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German Pages 228 Year 1978
Linguistische Arbeiten
58
Herausgegeben von Herbert E. Brekle, Hans Jürgen Heringer, Christian Rohrer, Heinz Vater und Otmar Werner
Edda Weigand
Die Zuordnung von Ausdruck und Inhalt bei den grammatischen Kategorien des Deutschen
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1978
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Weigand, Edda Die Zuordnung von Ausdruck und Inhalt bei den grammatischen Kategorien des Deutschen. -1. Aufl. -Tübingen : Niemeyer, 1978. (Linguistische Arbeiten ;S8) ISBN 3-484-10297-7
ISBN 3-484-10297-7
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1978 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege zu vervielfältigen. Printed in Germany
VOFWORT
Die vorliegende Arbeit stellt die überarbeitete Fassung meiner Dissertation dar, die im Frühsotmer 1975 vom Fachbereich Neuphilologie der Universität Tübingen angenommen wurde (ursprünglicher Titel: Die Zuordnung von Ausdruck und Inhalt bei nicht-lexikalischen Zeichen des Deutschen; Gutachter: Prof. Dr. Otmar Werner, Prof. Dr. Erich Straßner). In die Überarbeitung gingen zahlreiche Einzelhinweise und Ergänzungsvorschläge von Prof. Werner ein; die Gesamtanlage blieb unverändert. Neuere Literatur wurde berücksichtigt, soweit sie für die Thematik wesentlich ist. Die Anregung zur Problemstellung dieser Arbeit verdanke ich Prof. Werner. Zunächst war daran gedacht, eine Typologie der Zeichenbildung im Deutschen mit zunehmenden Kcrtplikationsgraden zu erstellen und an Beispielen zu demonstrieren, eine Thematik, die Prof. Werner in seinen Publikationen und Lehrveranstaltungen immer wieder beschäftigte. Viele Gesichtspunkte, die er in Vorlesungen und Seminaren behandelte, sind in die Arbeit eingegangen. Im Laufe der eigenen Untersuchungen wurde diese ursprüngliche Anordnung und Thematik modifiziert. Um die Typen der Zuordnung von Ausdruck und Inhalt begründet gewinnen zu können, wurden sie aus einem umfassenden granroatischsemantischen Modell entwickelt und dort ausdrucksmäßig und semantisch differenziert. Infolge der z.T. komplexen Einzelanalysen war es notwendig, die Untersuchung auf einen Teilbereich zu beschränken: Der Hauntteil der Arbeit gilt der Zuordnung von Ausdruck und Inhalt bei den grammatischen Kategorien des Deutschen, also den Zuordnungsbeziehungen bei nicht-lexikalischen Zeichen, während die Zuordnung bei lexikalischen Zeichen nur in Grundzügen in einem vorbereitenden Kapitel erfaßt wird. Das Kriterium unterschiedlicher Korpliziertheit wird nur sekundär berücksichtigt. Für die ständige Betreuung der Arbeit während ihrer Entstehung und nach ihrer Fertigstellung sei Herrn Prof. Gtmar Werner herzlich gedankt. Der Universität Tübingen habe ich für ein Prcmotionsstipendium nach dem Graduiertenförderungsgesetz zu danken. Bochum, Juli 1977
Edda Weigand
FÜR MEINE
ELTERN
Leonhard und Luise Gebhard
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT
V
ABKÜRZUNGEN UND SYMBOLE EINLEITUNG
0.
GRUNDLAGEN UND VORBEREITUNG
0.1.
"Ausdruck" und "Inhalt" sprachlicher Zeichen
O.2.
Lexikalische versus nicht-lexikalische Zuordnung von Ausdruck und Inhalt
0.2.1. Prinzipien der lexikalischen Zuordnung von Ausdruck und Inhalt
IX 1
6 6 10 13
0.2.2. Prinzipien der nicht-lexikalischen Zuordnung von Ausdruck und Inhalt: Granmatische Kategorien als heuristische BeschreibungsO.3.
verfahren
18
Zur Forschungssituation
2O
VERSCHIEDENE ARTEN, INHALTE IM DEUTSCHEN ÜBER GRAMMATISCHE KATEGORIEN AUSZUDRÜCKEN
22
1.
PHONEMISCH: FLEXIVE
22
1.1.
Komplikationen der Zuordnung von Flexiv und Kategorie
29
1.1.1. Kategorienverbände
29
1.1.2. Polymorphie
31
1.1.3. Das Problem der Segmentierbarkeit von Lexem und Flexiv
33
1.1.4. Diskontinuität
35
1.1.5. Kongruenz
39
1.1.6. Homonymie
43
1.2.
48
Zur Semantik der Flexionskategorien
1.2.1. Numerus
52
1.2.2. Genus
59
1.2.3. Kasus 1.2.4. Tempus
65 9O
VIII
1.3. Zur innertextlichen Funktion der Flexive 1.3.1. Zur differentiellen Funktion
1O9 113
1.3.2. Zur konrunikativen Funktion
116
1.4.
Zusammenfassung
131
2.
ZERO UND IMMANENTE MERKMALE
136
2.1. 2.2.
Zero Immanente Merkmale
137 143
3.
REIHENFOLGE
146
3.1.
Reihenfolge als Ausdruck für die grammatische Kategorie "Satztyp" 3.1.1. Satzfragen 3.1.2. Wbrtfragen (Exkurs) 3.2. Reihenfolge als Ausdruck für die grammatischen Kategorien "Subjekt/Objekt" und "Tbpic/Catment" 3.2.1. Subjekt und Objekt
148 149 152 154 155
3.2.2. Topic und Garment
3.3.
17O
3.4. 3.5.
Reihenfolge als Ausdruck für die grammatische Kategorie des Skopus von Prapositionalphrasen und Adverbien Reihenfolge mit differentieller Funktion Zusanrnenfassung .
4.
AKZENT UND INTONATION
181
4.1. 4.2.
183
4.3. 4.4.
Satzakzent als Ausdruck für die neue Information Intonation als Ausdruck für die grammatische Kategorie "Satztyp" Diskussion von schwierigeren Einzelfällen Zusammenfassung
5.
SCHLUßBEMERKUNGEN
177 178 179
191 193 195 .
196
SUMMARY (CONCLUDING REMARKS)
201
LITERATUR
2O7
ABKÜRZUNGEN UND SYMBOLE
Ausdruck Ausdruckskomponente Ausdrucksstruktur Ausdruckstyp Aktzeitindex abgeleitet Adjektivlexem Adverb Adverbial Temporaladverbial Agentiv Akkusativ Aktabge schlos senhe it akzentuiert Akzent/Akzentuierung argument attributiv
A A-Komp. A-Str. A-Typ
a abgel. AdjL Adv Advb AdvbT Ag Akk Aktabgeschi. akz. Akz. ARG attrib. bei Ben 'beschr. 1
belebt Benefaktiv die kommunikative Funktion des Beschreibens
Da t def disk. Disk.-Rel.
Dativ definit diskontinuierlich Diskontinuitätsrelation
Exp
- Exp
F Fern [+Finit] flex. Flex. Fragepro Fut
-
Gen gramm.
- Genitiv - grammatisch
Hö
- Hörer/Angesprochener
I I-Str.
- Inhalt - Inhaltsstruktur
Funktion Femininum bei einem finiten Verb flexivisch Flexiv(e) Fragepronomen Futur
Imp Ind Inf Instr Int. Intent
Imperativ Indikativ Infinitiv Instrumental Intonation Intention
Kas Kat. Kat.-Str. Kl. Komp. Komptv Kongr. Kongr.-Rel. kontr.
Kasus Kategorie Kategorialstruktur Klasse Komponente Komparativ Kongruenz Kongruenzrelation kontrastiv
lex. Loc
lexikalisch Locativ
M Mask mensch morphol.
Modalität Maskulinum menschlich morphologisch
Neutr Nom norm. Num
Neutrum Nominativ normal Numerus
Obj Objv OK OS
Objekt Objektiv Oberflächenkasus Oberflächenstruktur
P Part Per Perf ' Pl Plqu PP 1 präd.'
Prädikator(enkomplex) Partizip Person Perfekt Plural Plusquamperfekt Präpositionalphräse die kommunikative Funktion des Prädizierens Präsens Präsupposition Präteritum predicate Pronominallexem Proposition
Präs Präsupp. Prät PRED PROL
Prop 'ref. '
Rel. rel Rf.
die kommunikative Funktion des Referierens Relation Metavariable über {vor, nach, übl, ...} Reihenfolge
XI s segm.
sem. Sg Sp Str. Subj suprasegm. synt.
Sprechzeitindex segmentierbar semantisch Singular Sprecher Struktur Subjekt suprasegmental syntaktisch
T
Temporal Aktzeitvariable Zeitvariable für Vorzustand Zeitvariable für Nachzustand Sprechzeitvariable
TG TK Tmp
generative Transformationsgrammatik Tiefenkasus Tempus Transformation(en) Tiefenstruktur
Transf .
TS übl UL unbet.
überlappt Umlaut unbetont
V
Verbum dicendi
dic
Vv.
0
(aöb)
€ { ... } t . . . Akz.] 1 (vor dem betreffenden Wort) 1 ' (vor dem betreffenden Wort)
Verbvalenz
Sprechsituationsmarkierung Zeichen für "null" bezeichnet nicht-segmentierbare Flexive gegenseitige Zuordnung vgl. Anm. 13 von Kap. l Element aus einer Menge vgl. Figur 1O1 normale, nicht-kontrastive Akzentuierung kontrastive Akzentuierung
EINLEITUNG
Die allgemeine Problemstellung dieser Arbeit ist wahrscheinlich so alt, wie Menschen sich über Sprache Gedanken machen. Bereits Platon beschäftigten in seinem Dialog "Kratylos" zeichentheoretische Überlegungen über die Art und Weise, wie sprachliche Ausdrücke und Inhalte einander zugeordnet sind. Durch die Entwicklung der modernen Linguistik wurden entscheidende begriffliche Klärungen und Methoden erarbeitet, die es ermöglichen, den Untersuchungsgegenstand Sprache als System, das Ausdrücke und Inhalte einander zuordnet, adäquater zu beschreiben. Die einzelnen Schritte dieser Entwicklung sind in der Geschichte der modernen Linguistik wohlbekannt. Ausgehend von de Saussures revolutionierenden Dichotomien führt der Weg über die Weiterentwicklung dieser Dichotemien durch Hjelmslev und die explizite Erforschung der Ausdrucksseite der Sprache durch den amerikanischen und europäischen Strukturalismus zur generativen Grammatik Chomskys. Mit der Unterscheidung von Oberflächenstruktur und Tiefenstruktur brachte Chomsky die Überwindung strukturalistischer Prinzipien und damit einen entscheidenden Fortschritt für die Untersuchung der Zuordnung von Ausdruck und Inhalt. Die Generative Semantik schließlich hat mit dem Postulat einer semantischen Tiefenstruktur einen möglicherweise tragfähigen theoretischen Rahmen für die Erklärung der Zuordnung von Ausdruck und Inhalt geschaffen, so problematisch manches Im einzelnen auch bleibt. Die Aufgabe jeder Sprachbeschreibung umreißt Lakoff (1971:232) in dem programmatischen Satz: "I assume that a grammar of a language is a system of rules that relates sounds in the language to their corresponding meanings, and that both phonetic and semantic representations are provided in some language-independent way." Dabei ist allerdings zu bedenken, daß der Inhalt an sich nicht darstellbar ist und Haft die sog. semantische Repräsentation nur ein anderer, kunstsprachlicher Ausdruck für den Inhalt ist, ein Ausdruck jedoch, der im Unterschied zu den Ausdrücken der natürlichen Sprache dem Ziel einer 1:1-Zuordnung von Inhaltselementen und Ausdrücken möglichst nahekonint (vgl. dazu z.B. Werner 1975a:112f.).
Wenn diese Arbeit sich die Zuordnung von Ausdruck und Inhalt bei den grammatischen Kategorien des Deutschen zum Thema setzt, so kann damit nicht beabsichtigt sein, eine neue Theorie der Zuordnung zu entwickeln; sondern es soll versucht werden, Typen der Zuordnung zu erfassen, au zeigen, welche verschiedenen Arten die deutsche Sprache kennt, Inhalte über grammatische Kategorien, also nicht-lexikalisch auszudrücken. Ein Zuordnungstyp wird dabei erst durch eine Kombination verschiedener Faktoren, bezogen auf die Ausdrucksseite, die Inhaltsseite und auf die Prinzipien der Zuordnung, konstituiert. Mit dem Begriff "nicht-lexikalisch" beziehen wir uns auf eine Unterscheidung, die in der traditionellen Grammatik durch die Begriffe "lexikalisch versus grammatisch" erfaßt wurde. Da für diese Arbeit jedoch der umfassende Grammatikbegriff der generativen Grammatik (s.o. das Zitat aus Lakoff 1971) zugrunde gelegt wird, nach dem auch das Lexikon Teil der Grammatik einer Einzelsprache ist, verwenden wir anstelle des traditionellen Begriffs "grammatisch" den Begriff "nicht-lexikalisch" und unterscheiden bei der Zuordnung von Ausdruck und Inhalt lexikalische und nicht-lexikalische Zeichen. Wir haben für unsere Untersuchungen den Bereich der nicht-lexikalischen Zuordnung von Ausdruck und Inhalt gewählt, da dieser im Gegensatz zur Lexik noch wenig systematisch erforscht ist und außerdem aufgrund seiner besonderen Inhomogenität Komplikationen vielfältiger Art aufweist. Unter nichtlexikalischer Zuordnung von Ausdruck und Inhalt verstehen wir alle Arten, Inhalte durch nicht-lexikalische Einheiten auszudrücken, also z.B. durch Flexive oder syntaktische Ausdruckselemente wie die Reihenfolge. Dabei zeigt es sich, daß in fast allen Fällen die Zuordnung von nicht-lexikalischem Ausdruck und Inhalt zweckmäßigerweise durch grammatische Kategorien vermittelt wird. Insofern ist diese Arbeit in ihrem Hauptteil vor allem eine Untersuchung zu Ausdruck und Inhalt grammatischer Kategorien des Deutschen. Die Auswahl und Analyse der Kategorien erfolgt unter dem Gesichtspunkt, daß an Beispielen gezeigt werden soll, welche Inhalte mit welchen Ausdrücken verbunden sind und welche Prinzipien der Zuordnung für die jeweiligen Ausdruckstypen charakteristisch sind. Zu Beginn der Arbeit werden in einem Kapitel, das als Grundlage und Vorbereitung der folgenden Einzeluntersuchungen gedacht ist, allgemeine Prinzipien der Zuordnung aufgezeigt und Ausdruckstypen unterschieden. Vor allem soll die Unterscheidung zwischen lexikalischer und nicht-lexikalischer Zuordnung von Ausdruck und Inhalt herausgearbeitet werden. Mit Hilfe des
Begriffs der gramnatischen Kategorie erhalten wir ein Schema der Zuordnung bei nicht-lexikalischen Zeichen, das dann als heuristisches Instrument bei den Einzeluntersuchungen des Hauptteils angewendet wird. Für den Hauptteil stellt sich die Frage, nach welchem Kriterium die Zuordnungstypen angeordnet werden sollen. Zunächst war an das Kriterium fortschreitender Konpliziertheit gedacht, wobei als Maß der Kompliziertheit die Anzahl der bei der Zuordnung von Ausdruck und Inhalt zu berücksichtigenden Einheiten und Relationen gelten könnte. Doch zeigt es sich, daß im konkreten Fall verschiedene Formen der Kompliziertheit zusammenwirken, daß es also nicht allein auf die Anzahl, sondern auch auf die Art der Einzelkomplikationen ankommt. Es müßten also auch Fragen folgender Art berücksichtigt werden: Handelt es sich um gleichartige oder heterogene Ausdrucks- bzw. Inhaltskomponenten? Ist der Ausdruck materiell faßbar oder abstrakt (z.B. syntaktische Relationen)? Sind pragmatische Elemente in die Analyse einzubeziehen? Daher erfolgte die Anordnung der Zuordnungstypen nicht nach dem schwer faßbaren Kriterium der Kompliziertheit, sondern nach Ausdruckstypen. Die Ausgangsfrage lautet also: Welche Arten gibt es im Deutschen, Inhalte nichtlexikalisch auszudrücken? Daran schließt sich die Frage an: Welche Inhalte werden durch diese Ausdruckstypen ausgedrückt, und wie erfolgt die Zuordnung? Welche grammatischen Kategorien vermitteln zwischen Ausdruck und Inhalt? Auf diese Weise gelangt man von Ausdruckstypen zu einer Beschreibung von Zuordnungstypen. Und hier kann dann der Aspekt der Kompliziertheit hereingeholt werden, indem vor allem in besonders deutlichen Fällen die einzelnen Komplikationen auf den verschiedenen Ebenen hervorgehoben und unterschiedliche Zuordnungstypen daraufhin verglichen werden. Eng mit dem Aspekt der Kompliziertheit verbunden ist der Gesichtspunkt der Ökonomie natürlicher Sprachen. Wieso, kann man fragen, erfolgt die Zuordnung von Ausdruck und Inhalt in natürlichen Sprachen so ganz anders als in Kunstsprachen, die möglichst nach dem Prinzip einer 1:1-Zuordnung von Ausdruck und Inhalt konstruiert sind? Ist hinter all den Komplikationen natürlicher Sprachen ein besonderer Sinn, eine besondere Ökonomie zu erkennen? Im Unterschied zu Kunstsprachen sind natürliche Sprachen vor allem für die aktuelle Kontounikation bestimmt und damit gewissen Beschränkungen, z.B. durch das Perzeptionsvermögen des Menschen, unterworfen. Die Zuordnung von Ausdruck und Inhalt kann daher in natürlichen Sprachen nicht beliebig gestaltet sein, sondern muß u.a. diesen Perzeptionsbeschränkungen genügen.
Das heißt, die Inhalte, die wir bei der Koiinunikation mitteilen wollen, müssen so ausgedrückt werden, daß sie in einem zeitlich engbegrenzten Lautkontinuum übertragen werden können. Eine 1:1-Zuordnung von kleinsten isolierbaren Inhaltselementen und Ausdrücken, wie sie von der Generativen Semantik für die semantische Struktur erstrebt wird, scheidet daher für Ausdrücke einer natürlichen Sprache von vornherein aus, da sie bei der Komplexität des zu übermittelnden Inhalts das Perzeptionsvermögen des Menschen übersteigen und den Bedürfnissen der aktuellen Kommunikation nicht gerecht würde. Auf die höchst problemreiche Frage, was denn sinnvollerweise als kleinste isolierbare Inhaltseinheit zu gelten habe, kann hier nicht näher eingegangen werden; wir werden jedoch darauf zurückkommen (vgl. .2. . ) .
In natürlichen Sprachen ist es somit vielfach notwendig, Inhaltselemente zu Inhaltskonfigurationen zusanmenzufassen, die als Ganzes mit einem einzigen Ausdruck bezeichnet werden, der allerdings seinerseits meist komplex ist (so vor allem in der Lexik). Durch diesen Zwang zur Sparsamkeit im Ausdruck gewinnen natürliche Sprachen eine besondere Ökonomie in bezug auf die Performanz, die allerdings meist durch Komplikationen der Zuordnung von Ausdruck und Inhalt und damit durch eine Belastung der Kompetenz erkauft ist. Dabei zeigt sich die Ökonomie natürlicher Sprachen nicht nur in diesem allgemeinen Verfahren, komplexe Inhalte mit einem Ausdruck zusanmenzufassen, sondern vor allem darin, daß für gewisse häufig vorkeimende Inhalte - nach dem Gesetz des geringsten Kraftaufwands (Zipf 1949) - besonders kurze Ausdrücke verwendet werden (so vor allem bei nicht-lexikalischen Zeichen, z.B. den Flexiven). In diesem Sinn kann man sagen, daß die Frequenz in der Performanz mitbestimmt, wie die Kompetenz eingerichtet ist (vgl. Werner, z.B. 1975c:459f. oder 1977:28Of; auch Martinet 1963:164ff.; allgemein zur sprachlichen Ökonomie vgl. Moser, z.B. 1973, 1974). Mit diesen Beobachtungen zur Ökonomie natürlicher Sprachen soll jedoch nicht der Eindruck erweckt werden, als ob sich alle Komplikationen durch diesen einen Aspekt der Ökonomie erklären ließen. Oft ist das Gegenteil der Fall; hier müßten zur Erklärung die Diachronie bzw. andere Aspekte der Sprachökonomie einbezogen werden. Das Problem der Ökonomie natürlicher Sprachen ist viel zu komplex, als daß wir es im Rahmen dieser Arbeit gleichsam am Rande mit erledigen könnten. Wir werden nur von Fall zu Fall darauf hinweisen, wenn die angedeuteten Zusammenhänge besonders augenfällig sind. Den allgemeinen theoretischen Rahmen für unsere Untersuchungen bildet das Granroatikmodell der Generativen Semantik, wie es z.B. in den Arbeiten von Lakoff 1971, 1972 und McCawley 1968, 1971 entworfen wurde. Allerdings
geht es uns nicht darum, für alle Erscheinungen streng eine einheitliche Theorie zur Beschreibung zugrunde zu legen, sondern wir werden im Einzelfall die zu erklärenden sprachlichen Phänomene jeweils durch die Technik erklären, die uns dafür beim gegenwärtigen Stand der Forschung am geeignetsten erscheint. So werden wir zur Beschreibung bestürmter referentieller Beziehungen auf das Modell von Wunderlich 1970a zurückgreifen und bei der Analyse von Sprechaktkategorien (z.B. "Imperativ" und "Frage") Begriffe der Sprechakttheorie verwenden. Auf eine methodische Besonderheit der Darstellung muß noch hingewiesen werden. Wir gehen zwar von der theoretischen Konzeption der Generativen Semantik aus, beschreiben aber die Zuordnungsbeziehungen nicht als streng formalisierten generativen Prozeß, sondern beschränken uns darauf, in einigen Fällen eine Skizze der Ableitung zu geben. Ziel der Einzeluntersuchungen ist es, die relevanten Faktoren auf den verschiedenen Ebenen zu erkennen und in einem Zuordnungsschema aufeinander zu beziehen. Dabei gehen wir nicht nur von der Sprecherperspektive aus, fragen also nicht nur, wie Inhalte ausgedrückt werden, sondern auch, wie der Hörer aus gegebenen Ausdrücken bzw. Äußerungen in Kommunikationssituationen Inhalte entnehmen kann. Um die Arbeit in einem vertretbaren Rahmen zu halten, wird auf eine breit angelegte theoretische und methodische Grundlagendiskussion ebenso verzichtet wie auf einen ausführlichen Forschungsbericht. Einige wichtige terminologische Klärungen und Hinweise zur Forschungssituation geben wir in dem Kapitel "Grundlagen und Vorbereitung". Bei der umfassenden Thematik dieser Arbeit können die angesprochenen Probleme keineswegs erschöpfend geklärt werden. Daher kann es auch nicht unser Ziel sein, möglichst alle Zuordnungstypen vollständig zu beschreiben. Wir sehen die Relevanz dieser Arbeit darin, zu einem besseren Verständnis von Sprache als System von Zuordnungen beizutragen, indem für das Deutsche allgemeine Prinzipien deutlich gemacht und bei nicht-lexikalischen Zeichen Zuordnungstypen aufgestellt werden, die eine Einordnung der hier wesentlichen vielfältigen Faktoren ermöglichen. Damit will diese Arbeit zugleich einen Beitrag zur grattnatischen Beschreibung des Deutschen leisten, indem sie neue Einsichten in Ausdruck und Inhalt grammatischer Kategorien vermittelt. Durch eine genaue Unterscheidung der Erscheinungen auf der Ausdrucksseite, der Kategorieebene und der Inhaltsseite wird es möglich, manche tradierte Auffassung als inkonsistent zu erkennen und zu revidieren. Es könnte dann eine Aufgabe künftiger Arbeiten sein, diese Ergebnisse in eine formalisierte transformationelle Beschreibung umzusetzen.
O.
GRUNDLAGEN UND VORBEREITUNG
O.1.
"Ausdruck" und "Inhalt" sprachlicher Zeichen
Wir gehen von Begriff des sprachlichen Zeichens aus, wie es von de Saussure als zweiseitige Einheit, als konventionelle Verbindung eines Bezeichnenden ("signifiant") mit einem Bezeichneten ("signifie") definiert wurde. Diese zwei Seiten des sprachlichen Zeichens nennen wir nach Hjelmslev Ausdruck (A) und Inhalt ( I ) . Zwischen Ausdruck und Inhalt besteht Solidarität, d.h., Ausdruck und Inhalt "setzen sich notwendigerweise gegenseitig voraus. Ein Ausdruck ist nur Ausdruck kraft dessen, daß er Ausdruck für einen Inhalt ist,
und ein Inhalt
ist nur Inhalt kraft dessen, daß er Inhalt für einen Ausdruck ist" (Hjelmslev 1943;1974:53). Wir verwenden den Terminus "Ausdruck" also inmer im Sinn von "Ausdruck eines Zeichens" und unterscheiden davon Ausdruckskonponenten, aus denen sich ein Zeichen (genauer: der Ausdruck eines Zeichens) erst zusammensetzt. Ausdruckskomponenten können Phoneme sein oder auch höhere Einheiten, die isoliert selbst Zeichen sind, in bestimmten Zeichenkombinationen jedoch nur als Ausdruckskcmponenten verwendet werden, z.B. Lexeme als Ausdruckskomponenten von Idiomen. Außerdem werden die Begriffe "Ausdruckselement", "Ausdruckseinheit", "Ausdrucksmittel" verwendet, die noch keine Differenzierung im Sinn von "Ausdruck" versus "Ausdruckskomponente" beinhalten. Die Ausdrucksseite natürlicher Sprachen manifestiert sich zwar als Lautkontinuum, jedoch ist damit nicht impliziert, daß der Ausdruck sprachlicher Zeichen in jedem Fall lautlicher Art sein müsse. Im Deutschen sind im wesentlichen vier verschiedene Ausdruckstypen zu unterscheiden: 1. phonemische Ausdrücke, die in sich bereits eine komplexe Ausdrucksstruktur bilden (Kette von Phonemen, die ihrerseits Bündel distinktiver Merkmale darstellen; der Terminus "phonemisch" wird hier im engen Sinn von "segmental-phonemisch" verwendet);
2. Zero-Elemente, also Ausdrücke, die darin bestehen, daß an bestimmter Stelle im Syntagma ein phonemischer Ausdruck fehlt; 3. syntaktische Ausdrücke bzw. Ausdruckskcmponenten, die durch abstrakte Relationen zwischen phonemischen Ausdruckselementen konstituiert werden (z.B. Anordnung phonemischer Ausdrücke [Reihenfolge] oder syntaktische Relation zwischen den Elementen eines diskontinuierlichen Ausdrucks); 4. suprasegmentale Merkmale (z.B. Satzakzent und Intonation), die segmental-phonemische Ausdrücke überlagern. Außerdem müssen bei der Zuordnung von Ausdruck und Inhalt immanente Merkmale in Betracht gezogen werden, da sonst die eindeutige Dekodierung gewisser Äußerungen nicht erklärt werden kann. Diese immanenten Merkmale (z.B. das Genus oder [±zählbar]) stellen inhärente syntaktische bzw. semantische Merkmale von Lexemen dar und sind folglich nicht als Ausdruckskcmponenten zu betrachten (vgl. Kap. 2: Zero und immanente Merkmale). Der Ausdruck sprachlicher Zeichen kann also auf verschiedene Art gebildet werden und muß nicht ininer direkt materieller Natur sein. Oft besteht er auch aus einer Kombination heterogener Ausdruckskcmponenten. Jedoch läßt sich eine gewisse Hierarchie der Ausdruckstypen annehmen, da sowohl die materiell nicht direkt faßbaren Ausdrucksarten wie auch die suprasegmentalen Merkmale phonemische Ausdrücke voraussetzen. Insofern ist die Ausdrucksseite der Sprache insgesamt als materiell faßbares Lautkontinuum zu definieren. Wir betrachten Zero-Elemente als materiell nicht faßbar, da sie sich nicht als Pause im Lautkontinuum segmentieren lassen. Syntaktische Ausdrücke wie die Reihenfolge sind als Relation, als Regel der Anordnung abstrakt und materiell nicht faßbar. Nur das Ergebnis unterschiedlicher Anordnung, die Anwendung der Regel also, läßt sich materiell fassen, soweit sich die Einheiten materiell unterscheiden.
Die verschiedenen Ausdruckstypen des Deutschen werden in folgendem Schema zusammengestellt: (Fig.l) Ausdruck(skomponente)
segmental- (+) Zero (+) syntaktisch (+) suprasegmentale phonemisch Merkmale (+) zeigt an, daß der Ausdruck oft erst durch eine Kombination heterogener Ausdruckskomponenten gebildet wird.
8
Eine weitere Differenzierung und Charakterisierung der Ausdruckstypen erfolgt in den einzelnen Kapiteln des Hauptteils, für die lexikalischen Einheiten in O.2.1. Ungleich schwieriger als die Definition der Ausdrucksseite der Sprache bzw. der einzelnen Ausdruckstypen ist die Frage zu beantworten, was ein Inhalt, eine Bedeutung sei. Soweit man bei Sprachbeschreibungen überhaupt versucht hat, diese Frage zu klären, wurde meist ein Aspekt der Bedeutung sprachlicher Zeichen und Zeichenkambinationen isoliert und zur Grundlage einer bestimmten Bedeutungstheorie gemacht. Während z.B. die Referenzsemantik den Bedeutungsbegriff auf die Bezeichnungsfunktion der Sprache einschränkt, wird dieser Aspekt von der Inhaltssemantik wiederum völlig außer acht gelassen. Erst in jüngster Zeit erkennt man immer mehr, daß die Bedeutung sprachlicher Zeichen und Zeichenkombinationen ein in sich heterogener Bereich ist und daß eine adäquate semantische Theorie natürlicher Sprachen die verschiedenen Aspekte der Bedeutung zueinander in Beziehung setzen muß, die bisher von Einzeltheorien isoliert behandelt wurden (vgl. dazu Wunderlich 1974:236f.). Es kann hier nicht der Versuch unternommen werden, in einer breit angelegten Grundlagendiskussion eine solche semantische Theorie zu skizzieren. Wir werden nur kurz wichtige Begriffe klären, so wie sie in dieser Arbeit verwendet werden. Wir verstehen unter "Inhalt" all das, was man mit sprachlichen Ausdrücken in der Kommunikation erreichen kann (vgl. auch Heringer 1974:9). Bei einem so weitgefaßten Inhaltsbegriff ist nach verschiedenen Inhaltstypen zu differenzieren. Diese verschiedenen Typen sind u.E. zwei Inhaltsbereichen zuzuordnen. Der eine Bereich, bezogen auf die außersprachliche Welt, umfaßt den Inhalt oder die Bedeutung sprachlicher Ausdrücke und Äußerungen, wie er in einer Inhalts-, Referenz- und Sprechaktsemantik geklärt wird; der andere Bereich, bezogen auf den Text selbst, umfaßt Angaben über den sprachlichen Aufbau der Äußerung selbst (also z.B. innertextliche Referenzbeziehungen) , die wir nach Werner 1975c als kommunikative Funktionen bezeichnen, sowie gewisse differentielle (zeichendifferenzierende)
Funk-
tionen sprachlicher Ausdrücke. Kommunikative und differentielle Funktionen fassen wir zusammen unter dem Begriff der innertextlichen Funktion. Diesen Bereich der innertextlichen Funktionen werden wir bei der Analyse der kommunikativen und differentiellen Funktion der Flexive in 1.3. explizieren. Den Inhaltsbereich, der durch eine Inhalts-, Referenz- und Sprechaktsemantik beschrieben wird, fassen wir unter dem Begriff des Inhalts im
engeren Sinn. Für "Inhalt im engeren Sinn" verwenden wir ohne Unterschied auch den Begriff der Bedeutung. Wunderlich (1974:236f.) expliziert die drei genannten Aspekte oder 'Varianten des Bedeutungsbegriffs" wie folgt: 1. "Die sprachinterne Bedeutung sprachlicher Ausdrücke, wie sie in einer Inhaltssemantik geklärt wird. In welchem Bedeutungsverhältnis stehen sprachliche Ausdrücke zueinander?" 2. "Die sprachexterne Bedeutung sprachlicher Ausdrücke bzw. ihr Sachbezug, wie er in einer Referenzsemantik geklärt wird. In welchem Verhältnis stehen sprachliche Ausdrücke zu den Bereichen menschlicher Erfahrungsgegenstände ...?" 3. "Die Bedeutung sprachlicher Äußerungen in Konmunikationssituationen, wie sie in einer Sprechhandlungssemantik geklärt wird. Welche Bedeutung hat eine Äußerung für einen Sprecher und für den (die) Angesprochenen ..., relativ zur Entwicklung der zwischen ihnen bestehenden sozialen Situation?" (Zum Begriff der "Sprechaktsemantik" als "auf mögliche Anwendungen bezogene" Bedeutung vgl. auch Wunderlich 1976:11f.) Folgendes Schema verdeutlicht die Differenzierung des Inhaltsbegriffs, wie sie für diese Arbeit zugrunde gelegt wird: (Fig.2) Inhalt im weiteren Sinn
Inhalt im engeren Sinn = Bedeutung = Semantik (bezogen auf die außersprachliche Welt)
Inhaltssemantik
Referenzsemantik
SprechaktSemantik
innertextliche Funktionen (bezogen auf den Text selbst)
kommunikative Funktion
differentielle Funktion
In Fig.2 wird "Semantik" nicht in der Lesart 'Lehre von der Bedeutung', sondern in der Lesart 'Bedeutung' verwendet; vgl. Abraham 1974:395. Die Termini Inhalts-, Referenz- und Sprechaktsemantik lassen sich korrelieren mit Coserius Unterscheidung von Bedeutung ("der einzelsprachlich gegebene Inhalt"), Bezeichnung ("der Bezug auf das Außersprachliche oder dieses Außersprachliche selbst") und Sinn ("die texteigene Ebene des Semantischen"; vgl. z.B. Coseriu 1973:9 und 1 9 7 2 : 8 2 ) . Neben der spezifisch linguistischen Verwendung des Begriffs Funktion (im Sinn der differentiellen und kommunikativen Funktion, vgl. 1.3., und im Sinn der grammatischen Funktionen Chomskys, vgl. Chomsky 1965; 1972:68) verwenden wir diesen Begriff mitunter auch, wie im allgemeinen Sprachgebrauch üblich, im Sinn von 'Aufgabe, Rolle, Leistung 1 , z.B. in dem Kontext: eine Funktion erfüllen.
