Die Oden des Horaz in Reimstrophen: In Reimstrophen verdeutscht und zu einem Lebensbilde des Dichters [Reprint 2018 ed.] 9783111638720, 9783111256146


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KENNEN WIR HORAZ?
DES DICHTERS ERDENWALLEN
Die Oden in zeitlicher Ordnung
VERZEICHNIS DER ODEN IN ZEITLICHER ORDNUNG
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Die Oden des Horaz in Reimstrophen: In Reimstrophen verdeutscht und zu einem Lebensbilde des Dichters [Reprint 2018 ed.]
 9783111638720, 9783111256146

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DIE

ODEN DES HORAZ IN REIMSTROPHEN

VERDEUTSCHT UND

ZU EINEM LEBENSBILDE DES DICHTERS

GEORDNET VON

KARL STAEDLER, PROF.

DK.

B E R L I N . DRUCK UND VERLAG VON G E O R G 19OI.

REIMER.

H e r r n

PROF. DR.

FRIEDRICH AMEN, meinem Jugendlehrer in Horaz,

aus Verehrung und Dankbarkeit zugeeignet.

KENNEN WIR HORAZ? Horaz — ein Dichter, wie R o m keinen zweiten hervorgebracht, das gesamte Altertum uns keinen ä h n l i c h e n überliefert hat; ein Lyriker, den Geist, Seelenadel und ein hoher Wirklichkeitssinn dicht neben, wo nicht gar ein wenig über unsern herrlichen Vogelweider stellen — Horaz ist bei uns, trotz vielen ihm gewidmeten schönen Büchern, noch immer ziemlich unbekannt. Über seine Gedichte wie über ihn selbst gehen recht irrige Urteile um, gestützt auf sehr berühmte Autoritäten. Lessing hielt' Lieder, die so zu sagen mit Herzblut geschrieben wurden, für leere Spiele des Witzes und der Einbildung, und noch heut gilt Horaz bei vielen für einen bessern Alexandriner, einen Papierpoeten; Wieland sah Spötterei und Stichelei in den unschuldigsten Versen, und der bis heut noch keineswegs begrabene heillose Spötter Horaz ist sein Patenkind; Peerlkamp und seine Partei fanden überall in den Oden so öde, so elende Verse und Strophen, dafs sie den Dichter

VI

nur durch die Annahme zahlloser Interpolationen meinten vor völliger Verachtung retten zu können, und auch nach der neuesten Ansicht war Horaz wirklich nur ein mäfsiges Talent, welchem Fleifs und Glück unbillig emporgeholfen. Schuld an all diesen seltsamen Mifsverständnissen ist nichts als der Umstand, dafs Horaz seine Gedichte l a t e i n i s c h geschrieben. Denn zwischen der fremden Sprache und dem deutschen Ohre steht eine schallhemmende Wand, welche auch so treffliche Lateiner wie Lessing, Wieland und Peerlkamp nimmer zu durchlöchern vermögen. Die laute und harte Stimme der gewöhnlichen Prosa dringt wohl noch deutlich genug hindurch, die sanften Laute der Poesie jedoch. und vor allem die weichen, zarten Töne der Lyrik trüben sich leicht bis zur Undeutbarkeit. Kein Ausländer vermag aus sich selbst heraus ein deutsches L i e d vollkommen zu verstehen und zu würdigen; so auch nicht der Deutsche ein fremdsprachliches. Hierin offenbart sich ein tiefer, wohl der tiefste Gegensatz zwischen der Muttersprache und jeder anderen. Die Wörter fremder Zunge bieten uns lediglich ihren begrifflichen Kern dar, wie die Wörterbücher ihn angeben, und wenden sich damit nur an den denkenden Verstand; die der Muttersprache dagegen umgeben den eckigen Kern mit einer weichen Hülle, so dafs sie leicht und

VII

leise hinunterrollen in die Herzen der Hörer. Ohne Bild: gerade diejenigen Wörter und Wendungen, deren die Lyrik sich vorzugsweise bedient, bilden den ersten und ältesten Sprachschatz jedes Menschen, erlauscht und empfangen von den holden Lippen der Mutter, gesammelt in den süfsesten Jahren des Lebens, erlernt zugleich mit den Dingen selbst, die sie benennen und die damals den andächtig staunenden Kinderaugen köstliche Wunder dünkten. Bei jeder Wiederholung dieser Wörter und Ausdrückungen kehrte die Seele zu dem Bilde, dem Eindruck der Dinge zurück, sich von neuem ergötzend; und wenn diese Rückkehr allmählich auch immer flüchtiger, immer unbewufster ward, die Wirkung solcher Gewohnheit bleibt. Mag sie auch für das so enge Denkbewufstsein völlig erlöschen, in der Seele, diesem immer wachsenden, nichts verlierenden Inbegriff der Persönlichkeit, bleibt sie erhalten, und sie ist es nun, die ganz heimlich jedes Wörtchen und ' Sätzchen mit tausend lieben Erinnerungsbildern und Gefiihlsnachklängen begleitet, belebt, beseelt. Darum dringt uns jedes deutsche Lied so schnell zu Herzen, dafs wir des Dichters Meinung oft schon verstehen, ehe uns noch alle seine Worte begrifflich klar geworden. Nichts von all diesem Zauber eignet den fremden Sprachlauten, den meist viel später und meist so unerquicklich er-

VIII

worbenen; nichts sagen sie uns als ihre logische »Bedeutung«, und ein daraus zusammengewobenes Gedicht spricht kalt und verständig nur zum Verstände — der sicherste Weg für ein Lied, um n i c h t verstanden zu werden. Wer also seinen Horaz lateinisch liest (und wie soll man ihn anders lesen?), ist des Verstehens niemals sicher. So erklärt sich unschwer der weitverbreitete Glaube an die Unfreiwilligkeit, Unaufrichtigkeit, sogar Herzlosigkeit so mancher Ode sowie an die Minderwertigkeit der Oden überhaupt gegenüber den Satiren und Episteln, während doch Horaz selber das umgekehrte Verhältnis oft und kräftig betont. Natürlich, die »Spruchgedichte«, wesentlich prosaischen Charakters, bieten dem Verstände des Lesers so viel, dafs sie, wenn man ihnen auch weiter nichts entnimmt, eine bedeutende Wirkung kaum verfehlen können; die »Lieder« hingegen, Ergüsse des leidenschaftlichen Dichterherzens, wollen zum Herzen sprechen und konnten dies in ihrer lateinischen Fassung doch nur dem geborenen Römer. Indes, man kann sie verdeutschen? — Und oft genug sind sie verdeutscht worden, was sie aber beinahe noch unverständlicher machte, obwohl selbst ein Geibel sich damit befafste. Helfen kann ja nur eine Verdeutschung, die so lautet, w i e H o r a z s e l b e r g e s c h r i e b e n h ä t t e ,

IX

wenn unser Deutsch seine M u t t e r s p r a c h e war. Darf man aber glauben, Horaz würde in so notleidendem Deutsch gedichtet haben wie seine Ubersetzer? Von so gleichgültigen Angelegenheiten in so mühseligen Worten und Wendungen, so befremdlichen, dem Dichter wie dem Leser gleich unbequemen Versformen? Diese deutschen Horaze sind etwa so dankenswert, wie wenn jemand uns mit einem lateinischen Goethe beschenken wollte. Wie wenig ihre Urheber auch nur den Sinn ihrer Aufgabe ahnten, beweist die Thatsache, dafs sie übersetzten, o h n e n a c h d e n veranl a s s e n d e n U m s t ä n d e n d e r G e d i c h t e zu f o r s c h e n — als ob ein lyrisches Gedicht ohne diese Kenntnis überhaupt etwas bedeutete; der einzige Ramler suchte danach, mit leider verbundenen Augen. Eine wahrhafte Verdeutschung des Lyrikers Horaz scheint ein fast hoffnungslose^ Unternehmen, zufnal angesichts des weiten Abstandes zwischen seiner Welt und der unsrigen. Die nachfolgenden Blätter bieten einen Versuch, den ersten dieser Art, an den jedoch nicht neun Jahre gesetzt wurden, sondern voll viermal neun. Nicht die Worte noch die Versweisen des Originals, sondern w a s d i e S e e l e d e s D i c h t e n d e n e m p f a n d u n d s c h a u t e , soll wiedergegeben werden in Worten, die ebendasselbe den deutschen

X

Leser schauen und empfinden lassen, und*) in Versweisen, die, seinem deutschen Ohre vertraut, ihn unmittelbar in des Dichtenden Stimmung versetzen. Diese Stimmungen zu begründen oder zu erklären reicht freilich die übliche Horaz - Biographie mit ihren klaffenden Lücken bei weitem nicht aus; allein die Gedichte enthalten vielen noch unbenutzten, ja unerkannten Stoff.

DES DICHTERS ERDENWALLEN. Viermal sieben Jahre voll Unruhe und Unsicherheit und wiederum viermal sieben Jahre behaglicher Geborgenheit, das war Horatius' Leben. Seine G e d i c h t e selber erzählen e s ; denn jedes seiner Gedichte ward gelebt, ehe es geschrieben wurde. I. 6 8 9 - 7 1 7 d. St. R. ( 6 5 — 3 7 v . Chr. G.) i) 689 — 695.

Quintus war das einzige Kind des Bauers Horatius Flaccus, der, bevor er Bauer geworden, Sklave gewesen, bis die Gnade seines Herrn *) — ein keineswegs unwichtiger Punkt, über den ich in einigen Programm-Beilagen (der Margarethenschule zu Berlin, 1893, '^97—1900) mich geäufsert habe —

XI den Treuen und Guten mit der Freiheit und kleinem Besitztum beschenkte. Vielleicht schon die Geburt dieses ersten Kindes machte den V a t e r zum Witwer. D o c h fehlte es nicht an L i e b e in dem kleinen, stillen Hause; der vereinsamte Mann hegte das Söhnlein, den Rest seines Glückes, mit väterlicher und mütterlicher Sorge zugleich, leitete seine schwanken Schritte, lenkte seine junge Seele. Eines Tages war der K l e i n e von des Vaters Gütchen, das zwischen Venusia und dem Volturgebirge lag, unbemerkt hinaus gewandert, hatte sich den T a g lang, wie besondere Kinder wohl thun, an Blumen und Sonnenschein, Vogelsang und Bachesrauschen des Waldthals vergnügt und war zuletzt ermüdet eingeschlafen; erst nach vielem Suchen entdeckte die Angst des Vaters den Liebling wohlversteckt unter dichtem Blätterschwall, lebend und völlig unversehrt von allem schlimmen Waldgetier. D i e ganze Umgegend nahm an seiner Freude teil und erzählte noch lange von der wunderbaren Erhaltung des Kindes, des Götterschützlings. 2) 696—704. Venusia,

die kleine Landstadt

im

Thale

des wilden, vielgekrümmten Aufidus, bot dem Bauer Knaben

Horatius keine

für

seinen

vielverheifsenden

geeignete Schule.

Nur in der

Hauptstadt meinte er solche zu finden, und kurz

XII

entschlossen, sein Anwesen verpachtend und sein Ämtchen bei der Steuer aufgebend, zog er mit dem Sohn und einigen Sklaven nach Rom. In grofser Einschränkung, aber nach aufsen höchst anständig, lebten sie hier etwa neun Jahre lang; Quintus war ein eifriger Schüler der besten Lehrer, der Vater sein unermüdlicher Begleiter und Hüter. Es war die Zeit des ersten Triumvirats, die Lage verworren; Pompejus verzettelte sich, während Crassus den Parthern erlag und Cäsar sich in Gallien ein Heer erzog. Das hauptstädtische Leben taumelte dahin im Rausche einer noch jungen, schier überwältigenden Fülle von Gütern und Genüssen. Augen und Ohren seines Knaben wider jedes Unmafs zu verschliefsen vermochte Horatius Flaccus freilich nicht; so lehrte er ihn, an den darein Verfallenen seine Schädlichkeit und Thorheit zu erkennen. 3) 705-710. Quintus stand im sechzehnten Lebensjahre, als Casar bewaffnet den Rubico überschritt (705) und das Zeichen zu neuem Bürgerkriege gab. Treue Anhänger der Senatsregierung, verliefsen Vater und Sohn die Hauptstadt und kehrten in die süditalische Heimat zurück, wo jener vermutlich die Bewirtschaftung seiner Felder wieder übernahm, dieser aber behufs Vollendung seiner rühmlich geförderten Bildung sich zur Reise

XIII

nach Athen rüstete. D a gab es die erste Trennung, die ihnen eine ewige werden konnte — und wurde. D o c h getrosten Mutes, der Notwendigkeit gehorchend, entliefs Flaccus den Jüngling, in dessen Seele männliche Klarheit und Festigkeit bereits Wurzel geschlagen. An dem damaligen Hauptsitze der "Wissenschaft verweilte Quintus etwa fünf Jahre und genofs den Unterricht der ausgezeichnetsten Nachfolger Piatons, Aristoteles' und Epikurs, zugleich den freundschaftlichen Umgang vieler Alters-, Studienund Gesinnungsgenossen, wie des Pompejus Varus, Lucius Sestius, Septiinius, Marcus Valerius Messala Corvinus, Pompejus Grosphus. Hier auch umtönten ihn allerwärts die köstlichen Verse und Weisen der Alcäus, Sappho, Anakreon, eines Pindar, Simonides, Stesichorus; sein Genius erwachte, und manch Liedchen in griechischer Sprache entstand zu Lust und Gewinn des werdenden Dichters, zum Entzücken der Freunde bei ihren fröhlichen Vereinigungen. 4) 710-712. Inzwischen und

beraubte

eilte die

Casar

von Sieg zu Sieg

Pompejaner

ihres Hauptes und ihrer Heere. Kunde nischen erschien

von

A b e r erst die

seinem T o d e (710) rifs den athe-

Freundeskreis in

nacheinander

seiner

aus

Provinz

der Ruhe. Macedonien

Brutus und

XIV sammelte Truppen gegen die neuen Antonius, Octavian und Lepidus; sich jubelnd

ihm an.

Triumvirn

alles schlofs

Quintus Horatius,

von

kleiner, aber tapferer Gestalt, begabt, gewandt, bei

allen beliebt und über seine Jahre männ-

lich,

-wurde von Brutus mit Wohlgefallen be-

merkt;

im Gefolge des bewunderten Feldherrn

durchzog er die griechische sowie die asiatische Provinz,

wurde



eine ganz ungewöhnliche

Auszeichnung für den Sohn eines Freigelassenen —

Führer einer Legion und focht als solcher

bei Philippi (712) den Todeskampf der Republik mit, glücklich genug, L e b e n und Freiheit gleich vielen andren durch die Flucht zu retten. derselben

Zeit

aber,

als

der

Sohn

in

In un-

bekannten Fernen und Gefahren schwebte, starb in seinem Hüttchen am Aufidus der Vater, ohne bei

seinem

Erben

seines

vielleicht Besitzes

raschen und

Ende

seiner

an

den

Redlichkeit

eine Nachricht gelangen zu lassen. 5) 712—714Satiren I 2, 7. Epoden 7, 8, 12, 13, 15, 16. Oden I 4, 7, 9, 27, 28, III 12.

Die Sieger die

von

Proskriptionen

diesmal

Philippi, des

gesättigt

Vorjahres,

die Besiegten nicht;

durch

verfolgten

auch Horaz be-

schlofs, nach Italien zurückzukehren.

Im Herbst

XV (712),

nach

stürmischer

Uberfahrt,

die

dem

Schiffe den Untergang drohte, pochte er an des Vaters T h ü r , wo ein fremdes, wüstes Gesicht ihn

begrüfste.

In

ganz

Italien

zusammen-

geraubte Landgüter waren an die Veteranen der Triumvirn ausgeteilt worden, darunter auch das herrenlose Gütchen bei Venusia. es von

der

arbeitsscheuen

leicht

zurückkaufen

völlig

mittellos

wäre

Waise

von

und

der Akademie und

gleich ihm heimgekehrt,

wohl

er

ging er zum andern Male nach R o m . Freunde

hätte

Kriegsgurgel

können,

gewesen.

Horaz

nicht Bettler,

A b e r die

vom

nahmen sich

Heere, treulich

seiner an;

vor allen der reiche Sestius scheint

ihm Haus

und Hand geöffnet zu haben,

und

bald war er im Besitz einer Schreiberstelle bei der Quästur, die seine Existenz sicherte.

Wiederum

halfen ihm die Musen, alle Herzen zu gewinnen. Mi: neuen Liedern bezauberte er den Kreis der Freunde, Liedern, wie es noch keine gab in der Sprache Latiums.

Wie die griechische Lyrik in

ihrer besten Zeit gesungen vom Lenz und vom Tode,

von L i e b e und Wein, so lauschte

jetzt im Saale

des Sestius

oder

des

man

Corvinus

auf ähnliche K l ä n g e römischer Zunge —

nicht

matte Nachahmungen

oder gar Übersetzungen,

obwohl

einem bekannten

der

Dichter

Lied-

anfange nicht ängstlich auswich, sondern frische und kühne Ergüsse der in diesem Kreise

herr-

XVI

sehenden Stimmungen. Der freundliche Gastgeber Sestius wurde in zierlichen Versen (O. I 4) gefeiert, die ungebundene Lust an seiner Tafel lebensvoll geschildert (O. I 27), die Untreue Neäras, der geldgierigen Schönen, schmerzlich beklagt (E. 15) und nicht minder schmerzlich die Treue einer garnicht habgierigen, aber auch garnicht mehr schönen D a m e (E.- 8, 12). Dem grofsen Brutus, den der T o d zu fällen sich nicht gescheut, ward ein namenloses Grablied (O. I 28) angestimmt und keck, mit kaum verhehlter Spitze, von dem »Königstöter« erzählt (S. I 7); Groll und Verzweiflung ausgeschüttet über die jammervolle Zeit (E. 7, 16) oder zu schweigendem Verzicht gemahnt (E. 13, O. I 9); dem neuen Machthaber zu Rom Trotz geboten durch blutige Geifselung des neuen Unfugs der Frauenjagd (S. .1 2), welchem Octavian und die Seinen huldigten, oder durch ein herzhaftes Abschiedslied für Munatius Plancus (O. I 7), als er, wie damals viele thaten, vor Octavian, dem neuen Herrn des Westens, nach Griechenland entwich.

6) 7I5—7I7. Satiren I 1, 5, 6, 8. Epoden 4, 5, 6, i o , 11, 17. Oden I 1, 5, 8, 11, 16, 32, II 6, III 24, IV 12.

Ebenfalls, wie Horaz, des Vatergutes beraubt, war (713) Virgil nach R o m gekommen,

wo er

XVII

mit Hülfe einflufsreicher Gönner Ersatz des Verlustes betrieb und erlangte; bald darauf (715) veröffentlichte er, etwa 30jährig, sein Erstlingswerk, Hirtengedichte nach dem Vorbilde des Alexandriners Theokrit, voll dankbarer Anerkennung für Octavian. Es konnte nicht fehlen, dafs er auch mit dem erfolgreichen Schüler der grofsen griechischen Lyriker bekannt wurde, und schnell entspann sich zwischen beiden Dichtern, die an Gemütsart wie an Gestalt fast Gegensätze, eine innige Freundschaft, von welcher jene streitbaren Verse (E. 6, 10), womit Horaz ein paar Gegner des sanftmütigen Virgil abthut, sowie eine sehr lustige Einladung an den allzeit arbeitsamen Freund (O. IV 12) Zeugnis ablegen. Durch Virgil wurde alsbald Lucius Varius, der Epiker und Dramatiker, und durch beide Caius Cilnius Mäcenas auf den neuen Stern am römischen Dichterhimmel aufmerksam gemacht. Mäcen, damals Mitte der Dreifsiger, von altem etruskischen Königsadel, trotz seines Reichtums die römische Ämterlaufbahn verschmähend, die ihm den senatorischen Rang gebracht hätte, übrigens dem jungen Octavian (geb. 691) vielleicht schon seit dessen erstem Auftreten eng verbunden, gestattete (Frühjahr 7 1 6 ) eine Vorstellung des so belobten Dichters, der leider ein so scharfer Republikaner war. Dieselbe war kurz, wortkarg; neifti Monate blieb Stacdler, Horaz.

b

XVIII H o r a z in Ungewifsheit über ihren Erfolg.

Er

beflifs sich inzwischen der gröfsten Zurückhaltung. N u r e i n G e d i c h t dieser Zeit (O. III 24) hat ein politisches T h e m a Triumvirn, Besserung

sei

es

und scheint bereits von den Antonius,

der öffentlichen

sonst mochte

sei es

Not

Octavian,

zu

erwarten;

er nur der L i e b e denken (E.

11,

0 . I 5, 8, 1 1 , 16) und seine L a u n e an den Liebestrankhexen

auslassen (S. I

8, E .

5, 17).

Als

endlich M ä c e n ihn wieder zu sich beschied und ihn einlud, fortan sein täglicher

G a s t und

Ge-

sellschafter zu sein, zusammen mit Varius, Virgil, Fuscus,

T u c c a , Valgius

und

anderen

Dichtern

und Gelehrten, als er ihn gar zum Begleiter auf jener Fahrt nach Brundisium gewählt, zur Entrevue

(717)

der

Triumvirn,

und ganz an

sich

herangezogen hatte, d a springt sein H e r z in Versen hervor:

zwei lange G e d i c h t e

(S. I

1, 6) legen

gleichsam eine Beichte ab, worin des Seele in die gleichdenkende uberfliefst; launigste

ein die

andres

Dichters

des Gönners

hin-

(S. I 5) schildert

aufs

unvergefslichen

Reisetage;

in

schönen L i e d e r n ( O . I 1, 32) weiht H o r a z sich d e m neuen Berufe, Latiums A l c ä u s

zu

unter d e n A u g e n ,

dem Beifall Macens.

Mann

wunderbare,

mufs

eine

Persönlichkeit gewesen sein.

grofs

werden Dieser angelegte

W i r kennen heute

fast nur seine S c h w a c h e n : seine verfehlten V e r suche in Prosa \ind Versen, seine Weichlichkeit

XIX

und übergrofse Liebe zum Leben, seine Leidenschaft für die schönsten Weiber und die besten Weine; Horaz jedoch und die Alten, unbekannt mit bornierter Sittenrichterei, sahen und schätzten seine Tugenden des Geistes wie des Herzens, darunter obenangestanden haben wird eine hohe Empfänglichkeit für alles Rechte und Echte. — Die Zeit der Stürme und Trübungen war also vorüber; in sonnigem Glänze sah der Dichter seinen Lebensweg vor sich liegen, und ein liebliches Gedicht (O. II 6) verkündet, unter der Adresse eines seiner Getreuesten, dem Kreise, der ihn bisher gehegt und gehalten und von dem er sich nimmer scheiden will, die fröhliche Hoffnung sorgenfreien Alterns und Sterbens. II. 7 1 8 - 7 4 6 d. St. R. ( 3 6 - 8 v . Chr. G.)

7) 718—721. Satiren I 3, 4, 9, 10, II I, 2. Epoden 2, 3, 14. Oden I 2, 6, io, 13, 19, 22, 30, 34, II i, 5, 7, 8, 12, 15, III 16, 19.

Wenige Jahre führten Horaz auf den Gipfel aller seiner Wünsche. Zuerst: er konnte seinen Frieden machen mit Octavian, dem Herrn seines Mäcen. Sextus Pompejus, der (seit 7x4) die Fahne der Pompejaner auf dem Meere wieder erhoben, war 7 1 8 von Agrippa bei Naulochus entscheidend besiegt worden, und mit seinem b*

XX bald darauf. (719) erfolgten T o d e erlosch die letzte Hoffnung aller Vernünftigen auf Wiederherstellung der Republik. Gleichzeitig aber versank Antonius immer tiefer in die ägyptische Sklaverei, so dafs er sogar seinen alten Feldherrnruhm gegen Phrahates (718) einbüfste; Octavian jedoch hob sich glänzend hervor, würdig seiner herrlichen Schwester Octavia, indem er nicht nur aus dem dalmatinischen Kriege ( 7 1 9 — 7 2 1 ) Sieg, Wunden und den Triumph heimbrachte, sondern auch an der Seite seiner ebenso klugen wie schönen und tugendhaften Gattin Livia in dem kleinen Hause am Palatin ein Leben altrepublikanischer Einfachheit führte. W i e Horaz den Achill und den Ulyfs von Naulochus in ein paar geistreichen Strophen (O. I 6) geehrt hatte, so bezeichnete er nun Octavian als den Zukunftshort des Staates in klangvollem Liede (O. I 2), dessen Schlufsworte auf Antonius' Ungeschick im Partherkriege anspielen, und feierte unter dem Bilde Merkurs (O. I 10) die heilbringende Verschlagenheit des Cäsars. Zur selben Zeit indes begrüfste er auch mit lautem Jubel (O. II 7) die Heimkehr seines alten Studienund Kriegsgefährten Pompejus Varus, der bis zuletzt unter seinem grofsen Geschlechtsgenossen Sextus die Waffen gegen Octavian getragen, und beglückwünschte den sich eigensinnig zurückhaltenden Marcus Asinius Pollio, den An-

XXI

tonianer, zur Vollendung seiner Geschichte des Bürgerkrieges (O. II i). Sodann, ein zweiter Gewinn dieser Jahre: Horaz trat öffentlich als Dichter hervor; zwar nicht mit seinen jambisch - epodischen Liedern (wozu auch O. 1 4 , 7 , 28 gehören), deren Herausgabe Mäcen wünschte, sondern mit einem Buche Satiren. Die Zahl derselben war auf zehn gestiegen, die neuesten voll launigen Witzes und nur da ernsteren Tones, wo es galt, den eigenen Charakter als Mensch wie als Satiriker wider böswillige Unterstellungen zu verteidigen. Denn an neidischen Lästerern fehlte es freilich dem Sohne des ehemaligen Sklaven und plötzlichen Lieblinge des mächtigen Mäcenas nicht. Uber die Aufnahme, die sein Buch bei diesen Leuten fand, quittierte mit übermütiger Laune eine neue Satire (II, 1). Aber noch mehr des Guten war ihm zu gedacht. In einer Satire (II 2) und einem seiner berühmtesten Jambengedichte (E. 2) hatte Horaz das bescheidene und doch so glückliche Los des Landmannes mit der Wahrheit und Innigkeit geschildert, die von seliger Kinderzeit her unauslöschlich in ihm lebte. Mäcen, der scherzliebende, hatte das darin gepriesene Lauchgericht, wohlzubereitet, dem Freunde vorsetzen lassen und dieser über die nicht geahnte unheimliche Wirkung sich in neuen Jamben (E. 3)

XXII

lustig beklagt: nicht lange darnach befand er sich, durch des reichen Freundes Geschenk, selber im Besitze eines hübschen Landgutes. Unweit der Gartenstadt Tibur an einem Nebenflüfschen des Anio gelegen in einem nach Süden offenen Thale des Lucretiiis, auf sabinischem Gebiet, ersetzte es ihm aufs schönste das verlorene Vatererbe, und er konnte fortan, so oft er wollte, in ländlicher Stille weilen, die seiner Neigung so sehr entsprach. Sein prosaisches Amt bei der Quästur, dessen er jetzt nicht mehr bedurfte, wird er damals niedergelegt haben, und in begeistertem Liede (O. III 16) hat er dem edlen, in seiner Seele lesenden Gönner freudigen Dank bezeugt, der ihm überdies auf der aus fünf Bauerhöfen zusammengelegten Besitzung ein passendes Wohnhaus herrichten liefs. Und so mangelte nur noch eins, sein Glück vollkommen zu machen: die Liebe. Nicht jene oberflächliche, eigennützige Liebe einer Inachia, Neära, Pyrrha oder Phryne, sondern eine starke, ernste Liebe, die allein seiner tiefer angelegten Natur zu genügen vermochte. Die schwärmerische Lydia schien ihm spicher Empfindung fähig; aber vergebens bemühte er sich, sie von Telephus loszureifsen (O. I 13). Da führte ihm der Zufall, vielleicht durch Mäcens Veranstaltung, die Gesuchte zu. Es war die reizende Cinara,

XXIII

die Mäcen als blutjunges Mädchen entdeckt hatte (O. II 5) und zuerst sich selbst vorbehalten wollte, die er aber dann, inzwischen in die bildschöne Terentia verliebt und mit dieser vermählt — ein damals entstandenes Gedicht (O. II 12) zeugt von der Leidenschaft des 40jährigen Bräutigams für seine kaum 15 jährige Braut — an seinen geliebten Dichter wies; und die junge Cinara wandte Horaz Gunst und Herz wie keinem andren zu. In süfsen kleinen Liedern schwärmt der wie nie zuvor Beglückte von seiner »Glycera«, seiner »Lalage« (O. I 19, 30), überallhin begleitet ihn der Gedanke an sie (O I 22, III 19), und noch im Alter erinnert er sich mit wehmütiger Lust des entzückenden Geschöpfes (O. IV 13, E. I 7). 8) 722 — 724. Satiren II 3, 4, 5, 6. Epoden

1, 9.

