „der Sache verständigen“102 Kompaniechef gesucht, den man offenbar wie die Gemeinen und Unteroffiziere in der Stadt selbst anwerben zu können glaubte, d. h., es gab hier ein ausreichendes Potential qualifizierter Soldaten. Jedoch wurde dadurch nicht im Umkehrschluss jeder, der etwa im normalen Leben einen hohen sozialen Rang innehatte, für befähigt gehalten, eine Kompanie im Gefecht zu führen.103 Es kam vielmehr auf die persönlichen Fähigkeiten des Kandidaten für dieses Amt an.  96 Sieht man von den Sonderfällen Worringen 1288 und Neuss 1474/75 ab. Während Art und Umfang des Einsatzes der Kölner Bürger 1288 relativ dunkel sind, sind sie vor Neuss der direkten Konfrontation durch eine klug gewählte Stellung ausgewichen, mussten sich also nicht im offenen Feld gegen die Armee Karls des Kühnen behaupten.  97 Vgl. Rutz, Westen, S. 12–13.  98 Vgl. Buch Weinsberg, Bd. 2, S. 190–191. Siehe auch ebd., S. 219 und 249 und 268 und 340. Von den militärischen Qualitäten seines Schwagers hielt er aber am Ende nicht viel. Vgl. ebd., Bd. 3, S. 128.  99 Vgl. Buch Weinsberg, Bd. 4, S. 85. 100 Die Männer erhielten für die Beratung jeweils einen Monatssold. HAStK Best. 10B A 16, fol. 110v–111r (Ratsprotokoll 23.3.1552). Etwas später wurden Bürgermeister und Rentmeister angewiesen, sich mit „Verstendigen zuberatschlagen“, wie die Befestigungsanlagen gesichert werden konnten. HAStK Best. 10B A 16, fol. 128r (Ratsprotokoll 11.4.1552). 101 Offenbar auch aus adeligen Familien, siehe Best. 10B A 16, fol. 204v (1552). 1549 war von zwei Landsknechten die Rede, die in Köln auf dem alten Graben wohnten, siehe HAStK Best. 10B A 14, fol. 88v. 102 HAStK Best. 10B A 117, fol. 388v (8.12.1670). 103 Obgleich es noch 1815 durchaus zu den Anforderungen an das gehobene Bürgertum gehörte, als Offizier zu dienen – selbst wenn man weder über Ausbildung noch Erfahrung in diesem Bereich verfügte. So

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Auch wenn sicherlich zahlreiche Kölner Bürger über keinerlei militärische Kompetenzen über das Abfeuern einer Muskete hinaus verfügten, ist insgesamt davon auszugehen, dass in Köln bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit genügend Männer auf den unterschiedlichsten Ebenen zur Verfügung standen, die über militärische Kompetenzen und Erfahrungen verfügten.104 Es kam nur darauf an, im Bedarfsfall auf sie zu hören bzw. sie in Positionen zu bringen, auf denen sie ihre Kompetenzen nutzen konnten. Denn umgekehrt galt, dass etwa ein Bürgermeister nicht ohne weiteres dazu in der Lage war, Truppen ins Gefecht zu führen, nur weil er Bürgermeister war oder sich vielleicht theoretisch mit Militärfragen befasst hatte.105 Das sahen die Kölner wohl auch selbst so: Als man sich 1552 auf eine als drohend angenommene Belagerung vorbereitete, fassten alle Räte und die 44er zwar grundsätzliche Beschlüsse. Aber um die Maßnahmen im Detail zu planen, setzten sie eine Kommission ein, zu der jede Gaffel ein oder zwei „des Kriegs erfarne“106 Männer stellen sollten. Man verfügte also über solche Männer in Köln und man wollte auf ihren Rat hören. Ihre Namen sind jedoch nicht unbedingt in Erfahrung zu bringen, und sicher hörte man nicht immer und in jeder Situation auf sie. Und vielleicht erwies sich ihr Rat auch trotz ihrer Erfahrung bisweilen als falsch. Aber es gibt keinen Grund für die Annahme, dass in Köln niemand dazu in der Lage gewesen wäre, auf militärische Herausforderungen angemessen zu reagieren, Kriegsvorbereitungen zu organisieren und Truppen ins Gefecht zu führen.107 Jan van Werth, der Reitergeneral des Dreißigjährigen Krieges, ist in diesem Zusammenhang übrigens nicht zu nennen, obwohl Köln ihn bis heute als seinen größten Kriegshelden feiert. Aber er stand nicht im Dienst der Stadt Köln, sondern im bayerischen und kaiserlichen.108 Werths hauptsächliche Leistung im Hinblick auf Kölner Interessen war die Belagerung und Eroberung von Koblenz-Ehrenbreitstein 1636/37.109 Diesen Platz hatten die Franzosen seit 1632 besetzt, die im Bündnis mit den Schweden gegen die Liga und den Kaiser – und damit auch gegen Köln – kämpften. Abgesehen von allen strategischen Problemen, die Koblenz in Feindeshand aufwarf, musste der Kölner Handel empfindlich darunter leiden, an dieser Stelle den Rhein nicht mehr frei passieren zu schrieb Eberhard von Groote, der sich freiwillig zum preußischen Militär gemeldet hatte, am 24.4.1815 an einen unbekannten Kölner: „[…] und ich hoffe, daß ich auch zum Soldaten tauge, wie ein ehrlicher Mann muß“ (zitiert nach Becker-Jákli, Eberhard, S. 293). 104 Auch durch Rückkehr aus fremden Solddiensten, wie z. B. ein Unteroffizier, der 23 Jahre im Dienst des Militärs des Bischofs von Münster gestanden hatte und sich 1720 in seine Kölner Heimat auf eine Leutnantstelle zurückbewarb. HAStK Best. 33 A 71, fol. 101–102. 105 Vgl. King, Machiavelli, S. 247. 106 HAStK Best. 10B A 16, fol. 133r (Ratsprotokoll 21.4.1552). 107 Die Beispiele ließen sich vermehren. Beispielsweise um das Jahr 1614, als eine kleine Kommission Vollmacht erhielt, an Musketen für die Stadtsoldaten zu bestellen, was sie für „guet und rathsam ermeßen“ (HAStK Best. 10B A 63, fol. 297v). 108 Vgl. Kaiser, Erfolg; ders., „Soldaten“; Lahrkamp, Jan; Findeisen, Krieg, S. 443–451. 109 Vgl. dazu Adlung, Quellenerschließung; Kaiser, Erfolg, S. 139–140; Lahrkamp, Jan, S. 66–78.

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können. Die Öffnung des Rheins durch Jan van Werth garantierte ihm deshalb eine Kölner Dankbarkeit, die ihn in der Folge zu dem Kölschen Helden werden ließ, der noch heute im Karneval auftritt.110 Oberbefehlshaber Kölner Truppen

Dass Männer mit Expertise in Köln verfügbar waren, bedeutete noch nicht automatisch, dass ihnen im Kriegsfall die Streitkräfte auch tatsächlich unterstellt wurden. Die Stadt Köln kannte nicht das Amt eines obersten Feld- oder Kriegsherrn, der militärische Entscheidungen hätte treffen und Truppen hätte führen können. Auch fehlte naturgemäß die Figur eines Fürsten, dem solche militärische Kompetenzen qua Amt, Selbstverständnis und Ausbildung zugefallen wären. Obgleich es den einen, auch in der Überlieferung und im Gedächtnis der Kölner herausstechenden Feldherrn nicht gab, wurden aber Fehden und Kriege geführt, und diese wiederum erforderten Planungen, Vorbereitungen und Entscheidungen – kurz: militärische Führung. Dabei lagen jedoch die „Wehrhoheit“111 und alle Entscheidungen über militärische Fragen in Frieden und Krieg bei den beiden Bürgermeistern112 und dem Rat sowie einer Vielzahl von Ratsämtern, die jeweils Teilkompetenzen in militärischen Fragen beanspruchen konnten: Im 15. Jahrhundert v. a. die Rentmeister für finanzielle Angelegenheiten sowie für die Instandhaltung der Befestigungen, Wachtmeister für den Wachdienst sowie die Stimmmeister für Pferde und wohl davon ableitet für (berittene) Söldner und weitere sicherheitsrelevante Aufgaben.113 Die Ratsämter wurden aus dem Kreis der Ratsherren besetzt, also aus der politischen Elite der Stadt. Militärische Erfahrungen und Qualifikationen gehörten dabei nicht zu den Bedingungen zur Übernahme des Amts eines Bürgermeisters oder eines Ratsamts.114 Bis wenigstens zur Aufklärung galt die (erfolgreiche) Kriegsführung geradezu als eine Pflicht der Fürsten. Sie traten daher selbst dann in Feldherrenpose auf, wenn ihre praktische Rolle in der Leitung eines Krieges eher begrenzt war.115 Bürgermeister einer Stadt konnten und mussten aber anderen Idealbildern folgen als ein kriegerischer König. Repräsentation als Feldherr spielte hier eine deutlich geringere Rolle, wäre sie doch in den Augen der Mitbürger darauf hinausgelaufen, dem Bürgermeister eine herausgehobene Position zuzugestehen, die in einer Beschränkung der Bürgerfreiheiten hätte münden können. Aus diesem Grund kann nicht erwartet werden, durch Taten erwiesene mili-

110 Vgl. Kaiser, Licht. 111 Wübbeke, Militärwesen, S. 74. Vgl. zum folgenden ebd. S. 75–91. 112 Dass Bürgermeister städtische Aufgebote im Feld führten, war in der Vormoderne nicht ungewöhnlich, vgl. z. B. Neumaier, Bauland, S. 269. 113 Vgl. Schwerhoff, Köln, S. 159. 114 Vgl. Deeters, Bürgermeister, S. 377. 115 Vgl. z. B. Wrede, Ludwig XIV., S. 54–60; Lynn, Quest.

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Abb. 6  Abraham Hogenberg: Allegorische Darstellung eines Kölner Bürgermeisters und der Colonia (17. Jh.)

Abb. 7  Kölner Bürgermeister mit Stabjunge und Diener (um 1600)

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tärische Kompetenz eines Kölner Bürgermeisters in Schrift, Gemälde116 oder Standbild verherrlicht zu finden.117 Das aber bedeutet nicht automatisch, dass es sie nicht gab. Wenn die Kölner Ratselite sich nicht dazu in der Lage gesehen hätte, militärische Entscheidungen sachgerecht zu fällen, hätte es nahegelegen, im Kriegsfall aus den eigenen Reihen oder von auswärts einen professionellen Oberkommandierenden anzuwerben.118 Das geschah jedoch nicht. Zwar wurden beispielsweise 1257 oder 1475 auch hochrangige Söldner von auswärts beschäftigt, aber diese erlangten niemals eine Stellung, von der aus sie die gesamten Kriegsanstrengungen der Stadt hätten leiten oder auch nur alle Truppen hätten führen können. Einen Kölner General hat es auch später nicht gegeben, als sich neben der Bürgerwehr auch eine stehende Soldtruppe ausbildete. Ein Grund dafür mögen die hohen Kosten gewesen sein, die für die Besoldung eines Generals aufzubringen gewesen wären.119 Jedoch hätte es dann zumindest in Zeiten großer Gefahr und Not nahegelegen, eine Ausnahme zu machen und doch einen General anzuwerben. Das ist aber nicht geschehen. Bürgermeister und Rat behielten sich ihr kollektives Oberkommando vor und teilten es mit niemandem, der sich zwischen sie und alle Truppen und militärbezogenen Verwaltungseinrichtungen hätte schieben können. Und das letztlich bis 1794 mit Erfolg, denn Köln erlitt keine vernichtende Niederlage, die sich aus einer inkompetenten Führung hätte ergeben können. Tatsächlich hatte diese Form der Integration von politischem und militärischem Entscheidungszentrum auch Vorteile, denn sie stellte sicher, dass sich beide Seiten derselben Medaille nicht auseinanderentwickelten. Das war insbesondere deshalb von hoher Bedeutung, weil Köln in der Frühen Neuzeit niemals allein, sondern immer nur mit Verbündeten Krieg führte. Es war daher von hoher Bedeutung für den Erfolg, die politischen Aspekte der jeweiligen Koalition nicht aus den Augen zu verlieren. Doch auch wenn Bürgermeister und Rat sich die Entscheidungen letztlich vorbehielten, war es doch immer wieder notwendig, sie von den alltäglichen Geschäften zu entlasten. Dazu dienten zum einen die verschiedenen militärrelevanten Ratsämter im Bereich der Militärverwaltung und bei der Sicherstellung der Verteidigungsfähigkeit der

116 Kölner Bürgermeisterportraits und -darstellungen weisen in der Regel den Bürgermeisterstab als Zeichen des Amts, jedoch keine Waffen oder militärischen Attribute auf. Siehe z. B. die allegorische Darstellung eines Bürgermeisters mit Colonia von Abraham Hogenberg aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts (RBA rba_mf220925); Bürgermeister mit Stabjunge und Diener um 1600 (RBA rba_mf122179). Eine Ausnahme stellt der sagenhafte Bürgermeister Grin dar, der im Kampf gegen den Löwen mit Kurzschwert dargestellt wird (z. B. spätes 16. Jahrhundert, RBA rba_mf207461). 117 Zum Konzept militärischer Erinnerungskulturen vgl. Zielsdorf, Erinnerungskulturen. 118 Die Hanse diskutierte im späten 15. Jahrhundert durchaus darüber, einen fähigen Oberkommandierenden im Kriegsfall einzustellen. Vgl. Iwanov, Hanse, S. 174. 119 Zu der Kalkulation für preußische Generäle nach dem siebenjährigen Krieg vgl. Winter, Friedrich, Bd. 1, S. 108.

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Abb. 8  Der Löwenkampf des Bürgermeisters Grin (2. Hälfte 16. Jh.)

Stadt selbst.120 Die Führung von Söldnerkontingenten wurde insbesondere dann, wenn sie außerhalb der Stadt operieren sollten, schon im Spätmittelalter in der Regel einem dazu bestellten Anführer übertragen, der zum Teil aus dem Kreis der Kölner Bürger kam121, zum Teil aber auch von auswärts angeworben wurde, nie aber im großen Stil ein unabhängiges Oberkommando führen konnte. Innerhalb der Stadt legte man aber bis zuletzt Wert darauf, die Kommandogewalt bei Bürgermeister und Rat zu halten. Vielfach wurde in der Frühen Neuzeit nur ein Oberstleutnant zum Befehlshaber über die geworbenen Truppen bestellt.122 D. h., ihm 120 Das Kriegskommissariat als in diesem Zusammenhang bedeutende Stelle der Militärverwaltung wurde im 17. und 18. Jahrhundert häufig von einem der Bürgermeister geleitet, blieb also unter deren direkter Kontrolle. Vgl. Schwerhoff, Köln, S. 135–136. 121 Vgl. Dietmar, Militärwesen, S. 28: Herbort Ruwe 1382, danach Johann van [Overstolz-] Effern und Goedart van Liskirchen. Everhart Hardfuyst [Hardefust], mehrfacher Bürgermeister von Köln, war 1433 Hauptmann mit dem städtischen Wimpel beim Zug nach Jülich, siehe HAStK Best. 1 U 1/11225 (1436). Vgl. Deeters, Rat, S. 346. 122 So bei der Truppenvermehrung 1671, wobei man dem Oberstleutnant zugleich zusicherte, ihm keinen Oberst vorzusetzen. HAStK Best. 10B A 118, fol. 43v (16.2.1671) und fol. 52r–v (23.2.1671).

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wurde noch nicht einmal der Rang eines Obersten zugebilligt, der in der üblichen militärischen Hierarchie als Regimentskommandeur fungierte und sich nur in der praktischen Ausübung der Geschäfte vom Oberstleutnant vertreten ließ. Daraus kann vielleicht geschlossen werden, dass sich der Rat die Stellung als kollektiver Oberst vorbehalten wollte. Vielleicht war es aber auch nur Sparsamkeit, denn ein Oberstleutnant bezog auch weniger Sold.123 Bisweilen wurden aber auch Obristen als Kommandeure der geworbenen Stadtsoldaten eingestellt.124 Dass aber Oberst Kaspar Joseph Karl Mylius 1783 zum Stadtkommandanten ernannt wurde, ist eine falsche Information, die in der Literatur tradiert wird.125 Am 4. August 1784 reagierte der Rat sehr ungehalten auf die Nachricht, dass er „die benennung eines Stadtkommandanten sich zulegen“126 wolle. Diese Titulatur wurde ihm zunächst nicht gestattet. Er beharrte allerdings auf seinem Anspruch und setzte schließlich wenig später durch, dass er sich „Kommandant“ nennen dürfe, und zwar „der Reichsstadt Kölnischen Trouppen, und respective Bataillon“127. Worum ging es hier? Mylius wollte eine zeremonielle Aufwertung erreichen, vielleicht weniger im Hinblick auf die städtische Gesellschaft als auf adelige Offizierskollegen in vergleichbaren Positionen. Der Rat konnte dem jedoch nicht zustimmen, weil sich aus so einer Benennung auch ein wenigstens gewohnheitsrechtlicher Anspruch auf Vorrechte eines Stadtkommandanten hätte ableiten können (und vielleicht auch auf eine Soldzulage). D. h., Mylius hätte seine Kompetenzen auf Kosten von den mit Militärfragen befassten Amtsträgern und Institutionen ausweiten und v. a. im Krisenfall eine Kommandovollmacht beanspruchen können, die ihn in deutlich geringere Abhängigkeit von den Weisungen von Bürgermeister und Rat geführt und zugleich über die Obristen des Bürgerkorps gestellt hätte. Denn ein Stadtkommandant war dazu da, die Verteidigung einer Festung oder Stadt verantwortlich zu organisieren. Dass dies bis zuletzt nicht gewünscht war, zeigt der Streit um seine Titulatur. Bürgermeister und Rat griffen im Militärwesen wie anderswo auf Fachleute zurück. Diese mussten ihnen aber zuarbeiten, während sie 123 Offiziere wurden auch sonst bisweilen unter für sie nachteiligen Bedingungen beschäftigt. 1611 sollte der Obristwachtmeister (also Major) Aeneas Orley eine Bestallung auf ein Jahr erhalten, wobei die Stadt jederzeit das Recht haben sollte, während dieses Jahres zu kündigen. Er selbst sollte jedoch kein Kündigungsrecht haben. HAStK Best. 10B A 60, fol. 201v (Ratsprotokoll 30.5.1611). 124 1634 beklagte sich jedoch der Oberst Harckenbusch darüber, dass seine Bestallung nur von Monat zu Monat verlängert werde. Daraufhin gestand ihm der Rat eine einjährige Dienstzeit allerdings bei zweimonatiger Kündigungsfrist zu. Das Beispiel zeigt deutlich, wie schwer sich die Stadt sogar in Kriegszeiten mit dem dauerhaften Engagement eines Obersten tat. HAStK Best. 10B A 80, fol. 118r. Siehe zu einem weiteren Beispiel der Bestallung eines Obersten HAStK Best. 1149 A 126. 125 So Schwarz, Stadt-Soldaten, S. 152; ders., Werbung, S. 268. Ebenso handelt es sich um einen Irrtum, wenn Hamacher, Reichsstadt, S. 48, den Oberstleutnant Kaysersfeld als „Generalleutnant“ und „Oberstkommandierende[n] der städtischen Truppen“ bezeichnet. 126 HAStK Best. 10B A 231, fol. 131r. 127 HAStK Best. 10B A 231, fol. 141v.

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sich die letzte Entscheidungsgewalt vorbehielten. Das galt auch für die Verteidigung Kölns im Krieg, die nach wie vor kollegial geleitet werden sollte. So etwa im Spanischen Erbfolgekrieg: Als 1708 Johann Friedrich, Freiherr von Bernsau, zum „Statt Commendirenden Obersten“ ernannt wurde, war es seine Hauptaufgabe, die Disziplin der in der Stadt versammelten eigenen und Kreistruppen herzustellen. Ansonsten sollte er „unter der Direction undt Communication beyder zur Zeith Regierender Herren Bürgermeisteren, zu Vorderst aber unter Commando Eines Ehrsammen Hochweißen magistratus […] die Sicherheith, undt wollfahrt dahießiger Statt befurderen“. Dabei habe er sich nach den Ratsbeschlüssen und -verordnungen zu richten. Weitere Aufgaben und Kompetenzen hatte er ausweislich der von ihm unterzeichneten Kapitulation nicht.128 Auch die Bestallung des Johan von Gerlzen genannt Sintzig zum Oberst 1614 sah zwar den Einsatz zu Wasser und zu Land vor, wo er die Söldner „wie ein Obrister commendiren“ solle, dabei den Rat und dessen Kommissare aber als sein „Haubt“129 anerkennen müsse. Bürgermeister und Rat verstanden sich also auch als potentielle Feldherren und beanspruchten so eine Position, die der eines roi connétable glich, also etwa Friedrich II. von Preußen, der seine Truppen führte und zugleich im Feld die politischen Entscheidungen fällen konnte.130 Sicher hätten die Kölner diese Stellung nicht genauso virtuos wahrnehmen können wie dieser. Die Idee hinter der Nicht-Schaffung eines Amts eines Kölner Oberbefehlshabers – so sehr sie vielleicht aus rein militärfachlicher Sicht zu kritisieren war – hatte aber denselben Hintergrund: Politische und militärische Macht sollten in einem Gremium zusammenfließen, das sicherstellte, dass das Militär niemals entgegen den politischen Zielen eingesetzt wurde. Unschädlich war demgegenüber der Titel eines Kommandanten der Soldtruppen, den Mylius und Bernsau führen durften. Wie ein Oberst des Bürgerkorps konnte er so nur beanspruchen, einen bestimmten Teil der Kölner Militärmacht ins Feld zu führen. Denn auch das Bürgeraufgebot kannte keinen allgemeinen Oberbefehlshaber über alle Bürgerfahnen. Es war seit der Reform von 1583 in acht Colonelschaften gegliedert, die acht Obristen unterstanden.131 Die Obristen konnten sicherlich Einfluss auf militärische Entscheidungen nehmen, aber auch hier blieben diese letztlich Bürgermeister und Rat vorbehalten. Wie funktionierte das in der Praxis? 1433 bat der Herzog von Jülich-Berg die Kölner um Unterstützung in seinem Kampf gegen Geldern.132 Daraufhin wurden in Übereinstimmung mit dem Verbundbrief die 44er einberufen, die Entscheidung über eine Heerfahrt also vor das erweiterte Ratsgremium gebracht, das für derartige grundlegende Fragen zuständig war. Wenn schon bei Bürgermeister und Rat in Frage steht, welche 128 HAStK Best. 70 A 1336, fol. 60–61. 129 HAStK Best. 1149 A 126 (nicht foliiert). 130 Vgl. Kunisch, Friedrich, S. 430–441. 131 Vgl. Holt, Einteilung, S. 137–138. 132 Zum folgenden RP, Bd. 1, 1433/8.

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militärischen Kompetenzen dort vertreten waren, so gilt das erst recht für ein solcherart vergrößertes Gremium. Dieses war offensichtlich nicht dazu geeignet, über militärische Details zu entscheiden oder einen Krieg in der Praxis zu führen. Es gab dem Einsatz stadtkölnischer Truppen und seiner Finanzierung aber eine höhere Legitimität und stand deshalb am Anfang der Beratungen. Aus dem großen Gremium wurde eine Schickung von 20 Männern – darunter beide Bürgermeister – bestimmt, die das weitere Vorgehen planen sollten. Es ist nicht erkennbar, aber wahrscheinlich, dass bei der Auswahl dieser Kommission zumindest teilweise auch Kompetenz in diesen Fragen eine Rolle spielte. Hauptgeschäft dieser Männer war jedoch das Aufbieten der benötigten Söldner und Pferde, also zunächst eine finanziell-logistische Frage. Daher waren die Mitglieder der Schickung auch Vertragspartner der Söldner, weshalb Rat und 44er sie gegenüber möglichen von diesen zu erwartenden Schadensersatzansprüchen schadlos stellten. In diesem Zusammenhang ist davon die Rede, dass die Schickung als Hauptleute der Söldner tätig war. Haben die 20 Kölner also als Führungsstab die Söldner ins Feld begleitet? Das ist gänzlich unwahrscheinlich. Hauptleute waren sie formal als Vertragspartner, denen die Söldner und ihre Anführer Gehorsam schuldeten.133 Wären sie auch Hauptleute im Sinne einer taktischen Führung im Feld gewesen, dann hätten beide Bürgermeister als Höchstrangige Anspruch auf das Oberkommando gehabt (das dann wie bei den Konsuln im alten Rom zwischen ihnen hätte alternieren können134). Es gab jedoch einen dazu bestimmten Feldkommandeur aus der Ratselite, nämlich Eberhard Hardefust.135 D. h., die Schickung war nur vorbereitend und als Vertragspartner der Söldner tätig, nicht aber als kollektive Kommandobehörde. Der Einsatz von solchen Schickungen zur Vorbereitung militärischer Aktivitäten und Beschlüsse lässt sich immer wieder beobachten. Im Kriegsfall musste man zum einen häufig schnell reagieren, zum anderen auch nach möglichst geheimen Beratungen mit Dritten, die nicht unbedingt vor dem gesamten Rat geführt werden sollten. Um mit diesem Problem umzugehen, wurden immer wieder kleinere Ausschüsse gebildet, die die notwendigen Entscheidungskompetenzen für die alltägliche Kriegsführung erhielten.136 1757 wurden sogar nur die beiden Bürgermeister mit der besonderen Vollmacht aus133 1439 wurden drei Männer, darunter ein Bürgermeister, damit beauftragt, einen einzigen Söldner mit einem Pferd einzustellen. Es war also üblich, dass eine Kommission aus dem Rat die Verhandlungen mit Söldnern führte. RP, Bd. 1, 1439/2. 134 Vgl. James, Rom, S. 50. 135 HAStK Best. 1 U 1/11225 (Abrechnung seiner Kosten aus diesem Posten 1436). Ihm wurde mit Rutger van der Wijden ein professioneller Hauptmann beigegeben („eynen heuftman tzo herrn Everhart Hardevuyst“, HAStK Best. 1 U 1/11394), der ihn vermutlich in taktischen Fragen beriet. 136 Beispiele: Stein, Akten, Bd. 2, S. 540, Nr. 381 (1476); RP, Bd. 1, 1480/20 und 1497/12+16. Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 91; Bartz, Köln, S. 47–48; Hieronymi, Haltung, S. 123. Dass aus diesen Ausschüssen zumeist keine schriftlichen Quellen vorliegen, erschwert die Analyse der Beweggründe für bestimmte Maßnahmen.

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gestattet, eingehende Briefe sofort zu öffnen und „das nöthige nach gutbefinden vorzukehren“, weil „bey dermahligen Kriegs-Laufften, und besonderen Umbständen Tag und Nacht“137 reagiert werden müsse. Im Umkehrschluss zeigt das nochmals, dass sich normalerweise der Rat die Entscheidungsvollmacht vorbehielt. Sicherlich ist es möglich, dass bei der Auswahl der Mitglieder von besonderen Ausschüssen gewisse militärische Kompetenzen oder Erfahrungen eine Rolle spielten. Auf der anderen Seite sind es immer wieder die Inhaber führender Ämter wie Bürgermeister, Rentmeister, Stimmmeister usw., denen besondere Entscheidungsvollmachten übertragen wurden. Diese Männer gelangten nicht erst in einer Zeit drohender Kriegsgefahr in ihre Ämter, sondern im Zuge eines normalen Karriereverlaufs. D. h., von den Inhabern höherer ziviler Ämter mussten die Kölner erwarten können, dass sie auch in militärischen Fragen sinnvolle Entscheidungen treffen konnten.138 Auch wenn die Schickungen oder Ausschüsse vorberieten und vorverhandelten, mussten letztlich alle wesentlichen Fragen von den Bürgermeistern, dem Rat und im Zweifel auch von den 44ern beraten werden. Höhere Offiziere wurden von diesen ernannt, und sie waren ihnen Gehorsam schuldig. Sobald Kölner Truppen an einer größeren Feldoperation einer verbündeten Armee teilnahmen, verzichtete die Stadt auf ausschlaggebenden Einfluss auf ihren Einsatz und unterstellte sie einem verbündeten General. Das war schon allein deshalb sinnvoll, weil Köln abgesehen von 1474/75 niemals so große Kontingente ins Feld schickte, dass es eigene militärische Ziele in einem größeren Krieg hätte verfolgen können. Komplizierter lagen die Verhältnisse jedoch bei der Verteidigung der Festung Köln selbst, die das Amt eines städtischen Platzkommandanten nicht kannte, unter dessen Kommando fremde Regimenter hätten treten können. Nun fehlt es an der großen Belagerung Kölns, anhand derer untersucht werden könnte, wie genau im Ernstfall die Befehlsstruktur organisiert worden wäre. Vielleicht wäre doch ein entsprechendes Amt geschaffen worden, vielleicht hätte ein auswärtiger kaiserlicher, brandenburgischer oder kurpfälzischer (Kreis-)General die Verantwortung auf Kosten der städtischen Unabhängigkeit an sich gerissen. Untersucht werden kann aber nur der Normalfall, bei dem man sich auf eine mögliche Belagerung oder einen möglichen Überfall vorbereitete oder einen Überfall abwehrte, der sich nicht zu einem Großangriff auswuchs. Und für diese Fälle wurde die kollektive Wahrnehmung des Oberbefehls durch Bürgermeister, Rat und Ratsämter für ausreichend gehalten.

137 HAStK Best. 10B A 204, fol. 58v–59r (Ratsprotokoll vom 25.3.1757). 138 Zumindest, was den Alltag im Krieg jenseits großer Schlachten und Belagerungen anging. Vgl. dazu Lund, War, S. 65–67.

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Bewaffnete Kräfte der Stadt Köln Wenn Bürgermeister und Rat, gegebenenfalls ergänzt durch den Rückhalt der gesamten Bürgergemeinde, ein kollektives Oberkommando führten, so stellt sich die Frage danach, wer denn eigentlich unter dieser Führung kämpfte? Diese Frage ist nicht einheitlich zu beantworten und je nach Zeitpunkt und Rahmenbedingungen zu differenzieren. Grundsätzlich jedoch bestand die Kölner Militärmacht aus drei Säulen, die es zu koordinieren galt: Dem Aufgebot der wehrfähigen Bürger (Bürgerkorps, Bürgerwehr, Bürgeraufgebot), angeworbenen Söldnern und Spezialisten sowie verbündeten Kämpfern und Truppen, die beispielsweise die Festungsbesatzung verstärkten (wobei häufig dahinsteht, wie sehr sich letztere einem städtischen Oberkommando unterzuordnen bereit waren). Zur Kölner Militärmacht zählte schließlich auch die militärische Ausrüstung, die in der Stadt vorgehalten wurde. Im Folgenden werden diese unterschiedlichen Säulen der Kölner Streitkräfte getrennt voneinander dargestellt. In der Praxis eines Konflikts bildeten sie aber selbstverständlich miteinander verzahnte Teile einer Gesamtanstrengung. Bürgeraufgebot

Im Spätmittelalter zählte Köln mit ca. 30.000 bis 35.000 Einwohnern zu den bevölkerungsstärksten deutschen Städten. Hier bestand also ein umfangreiches Potential wehrfähiger Männer, das rasch mobilisiert werden konnte. In der Frühen Neuzeit wuchs die Stadtbevölkerung dann zwar, aber im Verhältnis zu anderen Städten wie etwa Hamburg (1750 ca. 75.000 Einwohner), Wien (1750 ca. 175.000 Einwohner) oder Berlin (1750 ca. 90.000 Einwohner) nicht mehr wesentlich.139 Köln fiel also im Hinblick auf die Bevölkerungszahl hinter diese zurück. Gleichwohl verfügte es auch noch im späten 18. Jahrhundert über eine Bevölkerung von etwa 40.000 bis 50.000 Personen, mithin auch über mehrere 1000 Mann in den Reihen der Bürgerschaft, die als Bürgeraufgebot wenigstens theoretisch zum Einsatz gebracht werden konnten.140 Die Frage ist aber: wann, wie und mit welchen Effekten? Im Jahr 1106 hatte Kaiser Heinrich IV. den Kölnern den Schutz ihrer Stadtbefestigung anvertraut, nachdem ihn diese im Konflikt mit seinem Sohn unterstützt hatten.141 Spätestens seitdem musste ein Bürgeraufgebot organisiert werden, das im Bedarfsfall zur Bemannung der Mauern oder sogar für Kämpfe außerhalb der Stadt zur Verfügung stand.142 Auch wenn vieles an den sich anschließenden Vorgängen im Dunkeln bleibt, 139 Bevölkerungszahlen bei Rosseaux, Städte, S. 9–10. 140 Vgl. Wik, Bevölkerung, S. 56; Küntzel, Fremde, S. 18–19; Hamacher, Reichsstadt, S. XIII–XIV; Schwerhoff, Köln, S. 45. 141 Vgl. Haverkamp, Aufbruch, S. 118; Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 36–42. 142 Schon 1074 beim Aufstand gegen Erzbischof Anno II. treten die Kölner in Waffen auf, jedoch bleibt undeutlich, wie genau, von wem organisiert und mit welcher militärischen Effektivität. Vgl. SchneiderFerber, Aufstand, S. 24; Monumenta Annonis, S. 30–31; Stehkämper, Stadt-Salierzeit, S. 373–379; ders./ Dietmar, Köln, S. 9–21.

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wurde ein solches zunächst auf Basis der Pfarrgemeinden bzw. der später so bezeichneten Sondergemeinden gebildet, also letztlich auf einer nachbarschaftlichen Basis. Zum Bürgersein gehörten folglich die Bewaffnung und der militärische Dienst sowohl im Kriegsfall als auch während friedlicher Zeiten als Wachdienst.143 Mit dem endgültigen Sturz der führenden Geschlechter 1396 wurden dann die Gaffeln für die Mobilisierung ihrer Mitglieder verantwortlich, also die Korporationen, in die sich die Bürgerschaft seitdem gliederte. Diese Abwendung von einer örtlichen Zusammenfassung der zum Wehrdienst verpflichteten Einwohner hatte zwar den Vorteil, dass sie den Zusammenhalt der Gaffeln stärkte. Da deren Mitglieder aber über das Stadtgebiet verstreut leben konnten, war die Mobilisierung komplizierter und langwieriger geworden.144 Zwar gilt das Mittelalter gemeinhin als Zeit der schweren Kavallerie, aber die bewaffneten, zu Fuß kämpfenden Aufgebote der Städte konnten sich bei guter Führung und unter entsprechenden Umständen durchaus auch im Feld behaupten. So schlug 1302 in der Schlacht von Kortrijk aufständische flämische Infanterie ein französisches Heer.145 Daher stellte das Aufgebot der Bürger einen für jeden Gegner schwer kalkulierbaren Teil der Kölner Kriegsmacht dar. Tobias Wulf hat zuletzt die militärischen Pflichten der Bürger als praktisch kaum relevant betrachtet und der Wehrpflicht v. a. „eine symbolische Bedeutung“146 zugesprochen. Richtig ist an seinen Beobachtungen, dass das seit 1396 über die Gaffeln organisierte Aufgebot der Bürger für einen echten Kriegsfall zu unterscheiden ist von den allgemeinen Wachpflichten auch im Frieden. Diese variierten je nach Zeitumständen in Intensität und Umfang und ließen sich auch durch Zahlungen ablösen.147 Und wenn die Bürger wachten, nahmen sie offensichtlich ihre Pflichten nicht immer mit der gebotenen Sorgfalt wahr.148 Hermann Weinsberg jedenfalls berichtet von einer von ihm geleisteten Wache, dass es mit Essen und Wein „uberaus lustich“149 gewesen sei. Jedoch davon auszugehen, dass die bürgerliche Wache deshalb kaum eine praktische Rolle gespielt habe150, entspricht nicht den Realitäten. Zum einen waren Kriegs- und Krisenzeiten weiter verbreitet, als es zunächst den Anschein hat, da schon die Möglichkeit einer gewaltsam eskalierenden 143 Vgl. Holt, Einteilung, S. 135; Wübbeke, Militärwesen, S. 56; Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 226–228; Groten, Entstehung, S. 75. Auch anderswo wurden militärische Aufgebote nach Kirchspielen organisiert, vgl. Reitemeier, Pfarrgemeinden, S. 371. 144 Vgl. Holt, Einteilung, S. 135–136; Wübbeke, Militärwesen, S. 53–55. 145 Vgl. Delbrück, Geschichte – Mittelalter, S. 491–497; Rupp, Gegner, S. 95–99. 1382 wurde allerdings ganz in der Nähe bei Roosebeke ein Bürgeraufgebot schwer geschlagen. Vgl. Ehlers, Krieg, S. 54. Siehe auch Clauss, Kriegsniederlagen, S. 152. 146 Wulf, Pfarrgemeinden, S. 281. 147 So wurde beispielsweise 1566 festgelegt, dass für die Befreiung von der Nachtwache – sicher eine besonders ungeliebte Pflicht – 1 Gulden zu zahlen war. HAStK Best. 10B A 22, fol. 160v (24.4.1566). Vgl. auch Schwerhoff, Köln, S. 355 und 389 und 424 (zur Situation im endenden 18. Jahrhundert, als der Wachdienst zeitweise ganz zugunsten einer Zahlung aufgehoben wurde). 148 Siehe z. B. HAStK Best. 10B A 204, fol. 60r (1757). 149 Buch Weinsberg, Bd. 2, S. 178. Vgl. auch Willkommen im alten Köln, S. 13. 150 So v. a. Wulf, Pfarrgemeinden, S. 283.

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Abb. 9  Pavese (Schild mit den Kölner Farben, 15. Jh.)

Krise zu verstärktem Wachdienst führen konnte. Sicherlich wäre auch einem Weinsberg die gute Laune vergangen, wenn er sich der Gefahr eines Angriffs ausgesetzt gesehen hätte.151 Und zum anderen legte der Rat in Krisenzeiten Wert darauf, dass die Bürger „selbst in deren harnischen an den portzen wachen sollen und keine heyerlinck“152. Sie sollten ihre bürgerliche Pflicht also persönlich wahrnehmen. Das hatte zwar sicher auch eine symbolische Funktion – alle Bürger saßen im selben Boot und trugen ihren jeweiligen Teil der Last. Aber wenn man nicht hätte erwarten können, dass sie dabei auch tatsächlich effektiven Wachdienst hätten leisten können, wäre gerade in Krisenzeiten der Rückgriff auf über Ablösezahlungen finanzierte Söldner eine sinnvolle Alternative gewesen. Während der Frühen Neuzeit nahm der Kampfwert von Bürgeraufgeboten allerdings ganz allgemein im Vergleich zu professionellen Armeen mit entsprechendem Training

151 Jedenfalls ist zum Jahr 1568, als er im Zuge der Abwehr von in der Nähe umherstreifendem Kriegsvolk wieder Wachdienst leistete, nur noch davon die Rede, dass er seinen Harnisch hatte blank machen lassen. Vgl. Buch Weinsberg, Bd. 2, S. 186. Im Jahr 1579 leistete er Wachdienst, als Kerpen erobert wurde, vgl. ebd. Bd. 3, S. 28. 152 HAStK Best. 10B A 16, fol. 204r (1552).

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und Selbstverständnis ab.153 Es finden sich nun ausreichend viele Beispiele dafür, dass sie im Feld nicht mehr als gleichwertiger Gegner auftreten konnten. Daraus lässt sich aber nicht schließen, dass sie ihren Sinn und Nutzen völlig eingebüßt hatten. Der Einsatz von Bürgern zur Verteidigung der eigenen Stadtmauer, wo sie besser als im freien Feld Deckung und Schutz fanden, blieb eine sinnvolle Option.154 Dabei waren auch weniger komplizierte Manöver und Bewegungen im Truppenverband durchzuführen, die eine lange Ausbildung und wenn möglich Erfahrung erforderten. So konnte sich Neuss 1474/75 nicht zuletzt dank des Einsatzes seiner Bürger gegen die burgundische Belagerung behaupten.155 1636 wurden die Bürger von Paris erfolgreich mobilisiert, um den befürchteten Angriff der kaiserlichen und bayerischen Truppen abzuwehren.156 1648 hielten Bürger von Prag wenigstens die Moldau und damit eine Hälfte ihrer Stadt.157 An der Verteidigung von Wien 1683 nahmen Bürger aktiv teil.158 Im 18. Jahrhundert wurde der Einsatz von Bürgern bei der Verteidigung ihrer zur Festung ausgebauten Stadt dann zwar allgemein eine Ausnahme, ohne jedoch ganz zu verschwinden.159 1744 wurde beispielsweise Prag auch von Kompanien aus Zunfthandwerkern und Studenten verteidigt.160 Auch in der Schweizer Eidgenossenschaft legte man noch im 18. Jahrhundert Wert auf eine einsatzbereite Bürgerschaft.161 Ebenso waren im selben Jahrhundert in niederländischen Städten Bürgerwachen neben regulärem Militär im Einsatz, wobei sich ihre Aufgaben allerdings vornehmlich nach innen richteten.162 Dennoch waren auch sie bewaffnet sowie militärisch organisiert und konnten daher im Zweifel und je nach Umständen eine Unterstützung beim Kampf nach außen darstellen. Ähnliches war bis zuletzt auch in Köln denkbar und möglich.163 Dies gilt umso mehr, als Kölner Bürgertum nicht pauschal als militärisch unerfahren oder unqualifiziert betrachtet werden kann. Die Stadt war während der Frühen Neuzeit ein begehrter Platz für Werbungen für die Armeen aller möglichen Mächte, so dass Kölner durchaus eine Zeit ihres Lebens im Dienste der

153 Vgl. z. B. Manning, Apprenticeship, S. 290–313; Shinpo, Bedeutung. 154 Vgl. Schnitter, Volk, S. 52; Wilson, Krieg, S. 188–190 und S. 425; Sikora, Change, S. 212. 155 Vgl. Bachmann, Reichsgeschichte, Bd. 2, S. 481–482 und S. 566. 156 Vgl. Lahrkamp, Jan, S. 56. 157 Vgl. Wilson, Krieg, S. 855. Vgl. auch ebd., S. 952. 158 Vgl. Kronenbitter, Belagern, S. 159; Spielman, Leopold, S. 101. Das Bürgeraufgebot war auch im 16. Jahrhundert dort eingeplant: Opll/Krause/Sonnlechner, Wien, S. 245–246. Im Dreißigjährigen Krieg wurde seine Stärke mit 7000 angegeben. Vgl. Crowne, Sommer, S. 49. 159 Vgl. auch Faulmüller, Reichsstadt, S. 25. 160 Vgl. Hohrath, Bürger, S. 325–326. 161 Vgl. Schläppi, Kompensation, S. 148. 162 Vgl. Denys, Police, S. 175; v. d. Linde, Leibregiment, S. 91 und 97 und 99. 163 Deshalb wies 1674, als ein Angriff durch eine sich nähernde französische Armee befürchtet wurde, der Rat die Kriegskommissare an, den Bürgerhauptleuten die Alarmplätze für ihre Bürgerfahnen erneut zu verkünden. HAStK Best. 10B A 121, fol. 160v (2.5.1674). Noch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde heftig um die Belastung der Bürger mit Wachdiensten gestritten, siehe z. B. HAStK Best. 38 A 1 (1776).

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preußischen164, der niederländischen165, der französischen166, der kaiserlichen oder einer anderen Armee verbringen konnten.167 Andere dienten in unterschiedlichen Funktionen bei den städtischen Truppen.168 Dass Köln ein beliebter Werbeplatz war, hat zum einen etwas damit zu tun, dass hier viele Menschen auf engem Raum versammelt waren. Die Wahrscheinlichkeit war also hoch, eine gewisse Zahl von Männern zu den Fahnen zu locken. Zum anderen war Köln immer wieder das Ziel von Deserteuren unterschiedlicher Armeen, die hier untertauchen konnten.169 Sie bildeten ein interessantes Ziel von Werbungen, weil sie bereits über eine Ausbildung oder Erfahrung verfügten. Angeworben wurden aber nicht allein mittellose Existenzen am unteren Rand der sozialen Skala (was nach neueren Forschungen auch so allgemein gar nicht zu erwarten wäre170), sondern auch171 durchaus respektierte Bürger.172 1643 sollten beispielsweise 100 Stadtsoldaten aus dem Dienst entlassen werden, und zwar vordringlich Schneider und Handwerker, also Männer, die einen ehrlichen Beruf erlernt hatten und nun vermutlich in der städtischen Wirtschaft gebraucht wurden.173 Vielleicht hängt es mit dem Gedankengut von Merkantilismus und Aufklärung zusammen, dass 1741 davon die Rede war, die eigenen 164 Quellen zu preußischen Werbungen in Köln im 18. Jahrhundert: Kloosterhuis [u. a.], Militär, Nr. 2094, Nr. 2115, Nr. 2172, Nr. 2230, Nr. 2408, Nr. 2783, Nr. 2784. Vgl. auch Hamacher, Reichsstadt, S. 2. 165 Vgl. v. d. Linde, Leibregiment, S. 282. 166 HAStK Best. 10B A 204, fol. 81v (1757). 167 Beispielsweise bei einem Stand des Niederrheinisch-Westfälischen Kreises, HAStK Best. 10B A 121, fol. 539r (1674) und HAStK Best. 20C A 11, fol. 17r–18r (1744). Vgl. auch Baumann, Landsknechte, S. 70 (ein Kölner bei süddeutschen Landsknechten im späten 15. Jahrhundert); Bartz, Köln, S. 191 (französische Werbungen in Köln im Dreißigjährigen Krieg); Wittke, Mord, S. 40 (ein Soldat mit Namen „Christian von Köln“ in Vreden). HAStK Best. 33 A 68 (niederländische und spanische Werbungen in den 1680er Jahren). Siehe auch HAStK Best. 30N A 1214; HAStK Best. 150 A 189. Vgl. Heuel, Truppenwerbungen, S. 99–109. 168 Vgl. z. B. Kroeffges, Artilleriehauptmanns; Soénius, Stadtsoldaten, S. 103. 169 Vgl. Heuel, Truppenwerbungen, S. 8; Thewes, Stände, S. 122 und S. 133. 170 Vgl. z. B. Pröve, Verhältnis; Sikora, Söldner, S. 218–220; Parker, Soldat, S. 50–51; Burschel, Söldner, S. 54–96; Wilson, Krieg, S. 942–948; Greyerz/Holenstein/Würgler, Soldgeschäfte [Einleitung], S. 25; Füssel, Söldner-Heere, S. 269–270. 171 Das „auch“ sei ausdrücklich betont. Wenn etwa 1757 wegen der im Siebenjährigen Krieg einsetzenden Teuerung nach dem Vorbild des großen Armenhauses Brot für die Stadtsoldaten gebacken und ausgeteilt wurde, zeigt das an, dass wenigstens ein größerer Teil von ihnen über keine ausreichenden Rücklagen verfügte. HAStK Best. 10B A 204, fol. 92v–93r. 172 Gerade um dies zu begrenzen, verbietet ein „Werb Reglement“ aus dem 18. Jh. diese Praxis. Demnach dürfen fremde Werbeoffiziere keine Bürgerkinder, Studenten oder Lehrjungen ohne Billigung der Eltern bzw. Vormünder anwerben, HAStK Best. 30N A 1219, fol. 82r. 173 HAStK Best. 10B A 90, fol. 446r (4.12.1643). Etwas später setzte sich der Rat für einen Soldaten im kaiserlichen Dienst ein, bei dem es sich um einen Kölner handelte, der sich nur aus Not habe anwerben lassen und der nun zu seiner Ehefrau zurückkehren wolle. HAStK Best. 20 A 160, fol. 145r–v (1646). 1673 wurde eine Kompanie aus Junggesellen und ledigen Handwerkergesellen gebildet. HAStK Best. 14 A 4, 2622. Für Frankfurt wurde ebenfalls belegt, dass im 17. Jahrhundert Söhne von Bürgern im Militär dienten. Vgl. Boes, Rechtsprechung, S. 165. Zu Kurhannover, wo im 18. Jh. zivile und militärische Amtsträger um wertvolle Männer stritten, vgl. Pröve, Herrschaftskonkurrenz, S. 254–260.

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Truppen durch „anwerbung müßiger Leuthen“174 zu verstärken – denn so wurde der eigenen Wirtschaft kein Schaden zugefügt. Jedoch belegt dieser Plan keineswegs, dass es sich bei allen Angeworbenen tatsächlich um Randexistenzen handelte, noch dass unter den Müßiggängern nur solche verstanden wurden, denn auch zünftige Handwerker konnten unter Beschäftigungslosigkeit leiden.175 So mag die Bezugnahme auf die Müßiggänger im Kontext eines Gutachtens für Bürgermeister und Rat eine Chiffre dafür gewesen sein, dass der städtischen Wirtschaft keine wertvollen Arbeitskräfte entzogen werden sollten.176 So wie der Sattlermeister Joannes Eupen, der sich 1757 auf sechs Jahre von seinem Bürgerrecht beurlauben lassen wollte, um im kurpfälzischen Militär zu dienen. Die Stadt genehmigte ihm das aber nur auf drei Jahre unter der Bedingung, die jährlichen Zahlungen an die Zunft auch bei seiner Abwesenheit zu leisten.177 Militärdienst war hier wie in anderen Fällen sicher keine Flucht vor Strafe oder wirtschaftlichen Problemen, sondern eine Option des Broterwerbs unter vielen. Jedenfalls gab es unter den Kölner Bürgern und Eingesessenen nicht wenige, die über militärische Erfahrungen verfügten und diese im Zweifel im Rahmen der Bürgerwehr nutzbringend für ihre Stadt einbringen konnten. Sie dürften im Notfall das Potential zur Bildung eines kampfkräftigen Rückgrats des Bürgerkorps gehabt haben. Da die Stadt aber nicht im großen Maßstab angegriffen wurde, musste die Bürgerwehr niemals die Probe aufs Exempel ablegen und sich bei der Abwehr einer großen Belagerung bewähren. Nun ist ohnehin das eine die Theorie der Wehrpflicht der Bürger und Eingesessenen, das andere ist die Praxis. Klagen darüber, dass hier Missstände einrissen und die Kölner unwillig waren178, ihre Verpflichtungen zu übernehmen, sind zu allen Zeiten zu finden.179 Man sollte daher bei der Kalkulation des militärischen Potentials der Stadt keinesfalls die Kampfkraft der Bürgerwehr überschätzen.180 Viel entscheidender als die letztlich nicht zu beantwortende Frage, welche Kampfkraft die Bürgerfahnen denn nun im Ernstfall tatsächlich gehabt hätten, ist aber der Umstand, dass potentielle Belagerer sie ebenso wenig beantworten konnten wie der rückschauende Historiker. Die bloße Existenz einer zahlenmäßig starken Bürgerschaft, die sich zumindest 174 HAStK Best. 50 A 392/2: Bericht des Syndikus Eschenbrender mit Beilage „Consideranda“ (12.9.1741). 175 Vgl. Ebeling, Bürgertum, S. 180–181; Küntzel, Fremde, S. 54. 176 Schon 1624 hatte der Rat eine Werbeerlaubnis unter dem Vorbehalt erteilt, dass Bürger und Bürgerkinder nur mit seiner Genehmigung in den fremden Militärdienst treten durften, siehe HAStK Best. 10B A 70, fol. 409v–410r (27.9.1624). 177 HAStK Best. 10B A 204 fol. 6r (1757). Im selben Jahr beantragte ein anderer Mann die Aufnahme in die städtische Artillerie „zum Trost seiner alten armen Eltern“. Hier mag also wirtschaftliche Not eine Rolle gespielt haben, aber immerhin hatte er das Bürgerrecht. Ebd. fol. 57r. 178 Z. B. erschienen sie ohne Munition zum Dienst, jedenfalls nach HAStK Best. 14 A 4, fol. 223 (1734). Siehe auch die Klage ebd., fol. 262r (1689 und 1702). 179 Vgl. etwa Wübbeke, Militärwesen, S. 61. Siehe auch Huizinga, Kultur, S. 45–47, zur Militärferne der niederländischen Kultur. 180 Vgl. Haas, „Bombe“, S. 45; Prietzel, Krieg, S. 136.

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teilweise an der Verteidigung der Stadt durch professionelle Söldner beteiligen würde und diese auch bei der inneren Sicherung entlastete, erhöhte das Risiko des Angreifers, im entscheidenden Augenblick z. B. beim Sturm auf eine Bresche nicht stark genug zu sein und unter schweren Verlusten zu scheitern. Auch musste er damit rechnen, dass an allen Abschnitten der Mauern und Wälle ausreichend viele Männer bereitstanden, um eine lückenlose Überwachung gegen Handstreiche zu garantieren. Kurz: Die Bürgerfahnen bildeten auch unabhängig von ihrer tatsächlichen Einsatzbereitschaft und ihrem tatsächlichen Einsatzwillen einen schwer kalkulierbaren Teil des Verteidigungspotentials Kölns, der eine notwendige Ergänzung zu den langgestreckten Festungswällen darstellte und das Risiko eines Angriffs erhöhte.181 Zudem wurden immer wieder Bürger dazu in die Lage versetzt, sich über das von allen geforderte Maß hinaus zu bewaffnen und zu trainieren.182 Im 15. Jahrhundert existierte eine Truppe von etwa 50 Schützen für besondere Aufgaben, bei der es sich wohl um Bürger oder Eingesessene handelte, die eine Art von Uniform und Zahlungen für die geleisteten Dienste erhielten, sich davon jedoch nicht völlig ernähren konnten. Daher wird es sich bei ihnen um eine Form von professionelleren Bürgerschützen gehandelt haben, denen es die Zahlungen ermöglichten, neben ihrem eigentlichen Einkommenserwerb Dienst zu tun.183 1594 wurde ein ähnlich organisiertes Wartschützenwesen etabliert: Kölner hielten sich gegen Bezahlung dazu bereit, militärische und/oder im heutigen Sinne polizeiliche Aufgaben zu übernehmen, wenn dies erforderlich würde. Wartschützen wurden aber auch dazu eingesetzt, um hochgestellte Persönlichkeiten mit militärischen Ehren zu empfangen.184 Zwar wurde das Wartschützenwesen 1595 wieder verworfen, aber in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts vor und während des Dreißigjährigen Krieges lebte es wieder auf. 1607 handelte es sich um knapp über 100 Männer, denen neun Rottmeister vorstanden.185 Unabhängig davon, wie groß die Bereitschaft zum Einsatz der Waffen und die Übung in ihrer Handhabung tatsächlich waren, blieb so die Wehrpflicht der Bürger also bis 181 Vgl. Eichberg, Festung, S. 489–491, mit Beispielen aus Norddeutschland für die Mobilisierung von Bürgeraufgeboten in Festungen, die das reguläre Militär unterstützten. Auch wenn er diesen Aufgeboten militärischen Wert abspricht, zeigen seine Beispiele jedoch, dass die Berufssoldaten damals noch einen Sinn darin gesehen haben, sich von ihnen unterstützen zu lassen. Siehe auch als ein weiteres Beispiel Generallandesarchiv Karlsruhe 46/3797, 4a: Operations-Gutachten des kaiserlichen Generalleutnants Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, Bruchsal 1.7.1697. Hier wird bei der Analyse des eigenen und des französischen Potentials zwar zunächst auf die regulären Truppen Bezug genommen, dann aber der Landausschuss für die Besetzung von Redouten und Festungen hinzugezählt. 182 Vgl. z. B. Arlinghaus, Inklusion, S. 323. 183 Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 68–71. Das Verhältnis dieser Männer zu den Schützen, die Schützenfeste auch als gesellschaftliches Event organisierten, wäre noch zu klären. Zu letzteren siehe HAStK Best. 30N A 477–479 und 1204. 184 Vgl. Krischer, Reichsstädte, S. 253. 185 Vgl. Holt, Wartschützen, S. 237.

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zuletzt Teil der städtischen militärischen Kräfte.186 Das lässt sich auch daran ablesen, dass man weiterhin an einer Verbesserung und Modernisierung des Systems des Bürgerkorps arbeitete. Darauf hätte man verzichten können, wenn es nur um eine symbolische Darstellung von Wehrhaftigkeit gegangen wäre. Die 1396 eingeführte Einteilung des Bürgeraufgebots nach Gaffeln hatte einen entscheidenden praktischen Nachteil: Die Mitglieder der Gaffeln wohnten nicht konzentriert in wenigen Straßenzügen, sondern verteilt über die ganze Stadt. Sollte oder musste das Aufgebot rasch mobilisiert werden, ergaben sich daraus lange Wege, Unübersichtlichkeit und Verzögerungen. Doch auch im Frieden war manches einfacher zu organisieren, wenn die Bevölkerung eines bestimmten Bezirks angesprochen werden konnte. Schon Mitte des 16. Jahrhunderts war, wenn auch mit überschaubarem Erfolg, für die Herstellung zusätzlicher Artillerie in den Kirchspielen und eben nicht in den Gaffeln geworben und gesammelt worden.187 Aus solchen Ansätzen erwuchs eine grundlegende Reform des Aufgebots im Jahr 1583. Nachdem ein Fehlalarm im Zuge des Truchsessischen Krieges erhebliche organisatorische Mängel bei der Mobilisierung des gesamten Bürgeraufgebots nach Gaffeln unübersehbar gemacht hatte, entschloss man sich zum Übergang zu einer örtlichen Organisation des Wehrwesens. Die Stadt wurde nun in acht Quartiere oder Colonelschaften eingeteilt. Ziel war es, ca. 7000 Mann in je ca. 150 Mann starken Kompanien (Fahnen) jeweils unter dem Oberst eines Quartiers aufzubieten. Dabei variierte die Zahl der Fahnen pro Quartier. Die Obersten des Bürgeraufgebots wurden häufig aus den Reihen der amtierenden und alten Bürgermeister sowie aus den Inhabern hoher Rats­ämter besetzt. Sie konnten daher zugleich v. a. in Gefahrensituationen einen Kriegsrat bzw. eine Ratskommission für kriegsrelevante Entscheidungen bilden.188 Ein Bürgeraufgebot ist natürlich nur dann sinnvoll einsetzbar, wenn es ausreichend bewaffnet ist. Zu den Pflichten der Bürger und Eingesessenen gehörte es deshalb, sich für ihren Dienst in den Bürgerfahnen auszurüsten. Art und Umfang dieser Bewaffnung variierte im Laufe der Zeit sowie mit der wirtschaftlichen und sozialen Position der Bürger. 1444 mussten diejenigen, die „eynich ampt wynnen wilt bynnen Coelne“189, die also einen Aufstieg in der städtischen Hierarchie durch Übernahme von Ämtern anstrebten, einen Brustpanzer, einen eisernen Hut und Handschuhe besitzen. Wer zivile Führungspositionen einnehmen wollte, musste also wenigstens in der Theorie dazu gerüstet und in der Lage sein, militärisch ebenfalls eine führende Stellung einzunehmen (auch im Wort186 Dabei müsste die Beantwortung der Frage, inwieweit die Erfüllung der Pflichten zur bürgerlichen Ehre beitrug bzw. die Nichterfüllung die Ehre schmälerte, welchen Stellenwert der Militärdienst also im Denken der betroffenen Kölner einnahm, gesondert untersucht werden. Vgl. allgemein Ludwig/Pöhlmann/ Zimmermann, Ehre. 187 HAStK Best. 10B A 16 fol. 140r (4.5.1552). 188 Vgl. Holt, Einteilung, S. 136–137; Dietmar, Militärwesen, S. 31–34. Siehe auch den Bericht im Buch Weinsberg, Bd. 3, S. 200–201. 189 Stein, Akten, Bd. 1, S. 314, Nr. 143.

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sinne in vorderster Linie). Dass dabei auf die Rüstung abgehoben wurde, hatte genauso funktionale Gründe wie symbolische, fand doch ein in Eisen gekleideter Bürger wenigstens einen gewissen optischen Anschluss an einen Ritter und konnte durch dieses Auftreten militärische und ständische Qualitäten für sich in Anspruch nehmen, die in den niederadeligen Bereich verwiesen. Dass zugleich wirtschaftlich schlechter gestellte Bürger, die sich keine volle Ausrüstung leisten konnten, mit der Bestimmung indirekt vom städtischen cursus honorum ausgeschlossen wurden, dürfte ein erwünschter Nebeneffekt zur Festigung der innerstädtischen Führungsposition der reicheren Familien gewesen sein.190 Dennoch mussten alle Bürger dazu in der Lage sein, sich auf einem Mindeststandard zu bewaffnen. Im Verbundbrief von 1396, der städtischen Verfassung, findet sich die Bestimmung, dass jeder Bürger einen Harnisch und Waffen besitzen müsse. Mitte des 15. Jahrhunderts wurden zusätzlich ein Eisenhut, eine Armbrust und Handschuhe verlangt. Im 17. Jahrhundert waren dann Feuerwaffen und ein Munitionsvorrat vorzuhalten, was die nun veraltete Armbrust ersetzte.191 Dabei zeigt die Art der geforderten Bewaffnung, dass es primär um einen defensiven Einsatz im Rahmen der Stadtverteidigung ging. Zwar ließen sich Armbrüste auch im Feld einsetzen, aber ihre Schussfolge war zu langsam, um in offener Feldschlacht die Hauptbewaffnung eines Bürgerheeres darstellen zu können.192 Gegen Kavallerieangriffe waren vielmehr bis nach dem Dreißigjährigen Krieg Spieße bzw. Piken erforderlich, die die Schützen deckten, und noch im 18. Jahrhundert musste eine Einheit gut gedrillt, diszipliniert und kaltblütig sein, um allein mit Schusswaffen bzw. den diesen aufgepflanzten Bajonetten einen Reiterangriff abwehren zu können193 – was auch auf das motivierteste Bürgeraufgebot kaum zutraf. Auf der Stadtmauer oder den Festungswällen hingegen konnten zahlreiche Schusswaffen in auch wenig geübter Bürgerhand dazu ausreichen, gemeinsam mit den professionellen Söldnern eine für Angreifer gefährliche Feuerkraft zu entwickeln. Der Schutz durch Mauer, Zinnen, Graben und Palisaden konnte überdies die möglicherweise mangelnde Standfestigkeit von Bürgerhaufen auffangen. Das Bürgeraufgebot war also trotz der im Verbundbrief vorgesehenen Möglichkeit einer Heerfahrt jedenfalls seit dem 15. Jahrhundert von seiner Bewaffnung her vornehmlich dafür gedacht, die Stadt gegen innere und äußere Bedrohungen zu verteidigen.194 Die Bürgerfahnen wurden in der Praxis zumeist zum Wachdienst eingesetzt, und zwar innerhalb der Stadt und auf bzw. an den Wällen und Toren, wobei die Zahl der ein-

190 Vgl. Tlusty, Ethic. 191 Vgl. Korsch, Strafrecht, S. 28–29; Wübbeke, Militärwesen, S. 60. 192 Vgl. Dolínek/Durdík, Waffen, S. 174; Keegan, Kultur, S. 466. 193 Vgl. Luh, Kriegskunst, S. 159–160; Möbius, Angst. 194 Damit vermied man auch das Risiko, dass eine größere Zahl von Bürgern nach einer Niederlage in Gefangenschaft geriet und mit hohen Kosten ausgelöst werden musste (wie es z. B. 1389 mit Frankfurter Bürgern geschah, vgl. Willershausen, Reichsstädte, S. 51.

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gesetzten Bürgerwachen der jeweiligen Bedrohungslage angepasst wurde.195 Darüber ­hinaus gehende Einsatzszenarien waren meist auf Verbündete und Söldner angewiesen, auch wenn es vorkam, dass Bürger z. B. als Geleitschutz außerhalb der Stadt eingesetzt wurden. Auch dort, wo es eher um die Auseinandersetzungen mit kleineren plündernden Parteien gegnerischer Soldaten ging, wussten die Bürger durchaus das Feld zu behaupten. 1601 wurde z. B. ein Teilaufgebot der Bürgerschaft in die Herrlichkeit Niehl entsandt.196 Nach der Schlacht von Worringen 1288 – die noch unter anderen Bedingungen ausgetragen wurde – rückte aber, abgesehen von Episoden wie 1433, nur ein einziges Mal ein wirklich großes Bürgeraufgebot als regelrechte Feldarmee aus, nämlich nach Neuss 1475.197 Dennoch galt grundsätzlich bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit, dass der Dienst der Bürger im Zweifel auch solche Aufgaben außerhalb der Stadt umfassen konnte, die gemeinhin eher einem regulären Militär überlassen wurden. Die Bürgerwache blieb pa­ rallel zu den Soldtruppen bestehen, auch wenn im späten 18. Jahrhundert darüber diskutiert wurde, sie zugunsten einer Zahlung für die Anwerbung weiterer Soldaten abzuschaffen.198 Nach wie vor hatte aber die Überlegung Gültigkeit, dass mit dem Aufgebot der Bürger, oder – wenn die Bedrohung noch kritischer wurde – aller Einwohner inklusive der Bewohner geistlicher Immunitäten, der Studenten und auch der Protestanten (die sonst vom Bürgerrecht ausgeschlossen waren)199 – kurzfristig und kostengünstig ein personelles Potential aktiviert werden konnte, das ein potentieller Angreifer zumindest nicht ignorieren durfte.200 Noch Anfang Oktober 1794, zwei Tage vor der Besetzung der Stadt durch französische Truppen, forderte ein Ratsedikt, täglich 600 Bürger und Beisassen aufzubieten. Davon sollten zehn bis 20 auf „Piquetter“201 à zehn Mann ausgeschickt werden, also auf vorgeschobene Feldwachen außerhalb der Befestigung. Von diesen aus sollten jeweils fünf Mann Patrouillen durchführen. Bei einem Überfall auf die Feldwachen sollte jeweils die gesamte Bürgerfahne zur Hilfe eilen. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt bereits offensichtlich, dass die Festung Köln nicht verteidigt wurde, dass es also zu keinen größeren Gefechten kommen würde. Dennoch belegt das Edikt, dass man grundsätzlich von Bürgern einen solchen Dienst erwarten konnte. Letztlich hätte sich beim tatsächlichen Einsatz der Bürgerwehr in einer großen Schlacht oder Belagerung immer die Frage gestellt, ob die jeweiligen Umstände die Bereitschaft gefördert hätten, Opfer in der jeweils zur Erreichung des militärischen Ziels notwendigen Höhe zu erbringen oder nicht. War die Bereitschaft groß, das eigene Leben, 195 Vgl. z. B. Stein, Akten, Bd. 2, S. 392–398, Nr. 260, hier v. a. S. 394–395. Weitere Beispiele der Anpassung des Wachdienstes an die Bedrohungslage: Best. 10B A 16, fol. 143v (1552). 196 Vgl. Holt, Einteilung, S. 138–139. 197 Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 61. 198 Vgl. Gorissen, Tor, S. 42–43; Dietmar, Militärwesen, S. 44. 199 Siehe z. B. HAStK Best. 33 A 68, fol. 28r (1684); HAStK Best. 150 A 188 (1632/33). 200 Vgl. Hieronymi, Haltung, S. 125. 201 HAStK X-Best. 6100 A 248 (Ratsedikt vom 4.10.1794).

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die eigene Gesundheit und auch das eigene Vermögen – denn wer kämpft, kann nicht arbeiten – zu riskieren, konnte die Bürgerwehr schon allein durch ihre zahlenmäßige Stärke durchaus ein gewisses Gewicht entfalten. War die Bereitschaft gering202, würde sie schon vor dem ersten Schuss auseinanderlaufen.203 Söldner im Dienst der Stadt Köln Söldner im Mittelalter

Wenngleich auch das Bürgeraufgebot stets zum militärischen Potential Kölns zu zählen war, wurden immer auch zusätzlich Söldner angeworben, um dieses zu verstärken oder von Aufgaben zu entlasten, für die es ungeeignet war oder mit denen es nicht belastet werden sollte. Wahrscheinlich beschäftigte die Stadt Köln daher spätestens seit der Übertragung der Stadtverteidigung durch Heinrich IV. auf die Bürger im Jahr 1106 im unterschiedlichen Maße Söldner.204 Im 13. Jahrhundert sind angeworbene Kämpfer dann vereinzelt nachweisbar.205 Breiter in den Quellen zu fassen sind sie allerdings erst im 14. Jahrhundert.206 1301 verzichtet eine Gruppe von Männern auf den Ersatz von Schäden, die sie eventuell im Solddienst erleiden würden.207 1302 bestätigte ein Ritter Godefridus de Severnich [Gottfried von Sievernich] den Erhalt seines Soldes.208 1303 verzichtet ein Hermannus de Tuicia (also aus Deutz) auf Ersatz für ein im Dienst der Stadt verlorenes Pferd.209 1317 tritt eine Gruppe um Wilhelmus de Milne [Millen] zum Schutz des Landfriedens in den Dienst der Stadt.210 1318 quittiert ein Gyso, Herr von Moelsberg [Molsberg], gemeinsam mit seinem Sohn die Befriedigung aller Ansprüche aus einem Jahr Solddienst für Köln.211 1320 treten die Brüder Engilbertus und Winricus als „­stipendariis et armigeris civitatis coloniensis“212 auf, also als Söldner und – je nach Akzentsetzung der Übersetzung – Knappen oder schlicht Bewaffnete der Stadt Köln. Wie auch immer dies sich genau verhalten haben mag: Das Auftreten dieser beiden Söldner als Zeugen in 202 Schwerhoff, Köln, S. 219, zitiert Probleme mit der Bürgerwache, die von den betroffenen Bürgern 1734 im Polnischen Erbfolgekrieg „nicht mehr ganz ernst“ genommen worden sei. Da damals die direkte Bedrohung der Stadt gering war, lässt sich das Beispiel jedoch nicht verallgemeinern. 203 Vgl. King, Machiavelli, S. 89 und S. 141. 204 Schon bei der Belagerung im Jahr 1106 waren Söldner Teil der Stadtverteidigung, die allerdings offenbar vom Herzog von Limburg geschickt und nicht von den Bürgern angeworben worden waren. Vgl. Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 41. 205 Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 71; Dietmar, Militärwesen, S. 21; Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 227. Siehe auch HAStK Best. 1 U 1/434 (1277) und U 1/493 (1288) und U 1/557 (1290). 206 Die Ratsmemoriale des 14. Jahrhunderts sind für die Frage der Beschäftigung von Söldnern unergiebig, vgl. RP, Bd. 1. 207 HAStK Best. 1 U 1/672 und U 1/673. 208 HAStK Best. 1 U 1/682. Zusätzlich siegelt er die Soldquittung des Thomas de Brugia, HAStK Best. 1 U 1/676. 209 HAStK Best. 1 U 1/694. 210 HAStK Best. 1 U 1/911. 211 HAStK Best. 1 U 1/939. 212 HAStK Best. 251 U 1/59.

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Abb. 10  Eintritt von Söldnern in den Dienst der Stadt Köln, 1301

einer Urkunde für das Kölner Stift Mariengraden belegt, dass es sich bei ihnen nicht um soziale Außenseiter gehandelt haben kann. Aus den Jahren 1320 und 1321 liegen Soldquittungen vor, durch die weitere Söldner namentlich fassbar werden: u. a. Cristianus de Rotheym und Johannes genannt Kaltys, für die Tilmannus Flecconis [Fleck213] siegelt,214 die Brüder Johannes de Berge und Hermannus de Loirsbecke sowie Wilhelmus genannt Kumpayn, für die ebenfalls ein Tilmannus Flecko (laut Siegelankündigung, die Siegelumschrift hat Theodericus) siegelt.215 Der Ritter Arnoldus de Bacheym [Bachem]

213 Möglicherweise ist dieser Name als ein Beiname zu verstehen, der Kämpfer bzw. Söldner kennzeichnet, jedoch wäre das noch zu untersuchen. Vgl. Nesselrode, Generationen, S. 54–55. 214 Beide in einer Urkunde HAStK Best. 1 U 1/1023. 215 HAStK Best. 1 U 1/1019. Möglicherweise stammt das Siegel von Theodericus Fleck dem Älteren, der 1322 der Stadt Köln über Bürgerrente quittiert. HAStK Best. 1 U 1/1071. Siehe auch HAStK Best. 1 U 1/1019.

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quittiert 1320 zusammen mit vier „armigeri“216 Sold und Entschädigungen, wobei einer seiner Gesellen ebenfalls ein Bachem ist. Für den „armiger“ Welterus de Rotheym siegelt einmal Johannes genannt Huphase217 und einmal [Jordanus] Muyle de Beinsvelt, der sich als Ritter bezeichnet.218 Bei letzterem dürfte es sich um den Ritter Jordan Mule von Binsfeld (von Burg Binsfeld in der Nähe von Düren) handeln, der auch 1320 in Köln als Zeuge auftritt.219 Es ist nicht erkennbar, ob er und Tilmann Fleck für die anderen Söldner siegeln, weil sie ihre Anführer sind, aber es ist nicht unwahrscheinlich220, ebenso bei Bachem, der gemeinsam mit ihm sozial nachgeordneten Männern erscheint.221 Was die Söldner in der Praxis im städtischen Dienst tatsächlich taten, ist häufig nicht direkt zu ermitteln.222 Zusammenfassende Berichte über einzelne Züge und chronikalische Quellen fehlen in der Überlieferung, so dass anzunehmen ist, dass es bei einer mündlichen Befehlsausgabe und Berichterstattung blieb. Häufig ist wie etwa in einer Urkunde von 1416 unspezifisch von Dienst und Hilfe die Rede.223 Mit Hilfe ist hier eine Fehdehilfe gemeint, was auf ein wesentliches Tätigkeitsmerkmal der Söldner verweist. Sie waren meist weniger dazu da, einen großen Kriegszug durchzuführen, als einen niederschwelligen, alltäglichen Krieg in Form von Fehden und kleineren Auseinandersetzungen zu führen. Ein Soldvertrag in deutscher Sprache zwischen der Stadt Köln und zehn Söldnern aus dem Jahr 1331 vermag dies zu illustrieren.224 Die Söldner, von denen keiner einen ­Herren- oder Rittertitel führt, stammen, sofern man von ihren Namen auf die geographische Herkunft schließen darf, aus der näheren Umgebung, nämlich aus kleineren ländlichen Orten, aber offensichtlich auch aus den Städten Bonn und Boppard. Sie verpflichten sich, für ein Jahr Köln als „soldere“ zu dienen – wobei die Kölner alle oder einen Teil von ihnen nach einem halben Jahr entlassen konnten –, und zwar jeweils mit einem Knecht und zwei Pferden. Insgesamt standen also 20 Mann unter Waffen, die beritten waren und daher für den Einsatz außerhalb der Stadt zur Verfügung standen. Auf das Jahr erhielt jeder Mann 100 Mark. Bei Entlassung nach einem halben Jahr erhielten sie 50 Mark für die abgeleisteten sechs Monate und zehn Mark wegen der vorzeitigen Kün216 HAStK Best. 1 U 1/1007 sowie U 1/993B. 217 HAStK Best. 1 U 1/1017. 218 HAStK Best. 1 U 1/1025. 219 Lacomblet, Urkundenbuch, Bd. 3, Nr. 179. 220 Weitere Soldquittungen von Angehörigen dieser Gruppe: HAStK Best. 1 U 1/1020 (1320) und U 1/1015 (1320), mit der auch der Kanoniker von St. Kunibert zu Köln, Daniel Vlecke [Fleck], Bruder des Theodericus Flecken [Fleck] der Ältere, Sold quittiert. 221 Weitere Söldner in dieser Zeit erscheinen in: HAStK Best. 1 U 1/990 und U 1/991 und U 1/992 und U 1/993 und U 1/993A. 222 In HAStK Best. 1 findet sich eine dreistellige Zahl von Quittungen für ausgezahlten Sold aus dem 14. und 15. Jahrhundert. 223 So z. B. HAStK Best. 1 U 1/8534 (Soldquittung des Everhart Cleynegedank vom 1.1.1416). 224 HAStK Best. 1 U 1/1327 (6.6.1331). Die folgenden Zitate ebd. Gedruckt bei Ennen/Eckertz, Quellen, Bd. 4, Nr. 174. Wübbeke, Militärwesen, behandelt den Vertrag nicht.

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digung. Nur für Pferde, die im Einsatz getötet wurden, sollte die Stadt Ersatz zahlen. Sollten die Söldner „gevangin of doit geschlagen“ werden, also selbst Schaden erleiden, sollte die Stadt ihnen oder nach ihrem Tod ihren „vrunden“ keine Zahlung schuldig sein. Der Vertrag definiert das mögliche Einsatzgebiet nicht. Jedoch verpflichteten sich die Söldner, nur gegen solche Gegner zu ziehen, die ihnen die Stadt benannte. Daraus spricht zum einen die Sorge der Kölner, dass die Männer außerhalb der Stadtmauer ihre eigenen Interessen verfolgten und der Stadt damit zusätzliche Feinde schufen. Zum anderen gibt die Bestimmung auch einen Hinweis darauf, wie man sich den Einsatz dieses Söldnertrupps vorzustellen hat: Zumindest vor dem Ausreiten wurde ihnen ein Einsatzziel vorgegeben. Inwieweit dies auch während eines Ausritts möglich war, hing sicher von den jeweiligen Bedingungen ab. Einsatzziel dürfte häufig die Gefangennahme225 des jeweiligen Gegners und seiner Helfer gewesen sein. Gefangene Ritter – sofern es sich um Feinde der Stadt handelte – waren mit 200 Mark zu vergüten, Edelknechte mit 100 Mark. Diese im Vergleich zum Sold hohen Summen waren gut investiert, wenn der Gefangene zu einem Friedensschluss unter für ihn ungünstigen Bedingungen gezwungen werden konnte. Den Söldnern wurde zugesichert, dass sie in eine solche Sühne einbezogen wurden, damit sie nicht am Ende Leidtragende der für die Stadt erfolgreichen Gefangennahme wurden. Als zweites Ziel – nach der eine Fehde beendenden Gefangennahme eines hochrangigen Feindes – erscheint dessen Schädigung.226 Die Söldner schworen, „dat wir der stede van Kolne vianden schadin solen na alle unser macht“. Darunter hat man das Verbrennen von Gehöften, Raub und Ähnliches zu verstehen. Nicht erwähnt werden defensive Einsätze, also die Verteidigung der Stadt Köln selbst oder Begleitschutz für Kölner Bürger in einer feindlichen Umwelt. Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass solche Einsätze als Selbstverständlichkeit für einen Söldner galten. Was aber hätte geregelt werden müssen, ist die Einordnung dieses Söldnertrupps in einen größeren militärischen Verband. Schon bei den zehn Männern in dieser Urkunde ist kein Führer erkennbar. Vier von ihnen haben die Urkunde besiegelt, was ein Hinweis auf eine herausgehobene Position sein könnte – die dann aber 40 % der Rotte innegehabt hätte. Jeder einzelne der zehn hatte einen zusätzlichen Knecht zu stellen, der ihm sicher untergeordnet war. Aber eine eindeutige Hierarchie für den gesamten Trupp wurde dadurch nicht defi225 Das gilt auch für andere Soldverträge des Spätmittelalters, z. B. Ennen/Eckertz, Quellen, Bd. 5, Nr. 340. Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 136. 226 Auch diese war Gegenstand der übrigen Soldverträge des Spätmittelalters, vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 140. Belege für die tatsächliche Umsetzung sind u. a.: HAStK Best. 1 U 1/9423 (Lenart van Waltkirchen und Heynrich van Royde quittieren der Stadt Köln 25 Gulden Beutegeld für die Gefangennahme des Sander van Eyle, 1419). Siehe auch den Bündnisvertrag mit dem Herzog von Berg 1418, der sich hauptsächlich damit befasst, den Erzbischof zu schädigen und seine Angriffe im Gegenzug abzuwehren. HAStK Best. 1 U 1/9026A. Zu dem an Söldner gezahlten Seilgeld für die Ablieferung von Gefangenen siehe z. B. HAStK Best. 1 U 1/9269 (1419) und U 1/9361 (1419) und U 1/9462 (1420) und U 1/10793 (1431). Siehe auch aus dem Jahr 1321 Ennen/Eckertz, Quellen, Bd. 4, Nr. 102 (= HAStK Best. 1 U 1/1047), mit starker Betonung des Aspekts der Gefangennahme und Auslösung.

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niert. Noch viel weniger ist so etwas für die gesamten Kölner Streitkräfte zu erkennen. Kein Amtsträger oder Vertreter der Stadt ist benannt, dem Gehorsam schuldig war. Es gibt auch keine Regelung für den Fall, dass dieser Söldnertrupp mit anderen Söldnern oder bewaffneten Bürgern zu einem größeren Trupp oder einem Heer kombiniert werden sollte. Es ist nur von der „stat van Kolne“ die Rede, die zu Zahlungen verpflichtet ist, die Gefangene belohnt und die angibt, welche Gegner ein legitimes Ziel darstellen. Das lässt mit aller Vorsicht den Schluss zu, dass es sich bei den Männern weniger um Söldner im Sinne eines frühneuzeitlichen Verständnisses handelte, die sich einer militärischen Befehlsgewalt unterwarfen und zielgerichtet eingesetzt werden konnten.227 Tatsächlich lässt sich aus dem Soldvertrag eigentlich nicht mehr als eine Ermächtigung für Raubzüge und für die Gefangennahme wichtiger Personen entnehmen, sofern sich die Maßnahmen gegen Feinde der Stadt richteten. In der Wahl ihrer Mittel und ihres taktischen Vorgehens scheinen die Männer aber durchaus freie Hand gehabt zu haben. Dies wäre dann vergleichbar einem Kaperbrief für Piraten zur See228 und würde auch erklären, warum die Söldner keinen Schadensersatz bei Verlusten und Verwundung zu erwarten hatten: Sie handelten letztlich auf eigene Rechnung. Da offenbar nicht daran gedacht war, sie in einen größeren Truppenverband zu integrieren, war ihr Operationsradius wahrscheinlich relativ gering. 20 Mann konnten nicht mit Aussicht auf Erfolg zum Austrag einer Fehde etwa nach Süddeutschland ziehen. Sie konnten aber in der näheren Umgebung der Stadt erfolgreich eingesetzt werden. Nach Tresp hatten im 15. Jahrhundert die Städte nur eine „geringe Neigung“229 zur Zahlung von Ersatzleistungen für Schäden und Verluste von Söldnern. Köln habe eine sehr kurze Frist von drei Tagen nach der Rückkehr von einem Zug zur Meldung des Schadens etwa an einem Pferd gesetzt, während diese Frist im Fürstendienst auch einen Monat betragen konnte.230 Die Kürze der Kölner Fristsetzung muss indes nicht auf eine wirkliche Schlechterstellung der Kölner Söldner zurückzuführen sein. Möglicherweise war sie deshalb unproblematisch, weil die Kölner ihre Söldner in der Regel nur in der Nähe der Stadt einsetzten, so dass die Meldung eines Schadens binnen drei Tagen meist leicht möglich war.231 227 Vgl. dazu Sikora, Söldner; Burschel, Söldner. 228 Vgl. z. B. Puhle, Vitalienbrüder, S. 43–44. 229 Tresp, Söldner, S. 320. Vgl. ebd., S. 320–321. 230 Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 147. 231 Auch ist es fraglich, ob sich Köln ohne Not durch die tatsächliche Anwendung einer kurzen Frist in Konflikte mit den Söldnern gestürzt hat, die man bei einer flexiblen Praxis vermeiden konnte. Heynrich van Zeyrne (Zier), Hermann van Gusten (Güsten) und Heynrich Horenscho van Roermgen quittierten beispielsweise 1394 Ersatz für alle Pferde, die sie im Dienst der Stadt Köln verloren oder verdorben hatten. Es ist sicher möglich, dass der einzelne Fall unmittelbar abgerechnet wurde und es sich hier nur um Generalquittungen am Schluss des Engagements handelte. Doch selbst dieser Fall würde darauf hindeuten, dass eine spätere Forderung nach Ersatz von Pferdeschäden für möglich gehalten wurde, der man nicht einfach mit bloßem Verweis auf eine verstrichene Frist begegnen konnte. HAStK Best. 1 U 1/5280, U 1/5281, U 1/5282.

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Nimmt man den bereits zitierten Soldvertrag von 1331232 zum Maßstab – und nichts spricht dagegen –, so setzte die Stadt Köln ihre Söldner nach folgenden Grundsätzen ein: Ȥ Eingesetzt wurden halbautonome, kleine Söldnertrupps, denen nur ein Gegner benannt wurde (und vermutlich auch die Freunde der Stadt), deren Kampf aber nicht direkt gesteuert wurde. Ȥ Ziel des Einsatzes war es, den Gegner zum Einlenken unter für ihn möglichst ungünstigen Bedingungen zu bewegen. Mittel dazu waren das Nehmen von Geiseln und die materielle Schädigung. Das hauptsächliche Operationsgebiet war die weitere Umgebung der Stadt. Ȥ Denkbar ist ein solches Vorgehen nur dann, wenn die Stadt und ihre Bürger vor Gegenmaßnahmen geschützt waren. Mindestens die Stadtmauer musste daher gegen Handstreiche gesichert werden, und Kaufmannszüge und reisende Kölner waren auf welche Weise auch immer zu verteidigen. Ȥ Für diese Art der Kriegsführung war es nicht notwendig, das Amt eines städtischen Feldherrn dauerhaft zu schaffen oder eine größere städtische Armee zu versammeln. Ȥ Wichtig war es aber, die Übersicht über die Netze von Gegnern und Freunden zu bewahren, die das regionale Umfeld überspannten. Bedeutender als militärische Entscheidungen waren dabei politische: Wer war Gegner, wer war Freund, und unter welchen Bedingungen konnte eine Gegnerschaft beendet oder eine Freundschaft verstetigt werden? Welche Verbündeten standen zur Verfügung, und was genau hatten sie der Stadt zugesagt? Ȥ Ebenso wichtig war der Schutz der Stadtbefestigung, die instand zu halten, zu modernisieren, durch Söldner und das Bürgeraufgebot zu bewachen sowie zu verteidigen und mit ausreichenden Waffen zu versehen war. Ȥ Kriegszüge im modernen Verständnis, also die Durchsetzung von Interessen durch Entsendung eines Heeres, Schlagen einer Schlacht, Eroberung einer Burg und Besetzung von strategisch wichtigen Gebieten, war in diesem System zunächst nicht vorgesehen (aber auch nicht ausgeschlossen, wenn entsprechend größere Söldnergruppen in Dienst gestellt wurden). Söldner wurden außerhalb der Stadt auch dazu eingesetzt, flüchtige Personen zu fangen und sie nach Köln zu bringen, wo sie sich gegebenenfalls rechtlich zu verantworten hatten.233 So ist jedenfalls die Übergabe des Johan van Gelade, des früheren Küsters von St. Columba, zu verstehen, den sieben Söldner 1436 außerhalb Kölns gefangen hatten.234 Söldner wurden im 15. Jahrhundert auch als Verstärkung der reitenden Nachtwächter

232 HAStK Best. 1 U 1/1327 (6.6.1331). Vgl. z. B. auch Ennen/Eckertz, Quellen, Bd. 5, Nr. 340. 233 Siehe z. B. HAStK Best. 1 U 1/9372 (1419). 234 HAStK Best. 1 U 1/11158.

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eingesetzt, die zu Pferd innerhalb der Stadt patrouillierten.235 Sie wurden so im Zweifel auch zu einem Machtinstrument der Ratsobrigkeit gegen die eigenen Bürger. Im Spätmittelalter schloss Köln in der Regel keine Verträge mit großen Soldunternehmern, die ganze Regimenter bereitstellten. Vielmehr wurden bedarfsgerecht kleine Trupps und einzelne Männer meist als Berittene angeworben.236 Aus dem Jahr 1463 liegt ein Beschluss vor, neue Söldner nur bei Bedarf anzuwerben, also z. B. bei einer drohenden Fehde.237 Es dürfte sich dabei jedoch um die schon lange zuvor gängige Praxis gehandelt haben. Im Spätmittelalter beschäftigte Köln daher zwar ständig Söldner, jedoch war ihre Anzahl in eher friedlichen Zeiten relativ klein. Häufig lassen sich nur 20 bis 30 Mann nachweisen. In Zeiten von Krisen und Gefahr wurde diese Truppe allerdings rasch durch zusätzliche Werbungen aufgestockt. 1393 waren es beispielsweise 242 Söldner, 1418 waren es 208.238 Dieses Vorgehen war zwar zum einen wirtschaftlich, wurde doch eine kostspielige stehende Truppe vermieden, solange sie nicht gebraucht wurde. Auf der anderen Seite war es mit der Gefahr verbunden, in Krisenzeiten entweder der Konkurrenz anderer Werber zu unterliegen, oder, um dies zu vermeiden, exorbitant erhöhten Sold zahlen zu müssen. Ein gewisses Risiko wurde damit also eingegangen, das allerdings hauptsächlich das offensive Potential der mit Masse vom Bürgeraufgebot verteidigten Stadt betraf. Taktische Einheit der Söldner war zum Teil die auch sonst übliche Gleve – hier geleye genannt – mit einem schwergepanzerten Reiter und seinen Hilfskräften.239 Aber da die Söldner keineswegs exklusiv für den Reiterkampf in offenem Feld angeworben wurden, sondern auch und wohl in den meisten Fehden vornehmlich240 für andere Auf-

235 Stein, Akten, Bd. 2, S. 392–398, Nr. 260, hier S. 395. 236 Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 94 und S. 122. Siehe zu größeren Söldnertrupps in Zeiten höheren Bedarfs z. B. HAStK Best. 1 U 1/5204 (Sweder van Schulenbroich quittiert der Stadt Köln 175 Gulden als Abschlag auf den Sold für sich und seine Gesellen Bernd van Dauwe, Johan Pijnynckhof und Heynrich Moemen, 1394); Ulrich, Acten, Nr. 128 (Walter van Augsburch verhandelt über ausbleibenden Sold auch für seine „gesellschaft“, 1475); HAStK Best. 1 U 1/9318 (Heynrich van Oyre [Oer] erhält 1419 650 Gulden zur Aufrüstung einer Söldnertruppe); HAStK Best. 1 U 1/9226 (ebenfalls 1419 erhält Roediger van Caldembach 725 Gulden Sold für sich und seine Gesellschaft); HAStK U 1/9186 (1419 dient Niclais, Vogt und Herr zu Hunolsteyn [Hunolstein], mit 31 Pferden). Dabei handelt es sich jedoch jeweils nicht um nach tausenden zählende Armeen. 237 Stein, Akten, Bd. 2, S. 398, Nr. 261. 238 Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 126–132. Ein Soldunternehmer dieser Zeit im Kölner Dienst war Johan, Herr zu Pless. Siehe HAStK Best. 1 U 1/9185. In diesem Jahr hatte Köln mit dem Herzog von Berg vereinbart, sich im Bedarfsfall jeweils mit 150 Berittenen zur Hilfe zu kommen, aus Kölner Sicht also mit dem Großteil der eigenen Söldner. HAStK Best. 1 U 1/9026A. 239 Wübbeke, Militärwesen, S. 122–123, nimmt sie als Regelfall an. Ein Beispiel dafür aus dem Jahr 1422: HAStK Best. 1 U 1/9931. 1431 wurden nicht näher spezifizierte Gleven für die Hussitenkriege angeworben, siehe HAStK Best. 1 U 1/10812. 240 Nur selten ist ausdrücklich von einem „Gerenne“ die Rede, also von einem Reitergefecht. Bei einem solchen vor Houltzboetge büßte beispielsweise Gerard van dem Voesse [von Sinsteden] 1420 zwei Pferde ein, HAStK Best. 1 U 1/9540.