10
Wir gehen entsprechend der allgemeinen Problemstellung dieser Arbeit davon aus, daß der Gegenstand Sprache als ein System zu betrachten ist,
das
Ausdrücke und Inhalte aufeinander bezieht. "Die Beschreibung einer Sprache besteht also darin zu beschreiben, in welcher Art Bedeutungen und Laute in dieser Sprache aufeinander bezogen sind" (McCawley 1972:361). Da diese Zuordnungsbeziehungen im nicht-lexikalischen Bereich in den meisten Fällen äußerst kompliziert und nur über verschiedene Zwischenstufen zu erklären sind, vermeiden wir hier den Terminus "Morphem", da er - zumindest in der bekannten Definition von Hockett (1958;1968:123) - eine unmittelbare Kopplung von Ausdruck und Inhalt impliziert (auf die Problematik des Morphembegriffs kommen wir noch einmal im 1. Kapitel bei der Behandlung der Flexive zu sprechen).
O.2.
Lexikalische versus nicht-lexikalische Zuordnung von Ausdruck und Inhalt Wir beziehen uns mit der Unterscheidung von lexikalischer und nicht-
lexikalischer Zuordnung von Ausdruck und Inhalt auf eine Erscheinung natürlicher Sprachen, die in fast jeder Sprachbeschreibung eine wichtige Rolle spielt. Traditionell wird sie unter den Termini "lexikalische" und "grammatische Bedeutung" behandelt, denen u.a. die Termini "lexical" und "structural meaning" (z.B. bei Ch.Fries 1954) entsprechen (vgl. dazu z.B. Brekle 1972:85; zum Begriff "nicht-lexikalisch" vgl. die Einleitung). So wohlbekannt die Erscheinung selbst ist,
so schwierig scheint die Ex-
plikation dieser Unterscheidung. U.E. sind bereits die Begriffe "lexikalische" und "grammatische Bedeutung" irreführend, da sie den Anschein erwecken, als gründe sich der Unterschied vor allem auf verschiedene Arten der Bedeutung. So hat man auch vielfach zur Explikation semantische Kriterien herangezogen, die sich jedoch nicht präzise fassen lassen und daher unbrauchbar bleiben (vgl. z.B. W.Schmidt 1969:271: "Für die grammatischen Bedeutungen ist es charakteristisch, daß sie abstrahierte Bewußtseinsinhalte von hoher Allgemeinheit sind ..."). Demgegenüber läßt sich die Unterscheidung "lexikalische versus nichtlexikalische Zuordnung von Ausdruck und Inhalt" zumindest für das Deutsche klar durch formale Kriterien begründen. Hier kommen zwei Aspekte in Betracht, die sich gegenseitig ergänzen: zum einen das Kriterium unterschiedlicher Ausdruckstypen (lexikalische versus nicht-lexikalische Ausdruckseinheiten) und zum anderen das Kriterium unterschiedlicher Zuordnungstypen
11
(ohne bzw. mit Vermittlung grammatischer Kategorien). Unter Bezug auf diese beiden Kriterien ist die nicht-lexikalische Zuordnung als Verfahren zu definieren, Inhalte durch nicht-lexikalische Einheiten auszudrücken, wobei in den meisten Fällen die Vermittlung von grammatischen Kategorien notwendig
ist. Während lexikalische Ausdruckseinheiten inner Phonemfolgen darstellen (eine Differenzierung lexikalischer Ausdrücke geben wir in O.2.1.), kamen bei nicht-lexikalischen Einheiten alle im Deutschen möglichen Ausdruckstypen vor (vgl. Fig.1). Lexikalische und nicht-lexikalische Einheiten sind also z.T. bereits durch den Ausdruckstyp (phonemisch versus nicht-phonemisch) unterschieden. Innerhalb der phonemischen Ausdrücke lassen sich lexikalische Einheiten im Deutschen gegenüber nicht-lexikalischen durch ihre Akzentuierung kennzeichnen (bei Lexemen Starkdrucksilben, bei nicht-lexikalischen Ausdrücken, z.B. Flexiven, Schwachdrucksilben bzw. Zugehörigkeit zur Starkdrucksilbe des Lexems, z.B. geben, gibst) . Unter phonemischen nicht-lexikalischen Einheiten fassen wir nur "grammatische" Morpheme. Reguläre Wortbildungen lassen sich zwar auch durch grammatische Regeln beschreiben und gehören insofern (im Unterschied zu lexikalisierten Wortbildungen) nicht ins Lexikon; sie setzen sich aber aus lexikalischen Einheiten (bzw. aus einer lexikalischen Einheit und Derivationsmorphemen) zusammen und sind nicht als Ausdruck grammatischer Kategorien zu betrachten; daher rechnen wir sie nicht zum Gegenstand dieser Arbeit (vgl. dazu auch .2. . ) .
Grundlegend für die Unterscheidung lexikalischer und nicht-lexikalischer Einheiten ist neben der Verschiedenheit des Ausdrucks die Verschiedenheit der Zuordnung. Während sich die lexikalische Zuordnung als Verbindung eines komplexen Ausdrucks mit einem bzw. (bei Polysemie) mehreren Inhaltskomplexen charakterisieren läßt, wobei es keiner Vermittlung von Kategorien bedarf, ist die nicht-lexikalische Zuordnung von Ausdruck und Inhalt in den meisten Fällen so kompliziert, daß die Einführung granmatischer Kategorien als kognitiver Ordnungsschemata notwendig wird (den Begriff der grammatischen Kategorie und ihre heuristische Funktion werden wir genauer in O.2.2. erklären). Unsere Definition der nicht-lexikalischen Zuordnung als ein Verfahren, Inhalte über die Vermittlung von granmatischen Kategorien auszudrücken, stintnt im wesentlichen mit zwei bekannten formalen Erklärungen des Unterschieds zwischen graimatischer und lexikalischer Bedeutung überein. Wir meinen zum einen die formale Differenzierung der generativ-transformationellen Grammatik: Danach werden Elemente, die in der Basis als Konstante, die unseren grammatischen Kategorien entsprechen, repräsentiert sind, als
12
Elanente mit "grammatischer" Bedeutung aufgefaßt; im Unterschied dazu sind die Elemente, die in der Basis als Variable über einer bestürmten Klasse "lexikalischer" Elemente zu verstehen sind, als Einheiten mit "lexikalischer" Bedeutung aufzufassen (vgl. Brekle 1972:87). Die andere bekannte Erklärung besteht in der Korrelation von "grammatischen" und "lexikalischen" Bedeutungen mit "geschlossenen" und "offenen" Klassen sprachlicher Zeichen (vgl. z.B. Lyons 1968;1971:445f.). Mit dem Begriff der grammatischen Kategorie ist impliziert, daß es für jede Sprache eine abzahlbare Menge granroatischer Kategorien gibt, die geschlossene Klassen sprachlicher Zeichen erfassen. So lassen sich also im Deutschen lexikalische und nicht-lexikalische Ausdruckseinheiten bzw. lexikalische und nicht-lexikalische Zuordnung von Ausdruck und Inhalt formal klar unterscheiden. In der semantischen Struktur besteht jedoch, z.B. auch nach der Konzeption der Generativen Semantik, kein Unterschied zwischen Inhalten, die bei einer konkreten Ableitung lexikalisch ausgedrückt werden, und solchen, denen nicht-lexikalische Ausdrücke entsprechen. Diese Unterscheidung erfolgt erst bei der Ableitung und ist von der Beschaffenheit einer einzelsprachlichen Grammatik abhängig, die für gewisse semantische SubStrukturen lexikalische Einheiten bereithält, während andere semantische Einheiten und Relationen zunächst in grammatische Kategorien überführt werden, die dann an der Oberfläche verschieden realisiert werden. Die Grammatik einer Einzelsprache umfaßt also im Sinn der Generativen Semantik sowohl die lexikalische wie die nicht-lexikalische Zuordnung von Ausdruck und Inhalt. (Fig.3) -Typen (im Deutschen)
phonemisch Zero \ lex.
sem.Str.
syntaktisch
Zuordnung
suprasegm.Merkmale
nicht-lex. Zuordnung über gramm. Kat.
Inhalte
-Typen = Ausdruckstypen; sem.Str. = semantische Struktur; lex. = lexikalisch; gramm. = grammatisch; Kat. = Kategorie(n)
Am Schluß dieser Arbeit werden wir, nachdem wir im Hauptteil verschiedene grammatische Kategorien des Deutschen semantisch analysiert haben, auf die Frage zurückkommen, ob sich für die einzelsprachliche Zuordnung bestimmter Inhalte zu nicht-lexikalischen Ausdrücken nicht doch gewisse Kriterien, semantischer oder anderer Art, finden lassen.
13
.2.1. Prinzipien der lexikalischen Zuordnung von Ausdruck und Inhalt Unter lexikalischer Zuordnung von Ausdruck und Inhalt verstehen wir alle Möglichkeiten, Inhalte durch lexikalische Einheiten auszudrücken. Wie wir bereits erwähnt haben, stellen lexikalische Ausdrücke inner Phonemfolgen dar. Dabei lassen sich, wie folgendes Schema zeigt, im,wesentlichen vier verschiedene Typen lexikalischer Einheiten unterscheiden: (Fig.4) lexikalische Einheiten (Lexeme)
lexikalische (S tamm-)Mo rpheme
lexikalisierte Kompo sita
lexikalisierte Ableitungen
Idiome
Wir haben Derivationsmorpheme hier nicht a u f g e f ü h r t , da sie u . E . zu den nicht-lexikalischen Einheiten zu rechnen sind. Vgl. Brekle 1972:86 und als Gegenposition z . B . Kürschner 1973:338ff.
Unter den lexikalischen Einheiten sind die Stamm-Morpheme ausdrucksmäßig am einfachsten strukturiert. Sie bestehen aus einem einzigen Zeichen, das sich auf der Ausdrucksseite als Phonemkette darstellt. Allerdings handelt es sich auch bei diesem einfachsten Fall bereits um eine komplizierte Ausdrucksstruktur, da die Phoneme ihrerseits wieder Bündel distinktiver Merkmale sind. In vielen Fällen werden lexikalische Einheiten jedoch erst durch Zeichenkombinationen gebildet. Hier sind im wesentlichen drei Typen zu unterscheiden: Konposita als Kombinationen zweier oder mehrerer Stamm-Morpheme (Beispiel: Hauptmann), Ableitungen als Kombinationen eines Starrm-Morphems mit Wbrtbildungselementen (Beispiel: bestellen) und Idiome als Kombinationen lexikalischer und nicht-lexikalischer Zeichen in einem mehr oder weniger umfangreichen Syntagma (Beispiel: einen Book schießen). Kennzeichnend für diese Zeichenkombinationen, soweit sie als lexikalische Einheiten gelten, ist, daß einerseits der Ausdruck, die Kombination der Zeichen, nicht der freien Kombinierbarkeit durch den Sprecher unterliegt, sondern im System der Sprache festgelegt ist, und daß andererseits die Semantik dieser komplexen Lexeme eine Einheit bildet, die sich nicht aus den Einzelzeichen herleiten läßt. Sog. idiomatisierte Komposita wie Grünschnabel, Blaustrumpf unserer Einteilung zu den lexikalisierten Komposita.
gehören nach
14 Von den lexikalisierten Komposita und Ableitungen (Beispiele: Handschuh; verlieren) zu unterscheiden sind die sog. regelmäßigen oder produktiven Bildungen (Beispiele: Hausschuh; versinken), bei denen der Sprecher selbst kreativ die Zeichenkombination vornehmen bzw. der Hörer die Semantik der Zeichenkombination aus der Semantik der Einzelzeichen auf der Grundlage seiner Weltkenntnis rekonstruieren kann. Dabei lassen sich zwischen regelmäßigen und lexikalisierten Bildungen verschiedene Grade der "Lexikalisierung" unterscheiden. Auf die Problematik der regelmäßigen Bildungen, die nicht mehr in den Bereich des Lexikons gehören, kann hier nicht näher eingegangen werden (man vergleiche dazu zwei neuere Arbeiten: Kürschner 1974, Zifonun 1973). Auch bei den Idiomen kann nach verschiedenen Graden der ^Lexikalisierung" differenziert werden. Neben "reinen Idiomen", die keine Kommutation der Einzelteile zulassen (Beispiel: ins Gras beißen), sind andere "idiomatische Ausdrücke" oder "phraseologische Verbindungen" zu unterscheiden, bei denen die Kommutation der Einzelteile nur z.T. eingeschränkt ist und die daher weitgehend durch grammatische Regeln beschreibbar sind (Beispiel: in Erfahrung bringen [vgl. Herrlitz 1973]; zur Idiomatik vgl. Burger 1973 sowie den Übersichtsartikel· von Heiler 1973).
In einigen Fällen finden sich bei lexikalischen Einheiten gewisse Komplikationen des Ausdrucks, die dadurch bedingt sind, daß zur Phonemkette nicht-phonemische Ausdruckskcmponenten hinzukönnen. So gehört z.B. zum Ausdruck diskontinuierlicher Lexeme (z.B. Partikelverben) eine syntaktische Regel, die die phonemischen Teile aufeinander bezieht (s.u. Beispiel (1); vgl. dazu auch 1.1.4. Diskontinuität [bei Flexiven]); oder bei einzelnen Lexemen sind suprasegmentale Merkmale wie Wbrtakzent und Junktur als Ausdruckselemente mit differentieller Funktion zur Phonemkette hinzuzurechnen (Beispiele (2) und (3); vgl. auch Kap. 4: Akzent und Intonation). 1l) Er
s c h e n k t
d e n Wein
a u s .
(2) übersetzen - übersetzen (3) Kuchen /küxen/ - Kuhchen /kü+xen/ (Vgl. Werner 1973b:86ff.)
Eine weitere Komplikation des Ausdrucks besteht bei lexikalischen Zeichen ebenso wie bei Flexiven darin, daß Lexem und Flexiv nicht immer klar segmentierbar sind. So können sich Lexem und Flexiv bis hin zum Suppletivwesen amalgamieren (z.B. bin - uar; vgl. dazu 1.1.3. Das Problem der Segmentierbarkeit von Lexem und Flexiv). Die Zuordnung von Ausdruck und Inhalt einzelner lexikalischer Zeichen läßt sich in der Rsgel als unmittelbare Kopplung eines Ausdrucks mit einem Inhaltskomplex, also als 1:1-Zuordnung zweier Strukturen, charakterisieren.
15
(Fig.5) A(-Str.) lex. Zeichen I(-Str.)
In einigen Fällen - meist verbunden mit dem Problem der Segmentierbarkeit - findet sich jedoch auch bei lexikalischen Zeichen als Komplikation der Zuordnung Polymorphie, die ebenso wie bei Flexiven phonologisch und morphologisch determiniert sein kann. (Fig.6) A(-Str.)i
A(-Str.)2 polymorphes lex. Zeichen
I(-Str.) Beispiele: Tag [tak] / Tag-e [taga] hab-(en)
ha-(t)
(phonologisch determiniert) (morphologisch determiniert)
Trotzdem sind lexikalische Ausdrücke verglichen mit Flexiven und ihrer überaus vielgestaltigen Polymorphie nur in geringem Maße kontextabhängig. Da sich lexikalische Ausdrücke außerdem iitmer materiell faßbar als Phonemketten (bzw. im Extremfall als einzelne Phoneme) manifestieren, können lexikalische Einheiten gewissermaßen als autonome Zeichen im Lexikon einer Sprache aufgelistet werden. Neben Polymorphie kanmen als Komplikationen der Zuordnung bei lexikalischen Zeichen Polysemie bzw. Homonymie und Synonymie in Betracht. Von diesen Komplikationen betreffen jedoch nur Polymorphie und Polysemie die Art der Zuordnung innerhalb eines einzelnen lexikalischen Zeichens, da auch im Fall verschiedener homonymer bzw. synonymer Zeichen bei den einzelnen Zeischen jeweils eine Ausdrucksstruktur einer Inhaltsstruktur zugeordnet ist. Denn im Unterschied zu polymorphen Zeichen sind Synonyme in den meisten Fällen nicht bedeutungsidentisch, sondern durch feine semantische Unterschiede als verschiedene Zeichen ausgewiesen.2 Bei polysemen Zeichen dagegen ergibt sich folgende Zuordnung:
Wandruszka (1969b:22O) macht diese Unterscheidung von Polymorphie und Synonymie nicht, sondern beschreibt Synonymie als lexikalische Polymorphie.
16 (Fig.7) A(-Str.) polysemes lex. I(-Str.)2
Zeichen
I(-Str.)3
Beispiel:
Fuß
Lesart 1: 'Körperteil'
Lesart 2: 'Längenmaß'
Wir wollen hier auf die Problematik der lexikalischen Polysemie bzw. Homonymie nicht näher eingehen, verweisen jedoch auf Weydt, der in verschiedenen Abhandlungen gezeigt hat, daß Mehrdeutigkeit in natürlichen Sprachen weit seltener vorkommt, als gewöhnlich angencrnnen wird. Denn viele Fälle, die "ambig" genannt wurden, sind als Fälle von "Unbestimmtheit" zu erklären; d.h., "daß eine gewisse Unterscheidung (die man vielleicht erwartet) sprachlich nicht gemacht wird" (Weydt 1975a:243; vgl. auch Weydt 1972, 1973, 1974; ebenso Coseriu 1970:58f.). Auf zwei Aspekte muß noch hingewiesen werden, die für unsere Problemstellung wichtig sind. Zum einen ist es im Hinblick auf Komplikationen bei nicht-lexikalischen Zeichen wesentlich hervorzuheben, daß zur Beschreibung dieser Komplikationen der lexikalischen Zuordnung aufgrund der relativ geringen Polymorphie in der Regel keine Zwischenstrukturen zwischen Ausdrucksstruktur und Inhaltsstruktur(en) eines einzelnen lexikalischen Zeichens angenommen werden müssen. Zum anderen soll bereits hier darauf hingewiesen werden, daß diesen Komplikationen ein gewisses abstraktes Prinzip allgemeinster Art zugrunde liegt, das bei der Zuordnung von Ausdruck und Inhalt sowohl im lexikalischen wie im nicht-lexikalischen Bereich inner wiederkehrt. Dieses Prinzip läßt sich z.B. unter den Termini "Polysemie" und "Polymorphie" bzw. "Synonymie" fassen oder allgemein wie folgt formulieren: Bei der Zuordnung von Einheiten zweier einander unmittelbar zugeordneter Ebenen treten häufig Komplikationen auf, so daß einer einzigen Einheit der einen Ebene zwei oder mehrere Einheiten der anderen zugeordnet sind und umgekehrt. Wir werden darauf bei unseren Untersuchungen im nicht-lexikalischen Bereich wiederholt zurückkommen (vgl. z.B. 1.1.6. und 1.4.; vgl. auch Wandruszka 1969b:231). So wie lexikalische Ausdrücke immer bereits komplexe Ausdrucksstrukturen darstellen, so handelt es sich auch beim Inhalt lexikalischer Zeichen fast immer um eine mehr oder weniger komplexe Inhaltsstruktur. Wir gehen von der
17
Konzeption der Generativen Semantik aus, daß die Bedeutung lexikalischer Zeichen durch Zerlegung und Rückführung auf semantische Grundeinheiten (lexikalische Dekanposition) beschrieben werden kann. Wenn wir auch die prinzipielle Problematik dieses Verfahrens und die Unzulänglichkeit
bis-
heriger Analysen sehen, sind wir doch der Ansicht, daß es bei genügend sorgfältiger Einführung semantischer Grundeinheiten ("atomare" Prädikate und Individuenvariable)
und Strukturen möglich ist, die Bedeutung lexikalischer
Einheiten als semantische SubStrukturen zu beschreiben, wobei die Bedeutung der "atomaren" Prädikate durch Bedeutungspostulate festgelegt ist
(vgl. da-
zu Wunderlich 1974:285ff.). Problematisch bleibt vor allem die Frage, was als kleinste Inhaltseinheit zu gelten habe, die in die erstrebte l:1-Zuordnung mit einem kunstsprachlichen Ausdruck eingehen könnte. Wenn wir oben in bezug auf die kleinsten Einheiten den in der Generativen Semantik üblichen Begriff "atomar" verwendet haben, so ist er nicht im strengen Sinn als "nicht weiter zerlegbar", sondern als Bezeichnung für Grundeinheiten einer Theorie zu verstehen. Denn die Suche nach letzten, nicht weiter zerlegbaren Einheiten führt in unauflösbare Schwierigkeiten, da sich jeder Inhalt weiter zerlegen, durch mehrere Ausdrücke paraphrasieren läßt. Eine l:1-Zuordnung ist daher immer nur in Annäherung zu erreichen. Es ist jedoch sicher sinnvoll, die Decomposition im Einzelfall so weit zu treiben, "daß Unterschiede im Ausdruck zwischen zwei Sprachen (oder innerhalb einer Sprache für gleiche/ähnliche Inhalte) aufgehoben und auf eine gemeinsame Tiefenstruktur zurückgeführt werden können; z . B . dt. Greis engl. old man ..." (Werner 1975a:127 und 1 1 3 ) .
Das Lexikon einer Sprache läßt sich also als Inventar von phonemischen Ausdrücken verstehen, denen Inhaltsstrukturen zugeordnet sind. Dabei erweist sich das Prinzip der Zuordnung einer komplexen Inhaltsstruktur zu einem Ausdruck als ökonomische Notwendigkeit, um z.B. den Beschränkungen des menschlichen Perzeptionsvermögens und der Sprechzeit zu genügen. Ebenso wie beim Ausdruck lexikalischer Einheiten lassen sich auch beim Inhalt verschiedene Grade der Komplexität unterscheiden. Als Kriterium kommen hier neben der Anzahl semantischer Grundeinheiten z.B. auch Strukturmerkmale (einfache Konjunktion der Komponenten gegenüber komplizierteren hierarchischen Strukturen; Beispiele: Tochter gegenüber tadeln', vgl. Keseling 1973:89) oder die Heterogenität der Komponenten in Betracht. So gibt es Lexeme, die nur Einheiten einer Inhaltssemantik umfassen, während andere auch referentielle Elemente enthalten (Beispiel: heute mit 'Tag' und dem Indikator JETZT) oder als sprachliche Ausdrücke mit Sprechaktsemantik zu beschreiben sind (Beispiel: performative Verben). Durch die Inhaltsstrukturen lexikalischer Zeichen können also alle drei Varianten des Inhalts- oder Bedeutungsbegriffs erfaßt werden.
18
Bei lexikalischen Zeichen kann somit die Komplexität sowohl in der internen Strukturierung des Ausdrucks wie des Inhalts bestehen, nicht jedoch in der Art der Zuordnung. In der Regel ist die Ausdrucksstruktur als Ganzes in unmittelbarer Kopplung der Inhaltsstruktur zugeordnet. Bei nicht-lexikalischen Zeichen dagegen kamen zu den internen Komplikationen der Ausdrucksund Inhaltsseite vielfältige Komplikationen der Zuordnung hinzu, die die Einführung vermittelnder heuristischer Konstrukte, der grammatischen Kategorien, notwendig machen.
O.2.2. Prinzipien der nicht-lexikalischen Zuordnung von Ausdruck und Inhalt: Grammatische Kategorien als heuristische Beschreibungsverfahren Wir haben die nicht-lexikalische Zuordnung von Ausdruck und Inhalt definiert als ein Verfahren, Inhalte durch nicht-lexikalische Einheiten auszudrücken, wobei in den meisten Fällen die Vermittlung von grammatischen Kategorien notwendig ist.
Dabei definieren wir grammatische Kategorien all!-
gemein als Abstraktionen von Oberflächenerscheinungen (Ausdrücken). Damit ist impliziert, daß wir den Begriff der grammatischen Kategorie in einem weiteren Sinn verstehen, der nicht nur die morphologischen Kategorien umfaßt, sondern z.B. auch die grammatische Kategorie "Satztyp" als Abstraktion der Oberflächenerscheinung Reihenfolge oder Intonation. Nach Cherubim (1975:75) sind zwei Verwendungsweisen des Begriffs der grammatischen Kategorie zu unterscheiden: die objektsprachliche und die metasprachliche Interpretation. Unsere Definition der grammatischen Kategorie entspricht der objektsprachlichen Interpretation, während in metasprachlicher Interpretation "unter grammatischen Kategorien Zeichen einer linguistischen Beschreibungssprache (= Termini) verstanden" werden ( S . 8 4 ) . Diese Formulierung bedarf u . E . der Präzisierung. Auch in objektsprachlicher Interpretation gehören grammatische Kategorien als heuristisches Prinzip der Metasprache an, indem sie Abstraktionen von Zeichen der Objektsprache darstellen, aber nicht wie nach Cherubim (1975: 75) mit diesen Zeichen gleichzusetzen sind. Im Unterschied dazu ist unter metasprachlicher Interpretation grammatischer Kategorien die Untersuchung grammatischer Termini hinsichtlich ihres Stellenwerts in einer linguistischen Beschreibungssprache zu verstehen. In diesem Sinn unterschied Palmer (1964:338) "linguistische Kategorien", bezogen auf eine Einzelsprache, und "metalinguistische Kategorien", bezogen auf eine Grammatiktheorie.
Für die Beschreibung der nicht-lexikalischen Zuordnungsbeziehungen eignet sich als theoretischer Rahmen besonders Lerots Modell einer "vielschichtigen Syntax" (1973), wobei wir uns auf die Zuordnung dreier Ebenen konzentrieren: der Oberflächenstruktur (OS), der Kategorialstruktur (Kat.-Str.)
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lind der semantischen Struktur (sem.Str.): (Fig.8) Ausdrücke
OS
Abstraktion Kategorien
Inhalte
Kat.-Str.
I
I t I
Derivation
sem.Str.
Nach Lerot (1973:115) - der sich seinerseits an Postal (1971:252f.) anlehnt - lassen sich auf dem Weg von Ausdruck zum Inhalt verschiedene Stufen der Abstraktion unterscheiden, wobei die Strukturen um so abstrakter und zugleich um so semantischer werden, je entfernter sie von der Oberflache sind. Die Kategorialstruktur entspricht im wesentlichen der Tiefenstruktur Chanskys, mit dem Unterschied, daß sie keine Ausgangsstruktur darstellt, sondern aus der semantischen Struktur abgeleitet ist. Wenn wir grammatische Kategorien als Abstraktionen von Oberflächenerscheinungen, also als Klassifikationen vielfältiger empirischer Ausdrucksdaten definiert haben, so ist damit nur eine Funktion granroatischer Kategorien erfaßt. Ihre vermittelnde Rolle zwischen Ausdrucks- und Inhaltsseite können sie nur erfüllen, da sie zugleich in bezug auf die Inhalte als ordnendes, zusammenfassendes Prinzip fungieren. In diesem Sinn stellen grammatische Kategorien Etiketten für mehr oder weniger komplizierte Inhaltsstrukturen dar, und nicht selten werden verschiedene Inhaltsstrukturen in einer polysemen Kategorie zusammengefaßt. Graninatische Kategorien sind also weder Ausdruck noch Inhalt, sondern Klassifikation des Ausdrucks wie des Inhalts und scmit ein kognitives Ordnungsschema, das zwischen Ausdruck und Inhalt vermittelt. Demnach sind grammatische Kategorien als notwendige heuristische Verfahren anzusehen, um die komplizierte Zuordnung von Ausdruck und Inhalt bei nicht-lexikalischen Zeichen adäquat zu beschreiben. Wir legen daher für unsere Untersuchungen der Zuordnungsbeziehungen bei nicht-lexikalischen Zeichen folgendes heuristische Schema zugrunde: (Fig.9) (verschiedene) Ausdrücke
t
Realisierung
(eine) grammatische Kategorie semantische Analyse (verschiedene) Inhalte
20
.3.
Zur Forschungssituation
Wie wir bereits in der Einleitung erwähnt haben, beschränken wir uns auf einige knappe Hinweise zur Forschungssituation. Zur allgemeinen Problemstellung, zur Frage, unter welchem Aspekt und mit welchen Methoden die verschiedenen Richtungen und einzelnen Autoren der modernen Linguistik die Zuordnung von Ausdruck und Inhalt untersucht und wie sie die Begriffe "Ausdruck" und "Inhalt" verwendet haben, sei auf eine Geschichte der modernen Linguistik verwiesen (z.B. Helbig 1973). Zur spezifischen Problemstellung, zu der besonderen Sicht, in der wir versuchen, Prinzipien der Zuordnung zu erkennen und durch Einzeluntersuchungen bei den grammatischen Kategorien zu belegen, kann auf keine Arbeit verwiesen werden, die dieses Problem in ähnlicher Weise behandelt hätte. Werner ist in verschiedenen Publikationen sowie in seinen Vorlesungen und Seminaren immer wieder der Problemstellung "Zuordnung von Ausdruck und Inhalt" nachgegangen (z.B. Werner 1975a) und hat zu Teilaspekten detaillierte Untersuchungen gegeben (so zum Genus im Deutschen, Werner 1975b; zu den Wortarten, Werner 1975c). Gewisse Ansätze zu einer Typologie der Zuordnungsbeziehungen in natür1lichen Sprachen finden sich bei Koschmieder 1962 und 1964, die jedoch über einige allgemeine Charakteristika nicht hinausgehen. Koschmieders Ausführungen lassen sich in dem Ergebnis zusammenfassen, daß folgende drei Zuordnungstypen als charakteristisch für natürliche Sprachen anzusehen sind (vgl. Koschmieder 1 9 6 2 : 1 2 7 f . ) : 1. "die multivalente oder multifunktionelle Zuordnung von Funktionen zu einem Zeichen"; 2. "die fakultative Zuordnung eines Zeichens zu einer Funktion insofern, als das Gemeinte zwar durch das Zeichen ausgedrückt werden k a n n und wenn das Zeichen Verwendung findet, auch stets ausgedrückt wird - aber auch aus dem Zusammenhang verstanden werden kann, ohne daß das Zeichen extra verwendet werden m ü ß t e " ; 3. "die heteromorphe [d.h. in bezug auf das sonstige System der Zuordnungen inkonsequente] Zuordnung".
In den letzten Jahren sind einige Arbeiten erschienen, die Einzelprobleme unter besonderer Betonung einer ausdrucks- und inhaltsseitigen Betrachtung untersucht haben. Hier ist vor allem die theoriekritische Arbeit von Stötzel 197O zu den deutschen Reflexivverben zu nennen, außerdem z.B. Wirmer 1973 (zu den Eigennamen) und Zifonun 1973 (zur Wortbildung). Dittmann 1976 entwirft in seiner Arbeit zu den Tempora, speziell den Futurformen in der gesprochenen deutschen Standardsprache, proyramiiatisch eine "kommunikativ-funktionale" Grammatik, um "einzelsprachliche Ausdrucksmittel als solche
21
systematisch hinsichtlich ihrer 'Funktionen' im/zum Vollzug von Sprechakten und deren Teilakten zu betrachten" (S.52). Auf wichtige Untersuchungen zu einzelnen granmatischen Kategorien werden wir jeweils bei der Analyse dieser Kategorien hinweisen. Zuordnungsbeziehungen unter dem Aspekt der Dekcdierung und ihre maschinengerechte Erfassung stehen im Mittelpunkt der maschinellen Sprachanalyse. Grundprobleme stellen dabei die autonatische Disambiguierung von Mehrdeutigkeiten und die Unsetzung theoretisch-gramnatischer Erkenntnisse in automatisierbare operative Verfahren dar. Aus der umfangreichen Literatur zur maschinellen Sprachbearbeitung sei vor allem auf Eggers 1969 und die Arbeiten seiner Saarbrücker Mitarbeiter verwiesen, z.B. H.J.Weber 1974.
VERSCHIEDENE ARTEN, INHALTE IM DEUTSCHEN ÜBER GRANMATISCHE KATEGORIEN AUSZUDRÜCKEN 1.