O d e n I 12, 14, 15, 17, 18, 26, 33, 37, II 3, 13, 1 6 — 2 0 , I I I IO, 2 1 , 25.

Der Kampf um die Welt kam zum Ausbruch. Octavia ward verstofsen, an Kleopatras Kinder römisches Gebiet verschenkt, Antonius für Feind des Staates erklärt, und neu drohten alle Schrecken des Bürgerkrieges. Mit der Ägypterin zog der Friedensstörer nach Athen und Aktium, Octavian (723) ihm entgegen, in seinem Gefolge

XXIV

Macen. A m 2. September fiel die Entscheidung, und als binnen Jahresfrist Antonius und K l e o patra tot, Alexandria übergeben war, da hatte das Reich nur noch e i n e n Beherrscher. Horaz, durch seine persönlichen Beziehungen nächster Zuschauer all dieser Ereignisse, begleitete dieselben mit einer Reihe von Liedern (E. 1, 9, O . I 14, 15, 37), begrüfste den erhöhten Octavian, wie einst unter dem Bilde des Mercur, so jetzt unter dem des Bacchus (O. II 19) und erklärte ihn für den irdischen Stellvertreter des höchsten Gottes (O. III 25, I 12). Während aber draufsen um die Weltherrschaft gerungen wurde, hatte auch er einen harten K a m p f zu bestehen in seiner Seele. Die junge Blüte seiner schönsten Hoffnungen welkte und fiel: Cinara starb (722), und es scheint, dafs der Erschütterte diesen Verlust des kaum besessenen Glückes nicht habe überleben wollen. Es giebt von ihm ein merkwürdiges Gedicht (O. II 20), offenbar tieferregt geschrieben, im Angesicht des T o d e s und wie zu einer Rechtfertigung desselben, die er seinem Macen glaubte schuldig zu sein, dem Förderer und Bürgen seines dichterischen Berufes. Die phantastische Form des Hauptgedankens ward anscheinend einem Distichon des Ennius entlehnt. Indes, eingedenk seines eigenen, dem unstäten Dellius gegebenen Rates (O. II 3), überwand er

XXV den

Trübsinn;

die

lenkten

ihn

ab,

reichen

wie

schönen

neuen,

politischen

dazu

die

Begebenheiten

Liebe

Lyce

(O.

der III

ebenso

10).

Mit

frohgemuten Liedern beschenkt er

die

Freunde (Varus, Lamia, Tibull), in geistreichen Satiren

schildert

Menschen,

und

er als

mancherlei

Thorheit

er

(723)

endlich

der

in sein

ländliches Heim übersiedeln konnte, besang er mit innigem

Gefühl das liebe kleine Haus und

seinen weisen Bewohner (O. II 18), pries seinem Pompejus Grosphus das hohe Glück dessen, der die »Ruhe« gefunden (O. II 16), und

schrieb

die prächtige 6. Satire des II. Buches. Manchen Besuch erhielt er hier,

wie den

in einem berühmten Liede (O. III 21) verewigten des

Messala

Corvinus,

oder

den

der

holden

Sängerin Tyndaris (O. I 17), die er wohl gehofft zur Gefahrtin seines weltentrückten gewinnen.

Lebens

zu

Hier auch hätte ihn bald, und nicht

erwünscht, der T o d ereilt (724), indem ein uralter Baum

seines

Wäldchens

über

den

in seinem

Schutze Rastenden unversehens zusammenbrach; das köstliche, diesem Vorfall gewidmete Gedicht (O. II 13) teilt dem Dichter bereits wieder, anstatt der absonderlichen Schwanenmetamorphose, das allgemeine zu.

Eben

723

zur

Los

des

damals

Grabes lag

Mitverwaltung

zurückgekehrt

war,

und

Mäcen,

schwer

der

des Hades der

schon

Stadtpräfektur

krank

darnieder

XXVI

in seinem eben vollendeten hochtürmigen Palast auf dem Esquilin; Horaz wich kaum von seinem Krankenbett. Mühsam genas er, unter ängstlich-unmutigen Befürchtungen eines üblen Ausganges, und gab so dem Freunde Anlafs zu jener wunderbaren prophetischen Erklärung (O. II 17), dafs, wie ihre Seelen und Schicksale in vorausbestimmter Harmonie ständen, so auch ihr Leben gleichzeitig ausklingen werde. Vielleicht zur Erheiterung des Genesenden geschah es, dafs die schon früher erwarteten Epoden jetzt gesammelt und herausgegeben wurden. 9) 725—728. Satiren II 7, 8. Oden I 20, 21, 23, 25, 31, 35, 38, II 11, III 1 — 6 , 7. 8, 9, I i , 15, 17. 20, 23, 26, 28. Episteln I 4, 10, 14, 16.

Erst 725 kehrte Octavian, nunmehr alleiniger Herr des Erdkreises, aus dem Orient zurück. Es war die glorreichste Zeit seiner Regierung. Der hehren Aufgabe, die Horaz ihm schon früher (O. I 12) zugewiesen, Jupiter auf Erden zu sein, sowie der neuen Mahnung zu weiser Milde (O. III 4) sucht und weifs er zu entsprechen. Der Bürgerkrieg ist für immer beendet, kein Feind mehr weder in noch aufser dem Reiche; der Janustempel wird geschlossen nach 200-

XXVII jährigem

Kriegszustände,

und

der

Imperator

w e n d e t sich ganz den Werken des Friedens zu. S e m e vornehmste Sorge ist die W i e d e r b e l e b u n g der

Religiosität,

die

Hebung

der

Sittlichkeit.

D e r Senat, R o m s hoher Adel, an dessen Spitze er

tritt,

wird

von

allen

gemeinen

Elementen

gesäubert, an hundert verfallene T e m p e l in ganz Italien

werden

Apollo

erbaut

volles

erneuert;

seinem

Schutzgott

er auf dem Palatin ein pracht-

Heiligtum,

und

nachdem

er (727) den

von Munatius Plancus für ihn beantragten Titel »Augustus«

angenommen, plante er die Beruhi-

gung der Grenzen wider die Britanner im Norden, die A r a b e r im Süden, die Kantabrer im Westen. Horaz,

selber

wachsend

mit

der

Gröfse

des

Herrschers, begleitete alle seine Schritte, gleichsam als Wortführer R o m s , mit seinen gewaltigsten Liedern, den »Römeroden« (III 1 — 6),

erklärte

R o m für den einzig möglichen Mittelpunkt

des

neuen

der

Weltreiches

(III 3), die V e r e h r u n g

Götter für d e n wahren Quell alles Heiles (III 6), den Geist der H i n g e b u n g an das Vaterland für den Hort seines Bestandes (III 5) und empfahl der in die grofse Zeit hineinwachsenden Jugend das Vorbild (III

der

guten

alten

Zeit

in

Mäfsigkeit

1), T a p f e r k e i t und T r e u e (III 2) mit hoff-

nungsfreudiger Begeisterung.

Octavian begehrte

den Dichter zu näherem U m g a n g e und bot ihm ein hohes A m t in seinem persönlichen Dienste

XXVIII

an; da Horaz jedoch, seiner Unabhängigkeit zuliebe, ablehnte, erhob er ihn in den Ritterstand, wahrscheinlich indem er durch eine Schenkung (eines Hauses in Tibur?) sein Vermögen auf den Betrag des Ritterzensus erhöhte (726). Zu diesem ungesuchten Glücke fand sich nun auch ein längst innigst gewünschtes: die Gefährtin seines stillen ländlichen Lebens. Die schon früh, vor- Cinara, ernstlich begehrte Lydia (O. I 13), die er jetzt von neuem in einer hochberühmten Ode (III 9) zu dauerndem Bunde aufforderte, für die er vielleicht auch das liebliche Bild von Gyges' und Asteriens treuer Liebe (O. III 7) gedichtet, lehnte allerdings aus Scheu vor der Einsamkeit, wo ihrem Geiste, ihrer Schönheit keine Triumphe winkten, seinen Antrag ab, obwohl er eine jüngste Bekanntschaft, die blonde sangeskundige Chloe, ihr zum Opfer bringen wollte, und beharrte auf ihrem Sinne auch, nachdem Horaz ihr in ergreifenden Worten (O. I 25) das Los der Alleingebliebenen vor Augen gestellt; statt Lydias folgte ihm auf sein Gut die stille, vornehme Lyde, um die er in einer glanzenden Ode (III 1 1 ) geworben. Des Dichters volles Glück spiegelt sich nicht allein in manchem Liede (I 38, II 1 1 , III 1 7 , 20) sowie in den letzten, sehr drolligen Satiren wieder, von denen er 727 das II. Buch veröffentlichte, sondern auch in der Schöpfung

XXIX einer g a n z n e u e n G a t t u n g , d e r e i n e n zwanglos

umspielenden

Epistel,

Gedanken

sowie

d a m a l s g e s c h r i e b e n e n E p i s t e l n selbst. Sorge quälte ihn, Ehe

die

die u m M ä c e n a s ,

immer

wiederholte

dunkle Schatten warf. schiedenen ander, feier

eingeladen mag

hatte

die

Terentias

S o feierten 7 2 5 d i e G e nicht

(O.

III 8),

mehrere

und

Wiedervereinigung

Leben

Frau

mit

wechselten

des bedauernswerten

der

d e r ihn

und

Jahre

ein-

Errettungsgleiche

spätere

l a d u n g (O. I 20) g e h a b t h a b e n ; d e n n geliebten

mit

war bei Horaz,

unter d e m V o r w a n d e seiner e i g e n e n Ursache

den

auf dessen

Untreue

das M a t r o n a l i e n f e s t

sondern M ä c e n

in

Nur e i n e

Ein-

Scheidung

schwärmerisch

beständig

in

dem

Mannes.

10) 729—732. Oden I 3, 24, 29, 36, II 2, 4, 9, 10, 14, III 13. 14, l8, 22, 27, 29, 30. Episteln I 2, 6, 7, 8, 9, 11, 13, 15. 17. Überschritten

war

die

Höhe

des

D i e G e d i c h t e dieser Jahre v e r r a t e n es. und

Epode

fehlt b e r e i t s

die L u s t ;

Glückes. Z u Satire

ernst

d e r z u e r s t so h e i t e r e T o n d e r E p i s t e l n ; Oden

kaum

hie

und

da

(I 36)

K l a n g , d a f ü r w i r d öfters (II 4, leise K l a g e

des Alternden

14,

ein

wird

in

den

froherer

I I I 14)

vernehmlich.

die

Ganz

XXX öffentlich war (729) Terentia dem zum Kantabrerkriege abgegangenen Augustus nachgereist; Entfremdung griff Platz zwischen dem Herrscher und seinem Günstling, der, obwohl er seinen Einflufs mehr und mehr an Caius Crispus Sallustius verlor und nicht einmal seinen Schwager Licinius Murena vor schimpflichem T o d e (732) zu bewahren vermochte, dennoch in unseliger T r e u e , wie für Terentia, so für den Cäsar weiter lebte und sorgte. Wie Horaz des Freundes Leid in tiefster Seele mitempfand, beweist seine ebenso zartfühlende wie nachdrückliche Erinnerung, dafs Verzichten stähle wider die Wechselfälle des Glückes (O. III 29), dafs freudiger Verzicht auf das Schönste, sobald dessen Schädlichkeit erkannt, die einzige Hülfe sei (E. 1.7). Doch auch eignes Leid traf den Dichter. Schmerzlich betrauerte er (730) den T o d des Quintus Varus (O. I 24) mit dem ganzen Freundeskreise; aber Härteres folgte. Lyde, die ihn mit einem Kinde beschenkt hatte in schwerer, doch glücklicher Geburt, für deren Erhaltung er der hülfreichen Göttin den schönen Baum weihte zunächst seinem Hause, zu jeder Wiederkehr des Geburtstages ein Dankopfer verheifsend (O. III 22), L y d e ward ihm, vielleicht noch vor der ersten Wiederkehr des Jahrestages, geraubt. In einem seiner gröfsten und empfundensten Lieder (O. III 27) nimmt Horaz zerrissenen

XXXI

Herzens, geteilt zwischen verlangender und aufopfernder Liebe, Abschied für immer von »Galatea«



zweifelsohne L y d e ,

die,

von

Ihrigen aufgefunden und zurückgefordert, ihrem wahren Namen

zu glänzendem Lose in

die griechische Heimat zurückkehrte. ersetzt Eine

zu sehen,

Sie jemals

durfte er schwerlich hoffen.

tiefe Nervenverstimmung befiel den Ver-

einsamten,

die er mittels der damals berühmt

gewordenen neste,

Kaltwasserkur

zu Gabii

und Prä-

darauf im "Winter (731/2) zu Bajä und

Velia zu heilen suchte. der Genesende gedachte

Von Velia aus besuchte

noch' einmal seine nicht ferne

Heimatstadt Venusia, und

den unter

opferte an trauter Stätte

still

des

rühmlich

Erreichten

(O. III 13). K a u m heimgekehrt nach Rom, galt es abermals

eine

Trennung:

Virgil

ging

mehrere Jahre nach Griechenland, für

seine Äne'is

zu

machen.

(732)

auf

um Studien

Erschreckt

und

trübster Ahnungen voll sah Horaz den Teuren scheiden (O. I 3), wiedersehen sollte.

den er in der T h a t niemals Da,

als sei nun alles vor-

bei, ordnete er seine Oden, fast neunzig an der Zahl, schrieb der hohen Poesie des Liedes einen stolzen Scheidegrufs

(O. III 30)

und

übergab

die drei Büchlein der Öffentlichkeit (732).

An

Augustus

mit

ging

ein Dedikations - Exemplar

scherzhafter Widmungs-Epistel (I 13).

XXXII II) 733-737Oden IV 6, 7, 8, 9, n , 15. Carmen saeculare. Episteln I 1, 3, 5, 12, 18, 19, 20, II, j .

Still

fliefsen

Entschlufs,

die Jahre dahin.

von

der

nommenen R o l l e

einst

so

Für

seinen

begeistert

über-

des römischen Alcäus zurück-

zutreten, legte Horaz dem Freunde und Beschützer pflichtschuldig die Gründe dar (E. I 1), wie er demselben

gegenüber

sich

auch

gegen

die

neidische Kritik seiner O d e n als »Nachahmungen« verwahrte (E. I 19).

D a n n gab er (734) seine

Episteln heraus mit einem E p i l o g (E. I 20), d e r auch

der Sermonendichtung

g e b e n scheint, Los

verheifsend

d o c h wurde

Odenpoesie.

Und neuem

mehr

dienste,

zu

der Dichter in beide von

als seiner

hineingezogen. längst

den A b s c h i e d

ihr übrigens ein weit geringeres

Mit Augustus, Hervorhebung

doch

seiner

Person

der schon

nicht

vor-

seiner

gewünscht

Verhatte,

mufste er seine poetische R e c h n u n g abschliefsen und

that

dies

mit

der

Erklärung,

lyrisches

in

Talent

einer

nicht

neuen

dafs mit

Epistel (II

sein

1)

bescheidenes,

Virgil

und

Varius

in der Darstellung seiner Gröfse wetteifern k ö n n e . Es

hatten

aber,

scheint

es,

auch

manche

F r e u n d e des Dichters geklagt, dafs sie in seinen Liedern

nicht

worden,

und

der Unsterblichkeit so

ward

das

teilhaft

Versäumte

ge-

nach^

XXXIII geholt

gegen

Lollius,

Censorinus,

Torquatus;

denn die an Lollius (Vater und Sohn) sowie an Torquatus waren, von

gerichteten

Episteln

(I

2,

5,

als Formen der niederen Poesie,

allzu

vergänglicher

Art.

Mit

Freuden

ergriff Horaz sodann auch das grofse von

734,

zeichen

18)

selber

Ereignis

die freiwillige Auslieferung der Felddes

Crassus

durch Phrahates,

um

in

einer schwungvollen O d e an den Cäsar (IV 15) b e i seiner R ü c k k e h r aus dem Orient (735) zwar nicht seine Kriegsthaten, und

die

Stärke

seiner

w o h l aber den Segen Regierung

zu

preisen.

Endlich bot auch das eigene Schicksal ihm neuen Stoff zum

Liede:

noch

einmal

fand

er

eine

Genossin seiner T a g e in Phyllis, der ehemaligen Sklavin

(O.

II

4),

die

T e l e p h u s nun doch

von

ihrem

nicht gefreit,

Xanthias-

sondern nur

befreit worden w a r ; in zarten Versen (O. I V

11)

b o t Horaz dem verlassenen, d o c h liebenswerten und

begabten

Mädchen

Zuflucht

in

seinem

Hause. Noch ihm die

durch

ein

letztes

grofses

Glück

des Augustus H u l d ,

bevorstehende

erblühte

der

Jahrhundertfeier

ihm

die

für

Kom-

position des Festgesanges übertrug und dadurch •den noch

immer

vielfach

zurückgesetzten

Ly-

riker ausdrücklich neben R o m s gröfste Dichter stellte. gegen

Eines den

Staedler, Horaz.

Horaz

Vollender

würdig seines

war

sein

Dank

Dichterruhmes c

XXXIV

(O. I V 6), ein Meisterwerk nach Form und Inhalt das Säkularlied selbst. 12) 738-742Oden IV 1, 2, 3, 4, 5, 10, 1 3 , 14. Episteln II 2.

Zum Gedächtnis des Säkularfestes (737) wurde ein Marmordenkmal errichtet, dessen Text auf des Casars Befehl den Satz enthielt: CARMEN

COMPOSUIT

Q.

HORATIUS

FLACCUS

— eine weitere und ganz ungewöhnliche Ehrung, die endlich alle Tadler zum Schweigen und die Römer z.ur Anerkennung des grofsen Dichters, ihres gröfsten, brachte. Mit tiefer Befriedigung trat Horaz auf die redlich erstrebte, herrlich erreichte Höhe (O. IV 3). Ein fröhlicher Geist durchweht die grofse Epistel an Iulius Florus (II 2), der Livias älteren Sohn Tiberius Claudius Nero auf seinen Zügen in den Alpen, wie früher in Armenien (Ep. I 3), begleitete, und die Erfolge beider Stiefsöhne des Augustus in Vindelicien und Rätien (739) rufen neue, von echter, wenn auch nicht jugendlicher Begeisterung getragene Lieder hervor (O. I V 4, 14). Nochmals, bei einem Besuche der Hauptstadt, schwelgt seine Seele in der Erinnerung an Lyces einst so blendende Erscheinung sowie in der süfsen Schönheit eines Knaben, die soviel seltener und soviel vergänglicher ist als die des Weibes — wir

XXXV barbarisch Vermummten ahnen ja freilich weder diese

noch

wesenheit

jene.

D e s Herrschers

(738—741)

langer

Ab-

und endlicher H e i m k e h r

aus d e m Rheinlande verdanken wir schliefslich noch

zwei

Lieder

von unvergleichlicher

Kräft

und Frische (O. I V 2, 5), das spätere derselben des Dichters Schwanengesang —

in zwiefachem

Sinne: als die letzte aller seiner O d e n und als ein

Hochgesang

auf

den

Schwan

von

Dirke,

den Fürsten aller Lyriker. D i e im L a u f e des Jahrzehnts entstandenen O d e n wurden wohl noch 742 als I V . B u c h herausgegeben. 13)

743-746-

Episteln II 3.

D a s Jahr 742 treuen

Gehülfen,

beraubte den Cäsar des

erst

etwa

seines

50jährigen

A g r i p p a , durch einen vorzeitigen T o d ;

Mäcen,

seit so langer Zeit die Beute aufreibender E m pfindungen, erlag nun ebenfalls.

Eine qualvolle,

keinem Mittel weichende Schlaflosigkeit ihn,

zwang

R o m mit Tibur zu vertauschen (743), w o

er, in der N ä h e seines Dichters und gewifs oft, wenn nicht dauernd,

von ihm besucht und ge-

pflegt, noch drei Jahre dem T o d e trotzte, den er so sehr scheute. Stimmung

Horaz, der Mufse wie der

ermangelnd,

seiner Kunst;

entsagte

nun

sein letztes Erzeugnis,

wirklich der Brief

XXXVI

an die Pisonen, den Vater und zwei junge Söhne (vielleicht gehörten auch sie zu Mäcens Gesellschaft in Tibur), spiegelt in seiner sprunghaften Anordnung die häufige Unterbrechung der Arbeit sowie in seinen Gegenständen die Unterhaltungen der Freunde wieder, worin sie sich an den besseren Tagen des Kranken zu ergehen liebten. Ob der Dichter das II. Buch seiner Episteln noch selbst herausgegeben, die letzte derselben in ihrem unfertigen Zustande, ist zweifelhaft. Im September 746 erlosch Mäcens Leben, nachdem es etwa 66 Jahre gewährt, Horaz aber, von den heimlichen Sorgen und Qualen entkräftet, überlebte diesen Tag nur um zwei Monate; die Sympathie der Seelen, vor länger als zwanzig Jahren behauptet (O. I I 1 7 ) , bewährte ihre Kraft. Einsam starb er, ohne Phyllis, ohne irgend einen Erben seines Besitzes; mit dem letzten Atem ernannte er, nach vielgeübtem Brauche, Augustus dazu, der die »eingeweihte Stätte« wir wissen nicht an wen vergab. Den Toten aber, den auch er geliebt, liefs der Herrscher im Grabmal Mäcens auf dem Esquilin beisetzen, dafs die im Leben so eng Verbundenen es auch im Tode blieben.

Die Oden in z e i t l i c h e r

Ordnung.

I 4: Solvitur acris hiems grata vice veris et Favoni. Nachdem Horaz bei ScstiiisFreuiidcshülfc gefunden.

Lenz und West, die holden, sind erschienen Und im Weichen ist des Winters Wut; Schon am Hafen knarren die Maschinen Und die trocknen Kiele gehn zur Flut. Nicht mehr liebt die Herde Stalles Enge, Nicht der Bauer mehr die Ofenbank, Und es gleifst nicht mehr des Reifes Strenge Um die Wiesen und den Waldeshang. Tanzend bei des Mondes Leuchte führet Venus wieder Nymphenreigen an, Während den Cyklopen humpelnd schüret Schmiedegluten ihr Gemahl Vulkan. Auf, die Zeit ist da, das Haupt zu kränzen Mit den Blumen, die wir lieblich schau'n Allwärts auf besonnten Wiesen glänzen; Auf, zu opfern ziemt's dem lust'gen Faunl Von des Todes Ferse dröhnt getroffen Königs Pforte gleichwie Bettlers T h ü r ; Staedler, Horaz.

I

2

[ 7 1 2 - 7 1 4 d. St.] Keinem ist gegönnt weitplanend Hoffen., Lebens Sümmchen ist zu karg dafür. O mein Sestius, Liebling des Geschickes, Dir auch bleibt die ew'ge Nacht nicht aus; Wandern mufst du aus dem Schofs des Glückes Einst in Plutos armes Geisterhaus. Kein Gelag wird dir das Herz erquicken Und das Aug' dein Lycidas nicht mehr — Jetzt der Männer allgemein Entzücken, Bald der Mädchen allgemein Begehr.

I 28: Te maris et terrae numeroque carentis arenae. A ls H oraz d e n F e l d h e r m u u d d e n V a t e r v e r l o r e n h a t t e .

Der Erd' und Meer ausmessend könnt' umspannen, Zahllosem Sande hat die Zahl bestimmt, Hier dürft', Archyt, ein Häuflein Staub dich bannen, W o zum Matinerstrand die Woge klimmt? Wie, dafs dein Geist, von Pol zu Pol geflogen, Dem Tode dennoch seine Macht nicht nimmt? Zwar, den zu ihrem Rat die Gotter zogen, Auch Tantalus entging dem T o d e nicht, Tithonus nicht, erhöht zum Himmelsbogen, Noch Minos, den mit seiner Weisheit Licht Jupiter zu begraben würdig fand; Und ewig den Euphorbus jetzt umflicht Des Orkus Bann, obgleich er auferstand Und, dafs vor Troja er gekämpft, bewies Durch seinen alten Schild an heil'ger Wand, Er, der dem T o d e Fleisch und Bein nur liefs: Was Wahrheit, was Natur, hab' e r verkündet, Meintest du, der Pythagoras uns hiefs.

[42 — 4 0 v. C h r . ]

3

A c h , wie die eine Nacht doch alle bindet, W i e j e d e r tritt des T o d e s W e g einmal! A n Scharen Sterbender Mars Freude

findet,

D i e Schiffer schlingt das gier'ge Meer zuthal, O e d r ä n g t wird alt und j u n g zu Grab getragen, K e i n Haupt verschont der Todesgöttin Stahl. S o hat auch dich, vom Wintersturm verschlagen, S c h w e r überwoget der Illyrersund

—:

» D u Schiffer dort, 0 wolle nicht versagen E i n wenig Sandes mir v o n diesem G r u n d , S t r e u e n d dem armen L e i b den Totenhügel, D e r hier noch unbestattet liegt zur S t u n d ' ! R e g t Sturm dann seine wetterdunklen

Flügel,

S o m o g ' er fern Venusias Wälder beugen U n d nimmer trüben jenes Meeres Spiegel, Das eben trägt dein L e b e n und dein E i g e n , U n d Reichtum fliefse dir aus J o v i s Händen, Verdienter L o h n für freundliches B e z e i g e n ! . . . Wie? hältst du denn für nichts, Unheil zu senden A u f deiner K i n d e r schuldlos Haupt? auf dich D e s Übermuts Vergeltungen zu wenden? Bleibst mir d u taub, die Rache höret mich, U n d keine Sühnung dann, ihr zu entfliehen! . . . E i n Weilchen, wohl, dein E i l e n unterbrich; Drei Handvoll Staub, und weiter darfst du ziehen.«

I 9: Vides, ut alta stet nive candidum. W i e H o r a z m i t den F r e u n d e n d i e Z e i t zu e r t r a g e n suchte. Sorakte steht in tiefem Schnee, Die weifsen Wälder stöhnen, Und frosterstarrt mufs Flufs und See S i c h stillzustehn

gewöhnen. 1*

[ 7 1 2 — 7 1 4 d. S t . ]

4

Drum, Thaliarch, heiz' wacker ein, Der Kälte bin ich Hasser; Schenk' voll uns dann Sabiner ein, Vierjähr'gen, ohne Wasser I Den Göttern lafs das andre du, Sie können's wenden balde; D a glättet sich die See zur R u h ' Und Stille wird im Walde. So schlag' das Morgen aus dem Sinn, Dem Heute nur zu leben, Und jeden T a g nimm als Gewinn, Wie er dir wird gegeben. Solang' sich dir die L o c k e bräunt, Flieh' nimmer Reigens Runde, Eil' auch zum lieben Mädchen, Freund, Um die bewufste Stunde. Die kleine Schelmin im Versteck VerTät ihr frohes Kichern, Und eines Ringleins wirst du keck Als Pfandes dich versichern.

III 12: Miserarum est, neque amori dare ludum neque dulci. Wie ü b e l e i n b e w a c h t e s M ä d c h e n d a r a n i s t . Ach, der Liebe holdem Triebe Wer sich doch ergeben dürft' I Wer hinunter froh und munter Alles L e i d im Weine schlürft'! Doch verzichte, arme Nichte, Waise du in Ohmes Hut, Dessen Zunge dich im Schwünge T r a f ' mit Worten bis aufs Blut. Wie die Spule, Neobule,

[42—4°

v

- Chr.]

5

Und das Garn und Lust und Fleifs Dir beim Schaffen zu entraffen Venus' Flügelknabe weifs! Immer winket, immer blinket Hebrus dir von Lipara, Wie in schnellen Tiberwellen Ihn so schön dein Auge sah: Der zu Pferde von der Erde Gleich Bellerophon entfliegt, Den kein Ringer, den kein Springer Je mit Faust und Fufs besiegt: Der mit seinen Speeren keinen Hirsch verfehlt im Blachgefild, Der nicht lange braucht zum Fange, Stürmt durchs Holz der Keiler wild.