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gaben241, wurden sie bedarfsabhängig auch in anderen Kombinationen angeworben.242 Die Zahl der Pferde pro berittenem Söldner schwankt deshalb im Verlaufe der Zeit hin und her, ohne dass eine klare Entwicklung hin zu einer taktischen Einheit mit einer bestimmten Zahl von Pferden oder einer bestimmten, standardisierten Ausrüstung feststellbar ist.243 So finden sich beispielsweise Söldner mit einem (1439)244, zwei (1440)245, drei (1422)246 und vier (1389)247 Pferden.248 Die Zahl der Pferde pro Söldner war dabei abhängig von den aktuellen militärischen Anforderungen und den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln. Eher gering scheint der Einfluss taktischer Entwicklungen im europäischen Militärwesen gewesen zu sein wie etwa der zur Lanze mit jeweils drei Männern, die sich in England entwickelte.249 Das war auch nicht notwendig, wenn die Kölner Söldner nicht für den Einsatz in offener Feldschlacht (dann: gegen einen Feind mit einer moderneren taktischen Formation) gedacht waren, sondern zum Schutz der Stadtmauer und für den Kleinen Krieg in geringer Stärke, der mehr aus Plünderung und Überfall als in der Auseinandersetzung mit großen gegnerischen Truppen in Schlachtordnung bestand. Die Hierarchie der so entstehenden Söldnertrupps erscheint auf der einen Seite flach. Auf der anderen Seite stechen bestimmte Männer heraus, die höheren Sold erhielten und/ oder für andere Söldner deren Soldquittungen siegelten. Bei diesen ist anzunehmen, dass sie innerhalb der Gruppe der Söldner eine sozial und militärisch herausgehobene Stellung hatten. Seit den 1380er Jahren sind unter den Söldnern Männer greifbar, die teils als Hauptleute bezeichnet wurden und jedenfalls Führungspositionen einnahmen. Diese stammten zunächst aus der Kölner Bürgerschaft: Herbort Ruwe war Weinhändler und Mitglied der Gaffel Eisenmarkt, Johan von Overstolz-Efferen war Schöffe und G ­ oedart van Liskirchen entstammte ebenfalls einer führenden Kölner Familie.250 Diese hatten allerdings kein Monopol auf die Stellung eines Hauptmanns. Johan van Nievenheim beispielsweise, der um 1400 eine herausragende Stellung unter den Söldnern einnahm251, dürfte aus dem gleichnamigen Ort stammen. 241 Beispielsweise lässt sich 1410 ein Trupp von Söldnern mit jeweils einem Pferd und einer Armbrust nachweisen, die also als berittene Schützen dienten. Siehe HAStK Best. 1 U 1/7939. 242 Vgl. auch Caferro, Reassessment, S. 249–250, der am Beispiel von Florenz den Vorteil der Anwerbung kleinerer Söldnerkontingente betont. 243 Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 150. 244 RP, Bd. 1, 1439/2. 245 RP, Bd. 1, 1440/10. 246 Wübbeke, Militärwesen, S. 156. 247 HAStK Best. 1 U K/4158 (Transfix). 248 Die Beispiele sind jeweils willkürlich gewählt und ließen sich leicht vermehren. Siehe auch die Auflistung der Söldner aus der Abrechnung von 1416/17 in HAStK Best. 70 A 20, fol. 6–7. 249 Vgl. Selzer, Söldner, S. 56–57. 250 Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 94–95. 251 Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 96.

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Im Verlaufe der Zeit bildeten sich dann auch auf der Seite der Stadt Ämter und Hie­ rarchien heraus, um die Söldner zu kontrollieren und einzusetzen. Von den Inhabern der gewählten Ratsämter waren in militärischen Dingen die Stimmmeister entscheidend, die eine Aufsicht über die Soldtruppen v. a. in administrativer und finanzieller Hinsicht führten, sie aber nicht im Feld befehligten.252 Im 15. Jahrhundert bestanden daher die mit Söldnern bzw. ihren Anführern, nicht aber mit Ratsherren253 besetzten Positionen eines Hauptmanns und eines Rittmeisters, also eines Hauptmanns für berittene Söldner, mit zunächst unklarer Abgrenzung der jeweiligen Kompetenzen.254 Rittmeister führten jedenfalls berittene Söldner außerhalb der Stadt an und waren deshalb Ansprechpartner von Bürgermeister und Rat bei der Übermittlung von Befehlen.255 Offenbar gab es jedenfalls dann, wenn ein entsprechender Bedarf bestand, mehrere Rittmeister nebeneinander, die dann einzelne Trupps in unterschiedliche Richtungen führen konnten.256 Wenigstens in einem Fall traten bei einem Zug aus der Stadt heraus offenbar auch Angehörige der Geschlechter, die die Söldner begleiteten, unter das Kommando des Hauptmanns der Söldner. Mehrere Angehörige führender Familien bekunden 1404 gemeinsam mit einer Gruppe von Söldnern, dass ihr Hauptmann Johan van Nyvenhem [Nievenheim] sie im Rahmen der Ansage einer Fehde gegen die Herren von Alpen bei Nacht hatte zusammenreiten lassen.257 Wie umfassend Johan aber ein Kommando über Nicht-Söldner ausüben konnte, ist schwierig zu sagen. Vielleicht folgten ihm diese auch in Anbetracht seiner großen Erfahrung freiwillig und informell aus eigenem Interesse, wenn ein Kampf drohte. Der Einsatz von Söldnern war auf der einen Seite zwar eine günstige Möglichkeit, finanzielle in militärische Stärke umzuwandeln und dabei Leib, Leben und Arbeitszeit der Bürger zu schonen. Söldner waren jedoch häufig von auswärts und standen nur für eine Zeit im Dienst der Stadt, um danach wieder nach Hause zurückzukehren. Sie waren also nicht dauerhaft in die Gemeinschaft der Bürger eingebunden, und weil sie bewaffnet waren, konnten sie im Streitfall auch durchaus zur Gewalt greifen. Dass aus Söldnern bei Meinungsverschiedenheiten leicht gut gerüstete Gegner werden konnten, die gegen die Stadt eine Fehde führten, zeigt der Fall des Geret Leerse, der 1401 im Streit um eine

252 Vgl. RP, Bd. 2, S. XVIII. Auch auf den Schiffen der Hanse standen die Söldner unter eigenen Hauptleuten, während Ratsherren nur das Oberkommando führten. Vgl. Puhle, Vitalienbrüder, S. 17. 253 Nicht zu verwechseln mit dem Ratsamt des Rittmeisters, der v. a. zeremonielle Funktionen bei der Sicherung der alljährlichen Großen Gottestracht hatte, also bei einer Prozession. Vgl. RP, Bd. 2, S. XVIII; Dreher, Texte, Nr. VIII, hier S. 71–72 (§ 9–11). 254 Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 96–99. Siehe z. B. HAStK Best. 1 U 1/9613 (Bestellung eines Rittmeisters 1421). 255 Belegt u. a. in: HAStK Best. 20A, 5, fol. 8r (1412 Heinrich von Hemberg). 256 Darauf deutet jedenfalls hin, dass Ende 1412/Anfang 1413 zwei Rittmeister aus dem städtischen Dienst ausschieden, die also offenbar parallel zueinander beschäftigt worden waren (es sei denn, der zweite wäre nur für wenige Wochen beschäftigt worden). HAStK Best. 1 U 1/8176 und U 1/8181. 257 HAStK Best. 1 U 1/7163.

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ihm für Wachdienste zugesagte Entschädigung mit den Kölnern aneinander geriet.258 1436 wurde Mathijs van Geleyne mit dem Amt des Burggrafen auf der Hahnentorburg betraut. Offenbar im Gegenzug sicherte er zu, die Schäden auf sich beruhen zu lassen, die er im städtischen Sold während einer Fehde vor Worringen erlitten hatte, so dass der sich anbahnende Konflikt friedlich gelöst worden war.259 Weitere Beispiele von Konflikten mit den Söldnern des 15. Jahrhunderts lassen sich finden.260 Insbesondere wurde wohl – vielleicht aufgrund schlechter Erfahrungen – befürchtet, dass sie Köln unter Hinterlassung von Schulden verließen, die dann nicht mehr oder nur mit viel Aufwand einzutreiben waren. Von „langen jaren her“261 sei es daher Gewohnheit, dass Söldner und Helfer bei der Aufnahme ihres Diensts schwören mussten, ihre Schulden vor Verlassen der Stadt zu begleichen, verkündeten Bürgermeister und Rat im Jahr 1420. 1435 wurde den Söldnern erneut die Verpflichtung eingeschärft, ihre Schulden bei Bürgern zu begleichen.262 Probleme konnten aber auch daraus entstehen, dass bekannte Kölner Söldner außerhalb der Stadt auch dann mit ihr in Verbindung gebracht wurden, wenn sie gar nicht in ihrem Auftrag handelten.263 So dürfte es z. B. zu erklären sein, dass Köln 1396 Schadensersatzleistungen gegenüber Untersassen des Erzbischofs für ihren Söldnerführer Johan van Nyvenheym [Nievenheim] übernahm, die dieser außerhalb einer Fehde geschädigt hatte.264 Ein weiterer Nachteil war mit der Anwerbung von Söldnern verbunden: Sobald sich Köln dazu genötigt sah (oder es wollte), außerhalb des Mauerrings dauerhaft militärisch präsent zu sein, tendierten die Kosten dafür überproportional zu steigen. Denn Bewachung und notfalls Verteidigung der Stadtmauer war auch eine Sache aller Bürger, die zu entsprechenden Diensten herangezogen werden konnten. Nur sehr ungern und abgesehen von Neuss 1474/75 sicher nicht dauerhaft, taten sie aber Dienst außerhalb der Stadt. Daher mussten für die Sicherung von Stützpunkten und Befestigungswerken außerhalb der Stadt grundsätzlich Söldner genutzt werden, die höchstens im Ausnahmefall Unterstützung von Bürgern erhalten konnten. Schon bei der Sicherung von Deutz, die phasenweise im vitalen Interesse aller Bürger lag, musste daher auf bezahlte Kräfte zurückgegriffen werden, so z. B. 1418 während der Auseinandersetzungen mit dem Herzog von Berg.265 Eine territoriale Expansion wäre also, auch wenn sie politisch oder militärisch geboten erschien, eine vergleichsweise kostspielige Angelegenheit geworden, die zusätzlich zum Schutz der eigentlichen Stadt hätte geschultert werden müssen. 258 RP, Bd. 1, 1401/6. 259 RP, Bd. 1, 1436/8. 260 Z. B. RP, Bd. 1, 1457/14. 261 HAStK Best. 20A, 8, fol. 3v. 262 RP, Bd. 1, 1435/1. 263 Vgl. Pope, Nuremberg, S. 174. 264 HAStK Best. 1 U 1/5661. Eine weiteres Beispiel: Peter de Wynt führte 1404 eine Fehde gegen die Stadt, weil er (wohl zu Unrecht) zuvor von städtischen Söldnern geschädigt worden war. HAStK Best. 1 U 1/7231. 265 Hierzu sind zahlreiche Soldquittungen erhalten, z. B. HAStK Best. 1 U 1/9151–9157 von insgesamt 33 Mann.

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„Stadtsoldaten“ 266: Kölner Soldtruppen in der Frühen Neuzeit

Auch wenn es während des gesamten Untersuchungszeitraums Praxis blieb, das Bürgeraufgebot durch angeworbene Männer zu ergänzen, ist doch ein Einschnitt nach dem 15. Jahrhundert festzustellen, der ein neues Kapitel rechtfertigt und mit allgemeinen militärischen Entwicklungen zusammenhing. Seit dem 16. Jahrhundert gewannen Soldverbände sowohl gegenüber einem (ritterlichen) Lehensaufgebot als auch gegenüber Land- oder Bürgermilizen zunehmend an Bedeutung.267 Zugleich wurde mit der Weiterentwicklung von Schusswaffen und taktischen Formationen die Infanterie zur dominierenden Waffengattung in zahlenmäßig immer weiter wachsenden Heeren. Aus den adeligen Reiterkriegern wurden vielfach die Offiziere in militärischen Einheiten neuen Typs. Der entstehende frühmoderne Staat schickte sich zudem an, gestützt auf diese neuen Möglichkeiten das Gewaltmonopol gegenüber nachgeordneten Instanzen zu behaupten und durchzusetzen. Diese Veränderungen traten natürlich nicht schlagartig zugleich in ganz Europa auf, sondern nach und nach und phasenverschoben.268 Die Folge war auch ein Ende der Fehde im klassischen Sinne und damit ein Ende eines bis ins endende 15. Jahrhundert bedeutsamen Feldes militärischer Gewaltausübung der Stadt Köln. Seit dem 16. Jahrhundert benötigte sie nicht mehr die kleinen mobilen Soldverbände von wenigen schwer bewaffneten Reitern, die den Konflikt mit ähnlich strukturierten Fehdegegnern suchten, sondern Infanterie und Artillerie zur Verteidigung der Festung und zur Bemannung von Schiffen auf dem Rhein. Die Kölner Soldtruppen wandelten sich daher im 16. Jahrhundert zur Infanterie und Artillerie, während auf eine Kavallerie verzichtet wurde (worauf noch zurückzukommen ist). Außerhalb der Stadt wurden diese Kräfte entweder mit verbündeten Truppen oder im kleineren Maßstab auf sich gestellt eingesetzt. Dabei mussten Kräfte und Ausrüstung potentieller Gegner genau im Auge behalten werden, um die eigenen Kräfte und ihre Ausrüstung entsprechend anpassen zu können. Nach dem Dreißigjährigen Krieg rückten viele Fürsten und Stände von dem früheren Grundsatz ab, Söldner nur bei Bedarf anzuwerben und nach Kriegsende wieder zu entlassen. Kriege waren mit den nunmehr zunehmend stehenden, also ständig verfügbaren Armeen schneller zu beginnen, weil langwierige und auffällige Werbungen vor Kriegsbeginn teilweise269 unterbleiben konnten und die Abhängigkeit von persönlich im Feld erscheinenden ritterlichen Vasallen gesunken war.270 Die Gefahr von Überraschungs266 Hunold/Drewes/Euler-Schmidt, Stadtsoldaten. 267 Dass Götz von Berlichingen im frühen 16. Jahrhundert Trupps von bis zu 200 Reitern bei seinen Fehden einsetzte, bewegte sich nun im Rahmen „herkömmliche[r] ritteradelige[r] Proportionen“ (Andermann, Götz, S. 157) und war nicht mehr zukunftsfähig gegen nach tausenden zählende Heere. Auch Köln hatte zuvor meist nicht deutlich mehr Söldner beschäftigt, konnte also im alten Rahmen nicht mehr konkurrenzfähig sein. 268 Vgl. z. B. Sikora, Söldner; Luh, Régime. 269 Auch die Großmächte mussten in den Kriegen nach wie vor bedarfsgerecht zusätzliche Truppen anwerben. Vgl. z. B. Opitz-Belakhal, Militärreformen, S. 32. 270 Vgl. Paret, Power, S. 241–242; Füssel, Söldner-Heere.

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Abb. 11  Uniformen der Kölner ­Stadtsoldaten, 18. Jh.

angriffen stieg daher, weshalb auch an sich defensiv eingestellte Stände zu ihrem Schutz dazu übergehen mussten, sich ein stehendes Militär zuzulegen. Das gilt auch für die Stadt Köln, die sich in den letzten 150 Jahren ihrer unabhängigen Existenz insbesondere durch überraschende französische und kurkölnische Angriffe bedroht sah. Zugleich dienten stehende Truppen auch der Kontrolle der eigenen Bevölkerung und der Niederschlagung von Unruhen. Auch in dieser Funktion sind Kölner Stadtsoldaten für die Wahrung der inneren Sicherheit und im Zweifel auch zur Stabilisierung der Herrschaft der Ratsobrigkeit bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit zu beobachten.271 Um ein Beispiel dafür zu

271 Siehe z. B. Willkommen im alten Köln, S. 47; HAStK Best. 33 A 68, fol. 20–21 (Supplik des Obristwachtmeisters Zinck, der 1684 bei innerer Unruhe mit 30 Mann in Bereitschaft versetzt worden war und dabei seinen Mantel eingebüßt hatte); HAStK Best. 10B A 99, fol. 9v (Einsatz von 40 bis 50 Stadtsoldaten zur Sicherung der vom Erzbischof persönlich zelebrierten Dreikönigsmesse im Dom 1652 wegen der Gefahr „unördentlichen eintringens und ungebühr“); HAStK Best. 10B A 99, fol. 38v: Einsatz 1652 gegen ungenehmigtes Schlittenfahren und Schlittschuhlaufen.

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nennen: 1774 mussten 150 Soldaten aufgeboten werden, um mit den städtischen Gewaltrichtern ein von Studenten besetztes Universitätsgebäude zu räumen.272 Die Stadt Köln schloss sich also dem allgemeinen Trend an und bildete mit den Stadtsoldaten eine wenn auch kleine stehende Söldnertruppe aus. Auch diese Streitkräfte wurden im Kriegsfall aufgestockt bzw. bei abklingender Gefahr wieder reduziert, jedoch blieb seit 1660 bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit eine Truppe von etwa 200 bis 500 Infanteristen unter Waffen.273 In der Mitte des 18. Jahrhunderts standen überdies ca. 50 Artilleristen unter einem Artilleriehauptmann im Dienst der Stadt.274 Noch 1784 führte der im Jahr zuvor auf den Posten als Kommandant der Stadtsoldaten berufene Kaspar Joseph Karl Mylius eine Reform durch, die die Truppe an die professionellen Standards der Zeit anpassen sollte.275 Da jedoch die Truppenstärken der Armeen der Fürsten immer mehr anwuchsen und die Anforderungen an Ausbildung, Ausrüstung und Disziplinierung der Truppen stiegen, war es je länger je mehr nicht mehr möglich, die Truppenstärke im Bedarfsfall ohne weiteres zu verstärken. Vielmehr mussten in der Frühen Neuzeit die angeworbenen Soldaten zunächst ausgebildet und bewaffnet sowie in einen organisierten Truppenkörper unter der Führung von Unteroffizieren und Offizieren eingeordnet werden. Dies erforderte Vorräte, Zeit und die Verfügbarkeit von erfahrenem Funktionspersonal. Auf der anderen Seite war Köln wie bereits oben beschrieben eine Drehscheibe für die Anwerbung sowohl von erfahrenen Söldnern als auch von jungen Rekruten. Es fiel der Stadt daher vergleichsweise leicht, im Fall einer Bedrohung schnell weitere, wenigstens teilweise bereits ausgebildete Soldaten in den Dienst zu nehmen, so dass ein starkes stehendes Heer eher verzichtbar war als anderswo und die 200 bis 500 Mann in Friedenszeiten ausreichen mussten, um im Krisenfall die Truppenstärke von diesem Kern aus zu erhöhen. Die Kehrseite dieser Praxis war, dass offenbar ein fühlbarer Anteil der Soldaten der Kölner Truppen davon ausging, für die Verteidigung der Stadt selbst oder allenfalls in ihrem unmittelbaren Umfeld eingesetzt zu werden – überspitzt formuliert: abends zu Frau und Kind zurückkehren zu können. Ein Einsatz weit außerhalb könnte deshalb als Zumutung empfunden worden sein und die Neigung zur Desertion gefördert haben.276 Das stellte allerdings so lange keine Schwierigkeit dar, wie die Stadt ihre Truppen hauptsächlich zur Verteidigung des Festungsrings und seines Vorfelds einsetzte. Zu berücksichtigen ist das Problem bei der Beurteilung des militärischen Potentials der Stadt dennoch. Die Soldtruppen waren jedoch nicht nur wegen ihrer eigenen Unwilligkeit nicht ohne weiteres in Feldzügen weitab der Stadt einzusetzen. Diese waren ganz abgesehen vom Risiko einer 272 Vgl. Schwerhoff, Köln, S. 354. Siehe auch Braubach, Beiträge, S. 110. 273 Vgl. Gorissen, Tor, S. 41–42; Dietmar, Militärwesen, S. 41–42. Zur Uniformierung vgl. Wagner, Uniform, S. 56–65. 274 Vgl. Kroeffges, Artilleriehauptmanns, S. 93. 275 Vgl. Dietmar, Militärwesen, S. 45. 276 Vgl. mit einem Beispiel aus dem Jahr 1634 Bartz, Köln, S. 127.

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Abb. 12  Erkennungsmarke eines Kölner ­Stadtsoldaten (1738)

Niederlage auch immer teurer als der stadtnahe Einsatz. Denn die Ausrüstung für den Marsch war kostspieliger als die für eine stationäre Verwendung – zu denken ist hier an die Abnutzung von Kleidung, Schuhen und Gerät sowie die Anschaffung von Zelten, Wagen, mobilen Bäckereien und manchem mehr. Das Kölner Stadtmilitär blieb auf diese Weise eine vornehmlich auf die Defensive beschränkte Truppe, wenngleich bis zuletzt auch Kontingente von Soldaten zu verbündeten Feldarmeen gestellt wurden.277 Dies geschah aber hauptsächlich aus rechtlichen Verpflichtungen und politischen Absichten heraus und nicht, um eigene stadtkölnische militärische Ziele zu erreichen. Es kann aber keine Rede davon sein, dass es sich bei den Kölner Stadtsoldaten um eine der Lächerlichkeit preisgegebene reine Showtruppe gehandelt habe278, die eben nicht für einen tatsächlichen Einsatz vorgesehen war. Allerdings hatte Köln beim Unterhalt eines stehenden Heeres mit mehreren Problemen zu kämpfen. Zum einen wuchsen die Truppenzahlen, die die europäischen Mächte ins Feld führen konnten, gegen Ende des 17. Jahrhunderts exorbitant an.279 Köln hatte weder die Bevölkerungszahl noch die Mittel oder den Kredit, auch nur annähernd etwa mit Frankreich, dem Kaiser, Kurpfalz oder Brandenburg-Preußen mithalten zu können. Noch im Dreißigjährigen Krieg hatten die Großmächte damit Probleme, Feldarmeen zu mobilisieren, die stark genug für eine Belagerung Kölns gewesen wären. Das trug dazu bei, dass Köln in diesem Krieg eine mehr oder minder unangreifbare Stellung hatte und nur indirekt darunter litt, dass 277 Vgl. Schwarz, Stadt-Soldaten. 278 So Euler-Schmidt, Häme, S. 110, der für Köln das längst überholte Vorurteil weiter tradiert, frühneuzeitliche Söldner seien meist soziale Randexistenzen gewesen, die „in der Gesellschaft an unterster Stelle“ stünden. 279 Vgl. Anderson, War, S. 83–85; Lynn, Growth; ders., Pattern, S. 2–4; Luh, Régime, S. 11–14; Sikora, Change, S. 202.

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Handel und Wirtschaft außerhalb seiner Mauern beeinträchtigt wurden. Hier aber mit eigenen Truppen aufzutreten und Verkehrswege gewaltsam offenzuhalten, war der Stadt schon nicht mehr möglich.280 Nach 1648 öffnete sich dann die Schere zwischen den Kölner Truppen und denen der europäischen Mächte immer weiter. Relativ betrachtet war daher die Kölner Armee immer weniger konkurrenzfähig, immer weniger dazu in der Lage, ohne Verbündete in einem großen Krieg zu bestehen. Zu diesem rein quantitativen Problem kam ein qualitatives. Damit ist nicht der einzelne Mann oder die einzelne Kompanie gemeint. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass diese grundsätzlich „schlechter“ als in anderen Armeen gewesen sind.281 Aber die Kölner Stadtsoldaten verfügten nur über Infanterie und über eine Festungsartillerie. Es fehlten im Vergleich zu voll verwendungsfähigen Armeen eine bewegliche Feldartillerie und v. a. Kavallerie. Beides war kostspielig282 und lag deshalb im größeren Stil außerhalb der städtischen Möglichkeiten. Auf den ersten Blick mochte man auch darauf verzichten können, wenn man nur die Festungswälle besetzen wollte. Aber zur Verteidigung einer Festung gehörte auch die Möglichkeit der Aufklärung im Umland vor einer Belagerung und während dieser die Durchführung von Ausfällen, die dem Belagerer Verluste zufügen sollten.283 Die Kölner Armee war daher in ihrer Unvollständigkeit nicht nur zahlenmäßig, sondern auch von ihrer Struktur und Zusammensetzung her grundsätzlich nicht zu einer selbständigen Kriegsführung in der Lage, auch nicht zu einer defensiven, wenn die Anforderung über die Abwehr kleinerer Handstreiche hinausging. Außenbürger und Lehensmänner

Im Spätmittelalter sind neben dem Bürgeraufgebot und Söldnern sogenannte Außenbürger und zur Treue verpflichtete Männer zum militärischen Potential der Stadt Köln hinzuzurechnen. Seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts sind in Köln die Außenbürger nachweisbar.284 Bei ihnen handelte es sich um „Angehörige des Adels, Landesherren, Grundherren, Ministerialen“285, die in dem Sinne das Kölner Bürgerrecht erwarben, dass sie zu Schutz und Hilfe für die anderen Bürger inklusive der Stellung eines Aufgebots in Kriegszeiten verpflichtet waren, ohne wie diese auch in der Stadt zu wohnen oder sonst in bürgerlichen Zusammenhängen zu erscheinen. Da die Außenbürgerschaft zudem mit dem Empfang einer mehr oder weniger hohen jährlichen Bürgerrente verbunden war, 280 Zu Truppenstärken und Verlauf des Dreißigjährigen Krieges vgl. zuletzt Wilson, Krieg. 281 Dazu an einem anderen Beispiel: Plassmann, „Buntscheckigkeit“. 282 Bereits im frühen 15. Jahrhundert hatte Köln berittenen Söldnern im Extremfall bis zu 100 Gulden für ein im Dienst verdorbenes Pferd zahlen müssen. Siehe HAStK Best. 1 U 1/9324 (1419). 283 Vgl. bezogen auf die Situation in Köln 1631/32 Bergerhausen, Köln, S. 119–120. 284 Vgl. zu diesen ausführlich Domsta, Außenbürger. Siehe auch Pope, Nuremberg, S. 165. Übersicht über die Außenbürger ebd., S. 150–175. Vergleichbares findet sich auch anderswo, z. B. nahmen im späten 13. Jahrhundert zwei Grafen von Orlamünde und Gleichen das Bürgerrecht Erfurts an. Vgl. Kälble, Stadt, S. 28. 285 Domsta, Außenbürger, S. 29.

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waren die Grenzen zu Bündnissen286 auf der einen und zu Söldnern287 auf der anderen Seite de facto fließend. Die finanzielle Komponente deutet darauf hin, dass die Stadt Köln hier ihre wirtschaftliche Potenz in militärische Macht umsetzte und zugleich das Fehlen eines eigenen Territoriums kompensierte, indem sie ein regionales, ihren Interessen dienendes Netzwerk schuf.288 Diesem waren keineswegs nur Niederadelige angeschlossen, sondern auch mächtige Fürsten wie etwa die Grafen von Berg – insbesondere soweit sie mit der Stadt die Gegnerschaft gegen die Erzbischöfe von Köln teilten.289 Das System eines Netzes von aktivierbaren Außenbürgern und Treuepflichtigen war so lange effektiv, wie es hauptsächlich um das Auskämpfen von Fehden kleineren Maßstabs sowie um den Schutz durchziehender Kölner Kaufleute ging und die Bürgerrente eine auch für Fürsten und erst recht für Niederadelige attraktive Summe darstellte. Das war im 13. und im 14. Jahrhundert durchaus der Fall, während das System schon im 15. Jahrhundert unter Druck geriet und im 16. endgültig auslief.290 Das hing zum einen mit der nachlassenden Wirtschaftskraft der Stadt im Verhältnis zu den regulären Einnahmen der potentiellen Außenbürger zusammen, zum anderen auch mit den Wandlungen im Kriegswesen, das allgemein immer weniger auf adeligen Aufgeboten beruhte. Dasselbe gilt für eine andere im Spätmittelalter praktizierte Spielart, ein Beziehungsnetzwerk mit dem Ziel der Unterstützung im Kampf zu knüpfen: (Lehens-)Männer auf dem Wege des Treueschwurs an die Stadt zu binden und zu Hilfeleistung zu verpflichten. Wie die Außenbürger – deren Verhältnis überdies vielfach terminologisch in Formen des Lehnswesens gegossen und diesem daher offenbar als verwandt angesehen wurde291 – erhielten viele von diesen Männern der Stadt jährliche Zahlungen aus einem Mannlehen, was auch sie in die Nähe von Söldnern rückte. Andere hatten die Mannschaft aufgrund rechtlicher Verpflichtungen gelobt. Nicht selten war es Bestandteil einer Sühne zur Beendigung einer Fehde, dass der bisherige Gegner der Stadt Mannschaft schwor.292 Eine Spielart davon war es, einen in Köln Inhaftierten nur unter der Bedingung zu ent286 So z. B. 1424, als Graf Johann von Sayn-Wittgenstein ein Bündnis mit der Stadt Köln abschloss, das ihm ähnliche Pflichten wie aus einer Außenbürgerschaft auferlegte, ihm zugleich ein Mannlehen mit Erträgen von 20 Gulden im Jahr sowie ein Darlehen von 200 Gulden einbrachte. HAStK Best. 1 U 3/10091. 287 Tatsächlich erwarben einige Söldnerführer auch formal die Außenbürgerschaft, vgl. Domsta, Außenbürger, S. 36. 288 Das auch in großem Maßstab, wenn etwa 1393 dem Herzog von Geldern 10.000 Gulden im Rahmen eines Bündnisses gegen den Erzbischof gezahlt wurden. HAStK Best. 1 U 1/4917. Vgl. allgemein Press, Patronat. 289 Es wäre eine eigene Untersuchung wert, den Stellenwert dieser Zahlungen bei den Empfängern zu untersuchen, insbesondere die Frage, ob bzw. wie Kölner Zahlungen auf Dauer dazu beigetragen haben, den Empfängern die Verdichtung ihrer Herrschaft zu ermöglichen. 290 Der letzte Außenbürger wurde 1585 durch eine Einmalzahlung abgefunden. Doch bereits seit den 1480er Jahren nahm das Institut zunehmend ab und wurde lange vor 1585 bedeutungslos. Vgl. Domsta, Außenbürger, S. 86–87. 291 Vgl. Domsta, Außenbürger, S. 114–115. 292 Zahlreiche Beispiele finden sich in HAStK Best. 1.

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lassen, dass er oder seine Verwandten Männer der Stadt Mannschaft wurden. So etwa 1442 bei den Brüdern Cristgijn und Hennesgijn van Berenkassel [Bernkastel], die sich anlässlich der Entlassung ihres Bruders Johan aus der städtischen Haft zur Hilfe außer gegen ihren Landesherrn, den Erzbischof von Trier, verpflichteten und ihren Mannbrief vom Grafen von Virneburg besiegeln ließen.293 Im Einzelfall ist es jedoch nicht immer deutlich, ob diese Mannschaftsleistung mit der Absicht erfolgte, einen städtischen Gefolgsmann zu gewinnen, der tatsächlich kämpfend tätig werden sollte. Möglicherweise diente dies einfach nur der Absicherung einer Einigung durch einen Schwur, der den Schwörenden über die eigentliche Einigung zu einem Konflikt hinaus in eine erweiterte Treuepflicht brachte und so ein Wiederaufleben des alten Streits verhinderte. 1412 verzichtete beispielsweise Johan Roitstock auf Ansprüche gegen die Stadt wegen eines wohl im Zuge einer Fehde verbrannten Hofes seines mittlerweile verstorbenen Vaters und gelobte zugleich Mannschaft.294 Dass dieser Johan eine besondere militärische Kompetenz mitbrachte oder über eine Burg verfügte, deren Nutzung für Köln interessant hätte sein können, ist nicht ersichtlich. Auch dürfte Köln kaum erwartet haben, dass der Bischof von Münster ihr kämpfend zur Hilfe eilen würde. Dennoch hatte Bischof Heinrich von Moers ein Mannlehen inne, aus dem er Zahlungen bezog.295 Eine weitere Option, um Fehden zu verhindern oder zumindest zu behindern, war für eine reiche Stadt wie Köln die finanzielle Bindung potentieller Gegner. Dies geschah nicht nur über das Instrument der Außenbürgerschaft und der Vergabe von Mannlehen, sondern auch über unverzinste Darlehen, die nur im Falle der Fehdeansage bzw. in angemessener Frist vor einer Fehdeansage zurückzuzahlen waren.296 In der Praxis mochte man sich zwar über eine solche Klausel hinwegsetzen. Aber wenn die Fehde im Sinne einer erlaubten Rechtswahrung geführt wurde, war dies nicht ohne Nachteil möglich. Köln vermied auf diese Weise bis zu einem gewissen Grade den Einsatz von Gewalt durch eine direkte Zahlung, die als Teil der Etablierung eines Sicherheitssystems zu werten ist.297 Wie auch immer: Dieses Netzwerk der Kölner Männer und durch Zahlungen verpflichteter Personen trug unter den Verhältnissen von Fehdeführung durchaus, passte aber spätestens seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert nicht mehr in die Zeit. Es konnte 293 HAStK Best. 1 U 1/11576. Siehe auch HAStK Best. 1 U 1/3881 (1387) und U 1/9534 (1420) und U 1/9552 (1420). 294 HAStK Best. 1 U 1/8132. 295 Siehe z. B. HAStK Best. 1 U 1/10799 (1431). 296 Z. B.: HAStK Best. 1 U 1/4890 (50 Gulden an Gerart van Boedeswingel [Bodelschwingh], rückzahlbar vier Monate vor einer Fehde, 1393); HAStK Best. 1 U 1/6579 (25 Gulden an Wilhelm von Meroide [Merode], rückzahlbar nach Fehdeansage nach einer Friedensfrist von zwei Jahren, 1400). Weiterhin z. B. HAStK Best. 1 U 1/5092 und 5093. 297 Diese für die Stadt vorteilhafte Umsetzung von ökonomischer Potenz in Konfliktbeilegung, die im Zweifel billiger als eine weitere Fortsetzung eines Kampfes war, wird bei der Interpretation der Zahlungen durch Lindgren nicht bedacht, nach dem der Fehdeausgang durch Zahlungen „ziemlich einseitig zu Lasten der Stadt“ ging (Lindgren, Fehden, S. 113).

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daher in der Frühen Neuzeit nicht mehr dazu beitragen, militärische Stärke zu generieren. Zuvor aber konnte das Netz der Außenbürger, Männer und Freunde der Stadt Köln durchaus dazu aktiviert werden, die Interessen der Stadt in Fehden und Konflikten durchzusetzen. Neben dem Einsatz von Aufgeboten ist dabei auch und vielleicht vordringlich an die Zurverfügungstellung von Stützpunkten und Unterstützung für Kölner Söldner zu denken, die außerhalb der Stadt operierten. Grundsätzlich strebten die Kölner an, Außenbürger dort zu gewinnen, wo Handelsrouten abzusichern waren.298 Hierbei ging man durchaus planvoll vor, jedenfalls soweit sich das aus dem Ergebnis gesicherter wichtiger Routen schließen lässt. Das korrespondiert mit einem grundsätzlichen Ziel in Krieg und Konflikt, denn immer ging es darum, die eigene Wirtschaftskraft durch ungestörten Handel zu erhalten und so in der Lage zu sein, einen längeren Kampf erfolgreich durchzuhalten – und dabei Bürgermeister und Rat gegenüber der Bürgerschaft nicht durch zu hohe Kosten und Verluste zu delegitimieren. Um dies erreichen zu können, musste man in Köln eine grundlegende Vorstellung von den Verkehrswegen und den regionalen und lokalen Kräfteverhältnissen zumindest entlang der bedeutenden Route haben. Und man musste in der Praxis auch dazu in der Lage sein, die jeweils aktuelle Situation und Bedrohungslage sowie die jeweils vor Ort zur Verfügung stehenden Partner zu analysieren und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.299 Das war offenbar auch gegeben. 1430 schrieb die Stadt Köln beispielsweise an die Ritter Heinrich Muyle von Neuenburg, Richard Hürt von Schöneck, Friedrich vom Stein, Dietrich von Kesselstadt und Syvart Walpode von Bassenheim, dass sie Kaufleute unterstützen sollten, die zur Frankfurter Messe wollten. Insbesondere sollten sie sie gegen Gerlach von Isenburg im Bereich des Erzstifts Trier schützen, mit dem Köln damals offenbar in Konflikt lag. Für diese Schutzaufgabe wäre auch der Graf von Virneburg in Frage gekommen, jedoch war er zu dieser Zeit abwesend.300 Der Vorgang zeigt, dass Bürgermeister und Rat auch jenseits des unmittelbaren Horizonts der Stadt über Außenbürger und Männer aktiv werden konnten, dass sie dabei auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren vermochten und dass sie dabei ihre Optionen durchaus situationsbedingt einsetzen konnten. Artillerie

Bürgeraufgebot, Söldner und Außenbürger kamen in der Regel zu Fuß oder im Spätmittelalter zu Pferd zum Einsatz. Zu einer einsatzbereiten Armee gehörten aber je länger je mehr auch Geschütze und deren Bedienungspersonal. Das wurde in Köln frühzeitig nach dem Aufkommen der ersten Feuerwaffen erkannt. Diese wurden wohl um 298 Vgl. Domsta, Außenbürger, S. 65–67. 299 Z. B., als man 1372 die Fürsten am Rhein darum bat, Kölner Kaufleute auf dem Weg nach Frankfurt gegen die aus der Stadt nach inneren Auseinandersetzungen verbannten Weber zu schützen (HAStK Best. 20A A1, fol. 27r). Vgl. Lindgren, Fehden, S. 5. 300 Kuske, Quellen, Bd. 1, Nr. 792.

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oder kurz nach der Mitte des 14. Jahrhunderts eingeführt. 1372 ist ein Kauf von Stücken sowohl von auswärts als auch bei einem in Köln sitzenden Stückgießer belegt.301 Aus dem Jahr 1468 ist ein Inventar der städtischen Büchsen und Artillerie überliefert.302 Verzeichnet sind 81 Positionen rund um die Stadtmauer, an denen insgesamt mehrere hundert größere und kleinere Feuerwaffen verfügbar waren. Sicherlich waren nicht alle von gleicher Modernität, und manches Stück mochte nicht einsatzbereit sein. Es kann aber kein Zweifel darüber bestehen, dass die Kölner ihr Inventar laufend nach Möglichkeit modernisierten und vermehrten. All die Waffen nutzten aber nichts, wenn es an Bedienungspersonal mangelte. Auch hierfür wurde deshalb Vorsorge getroffen. Seit dem endenden 14. Jahrhundert sind städtische Büchsenmeister nachweisbar.303 Goedekin Volger genannt Fynzinck, einer von ihnen, erläuterte 1418 gegenüber Vertretern des Rats seine Fähigkeiten näher. Demnach konnte er Schießpulver für große und kleine Büchsen herstellen, Bollwerke planen, mit Büchsen schießen, Zimmerleute bei der Erstellung hölzerner Schutzschilde gegen Büchsenbeschuss unterweisen, die Pulverkammern an eisernen oder kupfernen Büchsen instand halten, Sturmhindernisse vor den Mauern aufbauen (wie z. B. Fußangeln), Brandtonnen für Bliden erstellen und Feuerpfeile mit und ohne Verzögerung des Brandsatzes herstellen.304 Vorausgesetzt, dass dies die Fähigkeiten waren, die die Stadt von ihrem Büchsenmeister forderte, war er offensiv und defensiv einsetzbar. Defensiv ausgerichtet war die Herstellung von Bollwerken und Hindernissen, die einen Feind an der Eroberung der Stadt hindern konnten. Ein eher offensiver Einsatz war das Schießen oder Schleudern – noch hatten Schusswaffen die früheren Distanzwaffen nicht gänzlich abgelöst – von Brandsätzen in eine Stadt oder Festung (obgleich damit natürlich auch ein Belagerungsheer von der Stadtmauer aus getroffen werden konnte). Als im folgenden Jahr 1419 mit Johan van Spele ein weiterer Experte für „donregeschutze“ auf Lebenszeit in den Dienst genommen wurde, verpflichtete er sich „up allen enden ind steden“305 zu dienen, also ebenfalls auch Angriffsoperationen zu unterstützen. Damit hielten sich die Kölner zumindest eine offensive Option offen. Die Tatsache, dass Spede wie seine Kollegen Everhard [Kleingedank] van Coelne 1415306 und der Büchsenmeister Coynrait ymme Lande 1414307 auf Lebenszeit bzw. bis zur Invalidität eingestellt wurde und zusagen musste, in diesem Fall seine Kunst und sein Wissen an einen Knecht weiterzugeben, markiert den Beginn der Überforderung der Kölner Ressourcen: Es wurde immer notwendiger, über militärische Experten zu 301 Vgl. Baumeister, Büchsengiesser, S. 211. 302 Stein, Akten, Bd. 2, S. 439–488, Nr. 284 II. 303 Vgl. Baumeister, Büchsengiesser, S. 211–212; Wübbeke, Militärwesen, S. 161. 304 Stein, Akten, Bd. 2, S. 223–224. Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 163–164. 305 Beide Zitate HAStK Best. 1 U 1/9162. 306 HAStK Best. 20A A 5, fol. 129v. Er verlängerte 1420 seinen Vertrag, siehe HAStK Best. 1 U 1/9472. 307 HAStK Best. 1 U 1/8347.

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verfügen, die – wollte man im Ernstfall nicht ohne dastehen – dauerhaft an den Dienstherrn zu binden waren. Was zunächst mit wenigen Spezialisten begann, endete im späten 17. Jahrhundert allgemein mit den stehenden Heeren. Militärische Macht zu erhalten, wurde im Verlaufe dieses Prozesses immer teurer, weil immer mehr Personen ständig unter Waffen stehen und professionell ausgebildet werden mussten, um konkurrenzfähig zu bleiben. Die Überforderung von Köln und anderen Städten im Vergleich zu den großen Territorialmächten kam dabei schleichend, aber am Ende war sie nicht zu übersehen. Die etwa 50 Artilleristen unter einem Hauptmann oder auch nur einem Leutnant, die im 18. Jahrhundert im Sold der Stadt standen, dürften jedenfalls nicht dazu ausgereicht haben, alle verfügbaren Geschütze gleichzeitig zu bemannen.308 Das mochte allerdings auch nicht notwendig sein, denn abgesehen davon, dass ja keine Belagerung stattfand, konnten Artilleristen auch während einer solchen ihre Position wechseln, um die Artillerie jeweils an den Brennpunkten zu bedienen. Voraussetzung für einen solchen flexiblen Einsatz war aber, dass nur die Männer ihre Position wechseln mussten, nicht aber (oder nur in geringem Umfang) die schweren Waffen. Von diesen verfügte Köln schließlich fast überreichlich entlang der Mauern und im Zeughaus, wobei sich jeweils nur wenige auf dem technisch neuesten Stand befanden, aber alle dazu genutzt werden konnten, Geschosse auf einen sich nähernden Feind abzuschießen. Und Schaden konnte auch eine veraltete Kanone anrichten, sofern sie ausreichend gepflegt wurde.309 Flussmarine auf dem Rhein?

Bisher war nur die Rede von Landstreitkräften. Köln, die Stadt am Rhein, musste jedoch auch den Fluss im Blick haben. Die Sicherung des Stroms für die eigenen zivilen oder militärischen Zwecke sowie dessen Sperrung für die Transporte310 oder Überfälle311 des Gegners erforderten nicht nur Aktivitäten an Land, sondern im Zweifel auch den Einsatz von Schiffen oder Booten. Denn der Fluss war zu breit, um ihn allein mit Geschützen von Land aus wirksam auf der ganzen Breite für den Verkehr zu sperren, zudem konnte das beste Geschütz in der Nacht nur eingeschränkt wirksam sein. Die Sperrung des Flusses mit quer über ihn gespannten Ketten oder eisenbewehrten Baumstämmen war zwar möglich312, aber aufwändig und unsicher, solange diese Sperren nicht wirksam gegen Durchbruchsversuche geschützt werden konnten. 308 Vgl. Kroeffges, Artilleriehauptmanns, S. 93. Siehe auch HAStK Best. 1149 A 126. 309 Letzteres kostete Geld und war offensichtlich nicht durchgehend der Fall, so wird man jedenfalls eine Nachricht des französischen Stadtkommandanten 1759 deuten dürfen (Schwerhoff, Köln, S. 244). Sie ist allerdings mit einer gewissen Vorsicht zu interpretieren: Zum einen bezog sie sich auf die hölzernen Lafetten, die vergleichsweise schnell durch neue ersetzt werden konnten. Zum anderen hatten die Kölner ein Interesse daran, ihm einen Artilleriepark in schlechtem Zustand vorzuführen, damit er die Geschütze nicht für Zwecke der französischen Armee beschlagnahmte. 310 Vgl. z. B. Hieronymi, Haltung, S. 125; Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 42. 311 Auch durch Freibeuter, siehe z. B. HAStK Best. 10B A 31, fol. 236r (1580). 312 Vgl. Bartz, Köln, S. 122.

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Schon zur Verteidigung des Rheins an einer bestimmten Stelle war daher der Einsatz von Booten und Schiffen sinnvoll, die gegnerische Schiffe im Fluss abfangen und wenn nötig bekämpfen konnten. Da im Konflikt beide Seiten gut beraten waren, solche Gefährte zur Sperrung oder Kontrolle des Flusses einzusetzen, lag darüber hinaus ein offensiver Einsatz bewaffneter Schiffe nahe, die den Weg für eigene Transporte freihalten konnten. Es wurden aber weder von der Stadt Köln noch von ihren potentiellen Gegnern regelrechte Flussmarinen geschaffen, die schon im Frieden auf ihren Einsatz vorbereitet wurden. Dennoch setzten die Konfliktparteien immer wieder Boote und Schiffe ein, die kurzfristig in den Dienst gestellt wurden.313 An Flussfahrzeugen und Menschen, die diese steuern konnte, herrschte in der Hafen- und Handelsstadt Köln kein Mangel.314 Im Bedarfsfall konnten sie mit Soldaten besetzt und auf dem Fluss eingesetzt werden, anscheinend ohne dass eine langwierige Ausbildung erforderlich war. Die Einübung ausgefeilter Seekriegstaktiken und -manöver war offenbar nicht erforderlich, weil der Rhein dazu zum einen ohnehin nicht genügend Raum bot, und zum anderen auch nicht ganze Geschwader koordiniert eingesetzt werden mussten. Ohnehin war wegen der dann doch zu geringen Breite des Flusses an einen selbständigen Kampf von Flussstreitkräften nicht zu denken. Sie blieben meist an die Landoperationen und deren Bedingungen gebunden. Was taten die von der Stadt Köln eingesetzten Boote und Schiffe genau auf dem Rhein? Vornehmlich wurden sie dazu eingesetzt, den Fluss soweit möglich für eigene Transporte offenzuhalten und für feindliche zu sperren. Die Verbindung nach Deutz, die Rheinmühlen im Fluss und die durch Handstreiche verwundbaren rheinseitigen Tore waren dabei in jedem Fall zu sichern, so etwa im Jahr 1252, als eine Flotte des Erzbischofs mit 14 Schiffen vor der Stadt erschien und versuchte, Kölner Schiffe in Brand zu setzen.315 Daneben wurden Truppen transportiert und übergesetzt.316 In den Kämpfen nach 1415 setzte der Erzbischof ein großes Schiff gegen den Herzog von Berg ein. Wenigstens eines der Besatzungsmitglieder geriet in die Gefangenschaft der Stadt und wurde im Februar 1418 gegen Urfehde entlassen.317 Im Dreißigjährigen Krieg wurden sowohl von der Stadt als auch vom Kurfürsten mit Kanonen bestückte Schiffe eingesetzt.318 So wurden 1633 zwei Schiffe, darunter ein für den regionalen Handel gebautes Marktschiff, mit Soldaten und Artillerie besetzt und vor dem Bayenturm in Stellung gebracht.319 Beteiligt waren daran das Fischamt und zivile Schiffsknechte, also erfahrene Flussschiffer, die das nötige seemännische Know-how mit313 Vgl. Groten, Köln, S. 114; Stehkämper, Schiffskriege, S. 325; Schneider-Ferber, Aufstand, S. 26; Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 319 und 322. Siehe auch RP, Bd. 1, 1465/26 und 29. 314 Vgl. Schäfke, Aufstand. 315 Vgl. Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 321. 316 Vgl. Stehkämper, Schiffskriege, S. 328–329. 317 HAStK Best. 1 U 1/8956. Vgl. auch Stehkämper, Schiffskriege, S. 335–336; Meier, R., Heinrich, S. 268. 318 Vgl. Bartz, Köln, S. 101. 319 Vgl. Bartz, Köln, S. 121. Vgl. auch Becker, W., Überfall, S. 35.

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Abb. 13  Wenzel Hollar: Bayenturm (1. Hälfte 17. Jh.)

brachten und wieder in ihren Beruf zurückkehrten, sobald die Gefahr vorüber war.320 Zur Sicherung des Flusses wurde noch kurz vor Ende des Dreißigjährigen Krieges beschlossen, 150 zusätzliche Soldaten anzuwerben und ein mit jeweils 25 Mann zu besetzendes Wachschiff oberhalb des Bayenturms im Rhein zu verankern. Von hier aus sollte der Schiffsverkehr kontrolliert werden, insbesondere im Hinblick auf die transportierten Güter.321 Wenn also insgesamt nicht davon gesprochen werden kann, dass Köln eine regelrechte Flussmarine unterhielt, so wusste die Stadt doch ihre Interessen im Bedarfsfall auch auf dem Fluss militärisch zu schützen. In ihren Mauern fanden sich ausreichend viele erfahrene Schiffer, um improvisierte Kriegsfahrzeuge auf den Rhein zu entsenden, die wiederum von den vorhandenen infanteristischen Kräften bemannt wurden. Da die potentiellen Gegner ebenfalls darauf verzichteten, eine kostspielige stehende und professionalisierte Flussmarine aufzubauen, und weil Köln auch in diesem Bereich nur das unmittelbare Umfeld schützen und nicht weiter offensiv ausgreifen wollte, reichte dieses reduzierte Engagement aus. Militärverwaltung Für die praktische Ausübung der Kommandogewalt war neben einer durch Offiziere gebildeten militärischen Hierarchie auch eine Militärverwaltung erforderlich, zumal in einer Festung, an der ständig gebaut und modernisiert werden musste. Von frühneu320 Vgl. Bartz, Köln, S. 122 und 134. 321 HAStK Best. 10B A 95, fol. 224r.

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zeitlichen Verhältnissen her gedacht handelt es sich hier um ein Kommissariat, um (Festungs-)Baumeister, Gerichtsbarkeit über Soldaten, Finanzverwaltung, Militärseelsorge usw. Alle diese Ämter und Einrichtungen trugen allgemein nicht wenig zur Integration des Militärs in den werdenden Staat bei, und sie stellten theoretisch sicher, dass dieser werdende Staat in Frieden und Krieg dazu in der Lage war, sein Militär nicht nur zu unterhalten, sondern auch zu kontrollieren.322 Jutta Nowosadtko hat kürzlich mit Blick auf das 17. und 18. Jahrhundert darauf hingewiesen, dass gerade im Bereich der Militärverwaltung und der Militärjustiz nicht von getrennten militärischen und zivilen Sphären auszugehen ist. Vielmehr gab es zahlreiche Überschneidungen und Austauschprozesse, sei es durch personelle Wechsel, sei es durch unklare Zuständigkeiten oder Hierarchien.323 Diese anhand des Fürstenstaats gewonnene Einsicht gilt umso mehr für eine Stadt, deren militärische Aktivitäten sich hauptsächlich auf das eigene Gebiet bzw. auf die Festung selbst konzentrierten und deren Militär zahlenmäßig übersichtlich blieb. Hier war es – vielleicht auch aus Kostengründen – gar nicht notwendig, eigene Strukturen der Verwaltung und der Justiz für militärische Belange auszubilden. Bürgermeister und Rat konnten vielmehr weithin auf Vorhandenes zurückgreifen, um ihr Militär zu verwalten und zu kontrollieren. Die Rentkammern waren als städtische Finanzverwaltung auch für den Unterhalt öffentlicher Gebäude zuständig – warum sollte neben der hier einschlägigen Mittwochsrentkammer eine Festungsbauverwaltung aufgebaut werden? Gleiches gilt für die Besoldung und Versorgung der Soldaten, die ebenfalls hauptsächlich über die Mittwochsrentkammer abgewickelt werden konnte, ohne dafür eine vollwertige Militärfinanzverwaltung bilden zu müssen.324 Gerichte standen in Köln fast im Übermaß zur Verfügung. Es gab gewachsene Strukturen und Ämter für die Verwaltung von Vorräten und die Herstellung innerer Sicherheit.325 Diese Überlegungen haben zwar einiges für sich. Jedoch leiden sie unter einem absolut mangelhaften Forschungsstand. Untersucht ist die Kölner Verwaltung im Spätmittelalter, jedoch sind die einschlägigen Studien häufig älteren Datums oder haben einen anderen Fokus als die Klärung von Kompetenzen. Zudem ist im Spätmittelalter noch weniger mit klaren Zuständigkeiten und Hierarchien zu rechnen als in der Frühen Neuzeit. Vieles war insbesondere durch den Rückgriff auf ad hoc gebildete Kommissionen noch schwankend, viele Zuständigkeiten ergaben sich aus Zufällen oder persönlicher Qualifikation eines Amtsinhabers, und schließlich wurden trotz der fortgeschrittenen Schriftlichkeit Kölns viele alltägliche Vorgänge eben nicht schriftlich fixiert, so dass sie sich einer genauen Klärung entziehen. In der Frühen Neuzeit wird dies sowohl hinsichtlich der Verfügbar322 Vgl. Schmidt, H., Militärverwaltung. 323 Vgl. Nowosadtko, Träger. 324 Vgl. Looz-Corswarem, Finanzwesen, S. 47. Es wurden zwar in der Praxis verschiedene Sonderkassen mit militärischem Bezug gebildet, jedoch blieb die Gesamtaufsicht bei den Rentmeistern und ging nicht auf eine diesen gleichgeordnete Instanz der Militärverwaltung über. Vgl. ebd., S. 156–178. 325 Vgl. Stein, Akten.

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keit von Quellen als auch der Verfestigung von Ämtern und Strukturen anders, jedoch ist die Kölner Verwaltungsgeschichte nach 1500 von inselartigen Ausnahmen abgesehen noch kaum erforscht. Dies kann hier nicht nachgeholt werden, auch nicht mit Blick nur auf das Militär – weil sich die Militärverwaltung kaum ohne Kenntnis der allgemeinen Verwaltung untersuchen lässt. Geographische, politische und territoriale Rahmenbedingungen Bürgeraufgebot, Söldner und Außenbürger konnten nicht ohne Berücksichtigung von geographischen und anderen feststehenden oder sich nur langsam verändernden Rahmenbedingungen zum Einsatz gebracht werden, um die es im Folgenden gehen soll. Sie setzten der freien Entscheidung der Kölner Obrigkeit bestimmte Grenzen – konnten aber auch zum eigenen Vorteil genutzt werden. Augenfälligste Rahmenbedingung war die Existenz Kölns als – natürlich – ortsfeste Stadt an einem günstigen Punkt des regionalen und überregionalen Verkehrsnetzes. Weiterhin zählten dazu die für die Kriegsführung relevanten Einrichtungen wie Befestigungen, Produktionsstätten und Vorratslager, die zugleich der eigenen Operationsführung einen Rückhalt schufen und ihr die Fessel anlegten, ständig verteidigt werden zu müssen. Die trotz aller Größe im Vergleich zu den fürstlichen Territorien der Region geringe Ausdehnung der Stadt und das Fehlen eines eigenen schützenden Landgebiets oder wenigstens eines kontrollierbaren Umlandes erhöhten die Anfälligkeit für Überfälle und Angriffe. Im Innern war in Rechnung zu stellen, dass ein großer Teil der Einwohnerschaft nicht zur Bürgergemeinde gehörte, sondern zu den vielen geistlichen Einrichtungen, die nicht immer mit der Stadtgemeinde an einem Strang zogen. All diese Faktoren machten die Kriegsführung Kölns zu einem Jonglieren mit vielen Bällen, eröffneten bestimmte Möglichkeiten und verschlossen andere. Bürgermeister und Rat hatten sie in jedem Fall bei ihren Entscheidungen zu berücksichtigen. Köln lag und liegt am Schnittpunkt zahlreicher Verkehrswege, von denen der Rhein als europäische Wasserstraße sicher immer der bedeutendste war. Auf der Höhe der Stadt veränderte sich die Wassertiefe so, dass hier ein Umladen von Gütern aus den Niederlanden für den weiteren Transport rheinaufwärts auf kleinere Schiffe notwendig war (oder umgekehrt auf größere nach Norden gehende Schiffe möglich war). Die natürliche Gunst dieser Lage wird einiges dazu beigetragen haben, dass auch einige wichtige Landverbindungen nach Ost und West an dieser Stelle den Fluss kreuzten. In Verbindung mit dem im 13. Jahrhundert erlangten Stapelrecht326 war das die Vorbedingung für die wirtschaftliche Blüte327 der Stadt und damit auch für ihre militärische Stärke. 326 Also die Verpflichtung auswärtiger Kaufleute, Köln nicht einfach zu passieren, sondern zunächst hier ihre Waren anzubieten, so dass Kölner die Gewinne des Weiterhandelns einstreichen konnten. Vgl. Schwerhoff, Stapel; Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 263–265. 327 Vgl. die Beiträge in Kellenbenz, Jahrtausende; Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 247–257. Vgl. auch Fahlbusch, Westfalen, S. 154; Kuske, Handelsbeziehungen.

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Abb. 14  Straßen um Köln (Anfang 19. Jh.)

Auf der anderen Seite zogen Reichtum und die hier gelagerten Vorräte bzw. Waren auch Gegner an, die die Konkurrenz ausschalten oder ihre Ressourcen unter ihre Kontrolle bringen wollten. Doch auch ohne solche dunklen Absichten gerät ein Verkehrsknotenpunkt wie Köln automatisch in das Blickfeld kriegführender Parteien, die ihre Truppen über die hier entlanglaufenden Wege verschieben oder versorgen wollen.328 Außerdem 328 Vgl. Arndt, Niederrhein, S. 166–167.

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verliefen wenigstens für die umliegenden Territorien wichtige regionale Handelswege auch über Köln, deren Abschneiden oder Blockieren die Stadt auch dann traf, wenn sie gar nicht an einem Konflikt Dritter beteiligt war. Für Operationen außerhalb der Stadt waren die guten Verkehrsanbindungen wiederum ein Vorteil, denn Köln konnte theoretisch eigene Truppen über sie vergleichsweise leicht ausziehen lassen und versorgen. Taktisch betrachtet, war die Situation ähnlich ambivalent. Köln lag nicht auf einem Berg, und es war nach Norden, Westen und Süden von offenem Land umgeben, das durch vielerlei Straßenverbindungen für jeden Gegner leicht zugänglich war und ihm wegen einer intensiven landwirtschaftlichen Nutzung wenigstens temporär zahlreiche Möglichkeiten zur Versorgung aus dem Land bot. Gegen Angriffe aus diesen Richtungen fehlte so jeder natürliche Schutz inklusive ausgedehnter Sümpfe, Wälder oder Gewässer. Ein Ausgleich für diese Ungunst der Lage konnte nur durch starke Befestigungen mit einer ausreichend starken Bemannung und Bewaffnung geschaffen werden. Nach Osten sah die Sache anders aus, weil hier der Rhein wie ein überdimensionierter Stadtgraben wirkte. Direkte Angriffe von der Deutzer Seite aus waren so, abgesehen von Handstreichversuchen, kaum möglich. Jedoch stellten die möglichen Handstreiche ein Problem dar, weil der Rhein von jedem Gegner leicht dazu genutzt werden konnte, auch starke Truppenkontingente relativ schnell per Schiff anzulanden. Daher wurde auch die Rheinfront mit Mauern und Besatzung gesichert, wenngleich die Mauern weniger stark als an den anderen Seiten sein mussten. Seit dem 16. Jahrhundert konnte allerdings Artillerie vom rechten Rheinufer aus den Fluss verhältnismäßig wirksam überschießen329, während es umgekehrt für die Kölner Garnison sehr schwierig war, die ihrerseits durch den Strom gedeckten rechtsrheinischen Geschütze durch einen Ausfall auszuschalten. Aus diesem Grund war beispielsweise 1702 die französische Drohung, von Deutz aus die Stadt in Brand zu schießen, sehr ernst zu nehmen.330 Der Rhein kombinierte noch weitere Vor- und Nachteile. Da er nur schwer zu sperren und damit die Stadt kaum vollständig zu blockieren war, hätte ein belagertes Köln über ihn wahrscheinlich weiterhin Lebensmittel und anderen Nachschub beziehen können. Auf der anderen Seite vermochten auch potentielle Gegner über ihn Nachschub für ihre Truppen heranzuführen. Aus diesem Grunde musste Köln besonders sensibel auf Bonn, Düsseldorf und Kaiserswerth achten, also auf die Festungen, von denen aus Gegner aus Süden oder Norden ihre Armeen versorgen konnten. Demgegenüber fehlten schiffbare Flüsse aus dem Westen oder dem Osten, die direkt auf Köln zuliefen, was die Logistik von Angreifern aus diesen Richtungen vor Probleme stellte (vielleicht noch abgesehen von einem rittlings der Sieg geführten Angriff, jedoch führte dieser zu keinen reichhaltig gefüllten Magazinen).

329 Schon 1416 wurde versucht, von Deutz aus die Stadt zu beschießen, siehe HAStK Best. 20A A 6, fol. 23r–v. 330 Vgl. Plassmann, Neutralität.

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Abb. 15  Der Niederrheinisch-Westfälische Reichskreis und die Territorien der Region (1710)

Insgesamt waren die geographische Lage und die zu einem guten Teil davon profitierende Wirtschaftskraft Kölns Faktoren, die sich sowohl positiv als auch negativ auf die Verwicklung der Stadt in Kämpfe und Kriege auswirken konnten. Negativ schlug sicher zu Buche, dass die reiche Stadt, aber auch die starke Festung mit einem gesicherten Rheinübergang sowie die Transporte Kölner Kaufleute über den Fluss oder über Land sehr schnell für jeden zu einem attraktiven Ziel werden konnte, der in der Region Krieg führte. Die Stadt konnte sich deshalb nur schwer von Konflikten fernhalten. Auf der anderen Seite war sie gerade dadurch ein attraktiver Bündnispartner, wenn sie ihre Vorteile auszuspielen wusste. Und die Lage am Fluss hätte wohl bei einer Belagerung dazu geführt, dass die Kommunikation mit der Außenwelt sowie die Zufuhr von Lebensmitteln nicht

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gänzlich hätten unterbrochen werden können – sofern hinter dem Gegner ein Freund zu finden war, der Schiffe in Richtung Köln belud. Alles kam aber darauf an, wie sich das Verhältnis zu möglichen Partnern und Gegnern in der Region gestalten würde, wenn es zum Krieg kam. Köln war aber direkt oder indirekt von jedem größeren und vielen kleineren Konflikten in Nordwesteuropa betroffen – ob es wollte oder nicht, ob es sich aggressiv oder defensiv verhielt, in welchen Bündniskonstellationen es sich auch immer bewegte. Schon allein deshalb gehörten militärische Erwägungen zum Alltagsgeschäft von Bürgermeistern und Rat während der gesamten Vormoderne. Mit den näheren und weiteren Nachbarn, mit ihrer Existenz und Politik musste Köln genauso leben wie mit dem Rhein und den Verkehrswegen. Zwar unterliegen politische Strukturen einem schnelleren Wandel als naturräumliche. Aber in vielen grundsätzlichen Fragen blieben sie doch während der Vormoderne einigermaßen stabil, jedenfalls aus der Sicht der politischen und militärischen Optionen der Stadt Köln. Der nächste und direkteste dieser Nachbarn war das Erzstift Köln und damit das Territorium des (ehemaligen) Stadtherrn. Die Erzbischöfe verfügten nicht nur über Besitz und damit Stützpunkte rund um die Landmauer (in einem Abstand von nur etwa 300 Metern), sondern kontrollierten mit Deutz auch das gegenüberliegende Rheinufer (wobei hier auch mit dem Herzog von Berg als Vogt zu rechnen war). Die Stadt Köln war daher eng vom erzbischöflichen Territorium umschlossen, von dem aus sie angegriffen oder geschädigt werden konnte.331 In jedem Fall erforderten militärische Auseinandersetzungen mit dem Erzbischof, diesen bzw. dessen Truppen aus dem unmittelbaren Umfeld der Stadt fernzuhalten oder gegebenenfalls wieder zu vertreiben. Und keine Auseinandersetzung mit wem auch immer konnte ohne Beachtung der Politik der Erzbischöfe geführt werden. Nachdem die Kölner die erzbischöfliche Stadtherrschaft im 13. Jahrhundert sukzessive abgeschüttelt hatten, mussten sie bis zum Ende des 18. Jahrhunderts immer eine Rückkehr des Stadtherrn befürchten, sobald sich für ihn eine günstige Gelegenheit ergab. Daran änderte auch das sogenannte Reichsstadtprivileg von 1475 wenig, denn es würde sich als wertlos erweisen, wenn eine politische Konstellation Kaiser und Erzbischof zu diesem Zweck zusammenführen sollte. Die Kölner rechneten deshalb teils zu Recht und teils zu Unrecht immer damit, dass die Erzbischöfe versuchen wollten, die Herrschaft über die Stadt wieder an sich zu reißen. Die Erzbischöfe bzw. Kurfürsten von Köln wurden so immer wieder zu direkten auch militärischen Gegnern bis hin zum offenen Krieg („offenbair krieg“332), auch wenn es Phasen gab, in denen Eintracht zwischen beiden Seiten herrschte. Auf lange Sicht mussten aber viele Vorkehrungen für den Krieg mit dem Ziel durchgeführt werden, einen möglichen erzbischöflichen Angriff abzuwehren.333 331 Vgl. Herborn, Stadt, S. 292. 332 So eine häufige Bezeichnung für die Auseinandersetzungen in den 1370er/80er Jahren. Z. B. HAStK Best. 22 A 776 (ca. 1385). 333 Vgl. Hesse, Nachrichten, S. 16–17.

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Dass die Gefahr einer auch gewaltsam durchgeführten Beendigung der städtischen Freiheit nicht unrealistisch war, wussten die Kölner nur zu gut, wenn sie an das Schicksal anderer Städte dachten. Mainz beispielsweise wurde 1462 in den Herrschaftsverband des dortigen Erzbischofs zurückgeführt und erlitt dabei herbe menschliche und materielle Verluste.334 1665 wurde die ebenfalls kurmainzische Stadt Erfurt gewaltsam unterworfen, nachdem sie versucht hatte, sich von der Herrschaft des Erzbischofs zu befreien.335 Auch Münster und Braunschweig unterlagen 1660/61 bzw. 1671 überlegener fürstlicher Macht.336 Andere Städte wurden bereits durch die Androhung von Gewalt so überrumpelt und gefügig gemacht, dass sie den übermächtigen Gegner einließen und ihre Selbständigkeit verloren. Straßburg, das 1681 von Frankreich annektiert wurde, ist dafür eines der bekanntesten Beispiele.337 1544 wurde Metz von Frankreich besetzt338, 1604 die Stadt Paderborn von Truppen des dortigen Fürstbischofs.339 1607 besetzte der Herzog von Bayern Donauwörth im Rahmen einer Reichsexekution340, während 1519 die Unterwerfung Reutlingens durch den Herzog von Württemberg durch den Schwäbischen Bund verhindert wurde.341 So blieb die Furcht vor einer Rückkehr des Erzbischofs auch dann ein beständiges Motiv der Kölner Politik, wenn sie an sich unbegründet war. Unter diesen Bedingungen tendierten die Feinde des Erzbischofs dazu, Freunde der Stadt Köln zu sein. Dieser Stachel inmitten des Erzstifts und auf den wichtigsten Verkehrswegen der Region war deshalb in jedem Konflikt ein wertvoller Verbündeter für jeden, der gegen den Erzbischof zu Felde zog. Zu denken ist hier vordringlich an seine territorialpolitischen Gegner. Die Grafen bzw. Herzöge von Jülich und Berg, also die nächsten Nachbarn des Erzbischofs, waren daher immer wieder Partner und Verbündete der Stadt. Jedoch handelte es sich keineswegs um ein Verhältnis der unverbrüchlichen Treue, und auch konnte Köln nicht erwarten, dass die Fürsten hohe Kosten und Nachteile auf sich nehmen würden, um allein städtische Interessen zu schützen. Vielmehr hatten auch sie ihre eigenen Belange im Auge, die sie immer wieder auch zu Gegnern Kölns machten (das sich dann je nach Konstellation auch mit den Erzbischöfen verbinden konnte). Denn natürlich war die wirtschaftlich beherrschende Stellung der Stadt auch für die Entwicklung von ihren Territorien ein Problem. Die Einrichtung eines Rheinzolls in Düsseldorf 1377 durch Graf Wilhelm II. von Jülich-Berg342 oder der Versuch, im frühen 334 Vgl. Sprenger, Stiftsfehde, S. 205–208. 335 Vgl. Aretin, Reich, Bd. 1, S. 228. 336 Vgl. Gräf, Militarisierung, S. 91. 337 Vgl. Aretin, Reich, Bd. 1, S. 280. 338 Vgl. Ennen, Geschichte, Bd. 4, S. 655 und 661. 339 Vgl. Honselmann, Kampf. 340 Vgl. Krischer, Reichsstädte, S. 46; Wilson, Krieg, S. 286–290. 341 Vgl. Carl, Bund, S. 446–449. 342 Vgl. Janssen, Land, S. 111.

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17. Jahrhundert das bergische Mülheim zur Konkurrenz Kölns auszubauen343, zeugen von diesen Konfliktlinien. Kleve sowie die Grafschaften Mark und Ravensberg gingen im Jülich-Klevischen Erbstreit 1609/1614 an Brandenburg, während Jülich und Berg an die Neuburger Linie der pfälzischen Wittelsbacher fiel.344 Damit waren diese wichtigen Territorien noch mehr als zuvor in überregionale Konfliktfelder eingebunden. Da überdies der Kölner Erzbischofsstuhl häufig an Wittelsbacher fiel, hatten alle regional führenden Mächte – ob Partner oder Gegner – sowohl ein deutlich größeres Hinterland gewonnen als auch zunehmend ganz andere Interessen zu berücksichtigen, als dies bei einer rein regionalen Perspektive der Fall gewesen wäre. Auch dies trug zu einer relativen Schwächung Kölns nicht zuletzt in militärischer Hinsicht bei, denn die spätere brandenburgisch-preußische Armee war beispielsweise ein ganz anderes Kaliber als das Aufgebot der Herzogtums Kleve, mit dem Köln noch eher hätte mithalten können.345 Mehr und mehr gingen in der Frühen Neuzeit diejenigen Faktoren verloren, die Köln noch im Spätmittelalter zu einem attraktiven Bündnispartner für die Fürsten der näheren und weiteren Umgebung machten: Die relative wirtschaftliche und politische Stärke gingen gegenüber den entstehenden Flächenstaaten zurück und zugleich – oder auch als Folge – die militärische Kraft, die die Stadt zur Erreichung ihrer Ziele zu entwickeln vermochte. Das ist nicht verwunderlich und auch für andere Städte zu beobachten. Seit dem 16. Jahrhundert, spätestens aber im 17. Jahrhundert konnten auch die größten von ihnen mit der Entwicklung der Truppenstärken der sich ausbildenden größeren Territorien und schließlich Staaten nicht mehr mithalten.346 Dennoch blieb Köln auch in der Frühen Neuzeit strategischer Faktor der nordwesteuropäischen Kriegsführung, und zwar aufgrund seiner Lage, seiner zwar zurückgehenden, aber dennoch nicht zu unterschätzenden Wirtschaftsleistung, und seinem Status als schwer einnehmbare Festung, die zudem bedeutende Verkehrswege öffnete oder sperrte, je nachdem, ob man mit ihr oder gegen sie Krieg führte. Wer daher in einem weiteren Umfeld einen Feldzug zu führen gedachte, tat weiterhin gut daran, Köln eher in seinem Lager zu wissen, als dass der Feind auf die positiven Standortfaktoren der Stadt zurückgreifen konnte. Dabei hatte ein Bündnis mit der Stadt den grundsätzlichen Vorteil, dass sie im Grunde nur defensive bzw. bewahrende Ziele verfolgte und nicht aggressiv und expansiv einen Teil einer möglichen Kriegsbeute etwa in Form von zu gewinnenden Territorien forderte oder fordern konnte. Überhaupt war die Stadt letztlich so schwach, dass man im Zweifel ihre Interessen im Zuge von Friedensverhandlungen auch opfern konnte. 343 Vgl. Bergerhausen, Köln, S. 29–38. 344 Vgl. Groten/Looz-Corswarem/Reininghaus, Erbstreit; Müller, K., Herzogtum, S. 509–511. 345 Vgl. Göse, Statthaltern. 346 Vgl. Lau, Städte, S. 111.

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Köln verfügte also bei allem Machtverfall doch noch über einige Pfunde, mit denen es wuchern konnte und die ihm wenigstens beschränkten Zugang zu Allianzpartnern auch auf der europäischen Ebene boten, den kleinere oder geographisch schlechter positionierte Reichsstädte in dieser Form nicht hatten. Immer dann, wenn sich die regionalen Mächte nicht einig waren, eröffneten sich für Köln Chancen, sie gegeneinander auszuspielen und den politischen Preis für ein Bündnis hochzuschrauben. In diesen Sinne war es aus Sicht der Stadt vorteilhaft, dass der Herrschaftskomplex Jülich-Kleve-Berg-Mark im frühen 17. Jahrhundert im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit wieder zerfiel und sich nicht zu einem übermächtigen einheitlichen Territorium in unmittelbarer Nähe fortgebildet hatte.347 Trotz aller Schwäche blieb Köln auf diese Weise ein zwar mindermächtiger, aber kaum zu übergehender Faktor im Nordwesten des Reichs, und es konnte – wenn es den Bogen nicht überspannte – aus diesem Umstand politischen und militärischen Gewinn ziehen. So konnte während des Spanischen Erbfolgekrieges im Sommer 1704 der Kölner Syndikus nach Den Haag geschickt werden, wo er mit niederländischen, kaiserlichen und preußischen Diplomaten zugleich über militärische und politische Fragen konferierte. Zwar tat er dies zumeist mit Vertretern aus der zweiten Reihe, aber er hatte auch Gelegenheit zu einem Gespräch mit Ratspensionär Heinsius – dessen Macht indes, wie er feststellen musste, im Sinken begriffen war.348 Der Erfolg der Verhandlungen war zwar mäßig. Immerhin hatte Köln aber als ein Partner der Großen Allianz gegen Frankreich (der es via Beitritt des Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreises war) überhaupt Zugang zu solchen Gesprächsrunden. Von besonderer Bedeutung war für Köln stets das Verhältnis zum König bzw. Kaiser. In der Frühen Neuzeit war ganz allgemein die Zeit vorbei, in der Reichsstädte aufgrund einer höheren Wirtschaftskraft auch ernstzunehmende militärische Macht entfalten und so allein für ihre eigene Sicherheit sorgen konnten – wenn es eine solche Zeit denn jemals gegeben hatte. Der Erhalt ihrer Existenz als Reichsstadt gegen fürstliche Bestrebungen einer Mediatisierung konnte jedenfalls je länger je weniger durch Macht und Krieg gesichert werden. Vielmehr waren es Politik und Recht, die die Reichsstädte nun schützten. Kaiser und Reichsinstitutionen bzw. die Reichsverfassung wurden so zu den wichtigsten und v. a. verlässlichsten Garanten reichsstädtischer Freiheiten.349 Das schloss in der Praxis nicht aus, dass es zu Spannungen oder konfrontativen Situationen mit dem Kaiserhof kam, insbesondere wenn es um die Zahlung von Reichssteuern ging. Am Ende blieb Köln aber eine grundsätzlich kaiser- und reichs­treue Stadt, die ihre Unabhängigkeit einem starken Kaiser und einer starken Reichsverfassung verdankte.350 347 Vgl. Wilson, Krieg, S. 297–308. 348 Berichte des Syndikus aus Den Haag in HAStK Best. 50, 307/2. Zu Heinsius fol. 81v. 349 Vgl. Press, Kriege, S. 124–130; Friedrich, Drehscheibe, S. 86–90. 350 Und sicherlich dem Umstand, dass die Kaiser zumeist keine eigenen territorialpolitischen Interessen im Rheinland verfolgten bzw. hier über keine eigenen Territorien verfügten, mit denen es zu Konflikten kommen konnte.

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Abb. 16  Quaternionenadler aus Heinrich van Beeck, Agrippina (nach 1475)

Deshalb war es für Köln wie für andere Reichsstädte351 von essentieller Bedeutung, die Stellung des Kaisers und der Reichsinstitutionen nicht zu untergraben, sondern sie möglichst stark zu erhalten. Denn nur so konnten sie die Schutzfunktion wahrnehmen. Als beispielsweise 1644 eine schwere Erschütterung der kaiserlichen Macht drohte, weil Frankreich alle Reichsstände sozusagen am Kaiser vorbei zu Friedensgesprächen einlud, stellte sich Köln mit dem Argument dagegen, dass auf diese Weise der Kaiser „respect und Hochheit“352 einbüßen werde. Nur wenn sonst der Frieden insgesamt scheitern würde, wollte man sich zähneknirschend darauf einlassen. Der Schutz, den die Kaiser gegen eine Mediatisierung durch die Kölner Kurfürsten und andere Gefahren boten, war allerdings für Köln keineswegs umsonst. Je nach politischer Konstellation konnte es durchaus dazu kommen, dass der kaiserliche Schutz 351 Vgl. Friess, Krisenmanagement, S. 119. 352 HAStK Best. 20B A 4, fol. 226r (in der Instruktion für den Gesandten zum Reichsdeputationstag in Frankfurt). Vgl. Bergerhausen, Köln, S. 162. Zum Hintergrund vgl. Dickmann, Frieden, S. 113–117; Whaley, Reich, Bd. 1, S. 749; Repgen, Friedensverhandlungen, S. 357.

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versagte oder es zu einer gefährlichen Abkühlung des kaiserlichen Wohlwollens kam.353 1486 bestätigte beispielsweise Maximilian I. die Mediatisierung der Stadt Mainz durch den Erzbischof, nachdem dieser ihm seine Stimme bei der Königswahl zugesagt hatte.354 Ein solcher Vorgang war grundsätzlich auch in Köln möglich.355 Solche Beispiele zeigten, dass man sich die Protektion durch den Kaiser nicht durch bloße Lippenbekenntnisse erkaufen konnte, sondern ihm tatsächlich ein wertvoller Partner356 sein musste, der dazu auch Opfer zu erbringen hatte. Für die auf Schutz angewiesenen Reichsstädte (und die es werden wollten) kam es zunächst darauf an, sich auch bei Meinungsverschiedenheiten als „reichstreue Stadt“357 darzustellen und keinesfalls dauerhaft einen offenen Gegensatz zu Kaiser und Reich zu provozieren.358 Neben dieser eher symbolischen Seite waren aber auch reale Opfer zu bringen. Schmerzhaft wurde es für Kaufleute immer dann, wenn der Kaiser im Rahmen des Reichskrieges Handelsverbote gegen Reichsfeinde aussprach, die Kölner Handelswege und Absatzmärkte trafen. Hier konnte sich die Reichstreue langfristig mehr als negativ auswirken – letztlich auch für den Kaiser selbst, dem eine zahlungskräftige Klientel wegzubrechen drohte. Handelskrieg als Ergänzung zu einem heißen Krieg zu führen, war daher für alle Beteiligten riskant und erforderte eine gewisse Flexibilität in der Umsetzung.359 Doch die Kölner hatten nicht nur die mit jedem Krieg verbundenen Gefahren für den Handel zu erdulden. Die Kaiser forderten auch aktive finanzielle und Waffenhilfe in ihren Kriegen. Wenn diese gewährt wurde, handelte es sich allerdings meist nicht um einen Kriegszug, auf denen die Kölner direkten Einfluss nahmen. Vielmehr entledigten sie sich ihrer Bündnis- oder Treuepflicht u. a. durch Stellung eines Kontingents von Söldnern, das unter das Kommando eines fremden Feldherrn trat. Für diesen Zweck musste Köln allerdings vorbereitet und gerüstet sein, um sein politisches Gewicht nicht zu verspielen. Das war vielfach eine finanzielle Frage, denn Söldner konnten für diese Zwecke nur dann angeworben werden, wenn die Mittel dazu zur Verfügung standen. 353 Vgl. Bergerhausen, Stadt-Reichsversammlungen, S. 283. Das galt auch für andere Städte, vgl. z. B. ­Zeilinger, Stadt, S. 118. 354 Vgl. Dobras, Mainz, S. 25. 355 So forderte Erzbischof Hermann von Wied als Gegenleistung für die Wahl Ferdinands I. zum Römischen König u. a., die Fährgerechtigkeit zwischen Köln und Deutz wieder in seine Hand zu bringen. Vgl. ­Kohler, Politik, S. 141. 356 Zumindest so wertvoll wie der Kurfürst von Köln, um die kaiserliche Unterstützung gegen diesen zu erhalten. Vgl. Bergerhausen, Stadt-Reichsversammlungen, S. 23. 357 Timpener, Reichsstadt, S. 132. 358 Gefährlich wurde es allerdings im Falle eines Doppelkönigtums, weil dann Treue zu einem der Kontrahenten automatisch Untreue gegenüber dem anderen bedeutete. Wohl deshalb sicherte Köln seine Parteinahme für Ludwig den Bayern politisch durch ein Schutzversprechen zahlreicher Fürsten der Region ab. Siehe HAStK Best. 1 U 1/821 und U 1/822 (1314). 359 Vgl. am Beispiel Hamburg Lau, Neutralité.

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Als Maximilian 1489 300 Kölner Fußknechte für den Einsatz in Brabant forderte, fiel die Reaktion auf dieses Ansinnen ausweichend aus: Keineswegs könne man diese Soldaten bereitstellen. Zum einen sei die finanzielle Lage der Stadt durch die letzten Auseinandersetzungen stark angespannt, und zum anderen würde ein Einsatz Kölner Truppen in Brabant schweren Schaden auf die dort Handel treibenden Bürger laden. Letzteres war offenbar der Hauptgrund für die Kölner Zurückhaltung, denn man zog sich mit einem Darlehen von 1600 Gulden an den König aus der Affäre, das ausdrücklich nicht für die Anwerbung von Söldnern gewährt wurde.360 Grundsätzliche Kaisertreue bedeutete also nicht, dem Kaiser in allem unmittelbar zu willfahren. Als dieser 1565 einen Kredit von 40.000 Gulden auf zwei Jahre als Türkenhilfe forderte, wurde dem Gesandten beispielsweise vorgerechnet, dass Köln in den letzten 23 Jahren insgesamt 129.000 Gulden an Reichs- und Kreissteuern gezahlt habe, für die es selbst hatte Kredite aufnehmen müssen.361 Eine neue Zahlung wurde mit diesem Argument zwar nicht rundweg abgelehnt, aber es diente als Argumentationshilfe gegen die Forderung bzw. dazu, sie auf dem Verhandlungsweg zu reduzieren.362 1544 hätte Köln gemäß Reichstagsbeschluss 30 Reiter und 312 Mann zu Fuß gegen die Türken stellen müssen, erreichte aber in der Praxis eine Moderation auf fünf Reiter und 122 Infanteristen.363 Dieses Beispiel warnt davor, die Reichstagsbeschlüsse allzu sehr für bare Münze zu nehmen bzw. die Effektivität oder Nicht-Effektivität der Reichsverfassung am Grad der buchstabengetreuen Umsetzung von Reichstagsabschieden zu messen. Gerade die besonders treue kaiserliche Klientel konnte im Zuge der praktischen Umsetzung Erleichterungen auf dem direkten Verhandlungsweg durchsetzen, deren Diskussion auf dem Reichstag selbst lähmend gewirkt hätte. Und die Kaiser kamen ihr hierbei immer wieder entgegen, so dass beide Seiten schon bei der Aushandlung auf dem Reichstag wahrscheinlich davon ausgegangen waren, dass der Reichsschluss über Reichssteuern oder die Aufstellung der Reichsarmee eher ein Ankerpunkt für nachgelagerte politische Aushandlungsprozesse als deren Endpunkt war. Langfristige und grundsätzliche Kaisertreue konnte sich so durchaus auszahlen. Als 1689 der Reichskrieg gegen Frankreich erklärt und den Reichsständen die Pflicht auferlegt wurde, jeweils 200 Römermonate für die Reichskriegsführung aufzubringen, erklärte sich der Kaiser von sich aus dazu bereit, auf diese hohe Zahlung aus Köln zu verzichten, wenn unmittelbar 10.000 Gulden an Kurbrandenburg gezahlt würden364 (dessen Armee 360 RP, Bd. 1, 1489/10. 361 HAStK Best. 10B A 22, fol. 43v–44v: Ratsprotokoll vom 4.7.1565. 362 Wegen der hohen politischen, wirtschaftlichen und strategischen Bedeutung Kölns gingen die Kaiser auch immer wieder auf solche Verhandlungen ein. Vgl. Bergerhausen, Stadt-Reichsverfassung, S. 214 und S. 220–221 und S. 280–281. 363 HAStK Best. 50 A 93/1, fol. 23r. Ähnlich hatten sich auch 1510/11 Köln und Maximilian I. über den beim Augsburger Reichstag erhobenen Anschlag verglichen, HAStK Best. 1 U 1/15629. 364 HAStK Best. 20B A 13, fol. 339r–342r.

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gerade wesentlich dazu beitrug, die Franzosen vom Niederrhein zu vertreiben). Die Kuh, die man langfristig melken wollte, wurde auf diese Weise nicht auf einen Schlag geschlachtet, und zugleich konnte der Feldzug am Niederrhein unmittelbar durch eine Finanzspritze unterstützt werden. Der Handel war auch für Köln attraktiv, weil er höhere Kosten zu sparen versprach und zugleich das gute Verhältnis zu Wien unterstrich. Darü­ ber hinaus musste auch die Stadt großes Interesse daran haben, die laufenden Operationen erfolgreich abzuschließen.365 Allerdings waren die guten Zeiten der Kölner Wirtschaftskraft längst vorbei. In einem langen Schreiben, mit dem die Stadt dem Kaiser die Zahlung der 10.000 Gulden zusagte, wurde zugleich die überaus angespannte finanzielle Lage unterstrichen. Auch wenn man hier sicher in sehr schwarzen Farben malte und manchen Topos bediente, stand doch außer Zweifel, dass die Stadt Mühe haben würde, einen langen Krieg finanziell durchzustehen. Deshalb wäre es wenig sinnvoll gewesen, sie durch zu hohe Reichssteuern oder Assignationen zu belasten. Köln konnte dabei auf Schulden verweisen, die noch aus dem letzten Krieg stammten und deren Tilgung der erst kurz zuvor überwundene GülichAufstand366 nicht eben begünstigt habe. Außerdem habe man bereits erheblich in die eigene Aufrüstung, das Anlegen von Munitionsvorräten, die Reparatur der Festungsanlagen und die Aufnahme von 6000 Mann Kreistruppen investiert. Insgesamt seien so seit 1686 fast 160.000 Reichstaler für Verteidigungszwecke ausgegeben worden – mehr als 200 Römermonate. Daher stehe die Stadt vor dem Bankrott, jedenfalls könne man weder Gläubiger bedienen noch die Renten auszahlen, von denen viele Einwohner, aber auch geistliche Einrichtungen in der Stadt lebten.367 Das war ein sehr düsteres Szenario, denn auf diese Weise entstanden Not und Elend, die die Stabilität des Stadtregiments in Frage stellen konnten. Auch wenn manches an der Darstellung übertrieben gewesen sein mag (und die Übertreibung auch dazu dienen sollte, von weiteren ähnlichen Zahlungsaufforderungen verschont zu werden): Zweifellos investierte Köln auch ohne Druck große Summen in die eigene Verteidigung und sicherte so zugleich eine für die Verteidigung des ganzen Reichs bedeutsame Festung. Dieses langfristige Engagement war auch aus Wiener Sicht so lange kurzfristig höheren Zahlungen vorzuziehen, wie die Kaiser sicher sein konnten, dass Köln mit seiner bedeutenden Festung auf wichtigen Verkehrswegen fest in ihrem Lager stehen würde. Gegen eine Bedrohung konnte der ferne Kaiser aber kaum schützen: gegen einen überraschenden Überfall, einen Handstreich aus dem Friedenszustand heraus. Einen solchen musste Köln spätestens seit dem 17. Jahrhundert fürchten, als potentielle Feinde über stehende Truppen verfügten, die in kurzer Frist und ohne ausreichende Vorwarnung 365 Tatsächlich wurde alsbald in zwei Tranchen an Kurbrandenburg gezahlt (HAStK Best. 20B A 13, fol. 342v– 343r). 366 Vgl. Bergerhausen, Köln, S. 349–371. 367 HAStK Best. 20B A 13, fol. 339r–342r.

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Köln erreichen und die Festungswerke im Handstreich überwinden konnten.368 Die Mobilisierung einer Reichsarmee konnte in solchen Fällen viel zu lange dauern, um noch wirksam zu werden, und es standen in der Regel auch keine kaiserlichen Truppen so nahe bereit, dass der Kaiser auch ohne Reich Köln schnell zur Hilfe eilen konnte. Die Erfahrung, dass sich kaiserliche Hilfe nur sehr langsam auswirken konnte, hatte Köln schon im Krieg um Neuss 1474/75 gemacht. Sie bestimmte bis zum Ende des Alten Reichs die Überlegungen bei drohender Kriegsgefahr: Die Kölner mussten mindestens dazu in der Lage sein, aus eigener Kraft oder mit nicht-kaiserlichen, vorzugsweise regionalen Verbündeten die Sicherheit ihrer Stadt sicherzustellen. Kaiserliches Wohlwollen konnte dabei nutzen. Die notwendigen Regimenter vermochte es aber in der Anfangszeit eines Konflikts nicht zu ersetzen. Die Gefahren wurden Köln 1681 in aller Deutlichkeit vor Augen geführt. Damals ließen die Franzosen eine starke Armee überraschend vor Straßburg aufmarschieren. Die überrumpelte Reichsstadt sah keinen Sinn in Widerstand und kapitulierte.369 In Köln registrierte man das Desaster der oberrheinischen Schwester aufmerksam. Am 2. Oktober 1681 legte wohl ein Ratsherr seinen Kollegen einen Bericht zu den Ereignissen vor, von denen er aus dem Elsass erfahren hatte. Demnach seien 30.000 Franzosen gegen 500– 600 Mann auf der Straßburger Seite aufmarschiert. Der Angriff habe so rasch in dieser Stärke erfolgen können, weil „die [französische – M. P.] Armee ihm [Straßburg – M. P.] gleichsam vor der Pforten gelegen“370 habe, also aus Ausgangsstellungen in unmittelbarer Nähe hatte operieren können. Derzeit habe es den Anschein, als wollten die Franzosen nicht über Straßburg hinausgehen, aber sicher könne man sich nicht sein. Die Straßburger hätten sich zwar an den Reichstag gewandt, aber „befürchte ich, das vihle Stände crepirn werden ehe man mit der Reichsarmatur fertig“371 sei. Das war zwar 1681 tatsächlich nicht der Fall, aber das Szenario eines raschen Anmarsches einer überlegenen französischen Armee blieb auch in den folgenden Jahrzehnten ein Schreckgespenst für Köln, insbesondere wenn die Franzosen im Bündnis mit dem Kölner Kurfürsten standen und daher z. B. Bonn als Basis nutzen konnten. Da die rasche Mobilisierung einer Reichsarmee auch mit der sogenannten Reichskriegsverfassung von 1681372 problematisch blieb und die Kölner Ratsherren davor nicht die Augen verschließen konnten, gehörte das Suchen und Finden regionaler Unterstützung im Krisenfall genauso zum Repertoire der Stadt wie die Anlehnung an den Kaiser. Auf welche Alternativen konnte dabei zurückgegriffen werden? Neben dem Reich war Köln noch in ein weiteres überregionales Netzwerk eingebunden, das zumindest 368 Eine reale Gefahr, so wurde z. B. Ulm 1702 im Handstreich eingenommen. Vgl. Leeb, Einnahme. Siehe auch Rink, Bellona, S. 171. 369 Vgl. Aretin, Reich, Bd. 1, S. 281. 370 HAStK Best. 33 A 68, fol. 2r. 371 HAStK Best. 33 A 68, fol. 2r–v. 372 Zu dieser vgl. Plassmann, Krieg, S. 32–40.