PHONEMISCH: FLEXIVE
Gewöhnlich rechnet man zu den phonemischen nicht-lexikalischen Ausdrücken sog. gebundene Einheiten wie Flexive und Wortbildungselemente und sog. freie Einheiten wie Pronomina, Präpositionen und Konjunktionen (vgl. Brekle 1972:86; auch Weite 1974:393). Wir beschränken uns hier auf eine Behandlung der Flexive. Unter "freien" Einheiten versteht man Einheiten mit der Distribution von Wörtern, also Einheiten, die für sich allein ein Wort bilden können (z.B. Tisch, wir, weil); "gebundene" Einheiten kommen nie für sich allein als Wort vor (z.B. geh-, -bar, -en; vgl. H.Weber 1973:168).
Als Flexive bezeichnet man die an Lexeme gebundenen Ausdruckseinheiten, die die verschiedenen Wortformen eines Wortes unterscheiden, im Gegensatz zu den Wortbildungselementen, die verschiedene Wörter unterscheiden (vgl. H.Weber 1973:168). Beispiel: Durch die Flexive -er, -es, -er-n werden die verschiedenen Wortformen Kinder, Kindes, Kindern des Wortes Kind unterschieden, während durch die Wortbildungsaffixe -lieh, -heit verschiedene Wörter unterschieden werden: kindlich, Kindheit.
"Wort" ist hier im traditionellen Sinn als abstrakte Einheit zu verstehen, d.h. als Klasse der Wortformen oder als "lexikalisch-grammatisches Wort", wie dieser Wortbegriff im Unterschied zur Wortform auch genannt wird (vgl. H.Weber 1973:164). Die Unterscheidung "lexikalisch-grammatisches Wort" und "Wortform" wird in der generativ—transformationeilen Grammatik durch eine Unterscheidung der Ebenen bestinmt. Dort entspricht dem lexikalischgrammatischen Wort das Lexem auf der Ebene der Tiefenstruktur, die Wortform dagegen ist als phonologische und distributionelle Einheit der Oberflächenstruktur zu verstehen. Während die flexivische Veränderung innerhalb einer Wortart systematisch erfolgt, ist die Derivation lexikalisch eingeschränkt (kindlich, aber nicht "graslich, "pferdlich) . Da Flexive nur verschiedene Wortformen eines Wortes unterscheiden, verändern sie - im Unterschied zu den Derivativen - in der
23
Regel nicht die lexikalische Bedeutung des Wortes.1 In einigen Fällen bleibt die traditionelle Abgrenzung von Flexion und Derivation allerdings problematisch (vgl. H.Weber 1973:165, der u.a. die Zuweisung der Komparation des Adjektivs zur Flexion und die Zuweisung der Bildung von Nomina agentis [z.B. Träger] zur Wortbildung diskutiert). Flexive müssen nicht immer phonemisch realisiert sein. Zwei Wortformen können sich auch dadurch unterscheiden, daß im einen Fall ein phonemisches Flexiv fehlt. Wir könnten hier von "Nullflexiven" sprechen; in der wissenschaftlichen Literatur sind sie bekannt als Zero-Elemente (notiert durch 0). Da wir unsere Arbeit nach Ausdruckstypen gegliedert haben, bilden ZeroElemente ein eigenes Kapitel (vgl. Kap. 2). Hier, im 1. Kapitel, sollen die Komplikationen der Zuordnung bei phonemischen Flexiven aufgezeigt werden. In den Beispielen zur Semantik der Flexionskategorien (1.2.) schien es uns jedoch nicht nötig (und manchmal auch kaum möglich), Wortformen mit ZeroElementen gänzlich auszuschließen. Außerdem werden im 1. Kapitel Zero-Elemente einbezogen, soweit sie zur vollständigen Beschreibung eines Zuordnungstyps gehören. Im Strukturalismus wurden Flexive als Oberflächeneinheiten segmentiert und als gebundene Morpheme klassifiziert. Nach der Definition von Hockett (1958;1968:123) sind Morpheme kleinste Spracheinheiten mit Ausdruck und Inhalt. Dieser Morphembegriff ist jedoch nur dort brauchbar, wo sich ein segroentierbarer Ausdruck in unmittelbarer Kopplung einem Inhalt bzw. einem Inhaltskomplex zuordnen läßt, wie dies bei lexikalischen Einheiten der Fall ist. Er wird problematisch, wenn die Ausdruckseinheiten nicht klar segmentierbar sind oder wenn die Zuordnung von Ausdruck und Inhalt nur über Zwischenstufen zu erklären ist. Beide Komplikationen finden sich bei den Flexiven in hohem Maße. Un diesem Dilemma zu entgehen, haben einige Forscher eine gewisse Modifizierung des fforphembegriffs2 vorgenommen. So versteht Lyons (1968;1971:184ff.) Morpheme nicht mehr als Wortsegmente, als Einheiten mit einer bestimmten phonologischen Gestalt, sondern als "Komponenten oder distributioneile Faktoren der Wörter", die nicht unmittelbar durch phonologische Segmente (Morphe) repräsentiert sein müssen. Nach Lyons wären also z.B. Einheiten wie "Nominativ" und "Plural" rforpheme. Damit ist für Eine Ausnahme zu dieser Regel bildet u . E . z.B. die Kategorie Plural in Fällen wie ffein : Meine; vgl. dazu 1 . 2 . 1 . Numerus. Zur unterschiedlichen Verwendung des Terminus "Morphem" vgl. 1962, auch 1967:239f.
Bierwisch
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Lyons zwar in gewisser Hinsicht das Problem der Segmentierbarkeit des Ausdrucks irrelevant geworden (S.187), die Frage der Zuordnung von Ausdruck und Inhalt jedoch noch nicht geklärt. Denn Einheiten wie "Nominativ" sind noch keine Inhaltseinheiten. Hier handelt es sich um grannatische Kategorien, mit deren Hilfe die Fülle der flexivischen Ausdruckselemente klassifiziert werden kann nach einigen wenigen für jede Wortart charakteristischen Merkmalen. So sind im Deutschen z.B. die Verbflexive nach den grammatischen Kategorien Tempus (Tmp), Modus, Person (Per), Numerus (Num) zu klassifizieren oder die Flexive der Substantive nach den Kategorien Kasus (Käs), Numerus, Genus. Genaugenommen ist zwischen übergeordneten und untergeordneten Kategorien ( z . B . Numerus und Singular/Plural) zu differenzieren. In den meisten Fällen ist eine solche begriffliche Unterscheidung jedoch unnötig; daher verwenden wir sowohl für übergeordnete wie für untergeordnete Kategorien den allgemeinen Begriff der Kategorie. Soll diese Unterscheidung jedoch einmal gemacht werden, so sprechen wir von Kategorien (im Sinn der übergeordneten Kategorie, z.B. Numerus) und von Subkategorien ( z . B . Singular/Plural) .
Entsprechend unserer allgemeinen Definition grammatischer Kategorien als Abstraktionen auf dem Weg vom Ausdruck zum Inhalt (vgl. 0.2.2.), lassen sich die Flexionskategorien (die grammatischen Kategorien im engeren Sinn) als Abstraktionen von der phonologischen Form der granmatischen Morpheme (Morphem im Sinne Hocketts) definieren. Mit dem Begriff der Flexionskategorie ist nicht impliziert, daß eine solche Kategorie nur durch Flexive ausgedrückt werden kann. So kann z.B. die Kategorie Person flexivisch oder durch Pronomina ausgedrückt werden. Grammatische Kategorien stellen jedoch nicht nur Abstraktionen von Oberflächenerscheinungen, sondern zugleich auch Klassifikationen des Inhalts dar. Die Semantik der Flexive ist daher erst durch die semantische Analyse der Flexionskategorien zu ermitteln. Diese semantische Analyse ist in einigen Fällen relativ einfach (z.B. Numerus). Oft jedoch werden mit der Kategorie komplizierte semantische Verhältnisse benannt (z.B. Kasus). In manchen Fällen bezeichnet eine Kategorie verschiedene Inhalte (z.B. einzelne Subkategorien des Tempus); hier ist der im Einzelfall zutreffende Inhalt erst aus dem Kontext zu bestimmen. Durch die Modifizierung des Morphembegriffs, wie sie von Lyons vorgenommen wurde, wird u.E. nur eine unnötige Begriffsverwirrung hervorgerufen. Wie wir bereits in dem Kapitel "Grundlagen und Vorbereitung" ausgeführt haben, verwenden wir den Terminus "Morphem" (im Sinne Hocketts) nur für lexikalische Morpheme, bei denen die Zuordnung von Ausdrucksstruktur und Inhaltsstruktur(en) in der Regel ohne Zwischenstufen zu beschreiben ist,
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und vermeiden den Morphembegriff im nicht-lexikalischen Bereich (vgl. 0.1.). Eine adäquate Beschreibung der vielfältigen Komplikationen der Zuordnung bei nicht-lexikalischen Zeichen ist u.E. nur mit Hilfe des heuristischen Begriffs der grammatischen Kategorie möglich. Für die Beschreibung der Zuordnung von Ausdruck und Inhalt bei den Flexiven sind also folgende drei Hauptstufen anzusetzen (vgl. auch Figur 9): (Fig.lO) (verschiedene) Ausdrücke = Flexive Realisierung (eine) grammatische Kategorie semantische Analyse (verschiedene)Inhalte
Diese drei Hauptstufen der Analyse - Ausdrucksseite, Kategorialstruktur und Inhaltsseite - kann man mit drei entscheidenden Etappen in der Entwicklung der modernen Linguistik korrelieren. So beschränkte man sich im Strukturalismus zunächst auf eine explizite Erforschung der Ausdrucksseite der Sprache, wobei man jedoch große Schwierigkeiten hatte, die komplizierten Beziehungen zwischen Ausdrücken (Flexiven) und Kategorien durch Segmentieren und Klassifizieren zu erfassen (vgl. Matthews 197O). Erst durch die Theorie der generativen Grammatik wurde es möglich, grammatische Kategorien unabhängig von Oberflächenrealisationen in der Tiefenstruktur zu repräsentieren und die komplizierte Zuordnung dieser Kategorien zu den Flexiven der Oberflächenstruktur durch morphologische Transformationen angemessen zu beschreiben. In der späten TG schließlich, besonders in der Generativen Semantik, hat man die Erforschung der Inhaltsseite der Sprache und die Erklärung der Zuordnung von Inhaltsstrukturen und Ausdrücken zum Programm jeder Sprachbeschreibung erhoben. Dabei mußten jedoch bis heute, vor allem auch bei der semantischen Analyse der Kategorien, noch viele Fragen offenbleiben. Wegen der vielfältigen Komplikationen soll in 1.1. zunächst der Schritt vom Ausdruck zur Kategorie bzw. umgekehrt betrachtet werden; in 1.2. sollen dann Untersuchungen zur Semantik der Flexionskategorien folgen. Bevor wir jedoch die einzelnen Komplikationen der Zuordnung von Flexiv und Kategorie an Beispielen näher untersuchen, ist auf ein Problem bei der Darstellung der Flexion einzugehen, das im Deutschen eine besonders wichtige Rolle spielt und sich unter den Stichworten "Diskontinuität versus Disambiguierung" zusammenfassen läßt.
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Gewöhnlich werden die Substantivflexive für sich bereits als Ausdruck für den Kategorienverband Kasus /Numerus (/Genus) betrachtet, ebenso die Verbflexive als Ausdruck für den Kategorienverband Person/Numerus (vgl. z.B. H.Weber 1973, Rettig 1972). Bei dieser Darstellung sind zahlreiche Zero-Elemente (z.B. im Singular der Feminina) und homonyme Flexive anzusetzen, die durch Elemente des Kontexts disambiguiert werden (Beispiel: das Kind0i das homonyme Zeroflexiv wird durch das Artikelflexiv -äs disambiguiert) . Dem steht eine andere Auffassung gegenüber, wonach der Kategorienverband Kasus/Numerus (/Genus) erst durch Substantiv- und Determinansflexion zusammen, also durch ein diskontinuierliches Zeichen, realisiert wird (in unserem Beispiel das Kind durch -äs ... 0; vgl. zu dieser Darstellung vor allem Werner 1975b:49; auch Äugst 1975:5ff .) . Entsprechend bilden nach dieser zweiten Auffassung die Verbflexive nicht bereits für sich ein Zeichen für den Kategorienverband Person/Numerus, sondern erst zusammen mit Pronomina bzw. Numerusflexiven der Subjekts-NP. Mit dem Terminus "Flexiv" werden hier also flexivische Ausdruckselemente bezeichnet, gleichgültig, ob diese für sich bereits Zeichen darstellen oder erst zusammen mit anderen Ausdruckselementen Zeichen bilden. Wir stellen diese beiden Auffassungen kurz an zwei weiteren Beispielen gegenüber: (4a) ... die
Autos
der
Diebe ...
(4b) ... die
Autos
der
Diebe ...
'Nom Akk
Akk
Der Darstellung (4a) und (4b) liegt die Annahme zugrunde, daß die Substantivflexive Ausdruckselemente für den Kategorienverband Kasus/Numerus sind. Zur Frage der Trennbarkeit von Numerus und Kasus vgl. 1.1.1. (5a)
sie
3Per (5b)
sie Nom
gehen 1
/
3PerpT v gehen
'3 P er P
Genaugenommen sind die Flexive in den Beispielen (4) und (5) vielfach homonym. Wir haben jeweils nur die Klassifizierungen eingetragen, die nach der Disambiguierung durch das gegebene Syntagma möglich sind.
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Es handelt sich also um die Frage, ob z.B. bei der Substantiv- und Verbflexion im Deutschen von Einzelflexiven auszugehen ist, die eigenständige, wenn auch oft homonyme Zeichen darstellen und durch den Kontext disambiguiert werden, oder ob die Substantiv- und Verbflexive nur Teil von komplexen diskontinuierlichen Ausdrücken sind, die als Ganzes weit weniger Homonymien aufweisen als die Einzelflexive. Diese Frage läßt sich nur beantworten, wenn es gelingt, ein Kriterium zur Unterscheidung von Disambiguierung und Diskontinuität zu finden. Wann sind Einzelflexive als eigenständige Zeichen zu betrachten, wann nur als Teil eines größeren diskontinuierlichen Ausdrucks? Ein eindeutiger Fall von Diskontinuität liegt vor, wenn die Einzelteile obligatorisch zum Ausdruck bestimmter Kategorien gehören; Disambiguierung kann dagegen nur durch Elemente erfolgen, die frei wählbar sind, die also zufällige Kontexte bilden. In diesem Sinn stellt (6) ein eindeutiges Beispiel für Diskontinuität und (7) für Disambiguierung dar: (6) Er hat gearbeitet. 'Perf Aktiv* (7) Gestern besuchte er einen Ball. Gestern kaufte er einen Ball.
Ebenso eindeutig ist u.E. die Person/Numerus-Flexion des Verbums als Teil eines diskontinuierlichen Ausdrucks zu betrachten, da im Deutschen das finite Verbum im Syntagma obligatorisch mit einer Subjekts-NP zu verbinden ist, durch die die Kategorien Person und Numerus bestimmt werden (vgl. (5b); Imperativ-Sätze stellen den singulären Fall dar, daß das Verbum für sich bereits einen Satz bilden kann). Dabei ergibt sich allerdings die Komplikation, daß die beiden Teile des diskontinuierlichen Ausdrucks nur nach teilgleichen Kategorienverbänden zu klassifizieren sind. Wird der diskontinuierliche Ausdruck wie in (5) aus Verbflexiv und Subjektspronomen gebildet, so enthält das Pronomen zusätzliche Information, z . B . Kasus bei sie in (5) oder Kasus und Genus bei er. Besteht der diskontinuierliche Ausdruck aus Verbflexiv und Flexiven der Subjekts-NP, so ist zu berücksichtigen, daß die Flexive der NP Ausdruckselemente für den Kategorienverband Kasus/Numerus(/Genus) sind (vgl. u. Beispiel ( 8 ) ) .
Schwieriger ist die Entscheidung bei Kontexten, die nach bestimmten Regeln unter festgesetzten Möglichkeiten auszuwählen sind. Da es sich hier nicht um frei wählbare, zufällige Kontexte handelt, sondern die einzelnen Kombinationsmöglichkeiten genau angebbaren Regeln folgen, sind solche
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"regelmäßigen" Kontexte hinsichtlich der Frage "Diskontinuität versus Disambiguierung" u.E. wie obligatorische Kontexte zu behandeln. Ein Beispiel hierfür bilden die verschiedenen Möglichkeiten für die Bildung von NPs im Deutschen. Streicht man alle frei wählbaren syntaktischen Zusätze innerhalb von NPs, wie z.B. attributive Adjektive, und betrachtet allein die Minimalausstattung einer NP im Deutschen, dann zeigt sich, daß ein Det nicht zum obligatorischen Kontext gehört in dem Sinn, daß eine NP immer ein Det enthalten müßte. Es unterliegt aber auch nicht, wie bei frei wählbaren Kontexten, allein der Intention des Sprechers, Det zu setzen oder nicht, sondern ein im System des Deutschen genau festgelegtes Fegelwerk entscheidet, wann im Deutschen eine NP ein Det enthalten maß und wann es fehlen kann. So werden Substantive mit dem Merkmal [-(-zählbar] inner mit Det verbunden, mit der Besonderheit, daß der unbestimmte Artikel im Plural durch 0 ausgedrückt wird. Fehlt ein Det Im Singular, so handelt es sich um ein Substantiv mit dem Merkmal [-zählbar]. Der Sprecher kann also Det und N nicht frei kombinieren, sondern muß die Regeln der deutschen Sprache für den Bau von NPs beachten. Daher ist Det als "regelmäßiger" Kontext zu betrachten, der hinsichtlich der Frage "Diskontinuität versus Disambiguierung" wie ein obligatorischer Kontext zu behandeln ist; d.h., Substantiv- und Determinansflexion bilden erst zusammen ein Zeichen für den Kategorienverband Kasus/Numerus(/Genus) (vgl. (4b)). Dieses diskontinuierliche Zusammenspiel von Substantiv- und Determinansflexion stellt eine für das Deutsche charakteristische Komplikation dar, die sich jedoch wegen der zahlreichen Homonymien und Zero-Elemente der Substantivflexive als besonders nützlich erweist (vgl. Werner 1975b:49). Sowohl bei der Substantivflexion wie bei der Verbflexion im Deutschen handelt es sich also u.E. nicht um selbständige Zeichen, sondern um Teile von größeren diskontinuierlichen Ausdrücken für den Kategorienverband Kasus/ Numerus(/Genus) bzw. Person/Numerus. Daher legen wir für diese Arbeit eine Darstellung der Flexion zugrunde, wie sie in den Beispielen (4b) und (5b) gezeigt ist. Je nachdem, welche Darstellung man wählt, ergeben sich unterschiedliche Konsequenzen für die Beschreibung von Kongruenz, Homonymie und Disambiguierung bei den Flexiven.
29
1.1.
Komplikationen der Zuordnung von Flexiv und Kategorie
1.1.1. Kategorienverbände Eine besonders häufige Komplikation der Zuordnung von Flexiven und Kategorien im Deutschen ist die Erscheinung, daß ein in sich nicht weiter seg, » mentierbares Flexiv mehrere Kategorien zugleich, also einen Kategorienverband, realisiert. Ein bekanntes Beispiel dafür bilden die Substantivflexive, die fast alle nicht weiter segmentierbare Ausdruckselemente für den Kategorienverband Kasus/Numerus darstellen, zu dem im Singular noch die Kategorie Genus hinzukommt. (8) Diebe überwältigen den Studenten. 'Horn '
3
1
'Akk Sg Mask'
(Wir haben wieder nur die Klassifizierungen eingetragen, die nach der Disambiguierung durch das gegebene Syntagma möglich sind. Ebenso verfahren wir bei den folgenden Beispielen.)
Eine einzelne dieser Kategorien kann also für sich allein nicht realisiert werden, es muß erst zusätzliche Information über andere Kategorien hinzukommen. Eine von Darstellung (8) abweichende Auffassung vertreten z.B. Werner 1969c und Dal 1962. Danach stellen die Substantivflexive des heutigen Deutschen nicht Ausdruckselemente für einen Kategorienverband dar, sondern realisieren nur Plural bzw. nur Kasus (im unmarkierten Singular und im Dativ Plural). Ohne auf die Diskussion im einzelnen einzugehen, stützt sich eine solche Darstellung u.E. vorwiegend auf Argumente aus der Diachronie. Wir schließen uns in dieser Frage der verbreiteten Auffassung an, nach der die Substantivflexive Ausdruckselemente für den Kategorienverband Kasus/Numerus(/Genus) sind (vgl. z.B. H.Weber 1973 und besonders Rettig 1972, der S. 16ff. ausführlich auf die Frage der Trennbarkeit von Numerus und Kasus eingeht).3 Nährend wir aus dem Syntagma Diebe überwältigen den Studenten die Flexive nach grammatischen Kategorien klassifizieren können, genügt umgekehrt die Angabe der gramnatischen Kategorien allein meist nicht, die korrekte Form der Flexive zu bestirnten. Wir benötigen eine zusätzliche Angabe über die Flexionsklasse (Kl.) des jeweiligen Lexems, d.h., Flexive sind von inhärenten morphologischen Merkmalen der Lexeme abhängig. So wird "Nominativ Plural" in unserem Beispiel bei Dieb als -e realisiert, ebenso bei Tag-, Tage; Einen Überblick über verschiedene Darstellungen des Systems der deutschen Substantivflexion geben Rettig (1972:41 f f . ) und Bettelhäuser (1976:53ff.).
30 dagegen bei Bauer als -n oder bei Kind als -er. Auf diesen Gesichtspunkt kamen wir sogleich bei der Behandlung der Polymorphie ausführlicher zu sprechen. Damit ergibt sich folgender Zuordnungstyp für Flexive, die einen Kategorienverband realisieren: (Fig.11) Ausdruck(skomponente) = Flexiv 'Kat.-Verband + morphol.Merkm. des Lexems ( K l . ) Kat. 2 Beispiel:
Kat. 3
(Dieb)-e
T
'Kat.-Verband + Kl. Nom
Pl
Bei der Beschreibung dieses Zuordnungstyps sind wir bisher methodisch so vorgegangen, daß wir Ausdruckselemente, Flexive, nach granmatischen Kategorien klassifiziert haben. Nun soll der umgekehrte Weg, von den Kategorien zum Ausdruck, kurz verdeutlicht werden. Während das eine Vorgehen der Hörerperspektive entspricht, kann letzteres zur Sprecherperspektive in Bezug gesetzt werden. Wir gehen dabei von der Kategorialstruktur aus und zeigen in einer Skizze, daß erst mehrere Informationen aus verschiedenen Quellen gebündelt und durch die morphologischen Transformationen verarbeitet werden müssen, um für unseren Beispielsatz (8) die korrekten Flexive zu generieren. (Fig.12) Kat.-Str.
S
Deit
l·
[-deä f ]
NP
\/
Num
Aux
[+P1]
[+Präs]
De t
N
Num 1
1 [-P1]
[+def]
Dieb-
überwäl tig-
d-
S tudent-
. |_. . J
Käs
Genus
31
( F i g . l 2 Fortsetzung) OS
Nora: determiniert durch Konfiguration [NP,S] Pl : frei wählbar Kl.: inhärentes morphol. Merkmal des N-Lexems Dieb e_ 3Per: determiniert durch die Subjekts-NP mit N . Pl : Spezifizierung der Subjekts-NP
l
überwältig en Akk : inhärentes Merkmal des V-Lexems Sg : Spezifizierung der Objekts-NP •Mask: ^ · a jy fj inhärentes Merkmal des N-Lexems der Objekts-NP
d en Akk : Sg : Mask: Kl. : Student en
inhärentes Merkmal des V-Lexems frei wählbare Spezifizierung der Objekts-NP inhärentes Merkmal des N-Lexems inhärentes morphol. Merkmal des N-Lexems
^
Die Information über die Kategorien und morphologischen Merkmale, die die korrekten Oberflächensuffixe determinieren, ist also in der Kategorialstruktur über den ganzen Stammbaum verstreut; z.T. steckt sie in inhärenten Merkmalen der Lexeme (z.B. Kasus und Genus), z.T. ist sie der freien Wahl des Sprechers überlassen (z.B. Numerus). Die Zuordnung von Ausdruck und Inhalt bei den Flexiven läßt sich also nicht wie bei lexikalischen Einheiten als Lexikoneintrag isoliert darstellen, sondern ist systematisch und adäquat nur innerhalb des Satzrahmens zu beschreiben.
1.1.2. Polymorphie Wie wir bereits festgestellt haben, ist die korrekte Form des Flexivs in den meisten Fällen durch die grammatischen Kategorien noch nicht hinreichend determiniert; denn die gleiche Kategorie bzw. der gleiche Kategorienverband kann bei verschiedenen Lexemen verschieden ausgedrückt werden. Diese kontextabhängige Polymorphie des Ausdrucks, im Strukturalismus Allcmorphik genannt, stellt ein wesentliches Charakteristikum der Flexive dar, das die Zuordnungsbeziehungen zwischen flexivischen Ausdrücken und Kategorien in besonderem Maß verkompliziert. Diese Komplikation läßt sich durch folgendes allgemeine Zuordnungsschenia veranschaulichen:
32 (Fig.13) (Lexem3)Flexiv 3
(Lexemi)Flexivi
Kat.(-Verband)
Dabei wird die Verteilung der polymornhen Flexive durch zwei verschiedene Kriterien gesteuert: zum einen durch inhärente morphologische Klassenmerkmale der Lexeme und zum anderen durch allgemeine phonologische Regeln, die durch die phonologische Struktur der Lexeme bedingt sind, jedoch unabhängig von einzelnen Lexemen operieren. Dementsprechend unterscheidet man morphologisch bzw. phonologisch determinierte Varianten. Bei der Generierung der Flexive ist es daher zweckmäßig, die Zuweisung der Flexive zu den verschiedenen Lexemen zunächst nach den inhärenten morphologischen Klassenmerkmalen vorzunehmen und dabei die phonologisch determinierten Varianten gewissermaßen in einer Zwischenabstraktion jeweils zu einer Klasse zusammenzufassen. Die Differenzierung in phonologische Varianten kann dann mit Hilfe genereller phonologischer Transformationen erfolgen. Beispiel: (Fig.14) Frau en
Hose n
Dieb e
Zimmer 0
Kind er
Haus er
'Nom Pl1
Während die Flexive -en, -e und -er morphologisch determinierte Varianten darstellen, ist der formale Unterschied zwischen den Flexiven -en und -n, -e und 0, -er und UL + -er phonologisch determiniert; d.h., die Verteilung der Flexive -en und -n, -e und 0, -er und UL + -er ist jeweils abhängig von der phonolgischen Struktur des Lexems: Endet das Lexem auf ein [ ], auf das ein Konsonant (K) folgen kann, so erscheint statt -en das Flexiv -n, statt -e ein Zero-Element; bei einem Lexem mit umlautsfähigem Vokal bzw. Diphthong erscheint statt -er das Flexiv UL + -er (vgl. dazu ausführlicher Bech 1963; kritisch äußert sich Äugst [1975:lOf. und 22] zur Zuweisung von -e und 0 zu einer Klasse). (UL = Umlaut)
Wir haben in Figur 14 von den neun verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten für den Kategorienverband Nominativ/Plural zwar nur einige herausgegriffen, doch auch so wird die Vielfalt der Komplikationen ersichtlich, die durch
33
die Erscheinung der Polymorphie bei nicht-lexikalischen Zeichen verursacht wird. Hier zeigt sich auch die Funktion der grartmatischen Kategorien als Klassifikationen vielfältiger Ausdrucksdaten besonders deutlich. Ähnlich konplizierte polymorphe Verhältnisse wie bei den Substantivflexiven finden sich auch bei der Verbflexion. Die Polymorphie des'Ausdrucks bei nichtlexikalischen Zeichen läßt sich hier auch noch in anderer Hinsicht beobachten, überblickt nan einmal nicht nur eine einzelne Subkategorie, sondern das ganze Spektrum einer Kategorie, wie z.B. Tempus, so zeigt sich unter den Subkategorien keineswegs Parallelität im Ausdruck. So wird z.B. Präteritum rein flexivisch ausgedrückt, Perfekt dagegen durch Syntagmen mit flektiertem haben bzw. sein und Partizip Perfekt, Futur mit flektiertem werden und Infinitiv (auf diese sog. analytischen Bildungen karren wir in 1.1.4. ausführlicher zu sprechen). Die Synonyme im lexikalischen Bereich sind nur bedingt mit den polymorphen Flexiven vergleichbar. In den meisten Fällen sind sog. Synonyme nicht bedeutungsidentisch, sondern stehen gerade wegen ihrer feinen semantischen Abschattierungen im Lexikon (vgl. Hockett 1958;1968:131). Soweit bei synonymen lexikalischen Zeichen eine Kontextabhängigkeit zu beobachten ist, beruht sie in der Regel auf semantisch-pragmatischen Kriterien und nur in Einzelfällen auf formalen Merkmalen wie bei den polymorphen Flexiven; Beispiele für solche Einzelfälle wären im Deutschen Polizeiauto / "Gendarmauto, im Englischen Labour Party / "Workmen Party.
1.1.3. Das Problem der Segmentierbarkeit von Lexem und Flexiv Eine besondere interne Schwierigkeit der Ausdrucksstruktur ergibt sich daraus, daß sich Lexem und Flexiv nicht immer klar trennen lassen. Im Deutschen finden sich - von klar segmentierbaren Suffixen bis hin zu völliger Analgamierung von Lexem und Flexiv - verschiedene Grade der Segmentierbarkeit. Dabei lassen sich die Flexive im wesentlichen in vier Typen einteilen: (1) Lexem und Flexiv sind klar segmentierbare Einheiten in linearer Abfolge. Beispiele: Fisch e_
}
Brett er_
(2) Das Flexiv folgt als Suffix auf xem und Flexiv läßt sich jedoch Beispiele: (ich) sag e [zaga] - sag t e Lied [lit] - Lied er
das Lexem, die Grenze zwischen Lephonologisch nicht genau markieren. [zakta] [lldör]
34
(3) Das Flexiv ist als interne Veränderung des Lexems (Vokalwechsel) erkennbar, läßt sich jedoch nicht als Infix segmentieren. Beispiele: Vater - Väter^
(wir) schlagen - sahlugen
(4) Lexem und Flexiv sind völlig in einer nicht weiter segmentierbaren Ausdruckseinheit verschmolzen. Diese sog. Suppletivformen müssen im Lexikon verzeichnet sein und gehören insofern nicht mehr zur Flexion im eigentlichen Sinn; als Glieder von Flexionsparadigmen sind jedoch auch Suppletivformen zur Flexion zu rechnen (zu einer differenzierten Behandlung des Suppletivwesens vgl. Werner 1977). Beispiele: (du) geh st
(du) ging st
V-Lexem geh-
(er) ist V-Lexem sei-
Kat.-Verband Präs Ind 3Per Sg
Prät
(er) war V-Lexem sei-
Kat.-Verband Prät Ind 3Per Sg
Der Gesichtspunkt, daß Flexive unterschiedliche Segmentierbarkeit zeigen, kann zur Typologisierung von polymorphen Flexiven verwendet werden (eine ausführliche Darstellung der Allomorphik in Verbindung mit Segmentierbarkeitsproblemen findet sich bei Werner 1969a:135ff.; vgl. auch Werner 197O und 1975e). Gleiche Kategorien werden also nicht nur in verschiedenen Flexiven realisiert (Polymorphie/Allcmorphik), sondern darüber hinaus können die Flexive unterschiedlich strukturiert sein, z.B. sich in bezug auf Segmentierbarkeit unterscheiden. Beispiel: Die Plural-Allomorphe im Deutschen weisen unterschiedliche Segmentierbarkeit auf: Bretter, Lieder, Väter. Die Komplikation, daß Flexive nicht immer klar segmentierbar sind, ist für den sog. flektierenden Sprachbautyp charakteristisch (zu den einzelnen Sprachbautypen vgl. z.B. Lyons 1968;1971:191 f f . oder Greenberg 1974). Während in agglutinierenden Sprachen (z.B. Türkisch) die Flexive eindeutig segmentierbar sind, wobei einem Flexiv jeweils eine Kategorie zugeordnet ist,
können in flektierenden Sprachen die Wörter "nur um den Preis der Will-
kür, Inkonsequenz und einer Vielfalt von Allamorphen segmsntiert werden" (Lyons S.192). Keine Sprache repräsentiert allerdings einen Sprachbautyp in Reinform. Das Deutsche ist vor allem wegen der Konjugation der starken Verben und seiner komplizierten Allcmorphik der Substantivdeklination vorwiegend dem flektierenden Typ zuzurechnen. Besonders typisch ist dabei die
35 diskontinuierliche Realisierung von Kategorien bei vielfach hononymen Einzelflexiven. Bekanntlich bereitete die Erscheinung, daß Oberflächeneinheiten nicht immer klar abgrenzbar sind, dem Strukturalismus aufgrund seiner Morphemdefinition große Schwierigkeiten. Mit drei Lösungsmodellen versuchte die strukturalistische Morphemanalyse dieses Problem zu meistern, von denen eines, IP (Item and Process), den Übergang zur generativen Grammatik bildete. Während das -Modell (Item and Arrangement) an der linearen Abfolge segmentierbarer Morphe festhielt, gab man bei der IP- und WP-Analyse (Word and Paradigm) den Grundsatz der "diskreten" Einheiten a u f . Für eine eingehende Darstellung der strukturalistischen Morphemanalyse, die die spezifischen Schwierigkeiten jedes Modells herausarbeitet, sei auf Matthews 1970 verwiesen.