I 7: Laudabunt alii claram Rhodon aut Mitylenen. Als M u n a t i u s P l a i i c u s n a c h G r i e c h c n l a n d f l ü c h t e t e . »Ein anderer Rhodus' Lob verkünd', Ein anderer preise laut Mitylene, Ephesus oder Korinth, Die Stadt, die auf zwei Meere schaut; U n d andre mögen des Bacchus Theben, Des Phöbus Tempe und Delphi erheben.« »Es möge, wer will, sich setzen zum Ziel Den Ruhm der Athenestadt, Weitläufig sie preisen in hohem Stil Und so sich pflücken manch Lorbeerblatt; Es singe Mycen, wer Juno will ehren, Nebst Argos, wo treffliche Rosse sich nähren.« »Mir hat nicht Sparta, die Dulderin, Larissas reiches Gefild

6

[ 7 1 2 — 7 1 4 d. St.] Mir so nicht bezaubert Seel' und Sinn Wie Tiburs Gärten fruchterfüllt, Albuneas tönende Grottenquelle, D e s Anio springende Wasserfälle.« — Wie Wolken vom Himmel fegt manchmal Der wolkensammelnde Süd, Setz' weise, mein Plancus, mit frohem Pokal E i n Ende dem L e i d , das dich kränkt und muht, Dort unter Fahnen und Standarten Ganz wie in deines Tiburs Garten! Auch Teucer, vom strengen Vater verbannt Aus heimischem Salamis, Ums Haupt den Kranz von der Pappel wand, Indem er die Trauernden trinken hiefs: »O Freunde, die Pfade, die uns wird weisen E i n gnädiger Glück, die werden wir reisenI« »Wo Teucer führet, seid unverzagt! E i n ander Salamis ward Fest von Apollo mir zugesagt: Ihr Tapfern in Leiden schlimmerer Art, Wohlan, vergefst beim Wein die Sorgen; A u f s weite Meer dann wieder morgen!«

I 27: Natis in usum laetitiae scyphis. "Wie H o r a z mit den F r e u n d e n f r ö h l i c h war. Mit den Bechern, Zu der Freude Dienst geschaffen, Drein zu schlagen, Das ist thrakisch; Freunde, weg die Rohe Sitte Und des Bacchus

[42—4°

v

- Chr.]

7 Sanfte Gottheit Nicht durch blut'gen Zank, entweiht! Hat mit Lampen, Mit dem Weine Auch die Klinge Was zu. schaffen ? Eingehalten Mit dem wüsten Lärm, Genossen, Ruhig bleibet Hingelehnet Auf den Arml Soll ich teilen Das Gelage, Den Falerner Schwer und feurig, Nun, so möge Der Megilla Bruder willig Uns erzählen, Welcher Wunde, Welchem Pfeile E r beseligt Unterliegt. E r bedenkt sich? Anders werd' ich Nimmer trinken I . . Welche Venus Auch dich fesselt, Ihrer Flammen Nicht erröte; Denn die Liebe, Welche deinen

8

[ 7 1 5 - 7 1 7 à. St.] Sinn bethörte, Edle L i e b e K a n n ' s nur sein. Ihren N a m e n Nur vertraue Unsren sichren Ohren anl . . . . A c h , Elenderl Ha, wie schrecklich D i e Charybdis, D e r du Armer Heimgefallen, Einer bessern Flamme wert! W e l c h e r Zauber, Welcher Heiltrank Kunstgebrauet, W e l c h e r Gott selbst K a n n dich lösen? Der

Chimära

Schreckensrachen Möchte schwerlich D i c h entreifsen Pegasus und Der ihn ritt 1

IV 12: Iam veris comités, quae mare tempérant. Nachdem Horaz V i r g i l zum Freunde

gewonnen.

Frühling ist d a l Sein luftiger Begleiter, D e r Nord, g l i t t e t die S e e ; Nicht mehr entbehrt die W i e s e ihrer Krauter, Nicht schwillt der Strom mit Schnee.

[ 3 9 - 3 7 v. Cl>r.]

9

Heim kam die Schwalbe auf des Lenzes Spuren Und bauet neu ihr Nest; Rings tönt Schalmeienklang dem Gott der Fluren Zur Ehre und zum Fest. Und sieh, ein andres noch der Frühling brachte: Den Durst, o mein Virgil! Der grofse Herren sich zu Freunden machte, Gewifs, du dürstest viel. Doch mochtest du Calener bei mir trinken, Voll Narde bring' ein Glas, Von der Sulpicier Speicher herzuwinken Das wohlverwahrte Fafs. Wünschest du mal die Sorgen auszuspülen Und was dich sonst beschwert, Bring' deine Ware mir — so wird Viigilen Die meine nur beschert. Denn dich umsonst aus meinen Bechern feuchten Mit also teurem Nafs, Als zahlt' ich zu des Reichtums stolzen Leuchten, Liebster, wie könnt' ich das? Kein Aber mehr! Des Grabes denk' und lasse Die schnöde Arbeit ruhn; Ein Weilchen weg die ernsthafte Grimasse, Süfs ist's, mal närrisch thun!

I 5: Quis multa gracilis te puer in rosa. Als d i e

wetterwendische Pyrrha Horaz Nachfolger gegeben hatte.

Wer das schmächtige Bürschlein, das Drücken darf auf dem Rosenpfühle Ganz von fliefsenden Düften nafs Dich in dämmernder Grottenkühle?

einen

10

[ 7 1 5 - 7 1 7 d. St.] Sag', o Pyrrha, dein b l o n d e s Haar, Blind zu machen den h o l d e n Jungen, Steckst du lässig so auf, nicht wahr, K u n d i g feinster B e z a u b e r u n g e n ? Ach, die ihm unerschütterlich Gilt, die götterbeschworene Treue, Bald beweint er sie bitterlich, W e i n t des Sturms voll b a n g e r Scheuet Nicht j a kennt er die T r ü g l i c h k e i t Dieses Lüftchens, des heiter warmen, Meint, d u seiest ihm stets wie heut — Ach, die blind dir trau'n, die Armen! Hier an heiliger Mauer lehr's Dies gelobete Täflein, leider, Wie dem mächtigen H e r r n des Meers I c h a u f h ä n g t e die nassen Kleider.

I 8: Lydia, die, per omnes. Wie H o r a z die u n v e r g l e i c h l i c h e Lydia kennen lernt. Steh' Rede mir, Lydia, Bei allem, was heilig: D e n Sybaris, was liebst du Zu G r u n d ' ihn so eilig? W a s verschmäht er das Marsfeld, Sag' an, das besonnte, Der so trefflich im Glutstaub Aushalten k o n n t e ? W a r u m die Genossen dort, Sprich, ihn vermissen Auf krieg'rischen Rossen d o r t ' Mit Stachelgebissen?

ge-

[39—'37 v. Chr.] Was scheut er des Tibers Flut Zu berühren, die falbe, Und ärger als Vipernblut Des Ringers Salbe! Der den Speer warf, den Diskus So rühmlich immer, Mit entfärbten Armen Was zeigt er sich nimmer? Was hält er versteckt sich, Das sollst du mir sagen, Dem Sohn gleich der Thetis In Trojas Tagen — Dafs im Mädchengewand' Bei den Mädchen dort Ihn nichts gemahnt' An den Männermord 1

111: Tu ne quaesieris, scire nefas, quem mihi, quem tibi. Als L e u k o n o e das L e b e u gar zu e r n s t h a f t Forsche nicht — erforschen Soll's keiner je — Was der Götter Ratschlufs, Leukonoe! Welches Ende warte Auf mich, auf dich, Frag' bei Sternedeutern Nicht ängstiglich. Besser, mutig dulden — Ob uns bescher' Gott noch viele Winter, Ob keinen mehr.

nahm.

[ 7 1 5 - 7 1 7 d. St.]

12

Weise, Liebchen I Wein herl Ein Scherlein ist Langem Hoffnungsfaden Die karge Frist. Neidisch unterm Schwatzen Schon schwindet Zeit; Flink, als gäb's kein Morgen, Pflücke das Heutl

116: O matre pulchra filia pulchrior. Als H o r a z

Lydien mit leidenschaftlichen gekraukt hatte.

Schöner Mutter schön'res Kind, So, wie du es wirst verdammen, Sterb' das arge Lied geschwind, Sei's in Fluten, sei's in Flammen! Nicht der Priester Geist verwirrt Dindymene, Pythius, Liber, Gallencymbel klirrt und schwirrt S o nicht wie des Zornes Fieber. Nicht Norejerstahle weicht Er, nicht Meeres wild'stem Wetter, Nicht des Feuers Grimm ihn scheucht, Nicht des Donn'rers Grau'ngeschmetter. Als von jedem Wesen er Spenden mufst' dem Bild, dem neuen, Gab Prometheus, sagt die Mär, Zorn uns von dem wlit'gen Leuen. Zorn war's, was Thyesten schlug, Hohe Städte warf darnieder, Dafs der Sieger führt den Pflug Über ihre Mauern wieder.

Vcrs.cn

[39—37

v

-

Chr

0

13

Zähme du den Groll 1 Auch mich, Sieh, b e t r o g des Busens Hitze Bei der J u g e n d Rausch, dafs ich J a m b e n schrieb mit frechem Witze. Tauschen will ich Bös mit Lieb, W i d e r r u f e n d diese T ü c k e ; O, sei wieder gut und gieb Deine Freundschaft mir zurUckel

III 24: Intactis opulentior. A l s d e m Volke der K e t t e r

mangelte.

U n d seien nichts die unberührten Schätze Der Araber u n d Inder im Vergleich Mit eurem G o l d e ; sei's, dafs alle Plätze Ringsher um des Tyrrhenermeers Bereich Schon eurer Schlösser Zauberpracht besetze U n d ums Apulermeer: sagt, wenden euch D e s Schicksals Schlufs all diese eitlen D i n g e , Ziehn sie den Hals euch aus des T o d e s Schlinge? D a lob 1 ich mir der Skythen Lebensweise, Der Geten auch von u n v e r d o r b ' n e m M u t : Die einen ständig auf der Steppenreise, I h r Haus ein Karr'n mit allem H a b ' und Gut; Die andern feldlos, bauend Brotes Speise Stets länger nicht als e i n e s Sommers Glut, Um, abgelöst, darauf der Rast zu pflegen, Weil der Ersatz mufs Pflug und Sichel regen. Nicht quälen herzlos, dafs es Gott erbarme, Stiefmütter unbeschützte Waisen d o r t ; Kein Weib verspottet in des Buhlen Arme D e n Galten, der vertrauet ihrem W o r t , N o c h k r ä n k t die Frau den Mann mit bittrem Harme, Auf reiche Mitgift p o c h e n d fort und f o r t :

14

[ 7 1 5 - 7 1 7 d- St.]

Mitgift ist dort der Eltern Zuchtgebot, Und Sünde Frevel, und ihr Preis der T o d . H i e r allenthalben NJord und Bürgerzwist! W e r diese Wut will tilgen aus den Seelen, Wer wünscht, dafs man auf seinen Bildern liest »Vater des Volks«, der wage zu befehlen Dem ungezügelt tobenden Gelüst, Und laut wird Nachwelt seinen Ruhm erzählen; Denn wir — wir schmähen ja, o arge Mode, L e b e n d Verdienst und suchen's nach dem Tode. Was hilft es denn, die Sünde zu beklagen, Wenn keiner Strafe Schnitt davon befreit? Und was auch wollen denn Gesetze sagen Bei frechen Menschen ohne Sittlichkeit, Die nur nach Gold durch alle Zonen jagen, Durch Glut und Eis und Meereswut, bereit, Ruf, Ehr' und Tugend schimpflich zu verpfänden, Weil nichts so sehr wie Ariput scheint zu schänden i Wohlan, mit euren Schätzen all, den feilen, Wofern ihr wahre Reu' beweisen wollt, Hinauf zum Kapitole sonder Weilen, W o jubelnd laut die Menge Beifall zollt! Oder zum nächsten Meere lafst uns eilen, Drein zu versenken Perlen, Stein' und Gold, Urstoff von allen unsern schweren Leiden! Des Übels Wurzel gilt es wegzuschneiden. — So mache strenge Zucht auch euch gefüger, Ihr Knaben, die ihr scheuet Rofs und Jagd 1 O freilich dünkt ihr euch um vieles klüger, Wenn ihr den Würfel werft und Reifen schlagt. Für solche Erben macht sich zum Betrüger Indes der Vater reulos, unverzagt: Es schwillt das Gut und schwillt, das ungerechte, Zu klein doch stets, dafs es genügen möchte.

[39—37 v. Chr.]

I 1: Maecenas atavis edite regibus. Als M ä c e n in H o r a z den L y r i k er Roms b e g r ü f s t h a t t e . Mäcen, uralten Königsstammes Sprosse, O du mein Hort, du meine süfse Zierde I So mancher sammelt voller Ruhmbegierde Olympias Staub auf Wagen sich und Rosse: Die kunstgerecht umstiirmte Wendesäule Bringt ihm der Palme göttergleiche Ehren — Indes wetteifernd andre sich begehren Der Volksgunst Gaben, Ehrenstuhl und Beile. Diesen beglückt, dafs seine Speicher fassen, Was ihm Gefilde Afrikas getragen, Und jener wieder ackert mit Behagen Das kleine Feld, vom Vater ihm verlassen. Nicht Krösus' Schätze würden ihn bewegen, Sein Heim zu meiden und durch Meeresriffe Furchtsam zu steuern schöngebaute Schiffe, Um einzutauschen ferner Länder Segen. Der Kaufmann aber, unter Sturmes Sorgen, Preist wohl der Heimatstadt geruhig Leben, Der Fluren Reiz, um — Kaufmann ist er eben — Die lecken Barken auszubessern morgen. Auch solchen giebt es, der nichts höher minnet, Als, vollen Becher Massikers zur Seite, Am hellen Tag zu träumen in die Weite, Der Quelle lauschend, die vorüber rinnet. Andre hinwider finden ihre Freude, Wo Hörner dröhnen und Trompeten schmettern, Im Lagerdienste und in Kriegeswettern — Ob auch der Mutter Herz in Ängsten leide. Kein Ungemach des Winterhimmels achtet Der Jäger, wann den Hirsch die Meute spürte,

i6

[715-717

E i n K e i l e r d u r c h die N e t z e b r a c h — D e r G a t t i n F l e h e n i h n , die e i n s a m Und ich — ?

n i c h t rührte

schmachtet.

U m s H a u p t die w e r t e

I c h trachte n a c h der Himmlischen W o N y m p h ' und Satyr gehn im

d. St.]

Epheuranke,

Vereine!

Musenhaine,

D a h i n , dahin ist e i n z i g m e i n G e d a n k e : H o c h ü b e r allem, w a s g e m e i n u n d eitel, W a n n Musengunst mir Flöt' und Harfe reichet Und wenn d e i n

W o r t mich Hellas' Sängern

R ü h r ' i c h die S t e r n e m i t e r h a b ' n e m



gleichet,

Scheitel.

I 32: Poscimus, si quid vacui sub umbra. Wie

Horaz sich als den r ö m i s c h e n A l e a u s fühlte.

Das

will ich nun, w e n n je, mein

M i t dir i c h s e l i g s c h e r z t ' im

Saitenspiel,

Dichterhaine:

Heb' an Latinersang, der dieses

eine

Jahr leben m ö g ' und n o c h der kiinft'gen viel O



H a r f e , die A l c ä u s einst g e f i e l ,

D e r m i t t e n unter K r i e g e s

Wetterscheine,

O f t auf d e m s c h a u m g e n e t z t e n

Ufersteine,

W a n n vor dem Sturm g e b o r g e n l a g sein Kiel, Z u s i n g e n l i e b t e B a c h u s u n d die Und V e n u s mit dem niemals fernen

Musen Knaben

Und L y k o s ' dunkles Lockenhaupt und A u g ' — O Phöbus'



Zier, du, J o v i s O h r zu l a b e n

G e m a c h t und, r u f

ich d i c h nach

Dichterbrauch,

M i r süfse L i n d r u n g alles L e i d s i m B u s e n I

II 6: Septimi Gades aditure mecum. Als

Horaz

seine

Lebensbahn

S e p t i m i u s , m i r als G e f ä h r t e

geebnet gesellt,

Und müfsten nach G a d e s wir wandern,

sab.

[ 3 9 - 3 7 v. Chr.]

17

Zum Kantaber, dem Roms Joch mifsfällt, Und wo es auch galt', In der Welt, in der Welt Von einem zu ziehen zum andern: O, könnt' ich in Tiburs anmutigem Feld, D u Trauter, im Alter doch landen Und ruhen die Glieder zerschlagen, zerschellt, Nachdem ich, ein Held, In der Welt, in der Welt Der Stürme manch einen bestanden 1 Wenn's aber die Parze mir neidisch verstellt, So wähl' ich Galäsus' Gestade Und, welches das Meer umschlungen hält, Tarent I Es gefällt In der Welt, in der Welt Kein Fleckchen wie das mir gerade. Hymettisch Gebirge, falemisches Feld Hat süfser nicht Trauben noch W a b e n ; Ein ewiger Frühling den Himmel erhellt, Was reizt und gefällt In der Welt, in der Welt, Dort ist es vereinigt zu haben. Das ist mir der seligste Ort in der Welt, Dort winken Freud' uns und Frieden; Dort auch mir aufs Grab dein Thränlein fällt, Wenn, Toten gesellt, Aus der Welt, aus der Welt Der Freund dir, dein Sänger, geschieden.

I 6: Scriberis Vario fortis et hostium. Als Agrippa den S c x t u s l'ompeius v e r u i c h t e t hatte.

Nur Varius ist, unserm Homer, beschieden Zu schildern, was zu Rofs und Schiffe thaten, Staedler, Hoiaz 2

i8

[718—721 d. St.] Von dir geführt, Agrippa, die Soldaten; Ich darf den Zorn nicht singen des Peliden, Noch singen den Ulyfs, den nimmermüden: Des hohen Casars Lob und deine Thaten Will mir verschämt die Muse widerraten, Dafs Unglimpf sei durch ihre Schuld vermieden. Wer schilderte den Mars im Demantkleide, Wer den Meriones, schlachtstaubgeschwärzt. Den Diomed, durch Pallas hochbeherzt? I c h singe Weingelag' und wie der Maide Zorn wider Jünglinge mit Nägeln ficht, Leicht wie ich bin, bald selbst verliebt, bald nicht.

II 5: Nondum subacta ferre iugum valet. A l s Mäceu die j u u g c Ciuara e n t d e c k t hatte. Noch nicht das Joch ertragen kann's Gleich dem Genossen des Gespanns Auf hingebeugtem Nacken; Noch duldet's nicht des Stieres Wucht, Der schmeichelnd ihm zu nahen sucht, Wenn Liebeslüst 1 ihn packen. Dein Kälbchen liebt nur Angers Grün; Da taucht's, der Hitze zu entfliehn, In kühlen Stromes Wellen, Da freut es sich zu hüpfen und Zu spielen in dem Weidengrund Mit seinen Spielgesellen. Drum zähme du in deiner Brust Für jetzt die ungeduld'ge Lust Nach ungereifter Traube; Zu seiner Stunde naht der Herbst, Und — süfses Beerlein, sieh, nun färbst Du purpurn dich im Laube I

[ 3 6 - 3 3 v. Chr.]

!9

Dann wird Sie dir nachgehn gewifs; Die Jahre, die sie dir entrifs, Hat Ihr die Zeit geschenket, Und Lalage, die Dirne schön, Sucht dann mit kecker Stirne, wen Sie zu beglücken denket — Geliebt, wie Pholoe nicht war Noch Chloris, deren Schulternpaar Mondschein auf stillen Fluten, Noch Gyges, des Geschlecht dir nicht Bei seinem Mädchenangesicht Die Kundigsten vermuten.

II 7: O saepe mecum tempus in ultimum. Als Pompejus Virus

zurückkehren

durfte.

Der unter Brutus oft mit mir Dem Kriegertod ins Angesicht geschauet, So haben wir dich wieder hier, Pompejus, wo der Heimathimmel blauet? O du mein frühester Genofs! Gedenkst du noch, wie froh bei vollen Bechern Der lange T a g uns oft verflofs, Indem von Salben glänzt' das Haupt den Zechern? Vereint drauf sahn Philippis Feld Und Flucht wir zwei — auch ich warf dort den Schild fort, Wo Tugend lag in Staub gefällt, Die, ach, so stolz zu siegen war gewillt dortl Es führte durch der Sieger Heer Merkur mich Zagen, eingehüllt in Nebel, Dich aber rifs des Krieges Meer Von neuem fort und vor der Feinde Säbel. Wohlan, so fei're Dankesschmaus Jupitern jetzt 1 Der Kämpfe mUd' und Züge

20

[718—721 d. S t . J

Kuh' unter meinem Lorbeer aus Und schone nicht der dir bestimmten Krüge 1 Spreng' Balsam reichlich, fülle dir Das Glas mit Massikers Vergessenstranke; Auf, Freund — He, ist denn niemand hier, Der Kränze wind' aus Myrt' und Eppichranke? Wem wird der Würfel Glück verleihn, Dafs er als König das GeInge leite i Toll gleich Edonen will ich sein, Sitzt doch der Freund mir wieder traut zur Seite l

I 13: Cum tu, Lydia, Telephi. Als Ho razLydienvouTelephusloszureiiseu wünschte. Von Telephus' Rosennacken und Von Telephus' Lilienarm Wird, Lydia, nimmer müd' dein Mund — Ich hör's voll heifsem Harm. Mir schwindelt, aus den Wangen weicht Zum Herzen alles Blut, Und stumm hinrinnende Thräne zeigt Die innen zehrende Glut. Ich glüh', wenn deiner Schultern Glanz Sein trunkner Zorn verheert, Wenn die verliebte Wut des Fants Die Lippen dir versehrt. Glaub' den nicht treu, der also kränkt Die Küsse, die Küsse süfs, Die Venus selber hat getränkt Mit doppeltem Honigsüfsl O dreimal glücklich, die verknüpft Ein unzerreifslich Band, Das, nie von Zorn und Zwist gelüpft, Nur löst des Todes Hand!

21

1 3 6 - 3 3 v. Chr.]

I 34: Parcus deorum cultor et infrequens. A l s Tiridat. deu I'hriihat v e r d r a u g t

hatte.

In toller Weisheit war ich umgeirrt, Der karg die Götter ich und säumig ehrte; Doch Zeit nun ist's fürwahr, dafs diese Fährte In Gegenrichtung mir durchmessen wird. Denn da mit Glutgeflirr des Himmels Wirt Sonst wohl Gewölke spaltet' und Versehrte, Hin fuhr er durch die Luft, die ganz geklärte, Mit Rofs und Wagen, dafs es kracht' und klirrt' —. Davon die Meere und der Erde Grund, Davon der schwarze Hades raufst' erwanken Und selbst am End' der Welt der Atlas schwanken. G o t t ist, der Hohes kann erniedern und Niedres erhöhn: die Krone sausend raubte Fortuna dem und gab sie jenem Häuptel

II 1: Motum ex Metello consule civicum. A l s P o l l i o s e i n e G e s c h i c h t e des E r s t e n T r i u m v i r a t s beendet hatte.

Des Krieges Gang, der seit dem Konsulate Metells die Bürger Romas schwer entzweit; Der Grofsen Bündnis, unheilvoll dem Staate, Des Glückes Spiel, die Waffen auch, entweiht Durch Bruderblut, das heut noch ungestihnt — Ein mifslich Werk und voller Fährlichkeit — Du hast es zu erzählen dich erkühnt Und darfst den Schritt durch heifse Kohlen lenken, Noch unter trügerischer Asche glüh'nd. Lafs bald uns deine Muse neu beschenken: Hast du des Staates Schicksalsgang beschrieben, So wolle wieder des Kothurns gedenken,

22

[ 7 1 8 — 7 2 1 d. St.]

O Pollio, den als Beschützer lieben Verklagte und als Rater der Senat, Dem auch versagt nicht der Triumph geblieben! — Horch 1 Horner und Trompeten, in der That, Und Waffenblitz ringsum! Die Rosse steigen Erschreckt, es steht geblendet der Soldat! Ansprachen jetzt! Die grofsen Führer zeigen Sich staub- und ruhmbedeckt! Den Erdenball Vermögen sie, nur Cato nicht zu beugen — — Wer auch der Götter, ob Karthagos Fall Erbittert, damals wich vor Rom, sie brachten Die Enkel nun, viel tausend allzumal, Zum Opfer ihrem Zorn. V o n frevlen Schlachten, Wo ein Gefild, das nicht die Kunde wüfste, D a Ströme Römerbluts es fetter machten ? Und wo ein Flufs, ein Meer, wo eine Klistc, Dahin nicht drang so grausen Krieges Leid, Dafs schon der Osten Westens Sturz begrüfste? . . . Nein, Muse, halt! Verirre nicht zu weit Vom Scherze dich zu Cei'sch düstrer K l a g e ; Komm, wo Dionens Grotte uns bereit, Und leichtern Tones dort die Cither schlage!

I 2: Iam satis terris nivis atque dirae. A l s das H e i l b e i O c t a v i a n zu s e i n s c h i e n . Schneegestöber, grimme Hagelschauer Hat der Vater uns aus grauer Wolkenhöh' herabgesandt genug, Liefs genug der Flammenblitze schweifen Aus der roten Rechten, welche streifen Heil'ge Tempelgiebel selbst im F l u g ; Schier die Menschheit mocht' erschrecket werden,

[ 3 6 - 3 3 v. Chr.] Wiederkehren solle Pyrrhas Zeit, W o die Flut, die grausige, der Erden Länder deckte weit und breit — Wo zu Berge Proteus trieb, der Alte, Seine Schar, die mifsgestalte, Fische schlüpften durch der Ulmen L a u b , Drin zuvor ihr Nest die Taube baute, Wo auf Wellen treibend man erschaute Gemsen, ungeahnten Todes Raub — : Grau'nvoll nahte von der See der Tiber, Und aufs städt'sche Ufer, rachempört Wider R o m , zerstörend schwoll er über, Hätt's nicht J o v i s Wink verwehrt. Hören werden, wie zum Bruderstreite R i f s die Schwerter von der Seite Romas Heer statt gegen Perserstolz, Hören werden es die Enkel später, Deren Häuflein durch die Schuld der Väter, Durch die blutige, zusammenschmolz. Flehn zu welchem Gott, da alles sinket! Wie mit Bitten rührten insgesamt Ihre Jungfrau'n Vestas Ohr! Wem winket Jupiter der Sühnung A m t ! Der in Wolken schreitet ungesehen, O, erscheine unserm Flehen Du mit deines Schutzes Macht, Apoll I Oder willst erbarmen unsrer Bitte Du, o Venus, dich, um deren Schritte Stets Cupido flattert anmutvoll! Ach, dafs dich, o unser hoher Ahne, Dessen Lust Helmblitz im Schlachtgewühl, Endlich deiner Kinder Not gemahne Nach dem eitlen Fechterspiel 1 Oder, weiser Majasohn, erschienen

[718—721

24

d. St.]

W a r s t d u in dem J ü n g l i n g ihnen, D e r als »Casars Rächer« sich bekannt? O, so flehn wir:

f r o h und lange lebe

B e i Quirinus' V o l k , und nicht entschwebe Allzufrüh, unwillig w e g g e w a n d t 1 S i e h e dir T r i u m p h e hier bereitet, » F ü r s t und Vater« jubelt man dir zu, U n d dafs wider uns kein Meder reitet Ungestraft, das schaffe dul

110: Mercuri, facunde nepos Atlantis. M e r k u r , das B i l d d e s l i s t e n r e i c h e n

Scgensyenders.

D e r du aus der Wildnis T r ü b u n g Führtest auf Gesittungsspur D u r c h des Worts, des L e i b e s

Übung,

Weiser Atlassprofs Merkur: Sei mein L i e d du, als g e s c h w i n d e r B o t e allen Göttern lieb, Der gewölbten Laute Finder Und ein lustig list'ger D i e b ! Schalt A p o l l o ob der K ü h e , D i e das K n ä b l e i n stahl mit L i s t



B a r g das L a c h e n drauf mit Mühe, A l s er auch den K ö c h e r mifst'. Priamus' des reichen Schritte L e n k t e s t du aus Ilion D u r c h der L a g e r f e u e r Mitte S i c h e r und durch F e i n d e s h o h n . A u c h die Seelen fuhrst der Frommen D u zur e w ' g e n R u h ' hinab, Gleichwie droben, so willkommen Drunten mit dem goldnen S t a b .