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wirtschaftlichen und politischen Rückhalt bieten konnte, während sein direkter militärischer Nutzen für die Stadt Köln zweifelhaft ist, nämlich in die Hanse. Diese war ein zunächst auf den Handel ausgerichteter Bund von Kaufleuten und ihren Städten.373 Die in der Forschung vieldiskutierte Frage nach dem letztendlichen Charakter der Hanse mag hier auf sich beruhen bleiben. Schon die Zeitgenossen fragten sich, ob es ein reiner Kaufleute- bzw. Handelsbund war, der also gemeinsame wirtschaftliche Interessen verfolgte, oder ob es sich bei ihr auch um ein Verteidigungsbündnis zur Sicherung des Landfriedens bzw. des Friedens zur See handelte.374 Wenn letzteres der Fall gewesen sein sollte, so wirkte es sich für Köln nicht direkt aus. Jedenfalls konnte die Stadt nicht erwarten, dass ihr ein Hanseheer aus dem Ostseeraum zu Hilfe kommen würde, wenn sie im Konflikt mit einem rheinischen Fürsten lag.375 Daher gab es kaum praktische Auswirkungen der Hansemitgliedschaft Kölns auf seine unmittelbaren militärischen Entscheidungen. Die Stadt sah die Hanse vornehmlich als Mittel zur Gewinnung von Handelsprivilegien und ihrer politischen Behauptung.376 An den Kriegen der Hanse im Ostseeraum oder der Bekämpfung von Seeräubern377 war die Stadt folglich nicht direkt beteiligt – auch wenn sie der Kölner Konföderation den Namen gab, die in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts gegen Dänemark kämpfte.378 Zudem geriet sie bisweilen in Auseinandersetzungen mit großen Teilen der auf den Ostseeraum orientierten Hanse. Köln hingegen richtete seinen Blick seit jeher mehr auf den Englandhandel, den es im Vergleich zu anderen Hansestädten dominierte. Als in der Mitte des 15. Jahrhunderts Lübeck und andere Hanseglieder in Konflikt mit England gerieten, hielt sich Köln daher sehr zurück, um seine Englandprivilegien nicht zu gefährden. Die Folge war ein zeitweiliger Ausschluss Kölns aus der Hanse.379 D. h.: Im Zweifel lagen Köln die eigenen Handelsinteressen näher als die der Hanse insgesamt, und auch das führte dazu, dass es zu keiner wirklichen militärischen Kooperation kam. Insgesamt darf die Hansemitgliedschaft also nicht zu den Faktoren gezählt werden, die bei einer Untersuchung der Kriegsführung Kölns von direktem Interesse sind. Dort, wo über die Hanse politisches Kapital gewonnen werden konnte, das wiederum sinnvoll auch im Krieg eingesetzt werden konnte, war sie jedoch zumindest ein Faktor, der von Köln für seine Zwecke eingesetzt werden konnte. Direkter wirkten hier aber andere Netzwerke und Bündnisse, die im Spätmittelalter zur Sicherung oder Wiederherstellung des Landfriedens geschlossen wurden und an deren rheinischen Varianten in Form von Städte- oder Landfriedensbünden eine Stadt 373 Vgl. Hammel-Kiesow/Puhle/Wittenburg, Hanse; Graichen/Hammel-Kiesow, Hanse. 374 Vgl. Iwanov, Hanse, S. 24–25; Ehbrecht, Hanse, S. 106. 375 Vgl. Hesse, Nachrichten, S. 101 und S. 114; Press, Reichsstädte, S. 11; Ehbrecht, Emanzipation, S. 289. 376 Vgl. Iwanow, Hanse, S. 76; Bergerhausen, Stadt-Reichsversammlungen, S. 21–22. 377 Vgl. Puhle, Vitalienbrüder. 378 Vgl. Hammel-Kiesow/Puhle/Wittenburg, Hanse, S. 162–164. 379 Vgl. Hesse, Nachrichten, S. 25–28.

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wie Köln häufig beteiligt war, nicht zuletzt um die Sicherheit der Verkehrs- und Handelswege gemeinsam mit anderen Städten und Fürsten zu gewährleisten. Die Städtebünde hatten daneben noch das gemeinsame Interesse, die Entstehung neuer Befestigungswerke am Rhein und an anderen Verkehrswegen zu verhindern, von denen aus im Konfliktfall der Handel leicht hätte beeinträchtigt und im Frieden neue Zölle hätten erhoben werden können. Politische und – wenn erforderlich – militärische Bemühungen mussten sich daher darauf richten, solche Bauwerke präventiv schon im Entstehen zu verhindern oder nach ihrer Entstehung wieder zu schleifen. Beispielsweise schlossen 1359 die Städte Köln, Koblenz, Andernach und Bonn ein Bündnis, um die geplante Befestigung der Rheininsel Rolandswerth durch den Erzbischof von Köln zu verhindern.380 Dabei ging man von Anfang an davon aus, dass man im Zweifel auch zur Gewalt greifen werde. Köln sollte dabei das größte Kontingent von 3000 Bewaffneten und 100 Schützen zu Schiff stellen. Hinzu kamen 2000 Mann aus Koblenz, 1000 aus Andernach und 500 aus Bonn sowie 100 Schützen aus allen drei Städten zusammen.381 Sofern der Erzbischof im Gegenzug die Stadt Köln belagern würde, sollten die anderen Städte mit zusammen 100 Reitern zur Hilfe kommen. Umgekehrt würde Köln den anderen Städten 100 Reiter schicken.382 Wie realistisch die Höhe dieser Kontingente von insgesamt 6700 Mann mit einer entsprechenden Zahl von Schiffen im Zweifel in der Praxis auch immer gewesen sein mag: Die Städte beabsichtigten die Aufbringung eines für diese Zeit sehr starken Heeres, das einen regelrechten Krieg im großen Maßstab auszufechten in der Lage sein würde. Zweitens bereiteten sie sich auf ein offensives und präventives Vorgehen vor. Und drittens stellte Köln das bei weitem stärkste Kontingent, konnte also die Gesamtführung beanspruchen und dürfte treibende Kraft des Unterfangens gewesen sein. Mitte des 14. Jahrhunderts bestand für die Stadt also durchaus eine offensive Option, die von einer militärischen Stärke wenigstens auf Augenhöhe mit Fürsten der Region und einem dieser Stärke entsprechenden Selbstbewusstsein unterfüttert wurde. Die Masse der Kämpfer der projektierten Armee wäre vermutlich dem Aufgebot der Bürger entnommen worden, denn ein Söldnerheer in dieser Stärke wäre wohl doch nicht zu finanzieren gewesen. Überdies sollten die meisten Männer offenbar nicht beritten sein und zu Schiff transportiert werden. Das entspricht dem Ziel einer gemeinsamen Expedition, nämlich der Landung auf einer Rheininsel. Wahrscheinlich hätte es sich daher v. a. bei den gesondert aufgeführten Schützenkontingenten um professionelle Soldaten gehandelt. Insgesamt wird daher deutlich, dass die militärische Stärke von Städten in dieser Zeit noch auf ihrem mobilisierbaren Bevölkerungsreichtum beruhte, der insbesondere dort in die Waagschale geworfen werden 380 Vgl. Floss, Kloster, S. 14; Stehkämper, Schiffskriege, S. 334–335. 381 Etwas weniger Männer wären zu stellen gewesen, wenn jemand anders als der Erzbischof auf der Insel hätte bauen wollen. 382 Ruser, Urkunden, Bd. 2/1, Nr. 519.

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konnte, wo es nicht um eine offene Feldschlacht von Berittenen gehen sollte. In diesem Fall kam die leichte Verfügbarkeit von Schiffen in Handelsstädten am Fluss hinzu. Es gibt keinen Grund zu vermuten, dass diese Analyse der Kräfteverhältnisse und Möglichkeiten nicht auch schon damals von den Akteuren vorgenommen werden konnte. Immerhin hatten sie auch bedacht, dass der Erzbischof zum Gegenschlag ausholen konnte – wobei sie offensichtlich davon ausgingen, dass dieser nur einen der Bündnispartner belagern konnte, weil dessen Kräfte nicht zum Aufmarsch gegen alle zugleich ausreichten. Auf all das musste jedoch nicht die Probe aufs Exempel gemacht werden. Die Drohkulisse reichte aus, um den Erzbischof zu Verhandlungen zu bewegen. Schon 13 Tage nach Abschluss des Bundes erklärte er am 14. März 1359, bis zum 11. November am Bau auf Rolandswerth nicht weiter arbeiten zu wollen.383 Da danach die winterliche Jahreszeit eine weitere Fortifikation erschwert hätte, war damit ausreichend Zeit für Verhandlungen gewonnen. Der Bund der vier Städte gegen eine Befestigung von Rolandswerth war auf ewig geschlossen worden. Die Erfahrung, sich gemeinsam durchsetzen zu können, mag dann dazu geführt haben, dass das Instrument des Städtebundes am Rhein auch ohne das konkrete Ziel Rolandswerth an Attraktivität gewann. Am 7. September 1359 schlossen jedenfalls die Städte Köln, Oberwesel, Koblenz, Andernach und Bonn ein Bündnis auf zehn Jahre.384 Dieses regelte zunächst den möglichst friedlichen Austrag von Konflikten zwischen den beteiligten Städten bzw. ihren Bürgern. Keine Stadt sollte Feind einer der anderen werden und auch keinen Feind einer anderen bei sich aufnehmen bzw. ihn unterstützen. Auch die einzelnen Bürger der Städte sollten in einer Fehde keine Feinde einer der anderen Städte sein dürfen. Diese Bestimmungen galten der Wahrung des Friedens zwischen den beteiligten Städten. Darüber hinaus wurde gegenseitige Hilfeleistung bei einem Angriff auf einen der Partner zugesagt. War Köln der Angegriffene, so mussten die anderen Städte jeweils mit voller Mannschaft erscheinen und zwar binnen acht Tagen. Diese kurze Frist zeigt, dass man das Bürgeraufgebot im Sinn hatte, und dass dieses über den Rhein per Schiff erwartet wurde. Denn über Land von Koblenz nach Köln durch Feindesland zu marschieren, hätte mehr Zeit für die logistische Vorbereitung und den Weg erfordert. Deutlich wird also, dass sich die Städte ihrer Stärke bewusst waren, Diese bestand darin, zahlreiche Bewaffnete in kurzer Frist über weite Strecken verlegen zu können – jedenfalls für die Verteidigung der Städte, denn für Angriffsoperationen über Land war man keineswegs so gut gerüstet. Daher wurden für den Fall eines geplanten Angriffs gesonderte Verhandlungen vorgesehen. Erneut war Köln in diesem Bündnis der Seniorpartner mit der größten Macht und dem größten, allerdings nicht allein ausschlaggebenden Einfluss.385 383 Ruser, Urkunden, Bd. 2/1, Nr. 520. 384 Ruser, Urkunden, Bd. 2/1, Nr. 521. Zum Hintergrund solcher Bünde vgl. auch Jörg, Städtebund, S. 47– 54. Vgl. auch ders., Kooperation. 385 Alle anderen Städte stellen je zwei Geschworene für die Streitschlichtung unter den Partnern, Köln vier.

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Mit dem relativen Erstarken der Territorialmächte war jedoch die kurze Phase einer möglichen städtischen Machtentfaltung bald beendet, weil es immer unrealistischer wurde, mit den Bürgeraufgeboten über weitere Entfernungen hinweg aktiv militärisch einzugreifen. Diese Form eines im Kern offensiven Städtebundes war also bereits kurz nach seiner Entstehung ein Auslaufmodell, zumal im Rheinland eine etwa Südwestdeutschland vergleichbare dichte Städtelandschaft fehlte.386 In seiner defensiven Variante als Bündnis zur Wahrung des Landfriedens bzw. zur gemeinsamen Bekämpfung von Friedensbrechern auch unter Einbeziehung von Fürsten waren Städte- und Landfriedensbünde jedoch vom 13. bis ins 15. Jahrhundert hinein ein attraktives, auch von Köln genutztes Modell kollektiver Herstellung von Sicherheit. 1254 schloss sich die Stadt daher dem in Mainz gegründeten Rheinischen Städtebund an. Mainz, Köln, Worms, Speyer, Straßburg und Basel bildeten den städtischen Kern dieses bald auch von weiteren Städten, Fürsten und Herren unterstützten, allerdings kurzlebigen Versuchs, die Sicherung von Frieden und Recht korporativ in die Hand zu nehmen.387 Die Bemühungen um die Sicherung des Landfriedens im Rheinland waren dann im 14. Jahrhundert dadurch geprägt, dass es keine übermächtige Territorialgewalt gab, die sie dominieren konnte oder wollte. Daher ergaben sich Landfrieden in unterschiedlichen politischen Konstellationen und mit unterschiedlicher Wirkung in der Praxis. Karl IV. gestattete 1354 u. a. Aachen und Köln das Führen einer Fahne mit Reichsinsignien sowie Aktivitäten zur Wahrung des Landfriedens.388 1354, 1358, 1365 und 1375 waren die beiden Städte dann an den Landfrieden zwischen Rhein und Maas beteiligt, wodurch sie wichtige Handelsrouten zu sichern halfen.389 Das Kontingent der Städte, das sie für die Landfriedenswahrung einzusetzen hatten, war jeweils vergleichsweise gering. Köln sollte für den täglichen Krieg – also wohl für Streifen und die Bekämpfung kleinerer, alltäglicher Friedensbrüche – Mitte des 14. Jahrhunderts 25 Mann einsetzen. Für denselben Zweck sollten gleichzeitig der Herzog von Brabant und der Erzbischof von Köln je 50 Mann bereitstellen. Ähnlich gestalteten sich die Verhältnisse bei anderen Bestimmungen zur Kontingentshöhe.390 Jedem einzelnen der Fürsten kam also im Vergleich zu Köln das doppelte Gewicht zu, und das wird auch Auswirkungen auf den Einfluss der Stadt auf Entscheidungen über den Einsatz der Landfriedenstruppe gehabt haben, die nicht nur hinsichtlich ihrer ständischen Qualität Juniorpartner im Landfriedensbund blieben.

386 Vgl. Hirbodian, Reichsstädte, S. 11. 387 Vgl. Kälble, Stadt, S. 16–17; Falck, Stadt, S. 144–145; Ohler, Krieg, S. 60; Isenmann, Stadt, S. 319–321. 388 Vgl. v. d. Brincken, Köln, S. 27–28. 389 Vgl. Stercken, Königtum, S. 39–54; Wübbeke, Militärwesen, S. 39–40. Die Stadt nutzte diesen Landfriedensbund aktiv, indem sie ihn in konkreten Fällen – nicht immer erfolgreich – um Hilfe bat, siehe z. B. HAStK Best. 20A A1, fol. 7v (1367). 390 Vgl. Stercken, Königtum, S. 145–146.

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Größere Operationen waren im Rahmen der Landfriedenswahrung daher nur mit Unterstützung von Fürsten möglich. 1354 schritten die Landfriedensverbündeten beispielsweise zur Belagerung der Burg Griepekoven (heute Teil von Wegberg), von der „rouf ind unvrede der straissen ind der lande“391 ausgingen. Dazu versicherten sie sich der Unterstützung des Markgrafen Wilhelm von Jülich und des Dietrich von Loen, Herrn zu Heinsberg. Beide wollten jeweils auf eine nur achttägige Vorwarnung 300 Mann zu einem Belagerungsheer stellen, das sich auf zwei zu errichtende [Block-]Häuser vor der Burg stützen wollte. Um diese und sonstige Belagerungswerke zu errichten, wollten allein die beiden zusätzlich ins Boot geholten Herren je 1000 Schanzer aufbieten. Dieses Aufgebot war schließlich erfolgreich. Es war jedoch in dieser Höhe sicher nicht der beiden Städte und ihrer Kaufleute (von denen einige von den Burgherren zuvor als Geiseln genommen worden waren) zuliebe zusammengeführt worden, sondern weil die beteiligten Fürsten bzw. Herren offenbar ein ausreichend starkes Eigeninteresse hatten. Und obwohl hierüber keine Details bekannt sind, dürften sie sich auch die Führung der Truppen vorbehalten haben. Die Städte profitierten also, aber sie führten hier nicht eigenständig Krieg und konnten auch keinen maßgeblichen Einfluss auf die militärischen Entscheidungen ausüben. Bei diesem Verhältnis sollte es bleiben, auch nachdem das Modell des Landfriedensbundes schließlich 1495 mit dem Ewigen Landfrieden von den Reichsinstitutionen abgelöst wurde, konkret v. a. von den Reichskreisen, die in ihrem jeweiligen Bereich den Frieden zu sichern und durchzusetzen hatten. Die zehn Reichskreise entstanden nach und nach aus der Reichsreformdiskussion des späten 15. und des frühen 16. Jahrhunderts.392 Jeder Reichsstand gehörte fortan zu einem Reichskreis, der sich als eine Art vom mittlerer Instanz unterhalb der Ebene des gesamten Reiches einschob, um auf regionaler Basis v. a. den Vollzug von Reichstagsbeschlüssen bzw. Urteilen der Reichsgerichte zu organisieren, Reichssteuern zu erheben, Kontingente zur Reichsarmee zu stellen und den Landfrieden zu wahren. In dieser Hinsicht waren sie so etwas wie Reichsprovinzen, die auf kaiserliche Anweisung oder Reichstagsbeschluss tätig wurden. Jedoch weiteten die Reichskreise in unterschiedlichem Maße bald nach ihrer Entstehung ihre Aktivitäten auf weitere Tätigkeitsfelder aus, wobei sie in der Regel zwar nicht dezidiert gegen das Reich arbeiteten, aber doch ihre eigenen Interessen dort verfolgten, wo zum einen eine Mehrheit von Kreisständen gleiche Absichten verfolgte oder zum anderen Kaiser und Reich gar nicht regelnd in einer regionalen Angelegenheit tätig wurden. In diesem Sinne waren Reichskreise auch Ständebünde neben dem Reich. In der Praxis lassen sich 391 Ennen/Eckertz, Quellen, Bd. 4, Nr. 358. Siehe auch ebd. Nr. 359–361. Vgl. Oidtmann, Burg. Ein pa­ ralleler Fall wäre die Belagerung von Haus Reifferscheid 1385 durch den Landfriedensbund, an der Köln beteiligt war, ohne sie zu leiten. Siehe dazu etwa HAStK Best. 1 U 3/3706 und U 1/3707 sowie U 1/3708 und U 1/3709 und U 1/3710. 392 Vgl. Angermeier, Reichsreform; Laufs, Reichsstädte; Tischer, Reichsreform; Whaley, Reich, Bd. 1, S. 98–114.

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die idealtypischen Pole Reichsprovinz und Ständebund allerdings kaum voneinander trennen, so dass die Reichskreise einen eigentümlichen Doppelcharakter hatten, der es rechtfertigt, sie auch als eigenständigen Faktor einer regionalen Sicherheitspolitik neben dem Reich zu behandeln.393 Das gilt auch für solche Kreise, die nicht zu den aktivsten und am besten funktionierenden zählten, wie der Niederrheinisch-Westfälische, zu dem die Stadt Köln gehörte. Gerade im Bereich der militärischen Sicherung gegen gemeinsame auswärtige Bedrohungen wird dies deutlich – die Zeit seiner Existenz häufig von Westen her kamen. Auch wenn die gemeinsamen Verteidigungsanstrengungen unter der Fahne des Reiches und oft bei erklärtem Reichskrieg liefen, verließ man sich nicht darauf, dass früher oder später Kaiser und Reich eine Armee zur Verteidigung des Niederrheins schicken würden. Vielmehr – und das war auch eine verfassungsgemäße Aufgabe der Reichskreise – organisierte man bei drohender Gefahr die eigene Verteidigung zunächst selbst, soweit die Mittel dazu vorhanden waren und nicht selten mehr oder weniger lange, bevor Kaiser und Reichstag aktiv wurden. Die Schaffung der Reichskreise wirkte stabilisierend, indem sie feste Strukturen der regionalen gegenseitigen Hilfeleistung schuf. Aber sie ging auch mit einem Verlust der Möglichkeit autonomer Entscheidungen und autonomen Agierens einher. Mit der Etablierung des Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreises im 16. Jahrhundert änderte sich das Koordinatensystem daher grundlegend, in dem Köln zu seinem Schutz mit externen Partnern kooperieren konnte bzw. musste – was nicht in allen Phasen der Geschichte des Kreises gut gelang.394 Der Niederrheinisch-Westfälische Reichskreis395 reichte im Norden von den Grafschaften Ostfriesland und Oldenburg bis zu den Südgrenzen von Jülich und Berg und in etwa der Weser im Osten. Die Westgrenze stellte insofern ein Problem dar, als mit dem Bistum Lüttich sowie mit den Abteien Thorn und Stablo-Malmedy Kreisstände praktisch als Außenposten in den Niederlanden lagen, die von dort geführten Kriegen fast automatisch betroffen waren.396 Im Süden war das Kreisgebiet nicht geschlossen, v. a. weil der Kurrheinische Kreis hier mit dem Erzstift Köln, dem Herzogtum Westfalen und dem Vest Recklinghausen in das Kreisgebiet hineinragte397 – ein besonderes Problem für die Stadt Köln, soweit der Erzbischof als ihr Gegner auftrat, aber auch für das vom restlichen Kreisgebiet getrennte Herzogtum Jülich. Dieses sowie die Herzogtümer Kleve und Berg überragten an politischer Macht die anderen Stände bei weitem, insbesondere seit sie zu vereinigten Herzogtümern zusammenfielen. Der Bischof von Münster erreichte zwar nicht diese Macht, war aber als vornehmster geistlicher Kreisstand zusammen mit 393 Dazu vgl. Plassmann, Reichsprovinz; Schulze, Reichskreise. 394 Vgl. Bergerhausen, Stadt-Reichsversammlungen. 395 Vgl. Casser, Reichskreis, S. 37–41 und Karte 3; Schneider, A., Kreis, hier v. a. S. 39–40; Neuhaus, Reichskreis; Schwerhoff, Köln, S. 128–130. 396 Das Bistum Utrecht schied schon 1548 aus dem Kreis aus. 397 Vgl. Müller, Entwicklung, S. 98–111.

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Jülich kreissauschreibender Fürst, d. h., diese beiden Stände schrieben die Kreistage aus, die Beschlussorgane aller Stände, und hatten so hohen Einfluss auf die Tagesordnungen und den Verlauf der Kreistage. Da zeitweise Kölner Erzbischöfe auch das Bistum Münster innehatten, konnten sich Interessenkonflikte beim Schutz der Stadt Köln ergeben. Jedoch konnte Münster den Kreis nicht so weit dominieren, dass die Kölner Erzbischöfe ihn zur Wiedereingliederung der Stadt in ihr Territorium hätten nutzen können. Im Jahr 1609 traten mit Kurbrandenburg und Pfalz-Neuburg zwei auswärtige Dynastien das jülichsche Erbe an, wozu auch gehörte, dass sie sich fortan das weltliche Kreisausschreibeamt teilten und diese Position auch für solche politischen Zwecke nutzen konnten, die den Kreis direkt nicht betrafen.398 Überschätzen darf man den Einfluss der kreisausschreibenden Fürsten, die nach 1609 auch leichter gegeneinander auszuspielen waren, aber genauso wenig wie den des Kreisobristen, der die Kreistruppen nominell anführte. Die Stände achteten sehr genau darauf, dass fürstliche Dominanz nicht dazu genutzt werden konnte, sie zu unterdrücken oder zu mediatisieren. Aus Kölner Sicht – wie vermutlich auch aus der Sicht vieler anderer Stände des Niederrheinisch-Westfälischen Kreises – bestand nämlich durchaus die Gefahr, dass die finanziellen und militärischen Mittel, die dem Kreis im Sinne der gemeinsamen Herstellung von Sicherheit überlassen wurden, von den kreisausschreibenden Fürsten oder dem Kreisobristen letztlich dazu genutzt werden konnten, gegen die eigenen Interessen zu handeln. Aus diesem Grund lehnten es mindermächtige Stände auch zumeist ab, sich ihrer Pflicht zur Stellung von Truppen durch eine Zahlung an einen armierten Fürsten zu entledigen, der so seine bestehende Armee finanzieren konnte.399 Aber obwohl ein solches Verfahren im Zweifel einfacher und in militärischer Hinsicht wohl auch effektiver war, wäre so eine völlige Abhängigkeit der kleinen von den großen entstanden. Gerade weil die Kreisarmee gemeinsam aufgestellt und aus den Kontingenten aller Stände zusammengesetzt wurde – wenigstens in der Theorie –, symbolisierte und stützte sie den Anspruch der Mindermächtigen darauf, ihre Existenz zu erhalten. Das wurde in der älteren Forschung, die auf den nationalen Machtstaat fixiert war, gerne als Ineffektivität des Kreises gedeutet. An diesem Bild sind aber Korrekturen anzubringen, denn wenn das primäre Ziel der Stände die Erhaltung ihrer Existenz als Reichsstände war, so mochten sie militärische Ineffektivität auf Kreisebene in Kauf nehmen.400 Wie wenig der Kreis in der Praxis ein Machtinstrument in den Händen seiner führenden Fürsten war, zeigte sich beispielsweise 1578, als der Herzog Wilhelm von JülichKleve-Berg am Widerstand der Stände scheiterte. Er wollte eine Kreisarmee aufstellen, 398 Vgl. Hanschmidt, Kurbrandenburg. 399 Vgl. Schneider, A., Kreis, S. 128; Hanschmidt, Kurbrandenburg, S. 61–62. In Frage kam allenfalls eine Zahlung an den Kaiser, der wiederum aus diesen Truppen aufstellen konnte, die als Kölner Reichskontingent galten. Da der Kaiser ohnehin Schutzherr gegen die armierten Fürsten war, war damit ein geringeres Risiko verbunden. Siehe z. B. HAStK Best. 10B A 204, fol. 222r–v (10.10.1757). 400 Vgl. Plassmann, Krieg, S. 588–610.

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die als Schutz gegen Übergriffe vom niederländischen Kriegsschauplatz her hätte eingesetzt werden sollen. Dagegen wandte sich u. a. der Kölner Bürgermeister Konstantin von Lyskirchen, die Überlegungen anderer kleinerer Stände aufnehmend. Denn die Aufstellung einer Kreisarmee – auf deren Einsatz der Herzog großen Einfluss gehabt hätte – provozierte aus ihrer Sicht erst recht ein Übergreifen des Krieges auf den Kreis.401 Wie auch immer: Diese Niederlage des Herzogs wurde in der Forschung als Zeichen für den Niedergang bzw. die Ineffektivität des Kreises gewertet, der sich im Angesicht einer realen Bedrohung nicht zur Aufstellung von Truppen entschließen konnte.402 Der Vorgang lässt sich aber auch anders interpretieren: Der Kreis zeigte gerade darin seine Effektivität, dass es dem mächtigsten Stand nicht gelang, die übrigen zu dominieren oder indirekt zur Finanzierung einer Armee zwingen zu können, die seinen Interessen gedient hätte,403 d. h., der Kreis bewährte sich hier als Instrument der Absicherung der mindermächtigen Stände. Allerdings, und hier ist den Kritikern Recht zu geben, bedeutete dies zugleich den Verzicht auf eine kraftvolle militärische Aktivität, auch zu Lasten der nicht ausreichend geschützten Untertanen. Die engere Kölner Perspektive auf diesen Beschluss mochte aber eine andere sein, denn die Kölner Bürger und Einwohner waren hinter ihrer Mauer vor direkten Angriffen geschützt. Nur wenn sie sich v. a. als Kaufleute über Land bewegten, hatten sie die Kriegsgewalt in Form von Überfällen und Plünderungen zu fürchten. Jedoch für dieses Problem hätte eine starke Kreisarmee keine wirkliche Lösung gebracht, es vielleicht sogar noch verschärft. Denn Soldaten konnten ohnehin keine flächendeckende absolute Sicherheit herstellen und neigten überdies dazu, keinen wirklichen Unterschied zwischen Freund und Feind zu machen. Mehr Soldaten bedeuteten daher auch ein höheres Risiko, überfallen zu werden. Das Kölner Reichs- und damit Kreiskontingent umfasste nach der Wormser Matrikel von 1521 30 Reiter und 322 Infanteristen. Dieser als gemessen an der tatsächlichen Wirtschaftskraft als zu hoch betrachtete Anschlag wurde in der Folge immer wieder herabgesetzt und modifiziert, und im Einzelfall kam es zu Absprachen, die seine tatsächliche Leistung in der Praxis abmilderten. 1545 wurde der Anschlag auf 25 Reiter und 200 Infanteristen reduziert, 1567 auf 18 ¾ bzw. 150 Mann, 1667 auf 16 und 135 Mann und 1734 auf nur noch 106 ¼ Infanteristen (wobei die Viertelmänner eine Berechnungsgröße waren, die der Umrechnung in entsprechende Geldbeiträge diente).404 Diese Angaben beziehen sich ohnehin auf das sogenannte Simplum, also einen einfachen Beitrag. Im Regelfall beschloss der Reichstag aber die Aufstellung einer Reichsarmee, die jeweils 401 Vgl. Schneider, A., Kreis, S. 203–205. 402 So Schneider, A., Kreis, S. 205. 403 Ähnliches ließe sich zur Geschichte der Reichskreise im Dreißigjährigen Krieg feststellen, vgl. dazu Schulze, Reichskreise. 404 Vgl. Hamacher, Reichsstadt, S. 13; Bergerhausen, Stadt-Reichsversammlungen, S. 104 und S. 107 und S. 111; Schwarz, Kreiskontingent, S. 52.

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ein Mehrfaches dieses Simplums umfasste, also ein Duplum, Triplum usw. Die Geldbeiträge, die als Reichssteuer bzw. Römermonate aufzubringen waren, wurden nach einem ähnlichen Schlüssel berechnet und sollten im Reichskrieg wenigstens teilweise der Kriegsführung dienen.405 Insgesamt war die Stadt Köln mit diesem im Verlaufe der Zeit wegen nachlassender Wirtschaftskraft immer wieder reduzierten Ansatz zwar auf Reichsebene ein militärischer Zwerg. Aber regional war sie doch wenigstens auf dem Papier ein Schwergewicht im Rahmen der niederrheinisch-westfälischen Kreisarmee. Nach dem Anschlag von 1551 belegte sie hinter den vereinigten Herzogtümern JülichKleve-Berg sowie den Bistümern Utrecht und Lüttich bereits den vierten Platz hinsichtlich der Leistungen für den Kreis.406 Und 1565 stellte die Stadt zwar nur 25 Mann zu einer Kreis-Reitertruppe. Aber dabei handelte es sich um das zweitgrößte Kontingent von allen Ständen.407 V. a. aufgrund seiner relativen wirtschaftlichen Leistungskraft war Köln also durchaus ein Mitspieler, auf den es regional bei der Umsetzung von Kreisbeschlüssen ankam und den man politisch im Boot haben musste. Diese Position konnte Köln wiederum dazu ausnutzen, seinerseits Einfluss auf den Kreis auszuüben und die eigenen Interessen zu verfolgen. Militärisch gesehen war der Kreis jedoch kein geschlossenes Gebiet, das leicht zu verteidigen gewesen wäre. Nur im Norden bildete er einen weitgehend geschlossenen Block, während er im Süden und Westen territorial ausfranzte. Hier drohte immer die Gefahr, dass militärische Anstrengungen wirkungslos blieben, wenn die Nachbarn nicht mitzogen, oder dass Kreisstände in Konflikte hereingezogen wurden, die sie an sich nichts angingen. Und es gab nirgendwo eine Linie, die der Kreis zum Schutz aller seiner Stände hätte verteidigen können, d. h., es war nicht leicht, zu einer Kriegsplanung zu kommen, die die Interessen aller hätte berücksichtigen können. Der Reichskreis ermöglichte es aber insgesamt den mindermächtiger Ständen, die regionale Sicherheit gegen innere408 und äußere Bedrohungen in Gemeinschaftsleistung weit über das Maß hinaus zu schützen, das sie allein oder über kleinere Bündnisse hätten erreichen können. Die kombinierte finanzielle, militärische und politische Potenz des Kreises wirkte – sofern sie aktiviert werden konnte – abschreckend gegen Friedensstörer, und sie ermöglichte präventives Handeln gegen drohende Gefahren. Beispielsweise wurde im Mai 1565 festgestellt, dass im ganzen Reich damit begonnen wurde, Kavallerie anzuwerben. Nicht so sehr die Möglichkeit, dass diese Truppen gegen die Kreisstände zum Einsatz kommen konnten, führte zu Verhandlungen über die Anwerbung eigener 405 Vgl. Plassmann, Krieg, S. 32–40. 406 Vgl. Schneider, A., Kreis, S. 230–233. 407 Vgl. Schneider, A., Kreis, S. 137–138. 408 Dazu zählt auch der Rückhalt, den Kreistruppen im Falle innerer Unruhen den Obrigkeiten gegen ihre eigenen Untertanen bieten konnten. Dies ist jedoch nicht Thema dieser Untersuchung. Vgl. z. B. ­Mettele, Bürgertum, S. 49. Siehe auch Ehrbecht, Hanse, zu entsprechenden Aktivitäten der Hanse vor Entstehung der Kreisverfassung.

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Reiter auf dem Kreistag. Vielmehr musste befürchtet werden, dass durch die Werbungen anderer keine Reiter und Pferde zur Verfügung standen, wenn man sie selbst brauchen würde, oder dass die zur Verfügung stehenden Kräfte unverhältnismäßig teuer sein würden. Daher wurde darüber beraten, für den Kreis Kavalleristen auf Wartgeld anzunehmen, also für den Bedarfsfall zu reservieren. Die Stadt Köln stimmte diesem für sie mit Kosten von 400 Gulden verbundenen Vorhaben grundsätzlich zu. Allerdings erhielten ihre Kreistagsgesandten die Instruktion, einer Zahlung nur zuzustimmen, wenn dies die anderen auch taten.409 Solches Vermeiden von Vorleistungen führte natürlich dazu, dass Beschlüsse langsam und teilweise nicht in dem für den Bedrohten wünschenswerten Umfang fielen. Es schützte aber auf der anderen Seite den Einzelnen davor, sich wirtschaftlich für andere zu verausgaben und dann seine Existenz als Reichsstand nicht mehr absichern zu können – war also vitaler Teil einer Überlebensstrategie der Schwachen in kriegerischen Zeiten. Dazu dienten auch die sogenannten Kreisassoziationen, denen sich der Niederrheinisch-Westfälische Kreis immer wieder anschloss. Dabei handelte es sich um Bündnisse zwischen Reichskreisen, die ihre Kräfte im Zuge der Führung eines Reichskrieges noch einmal bündelten oder auch im Vergleich zu den reichsverfassungsmäßig vorgesehenen Truppenkontingenten noch einmal steigerten. Assoziationen bzw. die von ihnen aufgebrachten Truppen stellten so ein weiteres Instrument zur Absicherung mindermächtiger Interessen in europäischen Kriegen des späten 17. und des 18. Jahrhunderts dar, hatten aber auch zur Folge, dass auf den einzelnen Stand höhere Belastungen zukommen konnten, die auch nicht unbedingt im unmittelbaren Eigeninteresse lagen. Im Spanischen Erbfolgekrieg kämpften so beispielsweise Kölner Soldaten am Oberrhein410, was sich nur mittelbar für die Stadt auszahlen konnte. Offensichtlich war es – jedenfalls situationsabhängig – dennoch attraktiv, die eigenen militärischen Leistungen im Rahmen einer Kreisassoziation zu steigern. Denn diese stabilisierte Kaiser, Reich, Reichsinstitutionen und Reichsarmee, ohne dass die armierten Fürsten ein Übergewicht erhielten. Und sie ermöglichten es den Mindermächtigen, wenigstens einen bescheidenen politischen Einfluss auszuüben, jedenfalls im Verhältnis zu dem, was ihnen jeweils allein möglich gewesen wäre.411 Neben dem gleichsam institutionellen Bündnis des Reichskreises und zuvor der Landfriedensbünde bestand natürlich nach wie vor die Möglichkeit, weitere freiwillige Allianzen einzugehen. Diese wurden im Spätmittelalter als Gegengewicht gegen Feinde und Gegner der Stadt genutzt, als Verstärkung des militärischen Potentials, für die Bereitstellung von Stützpunkten und zur Sicherung von Handel und Verkehr.412 Die 409 HAStK Best. 10B A 22, fol. 22v–23r (Ratsprotokoll vom 9.5.1565). Zum Hintergrund vgl. Schneider, A., Kreis, S. 139. 410 Zu den Hintergründen vgl. Arnold, K., Geschichte, S. 88–89. 411 Zu den Assoziationen vgl. Plassmann, Indirekt kaiserlich; ders., Assoziationen. 412 Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 36–52.

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Möglichkeit, Bündnisse auch gegen den nominellen Stadtherrn, den Kölner Erzbischof, abschließen zu können, gehörte zu den Mitteln, um eben diese Stadtherrschaft abzuschütteln.413 Anfang 1494 bat Herzog Wilhelm von Jülich-Berg die Kölner, ihm zu Hilfe zu kommen, falls seine Territorien überraschend angegriffen würden. Dabei verwies er auf das lange bestehende Bündnis und die seit jeher gutnachbarlichen Beziehungen. Das war die unbequeme Seite eines Bündnissystems: Köln konnte nicht nur profitieren, sondern musste seinerseits auch Hilfe leisten. Die Antwort der Kölner sprach in diesem Zusammenhang Bände: Man wolle Herzog Wilhelm helfen, jedoch nicht gegen Gegner, die Köln oder Kölner Bürgern schaden konnten.414 Der Herzog dürfte auf diese Art von unsicheren Allianzpartnern wenig gezählt haben, und tatsächlich war mit dem anbrechenden 16. Jahrhundert die Zeit der wirksamen bi- oder multilateralen Bündnisse Kölns außerhalb der Reichsinstitutionen oder der Hanse im Grunde vorbei. Finanzen und wirtschaftliche Grundlagen der Kriegsführung Kriegsführung und die Vorbereitung auf einen möglichen Krieg waren und sind stets kostspielige Unterfangen: Der Bau von Befestigung, die Anlage von Vorräten, die Herstellung sowie Bevorratung von Waffen, die Anwerbung von Söldnern und manches mehr erzeugten auch dann einen hohen Finanzbedarf, wenn wenigstens ein Teil der einzusetzenden Truppen aus dem kostengünstigen Bürgeraufgebot bestand. Die bedarfsgerechte Bereitstellung finanzieller Mittel war daher Teil von Kriegsvorbereitung und -führung. Eine Finanzgeschichte der Stadt Köln in der Vormoderne ist jedoch noch zu schreiben. Zu unterscheiden sind dabei sicher die allgemeine Wirtschaftsentwicklung, die das Vermögen der Bürger und Einwohner positiv415 oder negativ beeinflusste (und die vermutlich nicht allein mit einem Verfallsnarrativ seit dem 15. Jahrhundert zu fassen ist), und die Lage der städtischen Finanzen. Denn nur soweit letztere Zugriff auf die privaten Vermögen hatten – und das war in wechselndem Maß der Fall – konnten sie von einer positiven Wirtschaftsentwicklung profitieren.416 Für die Kriegsführung bedeutet das, dass die Aufbringung der dazu notwendigen Mittel bei einer guten Wirtschaftslage zwar einfacher war, dass sich aber wirtschaftlicher Erfolg von Bürgern nicht direkt in militärische Macht übersetzen ließ. Vielmehr 413 Daher waren städtische Bündnisse bereits Thema des Großen Schieds zwischen Stadt und Erzbischof im Jahr 1258. Vgl. Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 333–342. 414 RP, Bd. 1, 1494/1. 415 Dies konnte auch dort der Fall sein, wo hohe Kriegskosten die allgemeine Wirtschaftsentwicklung hemmten, aber einzelne Kölner sehr gut an Heereslieferungen usw. verdienen konnten, also einen antizyklischen Gewinn einfuhren. 1745 lieferte etwa ein Kölner 102.000 Rationen an holländische Truppen nach Limburg. HAStK Best. 10B A 204, fol. 60v–61r. 416 Dazu sind noch immer die Ausführungen von Bergerhausen, Stadt-Reichsversammlungen, S. 2–5, gültig. Für das 18. Jahrhundert siehe Looz-Corswarem, Finanzwesen.

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musste immer, auch in den wirtschaftlich besten Zeiten, ein Weg gefunden werden, um die in jedem Fall hohen Kriegs- und Verteidigungsausgaben zu decken. Dass Geld für die Entscheidungen von Bürgermeistern und Rat keine Rolle gespielt hätte, lässt sich daher für keinen Zeitraum behaupten, und natürlich insbesondere dann nicht, wenn die allgemeine Wirtschaftslage schlecht war oder der Krieg selbst die Geschäfte der Bürger beeinträchtigte. An dieser Stelle kann keine Wirtschaftsgeschichte Kölns geschrieben werden, jedoch erscheint sie aus den genannten Gründen für die hier verfolgte Fragestellung auch entbehrlich: Geld und Finanzen stellten immer, auch in Zeiten wirtschaftlicher Blüte oder Teilblüte, einen limitierenden Faktor der militärischen Entscheidungen dar – zumal in Kriegszeiten Versorgungsengpässe mit entsprechenden Teuerungen insbesondere beim Getreide drohten, so dass Krieg immer auch wirtschaftliche Anstrengung bedeutete. Zwar hatte die Stadt 1468 vorausschauend einen Kriegsschatz angelegt, auf den man dann im Neusser Krieg 1475 zurückgreifen konnte.417 Aber – soweit bekannt – war nach diesem Krieg der Kölner Haushalt tendenziell defizitär. Dazu trugen die hohen Kosten für die Kriegsführung bzw. die Vorbereitung auf eine mögliche Kriegsführung wesentlich bei.418 Einen gut gefüllten Kriegsschatz konnte die Stadt nie wieder aufbauen, zumal die Kosten für Rüstung und Verteidigung im Verlaufe der Frühen Neuzeit immer wieder den Einnahmen davonliefen – eine Entwicklung, die ganz allgemein galt und kein spezifisches Kölner Problem war.419 Auch deshalb waren die Entscheidungen der Bürgermeister und des Rats an einen möglichst weitgehenden Konsens der Gemeinde gebunden: Einen Krieg konnten sie vielleicht noch ohne deren Rückendeckung vom Zaun brechen, jedoch führen konnten sie ihn auf Dauer nicht, wenn die 44er keine Kreditaufnahme oder Erhöhung der Steuern erlaubten. Auf beide Maßnahmen konnte man zwar mit Rückendeckung der 44er zurückgreifen, aber auch diese mussten die Interessen ihrer jeweiligen Gaffel im Auge behalten.420 Köln kannte aber noch eine dritte Form der Kriegsfinanzierung, und das war die Erhebung – tatsächlich oder mit sanftem Druck generierter – freiwilliger Beiträge von denen, die es sich leisten konnten. Dabei handelte es sich zum einen um die von städtischen Steuern nicht direkt fassbare Geistlichkeit in der Stadt, der das zutreffende Argument vorgehalten werden konnte, dass sie ja auch vom Schutz durch die städtischen Verteidigungsanstrengungen profitiere. Zum anderen wurden Sammlungen bei den Bürgern und Einwohnern abgehalten, die es sich leisten konnten (und damit auch im Falle einer Niederlage mehr zu verlieren hatten als andere). Von ihnen war überdies im Zweifel eine schnellere Zahlung zu erhalten, auch

417 Vgl. Wübbeke, Stadt, S. 42–43. 418 Vgl. Fouquet, Finanzierung, S. 71; Bergerhausen, Stadt-Reichsversammlungen, S. 4. 419 Vgl. die Beiträge in Rauscher, Kriegsführung. Siehe auch Kroener, „Schwungrad“. 420 Allgemein zur Delegitimation von Räten durch Überbeanspruchung der städtischen Finanzen vgl. ­Bönnen, Ratsherrschaft, S. 104; Schneider, R., Ghemyente, S. 21–23.

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im Vorgriff auf erst langsam realisierbare Rentenverkäufe.421 Da wegen des befürchteten Anmarsches der Franzosen 1552 die Befestigungen rasch verbessert werden sollten, sollte beispielsweise zur Finanzierung eine Sammlung bei der Bürgerschaft abgehalten werden, um „gutwillich“422 freiwillige Zahlungen zu erhalten. Dieses Vorgehen zeigt einen weiteren Weg der Rückbindung der Obrigkeit an den Willen zumindest der vermögenden Bürger auf, der in der nach dem Verbundbrief konstruieren Verfassung zwar nicht vorgesehen war, aber in der Praxis nicht weniger nachhaltig davon abgeschreckt haben dürfte, einen Krieg gegen ihren Willen zu beginnen oder zu führen.423 Um diese Unterstützung aus der Gemeinde aber auch unabhängig von dieser Erwägung für die Kampffähigkeit Kölns zu erhalten, musste die Strategie der Stadt da­ rauf abzielen, ihre wesentlichen Finanzquellen auch über eine längere Kriegszeit hinweg so weit wie möglich zu schützen. Eine Strategie hingegen, die zwar große Erfolge auf einem Schlachtfeld erbrachte, aber in deren Windschatten zu einem Kollaps der Wirtschaft geführt hätte, wäre weder praktikabel noch lange durchzuhalten gewesen.424 Dabei waren mindestens zwei Dinge im Auge zu behalten, die aber auch miteinander in Verbindung standen: Die Versorgung der zahlreichen Einwohner der Stadt war trotz aller Bevorratung langfristig nur dann gesichert, wenn mehr oder weniger regelmäßig Nahrungsmittel von außen bezogen werden konnten.425 Versiegte die Zufuhr, war nicht nur mit realem Hunger und entsprechender Unruhe zu rechnen, sondern auch mit einer Teuerung und damit einer wirtschaftlichen Schwächung von Einwohnern und Obrigkeit. Die Schäden an landwirtschaftlich genutzten Gütern im Umland betrafen auch die Kölner Klöster und Stifte, die dort über Grundbesitz verfügten.426 „Weil die Soldaten den Weingarten ruiniert, und die Rahmen verbrant“427 hatten, mussten beispielsweise die Kölner Jesuiten 1674 im Holländischen Krieg elf Reichstaler für die Reparatur ihres Besitzes in Endenich bei Bonn aufwenden. Das betraf zwar die Bürger nicht direkt, indirekt aber schon, soweit die Einnahmen an Naturalien und in Geld der geistlichen Einrichtungen der städtischen Versorgung und Wirtschaft zugutekamen. Das geschah zum einen, indem die Klöster und Stifte ihre eigenen Angehörigen und Bediensteten versorgten – insgesamt ein großer Anteil an der Bevölkerung. Bei Ausfall etwa von dazu notwendigen bzw. einkalkulierten Getreidelieferungen würden sie auf den städtischen 421 Siehe z. B. HAStK Best. 70 A 1322 (Verzeichnis freiwilliger Anleihen für die Befestigung von Deutz ab 1633, also nach Abwehr des schwedischen Angriffs). 422 HAStK Best. 10B A 16, fol. 150v–151r (23.5.1552). 423 Eine eigene Untersuchung wert wäre die Frage, ob und inwieweit vermögende Kölner wirtschaftlich von Kriegs- und Notzeiten profitieren konnten, wenn sie der Stadt Kredite einräumten. 424 Vgl. Bergerhausen, Stadt-Reichsversammlungen, S. 27 (zur Abhängigkeit der „politischen Freiheit“ Kölns von „ihrer wirtschaftlichen Vormachtstellung“). 425 Zugleich stellte der Handel mit Lebensmitteln und Wein einen wichtigen Wirtschaftszweig dar. Vgl. Gechter, Institute, S. 218–222; Herborn/Militzer, Weinhandel. 426 Vgl. z. B. Oestmann, Gerichte, S. 688; Schwerhoff, Köln, S. 19. 427 HAStK Best. 223 A 2121, fol. 2r.

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Markt drängen und so zu einer Teuerung beitragen. Zum anderen verkauften die Klöster und Stifte in der Regel aber auch die Überschüsse über den Eigenbedarf hinaus, die sie von ihren auswärtigen Besitzungen bezogen. Getreide bzw. bereits verbackenes Brot konnte die Stadtbevölkerung daher in großem Umfang von den geistlichen Einrichtungen beziehen, wenn sie denn selbst über ausreichende Mengen verfügten. Das stabilisierte die Preise, während umgekehrt ein Ausfall dieser Lieferungen die Stadtbevölkerung insgesamt gefährdete.428 Daher war es keine sinnvolle Option, sich im Kriegs- und Konfliktfall in Köln zu verschanzen und abzuwarten, bis einem möglichen Gegner die Lust verging. Denn dieser musste gar nicht eine verlustreiche Belagerung riskieren, um die Stadt in die Knie zu zwingen. Eine Blockade oder Beeinträchtigung der Lebensmittelzufuhr reichte über kurz oder lang im Zweifel völlig aus. Das galt umso mehr, als der Reichtum Kölns und vieler seiner führenden Familien direkt vom Fernhandel bzw. vom Export oder von Renten, Zinsen und Gütern außerhalb der Stadt abhingen.429 All diese Finanzquellen konnten – ebenfalls über kurz oder lang – zum Versiegen gebracht werden, wenn Transporte aller Art über den Rhein oder über Land unterbunden wurden. Der Schutz von Handel und das Offenhalten von Verkehrswegen auch weit jenseits der Stadtgrenze war also neben der Verteidigung Kölns eine wichtige Aufgabe der Obrigkeit, die sich kaum durch passives Aussitzen eines Konflikts bewerkstelligen ließ.430 Das war Bürgermeistern und Rat sehr bewusst: „nervus und erhaltung aller Repu­ blicquen“ waren die „commercien“431 – so schrieb die Stadt Köln 1644 an die Niederlande, um zum gemeinsamen Vorgehen gegen kriegsbedingte Handelsprobleme aufzufordern. Ein Territorium jenseits der Stadtmauer gewannen die Kölner nie – darauf wird zurückzukommen sein. Der Schutz von Handel, aber auch der Zufuhr der täglich benötigten Lebensmittel war daher mit oder gegen die umliegenden Mächte sicherzustellen. Bei allen Veränderungen der Wirtschaftslage und der Handelsrouten zählte der Schutz des Außenbesitzes und des Verkehrs wenigstens zu den Zielen, die im hauptsächlichen Interesse der Stadt lagen, eine Konstante der Kölner Sicherheitspolitik im Krieg 428 Siehe z. B. HAStK Best. 10B A 22, fol. 92r: Der Rat bemängelt, dass sich geistliche Pachtherren statt der Getreidelieferungen Geld zahlen lassen, „zu nachtheil der Gemeinde in diesen deuren Zeithen“ (weil nämlich so weniger Getreide in die Stadt gelangt und die Pachtherren mit dem gewonnenen Geld zur Eigenversorgung selbst auf dem Markt auftraten). Siehe auch ebd. fol. 111r. Vgl. Ebeling, Bürgertum, S. 159; Kammann, Kartause, S. 101; Hillen, Ora, S. 128 (Karte); Rosen, Ökonomie, S. 859–860; ­Leiverkus, Köln, S. 49. Zu Frankfurt vgl. Schmieder, Bürger, S. 146, Anm. 95. 429 Vgl. z. B. Hieronymi, Haltung, S. 159. Siehe auch die im Entwurf überlieferte Aufstellung von Schäden aus dem Krieg mit dem Erzbischof gegenüber Herzog Wilhelm von Jülich-Geldern von ca. 1385, in der u. a. Scheunen und Höfe von Kölnern aufgezählt werden, die während der Kämpfe verbrannt wurden. HAStK Best. 22 A 776. 430 Das gilt grundsätzlich für alle Städte, vgl. z. B. Fritz, Konrad, S. 260–262 (mit Beispielen aus dem Dreißigjährigen Krieg). 431 HAStK Best. 20B A 4, fol. 200v.

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und im Frieden.432 Räuber mussten dazu genauso abgewehrt werden wie die Blockade der Verkehrswege zu Land und zu Wasser durch politische oder militärische Gegner.433 Dazu zählte auch die Verhinderung neuer Zölle oder anderer Abgaben auf Handelsgut und seit der Mitte des 13. Jahrhunderts der Schutz des Kölner Stapelrechts, das eine wesentliche Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg der Stadt darstellte.434 Bei der Sicherung des Kölner Handels musste weiträumig gedacht werden, denn es handelte sich zwar nicht ausschließlich, aber doch im großen Maßstab um Fernhandel, der durch die verkehrsgünstige Lage der Stadt ermöglicht und erleichtert wurde. Hier schnitten sich der Nord-Süd-Verkehr über den Rhein und die Landverbindung vom Westen aus Flandern über den Hellweg nach Osten.435 Fernhandel auf mittlere und große Distanzen bedeutete aber auch, dass Konflikte und Auseinandersetzungen in so weit entfernten Räumen geführt werden mussten, dass ein militärisches Eingreifen von Köln aus nicht mehr möglich war. 1431 beklagte sich beispielsweise die Stadt gegenüber König Sigismund, dass ihre Kaufleute Probleme hatten, die Frankfurter Messe und andere Handelsplätze aufzusuchen, weil sie „van luden die eyns deils unser fyande waren und auch eyns teils nit“436 angegriffen wurden. Sowohl reguläre Fehdeführung als auch offenbar irregulärer Raub gefährdeten in diesem Fall also den Verkehr den Rhein ­herauf und damit wesentliche Teile des Kölner Wirtschaftslebens. Jedoch konnte die Stadt schon in dieser Entfernung nur diplomatisch tätig werden, nicht aber militärisch. Um sehr mehr galt dies für Konflikte, die etwa den Englandhandel oder den mit Venedig437 beeinträchtigten. Die Handelsstadt Köln hatte daher – wie andere Handelsplätze auch – von vorne herein auch in den Zeiten ihrer größten Stärke keine Chance, ihre Interessen allein durch Gewalt durchzusetzen. Nicht eine besondere Friedfertigkeit, sondern schon eine nüchterne Analyse der Möglichkeiten führte zu einer eher friedfertigen Politik. Durch seine Angewiesenheit auf Handel und Transport war Köln auf der einen Seite zwar verwundbar. Aber auf der anderen Seite konnte es aus seiner Wirtschaftskraft und seiner verkehrsgünstigen Lage auch Vorteile ziehen. Denn für viele kriegführende Parteien zumindest in der Region war es ein Vorteil, die Handelsmacht Köln im eigenen Lager oder wenigstens nicht in dem des Feindes zu wissen. Es war der Stadt daher fast immer möglich, Verbündete oder Partner zu finden, die die Wege für Kölner Transporte offen hielten. Diese profitierten entweder direkt vom Handel mit Kölner Kaufleuten, die sie mit dringend benötigten Gütern zu versorgen mochten, oder sie griffen auf die Finanzmacht 432 Vgl, Wübbeke, Militärwesen, S. 33. 433 Vgl. Garnier, Symbole, S. 44; Crossetti di Almeida, Familien, S. 267; Stehkämper, Schiffskriege, S. 326–327. 434 Vgl. Schwerhoff, Stapel. 435 Vgl. Hammel-Kiesow/Puhle/Wittenburg, Hanse, S. 96. 436 HAStK Best. 20A A 12, fol. 77r. 437 Vgl. Wirtz, Köln.

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der Stadt zurück, die ihnen Zahlungen und Kredite verschaffte oder die Kölner befähigte, sie mit Truppen zu unterstützen. Auch konnte die Stadt wegen ihrer verkehrsgünstigen Lage eine Blockade auch teilweise umdrehen, indem sie die durch sie laufenden Wege für einen Feind sperrte oder bei Beginn eines Konflikts Güter und Gelder von gegnerischen Untertanen in der Stadt festhielt.438 Insbesondere die Sperrung des Rheins für den Handel einer gegnerischen Partei konnte dieser erheblichen Schaden zufügen, jedenfalls sofern auch das gegenüberliegende Deutz kontrolliert werden konnte. Das war zwar auch für den eigenen Handel – der nur wenige Stromkilometer weiter ähnlichen Sperrungen unterworfen werden konnte – riskant, war aber durchaus ein Mittel im Repertoire der Kölner Kriegsführung, das nicht zuletzt defensiv als Repressalie genutzt werden konnte.439 Ab Oktober 1465 wurde z. B. auf diese Weise ein Konflikt mit dem Herzog von Geldern ausgetragen: Auf dem Rhein sollten Schiffe mit Bewaffneten an Bord patrouillieren, die fremde Schiffe zum Anlegen zwingen sollten.440 Zugleich sollten Pfähle auf der rechten Rheinseite eingeschlagen werden, so dass dort ein Treideln nicht mehr möglich war und der Verkehr auf das von der Stadt kontrollierte linke Ufer gezwungen wurde.441 Im Windschatten der großen Ereignisse des Neusser Krieges 1474/75 trieben die Kölner dann ihr in Konfliktfällen übliches Geschäft und hielten burgundische Untertanen bzw. ihre Handelsgüter auf. Offenbar fielen auf diese Weise mehrere Schiffe in ihre Hand.442 Köln war auch deshalb als Verbündeter interessant, weil hier neben Gütern des täglichen Bedarfs auch Waffen produziert wurden, neben Blankwaffen und Harnischen seit dem letzten Drittel des 14. Jahrhunderts auch Geschütze bzw. Feuerwaffen.443 Diese Handelsware war im Krieg begehrt und fand immer wieder Abnehmer. Der Zugriff auf diese Güter war für alle kriegführenden Parteien interessant, und umgekehrt ermöglichte der Handel mit ihnen den Kölnern, von einem Krieg zu profitieren. Krieg in der Region stellte daher nicht nur eine Bedrohung für Kölner Bürger dar. Sie konnten auch daran verdienen und kriegsbedingte Verluste wenigstens teilweise kompensieren. Neben Lebensmittel-444 oder Waffenlieferungen445 sind hier auch Kredite an die Kriegsparteien446 zu nennen – wobei im Zweifel auch Geschäfte mit der Gegenseite möglich waren.447 438 Zu den erheblichen Mitteln, die beispielsweise 1429 im Konflikt mit Geldern in Köln arrestiert worden waren, siehe Kuske, Quellen, Bd. 1, Nr. 771–786. 439 Beispielsweise 1632, vgl. Bartz, Köln, S. 104–105. 440 RP, Bd. 1, 1465/26 und 29. 441 RP, Bd. 1, 1465/27. 442 Vgl. v. d. Brincken, Köln, S. 51. 443 Vgl. Baumeister, Büchsengiesser, S. 211. 444 Vgl. Carl, Logistik, S. 36. 445 Vgl. z. B. Kaiser, Waffen; Carl, Logistik, S. 40. 446 Zu solchen Krediten siehe z. B. Kastner, Urkunden, Nr. 272, 283 und 398. Zum Dreißigjährigen Krieg vgl. Carl, Logistik, S. 34. 447 Die Notwendigkeit, die eigenen Geschäftsverbindungen auch über die wechselnden Frontstellungen europäischer Kriege hinweg zu erhalten, beschäftigte auch andere Städte. Vgl. z. B. Lau, Neutralité.

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Die Fähigkeit Kölns zur Lieferung unterschiedlichster Waren auch in Kriegszeiten an Freund und Feind war jedenfalls ein Argument für alle Kriegsparteien, die Stadt nicht durch einen direkten Angriff als Handels- und Logistikzentrum auszuschalten.448 In den Kriegsjahren 1648449 und 1702450 bemühten sich beispielsweise beide Seiten darum, einen gleichberechtigten Zugang für ihre Offiziere zum Kölner Markt zu erhalten. Die Stadt konnte daher auf Basis ihrer Wirtschaftskraft durchaus ihre Interessen in einem Konflikt auch ohne den Einsatz bewaffneter Macht verfolgen. Beispielsweise lieferte man 1642 nach einigem Zieren 500 Malter Getreide an die kaiserliche Armee im Niederrheinisch-Westfälischen Kreis unter Hatzfeld.451 Dieser hatte für den Fall des Ausbleibens einer Lieferung damit gedroht, dass die Armee in diesem Fall dahin marschieren müsse, wo sie noch Lebensmittel finden könne. Der Vorgang lässt sich daher aus zwei Richtungen interpretieren. Zum einen erpresste Hatzfeld die Kölner – entweder mit der Aussicht eines Abmarsches aus der Region, der die Stadt ungeschützt ließe, oder mit dem Anmarsch auf Gebiete, aus denen Köln noch Lebensmittel bezog, was sie indirekt ausgehungert hätte. Zum anderen konnte Köln aber durch diese Getreidelieferung erreichen, dass genau das nicht passierte und eine verbündete Armee in der Nähe blieb. Die Getreidelieferung war aus dieser Perspektive das kleinere Übel, denn alle anderen Optionen hätten höhere Kosten erwarten lassen oder die Stadt sogar dazu gezwungen, selbst in den Kampf zu ziehen. Das allerdings zu dem Preis, dass das Getreide im Bedarfsfall in der Stadt nicht mehr zur Ernährung der Bevölkerung zur Verfügung stand. Ganz leicht dürfte den Ratsherren der Entschluss daher nicht gefallen sein. Dennoch zeigt der Vorgang, dass die städtischen Vorräte bzw. die Wirtschaftskraft der Stadt durchaus dazu eingesetzt werden konnten, auch ohne direkten Truppeneinsatz die eigenen Interessen zu wahren und zu verfolgen. Jedenfalls traten wirtschaftliche Erwägungen immer ergänzend zu rein militärischen hinzu – im Positiven durch Handel und aktive Blockade wie im Negativen durch möglichen Hunger und die Folgen einer passiven Blockade. Obwohl es zu ihren Grundsätzen gehörte, auch in Krisenzeiten so lange wie möglich so viel Handel wie möglich zu treiben und so die eigenen Bürger nicht von ihren Erwerbsquellen abzuschneiden, musste die Stadt Köln bisweilen aber auch selbst Handelsverbote gegen ihre eigenen Kaufleute aussprechen. Zum einen geschah dies, wenn eine Belagerung oder Blockade drohte und man vermeiden wollte, dass die Lebensmittelvorräte in der Stadt gefährlich reduziert wurden.452 Zum anderen wollte man vermeiden, dass Kölner Lieferungen einem Feind zugutekamen, der mit ihnen seine Truppen in der Nähe der Stadt ernähren konnte. Dies war etwa im Sommer 1474 der Fall, als ein Aus448 Für den Dreißigjährigen Krieg vgl. Kaiser, Waffen; Lahrkamp, Jan, S. 206; Dietmar, Militärwesen, S. 35. 449 HAStK Best. 10B A 95, fol. 221r–v und fol. 224v. 450 HAStK Best. 50 A 304/4, fol. 122r–123r. Vgl. Plassmann, Neutralität. 451 HAStK Best. 10B A 89, fol. 78v–79r (2.10.1642). Zu den Hintergründen vgl. Salm, Armeefinanzierung. 452 Zahlreiche Beispiele etwa in HAStK Best. 10B A 16 (1552), A 95 (1648) oder A 204 (1757).

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fuhrverbot für Lebensmittel ausgesprochen wurde. Ausnahme war eine Lieferung an den verbündeten Herzog von Jülich-Berg bzw. seine Untertanen und allgemein in das Rechtsrheinische, wo keine Gefahr zu bestehen schien, dass ein Transport zu den im Linksrheinischen verorteten Feinden der Stadt umgeleitet wurde.453 Diese Beispiele zeigen eine Stadt Köln, die aus eigenem Interesse im Krieg Handelsbeschränkungen aussprach. Daneben und je länger je mehr kam es aber auch im Zuge von Reichskriegen zu allgemeinen Handelsverboten mit dem Feind, die die Kölner Wirtschaft belasten konnten, denen man sich aber nur unter der Hand und mit Mühe zu entziehen vermochte, wollte man es sich nicht mit dem Reichsoberhaupt verscherzen.454 Insgesamt war im Krieg oder Konflikt mit mehreren Bällen zu jonglieren, von denen einer zwar der Einsatz der bewaffneten Macht war. Jedoch kamen mehrere andere hinzu, bei denen wirtschaftliche und Versorgungsfragen genau zu beobachten waren. Was bisweilen von außen betrachtet widersprüchlich erscheint – z. B. dem Feind Waffen zu verkaufen – konnte also durchaus einer situationsbedingt sinnvollen Logik folgen. Super-Burg und Festung Köln Die wohl wichtigste Rahmenbedingung der Kriegsführung setzte die Stadt selbst bzw. ihre Befestigung, deren Umfang und Stärke sie bis zuletzt mit den Mitteln einer regulären Belagerung nur schwer oder unter hohen Kosten einnehmbar machte, die aber zugleich auch wie ein Schwamm Mittel und Truppen aufsog, die zu ihrer Verteidigungsfähigkeit benötigt wurden und so für andere, vielleicht offensive Ziele fehlten.455 Köln war bereits in der Antike mit einer Mauer befestigt, die im Verlaufe des Mittelalters mit der wachsenden Stadt Erweiterungen erfuhr. 1106 wurden vielleicht auf Anregung Heinrichs IV. die Vorstädte Airsbach und Niederich sowie der Bereich um St. Aposteln in die Stadtmauer einbezogen, um sich noch im selben Jahr vermutlich noch in Form von Erdwerken gegen eine Belagerung durch Heinrich V. zu behaupten.456 Ab 1179/80 wurde der ummauerte Bereich erneut und letztmalig deutlich erweitert, wobei neben militärischen auch politische Erwägungen eine Rolle spielten. Denn der neue Mauerkranz auf erzbischöflichem Gebiet erweiterte zugleich die Stadtgemeinde und markiert eine wichtige Weichenstellung in Richtung Abschüttelung der erzbischöflichen Stadtherrschaft durch eine sich selbst verwaltende und verteidigende Bürgerschaft. Die über den Mauerbau deshalb ausbrechenden Streitigkeiten wurden schließlich von Kaiser Friedrich Barbarossa geschlichtet, wobei die Kölner mit einer wenn auch sehr hohen

453 RP, Bd. 1, 1474/67. 454 Vgl. am Beispiel Hamburg Lau, Neutralité. Vgl. dazu auch Schmidt, Th., Waffenembargo. 455 Mauerbau stellte allgemein „außerordentliche Anforderungen an Arbeitskraft und Finanzmittel“ (Isenmann, Stadt, S. 99) einer mittelalterlichen Stadt. Zu Köln vgl. Plassmann, Stadtgeschichte. 456 Vgl. Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 40–42.

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Abb. 17  Die Kölner Stadterweiterungen im Mittelalter

Sühneleistung davonkamen, während ihnen die erweiterte Mauer blieb.457 Die militärische, politische und symbolische Funktion der indes erst in den folgenden Jahrzehnten dauerhaft und vollständig in Stein ausgeführten Mauer liegt auf der Hand, wenngleich sie im Detail der Diskussion unterliegt. Es gibt jedoch keine Quellen, die einen Einblick in den Planungsprozess des gewaltigen Bauwerks ermöglichen würden, so dass keine Person oder Personengruppe direkt als Ideengeber oder Bauherr namhaft gemacht werden kann. Wer also genau mit welchen Absichten diese Mauer plante, muss im Dunkeln bleiben – und damit auch die Frage, wie sich die führenden Kölner den möglichen Kampf um diese Befestigung vorstellten. Das Ergebnis ihrer Bemühungen ist jedoch eindeutig. Die Stadtbefestigung galt seit 1180 (bzw. seit Fertigstellung des damals begonnenen Baus458) als eine der größten und stärksten ihrer Art Europas. Sie umfasste nun halbkreisförmig das Stadtgebiet auf dem linken Rheinufer, war insgesamt etwa zehn Kilometer lang, etwa siebeneinhalb Meter hoch und etwa drei Meter dick. 52 Türme und – je nachdem, was man als ein solches bezeichnen will – neun bis 14 Stadttore459 kamen hinzu. Etwa 401 Hektar lagen inner-

457 Vgl. Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 79–83. 458 Obgleich sie schon vor der Fertigstellung im unfertigen Zustand Angreifer abzuschrecken vermochte, vgl. z. B. Stürner, Friedrich II., S. 169. 459 Vgl. Jansen, M., Stadtmauer, S. 42–45.

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halb der Umwallung.460 Im späten 15. und im 16. Jahrhundert reagierte man auf die Entwicklung der Artillerie mit einer Modernisierung, u. a. durch die Anlage von Bollwerken vor verschiedenen Toren, die den Einsatz von Artillerie in der Verteidigung ermöglichten.461 Im 17. Jahrhundert reichten diese Maßnahmen nicht mehr aus, und erneut investierten die Kölner in umfangreiche Modernisierungen462 ihrer Festung. Ab 1604 kamen unter der Leitung des Ingenieurs Johann Pasqualini weitere Bastionen und Anlagen hinzu. In den 1670er Jahren wurde dann erneut eine Anpassung an die Entwicklung der Angriffswaffen erforderlich. Bis in die 1690er Jahre hinein wurden zusätzliche Bastionen errichtet.463 Weitere Baumaßnahmen folgten im 18. Jahrhundert.464 Diese sind hier jedoch nicht im Detail darzustellen. Wichtig ist allein die Feststellung, dass trotz der damit verbundenen finanziellen Lasten die Festung Köln beständig zwar nicht auf dem modernsten Stand der jeweiligen Zeit gehalten wurde.465 Sie blieb aber ausreichend verteidigungsfähig, um ihre Funktionen zu erfüllen. An der Stadtmauer und später den Festungsanlagen musste dazu immer gebaut, repariert und verbessert werden. Hinzu kam die Tendenz der Bürger, Mauern, Gräben und Vorfeld für ihre Zwecke zu nutzen und damit ihren militärischen Wert zu beeinträchtigen – was jeweils im Bedrohungsfall aufwändig korrigiert werden musste.466 So entstanden laufend hohe Kosten. Eines fehlte an dieser umfangreichen Befestigungsanlage: Es gab keine Zitadelle, wie sie andernorts als Festung in der Festung angelegt wurde.467 Solche Zitadellen hatten zwei Zwecke: Zum einen konnte von ihnen aus ein Stadtherr die Stadt gegen innere Unruhen und Aufstände beherrschen468, und zum anderen ermöglichten sie die Fortsetzung der Verteidigung gegen äußere Gegner, wenn diese schon den Mauerring überwunden hat460 Vgl. Wacker, CCAA, S. 26–27; Schäfke/Trier, Mittelalter, S. 42–45; Willkommen im alten Köln. Frühneuzeitliche Pläne bei Meynen/Schäfke, Köln, S. 24–89; Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 387–390; Leiverkus, Köln, S. 62–65; Cölner Thorburgen. Siehe auch Merian, Topographia, Stiche und Artikel „Cölln“. Auch wenn ein Teil der Fläche unbebaut blieb und landwirtschaftlich genutzt wurde, war dies sicher keine ausreichende Basis, um die Stadt und ihre vielen Einwohner im Kriegsfall zum „Selbstversorger“ (Weber, H., Marktschiffahrt, S. 201) zu machen. 461 Vgl. v. Büren/Grellert, Architectura, S. 238–241; Wübbeke, Militärwesen, S. 196–197; Kupka, Eigelsteintorburg. Zum Hintergrund vgl. Keegan, Kultur, S. 455–463; Rödel, W. G., Stadtmauer; Rosseaux, Städte, S. 96; Beck, Baugestaltung. 462 Zur ständigen Notwendigkeit der Modernisierung von Festungen, um mit der Weiterentwicklung der Artillerie Schritt zu halten, vgl. Jürgs, „Männer“; Opll/Krause/Sonnlechner, Wien, S. 131–133; P ­ ollack, Cities; Luh, Régime, S. 81–82; Sieber, Reformation, S. 152–156. 463 Vgl. Gorissen, Tor, S. 36–37. 464 Vgl. Kupka, Bastionen, S. 31–33; Köln und seine Bauten, S. 169. Einen Überblick über die Festung in den 1750er Jahren bietet der Plan von Valentin Reinhardt (Beilage zu Schwerhoff, Köln). 465 Auch anderswo liefen die Kosten der ständigen Modernisierung dem jeweiligen festungstheoretischen Idealtypus davon, so dass eine wirklich in jeder Hinsicht auf der Höhe der Zeit befindliche Festung wohl als Ausnahme zu betrachten ist. Vgl. z. B. Opll/Krause/Sonnlechner, Wien, S. 196. 466 Siehe z. B. RP, Bd. 1, 1435/31. Vgl. Plassmann, Stadtgeschichte, S. 83–84. 467 Vgl. Childs, Use, S. 84–86. 468 Vgl. z. B. Zeilinger, Stadt, S. 111.

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Abb. 18  Arnold Mercator: Plan der Stadt Köln (1571)

Abb. 19  Anonym: Plan der Befestigung von Köln (ca. 1726)

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ten und in die Stadt eindrangen. Es gibt keine Quellen, die den Verzicht auf eine Zitadelle in Köln begründen. Er dürfte jedoch wie bei vielen anderen Städten auch primär innere Gründe gehabt haben: Dass der erzbischöfliche Stadtherr keine Zwingburg in Köln haben durfte, mit deren Hilfe er die Stadt weiterhin hätte kontrollieren können, lag auf der Hand. Aus diesem Grund hatten die Kölner den Versuch des Erzbischofs Engelbert von Falkenburg 1262 gewaltsam vereitelt, den Bayenturm und den Riehler Turm zur Burg auszubauen.469 Doch auch als vom Erzbischof derlei nicht mehr zu befürchten war, blieb es bei dem Verzicht auf eine Zitadelle.470 Nun dürfte es die Mehrheit der Stadtgesellschaft gewesen sein, die nicht wollte, dass eine Minderheit mit Verfügungsgewalt über eine Zwingburg die Herrschaft ausüben konnte. Ein Rat ohne eigene Burg blieb anfällig für Aufstände und musste daher den Konsens der Bürgergemeinde suchen. Und im Krieg konnte er nicht versucht sein, sich auf die Zitadelle zurückzuziehen und den Rest der Bürgerschaft ihrem Schicksal gegenüber einem die Mauern durchbrechenden Feind zu überlassen. Man saß also im Falle einer Belagerung buchstäblich in einem Boot und verteidigte sich gemeinsam oder ging gemeinsam unter. Das erhöhte zwar das Risiko einer vollständigen Niederlage bei einem feindlichen Einbruch, stärkte aber den inneren Zusammenhalt der Stadtgesellschaft. Vielleicht ist die Begründung für das Fehlen einer Zitadelle aber auch viel einfacher: Es könnte auch der Kostendämpfung gedient haben. Der Verzicht auf eine Zitadelle hatte letztlich keine negativen Konsequenzen, weil niemals eine Situation eintrat, in der man eine benötigt hätte. Uneinnehmbar war Köln aber trotz des betriebenen hohen Aufwandes sicher nicht, denn das ist letztlich keine Festung jemals gewesen. Aber es ist bezeichnend, dass der Stadt in der Praxis immer nur Gefahr durch handstreichartige Überfälle drohte, nicht aber durch eine formelle Belagerung. An einer solchen hat sich, vielleicht abgesehen von der im Jahr 1106, in Mittelalter und Früher Neuzeit niemand versucht, obwohl Köln auch in Zeiten wirtschaftlichen Niedergangs immer ein lohnendes Ziel für eine Eroberung blieb. Erklärlich ist das durch das schiere Ausmaß der Befestigung. Eine Belagerung nach allen Regeln der Kunst wäre dadurch immer so aufwändig und kostspielig geworden, dass der Aufwand in keinem Verhältnis zum möglichen Gewinn gestanden hätte, jedenfalls wenn die Stadt professionell verteidigt wurde.471 Für Kriegszüge größerer Heere in der Region konnte der Umstand, dass Köln auf diese Weise eine sichere Stadt mit vielen Vorräten und sonstigen logistischen Möglichkeiten war, durchaus eine Rolle spielen. Denn mehr noch als ein Kontingent Kölner 469 Vgl. Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 348–349. 470 Die größeren Torburgen konnten diese Funktion nur ungenügend wahrnehmen, da sie nicht entsprechend ausgebaut und bevorratet waren. 471 Allgemein zum Aufwand frühneuzeitlicher Belagerungen vgl. Prietzel, Krieg, S. 124–126 und 131; ­Parker, Revolution, S. 33–36; Luh, Kriegskunst, S. 99–102; ders., Régime, S. 100–111; Lynn, Food, S. 146–150. Martines, Zeitalter, S. 115–151, betont auch die hohen Kosten für den Verteidiger. Ebd., S. 162–163 zeigt er aber auch, wie sehr eine Belagerungsarmee leiden konnte, wenn sie nicht ausreichend versorgt war. Vgl. auch Querengässer, Belagerungen; Rabe, Reich, S. 265; Fischer-Kattner, ZeitNot, S. 57; Münkler, Krieg, S. 199–200.

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Soldaten konnte verbündeten Armeen der logistische Rückhalt oder auch die Möglichkeit nützlich sein, Verwundete und Kranke hier zurücklassen oder nach der Schlacht unterbringen zu können.472 Auch die Bereitstellung von Pferden und Fuhrwerken aus der Stadt konnte Operationen von Feldarmeen wirkungsvoll unterstützen.473 Sofern auch das rechtsrheinische Deutz kontrollierte wurde, bot Köln befreundeten Heeren, ihrem Nachschub und ihrer Kommunikation einen sicheren Rheinübergang. Und man konnte hier, weil es sich um einen vor feindlichem Zugriff weitgehend sicheren Ort handelte, eine gemeinsame Kriegskasse hinterlegen.474 Nicht zuletzt schützte die Stadtmauer einen Produktions-, Handels- und Finanzplatz, dessen Nutzung für jede Kriegspartei interessant war. Die Größe und relative Sicherheit Kölns führte schließlich immer wieder dazu, dass sowohl Institutionen475 und Adelsfamilien476 als auch Kriegsflüchtlinge aus der engeren oder weiteren Umgebung hier Zuflucht suchten. Hermann Weinsberg berichtet beispielsweise zum Jahr 1542 von Flüchtlingen aus dem Herzogtum Jülich, die mit „weib und kint, vehe, wagen und karen“477 vor den dortigen Kämpfen nach Köln auswichen und so einen Teil ihrer Habe vor den Kriegsgefahren schützen konnten. Ähnliches wiederholte sich etwa in der Spätphase des Dreißigjährigen Krieges.478 Insgesamt machte ihre Befestigung die Stadt Köln daher zu einem wichtigen Faktor jeder Kriegführung im nordwestdeutschen und niederländischen Raum. Die Haltung Kölns, welcher Seite die Stadt zuneigte und wen sie wie unterstützte, hatte daher großen Einfluss auf solche Auseinandersetzungen, die Köln eigentlich direkt nichts angingen. Die Stadt wurde dadurch auch in Zeiten ihres relativen Niedergangs zu einem wichtigen politischen und militärischen Faktor, was ihr zumindest einen bescheidenen Einfluss auf das Geschehen verschaffte – jedenfalls einen größeren als durch Inmarschsetzung einer den Möglichkeiten der Stadt entsprechenden Feldarmee. Auch nach innen hatte die Stadtbefestigung eine wichtige Funktion, machte sie Köln doch in Zeiten des Krieges zu einem weitgehend sicheren Hafen, in dem ihre Bürger und Einwohner vergleichsweise sicher und beruhigt leben und ihren Geschäften nachgehen konnten, während rings umher Krieg geführt wurde. Diese Sicherheit ermöglichte erst die Finanzierung und politische Legitimierung einer Kriegsführung, verschaffte also Bürgermeister und Rat eine gewisse politische Rückendeckung bei ihrem Handeln nach außen. 472 Vgl. Füssel, Leiden, S. 40–41; Zimmermann, Feldzug, S. 280. Grundsätzlich war ein solcher sicherer Ort auch als Unterbringung für Kriegsgefangene attraktiv, vgl. Plassmann, Kriegsgefangene, S. 204–205. 473 Vgl. z. B. HAStK Best. 20B A 13, fol. 342r–v (Belagerung von Bonn 1689). 474 Vgl. Schneider, A., Kreis, S. 125; Salm, Armeefinanzierung, S. 91. 475 Vgl. Wolter, Hof, S. 46; Bergerhausen, Gäste; Hillen, Ora, S. 128. 476 Vgl. Arndt, Reichsgrafenkollegium, S. 126. 477 Buch Weinsberg, Bd. 1, S. 172. Ebd., Bd. 3, S. 172–173, dasselbe zu 1583. 478 Vgl. Willkommen im alten Köln, S. 65. Zudem ermöglichten es die vergleichsweise hohe Sicherheit der Stadt und die damit einhergehenden wirtschaftlichen Möglichkeiten, Flüchtlinge außerhalb der eigenen Mauern zu unterstützen. Vgl. für das rechtsrheinische Mülheim Grütjen, „Gott“, S. 71 und 77–81.

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Abb. 20  Johann Valentin Reinhardt, Plan von Köln 1752

All diese Vorteile waren indes nicht umsonst zu haben. Neben den unmittelbaren Kosten für Bau, Unterhalt, Bewaffnung und Modernisierung der Festung legte ihre bloße Existenz dem militärischen Potential Kölns auch Fesseln an. Denn alle Vorteile waren nur zu generieren, wenn die Festung auch tatsächlich gehalten wurde. Das sog schon im Frieden in Form von Baumaßnahmen Mittel auf, die sonst vielleicht anderen Investitionen hätten zugutekommen können. Im Krieg wurde sie dadurch, und weil die Mauern von Bürgern und professionellen Soldaten verteidigt werden mussten, zu einer erheblichen Beschränkung der Entscheidungsfreiheit der Stadtoberen. Die Möglichkeiten eines aktiven und offensiven Agierens außerhalb der Stadt wurden dadurch stark eingeschränkt. Die Folge war eine hohe Abhängigkeit von Verbündeten479 und bei den Gegnern die Sicherheit, Köln zwar nicht erobern zu können, von dort aber auch selbst nicht wirklich bedroht zu werden – eine deutliche Einschränkung der Handlungsoptionen der Kölner. Deren schlimmster Albtraum musste es in dieser Konstellation sein, dass die Schutzfunktion ihrer Stadt einmal versagen konnte und sie erobert oder zumindest schwer 479 Auch weil die eigenen Kölner Truppen je länger je mehr nicht mehr dazu ausreichten, die Verteidigung allein sicherzustellen. Man war also auf verbündete Hilfstruppen angewiesen. Vgl. z. B. Schwarz, Kreiskontingent, S. 54.

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beschädigt würde. Dann hätten sich alle Investitionen in die Verteidigung nicht ausgezahlt, ohne dass ein wirksamer Gegenschlag möglich gewesen wäre, auf den man ja nicht vorbereitet war. Die erste Eroberung Kölns hätte so leicht ihre letzte als selbständige Stadt sein können (wie es ja auch 1794 gekommen ist). Die Verteidigung des Mauerrings war deshalb eine Pflichtaufgabe von existentieller Bedeutung. Territorium? Es gehört zu den Charakteristika der Kölner Geschichte im Unterschied zu der vieler anderer Reichsstädte480, dass die Rheinmetropole niemals ein nennenswertes Territorium außerhalb der Stadtmauern erworben und mit einem solchen strategischen Vorfeld unter eigener Kontrolle eine Ausweitung der eigenen Machtbasis erreicht hat. Die Grenze des durch die Stadt beanspruchten Burgbanns verlief nur ca. drei bis vier Kilometer jenseits der Stadtmauer. Hier lagen zahlreiche Güter Kölner Bürger, die ihre rechtlichen Streitigkeiten darüber vor den in der Stadt angesiedelten Bauernbänken austrugen, und die Stadt konnte hier auch weitgehend unangefochten gewisse Sicherungsfunktionen wahrnehmen. Das galt schon für die in etwa acht bis neun Kilometern entfernte Bannmeile nicht mehr, die eindeutig auf kurkölnisches Gebiet ausgriff. Die Ausübung von Hoheitsrechten wie etwa die Verhaftung von Kriminellen traf hier auf den Widerstand erzstiftischer Amtsträger.481 Eine reichsstädtische Territorienbildung wäre, wenn es zu ihr gekommen wäre, im Spätmittelalter anzusiedeln, also zum einen parallel zur Bildung fürstlicher und sonstiger geschlossener Territorien482 (d. h., bevor diese eine Geschlossenheit erreicht hatten, die eine städtische Konkurrenz illusorisch machte) und zum anderen bevor die relative Macht Kölns soweit abgesunken war, dass man froh sein musste, die Kernstadt als unabhängige politische Größe behaupten zu können. Für einen Verzicht auf Territorienbildung bzw. gezielte Umlandpolitik – für die es durchaus Anknüpfungspunkte gegeben hätte483 – sprachen aber schon im 13. bis 15. Jahrhundert gewichtige politische und militärische Gründe. Zu einem guten Teil wären entsprechende Vorhaben direkt gegen den 480 Vgl. Gmür, Städte; Fryde, Stadt, S. 54. 481 Vgl. Bergerhausen, Stadt-Reichsversammlungen, S. 250–251. 482 Vgl. Janssen, Territorien. Vgl. auch die Überlegungen bei Kiessling, Option. 483 Beispielsweise als Graf Wilhelm IV. von Jülich 1271 der Stadt ein Lehen außerhalb der Stadt zusagte. HAStK Best. 1 U 1/352. Oder als das rechtsrheinische Deutz 1317 zusichern musste, auf Anforderung des Rats seine Befestigungen zu schleifen, und gleichzeitig Hilger von der Stesse sowohl Schöffe zu Köln als auch Schultheiss von Deutz war. HAStK Best. 1 U 1/873. Oder als 1387 Diederich von Plettenbracht [Plettenberg] im Zuge einer Sühne schwor, künftig als das zu tun, was ein losslediger Mann „synre herschaff “ schuldig sei – seiner Herrschaft also, was im Zuge der Ausbildung eines Territoriums durchaus ein Argument hätte darstellen können, wenn der Arm der Stadt denn bis ins märkische Sauerland gereicht hätte. HAStK Best. 1 U 1/3881. All das war noch keine Territorienbildung, hätte aber als Ansatz zu einer dienen können.

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Erzbischof zu richten gewesen, dessen Territorien rund um Köln lagen.484 Die Erzbischöfe hatten nach dem Verlust der Herrschaft über die Stadt Köln natürlich keinerlei Interesse daran, dass diese ihren Einflussbereich weiter herausschob. Wenn sie es doch versuchte, erfolgte eine Reaktion, die dem einen Riegel vorschob und deutlich zeigte, dass man den Erzbischof zwar hatte vertreiben, nicht aber grundsätzlich hatte besiegen können. Nicht einmal Uferbefestigungen am anderen Rheinufer konnte die Stadt daher durchführen, ohne in Konflikte mit den dortigen erzbischöflichen Amtsträgern zu geraten.485 Der Versuch, diese zu überspringen und ein Territorium oder auch nur befestigte Stützpunkte im Rücken des Erzbischofs zu gewinnen, hätte jedoch zu unmittelbarer Konkurrenz zu den dortigen Fürsten geführt – die aber dringend als Verbündete gegen den Erzbischof gebraucht wurden.486 Ein besonderes Augenmerk der Kölner galt Deutz auf dem gegenüberliegenden Rheinufer, denn die Stadt lag zwar am Rhein, aber der Fluss floss nicht durch sie hindurch. Die gegenüberliegende rechte Rheinseite wurde vielmehr von den Grafen bzw. Herzögen von Berg und dem Kölner Erzstift kontrolliert, die beide bisweilen im gegnerischen Lager zu finden waren. Militärisch war es daher für Köln durchaus sinnvoll, sich auch der anderen Rheinseite zu bemächtigen. Damit konnten nicht nur feindliche Aktionen von dort aus unterbunden werden (die allerdings erst in späteren Jahrhunderten mit dem Fortschritt der Artillerietechnik wirklich gefährlich wurden), sondern es konnte auch eine Behinderung des eigenen Handels und des Betriebs der schwimmenden Rheinmühlen vermieden werden. Jedoch stand eine dauerhafte Beherrschung des rechten Rheinufers nicht zur Debatte. Im günstigsten Fall konnte Köln allenfalls erreichen, dass dort auch von der (potentiellen) Gegenseite keine Befestigungen angelegt bzw. schon bestehende abgerissen wurden, so z. B. im Jahr 1243.487 1286 gelang es, die Grafen von Berg zu dem Zugeständnis zu bewegen, auf ihrem Gebiet gegenüber Köln auf ewige Zeiten keine neuen Befestigungen anzulegen.488 1317 sicherte Deutz zu, auf Anforderung des Kölner Rats seine Befestigungen zu schleifen.489 Entscheidender war aber die erzbischöfliche Präsenz in Deutz. Sobald sich beide Seiten in unterschiedlichen politischen Lagern befanden, hätte es aus Sicht der Stadt an sich nahe gelegen, diesen wichtigen Punkt sofort zu besetzen, um ihre Position und ihren Handel abzusichern. Dies war allerdings problematisch, wenn es gegen den Willen des 484 Vgl. Herborn, Stadt, S. 292. Vgl. auch Kottmann, Grenzumschreibungen, S. 110 (zu Aachen); E ­ hbrecht, Emanzipation, S. 275–276 (zu Soest). 485 So wurden 1542 Arbeiter am rechtsrheinischen Poller Werth vertrieben und zum Teil gefangen gesetzt. Siehe HAStK Best. 1 U 1/16876. Siehe auch HAStK Best. 56 A 381. 486 Vgl. Domsta, Außenbürger, S. 58–59. 487 Vgl. Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 325. 488 Vgl. Bergerhausen, Stadt-Reichsversammlungen, S. 299. 489 HAStK Best. 1 U 1/873.