Demgegenüber gelingt es einer generativ-transformationellen Darstellung weit besser, die Komplikationen des flektierenden Sprachbautyps zu beschreiben, indem sie nicht mehr von einer Segmentierung der Oberflächenstruktur ausgeht, sondern die grammatischen Kategorien in einer Tiefenstruktur unabhängig von ihrer Realisierung an der Oberfläche repräsentiert. Die in vielen Fällen nicht mehr klar segmentierbaren Ausdrücke der Oberflächenstruktur werden dann durch morphologische Transformationen aus dieser Tiefenstruktur hergeleitet. Das Problem, nicht-segmentierbare Ausdrücke zu dekodieren, d.h., sie zu grammatischen Kategorien in Beziehung zu setzen, bleibt jedoch bestehen.
1.1.4. Diskontinuität Flexive unterscheiden sich in ihrer phonologischen Struktur vor allem durch folgende zwei Kriterien voneinander: zum einen durch unterschiedliche Segmentierbarkeit und zum anderen durch "kontinuierliche" versus diskontinuierliche Realisierung. Während "kontinuierliche" Flexive an einer einzigen Stelle in der Phonemkette ausgedrückt werden, bestehen diskontinuierliche Flexive aus zwei oder mehreren in der Phonemkette durch andere Ausdruckselemente voneinander getrennten flexivischen Ausdruckskonponenten (Präfixe, Suffixe, interne Veränderungen). Beispiel: Flexiv als diskontinuierlicher Ausdruck: gelacht 'Part Perf 1
Einer Komponente des diskontinuierlichen Flexivs (in unserem Beispiel ge- oder -t) allein ist noch keine Kategorie zuzuordnen, erst zusammen
36
realisieren die Einzelelemente eine Kategorie bzw. einen Kategorienverband. Das bedeutet aber, daß zu den phonemischen Komponenten des diskontinuierlichen Flexivs eine syntaktische Ausdruckskanponente hinzukönnen muß, die die in der Kette getrennten Komponenten des diskontinuierlichen Flexivs als Teilkonstituenten in einer hierarchischen Struktur aufeinander bezieht und zu einer abstrakten Einheit zusammenfaßt. Wir nennen diese syntaktische Ausdruckskoiiponente Diskontinuitätsrelation. Ein diskontinuierliches Flexiv ist also als phonemisch-syntaktischer Ausdruck für eine Kategorie bzw. einen Kategorienverband zu beschreiben. Es besteht somit zunindest aus drei Ausdruckskomponenten : (Fig.15) (flex.A-Komp.
flex.A-Komp.
Beispiel:
disk.Flex. synt. Disk".-Relation
Kat. (-Verband)
'Part Perf"1
A-Komp. = Ausdruckskomponente; flex. = flexivisch; Flex. = Flexiv(e); disk. = diskontinuierlich; Disk.-Relation = Diskontinuitätsrelation; synt. = syntaktisch
Es ist offensichtlich, daß wir hier nicht vom strukturalistischen Syntaxbegriff ausgehen. Im Strukturalismus ist es Aufgabe der Syntax, die Beziehung zwischen Wörtern herzustellen, während die Morphologie die Verhältnisse innerhalb von Wörtern beschreibt. Eine solche Abgrenzung von Syntax und Morphologie erwies sich jedoch als problematisch (vgl. Matthews 197O: 111f.; zur Kritik am strukturalistischen Syntaxbegriff vgl. auch Coseriu 1972:79). Denn der Ausdruck für einen Inhalt beschränkt sich nicht zun einen auf die phonologischen Verhältnisse innerhalb eines Wortes und zum anderen auf die abstrakte Abfolge ganzer Vförter. Daher gehen wir von einem allgemeineren Syntaxbegriff aus, nach dem nicht nur Wörter als Teilkonstituenten, sondern ebenso Teile von Wörtern in einer hierarchischen Struktur durch die Syntax aufeinander bezogen werden (vgl. dazu auch Wunderlich 1970c:6,Anm.). Oft finden sich die beiden Komplikationen der phonologischen Struktur von Flexiven, Diskontinuität und Probleme der Segmentierbarkeit, kombiniert, so daß Einzelteile eines diskontinuierlichen Flexivs nicht klar von Lexem getrennt werden können (Beispiel: Bäume) . Beide Kriterien lassen sich zur Typologisierung von polymorphen Flexiven verwenden, wie folgendes Schema für die Allonorphe des Kategorienverbandes Partizip Perfekt zeigt:
37
diskontinuierlich
"kontinuierlich" klar segmentierbar
nicht klar segm.
Einzelteile klar segm.
nicht alle Einzelteile klar segm. i
gewährt^
erlebt^
g_e_lacht_
geliebt
verkommen^
zerschlagen^
gekornmen_
geschwommen
I
I
Bisher haben wir Diskontinuität am Beispiel diskontinuierlicher Flexive behandelt. Daneben findet sich jedoch ein weiterer Typ von diskontinuierlicher Realisierung von Kategorien bei den sog. analytischen Bildungen (aus der traditionellen Grattmatik als "zusanmengesetzte Verbformen" bekannt; zu den analytischen Bildungen vgl. Guchmann 1961). Beispiele: ich habe gesungen
ich werde lachen
r
'FutI Aktiv"1
Perf
Analytische Bildungen unterscheiden sich von diskontinuierlichen Flexiven in doppelter Hinsicht: Zum einen sind bei analytischen Bildungen die phonemischen Teile des diskontinuierlichen Ausdrucks nicht alle flexivischer Art, sondern stellen eine Kombination von Hilfsverben und Flexiven dar; und zum anderen, damit zusanmenhängend, setzt sich bei analytischen Bildungen der Ausdruck aus Teilen verschiedener Itörter zusanmen. Analytischen Bildungen liegt also folgender allgemeine Zuordnungstyp zugrunde (vgl. dagegen den Zuordnungstyp bei diskontinuierlichen Flexiven, Figur 15): (Fig.17) analytische Bildungen
Hilfsverb
flex. A-Komp.
synt. Disk.-Rel. Kat.(-Verband) Dabei kann die flexivische Ausdruckskomponente in sich wieder diskontinuierlich strukturiert sein wie in ich bin geschwommen.
Der Ausdruck besteht hier also aus einer Kombination von phonemischen Ausdruckskomponenten, die z.T. in anderen Kontexten für sich selbst schon Zeichen sein können. Als Teile des diskontinuierlichen Ausdrucks verlieren sie jedoch ihren Zeichencharakter, und nur dem diskontinuierlichen Ausdruck
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als Ganzem ist eine Kategorie bzw. ein Kategorienverband zuzuordnen, der sich nicht aus den isolierten Komponenten ableiten läßt. Analytische Bildungen sind in dieser Hinsicht mit den Idionen bei lexikalischen Zeichen zu vergleichen und können daher als "nicht-lexikalische Idiome" bezeichnet werden (in Anlehnung an den Terminus "grammatisches Idion", vgl. Werner 1975c:450 ) . Manche nicht-lexikalischen Idiome zeigen eine besonders komplizierte Ausdrucksstruktur, die als Kombination von Grundstrukturen (vgl. Figur 17) zu erklären ist. Beispiel: (Fig.18) ich werde gelacht haben
nicht-lex.Idiomj
nicht-lex.Idiom2
Futn Aktiv
Im Unterschied zu den diskontinuierlichen Flexiven werden die nichtlexikalischen Idiotie oder analytischen Bildungen im Strukturalismus nicht mehr zur Flexion, sondern zur Syntax gerechnet, da sie die Wortgrenze überschreiten (vgl. z.B. Hockett 1958;1968:212). Wie wir bereits im Zusammenhang mit den diskontinuierlichen Flexiven ausgeführt haben, erscheint uns die strukturalistische Abgrenzung von Syntax und Marphologie unter dem Gesichtspunkt der Zuordnung von Ausdruck und Inhalt nicht sinnvoll; denn zum einen müssen auch innerhalb eines ttbrtes syntaktische Ausdruckskomponenten angenommen werden (vgl. diskontinuierliche Flexive), und zum anderen stellt die Wortgrenze für die Zuordnung von Ausdruck und Inhalt keinen limitierenden Faktor dar (vgl. analytische Bildungen). Daher halten wir es für gerechtfertigt, auch Syntagmen wie die analytischen Bildungen zur Flexion im weiteren Sinn zu rechnen (vgl. auch Matthews 1970:112). Dabei zeigt das Deutsche bei der Verwendung analytischer Bildungen eine weitere Komplikation, indem es Objekte und Adverbiale zwischen Hilfsverb und flexivischem Teil dieser Bildungen einschiebt, so daß die phonemischen Ausdruckskomponenten in der Kette oft sehr weit getrennt sind. Beispiel: (9)
Wir haben gestern bei herrlichem Sonnenschein eine Wanderung durch den Schwarzwald gemacht.
Diese Erscheinung ist aus den Grammatiken des Deutschen als "Distanzstellung" (vgl. Admoni 1962:367), "Rahmenkonstruktion" (vgl. Admoni 1970:
39
295) oder "verbale Klamner" (vgl. Duden 1973:622) bekannt und findet sich ebenso bei lexikalischen Einheiten, wie z.B. den Partikelverben. Mit den diskontinuierlichen Flexiven und den analytischen Bildungen haben wir zwei Typen diskontinuierlicher Realisierung von Kategorien erfaßt (vgl. Figur 15 und 17). Beiden ist gemeinsam, daß Kategorien durch verschiedene phonemische Komponenten ausgedrückt werden, die in der Kette voneinander getrennt sind. Dabei ist den einzelnen phonemischen Komponenten innerhalb des diskontinuierlichen Ausdrucks keine Kategorie zuzuordnen; erst indem sie durch die Syntax aufeinander bezogen werden, realisieren sie als komplexe Ausdruckseinheit eine Kategorie bzw. einen Kategorienverband. Beide Zuordnungstypen fassen wir unter dem Begriff der Diskontinuität im engeren Ginn. (Fig.19)
Diskontinuität im engeren Sinn .,. , , . , (disk. Flexive und analyt. Bildungen)
JA-Komp. A-Komp. < ^x^^x-^ synt.Disk.-Rel. vl Kat.(-Verband)
Diskontinuität im engeren Sinn liegt u.E. nicht nur bei diskontinuierlichen Flexiven und analytischen Bildungen vor. Wie wir in den einleitenden Bemerkungen zum 1. Kapitel dargelegt haben, betrachten wir die PersonA^umerus-Flexion des Verbums und die Kasus/Numerus(/Genus)-Flexion des Substantivs als Teil größerer diskontinuierlicher Ausdrücke, die im einen Fall die Subjekts-NP als obligatorischen Kontext und im anderen Fall die Determinansflexion als sog. regelmäßigen Kontext mit einschließen. Beide Erscheinungen unterscheiden sich von dem in Figur 19 dargestellten Zuordnungstyp dadurch, daß sie auf Kongruenztransformationen zurückgehen. Nicht alle Fälle von Kongruenz sind jedoch als Diskontinuität im engeren Sinn zu werten, sondern neben obligatorischen und regelmäßigen Kontexten werden von der Kongruenz auch frei wählbare Kontexte, wie z.B. das attributive Adjektiv, erfaßt. Auf Fälle dieser Art, die man als Diskontinuität im weiteren Sinn verstehen kann, kommen wir im nächsten Abschnitt zu sprechen. 1.1.5. Kongruenz Kongruenz läßt sich auf einer ersten Stufe der Abstraktion von der phonologischen Oberfläche als die Erscheinung fassen, daß innerhalb eines Satzes bestimmte grammatische Kategorien mehrfach (mehr als einmal) auftreten.
40
Dabei können sie als Klassifizierungen von Flexiven oder als inhärente Merkmale repräsentiert sein. (1O) Bunt e
L
Blume n
'Nom Pp [3Per] Nom PI
beleb en [+NP
3Per
^
Als isoliertes Textstück könnte den Herren sowohl eine NP im Akkusativ Singular Maskulinum als auch im Dativ Plural sein. Im Syntagma von Satz (14) wird den Herren durch die Verbvalenz als NP im Dativ Plural differenziert. Wir haben hier also ein Beispiel dafür, daß die Zuordnung von Ausdruck und Inhalt in manchen Fällen nur unter Bezug auf immanente Merkmale zu erklären
ist. (15) Die_ Frauen_ [+mejsch]
essen
die Birnen.
f+NPNomr+mensch]! ^1 N ; m[4ir
[-mensch]
lt[ . . ." ] J
Auch hier ist die Zuordnung von Ausdruck und Inhalt nur unter Bezug auf ein immanentes Merkmal zu erklären, in diesem Fall das semantische Merkmal [-Hnensch(lich)]. Während in (14) die homonymen Flexive durch das syntaktische Merkmal der Oberflächenkasusvalenz differenziert werden (bei Chomsky ein Merkmal der strikten Subkategorisierung), muß in (15) auf die Semantik des Verbs Bezug genommen werden. Zur Semantik eines Verbums gehören auch Angaben über semantische Merkmale der NPs, die es zu sich nehmen kann (bei Chomsky Merkmale der selektionalen Subkategorisierung). Diese Selektionsmerkmale sind zur Verbvalenz im weiteren Sinn zu rechnen (vgl. auch Lerot
47
1973:127). Wir haben mit (15) also ein Beispiel, bei dem die homonymen Flexive nicht mehr durch Merkmale der Ausdrucksseite, sondern erst durch Einbeziehung semantischer Merkmale disambiguiert werden. ( 1 6 ) Kommen^ Sie? - Komnen_ sie?
Obwohl der Kategorienverband Person/Numerus diskontinuierlich realisiert ist, in der Subjekts-NP und in der Verbflexion, ist damit noch nicht in allen Fällen Eindeutigkeit garantiert. Im geschriebenen Text differenziert in (16) die Orthographie, in der gesprochenen Sprache disambiguieren Elemente der Sprechsituation, und zwar im einen Fall der Bezug zum Angesprochenen und im anderen Fall der Bezug auf eine in der Äußerung vorher genannte NP. Nur in seltenen Fällen, in denen beides möglich ist, bleibt die Mehrdeutigkeit bestehen und kann nur durch weiteren Kontext aufgelöst werden, z.B. durch die Gegenfrage: Meinen Sie mich oder die Leute? Deshalb ist es im geschriebenen Text, der keine Gegenfrage erlaubt, nützlich, Sie und sie durch die Orthographie zu differenzieren, so daß hier zwar Homophonie, aber keine Hcmographie vorliegt. ( 1 7 ) Er übergibt den Studenten den Polizisten.
Satz (17) wird weder durch die Oberflächenkasusvalenz noch durch Selektionseigenschaften des Verbs eindeutig. Wenn man trotzdem mit einiger Wahrscheinlichkeit davon ausgehen kann, daß den Studenten eine NP im Akkusativ Singular und den Polizisten eine NP im Dativ Plural ist, so ist dies durch Regeln der Grammatik nicht mehr zu erklären, sondern allein auf Faktoren des weiteren pragmatischen Kontexts, hier des enzyklopädischen Wissens oder des Wissens um Vorgänge unserer Zeit, zurückzuführen. (18) Wir bringen die Kinder der Gärtnerin_.
Bei Satz (18) vermag auch enzyklopädisches Wissen keine Entscheidung darüber nahezulegen, ob der Gärtnerin eine NP im Dativ Singular oder Genitiv Singular ist. Hier kann Eindeutigkeit nur durch Einbeziehung weiteren Kontexts erreicht werden. Wenn wir abschließend die Beispiele zur Disambiguierung homonymer Flexive noch einmal überblicken, so ist vor allem zweierlei festzuhalten: Zum einen erfolgt die Disambiguierung in der Regel erst durch eine Kombination verschiedener Dekodierungsstrategien, die sukzessive die Mehrdeutigkeit einschränken; und zum anderen sind die Fälle, in denen die Disambiguierung durch Elemente der Ausdrucksseite erreicht wird, von anderen zu unter-
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scheiden, in denen semantische und pragmatische Elemente einbezogen werden müssen. Trotz des Zusammenspiels vieler verschiedener Faktoren bei der Disambiguierung bleibt mitunter die Mehrdeutigkeit bestehen. In diesen seltenen Fällen ist die Einbeziehung größeren sprachlichen Kontexts bzw. die Kenntnis situativer Verhältnisse nötig. Nach Werner (1975b:54) ist es "charakteristisch für die Sprachökonomie - und wohl für jegliche Ökonomie -, daß man nicht ein absolut zuverlässiges Verfahren für sämtliche Fälle entwickelt, sondern ein möglichst einfaches, rasches Verfahren für die Mehrzahl der Fälle; bei den verbleibenden Fällen kann man dann umständlichere Verfahren anwenden". 1.2.
Zur Semantik der Flexionskategorien
In 1.1. wurden Oberflächeneinheiten, Flexive, nach grammatischen Kategorien klassifiziert und die komplizierten Zuordnungsbeziehungen zwischen Oberflächenstruktur und Kategorialstruktur beschrieben. Damit ist erst der halbe Weg vom Ausdruck zum Inhalt erschlossen; denn die Semantik der Flexive ist erst durch die semantische Analyse der Kategorien zu ermitteln. Die "Bedeutungen", genauer: die kunstsprachlichen Ausdrücke, die möglichst in 1:1-Zuordnung die Bedeutungen ausdrücken sollen, stellen, wie die Generative Semantik gezeigt hat, eine noch tiefere Stufe der Abstraktion dar. Wir wiederholen zur Veranschaulichung noch einmal Figur 8: Ausdrücke
OS
; Abstraktion
Kategorien
Kat.-Str. Derivation
Inhalte
sein. Str.
l
Graimiatische Kategorien zeigen als Vermittler zwischen Ausdruck und Inhalt gewissermaßen janusartigen Charakter: Die eine Funktion - Abstraktion von Oberflächenerscheinungen
- weist zur Ausdrucksseite, die andere - Eti-
kett für mitunter komplizierte semantische Verhältnisse - zur Inhaltsseite. Auch die traditionelle Granmatik hat diese Doppelfunktion grammatischer Kategorien gesehen, aber in keinen theoretischen Zusammenhang gestellt. So werden die Prinzipien der Zuordnung von Flexiv und Kategorie unter einer Fülle von Flexionsparadignen mehr verdeckt als erhellt; die Frage nach dem Inhalt grammatischer Kategorien versuchte man zu klären, indem die Verwendungsweisen einzelner Kategorien nach dem Vorbild der Grammatiken des
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Griechischen und Lateinischen klassifiziert und mehr oder weniger intuitiv paraphrasiert wurden (z.B. "Genitivus qualitatis", "Genitivus partitivus", vgl. EXxlen 1973:549f.; oder "episches Präteritum", "historisches Präsens", vgl. Erben 1968:57f.). Neuere linguistische Arbeiten gliedern grammatische Kategorien oft nach ihren "Funktionen". So unterscheidet H.Weber (1973:166f.) im Anschluß an Admoni (197O:4ff.) nach der "Funktion": 1. 'kcrrumikativ-graranatische/deiktische/pragmatische Kategorien, die die allgemeinen Bedingungen der Redesituation (Sprecher, Hörer, referierte Sache, Raum und Zeit) charakterisieren1; Beispiele: Tempus, Person, Modus; 2. 'logisch-grammatische Kategorien, die in verallgemeinerter und abstrahierter. Form die sich im menschlichen Bewußtsein widerspiegelnden Sachverhalte der objektiven Wirklichkeit zum Ausdruck bringen'; Beispiel: Numerus; 3. 'strukturell-grammatische Kategorien, die der formalen Organisation des Satzes dienen'; Beispiele: Genus, Kasus. Unter dem Undefinierten Begriff der Funktion kommen hier verschiedene Einteilungskriterien ins Spiel." Für die Kategorien der 1. und 2. Gruppe werden semantische Gesichtspunkte zur Charakterisierung verwendet, für die Kategorien der 3. Gruppe Gesichtspunkte der "formalen Organisation des Satzes"; damit sind u.E. innertextliche Funktionen gemeint, die wir unter einen Inhaltsbegriff im weiteren Sinn subsumiert haben (vgl. Figur 2). Nach H.Weber charakterisieren kcranunikativ-graninatische Kategorien (Person, Tempus, Modus) "die allgemeinen Bedingungen der Redesituation", während logisch-granmatische Kategorien (Numerus) "die sich im menschlichen Bewußtsein widerspiegelnden Sachverhalte der objektiven Wirklichkeit" zum Ausdruck bringen. Mit dieser Formulierung soll der Unterschied zwischen zwei Gruppen gramtBtischer Kategorien herausgearbeitet werden; jedoch ist damit u.E. gerade nicht der entscheidende Unterschied, sondern das Gemeinsame zwischen diesen beiden Gruppen erfaßt. Person und Tempus beziehen sich ebenso wie Numerus auf Sachverhalte der außersprachlichen Welt (die sich im menschlichen Bewußtsein widerspiegeln), was explizit bestätigt wird, indem Person In ähnlichem Sinn übt Heibig (1967:168) an Admonis Einteilung der Kategorien Kritik, die H.Webers Darstellung zugrunde liegt: "Was Admoni auf diese Weise alternativ bestimmten unterschiedlichen Erscheinungen zusprechen möchte, sind drei verschiedenartige Funktionen, sind im Grunde verschiedene Ebenen des Funktionsbegriffs." Vgl. dazu auch Heibig 1969: 246.
50 und Tempus als Kategorien beschrieben werden, die die Bedingungen der Redesituation charakterisieren. Was beide Gruppen bekanntlich unterscheidet, ist,
daß der Inhalt der Kategorien Person und Tempus von deiktisch-referen-
tieller Art ist,
d.h., nur in bezug auf eine konkrete Sprechsituation, also
in einem pragmatischen Modell, vollständig und adäquat beschrieben werden kann.5 Mit der Kategorie Numerus werden dagegen außersprachliche Verhältnisse benannt, die nach allgemeiner Ansicht ohne Bezug auf eine konkrete Sprechsituation im Rahmen einer Inhaltssemantik darstellbar sind. Diese Ansicht ist jedoch zu relativieren. Wie wir in 1.2.1. zeigen werden, ist die Analyse der Numeruskategorie z.T. von Elementen der Sprechsituation abhängig; allerdings gehen diese Elemente nicht direkt in die semantische Beschreibung der Kategorie ein. Unter diesem Gesichtspunkt lassen sich die Kategorien der Gruppen 1 und 2 nach der Art ihrer semantischen Beschreibung als deiktisch-referentielle oder situationsabhängige versus (weitgehend) situationsunabhängige Kategorien charakterisieren.6 Dabei ist u.E. bei den Kategorien der 1. Gruppe eine weitere Differenzierung angebracht: Neben Kategorien, die innerhalb einer Referenzsemantik zu beschreiben sind (Tempus, Person), finden sich hier auch Kategorien, die nur innerhalb einer Sprechaktsemantik adäquat darstellbar sind (Modus). Dementsprechend unterscheiden wir bei der semantischen Analyse der Kategorien drei Gruppen: situationsunabhängige Kategorien oder Kategorien mit Inhaltssemantik, deiktisch-referentielle Kategorien und Sprechaktkategorien (vgl. dazu unsere Differenzierung des Inhaltsbegriffs in 0.1.). Völlig unverständlich bleibt die Argumentation, die bei H.Weber und Adnoni zur Bildung der 3. Gruppe mit den Kategorien Genus und Kasus führt. Als Kriterium wird genannt, daß es sich um 'strukturell-grammatische Kategorien handele, die der formalen Organisation des Satzes dienen1. So als hätten Genus und Kasus keine Semantik und die Kategorien der 1. und 2. Gruppe wiederum keinen Anteil an der "formalen Organisation des Satzes"! Dabei ist doch gerade die semantische Analyse der Kategorie Kasus in den letzten Jahren durch die Arbeiten Filimores in den Mittelpunkt der Forschung gerückt, und auch die grammatische Kategorie Genus besitzt in Einzelfällen Wir verstehen unter Deixis mit Wunderlich (1973a:lO4) die situationsabhängige Referenz. Vgl. dazu auch unsere Begriffsklärungen zu Beginn der Tempusanalyse in 1 . 2 . 4 . Während diese Unterscheidung der beiden Kategoriengruppen als situationsabhängige versus situationsunabhängige Kategorien bei Admoni deutlich ist, wird sie durch H.Webers Darstellung verwischt. Vgl. dazu Admoni 1970:5 und Heibig 1967:168.
51 volle Semantik (vgl. Werner 1975b). Andererseits sind die Kategorien der 1. und 2. Gruppe in gleicher Weise wie die der 3. an der "formalen Organisation des Satzes" beteiligt, wenn darunter zu verstehen ist, daß durch die flexivische Realisierung der Kategorien Zusammenhänge im Satz klargemacht werden (z.B. durch Kongruenz). In der Literatur wird zwar wiederholt davon gesprochen, daß Kategorien der "formalen Organisation des Satzes" dienen (vgl. z.B. auch W.Schmidt 1973:110f.), was darunter zu verstehen
ist,
wird jedoch nicht expliziert. U.E. handelt es sich, wie bereits erwähnt, um einen Inhaltsbegriff im weiteren Sinn, der sich in innertextlichen Funktionen fassen läßt. Das heißt aber, daß Flexive doppelte "Funktion" haben können; sie können zum einen Ausdruck für spezifische Kategorien mit spezifischer Semantik sein und zum anderen innertextliche Funktionen erfüllen. Bei den Flexiven überlagern sich somit zwei heterogene Inhaltsbereiche. Da jede Flexionskategorie an beiden Bereichen Anteil hat, können sie nicht (wie bei H.Weber und Admoni) als Kriterien zur Aufstellung verschiedener Arten von Kategorien verwendet werden, sondern jede Kategorie ist nach beiden Bereichen zu analysieren. In 1.2. soll es zunächst um die spezifische Semantik einzelner Kategorien gehen. Hier genügt es nicht, nach dem Vorbild bisheriger Darstellungen (z.B. Koschmieder 1965, W.Schmidt 1973, Duden 1973) die Verwendungsweisen der Kategorien aufzuzählen und zu paraphrasieren, gegliedert in die sog. regelmäßigen, häufigen Fälle und die Ausnahmen; sondern es soll versucht werden, die für die einzelnen Kategorien typischen Zuordnungsbeziehungen zwischen Kategorie und Inhalt zu erfassen. Dabei wird sich u.a. zeigen, daß die Haupttypen der Zuordnung durchaus nicht immer mit den "regelmäßigen" Fällen der Grarmatiken übereinstimmen (vgl. die Analyse der Kategorie Numerus 1.2.1.). Als Beispiele situationsunabhängiger Kategorien sollen Numerus, Genus und Kasus beschrieben werden, drei Kategorien unterschiedlicher Komplexität, die im Deutschen meist als Kategorienverband in einem nicht weiter segroentierbaren Flexiv realisiert werden. Dabei ist die Numeruskategorie allerdings nur bedingt als situationsunabhängige Kategorie zu bezeichnen. Die semantische Analyse situationsabhängiger Kategorien soll mit der Kategorie Tempus exemplifiziert werden. Eine semantische Analyse der Sprechaktkategorie Imperativ wird im 2. Kapitel (Zero als Ausdruckselement) gegeben. In 1.3. soll dann der zweite Inhaltsbereich der Flexive, ihre innertextliche Funktion, untersucht werden. Hier ist u.a. die Erscheinung der
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Kongruenz erneut aufzugreifen und zu fragen, welche Funktion sie außer der Disambiguierung homonymer flexivischer Zeichen (vgl. 1.1.6.) noch erfüllt. Dabei ist es nötig, eine klare Abgrenzung und Differenzierung des Funktionsbegriffs zu geben. 1.2.1. Numerus Die Kategorie Numerus, die im Deutschen in der NP zusammen mit den Kategorien Kasus und (im Singular) Genus in einem meist nicht weiter segmentierbaren Flexiv realisiert wird, kann in der Kategorialstruktur als Konstituente von NP repräsentiert werden. Im Gegensatz zu den Kategorien Kasus und Genus, die in der Kategorialstruktur als inhärente Merkmale von Lexemen repräsentiert sind, kann der Sprecher über die Subkategorien Singular und Plural frei entscheiden, zumindest in den meisten Fällen. Denkt man nur kurz über die Kategorie Numerus nach, so beschränkt man sich auf diese häufigeren, "regelmäßigen" Fälle, und die semantische Analyse dieser Kategorie erscheint durchsichtig und ohne Probleme. Die übrigen Fälle werden in traditionellen und auch modernen Grammatiken (vgl. Duden 1973, W.Schmidt 1973) gewissermaßen als Ausnahmen von der allgemeinen Regel unter den Stichworten "Abstrakta", "Stoffnamen (Kontinuativa)", "Kollektiva" behandelt. Das Wesentliche und Typische der Zuordnung von Kategorie und Inhalt läßt sich auf diese Weise, indem man die einfachen Fälle zur allgemeinen Regel macht und die komplizierteren zu Ausnahmen, nicht erfassen. Beginnen wir mit einer Analyse der einfachen, "regelmäßigen" Fälle. Hier entspricht der grammatischen Kategorie des Numerus die logisch-semantische Kategorie der Zahl, in der semantischen Basis repräsentiert als Quantor. Mit der Opposition von Singular und Plural wird angegeben, ob eine Aussage über einen Gegenstand "in der Einzahl" oder "in der Mehrzahl" gemacht wird. Die Kategorie Singular ist also semantisch zu analysieren als Quantor EIN; der Kategorie Plural ist die Bedeutung der 'Mehrzahl1, der 'unbestimmten Vielheit' zuzuordnen, in der semantischen Struktur notiert als Quantor MEHRERE im Sinn von 'mehr als ein1, da der Plural auch zwei Gegenstände bezeichnet. Beispiel: (Fig.25) A
Cd es; Kind es
Kat
'Gen Sg Neutr A
I
... Quantor EIN ...
T
(d er) Kind er 'Gen P
T
... Quantor MEHRERE ...
53
Die grammatische Kategorie des Numerus unserer natürlichen Sprachen deckt sich aber nicht völlig mit der logisch-semantischen Kategorie der Zahl. Eine Analyse der Numeruskategorie in die Quantoren EIN und MEHRERE ist nur bei zählbaren Gegenständen möglich. Nun werden zwar alle N-Lexeme mit Numerus(/Kasus/Genus)-Flexiven versehen, aber nicht alle enthalten das semantische Merkmal [+zählbar]. Bei den Nomina mit dem Merkmal [-zählbar] ergeben sich bei der Analyse der Numeruskategorie die bereits erwähnten Komplikationen, die in der Grammatik als Sonderfälle behandelt werden. Dabei ist gerade die für diese Komplikationen verantwortliche Wechselbeziehung zwischen der Kategorie und einem semantischen Merkmal des Lexems konstitutiv für den Zuordnungstyp der Kategorie Numerus. Eine semantische Analyse der Kategorie ist also hier nur in Verbindung mit einem semantischen Merkmal des jeweiligen Lexems möglich. Diese Erscheinung, daß die semantische Analyse der Kategorie von der Semantik des Lexems abhängt, ist u.E. keineswegs atypisch für grammatische Kategorien, wie z.B. W.Schmidt (1973:109) behauptet, sondern wir werden sie auch bei der Analyse der Kategorien Kasus und Tempus als charakteristische Besonderheit finden. Damit ergeben sich für die Kategorie Numerus in Abhängigkeit von dem lexikalischen Merkmal t±zählbar] zwei Grundtypen der semantischen Analyse: (Fig.26) Typ l
N
Flex.
7
[+zählbar]
[+zählbar] K a t . : Sg (Käs Genus) 8
I Beispiel:
Kind
N'~Flex.
: EIN
Kat.: Pl
I
: MEHRERE
Kinder
Fälle wie (19) Der Franzose trinkt mehr Mein als der Deutsche. sind in generischer Verwendung wohl als Numerus-Metaphorik zu erklären (vgl. Werner 1975d:183). Die primäre Unverträglichkeit zwischen einem Prädikat, das aufgrund entsprechenden Kontexte als generisch
Unter "Flex." fassen wir sowohl phonemisch realisierte Flexive als auch Zeroflexive, vgl. die einleitenden Bemerkungen zum 1. Kapitel. Der Nominativ Singular ist im Deutschen z . B . immer durch 0 realisiert. Das Substantivflexiv ist im Deutschen in den meisten Fällen ein nicht weiter segmentierbares Ausdruckselement für den Kategorienverband Kasus/ Numerus, zu dem im Singular noch das Genus hinzukommt. In den Schemata zur Analyse der Numeruskategorie führen wir im folgenden aus Gründen der Deutlichkeit nur die Numerusopposition an.