- 3 3 v. Chr.]

I 19: Mater saeva Cupidinum. W i e H o r a z f ü r C i n a r a zu s c h w ä r m e n b e g a n n .

Die strenge Mutter der Liebe, Des Weines Gott und der Geist der Lust Gebieten mir: Neuem Triebe Thu' auf die verstockte Brust I Ihr, Glycera, bin ich erglühet: Viel.reiner als Marmor leuchtet ihr Leib, Im Aug' berückend blühet Alle Lust dem wonnigen Weib. Von Cypern stürmt mit Wüten Ins Herz mir Venus zu dieser Frist Und heifst von Parthern und Skythen Mich schweigen, und was nicht Liebe ist. Hier, Jungen, den Rasen geschichtet! Hierher mir Weihrauch, Blumen, Wein! Ward Opfer ihr fromm verrichtet, Vielleicht tritt linder sie ein.

II 8: Ulla si iuris tibi peierati. W i e H o r a z d e s Z a u b e r s der B a r i n e

spottete.

Wenn je an dir, Barine, Meineides.Mal erschiene An einem Perlenzähnchen, Am Rosennägelein, Du würdest mich bethoren, Allein dein falsches Schworen Vermindert um kein Gränchen, Vermehrt die Schöne deinl Wann du, dich sehn zu lassen. Hinausgehst in die Gassen, O, wie die Herzen schlagen,

[718—721 d. St.]

26

Wie viele Not erwacht I Fürwahr, so m u f s t du lügen Bei heil'gen Aschenkrügen, Bei Mond und Sonnenwagen Und ew'ger Götter Macht. Denn Venus selbst vor allen Läfst lächelnd sich's gefallen, Samt ihren guten Nymphen, Die lachen froh darein; Und E r hört's wild ergötzet, Der rastlos Pfeile wetzet, Die nichts vermag zu Stümpfen, Auf heifsem, blut'gem Stein. Sodann: wie alle Knaben, Kaum dafs den Bart sie haben, Sich nur ein Plätzchen wollen In deiner Sklaven Häuf! Doch die, so dir schon dienen, Ob deinen Heuchelmienen Sie oft auch bitter grollen, Den Dienst sagt keiner auf. Für ihre j u n g e n Stiere, Dafs sie dein Reiz entführe, O, wie die Mütter zittern Und jeder karge Greis I Und wie erfüllt's mit Grauen Die armen jungen Frauen, Dafs nur von fern dich wittern Der Gatte könnte leis'!

II 12: Nolis longa ferae bella Numantiae. Als T e r e n t i a M a c e n s G e m a h l i n Heische nicht, Dafs ein prunkendes Gedicht

wurde.

[ 3 6 - 3 3 v. Chr.] Von Numantias trotz'gen Kriegen, Hannibals des grimmen-Siegen, Blut'gen Meeren, Schlachtgedröline, Mir von sanfter Cither tönel Nimmermehr Vom Hyläus weinesschwer Und dem Streite der Lapithen, Nicht von der Giganten Wüten, Die Olympus' Burg bedräuten, Wollen singen meine Saiten. Doch ich weifs, Unsres Casars Ruhm und Preis Ziemet besser deinem Munde; Ja, Mäcen, gieb rechte Kunde Du der Nachwelt, wie er führte, Wie er siegt 1 und triumphierte I Mir verlieh Meine Muse, dafs nur Sie, Nur Licymnien ich sänge, Ihres Liedes süfse Klänge, Ihrer Augen lichtes Scheinen, Ihres Herzens treues Meinen. Wie sie schön Stets sich liefs im Tanze sehn, Wie voll Witz im Kreis der Gäste! Wie wir am Dianenfeste Sie im schönsten Mädchenreigen Schweben sahen und sich neigen! Nimmer, gelt, Alle Schätze dieser Welt Mochtest tauschen du, noch kaufen Perserkönigs Goldeshaufen Und Arabiens Edelsteine Um Licymniens Locken eine —

27

28

[718-721

d- St.]

O b sie, w e i c h H i n g e l e h n t , , das M ü n d c h e n W i l l i g deinen

reich'

Flammenkiissen,

O b sie w e i g ' r e , w a s ,

entrissen,

M e h r sie als der R ä u b e r

minnet,

S e l b e r sie zu r a u b e n s i n n e t .

I 22: Integer vitae scelerisque purus. Wie

Cinaras Liebe

Horaz

das L e b e n

W e r rein an H e r z u n d H ä n d e n N i c h t Jägerspiefses Schutz Des Köchers giftgetränkt Mein Fuscus, nicht

O b er d e r S y r t e n ö d e

Gewicht, Bucht, Schlucht,

D a s L a n d , w o der H y d a s p e s

rollt,

sollt'.

S o s c h w e i f t ' i c h j ü n g s t in W e h r l o s , auf Holdes nur V o n L a l a g e mein Lied Den Hang

Waldesnacht

bedacht;

erklang

entlang:

D a n a h t ' ein W o l f , ein N i c h t Afrerlöwen trotzten

Ungetüm, ihm:

S c h e u glotzt mich an das g r i m m e Und —

ist,

vermifst,



D e s Kaukasus verlass'ne Durchwandern

gerettet.

flieht

Tier

vor mirl

D r u m o b ich weile, w o kein

Baum,

K e i n Sträucblein grünt im eis'gen

Raum,

W o ew'ger Nebel schwer und feucht Die L u f t durchseucht



I n W U s t e n g l u t , in F r o s t u n d Stets w e r d ' ich l i e b e n

Lalage

U n d ihrer W a n g e n R o s e n süfs, Ihr K o s e n

süfs.

Schnee,

[36—33 v. Chr.]

I 30: O Venus, regina Cnidi Paphique. Wie Horaz mit Cinara g l ü c k l i c h

war.

O knidische, paphische Königin, Dein liebes Cypern, o Venus, lass' I Eil' zum geschmückten Hause, Zum Hause Glycerasl Mit Weihrauchwolken dir rufet sie; O komm, und dein feuriger Sohn zumal, Und mit gelösten Gürteln Der Hulden holde Zahll Und Hebe komm' in der Nymphen Schar: Mit dir ist reizend die Jugend nur! Und nimmer fehle, nimmer Der lust'ge Gott Merkur!

II 15: lam pauca aratro iugera regiae. Als Octavians

H a u s das B e i s p i e l E i u f a c h l i e l t gab.

altrömische

Bald ist dem Pflug kein Acker mehr geblieben, Da ein Palast sich an den andern reiht, Man Seeen gräbt wie der Lukriner breit, Platanenpark ringsum verdrängt die lieben Rebulmen; wo Oliven sonst getrieben, Die Myrte jetzt, das Veilchen Düfte streut, Ein Lorbeerdickicht kühlen Schatten beut — Nicht steht in Vätersatzung so geschrieben, Die Romulus und Cato einst gefallen 1 Grofs sollte nur des Staats Vermögen sein; Man ruhte nicht in stolzen Nordwandhallen, Das schlichte Rasenbett genügte allen, Dieweil sie schmückten mit dem Marmorstein Der Götter Tempel und die Stadt allein.



[718-721

d. St.]

III 16: Inclusam Danaen turris aenea. N a c h d e m H o r a z das G e s c h e n k M a c e n s e m p f a n g e n . Hinter Mauern hoch und erzgegossen, Hinter Eichenthttren fest verschlossen Barg er seine Tochter Danae, Wache Hunde liefs er ringsum streifen, Scharfen Zahns den Buhler anzugreifen, D e r zu Nacht dem Turme nahte je. Alles wohlbedacht und wohlgehandelt, Doch des armen Königs lachten zwei: Jupiter, auf Venus' Rat, verwandelt' Sich in Gold — sein Weg war frei. Gold geht durch der Wächter Lanzenspitzen, Bricht allmächtig durch den Stein gleich Blitzen, Hat Amphiaraus' Haus zerstört, Half dem Philipp Festungsthore spalten, Alle seine Gegner niederhalten, Hat dreimal den Menodor bethört. _ Nimmer aber, nimmer folgt ihm Segen; Wächst der Schatz, so wächst die Sorge mit, Und mit dem sich mehrenden Vermögen Hält die Gierde gleichen Schritt. Drum mit Recht wohl dürft' ich widersagen, Allzu hoch das Haupt emporzutragen, O Mäcen, du Zier des Ritterstands! Wer nicht trachtet nach dem Glanz der Erden, Wird durch Götterhuld belohnet werden Mit Geschenken von weit schönerm Glanz. Von den Reichen flieh' ich blofs und freudig In das Lager, wo man nichts begehrt, Und der schnöden Fülle Leere leid' ich Nimmer am bescheidnen Herd.

[36—33

v

- Chr.]

Eines muntern Flüfschens reine Wellen, Saatfeld, das mich nie vermag zu. prellen, Und ein schattig W ä l d c h e n n e n n ' ich m e i n ; Scher' i n Gallien Herden nicht, n o c h fliefset Mir Kalabrerwachs, und F o r m i ä giefset N i c h t in meine Fässer seinen Wein. Aber, der befiehlt den iipp'gen Breiten Afrikas, ein Herr gewaltig grofs, D e r wird stets verkennen u n d bestreiten. Besser sei als seins m e i n Los. U n d doch bin vor Mangel ich g e b o r g e n : Wollt' ich mehr einmal, du würdest sorgen! Aber reicher b i n ich, wie mir scheint, D u r c h der W ü n s c h e weisliche Beschränkung, Als hätt' ich mit K ö n i g Midas' Schenkung All' des Krösus Schätze noch vereint. Viel entbehren, die n a c h vielem trachten; W e m ein guter Gott nur das verlieh, W a s er b r a u c h t , darf k ü h n l i c h sich erachten Glücklicher als alle sie.

III 19: Quantum distet ab Inacho. Wie Horaz in Cinaras B a n d e n s c h m a c h t e t W a s K o d r u s und was Inachus? Lafs r u h n die grabeskalten! Vom Troerkrieg, von Äakus Willst d u mir Reden halten? W o ' s guten Chier g i e b t fürs Geld, W e r uns Mischwasser wärme, Wes Haus u n d wann den T r u n k uns stellt, D a r o b dich lieber härme! Auch einen warmen Ofen, dafs Ich nicht erfrier', bereite . . .

[ 7 2 2 — 7 2 4 d. S t . ]

32

D e m neuen M o n d ein volles G l a s ! D e r Mitternacht das zweite! D e s neuen Augurs S p e n d e sei — Geschwinde, Schenk — das drittel . . . Neun Weinmafs acht' ich oder drei D e s T r u n k e s rechte Mitte: Neun mischet, wer die Musen liebt, E i n S ä n g e r brav, und Z e c h e r ; D i e Grazien, dafs es Streit nicht giebt, T h u n drei nur in den B e c h e r . . . Ha, wie ich heute tollen will B e i lust'gen L i e d e s K l ä n g e n 1 W a s soll's, dafs da so stumm und still L y r a und F l ö t e hängen ? — Geizhand ich nimmer leiden k a n n : Mehr R o s e n '

Nicht dich sträube,

Stör's auch den Alten nebenan B e i seinem j u n g e n W e i b e . B e i Gott, sie pafst g a r schlecht zu ihm



D i r f o l g e t R h o d e s Sehnen Mit jugendlichem

Ungestüm,

Dir, T e l e p h u s , dem Schönen. S c h ö n wie der Abendstern bist du In dichter L o c k e n Schimmer —



Mir mindert G l y c e r a die R u h ' , A c h , heute n o c h und immer!

I 14:

O navis, referent in mare te novi.

Als Antonius f ü r Roms F e i n d erklärt

war.

Weh, braves S c h i f f , so führen dich die W o g e n V o n neuem aus dem sichern Port?

Und ach,

Sieh an, wie dir die See die R u d e r brach, Wie dir der Sturm den starken Mast g e b o g e n !

[ 3 2 — 3 0 V. Chr.]

33

Dein' Takelwerk zerfetzet und zerflogen, Die Raaen krank, so wund der Kiel und schwach, Und keine Götter mehr: vom

Wogenschlag

Zerbrochen alle und hinabgezogen! W a s hilft es dir, dafs du von edlem Holze? W a s frommet auch dein Name dir, der stolze? Der Schiffer z a g t ; so wahre dich bei ZeitenI Vormals verhafst mir bis zur letzten Planke, Jetzt meine Sorg' und einziger Gedanke, O, meide Griechenmeeres Fährlichkeitenl

I 15: Pastor cum traheret per freta navibus. A l s A n t o n i o s uud Klcoputra nach A t h e n überfuhren D i e fremde Helena führt' treulos Ubers Meer D e r Hirt vom Ida einst mit vollen Segeln her. D o c h Nereus, sein Geschick dem Frevler

anzuzeigen,

G e b o t den Winden da zu schweigen — und sie schweigen. »Zur bösen Stunde hast die Heimfahrt du genommen, Der Griechen ganze Macht kommt bald dir nachgeschwommen. Geschworen haben sie, zu leisen deine Ehe Und Priams stolze Stadt zu stürzen von der Höhe. Ha, wie alsdann der Schweifs von Mann und Rosse rinnt! W i e manch ein guter Held um dich den T o d gewinnt! Dann wappnet Pallas sich mit Helm und mit Ä g i d e Und lenkt ins Kampfgefild, dafs sie den Zorn befriede. Du schmückst

dein l o c k i g

Haar und tändelst unter Frauen,

D o c h gar vergebens trotzt auf Venus dein Vertrauen. Vergebens birgst du dich an Brautgemaches Schwelle V o r Waffen, Schlachtengraus und vor des A j a x Schnelle. Sta edler, Horaz.

3

[ 7 2 2 — 7 2 4 d. St.]

34

Verbuhlter Held, es kommt, nur allzu spätl die Stunde, D a wälzest du im Staub des Hauptes T o d e s w u n d e . Gedenkst du nicht an ihn, der deinen Stamm zerbricht, Laertes' klugen S o h n ? Und Nestors denkst du nicht? E s werden T e u c e r dich und Sthenelus berennen, Und den Meriones auch wirst du lernen kennen. D e s Diomedes W u t sucht dich in Troerreihen, Um

dem

verdienten

Streich

dein

schuldig

Haupt

zu

weihen. D o c h wie im T h a l der Hirsch einher vor W ö l f e n

fliegt,

D e r W e i d ' uneingedenk, der sufsen, angstbesiegt: S o findest du dein Heil in atemloser Flucht —• Hat solche Künste wohl dein L i e b bei dir gesucht? N o c h eine kurze Frist der Zorn Achills verleiht. E h ' T r o j a A s c h e wird, dieweil erfüllt die Zeit.(
H o r a z s e i n n e u g e b a u t e s H a u s N i c h t elfenbeinen und g o l d e n zumal E r g l e i f s t die D e c k e in meinem Saal,

bezog.

3 2 — 3 0 V. Chr.] K e i n Architrav aus kymettischem P r a n g t mir ob libyschen N i c h t hab' ich in Attalus'

Stein

Säulenreih'n; Königspalast,

E i n fremder Erbe, frisch zugefafst, N o c h lass' ich L a k o n e r p u i p u r mir spinnen V o n vornehm stolzen K l i e n t i n n e n ; K u r redlichen Sinn und der D i c h t u n g Kunst Besitz' ich, dazu der Grofsen Gunst, D i e sucht mich Kleinen.

N a c h mehr begehrlich

F a l l ' i c h den Göttern nicht b e s c h w e r l i c h N o c h Ihm, der viel zu g e b e n

vermöchte:

Mein Gütchen ist mir gerade das R e c h t e !



E i n T a g verdrängt den andern T a g , Hin schwindet ein Mond, dem andern nach, D u aber, dicht an Grabes Rand, L ä f s t Marmor sägen für Estrich und W a n d ? Und, statt der Gruft, dir Hauser baust Z u B a j ä im Meer, von der W e l l ' umbraust, A l s wärst du zu w e n i g begütert am L a n d e ? Und ei, du schämst dich nicht der Schande, Verrückst den Grenzstein, springest frech Uber des Hörigen Mark h i n w e g ? Vertrieben aus seiner Hütte wird Und heimatlos auf der Strafse irrt D a s arme Paar, im A r m allein D i e Götter des Herds und die K i n d e l e i n ! U n d doch ist so mit Sicherheit D e m grofsen Herrn k e i n Haus bereit A l s O r k u s ' festumhegter O r t ; W a s stürmst denn immer so weiter fort? D i e E r d ' empfängt, die eine, gleiche, Des Fürsten wie des Bettlers L e i c h e ; Sein Boot, v o n Prometheus' G o l d verblendet, Hat O r k u s ' F e r g e nimmer g e w e n d e t !

[722—724 d. St.]

42

Der aber in seinem sichern Bann Hält auch den allerstolzesten Mann; Und ruft ihm der Arme in seiner Beschwer, Gerufen hört, ungerufen, er. II 19: BaCchum in remotis carmina rupibus. Bacchus,

das B i l d

der mit M i l d e

gepaarten

Einst sah ich Bacchus sitzen — O Nachwelt, keine Mär'! — In felsigen Thaies Enge, Da lehrt' er neue Gesänge Die Nymphen und die spitzen Satyrohren umher . . . Ha, evoe, noch zittert Mein Herz in wonn'ger Pein 1 O Bacchus, Sinnenbezwinger, Gewaltiger Thyrsusschwinger, Sieh' mich verzückt, erschüttert — Evoe, o schone mein! Nun ziemet mir, zu singen Der Thyiaden Braus, Des Weines strömende Quellen, Wie Bäche von Milch erschwellen Und Honigflliss' entspringen Von hohlen Stämmen aus — Zu singen auch die hehre Gattin am Sternenzelt Und Pentheus' ragende Hallen, Vor deinem Zorne zerfallen, Und was das Ende lehre Lykurgs die blinde Welt . . . Du hemmst den Lauf der Flüsse, Du stillst das wilde Meer;

Kraft

[32 — 30 v. Chr.]

43

Auf Höhen fernabgeschieden, Da schmückst du die Bistoniden Mit Schlangen, deren Küsse Nicht schaden können mehr. Du scheuchtest der Giganten, Der Himmelsstürmer Schar Mit des Leuen Pranken und Zähnen, Dafs, wider Spotten und Wähnen, Dich alle grofs erkannten Auch in des K a m p f s Gefahr. Cerberus' Bosheit schreckte Des Hornes goldner Glast; E r wedelte dir beim Kommen, Und aber, beirp Scheiden, mit frommen Drei Zungen er dir leckte Den Fufs, demütig fast.

III 25: Quo me, Bacche, rapis tui. Als Octaviau Sieger geblieben über Antonius. Bacchus, wohin voll des heiligen Feuers Reifsest du mich? Was für Höhlen und Haine? wo bin ich? Neubeseelet, welch L i e d beginn' ich Diesen Grotten? — Den Cäsar will ich, Den hohen, unter die Sterne stellen, Dem Rate Jovis ihn zugesellen I Werd' es ein Lied, wie die Ohren der Menschen Nimmer erlauscht I Wie vom Berge Bacchantinnen spähen Über Thraciens Ströme und Hohen Nächtlich, von heiliger Feier berauscht, So schau' ich verlassene Ufer und Haine, Von Wonnen durchschauert, schweifend alleine.

44

[722 — 724 d. St.]

Du, der Najaden, der Bakchen Beherrscher, Welche mit Macht Ragende Eschen sich brechen und schwingen, Gieb, dafs ein Lied mir möge gelingen, Welches mit Grofse das Grofse sagt! 0 stifses Wagnis, dem Gott nachstreben. Der die Stirn sich gürtet mit rankenden Reben I

112: Quem virum aut heroa lyra vel acri. Als der Sieg b e i A k t i u m i i b e r die W e l t h e r r s c h a f t entschieden hatte. Wen nun der Männer, wen der Helden Willst, Klio, du im Liede melden Bei Flöten- oder Saitenton? Der Götter wen? auf dafs erschalle Sein Nam' und brausend wiederhalle Am Hämus, Pindus, Helikon? Einst schieden sich von jenen Gipfeln Die Wälder, und mit schwanken Wipfeln Dem Orpheus wandelten sie nach, Der mit der Cither süfsem Klingen Den Sturm zur Ruhe konnte singen, Den Zug des Stromes unterbrach. — Vor Jupiter, wen dürft' ich preisen, Der Welt und Zeiten lasset kreisen, Der Er'd' und Himmels Schicksal lenkt? Dem rings, soviel da lebt und webet, Nichts Mächtigeres sich erhebet, Nichts je sich zu vergleichen denkt? Zunächst an seines Thrones Stufen Ward Pallas einst zu stehn berufen; Von dir auch schweige nicht mein Sang, Kampfklihner Liber, noch euch beiden,

2—3o v.Chr.] Die Mensch und Tier mit Zittern meiden, Wann ihr berührt des Bogens Strang. Dann sing' ich von Alcäus' Sprosse Und Ledas Söhnen, dem zu Rosse Und dem im Faustkampf unerreicht: Steigt Schiffern ihr Geleucht vom Himmel, So fliehn die Wolken, das Getümmel Der Wogen ebbt, die Windsbraut schweigt. Sing' ich nun Romulus' Regierung, Pompils friedsame Scepterführung, Oder Tarquinius' Übermut? V o n Catos ruhmeswürd'gem Scheiden, Von Regulus' hochsinn'gem Leiden, V o n Paulus' schön vergoss'nem Blut? Den Scaurern, gleich den beiden, stände Dankbaren Liedes Ehrenspende Wohl zu, so dem Fabricius auch; Ihn und den strupp'gen Curius machten Armut und Zucht zum Hort der Schlachten: Camillus lehrte diesen Brauch. Gleichwie des Baumes unsichtbares, Doch stätes Wachstum jedes Jahres, Blüht der Marceller Ruhm empor; Doch alle überstrahlt sie immer Der Julier Gestirn, wie Schimmer Des Mondes vor der Sterne Chor. Der Menschen Vater und Erhalter, Sei Casars Heiles du Verwalter Und gieb an deiner Seit' ihm Raum, Wenn er die Parthernot beendigt Mit vollem Sieg, wenn er gebändigt Des Orientes fernsten Sauml Gerecht wird E r den Erdkreis führen; Doch in Olympus' Luftrevieren

[ 7 2 2 — 7 2 4 d. St.]

46

Lenkst du dein donnerndes Gespann Und sendest deine Rächerblitze Hernieder auf des Frevels Sitze, Und wär's in beil'ger Haine Bann.

117: Velox amoenum saepe Lucretilem. Als Horaz Tyndaris

zu f e s s e l n w ü n s c h t e .

Oft aus Arkadiens Paradies Vom lieblichen Lucretiiis Kommt Faunus, der geschwinde, Dafs meine Zicklein er beschütz' Vor Sommers Hitz' Und bösem Regenwinde. Des duft'gen Gatten Weiberlein, Vergnüglich suchen sie im Hain Sich Thymian und Beeren; Nicht darf sie grüne Schlang' im Gras, Hädilias Grauwolf sie nimmer stören. Denn Fried' und frohe Sicherheit, O Tyndaris, ist weit und breit, Wann Faunus' Flöte schallet, Wann von Usticas Thalgeländ' Und Steingewand' Ihr Jauchzen wiederhallet. J a , frommes Herz und fromme Kunst Geniefsen aller Götter Gunst: Bei mir ist eitel Segen I Was nur des Feldes Gab' und Zier, Hier quillt es dir Aus vollem Horn entgegen. Hier in verborg'nen Thaies Hut Nicht spüren wirst du Hundstagsglut,

[ 3 2 — 3 0 v. C h r . ] Wirst von

47 Penelopeie

U n d K i r k e s i n g e n stifs e i n

Lied,

W i e sich gemüht U m e i n e n M a n n die z w e i e . U n d schlürfen wirst d u hier Den Lesbier

unterm

gemach

Schattendach,

D e n sanften, u n s c h u l d s v o l l e n ; N i c h t w i r d des h a d e r f r o h e n

Paars

Bacchus' und Mars' Unwesen je hier tollen. H i e r darf k e i n C y r u s , f r e c h u n d In s e i n e m e i f e r s ü c h t ' g e n D i c h zartes W e i b

schlimm,

Grimm

verletzen,

N i c h t r o h dir r e i f s e n aus d e m H a a r D e n Kranz und

gar

Dein friedsam K l e i d

zerfetzen.

I 37: Nunc est bibendum, nunc pede libero. Als die K n u d e

vou Antonius' und Kleopatras n a c h Rom kam.

Jetzt, w o h l a u f , j e t z t h e i f s t es t r i n k e n , S p r i n g e n h o c h im

Ringelreihn,

Jetzt s o l l u n s e r n G ö t t e r n

blinken

Feierschmaus, o Freunde

meint

D e n n z u v o r am R e b e n s a f t e S i c h z u f r e u ' n w i e F r e v e l sah. D a dem K a p i t o l e schaffte Untergang

Kleopatra.

Seht, umschwärmet v o n

Eunuchen

K a m sie, S i e g e s s t o l z i m B l i c k , T r u t z i g alles z u

versuchen,

Und berauscht v o m süfsen

Glück.

Ende

[ 7 2 2 — 7 2 4 d. S t . ] Aber als, ein Raub der Flammen, Ihre schöne Flotte sank, Brach ihr trunkner Mut zusammen, Und ihr Herz ward sorgenkrank. Wie der Habicht stark und wilde V o r sich her die T a u b e scheucht, Wie den Hasen im Gefilde B a l d der Jägersmann erreicht: So hat Cäsar sich erhoben, Sie verfolgend übers Meer, Und in Kettenhaft ihr Toben Einzufahn war sein Begehr. Doch, dem Tode nicht erbleichend, Würdig will sie Untergehn, Nicht, an fernen Strand entweichend, Weibisch Rettung sich erspähn. Auf der Königsburg gefangen, Die sie, ach wie anders I trifft, Greift sie mutig nach den Schlangen, Und ihr Busen trank das Gift. Mannhaft, s o den T o d erküren! Unsern Schiffen, sie zur Schau Des Triumphs hinwegzuführen, Neidete die hehre Frau.

II 13: Ille et nefasto te posuit die. Als

ein B a u m

Horaz

beinahe

getutet

h.itte.

Wer dich gepflanzt, der pflanzte dich A n einem Unglückstage, Hat dich gezogen freventlich Zur Plage und zur Klage F ü r die, so nach ihm hier gehaust! Fürwahr, wovor es Menschen graust,

[32—30

V.

Chr.]

E r konnte es v o l l b r i n g e n . D e n eignen Vater sonder Scheu M o c h t ' er zu m o r d e n w a g e n U n d , schändend seines Hauses Treu', D e n Gastfreund nachts erschlagen, W e r dich, du Ungliicksholz, gesetzt In meinen A c k e r , w o du jetzt B a l d deinen Herrn zerschmettert! W a s ihm die nächste Stunde droht, W e r ahnt's und mag's verhüten? Bithyniens Schiffer fürchtet T o d N u r in des Pontus W ü t e n , D e n Römer schreckt nur Partherflucht, D e n Parther rom'scher Ketten W u c h t



D e r T o d naht unversehens. W i e b a l d doch war' ich selber nicht In Hades' Reich gekommen, V o r Minos' Richterangesicht, Ins L u s t g e f i l d der Frommen



U n d hätte S a p p h o dort geschaut U n d ihrer Saiten K l a g e l a u t V e r n o m m e n , süfs und innig. Hätt' auch gelauschet, stolz und hehr, A l c ä u s , deinem Schalle, W i e du v o n K r i e g und F l u c h t und Meer B e s i n g s t die L e i d e n alle . . . W e l c h S c h w e i g e n in der S c h a r ringsum I W i e euer L i e d die Schatten stumm Mit g i e r ' g e m Ohre trinken! Gekirrt läfst Cerberus sogar D i e hundert Häüpter hangen, U n d in der Eumeniden Haar Bezaubert ruhn die S c h l a n g e n ; Ja selbst Prometheus und T a n t a l Staedler, Horaz.

4

[722—724 d. Vergessen horchend ihre Qual, Des Jagens Lust Orion.