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Erzbischofs erfolgte. Denn da es sich um einen Übergriff auf dessen Territorium handelte, stellten stadtkölnische Truppen und Befestigungen dort im Zweifel eine Rechtsverletzung dar. Eine Berufung auf Recht und Gesetz war also der Stadt nicht möglich und das bedeutete im Zuge einer schiedlichen Konfliktbeilegung fast automatisch, dass sie an dieser Stelle zurückrudern und Schadensersatz490 leisten musste. Anders ausgedrückt: Der Ausgriff nach Deutz bzw. auf die rechte Rheinseite setzte die Stadt Köln ins Unrecht und schwächte ihre Position in Friedensverhandlungen. Mit diesem Problem musste sie aber in jedem Kampf leben, in dem der Erzbischof nicht auf ihrer Seite stand, denn eine Überlassung von Deutz an den Gegner hätte zwar die Kriegsbeendigung erleichtern können, die Kriegsführung aber über Gebühr erschwert. Die Deutzer Befestigungen wurden daher zwar mehrfach auch präventiv zerstört oder besetzt, jedoch führte das zu keiner dauerhaften Festsetzung dort über den jeweiligen Krieg hinaus. Im Jahr 1376 erzwangen die Kölner die Zerstörung von Deutz inklusive des dortigen Klosters. Damit allerdings hatten sie in gewisser Weise den Bogen überspannt: Über die Stadt wurde das Interdikt verhängt. Im Zuge der inneren Auseinandersetzungen, die 1396 zum Verbundbrief führten, besetzten die Kölner erneut Deutz, befestigten es für eigene Zwecke und zerstörten wiederum die Abtei. Diesmal konnten sie eine Einigung mit dem Erzbischof erzielen, nach der sie selbst die Deutzer Befestigung halten durften. Gleichzeitig hatten sie die Burg Efferen im südlichen Vorfeld der Stadt besetzt, wogegen wiederum der Erzbischof die in der Nähe gelegene Burg Bachem zu einem Stützpunkt ausbaute.491 1414 wurde mit päpstlicher und königlicher Unterstützung Dietrich von Moers zum Erzbischof gewählt, musste sich aber gegen den Gegenkandidaten Wilhelm von Berg und damit gegen Herzog Adolf von Jülich-Berg durchsetzen. In der Folge kam es zu Kämpfen zwischen beiden Parteien, die das unmittelbare Umfeld der Stadt Köln in Mitleidenschaft zogen. Die bergische Partei befestigte Mülheim und Monheim, um den Rhein zu kontrollieren. Gegenüber Mülheim ließ Dietrich bei Riehl ein Kriegsschiff verankern und Wesseling, Riehl sowie Deutz wurden befestigt. Die Auseinandersetzungen drohten, mit dem Rheinhandel die wirtschaftlichen Grundlagen Kölns zu treffen. Die Stadt war zwar mit dem Erzbischof vertraglich verbunden, lavierte aber zwischen den Parteien und versuchte zu vermitteln, bis König Sigismund sie dazu aufforderte, auf die Schleifung der Mülheimer Befestigung hinzuwirken. Aus dieser Situation entstand 1416 ein ungewöhnliches Bündnis zwischen Stadt und Erzbischof. Allerdings konnten die Kölner auf diese Weise am effektivsten ihre Interessen wahren: Vermeidung von Gegensätzen zu König Sigismund und Bekämpfung jeglichen Versuchs anderer Mächte, den Rhein zu kontrollieren. Denn für ihre Zusage, Dietrich von Moers zu unterstützen, erlangten sie dessen Versprechen, nach der Entfestigung Mülheims auch die Anlagen bei Riehl zu 490 So auch gegenüber den bergischen Grafen, vgl. z. B. Janssen, Land, S. 86. 491 Zu dem Komplex vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 217–219.

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entfernen, nach Beendigung der Kämpfe Deutz zu entfestigen und darauf hinzuwirken, dass der Berger zwischen Niederrheindorf und Zündorf keine neuen Befestigungen erstellte. Obwohl die Zusammenarbeit mit dem Erzbischof keineswegs reibungslos verlief und dieser alsbald eine neue Befestigung bei Wesseling im Süden errichtete, bauten die neuen Bündnispartner in der Folge Deutz zu einem starken, auch mit städtischen Truppen belegten Stützpunkt aus, von dem aus der Herzog von Berg bekämpft wurde. 1417 vermittelte König Sigismund einen Frieden, in dessen Folge Mülheim, Monheim, Deutz, Riehl und Wesseling entfestigt wurden. Schon bald wechselte die Stadt aber wieder die Seiten und bekämpfte nun zusammen mit dem Herzog von Berg492 den Erzbischof, der seine Rechte in der Stadt zu reaktivieren trachtete. Deutz wurde erneut befestigt, diesmal von der Stadt in Zusammenarbeit mit dem Herzog von Berg. Beide Seiten zogen weitere Bündnispartner hinzu. Im Zuge der Kämpfe konnte die Kölner Seite u. a. Worringen besetzen. 1419 gehörte das „Bollewerke uff syne [des Erzbischofs – M. P.] Stifftz eigentum“ zu den Vorwürfen der Kurfürsten von Köln, Mainz und bei Rhein sowie des Herzogs von Jülich gegen die Stadt, die Gegenstand einer Vermittlung des Erzbischofs von Trier waren. Deutz wurde schließlich erneut entfestigt, und die erzbischöfliche Burg Bachem sollte nicht weiter ausgebaut werden.493 Köln hatte 1415 bis 1418 durch rasche Bündniswechsel sein wesentliches Ziel erreicht, nämlich allzu nahe rückende Befestigungen, von denen aus Handel und Verkehr kontrolliert werden konnten, zu verhindern.494 Dabei spielte es keine Rolle, wer solche Befestigungen anlegte, denn der Partner von heute konnte morgen zum Feind werden und umgekehrt. Das Beispiel zeigt aber, dass die Stadt Köln auch auf dem Höhepunkt ihrer Macht gar nicht ernsthaft daran denken konnte, in Konkurrenz zu den Interessen der bis unter die Mauern der Stadt benachbarten mächtigen Reichsfürsten ein Territorium auf- und auszubauen, indem sie wichtige Punkte dauerhaft besetzte. Trotzdem blieb es in den vielen Fehden und Kämpfen nicht aus, dass Burgen und feste Plätze in die Hand der Kölner fielen. Nach dem Neusser Krieg wurde beispielsweise die kurkölnische Burg Bachem erobert und vom Kaiser zu Lehen genommen.495 Offensichtlich war der Rat jedoch dazu entschlossen, diesen außerstädtischen Stützpunkt nicht dauerhaft zu behaupten. Ein Ausschuss nahm darüber Verhandlungen mit dem Ritter Johan van Hemberg auf.496 Bereits 1482 gab die Stadt diesen im Konfliktfall ohnehin schwer zu behauptenden Außenposten wieder auf.497 492 HAStK Best. 1 U 1/9026 und U 1/9026A. 493 Zu den Vorgängen vgl. HAStK Best. 1 U 1/8789A und 1/9263. Vgl. Hennen, Geschichte, Bd. 1, S. 125– 129; Wübbeke, Militärwesen, S. 219–223. 494 Bereits nach der Schlacht von Worringen 1288 hatten sich die Kölner an der Zerstörung erzbischöflicher Burgen im Umland beteiligt. Vgl. Herborn, Stadt, S. 290. 495 Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 223. 496 RP, Bd. 1, 1477/23 und 1478/79. 497 Vgl. v. d. Brincken, Köln, S. 52.

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In der Frühen Neuzeit dachte dann niemand mehr daran, die stadtkölnischen Interessen dauerhaft durch die Besetzung von Orten außerhalb der Stadtmauer zu wahren.498 Dies hätte sich beispielsweise zu Beginn des 17. Jahrhunderts angeboten, als auf der anderen Seite im bergischen Mülheim ein neues Handelszentrum mit Befestigung in direkter Konkurrenz zu Köln entstehen sollte. Durchgreifend wäre zu dessen Abwehr sicher eine dauerhafte politische Kontrolle über diesen gefährlichen Punkt gewesen. Aber Köln konnte nach langen politischen Bemühungen nicht mehr als einen vom Kaiser unterstützten Abriss der neuen Mülheimer Befestigungsanlagen 1614/15 erreichen.499 Auch gelang es nicht, um ein weiteres Beispiel zu nennen, die volle Kontrolle über den gesamten Verlauf des für die Kölner Wirtschaft wichtigen Hürther Bachs zu erlangen.500 Zwar nutzte die Kölner Obrigkeit im späten 17. Jahrhundert das Wort Territorium, um das Eigentum der Bürger und Einwohner um die Stadt herum zu beschreiben.501 Aber man wusste sehr genau, dass es sich um kein „Territorium Collectable gleich anderen Reichsstädten“502 handelte, das für den Bedarf großer durchziehender Armeen nutzbar gewesen wäre.503 Das hatte auch militärische Konsequenzen. Denn mit dem starken Anwachsen der Truppenstärken, die die europäischen Mächte im Verlaufe der Zeit ins Feld zu stellen mochten, wuchsen auch die Anforderungen an die Versorgung der Armeen. Insbesondere Kavallerie benötigte während des Sommers Gras- und Weideflächen, um die Pferde kräftig und einsatzbereit zu halten. Solche standen innerhalb der Stadt kaum zur Verfügung –neben den Kosten ein Grund, warum Köln in der Frühen Neuzeit keine eigene Kavallerie hatte. Sodann wurden Truppen, wenn sich keine gegnerische Armee in Schlagdistanz befand, gerne in kleineren Abteilungen auf die Dörfer eines Landstrichs verteilt, um jeweils vor Ort die Ressourcen zu ihrer Ernährung zu finden. Auch dies konnte die Stadt Köln nicht anbieten, weil sie über keine Dörfer verfügte. Größere Armeen, die in der Umgebung Kölns operierten, konnten von der Stadt daher nicht selbständig mit Fourage versorgt und unterstützt werden, sondern mussten sich auf die umliegenden fürstlichen Territorien stützen. Das kann man aus Kölner Sicht als Entlastung ansehen, aber es entwertete die Stadt auch teilweise als Bundesgenosse. Daraus konnte wiederum die Notwendigkeit entstehen, für verbündete Armeen insbesondere Pferdefutter aufzukaufen oder das dazu notwendige Geld zu zahlen, um ihren Schutz genießen zu können. 498 Gleichwohl kam es bisweilen auch zu gewaltsamen Zusammenstößen mit dem Erzbischof vor den Mauern der Stadt, vgl. Bergerhausen, Stadt-Reichsversammlungen, S. 156–157. 499 HAStK Best. 50 A 188/6. Vgl. Müller, Klaus, Herzogtum, S. 510; Bergerhausen, Köln, S. 29–38; ders., Stadt-Reichsversammlungen, S. 298–305. 500 Vgl. Bergerhausen, Stadt-Reichsversammlungen, S. 75–83 und S. 232–237. 501 HAStK Best. 20B A 13, fol. 338r. 502 HAStK Best. 20B A 13, fol. 341r. 503 Siehe dazu z. B. HAStK Best. 30N A 1207: Kaiserliche Generäle stellen im Holländischen Krieg 1675 fest, dass die „Statt kein mit dorffschaften versehenes Territorium hatt“ (fol. 1r), in dem Truppen unterzubringen wären.

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Eine politische und damit auch militärische Herrschaft über ein die Stadt umgebendes Territorium bildete Köln also nicht aus. Dennoch erwarben Kölner Bürger in mehr oder weniger großem Umfang Landgüter in der Region, die dann jedoch unter die Herrschaft und Jurisdiktion der dortigen Obrigkeit fielen. Sie stellten im Krieg insofern ein Problem dar, als sie nicht ohne weiteres von der Stadt aus zu schützen waren, aber natürlich von Plünderungen und Abgaben der Kriegspartei betroffen waren, die jeweils vor Ort dominierte.504 Kölner Interessen, auch wirtschaftliche Interessen, wurden so beeinträchtigt. Zu beobachten war dies beispielsweise, als sich 1648 kaiserliche und hessen-kasselsche Truppen in der Region gegenüberlagen. Köln konnte beide Seiten gleichermaßen nur darum bitten, die Landgüter ihrer Bürger nicht zu belasten.505

504 Siehe z. B. Schwabach, Schwieren-Chroniken, S. 61 (), mit einem Beispiel aus dem Jahr 1741 (Gemüse, das Kölner Bürger bei Zons anbauten, durfte nicht nach Köln gebracht werden, als eine französische Armee die Gegend passierte. Vgl. auch Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 160. 505 Verschiedene Schreiben an beide Kriegsparteien dazu aus dem August 1648 in HAStK Best. 20A A 162, fol. 121v–124r.

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Kriegsführung der Stadt Köln

Szenarien gewaltsamer Auseinandersetzungen Im Folgenden sollen diejenigen idealtypischen Szenarien dargestellt werden, mit denen sich Bürgermeister und Rat in Krieg, Kampf und Krise konfrontiert sahen und auf die sie mit ihren Entscheidungen über den Einsatz oder Nicht-Einsatz der bewaffneten Macht Kölns zu reagieren hatten. Dabei ist zu beachten, dass diese idealtypischen Szenarien in der Praxis natürlich ineinander übergingen und für die handelnden Personen nicht leicht zu trennen waren. Erfolgreiche Kriegsführung hatte sie jedenfalls alle im Auge zu behalten. Die Beispiele zeigen jedoch, wie die Stadt Köln auf bestimmte Herausforderungen reagierte, welche Maßnahmen jeweils ergriffen werden konnten und welche Schlussfolgerungen aus der jeweiligen Lageentwicklung gezogen werden konnten. Kurz: Anhand der Beispiele lässt sich nachvollziehen, wie und mit welchen Zielen die Stadt Köln Krieg führte. Drohende Kriegsgefahr Um einem sich anbahnenden kriegerischen Konflikt mit geeigneten Maßnahmen begeg­ nen zu können, ist zunächst Wissen um die drohende Gefahr erforderlich. An Nachrichten über nähere und weitere Entwicklungen bestand in Köln auf der einen Seite niemals Mangel, denn als Verkehrsknotenpunkt und spätestens seit dem 15. Jahrhundert Medienstadt war es zugleich ein Knotenpunkt für Informationen. Immer dann, wenn sich Flüchtlinge vor Krieg und Gewalt in den Schutz Kölns begaben, brachten auch sie – wenngleich gefärbte – Berichte über die Hintergründe ihrer Flucht mit.1 Seit dem späten 16. Jahrhundert begann die Entwicklung der Vorläufer moderner Zeitungen, die vergleichsweise rasch Nachrichten über Entwicklungen auch in weiter entfernten Regionen brachten.2 Bisweilen bezahlte der Rat auch für Informationen z. B. über potentiell gefährliche Truppenbewegungen.3 Nachrichten gelangten daher über zahlreiche informelle oder formelle Kanäle nach Köln, wobei oft unklar bleibt, an wen sie tatsächlich gelangten und wie sie weiterverarbeitet wurden. Es handelte sich aber bei den so erworbenen Erkenntnissen häufig auch um oberflächliches Wissen aus zweiter oder dritter Hand, weil der direkte Zugang zu den Höfen oder militärischen Kommandostellen befreundeter oder feindlicher Mächte fehlte. Köln stand daher trotz der Vielfalt der verfügbaren Informationen nicht selten auf einem schwankenden und unsicheren Boden. Bürgermeister und Rat hatten zu entscheiden,

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Vgl. z. B. Zwierlein, Kommunikationsräume, S. 125–126. Exemplarisch analysiert für das Jahr 1648 von Duchhardt, 1648. Vgl. auch Zwierlein, Kommunikationsräume, S. 124. 3 So 1610 mit Blick auf Frankreich, HAStK Best. 30N A 1176, fol. 1r. Vgl. Lohsträter, „Minut“.

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ob eine echte Kriegsgefahr bestand und ein Heer im Anmarsch war, oder ob wieder nur ein Gerücht verbreitet wurde.4 Wenn sie zu dem Schluss kamen, dass sich die regionale Sicherheitslage über die im Spätmittelalter fast alltägliche Fehdeführung hinaus verschärfte, wenn es zu größeren Konflikten und in deren Gefolge möglicherweise zu gewaltsamen Auseinandersetzung im Umfeld kam, ging die Stadt Köln sinnvollerweise in einen Status erhöhter Wachsamkeit und Vorbereitung über. Zwar verfügte man über eine der stärksten Befestigungen im Reich. Aber diese nutzte nichts, wenn die Anlagen beschädigt oder verfallen waren, wenn die Waffen defekt waren oder es an den notwendigen Vorräten an Kriegsgerät, Munition und Lebensmitteln fehlte, um einen Angriff abwehren zu können. Neben einer voll ausgeprägten Belagerung war dabei auch und in der Praxis vordringlich mit handstreichartigen Überfällen zu rechnen, die Köln überraschend treffen konnten. Abgesehen von dem Versuch, die Stadt zu erobern5, konnte es sich dabei auch um Stoßtrupps handeln, die Schaden anrichten6 oder auch bestimmte Personen7 entführen sollten. Um darauf vorbereitet zu sein, mussten auch die für Bewachung und Schutz von Mauern und Toren notwendigen Männer bereitstehen. Auch waren Maßnahmen zum Schutz von Handel und Verkehr außerhalb der Stadtmauern zu bedenken. All das war in friedlichen Zeiten zwar ansatzweise vorhanden, aber häufig nicht in dem Umfang und mit der Konsequenz, die in Kriegszeiten erforderlich waren. Jeder größere Konflikt begann daher mit Einzelmaßnahmen zur Verbesserung der Verteidigungsfähigkeit der Stadt. Diese Maßnahmen blieben meist unabhängig vom Verlauf und den Konstellationen des Konflikts bis zu seinem Ende in wechselnder Akzentsetzung in Kraft. 1471 beschäftigte sich der Rat beispielsweise mit einer drohenden Kriegsgefahr (die sich dann ja 1474/75 im Neusser Krieg materialisieren sollte). Ihm war eine Warnung zugespielt worden, derzufolge der Erzbischof von Köln und der Pfalzgraf bei Rhein – dessen Bruder – Uneinigkeit innerhalb der Stadt dazu ausnutzen wollten, Köln zu erobern. Um auf alles vorbereitet zu sein, wurden die Wachen vermehrt und Waffen bereitgestellt. Wichtiger noch war aber wohl, dass die Entscheidung darüber nicht vom Rat allein getroffen wurde, sondern mit allen Räten und den 44ern.8 Damit wurde von vornherein der Schulterschluss innerhalb der Gemeinde gesucht, um jegliche Uneinigkeit zu vermeiden, die einen Feind zum Angriff einladen konnte. Die 4 Zu den Gerüchten vgl. Hesse, Nachrichten, S. 173–191. Das Problem, Gerüchte und falsche Informationen von richtigen scheiden zu müssen und entsprechend zu entscheiden, hatten natürlich auch andere vormoderne Kommunen, vgl. z. B. Dartmann, Interaktion, S. 255. 5 1474 soll Neuss Ziel eines solchen Angriffs gewesen sein, bevor die eigentliche Belagerung begann. Vgl. Kallen, Belagerung, S. 9. 6 Vgl. Plassmann, Neutralität. 7 Ein Beispiel einer erfolgreichen Entführung aus Köln heraus ist die von Wilhelm von Fürstenberg 1674 durch einen kaiserlichen Stoßtrupp, vgl. dazu Lau, Städte, S. 118–119; Haug, Friedenskongresse, S. 189– 190; Pickstone, Kongress, S. 84. 8 RP, Bd. 1, 1471/113.

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Legitimität der Beschlüsse wurde auf breitere Füße gestellt. Das allerdings war mit dem Nachteil verbunden, Fragen der Verteidigungsfähigkeit und ihrer Mängel mit einer so großen Personenzahl zu besprechen, dass die Geheimhaltung schwierig war. Wohl aus diesem Grund, aber auch, weil schon rein praktisch nicht jedes Detail in der notwendigen Geschwindigkeit in einer so großen Gruppe diskutiert werden konnte, wurde eine sogenannte heimliche Schickung gebildet. Dieser Ausschuss war verantwortlich für die Detailfragen unterhalb einer Schwelle, die die Rückendeckung der ganzen Gemeinde erforderte.9 Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheitslage richteten sich auch nach innen. Köln war zu groß und zu unübersichtlich, um sich darauf verlassen zu können, in einer Krise alle Einwohner im Blick halten und kontrollieren zu können. Gefahr drohte von einer fünften Kolonne aus Männern, die einem Feind der Stadt aus den unterschiedlichsten Gründen verbunden waren10 (oder vielleicht im Vorfeld eines Angriffs gezielt in die Stadt eingeschleust wurden). Gefahr drohte aber auch durch Unruhen, durch Mord und Totschlag mit kriminellem Hintergrund und durch Versorgungskrisen, die beides verstärkten. Schon in Friedenszeiten wurde es daher für ratsam gehalten, die Zahl von Fremden und Armen zu reduzieren oder diese Personengruppe zumindest unter genauer Aufsicht zu halten. Zur Kriegsvorbereitung gehörte deshalb fast immer eine Verschärfung der Gangart diesen Personengruppen gegenüber. Am 19. Mai 1473 wurde daher beschlossen, arme Müßiggänger beiderlei Geschlechts aus der Stadt zu vertreiben. Am 19. Juli 1473 wurde eine Kontrolle des Erfolgs der Anweisung in die Wege geleitet.11 Dass all das in einem Zusammenhang mit Kriegsgefahr zu sehen ist, zeigt eine Zusammenstellung von Beschlüssen der vrunde aus dem April des Jahres.12 Darin wird auf einen Überfall auf die Stadt Metz durch den Herzog von Lothringen und den Pfalzgrafen bei Rhein und auf Truppenkonzentrationen im Erzstift Köln hingewiesen. Der Konnex ist klar: Was Metz passiert war, drohte auch Köln. Ein ganzer Katalog von Sicherheitsmaßnahmen wurde in der Folge zusammengestellt: Ȥ Die Stärke der Wache in der Stadt und auf der Mauer wurde zwar nicht vermehrt, aber hochrangige Amtsträger und Herren aus allen Räten sollten umhergehen und -reiten, um Bürgerwachen und Söldner zu kontrollieren. Offenbar ging man davon aus, dass der Wachdienst normalerweise eher lax gehandhabt wurde. Zugleich handelte es sich bei dieser vermehrten Präsenz von Amtsträgern vor Ort aber auch um einen Akt symbolischer Kommunikation: Sie teilten mit den zur Wache eingeteilten   9 Die Vorberatung wichtiger Materien wie Kriegsvorbereitungen oder diplomatische Verwicklungen wurden auch später noch häufig an Schickungen bzw. Ausschüsse verwiesen, siehe z. B. HAStK Best. 10B A 117, fol. 377r (28.11.1670); HAStK Best. 10B A 204, fol. 72r–v (10.4.1757). 10 Vgl. z. B. RP, Bd. 1, 1474/87. 11 Stein, Akten, Bd. 2, S. 499, Nr. 331. 12 Stein, Akten, Bd. 2, S. 499–501, Nr. 332. Wer genau die vrunde waren, geht aus dem in einem Sammelband überlieferten Papier nicht vor. Es dürfte sich aber um die 44er und alle Räte gehandelt haben.

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Bürgern wenigstens ansatzweise die Last der drohenden Kriegsgefahr, indem sie sich gleichsam an die (erwartete) Front begaben.13 Die Patrouillenwege und die Orte stationärer Bewachung sollten von Zeit zu Zeit willkürlich verändert werden. Damit wurde einem Auskundschaften der Wachen zur Ermittlung von Schwachpunkten vorgebeugt, durch die ein Überfall begünstigt wurde. Die über die Straßen gespannten Ketten sollten nachts geschlossen werden, um so die Bewegungsfreiheit von eventuellen Feinden in der Stadt einzuschränken. Ein großer Teil der Stadttore und der Pforten war zu verschließen, die Schlüssel sollten im Gegensatz zur üblichen Handhabung auf der Rentkammer deponiert werden. Zugleich sollten die betroffenen Schlösser ausgetauscht werden, so dass keine unbekannten Nachschlüssel im Umlauf sein konnten. Damit wurde die Zahl der zu überwachenden Einlässe in die Stadt reduziert, so dass die Wachen entlastet und zugleich die Kontrollen der hereinkommenden Personen und Waren erleichtert wurden. Ansatzpunkte für Handstreiche wurden verringert, und Verrat durch nächtliches Öffnen von Toren für eindringende Feinde erschwert. Die noch offenen Pforten wurden verstärkt bewacht. An den landseitigen Toren sollten je ein Armbrust- und Büchsenschütze stationiert werden. Jeder, der in die Stadt wollte, sollte genau erläutern, wer er war und was er wollte. Auch mussten Fremde angeben, in welcher Herberge sie unterkommen wollten. Diese Angaben wurden schriftlich registriert und sollten täglich von den Toren zu den Stimmmeistern gebracht werden. Zugleich sollte von Haus zu Haus in der ganzen Stadt kontrolliert werden, welche Fremden sich hier aufhielten sowie wem Geleit zugesagt war. Verdachtsfälle oder verdächtig große Gruppen waren zu melden. Der Versuch, alle Fremden zu registrieren, ermöglichte theoretisch im Bedarfsfall einen schnellen Zugriff auf sie. Auch am Rhein wurden Schützen postiert, um den Verkehr und Schiffer in gleicher Weise zu überwachen. Die Kranmeister sollten die auf Schiffen ankommenden Pilger genau beobachten (denn hier handelte es sich um größere Gruppen von Fremden, die den Pilgerstatus auch nur zur Tarnung nutzen konnten). Die Burggrafen, die für die großen Türme der Stadtmauer verantwortlich waren, durften ihren Turm nicht ohne Erlaubnis verlassen. Alle in der Stadt verbliebenen Fremden edlen und unedlen Standes sollten in die Hand der Bürgermeister schwören, für die Zeit ihrer Anwesenheit der Stadt hold und treu zu sein. Insbesondere sollten sie wie die Bürger zu ihrem Wohl handeln sowie vor Gefahren warnen. An der Stiftung von innerem Unfrieden sollten sie sich nicht beteiligen. An den Toren sollten Riegel zur Verschließung angebracht werden. Neben Müßiggängern sollten auch bestimmte verdächtige Personen ausgewiesen werden, so ein früherer Zöllner zu Bonn, der möglicherweise dem Erzbischof in Treue verbunden war.

13 Ähnliches wird aus Dortmund 1388/89 berichtet, vgl. Schilp, Privileg, S. 173.

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Ȥ Muylenstoissere (Gesindel oder Zuhälter) wurden mit der Folter bedroht, damit sie die Stadt mieden. Ȥ Mit der Geistlichkeit und der Universität sollte besprochen werden, was sie zur Sicherung der Stadt beizutragen hatten. Da beide Personengruppen zwar stark, aber nicht direkt in die politische Gemeinde eingebunden waren, war ihre Einbeziehung zur Wahrung äußerer und innerer Sicherheit nicht ohne Bedeutung. Bei all dem verließ man sich nicht allein auf die Bürger als Wachleute. Zugleich sollten bis zu 25 berittene Söldner und bis zu 100 Fußknechte eingestellt werden. Drei im Belagerungskrieg und im Bau von Befestigungen erfahrene Männer sowie drei oder vier erfahrene Büchsenmeister sollten ebenfalls verpflichtet werden. Insgesamt fünf zusätzliche Bollwerke sollten errichtet werden, die die mittelalterliche Stadtmauer an die Anforderungen der Entwicklung der Artillerie anpassten.14 Im Belagerungsfall kam es darauf an, im Vorfeld der Festung jegliche Deckungen, Unterbringungsmöglichkeiten oder Stützpunkte für ein gegnerisches Heer zu zerstören und so eine Belagerung oder auch einen Überraschungsangriff zu erschweren. Für die Bewohner des unmittelbaren Umlandes konnte dies dramatische Folgen haben. 1474 beispielsweise wurde kurzfristig beschlossen, die Klöster Mechtern und Weiher sowie das ganze Dorf Riehl vor den Stadttoren abzubrechen, bevor sich die Armee Karls des Kühnen nähern konnte.15 Im Frieden war der Raum unmittelbar vor und zum Teil auf den Festungsanlagen nicht nur in Köln durchaus für zivile Nutzung attraktiv, so dass es immer wieder zu Konflikten darüber kam.16 Sie im Sinne der Verteidigungsfähigkeit zu lösen, erzeugte immer wieder Kosten und Streit. Die Maßnahmen konzentrierten sich insgesamt neben der Verbesserung und Modernisierung der Festungsanlagen darauf, die Bewachung der Stadt zu verbessern, verdächtige oder gefährliche Fremde auszuweisen und draußen zu halten, die verbliebenen und neu hereinkommende Fremden genau zu kontrollieren und zu verpflichten und schließlich die Geistlichkeit sowie die Universität wenn möglich einzubeziehen. Paral­ lel dazu wurde kontrolliert, ob die vorgeschriebenen Gerätschaften für eine Brandbekämpfung vorhanden und im guten Zustand waren.17 All das war noch keine Vorbereitung auf einen ernsthaften Kriegszug oder eine förmliche Belagerung. Im Fokus der Maßnahmen und daher auch der Angst von Bürgermeistern und Rat bei steigender Kriegsgefahr stand vielmehr der handstreichartige Überfall, der im schlimmsten Fall zur Besetzung der Stadt – wenn auch ohne großes Blutvergießen – führen konnte. Wahr14 Stein, Akten, Bd. 2, S. 501–502, Anm. 2. 15 RP, Bd. 1, 1474/70. Vgl. Gorissen, Tor, S. 35. Allgemein zur Freimachung des Vorfeldes von Festungsstädten vor einer Belagerung vgl. Haas, „Bombe“, S. 47–48; Opll/Krause/Sonnlechner, Wien, S. 246. 16 Vgl. Opll/Krause/Sonnlechner, Wien, S. 179; Willkommen im alten Köln, S. 14–16; Plassmann, Stadtgeschichte, S. 81–84. 17 Stein, Akten, Bd. 2, S. 502–503, Nr. 333.

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scheinlicher und offenbar vordringlich befürchtet war aber ein Überfall im Stil einer großen Fehde, der auf eine Zufügung eines maximalen Schadens hinauslief. Müßiggänger und Gesindel in der Stadt, als Pilger getarnte Überfallkommandos und Ähnliche mochten nicht dazu in der Lage sein, Köln wirklich dauerhaft zu besetzen. Sie konnten aber durchaus als Mordbrenner die Stadt anzünden, und das scheint als eine reale Gefahr angesehen worden zu sein, zumal es ein mehr oder weniger reguläres Kriegsmittel war. Bereits 1470 war in Köln eine Warnung eingegangen, derzufolge sich fünf Brandstifter bereits in der Stadt aufhielten, die über 600 Gulden verfügten, um weitere Brandstifter anzuwerben. Eine Greta von Aachen habe sich bereits für 300 Gulden gewinnen lassen, ihr eigenes Haus in der Neugasse anzuzünden.18 Der Wahrheitsgehalt dieser Geschichte sei zwar dahingestellt, aber die dahinter stehende Gefahr war real. Einige 100 Gulden auszugeben, um einen verheerenden Stadtbrand zu erzeugen, war für Feinde der Stadt allemal billiger, als eine regelrechte Belagerung zu finanzieren. Diese Überlegung erklärt zu einem guten Teil das rigorose Vorgehen gegen Fremde, über deren Haltung, Treueverhältnisse und Absichten man nichts wusste.19 Die Schließung einiger Tore und die Verbesserung der Sicherung anderer dienten jedoch nicht nur der besseren Zugangskontrolle im Hinblick auf derartige Bedrohungen von innen heraus. Gelang es einem Gegner, eine Schar Bewaffneter in die Nähe der Stadt zu bringen, konnte diese überraschend ein Tor überfallen und besetzen. Je nach Stärke der Angreifer konnte dann entweder die ganze Stadt besetzt werden, oder zumindest konnte sie ganz oder teilweise ausgeraubt und ebenfalls angezündet werden, bevor sich die Angreifer wieder zurückzogen. Aufgrund eines solchen Bedrohungsszenarios reagierten die Kölner 1470 nervös auf die Nachricht, dass der Erzbischof und der Herzog von Geldern im nahen Neuss einen Hoftag mit „stechspil“20 abhalten wollten. Damit waren zahlreiche bewaffnete und potentiell feindlich gesonnene Adelige in unmittelbarer Nachbarschaft versammelt, von denen einige einen Handstreich ausführen konnten. Die Kölner reagierten mit einer befristeten Verstärkung der nächtlichen Wache, mit einer Schließung der Ketten über den Straßen und mit Patrouillen von Bürgern und Söldnern. Am Tag zuvor war ein Fridericus Malienmecher in den Dienst der Stadt getreten, der angegeben hatte, die Kunst der Verteidigung einer Festung gegen eine Übermacht und der Bekämpfung von eingedrungenen Feinden zu beherrschen.21 Er verfügte also 18 RP, Bd. 1, 1470/117. 19 Zur Furcht vor Mordbrennern auch außerhalb von Köln vgl. z. B. Friedrich, Drehscheibe, S. 334 (Prag 1689); auf zu schmaler Quellen- und Literaturbasis Bothe, Mordbrennern (Heidelberg 1688 und 1693). Vgl. auch Helleiner, Brandstiftung; Plassmann, Kriegsgefangene, S. 205. Als 1695 drei französische Spione in Köln verhaftet wurden, wies man alle französischsprachigen Studenten aus der Stadt aus, die man als so etwas wie natürliche Unterstützer der französischen Armee ansah. HAStK Best. 10B A 142, fol. 190r–v und 192v–193r. 20 RP, Bd. 1, 1470/59 und 67. 21 RP, Bd. 1, 1470/53. Malienmecher lag zuvor mit der Stadt in Fehde, seine Einstellung war Teil der Friedensverhandlungen. RP, Bd. 1, 1470/20.

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genau über die Qualifikationen, die zu dem durch den Hoftag zu Neuss entstandenen Bedrohungsszenario passten. Die Maßnahmen, die hier für die 1470er Jahre breit dargestellt wurden, wiederholten sich in den folgenden Jahrhunderten immer wieder mit unterschiedlichen Akzentsetzungen und Anpassungen an die jeweils aktuelle Situation. Beispielsweise 1552: Im Gürzenich wurde damals ein Brief von einem „unbekandten frunde uss frankreich“22 gefunden. Darin wurde davor gewarnt, dass Frankreich von Metz aus eine Armee an den Niederrhein schicken könnte.23 Die Kölner nahmen diese anonyme Warnung ernst genug, um die 44er einzuberufen und über Maßnahmen für den Fall eines solchen Angriffs oder gar einer Belagerung zu beraten. Zunächst verständigte man sich dabei darüber, dass die gesamte Gemeinde Kaiser und Reich die Treue halten wolle – sicher eine Vorbedingung dafür, dass es überhaupt zu einem Kampf gegen Frankreich kommen konnte. Zweitens sollte eine Kommission zur Beratung konkreter Maßnahmen gebildet werden, zu der jede Gaffel einen oder zwei Männer entsenden sollte, die über die notwendige militärische Erfahrung verfügten. Sodann sollten Getreidevorräte angelegt und die vorhandenen Vorräte auch der geistlichen Institutionen erfasst werden. Eine Schickung zum Domkapitel sollte dabei eine möglichst große Einmütigkeit innerhalb der Stadt herstellen. Mit dem Herzog von Jülich sollte ebenfalls verhandelt werden. Schließlich kam man zum entscheidenden Punkt: Die Kriegsvorbereitungen würden Geld erfordern, die Rentkammern waren aber nicht flüssig. Alle Räte und die 44er bewilligten daher den Verkauf von Erbrenten und Leibrenten – also die Aufnahme von Anleihen. Auch das gehörte zu den stets notwendigen Kriegsvorbereitungen, soll hier aber nicht im Detail verfolgt werden. Am Tag nach Fassung der Grundsatzbeschlüsse wurden konkrete Maßnahmen eingeleitet. Die Türme und die Schlösser an den Pforten in der Stadtmauer wurden kontrolliert und die Visitation der Getreidevorräte der Geistlichkeit vorbereitet – bei der man mit Widerständen rechnete.24 Zudem wurde die ungenehmigte Ausfuhr von Getreide verboten, um einer Hungersnot oder Teuerung vorzubeugen.25 Die Rentkammern begannen mit der finanziellen Kriegsvorbereitung, und die Bürgerwache wurde bei Tag und Nacht verstärkt.26 Weitere, auch diplomatische27 Maßnahmen wie etwa die vorsorgliche Anwerbung von Söldnern28 folgten, die hier nicht weiter verfolgt werden müs22 HAStK Best. 10B A 16, fol. 132r. Der ganze Vorgang ebd. fol. 132v–134r (Ratsprotokoll 21.4.1552) sowie Buch Weinsberg, Bd. 2, S. 4. 23 Frankreich befand sich im Bündnis mit protestantischen Reichsfürsten gegen den Kaiser und damit de facto auch gegen das kaisertreue Köln. Zu den Hintergründen vgl. Rabe, Reich, S. 284–303. 24 HAStK Best. 10B A 16, fol. 134v (Ratsprotokoll 22.4.1552). 25 HAStK Best. 10B A 16, fol. 138r (Ratsprotokoll 2.5.1552). 26 HAStK Best. 10B A 16, fol. 135r–v (Ratsprotokoll 25.4.1552). Siehe auch Buch Weinsberg, Bd. 2, S. 15. 27 HAStK Best. 10B A 16, fol. 138r –139r (Ratsprotokoll 2.5.1552). 28 Vgl. Buch Weinsberg, Bd. 2, S. 15. Sobald die Gefahr abklang, beschloss man, die Söldner auf ein Wartgeld zu setzen. D. h., sie sollten sich nur bereithalten, um auf Aufforderung in den Dienst der Stadt zu

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sen, zumal die befürchtete Belagerung ausblieb. Die Reaktion auf die Kriegsgefahr zeigt jedoch ein routiniertes Vorgehen: Man wusste, was zu tun war, um die Verteidigungsbereitschaft der Stadt herzustellen und nach außen zu demonstrieren. Alltägliche Kämpfe im Mittelalter Dieser Abschnitt hätte auch mit dem Titel „Fehden“29 überschrieben werden können, jedoch ist dieser Begriff heutzutage nicht mehr so eindeutig verwendbar, wie dies noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war. Zum Teil handelte es bei Fehden um eine aus rechtshistorischer Sicht nicht klar definierte Selbsthilfe bei erlittenem Unrecht. Zum Teil handelte es sich aber auch nur um gewaltsam ausgetragene Konflikte, die kaum ohne weiteres in den Rahmen eines rechtlichen Verfahrens gepresst werden können.30 Oft lässt sich ohnehin nicht sicher unterscheiden, ob eine bestimmte Kampfhandlung wenigstens dem Anspruch der Beteiligten nach im Rahmen einer rechtlich erlaubten Fehdehandlung stattfinden sollte, oder ob es sich schlicht um die Plünderung eines Bauernhofs handelte. Bei aller Unsicherheit war jedoch das, was im 14. und 15. Jahrhundert Fehde oder auch Feindschaft, seltener Krieg hieß, Alltag für jeden Herrschaftsträger, so auch für die Stadt Köln: Manchmal kleinräumige, manchmal ausufernde Konflikte in der näheren und weiteren Umgebung, deren Führung trotz aller Opfer und Verluste grundsätzlich gestattet war und die sich kaum vermeiden ließen.31 Im Verlaufe der Jahrhunderte führten zwar u. a. Gottes- und Landfriedensbewegung zu einer Begrenzung und rechtlichen Einhegung der Fehdepraxis, ohne sie jedoch bis 1495 vollständig zu diskreditieren. Wo eine Fehde als erlaubtes Mittel der (Wieder-)Herstellung von Recht galt, war sie zunehmend an bestimmte Regeln sowie eine förmliche Absage gebunden, die Kampfhandlungen und einer Schädigung des Gegners voranzugehen hatte.32 Mittelalterliche Juristen weltlicher und geistlicher Provenienz diskutierten bekanntlich die Frage nach der Legitimation von Gewaltanwendung ausführlich und langfristig treten. Unterdessen wollte man die Situation beobachten. Das zeigt, dass der Rat durchaus situationsabhängig zu handeln wusste. HAStK Best. 10B A 204, fol. 107v–108r (Ratsprotokoll 18.3.1552) und ebd. fol. 110v–111r (23.3.1552). 29 Vgl. auch Lindgren, Fehden. 30 Vgl. Reinle, Innovation, S. 198–199; Klocke, Beiträge; Konzen, Fehdebriefe; ders., Welt; ders., „Wüterich“; Ohler, Krieg, S. 49; Wadle, Delegitimierung; Tresp, Sicherungsbriefe, S. 50–53; Sprandel, Legitimation. Siehe zuletzt auch zu den problematischen ideologischen Hintergründen der klassischen Fehdedefinition Kortüm, „Zeiten“, S. 155–160. 31 Der Bündnisvertrag der Stadt Köln mit dem Herzog von Berg gegen den Erzbischof von Köln aus dem Jahr 1418 umreißt das Spektrum erwarteter Kämpfe gut: Verabredet wurde v. a. die gegenseitige Unterstützung bei Angriffen auf die eigene Stadt bzw. das eigene Territorium, der Umgang mit Gefangenen, die gegenseitige Öffnung für Kämpfer und die Schädigung des Erzbischofs bzw. seiner Partei. HAStK Best. 1 U 1/9027A. 32 Vgl. Reinle, Innovation, S. 201.

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nicht ohne Rückwirkung auf das Alltagsleben streitender Parteien.33 Die Feinheiten dieser Debatten können hier jedoch beiseitegelassen werden, da die spätmittelalterliche Stadt Köln unabhängig von einer juristischen Wertung häufig in Fehden und entsprechende Kämpfe verwickelt war.34 Sie musste also in jedem Fall eine Strategie entwickeln, um ihre Interessen bzw. die der Bürger, Eingesessenen und Partner gegen Gewalt zu schützen oder ihre Interessen gegen andere mit Gewalt durchzusetzen – wobei unter Fehde im Folgenden hauptsächlich kleinere und alltägliche Konflikte verstanden werden sollen, die vom Umfang der beteiligten Kämpfer her deutlich unter dem zu verorten sind, was man als größeren Krieg oder Feldzug bezeichnen könnte (also als „Heerfahrt“ im Sinne des Verbundbriefs). Diese pragmatische Nutzung des Fehdebegriffs mag schon den Zeitgenossen näher gelegen haben als der Versuch einer streng juristischen Definition. Das schloss nicht aus, dass man sich in Köln mit der Frage der Fehdeführung auch theoretisch befasste. Vor 1431 entstand hier beispielsweise der Traktat „De iusto bello“ des Heinrich von Gorkum.35 Darin wird zwar dafür argumentiert, dass legitime Gewaltanwendung an einen legitimen Grund gebunden sei und dass die Ermächtigung zur Gewaltanwendung nur dem Kaiser als oberstem Richter oder gar dem Papst zukomme. Aber Heinrich referiert auch die Praxis, die die Fehdeführung als alltäglich geübten Brauch ausweist. Und er sieht – möglicherweise in bezeichnender Weise für den Entstehungsort seiner Schrift – eine Ausnahme: Wenn gegen Ritter vorgegangen werde, die zur Bedrängung von Kaufleuten eine Burg bauten, sei dies nicht als (illegitime) kriegerische Gewalt zu werten, sondern als Schutz von Recht und Gesetz gegen einen gleichsam notorischen Verbrecher. Solche aus einem städtischen Kreis heraus hervorgebrachten Ansichten belegen, dass Gewalt­anwendung durchaus als legitimes Mittel zum Schutz der eigenen Interessen galt – jedenfalls solange man stark genug war, sie ohne großes Risiko auszuüben. Gerade aus städtischer Sicht wurden Fehdegegner auf diese und ähnliche Weise nicht selten als Raubritter außerhalb einer rechtlich legitimierten Fehdeführung kriminalisiert. Man sollte sich jedoch davor hüten, diese Wertungen unbesehen zu übernehmen.36 Fehden unterschieden sich von einem Krieg im modernen Verständnis auch dadurch, dass die Parteinahme von Fürsten, Städten, Rittern und Herren nicht unbedingt nach großen, festgefügten Blöcken erfolgte. Vielmehr war jeder Teilnehmer in sein persönliches Netzwerk von Beziehungen und Loyalitäten eingebunden, das wiederum seine Fehdeführung stark bestimmte. Idealtypisch standen sich bei Ausbruch einer Fehde zwei Parteien gegenüber, die jeweils auf ihre Fehdehelfer bauen konnten. In der Praxis waren die 33 Vgl. z. B. Reinle, Innovation, S. 206–212. 34 In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass auch zur Exekution von Urteilen ordentlicher Gerichte zum Mittel der Fehde gegriffen werden konnte, vgl. Rödel, U., König, S. 52. Zahlreiche Fehdeansagen bzw. Sühnen zur Beendigung von Fehden finden sich in HAStK Best. 1 und Best. 21. 35 Vgl. Reinle, Innovation, S. 213–219. 36 Vgl. Blanke, Gewaltausübung, S. 247–251.

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durch Lehen, Geldzahlungen, Sühnen und andere Verpflichtungen zur Hilfe Angehaltenen aber häufig durch konterkarierende Loyalitäten gebunden. Bereits die Gewinnung als Fehdehelfer z. B. in einer Sühne wurde bisweilen unter dem Vorbehalt beeidet, gegen alle außer ihren jeweiligen Lehnsherrn zu dienen.37 Bei wechselnden Bündnis­konstellationen kam es aber auch ohnedies zu solchen Vorbehalten oder Teil-Loyalitäten, ganz zu schweigen von Sühnen, die während eines Konflikts z. B. anlässlich der Entlassung eines Teilnehmers aus der Gefangenschaft abgeschlossen wurden.38 Kurz: Bei jeder größeren Fehde ergab sich je länger je mehr eine unübersichtliche Situation, indem der eine Helfer nur gegen einen Teil der Gegner auszog, der andere aber gegen einen anderen. Da sich über das Institut der Helfershelfer39 (die in keiner direkten Beziehung zu den ursprünglichen Kontrahenten standen und möglicherweise wieder in andere Loyalitäten eingebunden waren40) weitere Unsicherheiten ergaben, zerfielen Fehden oft ganz automatisch in zahlreiche parallel geführte Kleinkriege.41 Ein großes Heer konnte unter solchen Umständen häufig nicht aufgeboten werden, so dass auch große Schlachten und Belagerungen fehlten. Stattdessen wurde auch gegen schwergewichtige Gegner wie etwa 1476 den Erzbischof42 ein Kleinkrieg geführt, bei dem es der Natur der Sache nach darauf ankam, den Gegner so lange zu schädigen und ihm so viele Helfer wie möglich etwa durch Gefangennahme abzunehmen, bis er sich zu einem Ausgleich bereitfand. Militärisch betrachtet ergab sich daraus ein verwirrendes Bild von kleinen, meist berittenen43 Trupps, die umherzogen, sich in Scharmützeln und Überfällen bekriegten, die Untertanen oder Bürger des jeweiligen Gegners gefangen nahmen44, bedrängten oder

37 Ein Beispiel: HAStK Best. 1 U 1/3467 (1382). 38 Vgl. z. B. Garnier, Symbole, S. 29–30. 39 In Sühnen oder Waffenstillständen, mit denen Fehden eingestellt oder beendet wurden, wurden die Helfershelfer beider Seiten daher ausdrücklich genannt, sofern sich die Sühne auch auf sie beziehen sollte. Siehe z. B. HAStK Best. 1 U 1/5277B (Waffenstillstand der Stadt Köln mit dem Ritter Herman van der Hurst, 1394); HAStK Best. 1 U 1/11275 (Sühne des Rudiger van Kaldenbach mit der Stadt Köln, 1437). Siehe auch HAStK Best. 30N A 120: Eine Liste von wahrscheinlich 1489 listet damalige Feinde der Stadt Köln in drei Gruppen auf, wobei insgesamt 60 Mann Helfer der drei Haupt-Fehdegegner waren. 40 Auf dieses Problem war auch im Umgang mit Personen zu achten, mit denen die Stadt Köln in keinem Konflikt lag. Als beispielsweise 1459 Graf Ulrich von Württemberg um Geleit für einen Besuch Kölns bat, wurde ihm das unter der Bedingung gewährt, dass er niemanden mit sich bringe, der „unser ­vyande“ war. HAStK Best. 20A A 45, fol. 20r. Geleitgesuch HAStK Best. 21 A 1971. 41 So beklagten sich die Kölner ca. 1385 darüber, dass nach Beilegung des Konflikts mit dem Erzbischof noch immer Fehden auszufechten waren, die im Zuge der Belagerung von Schloss Reifferscheid während dieses Konflikts entstanden waren und offenbar unabhängig von ihm parallel geführt wurden. HAStK Best. 22 A 776. Zu dem breiten Panorama der Kölner Verwicklung in Fehden in den Jahrzehnten zwischen 1370 und 1400 vgl. Lindgren, Fehden. 42 Siehe z. B. Stein, Akten, Bd. 2, Nr. 380, S. 539: Erzbischöfliche Söldner aus Brühl und Lechenich machen die Straßen unsicher. 43 Vgl. Rösener, Adel, S. 104. 44 Vgl. z. B. Militzer, Fehde, S. 53.

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ausplünderten45, ungeschützte Siedlungen angriffen oder abbrannten46 und sich gegenseitig gefangen bzw. als Geiseln47 nahmen.48 Da die städtischen Söldner bisweilen einen Anteil an der eingetriebenen Beute erhielten, hatten sie nicht unbedingt Interesse an einer Begrenzung der Fehdeführung.49 Sie unterlagen überdies nicht selten Irrtümern, nämlich wenn etwa – mit Absicht oder aus Versehen – ein Bauernhof geplündert und abgebrannt wurde, dessen Inhaber gar nicht zur gegnerischen Partei gehörte.50 Oder wenn sich erst nach einem Überfall auf einen Zug Kaufleute herausstellte, dass man irrtümlich Kölner Bürger angegriffen hatte, mit denen man gar nicht im Streit lag.51 So warnten zwei in eine Fehde mit der Stadt Koblenz Verstrickte die Kölner 1470 wohl zu recht, ihre Waren auf Koblenzer Schiffen zu transportieren, denn dann konnten sie Opfer dieser sie eigentlich nichts angehenden Auseinandersetzung werden.52 1365 wurde von Männern der Stadt Köln ein Diener des Erzbischofs von Trier bei Braubach, südlich von Koblenz, gefangen, und zwar unter Verletzung der Herrschaftsrechte des Trierers. Dies war natürlich in einer Situation noch nicht sehr weit fortgeschrittener Territorialisierung möglich, so dass sich ein Trupp Kölner Söldner, wahrscheinlich ohne auf Widerstand zu treffen oder einen offenen Konflikt austragen zu müssen, von Köln nach Braubach bewegen konnte. Dennoch zeigt die Aktion das Selbstbewusstsein und den weiten Aktionsradius der Kölner Fehdeführung, die sich je nach Einzelfall durchaus auf Augenhöhe mit den Machtmitteln der regionalen Fürsten sah. Der Trierer suchte dann auch alsbald eine Einigung mit der Stadt, ohne den Konflikt eskalieren zu lassen.53 Eine solche Kriegsführung wurde notwendigerweise eher dezentral gesteuert.54 Weder gab es die Kommunikationsmittel noch die hierarchischen Strukturen, die einem Feld45 Siehe z. B. HAStK Best. 1 U 1/9546 (Schadensersatz für zwei von städtischen Söldnern geraubte Ackerpferde, 1420). 46 Siehe z. B. HAStK Best. 22 A 776 (ca. 1385). Siehe auch Meier, R., Heinrich, S. 263: Die Kölner zogen 1371 im Kampf gegen den Erzbischof vor Bonn „ind verbranten alle dorpere dair vmben in dem felde sunder alle widderwer“. 47 Beispiele: 1458 wurde eine Reihe von Kölner Bürgern von Kuno von Westerburg gefangen gesetzt. Die Freilassung – für die sich die Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier eingesetzt hatten, hatte mehrere 1000 Gulden Kosten verursacht. RP, Bd. 1, 1458/1. 1374 bemühte sich die Stadt Köln um Freilassung von Arnold van Wanbeke, Ennen/Eckertz, Quellen, Bd. 5, Nr. 61. Siehe auch Best. 1 U 1/7205 (1404): Fehdehelfer hat gefangenen Gegner bei der Stadt Köln abzugeben. Überlegungen zu den Hintergründen von Gefangennahme im Verlauf von Fehden bei Tresp, Sicherungsbriefe, S. 60–64. 48 Vgl. Garnier, Symbole, S. 33; Klocke, Beiträge; Wübbeke, Militärwesen, S. 237–241; Röpke, Fehde, S. 113–117; Prietzel, Kriegsführung, S. 109–110. 49 Siehe z. B. RP, Bd. 1, 1476/23 und 1477/22. 50 Siehe z. B. RP, Bd. 1, 1477/27. 51 Beispiele: RP, Bd. 1, 1443/8 und 1447/18. Siehe auch das Verbot der Beraubung nicht an der Fehde Beteiligter und unter Geleit stehender Personen in RP, Bd. 1, 1474/79. 52 RP, Bd. 1, 1470/26. 53 HAStK Best. 1 U 1/2432 (1365). 54 Wübbeke beschreibt dies negativ konnotiert als „eigenmächtiges Regiment“ (Wübbeke, Militärwesen, S. 110), jedoch lag ein solches angesichts der Kommunikationsmittel und Verkehrswege in der Natur der Sache.

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herrn in einer größeren Fehde die Möglichkeit gegeben hätten, die einzelnen Gefechte zu einer zielgerichteten Kriegsführung zu bündeln. Daher ist die Frage nach einem Feldherrn wenigstens für kleinere und alltägliche Fehden falsch gestellt: Es war für die Stadt Köln zwar möglich, ihre Helfer und Söldner gegen einen Gegner beispielsweise irgendwo in der Eifel aufzubieten. Von Köln aus konnten die Kämpfe dann aber nicht mehr gesteuert werden, so dass die Führung einem Kommandanten vor Ort überlassen werden und in der Stadt kein oberster Feldhauptmann installiert werden musste. Vielmehr bestand die Führung solcher Konflikte hauptsächlich darin, sie zu beginnen und zu beenden – beides eher politische Fragen, die allerdings das militärische Potential beider Seiten im Auge zu behalten hatten. Sie waren daher auf einer strategischen Ebene angesiedelt, nicht auf einer taktischen oder operativen. Die eigentliche Führung der Kämpfe außerhalb der Stadt ging der Kölner Obrigkeit aber weitgehend verloren, sobald ihre Männer aus der Sichtweite55 verschwanden. Was dann genau geschah, konnten Bürgermeister und Rat weder im Detail steuern noch kontrollieren. Daher war das politische Management von tatsächlichem oder nur behauptetem Fehlverhalten Kölner Söldner oder Helfer in der Praxis eines ihrer Hauptgeschäfte bei der Fehdeführung. Dazu ein Beispiel aus dem Jahr 1412: Adam von Palant, Spross eines im Herzogtum Jülich bedeutenden Geschlechts, hatte sich darüber beklagt, dass ihm Kölner Söldner unter ihrem Rittmeister Heinrich von Hemberg nachgeeilt waren, ihn und seine Freunde also verfolgt hatten. Das konnte durchaus als unfreundlicher Akt betrachtet werden. Darüber in Köln befragt, bestritt der Rittmeister aber den Vorwurf (oder die Kölner gaben vor, dass er ihn bestritten habe). Köln versicherte jedoch, dass er den Befehl habe, nur gegen die Feinde der Stadt vorzugehen.56 Dieser Fall zeigt die Probleme der Fehdeführung in aller Deutlichkeit: Was genau der Rittmeister und die ihm unterstellten Söldner außerhalb der Stadt taten, konnte die Kölner Obrigkeit nicht aus eigener Anschauung kontrollieren. Sie war auf die Korrektheit ihrer Berichte angewiesen, um die es bei einem tatsächlichen Fehlverhalten nicht unbedingt gut bestellt gewesen sein musste. Umgekehrt konnte man in der Stadt natürlich auch nicht wirklich prüfen, inwieweit die von außen erhobenen Beschwerden zutrafen. Letztlich galt das aber auch umgekehrt: Wenn sich Kölner darüber beklagten, zu Unrecht von einer anderen Partei angegriffen worden zu sein, konnten Bürgermeister und Rat den Wahrheitsgehalt solcher Klagen nur schwer einschätzen.57

55 1476 wurden hohe städtischen Amtsträger ermächtigt, auch des Nachts Pforten für städtische Söldner zu öffnen, die gegen erzbischöfliche Truppen aus- oder nach dem Einsatz einziehen wollten. Die Kriegsführung unterlag also bis zu diesem Punkt wenigstens einer gewissen Kontrolle. Stein, Akten, Bd. 2, Nr. 380, S. 539. 56 HAStK Best. 20A, 5, fol. 8r: Köln an Adam von Palant, 10.5.1412. 57 Siehe z.B: HAStK Best. 20A, 5, fol. 9r: Köln an den Schwäbischen Bund und die Stadt Ulm wegen ungerechtfertigter Feindseligkeiten des Heinrich von Schellenberg, 20.5.1412.

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Bei Beginn einer Fehde war es notwendig zu prüfen, in welche Beziehungsnetze auch ein auf den ersten Blick leichtgewichtiger Gegner eingebunden war.58 Denn wenn es ihm gelang, ein größeres Netz von Freunden und Helfern zu aktivieren, konnte aus einer Kleinigkeit ein schwerwiegender und kostspieliger Konflikt werden. Je nach Lage und Rahmenbedingungen war es nicht sinnvoll, eine Fehde gewaltsam entscheiden zu wollen. Als Köln beispielsweise mit Reynkin van Hugenpoit [Hugenpoet] aneinandergeriet und dieser der Stadt noch „vele andere vyant gemacht“59, also zahlreiche Helfer gewonnen hatte, wandten sich die Kölner Anfang 1420 an den Herzog von Berg als dessen Herrn mit der Bitte, für ein Ende der Fehde zu sorgen – sprich: einen Frieden zu vermitteln. Zum Management von Fehden und potentiell gewaltsamen Konflikten zählte sodann auch die genaue Beobachtung der Streitigkeiten einzelner Bürger mit auswärtigen Gegnern.60 Diese konnten sich rasch auf die gesamte Stadtgemeinde ausweiten, wenn sich der Auswärtige an der Gesamtheit der Kölner schadlos hielt. Denn zur spätmittelalterlichen Fehdeführung gehörte eine Form von Gemeinschaftshaftung. Untersassen eines verfeindeten Fürsten oder Bürger einer verfeindeten Stadt konnten, wenn man ihrer habhaft wurde, festgesetzt oder anders bedrängt werden. Das betraf auch und wohl manchmal v. a. die Handelsgüter, die sie mitführen mochten. Deren Verlust erhöhte den wirtschaftlichen Schaden des Gegners und konnte ihn über kurz oder lang zum Einlenken zwingen. Aus diesem Grund dürfte die Stadt Wert darauf gelegt haben, im Zuge der Aussöhnung zwischen dem Kölner Emund Birclyn [Birklin] mit dem Ritter Heynricus genannt van der Balin [Baal] und dessen Söhnen im Jahr 1321 von letzteren auch eine Urfehde zu erhalten, obwohl die Stadt selbst nicht direkt beteiligt gewesen war.61 1405 forderte der Rat Paitze Hardefuyst dazu auf, ihre Fehde gegen Dederich van ­Nuwenar rasch zu beenden. Ansonsten wolle man sich wegen möglicher Schäden, die andere Bürger und Einwohner Kölns erlitten, an sie halten.62 1414 wurde die Teilnahme von Bürgern an Fehden auswärtiger Herrn als deren Helfer mit der Strafe belegt, sie nicht wieder in die Stadt zu lassen.63 Die Stadt griff aber auch selbst zu Maßnahmen gegen die Untersassen ihrer Gegner, so z. B. 1465 gegen Leute aus dem Herzogtum Geldern, deren Waren und Gelder in Köln festgesetzt wurden.64 Dadurch wurden allerdings die Güter und Rentenansprüche der eigenen Bürger in fremden Gegenden ebenfalls gefährdet. Daher handelte es sich bei dieser Form der Kriegsführung um ein zweischneidiges Schwert, das mit Bedacht zu 58 Siehe dazu z. B. die Auswertung des Kölner Fehderegisters von 1370/1400 bei Lindgren, Fehden. 59 HAStK Best. 20A, 8, fol. 4v: Köln an den Herzog von Berg, 26.1.1420. 60 Auch musste die Stadt dafür Sorge tragen, dass ihre Verbündeten und Helfer nicht ihre eigenen Fehden aus der Stadt heraus und vielleicht noch unter Rückgriff auf städtische Söldner führten und so Köln in einen Kampf hereinziehen konnten. Vgl. z. B. HAStK Best. 1 U 1/4792 (1392). 61 HAStK Best. 1 U 1/1027. 62 RP, Bd. 1, 1405/9. 63 Stein, Akten, Bd. 1, S. 285. 64 RP, Bd. 1, 1465/26.

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führen war. Der Kölner Rat hatte diese Risiken im Blick, als er beispielsweise 1440 ein Vorgehen gegen Untertanen des Herzogs von Burgund ablehnte, weil die zu erwartenden Nachteile überproportional groß seien.65 Kölnerinnen und Kölner liefen dennoch außerhalb der Stadt immer wieder Gefahr, entweder im Rahmen einer offiziellen Fehde- oder Kriegsführung oder durch schwer davon zu unterscheidende Überfälle Opfer von Gewalt, Ausraubung oder Gefangensetzung zu werden. Vor Erlass und Durchsetzung des Ewigen Landfriedens von 149566 war dies eines der vordringlichsten Probleme der Kölner Kriegsführung, dem mal mit Gewalt, mal aber auch durch Verhandlungen und Zahlungen begegnet wurde. So wurde am 30. Oktober 1465 eine Gruppe von Kölnern auf offener Landstraße im Stift Münster im Geleit des Bischofs von Münster vom Grafen von Tecklenburg mit ca. 40 Mann überfallen und gefangen gesetzt. Dabei starb einer der Kölner. Von ihrer Heimatstadt aus wurden umfangreiche diplomatische Bemühungen in die Wege geleitet, um die Freilassung der Gefangenen durch eine finanzielle Auslöse zu erwirken. Eine gewaltsame Lösung schlossen Rat und 44er dabei aus, was sicherlich der Tatsache Rechnung trug, dass Tecklenburg außerhalb der Reichweite der Kölner Söldner lag. Die schließlich durch Vermittler erreichte Auslösung war daher zwar teuer und musste durch Erbrentenverkäufe finanziert werden, aber billiger, als es ein Kriegszug jemals hätte sein können – ganz abgesehen davon, dass ein Kölner Heer tief in Westfalen möglicherweise noch andere Gegner vorgefunden hätte als nur den Grafen von Tecklenburg.67 Im späten 15. Jahrhundert stellte dieses Beispiel keinen Einzelfall dar. Immer wieder wurden Kölner Bürger auf den Straßen der weiteren Region überfallen und gefangen gesetzt.68 Eine militärische Reaktion auf diese vielfältigen Bedrohungen, von denen vermutlich nur ein Teil überhaupt in den Quellen greifbar ist, war in der Regel aus den gleichen Gründen wie im Falle des Tecklenburgers ausgeschlossen. Die Finanzkraft Kölns stellte dann ein Mittel dazu dar, noch teurere gewaltsame Auseinandersetzungen zu vermeiden. Wübbeke hat die Vernicher Fehde 1460 und die Fehde gegen Westerburg 1457 als typische Beispiele von Kölner Fehden näher analysiert.69 Die erste entwickelte sich aus einem früheren Konflikt mit Hermann vamme Kirchove, dessen Helfer Vater und Sohn Wilhelm und Friedrich von Sombreff waren und über die schließlich auch Goiswyn Brent von Vernich mit den Kölnern aneinandergeriet. Es handelte sich also um eine typische Kaskade von Fehden, die über Helfer und Helfershelfer immer weitere Kreise zogen. Vernich war offenbar an der Schädigung von Kölner Bürgern bei Heinsberg beteiligt – auch das typisch für eine Fehde. Daraufhin sagte Köln ihm direkt die Fehde an. Dazu wurde 65 RP, Bd. 1, 1440/9. Ähnlich verhielt sich die Stadt Frankfurt a. M. Vgl. Folkens, Gesandte, S. 195. Vgl. auch Wirtz, Köln, S. 134. 66 Vgl. Schmidt, G., Geschichte, S. 33–40. 67 RP, Bd. 1, 1467/29. 68 Siehe z. B. RP, Bd. 1, 1484/1 und 4 sowie 1485/10 sowie 1490/29. 69 Vgl. zum folgenden Abschnitt Wübbeke, Militärwesen, S. 230–237. Siehe auch HAStK Best. 30N A 1185.

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eine kleine Truppe aus Söldnern und Bürgern der Stadt zusammengestellt und auch mit Büchsen und Belagerungsgerät ausgerüstet. Diese zog vor die etwa 24 Kilometer südwestlich von Köln liegende Burg, blieb also in erreichbarer Nähe. Aber der Zug hierher erforderte doch ein wenigstens mehrtägiges Ausrücken des Trupps. Das Kommando hatten Rittmeister Hermann van Mauwenheim und/oder Rentmeister Johann vamme Dauwe sowie Johann Krulman. Die Machtdemonstration reichte aus, um die Burgbesatzung kampflos zur Übergabe zu bewegen. Eine Besatzung von 25 Söldnern verblieb dort und die restlichen Kölner zogen sich zurück. In der Nähe der Stadt – 24 Kilometer dürften etwa ein bis zwei Tagesritten entsprechen – war die Stadt also damals zu einer offensiven Machtdemonstration fähig, der ein Kleinadeliger nichts entgegensetzen konnte, wenn er nicht seinerseits über Verbündete verfügte. Ausschlaggebend dürfte in diesem beginnenden Artilleriezeitalter die unmittelbare Verfügbarkeit von Geschützen im städtischen Arsenal gewesen sein. Es liegt auf der Hand, dass sich dieser Vorteil aufhob, je weiter weg man sie von Köln aus transportieren musste, denn dann stiegen der Aufwand und die Gefahr eines Verlusts der Geschütze während des Transports etwa durch Überfälle an. Eine rasche Eroberung der Burg Vernich war jedoch das eine, sie zu behaupten das andere. Sie gehörte zum Lehnsverband der Herzöge von Jülich, die eine dauerhafte Besetzung weder dulden konnten noch wollten. Umgekehrt wollten die Kölner den entlegenen Stützpunkt nicht auf Dauer behaupten und reduzierten alsbald die Besatzung, während zugleich Verhandlungen geführt wurden. Die Inbesitznahme der Burg trägt so deutlich die Züge einer Gewinnung eines Faustpfands, zumal sich auch Brent von Vernich in der Gewalt der Kölner befand. Er wurde schließlich freigelassen, gelobte aber zusammen mit weiteren Familienmitgliedern der Stadt Mannschaft und erklärte die rückerstattete Burg mit Zustimmung Jülichs zu einem Offenhaus Kölns. Damit war zumindest in dieser Generation ein wesentliches Ziel der Stadt Köln erreicht: in diesem Teil ihres Umlandes den Frieden wieder hergestellt und den ehemaligen Feind dauerhaft an sich gebunden zu haben, so dass er in künftigen Konflikten gegen andere Köln unterstützen würde. Was weder gelang noch angestrebt war, war die Ausnutzung der kurzzeitigen Eroberung für die Bildung eines städtischen Territoriums. Dies hätte den Herzog auf den Plan gebracht und Köln in einen schweren Konflikt gestürzt, den es nicht hätte gewinnen können. Etwas anders waren die Verhältnisse in der Fehde gegen Westerburg gelagert, denn ihr Ursprung lag in einem Überfall des Coen von Westerburg auf Kölner Kaufleute am Main im Jahr 1457. Zusätzlich zu ihrer Beraubung wurden sie auch auf der Westerburg gefangen gesetzt – weit weg von Köln.70 Da der bewaffnete Arm der Stadt nicht so weit 70 Ein anderes Beispiel für weit entfernte Händel: 1428 waren Kölner von einem großangelegten Überfall auf Kaufleute auf dem Weg zur Frankfurter Messe bei Sinsheim betroffen, vgl. Rothmann, Täter, S. 43. Der in der süddeutschen Fehdeführung um die Mitte des 15. Jahrhunderts sehr aktive Hans von Rechberg nahm 1436 in Crailsheim zwei Kölner gefangen, deren Freilassung mit der Unterstützung der Stadt Ulm erreicht wurde. HAStK Best. 20A A 14, fol. 113v und 115v. Zu Rechberg vgl. Konzen, Welt.

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reichte, waren die Kaufleute unter dem Geleit der rheinischen Kurfürsten gereist. Die Kölner wurden deshalb nicht selbst tätig, sondern versuchten nach Bekanntwerden des Vorfalls die Kurfürsten zu aktivieren. Tatsächlich wurde ein Bündnis mit den drei rheinischen Erzbischöfen, der Stadt Frankfurt a. M. sowie Frank von Kronberg (dem am betroffenen Mainabschnitt die Geleitsicherung oblag) abgeschlossen, um Westerburg und seine Helfer anzugreifen. Wirklich effektiv war dieses weitgespannte Bündnis jedoch nicht, so gelang die geplante Versammlung von Truppen der Beteiligten nicht, obgleich Köln ein Kontingent von Söldnern entsandt hatte. Das scheint insoweit aber auch nicht mehr notwendig gewesen zu sein, als auf Intervention verschiedener Fürsten mit regionalen Interessen eine Einigung gelang. Diese Fehde zeigte deutlich, dass Köln ohne Verbündete über eine sehr weite Entfernung militärisch nicht handlungsfähig war.71 Aber sie trug insofern mit der Fehde gegen Brent von Vernich gemeinsame Züge, als es darauf offenbar nicht ankam, solange es gelang, ein Bündnis zustande zu bringen. Dessen Drohung mit einem Angriff reichte dann als Machtdemonstration aus, um friedensstiftende Mechanismen vor Ort auszulösen und letztlich die Kölner Inte­ ressen zu wahren. Der Aufwand und die Risiken waren allerdings ungleich höher als bei einem Zug in die Nachbarschaft. Daher war ein von Reichs wegen durchgesetzter und vor Reichsgerichten einklagbarer Landfrieden die bessere Alternative – doch das ist eine Entwicklung der Frühen Neuzeit. So chaotisch das Kampfgeschehen während einer Fehde ablaufen mochte, so sehr war man im Nachgang um eine genaue Abrechnung der Schäden bemüht. Das war entweder notwendig, weil es Teil der Absprachen zur Beendigung des Konflikts war. Oder es meldeten sich Geschädigte, die unbeabsichtigt zwischen die Parteien geraten und daher auch unrechtmäßig geschädigt worden waren. Beispiele für die aufwändige und auch teure Abrechnung der Schäden finden sich zahlreich, etwa nach der Fehde zwischen dem Herzog von Jülich-Berg und der Stadt Köln auf der einen Seite und den Herzögen von Geldern auf der anderen. Überliefert sind acht Urkunden, mit denen Geschädigte der Stadt Köln Beträge unterschiedlicher Höhe quittieren. Diese Abrechnung erstreckte sich über die Jahre 1430 bis 1436 und war offenbar von dem Bemühen getragen, nicht pauschal, sondern genau zu entschädigen.72 Zu den Kosten eines Krieges gehörten in jedem Fall auch solche Folgekosten, die bei der Güterabwägung zwischen möglichen Gewinnen bei seiner Fortsetzung und den diesen gegenzurechnenden Kosten ins Kalkül gezogen werden mussten.73 71 Ein weiteres Beispiel dafür ist die Fehde gegen Schweikard von Sickingen, der unter dem Schutz der Kurfürsten von der Pfalz und von Mainz agierte und dem Köln daher nicht mit Gewalt beikommen konnte. Diese Auseinandersetzungen zogen sich daher von 1488 bis 1497/98 hin und wurden erst durch einen Spruch Maximilians I. beendet. Vgl. dazu Fendler, Fehde. Siehe auch Militzer, Fehde, S. 55. 72 Kuske, Quellen, Bd. 1, Nr. 793. 73 Weitere Beispiele für zum Teil auch sehr hohe Schäden, die nach einer Fehde abgerechnet wurden: HAStK Best. 1 U 1/735 (Abtei Deutz wegen bei der Verfolgung von Flüchtigen entstandenen Schäden,

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Eindeutige Sieger und Verlierer gab es bei kleineren Fehden häufig nicht. Die Stadt war für einen kleinen Adeligen grundsätzlich nicht zu besiegen, sondern nur zu schädigen. Umgekehrt würde z. B. die Belagerung einer Burg – die überdies erst zur Solidarisierung anderer Adeliger mit Betroffenen und damit zur Ausweitung des Konflikts führen konnte – sehr hohe Kosten verursachen, die in keinem Verhältnis zum möglichen Gewinn standen. So etwas wie die totale Unterwerfung eines Gegners anzustreben, war daher in aller Regel keine sinnvolle Option.74 Von vielen Fehden erfahren wir nicht, welche Absprachen genau zu ihrem Ende geführt haben.75 Wo diese zu erschließen sind, gibt es in mehreren Varianten Abmachungen, die beiden Parteien Vorteile brachten. Nicht wenige Adelige gelobten der Stadt Mannschaft, was sie in die Position eines Lehnsmanns Kölns brachte. Vordergründung handelte es sich hier zwar um eine Unterwerfung. Aber die Stadt übernahm dabei häufig die Verpflichtung, im Gegenzug ein jährliches Mannlehensgeld zu zahlen.76 Da aber die Nehmer dieses Mannlehensgeldes ihre Gefolgschaft beeideten, gewann die Stadt für ihr Geld Sicherheit und in Konfliktfällen mit anderen Unterstützung. Die Vorteile lagen so auf beiden Seiten, wenn Köln auf seine überlegenen finanziellen Ressourcen zurückgriff, um Konflikte zu dämpfen. Die Adeligen konnten von diesen profitieren, wobei sie den direkten Solddienst vermeiden konnten. Offene Schlacht: Worringen 1288 Die Schlacht von Worringen 1288 gehört zu den bedeutendsten populären Erinnerungsorten nicht nur Kölns.77 Auch den frühneuzeitlichen Kölnern stand die Schlacht – die einzige im größeren Maßstab, die Kölner Aufgebote jemals schlugen – als verklärtes Ruhmesblatt ihrer Militärgeschichte vor Augen.78 Soweit für eine mittelalterliche Schlacht überhaupt möglich, wurde das Geschehen in zahlreichen Studien analysiert. Für die hier verfolgte Fragestellung sind die Quellen allerdings wenig ergiebig: Warum haben sich 1309); HAStK Best. 1 U 1/1107 (Fridericus de Riferscheyt [Friedrich von Reifferscheid] wegen Getreide, das ihm seitens der Stadt Köln bei der Belagerung der Burg Hoistadin [Hostaden] von seinem Hof Juodenrode [Gürath] genommen worden ist, 1323); HAStK Best. 1 U 1/3211 (300 Mark an den Ritter Johan Wolf van Ryndorp [Rheindorf] wegen Raub und Brand an einem Hof zu Gluwel [Gleuel], 1378); HAStK Best. 1 U 1/4117 (1200 Gulden mit Johan Gyr van Covelshoven, 1389); HAStK Best. 1 U 1/9456 (Johan van Loen, Herr zu Heynsberg, Lewenburg und Genepe [Heinsberg, Löwenburg und Gennep], Ansprüche wegen Schäden seiner Untersassen zu Roedenkirchen, Reyde, Kassell [Rodenkirchen, Rheidt, Kassel], 1420). 74 Daher galt: „vede is zo allen zijden goit aff gelaicht“ (Hanauska, „Historia“, S. 494). 75 In HAStK Best. 1 sind zahlreiche Sühneurkunden überliefert, aus der über die Tatsache des Abschlusses der Sühne hinaus keine Details hervorgehen. 76 Zahlreiche Beispiele in HAStK Best. 1. 77 Vgl. Henkel, Hoja Berge; Euler-Schmidt, „Schlacht“; Herborn, Stadt. 78 Z. B. in einer Bildfolge von Arnold Colyns aus dem Jahr 1582, der die Schlacht optisch in seine Zeit versetzt (das Kölnische Stadtmuseum bewahrt einen Teil dieser Bildfolge auf, u. a. 1987/501 und 502, vgl. Euler-Schmidt, „Schlacht“, S. 319).

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Abb. 21  Arnold Colyns: Aufmarsch zur Schlacht von Worringen (1582)

die Kölner Bürger beteiligt, in welcher Form genau und v. a. mit welchem Einfluss auf die militärischen Entscheidungen? Die Schlacht entstand aus der Auseinandersetzung um das Erbe des 1280 verstorbenen Herzogs Walram IV. von Limburg, um das sich primär Graf Rainald I. von Geldern und Graf Adolf V. von Berg stritten. Herzog Johann I. von Brabant erwarb die Ansprüche des letzteren. Der Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg hatte territorialpolitische Gründe, um gegen die brabantische Option vorzugehen und sich auf die Seite des Gelderners zu stellen. Der Konflikt griff auf diese Weise weiter um sich und wurde 1288 gewaltsam ausgetragen. Bei Worringen nördlich von Köln trafen am 5. Juni 1288 die Armeen beider Seiten aufeinander. Es unterlagen schließlich der Erzbischof und seine Verbündeten.79 Was hatte all das mit der Stadt Köln zu tun? Wolfgang Herborn hat einmal verwundert festgestellt, dass diese in der Kölner Erinnerung so prominente Schlacht zwar auf lange Sicht eine wesentliche Etappe auf dem Weg zur Abschüttelung der erzbischöflichen Stadtherrschaft war, aber so gut wie keine unmittelbaren Gewinne gebracht hat, die man landläufig von einem großen Sieg erwarten könnte – wie etwa Landbesitz, Rechte

79 Vgl. zu den Hintergründen die Beiträge in Schäfke, Name, und in Janssen/Stehkämper, Tag, sowie Janssen, Land, S. 56–57. Vgl. auch Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 371–383; Lehnart, Schlacht; ­Torunsky, Worringen.

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oder Zahlungen.80 Die Verwunderung darüber ist jedoch aus der Vorstellung gespeist, dass das städtische Aufgebot als Bündnispartner des Herzogs von Brabant gekämpft81 und deshalb an sich ein Recht auf einen Teil der Beute des Siegers gehabt habe. Christel Maria von Graevenitz hat demgegenüber die Schlacht bei Worringen überzeugend als Teil einer Landfriedensexekution gedeutet.82 Der große Anteil an zu Fuß kämpfenden Bauern und Kölner Bürgern erklärt sich auch aus diesem Ansatz, denn sie unterlagen im Falle einer Landfriedensexekution der Gerichtsfolge, waren also dazu verpflichtet, den Brabanter, der hier als Landvogt für den Niederrhein agierte, zu unterstützen.83 Natürlich war es immer noch eine politische Entscheidung, dessen Ruf nach Unterstützung nachzukommen. Aber diese Entscheidung bedeutete Erfüllung einer rechtlichen Pflicht, soweit Köln denn dazu bereit war, die königliche Autorität bzw. die des vom König eingesetzten, mit der Friedenswahrung in der Region betrauten Landvogtes anzuerkennen84 und gegen die Herrschaftsansprüche des Erzbischofs zu nutzen. Doch auch wenn man die Landfriedensexekution als sekundär betrachtet und letztlich von einem politischen Bündnis ausgeht, das Kölner Truppen unter die Fahnen des Herzogs brachte, blieb Köln ein Juniorpartner der Allianz im großen Konflikt, der weder die Ziele noch das militärische Vorgehen der Koalition entscheidend beeinflussen konnte. Die Teilnahme der Kölner an der Schlacht von Worringen passt sich letztlich in ein Grundmuster der städtischen Politik ein, das bis 1794 von zentraler Bedeutung war: Den Schutz von Kaiser bzw. König und Reich oder Reichsinstitutionen zu suchen, und zwar häufig vorrangig gegen den Erzbischof von Köln. Der Einsatz von Truppen außerhalb der Stadt diente, wie noch zu zeigen sein wird, häufig dem Ziel, die notwendige Gegenleistung für Schutz und Unterstützung zu erbringen, und keinen unmittelbaren Kölner Interessen. Der Verlauf der Schlacht von Worringen lässt sich wie bei mittelalterlichen Schlachten zumeist nur schwer im Detail rekonstruieren.85 Sicher ist, dass die Kölner weder ent80 Hinzuweisen ist allerdings auf eine größere Zahl von auf dem Schlachtfeld gefangenen Angehörigen des niederen Adels, die offenbar auf dem Schlachtfeld oder kurz nach dem Kampf (als Teil der Beute?) in die Verfügungsgewalt der Kölner gerieten. Das lässt sich aus einer größeren Zahl von Urfehden schließen, die diese Männer bei ihrer Entlassung der Stadt zu schwören hatten (siehe HAStK Best. 1 U 1/498 bis 528). Ob und inwieweit im Vorfeld der Entlassungen vorteilhafte Absprachen zugunsten Kölns getroffen wurden, die sich langfristig auszahlten, wäre zu prüfen. 81 Diese naheliegende Deutung setzte sich in Köln im Verlaufe des Spätmittelalters durch, so z. B. nachzulesen in der Chronik des Heinrich van Beeck aus dem späten 15. Jh., wo der Herzog von Brabant, die Stadt „mit yren frunden“ (Meier, R., Heinrich, S. 246) siegen, als wenn Stadt und Herzog Kern eines Bündnisses gewesen wären. 82 Vgl. Graevenitz, Landfriedenspolitik, S. 225–239. Der Hinweis auf die Landfriedensexekution findet sich auch schon bei Stehkämper, Stadt – Worringen, S. 367. 83 Vgl. Graevenitz, Landfriedenspolitik, S. 232–233. 84 Bereits 1292 beschwor die Stadt Köln den Landfrieden von Adolf von Nassau, siehe HAStK Best. 1 U 1/576. 85 Vgl. dazu Stehkämper, Stadt – Worringen, S. 373–378. Die wichtigste Quelle, die „Yeste van den Slag van Woeronc“ des Jan van Heelu, widmet den Kölnern nur geringe Aufmerksamkeit. Vgl. Heelu, Schlacht.

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scheidenden Einfluss auf die grundsätzlichen operativen oder taktischen Entscheidungen hatten noch im Zentrum des Kampfes standen. Kölner Bürger waren teilweise auf dem linken Flügel eingesetzt, der vom Grafen von Berg geführt wurde und sich gegen den Rhein erstreckte. Andere, und zwar offenbar der größere Teil von ihnen, hielten den Belagerungsring um die erzbischöfliche Burg Worringen, der der Feldzug zunächst gegolten hatte. Das also vergleichsweise kleinere Kontingent der Kölner geriet in die anfängliche Niederlage des linken Flügels und scheint sich vom Schlachtfeld zunächst entfernt zu haben, um – jedenfalls in den Quellen – erst später wieder aufzutauchen, als die Kölner die erzbischöfliche Niederlage vollenden halfen. Mit Gerhard Overstolz, der wohl das städtische Aufgebot anführte, fiel dabei ein Angehöriger eines Patriziergeschlechts. Er war offenbar vom Pferd gestiegen, um seine Mitbürger zu Fuß anzuführen.86 Davon, dass „vor allem der Heldenmuth des bürgerlichen Heeres“87 den Sieg gebracht habe, kann jedenfalls nicht die Rede sein. Es handelt sich hierbei um einen bis heute zählebigen, vom eigenen Selbstbewusstsein gespeisten kölschen Mythos. Immerhin aber waren die Kölner Bürger offenbar besser ausgerüstet und bewaffnet als die ebenfalls dort kämpfenden bergischen Bauern.88 Dies sagt jedoch wenig zur absoluten Qualität ihrer Bewaffnung und über ihre Fähigkeiten, die Waffen auch einzusetzen, aus. Das Abenteuer einer offenen Feldschlacht haben die Kölner jedenfalls nach dieser Episode nicht mehr gesucht, so sehr mit dem Jahr 1288 auch der entscheidende Erfolg gegen den Erzbischof verknüpft war. Die Heerfahrt (Neuss 1474/75) Einen regelrechten Feldzug im größeren Stil außerhalb ihrer Stadt unternahmen die Kölner nach der Teilnahme an der Schlacht von Worringen 1288 nur selten und meist nicht im großen Stil. Im Konflikt zwischen Geldern und Jülich-Berg schlug sich Köln beispielsweise 1433 auf die Seite von Jülich-Berg. Angeblich mit 2000 Reitern sowie Artillerie und Schützen zog das Kölner Aufgebot nach Jülich, ohne dass es zu der erwarteten Schlacht kam.89 Dieses Kontingent trat offenbar unter das Kommando des Herzogs, so dass der Kölner Feldkommandeur, Eberhard Hardefust90, sich praktisch nur auf der mittleren Führungsebene einer Kontingentsarmee befand. Von einer eigenständigen Heerfahrt konnte also keine Rede sein. Das, was einer Heerfahrt im Sinne des Verbundbriefs von 1396 am nächsten kam, war der Auszug einer vergleichsweise großen Kölner Armee gegen die Belagerung von

86 Vgl. Heelu, Schlacht, S. 146. 87 Korth, Köln, S. 14. 88 Vgl. Stehkämper, Stadt – Worringen, S. 374–375. 89 Vgl. Ennen, Geschichte, Bd. 3, S. 264–265. 90 HAStK Best. 1 U 1/11225 (Abrechnung seiner Kosten aus diesem Posten 1436).

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Neuss durch Karl den Kühnen von Burgund im Jahr 1475.91 Sie ist daher als einziges Beispiel für den nahezu vollen militärischen Einsatz Kölns zu analysieren, was – wie zu zeigen sein wird – zugleich zu illustrieren vermag, warum ein solcher voller Einsatz danach nicht mehr vorkam. Erschwert wird die Analyse all dieser Vorgänge indes dadurch, dass insbesondere wichtige Entscheidungen der städtischen Obrigkeit aus Geheimhaltungsgründen nicht schriftlich fixiert wurden.92 In großer Dichte sind zwar verschiedene Beschlüsse zur Finanzierung des Krieges durch Steuern, Anleihen und andere Maßnahmen überliefert.93 Es ist jedoch eine triviale Erkenntnis, dass Kriegsführung teuer war und entsprechende Anstrengungen erforderte. Daher soll die finanzgeschichtliche Seite der Kriegsvorbereitung hier weitgehend außer Betracht bleiben. Militärische Entscheidungen im engeren Sinne haben aber kaum Niederschlag in den Kölner Quellen gefunden, weshalb manches Detail unklar bleiben muss. Der Konflikt entstand aus der Auseinandersetzung zwischen dem Kölner Erzbischof Ruprecht von der Pfalz und seinem Domkapitel bzw. Hermann von Hessen, den das Kapitel gegen Ruprecht 1473 zunächst zum Stiftsverweser wählte. Die Stadt Köln verband sich im Sommer 1473 mit Hermann und dem Domkapitel gegen Ruprecht, der seinerseits von seiner pfälzischen Familie und schließlich auch von Karl dem Kühnen unterstützt wurde. Der Kampf um den Erzbischofsstuhl blieb nicht friedlich, sondern wurde seit 1473 gewaltsam ausgetragen.94 Er verband sich mit der Absicht Karls, am Niederrhein Fuß zu fassen und zugleich mit den übrigen damals aktuellen europäischen Konfliktlagen u. a. zwischen Ungarn, Böhmen, Frankreich und England, die hier nicht zu analysieren sind, weil sie für die Stadt Köln jenseits des unmittelbaren Handlungsrahmens lagen.95 Bereits seit 1471 versuchte Karl verstärkt, das Herzogtum Geldern zu erwerben. Die daraus entstehende territorialpolitische Konkurrenz zu einigen regionalen Fürsten, aber auch zu Kaiser und Reich insgesamt – Kaiser Friedrich III. trat auf die hessisch-domstiftische Seite – ließ sich letztlich nur gewaltsam lösen. Mehr und mehr steuerte die Lage auf einen großen Krieg zu, der schließlich 1474/75 ausgefochten wurde und bei dem die besonderen Belange der Stadt Köln nur eine für die übrigen Akteure eher zweitrangige Facette darstellten. Die heiße Phase des Konflikts begann im Sommer 1474. Ein starkes burgundisches Heer unter persönlicher Führung des Herzogs drang in das Erzstift Köln ein. Zunächst 91 Zu dieser und zu den Hintergründen vgl. Metzdorf, „Bedrängnis“; Bachmann, Reichsgeschichte, Bd. 2, S. 476–520, v. d. Brincken, Köln; Kallen, Belagerung; Rill, Friedrich III., S. 216–229; Herold, Report; Stelzmann, Politik; Dietmar, Militärwesen, S. 29–31; Janssen, Territorien, S. 120–124; Wübbeke, Stadt; Hesse, Nachrichten. Für diese Arbeit konnte nicht mehr ausgewertet werden Leukel, „welt“. 92 Vgl. v. d. Brincken, Köln, S. 44. 93 RP, Bd. 1, 1474 und 1475. 94 Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 267–268. 95 Vgl. Kamp, Burgund, S. 68–71; Diwald, Anspruch, S. 64–71; Ehm, Nachbar.

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war nicht klar, was genau er dort beabsichtigte. Die Stadt Köln konnte sich genauso bedroht fühlen wie die Stadt Neuss. Noch im Anmarsch übte Karl Druck auf die Kölner aus, Hermann von Hessen nicht weiter zu unterstützen, ihm seine Rechte in der Stadt zu nehmen und sich stattdessen einer burgundischen Erbvogtei zu unterwerfen, deren sichtbares Zeichen ein burgundisches Wappen auf den Toren und auf öffentlichen Gebäuden sein sollte.96 Hier drohte also der Austausch einer de facto bereits abgeschüttelten97 erzbischöflichen Stadtherrschaft gegen eine neue, wesentlich aggressivere und mächtigere Herrschaft, die Köln zur burgundischen Landstadt machen wollte. Der sich daraufhin entspinnende Kampf nahm daher politisch existentielle Züge an, und auch militärisch war Köln selten zu so starken Anstrengungen gezwungen.98 Ganz war die Stadt ohnehin nicht Herr ihrer Entschlüsse: Der Kaiser setzte Hermann von Hessen dazu ein, das Erzstift und das Domkapitel gegen Erzbischof Ruprecht zu schützen. Köln forderte er auf, ihm dabei zu helfen.99 Sich dem zu verweigern, wäre politisch mehr als ungeschickt gewesen, denn damit wären jegliche weitere Unterstützung durch Kaiser und Reich ungewiss geworden und die Wahrscheinlichkeit eines Sieges Karls – dem eine burgundische Stadtherrschaft gefolgt wäre – gestiegen. Im heraufziehenden Krieg musste Köln daher fest und aktiv im kaiserlichen Lager stehen und entsprechende Vorbereitungen treffen.100 Die Stadt stellte auf diese Weise aus Sicht des Kaisers so etwas wie einen Vorposten oder festen Stützpunkt in der Krisenregion dar, von dem aus die eigenen militärischen Operationen gestartet werden konnten. Im April 1474 erhielt sie dazu die kaiserliche Vollmacht. Sie wurde auch ermächtigt, das Reichsbanner zu führen.101 Zugleich wurde auf dem Augsburger Reichstag ein Reichsaufgebot beschlossen, das am Niederrhein eingreifen sollte, aber erst langsam wirksam werden würde.102 Köln befand sich also in der unbequemen Lage, in einem heraufziehenden Großkonflikt zunächst ohne mächtige Rückendeckung mehr oder weniger allein an der zu erwartenden vordersten Front zu stehen und gegen Karl, der über eine der modernsten Armeen seiner Zeit verfügte103, durchhalten zu müssen, bis eine Reichshilfe den Schauplatz erreichen konnte.