54 (Fig.26 Fortsetzung) ist,
und eine, NP i. Singular
N
Typ 2 . 1 -
Flex
generischer verwendung
·
Pzahlbarl LPI -1 Kat.: Sg / in generischen Kontexten
: 09
I
Beispiele: Milan (Kontinuativu*) , Treue (AbstraKtun,) Milch ist gesünder als Wein. Saue Lt eine erstrebenswerte Eigenschaft. N bzählbarl -Pl ^J
Flex. , Kat .:
I
(23)
Sg / in definiten und indefiniten Kontexten : EIN
«u-
die Treue seiner Frau
Typ 2 . 2 .
pzählbar] l±Pl -l Kat : Sg / in generischen Kontexten
l
I
:0
Beispiele: *ein (Kontinuativu.) . Tu.enä (24) (25)
vein, Weii und Gesang rügend ist das AöcAste Gut.
zählbar LtPl CJ
Kat.: S, / in definiten und indefiniten Kontexten I
(26 ,
(27)
: EIN
Pieser .ein sc^ec.t besser als die drei anderen. irgendeine Tugend besitzt jeder.
• als Zeichen für "null", nicht nur für Zeror verwenden 0 allgemein als Zeicnen Ausdruckselemente.
55 (Fig. 26 Fortsetzung) N
Flex,
/zählbar L±
- K a t . : Pl
I
: MEHRERE
Beispiele: Meine, Tugenden
Bei den Nonina mit dem Merkmal [+zählbar] entsprechen die grammatischen Kategorien Singular und Plural den logisch-semantischen Kategorien der "Einzahl1 und 'Mehrzahl1 (vgl. Typ 1). Hier kann der Sprecher je nach seinen Intentionen zwischen den Subkategorien des Numerus frei wählen. Kontinuativa (Stoffnamen) und Abstrakta bezeichnen dagegen etwas nicht Abgrenzbares und damit etwas nicht Zählbares. Sie sind im Lexikon charakterisiert durch das semantische Merkmal [-zählbar]. Dieses semantische Merkmal ist mit einer semantischen Analyse der Numeruskategorie in EIN und MEHRERE unverträglich. Substantive mit dem Merkmal [-zählbar] sind also im eigentlichen Sinn nicht pluralfähig (vgl. Typ 2.1.; die Notation [-P1] im Lexikoneintrag ist daher redundant und wird in unserem Schema nur aus Gründen der Deutlichkeit aufgeführt); aber auch der Singular kann - in generischen Kontexten - keine Einzahl bedeuten, er ist semantisch leer (Beispiele (20) und ( 2 1 ) ) . Werden Kontinuativa und Abstrakta jedoch als definite oder indefinite NPs verwendet, so erfolgt durch den Kontext eine Umkategorisierung des Merkmals [-zählbar] in [+zählbar], so daß der Kategorie Singular semantisch wieder der Quantor EIN entspricht (Beispiele (22) und ( 2 3 ) ) . Die Numeruskategorie ist also nicht immer als situationsunabhängige Kategorie zu beschreiben, sondern die semantische Analyse dieser Kategorie hängt in den Fällen, in denen die Definitheit auf einen situationsabhängigen Referenzpunkt (einen Indikator: JETZT, ICH ...) zurückgeht, von Elementen der Sprechsituation ab. Diese Elemente der Sprechsituation gehen jedoch nicht unmittelbar in die semantische Charakteristik der Kategorie ein wie bei den situationsabhängigen Kategorien Tempus und Person (vgl. die Analyse der Tempuskategorie in 1.2.4.). Die gleiche umkategorisierende Funktion, wie sie definiten und indefiniten Kontexten zukamt, besitzt auch die Kategorie Plural, soweit einzelne Kontinuativa und Abstrakta Pluralformen bilden (z.B. Wein, Tugend), Diese Lexeme haben im Lexikon das syntaktische Merkmal [+P1] (vgl. Typ 2 . 2 . ) . Wird von einem solchen Lexem der Plural gebildet, so lösen die beiden Merkmale
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[-zählbar, +P1] eine Transformation aus, die das Merkmal [-zählbar] in [+zählbar] umwandelt (Lyons [1968;1971:286] spricht von "sekundärer Unkategorisierung"). Damit wird es möglich, daß dem Plural der Inhalt MEHRERE zuzuordnen ist. Aber damit ist dieser Plural semantisch auch nicht mehr der Plural des ursprünglichen Lexems mit dem Merkmal [-zählbar]. So ist Weine semantisch nicht der Plural von Wein [-zählbar], sondern von "Wein [+zählbar], also von Wein in definiten und indefiniten Kontexten, wofür im Deutschen auch das Lexem Weinsorte eintritt. Entsprechend stellt auch Tugenden nicht den Plural zu Tugend [-zählbar] dar, sondern bezeichnet bestimmte zählbare Tugenden.1° Wir haben die Erscheinung, daß manche Lexeme je nach Kontext als ^zählbar] bzw. [-zählbar] zu spezifizieren sind, durch eine Transformation der Oiikategorisierung erklärt; d.h., wir gehen von einer bestimmten Gruppe von Lexemen aus, die durch die traditionelle Grammatik als Kontinuativa bzw. Abstrakta klassifiziert sind, und setzen sie in der Ausgangsform mit dem Merkmal [-zählbar] an, das dann durch bestimmte Kontexte umkategorisiert wird. Diese Erscheinung ließe sich jedoch auch anders erklären: Man geht von Lexemen mit dem Merkmal [izählbar] aus; der Kontext klärt dann jeweils, ob [+zählbar] oder [-zählbar] vorliegt. Die Erscheinung, daß der Singular bei Substantiven mit dem Merkmal [+zählbar] eine 'Einzahl' bedeutet und bei Substantiven mit dem Merkmal [-zählbar] semantisch leer ist, kann nicht als Beispiel für Polysemie der Kategorie herangezogen werden, da das N-Lexem (mit seinen jeweiligen semantischen Merkmalen) obligatorischer Kontext der Numeruskategorie ist. Dem Merkmal [±zählbar] ist daher nicht disambiguierende Funktion in bezug auf eine polyseme Kategorie zuzuschreiben (zum Kriterium des obligatorischen Kontexts in der Frage der Polysemie vgl. die einleitenden Bemerkungen zum 1. Kapitel). Die Wechselbeziehung zwischen der Semantik des Lexems und der Semantik der Kategorie und die Möglichkeit zur Umkategorisierung sind typisch für die grairmatische Kategorie Numerus. Sie sind dadurch bedingt, daß aufgrund der obligatorischen Numerusflexion jedes deutschen Substantivs die 10
Dieser Prozeß der Veränderung der Semantik des Lexems durch die Kategorie wird von den meisten Grammatiken nicht klar erkannt. Sie sprechen in diesen Fällen u . E . irreführend von einem "individualisierenden" oder "einteilenden" Plural, so als hätte die Kategorie Plural je nach Lexem verschiedenen Inhalt, entweder 'mehrere (der gleichen A r t ) ' oder 'mehrere verschiedener A r t ' . Vgl. z.B. W.Schmidt 1 9 7 3 : l l l f f . und Duden 1973: 178f.
57
granmatische Kategorie Numerus nicht immer mit der logischen Kategorie der Zahl übereinstimmen kann. Darin vor allem liegt das Grammatische an der Kategorie Numerus begründet und nicht nur darin, Haft sie der Kongruenz unterwarfen ist, worauf es manche Grammatiken einschränken (vgl. Duden 1973:177). Indem man die Nichtübereinstimmung der grammatischen Kategorie mit der logischen Kategorie und die daraus resultierende Wechselbeziehung zwischen Lexem und Kategorie als konstitutiv erkennt, bilden Kontinuativa und Abstrakta keine Sonderfälle mehr, sondern die Leistung der grammatischen Kategorie Numerus wird erst in der Gegenüberstellung der beiden Grundtypen voll ersichtlich. Neben den Kontinuativa und Abstrakta bedeuteten die sog. Kollektiva (Sammelnamen; Beispiele: Volk, Herde, Menge, Obst, Vieh, Getreide, Gebirge) in bezug auf die Numeruskategorie für die Grammatiken ein Problem. Auch sie wurden als Sonderfälle behandelt, als Ausnahmen von der allgemeinen Regel, Haß der Singular eine Einzahl, der Plural eine Mehrzahl bedeute. So heißt es bei W.Schmidt (1973:112), daß bei den Kollektiva 'der Singular eine Vielheit bezeichnet1; ähnlich werden im Duden (1973:178) Kollektiva charakterisiert als "Wärter, mit deren Singular mehrere Wesen oder Dinge umfaßt werden". Wollten wir diese Interpretation übernehmen, so müßten wir einen dritten Zuordnungstyp ansetzen: (Fig.27) ffVlex.
Beispiel: Cd äs) Volk
Kat.: Sg
l
I
: MEHRERE
Das Unstiitmige dieser Interpretation wird an diesem Schema unmittelbar einsichtig. Die 'Vielheit1 ist nicht der Inhalt der Kategorie Singular, sondern ist semantisches Merkmal des Lexems. Wir notieren dieses Merkmal als [+bestehend aus einer Vielheit] oder kürzer [+kollektiv]. Da es sich bei Volk um ein Lexem mit dem Merkmal [+zählbar] handelt, ist für die semantische Analyse der Numeruskategorie Typ 1 anzusetzen, also ein Volk - mehrere Völker: (Fig.28) N' [Tzählbar ~~) [_+kollektivj
Flex.
K a t . : Sg I
N' Vlex. (Tzählbar ~| UkollektivJ
: EIN
ebenso: Gebirge, Schwärm, Herde, Menge usw.
I
: MEHRERE
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Kollektive sind also nicht Substantive, bei denen der Singular eine Vielheit bedeutet, sondern N-Lexeme mit dem semantischen Merkmal [+kollektiv]. Bezeichnet das "kollektive" Lexem eine abgrenzbare und damit zählbare Einheit (wie bei V o l k ) , so erfolgt die semantische Analyse der Numeruskategorie nach Typ 1· Manche Kollektiva bezeichnen jedoch wie die Stoffnamen etwas nicht Abgrenzbares und damit etwas nicht Zählbares, etwas, das in unserer Welt nicht als mehrmals vorhandene Einheit zu denken ist. Sie enthalten das semantische Merkmal [-zählbar] und gehören in bezug auf die Numeruskategorie zu Typ 2, und zwar zu Typ 2.1., soweit sie keine Pluralformen bilden: (Fig.29) N "zählbar" -Pl +kollektiv
Flex.
Kat.: Sg / in generischen Kontexten
I
: 0
Beispiele: Obst, Vieh, Getreide Bei manchen dieser sog. Kollektiva wäre jedoch zu prüfen, ob sie tatsächlich lexikalisch als [-t-kollektiv] zu spezifizieren sind oder nur ein in der Wortfeldhierarchie höherstehendes, merkmalärmeres Lexem darstellen.
Einige "kollektive" Lexeme mit dem Merkmal [-zählbar] bilden Pluralformen unter Umkategorisierung dieses Merkmals. Sie sind dem Typ 2.2. zuzuordnen: (Fig.30) N -zählbar +P1 +kollektiv
Flex.
Kat.: Sg / in generischen Kontexten
Beispiele: Spielzeug, Werkzeug (28) Spielzeug
(Merkzeug)
^kollektiv
ist
dieses Jahr sehr teuer.
Kat.: Sg / in definiten und indefiniten Kontexten I
: EIN
(29) Dieses Spielzeug aus Holz ist
sehr teuer.
59 (Fig.30 Fortsetzung) N _ /zählbar +P1 +kollektiv
Flex.
Kat.: Pl
I Beispiele: Spielzeuge,
: MEHRERE
Werkzeuge
Damit sind die in bezug auf die Numeruskategorie bisher als Ausnahmen behandelten Kollektiva den für die semantische Analyse dieser Kategorie konstitutiven Typen 1 und 2 zugeteilt worden. Abschließend soll noch kurz auf die Pluraliatanta eingegangen werden, Substantive, die nur (oder in den meisten Fällen) in der Pluralform auftreten. So wie die Kontinuativa aufgrund ihrer Semantik keinen Plural bilden, so gibt es umgekehrt Lexeme, die aufgrund ihrer Semantik keinen Singular bilden. Hier bezeichnet das Lexem meist eine Erscheinung, die selten oder nie allein vorkamt, z.B. Eltern, Sporen, Trümmer, Leute. Daraus folgt aber u.E., daß die bezeichnete Vielheit (bzw. Zweiheit) semantisches Merkmal des Lexems ist und der Plural somit semantisch redundant ist. Die einzelnen Analysen der Numeruskategorie haben gezeigt, daß es sich im eine grammatische Kategorie handelt, die sich nicht isoliert auf außersprachliche Verhältnisse bezieht, sondern erst im Zusammenhang mit der Kategorisierung der Lexeme in [±zählbar] semantisch zu beschreiben ist (vgl. dazu auch Lyons 1968;1971:286). Bei Lexemen mit dem Merkmal [-zählbar] hängt die semantische Analyse der Numeruskategorie außerdem von der Verwendung dieser Lexeme in generischen bzw. definiten/indefiniten Kontexten ab. Hier ist die Numeruskategorie z.T. nur unter Einbeziehung pragmatischer Variablen adäquat beschreibbar.
1.1.2. Genus Über die grammatische Kategorie Genus ist schon viel einander Widersprechendes geschrieben worden, sowohl bezüglich ihrer Realisierung als auch, was die semantische Analyse dieser Kategorie betrifft. Während die granmatische Kategorie Numerus in den meisten Fällen eindeutig ein Korrelat in der semantischen Basis besitzt, ist man sich nicht einig, ob dem Genus Semantik zukommt. Sind dem Genus des Substantivs im Deutschen die "vielfältigen
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inhaltlichen Funktionen" zuzuschreiben, die z.B. W.Schmidt (1973:1O4ff.) aufzählt (z.T. in Anlehnung an Brinkmann 1954)? Danach werden z.B. "bei Deverbativen ... mit Hilfe des Genus Tätigkeits- und Gegenstandsnamen unterschieden" (Beispiele: der Fluß - das Floß, der Sßhluß - das Schloß), oder das Genus wirkt "beim Aufbau des Bedeutungsgehaltes von Verbalabstrakta mit". Hier wird also zwischen dem Genus und Bedeutungskomponenten des Lexems eine Korrelation gesehen in der Weise, daß das Genus diese Bedeutungskomponenten determiniert. Wäre es umgekehrt, daß die lexikalische Bedeutung das Genus determiniert, so wäre ja das Genus semantisch redundant.11 Die meisten Linguisten vertreten jedoch heute die Gegenposition, daß das Genus des Substantivs keine Semantik trägt (vgl. z.B. Werner 1975b:36, Lyons 1968;1971:288; von sprachphilosophischer Seite von Kutschera 1971:74f). Unbestritten, bleibt auch von ihnen die Relevanz des Genus in einem anderen Zusammenhang, nämlich in Verbindung mit der Kongruenz. Diese Funktion, die das Genus als syntaktisches Merkmal erst durch die Kongruenz erlangt, ist klar zu trennen von der Semantik der in der Kategorialstruktur repräsentierten Kategorie. Nur so lassen sich die verschiedenen inhomogenen Zuordnungstypen innerhalb einer Kategorie wie des Genus klar herausstellen und auch die einzelnen Kategorien (z.B. Genus und Numerus) untereinander adäquat vergleichen. Wenden wir uns also der Frage zu, ob dem Genus im Deutschen Semantik, d.h. ein Inhalt im engeren Sinn (vgl. Figur 2), zuzuordnen ist. Diese Frage läßt sich, wie uns scheint, schlüssig beantworten, indem man zwei Zuordnungstypen unterscheidet. Im Deutschen sind alle Substantive obligatorisch hinsichtlich eines der drei Genera klassifiziert. Dabei kann der Sprecher nicht wie beim Numerus ein N-Lexem mit einer Subkategorie seiner Wahl verbinden, sondern die Verbindung eines N-Lexems mit einem Genus ist im Lexikon festgelegt. Diese Fälle, in denen das Genus in der Kategorialstruktur als inhärentes Merkmal des N-Lexems repräsentiert ist, konstituieren Typ 1· Hier wird das Genus an der Oberfläche als Ausdruck meist nur in der Umgebung des Substantivs durch 11
Zur Diskussion um die grammatische Kategorie Genus vgl. auch Jarnatowskaja 1968, die dem Genus "semantische Hauptfunktionen unterschiedlicher Art" zuschreibt ( S . 2 1 7 ) . In diesem Zusammenhang sei auch Wienold 1967 genannt, der sich in einem materialreichen Werk mit dem Problem "Genus und Semantik" befaßt, in der zentralen Frage u . E . jedoch wenig Klärung bringt. Vgl. zu Wienold auch die Rezension von Werner 1969b.
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Kongruenz eindeutig faßbar, während die Substantivflexive selbst die Genusunterscheidung nur ansatzweise erkennen lassen.12 Die Frage nach der Semantik des substantivischen Genus ist klar zu beantworten. Aufgrund seines Status als inhärenten syntaktischen Merkmals des Lexems kann das Genus keine eigene, von Lexem unabhängige Semantik haben. Es kann höchstens bei systematischer Korrelation mit einem semantischen Merkmal des Lexems dieses Msrkmal redundant wiederholen. Eine eigene Semantik kann ein formales Merkmal nur haben, wenn es in Opposition zu einem anderen frei wählbar ist, wie z.B. die Subkategorien des Numerus (vgl. Werner 1975b:36). Aufgrund seiner automatischen Kopplung an das Lexem ist das Genus im Deutschen aber inner durch das Lexem determiniert und kann nicht umgekehrt, wie Brinkmann und W.Schmidt behaupten, am "Aufbau des Bedeutungsgehaltes" des Lexems mitwirken (s.o.). Da im Deutschen keine systematische Korrelation des Genus des Substantivs mit einem semantischen Merkmal (wie z.B. dem natürlichen Geschlecht) besteht, ist für Typ 1 als Inhalt 0 anzusetzen: Das Genus des deutschen Substantivs ist semantisch leer. (Fig.3l) Typ l
A
: Flex, (ansatzweise an N; systematisch an Det, attrib. Adj durch Kongruenz)
Kat.: Genus (inhärentes Merkmal von N)
I
: 0
Beispiele: der Hund, die Katze, das Kind, die Puppe, der Mann, die Frau, das Weib, das Mädchen
Nun bringen aber die Grammatiken der deutschen Gegenwartssprache (z.B. Duden 1973, Brinkmann 1971) lange Listen, die eine gewisse Korrelation des Genus mit semantischen Merkmalen bei Untergruppen der Substantive aufzeigen sollen. Dafür werden Regeln der folgenden Art verwendet (Duden 1973:15Of.): "Das Genus der Substantive, mit denen Personen benannt werden, ... stimmt 12
Vgl. H.Weber 1973:169f. Nur in einigen Fällen, die jedoch eine marginale, atypische Rolle spielen, läßt sich das Genus an Wortbildungsaffixen oder Flexiven des Substantivs eindeutig ablesen. Vgl. dazu Werner 1975b:43f. Das Unsystematische dieser Zusammenhänge wird durch die Kompliziertheit der Regeln bestätigt, die Spitz 1965 aufgestellt hat, um das Genus am isolierten Substantiv erkennen zu können. Vgl. dazu auch Neumann 1967.
62
im allgemeinen mit dem natürlichen Geschlecht ... überein", oder: 'Baumbezeichnungen und sehr viele Blumenbezeichnungen sind Feminina' usw. Lyons (1968;1971:288) spricht hier von einer "gewissen "natürlichen1 semantischen Grundlage" des Genus. Da das für eine Korrelation mit dem Genus verwendete semantische Merkmal nur aus den Lexemen als das einer Lexemgruppe gemeinsame Iterkmal erschlossen werden kann und die Korrelation auch nur für diese Untergruppe gilt, wird damit zum einen unsere Feststellung bestätigt, daß das semantische Merkmal des Lexems das Genus determiniert; zum anderen aber handelt es sich um eine so verwirrende Vielzahl postulierter Korrelationen, die zudem ständig von "Ausnahmen" durchbrochen werden, daß nicht von einer für die deutsche Sprache geltenden Systematik gesprochen werden kann. Das heißt aber, daß das Genus auch in diesen Fällen semantisch leer ist. Folgt daraus, daß das Genus des deutschen Substantivs nur eine unnötige Komplikation des Ausdrucks darstellt? Wenn das Genus auch als inhärentes Merkmal keine Semantik besitzt, so erlangt es doch als syntaktisches Merkmal Funktion durch die Kongruenz. Dabei handelt es sich zum einen um die Differenzierung weitgehend homonymer Lexeme (Beispiel: der See - die See, vgl. Werner 1975b:38f.), zum anderen um die sog. Pronominalreferenz (vgl. z.B. Lyons 1968;1971:288). Darauf soll in 1.3. (Zur innertextlichen Funktion der Flexive) eingegangen werden. Eine Rolle spielt das Genus als inhärentes Merkmal auch noch in einem anderen Zusammenhang: In Einzelfällen kommt ihm als immanentem Merkmal (d.h. ohne lautliche Entsprechung auf der Ausdrucksseite) zeichendifferenzierende Funktion zu. Wir werden diese Fälle im 2. Kapitel (Zero und immanente Merkmale) behandeln. Wenden wir uns nach dieser kurzen Übersicht über die Funktionen des Genus als inhärenten Merkmals nun den weniger häufigen Fällen zu, in denen das Genus Semantik trägt (Typ 2 ) . In einigen Syntagmen läßt sich eine systematische Korrelation des Genus mit semantischen Merkmalen feststellen. Dabei handelt es sich durchweg um einen Inhalt, der von der Sprechsituation unabhängig ist. Beispiele: (30) der Berufstätige, die Berufstätige; der Große, die Große, das Große ( 3 1 ) ein Großer, eine Große (32) Deutscher, Deutsche, Deutsches; Großes (33)
derjenige, diejenige, dasjenige (ohne Substantiv); der, die, das (betont, ohne Substantiv)
63 (34) jeder, jede, jedes (ohne Substantiv); mancher, manche, manches (ohne Substantiv); irgendeiner, irgendeine (ohne Substantiv) (35) der Meyer, die Meyer
(umgangssprachlich)
(36) die Tübingen, die Hanseatic, die Titanic
In diesen Verbindungen, die sich auf (DetöMj) 13 , DetPEU, PRO[-def] zurückführen lassen, hat der Sprecher die Wahl, durch je nach Genus unterschiedliche Flexion unterschiedliche Semantik auszudrücken (vgl. dazu ausführlich Werner 1975b:4Off. und 5Of.). Dabei gelten folgende systematische Korrelationen zwischen Kategorie und Inhalt: Kat.
[+männl]
Obelebt / +männl +weibl]
Das semantische Merkmal [+männl +weibl] soll bedeuten, daß nicht nach dem Geschlecht differenziert wird: 'sowohl männlich wie auch weiblich' Beispiele: (37) So mancher möchte manches wissen. (38) Jeder kann kommen, ob Mann oder Frau. Kat.
I Kat.
I
Fern
[+weibl]
[+Schiffs- bzw. Flugzeugname]
Neutr
[-belebt, (+abstrakt)]
[+männl +weibl]
Beispiel: 139) Jedes kann kommen, ob Mann oder Frau. (Vgl. dazu auch W.Schmidt 1973:1O5.)
Wie aus Figur 32 ersichtlich, finden sich bei der semantischen Analyse der Kategorie Genus die Komplikationen der Polysemie und Polymorphic der Kategorien: Jede Subkategorie des Genus, soweit sie Semantik trägt, ist polysem; die Bedeutung [-Knännl +weibl] kann polymorph ausgedrückt werden, sowohl durch das ilaskulinum wie durch das Neutrum. Die semantischen Merkmale [-Unännl], [+weü>l] usw. sind hier nicht bereits als semantische Merkmale des Lexems vorgegeben, sondern ko nen als 13
"Die Notation der sich kreuzenden runden Klammern" gibt an, "daß wenigstens eines der gekreuzt verbundenen Elemente vorkommen muß". Vgl. Fillmore 1968;1971:39.
64
als Inhalt der frei wählbaren Subkategorien des Genus durch die Flexion erst hinzu. Das heißt aber, daß das Genus hier nicht wie beim substantivischen Genus den Status eines inhärenten Merkmals hat, sondern in der Kategorialstruktur wie die Numeruskategorie als Konstituente der 1 repräsentiert sein muß (bzw. durch Subkategorisierungsregeln generiert wird). Damit ergibt sich als Typ 2: (Fig.33)
Typ 2
Flex, (systematisch an Det, substantiviertem Adj, PRO) Kat.: Genus 'natürliches Geschlecht 1 'sowohl männlich wie weiblich 1 'belebt/unbelebt' 1 Schiffs-/Flugzeugname'
Beispiele für die Repräsentation in der Kategorialstruktur: (Fig.34) der
Berufstätige
NP
[+def]
d-
Berufstätig-
ein-
jeder
NP PRO PROL
Genus
[-def]
[+Mask]
l
jed-
AdjL = Adj-Lexem, PROL = PRO-Lexem
irgendein-
Groß-
65
Typ 1 und Typ 2 der semantischen Analyse der Genuskategorie beruhen also nicht auf der gleichen Repräsentation in der Kategorialstruktur. Damit, so scheint uns, ist das Spezifische der Genuskategorie erfaßt, das sich in einer besonderen Inhomogenität der Zuordnungsbeziehungen äußert. Dies mag letztlich auch der Grund sein, weshalb das Genus in den Grammatiken so unterschiedliche Erklärungen gefunden hat. 1.2.3. Kasus Wir haben die Kategorien Numerus und Genus als Beispiele situationsunabhängiger Kategorien semantisch analysiert, wobei die Numeruskategorie nur eingeschränkt als "weitgehend situationsunabhängig" zu bezeichnen ist. Auch die Genuskategorie kann nicht generell als Kategorie mit situationsunabhängiger Semantik charakterisiert werden, sondern nur in den relativ seltenen Fällen, in denen sie Semantik trägt. Als drittes Beispiel einer Kategorie mit situationsunabhängiger Semantik soll die Kasuskategorie analysiert werden. Hier sind die Zuordnungsbeziehungen ungleich komplexer und weisen gewisse Besonderheiten auf, die sich bei keiner anderen Kategorie des Deutschen finden. Mit dem Begriff "Kasus" ohne weitere Spezifizierung bzw. mit "Kasuskategorie" beziehen wir uns (im Unterschied zu Fillmore 1968) auf die Kasus der Oberfläche. Unter "(Oberflächen-)Kasus" verstehen wir Klassifikationen von Kasus(/Numerus/Genus)-Flexiven.
Zunächst ist, ähnlich wie beim Genus, zwischen zwei verschiedenen Arten der Kategorie zu unterscheiden: zwischen den verbabhängigen und den verbunabhängigen Kasus. Als Beispiel für einen verbunabhängigen Kasus soll kurz auf den Genitiv eingegangen werden (z.B. der Arm des Kindes', umgangssprachlich wird mitunter auch eine Dativkonstruktion verwendet: dem Kind sein Arm). Dabei soll auf die besondere Problematik des verbunabhängigen Genitivs nur hingewiesen werden: Es handelt sich um die Frage, ob mit Hilfe des Genitivs verschiedene semantische Relationen zwischen den NPs ausgedrückt werden, ob die Genitivkategorie also polysem ist (vgl. als Beispiele (4Oa) bis (42a)), oder ob durch den Genitiv nur eine ganz allgemeine, semantisch nahezu leere Relation (REL) zwischen den beiden NPs hergestellt wird, die durch semantische Merkmale der betreffenden Lexeme oder durch unser enzyklopädisches Wissen bzw. durch weiteren Kontext semantisch verschieden gefüllt werden kann (vgl. (40b) bis (42b); vgl. zu diesem Problem Weydt 1972:59, 1975b:655; Kaznelson 1974:53ff.).
66 (4Oa) der Arro(x) des Kindes(y): TEIL VON ( x , y ) (41a) das H a u s ( x ) meines Bruders(y): HAB ( y , x ) (42a) das Bucn(x) des Literaturpreisträgers(y): SCHREIB ( y , x ) (4Ob) der Arm(x) des
Kindes(y)
[Teil von] (41b) das Haus(x) meines Bruders(y) i— . _ , —r ein Gegenstand, ( d e r jemand gehört)
y '
REL ( x , y ) '*
(42b) das Buch (x) des Literaturpreistra'gers (y) [jemand, der Bücher schreibt]
,—~
Als weitere Beispiele verbunabhängiger Kasus sind alle Kasus zu nennen, die von nicht-verbgesteuerten Präpositionen abhängen, also in Präpositionalphrasen mit bei,, mit Hilfe von, aufgrund
etc. vorkauten. Auch verschiedene
Formen des Dativs, z.B. der Dativus cxatinodi/incaiiicidi der traditionellen Granroatik, sind vom Verbum unabhängig (vgl. Abraham 1971b; s. auch das umgangssprachliche Beispiel oben: dem Kind sein Arm). Im folgenden beschränken wir uns auf eine Analyse der verbabhängigen Kasus. Dabei sind zunächst einige theoretische Überlegungen anzustellen und ein MDdell für die Derivation zu skizzieren, das dann als Grundlage für die empirischen Untersuchungen an deutschen Beispielen verwendet werden soll. Die Frage nach dem Inhalt der Kasuskategorie blieb in der Forschung lange Zeit ohne befriedigende Antwort (einen ausführlichen Überblick über die wissenschaftsgeschichtliche Situation gibt Fillmore [1968;1971:7ff.]). Wir erwähnen hier nur kurz zwei Hauptrichtungen. Die traditionelle Grammatik (z.B. Duden) versucht, nach dem Vorbild der griechischen und lateinischen Grammatiken die verschiedenen Verwendungsweisen (also die Polysemie) der Kasus aufzuzeigen und gegeneinander abzugrenzen. Ganz anders gehen innerhalb der modernen Sprachwissenschaft Hjelmslev 1935 und Jakobson 1936 vor: Sie versuchten, für jeden Kasus eine einheitliche Bedeutung zu finden. Beide Richtungen mußten unbefriedigend bleiben, da sie die Rolle des Verbums und damit den relationalen Charakter der Kasuskategorie nicht genügend berücksichtigten. Erst Fillmore 1968 hat unser Verständnis dieser Kategorie ein gutes Stück weitergebracht. Nach FiHmore (1968;1971:6) liegen den Kasus der Oberfläche die sog. Tiefenkasus zugrunde, die "semantisch relevante syntaktische Beziehungen" darstellen, "die Nomina und die sie enthaltenden Strukturen betreffen". Sie sind in der Tiefenkasusstruktur repräsentiert als Kategorien,
67
die die semantischen Beziehungen zwischen dem Verb (bzw. prädikativen Adjektiv) und den NPs etikettieren. Diese Tiefenkasus, auch Kasusbegriffe genannt, "enthalten eine Menge universalgültiger, wahrscheinlich innater Begriffe, die bestimmten Typen von Urteilen entsprechen, die Ifenschen über die Ereignisse in ihrer Unweit machen können, Urteile etwa darüber, wer es tat, wem es geschah und was sich veränderte" (FiHmore 1968,-1971:34). Entscheidend ist die Erkenntnis Fillmores, daß die Zuordnung zwischen den Oberflächenkasus (OK) und Tiefenkasus (TK) nur über das jeweilige Verbum möglich ist. Nicht nur die Oberflächenkasus seien durch das Verbum determiniert, sondern auch die ihnen zugrunde liegenden semantischen Relationen der Tiefenkasus. Ein wesentliches Verdienst Filimores war es auch, daß er die Notwendigkeit betont hat, die Subjektsproblematik von der Kasusproblematik zu trennen, wenn er auch die Probleme im einzelnen nicht zu lösen vermochte (vgl. z.B. Fillmore 1972a:6; vgl. dazu auch Abraham 1971a:187). Wir werden darauf bei der Analyse der Subjektskategorie zurückkönnen (vgl. 3.2.1.). Neben der Subjekt-Objekt-Problematik sind es vor allem zwei Probleme, die von Filimores Kasusgranmatik aufgeworfen, aber noch nicht befriedigend gelöst wurden: die Frage der Identifikation oder Definition einzelner Tiefenkasus und die Frage nach einer adäquaten Notation für eine Kasusgranmatik. Vor allem Robinson eröffnete 1970 die Kritik an Filimores Darstellung der Tiefenkasus als Kategorien in einer Phrasenstrukturgrammatik und schlug vor, die Tiefenkasus in einem Dependenznodell als Merkmale der Verben einzuführen. Unter dem Einfluß dieser Kritik nahm Fillmore 1971 von seiner früheren Darstellung Abstand und sprach sich für eine Dependenznotation aus, bei der Tiefenkasus als Merkmale von Verben und als Etikett für eine Verknüpfung, also eindeutig als Relation, repräsentiert sind. Werner 1975c geht im Rahmen eines Dependenzmodells noch einen Schritt weiter: Da die Oberflächenkasus und Tiefenkasus der NPs, die ein Verbum zu sich nehmen kann, bereits im Lexikoneintrag dieses Verbums enthalten und einander zugeordnet sind, kann den Oberflächenkasus nur mehr die Funktion von Referenzindizes zukamen, die die betreffenden NPs der Oberflächenstruktur mit den im Verbum immanent vorhandenen Argumenten identifizieren (vgl. Werner 1975c:449f.). Diese innertextliche Funktion der Oberflächenkasus läßt sich durch folgendes Schema veranschaulichen:
68 (Fig.35) Die Kinder
suchen [AgNom] f·
den Osterhasen.