II 17: Cur me querelis exanimas tuis. Als M a c e « s e i n e n n a h e n Tod befürchtc11>. Ach, warum dies Klagen, dieses Grollen? Nicht die Götter können, ich nicht wollen, Dafs, mein Licht und Leben, o Mäcen, Du vor mir von hinnen solltest gehn. Schwindest du mir, Hälfte meiner Seele, Sprich, was dann ich länger hier mich quäle, Nur ein Trumm, der sich nicht lieben magi Unser Ende sieht derselbe Tagl Echt der Schwur, womit ich mich belade: Ja, ich folg', ich folg' auf letztem Pfade; . Nichts reifst mich von dir, ich bin bereit, Dies will Schicksal und Gerechtigkeit. Welche Sterne unsrer ersten Stunde Einst gestrahlt, in wunderbarem Bunde Zeigten sie sich allezeit uns schon, Wage, Steinbock oder Skorpion! D i c h hat Jovis Stern entrafft der Tücke Des Saturn, gewehret dem Geschicke Allzu raschen Flug, und Jubelschall Brauste durchs Theater dir dreimal — M e i n Haupt hätt' der bose Baum gespalten, Wenn ihn Faunus' Hand nicht aufgehalten. Du wirst den gelobten Tempel weihn, Schlachten ich ein Lamm, gering und klein.

III 21: O nata mecum consule Manlio. Als C o r v i n u s Horaz auf dem L a u d e b e s u c h t e . Magst Zank du bringen, unschuldigen Scherz, E n e g e n Wehmut und Kummer,

— 3 ° v. Chr.]

5

Mir Liebessehnen fiöfsen ins Herz O d e r mich senken in Schlummer: S t e i g ' , frommer Krug, steig' herab zu mir, Den gleiches Alter vereint mit d i r ! Zu welchem Zweck man dich einst gefüllt, Davon nicht heisch' ich die Kunde; Der edle Saft, der dir entquillt, Erhöh' uns heute die S t u n d e ! Corvin verlangt nach dem besten W e i n : Wohlan, du sollst der gewählte sein. Denn ob er gleich wie ein Sokrates spricht, Verschmäht er nicht Massicus' Blüte; S e l b s t Cato der strenge, so sagt ein Bericht, Beim Wein nicht selten erglühte: •So komm denn, mein Krug, und thu' dein Amt, Das dir von alters ist angestammt! Den Geist, verschlossen und oft verstockt, Du spannst ihn fein auf die Folter; S e i n Hoffen, sein Sorgen, es wird ihm entlockt, Dafs er plaudert, wie immer gewollt er, U n d was im geheimen er plant und baut, Durch dich wird's offenkundig und laut. W o einer in Angst sich und Zweifeln quält, Dem füllst du die Brust mit Vertrauen, Hast oft dem Armen den Mut gestählt, Verscheuchend Zittern und Grauen; D a fürchtet er Scepter und Kronen nicht mehr Und trotzt einem ganzen gewappneten Heer. W e n n Liber, der schöne J ü n g l i n g , erscheint Und Venus sich einstellt leise, D i e Grazien, in holder Umschlingung vereint, Nicht fehlen im feiernden Kreise, D a trennen auch wir, o Corvin, uns nicht, B i s die Sternlein bleichen im Morgenlicht! 4*

52

[ 7 2 5 - 7 2 8 d. St.}

I 23: Vitas hinnuleo me similis, Chloe. Wie H o r a z um Chlo.e -warb. Gleicliwie der Hinde verirrtes K i n d Die bangende Mutter sucht In eitler Furcht vor Wald und Wind, Nimmst, Chloe, vor mir du die Flucht. E s schauert im leichten Sommerhauch Hagdorns bewegliches Blatt, Eidechslein rascheln im Brombeerstrauch Gleich Herz ihm und Kniee wie mattl



Doch siehe, zu morden begehr' ich dich nicht, E i n L ö w e , ein Tigertier; Erblüht, wie du bist, zur Liebespflicht, V o n der Mutter, Stifse, zu mirl

III 4: Descende caelo et die age tibia.

A l s der S i e g e r von A k t i u m z u r ü c k k e h r t e und a l l e s , in u n g e w i s s e r E r w a r t u n g war. Herab vom Himmel steige mir und hebe, Kalliope, ein grofses L i e d nun an Mit heller Stimme, drein sich rauschend webe Die F l ö t e ; oder, willst du lieber, dann Des Phöbus sanftes Saitenspiel erbebe I . . Vernehmt ihr's, oder täuscht mich holder Wahn f Ich walle durch die Stille heil'ger Haine, Wo Wind und Wasser rauschen im Vereine. Ein Kind noch war ich, in des Volturs Thale, Es lud des Spiels Ermüdung mich zur R u h ' ; Und sieh, ein Taubenflug mit einem male Deckt' alsobald mit Blättern ganz mich zu, Dafs alle Welt es wundernahm, das kahle Nest Acherontia hoch auf steiler Fluh, Im Waldthal Bantia, und drunten tief Forent, das fette, wie ich dorten schlief —

£29 — 26 v. Chr.]

53

W i e dort ich schlief vor Bären heil und Schlangen, In Lorbeers und der Myrte L a u b geborgen, Nicht ohne Götter also frei von Bangen. J a , euer bin ich, euer sonder Sorgen, O ihr Kamönen, ob ich sei gegangen In die Sabinerberge heut, ob morgen Ich in Präneste mag, in Tibur wallen Oder die Ufer Bajäs mir gefallen. Mich, der aus euren Chören, euren Quellen Die Freuden seines Lebens schöpft, hat nicht D e r Feinde Heersgewalt vermocht zu fällen, Wovon Philippis Feld, das arge, spricht; Nicht des Ionermeeres stürm'sche Wellen N o c h stürzend des verwünschten Baums Gewicht Vermochten mir das Ende zu bereiten: S o habt ihr mich beschirmt zu allen ZeitenI Wo i h r nur bei mir seid, wag' ich mit Freuden Mich auf des Bosporus empörte Flut, Brauch' nimmer ich Assyrien zu meiden Und wandre kühn durch seines Sandes Glut; Feindselig Britenvolk und, die sich weiden, Die Konkaner, an frischem Rosseblut, Besuch' ich unversehrt wie die Gelonen Und Skythen, die an fernstem Strome wohnen. Dem hohen Cäsar, wann er kriegessatt D a s Heer entlassen in die Heimatstädte, Wann er, von angestrengten Mühen matt, N u n zu vergessen wünscht die Zeit der Nöte, Wird eure heil'ge Grotte Zufluchtsstatt, Wo wonnereich ihm stets Erquickung wehte: Denn eure Freud', o Musen, euer Denken Ist, weise Mild' ins Menschenherz zu senken. Wir wissen ja, wie frevelnder Titanen Ruchlose Schar vor J o v i s Blitz zerfuhr,

54

[ 7 2 5 — 7 2 8 d.

Des Gottes, der des Meers bewegte Bahnen Lenkt wie des Lands beharrende Natur, Der alle Städte hat zu Unterthanen, Der dort auch herrscht, wo Grauen wohnet nur. Die Menschenwelt, Olympus' sel'gen Ort Gerecht regiert mit weisem Wink und Wort. Mochten auch noch so fürchterlich sie toben, Was schaffte denn des Mimas Riesenkraft, Was, hundert Arme drohend wild erhoben, Der Centimanen grause Völkerschaft? Was jener Rhdtus doch, die Eichenkloben, Enceladus, den F e l s zum Wurf gerafft? Was des Typhoeus wuterfülltes Stürmen, Was die, so Pelion auf Ossa türmen? Nichts wider Pallas mit der Ägis Blitzen Vermocht' anrennend diese wilde Schar, Nichts gegen Juno wollt' ihr Dräuen nützen, Vulcanus lacht' der nichtigen Gefahr; E s sandte seiner Todespfeile Spitzen Phöbus Apoll, der sein gelöstes Haar Im reinen T a u Kastaliens liebt zu netzen — Statt Wonne tönte T o d er und Entsetzen. Kraft, welche nicht zu Rate geht, versinkt, Gestürzt durch ihre eigne Wucht, in nichts; Kraft, mit Bedacht vereint und Tugend, schwingt Sich mit der Götter Hülfe zu des Lichts Siegreichen Höhen auf. Vernichtung winkt Unheil'gem Werk ein Gott: zusammen bricht's. Was ohne Götter Willen unternommen K a n n nimmermehr zu gutem Ende kommen. Orion suchte frevelnd zu entehren Dianen einst: ihn strafte ihr Geschofs; Im tiefsten Orkus büfset seine schweren Vergehen der Giganten wüster T r o f s ;

[ 2 9 — 2 6 v. Chr.]

55

Mit seiner L e b e r mufs den Geier nähren L a t o n e n s frecher Buhler T i t y o s ; Nichts wird aus Ätnas Schlund den Riesen retten, Nichts löst Pirithous von seinen Ketten.

III 8 :

Martiis c a e l e b s

quid a g a m

Kalendis.

W i e H o r a z m i t M a e e n den 1. M h r z

feierte.

W a s ich, der L e d i g e , d o c h treib* A m ersten Märzentage, D e n einzig feiern Mann und W e i b , Zum Bund vereint von Seel' und L e i b ; W a s der Altar b e s a g e , D e r Kohlen Brand, der Blumen Zier, D i e volle Weihrauchbüchse hier, Dies Festchen, das erwähnen Nicht Römer noch Hellenen — ? Gelobt hab' ich zum Opfermahl E i n Böckchen weifs dem L i b e r Beim Sturz des Baums, der mich bestahl Beinah' um meiner T a g e Z a h l : E i n Jahr ist heut vorüber. D a lös' ich nun mit Recht und F u g D e n wohlverpichten K o r k vom K r u g , Der schon drei Winter ruhte Im Rauche mir, der gute. Und du sollst auf die Rettung mein Und langes Leben leeren, Mäcenas, hundert Becherlein: Wir trinken bis zum Morgenschein O h n ' Zorn und Zank, in Ehren. L a s s ' du die Sorgen um die Stadt, Nun Dacien sich ergeben hat

[ 7 2 5 — 7 2 8 d. S t . ]

36 U n d M e d i e n sich Im innern

entzweite

Bürgerstreite.

A u c h S p a n i e n ist zur R u h ' W o endlich liegt

gebracht,

gezwänget

I n K e t t e n des K a n t a b r e r s

Macht;

D i e S k y t h e n sind auf F l u c h t Den Bogen

bedacht,

abgestränget.

N e i n , allzu sehr, o h n ' A m t e s P f l i c h t , M ü h ' um des V o l k e s W o h l N i m m , w a s die S t u n d e U n d l a s s ' die e r n s t e n

dich

nicht;

bringe, Dinge!

III 15: Uxor pauperis Ibyci. Als

Chloris

e s der T o c h t e r n o c h i m m e r wollte.

D e s S c h l u c k e r s , des I b y k u s F r a u e E i n Z i e l die S c h a n d e n u n

gleichthun

du,

habe!

V o n deinen berühmten W e r k e n D e r B a h r e so n a h ' u n d d e m

ruh',

Gräbel

Z e i t war's, du liefsest n u n a b v o m V o m T a n z m i t d e n D i r n e n , den Nicht werde lieblicher Sterne U n l i e b l i c h in N e b e l

Glanz

verschlungen!

W a s s i c h für P h o l o e z i e m t -Ziemt, C h l o r i s , dir n i c h t

durchaus,

gerade:

D a s Töchterlein stürme des J ü n g l i n g s E i n e toll v e r z ü c k t e

Tanz,

jungen;

Mänade.'

Und will mutwillige L i e b e D i e L i e b e zu N o t h u s sie

sie,

zwingen,

S o m a g sie's t r e i b e n s o ü p p i g , I m W a l d e die R e h l e i n

wie

springen.

W a s steht d e r A l t e n z u D e r R o c k e n , dafs i c h n i c h t

Gesicht! lüge,

Haus,

[ 2 9 — 2 6 V. C h r . ]

57

D o c h R o s e n n i c h t u n d die C i t h e r U n d zechend geleerte

nicht

Krüge.

III 25: Vixi puellis nuper idoneus. Als

Chlou

sich nicht ergeben

W i e es d e n M ä d c h e n

wollte.

wohlgefällt,

S o l e b t ' i c h ihnen frei, W a r r e c h t ein g u t e r K r i e g e s h e l d



D e r K r i e g ist nun v o r b e i . U n d all m e i n a u s g e d i e n t

Gewehr

M i t d i e s e r H a r f e hier, Z u V e n u s ' T e m p e l bring' ich's her U n d s t e l l ' s zur L i n k e n ihr. L e g t h e r die F a c k e l n , die d e n Mir oft mit L i c h t

Weg

bestreut,

H e r B e i l ' u n d H e b e l , die n i c h t

trag'

M a n c h trotz'ge T h ü r bedräutl . . . D e s sel'gen Cyperns Herrin, D i e G e i f s e l auf und

zück'

reich'

Herab für spröden Stolzes T ü c k ' C h l o e n n u r einen





Streich!

I 21: Dianam tenerae dicite virgines. Als Octavian

die A p o l l i n a r i s c h e u

Spiele

L o b s i n g t D i a n e n nun mit frohen Ihr Mägdelein!

Weisen,

L o b s i n g t Apoll, ihr

A u c h sie, i n n i g s t g e l i e b t I h m , d e r

einsetzte-

Knaben!

erhaben

D e m A l l gebeut, Latonen müfst ihr preisen. I h r s i n g t die G ö t t i n , die am

Wellenkreisen

U n d W a l d e s w e h e n l i e b t ihr H e r z z u l a b e n , M a g sie d e n A l g i d u s e r w ä h l e t

haben,

D e m Erymanth, dem Kragus Gunst

erweisen.

[725 — 728 d. St.]

58

I h r aber sollet gleicherweis' erheben Terape und Delos, welches Ihn erzogen, Der wandelnd Köcher läfst und Saiten klingen, Auf dafs er wolle, eurem Flehn gewogen, Um Casars Volk mit seiner Gnade schweben, Doch Krieg und Pest Persern und Briten bringen.

I 31: Quid dedicatum poscit Apollinem. Als

Octaviaii

den

Apollo-Tempel

weihte.

Was von Apoll am Weihfest bitten solle Der Sänger i Was erflehn beim Opfergufsf Nicht der Sardinerernten Überschufs, Nicht der Kalabrerherden seid'ge Wolle, Nicht Indergold und Elfbein, nicht die Scholle Edelsten Weingel'änds am Lirisflufs — Der reiche Kaufmann schaff' sich den Genufs Goldhumpenweis mit seiner Narden Zolle! Gewifs, dafs Götter er zu Freunden hat, Der immer fahrlos jedes Meer bereist; I c h freu' mich bei Oliven und Salat Und bete: Lafs, Apollo, was ich habe, Geniefsen mich gesund an Leib und Geist Und mich der Cither freuen bis zum Grabe!

III 1: Odi profanum volgus et areeo. Wie Horaz

der J u g e n d die a l t r o m i s c h e c m p f a h 1.

Die blöde Menge, welche allzeit gern Den Bringer bess'rer Unterweisung höhnt, Ich will sie nimmer hier, sie bleibe fern, An thörichtes Geplapper nur gewöhnt 1

Einfachheit

[29—26 v. Chr.]

59

Hier schweige jeder fromm und lausch' und lern' Die Lieder, welche meine Harfe tönt: Was Sänger nie zuvor gesungen haben, Euch sing' ich es, ihr Mädchen und iht Knaben. •— Könige herrschen nach selbsteignem Willen Und Völker stehn in ihrer mächt'gen H a n d ; Doch selbst der Kön'ge I.os mufs sich erfüllen Nach Jovis Schlufs unfehlbar, unverwandt. Der Gott im Äther hoch, im lichten, stillen, Er führt hinaus das, was sein Rat erfand; Mit seiner Brauen Wink, mit seinem Blicke Lenkt der Gigantensieger die Geschicke. Zieh' dort den Wein in langen Furchen Einer Auf weitverbreitetem Besitz; sei Der Edleren Stamms, sein Name kein gemeiner, Das Volk, es gebe seinem Wort Gehör; Ein andrer glänz' an Ruf und Sitten reiner, Der Vierte zähle der Klienten mehr: Olm' Unterschied teilt allen zu die Lose Notwendigkeit aus ihrer Urne Schofse. Wem fort und fort ein blofses Schwert sich droben Ob gottvergess'nem Haupte dräuend wiegt, Der wird auch sybaritisch Mahl nicht loben, Von dessen leckrer Last der Tisch sich biegt; Dem wird umsonst Gesang und Spiel erhoben, Wann ohne Schlaf er auf dem Lager liegt — Ohne den Schlaf, der zu des Landmanns HUtte, Zum schatt'gen Ufer willig lenkt die Schritte. Denn wer sich mit zufriedenem Gemüte Mehr nicht begehrt als das Naturgebot, Den quält die Sorge nicht, ob Seesturm wüte, Der Schiff und L a d u n g mit Verlust bedroht, Ob Hagel schlug in Weingeländes Blüte, Ob lügenhaft die Pflanzung Frucht nicht bot.

6o

[ 7 2 5 - 7 2 8 d. St.J

Indem die Bäume wegen Wuchses H e m m u n g Verklagen Hitz' u n d F r o s t und Überschwemmung. D u r c h rings ins Meer versenkte Felsenmassen F ü h l t schon verengt das Fischvolk sein Revier, Dieweil die Reichen, die das Festland hassen, Verwundersame W a s s e r b u r g e n hier Von Werkleutscharen sich errichten lassen — UmsonstI Auch dort sind Furcht und A n g s t bei d i r ; Die schwarze Sorge geht mit dir an Bord, Sitzt hinter dir zu Pferde, hier wie dort. Wie nun? W e n n weder Hauses M a r m o r p r a c h t N o c h Sternengleicher Glanz des Purpurkleides, Falernertraube nicht vergessen macht N o c h Inderwürz den K r a n k e n seines L e i d e s : Sollt' ich mir b a u ' n ein Atrium, erdacht, D a s Ziel zu sein des allgemeinen N e i d e s ! Vertauschen thöricht g e g e n Reichtums Qual Mein traulich HUttchen im Sabinerthal?

III 2: Angustam amice pauperiem, pati. Wie Horaz der J u g c u d das a l t r o m i s c h e vorhielt.

Mauuesideal

Geduldig zu ertragen Mangels Marter Lerne der K n a b ' und sich am Kriegsdienst freu'n,Durch den erstarkt er einst der wilden P a r t h e r Schreck wird zu Rofs mit schwerer Lanze sein. All' seine T a g e tumml' er sich in harter Mühsal und Fährnis, immerdar im F r e i ' n : So wächst sein Geist von A n b e g i n n der J u g e n d K r ä f t i g empor zu jeder Männertugend. Wann von der Feinde Zinnen niederschauen" Des Königs Gattin und die j u n ^ e Braut Ins Schlachtgefilde, fasse sie ein G r a u e n :

[ 2 9 — 2 6 v. Chr.]

61

» W e h , w e n n , mit F e l d s c h l a c h t k ü n s t e n

unvertraut,

D e r j u n g e F ü r s t des g r i m m e n L ö w e n

Klauen

B e g e g n e t , der dort hinrast blutbetautl«



R u h m v o l l u n d süfs fürs V a t e r l a n d d e r

Tod,

D e r in d e n R ü c k e n a u c h d e m F e i g l i n g d r o h t I M a n n h e i t e r g l ä n z t in u n v e r s e h r t e n

Ehren

Allzeit, von Gunst und Mifsgunst unberührt; N i c h t d a r f des V o l k e s W a n k e l m u t

gewähren,

N i c h t w e h r e n ihr, dafs sie die B e i l e

führt.

M a n n h e i t erschliefset sich des Himmels D a ihr z u s t e r b e n n i m m e r m e h r

Sphären,

gebührt,

U n d schreitet, w o sonst n i e m a n d g e h e n V o n dunkler Erde raschbeschwingt

kann,

hindann.

A u c h T r e u e u n d V e r s c h w i e g e n h e i t , sie t e i l e n D e n L o h n , der e c h t e r M a n n e s t u g e n d

blüht.

N i c h t m a g i c h unter g l e i c h e m D a c h e

weilen

M i t d e m , der C e r e s ' m y s t ' s c h e n D i e n s t

verriet;

N i c h t s o l l d e n s c h w a n k e n N a c h e n l o s er seilen Mit mir zugleich: denn Jupiter

beschied

O f t S t r a f e d e m G e f ä h r t e n a u c h des Die d e n

ereilt, so l a h m sie a u c h

Bösen,

gewesen.

III 6: Delicta maiorum immeritus lues. Als

Octavian

die E r n e u e r u n g

der

O R o m , w a s die V e r g a n g e n h e i t

Tempel

befahl.

versehen,

U n s c h u l d i g wirst d u ' s b ü f s e n , bis du n e u A u s S c h u t t und S c h m a c h die B i l d e r l ä f s t D e r G ö t t e r u n d der T e m p e l s c h ö n

erstehen

Gebäu.

A n f a n g u n d E n d e d i e s : zu H e r r s c h a f t s h ö h e n F ü b r t d i c h allein v o r G ö t t e r n tiefe

Scheul

Verhöhnt, verachtet, kamen diesem

Reiche,

V o n ihrer H a n d des U n g l ü c k s s c h w e r s t e

Streiche.

62

[ 7 2 5 - 7 ^ 8 d. St.]

Monäses, Pacorus mit ihren Banden Zerstiefsen unser ungeweihtes Heer Zweimal, und mit der Beute, die sie fanden, Prunken die Sieger spottend nun daher. Als feindlich Bürger wider Bürger standen, Bedrohten unsre Stadt verderbenschwer Die Daker mit den Pfeilen wohlgeschliffen Und die Ägypter auf den hohen Schiffen. Vergiftend Haus und Ehe — so begann's, D a s böse Werk der sündenträcht'gen Zeit, Und alles Leiden unsres Vaterlands, Aus dieser Quelle flofs es schaurig breit. Bei Zeiten übt sich in Ionertanz Und Buhlerkünsten eifervoll die Maid Und richtet schon vom ersten Anbeginn Auf frevelhafte Liebe ihren Sinn. Sobald sie Frau •— beim Weingelag des Gatten Läfst sie den Blick nach jungern Buhlern fliegen; Doch w ä h l t sie nicht, wer in der Kammer Schatten An rascher Lust sich soll mit ihr vergnügen, Nein, offen läfst sie Antrag sich erstatten Bei Tisch — der Herr Gemahl wird gern sich fügen — Und folgt, wohin mit hohem Schandpreis ruft Ein plumper Schiffsheld sie, ein Krämerschuft! Es waren, traun, nicht solcher Eltern Söhne, Die unser Meer gefärbt mit Punierblut, Gedampft des kühnen Pyrrhus Siegsgehöhne Und Hannibals, des grimmen, Übermut. Gezeugt von harten Bauern waren jene, Gleich ihren Vätern kriegsgewohnt und gut, Gelehrt, zu brechen mit dem Karst die Schollen Und Elternwort zu ehren ohne Grollen. Wann mit der höchsten Glut die Zeit zum Plaudern Gekommen war, der Stier auf weicher Streu

[ 2 9 — 2 6 v. Chr.]

63

Das J o c h vergafs, s i e schleppten ohne Zaudern Die frisch gespaltnen Scheite noch herbei Auf strenger Mutter Wink — : Ich frag's mit Schaudern, Welch weitrer Schade zu gewärt'gen sei? Schon unsre Väter waren nimmer gut, Schlimmer sind wir, noch böser unsre Brut.

III 7: Quid fles, Asterie, quem tibi candidi. W i e G y g e s und A s t e r i e e i n a n d e r T r e u e Deinem fernen Gyges thör'ge Thränen höre auf zu weinen; Erster Lenzliauch wird, Asterie, Reich und froh ihn dir vereinen. In Epirus' Bucht gefangen L i e g t sein Schiff von Winters Schauern, Und er mufs die kalten, langen Nächte ohne dich vertrauern. Schlaflos unter fremdem Dache Seufzt er hin zum Morgengrauen . . . Schickt die Frau, die liebewache, Einen Boten, einen schlauen. Der von Chloes Herzensmühen Redet ihm manch Wörtchen leise, Läfst sie deines Feuers glühen Und versucht's auf alle Weise. Wie durch Protus seiner Liebsten Allzu keuscher Auserwählter, Wie Bellerophon zum trübsten Tode ward gesandt, erzählt er — Und erzählt, wie kläglich sterben Auch der junge Peleus sollte, Weil der schönen Fürstin Werben Nicht der T h o r verstehen wollte . . .

hielten.

[ 7 2 5 — 7 2 8 d. S t . ]

64 D o c h v e r g e b e n s s t r ö m t die V o n den s ü n d i g e n

Lippe

Geschichten:

T a u b der Hörer gleich der K l i p p e , Untreu w a r d er dir m i t n i c h t e n . D u nun aber hüte, Dafs Enipeus, überm Deinem einsamen

hüte, Wege,

Gemüte

M e h r als R e c h t g e f a l l e n

möge!

Z w a r so s c h n e i d ' g e r R e i t e r reitet A u f dem Marsfeldrasen

nimmer,

Und den T i b e r abwärts

gleitet

So g e s c h w i n d kein andrer D o c h zur N a c h t —

Schwimmer:

T h ü r zu und

Lädchen,

H e b t zu k l a g e n a n die F l ö t e 1 N e n n t er o f t d i c h h a r t — Bleibe hart für seine

o Mädchen,

Nöte!

III 9: Donec gratus eram tibi. Als

Horaz

eine

dauernde Verbindung w im s e i l t e .

D a mich du liebtest vor all dem In k e i n e m so h o l d wie in m e i n e m Sich schmiegte und wiegte dein

mit

Schwärm, Arm

Lilienhals,

D a s c h ä t z t e m e i n G l ü c k i c h g r o f s e r als D a s G l ü c k des

Perserdespoten.

» D a ü b e r alle n o c h i c h dir g a l t , N i c h t C h l o e dich hielt mit stärkrer Dein L i e d nur Lydiens Namen H a b ' w o h l in d e s G l ü c k e s Göttinnen ich Trotz

Überschwang

geboten«.

J e t z t h ä l t m i c h C h l o e die Mit Sang

Gewalt,

klang,

Thrakerin,

und Spiel bezaubernd den

Sinn;

Sie hält m i c h gefangen, ich weifs nicht

wie:

Lydia

[ 2 9 — z 6 v. Chr.]

65

H i n g a b ' ich das eigne I.eben für sie, W o l l t ' ihrer s c h o n e n das Schicksal! »Mir glüht in e r w i d e r n d e r Liebe schon Mein Kaiais, O r n y t u s ' strahlender S o h n ; S o ist ihm Uber mich Macht verliehn: Zweimal zu sterben n i c h t zagt' ich für ihn, Dafs sein n u r schone das Schicksal!« D o c h wie, wenn wiederum Venus uns I n die Fesseln zwingt des früheren Bunds? W e n n Chloe, die b l o n d e , von h i n n e n mufs Und meine Schwelle nur Lydiens Fufs, D e r thöricht verschmähten, will leiden? »Zwar schöner ist jener als Sternenglanz, Du leichter als K o r k und Z o r n m u t ganz W i e der böse, der stürmische A d r i a : Bei dir d o c h lebt' ich mit Freuden j a U n d s t ü r b e bei dir mit F r e u d e n ! «

III 20: Non vides, quanto moveas periclo. Ais V a l g i u s K u f u s v o n X e a r c f i u s n i c h t l a s s e n w o l l t e . Du siehst n i c h t , Pyrrhus, die Gefahr, D e r L ö w i n die J u n g e n zu rauben ? Zur Flucht wirst bald du dich wenden, fürwahr, V o r ihres Grimmes Schnauben, W e n n S i e d u r c h der J ä g e r Reihen bricht Und ihren N e a r c h u s sucht, ihr L i c h t . Ein harter K a m p f hebt euch sich a n : D e m Sieger der Knabe, der schöne! Die grimme Feindin, sie wetzt den Zahn, D u legst den Pfeil auf die Sehne — — E r aber, er steht gelassen dabei, Entscheidend, wem er zu eigen sei. Die Palme unter dem nackten Fufs, Gekost die Schultern linde Staedler, Horaz

r

66

[725 — 728 d. S t . ] Von wallender Locken duftigem Grufs Bei wohlig kühlendem Winde: So praDgt er in doppelter Majestät, Wie Nireus schön und wie Ganymed.