 96 Vgl. Wübbeke, Stadt, S. 42; Hesse, Nachrichten, S. 23.  97 Köln bezeichnete sich gegenüber Kaiser Friedrich III. bereits im Juli 1474 – mehr als ein Jahr vor der förmlichen Privilegierung – als „rychstat“ (Ulrich, Acten, Nr. 11) und zeigte so zugleich ein wesentliches Ziel in diesem Konflikt auf, nämlich aus der faktischen eine auch juristisch anerkannte Reichsfreiheit zu machen.  98 Vgl. Ennen, Geschichte Bd. 3, S. 496–499; Rill, Friedrich III., S. 223.  99 Vgl. Ennen, Geschichte Bd. 3, S. 506–507. 100 Vgl. Wübbeke, Stadt, S. 41–42. 101 Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 269. 102 Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 269–270. 103 Vgl. Scherff, Ordonnanz; Brusten, Armée.

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Ennen stellt bei den nun folgenden diplomatischen Bemühungen der Stadt, Kräfte gegen den Burgunder zu mobilisieren, die „deutschen Interessen“104 in den Vordergrund. Sicherlich appellierten jedoch die Kölner zwar an die Belange der „Duytschen nation“105, aber vorrangig ging es ihnen doch um ihre Stadt selbst, und die Karte des (proto-)nationalen Interesses wurde deshalb ausgespielt, weil man sich so schnellere und durchschlagendere Hilfe durch Kaiser und Reichsheer erwartete.106 Zur schnelleren Mobilisierung von Hilfstruppen versuchte Köln, sein Netz von Außenbürgern und Verbündeten in der Region zu aktivieren.107 Der Herzog von Jülich wurde im Juni 1474 aufgefordert, eine Delegation zur Beratung des gemeinsamen Vorgehens angesichts der Kriegsgefahr nach Köln zu schicken.108 Der Herzog und sein Sohn gaben tatsächlich eine Erklärung ab, Köln Beistand leisten zu wollen.109 Wichtiger wohl als dieses auf dem Papier stehende Versprechen waren indes die eigenen Kriegsvorbereitungen der Stadt. Dazu wurde im Juli 1474 von allen Räten und den 44ern eine aus zwölf Personen bestehende Kommission eingesetzt, die im November um weitere sechs Männer verstärkt wurde.110 Die Kommission leitete zahlreiche Maßnahmen zur Vorbereitung auf einen Krieg ein, der durchaus auch als Belagerung der Stadt hätte geführt werden können. So wurden Vorräte111 angelegt und die Festungswerke wo nötig ausgebessert bzw. verstärkt.112 Einige Tore wurden sicherheitshalber zugemauert. Auch wurde wie schon früher in ähnlichen Situationen für eine Befestigung von Deutz gesorgt. Im Umfeld der Landmauer wurden Vegetation und Gebäude – darunter das Dorf Riehl sowie die Klöster Weiher und Mechtern – niedergelegt, um einem Angreifer Schutz und Stützpunkte zu verwehren.113 Und schließlich hielt man die Bürger dazu an, ihre Harnische und Waffen einsatzbereit zu halten. Zugleich wurden die Außenbürger dazu aufgefordert, Truppen zu schicken, wobei nicht alle ihren Pflichten wie gewünscht nachkamen.114 Zusätzlich

104 Ennen, Geschichte Bd. 3, S. 500. 105 HAStK Best. 20A A 30, fol. 184Av (an Kaiser Friedrich III., 26.9.1474). 106 Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 270; dies., Stadt, S. 53. Der Appell an die „deutsche Nation“ entspricht der damaligen habsburgischen Diktion, vgl. Brüning, „Dingen“, S. 178. 107 Siehe z. B. Ulrich, Acten, Nr. 12 und 13. Vgl. Stelzmann, Politik, S. 118–119; Hesse, Nachrichten, S. 63–68. 108 Ulrich, Acten, Nr. 6. 109 Vgl. Ennen, Geschichte Bd. 3, S. 502–503. Allerdings wurde diese Unterstützung nicht wirksam, vgl. Bachmann, Reichsgeschichte, Bd. 2, S. 490; Hesse, Nachrichten, S. 68–75. 110 Vgl. Ennen, Geschichte Bd. 3, S. 505. 111 Dem entspricht auch ein am 24.7.1474 erlassenes Verbot für die Ausfuhr von Lebensmitteln. RP, Bd. 1, 1474/67. Siehe auch ebd. 69. 112 Vgl. Dohmen/Schaab, Steinen, S. 155–156 (am Beispiel des Hahnentors); Gorissen, Tor, S. 35. 113 RP, Bd. 1, 1474/70. Das war auch andernorts noch im 18. Jahrhundert üblich. Vgl. Hohrath, Bürger, S. 312–313. 114 Vgl. Ennen, Geschichte, Bd. 3, S. 508–514.

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wurden Söldner angeworben115 und Verbündeten wurde zugesagt, für ihre Werbungen aufzukommen.116 Das alles kostete Geld, das nicht ohne weiteres verfügbar war. Untrennbar mit den Kriegsvorbereitungen verbunden waren daher Maßnahmen zur Verfügbarmachung finanzieller Mittel über alle möglichen Kanäle. Neben Krediten kamen dazu Steuern in Frage. In diesem Fall wurde eine Vermögenssteuer erhoben, der sogenannte 20. und bald auch der 10. Pfennig. Darüber hinaus wurden die Verbrauchssteuern erhöht.117 Die befürchtete Belagerung von Köln118 blieb jedoch aus. Stattdessen wandte sich Herzog Karl gegen Neuss, um das im Sommer 1474 nach und nach ein Belagerungsring gelegt wurde. Aus Kölner Sicht war es wichtig, dass Neuss dem Angriff standhielt, bis kaiserliche und verbündete Truppen für Entsatz sorgen und die Burgunder vertreiben konnten. Denn Neuss in burgundischer Hand hätte die Ausgangsbasis für einen nachfolgenden Angriff auf Köln, zumindest aber für ein Abschneiden von nach Norden gerichteten Verkehrsverbindungen verbessert. Der Rat setzte daher diplomatische Bemühungen in Gang, um den Anmarsch eines Entsatzheeres zu beschleunigen. Zugleich sammelte man Informationen über die burgundische Armee. Die Kölner Streitkräfte bereiteten sich überdies darauf vor, sich einem Entsatzheer anzuschließen. Dabei musste man sich eindeutig auf einer Seite positionieren, und das war in diesem Fall die von Kaiser und Domstift gegen Karl den Kühnen und Erzbischof Ruprecht. Mit der Übersendung eines Fehdebriefs an letzteren am 1. August brach die Stadt Köln zunächst die Brücken für eine friedliche Einigung ab.119 Das bedeutete nun nicht, dass die Kölner eine direkte und offene militärische Konfrontation mit Karl dem Kühnen suchten. Zwar hatten die Neusser kurz vor dem Beginn der Belagerung darauf hingewiesen, dass Karls Heer nicht stärker als 15.000 Mann sei und zu einem guten Teil aus „vergadert volcks“120 bestehe – womit vermutlich gemeint war, dass es sich um ausgehobene und daher im Vergleich zu professionellen Söldnern weniger kampfkräftige Soldaten handele. Aber wenn die Neusser gedacht hatten, mit dieser Nachricht die Kölner zu einem Ausmarsch mit aller Truppenmacht bewegen zu können, um den Burgunder vor Erreichen ihrer Stadt im freien Feld abzufangen, hatten sie sich getäuscht. Denn die Kölner wollten keine „aventuyre […] soechen“121, woll115 So z. B. eine Kompanie von 119 Pferden unter zwei von Eppensteyn, die bis November 15 Pferde durch Tod und weitere 50 durch Verderben verloren hatte, also offensichtlich durchaus im Gefecht gestanden hatte. Schon in diesem frühen Stadium der Kämpfe konnte die Stadt die Schulden bei den Söldnerführern nicht unmittelbar begleichen, sondern musste einen Abschlag zahlen und für den Rest ein Schuldanerkenntnis beurkunden. Siehe HAStK Best. 1 U 1/13244–13245 (1474). 116 Ulrich, Acten, Nr. 9 und 17 und 23 und 24. 117 Vgl. Ennen, Geschichte, Bd. 3, S. 514–516. 118 Vgl. v. d. Brincken, Köln, S. 45. 119 Vgl. Ennen, Geschichte, Bd. 3, S. 517–522. 120 Ulrich, Acten, Nr. 18. 121 Ulrich, Acten, Nr. 20.

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ten also nicht die Sicherheit und Unabhängigkeit ihrer Stadt dem Zufall einer offenen Schlacht überlassen. Dieses Kalkül erklärt den Einsatz der Masse der Kölner Truppen122 während der folgenden Kämpfe genauso wie den Einsatz der bewaffneten Macht der Stadt während der gesamten Vormoderne: Vor jeglichem Abenteuer jenseits der Stadtmauer kam die Sicherung der Stadt selbst, die man keinem Risiko aussetzen wollte. Für einen offensiven oder defensiven Einsatz außerhalb der Stadt blieb daher stets der kleinere Teil der eigenen Truppen übrig. Als dann die Belagerung von Neuss begann, saßen die Kölner in der ersten Reihe, um das blutige und aus ihrer Sicht sicher erschreckende Schauspiel zu beobachten – schließlich konnte sie ein ähnliches Schicksal wie die Nachbarstadt treffen. Auf der anderen Seite konnte man auch Erfolge vermelden, so am 21. September 1474 an die Stadt Straßburg: Obwohl die Belagerung nun schon acht Wochen andauere, seien sieben Sturmversuche der Burgunder blutig gescheitert, und ein achter sei kurz vor seinem geplanten Beginn abgeblasen worden. Außerdem wussten die Kölner von einem Streit innerhalb des gegnerischen Lagers zu berichten, denn die englischen Truppen in Karls Armee wollten abziehen. So schlecht klang die hinter diesem Schreiben stehende Lagebeurteilung also nicht. Dennoch endete das Schreiben mit einer pessimistischen Einschätzung: „das doch wenich hilfft, nadem des herren [Karl der Kühne – M. P.] macht groiss ind swyntlich ist ind ye me sich vermeert“123. Das diente sicher auch dazu, die Hilfe des Reichs zu mobilisieren. Dennoch scheint dahinter eine alles andere als optimistische Lagebeurteilung auf. Diplomatische Bemühungen um Verstärkungen bzw. eine Friedensvermittlung sowie logistische und moralische Unterstützung der Neusser Besatzung soweit möglich prägten in der Folge die Aktivitäten Kölns, das einer direkten militärischen Konfrontation mit den Burgundern nach wie vor aus dem Weg ging. Jedoch bedeutete dies keineswegs, dass die Stadt militärisch völlig inaktiv gewesen wäre. Ihr Engagement stand auf zwei Beinen: der Sicherung der Stadt selbst gegen eine mögliche Belagerung124 und der Entsendung von Truppen zur Unterstützung der Neusser. Die Größe des Korps, das die Kölner ins Feld schickten, ist nicht genau bekannt. Keinesfalls handelte es sich jedoch um ein volles Aufgebot aller wehrfähigen Bürger oder „die Zünfte in Wehr und Waffen, ein rechtes Bürgerheer“125, wie es die ältere Forschung meinte. Es war immer nur ein Ausschnitt aus der Bürgerschaft, und das war auch grundsätzlich so beabsichtigt, denn der Dienst im Feldlager war für die Bürger anscheinend auf einen Monat126 angelegt, nach dem der einzelne Mann ausgetauscht werden sollte. Allerdings wurde dieser Monatsturnus nicht syste122 Ein Kontingent von Söldnern wurde wohl noch vor der Einschließung von Köln in die Stadt Neuss entsandt, weiteren gelang das Durchbrechen des Belagerungsrings während der Kämpfe. Siehe Ulrich, Acten, Nr. 193; Dietmar, Militärwesen, S. 30. 123 Ulrich, Acten, Nr. 43. 124 Ulrich, Acten, Nr. 20. 125 Korth, Köln, S. 25. 126 Ulrich, Acten, Nr. 122 und Nr. 170.

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Abb. 22  Arnold Colyns: Das Kölner Entsatzheer vor Neuss (1582)

matisch durchgeführt, und es kam immer wieder zu unkoordinierten Abzügen einzelner Männer oder Gruppen.127 Im Februar 1475 sollen 2000 Bürger im Feld gewesen sein.128 Ende Februar sollen dann 4000 Mann – Bürger, Reisige und (geworbene) Fußknechte – Verstärkung von Köln Richtung Neuss geschickt worden sein.129 Am 27. März 1475 zählte man dann etwa 1200 Bürger im Feldlager.130 Eine Aufstellung vom 5. Mai 1475 verzeichnet aber nur etwa 670 Bürger (also ohne Söldner, Außenbürger und Verbündete).131 Jedoch könnte es sich hier um eine Momentaufnahme handeln, die mehr oder minder stark nach oben oder unten von der durchschnittlichen Präsenz von Bürgern abwich. Auffällig ist hier eine starke Ungleichheit unter den Zünften und Gaffeln: Vom Wollenamt war zu diesem Zeitpunkt niemand im Heer, von den Fleischhauern und der Gaffel Eisenmarkt 127 Ulrich, Acten, Nr. 123. 128 Ulrich, Acten, Nr. 96. Vgl. Dietmar, Militärwesen, S. 30. 129 Ulrich, Acten, Nr. 101. 130 Ulrich, Acten, Nr. 122. 131 Vgl. v. d. Brincken, Köln, S. 49. Siehe auch RP, Bd. 1, 1475/47.

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je nur einer, während 70 Mann der Gaffel Windeck gezählt wurden und sich die übrigen zwischen den Extremen verteilten. Möglicherweise ist dieses Ungleichgewicht, das nicht einem zahlenmäßigen Unterschied der Verteilung der Bürgerschaft auf die Gaffeln entsprach, entweder auf systematische oder eigenmächtige Ablösungen bzw. Heimzüge132 zurückzuführen. Hinzu kommt, dass zumindest darüber geklagt wurde, dass „etliche burgeren […] jonge knechte ind kyndere alher schicken, die nyet werhafftich syn“133. Die bloße Zahl des Bürgeraufgebots ist also auch hinsichtlich der dahinter stehenden Kampfkraft fragwürdig. Interessanter waren in dieser Hinsicht die professionellen Söldner in den Reihen der antiburgundischen Koalition, die aber nicht weniger als die Bürger dazu neigten, bei ausbleibender Bezahlung und Versorgung den Heimweg anzutreten.134 Das Gros der auf etwa 10.000 Mann geplanten, aber wohl niemals so starken Armee wurde jedenfalls durch Söldner135 und Kontingente der Außenbürger aufgebracht.136 Eine kleinere Abteilung wurde zur Verstärkung der Besatzung nach Zons entsandt.137 Weitere kleinere Trupps waren mit Überfällen und Streifzügen im Stil des Kleinen Kriegs beschäftigt.138 Der größte Teil der Kölner Streitmacht wurde aber auf der rechten Rheinseite gegenüber dem belagerten Neuss eingesetzt. Die kleine Erhebung, auf der man dort zusammen mit weiteren verbündeten Kontingenten Position bezog, hieß auf den Steinen. Diese Stellung ermöglichte den Einsatz von Artillerie gegen die Belagerer139 und zur Sperrung des Rheins für burgundische Transporte.140 Zugleich wurde von hier aus immer wieder versucht, Vorräte nach Neuss zu bringen.141 Damit folgte dieser Kriegszug einem auch später zu beobachtenden Muster: Es war die in Köln reichlich verfügbare Artillerie, die für Verbündete deutlich interessanter war als die Söldner oder die Bürgerwehr. Das Lager auf den Steinen142 stand nicht unter stadtkölnischem Kommando, zumal es ja nicht exklusiv von Kölner Truppen besetzt wurde.143 Die Stellung war gleichwohl aus Kölner Sicht gut gewählt. Zum einen waren die eigenen Truppen – Bürger, Söldner und Verbündete gleichermaßen – keinem direkten Angriff der Burgunder ausgesetzt, also nicht den Gefahren einer offenen Feldschlacht, die durchaus katastrophal enden konnte. Wollte Herzog Karl eine solche erzwingen, hätte er mit einem Großteil seiner 132 Vgl. Kallen, Belagerung, S. 50. Siehe auch Ulrich, Acten, Nr. 109. 133 Ulrich, Acten, Nr. 109. 134 So ein großes oberländisches bzw. Schweizer Kontingent im April 1475, vgl. Ulrich, Acten, Nr. 137–138. 135 Es ist nicht bekannt, wie viele Söldner tatsächlich angeworben wurden. Vgl. Wübbeke, Stadt, S. 59. 136 Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 55–56 und 214–215. 137 Vgl. Ennen, Geschichte, Bd. 3, S. 523. 138 Vgl. Wolter, Kloster, S. 92; Ennen, Geschichte, Bd. 3, S. 524–525. 139 Vgl. Ennen, Geschichte, Bd. 3, S. 531. Siehe auch Ulrich, Acten, Nr. 101. 140 Ulrich, Acten, Nr. 96: Man habe von hier aus den „vyanden an yren schiffungen groissen schaden gedain“ (Februar 1475). Ende des Monats war von zehn vernichteten burgundischen Schiffen die Rede, während andere angesichts der Bedrohung heimgefahren seien (ebd. Nr. 101). 141 Vgl. Bachmann, Reichsgeschichte, Bd. 2, S. 501; Dietmar, Militärwesen, S. 30. 142 Siehe auch die Skizze bei Kallen, Belagerung, Abb. 1. 143 Vgl. z. B. Brüning, „Dingen“, S. 185.

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Armee den Rhein überschreiten müssen, und zwar ohne Neuss zuvor erobert zu haben. Das wäre einer Aufgabe der Belagerung gleichgekommen, und er hätte bei dem schwierigen Manöver eines Flussübergangs die starke Neusser Besatzung im Rücken gehabt, während er zugleich gegen das Korps auf den Steinen hätte kämpfen müssen. Oder er hätte den Rheinübergang an einer entfernten, nicht verteidigten Stelle suchen müssen, jedoch wäre das erst recht mit der Aufgabe der Belagerung einhergegangen. Kurz: Einen direkten Angriff in voller Heeresstärke musste man auf den Steinen nicht befürchten.144 Die wertvolle, aber im Notfall nur schwer bewegliche Artillerie konnte von hier aus unmittelbar gegen die Belagerer wirken, ohne selbst – abgesehen von Gegenbeschuss – in Gefahr zu geraten. Ein solcher Einsatz der burgundischen Geschütze hätte aber die Belagerung geschwächt. Zugleich behinderte die rechtsrheinische Stellung einen Rheinübergang kleinerer gegnerischer Trupps, die etwa zum Plündern oder auch zum Kauf von Vorräten dorthin hätten entsandt werden können, während man umgekehrt jede sich bietende Chance einer Einschleusung von Verstärkung oder Vorräten nach Neuss nutzen und durch Artillerie decken konnte. Schließlich ermöglichte die Position die Reaktion auf zwei operative Varianten des Burgunders: 1. Aufgabe der Belagerung und Zug Richtung Köln und 2. Eroberung von Neuss und Zug Richtung Köln. Im zweiten Fall konnte man von den Steinen aus ungefährdet rechtsrheinisch nach Köln eilen und die Besatzung verstärken, im ersten stand sowohl diese Möglichkeit offen als auch ein Rheinübergang nach Neuss, um zusammen mit der dortigen Besatzung den Burgundern in den Rücken zu fallen. Insgesamt verteidigte man daher auf den Steinen auch Köln selbst, und das bei geringstmöglicher Gefährdung der eigenen Truppen. Allerdings dürften die meisten der dort im Lager liegenden Bürger sich kaum mit diesem Gedanken getröstet haben. Zahlenmäßig und wahrscheinlich auch qualitativ reichte das Kölner Kontingent nicht dazu aus, gegen die Burgunder eine Entscheidung zu erzwingen. Verstärkung durch fürstliche und Reichstruppen war daher eine ständige Forderung. Im Februar 1475 wurde daneben vom Kaiser auch die Entsendung eines Hauptmanns und des Reichsbanners gefordert.145 Letzteres hatte zwar auch eine symbolische Bedeutung, kann aber auch der Erkenntnis entsprungen sein, dass es um das Oberkommando schlecht bestellt war, solange kein vom Kaiser dazu eindeutig legitimierter Feldherr sozusagen als Gegenspieler Karls des Kühnen die Gesamtleitung übernahm – und sich durchsetzen konnte. Im Umkehrschluss spricht das für eine nur lose Koordination der unterschiedlichen antiburgundischen Kräfte, die ihre Planungen also nicht grundlegend aufeinander abstimmten. Dass es im Feldlager keine dem Burgunderherzog vergleichbare Autorität gab, lässt sich auch an Konflikten zwischen den auf antiburgundischer Seite kämpfen144 In der Theorie. In der Praxis entstand Ende März 1475 im Lager die Befürchtung, dass die Burgunder über den Rhein angreifen könnten. Vgl. Ulrich, Acten, Nr. 119. 145 Ulrich, Acten, Nr. 96.

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den Männern ablesen. So kam es Ende März 1475 zwischen Bürgern und Reisigen im Lager zu offenbar gewaltsamen Auseinandersetzungen, weshalb die gerade anwesenden hohen Kölner Amtsträger um Leib und Leben fürchten mussten.146 Ein gewisser Wilhelm van Arberg oder Aremberg war im Februar 1475 „unser statt heufftman“147. Bei ihm handelte es sich um den Führer der städtischen Söldner. Es ist davon auszugehen, dass er keine direkten Kommandovollmachten gegenüber dem Bürgeraufgebot und den Kontingenten der Außenbürger hatte. Offenbar stand Wilhelm auch im Dienst des Kaisers, der ihn beispielsweise Ende Mai 1475 nach Luxemburg schickte, um französische Hilfstruppen herbeizuführen.148 Als er zuvor im April in kaiserlichem Auftrag kurzzeitig von den Steinen abziehen wollte, wurde dem Bürgermeister und dem Rentmeister, die dort die Stadtobrigkeit vertraten, befohlen, auf den Rat des Marschalls von Pappenheim einen von drei Kandidaten bis zur Rückkehr Arbergs zu bestimmen.149 Arberg war also zwar formal von den Vertretern der Stadt mit seinem Kommando betraut worden. Der Reichsmarschall Heinrich von Pappenheim war aber langjähriger „bewährter Diener“150 des Kaisers und vertrat als solcher offenbar die kaiserliche Autorität im Lager, ohne deren Berücksichtigung die Kölner nicht handeln wollten, dessen Kommandogewalt aber letztlich eher informeller Natur blieb. Soweit ersichtlich, stand das Kölner Bürgeraufgebot auf den Steinen unter dem Kommando von zwei Bürgerhauptleuten. Im Februar 1475 sind als solche Diederich van der Landtzkronen und Wernher van Lyskirchen erwähnt.151 Eine Teilung des Kommandos zwischen zwei Personen hatte zwar Nachteile152, sobald sich beide nicht einig waren oder der eine dem anderen die Verantwortung für Probleme unterschieben wollte. Ohne dass sich diese Überlegung quellenmäßig belegen ließe, hatte die Kommandoteilung aus Sicht einer Kommune mit einer wenigstens der Theorie nach auf Gleichheit aller Bürger und Kontrolle der Herrschenden ausgerichteten Verfassung jedoch den Vorteil, dass sich kein Einzelner über dieses militärische Amt quasi diktatorische Kompetenzen aneignen und es so zum Sprungbrett für die Übernahme auch der politischen Herrschaft nutzen konnte. Weitere städtische Amtsträger wie Bürgermeister und Rentmeister waren – zumindest in kritischen Situationen – beim Heer zu finden und exportierten damit sozusagen die heimatliche politische Ordnung. Ihnen gegenüber standen dann aber die Vertreter der Gaffeln, die mit ihren Gaffelangehörigen ins Feld gezogen waren und Klagen bzw. Forde146 Ulrich, Acten, Nr. 118 und 121 und 136 und 141. 147 Ulrich, Acten, Nr. 103. Vgl. Dietmar, Militärwesen, S. 30. 148 Ulrich, Acten, Nr. 166. 149 RP, Bd. 1, 1475/25. 150 Rill, Friedrich III., S. 158. 151 Ulrich, Acten, Nr. 96. Siehe auch RP, Bd. 1, 1475/39. 152 Das schon im klassischen Fall, der Führung der Heere der römischen Republik durch zwei Konsuln. Vgl. z. B. James, Rom, S. 50; Müller, R.-D., Militärgeschichte, S. 71. Zu Cannae 216 v. Chr., einem der bekanntesten Beispiele, vgl. Speidel, Halbmond.

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rungen vorbrachten. Dabei ist von „heufftluyden“153 der Gaffeln die Rede, die also jeweils den Mitgliedern ihrer Gaffel vorstanden und umgekehrt deren Interessen vertraten.154 Da diese offenbar wie alle Männer im Bürgeraufgebot monatlich wechselten, wurden sie immer wieder neu bestellt – oder auch nicht. Jedenfalls hatte die Gaffel Schwarzhaus Mitte Mai 1475 keinen Hauptmann auf den Steinen, während die Vertreter der Gaffel Aren den bestellten Hauptmann nicht anerkannten.155 Die Kommandoverhältnisse waren also wenigstens zeitweise unklar. Auf den Steinen stand nach all dem keine geschlossene Truppe, die sich diszipliniert ihren legitimen Befehlshabern unterordnete. Zum Teil nutzten Angehörige des Bürgeraufgebots offenbar die Nähe von Köln dazu aus, mehr oder minder nach Belieben nach Hause zurückzugehen. Gefördert wurde diese Haltung sicher auch dadurch, dass es zu logistischen und vermutlich auch hygienischen Problemen kam. Am 22. September 1474 schrieb der Rat an die Kölner Truppen „up den steynen“156. Man reagierte damit auf die Nachricht, dass sie aus Mangel an Verpflegung und „geschutz“ nach Köln zurückkehren wollten. Eine solche Rückkehr werde aber, so stellte es der Rat „gantz verstoert ind erschrocken“ dar, die eigene Partei entmutigen und die Feinde stärken. So bat der Rat „alle sammen ind eynen yeden“ des Kölner Kontingents, noch einige Tage auszuhalten. Proviant, Geschütz und zusätzliche Männer sollten ihnen aus Köln zugeführt werden. Abgesehen davon, dass dieser Vorgang die Probleme vormoderner Logistik illustriert – selbst eine ortsfest eingesetzte Truppe in direkter Nähe einer Stadt wie Köln kann nicht ohne weiteres ausreichend versorgt werden –, zeigt das Schreiben auch die Grenzen der Autorität des Rates auf, seine Bürger für Feldzüge außerhalb der Stadt aufzubieten. Auch wenn nicht ganz deutlich wird, wer hier genau mit welchen vorgeschobenen oder realistischen Argumenten zum Aufbruch drängte: Allein die Tatsache, dass dies geschah und damit die Autorität des Rates in Frage gestellt wurde, mochte ihren Teil zum Erschrecken und zur Verstörung der in Köln zurückgebliebenen Ratsherren beigetragen haben. Dabei hatten die auf den Steinen stehenden Bürger gute Argumente für ihren Wunsch nach Rückkehr. Neben den logistischen Problemen wie dem Ausbleiben von Lebensmittelund Munitionslieferungen157 sowie von Geld für die Bezahlung von Söldnern158 – deren Umfang nicht genau abgeschätzt werden kann, die aber nicht aus der Luft gegriffen

153 Ulrich, Acten, Nr. 109: Hier diskutieren Bürgermeister und Rentmeister mit den Gaffeln und den Hauptleuten der Gaffeln im Feldlager. 154 So verhandelten am Ende des Feldzuges die Vertreter des Rats im Feldlager mit den Hauptleuten verschiedener Gaffeln über die Frage, wie lange die Männer jeweils noch im Lager bleiben würden. Ulrich, Acten, Nr. 170. 155 Ulrich, Acten, Nr. 154. 156 HAStK Best. 20A A 30, fol. 183v. 157 Vgl. v. d. Brincken, Köln, S. 48. Siehe auch Ulrich, Acten, Nr. 111 und Nr. 126. 158 Vgl. v. d. Brincken, Köln, S. 49; RP, Bd. 1, 1475/19.

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gewesen sein dürften – waren es sicher die Gefahren von Tod oder Verwundung159 bzw. Erkrankung angesichts der schwierigen hygienischen Bedingungen eines Heerlagers sowie die Anstrengungen des Dienstes, die ein Ausharren unbequem und gefährlich machten. Sicherlich hat zum Rückkehrwunsch aber auch beigetragen, dass die betroffenen Männer nicht ihren normalen Geschäften nachgehen und schlicht im Kölner Alltag nicht präsent sein konnten, also wirtschaftliche und sonstige Nachteile für sich und ihre Familien befürchten mussten. Es war doch etwas anderes, für eine Nacht die Wache auf einem Turm der Stadtmauer zu beziehen, als für eine längere Zeit aus der Stadt in offenes Feld geführt zu werden. Deshalb scheint es auch den mehr oder weniger regen individuellen Rückreiseverkehr nach Köln gegeben zu haben.160 Der Unwillen der von diesen Problemen Betroffenen lässt sich daher leicht nachvollziehen. Er gefährdete letztlich sogar bei einem militärischen Erfolg die Autorität von Bürgermeistern und Rat in verschiedener Hinsicht: Die Unfähigkeit, eine geregelte Versorgung sicherzustellen, konnte als Unfähigkeit angesehen werden, elementare obrigkeitliche Aufgaben zu erfüllen, und das trotz einer erhöhten Einnahme von Steuern bzw. Aufnahme von Schulden. Die eigenmächtige Rückkehr von Kölner Bürgern stellte eine direkte Herausforderung der Obrigkeit dar, deren Anweisungen mehr oder weniger offen nicht befolgt wurden. Nahm dies einen größeren Umfang an, war ebenfalls in Frage gestellt, ob der Rat noch die Autorität zur Leitung der Geschicke der Stadt besaß. Wie eng begrenzt die obrigkeitliche Durchsetzungskraft tatsächlich war, erwies sich beispielsweise am 11. März 1475 im Feldlager, als dorthin geeilte Bürgermeister und Rentmeister einen Massenaufbruch der Bürger nach Hause kaum verhindern konnten. Sie baten zu ihrer Unterstützung um Entsendung von sechs bis acht verständigen Männern je Gaffel, die ihnen vor Ort helfen sollten, das Bürgeraufgebot unter Kontrolle zu halten. Ihre eigene Autorität reichte dazu offenbar nicht mehr aus. Und auch mit dieser Unterstützung sahen sie es als keineswegs gesichert an, dass sie Erfolg haben würden. Jedenfalls kündigten sie an, selbst ebenfalls nach Hause zu kommen, „seulde dat volck […] ouch upbrechen ind heym tzien“161. Nun kam es zwar nicht zu dem Massenaufbruch, aber wenig später zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Bürgern und Reisigen, die die anwesenden Vertreter des Rats nicht verhindern oder schlichten konnten. Eine gute 159 Auch durch Auseinandersetzungen mit anderen Kontingenten im Lager, siehe Ulrich, Acten, Nr. 118. Große Sorgen machte man sich Ende März 1475, als das Gerücht ging, dass die Burgunder über den Rhein setzen und das Lager angreifen wollten. Siehe ebd. Nr. 119. Das war zwar nicht der Fall, aber burgundischer Beschuss über den Rhein war dennoch zu fürchten. Dass allerdings der Tod eines einzelnen Söldners durch den Schuss einer burgundischen Feldschlange eigens vermeldet wurde, zeigt, wie wenig alltäglich ein solcher Treffer war (Ulrich, Acten, Nr. 124). 160 Vgl. Ennen, Geschichte, Bd. 3, S. 524; v. d. Brincken, Köln, S. 48. Anfang März 1475 brachen allein in einer Nacht 300 bis 400 Kölner von den Steinen Richtung Heimat auf. Siehe Ulrich, Acten, Nr. 109. Auch Söldner und professionelle Helfer Kölns blieben nicht zuverlässig bei der Armee. Siehe Ulrich, Acten, Nr. 125. Vgl. auch King, Machiavelli, S. 89. 161 Ulrich, Acten, Nr. 109.

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Figur machten sie dabei vor aller Augen offenbar nicht, und auch in der Folge standen Vertreter der Obrigkeit eher als Bittsteller denn als Führer vor dem Bürgeraufgebot.162 Zunächst aber galt es, den Neusser Feldzug erfolgreich hinter sich zu bringen. Die drängenden Hilferufe an Friedrich  III. und an wichtige Reichsfürsten163, endlich mit dem Entsatzheer anzurücken, waren auch daraus motiviert, den Durchhaltewillen der Truppe auf den Steinen nicht zu lange auf die Probe zu stellen. Friedrich III. befand sich allerdings am 15. September 1474 noch in Augsburg, von wo er erst einige Tage später zunächst Richtung Würzburg aufbrechen wollte.164 Damit aus dieser Absicht Wirklichkeit wurde, bezahlten offenbar Kölner Gesandte einen Teil der aufgelaufenen Schulden des Kaisers bei den örtlichen Wirten und Handwerkern.165 Anfang 1475 rückte das Reichsheer dann von Süden her kommend an, wurde aber zunächst durch burgundische Besatzungen in den kurkölnischen Städten Remagen, Sinzig und Linz aufgehalten. Insbesondere letzteres hielt sich hartnäckig bis in den März hinein.166 In der Folge versammelten sich Reichstruppen in und bei Köln, um schließlich im Mai Richtung Neuss aufzubrechen, während sich gleichzeitig französische Truppen näherten, die gegen Burgund kämpften. Karl brach daraufhin Ende Mai die Belagerung ab und zog sich nach Abschluss eines Waffenstillstands zurück.167 Diesen auszuhandeln war eine Sache des Kaisers und der beteiligten Fürsten (und wird hier daher nicht weiter behandelt), während Köln nur Zaungast blieb.168 Das unmittelbare Hauptziel der Stadt war dennoch erreicht: Die Bedrohung durch Karl den Kühnen war abgewandt worden. Nach dem Sieg der Verbündeten vor Neuss kam es zu weiteren Kämpfen mit Erzbischof Ruprecht von der Pfalz, der die Reste seiner Herrschaft zu behaupten trachtete. 1476 griffen Ruprechts Söldner das Bollwerk am Severinstor an und konnten ein Feuer legen. Im Gegenzug wurden Söldner ins Erzstift geschickt, um die Gegner zu schädigen. Darüber hinaus unterstützten die Kölner den Stiftsverweser Hermann von Hessen mit Söldnern und Artillerie sowie Munition. Offenbar gelang v. a. durch letztere die Eroberung von Ürdingen und Linn. Ruprecht musste schließlich abdanken.169 Man wird nicht fehlgehen, das sogenannte Reichsstadtprivileg für Köln vom 19. September 1475 – das den Prozess der Loslösung vom Erzbischof vorerst vollendete – als

162 Ulrich, Acten, Nr. 118 und Nr. 119. 163 HAStK Best. 20A A 30, fol. 184Av–185r (26.9.1474) und fol. 187v–188r (24.9.1474). 164 Eibl, Regesten, S. 238 (Nr. 446). 165 Vgl. Bachmann, Reichsgeschichte, Bd. 2, S. 491. 166 Vgl. Bachmann, Reichsgeschichte, Bd. 2, S. 498–501. 167 Vgl. Bachmann, Reichsgeschichte, Bd. 2, S. 510–516. 168 Wübbeke, Stadt, S. 36, bezeichnet den Sieg als „stadtkölnisches Verdienst“. Diese Wertung ist sicherlich zu hoch gegriffen. Der Einsatz der Kölner war zweifellos ein nicht unwichtiger Baustein dafür, dass Neuss lange genug aushalten konnte, um dem Reichsheer Zeit zum Eingreifen zu verschaffen. Aber den eigentlichen Sieg haben andere erfochten. 169 Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 227–230.

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Abb. 23  Severinstor, Feldseite (Skizzenbuch des J. Vinckeboons, 1670)

Anerkennung Friedrichs III. für die Kölner Leistungen im Neusser Krieg anzusehen.170 Dieses Privileg bestätigte jedoch nur den Status quo und kostete nichts. Offenbar hatte sich der Kaiser während der Kämpfe ein größeres Kontingent der Kölner gewünscht, war also nicht voll zufriedengestellt.171 So war seine Dankbarkeit weder übermäßig noch exklusiv. Köln hatte durch sein militärisches Engagement in den Augen des Kaisers (und seiner Nachfolger) keineswegs eine besondere, nicht antastbare Stellung gewonnen. Das wurde schon im unmittelbaren zeitlichen Umfeld des sogenannten Reichsstadtprivilegs deutlich. Keine zwei Wochen nach seiner Ausstellung forderte Friedrich  III. die Stadt dazu auf, dem Deutschordens-Landkomtur und der Kölner Kommende St. Katharina Zollfreiheit zu belassen.172 Am Ende stand also ein militärischer Erfolg, dem mit der Anerkennung des Status als Reichsstadt durch Friedrich III. auch trotz dieser kleinen Einschränkungen ein poli-

170 Vgl. v. d. Brincken, Köln, S. 16; Kisky, Erhebung, S. 13 (der allerdings die Leistungen der Kölner aus lokalpatriotischer Perspektive überzeichnet). 171 RP, Bd. 1, 1475/47. 172 Arnold, Udo, Deutschordensurkunden, Nr. 215 (1.10.1475).

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tischer folgte.173 Aber dieses positive Ergebnis war keineswegs sicher gewesen. Es hätte durchaus auch anders kommen können, z. B. wenn Neuss frühzeitig gefallen wäre. Neben dem allgemeinen Risiko einer Niederlage eines Heeres auf offenem Feld schlugen hohe Kosten, gewisse Verluste und innere Spannungen negativ zu Buche. Die langfristige Lehre aus dieser einzigen Kölner Heerfahrt in größerem Stil nach 1288 war trotz des letztendlichen Erfolgs daher sicherlich die Mahnung zur Vorsicht – und das könnte ein Grund dafür gewesen sein, warum es in der Folge zu keinen vergleichbaren Feldzügen mehr kam. Da waren zunächst die exorbitanten Kosten, die die Stadt im Zweifel stärker belasteten, als Gewinne zu erzielen waren. Dann war das Risiko eines Kampfes im offenen Feld im Vergleich zur bloßen Verteidigung der Stadtbefestigung deutlich geworden. Es hatte sich auch gezeigt, dass die Bürger mit wachsender Entfernung von Köln immer weniger zu motivieren und zu kontrollieren waren, insbesondere wenn sich der Feldzug länger hinzog sowie Verluste und Versorgungsmängel eintraten. Das wiederum gefährdete die Legitimation174 von Bürgermeistern und Rat als Obrigkeit und konnte folglich auch bei einem militärischen Erfolg die Stadtverfassung destabilisieren. In den nunmehr anbrechenden Zeiten wachsender Truppenstärken war es jedoch für Köln unmöglich, auf das schwer kontrollierbare Bürgeraufgebot für einen Feldzug im größeren Stil zu verzichten, denn es fehlten die Mittel, um durch Anmietung von Söldnern auf die notwendige Truppenstärke zu kommen. So blieb die Erfahrung von 1475 der grundlegende Hintergrund für die militärischen Entscheidungen in den kommenden etwa drei Jahrhunderten. Abwehr von Belagerungen und Blockaden Eine förmliche Belagerung der Stadt Köln hat nach der Errichtung der erweiterten Mauer seit 1180 niemals stattgefunden.175 Dennoch mussten sich die Kölner in jedem herannahenden größeren Konflikt darauf einstellen, dass ein Gegner eine solche versuchen könnte. Maßnahmen gegen eine denkbare Belagerung gehörten also zum ständigen Repertoire der Kriegsführung. Für einen Angreifer weniger verlustreich, aber gegen eine von Handel und Lebensmittelzufuhr abhängige Stadt potentiell durchaus wirkungsvoll war eine Blockade der Verkehrsverbindungen. Diese musste nicht direkt vor den Mauern stattfinden, sondern konnte weiter abgesetzt und damit außerhalb der Reichweite einer direkten Gegenwirkung aus der Stadt heraus durchgeführt werden. Und obwohl 173 Schon die Tatsache, dass Köln das Reichsbanner führen durfte und dazu direkt vom Kaiser beauftragt wurde, war auch ein symbolischer und politischer Erfolg. Wübbeke, Militärwesen, S. 272. Wie wichtig dies auf symbolischer Ebene als Ausweis von Reichsstandschaft genommen wurde, zeigen noch entsprechende Überlegungen wohl aus dem Jahr 1683, überliefert als Beilage zu HAStK Best. 1 U 1/2098. 174 Vgl. Hartmann, Florian, Herrschaftslegitimation, S. 62–63. 175 Wie oben dargelegt, kann man den nur fünftägigen Angriff Philipps von Schwaben 1205 kaum als eine solche bezeichnen.

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eine undurchlässige Blockade natürlich am wirkungsvollsten war, konnte auch eine durchlässige oder nur teilweise Sperrung des Verkehrs der Kölner Wirtschaft erheblichen Schaden zufügen und die Stadt so an den Verhandlungstisch bringen.176 Zweitens konnte eine erfolgreiche weitere Blockade im Verlaufe der Zeit auch in eine engere Absperrung und schließlich in eine förmliche Belagerung übergehen. Der Kampf gegen eine Blockadestrategie eines starken Gegners diente also zugleich der Abwehr einer möglichen Belagerung und wird hier daher mit dieser zusammen behandelt, obwohl sie sich in der Praxis kaum von einer Fehdeführung gegen einzelne Gegner oder vom Kleinen Krieg der Frühen Neuzeit unterschieden. Der Unterschied zu diesen lag eher im operativen Maßstab als in den taktischen Maßnahmen – also in der Frage, ob Kölner Transporte vor der Stadt soweit möglich systematisch und mit der Absicht der nachhaltigen Schädigung abgefangen wurden, oder ob es sich von vorne herein nur um nadelstichartige Einzelvorfälle handelte, die nicht im Zusammenhang mit einer übergeordneten Absicht standen, Köln als Gegner in einer größeren Auseinandersetzung zu schwächen oder auszuschalten. Die von der Stadt abgesetzte Blockade stellte die Kölner bereits am Höhepunkt ihrer Macht vor Probleme. Wilhelm und Gerhard Rost verfügten beispielsweise bei Frechen über ein festes Haus, von dem aus sie um 1320 während der Auseinandersetzungen zwischen der Stadt sowie ihren Verbündeten und dem Kölner Erzbischof als dessen Helfer einen Kleinkrieg geführt hatten. Die Position bei Frechen ermöglichte mehr oder weniger spürbare Angriffe gegen Transporte, Verkehr und Truppenbewegungen und kann als wichtige Stellung in einer weiten Blockade der Stadt gelten. Denn Frechen lag nah genug, um zumindest im südwestlichen Sektor den Verkehr zu beeinträchtigen, aber auch weit genug entfernt, um nicht einer unmittelbaren Bedrohung von der Stadt aus ausgesetzt zu sein. Von der Kölner Innenstadt bis Frechen sind es zehn bis zwölf Kilometer, vom äußeren Mauerring gemessen nicht viel weniger. Frechen war also für ein aus Köln ausrückendes Heer größeren Umfangs und insbesondere für ein zu Fuß marschierendes Aufgebot der Bürger nicht in unmittelbarer Schlagreichweite. Jedenfalls waren Hinmarsch, handstreichartige Einnahme (wenn diese überhaupt möglich gewesen wäre) und Rückmarsch kaum in einem Tag zu bewältigen. Schon in dieser Nähe zur Stadt wäre daher eine Heerfahrt mit mindestens einer Übernachtung im Feld erforderlich gewesen. Sofern kein Handstreich möglich war und daher eine förmliche Belagerung erforderlich geworden wäre, hätte auf längere Frist ein regelrechtes Feldlager ohne direkte Verbindung zur Stadt und ihren Nachschubquellen bezogen werden müssen. Beides war möglich, aber mit hohem Aufwand und dem Risiko einer Niederlage in offenem Feld verbunden. Kurz: Es wäre schon eine umfassende militärische Kraftanstrengung erforderlich gewesen, um eine Befestigung in dieser Nähe der Stadt zu erobern. Und was wäre gewonnen worden? Die Blockade hätte etwas weiter zurück verlegt werden können, wo sie vielleicht etwas 176 So möglicherweise 1206, vgl. Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 108.

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weniger wirksam, aber keineswegs durchbrochen worden wäre. Außerdem hätten noch weitere feste Häuser im ähnlichen Umkreis erobert werden müssen, um die Verkehrswege wirklich wirksam zu öffnen. Und sie hätten dann noch zumindest für die Dauer des Konflikts besetzt werden müssen, um die Früchte des Sieges zu ernten. Das hätte erneut hohe Kosten und Belastungen mit sich gebracht, und es hätte zusätzliche Gegner in das Lager der Feinde führen können, die mit einer solchen Machterweiterung Kölns nicht einverstanden gewesen wären. Die Stadt Köln verfolgte aus diesen Gründen eine andere Strategie, wie sich am Beispiel des Frechener Hauses der Rosts belegen lässt. Nachdem der Erzbischof zu einem Einlenken gezwungen worden war, standen die Rosts allein gegen Köln und mussten daher bald ihrerseits eine Sühne vollziehen. Ihr Haus wurde entfestigt und sie mussten zusagen, es nur noch in Holzwerk neu zu errichten (außer bei gemauerten Kellern und Schornsteinen).177 Aus dem befestigten Platz wurde so ein Gutshof, der sich im Konfliktfall nicht gut verteidigen ließ und der deshalb auch für Handstreiche von wenigen Kölner Söldnern verwundbar war. Um ihnen diese Niederlage zu versüßen, wurden die Rosts Kölner Außenbürger, d. h., sie erhielten ein Manngeld von 20 Mark jährlich und erklärten sich damit zugleich dazu bereit, die Kölner Interessen zu fördern.178 Überdies wurden sie so über die Geldzahlung erpressbar, denn falls sie wieder ins gegnerische Lager wechseln sollten, würde diese Quelle rasch versiegen. Allerdings war man nicht zu 100 % erfolgreich mit dieser Strategie, denn schon 1321 eröffnete Wilhelm Rost eine neue Fehde, in deren Verlauf es auch zu einem für keine Seite entscheidenden „erbitterten blutigen Treffen bei Frechen“179 kam – dieses Gefecht sollte man sich allerdings nicht in allzu großem Maßstab vorstellen.180 Wahrscheinlich trafen nur wenige Dutzend Mann aufeinander. Wie auch immer: Erneut suchte man die Einigung, diesmal durch Vermittlung des Erzbischofs und des Grafen von Jülich. Neben Ausgleichszahlungen wurde dabei der entfestigte Status des Rost’schen Hauses bestätigt, ebenso deren Mannlehen. Am Ende war es also weniger militärische Macht, die gegen die Rosts erfolgreich war, als die Verlockung mit überlegenen finanziellen Mitteln und der Schulterschluss mit mächtigen regionalen Fürsten. Gegen die durch die Helfer des Erzbischofs durchgeführte Blockade hatte Köln wenig direkte und nachhaltige Mittel, so dass sich Kampf und Diplomatie auf den Erzbischof selbst konzentrieren mussten. 177 Ähnliches musste Ritter Andries van Aldenroyde 1352 zusagen, HAStK Best. 1 U 1/2058. Grundsätzliche Überlegungen zur Bedeutung von steinernen Häusern bei Schmidt, Heinrich, Häuptlingsmacht, S. 291. 178 Zu dem ganzen Vorgang vgl. Ennen, Geschichte, Bd. 2, S. 297. 179 Ennen, Geschichte, Bd. 2, S. 303. Vgl. ebd., S. 302–303. 180 Köln hatte fünf Männer mit je zwei kampfkräftigen Knechten angeworben, um gegen die Rosts vorzugehen. Vielleicht waren es nicht nur diese 15, die gegen Frechen zogen. Aber es dürften auch nicht viel mehr gewesen sein. Einen entscheidenden Sieg hätte eine solche Truppe nur durch Tötung oder Gefangennahme der Rosts erzielen können. Vgl. Ennen/Eckertz, Quellen, Bd. 4, Nr. 102 (= HAStK Best. 1 U 1/1047).

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Erst nachdem dieser eingelenkt hatte, konnte die Stadt auch mit seinen nachgeordneten Helfern fertigwerden und die Verkehrswege wieder öffnen. Das alles deutet auf eine gewisse Ohnmacht hin, denn allein mit Gewalt war das weite Umland Kölns nicht zu sichern, und das obwohl die Stadt zu Beginn des 14. Jahrhunderts noch relativ stark war. Geld und Diplomatie konnten dieses Problem kompensieren, solange genügend Mittel zur Verfügung standen und mächtige Partner gewonnen werden konnten.181 Mit sinkender Wirtschaftskraft auch relativ zu den sich verdichtenden Territorien rings umher fiel die erste Option jedoch mehr und mehr weg, und die zweite führte zunehmend in eine Abhängigkeit der Kölner Kriegsführung von Partnern, deren militärisches und politisches Gewicht das der Stadt überwog. Diese Abhängigkeit von Allianzen schon zur Verteidigung der eigenen Stadt war bereits im 14. Jahrhundert angelegt, wurde jedoch im Verlaufe der folgenden Jahrhunderte immer spürbarer. So im 16. Jahrhundert: Während im Frühjahr 1552 noch an der Verbesserung der Befestigungsanlagen und der Bewaffnung der Stadt gearbeitet wurde, ging die Nachricht ein, dass die französische Armee von Speyer auf Worms, Mainz und darüber hinaus ziehe. Im Rat befürchtete man, dass die auf dem Weg liegenden Fürsten keinen Widerstand leisten würden, so dass Köln zum nächsten Ziel werden könne. Daher – so das Ratsprotokoll – „ist nit wenig zubesorgen das unser widderstreben wenig frucht geberen mag“182. Die Ratsherren wussten also die militärische Lage im Großen weit jenseits ihres unmittelbaren Interessensbereichs zu beurteilen, und ihnen war tatsächlich klar, dass Köln auf sich allein gestellt in einem europäischen Krieg ohne Rückhalt von Fürsten oder anderen Mächten nicht allein agieren konnte. Was nach dem Neusser Krieg 1475 noch eine unausgesprochene Erkenntnis gewesen sein mag, gehörte spätestens jetzt in realistischer Selbsteinschätzung zum Gemeingut der Ratselite. Sie zog damit die zutreffende Konsequenz sowohl aus der allgemeinen militärischen Entwicklung183 ihrer Zeit als auch aus dem beginnenden Prozess der Verdichtung von Territorien, und schuf so das Fundament für das militärische Handeln der Stadt Köln in den kommenden Jahrhunderten: das Bewusstsein der Unfähigkeit, sich selbst ohne Verbündete zu verteidigen. Es war daher folgerichtig, dass man 1552 sofort zwei Ratsherren zu den Fürsten entlang des Rheins entsandte. Diese sollten zum einen Informationen einholen, zum anderen aber auch über die Möglichkeiten der Verteidigung gegen die Franzosen beraten. Sie sollten also Bündnispartner gewinnen und möglicherweise auch Kölner Unterstützung anbieten, um den Feind weit vor der Stadt abzufangen.184

181 So etwa noch 1418, als der Herzog von Berg u. a. dazu verpflichtet werden konnte, im Falle einer Belagerung durch den Erzbischof Köln zur Hilfe zu kommen. HAStK Best. 1 U 1/9026A. 182 HAStK Best. 10B A 16, fol. 146v (16.5.1552). 183 Um hier den zwar wirkmächtigen und eingängigen, aber letztlich ungenügenden Begriff der militärischen Revolution zu vermeiden. Zur Kritik an diesem vgl. Wilson, Krieg, S. 117. 184 HAStK Best. 10B A 16, fol. 146r–147r (16.5.1552).

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Dass ein solcher Feldzug von Köln nicht allein durchzuführen war, liegt auf der Hand. Doch auch die Verteidigung der Festungswälle selbst war zu dieser Zeit nicht mehr aus eigener Kraft gegen die immer größeren Armeen der europäischen Mächte zu gewährleisten. Die Sicherheit der Stadt hing deshalb mehr und mehr von verbündeten Truppen ab, die die eigenen Streitkräfte verstärkten. Im März 1671 schrieben Bürgermeister und Rat beispielsweise an den Kaiser, „ohne kräfftige beyhilff “ könne sich Köln „einer größer Kriegsmacht […] nicht wiedersetzen“185. Diese Erkenntnis, die spätestens seit dem 16. Jahrhundert unverändert galt und die, wie das Zitat belegt, nicht erst eine Interpretation des rückschauenden Historikers ist, sondern bereits den damals Verantwortlichen geläufig war, bildete eine wesentliche Konstante der stadtkölnischen Kriegsführung der Frühen Neuzeit. Denn zahlenmäßig reichte das, was Köln aus eigener Kraft an Männern auf die Beine bringen konnte, spätestens seit dem 16. Jahrhundert nicht mehr aus, um die ausgedehnte und sich im Verlaufe der Frühen Neuzeit durch den Bau von Bollwerken und Bastionen weiter ausdehnende Festung ausreichend gegen eine vollwertige Belagerung zu bemannen. Von kaiserlicher Seite wurden z. B. 1688 4000 Mann regulärer Truppen als unzureichende Festungsbesatzung betrachtet, weshalb eine Erhöhung auf 6000 Mann angestrebt wurde.186 Damit wurde auf die Bedrohung durch nahe französische Truppen im Erzstift Köln reagiert. Verringerte sich eine solche Gefahr, wurde – wie z. B. 1704 – auch eine Besatzung von nur 4000 Mann für ausreichend gehalten. Doch auch eine solchermaßen verringerte Besatzung regulärer Truppen konnte Köln nicht allein aufbringen.187 1691 beschloss der Niederrheinisch-Westfälische Kreis, 3075 Mann zu Fuß in Köln zu stationieren, wobei das stadtkölnische Kreiskontingent nicht eingerechnet wurde.188 Mit diesem zusammen mag man aber die 4000-Mann-Grenze erreicht haben. Ohne Kreisunterstützung hätten die Kölner ihr reguläres Militär also um etwa das Vierfache vermehren müssen. Wenn die Stadt nicht dazu in der Lage war oder auch nur annahm, es nicht zu sein, sich aus eigener Kraft gegen eine ernstgemeinte Belagerung zu behaupten, mussten im Kriegsfall rechtzeitig Verbündete gesucht werden, die die Garnison verstärkten. Die Aufnahme fremder Soldaten in die Stadt war aber stets mit Risiken verbunden. Abgesehen von dem Problem jeglicher Allianzkriegsführung, dass sich die Freunde als nicht verlässlich erweisen und überraschend abziehen oder die Seiten wechseln konnten, waren die fremden Soldaten auf Kosten Kölns zu versorgen und unterzubringen. Ihre Präsenz in Köln stellte also eine erhebliche wirtschaftliche Belastung dar (und umgekehrt für ihre Herren eine Entlastung, weshalb es attraktiv sein konnte, Köln Truppen anzubieten). Viel 185 HAStK Best. 20B A8, fol. 95r. 186 Vgl. Hieronymi, Haltung, S. 129. 187 Siehe z. B. HAStK Best. 20B A 15, fol. 471v. 188 HAStK Best. 70 A 1333, fol. [1r] (Auszug aus dem Kreis-Direktoral-Abschied vom 7.11.1691).

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und nicht direkt kontrollierbares189 fremdes Militär in der Stadt konnte auch zu Spannungen von Soldaten untereinander sowie mit den Bürgern und Einwohnern führen, die sich gewaltsam entladen konnten. Äußere Sicherheit wurde dann mit einem Verlust innerer Ruhe erkauft. Und schließlich konnte die Abhängigkeit vom Schutz durch fremde Truppen auch dazu führen, dass ein politischer Preis an ihre Entsender zu zahlen war (die Schutz in Herrschaft umwandeln konnten190). In jedem Fall war man aber nicht mehr Herr im eigenen Haus, wenn etwa die Stadttore nicht von eigenen, sondern von fremden Soldaten kontrolliert wurden. Der Effekt lässt sich an einem Beispiel illustrieren: Im Herbst 1704, im Spanischen Erbfolgekrieg, schrieb König Josef I. an alle Reichsstände und an alle Generäle und Offiziere unter kaiserlichem Oberkommando (und damit zugleich aller Reichstruppen), weil die Operationen des Sommers schwere Verluste an Pferden gebracht hatten. Die eigene Armee müsse deshalb im erheblichen Umfang neue Pferde erhalten. Um ihr Konkurrenz und überhöhte Preise zu ersparen, wurde daher „pferdhandel undt deren außfuhr“191 auch in befreundetes Gebiet verboten. Angesichts der bekannten Probleme der Reichsspitze, die Befolgung solcher allgemeinen Anweisungen zu erzwingen, besagte das Mandat noch nicht viel. Josef befahl aber allen vom Reichsoberkommando abhängigen Truppen, die Umsetzung des Verbots zu überwachen und dazu Handel und Verkehr zu kontrollieren. Auch dieser Befehl stand zunächst nur auf dem Papier. Er konnte aber beispielsweise von Kreistruppen als Teil der Kölner Garnison dazu genutzt werden, unter Umgehung der Stadtobrigkeit den Kölner Handel zu kontrollieren und zu behindern. Fremde Truppen in der Stadt konnten so zu einem Einfallstor für einen wenigstens temporären Verlust von Unabhängigkeit werden.192 Wohl deshalb wurde der Oberbefehl über Reichs- und Kreistruppen in der Stadt wenn möglich einem kaiserlichen General übertragen, von dem am ehesten die Beachtung der städtischen Interessen zu erwarten war.193 Im Zweifel galt die Loyalität der einzelnen Kontingente fremder Truppen in Köln aber nicht einem lokalen Oberbefehlshaber, sondern ihrem eigenen Fürsten. Auch agierten sie bisweilen selbständig aus der Stadt heraus im Umland, womit sie auch Nachteile für Köln etwa in Form von Repressalien in Kauf nahmen.194 189 Augenfällig wird dieses Problem z. B. 1673, als es „an und vor den Pforten“ (die im Holländischen Krieg von Soldaten gesichert wurden) zu „insolentien und excessen“ kam: Den im Sold der Stadt stehenden Soldaten wurde zur Abstellung dieser Probleme mit Kassation und Bestrafung gedroht, während die übrige Garnison – bei der es sich um niederrheinisch-westfälische Kreistruppen handelte – nur erreicht werden konnte, indem man deren Oberbefehlshaber die Probleme „communicieren“ ließ – mit ungewissem Ausgang (HAStK Best. 10B A 120, fol. 367v). 190 So ging es z. B. in Stralsund 1628 mit der schwedischen Protektion, vgl. Wilson, Krieg, S. 525. 191 HAStK Best. 50 A 307/2, fol. 167v. Das ganze Schreiben fol. 167–170. 192 Ein weiteres Beispiel war 1674 die Übernahme der Kontrolle über die Kölner Schiffbrücke durch kaiserliche Truppen. HAStK Best. 10B A 121, fol. 158r. 193 Vgl. z. B. Hieronymi, Haltung, S. 145. 194 So führten brandenburgische Truppen 1689 von Köln aus einen Kleinkrieg im kurkölnischen Gebiet. Vgl. Hieronymi, Haltung, S. 152–155.

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In Kriegszeiten hatte die Stadt Köln daher ständig mit mehreren Bällen zu jonglieren, um zugleich vor Angriffen sicher zu sein und die negativen Effekte der Aufnahme fremder Truppen so gering wie möglich zu halten, ohne die Verbündeten zu verprellen.195 Politisch konnte es dabei sinnvoll sein, Kontingente möglichst vieler verschiedener Allianzpartner aufzunehmen, die sich gleichsam gegenseitig neutralisierten und von denen keines ein zahlenmäßiges Übergewicht gegenüber den stadtkölnischen Truppen gewinnen konnte. Militärisch konnte das aber riskant sein, weil eine starke Verstärkung aus einem Guss ein einheitlicheres Oberkommando und weniger Friktionen durch Detailabstimmungen erwarten ließ. Aber diese Überlegung ließ sich situationsabhängig auch umdrehen, wenn eine starke Unterstützungstruppe eines politisch nicht direkt an Köln interessierten Alliierten von der Notwendigkeit enthob, die politischen Interessen aller möglicher Mächte im Auge haben zu müssen. Militärisch wiederum konnte durch ein solches großes Kontingent Gefahr drohen, etwa wenn es überraschend zur Durchführung anderer Operationen abgezogen wurde.196 Für Bürgermeister und Rat gab es daher keine allgemeingültige Patentlösung, um die Festung Köln sicher durch einen Krieg zu bringen. Sie mussten vielmehr stets die militärische und politische Lage beobachten und situationsabhängig reagieren. Anhand des Spanischen Erbfolgekriegs lässt sich das illustrieren.197 Da der Kurfürst von Köln im Bündnis mit Frankreich stand und bereits im Frieden französische Truppen in das Erzstift einrückten, bestand für die Stadt Köln erhebliche Gefahr. Die Festungsbesatzung musste daher durch Verbündete verstärkt werden, wofür die natürliche Wahl der Niederrheinisch-Westfälische Reichskreis war. Daher befanden sich seit Kriegsbeginn kurpfälzische Truppen als Kreistruppen in der Stadt, die die stadtkölnischen Streitkräfte bei der Sicherung der Festungswälle unterstützten.198 Der Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz war aber als Herzog von Jülich-Berg zugleich einer der ausschreibenden Fürsten dieses Kreises und ein Konkurrent Kölns in Handelsfragen. In der ersten Rolle hatte er darauf zu achten, Köln vor Angriffen zu schützen. Das war letztlich auch in seinem Eigeninteresse als Landesherr, denn an einem Köln unter französischer Kontrolle konnte ihm nicht gelegen sein. Sehr wohl aber an einem Köln, dessen durch das Stapelrecht dominierende handelspolitische Stellung untergraben wurde. Vielleicht ermutigt durch die Schutzbedürftigkeit Kölns – aber das wäre Gegenstand einer anderen Untersuchung – suchte Johann Wilhelm nun den Konflikt über das Stapelrecht und beschlag195 Vgl. dazu exemplarisch Hieronymi, Haltung. 196 Allerdings lässt sich auch diese Überlegung umdrehen: Wenn eine Vielzahl kleinerer Kontingente in der Stadt war, konnte schon der Abzug eines einzigen einen Sogeffekt auslösen, weil sich dann die anderen auch zum Abzug legitimiert sahen. Siehe z. B. die Verhandlungen mit dem örtlichen Kommandanten des Bischofs von Münster 1674, der den drohenden Abzug seiner Truppe mit dem Beispiel der abgezogenen Brandenburger legitimierte, HAStK Best. 10B A 121, fol. 159r–v. 197 Vgl. Plassmann, Neutralität. 198 Vgl. Bezzel, Feldzüge, S. 64–65.

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nahmte Kölner Kaufmannsgüter. Details dieses Konflikts interessieren hier nicht, jedoch überschattete er bald die militärische Kooperation.199 Köln gelang es, die Generalstaaten der Niederlande für den Streit um den Stapel so weit zu interessieren, dass sie im Sommer 1704 ein diesbezügliches Schreiben an den Kurfürsten schickten. Aber sie zeigten sich desinteressiert an einem verstärkten Engagement zugunsten der Stadt, obwohl diese davon ausging, dass das Handeln des Kurfürsten gegen Kreisbeschlüsse war und dass die Niederlande ein Garant des Kreises seien. Zugleich wurde über die militärische Lage am Niederrhein verhandelt. Köln hoffte darauf, dass von einem niederländischen Regiment, das für Bonn bestimmt war, ein Teil nach Köln abgezweigt wurde – was in Köln die Abhängigkeit von kurpfälzischen Truppen reduziert hätte. Aber der zuständige niederländische General sah keine unmittelbare Bedrohung für Köln und wollte deshalb seine Truppe nicht durch Zersplitterung schwächen. Alternativ wollten die Kölner die Generalstaaten dazu veranlassen, zwei Kompanien preußischer Dragoner in die Stadt zu verlegen – die Preußen waren im Kreis und regionalpolitisch Konkurrenten von Kurpfalz und konnten daher ebenfalls ein Gegengewicht gegen kurpfälzische Kontingente abgeben. Der Plan war aber insofern auf Sand gebaut, als es in Köln nicht genügend Fourage zur Fütterung der Pferde gab (weshalb Köln selbst keine Kavallerie unterhielt) und die beiden Kompanien ohnehin für die Sicherung des flachen Landes zwischen Rhein und Maas sowie des Bergischen Landes gedacht waren. Dazu mussten sie mobil sein, was bei einer Stationierung in Köln wegen der nächtlichen Schließung der Pforten und der komplizierten Genehmigungswege für Pfortenöffnungen ohnehin nur eingeschränkt der Fall gewesen wäre (wenn Köln nicht seine Unabhängigkeit in Form der Kontrolle der Stadttore hätte aufgeben wollen).200 Vor dem Hintergrund um den Streit um das Stapelrecht versuchten die Kölner also, den Einfluss des Kurfürsten von der Pfalz auf die Stadt, die er durch seine militärische Unterstützung ausüben konnte, durch die Aufnahme anderer Truppen zu reduzieren.201 Das war politisch und nicht militärisch gedacht, und schon gar nicht militärisch im Sinne übergeordneter Gesichtspunkte der europäischen Kriegsführung gegen Frankreich. Solche übergeordneten Gesichtspunkte gingen u. a. den Preußen vor, deren Absage, weitere Verstärkungen nach Köln zu schicken, mit einem allgemeinen Mangel an Truppen in der Region begründet wurde. Dieser war durch den Abzug zahlreicher Verbände nach Süd199 Noch zu Jahresbeginn 1704 waren die Kölner sehr interessiert an der Aufnahme kurpfälzischer Truppen gewesen, weil Nachrichten von einem möglichen französischen Angriff von Schleiden in der Eifel her vorlagen. Siehe HAStK Best. 50 A 307/2, fol. 7. 200 HAStK Best. 50 A 307/2, fol. 75–78. 201 Das belegt auch der Versuch, die preußische Regierung in Kleve zu Repressalien gegen die handelspolitischen Maßnahmen der Kurpfalz zu bewegen und so den Gegensatz zwischen den beiden regionalen Mächten auszunutzen. Siehe HAStK Best. 50 A 307/2, fol. 81r. Auf den dritten ausschreibenden Fürsten des Niederrheinisch-Westfälischen Kreises, den Bischof von Münster, konnte Köln hingegen von vornherein nicht bauen, weil er eng mit Düsseldorf verbündet war. Siehe ebd. fol. 81v (beides: Berichte des Syndikus Bullingen von Verhandlungen in Den Haag).

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deutschland bedingt.202 Allerdings war auch der Schutz durch die Preußen mit politischen Nachteilen verbunden. Denn wenig später ergab sich mit dem sogenannten Residentenstreit eine schwere Auseinandersetzung mit dem preußischen Residenten vor Ort, der für sich und die preußischen Truppen in Köln das Recht auf reformierten Gottesdienst in seinem Haus reklamierte und so die Politik der strikten Katholizität Kölns unterlief.203 Wenn es zu einer förmlichen Belagerung Kölns gekommen wäre, wäre mit den fremden Truppen in der Stadt ein weiteres Risiko verbunden gewesen, denn diese hätten sich vermutlich nicht von Bürgermeister und Rat Zeitpunkt und Bedingungen einer eventuellen Kapitulation vorschreiben lassen. Kam es aber in der Vormoderne zur Belagerung einer Stadt, so taten die Verantwortlichen gut daran, rechtzeitig zu kapitulieren, bevor die feindliche Übermacht dazu zwang. Denn bei einer Eroberung im Sturm hatten die Bewohner schwere Ausschreitungen und Plünderungen zu befürchten204, während im Zuge einer freiwilligen Übergabe Bedingungen ausgehandelt werden konnten – und die Führung der Belagerungsarmee eine Chance hatte, die Truppen in der Hand zu behalten und Plünderungen zu unterbinden. Massaker, Vergewaltigungen, Exzesse und schrankenloser Raub waren jedenfalls eine reale Gefahr für eroberte Städte. Zu nennen sind hier u. a. Rom 1527, Antwerpen 1576, Maastricht 1579 oder Magdeburg 1631.205 Wie Bürgermeister und Rat mit diesem schwer lösbaren Problem umgegangen wären, lässt sich mangels einer tatsächlichen Belagerung nicht ermitteln. Es sprach jedoch vieles dafür, zur Verteidigung der Stadt in möglichst hohem Umfang eigene Kräfte einzusetzen und die darüber hinaus erforderlichen fremden Verstärkungen aus möglichst vielen Quellen zu erhalten, von denen keine ein Übergewicht erhalten konnte und die daher gegeneinander ausgespielt werden konnten. Dass dies in der Praxis durchaus einer Quadratur des Kreises nahegekommen wäre, steht jedoch auf einem anderen Blatt. Dass es zu einem Ernstfall einer echten Belagerung nicht mehr gekommen ist, kann entweder als Glück oder als ein Aufgehen der politisch-militärischen Strategie betrachtet werden, es gar nicht erst darauf ankommen zu lassen und potentielle Feinde von einem Angriff abzuschrecken. Beides dürfte je nach den konkreten Umständen im Verlaufe der Jahrhunderte vorgekommen sein. Jedoch auch bloßem Glück lässt sich der Weg ebnen. Denn bei allen Problemen, sie zu bemannen und zu verteidigen, war und blieb die Festung Köln dennoch für jeden Angreifer ein schwer verdaulicher Brocken. Schon die enorme Ausdehnung des Rings von Befestigungen wie auch die Lage an einem nur

202 HAStK Best. 50 A 307/2, fol. 86–87 (Schreiben des preußischen Generals Lottum, 11.7.1704). 203 Vgl. Kober, Residentenstreit. Siehe auch allgemein Plassmann, Option. 204 Vgl. dazu Martines, Zeitalter, S. 69–94; Wilson, Krieg, S. 176; Kilián, Gewalt, S. 51. Dass die Gefahr einer Plünderung in Köln durchaus bekannt war, zeigt z. B. die Behandlung des Sacco di Roma 1527 durch Hermann Weinsberg, siehe Buch Weinsberg, Bd. 1, S. 51–52. 205 Vgl. Afflerbach, Kunst, S. 100–105.

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schwer kontrollierbaren großen Fluss206 machten es schwierig und v. a. sehr aufwändig, einen undurchlässigen Belagerungsring zu besetzen und so dicht zu schließen, dass die Besatzung ausgehungert werden konnte.207 Um das gegen die auf der inneren Linie operierenden Verteidiger zu versuchen, war eine unverhältnismäßig große Armee erforderlich. Zusätzlich eine aktive Belagerung zu führen und die Festungswerke anzugreifen sowie sich zugleich gegen mögliche Entsatzangriffe von außen zu schützen, erforderte noch deutlich mehr Truppen.208 Aber: Je länger je mehr war die Stadt Köln bei der Verteidigung Juniorpartner im eigenen Haus, der auf Hilfe bzw. darauf angewiesen war, dass stärkere Mächte gute strategische und politische Gründe hatten, Köln zu verteidigen. Eigene politische und militärische Ziele über die Absicherung der eigenen Existenz als Reichsstadt hinaus konnte Köln daher spätestens seit dem 16. Jahrhundert nicht mehr verfolgen. Unterstützung verbündeter Feldarmeen Um seine Ziele im Krieg zu erreichen, war Köln also zumeist auf Verbündete angewiesen. Auch wenn die Stadt hier zurückhaltend war, war es dabei doch erforderlich, die im Feld operierenden Armeen der Allianzpartner zu unterstützen – sei es, um Ziele zu erreichen, die auch im Kölner Interesse lagen, sei es, um den Partnern ein Zeichen guten Willens zu liefern. Wenn aber Köln Truppen zu verbündeten Armeen entsandte, wurden diese – vielleicht abgesehen von 1474/75 – stets dem dortigen Oberkommando unterstellt. D. h., Bürgermeister und Rat verzichteten von vornherein darauf, sich einen ausschlaggebenden Einfluss auf ihren Einsatz vorzubehalten (was angesichts der Stärkeverhältnisse und gegenüber Heerführern mit fürstlichem Rang ohnehin kaum möglich gewesen wäre). Kölner Kontingente bei befreundeten Armeen verfolgten also nicht direkt Kölner militärische Ziele, sondern dienten vornehmlich politischen Zwecken und einer symbolischen Versicherung von Bündnis- bzw. Reichstreue, weil man sich zumeist im Lager des Kaisers befand. Diese Ziele ließen sich häufig auch durch Zahlungen erreichen, die eine kriegführende Macht gerne und vielleicht lieber als ein kleines Kontingent von Söldnern einer Reichsstadt nahm. Aber es war nicht ausschließlich eine Frage des Geldes. 1478 forderte der Kaiser Waffenhilfe gegen Frankreich, die u. a. Heerwagen umfassen sollte.209 Solche Ausrüstung war genauso wie Artillerie und anderes Spezialgerät nicht unbedingt bedarfsgerecht zu improvisieren, musste also bevorratet oder kurzfristig herstellbar sein, wenn man einer derartigen Bitte folgen wollte. Hier konnte Köln tatsächlich eine Stärke aus206 Über den Köln leicht Verstärkungen und Vorräte erreichen konnten, wenn ein Belagerer ihn nicht zu sperren vermochte. Vgl. z. B. Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 42. 207 Was häufig eine Vorbedingung für eine erfolgreiche Belagerung war, vgl. z. B. Kronenbitter, Belagern, S. 163. Vgl. auch Plassmann, Stadtgeschichte, S. 72–74. 208 Vgl. Einleitung, S. 633. 209 RP, Bd. 1, 1478/16.

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spielen, einen echten militärischen Nutzen für jeden Verbündeten, der durch Leistungen in natura generiert wurde. Als Produzent und Zwischenhändler verfügte die Stadt immer über gewisse Waffenvorräte. Hinzu kamen die eigenen städtischen Waffen- und Munitionslager, die häufig nicht zur Gänze für die eigene Sicherung benötigt wurden, umgekehrt aber für viele kriegführende Mächte eine Mangelware beinhalteten. Köln verfügte dadurch über eine zusätzliche Option, um in ein Bündnis mit einer kriegführenden Partei zu treten oder sie sich zumindest politisch zu verpflichten, ohne eigene Soldaten in Marsch zu setzen.210 Munition, Kanonen oder Mörser für eine artillerieintensive Belagerung konnten aus der Sicht eines kriegführenden Fürsten kurzfristig sogar deutlich wertvoller sein als einige hundert oder tausend Soldaten. Bereits 1366 hatte Köln die Belagerung der Burg Hemmersbach durch den Landfriedensbund nicht nur mit einigen Söldnern, sondern insbesondere auch mit einer kostspieligen Blide unterstützt.211 Im 15. Jahrhundert war es dann offenbar für auswärtige Fürsten, Herren und Städte Praxis, sich mit Kölner Kriegsgerät leihweise zu versehen.212 Mit ihrem reichhaltigen Arsenal an schweren Waffen sowie der zugehörigen Munition und dem notwendigen Bedienungspersonal verfügte die Stadt Köln auf diese Weise über ein nicht zu unterschätzendes militärisches Potential, das nicht allein der Abwehrkraft der Stadt gegen mögliche Belagerungen zugutekam, sondern auch offensiv einsetzbar war. Geschütze213 aus Köln konnten bei Belagerungen gegnerischer Festungen und befestigter Orte eine erhebliche Feuerkraft entwickeln und so einen Angriff zum Erfolg führen. Allerdings ließ sich die schwer bewegliche Artillerie nicht ohne ausreichende Bedeckung durch Infanterie und Kavallerie ins Feld bringen und einsetzen, und da es der Stadt hieran mangelte, war sie meist nicht zu einer selbständigen Nutzung des offensiven Potentials der eigenen schweren Waffen in der Lage. Selbst bei Entblößung der Festungswälle von Söldnern und Bürgerwehr hätte in der Frühen Neuzeit immer noch die notwendige Kavallerie gefehlt, um im offenen Gelände aufzuklären, gegnerische Reiter aus dem Feld zu schlagen oder von einem Angriff abzuschrecken und einen Marsch abzusichern. Das Fehlen von städtischer Kavallerie nach dem 15. Jahrhundert war auf diese Weise schon ganz allgemein ein erheblich einschränkender Faktor für eine selbständige Kriegsführung der Stadt.214 Da schwere Artillerie besonders langsam zu bewegen war und im Zweifel nicht schnell genug einsatzbereit war, um einen Überfall auf dem Marsch 210 Vgl. z. B. Ennen, Geschichte, Bd. 4, S. 323 (zur Bekämpfung der Wiedertäufer in Münster 1534). 211 Vgl. Ennen, Geschichte, Bd. 2, S. 535. 212 Diese Praxis wurde 1443 der genauen Kontrolle der Räte und der 44er unterworfen, weil sie sowohl durch das Fehlen der Waffen als auch durch eine Verstrickung in fremde Konflikte Gefahren barg. Vgl. Stein, Akten, Bd. 1, S. 313, Nr. 141. 213 Für diese Zwecke konnten auch sehr alte Waffen zum Einsatz kommen, solange sie noch sicher gebraucht werden konnten. Das Kölner Arsenal veraltete damit bei der Artillerie nicht so schnell wie in anderen Bereichen. Vgl. Querengässer, Belagerungen, S. 111 (mit Beispielen des Einsatzes von ca. 100 Jahre alten Geschützen Anfang des 18. Jahrhunderts). 214 Vgl. auch Hieronymi, Haltung, S. 147.

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abzuwehren, war sie jedoch noch verwundbarer als eine Marschkolonne von Infanterie. Und sie war erheblich teurer, so dass ihr Verlust größeren wirtschaftlichen Schaden angerichtet hätte als den einer Anzahl von Infanteristen.215 Aus diesen Gründen konnte Köln seine Feuerkraft nur dann in die Waagschale werfen, wenn dies im Bündnis mit einer voll operationsfähigen alliierten Armee geschah. Umgekehrt mangelte es diesen aber oft an der notwendigen Ausstattung mit schwerem Geschütz.216 Sei es, dass dieses in der Anschaffung zu teuer gewesen wäre, sei es, dass der Antransport über weite Distanzen unwirtschaftlich oder zu zeitraubend gewesen wäre: Im regionalen Rahmen, d. h. dort, wohin Kölner Artillerie transportiert werden konnte, waren Geschütze, Munition und Bedienungspersonal aus Köln gesuchte Verstärkungen für verbündete Feldarmeen.217 Richtig eingesetzt und unter günstigen Umständen – es musste v. a. eine alliierte Armee geben, die im Kölner Einzugsgebiet operieren wollte – war das Kölner Zeughaus daher durchaus ein Ort, von dem aus wenigstens ein gewisser politischer und militärischer Einfluss ausgeübt werden konnte, der die Stadt punktuell auf das militärische Niveau wenigstens einer mittleren Macht zu heben vermochte.218 Das lässt sich beispielsweise anhand einer Operation an der Mosel zeigen, die die Seemächte 1704 planten, aber dann zunächst nicht durchführten.219 Da im engen Moseltal nur geringer Bewegungsspielraum bestand, war es für eine vorrückende Armee wichtig, rasch und effektiv jede Art von Befestigung in ihrem Vormarschweg erobern zu können. Selbst eine mittelalterliche Mauer konnte einen Angreifer, der nicht schnell genug eine Bresche in sie zu schießen vermochte, wenigstens für ein paar Tage aufhalten und so den Verteidigern die Zeit für Gegenmaßnahmen bzw. das Heranführen von Verstärkungen verschaffen. Umgekehrt hatte der Angreifer den Vorteil, entlang eines schiffbaren Flusses zu marschieren und so relativ problemlos die notwendige schwere Artillerie mitführen zu können, die mit veralteten Befestigungen rasch fertig werden konnte, vorausgesetzt, dass genügend Artillerie und Munition verfügbar waren. Zur Vorbereitung des Moselangriffs wurde daher an der Basis der geplanten Operation, in Koblenz, Anfang April 1704 eine Konferenz abgehalten, die der Beschaffung von Artillerie aus regionalen Quellen diente. Die Feldarmee hingegen sollte v. a. aus nieder215 Vgl. Schwarz, Kreiskontingent, S. 78. Siehe auch Wilson, Krieg, S. 132. 216 Vgl. Plassmann, Armeen, S. 61–62. Siehe auch HAStK Best. 50, 307/2, fol. 38 (Reichstagsbeschluss vom 11.3.1704 zu Lieferungen von Geschützen durch die Reichskreise). 217 So nahmen zwei Kölner Mörser an der Eroberung von Ehrenbreitstein 1637 teil, vgl. Lahrkamp, Jan, S. 76. Vgl. auch Hieronymi, Haltung, S. 158. Der Niederrheinisch-Westfälische Kreis hoffte 1706 auf die Bereitstellung Kölner Geschütze, siehe Landesarchiv Speyer E3, 254 (Puncta Deliberanda für den Kreistag März 1706). 218 Vermieden werden musste allerdings, die Stadt bis zur Wehrlosigkeit von Artillerie zu entblößen und so anfällig für einen Gegenschlag zu werden, wie es z. B. 1502 in Urbino der Fall war. Vgl. King, Machiavelli, S. 52. 219 Zu den Hintergründen vgl. Plassmann, Krieg, S. 427–464.

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ländischen und englischen Regimentern bestehen, die aber aufgrund der Entfernung von ihrer Heimat keine eigene schwere Artillerie mitführen konnten. Auch wenn die Alliierten also den Großteil der Truppen stellten, waren sie auf die Unterstützung der mindermächtigen Verbündeten vor Ort angewiesen. Bei ihnen handelte es sich um Kurmainz, Kurtrier, das Domkapitel zu Köln (in Vertretung des auf der französischen Seite stehenden Kurfürsten), Kurpfalz, der Landgraf von Hessen-Kassel und die Reichsstadt Köln, die auf diese Weise und in dieser Frage in den Kreis der Reichsfürsten am Mittelrhein aufrücken konnte. Sie alle waren daran interessiert, die Franzosen zurückzudrängen. Im Ergebnis waren es jedoch die Kölner, die am ehesten Artillerie zu stellen vermochten: Kurmainz machte seinen Beitrag von der Sicherheit der Stadt Mainz abhängig (was nicht abzusehen war), das Kölner Domkapitel musste erst zu Hause nachfragen (was einer verklausulierten Ablehnung gleichkam), Kurpfalz machte seinen Beitrag davon abhängig, dass Hessen-Kassel lieferte, dessen Gesandter aber nicht instruiert war (oder dies wenigstens behauptete). Tatsächlich zugesagt hatten am Ende nur Kurtrier – dessen Territorium zurückerobert werden sollte – und die Stadt Köln, die insgesamt vier Geschütze liefern wollte, allerdings ohne Zubehör. Als einziger Konferenzteilnehmer musste Köln auch kein Heu für die Versorgung der Armee liefern, wohl weil die Stadt tatsächlich über keines verfügte und es extra hätte aufkaufen müssen.220 Insgesamt war der zugesagte Beitrag nicht übermäßig groß und kleiner als die in Aussicht gestellten der Fürsten. Deren Zusagen mussten aber zu einem guten Teil als virtuell gelten, weil sie unter zu vielen Bedingungen gemacht worden waren. Neben Kurtrier erwies sich Köln daher als kleiner, aber wenigstens vergleichsweise verlässlicher Partner. So bescheiden der Beitrag Kölns zu den Kriegsanstrengungen der Großen Allianz auch war: In Koblenz saß ein Gesandter der Stadt an einem Tisch mit den Fürsten der Region, und das als einziger nicht-fürstlicher Gesandter. Das ist nicht mit vergleichbarem politischen Einfluss zu verwechseln. Aber immerhin war das militärische Potential der Stadt auf dem speziellen Feld der Artillerie groß genug, um wenigsten für einen Augenblick gesehen und gebraucht zu werden. Aus der Moseloperation wurde dann nichts, und die englischniederländische Armee marschierte unter ihrem Feldherrn Marlborough direkt an die Donau, wo im August bei Höchstädt ein Sieg errungen wurde, der an der Mosel niemals zu erreichen gewesen wäre.221 Bei der Vorbereitung dieser Operation spielte die Stadt Köln keine Rolle. Im Anschluss an ihren Sieg in Bayern belagerten die Alliierten Landau in der Pfalz und planten die Wiederaufnahme ihrer Idee, an der Mosel anzugreifen. Erneut wurde dafür Artillerie benötigt, und erneut galt die Stadt Köln als möglicher Lieferant.222 Die Beispiele für die Bereitstellung von Artillerie, Zubehör und Spezialgerät durch die Stadt Köln für verbündete Armeen lassen sich leicht vermehren, ohne dass auf sie 220 HAStK Best. 50, 307/2, fol. 54–56 (Vertrag der Koblenzer Konferenz, 5.4.1704). 221 Vgl. Plassmann, Krieg, S. 427–454. 222 HAStK Best. 50, 307/2, fol. 165.

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Abb. 24  Belagerung von Bonn, 1703 (Johann August Corvinus nach Abraham Drentwett nach Georg ­Philipp Rugendas, 1712–1715)

im Detail eingegangen werden müsste. Ende 1535 liefert die Stadt Köln Geschütze und Munition an die kaiserlichen niederländischen Truppen.223 Zur Belagerung von Bonn 1689 lieferte Köln Artillerie und bot den Verkauf von Pulver an, sperrte sich allerdings gegen weitergehende Forderungen des dort kommandierenden Kurfürsten von Brandenburg, die auf eine Entblößung der Stadt von modernen Geschützen hinausgelaufen wären.224 Eine Schiffsbrücke – ebenfalls eine teure und deshalb gesuchte Notwendigkeit für Operationen an Flussläufen – wollten die Kölner für die Belagerungsarmee errichten.225 Schließlich unterstützten sie den Aufbau eines Feldlazaretts.226 Als Bonn 1703 erneut belagert wurde, wiederholte sich eine ähnliche Unterstützung der Angreifer durch die Stadt Köln.227 223 Dank dafür: HAStK Best. 50, 69/10, fol. 4: Karl V. an Köln, 14.12.1535. 224 HAStK Best. 20B A 13, fol. 344r–v und fol. 351v–352r. Vgl. auch Hieronymi, Haltung, S. 164 und 167. Zugleich unterstützte das Domstift die Belagerung u. a. mit Pferden. HAStK Best. 210 A 210, fol. 146r– 147v und 185r. 225 HAStK Best. 20B A 13, fol. 345r–346v. Dabei griff man allerdings in die Rechte der kurkölnischen Fährvasallen ein. Vielleicht wollten die Stadtkölner daher mit der Schiffsbrücke mit dem Rückenwind der verbündeten Streitkräfte einen Präzedenzfall schaffen, um deren Rechte zu mindern. 226 HAStK Best. 20B A 13, fol. 352r–v. 227 HAStK Best. 20C A 6, fol. 69r–v: Christian August von Sachsen-Zeitz an die Stadt Köln, Vilich 8.5.1703 (Abschrift). Vgl. Ennen, Frankreich, S. 89–91.

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Noch 1793 wurde auf dieses Muster zurückgegriffen, als Köln Geschütze und Munition an die österreichischen und an die preußischen Truppen lieferte, die gegen Frankreich kämpften.228 Reichskriege Einem Einsatz von Truppen oder (militärischen) Mitteln außerhalb der Stadt konnte sich Köln trotz aller Einschränkungen nicht völlig verschließen. Angesichts der besonderen Bedeutung, die der Schutz durch Kaiser und Reichsinstitutionen für die Stadt in Krieg und Frieden hatte, war es mehr oder weniger selbstverständlich, dass sie im Reichskrieg ihren Anteil an den Lasten zu tragen hatte und sich dem nicht ohne schwerwiegende politische Folgen entziehen konnte – zumal im Unterschied zu einem bloßen Bündnis eine rechtliche Verpflichtung bestand, den jeweiligen Beitrag zum Reichskrieg zu leisten, eine Verweigerung neben politischen also auch – theoretisch – rechtliche Folgen hätte haben können. Köln beteiligte sich also immer wieder durch Truppenkontingente, Materiallieferungen oder Zahlungen an Reichskriegen bzw. Kriegen, die vom Kaiser im Namen des Reiches geführt wurden. Fanden diese in unmittelbarer Nähe statt, kamen diese Anstrengungen auch direkt der eigenen Verteidigung zugute und können daher kaum von einer Kriegsführung auf eigene Rechnung unterschieden werden. Reichssteuern und anders bezeichnete Zahlungen oder Naturallieferungen an den Kaiser, aber auch Darlehen, deren Rückzahlung zunächst dahingestellt blieb, konnten finanzkräftige Städte dazu nutzen, die Politik der Reichsspitze zu ihren Gunsten zu beeinflussen.229 Solange es die Mittel hergaben, waren solche Städte also durchaus attraktive Partner der Kaiser. In Kriegszeiten, in denen rasch sehr viel Geld aufgebracht werden musste, um Armeen und Kriegszüge zu finanzieren, konnten sie noch wertvoller werden. Vermutlich – aber das wäre in einer anderen Studie zu untersuchen – waren vielfach eingehende Gelder erwünschter als ein reichsstädtisches militärisches Kontingent. In jedem Fall darf sich die Untersuchung der Kölner Beteiligung an Reichskriegen oder auch regionalen Auseinandersetzungen im Bündnis mit Fürsten nicht auf den tatsächlichen Truppeneinsatz beschränken, sondern muss auch den Einsatz von Geld, Vorräten, Spezialgerät bzw. Waffenlieferungen, Logistik und sonstiger Unterstützung im Auge behalten. Neben der Stellung von Truppen oder von Material, Quartieren für durchmar­ schierende kaiserliche Truppen230, Ausrüstung oder Versorgungsgütern kam es durchaus in Frage, sich der Reichspflichten durch Zahlungen zu entledigen. So übergab die Stadt beispielsweise 1499 3000 Gulden an König Maximilian I. ausdrücklich anstatt eines 228 Vgl. Schwarz, Stadt-Soldaten, S. 153. 229 Vgl. Timpener, Reichsstadt, S. 134. 230 Auch das konnte einen erheblichen Umfang annehmen. Bei der Einquartierung kaiserlicher Truppen auf dem Durchmarsch in die Niederlande 1785 mussten beispielsweise 1661 Fässer Mehl à 95 bis 100 Pfund angekauft werden, wofür 14.000 Reichstaler gezahlt wurden. HAStK Best. 33 A 50.