[ObjvAkk] /t
r
Akk Sg Mask 1 I
Ag = (Tiefenkasus) Agentiv, Objv = (Tiefenkasus) Objektiv, bezeichnet gegenseitige Zuordnung
Wir werden auf diese These Werners zurückkamen, wenn wir geklärt haben, was wir unter einem Tiefenkasus verstehen wollen. Damit nehmen wir die oben angeschnittene Frage nach der Definition einzelner Tiefenkasus wieder auf. U.E. ist es eine Schwäche fast aller bisherigen Kasustheorien, daß sie für die Zuordnung bestimmter Tiefenkasus zu einem Verbum keine expliziten Regeln angeben können. Fillmore ist sich dessen bewußt und gibt zu, daß es sich letztlich um intuitive Entscheidungen handelt (vgl. Fillmore 1971:262). Wenn die Tiefenkasus, wie man richtig erkannt hat, Teile der Verbsemantik sind, so kann ein Fortschritt in dieser Frage nur durch semantische Dekomposition der Verben erzielt werden. Das heißt, es ist von einer Tiefenkasusstruktur auszugehen, die nicht Lexeme, sondern atomare Prädikate und Individuenvariable enthält. In dieser Tiefenkasusstruktur sind die semantischen Relationen der einzelnen Tiefenkasus u.E. zu definieren aufgrund der Argumentstellenbesetzung bei bestiitmten atomaren Prädikaten. Auf diese Weise können Tiefenkasus als Teile der Verbsemantik explizit gemacht werden.1I* Filimores Tiefenkasusstruktur entspricht dann bereits einer abgeleiteten Tiefenkasusstruktur. Mit "Argumentstellenbesetzung" soll darauf hingewiesen werden, daß die Tiefenkasus nicht allein von den eröffneten Argumentstellen abzuleiten sind, sondern z.T. von semantischen Merkmalen der NPs abhängen, die diese Argumentstellen besetzen (s.u. ausführlicher). Hinweise auf eine Konzeption der Tiefenkasusstruktur, die von atomaren Prädikaten ausgeht, finden sich bei Lerot ( 1 9 7 3 : 1 2 4 ) (vgl. auch Fillmore 1 9 7 1 : 2 5 4 ) .
Für unsere Untersuchungen zur Zuordnung von Tiefenkasus und Oberflächenkasus legen wir daher folgenden Derivationsprozeß zugrunde (wobei die Tiefenkasusstruktur nicht als Basisstruktur gedacht ist):
Hier ist also Finkes Behauptung zu widersprechen, daß 'die semantischen Definitionen der Tiefenkasus prinzipiell vage 1 seien, "weil kein Verfahren angegeben werden kann, das ihre Randunschärfen völlig zum Verschwinden bringen würde" (Finke 1974:145).
69 (Fig.36) TK-Str.
(TK definiert aufgrund der Argumentstellenbesetzung der atomaren Prädikate) Einsetzung der Lexeme
abgel.TK-Str.
; / Kat.-Str.
(entspricht im wesentlichen Filimores TK-Str. von 1968, ergänzt bzw. modifiziert durch TK aus Fillmore 1971) Überführung der TK in OK und Präpositionen 15 (determiniert durch die transformationellen Eigenschaften der V-Lexeme)
OS
abgel.TK-Str. = abgeleitete Tiefenkasusstruktur, OK = Oberflächenkasus
Anders als Fillmore (1971:251) nehmen wir an, daß einzelne Tiefenkasus an bestaunte semntische Merkmale der NPs gebunden sind, so der Agentiv an das Merkmal [+bel(ebt)]. Die Selektionseigenschaften der Verben gehen aber in vielen Fällen über die mit den Tiefenkasus verbundenen semantischen Merkmale hinaus. Daher unterscheiden wir folgende Arten der Verbvalenz: die Oberflächenkasusvalenz oder die Verbvalenz im engeren Sinn, die Tiefenkasusvalenz und die Selektionsmerkmale, die zur Verbvalenz im weiteren Sinn zu rechnen sind (vgl. ähnlich Lerot [1973:127], der noch zwei weitere Arten der Verbvalenz angibt: die Funktionsvalenz [+Subj, +Obj1 ...] und die syntaktische Valenz [+NP, +S, +Adv ... ] ) . So gehört z.B. zur Verbvalenz von ess- die Oberflächenkasusvalenz, die Tiefenkasusvalenz [ Ag (Objv)] und das Selektionsmerkmal [-hnensch] für die Subjekts-NP (neben den Selektionsmerkmalen für die Objekts-NP). Wir veranschaulichen Figur 36, indem wir an dem Beispielsatz (43) Grundzüge der Derivation skizzieren. (43) Der Direktor(x) gibt dem Schüler(y) das Z e u g n i s ( z ) . Dabei geht es uns nicht darum, eine vollständige und bis in Einzelheiten konsistente Darstellung der Ableitung zu entwickeln, sondern es sollen nur wesentliche Zusammenhänge verdeutlicht werden. So geben wir z . B . die NPs in der Tiefenkasusstruktur nur als Variable an, da es hier nicht auf 15
Während Fillmore (1968;1971:29) Kasusflexive und Präpositionen unter dem Terminus der "Kasusform" zusammenfaßt, entsprechen nach unserer Terminologie den Tiefenkasus Oberflächenkasus, ausgedrückt durch Kasus(/Numerus/Genus )-Flexive, und Präpositionen (die ihrerseits wieder bestimmte Kasus regieren).
70 die interne Struktur der NPs ankommt. Auch die Modalitätskomponente ist in diesem Zusammenhang nicht entscheidend und wird daher in der Tiefenkasusstruktur und in der Kategorialstruktur nicht berücksichtigt, um diese Strukturen nicht unnötig zu komplizieren. In der abgeleiteten Tiefenkasusstruktur wird sie angegeben, um Filimores Modell möglichst unverändert einordnen zu können. (Fig.37) TK-Str. CAUS
HAB
In dieser Struktur ist für das Argument des atomaren Prädikats CAUS der Tiefenkasus Agentiv (Ag) abzuleiten, wenn die NP, mit der dieses Argument besetzt wird, das Merkmal [+bel] aufweist (ist die NP als [-bei] spezifiziert, so liegt ein Instrumental [instr] v o r ) . Außerdem kann man nach Lerot (1973:124) dem Argument S zu CAUS den Tiefenkasus Resultativ (Result) zuordnen. Unter Bezug auf diese übergeordnete Struktur ist dann für den ersten Argumentterm der Relation HAB der Tiefenkasus Benefaktiv (Ben) abzuleiten und für den zweiten Argumentterm der Relation HAB der Tiefenkasus Objektiv ( O b j v ) . Da die Tiefenkasus automatisch aus der Struktur abgelesen werden können, ist eine Etikettierung in der Tiefenkasusstruktur selbst redundant, in der abgeleiteten Tiefenkasusstruktur und bei der Kategorisierung der Verblexeme jedoch notwendig. Im Rahmen dieses Kapitels etikettieren wir in der Tiefenkasusstruktur zur Veranschaulichung die Tiefenkasus bei den Argumenten, die an der Oberfläche durch NPs besetzt sind, und zeichnen in klaren Fällen auch die mit den Tiefenkasus gekoppelten semantischen Merkmale ein: (Fig.37 Fortsetzung)
CAUS
geb-
[
Ag (Ben) Objv]
abgel. TK-Str.
(nach Fillmore 1968, mit einzelnen TK aus Fillmore 1971) S
~~-^—-_
geh-
d- Direktor
(osition)
d- Schüler
d- Zeugnis
71 (Fig.37 Fortsetzung)
gehAg ( ) Ben (y) Objv(z)
Subj(x) ObJ!(y) Obj 2 ( z )
Nom(x) Dat(y) Akk(z)
Zu dieser Notation der transformationeilen Eigenschaften der Verblexeme vgl. Lerot 1973:126. Die Schreibweise [ N o m ( x ) ] stellt eine Abkürzung dar für ( x ) l (entsprechend steht [ P r ä p ( x ) ] für [ P P ( x ) ] ) . [ Nom J Kat.-Str. (wobei wir die Modalitätskomponente vernachlässigen, s . o . ) S
l
OS
[Subj (x) ]=>[Nom(x) ] . (Zu dieser Notation vgl. Figur 3 7 . )
traurj.gr
d-Mädchen
77 (Fig.43 Fortsetzung)
Kat.-Str.
S NP Det
VP N
d- Mädchen
Adj
traurig
(Fig.44) TK-Str.
GAUS traurig^ [
===
Instr]
TRAURIG
Für die Kette der atomaren Prädikate CAUS TRAURIG kann im Deutschen das Adj-Lexem traurig aufgrund der Lesart 2 eingesetzt werden, das jedoch nur einen Tiefenkasus, den Instrumental, durch eine NP expliziert, den anderen implizit enthält. abgel.TK-Str.
i
traurig2
d-Film
traurig 2
[Instr (y) ]=>[Subj (y) ]=>[Nom(y) ]
Kat.-Str.
NP Det
! i d- Film
VP l Adj l l l
traurigr
Das deutsche Mj-Lexem traurig kann also, im unterschied zu öffn-
(Typ
1.2. .), auf verschiedene Weise semantisch dekcmponiert werden, wobei jede Lesart unterschiedliche Tiefenkasus aufweist. Da traurig als prädikatives Adjektiv in beiden Fällen nur eine NP, die Subjekts-NP, zu sich niitmt, sind in der Kategorialstruktur die tiefenstrukturellen Kasusunterschiede aufgehoben.
78 Wollte man gegen eine Polysemie des Adjektivs argumentieren, indem man traurig nur eine Bedeutung zuschreibt, aber verschiedene Relationen ansetzt, weil die NPs verschiedene Bedeutung haben, so müßte man für traurig eine so allgemeine Bedeutung finden, daß sie sowohl mit belebtem wie unbelebtem Subjekt verträglich wäre. U . E . ist jedoch davon auszugehen, daß 'traurig 1 als 'Gemütszustand' nur einem belebten Subjekt zugeschrieben werden kann; d.h., man müßte für Satz ( 5 3 ) einen Verstoß gegen die Selektionsbeschränkungen annehmen, wollte man an einer primären Eindeutigkeit von traurig festhalten. Ähnlich wie bei der Erklärung von Metaphern müßte man weiter annehmen, daß sekundär eine Übertragung und damit Veränderung der Bedeutung von traurig in (53) erfolgt. Das heißt aber, traurig hat in ( 5 3 ) eine andere Bedeutung als in ( 5 2 ) .
Wie bei Typ 1.2.1. liegt auch hier keine Polysemie der Kasuskategorie vor, sondern die Oberflächenkasus sind als Referenzindizes für sich nicht eindeutig. Erst ein semantisches Merkmal der NP (also eines obligatorischen Kontexts) entscheidet, welche Lesart des Adjektivs und damit welcher Tiefenkasus im Einzelfall vorliegt. Typ 2 stellt die Unkehrung zu Typ 1 dar. Hierher gehören alle Fälle, bei denen einem Tiefenkasus in verschiedenen Sätzen verschiedene Oberflächenkasus bzw. ein Oberflächenkasus und eine Präposition entsprechen. Typ 2 gliedert sich parallel zu Typ 1 in zwei Untergruppen, je nachdem, ob die Zuordnung verschiedener Oberflächenkasus zu einem Tiefenkasus in Abhängigkeit von verschiedenen Verben (Typ 2.1.) oder beim gleichen Verb (Typ 2.2.) zu beobachten ist. Dabei unterscheiden wir innerhalb des Typs 2.1. nochmals zwischen drei unterschiedlichen Verbklassen. Typ 2.1.1.: ein Tiefenkasus - verschiedene Oberflächenkasus, bei verschiedenen, nicht synonymen Verben (54)
Der Vater (y) ist
froh.
.-Nom / V j
(55a) Das Mädchen (x) er/reut den Vater (y) . (55b) Das Mädchen(x)
überrascht den Vater(y).
Xp
^
(KasNum)Genus-Flex.
r
Akk Sg Mask 1
disk. A für die Kat. Akk
Genus
144
(1O9)
der Bruder
der
Frau
und die Schwester ...
Sg Fem\ [+Fem] disk. A für die Kat. Fern (im Gegensatz zu: der Bruder, der Mann und die Schwester . . . )
Nach dieser Auf fassung kann man die iitmanenten Merkmale der Verbvalenz und des Genus in den Beispielen (108a/b) und (109) als Teil eines Zeichens betrachten und ihnen dabei den Status von Ausdruckskcmponenten zuschreiben. Das latente Ausdrucksmerkmal des Genus bzw. der Verbvalenz realisiert zusamnen mit phonemischen Ausdruckskotiponenten die Kategorie Genus bzw. Kasus, wobei die phonemischen Ausdruckskomponenten zusätzlich weitere Kategorien realisieren. Gegen diese Auffassung ist jedoch einzuwenden, daß es sich bei den iimianenten Merkmalen der Verbvalenz und des Genus nicht um (latente) Ausdruckskonponenten, sondern um Abstraktionen handelt. Im Unterschied zu den eigentlichen Flexionskategorien stellen immanente Merkmale Abstraktionen (Klassifikationen) von Ausdruckselementen dar, denen sie nicht unmitteUpar , sondern erst über Kongruenztransformationen zuzuordnen sind. Hinzu kommt die Besonderheit, daß dem immanenten Merkmal des Genus bei pluralischen . NPs kein Ausdruckselement entspricht (vgl. u. Beispiel (11O)). Die Beispiele (1O8a/b) und (109) sind daher auf andere Weise zu erklären: Die Kategorien Kasus, Genus und Numerus werden als Kategorienverband durch die Flexive der NP ausgedrückt, und den immanenten Merkmalen Genus und Verbvalenz könnt nur differentielle Funktion zu. Sie sind nicht als Teil eines Ausdrucks für einen Inhalt zu betrachten, sondern disambiguieren als syntaktische Merkmale in Einzelfällen homonyme Flexive bzw. homonyme diskontinuierliche Ausdrücke (zu den Begriffen "differentielle Funktion", "differenzieren" und "disambiguieren" vgl. 1.3.). Für diese Erklärung spricht auch die Analyse eines weiteren Beispieltyps: (HO)
die f
Messer
Nom/Akk Sg Fern1 Nom/Akk Pl \S bei nicht-eindeutiger Markierung des Subjekts durch Flexive, Kongruenz und Verbvalenz unbet. - unbetont Beispiele: (141) Hans liebt die
'Berge.
(142) Ich gebe dir eine
'Fotokopie.
Beispiele mit Inversion des Subjekts, ausgelöst durch ein Adverbial in Spitzenstellung, gehören aufgrund unserer Definition des Topic als erster NP des Satzes auch zu Typ 1. Soweit das Subjekt (relativ) unbetont bleibt, zeigen sie auch die gleiche Verteilung von alter und neuer Information wie Typ l . Beispiel: (143) Gestern bekam Hans einen 'Fernsehapparat. Typ 2
: Abweichung
Typ 2.1.: bei normaler, nicht-kontrastiver Akzentuierung .+Kongr.-Rel.
Kat.
Kas/PerNum
[Vv.]
Subj
Subj ^ Topic Subj 'neu 1
Beispiele: (144) Die Sterne überstrahlt der (145) Das Tal bedeckte dichter
'Mond.
'Nebel.
(146) Die Berechnung ergibt eine 'Parabel Den Kurvenverlauf
bestätigt das
(147) Hans nat gute 'Noten
(Typ D .
Gute Noten möchte auch 'Lisa.
(Typ 1).
'Experiment.
173 (Fig.lo3 Fortsetzung) Typ 2 . 2 . : bei kontrastiver Akzentuierung A
(Flex.+Kongr.-Rel.j L
Kat.
Kas/PerNum
[Vv.]J
Subj/
[Topic I f[kontr.akz.J /' KONTEXT Subj i Topic· Topic 'neu 1 + Präsupp.
I
Präsupp. = Präsupposition, kontr. = kontrastiv Beispiele: (148)
Die ''Berge liebt Hans.
(149)
Eine ''Fotokopie gebe ich dir.
Während im Normalfall die Reihenfolge Ausdruck des Subjekts sein kann (Typ 1, gestrichelter Pfeil), wird bei der Abweichung vom Normalfall das Subjekt allein durch Flexion und Kongruenzrelation ausgedrückt bzw. durch die Verbvalenz differenziert. Un erkennen zu können, daß das Subjekt nicht mit dem Topic ubereinstiitmt, bedarf es der eindeutigen Markierung des Subjekts durch die genannten Mittel, da bei nicht-eindeutiger Markierung der Normalfall angenommen wird (Beispiel: Die Frau sucht das Kind.). Ist durch Flexion, Kongruenz oder Verbvalenz eindeutig angezeigt, daß es sich um die Abweichung von der Normalstellung handelt, so sind u.E. je nach Kontext vor allem zwei Zuordnungstypen zu unterscheiden (vgl. Typ 2.1. und 2.2.). Bei normaler, nicht-kontrastiver Satzakzentuierung bleibt in vielen Fällen das topikalisierte Objekt (relativ) unbetont, währenf das Subjekt als Träger der neuen Information betont wird. Dadurch entsteht ein Zuordnungstyp (2.1.), der sowohl ausdrucksmäßig in bezug auf die Reihenfolge wie inhaltsmäßig in bezug auf die Verteilung von alter und neuer Information die Uhikehrung zu Typ 1 darstellt. Oftmals erfolgt die normale, nicht-kontrastive Satzakzentuierung bei Typ 2 jedoch auch in der Weise, daß das Topic betont ist (z.T. bei gleichzeitiger Betonung des Verbs). (150) Eine 'Puppe möchte das Kind. (151) Die 'Garbo bewundert mein Mann. Diese Fälle unterscheiden sich nur auf der Ausdrucksseite von Typ l , während sie inhaltlich die gleiche Verteilung von alter und neuer Information zeigen, so daß sie als "stilistische" Varianten des Typs l zu betrachten sind. Neben dem Aspekt, die Neuigkeit durch die Erstposition besonders hervorzuheben, sind hier vor allem stilistische Gründe, wie z.B. Variation des Satzanfangs, maßgebend.
174
Sehr häufig ist mit der Abweichung von der Normalstellung jedoch kontrastive Akzentuierung verbunden, und zwar trägt dann in der Regel das topikalisierte Objekt den kontrastiven Akzent (Typ 2 . 2 . ) . Welche Akzentuierung im Einzelfall vorliegt, ob normale oder kontrastive, entscheidet der Kontext. Während Sätze des Typs 2.1. auch als Textanfänge vorkamen können (vgl. die Beispiele (144) und ( 1 4 5 ) ) , ist für kontrastive Sätze aufgrund ihrer Semantik in der Regel ein bestimmter vorausgehender Kontext notwendig. In Einzelfällen kann der Kontext auch nachgeholt werden: (152)
''Freude empfand Hans und keineswegs Trauer, als er ihren Abschiedsbrief las.
Betrachten wir dazu die Beispiele (141) und (148) genauer. Während in Beispiel (141) die NP die Berge, die die neue Information bringt, mit nichtkontrastiver Akzentuierung verbunden wird, ist in Beispiel (148) die Berge kontrastiv akzentuiert. Damit wird zusätzlich zu der Angabe, daß diese NP neue Information bringt, eine gewisse Präsupposition gemacht: 'Es sind die Berge, die Hans liebt, nicht etwas anderes1 (wobei dieses andere in der Regel im Vortext genannt wurde). Diese Präsupposition, die sich allgemein als 'kontrastive Abhebung der mitgeteilten neuen Information gegenüber anderen im Vortext genannten Möglichkeiten1 beschreiben läßt, kommt inmer dann ins Spiel, wenn die neue Information mit kontrastiver Akzentuierung verbunden ist.16 Daher kann der präsuppositionelle Effekt als Beweis dafür betrachtet werden, ob im Einzelfall kontrastive Akzentuierung vorliegt oder nicht. Diesen Beweis liefert allerdings nicht, um es noch einmal zu betonen, der isolierte Satz allein, sondern erst der Satz in Verbindung mit dem Kontext. Typ 1 und Typ 2.2. unterscheiden sich semantisch also in zweifacher Hinsicht. Zum einen bringt bei Typ 1 (Beispiel (141)) die ganze VP neue Information und stellt somit den Fokus17 des Satzes dar, bei Typ 2.2. dagegen (Beispiel (148)) bildet allein das Topic die Neuigkeit oder den Fokus. Zum anderen kommt bei Typ 2.2. durch die kontrastive Akzentuierung zu der Bedeutung 'neu1 eine Bedeutung als Präsupposition hinzu, die diese Sätze als Erwiderung auf Vorgenanntes, als dialogisches Zurückweisen kennzeichnet. 16
Der "präsuppositionelle E f f e k t des kontrastiven Akzents" läßt sich nach Fillmore ( 1 9 7 2 a : 2 2 ) wie folgt darstellen: Ein Satz der Form X Y_ Z ( _ bezeichnet kontrastiven Akzent) präsupponiert: "it has been suggested that ' (where 1 ?* ) " .
17
Gewöhnlich bezeichnet man als Fokus diejenigen Konstituenten der Oberflächenstruktur, die (mit normaler oder kontrastiver Akzentuierung) Träger neuer Information sind (vgl. Lakoff 1971:236 und Chomsky 1971:205). Vgl. dazu auch unsere Analyse des Satzakzents in 4.1.
175 Neben der kontrastiven Akzentuierung des Topic kann natürlich, durch den Kontext determiniert, auch kontrastive Akzentuierung einer anderen Konstituente vorliegen. Beispiel: Die Berge liebt ''Hans. In diesen Fällen läßt sich jedoch keine Interrelation zwischen Reihenfolge und Akzent annehmen. Hier wird die Verteilung von alter und neuer Information allein durch den Kontext determiniert, der die Akzentuierung festlegt.
Mit den in Figur 103 aufgestellten Zuordnungstypen haben wir u.E. im wesentlichen die Fälle erfaßt, in denen eine durch die Frequenz in der Performanz bedingte Interrelation zwischen Reihenfolge und Akzent vorliegt. Die Akzentuierung, die hier gewissermaßen im Einklang mit der Reihenfolge erfolgt, stellt u.E. die für die jeweilige Wortstellung "normale" Akzentuierung dar. Typ 2 läßt dabei im wesentlichen zwei Möglichkeiten zu, wobei die eine (kontrastive Akzentuierung) jedoch inner kontextabhängig ist. Bei kontextfreien Sätzen und in der Regel auch bei Textanfängen sowie in Fällen, bei denen der Akzent nicht eindeutig durch den Kontext determiniert
ist,
dient die Reihenfolge als Hilfsmittel zur Erschließung der (normalen) Akzentuierung und damit der Verteilung von alter und neuer Information. Sobald der Akzent jedoch eindeutig gegeben ist,
also entweder in gespro-
chener Sprache oder bei einem Kontext, der den Akzent eindeutig determiniert, ergeben sich durch die freie Beweglichkeit des Satzakzents vielfältige Möglichkeiten der Akzentuierung und damit der Verteilung von alter und neuer Information. Diese semantische Opposition wird dann direkt und primär durch den Akzent ausgedrückt, so wie er durch den Kontext determiniert oder in gesprochener Sprache explizit gegeben ist.
Die Zuordnung über die Kategorien
Subjekt und Topic ist dann entweder redundant oder sogar außer Kraft gesetzt. Beispiel: ''Hans liebt die Berge. Hier wird die Verteilung von alter und neuer Information allein durch den Akzent ausgedrückt, und zwar anders, als man, wäre der Akzent nicht gegeben, aufgrund der Reihenfolge der NPs annehmen würde. Beispiele dieser Art werden wir bei der Analyse des Satzakzents in 4 . 1 . untersuchen.
In diesem eingeschränkten Sinn, indem die Reihenfolge also gegebenenfalls immer der Bestätigung durch den Kontext bedarf, fungiert im geschriebenen Text die Reihenfolge als Ersatz für den Akzent, oder genauer: sie legt indirekt den Akzent fest. Indem aus der Reihenfolge auf eine für diese Reihenfolge "normale" Akzentuierung geschlossen wird, werden die vielfältigen anderen Möglichkeiten der Akzentuierung ausgeschlossen. In diesem Sinn ist die Reihenfolge im geschriebenen Text als Ausdruck für "alt/neu1 zu betrach-
ten.
176 Wir stimmen daher nicht der Auffassung zu, wie sie z.B. von Kutschera vertritt, daß man die neue Information (die "beabsichtigte Setzung") nur der Betonung und nicht dem Satz als solchem entnehmen könne; vgl. von Kutschera 1971:47f.
Folgendes Schema soll unsere Analyse der Kategorien Subjekt und Topic zusanmenf assen: A
i Flex. +Kongr . -Rel. j
Kat.
Kas/PerNum
[Vv.j
Subj / '
Subj/Topic 'alt/neu 1
(+ Präsupp.)
Aus der Kombination der Ausdrucksmittel Flexive und Kongruenzrelation und dem immanenten Merkmal der Verbvalenz im weiteren Sinn kann die Reihenfolge der NPs und damit das Verhältnis der Kategorien Subjekt und Topic erkannt werden. Wird jedoch das Subjekt durch diese Mittel nicht eindeutig markiert, so geht man vom Normalfall aus, in dem das Subjekt durch die Reihenfolge ausgedrückt wird (gestrichelter Pfeil). Aus dem Verhältnis der Kategorien Subjekt und Topic wird, gegebenenfalls in Übereinstimmung mit dem Kontext, auf eine bestimmte Normalakzentuierung und damit auf die Verteilung von alter und neuer Information geschlossen. Die Kompliziertheit dieses Zuordnungstyps ist u.a. dadurch bedingt, daß er erst durch flag Verhältnis zweier verschiedener Kategorien, Subjekt und Topic, konstituiert wird. Den einzelnen Kategorien kann, wie in der Forschung wiederholt betont wurde (vgl. z.B. von Kutschera 1971:48), keine einheitliche Semantik zugeschrieben werden; erst das Verhältnis der beiden Kategorien zueinander ist in gewissen Fällen im geschriebenen Text für die Verteilung von alter und neuer Information relevant. Dieses Verhältnis wird nicht durch eigene materiell faßbare Ausdrücke, sondern durch die Anordnung anderer (phonemischer) Zeichen realisiert. Dabei bedarf es allerdings gewisser zusätzlicher heterogener Ausdrucksmittel, wie Flexive und Kongruenzrelation, durch die ein Unterschied in der Reihenfolge erst erkannt werden kann. Darüber hinaus wird die Zuordnung von Ausdruck und Inhalt bei den Kategorien Subjekt und Topic vor allem durch einen weiteren Faktor besonders kompliziert: durch die Abhängigkeit dieses Zuordnungstyps von Akzent. Das Verhältnis von Subjekt und Topic ist nur als Ersatz für den Akzent im geschriebenen Text in gewissen Fällen relevant und kann jederzeit
177
durch entsprechenden Kontext bzw. explizite Einbeziehung des Akzents in seiner Vermittlerrolle bei der nicht-lexikalischen Zuordnung von Ausdruck und Inhalt außer Kraft gesetzt werden. Besondere Schwierigkeiten bereitet es auch, die semantischen Einheiten 'alt/neu' zu erfassen. Sie lassen sich u.E. nicht einfach mit den Merkmalen "im Kontext genannt" bzw. "noch nicht genannt" gleichsetzen, sondern sind als Präsuppositionen im Sprechakt zu definieren und daher adäquat eigentlich nur in einem pragmatischen Modell zu beschreiben. Erst dann können die Zusammenhänge, die wir bei unserer Analyse noch weitgehend intuitiv erfassen mußten, explizit gemacht werden. Wir werden die Diskussion der Problematik, die mit der Verteilung von alter und neuer Information zusammenhängt, in 4.1. bei der Analyse des Satzakzents fortsetzen, wo wir die Verhältnisse in gesprochener Sprache untersuchen.
3.3.
Reihenfolge als Ausdruck für die grammatische Kategorie des Skopus von Präpositionalphrasen und Adverbien
Während durch die Stellung des Verbs im Deutschen der Satztyp ausgedrückt werden kann und durch die Reihenfolge der NPs die Mitteilungsperspektive bestimmt wird, kann durch die Stellung von Präpositionalphrasen und Adverbien der Skopus dieser Konstituenten festgelegt werden. Hundsnurscher (1973:190) spricht in diesem Zusamnenhang davon, daß die Wortstellung der "Festlegung syntaktischen Wertes von Adverbien und Präpositionalphrasen" dient und bringt folgendes Beispielpaar: (153a) Das Mädchen an der Bar lachte mich an. (153b) Das Mädchen lachte mich an der Bar an.
Mit dieser Formulierung von der "Festlegung syntaktischen Wertes" ist offensichtlich die Zugehörigkeit der Präpositionalphrase an der Bar in (153a) zur NP und in (153b) zur VP gemeint. Diese Erscheinung läßt sich präzisieren und als relevanter Zuordnungstyp beschreiben. Die Stellung von Präpositionalphrasen und Adverbien ist hier Ausdruck für einen Inhalt, der sich mit dem Begriff des Skopus, des Wirkungsbereichs dieser Konstituenten klassifizieren läßt; d.h., der Skopus ist als heuristisches Konstrukt bei der Zuordnung von Ausdruck und Inhalt, also als grammatische Kategorie zu betrachten. Der Inhalt, der mit dieser Kategorie klassifiziert wird, läßt sich u.E. als innertextliche kommunikative Funktion der betreffenden Konstituenten fassen. Gehören Präpositional-
178 phrase oder Adverb aufgrund Ihrer Stellung zur NP, so kamt ihnen beschreibende Funktion innerhalb eines komplexen Arguments zu, gehören sie zur W, so sind sie als Teil des Prädikats mit prädizierender Funktion zu betrachten (zum Begriff der kommunikativen Funktion vgl. 1.3.; zur kcmnunikativen Funktion des Prädikats im traditionellen Sinn vgl. 3.2.1. Subjekt und Objekt). Hier gilt also folgendes Zuordnungsschema: (Fig.105) Wortstellung: Stellung von PP und Adv
Kat.
I
Skopus von PP und Adv
kommunikative F: 'beschr.' bzw. ' p r ä d . '
Weitere Beispiele hierzu wären: (154a) Das Bild dort gefällt mir nicht. (154b) Das Bild gefällt mir dort nicht. oder ein Beispiel aus Heringer 1970:5: (155a) Die Leute aus Heidelberg kommen. (155b) Die Leute kommen aus Heidelberg.
3.4.
Reihenfolge mit differentieller Funktion In einigen Fällen kommt der Reihenfolge im Deutschen die Funktion zu,
homonyme Kasus(/Numerus/Genus)-Flexive zu differenzieren. Diese Fälle
las-
sen sich in zwei Typen zusaimenfassen. Typ 1 bilden die Sätze, bei denen die Subjekts-NP und die Objekts-NP im Akkusativ homonyme Kasusflexive zeigen. Hier können Nominativ und Akkusativ durch die Reihenfolge differenziert werden, da der Nominativ zugleich der Kasus des Subjekts ist und Subjekte gewöhnlich vor dem Verb stehen. Beispiele: (156) Die Tochter sucht die Mutter. Subj -> Nom (157) Hans liebt Maria. Subj -> Nom Allerdings hat die Reihenfolge hier nur unter Annahme des Normalfalls, also bei unbetontem Subjekt (vgl. 3 . 2 . 1 . ) , differentielle Funktion. Ist der Akzent in anderer Weise gegeben, kann durch die Reihenfolge nicht entschie-
179
den werden, welche NP im Nominativ, welche im Akkusativ steht, da nicht mehr von einer Normalstellung ausgegangen werden kann (vgl. dazu auch Beispiel (129) i n 3 . 2 . 1 . ) . Beispiele: (158) Die ''Tochter sucht die Mutter. Subj/Obj? (159) "Hans liebt Maria. Subj/Obj?
Typ 2 bilden die Sätze, bei denen ein Dativobjekt im Singular mit einem Genitivattribut im Singular verbunden ist. Bei femininen Substantiven zeigen beide NPs homonyme Kasus(/Numerus/Genus)-Flexive. Auch hier können die homonymen Kasusflexive durch die Reihenfolge differenziert werden, da der Genitiv als Attribut im Deutschen (außer in dichterischer Sprache) nach der NP steht, zu der er gehört. (160) Er hilft
der Tochter der Nachbarin.
Aufgrund der Verbvalenz muß in (16O) eine NP im Dativ stehen. Nach den Regeln der Wortstellung im Deutschen ist hier nur die Reihenfolge NP'Dat.~NP„ möglich, so daß die zweite NP der Nachbarin als NP im Genitiv Gen differenziert wird. Sowohl bei Typ 1 wie bei Typ 2 werden durch die Reihenfolge andere, homonyme Zeichen, Kasus(/Numerus/Genus)-Flexive, auf der Ausdrucksseite differenziert und damit semantisch disambiguiert (zu den Begriffen "differenzieren" und "disambiguieren" vgl. 1.3.). Der Zusammenhang von Oberflächenkasus und t«tortstellung wird besonders deutlich, wenn man zwei Sprachen vergleicht, die in dieser Hinsicht Extreme darstellen, das Lateinische und das Englische. Je differenzierter die Kasusflexion ausgebildet ist, desto freier kann die »Vortstellung sein; umgekehrt sind mit dem Abbau der Kasusflexion Beschränkungen der ".Wortstellung verbunden. Man vergleiche dazu auch Fillmore (1968;1971:83): "Die Bedingungen für die Freiheit in der Wortstellung in den Weltsprachen haben wahrscheinlich sehr wesentliche Zusammenhänge mit der Kasusstruktur von Sätzen."