I 25: Parcius iunctas quatiunt fenestras. A l s L y d i a H o r a z n i c h t f o l g e n wollte-. Schonender an den geschloss'nen Laden L ä f s t verliebter J u g e n d Sturm sich hören; Wünschen deinen Schlummer nicht zu stören, Und es liebt dein Thürlein seine Schwelle. O, wie dreht' es vormals sich so willig 1 Aber seltner, immer seltner tönt es Nächtens an dein Ohr, dein sehr verwöhntes: »Lydia, ach, du schläfst bei meinen Leiden f« Weinen noch wirst d u ob alter Buhler Sprödigkeit, die nicht dein Winken rühre, Graues Liebchen unter offner Thüre, Weil der Nachtwind saust in finstrer Gasse. D a wird heifser Liebe Lust verlangen, Wie es je nur quälet junge Stuten, Dich erschüttern, und dein Herz wird bluten, Und mit stummer L i p p e wirst du klagen: »Myrt* und Epheus dunkel üpp'ge Fülle Liebet sich der J u g e n d froher Reigen, D o c h das fahle Blatt an dürren Zweigen Gönnt den Wellen sie des Winterstromes I«

I 35: O diva, gratum quae regis Antium.. A l s O c t a v i a n g e g e n B r i t a n n i e n und A r a b i e n r i i s t e t e . Fortuna, Herrscherin von Antium Dem lieblichen — vor deinem Angesichte Rasch wandelt sich der Menschen Schicksal um:

[ 2 9 — 2 6 v. Chr.]

67

D a führst aus Licht in Nacht, von Nacht zum Lichte, Du hebst empor aus tiefstem Elendsgrunde Und machst den stolzesten Triumph zunichte; Dir fleht der Bauersmann mit fleifs'gem Munde, Der Kaufmann dir, die du befiehlst dem Meer, Schwebt ja sein Kiel ob trügerischem Schlünde; Fuicht bannet dir der Skythen flüchtig Heer, Der Daker rauhen Sinn wie Latiums Stärke; K ö n i g e selbst im Purpur zittern sehr, D u stofsest mit dem Fufs an ihre Werke, Dafs, wann die Volkswut Waffen 1 Waffen! schreit, Ihr umgestürzter Thron dein Zürnen merke; Voran dir schreitet, ernst, Notwendigkeit, Erzkeil' und Balkennägel in der Hand, Auch Klammer ist und flüssig Blei bereit; Dir dienen Hoffnung und, in weifs Gewand Gehüllet, Treue, schon geschwunden fast, Die auch verweilt, wo du dich abgewandt Feindlichen Sinns von blüh'ndem Hause hast; Denn nur die Pöbeltreue weicht, die feige: Die Dirne flieht, bei deinem Zorn erblafst, Es flieht, auf dafs nicht gleiches Joch sie beuge, Vom Freund der Freunde heuchlerische Art, Sobald geleert der Becher samt der Neige — — O, schütz' den Cäsar auf der Britenfahrt! Schütz' auch das junge Kriegsheer, dessen Nahen Der ferne Osten schreckenvoll gewahrt! Weh über jene Narben, die wir sahen, Der Brüder Schuld! Was Frevels mieden wir? Wer nennt Unthaten, welche nicht geschahen ? Was war noch heilig gottvergess'ner Gier? O Göttin, schmiede neu die stumpfe Klinge, D i e Rom nunmehr nach Ehren und Gebühr Auf Araber und Massageten schwinge! 5- &

68

[ 7 2 5 - 7 2 8 d. St.]

III 3: Iustum et tenacem propositi virum. AK

Octavian

den

Titel „Augustus" hatte.

angenommen

D e n Mann, der nicht v o n einem V o r s a t z w e i c h t , W e n n als gerecht er einmal ihn erkannt, Hat nie des V o l k s Begehr, dem g u t oft d ä u c h t , W a s schlecht, v o n seinem Ziele a b g e w a n d t ; T y r a n n e n d r ä u ' n ihm nicht die W a n g e bleicht, N i c h t Wettersturm, nicht Blitz aus Jovis U n d wenn der Himmel selbst

Hand,

zusammenbricht

O b seinem Haupt, er schaut's und zittert nicht. D a s eben war's, was Herkules erhoben U n d P o l l u x zu der Götter sel'gem

Los:

Mit ihnen kostet auch den Nektar droben A u g u s t u s in verdienter R u h e S c h o f s . D e r du am Z ü g e l lenkst der T i g e r

Toben,

S o h n Semeies, es machte dich auch g r o f s Und dich, Quirin, der auf des Vaters Rossen G e n H i m m e l fuhr, den Juno dir erschlossen. »Hochmlit'ges Ilion (rief sie aus) —

in T r ü m m e r

Bist du g e s u n k e n ! Paris' frevler Spruch U n d jenes fremden W e i b e s eitler

Schimmer,

Sie w u r d e n deiner trotz'gen Mauern F l u c h . V e r h a f s t m i r und der keuschen Pallas immer S c h o n seit L a o m e d o n s ruchlosem T r u g , Fahr', Ilion, hin!

V e r w o r f e n hab' ich dich,

D a T r e u ' v o n dir und deinen Fürsten w i c h . « » D o c h längst nicht b l ä h t sich mehr der arge T r o e r , D e r Helena g e w a n n mit

Schmeichelwort;

N i c h t zum A c h ä e r m o r d mehr stürmt v o l l h o h e r B e g i e r d e Hektors K r a f t , der Seinen Hort. So nimm i h n auf denn, M a v o r s ,

Schlachtenfroher,

D e n S o h n , des Mutter stammt aus jenem

Ort;

[ 2 9 — 2 6 v. Chr.] Nicht hindern will ich's, dafs in unsrer Reihe Sich Romulus fortan des Nektars freue.« »Das Volk, dem er Gesetze gab, es leidet Verbannung zwar, doch wächst in meiner Hut, Solange nur von Ilion es scheidet Die breite, sturmbewegte Meeresflut. Solang' die Herde auf den Gräbern weidet, Darinnen Priamus und Paris ruht, S o l l nie das Kapitol an Glanz verlieren, Das stolze Rom bis Medien triumphieren.« »Gefürchtet soll der Römer Name sein Bis an den Gades-Sund, bis wo der Nil Die Felder tränkt, wenn sie das G o l d , allein Im Schacht nicht schlimm, entbehren tapfrer viel Als frechen Griffs dem Menschenbrauch es weihn Froh schaut ihr Heerzug dann jedwedes Ziel D e r Welt, und wo vom Himmel Gluten fallen, Wo ewig Regen fliefsen, Nebel wallen.« »Eins aber muís icli ihnen streng verbieten: Ihr altes T r o j a wieder aufzubau'n W a g ' keiner mir der krieg'rischen Quiriten; Dies fromme Werk, es wäre Frevel, traun I Denn was das erste T r o j a einst erlitten, Sie würden es zum zweiten Male schau'n; Ich, Jovis Weib, will meine Hoheit wahren: Ich führe selbst zum Siege meine Scharen!« »Erhoben dreimal sich die erznen Mauern Mit Phöbus' Hülfe, dreimal sollten dann Hinstürzen sie vor meiner Stärke, trauern Gefangner Weiber Schar dreimal um Mann Und Söhne, hingerafft in Todesschauern« — — Doch wie, steht dies der sanften Cither an? O Muse, wolle Götterwort nicht singen, Das Hohe nicht in niedre Weisen zwingen!



[ 7 * 5 - 7 2 8 d. St.]

III 5: Caelo tonantem credidimus Iovem. Als mau eine A u s l ö s u n g der G e f a n g e n e n des Crassus v o r g e s c h l a g e n hatte. Der Donn'rer herrscht im Himmel, wissen wir; Zum sichtbarn Gott wird man Augustus haben, Sobald die Briten und die Trotzbegier Der Perser seiner Obmacht sich ergaben. Was? Crassus' Heer — o Greul unglaublich schierI — Die harten Marser- und Apulerknaben Leben beim Feind und nahmen seine Töchter Und dienen gar im Medersold als Wächter? Ha, alles, was uns irgend heilig, hat Schmachvoll vergessen diese Schar, als ständen Nicht aufrecht unser Gott mehr und die Stadt? Und Regulus doch hat es abzuwenden Gestrebt, da er dem schnöden Tauschtraktat Sich widersetzte, fürchtend zu verblenden Die Spätem, wenn zu leben e r begehrte: »Weh dir, gefangne Schar, mitleidsunwerte I« »Ich hab' in der Karthager Stadt gesehen Die Waffen, die sie ohne Kampf gestrecktj An Tempelpfosten hangend als Trophäeij; Die Hände rückwärts sah ich schmachbedeckt Sie selbst, die Feiglinge, und Schnitter mähen Sah ich die Halme wieder ungeschreckt, Bei o f f n e n Thoren, an derselben Statt, Wo unser Heer die Saaten einst zertrat.«' »Doch — kauft sie los, die Braven, wenn ihr glaubt, Das mach' sie tapfrer; Schaden fügt zum Leidl Wie keine Kunst dem Wollenstoff, beraubt Der ersten Färb", sein Weifs zurpckverleiht, Wie auch die Hindin nicht kampflustig schnaubt, Die kaum aus Netzes Maschen sich befreit:

[ 2 9 — 2 0 V. C h r . ]

71

S o , s c h w a n d einmal der M a n n e s m u t v o n hinnen, K a n n nie der F e i g l i n g ihn zurück

gewinnen.«

» N i e w e r d e n , die dem F e i n d e sich U n d m a c h t l o s , unter T o d e s

ergeben

Angstgefühl,

D e r P u n i e r S t r i c k am A r m g e s p ü r t soeben, D e n s e l b e n m u t i g stehn im

Schlachtgewühl.

Sie k a u f t e n auf der W a l s t a t t sich das L e b e n D u r c h F r i e d e n statt durch K a m p f : o S c h a n d e v i e l ! O grofse Feindin, gröfser noch zumal Durch Romas schimpflich jammervollen

Fall!«

S o s p r a c h er, und der zlicht'gen G a t t i n K ü s s e , D e r zarten K i n d e r S c h m e i c h e l n wies er ab, A l s der sich ausgestofsen a c h t e n müsse, U n d stand gesenkten B l i c k s , starr wie im G r a b , B i s er b e f e s t i g t des Senats

Beschlüsse

D u r c h einen Rat, w i e keiner n o c h ihn g a b , U n d aus der w e i n e n d e n V e r s a m m l u n g Mitte G l o r r e i c h in die V e r b a n n u n g lenkt' die S c h r i t t e . D i e Martern, die der F e i n d ihm

hergerichtet,

E r kannte sie g a r w o h l , und d e n n o c h

schob

D e n D r a n g der F r e u n d e , der sich um ihn D e s V o l k s G e d r ä n g ' , das

fleh'nde

N i c h t anders er zurück, als hätt'

Hand'

schichtet', erhob,

geschlichtet

Klientenstreit er t a g l a n g , und als o b A u f a t m e n d er zu sehn g e d ä c h t e nur T a r e n t s orler V e n a f r u m s Gartenflur.

III 11: Mercuri — nam te docilis magistro. W i e Ii u r a z u 111 L > (1 e w a 1 b M e r k u r , der d u A m p h i o n G e l e h r t , der Stein zu Steine U n d du, o

kunstvertraute,

Sang zwang,

[ 7 2 5 - 7 2 8 d. S t . ] Du siebensait'ge Laute, Nun gebt mir an den rechten K l a n g I Die arm einst tont' und unbeschwingt, Jetzt bei der Tempel Festen klingt Und in der Fürsten Kreise, O Cither — eine Weise, Die Lydes sprödes Ohr bezwingt! Wie auf der Flur mit scheuem Sprung Ein Stutenfohlen keck und jung Flieht vor des Hengstes Nähe, Ist feind auch sie der Ehe, Ganz Herbigkeit und Weigerung. Du lockst die T i g e r und den Wald, Gebietest raschen Strömen Halt; Zum Weichen ward gezwungen Einst, da du süfs erklungen, Des grimmen Pförtners Graungestalt: Cerberus, dem nach Furienart Das Haupt von hundert Nattern starrt, Dem vom dreiziing'gcn Maule Der Geifer trieft, der faule — Dir, Harfe, gab er frei die Fahrt. Ixion, Tityos so wund, Du machtest lächeln ihren Mund; E s lauschte deinem Liede Die arme Danaide, Dafs einmal leer ihr Eimer stund. Der Jungfrauen Verbrechen, lafs L y d e das grause hören, das Sie dorten büfsen müssen Mit angsterfüllten Güssen Ins tückisch bodenlecke F a f s ! J a , dort wird alle Schuld gesühnt. Wes haben die Bösen sich erkühnt i

[ 2 9 — 26 v. Chr.]

73

Im Brautbett ihre Gatten Mit Eisen zu bestatten, Des haben die Bösen sich erkühnt! Von vielen Eine, unbetbort, Der Hochzeitsfackel einzig wert, T r o g tugendhaft den Vater, Des Trugs meineid'gen Rater, Und ewig werde sie geehrt! »Auf, auf, Geliebter (mahnte sie), Dafs nicht, von wo du's fürchtest nie, Dich langer Schlaf befalle! Den Schwäber, die Schwestern alle, Die frevlen, gilt's zu täuschen hie.« »Mag legen mich in Ketten schwer Der Vater nun, mag zürnend er, Weil dein ich mich, des Armen, Mitleidig mufst' erbarmen, Mich weit verbannen übers Meer« — »O geh', o flieh', du mein Gemahl, Venus und Nacht sind hold zumall Das Gluck mit dir! Und bleibe D u mein gedenk, und schreibe Die Klage auf mein Totenmal!«

III 28: Festo quid potius die. N a c h d e m L y d e I i o r a z auf s e i u Gut g e f o l g t Was doch thät' ich Bess'res, ei, A m Neptunusfeste 1 L y d e , Cäcuber herbei, Aber hurtig, Beste! Wein herbei und froh Gesicht, Schau' nicht so gediegen! L a n g ' ist's Mittag, siehst du nicht? Und die Stunden

fliegen.

war.

[ 7 2 5 - 7 2 8 d. St.]

74

Gleich als stünden still sie schier, Säumst vom Bort zu reifsen D u den K r u g , den treffend wir B i b u l u s k r u g heifsen? . . . Ic}i nun will Neptunus' Preis Singen und der klaren Nereiden gleicherweis' Mit den grünen Haaren. D u wirst auf der L a u t e hohl L o h g e s a n g erteilen L e t o und Dianen wohl Mit den schnellen Pfeilen. I h r , die auf dem Schwangespann S c h w e b t nach P a p h o s , tönen Unsre letzten L i e d e r dann —



Und der Nacht, der schönen!

I 20: Vile potabis modicis Sabinum. A l s M & c e n H o r a z a u f dem L a n d e

besuchte.

Sabinerwein nur hab' ich vorzusetzen, M ä c e n a s , Liebster, schlichten Trunk, und zwar In Hümplein, die nicht kostbarer f ü r w a h r ; Doch hoff

ich, werde dies dich bafs ergötzen:

Ich selbst hab' diesen K r u g , der dich soll letzen, Varpicht des T a g s , wo — weil dir die G e f a h r T ö d l i c h e r Krankheit abgewendet war — D e m Ritter, dir, v o n des T h e a t e r s Plätzen E i n F r e u d e n g r u f s sich h o b so lauter Rufer, D a f s vom J a n i c u l u m das E c h o k l a n g ' Und v o n des heimatlichen Stromes Ufer. Sei auch Calener, C ä c u b e r dein T r a n k , Nicht misch' ich mit Falerns und F o r m i ä s Weinen D i r meine Becher, doch — es sind die m e i n e n .

[29—z6 v. Chr.]

75

I 38: Persicos odi, puer, apparatus. Wie

Horaz

einsame Sommerlust

genol's.

Lafs der Perser Mahle glänzen, Geh' mir mit dem allen! Hab' an feingebundnen Kränzen, Junge, kein Gefallen. Darfst mir nicht nach Rosen spähen, Wo noch eine blühe; Myrtengrün nur will ich sehen, Spare weitre Mühe! Myrte ziert genug den Diener, Ist er Schmucks bedürfend, Ziert auch mich, den Wein in grüner Sommerlaube schlürfend.

II 11: Quid bellicosus Cantaber, quid Scythes, Wie Hirpinus Horaz

auf dem L a n d e b e s u c h t e .

Lafs sie fahren, Sorg' und Angst Um die Kantabrer und Skythen! Sieh, wie du umsonst dich bangst: Kannst ja nichts verhüten. Flüchtig ist der Jugend Schritt, Und der Liebe Frohgenüsse Und die Schönheit fliehen mit, Und der Schlaf, der süfse. Mondes Scheibe mindert sich, Lenzes Blumen müssen welken, Und wir liefsen Künft'ges, sprich, Unsre Stirn umwölken? Ei, warum nicht trinken wir, Rosen in den Silberlocken,

76

[ 7 2 5 - 7 2 8 d. St.] Unter den Platanen hier Volle Becher trocken ? Bacchus wiegt die Sorgen ein, Darum trinke! T r i n k ' und lache! . . He, wer löscht den Feuerwein Flink uns dort am Bache ? Wer auch bringt uns L y d e n her? Zart die laun'sche Dirne bitt' er, Kommen möcht' sie, wie sie war', Rasch mit goldner Cither!

III 17: Aeli vetusto nobilis ab Lamo. An J j u c i u s A l i u s L a n i i a in F o r m i a . zum G e b u r t s t a g e . O du, des alten Lamus Sprofs — nach dessen Erlauchtem Namen sich Das Volk der Lamier jief, nun fast vergessen, So lehrten Staatsarchiv und Sage mich: O Älius — Enkel des, der einst die alten Ringmauern Formiäs aufgeführt, Den hoch des Liris Ufer sahen walten, Wo Circes steilen Strand die Woge rührt: J a , Freund, der grüne Wald wird morgen stehen Vom Herbstorkan entlaubt, Und schäumen wirst du das Gestade sehen, Wenn man der wetterkund'gen Krähe glaubt. Drum eilig dürres Holz, soll ich dir raten, Solang' es möglich noch, herbeigeschafft I Mufst ja bei Feierwein und Ferkelbraten Dich morgen pflegen samt der Dienerschaft.

III 23: Caelo supinas si tuleris manus. A l s L y d c die G ö t t e r und s i c h s e l b s t > e r k a n n t e . Hebst zum Himmel du die Hände, Wann sich neut des Mondes Licht,

[29—26 v. Chr.]

77

Phidyle, du Bauerfrauchen, Nein, vergebens flehst du nicht. Bring' den Laren deinen Weihrauch, Frucht vom Jahr und Ferkelein, Und den Rost verspürt das Korn nicht, Den Scirocco nicht der Wein — Unsern lieben Lämmlein schadet Nicht des Herbstes Regengufs: Blicke nach Albanerweiden Nicht und nach dem Algidus! Was sich dort im Eichenschatten Mästet und im fetten Gras, Wird der Priester Beile röten; Du jedoch — nicht brauchst du das. Darfst nicht fällen viele Schafe Hier den kleinen Göttern, glaub', Die mit Rosmarin du kränzest Und mit zartem Myrtenlaub. Streust du ihnen Salz und Dinkel, Schon erweichst du ihren Sinn, Trätest mit den reichsten Gaben Nicht willkomm'ner vor sie hin.

II 4: Ne sit ancillae tibi amor pudori. Als Telephus

s i c h in P h y l l i s ^ e r l i e b t h a t t e .

Eine Magd dein süfses Mädel? Xanthias Phoceus, nicht erröte 1 War Briseis mehr als Sklavin? Und um sie in Liebesnöte Fiel Achill, so stolz und edel. Auch der Telamonier glühte So der kriegsgefangnen Beute, Jener fürstlichen Tekmessa;



[ 7 2 9 - 732 d. St,] Der Atride so sich'freute An Kassandras Jugendblüte: Freut' sich ihrer nach dem Siege, Als vernichtet die Barbaren Lagen und der tote Hektor Ilion erschlofs den Scharen Griechenlands nach langem Kriege. Ei, wer weifs, dem Schwiegersöhne Werden auch zum Ruhm gereichen Deiner blonden Phyllis Eltern: Sie auch mufsten sicher weichen Einst von einem Königsthrone I Nimmer stammt ja von Gemeinen, Der dein Herz sich zugewendet;' Keine Mutter, traun, gebar sie, Welche deren Namen schändet', Die so redlich liebt dich Einen. Ihre Arme, ihre Wangen, Ihre allerliebsten Waden Mag ich loben unverdächtig: Wenig, ach, wird ja dir schaden, Dem schon vierzig Jahr' vergangen.

III 18: Faune, Nympharum fugientum amator. Wie H o r a z d e n H e r d e u g o t t e h r t e . O Faunus, flücht'ger Nymphen Liebhaber, wandle mild Durch meiner Äcker Grenzen Und sonniges GefildI Und scheide wieder, gnädig Der Herde junger Schar, Auf dafs mein Dank dir werde. Wann sich erfüllt das Jahrl

79

[ 2 5 — 2 2 V. C h r . ] D a Schlacht' i c h dir ein B p c k l e i n , D a s c h w i l l t v o n W e i n der . D a d a m p f t die h e i l ' g e V o n Weihrauchduft

Krug,

Stätte

genug.

D a h ü p f t , am S p ä t j a h r s f e s t e , D i r lustig Schaf und

Kuh,

U n d a u f der A u e feiert D e r Stier, das D o r f dazu. Ja, L ä m m e r selbst u n d

Wölfe

Vergessen Flucht und Raub, U n d a u f den P f a d d i r streuet D e r W a l d sein b u n t e s D e r Pflüger aber

Laub.

tanzend

S t a m p f t f r ö h l i c h , recht mit F l e i f s , D e n B o d e n , der g e f o r d e r t So manchen Tropfen

Schweifs.

III 22: Montium custos nemorumque, Virgo. Als Horaz

G cburtsgöttin

der

Dunk

schuldete.

Jungfräuliche Verwalterin D e r W ä l d e r du und

Hohen,

Getreuliche Erhaltcrin D e r M ä g d e l e i n in W e h e n , W e n n wir Bei ihrer

dreimal Qual

D e i n rettend N a h n erflehen: D i e h o h e P i n i e , die m e i n

Dach

B e s c h i r m t m i t ihrem W i p f e l b r e i t , Sei dir

geweiht!

U n d j ä h r l i c h f r o h am g l e i c h e n

Tag

N e t z ' i c h sie m i t des E b e r s B l u t ,

8o

[729—732 d. St.] Des junger Mut Die Hauer senkt Und schiefen Hiebs zu treffen denkt.

III 29: Tyrrhena regum progenies, tibi. Als Miiceu d e s T r o s t e s b e d u r f t e .

Sprofs von tyrrhen'schem Königshause, Ein Krug, Mäcen, in meiner Klause Bei Salb' und Rosen harret dein Unangerührt, voll Edelwein. Bedenk's nicht lang', um stets zu schauen Weit in die Ferne ringsherum Nach Tiburs wasserreichen Auen, Nach Äfula und Tusculum! Entflieh' dem Überflufs, verlasse Dein wolkenhohes Schlofs; die Gasse Des hehren Roms voll Qualm und Braus Sei länger nicht dein Augenschmaus! A b w e c h s l u n g lieben ja die Reichen; Lafs unter niedrem Dach einmal Dir aus der Stirn die Falten streichen Ein saubres, ganz prunkloses Mahl. Schon flammt der Sirius im Osten, Der Löwe läfst sein Wüten kosten, Die Sonne führet uns herbei Der dörrend heifsen Tage Reih'; Schon flüchtet Hirt und Herd' ermattet, W o eines Baches Kühlung rinnt Und eines Baumes Wipfel schattet: Am stillen Ufer schläft der Wind. Doch du läfst Sorge dir bereiten Des Reiches Angelegenheiten Und fürchtest für das Wohl der Stadt Des Serers Krieg, 'Baktras Verrat!

[25—-22 v. C h r . ] I c h m e i n e , dafs ein G o t t v o l l D i e Z u k u n f t uns m i t D u n k e l

Güte deckt"

U n d l ä c h e l n d blickt, w o e i n

Gemüte

Sich mit verbotnen Ä n g s t e n

schreckt.

W a s dir v o r A u g e n l i e g t , das b r i n g e Z u r e c h t , d o c h alle a n d r e n

Dinge,

S i e g l e i c h e n unserm S t r o m , d e r b a l d S ä n f t l i c h zu s e i n e m M e e r e w a l l t , Bald wieder Blöcke, Bäume, U n d Leichen wälzet

Hütten

flutgeschwellt,

S o dafs es s c h a u e r l i c h inmitten D e r B e r g e u n d der W ä l d e r

gellt.

D e r f ü h r t ein f r o h s e l b s t e i g e n

Leben,

W e r stets s i c h d a r f das Z e u g n i s

geben,

S o o f t die N a c h t

herniederschwebt:

»Ich h a b ' gelebt, ich hab'

gelebt!

A u f m o r g e n m a g der Vater

senden

S t u r m o d e r S o n n e n s c h e i n : ich w e i f s , W a s w a r , w i r d er n i c h t r ü c k w ä r t s Nicht wandeln e i n e r Stunde

wenden,

Preis.«

F o r t u n a w i l l kein M i t l e i d f ü h l e n , L i e b t b l o f s , ihr b ö s e s S p i e l zu s p i e l e n , R a u b t E h r e n d o r t u n d s c h e n k t sie hier, L a c h t m o r g e n d e m , w i e h e u t e mir. W i l l sie v e r w e i l e n , g u t !

Doch

wieder

N e h m ' sie all' ihre G a b e n h i n , S c h ü t t e l t sie treulos d a s G e f i e d e r ; M i r b l e i b t m e i n W e r t , so arm i c h b i n . W e n n u n t e r m S t u r m die M a s t e n Dann jammernden Gelübdes

kreischen,

heischen,

D a f s d u r c h die teure W a r e n f r a c h t D a s M e e r n i c h t r e i c h e r sei Ist m e i n F a l l n i c h t .

S c h w i n g ' ich getrost mein Staedler, IJoraz.

gemacht,

Im kleinen

Boote

Ruderpaar, 6

82

[ 7 2 9 — 7 3 2 d. St.] Und wie der W o g e n W u t auch M i c h f ü h r t ein G o t t d u r c h die

drohte, Gefahr.

I 24: Quis desiderio sit pudor aut modus. AI.-

ijuiutllius

V a r u s dem Frcundeskrci-c rissen war.

W e r w o l l t e sich d e r l a u t ' s t e n K l a g e

schämen,

W e n n ihm s o l i e b e r F r e u n d v o m L e b e n M e l p o m e n e , s t i m m ' a n das

ent-

schied?

Trauerlied:

Q u i n t i l i u s n u n w e i l t im R e i c h e n d e r

Schemen!

W e n n alle T u g e n d e n v e r e i n i g t k ä m e n , W o f ä n d e n sie w i e seines ein D i e G u t e n trauern all' o h n '

Gemüt?

Unterschied,

D o c h k e i n e r m a g g l e i c h dir, V i r g i l , sich

grämen.

Die Gotter trogen dein Vertrauen

böslich;

U n d k ö n n t e s t süfser d u als O r p h e u s

singen,

N i c h t w i r s t du i n d e n L e i b die S e e l e

zwingen,

V o m grausen Stab entführet unumstöislich. O hartes L o s !

D o c h lindert, w o zur

Schuld

D a s Murren wird, den herben Schmerz —

Geduld.

I 29: Icci, beatis nunc Ara"bum invides. A l s I c c i u s in d e u

arabischen

W i e , Iccius, so m u f s i c h ' s . d e n n D u n e i d e s t , L i e b e r , ihre

Krieg

zog.

erleben?

Kostbarkeiten

D e n A r a b e r n , u n d K e t t e n zu

bereiten

D e n K ö n i g e n v o n S a b a ist d e i n

Streben?

H a , w o die M a i d , d i e b a l d d i c h w i r d N a c h d e m ihr B u h l e s a n k im s c h a r f e n

umschweben,

Streiten?

W e l c h junges Prinzenblut wirst du erbeuten, lieim Mahl den B e c h e r dienend dir zu

geben?

^25—22 v. Chr.]

83

Wahrhaftig, niemand mehr wird leugnen wollen, Dafs Bäche bergauf zu den Quellen kehren Und rückwärts unser Tiber könne rollen, Da du für Eisenschmuck den weisheitsvollen Buchschatz hingiebst zusamt Panätius' Lehrer^. O, nimmer dacht' ich d a s von dir zu hören!

I 36: Et thure et fldibus iuvat. Als

Plotius

Numida ans dem s p a n i s c h e n heimkehrte.