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Truppenkontingents für den Kampf gegen die Schweizer.231 Dabei handelte es sich offensichtlich für beide Seiten um ein günstiges Geschäft, denn Maximilian konnte mit dem Geld eigene Truppen besolden oder seinen sonstigen Finanzbedarf befriedigen, und Köln war jedenfalls bis zum nächsten Reichstag seiner Verpflichtung gegenüber dem Reich nachgekommen, ohne eine Truppe aufstellen und auf den langen, gegebenenfalls kostenträchtigen Weg nach Süddeutschland zu schicken. Diese finanzielle Ablösung einer Verpflichtung gegenüber dem Reich war zwar für Köln – wenn sie sich in Grenzen hielt – kostengünstiger, mit weniger Aufwand verbunden und v. a. kalkulierbarer als die Entsendung von Soldaten. Trotzdem wurde sie nicht zum Standard der Teilnahme auch an fernen Reichskriegen. Köln kämpfte durchaus auch unter kaiserlicher oder Reichsflagge mit eigenen Kontingenten auf weit entfernten Schauplätzen. Gegen die Hussiten stellte es im 15. Jahrhundert mehrfach Truppen zur Verfügung, die in Böhmen eingesetzt wurden.232 Diese Männer standen teils unter der Führung von Soldunternehmern233, denen offenbar die Details der Truppenführung sowie die Soldauszahlung234 vor Ort und der Verhandlungen mit dort jeweils übergeordneten fürstlichen Befehlshabern überlassen blieben.235 Teilweise wurden aber auch nur einzelne Gleven, also taktische Einheiten von zwei bis vier Mann, für den Dienst in Böhmen angeworben.236 Köln verließ sich also nicht darauf, einen Condottiere zu beschäftigen, der die gesamte Truppenmacht der Stadt führte. Das kann mit finanziellen Erwägungen zusammenhängen oder mit dem Wunsch, bestimmte der Stadt verbundene Männer mit einem lukrativen Einsatz zu bedenken.237 Dahinter kann aber auch der Wunsch stecken, sich einem solchen Mann nicht auszuliefern, um eine bessere Kontrolle über die Söldner ausüben zu können. 1542 stellte die Stadt ein Reichskontingent von 500 Fußknechten gegen die Türken auf drei Monate. Dazu wurde Wilhelm van Horne genannt Schramm als Hauptmann bestellt, der offenbar auch der die Knechte anwerbende Soldunternehmer war.238 Seine

231 HAStK Best. 1 U 1/14912. 232 Vgl. Wübbeke, Militärwesen, S. 247–255; v. d. Brincken, Köln, S. 32. 233 So 1431 18 Gleven, die unter dem Kommando von Wilhelm van Loen, Graf zu Blankenheim, nach Böhmen zogen. HAStK Best. 1 U 1/10796 und U 1/10810 und U 1/10812. 1422 wurde Niclais, Vogt und Herr zu Honnoltsteyn [Hunolstein] mit seinen Gesellen nach Böhmen entsandt. HAStK Best. 1 U 1/9932 und 9933. 234 Demgegenüber zahlte die Stadt ausweislich der vielen Soldquittungen in HAStK Best. 1 die direkt in Köln eingesetzten Söldner in der Regel auch direkt aus, so dass eine unmittelbare Beziehung entstand. 235 Das war nicht untypisch für die reichsstädtische Beteiligung an den Hussitenkriegen, vgl. Willershausen, Reichsstädte, S. 44. 236 HAStK Best. 1 U 1/10817 (1431). 237 Z. B. den Schöffen Werner Overstolz, der 1423 mit drei Gleven à zwei Pferden nach Böhmen entsandt wurde. HAStK Best. 1 U 1/9960. 238 Er war kein Angehöriger des Kölner Geschlechts vom Horn, sondern aus rheinischem Adel.

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Abb. 25  König Maximilian [I.] quittiert der Stadt Köln 3.000 Gulden wegen der Dienste, die sie „wider unser veinde die Sweytzer [Schweizer] gethan haben sollten“ und verpflichtet die Stadt auf die Beschlüsse des nächsten Reichstags zu Wormbs [Worms], 1499.

Bestallungsurkunde239 enthält ausschließlich Regelungen zur Bezahlung, zu den Musterungen und zur Verabschiedung der Truppe nach den drei Monaten. Die Stadt schickte einen eigenen Zahlmeister und Musterschreiber mit ins Feld, um Betrug zu unterbinden, aber auch die Interessen der Stadt bei eventuellen Ersatzanwerbungen für getötete oder ausgeschiedene Soldaten zu vertreten. Diese sollte nur mit seiner Zustimmung möglich sein, so dass Köln Kontrolle über die entstehenden Kosten behielt. Es finden sich aber keine Bestimmungen zur geplanten Operationsführung oder zur Ausübung des Oberbefehls (wenngleich die Erwähnung eines obersten Feldhauptmann des Reiches impliziert, dass unter diesem zu kämpfen war). Es wurden neben dem Musterschreiber auch keine Kriegskommissare oder Felddeputierten mitgeschickt, die 239 HAStK Best. 1 U 1/16885. Provenienzmäßig wäre die Urkunde eher bei Horn zu vermuten. Da die Siegel fehlen, könnte es sich um einen nicht ausgefertigten Entwurf handeln. Möglicherweise gelangte sie aber auch als Ausfertigung früher oder später zurück nach Köln. Dies ist nicht mehr zu klären, spielt aber insofern hier keine Rolle, als der Inhalt dem entsprach, was die Stadt mit einem Soldunternehmer abmachen wollte.

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an der Front Einfluss hätten ausüben können. Die Kölner verstanden die Stellung dieser Truppe an die ferne Ungarnfront, wo sie keine eigenen Interessen verfolgten, also als eine Art von verlorenem Zuschuss zur Reichskriegsführung, mit dem sie ihre politischen Ziele verfolgten, nicht jedoch eigene militärische. Ihnen konnte es tatsächlich gleichgültig sein, wo genau in Ungarn die Soldaten eingesetzt wurden, und ihnen musste auch nicht daran liegen, auf Operationsführung, Unterbringung und Versorgung der Männer mit dem Ziel Einfluss zu nehmen, Verluste zu vermeiden. Im Gegenteil: Da Verluste zu Einsparungen an Sold führten und da es sich um keine stehende Truppe handelte, die man später an anderer Stelle wieder für den Dienst der Stadt einsetzen wollte, könnten Verluste durchaus erwünscht gewesen sein.240 Es fehlen auch jegliche Bestimmungen, nach denen der Einsatz der Soldaten unter dem Vorbehalt einer möglichen Bedrohung Kölns selbst gestellt worden wäre. Tatsächlich wäre es bei einer solchen Bedrohungslage sinnvoller gewesen, einen neuen Soldunternehmer anzuheuern, als zu versuchen, die Männer aus Ungarn herbeizurufen (zumal sie ohnehin nur auf drei Monate beschäftigt wurden). Das war bei näheren Kriegsschauplätzen anders. Im Spanischen Erbfolgekrieg dienten zeitweise niederrheinisch-westfälische Kreistruppen inklusive eines Kölner Kontingents bei der Reichsarmee am Oberrhein gegen Frankreich. So sehr es im gemeinsamen Inte­ resse der Alliierten war, die Front am Oberrhein zu halten, so sehr fehlten diese Soldaten bei der Verteidigung Kölns. Als der Kreis beim Oberbefehlshaber am Oberrhein, Georg Ludwig von Hannover, im Jahr 1708 anfragte, ob sie nicht besser zum Schutz der Stadt Köln und des Westerwalds eingesetzt würden, erhielt er jedoch eine lapidare abschlägige Antwort: Die Männer seien am Oberrhein nicht entbehrlich.241 Die Stadt Köln wusste sich zwar im Netzwerk des Kreises besser geschützt, als auf sich allein gestellt. Aber sie konnte nur noch indirekt, über den Kreis, den Einsatz eines Teils ihrer Soldaten beeinflussen, und wie das Beispiel zeigt, reichte dieser Einfluss nicht soweit, wie es sich die Kölner wünschten. Sicherlich war eine Sicherung der Oberrheinfront auch für die Stadt Köln sinnvoll, denn bei einem französisch-bayerischen Sieg dort wären Rückwirkungen auch am Niederrhein zu spüren gewesen. Aber Köln verfolgte im Süden keine unmittelbaren militärischen Interessen, d. h.: Es konnte der Stadt relativ gleichgültig sein, auf welche Weise dort die Reichsarmee operierte, solange sie sich gegen Franzosen und Bayern behauptete. Ob dies aber einige Kilometer östlich oder westlich geschah, war aus der Ferne betrachtet weitgehend ohne Bedeutung. Schon eher konnte man sich darum sorgen, ob dies unter Inkaufnahme größerer oder kleinerer Verluste erreicht wurde, und ob die fremden Trup240 Zu den erheblichen finanziellen Problemen, die die Befriedigung von Ansprüchen der Söldner bei einer Abdankung mit sich bringen konnte, vgl. Baumann, Kriegsprobleme; Kaiser, Ende. 241 HAStK Best. 50 A 1003: Georg Ludwig von Hannover an das Ausschreibeamt des NWK, 19.3.1708 (Abschrift). Zu den Hintergründen vgl. Plassmann, Krieg, S. 464–473.

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pen aus dem Norden vielleicht an besonders gefährlichen oder schlecht zu versorgenden Ort eingesetzt wurden. Da das Oberkommando der Reichstruppen über solche Fragen nicht mit jedem Kompaniechef einzeln verhandeln konnte und wollte, war die einzige Möglichkeit der Einflussnahme darauf die Bündelung zu Kreistruppen, die aus der Sicht des Oberkommandos doch ins Gewicht fielen und die daher Verhandlungspartner waren. Da hier alle Kreisstände mehr oder weniger in einem Boot saßen, war eine besondere Einflussnahme Kölns (etwa durch die kostspielige Entsendung eigener höherer Offiziere oder Kriegskommissare) nicht erforderlich. Kurz: Der Kreis ermöglichte den Kölnern die Teilnahme am Reichskrieg, ohne dass man sich um die Details des Einsatzes kümmern musste. Dabei war schon allein durch die Tatsache, dass man teilnahm und damit seine Reichspflichten erfüllte, der eigentliche politische Zweck erfüllt – Kaiser- und Reichs­ treue zu demonstrieren und so im Gegenzug Anspruch auf solidarische Unterstützung stellen zu können, wenn Köln unmittelbar bedroht sein würde. Die Entsendung solcher Truppenkontingente an entfernte Kriegsschauplätze liegt damit an sich außerhalb der Fragestellung dieser Untersuchung, denn es handelte sich gleich der Zahlung von Reichssteuern um einen rein politischen Akt. Entscheidungen über den militärischen Einsatz der Truppen, über Operationsziele oder über Taktiken lagen in diesen Fällen aber jenseits des stadtkölnischen Horizonts, zumal wenn der Einsatz in einer so großen Entfernung erfolgte, dass schon allein aufgrund der langen Kommunikationswege kein unmittelbares Eingreifen in das Geschehen vor Ort möglich war. Überdies waren spätestens in der Frühen Neuzeit die Kräfte, die Köln auf diese Weise entsenden konnte, so gering, dass aus ihrem Einsatz kein Anspruch auf Gehör im Kriegsrat der Reichsarmee abgeleitet werden konnte. Jedoch handelte es sich aus Kölner Sicht nicht mehr um einen verlorenen Zuschuss in dem Sinne, dass man sich gar nicht mehr um die entsandten Soldaten gekümmert hätte, weil man die Kosten für ihre Bereitstellung abgeschrieben hätte, sobald sie hinter der nächsten Rheinbiegung verschwunden waren. Insbesondere dann, wenn die Männer stationär eingesetzt wurden oder im Winter feste Ruhequartiere bezogen, war auch durchaus die Zeit vorhanden, mit ihnen und den ihnen vorgesetzten Offizieren zu kommunizieren, so z. B. mit dem Kölner Kontingent in den Bühl-Stollhofener Linien in Baden. Bei diesen handelte es sich um eine Feldbefestigung, die während der ersten Hälfte des Spanischen Erbfolgekrieges eine Schlüsselstellung der alliierten Verteidigung am Oberrhein gegen französische Angriffe darstellte.242 Offensichtlich sind dabei die Ebenen auseinanderzuhalten, die Basis der Analyse sind. Einige hundert Kölner stellten keine Truppe dar, die in den Planungen der örtlichen Feldherren, also des Prinzen Eugen, Marlboroughs oder Ludwig Wilhelms von Baden eine ausschlaggebende Rolle gespielt hätte. Daher konnte Köln nicht erwarten, großen Einfluss auf die Entscheidungen des alliierten Oberkommandos auszuüben. Aber aus Sicht 242 Vgl. Müller, Eugen von, Linien; Plassmann, Krieg, S. 403–427 und S. 468.

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derjenigen Reichsstände, zu deren Schutz die Männer unmittelbar eingesetzt wurden, konnten 200 Mann mehr oder weniger durchaus eine Rolle spielen. Hier bestand also durchaus vor Ort ein Eigeninteresse, das Möglichkeiten für eine Kölner Einflussnahme generierte. So schrieb der Markgraf von Baden-Durlach am 3. März 1703 wegen der in den Linien stehenden Kölner Soldaten, um deren möglichen Abmarsch zu verhindern.243 Sie verteidigten sein Territorium ganz unmittelbar und hatten für ihn daher einen vergleichsweise hohen Wert. Es fragt sich, warum Köln in diesem wie in anderen Fällen nicht auf die einfachere Möglichkeit der Zahlung eines der Kosten des Kontingents entsprechenden Geldbetrags gewählt wurde. Die physische Präsenz von Männern unter Kölner Bannern hatte eine Funktion, die sich nicht durch eine Zahlung erreichen ließ: die Zurschaustellung eines Unabhängigkeitsanspruches (um nicht den Begriff der Souveränität244 zu gebrauchen). Wer auch noch so schwaches eigenes Militär ins Feld schicken konnte, untermauerte damit symbolisch wie haptisch seinen Anspruch auf Reichsstandschaft und darauf, seine eigenen Belange selbst zu regeln und sich im Zweifel auch selbst zu verteidigen. Die Zahlung von Geld hingegen war zwar wirtschaftlich und rein praktisch attraktiv (sofern man über das Geld verfügte), signalisierte aber das Gegenteil: Sie konnte als eine Art von Steuer oder Schutzgeld betrachtet werden, die dem Empfänger zunächst einen höheren Statuts einräumte, um mit zunehmender Wiederholung als Normalfall angesehen zu werden, dem wiederum ein gewohnheitsrechtlicher Anspruch folgte. Zu häufige Ablösungszahlungen für Reichspflichten führten also auf einen abschüssigen Weg zur Mediatisierung. Dies galt v. a. dann, wenn der Empfänger nicht der Kaiser selbst war, sondern ein mächtiger Reichsfürst mit regionalen Interessen. Da mit der Entstehung der Kreisverfassung im 16. Jahrhundert die Aufbringung der Reichsarmee zunehmend zu einer Sache der Reichskreise wurde, wären das im Fall Kölns die Fürsten von Jülich, Kleve und Berg und damit im 17. Jahrhundert auch der Kurfürsten von Brandenburg sowie von der Pfalz. Es lag stets im Interesse dieser mächtigen Fürsten, von den schwächeren Ständen Geldzahlungen für die Kreisarmee zu erhalten und dafür ihre eigenen Truppen als Kreistruppen zu deklarieren. Umgekehrt waren es meist diese schwächeren Stände, die dieses Ansinnen ablehnten.245 Die Folge war natürlich eine weniger effiziente, weil aus zahlreichen Kontingenten zusammengesetzte Kreisarmee. Diesen Nachteil nahmen die schwachen Stände jedoch zum Erhalt ihrer Selbständigkeit in Kauf.246 Prinzipielle Kaiser- und Reichstreue von Köln und anderen mindermächtigen Reichsständen führte also nicht zur Unterstützung der ReichsKriegsführung bis zur Selbstaufgabe bzw. -aufopferung. Sie stand aus Kölner Sicht immer auf zwei Beinen: Zum einen 243 HAStK Best. 50 A 307/2, fol. 24. 244 Vgl. Burkhardt, Friede. 245 Vgl. Schneider, A., Kreis, S. 127–129; Schröder-Stapper, Fürstäbtissinnen, S. 247, S. 283, S. 413 und S. 421; Plassmann, Kriegsführung, S. 96. 246 Vgl. Plassmann, „Buntscheckigkeit“.

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und vor Ort am nächsten liegend der Verteidigung der eigenen Stadt mit Hilfe von Reichs- und Kreiskontingenten anderer Stände, und zum anderen der Unterstützung einer Reichsarmee im Feld durch die Bereitstellung eines eigenen Kontingents. Dieses war jedoch stets von vornherein so schwach, dass man keinen ausschlaggebenden Einfluss auf die Operationen und die genaue Verwendung der Stadtsoldaten in der Fremde nehmen konnte. Die nach außen entsandten Kontingente waren auf diese Weise vornehmlich in politischer Mission unterwegs: Sie demonstrierten Reichstreue und Solidarität und erhielten den Anspruch der Stadt, als Reichsstand zu agieren. Rein militärische Erwägungen standen demgegenüber weit zurück. Abwehr von Handstreichen und Überfällen Nur selten, etwa wenn innerstädtische Auseinandersetzungen eskalierten, wurde abge­ sehen von eher alltäglichen Gewaltdelikten in der Stadt selbst ernsthaft gekämpft. 1371 kam es im Zuge innerer Auseinandersetzung mit der sogenannten Weberschlacht zu seinem solchen Fall, bei dem die nach der Herrschaft greifenden Weber und ihre Unterstützer schließlich unterlagen. Die zugrunde liegenden Verfassungskonflikte interessieren hier nicht. Militärisch handelte es sich um ein größeres Gefecht, das auf offenen Plätzen in der Stadt von Angehörigen der vornehmen Geschlechter (die vielleicht beritten kämpften?), bewaffneten Bürgern und von außen herangeführten Söldnern ausgetragen wurde. Ob diese Kämpfe auf einer oder beiden Seiten einer einheitlichen Leitung unterlagen, oder ob sie sich aus der Situation heraus entwickelten, kann nicht mehr gesagt werden.247 In solchen Fällen war die Wiederherstellung des inneren Friedens sowohl aus grundsätzlichen Erwägungen zum Funktionieren einer städtischen Gesellschaft notwendig als auch zur Vermeidung einer Schwächung der Abwehrkraft gegen äußere Bedrohungen. Das konkrete Vorgehen von Bürgermeistern und Rat in diesem Politikfeld eingehend zu verfolgen, würde hier jedoch zu weit vom Thema abführen. Söldner und stehendes Militär in der Hand von Bürgermeister und Rat248 wirkten aber nicht nur nach außen, sondern auch nach innen herrschaftsstabilisierend, waren sie doch leicht gegen Unruhen und Aufstände einzusetzen, die – aus der Sicht der Herrschenden: mit etwas Glück – durch schnellen Truppeneinsatz vielfach schon im Keim erstickt werden konnten. Vielleicht war diese Funktion des städtischen professionellen Militärwesens in der Praxis auch eine seiner Hauptfunktionen, denn Einsätze von Soldaten im Innern bei kleineren und größeren Tumulten waren in der Frühen Neuzeit deutlich häufiger als solche gegen auswärtige Feinde. Dabei ist nicht nur an die großen Aufstände zu denken, sondern auch an alltägliche und banale Herausforderungen der Obrigkeit, gegen die sie 247 Vgl. Schneider-Ferber, Aufstand, S. 120–135. 248 So sicherte der 1421 als Rittmeister eingestellte Johan van Lewenstein ausdrücklich auch den Einsatz im Innern Kölns zu, siehe HAStK Best. 1 U 1/9613.

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Handlungsfähigkeit demonstrieren wollte oder musste. Die Fortexistenz des bewaffneten Bürgeraufgebots ermöglichte es umgekehrt Bürgern und Gaffeln, nicht nur qua Wehrpflicht ein politisches Mitspracherecht einzufordern, sondern im Zweifelsfall auch selbst zu den Waffen zu greifen und ihren Forderungen gegenüber Bürgermeistern und Rat Nachdruck zu verleihen.249 Sie gegen innere Unruhen einzusetzen, war daher aus der Sicht letzterer die zweitbeste Option im Vergleich zu den Soldtruppen. Als etwa 1756 ein Nachbarschaftsstreit um den Bau eines Schuppens eskalierte, erschien deshalb der Gewaltrichter Bianco nicht mit einem Bürgeraufgebot, sondern mit 24 regulären Soldaten am Ort des Geschehens und konnte mit dieser Rückendeckung die Lage beruhigen.250 1744 wurde ein Gewaltausbruch unter Studenten durch Stadtmilitär unterdrückt.251 Diese und weitere Einsätze der Stadtsoldaten im Innern während der Frühen Neuzeit wären jedoch in einer eigenen Studie zu untersuchen. Im Krieg führte eine große Zahl von bewaffneten jungen Männern in der Stadt auch unabhängig von Konflikten innerhalb der Einwohnerschaft immer wieder zu Zusammenstößen, Kämpfen, Gewalttaten252 und Überfällen253, die zu verhindern bzw. deren Folgen abzumildern ein wichtiges Ziel der Stadt sein musste, um die Verteidigungsfähigkeit nach außen zu erhalten. So kam es 1419 zu einem Streit zwischen Helfern des Herzogs zu Berg, die als Verbündete Kämpfer in der Stadt waren, mit einer Gruppe von Kölnern, wobei immerhin ein Pferd zu Schaden kam und einer der Bergischen verwundet wurde (was in der Quelle in dieser Reihenfolge genannt wird).254 Innere Unruhen und Opposition waren jedenfalls während einer Auseinandersetzung mit einem äußeren Feind durchaus gefährlich, weil sie einen Ansatzpunkt dafür boten, eine kostspielige und riskante Belagerung zu umgehen. Das bekannteste und vielleicht gefährlichste Eindringen von einem durch Verrat bzw. Unterstützung aus der Stadt heraus begünstigten Gegner ist der Kampf an der Ulrepforte 1268, als ein Gang unter der Stadtmauer gegraben worden war. Durch diesen drangen mit dem Erzbischof verbündete Kämpfer ein, die aber durch rasch mobilisierte Kräfte zurückgeschlagen werden konnten.255 Vielleicht war die Gefahr in der Realität nicht so groß gewesen, wie später angenommen wurde. Aber der Kampf an den Ulrepforte stand den Kölnern auch der nachfolgenden Generationen als 249 Vgl. Buch Weinsberg, Bd. 3, S. 180–181, wo einige Gaffeln als treibende Kraft erscheinen, als das Gerücht eines Handstreichs der Geistlichkeit auf die Stadt aufkommt. 250 Vgl. Willkommen im alten Köln, S. 47. 251 HAStK Best. 150 A 186. 252 Um ein Beispiel herauszugreifen: 1704, während des Spanischen Erbfolgekrieges mit einer Vielzahl von Soldaten in der Stadt, wurde in der Nacht eine gezündete Handgranate in ein Haus geworfen, HAStK Best. 10B A 151, fol. 28r–32v (Ratsprotokoll 23.1.1704). 253 Vgl. z. B. Ennen, Geschichte, Bd. 3, S. 541–542; Schwerhoff, Köln, S. 80. Siehe auch zahlreiche Beispiele für Auseinandersetzungen mit Militärpersonen in HAStK Best. 70 A 1324 (Protokollbuch des Militärgerichts 1634–1639). 254 HAStK Best. 1 U 1/1/9305. 255 Vgl. Delbrück, Geschichte – Mittelalter, S. 429; Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 354–361.

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Abb. 26  Schlacht an der Ulrepforte (Köln?, 19. Jh.)

Abb. 27  Denkmal zur „Schlacht an der Ulrepforte“ (Relief von der Stadtmauer am Sachsenring, vor 1378)

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mahnendes Beispiel vor Augen – für den hohen Wert von innerer Eintracht256, für die Gefahr eines Verrats und für die Bedrohung, der man bei einem Verlust der Stadtmauer ausgesetzt gewesen wäre. Nicht zufällig wurde daher an der Stelle des Geschehens etwa 100 Jahre später ein Denkmal257 angebracht, das den Sieg nicht nur den ritterlich kämpfenden Geschlechtern zuschreibt, sondern auch dem Eingreifen der Heiligen auf der Seite der Stadt.258 Nie wieder kam ein Überfall einem Erfolg so nahe wie 1268. Das bedeutet aber weder, dass ähnliches nicht immer wieder im Bereich des Möglichen lag, noch dass es sonst zu keinen Kämpfen in der Stadt kam. Angesichts der Schwierigkeiten, die eine Belagerung einer so großen und so stark befestigten Stadt wie Köln bereiten würde, war jedenfalls der Handstreich für einen Angreifer eine sinnvolle und kostengünstige Variante zur substantiellen Schädigung oder gar überraschenden Besetzung Kölns, sofern sich ihm eine Chance dazu bot.259 Eine solche Möglichkeit ergab sich am ehesten durch Nachlässigkeit der Wachen oder durch Verrat von innen. An dieser Stelle verband sich die Herstellung von äußerer und innerer Sicherheit. Nur eine im Innern einige Stadt oder zumindest eine, die gegen innere Gegner des Stadtregiments vorzugehen imstande war, konnte langfristig auch gegen äußere Feinde bestehen.260 Zur Kriegsvorbereitung und -führung gehörte daher immer auch die Bekämpfung möglicher innerer Feinde, die Ver-

256 Vgl. Ehbrecht, Hanse, S. 157. 257 Vgl. Graf, Schlachtengedenken, S. 92; Willkommen im alten Köln, S. 104–105. Ob dieses Denkmal in seiner Zeit wirklich so singulär ist, wie häufig aus Kölner Perspektive angenommen wird, sei jedoch dahingestellt: In Nordhausen wurde um 1360 eine „Inschriftentafel“ (Mandry, Palmarumspende, S. 250) in Erinnerung an einen abgewehrten Überfall auf die Stadt am Rathaus angebracht. In Dortmund wurde 1377 eine Figur des Hl. Reinold an der Stelle auf die Stadtmauer gesetzt, wo er die Bürger bei der Abwehr eines Angriffs unterstützt haben sollte, was dem Bildprogramm des Denkmals an der Ulrepforte durchaus vergleichbar ist. Vgl. dazu Ehbrecht, Cyriak, S. 410. 258 Die jüngst vorgebrachte These, das Denkmal an der Ulrepforte sei schon nach wenigen Jahrzehnten nicht mehr sichtbar und zugänglich gewesen, möglicherweise, um die Erinnerung an die dort kämpfenden Angehörigen der Geschlechter zu tilgen, greift deshalb zu kurz (Jansen, Markus, Memoria, S. 60–62): Der Topos von den abwehrbereiten Heiligen auf der Mauer war und blieb wirkmächtig, während die dargestellten Kämpfer nicht erkennbar einer bestimmten Familie oder Gruppe zuzuordnen sind (außer: den Kölnern). Der Stadtgraben war trotz vielfacher Versuche des Rats, ihn für die alltägliche zivile Nutzung zu sperren, stark frequentiert (vgl. Plassmann, Stadtgeschichte, S. 83–84), so dass das Denkmal zugänglich blieb. Wichtiger noch dürfte aber das Wissen darum gewesen sein, dass es sich an der Stelle befand – ähnlich wie bei Reliquien, deren Wirksamkeit ja auch nicht davon abhängig war, dass man sie tatsächlich sah. Und das Geschehen an der Ulrepforte geriet keineswegs in Vergessenheit, so ist z. B. aus der Zeit um 1790 ein satirisches Gedicht mit dem Thema Ulrepforte überliefert, das nur auf Wirkung hoffen konnte, wenn die Leser etwas mit dem Sujet anfangen konnten (HAStK Best. 1105 A 158). 259 Vgl. Parker, Revolution, S. 33; Prietzel, Krieg, S. 124. 260 Als z. B. das nahe Neuss 1585 im Handstreich erobert wurde, wurde auch in Köln darüber spekuliert, ob vielleicht eine protestantische 5. Kolonne den Angriff unterstützt habe – was zugleich ein bezeichnendes Licht auf Ängste gegenüber der eigenen protestantischen Minderheit in Köln wirft. Vgl. Fraedrich-­ Nowag, Umgang, S. 88.

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meidung von Unruhen und die Disziplinierung der Bürgerwachen, die beides ebenso sicherzustellen hatten wie die Abwehr äußerer Gegner. Ob all die Maßnahmen griffen, die zu diesem Zweck im Verlaufe der Jahrhunderte angewandt wurden, konnte man niemals im Voraus wissen. Immer wieder gelangen aber bei anderen Städten und Festungen Handstreiche oder ein Eindringen von Feinden durch Verrat: Leipzig wurde im 13. Jahrhundert durch landesfürstliche Ritter unterworfen, die im Gefolge ihres Herrn bei einem Besuch der Stadt in diese eingesickert waren.261 1251 fand ein erfolgloser Überfall auf Mühlhausen statt.262 Colmar war 1260/62 Ziel eines erfolgreichen und eines erfolglosen Handstreichs.263 1352 und 1378 wurde Dortmund Ziel von handstreichartigen Überfällen.264 1462 drangen überraschend und zu nachtschlafender Zeit Truppen des Erzbischofs von Mainz in die Stadt Mainz ein, um ihre Unabhängigkeit zu beenden. Ob dieser Angriff durch Verrat oder Nachlässigkeit (oder beides) ermöglicht wurde, ist bis heute umstritten.265 Ulm wurde 1702 von bayerischen Truppen im Handstreich genommen.266 Von der Tatsache, dass Köln sich gegen entsprechende Versuche bis 1794 erfolgreich zur Wehr setzen konnte, darf also nicht ­darauf geschlossen werden, dass es nicht gefährdet gewesen wäre. Die Gefährdung Kölns durch Handstreiche und Überfälle war der Bürgerschaft sehr bewusst.267 Neben dem schon genannten Überfall an der Ulrepforte kam es immer wieder zu tatsächlichen und nur vermeintlichen Angriffen. Immer wieder wurden entsprechende Planungen rechtzeitig aufgedeckt oder Handstreiche abgewehrt. 1257 versuchte Erzbischof Konrad von Hochstaden erfolglos einen Handstreich auf das Severinstor.268 Die Reimchronik des Gottfried Hagen berichtet davon, dass der Erzbischof – der mehrfach versuchte, sich innere Spannungen zunutze zu machen – 1265 plante, Köln durch einen Überfall in seine Gewalt zu bringen. Drei Kölner hatten ihm demnach zugesagt, am Thurnmarkt ein Feuer anzuzünden. Während die Bürgerschaft dann dorthin eilen würde, um es zu löschen, könnten erzbischöfliche Truppen an anderer Stelle in die Stadt gelassen werden. Die Planungen kamen jedoch nicht zur Ausführung, weil sie vorzeitig aufflogen.269 1375 war ein letztlich nicht ausgeführter Handstreich von Niederadeligen unter Führung der Brüder von Heinrich und Engelbert von Oeffte geplant, der von Unterstützern des Erzbischofs innerhalb Kölns gefördert werden sollte.270 1490 wurde ein 261 Vgl. Schneider-Ferber, Aufstand, S. 42. 262 Vgl. Mandry, Palmarumspende, S. 244–245. 263 Vgl. Zeilinger, Stadt, S. 87–88. 264 Vgl. Schilp, Reichsstadt, S. 174–176. 265 Vgl. Sprenger, Stiftsfehde, S. 205; Dobras, Mainz, S. 23–24. 266 Vgl. Leeb, Einnahme. 267 Vgl. Schwarz, Kreiskontingent, S. 62; Hieronymi, Haltung, S. 132–135. 268 Vgl. Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 336. 269 Hagen, Reimchronik, Vers  3845–3849. Vgl. Ennen, Geschichte, Bd. 2, S. 180–181; Stehkämper/­ Dietmar, Köln, S. 354. 270 Vgl. Ennen, Geschichte, Bd. 2, S. 715.

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Hans Becker aufgegriffen, der sich im Zuge von Fehden mit auswärtigen Herren heimlich in die Stadt geschlichen hatte – ob zum Zweck der Spionage oder der Sabotage ist nicht klar.271 1583 besagte ein in der Stadt umlaufendes Gerücht, dass der katholische Klerus bewaffnete Männer in die Stadt eingeschleust habe, die gegen die Protestanten vorgehen sollten.272 Nicht immer handelte es sich um bloße Gerüchte. 1578 wurde ein Schiff mit für die kaiserliche Armee bestimmten Waffen vor der Stadt gekapert und in die Niederlande gebracht.273 Die Ermordung des kaiserlichen Konfiskationskommissars Johann von Hyen (der die fiskalische Verwertung der beschlagnahmter Güter böhmischer Rebellen verantwortete) durch generalstaatische Reiter in Köln 1630 zeigte erneut die Verwundbarkeit der Stadt. Die fremden Truppen waren durch ein bewachtes Tor eingedrungen, ohne auf Widerstand zu stoßen. Der Plötzlichkeit und der Stärke des Angriffs hatten die zahlenmäßig weit unterlegenen Wachen nichts entgegenzusetzen. Allerdings funktionierte zusätzlich auch in der Stadt die Meldekette nicht, denn die Bürgermeister erfuhren von dem Vorfall erst, als es schon längst zu spät für weitere Gegenmaßnahmen war.274 Die Beispiele lassen sich vermehren. 1633 wurden zwei als Mönche verkleidete Eindringlinge aufgegriffen.275 1676, im Holländischen Krieg, schlug ein Mann mit Namen Dubois der französischen Armee vor, 16 Mann über verschiedene Pforten unter der Tarnung als Deserteure nach Köln hinein zu bringen, sie in der Stadt in unterschiedlichen Herbergen unterzubringen (was gängige Praxis in solchen Fällen sei) und den Marquis von Grave zu entführen, wenn er durch Köln reiste. Aus diesem Vorschlag wurde nichts, auch weil man im französischen Lager an eine hohe Wachsamkeit der Kölner glaubte.276 Das hielt die französische Armeeführung aber nicht davon ab, im selben Jahr einen Handstreich auf die fliegende Brücke und die Rheinmühlen bei Köln zu planen, für den zunächst die Unterstützung eines örtlichen Müllers gesucht wurde. Der Plan wurde jedoch nicht umgesetzt, weil die Bewachung der Brücke verstärkt wurde.277 1688 planten Franzosen und Kurkölner dann erneut einen Überfall, der von als Bauern verkleideten Soldaten angeführt werden sollte, aber letztlich nicht ausgeführt 271 HAStK Best. 1 U 1/14383. 272 Vgl. Giel, Öffentlichkeit, S. 396, Anm. 810; Buch Weinsberg, Bd. 3, S. 180–181. 273 Vgl. Buch Weinsberg, Bd. 3, S. 17–19. 274 HAStK Best. 50 A 246/1, fol. 1–6. Zur Tätigkeit Hyens vgl. Kampmann, Reichsrebellion, S. 85–90. Zu seinem Tod S. 85, Anm. 55. Ob es sich wie dort angegeben um einen „Raubmord“ handelte, oder ob es einen politischen Hintergrund gab, ist hier letztlich unerheblich, weil beides die Verwundbarkeit Kölns zeigen würde. Auf den unerklärten Krieg, den niederländische Truppen trotz formaler Neutralität im Rheinland mit Streif- und Raubzügen führten, hat kürzlich Kaiser, Söldner, hingewiesen. Demnach dürfte es auch für die Zeitgenossen nicht eindeutig gewesen sein, ob die Mörder im höheren Auftrag oder auf eigene Rechnung handelten. 275 Vgl. Bartz, Köln, S. 113, Anm. 544. 276 Vgl. Satterfield, Princes, S. 115–116. 277 Vgl. Satterfield, Princes, S. 154–155.

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wurde.278 1704 wurde ein Plan des französischen Parteigängers La Croix vereitelt, Köln anzugreifen.279 Neuralgische Punkte für die Sicherheit der Stadt waren stets die Tore in der Stadtmauer, über die ein Feind überraschend eindringen konnte. Für Verkehr, Versorgung und Wirtschaftsleben mussten sie auch in Kriegszeiten möglichst frei passierbar sein. Um aber ein handstreichartiges Eindringen von Feinden zu verhindern, mussten sie gut bewacht und eher geschlossen bleiben. Der Zielkonflikt zwischen Freizügigkeit und Sicherheit begleitete die Kölner bis zum Ende ihrer Selbständigkeit und darüber hinaus bis weit in das 19. Jahrhundert. Mit ihm umzugehen, war eine wesentliche Tätigkeit von Bürgermeister und Rat, die eine genaue Beobachtung der Lageentwicklung erforderte, um den Grad der Pfortenschließung der tatsächlichen Bedrohungslage jeweils anpassen zu können. In Zeiten erhöhter Gefahr, wenn also gegnerische Truppen so in Stadtnähe operierten, dass ein Handstreich auf eine offene Pforte in den Bereich des Möglichen rückte, wurden nicht nur die Wachen verstärkt, sondern vielfach Tore und Pforten auch tagsüber geschlossen gehalten, um die Zahl der Gefahrenpunkte zu reduzieren. Im Mai 1552 wurde beispielsweise beschlossen, nur je vier Feld- und Rheinpforten zu öffnen, weil man den Anmarsch einer französischen Armee befürchtete.280 1579, als der niederländische Krieg in die Nähe rückte, wurden zeitweise sogar nur drei Feldtore offen gehalten.281 Die Kontrolle über die eigene Stadtbefestigung inklusive der Zugangskontrolle an den Toren beinhaltete neben ihrer sicherheitspolitischen Funktion auch eine wichtige Botschaft: Solange die Bürgergemeinde selbst diese Kontrolle mit eigenen Kräften ausübte, hatten sie bzw. die von ihr ausgebildeten Institutionen auch die politische Herrschaft über die Stadt in der Hand.282 Das war insbesondere mit Blick auf die Kontingente verbündeter Truppen wichtig, die im Kriegsfall die Vereidigung der Stadt verstärkten, jedoch auch dazu genutzt werden konnten, die Unabhängigkeit Kölns zu untergraben. Falls ein Handstreich nicht möglich und die Tore fest verschlossen waren, blieb einem Feind eine weitere Option, um auch ohne Belagerung so starken Schaden anzurichten, dass die Stadt den Kampf aufgeben musste: Durch Beschießung von außen ließ sich eine vormoderne Stadt in Brand setzen, so geschehen z. B. in Koblenz 1688283, und auch Brüssel wurde 1695 in Brand geschossen.284 War ein Stadtbrand einmal im Gange und wurde er vielleicht noch durch weiteren Beschuss angefeuert, konnte er schnell bedrohliche

278 Vgl. Hieronymi, Haltung, S. 139. 279 Vgl. Plassmann, Neutralität. 280 HAStK Best. 10B A 16, fol. 147r (16.5.1552). 281 Vgl. Buch Weinsberg, Bd. 3, S. 28. 282 Vgl. Greifenberg, Stadtmauer, S. 53. 283 Vgl. Cénat, Roi, S. 313. Siehe auch ders., Ravage; Lynn, Wars, S. 193–204. 284 Vgl. Wrede, Ludwig XIV., S. 164.

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Abb. 28  Einnahme und Plünderung von Neuss 1586 (Romeyn de Hooghe nach Don Juan de Ledesma, 1670–1699)

Ausmaße erreichen. Davon konnten sich die Kölner 1586 selbst überzeugen, als sie den Brand von Neuss im Kölnischen Krieg von der eigenen Stadtmauer aus beobachteten.285 Aus diesem Grund durfte sich eine Verteidigung nicht allein auf das Behaupten der Tore und Wälle beschränken, sondern musste auch verhindern, dass ein Feind Kanonen oder Mörser so aufstellen konnte, dass die Innenstadt beschossen werden konnte. Das galt sowohl für eine nur vorübergehende Besetzung einer Position, von der aus das möglich war, als auch für eine regelrechte Belagerung, in deren Verlauf es unweigerlich zu einem heftigen Beschuss gekommen wäre. Selbst wenn man eine solche abwehren hätte können, wären die Schäden, Opfer und Kosten voraussichtlich immens gewesen. Schon allein deshalb war es sinnvoll, es gar nicht erst darauf ankommen zu lassen und nicht von den Wällen aus passiv zuzusehen, wie eine Belagerungsarmee aufmarschierte. Auf strategischer Ebene war jedoch noch etwas anderes von ausschlaggebender Bedeutung, um sowohl auf Verräter gestützte Handstreiche verhindern als auch Beschuss und erst recht eine Belagerung durchhalten zu können: ein möglichst weitgehender innerer Konsens. Eintracht und Frieden als hohe Werte der Stadtgesellschaft286 hatten so auch eine militärische Funktion – man kämpfte im Zweifel nicht mit ersetzbaren Söldnern an 285 Vgl. Fraedrich-Nowag, „Seite“, S. 153. Siehe auch Haas, „Bombe“, S. 54, zur Drohung mit der Entfachung einer Feuersbrunst zur Brechung des Widerstandswillens einer Stadt. 286 Vgl. Isenmann, Stadt, S. 230.

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einer weit entfernten Front, sondern der Krieg konnte sehr rasch alle Kölnerinnen und Kölner unmittelbar betreffen. Sie alle oder möglichst viele von ihnen mussten also hinter Bürgermeister und Rat stehen, wenn sie in den Krieg zogen. Alleingänge der Obrigkeit und offensive Kriege waren dadurch erschwert, wie es ja auch schon bei der Kriegsfinanzierung durch die Beiziehung der 44er sichergestellt wurde. Der Kleine Krieg im Umland Eine auf die großen Schlachten und Belagerungen fixierte Militärgeschichte hat häufig übersehen, dass der sogenannte Kleine oder alltägliche Krieg in der Vormoderne in der Praxis einen viel höheren Stellenwert als die Haupt- und Staatsaktionen einnahm. Hier fielen zwar keine großen Entscheidungen in einer einzigen Aktion, aber die Effekte zahlreicher kleiner Gefechte von Patrouillen und Trupps auf dem flachen Land summierten sich. Sie wurden ausgeschickt, um aufzuklären, gegnerische Aufklärung zu verhindern und dem Gegner wo immer möglich zu schaden. Dazu zählte es auch, Lebensmitteloder andere Transporte abzufangen, Vorräte in Feindesland zu vernichten oder Geiseln zu nehmen. Ziel war es zudem, die gegnerische Wirtschaft zu schädigen und wenn möglich den Unterhalt der eigenen Truppen auf Kosten anderer zu sichern. Kontributionen, Naturalleistungen, Dienstleistungen, Quartiere und manches mehr wurde deshalb auch von der Bevölkerung solcher Gebiete gefordert, die formal nicht am jeweiligen Krieg beteiligt waren.287 All das erinnert sehr an die landläufigen Vorstellungen mittelalterlicher Fehdeführung oder vom Raubritter, der Kaufleuten auflauert, um sie gegen Lösegeld zu entlassen. Jenseits solcher Stereotype ist tatsächlich davon auszugehen, dass der in der Frühen Neuzeit mühsam gegen die Fehde durchgesetzte Landfrieden in Kriegszeiten dazu tendierte zusammenzubrechen. Und einem Kaufmann dürfte es vielfach gleichgültig gewesen sein, ob er von Räubern oder von einem Trupp Husaren einer regulären Kriegspartei ausgeplündert wurde.288 Die Abhängigkeit der Stadt Köln von Transporten und Reiseverkehr über Land machte es jedenfalls erforderlich, dass sie sich an diesem blutigen Geschäft beteiligte, wollte sie das platte Umland nicht den gegnerischen Parteien (oder ordinären Räubern in ihrem Gefolge) überlassen. Angesichts der vielfältigen Gefahren, die reisenden und Handel treibenden Kölnern in Kriegszeiten außerhalb der Stadtmauern drohten, gehörte es daher zu den wesentlichen Aufgaben von Bürgermeistern und Rat, sich bei den umliegenden Mächten für die Sicherheit ihrer Bürger und Eingesessenen einzusetzen.289 287 Vgl. Hanke, Bürger; Hitz, Kämpfen, S. 97; Rink, Partisanen; ders., Krieg; Satterfield, Princes; Ruiz Ibáñez, Guerre, S. 187. 288 Vgl. Kaiser, Überleben, S. 190. Instruktiv sind in diesem Zusammenhang die einschlägigen Erfahrungen eines englischen Reisenden in Deutschland 1636: Crowne, Sommer. 289 Ein Beispiel von vielen: HAStK Best. 20A, 6, fol. 7v: Stadt Köln an den Herzog von Berg wegen der Schädigung Kölner Bürger und Eingesessener auf bergischem Gebiet, 14.3.1416.

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Das war auch dann notwendig, wenn die Stadt gar nicht Kriegspartei war, wie etwa im 80-jährigen Krieg zwischen Spanien und den aufständischen Niederlanden. Dieser Krieg, der das Rheinland an sich nicht direkt betraf, griff im Verlaufe der Zeit mehr und mehr auf es über. 1590 fasste der Niederrheinisch-Westfälische Kreistag die Situation in einem Schreiben an den Kaiser – vielleicht etwas übertreibend, in der Sache jedoch nicht völlig fehlgehend – zusammen: Spanische und niederländische Truppen hätten nicht nur einzelne Orte und Schanzen besetzt, sondern bedrängten auch von dort aus die benachbarten Fürsten und Stände bis hin zur Weser. Die Straßen seien deshalb für Handel und Verkehr unsicher, „rauben, prennen, morden, plündern, fangen, spannen, rantzainieren, Frauen und Jungfern schenden“ seien an der Tagesordnung.290 Mit ­rantzainieren ist die Geiselnahme mit dem Ziel der Erpressung von Lösegeldern gemeint, deren Opfer jeder werden konnte, der auf offener Straße aufgegriffen werden konnte. Noch im Neunjährigen Krieg am Ende des 17. Jahrhunderts wurde ein Kölner Bürger bei der Rückkehr von einer Prozession nach Kevelaer von einem französischen Partisanen gefangen­genommen, nach La Roche gebracht und erst gegen Lösegeld freigelassen.291 Wie führte nun die Stadt Köln den Kleinen Krieg in ihrem Umland während der Frühen Neuzeit? Da man im Zweifel schnell reagieren musste, wurde die Entscheidungskompetenz dazu bisweilen an einzelne Amtsträger delegiert. Bereits 1470 erhielten beispielsweise Bürgermeister, Rentmeister und Gewaltrichter die Vollmacht, bei Nacht auf Bitten der Stimmmeister für die Söldner die „Tore zur Verfolgung der Feinde öffnen zu lassen“292. 1476 wurden jeweils zwei städtische Amtsträger wie Bürgermeister, Rentmeister usw. dazu ermächtigt, bei Nacht eine Pforte für ein- oder ausziehende Söldner im Kampf gegen erzbischöfliche Truppen öffnen zu lassen.293 Im unmittelbaren Umland der Stadt verfügten viele Kölner über Felder und Weideflächen, die sie tagsüber von der Stadt aus bewirtschafteten. 1474 erlaubten die 44er den Einsatz von berittenen Söldnern zum Schutz dieser Felder, was ein Ausrücken aus der Stadt im Bedarfsfall implizierte.294 Jedoch war es nicht immer die städtische Obrigkeit, die das Geschehen kontrollieren konnte. Erhellend sind dazu einige von Hermann Weinsberg geschilderte Beispiele aus dem Truchsessischen oder Kölner Krieg (1583–1588), der immer wieder zu Kämpfen und Plünderungen durch Soldaten unterschiedlicher Parteien, aber auch durch manchmal von Köln aus von diesen kaum zu unterscheidenden Räubern, in unmittelbarer Nähe 290 HAStK Best. 50 A 1002: Niederrheinisch-Westfälischer Kreistag an den Kaiser, 5.6.1590 (Abschrift). Vgl. auch Buch Weinsberg, Bd. 3, S. 47–48 (Gefangennahme Kölner Bürger); ebd., S. 59 (Kämpfe zwischen niederländischen und spanischen Truppen in der Nähe von Köln). 291 Dessen Abrechnung verursachte danach einen Rechtsstreit in Köln: HAStK Best. 120 A 1390. Geiselnahme von einem Kölner 1641 durch niederländische Truppen: HAStK Best. 20B A 4, fol. 1. Zum Dreißigjährigen Krieg vgl. Kaiser, Überleben, S. 221, Anm. 146. 292 RP, Bd. 1, 1470/268. 293 Stein, Akten, Bd. 2, Nr. 380, S. 539. 294 Stein, Akten, Bd. 2, S. 510, Nr. 346.

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der Stadt führte.295 So am 5. Juli 1588, als zwei „Welschen“296 aus Bonn Pferde des Rats rauben wollten, die sich vor der Weiherpforte befanden. Ein wohl zufällig anwesender Bauer – ein Kölner, der die Felder vor der Stadtmauer bearbeitete – schritt dagegen ein. Das bemerkten schließlich die Stadtsoldaten, die die Pforte bewachten. Sie kamen dem Bauern zur Hilfe und gemeinsam erschlug man die beiden Angreifer kurzerhand. In dieser Episode war es also nicht die Obrigkeit, die die Initiative ergriff, sondern ein Einwohner. Erst auf dessen Einsatz hin griff das Stadtmilitär ein, und zwar von seinem Posten an der Stadtmauer. D. h., dass der gleiche Vorfall jenseits der Sichtweite der Stadtsoldaten oder in einer zu Fuß nicht mehr rasch genug zurückzulegenden Distanz zu keinem Eingreifen des Militärs hätte führen können. Der Radius, in dem die Stadt Köln die Chance hatte, von den regulär und dauerhaft besetzen Toren aus rasch einzugreifen und für Sicherheit zu sorgen, war folglich eng begrenzt.297 Das bedeutete auf der anderen Seite nicht, dass man von Köln aus es gar nicht erst versuchte, die Interessen der Bürger auch jenseits der Sichtweite aktiv zu schützen. Wenn sich die Gelegenheit ergab, nahmen Kölner bewaffnete Kräfte den Kleinkrieg auf. Dabei nahm man dann – wenn die Not es gebot – keine Rücksicht darauf, auf fremdem, nämlich erzbischöflichem Territorium zu operieren, so schon wenige Tage nach dem versuchten Pferderaub an der Weiherpforte. Am 15. Juli 1588 trieben Stadtbewohner etwa 300 Ferkel aus dem Eigelsteintor. Dort warteten „freibuter oder boese lude im feld und aus der stat“298 und trieben die stattliche Herde mitsamt einigen Pferden weg. Hier handelte es sich also um einen offenbar mit Unterstützung aus Köln selbst geplanten größer angelegten Überfall. Nach Weinsberg liefen nun „etliche gutte lude“ aus Köln den geraubten Schweinen hinterher, d. h., vermutlich nahmen die geschädigten Bürger und Einwohner die Verfolgung aus eigener Initiative auf, wobei sie offensichtlich bewaffnet sein mussten. Denn der Rat schickte erst im Nachgang entweder Bürger oder Soldaten hinterher, die Informationen über das Geschehen einholen sollten. Zwischenzeitlich hatten die Verfolger ein Gefecht gegen die Räuber mit einigen Verlusten verloren, so dass diese mit ihrer Beute entkamen. Der Rat versuchte nun vergeblich, die Interessen der Bürger in Verhandlungen mit dem erzbischöflichen Kommandanten in Kaiserswerth wahrzunehmen. Nachdem die Räuber mit der Herde einmal aus dem Gesichtskreis der Kölner verschwunden waren, war an eine gewaltsame Lösung nicht mehr zu denken. Auch in diesem Fall war die unmittelbare Reaktion nicht durch den Rat oder reguläres Militär erfolgt, sondern durch Bürger, die zur Selbsthilfe griffen.

295 Vgl. Rutz, Westen, S. 11–12. 296 Buch Weinsberg, Bd. 4, S. 31–32. 297 Das gilt bereits für das Hochmittelalter, z. B. im Hinblick auf das nahegelegene Leprosenhaus Melaten, das schon Mitte des 13. Jahrhunderts durch Kampfhandlungen beschädigt wurde (HAStK Best. 1 U 1/146) und auch in den folgenden Jahrhunderten immer wieder Opfer von Angriffen wurde. 298 Buch Weinsberg, Bd. 4, S. 34. Das folgende Zitat ebd.

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Abb. 29  Köln, Eigelsteintor von außen, vor 1883

Das war sicher auch deshalb so, weil bewaffnete Bürger sich im Bedarfsfall auf nachbarschaftlicher Basis schneller organisieren konnten, als wenn eine regelrechte militärische Expedition vom Rat oder dazu bestellten Amtsträgern genehmigt und geleitet werden musste. Letztere hatten damit aber auch nur eine begrenzte Kontrolle über den Kleinen Krieg in der Umgebung der Stadt. Als z. B. 1648 Bürgern, die vor der Stadtmauer Felder bewirtschafteten, gestattet wurde, sich gegen mögliche Überfälle fremder Truppen zu bewaffnen, wurde ihnen nur aufgegeben, diese Waffen mit „geziemender bescheidenheit“299 zu nutzen, damit keine Unschuldigen getroffen wurden. Davon, denn Waffeneinsatz wirklich zu kontrollieren und zu koordinieren, war man also weit entfernt. Dort, wo es zu keiner Eigeninitiative von Bürgern kam, erreichten die Kölner Streitkräfte den Ort des Geschehens aber oft zu spät, um noch etwas zu bewirken.300 Und 299 HAStK Best. 10B A 95, fol. 205r (5.8.1648). 300 Als Anfang 1641 der Leprosenhof Melaten vor der Stadt in der Nacht von Soldaten unbekannter Herkunft angegriffen wurde, wurden diese durch Abgabe von Schüssen vertrieben – und erst danach beschloss der

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zugleich traf eine solche offizielle Expedition auf erzbischöflichem oder bergischem Territorium auf Misstrauen und Widerstand dortiger Amtsträger.301 Auch deshalb war es Köln nicht möglich, selbst für Ordnung und Sicherheit im Umfeld der Stadt zu sorgen. Man musste schon froh sein, wenn man durch die Entsendung einiger Stadtsoldaten den Leprosenhof Melaten vor den Stadttoren vor dem Zugriff von Plünderern schützen konnte.302 In solchen Fällen war offenbar der Stimmmeister befugt, Soldaten in Marsch zu setzen. Jedenfalls zeigte man ihm im September 1593 an, dass etwa 14 Räuber vor dem Severinstor lauerten. Gemeinsam mit Schützen aus Hennef, die damals bei Roden­ kirchen lagen, vertrieben daraufhin Kölner Stadtsoldaten die Räuber.303 Da diese offenbar stationär auf der Lauer lagen, war genug Zeit für eine solche Expedition gewesen, wobei die Teilnahme der Hennefer Schützen zwar als Beispiel supraterritorialer bzw. nachbarschaftlicher Zusammenarbeit zur Wahrung des Landfriedens gesehen werden kann – aber auch als Markierung des erzstiftischen Territoriums, auf dem die Kölner nichts zu suchen hatten. Während also die Reaktionen auf Angriffe bzw. Räuber im Umfeld der Stadt zum einen auf Zufälle und die Selbsthilfe der Bürger zurückgingen und zum anderen aus strukturellen Gründen oft nur sehr begrenzt erfolgen konnten, nutzte Köln zur präventiven Sicherung des Verkehrs ein Konvoisystem, bei dem insbesondere Warentransporte von Bewaffneten bis zu ihrem Ziel begleitet wurden. Im März 1596 begleiteten beispielsweise 60 Soldaten einen Zug von Kaufleuten, der bei Gleuel auf Räuber oder Plünderer stieß. Man bildete daraufhin eine Wagenburg, jedoch vermieden die Stadtsoldaten letztlich aus welchen Gründen auch immer das Gefecht, so dass es zur Plünderung kam.304 In Kriegszeiten war es jedenfalls von Vorteil, wenn Reisende und Warentransporte militärisch geschützt wurden. Der Artikelsbrief der Kölner Wartschützen – semiprofessionelle Söldner aus dem Kreis der Bürgerschaft, die bei Bedarf zu den Waffen gerufen werden konnten – aus dem Jahr 1607 sieht nicht zufällig ihren Einsatz in dem Fall vor, dass „einige burger oder jemandts anders ein confoy begerten“305. Diese zusätzliche militärische Kapazität wurde also nach außen vorrangig dazu benötigt, Konvois zu schützen bzw. einen Begleitschutz für Reisende und v. a. Händler zu stellen. Vorgesehen war aber auch ein präventives Vorgehen gegen Straßenräuber und Landfriedensbrecher sowie ein Einsatz im Innern auch gegen Aufruhr. Für Konvois die Begleitmannschaften zu stellen, war neben dem Schutz der Festungswälle auch eine Hauptaufgabe der regulären Kölner Söldner schon des Mittelalters. 1467 begleiteten Söldner eine Gesandtschaft Rat, eigene Soldaten nach Melaten zu verlegen; d. h., die Bewohner hatten sich in der fraglichen Nacht in Eigeninitiative gewehrt. HAStK Best. 10B A 88, fol. 27v–28r (21.1.1641). 301 Vgl. z. B. Buch Weinsberg, Bd. 4, S. 115. 302 Vgl. z. B. Buch Weinsberg, Bd. 4, S. 161. Siehe auch HAStK Best. 10B A 88, fol. 27v–28r (21.1.1641). 303 Vgl. Buch Weinsberg, Bd. 4, S. 177. 304 Vgl. Buch Weinsberg, Bd. 4, S. 254–255. 305 Nach Holt, Wartschützen, S. 238.

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nach Münster.306 1470 erhielt der Herr von Neuenahr eine Begleitung durch einen Söldner für drei Meilen außerhalb der Stadt.307 1636 begleiteten zwölf Soldaten unter einem Feldwebel eine stadtkölnische Gesandtschaft nach Wien bis Siegen.308 Christoff von Schaden erhielt 1648 eine militärische Bedeckung zur Abholung von Pferden in Eschweiler, die ihm zuvor gestohlen worden waren.309 Dergleichen Beispiele ließen sich rasch vermehren. Insgesamt zeigte sich die Stadt Köln in der Frühen Neuzeit nur sehr begrenzt dazu in der Lage, außerhalb ihrer Stadtmauern den Kleinen Krieg aufzunehmen und für Sicherheit zu sorgen. Dem standen politisch-rechtliche Gründe entgegen, denn man konnte jenseits der Stadttore nicht auf ein eigenes Territorium und eigene Untertanen zurückgreifen, zumal nach 1495 die Reichsstände auf den Rechtsweg und supraterritoriale Zusammenarbeit verwiesen waren, um die Straßen zu sichern.310 Die Möglichkeit, einen kleinen Strauchritter in der unmittelbaren Umgebung der Stadt gewaltsam zur Raison zu bringen, stand seitdem auch dann nicht mehr ohne schwere politische Nachteile offen, wenn es die Machtverhältnisse gestattet hätten. Entscheidend war aber auch, dass für eine Kontrolle des flachen Landes und der Verkehrswege schlicht die notwendigen Soldaten fehlten. Während noch im 15. Jahrhundert berittene Söldner zur Verfügung standen, die notfalls auch unter Missachtung lokaler Herrschaftsrechte die Kölner Interessen auf dem Weg der Fehde gewaltsam wahrten, existierte seit dem 16. Jahrhundert keine vergleichbare mobile und schlagkräftige Truppe mehr. Die Armeen der großen Territorien der Frühen Neuzeit setzten zu diesen Zwecken neben den für Schlachten und Belagerungen ausgebildeten regulären Regimentern leichte Truppen ein: Freikompanien zu Fuß oder Pferd, Husarenregimenter und ähnliches. Über diese verfügte die Stadt Köln aber nicht, ja ihr fehlte sogar die Kavallerie überhaupt. Das hatte den entscheidenden strukturellen Nachteil, gegen mobile und berittene Räuberbanden oder militärische Plünderer kaum mit Aussicht auf Erfolg vorgehen zu können. Die Stadt konnte nur behäbig dort reagieren, wo ihre Gegner den Fehler eines ortsfesten Verbleibs machten, in Fußreichweite der Stadtmauer kamen oder durch Zufälle gestellt werden konnten. Dabei waren es offenbar nicht selten die bewaffneten Stadtbewohner, die rasch und in Eigeninitiative handelten und so funktional die Stelle von Freikompanien einnahmen, ohne aber für eine systematische und weiträumige Führung des Kleinen Krieges zur Verfügung zu stehen. Die Stadt Köln war also letztlich seit dem endenden 16. Jahrhundert gar nicht dazu in der Lage, einen solchen zu führen. Bürgermeister und Rat mussten sich nun auf Schadensbegrenzung konzentrieren, soweit dies möglich war. Mangels eines eigenen Territoriums wäre dieser Befund aber auch dann nicht wesentlich anders ausgefallen, wenn etwa ein 306 RP, Bd. 1, 1467/29. 307 RP, Bd. 1, 1470/78. Das konnte aber auch zeremonielle Gründe haben. 308 Vgl. Beemelmans, Gesandtschaft, S. 53–54. 309 HAStK Best. 10B A 95, fol. 118r. 310 Vgl. Schmidt, G., Geschichte, S. 34–36; Wadle, Landfriede.

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stadtkölnisches Husarenregiment existiert hätte. Auch ein solches hätte nur mit Unterstützung und Genehmigung v. a. des Kurfürsten und der Herzöge von Jülich-Kleve-Berg in der Umgebung der Stadt agieren können. Wie schon bei der Verteidigung der Festung Köln gegen eine Belagerung war man auch bei der Führung des Kleinen Krieges in ihrem Umland auf regionale Kooperation und Verbündete angewiesen. Unter diesen Umständen konnte Köln auf eigene, dazu spezialisierte Truppen verzichten – ein sichtbares Zeichen für die strukturelle Unfähigkeit zur selbständigen Kriegsführung. Im Großkonflikt Die günstige Lage der Stadt Köln, ihre starken Festungsanlagen sowie ihre Vorräte und Produktionsstätten führten seit dem 16. Jahrhundert dazu, dass sie in den großen (nord-) westeuropäischen Kriegen nicht abseits stehen konnte – auch wenn Köln selbst mit den Streitpunkten, um die gekämpft wurde, nichts zu tun hatte.311 Da sich die Stadt aber nicht mehr allein gegen eine Armee der am unteren Rhein interessierten und hier operierenden Mächte behaupten konnte und deshalb grundsätzlich auf Verbündete angewiesen war, wurde sie schon zum Selbstschutz und paradoxerweise zur Absicherung gegen die Risiken eines Krieges dazu gezwungen, sich einer Seite anzuschließen und so direkt oder indirekt in Kriege einzutreten, in der sie wenig zu gewinnen, aber viel zu verlieren hatte. Wäre da nicht eine Politik der gegebenenfalls bewaffneten Neutralität sinnvoll gewesen? Sich herauszuhalten und weiterhin friedlich seinen Geschäften nachgehen zu können, wäre sicher, wenn es erreichbar gewesen wäre, für viele Kölner eine verlockende Option gewesen. Tatsächlich wird in der Forschung häufig die Zeit des Dreißigjährigen Krieges als eine der Neutralitätspolitik der Stadt Köln angesehen, die mit beiden Kriegsparteien Handel trieb und sich so weit wie möglich aus den kriegerischen Zeitläuften rings umher herausgehalten habe.312 Diese dem heutigen Kölschen Selbstverständnis von einer friedlichen Stadt geschuldete Vorstellung wurde allerdings bereits im 19. Jahrhundert zu Recht in Frage gestellt, weil Katholizität und Kaisertreue grundlegend für die Politik der Stadt blieben, so dass im Zweifel die Sympathien der ­kaiserlich-katholischen Seite galten. Neutralität wurde indes soweit möglich gegenüber dem spanisch-niederländischen Konflikt in der unmittelbaren Nachbarschaft gesucht, was auch den Handelsinteressen gegenüber beiden Parteien geschuldet war.313 Jedoch verfolgten hier das Reich bzw. die anliegenden Reichsstände insgesamt offiziell eine Linie 311 Noch Napoleon betonte die hohe Bedeutung Kölns für die Verteidigung des Rheins zwischen Wesel und Mainz, siehe HAStK Best. 7505 A 108 („Note dictée par Sa Majestè [Napoleon] sur Cologne“, 1811). 312 Zuletzt bei Kramp/Lewejohann/Mölich, Köln, S. 11. Siehe auch Krischer, Reichsstände, S. 75, und Schwering, Entwicklung, S. 29: Köln sei im Spanischen Erbfolgekrieg „zwar neutral“ gewesen, aber mit „antifranzösische[r] Gesinnung“. Vgl. dazu auch Braubach, Politik – Kurfürsten, S. 191. 313 Vgl. die Diskussion zusammenfassend Bartz, Köln, S. 8–13. Siehe auch Bergerhausen, „Außenpolitik“, S. 86.

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der Neutralität, so auch Stadt und Kurfürstentum Köln. Die Stadt ließ beispielsweise immer wieder generalstaatische Schiffe den Rhein herauf passieren, die 1620 bis 1623 die Truppen auf der Rheininsel Pfaffenmütz und an der Sieg versorgten.314 Auch konnten die Generalstaaten immer wieder Truppen in Köln werben, und sie konnten hier genauso wie die kaiserliche und die spanische Armee Waffen kaufen.315 Entscheidend ist jedoch, dass Köln nicht von sich heraus Neutralität im spanisch-niederländischen Konflikt suchte, sondern soweit es möglich war im Verbund mit seinen Nachbarn und damit eben nicht aus eigener Kraft.316 Um am Ende nicht allein im Regen zu stehen, musste dabei jeweils im Einzelfall auf Basis der aktuellen Lage entschieden werden. Als beispielsweise im Spätsommer 1580 niederländische Kriegsschiffe den Rhein herunter bis in die Gegend von Köln vordrangen, beschloss der Kurrheinische Kreis317 ein bewaffnetes Vorgehen dagegen, das sich allerdings nicht mehr auswirkte, weil sie sich bereits vor Eintreffen der kurfürstlichen Truppen zurückzogen.318 Von dem sich hier anbahnenden Konflikt hätte sich die Stadt Köln nicht fernhalten können. Deshalb begann auch sie mit ihren üblichen Vorbereitungen im Krisenfall. Mitte August wurden Landsknechte angeworben, um die Stadtmauer besser zu sichern.319 Dabei ging es keineswegs darum, aktiv in den Konflikt einzugreifen. Vielmehr strebte man Deeskalation an. Den niederländischen Schiffern in und vor Köln wurde beschieden, dass sie sich wegen der Aktivitäten der rheinischen Kurfürsten still verhalten sollten, um zu keinen „weitterungen ursach“320 zu geben. Zugleich zögerte man eine Antwort an die Gesandten der rheinischen Kurfürsten hinaus, vermied also eine eindeutige Stellungnahme, bis die Gefahr eher von selbst als durch militärische oder politische Maßnahmen abklang.321 Wie auch immer: Der Vorfall zeigt, dass man sich keineswegs auf einer ständigen Gewissheit ausruhen konnte, im niederländischen Konflikt neutral bleiben zu können – oder dass eine solche Neutralität zum Vorteil Kölns ausgeschlagen hätte, wenn sich auf dem Rhein niederländische und kurfürstliche Schiffe bekämpft hätten. Die Neutralität im niederländischen Konflikt bestand daher letztlich nur situationsbedingt322 und auf Abruf, und sie konnte von der Stadt Köln nur durchgehalten werden, wenn die übrigen maßgeblichen Mächte in ihrer Umgebung ebenfalls einen Vorteil darin erblickten. Diese Situation sollte sich auch in den europäischen Konflikten der folgen314 Vgl. Bartz, Köln, S. 141; Müller, Klaus, Herzogtum, S. 511–512; Wilson, Krieg, S. 419. 315 Vgl. Bartz, Köln, S. 147–149. 316 Vgl. Bergerhausen, „Außenpolitik“, S. 86; Bartz, Köln, S. 140; Kaiser, Temps, S. 244–245. 317 Also v. a. Die Kurfürsten von Mainz, Trier und – für die Stadt am interessantesten – Köln sowie Kurpfalz. 318 Vgl. Gotthard, „Gliedern“, S. 58. 319 HAStK Best. 10B A 31, fol. 280v–281r (Ratsprotokoll 15.8.1580). 320 HAStK Best. 10B A 31, fol. 283r (Ratsprotokoll 18.8.1580). 321 HAStK Best. 10B A 31, fol. 291r (Ratsprotokoll 2.9.1580). 322 Das gilt auch für den zeitweise parallel verlaufenden Truchsessischen Krieg, siehe z. B. Buch Weinsberg, Bd. 4, S. 3 (für 1588). Siehe auch Friess, Krisenmanagement, S. 102 (zur Unmöglichkeit für Reichsstädte, aus eigener Kraft Neutralität anzustreben, am Beispiel süddeutscher Städte 1552).

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den 200 Jahre nicht grundlegend ändern. Ihnen konnte die Stadt nicht durch einseitige Neutralitätserklärungen entkommen, sehr wohl konnte sie aber in ihrem Verlauf versuchen, die eigene Beteiligung und Betroffenheit möglichst gering zu halten, wenn man sie ließ. Das zeigte sich schon im folgenden Großkonflikt, dem Dreißigjährigen Krieg (1618– 1648). Bereits in seinem Vorfeld versuchte Spanien unter Ausnutzung des 1609 mit den Generalstaaten abgeschlossenen Waffenstillstands, niederrheinische Positionen zu besetzen und so die aufständischen Niederlande von Unterstützung und Handelsrouten in dieser Richtung abzuschneiden. Das wiederum brachte nicht nur spanisches Militär in die Nähe Kölns, sondern provozierte auch Gegenmaßnahmen.323 Denn im Gegenzug besetzten die Niederländer verschiedene Garnisonen, von denen aus sie in der Folge weit in an sich unbeteiligte Territorien ausgriffen. Niederländische Trupps – oder auch Kriminelle, die sich die unübersichtliche Lage zunutze machten – durchzogen auch als Verbündete des Kurfürsten von Brandenburg im Streit um das Jülich-Klevische Erbe das Rheinland und Westfalen, wo sie Zahlungen erpressten und die Bevölkerungen ausraubten.324 Als die niederländischen Kämpfe parallel zum Dreißigjährigen Krieg wieder ausbrachen, rückten sie daher sehr nah an Köln heran. Es ist zweifelhaft, ob sich eine scharfe Trennung beider Konfliktfelder im Alltag überhaupt stringent durchsetzen und durchhalten ließ. Darüber hinaus steht dahin, ob die Fragestellung – hat die Stadt Köln gegenüber wem auch immer Neutralität offiziell angestrebt und/oder inoffiziell unterlaufen – angesichts der Unschärfe des Neutralitätsbegriffs im 17. Jahrhundert325 überhaupt richtig gewählt ist. So erlaubten die Kölner zwar der hessen-kasselschen Garnison in Neuss 1643/44 den Zugang zur Stadt, um hier ihren Bedarf zu decken. Aber zugleich legte der Rat Wert auf die Feststellung, dass es sich bei den Kölner Truppen um „Reichs Volcker“326 handele, also um Truppen von Kaiser und Reich, die den besonderen Auftrag hatten, die Stadt zu verteidigen. Trotzdem betonte die Stadt aber gegenüber der Landgräfin von Hessen-Kassel, dass „unsere armatur zu dieser unserer Statt defension“327 diene, was implizierte, dass der Kaiser über diese Soldaten nicht frei verfügen konnte. Im vollen Sinne konnten zu diesem Zeitpunkt die Kölner Soldaten also nicht als Reichstruppen bezeichnet werden. Hier handelt es sich jedoch um Momentaussagen, die in einer bestimmten Situation getroffen wurden – nahe Hessen, ferne kaiserlicher Unterstützung, jedenfalls eine Situation, in der man sich von Aussagen dieser Art einen Vorteil und eine Beruhigung der Lage versprechen konnte.328 323 Vgl. Bartz, Köln, S. 139–140. 324 Vgl. Kaiser, Söldner. 325 Vgl. Gotthard, Fried. 326 HAStK Best. 20B A 4, fol. 186r. Vgl. Schulze, Reichskreise, S. 474. 327 HAStK Best. 20B A 4, fol. 207r. 328 Zu den Hintergründen vgl. Engelbert, Hessenkrieg.

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Köln musste mit seinem militärischen Potential haushalten. Relativ zu den entste­ henden Territorien der größeren Fürsten rings herum sank die Stärke der Stadt immer mehr, wenngleich sie im Dreißigjährigen Krieg noch dazu ausreichte, sich einen gewissen unabhängigen politischen Bewegungsspielraum zu verschaffen.329 Weder finanziell noch hinsichtlich der Bevölkerungszahl konnte sie aber – wie andere Reichsstädte auch – in der Frühen Neuzeit eine eigenständige, auf eigenen Mitteln basierende Konkurrenz zu den Fürsten darstellen. Der schiere Umfang der Festungsanlagen der Stadt erwies sich dabei auch als Hypothek. Denn deren Schutz erforderte schließlich so starke Kräfte, dass für ein ernstzunehmendes militärisches Auftreten jenseits des Grabens nicht mehr genügend Männer zur Verfügung standen. Mit den seit dem 17. Jahrhundert allgemein stark anwachsenden Truppenstärken der schließlich stehenden Heere und der laufenden Verbesserung der Belagerungstechnik war die Stadt schließlich zu schwach, um die eigenen Mauern ohne Unterstützung von außen gegen einen ernstgemeinten Angriff zu verteidigen. Doch schon spätestens seit dem 15. Jahrhundert war dies – wenn auch weniger offensichtlich – der Fall. Denn auch die stärkste Festung würde früher oder später kapitulieren müssen, wenn sie bei einer Belagerung ohne Unterstützung von außen blieb. Wenn kein Entsatzheer den Belagerungsring sprengte oder den Belagerer durch einen Angriff an anderer Stelle ablenkte, wenn kein Verbündeter für Lebensmittel- und Munitionszufuhr sorgte, konnte eine Stadt wie Köln zwar sehr lange, aber nicht unbegrenzt aushalten. Unter diesen Umständen mochte es zwar politisch erwünscht sein, eine Neutralitätspolitik zu betreiben und sich aus allen äußeren Streitigkeiten soweit wie möglich herauszuhalten. Jedoch war dies de facto keine Option für die Kölner Stadtoberen, jedenfalls auf längere Sicht. Zunächst war die Stadt auf Handel und damit auf offene Verkehrswege angewiesen. Neutralität hätte aber, da es sich um kein einklagbares Rechtsinstitut im heutigen Sinne handelte, nur dazu geführt, dass sich statt einer beide Kriegsparteien an Kölner Kaufmannszügen oder Schiffen hätten bedienen können. Abgesehen davon war Köln auf stabile Bündnisse angewiesen, um die eigene Unab­ hängigkeit bewahren zu können. Selbst wenn es gelungen wäre, während eines regionalen Konfliktes abseits zu stehen, hätte man doch im Zweifel beide Seiten verprellt und im nächsten Waffengang keine Unterstützung mehr gehabt. Kurz: Köln hätte leichte Beute für die Mediatisierungsbestrebungen des aus einem regionalen Kampf zweier Fürsten gestärkt hervorgehenden Siegers werden können. Das war z. B. der Grund dafür, dass 1632 Neutralisierungsverhandlungen mit den Schweden scheiterten: Die Bedingungen, unter denen der Schwedenkönig auf dem Höhepunkt seiner militärischen Erfolge in eine Neutralisierung Kölns eingewilligt hätte, wären einer Unterwerfung der Stadt gleichgekommen und hätte auch eine innere Umwälzung der Verfassung provozieren können.330 329 Vgl. Wilson, Krieg, S. 481 und S. 589 (Köln kann es sich 1631 leisten, spanische Hilfstruppen gegen die schwedische Bedrohung abzulehnen). 330 Vgl. Bergerhausen, Köln, S. 124–125; ders., Stadt, S. 113–114; Dietmar, Militärwesen, S. 35.

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So war es jeweils nur sehr kurzfristig und in besonderen Situationen möglich, sich herauszuhalten. Als kein Schutz durch Kaiser und Reich mehr zu erwarten war331, schloss Köln 1646/1648 ein Neutralitätsabkommen mit Hessen-Kassel332, 1702 ein sehr kurzlebiges unter militärischem Druck mit Frankreich und Kurköln.333 Da immer auch die Gefahr über den Köpfen der Kölner schwebte, dass der Erzbischof eine günstige Lage ausnutzte und die Stadt wieder seiner Herrschaft unterwarf, war es auch politisch klug, sich sowohl mit den regionalen Gegnern des Erzbischofs gutzustellen als auch mit Kaiser und Reich, die Schutz gewährend konnten.334 Beides schloss eine Neutralität im Sinne eines sich Heraushaltens, ohne einer Seite Vorteile zu gewähren, letztlich aus. Gemeint war damit allerdings keine Neutralität im modernen, im 17. Jahrhundert indes noch gar nicht ausgebildeten Sinne.335 Die Kölner gingen mit ihrer Parteinahme vielmehr flexibel und situationsabhängig um. Bei grundsätzlicher Parteinahme für den Kaiser und die katholische Sache vermieden sie es, wenn möglich, in kostspielige Kämpfe verwickelt zu werden oder Opfer zu bringen, die zwar dem Kaiser dienten, die Stadt aber ruinieren würden. Das schloss weder eine (vorübergehende) Neutralitätserklärung aus, wenn eine feindliche Armee nah und der kaiserliche Schutz fern waren, noch ein aktives Nutzen des eigenen militärischen Potentials, wenn der Gegner relativ schwach war und selbst auf keine weitere Unterstützung hoffen konnte. Und die Drohung mit Neutralität bzw. Passivität konnte in Verhandlungen mit Verbündeten immer dann genutzt werden, wenn diese gerade schwach oder auf bestimmte Unterstützungsleistungen Kölns angewiesen waren. Letztlich verfolgte die Stadt daher keine Neutralitätspolitik, sondern eine Linie, die wo möglich Verluste vermied, Chancen für die Erreichung politischer und wirtschaftlicher Ziele suchte und ausnutzte, dazu auch Militär einsetzte, sich nähernden feindlichen Armeen genauso Zugeständnisse machte wie Verbündeten – je nach Opportunität.336 Letztlich bestand aber kein Zweifel daran, dass Köln grundsätzlich auf der Seite von Kaiser und Reich stehen würde, also nicht neutral war. Und keineswegs vermied die Stadt den Einsatz ihrer Truppen auf dem Schlachtfeld aus Friedfertigkeit, sondern aus Gründen der Sparsamkeit und der Schwäche, die jeden Verlust relativ schwerer wiegen ließ als für eine der großen Mächte. 331 Vgl. zur gegen Kriegsende militärisch immer aussichtsloseren Lage des Kaisers Hengerer, Kaiser, S. 227– 265. 332 Vgl. Bergerhausen, „Außenpolitik“, S. 91; ders., Köln, S. 159–160. 333 Vgl. Plassmann, Neutralität. 334 Vgl. Bergerhausen, „Außenpolitik“, S. 86. 335 Vgl. Gotthard, Fried; ders., „Monstre“. 336 Auch andere Städte setzten eine Neutralisierung situationsbedingt ein. 1703 befand sich z. B. die Stadt Augsburg im Spanischen Erbfolgekrieg fast buchstäblich zwischen den Fronten und wurde von Bayern bedroht, ohne dass Kaiser, Reich und Reichskreis durchgreifend helfen konnten. In dieser Situation gelang es trotzdem, die geforderte Aufnahme bayerischer Truppen abzuwehren und stattdessen eine Neutralitätsvereinbarung zu schließen. Auch hier war die Neutralität also für eine vom Handel lebende Reichsstadt kein Ergebnis einer zielgerichteten Politik, sondern Ausdruck der Not. Vgl. Friedrich, Drehscheibe, S. 387. Siehe auch Plassmann, Assoziationen, S. 139–146.

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Der Dreißigjährige Krieg war der erste langandauernde Großkonflikt, in dem sich Köln auf diese Weise zu behaupten hatte. Der 1618 in Böhmen ausgebrochene Aufstand musste die Stadt zwar zunächst nicht direkt beunruhigen. Aber schon bald zeigte sich, dass der Krieg nicht lokal oder regional geführt wurde und Köln daher indirekt – u. a. durch die Einbeziehung von Verkehrswegen und Handelspartnern – und direkt durch die Annäherung von freundlichen oder feindlichen Armeen mal mehr und mal weniger stark betroffen war. Die Stadt beobachtete tatsächliche und angenommene Bedrohungen sehr genau und verstärkte, wenn erforderlich, ihre Aktivitäten zu ihrem Schutz nach den schon seit dem 15. Jahrhundert praktizierten Mustern: Anwerbung von Soldaten, Anlegen von Vorräten, Instandhaltung und Modernisierung der Befestigungsanlagen, Schließung von Toren, Einberufung der Bürgerwache usw. Wenn die Gefahr nachließ, wurden die Maßnahmen aufgrund der hohen mit ihnen verbundenen Kosten auch wieder zurückgefahren, was zu einem ständigen Hin und Her und Auf und Ab der Kriegsbereitschaft führte.337 Größere Kampfhandlungen waren dabei nicht die Regel, denn die Kriegsparteien vermieden eine Belagerung der Stadt, deren Festungsanlagen insofern ihren Zweck erfüllten. Dramatisch wurde es im Herbst 1632, als sich schwedische Truppen unter General Baudissin immer mehr näherten, so dass man auch einen Angriff auf Köln selbst oder – leichter für die Schweden zu realisieren – auf Deutz befürchten musste.338 Ende Oktober wurden daher mit Einverständnis des Kölner Kurfürsten drei Kompanien städtischer Soldaten in das kurkölnische Deutz verlegt. Zugleich wurde die Bürgerwache verstärkt und bezeichnenderweise wurden die Rossmühlen vorbereitet. Man präparierte sich damit für den Fall, dass die Schweden von Deutz aus den Betrieb der Rheinmühlen unterbanden. Zugleich wurde an der besseren Befestigung von Deutz selbst gearbeitet. Das aber wertete Baudissin sicher zu Recht – so viel zu der angenommenen Neutralität Kölns in diesem Krieg – als gegen ihn gerichtet. In der Nacht vom 21. auf den 22. Dezember 1632 griff er daher Deutz an und konnte den Ort selbst besetzen. Die Verteidiger verschanzten sich aber auf dem Friedhof, und sie erhielten umgehend Verstärkung und Unterstützung vom linken Rheinufer. Die Schweden zogen sich schließlich zurück. Auf Seiten der Verteidiger waren die schwersten Verluste durch die Explosion von Pulvervorräten in der Pfarrkirche St. Urban entstanden – ein spektakuläres Ereignis, das von Matthäus Merian d. Ä. in einem Kupferstich festgehalten wurde.339 Die Sicherung von Deutz blieb auch in der Folge ein wesentliches Anliegen der städtischen Kriegsführung340, denn von ihr waren die Kontrolle des Rheins, der Betrieb der schwimmenden Mühlen auf dem Fluss und die Verhinderung von Beschuss vom rechten Ufer aus abhängig. Überdies 337 Vgl. Bartz, Köln, S. 45–138 (für die erste Kriegshälfte); Dietmar, Militärwesen, S. 34–39. 338 Vgl. Becker, W., Überfall. 339 Vgl. Bartz, Köln, S. 89–101; Becker, W., Überfall, S. 2; Behringer, Topographie, S. 137. 340 Vgl. Bartz, Köln, S. 109 und 135–136.

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Abb. 30  Matthäus Merian (der Ältere): Angriff der Schweden auf Deutz im Augenblick der Sprengung von Sankt Urban 1632 (1650)

eröffnete ein Brückenkopf die Möglichkeit, von hier aus mit eigenen oder verbündeten Truppen rechtsrheinisch aktiv zu werden. Tatsächlich war Köln trotz der grundsätzlichen Konzentration auf die Stadt selbst durchaus auch außerhalb derselben ein regionaler militärischer Akteur, der im Umfeld immer wieder durch Entsendung von Truppenkontingenten aktiv wurde – sich also nicht neutral verhielt, sondern seine Streitkräfte auch im Rahmen der Möglichkeiten zum Einsatz brachte. Diese hatten den vordringlichen Auftrag, benachbarte Fürsten und Stände bei der Verteidigung oder Rückgewinnung ihres Territoriums zu unterstützen und damit mittelbar auch das Vorfeld und die Handelsrouten der Stadt zu verteidigen. So wurden Anfang 1633 600 Soldaten nach Bonn und Umgebung geschickt, um den Kurfürsten bei der Sicherung dieser Stadt gegen die Schweden zu helfen. Dabei wurde darauf geachtet, dass die städtischen Soldaten nicht in Gefechte an der Seite der Spanier gegen die Niederländer einbezogen wurden, so dass in diesem Konflikt die bisher beobachtete Enthaltsamkeit weitergeführt wurde.341 Die stadtkölnischen Soldaten wurden also in die341 Vgl. Bartz, Köln, S. 107–109. Siehe auch ebd., S. 136. 1643 lehnte der Rat das Ansinnen des Kurfürsten ab, 100 Mann zur Unterstützung der Besatzung von Bonn zu entsenden, HAStK Best. 10B A 90, fol. 422r–v.

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sem Fall nicht einfach dem Oberkommando eines anderen Fürsten unterstellt oder an diesen vermietet oder verkauft, sondern sie blieben an die Interessen und Weisungen der Stadt gebunden und führten im Zweifel einen Parallelkrieg nach eigenen Direktiven. Da der Erzbischof sich 1633 selbst starkem Druck ausgesetzt sah, den er nicht ohne weiteres aus eigener Kraft abschütteln konnte, verschaffte das – wenn auch im europäischen Rahmen bescheidene – militärische Potential der Stadt Köln ihr einen wenigstens regional einsetzbaren politischen Handlungsspielraum. Sie konnte in diesem Rahmen noch immer ihre Soldaten dazu einsetzen, Einfluss auszuüben und eigene Ziele anzustreben. Dabei zeigte sich, dass die Möglichkeit der Kontrolle über die eigenen Truppen und damit auch die Möglichkeit, sie strikt nach den eigenen unmittelbaren Interessen einzusetzen, mit der Entfernung von Köln sank. So wurden 1634 1500 Mann und etwas Artillerie für den Einsatz in Westfalen an die kaiserliche Armee abgegeben. Deren Angriff auf Coesfeld scheiterte, und sie zog Richtung Weser ab.342 Das Kölner Kontingent konnte sich in einer solchen Situation weder von der Armee trennen – weil es dann isoliert und ohne Unterstützung mitten im Feindesland gestanden hätte –, noch konnte der Rat direkten Einfluss auf die Entscheidungen der Armeeführung nehmen. Die Entsendung von Truppen über einen gewissen rheinischen Horizont hinaus bedeutete daher automatisch die Inkaufnahme von Kontrollverlust. Sie war dennoch dann politisch sinnvoll, wenn Köln im Gegenzug seinen Einfluss auf Verbündete wenigstens zeitweilig steigern und/oder seine Bündnistreue insbesondere gegenüber dem Kaiser unter Beweis stellen und so langfristige Unterstützung generieren konnte.343 Auch militärisch konnte ein solches Verzichten auf Kontrolle sinnvoll sein, wenn es dazu beitrug, den Krieg von Köln weg zu verlegen und so vor Ort die Sicherheit vermehrte. Jedoch war dieses Vorgehen letztlich vergleichbar mit der bloßen Zahlung von Geld an Verbündete oder den Kaiser, weil Köln selbst darauf verzichtete, eigene militärische Ziele zu verfolgen. Weit weg entsandte Truppen verlassen also im gleichen Maße den Fokus dieser Untersuchung wie das Gesichtsfeld der Ratsherren. Die Lage wurde für Köln gegen Kriegsende noch einmal kritisch. Der Kaiser wie auch Spanien fielen aus eigener Schwäche immer mehr als verlässliche militärische Partner aus, die effektiven militärischen Schutz hätten gewähren können oder wollen. Stattdessen setzten sich seit Ende 1640 Truppen der kalvinistischen Landgräfin von HessenKassel am Niederrhein und damit unmittelbar auf Kölner Handelswegen nach Norden fest. 1642 besetzten sie bis nach Kriegsende die Stadt Neuss, womit sie zum einen den Kölner Rheinhandel Richtung Norden einschränken und von wo aus sie zum anderen größere und kleinere militärische Aktionen gegen die Stadt unternehmen konnten. Die 342 Vgl. Bartz, Köln, S. 125–128. Etwa gleichzeitig waren städtische Soldaten ohne Vorwissen des Rats in ein Gefecht gegen Franzosen im Rheingau verwickelt, vgl. ebd., S. 124. 343 Vgl. auch Wilson, Krieg, S. 739 (Entsendung von 500 Mann und sechs Kanonen zur verbündeten Armee in der Region 1641).

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wenigen kaiserlichen und bayerischen Regimenter, die v. a. entlang der Erft eine Verteidigungsposition aufbauten, waren für größere Gegenmaßnahmen zu schwach, so dass es hier bei einem Kleinkrieg blieb.344 Sicher hätte es im Interesse der Kölner gelegen, diese Bedrohung nachhaltig auszuschalten. Jedoch fehlte es dazu an Verbündeten, weil die kaiserliche und die spanische Armee selbst unter Druck gerieten und am Niederrhein keine Macht mehr entfalten konnten. Köln selbst wiederum verfügte nicht über genügend Soldaten, um mit Aussicht auf Erfolg Neuss angreifen zu können345 – und die Zeit der Aussendung eines Bürgeraufgebots zu diesem Zweck war im 17. Jahrhundert endgültig vorbei. Es blieb noch der Niederrheinisch-Westfälische Kreis, dessen Stände mehr oder weniger das Kölner Interesse teilten, die Auswirkungen des Krieges zu begrenzen. Aber ganz zogen sie nicht an einem Strang, und die Bemühungen des Kreises um die Aufstellung eigener Truppen drohten auch, einen zusätzlichen Konflikt mit den Niederländern heraufzubeschwören.346 Die dauerhafte Festsetzung einer potentiell feindlichen Armee in unmittelbarer Nachbarschaft Kölns stellte die Stadtverteidigung vor neue Herausforderungen. Denn nun musste nicht nur ein einzelner Angriff zurückgeworfen werden wie 1632 beim Angriff der Schweden auf Deutz, wofür nur kurzzeitig die Kräfte angespannt worden waren. Vielmehr war die Bedrohung auf Dauer gestellt, und zwar sowohl hinsichtlich der Kriegsführung im Großen (würde von Neuss aus eine gegnerische Armee versuchen, Köln zu erobern?) als auch im Kleinen, nämlich in Form des Kleinen Krieges der Parteien und Patrouillen, der unmittelbar unter die Mauern der Stadt rückte und damit wesentlich mehr Schaden verursachte und wesentlich mehr Aufmerksamkeit erforderte als in den meisten Zeiten zuvor. Beiden Bedrohungen zu begegnen, stellte erheblich höhere personelle Anforderungen als die bisherige Kriegsführung. Im Großen musste beim Anrücken einer feindlichen Armee schneller dafür gesorgt werden können, die Festungswälle ausreichend gegen eine Belagerung zu besetzen und zu sichern. Und im Kleinen waren viel mehr eigene Patrouillen und Wachen erforderlich, um die alltägliche Bedrohung abzuwenden. Da das Geld für eine dauerhafte ausreichende Vermehrung der städtischen Soldtruppen nicht zur Verfügung stand, mussten die Bürger selbst für ihre Sicherheit sorgen, indem das Bürgerkorps die Söldner in Stärke eines schwachen Regiments personell verstärkte. Sie taten dies nicht nur als Wachen und Alarmreserven innerhalb der Stadt und auf den Wällen, sondern auch im Vorfeld der Stadt, wobei es immer wieder zu Scharmützeln kam.347 Notwendig war dies auch deshalb, weil die Stadt nicht aus sich selbst heraus existieren konnte. Immer hing ein Teil der Lebensmittelversorgung der Stadt von den Feldern 344 Vgl. Bergerhausen, Köln, S. 155–161. Siehe auch Salm, Armeefinanzierung, Karte 4. 345 Es waren wohl weniger als 1000 Mann, die Köln dauerhaft besolden und versorgen konnte. Vgl. Bergerhausen, Köln, S. 157. 346 Vgl. Bergerhausen, Köln, S. 157. 347 Vgl. Bergerhausen, Köln, S. 157–158.