3.5.
Zusammenfassung Wir haben anhand verschiedener Zuordnungstypen gezeigt, daß die Reihen-
folge der Satzglieder im Deutschen wesentlich an der nicht-lexikalischen
180
Zuordnung von Ausdruck und Inhalt beteiligt ist. Dabei ist die Reihenfolge z.T. allein, also ohne jeglichen materiell direkt faßbaren Reflex, Ausdruck für einen Inhalt (Beispiel: Satzfrage); z.T. wird der Ausdruck erst durch ein kompliziertes Zusammenspiel verschiedener heterogener Ausdruckselemente gebildet (Beispiel: Realisierung der Subjektskategorie). Als charakteristische Besonderheit hat sich ergeben: Die Reihenfolge fungiert im geschriebenen Text vielfach als Ersatz für die Intonation bzw. den Akzent. Dabei ist entweder eine bestürmte Reihenfolge mit einer bestimmten Intonation verbunden (wie in der Regel beim Ausdruck der Kategorie Satzfrage) , oder die Vielfalt der Akzentuierungsmöglichkeiten wird reduziert, indem einer bestimmten Reihenfolge im geschriebenen Text eine "Normalbetonung" zugeordnet wird (wie bei der Reihenfolge von Subjekts- und Objekts-NP). Bei expliziter Einbeziehung des Akzents wird in diesen Fällen die Reihenfolge entweder redundant oder sogar außer Kraft gesetzt. Folgendes Schema soll eine Zusammenschau der Zuordnungstypen ermöglichen, die wir bei der Analyse der Reihenfolge behandelt haben: (Fig.lO6) Reihenfolge
Kat.
I
( z . T . in Kombination mit anderen Ausdruckselementen: Fragepronomen, Intonation, Satzakzent, Flexive, Kongruenzrelation)
Stellung des Verbs
Rf. der NPs
Stellung von PP, Adv
Satztyp
Subj/Obj Topic/Comment
Skopus
Sprechakt Behauptung/Frage
'alt/neu'
kommunikative F
Durch die Stellung des Verbs kann die grammatische Kategorie des Satztyps ausgedrückt werden, die eine Klassifikation komplizierter performativer Strukturen darstellt; die Reihenfolge der NPs kann Ausdruck sein für die Kategorien Subjekt/Objekt und Topic/Comment bzw. für das Verhältnis von Subjekt und Tonic und damit Ausdruck für die semantische Opposition "alt/neu1; durch die Stellung von Präpositionalphrasen und Adverbien kann der Skopus dieser Konstituenten und damit deren kommunikative Funktion ausgedrückt wer-
den. Auf diese Weise wird für das Deutsche Blccmfields allgemeine Behauptung präzisiert (1933;1965:163): "Every language shows part of its meaning by the arrangement of its forms."
4.
AKZENT UND INTONATION
Unter "Akzent" versteht man die Hervorhebung einzelner Silben durch Lautstärke und Tonhöhe (betonte Silben werden in der Regel höher gesprochen) ; "Intonation" bezeichnet den Tonhöhenverlauf einer Äußerung (vgl. z.B. Weite 1974:5Of. und 228f.). Da gesprochene Sprache inner mit einer gewissen Akzentuierung und Intonation verbunden ist,
gehören diese sog. supraseg-
mentalen Merkmale obligatorisch zu jeder Äußerung, wenn auch nur wenige Akzent- und Intonationsunterschiede linguistisch relevant sind. Von diesen wiederum werden im Deutschen im geschriebenen Text nur die Terminale, die Intonation am Ende eines Satzes oder Teilsatzes, in Form von Satzzeichen transkribiert - darin unterscheiden sich Akzent und Intonation von allen anderen Ausdruckstypen. Diesem Mangel wird z.T. dadurch abgeholfen, daß die Reihenfolge im geschriebenen Text in begrenztem Umfang als Ersatz für Akzent und Intonation dient (vgl. Kapitel 3). Die enge Verbindung von Akzent und Intonation einerseits und Reihenfolge andererseits zeigt sich nicht nur in diesem supplementären Verhältnis beider Ausdruckstypen. Zwar sind Akzent und Intonation als phonetische Phänomene grundsätzlich von der materiell nicht direkt faßbaren Reihenfolge verschieden; aber trotzdem sind sie im Deutschen in mancher Hinsicht eher mit syntaktischen als mit segmental-phonemischen Ausdruckselementen zu vergleichen. Dazu einige Hinweise: Als suprasegmentale Merkmale nehmen Akzent und Intonation ebensowenig wie syntaktische Ausdruckselemente ein eigenes Segment in der Lautkette ein. Und wiederum vergleichbar mit syntaktischen Ausdruckselementen besteht der Ausdruck hier nicht wie bei den meisten phonemischen Zeichen aus einer komplexen Ausdrucksstruktur (Kette von Phonemen, die ihrerseits Bündel distinktiver Merkmale sind), sondern läßt sich als ein Ausdrucksmerkmal beschreiben, z.B. [±Frageintonation], [±Satzakzent], ähnlich bei der Reihenfolge: [±Anfangsstellung des Verbs]. Das Merkmal selbst ist materiell allerdings in sich bereits komplex; so ist der Akzent z.B. eine Kombination von Lautstärke und Tonhöhe. Wie syntaktische Ausdruckselemente setzen Akzent und
182
Intonation segmental-phonemische Zeichen voraus. Und wie umgekehrt phonemische Zeichen in Sätzen auf die syntaktische Anordnung angewiesen sind, so wird die Äußerung inner mit einer gewissen Akzentuierung und Intonation versehen. Man vergleiche dazu auch Hocketts Einteilung der Grammatik in Morphologie und Syntax, wobei er die suprasegmentalen Morpheme zur Syntax rechnet (Hockett 1958;1968:177) .
In einer für Akzent und Intonation charakteristischen Eigenschaft zeigt sich jedoch ein wesentlicher Unterschied, der suprasegmentale iferkmale von segmental-phonemischen wie syntaktischen Ausdrücken trennt. Ob eine Silbe betont ist oder nicht bzw. ob sie mit hohem oder tiefem Ton gesprochen wird, ist nicht an einer (absoluten) Lautstärke- und Tonhöhenskala abzulesen, sondern erst in Relation zu Lautstärke und Tonhöhe der Nachbarsilben zu entscheiden. Das heißt, bei Akzent und Intonation handelt es sich um relative Ausdrucksmerkmale, die erst im Kontrast zu Nachbarelementen als Zeichen erkannt werden können (vgl. auch Werner 1973b:94). Hinzu komnt eine weitere Komplikation: Der kontinuierliche Lautstärkeund Tonhöhenverlauf erlaubt eine theoretisch unbegrenzte Variation des Ausdrucks. Dieser Aspekt hat wohl zu der mitunter vertretenen Ansicht geführt, daß diese Ausdrucksmittel vor allem der emotionalen Hervorhebung dienen und keine "generalisierten Sachverhalte und Meinungen" ausdrücken können (vgl. Wunderlich 1970c:14f.). Sicher dienen Akzent und Intonation dem Ausdruck vielfältiger emotionaler Katmunlkation, übermitteln somit sog. paralinguistische Informationen; daneben aber sind sie - wie in diesem Kapitel gezeigt werden soll - in einigen Fällen als einzelsprachliche Ausdrücke für linguistisch faßbare Inhalte, also als sprachliche Zeichen zu betrachten (vgl. Werner 1972:59ff. mit weiteren Literaturangaben). Dabei ist zunächst eine wichtige Unterscheidung zu treffen: Nicht alle suprasegmentalen Merkmale können Ausdruck für einen Inhalt sein, z.T. haben sie (ähnlich segmentalen Phonemen) nur zeichendifferenzierende Funktion. Folgendes Schema ermöglicht eine Einordnung der hier relevanten Begriffe: (Fig.lO7) suprasegmentale oder prosodische Merkmale zeichendifferenzierend
Wortakzent
Junktur
Ausdruck für Inhalt (selbst Zeichen) Satzakzent normal
kontrastiv
Intonation
183 Wir markieren wie bisher normalen Satzakzent mit ' , kontrastiven mit ' ' vor dem betreffenden Wort. Den Wortakzent, auf dessen Funktion wir nur kurz hinweisen, notieren wir mit ' über der betreffenden Silbe.
Wie aus Figur 1O7 hervorgeht, ist beim Akzent (Betonung) zu unterscheiden zwischen Wort- und Satzakzent (vgl. dazu Werner 1972:65ff.). Der Mbrtakzent ist im Deutschen meist redundant, nur in wenigen Fällen kommt ihm zeichendifferenzierende Funktion zu. Beispiele: (161) Man darf einen Polizisten nicht umfahren, (vgl. Werner 1973b:89). (162) Ein guter Rat ist: Ein guter Rat ist:
sondern nur
umfahren
überlegen. überlegen.
Ebenso wie der Wortakzent erfüllt auch die sog. Junktur in einigen wenigen Fällen zeichendifferenzierende Funktion (unter "Junktur" versteht man das Unterlassen der phonetischen Angleichung zweier Nachbarlaute, markiert durch das Phonem /+/, vgl. Werner 1973b:88): (163a) Kuchen /küxen/
-
Kuhchen /ka+xen/
(163b) Eichen Erblasser
-
Ei-chen ... er blasser ...
Im Unterschied zum Wortakzent, der lexikalisch festgelegt ist und in Einzelfällen wie ein Phonem zeichendifferenzierende Funktion erfüllt,
ist
der Satzakzent im Rahmen eines Satzes frei wählbar und kann je nach Intention des Sprechers verschiedene Wörter im Satz auszeichnen. Daher kann er ebenso wie die Intonation, die im Deutschen nur als frei wählbare Satzintonation auftritt, selbst Zeichen sein. Ähnlich wie wir im Deutschen zwischen Wort- und Satzakzent unterscheiden, gibt es Sprachen, die sog. "Tonsprachen", die Tonhöhenunterschiede zur Differenzierung von Wörtern bzw. Lexemen verwenden ( z . B . das Chinesische; vgl. z . B . Martinet 1 9 6 3 ; 1 9 7 1 : 7 4 f . ) .
4.1.
Satzakzent als Ausdruck für die neue Information Bei der Analyse des Ausdruckstyps "Reihenfolge" haben wir versucht, die
Verteilung von alter und neuer Information im geschriebenen Text anhand von Zuordnungstypen zu erfassen. An diese Ausführungen (vgl. 3.2.) knüpfen wir an, wenn wir nun die Verhältnisse in gesprochener Sprache bzw. in einem Text, in dem die Satzakzente eigens angegeben oder eindeutig textinrnanent determiniert sind, untersuchen. Im Deutschen kann man von der allgemeinen Regel ausgehen, daß die Konstituenten, die satzbetont sind, neue Information bringen. Hier sind zwei
184
Zuordnungstypen zu unterscheiden, je nachdem, ob es sich um normalen, d.h. nicht-kontrastiven Satzakzent oder um kontrastive Akzentuierung handelt. "normal" bezeichnet hier allein den Gegensatz zu "kontrastiv" und bezieht sich nicht wie bei der Analyse der Reihenfolge zugleich auf ein besonders häufiges Vorkommen in der Performanz. Wie bei der Analyse der Reihenfolge berücksichtigen wir auch hier nicht verschiedene Akzentstufen, da es in diesem Zusammenhang nur auf die Hauptakzente ankommt (vgl. dazu auch Harweg 1971:128).
Typ 1 wird durch normale, nicht-kontrastive Akzentuierung konstituiert. Im geschriebenen Text besteht zwischen der Reihenfolge und nicht-kontrastiver Akzentuierung eine gewisse Relation, die wir in Figur 1O3 durch Typ 1 und Typ 2.1. beschrieben haben. In gesprochener Sprache wird in diesen Fällen die Reihenfolge und damit auch das Verhältnis der Kategorien Subjekt/ Topic redundant. Verändert man den Akzent bei gleichbleibender Reihenfolge, so ändert sich die Verteilung von alter und neuer Information. Die Zuordnung über die Reihenfolge ist dann außer Kraft gesetzt. Daher ist der Satzakzent als primärer Ausdruck für die semantische Opposition 'alt/neu1 zu betrachten. Dabei haben wir nahezu eine 1:1-Zuordnung von Ausdruck (normaler Satzakzent) und Inhalt (neue Information), bei der eine Vermittlung von Kategorien nicht nötig ist. (Fig.108) Typ l
A
nicht-kontrastive Akzentuierung
'neu'
I
Beispiele:1 (164) Gaby hört (165) Gaby öffnet (166) Gaby 'öffnet
'Schallplatten. die die
'Geschenke. Geschenke.
(167) Die Geschenke öffnet
'Gaby.
(168) Die 'Geschenke öffnet
Gaby.
Wie wir bereits erwähnt haben, kann man im Deutschen davon ausgehen, daß alle Konstituenten, die satzbetont sind, neue Information bringen. Die Umkehrung gilt jedoch nicht, denn nicht alle Konstituenten, die neue Information bringen, sind betont. Daher erfolgt die Zuordnung von Ausdruck und Inhalt hier auch nicht völlig 1:1. In einigen Fällen bringt das Verbum, obgleich es nicht betont ist, in Sätzen mit nicht-kontrastiver Akzentuierung Ähnliche Beispiele diskutiert Bierwisch 1968.
185
neue Information (vgl. z.B. Satz ( 1 6 4 ) ) . Bei NPs gilt jedoch die Regel, daß 'Neues* betont wird, nahezu ausnahmslos. Zu den NPs, die neue Information bringen können, obgleich sie nicht betont sind, gehören z.B. jemand oder Pronomina:
(169) Hans sucht jemand (dich).
Typ 2 ist inmer dann gegeben, wenn wir es mit kontrastiver Akzentuierung zu tun haben. Ein Beweis dafür, daß kontrastive Akzentuierung vorliegt, ist der präsuppositionelle Effekt des kontrastiven Akzents: In der semantischen Struktur könnt zu der Opposition 'alt/neu1 eine zusätzliche Bedeutung als Präsupposition hinzu, die solche Fälle als dialogisches Zurückweisen charakterisiert. Da nahezu jedes Wort im Satz, unabhängig von seiner Stellung, kontrastiv akzentuiert werden kann, wird die Relation zwischen der Reihenfolge und kontrastiver Akzentuierung, die wir im geschriebenen Text angencnmen haben (vgl. Figur 1O3, Typ 2.2.), in gesprochener Sprache entweder redundant oder außer Kraft gesetzt (ebenso wie die Relation zwischen der Reihenfolge und normaler Akzentuierung). Auch bei Typ 2 der Analyse des Satzakzents haben wir es fast mit einer 1:1-Zuordnung von Ausdruck (kontrastiver Akzent) und Inhalt ('neu 1 + Präsupposition) zu tun, bei der Kategorien als kognitives Ordnungsschema nicht nötig sind (die Einschränkung bezieht sich hier darauf, daß der Inhalt nicht nur die Einheit 'neu 1 , sondern auch die genannte Präsupposition umfaßt). Man könnte allerdings sowohl für Typ 1 wie für Typ 2 die grammatische Kategorie des Fokus heranziehen, die die Konstituenten der Oberflächenstruktur bezeichnet, die bei normaler oder kontrastiver Akzentuierung neue Information bringen (vgl. Lakoff 1971:236 und Chomsky 1971:205). Für Typ 2 der Analyse des Satzakzents gilt also folgendes Zuordnungsschema: (Fig.109) Typ 2
A
kontrastive Akzentuierung
I
' ' n e u ' -t- Präsupposition'
Beispiele: (170) "Gaby hört Schallplatten. (Präsupposition: Zurückweisung der Annahme, daß ein anderer Schallplatten hört) In (17O) liegt kontrastive Akzentuierung des Subjekts bei Normalstellung (Subjekt = Topic) vor. Ohne Angabe des Akzents und ohne weiteren Kontext wäre für den Satz Gaby hört Schallplatten a u f grund der Reihenfolge der NPs folgende Akzentuierung anzunehmen:
186 Gaby hört 'Schallplatten (vgl. Figur 103, Typ 1 ) . In (17O) ist also die Zuordnung über die Reihenfolge, die im geschriebenen Text unter Vermittlung der Kategorien Subjekt und Topic die Verteilung von alter und neuer Information bestimmt, außer Kraft gesetzt. (171) Gaby hört
''Schallplatten.
(Präsupposition: Zurückweisung der Annahme, daß Gaby etwas anderes hört, z.B. Radio) Hier ist, wieder bei Normalstellung, das Objekt kontrastiv akzentuiert. Im Unterschied zu Beispiel ( 1 6 4 ) , das zu Typ l gehört, bringt bei Typ 2 nur die Konstituente neue Information, die kontrastiv akzentuiert ist. Während also in (164) die ganze VP als 'neu' zu spezifizieren ist, t r i f f t dies in (171) nur für die Objekts-NP zu. Außerdem kommt in (171) der präsuppositionelle Effekt des kontrastiven Akzents hinzu. (172) Der ''Mutter schenken die Mädchen Blumen. Hier haben wir kontrastive Akzentuierung bei Abweichung von der NormalStellung (Subjekt ^ Topic), und zwar erfolgt die kontrastive Akzentuierung so, wie man sie, wäre der Akzent nicht angegeben, aufgrund der Wortstellung annehmen würde (vgl. Figur 1O3, Typ 2 . 2 . ) ; d.h., die Wortstellung wird hier redundant, sobald der Akzent gegeben ist. (173) Der Mutter schenken die
''Mädchen Blumen.
Das Objekt in Erstposition muß jedoch nicht Fokus sein (wie in ( 1 7 2 ) ) ; d.h., wir haben mit ( 1 7 3 ) ein Beispiel, bei dem die Zuordnung über die Wortstellung durch die kontrastive Akzentuierung außer Kraft gesetzt ist. (174) Der ''Mutter schenken die
''Mädchen Blumen.
Auch mehrfache kontrastive Akzentuierung ist möglich. In ( 1 7 4 ) haben wir es mit einem doppelten präsuppositionellen E f f e k t zu tun: Einmal wird die Annahme zurückgewiesen, andere Personen schenkten die Blumen, und zum anderen wird die Mutter als Empfängerin der Blumen kontrastiv gegen andere mögliche (im Kontext genannte) Empfänger abgesetzt. (175) Hans ''leiht mir das Buch. Während mit der kontrastiven Akzentuierung des Satzes ( 1 7 5 ) eine Präsupposition verbunden ist derart, daß leihen z . B . im Gegensatz zu schenken verwendet wird, fehlt dieser präsuppositionelle Effekt bei nicht-kontrastiver Akzentuierung desselben Satzes: ( 1 7 5 ' ) Hans 'leiht mir das Buch. Mit dieser normalen Akzentuierung des Verbs kann der Sprecher aber u . E . auch eine Präsupposition verbinden, die sich etwa so paraphrasieren läßt: 'Der Sprecher ist sich sicher, daß Hans ihm das Buch leiht.' (176) Das Schild steht ''vor der Kreuzung. Wie die Beispiele ( 1 7 5 ) und ( 1 7 6 ) zeigen, kann fast jedes Wort im Satz kontrastiv akzentuiert werden. Wie wir bereits bei Beispiel ( 1 7 1 ) bemerkt haben, sind bei kontrastiver Akzentuierung immer nur die Konstituenten Träger neuer Information, die kontrastiv akzen-
187 tuiert sind, also z.B. in (176) allein die Präposition: 'Das Schild steht vor, nicht hinter der Kreuzung. 1
Nachdem wir einige Prinzipien aufgezeigt haben, nach denen im geschriebenen Text und in gesprochener Sprache die Verteilung von alter und neuer Information erfolgt, soll nochmals auf das Problem der Definition von alter und neuer Information eingegangen werden (vgl. 3.2.1.). Wie wir bereits mehrfach betont haben, ist 'alt1 bzw. 'neu' nicht mit "vorgenannt (= kontextuell gebunden)" bzw. "nicht vorgenannt (= kontextuell frei)" gleichzusetzen, sondern als Präsupposition im Sprechakt zu definieren. Es bestehen jedoch gewisse Zusammenhänge zwischen dem semantischen Merkmal [±neu] und dem textsyntaktischen Merkmal [±vorgenannt], in die als drittes Merkmal [±def], genauer: die jeweilige Referenzart der betreffenden NP, einzubeziehen ist. Auf eine gewisse Restriktion zwischen [-def] und [^vorgenannt], die jedoch nicht in allen Fällen gilt, haben wir bereits hingewiesen (vgl. die Beispiele (134) und (135)), ebenso darauf, daß eine definite NP nicht ininer vorgenannt sein muß (vgl. die Beispiele (136) und (137)). Wir wollen hier an einigen Beispielen versuchen, diese Zusammenhänge etwas genauer zu skizzieren. Das Merkmal [±def] verwenden wir nicht in bloßer Gleichsetzung mit dem bestimmten bzw. unbestimmten Artikel, sondern unter Bezug auf die Referenzart der betreffenden NP (vgl. Braunmüller 1977:79). Dabei machen wir jedoch hier keinen Unterschied zwischen den Merkmalen INDEFINIT und SPEZIFIZIEREND (vgl. Bierwisch 1971:418), sondern fassen beide'unter dem Merkmal INDEFINIT ( [ - d e f ] ) . Allerdings müßte bei einer genauen Untersuchung [-def] weiter differenziert (vgl. u. die Beispiele (179a/b)) und auch die generische Verwendung von NPs in diesem Zusammenhang geklärt werden.
Vorgenannte NPs können je nach Akzentuierung sowohl [-hief] wie [-def] sein und alte oder neue Information bringen. (176)
Die Frau ^vorgenannt
+def -neu
sucht
[+neu]
die
'Kinder.
H-vorgenannt +def +neu
(z.B. als Erwiderung auf: Bist du allein zu Hause? Sind die Kinder noch nicht zurück? Und was macht deine Frau? - Vgl. die Erklärung zu den Beispielen ( 1 2 2 ) und (123) in 3 . 2 . 1 . )
188 (177)
Die ''Katze hat mich gebissen. +vorgenannt +def +neu (z.B. als Erwiderung auf: Wie siehst du denn aus? Hat dich ein Hund gebissen? Die Katze kann es doch nicht gewesen sein; die ist ja noch zu jung, um zu beißen.)
(178a) Der ' ' M u t t e r mußte ein Mädchen den Heg zeigen. ^vorgenannt -def -neu (dazu folgender Prätext: A Wir haben uns verirrt und mußten uns von einem Mädchen den Weg zeigen lassen. B Vater mußte sich den Heg zeigen lassen? A (s. (178a)) Der ' ' M u t t e r mußte ein Mädchen den Heg zeigen, Vater war nicht dabei.) ebenso: (178b) Der ''Freund meines Bruders ist
von einem Auto überfahren
worden.
(dazu folgender Prätext: A Hans ist von einem Auto überfahren worden. B Dein Bruder ist überfahren worden? A (s. (178b)) Nein, nicht Hans Peter, der ''Freund meines Bruders ist von einem Auto überfahren worden.)
Ctogleich in (176) beide NPs vorgenannt sein können und als [-fdef] spezifiziert sind, bringt bei der angegebenen Akzentuierung die eine NP alte, die andere neue Information. Die Beispiele (178a/b) zeigen, daß eine indefinite NP bei entsprechender kontrastiver Akzentuierung des Satzes vorgenannt sein kann, wobei sie alte Information bringt. Heidolph (1966;197O:82) und Lenerz (1977:46) bringen Beispiele, die zeigen sollen, daß eine NP mit unbestimmtem Artikel auch bei normaler Akzentuierung vorgenannt sein kann. (179a) Brigitte wollte eine 'Puppe haben. Als sie eine Puppe 'bekam, spielte sie nicht damit. (Heidolph) (179b) Hem hast du ein Buch geschenkt? - Ich habe dem 'Nachbarkind ein Buch geschenkt. (Lenerz) Für die Beispiele (179a/b) gilt u.E. jedoch - im Unterschied zu den Beispielen (178a/b) - folgende Bedingung: Eine NP mit unbestimmtem Artikel kann bei normaler Satzakzentuierung nur dann "vorgenannt" sein, wenn der unbestimmte Artikel bei der ersten oder zweiten Erwähnung 'indefinit' oder 'generisch' verwendet wird. Daher kann es sich in diesen Fällen nicht um Referenzidentität und damit u . E . auch nicht um [+vorgenannt] im strengen Sinn handeln. Allerdings scheint uns (179b) ein unglückliches Beispiel zu sein, da es ziemlich schwierig ist, einen sinnvollen Kontext zu konstruieren. Normalerweise setzt die Frage in (179b) (als echte Frage) einen Prätext etwa folgender Art voraus: Jen ha.be ein Buch verschenkt; dann müßte sie
189 u.E. jedoch den bestimmten Artikel oder ein Pronomen enthalten: Heia hast du es (das Buch) geschenkt? - Ich habe das Buch dem 'Nachbarkind geschenkt. Anderenfalls ist die Frage in (179b) u . E . als bloße Echofrage und die Antwort als Wiederholung zu verstehen: Ich habe dem Nachbarkind ein Buch geschenkt. - Mem hast du ein Buch geschenkt? - Ich habe dem 'Nachbarkind ein Buch geschenkt. Sinnvoll scheint allein ein Prätext folgender Art, für den die oben genannte Bedingung gilt: Ich habe gestern den Spruch 'Schenk öfter mal ein Buch!' in die Tat umgesetzt. Hern hast du ein Buch geschenkt? - Ich habe dem 'Nachbarkind ein Buch geschenkt.
Nicht vorgenannte NPs können sowohl [+def] wie [-def] sein, wobei sie u.E. jedoch inner neue Information bringen. (ISO) Draußen wartet Herr
'Meier.
-vorgenannt +def +neu Wir setzen bei (18o) voraus, daß Herr Meier noch nicht wurde. Aus dem Satz allein kann allerdings kein Schluß zogen werden, ob Herr Meier im Vortext bereits genannt nicht. Vgl. zu (18O) auch die andersartige Analyse von wir bei Beispiel (136) wiedergegeben haben.
genannt darauf gewurde oder Benes, die
ebenso: (181)
Draußen wartet der 'Mann, den ich dir gestern vorgestellt habe. -vorgenannt +def +neu
(182) Es war einmal ein 'König, der hatte eine schöne
'Tochter.
-vorgenannt -def _+neu ebenso: (183)
Eine 'Fliege kitzelt mich. -vorgenannt -def +neu
Wenn wir annehmen, daß nicht vorgenannte NPs immer neue Information bringen, so ist damit impliziert, daß sie in der Regel Satzakzent tragen. Wird z.B. in (180) das Verbum betont, während die NP unbetont bleibt, dann handelt es sich um eine vorgenannte NP, die alte Information bringt. Dies wird durch Harwegs Regel bestätigt, "daß Substituenda [das sind Ausdrücke, die nicht anaphorisch wiederaufnehmen] im allgemeinen betont sind". Die Einschränkung "im allgemeinen" bezieht sich dabei auf Ausdrücke wie jemand, etwas usw. (Harweg 1 9 7 1 : 1 2 7 f f . ; s. auch o. Beispiel (169)).
190
Aus der Annahme, daß nicht vorgenannte NPs Iraner neue Information bringen, folgt, daß alte Information immer vorgenannt ist. Wie wir gesehen haben, gilt jedoch die Umkehrung nicht: Vorgenannte NPs können je nach Akzentuierung neue oder alte Information bringen. Eine genaue Klärung dieser komplizierten Verhältnisse kann nur von einem pragmatischen Modell aus angegangen werden, das es erlaubt, alte und neue Information als Präsuppositionen im Sprechakt zu beschreiben. Versuchen wir nun, unsere Ausführungen über die Verteilung von alter und neuer Information im Deutschen zusammenzufassen. Für eine Klärung dieser komplizierten Problematik, die mit der Mitteilungsperspektive und den damit verbundenen Problemen (Subjekt/Objekt, Topic/Commen usw.) zusammenhängt, ist es u.E. notwendig, zwischen der Zuordnung im geschriebenen Text und in gesprochener Sprache zu unterscheiden. Im geschriebenen Text ist die Reihenfolge über die Vermittlung der Kategorien Subjekt und Topic in gewisser Hinsicht Ausdruck für die semantische Opposition 'alt/neu', indem jeweils aus der Reihenfolge, gegebenenfalls in Übereinstimmung mit dem Kontext, auf eine mit dieser Reihenfolge verbundene Normalbetonung geschlossen wird. Da das Deutsche keine orthographischen Zeichen für den Satzakzent kennt (vereinzelt hilft man sich mit gesperrtem Druck, Unterstreichen o.a.), wird dieses komplizierte Wechselspiel zwischen Reihenfolge und Akzent notwendig. In gesprochener Sprache wird die semantische Opposition 'alt/neu' direkt durch den Akzent ausgedrückt. Hier ergeben sich durch die große Variabilität des Satzakzents vielfältige Möglichkeiten der Verteilung von alter und neuer Information, wobei die Zuordnung über die Reihenfolge entweder redundant oder außer Kraft gesetzt wird. Bei der Zuordnung von Satzakzent und neuer Information in gesprochener Sprache haben wir den singulären Fall, daß es sich fast um eine 1:1-Zuordnung handelt, bei der es keiner Vermittlung von Kategorien bedarf. Durch ein Ausdruckselement, das in irgendeiner Form bei jeder Äußerung notwendig mit vorhanden ist, indem es andere Zeichen überlagert, wird ein Inhalt ausgedrückt, der zu den semantischen Grundelementen jeder Kcmnunikation gehört. In dieser optimalen Ausnützung sprachlicher Mittel kann man wieder eine Bestätigung für Werners These sehen, daß die Frequenz in der Performanz mitbestimmt, wie die Kompetenz eingerichtet ist (vgl. Werner, z.B. 1975c:459f.). Während die Sparsamkeit im Ausdruck jedoch meist zu einer Belastung der Kompetenz führt (wie z.B. bei den Flexiven), haben wir es hier aufgrund der einfachen Zuordnung von Ausdruck und Inhalt in gesprochener Sprache mit
191
einem Verfahren zu tun, das ökonomisch ist sowohl in bezug auf die Performanz wie in bezug auf die Kompetenz. Allerdings ergeben sich im geschriebenen Text überaus komplizierte Verhältnisse, die dadurch bedingt sind, daß im Deutschen der Satzakzent nicht mittranskribiert wird. 4.2.
Intonation als Ausdruck für die grannatische Kategorie "Satztyp"
Unter den nahezu unbegrenzten Variationsmöglichkeiten für die Intonation eines Satzes sind im Deutschen nur einige wenige linguistisch relevant. So können durch die Intonation am Satzende, die sog. Terminale, Frage- und Aussagesatz unterschieden werden. Dabei scheint es so zu sein, daß steigende Intonation in Fragesätzen zu den sprachlichen Universalien gehört (vgl. Solinger 1964:836; auch Bierwisch 1966:181). Wie wir bereits im 3. Kapitel ausgeführt haben (vgl. 3.1.), können Satzfragen im Deutschen durch die Reihenfolge oder durch die Intonation oder durch eine Kombination aus beiden ausgedrückt werden. Beispiele: (184)
Kommt Hans?
(/t/)
(185)
Hans kommt?
/+/
(186)
Genen wir ins
Kino!
/ ±/
(187)
Gehen wir ins Kino?
/t/
Beim Ausdruck von Satzfragen ist in gesprochener Sprache in der Regel eine bestimmte Frageintonation beteiligt. Im geschriebenen Text dient die Reihenfolge in Sätzen wie (184) als Ersatz für die Intonation, da die Intonation hier an der Reihenfolge abgelesen werden kann (das Satzzeichen ist hier redundant). In Sätzen wie (187) muß jedoch im geschriebenen Text die Intonation durch Satzzeichen markiert werden, da Fragesätze mit wir oder Sie sich von den entsprechenden Aufforderungssätzen (vgl. (186)) nur durch die Intonation unterscheiden. Vfortfragen werden im geschriebenen Text durch eine Kombination von Fragepronomen und Reihenfolge ausgedrückt, wobei die Reihenfolge als redundant betrachtet werden kann (vgl. 3.1.2.; Wortfragen nach dem Subjekt, z.B. mit wer, werden allein durch das Fragepronomen ausgedrückt). In gesprochener Sprache kommt in der Regel Frageintonation hinzu. Beispiel: (188) Wann kommt Hans?
/\/
Damit ergeben sich in gesprochener Sprache für Satz- und Wortfragen folgende Zuordnungstypen (vgl. dazu die Zuordnungstypen im geschriebenen Text in den Figuren 97 und 10O):
192 (Fig.110) Satzfragen Typ l
Beispiel: Hans kommt? /t/
Int.
Kat.
Satztyp: Satzfrage
(Int.
Intonation)
Typ 2
Beispiele: Kommt Hans? /V Gehen wir ins Kino?
Int.
Kat.
Satztyp: Satzfrage (Fig.111) Wortfragen
Kat.
Fragepro
Rf.
Int.
Satztyp:
Wortfrage
Beispiel: Wann kommt Hans? /·(·/
Wortfragen nach dem Subjekt, z.B. mit wer, werden durch Fragepronomen ausgedrückt, in der Regel verbunden mit Frageintonation.