Kriege

Mein Numida ist heimgekehrt! Zur Feier Spreng' ich den Göttern eines Kälbchens Blut: Aus Spanien kam er heil in ihrer Hut, Mit holdem Kufs den Freunden, die ihm teuer. Ihm glüht auf Lamias Mund das süfs'ste Feuer, Sind sie sich doch seit Kinderzeiten gut . . . Auf denn und sorgt, dafs Trunk und Tanz nicht ruht, Dem schönsten T a g zu schuld'ger Freudensteuer 1 Von Damalis, die alle Uberzecht, Lass' Bassus selbst sich heut nicht niedertrinken! . . . A u f , Rosen her! Eppich und Lilien brecht 1 Wie aller Aug' an Damalis sich hängt! Den Numida erkor sie, lafst das Winken: Nur um so fester sie an ihn sich drängt.

III 14: Herculis ritu modo dictus, o plebs. Als der in S p a n i e n t o t g e s a g t e A u g u s t u s in Rom einzog. Jungst noch hiefs es, dafs nach Herkuls Weise •Für den Ruhm das Leben gab zum Preise 6»

84

[ 7 2 9 - 7 3 2 d. St.}

Unser Cäsar bei Hispaniens Heeren; Jetzt, o Glück, jetzt wird er heim uns kehren Mit des Siegers Ehren! Die dem Einz'gen sich zur Gattin weihte, Zu gerechtem Opferfeste schreite Sie, die Schwester sein, die Schar der Mütter, Um das Haupt die Binde frommer Bitter; Heil dann Rom betritt er I Ihr jedoch, des Feierchores Runde, Knaben, Mägdlein, harret dieser Stunde, Harrt des Helden, bis er kommen möge 1 Und dafs j a kein Unglückswort sich rege, Schädlich seinem W e g e ] Recht ein Festtag soll mich dieser dünken, Wo mir jede Sorge wird versinken, Da, weil Cäsar wieder herrscht auf Erden, Nicht Gewalttod, nicht Aufruhrsbeschwerden Mehr mich ängsten werden. Hurtig, Junge, Salbe kauf und Kränze, Dafs ich heute festlich schön erglänze; Schau' dann nach den Fäfslein auf den Borden, Ob von Spartacus und seinen Horden Eins verschonet worden. Auch Neären lade, die mir singe; S a g ' ihr, dafs sie flugs in Knoten schlinge Ihres Haares duft'ge Seidenwelle — Macht Umstand' ihr Thürwart, der Geselle, Dann verlass' ihn schnelle. " Silbern wird mein Haar bereits, und gerne Bin ich lärmendem Gezanke ferne; Freilich, war' ich wie zu Plancus' Zeiten Und es wollte mich ein Mädchen meiden, Nimmer würd' ich's leiden I

[25—22 v. Chr.]

III 27: Impios parrae recinentis omen. Als L y d e Horaz uud I t a l i e n

verlassen

mul'ste

D e n Bösewicht geleite das Gemau' Des Leichenhuhns, der trächtigen Hündin Heulen, Der Mutterfüchsin, grauen Wölfin Schau; Ihm schnelle plötzlich vor den Gäulen Im W e g die Schlang' empor, Dafs er umwende zum verlass'nen T h o r ! Wes Wohlergehen mir am Herzen liegt, Dem bin ich selbst bemüht um gute Zeichen, Und eh' der Vogel, der den Regen riecht, Z u seinen Sümpfen könne streichen, Von Sonnenaufgang her Ruft mein Gebet des Raben Glücksgewähr. So magst denn du, wo du es lieber bist, O Galatea, glücklich sein! So gehe Und denke meiner, der nicht dein vergifst! Zu scheuen hast du keine Regenkrähe Und keinen Specht zur Linken — Doch siehe, dräuend will Orion sinken 1 W a s Adrias verdunkelt Wellenheer Z u r Herbstzeit, was Iapyx Heitre gebe, Ich selbst erfuhr's. Um Mann und Vater schwer Der Feinde Weib und Kind erbebe, Wann unter Südsturms Wut Das Ufer wankt und schäumt die schwarze Flut! So hat die weifse Gliederpracht vertraut Europe einst dem B u g des Lügenstieres, Bald aber, trugumringt, angstbleich erschaut Gewimmel grausen Meergetieres, Und ach, nur eben noch Auf blum'ger Aue wand sie Kränze d o c h l

86

[729—732

E s k a m die N a c h t ; in düstrem D ä m m e r

d-

stand

R i n g s u m nur w ü s t e S e e , u n d S t e r n e d r o b e n . . . B i s sie an K r e t a s

Hundertburgenstrand

A l s o zu jammern

angehoben:

»Vater —

Ach, weh und

ach!

N i c h t T o c h t e r mehr, da Tochterpflicht ich »Besiegt die fromme Zucht von toller

brach!«

Gier!

W a s w a r ich, ach, und w a r d ich? T o d zu d u l d e n I s t f ü r J u n g f r a u e n s c h m a c h z u w e n i g schier . . . B e w e i n ' ich wach denn solch Wie, war' ich

Verschulden?

sündenrein

Und m i c h b e t r o g ' ein irrer T r a u m »War's besser denn, durchs öde

allein?« Wasserreich

Z u z i e h n als j u n g e n B l u m e n f l o r z u p f l ü c k e n ? O , g a b ' mir wer das arge Tier, W o l l t ' ich zerbrechen und I h m seiner H ö r n e r

sogleich

zerstücken

Pracht,

F ü r die ich Kränze, liebbethört, gemacht!« . . . »Schamlos entlaufen, lass' ich schamlos D e n Orkus harren?

D a f s ein G o t t m i c h

S o wehrlos n a c k t will ich bei L ö w e n E h ' diesen schönen L e i b Aushöhlend Hungers

mein höre:

sein!

zerstöre

Qual,

W e r d ' er, so g l a t t u n d zart, der T i g e r M a h l ! « . . . »Der Vater, weh, der ferne, mahnt und

drangt:

E u r o p e , f e i g e , z ö g e r s t du zu s t e r b e n ? S i e h ' d o c h die E s c h e h i e r : daran M u f s t du d e i n H ä l s e l e i n Mit deinem Gürtel,

gehängt

verderben

der

D i r j a z u m G l ü c k g e f o l g t ist b i s h i e r h e r . « » L o c k t aber mehr

d i c h drunten, b ö s e s

D e r T o d auf S t r a n d e s K i e s e l b e t t , d e m S o w i r f d i c h i n die A r m e r a s c h d e m S o n s t g i e b t m a n W o l l e dir z u

fitzen,

Kind,

spitzen, Windl

[ 2 5 — 2 2 v. Chr.]

87

Und du, o Königsblut, Fühlst roher Herrin eifersücht'ge Wut.« So jammert sie. Doch spöttisch lächelt nur Venus — sie war ihr ungesehn zur Seite, Und Amor mit gelöster Bogenschnur. Und jetzt, nachdem sie satt sich freute, Spricht sie zur Süfsen: »Ei, Genug des Zorns nun und der Schmiihlerei!« »Selbst bring' der A r g e dir sein Prachtgehörn: Jupiter, wisse, will sich dir vermählen; Dies Schluchzen stille drum und tragen lern' Dein hohes Glück mit hoher Seelen! Den Namen dein erhält Dereinst das Dritteil aller Erdenwelt.«

II 2: Nullus argento color est avaris. A l s S a l l U f t i u i . S i lbe rg 111 b enbo ^it zc r g e w o r d e n . Silber, Crispus, ohne Schimmer Liegt's in dunklen Schachtes Bauch, Und auch dich ja blendet's nimmer, Wo nicht weise der Gebrauch. Proculejus, der die Bruder Wie ein Vater reich gemacht, J a , den trägt auf Aars Gefieder Fama über Grabes Nacht I Wohl ist weit ein gröfs'rer K ö n i g , Wer die schnöde Gier bezwang, Als wem alles unterthänig Zwischen Auf- und Niedergang. Wassersucht — an keinem Tranke Sättigt j e die grimme sich, E h des Leidens Grund, das kranke Nafs, dem bleichen L e i b ' entwich.

88

[729—732 d- St.] Den Phrahat in Cyrus' Reichen Nennt beglückt die Menge dort; •Doch die Tugend heifst ihn weichen, Duldet nicht das falsche Wort, Sie, die dauernd nur dem Einen Lorbeer, Krön' und Scepter schenkt, Der auf Berge Goldes keinen Schielen Blick zuriickelenkt.

II 9: Non Semper imbres nubibus hispidos. Als Y a l g i n * U u f u s e n d l o s t r a u e r t e . Auf die Fluren strömt nicht immer Regen nieder dicht und schwer, Ewig stören wilde Stürme nimmer auf das Kaspi-Meer; Schnee und Eis, sie schmelzen einmal von Armeniens Gipfeln fort, Und der durch Garganus' Wälder raste, endlich schweigt der Nord. Du nur, Freund, beweinest immer deines Mystes frühen Tod, Klagest deine Liebe immer mit dem Früh-, dem Abendrot I Hat sich, der drei Menschenalter sah, auch Nestor so betrübt Um Antilochus, den über alles einstens er geliebt? Flossen so der Eltern Thränen um den jungen Troilus? Hörte man von seinen Schwestern also bittern Klagergufs ? W e g , o F r e u n d , die Trauerlieder um den Liebling, welcher s t a r b : Von dem Ruhme lafs uns singen, den Augustus jüngst erwarb! Singen lafs uns des Niphates rauhe, unterjochte Hoh'n,

[ 2 5 — 2 2 v. Chr.] Singen

auch

den

89 Tigris,

wie

er grollend

rollet mit

Gestöhn, Weil

die einst so freien Wogen jetzt in Romas J o c h gezwängt;

Singen die Gelonen, deren dreistes Schweifen eingeengt.

II 10: Rectius vives, Licini, neque alt um. Als

Licinins Murena sich auf Umtriebe einlassen

hochverräterische wollte.

Klüger lebst du, 0 Licinius, Hältst du nicht des Meeres Höhe, Doch auch nicht das nahe Ufer, Allzu bang, dafs Sturm entstehe. Wer den goleinen Mittelpfad geht, Nicht in morscher Hütte leidet Der von schmutz'gem Wust noch wird er Um Palastes Prunk beneidet. Häufiger gezaust vom Sturmwind Bebt der Riesenfichte Wipfel, Tiefer stürzen hohe Türme, Blitze suchen Bergesgipfel. Furcht im Glück, im Unglück Hoffnung, Dafs sich alles könne wenden, Hegt ein wohlbereitet Herze; Stürme kommen, Stürme enden. Heute Leid und morgen F r e u d e ; Auch Apollo wird, der Schöne, Wieder Saiten tönen lassen Für des Todesbogens Sehne. Fest und herzhaft in der Drangsal Zeige dich den Menschen allen; Wehn die Winde allzu günstig, Dann lafs klug die Segel fallen I



[729—732 d- St.]

III 13: O fons Bandusiae, splendidior vitro. A l s H o r a z die S t ä t t e n s e i n e r K i n d h e i t w i e d e r s a h . Bandusia, b l i n k e n d e r als Krystall Seh' deinen Quell ich fliefsen; Verdienet hat's dein lieblicher Fall, Und des Opfers sollst du geniefsen: Mit b u n t e n Blumen u n d duftigem Wein Will m o r g e n ich dir ein Bocklein weih'n. Die Hörnerchen sprossen ihm kaum hervor, Und K ä m p f e schon sinnt er und L i e b e ; Dieweil ich aber ihn dir erkor, Aus ist es mit jeglichem T r i e b e : Es färbt dein Wasser mit seinem Blut, Der heut noch so ü p p i g und wohlgemut. D e s Sommers Hitze, dir bleibt sie fern, D u atmest labende K ü h l e ; Dich sucht ermüdet der Pflugstier gern Und der Herde schweifend Gewühle. Auch du wirst sein ein berühmter Quell: Deine Eichen besing' ich, dein Murmeln so hell.

I 3: Sic te diva potens Cypri. Als Virgil nach Griechenland

reiste.

Venus, die Huldin auf W e g e n des Meeres, Helenas leuchtendes Brüderpaar Leite dich, Schifflein, schätzeschweies; Äolus fess'le der Winde Schar, L ö s e n d allein dem Weste die Schwingen, Dafs du, Schifflein, meinen Virgil

[25—22 v. Chr.]

91

Glücklich zum attischen Strand magst bringen, Wohlbewahrt zum erwünschten Ziel! Birgst die Hälfte, ach, meiner Seele! Wahrlich, gepanzert in dreifach Erz T r u g , wei zuerst eines Nachens Höhle Setzt' auf die finstern Wogen, sein Herz! Nimmer des Süds Gewitterböen Schreckten ihn, nicht Nords Adlerswut, Welcher glätten oder erhöhen Kann, wie er will, des Adria Flut: Todverwegener, der kein Grauen Ob der T i e f e Bewohnern empfand, Trotzig die Brandung vermochte zu schauen Dort an Epirus' Unheilsstrand! Göttliche Vorsicht schied die Länder Vom unwirtlichen Ozean Gar vergebens: der Menschen behender Nachen befährt die verbotene Bahn. Ach, die vermessenen Menschenkinder Lieben Wagnis und Frevel zumal! Nieder trug der vermess'ne Erfinder Den entwendeten Feuerstrahl; Doch seitdem ist in unsrer Mitte Siechtum heimisch und jegliche Not, Und es verdoppelte seine Schritte, Der einst langsam nahte, der Tod. Dädalus wagt' ins Reich der Lüfte Aufzusteigen wie keiner noch, Herkules brach in des Orkus Klüfte: Wahrlich, den Menschen ist nichts zu hoch! Selbst in den Himmel einzudringen Plant, ach, unser Unverstand; Unsie frevlen Thaten zwingen Stets die Blitze in Jovis Hand.

[729—732 d. St.]

92

II 14: Eheu fugaces, Postume, Postume. An P o s t u m u s ,

zum

Geburtstage.

Postumus, weh, wie die Jahre eilen! Frömmigkeit selbst schafft ein klein Verweilen Alters Runzeln nicht noch Todes Pfeilen. Brächtest du dreihundert Stiere täglich, Pluto, Freund, ist ewig unbeweglich, Seinem Banne zu entgehn unmöglich. Ob wir König, ob wir Bettler waren, Alle müssen wir den Styx befahren, Uns gesellend zu der Schatten Scharen. Gar umsonst ist's, blut'gen Krieg zu fliehen, Sich des sturmgepflügten Meeres Mühen, Des Scirocco Glutbauch zu entziehen: Schauen müssen wir die dunklen Wogen Des Kocytusstroms, in matten Bogen Schaurig durch die Nacht dahingezogen; Müssen dort, den Menschen ew'ges Grauen, Danaus' verruchte Töchter schauen Und den Wälzer jenes Steins, des schlauen. Gattin, Haus, und was du hier besessen, Alles wirst du lassen und vergessen, Nichts mitnehmend dir als Grabcypressen. Dein gesparter Wein dann labt den Erben; Ja, anstatt im Keller zu verderben, Wird der Göttertrank den Estrich färben!

III 30: Exegi monumentum aere perennius. Als Horaz s e i n e Oden

herausgab.

Errichtet hab' ich mir ein Denkmal hier Fester als Erz und höh'r als Pyramiden;

[25 — 22 v. Chr.] Der Regenflut, dem Sturm nicht ist beschieden Und nicht der Zeit, zu mindern seine Zier. Dem T o d ' entrinnt kein kleiner Teil von mir: Erneu'n wird wachsend sich mein Ruhm hienieden, Solang' aufs Kapital an Märzes Iden Vestal' und Priestern wandeln, ewig schier I Italisch L i e d in des Äoliers Weisen — So wird der niedern Hütte Sohn man preisen Am Aufidus — wufst' ich zuerst zu singen; Drum, was mein Stolz, weil des Verdienstes Lohn Nimm, o Melpomene, die Lorbeerkron' Und wolle gern um meine Stirn sie schlingen I

IV 9: Ne forte credas interitura, quae. Als Marcus L o l l i u s Konsul geworden. Wähne nicht, es werde alles Klanglos schwinden, was ich sang, Was sich ungewohnten Schalles Meinem Saitenspiel entrang; Der ich an dem tosendlauten Aufidus geboren bin, Was die Musen mir vertrauten, Tönt durch ferne Zeiten hin. E w i g trotze der Vernichtung Der Mäonier Homer: Doch verging auch Pindars Dichtung Und Alcäus' nicht bisher! Nicht veraltet, nicht verklungen Ist, was einst Stesichorus, Was Simonides gesungen, Festlied oder Klagergufs; Und was hold von Wein und Liebe Tändelte Anakreon,

94

[ 7 3 3 - 7 3 7 d. St.] Was der heifsen Herzenstriebe Vor viel hundert Jahren schon Sappho eingehaucht den Saiten Mit bewegtem, stifsem Wort, Siehe, bis auf diese Zeiten Atmend lebt es fort und fort! Nicht die einzige entbrannte Helena dem Buhlen jung, Teucer nicht der erste sandte Kreterpfeiles Todesschwung; Nicht e i n Ilion nur dämpften Grimme Feinde, racheheifs, Nicht allein ruhmwürdig kämpften Sthenelus, Idomeneus; Und Deiphobus, der hehrste, Und der wilde Hektor sind Nicht der einz'ge, nicht der erste Hingefallt für Weib und Kind: Nein, es lebten solcher Helden Schon vor Agamemnon viel, Aber ihre Thaten melden Dichter nicht mit Saitenspiel; Alle drum sind sie vergessen, Ihre Namen hört man nie, Thaten, Leiden, unermessen. Keine Thräne fliefst um sie! Heldentugend welche schmachtet Ungekannt und ungesagt, Wird der Trägheit gleich geachtet, Welche nie gekämpft, gewagt. D e i n e r Thaten, deiner Gaben Schweige nicht die Cither mein, Lollius, dafs sie begraben In Vergessen nimmer sei'n!

[ i l — 17

V.

Chr.]

95

T ü c h t i g immer, vielerfahren Ist d e i n Geist und klaren Blicks, So in Zeiten der G e f a h r e n W i e in T a g e n bessern Glücks. R ä c h e n d hältst ob j e d e m T r u g e , S e l b e r rein, du strenge

Wacht;

G o l d mit seinem schnöden

Luge,

Ü b e r dich hat's nimmer Macht. K o n s u l nicht nur eines Jahres R ü h m t man dich, nein, immerdar S c h r e c k t dein unbestechlich wahres Urteil der V e r s u c h e r Schar. N i m m e r willst du, dafs man preise G l ü c k l i c h den, der viel besitzt, Sondern einzig den, der weise, W a s die Götter geben, nützt, M e h r denn Pest das Böse meidet, Heiter trägt der A r m u t Not, Gern für teure Freunde leidet U n d fürs Vaterland den T o d .

IV 11: Est mihi nonum superantis annum. A l s Horaz mit P h y l l i s den l e t z t e n B u u d A l b a n e r , neun Jahre bewahrten, H a b ' , Phyllis, im K e l l e r ich, H a b ' E p p i c h zu K r ä n z e n im Garten U n d E p h e u zum S c h m u c k für dich. W i e wird er dir reizend stehen Im leicht geknoteten Haar! Mein "Sälchen auch, sollst du sehen, Strahlt silbern g a n z und gar. U n d ein A l t a r steht fertig Mit heiligem

Blumengewind',

knüpfte.

[733—737 tage. Eis und Schnee sind nun zergangen, Grünend steht der Frühlingshain, Gräser spriefsen, Blumen prangen Auf den Wiesen, an dem Rain; Sanfter fliefst der Strom, die Sonne Lacht der neugebornen Wonne. Ihre nackten Tänze wieder Wagen Nymph' und Grazie bald, D a um ihre zarten Glieder Lindrer Lüfte Wehen wallt — Ach, lafs dich das Jahr belehren, Fernes Hoffen nicht zu nähren! Frühling hat mit holden Farben Kaum geschmückt der Fluren Kleid, Sieh, da ist mit vollen Garben Schon der Sommer nicht mehr weit; Herbst alsbald mit seinen Früchten Mufs vor neuem Winter flüchten. Monde, wann sie abgenommen, Nehmen ewig wieder zu; Wir jedoch, hinabgekommen In das dunkle Reich der Ruh', In der Väter grabesmatten, Bleichen Kreis, sind Staub und Schatten. Wer denn weifs, ob Die dort oben Ihm ein Morgen noch verleihn Z u dem Heute, das zerstoben Wird in wenig Stunden sein? Drum geniefse vor dem Sterben, Was sonst wird des gier'gen E r b e n ! Staedler, I-Ioraz. 7

98

[ 7 3 3 - 7 3 7 d. St.] Bist du tot, hat das gerechte Urteil Minos dir gefällt, Zu befrei'n, Torquat, vermöchte Nichts dich mehr aus jener Welt, Nicht Beredsamkeit, nicht Adel, Nicht dein Leben sonder Tadel. Selbst Diana konnte ihren Züchtigen Hippolytus Nicht dem Schattenreich entführen, Seinen Freund Pirithous Theseus nicht, der Held, erretten Aus des Hades starken Ketten.

IV 8: Donarem pateras grataque commodus. An M a r c i u s C c n s o r i n u s ,

zum

Geburtstage.

Wohl brächt' ich den Genossen gern, den lieben, O Censorin, zum Angebinde dar Schalen und Vasen, schön in Erz getrieben; Dreifüfse schenkt' ich, wack'rer Kämpferschar Siegspreis vorlängst im Griechenlande drüben: Ja, reichlich wollt' ich geben, und fürwahr Du solltest nicht die schlechteste der Gaben Von mir zu deinem Feiertage haben — War' ich nur reich an solchen Herrlichkeiten, Wie einst gewufst in Farben oder Stein Parrhasius und Skopas zu bereiten, Die Gott-und Menschenbildner wunderfein! Nicht hab' ich's, solche Gaben zu bestreiten, Und — schon zu viel von dieser Pracht ist dein. Du liebst dir Lieder: Lieder kann ich schenken Und sagen auch, wie man davon zu denken. Der Marmorbilder Inschrift, welche wir Ruhmwürd'gen Führern öffentlich errichten,

£21 —17 v. Chr.]

99

Dafs sie, ob tot auch, dennoch lebend hier Zu weilen scheinen; Hannibals Verzichten Und rasche Flucht nach dräuender Begier, Rom auszutilgen: herrlicher mit nichten Kann alles dies den Africanus preisen, Als Ennius gethan in Liedesweisen. Auch dein Verdienst entbehrte seinen Lohn, W e n n stumm davon das Blatt des Dichters bliebe. Was war' uns Ilia's und Mavors' Sohn, W e n n neidisches Verschweigen ganz begrübe Die Thaten unsres Romulusi Obschon Den Äakus der Stvx umfing, der trübe, Entrifs ihn doch der Dichter mächt'ges Wort Und führt' ihn zu der Sel'gen Inseln fort. Den Himmel schenkt die Muse. Sie nur schafft, Dafs fröhlich sitzt, ein Gott, bei Jovis Mahle Des Herkules nie mude Heldenkraft; Sie, dafs mit wunderhellem Hoffnungsstrahle Der Tyndariden Paar das Schiff entrafft Aus Meeres Not und Todes Abgrundsthale; Sie, dafs, bekränzt mit Rebenlaubs Verschwendung, Dem Wunsch des Frommen Liber giebt Vollendung.

IV 15: Phoebus volentem proelia me loqui. Als

Augustus

mit

Crassus' Foldzcicheu g e k c h r t wai.

heimge-

Wollte schon von Schlacht und Streiten Heben an den Heldensang, Aber mit der Lyra Saiten Tönte Phöbus' Warnungsklang, Dafs mit allzu kleinem Boote Ich die hohe See vermied', 7*

IOO

[733—737 d. St.] Wo der Untergang mir drohte, Und ich wähl' ein ander Lied — : Deine Herrschaft, Cäsar, schenkte Unsern Fluren wiederum Ihrer Früchte Segen, hängte Wieder auf im Heiligtum Jupiters die alten Zeichen, Die der Parther gab heraus, Und weil Fried' in allen Reichen, Schlofs sie zu des Janus Haus. Frevellust von irren Bahnen Zügelt sie zurück mit Kraft, Rufet wieder her der Ahnen Tugenden aus langer Haft, Welche haben Latiums Ehre Und Italiens Macht erhöht Und gestreckt um alle Meere Dieses Reiches Majestät. Bürgerwut verstört den Frieden Nicht, solange Cäsar wacht; Nicht wird neue Schwerter schmieden Zorn, der Völker elend macht. Die der Donau Wellen trinken, Die vom Tanaisgestad', Perser, Serer — seinen Winken Folgen alle mit der That. Wir mit Weib und Kind drum wollen, Sei es Werk-, sei's Feiertag, Dank zuerst den Göttern zollen Und bei fröhlichem Gelag Singen dann nach Sitte dieses Landes zu der Flöte Ton Helden, Troja und Anchises Und der hehren Venus Sohnl

I—19 v. Chr.]

10

IV 6 : Dive, quem proles Niobea magnae. s Iloraz

den

Auftrag

des

Jubclliedes

erhalte

Streng strafte, Phöbus, dein Geschofs Latonens Räuber Tityos, Und bitter liefsest du's die Schar erproben Der Niobe, die sich zu stolz erhoben; Hin von deinem Pfeile sank Auch, der Troer Untergang, Peleus' Sohn, vor welchem bang Der Feinde Haufen oft vordem zerstoben. O b auch der Griechen Bester schon Und einer Gottin edler Sohn, Mit seinem Speer erschütternd Priams Halle, Doch bracht' ihn deine Götterkraft zu Falle. Wie der Baum von Beiles Macht Oder Sturms zu Boden kracht, So, gehüllt in Todesnacht, HinstUrzt' Achilles mit gewalt'gem Schalle. Nicht in Minervens Rofs versteckt, Das dem betrog'nen Volk erweckt' So grofse Freude zu noch gröfserm Harme, Hätt' er, hinwütend in der Troer Schwarme, Mit des Feuers Glutengraus, Mit dem Schwerte Priams Haus, Priams Volk getilget aus Bis auf den Säugling in der Mutter Arme. D a liefsest du dein Wort ertönen; Dir und der holden Venus Thränen Gab Raum der Vater Himmels und der Erde, Gewährend euch mit lächelnder Gebärde, Dafs Äneas einst, der Held, Gründe fern in Latiums Feld

102

[ 7 3 3 - 7 3 7 d- St.] Eine Stadt, den Ruhm der Welt, Und überwinde jegliche Beschwerde. Du, der die Hand Thaliens führt, Dafs lieblich sie die Saiten rührt, O Phöbus, der du in des Xanthus Welle Die Locken netzest, gieb, dafs rein und helle Auch des Daunierlandes Sang Schalle zu der Lyra K l a n g : Phöbus, ja, dir Phobus Dank, Dafs ich mich würdig zu den Dichtern stelle! Auf denn, erles'ne Schar, wohlauf, Mägdlein und Knaben, kommt zuhaufl Diana ist euch gnadenreich gewogen, Die Göttin mit dem schöngekrümmten B o g e n : Folget, wie mein Takt erklingt, Dafs ihr nebst dem Bruder singt S i e , die Mondes Wechsel bringt Und segnend waltet ob des Kornes W o g e n ! Ist lang' vorüber dieser Tag, Der froh uns bald erscheinen mag, Habt einen Gatten ihr dereinst umschlungen, Noch freut ihr gern euch der Erinnerungen: »Bei dem Jubeljahresspiel, Das in meine Jugend fiel, Sang auch ich mit andern viel Ein Lied den Göttern, das Horaz gesungen.«

C. saec.:

Phoebe silvarumque potens Diana.

Das J u b e l l i e d zur K n a b e n und

Zeitenwendfeier. Mädchen:

Phöbus und Diana, Waldreichs Herrscherin, ihr Himmels Glanzzier,

[2I — I7

v

- Chr.]