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und Gärten ab, die Bürger in ihrem unmittelbaren Umfeld bestellten. In Kriegszeiten wurde diese Eigenproduktion umso wichtiger, als die Einfuhr etwa von Getreide in größeren Mengen durch die Kämpfe oder durch die Armeen beider Seiten verhindert wurden, ganz zu schweigen von der Teuerung und einem je nach Region zurückgehenden Produktionsniveau. Kurz: Es lag im elementaren Interesse der Stadt Köln, nicht nur die Festungswälle zu behaupten, sondern ihren Bürgern und Einwohnern auch die möglichst unbeschränkte Nutzung ihrer Felder und Gärten im Vorfeld und darüber hinaus zu ermöglichen.348 Am elegantesten wäre diese Aufgabe offensiv zu lösen gewesen, also durch Vertreibung der Hessen aus Neuss. Da das nicht möglich war, umgekehrt die Hessen oder andere Feinde aber auch nicht dazu in der Lage oder bereit waren, Köln zu erobern, beschränkte sich die Kriegsführung der Stadt weitgehend auf den Kleinen Krieg, auf das Mikromanagement eines alltäglichen Krieges. Den Hessen begegneten die Kölner mit einer Mischung von Entgegenkommen und Drohung. Das sei an einem Beispiel aus dem Jahr 1643 erläutert. Anfang 1643 überfiel ein Trupp Hessen das Leprosenhaus Melaten, das außerhalb des Mauerrings lag. Dort waren sechs Stadtsoldaten stationiert, die einen gewissen Schutz bieten sollten, gegen diesen Angriff aber offenbar machtlos waren. Sie ergaben sich und wurden als Kriegsgefangene nach Neuss gebracht. Das Ganze ereignete sich, obwohl die hessische Seite zuvor Salvaguardien gegeben hatte, also gegen Zahlungen zugesichert hatte, Melaten nicht weiter zu belästigen.349 Abgesehen von der Beschwerde über den Überfall an sich ging es dem Rat in der Folge darum, die sechs Gefangenen zu befreien. Dazu bezog man sich auf das Kartell, das zwischen den hessischen und den kaiserlichen Truppen galt und vorsah, Gefangene gegen Zahlung eines Monatssolds wieder zu entlassen. Das war an sich ein Zeichen der Schwäche, denn wenn die Männer tatsächlich gegen die Salvaguardien gefangen genommen worden waren, hätte Köln auch ihre bedingungslose Freilassung fordern können. Zugleich drohte die Stadt aber auch dem hessischen Kommandanten in Neuss, Oberst Kotz, mit Repressalien: Bislang habe man keinen Grund gehabt, gegen seine Soldaten oder hessische Untertanen gewaltsam vorzugehen. Das aber könne sich ändern, wenn es zur Verteidigung der Stadt notwendig sei.350 Das waren nicht unbedingt leere Worte. Da beide Seiten nicht dazu in der Lage waren, die jeweils andere durch Eroberung von Köln bzw. Neuss oder in offener Feldschlacht zu besiegen und da man in Neuss genauso unter unsicheren Handelswegen und Versorgungsproblemen litt wie in Köln, konnten sich die Nadelstiche, die Köln austeilte, genauso unangenehm auswirken, wie es die hessischen taten. Außerdem war es offen348 Die Nähe einer kaiserlichen und einer hessischen Armee führte z. B. im Sommer 1648 zu Engpässen bei der Getreideversorgung, weil diese sich auf den Feldern bedienten und „fast nichts in diese Statt gebracht“ (HAStK Best. 10B A 95, fol. 223v) werden konnte. 349 Ob das Absicht war oder nur mangelnde Koordination bzw. Disziplin auf der hessischen Seite, sei hier dahingestellt. 350 HAStK Best. 20B A 4, fol. 182r–183r.

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sichtlich so, dass hessische Offiziere und Fouriere – also für die Beschaffung von Nachschub zuständige Männer – mehr oder minder verdeckt Köln aufsuchten, um hier notwendige Waren zu kaufen. Die hessische Versorgungslage hätte sich durch ein Sperren der Stadt verschlechtern können. Das wiederum gab den Kölnern ein gewisses Druckmittel in die Hand.351 Das Druckmittel erwies sich allerdings zunächst als unzureichend, weil Oberst Kotz die gefangenen Kölner nicht entließ. Der Rat stellte daraufhin Verhandlungen zurück und wies die eigenen Truppen an, Parteien mit dem Ziel auszusenden, Hessen gefangen zu nehmen.352 Nun bot Köln kein Geld mehr für die Entlassung der eigenen Männer an, sondern forderte einen unentgeltlichen Austausch.353 Dieses Vorgehen zeigt zweierlei: Zum einen erinnert es an die spätmittelalterliche Fehdeführung, bei der man die eigenen Interessen auch durch die Gefangennahme einzelner Gegner verfolgt hatte. In gewisser Hinsicht war man also seiner Zeit hinterher. Da sich aber auch die Gegenseite vergleichbarer Mittel bediente, ist es wohl zutreffender, ein Fortbestehen älterer Kriegsbräuche im Windschatten der jeweils neueren Entwicklungen zu sehen, die einer auf die großen Ereignisse fixierten Militärgeschichtsschreibung leicht entgehen können. Wenn aber solche Aktionen des Kleinen Krieges ein wesentlicher Bestandteil der Kriegspraxis waren, dann zeigt die Anweisung, aktiv Gefangene einzubringen, dass die Stadt Köln in der Endphase des Dreißigjährigen Krieges noch durchaus dazu in der Lage war, situationsbedingt militärische Macht auf einem zeittypischen Niveau lokal zu entfalten, und dass die Ratsherren kein Problem damit hatten, die Lage zu analysieren und ihr militärisches Potential zielgerichtet einzusetzen. Es kann keine Rede davon sein, dass man sich angesichts der hessischen Gewalttaten ängstlich zurückhielt oder Gegengewalt fürchtete. Der Schlagabtausch mit dem Oberst in Neuss erwies sich dennoch als eine zähe Angelegenheit. Zugleich wurde man daher direkt bei der Landgräfin von Hessen-­Kassel aktiv. Sie wurde darauf hingewiesen, dass Kölner Bürger und Eingesessene Kontributionen (also Kriegssteuern bzw. -abgaben) von ihren Gütern außerhalb der Stadt an die hessische Armee zahlten und so zu ihrem Unterhalt beitrugen. Außerdem sei bisher der Neusser Besatzung freier Handel in Köln gestattet worden. All dies sei nun durch die Übergriffe des Oberst Kotz in Frage gestellt – womit erneut auch höheren Orts eine Drohung ausgesprochen wurde.354 Tatsächlich wurde die Ausfuhr Richtung Neuss am 11. November 1643 untersagt.355 Wirklich erfolgreich war man allerdings zunächst nicht, 351 Und es erklärt neben dem Gewinnstreben, warum es durchaus sinnvoll sein konnte, im Krieg den Handel mit dem Feind fortzusetzen. Vgl. Kaiser, Waffen. 352 HAStK Best. 10B A 90, fol. 408r–v (4.11.1643). Die Hessen scheinen von dieser Eskalation nichts gewusst zu haben, denn wenig später gelang es, drei von ihnen an der Kunibertspforte gefangen zu nehmen. Ebd., fol. 414v (9.11.1643). 353 HAStK Best. 20B A 4, fol. 183r–184v. 354 HAStK Best. 20B A 4, fol. 184v–186r. 355 HAStK Best. 10B A 90, fol. 418r.

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denn Oberst Kotz hatte bis Anfang Januar 1644 nur einen Teil der Gefangenen aus Melaten freigelassen, wobei die Abrechnung der Kosten für deren Unterbringung und Versorgung während der Gefangenschaft strittig blieb. Umso folgerichtiger war, dass Köln nun die Auslösung von zwei hessischen Reitern verweigerte, die in die Hand der Stadt gefallen waren.356 Die Ankündigung von Repressalien war also keine leere Drohung gewesen, musste aber, um wirksam zu bleiben, mit Vorsicht eingesetzt werden. Deshalb versuchte es der Rat erneut über die Landgräfin. Der wurde zugesichert, dass Kölner Bürger und Eingesessene weiterhin Kontributionen von ihren Gütern im hessischen Machtbereich zahlen würden, wenn man ihnen eine sichere Bestellung dieser Güter ermöglichen würde – denn sonst könnten sie den Gewinn nicht erwirtschaften, der Voraussetzung einer Zahlung war. Darüber hinaus forderte die Stadt die Anerkennung ihrer Truppen als Reichsvölker im Sinne des mit dem Kaiser abgeschlossenen Kartells zum Austausch von Kriegsgefangenen.357 Und auch Kotz schrieb man, dass die Entlassung der gefangenen hessischen Reiter erst erfolgen werde, wenn von ihm die Sicherheit des Handels verlässlich zugesagt worden sei.358 Zugleich suchte man die Unterstützung der Niederlande gegen die Beeinträchtigung des Handels durch die Hessen, die auch nicht im Interesse der Generalstaaten liegen konnte.359 All dies nützte indes wenig. Im April kam es erneut zu einem gewaltsamen Zusammenstoß mit hessischen Soldaten, die am frühen Morgen bis unter die Stadttore vordrangen und Soldaten und Zivilisten sowie Kühe und Pferde mit nach Neuss nahmen. Melaten wurde erneut gegen die Salvaguardien ausgeraubt. Kurz: Es handelte sich um einen erfolgreichen Überfall, der reiche Beute erbracht hatte. Und wiederum weigerte sich Kotz, die Gefangenen herauszugeben. Die Stadt intervenierte erneut bei der Landgräfin und betonte, dass ihre Soldaten allein der Verteidigung dienten und es ihnen daher fernliege, von sich aus die Hessen anzugreifen.360 Kotz erhielt zugleich die schon bekannte Drohung, im Gegenzug seine Soldaten gefangen zu nehmen.361 Das scheint auch umgesetzt worden zu sein, denn wenig später wurde dem Oberst angeboten, die Kölner Gefangenen gegen eine gleiche Zahl von Hessen auszutauschen.362 Das ermüdende Hin und Her soll hier nicht weiter verfolgt werden. Aus Sicht der nationalstaatlichen Geschichtsschreibung des 19.  Jahrhunderts war ohnehin nichts Wesentliches geschehen. Ein paar Mann wurden gefangen, ein paar Kühe weggetrieben. Und die Stadt konnte sich nicht zu mehr als zu dürren Protesten aufraffen. Tatsächlich 356 HAStK Best. 20B A 4, fol. 186r–187r. Siehe auch HAStK Best. 10B A 90, fol. 423r (16.11.1643) und ebd., fol. 428r (20.11.1643). 357 HAStK Best. 20B A 4, fol. 190r–191r. 358 HAStK Best. 20B A 4, fol. 193r–194r. 359 HAStK Best. 20B A 4, fol. 200v–201v. 360 HAStK Best. 20B A 4, fol. 206v–208v. 361 HAStK Best. 20B A 4, fol. 212r–213v. 362 HAStK Best. 20B A 4, fol. 213v–214v.

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stellt sich die Frage, warum wegen ursprünglich sechs gefangenen Soldaten derartig viele Schreiben gewechselt wurden. Ging es um die Männer selbst, die der Rat als Zeichen wechselseitiger Treue auslösen wollte? Das ist eher unwahrscheinlich, kann aber deshalb nicht ganz ausgeschlossen werden, weil die Stadtsoldaten vielfach in Köln angeworben worden sind und daher zum Teil auch Bürgersöhne waren, die über ein soziales Netz in der Stadt verfügten. War es ein kopfloses Agieren überforderter Ratsherren? Das sollte man nie ausschließen. Versucht man aber, das Geschehen im Sinne einer wenigstens weitgehend kohärenten Strategie zum Überstehen einer überaus angespannten Situation zu interpretieren, fügen sich die Elemente zu einem klareren Bild. Zunächst ist von der militärischen Lage auszugehen. Köln konnte aus eigener Kraft die Hessen nicht besiegen, und Verbündete, die dazu in der Lage waren, waren nicht in Sicht. Also fielen Schlacht oder Belagerung als Mittel des großen Krieges aus. Umgekehrt hatte Köln aber zwei Pfunde, mit denen es wuchern konnte. Zunächst eine trotz aller Schwäche für die potentiellen Angreifer uneinnehmbare Festung. Wirklich zu besiegen war Köln daher auch nicht. Und zum anderen hatte es ebenfalls trotz aller Schwierigkeiten ein durchaus noch vorhandenes wirtschaftliches Potential als Handelsplatz, der auch für die Hessen attraktiv war. Sicher hätte die Stadt die Macht gehabt, die Tore zu schließen und den Hessen nichts mehr zu verkaufen. Genauso sicher hätten sich diese aber am Besitz der Kölner außerhalb der Tore gütlich getan, und zwar an den Feldern unmittelbar vor der Stadt sowie an Melaten, aber auch an Handelsgütern, die Kaufleute über Land oder über den Rhein verschickten. Auch hier bestand also eine Pattsituation: Unter einer vollen Konfrontation hätten beide Seiten gleichermaßen gelitten, während ein Entgegenkommen – hessische Einkäufer in der Stadt, unbehelligte Kölner außerhalb der Stadt – beiden Seiten diente, sofern beide keine Entscheidung des Dreißigjährigen Krieges insgesamt erzwingen, sondern nur bis zu seinem Ende überleben wollten.363 Die gegenseitigen Nadelstiche durch diplomatische Initiativen und durch Gewalt im Rahmen des Kleinen Krieges dienten letztlich dem Erhalt dieses prekären Gleichgewichts. Indem Grenzen ausgelotet wurden, wurde es immer wieder aktualisiert. Die Unfähigkeit der Kölner, ihre Gefangenen aus Neuss zurückzuholen, Melaten zu sichern364 oder Überfälle bis unter die Wälle zu verhindern, zeigte ihnen, dass sie sich im Schutz der Festung nicht zu selbstsicher fühlen sollten. Und die Gefangennahme von hessischen Soldaten beim Einkaufen (die nur möglich war, solange man ihnen die Stadt offen hielt) demonstrierte umgekehrt den Hessen ihre Grenzen. Dabei floss zwar hin und wieder Blut, aber letztlich ging die Strategie auf. Köln packte die Hessen bei ihrer logistischen Achillesferse und konnte so größere Kämpfe und Verluste vermeiden. Die Gefangenen 363 Siehe z. B. Verhandlungen in diesem Sinne mit den Hessen im August 1648: HAStK Best. 10B A 95, fol. 221r–v. 364 Was sich im Übrigen bis Kriegsende nicht mehr ändern sollte, siehe HAStK Best. 20A A 162, fol. 122v– 123v und 127r–v (August 1648).

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auf beiden Seiten dienten in diesem Sinne tatsächlich einer symbolischen Kommunikation, dem Aufzeigen von Grenzen. Das erklärt allerdings nicht, warum Köln darauf bestand, dass seine Truppen rechtlich als Reichstruppen anzusehen seien, wozu wiederum die Gefangenen als Vehikel dienten. Auch das diente der Absicherung des Überlebens als Reichsstadt, wenn auch nicht gegenüber den Hessen, die das kaum in Frage stellen konnten. Aber Köln demonstrierte so die grundsätzliche Zugehörigkeit zu Kaiser und Reich, die nur wegen der schlechten Kriegslage nicht so kräftig untermauert werden konnte, wie man das eigentlich wollte. Auf keinen Fall durfte die Stadt aber den Eindruck entstehen lassen, dass sie für sich allein auf eigene Rechnung kämpfte. Am Ende, bei den sich anbahnenden Friedensgesprächen, musste man auf den Schutz der Reichsverfassung zählen können. Ein eigenes Kartell mit den Hessen hätte das gefährden können, denn damit hätte sich Köln selbst ein Stück aus dem Reichsverband entfernt. Und dieser wurde benötigt, um das hauptsächliche Kriegsziel zu erreichen: Am Ende nicht nur militärisch die Festungswälle behauptet zu haben, sondern auch politisch die Existenz der Stadt als Reichsstadt mit der bestehenden Stadtverfassung abzusichern. Letztlich führte man nur darum Krieg, und nicht um einer der großen Mächte zum Sieg zu verhelfen. Der stadtkölnischen Gesandtschaft zum Frankfurter Kompositionstag von 1631365 wurde als erstes Ziel mitgegeben, dazu beizutragen, „wohlstandt und fried“366 für das Reich zu erlangen. Konkret ging es hier ja um die Findung eines Normaljahrs für den Umgang mit geistlichen Einrichtungen und Gütern. Köln wollte dabei vom Augsburger Religionsfrieden von 1555 „im geringsten nicht abweichen“367. Wo nötig und möglich, sollten die Gesandten sich bei ihren Voten an den katholischen Kurfürsten orientieren, um den Frieden zu befördern. Warum diese harte Haltung im Hinblick auf das Normaljahr? In Köln selbst gab es weder protestantische Kirchen, die zu dulden gewesen wären, noch hatte man solche in katholische umgewandelt, die man hätte verlieren können. Es ging also nicht um das eigentliche Normaljahrproblem, das viele andere Stände und die Kirchen aller Konfessionen sonst beschäftigte, sondern letztlich um die Stadtverfassung und damit die Herrschaftssicherung der Ratselite nach innen. Denn es wurde befürchtet, dass im Gefolge einer Normaljahrsregelung auch die Rechte der Protestanten in Köln gestärkt werden müssten, die seit dem Augsburger Frieden hier zwar zu dulden waren, die aber weder über Bürgerrechte noch über Kirchen verfügten und insbesondere von städtischen Ämtern und vom Rat ausgeschlossen waren. Daher sollten sich die Gesandten um eine ausdrückliche Bestätigung der „in puncto qualificationis [zum Bürgerrecht – M. P.] bestettigter ordnung“368 der Stadt bemühen, also um 365 Zum Hintergrund vgl. Whaley, Reich, Bd. 1, S. 721–722. 366 HAStK Best. 50 A 246/2, fol. 9v. Die ganze Instruktion fol. 9–12 (Konzept). 367 HAStK Best. 50 A 246/2, fol. 10r. 368 HAStK Best. 50 A 246/2, fol. 11r.

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die reichsrechtliche Absicherung der Schlechterstellung der Kölner Protestanten. Wenn aber andere Städte für sich zu einer anderen Regelung kämen, sei dies ihnen zu überlassen. Köln kämpfte letztlich also für die Absicherung der Stadtverfassung und nicht für allgemeine Ziele, wenn es in Kauf nahm, an der harten Haltung gegen die Protestanten nach innen eine Friedensregelung scheitern zu lassen. Insgesamt war Köln durch den Krieg zwar stark strapaziert, und finanziell war es alles andere als zum besten bestellt. Aber im Vergleich zu vielen anderen Städten und Landstrichen war man am Ende durchaus mit einem blauen Auge davongekommen. Auch die Universität nahm offenbar nur geringen Schaden.369 Diesen relativen Erfolg verdankten die Kölner auch ihrem mal mehr und mal weniger klug dosierten militärischen Engagement. So sehr jedoch der Dreißigjährige Krieg eine auch in den Augen der Zeitgenossen außergewöhnliche Katastrophe darstellte, so wenig beendete er die großen europäischen Kriege, in denen sich Köln nach ähnlichen Mustern behaupten musste. Insbesondere die habsburgisch-französischen Auseinandersetzungen der folgenden etwa 100 Jahre führten immer wieder dazu, dass sich die Stadt als Juniorpartner – wenn dieser Begriff nicht schon zu hoch gegriffen ist – inmitten von Kämpfen gewaltigen Ausmaßes auf der Seite von Kaiser und Reich wiederfand. Ende der 1660er Jahre herrschte nach Beendigung des kurzen Devolutionskriegs (1667–1668) zwischen den Niederlanden und Frankreich zwar formal Frieden, aber die Spannungen zwischen beiden Mächten waren keineswegs gelöst. Mehr oder weniger offen steuerte die Situation daher auf einen erneuten Waffengang zu, der schließlich 1672 als Holländischer Krieg (1672–1678/79) ausbrechen sollte.370 Die Stadt Köln konnte aufgrund ihrer Handelsinteressen, aber auch wegen einer möglichen direkten Bedrohung insbesondere durch Frankreich und das mit ihm verbündete Kurköln ein solcher Konflikt nicht unberührt lassen. Bereits 1670 fürchtete der Rat einen möglichen Krieg und begann, die Stadt darauf vorzubereiten.371 Ende November 1670 wurde beschlossen, die Situation zu beobachten und weitere Informationen über ihre Entwicklung einzuholen. Daneben sollten aber bereits die Artillerie und die Munitionsvorräte auf einen Krieg vorbereitet und Waffen sowie sonstiger Bedarf beschafft werden, also die Festung Köln abwehrbereit gemacht werden. Auch wurde die Anwerbung erfahrener Artilleristen in die Wege geleitet. Die Ausbesserung und Verstärkung der Festungsanlagen selbst wurde ebenfalls angegangen372, und zwar offensichtlich mit hoher Priorität am Bayenturm. Das Bollwerk vor diesem sollte als erstes mit Artillerie samt Bedienungspersonal, Handgranaten (für einen Nah-

369 Vgl. Kossert, Arma, S. 15. 370 Vgl. Israel, Dutch Republic, S. 776–785; Schilling, Höfe, S. 215–231. 371 Vgl. Bergerhausen, Krieg, S. 323. 372 Was allerdings bald aufgrund der winterlichen Witterung wieder unterbrochen wurde. Siehe HAStK Best. 10B A 117, fol. 387v–388r (5.12.1670).

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kampf) und sonstiger Ausstattung versehen werden.373 Auch das benachbarte Bollwerk vor der Severinspforte wurde bald darauf mit Palisaden und Artillerie gesichert.374 Das zeigt deutlich an, aus welcher Richtung ein Überraschungsangriff befürchtet wurde: Der Bayenturm bildete den südlichen Eckstein der Stadtbefestigung direkt am Rhein. Er war lohnendes Ziel eines Angriffs aus Bonn – also durch den dort sitzenden Kurfürsten –, denn Köln konnte von dort am schnellsten über Land und über Wasser erreicht werden. Zugleich hätte eine Besetzung des Bayenturms sowohl die Rheinmauer als auch die nach Westen verlaufende Mauer flankiert, während umgekehrt ein Bayenturm in städtischer Hand einen Einbruch an einem der Tore etwas weiter westlich im Hinblick auf dessen Verbindung nach Bonn flankiert hätte. Kurz: Er war ein überaus lohnendes Ziel für einen kurfürstlichen Angriff, das es vordringlich zu sichern galt. Direkt danach folgte die Severins­pforte, die ebenfalls Richtung Bonn gerichtet war und Ziel eines raschen Angriffs von dort aus hätte werden können. Ein für die Lebensmittelversorgung neuralgischer Punkt waren darüber hinaus die auf dem Rhein verankerten schwimmenden Mühlen, die leicht ein Ziel von Überfällen werden konnten. Sie wurden daher bei Nacht durch einen Trupp Soldaten gesichert.375 Diese Maßnahmen und ihre Reihenfolge zeigen deutlich, dass man sich im Rat über militärische Gefahren und Optionen deutlich im Klaren war. Im Innern wurde die Aufsicht über die Fremden in den Herbergen und Wirtshäusern verstärkt, so dass die Gefahr einer kurfürstlichen Fünften Kolonne innerhalb der Stadt verringert wurde.376 Um der Gefahr eines Überfalls im Schutz von Festlichkeiten vorzubeugen, wurden im Dezember 1670 die anlässlich der Ratswahlen auf den Gaffeln üblichen Feste beschränkt, und zugleich wurden die geworbenen Soldaten – die im Gegensatz zu den Bürgersoldaten ohnehin nicht in den Gaffelhäusern feiern würden – in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt.377 An Silvester 1670/71 wurde nächtliches Schießen, Trompetenblasen und Trommelschlagen in Köln verboten, weil Feierlichkeiten dieser Art zum Jahreswechsel allzu leicht mit einem feindlichen Überfall verwechselt werden konnten.378 Die Bürgerwache wurde nicht nur mit Munition und Ausrüstung versehen, sondern auch in der Nacht verstärkt, gemustert und zu einer besseren Verrichtung ihres Dienstes angehalten (was in Friedenszeiten offenbar eher lax geschah)379. Zugleich wurden die geworbenen Truppen auf zunächst 1000 Mann vermehrt.380 Das alles kostete 373 HAStK Best. 10B A 117, fol. 388v (8.12.1670). 374 HAStK Best. 10B A 118, fol. 13v (12.1.1671). 375 HAStK Best. 10B A 177, fol. 397r–v (12.12.1670). 376 HAStK Best. 10B A 117, fol. 389r (8.12.1670) und fol. 397v (12.12.1670). Einbezogen wurden auch die Häuser im Eigentum geistlicher Institutionen in der Stadt, obwohl die städtische Jurisdiktion über diese teils nicht gegeben, teils unsicher war. HAStK Best. 10B A 118, fol. 21v (21.1.1671). 377 HAStK Best. 10B A 117, fol. 389r (8.12.1670). 378 HAStK Best. 10B A 118, fol. 3r und 4v–5r. 379 HAStK Best. 10B A 117, fol. 388v (8.12.1670) und HAStK Best. 10B A 118, fol. 4v (29.12.1670). 380 HAStK Best. 10B A 117, fol. 388v (8.12.1670) und HAStK Best. 10B A 118, fol. 4r (29.12.1670) und fol. 12v (12.1.1671) und fol. 52v (23.2.1671).

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Geld, und so wurde es erforderlich, die 44er einzuberufen und über der Finanzierung all dessen zu beraten.381 Diese Maßnahmen verliefen grundsätzlich nach demselben Muster der Kriegsvorbereitung, wie es z. B. schon 1475 gehandhabt worden war. Die Rüstungen würden jedoch nicht für eine völlig eigenständige Verteidigung der Stadt ausreichen. Es war daher von ausschlaggebender Bedeutung, im Notfall einer sich rasch verschärfenden Krise schnell auf verbündete Truppen zurückgreifen zu können. Dabei wäre es unter rein militärischer Betrachtung durchaus sinnvoll gewesen, schon vor einer solchen Krise solche Bündnistruppen in die Stadt aufzunehmen. Dagegen sprachen allerdings mehrere politische und wirtschaftliche Gründe. Zu letzteren zählte v. a. der Umstand, dass die Stadt und ihre Bürger für Unterbringung, Versorgung und Finanzierung solcher fremden Truppen herangezogen würden, dass also schon vor Kriegsausbruch erhebliche Kosten und Belastungen zu erwarten waren, deren Vermeidung bis zur letzten Minute eine ebenfalls sinnvolle Option war. Politisch war mit der Aufnahme von fremden Truppen eine Bündnisnahme festgelegt, denn Köln konnte schwerlich die Seiten wechseln oder sich einer anderen Bündniskonstellation anschließen382, wenn die Stadt nicht Herr über die eigenen Stadttore war – was wiederum eine notwendige Folge der auch zur Wahrung der Entscheidungsfreiheit und Unabhängigkeit der Stadt zu vermeidenden frühzeitigen Aufnahme fremder Truppen gewesen wäre. Um Herr in der eigenen Stadt zu bleiben, wäre es für Bürgermeister und Rat ohnehin erste Wahl gewesen, nicht auf einen Partner angewiesen zu sein, der mit mehreren 1000 Mann der Stadt zur Hilfe kam, sondern möglichst viele jeweils relativ schwache Hilfskontingente aufzunehmen, von denen keines einen ausschlaggebenden Einfluss auf die Stadt nehmen konnte. Im Zweifel würde man sich aber den Luxus nicht erlauben können, stärkere Hilfe zurückzuweisen. Bei einer zu frühen Aufnahme verbündeter Truppen in gleich welcher Stärke bestand überdies die Gefahr, dass sich politische Gegner der Entsender dieser Truppen zu einem raschen Kriegsbeginn entschlossen, nämlich bevor sich deren Hilfe voll auswirken konnte. Auch um die beste aller Möglichkeiten nicht zu gefährden, nämlich die friedliche Abwendung einer Krise durch Verhandlungen, musste Köln eine frühzeitige, eskalierend wirkende Aufnahme fremder Truppen vermeiden. Zu lange damit zu warten, konnte allerdings auch fatale Folgen haben und Köln zum Opfer eines überraschenden 381 HAStK Best. 10B A 117, fol. 377v–379r (28.11.1670) und fol. 384v–385v (4.12.1670). Die 44er trugen schließlich eine Reihe von Maßnahmen zur Erhöhung der Einnahmen bzw. Verringerung der Ausgaben mit. Auch wurde beschlossen, mit dem Klerus innerhalb der Stadt und den Kölner „uncatholische[n]“ (also der Protestanten, die nur geduldet wurden, aber kein Bürgerrecht hatten) wegen – formal – freiwilliger Zuschüsse zu verhandeln, da man zwar nicht hinsichtlich des Bürgerrechts, aber doch bei der Verteidigung der Stadt in einem Boot saß, HAStK Best. 10B A 117, fol. 392r–394v (11.12.1670). Vgl. auch Schwering, Entwicklung. 382 Auch wenn letztlich zum Bündnis mit Kaiser und Reich keine Alternative bestand, galt es doch, die Möglichkeit einer anderen politischen Ausrichtung offen zu halten, um in Verhandlungen mit dem Kaiser möglichst günstige Bedingungen zu erhalten.

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Angriffs werden lassen. Wenn ein Gegner starke Truppen zur Hand hatte – Kurköln etwa verbündete französische Regimenter – konnte daher die Vermeidung der Aufnahme von Hilfstruppen eskalierend wirken, weil der Gegner eine günstige Konstellation für sich ausnutzen wollte. Grundsätzlich kam es deshalb in Krisenzeiten zu einem diplomatischen Eiertanz, bei dem politische und militärische Faktoren und die einzelnen möglichen Partner und Gegner im Auge zu behalten waren.383 Erste Wahl als Rückhalt gegen eine militärische Bedrohung blieben Kaiser, Reich und Reichsinstitutionen, insbesondere der Niederrheinisch-Westfälische Reichskreis.384 Denn es war deren ureigene Aufgabe, einen Mitreichsstand wie Köln zu schützen, und Soldaten, die unter der Fahne des Reiches und des Kreises marschierten, taten dies wenigstens offiziell in Erfüllung bloßer Reichspflichten – also nicht in einem gegen jemand anderen gerichteten Bündnis. Diese Argumentation war zwar durchsichtig und in der Praxis häufig nicht glaubwürdig (denn die mächtigen Stände deklarierten ihre Regimenter selten aus bloßer Reichstreue gegen ihre eigenen politischen Ziele zu Reichs- oder Kreistruppen385). Aber zumindest in der Argumentation ließ sich die Aufnahme von pfälzischen oder brandenburgischen Soldaten als Kreistruppen leichter begründen386 als etwa die von niederländischen Regimentern. Daher war für die Stadt Köln eine natürliche Prioritätenliste für den Versuch gegeben, sich in einer verschärfenden Krise militärische Rückendeckung zu holen: 1. vom Kaiser387, 2. vom Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis (und damit v. a. von Pfalz-Neuburg, Brandenburg und Münster), 3. von anderen möglichen regionalen Partnern (in Frage kamen hier wenigstens theoretisch v. a. die Niederlande und Spanien, solange es in den spanischen Niederlanden präsent war). Kurköln war hingegen ein natürlicher Gegner, weil der Erzbischof weiterhin (und häufig zu recht) im Verdacht stand, die Stadt wieder unter seine Kontrolle bringen zu wollen. Da auch die Interessen der übrigen möglichen Partner nicht unbedingt gleichgerichtet waren und sie möglicherweise danach strebten, ihre regionale Position auf Kosten des jeweils anderen auszubauen, oder auch Interessen verfolgten, die denen der Stadt zuwiderliefen, musste Köln in mehrere Richtungen verhandeln und bei Absprachen mit einer Partei mögliche Rückwirkungen auf die anderen berücksichtigen. Wie all diese Erwägungen in der Praxis funktionierten, lässt sich anhand der Vorbereitungen der Stadt Köln auf einen möglichen Krieg 1670/71 studieren. Zunächst versicherte man dem Kaiser, man wolle die bereits vom Reichstag bewilligten Reichs383 Vgl. dazu die Darstellung der diplomatischen Bemühungen im Jahr 1688 bei Hieronymi, Haltung. 384 HAStK Best. 10B A 117, fol. 389r (8.12.1670). Vgl. auch Hieronymi, Haltung, S. 118. 385 Vgl. auch Wilson, Krieg, S. 379 (spanische „burgundische Kreistruppen“ in der Anfangsphase des Dreißigjährigen Krieges). 386 Vgl. z. B. Schaumburg, Bischof, S. 4. 387 Dessen diplomatischen Vertreter von Beginn der Krise an die Stadt Köln bei ihrer Aufrüstung berieten – sie also fest im kaiserlichen Lager wussten. Siehe z. B. HAStK Best. 10B A 118, fol. 43v (16.2.1671).

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steuern in Höhe von 50 Römermonaten bezahlen. Allerdings sei die finanzielle Lage der Stadt angespannt, weil der Handel durch eine Seuche und durch Maßnahmen des Erzbischofs beeinträchtigt sei, der Güter Kölner Bürger arretiere und in Bonn Schiffe aufhalte. Die Folge sei Geldmangel, der bereits die Erhaltung der eigenen Garnison gefährde. Daher könne man derzeit nur 20 Römermonate aufbringen. Da man jedoch zugleich an der Modernisierung der Festungsanlagen arbeite, die dem ganzen Reich zugutekomme, bat man um Erlass auch dieser Summe.388 Auf den ersten Blick – und wohl auch auf den zweiten – handelte es sich hier um eine höfliche Form der Absage an das Reichsoberhaupt. Leopold I. und seine Berater wussten aber ganz genau, dass Köln am Ende schon aus Eigeninteresse reichstreu sein musste. Daher lag der Festungsbau tatsächlich in kaiserlichem Interesse, sicherte er doch seiner Politik und Kriegsführung einen wichtigen Stützpunkt in Nordwestdeutschland, der nicht von einem der dortigen fürstlichen Territorien abhängig war. Insofern konnte Wien sich auf die Argumentation Kölns durchaus einlassen, jedenfalls gehörte ein zahlungsunwilliges Köln nicht zu seinen vordringlichen Problemen, weil die Mittel der Stadt indirekt auf jeden Fall zu seinen Gunsten eingesetzt wurden.389 Wichtiger an dem Schreiben aus Sicht der Stadt war der Subtext: Dem Kaiser wurden Zahlungen angekündigt, die nur durch die aktuellen Probleme des Handels verhindert wurden. Wenn theoretisch 20 Römermonate von den geforderten 50 trotz dieser Schwierigkeiten zu finanzieren waren, dann bedeutete ein Ende der Schwierigkeiten, dass Köln weitere 30 Römermonate würde zahlen können. Da der Kurfürst als Schuldiger ausgemacht wurde, kam das einer Aufforderung an den Kaiser gleich, den Erzbischof zur Raison zu bringen, um dann wieder mit Zahlungen rechnen zu können. Die Stadt sicherte sich so die Unterstützung des Reichsoberhaupts in Form eines Geschäfts auf Gegenseitigkeit. Prinzipielle Reichstreue mindermächtiger Stände war nur dann zu haben, wenn sich der Kaiser auch tatsächlich als ihr Schutzherr bewährte. Daran wurde Leopold hier durch Bürgermeister und Rat erinnert. Und wenig später erreichte ihn ein zweites Schreiben, in dem die Kölner erneut um Hilfe gegen einen Überfall sowie die Mobilisierung der nächstgelegenen Reichskreise baten. Und darum, die Sicherung der Stadt in den demnächst abzuschließenden Allianzvertrag auf europäischer Ebene aufzunehmen und so im Kriegsfall auch im Bündnis abzusichern.390 All dies waren Forderungen, die Köln halfen, aber den Kaiser nicht viel kosteten. Zugleich konnte er aber bei ihrer Ablehnung nicht erwarten, dass die Stadt ihre Reichssteuern zahlen würde. Vielleicht wollten die Kölner dezent daran erinnern, indem sie im selben Schreiben berichteten, dass sie ihre Garnison soweit möglich verstärkten und mit Waffen

388 HAStK Best. 20B A 8, fol. 76r–78r (19.11.1670). 389 Vgl. Plassmann, Indirekt kaiserlich, S. 540. 390 HAStK Best. 20B A 8, fol. 82v–83v (7.1.1671).

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und Vorräten versahen. Das war zugleich eine Eigenleistung und ein bequemes Argument dafür, warum man bei ausbleibender Hilfe zu weiteren Zahlungen unfähig sei.391 Tatsächlich wurde Leopold aktiv und versuchte, Kurköln von Frankreich zu lösen und im Konflikt zwischen Kurfürst und Stadt schlichtend zu wirken. Er setzte dazu eine Kommission aus den Kurfürsten von Mainz, Trier und Brandenburg ein.392 Die Stadt Köln nutzte die Mediation, die sie wenigstens vordergründig bereitwillig annahm393, um ihren Friedenswillen unter Beweis zu stellen und so rechtlich, politisch und moralisch den Anspruch auf Unterstützung durch Kaiser und Reich im Kriegsfall zu erhalten. Wichtiger Partner zur Abwehr der kurkölnisch-französischen Gefahr war neben dem Kaiser auch der Niederrheinisch-Westfälische Reichskreis, obgleich bekanntlich mit dem Bischof von Münster einer seiner ausschreibenden Fürsten der französischen Partei zuneigte. Dennoch konnte sich auch der Münsteraner, wollte er sich nicht vorzeitig und nachdrücklich reichsrechtlich ins Unrecht setzen, seine Verpflichtung zum Schutz eines Kreis-Mitstandes nicht vollkommen entziehen.394 So war der Appel an den Kreis neben dem an den Kaiser und unabhängig von unabwägbaren bilateralen Bündnisverhandlungen mit wem auch immer eine weitere Option für Köln, politische und militärische Hilfe zu erhalten. Letzteres war insbesondere für den Fall eines überraschenden Kriegsausbruchs sogar deutlich wertvoller als eine mögliche Unterstützung aus dem fernen Wien. Denn die armierten Kreisstände hielten Truppen in der Region bereit, die in wenigen Tagen nach Köln marschieren konnten. Vom Kaiser und einer noch zu bildenden Reichsarmee war eine solch schnelle Reaktion nicht zu erwarten. Über die Aufstellung einer Reichsarmee wurde erst ab Mai 1671 auf dem Reichstag verhandelt, jedoch vorerst ohne greifbares Ergebnis. Noch 1672 wurde darüber diskutiert, ohne dass entsprechende Beschlüsse rasch zur Aufstellung einer Reichsarmee geführt hätten.395 Diese Verzögerungen bei der Inmarschsetzung einer wirksamen Reichsarmee wurden von den Zeitgenossen deutlich vorhergesehen, zumal es auf der Hand liegt, dass regional verfügbare Truppen schneller einsatzbereit sein konnten als jede zentral aufgestellt Armee (deren Einsatz allerdings auf lange Sicht ausschlaggebend werden konnte). Köln 391 Das sollte sich nur wenig später erweisen, als Köln den Kaiser bat, die von der Stadt zu ihrer Verteidigung angeworbenen Truppen auf die Römermonate anzurechnen. HAStK Best. 20B A 8, fol. 86v–88r (21.1.1671). Eine weitere Bitte um Unterstützung an das Reichsoberhaupt folgte am 16.3.1671, diesmal verbunden mit der Aussage, dass die Stadt Hilfe „so wol in alß außer dem Reich“ suchen müsse, womit dem Kaiser deutlich gemacht werden sollte, dass die Stadt nach Alternativen – hier im Zweifel: ein niederländisches Bündnis – ausschauen werde, falls keine ausreichende Unterstützung aus Wien kam (HAStK Best. 20B A 8, fol. 94v–95r). 392 Vgl. Bergerhausen, Köln, S. 326. 393 Siehe z. B. HAStK Best. 20B A 8, fol. 99r–v (27.4.1671) und ebd., fol. 108r (29.5.1671). 394 Umgekehrt kam Köln ihm entgegen, indem es ihm stille Werbungen in der Stadt gestattete, also eine diskrete Verstärkung seiner Truppen. Begründet wurde diese Erlaubnis ausdrücklich mit der Stellung des Bischofs von Münster als mitausschreibender Fürst des Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreises. HAStK Best. 10B A 118, fol. 13v (12.1.1671) und fol. 17r (16.1.1671). 395 Vgl. Schindling, Anfänge, S. 177–178.

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schrieb jedenfalls im Dezember 1670 an die ausschreibenden Fürsten seines Kreises, dass die Gefahr eines Überfalls auf die Stadt durch einen Anschlag „frembder Kriegs-­Völcker“ zu befürchten sei – den möglichen Gegner nicht offen zu benennen, gehörte zur Diplomatie der Deeskalation. Die Aufbringung einer Armee nach „Reichs-Satzungen“ sei „gegen einen unversehenen Uberfall etwa zu langsamb“, weshalb die ausschreibenden Fürsten helfen sollten.396 Tatsächlich erklärte Brandenburg bald, Köln im Kriegsfall unterstützen zu wollen.397 Es zeigte sich allerdings in diesem Zusammenhang und etwas später beim sogenannten Residentenstreit398 mit Preußen erneut, dass die brandenburgisch-preußische Hilfe trotz des Mantels der Kreishilfe, unter dem sie gewährt wurde, nicht umsonst zu haben war. Der Kurfürst und später der König nutzten die Abhängigkeit der Stadt, um sich zum Schutzherrn der Kölner Protestanten aufzuwerfen, die in der Stadt zwar geduldet wurden, aber Einwohner minderen Rechts blieben.399 In unmittelbarem Zusammenhang mit dem Schutzversprechen vom Dezember 1670 verlangte der Kurfürst für sie eine bessere Behandlung. Bürgermeister und Rat stritten zwar ab, die Protestanten schlecht zu behandeln.400 Die Botschaft aus Berlin war jedoch eindeutig: Solange sich brandenburgische Soldaten – voraussichtlich selbst Protestanten – in der Stadt aufhielten, würden sie ein Auge auf die Rechte der einheimischen Protestanten haben. Damit verbunden war wenigstens ein kleines Stück Verlust von Handlungsfreiheit der Kölner Obrigkeit nach innen. Ein Preis war also an jeden zu zahlen, der Köln mit Truppen unterstützte. Dennoch bestand keine Alternative dazu, die Sicherheit der Stadt durch die Aufnahme verbündeter Truppen und die Operation verbündeter Feldarmeen am Niederrhein zu gewährleisten. Dabei durfte Köln keinesfalls den Anschein erwecken, selbst ein Kriegstreiber zu sein oder die Hilfe durch Kaiser und Reichsinstitutionen für eigene Zwecke zu nutzen, weil beides die moralische und reichsrechtliche Basis der Forderung nach Hilfe untergraben und vielleicht die jeweiligen politischen Ziele der potentiellen Unterstützer konterkariert hätte. Daher musste auch der Eindruck vermieden werden, dass die Stadt im Konflikt mit dem Erzbischof wenigstens partiell im Unrecht sein könnte. Dieser warf ihr vor, Befestigungen auf seinem Territorium zu errichten. In der Tat hatte die Stadt das Problem, dass eine Modernisierung der Festung eine größere Fläche als bisher im Vorfeld der Stadtmauer beanspruchte und damit – da Köln eben nicht von einem großen städtischen Territorium umgeben war – dem Erzstift tatsächlich bedrohlich naherückte. Die

396 HAStK Best. 20B A 8, fol. 80r–81v (alle drei Zitate). Siehe zudem HAStK X-Best. 6100 A 240 (12.12.1670). Vgl. auch zur Situation 1701 Schaumburg, Bischof, S. 8. 397 HAStK Best. 20B A 8, fol. 83v–85v (Antwort der Stadt auf das Anerbieten vom 20./30.12.1670). 398 Vgl. Kober, Residentenstreit. 399 Vgl. Küntzel, Fremde, S. 64–70; Plassmann, Hilliges Köln, S. 16–53. 400 HAStK Best. 20B A 8, fol. 85v–86v (19.1.1671).

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Stadt jedoch stritt ab, die Rechte bzw. das Territorium des Erzbischofs zu verletzen.401 Auch den zweiten Vorwurf, sie nehme fremde Truppen auf, parierte sie: Zwar befänden sich die fraglichen fremden Truppen in Köln, aber sie seien mit Wissen des Kaisers vor Ort.402 Der Sinn des Rückgriffs auf Kaiser und Reich wird hier deutlich: Eine Verstärkung der Festungsbesatzung mit kaiserlicher Genehmigung oder durch Reichs- bzw. Kreistruppen wirkte zwar de facto nicht anders als die Aufnahme von Truppen eines Bündnispartners. Rechtlich aber schon, jedenfalls gab es immer eine deeskalierende Rückfallposition in dieser Hinsicht. Trotzdem musste die Stadt sehr genau darauf achten, es mit ihren Kriegsvorbereitungen nicht zu übertreiben und ihren Gegnern keine billigen Argumente in die Hand zu geben, mit denen sie ins Unrecht gesetzt werden konnte. Denn bei den fremden Truppen, um die es hier ging, handelte es sich keineswegs um einen kaiserlichen Truppenverband, sondern um ein niederländisches Regiment. Die Niederlande saßen im aufziehenden Krieg in einem Boot mit Köln, waren sie doch das offensichtliche Ziel der französischen Rüstungen. Zwar standen sie konfessionell im anderen Lager, jedoch begann sich bereits die große europäische Allianz gegen die Hegemonialbestrebungen Frankreichs abzuzeichnen, die solche religiösen Fragen in den Hintergrund drängte. So unterstützte der kaiserliche Gesandte in Den Haag die Kölner Interessen, und tatsächlich entsandten die Niederländer schon 1670 unter der Hand Festungsbauingenieure nach Köln, um bei der Modernisierung der Festung zu beraten.403 Im Gegenzug durften die Niederländer 1671 in Köln Truppen werben, insgesamt 1500 Mann. Dieses Regiment blieb jedoch in der Stadt und war vermutlich als erster Baustein für eine niederländische Garnison gedacht. Das war zu diesem Zeitpunkt aus Sicht der Stadt nicht erwünscht, denn eine solche frühzeitige Festlegung auf einen Bündnispartner außerhalb des Reichsverbands hätte eskalierend wirken und Köln im Reich isolieren können. Tatsächlich erregte der Vorgang bei (potentiellen) Freunden und Feinden unangenehmes Aufsehen.404 Deshalb beeilten sich Bürgermeister und Rat, den Abschluss eines Bündnisses mit den Niederlanden abzustreiten.405 Das Regiment wurde formal in 401 Tatsächlich hatte sich der Rat auch mit einer Beschwerde von Bürgern auseinanderzusetzen, deren Äcker bzw. Gemüsegärten vor der Stadt vom Festungsausbau betroffen waren. HAStK Best. 10B A 118, fol. 61r (4.3.1671). 402 HAStK Best. 20B A 8, fol. 90r–94v (23.2.1671, an Kurbrandenburg). Siehe auch ebd., fol. 107r (22.5.1671, ebenfalls an Kurbrandenburg) und fol. 114r (1.6.1671, an Pfalz-Neuburg). Bereits zuvor waren Verstärkungen der Kölner Truppen unter den Vorbehalt gestellt worden, dass dies „unterm nahmen“ des Kaisers geschehe. HAStK Best. 10B A 118, fol. 12v (12.1.1671). 403 Vgl. Bergerhausen, Köln, S. 324. 404 Vgl. Bergerhausen, Köln, S. 325–326. 405 HAStK Best. 20B A 8, fol. 100v (27.4.1671), und ebd., fol. 104r (15.5.1671). Schon im Dezember 1670 waren heimliche fremde Werbungen in Köln verboten worden, wohl zum einen zur Vermeidung weiterer erklärungsbedürftiger Vorfälle mit fremden Truppen, und zum anderen, um das Potential anwerbbarer Soldaten in der Stadt für den eigenen Bedarf und den verbündeter Mächte reservieren zu können. HAStK Best. 10B A 177, fol. 400r (17.12.1670).

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den Kölner Dienst übernommen, wobei der Sold von den Niederlanden gezahlt wurde.406 Köln war damit deren Subsidienempfänger, eine diskretere Form des Bündnispartners, vermied aber offiziell die Präsenz einer niederländischen Garnison in der Stadt. Dieser Umstand wurde jedoch nicht an die große Glocke gehängt. An Pfalz-Neuburg schrieben die Kölner, dass es sich an sich nur um eine niederländische Werbung „ohne trommelschlag“ gehandelt habe. Die Männer seien noch nicht einmal montiert, also kriegsmäßig gekleidet und ausgerüstet, worden. Um aber jeden „Verdacht eingenohmmener f­ rembder Völcker“ zu vermeiden, seien sie „nunmehro in Unser aidt und pflichten ohne einige mit den Herren Staaten General eingegangene Bündnus oder tractaten auf- und angenohmmen“, und zwar allein zur „defension“ der Stadt.407 Die Verhandlungen der vom Kaiser eingesetzten Kommission zur Schlichtung des Streits zwischen Stadt und Kurfürst von Köln führten in der Folge zu einer Entfernung der niederländischen Subsidientruppen aus der Stadt, deren Platz von kaiserlichen und Truppen des Niederrheinisch-Westfälischen Kreises eingenommen wurden.408 Aber die Kriegsgefahr war damit keineswegs gebannt, denn Köln war weder Ziel noch Anlass der Verhandlungen auf europäischer Ebene. Allerdings hatte die Stadt eines erreicht: Sie vermochte die Gefahr eines kurkölnisch-französischen Handstreichs zu vermindern und eine Verstärkung der Garnison zu erhalten, die auch bei einer förmlichen Belagerung ausreichen würde. Was die Kölner nicht kannten oder vielleicht auch gar nicht kennen wollten, waren die vielen diplomatischen Winkelzüge und teils geheimen Verträge, die im Vorfeld des Holländischen Krieges von den verschiedensten Mächten teils quer zu der späteren Konfliktlinie abgeschlossen wurden.409 Sie überstiegen ohnehin den Horizont der politischen und militärischen Vorbereitung der Stadt auf einen drohenden Krieg. Im Zentrum der diplomatischen Bemühungen Kölns standen neben dem Kaiser die regionalen Mächte und hier wiederum insbesondere diejenigen, die zugleich ausschreibende Fürsten des Niederrheinisch-Westfälischen Kreises waren, so dass insgesamt das Reich und seine Institutionen im Zentrum der stadtkölnischen Bemühungen standen, einen Krieg entweder zu vermeiden oder dafür zu sorgen, dass man ihn möglichst unbeschadet überstehen konnte. Ein niederländisches Bündnis lag demgegenüber zwar zeitweise im Bereich des Möglichen, blieb aber letztlich zu riskant, solange sich nicht auch Kaiser und Reich mit den Niederlanden verbanden. Denn taten sie es nicht, konnte Köln im generalstaatischen Fahrwasser in einen Krieg einbezogen werden, bei dem das Reich außen vor blieb. Allein als Juniorpartner der Niederlande konnte die Stadt aber kaum darauf hoffen, einen solchen Krieg unbeschadet zu überstehen. 406 Vgl. Bergerhausen, Köln, S. 325. 407 Alle Zitate Best. 20B A 8, fol. 114r–v (1.6.1671). Ähnlich an Kurbrandenburg, ebd., fol. 115v (1.6.1671). Siehe auch HAStK X-Best. 6100 A 240 (an Kurbrandenburg, 1.6.1671). 408 Vgl. Bergerhausen, Köln, S. 326–330; Erdmannsdörffer, Geschichte, Bd. 1, S. 524. 409 Vgl. Jarren, Niederlande, S. 176–183.

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Den Verantwortlichen war dabei klar, und zwar überdeutlich, dass alle Anstrengungen der Stadt selbst in Form von Truppenvermehrungen, Anlage von Vorräten und Modernisierung der Festungsanlage am Ende nicht dafür ausreichen würden, Köln allein auf Dauer verteidigen zu können. Diese militärische Schwäche schwächte auch die politische Position der Stadt, denn man trat als Bittsteller um Hilfeleistung auf. Paradoxerweise stärkte sie sie aber zugleich. Denn die Festung, der Verkehrsknotenpunkt und das Handelszentrum Köln waren für jede Kriegspartei in Nordwesteuropa von großem Vorteil. Um es entlang der Konfliktlinien im Holländischen Krieg zu illustrieren: Frankreich und Kurköln hätten erhebliche Vorteile daraus gezogen, Köln zu Kriegsbeginn als Bündnispartner – was aber de facto ausgeschlossen war – oder durch einen Überraschungsangriff als Festung, Rheinübergang und Waffenplatz in ihre Hände zu bekommen. Für Kaiser, Reich und Niederlande wäre dies umgekehrt mit erheblichen Nachteilen für ihre Kriegsführung verbunden gewesen. Köln musste daher in ihrem Lager gehalten werden. Hilfeversprechen, die tatsächliche Bereitstellung von Truppen und die Reduzierung der Zahlungsverpflichtungen der Stadt gegenüber Kaiser und Reich waren die Folgen, und ein politisches Gewicht, das ihr militärisches Potential deutlich überstieg. Wenn aber Köln nicht deshalb ein gesuchter und unterstützter Partner in der Reichskriegsführung war, weil es so starke Truppen ins Feld stellen konnte, sondern nur aufgrund seiner Lage, seiner Infrastruktur und seiner Festungswälle, dann war der tatsächliche Einsatz Kölner Truppen im Krieg zweitrangig und über weite Strecken symbolisch. Ob die relativ wenigen Soldaten, die man außerhalb der Stadtmauer verbündeten Armeen zuführen konnte, an Siegen beteiligt waren oder Niederlagen erlitten – nie konnten sie den Ausschlag in einem europäischen Krieg geben, nie durch ihren Einsatz die Interessen der Stadt besser wahren, als es die Verteidiger der Wälle taten. Daher war die Bereitstellung von Kölner Truppen außerhalb der Stadt nach 1475 stets mehr eine politische als eine militärische Maßnahme (wobei beide Bereiche ohnehin nicht separiert voneinander betrachtet werden sollten). Jedenfalls konnten Bürgermeister und Rat da­ rauf verzichten zu versuchen, einen großen Einfluss auf ihren Einsatz zu nehmen oder einen stadtkölnischen General zu entsenden, der ein Wort beim Einsatz der verbündeten Armee in deren Kriegsrat hätte mitreden sollen. Vielmehr waren solche Kontingente ein im Zweifel verlorener Zuschuss zu einer GesamtKriegsführung, den man buchstäblich aus den Augen verlor, sobald er hinter dem Horizont verschwand. Das war bei der Verteidigung der Stadt selbst grundsätzlich anders. Für diese hatte die Kölner Obrigkeit zu sorgen, weshalb sich viele Maßnahmen von Bürgermeister und Rat auf die lokale Sicherung konzentrierten, ohne dass sie jedoch die europäische Dimension des Konflikts aus den Augen verloren. Die Kölner waren sich 1670/71 durchaus darüber im Klaren, dass der sich anbahnende Krieg nicht wegen ihnen geführt wurde, sondern aus europäischen Konstellationen resultierte. Sie wurden in den Konflikt zwischen dem expandierenden Frankreich und den Niederlanden sowie deren jeweiligen Verbündeten hereingezogen. Die strategische

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Perspektive Kölns hatte sich mittlerweile verschoben. Noch im Spätmittelalter war die Stadt ein nicht zu unterschätzender Machtfaktor in einer Region, in der Fehden und kleinere Kriege geführt wurden. Größere europäische Zusammenhänge waren in Köln zwar durchaus bekannt. Aber da ferne Kämpfe der Mächte kaum bis hierher durchschlugen, spielten sie nur eine geringe Rolle für konkrete militärische Entscheidungen in der Stadt. Es waren vielmehr die naheliegenden Kämpfe der regionalen Akteure, die die Aufmerksamkeit von Bürgermeistern und Rat erforderten, und hier konnte man nicht selten aus einer Position der Stärke bzw. wenigstens der Unangreifbarkeit heraus agieren. Die Perspektive der Entscheidungsträger war daher eine eher regionale, bei der Köln im Zen­ trum eines nicht klar umrissenen Umlandes lag, in dem man mehr oder weniger starken militärischen Einfluss nehmen konnte. Jenseits dieses natürlich im Detail schwankenden Horizonts wurde die Welt hinsichtlich der dort geführten Kriege unscharf, weil von ihnen keine unmittelbare Gefahr ausging. Dieses coloniazentrische Lagebild musste bereits 1475 erste Risse bekommen, als ein europäischer Konflikt in unmittelbarer Nähe ausgetragen wurde und Köln zwar unter großen Anstrengungen eine gewisse militärische Stärke entfalten konnte, grundsätzlich aber erkennen musste, dass es im Spiel der sich nun langsam formierenden Territorialmächte nicht mehr mithalten konnte. Als sich im Verlaufe der folgenden Jahrhunderte die modernen Staatswesen zu entwickeln begannen, fand sich die Stadt in einer bald auch national gedachten Grenzregion wieder, nämlich des Reichs zu den Macht- und Einflussbereichen Frankreichs, Spaniens und der Niederlande. Köln wurde so nach dem Dreißigjährigen Krieg auch im eigenen Bewusstsein zur „frontier Statt“410. Es kennzeichnet die Lage einer solchen Grenzstadt an der Naht zwischen größeren Mächten, dass sie im Konfliktfall immer bedroht ist und sehr schnell Ziel von Angriffen werden kann, die mit großer Übermacht geführt werden und nur unter Mobilisierung von Reserven aus dem gesamten eigenen Machtbereich abgewehrt werden können. Die Erkenntnis, in einer Grenzstadt zu leben, war so realistischer Weise mit der Erkenntnis militärischer und politischer Schwäche zu verbinden, die die Stadt auf auswärtige Hilfe anwies. Der Verlauf des Holländischen Krieges muss hier nicht weiter verfolgt werden. 1673 und 1674 war Köln Schauplatz eines gescheiterten europäischen Friedenskongresses. Auf dessen Inhalte und Ergebnisse hatte die Stadt letztlich keinen Einfluss. Sie profitierte dennoch von ihm, denn die Mächte einigten sich für seine Durchführung auf eine Neutralisierung der Stadt und ihrer Umgebung.411 Damit reduzierte sich temporär die Gefährdung durch den Krieg.412 Ob sich auch die Kosten reduzierten, sei dahingestellt. Denn ein kaiserliches Regiment in der Stadt wurde kurzerhand zur Wahrung der Fiktion

410 HAStK Best. 10B A 117, fol. 385r (4.12.1670). 411 Siehe die grundlegenden Überlegungen dazu in HAStK Best. 10B A 120, fol. 364v–367r (1673). 412 Vgl. Pickstone, Kongress, S. 66.

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der Neutralität in den städtischen Dienst übernommen.413 Immerhin war so wenigstens für diese zwei Jahre eine Sicherung gegen einen direkten Angriff erreicht worden. Dieser blieb schließlich bis Kriegsende aus, während sich zugleich die Mächtekonstellation herausbildete, die auch für die folgenden europäischen Konflikte ausschlaggebend blieb: Das Frankreich Ludwigs XIV. stand jeweils mit wenigen Verbündeten gegen Kaiser, Reich sowie die Seemächte, also die Niederlande und England bzw. Großbritannien, die ihrerseits ebenfalls weitere Verbündete gewannen. Die bayerischen Wittelsbacher, die in dieser Zeit auch die Kurfürsten von Köln stellten, neigten dabei immer wieder einem Bündnis mit Frankreich zu, was für Köln den bedrohlichsten Teil der Kriege bildete. Denn ein siegreiches Frankreich hätte ohne weiteres seinen wittelsbachischen Juniorpartnern als Kriegsbeute Köln zusprechen können. Dass es am Ende dazu nicht gekommen ist, ist weniger den militärischen Anstrengungen der Stadt zu verdanken als denen der antifranzösischen Koalition insgesamt. Der Neunjährige Krieg (1688–1697) war die Fortsetzung des Kriegs zwischen der großen europäischen Allianz und Frankreich mit seinen Verbündeten. Er wurde erneut an vielen Fronten geführt, die Köln nicht unmittelbar berührten. Von Beginn an war die Stadt jedoch bedroht, denn ein Kriegsanlass von mehreren war die zwiespältige Wahl des Kölner Erzbischofs nach dem Tod von Kurfürst Max Heinrich im Sommer 1688. Eine profranzösische Partei wählte als Nachfolger Wilhelm Egon von Fürstenberg, dem eine andere den freilich noch unmündigen Wittelsbacher Joseph Clemens entgegensetzte. Beide konnten sich zunächst nicht in einer gültigen Wahl durchsetzen und man wartete auf eine Entscheidung des Papstes.414 Diesem Warten bereitete der Kriegsbeginn im September ein Ende. Frankreich hatte sich darauf bereits im Sommer 1688 vorbereitet, wobei die präventive Besetzung des Erzstifts Köln eine entscheidende Rolle spielte. Die Stadt Köln zählte nicht dazu, der französische Kriegsminister Louvois war sich jedoch darüber im Klaren, dass sie eine bedeutende strategische Rolle im aufziehenden Krieg spielen würde. Da man sie nicht im Frieden besetzen konnte, wurde eine Blockade geplant. 1500 Mann sollten das kurkölnische Deutz besetzen, während Köln von der Landseite her mit einem Kavallerieschleier umgeben werden sollte. Ziel dieser Planung war es zu verhindern, dass gegnerische – kaiserliche und verbündete – Truppen als Verstärkung nach Köln gelangen konnten. Damit hätte ein späterer direkter Angriff deutlich höhere Erfolgschancen gehabt, vielleicht schon unterhalb der Schwelle einer Belagerung durch den bloßen Aufbau einer Drohkulisse. Der Stadt blieb diese Gefahr jedoch nicht verborgen und sie griff erneut auf den Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis zurück, den sie zur raschen Entsendung von Truppen aufrief. Tatsächlich reagierten die Kurfürsten von Brandenburg und von der Pfalz als kreisausschreibende Fürsten rasch und

413 Vgl. Haug, Friedenskongresse, S. 195; Pickstone, Kongress, S. 66. 414 Vgl. Friedrich, Drehscheibe, S. 346–354; Schwerhoff, Köln, S. 70–71.

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verlegten gerade noch rechtzeitig Soldaten in die Stadt.415 Es folgten Kämpfe um die Verdrängung der Franzosen aus dem Erzstift, insbesondere durch Eroberung der kurkölnischen Festungen Kaiserswerth und Bonn. Beide Plätze wurden von starken alliierten Kräften im Verlaufe des Jahres 1689 eingenommen. Die Stadt Köln hatte an diesen Kämpfen v. a. einen indirekten Anteil. Da sie nicht zu Kriegsbeginn in die Hände der Franzosen gefallen war, stellte sie einen starken Brückenkopf im linksrheinischen Erzstift dar, von dem aus jederzeit Operationen größeren Ausmaßes gestartet werden konnten. D. h., selbst wenn die Kölner Garnison passiv blieb, belastete die von ihr ausgehende Gefahr eines Einwirkens auf Flanke, Rücken und Verbindungswege der französisch-­ kurkölnischen Kräfte deren Operationen.416 Köln in alliierter Hand erleichterte daher die Belagerungen von Kaiserswerth und Bonn deutlich. Nachdem deren Einnahme 1689 gelungen war, klangen die Operationen am Niederrhein ab. Zu Beginn des Spanischen Erbfolgekriegs (1701/02–1714) rückten die Kämpfe erneut in ähnlicher Konstellation in die Nähe der Stadt. Kurköln war mit Frankreich verbündet, das noch vor offiziellem Kriegsausbruch gegen Kaiser, Reich und die Seemächte Truppen im Erzstift stationierte.417 Die Drohung eines überraschenden Überfalls auf die Stadt Köln stand so erneut im Raum. Im März 1702 erreichte Köln von einem Privatmann aus dem kurpfälzischen Düsseldorf die dringende Warnung, die Franzosen planten die Errichtung eines Lagers in der Nähe der Stadt, um sie entweder zu belagern oder zumindest zu „bombardiren“. Daher sollten, so der Rat des Verfassers der Warnung, schleunigst mehr verbündete Truppen in die Stadt eingelassen werden, „der Magistrat mag darin consentiren oder nicht“. Um die Belastung der Bürgerschaft gering zu halten und zugleich diese notwendigen Verstärkungen in der Nähe zu haben, solle zumindest erwogen werden, ein Lager bei Mülheim einzurichten und zu besetzen. Dazu solle rasch an den Kurfürsten von der Pfalz geschrieben werden, „der brieff muß aber morgen abends hier seyn, denn sonst die [französischen – M. P.] truppen vor die stadtthorn kommen werden, umb in Coelln einzumarschiren“418. Bürgermeister und Rat standen hier vor einem schwierigen Problem. War die Warnung ernst zu nehmen, musste also tatsächlich so dringlich gehandelt werden? Oder handelte es sich um eine Übertreibung, die mit dem Argument des großen Zeitdrucks zum einen die Politik der Stadt in das kaiserliche Fahrwasser zwingen und zum anderen Leistungen in Geld oder natura für die kurpfälzischen Truppen generieren wollte? Der Hinweis darauf, dass notfalls gegen die Zustimmung des Magistrats gehandelt werden müsse, zeigte wiederum die hohe Bedeutung der Festung Köln für die nordwestdeutsche Kriegsführung insgesamt (wegen der die kaiserliche Seite unbedingt sicherstellen musste, dass sie nicht dem Gegner in die Hände fiel), aber auch 415 Vgl. Braubach, Kurköln, S. 113–114; Hieronymi, Haltung; Schwerhoff, Köln, S. 73. 416 Vgl. Braubach, Kurköln, S. 123. 417 Vgl. Müller, Klaus, Herzogtum, S. 529; Braubach, Politik – Kurfürsten; Plassmann, Neutralität. 418 Alle Zitate HAStK Best. 50 A 1013 (Schreiben vom 21.3.1702).

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das grundsätzliche Dilemma der Abhängigkeit von Verbündeten, deren Schutz schnell in Herrschaft umschlagen konnte.419 Um eine Unterwerfung durch Frankreich und in dessen Gefolge unter den Kölner Erzbischof zu vermeiden, musste eine Einschränkung der Unabhängigkeit durch die Alliierten in Kauf genommen werden. Wieder wurden schließlich niederrheinisch-westfälische Kreistruppen in die Stadt aufgenommen, die den Schutz erhöhten, ohne zu einer vorzeitigen offiziellen Parteinahme zu zwingen. Im September und Oktober 1702 drangen kurkölnisch-französische Regimenter rechtsrheinisch vor und drohten mit einer Beschießung Kölns von Deutz her, wenn die Stadt nicht einem Neutralisierungsabkommen zustimmte – das aber de facto einer Unterwerfung und einer Abkehr vom Kaiser gleichgekommen wäre. Köln ging darauf kurzzeitig ein und wendete so die Beschießung ab, jedoch um den Preis einer deutlichen Verärgerung des Kaisers. Sobald die französischen Truppen vor den anmarschierenden alliierten Truppen auf dem Rückzug waren, beeilten sich Bürgermeister und Rat daher mit einer Rücknahme der noch nicht vollzogenen Neutralisierung, und sie bemühten sich in den folgenden Kriegsjahren sehr darum, den Geruch eines unsicheren Kantonisten abzulegen und sich als fest im kaiserlichen Lager stehend zu präsentieren, auch durch Entsendung eines Kontingents zur Reichsarmee an den Oberrhein. Nachdem 1703 Bonn in alliierte Hände gefallen war und 1704 der Feldzug in Süddeutschland eine grundsätzliche Kriegswende zuungunsten Frankreichs herbeigeführt hatte, klang die direkte Gefahr für Köln erneut ab.420 Weiterhin war man jedoch nicht vor einem überraschenden Handstreich sicher und musste daher alliierte Truppen in der Stadt behalten. Eine eigenständige militärische Rolle konnte Köln um 1700 auch im regionalen Rahmen nicht mehr spielen. Dazu war seine relative wirtschaftliche und militärische Stärke in Vergleich zu den großen Mächten nun zu gering. Um dennoch seine Ziele im Krieg zu erreichen, das eigene politische Überleben sicherzustellen und die Aussicht wenigstens auf eine bescheidene Berücksichtigung bei der Aushandlung von Friedensbedingungen zu erhalten, konnten nur noch wenige Optionen genutzt werden. Dazu zählte nach wie vor die strategische Bedeutung Kölns für jegliche Kriegsführung in der Region, die auch bestand, wenn die Stadt selbst sich völlig passiv verhalten würde. Darüber hinaus konnte man nur versuchen, politisches Kapital über die Unterstützung der Operationen verbündeter Armeen auf allen möglichen Ebenen zu generieren. Das war schon traditionell eine wichtige Option gewesen, die nun jedoch immer bedeutender wurde.

419 Vgl. auch Wilson, Krieg, S. 471 (zur französischen Schutzpolitik unter Richelieu). 420 Vgl. Plassmann, Neutralität.

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Ohnmacht: Die österreichischen Erbfolgekriege und der Siebenjährige Krieg Bis Mitte des 18. Jahrhunderts hatte sich ein stabiles und gemessen am Ziel des Erhalts der eigenen Existenz als Reichsstadt bei aller Anspannung und allen Opfern durchaus erfolgreiches Muster der Kölner Kriegsführung ergeben, das bisher im Mittelpunkt der Betrachtung stand. Wie begrenzt aber die Möglichkeiten der Stadt geworden waren, ihre Freiheit aus eigener Kraft durch politische und militärische Maßnahmen abzusichern, zeigte sich in den österreichischen Erbfolgekriegen ab 1740, die unter ganz neuen Bedingungen geführt wurden und in denen die bisherigen Allianzen und Gewissheiten so sehr zerbrachen, dass Köln nicht mehr dazu in der Lage war, im gewohnten Stil durch den Krieg zu kommen. Und das, obwohl zum einen die militärische Stärke der Stadt im Vergleich noch zum Spanischen Erbfolgekrieg nicht unbedingt abgenommen hatte und zum anderen die entscheidenden Kriegsschauplätze nunmehr weitab vom Rhein lagen, Köln also gar nicht mehr so sehr direkt bedroht wurde. Aber vielleicht war gerade letzteres ein Problem, denn nun war Köln für seine Verbündeten nicht mehr so wertvoll wie eben auch noch im Spanischen Erbfolgekrieg, weshalb seine Interessen weniger Berücksichtigung finden mussten. Wichtiger noch war aber ein grundlegender Wandel in den politischen Rahmenbedingungen, der Köln zeitweise wichtiger kaiserlicher Fürsprache beraubte. Nach dem Tod des Habsburgers Karl VI. 1740 wurde Anfang 1742 der Wittelsbacher Karl  VII. Kaiser. Nun musste sich für die gesamte kaiserliche Klientel die bisher nicht relevante Frage stellen, ob man kaisertreu oder habsburgertreu war, ob man – wie es dann ja auch kommen sollte – mit dem Bayern nur als Intermezzo rechnete, das man bis zur Rückkehr der Habsburger an die Reichsspitze durchhalten musste, oder ob man grundsätzlich eine neue Loyalitätsbeziehung aufbauen sollte. Die Stadt Köln war von diesen Zusammenhängen besonders berührt, weil der Bruder des neuen Kaisers als Erzbischof von Köln zu ihren potentiell schärfsten Feinden zählte.421 Überdies wurde im Umfeld Karls über die Mediatisierung von Reichsstädten nachgedacht.422 Hier konnte sinnvoll zwischen Kaisertreue und Reichstreue differenziert werden, indem man auf den Schutz der Reichsverfassung auch gegen den Kaiser hoffte.423 Diese neue Situation brachte für Köln jedoch zunächst politische und juristische Fragen mit sich. Militärisch und rein praktisch stellte sich den Kölnern schon bald ein völlig anderes Problem. Seit Jahrzehnten war Frankreich der Feind des Reichs und auch der Reichsstadt Köln in größeren Konflikten gewesen. Nun waren die Franzosen Bündnispartner des neuen Kaisers, den sie auch militärisch unterstützten. Französische

421 Obgleich sein Verhältnis zum kaiserlichen Bruder nicht spannungsfrei blieb – was man jedoch in der Stadt Köln nicht im Detail wissen konnte. Vgl. Reiff, Brüder. 422 Vgl. Schmid, Karl VII., S. 229. 423 Vgl. Krischer, Reichsstädte, S. 170–171.

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Truppen kamen so als Verbündete ins Reich. Faktisch war die Herrschaft Karls VII., die schon 1745 mit seinem Tod endete, von dieser französischen Unterstützung abhängig.424 Noch vor der Wahl Karls VII. nahm man in Köln Rüstungen der wittelsbachischen Kurfürsten von Köln und Kurpfalz wahr, denen bald ein Krieg am Rhein parallel zu dem hätte folgen können, den Friedrich II. von Preußen bereits um Schlesien führte. Insbesondere fürchtete man die Verbindung dieser wittelsbachischen Truppen mit einem französischen Korps in der Nähe der Stadt.425 Dass eine solche Armee versuchen könnte, sich Kölns im Handstreich zu bemächtigen, lag auf der Hand und entsprach dem Erfahrungshorizont der letzten Kriege. Daher wurde ein Ausschuss gebildet, der Maßnahmen „zu ungekränkter erhaltung hiesiger freyer Reichs-Stadt in ihrem bißherigem unmittelbahrem wesen“426 erörtern sollte. Primäres Kriegsziel im absehbaren Kampf war also wie eh und je die Erhaltung der Freiheit der Stadt von der erzbischöflichen Herrschaft. Um sowohl an Informationen zu gelangen als auch die Interessen der Stadt zu befördern, wurde der Syndikus Johann Engelberth von Eschenbrender nach Mainz geschickt. Vom Mainzer Kurfürst als Reichserzkanzler, Leiter der Wahl des neuen Kaisers und erstem Kurfürst erwartete man sowohl Informationen als auch Unterstützung. Beides, so viel vorweg, erlangte Eschenbrender trotz einiger wohlmeinender Versicherungen nicht im gewünschten Maße, so dass seine Mission in dieser Hinsicht scheiterte.427 In Mainz ging man davon aus, dass der Kölner Abgesandte zum französischen Marschall Belle-Isle weiterreisen wolle (der sich gerade als französischer Botschafter anlässlich der Kaiserwahl in Frankfurt befand), um die noch von 1702 ausstehenden Kölner Kontributionen an die französische Armee zu zahlen. Abgesehen davon, dass das sich hier offenbarende lange Gedächtnis der Zeit für derartige Schulden an sich schon von Inte­ resse ist, musste dieser Hinweis bei der Stadt Köln als Drohung aufgefasst werden. Damals hatte man die, wenn auch unter Druck, zugesagten Kontributionen nicht gezahlt und einen bereits abgeschlossenen Neutralitätsvertrag mit Frankreich nicht mehr beachtet, sobald die französische Armee außer Reichweite war. Nun hatte Frankreich wenigstens formal einen Rechtstitel in der Hand, um Druck auszuüben. Da es unwahrscheinlich ist, dass die Mainzer Höflinge selbst noch von den nicht gezahlten Kontributionen von vor fast 40 Jahren wussten, hatte wohl Belle-Isle selbst davon gesprochen, als er wenige Tage zuvor durchgereist war. Die Situation wurde also für Köln schnell unbequem, und

424 Vgl. Whaley, Reich, Bd. 2, S. 421–434; Hartmann, Peter Claus, Karl Albrecht, S. 262–263 und S. 268. 425 Ein norddeutscher Kriegsschauplatz hätte durch das Eingreifen Großbritanniens via Hannover entstehen können, bevor diese Gefahr im Oktober 1741 durch die Neutralisierung dieses Kurfürstentums gebannt wurde. Vgl. Handrick, Armee, S. 57–95. 426 HAStK Best. 50 A 392/2: Conclusum Commissionis Specialissimo pro Securitate hujus urbis (Konzept, o. D. [1741]). 427 Zu seiner Mission: HAStK Best. 50 A 392/2. Zur kurmainzischen Politik in dieser Zeit vgl. Duchhardt, Philipp Karl, S. 137–216.

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Eschenbrender hoffte auf einen österreichischen Erfolg im Krieg um Schlesien, der allein die Wahl des Wittelsbachers zum Kaiser verhindern hätte können.428 Insgesamt waren die Aussichten für Köln so beschaffen, dass sich Eschenbrender „schwermüthige gedancken“429 machte, aus denen heraus er ein Gutachten zur aktuellen Lage verfasste. Dieses Gutachten umfasst auch konkrete Vorstellungen zu militärischen Schritten. Zunächst empfahl Eschenbrender, dass bei Ankunft französischer Truppen in Neuss – womit nach altem Muster Köln nördlich und südlich umfasst und blockiert werden konnte – jemand nach dort geschickt werden müsse, um die Zahl der Regimenter, aber auch Größe und Beschaffenheit ihres Lagers auszukundschaften. Besonderes Interesse sollte dabei der Anzahl und Kaliber der schweren Geschütze geschenkt werden, also der Belagerungsartillerie, die sowohl zur Sperrung des Rheins als auch zum Angriff auf Köln selbst genutzt werden konnte. Zweitens müsse man damit rechnen, dass sich die französische Generalität und das höhere Offizierskorps aus dieser angerückten Armee ihrerseits ein Bild von Köln machen wollten, indem sie es mit einem größeren Gefolge besuchten. Diese Annahme ist realistisch, weil ja nicht davon auszugehen war, dass bereits ein Kriegszustand bestehen würde. Eschenbrender empfahl daher, diesen ungebetenen Gästen den Besuch nicht zu versagen. Vorsichtshalber sollte aber am Eigelsteintor – dem vermutlichen Eintrittspunkt von Neuss her – eine verstärkte Wache unter einem Oberoffizier und mit einem Trommler postiert werden. Er begründet diese Empfehlung nicht, jedoch sind die Absichten offensichtlich: Verbesserter Schutz gegen einen überraschenden Überfall, ein repräsentativer Empfang für die Besucher und deren Täuschung über die Stärke der Garnison. So weit, so gut. Mit dem dritten Punkt warf Eschenbrender jedoch eine entscheidende Frage auf, die er zunächst nicht beantwortete: Was, wenn die Franzosen forderten, „einen place d’armes in der Stadt zu gewinnen, oder eine retirade, und quartier für 2. 3. ad 4. Regimenter darin zu nehmen“430? Wenn sie also Köln als eigene Festung und Rückzugspunkt für mutmaßlich rechtsrheinisch operierende Truppen sowie als Quartierraum mit entsprechenden Lasten für die Bevölkerung nutzen wollten? Köln wäre dann den Franzosen, den mit ihnen verbündeten Wittelsbachern und daher auch dem Erzbischof schutzlos ausgeliefert. Auch auf den vierten Punkt wusste er keine Antwort: Was, wenn dann nach Aufbrauchen der Getreidevorräte auf dem platten Land die Franzosen von der Stadt aus ihren Vorräten eine Getreideversorgung einforderten? Wenn dann also die Brotpreise stiegen und die eigene Bevölkerung nicht ausreichend ernährt werden konnte?431 428 HAStK Best. 50 A 392/2: Bericht Eschenbrenders (9.9.1741). 429 HAStK Best. 50 A 392/2: Bericht Eschenbrenders mit Beilage „Consideranda“ (12.9.1741). 430 HAStK Best. 50 A 392/2: Bericht Eschenbrenders mit Beilage „Consideranda“ (12.9.1741). 431 Keine unrealistische Befürchtung: 1738 war es zu einer starken Roggen-Teuerung gekommen. Ende 1741 waren die Preise zwar wieder gesunken, aber eine Wiederholung der Krise mit ihren sozialen und politischen Begleiterscheinungen galt es zu vermeiden. Vgl. Ebeling, Bürgertum, S. 147–150.

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Dass alte Gewissheiten nichts mehr zählten, zeigte die ebenfalls unbeantwortete fünfte Frage: Was, wenn statt der Franzosen die wittelsbachischen Kurfürsten bei Rhein und von Köln, das wiederum in Personalunion mit dem Fürstbistum Münster verbunden war, ihre Position als ausschreibende Fürsten des Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreises ausnutzten und zunächst Kreistruppen nach Köln legten, die erst später durch französische zu ersetzen seien? Diese Überlegung zeigt deutlich, dass man sich auf den früheren Schutz der Reichsinstitutionen nicht mehr unbedingt verlassen konnte. Die sechste Frage zielte wieder auf praktische Probleme ab. Wie auch immer die Franzosen in Köln Einlass erhalten würden: Eschenbrender befürchtete sicher nicht zu Unrecht, dass sie dann sofort die Festungswälle (mit den Toren, wäre hier wohl zu ergänzen), das Zeughaus und die Getreidespeicher besetzen würden, um auf diese Weise „den meister spiehlen, auch wohl gar nach dem archiv trachten werden“432. Mit dem Archiv hätten sie die städtischen Privilegien in der Hand gehabt und die militärische Besetzung so durch eine politisch-juristische Wehrlosmachung ergänzt. Kurz: Eschenbrender ging davon aus, dass die Franzosen, sollten sie einmal einen Fuß in die Tür bekommen, die Herrschaft übernehmen würden. Es ging also mehr denn je um die Unabhängigkeit der Stadt. In der Folge wären – achtens – zahlreiche finanzielle Forderungen oder solche nach Naturalien nicht zu vermeiden, letzteres obwohl Köln ja gar nicht über ein Territorium verfüge, aus denen man sie erheben könne. Es ging also zusätzlich um den möglichen wirtschaftlichen Ruin. Eschenbrender klagte im Angesicht dieser Gefahren darüber, dass nicht rechtzeitig einige Geschütze unbemerkt bei Nacht – wohl: um nicht zu provozieren – auf die äußeren Bollwerke gebracht worden seien. Auch sei es ein Versäumnis, die geworbenen Truppen nicht rechtzeitig verstärkt zu haben. Dies könne man nun jedoch noch in aller Stille, ohne auffälligen öffentlichen Trommelschlag nachholen. Darüber hinaus sollten zusätzliche Artilleristen angeworben werden. Insgesamt werden mit diesem Gutachten mehr Fragen als Antworten aufgeworfen. Es entwickelt vor dem Hintergrund des bei einer wittelsbachischen Kaiserwahl nicht mehr gegebenen Schutzes durch die Reichsverfassung oder eines möglichen Eingreifens französischer Truppen bei einer zwiespältigen Wahl ein Schreckensszenario, das auf den politischen und wirtschaftlichen Ruin Kölns hinauslief, sich jedoch in der Folge als übertrieben herausstellen sollte. Entscheidend ist aber nicht die faktische Widerlegung in den folgenden Jahren – Köln blieb schließlich bis 1794 unabhängig. Entscheidend im Zusammenhang mit der hier verfolgten Fragestellung sind die militärischen Aspekte. Hier ist zum einen ein gut informierter Syndikus zu beobachten, der mit sicherlich ebenso gut informierten Bürgermeistern und Ratsherren korrespondierte. Er zog aus den düsteren politischen Aussichten nicht den Schluss, dass man die eigene Politik ändern und sich neue Bündnispartner suchen müsse. Vielmehr läuft das ganze Gutachten letztlich darauf 432 HAStK Best. 50 A 392/2: Bericht Eschenbrenders mit Beilage „Consideranda“ (12.9.1741).

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hinaus, die Artillerie auf den Bollwerken zu verstärken und mehr Truppen anzuwerben. Eschenbrender dachte also durchaus an eine mögliche gewaltsame Lösung, zumindest daran, einen Angriff bis zum Eintreffen welcher Verbündeter auch immer abzuwehren. Parallel zu den diplomatischen Bemühungen Eschenbrenders begann die Situation um Köln herum langsam, aber sicher in Richtung einer Blockade zu eskalieren, die sowohl ein Mittel des Handelskriegs war als auch die militärische Verteidigungsfähigkeit der Stadt herabsetzen konnte.433 Jedenfalls begannen kurkölnische Bedienstete damit, Handelsschiffe mit Wein und Holz oberhalb der Stadt anzuhalten. Zugleich wurden Fuhrleute mit einem Landtransport von Antwerpen her bei Melaten abgefangen. Vor allen landseitigen Pforten erschienen kurkölnische Soldaten – die sich dort ja noch auf ihrem Territorium befanden – und verhinderten die Einfuhr von Lebensmitteln. Sogar stadtkölnische Jäger konnten ihr vor der Stadt erlegtes Wild nicht mehr ungehindert hereinbringen. In Neuss saß derweil ein französischer Kommissar (also Militärverwaltungsbeamter), der einem Kölner Bürger zusicherte, wegen der Blockade einen Kurier nach Paris zu schicken. Die Botschaft des Franzosen lautete also sehr deutlich: Wenn Köln geschützt werden wolle, könne es sich nicht mehr auf die Reichsverfassung bzw. den Kaiser verlassen, sondern müsse sich mit dem französischen König einen neuen Patron suchen.434 Auf der anderen Seite erfuhr man in Köln, dass den französischen Truppen der Durchmarsch durch Duisburg und Kleve – also durch preußisches Territorium – verweigert worden war. Das nahmen die Kölner als Hoffnungszeichen dafür, dass in Schlesien ein Frieden oder Waffenstillstand zwischen Preußen und den Habsburgern herbeigeführt worden sei, der möglicherweise wieder zu einer Beruhigung der Lage führen würde. Dies wurde auch Zeit, weil Berichten zufolge bereits 25.000 Franzosen Aachen passiert hatten und enorme Lebensmittellieferungen von den durchquerten Gebieten verlangten. Zwar war es beruhigend, dass Eschenbrender schon auf der Rückreise versichert wurde, die französische Hauptarmee marschiere nicht über den Niederrhein – was auch stimmte.435 Aber eine französische Nebenoperation in der Umgebung Kölns war gleichermaßen bedrohlich, wenn weder vom Kaiser noch vom Reichskreis Unterstützung zu erwarten war. Die französischen Truppen begannen bald nach dem Ende der Mission Eschenbrenders damit, sich auf eine Überwinterung am Niederrhein einzustellen. Dazu wollten sie nicht allein Getreide in Köln aufkaufen, sondern forderten schließlich auch das, was der Syndikus schon befürchtet hatte: Die Bereitstellung von Winterquartieren für eine zunächst nicht angegebene Anzahl von Bataillonen, die als Hilfstruppen des Erzbischofs bezeichnet wurden und diesem – neben der wirtschaftlichen Last – einen Fuß in die Tür nach Köln gegeben hätten. Deshalb verweigerten Bürgermeister und Rat diese Bitte, 433 Hierzu und im folgenden HAStK Best. 50 A 392/2: Stadt Köln an Eschenbrender (Konzept, 14.9.1741). 434 Dementsprechend vermutete Eschenbrender, dass der Zweck der Blockade sei, Köln „dem frantzosischen Lager desto häuffiger und wohlfeyler zuzukehren, und hinzuzwingen“. HAStK Best. 50 A 392/2: Eschenbrender an Syndikat zu Köln (17.9.1741). 435 HAStK Best. 50 A 392/2: Eschenbrender an Köln (19.9.1741). Vgl. Duchhardt, Philipp, S. 191.

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die zwar nicht unter Gewaltandrohung geäußert worden war. Aber die französischen Vertreter hatten mit der Ankündigung „unaußlöschlicher Königlicher ungnad“436 operiert. Es handelte sich also schon um eine „standhafft-patriotische entschließung“, die Tore geschlossen zu halten (wobei die patriotische Komponente des Entschlusses von der Perspektive des Betrachters abhängt). Der Kurfürst von Mainz, den man in dieser Sache erneut um Hilfe bat, sah „jedoch nicht, wie wir Euch […] verhülflich seyn können“437. Stattdessen verwies er die Stadt an das Kurfürstenkolleg – und damit auf die lange Bank. Als Ersatzkaiser mit Schutzfunktion für die Mindermächtigen taugte der Reichserzkanzler also erkennbar nicht. Umso erstaunlicher ist es, dass Köln dem Druck standhielt bzw. zumindest vorgab, dies zu wollen. Am Ende kam es dann doch nicht zu dem befürchteten Krieg am Niederrhein, weil die großen Mächte ihn verhinderten bzw. andere Interessen hatten. Für die Stadt Köln ging also trotz ihrer diplomatischen Erfolglosigkeit die Gefahr vorüber. Gleichwohl konnte das Geschehen als Warnung verstanden werden. Der Ausfall des habsburgischen Kaisertums konnte jederzeit Kräften Oberhand geben, die der Unabhängigkeit Kölns ein Ende bereiten könnten. Sicherlich waren vordringlich politische und diplomatische Schritte gegen diese Gefahr zu unternehmen, die hier nicht weiter verfolgt werden müssen. Die Episode um einen möglichen französischen Einmarsch 1741 macht aber deutlich, dass Köln sich durchaus trotz der sehr düsteren Aussichten auf einen Waffengang vorbereitete – nicht weil man ihn sich wünschte oder sich große Chancen ausrechnete, sondern um sich diese Option offen zu halten. Und das in einer nahezu aussichtslosen Situation, wie sie nie zuvor bestanden hatte: Keine Rückendeckung von Kaiser und Reich438, während gleichzeitig alle regional bedeutenden Fürsten – Kurköln, Kurpfalz, Preußen – gemeinsam mit Frankreich in Aktion traten, Köln also auch keine Verbündeten in der Nähe finden konnte, deren Macht zu einem wirksamen Schutz der Stadt ausgereicht hätte. Nach dem Tod Karls VII. gelangte mit Franz I. wieder ein habsburgischer Kaiser an die Macht. Alles hätte wieder so wie früher sein können, wenn nicht mit dem Renverse­ment des Alliances ein neues politisches Erdbeben das Reich erschüttert hätte.439 Im Siebenjährigen Krieg waren der habsburgische Kaiser, das Reich und Frankreich plötzlich Verbündete gegen Preußen und Großbritannien. Es lag also erneut nicht mehr unbedingt im kaiserlichen Interesse, möglichen französischen Zumutungen gegenüber Köln einen 436 HAStK Best. 50 A 392/2: Köln an Kurmainz (Konzept, 30.10.1741). Das folgende Zitat ebd. 437 HAStK Best. 50 A 392/2: Kurmainz an Köln (5.11.1741). Der Mainzer stand allerdings selbst unter erheblichem französischem Druck, die Wahl des Wittelsbachers zu unterstützen. Vgl. Duchhardt, Philipp, S. 187–191. 438 Im Konflikt mit dem Erzbischof konnte man beispielsweise 1749 wieder davon ausgehen, dass Kaiser und der Niederrheinisch-Westfälische Reichskreis ein Interesse daran hatten, die städtische Unabhängigkeit zu stützen. Dies geschah im Zuge eines Reichskammergerichtsprozesses um die geistliche Gerichtsbarkeit des Erzbischofs, der schließlich zugunsten der Stadt ausging. Vgl. Plassmann, Abgrenzung, S. 54–55. 439 Vgl. Schmidt, G., Wandel, S. 153–161.