Zur semantischen Analyse der Kategorien Satz- und Wortfrage verweisen wir auf 3.1. Wir haben dort dargelegt, daß sie aufgrund ihres performativen Charakters zu den Sprechaktkategorien gehören, die adäquat nur innerhalb einer Snrechaktsemantik zu beschreiben sind. Den nicht-lexikalischen Ausdrücken "Reihenfolge" und "Intonation" kennt somit illokutive Kraft zu. In 3.1. haben wir auch darauf hingewiesen, daß dabei die Zuordnung von Ausdruck und Inhalt besonders ökonomisch erfolgt: Eine in der alltäglichen Konmunikation häufig benötigte Kombination semantischer Einheiten ('der Sprecher fragt den Hörer ...') wird in extremer Weise ausdruckssparend und zugleich einfach für die Kompetenz ausgedrückt. Im Unterschied zum nicht-lexikalischen Ausdruck des Sprechakts muß der Sprechaktbericht lexikalisch ausgedrückt werden (jemand fragt jemanden) . Da es sich beim Sprechaktbericht in der aktuellen Kommunikation um eine ständig wechselnde Kombination von Einheiten handelt (Hans fragt Maria, sie fragt die Leute usw.), muß der Sprecher die Möglichkeit haben, die Ausdrücke frei miteinander zu konbinieren. Nicht immer sind beim Ausdruck von Satz- und Wortfrage in gesprochener Sprache die Zuordnungsbeziehungen so einfach und klar, wie wir sie in den Figuren 110/111 dargestellt haben. Aufgrund der Relativität des Ausdrucks Intonation läßt sich nicht absolut angeben, welcher Tonhöhenverlauf Frageintonation ausmacht. Besonders kompliziert werden die phonetischen und auch
193
die semantischen Verhältnisse bei Überlagerung der Frageintonation durch den Satzakzent (zur Abhängigkeit der Intonation von Akzent vgl. vor allem Bierwisch 1966; weitere Literatur s. Werner 1972:69ff.). Beispiele: (189a) Kommt Hans? (189b)
'Kommt Hans?
(189c) 'Hans kommt?
Während bei (189a) die Frageintonation im letzten Wort faßbar wird, ergibt sich für (I89b) und (189c) ein anderer Tonhöhenverlauf, bei dem der Ton sogar sinken kann: (189a) Kommt Hans? (189b)
—
'Kommt Hans?
(189c) 'Hans kommt?
So wird also Frageintonation durchaus nicht immer durch ein Steigen der Tonhöhe ausgedrückt; wesentlich ist nur, daß ein Unterschied zwischen Frageund Aussageintonation zu erkennen ist, falls die Frage allein durch die Intonation ausgedrückt wird. Wann dieser Unterschied noch gegeben ist und wann nicht mehr, ist mitunter schwer abzugrenzen, wie z.B. bei (189c) und dem entsprechenden Aussagesatz: Hans kommt. Auch semantisch ergibt sich ein wesentlicher Unterschied, wenn zur Frageintonation ein besonderer Satzakzent hinzukommt. Man vergleiche dazu die Beispiele (189a) und (189b). Während in (189a) nach dem Wahrheitswert der Proposition gefragt wird, bezieht sich in (189b) die Frage allein auf das Prädikat. Dieser Unterschied ist dadurch zu beschreiben, daß mit beiden Fragesätzen verschiedene Präsuppositionen verbunden sind. In eine explizite Analyse von Fragesätzen ist also eine Präsuppositionsanalyse einzubeziehen, die die Verteilung von alter und neuer, d.h. hier erfragter Information klärt (vgl. dazu auch Brekle 1972:98). 4.3.
Diskussion von schwierigeren Einzelfällen
Da Lautstärke und Tonhöhe kontinuierlich variiert werden können, sind bei dem Ausdruckstyp "Akzent und Intonation" theoretisch unbegrenzte Variationsmöglichkeiten gegeben. Doch nur wenige Lautstärke- und Tonhöhenunterschiede sind linguistisch relevant. So dient der Satzakzent vor allem dem Ausdruck der semantischen Opposition 'alt/neu* und durch die Satzintonation kann der Satztyp ausgedrückt werden. U.E. ist nur in diesen beiden Fällen die Zuordnung von Ausdruck und Inhalt klar faßbar. In allen anderen Fällen
194
bewegt man sich auf relativ unsicherem Boden. Zwar erkennt man intuitiv, daß auch hier u.U. semantische Unterschiede mit Akzent- und Intonationsunterschieden verbunden sind, aber die Unterschiede sind sowohl auf der Ausdrucks- wie auf der Inhaltsseite schwer faßbar. Diese Problematik soll kurz an zwei Beispielen gezeigt werden. Nach Seiler (196O:19ff.) können charakterisierende und spezifizierende Attribute durch die Akzentuierung unterschieden werden (charakterisierende Attribute entsprechen einem nicht-restriktiven Relativsatz, spezifizierende einem restriktiven). Seiler zeigt dies an folgendem Beispiel: (19Oa) böse 'Hunde:
charakterisierend
(19Ob)
spezifizierend
'böse Hunde:
Da Seiler mit verschiedenen Akzentstufen arbeitet, ergeben sich für ihn vier mögliche Akzentuierungen. Wir haben hier mit (19Oa) und (19Ob) die für unseren Zusammenhang relevanten Akzentuierungen herausgegriffen.
Wahrend Seiler der unterschiedlichen Akzentuierung unterschiedliche semantische Relationen zwischen Adjektiv und Substantiv zuordnet, weist H. Weber (1971:24) u.E. zu Recht darauf hin, daß hier nur sehr schwer ein systematischer Unterschied auf der Ausdrucksseite nachgeweisen werden könne. Auch bei der Intonation ist man mitunter verleitet, schwer faßbaren Nuancen einen bestimmten Inhalt zuzusprechen. Außer bei den Terminalen lassen sich hier jedoch kaum systematische Zuordnungen aufstellen. Daneben werden Intonationsunterschiede vor allem als Ausdruck emotionaler und affektiver Kommunikation genützt. Im geschriebenen Text dient auch hier die Reihenfolge bis zu einem gewissen Grad als Ersatz. So werden emotional hervorgehobene Konstituenten meist an den Anfang des Satzes gerückt. Nach Wunderlich (1971:169) können durch die Intonation z.B. so schwer faßbare Sachverhalte wie die momentane Disposition des Sprechers zu Ereignissen ausgedrückt werden. Danach kann bei der Äußerung des Satzes Ich bin im Theater gewesen. durch entsprechende Intonation die Bedeutung "ich erinnere mich, daß ...' ausgedrückt werden. Vor allem Heike 1969 hat bei seiner Analyse der suprasegmentalen Merkmale auch den Bereich emotionaler Kommunikation mit Hilfe umfangreicher Hörtests untersucht. Danach lassen sich emotionale Bedeutungskomponenten, sog. Expresseme wie "Freude", "Trauer", "Zorn" usw., zu Klassen zusammenfassen, denen gemeinsame akustische Merkmale zugeordnet werden können (S.123).
195
4.4.
Zusamnenfassung
Die Untersuchung der Zuordnung von Ausdruck und Inhalt bei den suprasegmentalen Merkmalen hat gezeigt, daß im Deutschen der Satzakzent und die Satzintonation sprachliche Zeichen sein können. Charakteristisch für beide ist es, daß sie sich nicht als Segment der Lautkette isolieren lassen, sondern andere Zeichen überlagern. Da gesprochene Sprache ohnehin inner mit einer gewissen Akzentuierung und Intonation verbunden ist, liegt hier ebenso wie bei der Reihenfolge eine optimale Ausnutzung der Ausdrucksmöglichkeiten vor. Dazu paßt, daß durch den Satzakzent und die Satzintonation z.T. im Zusammenwirken mit der Reihenfolge Inhalte ausgedrückt werden, die zu den semantischen Grundkomplexen einer Äußerung gehören. Die Kompliziertheit der Zuordnung von Ausdruck und Inhalt bei Akzent und Intonation beruht vor allem darauf, daß es sich hier auf der Ausdrucksseite um schwer abzugrenzende phonetische Phänomene handelt. Die Zuordnung selbst ist z.T. einfach. So wird durch den Satzakzent die semantische Einheit 'neu' nahezu in 1:1-Zuordnung ausgedrückt. Daher haben wir hier den singulären Fall, daß eine Vermittlung von Kategorien bei der nicht-lexikalischen Zuordnung überflüssig wird. Beim Sprechakt Frage hingegen wird durch die Intonation eine komplexe semantische Struktur ausgedrückt.
5.
SCHHJßBEMERKUNGEN
Ziel dieser Arbeit ist es, allgemeine Prinzipien der Zuordnung von Ausdruck und Inhalt im Deutschen aufzuzeigen und durch Einzeluntersuchungen bei den grammatischen Kategorien zu belegen. In dem Kapitel "Grundlagen und Vorbereitung" werden zunächst einige wichtige Begriffe geklärt und ein heuristisches Zuordnungsschema für die Untersuchungen des Hauptteils erarbeitet. Dabei wird eine Differenzierung der verschiedenen Ausdruckstypen im Deutschen und der Varianten des Inhaltsbegriffs gegeben. Danach sind im Deutschen vier heterogene Ausdruckstypen zu unterscheiden: segmental-phonemische Ausdrücke, Zero-Elemente, syntaktische Ausdrücke (z.B. Reihenfolge) und suprasegmentale Merkmale. Während lexikalische Zeichen inner Phonemfolgen darstellen, kommen bei nicht-lexikalischen (traditionell "grammatischen") Zeichen alle Ausdruckstypen vor. Bei der Differenzierung des Inhaltsbegriffs unterscheiden wir zwischen einem Inhalt im engeren Sinn (Bedeutung, Semantik), wie er in einer Inhalts-, Referenz- und Sprechaktsemantik geklärt wird, und einem Inhalt, der innertextliche Funktionen umfaßt. Zur Unterscheidung der Zuordnung von Ausdruck und Inhalt bei lexikalischen und nicht-lexikalischen Zeichen werden formale Kriterien des Ausdrucks und der Zuordnung herangezogen. Danach ist die Zuordnung bei nichtlexikalischen Zeichen als Verfahren zu definieren, Inhalte durch nicht-lexikalische Einheiten auszudrücken, wobei in der Regel wegen der vielfältigen Komplikationen der Zuordnung die Vermittlung graimatischer Kategorien notwendig ist. Bei den Untersuchungen des Hauptteils zu den grammatischen Kategorien des Deutschen gehen wir von einer Definition der grammatischen Kategorie als Klassifizierung des Ausdrucks wie des Inhalts aus und versuchen, anhand eines heuristischen Zuordnungsschemas jeweils genau zwischen Erscheinungen auf der Ausdrucks-, Kategorial- und Inhaltsebene zu unterscheiden. Auf diese Weise können nicht selten manche tradierte Auffassungen als inkonsistent aufgezeigt und neue Einsichten in Ausdruck und Inhalt grammatischer Kategorien gewonnen werden. In diesem Zusammenhang ist mit Stötzel (1970:215) auf
197
die "Unsicherheit in der deutschen Sprachforschung" hinzuweisen, "was die Unterscheidung von Inhalts- und Ausdrucksseite der Sprache angeht". Wir haben unsere Untersuchungen zur nicht-lexikalischen Zuordnung von Ausdruck und Inhalt im Deutschen nach Ausdruckstypen gegliedert und versucht, wenn auch keinen vollständigen, so doch einen repräsentativen Überblick über die verschiedenen Arten des Deutschen zu geben, Inhalte über grarmiatische Kategorien, also nicht-lexikalisch auszudrücken. Dabei haben wir besonders darauf geachtet, Komplikationen der Zuordnung in Zuordnungsschemata zu erfassen. Diese Komplikationen lassen sich allgemein als Komplikationen des Ausdrucks und des Inhalts grammatischer Kategorien beschreiben. Jeweils am Ende eines Kapitels (bzw. beim 2. Kapitel am Ende der beiden Abschnitte) geben wir eine Zusammenfassung unserer Ergebnisse. Diese Ergebnisse sollen hier nicht mehr wiederholt werden, sondern in diesen Schlußbemerkungen wollen wir eine wichtige Frage wieder aufnehmen, die wir bereits am Anfang der Arbeit gestellt, dort jedoch offengelassen haben. Es handelt sich um die Frage, ob sich für die einzelsprachliche Zuordnung bestimmter Inhalte zu granmatischen Kategorien und damit zu nichtlexikalischen Ausdrücken gewisse Kriterien angeben lassen. Diese Frage ist auch jetzt nach Abschluß der Untersuchungen schwierig zu beantworten. Es hat bisher in der Forschung nicht an Versuchen gefehlt, den Unterschied zwischen lexikalischen und nicht-lexikalischen oder traditionell "grammatischen" Einheiten semantisch zu fassen, die jedoch meist über Feststellungen allgemeinster Art nicht hinausgingen. Man vergleiche dazu z.B. Lyons (1968;1971:448): "Es scheint, daß zwischen der 'Art von Bedeutung', die lexikalischen Einheiten zukommt, und jener, die sich an grammatische Einheiten knüpft, ... kein wesentlicher Unterschied besteht. ... Wenn überhaupt eine Verallgemeinerung hinsichtlich der Bedeutung grammatischer Einheiten getroffen werden kann ..., dann die, daß grammatische 'Wahlmöglichkeiten 1 die generellen Begriffe der Referenz auf Raum und Zeit, Ursächlichkeit, Vorgangshaftigkeit, Individuation usw. ... betreffen. Wir können jedoch nicht im vorhinein die Annahme treffen, daß solche Begriffe, seiein sie auch noch so deutlich identifizierbar, in der Struktur irgendeiner bestimmten Sprache 'grammatikalisiert' und nicht 'lexikalisiert' werden müssen." Eine andere Auffassung vertritt Coseriu (z.B. 1972:84ff. und 1976:8). Er unterscheidet verschiedene Arten der Bedeutung, von denen die eine, die lexikalische Bedeutung, ausschließlich dem Lexikon, andere ausschließlich der "Grammatik" entsprechen. Eine solche eindeutige Zuordnung wird jedoch nur dadurch möglich, daß die verschiedenen Arten der Bedeutung im wesentlichen nicht nach semantischen, sondern nach oberflächenstrukturellen Kriterien gewonnen werden (vgl. Coseriu 1976:8: "Die instrumentale Bedeutung ist die Bedeutung der grammatischen Instrumente ( ' M o r p h e m e ' ) , d.h. der Instrumente, durch welche grammatische Konstruktionen entstehen ... Die syntaktische Bedeutung ist die Bedeutung
198 der grammatischen Konstruktionen, d.h. der Kombinationen von Lexemen bzw. Kategoremen mit "Morphemen" . . . " ) . Letztlich liegt hier also ein Zirkelschluß vor. Lexikalischen Ausdrucksmitteln werden spezifisch lexikalische Bedeutungen, grammatischen Ausdrucksmitteln spezifisch grammatische Bedeutungen zugeschrieben, ohne die Art der Bedeutungen und damit mögliche Überschneidungen genauer zu untersuchen.
Wir stimmen Lyons grundsätzlich zu, daß durch den Bezug auf verschiedene Arten des Inhalts keine klare Unterscheidung zwischen lexikalischen und nicht- lexikalischen Zeichen zu erreichen ist (ebenso Dittraann 1976:126ff .) . Denn, wie auch unsere Analysen der grammatischen Kategorien gezeigt haben, ist zunächst folgendes festzuhalten: Durch nicht- lexikalische Zeichen werden im Deutschen alle Varianten des Inhaltsbegriffs ausgedrückt. Dementsprechend haben wir situationsunabhängige Kategorien (Beispiele: Numerus, Genus, Kasus) , deiktisch-referentielle (Beispiel: Tempus) und Sprechaktkategorien (Beispiel: Imperativ) unterschieden. Hinzu kommen vielfältige innertextliche Funktionen nicht- lexikalischer Ausdrücke. All diese Inhalte können jedoch auch lexikalisch ausgedrückt werden. So kann man z.B. auch die koitinunikative Funktion der inner textlichen Referenz lexikalisch ausdrücken, wie in das oben Genannte (vgl. Werner 1975b:57). Auffällig ist allerdings, daß nicht-lexikalische Zeichen im Deutschen vor allem Inhalte aus zwei Bereichen ausdrücken: zum einen Pragmatisches, also Inhaltskomplexe, wie sie in einer Referenz- und Sprechaktsemantik geklärt werden (Beispiele: Tempus, Person, Modus, Satztyp, Subjekt/Topic, Fokus) und zum anderen Innertextliches (Beispiele: Genus, Wortarten) . Demgegenüber drücken nicht-lexikalische Zeichen kaum reine, situationsunabhängige Prädikatoren aus, also Inhalte, wie sie in einer Inhaltssemantik geklärt werden und für lexikalische Zeichen konstitutiv sind (Beispiel: Genus, soweit es Semantik trägt) . Diese Verhältnisse lassen sich in folgendem Schema festhalten (vgl. dazu die Figuren 2 und 3) : (Fig. 112)
I -Typen ' v bevorzugte Zuordnung im Dt.
Inhaltssemantik \ 1 1 1
Referenzsemantik ~— -^ ^* ^
n^
Nf lexikalisch
Sprechaktsemantik \ \ _ ~~^ * *f" nicht-le üikalisch über grai am . Kat .
inner textliche Funktionen
^^
-Typen
phonemisch
Zero
syntaktisch
suprasegm.Merkmale
Die bevorzugte Zuordnung von Pragmatischem und Innertextlichem zu nichtlexikalischen Ausdrücken steht in Zusammenhang mit einem Kriterium, das In-
199 halte nicht-lexikalischer Ausdrücke in besonderem Maße kennzeichnet. Als charakteristisch für nicht-lexikalische Ausdrücke haben wir die vielfältigen Komplikationen der Zuordnung angesehen, die zur Einführung grammatischer Kategorien veranlassen. Diese Komplikationen sind u.a. dadurch bedingt/ daß Inhaltskomplexe mit geringem Aufwand auf der Ausdrucksseite, also besonders zeitsparend bei der Sprachverwendung, ausgedrückt werden. So ist die Sparsamkeit im Ausdruck ein Charakteristikum aller nicht-lexikalischen Ausdrücke (Schwachdrucksilben - z.B. bei den Flexiven -, die kein neues artikulatorisches Anheben erfordern und zumeist mehrere Kategorien zugleich realisieren; nicht-phonemische Ausdruckstypen, die die lexikalischen Ausdrücke überlagern) . Dies legt die Vermutung nahe, daß auch hier ein allgemeines Prinzip der Ökonomie natürlicher Sprachen wirksam ist,
daß nämlich nicht beliebige
Inhalte in nicht-lexikalischen Ausdrücken komprimiert werden, sondern gerade solche, die in der aktuellen Kommunikation besonders häufig gebraucht werden. Denn Sprachökonomie heißt nicht einfach, daß die Ausdrücke möglichst kurz sein sollen - für seltene Ausdrücke lohnt sich die damit verbundene Belastung der Kompetenz nicht -, sondern besagt, "daß das Verhältnis zwischen Aufwand in der Kompetenz und Aufwand in der Performanz möglichst günstig liegen muß" (Werner 1976a:19f.). Betrachtet man die Inhalte, die über grammatische Kategorien ausgedrückt werden (also vor allem situativ Gebundenes und innertextliche Funktionen), unter diesem Gesichtspunkt, so sieht man diese Vermutung in auffälliger Weise bestätigt. Wir haben bereits bei der Analyse der grammatischen Kategorien wiederholt auf diesen sprachökonomischen Aspekt hingewiesen und wollen hier als Beispiele nur einige besonders deutliche Fälle herausgreifen. So gehören die innertextlichen kommunikativen Funktionen des Referierens, Prädizierens und Beschreibens, die semantischpragmatische Unterscheidung zwischen alter und neuer Information, Zeitangaben bezogen auf die Sprechzeit (Tempus) und Quantifizierungen (Numerus) zur inhaltlichen Grundstruktur jeder Äußerung; und bei den Kategorien "Frage" und "Imperativ" handelt es sich um Sprechakttypen, die fast in jeder Kommunikation eine entscheidende Rolle spielen. Durch das geschlossene Inventar der graimiatischen Kategorien ist also im Deutschen und vermutlich auch in anderen Sprachen eine Entscheidung darüber getroffen, welche Inhalte bei der Sprachverwendung besonders ausdrucksparend ausgedrückt werden; und für das Deutsche zeigt sich, daß es sich um Inhalte handelt, die in der aktuellen Kommunikation besonders wichtig sind und daher häufig gebraucht werden. Nun kann der Inhalt grammatischer Kategorien zwar auch, wie bereits erwähnt, lexikalisch ausgedrückt werden, aber
200
es läßt sich offenbar eine bevorzugte Zuordnung derartiger Inhalte zu nichtlexikalischen Ausdrücken feststellen. Auf diesen Zusammenhang zwischen der Frequenz in der Performanz und der Zuordnung von Ausdruck und Inhalt in der Kompetenz hat Werner wiederholt hingewiesen (vgl. z.B. 1977:280f.; auch Martinet 1963:164ff.). Die Komplikationen der Zuordnung bei nicht-lexikalischen Zeichen lassen sich also zumindest teilweise als besondere Form der Ökonomie natürlicher Sprachen verstehen. Den Gesichtspunkt der Sprachökonomie kann man aber auch in anderer Hinsicht bei der Unterscheidung lexikalischer und nicht-lexikalischer Zeichen heranziehen. So werden nicht selten Lücken des Lexikons durch nicht-lexikalische Einheiten ausgeglichen (vgl. Lerot 1973:126). Ein Wechsel in der Satzperspektive kann z.B. durch Verwendung verschiedener Verblexeme oder durch Passivierung erreicht werden. Fehlt ein entsprechendes Lexempaar, kann somit auf nicht-lexikalische Ausdrucksmittel zurückgegriffen werden (vgl. die Beispiele (58), (59) und (65), ( 6 6 ) ) . Zusammenfassend können wir also mit Lerot sagen, daß sich lexikalische und nicht-lexikalische Zeichen "in die Aufgabe teilen, den Satzinhalt möglichst ökonomisch zum Ausdruck zu bringen". Wenn wir abschließend den Bereich der nicht-lexikalischen Zuordnung von Ausdruck und Inhalt überblicken, so zeigt sich uns ein überaus komplexes System inhomogener Einzelkomplikationen. Diese Eigenschaft der Inhomogenität stellt besonders im Deutschen ein wesentliches Charakteristikum der Zuordnung von Ausdruck und Inhalt bei den grammatischen Kategorien dar. Aufgrund der Komplexität dieses Untersuchungsbereichs und der Fülle und Verschiedenj artigkeit der damit verbundenen Probleme konnte diese Arbeit oft nur Fragen anschneiden, bei weitem nicht erschöpfend klären. Eine wichtige Aufgabe künftiger Arbeiten scheint es uns, einerseits die Analyse einzelner grammatischer Kategorien zu präzisieren und in einer transformationellen Darstellung zu formalisieren und andererseits die nicht-lexikalischen Zeichen in anderen Sprachen zu untersuchen, Vergleiche anzustellen und insbesondere zu prüfen, ob sich eine Bestätigung unserer ökonomischen Erklärung ergibt. Neben dieser Klärung der synchronen Verhältnisse könnten diachrone Untersuchungen zu einem tieferen Verständnis der besonderen Komplikationen bei nicht-lexikalischen Zeichen beitragen, indem sie die Entstehung dieser Komplikationen historisch erklären und Gründe für den diachronen Wandel aufzeigen (vgl. z.B. Werners Beitrag zum Suppletivwesen 1977).
SUNMARY (CONCLUDING REMARKS)
This piece of work aims to show the general principles involved in the correlation of expression plane and content plane in the German language and to illustrate such principles by means of detailed examination of the grammatical categories. In the chapter "Basic Considerations and Preliminary Notes", we begin by clarifying some important terms and working out a heuristic correlation scheme for the investigations carried out in the main part. To this end the various types of expression in German and the variants in the concept of content are differentiated. Following from this one distinguishes between four heterogeneous types of expression: segmental-phonemic expressions, zero elements, syntactic expressions (such as word order) and suprasegmental features. While lexical signs always show a succession of phonemes, in the case of non-lexical (traditionally 'grammatical') signs all types of expression are represented. Regarding the differentiation of the concept of content, we distinguish between a content in the strict sense of the word (meaning, semantics), which is related to the world outside language and makes itself evident in a corponential, referential and speech-act semantics and a content which is related to language itself and encompasses textual functions (such as discourse deixis). In order to differentiate the correlation of expression and content in the case of lexical and of nonlexical signs formal criteria of expression and of correlation are used. Correlation in the case of non-lexical signs is thus defined as the process of expressing contents through non-lexical items, whereby as a rule because of the manifold complications of correlation grammatical categories must mediate between expression and content. For the investigations into the grammatical categories of German in the main part we begin by defining a grammatical category as a means of classifying expression and content and proceed by attempting with the aid of a heuristic correlation scheme to distinguish exactly in each case between phenomena on the levels of expression, category and content. In this
202
way it is not infrequent that sane hallcwed opinions are showed to be inconsistent, and new insights into the expression and the content of graimiatical categories are gained. In this connection attention must be drawn to what Stötzel calls the 'uncertainties in German language research as regards the differentiation of the content plane and the expression plane of language1 (Stötzel 1970:215, original text: "... Unsicherheit in der deutschen Sprachforschung, was die Unterscheidung von Inhalts- und Ausdrucksseite der Sprache angeht ...") . We have divided our investigations into the non-lexical correlation of expression and content in German according to types of expression and attempted to give an outline - which albeit not complete is surely representative - of the various ways German has of expressing contents through grammatical categories, that is, non-lexically. For this we have taken great care to make complications of correlation in our correlation schemes evident. One can describe these complications in general as complications of expression and content in grammatical categories. At the end of each chapter (in the case of Chapter 2 at the end of each of the two sections) we give a summary of our results. This is not the place to repeat these results; instead of this we intend to return to an important question which was already raised at the beginning of this piece of work but which was left open at that stage. We are referring to the question of whether for the individual-language correlation of certain contents to grammatical categories and thereby to nonlexical expressions particular criteria can be postulated. This question is even now after the completion of our investigations difficult to answer. There has been in the research field no lack of attempts to outline semantically the difference between lexical and non-lexical or traditionally 'grammatical' items, which however have not usually gone beyond observations of a very general nature. Here one must compare for example Lyons (1968;1975:438): "... there seems to be no essential difference between the 'kind of meaning' associated with lexical items and the "kind of meaning' associated with grammatical items ... If there is any generalization that can be made about the meaning of grammatical elements ..., it would seem to be that grammatical 'choices' have to do with the general notions of spatial and temporal reference, causation, process, individuation, etc. ... However, we cannot assume in advance that such notions, even if they are clearly identifiable, will necessarily be 'grammaticalized', rather than 'lexicalized', in the structure of any particular language." Coseriu (e.g. 1972:84ff. and 1976:8) is of another opinion. He differentiates between various types of meaning, of which one, the lexical
203 meaning, corresponds exclusively to the lexicon and others correspond exclusively to 'grammar'. Such an unequivocal correlation does, however, only become possible through the various types of meaning being essentially arrived at by using not semantic but surface-structural criteria (see Coseriu 1976:8: "Die instrumentale Bedeutung ist die Bedeutung der grammatischen Instrumente ( ' M o r p h e m e ' ) , d.h. der Instrumente, durch welche grammatische Konstruktionen entstehen ... Die syntaktische Bedeutung ist die Bedeutung der grammatischen Konstruktionen, d.h. der Kombinationen von Lexemen bzw. Kategoremen mit 'Morphemen' . . . " ) . This amounts in end effect to a vicious circle. Specifically lexical meanings are ascribed to lexical means of expression and specifically grammatical meanings are ascribed to grammatical means of expression without a closer investigation into the types of meaning and thereby into possible overlaps.
We are basically in agreement with Lyons in that by referring to different types of content no clear distinction between lexical and non-lexical signs can be attained (see also Dittmann 1976:126ff.). For, as our analyses of the grammatical categories have also shown, the following must first of all be retained: Through non-lexical signs in German all variations of the concept of content are expressed. Accordingly we have separated categories independent of the situation of utterance (examples: number, gender, case), deictic-referential (example: tense), and speech-act categories (example: imperative) . Added to this we have the manifold textual functions of nonlexical expressions. But all these contents can also be expressed lexically. One can for example also express lexically the carmunicative function of the textual reference or discourse deixis as in the above mentioned (see Werner 1975b:57). It is nevertheless striking that non-lexical signs in German express above all contents from two areas: On the one hand there is that pertaining to pragmatics, that is, configurations of content which are clarified in a referential and speech-act semantics (examples: tense, person, mood, sentence type, subject/topic, focus) and on the other hand there is that pertaining to textual functions (examples: gender, parts of speech). As against this non-lexical signs hardly ever express purely predicating features independant of the situation of utterance, that is, contents as they are clarified in a componential semantics and are characteristic of lexical signs (example: gender as long as it has meaning). These relationships can be made evident in the following diagram (see also figures 2 and 3):
204 (fig.112')
types of content I I
^
favoured correlation in German
types of expression
contents related to the world outside language as they are clarified in:
contents (functions) related to language itself:
componential semantics
textual functions
lexically
segmentalphonemic
referential semantics
speech-act semantics
non-lexically through grammatical categories
zero
syntactic
suprasegmental features
The favoured correlation of contents pertaining to pragmatics and textual functions to non-lexical expressions is connected with a criterium which is particularly typical of contents of non-lexical expressions. We have regarded the manifold complications of correlation which cause grammatical categories to be introduced as being characteristic of non-lexical expressions. These complications are conditioned among other things by the fact that complex contents are expressed without much being expended on the expression plane, that is, in a way which is timesaving in the use of language. Thus economy in expression is a characteristic of all non-lexical expressions (unaccented syllables for instance with the inflectional morphs, such that do not demand renewed beginning of articulation and usually realize several categories at once; non-phonemic types of expression which overlay the lexical expressions). One is drawn to conclude that here, too, a generallyvalid principle of economy in natural languages is at work. That is to say, it is not any contents at random which are compressed in non-lexical expressions but rather precisely such contents which are used particularly frequently in current communication. For economy in language does not simply mean that the expressions should be as short as possible - in the case of rare expressions the increased strain on competence is not worth while it means that "the relation between the required effort for competence and the required effort for performance should be as favourable as possible1 (Werner 1976a:19f., original text: "... daß das Verhältnis zwischen Aufwand in der Kompetenz und Aufwand in der Performanz möglichst günstig liegen muß."). By regarding the contents which are expressed through grammatical categories (above all that connected to the situation of utterance and textual functions) from this point of view, one can see the above hypothesis
205
confirmed in a striking manner. When we analysed the graimiatical categories we made frequent mention of this aspect of economy in language and want here only to point to some particularly clear cases as examples. Thus the following belong to the basic structure of content of every utterance: the textual cornnunicative functions of reference, predication and description, the semantic-pragmatic distinction between old and new information, time indicators in relation to the time of speaking (tense) and quantification (number); and with the categories 'question1 and 'imperative' we are dealing with types of speech acts which play a decisive role in almost every coniminication. Through the closed inventory of the grammatical categories a decision has therefore been made - in German, and probably in other languages too as to which contents are expressed in the use of language with the greatest economy in expression; and in German it can be seen that these are contents which are particularly important for current communication and which are thus frequently used. Now it is indeed possible, as has already been mentioned, to express the content of grammatical categories lexically, but one can nevertheless detect a favoured correlation of such contents to non-lexical expressions. Werner has repeatedly drawn attention to this connection between frequency in performance and correlation of expression and content in competence (see for example 1977:280f.; also Martinet 1963:164ff.). The complications of correlation in the case of non-lexical signs can be at least partly considered as a special form of the economy in natural languages. One can also make use of the aspect of economy in language in other respects when separating lexical and non-lexical signs. Thus it is quite frequent that gaps in the lexicon are made up for with non-lexical items (see Lerot 1973:126). It is for example possible to achieve a change in sentence perspective by the use of different verbal lexemes or by making passive. Should a corresponding pair of lexical items be lacking, one can consequently fall back on non-lexical means of expression (see the examples (58), (59) and (65), ( 6 6 ) ) . In conclusion we can join with Lerot in saying that lexical and non-lexical signs 'share the task of expressing the content of a sentence as economically as possible1 (Lerot 1973:126, original text: "... daß sich Grammatik und Lexikon in die Aufgabe teilen, den Satzinhalt möglichst ökonomisch zum Ausdruck zu bringen."). When we now cast a final glance over the field of the non-lexical correlation of expression and content we are confronted with an extremely complex system of unhomogenous individual complications. This unhomogenity
206
is an essential characteristic particularly in German of the correlation of expression and content in the grammatical categories. In the light of the complexity of this domain of investigation and the wealth and diversity of the problems connected with it, this piece of work has often only been able to ventilate questions without by any means exploring them exhaustively. We feel that an important task for future studies would be on the one hand to go into greater detail in the analysis of individual grammatical categories and to formalize this in a transformational description, and on the other hand to examine the non-lexical signs in other languages whereby comparisons could be made and in particular it could be seen whether our economical explanation can be confirmed. Over and above this clarifying of synchronic relationships one could use diachronic investigations to achieve a deeper understanding of the particular complications which non-lexical signs entail by explaining from a historical standpoint the origin of such complications and giving reasons for the diachronic change (see for example Werner's contribution to suppletion 1977).
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