Zu verehren stets ohn' Ende Und verehret, O, gewähret, Was wir flehn zur Zeitenwende — Wo Sibyllenvers Befehl gab, Dafs die Jugend und die Unschuld All den hehren Göttermächten, Die die sieben Hügel lieben, Feierliedes Ehre brächten! Knaben: Segner Sol, der auf der Lichtbahn D u den Tag herauf-, hinabführst, Stets ein andrer, stets der eine, O, dafs nimmer Deinem Schimmer Gröfseres als Rom erscheine! Mädchen: Die du den Geburten aufthust Helfend, sei der Mütter Schutz du, llithyia, oder können Als Lucinen Dir wir dienen, Genitalis auch dich nennen 1 K n a b e n und M ä d c h e n : Göttin, Wachstum gieb dem Nachwuchs, Gieb Gedeihn dem Väterratschlufs, Welcher heifset Ehen schliefsen Mit den Frauen, Dafs wir schauen Neuen Kindersegen spriefsen! Dafs nach zehnmal elftem Wendjahr Spiel und Lieder wieder aufstehn

104

[ 7 3 3 - 7 3 7 d. St.] In des Volkes Festgewimmel, Zu drei Malen Unterm Strahlen-, Dreimal unterm Sternenhimmel. Knaben: Und ihr Parzen, die, was einmal Wird gesagt und ewig feststeht, Immerdar mit Wahrheit sangen, Gute Zeiten Wollt bereiten Denen nach, die schon vergangen! Mädchen: Tellus, herdenreich und fruchtreich, Wolle schmücken Ceres' Blondhaupt Mit dem Kianze goldner Ähren: Jovis linde Wässer, Winde Sollen ihre Sprossen nähren! Knaben und Mädchen: Abgelegt die Pfeile, huldvoll Hör' der Knaben Flehn, Apollo 1 Die du zwiegehörnt inmitten Prangst der Sterne, Höre gerne, Luna, was die Mädchen bitten! Knaben: Ist Rom euer Werk und stieg einst Ilisch Volk am Tuskerstrand aus, Jene, die auf fernen Fluchten, Gottgewiesen, Hier in diesen Landen neue Heimat suchten —

[21—17

v

- Chr.]

M a d c h e n: Sie, die heil aus Trojas Brandnacht Bracht' Äneas einst, der Held fromm, Der zum Leben Auserkor'ne, Welcher eben Sollte geben Besseres als das Verlor'ne: Knaben und Mädchen: Gotter, Jungen Lust zum Gutthun, Götter, Alten sanftes Ausruhn Schenkt dann! Allem Romulsblute Reich Vermögen, Kindersegen, Alles Schöne schenkt und Gute! Und fällt weifse Rinder E r euch, Venus' und Anchises' Lichtsprofs, Werd' ihm stets, wes er gewillt ist, Der im Kriege Fliegt zum Siege, Unterleg'nem Feinde mild istl Knaben: Schon zur See, zu Land' die Krafthand Scheut der Meder und den Beilblitz, Schon Bescheid erholt in Güte Sich der Inder Und nicht minder Der noch jüngst so trotz'ge Skvthe. Mädchen: Schon sind Treu' und Fried' und Ehr', sind Zucht und Tugend unsrer Vorzeit Wiederum bei uns erschienen, Lang' vergessen;

io6

[ 7 3 3 - 7 3 7 d- St.] Unermessen Alle Fülle naht mit ihnen. Knaben und Mädchen: Und der Zukunftsktinder Phöbus, Den de; Bogens blanker Schmuck ziert, Er, der neun Kamönen Freude, Dem die Kranken Heilung danken Von des siechen Körpers L e i d e : Knaben: Wenn er gern den Palatin schaut, Wird er Rom und Latium glückvoll, Wie im ersten Lustrum, leiten Auch ins neue Und voll Treue Fort zu immer schönern Zeiten. Mädchen; Und die auf dem Aventin wohnt Und dem Algidus, Diana Wird der Fünfzehner Gebeten Hold sich zeigen, Freundlich neigen Sich den Knaben, was sie flehten. Knaben und Mädchen: Jovis, aller Götter Sinn sei Ebendies, d e r Zuversicht froh Heimwärts wir, der Chor, nun kehren, Unterwiesen, Dafs wir priesen Phöbus' und Dianens Ehren.

[l6—12 v. Chr.]

IV 3: Quem tu, Melpomene, semel. Nachdem

das F e s t m o n u m e n t

errichtet

wurden.

Wen bei der Geburt dein Lächeln, O Melpomene, gegriifst, Nimmer glänzt er auf dem Isthmus In dem Kampf der Fäuste wüst, Nimmer reifset ihn zum Siege Ein achäisch Viergespann, Nimmer zieht im goldnen Kranze E r zum Kapitol hinan. Lieder, die an Tiburs Bächen, In des Haines Heiligtum Nach Äolierweis' er singet, Lieder werden einst sein Ruhm! Sieh, wie Rom, der Städte Fürstin,Schon mich zu den Chören reiht Werter Sänger — und ich merke, Stumpfern Zahnes nagt der Neid. Ja, du Hehre, die du meisterst Goldner Laute Zauberklang, Die du liehest, war's dein Wille, Stummen Fischen Schwanensang: Dein Geschenk ist, wenn das Volk sich, Wo ich nahe, flüsternd weist Seiner Sprache Liederdichter — Dein, was je vermag mein Geist!

IV 10: O crudelis adhuc et Veneris muneribus potens. Als Horaz den schönen Ligurinus

gesehen

Mit Venus' holdesten Gaben Geschmückt, wie bist du so kalt'

hatte.

[ 7 3 8 - 7 4 2 d. St.]

io8

E s kommt dem Stolze die Strafe W o h l w i d e r Verhoffen b a l d . Die um die Schultern dir wehen, Die L o c k e n sinken d a h i n ; D e r W a n g e n purpurne R o s e n , Sie wandeln sich, o L i g u r i n ! , Rauh wird und dunkel werden Dein sufses A n g e s i c h t ; D u suchst es im S p i e g e l vergebens, U n d seufzend die Reue s p r i c h t : SO., wäre gesinnt gewesen D e r blühende K n a b e wie heut! O, würde dem heutigen Sinne Der W a n g e n P r a n g e n erneut!«

IV 1: Intermissa, Venus, diu. Wie lioraz seine L e i d e n s c h a f t kaum

bezwang.

Venus, willst du neu mir wecken K r i e g e , die schon lange ruhten? Bin j a nimmer, ach, wie einstmals Unter Cinara, der guten, Süfser L i e b e strenge Mutter, O, lafs ab mit diesen

Gluten!

K a n n ich, hart v o n fünfzig Jahren-, Deinen weichen Z ü g e l tragen? Geh', o g e h ' , wohin die J u n g e n Rufen dich mit S c h m e i c h e l k l a g e n ; Paullus Maximus besuche A u f dem hehren S c h w a n e n w a g e n ! Diesem

Herzen deine Flammen,

Keins ist w ü r d ' g e r zu entzünden! A d l i g , schön, beredter Anwalt, Reich in allen Wissensgründen

[ i 6 — 1 2 v. Chr.]

Ii

Ist der Jungling. Weithin wird er Deiner Fahnen Ruhm verkünden. Lacht' er siegreich des Rivalen, Welcher wirbt mit vielen Gaben, Gleich wirst du am See von Alba Ihm in Marmor stehn erhaben, Unter prächt'ger Cederdecke Steten Weihrauchs dich erlaben: Hörest dort zu Harf und Flöte Wohl mit Lust dir Lieder singen, Siehest Knaben dort und Mägdlein Täglich dir den Reigen schlingen Und mit ihren weifsen Füfschen Feierlich den Dreitritt springen. M i r — was Weib, was Knabe? Aller L i e b e Glaub' ist mir vergangen, Mag mit Bechern wetten nimmer Noch mit jungen Rosen prangen . . . Weh, warum, o Ligurinus, Dieses Nafs auf meinen Wangen? Warum mufs dies blöde Schweigen Mir der Rede Flufs entstellen? Ach, im Traum der Nächte halt' ich Jetzt im Arm dich, jetzt im schnellen Schwünge folg' ich dir, Fühlloser, Übers Marsfeld, durch die Wellen I

IV 4: Qualem ministrum fulminis alitem. A l s D r u s u s die V i n d e l i c i e r b e s i e g t

hatte.

Dem gleich, der Jovis Blitz bewahrt Und aller V ö g e l K ö n i g ward, Weil Treu' er zeigte, als er raubte Den Ganymed von Idas Haupte:

I 10

[738 - 742 d. St.] Dem Aar gleich, welchen Vätergeist Und Jugendmut dem Nest entreifst, Der, von den Lüften sanft gehoben, Die jungen Schwingen will erproben, Doch bald, von erster Furcht erlöst, Voll Beutegier und ohne Bangen Auf Schaf und Ziegen niederstöfst Und auf emporgebäumte Schlangen — Oder wie auf dem Weideplan Ein Rehlein sieht den Löwen nahn, Der, von der Mutterbrust vertrieben, An Mord den jungen Zahn will üben: S o schreckt' im fernen Alpenthal Der junge Drusus allzumal Rätiens und Vindeliciens Scharen, Die überall sonst Sieger waren, Und wies dem zitternden Geschlecht, Was Tugenden, die in uns wohnen, Vermögen, bildet man sie recht; So that Augustus den Neronenl Wer selber tapfer ist und gut, Des Söhne haben gleichen M u t ; Der Stier, das edle Rofs, sie zeigen, Was für ein Sinn den Vätern eigen; Kein schüchtern Täublein je gebar Der starke, sturnigewohnte Aar: Doch alle Tugend, sagt, was wäre Sie ohne weise Zucht und Lehref Das ist es, was die Geister stählt Und auf den W e g des Guten wendet; Wo rechte Unterweisung fehlt, D a wird das Beste selbst geschändet. Was den Neronen du, o Rom, Verdankest, lehret dich der Strom

[i6—12 V. Chr.] Metaurus, dessen Wellen tranken Das Blut der Punier, die dort sanken Samt ihrem Führer Hasdrubal; Das lehret dich der Jubelschall, Der j e n e n T a g zum schönsten machte, Der endlich dir Erlösung brachte, Seitdem durch das Italierland Der Punier sprengte siegverwogen, Gleichwie durch Föhren saust der Brand, Wie Sturm hinrast durch Meereswogen. Da kehrte wiederum zurück Zu unserm Volk das alte Glück, Und neu erstanden iliren Gottern Die Tempel, welche zu zerschmettern Der Feinde Frevelmut gewagt; Da hat selbst Hannibal geklagt, Durch seines Bruders Fall gebrochen, Und so der Tückische gesprochen: »Wie mögen wir doch, Hirschen gleich, Den Wölfen, diesen Römern, stehen, Die rühmlich schon ehrenreich Zu fliehen und zu hintergehen!« »Dies Volk, das llion verliefs, Als Griechenzorn die Stadt zerstiefs Und ihre Häuser schöngebauet, Das kühn dem Meere sich vertrauet Mit greisen Vätern, Weib und Kind Und neue Heimat sich gewinnt Im fernen, unbekannten Westen, Der Eiche gleicht's: mit ihren Ästen Steht sie, ein Wunder anzuschau'n, Im schwarzbelaubten Waldesgrundc, Und ob von Äxten scharf behau'n, Kraft trinket sie aus jeder Wunde.«

t u

112

[ 7 3 8 - 7 4 2 d. St.] »Der Hydra gleicht es, welche flugs Aus eignem Blute stieg und wuchs Und Herkules mit Sorgen plagte, Dafs er am Siege schier verzagte; Ja, weder Kolchis hat gesehn Noch Theben Drachensaat erstehn So riesenstark, so kampfbeharrlich Wie diese trotz'gen Römer, wahrlich! Ins bodenlose Meer versenkt Nur stolzer wieder sie erscheinen; Der heile Sieger weicht gedrängt Vor ihnen, dafs viel Frauen weinen.« »Nun send' ich keinen Boten mehr Mit neuer Siegs- und Freudenmär' Hinüber nach Karthagos Mauern; Nun kam die Zeit zu Klag' und Trauern, D a Hasdrubal, der brave, fiel Im blutigen, verlor'nen Spiel Und unsre Hoffnung, unsre Freude Mit ihm darnieder sanken beide 1 Fortan wird dieser Claudier Hand Jedwedes Schwierige vollbringen. Denn Jovis Schutz und ihr Verstand Vermögen alles zu bezwingen.«

IV 14: Quae cura patrum quaeve Quiritium. Als

Drusus

und

T i b e r i u s das A l p e n l a n d worfen hatten.

Wie auch Väter und Quinten Zu verherrlichen sich mühten Deine Tugend auserwählt, Was an Ehren sie ersonnen,

unter-

[i6—12 v. Chr.] Nimmer wird's genügen können, O Augustus, Herr der Welt! Jenes Volk, das röm'scher Herrschaft Einzig noch entzogen galt, Jüngst erfuhr auch Vindelicien Deiner Waffen Allgewalt. Drusus hat besiegt mit deinen Legionen dort der Breunen Und Genaunen Raubgeschlecht, Ihre Festen von den grofsen Alpen all' herabgestofsen, Voll an ihnen uns gerächt. Doch der ältre der Neronen Stritt zugleich in schwerer Schlacht, Dafs die ungefügen Rater Auch zum Weichen sind gebracht. Hei, wie war er wert zu schauen, Als er Unterganges Grauen In der Feinde Reihen warf, Die für freien T o d erglühten: S o mag durch die Wogen wüten Nur der Südsturm grimmig scharf, Schimmert durch zerriss'ne Wolken Der Plejaden Siebenzahl, Wie ins Schlachtgewühl er sprengte, In der Faust den blut'gen Stahl. Durch Apuliens Gefilde Wälzt der Aufidus, der wilde, Sich zu seiner bösen Zeit So, wenn er den wohlbestellten Fluren rings mit hoch geschwellten Wellen die Verheerung dräut, Wie Tiberius der Barbaren Eisenreihen hingepflügt Staedler, Iloraz. 8

H4

[ 7 3 8 - 7 4 2 d. St.] Von der ersten bis zur letzten Und verlustlos hat gesiegt. Du jedoch zu solchem Werke Gabst ihm deines Heeres Stärke, Deine Götter, deinen Plan; Selb'gen Tags, wo deinen Waffen Alexandrien den Hafen Und die Burg einst aufgethan, Die verwaiste, vor drei Lustren, Ward der Krieg beendet ganz, Und um deine Herrschaft strahlet Voll des Ruhms erflehter Glanz. Der Kantabrer, einst voll blinder Feindschaff, Meder auch und Inder Und der Skythen flücht'ger Häuf Huld'gen dir, o Hort und Hüter Roms, das nun der Welt Gebieter; Dir des Nils, des Isters Lauf, Dir der Tigris und die Brandung Um der Briten Küste fern, Trotz'ge Galler und Sygambrer — Alles huldigt dir, dem Herrn.

IV 5: Divis orte bonis, optime Romulae. Als A u g u s t u s ' l t t i c k k e h r s i c h l a n g e

verzügorte.

O gottgesandter, o bester Fürst, Der Romulus' Volke gebietet Und seinen Frieden behütet, Schon viel zu lang' in der Ferne du irrst; O sag', wann heim du uns kehren wirst? Du werdest nicht lang' uns meiden, Versprachst du den Vätern beim Scheiden. Geliebter Herr, bring' wieder geschwind

[l6—12 v. Chr.]

Iicj

Das Licht, das alle beglücke, Ein Frühling, komm' uns zurücke! Erfreulicher jedem der Tag verrinnt, Die Sonne leuchtet erst sommerlind, Wenn wir dein Angesicht sehen: O komm', o lass' dich erflehen! Wie Muttersorg' um den ljeben Sohn, Dem neidische Winde wehren Z u r süfsen Heimat zu kehren Ein ganzes Jahr, ach, und länger schon, Zum Himmel betet mit brünstigem Ton, S o siehe dein Volk sich bangen, Nach seinem Cäsar verlangen. Froh schreitet ja wieder der Ackersmann J e t z t hinter dem Pfluge, und Segen Schickt Ceres reich ihm entgegen: Der Schiffer segelt sicher die Bahn, Da ihm kein Räuber mehr wagt zu nahn, Und fromme Treue, sie duldet Nicht mehr, dafs sie werde beschuldet. Im keuschen Hause waltet die Zucht; •Gesetz und Sitte, sie haben Das schmähliche Laster begraben, Das nimmer die Mütter mehr versucht; Lobwürdig wie sie blüht ihre Frucht, Und es folgt die strafende Bufse Jedwedem Fehl auf dem Fufse. Nicht Parther noch Skythe mehr schrecken mag, Nicht Deutschlands Riesengestalten, Bei Casars Leben und Walten; Vergnüglich im Garten beschliefst man den T a g Und bindet die Reben und geht zum Gelag, W o dir auch bereitet die Stätte Bei Tisch auf der Götter Bette — 8*

116

[738-742 U n d b e t e t zu dir u n d g i e f s t dir d e n Mit L a r e n z u g l e i c h u n d

d. S t . ]

Wein

Penaten,

Wie Griechen dem Herkules

thaten.

» G e l i e b t e r H e r r , du w o l l e s t

verleihn

Noch langen Frieden dem Volke

dein!«

Flehn morgens wir trocken, und

flehen

Wir feucht, wann die Stern'

aufgehen.

IV 13: Audivere, Lyce, di mea vota, di. .Vis H o r a z

einstmals

Die Götter haben mich

Lyce erhört,

Erhört, o L y c e , ganz und A l t wirst du, alt —

wiedersah.

gar:

doch schlimm

Willst schön du scheinen

bethört

immerdar.

D u trinkst u n d s p r i n g s t u n d s c h ä m s t d i c h U n d singst m i t Z i t t e r s t i m m e



D e r L i e b e s g o t t b e q u e m t sich

Ach,

nicht,

W i r d n i c h t in s o l c h e n R e i z e n

wach.

A u f Chias frischen W a n g e n , ja, D i e in der J u g e n d F ü l l e b l ü h t Und C i t h e r s c h l ä g t so z i e r l i c h , d a



D a hält er W a c h t und w i r d n i c h t m ü d ' . Verdorrten Eichen V o r U b e r er u n d —

fliegt

meidet

D e n n d u hast g e l b e Z ä h n e Und Falten, und dein Haar D a s schleierzarte

mit

Hohn

dich, schon verblich.

Purpurkleid

Und der Juwelen lichter Strahl E r n e u e n n i m m e r dir die Z e i t , Die eingetragen steht einmal. D e r L i e b r e i z all, d e r F a r b e n D e s T a n z e s Z a u b e r , w o die

Zier,

Spur?

nicht

[l6—12 v. Chr.]

117

Was hast du noch von ihr, von ihr, Die einst geatmet Liebe nur? Die nach dem Ende Cinaras Mich einstens ganz mir selbst entwand, Beseligt, dafs sie mich besafs, Ein Bild der Anmut weitbekannt? Dem Schicksal hat für Cinara Zu kurzer Jahre Frist beliebt, Das leider, Lyce, dir beinah' Neun Alter gleich der Krähe giebt: Damit die wilde Jugend blofs Begaffe und, nach ihrer Art, Die Fackel höhne schonungslos, Die, einst so hell, zu Asche ward.

IV 2: Pindarum quisquis studet aemulari. Als A u g u s t n s aus G e r m a n i e n

heimkehrte.

Wer mit Pindar unternimmt zu ringen, Wagt auf Dädalsflügeln sich empor, Seinen Namen einem Meer zu bringen, In des Fluten sich sein Flug verlor. Ein Gebirgsstrom, den die Regen schwellen Aus der Ufer kenntlichem Gebiet, Braust dahin mit mächtig tiefen Wellen Pindars unerreichbar Lied: Würdig immer vollster Lorbeerkränze, O b in kühnen Dithyramben er, Spottend unsres Verses enger Grenze, Ungewohnte Worte rollt daher; O b er Götter singt mit Preis' und Danken O d e r Könige aus Götterblut, Denen frevelnde Centauren sanken, Sank Chimäras Flammenwut —

8

[ 7 3 8 — 7 4 2 d. Ob er kündet, w e r als S i e g e r k e h r e In die Heimat aus O l y m p i a s Hain, Strahlender durch seines L i e d e s Ehre Als durch hundert Bildnisse von S t e i n ; Ob des J ü n g l i n g s frühen T o d er k l a g e t Mit der thränenreichen Braut und ihn, S i n g e n d , wie e r alle überraget, D u n k l e m Orkus heifst entfliehn. So, Antonius, auf Sturmeswehen W i e g e t stolz sich der Dircäerschwan, W a n n er immer zu der W o l k e n Höhen S i c h empor will h e b e n h i m m e l a n ; W i e das Bienlein auf Matinerwiesen Mühvoll sucht g e r i n g e n Honigtrunk, S i n g e i c h mein kleines L i e d an diesen Ufern T i b u r s s o n d e r S c h w u n g .

Herrlicher w i r d d e i n Gesang e r t ö n e n ; S i n g e du, w i e C ä s a r triumphiert, S i n g e von Germaniens trotz'gen Söhnen, W e l c h e seine M a c h t g e f a n g e n f ü h r t : Gröfs'res nicht verlieh noch wird v e r l e i h e n Dieser E r d e V ö l k e r n das Geschick Denn den Cäsar, wollte sich erneuen Selbst der g o l d n e n Zeiten Glück 1 S i n g e du die Feier dieser T a g e , W i e R o m Freudenfeste angestellt, W i e am Forum s c h w i e g Geschäft u n d K l a g e , D a Augustus heimgekehrt, der Held. Darf auch i c h mich hören lassen, k l i n g ' i c h D a n n mit meiner S t i m m e f r e u d i g e i n : Schönster T a g , ruhmwürdigster, s o s i n g ' i c h , D a der C ä s a r wieder mein I W i e er naht in Ehrenznges S c h i m m e r , » H o T r i u m p h ! « so rufen wir alsbald,

[16—12 v. Chr.] Du und ich, und unermüdlich immer »Ho Triumph!« von allen Lippen schallt; Und den Göttern, deren hohe Strenge Unsres Volkes Wünschen gnädig war, Bringen mit der Burger ganzer Menge Weihrauch wir zum Festaltar. Je zehn Stier' und Kühe auserlesen Lösen dich von des Gelübdes Bann; Mich werd' ich mit einem Kälbchen lösen, Das mir wächst auf saft'ger Weid' heran : Seine Hörnchen schon dem Monde gleichen, Ründet ihn der dritte Aufgang halb; Auf der Stirne trägt's ein schneeig Zeichen, Doch im übrigen ist's falb.

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VERZEICHNIS DER ODEN IN ZEITLICHER ORDNUNG.

IV 12. I 5. 1 8. 1 11. I 16. III 24. 1 1. I 32. II 6.

712-714 d. St. (42—10 v. Chr.) Seite Nachdem H. bei Sestius Frcundeshulfe gefunden . . 1 Als H. den Feldherrn und den Vater verloren hatte 2 Wie H. mit den Freunden die Zeit zu ertragen suchte :-> Wie übel ein bewachtes Madchen daran ist . . . . 4 Als Mun. Plancus nach Griechenland flüchtete . . 5 Wie H. mit den Freunden fröhlich war (i 7)5—717 d. St. (39-37 v. Chr.) Nachdem H. Virgil zum Freunde gewonnen . . . . 8 Als Pyrrha II. einen Nachfolger gegeben hatte . . 9 Wie II. Lydia kennen gelernt 10 Als Leukonoe das Leben gar zu ernsthaft nahm . . 11 Als H. Lydia mit Versen gekränkt hatte . . . . . 12 Als dem Volke der Better mangelte 13 Als Mäcen in H. den Lyriker Koms begrüfst hatte . 15 Wie H. sich als den romi&chcn Aleaus fühlte . . . 16 Als H. seine Lehensbahn geebnet sah 16

I II II 1 I II 1 I I II II I I II III III

718—721 d. St. (36-33 v. Chr.) Als Agrippa den S. Pompejns vernichtet h a t t e . . . Als Macen Cinara entdeckt hatte Als Fompejus Varus zurückkehren durfte Als H. Lydia von Telephus loszureißen wünschte .. Als Tiridat den Phrahat verdrangt hatte Als Pollio sein Geschichtswerk beendet hatte . . . Als das Heil bei Octavian zu sein schien Merkur, das Bild des listenreichen Segenspenders . Wie H. für Cinara zu schwärmen begann . . . . Wie H. des Zaubers der Barine spottete Als Terentia Mäcens Gemahlin wurde Wie Cinaras Liebe II. das Lebeu gerettet . . . . Wie H. mit Cinara glücklich war Als Octavians Haus das Beispiel der Einfachheit gab Nachdem H. das Geschenk Macens empfangen . . . Wie H. in Cinaras Banden schmachtete

1 1 I III I I

4. 28 9. 12. 7. 27.

6. 5i 7. 13. 34. 1. 2. 10. 19. 8. 12. 22. 30. 15. 1619.

17 18 19 20 21 21 22 24 25 25 26 28 29 29 30 31

122

X 14. i 15. TL 3. IC 20. I I I 10. I IS t 26. l 33. If 16. II 18. I I 19. I I I 25. I 12. I 17. I 37. I I 13. II 17. I I I 21.

722-724 d. St. (32-30 v. Chr.) Als Antonius f ü r Roms Feind erklärt war . . . . Als Antonius und Kleoiiatra nach Athen fuhren . Als Dellius »ich von Antonius lossagen mufste. . Als H. nach Cinara zu sterben gedachte Wie Lyce den Dichter gewann Als Varus sich bei Tibur angekauft hatte Wie H. neue Freude fand Nachdem II. mit Tibull Fieundschaft geschlossen. Als II. die Ruhe gefunden hatte Als H. sein neues Haus bezog Bacchus, das Bild der Milde und der Kraft . . . . Als Octavian Sieger geblieben über Antonius . . . Als Aktium über die Herrschaft entschieden hatte Als H. Tyndaris zu fesseln wünschte Als die Kunde von Kleopatras Ende kam Als ein Baum H. beinahe getötet, h ä t t e Als M.icen sein nahes Ende befürchtete Als Corvmns H. auf dem Lande besuchte

I 23. III 4. I I I S. III 15. III 25 I 21. I 31. III 1. III 2. I I I 6. III 7. III 9. III 20. I 25. I 35. I I I 3. I I I 5. I I I 11. I I I 28. I 20. I 38. I I 11. I I I 17. III 23.

725-72S d. St. (29 - 2 0 v. Chr.) Wie y . um Chloe waib Als der Sieger voll Aktium zurückkehrte Wie H. mit Mm-eu deu 1. M;uz feierte Als Chloiis noch immer mitthun wollte Als (.'hloe sich nicht eigeben wollte Als Octa\ian die Apollinarischen Spiele einsetzte. . Als Octa\iau deu Apollotempel weihte Wie II. der Jugend die Einfachheit e m p f a h l . . . . Wie II. der Jugend das Manuesideal vorhielt . . . Als O c t a u a n Erneuerung der Tempel befahl . . . Wie Gyges und Asterie einander Treue h i e l t e n . . . Als H. dauernde Verbindung mit Lydia wünschte . Als Rufus von Nearch nicht lassen wollte Als Lydia H. nicht folgen wollte Als O c t a \ i a n gegen Britannien und Arabien rüstete Als Octavian den Titel Augustus a n g e n o m m e n . . . Als man Auslosung der Gefangenen \oigeschlagen . Wie H. um Lyde warb Nachdem Lyde H. auf sein Gut gefolgt war . . . . Als Miicen H. auf dem Lande besuchte Wie II. einsame Somineilust ^cuofs Als Hirpinus H. besuchte An Lamia, zum Geburtstage Als Lyde die Gotter uud sich \ e i k a n n t e

52 52 55 56 57 57 58 58 60 Gl 63 64 65 66 66 68 70 71 73 74 75 75 76 76

II III 11I III I I I III

729-732 d. St. ( 2 5 - 22 v. Chr.) Als Telephus in Phyllis verliebt war Wie H. den Herdengott ehrte Als H. der Geburtsguttiu Dank schuldete Als Macen Trostes bedurfte Als Varus den F r e u n d e n entrissen war Als Iccius iu den Krieg zog Als Plotius N u m i d a aus dem Kriege heimkam . . . Als der totgesagte Augustus in Rom einzog. . . .

77 78 79 80 82 82 83 83

4. 18. 22. 29. 24. 29. 36. 14.

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123 Seito Lyde H. und Italien veilassen mutete 85 Sallust Silbergrubeubesitzer geworden . . . . 87 Kufus endlos trauerte ..88 Murena sich auf Hochverrat einlassen wollte . . 89 H. die Statten seiner Kindheit wiedersah . . . 90 Virgil nach Griechenland reiste 90 Postumus, zum Geburtstage 92 H. seine Oden herausgab 92 733-737 d. St. (21-17 v. Chr.) IV 9. Als Lollius Konsul geworden 93 IV 11. Als H. mit Phyllis den letzteu Bund knüpfte . . . 95 IV 7. Au Torquatos, zum Geburtstage 97 IV 8. An Censonuus, zum Geburtstage 98 IV 15. Als Augustus mit Crassus' Fahnen heimkehrte. . . 99 IV