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Riegel vorzuschieben. Und diesmal gelang es der Stadt nicht mehr, die Franzosen vor den Toren zu halten.440 Vielmehr ergab sich rasch ein ähnliches Szenario wie 1740 mit einer französischen Niederrheinarmee, die auch auf die Ressourcen Kölns zurückzugreifen suchte. Noch Ende Oktober 1757 hoffte man, die Einquartierung sich nähernder französischer Truppen in Köln verhindern zu können.441 Jedoch hatte der Rat hier die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Ohne entsprechende Unterstützung von Kaiser und Reich und ohne Unterstützung des preußischen Mitdirektors des Niederrheinisch-Westfälischen Kreises – gegen den der Kriegszug ja ging und der genug damit zu tun hatte, seine Kerngebiete zu halten – war Köln nicht dazu in der Lage, den Zugang zur Stadt selbst zu kontrollieren. Noch 1757 passierten französische Truppen Köln auf dem Weg an die Front und erhoben dabei Ansprüche auf temporäre Quartiere und Lebensmittellieferungen.442 Im Verlaufe der Zeit wurde jedoch aus dieser zunächst nur ärgerlichen eine schwerwiegende Belastung. Immer wieder forderten französische Truppenteile Einlass, Quartiere und Versorgung, was sie durchaus auch mit einer mehr oder weniger unterschwelligen Gewaltandrohung verbanden. Vorerst gelang es Bürgermeister und Rat aber, durch ein weitgehendes Eingehen auf die meisten Forderungen die Fiktion einer souveränen Entscheidung aufrechtzuerhalten. Diese ging jedoch mehr und mehr verloren, insbesondere durch die Installation eines französischen Stadtkommandanten, verbunden mit einer dauerhaften Truppenpräsenz.443 Am 27. Oktober 1757 verschaffte sich schließlich ein französisches Bataillon „gewalthätigen“444 Eintritt. Dabei wurden die Schlüssel des Hahnentors von den verbündeten Besatzern zunächst entwendet, um sie erst auf ausdrücklichen Befehl aus Paris wieder zurückzugeben.445 Es lag aber auf der Hand, dass es sich dabei um einen jederzeit revidierbaren Gnadenakt handelte. Nun ging es jedenfalls nicht mehr darum, die Franzosen vor den Toren zu halten, sondern nur noch um ihre möglichst verträgliche Unterbringung und Versorgung innerhalb der Stadt. Obgleich formal über das Reich im Bündnis mit Frankreich, war der Rat der Stadt indes bald nicht mehr Herr im eigenen Haus. Durch die Einquartierungen sowie die Errichtung von Lazaretten und Magazinen entstanden hohe Schäden und Kosten.446 Die Franzosen forderten überdies mehrfach die Übergabe von Kanonen. Als diese nicht frei440 Zu den Hintergründen vgl. Buddruss, Deutschlandpolitik, S. 92–119; Carl, Okkupation (allerdings nicht mit Blick auf Köln, sondern die benachbarten preußischen Westprovinzen); Braubach, Politik – Kriegsführung. Vgl. auch Hamacher, Reichsstadt. 441 HAStK Best. 10B A 204, fol. 72r–v und fol. 235v. 442 Vgl. auch zum Folgenden Hamacher, Reichsstadt, S. 22–53. 443 Vgl. Hamacher, Reichsstadt, S. 36. 444 HAStK Best. 10B A 204, fol. 236r. Vgl. auch Carl, Ennemis, S. 368. 445 HAStK Best. 10B A 204, fol. 249v. 446 Siehe z. B. HAStK Best. 33 A 178 und v. a. A 199; HAStK Best. 150 A 526 (Schäden an der Universität zu Köln). Vgl. Looz-Corswarem, Finanzwesen, S. 164–165. Köln blieb während des ganzen Krieges wichtiger französischer Etappenort, vgl. z. B. Lindner, Peripetie, S. 135 und S. 168 und S. 192 und S. 239.

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willig erfolgte, besetzten die in der Stadt befindlichen französischen Truppen das Zeughaus – also nicht nur den Ort der Repräsentation städtischer Macht, sondern auch der Aufbewahrung der zur Unterfütterung dieser Repräsentation notwendigen Waffen – und nahmen sich gewaltsam, was sie brauchten. Versuche, dagegen die Unterstützung des Kaisers zu erhalten, scheiterten.447 Nicht ganz zu Unrecht bezeichneten Bürgermeister und Rat diesen Vorgang als „Vergewaltigung“448. Die Vorgänge zeigen deutlich die Grenzen der stadtkölnischen Unabhängigkeit bzw. Fähigkeit, die eigene Stadt zu kontrollieren und notfalls militärisch gegen einen ernstzunehmenden Gegner zu sichern. Ohne mächtige Verbündete und insbesondere den Kaiser im Rücken wurde man zum Spielball, in diesem Fall als Folge des Renversement des Alliances, das das ohnmächtige Köln wenigstens zeitweise ohne verlässlichen Rückhalt ließ. Köln war de facto eine von zwar nicht dezidiert feindlichen, sicher aber auch nicht freundlichen Truppen besetzte Stadt.449 Auf der anderen Seite ließ sich die französische Autorität aber auch dazu nutzen, das alte Problem der Einbeziehung der Geistlichkeit in die Verteidigungslasten anzugehen – was allerdings nur ein schwacher Trost war. Jedenfalls erklärte der französische Marschall Belle-Isle 1760: „Les raisons de guerre, et l’Interest de la cause commune obligent Le Roy“450 in Köln eine Garnison zu haben und Truppen durchmarschieren zu lassen. Es sei aber richtig, dass die Kleriker wie alle anderen auch beitragen sollten. Das bedeutete kurz gefasst, dass nicht in Köln, sondern in Versailles darüber entschieden werde, ob französische Truppen nach Köln kamen. Es war den Franzosen jedoch offenbar gleichgültig, wer dafür zahlte, solange die notwendigen Mittel und Versorgungsgüter vor Ort aufgebracht wurden. D. h., zugleich mit dem Eingriff in die Herrschaftsrechte der Stadt griffen sie in die Rechte der Geistlichkeit ein, was die Stadt für sich nutzen konnte, wenn sie diese Chance zu nutzen wusste – was jedoch Thema einer eigenen Untersuchung sein müsste.

447 HAStK Best. 33 A 159. Vgl. Wolf, Zweckbau, S. 128. 448 HAStK Best. 33 A 159, fol. 20–21 (an den kaiserlichen Residenten in Köln, 13.7.1758). 449 Vgl. Hamacher, Reichsstadt, S. 53; Schwerhoff, Köln, S. 238–241. 450 HAStK Best. 33 A 178, fol. 480–481: Belle-Isle an die Stadt Köln (30.10.1760).

Endspiel: Die Revolutionskriege

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Endspiel: Die Revolutionskriege Die Französische Revolution von 1789 führte zu einer jahrzehntelangen Serie von Kriegen, die sehr bald zum Ende der Reichsfreiheit bzw. Unabhängigkeit der Stadt Köln führen sollten. 1792 trugen Österreich und Preußen in ungewohnter Eintracht, aber erfolglos den Krieg nach Frankreich. Die französische Gegenoffensive führte die Revolutionstruppen Ende des Jahres bis ins Rheinland, so dass auch Köln bedroht schien. Da sich die Stadt auf sich gestellt sah, versuchte sie es zeitweilig mit einer Neutralitätserklärung, weil eine Verteidigung nicht möglich war und die kaiserliche Armee auch nicht gewillt zu sein schien, ihre Schutzmachtfunktion wahrzunehmen.1 Dass sich die Franzosen dann doch vorerst zurückziehen mussten, machte diesen Gedankenspielen ein Ende. Hinzu kam, dass im März 1793 der Reichskrieg erklärt wurde. Die Stadt Köln befand sich nun in jedem Fall im Krieg. Wie seit jeher musste auch jetzt für die ausreichende Besetzung der Festung auf verbündete Truppen zurückgegriffen werden. Dass Wien dazu ein kurkölnisches Bataillon in die Stadt verlegen wollte, traf aber auf den erfolgreichen Widerstand von Bürgermeister und Rat, denn nach wie vor galt ungeachtet der französischen Bedrohung der nahe Erzbischof als Hauptgegner der Stadt, der durch seine Truppen keinen Fuß in die Tür bekommen sollte.2 Nachdem Köln während des Jahres 1793 ein weitgehend sicherer Etappenort gewesen war, verlagerten sich 1794 die Kämpfe von den Niederlanden Richtung Rheinland. Die Franzosen siegten im Juni 1794 in der Schlacht bei Fleurus. Danach wurden die alliierten Truppen langsam Richtung Rhein gedrängt. In Köln entstanden bereits zwei Schiffsbrücken, um hier den Fluss überqueren zu können. Die Stadt sah diesen Brückenbau ungern, weil die gesamte Armee durch das Stadtgebiet marschieren musste, um sie zu passieren. Nicht ganz zu Unrecht befürchtete man, dass es dabei zu Schäden, Kosten und Konflikten kommen könnte. Tatsächlich fruchteten die diesbezüglichen Proteste, und beide Brücken wurden etwas rheinabwärts nach Mülheim verlegt.3 Das Verhalten der Stadtobrigkeit erwies sich jedoch als kurzsichtig: Auch weil sich die alliierten Truppen in der Folge nicht durch Köln zurückziehen konnten, konnte auch keine Rede davon sein, die Stadt als linksrheinischen Brückenkopf zu halten oder auch nur die Möglichkeit dazu zu eröffnen.4 Die eine hier ohnehin betriebene fliegende Brücke (eigentlich eine Fähre5) hatte nicht genug Kapazität, um der gesamten Armee einen raschen Uferwechsel zu ermöglichen. Ein Großteil der sich zurückziehenden Truppen ging deshalb 1 Vgl. Schwerhoff, Köln, S. 438–443. Siehe auch Hansen, Quellen, Bd. 2, S. 623–624 (Nr. 287). 2 Vgl. Schwarz, Stadt-Soldaten, S. 153–154. 3 Vgl. Schwarz, Stadt-Soldaten, S. 160–161. 4 Angesichts der Gesamtlage ist es zweifelhaft, ob kaiserliche Truppen gewillt gewesen wären, einen solchen Brückenkopf zu halten. Dieser Unwillen war jedoch auch deshalb entstanden, weil sie sich von den regionalen Reichsständen nicht ausreichend unterstützt sahen. Vgl. Vivenot, Herzog, Bd. 1, S. 164–167. 5 Vgl. Schwerhoff, Köln, S. 22.

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über Mülheim. Wenn aber eine etablierte und durch die Stadt gedeckte Übergangsstelle mit zwei zusätzlichen Brücken bestanden hätte, dann wäre die gesamte Armee zwangsläufig durch Köln marschiert und hätte vielleicht eine Nachhut zu seinem Schutz zurücklassen können. Diese Chance bestand nun nicht mehr, so dass sich die Kölner schließlich ohne jegliche Unterstützung dem herannahenden Feind gegenübersahen. Die Österreicher versuchten noch, möglichst viele stadtkölnische Geschütze mitzunehmen, jedoch scheiterte dies an der praktischen Unmöglichkeit und am Kölner Widerstand.6 So zogen die letzten Österreicher schließlich ab, und mit ihnen ein Kontingent von Stadtsoldaten, dem die Rolle zufiel, der letzte symbolische Träger der Reichsstandschaft der am 6. Oktober 1794 kampflos übergebenen Stadt zu werden.7 Noch in diesen letzten Episoden einer unabhängigen Kriegsführung zeigte sich das jahrhundertelang praktizierte Verhalten von Bürgermeister und Rat: Die Abwehr zu starker Belastungen und der Präsenz zu starker fremder Truppen in der Stadt, die zugleich teuer werden und die Stadtherrschaft an sich reißen konnten – hier sichtbar anhand der kurzsichtigen Ablehnung der beiden Schiffsbrücken. Die Konzentration auf die städtischen Belange und nicht auf eine gemeinsame Kriegsführung im Großen bei der Abwehr des Versuchs der kaiserlichen Truppen, im letzten Moment noch möglichst viele Geschütze mitzunehmen. Und – diesmal allerdings als Fehlkalkulation – die Selbstgewissheit, die Stadt letztlich halten oder zumindest zurückgewinnen zu können, obwohl das eigene städtische Kontingent so wenig wie nie zur eigenständigen Verteidigung ausreichte. Wenn die Kölner geahnt hätten, was nun wirklich kam, hätten sie vermutlich sowohl die kaiserliche Armee bereitwillig eingelassen als auch darauf verzichtet, die Geschütze für den Fall eines späteren Bedarfs zurückzuhalten. Schließlich: Die Bereitstellung eines Kontingents zur Reichsarmee diente wie seit jeher nicht dem Erreichen bestimmter militärischer Ziele, sondern als Form der symbolischen Kommunikation von Kaiserund Reichstreue, auf deren Basis man als Gegenleistung Schutz oder Wiederherstellung nach der französischen Besatzung erwartete. Besonders deutlich wird diese Funktion des Reichskontingents durch den Umstand, dass es vor dem Ausmarsch noch einmal neu eingekleidet wurde.8 Diese Investition wäre überflüssig gewesen, wenn mit ihr kein Appell an das Reichsoberhaupt verbunden gewesen wäre. Die Hoffnung darauf, wieder zur alten Größe und Unabhängigkeit zurückkehren zu können, blieb jedoch vergeblich. Das Reichskontingent nahm u. a. noch an den Kämpfen um Mainz und Philippsburg teil und löste sich dann nach dem Frieden von Luneville 1801 auf. Damals gehörte Köln selbst schon längst auch offiziell zu Frankreich.9 6 Vgl. Hansen, Quellen, Bd. 3, S. 252–254 (Nr. 81). Offenbar glaubten die Kölner nicht an eine dauerhafte Besetzung bzw. eine Beendigung ihrer reichsfreien Stellung und wollten die Geschütze daher für die Zukunft nach der französischen Besetzung erhalten. 7 Vgl. Schwarz, Stadt-Soldaten, S. 161–164. 8 Vgl. Schwarz, Stadt-Soldaten, S. 162–163. 9 Vgl. Schwarz, Stadt-Soldaten, S. 175–197.

Grundzüge einer Strategie der Reichsstadt Köln

Auch wenn der Begriff der Strategie etymologisch auf das antike Griechenland zurückgeht, wird er im modernen Sinne erst seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert im Zusammenhang mit einer zunehmenden philosophischen und wissenschaftlichen Durchdringung des Phänomens Krieg genutzt.1 Es ist daher kaum verwunderlich, dass er sich in den Kölner Quellen der Vormoderne nicht findet. Erschwerend kommt hinzu, dass es bis heute keine allgemein anerkannte Definition des Begriffs der Strategie gibt. Abstrakt formuliert geht es bei ihr um die Identifikation von Zielen (im Krieg, aber auch im Frieden) sowie um die Ressourcen und Mittel, um diese Ziele zu erreichen.2 In diesem Sinne musste auch die Stadt Köln eine Strategie für gewaltsam oder friedlich ausgetragene Auseinandersetzungen haben, auch wenn sie es nicht so nannte.3 Drohte ein Krieg, musste man sich über Ziele, Ressourcen und Mittel verständigen. Diese Verständigung erfolgte in aller Regel mündlich im Rat (oder neben ihm) oder auch nur in einem Ausschuss, wobei keine regelrechten Strategiepapiere, Kriegspläne oder Doktrinen formuliert bzw. schriftlich fixiert wurden. Die Kölner Strategie lässt sich daher weitgehend nur aus der Praxis erschließen. Aus diesem Quellenmangel jedoch zu folgern, dass die Ratsherren unüberlegt und ohne Vorstellung von den größeren Zusammenhängen in den Krieg zogen, wäre falsch. Sowohl Ziele als auch Ressourcen und Mittel waren vielmehr wie manche Rahmenbedingung so stabil, dass man im Kriegsfall auf lang gepflegtes Erfahrungswissen zurückgreifen konnte, ohne sich Grundsatzdebatten hingeben zu müssen. Das hatte indes den Nachteil, dass auch für die Gegner das Verhalten Kölns vorhersehbar war, die Stadt also häufig nicht dazu in der Lage war, Feinde durch eine neue Strategie zu überraschen. Damit verbunden war auf der anderen Seite aber auch der Vorteil größerer innerer Kohärenz. Man stritt sich nicht über weitgesteckte Ziele, sondern traf sich auf der Basis eines Minimalkonsenses, den man gleichsam von den Vorvätern ererbt hatte. Damit begab man sich zwar vieler militärischer Optionen, allen voran der der strategischen Offensive. Aber man vermied neben innerer Uneinigkeit das Überstrapazieren der eigenen Ressourcen, und das dürfte ein Grund dafür gewesen sein, dass sich Köln als freie bzw. Reichsstadt bis zum Ende des 18. Jahrhunderts halten konnte. 1 Vgl. Freedman, Strategy, S. XII und S. 72–75. 2 Vgl. Freedman, Strategy, S. XI; Luttwak, Strategie, S. 15; Eccles, Concepts, S. 44–66. 3 Vgl. zu dem Problem einer Strategie avant la lettre auch Heuser, Beatrice, Strategy.

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Darüber hinaus garantierte diese Art der Kriegslenkung eine gewisse Unabhängigkeit der politischen Entscheidungsebene von militärischen Profis. Bürgermeister und Rat hielten stets die Kriegsleitung in ihren Händen und bestellten keinen Oberbefehlshaber und sie etablierten auch keinen Generalstab aus militärischen Spezialisten. Oberbefehlshaber und Generalstab hätten zwar die rein militärische Effizienz des praktischen Einsatzes der Kölner Streitkräfte steigern können, aber sie hätten dabei tendenziell die militärischen Laien in der politischen Leitungsebene überspielen und ihnen einen Teil der Kontrolle über das Kriegsgeschehen entwinden können – möglicherweise mit unerwünschten eskalierenden Folgen, wenn etwa ein Oberbefehlshaber seinen persönlichen Ruhm in einer Schlacht suchte, die die Stadt nicht benötigte, um ihr Minimalziel zu erreichen: den jeweiligen Krieg politisch, wirtschaftlich und sozial möglichst unbeschadet zu überstehen. Dass der Krieg die „Fortsetzung des politischen Verkehrs mit anderen Mitteln“4 sei, ist ein ebenso vielzitiertes wie häufig missverstandenes5 Diktum des preußischen Militärphilosophen Carl von Clausewitz. Gemeint ist damit nicht etwa, dass zu den Waffen gegriffen werden sollte, wenn man mit friedlichen Mitteln seine Ziele nicht erreichen kann. Vielmehr hat Clausewitz damit eine Mahnung an Kriegführende ausgesprochen, das politische Ziel des Krieges bzw. des nach diesem zu erreichenden Frieden während der Kampfhandlungen nicht aus den Augen zu verlieren. Krieg soll demzufolge also nicht als Selbstzweck geführt werden, sondern so, dass ein klar definiertes und realistisches politisches Ziel verfolgt wird – und dass der Krieg beendet wird, sofern keinesfalls mehr zu erreichen ist.6 Indem Clausewitz dem politischen Ziel des Krieges, letztlich dem Frieden ein so hohes Gewicht einräumt, erteilt er implizit einer Fixierung auf große und blutige Siege in Schlachten und Belagerung eine Absage, die im Zweifel zwar Ruhm und Ehre einbringen, aber nicht zum politischen Ziel beitragen. Auch geht es ihm nicht darum, möglichst viele Gegner zu töten oder möglichst große feindliche Landstriche zu besetzen, wenn dies beides nicht zum politischen Ziel beiträgt. Die gegnerische Armee soll wehrlos gemacht werden, oder sie soll zumindest als Machtfaktor so weit ausgeschaltet werden, dass der Gegner in für die eigene politische Führung vorteilhafte Friedensbedingungen einwilligt. Das kann durch einen grandiosen Sieg in einer Entscheidungsschlacht geschehen, in d ­ essen Folge die feindliche Armee zerschlagen, getötet oder gefangen wird. Das kann aber – je nach politischem Ziel und den Kräfteverhältnissen – auch dadurch geschehen, dass eine günstige Stellung bezogen wird. Wenn die zu erwartenden Verluste eines Angriffs da­ rauf in keinem Verhältnis zu den durch ihn erreichbaren politischen Gewinnen stehen, wird der Feind von einem solchen absehen, und ein defensives Kriegsziel ist erreicht – jedenfalls in einer idealen Welt. 4 Clausewitz, Kriege, Buch 1, Kapitel 1, Unterkapitel 24 (S. 35). 5 Zuletzt z. B. Wilson, Krieg, S. 472. 6 Vgl. Aron, Clausewitz, S. 154–169; Paret, Clausewitz, S. 472–473.

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In einer solchen führte die Stadt Köln natürlich nicht Krieg. Es lohnt sich dennoch, diese Überlegungen auf den Einsatz militärischer Gewalt zu übertragen, der von ihr gesteuert wurde. Bei der Analyse militärischer Führungsentscheidungen und des Verlaufs von Kampfhandlungen ist nicht von Erfolgen auf dem Schlachtfeld auszugehen – getöteten oder gefangenen Feinden, eroberten Fahnen und Geschützen, besetzten Landstrichen usw. Vielmehr ist zunächst das politische Ziel zu betrachten, für dessen Erreichung die Stadt Köln in den Krieg gezogen ist. Wenn es ganz oder möglichst weitgehend erreicht wurde, war offensichtlich auch die Kriegsführung insgesamt erfolgreich.7 Was aber waren diese Kriegsziele? „Zweck des Krieges ist ein besserer Frieden“8, wie auch immer dieses „Besser“ definiert sein mag. Ist dieser Zweck nicht zu erreichen, etwa weil man militärisch unterliegt, so sollte der künftige Frieden möglichst wenig Verschlechterungen im Vergleich zum Vorzustand bringen – auch hier stellt sich natürlich die Frage, wie das in der Praxis definiert wird. Übertragen auf die Kölner Verhältnisse bedeutet dies jedoch v. a. und zunächst: Die Stadt musste nach dem Krieg weiterhin dazu in der Lage sein, ihre eigenen Verhältnisse möglichst weitgehend selbst zu regeln (insbesondere unabhängig vom Erzbischof). Damit verfolgte Köln spätestens seit dem 15. Jahrhundert, eigentlich aber auch schon unmittelbar mit der faktischen Abschüttelung der erzbischöflichen Stadtherrschaft, ein defensives strategisches Hauptziel: Den Erhalt der Existenz als (quasi-)unabhängige Reichsstadt v. a. gegen die tatsächlich oder nur potentiell immer wieder auflebenden Ambitionen der Erzbischöfe, aber auch gegen alle anderen möglichen regionalen und überregionalen Fürsten und Staaten, denen eine Mediatisierung Kölns hätte gelegen kommen können. Letztlich zählte zu diesem Ziel auch der Erhalt der wirtschaftlichen Basis der Unabhängigkeit, denn ein ökonomisch schwaches Köln hatte Probleme, politisch und militärisch die notwendige Stärke zu entfalten. Zwar mochte für den einzelnen Kaufmann diese ökonomische Zielstellung im Vordergrund stehen. Aber der Schutz der Interessen der Kaufleute, Händler und Produzenten war auch davon abhängig, dass eine lokale Obrigkeit unter dem Einfluss der lokalen Eliten für diese eintrat, also von der politischen Unabhängigkeit der Stadt. Sicherlich zeigte das Aufgehen Kölns im französischen und dann im preußischen Staat nach 1794, dass es zu diesem Weg Alternativen gegeben hätte. Teil eines größeren Staatsgebildes zu sein, brachte auch in wirtschaftlicher Hinsicht Vorteile, und es hätte sie vielleicht auch schon in früheren Jahrhunderten bringen können. Das allerdings ist eine Vermutung, die die Rechnung nicht mit der politischen Kultur der vormodernen Stadt Köln macht. Hier gab es schlicht keine ernstzunehmende politische Bewegung, die die Vorteile einer Aufgabe der Unabhängigkeit gesehen oder propagiert hätte. Sogar als im endenden 18. Jahrhundert heftige Diskussionen um die 7 Vgl. an einem anderen Beispiel Plassmann, Krieg, S. 578–610. 8 Liddell Hart, Strategie, S. 415.

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Zulassung von Protestanten mit dem Argument geführt wurden, dass diese besser wirtschafteten als Katholiken und daher der Stadt einen Entwicklungsschub hätten bescheren können, war nicht die Rede von dem folgerichtigen Schluss, dass dann der Anschluss an ein protestantisches Territorium die Wirtschaft noch weiter hätte voranbringen können.9 Die strategische Zielsetzung, die Unabhängigkeit zu bewahren, wurde also niemals mit wirtschaftspolitischen Argumenten in Frage gestellt. Vielmehr wurde in ihr auch der Schlüssel für ökonomisches Wohlergehen gesehen. Das umso mehr, als die Akteure keineswegs ausschließlich die Finanzen im Auge hatten. Es ging auch um den Schutz einer spezifischen politischen und rechtlichen Kultur, die sich seit dem 14. Jahrhundert herausgebildet hatte. Ein kurfürstlicher Amtmann als Stadtherr wäre als Rückschritt empfunden worden, der auch die übrigen Bürgerfreiheiten und Gewohnheiten beeinträchtigt hätte. Es ging daher bei den Entscheidungen über Krieg, Frieden und Strategien weniger um den Austausch vernünftiger Argumente über Sinn und Unsinn der strategischen Zielrichtung insgesamt, als um einen weit verbreiteten, nicht hinterfragten Konsens, die Freiheit verteidigen zu müssen, ohne dass man dafür eine kohärente Argumentation führen musste oder auch nur entwickeln konnte. Denn dieser Konsens war so tief in der politischen Kultur verankert, dass Alternativen gar nicht denkbar waren – ­jedenfalls im Großen, denn es mochte durchaus Bürger gegeben haben, die anders dachten. Nur blieben sie entweder still oder sie wurden zum Schweigen gebracht, bevor sie ihre Gedanken weit verbreiten konnten. Es fehlt dabei ein sonst in vielen Kriegen zu beobachtendes strategisches Ziel, nämlich die territoriale Expansion.10 Das ist für die Zeiten der Schwäche nicht weiter verwunderlich, jedoch gilt diese Beobachtung auch schon für die Epoche relativer Stärke vor etwa Mitte des 15. Jahrhunderts. Die Ursache für die letztlich konstant defensive Grundhaltung11 Kölns ist zunächst in der faktischen Unmöglichkeit zu suchen, gegen die mächtigen Fürsten der Umgebung ein Territorium zu erobern und zu behaupten. Eine expansive Strategie wäre unter diesen Umständen schlicht verantwortungslos gewesen, und das war der jeweils herrschenden Elite offenbar klar, zumal spätestens seit dem Ewigen Landfrieden von 1495 die Reichsverfassung einen friedlichen und gerichtlichen Austrag von Konflikten forderte. Eine Stadt auf Eroberungszug hätte sich so deutlich ins Unrecht gesetzt und damit zugleich den wichtigen Schutz durch die Reichsverfassung in Frage gestellt. Wer diesen genießen wollte, durfte jedenfalls auch dann nicht auf Gewalt setzen, wenn er militärisch dazu in der Lage war.

  9 Zu diesem sogenannten Toleranzstreit vgl. Küntzel, Fremde, S. 64–70; Plassmann, Köln, S. 45–48. 10 Deren Fehlen letztlich zu immer größerer Schwäche relativ zu expandierenden Territorien und Staaten führte. Vgl. Plassmann, Indirekt kaiserlich, S. 539–540. 11 Abgesehen davon, dass im juristischen und philosophischen Diskurs ein Angriffskrieg ohnehin nicht als gerechter Krieg galt. Vgl. Krischer, Reichsstädte, S. 216, Anm. 1022.

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Vielleicht ist diesem Argument aber noch ein zweites hinzuzufügen, das jedoch unausgesprochen blieb: Jegliche erfolgreiche Ausweitung des Stadtgebiets hätte nicht ohne Rückwirkung auf die Stadtverfassung und die inneren Kräfteverhältnisse bleiben können. Vielleicht war das neben den Kosten und Verlusten eines Kriegszugs einer der Gründe dafür, dass eine Heerfahrt an die Genehmigung durch die 44er gebunden wurde. Denn ein erobertes Territorium in der Verwaltung von Bürgermeistern und Rat hätte diesen neben symbolischem Kapital auch ganz real neue Einkunftsquellen erschließen können, die den innerstädtischen sozialen Abstand vergrößerten und zur Machtsicherung hätten eingesetzt werden können. Und wäre die innerstädtische Gaffelorganisation auf den ländlichen Bereich übertragen worden, so hätte sich das wohl austarierte Gefüge der Gaffeln ändern können. Kurz: Der Verzicht auf eine – ohnehin kaum erreichbare – Expansion diente auch dem Erhalt des inneren Friedens und dem Erhalt der Stabilität der Stadtverfassung. Ob dies die Kölnerinnen und Kölner selbst so sahen, muss aus Quellenmangel dahingestellt bleiben. Jedenfalls war in der Vormoderne ihr grundlegendes strategisches Ziel auf die Verteidigung des Status quo und die Sicherung der Einwohner sowie ihres Besitzes ausgerichtet. Dieses strategische Ziel gab der Kölner Politik auch im Frieden seine Richtung. Im Krieg musste diese Politik in politische und militärische Entscheidungen umgesetzt werden. Lösungen für das Erreichen des Ziels konnten den Einsatz militärischer Gewalt genauso umfassen wie z. B. finanzielle und wirtschaftliche Maßnahmen, die ihrerseits wiederum zur militärischen Stärke beitrugen. Der Einsatz von Truppen und damit die tatsächliche Ausübung militärischer Gewalt wird nach der klassischen Definition auf einer weiteren Ebene der Kriegsführung unterhalb der strategischen geplant, der operativen. Hier geht es darum, die strategischen Ziele umzusetzen, indem Truppenverbänden operative Ziele gesetzt werden – die Eroberung eines Landstrichs, die Verteidigung einer Linie usw. Es schließt sich schließlich die taktische Ebene an, die sich der konkreten Gefechtsführung einzelner Einheiten widmet. Dieser Dreiklang von Strategie – Operation – Taktik zur Beschreibung der unterschiedlichen Ebenen der Kriegsführung geht zurück auf Definitionen, die im 19. Jahrhundert unter dem Eindruck der napoleonischen Kriege mit Blick auf die Auseinandersetzungen zwischen Staaten entwickelt wurden.12 Doch passen diese Definitionen auf die Situation einer mindermächtigen Reichsstadt, die in der Frühen Neuzeit noch nicht einmal genug militärische Stärke entwickeln konnte, um allein ihre eigenen Mauern mit Aussicht auf Erfolg verteidigen zu können? Können sie also sinnvolle Kategorien einer historischen Analyse sein? Der Verdacht liegt nahe, dass die auf große Heere, Feldzüge und Schlachten fixierten Militärs 12 Im englischen Sprachgebrauch auch als Grand Strategy – Strategy – Tactics oder Strategy – Grand ­Tactics – Tactics. Vgl. Kennedy, Strategy, S. 1–2. Siehe auch Plassmann, Krieg, S. 18–19 (mit weiteren Literaturangaben).

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und Militärhistoriker – im langen 19. Jahrhundert ohnehin Gruppen mit sehr großer Schnittmenge13 – aufgrund falscher Maßstäbe nicht dazu in der Lage waren, das militärische Handeln mindermächtiger Stände angemessen zu beurteilen. Doch soweit dieses Pro­blem bestand, was nicht bestritten werden kann, war es eines der Handhabung der Kategorien, nicht eines des dahinterliegenden Gedankenmodells. Denn auch eine Stadt wie Köln musste sich, wenn sie eine militärische Auseinandersetzung führen wollte oder musste, Gedanken machen: Welches waren die Ziele des Kampfes? Welche Mittel standen zu ihrer Erreichung zur Verfügung oder konnten verfügbar gemacht werden? Wie sollten diese Mittel zur Erreichung der Ziele eingesetzt werden? Hier liegt die strategische Ebene der städtischen Kriegsführung, selbst wenn das Ziel rein defensiv war und die Mittel nur passiv auf den Wällen aufgestellt wurden (obgleich beides in der Perspektive der späteren borussischen Militärgeschichtsschreibung kaum ernst zu nehmen war). Am unteren Ende der Skala kannte natürlich auch die Stadt Köln eine taktische Ebene der Kriegsführung. Wo genau sollten die Kanonen postiert werden? Wie viele Männer wurden auf eine Patrouille wohin geschickt? In welcher Formation sollte eine Kompanie antreten? Wie sind die Waffen zu handhaben? Hier ist tatsächlich kein Unterschied zu taktischen Überlegungen in allen anderen Armeen der jeweiligen Zeit festzustellen. Schwierig bleibt aber die Definition der mittleren operativen Ebene zwischen Strategie und Taktik für die Verhältnisse der Stadt Köln und vergleichbarer mindermächtiger Stände. Wo die Preußen Armeen und Korps bilden konnten, die operativ Teile der strategischen Aufgaben zu lösen hatten, konnte Köln in der Frühen Neuzeit vielleicht eine oder zwei Kompanien außerhalb der Stadt einsetzen, die jedoch schon quantitativ zu schwach waren, als dass sie selbständig hätten operieren können. Das war allerdings im Spätmittelalter noch anders gewesen, als Köln durchaus außerhalb seiner Mauern regionale Macht entfalten konnte – wenn man so will mit operativen Zielen, etwa bei der Eroberung einer bestimmten Burg. So wird man weniger vom Fehlen einer operativen Ebene reden können als von ihrer Verkümmerung angesichts eines rapiden relativen Machtverlusts gegenüber den entstehenden Territorialstaaten. Operative Erwägungen waren im Köln des 16. Jahrhunderts sehr nahe an der Taktik der Verteidigung einer Festung angesiedelt und sind vielfach nicht klar von dieser zu trennen. Hier erweist sich, dass es sinnvoll ist, auch bei der Analyse der Kölner Verhältnisse von der Trias Strategie – Operation – Taktik auszugehen. Denn die sinkende Bedeutung der mittleren Ebene ist ein wesentliches Kennzeichen der stadtkölnischen Militärgeschichte der Vormoderne mit Rückwirkungen auf Strategie (inklusive Politik und wirtschaftliche Maßnahmen) und Taktik. Letztere steht in dieser Arbeit nicht im Fokus des Interesses. Die Strategie hingegen, der immer mehr operative Mittel abhandenkamen, war in kriegerischen Zei-

13 Vgl. Nowosadtko, Krieg, S. 7.

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ten ein wesentliches Handlungsfeld von Bürgermeistern und Rat, das kaum von anderen Politikfeldern zu trennen ist. Während aber über das höchste strategische Ziel weithin unhinterfragt Klarheit bestand, galt das keineswegs für die nachgeordneten Ebenen der Kriegsführung. Über den Weg, wie dieses Ziel erreicht werden sollte, wurde durchaus gestritten.14 Und auf dieser Ebene gewannen wirtschaftliche Argumente ein ganz anderes Gewicht. War es sinnvoll, einen Konflikt zu beginnen, während Kaufleute noch Waren durch Feindesland transportierten? Wie viel Geld musste in Militär und Festung investiert werden? Welche Kompromisse waren bei einem Friedensschluss einzugehen, um ein ruinöses Weiterkämpfen zu vermeiden? Wie viele Dienste im Bürgerkorps konnte ein Handwerker verkraften, ohne sein Geschäft zu vernachlässigen? Umgekehrt: Wie kompromissbereit und deeskalierend konnten Bürgermeister und Rat sein, ohne die Erwartungen der Bürgerschaft auf kraftvolle Verteidigung ihrer Interessen so zu enttäuschen, dass sie selbst ihrer Herrschaft die Legitimation entzogen?15 Auf diese und andere Fragen wurden jeweils Antworten gefunden, die je nach konkreter Lage anders ausfallen konnten. Man bewegte sich hier durchaus auf schmalen Graden. Tendenziell wurde meist die billigste Form der Kriegsführung bevorzugt. Aus Sicht des 19. Jahrhundert handelte es sich dabei um den bürgerlichen Kleinmut, den es mit dem Territorial- und dem Nationalstaat zu überwinden galt. Zwar gab es im politischen Diskurs schon des spätmittelalterlichen Kölns den Nationalbegriff, aber es war eben kein Ziel der Kölner, unter Zurückstellung eigener Interessen die wie auch immer genau konturierte deutsche Nation zu fördern (was wenig überraschend ist und für die meisten vormodernen politischen Akteure so zutreffen dürfte). Die Kölner Kriegsführung sollte daher nicht mit Maßstäben eines Flächenstaates gemessen werden. Nach ihren eigenen war es durchaus folgerichtig, die eigene wirtschaftliche Basis nicht durch zu hohe Kriegsausgaben erodieren zu lassen. Mit einer überteuerten Armee hätte vielleicht eine Schlacht gewonnen werden können, aber spätestens im nächsten Krieg hätte sich die Stadt aus Erschöpfung nicht mehr halten können. Sparsamkeit war also durchaus ein Mittel zur langfristigen Absicherung des Hauptziels, solange sie nicht übertrieben wurde. Die sparsamere Form der Kriegsführung, und hier kommen wir von der strategischen auf die operative und taktische Ebene, ist aber häufig die Defensive. Hier können kleinere Armeen im Schutz von Schanzen und Befestigungen weitaus größeren standhalten, die Versorgung ist leichter zu bewerkstelligen und die Verluste auf Märschen und bei eige14 Das begann schon bei der Frage nach den Äckern bzw. Gemüsegärten, die Kölner Bürger unmittelbar vor der Stadtmauer bewirtschafteten und die der Modernisierung der Festung geopfert werden mussten, siehe z. B. HAStK Best. 10B A 118, fol. 61r (4.3.1671). 15 Dafür gibt es durchaus Beispiele. So nahmen 1688 Lehrjungen im irischen (London-)Derry der noch diskutierenden Stadtobrigkeit die Entscheidung darüber ab, ob man eine Belagerung riskieren wollte, indem sie die Tore besetzten und sie vor sich nähernden feindlichen Truppen schlossen. Vgl. Gébler, Siege, S. 74.

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nen Angriffen auf verschanzte Gegner sind geringer. Auch ist es einfacher möglich, die teuren Söldner durch Bürgersoldaten zu verstärken, die wiederum wegen ihrer schlechteren Ausbildung besser eine Festung verteidigen als eine offene Feldschlacht schlagen können. Zudem war es mehr als fraglich, ob die Früchte selbst einer erfolgreichen Offensive über einen Friedensschluss hinaus hätten gehalten werden können. Die Investition in einen Angriff auf Bonn, Düsseldorf oder Aachen hätte sich sicher nicht durch dauerhafte Herrschaft über diese Städte ausgezahlt. All das sprach für eine defensive Grundausrichtung auch der Operationen, die Köln selbst durchführen konnte. Das bedeutete aber nicht, dass Kölner Truppen oder Kölner Kontingente in einer größeren verbündeten Armee niemals angriffen. Verteidigung und Angriff sind ohnehin in der Praxis der Kriegsführung häufig nur schwer voneinander zu trennen. Ein defensives Kriegsziel kann auch angriffsweise erreicht werden (z. B. durch die präventive Vernichtung des Angreifers oder seiner Operationsbasis). Ein Angriff kann durch den Bau von Verteidigungsanlagen unterstützt werden, die etwa der angreifenden Armee die Flanke schützen. Ein erreichtes Angriffsziel muss gegen einen möglichen Gegenangriff geschützt werden, der wiederum auch für den Verteidiger geboten sein kann. Eine Festung – wie Köln – kann daher eine reine Schutzfunktion haben. Sie kann aber auch die Basis für einen Angriff abgeben und diesen aus ihren Vorräten nähren. Der Umstand, dass Köln niemals einen großen Angriffskrieg zur Eroberung bestimmter Gebiete führte, bedeutet also nicht notgedrungen, dass es sein militärisches Potential nicht – operativ oder taktisch – aggressiv einsetzte. Und v. a. bedeutete eine strategisch defensiv ausgerichtete Grundhaltung nicht automatisch, dass die eigenen Truppen nicht zu einem Angriff außerhalb der Stadtmauern taktisch befähigt sein mussten. Es ist vergleichsweise einfach, aus einer Position der Stärke und Überlegenheit heraus eine Strategie für die Kriegsführung zu entwickeln, denn überlegene Macht kann leichter und direkter durch ihre bloße Gewalt die politischen Ziele erreichen, als dies dem Schwachen möglich ist. Die Fehden des Spätmittelalters wurden häufig in einer personalisierten Form geführt: Person X wurde Feind der Stadt, und diese verfügte oft über mehr Mittel und militärische Kräfte als dieser einzelne Gegner und seine Helfer. Wurden diese im Idealfall persönlich gefangen genommen, war die Fehde in der Regel beendet. Dazu mussten meist keine Eroberungen gemacht werden, und auch keine Landstriche waren dauerhaft zu besetzen und zu kontrollieren. Sicher wurden bisweilen Burgen angegriffen und mehr oder weniger lange okkupiert. Aber das blieb Ausnahme. Selbst größere Konflikte waren eher davon geprägt, dass Trupps auszogen und sich wieder auf ihre Basis zurückzogen, nachdem sie so viel Schaden wie möglich angerichtet hatten. In diesem Umfeld konnte Köln oft noch aus einer Position der Stärke heraus handeln. Aber auch in den besten Zeiten war die Stadt nicht unbedingt dazu in der Lage, auf sich selbst gestellt einen größeren Konflikt mit einem mächtigen Fürsten erfolgreich offensiv zu führen. Der Neusser Krieg von 1475 markierte dann deutlich eine Wende zur Kriegsführung der Frühen Neuzeit, in der zunehmend Staaten bzw. Territorien, die auf dem Weg dahin

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waren, immer größere Heere einsetzten, die auch zunehmend dazu tendierten, Räume zu kontrollieren statt nur Punkte.16 Die wachsenden Truppenstärken ermöglichten und erforderten dies zugleich: Zu ihrer Versorgung insbesondere mit Pferdefutter waren ganze Landstriche heranzuziehen, die wiederum mit starken Truppen abgeschirmt werden mussten. Und selbst wenn sich die Armeen im Winter voneinander trennten und in Winterquartiere marschierten, so mussten sie sich dabei wegen ihrer Größe auf Räume verteilen und konnten sich nicht an einen einzigen Ort begeben. Diese Entwicklung kam nicht über Nacht und verlief auch nicht geradlinig. Am Ende führte sie aber zu einer grundlegend gewandelten Kriegsführung, bei der eine Stadt wie Köln – die weder riesige Armeen aufstellen noch größere Landstriche jenseits der Stadtmauer kontrollieren konnte – zunehmend weniger dazu in der Lage war mitzuhalten. Die relative Schwäche Kölns gegenüber Territorien und auch manchen anderen Städten in der Frühen Neuzeit hatte zum einen wirtschaftliche Ursachen, und zum anderen – eng damit zusammenhängend – demographische, denn die Bevölkerungszahl stagnierte mehr oder weniger und fiel so im Vergleich weit zurück. Mit vielleicht 40.000 Einwohnern konnte man im 18. Jahrhundert aber weder personell eine kraftvolle Kriegsführung in Szene setzen noch reichten ihre Wirtschaftskraft oder das aus ihnen zu erzielende Steueraufkommen dazu aus. Das gilt umso mehr, als im 18. Jahrhundert die Diplomatie der Großmächte wenigstens in der Theorie von der Idee des Gleichgewichts der Kräfte dominiert war.17 Köln konnte zu wenig Masse in die Waagschale werfen, um durch eine Parteinahme auf der einen oder anderen Seite das europäische Gleichgewicht nachhaltig zu beeinflussen. Daher ist es kaum verwunderlich, wenn die Stadt diplomatisch immer weniger Gehör fand und mehr und mehr zu den schwachen und immer schwächeren mindermächtigen Ständen zählte, die gegenüber Fürsten und Staaten immer ohnmächtiger wurden. Die Strategie des Schwachen muss nach Alternativen zum reinen Weg der Gewalt suchen, andere und bisweilen überraschende Wege gehen.18 Das ist vielleicht aus Sicht der borussischen Militärwissenschaft eine neue, in Wahrheit aber eine uralte Erkenntnis. Schon vor über 2500 Jahren schrieb der chinesische General Sun Tzu: „Der Sinn des Krieges ist Sieg. Es gilt nichts, nach Ruhm und Ehre noch nach Tod und Verderben zu streben; und könnte selbst Kampf und Gewalt vermieden werden, so ist dies die höchste aller Künste“19. Sieg erscheint hier als Erreichen des Ziels, das sich eine kriegführende Partei gesetzt hat. Ist es ohne Kampf und Tod zu erreichen: umso besser. Tatsächlich setzte Köln, ob aus eigenem Wunsch oder gezwungen, immer wieder auf schiedlichfriedliche Lösungen von Konflikten, auch zur Beendigung oder Vermeidung von Gewalt 16 Zu den seit etwa 1500 sprunghaft steigenden Kosten einer ernstzunehmenden Armee vgl. Martines, Zeitalter, S. 101. 17 Vgl. Duchhardt, Balance, S. 7–19; Althoff, Untersuchungen, S. 17–32. 18 Vgl. Freedman, Strategy, S. XII. 19 Sun Tzu, Kriegskunst, S. 37 (Nr. 3.1).

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und auch unter Verzicht auf einen vollständigen Sieg. Schon der Mauerbau seit 1180 oder das Schiedsverfahren mit dem Erzbischof, das 1252 und 1258 zum Kleinen und Großen Schied20 führte, zeigen ein Muster auf, das in den folgenden Jahrhunderten immer wieder durch Verhandlungen und Gesandtschaften verfolgt wurde. Die politischen und diplomatischen Prozesse sind nicht Gegenstand dieser Untersuchung, die sich auf voroder – bei gescheiterten Verhandlungen – nachgelagerte Gewaltanwendung beschränkt. Jedoch könnte die Absicht, so bald als möglich einen Kompromiss zur Beendigung langwieriger und teurer Kämpfe zu suchen, auch zum Verzicht auf allzu aktiv geführte Kampfhandlungen geführt haben. Allerdings konnte auf der anderen Seite eine rein passiv-defensive Grundhaltung dazu führen, einen Krieg entscheidungslos in die Länge zu ziehen und die auch in der Passivität unvermeidlichen direkten und indirekten Kosten schließlich untragbar zu machen. Der Mauerring Kölns konnte zwar über Jahre gehalten werden, aber wenn dabei der Handel vollständig zum Erliegen kam, war nichts gewonnen. D. h., die defensive Strategie musste entweder durch das Zusammenwirken mit offensiv handelnden Verbündeten ergänzt werden, um den Krieg auf ein erträgliches Maß abzukürzen. Oder sie musste in einen politischen Rahmen eingebettet werden, der entweder durch Verhandlungen und Kompromisse den Krieg verkürzte oder die Kriegskosten verringerte – z. B. durch eine Fortsetzung des Handels über die Frontlinien hinweg (was beispielsweise das Überstehen des Dreißigjährigen Krieges wesentlich erleichtert haben dürfte). Wenn Köln also zu einer den preußischen Militärs verhassten Abnutzungsstrategie griff, die die Schlacht vermied und darauf abzielte, die Verluste und Kosten für den Gegner am Ende so hoch zu treiben, dass ein Kompromissfrieden möglich wurde, so war das grundsätzlich eine sinnvolle Strategie21 für eine Stadt, die auch in den Zeiten ihrer wirtschaftlichen Blüte nicht stark genug war, um eine Entscheidung gegen mächtige Fürsten und später Staaten auf dem Schlachtfeld zu erzwingen. Sie musste nur darauf achten, ihre eigenen Kräfte und Ressourcen nicht ebenfalls zu überspannen, sondern so mit ihnen zu haushalten, dass man auch im jeweils nächsten Jahr noch weiterkämpfen konnte. Grundsätzlich wurde dabei immer auch für den Erhalt der inneren Ordnung gekämpft. Ein städtische Obrigkeit, deren Herrschaftsanspruch ohnehin immer wieder durch innere Unruhen in Frage gestellt wurde, hatte bei der Entscheidung für ein militärisches Engagement zugleich zu berücksichtigen, wie sehr die dadurch entstehenden direkten und indirekten Kosten aus Sicht der Beherrschten im Missverhältnis zu den möglichen Gewinnen standen – und damit die Herrschaft von Bürgermeistern, Rat und Ratselite delegitimierten.22 Krieg war insgesamt aus Sicht von Bürgermeistern und Rat eine hauptsächlich politische Angelegenheit: Außen-Politik (um Verbündete zu gewinnen und den Gegner an 20 Vgl. Stehkämper/Dietmar, Köln, S. 330–342; Kamp, Friedensstifter, S. 249–252. 21 Allgemein vgl. Malkasian, Understanding. 22 Grundsätzlich traf dies auch auf die fürstliche Kriegsführung zu, vgl. z. B. Windler, Einleitung, S. 7–8.

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den Verhandlungstisch zu zwingen), Wirtschafts-Politik (um die eigene Wirtschaftskraft zu erhalten und die gegnerische zu schwächen), Innen-Politik (um in der Bevölkerung den Konsens für die Weiterführung des Kampfes und zur Unterordnung unter ihre Herrschaft zu erhalten). Rein taktische und operative Fragen standen dahinter zurück und konnten von nachgeordneten Offizieren behandelt werden, solange sie unter der Gesamtkontrolle der Stadtspitze blieben. Von allen militärischen Problemen im engeren Sinne beschäftigte sich diese hauptsächlich mit der Festung, ihrem Ausbau und ihrer Modernisierung. Das hatte zwei Gründe: Hier mussten am meisten Mittel investiert werden, und mit diesen Mitteln erreichte man die relativ hohe Sicherheit der Stadt, die ein Durchstehen eines Abnutzungskrieges erst ermöglichte. Strategisches Handeln von Bürgermeistern und Rat fokussierte sich aus beiden Gründen auf die Festungsanlagen. Dazu waren zwar Experten in Form von Baumeistern und Festungsingenieuren erforderlich, nicht aber felderfahrene Generäle. Auch hatten bei aller Dringlichkeit Entscheidungen in diesem Bereich meist genug Zeit, um sie auf regulärem Wege in den regulären Gremien zu treffen. Dies wiederum war nicht nur die Voraussetzung zur Erhaltung des inneren Konsenses, sondern auch dafür, dass Bürgermeister und Rat tatsächlich ein kollektives Oberkommando führen konnten, ein einzelner Kriegsheld an der Spitze der Kölner Armee also verzichtbar wurde. Spätestens seit dem späten 15. Jahrhundert gab es in Köln die aus heutiger Sicht nicht mehr belegbare Vorstellung, dass 1288 das Kölner Kontingent mit einem Schlüsselwagen in die Worringer Schlacht gezogen sei, also mit einem Wagen, auf dem sich die Stadtschlüssel befunden hätten.23 Symbolisch hätte dies bedeutet, dass im Falle einer Niederlage auf dem Schlachtfeld auch die Schlüssel zur Stadt und damit zur Freiheit der Bürger in die Hände der Sieger gefallen wären. Die Kölner hätten also wenigstens auf der symbolischen Ebene auf Sieg oder Untergang gespielt – und gewonnen. Tatsächlich war unabhängig von der Historizität des Schlüsselwagens der Auszug eines großen Kontingents von Bürgern nach Worringen ein Spiel auf Sieg oder Untergang. Wären es die Bürger gewesen, die von siegreichen erzbischöflichen Panzerreitern niedergemacht und gefangengenommen worden wären, wäre Köln trotz der Mauern schutzlos gewesen und wäre eher früher als später wieder unter die feste Herrschaft der Erzbischöfe geraten. Eine Heerfahrt eines großen Teils der Bürgerschaft barg auf diese Weise das Risiko eines vollständigen Untergangs aufgrund der unkalkulierbaren Zufälligkeiten einer Schlacht. Vielleicht wurde den Kölnern dies durch die Worringer Erfahrung klar, die sie später mit dem Motiv des Schlüsselwagens – es war ja gut gegangen – verarbeiteten. Doch auch unabhängig von dieser Überlegung zeigt die Zurückhaltung der folgenden Jahrhunderte, mit großer Heeresmacht außerhalb der Stadt auf freiem Feld zu kämpfen, dass die Vermeidung einer katastrophalen Niederlage eines Bürgeraufgebots in einer Schlacht und 23 Vgl. Voltmer, Standard, S. 193–194. Eine Darstellung von Arnold Colyns aus dem Jahr 1582 befindet sich im Kölnischen Stadtmuseum 1973/294 (RBA rba_d035260_01).

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damit die Vermeidung des Verlusts großer Teile der Bürgerschaft zu den strategischen Grundüberlegungen der Kölner gehörte. Auch wenn der Verbundbrief von 1396 die Möglichkeit einer Heerfahrt kannte, so war sie doch de facto ausgeschlossen, wenn nicht außergewöhnliche Umstände für sie sprachen. Diese außergewöhnlichen Umstände sollten in der Vormoderne nur noch einmal eintreten, nämlich 1475 vor Neuss. Ansonsten wurde es immer dabei belassen, kleinere Kontingente meist von Söldnern außerhalb Kölns kämpfen zu lassen, während die Masse der bewaffneten Bürger zu Hause mit defensiven Aufgaben beschäftigt blieb. Damit verbunden war eine wohl nicht bewusst gefällte, aber in der Praxis durchgängig verfolgte Grundentscheidung, das militärische Potential der Stadt hauptsächlich defensiv zur Verteidigung der Stadt selbst einzusetzen. Der offensive Einsatz kleinerer Trupps außerhalb der Stadt zeigte zwar, dass eine defensive Grundeinstellung nicht mit Pazifismus oder Neutralität verwechselt werden sollte. Aber wenn man nicht Leben und Gesundheit von Bürgern im großen Stil durch raumgreifende Feldzüge gefährden wollte, und wenn man keine großen Söldnerheere anwerben und finanzieren wollte, die solche Feldzüge auch ohne bürgerliche Beteiligung durchführen konnten, war ein offensiver Einsatz des Kölner militärischen Potentials nur im Bündnis mit anderen Mächten möglich. Angriffskriege aus sich selbst heraus wollte und konnte Köln aufgrund der Struktur seiner Streitkräfte nicht führen. Im Kriegsfall konnte die Stadt zwar bis zuletzt noch ein gewisses militärisches Potential in die Waagschale werfen, jedoch reichte dieses spätestens seit dem 17. Jahrhundert kaum mehr zur selbständigen Verteidigung des in dieser Hinsicht überdimensionierten Mauerrings aus, geschweige denn zur militärischen Durchsetzung Kölner Interessen schon einen Steinwurf jenseits des Grabens. Daher war die Stadt, wenn es hart auf hart kam, auf Verbündete angewiesen, auch zur Erreichung ihrer defensiven Kriegsziele. Dennoch war Köln nicht völlig wehrlos und der Willkür solcher Bündnispartner in Krise und Krieg nicht vollkommen ausgeliefert. Handlungsspielräume und auch einen – wenngleich bescheidenen – politischen Einfluss24 gewann die Stadt durch mehrere Faktoren, die sie für jede Kriegspartei wertvoller machten, als wenn sie mehrere Regimenter ins Feld geführt hätte: ihre strategisch günstige Lage auf wichtigen Verkehrswegen, ihr Charakter als fast uneinnehmbare Festung (wenn sie ausreichend verteidigt wurde), ihre Möglichkeiten, aus dem Schutz dieser Festung hinaus Lebensmittel, Waffen und sonstige Ausrüstung zu liefern sowie als Etappenplatz zu dienen, ihre trotz allen Niedergangs immer noch mobilisierbare Wirtschafts- und Finanzkraft und ihr Potential als Werbeplatz. Hinzu kam die schwer einschätzbare Kampfkraft der Bürgerwehr, die eine Belagerung zu einem kaum kalkulierbaren Risiko machte – denn wenn der Kampfgeist der Bürger erwachte, konnten sie mit ihrer großen Masse und gedeckt von einer Festung auch den fortschrittlichsten Armeen der Zeit das Leben schwer machen. 24 Vgl. Münkler, Krieg, S. 397.

Grundzüge einer Strategie der Reichsstadt Köln

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Das alles sprach für jeden, der in Nordwestdeutschland Krieg führen wollte, dafür, sich wenn möglich der Stadt Köln zu versichern oder zumindest zu verhindern, dass die Vorteile allein dem Gegner zugutekamen. Solange nicht entschieden war, auf welcher Seite Köln zu welchen Bedingungen stehen würde, solange es jeder Seite die Gefahr vor Augen stellen konnte, dass sie es sich der jeweils anderen anschloss, und solange beide Seiten vor Gewaltanwendung zurückschreckten, weil sie Köln damit nur in die Arme des Gegners treiben würden, hatte die Stadt einen gewissen politischen Handlungsspielraum, den sie bei geschickter Ausnutzung für die eigenen Interessen einsetzen konnte.25 Er dürfte jedenfalls größer gewesen sein als der mancher mindermächtiger Territorien, die über keine vergleichbare Festung verfügten und daher im Zweifel einem feindlichen Einmarsch deutlich schutzloser ausgeliefert waren. Der Neutralitätsdiskurs, den viele Köln-Historiker heute stark betonen, gehört in diesen Zusammenhang, denn mit seiner Hilfe wahrte Köln Distanz zu beiden Seiten und gewann jeweils kurzzeitig Handlungsspielräume. Eine Neutralität im modernen Sinne hingegen hat die Stadt niemals angestrebt oder erreicht. Richtig ist aber, dass Köln spätestens seit dem endenden 15. Jahrhundert beim Einsatz seines militärischen Potentials keine offensiven strategischen Ziele mehr verfolgte – und dass zuvor der offensive Einsatz eher auf die kleinräumigen Verhältnisse einer Fehde abgestimmt war als auf ein machtvolles Auftreten gegenüber den großen Territorialherren. Es ging also nicht um Eroberungen oder die dauerhafte und vielleicht präventive Ausschaltung ernstzunehmender politischer oder ökonomischer Gegner, wenn Kölner in der Vormoderne in den Kampf zogen. Vielmehr ging es meist, vielleicht sogar fast ausschließlich und ausdrücklich auch in taktischer Offensive, um defensive Ziele. Die Stadt, ihre Unabhängigkeit sowie das wirtschaftliche und sonstige Wohlergehen der Bürger und Einwohner waren vor Bedrohungen jeglicher Art zu schützen. Dabei war es unerheblich, ob Köln selbst direkt bedroht wurde oder fremde Mächte sich im Rheinland bekriegten. Es war aus Kölner Sicht auch unerheblich, ob die jeweiligen Verbündeten oder Kaiser und Reich ganz andere, offensive Kriegsziele verfolgten oder selbst in der Defensive verharrten. Das passt zwar gut zum heute gepflegten Bild eines grundsätzlich friedlichen Kölns, ist aber eben nicht mit Friedfertigkeit zu verwechseln.

25 Das Phänomen beschreibt an einem anderen Beispiel auch Gaddis, Krieg, S. 158–163. Siehe auch – ebenfalls am anderen Beispiel und unter Verweis auf Barbara Tuchman Greiner, Krieg, S. 68: Der Schwache könne Einfluss auf seinen starken Schutzherrn ausüben, indem er mit seinem Zusammenbruch drohe.

Fazit

Ein wesentlicher Unterschied der Kriegsführung einer Stadt wie Köln – das Beispiel dürfte allerdings in mancherlei Hinsicht auf andere Städte übertragbar sein – zu der eines Fürstentums oder eines werdenden Staates ist das ins Auge fallende Fehlen eines Landgebiets. Das führte auf taktischer, operativer und strategischer Ebene der Kriegsführung zu spezifischen Einschränkungen und Rahmenbedingungen. Wichtiger scheint jedoch das Fehlen einer (monarchischen) Spitze zu sein, die Kampf und Politik integrierte, Siege zum eigenen Ruhm, zur Wahrung der persönlichen Ehre oder von persönlichen (Erb-) Ansprüchen anstrebte und ein entsprechendes militärisches Selbstverständnis pflegte. Sicherlich war bei näherer Betrachtung auch nicht jeder Fürst ein geborener Soldat, und bei der Vorstellung einer zentralen Lenkung des Gemeinwesens durch einen starken Fürsten handelt es sich vielfach um einen durch Landstände, Privilegien und sonstige Rahmenbedingungen eingeschränkten Idealtypus. Aber immerhin gab es diesen Idealtypus, der in der Forschung nach wie vor die Untersuchung von Krieg und Militär bestimmt.1 Der militärhistorische Normalfall ist demnach aus heutiger Sicht das Heer des Flächenstaats. Dem ist kaum zu widersprechen, wenn man Armeestärken oder die Zahl der geschlagenen Schlachten und Belagerungen betrachtet. Schon rein quantitativ überwiegt die fürstliche Armee insbesondere nach 1648 die alternativen Entwicklungsmuster deutlich und bei weitem. Das bedeutet jedoch nicht, dass es solche Alternativen nicht gab und dass sie nicht letztlich erfolgreich praktiziert werden konnten. Auch ein hochgerüstetes fürstliches Territorium des Alten Reichs ging in den napoleonischen Kriegen zunächst unter und überlebte damit eine Stadt wie Köln nur kurz in seiner traditionellen Form. Der augenfälligste Unterschied zwischen dem fürstlichen und dem städtischen Modell Kölner Prägung ist sicherlich die kollektive Ausübung der politischen und militärischen Kommandogewalt durch Bürgermeister und Rat oder anders gesagt durch die bürgerliche Elite. Eng damit verbunden war die Konsensbindung der städtischen Kriegsführung an die gesamte Gemeinde, die wiederum eine defensive Ausrichtung, Sparsamkeit und Kompromissbereitschaft auch dann erzwang, wenn vielleicht ein Bürgermeister gerne zum eigenen Ruhm und auf dem Sprung in den Niederadel einen glänzenden Kriegszug geführt hätte. Auf diese Weise wurde die Stadtverfassung stabilisiert und geschützt, 1

Vgl. z. B. Müller, R.-D., Militärgeschichte, S. 150–153.

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Fazit

jedoch um den Preis einer bisweilen verlangsamten Entscheidungsfindung, einer Verwässerung bestimmter Maßnahmen und einer gewissen Berechenbarkeit – kurz: um den Preis geringerer militärischer Durchschlagkraft. Dieser mehr oder minder bewusst in Kauf genommene Nachteil musste in der Praxis der Kriegsführung immer wieder auch politisch kompensiert werden, jedoch darf man eine verminderte Kampfkraft etwa im Vergleich zu manchem Eliteregiment Friedrichs des Großen nicht mit einem völligen Fehlen von Kampfkraft verwechseln (insbesondere dann nicht, wenn nicht mit einem Eliteregiment, sondern mit einer durchschnittlichen Einheit verglichen wird). Auf ihre eigene Art gelang es der Stadt Köln sehr wohl, ihre Interessen in kriegerischen und gewaltbereiten Zeiten auch mit militärischen Mitteln zu wahren. Das war letztlich auch notwendig: Ȥ Der Umstand, dass Köln seit dem beginnenden 13. Jahrhundert so gut wie nie ernsthaft angegriffen wurde und dass Kölner Truppen nur höchst selten außerhalb der Stadt in großer Zahl operierten, darf nicht zu dem Schluss verleiten, dass Kriegsführung und ihre Vorbereitung nicht eine wesentliche Rolle in der Geschichte der Stadt spielten. Ȥ Ob gewollt oder nicht: Die hohe Bedeutung des Verkehrsknotenpunkts und des durch eine seit 1180/1250 fast uneinnehmbare Festung gesicherten Etappen-, Rückzugs- und Flussübergangsortes Köln für die regionale und überregionale Kriegsführung machte die Stadt fast automatisch zu einem Ziel und damit zu einem Teil jedes größeren Krieges in der weiteren Region – auch wenn die Stadt bzw. ihre politische Elite an sich kein Interesse an diesem Konflikt hatte. Entziehen konnte sie sich nur selten. Ȥ Soweit die Stadt stark genug war, verfolgte sie ihre politischen Interessen auch militärisch. Insbesondere die Abschüttelung der erzbischöflichen Stadtherrschaft ist nicht ohne Gewalt bzw. die Fähigkeit zur Gewaltausübung denkbar. Auch die Sicherung der gewonnenen Unabhängigkeit während der Frühen Neuzeit wäre wohl kaum gelungen, wenn die Stadt Köln nicht stark genug für die Abwehr der ihrerseits nicht starken kurfürstlichen Armee gewesen wäre. Ȥ Schon im 13. Jahrhundert, erst recht aber im 17. und 18. Jahrhundert waren beide Kontrahenten nicht mächtig genug, um allein den jeweils anderen zu schlagen. Beide Seiten knüpften deshalb stets Bündnisse und führten so gut wie nicht allein gegeneinander Krieg. Untrennbar mit der Stadtgeschichte verbunden ist daher der Einsatz militärischer Gewalt im Rahmen von Bündnissen, Allianzen oder Reichsinstitutionen. Schon die Fehdeführung des Spätmittelalters war in ein Netz von Partnern eingebunden (v. a. durch die Außenbürgerschaften), so dass auch dann nicht von einer eigenständigen städtischen Kriegsführung auszugehen ist, wenn nur einige Dutzend berittene Söldner gegen einen Niederadeligen entsandt wurden (wenngleich in diesem Fall Köln noch häufig – allerdings keineswegs immer – der Seniorpartner innerhalb des Netzwerkes der Außenbürger und Verbündeten war).

Fazit

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Ȥ Der Stadt Köln fehlte – neben anderen, die hier nicht interessieren2 – somit eine Säule von politischer Unabhängigkeit: die Fähigkeit, ihre äußere Sicherheit selbst zu behaupten. Diese ging letztlich zwar vielen Fürsten auch ab. Aber im Falle Kölns reichten weder 1288 noch 1475 äußerste militärische Kraftanstrengungen unter Inkaufnahme höchsten Risikos dafür aus, die eigenen Interessen hinsichtlich einer völligen Unabhängigkeit vom Erzbischof durchzusetzen. Ȥ Ein Hauptproblem der Stadt war dabei ihre Lage in einer Region, die mit relativ vielen Reichsfürsten gesegnet war. Reichsstädte in einem territorial zersplitterten Umfeld konnten ganz anders agieren und z. B. eigene Territorien erwerben. Köln hingegen war diese Möglichkeit versperrt, weil es von Beginn an nicht mit den Territorialisierungsprozessen in unmittelbarer Nachbarschaft konkurrieren konnte. Dass die weltlichen Fürstentümer Jülich-Kleve-Berg-Mark schließlich in eine Dynastie zusammenfielen, hat dieses Problem weiter verschärft bzw. die stadtkölnischen Handlungsspielräume eingeschränkt (womit das Erscheinen der Brandenburger am Niederrhein Anfang des 17. Jahrhunderts aus der Kölner Sicht den positiven Effekt hatte, die politischen und militärischen Optionen wieder zu vermehren). Ȥ Die Notwendigkeit, die eigene Sicherheit im Bündnis zu suchen, machte jeden Gedanken an eine Neutralitätspolitik obsolet – so attraktiv sie auch erscheinen mochte. Denn der Neutrale konnte auf den Schutz von niemandem bauen und so leicht Opfer einer der Parteien werden, die sich im Zweifel über die Neutralität hinwegsetzen würde. Nur wenn alle fremden Kriegsparteien in der Region eine Neutralisierung von Köln gemeinsam ins Werk setzten (was dann aber keine Folge einer Kölner Neutralitätspolitik war) oder wenn sich Köln einer in einem bestimmten Konflikt neutralen Mächtegruppe anschließen konnte (so etwas dem Reich insgesamt gegenüber dem spanisch-niederländischen Konflikt im 80-jährigen Krieg), war eine Neutralisierung möglich. Ȥ Egal ob führende Geschlechter, Schöffen, Richerzeche, Bürgermeister oder Rat die Leitung der Kölner Kriegsführung dominierten: Von den Anfängen im 12. Jahrhundert bis zum Ende der Kölner Unabhängigkeit 1794 blieben sie – wie andere städtische Obrigkeiten auch – an den Konsens mindestens des überwiegenden Teils der Bürgerschaft (wenn nicht sogar auch der gesamten Einwohnerschaft) gebunden, um einen längeren Krieg führen zu können. Der Konsens wurde formell seit 1396 über die Beteiligung des erweiterten Rats der 44er an grundsätzlichen Entscheidungen zur Kriegsführung und -finanzierung hergestellt. Doch der Bevölkerung standen auch informelle Wege in Form von Verweigerung bis hin zu Verrat zur Verfügung, um einen unbeliebten Krieg zu liquidieren.

2 Abgesehen davon, dass kein Reichsstand wirklich unabhängig bzw. souverän war, weil man stets in den Reichsverband eingebunden blieb, ist im Kölner Fall v. a. das Fehlen der Hochgerichtsbarkeit zu nennen.

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Fazit

Ȥ Einträchtigkeit und innerer Frieden waren dabei höchste Güter der Stadtverfassung, die nicht durch einen Zwiespalt über Kriegsführung gefährdet werden sollten. Ȥ Diesem Zweck diente es auch, die menschlichen Verluste sowie die direkten und indirekten materiellen Kosten eines Krieges in den Grenzen zu halten, die die Opferbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger im Verhältnis zum Kriegsziel setzten. Ȥ Unter diesen Umständen war eine defensive Kriegsführung immer konsensfähiger als eine offensive. Ȥ So sehr sich seit 1396 Bürgermeister und Rat als Obrigkeit gegenüber den Bürgern konstituierten, die Gehorsam einfordern konnte, so wenig waren sie gerade in Zeiten des Krieges dieses Gehorsams sicher. Strategische und grundlegende politische Entscheidungen hatten dies zu berücksichtigen. Und es war kaum denkbar, dass sich eine einzelne Persönlichkeit mit dem Mittel eines erfolgreichen Feldherrentums soweit über seine Mitbürger erhob, dass diese einen Krieg zu seinem höheren Ruhm zu ertragen bereit waren. Ȥ Deshalb wurde das Oberkommando im Krieg wenigstens nach außen hin kollektiv ausgeübt (seit 1396 von Bürgermeistern und Rat, die sich aber in der Praxis auf Experten in ihren Reihen stützen konnten). Was dem am Fürstenstaat geschulten Auge als unmilitärische Anomalie galt, war in der Reichsstadt unverzichtbares Mittel, um den Konsens der Bürgerschaft zu erhalten. Eine Folge davon ist, dass wir in aller Regel weder Erfolge noch Misserfolge Kölns einer einzelnen Person zuschreiben können. Ȥ Daraus entstehende Nachteile für die Kriegsführung (wie Probleme der Geheimhaltung, langwierige Entscheidungsprozesse, militärische Laien in entscheidenden Positionen usw.) wurden dabei in Kauf genommen. Ȥ Das gilt auch für das Bürgeraufgebot, das bis zuletzt für einen ernsthaften Einsatz vorgesehen war. Für diesen sprachen zwar auch praktische und wirtschaftliche Gründe (schließlich wäre es kaum möglich gewesen, ein vergleichbar starkes Söldnerheer auf Dauer zu finanzieren), aber entscheidend war wohl mehr der durch die Wehrpflicht dokumentierte Anspruch der Bürger auf politische Teilhabe. Gerade im Kriegsfall verfügten sie über ein starkes Druckmittel zur Vertretung ihrer gemeinsamen Interessen, wenn sie unter Waffen einen Teil der öffentlichen Ordnung sicherstellten und – mehr noch – tatsächlich ihre Haut zu Markte tragen sollten. Den Mangel an Kampfkraft gegenüber regulärem Militär verkannte man dabei nicht, akzeptierte ihn aber. Ȥ Auch weil das Bürgeraufgebot schon allein zahlenmäßig stets das Rückgrat der Kölner militärischen Macht darstellte, wurden der Kriegsführung in der Regel defensive Fesseln angelegt: Ein Heerzug der Bürger im offenen Feld war riskant, konnte hohe Verluste mit sich bringen und führte die Männer über Wochen oder Monate von ihren Familien und deren Einkunftsquellen weg. Und sie hinterließen eine schlecht bewachte Stadt, die ein Feind im Handstreich erobern konnte. So kam es nur selten

Fazit

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zu einem größeren Ausmarsch eines Bürgeraufgebots, weil dieser den Konsens für eine Kriegsführung angesichts der höheren tatsächlichen oder möglichen Opfer erodieren ließ – wie das Beispiel des Neusser Krieges 1475 deutlich zeigte. Wenn daher die Kölner Kriegsführung eine Tendenz zu taktischer und operativer Defensive zeigte (auch im Rahmen eines Krieges mit eher offensiven Zielen), so wurde diese Tendenz auch rein praktisch durch den Klotz unterstützt, den man sich mit dem Bau der großen Mauer seit 1180 sowie ihrer andauernden Instandhaltung und Modernisierung ans Bein gebunden hatte. Die Festung sicherte die Stadt und machte sie zugleich zu einem wertvollen Partner für jeden, der in der Region Krieg führen wollte. Neben ihrer militärischen Funktion erhöhte sie damit auch den politischen Handlungsspielraum Kölns. Aber sie schluckte auch einen erheblichen Teil der für militärische Ausgaben verfügbaren Ressourcen, und um den Status als unangreifbare Stadt zu erhalten, musste sie stets ausreichend bemannt sein. Das reguläre Militär, das Köln unterhielt, war seit dem 15. Jahrhundert nicht mehr dazu in der Lage, eigenständig im größeren Stil außerhalb der Stadt zu operieren. Dazu fehlte nicht nur die zahlenmäßige Stärke, sondern v. a. auch eine schlagkräftige Kavallerie. D. h., die Kölner Stadtsoldaten konnten nicht nur keine eigenständige Offensive mit weiter gesteckten Zielen durchführen. Ihnen fehlte auch die Möglichkeit der Behauptung des Vorfeldes der eigenen Festung und damit der eigenständigen Selbstbehauptung im Zuge einer Belagerung. In der Frühen Neuzeit war Köln daher noch stärker als zuvor von Verbündeten abhängig, die mit ihren Truppen die eigene Garnison unterstützten. Kölner Kriegsführung zerfiel deshalb in zwei Bereiche: In den engeren Schutz der Stadt sowie in den hauptsächlich defensiven Einsatz der eigenen Kräfte zu diesem Zweck, und die Unterstützung der jeweiligen Verbündeten, die einen Preis für den Schutz einforderten, den sie gewährten. Der Preis konnte unterschiedlich beglichen werden: Durch finanzielle Zuwendungen, durch die Entsendung von Truppenkontingenten, durch Werbeerlaubnis, durch Lieferung von Nachschubgütern oder Waffen usw. Hiermit konnte Köln durchaus an offensiven Kampfhandlungen beteiligt sein – allerdings als Juniorpartner, der keinen Einfluss auf die Operationen zu nehmen vermochte. Aus politischen Gründen blieben dabei Kaiser bzw. Reich und der NiederrheinischWestfälische Reichskreis die naheliegendsten Partner zur Sicherstellung der Stadt. Denn um die Unabhängigkeit einer Reichsstadt in Krieg und Frieden zu sichern, waren die Reichsverfassung und ihre Institutionen die beste Option. Und zugleich die unverfänglichste, weil kein Bündnis mit einem Fürsten geschlossen werden musste, das dessen Gegner als unfreundlichen Akt hätten interpretieren können (wenigstens in der Theorie). Die Grundzüge der bevorzugten Strategie der Stadt Köln blieben seit den Anfängen der Unabhängigkeit im 12. Jahrhundert bis zu ihrem Ende 1794 relativ konstant dieselben: Vermeidung von langwierigen und kostspieligen Kriegen durch politische

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Fazit

Mittel (soweit möglich), Einsatz von Wirtschaftskraft statt eigenem Militär (z. B. im System der Außenbürger des Mittelalters) oder zur Erhöhung des eigenen Bündniswerts (auch gegenüber dem Kaiser durch Zahlung von Reichssteuern), Bevorzugung der Defensive im Großen (gestützt auf eine nahezu uneinnehmbare Festung), Vermeidung des Einsatzes eigener Truppen außerhalb des Mauerrings außer als Kontingent in einer verbündeten Streitmacht (dann auch für den offensiven Einsatz), Sicherung von Handel und Verkehr zum Erhalt der eigenen Wirtschaftskraft und damit der Basis der Kriegsführung, Vermeidung von Belastungen der Bürger und Einwohner. Es wandelten sich aber die Rahmenbedingungen der Kriegsführung, die in der Praxis bei der Umsetzung dieser strategischen Überlegungen Neuerungen erforderten. Insbesondere die relativ zu Gegnern und Verbündeten in einigen Bereichen nachlassende Wirtschaftskraft seit dem 16. Jahrhundert ist hier zu nennen, die Köln immer angewiesener auf Unterstützung machte und ihr zugleich ein Instrument aus der Hand schlug, sich selbst als Bündnispartner zu empfehlen. Die zunehmende Verdichtung der Territorien rings umher verstärkte dieses Pro­ blem, denn deren Wirtschaftskraft und militärische Stärke stiegen relativ zur stadtkölnischen an. Das Instrument der Außenbürgerschaft wurde auch deshalb obsolet. Außenbürger waren im 16. Jahrhundert aber auch nicht mehr so bedeutend wie zuvor, weil spätestens ab 1495 die Fehde durch einen rechtlichen Austrag von Konflikten ersetzt wurde und das Netz der Außenbürger insbesondere im Zuge der Fehdeführung relevant gewesen war. Sie wurden nun genauso verzichtbar wie die im Umland einsetzbaren berittenen städtischen Söldner. Erscheinungsformen der Fehde lebten jedoch unter anderen Rahmenbedingungen in der Frühen Neuzeit im Kleinen Krieg der Parteien, Streifen und Plünderungen fort. Diesen hatte auch Köln zu führen, um seine Interessen außerhalb der Stadtmauern wahrzunehmen. Mangels Außenbürgern und eigener Kavallerie bestand jedoch auch hier eine Abhängigkeit von Verbündeten. Insofern ist um 1500 bzw. im Gefolge der Erfahrung von 1475 im Bereich der Kriegsführung Kölns doch eine Epochenschwelle anzusetzen: Sowohl der Wandel der taktischen Rahmenbedingungen – zahlenmäßig immer stärkere geworbene Armeen, Feuerwaffen, schwindende Bedeutung des schwer gerüsteten Ritters und damit auch des Netzes von Außenbürgern, modernes Festungswesen usw. – als auch die wachsende Stärke der zunächst verdichteten Territorien und dann werdenden Staaten, die schließlich langwierige europäische Kriege gegeneinander führten, setzen der Möglichkeit der Machtentfaltung und der Konkurrenzfähigkeit Kölns wie auch anderer Reichsstädte zunehmend Grenzen. *

Fazit

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Wenn sich die Kölner Entwicklung also in einen allgemeinen relativen Niedergang der Reichsstädte in militärischer Hinsicht einbetten lässt, was waren dann die Besonderheiten seiner Geschichte? Ȥ Die Kölner Konstellation war geprägt von mehreren mächtigen Fürstentümern in unmittelbarer Nähe (und damit einhergehend das fast völlige Fehlen eines eigenen Territoriums und jeder Expansionsmöglichkeit). Auch in den Zeiten der größten militärischen und wirtschaftlichen Macht war die Stadt nicht dazu in der Lage, aggressiv und offensiv die eigenen Interessen gegen diese Nachbarschaft durchzusetzen. Zugleich fehlte ein regionales Netz von starken Städten, die sich im Rahmen eines Städtebundes nachhaltig hätten durchsetzen können. Ȥ Bei allen Problemen blieb die Stadt aber bis zuletzt kaum einnehmbar, solange sie selbst noch dazu bereit war, sich zu verteidigen und ein Minimum an Verbündeten dazu fand. Gründe dafür sind der außergewöhnliche Umfang und die große Stärke der Stadtbefestigung, der große Umfang der potentiell zu ihrer Verteidigung einsetzbaren Bürgerschaft sowie der Rhein als schwer zu sperrender Versorgungsweg, der Köln fast die Vorteile einer Lage am Meer verschaffte (also sich während einer Belagerung weiter versorgen zu können, so lange nicht auch die Seeseite blockiert werden konnte). Ȥ Erst als Köln 1794 ohne Verbündete und ohne den Schutz durch Reichstruppen allein der französischen Armee gegenüberstand, war es zu einer Verteidigung nicht mehr in der Lage. Bis dahin jedoch war die Stadt mit ihrem Kurs der defensiven Selbstbehauptung letztlich durchaus erfolgreich gewesen. Sie hatte zwar keine glanzvollen Siege an ihre Fahnen geheftet. Aber am Ende hatte sie jeden Krieg, deren Opfer sie hätte werden können, überlebt. Militär und Krieg waren sicher nicht die zentralen Punkte, von denen allein aus die Geschichte Kölns oder einer anderen vormodernen Stadt zu verstehen und zu schreiben ist. Aber diese Bereiche zugunsten von Religion, Wirtschaft, sozialen Fragen, Kunst usw. weitgehend auszublenden oder zu marginalisieren, wie dies für Köln, aber auch in Teilen der allgemeinen Stadtgeschichtsforschung geschehen ist, wird ihrer tatsächlichen Bedeutung nicht gerecht. Selbst dann, wenn kein Krieg und keine Fehde geführt werden mussten, war es stets selbstverständlicher Teil der Aufgaben der städtischen Obrigkeit, sich und die Stadt auf solche gewaltsamen Auseinandersetzungen vorzubereiten und zugleich die Opfer, die dafür zu erbringen waren, in für die Bürgerschaft erträglichen Grenzen zu halten. Zu denken ist hier neben persönlichen Wach- und Kriegsdiensten v. a. auch an die Kosten für eine Stadtmauer, für die Beschaffung von Waffen, für die Bevorratung von Munition, Lebensmitteln und weiteren Bedarf sowie für die Besoldung von professionellen Kämpfern. Zu denken ist aber auch an zeremonielle Fragen bzw. solche der Repräsentation, die auf der Darstellung von Wehrhaftigkeit3 beruhten. All das 3 Vgl. im Übrigen auch die Überlegungen von Schilling, Kriegsbeute, insbesondere S. 63–64.

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Fazit

machte die Beschäftigung von Bürgermeistern und Rat mit Fragen der Kriegsführung so alltäglich, dass ihre Nichtbeachtung beim Schreiben einer Stadtgeschichte zu deutlichen Leerstellen führen würde. Wahrscheinlich wäre die aus heutiger Sicht so scharfe Trennung zwischen „Militär“ und „Zivil“ den vormodernen politischen Eliten Kölns ohnehin sehr künstlich vorgekommen. Für sie war der Krieg eine genauso selbstverständliche Herausforderung, der sie sich ständig zu stellen hatten, wie der Frieden. Und die Kompetenzen, in beiden Feldern zu handeln und zu entscheiden, sprachen sie sich selbstverständlich zu.

Abkürzungen

Anm. Anmerkung Aufl. Auflage Bd. Band Bearb. Bearbeiter, bearbeitet Best. Bestand dems. demselben ders. derselbe dies. dieselbe ebd. ebenda fol. folio (Blatt) Gl. Gulden HAStK Historisches Archiv der Stadt Köln Hrsg. Herausgeber, herausgegeben KSM Kölnisches Stadtmuseum ND Nachdruck NF Neue Folge Nr. Nummer NWK Niederrheinisch-Westfälischer Reichskreis o. J. ohne Jahr o. O. ohne Ort r recto (Vorderseite) RBA Rheinisches Bildarchiv RP Groten/Huiskes, Beschlüsse [Ratsprotokolle] S. Seite v verso (Rückseite) vgl. Vergleiche

Quellen und Literatur

Ungedruckte Quellen Generallandesarchiv Karlsruhe Best. 46: Haus- und Staatsarchiv: Personalia, Ludwig Wilhelm von Baden

Historisches Archiv der Stadt Köln (siehe auch http://historischesarchivkoeln.de/de/) [abgerufen am 3.12.2019] Best. 1: Haupturkundenarchiv Best. 10A: Ratsmemoriale Best. 10B: Ratsprotokolle Best. 14: Edikte Best. 20A: Briefbücher, Ältere Serie Best. 20B: Briefbücher, Ausgänge seit 1632 Best. 20C: Briefbücher, Eingänge seit 1680 Best. 21: Briefeingänge datiert Best. 22: Briefeingänge undatiert Best. 30N: Verfassung und Verwaltung, Nachträge Best. 33: Militaria Best. 38: Bürgerliche Deputatschaft Best. 50: Köln und das Reich Best. 56: Köln contra Köln Best. 70: Rechnungen Best. 120: Zivilprozesse Best. 125: Kriminalakten Best. 150: Universität Best. 210: Domstift Best. 223: Jesuiten Best. 251: Mariengraden Best. 1105: Nachlass Ferdinand Franz Wallraf Best. 1149: Nachlass Ernst Zander Best. 1889: Familienarchiv Schülgen Best. 7010: Handschriften Sammlung Wallraf Best. 7505: Autographensammlung X-Best. 6100: Reichsstädtische Überlieferung

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Rheinisches Bildarchiv Köln rba_003231 rba_d035260_01 rba_mf049970 rba_mf052147 rba_mf122179 rba_mf207461 rba_mf220925

Landesarchiv Speyer Best. E3: Oberrheinischer Kreis

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Quellen und Literatur

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Literatur und gedruckte Quellen

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Quellen und Literatur

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Abbildungsnachweis

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Personenregister

Aachen, Greta von  139 Arberg, Wilhelm van  162 Aremberg, Wilhelm van  162 Bachem, Arnoldus de  69 f. Baden, Markgraf Ludwig Wilhelm  185 Bartz, Christian  11 Baudissin, Wolf Heinrich von  206 Becker, Hans  192 Belle-Isle, Charles Louis Auguste Fouquet de  230, 236 Berg, Grafen und Herzöge Adolf V.  151 Wilhelm  130 Berge, Johannes de  69 Bernkastel Cristgijn  84 Hennesgijn  84 Johan  84 Bernsau, Freiherr Johann Friedrich  55 Bianco [Gewaltrichter]  188 Birklin Edmund  44 Johan  40 Brabant, Herzog Johann I.  18, 151 Brandenburg-Preußen, König Friedrich II.  55, 230 Brent von Vernich, Goiswyn  147–149 Burgund, Herzog Karl der Kühne  19, 138, 154 f., 157 f., 160 f., 165 Clausewitz, Carl von  240 Dauwe, Johann vamme  148 Dietmar, Carl  11 Dubois [ohne Vorname]  192 Eck, Conrat  48 Egmond, Graf Arnold  19

Eich, Johann Henrich  46 Elsich, Johann van  45 Engilbertus  68 Ennen, Leonard  156 Eschenbrender, Johann Engelberth von  230, 233 Eupen, Joannes  63 Falkenburg, Dietrich von  29 Fleck, Tilmann  69 f. Frankreich, König Ludwig XIV.  226 Franz I., Kaiser  234 Friedrich I. Barbarossa, Kaiser  121 Friedrich III., Kaiser  154, 165 f. Fürstenberg, Wilhelm Egon von  226 Gelade, Johan van  73 Geldern, Graf Rainald I.  151 Geleyne, Mathijs van  77 Gerlzen genannt Sintzig, Johan  55 Gorkum, Heinrich von  142 Graevenitz, Christel Maria von  152 Grin, Hermann, fiktiver Bürgermeister von Köln  27 Güldenhaupt,Heinrich  44 Hannover, Kurfürst Georg Ludwig  184 Hardefust Eberhard  56, 153 Paitze  146 Hatzfeld, Melchior von  120 Heinrich IV., Kaiser  17, 58, 68, 121 Heinrich V., Kaiser  17, 58, 121 Heinsius, Anthonie  98 Hemberg Heinrich von  145 Johan van  131 Herborn, Wolfgang  151 Hesse, Peter  11

294 Hessen-Kassel, Landgräfin Amalie Elisabeth  208, 211 Hieronymi, Adolf  11 Hintze, Otto  32 Hirtze, Johann vom  44 Horne genannt Schramm, Wilhelm van  182 Hugenpoet, Reynkin van  146 Hunolstein, Niclais Vogt und Herr zu  26 Huphase, Johannes  70 Hürt von Schöneck, Richard  85 Hyen, Johann von  192 Isenburg, Gerlach Herr zu  85 Josef I., Kaiser  172 Jülich, Markgraf Wilhelm  108 Jülich-Berg, Herzöge Adolf VII.  130 Johann Wilhelm  173 Jülich-Berg, Herzöge und Grafen Wilhelm  114 Wilhelm II.  96 Jülich-Geldern, Herzog Rainald IV.  18 Jülich-Kleve-Berg, Herzog Wilhelm V.  110 Kaltys, Johannes  69 Karl IV., Kaiser  107 Karl V., Kaiser  19 Karl VI., Kaiser  229 Karl VII., Kaiser  20, 229 f., 234 Kesselstadt, Dietrich von  85 Kirchove, Hermann vamme  147 Kleingedank Eberhard  45 Everhard  86 Köln, Erzbischöfe und Kurfürsten Clemens August von Bayern  229 Dietrich von Moers  130 Engelbert von Falkenburg  17, 125 Gebhard Truchsess von Waldburg  23 Hermann von Hessen  154 f. Joseph Clemens von Bayern  226 Konrad von Hochstaden  17, 29, 191 Max Heinrich von Bayern  226 Ruprecht von der Pfalz  154 f., 157, 165 Siegfried von Westerburg  18, 151

Personenregister Kotz [hessischer Oberst]  210–212 Kronberg, Frank von  149 Krulman, Johann  148 Kuckelmann van Aich, Johann  48 Kumpayn, Wilhelmus  69 La Croix [französischer Parteigänger]  193 Lande, Coynrait ymme  86 Landtzkronen, Diederich van der  162 Leerse, Geret  76 Leopold I., Kaiser  219 Limburg, Herzog Walram IV.  151 Lindgren, Uta  11 Loen-Heinsberg, Dietrich von  108 Loirsbecke, Hermannus de  69 Louvois, François Michel Le Tellier  226 Lyskirchen Costin van  40 Goedart van  75 Goidart van  45 Konstantin von  111 Luffart von  44 Wernher van  162 Malienmecher, Fridericus  139 Marlborough, John Churchill  179, 185 Marsilius  27 Mauwenheim, Hermann van  148 Maximilian I., Kaiser  100 f., 181 Millen, Wilhelmus de  68 Molsberg, Herren von, Gyso  68 Mommersloch, Heynrich van  45 Morris, Ian  32 Mule von Binsfeld, Jordan de  70 Münster, Bischöfe Christoph Bernhard von Galen  220 Heinrich von Moers  84 Muyle von Neuenburg, Heinrich  85 Mylius Anton Ulrich  47 Arnold  47 Friedrich  47 Hermann  47 Karl  47 Kaspar  47 Kaspar Joseph Karl  47, 54 f., 80

Personenregister

295

Neuenahr, Graf Adolf  23 Nievenheim, Johan van  75–77 Nowosadtko, Jutta  90 Nuwenar, Dederich van  146

Rotheym Cristianus de  69 Welterus de  70 Ruwe, Herbort  75

Oeffte Engelbert von  191 Heinrich von  191 Otto IV., Kaiser  17 Overstolz Gerhard  153 Matthias  27 Werner  45 Overstolz von Efferen Gerhard  44 Johan  44, 75 Johann  44 Sander  45

Savoyen, Prinz Eugen  185 Schaden, Christoff von  200 Schwarz, Friedel  11 Schweden, König Gustav Adolf  204 Sievernich, Gottfried von  68 Sigismund, König  118, 130 f. Sombreff Friedrich von  147 Wilhelm von  147 Stein, Friedrich vom  85 Sun Tzu  247

Palant, Adam von  145 Palast, Johann vom  44 Pappenheim, Heinrich von  162 Pfalz, Kurfürst Johann Wilhelm  173 Philipp von Schwaben, König  17 Quattermart von der Stesse, Hilger  44 Quattermart, Werner  44 Raitz, Rutger  44 Rheinbach, Johan van  45 Roitstock, Johan  84 Rost Gerhard  168 Wilhelm  168

Treitschke, Heinrich von  9 Tresp, Uwe  72 Troyen, Johann van  44 Tuicia (Deutz), Hermannus de  68 Volger genannt Fynzinck, Goedekin  86 Walpode von Bassenheim, Syvart  85 Weinsberg, Hermann  48, 59, 196 f. Werth, Jan van  49 f. Westerburg, Coen von  148 Wilde van Antbluck,Wilhem  44 Winricus  68 Wübbeke, Brigitte Maria  11, 147 Wulf, Tobias  59 Wulffrade, Mattheis  48